Kommunikative Kulturen des Subterranen: Biographisches Lexikon der Höhlenkunde [1 ed.] 9783205209348, 9783205206781


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Kommunikative Kulturen des Subterranen: Biographisches Lexikon der Höhlenkunde [1 ed.]
 9783205209348, 9783205206781

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Johannes Mattes

Wissenskulturen des ­Subterranen Vermittler im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit Ein biografisches Lexikon

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Veröffentlicht mit Unterstützung durch  :

Naturhistorisches Museum Wien, Karst- und höhlenkundliche Arbeitsgruppe Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Geschichte und Philosophie der ­W issenschaften Verband Österreichischer Höhlenforscher Verein für Höhlenkunde Ebensee Verein für Höhlenkunde in Obersteier

Wissenschaftliches Beiheft zur Zeitschrift »Die Höhle« Nr. 64, herausgegeben von der Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften (Österreichische Akademie der Wissenschaften), dem Verband Österreichischer Höhlenforscher, Verein für Höhlenkunde in Obersteier und Verein für Höhlenkunde Ebensee Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildungen : Porträtfotos von G. Abel, O. Abel, W. v. Czoernig, K. Ertl, C. Fruwirth, L. Fuhrich, P. Gamsjäger, J. Gangl, H. Gruber, E. Hauser, M. Häusler, F. v. Hochstetter, S. Kofler, F. X. Koppenwallner, F. Kraus, G. Kyrle, K. Mais, A. v. Markovits, F. Mühlhofer, A. A. Schmidl, G. Stummer, J. Szombathy, H. Trimmel, J. Vornatscher, F. Waldner, H. Wankel, L. Weirather, S. Zimmerebner (vgl. Abb.-Verz. ab S. 563) © 2019 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Korrektorat : Sara Horn, Düsseldorf Einbandgestaltung : Michael Haderer, Wien Satz : Michael Rauscher, Wien

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20934-8

Den Mitarbeitern der Karst- und höhlenkundlichen Abteilung am Naturhistorischen

­Museum Wien gewidmet, im Besonderen Karl Mais, Günter Stummer und Hubert Trimmel

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Einleitung Der Abstieg in die Unterwelt verbindet. Des Lichts des Tages überdrüssig auf verschlungenen Pfaden über schlüpfrige Felsschroffen, eisgepanzerte Kamine und Tropfsteingalerien in die topografischen Leerstellen des Wissens abzusteigen, forderte von ihren Befahrern eine Vertrautheit mit unterschiedlichen Praktiken und Feldern des Wissens ein. So galt es, die Welt des Subterranen nicht nur kraft der eigenen Beine zu durchmessen, sondern auch mittels Bussole und Reißbrett, d. h. der Methoden des Vermessens und Kartierens, eine physische Gestalt abzunötigen. Über Jahrhunderte versuchten Reisende, Gelehrte, Künstler oder Abenteurer die Bedeutung der Höhlenwelt für die Naturgeschichte der Erde und die Kulturgeschichte des Menschen zu ermessen, ihre Tier- und Pflanzenwelt zu katalogisieren, geologische oder hydrografische Phänomene nachzuzeichnen und die Pfade in die Tiefe aus touristischen oder militärischen Gründen zu befestigen. – Der Abstieg in die Unterwelt verbindet. Um dem unbedarften Leser Orientierung und Rüstzeug für die Verwendung des Lexikons zu bieten, sei an dieser Stelle kurz auf den Aufbau des vorliegenden Textes hingewiesen  : In einem ersten, theoretischen Abschnitt befasst sich die Einleitung mit der vielschichtigen wissenschafts- und kulturhistorischen Bedeutung von Höhlen als Orte des Unterirdischen, bietet einen verdichteten Einblick in die Geschichte der Höhlenkunde und geht der Frage nach, welche spezifische Funktion ihre Proponenten bei dem Transfer, der Vermittlung und Verdichtung von Wissen einnahmen. In einem zweiten Abschnitt spürt der Text der Relevanz biografischer Lexika und prosopografischer Forschung nach, problematisiert die räumliche und zeitliche Auswahl des Personenkreises und gibt konkrete Hinweise zur Nutzung des vorliegenden Buches.

Von der doppelten Karriere des Subterranen: Orte der Kultur – Orte des Wissens

»Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren  !«1 – Die in Dante Alighieris »Divina Commedia« vor dem Eingang in die Unterwelt in Stein gehauene Warnung wurde von den im Subterranen Reisenden zwar bedacht, aber kaum berücksichtigt. Zu groß schien die Begierde nach der Enthüllung des von Natur aus Verborgenen, die im schlüpfrigen Erdinneren imaginierten Bilder mit eigenen Augen besehen zu können. So schreibt am 14. April 1898 ein Wiener Arzt an seinen in Berlin weilenden Freund  : 1

Original ital.: »Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate  !« Vgl.: Dante Alighieri  : Die Göttliche Komödie, übersetzt von Karl Witte. Berlin  : Askanischer Verlag 1916. S. 18. 7

Teurer Wilhelm, […]. Am Vormittag gingen wir in die Rudolfshöhle, [bei Divaĉa (Slowe-

nien)] angefüllt mit allerlei seltsamen Tropfsteinbildungen, Riesenschachtelhalmen, Baumkuchen, Stoßzähnen von unten, Vorhängen, Maiskolben, faltenschweren Zelten, Schinken und

Geflügel von oben herabhängend. Das Merkwürdigste war unser Führer, im schweren Alkoholdusel, aber ganz sicher und humoristisch belebt. Er war der Entdecker der Höhle selbst, ein verkommenes Genie offenbar, sprach immer von seinem Tode, seinen Konflikten mit den

Geistlichen und seinen Eroberungen in diesen unterirdischen Reichen. Als er äußerte, daß er schon in sechsunddreißig »Löchern« im Karst gewesen, erkannte ich ihn als Neurotiker und sein Konquistadorentum als erotisches Äquivalent. […] Das Ideal des Mannes ist es, einmal

nach Wien zu kommen, um sich dort in den Museen Vorbilder für die Namengebung seiner

Tropfsteine zu holen. Ich überzahlte den »größten Lumpen von Divaĉa«, wie er sich nennt, mit einigen Gulden, damit er sich schneller aus dem Leben trinken kann. Die Höhlen von

St. Canzian, die wir am Nachmittag sahen, sind ein schauerliches Naturwunder, ein unterirdischer Flußlauf durch großartige Gewölbe, Wasserfälle, Tropfsteinbildungen, Nacht, schlüpf-

rige, mit eisernen Geländern versicherte Wege. Der reine Tartarus. Wenn Dante dergleichen

gesehen hat, so brauchte er für sein Inferno nicht viel Phantasieanstrengung mehr. Der Herr

von Wien, Herr Dr. Carl Lueger, war mit uns gleichzeitig in der Höhle, die uns alle nach dreieinhalb Stunden wieder an’s Licht spie.2

Es ist kaum verwunderlich, dass die hier von Sigmund Freud beschriebenen Höhlenbesuche im Slowenischen Karst in die Phase der Ausarbeitung seiner »Traumdeutung« fallen. Die kalligrafische Kreisbewegung des Höhleneingangs beschreibt die Reise des Lebens, von der Bauchhöhle zur Grabeshöhle, von der Lust am Leben und der Furcht vor dem Tod bis zum Überdruss an der Wirklichkeit und dem Wunsch, nicht mehr existieren zu müssen. Libidinöser Trieb und Todessehnsucht fallen im überzeichneten Bild des von Freud scheinbar nebenbei analysierten Höhlenführers Gregor Žiberna – siehe dessen Eintrag im Lexikon – zusammen, die Höhlenfahrt wird zum therapeutischen Programm. Auch in den weiteren Briefen an seinen Freund Wilhelm Fließ spricht Freud immer wieder von seinen »unterirdischen Dingen« und denen seiner Patienten  : »Tief unter allen Phantasien verschüttet fanden wir eine Szene aus seiner Urzeit […] auf, […].«3 Die Enthüllung des Verborgenen wird nicht nur zur Methode der Psychoanalyse, sondern auch jene der Höhlenbesucher, auch sie erlebten in ihren Berichten das »Picken [sic  !] der großen Zeitenuhren [und] die Pulsschläge der Ge2 3 8

Brief von Sigmund Freud an Wilhelm Fließ (Wien IX, Berggasse 19, 14.4.1898). Vgl.: Ernst Freud, Lucie Freud (Hg.)  : Sigmund Freud. Briefe 1873–1939. Frankfurt am Main  : Fischer 1968. S. 249. Jeffrey M. Masson (Hg.)  : Briefe an Wilhelm Fließ (1887–1904). Frankfurt a.M.: Fischer 1986. S. 430.

birgsadern«.4 – Gleichsam Orte der Fruchtbarkeit, des Todes, der Zuflucht, des Subversiven, der künstlerischen Inspiration, der Naturgeschichte und des Traums, welche es als Projektionsflächen menschlicher Deutungsansprüche zu benennen galt. Die Namensgebung in den slowenischen Karsthöhlen verwies neben erotischen, kultischen und personenbezogenen Begriffen auch auf Reiseetappen und Landmarken auf der Strecke von Wien in den Karst, den Weg vom Zentrum der Donaumonarchie in ihre Peripherie. So trugen etwa wichtige Abschnitte der Postojnska jama  – damals auch Adelsberger Grotte genannt und Prototyp der Tropfsteinhöhle schlechthin – Namen wie »Semmering« oder »Loibl[pass]«.5 Die Höhlenbefahrer waren nicht bloß Besucher, sie waren Reisende, welche das oberirdische topografische Relief der Donaumonarchie gleichermaßen im Unterirdischen durchmaßen. Die Dichotomie von Zentrum und Peripherie in der Habsburgermonarchie verschweigt jedoch, dass viele wichtige Impulse aus der Peripherie – etwa dem Dinarischen, Ungarischen/Slowakischen und Mährischen Karst und den Gebirgsregionen der Nördlichen Kalkalpen – kamen und in der Donaumonarchie eine Vielzahl an Zentren dominierten, wo Höhlenbefahrer ihre unterirdischen Kampagnen starteten und sich ab dem 19. Jh. in einschlägigen Gesellschaften organisierten. Dazu zählten insbesondere Triest, Gorizia, Brno, Ljubljana, Budapest, Bratislava, Trebinje, Graz, Salzburg, Linz und Innsbruck. Während die ersten schriftlichen Zeugnisse von Höhlenbefahrungen bis in die Antike zurückreichen, setzen in Mitteleuropa die ersten tatsachengetreuen Berichte in der Frühen Neuzeit ein. Bis Ende des 18. Jh. wurden Höhlen vor allem von Naturforschern, adeligen Suiten und der lokalen Bevölkerung besucht, die Höhlen als Ressourcenquelle oder Lager für verderbliche Lebensmittel nutzten. Mit der Exotisierung des Unterirdischen erlebte die Kultur des unterirdischen Reisens eine tiefgreifende Modifizierung. In Jules Vernes »Reise zum Mittelpunkt der Erde«6 konnten selbst »Daheimgebliebene« ohne körperliche Strapazen den Zauber der Tiefe nacherleben. Auch im Verlagsmanuskript des Kinderbuchromans »Alice« ließ der Schriftsteller Lewis Carroll die Protagonistin noch nicht ins Wunderland reisen, sondern in die Tiefe – sprich »under ground« – absteigen.7 Nach dem Einbau von festen Wegstrecken, deren Anlage sich an architektonischen Konzepten des Landschaftsgartens orientierte 4

Joseph von Hammer-Purgstall  : Zeichnungen auf einer Reise von Triest nach Venedig, und von da zurück durch Tyrol und Salzburg. Im Jahre 1798. Berlin  : Sandler 1800. S. 102. 5 Vgl. den Plan der Neuvermessung der Postojnska jama aus dem Jahre 1891. Josef Schmid (k. k. Obermarkscheider aus Příbram)  : Adelsberger Grotten Profil durch den Dom, längs der Kaiser Ferdinand-, Kaiser Franz Josef u. Elisabeth Grotte über Belveder, Semmering u. Calvaria, 1891. 6 Vgl.: Jules Verne  : Voyage au centre de la terre. Paris  : Pierre-Jules Hetzel 1864. 7 Vgl.: Lewis Carroll  : Alice’s Adventure’s Under Ground. A Christmas Gift to a Dear Child in Memory of a Summer’s Day. Manuskript, 1864 (Manuskript-Sammlung der British Library, MS 46700). 9

und das gemächliche Promenieren von Attraktion zu Attraktion unterstreichen sollte, wurden Schauhöhlen zu natürlichen Museen – Schauräumen der Natur – umgestaltet. Grottenbahnen, die sich von Wien aus auf zahlreichen Jahrmärkten in ganz Europa verbreiteten, hatten ihre Vorbilder im Dinarischen Karst und ließen ihre Besucher durch imaginäre Höhlen zu fernen Kontinenten und in die Vergangenheit zu den Wurzeln der menschlichen Kultur aufbrechen. Im Film »Pratermizzi« – ein Klassiker des Wiener Stummfilms – wird die Grottenbahn-Fahrt der Protagonistin als Reise zu den gedachten Höhlen des Ichs, als Archäologie der Psyche, inszeniert.8 Die ungeahnte Popularität des Unterirdischen führte bei ihren wagemutigsten Befahrern zur Ausbildung neuer Praktiken der Distinktion, welche der inflationären Wahrnehmung reisender Touristen das Vorrecht des ersten Blicks eines Entdeckers gegenüberstellte. Aus den inneren Reisen romantischer Künstler wurden vorerst in Männerbünden organisierte Eroberungsfahrten, die Orden verdienten und Opfer forderten und sprachlich mit Metaphern des Ein- und Durchdringens operierten. Die ab 1879 ausgehend von Wien in ganz Europa gegründeten höhlenkundlichen Vereine, staatlichen Forschungsinstitute und subterranen Laboratorien schufen ein ausgeklügeltes Inventar, um den öffentlichen Blick auf das Unterirdische und die Exklusivität des ersten Blicks zu regulieren. Die dadurch begünstigte mediale Konjunktur des Karst- und Höhlenphänomens hatte ein kollektives Interesse am Unterirdischen zur Folge, dem Wissensträger aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten nachgingen. Mit der Gründung einer von 1929–37 bestehenden Lehrkanzel für Speläologie (Höhlenkunde) an der Universität Wien und ihrer Besetzung durch einen Prähistoriker begann sich die akademisierte Höhlenkunde methodisch als Gruppenwissenschaft und synthetische Disziplin zu positionieren, konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings nur in Form einzelner Dozenturen und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen behaupten. Mehr wissenschaftliches Forschungsfeld als eigenständige Disziplin, mehr popularisierte als akademisierte Wissenschaft, mehr Passion als berufliche Verpflichtung, ist die Höhlenkunde vor allem ein plurales Feld geblieben, das Menschen mit unterschiedlichsten Lebensentwürfen, Zugängen und Kulturen im Umgang mit Wissen miteinander verbindet  : Natur- und Geisteswissenschaftler, Laienforscher, Umweltschützer, Museal- und Ministerialbeamte, Kulturschaffende, Volksbildner und Alpinisten. Interessierte Leser finden eine ausführliche Darstellung der Geschichte der Höhlenforschung in weiteren Publikationen des Verfassers.9 8 9

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Die Pratermizzi, Spielfilm, Österreich, 1926. Deutsch, Länge  : 50 min. Sammlung  : Centre national de la cinématographie/Filmarchiv Austria. Vgl.: Johannes Mattes  : Reisen ins Unterirdische. Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung in Österreich bis in die Zwischenkriegszeit. Wien, Köln, Weimar  : Böhlau 2015. Trevor Shaw  : History of Cave Science. Sydney  :

Medienlaboratorien des Wissens

Betritt man heute als Besucher Saal I (Mineralogie & Petrografie) des Naturhistorischen Museums Wien, fällt der Blick auf das 1883 von Carl Hasch im Auftrag des k. k.  Hofmuseums angefertigte Gemälde mit dem Titel »Calvarienberg Adelsberger Grotte, Tropfsteinbildungen«.10 Dem sich hier dem Betrachter im Schein der Flammen auftuenden Panorama wurde von den Zeitgenossen allerdings wenig Pathos oder Eindringlichkeit attestiert. Der Umstand, dass viele Bereiche der Darstellung nicht ausgeleuchtet, sondern in den Augen der Kritiker in einem farblosen Schwarz wiedergegeben wurden, attribuierte dem Gemälde einen Versuchs- und Erprobungscharakter, verlieh ihm im bewussten Spiel zwischen Licht und Dunkel, Prägung und Täuschung, Möglichem und Unmöglichem ein gewisses theatralisches Setting, eine Versuchsanordnung der Wahrnehmung.11 Ähnlichen medialen Bedingungen setzten sich auch die Schöpfer der in den Höhlen Südfrankreichs und Nordspaniens aufgefundenen Höhlenmalereien aus, die zu den frühesten Zeugnissen der menschlichen Kultur zählen. Ein ebenso faszinierender Fund gelang 1912 in der Höhle von Tuc d’Audoubert bei Montesquieu-Avantès in den französischen Pyrenäen. 700  m vom Eingang entfernt haben sich zwei aus Höhlenlehm modellierte Bison-Skulpturen mit jeweils 60 cm Länge erhalten, die auf ein Alter von ca. 15.000 Jahren datiert werden.12 Die Eindringtiefe verdeutlicht, dass frühe Menschen nicht nur an den Höhleneingängen ihre Lager aufschlugen, sondern das Erdinnere ebenso als besonderen Ort begriffen, der sowohl Schutz als auch Raum für kultische Entfaltung, Medialität und schöpferische Energien bot. Der Philosoph Hans Blumenberg ging so weit, Höhlen als eine der zentralen Metaphern der menschlichen Kultur zu identifizieren. In seinem 1989 erschienenen monumentalen Werk »Höhlenausgänge«, welches er selbst als »speläologischen Modellversuch«13 beschrieb, widmete er sich Platons Höhlengleichnis. Als Gegner des griechischen Gelehrten begriff Blumenberg nicht den Weg nach draußen, sondern den Weg nach innen, in das

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Sydney Speleological Society 1992. Vgl. für eine kurze Übersicht  : J. Mattes  : Geschichte der Höhlenforschung. In  : C. Spötl, L. Plan, E. Christian (Hg.)  : Höhlen und Karst in Österreich. Linz  : Oberösterreichisches Landesmuseum 2016. S. 377–390. J. Mattes  : Höhlennutzung seit der Antike. In  : C. Spötl, L. Plan, E. Christian (Hg.)  : Höhlen und Karst in Österreich. Linz  : Oberösterreichisches Landesmuseum 2016. S. 287–296. Carl Hasch  : Calvarienberg Adelsberger Grotte, Tropfsteinbildungen. Öl auf Leinwand, 1,9 m × 3,8 m, 1883. Das Gemälde befindet sich gegenüber der Fensterreihe im Saal I des Naturhistorischen Museums Wien. Vgl.: G[erhard] R[amberg]  : Atelierschau. Allgemeine Kunstchronik 8(2), 1884. S. 27. Vgl.: Henri Bégouën  : Les statues d’argile préhistoriques de la caverne du Tuc d’Audoubert (Ariège). Comptes rendus des séances de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 56(7), 1912. S. 532–538. Hans Blumenberg  : Höhlenausgänge. Frankfurt am Main  : Suhrkamp 1989. S. 36. 11

aufgrund seiner genuinen stofflichen Absenz als negativer Raum – kurzum als Aushöhlung – wahrgenommene Subterrane als kulturstiftenden Akt, als Geburtsstunde von Symbolik, Ritus und Medialität. Die sich im Spannungsfeld zwischen anthropologischer Zeitraumtiefe und Jetztzeit auftuende Sphäre des Unterirdischen erscheint dabei als Prototyp des (Medien-) laboratoriums, der liminale Schritt vom Dunkel ins Licht oder vom Licht ins Dunkel als zivilisatorisches Experiment schlechthin. Im versierten Changieren zwischen Zeigen und Verschweigen, Ent- und Verhüllen, Wissen und Nicht-Wissen arbeiteten sich Berichterstatter förmlich an dem epistemischen Experimentalraum des Subterranen ab. Ein Feld, wo multiple Bedeutungsebenen sich gleichsam stratigrafisch überlagern, Schattenwürfe des Wissens – sprich Wissens-, Raum- und Körperkonzepte – intermedial ausverhandelt und erprobt wurden. In diesem Kontext können Höhlen im Sinne von Susan L. Star und James R. Griesemer auch als »boundary objects«14 verstanden werden, welche unterschiedliche soziale Gruppen, Bedeutungen und Praktiken im Umgang mit Wissen miteinander verknüpfen. Begreift man im Sinne der postmodernen Medientheorie ein Medium nicht mehr ausschließlich als Extension des Menschen, sondern auch den Menschen als Erweiterung einer medialen Formation – z. B. aufgrund des wissenskonstruktiven Potentials von Medien und deren Einfluss auf kommunikative Praktiken15  –, ist der Gedankenschritt vom subterranen Experimentalraum zur sozialen Versuchsanordnung von Forschungsreisen nicht allzu weit. Als genau geplante, sozial komplexe und inhaltlich weitgehend metadisziplinär organisierte Unternehmungen, die sich teils über mehrere Tage den extremen Bedingungen unter Tage wie Dunkelheit, Kälte, Nässe und unwegsamer Topografie stellten, begann man an der Wende zum 20. Jh. Expeditionen sukzessive von früheren unterirdischen Reisen abzugrenzen. Damit wurden im Wortlaut zeitgenössischer Berichte nicht nur Höhlen »geradezu zu einem wissenschaftlichen Naturlaboratorium, wo Geologen, Kristallografen, Radiologen und Physiker sowie Vertreter anderer Fächer neue Erkenntnisse entwickelten«16, mit unterschiedlichen Wissensträgern kooperierten, schmeichelten, Flöhe ins Ohren setzten, sich unbedarfter Helfer bedienten, konkurrierten, intrigierten, Gegner ausschalteten und ihre 14 Vgl.: Susan L. Star, James R. Griesemer  : Institutional Ecology, ‚Translations‘ and Boundary Objects  : Amateurs and Professionals in Berkeley’s Museum of Vertebrate Zoology, 1907–1939. Social Studies of Science 19(3), 1989. S. 387–420. 15 Vgl.: Friedrich Krotz  : Mediatization. A Concept with which to Grasp Media and Societal Change. In  : Knut Lundby (Hg.)  : Mediatization. Concept, Changes, Consequences. New York  : Peter Lang 2009. S. 21–40. 16 Erwin v. Angermayer  : Zur Geschichte der Höhlenforschung in Salzburg. Speläologisches Jahrbuch 13–14, 1932–33. S. 1–12. Hier  : S. 7. 12

nicht selten eigennützigen Ziele verfolgten. Ebenso fungierten die Forschungsunternehmungen selbst als mobile Laboratorien, als Labor im Labor, wo wie in ihren oberirdischen Pendants soziale Mechanismen der Inklusion und Exklusion den Zutritt reglementierten und in einem experimentellen Setting unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit erprobt wurden.17 Höhlen sind demnach aufgrund ihrer spezifischen Medialität als Brücken zwischen unterschiedlichen Wissens- und Wissenschaftskulturen zu begreifen. In ihnen schneiden sich nicht nur ungleiche Disziplinen, sondern auch akademische Forschung mit Laienforschertum, Wissenschaft mit Kunst, Öffentlichkeit mit Verborgenheit, Hierarchie mit Subversion, Urzeit mit Anthropozän. An den Eingängen zur Unterwelt vermählen sich für ihre Befahrer Tag und Nacht, Diesseits und Jenseits, Wirklichkeit und Traum. Aus dem Pendeln zwischen Einengung und Entgrenzung des Blicks speisen sich Entdeckerlust und Todesangst der Besucher. Waren es reale Reisen, die Wissenschaftler wie Humphry Davy18, Francis Galton19 oder Sigmund Freud in Höhlen absteigen und ihre Erlebnisse dokumentieren ließen, oder imaginäre Höhlenfahrten, welche in Texten von Jules Verne oder Lewis Carroll die Tiefe erfahrbar machten, Höhlen stellen aufgrund ihrer atmosphärischen Verdichtung Orte besonderer polymetaphorischer Qualität dar. Insbesondere Karten von natürlichen Höhlenräumen repräsentieren zeitgenössische Versuche, Wissens- und Raumkonzepte sowie damit verbundene kulturelle Deutungs- und Besitzansprüche zu aktualisieren und zu mediatisieren, wobei bis Mitte des 19. Jh. z. B. in der Reiseliteratur, aber auch in den Abhandlungen von Naturforschern noch nicht eindeutig zwischen natürlich entstandenen und künstlich geschaffenen Hohlräumen differenziert wurde. Für Kultur- und Wissenschaftshistoriker sind Höhlen demnach einerseits als exemplarische Räume zu begreifen, wo Phänomene im Detail studiert werden können, deren verborgenes Zusammenwirken an anderen Orten nicht in dieser Deutlichkeit sichtbar wird. Andererseits stellt die Höhlenwelt aber auch durch ihre spezifische Verortbarkeit am Brennpunkt unterschiedlicher Diskurse einen besonderen Raum dar und ist somit nicht der Periphere, sondern dem Kern der menschlichen Kultur zuzurechnen. Ihre Erforschung befasst sich nicht mit den Rändern unseres Wissens, sondern mit deren Wesen, ihren verborgenen Nahtstellen und führt dabei förmlich von der Oberfläche in die Tiefen unserer Kultur hinab. 17 Vgl.: Marianne Klemun, Ulrike Spring (Hg.)  : Expeditions as Experiments. Practising Observation and Documentation. Basingstoke, New York  : Palgrave Macmillan 2016. 18 Vgl.: Trevor R. Shaw  : Foreign Travellers in the Slovene Karst (1486–1900). Ljubljana  : ZRC SAZU – Research Center of the Slovenian Academy of Sciences 2008. S. 136–139. 19 Vgl.: Ebenda. S. 176–177. 13

Vermittler, Polygrafen und Zwischenhändler des Wissens

Die isolierte Lage, labyrinthische Topografie und lange Zeit undurchdringliche Dunkelheit forderte bei der Vermittlung der chthonischen Reiseerlebnisse eine neue Form der Exklusivität ein, die ab Mitte des 19.  Jh. selbst ernannte Höhlenforscher als »Go-betweens« und Bindeglieder zwischen unterschiedlichen Wissen(schaft)s­kulturen und -disziplinen einnahmen. Diese zirkulierenden Mittler zwischen den unterschiedlichen Wissensräumen fungierten als hybride Spezialisten der Verdichtung, welche durch die perpetuierende Übertragung und Reinterpretation zwischen den einzelnen Wissenskulturen an der Komprimierung von Räumen teilhatten. Die zwischen staatlichen Forschungseinrichtungen, gelehrten Kreisen, naturkundlichen Vereinen und literarisch-ästhetischen Zirkeln vermittelnden Naturforscher schlugen als reisende Experten Brücken, überwanden Grenzen, verknüpften unterschiedliche Räume und vermittelten zwischen lokalen, regionalen und globalen Kulturen. Mittels mündlicher Berichte, Briefe, journalistischer und narrativer Textsorten, wissenschaftlicher Aufsätze, Karten, künstlerischer Darstellungen oder Fotografien arbeitete man sich förmlich an den unterirdischen »Übersetzungslandschaften« ab. Die kommunikative Vermittlung der subterranen Erlebnisse durch spezialisierte Höhlenbefahrer entspricht dabei einer mehrfachen kulturellen Translationsleistung. Im engeren Sinn ist damit die sprachliche Benennung und Beschreibung bislang unbekannter Höhlen(teile)  – Projektionsflächen für übertragene kulturelle Selbst- und Fremdbilder  – gemeint. Im erweiterten Sinn sind darunter jedoch auch die Entwicklung alternativer Lebensmodelle und die wissen(schaft)skommunikative Interaktion der Wissensträger zu verstehen, die zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen, multiplen Räumen und Praktiken des Wissens zirkulieren, diese miteinander in Beziehung setzen und durch die »Übersetzung« der Inhalte in andere Wissenskulturen und -felder an der Verdichtung von Wissen teilhaben. Wo spricht oder sprach man über Höhlen  ? Nicht nur im Subterranen selbst, sondern in erster Linie in der Stadt, aus der Ferne etwa in naturkundlichen Vereinen und wissenschaftlichen Gesellschaften, welche in ihrer Öffentlichkeitswirkung und Mitgliederzahl sowohl Wissenschaftsakademien als auch Universitäten zweifellos überlegen waren. Begreifen wir Raum als performativen, sozial konstituierten Ort, sprich als »espace pratiqué«20 (dt. praktizierter Raum  ; Michel de Certeau), erweist sich für urbane Zentren vor allem der Freiraum zur Schaffung multipler, inklusiver Handlungsund Wissensräume als elementar, welche nach ihrem Grad der Verdichtung wesent20 Michel de Certeau  : L’Invention du quotidien. Bd. 1  : Arts de Faire. Paris  : Gallimard 1990. S. 173. 14

liche Teile der gesellschaftlichen Öffentlichkeit miteinbeziehen. Die in diesen urbanen Zirkeln interagierenden Repräsentanten bürgerlicher Naturbetrachtung und universitärer Forschung stammen dabei nicht nur aus unterschiedlichen Wissen(schaft)sfeldern, sondern auch aus verschiedenartigen sozialen und lokalen Kontexten und verstehen sich als Mittler zwischen interessierter Öffentlichkeit und akademischem Deutungsmonopol. Das Unterirdische stellt keine Gegenwelt der Stadt dar, auch sie erstreckt sich in Form von kilometerlangen U-Bahn-Tunneln, Abwasserkanälen und Katakomben in die Tiefe, lässt Menschen ihr gespeichertes Wissen über Treppenschächte von Bücher-Tiefspeichern unter die Erdkruste, in die Welt des Subterranen schaffen. Ebenso wie das Unterirdische sind auch Städte als verdichtete, geschichtete Raumkörper zu begreifen. Die von Ernst Bloch konstatierte »Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit«21 zeigt sich in der sukzessiven Auflösung oder besser Neukonstituierung räumlicher Distanz in der Wissenschaftsproduktion und -kommunikation im Umfeld urbaner Zentren, seien es menschliche Akteure, Inhalte oder Objekte, die zirkulieren und durch ihre Mobilität Verdichtung herstellen. Mit welchem Wissen handeln oder handelten Höhlenforscher  ? Nicht selten waren aus akademischen Zirkeln kommende Naturwissenschaftler dazu verleitet, in Höhlengehern willfährige Datensammler zu erkennen, die sich bereits mit einer namentlichen Erwähnung im Abspann eines Artikels zufriedengeben, als Handlanger dienstbar gemacht und zur Erreichung hehrerer wissenschaftlicher Ziele – oft nicht minder eigennützig und der eigenen beruflichen Karriere verpflichtet  – eingesetzt werden sollten. Gerade bei Großprojekten ist der Heißhunger von Herausgebern auf vereinseigene, z. T. über Generationen akkumulierte Höhlenkataster-Daten durchaus beträchtlich, heute genauso wie auch vor 100 Jahren. Allerdings erweist sich das wissenschaftskommunikative Setting als deutlich komplexer wie oben geschildert – und das in zweifacher Hinsicht  : Zum einen »handeln« Höhlenforscher nicht nur bloß mit Daten, sondern vielmehr mit praxiziertem und lokalem Wissen und auch mit Wissensobjekten wie z. B. Fundstücken, die sie von ihren unterirdischen Reisen mit an die Oberfläche bringen. Zum anderen sind viele Höhlenforscher auch selbst als Vortragende und/oder publizistisch tätig, veröffentlichen ihr Wissen in vereinseigenen Zeitschriften- und Buchreihen (zumeist sogenannte »graue Literatur«) und liefern so nicht selten die Grundlagen für fachwissenschaftliche Abhandlungen. So mag es nicht wundernehmen, dass der Geograf Jovan Cvijić – später Rektor der Universität Belgrad und Präsident der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste  – 21 Vgl.: Ernst Bloch  : Erbschaft dieser Zeit. Gesamtausg., Bd. 4. Frankfurt am Main  : Suhrkamp 1962. S. 104– 126. 15

in seiner 1893 bei Albrecht Penck in Wien publizierten grundlegenden Studie »Das Karstphänomen« zu einem wesentlichen Teil höhlenkundliche Arbeiten als Belege anführt. Zudem haben viele Höhlenforscher selbst eine akademische Ausbildung an einer Hochschule absolviert oder sind sogar im zeitgenössischen Wissenschaftsbetrieb tätig. Wie problematisch die schubladisierende Kategorisierung in wissenschaftsbezogene »Lebensformen«, welche sich primär an einem Wissensraum orientieren, sein kann, sei am Beispiel der Biografien der Höhlenforscher Adolf Schmidl und Franz Kraus kurz vorgeführt  : Der in Böhmen als Sohn des späteren Hausarztes von Fürst Metternich geborene Schmidl findet nach dem Studium der Philosophie und Rechte eine Anstellung am kaiserlichen Münz- und Antiken-Kabinett. Nach einer kurzen Tätigkeit als Adjunkt an der Universität Wien und mehrmaliger erfolgloser Bewerbung dortselbst bricht er mit der Alma Mater, wird Bücherzensor, dann Fürstenerzieher, sehr erfolgreicher Reiseschriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, erhält eine Dozentur am Wiener Polytechnikum, wird erster Aktuar der neu gegründeten kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, schließlich Gemeinderat und leitet 1848 über mehrere Monate hinweg sogar die »Wiener Zeitung«. Vom Verhalten der – wie er schreibt – »40 Tyrannen«22 an der Akademie gebeutelt und fünfmal bei der Wahl zum korrespondierenden Mitglied durchgefallen, reist er schließlich im Auftrag der Geologischen Reichsanstalt in den Slowenischen Karst, widmet sich dort dem Studium der unterirdischen Topografie und prägt den Begriff der »Höhlenkunde«, bevor er kurz vor seinem Tod als in ganz Wien bekannter »Höhlenschmidl« eine Lehrkanzel für Geografie am Polytechnikum in Ofen erhält. Auch der in Wien geborene Franz Kraus, gelernter Kaufmann und Enkelsohn von vermutlich konvertierten jüdischen Tuchhändlern, durchläuft mehrere Stationen. Nach Veräußerung des geerbten Familienunternehmens widmet er sich fortan als rund 40-jähriger Privatier seinem glühenden Interesse an der Naturforschung, besucht als Autodidakt Vorlesungen an der Universität Wien und wird in alpinen Vereinen aktiv. Schließlich tritt er der Geografischen Gesellschaft in Wien bei und wird Mitglied des 1876 von Ferdinand von Hochstetter initiierten Wissenschaftlichen Klubs, an dessen Versammlungsort, einem Sitzungssaal des Österr. Ingenieur- und Architekten-Vereins im Palais Eschenbach, sich Vertreter zahlreicher gelehrter Gesellschaften die Türklinke in die Hand geben und durch das Betreiben von Kraus 1879 ein Verein für Höhlenkunde gegründet wird. Durch die Förderung seines späteren Freundes, dem Geologen 22 Brief von Adolf Schmidl aus Ofen (17.10.1860) an Ludwig August Frankl v. Hochwart. Handschriftensammlung, Wienbibliothek (H.I.N.-103980). 16

Franz von Hauer, den er bei der Neuordnung der Mineraliensammlung der Geologischen Reichsanstalt unterstützt, erhält Kraus Zugang zu dessen einflussreichen Verbindungen, wird schließlich zum Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt sowie zum Volontär am Naturhistorischen Museum ernannt und fungiert als Mitarbeiter des Kronprinzenwerks »Die österr.-ungar. Monarchie in Wort und Bild«, bevor er kurz vor seinem Ableben eines der ersten Handbücher zur Höhlenkunde publiziert. Ein Modell der Wissensräume innerhalb der Stadt Wien, zwischen denen die beiden Akteure Schmidl und Kraus interagierten, zeigt nicht das Schema eines statischen, sozialen Netzwerks, sondern das Bild einer verdichteten, überlappenden, tektonischen Schichtung, das die Möglichkeit der Umgestaltung der einzelnen Wissensräume miteinschließt. In diesem Sinn erhalten urbane Zentren in wissenschaftshistorischer Perspektive nicht nur durch die in der Stadtforschung intensiv rezipierte »Diachronie et étymologie des lieux«23 (dt. Diachronie und Etymologie der Orte  ; Lucien Febvre) räumliche Qualität, sondern insbesondere auch durch die Parallelität von Synchronität und Asynchronität, durch die mittels Zirkulation generierte Gleichzeitigkeit von Nähe und Ferne, durch das Nebeneinander von Akkumulation und Zerstreuung im wissenschaftlichen Diskurs  : So tragen etwa alle dasselbe vor, wobei jeder Einzelne dasselbe Stück immer wieder etwas anders spielt. – Auch so kann in der Wissenschaft Verdichtung erzeugt werden.

Wissenskommunikation im Subterranen

Die grundlegende Prämisse, dass die biografischen Lebensformen und kommunikativen Praktiken innerhalb der Zirkel des Unterirdischen als kulturelle Form der Translation zwischen den unterschiedlichen Adressaten und Feldern des Wissens gefasst werden können, greift dabei auf die Konzepte anderer wissenschaftlicher Arbeiten zurück. Die Geologen Lee Florea und Len Vacher beschreiben den Wissenschaftskommunikationsprozess innerhalb der Karst- und Höhlenforschung als ineinander verschlungenen hermeneutischen Zirkel zwischen Wissenschaftler und Höhlenforscher, bei dem jede Gruppe durch Beobachtungen, Interpretationen und anschließende Aufzeichnungen/ Publikationen die Vorurteile der anderen Gruppe korrigiert.24 Das auf einer scharfen Abgrenzung zwischen Wissenschaftlern und Laienforschern basierende Modell 23 Henri Lefebvre  : La production de l’espace. Paris  : Éditions Anthropos 1972. S. 47. 24 Lee Florea, Lee Vacher  : Communication and ‚Forestructures‘ at the Geological Intersection of Caves and Subsurface Water Flow. Hermeneutics and Parochialism. Earth Sciences History 30(1), 2011. S. 85–105. 17

greift jedoch zu kurz. So verhalten sich die Welt der Wissenschaft und die Welt des Populären weder komplementär noch binär zueinander, sondern vielmehr existiert eine Vielzahl ineinander verschränkter Kulturen und hybrider (Misch)formen. Dementsprechend bestehen auch unterschiedliche Skalen und Abstufungen wissenschaftlicher bzw. popularisierender Tätigkeit, die einander weder bedingen noch ausschließen. Die insbesondere im deutschen Sprachraum durch disziplinenorientierte Wissenschaftsgeschichtsschreibung lange Zeit vernachlässigte Auseinandersetzung mit der Populärwissenschaft basiert nach einem traditionellen Zugang auf einer Trennung zwischen gelehrten Wissen(schaft)sproduzenten und außerakademischen, passiven Wissen(schaft)srezipienten, wobei der Übertragungsprozess des Popularisierens zumeist mit Trivialisierung, Diffusion und Reduzierung inhaltlicher Komplexität zum Zweck der Unterweisung, Legitimation oder Ausbildung verbunden wurde. Erst durch die Studie Andreas Daums und einer in den letzten Jahrzehnten verstärkten Beschäftigung mit Wissenspopularisierung und -transfer wurde die zumeist implizite Hierarchisierung zwischen akademischer Forschung und Laienwissenschaft/Citizen Science problematisiert und Monopolansprüche gelehrter Wissensproduktion kritisch aufgearbeitet.25 Mit dem Begriff »Popularisierung« lässt sich allerdings der wechselseitige Transmissions- und Vermittlungsprozess zwischen etablierter Forschung und interessierter Öffentlichkeit nur unzureichend umreißen, der zumeist als kommunikative »Einbahnstraße« missverstanden wird. Ebenso unscharf bleiben damit die biografischen Lebensformen und -entwürfe der Akteure, die in unterschiedlichen Abstufungen als Wissensproduzenten, -vermittler und -rezipienten aktiv sind. Treffender erweist sich dabei das u. a. von Pierre-Yves Saunier und Simon Schaffer weiterentwickelte Konzept der »Go-betweens« oder »passeurs culturels«, die – im 25 Vgl.: Andreas W. Daum  : Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. München  : Oldenbourg 1998. Vgl. weiters  : Terry Shinn, Richard Whitley (Hg.)  : Expository Science. Forms and Functions of Popularisation. Dordrecht, Boston, Lancaster  : Reidel 2012. Faidra Papanelopoulou, Agustí Nieto-Galan, Enrique Perdiguero (Hg.)  : Popularizing Science and Technology in the European Periphery, 1800. Oxford  : Routledge 2016. Vgl. weiters  : Helena Calsamiglia  : Popularization Discourse. Discourse Studies 5(2), 2003. S.  139–146. Dirk Hoerder, Christiane Harzig, Adrian Shubert  : The Historical Practice of Diversity. Transcultural Interactions from the Early Modern Mediterranean to the Postcolonial World. New York, Oxford  : Berghahn Books 2003. MinHsiu Liao  : Popularization and Translation. In  : Yves Gambier, Luc van Doorslaer (Hg.)  : Handbook of Translation Studies. Vol. 4. Amsterdam, Philadelphia  : John Benjamins Publishing 2013. S. 130–133. Renate Mayntz, Friedhelm Neidhardt, Peter Weingart, Ulrich Wengenroth (Hg.)  : Wissensproduktion und Wissenstransfer  : Wissen im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Bielefeld  : transcript 2008. Greg Myers  : Discourse Studies of Scientific Popularization. Questioning the Boundaries. Discourse Studies 5(2), 2003. S. 265–279. Michael North (Hg.)  : Kultureller Austausch. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung. Köln, Weimar, Wien  : Böhlau 2009 (bes. S. 69–77). 18

ursprünglichen Sinn als zirkulierende Zwischenhändler, Agenten, Boten, Mediatoren oder Übersetzer verstanden – an interkulturellen Schnittstellen an der Produktion, Rezeption und dem Transfer von Wissen teilhaben.26 Kapil Raj identifizierte am Beispiel der neuzeitlichen Handelsbeziehungen und des Wissenstransfers zwischen Südostasien und Europa kulturelle Übersetzer als wesentliche Akteure der Wissenszirkulation.27 Im übertragenen Sinn trifft dies auch auf die zwischen unterschiedlichen Skalen der Öffentlichkeit und Wissenschaft zirkulierenden Naturforscher zu, welche sich an der Übersetzung ihrer Erlebnisse in andere Wissenskulturen beteiligten. Erscheinen diese hybriden Lebensformen der Wissenszirkulation von den Boulevards und Prunkstraßen historischer Forschung aus gesehen wohl als bloße Randfiguren, fungieren diese Spezialisten doch als mobile Akteure und Motoren einer verdichteten Wirklichkeit, als Katalysatoren der Kompression, Zündung und Beschleunigung wissenschaftskommunikativer Prozesse, insbesondere im Austausch zwischen Städten und Peripherie. Wissenschaft ist weder ausschließlich als »bottum-up«- oder »top-down«-Initiative zu verstehen. Vielmehr dominieren multiple Räume, die durch verbindende, allerdings nicht hierarchiefreie Praktiken, zirkulierende Wissensträger und Objekte strukturiert, verdichtet und transformiert werden. Diese Prozesse gilt es sowohl in mikro- wie makrohistorischer Perspektive zu untersuchen. Das vorliegende Buch möchte damit zu einem verbesserten Verständnis von Kommunikationsprozessen zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Kunst beitragen – eine Problemstellung, die aufgrund der zunehmenden Betonung von Öffentlichkeitsarbeit, professionellen »Vermittlern« und einer mit Unterstützung digitaler Medien vielerorts propagierten »Öffnung der (Geistes)wissenschaft« aktuelle Brisanz erhält.

Von der Relevanz biografischer Lexika und prosopografischer Forschung

Den Spuren dieser spezifischen Kulturen in die Tiefe zu folgen, erweist sich als gleichermaßen diffus, wie den Lebensentwürfen und -spuren ihrer Wissensträger nachzuforschen. Der Verfasser hat sich beiden Herausforderungen gestellt. Nicht selten 26 Vgl.: Pierre-Yves Saunier  : Epilogue  : À l’assaut de l’espace transnational de l’urbain, ou la piste des mobilités. Géocarrefour 80(3), 2005. S. 249–253. Vgl. weiters  : Simon Schaffer, Lissa Roberts, Kapil Raj, James Delbourgo (Hg.)  : The Brokered World. Go-Betweens and Global Intelligence, 1770–1820. Sagamore  : Science History Publications 2009. 27 Vgl.: Kapil Raj  : Go-Betweens, Travelers, and Cultural Translators. In  : Bernard Lightman (Hg.)  : A Companion to the History of Science. Chichester  : John Wiley & Sons 2016. S. 39–57. Vgl. weiters  : Kapil Raj  : Relocating Modern Science. Circulation and the Construction of Knowledge in South Asia and Europe, 1650–1900. Basingstoke, New York  : Palgrave Macmillan 2007. 19

verlaufen diese subterranen Karrieren und Biografien auf Abwegen, sind mit historischen Hilfsmitteln – schriftlichen Quellen – nicht so erschließbar, wie man das als Leser vielleicht erwarten oder zumindest wünschen würde. Was sich im Zwischenraum zwischen zwei Akteneinträgen verbirgt, bleibt sprichwörtlich »im Dunklen« und der historischen Interpretation und Analyse überlassen, mag die Neugier des an der Oberfläche ausharrenden Publikums noch so unstillbar sein. Die für eine vertiefende historische Analyse so unumgängliche Kontextualisierung von Lebensläufen und eine kritische Aufarbeitung der Rezeptionsgeschichte und Erinnerungskultur um einzelne Biografien können von einem Lexikon lediglich in Ansätzen geleistet werden. Nicht selten verfolgen lexikalische Einträge spezifische Plots und biografische Narrative, gehen der Erzählführung von Nachrufen auf den Leim und wirken damit an der »Fossilisierung« von Lebensläufen mit.28 Auch wenn das vorliegende Nachschlagewerk sich diesem Prozess nicht entziehen kann, ist sich der Verfasser dieser Problematik durchaus bewusst und weist in den einzelnen Beiträgen – soweit möglich – die Erinnerungskultur, welche sich um spezifische Persönlichkeiten ausgebildet hat, kritisch aus. Dabei zählen biografische Lexika in der zeitgenössischen Wissenschaftspraxis selbst zu einer weitgehend »fossilisierten« Gattung, die durch den Fokus auf einen spezifischen Untersuchungskorpus bewusstseinsbildend wirkt und durch den Akt der Selektion ein- oder ausgrenzt. Als Beispiele seien an dieser Stelle nationalstaatliche biografische »Inventarisierungsprojekte« wie die »Allgemeine Deutsche Biographie« oder das »Österreichische Biographische Lexikon (1815–1950)« genannt, welche in Phasen politischer Konsolidierung zum Teil bewusst mit identitätsstiftender Absicht initiiert wurden, um Wissen zu systematisieren und Grenzen zu ziehen. Die aufdringliche Präsenz biografischer Lexika manifestiert sich nicht nur an der bibliophiler Gelehrsamkeit Tribut zollenden Aneinanderreihung inhaltsschwerer Folianten in Bibliotheken, sondern sie zeigt sich auch – durchaus wirkmächtiger – in online verfügbaren Datenbanken und Wissensspeichern, wo faktische Irrtümer oder zum Teil einseitige Sichtweisen nicht immer reflektiert aus Lexika oder anderen Quellen übernommen und damit festgeschrieben werden. Kultur- oder wissenschaftshistorisch angelegte prosopografische (d. h. mit der systematischen Erforschung eines bestimmten Personenkreises befasste) Arbeiten besitzen zweifelsohne nicht dieselbe Durchdringlichkeit wie Nationalbiografien, aber auch sie arbeiten per se mit der Methode des Ein- und Ausschlusses und bilden eine Gemengelage von Daten, die sich sukzessive in das gesellschaftliche Wissen einschreibt. 28 Marianne Klemun  : ‚Living Fossil‘ – ‚Fossilized Life‘  ? Reflections on Biography in the History of Science. Earth Sciences History 32(1), 2013. S. 121–131. 20

Nicht unverschuldet hängt biografischen Großprojekten oft der Odem verstaubter Gelehrsamkeit an und lässt Benutzer die Durchhalteparolen erahnen, welche unter dem Kommando eines wissenschaftlichen Oberbefehlshabers an das sich mühsam von Buchstaben zu Buchstaben vorkämpfende Mitarbeiterheer ausgegeben werden. Gleichsam verleiten uns biografische Lexika, komplexe wissenschaftshistorische Prozesse unter ausschließlich biografischen Kategorien zu erklären und damit unweigerlich zu reduzieren, wenn auch die Relevanz personenbezogener Bedingungen für das Verständnis von Praktiken, Räumen und Inhalten des Wissens nicht von der Hand zu weisen ist. Wieso ist es heute dennoch wertvoll, ein biografisches Lexikon zu verfassen  ? 1. Obgleich personenbezogene Nachschlagewerke ein häufig verwendetes, aber kaum zitiertes Tool wissenschaftlicher Forschung darstellen, zählen sie zu den beliebtesten Formen, wie historisches Wissen in der Öffentlichkeit konsumiert wird. Damit besitzen sie eine höhere Breitenwirkung als womöglich so mancher wissenschaftlicher Spezialartikel. 2. Lexika-Projekte repräsentieren historische Grundlagenforschung. Werden sie gewissenhaft ausgearbeitet, bieten sie Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen, aber auch historisch interessierten Personen ein Handwerkszeug und eine wertvolle Informationsquelle. 3. Angesichts der allgegenwärtigen Verfügbarkeit biografischer Daten stellt sich zunehmend die Frage nach deren Validität. Werden Lexika mit der gegebenen wissenschaftlichen Sorgfalt erstellt und alle verfügbaren archivalischen Quellen in die Betrachtung einbezogen, kann man den dort wiedergegebenen Daten im Normalfall vertrauen. 4. Lexika sind verständlicherweise in der Regel Gemeinschaftsprojekte, Einzelkämpfer setzen sich der ständigen Gefahr des Scheiterns aus. Werden biografische Lexika dennoch von kleinen Forschergruppen – in diesem Fall von einer Einzelperson – ausgearbeitet, entstehen dabei inhaltliche Verdichtungsprozesse, die von elektronischen Datenbanken nur unter großem Programmieraufwand nachgebildet werden können. 5. Ein prosopografischer Zugang schärft unseren Blick auf den Einfluss von Herkunft, Familienverbindungen und beruflichen Netzwerken  – kurzum das soziale Umfeld – für die Karriere von Wissensträgern. Man erhält Einblicke in die Mobilitäts- und Sozialstruktur einer spezifischen Personengruppe, was wiederum Rückschlüsse auf spezifische Praktiken im Umgang mit Wissen und die epistemischen Konzepte eines Forschungsfelds erlaubt. 21

Zugleich lauern aber auch zahlreiche Gefahren  : Orientieren sich Lexika unreflektiert an Nekrologen, werden sie selbst zu Nachrufen.29 Gerade bei biografischen Großprojekten besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter für die Erstellung von Beiträgen rekrutiert werden, die in enger Verbindung zu den dargestellten Personen stehen, z. B. Freunde, Wegbegleiter oder Schüler. Als Beispiel sei hier etwa das bereits erwähnte »Österreichische Biographische Lexikon (1815–1950)« (ÖBL) genannt, das unter seinen mehr als 1.000 Beitragsautoren u. a. auch Wissenschaftlern ein Auskommen sicherte, die nach 1945 aus politischen Gründen aus den Hochschuleinrichtungen entlassen und mit Aufträgen versorgt werden mussten. Zu den Verfassern von Beiträgen zu den rund 20 im ÖBL angeführten »Höhlenforschern« und »Speläologen« zählen etwa Heinrich Salzer, der u. a. das Leben seines akademischen Lehrers Georg Kyrle beschrieb, oder der unter chronischem Geldmangel leidende Renatus Pirker, dessen musikhistorische Dissertation zu den Humanistenoden nicht glücken wollte und dem deshalb sogleich neun Beiträge überantwortet wurden. Zu den weiteren Autoren zählt z. B. auch der im Zuge der Entnazifizierung abgesetzte Paläontologe Kurt Ehrenberg, dem übertragen wurde, just über jenen Heimatforscher zu schreiben, dessen wissenschaftliche Anerkennung er während des Dritten Reichs aufgrund seiner politischen Gesinnung ruiniert hatte, namentlich Otto Körner. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass Ehrenberg auch für die »Neue Deutsche Biographie« als Autor tätig wurde, so z. B. als Verfasser des Beitrags zu seinem Schwiegervater Othenio Abel, dessen antisemitische Agitation ihm im Ständestaat seine Position als Rektor der Universität Wien gekostet hatte. Dass Ehrenberg auch den Beitrag zu Abel im ÖBL verfasste, liegt nahe, allerdings führte dieses 1954 noch nicht die Verfasser an. Zweifellos stellt man sich in der seit 2011 begonnenen zweiten Edition des Lexikons kritisch diesen Altlasten. Gerade deshalb verwundert es umso mehr, dass in dem dabei neu hinzugekommenen biografischen Eintrag zu Kurt Ehrenberg ein Hinweis auf dessen politische Umtriebe fehlt.  – Ergänzend sei angemerkt, dass alle der hier genannten Personen in dem vorliegenden Band behandelt werden.

Eine Frage der Auswahl

Bei Lexikon-Projekten ist die Frage, welche Personen/Schlagwörter/Themen bearbeitet werden, von entscheidender Bedeutung. Nicht selten bilden sie Anlass für grundle29 Vgl.: Anna Echterhölter  : Genealogische Praktiken in Nachrufen auf Naturwissenschaftler (1710–1860). Göttingen  : Wallstein 2012. 22

gende Kritik. In dem vorliegenden Band wurden zur Visualisierung dieser komplexen Verdichtungs- und Transferprozesse Daten zu den Lebenswegen und Tätigkeitsfeldern von 271 verstorbenen Wissensträgern aus dem Feld der Karst- und Höhlenforschung gesammelt und aufbereitet. Während der Personenkreis zeitlich nicht eingegrenzt wurde und vom 16. Jh. bis an die Jetztzeit heranreicht, wurden in erster Linie Akteure beschrieben, die sich im Raum der Habsburgermonarchie mit dem Karst- und Höhlenphänomen beschäftigten. Nach 1918 wurde der Untersuchungsraum im Wesentlichen auf das Staatsgebiet der Republik Österreich reduziert, wenn aber auch ganz bewusst »Grenzgänger« des Wissens und Akteure aus anderen europäischen Ländern Berücksichtigung fanden, falls ihr Arbeitsschwerpunkt auf dem Gebiet der Ostalpen lag oder sich im Zuge der politischen Umgestaltung der Karst- und Höhlenkunde während des Dritten Reichs ihr Tätigkeitsbereich änderte. Der geografische Fokus erweist sich dabei in mehrfacher Hinsicht als legitim  : 1. Zum einen waren die in den ehemaligen Ländern der Habsburgermonarchie bestehenden höhlenkundlichen Zirkel vom 19. Jh. bis in die 1970er Jahre auch international führend, was sich neben einer frühen Institutionalisierung in Form von staatlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen auch in umfangreichen Publikationsprojekten und internationalen Expeditionen widerspiegelt. Während etwa in den Vereinigten Staaten von Amerika erst Ende der Zwischenkriegszeit unter anderen Rahmenbedingungen die ersten höhlenkundlichen Vereine (zumeist als Sportklubs) gegründet wurden, rief etwa die Österreichische Akademie der Wissenschaften bereits eine eigene wissenschaftliche Kommission zur Durchforschung der Höhlen des Tennengebirges – darunter die damals längste bekannte Höhle der Welt – ins Leben. Der im Bewusstsein zahlreicher Forscher als Abnabelung von ihren traditionellen Forschungsgebieten in Südosteuropa erlebte Zusammenbruch der Donaumonarchie hatte in den Worten des einflussreichen Botanikers Richard von Wettstein »naturgemäß eine Intensivierung des Interesses für das, was wir haben, zur Folge […] – die Speläologie«30. Noch 1961 wurde etwa an der Universität Wien im Beisein politischer Spitzenfunktionäre der »3rd International Congress of Speleology« begangen und in der Folge unter österreichischer Federführung ein internationaler Dachverband ins Leben gerufen.

30 Richard v. Wettstein  : Die allgemeine wissenschaftliche Bedeutung der Speläologie. Berichte der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S. 109–113. 23

2. Andererseits bildeten die in den ehemaligen Ländern der Donaumonarchie anzutreffenden Höhlenobjekte bis Mitte des 20. Jh. eines der primären Forschungsziele der internationalen Community. So wurde etwa das aus dem Slowenischen entlehnte Toponym »kras« namensgebend für die spezielle Landschaftsform des Karstes. 3. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer schrittweisen Auflösung der während der Habsburgermonarchie bestehenden Verflechtung von Wissensträgern und -räumen. Da es sich bei der Höhlenkunde innerhalb der Donaumonarchie im Wesentlichen um ein von der deutschsprachigen Mittel- und Oberschicht getragenes Elitenprojekt handelte, kehrten nach 1918 zahlreiche Vertreter in das Staatsgebiet der Ersten Republik zurück. Verbindungen wurden weiterhin lediglich mit der in den ehemaligen Kronländern verbliebenen deutschsprachigen Minorität gepflegt. Mit dem Aufkommen des Faschismus in den Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie bildeten sich neue Wissenskulturen aus, die jedoch den Umfang des vorliegenden Lexikons übersteigen würden. Die Erstellung der diesem Lexikon zugrundeliegenden Namensliste wurde möglichst transparent gestaltet und in diskursiver Abstimmung mit internationalen Fachleuten aus dem Feld der Karst- und Höhlenkunde ausgearbeitet.31 Der auf Basis eigenen Wissens, relevanter Forschungsliteratur und der biografischen Datenbank der Karst- und höhlenkundlichen Arbeitsgruppe am Naturhistorischen Museum Wien erstellte erste Entwurf mit 260 Personen wurde in einem zweiphasigen Prozess in facheinschlägigen Zeitschriften publiziert und zur Diskussion gestellt. Aus dem Pool der von in- und ausländischen Gesellschaften eingebrachten Vorschläge wurden nach kritischer Prüfung rund 90 Personen übernommen und andere wiederum gestrichen, sodass schließlich zu 330 Akteuren biografische Daten gesammelt wurden. Dass das vorliegende Lexikon letztlich »nur« Beiträge zu 271 Personen umfasst, liegt an mehreren Faktoren. So stellte sich während der Phase der Ausarbeitung bei manchen Akteuren heraus, dass ihre Einbindung in die höhlenkundliche Forschungslandschaft zu gering ist, als dass sie eine Erwähnung in dem Lexikon rechtfertigen würde. In anderen Fällen konnten aufgrund der mangelhaften Quellenlage keine Lebensläufe rekonstruiert werden. Ein häufiges Ausschlusskriterium bestand auch darin, dass das Tätigkeitsfeld der jeweiligen Person außerhalb der räumlichen Grenzen des Untersuchungsbereichs lag.

31 Für die Nennung der Fachleute, welche bei der Erstellung der dem Lexikon zugrundeliegenden Namensliste mit Rat zur Seite standen, vergleiche das Kapitel »Dank«. 24

Bei der Zusammenstellung der Namensliste wurde dem emanzipatorischen Anspruch Rechnung getragen, neben etablierten akademischen Forschern vor allem jene hybriden »Lebensformen« zu berücksichtigen, die aufgrund ihrer sozialen und politischen Orientierung oder ihres Geschlechts aus der kollektiven Erinnerung des Felds herausgefallen waren. Dazu zählen neben vornehmlich aus der sozialen Unterschicht stammenden (Höhlen)führern und Hilfspersonal insbesondere weibliche »Begleiterinnen«, die ab den 1930er und 1940er Jahren in Einzelfällen sogar eigene Frauengruppen bildeten und in Kontrast zu den stärker disziplinierten alpinistischen Zirkeln teils ohne männliche Begleiter Höhlenfahrten durchführten. Wie das Beispiel der 1943 in Berlin hingerichteten Salzburger Höhlenforscherin und Widerstandskämpferin Rosa Hofmann zeigt, spielte auch hier eine politische Komponente eine wesentliche Rolle. Dass das Lexikon dennoch nur 14 Höhlenforscherinnen beschreibt, liegt daran, dass in den Befahrungsberichten bis in die 1930er Jahre lediglich in Ausnahmefällen Namen von Frauen genannt wurden und männliche Kollegen zu gerne ihre Forschungsleistungen für sich beanspruchten, was sich in einer ungünstigen Quellenlage widerspiegelt. Dass bei mehr als 20 der in dem Lexikon angeführten Personen zu Beginn der Recherchen lediglich der Familienname und ein paar Erwähnungen in Fahrtenberichten vorlagen, verdeutlicht die Akribie und Ausdauer, mit denen manche der vorliegenden Beiträge ausgearbeitet wurden. An dieser Stelle seien die Lebensläufe auch kurz quantitativ ausgewertet  : 157 der 271 behandelten Akteure sind auf dem heutigen Gebiet der Republik Österreich geboren, dabei entfallen auf Wien 44, Oberösterreich 31, Steiermark 25, Salzburg 22, Niederösterreich 19, Kärnten 7, Tirol 7, Burgenland 1 und Vorarlberg 1 Person(en). Weiters entfallen auf das heutige Staatsgebiet von Tschechien 29, Slowenien 19, Deutschland 16, Italien 16, Slowakei 11, Ungarn 7, Polen 6, Frankreich 3, Serbien 3, Kroatien 2, Schweiz 1 und Ukraine 1 Akteur(e). Dem gegenüber verstarben 93 Personen an ihrem Geburtsort bzw. in dessen unmittelbarem Umkreis, 75 in der angrenzenden Region und bei 103 Personen lag der Sterbeort weiter entfernt. Wurden die Akteure nicht in der Reichs- und späteren Bundeshauptstadt geboren, stand ihre räumliche Mobilität oft in enger Verbindung zu einem sozialen Aufstieg. Wien als Knotenpunkt formeller und informeller Räume fungierte dabei als Bühne und kommunikativer Referenzort für unterschiedliche Gruppen von Akteuren. Die für mittlere und höhere Beamte des Habsburgerreichs übliche Laufbahn, welche über verschiedene Subzentren in den peripheren Räumen der Monarchie führte, lässt sich auch in den Biografien zahlreicher Höhlenforscher ablesen und brachte sie in vielen Fällen erst mit dem Karst- und Höhlenphänomen in Kontakt. Im Vergleich zum Beruf und Bildungsgrad der Eltern gelang 101 Akteuren der soziale Aufstieg, 9 erlitten einen ge25

sellschaftlichen Abstieg und 155 Personen behielten den sozialen Status ihrer Eltern bei (bei 6 Personen nicht ermittelbar). Davon übten 25 Akteure denselben Beruf wie bereits ihre Eltern aus. Dass soziale Mobilität vor allem ein auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beschränktes Phänomen war, muss nicht extra erwähnt werden. Allerdings bot auch die Habsburgermonarchie – eine entsprechende Schulbildung und Beamtenlaufbahn vorausgesetzt – zumindest die Chance, sozial aufzusteigen und im akademischen Bereich Fuß zu fassen, wenn auch die Bedingungen deutlich schwieriger waren als für Kinder aus der sozialen Elite der Haupt- und Residenzstadt Wien. Der ländlichen Unterschicht zu entkommen, erwies sich dabei als zumeist unmögliches Unterfangen. In dem Lexikon stehen 254 ehelich geborenen Personen 12 unehelich geborene gegenüber, bei 5 Akteuren konnte der Familienstand der Eltern nicht ermittelt werden. Der in dem Buch behandelte Personenkreis schließt alle gesellschaftlichen Schichten ein, darunter anerkannte Wissenschaftler, Privatgelehrte, Wissenschaftsvermittler, passionierte Fürsten, Offiziere, Beamte, Künstler, Kaufleute, Bauern und Arbeiter. Eine Auswertung der Berufsfelder ergibt folgende Verteilung, wobei aber auch Mehrfachnennungen möglich sind  : an Universitäten und Museen tätige Wissenschaftler (100), Verwaltungsbedienstete, Post- und Bankbeamte (47), Lehrer und Erzieher (41), Techniker (34), Unternehmer, Gutsbesitzer und Selbstständige (29), Arbeiter (29), Journalisten, Künstler und Fotografen (26), Handwerker (22), Politiker (10), Geistliche (8), Ärzte und Juristen (19), Bahnbedienstete (12), Berufssoldaten (11), Bauern und Gesinde (2). Drei Personen konnten die Ausbildung nicht vor ihrem Ableben abschließen. Der überwiegende Teil der Akteure stammt aus der deutschsprachigen Mittelschicht, die durch Anstellungsverhältnisse im öffentlichen Dienst auf gesicherte finanzielle und zeitliche Ressourcen zurückgreifen konnten, um sich ihrer Passion für die Höhlenwelt zu widmen. 213 Personen waren zudem in einem höhlenkundlichen Verein bzw. einer Gesellschaft tätig. Berücksichtigt man die Bedeutung von Deutsch als Wissenschaftssprache bis Ende des 19. Jh. und die geografische Auswahl des Personenkreises, verwundert auch die Verteilung der Sprache nicht, in welcher die Akteure ihre Veröffentlichungen verfassten (z. T. auch Mehrfachnennungen möglich)  : Deutsch (216), Ungarisch (13), Italienisch (9), Tschechisch (6), Slowenisch (6), Französisch (5), Lateinisch (3), Englisch (3) und Serbisch (2). 35 Personen waren nicht publizistisch tätig.

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Hinweise zur Benutzung

Die Lexikoneinträge sind in vier Abschnitte unterteilt. Zunächst werden die wichtigsten Lebensdaten wie Name, Geburts- bzw. Sterbeort und -datum, Berufe/Tätigkeitsfelder angeführt. Änderte sich der Familienname, z. B. durch Adoption oder Heirat, wird der chronologisch frühere Name in Klammer nachgereiht. Haben sich in der Forschungsliteratur etwa bei im heutigen Staatsgebiet von Tschechien und Ungarn geborenen Personen – je nach nationalhistorischer Auslegung – unterschiedliche Vornamen eingebürgert, werden alternative Bezeichnungen oder Rufnamen in Klammer angeführt. Bei Menschen, denen im Laufe ihres Lebens ein Adelstitel verliehen/aberkannt wurde oder die vom Adelsaufhebungsgesetz (1919) betroffen waren, wird der Einheitlichkeit halber jeweils das Adelsprädikat – auch bei Autorennennungen in Literaturzitaten – angeführt. Es liegt in der Natur der Sache, dass die in diesem Buch genannten »Go-betweens« und Mittler in unterschiedliche Räume und Praktiken des Wissens involviert waren, dennoch werden aus Gründen der Prägnanz pro Person nur bis maximal vier Berufe und Tätigkeitsfelder genannt. Weiters verwendet das Lexikon bei der Ausweisung der Geburts- und Sterbeorte durchgängig aktuelle Ortsbezeichnungen, historische deutschsprachige Ortsnamen (z. B. im Sudetenland) werden – soweit rekonstruierbar  – zusätzlich angegeben. Hinsichtlich des Formats der Geburtsund Sterbedaten wird ausschließlich die Jahreszahl angeführt, zumal der Verfasser das exakte Datum bei manchen Personen auch nicht erheben konnte. Im zweiten Abschnitt folgt eine narrative Schilderung des Lebenslaufes, beginnend mit dem Beruf bzw. sozialen Stand der Eltern und der Ausbildung der beschriebenen Person. Anschließend werden der berufliche Werdegang, Forschungsfelder sowie die Anbindung an wissenschaftliche Gesellschaften/Vereine usw. ausgeführt. Wichtige Beziehungen zu anderen im Buch beschriebenen Figuren – z. B. Kooperationen, Freundschafts- oder Konkurrenzverhältnisse  – werden durch Personennennung gesondert ausgewiesen und ermöglichen damit inhaltliche Querverbindungen, die das Lexikon auf alternativen Wegen durchziehen. In einem dritten Abschnitt werden von der jeweiligen beschriebenen Person verfasste Publikationen, Pläne, künstlerische Erzeugnisse und Nachlässe angegeben. Auch wenn verständlicherweise ein Schwerpunkt auf höhlenbezogener Literatur liegt, werden selbstverständlich maßgebliche Publikationen in anderen Feldern des Wissens angeführt. Schriftenreihen und Zeitschriftentitel werden nur dann abgekürzt, wenn sie für Fachunkundige ohne Hilfestellung auflösbar sind. Zuletzt folgt eine Auflistung der wichtigsten gedruckten und archivalischen Quellen zu der beschriebenen Person samt relevanter Forschungsliteratur, ebenfalls in 27

chronologischer Reihenfolge, um für den Leser die Orientierung und eigene Nachforschungen zu erleichtern. Auch hierbei ist das Prinzip der Auswahl entscheidend  : Nicht immer können alle Quellen, die in der Ausarbeitung eines Beitrags Berücksichtigung finden, auch genannt werden. Bei einzelnen Persönlichkeiten würde sonst der Quellenteil ein Vielfaches des Lebenslaufes ausmachen. Bei der Anführung von Archiven beschränkt sich der Verfasser weitgehend auf Staats-, Landes-, Stadt- und Universitätsarchive. Auf die Nennung von Tauf-, Heirats- und Sterbematriken wurde aus Platzgründen verzichtet. Zusätzlich wird bei 252 Beiträgen auch ein Foto der beschriebenen Person abgedruckt.

Dank

Das vorliegende Buch entstand im Rahmen der Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Als Mitglied der von Mitchell G. Ash geleiteten Projektgruppe »Wissenschaft und Metropole. Orte und Konstellation wissenschaftlichen Wissens in der späten Habsburgermonarchie« nahm sich der Autor 2014 in durchaus naiver Weise vor, dieses Lexikon neben anderen Verpflichtungen innerhalb nur weniger Jahre zum Abschluss zu bringen. Für die dafür gewährte Unterstützung, theoretische wie inhaltliche Ratschläge und Begleitung bin ich Mitchell G. Ash sowie den weiteren Mitgliedern der Projektgruppe  – Karl Kadletz, Marianne Klemun, Brooke Penaloza Patzak, Christine Ottner-Diesenberger und Petra Svatek – zu besonderem Dank verpflichtet. Rege Unterstützung wurde mir auch seitens der von Marianne Klemun geleiteten Arbeitsgruppe für Wissenschaftsgeschichte am Institut für Geschichte der Universität Wien zuteil. Aus dem Kreis der weiteren Mitglieder sei vor allem Anna Echterhölter, Brooke Penaloza Patzak, Ines Peper, Borbála Zsuzsanna Török und Thomas Wallnig für konstruktive Vorschläge gedankt. Für eine kritische inhaltliche, sprachliche und formale Durchsicht des Buchmanuskripts möchte ich Regina Preiner meinen besonderen Dank aussprechen. Lexika sind zumeist eine mühevolle Aufgabe. Nicht nur für den Autor, sondern im Besonderen auch für Verlage und ihre Mitarbeiter, welche diese Projekte ungeachtet dessen bestmöglich begleiten und damit entscheidend an deren Abschluss und Drucklegung teilhaben. Stellvertretend für den Böhlau Verlag sei an dieser Stelle Claudia Macho (Programmplanung), Lena Krämer-Eis (Projektmanagement) und Sara Horn (Lektorat) ganz herzlich für ihre stete Geduld, Unterstützung und hilfreichen Vorschläge gedankt. 28

Rege Unterstützung erhielt der Verfasser insbesondere auch von der Karst- und höhlenkundlichen Arbeitsgruppe des Naturhistorischen Museums Wien, deren verstorbene Mitarbeiter Karl Mais, Hubert Trimmel und Günter Stummer bereits in den 1980er Jahren eine speläobiografische Datenbank anlegten, die von ihren Nachfolgern sukzessive erweitert und vom Autor bei der Ausarbeitung des Lexikons dankenswerterweise genutzt werden durfte. Auch wenn die in dem Lexikon enthaltenen Beiträge aus einer Hand stammen, kann man sich als Verfasser nicht ausschließlich auf Archivalien und Sekundärliteratur verlassen. Deshalb wurden die Beiträge auch zahlreichen Fachkollegen zur kritischen Durchsicht und Kommentierung vorgelegt. Falls Angehörige der in dem Lexikon beschriebenen Personen ausfindig gemacht werden konnten, wurde auch ihnen der jeweilige Beitrag mit der Bitte um Begutachtung und Stellungnahme übermittelt. Für Auskünfte, inhaltliche Ergänzungen und Korrekturen sei unter vielen besonders gedankt  : Albert Ausobsky, Rudolf Bengesser, Ralf Benischke, Anna Bieniok, Pavel Bosák, Uwe Brendel, Emil Büchel, Donatella Cergna, Bernard Chirol, Erhard Christian, Alenka Čuk, Peter Danner, Paulus Ebner, Jeremia Eisenbauer, Reinhard Elsensohn, Peter Engelbrecht, Alessio Fabbricatore, Hannelore Fielhauer, Nora Fleck, Daniel Fliesser, Erhard Fritsch, Karl Gaisberger, Siegfried Gamsjäger, Siegfried Gaugg, Ernest Geyer, Petra Greeff, Walter Greger, Vojta Gregor, Fritz Geissler, Giuseppe Guidi, Josef Hasitschka, Philipp Häuselmann, Bernd Hauser, Elfriede Hauser, Gyula Hegedüs, Eckart Herrmann, Franziska Hesser, Thomas Hofmann, Heinz Holzmann, Walter Hubka, Thomas Ilming, Martin Kasperek, Stephan Kempe, Walter Klappacher, Augustin Kloiber, Gerald Knobloch, Eduard Knoll, Friedhart Knolle, Bernd Koller, Peter Kostelka, Doris Krammer, Bernhard Krauthausen, Dietmar Kuffner, Jurij Kunaver, Günter Lammer, Andreas Langer, Norbert Leutner, Franz Lindenmayr, Harald Lobitzer, Peter Ludwig, Alexandra Matz, Jennifer Melcher, Enrico Merlak, Harald Messerklinger, Andrej Mihevc, Franz Moitzi, Michael Morys-Twarowski, Herbert Mrkos, Lorenz Mrkos, Walter Mück, Edith Nairz, Herbert Nikitsch, Friedrich Oedl, Rudolf Pavuza, Beatrix Peschta, Christa Pfarr, Theo Pfarr, Bernhard Reinhold Pilz, Lukas Plan, Barbara Pliessnig, Harald Pohl, Johann Rachelsperger, Erik Timo Rassl, Fritz Reinboth, Hannes Resch, Michael Riedl, Johann Scharner, Otto Schmitz, Monika Schöner, Andrea Schwarzlmüller, Robert Seebacher, Stefan Sienell, Ernst Straka, Erwin Stummer †, Rita Stummer, Kurt Sulzbacher, Maurizio Tavagnutti, Heiner Thaler, Renate Tobitsch, Adolf Triller, Michael Trimmel, Gerhard Völkl, Thomas Waldhör, Johannes Wallner, Josef Weichenberger, Volker Weißensteiner, Walter Wenzel und Gerhard Winkler.

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Schlussendlich sei insbesondere dem Verband Österreichischer Höhlenforscher, dem Verein für Höhlenkunde in Obersteier und dem Verein für Höhlenkunde Ebensee gedankt, welche die Finanzierung des Lexikons übernahmen und damit das Erscheinen des Bandes erst möglich machten. Nicht zu vergessen sind rund 50 in- und ausländische höhlenkundliche Vereine, Verbände und Schauhöhlenbetriebe, welche bereitwillig Material zur Verfügung stellten und Hilfestellung boten, aber hier aus Platzgründen nicht angeführt werden können. Der kritische Leser mag den in Anlehnung an Constant von Wurzbach verfassten Vierzeiler am Ende dieser Einleitung verzeihen  : Sei’s getrommelt und gepfiffen, die Schufterei ist nun zu End  !

Knapp war’s, dass ich es nicht vollend. – Ich allein schrieb diesen dicken Band  !

Lexikonmüde ruht nun aus die Hand.

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Personenverzeichnis Abel, Gustave Antoine.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abel, Othenio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abrahamczik, Walter Georg.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absolon, Karel Vítězslav. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adametz, Karoline (vulgo »Lotte«) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agapito, Girolamo (Hieronymus) von (Pseudonyme »Melisso ­Lusiano«, »Michele Weiss«, »Agapito Istriano«).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aigner, Engelbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrian-Werburg, Leopold Ferdinand von.. . . . . . . . . . . . . . . . Andrich, Alexander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angermayer von Rebenberg, Erwin Vinzenz. . . . . . . . . . . . . . . . Apfelbeck, Viktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnberger, Erik.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Asal, Alfred.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auer, Alfred . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausobsky, Albert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Balogh von Almás, Pál (Paul) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandl, Erich Anton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomaeides, Ladislav (Ladislaus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bauer, Fridtjof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bednarik (geb. Schirmer), Edith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bél(-Funtík), Mátyás (Matej, Matthias) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bergthaller, Alfons. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bertarelli, Luigi Vittorio.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beudant, François-Sulpice. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biese, Walter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Binder, Joseph (vulgo »Hauptbinder«) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bitzan, Erich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Boček, Antonín . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bock, Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Boegan, Eugenio. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Boehmker (auch Böhmker), Richard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bokor, Elemér (Emil) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bögli, Alfred Werner.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brand, Hans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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53 54 56 58 60 62 64 67 69 70 72 73 76 77 80 82 84 85 88 89 92 93 95 96 100 103 106 107 110 31

Bredetzky (auch Bredeczky), Samuel . . . . . . . . . . Breuer (geb. Fahrner), Margarethe . . . . . . . . . . . Brinšek, Bogumil.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brodar, Srečko (Pseudonym »Felicijan«) . . . . . . . . Bruckenberger, Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brunello, Max . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Büchel, Viktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchholtz, Georgius ( Juraj, György) der Jüngere . . . Calliano, Gustav . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caspart, Julius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Čeč (auch Tschetsch, Zhezh), Luka (Lukas) . . . . . . Cerk, Josip ( Josef ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cholnoky, Jenö. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Comici, Leonardo Emilio . . . . . . . . . . . . . . . . Costa, Ethbin (Etbin) Henrik.. . . . . . . . . . . . . Cramer, Helmuth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cramer, Klaus (Claus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Crammer, Hans ( Johannes) . . . . . . . . . . . . . . . Cvijić, Jovan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Czoernig von Czernhausen, Walter (Walther) . . . . . Daneš, Jiří . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Divald, Kàroly . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dudich, Endre (Andreas) . . . . . . . . . . . . . . . . Ehrenberg, Kurt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Engelbrecht, Otto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ertl (geb. Bergthaller), Katharina (vulgo »Käthe«) . . . Fasching, Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fielhauer, Helmut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fischer, Helene.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freytag, Gustav.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friesen (geb. Friedländer), Robert Viktor.. . . . . . . Frivaldszky, János ( Ján) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fröhlich, Egon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fruwirth, Carl (Karl).. . . . . . . . . . . . . . . . . . Fugger (geb. Kuhn), Eberhard. . . . . . . . . . . . . . Fuhrich (geb. Schreiner), Leopoldine (vulgo »Poldi«) . Gaisberger, Johann jun. . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

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114 115 117 118 121 122 123 124 127 128 130 131 132 135 136 138 141 143 145 147 151 153 155 158 161 162 163 164 166 167 169 170 172 173 175 177 180

Gaisberger, Johann sen. (vulgo »Fischmeister«) . . . . Gams, Helmut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gamsjäger, Peter (vulgo »Poidn Peda«, »Gamspeter«) . Gangl (geb. Novak), Johann. . . . . . . . . . . . . . . Ganglbauer, Ludwig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gaugg, Anton (vulgo »Pleis’n Toni«) . . . . . . . . . . Gaunersdorfer, Gustav. . . . . . . . . . . . . . . . . . Globočnik von Sorodolski, Anton . . . . . . . . . . . Götzinger, Gustav . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Graf, Edmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gressel, Walther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Groß (auch Gross), Josef Karl. . . . . . . . . . . . . . Gruber, Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grund, Alfred . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Habe, France . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hackenberg, Michael . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hacker, Leopold (Ludwig) . . . . . . . . . . . . . . . Hacker von Hart, Aquilin ( Josephus). . . . . . . . . . Hamann, Otto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handl, Leo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hanke, Anton Thomas. . . . . . . . . . . . . . . . . . Hassinger, Hugo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauer, Franz von. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauser, Ernst Alfred. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hauser, Ludwig (vulgo »Wick«).. . . . . . . . . . . . Häusler, Michael (vulgo »Mike«) . . . . . . . . . . . . Hegewald (geb. Mali), Erika.. . . . . . . . . . . . . . Hell, Martin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heller, Franz Camill(o) (Kamill) . . . . . . . . . . . . Herman (auch Hermann), Ottó (Otto Carl) . . . . . . Hirsch, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hobelsberger (auch Hobelsperger), Alois.. . . . . . . Hobelsberger (auch Hobelsperger), Friedrich . . . . . Hochstetter, Ferdinand von . . . . . . . . . . . . . . . Hoernes, Rudolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hofer, Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hofinger, Emil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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180 181 184 185 186 188 189 190 192 195 196 198 200 202 204 206 207 209 210 212 216 217 219 222 226 226 228 229 232 233 237 238 240 241 244 246 248 33

Hofmann, Elisabeth (vulgo »Elise«) . . . . . . . . . . . Hofmann (auch Hoffmann), Rosa (vulgo »Ratzi«). . . . Hofmann-Montanus (geb. Hofmann), Hans ( Johann) . Hohenwart, Franz Josef Hannibal von . . . . . . . . . . Holzmann, Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hossé, Oskar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubmayr, Gerald.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüdl (auch Hüldl), Hans ( Johann). . . . . . . . . . . . Hütter, Franz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüttner, Erwin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilming, Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Janetschek, Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jordán, Karoly . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kadić, Ottokár . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karner, Lambert (Ferdinand) . . . . . . . . . . . . . . . Karrer, Felix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katzer, Friedrich (Bedřich) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerschner, Theodor.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kiesling, Ernst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kirchschlager, Matthias . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kittel (geb. Kasperek), Erika.. . . . . . . . . . . . . . . Kling, Joseph ( Josef ).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knebel, Walther von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knies, Jan ( Johan) (Pseudonym »Jan Tasovský«). . . . . Knoll, Rupert.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kofler, Sebastian (vulgo »Schröckenberg Wast«) . . . . . Koppenwallner, Alfred (vulgo »Fredl«) . . . . . . . . . . Koppenwallner, (Franz) Xaver. . . . . . . . . . . . . . . Körber, Otto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kostelka, Ludwig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Král, Alois . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kraus, Franz ( Johann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krebs, Norbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krieg, Walter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Křiž, Martin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunaver, Josip (vulgo »Jože«) . . . . . . . . . . . . . . . Kunaver, Pavel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

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Kuntscher, Herbert.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kyrle, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lackner, Georg (vulgo »Schorsch«). . . . . . . . . . . . Lahner, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lammer (geb. Hübel), Hildegard . . . . . . . . . . . . . Lämmermayr, Ludwig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Langer (geb. Mayerhofer), Brigitte . . . . . . . . . . . . Lechner (geb. Michels), Heinrich (vulgo »Rübezahl«). . Lehmann, Otto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Limberger, Gunter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lindner, Anton Friedrich . . . . . . . . . . . . . . . . . Mais, Karl (vulgo »Charly«). . . . . . . . . . . . . . . . Makowsky, Alexander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mali, Alois (vulgo »Luis«). . . . . . . . . . . . . . . . . Marchesetti, Carlo de . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marinelli, Olinto. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marinitsch (auch Martinič), Josef (Giuseppe, Jožef ). . . Markovits (auch Markovich), Adalbert (Béla) von. . . . Martel, Édouard-Alfred . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matz, Hans. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maurin, Viktor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mayer, Adolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mayer, Anton (vulgo »Fledermaus-Mayer«) . . . . . . . Meeraus, Anton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mörk von Mörkenstein, Alexander . . . . . . . . . . . . Morocutti (auch Morokutti), Albert . . . . . . . . . . . Morton, Friedrich von. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Moser, Ludwig Karl (Carl) . . . . . . . . . . . . . . . . Mottl, Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mühlhofer, Franz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Müller, Friedrich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mutschlechner, Georg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nagel, Joseph Anton. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neuherz, Franz Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nuck, Karl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nyáry von Nyáregyháza, Jenő (Eugen) . . . . . . . . . . Oberegger, Engelbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Oedl, Friedrich jun. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oedl, Friedrich sen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oedl, (Franz) Robert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pascher, Johann (vulgo »Hans«). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patek, Peter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pazze, Peter August (Pietro Augusto).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pergar, Franz Xaver . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Perko (auch Perco), Ivan Andrej (Giovanni Andrea, Johannes ­Andreas) . Petritsch, Ernst Felix.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pfandl (geb. Temmel), Karl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pilz, Karl (vulgo »Strand-Karl«).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pilz (geb. Wimmer), Roman.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pirker, Renatus Rudolf.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Plasonig, Konrad. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pollak, Julius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pollanschütz (auch Bolanschütz), Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Posselt-Csorich (auch Posselt-Czorich), Anton von . . . . . . . . . . . . Putick (auch Putik, Puttick), Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rachelsperger, Matthias (vulgo »Hias«).. . . . . . . . . . . . . . . . . . Radislovich, Rudolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raisz (auch Reisz, Reiss), Keresztély (Christian). . . . . . . . . . . . . . Rassl, Wolfgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reisenauer, Josef jun... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reisenauer, Josef sen. (vulgo »Wiesler«).. . . . . . . . . . . . . . . . . . Reitzelsdorfer, Franz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Repis, Willibald (vulgo »Willi«).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Resch, Johann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rettich, Franz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Richter, Eduard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rihl, Hermann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rudolf, Johann (Ivan) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rullmann, Theodor.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Saar, Rudolf Franz von.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Salzer, Heinrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sartori, Franz.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schadler, Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schafelner, Franz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

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Schaffenrath, Aloys (Alois, Alojzij) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schallenberg, Christoph von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schauberger, Othmar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schiner, Ignaz Rudolph . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schmid, Manfred Eugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schmidl, Adolf Anton (vulgo »Höhlenschmidl«) (Pseudonym »Salmoser«) . Schmidt, Ferdinand Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schneider, Kurt.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schoßleitner, Karl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Šeber (auch Schäber), Maks (Maximilian) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seemann, Robert.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Segl, Johann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seppenhofer, Carlo.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegl, Walter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmeth, Karl (Károly) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Simony, Friedrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spandl, Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sperl, Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spöcker, Richard Gottfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steiger von Amstein, Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steinberg (auch Stemberg), Franz Anton von . . . . . . . . . . . . . . . . . Stipić, Oskar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straka, Ernst Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strömpl, Gábor (Gabriel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strouhal, Johann (vulgo »Hans«) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stummer, Günter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Szombathy, Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teissl (auch Theissl, Deissl), Ludwig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thalhammer, Michael . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trampler, Richard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trimmel, Hubert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trotzl, Karl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Valvasor, Johann Weichard von . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vass, Imre (Emericus, Emmerich). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vornatscher (geb. Rößer), Josef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Waldner, Franz Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wallisch, Franz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Wankel, Heinrich ( Jindřich).. . . . . . . . . . . . . Wawřička (auch Vavrička), Johann (vulgo »Hans«).. Weirather, Leo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wettstein von Westersheimb, Otto . . . . . . . . . . Wiener, Leopold (vulgo »Poldi«) . . . . . . . . . . . Wiesinger, Gabriele . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wildenauer, Alois . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Willner, Rudolf.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Willvonseder, Kurt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wissmann (auch Wißmann), Hermann Sedan von . Wolf, Benno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wurmbrand-Stuppach, Ladislaus Gundakar von.. . Žiberna, Gregor (vulgo »Tentava«) . . . . . . . . . . Zimmerebner, Sabine . . . . . . . . . . . . . . . . . Zötl, Josef Georg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abel, Gustave Antoine * Metz (Lothringen, Frankreich) 1901; † Salzburg 1988 Mechaniker, Fotograf und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Tašovice (Böhmen) stammenden Porzellan­ malers Anton und der Maria Magdalena A., geb. Görisch. Nach dem Besuch der Grund- und Mittelschule in Metz übersiedelt A. zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit seiner Familie über München nach Salzburg. Während der Kriegsjahre absolviert er eine nautische Ausbildung bei der k. u. k. Kriegsmarine in Triest und versucht eine Laufbahn als Seemann einzuschlagen. Nach Zusammenbruch der Habsburgermonarchie kehrt er jedoch nach Salzburg zurück und absolviert dort 1918–21 bei der Firma »Artmeier« eine Lehre zum Mechaniker. Zeitgleich beginnt er sich für Alpinismus und Höhlenforschung zu interessieren, befährt 1919 erstmals den Eiskeller am Untersberg und tritt in den der Sozialdemokratie nahestehenden Touristenverein »Die Naturfreunde« ein, wo er regelmäßig Bergwanderungen am Untersberg organisiert, z. T. auch mit Höhlenbefahrungen. 1926 wird A. gem. mit seinem Tourenkollegen Richard Palfinger Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und sechs Jahre später als Fahrten- und Tourenwart in den Vorstand gewählt, wo sich eine zunehmende Rivalität zwischen dem deutschnational geprägten → W. v. Czoernig und dem aus dem Arbeitermilieu stammenden A. entwickelt, der innerhalb des Vereins eine eigene Forschergruppe aus Gleichgesinnten (u. a. mit → A. Koppenwallner und → A. Morocutti) aufbaut. Während der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre ist A. zunächst unregelmäßig und z. T. auch im Ausland beschäftigt und hat 1931–35 eine Stelle als Telefonmechaniker bei der »ELIN Aktiengesellschaft« für elektrische Industrie in Salzburg inne. Nach Ableistung des Militärdiensts erhält er eine Anstellung bei den Salzburger Wasserwerken, wo er 1941 die Meisterprüfung für das Mechaniker- und Elektrikergewerbe abschließt und bis zu seiner Pensionierung (1967), zuletzt als Werkoberinspektor, tätig ist. Ab den 1930er Jahren arbeitet A. ehrenamtlich in der Abtlg. für Höhlenkunde am neu gegründeten Museum »Haus der Natur« in Salzburg mit und wird nach 1945 und dem Ausscheiden von → F. Waldner zu deren ehrenamtlichem Leiter bestellt. Daneben beteiligt er sich maßgeblich an Forschungsfahrten im Frauenofen und in Seitenteilen der Eisriesenwelt, sammelt Daten zur Höhlenbewetterung und führt Eispegelmessungen, Sedimentauswertungen, zahlreiche Vermessungen und Planaufnahmen u. a. des Sulzen- und Frauenofens, der Eisriesenwelt (Tennengebirge), der Feuertaleishöhle 39

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und der Schwarzmooskogel-Eishöhle (Totes Gebirge) durch, wobei er in Kontakt mit → G. Kyrle, → K. Absolon und → M. Hell kommt. Zudem ist er seit 1926 auch als Fotograf tätig, legt ein umfangreiches Lichtbildarchiv mit mehr als 25.000 Objekten an und wirkt als Tourenleiter und Vortragender in der Volksbildung. Ab 1934 ist A. als Mitarbeiter von Waldner an dem Aufbau eines Österr. Zentralhöhlenkatasters beteiligt, der vom Speläologischen Institut und Kyrle initiiert worden ist. Nach dessen Ableben (1937) entwickelt A. einen eigenen, auf der Einteilung nach Gebirgsgruppen beruhenden Höhlenkataster und verfolgt ehrgeizige Pläne zur Schaffung eines »Welthöhlenkatasters«, dessen Gliederungsansatz 1952 von → H. Trimmel in eingeschränkter Form in den Österr. Höhlenkataster übernommen wird. Nach dem Anschluss an das Dritte Reich scheidet A. wegen seiner Mitarbeit in der Naturfreunde-Bewegung kurzzeitig aus dem Vereinsvorstand aus, übernimmt aber 1940 unter der Obmannschaft von → T.  Rullmann wieder die Funktion seines Stellvertreters. Anschließend wird A. Mitarbeiter der in München gegründeten Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe und arbeitet dabei u. a. mit → H. Brand, → W. Abrahamczik, → F. Mühlhofer und Czoernig zusammen. Neben einer regen Vortragstätigkeit, z. B. bei der Deutschen Arbeitsfront, veranstaltet A. im Rahmen der NS-Organisation »Kraft durch Freude« auch öffentliche Höhlenexkursionen. Ab 1941 fungiert er als Leiter der Abtlg. für Lichtbildwesen und Lichtbildpropaganda der Forschungsstätte und erlangt eine Freistellung vom Militärdienst. Zudem wird A. auch als Ausbildner bei der neu geschaffenen SS-Karstwehr in Pottenstein eingesetzt. Im Folgejahr entdeckt er den Osteingang der Eiskogelhöhle im Tennengebirge, an deren Erforschung und Vermessung sich während der Kriegsjahre u. a. → A.  Bergthaller, Morocutti, A. Koppenwallner und eine Frauengruppe um → K.  Ertl, → R.  Hofmann, Martha Oedl und Irma Dardichon (geb. Moser) beteiligen. Daneben führt A. Fledermausberingungen und -untersuchungen in mehr als ein Dutzend Salzburger Höhlen und Bergwerken durch und setzt diese bis in die 1960er Jahre fort. 1943 Heirat mit der aus Obernberg am Inn stammenden Anna Gittmaier, Geburt der Tochter Yvonne Waltraud (* 1944). Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt er politisch unbehelligt und erhält 1947 für seine »Verdienste um die Befreiung und Unabhängigkeit Österreichs« eine Ehrenurkunde des Bundes Demokratischer Freiheitskämpfer Österreichs verliehen. In der Folge übernimmt A. die Leitung des neu gegründeten Landesvereins für Höhlenkunde Salzburg, daneben fungiert er als Konsulent des Landesdenkmalamtes Salzburg, wird zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommission ernannt und wirkt 1949 bei der Gründung des Verbandes Österr. Höhlenforscher auf der Schönbergalm bei Obertraun mit. Aufgrund seiner guten internationalen Vernetzung beteiligt er sich auch an der Organisation des 40

»1st International Congress of Speleology« in Paris. Die zunehmenden Aktivitäten jüngerer Höhlenforscher um Morocutti und → A. und F.  X.  Koppenwallner bei der Erkundung der Tantalhöhle und der Jägerbrunntroghöhle im Hagengebirge führen zu Spannungen und 1960 zur unfreiwilligen Ablöse von A. als Obmann des Landesvereins. Nach dem Rückzug aus dem Salzburger Vereinsleben und der Wiedereinsetzung von Eduard Paul Tratz als Direktor des Museums »Haus der Natur« widmet sich A. dortselbst der Betreuung der Höhlenkundlichen Abtlg. und dem Aufbau einer Speläologischen Arbeitsgruppe, welche personellen Nachwuchs von der Naturschutzjugend erhält. 1964 wird A. bei der Aufnahme von Grabungen in der Schlenkendurchgangshöhle bei Vigaun unter der wissenschaftlichen Leitung von → K. Ehrenberg und → K. Mais als technischer Leiter und Koordinator in die Kampagne einbezogen. Nach Differenzen mit Eberhard Stüber, neuer Direktor des Hauses der Natur, wird er 1976 als Leiter der Höhlenkundlichen Abtlg. abgesetzt und diese geschlossen. 1970 erhält A. den Eduard-Paul-Tratz-Preis, wird 1982 zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums Wien ernannt und 1986 mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet. Sein Nachlass befindet sich heute teilweise als Leihgabe an der Karst- und höhlenkundlichen Arbeitsgruppe des Naturhistorischen Museums Wien. W.: Die Grießkessel-Eishöhle. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  39–43. (Mit W.  v.  Czoernig)  : Einige Neuforschungen des Salzburger Vereines für Höhlenkunde. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1934. S.  8–23. Neue Höhlen im Untersberg (Salzburg). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  63–70. Die Neuforschungen in dem Großen Eiskeller des Untersberges bei Salzburg. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1937. S. 128–132. Neue Höhlen im Untersberg (Salzburg). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1941. S. 241–251. Beringungsversuche an Fledermäusen im Lande Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 88–89, 1948–49. S.  147–154. Die Eiskogelhöhle im Tennengebirge. Protokoll der 4.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1949 (Anhang, S.  1–10). In der Tantalhöhle. Universum  – Natur und Technik 5, 1950. S.  713–718. Water Storage in the Alpine Karst. Cave Science 16, 1951. S.  365–373. Das Seilbahnprojekt und die Wasserversorgung aus dem Untersberg. Mitt. der naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft am Haus

der Natur Salzburg, geologisch-mineralogische Arbeitsgruppe 8, 1957. S.  1–11. Die Tantalhöhle im Hagengebirge geologisch betrachtet. Mitt. der naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur Salzburg, geologisch-mineralogische Arbeitsgruppe 8, 1957. S. 19–28. Veränderungen am Volumen des Höhleneises in Salzburger Höhlen. Die Höhle 11(4), 1960. S.  102–104. Beringungsergebnis an Mopsfledermäusen im Lande Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 101, 1961. S.  223–224. Das Hagengebirge, ein Paradies der Höhlenforscher. Universum  – Natur und Technik 16(2), 1961. S.  198–203. Die Salzburger Eishöhlen. Salzburg. Natur – Kultur – Geschichte 2(2–3), 1961. S. 43–56. Höhlenforschung am Ätna. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 7, 1976. S. 12–13. Spuren des Altsteinzeitmenschen in der Schlenkendurchgangshöhle  – Ergebnisse der letzten Grabungen. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 8, 1978. S.  59–61. Natürliche Elektrizität in Höhlen. Atlantis (Salzburg) 3(2), 1981. S. 15–16. L.: N.N.: Gustave Abel – 75 Jahre. Die Höhle 27(4), 1976. S.  156–158. A.  Ausobsky  : In dankbarem Gedenken unserem Altobmann Gustave Abel. Atlantis

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(Salzburg) 10(2), 1988. S. 3–5. B. Gèze  : Abel Gustave. Spelunca (5e série) 31 (Spécial Centenaire de la Spéléologie), 1988. S.  14–15. F.  Habe  : Gustav Antoine Abel. Naše jame 30 (Suppl.-Bd.), 1988. S.  101–102. H.  Trimmel  : In memoriam Antoine Gustave Abel. Die Höhle 40(1), 1989. S.  26–27. E.  Geiser  : Gustave A. Abel. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 11, 1989. S.  44. P.  Schneider  : Gustav Abel, Höhlenforscher oder persönliche Gedanken am Grab. Jahresber. der Höhlenforschergruppe Rhein-Main 12, 1990. S. 11–14. K. Mais  : Höhlen im Dachstein und der Höhlenforscher Gustave Abel  – eine Wechselbeziehung. In  : G. Buchegger, W. Greger (Red.)  : Die Hirlatzhöhle im Dachstein, 1998. S. 21–29. W. Klappacher  : Gustave Abel  – sein Wirken im Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg. Atlantis (Salzburg) 24(3–4), 2002.

S.  69–71. N.  Leutner, H.  Pohl, K.  Sulzbacher  : Erinnerungen an drei verdiente Höhlenforscher unseres Vereines. Gustave Abel, Karl Pilz und Othmar Schauberger. Höhlenkundliche Vereinsinformation Hallstatt-Obertraun 23, 2002. S. 29–35. P. Danner  : Der Welthöhlenkataster von Gustave Abel und sein Bezug zu Katasterprojekten in Deutschland und Österreich. Die Höhle 66, 2015. S.  107–125. W.  Klappacher  : Gustave Abel. Sein Leben als Höhlenforscher und Fotograf. Die Höhle 68, 2017. S.  107–123. A. Bieniok  : Zum 30. Todestag von Gustave Abel. Atlantis (Salzburg) 40(1–2), 2018. S. 3–6. W. Hubka  : Gustave Abel. Persönliche Erinnerungen. Atlantis (Salzburg) 40(1–2), 2018. S. 7–10. P. Danner  : Der Höhlenforscher Gustave Antoine Abel als Stein des Anstoßes. Atlantis (Salzburg) 40(1–2), 2018. S. 11–15.

Abel, Othenio * Wien 1875; † Pichl am See (Oberösterreich) 1946 Geologe und Paläontologe

B.: Einziges Kind des Lothar, (Garten)architekt und Priv.-­ Dozent an der Hochschule für Bodenkultur, und der Hoteliertochter Mathilde A., geb. Schneider. Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in Wien beginnt A. ein Studium der Rechtswissenschaften, später der Kunstgeschichte, Archäologie und Geologie an der Univ. Wien, das durch den frühen Tod des Vaters (1896) unterbrochen wird. Nach Abschluss der rechtshistorischen (1896) und judiziellen (1899) Staatsprüfung erfolgt die Promotion, daneben entwickelt A. aber auch ein zunehmendes naturwissenschaftliches Interesse. 1898–99 ist er als Assistent von Eduard Suess im Labor des Geologischen Instituts tätig. 1900 tritt A. als Praktikant in die Geologische Reichsanstalt in Wien ein, wird im Folgejahr zum Assistenten und 1902 zum Adjunkten befördert. 1901 Heirat mit Friedericke Dengg, Geburt der Tochter Elfriede (*1902) und des Sohnes Wolfgang, später als »Rassenforscher« im NS-Regime tätig (*1905). Zwei Jahre nach der Habilitation (1902) in Paläontologie wird seine Ernennung zum ao. Univ.-Professor »aus finanziellen Gründen« vom Unterrichtsministerium abgelehnt, allerdings erhält A. einen Lehrauftrag und wird ab 1907 zum ao. Univ.-Professor für Paläontologie und Phylogenie der Wirbeltiere bestellt. 1912 beauftragt die kaiserliche Akademie der 42

Wissenschaften in Wien A. mit der Leitung und Durchführung von paläontologischen Ausgrabungen in Pikermi (Griechenland), zeitgleich lehnt er einen Ruf auf die Lehrkanzel für Mineralogie und Geologie an der deutschen Technischen Hochschule in Prag ab. Im Folgejahr wirkt er an der Gestaltung der Biologischen Sektion der Adria-Ausstellung in der Wiener Rotunde unter der Gesamtleitung von Richard v. Wettstein mit. 1917 wird A. auf den Lehrstuhl für Paläontologie an der Univ. Wien berufen, fungiert 1927–28 als Dekan der Philosophischen Fakultät sowie 1932–33 als Rektor. Gem. mit dem belgischen Paläontologen Louis Dollo bemüht sich A. um die Biologisierung der vormals geologisch geprägten Paläontologie und befasst sich insbes. mit der Lebensumwelt fossiler Wirbeltiere. 1918 kommt er im Rahmen der Zentral-Kommission für Denkmalpflege als Instruktor für Paläontologie »zur Sicherung der Funde bei der Ausbeutung von Höhlen« erstmals in Kontakt mit der Höhlenkunde. Aufgrund seiner fachlichen Expertise wird er 1918–19 zum wissenschaftlichen Leiter der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) ernannt, welcher der Abbau phosphathaltiger Höhlensedimente als Düngemittel für die Landwirtschaft (Österr. Höhlendüngeraktion) und die wissenschaftliche Auswertung des dabei anfallenden prähistorischen und paläontologischen Fundmaterials (u. a. in den Höhlen bei Peggau und Mixnitz) obliegt. Gem. mit →  G.  Kyrle und Betriebsleiter → J. Schadler führt A. in der Folge die Aufsicht über die umfangreiche Grabungskampagne in der Drachenhöhle bei Mixnitz, die bislang international umfassendste interdisziplinäre (d. h. geo-, bio- und anthropologische) Untersuchung einer Höhle. Dabei gelingt ihnen die Hebung besonderer Fundkomplexe (Schädelhäufungen von Höhlenbären, fossile Murmeltierbaue, eiszeitliche Kulturschichten) bei oft von A. persönlich angeführten Grabungskampagnen. Das Projekt wird von der Akademie der Wissenschaften in Wien gefördert, der er seit 1921 als korresp. Mitglied angehört. Unterstützung erhält A. dabei v. a. von deren Vizepräsident Richard v. Wettstein, welcher die Höhlenkunde 1920 erstmals als sogenannte »Gruppenwissenschaft« am Schnittpunkt mehrerer Disziplinen verortet. Weiters fungiert A. 1922 als Gründungsmitglied, erster Präsident und später als Ehrenpräsident der Speläologischen Gesellschaft in Wien, wobei eine enge Zusammenarbeit mit dem Speläologischen Institut in Wien unter der Leitung von Kyrle entsteht. Der Zustrom von beträchtlichem Fundmaterial aus Mixnitz an die Univ. Wien führt bald zu einer räumlichen Vergrößerung und Aufstockung des wissenschaftlichen Personals des A. unterstellten paläobiologischen Lehrapparats. Dieser wird insbes. um die Mitarbeiter Otto Antonius und → K. Ehrenberg, seinen späteren Schwiegersohn und Nachfolger am Lehrstuhl für Paläontologie, erweitert und 1924 zu einer autonomen, auch vom Paläontologischen Institut räumlich abgetrennten Abtlg. ausgebaut. Vier Jahre danach erfolgen die Zu43

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sammenführung beider Einrichtungen zum Paläontologischen und Paläobiologischen Institut, die Einrichtung einer paläobiologischen Schausammlung und die Ernennung von A. zum o. Univ.-Professor für Paläontologie und Paläobiologie. Die beim akademischen Maler Franz Roubal in Auftrag gegebene plastische Rekonstruktion des Höhlenbären wird Symbol für die politische Neuausrichtung der Höhlenkunde und wird während der Zwischenkriegszeit seitens des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher auch als Ehrenzeichen in Form einer Plakette vergeben. Zur langfristigen Sicherung seines Einflusses auf die Universitätspolitik initiiert A. die Gründung eines 19-köpfigen, antisemitischen Geheimbunds von Professoren an der Philosophischen Fakultät der Univ. Wien. Der nach ihrem Treffpunkt – dem Seminarraum des paläobiologischen Lehrapparats, wo die Funde aus der Drachenhöhle und Roubals Höhlenbärenplastik ausgestellt sind  – benannte Geheimbund »Bärenhöhle« verhindert während seines Bestehens nicht nur die Habilitation zahlreicher (v. a. jüdischer) Nachwuchswissenschaftler, sondern erreicht auch nach mehreren Versuchen die Erhebung der Höhlenkunde zum akademischen Lehrfach und die Ernennung Kyrles zum ao. Professor für Höhlenkunde an der Univ. Wien. Das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen A. und Kyrle bildet die 1931 gem. herausgegebene und unter Mithilfe von 22 Autoren erstellte zweibändige Drachenhöhlen-Monografie, ein Symbol für die Disziplinbildung der nunmehr als »Speläologie« bezeichneten akademischen Höhlenkunde. Allerdings lassen die Herausgeber Vertreter der vereinsmäßigen, nun als »touristisch« geltenden Höhlenforschung außen vor. 1920–24 fungiert A. zugleich als Vorstand der Paläontologischen Gesellschaft und ab 1928 als Herausgeber der Zeitschrift »Paläobiologica«. Daneben unternimmt er zahlreiche Forschungs- und Vortragsreisen, u. a. nach Nordamerika (1925), Südafrika (1929) und Westindien, und beteiligt sich an der Organisation der Wiener Universitätsreisen, welche er für seine fächerübergreifenden Netzwerk-Aktivitäten nutzt. Bei der Wahl zum wirkl. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien bleibt er allerdings sieben Mal (1926–28, 1930–32, 1941) erfolglos. 1932 überlebt A. unverletzt ein Schussattentat des Zoologen Karl Camillo Schneider. Zwei Jahre später wird er als Rektor der Univ. Wien aufgrund seiner antisemitischen Agitation und der zunehmenden Übergriffe auf jüdische und kath. Studenten durch den austrofaschistischen Ständestaat abgesetzt und emeritiert. Nach einer Gastprofessur in Cambridge übersiedelt A. nach Göttingen und übernimmt ab 1935 den dortigen Lehrstuhl für Paläontologie. Im selben Jahr wird er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen ernannt. 1938 tritt A. der NSDAP bei und betätigt sich fortan als »Rassenforscher«. Nach seiner Emeritierung (1940) wird er auf Empfehlung von Eduard Paul Tratz zum Leiter des neu gegründeten Instituts für Lebensgeschichte 44

im SS-Ahnenerbe ernannt. Anschließend zieht A. nach Salzburg und entwickelt eine enge Kooperation mit dem Haus der Natur unter der Leitung von Tratz, der zugleich von Reichsführer-SS Heinrich Himmler zum Bundesleiter des 1941 gegründeten Reichsbunds für Karst- und Höhlenforschung ernannt wird. Im selben Jahr wird A. mit dem Titel eines Ehrensenators der Univ. Wien ausgezeichnet (1945 aberkannt). Zu Beginn der Nachkriegszeit verstirbt er auf dem 1934 von ihm erworbenen Landgut bei Pichl am Mondsee. Nach seinem Ableben versucht Ehrenberg in mehreren Publikationen (u. a. Lexikoneinträge) den Lebenslauf seines Schwiegervaters zu beschönigen. 2012 wird nach Bekanntwerden seiner Aktivitäten in der Bärenhöhlen-Verbindung der 1983 von Erich Thenius gestiftete Othenio-Abel-Preis in »Preis für Paläobiologie« umbenannt. W.: Grundzüge der Paläobiologie der Wirbeltiere, 1911. Vorzeitliche Säugetiere, 1914. Die Stämme der Wirbeltiere, 1919. Lebensbilder aus der Tierwelt der Vorzeit, 1921. Urweltliche Höhlentiere. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 4, 1922. S. 1–10. Zweiter Bericht über die Ausgrabungsarbeiten in der Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläologisches Jahrb. (vormals Ber. der Bundeshöhlenkommission) 3, 1922. S. 122– 124. Neue Rekonstruktion des Höhlenbären. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  14–16. Dritter Bericht über die Ausgrabungsarbeiten in der Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  90–93. Geschichte und Methode der Rekonstruktion vorzeitlicher Wirbeltiere, 1925. Paläobiologie und Stammesgeschichte, 1929. Die erste Beschreibung der Drachenhöhle durch Carl Gustav Heraeus aus dem Jahre 1719. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S. 98–103. (Mit G. Kyrle) (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. Die Stellung des Menschen im Rahmen der Wirbeltiere, 1931. Die Tiere der Vorzeit in ihrem Lebensraum, 1939. Vorzeitliche Tierreste im Deutschen Mythus [sic  !], Brauchtum und Volksglauben, 1939. L.: N.N.: Othenio und seine Banden. Wiener Allgemeine Zeitung, 6.1.1933. K. Leuchs  : Othenio Abel. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 97, 1947. S. 320–325. K. Ehrenberg  : Othenio Abel †, sein Werden und Wirken. Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Monatshefte. Abtlg. B, Geologie, Paläontologie, 1949. S. 325–328. K.  Ehrenberg  : Othenio Abel. Der Schöpfer der Paläo-

biologie. Österr. Naturforscher und Techniker, 1950. S.  75–77. K.  Ehrenberg  : Othenio Abels Lebensweg. Unter Benützung autobiographischer Aufzeichnungen, 1975. U.  Deichmann  : Biologen unter Hitler. Porträt einer Wissenschaft im NS-Staat, 1995. S. Khittel  : Von der »Paläobiologie« zum »biologischen Trägheitsgesetz«. Herausbildung und Festigung eines neuen paläontologischen Denkstils bei Othenio Abel, 2005. K.  Taschwer  : Othenio Abel, Kämpfer gegen die »Verjudung« der Universität. Der Standard, 9.10.2012. S. 15. K. Taschwer  : Othenio Abel. Paläontologe, antisemitischer Fakultätsund Universitätspolitiker. In  : M.  G.  Ash, J.  Ehmer (Hg.)  : Universität  – Politik  – Gesellschaft, 2015. S.  287–292. K.  Taschwer  : Geheimsache Bärenhöhle. Wie eine antisemitische Professorenclique nach 1918 an der Univ. Wien jüdische Forscherinnen und Forscher vertrieb. In  : R. Fritz, G. Rossoliński-Liebe, J. Starek (Hg.)  : Alma Mater Antisemitica. Akademisches Milieu, Juden und Antisemitismus an den Universitäten Europas zwischen 1918 und 1939, 2016. S. 221–242. J. Mattes  : Wissenschaftspolitische Grenzverhandlungen. Zur Gründung der Lehrkanzel für Höhlenkunde an der Universität Wien (1929). In  : J. Feichtinger, M. Klemun, P. Svatek, J. Surman (Hg.)  : Wandlungen und Brüche. Wissenschaftsgeschichte als politische Geschichte, 2018. S. 117–123. Universitätsarchiv Wien (Personalakt PH PA 880 Othenio Abel). Archiv der Österr. Akademie der Wissenschaften (Wahlvorschläge, Wahlsitzungsprotokolle).

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Abrahamczik, Walter Georg * Mauer bei Wien 1911; † Wien 1980 Geologe, Paläontologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des örtlichen Volksschullehrers und Bürgermeisters Hugo und der Postbeamtentochter Maria A., geb. Desloges. Nach dem Besuch des Gymnasiums und Ablegung der Matura beginnt A. 1929 ein Studium der Geologie, Paläontologie und Höhlenkunde an der Univ. Wien und hört Vorlesungen bei → G. Kyrle, → K. Ehrenberg und → O. Abel. Daneben ist er als Student im Rahmen der Erdöl- und Erdgasaufschlusstätigkeiten der »European Gas and Electric Company« im südlichen Wiener Becken an der mikropaläontologischen Bearbeitung von Bohrproben beteiligt. 1931 legt A. die amtliche Höhlenführerprüfung ab und befasst sich 1933–35 im Rahmen seiner Dissertation unter Anleitung von Kyrle mit der Untersuchung von Höhlen und Karsterscheinungen in der Umgebung von Lunz am See. Dazu kartiert er 28 Klein- und Mittelhöhlen und führt dortselbst die paläontologische Auswertung der Hirschfallund Herdengelhöhle durch. 1934 wird A. gem. mit den anderen Kyrle-Schülern → F. Waldner, → H. Salzer und → R. Pirker Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für den Österr. Zentralhöhlenkataster. Zwei Jahre später promoviert er in Höhlenkunde und Paläontologie bei Kyrle und Ehrenberg mit der Dissertation »Karsterscheinungen in der Umgebung von Lunz am See mit besonderer Berücksichtigung der Höhlen«. 1936 leistet A. den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei den Pionieren ab, wird allerdings erst zwei Jahre später aus dem Wehrdienst entlassen. Politisch bekennt sich A. zum Nationalsozialismus, tritt 1932 der NSDAP bei, ist 1932–37 Mitglied der SA und 1940(  ?)–45 SS-Mitglied, zuletzt im Rang eines Unterscharführers. 1939 wird er nach der Gründung der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe unter der Leitung von → H. Brand mit deren Geschäftsführung betraut, wobei er u. a. mit → F.  Mühlhofer, Richard Erl, Georg Brunner, Walther Steinhäuser und →  W.  v.  Czoernig zusammenarbeitet. Gem. mit Brand und Mühlhofer wird A. mit der politischen Neuordnung der Höhlenforschung im Deutschen Reich betraut und führt sondierende Gespräche mit höhlenkundlichen Vereinen in der Ostmark. Eine Schlüsselrolle spielt A. bei der unter Druck erfolgten Übersendung des Inventars des Speläologischen Instituts in Wien (darunter auch die Privatbibliothek Kyrles) an die neu geschaffene Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde in München. 1939 Heirat mit der promovierten Zoologin und Sängerin 46

Hilda Scanzoni (später Abrahamczik-Scanzoni). Weiters plündert A. 1941 im Auftrag von Brand und mit Unterstützung der Gestapo den umfangreichen Nachlass des ins KZ verschleppten, ehemaligen Präsidenten des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher → B. Wolf. Im selben Jahr fungiert er als Gründungsmitglied des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung unter dem Bundesleiter Eduard Paul Tratz und dem Vorstandsvorsitzenden → W.  v.  Czoernig, dem A. vonseiten des Ahnenerbes als Geschäftsführer beigestellt wird. 1942 übersiedelt A. mit der Forschungsstätte von München nach Pottenstein in Oberfranken, wo er im Folgejahr als Ausbilder beim Aufbau einer Karstwehrtruppe der Waffen-SS tätig ist und den Ausbau der Teufelshöhle zum Schauhöhlenbetrieb durch Häftlinge eines KZ-Nebenlagers in Pottenstein beaufsichtigt. Ab 1943 nimmt A. unter dem Kommando von Brand an Einsätzen der SS-Karstwehr in Italien und Slowenien teil, wo es zu Massakern an der Zivilbevölkerung kommt. Ein Jahr später wird er mit Brand der neu gegründeten SS-Fortifikationsforschungsstelle im Slowenischen Karst zugewiesen und verfasst gem. mit Czoernig und Mühlhofer den Geheimbericht »Karsthöhlen«, der als Grundlage für die Kriegsführung und Partisanenbekämpfung im Karstgebiet Istriens dienen soll. Nach Kriegsende kann A. unbehelligt nach Wien zurückkehren, tritt dem neu gegründeten Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. und Wien bei und bekleidet 1954–73 das Amt eines Rechnungsprüfers. 1949 wird sein Antrag auf Nachsicht der Sühnefolgen bewilligt. Ab dem Folgejahr beteiligt sich A. unter der Herausgeberschaft von Pirker und → H.  Trimmel an der Monografie »Karst und Höhlen in Niederösterreich«. Im Rahmen der Karst- und Waldbestandsaufnahme des Speläologischen Instituts beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft wird er beauftragt, mit historischen Unterlagen die Veränderungen im Bestand der Almen und des Waldes im Bereich des steirischen Teils des Dachsteinstockes zu untersuchen, womit er trotz seiner schlechten finanziellen Lage ein Auskommen findet. 1962 verstirbt seine Ehefrau, neun Jahre später tritt A., zuletzt in der Funktion eines Oberrats, in den Ruhestand. Ein Teilnachlass befindet sich im Steirischen Landesarchiv. W.: Karsterscheinungen in der Umgebung von Lunz am See mit besonderer Berücksichtigung der Höhlen, Diss. Univ. Wien, 1936. OKH – GenStdH, Chef des Kriegskarten- und Vermessungswesens (Mitarbeit W.  Abrahamczik, W.  v.  Czoernig, F.  Mühlhofer)  : Karsthöhlen. Beilage zur Höhlenkarte (Geheim  !), 1944. Einst  – der Höhlenbär. In  : R.  Pirker, H.  Trimmel (Red.)  : Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien, 1954. S. 83–87. Franz Mühlhofer †. Die Höhle 6(2), 1955. S.  29–32. Die Almen und Wälder im stei-

rischen Teil des Dachsteinstockes in ihrer historischen Entwicklung. Centralblatt für das gesamte Forstwesen 79(1–2), 1962. S. 17–104. War der östliche Teil des Dachstein-Plateaus besiedelt  ? Archaelogica Austriaca 42, 1973. S. 65–79. L.: H. Schlager  : Dr.  Walter  Abrahamczik. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 36(3), 1980. S.  53–54. Österr. Staatsarchiv (NS-Gnadenakt, AdR PK 2Rep AR NS Buchstabe A–H 14/18.374/1949).

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Absolon, Karel Vítězslav * Boskovice (dt. Boskowitz, Tschechien) 1877; † Brno (Tschechien) 1960 Archäologe, Geograf, Zoologe und Höhlenforscher

B.: Ältester Sohn des Arztes Vilibald Ignáz und der Karolína A., geb. Wankel. Nach dem frühen Tod des Vaters (1882) kommt A. durch seinen Großvater →  H.  Wankel mit der Paläontologie, Karst- und Höhlenkunde in Kontakt. 1898 schließt er das humanistische Gymnasium in Brno ab und beginnt im Anschluss ein Studium der Zoologie und Geografie an der böhmischen (tschechischsprachigen) Karl-Ferdinands-Univ. in Prag, u. a. bei dem Zoologen Antonín Frič. Zeitgleich unternimmt A. selbst faunistische Untersuchungen in den Höhlen des Mährischen Karstes, sammelt und untersucht Höhlentiere, darunter insbes. Collembola (Springschwänze). In der Folge beginnt er seine Forschungen zu systematisieren, kartiert zahlreiche Höhlen und beginnt sie im Hinblick auf archäologische und paläontologische Funde auszuwerten. 1904 promoviert A. in Zoologie und absolviert Auslandsaufenthalte in Halle, Brüssel, Paris und London. Im selben Jahr erhält er eine Assistentenstelle bei Filip Počta am Geologischen Institut der böhmischen Karl-Ferdinands-Univ. und habilitiert sich in Physischer Geografie mit besonderer Berücksichtigung von Paläoanthropogeografie und Zoogeografie. 1908 Heirat mit Marie Marvánková. Im selben Jahr tritt A. als Kustos in die Zoologische Abtlg. des Mährischen Landesmuseums in Brno ein und hat diese Stelle bis 1938 inne. Daneben baut er als Amateurfotograf ein umfangreiches Lichtbildarchiv auf und unternimmt z. B. mit → J. Knies regelmäßig Höhlenbefahrungen im Mährischen Karst, u. a. ist er 1909–14 maßgeblich an der Entdeckung eines trockenen Zugangs zur Einsturzdoline Macocha beteiligt. 1922–32 wird unter seiner Federführung mittels Taucher eine Verbindung zwischen der Macocha und dem Höhlensystem Punkevní jeskyně festgestellt und die Zugänge in die Einsturzdoline unter großen technischen Schwierigkeiten für den Fremdenverkehr erschlossen. Daneben führt A. Ausgrabungen durch, u. a. in den Höhlen Sloupsko-šošůvské jeskyně, Kateřinská jeskyně, der Bodensenkung Rudice und der Karstdoline Macocha. Sein z. T. auf öffentliche Anerkennung abzielendes Vorgehen bei der Erforschung und Erschließung der mährischen Höhlenwelt führt allerdings zu Konflikten mit Fachkollegen, die seinen Hang zur Selbstdarstellung und den übermäßigen Einsatz von Sprengmitteln bei den Erschließungsarbeiten kritisieren. In der Folge wird A. Mitbegründer der Aktiengesellschaft »Moravský kras«, die zur Finanzierung der Erforschungs- und Erschließungs48

arbeiten ins Leben gerufen wird. 1908–22 unternimmt er neun Studienreisen zu den Karstgebieten des Balkans (insbes. nach Slowenien, Dalmatien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina), wobei er deren Höhlenfauna erkundet, neue Tierarten entdeckt, den Sickersee Cerkniško jezero (Zirknitzer See) und mehrere Karstflüsse, u. a. die Trebišnjica, Ombla, Buna und Reka, untersucht. Nach der Scheidung von seiner Ehefrau heiratet er 1920 die Archäologin Valerie Minkusziewiczová, Geburt der Tochter Valerie (* 1922) und des Sohnes Karel Bedřich (* 1926). 1923 erweitert er seine Habilitation, drei Jahre später folgt die Ernennung zum ao. Professor und 1927 zum o. Professor für Geografie, Paläontologie und Zoogeografie an der tschechischen Karls-Univ. Prag, allerdings hält A. keine regelmäßigen Lehrveranstaltungen ab. Auch eine Berufung auf einen anderen Lehrstuhl glückt nicht. 1925 entdeckt er bei Ausgrabungen in einer Mammutjäger-Station bei Dolní Věstonice eine Venusfigurine aus Keramik, 1925–30 folgen Grabungskampagnen am Magdalénien-Fundort in der Pekárna jeskyně, der Jeskyně Býčí skála, der Mammutjäger-Station Předmost und bei Moravany nad Váhom, wo A. 1938 ebenfalls auf eine Venusfigurine stößt. 1932 gründet er die in deutscher Sprache erscheinende Zeitschrift »Studien aus der allgemeinen Karstforschung, der wissenschaftlichen Höhlenkunde, der Eiszeitforschung und den Nachbargebieten«, die bis 1945 erscheint und ihn nach Kriegsende der Anschuldigung aussetzt, mit den deutschen Besatzern kollaboriert zu haben. Während der Zwischenkriegszeit gelingt es A., durch seine zahlreichen (populär)wissenschaftlichen Publikationen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und Politik zu erregen und seine umfangreichen Forschungsund Erschließungsprojekte durch Sponsoren finanzieren zu lassen. Ergebnis seiner umfassenden Sammlungstätigkeit zu fossilen Überresten des Menschen ist die 1928 mit Unterstützung des Politikers Tomáš Masaryk und des Unternehmers Tomáš Baťa realisierte Einrichtung einer »Anthropos«-Ausstellung (»Der Mensch und sein Geschlecht«) in einem Pavillon am Messegelände von Brno, welcher bis 1939 als von A. geleitetes Anthropos-Museum öffentlich zugänglich ist. Seine Pläne zur Gründung eines unabhängigen Forschungsinstituts werden aber von der Wirtschaftskrise und der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei durchkreuzt, sodass A. 1942 von Hermann Schwabedissen als kommissarischer Direktor des Anthropos-Museums abgelöst wird. Während der Kriegsjahre nimmt A. eine politisch ambivalente Haltung ein und schwankt zwischen vorsichtiger Kooperation und passivem Widerstand, um seine Stellung nicht zu gefährden. So kann er sich bis 1942, dem Zeitpunkt seiner formellen Emeritierung, u. a. durch die Fürsprache des 1939 als Professor für Urgeschichte an die Deutsche Karls-Univ. Prag berufenen Lothar Zotz, als Vorstand des Anthropos-Museums behaupten. Nach 1939 setzt ihn jedoch das SS-Ahnenerbe zugunsten von Assien Bohmers und → K. Willvonseder als Leiter der Ausgrabungen in Dolní Věstonice 49

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ab und beansprucht einen wesentlichen Teil des Fundmaterials, das A. bis Kriegsende nur unter Druck und bruchstückhaft zur Verfügung stellt. Ein Teil seiner Sammlung, die im Schloss Mikulov untergebracht ist, wird bei Kriegsende durch einen Brand zerstört. Nach 1945 erhält A. kurzfristig einen Lehrauftrag an der Univ. Bratislava, zieht sich jedoch bald ins Privatleben zurück und arbeitet an unterschiedlichen Buchprojekten wie einer Höhlenfauna des Balkans, die er allerdings nicht mehr fertigstellt. 1962 wird das von ihm aufgebaute Anthropos-Museum von dem Prähistoriker Jan Jelínek als Anthropos-Institut innerhalb des Mährischen Landesmuseums neu gegründet. Eine von A. verfasste zweibändige Monografie zum Mährischen Karst erscheint u. a. aus politischen Gründen erst zehn Jahre nach seinem Ableben. Neben seiner Mitgliedschaft in der Geografischen, Geologischen und Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien wird A. 1929 zum ao. Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste (»Česká akademie věd a umění«) gewählt und fungiert 1925–48 als korresp. Mitglied der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (»Královská česká společnost nauk«). Eine Rekonstruktion seines Arbeitszimmers wird im Mährischen Landesmuseum ausgestellt und sein umfangreiches Lichtbildarchiv ist im Anthropos-Institut in Brno zugänglich. W.: Kras Moravský a jeho podzemní svět, 1905–11. Krápníková jeskyně Punkvina a Kateřinská, 1911. Führer durch den mährischen Karst, insbesondere seine Grotten und Höhlen in der Umgebung von Blansko, Punkwa, Macocha, Sloup, Jedownitz, 1912. Zum Ausfluge der Sektion für Naturkunde nach Brünn und in das mährische Karstgebiet. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 28(5), 1916. S. 21–27. Die »Macocha« und die neuen Tropfsteingrotten Punkwaund Katharinenhöhle, 1920. Macocha a krápníkové jeskyně Punkvina i Kateřinská, vodní jeskyně Punkvy, 1922. (Mit R.  Czižek)  : Paleolitický výzkum jeskyně Pekárny na Moravě (3 Teile). Časopis Moravského musea zemského 24, 1926. S. 1–59  ; 25, 1927. S. 112– 201  ; 26–27, 1932. S.  479–598. (Mit J.  Kratochvil)  : Zur Kenntnis der höhlenbewohnenden Araneae der illyrischen Karstgebiete. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  73–81. Über Großformen des quarzitischen Aurignaciens der palaeolithischen Station Ondratice in Mähren, 1935. Die Erforschung der diluvialen Mammutjäger-Station von Unter-Wisternitz in Mähren. Arbeitsbericht über das zweite Jahr 1925, 1938. Die Praehistorische Erforschung der Býčí Skála-Höhle in Mähren vergleichend dargestellt, 1944. Výzkum diluviální stanice lovců mamutů v Dolních Věstonicích 50

na Pavlovských kopcích na Moravě. Pracovní zpráva za třetí rok 1926, 1945. Moravský kras, 2 Bde., 1970. (Mit B. Klíma)  : Předmostí, ein Mammutjägerplatz in Mähren, 1977. L.: B.  Klíma  : Za profesorem dr. Karel Absolon. Anthropozoikum 10, 1960. S. 7–23. H. Strouhal  : Karel Absolon. Die Höhle 12(1), 1961. S.  24–28. J.  Rubín  : Karel Absolon jako geograf a velká osobnost české přírodovědy. Sborník československé společnosti zeměpisné 82, 1977. S. 103–124. J. Hedges, E. Coufalik  : The Karel Absolon Century, 1877–1977. Bull. of the National Speleological Society (Huntsville) 39, 1977. S.  3–8. G.  Nonveiller  : The Pioneers of the Research on the Insects of Dalmatia, 1999. J. Hálek  : Karel Absolon. Akademický Bull. (5), 2002. S.  38. G.  Novotný  : Jindřich Wankel a Karel Absolon v kulturních dějinách Moravy. Časopis Matice moravské 126(2), 2007. S.  493–495. P.  Kostrhun  : Karel Absolon and the Research of Significant Palaeolithic Sites in Moravia. Archaeologia Polona 47, 2009. S. 91–139. M. Oliva  : Dolní Věstonice  I (1922–1942). Hans Freising  – Karel Absolon  – Assien Bohmers, 2014. M.  Oliva  : Profesor Absolon a Němci. Dějiny a současnost (1), 2015. S. 22–26.

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Adametz, Karoline (vulgo »Lotte«) * Wien 1879; † Wien 1966 Museumsbedienstete und Illustratorin

B.: Ältestes von fünf Kindern des Architekten und Stadtbaumeisters Heinrich und der Karoline A., geb. Simon. Nach dem frühen Tod des Vaters (1889) leidet die Familie unter großen finanziellen Schwierigkeiten. 1885–93 besucht A. die Volksund Bürgerschule, wechselt anschließend für vier Jahre an die Kunstschule St. Ursula und absolviert ab 1897 für vier Semester die Handelsschule »Weiss« in Wien, wo sie die Matura ablegt. Anschließend tritt sie in den Dienst der Geologisch-Paläontologischen Abtlg. des Naturhistorischen Hofmuseums, wo A. eine Einschulung in den Bibliotheks- und Fachdienst erhält. Daneben schreibt sie sich für je vier Semester als ao. Hörerin in den Fächern Geologie und Paläontologie an der Univ. Wien und der Technischen Hochschule in Wien ein, wo sie insbes. Vorlesungen bei Ernst Kittl, Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abtlg., besucht. Daneben bildet sie sich als Autodidaktin im Bereich der Prähistorie und Paläontologie weiter. Am Museum wird sie mit der Führung von Akquisitionsjournalen und Inventarbänden sowie ab 1902 mit der Revision der paläozoischen und mesozoischen Studiensammlung betraut. Weiters übernimmt A. die Bestimmung und musealtechnische Aufarbeitung der Sammlung des böhmischen Paläozoikums und kooperiert dabei mit Theodor Fuchs und Kittl. A. bleibt zeitlebens ledig und kinderlos und teilt sich eine Wohnung mit ihrer Schwester Emelie A. Nach dem Ableben von Kittl (1913) betreut sie unter dessen Nachfolgern Franz Xaver Schaffer und Friedrich Trauth die tertiäre Molluskensammlung. Daneben ist sie ab 1919 ehrenamtlich als Assistentin von Josef Bayer, Direktor der Prähistorischen Abtlg., tätig und wirkt insbes. bei dessen Ausgrabungen in Krems an der Donau und in der Gudenushöhle bei Albrechtsberg (Niederösterr.) mit. In dieser Funktion übernimmt A. auch die Neuordnung der Sammlung urgeschichtlicher Artefakte des Kremser Prähistorikers und Lehrers Johann Strobl. Ihre Schilderung der Fundumstände der Venus von Willendorf (1908) fällt deutlich zugunsten Bayers aus und gilt heute als faktisch unrichtig. Nach dessen Tod (1931) betreut A. seinen wissenschaftlichen Nachlass und schafft einen Denkmalausschuss, der die Aufstellung von Gedenksteinen an ehemaligen Wirkungsorten ihres Förderers beabsichtigt. 1927 gelingt es A. nach mehreren Interventionen beim Unterrichtsministerium eine Anstellung im mittleren Fachdienst an Museen und Sammlungen zu erreichen. In der Folge wird sie zur Revidentin (1927), 51

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Sekretärin (1929) und schließlich zur Verwaltungsinspektorin (1939) befördert und arbeitet u. a. bei wissenschaftlichen Projekten von Julius von Pia und → G. Kyrle mit. So übernimmt sie die Betreuung von Schausammlungen des Naturhistorischen Museums und des Heimatmuseums Stockerau, fertigt Reliefs und Schaukarten für Ausstellungen an. Aufgrund ihrer künstlerischen Begabung für Zeichnungen und fotografische Arbeiten wirkt A. auch als Illustratorin bei zahlreichen Lehrbüchern mit, z. B. bei Franz Xaver Schaffers »Lehrbuch der Geologie« (1924), Josef Bayers »Der Mensch im Eiszeitalter« (1927) und bei Publikationen der Österr. Geologischen Gesellschaft, der sie von 1914–24 als Sekretärin zur Verfügung steht und 1922 als Mitglied beitritt. Weiters arbeitet sie bis 1938 im Zuge von Grabungen in der Potočka zijalka (Pototschnig-Höhle), einer reichen Aurignacien-Fundstelle in den slowenischen Karawanken, mit dem Archäologen → S. Brodar aus Ljubljana zusammen. Nach dem Ableben von Kyrle (1937) übernimmt A. dessen Sitz in der »Commission pour l’Étude de l’Homme Fossile«, zudem tritt sie der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und der Deutschen Paläontologischen Gesellschaft bei und übernimmt 1938 die Betreuung des Archivs für Polarforschung. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird A. NSDAP-Anwärterin und 1939 Parteimitglied. Während des NS-Regimes übt sie durch ihre politischen Kontakte großen Einfluss auf die Leitung und das Kollegium des Naturhistorischen Museums aus, wird nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch Zeugenaussagen von Mitarbeitern überführt und des Dienstes enthoben. 1946 wird A. bei gleichzeitiger Kürzung der Bezüge um fünf Prozent pensioniert. W.: Eine Mammutjägerstation. Die Umschau 29(24), 1925. S. 470–471. Kannibalen der Steinzeit. Die Umschau 32(27), 1928. S. 541–543. Ergänzungen zu dem vorhergehenden Bericht von Kyrle und eine Zusammenfassung der alt- und jungpaläolithischen Höhlenstationen Österreichs auf Grund der Ausgrabungen und Untersuchungen von Josef Bayer. Report of the 16th International Geological Congress in Washington D.C. (1933), 1936. S.  1165–1169. Josef Bayer – Der Begründer der modernen Eiszeitforschung. Ein Gedenkblatt anlässlich der Enthüllung des Dr.  Josef BayerDenkmals in Spitz i.d. Wachau, am 3. September 1936. Typoskript, Archiv der Prähistorischen Abtlg. des NHM Wien. Eine vielkantige Streitaxt aus dem Überschwemmungsgebiet der Traisenmündung. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 67, 1937. S. 30–31. Die Mammutjägerstation Willendorf in der Wachau. Waldviertler Heimat (Beilage zur »Donauwacht«) 4, 1941. (Mit J. Pia)  : Ein rätselhaftes Quecksilbervorkom-

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men bei Haugsdorf im Weinviertel. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 79, 1942. S.  33–36. Gedenkblatt zum 60.  Geburtstag Dr.  Josef Bayers, 1942. L.: H.  Zapfe  : Nachruf Lotte Adametz. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 69, 1965. S.  11–13. O.  Kuhn  : Nachruf Lotte Adametz. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 59, 1966. S.  255– 257. J.  W.  Neugebauer  : Zur Auffindung der Venus von Willendorf. Archäologie Österreichs 7(2), 1996. S.  4–9. W.  Antl-Weiser  : Die Auffindung der Venus von Willendorf – eine unendliche Geschichte. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 130–131, 2000–01. S.  39–57. B.  Fuchs  : Lotte Adametz. In  : B.  Keintzel, I. Erika (Hg.)  : Wissenschaftlerin in und aus Österreich, 2002. S. 7. E. Jungwirth, M. Jungwirth  : Žene u Geologiji. Geološko-Paleontološki Zavod Bull. 19, 2009. S.  4–8. Österr. Staatsarchiv (AdR UWFuK BMU PA Sign. 3 u. 4).

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Agapito, Girolamo (Hieronymus) von (Pseudonyme »Melisso ­Lusiano«, »Michele Weiss«, »Agapito Istriano«) * Buzet (dt. Pinquent, Istrien, Kroatien) 1783; † Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1844 Schriftsteller, Journalist und Übersetzer

B.: Sohn des Grafen Giovanni Antonio, Jurist und Archivar in Buzet, und der aus Koper stammenden Maria v. A., geb. Gravisi, Marquise v. Pietrapelosa. Nach einer Ausbildung am »Collegio dei Nobili« in Koper bereitet sich A. für eine Beamtenkarriere im Landesdienst vor, allerdings führen ein früher Tod des Vaters und der Zusammenbruch der Republik Venedig (1797) zur wirtschaftlichen Instabilität der Familie. Nach einem Umzug nach Triest zu seinem Großvater, dem als Justiz-Kommissär und Notar tätigen Julius v. Gravisi, nimmt sich dieser seiner an. In der Folge erhält A. eine Anstellung bei der provisorischen Verwaltung des zum Habsburgerreich gefallenen Istrien und promoviert in Rechtwissenschaft an der Univ. Padua. Daneben entwickelt er eine rege literarische Tätigkeit und wird bereits als Student Mitglied in der Künstlervereinigung »Accademia dei Risorti« in Koper und unter dem Pseudonym »Melisso Lusiano« auch in der Gesellschaft »Accademia degli Arcadi Sonziaci« in Triest. Daneben unternimmt A. Reisen nach Ljubljana, Graz und Wien, wo er sich länger aufhält und auch mehrere seiner Schriften publiziert. 1809 kollaboriert A. nach der Besetzung von Triest durch französische Truppen mit den Besatzern und macht eine kurze, aber rasche Karriere in der Legislative als Polizeikommissar und Friedensrichter. Im Zuge der Reformierung des Schulwesens ist A. 1810–12 als Lehrer für Geschichte und Beredsamkeit sowie als Bibliothekar am Lyzeum (»Écoles centrales«) in Ljubljana tätig, wo auch sein Bruder Andrea als Militäringenieur beschäftigt ist. Nach der Schließung der Einrichtung übersiedelt A. wieder nach Triest, wo er eine Stelle als Lehrer für Grammatik am dortigen Lyzeum erhält. Nach Ende der französischen Herrschaft in Italien (1814) und der Auflösung der Schule, an welcher A. tätig ist, findet er als Journalist und Verfasser von Gedenkgedichten ein bescheidenes Auskommen. Drei Jahre später verstirbt sein Bruder an Tuberkulose. 1810 wird A. zum Mitglied der »Società di Minerva« von Triest ernannt und ist mehrere Jahre lang als Zeitungsredakteur tätig, u. a. bei der »Gazzetta Triestina« (1814–15), und als Herausgeber der Blätter »Osservatore Triestino« (bis 1820) und »Mercurio Triestino« (bis 1825, unter dem Pseudonym »Michele Weiss«). Zudem publiziert A. mehrere Landesbeschreibungen und Reiseführer zu Sehenswürdigkeiten im Umkreis der Stadt Triest und im Slowenischen Karst, darunter insbes. zu den archäologischen Stätten und Höhlen in Istrien und Krain. Seine Darstellung der Postojnska jama 53

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(1823) enthält die erste Beschreibung der 1818 von → L. Čeč anlässlich des Besuchs von Kaiser Franz II./I. neu entdeckten Höhlenteile. Weiters fördert A. durch seine Publikationstätigkeit nachhaltig die Bekanntheit der Höhlen Postojnska jama, Škocjanske jame, Jama Vilenica pri Lokvi und Socerbska/Sveta jama in der Öffentlichkeit und belebt den Besucherverkehr. Daneben entwickelt er ein besonderes Interesse für römische Bauwerke und antike Fundorte und publiziert eine epigrafische Sammlung von römischen Inschriften in Istrien. Zudem fungiert A. als Herausgeber und Übersetzer, bes. der Werke Christoph Martin Wielands, ins Italienische und verfasst literarische Texte. W.: Le grotte di Adlersberg, di S. Canciano, di Corniale e di S. Servolo, 1823. Compiuta e distesa descrizione della fedelissima città e Porto-Franco di Trieste, 1824. Descrizioni storico-pittoriche di pubblici passeggi suburbani, dell’ escursioni campestri, di notabili ville e giardini privati e di piccioli viaggi di diporto sul mare ne’ contorni di Trieste, 1826. Peregrinazioni per l’Istria negli anni 1825–1828, 1830. Schizzi dal vero. Il Castello e la Grotta di S. Servolo (2 Teile). La Favilla 1(48), 1837. S.  5–6  ; 1(49), 1837. S.  2–3. Le rose e le spine della ghirlanda nuziale, 1837. La Grotta di Corniale. Cosmorama Pittorico 4(31), 1838. S.  329–333. La

descrizione di Peroi, 1842. Sul traffico di Trieste con gli Stati Uniti, 1842. L.: E.  Generini  : Curiosità triestine. Trieste antica e moderna, 1884. P. Stancovich  : Notizie degli Istriani viventi nel 1829, 1884. S. 13. P. Tomasin  : Reminiscenze storiche di Trieste dal sec. IV al sec. XIX, Bd.  2, 1900. S.  57–59. B.  Ziliotto  : Girolamo conte Agapito, versatile ingegno istriano. Archeografo triestino 21(4), 1957. S. 3–44. E. Faraone  : Agli albori del turismo speleologico triestino. La Grotta Vilenizza di Corgnale. Atti del Simposio Internazionale sulla Protostoria della Speleologia, Città di Castello, 1991. S. 51–60. E. Faraone  : Girolamo Agapito. Progressione 31, 1994. S. 59–60.

Aigner, Engelbert * Weyer an der Enns (Oberösterreich) 1864; † Linz (Oberösterreich) 1930 Spengler und Höhlenforscher

B.: Sohn des Sägeschmieds Martin und der unehelich geborenen Dienstmagdtochter Katharina A., geb. Großberger. Nach Besuch der Volksschule und Absolvierung einer Spenglerlehre ist A. zunächst in wechselnden Dienstverhältnissen beschäftigt. Um 1907 zieht er nach Hallstatt, ist dortselbst als Bergführer tätig und entwickelt im Zuge der Neuentdeckungen nahe der Schönbergalm bei Obertraun (1910) ein zunehmendes Interesse an der Karst- und Höhlenforschung. In der Folge knüpft A. Kontakte zu den Erforschern der Dachsteinhöhlen (u. a. → G.  Lahner, → H.  Bock) und ist dort während der Erschließungsarbeiten für den Fremdenverkehr als Wegbauer, Handwerker 54

und Sprengmeister beschäftigt, z. B. wirkt er beim Bau der exponierten Eisenbrücke über den sogenannten »Eisabgrund« der Dachstein-Rieseneishöhle mit. Daneben beteiligt er sich an Forschungen in der »Umgehungsgalerie« beim Osteingang der Dachstein-Mammuthöhle, beim Abstieg in den Wasserschacht und bei zahlreichen anderen Höhlenbefahrungen am Dachstein. Seit 1910 ist A. neben u. a. → H. Hüdl und Leopold Hinterer als Höhlenführer in den Dachsteinhöhlen tätig. Dabei gerät er zunehmend in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Lahner, der als Verwalter des Schauhöhlenunternehmens A. sowohl als Lastenträger und Höhlenführer auf der Schönbergalm als auch für Hilfsdienste bei Forschungsfahrten einsetzt, ihn aber nur geringfügig entlohnt. 1916 befährt er gem. mit →  F.  v.  Morton, den A. auf den Höhleneingang aufmerksam macht, erstmals die Mortonhöhle bei Obertraun. Drei Jahre später setzt er z. T. unter der Leitung von Lahner und → W. v. Czoernig die Erforschung der Höhle fort. 1921 heiratet A. in erster Ehe die verwitwete, in Hallstatt tätige Wirtschafterin Theresia Wolfsgruber, geb. Hackl, und übernimmt gem. mit seiner Ehefrau und Ziehtochter 1914–24 die Führung der Unterkunftshütte »Schönbergalpe« in unmittelbarer Nähe zu den Eingängen der touristisch erschlossenen Dachsteinhöhlen. 1923 wird er vom Hauptverband deutscher Höhlenforscher neben Ludwig Höllriegl zum ersten konzessionierten Höhlenführer in Österr. ernannt, zwei Jahre später folgt die Auszeichnung mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands. Im Alter ist A. als Wegwart für die Erhaltung des Wanderwegs zur Schönbergalm tätig und wirkt bei der touristischen Erschließung der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun mit, wo er sich infolge eines verspätet losgegangenen Sprengschusses schwer am Auge verletzt. Wegen seiner Arbeitslosigkeit lebt A. ab 1924 in Armut und stirbt sechs Jahre später als Armenrentner im Allgemeinen Krankenhaus in Linz. L.: N.N.: Die drei »Eismänner« der Dachsteinhöhlen. Neue Warte am Inn, 18.2.1917. S. 3. J. Genta  : Die Bewirtschaftung des Dachsteinhöhlenparks. Deutsche Zeitung, 10.10.1920. S.  4–5. N.N.: Höhlenführer. Salzburger Chronik, 30.1.1930. S.  6. N.N.: Hallstatt. Todesfall. (Linzer) Tagblatt, 6.2.1930. S.  10.

F. v. Morton  : Höhlenführer Engelbert Aigner †. Linzer Volksblatt, 8.2.1930. S. 4. F. v. Morton  : Höhlenführer Engelbert Aigner †. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S. 64. R. Pilz  : Einheimische Höhlenforscher. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 20, 1995. S. 45–48.

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Andrian-Werburg, Leopold Ferdinand von * Schloss Vornbach bei Neuhaus am Inn (Bayern, Deutschland) 1835; † Nizza (Frankreich) 1914 Geologe, Anthropologe und Ministerialbeamter

B.: Ältester Sohn des Reichsfreiherrn Eduard, bayerischer Kammerherr und Gutsherr, und der wohlhabenden Komponistentochter Anna v. A.-W., geb. Bachmayr. Nach dem Besuch des Ludwigsgymnasiums in München absolviert A.-W. den Militärdienst im bayerischen Pagenkorps. Anschließend beginnt er ein Studium der Naturwissenschaften in München, hört u. a. Vorlesungen bei Justus Liebig und wechselt anschließend an die Bergakademie in Freiberg (Sachsen), welche er absolviert. 1857 tritt A.-W. zunächst als Volontär in die Geologische Reichsanstalt in Wien ein und ist dortselbst bis 1867, zuletzt als Sektionsgeologe, tätig. Zwei Jahre später heiratet er die vermögende Komponistentochter Cäcilie Meyerbeer. Geburt der Tochter Gabriele (*  1870), die als zweite Frau an der Univ. Wien promoviert (1900), und des Sohnes Leopold (* 1875), späterer Schriftsteller und Generalintendant der Wiener Hoftheater. 1871 erwirbt A.W. das Anwesen »Altaussee, Fischerndorf 48« (vulgo »Villa Andrian«), wo er sich im Kreise seiner Familie und Freunde wie dem Kunstmäzen Edmund v. Zichy und dem Philologen Wilhelm v. Hartel den Sommer und Herbst über zurückgezogen aufhält, während er die Wintermonate in der Villa Mendiguren in Nizza verbringt. Als leidenschaftlicher Cellist entwickelt A.-W. eine Nähe zu Tonkünstlerkreisen und beginnt sich für Urgeschichte und Volkskunde zu interessieren. Im Winter 1876–77 untersucht er Höhlen und Kultstätten mit prähistorischen Funden in Sizilien und legt eine eigene Sammlung an. Weiters vergleicht er aus unterschiedlichen Kulturen Riten, Bräuche und Sagen, die in Verbindung zu Höhlen stehen, und verfasst mehrere Beiträge zur Volkskunde des Salzkammerguts und des Ausseerlandes. Aufgrund seiner im Zuge mehrerer Studienreisen am Balkan aufgebauten Expertise wird A.-W. 1879 ins Reichsfinanzministerium berufen, wo er nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas die Neuordnung des Forst- und Bergwesens leitet und daneben Initiativen zur ethnografischen und naturwissenschaftlichen Erforschung Bosniens und der Herzegowina setzt. Im Folgejahr wird er zum Ministerialrat befördert und tritt 1882 in den Ruhestand. Daneben befasst er sich vertiefend mit Anthropologie, Urgeschichte, Volksund Höhlenkunde und wirkt als Fachreferent für Ethnografie und Anthropologie im Redaktionskomitee des Kronprinzenwerks »Die österreichisch-ungarische Monarchie 56

in Wort und Bild« mit. Zugleich Weltmann, angeregter Gesellschafter und Naturforscher, fungiert A.-W. dabei als Mittler zwischen Hocharistokratie, Künstler- und Gelehrtenkreisen. 1870 wird er nach einer Auseinandersetzung mit dem deutschen Mediziner und Materialisten Carl Vogt Mitbegründer einer von der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft unabhängigen Anthropologischen Gesellschaft in Wien, welche er zuletzt von 1882–1902 als Präsident leitet. Dabei baut A.-W. eine enge Freundschaft u. a. mit → F. v. Hauer, → F. v. Hochstetter und → J. Szombathy auf, wobei v. a. durch Hauer eine enge Verbindung der Anthropologischen Gesellschaft zur Anthropologisch-Ethnografischen Abtlg. des Naturhistorischen Hofmuseums entsteht. Die institutionelle Anlehnung an das Museum, die langen Abwesenheiten von A.-W. in Wien und die dadurch bedingte Vernachlässigung der Vereinsgeschäfte führen schließlich zu Konflikten in der Anthropologischen Gesellschaft und auf Betreiben von Moriz Hoernes, Matthäus Much und Szombathy zu seiner Abdankung als Präsident. Seine zeitraubenden naturwissenschaftlichen Neigungen führen aber auch zu Konflikten innerhalb der Familie und zu einer zunehmenden Distanz zu seinem Sohn Leopold. 1891 erfolgt die Trennung (ohne Scheidung) von seiner Ehefrau, die sich fortan in mondänen Kurorten Europas aufhält und aufgrund ihres repräsentativen Lebensstils in finanzielle Abhängigkeit zu ihren Kindern gerät. Im Alter werden A.-W. zahlreiche Ehrungen zuteil, 1879 wird er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 1905 zum Ehrenbürger von Altaussee und 1911 zum Ehrenmitglied der von → O.  Stipić, → H.  Hüdl und Julius Kalmar gegründeten Sektion Obersteier des Vereins für Höhlenkunde in Österr. ernannt. 1894 folgen die Bestellung zum Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1895 die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Univ. Wien und 1914 die Wahl zum korresp. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach seinem Ableben wird die Leiche von Nizza nach Altaussee überführt und dort bestattet. Ein Teilnachlass von A.-W. befindet sich in der Österr. Nationalbibliothek. W.: Einfluß der vertikalen Gliederung der Erdoberfläche auf menschliche Ansiedelungen. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 6, 1876. S.  1–28. Prähistorische Studien aus Sizilien, 1878. (Mit P. Hunfalvy)  : Ethnographische Einleitung. In  : R. v. Habsburg (Hg.)  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kronprinzenwerk). Übersichtsbd., Abtlg. 2, 1887. S. 1–32. Der Höhencultus asiatischer und europäischer Völker, eine ethnologische Studie, 1891. Über Wetterzauberei. Mitt. der Anthropologischen Ges. in

Wien 24, 1894. S. 1–39. Die Altausseer, ein Beitrag zur Volkskunde des Salzkammergutes, 1905. L.: L. v. Schroeder  : Ferdinand Reichsfreiherr Andrian zu Werburg. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 64, 1914. S.  454–457. M. Hoernes  : Ferdinand Freiherr von Andrian-Werburg. Wiener Prähistorische Ztschr. 1, 1914. S.  141–143. N.N.: Reichsfreiherr von Andrian-Werburg. Neues Wiener Tagblatt, 16.4.1914. S.  11. N.N.: † Reichsfreiherr von Andrian-Werburg. Neue Freie Presse,

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16.4.1914. S.  7. L.  v. Schroeder (Hg.)  : Prähistorisches und Ethnologisches. Gesammelte Abhandlungen von Ferdinand Freiherrn von Andrian-Werburg, 1915. L.  v.  Schroeder  : Ferdinand von Andrian. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 45, 1915. S. 1–11. H.  Lobitzer, Z.  Kukal  : Ferdinand Freiherr von Andrian – Altaussee, Böhmen und der Rest der Monarchie.

Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 150(3–4), 2010. S.  455–462. H. Lobitzer  : Der Geologe Ferdinand Freiherr von Andrian. Da schau her 32(1), 2011. S.  9–13. Nachlass Österr. Nationalbibliothek (55 Briefe und 32 Mappen, ÖNB-Sammlung von Handschriften und alten Drucken).

Andrich, Alexander * Graz (Steiermark) 1881; † Graz 1976 Justizsekretär und Höhlenforscher

B.: Sohn des Hausbesitzers Josef und der Josefine A., geb. Neumann. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Graz erhält A. zunächst eine Anstellung als Kanzleidiener im Bezirksgericht Vorau, wechselt anschließend an das Landesgericht Graz und weiter an das Bezirksgericht Birkfeld, wo er als Kanzleigehilfe beschäftigt ist. Nach der Ablegung der Kanzlei- und Grundbuchführerprüfung wird er dortselbst mit Zivilprozess- und Grundbuchangelegenheiten betraut und erhält im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit den Titel eines »Grundbuchdirektors«. Zudem ist er in der gerichtlichen Einlaufstelle u. a. als Rechnungs- und Geldbuchführer tätig. 1905 legt A. die griechisch-orientalische Konfession ab und tritt zur röm.-kath. Kirche über. Trotz seiner beruflichen Definitivstellung ist er häufig gezwungen, den Dienstort zu wechseln, z. B. an das Bezirksgericht Birkfeld und später als Offizial an das Bezirksgericht Pöllau, wo er sich ehrenamtlich als Kassier des örtlichen Kinderwohlfahrtsvereins engagiert. Daneben betätigt er sich als Sammler religiöser Volksliteratur, von Ikonen, Amuletten und Heiligenbildern und beginnt sich für die Heimatkunde zu interessieren. 1905 Heirat mit der Förstertochter Maria Ebenbauer (†  1914). 1916 zweite Heirat mit Aloisia Rath, Geburt der Tochter Romana. Drei Jahre später wird A. zum Kanzleioberoffizial in Pöllau ernannt. Wegen Körperverletzung der Ehefrau in Gegenwart von 17 Zeugen wird er 1922 gerichtlich verurteilt, wegen der dabei öffentlich gezeigten Brutalität auch disziplinarrechtlich bestraft und in der Folge geschieden. Ab 1924 unternimmt A. mit mehreren Jugendlichen aus Mariazell zahlreiche Höhlenfahrten, insbes. in den Fledermausschacht auf der Tonion (vormals auch Tonion-Riesen-Schacht, heute ein Teil des Tonion-Höhlensystems). Um für die Forschungstätigkeit der Gruppe leichter finanzielle Unterstützung einwerben zu können, ruft er vier Jahre später in Mariazell den 58

Höhlenforscherklub »Die Fledermaus« ins Leben, mit welchem er als Obmann 1928– 38 über 250 Höhlenbefahrungen unternimmt, darunter v. a. 25 in den Fledermausschacht. In den Folgejahren widmet sich A. u. a. mit → H. Wawřička, Siegfried Radinger, Roman Mayer und Josef Praschl der Erkundung des Gebiets um die Tonionalpe, die Zeller Staritzen, die Wildalpe und den Hochschwab. 1929 wirkt er bei einem Tiefenvorstoß in den Fledermausschacht von → H. Bock, Wawřička, Rudolf Palfinger, Siegfried Radinger, Vinzenz Strenta und Roman Maier mit, wo eine Tiefe von ca. 530 m erreicht wird. Auf seine Initiative erfolgt auch die Einrichtung einer höhlenkundlichen Schausammlung im Bezirksmuseum in Mariazell. 1931 hat eine entgeltliche Darlehensvermittlung, die seiner Amtsführung als Justizsekretär zuwiderläuft, eine erneute dienstrechtliche Verfolgung und Abstrafung zur Folge. Schließlich wird A. 1932, zuletzt als Kanzleioberoffizial im Kreisgericht Leoben, in den Frühruhestand versetzt. 1938 tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark bei. Durch die politische Neuordnung der Höhlenforschung im Dritten Reich wird der Mariazeller Höhlenverein noch im selben Jahr als Ortsgruppe in den Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark eingegliedert. Einer Heirat (1968 konvalidiert) mit Aloisia Alleseder in Bruck an der Mur folgt 1939 der Austritt aus der röm.-kath. Kirche. Im selben Jahr erhält A. eine finanzielle Förderung der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe unter der Leitung von →  H.  Brand und fungiert 1941 als Gründungsmitglied des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung in Salzburg. Dennoch erlischt während der Kriegsjahre die Vereinstätigkeit der Mariazeller Ortsgruppe, noch 1945 wird A. zur deutschen Wehrmacht einberufen und an der Front eingesetzt. Nach Kriegsende finden die Mitglieder des Mariazeller Höhlenvereins nicht mehr zusammen, sodass vier Jahre später schließlich die offizielle Auflösung erfolgt. 1946 tritt A. dem Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark bei, wird 1965 zum Ehrenmitglied und 1972 zum Ehrenobmann ernannt. Zudem ist er bis zu seinem Ableben als Rechnungsprüfer des Landesvereins tätig. W.: Zehn Jahre Höhlenforschung in Mariazell. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S. 11–19. L.: N.N.: Die Höhle auf der Tonionalpe. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 72, 1929. S. 215–216. N.N.: Höhlenforscher in Lebensgefahr. Salzburger Volksblatt, 8.8.1935. S.  9. N.N.: Eine Tropfsteinhöhle bei Mariazell. Das Interessante Blatt, 22.8.1935. S.  6–7. S.  Radinger  : Erstbefahrung des Tonionriesenschachtes. In  : Höhlenforscherklub Fledermaus (Hg.)  : Widmungsbuch des Höhlenforscherklubs »Die Fledermaus« für Herrn Dir. Alexander Andrich, Ob-

mann, 1935. S. Radinger  : Die Wildschützenlucke auf der Bürgeralpe bei Mariazell. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S.  38–40. V.  Weißensteiner  : Alexander Andrich †. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 5(4), 1976. S. 145– 146. E.  Straka, J.  Wallner (Red.)  : Tagebuch Hans Wawřička 1924–1934. Höhlenforschung um Mariazell. Mit Beiträgen von Johannes Mattes und Hermann Bock, 2017. Österr. Staatsarchiv (Personalstandesausweis Andrich Alexander, AVA Justiz JM Präs. A 125.215).

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Angermayer von Rebenberg, Erwin Vinzenz * Salzburg 1888; † Salzburg 1963 Militärarzt und Höhlenforscher

B.: Zweitältester Sohn des Salzburger Spitalapothekers und Gerichtschemikers Josef und der Wiener Richtertochter Amalia v. A., geb. Hitzinger. Nach der Volksschule besucht A. das Staatsgymnasium in Salzburg und baut eine Freundschaft zu seinen Mitschülern →  A.  v.  Mörk, →  K.  Schossleitner und → M. Hell auf. Nach der Matura (1907) beginnt er ein Studium der Medizin an den Univ. Innsbruck, Würzburg, München und Wien, unterbrochen durch den Militärdienst (1910) als Einjährig-Freiwilliger. 1913 promoviert A. in Medizin an der Univ. Wien und ist danach am k. u. k. Garnisons-Spital Nr.  7 in Graz tätig. Ab 1910 unternimmt er u. a. gem. mit Mörk und seinem naturkundlich interessierten Vater Forschungsfahrten am Untersberg (u. a. Kolowrathöhle, Schellenberger Eishöhle, Windlöcher), am Hagengebirge (Scheuk­ ofen), am Dachstein (Rieseneis- und Mammuthöhle) und am Tennengebirge (u. a. Brunneckerhöhle, Schwarzloch bei Lofer). Außerdem ist A. mit Mörk, → H. Rihl, → R. v. Saar, → M. Breuer und → W. v. Czoernig an den Grabungen im Bärenhorst (Gamslöcher, Untersberg), an Forschungen in den Tauglhöhlen (Osterhorngruppe) und an der erstmaligen Überwindung des sogenannten »Eiswalls« und »Sturmsees« in der Eisriesenwelt (Tennengebirge) beteiligt. 1911 gründet er gem. mit Mörk, → G. Freytag, Schossleitner und Hell die Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. und fungiert in der Folge als Kassier. Künstlerisch begabt, beschäftigt er sich auch mit Malerei und Fotografie und übernimmt persönlich die Kolorierung der von ihm angefertigten Diapositive (u. a. auch Höhlenaufnahmen). Während des Ersten Weltkriegs wird A. als Militärarzt an der russischen und italienischen Front eingesetzt und 1917 an die militärärztliche Applikationsschule Wien versetzt. 1917 Heirat mit Hildegard Möller in Graz, Geburt der Töchter Irmgard (* 1918) und Eva (* 1921). Nach dem Kriegsende und der Gründung der Republik Österr. wird A. in das Österr. Bundesheer übernommen und 1935 zum Stabsarzt befördert, daneben ist er aber auch privat als Mediziner tätig. Ab 1918 wirkt er maßgeblich bei Neuforschungen in der Eisriesenwelt (Tennengebirge) und der Erschließung der Höhle für den Fremdenverkehr mit. 1921 nimmt A. an der Expedition der Akademie der Wissenschaften in Wien unter der Leitung von → E. Hauser teil, daneben befährt er Höhlen in Slowenien, Spanien, Italien und Frankreich. Nach dem Vereinsaustritt von 60

→  G.  Freytag (Obmann 1919–21) übernimmt A., bislang noch Schriftführer, bis 1929 die Führung des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Weiters fungiert er 1922 als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und → G. Kyrle. Um den Schauhöhlentourismus in der Eisriesenwelt zu fördern, verfasst A. 1923 den ersten Reiseführer, dem bis 1959 drei redigierte Auflagen folgen. Als Teilgesellschafter der 1928 gegründeten Eisriesenwelt-Gesellschaft setzt er seine Werbetätigkeit für die Schauhöhle fort. Zudem unternimmt A. während der 1920er Jahre Forschungstouren mit → W. v. Czoernig und → R. und F. Oedl sen., u. a. ins Hundsgföllloch am Trattberg. 1931 erfolgt die Ernennung zum Ehrenmitglied des Salzburger Landesvereins. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird A. in den Dienst der deutschen Wehrmacht eingegliedert, 1939 zum Divisionsarzt ernannt und nimmt an Fronteinsätzen in Russland und Frankreich teil, wobei er 1942 zum Generalarzt befördert und 1945 pensioniert wird. Gem. mit Czoernig setzt er sich für → H.  Gruber ein, um dessen Entlassung aus dem Euthanasie-Programm zu erwirken. In der Nachkriegszeit beteiligt sich A. am Wiederaufbau des Salzburger Höhlenvereins und ist als Arzt in Glasenbach tätig, dem größten Internierungslager für Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher auf österr. Gebiet. Daneben beschäftigt er sich in z. T. heroisierender Form mit der Geschichte der Höhlenforschung in Salzburg, veranstaltet Gedenkfeiern und verfasst Berichte. Zudem betätigt er sich künstlerisch, fertigt Landschaftsaquarelle an und koloriert Glasplattendias. Ab 1949 fungiert A. als Vertreter der Schauhöhlen beim Verband Österr. Höhlenforscher, 1952 wird er zum Ehrenobmann des Salzburger Höhlenvereins und zum Mitglied der österr. Prüfungskommission für Höhlenführer ernannt. Weiters setzt sich A. 1960 bei den Österr. Bundesforsten erfolgreich für die Bewilligung zur Errichtung der Biwakhütte »Sakristei« nahe der Gruberhornhöhle ein und besorgt die nötigen Forschungsgenehmigungen. 1961–66 wirkt er als Vizepräsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher und beteiligt sich an der Organisation von zahlreichen Veranstaltungen wie dem 1961 abgehaltenen »3rd International Congress of Speleology« in Wien, Obertraun und Salzburg und der 50-Jahr-Feier des Salzburger Landesvereins. W.: Nachruf für die im Kriege gefallenen Höhlenforscher Alexander von Mörk und Hermann Rihl. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 8–12(1), 1915–19. S.  3–6. Das Höhlenmuseum des Landes Salzburg. In  : M.  Rohrer (Red.)  : Die Höhle in Sport, Wissenschaft und Kunst, 1922. S. 39–42. Die Eisriesenwelt im Tennengebirge bei Werfen, 1923. (Mit W.  v.  Czoernig)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, Entdeckungs- und Erschließungsge-

schichte, 1926. S. 1–4. (Mit A. Asal, W. v. Czoernig, E.  Hauser u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, 1926. Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, mit 3 Plänen, 1928. Zur Geschichte der Höhlenforschung in Salzburg. Festrede anläßlich der 20-jährigen Gründungsfeier des Vereines für Höhlenkunde in Salzburg am 9. Oktober 1931. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 1–12. Dem Andenken eines großen Höhlenforschers – Walter Frh. v. Czoernig-Czernhausen. Die Höhle 1(1), 61

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1950. S.  33–44. Bericht über die 40-jährige Bestandsfeier des Landesvereines für Höhlenkunde Salzburg, 1951. Kleiner Führer durch die Eisriesenwelt im Tennengebirge bei Werfen, 1959. (Mitarbeiter der Red.)  : Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild, 1960. Zur Geschichte der Höhlenkunde und Höhlenforschung in Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 101, 1961. S. 189–220. L.: A.  Bergthaller  : Ehrung Dr.  Erwin Ritter v.  Angermayer. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung,

1933. S. 32. F. Oedl  : In memoriam Erwin Angermayer. Höhle 14(4), 1963. S.  105–108. A.  Bergthaller  : Totentafel. Angermayer Erwin. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 104, 1964. S. 340. W. Günther  : Dr. Erwin Angermayer, Ritter von Rebenberg, zum 100.  Geburtstag. Die Höhle 39(2), 1988. S.  43–60. W.  Klappacher  : Salzburger Höhlengeschichte, Teil 2. In  : A.  Oertel, U.  Brendel, R.  Hecht (Red.)  : Festschrift  – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 18–38.

Apfelbeck, Viktor * Eisenerz (Steiermark) 1859; † Sarajevo 1934 Entomologe, Museumskustos und Förster

B.: Sohn des Försters Josef und der Karoline A., geb. Wotipka. Nach dem Besuch der Höheren Forstlehranstalt in Bělá pod Bezdězem (Weißwasser, Böhmen) absolviert A. eine Probezeit als Forstadjunkt und ist anschließend als Taxations-Adjunkt an dem (Forst)mappierungsamt der gräfl. Lamberg’schen Herrschaft in Steyr tätig. 1878–86 hat er eine Anstellung als Oberförster im Dienst des Grafen Betthyány in Ludbreg (Kroatien) inne, 1881–83 wird er mit Waldvermessungen in Pakrac (Kroatien) betraut. Daneben geht A. seinen naturwissenschaftlichen Neigungen nach, widmet sich v. a. dem Studium der Insekten und legt eine eigene Sammlung an. Heirat und Geburt des Sohnes Victor Gustav (* 1884) und der Tochter Pia Maria. 1887–89 ist A. als Förster an der Kreisbehörde in Sarajevo tätig und wird ab 1888 ebenfalls am neu gegründeten Bosnisch-Herzegowinischen Landesmuseum eingesetzt, wo auch der aus Brno stammende Prähistoriker und Botaniker Franz Fiala Höhlenforschung betreibt. Im Folgejahr wird A. wegen seiner Publikationen zur Insektenfauna von Bosnien und Herzegowina zum Kustos-Adjunkten (ab 1897 Kustos) der Zoologischen Abtlg. des Landesmuseums ernannt und baut bis Lebensende eine umfangreiche entomologische Sammlung der Balkanhalbinsel mit über 500.000 Objekten auf, die sich heute z. T. im Landesmuseum in Sarajevo und im Naturhistorischen Museum Wien erhalten hat, wohin er sehr gute Kontakte, u. a. zu den Zoologen Hans Rebel und →  L.  Ganglbauer, besitzt. In den folgenden Jahrzehnten widmet er sich der Erforschung der Käferfauna der Balkanhalbinsel, dabei entwickelt er ein besonderes Interesse für die 62

Höhlenfauna. Dazu unternimmt A. zahlreiche Reisen, Sammelfahrten und Befahrungen von Höhlen im bosnischen Gebirge, der Herzegowina, Bulgarien (1892), der Türkei und Griechenland (1900), Albanien und Montenegro (1905–07). Letztere führt er mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien durch. Dazu setzt A. zahlreiche Hilfskräfte ein, die in Höhlen Käfer sammeln und ihm diese gegen Bezahlung zur wissenschaftlichen Bearbeitung überlassen, worauf ein reger Handel mit Präparaten entsteht. Dabei entwickelt sich eine zunehmende Rivalität mit → L.  Weirather, den A. als Sammler für seine Zwecke zu gewinnen versucht. Angeregt durch Ganglbauers Werk »Die Käfer von Mitteleuropa« (1892–1904) beginnt auch er ein ähnlich ambitioniertes mehrbändiges Buchprojekt mit dem Titel »Die Käferfauna der Balkanhalbinsel, mit Berücksichtigung Kleinasiens und der Insel Kreta« zu verfassen, von dem aber nur ein einziger Band (1904) erscheint und das schließlich in Form von Zeitschriftenbeiträgen weitergeführt wird (vgl. auch ein Projekt von → K. Absolon). Zudem veröffentlicht er zahlreiche Einzelbearbeitungen der Käferfauna des Balkans, insbes. zu den Laufkäfern (Carabidae), Schwielenkäfern (Bothrideridae) und Blattkäfern (Chrysomelidae) in deutscher und kroatischer Sprache, die in den »Wissenschaftlichen Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina« (»Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini«) erscheinen, zuletzt v. a. zu den Rüsselkäfern (Curculionidae). 1916 wird A. zum Regierungsrat ernannt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie ist er infolge der zunehmenden politischen Randlage Bosniens im SHS-Königreich weitgehend mit dem Erhalt der umfangreichen Sammlung beschäftigt. Daneben veröffentlicht A. Publikationen zu Fragen des Pflanzenschutzes und der medizinischen Entomologie. 1925 wird er als Direktor des Landesmuseums in den Ruhestand versetzt und erhält zugleich den Hofratstitel verliehen. Daneben ist er bis 1931 als Direktor der Abtlg. für Parasitologie am Hygienischen Institut in Sarajevo weiterbeschäftigt, wo er sich mit Malariaforschung und landwirtschaftlicher Schädlingsbekämpfung befasst. W.: Fauna insectorum balcanica. Beiträge zur Kenntnis der Balkanfauna. Wissenschaftliche Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina 2, 1894. S.  511–542. Sur la fauna coléoptérologique des cavernes de la BosnieHer­zé­govine. Bull. de la Société Entomologique de France 64, 1895. S. 196–199. Sur la faune des cavernes de Bosnie-Herzégovine. Bull. de la Société Spéléologie 1(1), 1895. S.  23–24. Fauna insectorum balcanica II. Wissenschaftliche Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina 4, 1896. S.  539–559. Fauna insectorum balcanica III. Wissenschaftliche Mitt. aus Bosnien

und der Hercegovina 5, 1897. S. 502–520. Neue Coleopteren von der Balkan-Halbinsel. Entomologische Nachrichten 25, 1899. S. 289–292. Drei neue Höhlenkäfer aus Bosnien. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 51, 1901. S. 14–16. Die Käferfauna der Balkanhalbinsel, Bd.  1   : Familienreihe Caraboidea, 1904 (keine weiteren Bände erschienen). Neue Koleopteren, gesammelt während einer im Jahre 1905 mit Subvention der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien durchgeführten zoologischen Forschungsreise nach Albanien und Montenegro. Sitzungsber.

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der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  115, 1906. S.  1661–1674. Koleopterologische Ergebnisse der mit Subvention der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien im Frühjahr 1905 ausgeführten Forschungsreise nach Montenegro und Albanien. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  116, 1907. S.  493–526. Zur Höhlenfauna der Balkanhalbinsel. Wiener Entomologische Zeitung 26, 1907. S.  313– 321. Fauna insectorum balcanica V. I. Neue Höhlenkäfer aus Bosnien-Hercegovina und Montenegro. II.  Neue Koleopteren von der Balkanhalbinsel. Wissenschaftliche Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina 12, 1912. S.  641–664. Fauna insectorum balcanica  VI. Wissenschaftliche Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina 13, 1916. S.  339–353. Koleopteren aus dem nordalbanisch-montenegrinischen Grenzgebiete (Ergebnisse einer von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien veranlaßten naturwissenschaftlichen Forschungsreise in Nordalbanien). Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  127, 1918. S.  159–176. Zur Kenntnis der Balkanfauna (Coleoptera). II. Zur Höhlenfauna der Balkanhalbinsel. Koleopterologische Rundschau 8, 1919. S.  89–93. Meine entomologischen Publikationen seit dem Jahre

1889 bis zum Jahre 1922. Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini 35, 1923. S. 31–47. L.: N.N.: Eine Eishöhle in Bosnien. Neuigkeits-Welt-Blatt, 13.5.1889. S. 8. N.N.: Entomologische Forschungsreise. Österr. Forst-Zeitung, 21.6.1889. S. 4. N.N.: Aristokratie und Gesellschaft. Sport und Salon, 11.11.1917. S.  6. L.  Weirather  : Höhlenkäferforscher und Forschungsreisen. Ein Beitrag zur Geschichte der Käferkunde und Höhlenforschung. Dem Altmeister der Balkanhöhlenkäferkunde, Herrn Hofrat Apfelbeck, gewidmet (mehrere Teile). Entomologischer Anz. 8, 1928. S. 33–34, 41–45, 52–56, 66–71, 77–80. F. Heikertinger  : Viktor Apfelbeck. Koleopterologische Rundschau 20(6), 1934. S.  244. W.  Horn  : Aus der entomologischen Welt. Arbeiten über morphologische und taxonomische Entomologie (Berlin-Dahlem) 1(4), 1934. S. 308–310. J. Popović  : † Viktor Apfelbeck. Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini 46(1), 1934. S.  5–8. F.  Heikertinger  : Viktor Apfelbeck †. Koleopterologische Rundschau 21(1–2), 1935. S. 55. B. Mihajlova, S. Pešić, D. Kotrošan  : Otiorhynchini (Coleoptera  : Curculionidae, Entiminae) in the Collection of the National Museum of Bosnia and Herzegovina. Archives of Biological Sciences (Belgrade) 60(4), 2008. S. 713–725.

Arnberger, Erik * Wien 1917; † Wien 1987 Kartograf, Geograf und Höhlenforscher

B.: Einziger Sohn des Volksschullehrers Franz und der Auguste A., geb. Brinninger. Nach der Volksschule besucht A. zunächst einen Jahrgang an einer Hauptschule und später die Unterstufe eines Realgymnasiums. Anschließend tritt er in das Lehrerseminar der Schulbrüder in Strebersdorf ein und legt dort 1937 die Matura ab. Noch als Seminarist unternimmt A. ausgedehnte Reisen nach Nordafrika, Vorderasien und Griechenland und entwickelt ein besonderes Interesse an Geomorphologie, Alpinismus und Höhlen. Nach der Matura beginnt er ein Studium der Geografie, Meteorologie und Geologie an der Univ. Wien und hört Vorlesungen bei u. a. → H. Hassinger, Leopold Kober und Heinrich Ficker. 1938–39 wirkt er als studentischer Mitarbeiter unter 64

der Leitung des Geografen und SS-Sturmbannführers Wilfried Krallert an der Einrichtung und Betreuung der Kartografie in der Publikationsstelle Wien der Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft mit. Eine begonnene Dissertation zur Karstmorphologie des Tennengebirges kann A. infolge des Kriegsbeginns nicht mehr abschließen. 1940 wird er zur deutschen Wehrmacht eingezogen, wobei er als Obergefreiter der Luftwaffe zugewiesen und dreieinhalb Jahre in Norwegen und am westlichen Kriegsschauplatz eingesetzt wird. Während der Ruhrkessel-Schlacht (1945) gerät A. in amerikanische Kriegsgefangenschaft und muss danach sieben Monate Arbeitsdienst leisten. Nach seiner Entlassung kehrt er nach Wien zurück, nimmt sein Studium wieder auf und ist 1946–47 an der Handelsakademie Wien I als Lehrer im Fach Wirtschaftsgeografie tätig. 1947 erhält er eine Anstellung als wissenschaftlicher Sachbearbeiter bei der Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der Österr. Akademie der Wissenschaften und promoviert im Folgejahr in Geografie bei Hugo Hassinger mit der Dissertation »Beiträge zur Landschaftsgeografie von Niederösterreich«. 1949 Heirat mit der promovierten Geografin, Mittelschullehrerin und Eisläuferin Hertha Juracek (gesch. Pelinka), die als ehemalige Assistentin Hassingers ihren Ehemann zeitlebens bei seinen Publikationsprojekten als Lektorin und Kartografin unterstützt, eine eigene wissenschaftliche Karriere dadurch jedoch nicht verfolgen kann. Geburt der Kinder Harald (* 1950), Walter (* 1953) und des Stiefsohns Hartmut Pelinka (* 1944). Nach Kriegsende ruft A. innerhalb der Sektion Edelweiß des Österr. Alpenvereins die Gruppe für Natur- und Hochgebirgskunde und alpine Karstforschung ins Leben, welche er bis 1968 leitet. Daneben fungiert er 1947–72 als Ausschussmitglied, 1947–61 als Lehrwart für Bergsteigen in der Sektion Edelweiß sowie bis 1954 als Alpenvereins-Landesstellenleiter von Niederösterr. und Wien für alpines Jugendwandern. Ab 1949 führt A. mit der von ihm geleiteten Gruppe, die u. a. aus Hertha A., Erwin Macho, Erlefried Olearczik, Erwin Wilthum und Erich Zirkl besteht, über 140 Höhlenbefahrungen am Dachstein durch und nimmt glaziologische karst- und höhlenkundliche Untersuchungen vor. 1954 entdeckt er gem. mit dem Geologen Zirkl in der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun das Edelweißlabyrinth und arbeitet einen Plan der Höhle im Maßstab 1  : 1.000 aus. Sein z. T. als autoritär wahrgenommener Führungsstil und seine Distanz zu geologischen Laien führen jedoch zu Konflikten mit anderen Höhlenforschern und dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr., welcher unter der Leitung von → H. Trimmel ebenfalls in der Dachstein-Mammuthöhle Forschungen unternimmt. Aufgrund seiner Beobachtungen entwickelt A. eine eigene speläogenetische Theorie zu den Großraumformen der Dachstein-Mammuthöhle, der zufolge die Großräume der Höhle durch das tektonische Zerreißen von Schichtpaketen entstanden sind. Durch die Ablehnung der Höhlen65

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flusstheorie (Annahme, dass die Höhlenbildung wie z. T. im Slowenischen Karst durch unterirdische Flüsse erfolgt ist) gerät er allerdings in Konflikt mit → H. Bock. 1950– 58 fungiert A. als Korrespondent der Österr. Bundeshöhlenkommission, zudem ist er ab 1950 als Mitglied der Kommission für Raumforschung innerhalb der Österr. Akademie der Wissenschaften tätig. 1951–58 hat A. die wissenschaftliche und technische Leitung des Buchprojekts »Atlas von Niederösterreich und Wien« inne. 1951–65 ist er zudem am Österr. Statistischen Zentralamt tätig, zunächst als Assistent von Richard Engelmann und als Volkszählungs-Hilfskraft für die Publikation »Ortsverzeichnis von Österreich 1952«. Vier Jahre später legt er die Prüfung für den höheren statistischen Dienst ab, wird pragmatisiert und aufgrund seines Fachwissens im Bereich der Reproduktionstechnik und Neuen Medien zum Leiter des Hauptreferates für Topografie, grafische und kartografische Auswertung und Publikationswesen befördert. Ab 1965 steht A. der Abtlg. für Sozial- und Wohnbaustatistik am Österr. Statistischen Zentralamt, zuletzt als Oberrat, vor. Daneben ist er seit 1955 als Lektor am Institut für Geografie der Univ. Wien tätig, hat 1955–66 einen Lehrauftrag für Wirtschaftsgeografie und -kartografie an der Hochschule für Welthandel in Wien inne und fungiert 1961–85 als Vorsitzender der Österr. Kartografischen Kommission. Nach seiner Habilitation in Geografie (1963) erhält A. insbes. für sein 1966 erschienenes Werk »Lehrbuch der thematischen Kartographie« wissenschaftliche Anerkennung. Weiters veröffentlicht er länderkundliche Monografien, u. a. zu Korsika, führt kartografische Aufnahmen von tropischen Inseln im Pazifischen und Indischen Ozean durch, beschäftigt sich mit Karstmorphologie, Hochgebirgskartografie und Geografie-Didaktik und gibt Schulatlanten heraus. 1966 wird A. zum ao. Professor ernannt, zwei Jahre später zum o. Professor und 1969 zum Vorstand des Geografischen Instituts an der Univ. Wien bestellt. Dabei wirkt er maßgeblich am Aufbau des Studienzweigs der Kartografie (1971) innerhalb der Studienrichtung »Geografie« mit. Neben seiner Wahl zum korresp. (1968) und drei Jahre später zum wirkl. Mitglied der Österr. Akademie der Wissenschaften fungiert A. 1969–85 als Direktor des dortigen Instituts für Kartografie, wo er sich insbes. für die Förderung der Satellitenkartografie einsetzt. 1971–73 ist er als Mitherausgeber des »Internationalen Jahrbuchs für Kartographie« tätig, wirkt ab 1972 als erster Vorsitzender des Österr. Alpenvereins und 1975–78 als Präsident der Österr. Geografischen Gesellschaft. 1981 wird A. seitens der Akademie mit der Leitung des österr. Nationalkomitees des UNESCO-Programms »Man and Biosphere« betraut. Nach einem Forschungsfreisemester (1982) emeritiert er im Folgejahr wegen Dienstunfähigkeit. A. verstirbt an einer von einer Afrikareise mitgebrachten Tropenmalaria. Zeitlebens werden ihm zahlreiche Auszeichnungen verliehen, u. a. die Ehrendoktorwürde der Univ. Bonn (1971), Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der 66

Naturforscher Leopoldina (1982), Franz-von-Hauer-Medaille der Österr. Geografischen Gesellschaft (1985) und Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Kartografie (1987). W.: Neue Beobachtungen aus dem Geldloch am Ötscher. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 91, 1949. S.  145–149. Beobachtungen von Eisauspressungen an Bergmilchabsätzen. Die Höhle 1(2), 1950. S.  20–22. (Mit H. Trimmel)  : Die wissenschaftliche Erforschung der Kreidelucke bei Hinterstoder im Toten Gebirge. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 95, 1950. S. 307–336. Neue Forschungen in der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 2(3), 1951. S. 43–44. Neue Ergebnisse morphotektonischer Untersuchungen in der Dachstein-Mammuthöhle. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 8(1), 1953. S.  68–79. Die Höhlenwelt. Neue Ziele des Alpinismus und der wissenschaftlichen Forschung. Jahrb. des Deutschen Alpenvereins 78, 1953. S.  92–100. Forschungen und Neuentdeckungen im Dachsteingebiet (2 Teile). Edelweiß-Nachrichten 8(10, 12), 1954. S.  70–72,  85–88. Die Kraft des Wassers (oberirdische Verkarstung). In  : H. Trimmel, R. Pirker (Hg.)  : Karst und Höhlen in Niederösterr. und Wien, 1954. S. 35– 42. Höhlen und Niveaus. Die Höhle 6(1), 1955. S. 1–4. Zur Tektonik der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 12(2–3), 1961. S.  39. Die Dachstein-Mammuthöhle. Jahrb. des Österr. Alpenvereins Innsbruck 89, 1964. S.  83–95. Handbuch der thematischen Kartographie, 1966. Die Kartographie im Alpenverein, 1970. (Mit I.  Kretschmer)  : Kartographie und ihre Randgebiete, 6  Bde., 1975–89. Die wissenschaftliche Erforschung

der Dachstein-Mammuthöhle und ihre Bedeutung für die Speläogenese. Die Höhle 35(3–4), 1984. S. 93–104. L.: I.  Kretschmer (Hg.)  : Beiträge zur theoretischen Kartographie. Festschrift für Erik Arnberger, 1977. H. Kinzl  : Erik Arnberger – 60 Jahre. Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 119, 1977. S.  241–260. N.N.: 70.  Geburtstag  – Erik Arnberger. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 43(4), 1987. S. 83. F. Mayer  : Erik Arnberger. Das Lebenswerk eines großen österr. Kartographen und Geographen. Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 129, 1987. S. 233–248. E. Lichtenberger  : Erik Arnberger. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 138, 1988. S. 407–418. O. Nestroy  : Em. o. Univ.-Prof. Dr.-Ing. h.c. Dr. Erik Arnberger. Unsere Heimat 59, 1988. S.  40–41. E.  Lichtenberger  : Arnberger als Geograph. Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 131, 1989. S. 231–234. H. Arnberger  : Arnberger, Hertha, geb. Jurczak. In  : B. Keinzel, I. Korotin (Hg.)  : Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich, 2002. S.  27–31. I. Kretschmer, J.  Dörflinger, F.  Wawrik  : Österr. Kartographie, von den Anfängen im 15.  Jahrhundert bis zum 21.  Jahrhundert. hg. von I. Kretschmer und K. Kriz, 2004. S. 292. L. Plan, E. Herrmann  : Paläotraun  ? Der Wissenschaftsdisput um die Entstehung der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 61, 2010. S.  3–17. H. Trimmel  : Zur Erforschungsgeschichte der Paläotraun (Dachstein). Die Höhle 63, 2012. S. 43–62. Österr. Staatsarchiv (Personalakt Erik Arnberger, AdR UWFuK BMU PA Sign. 20).

Asal, Alfred * München (Deutschland) 1880; † München 1957 Fotograf und Alpinist

B.: Bereits als Jugendlicher stößt A. zum Kletter- und Bergsport und nimmt an anspruchsvollen hochalpinen Touren teil, z. B. 1905 Besteigung der Großkarspitze (Karwen­del) und der Wasserfallspitze (Schladminger Tauern). In der Folge tritt er der Tölzer Sektion des Deutschen und Österr. Alpenvereins unter der Leitung des Komponis­ten Anton Krettner bei und fungiert ab 1907 als deren Schriftführer. Nach 67

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Ende des Ersten Weltkriegs ist A. als Lichtbildner in der Alpenvereins-Sektion Bayerland tätig, baut eine umfangreiche fotografische Sammlung auf und macht sich unter den Alpinfotografen durch seine klassische ganzheitliche Landschaftsaufnahme einen Namen. Während der Zwischenkriegszeit betreibt er ein bekanntes Münchner Fotoatelier, gründet einen profitablen Bergpostkartenverlag und stellt für zahlreiche bergsportliche und naturkundliche Fachzeitschriften und -bücher Lichtbilder zur Verfügung. 1921 nimmt er gem. mit u. a. → E. Hauser, → R. und F. Oedl sen., → L. Fuhrich und → E. v. Angermayer an einer Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Eisriesenwelt (Tennengebirge) teil und ist für die systematische fotografische Dokumentation der Höhle verantwortlich. Seine Innenaufnahmen von Höhlenräumen werden als eine der ersten als Grundlage für wissenschaftliche Auswertungen (z. B. Geomorphologie) verwendet. Während der 1920er und 1930er Jahre entwickelt A. mittels seiner anfangs noch handkolorierten Lichtbilder (u. a. für die Eisriesenwelt) eine intensive Werbe- und Vortragstätigkeit und hat damit einen Anteil an der Förderung des Schauhöhlentourismus und der Popularisierung der Karst- und Höhlenkunde in Süddeutschland und Österr. 1919 ist A. als Zeugwart, 1933–35 als Schriftführer der Sektion Bayerland und 1932–34 als Hüttenwart der Großtiefental­ alm tätig. Zudem initiiert er als Vertreter der Schifahrabtlg. der Sektion die Errichtung der Rauhkopfhütte, einer Schitourenhütte bei Neuhaus (Bayern). Dabei kommt A. in Kontakt mit dem Widerstandskämpfer Willi Graf, einem Mitglied der Gruppe »Weiße Rose«. 1944 zerstören Bomben seine Münchner Wohnung und sein Atelier. Den Verlust seiner aufgebauten Sammlung von Höhlen- und Alpinnegativen kann A. zeitlebens nicht überwinden und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht an seinen beruflichen Erfolg während der Zwischenkriegszeit anknüpfen. W.: Ratschläge eines Hochgebirgsphotographen. Der Alpenfreund (München) 2(3), 1921. Lichtbildaufnahmen. Ber. der Bundeshöhlenkommission (vormals staatlichen Höhlenkommission) 3(1–2), 1922. S.  31–33. Photographische Aufnahmen in Höhlen. In  : M.  Rohrer (Red.)  : Die Höhle in Sport, Wissenschaft und Kunst, 1922. S. 36–38. Der Sulzenofen im Tennengebirge. Eine Höhlenfahrt. Der Alpenfreund (München) 5(11), 1924. S. 288–291. Denkmal für unsere Gefallenen. Der Bayerländer (16), 1924. S.  4. (Mit E.  v.  Angermayer, W.  v.  Czoernig, E.  Hau-

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ser u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, 1926. Lichtbildaufnahmen. Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, 1926. S. 12–14. Die Momentphotographie im Dienste des Schiläufers. Der Berg – Monatsschrift für Bergsteiger, 1942. S. 39–41. L.: N.N.: Todesfälle. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1958 (1 S.). E. v. Angermayer  : Alfred Asal. Die Höhle 9(1), 1958. S.  28. A.  Holzer  : Bizarre Landschaften. Auf den Spuren eines vergessenen Alpinfotografen. Bergauf 9(5), 2015. S. 70–71.

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Auer, Alfred * Wildalpen (Steiermark) 1930; † Grundlsee (Steiermark) 2013 Bergknappe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Schusters Karl und der Katherina A., geb. Almberger. Nach der Volksschule besucht A. die Hauptschule in Wildalpen. 1952 übersiedelt er nach Grundlsee und erhält zeitlebens eine Anstellung als Bergmann am Gipsabbau in Wienern. Im Folgejahr heiratet er die aus Fürstenfeld stammende Maria Paller. Ab 1957 entwickelt A. aus beruflichen Gründen ein besonderes Interesse für das Karst- und Höhlenphänomen, nimmt an Oberflächenbegehungen, Höhlenbefahrungen und -vermessungen teil. Ein Jahr später tritt er der Ortsgruppe Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark bei, deren Mitglieder zur Hälfte aus Bergleuten bestehen. Wegen seiner Genauigkeit und seines systematischen Vorgehens bei der Dokumentation neuer Höhlen wird er zum Schriftführer der Ortsgruppe unter der Leitung von →  O.  Schauberger und →  M.  Thalhammer bestellt. 1962 ruft A. die Zeitschrift »Mitteilungen der Ortsgruppe Ausseerland« (ab 1965 Sektion Ausseerland) ins Leben, die sich zu einer publizistischen Plattform für die Dokumentation von höhlenkundlichen Forschungen im Toten Gebirge und dem südöstlichen Dachsteinstock entwickelt und bis 1971 von ihm als Schriftleiter herausgegeben wird, wenngleich die meisten Artikel von A. selbst verfasst werden. Gem. mit Karl Gaisberger und Günter Graf entfaltet er eine ausgeprägte höhlenkundliche Forschungsaktivität, insbes. in den Grundlseer Bergen, wo er etwa bei der Erforschung und Dokumentation des Almberg-Höhlensystems mitwirkt und im Zuge umfangreicher Oberflächenbegehungen neue Höhlenportale entdeckt und bereits bekannte Objekte einmisst. 1963–88 übernimmt A. die Betreuung des Höhlenkatasters der Sektion, welcher auf einem von Schauberger 1954 erstellten Höhlenverzeichnis beruht, das er in den folgenden Jahrzehnten akribisch überprüft und auf Basis des von → H. Trimmel 1949 ausgearbeiteten Österr. Höhlenverzeichnis erweitert und mit Katasterblättern, einem Fotoarchiv, Pressemappen und einer Höhlenverbreitungskarte (1970) ergänzt. Daneben publiziert er kürzere Zusammenstellungen der dokumentierten Höhlen nach dem Vorbild der Höhlenkatasterbücher der Landesvereine in Salzburg und Wien und veröffentlicht einen Artikel in sechs Folgen zur Geschichte des lokalen Höhlenvereins. Gem. mit Karl Gaisberger sammelt A. zahlreiche Höhlentiere auf und übermittelt die Funde an das Naturhistorische Museum Wien, wobei der neu entdeckte Pseudoskorpion Neobisium (Blothrus) aueri Beier, 1962 und der Springschwanz Pseudo69

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sinella aueri Gisin, 1964 nach ihm benannt werden. Daneben baut er eine umfangreiche Briefmarkensammlung zu Höhlen auf. 1989 wird er zum Ehrenmitglied des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier ernannt und 1994 mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet. W.: Die bisherigen Ergebnisse der Forschungen in der Almberg-Eis- und Tropfsteinhöhle am Almberg bei Grundlsee. Die Höhle 13(1), 1962. S. 4–7. Die Schoberwiesenbärenhöhle bei Grundlsee im Toten Gebirge. Die Höhle 21(4), 1970. S. 154–158. Beiträge zur Geschichte der Höhlenforschung im steirischen Salzkammergut. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark (mehrere Teile) 11(3, 4), 1973. S. 28–31, 37–41  ; 12(1, 2, 3, 4), 1974. S. 11–14, 26–28, 39–41, 49–55. Die Ritzzeichenfundstellen im steir. Salzkammergut. Die Höhle 25(4), 1974. S. 150–155. (Mit O. Schauberger)  : Bericht über das Höhlensystem auf der Hüttstatt. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 12(1), 1974. S.  3–5. Höhlenverzeichnis. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 13 (Sonderheft), 1975. S.  1–20. Othmar Schauberger  – 75 Jahre. Die Höhle

27(3), 1976. S. 127–130. 25 Jahre Katasterarbeit. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 7(2), 1988. S.  46–48. Speläophilatelie  – Höhlenbriefmarken aus aller Welt. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 291–292. L.: M.  Beier  : Ein Höhlen-Pseudoskorpion aus den Nördlichen Kalkalpen. Die Höhle 13(1), 1962. S. 1–3. E. Geyer, J. Hasitschka  : 100 Jahre Forschung im Steirischen Salzkammergut, Vereinsgeschichte  – von der Sektion Obersteier bis zum Verein für Höhlenkunde in Obersteier. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S.  14–53. J. Hasitschka  : Nachruf auf Alfred Auer. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 64(1), 2013. S. 18–19. J. Hasitschka  : Alfred Auer – ein Pionier der Höhlendokumentation. Die Höhle 64, 2013. S. 160–164.

Ausobsky, Albert * Graz (Steiermark) 1908; † Salzburg 2000 Fernmeldetechniker und Höhlenforscher

B.: Sohn des Alois, Galanteriewaren-Drechsler, sozialdemokratischer Gemeindepolitiker und Reichsratsabgeordneter, und der Wilhelmine Maria A., geb. Trötzmüller, die sich bei dem 1908 in Graz ins Leben gerufenen »Arbeiterverein Kinderfreunde« (heute Österr. Kinderfreunde) engagiert. Nach dem Besuch der neu gegründeten Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Maschinenbau und Elektrotechnik in Graz-Gösting legt A. 1927 die Matura ab und findet eine Anstellung als Fernmeldetechniker am Sender Graz der Radio-Verkehrs-AG (RAVAG). Bereits als Schüler an Höhlen und Karsterscheinungen interessiert, tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark bei, wo er an zahlreichen Höhlenfahrten teilnimmt. 1928–30 70

wirkt A. maßgeblich bei der Vermessung und Dokumentation der Frauenmauerhöhle (Hochschwabmassiv) mit, wo er gem. mit → J. Gangl auf die Leiche des Salzburger Realschuldirektors Franz Rathschüler trifft, der sich 1928 in der Höhle verirrt hat. Fünf Jahre später heiratet er die Schriftsetzertochter Juliana Auferbauer. Geburt der Söhne Albert (* 1934) und Sigmund (* 1939). 1934 übersiedelt A. mit seiner Familie nach Salzburg, wo er mit der technischen Leitung des Senders Salzburg der RAVAG betraut wird und Kontakte zum Landesverein für Höhlenkunde Salzburg in Person von →  W.  v.  Czoernig und →  G.  Abel knüpft. 1938 wird er in den Dienst der Deutschen Reichspost übernommen. Nach Kriegsende hat A. bis zu seiner Pensionierung (1974) eine Anstellung als Beamter am Fernmeldebetriebsamt Salzburg der Österr. Post- und Telegrafenverwaltung inne, zuletzt als dessen Betriebsleiter. Während der Nachkriegsjahre nimmt A. an zahlreichen Forschungsfahrten des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg teil, u. a. in die 1947 von → A. Koppenwallner entdeckte Tantalhöhle (Hagengebirge), wobei er v. a. als Planzeichner und Vermesser tätig ist. 1981–89 betreut A. den Salzburger Höhlenkataster, unternimmt in dieser Funktion zahlreiche Solotouren und hochalpine Geländebegehungen, um fragwürdige Daten vor Ort nachzuprüfen und im Kataster zu korrigieren. Die dabei von ihm erstellten Lage- und Übersichtspläne von Höhlen werden in den Folgejahren in den Salzburger Höhlenbüchern veröffentlicht. Im Alter beschäftigt sich A. mit der Wetterführung (insbes. in Eishöhlen) sowie mit Problemen der gängigen Methode der Höhlenvermessung. W.: Darstellung der Kluftrichtungen im Höhlenpark Wirreck-Platteneck. Atlantis (Salzburg) 2(3–4), 1980. S.  24–29, 2  Pläne. Frauenofen-Gesamtplan. Atlantis (Salzburg) 3(1), 1981. S.  53. Schacht der Verlorenen. Atlantis (Salzburg) 4(2–3), 1982. S.  44. Nachtrag des Katasterbearbeiters des LVfHk Salzburg. Atlantis (Salzburg) 4(4), 1982. S. 29. (Mit H. Haseke-Knapczyk, W. Klappacher)  : Schacht der Verlorenen. Atlantis (Salzburg) 5(1), 1983. S.  3–9. Überblick über die vergangene Tätigkeit (Bericht über die Jahreshauptversammlung 1983). Atlantis (Salzburg) 5(1), 1983. S.  18–20. Neueste Forschungen im Salzburger Land. Atlantis (Salzburg) 5(3), 1983. S. 28–35. Bericht des Katasterführers über die Aktivitäten des Landesvereins für Höhlenkunde Salzburg. Atlantis (Salzburg) 5(4), 1983. S.  16–19. Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (Tätigkeitsber. 1984). Die Höhle 36(2),

1985. S. 50–52. Höhlen in der »Brunneck-Störung« des Tennengebirges. Die Höhle 37(1), 1986. S.  1–5. Bemerkungen zu Höhlenwinddynamik. Die Höhle 38(2), 1987. S. 56–57. In dankbarem Gedenken unserem Altobmann Gustave Antoine Abel. Atlantis (Salzburg) 10(2), 1988. S.  3–5. Seewaldhöhle (Bärloch, Peerloch). Erfahrungsbericht aus Untersuchungen über Höhlenwind-, Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen am 01.09., 03.09. und 09.09.1988. Atlantis (Salzburg) 10(3), 1988. S. 9–25. L.: N.N.: Die Leiche Direktor Rathschülers gefunden. Salzburger Volksblatt, 28.12.1928. S.  1. W.  Gadermayr  : Ingenieur Albert Ausobsky wird 90  ! Atlantis (Salzburg) 20(1), 1998. S. 54. W. Klappacher  : Nachruf auf Albert Ausobsky. Atlantis (Salzburg) 22(1–2), 2000. S. 65–66.

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Balogh von Almás, Pál (Paul) * Nagybarca (Nordost-Ungarn) 1794; † Budapest 1867

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Arzt, Homöopath und Schriftsteller

B.: Sohn des Móses, reformierter Pastor von Nagybarca, und der Ersébeth B., geb. Kökényeszi. Nach dem Besuch der Grundschule in Rimavská Sobota wechselt B. 1810 an das reformierte Kollegium von Sáros-Patak und studiert ab 1814 Rechtswissenschaften am evgl. Lyzeum in Kežmarok. Dabei zeigt er eine besondere Begabung beim Erlernen der klassischen und lebenden europäischen Sprachen. Während seines Studiums der Medizin (1817–22) in Pest verfasst er 1820 im Anschluss an eine Befahrung der Baradla-barlang bei Aggtelek die erste detaillierte Beschreibung einer Höhle in ungar. Sprache und macht sie damit in der Öffentlichkeit bekannt. Obwohl der Verfasser des in der Zeitschrift »Tudományos Gyűjtemény« erschienenen Artikels nur durch Initialen gekennzeichnet wird, ist der Aufsatz zu der Tropfsteinhöhle vermutlich vom Schriftleiter András Thaisz bewusst angeworben worden, z. B. finden sich in der Zeitschrift auch Berichte (1818/20) über die Befahrung der Abaligeti-barlang bei Pécs. 1825 bereist B. die Hauptstädte Deutschlands, setzt sich intensiv mit Homöopathie auseinander und macht eine prägende Bekanntschaft mit dem Arzt Samuel Hahnemann, den er zeitlebens verehrt. In den Folgejahren versucht er als Mediziner die neue Behandlungsmethode in Ungarn zu etablieren, daneben entwickelt er eine umfangreiche publizistische und wissenschaftliche Tätigkeit im Sinne des aufkeimenden ungar. Nationalbewusstseins. 1830 nach Pest zurückgekehrt, wird B. zum korresp. Mitglied der neu gegründeten Ungar. Gelehrten Gesellschaft (später Ungar. Akademie der Wissenschaften) gewählt, fünf Jahre später folgt die Ernennung zum wirkl. Mitglied. Dabei entwickelt er intensive Kontakte zu ärztlichen Gesellschaften in Berlin und Lyon. Wegen seiner alternativen Behandlungsmethoden wird B. Hausarzt und Freund zahlreicher Vertreter der politisch-liberalen Elite Ungarns, darunter Lajos Kossuth und István Széchenyi. 1832 Heirat mit der Richtertochter Amália Ágoston, Geburt der Kinder Zoltán (* 1833), Melánia (* 1837), Tihamér (* 1838) und Albin (* 1846). Ab 1836 entwickelt B. eine verstärkte Aktivität als Wissen(schaft)svermittler, u. a. als Redakteur des literarischen Teils der bis 1844 erscheinenden Zeitschrift »Tudománytár« der Ungar. Gelehrten Gesellschaft. 1843–44 befasst er sich mit der Auswertung der Knochenhöhle Horná Jaskyňa Túfna bei Horný Harmanec, wo er bei mehreren Fahrten umfangreiches Fundmaterial birgt und dokumentiert. Zeitgleich ist B. maß72

geblich an der Stiftung eines Hahnemann-Denkmals in Pest beteiligt. 1846–47 fungiert er als Sekretär des neu gegründeten homöopathischen Vereins von Ungarn, wird 1865 nach der Reorganisation der Gesellschaft Vorstand des Vereins der homöopathischen Ärzte Ungarns und führt zeitlebens heftige Dispute mit Allopathen (Vertreter der Schulmedizin). Daneben betätigt sich B. als Übersetzer von englischer Lyrik (z. B. von Thomas Gray). Eine Anerkennung seiner wissenschaftlichen bzw. medizinischen Tätigkeit in Wien und im europäischen Ausland bleibt jedoch weitgehend aus. Während des Ungar. Unabhängigkeitskriegs (1849) engagiert sich B. zwar nicht politisch, bleibt aber mit den Proponenten der Revolutionsbewegung (insbes. Kossuth) freundschaftlich verbunden. Anschließend initiiert er die Gründung des Pester Industrievereins und eines Vereins gegen Tierquälerei. 1856 hält sich B. zur Anbahnung wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Kontakte und einer engeren Kooperation Ungarns mit dem europäischen Ausland längere Zeit in London, Paris und Brüssel auf. Sein Nachlass befindet sich in der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek in Budapest. W.: (Anonym)  : Baradlai utazás 1818-ik esztendőben. Tudományos Gyűjtemény 4(1), 1820. S. 63–90. Rövid orvosi értekezés a cholera morbusról. Temesvár, 1831. Hahnemann. Emlékbeszéd, 1844. Kirándulás a‘ tufnai csontbarlangokba. A Magyar Tudós Társaság Évkönyvei 7, 1846. S. 83–116. L.: N.N.: Almasi Balogh Pál. Vasárnapi Ujság (Budapester Sonntags-Zeitung), 24.10.1858. S.  505–506. N.N.: Almási Balogh Pál. Vasárnapi Ujság (Buda-

pester Sonntags-Zeitung), 29.9.1867. S.  477–478. B.  Fialovszky  : Almási Balogh Pál Dr., 1933. G. Ferencz  : Újabb dokumentumok Almási Balogh Pálnak, Kossuth Lajos és Széchenyi István orvosának működéséről. Orvostörténeti Közlemények 45, 1968. S. 99–111. S. Hadobás  : Almási Balogh Pál. Emlékezés az első részletes magyar nyelvű Baradla-leírás szerzőjére. Karszt és Barlang 29(2), 1988. S. 107–110.

Bandl, Erich Anton * Wien 1880; † Steindorf am Ossiacher See (Kärnten) 1960 Ministerialbeamter, Jurist und Höhlenforscher

B.: Sohn des August Franz, Staatsbahninspektor der Ungar.-Galizischen Eisenbahn, und der Josefa Barbara B., geb. Widter. Nach Absolvierung der Schulbildung beginnt B. ein Studium der Rechtswissenschaften in Wien, promoviert 1903 und entwickelt daneben ein besonderes Interesse an unterschiedlichen Bereichen der Naturwissenschaft, mit welcher er sich zeitlebens als Autodidakt beschäftigt. 1904 tritt er in den Staatsdienst ein und wird bis Ende des Ersten Weltkriegs als z. T. leitender Verwaltungsbeamter in Dalmatien eingesetzt, zuerst als Beamter der Gewerbe- und der Polizeiabtlg. in der Statthalterei Zadar und schließlich im Präsidialbüro. 1906 legt B. die 73

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Staatsprüfung in Italienisch und Kroatisch ab, daneben lernt er Albanisch und befasst sich mit der Ethnografie des Balkans. Bei seiner Beförderung zum Präsidialvorstand und Hauptbearbeiter des Personalwesens wird er unmittelbar dem Statthalter Nikolaus v.  Nardelli (bis 1911) und Marius Anton v. Attems (ab 1912) unterstellt. 1907 wird B. mit der Vorbereitung von Ausnahmeverfügungen im Kriegsfall betraut. I­ nfolge seiner Ernennung zum Leiter der Bezirkshauptmannschaft Supetar auf der Insel Brač ist er u. a. für die kolonialwirtschaftlichen Versuchsaktionen dortselbst verantwortlich und befasst sich mit dem Anbau von Baumwolle und Sojabohnen. Im Zuge seiner beruflich bedingten Beschäftigung mit der Landwirtschaft Dalmatiens beginnt sich B. auch für das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren und studiert als Autodidakt radonhaltige Heilquellen, Höhlen und unterirdische Wasservorkommen. Daneben setzt er sich mit sozialgeografischen und demografischen Fragen wie der hohen Auswanderungsquote von Dalmatien auseinander. 1917 erfolgt seine Ernennung zum Ernährungsinspektor für Dalmatien, worauf B. dem Amt für Volksernährung in der Kriegswirtschaftszentrale Wien zugeteilt wird. Im Folgejahr wird er als Ministerialsekretär ins Bundesministerium für Volksernährung übernommen und nach dessen Auflösung als Sektionsrat der Rechtsabtlg. des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft zugewiesen, wo er im Zuge der Österr. Höhlendüngeraktion und der Erschließung der Dachsteinhöhlen für den Fremdenverkehr in Kontakt mit →  R.  v.  Saar, → E. Kiesling und → G. Kyrle kommt. 1921 wird B. Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. und im selben Jahr zum Stellvertreter des Obmanns →  F.  Mühlhofer gewählt, daneben hat er über mehrere Jahre hindurch leitende Funktionen im Vereinsvorstand inne. Zugleich wird er zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommission ernannt, wo B. seine ernährungs- und landwirtschaftspolitische Erfahrung einbringt und erfolglos versucht, die Kommission für biospeläologische und meteorologische Forschungen in Höhlen zu gewinnen. Weiters fungiert er als Gründungsmitglied und Beisitzer des 1922 gegründeten Hauptverbands deutscher Höhlenforscher und beteiligt sich im selben Jahr an der Schaffung der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und Kyrle. 1923 Heirat mit Ernestine Caroline Dimmling und Umzug ins Wiener Augarten-Palais, wo 1934–36 auch Kurt Schuschnigg wohnhaft ist. 1924–28 ist B. als Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. tätig und wirkt neben → R. Friesen maßgeblich an der Ausarbeitung des österr. Naturhöhlengesetzes (1928) mit. Neben der Publikation populärwissenschaftlicher Inhalte im Amtsblatt der Stadt Wien, u. a. zu Wiener Lokalsagen, 74

geologischen, botanischen und petrografischen Themen des Wiener Raumes (z. B. vulkanische Erscheinungsformen im Lainzer Tiergarten, Schotterführung der Donau, radioaktive Strahlung des Wiener Granitpflasters), hält er auch populärwissenschaftliche Vorträge zu Ernährungspolitik und neuen Methoden in der Landwirtschaft. Ab 1931 leitet er als Ministerialrat bzw. später mit dem Titel eines Hofrats die Rechtsabtlg. des Bundesstrombauamts (Wasserbau) und zieht sich berufsbedingt weitgehend aus dem Vereinsleben zurück. Durch seine Dienstobliegenheiten wie etwa der Aufsicht über Baumaßnahmen im Wiener Raum kommt B. in Kontakt mit mehreren Mineralogen und Geologen der Univ. Wien, der Geologischen Bundesanstalt und des Naturhistorischen Museums, denen er regelmäßig Bodenproben, u. a. von vulkanischen Gesteinen aus dem Lainzer Tiergarten und der Schotterführung der Donau, zur Bestimmung übermittelt. 1937 wird er zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums Wien und der Geologischen Bundesanstalt ernannt, daneben tritt B. der Österr. Mineralogischen Gesellschaft und der Geologischen Gesellschaft in Wien bei, wo er während der 1940er Jahre gem. mit → L. Adametz als Rechnungsprüfer fungiert. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird B. in die Verwaltung des Reichsgaues Wien übernommen, behält seine bisherige Funktion in der umstrukturierten Wasserbaudirektion weitgehend bei und ist dortselbst bis Kriegsende beschäftigt. Während des NS-Regimes baut er neben seinen dienstlichen Verpflichtungen ein umfangreiches (politisches) Zeitungsarchiv zur Geschichte der Ersten Republik und zu Dalmatien (vor 1918) auf. Nach 1955 versucht B. erfolglos, die Regierungskommission für Atomenergie von der Nutzung radioaktiver Emitter bei der Markierung von alpinen Wanderwegen und der Ortung von Lawinenverschütteten zu überzeugen. Er verlebt seinen Ruhestand in Wien, in späteren Jahren an seinem Sommersitz in Steindorf am Ossiacher See. W.: Über einen möglichen Zusammenhang gewisser Witterungsvorgänge mit der radioaktiven Emanation des Erdbodens. Physikalische Ztschr. 17, 1916. S. 193–196. Vulkanische Funde am Wiener Stadtrand. Amtsblatt der Stadt Wien 53(78), 1948. Landschaftsformen im Lainzer Tiergarten. Amtsblatt der Stadt Wien 54(48), 1949. S. 1–4. Die Herkunft des Wiener Donauschotters (2 Teile). Amtsblatt der Stadt Wien 54(98), 1949. S. 1–3  ; 55(41–42), 1950. S. 1–2. Atomstrahlen aus dem Wiener Granitpflaster. Amtsblatt der Stadt Wien 58(13), 1953. S. 1–2.

L.: H.  Salzer  : Nachruf Erich Bandl. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 53, 1960. S.  283–284. H.  Salzer  : In memoriam Erich Bandl. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 16(12), 1960. S.  144. A.  Schiener  : Dr. Erich Bandl †. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 66, 1962. S.  11. Österr. Staatsarchiv (AdR BMfLuF Präs PA Bandl, Erich, Dr. u. BKA BKA-I BPDion Wien VB Signatur XIV 758 Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr., 1924–39).

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Bartholomaeides, Ladislav (Ladislaus) * Klenovec (dt. Klenowetz, Mittelslowakei) 1754; † Ochtiná (dt. Achten, Ostslo-

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wakei) 1825 Theologe, Naturforscher und Lehrer

B.: Sohn des evgl. Predigers Dániel und der Erzsébet B., geb. Kubínyi, die vermutlich aus einer kleinadeligen Familie stammt. Nach einer kränklichen Kindheit erlernt B. das Kupferstecher-Handwerk, wodurch er in der Lage ist, seine späteren Publikationen selbst zu illustrieren. 1768–72 besucht er die evgl. Schule in Dobšiná und wechselt daraufhin an das Lyzeum von Kežmarok, welches er 1777 abschließt. Durch seine prekäre finanzielle Lage und schlechte Gesundheit ist B. ein Studium verwehrt, weshalb er sich als Autodidakt in Theologie weiterbildet und eine Stelle als Kantor in der evgl. Gemeinde in Ožďany annimmt. 1781 wird ihm von Förderern ein Aufenthalt an der Univ. Wittenberg ermöglicht, wo er drei Semester Vorlesungen bei den Theologen Franz Volkmar Reinhard und Johann Friedrich Hirt hört und von Johann Gottfried Herder inspiriert wird. 1783 kehrt B. in die heutige Slowakei zurück, ist vorübergehend zwei Monate als Rektor an der evgl. Schule in Ratková tätig und wirkt anschließend bis zu seinem Lebensende als Prediger und Seelsorger in Ochtiná, wo er u. a. als Dekan und Notar der dortigen evgl. Fraternität fungiert. 1785 Heirat mit Katharina Marton, Geburt von vier Kindern. In der Folge publiziert B. zahlreiche Landesbeschreibungen, Lehrbücher, historische und moraltheologische Abhandlungen in lateinischer, deutscher und böhmischer Sprache und ist wie andere evgl. Gelehrte um die Förderung des Böhmischen als Schriftsprache bemüht. Allerdings wird sein Versuch, die Herkunft der evgl. Gemeinden in der Slowakei von der böhmischen Hussitenbewegung abzuleiten, von den Zeitgenossen kritisiert. Inhaltlich knüpft B. dabei an das mehrbändige Werk »Notitia Hungariae novae historico-geographica« von →  M.  Bél an, bleibt aber in seinen Schriften (u. a. »Inclyti superioris Ungariae comitatus Gömöriensis notitia«) auf die Landes-, Natur- und Volkskunde des Gömörer Komitats beschränkt. Seine Monografie gründet auf dem Studium der vorhandenen Literatur und eigenen Nachforschungen, wobei er ein besonderes Interesse für Höhlen und andere Karstphänomene entwickelt. Im zweiten Teil seiner Monografie beschreibt B. ausführlich die Landschaft und Höhlen bei Aggtelek, Büdös-tó und Gömörhosszúszó, darunter u. a. die Tropfsteinhöhle Baradla-barlang, die Jaskyňa pri Smradľavom jazierku und die Jaskyňa Čertova diera. Zudem fügt er seiner Karte des Gömörer Komitats 76

auch die Grundrisse der Höhlen bei Aggtelek und Büdös-tó bei, welche er im Vorfeld persönlich besucht und an denen er z. T. bereits Messungen vornimmt. Aufgrund seiner hydrografischen Beobachtungen stellt er dabei die richtige Vermutung an, dass die Baradla-barlang und die Jaskyňa Čertova diera zu einem Höhlensystem gehören. Weiters lokalisiert B. mehrere Höhleneingänge auf dem Karstplateau Plešivská planina (Südslowakei). W.: De Bohemis Kishontensibus antiquis et hodiernis commentatio historica, 2 Aufl., 1783/96. Doctor Grobjan, eine Satyre auf grobe Sitten, 1784. Gespräch zwischen Kaiser Joseph II. und Mathias Corvinus im Reiche der Todten, 1790. De Bohemis Kishontensibus antiquis et hodiernis commentatio historica, 1796. Hystorya o Ameryce, 1794. Geografia, aneb Wypsánj Okršlku Zemského, 1798. Memorabilia provinciae Csetnek, 1799. Tractatus historico-philologicus de nomine Gumur et ei similibus apud Anonymum Belae regis notarium obviis, 1804. Inclyti superioris Ungariae comitatus Gömöriensis notitia historico-geographico statistica. Cum tabella, faciem regionis, et delineationem cavernarum ad Agtelek, 1805–08 (bes. S. 59–62 u. Karte). De Sajone amne, na-

tura navigero, 1808. An nomina Ungaricum et Magyaricum apud veteres propria sint vel appellativa, 1814. Memoriae Ungarorum, qui in alma condam universitate Vitebergensi a tribus proxime concludendis seculis studia in ludis patriis coepta confirmarunt, 1817. L.: J.  L. Bartholomaeides  : Memoria Ladislai Bartholomaeides, 1828. J.  Hanuš  : Ze slovenských knihoven, Bd.  1., 1925 (bes. S.  103–122). J.  Martinka  : Ladislav Bartolomeides, vlastivedný priekopník, 2 Aufl., 1946/56. J.  F. Svejkovský  : Poznámky k studiu díla Ladislava Bartolomeida. Slovenská literatúra 2, 1958. S. 197–210. M. Lalcovič  : Erste Erwähnungen über die Höhlen des Slowakischen Karstes zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Slovenský kras 37, 1999. S. 139–148.

Bauer, Fridtjof * Eggenburg (Niederösterreich) 1927; † Wien 1989 Geologe, Karst- und Höhlenforscher

B.: Sohn des Adolf, Ingenieur und Beamter an der Erziehungsanstalt Eggenburg, und der dortigen Pflegerin Josefine B., geb. Pichler. Nach dem Besuch der Volksschule in Eggenburg übersiedelt B. mit seiner Familie nach Mödling, wo die Eltern eine Anstellung an der dortigen Erziehungsanstalt ­erhalten und er eine weiterführende Schule besucht. Anschließend wird B. zum Reichsarbeits- und Militärdienst eingezogen und kann nach Kriegsende und einer kurzen Kriegsgefangenschaft die Mittelschule in Wels fortsetzen und dort maturieren. In der Folge beginnt er ein Studium der Geologie an der Univ. Wien, hört Vorlesungen insbes. bei Leopold Kober und promoviert 1951 mit der Dissertation »Kalkalpen und Flysch im Bereich des Krems- und Steyrtales in Oberösterreich«. Im Rahmen der für seine Doktorarbeit notwendigen Kartierungsar77

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beiten beginnt sich B. zunehmend für Fragen der Karst- und Höhlenforschung zu interessieren. Bereits als Student erhält er eine Anstellung am von → R. v. Saar geleiteten Speläologischen Institut, das nach Kriegsende als nachgeordnete Dienststelle des Hydrografischen Zentralbüros neu gegründet wird. Dort wird er mit der Neuordnung der Sammlungs- und Bücherbestände des Instituts betraut, die während des NS-Regimes durch das Betreiben von →  H.  Brand und →  W.  Abrahamczik der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe zugeschlagen worden sind und nach Kriegsende vom letzten Standort des Instituts in Pottenstein (Franken) in schlechtem Zustand nach Wien zurückgebracht werden. Weiters wirkt B. unter der Leitung von → H. Trimmel an der Vermessung und Erforschung des Geldlochs am Ötscher und der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun mit und befasst sich unter der Anleitung von → G.  Götzinger vornehmlich mit den Oberflächenformen des Karstes in den Voralpen. Besondere Sorgfalt legt er dabei v. a. auf die fachliche, administrative und organisatorische Vorbereitung und Durchführung von Feldforschungen, wobei er sich rasch den Ruf eines genauen Planers und Organisators erwirbt und daneben gute Kontakte mit österr. Behörden aufbaut. Im Zuge der Karst- und Waldbestandsaufnahmen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft widmet sich B. zunehmend der Karstforschung, 1953–54 wird er etwa mit der Bestandsaufnahme der Oberflächenformen im Sengsengebirge und am Dachsteinplateau betraut. Diese Arbeiten münden schließlich in der Einrichtung einer Forschungsstation auf dem Oberfeld des Dachsteins, welche bis 1988 besteht. In der Folge führt B. dortselbst regelmäßig Feldforschungen durch und koordiniert ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben zu Meteorologie, Vegetationskunde, Bodenkunde und Geomorphologie des Dachsteins, wozu er u. a. mit Abrahamczik, Trimmel, Gustav Wendelberger und Julius Fink kooperiert sowie Dissertanten und Diplomanden gewinnt, ihre Abschlussarbeiten auf der Forschungsstation durchzuführen. Daneben fungiert er als Herausgeber der Schriftenreihe »Beiträge zur alpinen Karstforschung«. 1961 ist B. an der Durchführung des »3rd International Congress of Speleology« in Wien, Obertraun und Salzburg beteiligt und wird zwei Jahre später als Nachfolger von Saar zum Direktor des Speläologischen Instituts ernannt, wobei er den Forschungsschwerpunkt der Einrichtung neu auf aktuelle Fragen der Karsthydrologie ausrichtet und die bereits in den 1920er Jahren von →  G.  Kyrle begonnenen Markierungsversuche fortsetzt. Dabei befasst er sich v. a. mit der Weiterentwicklung von Markierungsmethoden, insbesondere der Sporentriftmethode und führt die Analyse mittels Fluoreszenztracern durch. 1967 verbessert B. gem. mit Walter Perlega die sogenannte »Aktivkohlemethode«, deren Ergebnisse er regelmäßig im Rahmen der internationalen Veranstaltungsreihe »Symposium on Underground Water Tracing« vorstellt. Mit seinem Mitarbeiter Ger78

hard Völkl führt er Quellaufnahmen und umfangreiche Markierungsversuche zur Rekonstruktion unterirdischer Fließrichtungen und hydrologischer Verhältnisse in österr. Karstgebieten durch, u. a. in den Leoganger Steinbergen, im Hagengebirge, am Göll, Untersberg, im Kaisergebirge, am Dachstein und Hochschwab. Daneben veröffentlicht er zahlreiche kürzere Aufsätze in karsthydrologischen Zeitschriften und behördlichen Mitteilungsblättern, u. a. zu Markierungsversuchen, Karstbestandsaufnahmen und Karstwasserschutz. 1974 wird das Speläologische Institut unter seiner Leitung in die Bundesanstalt für Wasserhaushalt in Karstgebieten mit gesetzlich klar definiertem Arbeitsbereich und weitgehend autonomer Ressourcenplanung umgewandelt. In der Folge ist B. mit der Erarbeitung von Grundlagen für die Ausweisung von Schutz- und Schongebieten für die Trinkwasserversorgung und der Untersuchung von Karstwasserreserven in Österr. befasst, wobei er sich insbes. mit dem Schneealpenstollen (1. Wiener Hochquellenleitung) beschäftigt. Zudem koordiniert er ein gemeinsames Projekt mit der Bundesversuchs- und Forschungsanstalt Arsenal zur Sammlung von Niederschlagsproben und Karstwässern mit besonderem Augenmerk auf die für hydrologische Untersuchungen wichtigen Umweltisotope Tritium, Sauerstoff-18 und Deuterium in Österr. Weiters ist B. wesentlich an der Errichtung des noch heute in weiten Teilen aktiven und vom Umweltbundesamt betriebenen Wasserisotopen-Messnetzes beteiligt. 1985 erfolgt die Eingliederung des bislang weitgehend selbstständigen Bundesamts als Abtlg. für Wasserhaushalt von Karstgebieten in das neu geschaffene Umweltbundesamt, was mit personellen und budgetären Einschränkungen einher geht und bei B. weitgehend auf Ablehnung stößt. W.: Vorläufiger Bericht über die Theodolitvermessung der ärarischen Dachstein-Mammuthöhle. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 7, 1952. S.  49–50. Zur Paläohydrographie des Dachsteinstockes. Die Höhle 5(3–4), 1954. S.  46–49. Die Karstuntersuchungen des Speläologischen Institutes. Bisher durchgeführte Arbeiten und weitere Aufgaben. Beitr. zur alpinen Karstforschung 4, 1956. S. 1–16. (Mit J. Zötl, A. Mayr)  : Neue karsthydrographische Forschungen und ihre Bedeutung für Wasserwirtschaft und Quellschutz. Wasser und Abwasser, 1958. S.  280–297. Vegetationsveränderungen im Dachsteingebiet zwischen 1800 und 1950. Centralblatt für das gesamte Forstwesen 75, 1958. S. 298–320. Klimatologie im Dienste der Karstforschung  – Arbeiten des Speläologischen Institutes im Dachsteingebiet. Jahresber. des Sonnblick-Vereines 54–57, 1959. S.  31–42. Aufgaben der angewandten

Karstforschung. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 11, 1964. S.  13–16. Erfahrungen beim Uraninnachweis mit Aktivkohle. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 18–19, 1966–67. S.  169–173. Die Durchführung und Auswertung von Sporentriftversuchen. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 18–19, 1966–67. S. 249–266. Karsthydrologische Untersuchungen im Schneealpenstollen in den Kalkalpen. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 21, 1969. S. 193– 214. Aufgaben der karsthydrologischen Forschung in Österreich. Österr. Wasserwirtschaft 22(5–6), 1970. S.  127–138. Weitere Erfahrungen beim Uraninnachweis mit Aktivkohle. Geologische Jahrb. C-2, 1972. S. 19–27. Untersuchungen über die Verwendbarkeit von zwei Fluoreszenzfarbstoffen im Rahmen eines Färbeversuchs. Geologische Jahrb. C-2, 1972. S.  61–73. Karstwasser als Trinkwasser. Gefährdung und Schutz. Die Höhle 35(3–4), 1984. S. 105–108.

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L.: K.  Mais, G.  Völkl  : Hofrat Dr. Fridtjof Bauer zum Gedenken. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 40, 1989. S. 175–182. H. Trimmel  : Nachruf F. Bauer. Die Höhle 40(1), 1989. S.  27–29. H.  Trimmel  : Ergebnisse des »Symposiums Dr. Fridtjof Bauer« auf dem

Krippenstein. Die Höhle 45(1), 1993. S.  14. N.N.: Bericht. Symposium Dr. Fridtjof Bauer. Die Bedeutung seines Lebenswerkes für Hydrographie, Wasserwirtschaft und Karstforschung. Obertraun/Krippenstein, 28.–30.9.1993. Hydrographischer Dienst in Österr., MittBl. 70, 1993. S. 47–113.

Bednarik (geb. Schirmer), Edith * Wiener Neustadt (Niederösterreich) 1935; † Wiener Neustadt 2017 Lehrerin und Höhlenforscherin

B.: Tochter des Ingenieurs und Heimatkundlers Karl Schirmer, späterer Leiter des Konstruktionsbüros der Berndorfer Metallwarenfabrik »Arthur Krupp«. Noch als Kleinkind zieht B. mit ihrer Familie von Wiener Neustadt nach Berndorf, besucht während des Zweiten Weltkriegs die dortige Volksschule und wird 1945 für ein Jahr in einem Flüchtlingslager in Imst (Tirol) untergebracht. Nach dem Krieg besucht sie eine geistlich geführte Mittelschule, absolviert anschließend die Lehrerbildungsanstalt und einen Abiturientenkurs an der Wiener Handelskammer. 1964 Heirat mit Robert Bednarik und Geburt des Sohnes Armin (*1965), der 2011 bei einem Unfall verstirbt. Zwei Jahre nach der Vermählung wird die Ehe bereits geschieden. Zunächst ist B. als Lehrerin an unterschiedlichen Berufsschulen in Niederösterr. tätig, später wirkt sie bis zu ihrer Pensionierung als Oberschulrätin und Direktorin der Landesberufsschule Theresienfeld bei Wiener Neustadt. In die Sektion Wiener Neustadt des Österr. Alpenvereins tritt sie 1957 ein und fungiert als Leiterin der dortigen Hochtouristengruppe. Durch den Klettersport und die Befahrung mehrerer kleiner Höhlen im Wienerwald stößt B. um 1960 zur Höhlenforschung und tritt dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. bei, wo sie vorwiegend Höhlen in der Hohen Wand, auf der Rax, am Schneeberg und im Gebiet des Semmerings vermisst und kartiert. Weiters wirkt sie bei den Katasterbüchern »Die Höhlen Niederösterreichs« (5 Bde., 1973–2000) mit. Daraufhin wird B. ein federführendes Mitglied der u. a. von → R.  R adislovich gegründeten Wiener Neustädter Forschergruppe, ruft die Zeitschrift »Höhle und Spaten« ins Leben und redigiert in den Folgejahren das Mitteilungsblatt, bis es in den »Höhlenkundlichen Mitteilungen« des Landesvereins integriert wird. 1968 fungiert B. als Gründungsmitglied 80

des Hermannshöhlen-Forschungs- und Erhaltungsvereins, ist danach fallweise als Schauhöhlenführerin in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel tätig und ruft innerhalb des Landesvereins die Forschergruppe »Stalagmit« ins Leben. Daneben entwickelt sie ein besonderes Interesse für Erdställe, publiziert zahlreiche Dokumentationen und Berichte über die unterirdischen Ganganlagen und engagiert sich im Bereich des Denkmalschutzes. So tritt B. dem Denkmalschutzverein Wiener Neustadt und der Österr. Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte bei und wirkt bei archäologischen Ausgrabungen mit. Im Laufe der 1960er Jahre zählt sie in Österr. zu den Ersten, welche die Einseiltechnik erfolgreich bei der Befahrung von Schachthöhlen einsetzen. In der Folge nimmt B. an zahlreichen mehrwöchigen Forschungsexpeditionen in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun und die Gruberhornhöhle im Hohen Göll teil, wobei sie sich u. a. als Amateurfotografin betätigt. Während der Forschungsfahrten baut sie enge Kontakte zu Salzburger Höhlenforschern auf und wirkt bei einer Expedition polnischer Höhlenforscher in die Mondhöhle mit, einem mehr als 400 m tiefen Direktschacht im Göllkamm. Zudem beteiligt sie sich an zahlreichen anspruchsvollen Forschungsfahrten, u. a. in die Bergerhöhle (Tennengebirge), die Lechnerweidhöhle (Dürrenstein), das Ötscherhöhlensystem bei Mitterbach am Erlaufsee und den Lamprechtsofen (Leoganger Steinberge), welcher durch den vermessungstechnischen Zusammenschluss von zwei Höhlen die damals tiefste bekannte Höhle der Welt wird. In den 1970er Jahren wirkt B. bei der Erforschung des Hagengebirges (insbes. der Tantalhöhle und Jägerbrunntroghöhle) mit und absolviert zahlreiche Höhlenbesuche im Ausland, u. a. in England, Frankreich und den USA. 1979 übernimmt sie von Hermann Kirchmayr die Leitung der Fachsektion »Höhlenrettung« im Verband Österr. Höhlenforscher, welcher sie bis zur Umwandlung in den eigenständigen Bundesverband der Österr. Höhlenrettung (1991) vorsteht. Politisch engagiert sich B. zeitlebens innerhalb der Österr. Volkspartei, wird zur Gemeinderätin von Wiener Neustadt gewählt und zur Vorsitzenden der örtlichen ÖVP-Frauen ernannt. Wegen ihrer Lungenerkrankung widmet sie sich im Alter gem. mit Werner Hollender vornehmlich der Erkundung von Stollenanlagen und Erdställen im Weinviertel. 1998 wird B. mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher und 2011 mit der Goldenen Medaille für Verdienste um das Bundesland Niederösterr. ausgezeichnet. W.: Wildsteigschacht. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (4), 1972 (3  S.). Reportage und Wahrheit. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 29(3), 1973. S. 52–53. Neuland Tantalhöhle. Mitt. des Österr. Alpenvereins (3–4), 1974. S. 44–45. (Mit W. Leopold)  : Lamprechtsofen. Von Waterloo bis Feierabend.

Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1974. S.  11–13. Mondhöhle im Hohen Göll 500  m tief. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (2), 1975. S.  16–17. Mondhöhlenexpedition 1975. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 32(4), 1976. S.  68–69. Plymouth Cave. Vereinsmitt.,

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Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (Sonderheft), 1977. S.  47 (2 Pläne). Das Höhlengebiet an der Kalten Mürz um Steinalpl bei Frein. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 35(1), 1979. S.  4–11. (Mit E. Fritsch, R. Pavuza)  : Der Hütterschacht bei Bad Ischl. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 35(3), 1979. S.  60– 63. Höhlen auf der Hohen Wand (mehrere Teile). Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 34(12), 1978. S. 191–193  ; 35(3–8), 1979. S.  55–57, 72–79, 84–88, 103–107, 124–128. Abenteuer Lamprechtsofen. Forschungsfahrten in der »höchsten Höhle der Welt«. Berg  – Jahrb. des Deutschen Alpenvereins (München) 110, 1986. S. 23–30. (Mit M. H. Fink, W. Klappacher, K. Mais, R. Pavuza, G. Stummer, H. Trimmel)  : Fünfzig Jahre VÖH. Leistungen und Standortbestimmung. Die Höhle 50(1), 1999. S. 3–45. L.: H.  Hartmann, W.  Hartmann  : Edith Bednarik  – feierte den 70iger. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 56(4), 2005. S.  44–45. H.  Hartmann, W.  Hartmann  : Zu Edith

Bednariks 70.  Geburtstag. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 61(4), 2005. S.  40. R.  Bouchal, E.  Herrmann  : Edith Bednarik im Gespräch (2 Teile). Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 61(5, 6), 2005. S. 60–63, 91–92. H.  Hartmann, W.  Hartmann  : Ing. Armin Bednarik. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 67(11–12), 2011. S. 112. W. Klappacher  : Erinnerungen an Edith. Atlantis (Salzburg) 39(1–2), 2017. S.  56–57. N.N.: Wir trauern um Edith Bednarik. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 68(4), 2017. S.  59. R.  Pavuza  : Edith Bednarik. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 68(5–6), 2017. S. 88. H. Hartmann, W.  Hartmann  : Edith Bednarik zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 73(11–12), 2017. S. 144– 145. H. Kirchmayr  : Edith Bednarik verstorben. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 73(11–12), 2017. S. 145. W. Klappacher  : Nachruf auf Edith Bednarik (geb. Schirmer). Die Höhle 69, 2018. S. 136–139.

Bél(-Funtík), Mátyás (Matej, Matthias) * Očová (dt. Ocsova, Mittelslowakei) 1684; † Bratislava 1749 Theologe, Lehrer und Geschichtsschreiber

B.: Sohn des wohlhabenden Gutsbesitzers und Fleischers Mátyás und der Erzsébet B.-Funtík, geb. Cseszneky v. Milvány und Nemesvarbók. Nach dem Besuch von Grundschulen in Lučenec, Kalinovo und Dolná Strehová absolviert B. zunächst die evgl. Schule in Banská Bystrica, anschließend das Lyzeum in Bratislava und das Calvinisten-Kollegium in Pápa. 1704 zieht er nach Deutschland und studiert Medizin und Theologie an der Univ. Halle. Wegen seines bescheidenen Stipendiums ist er gezwungen, sich als Hauslehrer zu verdingen, wobei er den Pietisten August Hermann Francke kennenlernt und in dessen Armenschule/Waisenhaus in Halle eine Stelle als Rektor annimmt. 1708 kehrt B. nach Banská Bystrica zurück, wo er zuerst als Konrektor, später als Rektor der dortigen evgl. Schule und als Prediger wirkt. Wie andere evgl. Gelehrte bemüht sich B. um die Förderung des Böhmischen als Schriftsprache und übersetzt die pietistischen Schriften deutscher Theologen (u. a. Johann Arndt) und das Neue Testament ins Böh82

mische. Als Anhänger des Aufstandes unter Anführung des ungar. Fürsten Francis II. Rákóczi wird B. bei der Niederschlagung durch habsburgische Truppen zum Tode verurteilt, aber letztlich begnadigt. Nach seiner Übersiedlung nach Bratislava ist er 1714– 19 als Rektor am dortigen Lyzeum tätig. 1716 Heirat mit Susanna Hermann und Geburt von acht Kindern, darunter der spätere Geschichtsschreiber Karl Andreas B. (* 1717). Zwei Jahre danach wird B. zum Prediger der evgl.-deutschen Gemeinde in Bratislava ernannt und publiziert 1722 auf Grundlage der Ausgabe des humanistischen Gelehrten Sebastian Castellio eine Übersetzung der gesamten Bibel. Die Neuausgabe und Übertragung von Thomas v. Kempens Schrift »De imitatione Christi« ins Böhmische führt allerdings zu heftiger Kritik röm.-kath. Gelehrter und setzt B. u. a. durch seine regen Studienreisen dem Vorwurf der Spionage aus. Nach der Prüfung seiner Werke durch Karl VI. ernennt ihn dieser zu seinem Geschichtsschreiber, erhebt ihn in den Adelsstand und sagt ihm bei seinen umfangreichen Publikationsvorhaben seine Unterstützung zu. Daraufhin baut B. eine umfangreiche Sammlung von geografischem und historischem Material zu Ungarn und der Slowakei auf und arbeitet bei den Kartendarstellungen mit dem Kupferstecher und Gelehrten Sámuel Mikoviny zusammen. In seinen historisch-topografischen Landesbeschreibungen »Hungariae antiquae et novae prodromus« und »Notitia Hungariae novae historico-geographica« werden mehrere Höhlenbeschreibungen und auch eine Plandarstellung abgedruckt. Dazu zählen u. a. eine Schilderung und Karte der Demänovská ľadová jaskyňa (und der dort gefundenen Knochen) sowie eine Beschreibung der Silická ľadnica von → G. Buchholtz, mit dem B. 1709 einen Briefwechsel über Höhlen führt und die Ergebnisse 1723 bzw. 1735–42 in seine Landesbeschreibungen einfließen lässt. Weitere Mitteilungen dürften von dessen Bruder Jakob Buchholtz stammen, der gem. mit dem Hofmathematiker → J. A. Nagel 1751 eine Ungarnreise unternimmt, dabei zahlreiche Höhlen besucht und ein Reisediarium verfasst. Daneben beschäftigt sich B. mit der Philologie und Grammatik des Ungarischen, ist als Didaktiker tätig und bemüht sich um Reformierung des Unterrichtswesens. Das Ausbleiben weiterer Förderungen führt letztlich dazu, dass von der auf sechs Bände angelegten Landesbeschreibung zu Lebzeiten nur vier Bände erscheinen. Ab 1746 wird B. zum Mitglied der Gelehrtengesellschaft »Societas incognitorum« in Olomouc, der »Royal Society« in London und der Preußischen und Russischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Sein Handschriften-Nachlass in der »Bibliotheca Ecclesiae Metropolitanae Strigoniensis« (Kathedralbibliothek) in Esztergom enthält auch Kartendarstellungen von Höhlen. W.: Das neue Testament in böhmischer Sprache, 1709. Hungariae antiquae et novae prodromus, 1723. Der un-

garische Sprachmeister, 1729. Notitia Hungariae novae historico geographica, 4  Bde., 1735–42. Adparatus ad

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historiam Hungariae, 1735–46. Compendium Hungariae geographicum, 1753. L.: I.  Marton (Hg.)  : Bél Mátyás emlékezete Balatonkeresztúron, 1984. M.  Lalcovič  : Erste Erwähnungen über die Höhlen des Slowakischen Karstes zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Slovenský kras 37, 1999. S. 139–148. M. Vyvíjalová  : Matej Bel a idea občianskej spoločnosti, 2001. E.  Juriková  : Matej Bel o Trnave. Auriga  – Zprávy Jednoty klasických filologú 44, 2002. S. 25–33. K. Schwarz  : Matthias Bel – rector et

instaurator scholarum Posoniensium. In  : W. Kriegleder (Hg.)  : Deutsche Sprache und Kultur im Raum Preßburg, 2002. S. 231–247. B. Klein  : Polyhistor, pedagóg Matej Bel. Historický zborník 14, 2004. S. 236–239. M. Poriezová, A. Škovierová  : Charakteristika miest a historických postáv levického okresu vdiele Mateja Bela. In  : M.  Domová  : Kniha  – Zborník o problémoch a dejinách knižnej kultúry, 2006. S.  90–95. G. Tóth  : Bél Mátyás kéziratai a pozsonyi evangélikus líceum könyvtárában (Katalógus), 2006. S. 25–33.

Bergthaller, Alfons * Salzburg 1901; † Salzburg 1995 Magistratsbeamter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Wiener Buchhändlers Karl und der Emma B., geb. Preis. Nach der Volksschule im Stadtteil Mülln besucht B. das Staatsgymnasium in Salzburg und legt 1921 die Matura ab. Anschließend ist er kurzzeitig als Praktikant bei der Firma »Wildenhofer« tätig und erhält daraufhin eine Anstellung am Wirtschaftsamt und der Länderbank. Während sein Onkel Josef Preis als Bürgermeister von Salzburg amtiert, tritt B. 1926 als Verwaltungsassistent in die Rechts- und Präsidialabtlg. des Magistrats Salzburg ein und wird später zum Revidenten befördert. 1931 wird er Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, fungiert unter der Obmannschaft von → W. v. Czoernig 1932–69 als Schriftführer und begeistert seine Schwester → K. Ertl für die Karst- und Höhlenforschung. Als enger Freund von → G. Abel wirkt er zeitlebens als Lektor bei dessen publizistischen Ambitionen. 1930 legt B. die amtliche Höhlenführerprüfung ab, verfasst während der kommenden Jahrzehnte zahlreiche öffentlichkeitswirksame Forschungsberichte in Salzburger Tageszeitungen und hält Lichtbildvorträge, u. a. zu den Trockenen Klammen bei Elsbethen. Daneben wirkt er an zahlreichen Forschungsfahrten und Expeditionen in die Höhlen Salzburgs mit, anfangs mit → F. Waldner und G. Abel u. a. in die Eisriesenwelt (Tennengebirge), den Salzburgerschacht (Untersberg), die Eiskogelhöhle (Tennengebirge) und ab 1948 in die Tantalhöhle (Hagengebirge). 1932 nimmt er an der Forschungsfahrt des Landesvereins für Höhlenkunde Salzburg in die Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee teil. Zwei Jahre später versucht B. gem. mit → E. Bitzan und → T. Rullmann erfolglos den Landesverein für Höhlenkunde in 84

Salzburg in die Vaterländische Front zu integrieren. 1937 Heirat mit der Kindergärtnerin Margarethe (Grete) Prieglauer, Geburt von fünf Kindern. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich passt sich B. rasch den veränderten politischen Bedingungen an, wird zum Stadtinspektor und stv. Leiter der Stadtkasse befördert und während des Zweiten Weltkriegs zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Gem. mit Rullmann beteiligt er sich an den von → M. Hell geleiteten archäologisch-paläontologischen Grabungen in der Schlenkendurchgangshöhle bei Vigaun und in der Bärenhöhle beim Torrenerfall (Hagengebirge). Nach Kriegsende wird B. im August 1945 als Verwalter der Stadtkasse eingesetzt und fungiert im Folgejahr kurzfristig als Bewirtschafter der Kürsingerhütte am Großvenediger. 1948 beteiligt er sich an der Wiedereröffnung des Hauses der Natur in Salzburg, wird Mitglied des Museumskuratoriums und wirkt während der kommenden Jahrzehnte als Vermittler zwischen den Interessen des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und dem Haus der Natur unter der Leitung von Eduard Paul Tratz und Eberhard Stüber. 1955 wird er zum Rechnungsdirektor befördert und tritt elf Jahre später in Pension. Daneben ist B. ab 1946 neben Wilfried Keplinger als Schriftführer der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde tätig, fungiert 1963–85 als Reiseleiter bei Exkursionen der Gesellschaft und wird 1984 zum Ehrenmitglied ernannt. W.: Wie Alexander von Mörk gefunden wurde. Ein Mann stolpert im Dunkel der Nacht über seine Leiche und findet später das Grab. Salzburger Chronik, 25.2.1933. S.  2. 1932 in der Höhlenforschung. Salzburger Wacht, 11.5.1933. S. 6. Der Bericht 1932 des Vereines für Höhlenkunde. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S. 30–32. Vorbildliche Tätigkeit der Salzburger Höhlenforschung. Salzburger Chronik, 30.3.1934. S.  6. Höhlenforschung 1933. Salzburger Volksblatt, 3.4.1934. S.  10. Arbeitstagung der österreichischen Höhlenforscher-Vereine. Salzburger Volksblatt, 29.8.1934. S.  8. Ungarische Höhlenfahrt. Salzburger Chronik, 2.8.1935. S. 5. Zwei Jahre Salzburger Höhlenforschung. Salzburger Chronik, 13.6.1936. S. 2.

(Mit W.  v.  Czoernig)  : Vereinsnachrichten. Verein für Höhlenkunde in Salzburg. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1936. S.  174–176. Angermayer Erwin †. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 104, 1964. S. 340. Direktor Erich Bitzan zum Gedenken. Die Höhle 16(2), 1965. S. 53–55. (Mit H. Trimmel)  : Baurath h.c. Dr. Dipl.-Ing. Robert Oedl zum Gedenken. Die Höhle 29(2), 1978. S. 64–65. L.: N.N.: Personalia. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 32(6), 1981. S.  55. W.  Repis  : Jetzt hat er uns verlassen  ! Atlantis (Salzburg) 17(1), 1995. S.  39–42. R.  R.  Heinisch  : Bergthaller Alfons, Rechnungsdirektor. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 136, 1996. S. 519–520.

Bertarelli, Luigi Vittorio * Milano (Lombardei, Norditalien) 1859; † Milano 1926 Unternehmer und Höhlenforscher

B.: Zweitältester Sohn des Mailänder Kaufmanns Pier Giuseppe und der Carolina B., geb. Nessi. Nach dem Sieg habsburgischer Truppen bei Novara (1849) müssen 85

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die Eltern von B. aus politischen Gründen nach Kalifornien emigrieren, wo sich sein Vater u. a. als Dreher verdingt. 1853 nach Italien zurückgekehrt, baut die Familie in Milano eine Kerzenmanufaktur auf. Wegen des frühen Tods des Vaters (1869) verfolgt B. seine Schulausbildung nicht weiter und tritt in den Familienbetrieb ein, welcher 1884 bei einem Brand zerstört, aber wieder aufgebaut wird. Gem. mit seinen Brüdern wandelt er die Kerzenmanufaktur zu dem Unternehmen »Fabbrica di Arredi Sacri Filli Bertarelli« um, einer Fabrik für Eucharistiegefäße, die zu einer der erfolgreichsten Italiens wird und ihn finanziell unabhängig macht. Bereits als Jugendlicher nimmt B. als Athlet, Bergsteiger und Radfahrer an zahlreichen Wettbewerben teil und gründet 1894 gem. mit Federico Johnson die Vereinigung »Touring Club Ciclistico Italiano« (ab 1900 »Touring Club Italiano«), in deren Verlag er zahlreiche Radreiseführer und Reiseliteratur zu Italien veröffentlicht. Weiters arbeitet er als Redakteur an der Zeitschrift »La bicicletta« mit, leitet die Sektion Straße (»Sezione Stradale«) des »Touring Club Italiano« und wirkt in führender Rolle u. a. bei der Zusammenstellung der Kartenwerke »Guida d’Italia del T.C.I.« (17  Bde., 1914–29), »Carta d’Italia del T.C.I.« (58 Bl.) und »Atlante Internazionale del T.C.I.« (1927) mit. B. setzt dabei v. a. auf detailliertes Material, das er auf Basis vorliegender militärischer Karten des »Istituto Geografico Militare« für die zivile/private Verwendung weiterentwickelt und Rückmeldungen von Nutzern zur Korrektur topografischer Fehler einsetzt. Damit hat er einen wesentlichen Anteil an der gesellschaftspolitischen Verwertung von Landkarten während des italienischen Irredentismus und fördert maßgeblich den Fremdenverkehr. Ab 1909 fungiert er als stv. Generaldirektor, zehn Jahre später als Generaldirektor und 1922 als Präsident des »Touring Club Italiano«, der zum Zeitpunkt seines Ablebens 360.000 Mitglieder zählt. Zudem ist B. 1899–1913 als Vertreter der liberalen Partei im Stadtrat in Milano tätig, wechselt nach Kriegsende zur Nationalen Faschistischen Partei Italiens und wird ein begeisterter Anhänger Mussolinis. Seine guten Kontakte zu Medien und Politik weiß er geschickt für die Interessen des Rad- und Motorsports zu nutzen, die er primär als nationales Projekt versteht. B. stößt erst 1900 im Zuge der Erforschung der Grotta del Remeron gem. mit Don Luigi Tadini und Gigi Orrigoni zur Karst- und Höhlenforschung, der er sich in den Folgejahren vornehmlich als Organisator widmet. Ab 1918 nimmt B. an zahlreichen Forschungsfahrten und Exkursionen der Vereinigung »Commissione Grotte della Società Alpina delle Giulie in Triest« teil, u. a. in die Höhlen Škocjanske jame, Abisso di Trebiciano, Divaška jama und Žankana jama (ab 1924 ehrenhalber Abisso Bertarelli genannt), welche ein Jahr 86

vor seinem Ableben mit einer erforschten Vertikalerstreckung von ca. 450 m als tiefste Höhle der Welt gilt. Aufgrund mangelnder Vorsichtsmaßnahmen kommen im Rahmen der Forschungsfahrten die beiden slowenischsprachigen Helfer Carlo und Biagio Božić bei einem Wassereinbruch in der Schachtzone ums Leben. 1919 entwickelt B. die Idee, einen Höhlen-Nationalpark (»Parco Nazionale Sotterraneo«) um Postojna zu gründen, den er zwei Jahre später beim »Congresso Nazionale Geografico« in Florenz öffentlichkeitswirksam propagiert. Weiters beteiligt sich B. an der Verwaltung der Postojnka jama unter der Leitung des Geschäftsführers → I. A. Perko und setzt sich für die Errichtung eines Italienischen Speläologischen Instituts (»Istituto Italiano di Speleologia«) in Postojna ein. Dabei entwickelt er eine enge Freundschaft zu →  E.  Boegan und gibt mit ihm 1926 das umfangreiche Katasterbuch »Duemila Grotte« (Zweitausend Höhlen) heraus, worin die bisherigen deutsch- und slowenischsprachigen Höhlennamen durch italienische Bezeichnungen ersetzt werden. W.: L’antro delle gallerie. Rivista Mensile del Touring Club Ciclistico Italiano 5(2), 1899. S. 8–10. Come si mette in valore una montagna. Le Vie d’Italia 15(7), 1909. S.  289–297. Per un parco nazionale sotterraneo italiano. Le Vie d’Italia 25(3), 1919. S. 129–135. Sopra e sotterra intorno a Postumia (3 Teile). Le Vie d’Italia 27(4, 5, 6), 1921. S. 337–349, 471–479, 577–584. Elementi per un largo inizio delle escursioni speleologiche in Italia. Le Vie d’Italia 28(12), 1922. S. 1235–1248. Scoperte sensazionali e grandiosi lavori nelle Grotte di Postumia. Le Vie d’Italia 29(10), 1923. S. 1057–1077. Il mistero del Lago Morto a San Canziano (2 Teile). Le Vie d’Italia 30(1, 2), 1924. S.  1–14, 116–128. Il racconto di un minatore. Le Vie d’Italia 30(4), 1924. S. 337–346. Novità di Postumia. Le Vie d’Italia 31(5), 1925. S. 625–632. (Mit E. Boegan)  : Duemila Grotte. Quarant’anni di esplorazioni nella Venezia Giulia, 1926. (Mit E. Boegan)  : Carta della distribuzione delle grotte nella Venezia Giulia, 1926. F. Johnson (Red.)  : L’Italia e il Touring negli scritti di Luigi Vittorio Bertarelli, 1927. L. Clerici (Hg.)  : Insoliti viaggi. L’appassionante diario di un precursore, 2004. L.: A. G. Bianchi  : Luigi Vittorio Bertarelli nei primi anni del Touring. Le Vie d’Italia 32(3), 1926 S.

229–236. A. Gerelli  : Luigi Vittorio Bertarelli nella vita privata. Le Vie d’Italia 32(3), 1926. S. 252–262. S. Gradenigo  : L’attività speleologica di Luigi Vittorio Bertarelli. Le Vie d’Italia 32(3), 1926. S.  263–270. G.  Laeng  : Un busto a Luigi Vittorio Bertarelli nelle Grotte di Postumia. Le Grotte d’Italia 1, 1927. S. 2–7. F.  Johnson  : L’Italia e il Touring negli scritti di Luigi Vittorio Bertarelli, 1927. I.  Bianchi  : Luigi Vittorio Bertarelli, il fondatore del Touring Club Italiano, 1945. S. Saglio  : Il Touring Club Italiano e la speleologia italiana. Atti dell’VIII Congresso Nazionale di Speleologia, Como 1956, Bd. 1, 1958. S. 49–55. L. Boldori  : Ricordo di Luigi Vittorio Bertarelli. Atti dell’VIII Congresso Nazionale di Speleologia, Como 1956, Bd.  1, 1958. S.  56–58. G.  Mazzotti  : Luigi Vittorio Bertarelli nel centenario della nascita, 1959. L. Boldori  : Cento anni fa nasceva Luigi Vittorio Bertarelli. Rassegna Speleologica Italiana 11(4), 1959. S. 163–165. C.  Finocchiaro  : Le grotte di Postojna negli scritti e nell’opera di Luigi Vittorio Bertarelli. Naše jame 22, 1980. S. 131–134. P. Guidi  : Luigi Vittorio Bertarelli. Il Carso (Gorizia), 1984–85. S.  9–12. D.  Marini de  Canedolo (Red.)  : Duemila Grotte, di L.V. Bertarelli & E. Boegan, (erw. Neudr.) 1986.

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Beudant, François-Sulpice * Paris 1787; † Paris 1850

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Mineraloge, Naturforscher und Lehrer

B.: Sohn des aus den Ardennen stammenden François und der Marguerite B., geb. Doré. Als 1793 sein Vater spurlos verschwindet, muss die Mutter fortan allein für ihre 14 Kinder sorgen, von denen nur B. das Erwachsenenalter erreicht. Nachdem er Paris verlassen hat, erhält B. Unterkunft bei der befreundeten Familie des Bergbauingenieurs und Mineralogen François Pierre Gillet de Laumont, welcher auf ihn einen prägenden Einfluss ausübt. Nach Absolvierung eines Studiums an der »École polytechnique«, »École impériale des mines« und »École normale supérieure«, u. a. bei dem Mineralogen René-Just Haüy, promoviert er und erhält 1809 eine Anstellung als »Répétiteur« (Repetitor) an der »École normale supérieure«. Im Folgejahr nimmt B. eine Stelle als Lehrer für Spezielle Mathematik am Lycée von Avignon an, wechselt 1812 als Lehrer für Physik und Spezielle Mathematik an das Lycée von Marseille, wo er sich insbes. mit Mollusken (Weichtieren) auseinandersetzt. Nach Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie (1814) wird B. von Louis XVIII. beauftragt, die mineralogische Sammlung von Jacques Louis de Bournon aus England nach Frankreich zurückzubringen, und wird in der Folge zum Unterdirektor des kgl. Mineralienkabinetts ernannt. In dieser Funktion erweitert er die Sammlungen, beschäftigt sich zunächst mit Kristallbildung, später auch mit der chemischen Zusammensetzung der Minerale und mit Fragen ihrer Klassifikation und der Nomenklatur. 1818 unternimmt B. im Auftrag des französischen Königs eine neunmonatige mineralogisch-geologische Studienreise durch Ungarn, die Slowakei und Siebenbürgen, dabei besucht er zahlreiche bekannte Höhlen und dokumentiert neue Portale. Weiters führt B. mehrere Temperaturmessungen u. a. in der Tropfsteinhöhle Baradla-barlang bei Aggtelek und in Eishöhlen wie der Demänovská ľadová jaskyňa durch, worauf er eigene Überlegungen zur Eisbildung in Höhlen anstellt und auf bisherige Beschreibungen von Robert Townson und → C. R aisz verweist. Die Auswertung der Reise in Form von drei Bänden samt geologischer Karte und eine Übersetzung ins Englische (1823) begründen in der Folge sein wissenschaftliches Renommee, verhelfen aber auch den Karstgebieten und Höhlen Ungarns und der Slowakei zu internationaler Bekanntheit. 1821 Heirat mit Marie-Hélène Gratienne de Cardaillac, Nichte des Philosophen Jean-Jacques Séverin de Cardaillac. Geburt der Kinder Amé88

dée Louis (* um 1827) und des späteren Rechtsgelehrten Léon Charles Anatole (* 1829). Nach dem Ableben seines Lehrers René Just Haüy erhält B. 1822 den Lehrstuhl für Mineralogie an der »Faculté des Sciences« in Paris und wird zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt, zwei Jahre später erfolgt die Ernennung zum Mitglied der »Académie Royale des Sciences« in Paris. Nach Unstimmigkeiten bei der folgenden Nominierung für den Lehrstuhl für Physik am »Collège de France« legt er 1823 die Stelle zurück und bleibt fortan an der »Faculté des Sciences«. Neben der Ausarbeitung von Lehrbüchern zu Physik und Mineralogie gelingt B. die z. T. erstmalige Bestimmung, genaue Beschreibung und Namensprägung von Mineralien wie Azurit, Erythrin und Koboldin (Linneit). 1839 legt er seine Professur zurück, um im Folgejahr die administrative Stelle eines Generalinspektors des französischen Schulwesens zu übernehmen, welche er bis zu seinem Tod innehat. Zuletzt beschäftigt er sich mit der Grammatik des Französischen und Lateinischen und ist mit dem Naturgeschichtsunterricht an Mittelschulen befasst. W.: Essai d’un cours élémentaire et général des sciences physiques, 1815. Voyage minéralogique et géologique, en Hongrie, pendant l’année 1818, 3 Bde., 1822 (bes. Bd. 2  : S. 90–93, 126–127, 446–447. Bd. 3  : S. 165–166). Traité élémentaire de minéralogie, 2 Bde., 1824. Traité élémentaire de physique, 1829. Nouveaux éléments de grammaire française, 1840. Cours élémentaire de minéralogie et de géologie, 1841. Nouveaux éléments de grammaire française, 1842. (Mit M.  Edwards, A.  de  Jussieu)  : Cours élémentaire d’histoire naturelle, 2 Bde., 1851.

L.: Institut de France (Hg.)  : Funérailles de M. Beudant. Discours de M. Dufrenoy, membre de l’Académie, prononcé aux funérailles de M. Beudant, 1812. N.N.: Chronique. L’institut  – journal universel des sciences et des sociétés savantes en France et à l’étranger, 8.1.1851. S.  16. M.  Kendall  : Beudant, François-Sulpice. In  : C. C. Gillispie (Hg.)  : Dictionary of Scientific Biography 2, 1970–80. S.  106. I.  Havelange, F.  Huguet, B.  Lebedeff-Choppin  : Les inspecteurs généraux de l’instruction publique, 1986. S. 166–167.

Biese, Walter * Berlin 1895; † Santiago de Chile 1960 Geologe, Paläontologe und Höhlenforscher

B.: In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, absolviert B. nach dem Besuch der Grundschule eine Lehre zum Schriftsetzer und holt die Matura am Abendgymnasium nach. Daneben arbeitet er in der Ortsgruppe Berlin der sozialdemokratisch orientierten Naturfreunde-Bewegung mit, wo B. bereits während der Kriegsjahre die Schriftleitung der Vereinsmitteilungen übernimmt. Nach 1918 beginnt er ein Studium der Geologie und Paläontologie an der Friedrich-Wilhelm-Univ. Berlin, u. a. bei Josef Felix Pompeckj, und promoviert 1927 mit der Dissertation »Über die Encriniten des unteren Muschelkalkes von Mitteldeutschland«. Anschließend wirkt er an der von 89

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→ B.  Wolf initiierten Gründung der Gesellschaft für Höhlenforschung und Höhlenkunde in Berlin mit und wird zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Daneben fertigt B. zahlreiche Fahrtenberichte und Höhlenbeschreibungen an und setzt sich mit Fragen der Höhlenbildung auseinander, anfangs zunächst am Beispiel der Dachsteinhöhlen bei Obertraun, zu denen er 1926 seinen ersten Aufsatz veröffentlicht und dabei in Konflikt mit → H. Bock und der von diesem vertretenen Höhlenflusstheorie (Annahme, dass die Höhlenbildung durch unterirdische Flüsse erfolgt) gerät. Als Teilnehmer zahlreicher Jahrestagungen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher (u. a. 1932 in Bad Aussee) schließt B. Bekanntschaft mit österr. Kollegen wie z. B. → G. Kyrle, → W. v. Czoernig, → E. v. Angermayer und → F. Waldner und nimmt an Forschungs- und Vermessungsfahrten teil, u. a. in die Lurgrotte bei Peggau/Semriach, die Dachstein-Mammut- und Dachstein-Rieseneishöhle bei Obertraun, die Eisriesenwelt bei Werfen, das Höllenloch in der Anzenau und das Große Loserloch bei Altaussee. 1927 wird B. mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet. Zwei Jahre später erhält er eine Anstellung im Preußischen Geologischen Landesdienst, erleidet allerdings bereits 1931 Gehaltskürzungen, welche ihn zur Annahme von Nebenbeschäftigungen zwingen. Weiters arbeitet er an mehreren Bänden der von Werner Quenstedt herausgegebenen paläontologischen Bibliografie »Fossilium catalogus« mit. 1931/33 veröffentlicht B. in den Abhandlungen der Landesanstalt eine zweibändige Monografie zur Entstehung von Gipshöhlen im Südharz und zur Genese von Kalkhöhlen im Rheinland, dem Harz, in Österr. und dem Slowenischen Karst. Seine neuerliche Kritik an der Höhlenflusstheorie Bocks und die Zurückführung der Bildung großer Raumformen in der Dachstein-Mammuthöhle auf Gebirgsdruck- und Verbruchsprozesse führen zu Widerstand, insbes. von österr. Geologen und Höhlenforschern. 1932 gründet er eine biospeläologische Beobachtungsstation in der Hermannshöhle in Rübeland, wo B. fünf Grottenolme aus der Postojnska jama einsetzt und deren Entwicklung untersucht. Trotz finanzieller Probleme bereitet er u. a. in Zusammenarbeit mit dem Textilfabrikanten und Sammler Siegfried Fussenegger eine Studie über die Fossilien der Kalkalpen Vorarlbergs vor, welche jedoch ein Fragment bleibt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird B. entlassen und erhält aufgrund seines offenen Engagements für den Sozialismus ein Berufsverbot. Vermutlich ist er um 1933 auch an der Publikation politischer Schriften beteiligt, u. a. zu Arbeitersport und der wissenschaftlichen Tätigkeit der Naturfreunde-Bewegung. Im Folgejahr emigriert B. aufgrund politischer Verfolgung durch die 90

Gestapo und einer möglicherweise zum Schutz seiner Gattin Charlotte vorgegebenen Ehekrise nach Zürich, wo er ab 1935 im Auftrag des Geografischen Instituts der Eidgenössischen Technischen Hochschule einen Höhlenkataster der Schweiz zusammenstellt, in welchem bereits über 450 Höhlen in Kurzform erfasst sind. Zwei Jahre später reist er über Frankreich und Brasilien nach Chile, wo B. als Bergbaugeologe des Unternehmens »Compañía Minera Castañeda de Llamuco« eine Anstellung findet und wieder mit seiner Gattin zusammentrifft. Neben Publikationen u. a. in chilenischen geologischen Zeitschriften zur Verbreitung und zur Stratigrafie des Juras in Chile und zum Marmorkarst auf der Insel Diego de Almagro wirkt B. maßgeblich an der geologischen Landesaufnahme mit. 1959 besucht er im Rahmen einer acht Monate dauernden Weltreise Deutschland und Österr. und wird zum Ehrenmitglied des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher ernannt. W.: Vorläufiger Bericht über Untersuchungen in den Dachsteinhöhlen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S. 1–11, 33–40. Über die Encriniten des unteren Muschelkalkes von Mitteldeutschland. Abh. der Preußischen Geologischen Landesanstalt N.F.  103, 1927. Über einige Höhlen der Schwäbischen Alb (2 Teile). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1927. S.  33–50, 73–91. Über die Entstehung der Eisriesenwelt. In  : E. v. Angermayer (Red.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge bei Werfen. Natur- und höhlenkundlicher Führer durch Österreich 5, 1928. S.  39–42. Temperaturbeobachtungen in der »Heimkehle«. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S. 91–97. Weitere Beiträge zur Frage der Höhlen-Entstehung. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S.  27–30. Über Höhlenbildung. 1.  Teil  : Entstehung der Gipshöhlen am südlichen Harzrand und am Kyffhäuser. 2. Teil  : Entstehung von Kalkhöhlen (Rheinland, Harz, Ostalpen, Karst). Abh. der Preußischen Geologischen Landesanstalt N.F. 137/146, 2  Bde., 1931/33. Druck- und Reproduktionsverfahren für geologische und verwandte wissenschaftliche Arbeiten. Abh. der Preußischen Geologischen Landesanstalt N.F.  138, 1931. Höhlenforschungen in der Steiermark. Reichspost, 10.9.1932. S. 8. Karsterscheinungen in den Klostertaler Alpen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S. 27–28. Etwas vom Grottenolm. Der Harz (5), 1932. S. 65–66. Die Entstehung der Südharzer Gipshöhlen. Der Naturforscher (Berlin) 9, 1932. S. 165–173. Über Tropfstein- und Sinterbildung. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S.  84–93. (Mit

H. Salzer, F. Waldner, E. Sanchez-Jülg u. a.)  : Befahrungsberichte Hauptverbands-Tagung 1932. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S.  1–12. Neues aus den Rübeländer Höhlen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1934. S.  107–109. Aus der wissenschaftlichen Beobachtungsstation in der Hermannshöhle zu Rübeland. Der Harz (6), 1935. S.  94–95. Das Grubenloch bei Oberklausen. Das geologische Alter der Vielfraßreste. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1936. S.  95–96. Über Karstvorkommen in Chile. Die Höhle 7(4), 1956. S.  91–96. Auf der Marmor-Insel Diego de Almagro (Chile). Natur und Volk 87, 1957. S. 113–144. Zur Verbreitung des marinen Jura im chilenischen Raum der andinen Geosynklinale. Geologische Rundschau 45(3), 1957. S. 877–919. L.: E. v. Angermayer  : Nachrufe. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1961 (1 S.). R. G. Spöcker  : Walter Biese zum Gedächtnis. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 7, 1961. S. 1–2. F. Reinboth  : Die Geschichte der Höhlenforschung im Harz. Karst und Höhle, 1994–95. S. 63–80. J.  G. Friebe  : Zur paläontologischen Erforschung Vorarlbergs. Die wissenschaftlichen (Auslands-)Kontakte Siegfried Fusseneggers zwischen 1924 und 1939. Abh. der Geologischen Bundesanstalt 56(1), 1999. S.  159–164. F. Knolle, F. Reinboth, M. Brust, A. Wildberger  : Zur Erinnerung an Walter Biese. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 56, 2010. S. 109– 112. L.  Plan, E.  Herrmann  : Paläotraun  ? Der Wissenschaftsdisput um die Entstehung der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 61, 2010. S. 3–17. H. Trimmel  : Zur

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Erforschungsgeschichte der Paläotraun (Dachstein). Die Höhle 63, 2012. S. 43–62. F.  Knolle  : Walter Biese, die

deutsch-österreichische Höhlenforschung und die Stillwasserfacetten. Die Höhle 65, 2014. S. 56–62.

B Binder, Joseph (vulgo »Hauptbinder«) * Hallstatt (Oberösterreich) 1873; † Obertraun (Oberösterreich) 1957 Bahnbediensteter, Gastwirt und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn der Maria B., Tochter des Hallstätter Bergknappen Alois B. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule ist B. zunächst unregelmäßig beschäftigt, findet aber schließlich eine Anstellung als Bauarbeiter für Bahnunterhaltungsarbeiten bei der Staatsbahndirektion in Linz. Wechselnden Dienstorten zugewiesen, ist B. bei den Österr. Staatsbahnen bis 1909, zuletzt als Bahnrichter, Gleis- und Leh­nenmeister, tätig. Heirat mit Therese Edlinger, Geburt des Sohnes Josef (* 1903). Zudem beteiligt sich B. an der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Obertraun und wird zu deren ersten Kommandanten ernannt. 1909 wird die Bahnhofsrestauration bzw. der Gasthof »Zum Sarstein« in Obertraun von seinem Schwiegervater, dem Milchhändler Matthias Edlinger, für die Ehefrau von B. angekauft. Daraufhin ist er als Wirt der Bahnhofsrestauration tätig, wo B. in Kontakt mit den dort nächtigenden Höhlenforschern, u. a. → H. Bock und → G. Lahner, kommt. Da aufgrund der fehlenden Straßenverbindung die meisten Touristen per Bahn anreisen, wird das Gasthaus in den kommenden Jahren zum Ausgangs- und Stützpunkt für Forschungsfahrten und Exkursionen in die Dachsteinhöhlen. Um 1910 tritt B. der Ortsgruppe Linz der Naturfreunde bei, welche auf Initiative von Lahner die Koppenbrüllerhöhle pachten und diese im selben Jahr als Schauhöhle eröffnen. Weiters wirkt B. bei der Gründung eines Arbeiter-Konsumvereins in Hallstatt mit und engagiert sich politisch in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Dabei startet B. Initiativen zur 1920 erfolgten Selbstständigkeit Obertrauns als Gemeinde und wird als Leiter des Bauausschusses Mitglied des Gemeinderats, wobei er eine wichtige Rolle bei der Erschließung des Orts für den Fremdenverkehr übernimmt. 1909–28 wirkt er bei zahlreichen Forschungsfahrten am Dachstein und in der Koppenbrüllerhöhle mit, u. a. beteiligt er sich 1910 gem. mit Bock, Lahner, → A. v. Mörk und → R. v. Saar an einer Expedition in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun. Nach Kriegsende gründet er gem. mit dem Höhlenführer Leopold Hinterer die Firma »Hinterer & Co. Zementwarenerzeugung«, 92

welche allerdings bereits 1924 in Konkurs geht. Im selben Jahr verunglückt sein Sohn, Bauarbeiter der Bundesbahnen Österr. und Höhlenführer in der Koppenbrüllerhöhle, bei Waldarbeiten am Sarstein. 1927–28 übernimmt er gem. mit dem Obertrauner Bürgermeister Franz Duller und Leopold Höll von → R. Boehmker, Lahner und Paul Poindecker die Geschäftsführung der Gesellschaft »Subterra«, welche die Verwaltung und Erschließung der Dachsteinhöhlen für den Fremdenverkehr verantwortet. In der Folge wird B. bei der Elektrifizierung der Dachstein-Rieseneishöhle mit der Bauaufsicht betraut und arbeitet dabei u. a. mit → E.  Aigner zusammen. Aufgrund der hohen Erschließungskosten ist die »Subterra« allerdings bald dermaßen überschuldet, dass sie 1929 ihre Anteile großteils an das Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft verkaufen muss. Zu Beginn der 1930er Jahre zieht sich B. wegen wirtschaftlicher Probleme und ausbleibender Gästezahlen weitgehend aus der Höhlenforschung zurück. 1925 wird er mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet. L.: N.N.: Gen. Josef Binder aus Obertraun abgestürzt. Linzer Tagblatt, 7.10.1924. S.  5. R.  Pilz  : Einheimi-

sche Höhlenforscher. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 20, 1995. S. 45–48.

Bitzan, Erich * České Budějovice (dt. Budweis, Tschechien) 1890; † Innsbruck (Tirol) 1964 Techniker, Gewerkschafter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Budweiser Kaufmanns Wenzel und der Stadtratund Hotelbesitzertochter Constantia B., geb. Geringer. Nach Absolvierung der unteren Gymnasialklassen am deutschen Staatsgymnasium in České Budějovice besucht B. einen zweijährigen Vorbereitungskurs am Städtischen Elektrotechnikum in Teplice und durchläuft die dortige Elektrotechnikerausbildung. Nach Ablegung der Ingenieursprüfung erhält er zunächst eine Anstellung als Volontär bei der Bauunternehmung von Carl Freiherr v. Schwarz in České Budějovice (städtisches Elektrizitätswerk und Straßenbahnbetrieb). Danach absolviert er eine halbjährige Studienreise durch die Bergbau- und Industriezentren Deutschlands, ist ab 1909 als technischer Beamter bei den Nordböhmischen Elektrizitätswerken in Děčín tätig, wo er zunächst als Konstrukteur und Bauleiter sowie zuletzt als stv.  Büroleiter angestellt ist. Nach Abbruch eines berufsbegleitend an der Univ. 93

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Wien begonnenen Geologiestudiums tritt er 1913 der sozialdemokratischen Gewerkschaftskommission bei und heiratet im Folgejahr die Finanzbeamtentochter Anna Seidel. 1914–18 fungiert B. als Bau- und technischer Betriebsleiter des unter der Verwaltung der Österr. Bergmann-Elektrizitätswerke stehenden Kriegsgefangenen- bzw. Barackenlagers von Gmünd. Nach Kriegsende wird er als Sozialdemokrat in den Gemeinderat von Gmünd gewählt und zum Vizebürgermeister ernannt. Zudem erhält B. eine Anstellung bei der »ELIN Aktiengesellschaft« für elektrische Industrie und ist an wechselnden Dienstorten tätig, wo er die Leitung von Zweigstellen in Salzburg und Linz übernimmt. Anschließend wird B. nach Innsbruck versetzt, wo er zum Bereichsleiter und Direktor für Nord-, Südtirol und Vorarlberg befördert und schließlich sesshaft wird. 1923 erfolgt sein Austritt aus der röm.-kath. Kirche. Aus beruflichen Gründen kommt B. mit dem in Salzburg lebenden → G. Abel in Kontakt, der ihn 1924 zu einer Befahrung der Hennerhöhle in der Taugl einlädt. Darauf folgen zahlreiche Forschungsfahrten in die Eisriesenwelt und den Sulzenofen im Tennengebirge, zugleich baut B. eine umfangreiche Gesteins- und Mineraliensammlung auf. 1926 tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei, worauf eine zunehmende Rivalität zum Obmann → W. v. Czoernig entsteht. Während der 1930er Jahre entwickelt B. eine intensive Werbe- und Vortragstätigkeit, u. a. mit populären Titeln wie »Salzburgs Höhlenforschung in Vergangenheit und Gegenwart«, »In Kaiser Karls Zauberreich«, »Wunderwelt der Höhlen in Heimat und Fremde« und zuletzt 1939 mit dem Thema »Auf Höhlenforschung im Karst«. Daneben hält er auch Lichtbildvorträge zu sagenund volkskundlichen Inhalten wie »Götterdämmerung in der Eddasage« und »Höhle als kultureller, ästhetischer und ethischer Faktor«, wofür er 1934 mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet wird. Fünf Jahre später erfolgt die Scheidung von seiner Ehefrau, zu seinem Schicksal während des NS-Regimes liegen allerdings keine Quellen vor. Ab 1946 nimmt B. seine öffentliche Vortragstätigkeit wieder auf und behandelt z. B. die Neuforschungen in der Tantalhöhle im Hagengebirge. Neben seinem Vorsitz über die Tiroler Gebietskrankenkasse (1953) tritt er als Landesobmann von Tirol (1951–56) in das Präsidium der ÖGB-Privatangestellten ein und fungiert zuletzt als Obmann der Tiroler Landessektion für Industrie. Um 1948 wird B. Mitglied der Innsbrucker Höhlenforscherrunde um → L. Handl, → O. Engelbrecht, → A. Gaugg und → L. Mutschlechner, aus der 1952 der Landesverein für Höhlenkunde in Tirol hervorgeht. 1951 erhält er die Silberne Fledermaus des Salzburger Höhlenvereins für die Erhaltung des historischen Lichtbildarchivs verliehen. Fünf Jahre später wird B. in den Ruhestand versetzt und als Anerkennung für seine gewerkschaftliche Tätigkeit mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österr. ausgezeichnet. 94

W.: Die Tropfsteinkapelle in der Hennerhöhle. Salzburger Volksblatt, 6.2.1933. S. 10. Festansprache im Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg am 4.6.1958, anläßlich des 70.  Geburtstages des Ehrenobmannes Dr. Erwin v. Angermayer. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (2–3), 1959 (Anhang, 5 S.).

L.: A.  Bergthaller  : Ing. Erich Bitzan. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1964 (1 S.). A.  Bergthaller  : Direktor Erich Bitzan zum Gedenken. Die Höhle 16(2), 1965. S.  53–55. Österr. Staatsarchiv (AdR HBbBuT BMfHuV Allg Reihe Ing Bitzan Erich 7246/1919 AE 495).

Boček, Antonín * Brno-Zábrdovice (dt. Brünn-Obrowitz; Tschechien) 1880; † Brno 1955 Bankbeamter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Josef, Diener beim Hauptzollamt in Brno, und der Tuchmachertochter Anna B., geb. Duchoslava. Nach Absolvierung der Schulausbildung und Ablegung der Matura (1898) erhält B. eine Anstellung als Bankangestellter. Seit seiner Jugend durch Berichte über Entdeckungen im Mährischen Karst an der Höhlenkunde interessiert, schließt er sich den Forschungen von →  K.  Absolon in den Höhlen Punkevní und Kateřinská jeskyně an. 1904 Heirat mit der Hotelbesitzertochter Marie Hyšperská. Nach 1918 wird er Vorstandsmitglied der Aktiengesellschaft »Moravsky kras«, welche eine touristische Erschließung des Gebiets und seiner Höhlen beabsichtigt, und arbeitet während der Zwischenkriegszeit sowohl mit tschechischsprachigen Höhlenforschern, u. a. in den Karstgebieten von Mladeč und Hranice (Nordmähren), als auch mit der höhlenkundlichen Sektion innerhalb des Vereins deutscher Touristen in Brno zusammen (ab 1927 Verein für Höhlenforschung). Im Zuge dessen wirkt B. bei der Erforschung der Höhle Jeskyně Býčí skála und der Betauchung des unterirdischen Flusses Jedovnický potok mit. Während der Besetzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht veranstaltet er ab 1944 Besuchsfahrten zu touristisch genutzten Höhlen (insbes. den Sloupsko-šošůvské jeskyně) und als »Exkursionen« betitelte Forschungsfahrten in nicht gesperrte Gebiete des Mährischen Karstes, u. a. in die Höhlen Jestřábka und Jeskyně nad Švýcárnou. Unmittelbar nach Kriegsende wird B. Mitgründer und erster Vorsitzender des »Speleologický klub pro zemi Moravskoslezskou« (Speläologischer Verein für Mähren und Schlesien) mit Sitz in Brno. In dieser Funktion setzt er sich v. a. für die Wiederaufnahme von Forschungen in der im Eingangsbereich zu einer Waffenfabrik umgebauten Höhle von Býčí skála ein, die durch Absolons 1944 erschienene Monografie über die prähistorische Fundstätte in der 95

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Öffentlichkeit bekannt wird. B. gelingt es, für die anspruchsvollen Tauchvorstöße in der Höhle staatliche Subventionen einzuwerben und seitens des Grundeigentümers, der Hochschule für Landwirtschaft in Brno (»Vysoká škola zemědělská v Brně«), Unterstützung zu erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg fungiert B. weiterhin als Brücke zwischen tschechisch- und deutschsprachigen Höhlenforschern in Brno, bindet auch letztere bei den Forschungsprojekten ein (insbes. Zusammenarbeit mit Rudolf Burkhardt) und setzt sich dadurch der Kritik von Absolon aus, welcher der Gruppe Dilettantismus vorwirft. 1948 ruft B. die Zeitschrift »Ceskoslovenský kras« ins Leben, welche er bis 1955 redigiert. W.: (Anonym) J. Sýkora, A. Boček, V. Ješek, V. Valenta  : Moravský kras aneb Dr. Karel Absolon v pravém světle, 1912. Moravský kras. Průvodce celým jeho územím a jeho krápníkovými jeskyněmi, 1922. Průvodce Moravským krasem, 1928. Tentokrát Macocha na programu, 1946. Co nás čeká v propasti Macoše, 1946. (Mit J. Urbánek)  : Historie a nový průzkum jeskyně Výpustku v Moravském Krase. Vlastivědný věstník moravský 2(3), 1947. S.  101–109. Jeskyně v ostrůvcích jurských vápenců u Brna. Československý kras 1, 1948. S. 40– 41. Objev nových krápníkových prostor v Drátenické jeskyni u Křtin. Československý kras 1, 1948. S. 73–74. Docent Dr. Josef Vladimír Procházka. Československý kras 1, 1948. S. 115–116. Krápníkové jeskyně a rudné doly v Němčicích u Sloupu. Československý kras 2, 1949. S.  117–120. Objev jeskyní Punkevní a Nové Kateřinské před 40 lety. Československý kras 2, 1949. S. 276–284. Dosud neznámá zpráva o Nóve Býči skále. Československý kras 2, 1949. S. 327–329. Povrchové

krasové zjevy na Třesíně u Mladče (Litovel). Ceskoslovenský kras 6, 1953. S. 121–131. L.: J.  Skutil  : K sedmdesátinám řed. rady Ant. Bočka. Československý kras 3, 1950. S.  193–194. R.  Burkhardt, P.  Ryšavý  : Za Antonínem Bočkem. Československý kras 8–9, 1956. S.  111–115. J.  Skutil  : Antonín Boček. Časopis pro mineralogii a geologii 1(4), 1956. S.  380–381. V.  A.  Gregor  : † RNDr. Rudolf Burkhardt. Acta Musei Moraviae, Scientiae naturales 60, 1975. S. 185–198. P. Vlašímský  : Boček Antonín. In  : P. Vošahlíková u. a. (Red.)  : Biografický slovník českých zemí, Bd. 5, 2006. S. 579. V. A. Gregor  : Historie a záhady Šenkova sifonu v Býčí skále. Rigorózní analýza historických zpráv a hydrologických, geologických a především logických aspektů. Sborník Muzea Blanenska, 2014. S. 10–34. V. A. Gregor  : Z historie průzkumu propasti Macocha. Agentura Saturnin. Uvádění románových příběhů na (téměř) pravou míru. Sborník Muzea Blanenska, 2016. S. 9–41.

Bock, Hermann * Brno (dt. Brünn, Tschechien) 1882; † Graz (Steiermark) 1969 Kulturtechniker, Landesbeamter und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Wien stammenden Ingenieurs Alois und der Sofie B., geb. Zippelius. Der Vater von B. gibt 1881 als Erfinder und Patentinhaber des Bouilleur-Röhrenkessels (1880) seine Stelle als staatlicher Dampfkessel-Inspektor in Wien auf, übersiedelt mit seiner Familie nach Mähren und macht in der Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, zuletzt als deren Direktor, Karriere. Nach der Volksschule besucht B. das deutsche Staats-Obergymnasium in Brno und unternimmt bereits als Schüler Höhlenbe96

fahrungen im Mährischen Karst. Nach der Matura beginnt er ein Studium der Kulturtechnik mit Schwerpunkt landwirtschaftliches Meliorationswesen an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und schließt dieses 1902 ab. Anschließend tritt er als Landeskulturingenieur in den Dienst des Bundeslandes Steiermark und geht diesem Beruf bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand, zuletzt als Oberbaurat, nach. Den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger absolviert B. 1904–05 bei der k. u. k. Artillerie. Um 1905 heiratet er die aus Brno stammende Lehrertochter Johanna (Hanna) Schenner, die ihn ab dem Folgejahr bei anspruchsvollen Höhlentouren u. a. im Mährischen Karst und am Dachsteingebirge begleitet. Geburt des Sohnes Hermann (* 1913). In Graz sesshaft geworden, tritt er dem Steirischen Höhlenklub unter der Leitung von → A. Mayer bei und wird zugleich Mitglied der Sektion Graz des Österr. Touristenklubs. Eine zunehmende Konkurrenz zwischen B. und Mayer endet 1907 mit einem Gerichtsverfahren über die Verteilung staatlicher Fördermittel. Im selben Jahr initiiert B. die Gründung des Vereins für Höhlenkunde in Graz, dem er bis zu seiner Auflösung (1922) als Obmann angehört. Im Rahmen seiner Vereinstätigkeit wird er Redaktionsmitglied der Zeitschrift »Mitteilungen für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte«, die 1908–19 in 18 Heften erscheint. Weiters beteiligt er sich 1908–09 maßgeblich an der Erforschung der Lurgrotte vom Semriacher Eingang aus, erkundet und vermisst gem. mit seiner Ehefrau, → G. Lahner, → J. Kling und → J. Pollak die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Ab 1910 arbeitet er maßgeblich an der Erforschung und Dokumentation der Dachstein-Rieseneishöhle und der Dachstein-Mammuthöhle mit, zudem unternimmt er zahlreiche Höhlenbefahrungen im Toten Gebirge, z. B. in der Elmhöhle (1911), und erkundet gem. mit → A.  v. Mörk den Lamprechtsofen (Leoganger Steinberge) bis zu dem nach ihm benannten »Bocksee-Siphon« (1911). Im selben Jahr erfolgt im Zuge einer Initiative von B. die Umbildung des Grazer Höhlenvereins in den Verein für Höhlenkunde in Österr., dem sich bis 1914 zahlreiche Sektionen u. a. in Salzburg, Linz, Wien, Obersteier und Brno anschließen. Gem. mit Lahner bemüht er sich ab 1911 um die Gründung eines Museums für Höhlenkunde am Linzer Pöstlingberg, das bereits im Folgejahr eröffnet wird. Zeitgleich führt B. mit Lahner die Aufsicht über die von den beiden initiierten Erschließungsarbeiten in den Dachsteinhöhlen bei Obertraun, welche 1921 vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in Person von → R.  Willner und →  R.  v. Saar weitergeführt werden. Hierbei setzt er sich insbes. für die wissenschaftliche Auswertung der Forschungsergebnisse ein und beschäftigt sich in der mit Lahner und → G.  Gaunersdorfer 97

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publizierten Monografie »Höhlen im Dachstein« mit Fragen der Eis- und Höhlenbildung. Auf Basis seiner im Slowenischen Karst unternommenen Höhlenfahrten führt B. am Beispiel eines »Paläotraun« benannten tunnelartigen Gangabschnitts in der Dachstein-Mammuthöhle die Speläogenese in den Ostalpen z. T. auf trockengefallene Höhlenflüsse zurück und liefert im Rahmen des wissenschaftlichen Disputs zwischen der Karstgrundwassertheorie von → A. Grund und der Höhlenflusstheorie von → F. K atzer und → W.  v.  Knebel Argumente für letztgenannte Partei. Zum Beweis seiner Annahmen verwendet B. erstmals quantifizierende Methoden. Die am Beispiel der Raumformen der Dachstein-Mammuthöhle sich entzündete Debatte um die Höhlenflusstheorie setzt sich bis in die 1960er Jahre fort, woran sich u. a. →  W.  Biese, → E. Arnberger, → F. Bauer, → H. Trimmel und Herbert W. Franke beteiligen. 1913 veranstaltet B. Forschungswochen in Sarajevo und Trebinje und unternimmt zahlreiche Höhlenfahrten im Bosnischen und Montenegriner Karst. Bei Kriegsbeginn wird er im Juli 1914 zur Armee eingezogen, als Leutnant d. Res. dem Feldhaubitz-Regiment Nr.  6 zugewiesen und erleidet im Oktober desselben Jahres bei Grodek-Jogjelanski (Ukraine) einen Splitterbruch im linken Unterschenkel. Daraufhin befindet sich B. für mehrere Monate in Spitalspflege in Budapest und im Allgemeinen Krankenhaus in Graz, anschließend wird er zum Oberleutnant und Leiter einer Höhlenforscher- und Höhlenbaugruppe des Armee-Etappen-Kommandos im Frontabschnitt Istrien/Friaul ernannt, wo er einen Höhlenkataster des ihm zugewiesenen Frontabschnitts anfertigt und etliche Höhlen zu Gefechtsständen ausbauen lässt. Zur selben Zeit befehligt sein Bruder Alois Peter B. das Höhlenbaudetachement des A. K. Q. (Quartier) im Frontabschnitt »Renče an der Vipava«. Nach seiner Beförderung zum Hauptmann (1917) wird B. im Auftrag der Ministerialkommission für Höhlenforschung (später staatliche Höhlenkommission) unter der Leitung von Willner für die Untersuchung von Höhlen nach abbaufähigen, phosphathaltigen Höhlensedimenten abgestellt, wobei er zur Probenentnahme v. a. Objekte in der Steiermark, in Oberösterr., Mähren und Galizien befährt. Während der Zwischenkriegszeit unternimmt B. zahlreiche Forschungsfahrten im Gebiet um Eisenerz (Frauenmauerhöhle, Entdeckung der Langsteintropfsteinhöhle und -eishöhle), Mariazell (Fledermausschacht auf der Tonionalpe, mit → H. Wawřička), am Dachstein (Erkundung des Minotauruslabyrinths in der Dachstein-Mammuthöhle, mit → F.  Mühlhofer) und der Lurgrotte (mit → J.  Gangl), wo 1926 bei einer gemeinsamen Höhlenbefahrung → L. Fuhrich tödlich verunglückt. 1922 fungiert er als Gründungs- und 1923–26 als Vorstandsmitglied des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher. Zugleich arbeitet B. 1925–43 im redaktionellen Beirat der Zeitschrift »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung« (bis 1940) und der daraus hervorgegangenen »Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde« (1940–43) 98

mit. Zudem ist er 1929–38 als Konservator im Bereich der Höhlenkunde für das Bundesdenkmalamt tätig, fertigt bei der Unterschutzstellung von Höhlen zahlreiche Planaufnahmen und Gutachten an und verfasst auch kürzere Publikationen zu paläontologischen Funden und zoologischen Aufsammlungen in Höhlen. Unter Federführung von →  G.  Kyrle wirkt er bei der Chlorierung des Lurbaches in der Lurgrotte und anderen Markierungsversuchen von Höhlengewässern zur Untersuchung der Karsthydrologie mit. 1931 unternimmt B. gem. mit Kyrle eine geologische Studienreise nach Capri, wo er zahlreiche Pläne und Lagekarten von Höhlen anfertigt. Aufgrund seiner deutschnationalen Überzeugung spricht er sich 1938 für den Anschluss von Österr. an das Dritte Reich aus und wird als Verfechter für die Neuordnung der Höhlenforschung im Sinne des Nationalsozialismus vom SS-Ahnenerbe zum Landesleiter für alle Höhlenangelegenheiten der Ostmark bestellt. Zu seinem Stellvertreter wird → W.  Abrahamczik ernannt. Während des Zweiten Weltkriegs wird B. wieder zum Militärdienst eingezogen und 1939–45 als Bauingenieur und Major der Wehrgeologie in Westdeutschland, Frankreich und Belgien eingesetzt. 1941 wird er u. a. mit → W.  v.  Czoernig, Mühlhofer und → H. Brand vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler in den Vorstand des Reichsbunds für Karst- und Höhlenforschung berufen. Nach Kriegsende kann B. an seine bisherige höhlenkundliche Forschungstätigkeit aus Altersgründen nur in vermindertem Umfang anschließen. Im Folgejahr wird er zum Ehrenobmann des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark ernannt, 1951 zum Beirat der staatlichen Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft bestellt und mit der wissenschaftlichen Leitung einer Expedition des Verbandes Österr. Höhlenforscher auf der Tauplitzalm (Steiermark) betraut. 1954–55 wirkt B. bei Grabungen des Landesmuseums Joanneum in mehreren Höhlen des Mittelsteirischen Karstes unter der Leitung von → M. Mottl mit. W.: Zur Tektonik der Brünner Gegend. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 52, 1902. S.  259–264. Die Höhlen der südlichen Mährischen Schweiz (mehrere Teile). Mitt. des Vereines deutscher Touristen in Brünn 3, 1905. S. 13–16, 21–27, 38–39  ; 4, 1906. S. 1–6, 17–22, 29–31, 45–47, 54–56  ; 5, 1907. S. 13– 15, 21–22, 33–36, 41–42. (Mit Hanna Bock)  : Die Köflacher Höhlen. Grazer Tagblatt, 19.8.1906. S.  12. Höhlenfahrten im Gebiet der Grebenzenalpe. Grazer Tagblatt, 22.9.1906. S.  1–3. Der Lamprechtsofen bei Lofer. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 4(3), 1911. S. 8–15. Die Höhlenforschung in Österreich. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz)

4(4), 1911. S.  1–8. Ein Museum für Höhlenkunde in Österreich. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 6(1), 1913. S.  1–6. (Mit G. Lahner, G. Gaunersdorfer)  : Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises, 1913. Der Karst und seine Gewässer. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 6(3), 1913. S.  1–23. Charakter des mittelsteirischen Karstes. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 6(4), 1913. S.  5–19. Die Erschließung des Dachstein-Höhlenparks. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 7(2) (Beilage), 1914. S. 1–7. Tödlicher Absturz

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der Höhlenforscherin Poldi Fuhrich in der Lurgrotte bei Semriach. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  66–70. Zur Altersfrage der Dachstein-Höhlenparks (3 Teile). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S. 72–77, 105–113  ; 1927. S. 1–19. Die schwäbische Alb als Forschungsgebiet. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S.  15–23. Das Lurloch in der Steiermark. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S.  65–81. G.  Kyrle  : Kombinierte Chlorierung von Höhlengewässern, mit Beiträgen von H.  Bock und A.  Czerny, 1928. Die Odlsteinhöhle bei Johnsbach (Steiermark). Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 117–121. Die Fledermaushöhle in der Tonionalpe bei Mariazell. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1938. S.  65–82. Die Lurgrotte. Die Höhle 1(1), 1950. S. 3–5. Die Drachenhöhle bei Mixnitz. Die Höhle 1(4), 1950. S. 61–68. L.: N.N.: Eine Lurlochsubvention vor Gericht. Grazer Volksblatt, 4.12.1907. S. 7. J. Draxler  : Eine Dame als Höhlenforscherin (Hanna Bock mit Zeichnung). Die Neue Zeitung, 10.8.1908. S. 6. N.N.: Hermann Bock. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(2), 1937. S.  18–19. N.N.: Brünner als Mitentdecker der Dach-

steinhöhlen. Sudetenpost 18, 1961. S. 5. V.  Maurin  : Oberbaurat Dipl.-Ing. Hermann Bock 80 Jahre alt. Die Höhle 13(2), 1962. S.  91–95. R.  Pirker  : In memoriam Hermann Bock. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 20(2), 1964. S. 42–43. N.N.: Abschied von Hermann Bock und Hans Strouhal. Die Höhle 20(2), 1969. S. 60. H.  Schaffler  : Wer ist welcher Bock  ? Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 21, 1992. S. 60. H. Schaffler  : Zur Klärung um die Person von Dipl.-Ing. Hermann Bock. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 22, 1993. S.  36. H.  Holzmann  : Oberleutnant Alois Peter Bock und Oberleutnant Hermann Bock als Höhlenforscher im Kriegseinsatz 1916/1917 an der Isonzofront. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 50(9), 1994. S. 155–156. L.  Plan, E.  Herrmann  : Paläotraun  ? Der Wissenschaftsdisput um die Entstehung der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 61, 2010. S. 3–17. H. Trimmel  : Zur Erforschungsgeschichte der Paläotraun (Dachstein). Die Höhle 63, 2012. S. 43–62. Österr. Staatsarchiv (Personalakten Kriegsarchiv, KA Pers VWest HR B 68156, Bock Hermann).

Boegan, Eugenio * Triest-San Giovanni (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1875; † Triest 1939 Techniker und Höhlenforscher

B.: Zweites Kind des Vincenzo und der Adele B., geb. Dabovich. In bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, wird B. während seiner Jugend politisch durch Giuseppe Garibaldi und die nationale Einheitsbewegung Italiens geprägt. Nach der Volksschule besucht er bis zum siebten Jahrgang die Kommunal-Oberrealschule in Triest, welche er jedoch vermutlich nicht abschließt. Während seiner Schulzeit beginnt B. ab 1890 die Karstlandschaft um Triest zu erkunden und gründet drei Jahre später u. a. mit seinen Brüdern Felice und Albino die nationalistisch orientierte Schülervereinigung »Club Alpino dei Sette«. Deren Mitglieder widmen sich neben dem Alpinsport v. a. höhlenkundlichen Aktivitäten, wobei sich eine zunehmende Konkurrenz mit der deutschsprachigen Schülergruppe »Hades« um → I. A. Perko, Leo und → E. F. Petritsch entwickelt. 100

Während B. die Funktion des Klubsekretärs innehat, übernimmt sein älterer Bruder Felice die Obmannstelle. 1894 wird die Vereinigung »Club Alpino dei Sette« polizeilich aufgelöst, weil ihre Mitglieder neben der Publikation der höhlenkundlichen Zeitschrift »La Mosca« (Die Fliege) auch bewusst politische Provokationen gegen die habsburgische Verwaltung von Triest setzen und Studenten aufwiegeln. Im selben Jahr tritt B. der Höhlenkommission »Commissione Grotte della Società Alpina delle Giulie« bei, daneben bildet er sich als Autodidakt in Geologie, Wasserbau und Hydrologie weiter. 1898 nimmt B. mit einer Monografie zu der Schachthöhle Abisso di Trebiciano an einem Wettbewerb der Italienischen Geografischen Gesellschaft (»Società Geografica Italiana«) teil und brüskiert die österr.-ungar. Behörden, indem er angibt, die Höhle gehöre offiziell zu Italien. Nach dem Besuch der Oberrealschule hat B. in Triest wechselnde Anstellungen als Techniker inne, u. a. bei der »Società Aurisina« (1901– 18), dem Städtischen Amt für Hydrologie und ab 1932 bei dem kommunalen Unternehmen »Azienda Comunale Elettricità, Gas, Acqua e Tramvie«. Dabei ist er mit der Planung und Errichtung neuer Wasserleitungen für die Küstenstadt Triest befasst, zuletzt in der Funktion eines kommunalen Wasserbauingenieurs. Zudem fungiert B. als Sekretär des Vereins »Commissione Grotte« und steht diesem von 1904 bis zu seinem Ableben als Präsident vor. In der Funktion baut er einen umfangreichen Höhlenkataster des Küstenlandes auf, entfaltet eine rege Publikationstätigkeit und führt zahlreiche karsthydrologische Studien (insbes. zur Quelle Aurisina und dem unterirdischen Fluss Timavo) durch, wobei eine Rivalität mit deutschsprachigen Vereinen wie der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins mit → A.  Hanke, → J.  Marinitsch, → F. Müller und → P. A. Pazze und dem Verein »Club Touristi Triestini« mit →  L.  K.  Moser, Perko und Petritsch entsteht. Bei Kriegseintritt Italiens (1915) wird die »Commissione Grotte« aufgrund »konspirativer Aktivitäten« aufgelöst, worauf ein Teil ihrer Mitglieder das Land verlässt und B. in einem Kriegsgefangenenlager interniert wird. Nach einer erfolgreichen Flucht aus Österr.-Ungarn über die Schweiz nach Italien übergibt er kriegswichtige Unterlagen des vereinseigenen Höhlenkatasters an den italienischen Generalstab. 1917 Heirat mit Velia Testoni, die Ehe bleibt kinderlos. Über seine vermutlich militärische Tätigkeit während des Ersten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit gibt B. keine Auskunft, allerdings wird er 1921 mit dem Ehrenkreuz der italienischen Krone (»Croce di Cavaliere del Regno d’Italia«) ausgezeichnet. Anschließend tritt er der Nationalen Faschistischen Partei Italiens bei, bekleidet aber zeitlebens keine politischen Funktionen. 1926 gewinnt B. → L.  Bertarelli, Vorsitzender des »Touring Club Italiano«, als Co-Autor für das Katasterbuch und spätere Standardwerk »Duemila Grotte«, wobei dieser u. a. die Finanzierung des ehrgeizigen Projekts übernimmt. Die Monografie wird in zwei Teile gegliedert, ein 101

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Handbuch mit Erläuterungen zur Karst- und Höhlenbildung, Paläontologie, Fauna, Flora, Nutzung von Höhlen im Kriegsfall, den Befahrungstechniken sowie einen Höhlenkataster von Julisch Venetien, der neben Höhlenbeschreibungen und Befahrungsberichten auch umfangreiches Kartenmaterial enthält. Dabei werden die Forschungs- und Dokumentationsleistungen der mittlerweile aufgelösten, nicht italienischsprachigen Vereine in Triest z.  T. bewusst ignoriert, alle deutsch- und slowenischsprachigen Höhlennamen italienisiert und fallweise auch semantisch verändert. Die wissenschaftliche Bedeutung des umfangreichen Katasterbuchs ist heute umstritten, weil B. die zumeist von Mitarbeitern zusammengetragenen Informationen, Dokumente und Planunterlagen vor der Publikation nicht entsprechend nachgeprüft hat und somit inhaltliche Fehler entstanden sind. Zudem baut er in der Zwischenkriegszeit ein bibliografisches Archiv und eine Sammlung zur Geschichte der Karstund Höhlenkunde auf. 1929 beteiligt sich B. an der Gründung des Italienischen Speläologischen Instituts (»Istituto Italiano di Speleologia«) in Postojna, wird zum Direktor bestellt und setzt mehrere Initiativen zum Aufbau eines nationalen Höhlenkatasters von Italien. Weiters fungiert er als Herausgeber der Zeitschrift »Le Grotte d’Italia« und wirkt 1933 maßgeblich bei der Organisation des ersten »Congresso Speleologico Nazionale« in Triest mit. Gegen Lebensende setzt sich B. v. a. für die touristische Erschließung bzw. den Ausbau der Schauhöhlen Grotta Gigante und Škocjanske jame ein. Anlässlich seines 25.  Todestages ändert die »Commissione Grotte della Società Alpina delle Giulie« ihren Namen in »Commissione Grotte Eugenio Boegan«. W.: Scoperta di 3 nuove grotte. La Mosca 1(2), 1893. o.S. Le grotte dell’altipiano di San Servolo, 1901. Le sorgenti di Aurisina, con appunti sull’idrografia sotterranea e sui fenomeni del Carso. Alpi Giulie 10(3–6), : Atti e Memorie 11(1–3), 1905–06 (reproduziert   della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 22, 1983. S. 45–79). La grotta di Trebiciano, 1910. La Società Alpina delle Giulie. Rivista Mensile del Touring Club Italiano 21, 1915. S.  653–658. (Mit R.  Gherson)  : Le grotte della guerra. Alpi Giulie 22(5–6), 1920. S.  43–60. La grotta di Trebiciano. Studi e rilievi dal 1910 al 1921. Alpi Giulie 23(4–6), 1921. S. 114–151. (Mit L. V. Bertarelli)  : Duemila Grotte. Quarant’anni di esplorazioni nella Venezia Giulia, 1926. Catasto delle Grotte italiane. I. Grotte della Venezia Giulia, 1930. Il Timavo. Studio sull’idrografia carsica subaerea e sotterranea, 1938. L.: M.  Gortani  : In ricordo di Eugenio Boegan.

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Le Grotte d’Italia N.F. 4, 1939–40. S.  143–149. W. v. Czoernig  : Nachruf Cav. Eugenio Boegan. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S.  48. M.  Vianello  : Ricordo di Eugenio Boegan. Rassegna Speleologica Italiana 17(1–4), 1965. S.  87–88. C. Cocevar  : Premio «Eugenio Boegan«. Rassegna Speleologica Italiana 20(3–4), 1968. S. 263–264. M. Rigotti  : L’idrografia sotterranea del Carso triestino nelle ricerche di Eugenio Boegan. Tesi di laurea in Storia della Geografia, Univ. Triest, 1984–85. D. Marini de Canedolo (Red.)  : Duemila Grotte, di L.V. Bertarelli & E. Boegan, (erw. Neudr.) 1986. F. Forti  : Il pensiero di Eugenio Boegan sull’idrologia carsica. Atti e Memorie della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 28, 1989. S.  15–33. P. Guidi  : Speleologia. Eugenio Boegan. Rivista del Club Alpino Italiano 111(4), 1990. S. 60–67. S. Kobau-Cavalli  : Come conobbi il mio caro e vecchio amico Eugenio Boegan. Progressione 23, 1990.

S. 54–55. F. Forti  : Eugenio Boegan, Giovanni Andrea Perko, Franco Anelli. Progressione 38, 1998. S. 60–62. M. Vassallo  : Eugenio Boegan. Progressione 41, 1999.

S. 55–56. F. Forti  : Gli studi sul Fiume Timavo – Nel ricordo di Eugenio Boegan e di Guido Timeus. Alpi Giulie 96(1), 2002. S. 44–70.

Boehmker (auch Böhmker), Richard * Langenfelde bei Hamburg (Norddeutschland) 1870; † Wien 1954 Unternehmer, Schriftsteller und Heimatforscher

B.: Sohn des späteren kgl. Rechnungsrats Bernhard Friedrich und der Rebecka B., geb. Zeuerschütz. Nach der Volksschule besucht B. das Gymnasium in Oppeln (Schlesien) und tritt 1889 in die Preußische Armee ein. Drei Jahre später nimmt er, zuletzt im Rang eines Seconde-Leutnants im Grenadier-Regiment Nr. 4, den Abschied und zieht um ca. 1895 nach Wien. Zuerst als Kaufmann tätig, nimmt B. nach zwei Jahren eine Stelle als Fabrikbeamter an der österr. Filiale der chemischen Fabrik »Julius Rütgers« (deutsches Unternehmen für Teerprodukte) in Angern an der March an und übersiedelt von Wien zum Standort des Unternehmens. 1902 Heirat mit der aus Wien-Josefstadt stammenden Emma Langsteiner, Tochter eines Oberbeamten der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen verfasst B. zeitlebens in Tradition des Schriftstellers und Historikers Leopold v. Sacher-Masoch für wechselnde Verlage (u. a. in Leipzig, Paris, Pressburg) mehr als 20 erotische Romane, Novellen, Erzählungen und Gedichtzyklen unter den Pseudonymen »Brö(h)me(c)k«, »Broe(h)me(c)k« und »Ebekrohm«. Allerdings scheint sein korrekter Name samt Schriftenverzeichnis bereits in Kürschners deutschem Literatur-Kalender von 1910 auf. Die Mehrzahl seiner Veröffentlichungen, u. a. der 6-teilige Romanzyklus »Dominatrix«, wird konfisziert oder deren Verkauf im Deutschen Reich untersagt. Zudem erscheinen unter denselben Pseudonymen u. a. (erotische) Gedichte und Humoresken in satirischen Wiener Zeitschriften. Daneben tritt B. mehreren landes- und heimatkundlichen Vereinen bei und entwickelt ein zunehmendes Interesse für Urgeschichte, insbes. für die archäologischen Grabungen Matthäus Muchs in Stillfried an der March, das ein Siedlungskontinuum von fast 30.000 Jahren aufweist. Nach dessen Tod (1909) nimmt sich B. Stillfrieds an, führt eigene Ausgrabungen insbes. bei der Befestigungsanlage auf dem örtlichen Kirchberg durch und baut eine umfangreiche prähistorische und paläontologische Sammlung auf, wozu er mit dem Prähistoriker Oswald Menghin zusammenarbeitet. Weiters beginnt sich B. mit Erdställen und der Arbeit des Heimatforschers →  L.  K arner auseinanderzusetzen, v. a. aufgrund des in Stillfried gelegenen, »Dopplerstollen« genannten Erdstalls, welchen B. 1912 mit 103

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finanzieller Unterstützung der Zentral-Kommission für Denkmalpflege wiederherstellen lässt. Durch Überlassung zahlreicher Funde an die Lehrsammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Univ. Wien kommt B. in Kontakt mit → G. Kyrle, dem Betreuer der Sammlung. 1914 wird er Mitbegründer und Obmann des Stillfrieder Museumsvereins, der die Einrichtung eines örtlichen Museums für Ur- und Frühgeschichte auf Grundlage der Sammlungen des Volksschullehrers Engelbert Neuner beabsichtigt. Zudem hält B. zahlreiche populäre Vorträge, u. a. mit den Titeln »Germanische Kultur in der Urzeit«, »Nibelungenlied« und »Höhlen Österreichs«, lädt als Exkursionsleiter Vertreter der Landeskunde und -politik zu Besichtigungen nach Stillfried ein und publiziert volkstümliche Schriften und Exkursionsführer. 1916 wird er zum Sekretär des Vereins für Landeskunde von Niederösterr. gewählt und zum Korrespondenten der Zentral-Kommission für Denkmalpflege ernannt. Zwei Jahre später folgt die Bestellung zum Konservator (für den Bezirk Gänserndorf ) des neu gegründeten Bundesdenkmalamts und zum Kurator des Niederösterr. Landesmuseums. Beruflich wird er zwei Jahre nach seiner Beförderung zum Prokuristen (1914) zum kaufmännischen Direktor der chemischen Fabrik in Angern ernannt und wechselt seinen Wohnsitz nach Wien. 1921 scheidet B. allerdings aus dem Unternehmen aus und wird zum Kommerzialrat ernannt. Weiters erhält er zwei Jahre später für seine prähistorischen Forschungen in Stillfried, den Erwerb der Sammlung von Ernst v. Windischgrätz (1921) und deren Weiterverkauf ohne Aufschlag an das Unterrichtsministerium bzw. das Institut für Ur- und Frühgeschichte die Goldene Ehrenmedaille der Univ. Wien verliehen. Während der 1930er Jahre leistet B. ebenso Geldspenden zur Herausgabe der »Wiener Prähistorischen Zeitschrift« und ist als Beirat in der von Oswald Menghin, → K.  Willvonseder und → J.  Szombathy geleiteten Redaktion der Wiener Prähistorischen Gesellschaft tätig. Als Mitglied des Bundes der Reichsdeutschen und der Deutschen Offiziersvereinigung ist B. überzeugter Deutschnationaler und behält auch während der Zwischenkriegszeit die deutsche Staatsbürgerschaft bei. 1922 wirkt er bei der Gründung der Speläologischen Gesellschaft unter → O. Abel und Kyrle mit, wird als Beirat in den Vereinsausschuss gewählt und baut daneben eine Freundschaft mit →  R.  Willner und →  R.  v.  Saar auf. Daneben fungiert er als unterstützendes Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft und der Geografischen Gesellschaft in Wien. Dank seiner Verbindungen zu den deutschnationalen Kreisen der Höhlenforschung übernimmt B. 1923 vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zunächst als Pächter den Betrieb und die weitere Erschließung der Dachstein-Rieseneis- und Dachstein-Mammuthöhle. Als Betriebsleiter werden → R.  Oedl und als sogenannter »Propagandaleiter« → G.  Lahner eingestellt. 1924 wird der Betrieb und die weitere Erschließung der Dachsteinhöhlen 104

der neu gegründeten Gesellschaft »Subterra« (bis 1929) übertragen, als Gesellschafter scheinen Lahner, Paul Poindecker und B. auf, wobei dieser die Geschäftsführung übernimmt und Lahner als Lokalverwalter fungiert. In den Folgejahren entfaltet B. eine intensive Werbetätigkeit für die Dachsteinhöhlen und die seit 1920 selbstständige Gemeinde Obertraun, welche er auch finanziell unterstützt. 1924–25 wird ihm die Aufsicht bei der Errichtung eines Führungswegs vom Ost- zum Westeingang der Dachstein-Mammuthöhle durch das Österr. Bundesheer übertragen, wodurch die Besucherzahl trotz beschwerlicher Erreichbarkeit allmählich auf 15.000 Gäste pro Jahr ansteigt. Ende 1924 erwirkt B. die Entlassung von →  E.  Aigner als Betreiber der Gastwirtschaft auf der Schönbergalm. Zwei Jahre später wird die zusätzlich in Pacht genommene und mit Weganlagen erschlossene Koppenbrüllerhöhle für den Fremdenverkehr eröffnet, daneben entstehen konkrete Pläne zum Bau einer Seilschwebebahn von Obertraun auf die Schönbergalm, welche jedoch aufgrund der Wirtschaftskrise nicht weiter verfolgt werden. Widerstände gegen die einem deutschen Privatunternehmer übertragene Geschäftsführung eines vormals staatlichen Schauhöhlenunternehmens kommen v. a. aus sozialdemokratischen Kreisen und von Lahner, der mit der Geschäftsführung von B. nicht einverstanden ist. Daraus hervorgehende Konflikte in der Unternehmensleitung der Gesellschaft »Subterra« führen zu mehreren Gerichtsprozessen, in denen B. den Betriebsleiter Lahner des Betrugs bezichtigt. Letztlich wird dieser jedoch freigesprochen. 1927 werden B., Lahner und Paul Poindecker als Gesellschafter der »Subterra« von dem Obertrauner Bürgermeister Franz Duller und → J. Binder abgelöst, obwohl sich B. auch in den Folgejahren u. a. durch die Veröffentlichung von Reiseliteratur für das Schauhöhlenunternehmen einsetzt und wieder an der Verwaltung der Dachsteinhöhlen (bis 1938) beteiligt wird. Ab 1932 fungiert er neben → K.  Ehrenberg und → G.  Götzinger als Beirat der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter Kyrle und O. Abel. Um 1925 gründet er die »völkisch« ausgerichtete »Eckart-Buchhandlung« in Wien-Josefstadt, in unmittelbarer Nähe zur österr. Filiale des Deutschen Schulvereins. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich initiiert B. die Eröffnung des ersten Freilichtmuseums in Stillfried unter der Schirmherrschaft des Unterrichtsministers Oswald Menghin. Später tritt Karl Kunert als Gesellschafter in die nun umbenannte »Eckart-Buchhandlung – Richard Böhmker & Karl Kunert« ein, allerdings muss diese aufgrund von Bombenschäden 1944 umziehen. Seinen Lebensabend verbringt B. in Wien und Obertraun. W.: Unter der Fuchtel des Weibes, 1900. Herrin und Sklave. Gedichte, 1901. Gesättigte Peitschlust. Vom Oberlehrer zum Sklavenhalter, 2  Bde., 1903. Die Arten des Masochismus. Mein Schmerzensweg. Ein auto-

biographischer Beitrag zur Psychologie des Masochismus, 1903. Gouvernantenzucht, 1904. Geheime Wonnen. Masochistische Episoden aus dem Leben des Baron Theodor v.  S., 1905. Der verhexte Schlüssel. Die Mus105

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kete, 28.12.1905. S.  102–103. Dominatrix, 6  Bde., 1905–09. Stillfried an der March, 1910. Stillfried a. d. March. Eine urdeutsche Heimstätte. Deutsche Heimat 7(3–4), 1912. S. 17–20. Exkursionsführer für Stillfried an der March, 1917. Vom mittelalterlichen Stillfried. Geschichte der Veste und Kirche in Stillfried a. d. March, 1924. Über Berg und Tal. Lustige Geschichten aus dem Salzkammergut. Erstes Bändchen  : Der Ausflug in die Dachsteinhöhlen. Die Verlobung in Gmunden, 1926. Die Dachsteinhöhlen (Österr. Höhlenführer), 1928. Die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun im Salzkammergut (Österr. Höhlenführer), 1928. Franz Engl, der Deserteur in der Koppenbrüllerhöhle, 1929. Obertrauner Miszellen, 1929. Die Rochuskapelle bei Mannersdorf. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, 1929. Das Geheimnis um eine Königstochter. Die Lösung des mehr als 100-jährigen Rätsels von Hildburghausen, 1937. L.: F.  Koebl  : Stillfried an der March. Ein kulturgeschichtliches Bild nach Direktor R.  Böhmker. Der Ge-

birgsfreund 29(4), 1916. S.  59–61. N.N.: Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille der Universität. Neues Wiener Tagblatt, 21.2.1923. S.  7. R.  Kraft  : Handbuch der Kommerzialräte Österreichs, 1933 (bes. S. 24). M. Klang  : Die geistige Elite Österreichs, Bd. 1, 1936 (bes. S.  78–79). F.  Felgenhauer  : Zur Geschichte des Faches »Urgeschichte« an der Univ. Wien. Studien zur Geschichte der Univ. Wien 3, 1965. S. 7–27. F. Felgenhauer  : Geschichte der prähistorisch-archäologischen Erforschung von Stillfried. Forschungen in Stillfried 1, 1974. S. 7–20. G. H. Schlatter Binswanger  : Böhmker, Richard. In  : K.  Feilchenfeldt (Hg.)  : Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20.  Jh., Bd.  3, 2001. S. 280. M. Dubbi  : Vom k. u. k. Hauptmann zum Kommerzialrat  : Karl Bittner, 2008 (bes. S.  186). Österr. Nationalbibliothek (R. Böhmker   : Korrespondenz zu »Meldung  – Reichsverteidigung«, 27.09.1944– 22.12.1944). Archiv des Bundesdenkmalamts (Personalakt Richard Böhmker).

Bokor, Elemér (Emil) * Sátoraljaújhely (dt. Neustadt am Zeltberg, Nordost-Ungarn) 1887; † Budapest 1928 Entomologe, Offizier und Lehrer

B.: Sohn des Reserveoffiziers und Arztes Erno und der Agosta B., geb. Grunwald. Nach Besuch der k. u. k. Infanterie-Kadettenschule in Budapest legt B. die Kadettenprüfung (1901–05) ab und wird als Leutnant dem k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 26 in Győr und Esztergom zugewiesen, wo er zum Oberleutnant (1913) befördert wird. Daneben entwickelt er ein besonderes Interesse für das Karst- und Höhlenphänomen und die Koleopterologie (Käferkunde) und unternimmt gem. mit → E.  Dudich regelmäßige Sammelfahrten zu den Karpaten-Höhlen, deren Fauna er untersucht. 1913 tritt B. der Fachsektion für Höhlenkunde der Ungar. Geologischen Gesellschaft bei und publiziert in der Folge seine Funde in den Annalen des Ungar. Nationalmuseums. Zudem wird er Mitglied der Ungar. Gesellschaft für Entomologie und fungiert 1923–28 als deren Vizepräsident. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird B. mit seinem Regiment an die russische Front transferiert, wo er Ende 1915 in Kriegsgefangenschaft gerät. Nach dem Sonderfrieden mit Russland kommt B. frei und wird anschließend an der Italienfront als Offizier eingesetzt. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie kehrt er nach Budapest zurück und beginnt 1920 neben seiner Weiterbeschäftigung als Offizier in der ungar. Armee an der Univ. Budapest (ab 1921 106

Péter-Pázmány-Univ.) Naturwissenschaften und insbes. Zoologie zu studieren. Durch die Bekanntschaft mit →  O.  K adić systematisiert B. seine Sammelleidenschaft zunehmend und bearbeitet die Arthropoden-Fauna in über 100 Höhlen der Karpaten, wobei er sich dabei v. a. der Abaligeti-barlang bei Pécs zuwendet, welche B. 1921–24 erkundet, vermisst und kartiert. 1924 promoviert er in Zoologie mit einer Dissertation zur Fauna der Abaligeti-barlang. Nach seinem Abschied aus der Armee, zuletzt im Rang eines Majors, nimmt er eine Stelle als Lehrer für Naturgeschichte und Chemie an der Realschule »Bocskai István« in Budapest an, wo er später zum stv. Direktor ernannt wird. Ab 1925 wirkt B. bei Ausgrabungen und Aufsammlungen in der Höhle Kecske-lyuk im Bükk-Gebirge mit und fertigt einen Plan der Höhle an. Im Folgejahr fungiert er als Gründungsmitglied der Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«) und wird beim Kongress der Interessensgemeinschaft Deutscher und Ungar. Höhlenforscher (1927) in Budapest mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet. Seine Insektensammlung, bestehend aus 60.000 Exemplaren, geht 1929 ins Eigentum des Ungar. Nationalmuseums in Budapest über. W.: A Cicindela soluta életéból. Rovartani Lapok 18, 1911. S.  129–132. Új vak bogarak Magyarország faunájából. Neue Blindkäfer aus der Fauna Ungarns. Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici 11, 1913. S.  436–451. Három új vak bogár Magyarország faunájából. Drei neue Blindkäfer aus der Fauna Ungarns. Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici 11, 1913. S.  584–591. A »vak« Trechusok szeméről. Rovartani Lapok 21, 1914. S. 59– 71. Barlangkutatás nehézségekkel. Rovartani Lapok 22, 1915. S.  14–19. A magyarhoni barlangok ízeltlábúi. Barlangkutatás 9(1–4), 1921. S. 1–22. Ein neuer

Blindkäfer aus Ungarn. Entomologische Mitt. 10(4), 1921. S.  110–111. Bogártudományi jegyzetek. Rovartani Lapok 26, 1922. S. 33–38. Az Abaligeti-barlang. Földrajzi Közlemények 53(6–8), 1925. S.  105–136. Új Duvalites Magyarországból. Ein neuer Duvalites aus Ungarn. Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici 24, 1926. S. 40–48. L.: E.  Dudich  : Dr.  Bokor Elemér. Állattani Közlemények 25, 1928. S. 168. K. Székely  : 100 éve történt. Karszt és Barlang 19(1–2), 1987. S. 72. G. Hangay  : Bokor, Elemér. In  : J. L. Capinera (Hg.)  : Encyclopedia of Entomology, 2. Aufl., 2008. S. 544.

Bögli, Alfred Werner * Bern 1912; † Hitzkirch (Luzern, Schweiz) 1998 Geograf, Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Leopold Böttcher. Nach Änderung des Nachnamens auf Bögli (1923) besucht B. das Gymnasium in Bern und legt 1931 die Matura ab. In der Folge beginnt er ein Studium der Geografie, Mineralogie, Petrografie, Biologie und Chemie an der Univ. Bern und besucht u. a. Vorlesungen bei dem Geologen Emil Hügi. 1934 Heirat mit Emma Gertrud Schneiter. Im Folgejahr erwirbt er das Lehrerpatent für 107

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Sekundarschulen des Kantons Luzern. Nach dem Tod seines Lehrers Hügi bricht B. 1937 die begonnene Dissertation »Die südlichen Gneise des Aarmassivs im Goms« ab und wechselt in den Lehrberuf, wo er bis 1941 in Sekundarschulen in Zug und Entlebrunn unterrichtet. 1938 immatrikuliert sich B. an der Univ. Freiburg/Fribourg und promoviert im Folgejahr in Geografie bei Paul Girardin mit der Dissertation »Morphologische Untersuchungen im Goms«. Zwei Jahre später erhält er eine Lehrstelle am Kantonalen Lehrerseminar in Hitzkirch für die Fächer Geografie und Naturwissenschaften, wo er bis zu seiner Pensionierung (1975) angehende Lehrkräfte für die Primarschule ausbildet. Dabei erwirbt sich B. den Ruf eines didaktisch geschickten, aber strengen Pädagogen und Vortragenden, der die Studierenden bei Exkursionen zu begeistern weiß und im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit mehrere naturkundliche Führer und Schulbücher verfasst. Außerhalb seiner dienstlichen Verpflichtungen befasst er sich wissenschaftlich zunächst mit Glaziomorphologie, 1945–51 beschäftigt sich B. im Rahmen der Schweizerischen Geomorphologischen Gesellschaft mit Korrosions- und Erosionsprozessen an Kalken und der Morphologie des Muotatals (Kanton Schwyz), wo er 1946 die ausgebauten Teile des Höllochs befährt und Färbeversuche im Glattalpsee unternimmt. 1950 beginnt er sich durch Bruno Baur, Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft »Höllochforschung«, im Rahmen eines an der Naturforschenden Gesellschaft Luzern gehaltenen Vortrags zu Karstlandschaften der Innerschweiz für die Höhlenkunde zu interessieren und nimmt bis 1982 in leitender Funktion an Expeditionen ins Hölloch teil, wobei sich B. weniger für explorative, sondern für karstmorphologische und hydrologische Aspekte interessiert. Während seiner aktiven Zeit nimmt die Gesamtlänge des Höllochs von 10 auf 140 km zu und gilt von 1955–67 sogar als längste Höhle der Erde. 1952 wird B. gem. mit Kollegen infolge eines Unwetters für neun Tage im Hölloch eingeschlossen, die Nachricht über das Überleben der Totgeglaubten gelangt sogar in die Schlagzeilen der internationalen Presse. Daneben beteiligt sich B. auch an Forschungsfahrten ins Windloch im Klöntal und in Höhlen auf der Schrattenfluh. Internationale Reputation erlangt er aufgrund des wissenschaftlichen Konzepts zur Mischungskorrosion und deren Einfluss auf die Höhlenbildung, das 1961 im Rahmen des »3rd International Congress of Speleology« in Wien, Obertraun und Salzburg zwischen B. und dem Physiker und Science-Fiction-Autor Herbert W. Franke in einer gemeinsamen Diskussion über die Bedeutung der Korrosion für die Speläogenese entwickelt wird. Allerdings ist das Konzept der Mischungskorrosion unabhängig davon bereits 1939 von dem russischen Wissen108

schaftler Laptev beschrieben worden. Der von B. noch 1963 und ohne Mitwirkung Frankes für die Zeitschrift »Die Höhle« ausgearbeitete und später in der Bonner Zeitschrift »Erdkunde« erweiterte Aufsatz »Mischungskorrosion, ein Beitrag zum Verkarstungsproblem« wird 1970 als Habilitation für Geografie an der Univ. Zürich angenommen. Weiters beschäftigt er sich mit Höhlenniveaus und dem Fließverhalten von Karstwässern, das er auf Basis physikalischer Methoden berechnet. So führt B. mehrere Untersuchungen zur Karsthydrologie des Bisistals durch, übernimmt 1979 die Leitung einer internationalen Karstwassermarkierung im Gebiet Bödmeren–Bisistal–Hürital und macht sich um die Beschreibung und Gliederung der Mikro- und Mesoformen der Exokarstphänomene verdient, insbes. um die Nomenklatur der Karren und der glazialen Mesoformen (Schichttreppenkarst). Weiters arbeitet er an der Hydrogeologischen Karte der Schweiz (insbes. dem Blatt »Panixerpass«) mit. Neben wissenschaftlichen Publikationen verfasst B. auch populäre Bücher, in denen er das Höhlenerlebnis und seine Forschungsfahrten einem größeren Leserkreis vermittelt. 1956 wird er zum Mitglied der Karstkommission der »International Geographical Union« gewählt, tritt im Folgejahr dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei und nimmt in Österr. an zahlreichen Befahrungen teil, u. a. der Tantalhöhle im Hagengebirge, der Hirlatzhöhle bei Hallstatt und den Dachsteinhöhlen bei Obertraun (1956–58). 1965 erhält er durch Fürsprache des Geografen Helmut Lehmann, der den Messmethoden der Lösungsvorgänge im Karst Beachtung schenkt, einen Lehrauftrag für Karst und Karsthydrografie am Institut für Physische Geografie der Goethe-Univ. Frankfurt am Main, wo B. 1967–81 als Honorarprofessor wirkt. 1969 erhält er auch einen Lehrauftrag an der Univ. Zürich, habilitiert sich im Folgejahr und bekommt 1976 den Titel eines Univ.-Professors verliehen. Nach Versetzung in den Ruhestand hat B. 1977–81 eine Gastprofessur an der Univ. Zürich inne und ist dortselbst insbes. für die Lehrerausbildung im Sekundarbereich zuständig. B. wird mit der Goldenen Ehrenmedaille »André Dumont« der Belgischen Geologischen Gesellschaft (1988) und der Ehrenmitgliedschaft zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen ausgezeichnet, u. a. der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung und des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher. W.: Morphologische Untersuchungen im Goms, 1941. Probleme der Karrenbildung. Geographica Helvetica 6, 1951. S. 191–204. Im Banne der Höhle – Forschungstage und Erlebnisse im Hölloch, 1953. Die Höhlenforschung und ihre Stellung in der Wissenschaft, 1954. Das Verhalten von Karbonaten in der Natur. Die Höhle 5(3–4), 1954. S.  36–44. Der Chemismus der Lösungs-

prozesse und der Einfluss der Gesteinsbeschaffenheit auf die Entwicklung des Karstes. In  : International Geographical Union (Hg.)  : Report of the Commission on Karst Phenomena (18th International Geographical Congress in Rio de Janeiro), 1956. S.  7–17. Grundformen von Karsthöhlenquerschnitten. Stalactite 6(3), 1956. S. 56–62. Lockende Höhlenwelt, 1958.

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Kalklösung und Karrenbildung. Ztschr. für Geomorphologie, Suppl.-Bd.  2, 1960. S.  4–21. Der Höhlenlehm. In  : S. Dell’Oca (Red.)  : Atti del Symposium Internazionale di Speleologia (Varenna, 1960), Bd. 2, 1961. S. 11–29. Beitrag zur Entstehung von Karsthöhlen. Die Höhle 14(3), 1963. S. 63–68. Mischungskorrosion, ein Beitrag zum Verkarstungsproblem. Erdkunde (Bonn) 18, 1964. S.  83–92. La corrosion par mélange des eaux. International Journal of Speleology 1(1–2), 1964. S.  61–70. Die Kalkkorrosion, das zentrale Problem der unterirdischen Verkarstung. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 15–16, 1964. S. 75–90. (Mit H. W. Franke)  : Leuchtende Finsternis, 1965. Im Banne der großen Höhle, 2  Aufl., 1965/71. Das Hölloch und sein Karst, 1970. Zauber der Höhlen, 2 Aufl., 1970/76. CO2-Gehalte der Luft und Kalkgehalte von Wässern im unterirdischen Karst. In   : M. Sweeting, K.-H. Pfeffer (Hg.)  : Karstprocesses, 1976. S. 153– 163. Die wichtigsten Karrenformen der Kalkalpen, 1976. In  : I. Gams (Hg.)  : Karst Processes and Relevant Landforms. Symposium of the Commission on Karst Denudation (International Union of Speleology), 1976. S. 141–149. Karsthydrographie und physische Speläologie, 1978. (Mit T.  Harum)  : Hydro-

geologische Untersuchungen im Karst des hinteren Muotatales. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 33, 1981. S. 125–264. L.: F.  F.  Laptev  : Agressivnoye deystviye vody na karbonatnyye porody, gipsy, i beton, 1939. K.-H. Pfeffer  : Alfred Bögli. In  : Ders. (Hg.)  : Festschrift für Alfred Bögli, 1977. S.  1–11. A.  Wildberger, G.  Furrer  : Alfred Bögli. Geographica Helvetica 53, 1998. S. 77–78. A. Wildberger  : Alfred Bögli. Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung. Stalactite 48(1), 1998. S.  2. B.  Loiseleur, A.  Wildberger  : Im Gedenken an Prof. Alfred Bögli. Stalactite 48(2), 1998. S.  66–72. K.  Mais  : Streiflichter auf A. Bögli und seine Kontakte zur Österr. Höhlenforschung. Atlantis (Salzburg) 20(2–3), 1998. S. 64–70. G. Furrer  : Prof.  Dr.  Alfred Bögli. Nekrolog. Jahresber. der Univ. Zürich, 1998–99. S. 204–205. A. Wildberger  : In memoriam Alfred Bögli. Karstologia 35, 2000. S. 60. P.  Häuselmann  : Alfred Bögli. In  : M.  Jorio (Red.)  : Historisches Lexikon der Schweiz, Bd.  2, 2003. S.  537. A.  Wildberger, U.  Jörin  : Zum 100. Geburtstag von Alfred Bögli. In  : Schweizerische Ges. für Höhlenforschung (Hg.)  : Akten des 13.  Nationalen Kongresses für Höhlenforschung, 2012. S. 289–294.

Brand, Hans * Bayreuth (Bayern, Deutschland) 1879; † Pottenstein (Bayern, Deutschland) 1959 Geologe, Bergbautechniker, Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des bayerischen Hoffotografen, Kunstmalers und Wagner-Verehrers Hans Bartolo und der Maria B., geb. Häffner. Nach der Volksschule in Bayreuth besucht B. die Oberrealschule mit gymnasialem Abitur in Worms. Bereits als Jugendlicher unternimmt er zahlreiche Höhlenbefahrungen und -erkundungen in der Fränkischen Schweiz, u. a. gelingen ihm 1899 die Erschließung und Befahrung der über 100  m tiefen Fellner-Doline bei Gößweinstein. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschulen in Nürnberg und München zu je einem Semester absolviert er 1900 ein Studium der Malerei (Naturklasse) an der Kunstakademie München bei Karl Raupp (zwei Semester) und 110

legt vier Jahre später die Lehramtsprüfung für Zeichnen an höheren Schulen ab. Der rechtsnationalen Landsmannschaft »Schyria« tritt er 1901 bei, daneben wird er Mitglied des Kyffhäuserbundes. Ab 1900 beginnt B. parallel ein Studium für Berg-, Hochund Tiefbau an den Technischen Hochschulen in München und Darmstadt und schließt dieses nach fünf Jahren mit der Ingenieursprüfung ab. Ab 1904 ist er als Oberlehrer an der Baugewerkschule in Holzminden und der Städtischen Gewerbeakademie Friedberg (Hessen) tätig. Vier Jahre später wirkt er bei einer Kunstausstellung in Darmstadt mit. Schließlich erhält er 1910 eine Anstellung als Lehrer am Maximiliangymnasium in München, wo er Zeichnen und Modellieren unterrichtet, und wechselt anschließend nach Erlangen. Zwischen 1905–26 kann B. zahlreiche Beurlaubungen vom Schuldienst erwirken, u. a. für längere geologische Studienreisen als Bergbauingenieur und Lagerstättengeologe nach Deutsch-Südwestafrika, Ägypten, Spitzbergen, Russland, die USA und China. Heirat mit der Baumeistertochter Else Popp aus Bayreuth, die Ehe bleibt kinderlos. Ende 1914 wird B. zur Armee eingezogen und als Hauptmann d.  Res. dem Infanterie-Regiment Nr.  13 zugewiesen. Im Mai 1916 wechselt er zum Armeeoberkommando der Armee-Abtlg. Hermann v. Strantz und wird zwei Jahre später dem Stab der Vermessungstruppen (West) zugewiesen. Nach Kriegsende verfasst er berufsbegleitend an der Technischen Hochschule München die geologische Dissertation »Die Kupfererz-Lagerstätte bei Kupferberg in Oberfranken«, erforscht und entdeckt zahlreiche Höhlen in der Fränkischen Schweiz. Nach seiner Promotion setzt B. seine Lehrtätigkeit an einer Münchner Oberrealschule bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand fort, zuletzt im Rang eines Oberstudiendirektors. 1922 gelingt ihm das Durchbrechen eines 9 m dicken Versturzes in der Teufelshöhle bei Pottenstein (Oberfranken) und er entdeckt tropfsteinreiche Höhlenteile. In den Folgejahren setzt B. zahlreiche Initiativen zur Förderung des Fremdenverkehrs in Pottenstein, u. a. die in zwei Bauphasen (1922–23, 1923–31) erfolgte bergmännische Erschließung der Teufelshöhle als Schauhöhle, die Planung eines 1926 errichteten städtischen Felsenschwimmbades sowie von Brücken und Straßenverbindungen um Pottenstein, worauf er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wird. 1926–27 nimmt er in führender Funktion an der deutschen Islandexpedition teil. 1931 tritt B. der rechtsextremen Vereinigung »Stahlhelm« (Wehrverbund) und zwei Jahre später dem NS-Lehrerbund bei. Seit 1935 Mitglied der NSDAP wird B. im selben Jahr durch Förderung seines ehemaligen Schülers, Gauleiter Hans Schemm, mit der Führung der Stelle für Höhlenschutz und Höhlenforschung der Gauleitung »Bayerische Ostmark« betraut. Daneben fungiert er als Gauheimatpfleger der Bayerischen Ostmark, als Vorsitzender der Berggeologischen Stelle im Vierjahresplan der Bayerischen Ostmark und als Leiter des Gebietsausschusses »Fränkische Schweiz« im Fremdenverkehrsver111

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band Nordbayern. Dank seiner persönlichen Verbindung zu hohen SS-Funktionären gelingt es B., seine karst- und höhlenkundlichen Interessen und seine lokalpatriotischen Neigungen zu Oberfranken und Pottenstein in den Folgejahren zu einem Projekt des NS-Regimes zu machen. Nach dem Übertritt in den Ruhestand wird er 1939 Mitglied der SS, steigt durch die persönliche Protektion Heinrich Himmlers zum SS-Standartenführer auf und wird zunächst dem persönlichen Stab des Reichsführers-SS zugeteilt. Als Nachfolger von Walther Steinhäuser wird B. im selben Jahr zum Leiter der 1938 in München eingerichteten Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe ernannt. Auf Anordnung von Himmler setzt er 1941 gegen Widerstand von Julius Riemer und → B. Wolf die Neuorganisation der höhlenkundlichen Vereinslandschaft im Sinne des Nationalsozialismus um und initiiert die Gründung des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung mit Eduard Paul Tratz als Bundesleiter. Dabei wird B. von dem Geschäftsführer der Forschungsstätte → W. Abrahamczik und → K. Willvonseder, Vertrauensmann des SS-Ahnenerbes in der Ostmark, unterstützt. Zu engen Mitarbeitern zählen u. a. → F. Mühlhofer, Richard Erl, Georg Brunner und Walther Steinhäuser. Um den wissenschaftspolitischen Führungsanspruch des SS-Ahnenerbes innerhalb der Karst- und Höhlenkunde abzusichern, lässt B. die Sammlung des 1938 aufgelösten Speläologischen Instituts der Univ. Wien und die Privatbibliothek von → G.  Kyrle nach München verbringen, ebenso werden das Privatarchiv und der umfangreiche Höhlenkataster des Berliner Richters Wolf beschlagnahmt und dieser ins KZ Theresienstadt verschleppt. Auf die Initiative von B. erfolgt 1942 auch der Aufbau eines Außenlagers des KZ Flossenbürg in Pottenstein, wo mehr als 700 Häftlinge u. a. als Mineure zum weiteren Ausbau der für den Fremdenverkehr erschlossenen Teufelshöhle und zur Anlage des Schöngrundsees eingesetzt werden. 1942–43 ist B. als Kommandant für den Aufbau und die Ausbildung eines 600 Mann starken SS-Karstwehr-Bataillons (später SS-Karstjäger-Division) verantwortlich, wozu er von KZ-Häftlingen in Pottenstein eine Ausbildungsstätte einrichten lässt. Im November 1943 wird die SS-Karstwehr zur Partisanenbekämpfung im Adriatischen Küstengebiet dem Höheren SS- und Polizeiführer in Italien unterstellt und zunächst noch unter dem Kommando von B. in Oberitalien und Slowenien (1943–45) eingesetzt, dabei werden Gräueltaten und sogenannte »Vergeltungsmaßnahmen« an der lokalen Zivilbevölkerung (Massaker von Strmec, Lokve, Komen und Rihemberk) verübt. Ab April 1944 wird B. aufgrund seines Alters und Differenzen mit SS-Führer Odilo Globocnik vom aktiven Truppendienst und der Führung der Karstwehr entbunden, worauf er mit der Leitung der neu gegründeten SS-Fortifikationsforschungsstelle im Slowenischen Karst beauftragt wird. Diese hat die Fertigung und Verwahrung von Festungsplänen und den Ausbau von Verteidi112

gungsstellungen im Karst zur Aufgabe. 1945 kehrt B. von seinem Einsatzort in Italien und Slowenien zurück, bleibt weitgehend unbehelligt und wird in Pottenstein sesshaft. Das Entnazifizierungsverfahren wird vermutlich auf Betreiben von B. der Spruchkammer Darmstadt zugewiesen, die ihn 1947 in Gruppe III der Minderbelasteten einstuft. Versuche der ursprünglich für ihn zuständigen Spruchkammer Pegnitz, das milde Urteil zu bekämpfen, scheitern jedoch. Im Alter betätigt sich B. als Kunstsammler und publiziert Lehrbücher und Aufgabensammlungen für den Zeichenunterricht im Bayerischen Schulbuchverlag. 1961 wird ihm zu Ehren eine Gedenktafel an der Teufelshöhle angebracht und während der 1980er Jahre eine Straße in Pottenstein nach B. benannt. 1975–87 finden Treffen der ehemaligen Angehörigen der SS-Karstwehr in dem fränkischen Ort statt, Recherchen von Journalisten und Zeitzeugenberichte führen zu Beginn der 1990er Jahre schließlich zu heftigen Kontroversen und der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. und KZ-Grauen, 1997. T.  Greif  : Der SS-Standort W.: Die Kupfererz-Lagerstätte bei Kupferberg in Oberfranken. Bericht über die Voruntersuchungen in den Jah- Waischenfeld, 1934–1945. Hilfswerklager und Ahnenren 1918–1920, Diss. Tech. Hochschule München, erbe, 2000 (bes. S.  40–45). E.  Klee  : Das Personenle1921. (Mit H.  Cramer, R.  Zimmermann) (Red.)  : xikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 400 Jahre Höhlenforschung in der Bayerischen Ostmark, 1945, 2003. S. 70. P. Engelbrecht  : Die Massaker der 1935. Erläuterungen zur Neuordnung der Karst- und Pottensteiner SS-Karstwehr in Slowenien. In  : G.  JoHöhlenforschung für Großdeutschland und die angegliechem, G. Seiderer (Hg.)  : Entrechtung, Vertreibung, derten Gebiete. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, Mord. NS-Unrecht in Slowenien und seine Spuren 1941. S.  87–92. Fachrechnen für Maler. Aufgabenin Bayern 1941–1945, 2005. S. 223–236. F. Knolle  : sammlung, 2 Aufl., 1951/58. Lagerstättenkunde einiger Es begann im Harz  – Julius Riemer, Dr.  Benno Wolf Braunkohlenbecken des Fichtelgebirges, 1954. Malerund die Höhlenforschung. Mitt. der Arbeitsgemeinmerkbuch. Berufskundliche Stoffsammlung, 1957. schaft für Karstkunde Harz 33(1–2), 2012. S. 2–41. L.: Akademie der Bildenden Künste München F.  Knolle  : Julius Riemer, Dr.  Benno Wolf und die (Hg.)  : Matrikelbuch 1884–1920, Bd.  3. (Eintrag  : Höhlenforschung in der NS-Zeit. Die Höhle 64, 2013. Matrikelnr.  2216, Hans Brand, Eintrittsdatum   : S. 45–61. U. Fritz  : Die »deutsche Stammzelle des Karst22.10.1900), 1920. S.  224. H.  Brand (Vater)  : Aus wehrwesens«. Hans Brand, die SS-Karstschulungsstätte Richard Wagners Leben in Bayreuth. Ernstes und Heiteund das KZ-Außenlager in Pottenstein. In  : R.  Hofres, 1934. N.N.: Nekrolog. Geologische Bl. für Nord- mann (Hg.)  : Fürchten, Bangen, Hoffen. Leben um ost-Bayern und angrenzende Gebiete 9, 1959. S. 38. 1945 auf dem Land am Beispiel der Fränkischen Schweiz, 2016. S.  87–101. P.  Danner  : Die NeuordT.  Ferenc  : Krasoslovec in jamar, polkovnik in zločinec. Goriški letnik 6, 1979. S. 191–216. H. Schaffler  : Die nung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höh»Höhlenforschung« im Dritten Reich. Karst und Höhle, lenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017. 1989–90. S.  33–98. P.  Engelbrecht  : Touristenidylle

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Bredetzky (auch Bredeczky), Samuel * Chminianske Jakubovany (dt. Jakobsau, Nordost-Slowakei) 1772; † Lwiw (dt.

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Lemberg, Westukraine) 1812 Theologe, Lehrer und Naturforscher

B.: Sechstes Kind des protestantischen Schullehrers, Kantors und Organisten Matthias und der Susanna B., geb. Fabry. Als Kleinkind wird B. bei den Großeltern der Mutter in Ľubica in Pflege gegeben, 1777 ziehen die Eltern dorthin nach. Zunächst absolviert er den Trivialschulunterricht bei seinem Vater, anschließend besucht er 1785 das evgl. Lyzeum in Késmárk und 1786–88 das Lyzeum in Sopron. Nach seiner Rückkehr nach Késmárk ist er 1789–91 Schüler am Gymnasium in Štítnik, wo sich B. durch Förderung des Rektors Thomas Tsisch u. a. mit Rhetorik und den slawischen Sprachen beschäftigt. 1791–96 besucht er abermals das Lyzeum in Sopron, entwickelt ein besonderes Interesse für Mythologie und deutsche Literatur und entschließt sich, gem. mit seinem Studienfreund und Schriftsteller Jakob Glatz eine Bildungsreise nach Deutschland zu unternehmen, wo sie sich 1796 gem. an der Univ. Jena einschreiben. Bis 1798 studiert B. Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften, u. a. bei den Theologen Johann Griesbach, Heinrich Paulus, Christian Schütz und dem Mineralogen Johann Lenz. Bei der unter Mitwirkung von Lenz gegründeten Gesellschaft »Mineralogische Sozietät« in Jena übernimmt er 1797 die Funktion eines Sekretärs der ungar. Nation. Während des Studiums hält sich B. mehrmals in Weimar auf, schließt Bekanntschaften und entwickelt eine Korrespondenz mit Goethe, Schiller, Herder und Wieland. Nach seiner Rückkehr von Jena nimmt er 1798 aus finanziellen Gründen gem. mit Glatz eine Anstellung als Lehrer an der neu errichteten protestantischen Bürgerschule in Sopron an, wo B. der Schulalltag zu schaffen macht und er sich unterfordert fühlt. Zudem entwickelt er eine Beziehung mit der verwitweten Mutter eines Schülers, die jedoch 1800 verstirbt und deren Sohn sich B. fortan annimmt. Zugleich veröffentlicht er ein kontroversiell diskutiertes Lehrbuch für den Schulunterricht und mehrere Aufsätze zu poetisch-landeskundlichen Themen, die er in dem Sammelband »Topographisches Taschenbuch von Ungarn« und u. a. in den Zeitschriften »Vaterländische Blätter«, »Annalen der österr. Literatur und Kunst« und »Literarisch-kritisches Wiener Blatt« publiziert. 1802 übersiedelt B. nach Wien und erhält eine Anstellung als Katechet und Vikar. Drei Jahre später wird er als Prediger nach Krakau berufen, wo seine Reden aufgrund ihrer Lebhaftigkeit auch bei 114

Nichtprotestanten auf Beifall stoßen und er in Kontakt mit dem Naturforscher Belsazar de la Motte Hacquet gerät, welcher ihm einen Teil seines wissenschaftlichen Nachlasses anvertraut. Daneben wird B. Mitglied der Literarischen Gesellschaft in Késmárk. Schließlich erhält er 1806 einen Ruf als Prediger nach Lwiw, wo er zwei Jahre später zum Superintendenten von Galizien ernannt wird. In dieser Funktion bemüht er sich um Förderung des örtlichen Schul- und Fürsorgewesens, u. a. durch die Gründung einer Armen-Anstalt und einer evgl.-deutschen Schule. Heirat mit der Kaufmanntochter Doris Bauer, Geburt mehrerer Kinder. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen unternimmt B. zahlreiche Studienreisen und Höhlenbefahrungen, z. B. der Baradla-barlang bei Aggtelek und der Eishöhle Demänovská ľadová jaskyňa im Tal Demänovská Dolina, von denen er in seinen Publikationen berichtet. Neben der Veröffentlichung von Reisebeschreibungen verfasst B. auch Beiträge zur Topografie und Ökonomie Ungarns und Galiziens. W.: Elementarbüchlein zum Gebrauch beym öffentlichen Unterricht, 1800. Topographisches Taschenbuch für Ungarn, 1802. Beyträge zur Topographie des Königreiches Ungern [sic  !], 4  Bde., 1803–05. (Mit u. a. J.  Glatz, J.  C.  Unger) (Hg.)  : Der Wiener Jugendfreund, oder  : monatliche Unterhaltungen für die Jugend, 1805. Beschreibung der äusserst merkwürdigen Höhle Baradla, 1807. Vorwort des Herausgebers. In  : C.  Genersich  : Reise in die Carpathen, 1807. S. 1–5. Neue Beyträge zur Topographie und Statistik des Königreichs Ungarn, 2 Aufl., 1807/20. Kurzer Umriß der biblischen Geschichte des alten und neuen Testamentes, 5  Aufl., 1809–29. Reisebemerkungen über Ungarn und Galizien, 2 Bde., 1810. Beiträge zur Topographie des Königreichs Ungarn, 2 Aufl., 1812/18. Die Deutschen in Galizien. Historisch-statistischer Beitrag zum deutschen Kolonialwesen in Europa, 2 Aufl., 1812/18. L.: S. Bredetzky  : Reisebemerkungen über Ungarn und

Galizien, 2 Bde., 1810 (hier bes. 2. Kapitel  : Einiges von den Lebensumständen des Verfassers, nebst historischen Nachrichten über die Errichtung der ersten Bürgerschule bey den Protestanten in Ungern). J.  Glatz  : Samuel Bredetzky. Intelligenzblatt der Ann. der Literatur und Kunst in dem Österr. Kaiserthume (3), 1812. S.  231–261. J.  Glatz  : Einige Züge aus dem Leben des Galizischen Superintendenten Samuel Bredetzky, 1812. Ö. Horváth   : Bredeczky Sámuel élete (1772–1812), 1924. J.  Leitner  : Bredeczky Sámuel. Soproni Szemle 2(1–2), 1938. S. 66–73. J. L. Kovács  : Tájszemlélet és emberábrázolás Bredetzky Sámuel soproni írásaiban. Soproni Szemle 56(4), 2002. S. 319– 332. K.  Kurdi  : Galícia és a galíciai zsidóság, különös tekintettel Bredeczky Sámuel »Reisebemerkungen über Ungern und Galizien« című művére, Diss. Eötvös-Loránd-Univ. Budapest, 2008.

Breuer (geb. Fahrner), Margarethe * Salzburg 1886; † St. Gilgen (Salzburg) 1989 Frauenbildnerin und Höhlenforscherin

B.: Tochter des Oberleutnants Nikolaus und der Kaufmanntochter Anna Maria F., geb. Stiebitz. Aufgrund der wechselnden Dienstorte des Vaters zieht B. mit ihrer Familie mehrmals um, u. a. nach Wiener Neustadt, wo der Vater dem Infanterie-Regiment 115

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Nr. 48 zugewiesen wird. Nach ihrer Schulausbildung stößt sie durch ihre Verwandtschaft mit Hermann Klein und → E. v. Angermayer in Salzburg zur Höhlenforschung und fungiert 1911 als Gründungsmitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Im Folgejahr tritt B. aus der röm.kath. Kirche aus. 1911–14 wirkt sie als einzige Frau an mehreren anspruchsvollen Höhlenbefahrungen mit, u. a. in die Eisriesenwelt im Tennengebirge und den Bärenhorst (Gamslöcher) im Untersberg. Zudem nimmt B. 1913 an der letzten Expedition von →  A.  v.  Mörk in die Eisriesenwelt teil, wo dieser mittels eines von ihr angefertigten Watanzugs den sogenannten »Sturmsee« überwindet und in den nach ihm benannten »Mörkdom« vordringt. Ihrem Beispiel folgen andere Salzburger Höhlenforscherinnen wie → L.  Fuhrich, → R.  Hofmann, → K.  Ertl, Käthe Oedl und Irma Dardichon (geb. Moser), während sich in Wien eine eigene Frauengruppe um Josefine Schreiner (vulgo »Fledermaus«) und Lise Eberau bildet. Da B. durch die häufige dienstliche Transferierung des Vaters zu unterschiedlichen Garnisonsorten der Donaumonarchie (u. a. auch zu den textilen Handwerkszentren von Böhmen und Krain) neue Klöppeltechniken erlernt hat, erteilt sie ab 1913 in dem sechs Jahre zuvor gegründeten Frauenerwerbsverein Salzburg Klöppelkurse und baut seit ihrer Jugendzeit eine umfangreiche Spitzensammlung aus allen Teilen Österr.-Ungarns auf. 1914 Heirat und Umzug von Salzburg an den Wolfgangsee. Nach Auflösung des Frauenerwerbsvereins setzt B. mehrere Initiativen, die im 18. Jh. in St. Gilgen florierende Hausindustrie der Salzburger Spitze wiederzubeleben. Dazu zeichnet sie zahlreiche Klöppelbriefe, um die Spitzen reproduzieren zu können. Daneben setzt sich B. für die Ausbildung von Frauen ein, welche durch Handarbeit, Schneidern, Buchhaltung und Zeichnen eine berufliche Selbstständigkeit erreichen sollen. Während der Zwischenkriegszeit deutschnational eingestellt, kommt B. in den 1930er Jahren in engeren Kontakt mit dem Heimatforscher und Volkskundler Kuno Brandauer, auf dessen Initiative der Salzburger Landestrachtenverband 1939 in die SS-Forschungs- und Lehrgemeinschaft »Das Ahnenerbe« aufgenommen wird und der auch die Initiative von B. unterstützt, die Klöppeltradition in größerem Stil wiederzubeleben. Ihre Bemühungen werden jedoch durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen und nach Kriegsende nicht wieder in diesem Umfang aufgenommen. 1951 wird sie mit der Goldenen Ehrennadel des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg ausgezeichnet. Während der 1950er und 1960er Jahre kommt B. mit → K. Willvonseder in Kontakt, auf dessen Empfehlung sie noch zeitlebens einen Teil ihrer Spitzensammlung dem Salzburger Museum Carolino Augusteum überlässt. Als Mitglied des Salzburger Landesvereins bleibt B. mit 116

der Karst- und Höhlenkunde bis ins hohe Alter verbunden, welches sie am Bachleitengut in St. Gilgen verbringt. Ihre Spitzensammlung bildet einen wichtigen Bestandteil der Sammlung des Heimatkundlichen Museums St. Gilgen. W.: M. Becker (Mitarbeit u. a. M. Breuer)  : Salzburger Klöppelspitzen-Mappe mit Mustern und Klöppelbriefen, 1983. L.: G. Abel, H. Trimmel  : Grete Fahrner Breuer – 100 Jahre. Die Höhle 37(2), 1986. S.  120. M.  Thonhauser  : Margarethe Breuer – die Salzburger Klöppelmutter. Salzburger Volkskultur 16 (März), 1992. S.  96–100. M. Thonhauser  : 8 breite Klöppelspitzen mit volkstümlichen Motiven aus der Spitzensammlung von Margare-

the Breuer (Salzburger Klöppelspitzen-Reihe 3), 1992. M.  Thonhauser  : Die Spitzenhausindustrie im Raum St.  Gilgen. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 145, 2005. S. 189–286. M. Thonhauser  : Das Salzburgische flache Land  – eine textile Landschaft. Klöppelei, ein protoindustrieller Erwerbszweig der Frühen Neuzeit und im Konnex von Frauenerwerb und Heimatschutz nach 1900, Diss. Univ. Salzburg, 2006.

Brinšek, Bogumil * Ilirska Bistrica (dt. Illyrisch Feistritz, Slowenien) 1884; † Soko Grad (Serbien) 1914 Finanzbeamter, Fotograf, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Zweitältester Sohn des Kaufmanns Ivan und der Ivana B., geb. Gašperšič. Nach Abschluss der Staats-Oberrealschule in Ljubljana (1902) tritt B. in den Dienst der Finanzdirektion für das Kronland Krain ein und gehört dieser bis zu seinem Ableben, zuletzt als Rechnungsassistent, an. 1907 absolviert er den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim k. u. k. Bosnisch-Herzegowinischen Infanterie-Regiment Nr.  2. Bereits als Schüler am Karst- und Höhlenphänomen interessiert, beginnt B. als rechte Hand der von → J. Cerk 1908 im Rahmen des Slowenischen Alpenvereins (»Slovenskega planinskega društva«) gegründeten Studentengruppe »Drenovci« systematische Höhlenforschungen im Karst Unterkrains zu unternehmen, wobei er als Amateurfotograf v. a. für die Öffentlichkeitsarbeit und die medienwirksame Bewerbung der Vereinigung verantwortlich ist. Die aus 14 Mitgliedern (u. a. Rudolf Badjura, → J. und P. Kunaver, Ivan Michler) bestehende Gemeinschaft versteht sich dabei als gezielt slowenische Gruppe, welche der deutschsprachigen Hegemonie bei der Erforschung und Benennung der Alpen- und Höhlenwelt Krains kritisch gegenübersteht. Daneben organisiert B. zahlreiche Berg- und Schitouren, u. a. in den Julischen und Kamniker Alpen, wodurch er dank seiner werbewirksamen Fotografien einen wesentlichen Beitrag zur Popularisie117

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rung des Alpin- und Schisports in Slowenien leistet. 1907/09 werden seine Fotografien bei Ausstellungen unter der Schirmherrschaft des Slowenischen Alpenvereins (»Planinsko Društvo«) und 1911 im Klub der Slowenischen Amateurfotografen (»Klub slovenskih amater-fotografov«) gezeigt. Ein im vorhergehenden Jahr von B. durchstiegener Kamin (»Brinškov kamin«) in der Nordwand des 2394 m hohen Gipfels Planjava in den Kamniker Alpen wird in der Folge nach ihm benannt. Zugleich fungiert er als Mitbegründer und Erster Schriftführer der Fotografischen Gesellschaft (»Fotoamaterskega društva«) in Ljubljana. Nach der auf Initiative von → A.  Perko und → W. Putick erfolgten Gründung der Gesellschaft für Höhlenforschung in Ljubljana (»Društvo za raziskovanje«) unter der Leitung von Theodor Schwarz v. Karsten wird die Studentengruppe »Drenovci« in diese eingegliedert, auch die Höhlenfahrten von B. finden daraufhin u. a. im Rahmen der neu gegründeten Gesellschaft statt. Zeitlebens verfasst er mehrere kürzere Artikel zu dem Sickersee Cerkniško jezero (Zirknitzer See) und den Höhlen Križna jama und Škocjanske jame, u. a. in der literarischen Monatsschrift »Dom in svet« und der Bergsport-Zeitschrift »Planinski vestnik«. Bei Kriegsbeginn wird B. in das k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 22 eingezogen und fällt im September 1914 als Leutnant d. Res. während des Serbien-Feldzugs bei der Schlacht an der Drina. W.: (Mit R.  Badjura)  : Izlet na Kamniško sedlo. Planinski vestnik 14(1), 1908. S.  12–14. (Mit R.  Badjura)  : Nove jame ob Cerkniškem jezeru. Planinski vestnik 14(8–9), 1908. S. 96–99. Div. Fotografien in  : Planinski vestnik, 1909. S. 198, 218  ; 1910. S. 25, 94, 142, 162, 225  ; 1911. S. 25, 28, 43–44, 78, 210  ; 1912. S. 198  ; 1913. S. 43, 122  ; 1914. S. 40, 57. Div. Fotografien in  : Dom in svet, 1911. S. 72  ; 1913. S. 133. L.: P. Kunaver  : † Bogumil Brinšek. Planinski vestnik 20(8), 1914. S.  169–172, 188 (anonym). V.  Čeligoj  :

Brinškove neznane planinske razglednice. Ob 120-letnici rojstva Bogumila Brinška. Planinski vestnik 109(2), 2004. S. 22–23. V. Čeligoj  : Gospod v žametni obleki. Bogumilu Brinšku ob 120 letnici rojstva. Planinski vestnik 110(4), 2005. S. 17–19. V. Čeligoj  : V fotografskem objektivu Milana in Bogumila Brinška. Fotoantika, slovenska revija za zgodovino in teorijo fotografije 22, 2005. S.  8–11. T.  Renko  : Fotografa Bogomil in Milan Brinšek, Dipl.-Arb. Univ. Ljubljana, 2007.

Brodar, Srečko (Pseudonym »Felicijan«) * Ljubljana (dt. Laibach) 1893; † Ljubljana 1987 Archäologe, Geologe und Lehrer

B.: Als Pflegekind bei einer Eisenbahnschlosser-Familie aufgewachsen, besucht B. die Erste Städtische Knabenschule (heute Grundschule Ledina) und anschließend das Staatsgymnasium in Ljubljana. Während seiner Jugend publiziert er unter dem Pseudonym »Felicijan« literarische Artikel in slowenischer Sprache, u. a. in den Zeitschriften 118

»Ljubljanski zvon« (Laibacher Glocke), »Domači prijatelj« und »Slovan«. Nach der Matura (1911) beginnt B. ein Studium der Urgeschichte und Geologie an der Univ. Wien, welches durch seine Einberufung zur Armee unterbrochen wird. Dort wird er als Soldat an der Isonzo-Front eingesetzt und erleidet bei Doberdò eine schwere Armverletzung. Nach Kriegsende setzt B. sein Studium an der Univ. Zagreb fort, schließt dieses 1920 ab und erhält im Folgejahr eine Anstellung als Aushilfslehrer am Gymnasium Poljane in Ljubljana. Heirat und Geburt des Sohnes Mitja (* 1921). 1924–39 ist B. als Lehrer für Naturwissenschaften am Gymnasium von Celje tätig. Im Rahmen einer Wanderung trifft er 1928 auf die wenige Zehnermeter von der österr. Staatsgrenze auf jugoslawischem Hoheitsgebiet befindliche Potočka zijavka (Pototschnig-Höhle), wo bereits der Kärntner Medizinstudent →  J.  Gross seit 1926 z. T. systematische Grabungen anstellt. Dieser hat rückwirkend eine Erlaubnis des Grundstückseigentümers erwirkt, allerdings ohne eine Genehmigung der jugoslawischen Behörden einzuholen. Die von B. lancierten Berichte über die Höhlenentdeckung und die illegalen Grabungen eines Kärntners auf dem Gebiet des SHS-Königreichs rufen die Museumsgesellschaft von Celje auf den Plan, welche in der Folge das Grundstück erwirbt, auf dem die Höhle liegt, und B. mit den wissenschaftlichen Ausgrabungen beauftragt. Die 1928–35 dauernden Kampagnen, welche unter der Mithilfe von u. a. → L. Adametz angestellt werden, bringen neben paläontologischen Funden auch mehrere Hunderte prähistorische Artefakte zu Tage, welche ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den paläolithischen Kulturen in Norditalien, den Ostalpen und der Pannonischen Tiefebene einnehmen. Die Funde begründen das wissenschaftliche Renommee von B., der sich daraufhin auch als Entdecker der Höhle feiern lässt. 1938 gelingen ihm bei einer Grabung in der Höhle Špehovka jama bei Završe die ersten Funde aus dem Mesolithikum auf dem Gebiet des heutigen Slowenien. Im Folgejahr promoviert er an der Univ. Maribor in Geologie und Paläontologie mit der Dissertation »Über die Stratigraphie der Potočka zijalka« (»O stratigrafiji Potočke zijalke«) und erhält daraufhin eine Anstellung als Lehrbeauftragter an der Univ. Ljubljana. 1946 wird er dortselbst zum ao. Professor für Urgeschichte ernannt und führt 1947–53 Grabungen in der Höhle Betalov spodmol bei Postojna durch, wo bereits vor Kriegsbeginn der italienische Geologe und Höhlenforscher Franco Anelli Grabungen angestellt, aber großteils nicht publiziert hat. Gem. mit Anton Melik, Jovan Hadži, Milko Kos und Ivan Rakovec beteiligt sich B. an der 1947 geglückten Initiative, in Postojna ein Institut für Karstforschung (»Inštitut za raziskovanje krasa«) der Slowenischen Akademie der 119

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Wissenschaften zu gründen. Nach dem unerwarteten Tod des Vorgängers Alfred Šerko (1948) fungiert er 1950–70 als Direktor des Instituts. Daneben führt B. Ausgrabungen im Pivka-Tal nahe Postojna durch, u. a. in den Höhlen Parska golobina, Postojnska jama, Jama v Lozi und Jama Risovec, und befasst sich mit Fragen der Höhlenbildung. 1951 wird er an der Univ. zum o. Professor für Urgeschichte ernannt (1964 emeritiert), zwei Jahre später zum wirkl. Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften gewählt und zum Direktor des dortigen Instituts für Archäologie bestellt, dem er bis 1969 angehört. Daneben fungiert B. als Herausgeber der Zeitschriften »Arheološki vestnik« und »Acta Carsologica«. 1949/60 wird er für seine Ausgrabungen in der Höhle Betalov spodmol und der paläolithischen Jägerstation bei Črni Kal mit dem Prešeren-Preis (»Prešernova nagrada«) ausgezeichnet, 1969 folgen die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Univ. Ljubljana und 1975 die Wahl zum korresp. Mitglied der Kroatischen Akademie der Wissenschaften. In Solčavsko ist B. eine Dauerausstellung zur Höhle Potočka zijavka gewidmet. W.: (Mit J.  Bayer)  : Die Potočka zijalka. Eine Hochstation der Aurignacschwankung in den Ostalpen. Praehistorica 1, 1928. S. 3–13. Das Paläolithikum in Jugoslawien. Quartär – Internationales Jahrb. zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit 1, 1938. S. 140–172. O stratigrafiji Potočke Zijalke, Diss. Univ. Ljubljana, 1939. Otoška jama, paleolitska postaja, 1952. Prispevek k stratigrafiji kraških jam Pivške kotline, posebej Parske golobine (A contribution to the stratigraphy of karst caves of the basin of Pivka). Geografski vestnik 24, 1952. S. 43–76. (Mit J. Korošec)  : Ajdovska jama pri Nemški vasi, 1953. Historičen in kritičen pregled domnevnih paleolitskih najdišč na jugu Jugoslavije (Ein historischer und kritischer Überblick angeblicher paläolithischer Fundstellen im Süden Jugoslawiens). Razprave (Slovenska akademija znanosti in umetnosti) 2, 1954. S.  397–424. Zur Frage der Höhlenbärenjagd und des Höhlenbärenkults in den paläolithischen Fundstellen Jugoslawiens. Quartär – Internationales Jahrb. zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit 9, 1957. S.  147–159. Črni Kal, nova paleolitska postaja v Slovenskem Primorju (Črni Kal, eine neue Paläolithstation im Küstengebiet Sloweniens). Razprave (Slovenska akademija znanosti in umetnosti) 4,

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1958. S. 271–363. Pleistocenski sedimenti in paleolitska najdišča v postojnski jami (Pleistozäne Sedimente und paläolithische Fundstellen in der Postojnska jama). Acta Carsologica 4, 1966. S.  55–138. Paleolitske najdbe v jami Risovec pri Postojni (Paläolithische Funde in der Höhle Risovec bei Postojna). Acta Carsologica 5, 1970. S.  271–300. Potočka zijalka. Visokoalpska postaja aurignacienskih lovcev. (Potočka zijalka. Eine hochalpine Aurignacjägerstation), 1983. L.: B. Škerlj  : Profesor Srečko Brodar. Proteus 15(10), 1952–53. S. 282. F. Osole  : Akademik Prof. Dr. Srečko Brodar. Arheološki vestnik 13, 1962–63. S.  7–11. I.  Rakovec  : Ob sedemdesetletnici profesorja Srečka Brodarja. Proteus 25(9–10), 1962–63. S.  262–263. R.  Savnik  : Ob 70-letnici akademika Dr. Srečko Brodar. Naše jame 5, 1963. S.  3–5. A.  Ramovš  : Akademik Dr. Srečko Brodar. Proteus 34(6), 1971–72. S.  251–260. P.  Likar  : Srečko Brodar, potnik skozi čas, 1979. M.  Pleničar  : Zapustil nas je akademik, profesor dr. Srečko Brodar. Geologija 28–29, 1987. S.  7–8. R.  Gospodarič  : The Academican Prof. Dr. Srečko Brodar. Acta Carsologica 16, 1987. S.  7–8. S.  Sitar  : Srečko Brodar, naravoslovec in arheolog, 1987. S. 36–37.

Bruckenberger, Josef * Bad Ischl (Oberösterreich) 1949; † Pfandl bei Bad Ischl 2000

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Tischler, Gewerkschaftsfunktionär und Höhlenforscher

B.: Sohn des gelernten Buchdruckers und ÖBB-Bediensteten Josef und der Maria B., geb. Laimer. In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, besucht B. die Volks- und Hauptschule, absolviert eine Tischlerlehre und legt später die Meisterprüfung ab. Als Jugendlicher beginnt er sich für die Karst- und Höhlenkunde zu begeistern, nimmt 1968 an seiner ersten Höhlenbefahrung teil und wird ein Jahr später Mitglied der Forschergruppe Bad Ischl des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. Die amtliche Höhlenführerprüfung legt B. 1970 ab. In den Folgejahren baut er in Bad Ischl eine eigene Forschergruppe auf, welche anstatt sperriger Drahtseilleitern Prusikknoten und Hiebelerklemmen als technische Hilfsmittel zum Aufstieg aus tiefen Schächten einsetzt und bereits früh die aus Frankreich übernommene Einseiltechnik erprobt. 1969 erreicht B. im von alters her bekannten, aber noch unbefahrenen Schrottloch bei Bad Ischl durch Einsatz einer Seilwinde mit Schneckengetriebe eine Tiefe von 90 m. Ab demselben Jahr nimmt er an Forschungstouren in die Raucherkarhöhle (heute Schönberg-Höhlensystem) teil, u. a. gem. mit → E. Bednarik, Erhard Fritsch, Hermann Kirchmayr, Helmuth Planer und Franz Wimmer, wobei der letzte Teil des sogenannten »Großen Rundgangs«, der »Ischler Teil« und der »Kantenschacht« erstmals befahren werden. Einen schweren Unfall erleidet B. 1971, als er bei Außenbegehungen am Raucher bei Bad Ischl mit seiner Lebensgefährtin in einen 25 m tiefen Schacht stürzt, aus dem er sich trotz Knochenbrüchen selbst befreien kann. 1973 beteiligt er sich an Forschungsund Vermessungsfahrten in die damals tagfernsten Teile der Raucherkarhöhle, wobei eine Tiefe von 716 m erreicht wird. Durch Nutzung einer Seilwinde befährt er drei Jahre später den Kantenschacht in der Raucherkarhöhle bis in eine Tiefe von 200 m. Ende der 1970er Jahre geht seine Aktivität in der Höhlenforschung zurück. Stattdessen entwickelt B. ein zunehmendes Interesse an der Geschichte des Nationalsozialismus und wirkt an der Herausgabe eines Buches zu den Strafkommandos im KZ Buchenwald mit. Zudem ist er um 1985–95 hauptberuflich als Funktionär der Gewerkschaft Bau-Holz (Österr. Gewerkschaftsbund) in Linz tätig. Anschließend widmet sich B. dem Aufbau einer Tischlerei in Bad Ischl, bis er 2000 bei einem Verkehrsunfall verunglückt.

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W.: Raucherkarhöhle, 27.–29.12.1969. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 16(1), 1970. S.  8–9. Die unheimlichen Abgründe des »Rauchers« mußten ihr Geheimnis preisgeben. Tourenbericht Raucherkarhöhle 26.–28.10.1973. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 19(3),

1973. S. 6–7. (Mit W. Strnad, E. Strnad) (Hg.)  : Befehl »Ans Tor  !« Die authentische Geschichte eines Strafkommandos im KZ Buchenwald, 1994. L.: N.N.: Josef Bruckenberger †. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 47(1), 2001. S. 5.

Brunello, Max * Graz (Steiermark) 1867; † Graz 1935 Schlosser, Spengler und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Italien stammenden Finanzlandesdirektions-Assistenten Joseph und der Maria B., geb. Schaar. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule absolviert B. eine Lehre zum Schlosser und Spengler und entwickelt bereits früh ein Interesse an den Höhlen des Grazer Umlandes, zudem betätigt er sich als Turner. Nach seiner Heirat legt B. die Meisterprüfung ab und ist zeitlebens als Brückenbau- und Fabrikarbeiter tätig, u. a. bei der Eisenwarenfabriks-Aktiengesellschaft Ödenburg-Graz (vormals Brüder Lapp). 1893 tritt er der Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark unter Obmann → J. Fasching bei, wobei eine zunehmende Rivalität mit dem ebenfalls in der Lurgrotte bei Semriach forschenden Verein »Die Schöckelfreunde« entsteht. In den Folgejahren erkundet B. mehrere Schächte am Schöckl und Tannebenstock bei Graz. In Zusammenarbeit mit dem Geologen Vinzenz Hilber, Vorstand der Geologischen Abtlg. des Landesmuseums Joanneum, erstellt B. einen Höhlenkataster der Steiermark, welcher 1894 bereits 150 Höhlen umfasst. Im selben Jahr dringt er in der Lurgrotte Semriach nach Durchquerung des sogenannten »Entdeckerschlufs« mit anderen Vereinsmitgliedern in neue Höhlenteile vor und erkundet anschießend u. a. mit Fasching, Anton Felzmann und → A. Mayer den weiteren Höhlenverlauf. Im April 1894 hilft B. seine durch Hochwasser in der Lurgrotte eingeschlossenen Vereinskollegen zu retten, wird mit dem Silbernen Verdienstkreuz (österr. Zivil-Verdienstkreuz) ausgezeichnet und schlagartig in der Öffentlichkeit bekannt. In den Folgejahren widmet er sich der weiteren Erforschung der Lurgrotte, erstellt handschriftliche Aufzeichnungen seiner Befahrungen sowie mehrere Pläne. 1899 erforscht B. gem. mit Mayer die Huda luknja bei Mislinja. Acht Jahre später nimmt er gem. mit Gustav Geßmann, Sekretär des Steiermärkischen Landesmuseums und Ok122

kultist, und dem Präparator Ferdinand Drugčevič an Höhlenbefahrungen in Montenegro teil, wobei die Sinterbildungen in der Tropfsteinhöhle von Lipa untersucht werden und B. in der Folge mit der Silbernen Verdienstmedaille von Montenegro ausgezeichnet wird. Wegen eines gem. mit seiner Frau Aloisia begangenen Sexualverbrechens wird er 1908 zu dreieinhalb Jahren schweren Kerkers verurteilt. 1927 tritt B. aus der röm.-kath. Kirche aus, allerdings acht Jahre später wieder ein. 1933 erfolgt seine Ernennung zum Ehrenmitglied des neu gegründeten Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark unter → J. Gangl. Ein Jahr nach seinem Ableben wird für ihn eine Gedenktafel im Großen Dom der Semriacher Lurgrotte angebracht, gestiftet von Peter Schinnerl und dem Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark. W.: Peggauer Tropfstein-Grotten (Plan, vermessen v. M. Brunello), 1897. Fragebogen über steirische Höhlen Nr.  3 (Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark, V. Hilber, u. a. mehrere Planskizzen, um 1900). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark. Beschreibung des »Tanneben-Gebirg«. Kurze, handschriftliche Aufzeichnung über die damals bekannten Höhlen, Schwinden und Quellen des Tannebenstockes (um 1900). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark. L.: N.N.: Semriach. Grazer Volksblatt (Beilage), 21.8.1894. S.  9. N.N.: Die Hudalukna. Dillinger’s Reise- und Fremdenzeitung, 1.7.1899. S.  8. N.N.: Eine zweite Lurloch-Affaire  ? Grazer Volksblatt, 18.9.1901. S.  8. G.  W.  Geßmann  : Die Tropfstein-

höhle von Lipa in Montenegro. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 50, 1907. S. 459–468. N.N.: Das Schwurgericht. Grazer Tagblatt, 18.9.1908. S. 6. N.N.: Scheußlichkeiten. Arbeiterwille, 18.9.1908. S. 5. N.N.: Tod des Höhlenforschers Max Brunello. Salzburger Chronik, 6.8.1935. S. 6. J. Gangl  : Nachruf Max Brunello. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S. 144. J. Gangl  : Die Forschungen Max Brunellos im Tannebengebiet. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 30(1), 1938. S. 1–3. V. Weißensteiner  : Zur Kenntnis der Lurgrotte vor der Entdeckung 1894. In  : R.  Benischke, H. Schaffler, V. Weißensteiner (Hg.)  : Festschrift Lurgrotte 1894–1994, 1994. S. 5–36. K. Derler, I.  Urbanek  : Planung für die Unendlichkeit  – Der Grazer Zentralfriedhof, 2002. S. 86.

Büchel, Viktor * Wörgl (Tirol) 1929; † Wörgl 1985 Elektriker und Höhlenforscher

B.: Sohn des Maurers Anton Viktor und der Maria B., geb. Brennsteiner. Nach dem Besuch der Volksschule absolviert B. in Wörgl eine Lehre zum Elektriker. Zunächst findet er eine Anstellung bei der »Perlmooser AG« in Kirchbichl, anschließend wechselt er als Elektriker an die Heilanstalt Hochzirl, wo er seine spätere – aus Lienz stammende – Ehefrau Gretl Unterasinger (Heirat 1960) kennenlernt und zuletzt bei den Stadtwerken Wörgl tätig ist. Gem. mit →  L.  Handl, →  A.  Gaugg, →  G. Mutschlechner, → E. Bitzan und → O. Engelbrecht wird B. Teil einer ab 1948 in Innsbruck zusammenkommenden Höhlenforscherrunde. Vier Jahre später fungiert er 123

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als Gründungsmitglied des daraus hervorgehenden Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol, arbeitet im Vereinsvorstand mit und amtiert 1975–85 als Obmann. Durch seine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit und Aktivität in der Forschergruppe Wörgl gewinnt B. dortselbst zahlreiche neue Mitglieder, worauf er nach seiner beruflich veranlassten Übersiedelung auch den Vereinssitz nach Wörgl verlegt. Im Rahmen seiner Funktion organisiert er zahlreiche Monatsabende, Vorträge und Ausflüge. Zugleich redigiert er ab 1962 die Vereinszeitschrift, dokumentiert seine Befahrungen fotografisch und legt die amtliche Höhlenführerprüfung ab. 1967 organisiert B. die Tagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Wörgl und übernimmt die Redaktion des Jubiläumsbandes »15 Jahre Höhlenforschung in Wörgl«. Daneben fungiert er als Rechnungsprüfer des Verbandes Österr. Höhlenforscher. Ab 1957 entwickelt B. die Idee, die Hundsalm Eisund Tropfsteinhöhle als Schauhöhle für die Öffentlichkeit zu erschließen, was nach zehnjähriger Arbeit und durch Vermittlung von → E. Kiesling schließlich 1967 gelingt. 1969–70 wird die später nach ihm benannte »Viktor-Büchel-Forscherhütte« als Höhlenführer-Unterkunft neben der Höhle erbaut, in der Folge Zugangswege errichtet, Fahrzeuge angeschafft und Subventionen von den Landesbehörden lukriert. Während seiner Obmannschaft steigt die Mitgliederzahl des Tiroler Landesvereins von 65 auf 150 Personen an. In seinen letzten Lebensjahren an chronischen Magenbeschwerden leidend, wird B. 1985 zum Ehrenobmann ernannt. W.: (Red.)  : 15 Jahre Höhlenforschung in Tirol, 1967. L.: G.  Mutschlechner  : Zum Wechsel in der Vereinsführung. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 23(1), 1984–85. S.  1. G.  Mutschlechner  : Viktor Büchel  †. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 24(1), 1985–86.

S.  1–3. H.  Kuntscher  : Pioniere der Höhlenforschung in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 37, 1998. S. 1–7. R. Tobitsch  : Grete Büchel. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 55(5–6), 2004. S. 56–57.

Buchholtz, Georgius (Juraj, György) der Jüngere * Kežmarok (dt. Käsmark, Nordslowakei) 1688; † Kežmarok 1737 Theologe, Naturforscher und Lehrer

B.: Ältester Sohn des in Kežmarok tätigen Predigers und Gelehrten Georg und der Susanna B., geb. Stefani. Nach dem Besuch von Schulen in Rožňava und Kežmarok studiert B. 1708–11 Philosophie und Theologie an den Univ. Danzig und Greifswald. 1710 verteidigt er bei Jeremias Papke in Greifswald seine Dissertation zur 124

­Konjunktion von Merkur und Sonne. Im Folgejahr zieht B. zurück in seine Heimat, wo er eine Stelle als Hauslehrer annimmt. 1713–14 hört B. Vorlesungen an Univ. in Dresden, Leipzig, Halle, Jena und Wittenberg und schließt dortselbst seine theologische Ausbildung ab. Nach seiner Rückkehr findet er zunächst eine Anstellung als Rektor (1714–23) an der evgl. Lateinschule von Paludza (Nagypalugya) bei Liptovsky Mikulas, anschließend ist er bis zu seinem Ableben als Rektor des evgl. Gymnasiums und als Prediger in Kežmarok tätig. Heirat mit Elisabeth Platty (Plathy) und Geburt des Sohns Paul (* um 1732). Neben seiner Tätigkeit als Lehrer führt B. zahlreiche landes- und naturkundliche Studien- und Forschungsreisen in die Komitate Zips und Liptau durch und unternimmt wie bereits sein Vater alpine Wanderungen und lange Fußmärsche in der Hohen Tatra (1724/26), wo er u. a. das Tal Dolina Zeleného plesa und den Berg Jastrabia veža untersucht. Weiters dokumentiert und besucht B. u. a. die Dobšinská ľadová jaskyňa bei Dobšiná sowie Höhlen im Tal Jánska dolina. Ab 1709 steht er in brieflichem Kontakt mit →  M.  Bél, Rektor am evgl. Lyzeum in Bratislava, und tauscht sich mit diesem zu mehreren Höhlen in der heutigen Slowakei aus. In der Folge druckt Bél dessen Beschreibung und Längsschnitt der Eishöhle Demänovská ľadová jaskyňa sowie eine Beschreibung der Grotte Silická ľadnica in der historisch-geografischen Landesbeschreibung »Hungariae antiquae et novae prodromus« ab. Ein in der Höhle »Benikova« aufgefundenes vollständiges »Drachen-Skelett« übersendet B. an die kgl. Kunst- und Raritäten-Kammer zu Dresden, worauf er von Friedrich August I. v. Sachsen mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet wird. Allerdings wird der Fund von seinen Zeitgenossen (u. a. Bél) kritisch betrachtet und anderen Tieren wie Esel, Ochse und Pferd zugeschrieben. Zudem fertigt B. 1717 das erste Panorama der Hohen Tatra an und benennt dabei 28 Gipfel. Acht Jahre später führt er dortselbst Höhenmessungen durch, Aufzeichnungen davon sind aber nicht mehr erhalten. Daneben studiert B. die Lachse in den Flüssen Poprad und Donau, Winde und Wetterphänomene in der Hohen Tatra und die Heilquellen in Vyšné Ružbachy und publiziert über seine vielfältigen meteorologischen, erdkundlichen, medizinischen und astronomische Beobachtungen. Weiters fungiert er als Mitarbeiter von Johann Heinrich Zedlers Enzyklopädie »Großes vollständiges Universal-Lexikon« (ab 1732) und verfasst mehr als 30 Beiträge für die Zeitschrift »Breslauische Sammlungen«. Neben seiner Tätigkeit als Lyriker veröffentlicht er zahlreiche historische und religiöse Dramen für den Schulgebrauch. 1737 wird er zum Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Breslau gewählt. Nach seinem Ableben dient sein Bruder Jakob, Nadler und Naturforscher in Kežmarok, als Führer während → J. A. Nagels Ungarnreise (1751) und erkundet dabei zahlreiche Höhlen.

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W.: De conjunctionibus planetarum in genere et in specie de conjunctione Mercurii cum Sole, Diss. Univ. Greifswald, 1710. Delineatio & Nomenclatura Montium Carpathicorum, qualiter sese Lomnitzae conspiciendi sistunt (Panorama von 1717), reproduziert in  : I.  Houdek  : Osudy Wysokich Tatier, 1951. Tab.  88. Antra Deminfalvensia admiranda in comitatu Liptoviensi (Plan). In  : M.  Bél  : Hungariae antiquae et novae prodromus, 1723. Relation von der Carpathischen Reise, so der Herr George Buchholtz in Käsmarck Ann. 1724 verrichtet, besonders von dem grünen See. In  : J.  Kanold (Hg.)  : Sammlung von Natur- und Medicin- wie auch hierzu gehörigen Kunst- und Literatur-Geschichten, 1725. S.  49–53. Drey-tägige Carpathische Gebürg-Reise. In  : J. Kanold (Hg.)  : Sammlung von Natur- und Medicin- wie auch hierzu gehörigen Kunst- und Literatur-Geschichten, 1726. S. 101–105. Diarium cum itinerario, 2 Bde., Archív Matice slovenskej (Martin, Mittelslowakei). L.: J. Buchholz [sic  !]  : Reise auf die Karpatischen Gebirge, und in die angränzenden Gespanschaften, 1787. S. 34–58. J. Buchholz [sic  !]  : Abermalige Reise in die

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Karpathischen Gebirge und in die angränzenden Gespanschaften, 1787. S. 257–291. S. Weber. Die Familie Buchholtz im Dienste der Touristik und der Naturwissenschaft. Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 32, 1905. S. 12–22. A. Kubacska  : Die ersten Höhlenkarten und Profile in Ungarn, 1929. S.  103–111. I. Bohuš  : Kto bol kto vo Vysokých Tatrách. Vysoké Tatry 9(3), 1970. S. 28–29. L. Schönviszky  : Joseph Anton Nagels Ungarnreise im Jahre 1951. Die Höhle 27(1), 1976. S. 1–6. I. Varga  : Buchholtz György (1688–1737) és az iskolai színjátszás. Irodalomtörténeti Közlemények 87, 1983. S.  212–224. J.  Schönburg-Hartenstein   : Josef Anton Nagel – ein Direktor des physikalischen Kabinettes, 1987. I. Bohuš  : Tatry očami Buchholtzovcov, 1988. J.  Bogár  : Ifj. Buchholtz György magyar nyelvű köszöntőversei. Magyar Könyvszemle 114(4), 1998. S.  390–397. N.  Baráthová  : Juraj Buchholtz mladší a jeho šlánky o Spiši vo Vroclavských análoch. Z minulosti Spiša, Ročenka Spišského dejepisného spolku v Levoči 9–10, 2002. S.  153–160. J.  Bogár  : Egy késmárki polihisztor élete és munkái, feljegyzéseinek tükrében. Ifj. Buchholtz György naplója (1709–1737), Diss. kath. Péter-Pázmány-Univ., 2009.

Calliano, Gustav * Ljubljana (dt. Laibach) 1853; † Baden (Niederösterreich) 1930 Kanzleibediensteter, Journalist und Heimatforscher

B.: Älterer Sohn des Theatersekretärs Carl und der Magdalena C., geb. Pfeiffer. In eine aus Italien stammende, vermögende Familie mit beruflicher Nähe zu Handel und Theater geboren, zieht C. noch als Kleinkind mit seinen Eltern nach Baden, wo er die Volksschule besucht. Anschließend ist er kurzzeitig Schüler des dortigen Landes-Realgymnasiums und wechselt daraufhin in die Kommunalrealschule in Sopron. Nach Absolvierung einer Buchdruckerlehre bei dem Unternehmen »Grätz« in Baden erhält er eine feste Anstellung als Schreiber in der dortigen Kanzlei des Advokaten Dr. Bausek. 1876 Heirat mit Cäcilia Pfeiffer. In Baden schließt C. Bekanntschaft mit dem Dichter und Heimatforscher Hermann Rollett, der ihn nachhaltig fördert. Anschließend befasst er sich als Autodidakt mit Urgeschichte, Mineralogie und Geologie, zudem entwickelt er ein Interesse für fremde Kulturen (insbes. aus Afrika) und beschäftigt sich mit den Höhlen im Umkreis von Baden. 1874 beteiligt sich C. an der Gründung der Afrikanischen Gesellschaft in Baden, initiiert sechs Jahre später die Schaffung einer Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse und einer Ortsgruppe des Niederösterr. Gebirgsvereins. Bei in Eigenregie angestellten Ausgrabungen in Höhlen am Kalenderberg bei Mödling und bei Bad Fischau trifft C. auf prähistorische und paläontologische Funde, z. B. in der Felsenkellerhöhle, der Königshöhle, der Schelmenhöhle und der Totenhöhle, und legt eine umfangreiche Privatsammlung an. Angespornt von anderen Museumsgründungen in Niederösterr. ruft C. 1893 in Baden den Verein der Niederösterr. Landesfreunde ins Leben, welcher als Trägerorganisation für den Aufbau eines Museums dienen soll. Daneben entwickelt er eine zunehmende journalistische und schriftstellerische Tätigkeit, u. a. seit 1879 als Mitarbeiter der Badener Zeitung, 1899–1930 als Theaterreferent des Blattes sowie als Verfasser abendfüllender Dramen. Die von C. durchgeführte Fälschung der Badener Nachtwächterrolle (1888), eine historische Rundansicht der Stadtmauer Badens, und deren Verkauf an das Badener Stadtarchiv führen zu Konflikten mit seinem ehemaligen Förderer Rollett und dem Lehrer und Archivar Rainer v. Reinöhl, insbes. als das Dokument 1905 als Fälschung enttarnt wird. Im selben Jahr erfolgt die Eröffnung des am Ende der Hochstraße auf den Mitterberg gelegenen Kaiser-Franz-Joseph-Museums, das durch Schenkungen von Privatsammlern und finanzielle Unterstützung von C., dessen 127

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Bruder Carl Calliano, Anton Schiestl und Johann Wagenhofer gegründet wird. Im Alter zählt C. zu den angesehensten Persönlichkeiten Badens und fungiert innerhalb des Vereins der Niederösterr. Landesfreunde als Direktor des Franz-Joseph-Museums. Nach Ende des Ersten Weltkriegs gibt er gem. mit Anton Wagenhofer, Anton Schiestl und Ignaz Hofmann in 22 Heften eine Geschichte Badens heraus, zudem baut er ein umfassendes biografisches Archiv zu den Persönlichkeiten der Stadt auf. In den 1920er Jahren wird durch eine Neubewertung seiner Fundstücke und weitere von Oswald Menghin und Josef Bayer durchgeführte Ausgrabungen die Bezeichnung »Badener Kultur« geprägt. Der Nachlass von C. wird im Stadtarchiv Baden aufbewahrt. W.: Die Schelmenhöhle. Mitt. der Ges. zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in Baden 1(2), 1882. S.  9–28. Badener Ikonographie, 1882. Die Höhlen um Baden. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 5(4), 1886. S.  45–60. Prähistorische Funde in der Umgebung von Baden, 1894. Die Burgruine Rauhenstein im Helenenthale bei Baden. Nieder-Österreichische Landschaftsbilder, Bd.  1, 1898. Baden 1848–1898. Ein geschichtlicher Rückblick auf die Ent-

wicklung des Gesammtwesens des Curortes und der Stadt Baden, 1898. Geschichte der Stadt Baden. 22 Hefte, 1921–25. Niederösterreichischer Sagenschatz, 1926. L.: N.N.: Ehrung des Schriftstellers Gustav Calliano. Badener Zeitung, 5.9.1925. S. 3. N.N.: † Gustav Calliano. Badener Zeitung, 15.2.1930. S.  1–2. J.  Werfring  : Ein wilder Mann als wässriger Kronzeuge. Wiener Zeitung (Beilage »Programm-Punkte«), 29.8.2013. S. 7.

Caspart, Julius * Bräunisheim bei Amstetten (Baden-Württemberg, Deutschland) 1867; † Wien 1947 Offizier und Prähistoriker

B.: Sohn des Pastors Julius und der Marie Antonie C., geb. Mayer. Nach Ablegung des Abiturs in Stuttgart beginnt C. ein Studium der evgl. Theologie an der Univ. Tübingen, das er jedoch nicht abschließt. Im Oktober 1885 rückt er zur Armee ein, leistet den Militärdienst ab und dient anschließend als Füsilier in einem württembergischen Infanterie-Regiment. Nach seinem Abschied (1890) übersiedelt C. nach München und von dort weiter nach Wien. 1892 tritt er in die k. u. k. Militärakademie ein und absolviert eine Ausbildung zum Feldartillerie-Offizier. Heirat mit der Offiziertochter Elsa Bußjäger. 1893 wird er zum Leutnant, vier Jahre später zum Oberleutnant befördert und u. a. beim Artillerie-Inspizierungskommando Nr. 3 in Sarajevo als Adjutant eingesetzt. 1907 folgt die Ernennung zum Hauptmann in der Tiroler Gebirgsbatteriedivision. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird C. im Tiroler und Vorarlberger Gebirgsartillerie-Regiment Nr.  14 zunächst an der Russlandfront, nach dem Kriegseintritt Italiens in Südtirol eingesetzt, wo er 1915 zum Major der Schweren Haubitzdivision 128

Nr. 12 und 1917 zum Oberstleutnant befördert wird. Nach Kriegsende wird er in den Dienst der Österr. Volkswehr übernommen und scheidet im Dezember 1922, zuletzt als Oberst, aus dem aktiven Dienst aus. Durch seine Bekanntschaft zu → F.  Mühlhofer, → R.  Friesen und Otto Ellison v. Nidlef, die ebenfalls als Offiziere in der k. u. k. Armee gedient haben, beginnt sich C. zunehmend für Prähistorie, Römische Geschichte, Familienkunde, Heraldik und Höhlen zu interessieren. Deshalb beginnt er 1919 an der Univ. Wien Urgeschichte zu studieren und hört Vorlesungen bei Oswald Menghin, → G. Kyrle und Josef Bayer. Drei Jahre später fungiert C. als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft unter → O.  Abel und Kyrle und tritt der Anthropologischen Gesellschaft in Wien bei. 1930 absolviert er die amtliche Höhlenführerprüfung und promoviert 1932 bei Oswald Menghin in Urgeschichte mit der Dissertation »Römerzeitliche Grabhügel im nördlichen Wienerwald«. Nachdem Kyrle als ao. Professor für Höhlenkunde an die Univ. Wien berufen worden ist und deshalb seine Stelle als Generalkonservator am Bundesdenkmalamt zurücklegen muss, übernimmt C. 1930 zunächst gegen eine geringe Entschädigung als wissenschaftliche Hilfskraft die Agenden der archäologischen Denkmalpflege und ist als Konservator für Hietzing und Umgebung tätig. Ab 1932 hat er die Stelle eines Referenten inne und fungiert als Konservator für das gesamte Fundwesen im Bundesgebiet. Als einziger promovierter Prähistoriker am Bundesdenkmalamt redigiert C. auch die »Fundberichte aus Österreich« und führt Ausgrabungen durch, z. B. bei Zillingtal (ab 1930) und in Neunkirchen am Steinfeld. Daneben entwickelt er eine rege Vortragstätigkeit und veranstaltet im Sinne der Volksbildung div. Führungen. Nach der Übernahme des Referats durch → K.  Willvonseder (1936) gibt C. einen Teil seiner Agenden ab, führt aber die Redaktion der »Fundberichte aus Österreich« noch bis 1938 weiter. Zwei Jahre später wird er zum korresp. Mitglied des Archäologischen Instituts des Deutschen Reichs ernannt, seine NSDAP-Mitgliedschaft ist nur indirekt erschließbar. Nach einem schweren Autounfall mit Kopfverletzung nimmt C. in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr an Grabungen teil. W.: Ein Gräberfeld in Neunkirchen am Steinfeld (Niederösterreich). Wiener Prähistorische Ztschr. 16, 1929. S.  40–54. Falkensteinhöhle beim Ortbauerhof, Niederösterreich. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  63–65. Höhlen in der Flatzer Wand. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  124–128. (Red.)  : Fundber. aus Österr. 1, 1930–34  ; 2, 1935–38. Das Fuchsloch bei Steyregg. Heimatgaue. – Ztschr. für Oberösterr. Geschichte und Volkskunde 12, 1931. S.  104–106. Grabhügel im nördlichen Wienerwald,

Diss. Univ. Wien, 1932. Die Schanze auf dem Rauchbuchberg. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 64, 1934. S.  34–36. Das frühgeschichtliche Gräberfeld bei Zillingtal im Burgenlande. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 65, 1935. S. 1–39. Die Kunst der älteren Steinzeit Österreichs. In  : K. Ginhart (Hg.)  : Die bildende Kunst in Österreich. Voraussetzungen und Anfänge (von der Urzeit bis um 600 n.  Chr.), 1936. S. 46–61. Zehn Jahre unter der Erde, von Norbert

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Casteret (Rezension). Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 80, 1937. S. 377–378. L.: N.N.: Unseren Toten zum Gedenken, Julius Caspart, Oberst d. R. Fundber. aus Österr. 4 (1940–45), 1952. S.  7–8. M.  Pollak  : Archäologische Denkmalpflege zur NS-Zeit in Österreich, 2015 (bes. S. 54–56). Landes-

archiv Baden-Württemberg (Abtlg.  Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 430/1 Personalakten I. 1932  ; M 743/2 Materialsammlung zu Biografien II). Archiv des Bundesdenkmalamts (Personalakt Julius Caspart).

Čeč (auch Tschetsch, Zhezh), Luka (Lukas) * Postojna (dt. Adelsberg, Slowenien) 1785; † Postojna 1836 Kleinbauer und Höhlenführer

B.: Als Sohn einer slowenischsprachigen Kleinbauern-Familie wächst Č. in ärmlichen Verhältnissen in Postojna auf und ist in der Landwirtschaft tätig. 1807 Heirat mit Catharina Smerdù, Geburt von acht Kindern, u. a. Catharina (* 1819), Josef (* 1821), Johann (* 1823) und Michael (* 1829). 1816 verdingt sich Č. anlässlich des Höhlenbesuchs von Kaiser Franz II./I. als Helfer bei der Festbeleuchtung der Postojnska jama. 1818 wird er anlässlich des zweiten Besuchs des Kaisers vom Kreiskassier Joseph v. Löwengreif neuerlich als Hilfskraft zur Vorbereitung der festlichen Illumination der Postojnska jama angestellt. Dabei entdeckt Č. zufällig bislang unbekannte Höhlenteile (später »Kronprinz-Grotte«, dann »Kaiser-Ferdinand-Grotte« genannt), welche die Postojnska jama innerhalb weniger Jahre zu einem beliebten Ziel für den einsetzenden Fremdenverkehr machen. Die Auffindung wird jedoch zunächst Löwengreif zugeschrieben, erst 1823 bestätigt eine Befragung des damaligen Aufsehers Jakob Vidmar die Rolle von Č. als Entdecker der neuen Höhlenteile. In der Literatur wird er erst 1846 von Friedrich Kreizberger v. Kreuzberg, wirkl. Gubernialrat in Ljubljana, und 1854 von → A. Schmidl als Entdecker der neuen Höhlenteile geführt. 1823 gibt Č. seine landwirtschaftliche Tätigkeit auf und erhält eine Anstellung als Höhlenführer und Arbeiter bei der Errichtung eines neuen Führungswegs durch die Postojnska jama. Zwei Jahre später wird sein Antrag, ihm aufgrund seiner Verdienste um die Neuentdeckung der Höhlenteile eine lebenslange Stellung als Höhlenführer zuzusichern, abgelehnt. 1831 entdeckt vermutlich Č. (auch hier ist eine eindeutige Zuschreibung des Finders unklar) den ersten blinden Höhlenkäfer Leptodirus hochenwartii und übergibt ein Exemplar an seinen Gönner und Gründer des Krainer Landesmuseums → F. v. Hohenwart, der den Fund an → F. Schmidt zur Bearbeitung weiterleitet. Während einer Epidemie verstirbt Č. 1836 gem. mit seiner Ehefrau und zwei Kindern in Postojna. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird ihm im Zuge der slowenischen Nationalbewegung auch in der Geschichte der Karst- und Höhlenkunde eine wichtigere Rolle zugeschrieben. Der 130

1952 in Postojna gegründete höhlenkundliche Verein »DZRJ Luka Čeč« trägt heute seinen Namen. Am 150. Jahrestag der Entdeckung (1968) wird in der sogenannten »Kongresshalle« der Postojnska jama eine Gedenktafel für Č. errichtet. L.: F. Creizberger v.  Kreuzberg  : Ueber die Entdeckung der neuen Grotte zu Adelsberg. Mitt. des historischen Vereins für Krain, 1846. S. 30. A. Schmidl  : Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas, 1854. A.  Perco  : Postumia e le sue celebri Grotte, 1942. S.  49. R.  Savnik  : Naši zaslužni raziskovalci in propagatorji Postojnske jame. Turistični vestnik 3(7), 1955. S. 325–327. R. Savnik  : Iz zgodovine Postojnske jame. Kronika (Ljubljana) 6(3), 1958. S.  138–145. F.  Habe  : Luka Čeč, odkritelj Postojnske jame. In  : V. Bohinec (Hg.)  : 150 let Postojnske jame, 1968. S.  9–17. H.  Trimmel  : Die Höhle von Postojna und Tourismus und Höhlenerschließung in Österreich.

Naše jame 22, 1980. S. 93–97. F. Habe  : Der Anteil der Slowenen in der Höhlenforschung bis zum Jahre 1920. In  : Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Hg.)  : Akten des Internationalen Symposiums zur Geschichte der Höhlenforschung in Wien (1979), 1984. S. 32–35. K. Mais  : Zum Gedenken an den Höhlenführer Lukas Čeč. Die Höhle 37(4), 1986. S. 214–215. J. Gepp  : Zur Geschichte der Entomologie in Österreich, 2003. S. Polak  : Importance of Discovery of the First Cave Beetle Leptodirus hochenwartii Schmidt, 1832. ENDINS (Mallorca) 28, 2005. S. 71–80.

Cerk, Josip (Josef) * Logatec (dt. Loitsch, Slowenien) 1881; † Stol (dt. Hochstuhl, Slowenien/Österreich) 1912 Lehrer, Fotograf und Höhlenforscher

B.: Sohn des Steueramts-Adjunkten Josip und der Ana C. Nach dem Besuch der Staats-Obergymnasien in Ljubljana und Novo mesto beginnt C. 1901 ein Studium der Geografie und Geschichte an der Univ. Wien. 1902–03 leistet er als Einjährig-Freiwilliger den Militärdienst beim k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 27 ab und wird zum Leutnant d. Res. befördert. 1907 promoviert C. bei Albrecht Penck in Geografie mit der wissenschaftshistorischen Dissertation »Die Entwicklung der Kartographie der Balkanländer bis zum Jahre 1730«. Daraufhin hat er 1907–08 und 1911–12 eine Anstellung als Geografielehrer am Ersten Staatsgymnasium in Ljubljana inne, wo sich C. durch moderne Lehrmethoden und als begeisternder Vortragender hervortut. Zugleich ist er 1906–10 als Lehrer am Städtischen Mädchenlyzeum in Ljubljana tätig. Auf seine Initiative wird von C. 1908 im Rahmen des Slowenischen Alpenvereins (»Slovenskega planinskega društva«) die Studentengruppe »Drenovci« gegründet (14 Mitglieder, u. a. Rudolf Badjura, → B. Brinšek, → J. und P. Kunaver, Ivan Michler). 131

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In der Folge unternimmt er mit seinen Vereinskollegen systematische Höhlenforschungen im Karst Unterkrains, wo die Gruppe versucht, im Rahmen der Debatte um → A. Grunds Karstgrundwassertheorie und der von → F. K atzer und → W. v. Knebel vertretenen Höhlenflusstheorie durch Feldforschung und Höhlenbefahrungen wissenschaftliche Belege zu sammeln. 1910 fungiert C. gem. mit Brinšek als Gründungsmitglied und Schriftführer der ersten slowenischsprachigen Gesellschaft für Höhlenforschung (»Društvo za raziskovanje jam«) in Ljubljana, wo er an einem Höhlenkataster Krains arbeitet. Daneben entfaltet er eine rege Tätigkeit als Amateur-Fotograf und Vizepräsident des Klubs der Slowenischen Amateurfotografen (»Klub slovenskih amater-fotografov«), zudem publiziert er seine Fotografien u. a. in der slowenischsprachigen Alpinzeitschrift »Planinski vestnik« und in Schulbüchern. 1912 verstirbt C. bei einem Kletterunfall, als er sieben seiner Schüler im Spätwinter trotz ungünstiger Wetterverhältnisse von Žirovnica auf den Gipfel des Stol (Hochstuhl, Karawanken) führt, während der Gruppe mit ihrem zweiten Begleiter, P.  Kunaver, der sichere Abstieg zur Prešeren-Hütte gelingt. W.: Die Entwicklung der Kartographie der Balkanländer bis zum Jahre 1730 (Manuskript), Diss. Univ. Wien, 1907. Navodilo h kartografičnim osnovam (Rezension). Izvestja Muzejskega društva za Kranjsko 18(3), 1908. S. 114–115. Eine neue Höhle. Laibacher Zeitung, 19.8.1911. S. 1789. Die Žiglovica. Laibacher Zeitung, 27.9.1911. S. 2087. Krebs N. Dr., Die landeskundliche Literatur der österr. Karstländer in den Jahren 1807–1904 (Rezension). Izvestja Muzejskega društva za Kranjsko 3(3), 1911. S. 216–217. L.: N.N.: Velika nesreča na Stolu. Profesor dr. Cerk

mrtev. Slovenec, 5.4.1912. S.  3. N.N.: Todessturz vom Hochstuhl. Der Partieleiter vom Wirbelsturme herabgeschleudert. Grazer Tagblatt, 6.4.1912. S.  16. M.  Pajk  : † Dr. Jos. Cerk. Planinski vestnik 18(6), 1912. S. 105–107. M. Pajk  : † Dr. Josip Cerk. Izvestja Muzejskega društva za Kranjsko 3(3), 1912. S. 216– 219. N.N.: Velika nesreča na Stolu. Slovenec, 6.4.1912. S. 6–7. P. Kunaver  : Moje steze, 1979 (bes. S. 55–58). T. R. Shaw, A. Čuk  : Slovene Caves & Karst pictured 1545–1914, 2012 (bes. S. 185).

Cholnoky, Jenö * Veszprém (dt. Weißbrunn, Westungarn) 1870; † Budapest 1950 Geograf und Techniker

B.: Zweitältester Sohn des Rechtsanwalts László und der Krisztina C., geb. Zombath. Nach dem Besuch des Piaristengymnasiums in Veszprém, wobei C. für ein Jahr als Privatschüler am kath. Gymnasium in Pápa weilt, absolviert er auf Drängen s­ eines Vaters 1888–92 ein Studium für Maschinenbau und Hydraulik an der kgl. Ungar. ­Joseph-Univ. für Technik und Wirtschaftswissenschaften in Budapest. Nach einem Abschluss als Ingenieur erhält er 1892 eine Assistentenstelle am Lehrstuhl für 132

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Wasserbau unter ­Mihály Klimm. Daneben baut C. eine Bekanntschaft mit dem auch an der Technischen Univ. lehrenden Geografen, Geologen und Asienforscher Lajos Lóczy auf, wechselt 1894 als Assistent an dessen Lehrstuhl für Geografie an der Univ. Budapest und beteiligt sich an der Erforschung des Balaton. Auf Betreiben seines Lehrers unternimmt C. 1896–98 eine Chinareise, wo er sich mit Hydrografie und insbes. den Flusstälern und dem Delta des Jangtsekiang und des Gelben Flusses befasst. Zudem studiert er die Sozialgeografie des Landes, chinesische Volksmedizin, Wasserbau und Basaltbildungen in der Mandschurei. Nach seiner Rückkehr heiratet er 1898 Baroness Petronella Barrois du Vigneé. Geburt der Kinder Béla (* 1899), Tibor (* 1901) und Ilona (* 1903). 1901 unternimmt C. als Begleiter von Lajos Lóczy eine Forschungsreise nach Finnland und Russland. Ein Jahr nach seiner Promotion (1902) habilitiert er sich in Geografie und wird zum Priv.-Dozenten ernannt. Ab 1904 fungiert C. als Schriftleiter der Mitteilungen der Ungar. Geografischen Gesellschaft (»Földrajzi Közlemények«) und 1914–45 als deren Präsident. 1905 wird er auf den Lehrstuhl für Geografie an die Univ. Cluj-Napoca berufen, wo er sich neben seiner Tätigkeit als Institutsvorstand insbes. mit Karstmorphologie und Fragen der Speläogenese, u. a. anhand der Höhle von Csoklovina (später Cholnoky-barlang) und anderen Karstphänomenen in Siebenbürgen, auseinandersetzt. Durch seine enge Bekanntschaft mit → O. K adič entwickelt C. auch ein zunehmendes Interesse an Grabungskampagnen in Höhlen und den dort gemachten prähistorischen und paläontologischen Funden. 1910 unternimmt er eine Fahrt nach Spitzbergen und zwei Jahre später mit dem Geografen und späteren Politiker Pál Teleki eine Studienreise nach Nordamerika. 1917 heiratet er nach dem Ableben seiner Ehefrau die 19 Jahre jüngere Ida Fink. Nach der Besetzung von Cluj-Napoca durch rumänische Truppen im Zuge des Ungar.-Rumänischen Krieges (1919) flüchtet C. nach Budapest, wo er als Experte für Geografie zu den Verhandlungen der Pariser Friedenskonferenz beigezogen wird. In seinem Selbstverständnis als rechtskonservativer Wissenschaftler und Anhänger des Horthy-Regimes macht C. in der politisierten Forschungslandschaft der Zwischenkriegszeit rasch Karriere und wird eine wichtige Person des öffentlichen Lebens. 1920 erfolgt die Wahl zum korresp. Mitglied der Ungar. Akademie der Wissenschaften und im selben Jahr die Berufung auf den Lehrstuhl für Geografie der Univ. Budapest (ab 1921 Péter-Pázmány-Univ.), welchen C. bis 1940 innehat. Zudem fungiert er 1918–23 und 1940–41 als Vizepräsident des Ungar. Tourismusverbandes. Aufgrund seiner Überzeugung, als Wissenschafter der ungar. Nation eine geografische und (prä)historische Identität zu schaffen, fällt der Beschäftigung mit 133

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Höhlen besondere Bedeutung zu, wobei sich C. insbes. nach K adičs Grabungen in der Mussolinihöhle (Suba-lyuk) bei Cserépfalu mit Speläogenese und Urgeschichte auseinandersetzt. Zudem beteiligt er sich an der Gründung der Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«) und fungiert 1926–44 als deren erster Präsident sowie als Vorsitzender des Aggteleker Höhlenkomitees (»Aggteleki Barlang-Bizottság«). Zeitlebens erhält C. mehrere Auszeichnungen, u. a. wird er zum Ehrenmitglied der »Royal Geographical Society« in London und der Geografischen Gesellschaft in Wien ernannt. 1940 emeritiert er und zieht sich ins Privatleben zurück. Sechs Jahre später heiratet C. nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau, die bei Kriegsende umgekommen ist, Vadas Jolán. 1949 wird er aufgrund seiner politischen Stellung als Wissenschaftler im Horthy-Regime aus der Ungar. Geografischen Gesellschaft und der Ungar. Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen und verbringt seine letzten Lebensjahre unter prekären finanziellen Verhältnissen. W.: A Balaton limnológiája, 1897. A futóhomok mozgásának törvényei, 1902. Mit beszélnek a Déli-Kárpátok az emberi művelődés hajnaláról  ? (Was erzählen die Südkarpaten von der frühesten Kultur der Menschheit  ?) Erdélyi Múzeum 25, 1908. S.  74–85. A csoklovinai barlang (Die Höhle von Csoklovina). Erdélyi Múzeum 28, 1911. S.  91–99. Barlang-tan ulmányok (Höhlenstudien). Barlangkutatás 5(3–4), 1917. S.  137–174, 195–210. Általános földrajz, 2 Bde., 1923. Höhlenkunde und Urgeschichte. Barlangkutatás 14–15(1–4), 1926. S. 66–69. A földfelszín formáinak ismerete, 1926. Bevezető. Barlangvilág 1(1–4), 1926. S.  3–6. (Mit O. Kadić)  : A német és magyar barlangkutatók magyarországi kongresszusának ideiglenes programmja. Barlangvilág 1(1–4), 1926. S.  54–55. Magyarország földrajza, 1929. Az Aggteleki cseppkőbarlang története. Magyar Földrajzi Évkönyv, 1930. S.  157–169. Néhány részlet Magyarország földrajzából, a barlangi ősember korában (Einige Daten aus der Geographie Ungarns im Zeitalter des Urmenschen der Höhlen). A Természet 26, 1930. S. 14–16, 36–39. A barlangok és folyóvölgyek összefüggése. Barlangvilág 2(1–2), 1932. S.  3–10. A mészkő-hegységek és az ember. Barlangvilág 3(2), 1933. S.  1–10. A budai várhegyi barlangok. Barlangvilág 5(1–2), 1935. S.  1–10. A barlangokról. Barlangvilág 6(1–2), 1936. S. 10–18. Elnöki megnyitó. Barlangvilág 6(3–4), 1936. S.  49–58. A Föld és élete, 6  Bde.,  1936–37. Gondolatok az ősember életéről hazánkban (Gedanken über die Lebensweise des Urmenschen in Ungarn). Barlangvilág 8(1–2), 1938. S. 4–11, 134

35. A mészkővidékek arculata (Landschaftsbild der Kalksteingebiete). Barlangvilág 9(3), 1939. S.  41–53, 63–64. Poljék kialakulása karsztos területeken (Die Entstehung der Poljen in Karstgebieten). Barlangvilág 10(1–2), 1940. S. 1–11, 25–26. A cseppkő és a mésztufa (Tropfstein- und Travertino-Bildung). Barlangvilág 11(1–4), 1941. S. 1–12, 35–36. A barlangok fejlődése és pusztulása (Entwickelung [sic  !] und Verfall der Höhlen). Barlangvilág 12(1–2), 1942. S. 1–9, 39–40. Barlanglakások (Höhlenwohnungen). Barlangvilág 13(3–4), 1943. S.  36–44, 67–68. Utazásom Amerikában Teleki Pál gróffal, 1943. A sivatag, 1943. L.: O.  Kadič  : Cholnoky Jenő dr. karszt-tanulmányainak önálló eredményei. (Die Ergebnisse von Cholnoky’s Karstforschungen). Földrajzi Közlemények 59(1–3), 1931. S.  15–20, 46–48. G.  Strömpl  : Cholnoky Jenő karsztkutatásai. Földrajzi Közlemények 63(8–10), 1935. S. 391–395. D. Balázs  : Cholnoky Jenő szerepe a karszttudomány fejlődésében. Karszt és Barlang 23(1), 1982. S. 1–8. A. Székely  : Cholnoky Jenő életműve. Földrajzi Közlemények 120(1), 1996. S. 49–66. J. Géczi (Hg.)  : Cholnoky Jenö, 1998. J.  Kubassek (Hg.)   : Cholnoky Jenő természetábrázoló művészete, 2002. Á.  Németh (Hg.)  : A mindig szép Balaton. Válogatás Cholnoky Jenő írásaiból (1914–1944), 2004. G. Tóth  : Cholnoky karsztmorfológiai munkássága a nemzetközi irodalom tükrében. Karsztfejlődés 10, 2005. S.  5–13. O. Rybár  : Cholnoky Jenő barlangtani munkásságának eredményei. Természetföldrajzi Közlemények, 2013. S. 1–10.

Comici, Leonardo Emilio * Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1901; † Wolkenstein in Gröden (Südtirol, Italien) 1940 Magazineur, Bergführer und Alpinist

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B.: Sohn des Antonio, Arbeiter in einer Triester Schiffswerft, und der Regina C., geb. Cartago. Nach kurzer Schulausbildung ist C. ab 1916 als Arbeiter am General-Magazin des Triester Hafens beschäftigt. Bereits als Jugendlicher beginnt er sich für Höhlenforschung und Bergsport zu interessieren und kommt im Umfeld der von →  C.  Seppenhofer 1891 gegründeten »Lega Nazionale«, einer italienischen Kultur- und Sportbewegung, mit Idealen des Irredentismus in Kontakt. Nachdem während des Ersten Weltkriegs italienische Vereine von österr. Behörden verboten worden sind, fungiert C. 1918 als Mitbegründer der mit Unterstützung der italienischen Militärregierung ins Leben gerufenen Vereinigung »Associazione XXX Ottobre« (Teil der Sektion Triest im »Club Alpino Italiano«). In der Folge entwickelt sich im Rahmen des Vereins durch die Mitarbeit von C. eine rege höhlenkundliche Forschungs- und Dokumentationstätigkeit (1918–27), insbes. werden die Höhlen auf der Hochebene von Cansiglio erkundet, wo er mit Kollegen z. B. in der Höhle Bus de la Lum eine Tiefe von 180 m erreicht. 1922–23 absolviert er den Militärdienst in einer Genietruppe für Funk und Telegrafie. Im Zuge seiner Höhlenerkundungen beginnt sich C. zunehmend für Alpinismus zu interessieren und kommt in Kontakt mit dem Bergsteiger und Schriftsteller Julius Kugy. Ab 1925 unternimmt er gem. mit Giorgio Brunner und Giordano Fabjan Wintertouren bis zum fünften Schwierigkeitsgrad bzw. ab 1929 Klettertouren bis zum sechsten Schwierigkeitsgrad, insbes. in den Julischen Alpen (Montasch, 1929  ; Cridola, 1930  ; Piz Popena, 1932). Zeitlebens führt C. bis zu 200 Erstbesteigungen durch, u. a. der Tre-Sorelle-Nordwestwand mit Giordano Fabjan (1929), der Civetta-Nordwestwand mit Giulio Benedetti (1933), der Nordwand der Großen Zinne mit Angelo und Giuseppe Dimai (1933), der Gelben Kante der Kleinen Zinne mit Roberto Zanutti und Mary Varale (1933), der Nordwestkante der Kleinen Zinne mit Piero Mazzorana (1936), der Nordwestwand des Dito di Dio mit Giordano Fabjan (1939) sowie der Salame mit Severino Casara (1940). Daneben gelingen ihm auch mehrere Solo-Durchsteigungen, z. B. der Nordwand der Großen Zinne (1938). Insbes. die mit großem Materialaufwand geglückte Besteigung der Nordwand der Großen Zinne macht C. international in alpinistischen Zirkeln bekannt, wobei auch Kritik an dem hohen Ma135

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terialeinsatz geübt wird. 1929 beteiligt er sich an der Gründung einer Gruppe für Alpinisten, Kletterer und Schifahrer im Italienischen Alpenverein (»Gruppo di Alpinisti Rocciatori e Sciatori«). Nach Jahren unsicherer finanzieller Verhältnisse schließt C. 1931 seine Bergführerausbildung ab und entscheidet sich, seine Anstellung als Magazineur in Triest aufzugeben. 1932–38 ist er als Bergführer in Misurina tätig und arbeitet während der Wintermonate als Schilehrer in Misurina, San Martino di Castrozza, Sestriere, Claviere, Limone Piemonte und St. Anton am Arlberg. Während der Zwischenkriegszeit entwickelt C. ein Naheverhältnis zur Nationalen Faschistischen Partei Italiens, die seine alpinistischen Leistungen fördert und zugleich politisch instrumentalisiert. 1934–37 ist er u. a. mit Anna Escher als Bergführer in Griechenland, Spanien und Ägypten tätig, daneben fungiert er 1935–39 als Ausbildner in der Militärschule für Alpinismus in Aosta (»Scuola Militare Centrale di Alpinismo«). 1938 wird C. zum Leiter der Nationalen Schischule in Wolkenstein (Selva) bestellt, wo er daraufhin sesshaft wird. Im selben Jahr wird er zum Präfektur-Kommissar (»Commissario prefettizio«) von Wolkenstein und St. Christina ernannt. Durch den Riss einer Reepschnurschlinge verunglückt C. 1940 in der Kletterwand (später Klettergarten) Parëi de Ciampac im Langental nahe Wolkenstein, worauf die faschistischen Behörden versuchen, die trivialen Umstände seines Ablebens zu verheimlichen und ihn posthum als Führerfigur im Alpinsport zu heroisieren. Nach seinem Tod werden die Schutzhütte »Rifugio Zsigmondy-Comici« (Sextner Dolomiten), die »Rifugio Emilio Comici« (Langkofelgruppe) und die Felsspitze »Campanile Comici« (auch »Salame«) in der Langkofelgruppe nach dem Alpinisten benannt. W.: Alpinismo eroico, curato a suo tempo dal comitato nazionale del C.A.I. per le onoranze a Emilio Comici, 1942, 1950, 1961 (Neuaufl. 1995, 2012/14). Berge  – Klettern. Erlebnisse eines Bergsteigers, 1963. L.: S.  Casara  : Arrampicate libere sulle Dolomiti, 2 Aufl., 1944/50. S.  Casara  : L’arte di arrampicare di Emilio Comici, 1957. M.  Barsali  : Comici Leonardo

Emilio. In  : Istituto della Enciclopedia Italiana (Hg.)  : Dizionario Biografico degli Italiani, Bd.  27, 1982. S.  571–575. S.  Dalla Porta Xidias  : Emilio Comici, 2001. Archiv des Deutschen Alpenvereins München (Comici, Emilio  – Personenmappe. Materialsammlung, PER 1 SG/518/0 u. PER 2 SG/17/0).

Costa, Ethbin (Etbin) Henrik * Novo Mesto (dt. Rudolfswert, Slowenien) 1832; † Ljubljana (dt. Laibach) 1875 Jurist, Politiker und Naturforscher

B.: Sohn des vermögenden Finanzbeamten und Schriftstellers Heinrich und der ­Josepha C., geb. Poll. Nach dem frühen Tod der Mutter wächst C. unter Obhut seiner Schwester Cornelia auf. Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in 136

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Ljubljana beginnt er ab 1850 ein Studium der Rechtswissenschaften und Geschichte in Graz. Drei Jahre später promoviert er in Philosophie, 1855 in Rechtswissenschaften. Anschließend hält sich C. in Wien auf, wo er auf Empfehlung seines Vaters in den wissenschaftlichen, journalistischen und politischen Zirkeln der Stadt verkehrt und Kontakte knüpft. Daneben publiziert er v. a. rechtswissenschaftliche Arbeiten, u. a. in Franz Haimerls »Magazin für Rechts- und Staatswissenschaften«. 1856 kehrt C. von Wien nach Ljubljana zurück und tritt als Konzipient in die Kanzlei »Anton Rak« ein. Zudem beschäftigt er sich mit der lokalen Geografie und Geschichte und übernimmt die Redaktion der Zeitschrift »Mitteilungen des historischen Vereins für Krain«. Im Folgejahr kommt C. bei einem Kronlandbesuch des Kaisers, in dessen Rahmen auch die Postojnska jama besichtigt wird, in Kontakt mit dem örtlichen Zivilingenieur Paul Eunike, der für die Neuanlage der Führungswege durch die Schauhöhle zuständig ist. Dieser liefert nicht nur die Unterlagen für den Bericht über den kaiserlichen Höhlenbesuch, welchen C. anfertigt, sondern bildet durch seine Neuforschungen (1858) auch den Anstoß, dass er einen neuen Reiseführer für Besucher der Postojna jama verfasst. Das Buch enthält einen von Eunike angefertigten neuen Situationsplan der Höhle und ergänzt → A. Schmidls »Wegweiser in die Adelsberger Grotte und die benachbarten Höhlen des Karst« (1853). In den Folgejahren fungiert C. als Sekretär und Geschäftsleiter des historischen Vereins für Krain, wird Mitbegründer und z. T. Vorsitzender der juristischen Gesellschaft »Pravno društvo« (ab 1861), des Turnvereins »Južni Sokol« (1863–67) und der wissenschaftlichen Gesellschaft »Slovenska matica« (1869–75). Daneben ist er als Rechtskonsulent des Aushilfskassa-Vereins tätig und tritt u. a. der Geografischen Gesellschaft in Wien bei. 1863 wird C. zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt und veröffentlicht im selben Jahr den ersten Reiseführer zur Postojnska jama in slowenischer Sprache. Den Ruf auf die Lehrkanzel für Deutsche Rechtsgeschichte an der Univ. Krakau schlägt er aus und eröffnet stattdessen eine Anwaltskanzlei in Ljubljana, wo er sich politisch engagiert und als Mitarbeiter seines Mentors Johann Bleiweis rasch Karriere macht. 1863–73 fungiert C. als Reichsratsabgeordneter, 1864–75 als Landtagsabgeordneter, 1863 als Stadtrat, 1864–69 als Bürgermeister von Ljubljana und ab 1866 als stv. Landeshauptmann. Im selben Jahr wird er zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens ernannt. Politisch steht C. zunächst dem deutschnationalen Lager nahe, wendet sich jedoch im Laufe seiner Karriere der kath.-konservativen Bewegung der Altslowenen (»Staroslovenci«) zu, tritt für die slowenischsprachige Volksgruppe ein, kritisiert z. T. vehement 137

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die deutsche Vereinskultur in Krain und gilt im Rahmen der slowenischen Unabhängigkeitsbewegung als nationaler »Erwecker«. Dabei setzt sich C. auch für die Gründung eines slowenischsprachigen Schulbuchverlags ein. Ende der 1860er Jahre gilt er als einer der unpopulärsten Politiker Krains und als Feindbild der nationalliberalen Jungslowenen. Durch einen von ihm mitausgelösten gewalttätigen Konflikt zwischen deutschsprachigen Turnern und slowenischen Bauern, der sogenannten »Jantschberg-Josephsthaler Affäre«, verliert C. 1869 das Bürgermeisteramt. Nach Einführung des Kurienwahlrechts (1873) wird er nicht mehr in den Reichsrat gewählt. W.: Encyklopädische Einleitung in ein System der Gesellschaftswissenschaft, 1855. Beiträge zur Literatur, betreffend Krains Geschichte, Topografie und Statistik. Mitt. des historischen Vereins für Krain 10, 1855. S. 95–96. Denkbuch der Anwesenheit Allerhöchst ihrer Majestäten Franz Josef und Elisabeth im Herzogthume Krain, 1857. Bibliographie der deutschen Rechtsgeschichte, 1858. Die Adelsberger Grotte. Mit einem Situations-Plane der Grotte, 2  Aufl., 1858/63. (Hg.)  : Vodnikov spomenik. S spisi od 86 pisateljev in tirimi

na kamen tiskanimi dokladami. (Vodnik-Album. Mit Beiträgen von 86 Verfassern und vier lithographirten [sic  !] Beilagen), 1859. Postojnska jama, 1863. Die Finanzlage der Landeshauptstadt Laibach, 1866. L.: N.N.: Ethbin Heinrich Costa. Laibacher Zeitung, 29.1.1875. S.  170. N.N.: Sterbefälle. Laibacher Zeitung, 30.1.1875. S. 177–178. N.N.: Dr. Ethbin Costa. Die Presse, 31.1.1875. S.  1–2. V.  Urban  : Dr. Etbin Henrik Costa, 1877. O. Luthar (Hg.)  : The Land Between. A History of Slovenia, 2013 (bes. S. 315).

Cramer, Helmuth * Teltow (Brandenburg, Deutschland) 1902; † München (Deutschland) 1950 Geologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Kapellmeisters und Komponisten Justus C. Unter gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen aufgewachsen, übersiedelt C. 1905 mit der Familie nach Nürnberg, besucht die dortige Knabenvorschule »Dr.  Behringer« und anschließend die Unterrealschule. Während des Ersten Weltkriegs begleitet er seinen Vater bei beruflich bedingten Reisen durch Deutschland und ins neutrale Ausland. Aufgrund der finanziellen Lage der Familie ist C. zunächst nicht zur Ausübung eines Berufs gezwungen und beschäftigt sich stattdessen als Autodidakt mit Musik, Geologie, Geografie und Botanik. Neben der gelegentlichen Mitarbeit in der nach 1918 von seinem Vater geführten Fabrik für wärmeelektrische Geräte unternimmt C. 1921–22 mehrwöchige Reisen nach Skandinavien und Mähren, beginnt ein Studium der Naturwissenschaften an der Univ. Erlangen und ist ehrenamtlich am Museum und in der Bibliothek der Naturhistori138

schen Gesellschaft Nürnberg tätig. Zudem unterstützt er den Lehrer und Gletscherforscher Hans Hess bei der Neuaufstellung der geologischen Sammlung und Kustos Konrad Hörmann in der Abtlg. für Vorgeschichte, welche 1933 vom Höhlenforscher Joseph Richard Erl weitergeführt wird. Im Zuge der durch seinen Mentor Hörmann in den Höhlen der Fränkischen Schweiz durchgeführten Grabungen (z. B. in der Petershöhle bei Velden) beginnt sich C. für die Karst- und Höhlenkunde zu interessieren und veröffentlicht ab 1926 zahlreiche Beiträge zu Fragen der Höhlenbildung und den Ergebnissen der z. T. auch von ihm selbst geleiteten Grabungskampagnen. Zudem fungiert er 1921 gem. mit → R. Spöcker und Florian Heller als Gründungsmitglied und später als Vorsitzender der Sektion Heimatforschung (später Abtlg. für Karstforschung) der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg, welche sich vornehmlich mit Karst- und Höhlenkunde befasst. In den Folgejahren widmet sich C. v. a. den Höhlen der Fränkischen Schweiz, wobei er u. a. mit → H. Brand zusammenarbeitet, und besucht ab 1927 auch Karstgebiete und Höhlen in Mähren, Nordungarn, Salzburg, Istrien und dem Salzkammergut. Im Folgejahr tritt C. dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei und entwickelt enge Kontakte zu →  W.  v.  Czoernig, → F. Mühlhofer, → F. Waldner und → G. Abel. Die drei Jahre später erfolgte Heirat mit Käthe Bittner und die Geburt von sieben Kindern, darunter → K.  Cramer (* 1932), nötigen ihn zum Eintritt ins Berufsleben. 1931–34 ist er zunächst als Gärtner und Gartengestalter in Nürnberg-Rückersdorf angestellt, dann bei Baumschulen in Friedrichsthal bei Bayreuth beschäftigt und arbeitet daneben in der Redaktion div. (populär)wissenschaftlicher Zeitschriften mit. 1935 tritt C. der NSDAP bei und macht trotz fehlender akademischer Ausbildung Karriere. Ab demselben Jahr ist er auf Empfehlung von Brand als Geschäftsführer der Stelle für Höhlenschutz und Höhlenforschung der Gauleitung »Bayerische Ostmark« (mit Sitz in Bayreuth) tätig und baut gem. mit Fritz Huber einen Höhlenkataster der Bayerischen Ostmark auf, wobei eine zunehmende Konkurrenz mit Spöcker und der ehemals von C. mitbegründeten höhlenkundlichen Abtlg. der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg entsteht. 1935–36 beteiligt er sich im Rahmen mehrerer Expeditionen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher an der Erkundung des Zugspitzplatts und versucht die steigende Distanz zwischen Gaustelle und Hauptverband durch Publikationen in dessen Zeitschrift und der Einladung Mühlhofers zu Grabungen in den Höhlen der Fränkischen Schweiz zu mindern. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird C. als rechte Hand von Brand und Walther Steinhäuser, Leiter der neu gegründeten Forschungsstätte für Karst und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe, damit betraut, Vorarbeiten zur Neuordnung der Höhlenforschung im Sinne des Nationalsozialismus durchzuführen, wobei C. zunächst in Waldner einen Verbündeten fin139

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det. Um die österr. Vereine dafür zu gewinnen, die Karst- und Höhlenkunde in einem vom SS-Ahnenerbe gesteuerten Verband zusammenzufassen, reist C. mit Steinhäuser mehrmals nach Wien, Salzburg und Graz, um sich mit den dortigen Höhlenforschern abzustimmen. Nach einem Konflikt mit seinem Vorgesetzten Brand und dessen Denunziation bei übergeordneten Parteistellen verliert C. im Jänner 1939 seine Anstellung als Gaubeauftragter und Geschäftsführer der Gaustelle und damit auch den Zugriff auf den von ihm betreuten Höhlenkataster der Bayerischen Ostmark. Seine frühere Position als rechte Hand Brands wird von → W. Abrahamczik eingenommen. Mit seiner Familie von Bayreuth nach München übersiedelt, erhält C. 1940 eine neue Anstellung, wird zunächst in der Bodenprüfungsstelle der Obersten Bauleitung der Reichsautobahnen in München mit der geologischen Bearbeitung des Streckenabschnitts im Salzkammergut betraut und anschließend der Organisation »Todt« als Bauleiter und Geologe zugeteilt. In dieser Funktion wird C. zuerst nach Russland beordert und dann als Leiter des Referats für Geologie einer Einsatzgruppe in Slowenien zugeteilt. Im Sommer 1944 verbringt er seine Familie nach Tirol, bevor die gemeinsame Wohnung im Jänner 1945 durch einen Luftangriff zerstört wird. Mit Kriegsende verliert C. seine Beschäftigung, wird im Juli 1945 aus Tirol ausgewiesen und zieht mit seiner Familie nach Föchig bei Holzkirchen (Bayern). Nach einer Tätigkeit als Hilfsarbeiter bei der Straßenmeisterei Holzkirchen, im Forstamt Sauerlach und bei der Bohrfirma Fechner in Mühldorf wird C. nach Genehmigung des Bayerischen Staatsministeriums als Geologe für Sonderaufgaben beim Landesamt für Wasserversorgung beschäftigt. 1947 erlangt er nach Entscheid der Spruchkammer Miesbach als Mitläufer ohne Arbeitsbeschränkung eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Karstgeologe im Bayerischen Geologischen Landesamt. Zwei Jahre später initiiert C. gem. mit Spöcker die Erforschung des Höllochs im Mahdtal und arbeitet wieder in der Abtlg. für Karstforschung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg sowie in der 1947 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Karstforschung mit. W.: Zur Morphologie der fränkischen Höhlen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  78–85. (Mit H.  Kolb)  : Höhlenentwicklung und Eisenerzbildung in der Bismarckgrotte, Oberpfalz. Arbeiten der Sektion Heimatforschung der Naturhistorischen Ges. Nürnberg (2), 1927. S.  9–28. Druckleitungsformen durch reine Gesteinsauflösung. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1927. S.  56–58. Das Pumperloch bei Ottling (Schwaben). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S.  6–15. Zur Geologie der

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Bismarckgrotte (Oberpfalz). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S. 55–57. Untersuchungen über die morphologische Entwicklung des fränkischen Karstgebirges. Abh. der Naturhistorischen Ges. Nürnberg, 1928. S.  241–326. Einige Beobachtungen zur Geologie und Morphologie ungarischer Karstgebiete. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S.  1–12. Einige Beiträge zur Geologie und Morphologie ungarischer Karstgebiete. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S.  81–91. (Mit H.  Kolb, J.  Vigh)  :

Beobachtungen im Gerecse-Gebirge (2 Teile). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1931. S. 1–14, 33–40. Aktive Ponorhöhlen im fränkischen Karst. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  1–12. Das Schönstein-Höhlengebiet (Fränkische Schweiz). Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S.  29–47. (Mit F. Heller)  : Das Karstphänomen im Grundgips des fränkischen Keupers (mehrere Teile). Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1933. S.  21–28  ; 1934. S.  1–7, 65–73, 97–107  ; 1935. S.  92–99. Höhlenbildung und Karsthydrographie. Ztschr. für Geomorphologie 8, 1935. S. 306–323. (Red. mit H. Brand, R. Zimmermann)  : 400 Jahre Höhlenforschung in der Bayerischen Ostmark, 1935. Höhlenforschung im Zugspitzplatt (3 Teile). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S. 134  ; 1936. S. 162–163  ; 1937. S. 49–73. Stelle für Höhlenschutz und Höhlenforschung der Gauleitung Bayerische Ostmark, Bayreuth. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1938. S.  94–103. Die Wasserführung der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S.  70–76.

Das Schrifttum über Höhlen- und Karstforschung. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1941. S. 61–70. Der Lebensraum des eiszeitlichen Höhlenbären und die »Höhlenbärenjägerkultur«. Ztschr. der Deutschen Geologischen Ges. 93, 1941. S.  392–423. Die Systematik der Karstdolinen. Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie 85, 1941. S.  293–382. Höhlen in der Hochifen-Gruppe (Allgäu). Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S.  36–43. Das Schrifttum über Höhlen- und Karstforschung. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S. 239–249. L.: R.  Spöcker  : Helmut Cramer †. Mitt. der Deutschen Ges. für Karstforschung 4(1), 1950. S.  1–2. N.N.: Gedenkblatt für den Karstforscher Helmuth Cramer. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) (Sonderheft 3), 1950. S. 1–3. W. Treibs  : Nachruf auf Helmuth Cramer †. Geologica Bavarica 14, 1952. S. 166–170. P.  Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017.

Cramer, Klaus (Claus) * Bayreuth (Bayern, Deutschland) 1932; † Akher Chioh (Hindukusch, Pakistan) 1993 Geologe, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Sohn des Höhlenforschers und Geologen → H. Cramer und der Käthe C., geb. Bittner. Während des Zweiten Weltkriegs in unsteten Verhältnissen aufgewachsen, zieht C. 1938 mit seiner Familie von Bayreuth nach München, 1944 nach Tirol und im Folgejahr nach Holzkirchen in Bayern. Durch seinen Vater entwickelt er ein frühes Interesse am Alpinismus und der Höhlenkunde und trägt nach dessen frühem Tod (1950) die Verantwortung für seine sechs jüngeren Geschwister. Nach Abschluss der Schulausbildung beginnt C. ein Studium der Geologie an der Technischen Hochschule München, wo er 1959 mit der Arbeit »Die Geologie des Mahdtales und der Karst des Gottesackergebietes (Allgäu-Vorarlberg)« diplomiert. 1952 tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei und wirkt zwei Jahre später an der Gründung des Vereins für Höhlenkunde in München mit, wo er mit Ulrich Seibert auf Basis der Unter141

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lagen seines Vaters und des Salzburger Landesvereins einen vereinseigenen Höhlenkataster aufbaut, der 1964 bereits 234 Höhlen umfasst. Als Höhlenforscher ist C. v. a. in den Höhlen Frankens, später in den Bayerischen Alpen und Salzburg tätig, u. a. im Laubensteingebiet (1954–63), am Zugspitzplatt (1958–60, 1966), im Hölloch im Mahdtal (ab 1964), im Steinernen Meer (1970–72) und im Geburtstagsschacht im Hohen Göll (ab 1979). Gem. mit → H. Trimmel, → O. Engelbrecht, → W. Repis, → O.  Schauberger und → K.  Trotzl verhandelt C. die Einteilung der Teilgruppen im Österr. Höhlenverzeichnis und schafft mit Walter Klappacher 1985 eine vertragliche Grundlage für eine Zusammenarbeit zwischen dem Verein für Höhlenkunde München und dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1991 erneuert). 1966 tritt C. als Hydrogeologe in das Bayerische Landesamt für Gewässerkunde ein, dem er bis zu seinem Ableben, zuletzt mit dem Titel eines Regierungsdirektors, angehört. Zudem fungiert C. 1976–93 als Vorsitzender des Vereins für Höhlenkunde in München und 1980–93 als Vorsitzender des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher. In dieser Funktion saniert er die Organisation finanziell und setzt sich v. a. für den Höhlen- und Naturschutz ein. Als Brückenbauer versucht C. die internationale Zusammenarbeit zu stärken, u. a. durch die Veranstaltung länderübergreifender Kongresse und seine Mitarbeit bei der Gründung der »Speleological Federation of the European Community« (1990). Neben seiner Tätigkeit im Verein zum Schutz der Bergwelt nimmt er an mehreren karstkundlichen Studienreisen teil, u. a. nach China und Usbekistan. Als Bergsteiger führt er zahlreiche anspruchsvolle Touren in den Alpen (u. a. Brenva-Flanke des Montblanc) durch und besteigt Sechs- und Siebentausender im Himalaja und Hindukush-Gebirge. 1993 verunglückt C. bei einer Expedition auf den 7000  m hohen Akher Chioh (Pakistan) durch einen Lawinenabgang tödlich. Im Gottesackerplateau (Vorarlberg) ist die »Klaus-Cramer-Höhle« nach ihm benannt. W.: Weitere Forschungen im Laubenstein-Zellerhorngebiet (Chiemgau). Die Höhle 6(2), 1955. S.  26–27. (Mit H.  Cramer)  : Speläologische Bibliographie des Gebietes von Hohem Ifen, Gottesacker und Kackenkopf. In  : P. Schmidt-Thomé (Hg.)  : Das Hölloch bei Riezlern im Kleinen Walsertal, 1961. S.  109–116. (Mit A. Triller)  : Die Höhlen im Laubenstein und seiner Umgebung. In  : Verband der deutschen Höhlenund Karstforscher (Hg.)   : Das Laubensteingebiet im Chiemgau, 1963. S.  69–124. Die Geschichte der Karst- und Höhlenforschung im Laubensteingebiet. In  : Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher (Hg.)  : Das Laubensteingebiet im ­Chiemgau, 1963. 142

S.  125–130. Hydrologische Verhältnisse im Laubensteingebiet. In  : Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher (Hg.)   : Das Laubensteingebiet im Chiemgau, 1963. S.  237–242. Der Stand der Arbeiten am Höhlenverzeichnis für die Bayerischen Alpen. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 11, 1964. S.  7–10. Die Mangfallbrückenhöhle bei Darching in Oberbayern. Die Höhle 16(3), 1965. S.  81–84. Das Schulerloch im Altmühltal bei Kelheim. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 12, 1966. S.  108. Die Höhlen- und Karsterscheinungen, Sonderdr. aus Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern

1  : 25.000, Blatt Nr. 8240, 1967 (siehe bes. die Höhlen in der Kampen­wand). Neues von der größten Höhle Deutschlands. Der Schlaz (München) (2), 1970 (bes. 1  S.). Die vermessenen Höhlen der Bayerischen Alpen. Der Schlaz (München) (3), 1970 (1  S.). Forschungswoche Steinernes Meer. Tagebuchnotizen für die Zeit vom 28.9. bis 30.9.1970. Der Schlaz (München) (3), 1970 (2 S.). (Hg.)  : Kleiner Führer zu den Exkursionen der 17.  Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher, München vom 26. bis 28.  September in Sonthofen, Allgäu, 1976. Vergangenheit und Gegenwart. In  : A.  Triller (Red.)  : Münchner Höhlengeschichte, 1982. S.  7–23. (Mit G.  Stautz)  : Der Verein  – Die Vereinschronik bis 1979. In  : Verein für Höhlenkunde München (Hg.)  : Münchner Höhlengeschichte II. 50 Jahre Verein für Höhlenkunde in München, 2004. S. 3–12.

L.: A. Triller  : Nachruf auf Klaus. Der Schlaz (München) 71, 1993. S. 8–12. G. Niklasch u. a.: [Diverse Erinnerungen an Klaus Cramer.] Der Schlaz (München) 71, 1993. S. 13–26. J. Obendorf  : Nachruf auf Klaus Kramer. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 39(4), 1993. S.  62–63. H.  Trimmel  : Klaus Cramer tödlich verunglückt. Die Höhle 44(3), 1994. S. 91. W. Klappacher  : Claus Cramer. Atlantis (Salzburg) 16(1), 1994. S.  45. N.N.: Zum Gedenken an Klaus Cramer. Jahrb. des Vereins zum Schutz der Bergwelt 59, 1994. S. 11. R. Müller, J.  Obendorf, F.  Knolle u. a.: Am 17.  Juli 2012 wäre er 80 geworden – im Gedenken an Klaus Cramer. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 58(2), 2012. S. 59. A. Triller  : Klaus Cramer. Der Schlaz (München) 118, 2012. S. 48.

Crammer, Hans (Johannes) * Frankenreith (Niederösterreich) 1856; † Mühlbach am Hochkönig (Salzburg) 1920 Lehrer, Gletscherforscher und Höhlenforscher

B.: Sohn des Oberleutnants Moritz und der Linzer Fabrikantentochter Katharina C., geb. Hörzinger. Die Jugendjahre verbringt C. in seinem Elternhaus in Steyr. Nach dem Besuch der Realschule in Salzburg (1865–71) beginnt er ein Studium an der Technischen Hochschule in Wien. Unterbrochen von einem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beendet C. 1876 sein Studium und legt die Ingenieursprüfung ab. Darauf entscheidet er sich für den Schuldienst, absolviert das Probejahr an einer Linzer Realschule und ist anschließend als Aushilfslehrer an mehreren Wiener Schulen tätig. Schließlich erhält C. eine Anstellung als Realschullehrer für Mathematik und Darstellende Geometrie an der Landes-Oberrealschule in Wiener Neustadt, wo er sesshaft wird. 1886 tritt er der Geografischen Gesellschaft in Wien bei und unternimmt zahlreiche hochalpine Gletschertouren und Höhlenbefahrungen in Salzburg und Niederösterr., wobei er u. a. fotografische Aufnahmen der Gletscher anfertigt. Zudem baut C. eine enge Freundschaft mit den Geografen Albrecht Penck, Robert Sieger und Münchner Glaziologen auf, mit denen er gemeinsame Exkursionen durchführt. 1889 Heirat mit der Lichten143

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wörther Mühlenbesitzertochter Flora Hofer, Geburt der Töchter Flora, Martha, Emma und Christine. In den Folgejahren führt C. umfangreiche Temperatur- und Eismessungen im Geldloch am Ötscher und im Tablerloch, einer Eishöhle auf der Dürren Wand, durch, die C. zwischen 1892–97 monatlich besucht. Während der Sommeraufenthalte in Salzburg unternimmt er in Mitterberg am Hochkönig ausgedehnte Gebirgswanderungen. 1892–93 vermisst er die Übergossene Alm, ein Gletscher am Gipfelplateau des Hochkönigs, wozu C. bis zu 60 Mal den Berg besteigt. Auf Basis seiner Beobachtungen von Karsterscheinungen bei Mühlbach entwickelt er eine neue Systematik und Terminologie zur Karrenbildung. Anerkennung unter Fachkollegen erlangt er durch seine Studien zu Bewegung und Struktur des Gletschereises und seine Untersuchungen zur Höhleneisbildung, wobei er weitgehend die Ergebnisse von → E. Fugger bestätigt. Aufgrund eines Kehlkopfleidens und seiner radikalen deutschnationalen Gesinnung wird C. 1900 als Lehrer in den Frühruhestand versetzt. Anschließend übersiedelt er mit seiner Familie nach Salzburg und später nach Mühlbach, wo er ein Haus erbauen lässt. Dort befasst sich C. mit einer Neubearbeitung des »Handbuchs der Gletscherkunde« (1885) von Albert Heim und fungiert als Herausgeber der Buchreihe »Bibliothek geografischer Handbücher«. Politisch betätigt er sich als führendes Mitglied der 1908 vom Bürgerschuldirektor Eduard Baumgartner gegründeten Bewegung »Antiklerikales Kartell«, einem Ableger des Deutschfreiheitlichen Volksbundes. Weiters fungiert C. ab 1911 als Obmann des Salzburger Hochschulvereins und ist als radikaler Redner und Ideologe an den deutschnationalen Studentenunruhen in Salzburg beteiligt. Seit 1917 an einer Herz- und Nierenerkrankung leidend, absolviert er mehrere Badekuren in Bad Nauheim (Hessen) und übersiedelt 1920 kurz vor seinem Tod in sein neu errichtetes Haus in Mühlbach. W.: Ueber das Tablerloch. Verh. der Ges. Deutscher Naturforscher und Ärzte. 66. Versammlung zu Wien, 24.–28. September 1894, 1895. S. 294–295. Eis- und Windröhren-Studien. Abh. der Geographischen Ges. in Wien 1, 1899. S.  19–76. (Mit R.  Sieger)  : Untersuchungen in den Ötscherhöhlen (2 Teile). Globus 75(20, 21), 1899. S. 313–318, 333–335. Einiges über Rückzugserscheinungen des Gletschers der »Übergossenen Alm« in Salzburg. Petermanns Mitt. 51, 1903. S.  125–129. Eis- und Gletscherstudien. Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Beilagen-Bd.  18, 1904. S.  57–116. Über Gletscherbewegungen und Moränen. Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie 11, 1905. S. 33–42. Die Temperatur des Gletschers und des Inlandeises im Zu-

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sammenhange mit der Eisbewegung. Ztschr. für Gletscherkunde, für Eiszeitforschung und Geschichte des Klimas 1, 1907. S. 225–226. Über Klüfte im Firnfeld. Ztschr. für Gletscherkunde, für Eiszeitforschung und Geschichte des Klimas 2, 1908. S.  60–61. Probleme der Gletscherkunde. Ztschr. für Gletscherkunde, für Eiszeitforschung und Geschichte des Klimas 2, 1908. S. 148–150. Struktur und Bewegung des Gletschereises. Vortrag vom 5.11.1908. Mitt. der Geographischen Ges. (München) 4(1), 1908. S. 12–19. M. v. Déchvs Gletscherforschungen im Kaukasus. Ztschr. für Gletscherkunde 6, 1912. S. 151–155. Die Berge der Stadt Salzburg. In  : Festband Albrecht Penck. Zur Vollendung des 60.  Lebensjahres, gewidmet von sei-

nen Schülern und der Verlagsbuchhandlung, 1918. S. 36–39. L.: E. Stummer  : Zum Tode Professor Crammers. Salz-

burger Volksblatt, 1.9.1920. S.  4. R.  Sieger  : Hans Crammer. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 64, 1921. S. 52–59.

C Cvijić, Jovan * Loznica (Serbien) 1865; † Belgrad 1927 Geograf und Geologe

B.: Drittes von sechs Kindern des Loznicer Kaufmannes Todor und der Marija C., geb. Avramović. Nach der Grundschule Anta Bogićević in Loznica besucht er zwei Jahre das dortige Untergymnasium, wechselt anschließend für zwei Jahrgänge an das Untergymnasium von Šabac und wird 1881 Schüler des 1.  Belgrader Obergymnasiums, wo er maturiert. 1884 beginnt C. ein Studium der Naturwissenschaften an der Großen Schule (Velika Škola) in Belgrad und hört insbes. Vorlesungen in Geografie und Geologie bei Jovan Žujović. 1888–89 ist er für ein Schuljahr als Lehrer am Zweiten Belgrader Gymnasium tätig, nimmt anschließend mithilfe eines staatlichen Stipendiums ein Studium der Geografie an der Univ. Wien auf und hört Vorlesungen bei Albrecht Penck, Wilhelm Tomaschek und Eduard Suess. Während der vorlesungsfreien Zeit unternimmt er ausgedehnte Exkursionen im Dinarischen Karst und besucht dabei auch mehrere Höhlen. Seit seiner Jugend an Karsterscheinungen wie Poljen, Dolinen und Höhlen interessiert, systematisiert er die Ergebnisse seiner Feldstudien und Forschungsfahrten und promoviert 1893 bei Penck mit der Dissertation »Das Karstphänomen«, welche im selben Jahr im Druck erscheint und ihm international wissenschaftliches Renommee einbringt. Nach Studienabschluss erhält C. einen Ruf als Professor für Geografie an die Große Schule in Belgrad, wo er nach dem Vorbild Pencks den Unterricht reformiert und durch ausgedehnte Exkursionen und Feldforschung ergänzt. 1895 wird er zum korresp. Mitglied der »Société de Spéléologie« in Paris ernannt und entwickelt eine Freundschaft mit → É.-A. Martel. Die im Zuge von Höhlenbefahrungen (u. a. in die Stopića pećina bei Zlatibor, die Potpećka pećina bei Potpeć, die Rajkova pećina bei Majdanpek und in andere Höhlen in Ostserbien) gewonnenen Beobachtungen und Daten verwendet er als Grundlage für seine karsthydrologischen Arbeiten. Durch den zunehmenden Einfluss nationalstaatlicher Diskurse auf Forschungsinhalte und -praxis beginnt sich C. auch für Anthropogeografie 145

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und Ethnologie zu interessieren und fertigt eine der ersten ethnografischen Karten des Balkanraums an, z. T. auch um politische Ansprüche zur Gründung eines südslawischen Staats unter serbischer Führung zu legitimieren. Die dafür notwendigen ausgedehnten Forschungsreisen führen ihn durch den gesamten Balkanraum, u. a. nach Bulgarien (1894), durch Bosnien und die Herzegowina (1896/98) sowie nach Konstantinopel/Ostthrakien (1899). Durch seine Bemühung um Popularisierung wissenschaftlicher Kenntnisse wird C. zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten in der serbischen Öffentlichkeit. 1896 wird er zum korresp. und drei Jahre später zum wirkl. Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste ernannt. Aus nationalistischen Gründen und Vorbehalten gegen die Wissenschaftspolitik Österr.-Ungarns lehnt C. 1903 einen Ruf als Professor für Physische Geografie an die Univ. Prag ab. Zwei Jahre später wird er im Zuge der Umwandlung der Großen Schule zur Univ. Belgrad zum Dekan der Philosophischen Fakultät und 1906–07 sowie 1919–20 zum Rektor der Univ. ernannt. Während der Bosnischen Annexionskrise (1908) avanciert C. zu einem der vehementesten Kritiker der Balkanpolitik Österr.-Ungarns, verwendet geografische und ethnografische Argumente als Grundlage seiner politischen Forderungen und publiziert fortan nicht mehr in deutscher, sondern in französischer Sprache. 1910 fungiert er als Mitbegründer der Serbischen Gesellschaft für Geografie, als Schriftleiter von deren Mitteilungen (ab 1912) und beteiligt sich 1924 an der Schaffung einer Speläologischen Sektion innerhalb der Gesellschaft. 1911 Heirat mit der Witwe Ljubica Nikolić, geb. Krstić. Während des Ersten Weltkriegs und der Eroberung Belgrads durch Truppen der Mittelmächte reist C. 1915 im Namen der Serbischen Regierung in politischer Mission nach London und wirkt 1917–19 als Gastprofessor an der Sorbonne in Paris, wo er als Vorsitzender der territorialen Sektion der serbischen Delegation in die dortigen Friedensverhandlungen einbezogen wird und dadurch erheblichen Einfluss auf die Grenzziehungen im Balkanraum ausübt. Zurück in Belgrad wirkt C. 1921–27 als Präsident der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Zeitlebens erhält er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Ehrenmedaillen der »Société de Géographie« in Paris (1917), der »Royal Geographical Society« in London (1920), der »American Geographical Society« (1924) sowie Ehrendoktorate der Sorbonne-Univ. Paris und der tschechischen Karls-Univ. Prag. W.: Prekonoška pećina. Geološki anali Balkanskog poluostrva 3, 1891. S.  272–299. Geografska ispitivanja u oblasti Kučaja u Istočnoj Srbiji. Geološki anali Balkanskog poluostrva 5, 1893. S. 7–172. Das Karstphänomen. Versuch einer morphologischen Monographie. Geographische Abh. 5, 1893 (serbische

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Übers. 1895). S. 215–319. Morphologische und glaciale Studien aus Bosnien, der Hercegovina und Montenegro, 2 Bde., 1900–01. Die dinarisch-albanesische Scharung. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 110(1), 1901. S. 437–478. Remarques sur l’ethnographie de la Macédoine (2 Teile).

Annales de géographie  15, 1906. S.  115–132, 249– 266. Remarks on the Ethnography of the Macedonian Slavs, 1906. Grundlinien der Geographie und Geologie von Mazedonien und Alt-Serbien. Nebst Beobachtungen in Thrazien, Thessalien, Epirus und Nordalbanien, 1908. Entwicklungsgeschichte des Eisernen Tores, 1908. L’annexion de la Bosnie et la question serbe, 1909. Die ethnographische Abgrenzung der Völker auf der Balkanhalbinsel (3 Teile). Petermanns Geographische Mitt. 59, 1913. S.  113–118, 185–189, 244–246. Yedinstvo Yougoslovena. Prva polovina, 1915. Questions balkaniques, 1916. Les mouvements métanastasiques dans la péninsule des Balkans. Le monde slave 1, 1917. S. 84–98. The Geografical Distribution of the Balkan People. Geographical Review 5(5), 1918. S. 345–361. The Zones of Civilization of the Balkan Peninsula. Geographical Review  5(6), 1918. S.  470–482. La Péninsule balkanique, géographie humaine, 1918. Hydrographie souterraine et évolution morphologique du Karst. Recueil des travaux de l’institut de géographie alpine 6(4), 1918. S. 375–426. La frontière septentrionale des Yougoslaves, 1919. La géographie des terrains calcaires, 1960. L.: J. Cvijić  : Autobiografija i drugi spisi, 1923. L. Gallois  : Jovan Cvijić. Annales de géographie  36, 1927. S. 181–183. M. Lutovać (Hg.)  : Jovan ­Cvijić. Balkansko poluostrvo i južnoslovenske zemlje, 1966. S.  Ću­ li­brk  : Cvijić’s Sociological Research into S ­ ociety in the Balkans. British Journal of Sociology 22(4), 1971. S.  423–440. M.  Vasović  : Jovan Cvijić. Geogra­ phers – Biobibliographical Studies 4, 1980. S. 25–32. M.  Vasović  : Jovan Cvijić. Naučnik, javni radnik, državnik, 1994. M.  Vasović  : Jovan Cvijić o svom i našem vremenu, 1995. G.  Prévélakis  : Le géographe serbe Jovan Cvijić et la »guerre des cartes« macédo-

nienne. In  : D.  Balland (Hg.)  : Hommes et Terres d’Islam (mé­langes offerts à Xavier de Planhol), Bd. 2, 2000. S. 257–276. K. Clewing, E. Pezo  : Jovan Cvijić als Historiker und Nationsbildner. Zu Ertrag und Grenzen seines anthropogeographischen Ansatzes zur Migra­tions­geschichte. In  : M.  Krzoska, H.-C.  Maner (Hg.)  : Beruf und Berufung. Geschichtswissenschaft und Nationsbildung in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20.  Jahrhundert, 2005. S.  265– 297. Z.  Stevanović, B.  Mijatović  : Cvijić and Karst, 2005. D.  C.  Ford  : Jovan Cvijić and the Founding of Karst Geomorphology. Environmental Geology 51, 2007. S.  675–684. V.  Jović, A.  Kostić (Hg.)  : Jovan Cvijić. Life, Work, Times, 2015. N.  Ginsburger  : Les Balkans avec ou sans Cvijić. Géographes et géologues universitaires austro-allemands, français et serbes dans un espace européen périphérique (1893–1934). In  : C. Pascal, M.-C. Robic (Hg.)  : Des géographes horsles-murs  ? Itinéraires dans un monde en mouvement (1900–1940), 2015. S.  323–354. J.  W.  Crampton  : Cvijić, Jovan. In  : M.  S.  Monmonier (Hg.)  : Cartography in the Twentieth Century, 2015. S. 294–296. T.  Koričanac  : Beogradski atlas Jovana Cvijića, 2015. V.  Jović, A.  Petrović (Hg.)  : 150th Anniversary of Jovan Cvijić’s Birth, 2016. N. Ginsburger  : Réseaux académiques et circulations savantes entre guerres et paix (1912–1919). Les expertises de Jovan Cvijić et de ses collègues géographes à travers les cas de Trieste et Fiume. Cybergeo – European Journal of Geography, Epistémologie, Histoire de la Géographie, Didactique (Dokument 784), 2016. o.S. J. Brankov, M. Drobnjaković (Hg.)  : The Balkan Peninsula of Jovan Cvijić. Historical Background and Contemporary Trends in Human Geography, 2018.

Czoernig von Czernhausen, Walter (Walther) * Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1883; † Großgmain (Salzburg) 1945 Techniker, Bahnbediensteter und Höhlenforscher

B.: Sohn des leitenden Finanzbeamten und Freiherrn Karl und der Marianne v. C., geb. Baronin v. Plenker. C. entwickelt durch seinen Großvater Karl v. C., Sektionschef am Handelsministerium, bereits früh ein Interesse an Naturforschung, Alpinismus und Höhlenkunde. Dieser ist an der Bildung des Deutschen und Österr. Alpenvereins (1873) und dessen Sektion Küstenland (1873, bei Gründung noch Sektion des 147

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Deutschen Alpenvereins) beteiligt, deren sogenannte »Grottenabteilung« in den Folgejahren unter →  A.  Hanke, →  J.  Marinitsch, →  P.  A.  Pazze und →  F.  Müller in Krain und dem Küstenland Höhlenforschung betreibt und die Škocjanske jama als Schauhöhle erschließt. C. muss als Kind aufgrund der wechselnden Dienstorte seines Vaters mehrmals mit seiner Familie umziehen, u. a. von Triest nach Klagenfurt und von dort weiter nach Innsbruck, wo sein Vater bereits 1893 verstirbt und C. nach Durchlaufen der Oberrealschule 1901 maturiert. Anschließend besucht er die Marineakademie in Rijeka und beginnt eine Ausbildung zum Marineoffizier, die er aber zwei Jahre später als Offiziersanwärter bzw. Seekadett abbricht, und absolviert 1903–07 ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule in Graz. Nach Ablegung der Staatsprüfung zum Maschineningenieur tritt er 1908 in den Dienst der Österr. Staatsbahnen, wird zuerst der Werkstätte in Wien-Floridsdorf zugewiesen und wechselt dann nach Ostrava. Ab 1913 den Standorten Bischofshofen und Salzburg zugeteilt, wird C. nach Kriegsende von den Bundesbahnen Österr. übernommen und ist dort bis zu seiner Frühpensionierung (1934), zuletzt als Oberbaurat, tätig. Nach seiner Versetzung nach Salzburg tritt er der dortigen Sektion des Vereins für Höhlenkunde in Österr.-Ungarn unter der Leitung von →  A.  v.  Mörk bei und beginnt mit seinen Fähigkeiten als Techniker im Vereinsausschuss mitzuarbeiten. Ein Schwerpunkt der Forschungstätigkeit wird die Eisriesenwelt im Tennengebirge, welche C. 1913 gem. mit u. a. Mörk und → R. v. Saar erstmals befährt. Ab 1919 beteiligt er sich maßgeblich an der weiteren Erforschung der Höhle, führt mit →  R.  Oedl deren Planaufnahme durch und fungiert nach der Erschließung als Schauhöhle fallweise als Höhlenführer. 1920–40 ist C. an den meisten höhlenkundlichen Forschungsfahrten in die Höhlen des Bundeslands beteiligt, u. a. wirkt er maßgeblich bei der Dokumentation des Frauenofens (Tennengebirge), Lamprechtsofens (Leoganger Steinberge) und Sulzenofens (später Czoernig-Eishöhle, Tennengebirge) mit und arbeitet intensiv am Aufbau eines Salzburger Höhlenkatasters. Nach der Abwahl von → G. Freytag als Vorsitzender des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg wird C. unter Obmann → E. v. Angermayer zum Vereinskassier gewählt. 1922 fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und → G. Kyrle und wird in der Folge zum Korrespondenten des Bundesdenkmalamts (ab 1934 der Zentralstelle für Denkmalschutz) ernannt. Weiters versucht er 1926 erfolglos, die Eingliederung des seitens des Vereins betriebenen Höhlenmuseums in Hellbrunn als Höhlenkundliche Abtlg. in das Museum »Haus der Natur« zu verhindern. 1926–39 148

fungiert C. als Obmann (ab 1940 Ehrenobmann) des Landesvereins für Höhlenkunde Salzburg, entwickelt eine rege Öffentlichkeitsarbeit und wirbt bei einer Befahrung des Eiskellers am Untersberg (1926) → G. Abel, → T. Rullmann und Karl Palfinger als Mitglieder an, wobei im Laufe seiner Obmannschaft eine zunehmende Rivalität zu dem Erstgenannten entsteht. Nach Gründung der Eisriesenwelt-Gesellschaft (1928), welche die gleichnamige Schauhöhle bei Werfen betreibt, gehört ihr C. als Teilgesellschafter an. Weiters unterstützt er das erfolglose Vorhaben von → H. Gruber, nach Durchgrabung eines Lehmverschlusses (1928) und Entdeckung neuer Höhlenteile in der Entrischen Kirche im Gasteiner Tal dortselbst eine Schauhöhle einzurichten. 1930 Heirat mit Luzie Eliasch aus Ostrava, das einzige Kind verstirbt zwei Jahre später. 1938 nimmt C. auf Einladung britischer Höhlenforscher an Höhlenfahrten in England teil. 1934–43 fungiert er als Mitglied des redaktionellen Beirats der »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung« (bis 1940) und der »Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde« (1940–43) und wirkt seit 1936 auch im Vorstand des Hauptverbandes deutscher Höhlenforscher mit. Nach Anschluss von Österr. an das Dritte Reich gerät C. trotz seiner nationalsozialistischen Überzeugung bei der Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung im Sinne des Regimes in Konflikt mit → H. Brand und → F.  Mühlhofer, wird aber bei Gründung des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung unter dem Bundesleiter Eduard Paul Tratz zum Vorsitzenden des ­Vorstandes bestellt. Daneben übernimmt C. auch die Katasteragenden für die Forschungsstätte für Karst- und Höhlenforschung im SS-Ahnenerbe. Mehrere Mitgliedschaftsanträge von C. bei der NSDAP werden abgelehnt, allerdings erfolgt 1940 seine Ernennung zum SA-Rottenführer. Zudem ist er seit 1939 per Sondervertrag als Mitarbeiter der Gauhauptstadt Salzburg tätig, wobei er im Bauamt Pläne zur Anlage von Luftschutzbunkern ausarbeitet und einen Häuserkataster anlegt. 1943 erfolgt seine Ernennung zum Gaubeauftragten für Karst- und Höhlenkunde in Salzburg und ein Jahr später arbeitet C. im stv. Generalkommando XVIII. A. K. an einer Höhlenkarte des Triester Karstgebietes mit und verfasst mit → W. Abrahamczik und → F. Mühlhofer die geheime Studie »Karsthöhlen«, welche als Grundlage für die Kriegsführung und Partisanenbekämpfung im Karstgebiet Istriens dienen soll. 1945 wird sein Wohnhaus durch einen Bombentreffer zerstört, der ihn zur Übersiedelung in ein Ausweichquartier in Golling zwingt. W.: Das Brunnloch im Hagengebirge bei Stegenwald. Speläologisches Jahrb. (vormals Ber. der Bundeshöhlenkommission) 3, 1922. S. 144–146. Höhlen im Plateau des Tennengebirges. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  153–159. Die Eisgrabenhöhle im Hagenge-

birge (Salzburg). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S. 23–24. Die Eishöhlen des Landes Salzburg und seiner bayrischen Grenzgebirge. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 64, 1924. S. 129–144. Die Höhlen des Landes Salzburg und seiner Grenzgebiete, 1926. 149

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(Mit E. v. Angermayer, A. Asal, E. Hauser u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge (Salzburg), 1926. Basalthöhlen. Die Zwerglöcher bei Karlsbad. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S.  138–141. Irrgänge in der Frauenmauerhöhle bei Eisenerz. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S.  22–26. Die Entrische Kirche im Gasteinertal. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1931. S. 161–164. Frauenofen im Tennengebirge. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 50–53. Reiseerinnerungen aus Höhlen der Slowakei. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S.  111–116. Die Eduard-Richter-Eishöhlen im Tennengebirge. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 131–132. (Mit G. Abel)  : Einige Neuforschungen des Salzburger Vereines für Höhlenkunde. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1934. S. 8–23. Der Landeshöhlenkataster von Salzburg. Nachtrag der Nummern 253 bis 372. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1936. S.  29–33. Die große Eishöhle im Schwarzmooskogel. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1939. S. 90–93. Was uns die Erdställe oder Hauslöcher erzählen. Germanien – Monatshefte für Germanenkunde (11), 1940. S.  427–431. Beiträge zur Geschichte der Oetscherhöhlen. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1941. S.  21–24. Zum Landeshöhlenkataster von Salzburg. Nachtrag der Nummern 373 bis 456. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S. 227–229.

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Die Weinkeller am Labenberg. Zwei neue Salzburger Höhlen. Völkischer Beobachter, 30.10.1943. S.  4. OKH  – GenStdH, Chef des Kriegskarten- und Vermessungswesens (Mitarbeit W.  Abrahamczik, F.  Mühlhofer)  : Karsthöhlen. Beilage zur Höhlenkarte (Geheim  !), 1944. L.: N.N.: 500 Höhlen in Salzburg. Salzburger Nachrichten, 24.5.1946. S.  3. N.N.: Der Mann, der 1000 Höhlenfahrten unternahm. Salzburger Nachrichten, 27.5.1946. S.  3. E.  v.  Angermayer  : Dem Andenken eines großen Höhlenforschers. Gedenkblatt für Ing. Walter Freiherr von Czoernig-Czernhausen. Die Höhle 1(3), 1950. S.  33–44. K.  Mais  : Walter Czoernig 1883 bis 1945. Atlantis (Salzburg) 17(3–4), 1995. S.  40–49. V. Weißensteiner  : Walter Czoernigs Forschungen in der Steiermark  – Ein Beitrag zur Geschichte der Höhlenforschung in der Steiermark. Die Höhle 55, 2004. S.  50–57. A.  Bieniok  : Höhlenvereins-Treffen am 70. Todestag von Walther Freiherr von Czoernig-Czernhausen. Atlantis (Salzburg) 38(1–2), 2016. S.  33–34. W.  Klappacher  : Zum 70.  Geburtstag von Oberbaurat Dipl.-Ing. Walther Baron Czoernig-Czernhausen – ein bedeutender Höhlenforscher mit vielen Widersprüchen. Atlantis (Salzburg) 38(1–2), 2016. S. 35–45. P. Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017.

Daneš, Jiří * Schloss Nový Dvůr in Pavlov u Unhoště (dt. Paulow, Tschechien) 1880; † Culver City (Kalifornien, USA) 1928 Geograf, Diplomat und Weltreisender

B.: Jüngster Sohn des Brauereibesitzers Josef und dessen zweiter Ehefrau Johana D., geb. Fastr. Trotz des frühen Tods des Vaters (1883) lebt die Familie in wohlhabenden Verhältnissen und ist seit der politischen Aktivität von Petr Fastr, dem Großvater von D., während der Revolution von 1848 in der tschechischen Nationalbewegung engagiert. Nach dem Besuch des Realgymnasiums Křemencova (1890–98) in Prag und der Ablegung der Matura beginnt D. ein Studium der Geschichte, ab 1900 der Geografie an der böhmischen (tschechischsprachigen) Karl-Ferdinands-Univ. in Prag. Im selben Jahr wohnt er als Assistent des Geografen Jan Palacký dem »8th International Geological Congress« in Paris bei. Daneben unternimmt D. zahlreiche Studienreisen, u. a. mit seiner Mutter im Rahmen einer Reise des Klubs tschechischer Touristen (»Klub českých turistů«) nach Dalmatien, Montenegro, Bosnien und der Herzegowina (1899). In den Folgejahren durchquert D. mit dem Fahrrad Bosnien und Herzegowina und nimmt an Exkursionen ins Balkangebirge (Bulgarien) unter der Leitung von → J. Cvijić teil, der ihn maßgeblich fördert. 1902 promoviert er mit einer Dissertation zur Bevölkerungsdichte der Herzegowina. Anschließend leistet D. seinen Militärdienst bei der k. u. k. Traindivision Nr. 8 in Prag ab und hält sich als Gasthörer des Kartografen Max Groll an der Humboldt-Univ. in Berlin auf. 1904 studiert er gem. mit dem Zoologen Karel Thon die Kryptodepression von Hutovo Blato (Herzegowina) und nimmt als einziger tschechischsprachiger Teilnehmer am »8th International Geographical Congress« in Washington D.C. teil, wo er im Rahmen der anschließenden Exkursionen Mexiko und den nordöstlichen Teil der USA bereist. Im Folgejahr untersucht D. die Flusstäler der Neretva in der Herzegowina und habilitiert sich 1906 an der böhmischen Karl-Ferdinands-Univ. in Geografie mit einer Arbeit zum Tal der unteren Neretva. Im selben Jahr besucht er im Zuge des »10th International Geological Congress« Mexiko, von wo er auch die tropischen Karstgebiete von Kuba und Jamaica bereist. 1907 habilitiert sich D. zusätzlich an der Tschechischen Technischen Hochschule in Prag und wird auch dort zum Priv.-Dozenten ernannt. Nach dem Tod seiner Mutter (1908) tritt er als Lehrer in die Prager Handelsakademie ein, wo er die 15-jährige Božena Hanušová kennenlernt. 1909–10 unternimmt D. mit dieser und dem Bo151

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taniker Karel Domin eine 15-monatige Reise nach Australien, Java und Ceylon, wo er sich anhand der dortigen Karstgebiete und der indigenen Bevölkerung vergleichend mit Geomorphologie und Ethnografie auseinandersetzt. Der 1911 gem. mit Domin verfasste zweibändige Bericht seines Unternehmens mit dem Titel »Dvojím Rájem« (Doppeltes Paradies) verhilft ihm zu einer gewissen Popularität. Gem. mit Cvijić bereist D. 1913–14 wieder den Balkan, dabei u. a. den Slowenischen Karst, die dalmatinische Küste sowie Mazedonien und Nordgriechenland. 1914 Heirat mit Božena Hanušová. Drei Jahre später wird D. in die Armee eingezogen, als Leutnant d. Res. nach Sarajevo beordert und im Rahmen der Österr. Höhlendüngeraktion mit der Untersuchung der bosnischen Höhlen auf Phosphatvorkommen betraut. Als bei Kriegsende die österr.-ungar. Verwaltung in Sarajevo zusammenbricht, leistet D. als Führungsperson in der Tschechischen Legion einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, bis die Stadt Wochen später an serbische Truppen übergeben wird. Ende 1918 kehrt er nach Prag zurück, wo er als o.  Professor für Geografie an die tschechische Karls-Univ. berufen wird und sich zudem als Geomorphologe an einer Forschungsreise in den slowakischen Landesteil beteiligt. Daneben fungiert er als Mitglied der kgl.  böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (»Královská česká společnost nauk«) und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste (»Česká akademie věd a umění«). Ende 1919 wird D. zum Generalkonsul der Tschechoslowakischen Republik nach Sydney (Australien) entsandt, wo er im August 1920 mit seiner Frau eintrifft und ein Konsulat einrichtet. 1920–22 unternimmt er neben dienstlichen Belangen und dem Aufbau internationaler (politisch-wissenschaftlicher) Beziehungen mehrere Forschungsreisen, u. a. über den australischen Kontinent nach Neuguinea und Tasmanien. Nach Abschluss seiner diplomatischen Mission kehrt D. über Ostasien, Japan, Hawaii und Kanada nach Prag zurück, wo er ab dem Wintersemester 1923–24 an der tschechischen Karls-Univ. wieder Vorlesungen hält und durch Gründung eines Geografischen Instituts am Aufbau der Comenius-Univ. in Bratislava mitwirkt. 1925 fungiert D. als Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät der tschechischen Karls-Univ. in Prag. Zwei Jahre später unternimmt er Studienreisen in die Karstgebiete Frankreichs und Sloweniens und bricht zu einer mehrmonatigen Vortragsreise in die USA auf, wo er in Culver City bei Los Angeles von einem Auto angefahren wird und seinen Verletzungen erliegt. Der Nachlass von D. wird im Archiv der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (»Akademie věd České republiky«) aufbewahrt. W.: Hustota obyvatelstva v Hercegovině, 1902. Bevölkerungsdichtigkeit der Hercegovina, 1903. Údolí dolní

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Neretvy. Geomorfologická studie, 1906. Před jubileem okkupace (2 Teile). Česká revue (12), 1907. S. 177–

180  ; (1), 1908. S. 216–226. (Mit K. Domin)  : Dvojím rájem, 2 Bde., 1911 (mehrere Aufl.). Hospodářské problémy světové politiky, 1912. Srbsko a naše osvobození, 1919. Původ a zanikáni domorodců v Austrálii a Oceánii, 1924. Jovan Cvijić k jeho šedesátým narozeninám, 1925. Tri léta pri Tichém oceáně, 2 Bde., 1926. Země a vývoj lidstva, 1928. L.: K.  Domin  : Jiří V. Daneš. Posmrtná vzpomínka. Věda přírodní 9(6–7), 1928. S.  161–176. ( J.  Daneš gewidmete Ztschr.-Ausg.)  : Sborník Československé společnosti zeměpisné 34(1), 1928. N.N.: Professor Jiří Daneš. The Geographical Journal 72(1), 1928. S.  95– 96. J. Stěhule  : The Journeys of Professor J. V. Daneš, 1928. J. Stěhule  : Život a práce prof. dra J. V. Daneše. (Life and work of J.  V. Daneš), 1928. F.  Koláček  : Jiří V. Daneš. Příroda 21, 1928. S. 176–178. J. Čermák  : Prof. dr Jiří Daneš. Sborník Československé společnosti země-

pisné 58(3), 1953. S. 129–137. C. ­Purkyně  : Profesora J. Daneše, studie krasové. Sborník Čes­koslovenské geografické společnosti 85(3), 1980. S. 161–165. J. Cerny (Red.)  : Geomorphological Conference held in honour of the birth centenary of Professor J.V. Daneš, Charles University, Prague (1980), 1982. J. Brinke  : The Contribution of Czech Scientists to the Natural Scientific Knowledge of Australia. Podíl českých vědců na přírodovědeckém poznání Austrálie. Sborník Československé geografické společnosti 93(2), 1988. S.  81–92. J.  Martínek, M.  Martínek  : Kdo byl kdo – Naši cestovatelé a geografové, 1998 (bes. S.  99–106). T.  W.  Pavlíček, P.  Tomsová, B. Hnulíková u. a.: Vybrané fotografie J. V. Daneše z cesty kolem světa. Práce z dějin Akademie věd 8(1), 2016. S.  44–87. J.  Martínek  : Geograf a cestovatel Jiří Daneš, 2017.

Divald, Kàroly * Baňská Štiavnica (dt. Schemnitz, Slowakei) 1830; † Prešov (dt. Eperies, Ostslowakei) 1897 Fotograf und Apotheker

B.: Sohn des Ferdinand, Förster, Naturforscher und Absolvent der Bergakademie von Baňská Štiavnica, und der Johanna D., geb. Schreiner. D. besucht das Piaristengymnasium in Baňská Štiavnica und ist nach dem frühen Tod des Vaters (1845) als Freiwilliger an den kriegerischen Auseinandersetzungen während der Ungar. Revolution von 1848–49 beteiligt. Anschließend besucht er das Lyzeum in Eger und studiert Pharmazie an der Univ. Wien, wo er 1855 das Magisterdiplom erhält. Nach einem kurzen Aufenthalt in Vorarlberg zieht D. in den ostslowakischen Kurort Bardejov, wo er eine Apotheke eröffnet. 1858 Heirat mit der aus begütertem Hause stammenden Borbála Steinhübel aus Prešov, Geburt der Kinder Kàroly (* 1858), Borbála (* 1860), Lajos (* 1861), Irén (* 1865), Adolf (* 1867) und Júlianna (* 1869). 1860 entwickelt D. nach dem Kauf einer gebrauchten Kamera eine Leidenschaft für Fotografie, welcher er zuerst noch in einem improvisierten Atelier im Hinterhof seiner Apotheke nachgeht. Aufgrund finanzieller Probleme gibt D. nach zwei Jahren seinen Beruf als Apotheker auf, verkauft das Geschäftslokal und zieht mit seiner Familie nach Prešov, wo er beginnt, als Foto153

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graf seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1865 eröffnet er dortselbst ein Fotostudio und richtet sechs Jahre später auch ein Atelier für Porträtaufnahmen ein. Nach dem Tod seiner Ehefrau (um 1870) heiratet er deren Schwester Róza Steinhübel, es folgt die Geburt der Kinder Kornél (* 1872), Roza (* 1874), Maria (* 1875) und Emillia (*  1877). Neben den finanziell einträglichen Porträtaufnahmen beginnt sich D. ab 1870 auch für Landschaftsfotografie zu interessieren und unternimmt mit seiner Kamera als einer der ersten Lichtbildner mehrtägige Exkursionen ins Hochgebirge der Tatra. 1873 fungiert er als Mitbegründer des Ungar. Karpathen-Vereins, für den D. zuerst als Fotograf, später als Verleger der vereinseigenen Druckwerke tätig ist. Seine erfolgreichen ungarisch- und deutschsprachigen Fotobände der Karpaten fördern maßgeblich die touristische Erschließung der Region, wobei er neben Landschaftsaufnahmen auch Fotografien von Kunstwerken, historischen Denkmälern und der touristischen Infrastruktur anfertigt. Zudem reist D. mit seinem Sohn 1877 nach München und 1879 nach Dresden, wo er sich mit dem neuen Lichtdruck-Verfahren (Collotypie) vertraut macht, welches sich insbes. zum Druck von Postkarten mit hoher Auflagenzahl eignet. 1879 eröffnet D. die erste Lichtdruckwerkstatt in Ungarn, richtet Fotoateliers in den Kurorten Bardejovské Kúpele, Bardejov, Starý Smokovec und Spišská Nová Ves ein und avanciert zu einem der erfolgreichsten Postkarten-Produzenten Transleithaniens. Durch den Ungar. Karpathen-Verein kommen D. und sein Sohn Kàroly jun. um 1880 in Kontakt mit dem Höhlenforscher und Bahnbeamten →  K.  Siegmeth, auf dessen Anregung sie die Höhlen Dobšinská ľadová jaskyňa (1886), Belianska jaskyňa (1887) und Baradla-barlang bei Aggtelek (1890) befahren und diese erstmals fotografisch dokumentieren. Die in der Folge von D. verlegten Postkarten und der 1890 erschienene Bildband der Aggteleker Tropfsteinhöhle prägen die öffentliche Wahrnehmung von Höhlen in Ungarn entscheidend mit und beleben den Schauhöhlentourismus in Nordungarn und der Slowakei. 1890 übergibt er das Unternehmen an seine Söhne Kàroly, Lajos und Adolf. W.: Képek a magas Tátrából (Bilder der hohen Tatra), o.J. (Erstaufl. vor 1874). A központi kárpátok és azok egyes részei (Die Central-Karpathen und deren einzelne Partien), o.J. (vor 1874). (Mit J.  Wagner)  : A képzőművészet remekei, 4  Bde., 1882–84. (Mit K. Chyzer)  : A bártfai fürdő képekben, 1886. Egy város a ravatalon. Képek Eperjes elhamvadt részeiből, 1887. Képek a Keleti-Kárpátokból (Bilder aus den Ostkarpathen), o.J. (vor 1888). (Mit K. Siegmeth)  : Az aggteleki cseppköbarlang (Die Aggteleker Tropfsteinhöhle), 1890. Képek az aggteleki barlangból (Bilder der Aggteleker

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Höhle), 1890. A Rimamurány-Salgótarjáni Vasmü, 1896. L.: K.  Székely  : First Famous Hungarian Cave Photographer Károly Divald. In  : Commission for Cave Protection and Cave Tourism (Hg.)  : Cave Tourism. Proceedings of International Symposium at 170-Anniversary of Postojnska jama, Postojna, Yugoslavia, (Nov. 10–12, 1988), 1989. S.  163–167. K.  Székely  : The Beginning of Cave Photography in the Carpathian Basin. Karszt es Barlang, 1992. S. 109–112. I. Plank, M.  Kolta, N.  Vannai  : Divald Károly fényképész és

vegyész üvegműcsarnokából Eperjesen, 1993. M. Kyselová  : Lekárnické váhy a camera obscura. In  : P. Švorc  : Príbehy starého Prešova, 2003. S. 156–161. I. Plank  :

Divald Kàroly. In  : J.  Hannavy (Hg.)  : Encyclopedia of Nineteenth-Century Photography, 2008. S.  420– 422.

Dudich, Endre (Andreas)

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* Tekovské Lužany (Südwest-Slowakei) 1895; † Budapest 1971 Zoologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Arztes Endre und der Anna D., geb. Udvary. Nach der Volksschule besucht D. ab 1905 das Benediktiner-Gymnasium in der Garnisonsstadt Esztergom, wo er sich durch den Offizier und Entomologen → E. Bokor für Höhlentiere zu interessieren beginnt, mit ihm mehrere Grotten befährt und daraufhin in Kontakt mit → O.  K adič kommt. 1913 beginnt D. ein Studium der Naturwissenschaften und Geografie an der Univ. Budapest. Bei Kriegsbeginn wird er allerdings zum Militär einberufen, dem k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 26 zugewiesen und in der Folge an der Russlandund Alpenfront eingesetzt, worauf D. 1917 zum Fähnrich d. Res. befördert wird. Anschließend nimmt er sein Studium wieder auf, legt 1920 die Lehramtsprüfung ab und erlangt eine Anstellung als Gymnasiallehrer (1919–22). Zugleich ist er auch an der Zoologischen Abtlg. des Ungar. Nationalmuseums in Budapest tätig und promoviert 1922 in Zoologie an der Franz-Joseph-Univ. in Szeged. 1922–34 hat D. eine Anstellung an der Zoologischen Abtlg. des Ungar. Nationalmuseums in Budapest inne und absolviert 1925 als Rockefeller-Stipendiat einen Gastaufenthalt an der Zoologischen Station in Neapel, wo er ein Diplom in Chronobiologie erwirbt. Im selben Jahr habilitiert sich D. an der Péter-Pázmány-Univ. in Budapest und befasst sich v. a. mit zoologischer Taxonomie. 1926 fungiert er als Mitbegründer der Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«), untersucht mehrere Jahre hindurch die Fauna der Baradla-barlang bei Aggtelek und publiziert die Ergebnisse 1932 in der von → G. Kyrle redigierten Buchreihe »Speläologische Monographien«. Die Veröffentlichung macht D. international als Experten für Höhlentiere (insbes. Koleoptera, d. h. Käfer) bekannt, u. a. wird er zwei Jahre später eingeladen, für → B.  Wolfs mehrbändigen Katalog »Animalium Cavernarum Catalogus« das Vorwort zu verfassen. Zudem konzipiert D. das Forschungsprogramm der in der Postojnska jama neu gegründeten Biospeläologischen Station des Italienischen Speläologischen Instituts 155

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(»Istituto Italiano di Speleologia«) mit. Heirat mit der Lehrertochter Józsa Vendl, Geburt des Sohnes Endre (* 1934). Nach dem Tod der Ehefrau heiratet er deren Schwester Mária Vendl, Mineralogin und erste habilitierte Naturwissenschaftlerin Ungarns. Durch seine rechtsnationale Haltung und guten Verbindungen zu politisch gleichgesinnten Forschern in Österr. und dem Dritten Reich gelingt D. eine rasche wissenschaftliche Karriere im Regime von Miklós Horthy. 1934 wird er an der Péter-Pázmány-Univ. zum ao. Professor und zwei Jahre später zum o. Professor für Zoologie bestellt. In der Folge baut D. dortselbst das Institut für Systematische Zoologie auf, welches er bis 1958 leitet. 1932 wird er zum korresp., 1943 zum o. Mitglied der Ungar. Akademie der Wissenschaften gewählt. Daneben fungiert er als stv. Vorsitzender (1934–41) und als Vorsitzender (1941–44) der Zoologischen Sektion der Ungar. Gesellschaft für Naturwissenschaften (»Magyar Természettudományi Társulat«). Während D. zeitlebens kaum Vorträge hält, wirkt er bei zahlreichen Zeitschriften u. a. als Herausgeber mit, so ist er Mitglied des redaktionellen Beirats der »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung« (1934–40), der daraus hervorgehenden »Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde« (1940–43) sowie als Schriftleiter der »Fragmenta Faunistica Hungarica« (1940–47) tätig. Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau (1945) heiratet er Margit Benedek. An die geänderten (wissenschafts)politischen Machtverhältnisse nach Ende des Zweiten Weltkriegs kann sich D. verhältnismäßig rasch anpassen, 1949 wird ihm zwar die Mitgliedschaft in der Ungar. Akademie der Wissenschaften entzogen, zwei Jahre später wird er aber wieder zum korresp. und 1964 zum o. Mitglied ernannt. In Göd initiiert D. 1958 die Gründung eines Instituts zur Erforschung der Donau (»Magyar Dunakutató Állomása«) der Ungar. Akademie der Wissenschaften, dem er über seine Emeritierung (1967) hinaus bis 1970 vorsteht. Weiters fungiert D. 1958–62 als Präsident, später als Ehrenpräsident der neu gegründeten Ungar. Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung (»Magyar Karszt- és Barlangkutató Társulat«), beteiligt sich an der Einrichtung einer zoologischen Forschungsstation in der Tropfsteinhöhle Baradla-barlang bei Aggtelek und gibt 1959–65 die Zeitschrift »Karszt- és Barlangkutatás« und das Periodikum »Acta zoologica« der Ungar. Akademie der Wissenschaften heraus. Sein 1969 gem. mit seinem Schüler Imre Loksa veröffentlichtes Handbuch zur Zoologie wird zu einem Standardwerk für die akademische Lehre in Ungarn. 1957 wird ihm der Kossuth-Preis und 1962 die Ottokár-Kadić-Medaille für Verdienste um die Karst- und Höhlenkunde verliehen. W.: Az Aggteleki-barlang vizeiről. Hidrológiai Közlöny 10(1), 1930. S.  170–200. Die Geschichte und der Stand der biologischen Erforschung der Aggteleker Tropfsteinhöhle »Baradla« in Ungarn. Mitt. über Höh156

len- und Karstforschung, 1930. S. 65–81. Az Aggteleki barlang. Természettud Közlöny 62, 1930. S. 385–397. Die Biologie der Aggteleker Tropfsteinhöhle »Baradla« in Ungarn, 1932. Biro Lajos, mint barlangkutató. De-

breceni Szemle 6, 1932. S. 145–149. Die speläobiologische Station zu Postumia und ihre Bedeutung für die Höhlenkunde. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 51–65. Die Klassifikation der Höhlen auf biologischer Grundlage. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S.  35–43. Vorwort. In  : B.  Wolf  : Animalium Cavernarum Catalogus, Bd. 1–2, 1934. S. 1–16. Ein neuer Niphargus aus Ungarn. Fragmenta Faunistica Hungarica (3), 1940. S.  1–16. (Mit G.  Kolosváry, L.  Szalay)  : Bars vármegye pókszabású (Arachnoidea-) faunájának alapvetése, 1940. Neue Niphargus-Arten aus Siebenbürgischen Grundwässern. Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici, Pars zoologica 36, 1943. S.  47–63. A barlangbiológia és problémái. A Magyar Tudományos Akadémia, Biológiái Csoportjának Közleményei 3(3–4), 1959. S. 323–357. Über das ungarische Laboratorium für Höhlenbiologie.

Karszt- és Barlangkutatás 2, 1960. S.  95–100. Höhlenbiologisches aus Ungarn 1958–1962. Karszt- és Barlangkutatás 4, 1962. S.  41–53. Dudich Endre díszelnöki székfoglaló beszéde. Karszt és Barlang 9(1), 1969. S. 1–4. (Mit I. Loksa)  : Állatrendszertan, 1969. L.: N.N.: Köszöntjük a 70 éves Dudich Endrét. Karszt és Barlang 6(1), 1966. S. 46. S. Láng  : Dudich Endre. Karszt- és Barlangkutatási Tájékoztató 15(2), 1971. S.  1. L.  Schőnviszky  : Dr.  Dudich Endre barlangbiológiai munkásságáról. Karszt- és Barlangkutatási Tájékoztató 15(2), 1971. S.  2. I.  Loksa  : Megemlékezés Dr.  Dudich Endréről. Karszt és Barlang 11(1), 1971. S.  45–46. I.  Loksa  : Megemlékezés Dr.  Dudich Endréről. Karszt- és Barlangkutatás 7, 1972. S.  3–7. Á.  Berczik  : Prof.  Dr.  Endre Dudich. Opuscula Zoologica (Budapest) 11(1–2), 1973. S. 3–5.

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Ehrenberg, Kurt * Wien 1896; † Wien 1979 Paläontologe, Geologe und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Obermagistratsdirektors Gustav Alfred und der aus Baden stammenden Anna E., geb. Hink. Nach der Volksschule an der Lehrerbildungsanstalt in Wien-Landstraße besucht E. 1907–15 das dortige Gymnasium und legt die Matura ab. Daraufhin beginnt er ein Studium der Paläontologie, Zoologie und Geologie an der Univ. Wien und hört Vorlesungen u. a. bei →  O.  Abel, Carl Diener, Richard v.  Wettstein und Franz Eduard Suess. 1916 wird E. zum Militärdienst eingezogen, der schweren Artillerie zugewiesen und an der Italienfront eingesetzt, wo er zuletzt als Leutnant d.  Res. am Isonzo und Monte Grappa eine Mörserbatterie befehligt. Nach Kriegsende kehrt E. nach Wien zurück und promoviert 1921 in Paläontologie mit der Dissertation »Bau und Lebensweise von Herpetocrinus«. 1921–23 ist er als Vertretung für Otto Antonius als wissenschaftliche Hilfskraft von O. Abel im paläobiologischen Lehrapparat tätig. Zudem führt E. unter Leitung seines akademischen Lehrers Ausgrabungen in der Schreiberwandhöhle am Dachstein durch, beteiligt sich an der interdisziplinären Grabungskampagne in der Drachenhöhle bei Mixnitz und arbeitet zugleich an der von O. Abel und → G. Kyrle herausgegebenen zweibändigen Monografie zu letztgenannter Höhle mit. Als Verantwortlicher des Lehrapparats ist er zudem für das aus Mixnitz an die Univ. Wien strömende Fundmaterial zuständig. Dabei wird er Zeuge der Sitzungen des von O. Abel initiierten und aus 17 weiteren Professoren bestehenden antisemitischen Geheimbunds »Die Bärenhöhle«, welcher seine Zusammenkünfte im gleichnamigen Seminarraum des paläobiologischen Lehrapparats abhält, über ein Jahrzehnt erfolgreich die Habilitation mehrerer jüdischer Wissenschaftler verhindert und die Personalpolitik an der Univ. Wien beeinflusst. 1922 fungiert E. als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter Abel und Kyrle, habilitiert sich im Folgejahr in Paläobiologie und wird zum Priv.-Dozenten ernannt. Schließlich erhält er 1924 eine Anstellung als Univ.-Assistent und heiratet Elfriede Abel, die Tochter seines Lehrers. Im selben Jahr verbringt er als Stipendiat der »Rockefeller Foundation« einen viermonatigen Studienaufenthalt in den USA. 1929 erhält E. den Titel eines ao. Univ.-Professor verliehen, daneben leitet er 1929–32 die Ausgrabungen in der Bärenhöhle bei Winden (Burgenland) und fungiert 1928–48 als Schriftleiter der Zeitschrift »Palaeobiologica«. 1932 wird E. gem. mit →  R.  Bo158

ehmker und → G.  Götzinger in den Beirat der Speläologischen Gesellschaft in Wien gewählt. Daneben nimmt er 1929 an der von Kyrle geleiteten Studienreise auf der Balkanhalbinsel bis nach Konstantinopel teil und beteiligt sich vier Jahre später als Führer an der Universitätsreise nach Griechenland. Nach der Absetzung O. Abels als Rektor der Univ. Wien wird er mit der Supplierung von dessen Lehrveranstaltungen betraut, kann seine wissenschaftliche Karriere unbeschadet fortsetzen und wird 1937 zum Vorstand des Paläontologischen Instituts ernannt. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich entwickelt E. eine rege Zusammenarbeit mit → H. Brand, Vorstand der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe, und → K. Willvonseder, Leiter der Abtlg. für Vor- und Frühgeschichte am Institut für Denkmalpflege in Wien. 1938 stellt er einen Mitgliedschaftsantrag bei der NSDAP, der drei Jahre später angenommen wird. Gem. mit → J. Schadler wird E. 1939 seitens des SS-Ahnenerbes beauftragt, Grabungen in der Salzofenhöhle bei Grundlsee im Toten Gebirge durchzuführen, um die vom Schuldirektor und ehemaligen Dollfuß-Anhänger → O.  Körber aufgestellte Behauptung, dass es sich aufgrund der in der Höhle gefundenen Fossilien und Artefakte um die höchstgelegene prähistorische »Siedlungsstätte« im Großdeutschen Reich handle, zu überprüfen und auch aus politischem Kalkül zu widerlegen. 1941 publizieren E. und Schadler schließlich einen Grabungsbericht, der Körbers Hypothese wissenschaftlich in Zweifel zieht. Im Folgejahr wird er an der Univ. Wien auf den Lehrstuhl für Paläontologie und Paläobiologie berufen. Kurz nach Kriegsende wird E. aufgrund seiner (wissenschafts)politischen Betätigung im NS-Regime aus dem aktiven Dienst entlassen und zwei Jahre später im Zuge der Entnazifizierung vorzeitig in den Ruhestand versetzt. 1949–64 stellt er mit → M. Mottl und finanzieller Förderung der Österr. Akademie der Wissenschaften wieder Ausgrabungen in der Salzofenhöhle an, studiert den Nachlass des 1945 verstorbenen Körber und bestätigt posthum dessen Hypothese. 1951 wird E. zum Beirat der neu gegründeten Bundeshöhlenkommission ernannt, habilitiert sich zwei Jahre später an der Univ. Wien in Speläologie und hat 1957–71 einen dreistündigen Lehrauftrag am Geografischen Institut inne, wo er u. a. die Vorlesungen »Allgemeine Speläologie«, »Höhlen in Österreich und vorzeitliche Funde« und »Einführung in die Bio-Speläologie« abhält. Allerdings scheitern seine Bemühungen um Wiedererrichtung der Lehrkanzel für Höhlenkunde, welche 1938 nach dem Tod des Inhabers Kyrle aufgelöst worden ist. 1954 wird E. zum Mitglied der Kommission für Höhlenkunde beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft sowie sieben Jahre später zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums in Wien ernannt. Ab 1976 führt er mit finanzieller Förderung der Österr. Akademie der Wissenschaften Grabungen in der Schlenkendurchgangshöhle bei Vigaun (Salzburg) durch und wird 159

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dabei von seinem Schüler → K. Mais unterstützt, welcher die Grabungen nach dem Tod von E. fortsetzt. 1972 wird er mit der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien und vier Jahre später mit dem Österr. Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse ausgezeichnet.

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W.: Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen über die frühesten Entwicklungsstadien (Embryonen und Neonaten) und über die Fortpflanzungsverhältnisse des Höhlenbären aus der Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläologisches Jahrb. (vormals Ber. der Bundeshöhlenkommission) 3, 1922. S.  141–143. Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen über die Gebiß­ entwicklung und den Zahnwechsel beim Höhlenbären aus der Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 80–82. Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen über die ontogenetische Entwicklung des Skeletts des Höhlenbären aus der Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 145–146. Erhaltungszustand und Vorkommen der Fossilreste und die Methoden ihrer Erforschung. In  : E.  Abderhalden (Hg.)  : Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden. Abtlg.  X, 1929. S.  751–882. Die pleistozänen Bären Belgiens (3 Teile). Mémoires du Musée Royale d’Histoire Naturelle 64, 1935. S. 1–126  ; 71, 1935. S. 1–97  ; 155, 1966. S. 1–74. (Mit J. Schadler)  : Bericht über die Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge (2 Teile). Palaeobiologica 7, 1941. S. 325–348, 531–666. Probleme und Forschungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Natur und Technik 3(3), 1949. S. 76–78. Berichte über die Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge III. Die Expedition im September 1948. Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 86, 1949. S. 40–53. Berichte über Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge V. Erste Ergebnisse der Sichtung des Fundmaterials in der Sammlung Körber in Bad Aussee. Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  87, 1950. S.  262–271. Lebensgeschichtliche Forschungen in österreichischen Höhlen 1921–1950. Protokoll der 6.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1951. S.  70–97. Über Höhlenbären- und Bärenhöhlenfragen. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 9(2), 1955. S. 54–56. Die urzeitlichen Fundstellen und Funde in der Salzofenhöhle, Steiermark. Archaeologia Austriaca 25, 1959. 160

S. 8–24. Paläozoologie, 1960. Über weitere urzeitliche Fundstellen und Funde in der Salzofenhöhle, Steiermark. Archaeologia Austriaca 32, 1962. S.  1–23. Berichte über Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge XVI. Grabungen und Forschungsergebnisse 1963. Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 101, 1964. S. 55–72. Berichte über Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge XVII. Grabungen und Ergebnisse der Salzofen-Expedition 1964. Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  102, 1965. S.  72–89. Die Grabungen in der Mixnitzer Drachenhöhle und ihre Bedeutung für die Speläologie im Rückblick nach 50 Jahren. Die Höhle 21(4), 1970. S. 149–154. (Mit K. Mais)  : Bericht über die Schlenkendurchgangshöhlen-Expedition 1971 (jährliche Ber. in dieser Reihe bis zur Expedition 1978). Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 109, 1972. S. 21–38. Ein fast vollständiges Höhlenbärenneonatenskelett aus der Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 77, 1973. S.  69–113. Othenio Abel’s Lebensweg, unter Benützung autobiographischer Aufzeichnungen, 1975. Bemerkenswerte Höhlenbärenfunde von der Schlenkendurchgangshöhlen-Expedition 1974. Die Höhle 27(1), 1976. S. 11–16. Beitrag im »Österr. Biographischen Lexikon (1815–1950)« zu der Person von Otto Körber. L.: F.  Heller  : Professor Dr.  Kurt Ehrenberg zum 70.  Geburtstag. Die Höhle 17(3), 1966. S.  57–59. F.  Bachmayer, H.  Zapfe  : Kurt Ehrenberg. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 76, 1972. S. 1–18. H. Trimmel  : Univ.-Prof. Dr. Kurt Ehrenberg gestorben. Die Höhle 30(3), 1979. S. 84–86. K. Mais  : Kurt Ehrenberg. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 35, 1979. S. 187. E. Thenius  : Kurt Ehrenberg. Mitt. der Österr. Geologischen Ges. 73, 1980. S.  255–260. H. Zapfe  : In memoriam Univ.-Prof. Dr. Kurt Ehrenberg. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie A, 84, 1980. S. 127–129.

Engelbrecht, Otto * Innsbruck (Tirol) 1901; † Innsbruck 1980 Magistratsbediensteter, Baumeister und Höhlenforscher

B.: Sohn des Sparkassenbeamten Josef und der Anna E., geb. Oberkofler. Nach Absolvierung seiner Schulausbildung erhält E. zunächst eine Anstellung als Ingenieur im Straßenbau in Osttirol. 1932 legt er die amtliche Befähigungsprüfung für Baumeister ab und ist fortan bis zu seiner Pensionierung, zuletzt als technischer Oberamtmann, im Stadtbauamt Innsbruck tätig, wo er für feuer- und baupolizeiliche Belange zuständig ist und sich für die Erhaltung schutzwürdiger Bauten im Stadtteil Hötting einsetzt. 1922 wird E. Mitglied des wenige Jahre bestehenden Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol um → L.  Weirather und → L.  Handl, nimmt an mehreren Höhlenbefahrungen teil, u. a. in der Hundsalm Eis- und Tropfsteinhöhle. 1927 Heirat mit der Innsbrucker Kanzleidirektortochter Aloisia Müller, Geburt von zwei Kindern. Daneben entwickelt E. eine besondere Leidenschaft für Gesang, fungiert 1920–37 durch Unterstützung seines Vaters als Vorstandsmitglied im Innsbrucker Zitherklub »Harmonie« und ab 1927 in der Liedertafel. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird E. Mitglied der seit 1948 in Innsbruck bestehenden Höhlenforscherrunde um Handl, → E. Bitzan, → G. Mutschlechner, → A. Gaugg, Maria Gundolf und → V. Büchel und initiiert die Gründung des Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol, dem er 1952–65 als Obmann vorsteht. Dabei versucht er die in Innsbruck, Hall, Scharnitz und Wörgl bestehenden Forschergruppen zu vereinen und ihre Aktivitäten zu bündeln. 1960 fertigt er nach einer Vermessung von → H. Trimmel und → H. Ilming einen Plan der Spannagelhöhle bei Hintertux an. Zudem arbeitet er am Aufbau eines Höhlenkatasters des Bundeslands mit und widmet sich der systematischen Erfassung neuer Höhleneingänge. 1965 wird er zum Ehrenobmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol ernannt. W.: Höhlenforschungen im Karwendelgebirge. Die Höhle 3(1), 1952. S. 15. Beitrag zur Geschichte der Tiroler Höhlenforschung. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 1(1), 1964 (4 S.). L.: N.N.: Das Begräbnis Josef Engelbrechts. Tiroler Anz., 31.11.1934. S. 12. G. Mutschlechner  : Vereinsgründer Ing. Otto Engelbrecht †. Höhlenkundliche

Mitt. (Tirol) 19(1), 1981. S.  1. H.  Kuntscher  : Pioniere der Höhlenforschung in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 37, 1998. S.  1–7. C.  Spötl  : Die Entdeckungsgeschichte und der ursprüngliche Zustand der Hundsalm Eis- und Tropfsteinhöhle. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 51, 2012. S. 22–33.

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Ertl (geb. Bergthaller), Katharina (vulgo »Käthe«) * Salzburg 1915; † Salzburg 1970 Magistratsbedienstete und Höhlenforscherin

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B.: Tochter des Wiener Buchhändlers Karl und der Emma B., geb. Preis. Nach Absolvierung der Schulausbildung im Stadtteil Mülln erhält E. mit Unterstützung ihres Bruders → A.  Bergthaller eine Stelle als Verwaltungsbedienstete des im Schloss Mirabell untergebrachten Magistrats der Stadt Salzburg, wo sie zeitlebens tätig ist. Ende der 1930er Jahre kommt E. durch ihren Bruder in Kontakt mit dem Karst- und Höhlenphänomen und tritt dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei. Da die männlichen Vereinsmitglieder aufgrund des Militärdiensts nicht an den Höhlenbefahrungen teilnehmen können, wirkt sie auf Anregung von →  G.  Abel gem. mit →  R.  Hofmann, → F. X. Koppenwallner, Walter Zach, Irma Dardichon (geb. Moser) und Walter Hubka ab 1942 maßgeblich bei der Erforschung der neu entdeckten Eiskogelhöhle im Tennengebirge mit. Ab 1947 erkundet sie u. a. mit → A. Koppenwallner und → A.  Morocutti die neu entdeckte Tantalhöhle, wo sie 1952 im Zuge einer achttägigen Forschungsfahrt im sogenannten »Sunk« eine Tiefe von 410 m unter dem Eingangsniveau erreicht. 1954 Heirat mit Tilo Ertl, Mitarbeiter des Kraftwerks Kaprun. Die Ehe bleibt kinderlos. Ab Mitte der 1960er Jahre leidet E. an einer Krebserkrankung, der sie 1970 erliegt. L.: A. Morocutti  : Unsere Toten. Käthe Ertl-Bergthaller. Die Höhle 21(4), 1970. S.  176. A.  Morocutti  : Unsere Käthe Bergthaller-Ertl lebt nicht mehr  ! Ver-

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einsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1970 (1 S.).

Fasching, Josef * St. Martin im Granitztal (Kärnten) 1845; † Graz (Steiermark) 1897 Magazineur und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn der Agnes F., Offiziersköchin im Stift St. Paul und Inwohnerin beim Jäger in St. Martin. Nach dem Besuch der Volksschule und wechselnden Dienstverhältnissen zieht F. in den 1870er Jahren nach Graz, wo er eine Anstellung als Magazineur im städtischen Gas- und Elektrizitätswerk erhält, die er zeitlebens innehat. 1879 Heirat mit der aus Wolfsberg stammenden Agnes Staudacher, Geburt der Kinder Anna (* 1881), Karl (* 1882) und Josefine (* 1884). Ab 1890 entwickelt F. ein zunehmendes Interesse an der Erforschung der Höhlen des Schöckels und versucht mittels Zeitungsannoncen Geld für seine Forschungsprojekte zu sammeln. 1893 gründet er mit Fritz Figlowský, →  H.  Pascher und →  M.  Brunello die Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark (besteht bis 1907), welcher er 1893–95 sowie 1896–97 als Obmann vorsteht. Dabei entwickelt sich eine zunehmende Rivalität mit dem ebenfalls in der Lurgrotte bei Semriach forschenden Verein »Die Schöckelfreunde« (1893– 1903). Im April 1894 wird F. gem. mit Anton Fölzmann, Karl Kurz, Franz Maier, Karl Oswald, Karl Zweyer und dem Schüler Rudolf Haidt während einer Forschungsfahrt in der Lurgrotte bei Semriach durch Hochwasser infolge eines Unwetters für zehn Tage eingeschlossen. Nach der medialen Verbreitung der Unfallmeldung versammeln sich 7.000 Schaulustige in Semriach, welche die Anlage eines Zugangsstollens durch eine Pionierabtlg. der Armee und Bergknappen aus Deutsch-Feistritz beobachten und Geldbeträge zur Rettung der Eingeschlossenen spenden. Neben Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Kunst beteiligen sich auch Hörer der Technischen Hochschule Graz und Höhlenforscher wie u. a. → W. Putick und Brunello an den Rettungsmaßnahmen. Zudem werden Dämme, Schleusen und Stauwerke errichtet, bis nach zehn Tagen ein im Lurbach eingesetzter Taucher Verbindung mit den Gesuchten aufnehmen kann und ein in Eile vorgetriebener Rettungsstollen die Eingeschlossenen erreicht. F. kann die mediale Aufmerksamkeit infolge des Unfalls nicht überwinden, ist mit dessen Darstellung in der Presse unzufrieden und legt für eineinhalb Jahre seine Funktion als Obmann der Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark zurück. Ab 1895 beteiligt sich F. gem. mit Brunello und Anton Preiner maßgeblich an der Erkundung des Wildemannlochs bei Peggau, bis er zwei Jahre später an Leberzirrhose verstirbt. 163

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W.: Die Entdeckung der Lurgrotten und die Katastrophe. Mitt. der Ges. für Höhlenforschung in der Steiermark 1(1), 1896. S.  19–27. La Chihockigrotte (Styria). Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 3, 1897. S. 53–54. L.: V. Weißensteiner  : Das Wildemannloch bei Peggau. Die Höhle 23(4), 1972. S.  135–144. R.  Benischke, H.  Schaffler, V.  Weißensteiner (Red.)  : Festschrift Lurgrotte, 1994. H. Ehrenreich, H.  Ehrenreich

(Red.)  : Das »Sitzungs-Protokollbuch« für »Die Gesellschaft für Höhlenforschungen in der Steiermark pro 1893«. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 29, 2000. S.  14–181. V.  Weißensteiner  : Beitrag zur Geschichte der Höhlenforschung in der Steiermark. 1838 bis 1907 (unter Einbindung des Protokollbuches der Gesellschaft für Höhlenforschungen in der Steiermark). Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 29, 2000. S. 182–200.

Fielhauer, Helmut

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* Wien 1937; † Wien 1987 Volkskundler, Kulturwissenschaftler und Kurator

B.: Zweitältester Sohn des Amtsrats Otto und der Margaretha F., die an der Kassa des »Bellaria Kinos« in Wien-Neubau arbeitet. Um 1945 erfolgt die Scheidung der Eltern, wodurch F. bei seiner Mutter in finanziell bescheidenen Verhältnissen aufwächst und politisch durch seinen Bruder Otto, später Journalist und Gründungsmitglied des Verbandes Sozialistischer Studenten, geprägt wird. Nach dem Besuch der Volksschule Scheibenbergstraße in Wien-Währing besucht F. ab 1947 das Gymnasium Schopenhauerstraße, wo er von seinem Geografielehrer → H.  Trimmel gefördert wird, den er ab 1952 bei ausgedehnten Exkursionen ins Wiener Umland und Höhlenbefahrungen begleitet. Daraufhin wird F. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. und nimmt an einer Expedition des Vereins in das Geldloch am Ötscher teil. 1954 dokumentiert er gem. mit Trimmel und Herbert W. Franke die Westliche Almbergeishöhle im Toten Gebirge und beteiligt sich in den Folgejahren an der Neuvermessung der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun. 1957 beginnt F. ein Studium der Germanistik, Anglistik, Volkskunde und Kunstgeschichte an der Univ. Wien und nimmt zwei Jahre später an Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge unter der Leitung von → K. Ehrenberg teil, der ihm rät, zu einem höhlenkundlichen Thema seine Dissertation zu verfassen. 1962 promoviert er bei Eberhard Kranzmayer in Germanistik mit der Arbeit »Die mythischen Grundlagen der sagengebundenen Höhlennamen in Österreich«. 1961–63 ist F. als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Österr. Volkskundeatlas tätig, daneben nimmt er bis 1965 regelmäßig an mehrtägigen Forschungsfahrten in die Dachstein-Mammuthöhle teil, bes. ins soge164

nannte »Minotauruslabyrinth«. 1963 Heirat mit der Volkskundlerin Hannelore Fiegl. Im selben Jahr erhält F. eine Anstellung als Univ.-Assistent am Institut für Volkskunde der Univ. Wien und wirkt als freier Mitarbeiter im Österr. Rundfunk, zudem publiziert er regelmäßig Aufsätze zu volks- und höhlenkundlichen Themen. 1969 erscheint seine überarbeitete Dissertation als Monografie in der Beihefte-Reihe zur Zeitschrift »Die Höhle«. Von den Studentenprotesten in Deutschland beeindruckt, wendet er sich einer sozialwissenschaftlichen und theoriegestützten empirischen Volkskunde zu und bricht durch seine Teilnahme beim »Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde« in Detmold (1969) mit seinem Förderer und Lehrer Richard Wolfram. F. widmet sich der Museumsarbeit und einer Beschäftigung mit der Arbeiterkultur, analysiert sozialkritisch Herrschaftsstrukturen und sozioökonomische Lebensbedingungen. Damit ist auch eine Neugestaltung der akademischen Lehre verbunden, die er in Projektform organisiert und die Studierenden als teilnehmende Beobachter Feldforschung betreiben lässt. 1974 habilitiert sich F. in Europäischer Volkskunde. Drei Jahre später wird er zum ao. Univ.-Professor für Volkskunde ernannt, wirkt ab 1980 als Institutsvorstand und initiiert die Gründung der Kommission »Arbeiterkultur« in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde. 1982–83 hat er eine Gastprofessur an der Humboldt-Univ. zu Berlin (DDR) inne. Daneben ist F. als Kurator von Ausstellungen tätig und gründet das Bezirksmuseum Währing, welches er ab 1965 leitet. 1983 arbeitet er an der Konzeption der Niederösterr. Landesausstellung mit und baut im Folgejahr gem. mit Olaf Bockhorn eine volkskundliche Ausstellung im Österr. Zuckermuseum (Siegendorf ) auf. W.: Die mythischen Grundlagen der sagengebundenen Höhlennamen in Österreich, Diss. Univ. Wien, 1962. Grundzüge der Höhlenmythen in Österreich und ihr Ausdruck in den sagengebundenen Höhlennamen. In  : H. Trimmel (Red.)  : Dritter Internationaler Kongress für Speläologie (Wien, Obertraun, Salzburg 1961), Bd.  4, 1965. S.  49–52. Ein »Wendekopf«-Anhänger aus dem Liglloch bei Tauplitz. Die Höhle 17(4), 1966. S.  84–88. (Hg.)  : Volkskundliche Beiträge. Anläßlich der Eröffnung des Instituts für Volkskunde der Univ. Wien, 1966. Sagengebundene Höhlennamen in Österreich, 1969. »Maulgabe« und »Mahlgemeinschaft«. Darstellung und Deutung eines Brauches am Beispiel Niederösterreich. Österr. Ztschr. für Volkskunde 27/76, 1973. S.  173–213. (Mit H.  Fielhauer)  : Die Sagen des Bezirkes Scheibbs. Vollständige Sammlung aller bisher bekannten Sagen, Legenden, Schwänke und anderer Volksberichte, 1975. Sagen vom Untersberg und seinen

Höhlen. Geschichtliche und gesellschaftliche Beziehungen in den Untersberg-Sagen. In  : K.  Mais, W.  Klappacher (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd.  1, 1975. S.  215–229. Der Ötscher-Forschungsbericht Reichart Streuns von Schwarzenau (1592). In  : G.  Heilfurth, L.  Schmidt (Hg.)   : Bergbauüberlieferungen und Bergbauprobleme in Österreich und seinem Umkreis, 1975. S. 72–81. Das Heimatmuseum anzünden. Aufrisse – Ztschr. für Politische Bildung 1(3), 1980. S. 13–22. (Mit O. Bockhorn) (Hg.)  : Die andere Kultur. Volkskunde, Sozialwissenschaften und Arbeiterkultur. Ein Tagungsbericht, 1982. L.: P.  Assion  : Helmut Paul Fielhauer. Ztschr. für Volkskunde (Berlin) 83, 1987. S. 264–267. O. Bockhorn  : Helmut P. Fielhauer. Österr. Ztschr. für Volkskunde 41/90, 1987. S.  158–160. O.  Bockhorn   : Gedenkworte. In  : O.  Bockhorn, R.  Johler, G.  Liesenfeld (Hg.)  : Volkskunde als demokratische Kul-

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turgeschichtsschreibung. Ausgewählte Aufsätze aus zwei Jahrzehnten, 1987. S.  381–384. O.  Bockhorn  : Gedenken an Dr. Helmut P. Fielhauer, Professor für Volkskunde. Fortschrittliche Wissenschaft 18, 1987. S. 6–10. H. Eberhart  : Hommage für Helmut Paul. Kuckuck-Zeitzeichen 2(1), 1987. S. 2. N.N.: Ao. Univ. Prof. Dr. Helmut P. Fielhauer †. Unser Währing  – Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing 22(1), 1987. S.  12. H.  Ilming  : Ao. Univ.-Prof. Dr. Helmut P. Fielhauer. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 43(3), 1987. S. 55. W. Jacobeit  : Helmut Fielhauer zum Gedenken. Ethnographisch-Archäologische Ztschr. 29, 1988. S.  505–506. U.  Mohrmann  : Nachruf auf Helmut P. Fielhauer. Jahrb. für Volkskunde und Kul-

turgeschichte 31/16, 1988. S.  189–190. D.  Kramer  : Lebensgeschichte und Wissenschaft. Zum wissenschaftlichen Erbe von Helmut Paul Fielhauer. Schweizerisches Archiv für Volkskunde 85(3–4), 1989. S.  415–419. O. Bockhorn, H. Eberhart, W. Zupfer (Hg.)  : Auf der Suche nach der verlorenen Kultur. Arbeiterkultur zwischen Museum und Realität. Gedenkschrift für Helmut P. Fielhauer, 1989. W. Jacobeit  : Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20.  Jahrhunderts. Helmut Paul Fielhauer gewidmet, 1994. J. Pammer  : Erinnerungen an den Volkskundler Helmut P. Fielhauer, 2015.

Fischer, Helene * Leiben (Niederösterreich) 1972; † Altaussee (Steiermark) 1989 Schülerin und Höhlenforscherin

B.: Tochter des Rauchfangkehrermeisters Karl und der Helene F. Nach der Volksschule besucht F. das Stiftsgymnasium Melk, wo sie mit anderen Jugendlichen zur »Melker Gruppe« stößt, einer Jugendgruppe des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr., welche in den 1980er Jahren vom Benediktiner-Pater Jeremia Eisenbauer aufgebaut wird. Im Rahmen der Aktivitäten der Gruppe beteiligt sich F. an mehreren Exkursionen und Höhlenbefahrungen in Niederösterr. und im Toten Gebirge. 1989 nimmt sie gem. mit Eisenbauer und Karoj Koller zur Vorbereitung einer mehrtägigen Expedition in die Raucherkarhöhle bei Bad Ischl an einer Tour zum Biwak unterhalb des sogenannten »Kantenschachts« teil, beim Abstieg in den Schacht verunglückt sie durch einen Bedienungsfehler des Abseilgeräts tödlich. Der anschließende Bergungseinsatz erfolgt unter der Leitung von Thomas Salfelner und Hermann Kirchmayr. Seit 1990 findet in regelmäßigen Abständen eine Gedenkfeier im Gigantendom der Raucherkarhöhle (heute Schönberg-Höhlensystem) statt. L.: H. Kirchmayr  : Tödlicher Höhlenunfall in der Raucherkarhöhle. Die Höhle 40(4), 1989. S.  131–132. H.  Kirchmayr  : Einsatzbericht über den Höhlenrettungseinsatz am 5. und 6.  Juli 1989. Mitt. des Lan166

desvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 35, 1989. S.  48–49. M.  Rachelsperger  : Gedanken zum Unfall in der Raucherkarhöhle. Atlantis (Salzburg) 11(3), 1989. S.  44–45. N.N.: Höhlendrama in Alt-

aussee. Hilfe für Schülerin zu spät. Salzburger Volksblatt, 7.7.1989 (abgedr. in  : Atlantis (Salzburg) 11(3), 1989. S. 46). P. Affenzeller, W. Tarra  : Das Mädchen starb nach dem Absturz in der Höhle. Kurier, 7.7.1989 (abgedr. in  : Atlantis (Salzburg) 11(3), 1989. S.  47). N.N.: 16-Jährige stürzte ab. Wettlauf mit dem Tod ver-

loren. Salzburger Nachrichten, 7.7.1989 (abgedr. in  : Atlantis (Salzburg) 11(3), 1989. S. 48). J. Eisenbauer  : Gedenkmesse für Helene Fischer im Gigantendom der Raucherkarhöhle. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 36(2), 1990. S. 8.

Freytag, Gustav * Wien 1881; † Mittersill (Salzburg) 1955 Richter, Amateurmaler und Höhlenforscher

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B.: Einziger Sohn des Kartografen und Verlegers Gustav, der 1879 nach Wien zieht und im Gemeindebezirk Neubau eine lithografische Anstalt gründet, und der Anna F., geb. Ertelt. Nach Absolvierung der Schulausbildung beginnt F. ein Studium der Rechtswissenschaften, daneben arbeitet er im Familienunternehmen »Kartographische Anstalt G. Freytag & Berndt« mit, das eines der führenden kartografischen Verlage in Österr. wird. 1906 Heirat mit Leopoldine Mayr in Salzburg, die drei Jahre später verstirbt. Der Umstand, dass sein Vater nach dem Tod seiner Gattin 1908 die um 35 Jahre jüngere Camilla Diensthuber ehelicht, führt zu Spannungen zwischen Vater und Sohn. Nach Studienabschluss absolviert F. 1909–10 seinen Justizdienst am Landesgericht Salzburg, legt 1912 die Richteramtsprüfung ab und ist ab 1913 als Auskultant an der Staatsanwaltschaft Salzburg tätig. Außerhalb seiner Dienstzeit entwickelt F. ein zunehmendes Interesse an Alpinismus, Malerei und Höhlenforschung und fungiert 1911 gem. mit → A. v. Mörk, → M. Hell und → E. v. Angermayer als Gründungsmitglied der Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr., in der er zunächst als stv. Obmann mitwirkt. Nach Unstimmigkeiten im Vereinsvorstand tritt er 1913 zugunsten von Hell von dieser Funktion zurück, initiiert stattdessen die Gründung des Sportvereins »Salzburger Athletiksport-Klub 1914« und ist im Salzburger Automobil-, Motorrad- und Touring-Klub als Kassier tätig. 1915 wird er als Richter an das Bezirksgericht Peuerbach versetzt, ist 1916–17 dem Bezirksgericht Grieskirchen zugewiesen und nimmt sich nach Konflikten mit seinen Vorgesetzten einen längeren Erholungsurlaub. Seine negativen Beurteilungen ziehen einen ständigen Wechsel des Dienstorts nach sich. 1918 ist er als Richter an der Staatsanwaltschaft Salzburg tätig, wird im Folgejahr als Bezirksrichter dem Landesgericht Salzburg zugewiesen und ist 167

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schließlich 1920 wieder als Bezirksrichter in Peuerbach tätig. Nach dem Ableben von Mörk wird F. 1919 zum neuen Obmann des Salzburger Höhlenvereins gewählt und setzt Initiativen, die Eisriesenwelt für den Fremdenverkehr zu erschließen. Dabei schaltet er Kurt v. Woltersdorf aus, der mit den Vorarbeiten zur Gründung einer Aktiengesellschaft beauftragt worden ist, und übernimmt im Namen des Vereins die Verhandlungen mit einer Schweizer Kapitalgruppe, an welcher er vermutlich selbst beteiligt gewesen sein dürfte. Durch Angabe eines Nervenleidens versucht F. 1920 für seine Erschließungspläne in der Eisriesenwelt eine einjährige Dienstfreistellung zu erreichen, die nicht bewilligt wird, allerdings wird er dauerhaft für dienstuntauglich befunden. Nach der Verleihung des Titels eines Landesgerichtsrats wird F. schließlich 1923 frühpensioniert. Parallel dazu übernimmt er 1919 von seinem Vater unter der Bedingung, den Kartenverlag weiterzuführen, die Leitung des familieneigenen Unternehmens. Um für den Ausbau der Eisriesenwelt Privatkapital einsetzen zu können, verkauft er den Familienbetrieb jedoch bereits ein Jahr später an den Verlag »Artaria«, der diesen als Tochterunternehmen integriert. Im Februar 1921 opponiert der Vorstand des Salzburger Höhlenvereins (u. a. → W. v. Czoernig, → R. und F. Oedl sen. und → L. Fuhrich) gegen F., der als Obmann von → E. v. Angermayer abgelöst wird. Daraufhin entwickelt sich eine zunehmende Rivalität zwischen F. und dem jüdischen Chemiker → E. Hauser, der im Frühjahr desselben Jahres eine Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Eisriesenwelt leitet und eine großzügige Spende an den Verein zum Ausbau des Zustiegwegs zur Höhle tätigt. F., der Hauser als Konkurrent seiner eigenen unternehmerischen Pläne mit der Eisriesenwelt wahrnimmt, wirft ihm im Vereinsvorstand seine jüdische Herkunft vor und verlangt bei Berufung auf den Arierparagrafen in den Vereinssatzungen dessen Ausschluss, dem jedoch nicht nachgekommen wird. Im Juli 1921 wird F. stattdessen aus dem Verein ausgeschlossen, worauf er die deutschnationale Gegenorganisation »Gesellschaft für Höhlenkunde in Salzburg« ins Leben ruft, welche jedoch bald ihre Tätigkeit einstellt. Mit dem Verkaufserlös der kartografischen Anstalt seines Vaters steigt F. 1924 als Großaktionär und geschäftsführender Verwaltungsrat in die Salzburger Kunstfilm-Industrie-AG ein, welche allerdings bereits nach einem Jahr Konkurs anmelden muss, was zum Verlust des Vermögens und zum endgültigen Bruch mit dem Vater führt. Ende der 1920er Jahre lässt sich F. in Mittersill nieder, wo er fortan als Rechtsanwalt tätig ist. W.: Unsere Pfingstaufwartung bei den Wasserunholden von Lofer. Salzburger Volksblatt, 2.8.1919. S.  3–5. Höhlenspuk. Empfindsame Erlebnisse in der Eisriesenwelt. Salzburger Volksblatt, 18.10.1919. S.  3. (Mit 168

E. v. Angermayer)  : Einladung zur Erschließungs-Feier der Eisriesenwelt im Tennengebirge, 1920. Die Fahrt ins Reich der Eisriesen (mehrere Teile). Salzburger Volksblatt, 15.5.1920. S. 5–6  ; 18.5.1920. S. 5  ; 19.5.1920.

S. 4  ; 20.5.1920. S. 4. Höhlenforschung. Mitt. der Sektion Wienerwald des Österr. Touristenklubs 35(7), 1920. S. 34. Das Höhlengebiet in der Taugl bei Hallein (Salzburg). Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S. 53–63. Im Reich der Eisriesen. Der Alpenfreund (München) 2(2), 1921. S. 41–44. Hollerloch und Absuchen der Südwände des Salzburger Hochthron. 3.  September 1911. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1971 (3 S.). Expedition in das Goldloch. 1339/3, 15. August 1911. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1971 (3 S.).

L.: N.N.: Gründung einer Gesellschaft für Höhlenkunde in Salzburg. Salzburger Chronik, 16.9.1921. S.  4. N.N.: Die Rechts»beratung« eines Provinzadvokaten. Salzburger Wacht, 27.6.1933. S.  6. W.  Klappacher  : Arierparagraf und Antisemitismus im Salzburger Höhlenverein  – In Erinnerung an Dr.  Ernst Hauser. Die Höhle 56, 2005. S.  100–104. W.  Klappacher  : Salzburger Höhlengeschichte, Teil 2. In  : A. Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)  : Festschrift – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 18–38. Österr. Staatsarchiv (AVA Justiz JM Präs. A 140.121, Freytag, Dr. Gustav, Personalstandesausweis).

F Friesen (geb. Friedländer), Robert Viktor * Racibórz (dt. Ratibor, Schlesien, Polen) 1874; † Wien 1930 Offizier und Höhlenforscher

B.: Sohn des jüdischen Großindustriellen Heinrich und der aus Nový Bydžov stammenden Fabrikantentochter Ida Friedländer, geb. Bergmann. Die Familie von F. zieht ­ ederwarenfabrik während seiner Kindheit nach Nový Bydžov, wo der Vater u. a. eine L betreibt. Ab 1887 unternimmt F. regelmäßige Kuraufenthalte mit dem Vater und seinem Bruder Arthur in Bad Ischl, wo er früh in Kontakt mit den Bergen des Salzkam­ mer­ guts und dessen Höhlen kommt. Vermutlich 1890 übersiedelt er mit seiner ­Familie nach Wien, wo sein Vater in den Kreis der Großindustriellen aufsteigt. Vier Jahre später treten F. und seine Mutter in Wien vom jüdischen zum protestantischen Glauben (A. B.) über. Er bleibt zeitlebens ledig. Nach seiner Schulausbildung erhält er durch Protektion seines Vaters eine Anstellung als Bankbeamter in Wien und wird Mitglied des Österr. Touristenklubs. Daraufhin bricht F. jedoch seine Tätigkeit als Bank­bediensteter ab und tritt in die Franz-Joseph-Militärakademie in Wien ein, wo er als Kavallerieoffizier ausgemustert wird. In den Folgejahren nimmt F. jedoch, z­ uletzt im Rang eines Leutnants, Abschied von der Armee. Nach Kriegsbeginn wird er im September 1914 zum Oberleutnant a.D. befördert, reaktiviert und zum k. k. Landwehr-Ulanen-Regiment Nr. 5 einberufen, wo er zuletzt zum Rittmeister ernannt wird. Im Dezember 1918 lässt F. seinen (jüdischen) Nachnamen in »Friesen« ändern und wird wieder in Wien wohnhaft, wo auch der mittlerweile als Bankdirektor tätige Vater lebt. Während der Nachkriegsjahre stößt F. durch seine Freundschaft mit → F. Mühlhofer und →  R.  v.  Saar zur Karst- und Höhlenforschung und wird 1921 Gründungsmitglied und Kassier des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. Zur Finanzierung der Expeditionskasse nutzt F. seine guten Kontakte zur Wiener Ober169

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schicht, insbes. zur Gräfin May v. Wurmbrand-Stuppach (geb. Baltazzi-Vetsera), welche er als Geldgeber gewinnt, und organisiert zahlreiche Tanzabende und Kostümbälle für den Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. Zudem veranstaltet er regelmäßig Studienfahrten, Exkursionen und wirkt maßgeblich bei länderübergreifenden Tagungen mit, u. a. bei der Jahrestagung des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher in Ebensee (1925) oder bei der gemeinsamen Tagung des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher und der Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«) in Budapest (1927). 1922 wird F. Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und → G. Kyrle und fungiert ab 1922 bis zu seinem Ableben als Generalsekretär des Hauptverbandes deutscher Höhlenforscher, wobei er einen intensiven Briefwechsel mit →  B.  Wolf unterhält. Auf Initiative von Kyrle wird F. 1927 zum Korrespondenten des Bundesdenkmalamtes ernannt. Die Geschäftsstelle des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher befindet sich 1922–30 in seiner Privatwohnung in der Wiener Prinz-Eugen-Straße, wo er 1930 überraschend an Lungenbrand verstirbt. L.: N.N.: Personalien. Robert Friesen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S. 63. A. Stauda­cher  :

»… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glau­ben«, 2009. S. 172.

Frivaldszky, János (Ján) * Rajec bei Trenčín (dt. Bad Rajetz bei Trentschin, Westslowakei) 1822; † Budapest 1895 Zoologe und Museumskustos

B.: Sohn des Gutsbesitzers Joannes und der Susanna F., geb. Hulják. Nach der Volksschule in Rajec besucht F. ab 1832 das Gymnasium in Trenčín. Anschließend wechselt er drei Jahre später an das Gymnasium von Trnava, 1837 nach Levice und macht zuletzt seinen Schulabschluss am Piaristengymnasium von Vać (1840). Danach zieht er nach Budapest, wo sein Onkel Imre F. als Zoologe am Ungar. Nationalmuseum arbeitet. Dieser setzt ihn während seiner Studienzeit als Insektensammler in der Umgebung der Stadt ein. 1840 beginnt F. ein Ingenieurstudium am dortigen »Institutum Geometrico-Hydrotechnicum«, schließt dieses zwei Jahre später ab, legt aber erst 1848 die Ingenieursprüfung ab. Daneben assistiert F. seinem Onkel maßgeblich bei der Neuordnung, 170

Pflege und dem Handel mit Objekten aus dessen zoologischer Sammlung, was den Studienverlauf verzögert. In den Folgejahren begleitet er seinen Onkel bei faunistischen Sammel- und Studienreisen am Balkan, in der Türkei und im Mittelmeerraum. Dabei besucht er 1843 das Banater Gebirge, 1844 Kreta und Kleinasien, 1846 Bulgarien, Kleinasien, Malta und Korfu und unternimmt bereits im selben Zeitraum wie der Zisterzienserpater Dominik Bilimek, der 1846 die Grotten um Postojna und Kočevje aufsucht, mehrere Aufsammlungen in Höhlen. Nachdem F. bei seinem Onkel zoologisches Wissen erlernt hat, entscheidet er sich gegen eine Karriere als Ingenieur, stattdessen wird er 1850 Volontär am Ungar. Nationalmuseum, wo er zunächst seinen häufig erkrankten Onkel vertritt und schließlich dessen Stelle übernimmt. 1852 wird F. zum Kustos und 1870 nach der Umstrukturierung des Ungar. Nationalmuseums zum dirigierenden Kustos und Leiter der Zoologischen Abtlg. befördert. Am Beginn seiner Karriere beschäftigt er sich insbes. mit Höhleninsekten, unternimmt u. a. noch mit seinem Onkel Aufsammlungen in der Tropfsteinhöhle Baradla-barlang bei Aggtelek (1853), der Höhle von Aștileu (1856), in den neu entdeckten Höhlen im Körös-Tal (1861) und der Höhle von Oravice (1862). Drei Jahre später fasst F. die Ergebnisse seiner Untersuchungen in dem Zeitschriftenartikel »Adatok a magyarhoni barlangok faunájához« (Ungar. Höhlenfauna) zusammen, publiziert aber weiterhin bis um 1880 über neu entdeckte Höhlentiere. Als Kustos baut F. die zoologische Abtlg. des Museums aus, betreut und wertet die umfangreiche Sammlung des Naturforschers und Reisenden János Xántus wissenschaftlich aus. 1857 Heirat mit Eulália Lázár, die Ehe bleibt kinderlos. 1865 beteiligt sich F. an der Gründung des Budapester Zoos und wird Mitglied von dessen wissenschaftlichem Komitee. In der Folge befasst er sich zunehmend mit Ornithologie und veröffentlicht 1891 eine Monografie zu den Vogelarten Ungarns. Dabei entwickelt er eine Freundschaft mit dem Naturforscher → O.  Herman, der 1875 in die Zoologische Abtlg. des Museums eintritt. 1865 wird F. zum korresp. und 1873 zum o. Mitglied der Ungar. Akademie der Wissenschaften gewählt. Seine Ernennung zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina erfolgt 1872, fünf Jahre später jene zum kgl. Rat. W.: (Mit I. Frivaldszky)  : Drei neue Grotten-Käfer aus Ungarn. Verh. des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien 7, 1857. S.  43–46. Ein neuer Grottenkäfer aus Ungarn. Wiener Entomologische Monatsschrift 6, 1862. S.  327. Rövid vázlata azon szerzeményeknek, melyekkel Xántus János a m. n. Múzeum állattani osztályát gazdagította. A magyar orvosok és természetvizsgálók 10, 1864. S.  268–273. Adatok a magyarhoni barlangok faunájához. Mathematikai és Ter-

mészettudományi Közlemények 3, 1865. S.  17–53. A magyarországi egyenesröpüek magánrajza (Monographia Orthopterorum Hungariae), 1867. Coleoptera nova ex Hungaria meridionali. Természetrajzi Füzetek 1, 1877. S. 228–231. Coleoptera nova ab Eduardo Merkl in M. Balkan inventa. Természetrajzi Füzetek 3(4), 1879. S. 230–233. Coleoptera nova ex Hungaria meridionali. Természetrajzi Füzetek 4, 1880. S. 179– 183. Coleoptera Europaea Nova. Természetrajzi Fü171

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zetek 5, 1881. S. 26–29. Coleoptera nova ex Hungaria. Természetrajzi Füzetek 7, 1883. S.  9–18. Coleoptera nova ex Hungaria. Természetrajzi Füzetek 8, 1884. S.  279–287. Aves Hungariae. Enumeratio systematica avium Hungariae cum notis brevibus biologicis, locis inventionis virorumque a quibus oriuntur, 1891. L.: Allgemeine Angelegenheiten 1895. Deutsche Entomologische Ztschr. 39, 1895. S. 7. G. Horváth  : Frivaldszky János élete. Természettudományi Közlöny 28,

1896. S. 636. G. Horváth  : Frivaldszky János. Életrajzi vázlat. Biographie de Jean Frivaldszky. Természetrajzi Füzetek 20, 1897. S.  1–16, 252–255. E.  Csiki  : Frivaldszky János. Rovartani Lapok 10, 1903. S. 23–25. Z.  Szilády  : Die Geschichte der Zoologie in Ungarn, 1927. G. Kraatz, M. Jurkovič  : Ján Frivaldszky, 1976. K. Kříž (Hg.)  : Biografia a bibliografia Jána Frivaldského, 2012. J.  Frivaldszky  : Frivaldszky János, az entomológus, akadémikus és muzeológus, 2015.

Fröhlich, Egon

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* Ebensee (Oberösterreich) 1932; † Ebensee 1980 Schlosser und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Pregarten im Mühlviertel stammenden Hilfsarbeiters Franz und der Theresia F., geb. Ceska. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Ebensee beginnt er 1947 eine Lehre als Betriebsschlosser in den Ebenseer Solvay-Werken und ist anschließend zeitlebens in dem Unternehmen als Schlosser tätig. Sein Lehrmeister wird Georg Oberndorfer  sen., der seit 1954 als Obmann der Sektion Ebensee des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. fungiert und F. für die Karst- und Höhlenforschung begeistert. In der Folge tritt er dem Ebenseer Höhlenverein bei und legt 1952 die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Daraufhin ist F. bis 1957 als Höhlenführer in der seitens des Vereins als Schauhöhle betriebenen Gassel-Tropfsteinhöhle tätig und beteiligt sich in den 1950er Jahren an Forschungsfahrten im Toten Gebirge (insbes. Hochkogel-Gebiet). Nach der Entdeckung des Rauhenschachts (1950) und der Tropfsteinhöhle im Hangenden Kogel (1951) durch den Ebenseer Anton Daxner nimmt er gem. mit Georg Oberndorfer  jun., Robert Stüger, Ernst Strauß, Erwin Troyer und → K.  Trotzl an der Erkundung und Vermessung der Höhlen teil. Mit Hans Falmseder entdeckt und erforscht er 1953 die Mittereckerhöhle (Totes Gebirge) und wirkt bei der Veranstaltung der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Ebensee mit. 1955–59 erkundet F. gem. mit u. a. Georg Oberndorfer jun. die neu entdeckte Plagitzerhöhle, versucht aber während seiner Tätigkeit als Höhlenführer erfolglos im sogenannten »Unteren Horizontalsystem« der Gassel-Tropfsteinhöhle Neuland zu finden.

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L.: E.  Fritsch  : Die Plagitzer-Höhle im Toten Gebirge. Die Höhle 22(2), 1971. S. 41–49. H. Ahamer  : Höhlenforschung in den 50er Jahren. In  : D.  Kuffner (Red.)  : Festschrift anläßlich 75 Jahre Entdeckung der Gassel-Tropfsteinhöhle, 60 Jahre Verein für Höhlenkunde Ebensee, 60 Jahre Schauhöhlenbetrieb, 1993. S. 49–53. J. Mattes  : Von Industriearbeitern, Sol-

daten und Höhlentouristen  – Forschungsgeschichte und Beschreibung der Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 58(2), 2012. S.  40–48. J.  Mattes, D. Kuffner (Hg.)  : Höh(l)enluft und Wissensraum. Die Gassel-Tropfsteinhöhle im Salzkammergut zwischen Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung, 2018.

Fruwirth, Carl (Karl) * Wien 1862; † Baden (Niederösterreich) 1930

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Agrarwissenschaftler, Pflanzenzüchter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Historienmalers und Sammlers Carl und der Hammerwerksbesitzertochter Marie F., geb. v. Pengg. Nach Besuch der Kommunal-Oberrealschule in Wien-Wieden und Ablegung der Matura (1880) absolviert F. eine landwirtschaftliche Praxis auf einem Landgut in Niederösterr. Anschließend beginnt er ein Studium an der Hochschule für Bodenkultur und hört zugleich Vorlesungen in Botanik an der Univ. Wien. Bereits als Student tritt F. in den Verein für Höhlenkunde (1880) unter der Leitung von →  F.  v.  Hauer und → F.  v.  Hochstetter ein und wird schließlich Vorstandsmitglied in dem als Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs neu gegründeten Verein, wobei er als Schriftführer und Redakteur der Vereinsmitteilungen fungiert. 1880–87 unternimmt er zahlreiche Höhlenfahrten, u. a. in die Kraushöhle in Gams, die Arzberghöhle bei Wildalpen und in Höhlen bei Lunz, und veröffentlicht seine Fahrtenberichte gem. mit →  F.  Kraus und Franz Zierler in der Zeitschrift »Mitteilungen der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs«. Weiters publiziert er die erste deutschsprachige Überblicksdarstellung der Höhlenkunde, welche unter dem Titel »Über Höhlen« in zwei Teilen in der »Zeitschrift des Deutschen und Österr. Alpenvereins« erscheint. Dazu wählt F. einen interdisziplinären Zugang und entwickelt ein eigenes Schema zur Klassifizierung von Höhlen. Zudem entwirft er in Wiener Wochenzeitungen Pläne zur agrarischen Nutzung von Höhlensedimenten, die 1917 von → R. Willner im Rahmen der sogenannten »Österr. Höhlendüngeraktion« wieder aufgegriffen werden. 1885–87 unternimmt F. eine Studienreise durch Europa und hält sich auch für vier Monate in den USA auf. Nach seiner Rückkehr legt er die Lehramtsprüfung der naturwissenschaftlich-landwirtschaftlichen Gruppe für land173

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wirtschaftliche Mittelschulen (insbes. landwirtschaftliche Betriebslehre und Pflanzenbau) ab und beendet sein Studium, allerdings ohne Doktorat. 1886 Heirat mit der niederösterr. Landtagsabgeordnetentochter Jenny Adametz, Geburt der Tochter Paula. 1887–97 wirkt F. als Lehrer an der Höheren Landwirtschaftlichen Lehranstalt Francisco-Josephinum in Mödling, wo er landwirtschaftliche Maschinenlehre, Statistik und Pflanzenphysiologie unterrichtet. 1893 habilitiert sich F. in Pflanzenzüchtung an der Hochschule für Bodenkultur, wobei er zu Fragen der Pflanzenzüchtung und Vererbungslehre in Österr. die ersten akademischen Vorträge hält. Vier Jahre später wird er als Professor an die Landwirtschaftliche Akademie Hohenheim (Baden-Württemberg) berufen, fungiert 1905 als Mitbegründer und erster Vorstand der kgl. württembergischen Maschinen- und Saatzuchtanstalt. Daneben wirkt er 1897–1905 als Dozent für Landwirtschaftslehre an der Tierärztlichen Hochschule Stuttgart. 1907 kehrt er nach Österr. zurück, promoviert in Bodenkultur und erhält als Nachfolger von Guido Krafft eine Honorardozentur für Land- und Forstwirtschaft an der Technischen Hochschule Wien. Da F. in der Hauptstadt für experimentelle Arbeiten keine Gelder zur Verfügung stehen, erwirbt er aus eigenen finanziellen Mitteln das Gut »Waldhof« bei Amstetten in Niederösterr., wo er eine Versuchspflanzung für landwirtschaftliche Studien einrichtet, welche von seiner Frau und Tochter betreut wird. 1910 erfolgt seine Ernennung zum ao. Professor, sieben Jahre später wird er zum o. Professor für Land- und Forstwirtschaft an der Technischen Hochschule Wien bestellt, wobei er Berufungen auf Lehrstühle an landwirtschaftlichen Hochschulen in Zürich (1916) und Berlin (1920) ablehnt. Zudem entwickelt sich ein Konkurrenzverhältnis zwischen F. und dem Pflanzenzüchter Erich v. Tschermak-Seysenegg, der als Wiederentdecker der Vererbungslehre Gregor Mendels international bekannt wird. 1910 beteiligt er sich an der Gründung der Österr. Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und initiiert die Anlage eines Zuchtbuchs der Vereinigung. Zudem gibt F. ab 1912 die von ihm gegründete »Zeitschrift für Pflanzenzüchtung« heraus. Neben seinem praktischen Wissen macht er sich v. a. als Verfasser von Hand- und Lehrbüchern einen Namen. 1922 erfolgt seine Ernennung zum Hofrat, im selben Jahr wird ihm die Ehrendoktorwürde der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und 1924 diejenige der Hochschule für Bodenkultur in Wien verliehen. Eine Bestellung zum Rektor der Technischen Hochschule Wien lehnt F. 1925 ab. Im selben Jahr wird er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt, daneben fungiert er als korresp. Mitglied land- und forstwirtschaftlicher Akademien zu Stockholm und Florenz. W.: Arzberghöhle bei Wildalpen. Literatur-Anz.  – Verein für Höhlenkunde (Wien) (5), 1880. S.  1–2.

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Kraushöhle oder der Kläfferbrunnen bei Gschöder. Literatur-Anz. – Verein für Höhlenkunde (Wien) (5),

1880. S.  2–4. Eine Höhlenfahrt. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 1, 1881. S. 8. Die Verwendung der Höhlen in der Landwirtschaft. Wiener Landwirtschaftliche Zeitung 73, 13.9.1882. S.  585–586. Die Höhlen nächst Lunz. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 1(1), 1882. S.  11–13. Über Höhlen (2 Teile). Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 14, 1883. S. 1–37  ; 16, 1885. S. 108–130. Krausgrotte bei Gams. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 2(4), 1883. S.  8–9. Eine neu erschlossene Höhle in der Tatra. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 3(1), 1884. S. 8–13. Photographieren in Höhlen. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 3(2), 1884. S.  31. Die Praxis der Höhlenforschung. Petermanns Mitt., 1884. S. 297–300. Circular des Ausschusses. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 4(2), 1885. S.  25. Die Durchführung von Höhlenforschungen. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 12, 1886. S. 133–136. Eishöhlenforschung. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 5(2), 1886. S. 31. Guano in Höhlen. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 7(3–4), 1888. S. 31. Über Hopfenbau und Hop-

fenbehandlung, 1888. Anbau der Hülsenfrüchte, 1898. Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung, 5 Bde., 1901–12. Das Unkraut und seine Bekämpfung auf dem Ackerland, 1912. (Mit T.  Roemer)  : Einführung in die landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung, 1921. L.: E. v. Tschermak  : Zum 60. Geburtstagsfeste Professor Dr. Carl Fruwirths. Ztschr. für Pflanzenzüchtung 8, 1922. S. 324–330. E. Baur  : Zum Tode von Prof. Dr. Carl Fruwirth. Ztschr. für Pflanzenzüchtung 15, 1930. S.  307. E.  v.  Tschermak  : Carl Fruwirth. Der Züchter 2, 1930. S. 259–261. E. Klapp  : Carl Fruwirth †. Pflanzenbau 7, 1930–31. S.  33. E.  Doležal  : Hofrat Prof. Dr. agrar., Dr., Dr. agrar. h.c. Carl Fruwirth. Ein Lebensbild. Österr. Ztschr. für Vermessungswesen 29, 1931. S.  6–13. E.  v.  Tschermak-Seysenegg  : Leben und Wirken eines österreichischen Pflanzenzüchters, 1958. G.  Wunderlich  : Carl Fruwirth. In  : G.  Franz, H.  Haushofer (Hg.)  : Große Landwirte, 1970. S.  306–320. F.  W.  Schnell  : Die Züchtungssystematik von Carl Fruwirth und ihre Nachwirkungen. In  : H.  Winkel (Hg.)  : Beiträge zur Geschichte der Natur-, Agrar-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Südwestdeutschlands, 1982. S.  155–169. W.  Böhm  : Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus, 1997. S. 73–75.

Fugger (geb. Kuhn), Eberhard * Salzburg 1842; † Salzburg 1919 Naturforscher, Lehrer und Museumsdirektor

B.: Unehelicher Sohn des bayerischen Kammerherrn Nepomuk Friedrich F. von Kirchberg und Weißenhorn und dessen Haushälterin und Tuchmachertochter Walburga Kuhn (auch Kohn), welche nach dem Ableben ihres Arbeitsgebers (1846) Karl Schuster, Kassier der Landeshauptkasse und zukünftiger Vormund von F., ehelicht. Trotz der Heirat der Mutter führt er bereits als Kind unkorrekterweise den Nachnamen seines unehelichen Vaters. Nach dem Besuch der Normalhauptschule in Salzburg wechselt F. 1852 an das Staatsgymnasium in Salzburg, wo er ein Stipendium des Kollegium Mariano-Rupertinum für bedürftige Kinder erhält und 1860 maturiert. Im selben Jahr beginnt er mithilfe eines erzbischöflichen Stipendiums Naturwissenschaften an der 175

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Univ. Wien zu studieren und legt 1863 Lehramtsprüfungen in Chemie, Physik und Mathematik für Realschulen ab. Darauf absolviert er das Probejahr für Lehramtskandidaten an der Staats-Oberrealschule in Wien-Landstraße, erhält anschließend eine Anstellung als Lehrer an der Landes-Unterrealschule in Stockerau und heiratet 1865 die Wiener Musikertochter Adelheid Matzenauer. Geburt des Sohnes Eberhard Ludwig (* 1875). Ab 1870 bis zu seiner Pensionierung (1899) ist F. als Lehrer an der Staats-Oberrealschule in Salzburg tätig. 1877 tritt er in den Verwaltungsrat des Salzburger Museums Carolino Augusteum ein und wird mit der Leitung der mineralogisch-geologischen Sammlung betraut. Drei Jahre später bearbeitet F. auch die Mineraliensammlung von Freiherr v. Schwarz. Im Folgejahr wird er zum Kustos des Botanischen Gartens in Salzburg und der botanischen Sammlungen ernannt, in dieser Funktion baut er ein systematisches Verzeichnis der Salzburger Pflanzen und Mineralien auf. 1881 tritt er in die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde ein und wirkt 1888–1918 in deren Vorstand mit, wo er zwischen wissenschaftlicher Forschung und Öffentlichkeit vermittelt. Weiters wird F. zum Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt ernannt und tritt der Sektion für Höhlenkunde im Österr. Touristenklub unter →  F.  v.  Hauer, →  F.  v.  Hochstetter und →  F.  Kraus bei. Zudem kommt F. als Vorstandmitglied der Sektion Salzburg des Deutschen und Österr. Alpenvereins in Kontakt mit → A. v. Posselt-Csorich und → E. Richter, welche er für die meteorologische und geologische Untersuchung von Höhlen interessiert. 1875–87 unternimmt er systematische Luft-, Wasser- und Gesteinstemperaturmessungen sowie Eisbeobachtungen, u. a. mit Richter (bis 1877) in Höhlen am Untersberg. Besonders beobachtet F. die Schellenberger Eishöhle, den Großen Eiskeller und die Kolowrathöhle, welche er 1856–87 44 Mal befährt. Ausgehend von einem Vortrag, gehalten am »4.  Internationalen Alpinen Kongress« in Salzburg (1882), verfasst F. eine der ersten ausführlichen Untersuchungen zu den meteorologischen Bedingungen in Eishöhlen, wofür er neben zwölf Objekten aus Salzburg auch Beobachtungen aus 58 Eishöhlen im Alpenraum einbezieht. Als Vertreter der Wintereistheorie, der zufolge sich das Eis während des Winters bildet, wenn Wasser in kalte Höhlenräume eindringen und gefrieren kann, widerlegt er die bis ins 19.  Jh. gängige Annahme, dass Höhleneis während der Sommermonate entsteht. Daneben führt er Studien zu den Salzburger Karstquellen durch, u. a. zum Schwarzbachloch, der Birnlochquelle und Fürstenbrunnerquelle. Ab 1884 wird F. auch mit meteorologischen Beobachtungen in der (Wetter)station Salzburg betraut und beschäftigt sich mit Erdbeben. Die Ernennung zum korresp. Mitglied der neu gegründeten »Société de Spéléologie« in Paris unter → E.-A.  Martel erfolgt 1895. Sieben Jahre später wird F. zum Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum bestellt, als wel176

cher er die Sammlungen erweitert und die permanente Raumnot lindert, indem er 1909 Bibliothek und Archiv des Museums ein eigenes Gebäude einräumt. 1911 bekommt F. die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg und 1912 die Ehrendoktorwürde der Univ. Innsbruck verliehen. Zugleich wird er Ehrenmitglied der ein Jahr zuvor gegründeten Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. Auf Basis der Aufzeichnungen von F. entdeckt u. a. → A. v. Mörk 1913 die Eisriesenwelt im Tennengebirge (vormals »Posselthöhle« genannt) wieder. W.: Die Schellenberger Eishöhle am Untersberg. Salzburger Volksblatt, 12.10.1876. S.  1–2. Die Schellenberger Eishöhle. Neue deutsche Alpen-Zeitung 3(17), 1876. S.  199–200. Der Untersberg, wissenschaftliche Beobachtungen und Studien. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 6, 1880. S. 117–197. Über Quelltemperaturen, 1882. (Mit C.  Kastner)  : Aus den salzburgerischen Kalkalpen. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 23, 1883. S.  145–169. Über Eishöhlen. Vortrag gelegentlich des IV.  internationalen alpinen Kongresses zu Salzburg im August 1882. Petermanns Mitt. 29, 1883. S.  12–19. (Mit K.  Kastner)  : Vom Nordabhange des Untersberges. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 26, 1886. S.  338–351. Beobachtungen in den Eishöhlen des Untersberges bei Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 28, 1888. S. 66–164. Eishöhlen und Windröhren (3 Teile). Programm der Oberrealschule in Salzburg 24, 1891. S. 1–70  ; 25, 1892. S. 71–134  ; 26, 1893. S. 135–223. Eishöhlen und Windröhren. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 5(3), 1893. S. 22–23. Eishöhlen und Windröhren. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 37, 1894. S.  97–134. La Caverne du Schafberg. Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 3, 1897. S. 31–36. Die Wetterlochhöhlen auf dem Schafberge im österreichischen Salzkammergut.

Der Globus 71, 1897. S. 49. Le »Nixloch« du Wildmoos près Fuschl (Salzburg, Autriche). Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 4, 1898. S. 107–109. Das Salzburger Vorland. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 49, 1899. S. 287–427. Die Kolowrathöhle. Natur und Kultur, Ztschr. für Jugend und Volk (München) 1(18), 1904. S. 551–556. Klammen und Schluchten im Lande Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 50, 1910. S. 1–24. Höhlenforschung in Salzburg. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 4(3) (Beilage), 1911. S. 7. L.: E. Pillwein, V. Jäger  : Dr. Eberhard Fugger. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 59, 1919. S.  65–80. N.N.: Dr.  Eberhard Fugger. Salzburger Volksblatt, 22.8.1919. S.  3–4. J.  Gassner, H.  Holzbauer  : Die Ehrenbürger der Landeshauptstadt Salzburg, 1954. Ges. für Salzburger Landeskunde (Hg.)  : Mitt. der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Zum 50. Todestag von Eberhard Fugger (1969). Gedächtnisschrift 110–111(2), 1971. S.  457–504 (bes. S.  491– 492). A. Schwarz  : Salzburger Bürgertum um 1900 am Beispiel Eberhard Fuggers, Dipl.-Arb. Univ. Salzburg, 1992. W.  Klappacher, K.  Mais  : Ice Cave Studies in Salzburg and the Work of Eberhard Fugger. Slovenský kras 27, 1999. S. 115–130.

Fuhrich (geb. Schreiner), Leopoldine (vulgo »Poldi«) * Salzburg 1898; † Semriach (Steiermark) 1926 Lehrerin und Höhlenforscherin

B.: Tochter des christlich-sozialen Wiener Gemeindepolitikers und Gartenarchitekten Karl und der Leopoldine S., geb. Rodr. Während ihr Vater in Wien als Stadtrat und Intimus von Karl Lueger seiner Karriere nachgeht, baut die Mutter von F. nach der 177

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Scheidung der Ehe (1904) das geerbte private Mädchen-Erziehungsinstitut »Ignaz Rodr« in der Salzburger Paris-Lodron-Straße in ein Hotel um, wo die Tochter aufwächst. Nach Besuch der Volksschule tritt F. in das neu gegründete Mädchenlyzeum in Salzburg ein, wo sie maturiert. Nach dem Tod des Vaters (1916) heiratet ihre Mutter den Linienschiffsleutnant a.D. Alfred Führich (später auch Fuhrich), der F. 1918 adoptiert. Im Folgejahr kommt sie durch →  R.  Oedl und →  E.  v.  Angermayer zur Karst- und Höhlenforschung, nimmt an Touren ins Tennengebirge teil, insbes. in die Eisriesenwelt bei Werfen, wo sie nach Eröffnung der Höhle für den Fremdenverkehr auch aushilfsweise als Höhlenführerin tätig ist. 1920–21 studiert F. Naturwissenschaften an der Univ. Innsbruck, zieht anschließend in die Bundeshauptstadt, wo sie an der Univ. Wien Vorlesungen in Zoologie, Botanik, Mineralogie, Petrografie, Leibeserziehung und Pädagogik belegt. 1920 tritt F. dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei, wirkt 1921–22 als Schriftführerin und danach als Zweite Beisitzerin im Vereinsvorstand mit. In der Folge nimmt sie regelmäßig an anspruchsvollen Forschungsfahrten in die Eisriesenwelt teil, u. a. ist sie gem. mit → E. Hauser, → R. und F. Oedl sen., Angermayer, →  W.  v.  Czoernig und →  A.  Asal Mitglied der im April 1921 durchgeführten Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Eisriesenwelt. Bei der anschließenden vereinsinternen Auseinandersetzung zwischen dem antisemitisch agierenden Juristen → G. Freytag und dem aus einer jüdischen Familie abstammenden Chemiker Hauser setzt sich F. für den Letztgenannten ein. 1921– 22 unternimmt sie gem. mit den Brüdern R. und F. Oedl sen. und → A. Meeraus mehrwöchige Studienreisen nach Slowenien und beteiligt sich an Forschungs- und Vermessungsfahrten u. a. in die Höhlen Škocjanske jame und Postojnska jama. Zudem entwickelt F. ein ausgewiesenes Interesse für die Höhlenfauna und -flora und fungiert 1922 als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → G.  Kyrle und → O.  Abel. 1922–25 unternimmt sie weitere Auslandsfahrten zu Höhlengebieten in Mähren und Böhmen (1922/24, mit George Elliot Barton), Brasilien (1923, mit Barton), Südfrankreich (1924), Irland (1925, mit Ernest Albert Baker), Dalmatien und Slowenien (1925, mit F.  Oedl  sen. und Barton). Weiters wird sie 1924 mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet. Ein Jahr später legt sie die Lehramtsprüfung ab und tritt als Lehrerin für Biologie und Leibeserziehung ins Mädchen-Reformgymnasium in Wien-Hietzing ein, eines der ersten Gymnasien für Mädchen in Österr., wo F. v. a. im Turnunterricht moderne Methoden einsetzt. Bei einer gem. mit → H.  Bock und ihrer Lehrer178

kollegin Anni Sandtner unternommenen Befahrung der Semriacher Lurgrotte stürzt sie 1926 beim Aufstieg im Geisterschacht von der Drahtseilleiter und kann nur mehr tot geborgen werden. Nach ihrem Ableben erfährt sie zunächst eine ungeahnte Heroisierung, wird aber während der 1930er Jahre weitgehend vergessen. Nachdem ihre Biografie in einem historischen Artikel (2008) beschrieben worden ist, ruft der Verband Österr. Höhlenforscher zwei Jahre später den Poldi-Fuhrich-Preis zur Auszeichnung von Leistungen junger Höhlenforscher ins Leben. W.: In der Fliegengrotte bei St.  Canzian im Karst. Münchner Neueste Nachrichten, 13.11.1921. Div. Ber. und Aufzeichnungen. Protokollbuch des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg (Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde Salzburg), 1921–22. Tätigkeitsbericht (Manuskript, 2 S.), 1924 (Privatarchiv Familie Oedl, Salzburg). L.: H.  Bock, B.  Wolf, E.  v.  Angermayer u. a.: Poldi Fuhrich. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  65. H.  Bock  : Tödlicher Absturz der Höhlenforscherin Poldi Fuhrich in der Lurgrotte bei Semriach. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S. 66–72. E. v. Angermayer  : Poldi Fuhrich †. Salzburger Volksblatt, 29.5.1926. S. 4. N.N.: Gedenkfeier für Poldi Fuhrich. Salzburger Volksblatt, 13.6.1927. S. 5. N.N.: Absturz einer österreichischen Höhlenforscherin in der Lurgrotte. Barlangkutatás 14–15, 1927. S.  97.

G.  Abel  : Gedenktafelenthüllung in der Semriacher Lurhöhle für die Höhlenforscherin Poldi Fuhrich. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  112. G. Prantl  : Poldi Fuhrich. Frauen-Rundschau. Organ des Bundes Österr. Frauenvereine 4, 1953. S.  5–6. E. v. Angermayer u. a. (Red.)  : Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend berühmte Frauen in Wort und Bild, 1975. S. 176. T. R. Shaw  : Poldi Fuhrich. Female Pioneer of Severe Cave Exploration. Cave and Karst Science 33, 2007. S.  119–130. T.  R.  Shaw  : Poldi Fuhrich – Pionierin der extremen Höhlenforschung. Die Höhle 59, 2008. S. 125–140. T. R. Shaw  : Aspects of the History of Slovene Karst 1545–2008, 2010. J. Mattes  : Alexander von Mörk and Poldi Fuhrich  : The Conception of Heroes in Cave Exploration in the Early Twentieth Century. Earth Sciences History 32(1), 2013. S. 132–149.

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Gaisberger, Johann jun. * Bad Aussee (Steiermark) 1931; † Altaussee (Steiermark) 2010 Bergknappe und Höhlenforscher

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B.: Unehelicher Sohn der Bad Ausseer Amtsdienertochter Eleonora Pfandl. Als seine Mutter 1937 abermals schwanger wird, heiratet sie den Altausseer Bergknappen → J. Gaisberger  sen., der G. an Kindes statt annimmt. Durch die Freizeitbeschäftigung des Vaters kommt er bereits als Jugendlicher in Kontakt mit der Karst- und Höhlenkunde und wird 1946 Mitglied der Höhlenforschervereinigung Altaussee. Nach seiner Schulausbildung erhält G. eine Anstellung als Knappe im dortigen Bergwerk. In den folgenden Jahrzehnten nimmt er während seiner Freizeit gem. mit u. a. → A.  Auer, →  F.  Hütter und →  O.  Schauberger als Kartenzeichner an zahlreichen Forschungsfahrten in die Schwarzmooskogel-Eishöhle, Stellerweghöhle (ab 1953) und Liager-Höhle bei Altaussee sowie in die Almberg-Eis- und Tropfsteinhöhle bei Grundlsee (1960–62) teil. 1949 fungiert G. als Gründungsmitglied der Ortsgruppe Ausseerland (ab 1965 Sektion) des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und ist über 33 Jahre im Vorstand, insbes. als Kassier, tätig. 2004 erfolgt seine Ernennung zum Ehrenmitglied des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier. L.: R. Seebacher  : Johann Gaisberger. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 312.

Gaisberger, Johann sen. (vulgo »Fischmeister«) * Fischerndorf bei Altaussee (Steiermark) 1902; † Altaussee 1983 Bergknappe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Bergknappen Eusebius und der Bergknappentochter Aloisia G., geb. Moser. Nach seiner Schulausbildung erhält G. eine Anstellung als Knappe im Salzbergwerk bei Altausseee. Seit 1929 Mitglied im Verein für Höhlenkunde Steirisches Salzkammergut unterstützt er v. a. → O.  Körber bei der Erforschung und den Ausgrabungen in der Salzofenhöhle bei Grundlsee. 1932 wird G. mit dem Bronzenen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet und legt im Folgejahr die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Ab 1935 unternimmt er auf Initiative des höheren Salinenbeamten →  O. Schauberger gem. mit →  F.  Hütter 180

regelmäßige Forschungsfahrten in die Höhlen um Altaussee. 1937 Heirat mit der Bad Ausseer Amtsdienertochter Eleonora Pfandl in Wien-Neulerchenfeld, deren unehelichen Sohn Johann Pfandl (nun → J. Gaisberger jun.) er an Kindes statt annimmt. Geburt des Sohnes Karl (*  1937). Im selben Jahr fungiert G. als Mitbegründer der Höhlenforschervereinigung Altaussee, einer Sektion des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, wo er zum Schriftführer gewählt wird und in der Folge eng mit Schauberger und →  W.  v.  Czoernig zusammenarbeitet. 1945 ist er Mitglied einer politischen Widerstandsgruppe, welche Anfang Mai 1945 eine Sprengung von im Altausseer Bergwerk eingelagerten Kunstschätzen durch die SS sabotiert. Vier Jahre später wirkt G. an der Gründungsversammlung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Obertraun mit. Zeitlebens beteiligt er sich u. a. gem. mit Schauberger, → A. Auer und seinem Sohn Gaisberger jun. an der Erkundung des Großen Knerzenloches, der Strubeck- und Naglsteghöhle bei Bad Ischl, des Loserlochs, der Liager- und Schwarzmooskogel-Eishöhle bei Altaussee, des Fischmeisterlochs und der Stockersteinbärenhöhle bei Bad Aussee sowie der Hüttstatthöhle bei Grundlsee. Als Mitbegründer der Ortsgruppe/ Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark (1949/65) ist G. während der folgenden Jahrzehnte im Vereinsvorstand als Tourenwart und Beirat tätig. 1976 erfolgt seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Sektion. L.: A.  Auer  : Nachruf für Johann Gaisberger senior. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 2(2), 1983. S.  19. T.  Brückler  : Gefährdung und Rettung der Kunstschätze. Versuch einer kritischen Re-

konstruktion. In  : E. Frodl-Kraft (Hg.)  : Gefährdetes Erbe   : Österreichs Denkmalschutz und Denkmalpflege 1918–1945 im Prisa der Zeitgeschichte, 1997. S. 363–383.

Gams, Helmut * Brno (dt. Brünn, Tschechien) 1893; † Innsbruck (Tirol) 1976 Botaniker und Pflanzengeograf

B.: Sohn des Tiroler Maschineningenieurs Edmund und der Künstlerin Margarethe G., geb. Trautenberger. 1899 übersiedelt G. mit seiner Familie nach Zürich und nimmt die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Nach der Primarschule besucht er dortselbst das kantonale Literargymnasium und schließt dieses 1912 mit Matura ab. Daraufhin beginnt er ein Studium der Naturwissenschaften (insbes. der Botanik) an der Philosophischen Fakultät II der Univ. Zürich sowie an der dortigen Eidgenössischen Technischen 181

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Hochschule und hört Vorlesungen u. a. bei den Botanikern Carl Schroeter und Hans Schinz sowie bei den Geologen Albert und Arnold Heim. 1912/14 beteiligt sich G. an Studienfahrten der Univ. nach Algerien, Schweden und Finnland. Ab 1913 beschäftigt er sich mit der Floren- und Vegetationsaufnahme des Unterwallis und promoviert fünf Jahre später mit einer Dissertation zum Thema »Prinzipienfragen der Vegetationskunde«. 1909–19 ist er mit der Untersuchung des Planktons in den Seen und Teichen um Zürich befasst und fungiert 1916–20 als Schriftführer der Zürcher Botanischen Gesellschaft. Daneben ist G. vermutlich 1918–20 als Hilfslehrer in einer Gewerbeschule in Zürich und zugleich als Hauslehrer einer Bremer Lehrerfamilie tätig. Anschließend übersiedelt er 1920 nach München und wirkt bis 1922 als Privat-Sekretär des Botanikers und Schweizer Generalkonsuls Gustav Hegi, wobei G. an dem von diesem herausgegebenen 13-bändigen Werk »Illustrierte Flora Mittel-Europas« maßgeblich mitarbeitet. Nach Erwerb eines Grundstücks in Wasserburg am Bodensee richtet G. dortselbst die privat betriebene Biologische Forschungsstation Mooslachen ein. Während seines Aufenthalts in München kommt G. in Kontakt mit → F. v. Morton und der Karst- und Höhlenforschung, woraus das Vorhaben entsteht, gem. eine Monografie zu Höhlenpflanzen zu verfassen. Dazu befährt G. zahlreiche Höhlen in Bayern, Norwegen und der Schweiz, wo er zur Bewertung der Lebensbedingungen in Tradition von → L. Lämmermayr Lichtmessungen mittels Fotometer vornimmt und die Ergebnisse in einer ökologischen Betrachtungsweise mit den meteorologischen Verhältnissen, dem Höhlenboden und der Fauna der jeweiligen Höhle in Beziehung setzt. 1922–29 ist G. als Stipendiat und Mitarbeiter div. limnologischer Stationen tätig, u. a. der Biologischen Station in Lunz. Durch Kontakte mit norwegischen Botanikern und finanzieller Unterstützung des Nansen-Fonds führt G. Vegetationsaufnahmen im skandinavischen Hochgebirge, in Bayern und Russland durch, zudem auch pflanzengeografische Arbeiten zur Flora Vorarlbergs und des Rheingebiets. 1929 habilitiert er sich in Pflanzengeografie an der Univ. Innsbruck mit einer Vegetationsmonografie des Wallis mit dem Titel »Von den Follatères zur Dent de Morcles«, erweitert 1935 seine Habilitation auf systematische Botanik und ist bis 1939 an der dortigen Univ. als Priv.-Dozent tätig, wo ihm aufgrund des ehemals jüdischen Glaubens seines Vaters (1884 konvertiert) seine Karriere erschwert wird. Annahme der österr. Staatsbürgerschaft und Heirat (1930) mit Margarethe Schima, Geburt des Sohnes Konrad (* 1934). Weiters wird G. 1932 zum Generalsekretär der »International Union for Quaternary Research« ernannt, allerdings wird ihm bereits sechs Jahre später aus rassischen Grün182

den die Lehrbefugnis entzogen. 1938–45 fungiert er stattdessen als botanischer Berater beim Bau der Reichsautobahn. Zum Militärdienst eingezogen, muss er 1943–44 bei der Grenzwachtkompanie in Südtirol Dienst tun. 1945–57 wieder als Priv.-Dozent an der Univ. Innsbruck tätig, wird G. 1947 u. a. im Hinblick auf die im NS-Regime erlittene politische Verfolgung zum ao. Professor für systematische Botanik und 1959 zum o. Professor ernannt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der europäischen Kryptogamenflora, v. a. auf Moosen und Flechten. Zudem veröffentlicht er Arbeiten zu Themen der Pflanzensystematik, Paläobotanik, Arealkunde, Palynologie, Biozönotik und Florengeschichte des Quartärs. G. ruft in den Nachkriegsjahren Sommerkurse für Alpinbotanik ins Leben, welche er über zwei Jahrzehnte im Bundessportheim der Univ. Innsbruck in Obergurgl (später Forschungsstelle angeschlossen) veranstaltet. Weiters setzt er erfolglose Initiativen um Etablierung eines Alpeninstituts und Alpenmuseums in Innsbruck, u. a. fordert er bereits 1935 die Einrichtung eines Nationalparks in Österr. und ist um die Stellung der Biologie als Unterrichtsfach in der Mittelschule bemüht. G. fördert die Umweltschutzbewegung, u. a. durch Engagement im Deutschen und Österr. Alpenverein (ab 1920 Sektion Lindau/München, ab 1929 Sektion Innsbruck), der Tiroler Bergwacht (seit 1931) und der Internationalen Union für Naturschutz. 1956 wird er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle gewählt und emeritiert acht Jahre später. An der Österr. Akademie der Wissenschaften wird G. 1972 zum Mitglied des Österr. Nationalkomitees für das UNESCO-Programm »Man and Biosphere« ernannt. Zwei Jahre später wird ihm das Österr. Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. W.: Prinzipienfragen der Vegetationsforschung. Vierteljahrsschr. der Naturforschenden Ges. in Zürich 63, 1918. S.  293–493. (Mit F.  v.  Morton)  : Pflanzliche Höhlenkunde. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  143–185. Fortschritte in der Systematik, Floristik und Pflanzengeographie der Schweizerflora. Bryophyta (mehrere Teile). Ber. der Schweizerischen Botanischen Ges. 30–31, 1922. S.  47–63  ; 32, 1923. S. 66–69  ; 33, 1924. S. 71–73. Farn. Leguminosae. In  : G. Hegi (Hg.)  : Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Bd. 4(3), 1924. S. 1113–1644. Farn. Geraniaceae. In  : G.  Hegi (Hg.)  : Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Bd.  4(3), 1924. S.  1656–1726. Die klimatische Begrenzung der Pflanzenareale. Geographische Ztschr. 30, 1924. S.  205–210. (Mit F.  v.  Morton)  : Höhlenpflanzen, 1925. Von den Follatères zur Dent de Mordes.

Vegetationsmonographie aus dem Wallis. Beitr. zur geobotanischen Landesaufnahme der Schweiz 15, 1929. S. 1–760. Pflanzenwelt Vorarlbergs. Heimatkunde von Vorarlberg 3, 1931. S. 1–76. (Hg.)  : Kleine Kryptogamenflora. 6 veränderte Teile, ab 1940 (bes. Bd. 1  : Die Moos- und Farnpflanzen, 1940). L.: G.  Gärtner  : Univ.-Prof. Dr. Helmut Gams zum Gedächtnis. Natur und Land 62(2–3), 1976. S.  83–84. N.N.: Ein sehr bedauerlicher Verlust. In memoriam Univ.-Prof. Helmut Gams. Der Alpengarten – Ztschr. für Freunde der Alpenwelt 19(2), 1976. S.  3. H.  Pitschmann  : Nachruf auf em. o. Univ.-Prof. Dr. phil. Helmut Gams. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 64, 1977. S. 207–222. M. Steiner  : Helmut Gams. Decheniana, Verh. des Naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalen 130, 1977. S.  21. H.  Franz  : In me183

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moriam Univ.-Prof. Dr. Helmut Gams. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 116–117, 1978. S. 5–6. G. Gärtner  : Zum 100. Geburtstag von Univ. Prof. Helmut Gams. Natur und Land 79(5–6),

1993. S. 127–128. H. Hertel, G. Gärtner, L. Lökös, E. Farkas  : Forscher an Österreichs Flechtenflora. Stapfia 104(2), 2017. S. 2–211.

Gamsjäger, Peter (vulgo »Poidn Peda«, »Gamspeter«) * Obertraun (Oberösterreich) 1859; † Obertraun 1936 Bahnwärter und Fremdenverkehrspionier

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B.: Sohn des Obertrauner Bauern Joseph und der Maria G. Nach dem Besuch der Volksschule erhält G. eine Anstellung als Weichensteller und Bahnwärter der Kronprinz Rudolf-Bahn am Bahnhof Obertraun und wird später in den Dienst der Österr. Staatsbahnen übernommen. Daneben hält er Kleinvieh und vermietet ab ca. 1905 Fremdenzimmer an Sommergäste. 1897 entdeckt G. auf der Suche nach seinen Weideschafen oberhalb der seit 20 Jahren aufgelassenen Niederen Schönbergalm bei Obertraun ein vermutlich von alters her bekanntes Windloch (später Dachstein-Rieseneishöhle genannt), in dem er während eines Unwetters Schutz sucht, aber nicht tiefer in die Höhle vordringt. Der fremdenverkehrsmäßigen Attraktivität von Höhlen (z. B. der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun, die bereits 1910 vom Touristenverein »Die Naturfreunde« erschlossen worden ist) durchaus bewusst, erzählt G. den in Obertraun weilenden Sommergästen von seiner Höhlenentdeckung auf der Schönbergalm, darunter →  A.  v.  Mörk und der Wiener Kunstexperte Friedrich Widter, welche die Höhle 1909 – allerdings nur im Eingangsbereich – begehen. Im Juli 1910 folgt seinem Ratschlag eine Gruppe aus Linzer Höhlenforschern, bestehend u. a. aus → G.  Lahner, → J.  Pollak und → J.  Kling, die erstmals tiefer in die Höhle vordringen. Weitere Expeditionen folgen im August und September 1910 (z. B. mit → H. Bock, dessen Ehefrau Hanna, Kling, Mörk, → A.  Hobelsberger und → R.  v.  Saar), bei denen der sogenannte »Tristan-« »Parzival-« und »König-Artus-Dom« der Dachstein-Rieseneishöhle entdeckt werden. Dabei kommt die Idee auf, die Höhle für den Fremdenverkehr zu erschließen, was in den nächsten Jahren insbes. aufgrund der Bestrebungen von Bock und Lahner schrittweise umgesetzt wird. 1911 kommt G. im Rahmen des Ersten Österr. Speläologen-Kongresses in Hallstatt mit den führenden Höhlenforschern in Kontakt und tritt zwei Jahre später der Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. bei. In der Folge wird er zum Obmann des lokalen 184

Vereins zur Hebung des Fremdverkehrs und Ortsverschönerung gewählt und setzt sich in dieser Funktion für die touristische Erschließung des Inneren Salzkammerguts ein. L.: R.  Pilz  : Peter Gamsjäger. Dem Entdecker der Dachsteinhöhlen zum Gedenken. (Linzer) Tagespost, 16.7.1936. S.  6. N.N.: Peter Gamsjäger. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun)

17, 1992. S.  18. R.  Pilz   : Einheimische Höhlenforscher. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 20, 1995. S. 45–48.

Gangl (geb. Novak), Johann * Klagenfurt (Kärnten) 1906; † Graz (Steiermark) 1966 Postbeamter, Schlosser und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn des aus Gnesau stammenden Postamtsdieners Johann G. und des in Eberndorf (Dobrla vas) geborenen Stubenmädchens und Hausbesitzertochter Rosalia Novak. Nach der Heirat der Eltern (1910) besucht G. vermutlich in Klagenfurt die Volks- und Bürgerschule und absolviert anschließend eine Lehre zum Schlosser. Um 1921 beginnt er sich für die Karst- und Höhlenkunde zu interessieren und legt 1930 die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Nach seiner Übersiedelung von Klagenfurt nach Graz und einer kurzen Phase der Arbeitslosigkeit tritt er 1933 in den Dienst der Österr. Post ein, der G. bis zu seiner Pensionierung, zuletzt als Postoberkontrollor, angehört. Im selben Jahr gründet er gem. mit u. a. → H.  Bock, Karl Wüstner und Hans Miggitsch den Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark und wird zu dessen Obmann gewählt. Weiters beteiligt sich G. an der Erkundung, Vermessung und Kartierung u. a. der Frauenmauerhöhle und der Lurgrotte, wo ihm 1935 gem. mit Bock, Johann Schinnerl und Adolf Mayer, Sohn von → A. Mayer, die Durchquerung der Höhle zwischen den Eingängen in Peggau und Semriach gelingt (1942–43 wiederholt). 1938 tritt G. aus der röm.-kath. Kirche aus und heiratet im Folgejahr die Notariatsangestellte Else G. Im Zuge der Neuordnung der Karst- und Höhlenforschung im Deutschen Reich nimmt er gegenüber den Plänen von →  H.  Brand und → F. Waldner eine ablehnende und hinauszögernde Haltung ein. 1941 wird G. bei der Gründung des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung zum Gaugruppenleiter für den Reichsgau Steiermark und 1943 im Reichsbund deutscher Höhlen- und Schaubergwerke zum Gaugruppenleiter von Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Kärnten ernannt. Nach Kriegsende wird er im Zuge der Neuorganisation des Füh185

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rungsbetriebs in der Lurhöhle zum geschäftsführenden Obmann der Lurgrotten-Gesellschaft bestellt und leitet in den Nachkriegsjahren die Ausbauarbeiten in der Höhle. Dabei ist G. maßgeblich an der Entscheidung über die Anlage der Führungswege in der Schauhöhle beteiligt und ist bis zu seinem Ableben dortselbst als Höhlenführer tätig. 1959 wird er mit der Goldenen Medaille für Verdienste um die Republik Österr. ausgezeichnet.

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W.: (Mit K. Wüstner)  : Landesverein für Höhlenkunde in Steiermark. Jahresbericht 1933. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1934. S. 95–96. Die erste Durchfahrung der Semriach-Peggauer Lurhöhle in einem Zuge vom Landesverein für Höhlenkunde in Steiermark, Graz. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  100–111. Das Eis in der Frauenmauerhöhle. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(1), 1937. S.  3–6. Die Schöckelhöhlen. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(2), 1937. S. 16–18. Die Einsiedlergrotte. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(3), 1937. S. 24–25. Die Schmelzofenhöhle. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(3), 1937. S. 26–27. Vor 43 Jahren in der Lurhöhle eingeschlossen. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(3), 1937. S. 29–31. Die englischen Speläologen in Steiermark. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(4), 1937. S.  35–39. Die Forschungen Max Brunellos im Tannebengebiet. Mitt. für Höhlenkunde (Graz)

N.F. 30(1), 1938. S.  1–3. Gesammelte Urkunden des Wildemannloches  : Urkunden der Erstbefahrer, später Höhlenbuch. Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark. Höhlenforschung und Staat. Protokoll der 3.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1949. S. 28–30. L.: W. Morocutti  : Else Gangl – der »Kameramann« aus der Lurgrotte. Wiener Illustrierte Kronen-Zeitung, 22.11.1942. S.  6. N.N.: Nachruf. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 18(1), 1966–67. S. 24. K.-H. Hochschorner  : Zur Geschichte des höhlenkundlichen Vereinswesens – Die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der höhlenkundlichen Vereine in Österreich, Dipl.-Arb. Univ. Wien, 1979. S. 97.

Ganglbauer, Ludwig * Wien 1856; † Rekawinkel (Niederösterreich) 1912 Entomologe, Museumskustos und Lehrer

B.: Älterer Sohn des Franz, Oberfinanzrat der Staatsschuldenkasse, und der Drechslertochter Anna G., geb. Paal. Neffe von Cölestin Josef G., Abt in Kremsmünster und ab 1881 Kardinal in Wien. 1866–74 besucht G. das Schottengymnasium in Wien und legt die Matura ab. Anschließend beginnt er ein Studium der Naturwissenschaften (insbes. der Zoologie und Botanik), das er mit der Lehramtsprüfung (1878), aber ohne Doktorat abschließt. Dabei entwickelt er eine ausgesprochene Neigung zur systematischen Koleopterologie (Käferkunde). 1879–80 erhält G. eine Anstellung als Probekandi186

dat am Akademischen Gymnasium in Wien, wird anschließend Assistent am Hof-Naturalienkabinett und als Nachfolger von Hermann Krauss mit der Verwaltung der Koleopterensammlung betraut. 1880 tritt er der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien bei und fungiert 1895–1907 als Mitglied des Vorstands. 1881 initiiert G. mit u. a. Edmund Reitter und Franz Löw die Gründung der Wiener Entomologischen Zeitung, aus deren Redaktion er drei Jahre später ausscheidet. Daneben ist G. Mitglied der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs und später der Sektion für Naturkunde unter → F. v. Hauer und → F. Kraus. Während seiner Sammelfahrten besucht er zahlreiche Höhlen, insbes. in Siebenbürgen, Krain, dem Dinarischen Karst und dem Küstenland und untersucht diese faunistisch. Ausgehend von einer Neuauflage von Ludwig Redtenbachers »Fauna Austriaca« entwickelt G. das Vorhaben, das Untersuchungsgebiet von Österr.-Ungarn auf Deutschland, Schweiz, Oberitalien und den französischen Alpenraum auszudehnen und eine umfangreiche deskriptive Gesamtdarstellung der Käfer Mitteleuropas zu verfassen, welche zu seiner Lebensaufgabe wird. Dafür entwirft er eine neue Systematik auf Basis natürlicher Verwandtschaft. 1883 Heirat mit Eugenie Starke, Geburt eines Sohnes. Neben seinen dienstlichen Verpflichtungen unternimmt G. ausgedehnte Sammelreisen, u. a. in die Südsteiermark (1894), die Wojwodina, das Banat und nach Siebenbürgen (1895–96), nach Dalmatien (1897), nach Istrien und ins Küstenland (1901) und nach Krain und Oberitalien (1898–99, 1903–09). Ab 1885 wirkt G. als Kustos-Adjunkt, acht Jahre später wird er zum Kustos, 1898 zum Kustos 1. Klasse und 1906 zum Direktor der Zoologischen Abtlg. des Naturhistorischen Hofmuseums befördert. Der administrativen Belastung zunehmend nicht gewachsen, zieht sich G. auf sein Anwesen in Rekawinkel zurück, wo er weiterhin an einer Gesamtdarstellung der Käfer Mitteleuropas arbeitet, welche er, 1910 an Darmkrebs erkrankt, allerdings nicht mehr fertigstellt. Von dem auf sechs oder sieben Bände angelegten Projekt erscheinen nur vier. 1908 wird G. zum Regierungsrat und korresp. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaft in Wien ernannt. Seine dem Verein für Höhlenkunde in Österr. überlassene, private Höhlenkäfersammlung bildet den Grundstock der zoologischen Exponate des 1912 u. a. von → G. Lahner initiierten, weltweit ersten Museums für Höhlenkunde am Pöstlingberg in Linz. Der Nachlass von G. befindet sich am Naturhistorischen Museum Wien. W.: Coleoptera. Zoologischer Jahresber., hg. von der Zoologischen Station zu Neapel, 1882. S.  170– 286  ; 1883. S.  103–300  ; 1884. S.  224–352  ; 1885. S.  204–339. Cicindelidae, Carabidae. In  : L.  v.  Heyden, E. Reitter, J. Weise (Hg.)  : Catalogus Coleopte-

rorum Europae, Caucasi et Armeniae rossicae, 1883. S. 1–58. Neue Fundorte von Höhleninsekten. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 4, 1889. S.  103. Neue Fundorte von Höhleninsecten. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 187

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2(2), 1890. S. 14. Die Käfer von Mitteleuropa. Die Käfer der österreichisch-ungarischen Monarchie, Deutschlands, der Schweiz, sowie des französischen und italienischen Alpengebietes, 3 ½ Bde., 1892–1904. Neue und wenig bekannte Carabiden. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 46, 1896. S. 457–467. Sammelreisen nach Südungarn und Siebenbürgen. Coleopterologische Ergebnisse derselben. I.  Teil. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 11, 1896. S. 164–187. (Mit H. Krauss)  : Eine coleopterologische Exkursion auf den Monte Canin in den Julischen Alpen. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 52, 1902. S. 101–109. Zwei neue subterrane Rüsselkäfer der bosnisch-herzegowinischen und der süddalmatinischen Fauna. Münchener Koleopterologische Ztschr. 1, 1903. S. 184–185. Neue Carabiden der Ostalpen. Wiener Entomologische Ztschr. 30, 1911. S. 237–245. L.: W. Hubenthal  : Ganglbauer †. Entomologische Bl. 8(8–9), 1912. S.  193–196. F.  Spaeth  : Ludwig Gan-

glbauer. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 62, 1912. S.  417–435. K.  Holdhaus  : Ludwig Ganglbauer †. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 24, 1912. S. 53–57. F. Becke  : Ludwig Ganglbauer. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 63, 1913. S. 382–383. F.  Spaeth, A.  Hetschko  : Ludwig Ganglbauer (mit Schriftenverzeichnis). Wiener Entomologische Zeitung 32, 1913. S. 1–15, 180. A. Handlirsch, F. Steindachner  : Jahresbericht für 1912. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 27, 1913. S.  1–4. R.  Dittrich  : Ludwig Ganglbauer †. Jahresheft des Vereins für schlesische Insektenkunde zu Breslau 6, 1913. S. 25–26. F. Heikertinger  : Noch ein Gedenkblatt für Ludwig Ganglbauer. Wiener Entomologische Zeitung 33, 1914. S. 131–139. F. Heikertinger  : Erinnerungen an Ludwig Ganglbauer und seine Zeit. Zum 25. Todestag des Verfassers der »Käfer von Mitteleuropa«. Koleopterologische Rundschau 23, 1937. S. 43–110.

Gaugg, Anton (vulgo »Pleis’n Toni«) * Scharnitz (Tirol) 1920; † Scharnitz 2007 Hüttenwirt, Bergführer und Bergretter

B.: Sohn des Gustav und der Ida G., geb. Schweitzer. Während seiner Kindheit als Hüterjunge auf den Almen um Scharnitz und Partenkirchen beschäftigt, beginnt G. ab 1940 gem. mit Rudolf Graf das Höhlengebiet um die Pleisenspitze zu erkunden und entdeckt dabei die Vorderkarhöhle. Während der Kriegsjahre wird er zur deutschen Wehrmacht eingezogen, als Soldat an der Ostfront eingesetzt und gerät in russische Kriegsgefangenschaft, aus welcher er erst 1949 entlassen wird. Nach seiner Rückkehr nach Scharnitz stößt G. zu der seit 1948 in Innsbruck bestehenden Höhlenforscherrunde um → L.  Handl, → O.  Engelbrecht, → E.  Bitzan, → G.  Mutschlechner, → V. Büchel und Maria Gundolf und wird Gründungsmitglied des 1952 ins Leben gerufenen Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol. Bei Streifzügen im Bereich der Pleisenspitze entdeckt G. ab 1950 mehrere Höhlen, u. a. den nach ihm benannten »Anton-Gaugg-Eisschacht«. In der Vorderkarhöhle trifft er gem. mit Josef Gaugg, Maria Gundolf und Engelbrecht bei Grabungen auf das Skelett eines rund 2000 188

Jahre alten Elchkalbes. Noch während der Kriegsjahre reift in ihm der Entschluss, auf einem Platz unterhalb der Vorderkarhöhle eine privat geführte Schutzhütte zu bauen, welche er 1953–54 in Eigenregie errichtet und bis 1995 als Hüttenwirt bewirtschaftet. 1970 Heirat mit der aus München stammenden Tamara Schweiger, Geburt der Kinder Sam (* 1971), Siegfried (* 1972) und Mirjam (* 1977). Seit 1957 hält G. regelmäßig öffentliche Vorträge unter dem Titel »Das Karwendel  – mein Leben«, z. B. auch in Deutschland und Schweden. 1955–75 ist er zudem während der Sommer- und Wintermonate als Berg- und Schiführer tätig und wirkt 1950–75 als Bergretter in Scharnitz, u. a. als Mitglied der Lawinenstaffel. L.  : O.  Engelbrecht  : Höhlenforschungen im Karwendelgebirge. Die Höhle 3(1), 1952. S.  15. H.  Kuntscher  : Pioniere der Höhlenforschung in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 37, 1998. S. 1–7. B. Mair, H.  Blaha  : Das Karwendel, mein Leben (biografische

Filmdokumentation zu Anton Gaugg, Kunst- und Kulturverein Scharnitz), 2006. S. Böderl  : Nachruf auf die Karwendellegende Toni Gaugg. Alpenpark Karwendel  – Magazin der Alpenpark-Gemeinden (7), 2007. S. 17.

Gaunersdorfer, Gustav * Litschau (Niederösterreich) 1861; † Wien 1914 Richter, Sammler und Höhlenforscher

B.: Sohn des Johann, Adjunkt beim Bezirksamt in Litschau, und der Franziska G., geb. K(o)eck. Nach der Volksschule besucht G. das Staats-Obergymnasium der Benediktiner in Kremsmünster und maturiert 1879. Anschließend beginnt er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien und promoviert. Fünf Jahre nach Abschluss der Mittelschule leistet G. den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim k. u. k. Infanterie-Regiment Nr.  59 ab, zuletzt als Leutnant d.  Res. 1887 absolviert er seine Rechtspraxis in Salzburg, wird zwei Jahre später zum Schriftführer des Juristischen Vereins zu Salzburg ernannt und nach der Ablegung der Richteramtsprüfung (1891) als Gerichtsadjunkt nach Mank in Niederösterr. versetzt. Im selben Jahr heiratet er die Gutsverwaltertochter Aloisia Schina aus Mikulov. Geburt des Sohnes Gustav (* 1896). 1895 wird G. als Gerichtsadjunkt nach Ried im Innkreis und zwei Jahre später als Gerichtssekretär und Bezirksrichter von Hernals an das Landesgericht Wien versetzt, wo er aufgrund seiner jovialen Art große Popularität unter der Bevölkerung erlangt und rigide gegen Lebensmittelfälscher vorgeht. Daneben entwickelt er ein ausgewiesenes 189

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Interesse für Botanik, sammelt und legt Herbarien insbes. von im Eingangsbereich von Höhlen gedeihender Flora an. Zudem gilt G. als außerordentlicher Musikliebhaber, etwa wird auch sein ebenfalls als Richter tätiger Vater zum Vizepräsidenten des Salzburger Mozarteums ernannt. Ab 1908 wirkt G. als Landesgerichtsrat (Senatsvorsitzender) am Landesgericht Linz, wo er neben seinen dienstlichen Verpflichtungen auch die Direktion des Botanischen Gartens übernimmt. Bei seinen Ausflügen als Sammler ins Innere Salzkammergut kommt er in Kontakt mit → G. Lahner, der ihn zu Höhlenbefahrungen einlädt und für das Karst- und Höhlenphänomen interessiert. 1910 wird G. Mitbegründer der von Lahner geführten Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. und fungiert bis zu seinem Ableben als stv. Obmann. 1913 wird er an das Landesgericht für Zivilsachen in Wien versetzt.

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W.: Über Höhlenflora. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 4(4), 1911. S.  8–9. Zur Flora der Dachstein-Rieseneishöhle. In  : H.  Bock, G.  Lahner, G.  Gaunersdorfer  : Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises, 1913. S. 35–39. Über Höhlenalgen. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 7(2), 1914. S. 11–12. L.: N.N.: Landesgerichtsrat Gustav Gaunersdorfer †. (Linzer) Tagespost, 16.10.1914. S.  4. N.N.: Lan-

desgerichtsrat Gustav Gaunersdorfer †. Neue Freie Presse, 17.10.1914. S.  9–10. N.N.: Landesgerichtsrat Gustav Gaunersdorfer †. Illustrierte Kronen-Zeitung, 17.10.1914. S.  2. R.  Werner, G.  Lahner  : Bericht über die Hauptversammlung der Landessektion Oberösterreich des Vereines für Höhlenkunde in Österreich. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 8–12(1), 1915–19. S. 6–7. Österr. Staatsarchiv (AVA Justiz JM Präs. A 141a.83, Personalstandesausweis Gustav Gaunersdorfer).

Globočnik von Sorodolski, Anton * Železniki (dt. Eisern, Slowenien) 1825; † Wien 1912 Jurist, Verwaltungsbeamter und Schauhöhlenverwalter

B.: Sohn des Hammerwerksarbeiters und Grundbesitzers Jozef und der Neza G., geb. Varl. Nach dem Besuch des Staatsgymnasiums in Ljubljana und Ablegung der Matura beginnt G. 1848 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, wo er durch seinen Studienkollegen Peter Kozler für die slowenische Nationalbewegung gewonnen und anschließend zum Sekretär der slowenischen Bewegung in Wien gewählt wird. Zudem beteiligt er sich an der Erstellung eines Nationalprogramms, welches 1848 in der slowenischsprachigen Zeitung »Kmetijske in rokodelske novice« (Landwirt190

schaftliche und handwerkliche Nachrichten) veröffentlicht wird. Im selben Jahr nimmt G. gem. mit dem Dichter Stanko Vraz (auch Jakob Fras) am »Slawischen Kongress« in Prag teil. Nach Studienabschluss wieder nach Krain zurückgekehrt, fungiert er 1848 als Rechtspraktikant am Stadt- und Landgericht von Ljubljana und im Folgejahr als Auskulant am Kollegialgericht von Kranj. Zwei Jahre später wird G. dem Landesgericht in Ljubljana zugewiesen, 1851 zum Gerichtsadjunkten in Osijek, 1855 zum Bezirksrichter in Stubica und 1857 zum Bezirksvorsteher in Čakovec (Kroatien) befördert. Heirat mit Nina Terčič, Geburt der Kinder Emilija (* 1857), Rudolf (* 1859) und Vladimir (* 1860). 1860–61 setzt sich G. in der politischen Übergangsphase zwischen Oktoberdiplom und Februarverfassung, welche die kroatischen Autonomie-Bestrebungen einschränkt, für deren nationale Interessen ein, worauf er abgesetzt und nach Ljubljana zum Dienst an der dortigen Landesregierung beordert wird. 1863 wird er ­ ostojna wieder zum Bezirksvorsteher und vier Jahre später zum Bezirkshauptmann von P ernannt und wirkt dortselbst bis 1885 zugleich als Sekretär der Grottenkommission, welche den Führungsbetrieb in der Postojnska jama verwaltet. In dieser Funktion regelt G. die Besitzansprüche der Gemeinde auf die Schauhöhle. Diese bleibt zwar weiterhin in Staatsbesitz, fortan fällt jedoch die Hälfte der Überschüsse (abzgl. Betriebsausgaben) an die Gemeinde. In den Folgejahren fungiert er als Förderer des lokalen Fremdenverkehrs und des Schauhöhlentourismus, u. a. initiiert er die Neuanlage des Führungswegs auf den sogenannten »Kalvarienberg« der Höhle, die Errichtung eines Schienennetzes vom Eingang bis zum Fuß des »Kalvarienberges« (1872) und den Einbau einer elektrischen Beleuchtung (1884). Zudem bemüht sich G. als Mitglied in der Karstaufforstungs-Kommission der Landesregierung um die Wiederaufforstung des Slowenischen Karstes und engagiert sich im Straßen- und Schulbau. Daneben knüpft er persönliche Kontakte zu → F. Kraus und → F. v. Hauer und gibt den Anstoß, nach dem schweren Hochwasser von 1882 die Kesseltäler von Krain syste­matisch nach Höhlen zu durchforschen und verlegte Schwinden wieder freizulegen, was die Initialzündung für die höhlenkundliche Dokumentation des Slowenischen Karstes bildet. 1884 wehrt sich G. erfolgreich gegen die dauerhafte Verpachtung der Höhle an ein von Peter Grasselli geführtes Unternehmer-Konsortium aus Ljubljana und Triest. Daneben entwickelt er eine rege Publikationstätigkeit zur Geschichte Krains, zum Geldwesen und der Rechtsgeschichte von Österr. Im Zuge dessen tritt G. dem historischen Verein für Krain sowie dem Museal-Verein für Krain bei, dem er nach dem Tod von Karl Deschmann ab 1889 als Obmann vorsteht. 1885 wird er zum Regierungsrat und zum Militärreferenten der Landesregierung ernannt, zwei Jahre später folgt die Bestellung zum Konservator der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. 1890 tritt G. in den Ruhestand und wird als Edler v. Sorodolski in den 191

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Adelsstand erhoben. Zehn Jahre später zieht er zu seinem Sohn, später Sektionschef am Finanzministerium, nach Wien.

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W.: Mili bratje Slovenski   ! V imenu Slovencev na Dunaji. Novice, 12.4.1848. S.  60. Geschichtlich-statistischer Überblick des Bergortes Eisnern. Mitt. des historischen Vereins für Krain 22, 1867. 1–31. Allgemeines Gesetz-Repertorium, 1882. Übersicht der Verwaltungs- und Rechtsgeschichte des Landes Krain, 1893. Geschichtliche Übersicht des österreichischen Geld- und Münzwesens, 1897. Österreichs statistisch-historische Entwicklung, 1897. K petdesetletnici slovenske narodne zavesti. V spomin na leto 1848. Izvestja muzejskega društva za Kranjsko 8(1), 1898. S. 1–15. Zgodovinski spominek iz Medjimurja. Izvestja muzejskega društva za Kranjsko 8(5), 1898. S. 145–152. Der Adel in Krain (2 Teile und Nachwort). Mitt. des Museal-Vereins für Krain 12, 1899. S. 1–16, 52–64, 78–82. Železniki. Rudarski in fužinarski kraj. Zgodovinsko-statistični oris v regestah, 1999. L.: M.  Pajk  : Anton Globočnik pl Sorodolski †. Car-

niola 3(2), 1912. S.  150–154. N.N.: Regierungsrat Anton Globočnik Edler von Sorodolski. Laibacher Zeitung, 5.3.1912. S.  491. N.N.: Das Leichenbegräbnis. Laibacher Zeitung, 7.3.1912. S.  508. N.N.: Anton Globočnik pl. Sorodolski. Dom in svet 15(6), 1912. S.  237. F.  Habe  : Anton Globočnik, narodni buditelj in pionir jamskega turizma. Loški razgledi 26, 1979. S.  177–181. F.  Habe  : 100 Jahre organisierte Höhlenforschung in Slowenien. Carinthia II 180/100, 1990. S.  289–293. L.  Cafuta  : Od kdaj in kakšna slovenska zastava. Nedeljski dnevnik 31, 1991. S.  8. C.  Zupanc  : Dr.  Anton Globočnik pl. Sorodolski. Primorska srečanja 188, 1996. S.  835–838. V.  Trojar  : Anton Globočnik pl. Sorodolski. Železne niti (Železniki) 2, 2005. S. 113–116. T. Pavšič  : Politično in kulturno delovanje Antona Globočnika pl. Sorodolskega. Anthropos (Ljubljana) 3–4, 2007. S. 325–334.

Götzinger, Gustav * Nové Syrovice (dt. Neu-Serowitz, Tschechien) 1880; † Pressbaum (Niederösterreich) 1969 Geologe und Geograf

B.: Sohn des Karl, Rentmeister und Gutsverwalter der Grafen v. Nimptsch, und der Gutsbesitzertochter Emma G., geb. Fürst. Nach dem Besuch des Staatsgymnasiums in Znojmo (1891–99) und Ablegung der Matura beginnt G. ein Studium der Geografie, Geologie und Paläontologie an der Univ. Wien und promoviert 1905 bei Albrecht Penck mit der Dissertation »Beiträge zur Entstehung der Bergrückenformen«. Ab 1903 ist er als Assistent am Institut für Geografie der Univ. Wien tätig und wird drei Jahre später mit hydrografischen, kartografischen und geologischen Arbeiten an der neu gegründeten Biologischen Station in Lunz betraut, zugleich bearbeitet er im Auftrag des Vereins zur naturwissenschaftlichen Erforschung der Adria die Ozeanografie in deren nördlichem Küstenabschnitt. Während der Sommermonate ist G. als Volontär der Geolo192

gischen Reichsanstalt (1905–11) u. a. mit Gletscherforschungen und -messungen sowie selbstständigen Kartierungsaufträgen in der Ortlergruppe, den Kalkgebirgen in Ober- und Niederösterr., Nordmähren, den Westkarpaten und ab 1914 auch in Dalmatien tätig. Seine Untersuchungen an der Adria und im Dürrensteingebiet bei Lunz führen zu einem gründlichen Studium von Verkarstungserscheinungen und Höhlen, insbes. deren Genese, welche er in Tradition von → F. K atzer, → W. v. Knebel und → H. Bock Höhlenflüssen zuschreibt. 1912 wechselt er zunächst als Praktikant an die Geologische Reichsanstalt und wird im Folgejahr zum Assistenten befördert. Während des Ersten Weltkriegs ist G. als Kriegsgeologe in Ostgalizien und Schlesien eingesetzt und wird im Rahmen der Österr. Höhlendüngeraktion unter der Leitung von → R. Willner und → G. Kyrle mit der Erforschung der Phosphatvorkommen in der Höhle von Cioclovina (ungar. Csoklovina, Rumänien) betraut. Später dehnt er die Phosphatforschungen auf die Glaukonit-Sandsteine des Helvetikums im Bregenzer Wald, auf steirische Höhlen (insbes. Drachenhöhle bei Mixnitz) und die Lagerstätten in der Molassezone von Oberösterr. aus. Zudem beschäftigt sich G. intensiv mit ölund gasgeologischen Erkundungen im Flysch und Alpenvorland zwischen Salzburg und Wien sowie mit der Karsthydrografie der Osterhorngruppe und des Toten Gebirges. 1919 wird er zum Adjunkten, zwei Jahre später zum Geologen und 1926 zum Chefgeologen der Geologischen Bundesanstalt befördert sowie 1923 mit dem Titel »Bergrat« ausgezeichnet. Ein Jahr zuvor heiratet er Anna Matauscheck, Geburt der Tochter Charlotte (* 1918). 1922 fungiert G. als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O.  Abel und Kyrle und wird 1932 gem. mit → R. Boehmker und → K. Ehrenberg in den Vereinsausschuss gewählt. Ab 1927 ist er als Beirat der Bundeshöhlenkommission und 1928–40 als Mitglied des redaktionellen Beirats der »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung« tätig, aus der die »Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde« (1940–43) entsteht. Zudem beschäftigt sich G. ab 1928 u. a. durch den Einfluss von O. Abel und der neu gegründeten Lehrkanzel für Höhlenkunde unter Kyrle vertiefend mit Quartärgeologie und Prähistorie. Zugleich beteiligt er sich an der Gründung der »International Union for Quaternal Research« und fungiert u. a. als geschäftsführender Präsident (1932–36) und Mitorganisator des »3rd Congress of the International Union for Quaternary Research« in Wien (1936). Im Jänner 1938 wird G. als Nachfolger von Otto Ampferer zum Direktor der Geologischen Bundesanstalt ernannt, aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten u. a. von Hans Peter Cornelius zum Rücktritt gedrängt und erst wieder 1940 als Chefgeologe in den Dienst der umbenannten Zweigstelle Wien der Reichsstelle für Bodenforschung gestellt. Nach Kriegsende wird G. neuerlich als Direktor der Geologischen Bundesanstalt eingesetzt und zum Mitglied der neu geschaf193

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fenen staatlichen Höhlenkommission unter der Leitung von → R. v. Saar berufen. In der Folge wirkt er am Zustandekommen des Lagerstättengesetzes mit und wird 1947 bei gleichzeitiger Weiterverwendung für die Dauer von zwei Jahren in den Ruhestand versetzt. Nach seiner Ernennung zum Hofrat (1948) fungiert G. 1952–55 als Präsident der Geologischen Gesellschaft, ab 1956 auch als deren Ehrenpräsident. 1945–49 ist er an der Österr. Akademie der Wissenschaften Mitglied der Verbandkommission österr. Wissenschaft und 1946–52 Mitglied der Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau. Die Auszeichnung mit dem Preis für Naturwissenschaften der Stadt Wien erfolgt 1954.

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W.: Beiträge zur Entstehung der Bergrückenformen, 1907. Geomorphologie der Lunzer Seen und ihres Gebietes, 1912. Vorläufiger Bericht über morphologisch-geologische Studien in der Umgebung der Dinara in Dalmatien. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1912. S.  226–233. Zur Morphologie der Dinara in Dalmatien. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 55, 1912. S.  468–474. Die Phosphathöhle von Csoklovina in Siebenbürgen. Beitrag zur theoretischen und praktischen Höhlenforschung. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 62, 1919. S.  304–333. Höhlenbildungen im Dachsteingebirge. In  : A. Radio-Radiis (Hg.)  : Führer durch das Dachsteingebirge, 1920. S. 13–14. Entstehung und Ausfüllungsprodukte der Höhlen. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 3, 1922. Österreichische Phosphatforschung. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 18, 1925. S. 153–162. Hydrogeologische Beobachtungen im Weizer Karst. Wasserversorgung des Marktes Weiz. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 75, 1925. S. 302–330. Rudolf Willner †. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1926. S. 203–206. Die Phosphate in Österreich. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 69, 1926. S. 126–156. Zur Erinnerung an Adolf Mayer, den Pionier der steirischen Höhlenforschung. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 6–7. Die Phosphatvorräte in Österreich. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S.  98–102. Die Phosphate in Österreich. Les réserves mondiales en phosphates. Information faite par l’initiative du Bureau du XIVe Congrès géologique international Espagne (1926), Bd. 1, 1928. S. 93–128. Das Drachenhöhlenflußsystem und dessen Alter. In  : O.  Abel, G.  Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S. 109–132. Neue karst- und quellengeologische Forschungen im Toten Gebirge. Protokoll der 3. ordentlichen Vollversammlung

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der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1949. S. 32–33. Die Kartierung der Vertikaldimensionen der Höhlen. Protokoll der 5.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1950. S.  6–19. Karstformen in den Voralpen. Protokoll der 6. ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1951. S. 21–28. Weitere Beobachtungen über Karsterscheinungen in den Voralpen. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 7, 1952. S. 2–6. Karst und Höhlen in Mittel- und Unteritalien. Beobachtungen anläßlich des IV. Internationalen Quartärkongresses (INQUA) Rom – Pisa 1953. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 8(2), 1953. S.  7–13. Beobachtungen im Gipskarst der niederösterreichischen Kalkvoralpen. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 9(2), 1955. S. 33–37. L.: N.N.: Hofrat Prof. Dr. G. Götzinger zum 80. Geburtstag am 2.  Juli 1960. I. Ausschnitte aus der Chronik der Geologischen Bundesanstalt 1936–1950. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1960. S.  134–138. T. Pippan  : Hofrat Prof. Dr. G. Götzinger zum 80. Geburtstag am 2. Juli 1960. II. Die Tätigkeit Hofrat Götzingers im Rahmen der Inqua- und Quartärforschung. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1960. S. 139– 151. R.  v. Saar  : Hofrat Prof.  Dr.  G.  Götzinger zum 80. Geburtstag am 2. Juli 1960. III. G. Götzingers Wirken und Arbeiten auf dem Gebiete der Karst- und Höhlenforschung. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1960. S.  151–157. S.  Prey  : Hofrat Prof.  Dr.  G.  Göt-

zinger zum 80.  Geburtstag am 2.  Juli 1960. IV. Die geologischen Forschungen Hofrat Götzingers außerhalb der Glazialgeologie. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1960. S.  158–162. S.  Prey  : Nachruf Götzin-

ger Gustav. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 62, 1969. S.  171–174. A.  W.  Ruttner  : Gustav Götzinger. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1970. S. 353–372.

Graf, Edmund * Ljubljana (dt. Laibach) 1838; † Ljubljana 1886 Versicherungsangestellter, Alpinist und Redakteur

B.: Sohn des in Ljubljana tätigen Apothekers, Chemikers und Naturforschers Siegmund (Žiga) und der Amalie G. Nachdem der Vater nur acht Monate nach der Geburt von G. überraschend verstirbt, heiratet seine Mutter den Apotheker Albert Ramm. Nach der Absolvierung mehrerer Klassen am Staatsgymnasium in Ljubljana bricht G. seine Schullaufbahn ab und nimmt eine Beschäftigung im Buchhandel an. Daneben entwickelt er eine Neigung zur Literatur, wird als Schriftsteller tätig und publiziert mehrere poetische Arbeiten in der »Laibacher Zeitung«. Um 1861 erhält G. eine Anstellung als Beamter der Versicherungsgesellschaft »Österr. Phönix« und übersiedelt nach Wien, wo er zeitlebens unverheiratet lebt. 1876 tritt er dem Österr. Touristenklub bei und wird im Folgejahr in den Vereinsausschuss gewählt. Zugleich entwickelt G. eine Freundschaft zu dem im Touristenklub tätigen → F. Kraus, der ihn für die Karst- und Höhlenforschung begeistert. In der Folge wird er zum Vizepräsidenten der Innsbrucker Sektion und später zum Zweiten Präsidenten des Zentralvereins des Österr. Touristenklubs ernannt. Zudem fungiert er seit 1880 als Vorstandsmitglied des im Vorjahr gegründeten Vereins für Höhlenkunde in Wien unter →  F.  v.  Hauer und →  F.  v.  Hochstetter und wird zu dessen Archivar bestellt. Nach finanziellen Schwierigkeiten des Vereins gibt G. gem. mit Kraus den Anstoß, diesen in die Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs umzuwandeln, wo er weiterhin als Vorstandsmitglied und Schriftführer tätig ist. Dank seines Bemühens um die höhlenkundliche Sektion wird er auf Vorschlag von Hauer zum Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt ernannt. Im Rahmen seiner Bergtouren in den Südalpen unternimmt G. auch Forschungsfahrten in den Höhlen des Slowenischen Karstes, von denen er mehrmals in den Mitteilungen der Sektion berichtet. Über schriftstellerisches Talent verfügend, fungiert er u. a. gem. mit Anton Silberhuber als Mitbegründer und Redakteur der »Österr. Touristenzeitung« (1880–86), des »Jahrbuchs des Österr. 195

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Touristenklubs« und der »Alpinen Chronik« des Vereins, wo G. regelmäßig höhlenkundliche Berichte lanciert oder u. a. Artikel von Kraus editiert. 1885 wird eine Schutzhütte in der Verwallgruppe (Tirol) nach G. benannt, der im folgenden Jahr während eines Genesungsurlaubs in Ljubljana an einem Herzschlag verstirbt.

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W.: Waldverwüstung und Murbrüche, 1879. Die Grottenwelt von Gottschee. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 1(1), 1882. S. 4–6. Zur Erinnerung an zwei krainische Alpenfreunde. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 5, 1885. S. 97–101, 109–113. Das Saussure-Denkmal in Chamonix. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 6, 1886. S. 88–90. Die Kreuzberghöhle. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 7, 1887. S. 256–257.

L.: N.N.: Edmund Graf †. Die Presse, 29.8.1886 (Local-Anz. Beilage). S.  13. N.N.: Edmund Graf †. Laibacher Zeitung, 30.8.1886. S.  4. N.N.: Das Leichenbegängnis. Laibacher Zeitung, 1.9.1886. S.  3–4. N.N.: Edmund Graf. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 6, 1886. S. 205–206. N.N.: Edmund Graf †. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 5(3), 1886. S. 33.

Gressel, Walther * Klagenfurt (Kärnten) 1922; † Klagenfurt 1984 Meteorologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Majors a. D. Joseph und der Hildegard G., geb. Ertl. Ab 1928 besucht G. die Volksschule und anschließend das Gymnasium in Klagenfurt, wo er 1940 die Reifeprüfung ablegt. Vom Reichsarbeitsdienst befreit, beginnt er im April desselben Jahres ein Studium der Naturwissenschaften und insbes. der Meteorologie an der Univ. Graz und wechselt noch im Herbst an die Univ. Wien. Im Mai 1941 wird G. zur deutschen Wehrmacht eingezogen und ist in den beiden Folgejahren im Wetterdienst tätig. Nach dem Rücktransfer zur Truppe wird er in Jugoslawien an der Front eingesetzt, wo er in Gefangenschaft gerät und aus dieser erst im August 1946 entlassen wird. Im gleichen Jahr nimmt G. sein Studium an der Univ. Wien wieder auf und macht Bekanntschaft mit → H. Trimmel, der ihn für die Karst- und Höhlenkunde interessiert. 1949 promoviert er in Meteorologie mit der Dissertation »Juliprognose auf Grund des Witterungsverlaufes in den vorhergehenden Monaten« und erhält eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien. Ab 1954 ist er als stv. Leiter der Wetterdienststelle in Salzburg tätig, wo er mit dem Klima- und synoptischen Dienst betraut wird. 1959 wechselt G. als stv. Leiter 196

zum Flugwetterdienst am Flughafen Klagenfurt und wird später zum Leiter der Dienststelle des Bundesamts für Zivilluftfahrt befördert. Als Mitglied der Flugunfallkommission für Kärnten, Steiermark und Osttirol nimmt er an in- und ausländischen Tagungen, insbes. zur Alpinmeteorologie, teil. Zudem untersucht G. die Eisvorkommen in der Matzen, entdeckt und dokumentiert gem. mit u. a. Trimmel, → K. Plasonig und →  W.  R assl zahlreiche Kärntner Höhlen wie die Steiner-Lehmhöhle (Seeberg) und den Altenbergschacht (Nordkarawanken). 1962 tritt er dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten bei und fungiert 1965–80 als Vorstandsmitglied. 1966 beteiligt sich G. an der Gründung der vereinsinternen Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung, ist als deren Leiter (1965–76) tätig und verfasst zahlreiche Publikationen zur Meteorologie von Höhlen und den gesundheitlichen Auswirkungen des Höhlenklimas. Zudem führt er Vergleichsstudien zwischen dem Klima in Bergwerken und Naturhöhlen durch, wobei G. nachweist, dass die Bewetterung in beiden Fällen unter denselben Prinzipien erfolgt. Aus der Beobachtung der Luftzirkulation in Höhlen und alpiner Wetterentwicklung folgert er weiters, dass die Höhlenbewetterung nicht nur u. a. durch ein Temperaturgefälle bedingt ist, sondern in unmittelbarem Zusammenhang mit Vorgängen in der Atmosphäre steht. Als Delegierter für Höhlentherapie innerhalb der »International Union of Speleology« initiiert G. die Errichtung von Heilstollen in Bad Bleiberg und Klagenfurt, beteiligt sich am Aufbau eines Pollenwarndienstes für Kärnten und bei der Einführung von Umweltschutzmessungen. Ab 1970 wirkt er als Lehrbeauftragter für Meteorologie an der Univ. Salzburg, später auch an der Bildungswissenschaftlichen Universität in Klagenfurt. 1983 tritt G., zuletzt als Oberrat tätig, in den Ruhestand und wird zum Hofrat ernannt. Die Auszeichnung mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Kärnten erfolgt posthum. W.: Juliprognose auf Grund des Witterungsverlaufes in den vorhergehenden Monaten, Diss. Univ. Wien, 1949. Zur Dynamik in alpinen Höhlen. Die Höhle 6(4), 1955. S.  67–71. Über die meteorologischen Verhältnisse in der Eisriesenwelt von Juni bis September 1955. Die Höhle 8(2), 1957. S.  45–48. Zur Bewetterung der Eisriesenwelt. Die Höhle 9(2), 1958. S.  36–37. Eisvorkommen in der Matzen in Kärnten. Die Höhle 13(4), 1962. S.  88–90. Drei Höhlen im Vellachtal in Unterkärnten. Carinthia II 152/72, 1962. S.  110–115. Die Steiner-Lehmhöhle, eine neue Höhle im Seeberggebiet. Die Höhle 14(2), 1963. S.  45–47. Der Leppéndom bei Eisenkappel. Die Höhle 15(4), 1964. S. 87. Das Fuchsloch und die Paulitschhöhle. Die Höhle 16(3), 1965. S.  79–80. Ergebnisse von Versu-

chen über den Absatz von Schwebestoffen aus der Luft in der Steiner-Lehmhöhle (Karawanken). Die Höhle 18(1), 1967. S. 5–8. Hundskirchen und Felsritzzeichen in Kärnten. Die Höhle 19(2), 1968. S.  63–64. Bewetterung, Temperaturverhältnisse und Wasserführung in den Naturschächten der Villacher Alpe. Carinthia II 158/78, 1968. S. 35–37. Zur Ablagerung von Schwebestoffen aus der Luft und Ausbildung von Sinterformen in alpinen Höhlen und Bergwerksstollen. Carinthia II (Sonderhefte 28), 1970. S. 305–316. Speläometeorologie und Eisvorkommen im Alpengebiet. Slovenský kras 9, 1971. S.  99–102. Höhlenforschung in Kärnten. Carinthia II 163/83, 1974. S. 81–92. Wetter und Klima in Kärnten. In  : F. Kahler (Hg.)  : Die Natur Kärntens, Bd.  2, 1976. S.  267–352. (Mit H.  C.  Maier)  : Zur

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Höhlenfauna im Eisenkappel-Seeberg-Gebiet (Südostkärnten). Carinthia II 167/87, 1977. S.  367–384. (Mit J. Viertler)  : Höhlen und Karstobjekte im Rosental. Carinthia II 171/91, 1981. S. 357–360. (Mit A. Huber)  : Die Frauenwandl-Höhle im Maltatal. Carinthia II 172/92, 1982. S. 195–204. L.: N.N.: Personalia. Verbandsnachrichten – MittBl.

des Verbandes Österr. Höhlenforscher 35(1), 1984. S. 4. A. Fritz  : Wiss. Oberrat, Hofrat Dr. Walther Gressel, Lehrbeauftragter der Bildungswissenschaftlichen Univ. Klagenfurt. Carinthia II 175/95, 1985. S. XIII– XV. A. Langer  : 50 Jahre Fachgruppe Karst- und Höhlenkunde. Höhlenforschung Kärnten 33, 2014–16. S. 70–75.

Groß (auch Gross), Josef Karl * Eisenkappel (Kärnten) 1907; † Linz (Oberösterreich) 1967 Mediziner, Offizier und Höhlenforscher

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B.: Ältester Sohn des Juristen und Gutsbesitzers Josef, Inhaber des Kurbads Vellach, und der slowenischsprachigen Aloisia G., geb. Mejak. Nach Absolvierung der Volksschule und der ersten Gymnasialklasse als Externist, wobei G. häuslichen Unterricht durch seinen Vater erhält, besucht er 1920–27 das Gymnasium in Klagenfurt und legt die Matura ab. Anschließend beginnt er ein Studium der Medizin an der Univ. Graz und promoviert 1933. Angeregt durch die paläolithischen Ausgrabungen in der Drachenhöhle bei Mixnitz durch → O.  Abel und Fossilienfunde des Arztes Karl Hollega aus Eisenkappel führt G. 1926–28 eigenmächtig Ausgrabungen in der Potočka zijalka (Pototschnig-Höhle) durch, die allerdings rund 100 m von der Staatsgrenze entfernt auf jugoslawischem Staatsgebiet (heute Slowenien) liegt. Neben dem Fund von Höhlenbären-Fossilien trifft er auch auf steinzeitliche Artefakte, die G. – legitimiert durch einen im Nachhinein aufgesetzten Kaufvertrag mit dem Grundbesitzer – in Form einer Schausammlung (1936–39 auch als »Höhlenmuseum« bezeichnet) in Bad Vellach den dortigen Kurgästen präsentiert. 1928 erfährt der in Celje als Gymnasiallehrer tätige → S.  Brodar von den Grabungen in der Potočka zijalka, verdrängt Ende desselben Jahres den im rechtlichen Graubereich operierenden G. von der Grabungsstelle und nützt die ab 1929 entdeckten paläolithischen Funde als Initialzündung für seine akademische Karriere. 1933 Heirat mit der Druckereibesitzertochter Hilde Rötz aus Graz, die Ehe bleibt kinderlos. Im selben Jahr erhält er eine Anstellung als Kurarzt in dem von seinem jüngeren Bruder Hans geführten Kurbad Vellach, daneben ist er bis 1938 in einer eigenen Praxis als Allgemeinmediziner tätig. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich tritt G. aus der röm.-kath. Kirche aus und meldet sich 1939 198

freiwillig als Arzt bei der SS-Verfügungstruppe. Daraufhin wird er der Waffen-SS zugewiesen, welcher er zuletzt im Rang eines SS-Sturmbannführers und Oberstabsarzts angehört. In der Folge nimmt G. am West- und Russlandfeldzug teil, wegen einer Anfang 1942 erlittenen Leberentzündung, Mittelohr- und Kiefereiterung ist er jedoch nicht mehr frontverwendungsfähig. Im Mai 1942 wird er deshalb dem Berliner Hygiene-Institut der Waffen-SS zugeteilt und ist ab Juni desselben Jahres am Robert-Koch-Krankenhaus (heute Kaiser-Franz-Joseph-Spital) in Wien tätig. Von Februar bis April 1943 leitet er Humanexperimente mit Typhus- und Cholera-Impfstoffen im KZ Mauthausen, anschließend ist er zu »Ausbildungszwecken« am Robert Koch-Institut in Berlin tätig. 1943–45 fungiert G. am selben Institut als Leiter des »Hygienischen Kommandos«, wo er eine Liebesbeziehung mit der dort als Assistentin tätigen Gärtnereibesitzertochter Gisela Volckmann beginnt. Weiters wird er zum Leiter der Bakteriologischen und Vakzine-Abtlg. des Zentralinstituts für Krebsforschung in Posen-Nesselstedt bestellt, wo G. Humanexperimente mit Pesterregern plant, vermutlich realisiert und an der Entwicklung von Biowaffen beteiligt ist. Im Zuge von mehreren KZ-Inspektionsreisen (u. a. nach Buchenwald) spricht er sich bereits 1943 für eine »Rationalisierung« des Lagerbetriebs aus, »um eine unnötige Belastung mit körperlich mangelhaftem Menschenmaterial zu vermeiden«. Bei Kriegsende gerät G. auf der Flucht vor russischen Truppen bei Kötzting im Bayerischen Wald in amerikanische Kriegsgefangenschaft, bleibt bis 1946 interniert und ist anschließend wieder als Arzt in Freising tätig. Ende 1946 erleidet er einen Herzinfarkt und wird im Folgejahr bei Bekanntwerden seiner SS-Mitgliedschaft neuerlich verhaftet, bleibt mehrere Monate interniert, kommt aber wieder frei und bleibt unbehelligt. Nach der Rückkehr nach Kärnten arbeitet G. aufgrund des Ablebens seines Vaters und Bruders als Alleinerbe an der Wiedereröffnung des Kurbetriebs in Bad Vellach, was jedoch infolge von Widerständen der lokalen Bevölkerung, welche ihn aufgrund seiner SS-Mitgliedschaft meidet, nicht gelingt. 1948 erleidet er neuerlich einen Herzinfarkt und lässt sich von seiner Ehefrau scheiden. Heirat mit Gisela Volckmann, die von Berlin nach Österr. zieht und gem. mit ihrem in Linz wieder als Allgemeinmediziner praktizierenden Ehemann von den Einkünften des geerbten land- und forstwirtschaftlichen Gutes bei Bad Vellach lebt. Die Ehe bleibt kinderlos. W.: Grabungsbuch (unveröffentlicht), ca. 1926–29 (heute im Archiv der Prähistorischen Abtlg. am Landesmuseum für Kärnten). (Mit J. Bayer)  : Die Potočka zijalka. Eine Hochstation der Aurignacschwankung in den Ostalpen. Praehistorica 1, 1928. S.  3–13. Die paläolithische Jägerstation in der Potocnikhöhle auf der

Uschowa in den Karawanken. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Abtlg.  B), 1929. S. 586–591. Das Vorkommen des braunen Bären, Ursus Arctos L., in den Höhlen des Vellachtales. Carinthia II (Sonderheft 1), 1930. S.  77–83. Die altsteinzeitliche Siedlung von Höhlenbärenjägern in der

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großen Uschowahöhle in den Karawanken. Carinthia II 119–120/39–40, 1930. S.  6–11. Kiefer- und Zahnerkrankungen bei Ursus spelaeus R. Nach Funden aus der Potocnikhöhle in der Uschowa. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Abtlg. B), 1931. S. 187–190. Die fötalen Knochenfunde von Ursus spelaeus R. aus dem »I. Höhlenlehm(licht)« der Potocnikhöhle auf der Uschowa in den Karawanken. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie (Abtlg. B), 1931. S. 258–266. Bad Vellach. In  : H. G. Kernmayr (Hg.)   : Brot und Eisen. Wanderungen durch das werktätige Kärnten, 1951. S.  295–296. Erfahrungen mit natürlichen Kohlensäurebädern in Bad Vellach. Wiener Medizinische Wochenschrift 107(27), 1957. (3 S). L.: G.  Kyrle  : Bemerkungen zur Potocnikhöhle. In  : O.  Abel, G.  Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S.  804–862. V.  Polzer  : Bärenjagd in Kärnten – vor vierzig Jahrtausenden. Das interessante Blatt, 15.8.1935. S. 19. W. Gressel  : Die Naturhöhlen um Eisenkappel. Carinthia I 158, 1968. S.  406–415.

F.  Kahler  : Die natürlichen Heilvorkommen Kärntens. Raumordnung in Kärnten, Bd.  10, 1978. S.  96–98. S.  Brodar, M.  Brodar  : Potočka zijalka. Visokoalpska postaja aurignacienskih lovcev. (Potočka Zijalka. Eine hochalpine Aurignacjägerstation), 1983. M.  Pacher  : Die pleistozäne Höhlenbärenfundstelle Potocka zijalka in Slowenien. Geologisch-Paläontologische Mitt. lnnsbruck 23, 1998. S. 67–75. M. Pacher  : Die Höhlenbärenreste der Sammlung Groß aus der Uschowa Höhle (Potocka zijalka). Carinthia II 188/108, 1998. S.  633–642. F.  H.  Ucik  : Dr. med. Josef Carl Groß jun. Carinthia II 191/111, 2001. S.  73–82. G.  Moser  : Peststämme aus dem Pariser Pasteur-Institut. In  : M. Hulverscheidt, A. Laukötter (Hg.)   : Infektion und Institution, 2009. S.  206–231. P.  Weindling  : Medizinische Gräueltaten in Mauthausen und Gusen. Jahrb. Mauthausen Memorial, 2011. S.  41–54. J. C. Wagner  : Selektion und Segregation. Vernichtung und Arbeit am Beispiel Mittelbau-Dora. In  : M.  Buggeln, M.  Wildt (Hg.)  : Arbeit im Nationalsozialismus, 2014. S. 329–347.

Gruber, Hermann * Salzburg 1885; † Salzburg 1951 Maler, Bergführer und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn der Schuhmachertochter Maria G., Köchin im Gasthaus Mödlhammer in der Salzburger Getreidegasse. Während seine Mutter sich vermutlich im Bordellgewerbe verdingen muss, wächst G. unter der Obhut der Kreuzschwestern in der Anstalt für arme Knaben am Salzburger Edmundsberg auf. Anschließend absolviert er eine Lehre zum Maler und Anstreicher, worauf er als Schiffsmaler anheuert, beruflich die bedeutendsten Hafenstädte der Welt (u. a. in Asien und Südamerika) kennenlernt und über ein Jahr in Peru lebt. Während seiner Reisen entwickelt G. eine Vorliebe für einschlägige Sachliteratur, insbes. zu den indigenen Völkern Amerikas, das mythische Inselreich Atlantis und die Hohlwelttheorie, welche ihn bis zu seinem Ableben begeistert. Während des Ersten Weltkriegs wird er als Kanonier d. Res. im k. u. k. Feldkanonen-Regiment Nr. 41 zuerst in Galizien, dann an der Dolomitenfront eingesetzt, wo er durch einen Rohrkrepierer fast sein gesamtes Hörvermögen einbüßt. Nach 200

Kriegsende zieht G. nach Werfen, findet dort in sehr bescheidenen Verhältnissen als Bergführer sein Auskommen, streift allerdings auch teils wochenlang allein durch das Hagen- und Tennengebirge und biwakiert auf Almen und in Höhleneingängen. Zudem wird G. Mitglied der Alpinen Rettungsstelle in Werfen und beteiligt sich an der Errichtung von Weganlagen auf den Hochkönig in Salzburg. 1919 stößt er im Zuge der Erforschung der Eisriesenwelt zum Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, wo er eine Freundschaft zu u. a. → W. v. Czoernig und → R. Oedl aufbaut. Gem. mit Czoernig unternimmt G. zahlreiche Berg- und Höhlenfahrten ins Tennen- und Hagengebirgsplateau, wo er zuvor mehrere Höhleneingänge im Alleingang entdeckt hat, u. a. das Hagenloch, die nach ihm benannte Grubereishöhle, die Bärenhöhle am Torrener Wasserfall und den Schacht in der Lengtalschneid. Weiters beteiligt sich G. an von Czoernig geleiteten Forschungsfahrten u. a. in die Eisriesenwelt, den Sulzenund Frauenofen (Tennengebirge), den Großen Eiskeller am Untersberg, die Höhlen des Höllengebirges und die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun. Dabei entwickelt er eine unerwiderte Zuneigung zu → L.  Fuhrich, die 1926 in der Lurgrotte verunglückt. Ab den 1920er Jahren ist G. unregelmäßig als Höhlenführer und Steigbauer in der Eisriesenwelt beschäftigt, während der Wirtschaftskrise verdingt er sich wegen mehrfacher Einbrüche auch als Winterwächter am Dr.-Friedrich-Oedl-Haus bei Werfen. Nach Durchgrabung eines Lehmverschlusses (1928) in der Entrischen Kirche im Gasteiner Tal verfolgt G. das Vorhaben, die Höhle für den Fremdenverkehr zu erschließen. Trotz der Fürsprache von Czoernig und der selbst durchgeführten, mühevollen Erschließung der Höhle kann das Projekt aufgrund lokaler Rivalen und Vandalismus letztlich nicht umgesetzt werden. G. bleibt zeitlebens unverheiratet, in den 1930er Jahren errichtet er am Achselkopf nahe der Eisriesenwelt die sogenannte »Gruberhütte«, wo er fortan als Einzelgänger lebt. Als er 1943 bei Malerarbeiten in der Nähe von St. Johann von der Leiter stürzt und im dortigen Spital aufgrund seiner Taubheit und den Schrullen für das Euthanasieprogramm bestimmt wird, gelingt es → E. v. Angermayer, Czoernig und → F. Oedl sen. noch rechtzeitig seine Entlassung zu erwirken. Nach Kriegsende übersiedelt G. nach Salzburg und tritt 1949 aus der röm.-kath. Kirche aus. Zwei Jahre später verstirbt er bettelarm in einer aufgelassenen Waschküche im Hinterhof der Maxglaner-Straße, welche er als Quartier nutzt. W.: Die Teufelskirche. Salzburger Volksblatt, 22.11.1921. S. 7. E. v. Angermayer  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge bei Werfen (Salzburg). Mit Beiträgen von G. Zinke, W.  v.  Czoernig, H.  Gruber u. a., 1923. Das erhabenste Grab. Salzburger Volksbote, 27.9.1931. Zahlreiche Tourenber. im Expeditionsbuch des Salz-

burger Höhlenvereins (Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg). L.: N.N.: Schauhöhlen. Salzburger Wacht, 20.7.1933. S.  7–8. N.N.: Hermann Gruber. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 2(3), 1951. S. 5. A. Morocutti  : 75 Jahre Landesverein

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für Höhlenkunde in Salzburg. Die Höhle 37 (Sonderheft), 1986. S. 27–120. W. Hubka  : Erinnerungen an Hermann Gruber (1888 bis 1951). Atlantis (Salzburg) 20(2–3), 1998. S. 60–64. W. Klappacher  : Salzburger Höhlengeschichte, Teil 2. In  : A.  Oertel, U.  Brendel, R.  Hecht (Red.)  : Festschrift  – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 18–38.

W. Hubka  : Die Salzburger Höhlenforschung während des Zweiten Weltkriegs  – Erinnerungen eines Zeitzeugen. Die Höhle 67, 2016. S. 128–136. P. Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017.

Grund, Alfred * Prag-Smíchov (Tschechien) 1875; † Smederevo (dt. Semendria, Serbien) 1914 Geograf und Geologe

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B.: Sohn des Otto, Ingenieur und Oberbaurat am Eisenbahnministerium, und der Udalrike G., geb. Wischniowsky. 1883 zieht G. mit seiner Familie nach Wien, wo er nach Besuch des Gymnasiums und Ablegung der Matura (1894) als Einjährig-Freiwilliger den Militärdienst in der Artillerie absolviert. Im Folgejahr beginnt er ein Studium der Geologie, Geografie und der Geschichte an der Univ. Wien, promoviert 1899 bei Albrecht Penck mit der Dissertation »Topographische Veränderungen zwischen Traisen und Leitha und ihre Ursache« und legt anschließend die Lehramtsprüfung ab. 1900 weilt G. als Gasthörer an der Univ. Berlin und tritt ein Jahr später als Volontär in die Wiener Hofbibliothek ein. 1903 erhält er eine Anstellung als Assistent am Geografischen Institut der Univ. Wien und unternimmt mehrere Studienreisen nach Westbosnien und in die Herzegowina, wo er → J. Cvijić, einen früheren Schüler Pencks, persönlich kennenlernt. Bereits während seiner Jugend am Karst- und Höhlenphänomen interessiert, befasst sich G. auf Empfehlung von Penck mit der Karstmorphologie Bosniens. 1904 habilitiert er sich an der Univ. Wien in Geografie, wird zum Priv.-Dozenten ernannt und publiziert die rege diskutierte Abhandlung »Karsthydrographie«, worin er u. a. die Höhlenbildung nicht auf unterirdische Flusssysteme zurückführt, sondern in der Grundwasserzone verortet. Während Penck beiden Konzepten Gültigkeit attestiert, beteiligen sich an der in der Folge kontrovers geführten Debatte zwischen Anhängern der von G. vertretenen Karstgrundwassertheorie und der von →  F.  K atzer und →  W.  v.  Knebel entwickelten Höhlenflusstheorie zahlreiche Höhlenforscher wie → E.-A. Martel, → H. Bock und → G. Lahner, die gegen G. Stellung beziehen und versuchen, bis Ende der 1920er Jahre auch in den Nördlichen Kalkalpen Belege 202

für die Gültigkeit der Höhlenflusstheorie zu finden. Weiters fungiert er gem. mit Fritz Machatschek als Schriftleiter des »Geographischen Jahresberichts aus Österreich« und erledigt div. topografische und kulturgeografische Arbeiten für den »Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer«. 1906–07 unternimmt G. kürzere Studienfahrten nach Kleinasien und Nordafrika, bis er 1907 als ao. Professor an die Univ. Berlin berufen wird, wo er als Abteilungsvorstand das Ozeanografische Laboratorium des Instituts für Meereskunde aufbaut sowie Norwegen und die Nordseeinseln bereist. Drei Jahre später wird er als Nachfolger von Oskar Lenz als o. Professor für Geografie an die deutsche Karl-Ferdinands-Univ. in Prag berufen, wo er praktische Übungen im morphologischen Kartenlesen und in Tradition von Penck Exkursionen in den Hochschulunterricht einführt. Zudem nimmt G. an der österr.-italienischen Erforschung der Adria (Internationale Adriakommission) teil und leitet während zwölf Fahrten des Schiffes »Najade« dortselbst die hydrografischen Arbeiten. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs wird er als Leutnant d. Res. zum Militärdienst eingezogen und dem Prager Landsturmbataillon Nr. 54 zugeteilt, wo er ab Oktober als Adjutant eines Stabsoffiziers am Serbien-Feldzug teilnimmt und Anfang November 1914 an einer Kopfverwundung in der Schlacht bei Smederevo verstirbt. W.: Die Veränderungen der Topographie im Wiener Walde und Wiener Becken, 1901. Die Karsthydrographie. Studien aus Westbosnien, 1903. Landeskunde von Österreich-Ungarn, 1905. Die Probleme der Geomorphologie am Rande der Trockengebiete. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  115, 1906. S.  525–551. Die Entstehung und Geschichte des Adriatischen Meeres. Geographische Jahresber. aus Österreich 6, 1907. S.  1–14. Die Oberflächenformen des Dinarischen Gebirges. Ztschr. der Ges. für Erdkunde (Berlin), 1908. S. 468–480. Beiträge zur Morphologie des Dinarischen Gebirges, 1910. Das Karstphänomen, 1910. (Mit K. : Einleitung. Giannoni)  : Niederösterreich. (1. Heft   Viertel ob und unter dem Mannhartsberg. Viertel ob dem Wienerwald), 1910. Zur Frage des Grundwassers im Karst. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 53, 1910. S.  606–617. Die italienisch-österreichische Adriaforschung. Lotos  – Ztschr. für Naturwissen-

schaften (Prag) 59, 1911. S.  325–340. Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1911. Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich. Archiv für österr. Geschichte 99(2), 1912. S. 397–426. Der geographische Zyklus im Karst. Ztschr. der Ges. für Erdkunde (Berlin), 1914. S. 621–640. L.: E. Brückner  : † Professor Dr. Alfred Grund. Neue Freie Presse, 17.11.1914. S.  12. M.  Haberlandt   : †  Prof.  Dr.  Alfred Grund. Ztschr. für Österr. Volkskunde 20, 1914. S. 179. E. Nowak  : Alfred Grund †. Lotos – Ztschr. für Naturwissenschaften (Prag) 63(2), 1915. S.  13–17. E.  Brückner  : Alfred Grund †. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 58, 1915. S. 9–26. J. Sölch  : Alfred Grund †. Geographische Ztschr. 21, 1915. S.  65–70. H.  Rudolphi  : Alfred Grund. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 37, 1915. S.  241–252. N.  Krebs  : Alfred Grund. Petermanns Geographische Mitt. 61, 1915. S. 29, 69.

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Habe, France * Vrhnika (dt. Oberlaibach, Slowenien) 1909; † Postojna (dt. Adelsberg, Slowenien) 1999 Lehrer, Fotograf und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Müllers Tomaž und der Frančiška H., geb. Debevec. Nach der Volksschule besucht H. das Gymnasium in Ljubljana, wo er durch seine Lehrer →  P.  Kunaver und Ivan Michler für die Höhlenforschung begeistert wird und sich mit dem unterirdischen Lauf der Ljubljanica zwischen Planina und Vhrnika befasst. Nach der Ablegung des Abiturs (1928) studiert er Geografie und Geschichte an der Univ. Ljubljana und legt 1931 die Lehramtsprüfung mit der karsthydrologischen Diplomarbeit »Toplinski odnošaji na izvirih Ljubljanice« (Temperaturverhältnisse an den Karstquellen der Ljubljanica) ab. 1932 ist H. zunächst als Aushilfslehrer am Gymnasium von Ljubljana tätig, erhält später eine feste Anstellung und ist bis 1941 als Lehrer am Gymnasium in Ptuj beschäftigt. Während des Zweiten Weltkriegs wird er wegen seiner politischen Aktivität im slowenischen Widerstand 1943–45 im Konzentrationslager Dachau interniert. Nach der Befreiung durch die US-Armee geht H. zurück nach Jugoslawien und nimmt seine Tätigkeit als Lehrer in den Mittelschulen von Gornja Radgona, Murska Sobota und Postojna (ab 1952) wieder auf, wo er gem. mit seinen Schülern den höhlenkundlichen Verein »DZRJ Luka Čeč« gründet. Anschließend ist er während sechs Jahren als Mittelschullehrer in Rakek tätig, von wo er 1956 zur Einsetzung von Grottenolmen aus der Postojnska jama in der Hermannshöhle bei Rübeland (Harz) in die DDR beordert wird. Anschließend wieder an der Mittelschule in Postojna als Lehrer tätig, beginnt H. ein naturwissenschaftliches Doktoratsstudium an der Univ. Ljubljana und wirkt ab 1961 zugleich als freier Mitarbeiter des Instituts für Karstforschung (»Inštitut za raziskovanje krasa«) der Slowenischen Akademie der Wissenschaften in Postojna. Zudem nimmt er regelmäßig am »International Congress of Speleology« teil, u. a. 1961 in Wien, 1965 in Athen, 1969 in Stuttgart und 1973 in Olomouc. Sein besonderes sprachliches Talent – H. spricht fließend Deutsch und Italienisch – hilft ihm beim Aufbau internationaler Kontakte. 1964 promoviert er mit der Dissertation »Morfološko-hidrografski razvoj severnega roba Pivške kotline s posebnim ozirom na Predjamski sektor« (Morphologische und hydrografische Entwicklung am Nordrand des Pivka-Beckens, unter besonderer Berücksichtigung des Predjama-Sektors) und erhält im Folgejahr eine Anstellung als Assistent am Institut für Karstforschung (»Inštitut za raziskovanje 204

krasa«) der Slowenischen Akademie der Wissenschaften in Postojna. In dieser Funktion beschäftigt er sich mit angewandter hydrologischer Forschung (u. a. zur Wasserversorgung von Postojna) und mit der Weiterentwicklung hydrologischer Tracermethoden. Daneben veröffentlicht H. zahlreiche populärwissenschaftliche Publikationen, z. B. Höhlenführer und eine in mehreren Auflagen erschienene Monografie zur Postojnska jama (übersetzt in sechs Sprachen), die er mit eigenen Bildern illustriert. Zugleich setzt er mehrere Initiativen zur Belebung des Schauhöhlenbetriebs um Postojna und verfasst kürzere Arbeiten zur Geschichte der Höhlenforschung in Slowenien. 1967–71 fungiert H. als Vorsitzender der Gesellschaft zur Erforschung der Höhlen Sloweniens (»Društvo za raziskovanje jam Slovenije«), wird 1970–76 zum Präsidenten und 1976–80 zum Vizepräsidenten der Vereinigung der Höhlenforscher Jugoslawiens gewählt und 1972–82 mit der Leitung der jugoslawischen Kommission für Höhlenschutz und Höhlentourismus betraut. Ab 1970 wirkt er als Mitherausgeber der höhlenkundlichen Zeitschrift »Naše jame«. 1975 wird H. zum »Senior Researcher« des Instituts für Karstforschung in Postojna ernannt und tritt zwei Jahre später in den Ruhestand. 1977–86 fungiert er zudem als Vorstandsmitglied der »International Union of Speleology« und wirkt dort für mehrere Jahre als Vorsitzender der »Commission for Cave and Karst Conservation«. 1979 nimmt G. an Forschungsfahrten in die Höhlen Ecuadors und der Galapagos-Inseln teil. Im Alter veröffentlicht er zahlreiche öffentlichkeitswirksame Publikationen zum Karstwasser- und Höhlenschutz und fungiert 1992–97 als Präsident der »Association of Tracer Hydrology«. Weiters wird H. zum korresp. Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten ernannt und mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher (1986) ausgezeichnet. W.: (Mit F.  Hribar, P.  Štefančič)  : Habečkov brezen. Acta Carsologica l, 1955. S.  25–39. (Mit F.  Hribar, R.  Savnik)  : Podzemeljski svet Prestranškega in Slavinskega ravnika. Die Höhlenwelt des Karstplateaus von Prestranek und Slavina. Acta Carsologica 1, 1955. S.  91–147. Die Tektonik des nördlichen Randes des Pivka-Beckens unter besonderer Berücksichtigung des Höhlensystems von Predjama. In  : H.  Trimmel (Red.)  : Dritter Internationaler Kongress für Speläologie (Wien, Obertraun, Salzburg 1961), Bd. 5, 1966. S. 93–97. (Mit F. Hribar)  : Sajevško polje. Geografski vestnik 36, 1965. S.  13–49. Katastrofalne poplave pred našimi turističnimi jamami. Katastrophale Überschwemmungen vor [sic  !] einigen touristischen Höhlen Sloweniens. Naše jame 8, 1966. S.  45–54. Vodniška literatura Postojnske jame. Die Höhle von Postojna im Lichte ihrer Führerliteratur. Naše jame 10, 1968.

S.  15–32. Luka Čeč, odkritelj Postojnske jame. In  : V.  Bohinec (Hg.)  : 150 let Postojnske jame, 1968. S. 9–17. Jamsko mleko v Breznu za hramom v Hrušici. Bergmilch in der Höhle Brezno za hramom. Naše jame 11, 1969. S. 73–81. Predjamski podzemeljski svet. Die Höhlenwelt von Predjama. Acta Carsologica 5, 1970. S.  1–94. Die Höhle von Postojna und die Höhlen von Planina und Predjama (übers. von V. Bohinec), 1972 (mehrere Aufl. und insges. 6 Übers.). Das Pivkabecken als hydrographisches Dach des Innerkrainer Karstes. In  : E. Lendl, H. Riedel, G. Müller (Hg.)  : Beiträge zur Klimatologie, Meteorologie und Klimamorphologie, 1973. S. 229–248. (Mit H. Ilming)  : Zum Internationalen Jahr des Höhlenschutzes. Die Höhle 26(1), 1975. S. 1–3. Naloge jamarjev pri zaščiti kraškega podzemlja. Aufgaben der Höhlenforscher beim Höhlenschutz. Naše jame 17, 1975. S. 173–178. Ein plötzliches Verschwin205

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den der Innerkrainer Reka (Slowenien). Die Höhle 33(2), 1982. S. 73–77. Škocjanske jame – ein weltweites Anliegen der Speläologie. Die Höhle 35(3–4), 1984. S.  151–154. Der Anteil der Slowenen in der Höhlenforschung bis zum Jahre 1920. In  : Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Hg.)  : Akten des Internationalen Symposiums zur Geschichte der Höhlenforschung in Wien (1979), 1984. S.  32–35. 100 Jahre organisierte Höhlenforschung in Slowenien. Carinthia II 180/100, 1990. S.  289–293. Die Wiederbelebung des Höhlentourismus in Slowenien. Die Höhle 44(2), 1993. S. 35–37. Diskussion um die Eigentumsrechte an Schauhöhlen in Slowenien. Die Höhle 45(3), 1994. S. 93–97. L.: S. Ilešič  : Prof. dr. France Habe – sedemdesetletnik. Geografski vestnik 51, 1979. S. 205–206. W. Rassl  : Prof.  Dr.  France Habe  – korrespondierendes Mitglied der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung. Höhlenforschung Kärnten 8, 1985. S.  4–7. A. Kranjc  : France Habe. Naše jame 30, 1988. S.  96–98. D. Novak (Hg.)  : Gradivo za slovensko speleološko biografijo z bibliografijo. Naše jame 30 (Suppl.-Bd.), 1988 (bes. S. 51–56). E.  Faraone  : Premio San Benedetto Abate

1989. Progressione 22, 1989. S.  49. N.N.: Professor Dr. Franz Habe. Carinthia II 179/99, 1989. S.  311. H.  Trimmel  : Prof.  Dr.  France Habe  – 80 Jahre. Die Höhle 40(1), 1989. S. 20–21. A. Kranjc  : Ob osemdesetletnici dr. Franceta Habeta. Geografski vestnik 61, 1989. S.  197–198. N.N.: In memoriam France Habe. Die Höhle 50(4), 1999. S. 207. A. A. Cigna  : France Habe. Speleologia 20, 1999. S.  132. A. Kranjc  : Prispevek Petra Habiča k poznavanju hidrologije krasa. Geografski vestnik 71, 1999. S.  176–180. J.  Kunaver  : Ob grobu dr. Franceta Habeta. Geografski vestnik 71, 1999. S. 184–186. A. Mihevc  : In memoriam Dr.  France Habe. Naš krš (Sarajevo) 19/32, 1999. S. 101–109. N.N.: Prof. Dr. France Habe – 90 Jahre. Die Höhle 50(2), 1999. S.  52. W.  Ufrecht  : In memoriam Prof.  Dr.  France Habe. Laichinger Höhlenfreund 34(2), 1999. S. 97–99. H. Langer  : France Habe. Carinthia II 190/110, 2000. S. 304. J. P. Bartholeyns  : Adieu France Habe. Echo de l’Egout 41, 2000. S. 14. T.  Furtig  : France Habe. Großer Speläologe und guter Freund. Gut Schluf 49, 2000. S.  10–12. A.  Kranjc  : In memoriam Dr. Habe, France. Karstologia 35, 2000. S. 61.

Hackenberg, Michael * Salzburg 1948; † Enzenreith (Niederösterreich) 2005 Techniker, Sammler und Montanhistoriker

B.: H. entwickelt bereits als Jugendlicher ein besonderes Interesse für Naturwissenschaften, Latein, Griechisch und klassische Musik und bildet sich als Autodidakt weiter. Nach Besuch eines humanistischen Gymnasiums und Matura in Wien durchläuft H. eine wechselvolle Berufslaufbahn, zuletzt als technischer Angestellter bei »Geoseis«, einer Privatfirma für geophysikalische Untersuchungen und Abfall-Inertisierung von Georg Riehl-Herwirsch, der 1964–97 zugleich als Oberrat und Lehrbeauftragter am Institut für Ingenieurgeologie der TU Wien beschäftigt ist. H. bleibt zeitlebens ledig. Als Mitglied des Schachklubs Hietzing in Wien wird er zweifacher Niederösterr. Landesmeister, in späteren Jahren ist H. als Schiedsrichter bei den Skat-Weltmeisterschaften u. a. in Berlin und Miami tätig. Daneben befasst er sich umfassend mit der Geschichte 206

des Bergbaus, insbes. im Gebiet der Rax und des Semmerings, und übersiedelt schließlich nach Enzenreith (Niederösterr.). Durch seine montanhistorische Tätigkeit kommt H. in Kontakt zur Höhlenforschung, wird Mitglied der Landesvereine für Höhlenkunde in Wien/Niederösterr. und Salzburg. Nach Ablegung der amtlichen Höhlenführerprüfung ist H. auch unregelmäßig als Schauhöhlenführer in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel tätig. 1983 beteiligt er sich an der Gründung des Museumsvereins Enzenreith mit dem Bergbau- und Heimatmuseum am Schrammelteich, stellt diesem seine umfangreiche mineralogische und lagerstättenkundliche Privatsammlung zur Verfügung und wird zum Kustos des Museums bestellt. Ab 1989 wirkt H. als stv. Obmann maßgeblich beim Aufbau des Vereins Geoschule Payerbach mit, wo er die Leitung von Geologie- und Mineralogie-Kursen und Exkursionen übernimmt, und initiiert die Eröffnung des Eisensteinbergbaues am Grillenberg/Payerbach als Schaubergwerk, in dem er u. a. als Bergwerksführer arbeitet. Gem. mit Riehl-Herwirsch fungiert er als Mitorganisator der seit 1991 jährlich veranstalteten Barbara-Gespräche der Geoschule Payerbach, wo H. bergbaukundliche und montanhistorische Vorträge hält. 2005 wird er zum Korrespondenten der Geologischen Bundesanstalt ernannt und mit der Silbernen Ehrenmedaille des Landes Niederösterr. ausgezeichnet. W.: (Mit A.  Schmied)  : Neue Objekte im Gebiet Adlitzgraben-Kalte Rinne. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 35(7–8), 1979. S.  133–134. Der Grillenberg (vervielfältigtes Manuskript, 23 S.), 1983. (Mit P.  Gottschling)  : Der Grillenberg bei Payerbach, NÖ (ein neues Schaubergwerk in Niederösterreich). Res montanarum – Ztschr. des Montanhistorischen Vereins für Österr. 8, 1994. S.  45–48. Bergbau im Semmeringgebiet. Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt 24, 2003. S. 5–97.

L.: M.  E.  Schmid  : Einige Käferfunde aus österreichischen Höhlen. Die Höhle 23(1), 1972. S.  15. P.  Gottschling  : Besondere Auszeichnung für Michael Hackenberg (Enzenreith). Ber. der Geologischen Bundesanstalt 67, 2005. S. 9–10. G. Völkl  : Hacki ist nicht mehr, er lässt grüßen … Michael Hackenberg. Atlantis (Salzburg) 28(3–4), 2006. S. 26–31. W. Nowak  : Michael Hackenberg †. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 62(1), 2006. S. 2.

Hacker, Leopold (Ludwig) * Göttweig (Niederösterreich) 1843; † Göttweig 1926 Theologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Schullehrers und Organisten Johann und der aus Zwettl stammenden Eisenhändlertochter Friederika Magdalena H., geb. Stall. Mit dem Namen »Ludwig« getauft, besucht H. 1853–61 zunächst das Staatsgymnasium in Krems und anschließend das Gymnasium im Benediktinerstift Göttweig. 1862 tritt er in das Stift 207

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Göttweig ein, wo H. den Ordensnamen »Leopold« annimmt. 1867 erhält er die Priesterweihe und ist anschließend als Kooperator in den Pfarren Maria Roggendorf und Pfaffendorf tätig. Als Autodidakt beschäftigt er sich mit Entomologie, Mineralogie, Volkskunde und Petrefaktenkunde, entwickelt daneben eine intensive Sammlungstätigkeit und verfolgt literarische Ambitionen. Als Kurat und Katechet (Religionslehrer) kehrt H. 1874 ins Stift Göttweig zurück und wirkt am dortigen Gymnasium. Zwei Jahre später übernimmt er die Leitung der naturwissenschaftlichen Sammlung des Stifts, erweitert maßgeblich die Bestände der Insekten-, Mineralien- und Petrefaktensammlung und katalogisiert diese neu. 1878 wird H. Pfarrvikar in St. Veit, wechselt 1881 nach Purk bei Ottenschlag, wo er sich angeregt durch den »Höhlenpfarrer« genannten → L. K arner – ebenfalls Benediktiner-Pater in Göttweig – für Urgeschichte und das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren beginnt. Anders als K arner, der sich künstlichen Höhlen und Erdställen zuwendet, beschäftigt sich H. mit Naturhöhlen. Ab 1881 erkundet er gem. mit den Lehrern Julian Wöber, Walter Werner, dem Ingenieur Ferdinand Brun und Gutsverwalter Rudolf Tamerus mehrere Grotten im Kremstal, wo H. bei Hartenstein am Besitz der Reichsfreiherren v. Gudenus eine von alters her bekannte Höhle untersucht und dort 1883–84 systematische Grabungen unternimmt. Aufgrund einer finanziellen Förderung der Grabungen durch die Grundbesitzer erhält das Objekt den Namen »Gudenushöhle«. Die dabei entdeckten Funde aus dem Paläolithikum und aus der Fauna des Jungpleistozäns publiziert H. in den »Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien« und lenkt damit die Aufmerksamkeit der prähistorischen und paläontologischen Forschung in Österr. auf Höhlen. Die Grabungen in der Gudenushöhle werden daraufhin im Namen der Prähistorischen Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien unter der Leitung von → F.  v.  Hochstetter und → F.  v.  Hauer fortgesetzt, zu späteren Ausgräbern zählen Johann Woldfich (1886), → J.  Szombathy (1913) und Josef Bayer (1922–24). H. wird in der Folge zum Korrespondenten der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale ernannt und betätigt sich v. a. im Bereich der Entomologie und Landeskunde. Wieder zurück nach Göttweig beordert, übernimmt H. 1887–95 die Funktion des Sekretärs der Zentralverwaltung des Stifts und wirkt als Lehrer für Fundamentaltheologie. Ab 1895 ist er als Pfarrvikar in Gansbach tätig und arbeitet ab 1910 in Haindorf. Zunehmend an Schwerhörigkeit leidend, ist H. gezwungen, 1918 ins Stift Göttweig zurückzukehren. 208

W.: Die Gudenushöhle, eine Rentierstation im niederösterreichischen Kremsthale. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 14, 1884. S. 145–153. Atome zur Biologie der Käfer I (mit Nachtrag). Wiener Entomologische Zeitung 7, 1888. S.  49–56, 116. Atome zu Biologie der Käfer II. Wiener Entomologische Zeitung 18, 1899. S. 33–37. L.: N.N.: P. Leopold Hacker †. Reichspost, 13.3.1926. S.  7. C.  Lashofer  : Professbuch des Benediktinerstiftes Göttweig, 1983. S. 326–327. A. Mayer, H. Raschko,

J.  Wirth  : Die Höhlen des Kremstales, 2., erw. Aufl., 1993. B.  Mader  : Laienforscher oder Dilettanten. Ihre Rolle und Bedeutung in der Geschichte der österreichischen Urgeschichtsforschung. Am Beispiel der Prähistorischen Kommission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (1878–1918). In  : F.  M.  Müller (Hg.)  : Graben, Entdecken, Sammeln  : Laienforscher in der Geschichte der Archäologie, 2014. S. 107–121. Stiftsarchiv Göttweig (Personalakt P. Leopold Hacker).

Hacker von Hart, Aquilin (Josephus) * Salau (Niederösterreich) 1701; † Grafendorf (Niederösterreich) 1764 Theologe, Naturforscher und Geschichtsschreiber

B.: Fünfter Sohn des Ferdinand Christoph und der in zweiter Ehe geheirateten St. Pöltener Stadtrichtertochter Maria Theresia v. H., geb. Rabl. Die Familie seines Vaters büßt zur Zeit der Gegenreformation aufgrund ihrer protestantischen Gesinnung den Grundbesitz ein, verkauft den Harthof an das Stift St. Pölten (1662) und muss nach Regensburg (später nach Franken) auswandern. Nur der Vater von H. verbleibt in Niederösterr., wächst mit dem jungen Grafen Carl Ludwig v. Sinzendorf auf und tritt im Alter von 19 Jahren (1676) zur röm.-kath. Kirche über. Für die erfolgreiche Verteidigung der Burg Rabenstein an der Pielach gegen osmanische Truppen bekommt der Vater von H. das Gut Salau an der Pielach zugesprochen, muss es aber 1711 aus wirtschaftlichen Gründen wieder verkaufen. Nach dem Besuch des Elementarunterrichts und einer humanistischen Grundausbildung in Krems (vermutlich im Jesuitenkolleg) betreibt H. 1716–19 philosophische Studien an der Univ. Wien und unternimmt mehrere Bildungsreisen durch Böhmen und Schlesien (1718), u. a. mit Graf Johann Ferdinand v. Kuefstein. 1719 tritt er als Novize in das Augustiner Chorherrenstift in St. Pölten (1784 aufgelöst) ein und nimmt ein Studium der Theologie auf. Die ewige Profess legt H. ein Jahr später ab und nimmt statt seines Taufnamens »Josephus Franciscus« den Ordensnamen »Aquilin« an. 1726 wird er zum Priester geweiht und unternimmt eine Reise durch Oberösterr. In den Folgejahren wirkt H. als Kooperator in der Pfarre Mank und 1730–31 als Kooperator in Gerersdorf, zudem verantwortet er über mehrere Jahre wechselnde Tätigkeitsfelder im Stift St. Pölten, u. a. ist er mit der Aufsicht über die Bibliothek, Sakristei, Küche und die Novizen betraut. Zur Besichtigung des Erzbergs weilt H. 1733 in der Steiermark und wird ein Jahr später als Nachfolger von Jacob Gartner zum Pfarrer von Grafendorf bestellt, wo er das Pfarrarchiv neu ordnet und systematisiert. 1735 unternimmt 209

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er eine Reise durch Ungarn, Slawonien, Siebenbürgen und das Banat. In den Folgejahren leitet H. die Renovierung des Pfarrhofs (1737), den Umbau des Kirchturms (1756) und fungiert als Vermittler bei der Besetzung St. Pöltens durch bayerisch-französische Truppen (1741). Daneben entfaltet er eine intensive Tätigkeit als Chronist und Naturforscher, insgesamt füllt H. mit seinen Aufzeichnungen 19 Folio-Bände seiner »Historia Grafendorfensis«. Diese enthalten neben Abschriften geistlicher und naturkundlicher Texte, Briefen, Rezepten und Abschriften von Grabsteinen auch genaue Wirtschaftsaufzeichnungen und Naturbeobachtungen, u. a. zur Beschreibung des Ötschers (insbes. seiner Höhlen), des Pielachtals und der Pfarre Ober-Grafendorf, sowie Aufzeichnungen von Wallfahrten und Prozessionen. Im September 1746 (ein Jahr vor der Befahrung des Geldlochs durch → J. A. Nagel) besteigt H. mit vier Begleitern, darunter Vikar Franz Rosner, Jäger Gregor Danko und Baumeister Matthäus Punz, den Ötscher und dringt im Geldloch (heute Ötscherhöhlensystem) bis zum sogenannten »Ötschersee« vor, wo er mangels eines Bootes und ausreichender Beleuchtungsmittel umkehrt. Das Vorkommen von Eis erklärt H. durch eine Temperaturumkehrung, die zwischen der Erdoberfläche und der Höhle stattfindet. W.: Historia Grafendorfensis, 19 großformatige Foliobände (Bd. 15 verloren), siehe bes. Bd. 7, Cap. VI  : Cetii Montis Descriptio. Handschriften im Diözesanarchiv St. Pölten. L.: S.  Blumauer  : Aquilin Josef Hacker, ein Geograph des 18.  Jahrhunderts  – Ein Beitrag zur Geschichte der Geographie in Österreich. Jahresber. des niederösterr. Landeslehrerseminars in St. Pölten 21, 1896. S. 3–28. J.  Schwerdfeger  : Die Aufzeichnungen des St.  Pöltener Chorherrn Aquilin Joseph Hacker über den Einfall Karls  VII. (Karl Albrechts) nach Österreich von 1741 bis 1742. Jahrb. für Landeskunde von Niederösterr.

1, 1903. S.  227–296. M.  Gerstner-Sterl (Übers.)  : Die Reise zum Ötscher und zu den Ötscherhöhlen von Aquilin Josef Hacker im Jahre 1746. Die Höhle 47(2), 1996. S.  41–44. H.  R.  Sekyra  : Ober-Grafendorf, der Ötscher und das Pielachtal in der Barockzeit. Aus den Aufzeichnungen des St.  Pöltner Augustiner-Chorherrn und Pfarrers von Ober-Grafendorf Aquilin Joseph Hacker, 2016. R.  Pirker  : P. Aquilin Josef Hacker’s Ötscherfahrt 1746. Transkription von Hackers Ber. im Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr.

Hamann, Otto * Leipzig (Deutschland) 1857; † Berlin 1925 Zoologe und Bibliothekar

B.: Sohn des Majors Friedrich Otto H., der als Kommandant des 15. Infanteriebataillons der 3. Sächsischen Brigade in der Schlacht bei Königgrätz (1866) fällt. Ab 1871 besucht H. das Vitzthum-Gymnasium in Dresden und wechselt drei Jahre später an das Gymnasium zu Dresden-Neustadt. Nach dem Abitur (1878) studiert er Naturwissenschaften, Anatomie und Kunstgeschichte zunächst an der Univ. Leipzig u. a. beim 210

Zoologen Rudolf Leuckart und ab 1879 schließlich als Schüler und Volontär-Assistent von Ernst Haeckel an der Univ. Jena. 1880–81 absolviert er einen Studienaufenthalt an der Zoologischen Station in Neapel, wo H. Untersuchungen an Hydroiden (zum Stamm der Nesseltiere gehörend) durchführt. Im Folgejahr promoviert er an der Univ. Jena mit der Dissertation »Der Organismus der Hydroidpolypen«. Um 1883 Heirat mit Bertha Zeitz, Geburt der Töchter Katharina Louisa (* 1884) und Maria-Regina. Ein Jahr später habilitiert sich H. und wirkt bis 1894 als Priv.-Dozent für Zoologie und vergleichende Anatomie an der Univ. Göttingen. Neben der Publikation von Forschungsarbeiten zu Hohltieren (Coelenterata), Stachelhäutern (Echinodermata) und Kratzwürmern (Acanthocephala) ist er als Illustrator für wissenschaftliche Werke tätig. Als sich H. 1889 erfolglos um die Protektion Haeckels für die von diesem initiierte ao. Ritterprofessur für Phylogenie an der Univ. Jena bemüht, welche aber mit dem jüngeren Haeckel-Schüler Willy Kükenthal besetzt wird, wendet er sich von seinem ehemaligen Lehrer ab und ändert auch seine bisher im Sinne Haeckels vertretenen wissenschaftlichen Auffassungen. In der Schrift »Entwicklungslehre und Darwinismus« (1892) meldet er theologische Vorbehalte an und wird von einem überzeugten Anhänger zu einem Kritiker der Phylogenie (stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen) und des Darwinismus. Zudem fungiert er als Referent für Zoologie beim »Österreichischen Literaturblatt«, welches von der im selben Jahr gegründeten röm.kath. Österr. Leo-Gesellschaft herausgegebenen wird. Darüber hinaus tritt H. demonstrativ für den von Haeckel vehement opponierten konservativen Volksschulunterrichtsgesetz-Entwurf des preußischen Kultusministers Robert v. Zedlitz-Trützschler ein. Die für Haeckel einem Hochverrat gleichkommende Änderung seiner wissenschaftlichen Grundauffassung führt zu einem untergriffig ausgetragenen publizistischen Schlagabtausch, der mit einer von H. gegen seinen Lehrer angestrengten und mit großem öffentlichen Interesse ausgetragenen Beleidigungsklage (1893) vor Gericht und mit Geldstrafen für beide Streitparteien endet, die für Haeckel allerdings deutlich höher ausfallen. Seiner wissenschaftlichen Reputation verlustig gegangen, begibt sich H. nach Berlin, wo er dank der Protektion des preußischen Kultusministers den Titel eines Professors verliehen bekommt. Ab 1892 hat er eine Anstellung als Assistent an der kgl. Bibliothek in Berlin inne, wo H. bis zum Eintritt in den Ruhestand (1923), zuletzt als Oberbibliothekar, tätig ist. Zugleich fungiert er als Mitarbeiter der »Allgemeinen Deutschen Biographie«, wo H. die Beiträge zu den Naturforschern Carl Claus und Ernst Gurlt verfasst. Angeregt durch seine Tätigkeit bei der 211

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Österr. Leo-Gesellschaft beginnt sich H. in den Jahren der Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Lehrer vertiefend mit der Höhlenfauna zu beschäftigen und unternimmt während der 1890er Jahre zahlreiche Sammelfahrten nach Krain und Istrien, insbes. in die Höhlen um Postojna. 1896 publiziert er die erste Übersichtsdarstellung zur Höhlenfauna Europas, die auf eigenen Aufsammlungen, aber auch auf den bisherigen Forschungsergebnissen u. a. der Entomologen Edmund Reitter, →  L.  Ganglbauer und → V. Apfelbeck beruht. 1923 fungiert H. als Gründungsmitglied und Beirat der Gesellschaft für Höhlenforschung und Höhlenkunde in Berlin unter → B. Wolf.

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W.: Der Organismus der Hydroidpolypen. Jenaische Ztschr. für Medizin und Naturwissenschaften 15, 1882. S. 473–544. Beiträge zur Histologie der Echinodermen (4 Hefte), 1884–89. The Nerve-terminations in the Pedicellariœ of Echinida, their Sense-organs and Glands. Annals and Magazine of Natural History 17(101), 1886. S.  469–472. On the Phylogeny and Anatomy of the Echinodermata. Annals and Magazine of Natural History 20(119), 1887. S.  361–378. Die wandernden Urkeimzellen und ihre Reifungsstätten bei den Echinodermen. Ztschr. für wissenschaftliche Zoologie 46, 1888. S. 80–98. Die Nemathelminthen. Beiträge zur Kenntnis ihrer Entwicklung ihres Baues und ihrer Lebensgeschichte, 1891. Entwicklungslehre und Darwinismus. Eine kritische Darstellung der modernen Entwicklungslehre und ihrer Erklärungsversuche mit besonderer Berücksichtigung der Stellung des Menschen in der Natur, 1893. Professor Ernst Haeckel in Jena und seine Kampfweise, eine Erwiderung, 1893. Europäische Höhlenfauna. Eine Darstellung der in den Höhlen Europas lebenden Tierwelt mit besonderer Berücksichtigung der Höhlenfauna Krains. Nach eigenen Untersuchungen, 1896. Mittheilungen zur Kenntnis der Höhlenfauna. (3 Teile). Zoologischer Anz. 20, 1898. S.  521–524  ; 21, 1898. S. 529–531, 533–536. Über die Entstehung der

Keimblätter. Ein Erklärungsversuch, 1900. (Gem. mit H. Ludwig, M. Meissner, H. Przibram)  : Die Seeigel. In  : H. G. Bronn (Hg.)  : Klassen und Ordnungen des Thier-Reichs, wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild, Bd. 2  : Spongiaria, Coelenterata und Echinoderma, Abtlg. 3  : Echinodermen (Stachelhäuter), 4. Buch, 1904. S. 967–1413. Herkunft des Menschen, 1925. An den Grenzen des Wissens, 1927. L.: E.  Haeckel  : Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft, 1893. E.  Dennert  : Die Wahrheit über Ernst Haeckel und seine Welträtsel, 1901. S.  55–62. N.  Hopwood  : Haeckel’s Embryos. Images, Evolution, and Fraud, 1923 (bes. S. 223). N.N.: Prof.  Dr.  Otto Hamann. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1925. S.  69. G.  Uschmann   : Geschichte der Zoologie, 1959 (bes. S. 118–120). W. Ebel (Hg.)  : Catalogus Professorum Gottingensium 1734– 1962, 1962. S. 143. G. Wagenitz  : Göttinger Biologen 1737–1945. Eine biographisch-bibliographische Liste, 1988 (bes. S.  72). C.  A.  Redi  : Visual Zoology. The Pavia Collection of Leuckart’s Zoological Wall Charts (1877), 2000 (bes. S.  55). R.  G.  Richards  : Ernst Haeckel and the Struggles over Evolution and Religion. Annals of the History and Philosophy of Biology 10, 2005. S. 89–115.

Handl, Leo * Innsbruck (Tirol) 1887; † Innsbruck 1966 Techniker, Alpinist und Fotograf

B.: Sohn des Innsbrucker Kaufmanns Johann und der Anna H., geb. Mayr. Nach dem Besuch des jesuitischen Privatgymnasiums an der Stella Matutina in Feldkirch 212

und Ablegung der Matura (1905) ist H. mehrere Jahre in der Kolonialwarenhandlung des Vaters tätig, die jedoch von seinem Bruder Hans übernommen wird. Als dessen Begleiter kommt H. mit dem Alpinismus und Schisport (auch Schisprung) in Kontakt, nimmt bis in die späten 1920er Jahre an lokalen Wettkämpfen und -bewerben teil und wird einer der ersten passionierten Schitourengeher Tirols. 1908 tritt er dem Deutschen und Österr. Alpenverein bei und entwickelt eine rege Tätigkeit als Amateurfotograf, wodurch H. die bei Kletter- und Schitouren angefertigten Lichtbilder in öffentlichkeitswirksamen Vorträgen präsentiert. Nach seinem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger wird er zum Kadett (1909), Fähnrich (1912) und Leutnant (1913) d.  Res. befördert. Daneben absolviert er die Höhere Gewerbeschule in Innsbruck im Studienfach »Bautechnik« und schließt diese 1912–13 als Bauingenieur ab. Zudem trägt H. durch Veröffentlichung des ersten Schiführers für die Samnaungruppe (inkl. Spezialtourenkarten mit Kennzeichnung von Lawinen-, Schneebrett- und Wechtengefahrenstellen) zur touristischen Erschließung der Tiroler Bergwelt bei. Gem. mit seinem Bruder konstruiert und erprobt er verschiedene Schimodelle, -tragevorrichtungen, -bindungen und Steigfelle. Weiters bemüht er sich um Förderung der militärischen Bedeutung des Schilaufs. 1914 wird H. zum Tiroler Kaiserjäger-Regiment Nr. 2 einberufen und zunächst im Regimentsstab an der Ostfront in Galizien eingesetzt, wo er schwer erkrankt und 1915 im Krakauer Festungsspital Nr. 2 wieder gesund gepflegt wird. Nach seiner Beförderung zum Oberleutnant und dem Kriegseintritt Italiens wird H. mit seinem Regiment an die Dolomitenfront transferiert, wo er als Kommandant der 9. Bergführer-Kompanie mit dem Oberst, Alpinisten und Schi-Pionier Georg Bilgeri zusammentrifft und maßgeblich am hochalpinen Stellungsbau mitwirkt. Um u. a. Versorgungswege und Unterkünfte der Soldaten vor italienischem Beschuss zu schützen, entwirft H. den Plan, die Stellungen in das Innere des Marmolada-Gletschers zu verlegen, was schließlich im Mai 1916 angeordnet wird. Zur Errichtung des 8 km langen Netzwerks aus Gletscherhöhlen und Verbindungstunneln entwickelt H. neue technische Methoden und Hilfsmittel (u. a. Steigbaumleitern aus Eisenrohren), die nach 1918 ebenfalls in der Höhlenforschung eingesetzt werden und sich rasch verbreiten. Ab 1917 ist er auch mit gletscherkundlichen Beobachtungen, kartografischen Arbeiten und der Anfertigung eines Marmolada-Reliefs betraut, das er öffentlich ausstellt. Auf Heimaturlaub hält H. in Nord- und Südtirol populäre Lichtbildvorträge über die »Eisstadt« der Marmolada, die seinen öffentlichen Bekanntheitsgrad rasch steigern, und publiziert mehrere Berichte in den Jahrbüchern des Deutschen und Ös213

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terr. Alpenvereins, in welchen er den Kriegsalltag mit heroischen Schilderungen verklärt. 1918 wird er in die Ortlergruppe versetzt, wo H. mit dem Einbau eines Gebirgsgeschützes der Marke »Skoda« in den Gipfel der 3400 m hohen Payerspitze beauftragt wird und dafür abermals Eisstollen anlegen lässt. Seine Erfahrungen im hochalpinen Stellungsbau werden bei der Errichtung anderer Gletscher-Stellungen (z. B. im Presena-Adamello-Gebiet), Felsunterstände und Kavernen (u. a. durch sogenannte »Höhlenbaudetachements«, siehe →  H.  Bock) übernommen. 1919 Heirat mit der Buchhändlertochter Hildegard v. Schumacher. Im Folgejahr wird H. im Rahmen der Österr. Höhlendüngeraktion unter →  R.  Willner als Oberbaukommissär der Tiroler Landesregierung mit der Erkundung der in Höhlen lagernden, abbauwürdigen Phosphorvorkommen beauftragt. In der Folge befährt und dokumentiert er im Sommer 1920 gem. mit Ministerialrat Mario Bizzarro 30 Höhlen, insbes. in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel, wodurch bestätigt wird, dass Tirol nicht so höhlenarm ist, wie bislang angenommen worden ist. Dem offiziellen Ziel der Untersuchungen, abbauwürdige Höhlendünger-Lagerstätten zu finden, ist aber kein Erfolg beschieden. 1922 wird H. Mitglied des wenige Jahre bestehenden Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol um → L.  Weirather und → O.  Engelbrecht. In den 1920er Jahren ist er Miteigentümer des Ingenieurbüros »Posch & Handl« in Innsbruck und wird mit der Projektierung mehrerer Bauvorhaben zur touristischen Erschließung der Tiroler Bergwelt betraut, u. a. einer Seilschwebebahn auf den Patscherkofel und des Stuibenbach-Kraftwerks bei Oetz. Daneben wird H. mit der Planung einer Seilbahn von Kitzbühel auf den Hahnenkamm (1927) beauftragt und fungiert später sogar als Mitkonzessionär, steigt nach Baubeginn jedoch aus dem Projekt aus. Wegen seiner technischen Erfahrung wird er auf Fürsprache von →  R.  v.  Saar auch in die Bauarbeiten zur touristischen Erschließung der Dachsteinhöhlen einbezogen und als Sachverständiger für die Elektrifizierung der Schauhöhlen eingesetzt. 1928–29 wird H. gem. mit → F. Waldner im Rahmen der meteorologischen Untersuchung der Dachstein-Rieseneishöhle unter der Leitung von → G. Kyrle für die Dauer von 18 Monaten mit div. Messungen und der Ablesung der Geräte betraut. 1929 legt er in Obertraun die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Während der 1930er Jahre wieder als Kaufmann, Fotograf und Bauingenieur im Rahmen kleiner Projekte in Innsbruck tätig, wird H. 1934 zum stv. Landesleiter des neu gegründeten Österr. Touristenvereins »Bergfreunde« gewählt, welcher die Schutzhütten des verbotenen Alpinvereins »Die Naturfreunde« übernimmt. Während des Zweiten Weltkriegs wird er aufgrund seines technischen Fachwissens vermutlich im Rahmen der Organisation »Todt« in Norwegen eingesetzt, wo H. jedoch aufgrund seiner politisch bürgerlich-konservativen Haltung von seinen Kollegen angefeindet wird. Daneben studiert er norwegische Plateaugletscher und deren Eisgebilde. Nach 214

1945 lässt sich H. wieder in Innsbruck nieder, übt den Beruf eines Bauingenieurs aus und erhält 1949 die staatliche Befugnis eines Zivilingenieurs für Hochbau. Gem. mit → V. Büchel, → A. Gaugg, → G. Mutschlechner, → E. Bitzan und → O. Engelbrecht wird er Teil einer ab 1948 in Innsbruck zusammenkommenden Höhlenforscherrunde, aus der 1952 der Landesverein für Höhlenkunde in Tirol hervorgeht. Im Alter entwickelt H. eine intensive Beschäftigung mit Eisverhältnissen, Schnee- und Lawinenkunde, woraus 1955 ein praktischer Führer für den Bergsport entsteht. W.: Der Neubau des Deutschen Museums in München. Innsbrucker Nachrichten, 3.1.1912. S.  1–2. (Mit H.  Wopfner)  : Die Samnaungruppe. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 45, 1914. S.  264–287. Aufgaben und Aussichten des Deutschen und Österr. Alpenvereins nach dem Kriege. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins (9–10), 1916. S. 73. Skiführer durch die Samnaungruppe, 1913. Von der Marmolata-Front. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 47, 1916. S.  212–218. Von der Marmolata-Front. 2. Teil. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 48, 1917. S. 149–161. Die Eisstadt in der Marmolata. Der Alpenfreund (München) 3(3), 1922. S. 75–79. Die Karlgrabenhöhle bei Hallstatt. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  59–61. Tirols Bergbahnen und der Wintersport. Tiroler Anz., 9.11.1933. S.  3–4. Innsbrucks Erfahrungen mit dem Nachthupverbot. Salzburger Volksblatt, 30.5.1936. S.  5. Aerodynamische Höhlen-Betrachtungen. Höhlenkundliche Naturbeobachtungen. Protokoll der 4.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in Wien, 1949. S. 35–38. Bemerkungen über die Eisführung der Dachstein-Rieseneishöhle. Die Höhle 2(1), 1951. S.  12–13. Praktische Schnee- und Lawinenkunde, 1955. Beiträge zur Klimaforschung in der Dachstein-Rieseneishöhle. Die Höhle 7(1), 1956. S.  32. Südtirols Verteidigung im Gletschereis 1915–18. Der Schlern 31, 1957. S. 354– 357. Der Krieg im Bauch des Gletschers. In  : G. Langes (Hg.)  : Die Front in Fels und Eis, 1977. S. 150–176. L.: M.  Bizzarro  : Bericht über Höhlenforschungen in Tirol im Sommer 1920. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 1, 1920. S. 63–84. N.N.: Vom Missgeschick verfolgt. Aus der Baugeschichte der Hahnenbahnkamm. Tiroler Anz., 15.3.1930. S. 10. R. v. Srbik  : Überblick der Höhlenfor-

schung in Tirol-Vorarlberg. Heimatbl. für den Reichsgau Tirol und Vorarlberg 21(1–3), 1943. S.  14–17. R. v. Saar  : Die Geschichte der Entdeckung, Erforschung und Erschließung der bundesforsteigenen Höhlen nächst Obertraun im oberösterreichischen Salzkammergut, 1951. R. v. Saar  : Eine Erwiderung zu L. Handl, Beiträge zur Klimaforschung in der Dachstein-Eishöhle. Die Höhle 7(3), 1956. S. 79–80. N.N.: Dipl.-Ing. Leo Handl. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 8(5), 1957. S.  49. R.  v. Saar  : Zur Frage des Einflußes der Großwetterlage auf die Dynamik der Wetterhöhlen. Die Höhle 8(2), 1957. S.  33–54. C.  Mutschlechner  : Dipl.-Ing.  Leo Handl zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 4(2), 1966. S.  2–4. H.  Trimmel  : Die Beiträge von Leo Handl zur Höhlenbefahrungstechnik und zur Erforschung von Gletscherhöhlen. Die Höhle 48(3), 1997. S. 72–77. H. Kuntscher  : Pioniere der Höhlenforschung in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 37, 1998. S. 1–7. K. Mais  : Untersuchungen des Höhlenklimas in der Dachstein-Rieseneishöhle von 1910 bis 1962. Die Höhle 50(3), 1999. S. 118–125. A. Jordan  : Krieg um die Alpen. Der Erste Weltkrieg im Alpenraum und der bayerische Grenzschutz in Tirol, 2008. S.  289–290. D. Angetter  : Geologische Aspekte in der Kriegführung des Ersten Weltkriegs. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 149(2–3), 2009. S. 291–300. H.-J. Löwer, U. Bernhart  : Die Alpenfront – einst und jetzt. Auf den Spuren des Gebirgskrieges 1915–1918, 2013. D.  Angetter, J. M. Schramm  : Über den Minierkrieg in hochalpinen Fels- und Eisregionen (1. Weltkrieg, SW-Front, Tirol 1915–1918) aus ingenieurgeologischer Sicht.­ Geo.Alp – Jahresztschr. zur Alpengeologie 11, 2014. S.  135–160. A. Bondesan, A. Carton, V. Laterza  : Leo Handl and the Ice City (Marmolada Glacier, Italy). Rendiconti Online della Società Geologica Italiana 36, 2015. S. 31–34.

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Hanke, Anton Thomas * Bravantice (dt. Brosdorf, Mährisch-Schlesien, Tschechien) 1840; † Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1891 Bergbeamter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Erbrichters Joseph und der Josephine H., geb. Muthwilla. Nach Absolvierung seiner Schulausbildung zieht H. zu Verwandten nach Ostrava und besucht die dortige Montanistische Lehranstalt (ab 1865 Bergakademie). Anschließend erhält er 1866 eine Anstellung als Praktikant am Haupt-Münz-Amt in Wien, ist daraufhin als Praktikant und ab 1868 als Kontrollor des Punzierungs-Amts in Bregenz tätig, wo H. dem Turnverein beitritt, sich als Turnwart engagiert und später zu dessen Ehrenmitglied ernannt wird. 1874–78 hat er eine Stelle als Wardein des Haupt-Punzierungs-Amts in Wien inne und wird im Folgejahr als Kassa-Kontrollor in das Haupt-Münz-Amt versetzt. 1880 wird H. zum Oberwardein und Vorstand des Münz- und Punzierungsamtes in Triest befördert, worauf er dortselbst ansässig und 1889 zum Bergrat ernannt wird. Zudem tritt er in die 1872 gegründete Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins ein und wird in den Beirat des Vorstands gewählt. 1883 wirkt H. auf Initiative von → L. K. Moser an der Bildung einer vereinsinternen Grottenabtlg. mit und wird gem. mit → J. Marinitsch und → F. Müller Mitglied des selbst ernannten »Grottentriumvirats«. In den folgenden sieben Jahren beteiligt er sich im Zuge von 16 Expeditionen und 38 Vorbereitungstouren als gelernter Montanist maßgeblich an der Erkundung der Flusshöhle Škocjanske jama, fertigt 1888 den ersten Plan derselben an und erreicht 1890 den Endsiphon »Mrtvo jezero« (Toter See). Einerseits werden bei den Forschungsarbeiten z. T. bedenkenlos slowenische Grottenarbeiter eingesetzt, wobei es zu tödlichen Unfällen kommt, andererseits unterstützt H. mit anderen Sektionsmitgliedern die lokale Bevölkerung finanziell und fördert die Grundschule von Škocjan. Ab 1888 wirkt er u. a. mit Marinitsch und → G. Žiberna an der Erforschung der Kačna jama mit und kartiert drei Jahre später die Höhle. Neben seiner Tätigkeit als Planzeichner verfasst H. als Chronist zahlreiche Forschungsberichte in den sogenannten »Grottenbüchern« der Sektion Küstenland. 1891 erleidet er während einer Forschungstour in der Kačna jama eine Herzattacke, die zu einer tödlichen Lungenentzündung führt. H. wird auf eigenen Wunsch in Škocjan beigesetzt.

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W.: (Mit F.  Steuer)  : Hilfsbuch für Gold- und Silberarbeiter, 2  Aufl., 1876/77. Höhlenpläne der Kačna jama und Škocjanske jame, 1888. L.: N.N.: K.k. Bergrath Anton Hanke. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 21, 1891. S.  305. N.N.: Anton Hanke. Neue Freie Presse, 9.12.1891. S. 3. P. A. Pazze  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins. Festpublikation zur Vollendung des XX. Vereinsjahres. Aus den Veröffentlichungen der Section, 1893. S. 140–144, 320–322. M.  Galli  : Antonio Hanke e l’esplorazione delle grotte di San  Canziano. Alpi Giulie 66, 1971. S.  70–85.

C. Finocchiaro  : Onoranze ad Anton Hanke. Rassegna Speleologica Italiana 24(1), 1972. S. 93–94. F. Gherlizza  : Anton Hanke nel centenario della morte. Rassegna della Federazione Speleologica Triestina, 1991. S. 5–6. A. Kranjc  : Ob stoletnici smrti Antona Hankeja. Naše jame 34, 1992. S.  177–179. P.  Guidi  : Cenni sull’attività dei gruppi grotte a Trieste dal 1874 al 1900. Atti e Memorie della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 32, 1995. S. 85–127. V. Šustková  : Das Gedächtnis der Orte  – die deutsche Bevölkerung in der Ortschaft Bravantice gestern und heute, Bachelor-Arb. Univ. Ostrava, 2011 (bes. S. 33–40).

Hassinger, Hugo * Wien 1877; † Wien 1952 Geograf und Lehrer

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B.: Sohn des Bankbeamten Rudolf und der Stabsarzttochter Sophie H., geb. Roßwinkler. Nach der Volksschule besucht H. ab 1887 das Staatsgymnasium in Wien-Mariahilf und legt die Matura (1896) ab. Anschließend beginnt er ein Studium der Geografie, Geologie und Geschichte an der Univ. Wien und hört Vorlesungen u. a. bei Albrecht Penck, Eduard Suess und Oswald Redlich. Im Zuge seiner Tätigkeit im Deutschen und Österr. Alpenverein leitet er 1900–02 gem. mit dem Alpinisten Eugen Berr, später Inhaber des Sportausrüstungsgeschäftes »Berr & Co.« auf der Wiener Mariahilferstraße, mehrere wissenschaftliche Expeditionen in das Geldloch am Ötscher, wo H. meteorologische Messungen durchgeführt, Eisverhältnisse und die Wetterführung beobachtet sowie zahlreiche Höhlenfotografien anfertigt. 1902 promoviert er bei Albrecht Penck mit der Dissertation »Geomorphologische Studien aus dem inneralpinen Wiener Becken und seinem Randgebirge«. Im Folgejahr legt H. die Lehramtsprüfung ab und absolviert sein Probejahr am Staatsgymnasium in Wien-Mariahilf. 1904 erhält er eine Anstellung als Lehrer für Geschichte und Geografie am Staatsgymnasium in Hranice na Moravě, wo sich H. z. T. aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Zusammenleben der tschechisch- und deutschsprachigen Bevölkerung zunehmend mit Kulturgeografie und Länderkunde zu beschäftigen beginnt. 1906–18 ist er als Lehrer am Erzherzog-Rainer-Gymnasium sowie am Mädchen-Lyzeum am Kohlmarkt in Wien tätig, setzt sich mit Raumplanung und Stadtgeografie auseinander und gibt einen kunst217

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historischen Atlas von Wien heraus. 1906 Heirat mit der Innsbrucker Finanzbeamtentochter Helene Payr, Geburt der Söhne Erich (* 1907) und Herbert (* 1910). Daneben fungiert er als Schriftleiter der »Rundschau für Geographie« (1910–15) und der »Kartographischen Zeitschrift« (1916–21). 1915 habilitiert sich H. an der Univ. Wien in Geografie mit der Arbeit »Die mährische Pforte und ihre benachbarten Landschaften«, dabei legitimiert er die expansiven Ambitionen Österr.-Ungarns und betont die Funktion des Habsburgerreichs als Kulturvermittler für die »slawischen Völker«. 1918 wird H. als o. Professor an die Univ. Basel berufen und initiiert 1923 gem. mit Karl Friedrich Sarasin die Gründung der Geografisch-Ethnologischen Gesellschaft in Basel. 1927 erfolgt seine Berufung an die Univ. Freiburg im Breisgau. Vier Jahre später kehrt H. als Nachfolger von Eugen Oberhummer als Ordinarius für Kulturgeografie nach Wien zurück und wird 1936 mit der Leitung des Instituts für Geografie betraut. Gem. mit dem Historiker Hans Hirsch gründet er die Südostdeutsche Forschungsgemeinschaft (1931), wird zu deren Leiter bestellt und organisiert mehrere Studienreisen u. a. in den Balkanraum (1937). Zudem wird H. 1931 zum korresp. und 1934 zum wirkl. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien ernannt und fungiert 1935–52 als Mitherausgeber der »Geographischen Jahresberichte aus Österreich«. Obwohl H. kein NSDAP-Mitglied ist, gilt er als Vertrauensmann mehrerer NS-Dienststellen, kooperiert mit Nationalsozialisten und plädiert für eine ethnische »Flurbereinigung« im Donauraum. Als Anhänger einer im Sinne des »deutschen Volkstums« ausgelegten Kulturlandschaftslehre legitimiert er die Offensivpolitik des Deutschen Reichs und ihren Anspruch auf Siedlungsraum im Südosten Europas. Zudem wird H. 1942 Mitglied der Kommission zur Herausgabe von Schriften zur Rassenkunde und menschlichen Erblehre an der Akademie der Wissenschaften in Wien und übernimmt 1939–45 die Leitung der Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung an der Univ. Wien. Daneben fungiert er 1937–51 als Präsident der Geografischen Gesellschaft in Wien und ab 1951 als deren Ehrenpräsident. Da H. nicht der NSDAP beigetreten ist, bleibt er während der Entnazifizierung der Univ. unbehelligt. Bereits 1946 beteiligt er sich an der Gründung einer Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau und im Folgejahr bei der Einrichtung einer Österr. Forschungsgemeinschaft für den Südosten und Orient (1950 aufgelöst) an der Österr. Akademie der Wissenschaften. Im Alter wendet er sich wieder der Karst- und Höhlenkunde zu, befasst sich mit Höhlen in Niederösterr. (insbes. dem Geldloch am Ötscher) und versucht erfolglos eine Honorarprofessur für Höhlenkunde an der Univ. Wien zu etablieren. 1949 wird H. gem. mit → R. v. Saar und → G. Götzinger zum ständigen Mitglied der neu eingerichteten Bundeshöhlenkommission ernannt. Im selben Jahr beteiligt er sich an der Gründung des Notrings der wissenschaftlichen Verbände Österreichs (seit 1971 218

Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs). Zwei Jahre nach seiner Emeritierung (1950) verstirbt H. bei einem Autounfall. W.: (Mit E.  Berr)  : Das Geldloch im Ötscher. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 33, 1902. S. 117–149. Geomorphologische Studien aus dem inneralpinen Wiener Becken und seinem Randgebirge, 1905. Die Mährische Pforte und ihre benachbarten Landschaften, 1914. Kunsthistorischer Atlas von Wien, 1916. Die Entwicklung des tschechischen Nationalbewußtseins und die Gründung des heutigen Staates der Tschechoslowakei, 1928. Die geographischen Grundlagen der Geschichte, 1931. Die Geographie des Menschen. In  : F.  Klute  : Handbuch der geographischen Wissenschaft, Bd. 2, 1933. S.  267–542. Burgenlandatlas, 1940. Burgenland (1921–1938). Ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941. Wiens deutsche Sendung im Donauraum. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 85, 1942. S.  3–31. (Hg.)  : Wegweiser zu den in Wien vorhandenen Hilfsmitteln für die Raumforschung in den Gebieten der Ostmark, der Sudetenländer und im Südostraum, 1942. Boden und Lage Wiens, 1946. Die Organisation der wissenschaftlichen Höhlenforschung in Österreich. Protokoll der 3.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1949. S.  10–15. Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Österreichs, 1949. Alte und neue Beobachtungen aus dem Geldloch im Ötscher. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 92, 1950. S. 24–25. (Gem. mit H. Hassinger)  : Wegweiser für Landes- und Volksforschung in Österreich, 1950. L.: E. Arnberger  : In memoriam Universitätsprofessor Dr. Hugo Hassinger. Edelweiß-Nachrichten der Sektion Edelweiß des Österr. Alpenvereins 6(3), 1952. S.  36. A.  Becker  : Dr.  Hugo Hassinger. Unsere Hei-

mat 23, 1952. S. 146–148. H. Bobek  : Hugo Hassinger. Almanach der Österr.  Akademie der Wissenschaften 102, 1953. S.  277–290. H.  Bobek  : Hugo Hassinger (8.11.1877–13.3.1952). Petermanns Geographische Mitt.  97, 1953. S.  36–39. E.  Lendl  : Hugo Hassinger und die landeskundliche Forschungsarbeit. Ber. zur deutschen Landeskunde  13, 1954. S.  1–10. G.  Götzinger  : Hugo Hassinger. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 45, 1954. S.  179–184. G.  Götzinger  : Ehrenpräsident Hugo Hassinger †. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 96, 1954. S. 149–176. E.  Bernleithner  : Sechshundert Jahre Geographie an der Univ. Wien. Studien zur Geschichte der Univ. Wien 3, 1965. S. 55–125. E. Arnberger  : Hugo Hassinger. Forscher, Lehrer und Mensch (eine Würdigung zu seinem 100.  Geburtstag). Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 120, 1978. S. 149–156. C. Zippel  : Hugo Hassinger. In  : I.  Haar, M.  Fahlbusch (Hg.)  : Handbuch der völkischen Wissenschaften  – Personen, Institutionen, Forschungsprogramme, Stiftungen, 2008. S.  226–230. P.  Svatek  : Hugo Hassinger und Südosteuropa. Raumwissenschaftliche Forschungen in Wien (1931–1945). In  : C. Sachse (Hg.)  : »Mitteleuropa« und »Südosteuropa« als Planungsraum, 2010. S. 290–311. P. Svatek  : »Wien als Tor nach dem Südosten«  – Der Beitrag Wiener Geisteswissenschaftler zur Erforschung Südosteuropas während des Nationalsozialismus. In  : M. G. Ash, W. Niess, R. Pils (Hg.)  : Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus, 2010. S.  111–139. H. Trimmel  : Zur Erforschungsgeschichte der Paläotraun (Dachstein). Die Höhle 63, 2012. S. 43–62.

Hauer, Franz von * Wien 1822; † Wien 1899 Geologe, Paläontologe und Museumsdirektor

B.: Drittältester Sohn des wirkl. Geheimrats Josef, Vizepräsident der Hofkammer, und der Therese v. H., geb. v. Dürfeld. 1828–31 erhält H. häuslichen Privatunterricht und absolviert anschließend eine Externistenprüfung an der Normalhauptschule bei 219

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St. Anna in Wien. Durch seinen Vater, der selbst eine paläontologische und geognostische Sammlung besitzt, kommt er bereits als Jugendlicher mit Erdkunde in Kontakt. Nach dem Besuch des Schottengymnasiums (1832–37) betreibt H. kurze Zeit philosophische Studien an der Univ. Wien und wechselt 1839 an die Bergakademie in Banská Štiavnica (Schemnitz), wo er eine montanistische Ausbildung durchläuft. Zunächst ab 1843 als Bergwerkspraktikant an der Bergverwaltung Eisenerz tätig, erhält H. drei Jahre später eine Anstellung als Assistent von Wilhelm v. Haidinger am Montanistischen Museum in Wien, wo er u. a. Vorlesungen zu Themen der Paläontologie und Mineralogie hält. Daneben wirkt H. an der 1845 erfolgten Gründung der Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaften mit. Weiters wird er 1848 zum korresp. und 1860 (nach einem erfolglosen Versuch 1857) zum wirkl. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien sowie 1856 zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Nach der Gründung der Geologischen Reichsanstalt unter der Leitung von Haidinger wird H. 1849 zum Bergrat und Chefgeologen der Anstalt ernannt. Dabei entwickelt er ein ausgewiesenes Interesse an Höhlenfossilien (insbes. Höhlenbären-Knochen) und den Unternehmungen von → A. Schmidl, der im Auftrag der Reichsanstalt ab 1850 die Höhlen in Krain und dem Küstenland untersucht. In Begleitung von →  F.  Simony befährt auch H. mehrere Höhlen im Salzkammergut. Angeregt durch die Sammlungen Metternichs und des Bergmeisters Ramsauer in Hallstatt befasst er sich mit Ammoniten und Cephalopoden. Bei der Untersuchung der Schichtfolge der Kalkalpen erbringt H. den Nachweis der Trias in den Nordostalpen, gliedert die Triasformation und veröffentlicht paläontologische Studien über die dort aufgefundenen Cephalopoden. Neben der Herausgabe einer mehrmals aufgelegten Karte zur Geologie von Österr.-Ungarn leistet H. umfassende Arbeiten zur geologischen Landesaufnahme der Habsburgermonarchie, insbes. zur Geologie Siebenbürgens, und publiziert das mehrfach aufgelegte Lehrbuch »Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit der österreichisch-ungarischen Monarchie«. 1853 Heirat mit der Gutsbesitzertochter Rosa v.  Unkhrechtsberg. 1858 ehelicht H. nach dem Tod seiner Gattin deren Schwester Luise, welche die Tochter Rosa zur Welt bringt. Nach der Pensionierung Haidingers (1866) wird er zum Direktor der Geologischen Reichsanstalt bestellt und ist ab 1874 auch als Honorardozent für Geologie an der Hochschule für Bodenkultur tätig. Zwei Jahre später lernt er im neu gegründeten Wissenschaftlichen Klub den Privatier →  F.  Kraus kennen, der ihm bei der Neuordnung der Mineraliensammlung der 220

­ nstalt behilflich ist und H. als Präsident für den 1879 ins Leben gerufenen Verein A für Höhlenkunde gewinnt. Insgesamt bleibt er bis 1898 Vorsitzender des zunächst zur Sektion für Höhlenkunde (1881) und später zur Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs (1888) umgewandelten Vereinigung. 1885 wird er als Nachfolger von → F. v. Hochstetter Intendant des Naturhistorischen Hofmuseums und hat diese Stelle bis 1896 inne. Weiters übernimmt H. 1884 von Hochstetter den Vorsitz über die Prähistorische Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und fördert bewusst »Höhlenuntersuchungen und paläoethnografische Forschungen und Ausgrabungen«, u.  a. von →  J.  Szombathy (Krain, Mähren), → L. K. Moser (Krain, Küstenland) und → R. Trampler (Mähren). Zudem fungiert H. 1885–88 als Präsident des Karst-Comités des Österr. Touristenklubs, das unter der Federführung von Kraus und →  W.  Putick die Wasserhöhlen in den Kesseltälern von Krain erforscht. Dabei unterstützt er die Höhlenkunde durch seine Kontakte zu Behörden und den wissenschaftlichen Gesellschaften in Wien, überzeugt Kollegen aus der Geologischen Reichsanstalt, der Hochschule für Bodenkultur und dem Naturhistorischen Hofmuseum selbst dem Höhlenverein als Mitglied beizutreten und fördert Autodidakten wie Kraus durch ihre Ernennung zu Volontären oder Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt und des Naturhistorischen Hofmuseums. Neben seinem Engagement im Verein für Höhlenkunde fungiert H. als Gründungsmitglied zahlreicher wissenschaftlicher und naturkundlicher Gesellschaften, u. a. der Geografischen Gesellschaft in Wien (1855), des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien (1861), des Deutschen und Österr. Alpenvereins (1862) und der Anthropologischen Gesellschaft in Wien (1869). 1892 erfolgt die Ernennung von H. zum Mitglied des Herrenhauses. Zu Lebzeiten werden eine bei Bad Goisern erforschte Höhle (»Hauergrube«), eine Seitenhöhle der Gradišnica bei Logatec (»Hauerdom«) und ein Mineral (»Hauerit«) nach ihm benannt. W.: Die Cephalopoden des Salzkammergutes aus der Sammlung seiner Durchlaucht des Fürsten von Metternich, 1846. Cephalopoden vom Rossfeld. Ber. über die Mitt. von Freunden der Naturwissenschaften in Wien 3, 1848. S.  476–480. Über die Gliederung der geschichteten Gebirgsbildungen in den östlichen Alpen und den Karpathen. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  4, 1850. S. 274–315. Über die geognostischen Verhältnisse des Nordabhanges der Alpen zwischen Wien und Salzburg. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 2, 1850.

S.  17–60. Fossilien von der Dürrn- und Klausalpe bei Hallstatt. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 3, 1852. S.  184–186. Über die Gliederung der Trias-, Lias- und Juragebilde in den nordöstlichen Alpen. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 4, 1853. S. 715–784. Geologische Übersicht der Bergbaue der österreichischen Monarchie, 1855. Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 11, 1856. S.  1–86. Ein geologischer Durchschnitt durch die Alpen von Passau bis Duino. Sitzungsber.

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der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  25, 1857. S.  253–351. Geologische Übersichtskarte von Siebenbürgen, 1861. (Mit G.  Stache)  : Geologie Siebenbürgens  – nach den Aufnahmen der k. k. Geologischen Reichsanstalt und literarischen Hülfsmitteln, 1863. Die Cephalopoden der unteren Trias der Alpen. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  52, 1865. S.  605–640. Geologische Übersichtskarte der österr.-ung. Monarchie, 1   :576.000, 12 Bl., 1867–71 (mehrere Aufl.). Die Geologie und ihre Anwendung auf die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit der österreichisch-ungarischen Monarchie, 2  Aufl., 1875/78. Berichte über die Wasserverhältnisse in den Kesselthälern von Krain (2 Teile). Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 3, 1883. S. 25–31, 37–41. Die Gypsbildung in der Krausgrotte. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1885. S.  21–24. Die KrausGrotte bei Gams in [der] Steiermark (2 Teile). Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 5, 1885. S.  13–16, 25–28. Die Vorgeschichte unserer Sektion. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 1(1–2), 1889. S.  2. Geologische Karte von Oesterreich-Ungarn mit Bosnien-Hercegowina und Montenegro, 1896. L.: N.N.: Notizen. Franz v.  Hauer’s siebzigster Geburtstag. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 7, 1892. S.  1–155. N.N.: † Hofrath Franz Ritter v.  Hauer. Carinthia II 89, 1899. S.  81–82. N.N.: Franz R. v. Hauer. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 57, 1899. S.  41–42. M.  Vacek  : Trauersitzung aus Anlass des Todes von Fr. v.  Hauer’s. Verh.

der Geologischen Reichsanstalt, 1899. S.  119–126. N.N.: Notizen. Hofrath Dr. Franz Ritter v. Hauer †. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 14, 1899. S.  52–53. V. Lang  : Ritter von  Hauer. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 49, 1899. S. 276–281. A.  Böhm v.  Böhmersheim  : Zur Erinnerung an Franz v.  Hauer. Abh. der Geographischen Ges. in Wien 1, 1899. S.  91–118. E. Tietze  : Franz v. Hauer. Sein Lebensgang und seine wissenschaftliche Thätigkeit. Ein Beitrag zur Geschichte der österreichischen Geologie. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 49, 1899. S.  679–827. G.  Hamann, W. E. Petrascheck (Hg.)  : Franz von Hauer. Reiseberichte über eine mit Moriz Hoernes im Sommer 1848 unternommene Reise nach Deutschland, Frankreich, England und der Schweiz, 1985. M.  Leutner  : Wissenschaftstheoretische Fallstudien zur Entwicklung der erdwissenschaftlichen Forschung in Österreich. Wilhelm Haidinger – Franz von Hauer – Otto Ampferer, 1999. K.  Kadletz  : Die geologische Reichsanstalt im Schicksalsjahr 1860. Genese und Ablauf des Konflikts um ihre Eingliederung in die Akademie der Wissenschaften, Diss. Univ. Wien, 2003. J. Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T.  Hofmann, M.  Klemun (Hg.)  : Die k. k.  Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens. Neue Zugänge und Forschungsfragen, 2012. S.  81–114. M. Klemun, K. Kadletz  : Wissenschaft als Kommunikation in der Metropole Wien (19. Jahrhundert). Die Tagebücher Franz von Hauers der Jahre 1860–1868, 2019 (in Druck).

Hauser, Ernst Alfred * Wien 1896; † Cambridge (USA) 1956 Kunststoffchemiker, Meteorologe und Höhlenforscher

B.: Ältester Sohn des Fabrikanten Alfred Karl, später Präsident des Wiener Industriellenverbandes und Generalrat der Österr. Nationalbank, und der Fabrikantentochter Alice H., geb. Sobotka. Da während der Gründerzeit die Familien seiner beiden Eltern in Wien-Stadlau gem. eine der größten Malzfabriken Europas aufbauen, wächst H. in sehr wohlhabenden Verhältnissen auf. 1901 tritt seine Familie geschlossen vom jüdischen zum evgl. Glauben (A.  B.) über. Nach der Volksschule besucht H. das 222

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Akademische Gymnasium in Wien und legt 1914 die Matura ab, zugleich nimmt er als Mitglied der Wiener Fechtschule »Della Santa« erfolgreich an mehreren Sportwettbewerben teil. Die Sommerferien verbringt H. bei seinem Großvater am Bürglgut in St.  Wolfgang, wo er in Kontakt mit dem Karst- und Höhlenphänomen kommt und bereits 1911 der Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. unter →  A.  v.  Mörk betritt. Ende 1914 wird er gem. mit Richard Weininger, Bruder des Philosophen Otto Weininger, als Fähnrich d. Res. zum Militärdienst einberufen, zunächst dem k. u. k. Feldhaubitz-Regiment Nr. 25 zugewiesen und später als Offizier der Gebirgstruppe an der Alpenfront eingesetzt. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie studiert H. 1918–21 Chemie an der Univ. Wien, hört Vorlesungen u. a. bei Rudolf Wegscheider und Alfons Klemenc und promoviert im März 1921 mit der Dissertation »Zur Kenntnis der umkehrbaren Reaktion 3 HNO3 ↔ HNO3 + 2 NO + H2O«. Daneben beschäftigt sich H. mit Meteorologie, insbes. von Eishöhlen, sowie ferner mit Parapsychologie und Telepathie. 1919 Heirat mit Susanne Devrient, Tochter des Burgtheaterschauspieler-Ehepaars Max und Babette Devrient-Reinhold, und Geburt des Sohns Ernst Felix (* 1920). Im Dezember 1920 verstirbt seine Frau unerwartet und aus ungeklärter Ursache (vermutlich Selbstmord). Drei Monate später verunglückt auch Edith Hillig, Gattin eines Verlagsbuchhändlers, unter mysteriösen Umständen, der ein Liebesverhältnis zu H. nachgesagt wird. Auf Betreiben seiner Schwiegermutter und der antisemitischen Presse wird ab 1922 ein Strafverfahren gegen ihn angestrebt, das jedoch nach Einstellung der Untersuchungen der Staatsanwaltschaft (1927) und Ablehnung einer Voruntersuchung gegen H. seitens des Landesgerichts Graz (1928) nicht erfolgreich ist. Später wird u. a. vermutet, dass ein von ihm zur publizistischen Verwertung gedachter Teilnachlass des Schriftstellers E. T. A. Hoffmann, darunter der erotische Roman »Schwester Monika erzählt und erfährt«, welcher über den Vater seiner verstorbenen Gattin in deren Besitz gelangt ist, ein mögliches Mordmotiv darstellt. Die ungeklärten Todesfälle seiner Ehefrau und von Edith Hillig regen die deutschsprachigen Medien zu Spekulationen an und entwickeln durch die Publikation des Antrags seiner Schwiegermutter und des Rechtsanwalts und Schriftstellers Walther Rode zur Einleitung einer Voruntersuchung zusätzliche Brisanz. Ab 1920 beteiligt sich H. maßgeblich an der Erforschung der Eisriesenwelt bei Werfen im Tennengebirge und bereitet noch mithilfe seiner Ehefrau Susanne und Edith Hillig eine zweiwöchige Expedition der Akademie der Wissenschaften in Wien vor, die im März 1921 unter Beteiligung von u. a. → R. Oedl, 223

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→  O.  Lehmann, →  L.  Fuhrich, →  O.  v.  Wettstein, →  W.  v.  Czoernig, → E.  v.  Angermayer und Julius Pia realisiert wird. Dabei werden von H. und R. Oedl 14 Höhlenbefahrungen durchgeführt, Temperatur-, Windmessungen, Aspirations-Psychrometer- und Aneroidmessungen vorgenommen und darüber in zahlreichen (populär)wissenschaftlichen Publikationen berichtet. Neben einer finanziellen Subvention seitens der Akademie wird der Großteil der Kosten von H. getragen. Nachdem dieser auch eine hohe Summe zum Ausbau des Zustiegweges zur Eisriesenwelt in Aussicht gestellt hat, der den Namen seiner verstorbenen Frau tragen soll, wird H. 1921 als wissenschaftlicher Beirat und Bibliothekar in den Vorstand des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg gewählt. Infolge des finanziellen Angebots von H., sich an der Erschließung der Eisriesenwelt zu beteiligen, fürchtet → G. Freytag eine Beschneidung seiner eigenen wirtschaftlichen Ambitionen, fordert eine Anwendung des in den Vereinsstatuten festgeschriebenen, aber bislang nicht angewendeten Arierparagrafen und den sofortigen Ausschluss von H., dem dieser im Juli desselben Jahres selbst nachkommt. Im August 1921 unternimmt er eine mehrtägige Expedition mit →  H. Gruber und Ferry Winter zu den Eishöhlen im Tennengebirge, u. a. dem Seeofen, Sulzenofen und der Grubereishöhle. Nach dem Ausschluss von Freytag aus dem Salzburger Höhlenverein wird auch H. wieder in diesen aufgenommen. 1922 fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft unter → O. Abel und → G. Kyrle und heiratet im selben Jahr die Offiziertochter Vera Margareta v.  Fischer, welche die Kinder Wolf (*  1927) und Georg (* 1930) zur Welt bringt. 1921 erhält H. eine Anstellung als Assistent von Max Born am Physikalischen Institut der Univ. Göttingen, wo er Bekanntschaft mit Richard Zsigmondy macht, der ihn in die Grenzflächen- und Kolloidchemie einführt. Ab 1923 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Metallgesellschaft AG in Frankfurt am Main tätig und wird 1925 zum Vorsteher des dortigen Kolloidchemischen Laboratoriums befördert, wo er sich mit kolloidchemischen Problemen, u. a. von Kautschuk- und Kuhmilch, und mit Grundlagenforschung zur Sprühtrocknung beschäftigt. 1923–60 gelingt ihm insgesamt die Anmeldung von 24 Patenten, wobei ein mit Robert C. Kollman eingereichtes Patent erst posthum anerkannt wird. 1926 fungiert H. als Gründungsmitglied und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Kautschuk-Gesellschaft, wird vier Jahre später zum stv. Vorsitzenden gewählt und wirkt schließlich ab 1931 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten als Vorsitzender. Daneben unternimmt er eine Studienreise zu den Kautschukplantagen von Malaya und entwickelt das sogenannte »Revertex-Verfahren«, womit Latex-Konzentrate mit bis zu 80 % Trockensubstanz herstellbar sind. Eine Anstellung als »Non-Resident Associate Professor« am »Massachusetts Institute of Technology« hat H. 224

1928–30 inne und ist anschließend wieder bei der Metallgesellschaft AG in Frankfurt am Main beschäftigt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) wechselt H. zunächst als Chefchemiker zur Semperit AG in Wimpassing (Niederösterr.) und unternimmt 1934–35 eine Studienreise nach Nordamerika, China, Ceylon und Malaya. Aufgrund zunehmender antisemitischer Übergriffe in Österr. nimmt er 1935 seinen Ruf als »Resident Associate Professor« an das »Massachusetts Institute of Technology« an, wird 1941 US-amerikanischer Staatsbürger und fungiert als Sachverständiger und technischer Berater für den Generalstab der US-Armee. 1948 wird er zum »Full Professor of Colloid Chemistry« am »Departement of Chemical Engineering« ernannt und wirkt ab 1949 auch als »Visiting Professor« am »Worcester Polytechnic Institute« (Massachusetts). W.: Zur Kenntnis der umkehrbaren Reaktion 3 HNO3 ↔ HNO3 + 2 NO + H2O, Diss. Univ. Wien, 1921 (7 S.). (Mit O. Lehmann, J. Pia, R. Oedl, O. v. Wettstein)  : Bericht über die im Auftrage und mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften durchgeführte Expedition in die neu entdeckte große Eishöhle im Tennengebirge. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  58, 1921. S.  79–86. (Mit R. Oedl)  : Eishöhlen – Die Erklärung dieser eigenartigen Naturerscheinung nach den neuesten Forschungsergebnissen. Kosmos – Handweiser für Naturfreunde 19, 1922. S.  146–151. (Mit R.  Oedl)  : Eishöhlen  – Ein Beitrag zu ihrer physikalisch-meteorologischen Erklärung. Die Naturwissenschaften 9(36), 1922. S. 721–725. (Mit R. Oedl)  : Eisbildungen und meteorologische Beobachtungen, ausführlicher Bericht über die Ergebnisse der Höhlenexpedition der Akademie der Wissenschaften in Wien. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 17–47. (Mit E. v. Angermayer, A. Asal, W. v. Czoernig u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge (Salzburg), 1926. Latex. Sein Vorkommen, seine Gewinnung, Eigenschaften sowie technische Verwendung, 1927. The Colloid Chemistry of the Rubber Industry, 1929. Meine Studienreise 1934–1935, 1935. (Hg.)  : Handbuch der gesamten Kautschuktechnologie, 2 Bde., 1935. Colloidal Phenomena  : An Introduction to the Science of Colloids, 2. Aufl., 1939/54. Rationed Rubber and what to do about it, 1942. Silicic Science, 1955. L.: N.N.: Ein junger Wiener Fechter. Das Interessante Blatt, 22.6.1911. S.  27. N.N.: Der geheimnisvolle Tod einer jungen Frau. Illustrierte Kronen-Zeitung, 6.11.1926. S.  2. N.N.: Wie Susi Hauser starb. Der Morgen  – Wiener Montagblatt, 13.6.1927.

S. 8. N.N.: Großindustrielle sind immer straffrei. Die Rote Fahne, 14.6.1927. S.  3. N.N.: Neue Beschuldigung gegen Dr. Ernst Hauser. Der unaufgeklärte Tod der Frau Edith Hillig. Das Kleine Blatt, 6.8.1927. S. 4. W.  Rode  : Antrag auf Einleitung der Voruntersuchung wider Dr.  Ernst Hauser und Genossen wegen des Verbrechens des Mordes, 1927. N.N.: Das Ende der Affäre Devrient-Hauser. Neue Freie Presse, 9.5.1928. S.  3. W.  Rode  : Justiz. Fragmente, 1929. R.  Frank  : Spielzeit meines Lebens, 1960. J.  v.  Kempski  : Der Fall Hauser und E.  T.  A.  Hoffmanns Nachlaß. In  : A.  Eschenbach (Hg.)  : Prinzipien der Wirklichkeit. Kempski Schriften 3, 1991. S. 492–507. K. Beneke  : Ernst Alfred Hauser. Pionier der Latex- und Kautschuktechnologie, Grenzflächen- und Kolloidwissenschaftler und zur Geschichte vom Latex zum Gummi, 2006. W. Rode  : Wenn sie nicht wollen. Der rätselhafte Tod der Susi Hauser-Devrient. In  : G.  Baumgartner (Hg.)  : Lesebuch für Angeklagte. Werkausg., Bd.  2, 2007. S.  57–143. G.  Baumgartner  : Walter Rode. Leben und Werk. Werkausg., Bd.  4, 2007. S.  168–199. W. Klappacher  : Arierparagraf und Antisemitismus im Salzburger Höhlenverein – In Erinnerung an Dr. Ernst Hauser. Die Höhle 56, 2005. S.  100–104. J.  Mattes  : Going Deeper Underground. Social Cooperation in Early Twentieth-Century Cave Expeditions. In  : M. Klemun, U. Spring (Hg.)  : Expeditions as Experiments. Practising Observation and Documentation, 2016. S.  163–186. P.  Danner  : Ernst Alfred Hauser – ein Höhlenforscher im Kreuzfeuer der Antisemiten, der Schwiegermutter und der Presse. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 63(3), 2017. S. 86–93. 225

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Hauser, Ludwig (vulgo »Wick«) * Lunz am See (Niederösterreich) 1948; † Lilienfeld (Niederösterreich) 2009 Hüttenwirt, Schmied und Schlosser

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B.: Sohn des Schmiedemeisters Ludwig H. in Lunz am See. Nach Besuch der Volks- und Hauptschule absolviert H. eine vierjährige Lehre zum Huf- und Wagenschmied in der Werkstatt seines Vaters. 1967 Heirat und Geburt des Sohnes Ludwig. Im Rahmen der in den 1960er und 1970er Jahren veranstalteten Dürrenstein-Expeditionen kommt H. in Kontakt mit → H. Ilming, → G. Stummer, → A. Mayer und Max H. Fink, wird 1969 Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. und nimmt maßgeblich an Forschungstouren u. a. in die Lechnerweidhöhle am Dürren­ stein sowie 1972 an einer zweiwöchigen Expedition in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun teil. Beruflich findet er eine Anstellung als Monteur in Schwechat, wo er Elfriede Strobl kennenlernt, die er 1975 heiratet. Anschließend pachtet H. gem. mit seiner zweiten Ehefrau ab 1975 das Schutzhaus des Österr. Touristenklubs auf der Reisalpe und bewirtschaftet es während der kommenden Jahrzehnte. Ende 2001 muss er aufgrund einer schweren Erkrankung seine Tätigkeit als Hüttenwirt aufgeben. L.: G. Stummer  : Ludwig Hauser ist nicht mehr unter uns  ! Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 65(3–4), 2009.

S.  26. H.  Resch  : Herr Ludwig Hauser. ÖTK-Magazin (Wien) (2), 2009. S. 55.

Häusler, Michael (vulgo »Mike«) * Wien 1963; † Hocheiser (Salzburg) 1987 Zoologiestudent und Höhlenforscher

B.: Sohn des Ingenieurs Othmar und der Christine H. Nach der Volksschule besucht H. ein Gymnasium in Wien, legt die Matura ab und verbringt im Rahmen eines internationalen Austauschprogramms ein Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika. Durch seine Begeisterung für den Klettersport und das Interesse seines Vaters, der sich privat mit Anthropologie beschäftigt, kommt er bereits als Jugendlicher in Kontakt mit dem Karst- und Höhlenphänomen. Ab 1982 beginnt H. ein Studium der Biologie und Zoologie an der Univ. Wien, wo er im Rahmen seiner Diplomarbeit die Fortpflanzung der Großen Höhlenspinne (Meta menardi Latreille) untersucht. Daneben 226

unternimmt er zahlreiche Auslandsreisen, u. a. nach Marokko und Italien. 1984 wird H. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. und meißelt gem. mit Monika Schöner (geb. Hartl) und Eckart Herrmann die beiden unbefahrbaren Eingänge der Rauchspalten bei Kirchberg am Wechsel auf, deren wetterwegsamer Zusammenhang mit der Hermannshöhle bei Kirchberg bereits 1937 von → F. Waldner bewiesen worden ist. Obwohl letztlich keine schliefbare Verbindung zur Hermannshöhle gefunden wird, entwickelt H. für die Befahrung der äußerst kleinräumigen Höhle spezifische physische, psychische und technische Methoden zum Überwinden von Engstellen, welche er 1985 in Form einer lehrbuchmäßigen Zusammenfassung publiziert. Dafür überträgt H. die Schwierigkeitsgrade im Sport- und Alpinklettern auf Engstellen in Höhlen. Aufgrund seines exzentrischen und subversiven Charakters nimmt er bald eine Gegenposition zu den etablierten Funktionären des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. ein und gibt 1985–87 die Zeitschrift »Rauchspalten-News« heraus (insg. acht Ausg.), welche sich in ihrer Kreativität und Radikalität als Alternativmodell zu dem konventionellen Vereinsorgan »Höhlenkundliche Mitteilungen« versteht. 1985–87 veranstaltet H. mehrere internationale Wettbewerbe im Wettschliefen. Ab 1984 nimmt er u. a. an Forschungsfahrten im Ötscherhöhlensystem, der Raucherkarhöhle (heute Schönberg-Höhlensystem) bei Altaussee, der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun und in der Tauplitz-Schachtzone teil, wo später die »Häuslerhöhle« nach H. benannt wird und er nach einem Unfall die Schachtbergung der schwerverletzten Ulrike Hartl allein bewältigt. Zudem wirkt H. am Katasterbuch »Die Höhlen Niederösterreichs, Bd.  4« mit. Für die kurze Zeitspanne seiner Aktivitäten dokumentiert H. zahlreiche Höhlen, v. a. in Niederösterr. und der nördlichen Steiermark. Im April 1987 kommt er im Rahmen einer Schitour auf den Hocheiser im Kitzsteinhorngebiet bei einem Lawinenabgang ums Leben. W.: (Mit H. Gaudera)  : Neuforschungen auf der Kräuterin (Stmk.). Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 40(11), 1984. S.  191–192. Schliefen. Problemloses Überwinden von Engstellen in Höhlen, 2 Aufl., 1985/2009. Die Spitzmauskammer in der Heisserhöhle im Gösing. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 41(7–8), 1985. S. 142–143. Höhlen bei Kirchberg am Wechsel. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 41(7–8), 1985. S.  149–150. Schwierigkeitsbewertung von Schlüfen. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 41(10), 1985. S. 183–186. Rauch-

spalten-News (8 Ausg.), 1985–87. Gutenstein. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(2), 1986. S.  46–47. Die Reibsandgewinnung bei Gainfarn bei Bad Vöslau, NÖ. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(5), 1986. S.  109–111. Neuvermessung einiger Höhlen am Mariahilferberg bei Gutenstein. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(7–8), 1986. S.  157–158. Neues und Altes von der Dürren Wand. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(9), 1986. S. 177–179. Die Bleichhaushöhle bei der Falkenschlucht südlich Türnitz. Höhlenkund-

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liche Mitt. (Wien) 42(10), 1986. S.  194–195. Höhlensuche nach der Landkarte Teilgruppe 1836. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(10), 1986. S.  197–198. Die Wasserglurn bei Sattelbach. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(10), 1986. S.  200–201. Höhlen am Nordabfall der Dürren Wand. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(11), 1986. S.  221–224. Der Gouffre Monique. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(12), 1986. S.  255–257. Zur Zoologie der Göllerhöhle. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 43(3), 1987. S. 72–74.

L.: M.  Hartl, E.  Herrmann  : Das kleine System der Rauchspalten bei Kirchberg/W. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 42(9), 1986. S. 183–184. W. Hartmann  : Michael Häusler zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 43(5), 1987. S. 103. B. Wielander  : Personalia. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 63(7–8), 2007. S. 96. The Schliefbook Survived – Aus dem Vermächtnis Mike Häuslers. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 65(7–8), 2009. S.  95. E.  Herrmann  : Wie ein Vorwort. In  : M. Häusler  : Schliefen, 2. Aufl., 2009. o.S.

Hegewald (geb. Mali), Erika * Most (dt. Brüx, Tschechien) 1941; † Leoben (Steiermark) 2003 Fotografin, Familienhelferin und Schauhöhlenverwalterin

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B.: Tochter des Metallarbeiters → A. und der Erna Mali, geb. Pužik. 1948 zieht H. mit ihrer Familie nach Kapfenberg, wo ihr Vater eine Anstellung im Stahlwerk des Unternehmens »Böhler« findet. Nach dem Schulabschluss absolviert sie eine Lehre zur Fotografin und legt 1971 die Meisterprüfung ab. Heirat mit Adolf Tatzer, Geburt des Sohnes Wolfgang. Seit 1961 engagiert sich H. im Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark, Ortsgruppe Kapfenberg, und legt 1964 die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Nach der Scheidung von ihrem Gatten zieht H. 1965 nach Grünwald bei München, wo sie Erik Braun ehelicht und ihr Sohn Julian geboren wird. Nach neuerlicher Scheidung heiratet sie Jürgen H. und bringt die Tochter Martina auf die Welt. Nach 1971 zieht sie nach Taufkirchen bei München, wo sie ein Fotoatelier eröffnet und betreibt. 1985 wird H. nach dem Tod ihres Ehemannes wieder in Kapfenberg sesshaft. Nach einer Umschulung arbeitet sie beruflich als Interdisziplinäre Frühförderin und ist maßgeblich am Aufbau des Altenhilfswerks Lazarus in Kapfenberg beteiligt. Daneben ist H. als Höhlenführerin in der Rettenwandhöhle tätig und unterstützt ihren zunehmend an Gesundheitsproblemen leidenden Vater bei der Leitung des Schutzvereins Rettenwandhöhle, dem sie 1995–2003 als Obfrau vorsteht. L.: M. Riedl  : Zum Gedenken an Erika Hegewald. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 32–41, 2003–12. S. 6.

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Hell, Martin * Salzburg 1885; † Salzburg 1975 Techniker und Prähistoriker

B.: Sohn des Lieferinger Volksschuldirektors Martin und der Gerbertochter Marie H., geb. Schließlberger. Nach der Volksschule in Liefering besucht H. das Staatsgymnasium in Salzburg und maturiert. Trotz des Todes seiner Mutter (1903) studiert er ab demselben Jahr Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule in Wien und hört daneben auch Vorlesungen in Paläontologie und Geologie an der Univ. Wien. Zugleich beginnt sich H. für Archäologie und Urgeschichte zu interessieren und knüpft u. a. Kontakte mit Oswald Menghin und → G.  Kyrle. 1911 wird er Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und im Folgejahr korresp. Mitglied bzw. 1917 Konservator der Zentral-Kommission für Denkmalpflege in Wien. Heirat mit der aus Bad Reichenhall stammenden Karoline Hamberger, Geburt der Tochter Karoline (* 1912). Ab 1910 unternimmt H. gem. mit → A. v. Mörk und → K. Schossleitner Touren in die Schellenberger Eishöhle und die Windlöcher am Untersberg und gründet 1911 gem. mit u. a. Mörk, → G. Freytag, → E. v. Angermayer und Schossleitner die Sektion Salzburg des Landesvereins für Höhlenkunde in Österr. Nach der Entdeckung des Bärenhorsts in den Gamslöchern des Untersbergs (1913), der ersten größeren Höhlenbären-Fundstelle in Salzburg, übernimmt H. die Grabungsleitung. Im Folgejahr beteiligt er sich an der Umsetzung der gem. mit Mörk gestalteten Salzburger Höhlenschau im Schloss Mirabell, zugleich entfaltet H. eine rege Publikationstätigkeit in den Salzburger Tageszeitungen. Nach seinem Studienabschluss als Ingenieur tritt er 1911 als Bauadjunkt und Fachmann für Straßen- und Wasserbau in den Dienst der Salzburger Landesregierung ein, der er bis zu seiner Suspendierung (1945), zuletzt als Oberbaurat und technischer Amtssachverständiger der Bezirkshauptmannschaften Salzburg und Hallein, angehört. Nach dem Tod Mörks fungiert H. 1914–19 als Obmann der Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. Im Zuge der »Österr. Höhlendüngeraktion« übernimmt er die Untersuchung der in Höhlen vorhandenen Phosphatlagerstätten im Bundesland Salzburg und wird zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommission unter →  R.  Willner bestellt. 1919–22 hört H. berufsbegleitend Vorgeschichte, Archäologie und Kunstgeschichte an der Univ. Wien, nach der 1930 bei Oswald Menghin eingereichten Dissertation mit dem Titel »Neue Grabfunde der Hallstatt- und Latènezeit von Dürrnberg bei Hallein« tritt er aber nie 229

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zu den Rigorosen an. 1922 wird H. Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und Kyrle. Nach Schaffung der Eisriesenwelt-Gesellschaft (1928), welche die gleichnamige Schauhöhle bei Werfen betreibt, gehört ihr H. als Teilgesellschafter an. Im selben Jahr wird er zum korresp. Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und 1934 der Wiener Prähistorischen Gesellschaft ernannt. Ab den 1930er Jahren unternimmt H. keine Höhlenfahrten mehr, führt allerdings Grabungen in Halbhöhlen, u. a. am Rainberg, Hellbrunnerberg, in den St.-Margarethen-Höhlen bei Hallein und dem Zigeunerloch bei Glasenbach durch. Politisch schließt er sich dem antisemitischen Geheimbund »Deutsche Gemeinschaft« (1930 aufgelöst) an, der beabsichtigt, akademische Schlüsselpositionen in Österr. mit Gesinnungsgenossen zu besetzen, und wird 1934 Mitglied der Vaterländischen Front. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich stellt H. im August 1938 einen Mitgliedschaftsantrag bei der NSDAP, wird jedoch letztlich nicht aufgenommen. Ab 1939–40 wird er mit der Leitung der Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte am Gauschulungsamt Salzburg betraut, welche die Öffentlichkeit im Sinne des Regimes für Fragen der Urgeschichte interessieren und zum Sammeln und Dokumentieren prähistorischer Funde aufrufen soll. Größere Grabungsprojekte werden aufgrund des Kriegsverlaufs, darunter auch die 1939 vom Haus der Natur in Salzburg geplanten Ausgrabungen in der Schlenkendurchgangshöhle bei Vigaun und in Höhlen des Untersbergs, welche unter der Leitung von H. stattfinden sollten, nicht umgesetzt. Mit Unterstützung der Reichsautobahnen führt er allerdings gem. mit seiner Ehefrau und Tochter in Hallwang-Zilling und in Liefering Ausgrabungen durch. 1941 wird er zum nebenamtlichen Gaupfleger für Bodenaltertümer im Reichsgau Salzburg ernannt, ab Ende des Folgejahrs ist H. zudem als Beauftragter für Vor- und Frühgeschichte in Salzburg zwei Werktage pro Woche für seine Tätigkeit als Denkmalpfleger freigestellt. Zeitgleich erhält er u. a. aufgrund seiner Mitarbeit in der Volksbildung mehrere Auszeichnungen. 1941 wird er zum ao. Mitglied des Archäologischen Institutes des Deutschen Reiches ernannt, im Folgejahr bekommt er den neu gestifteten Matthäus- und Rudolf-Much-Preis der Akademie der Wissenschaften in Wien und mehrere Ehrenmitgliedschaften verliehen. Zudem tritt H. 1941 aus der röm.-kath. Kirche aus (1946 Wiedereintritt). Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er im Zuge der Entnazifizierung suspendiert, betreibt aber die Belange der Bodendenkmalpflege weiter und bemüht sich 1946 erfolglos um Anstellung beim Museum Carolino Augusteum in Salzburg. Drei Jahre später wird H. allerdings von der Salzburger Landesregierung zum ehrenamtlichen Landespfleger für Bodenaltertümer des Bundeslands Salzburg ernannt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt er mit dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg verbunden und gestaltet noch 1951 Führungen in die 230

Halbhöhlen des Hellbrunnerberges. Gem. mit u. a. →  K.  Willvonseder wirkt H. beim 1955 herausgegebenen Salzburg-Atlas und der Schriftenreihe »Archaeologica Austriaca« unter Richard Pittioni mit. Seine Pläne zur Wiederaufnahme von Grabungen in der Schlenkendurchgangshöhle werden von →  K.  Ehrenberg durchkreuzt, der dort ab 1966 selbst wissenschaftliche Grabungen durchführt. H. wird mit Ehrendoktoraten der Univ. München (1953) und Univ. Wien (1955) ausgezeichnet. Sein Nachlass befindet sich in der Archäologischen Abtlg. des Salzburg Museums. W.: Eine Höhlenwohnung aus der jüngeren Steinzeit bei Elsbethen nächst Salzburg. Jahrb. für Altertumskunde 3, 1909. Sp.  208a–209b. Vergebliche Höhlensuche. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 31, 1911. S. 136–139. Der »Erdstall« in Werfen-Weng. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 6(1), 1913. S. 13–15. Vorgeschichtliche Funde vom Nordfuß des Rainberges in Salzburg. Wiener Prähistorische Ztschr. 2, 1915. S. 27–31. Die Höhlen im Untersberg bei Salzburg. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 1, 1920. S.  85–92. Die Höhlen am Nordende des Gasteiner Tales (Salzburg). Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  136–142. Die Höhlen im Westen von Hallein. Speläologisches Jahrb. (vormals Ber. der Bundeshöhlenkommission) 3, 1922. S. 151–164. Die Kaiser-Karl-Höhle im Untersberg bei Salzburg. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  77–79. Zur vorgeschichtlichen Besiedelung des Landes Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 64, 1924. S. 45–64. Die Kroatenhöhle am Paß Lueg (Salzburg). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S. 13–15. Höhlen bei Fuschl (Salzburg). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  89–93. W.  v.  Czoernig  : Die Höhlen des Landes Salzburg und seiner Grenzgebiete. Mit einem Beitrag zur Geologie der Salzburgischen Höhlen von M. Hell, 1926. Neue Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte des Dürrnberges bei Hallein. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 56, 1926. S. 320–345. Zusammenhang zwischen alten Landoberflächen und Höhlenbildung im salzburgischen Tennengebirge. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  17–22. Der Georgenberg bei Kuchl in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 67, 1927. S.  135–154. Die kalten Keller von Kaltenhausen bei Hallein in Salzburg und das Windröhrenphänomen. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934–36.

S. 49–57. Alte und neue Funde aus Hallstadt. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 66, 1936. S. 47–68. Prof.  Dr.  Georg Kyrle gestorben. Salzburger Volksblatt, 20.07.1937. S. 6–7. Urgeschichtliche Wohnhöhlen in Salzburg. Die Höhle 2(4), 1951. S.  49–57. Zwei spätrömische Gräber aus Gröding bei Salzburg. Jahreshefte des Österr. Archäologischen Institutes 44, 1959. Sp.  139–146. Neufund eines Bronzeschwertes aus der Salzach. Archaeologia Austriaca 27, 1960. S.  76–79. Zur Frage keltischer Münzprägung auf dem Halleiner Dürrnberg. Archaeologia Austriaca 47, 1970. S.  44– 48. Eine bronzezeitliche Wohnstelle in Salzburg-Taxham. Archaeologia Austriaca 53, 1973. S. 1–7. L.: E.  Breitwieser, E. Weinkamer, K.  Weinkamer  : Bibliographie Martin Hell 1909–1959. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 101, 1961. S.  1–89. K. Willvonseder  : Martin Hell und die ur- und frühgeschichtliche Forschung in Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 101, 1961. S.  91–112. F. Moosleitner  : Martin Hell. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 115, 1975. S. 259–264. E. Breitwieser, E. Weinkamer, K. Weinkamer, F. Moosleitner, H. Dopsch  : Bibliographie Martin Hell 1960 bis 1975. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 115, 1975. S.  267–299. R. Pittioni  : Martin Hell (mit Bibliografie). Archaeologia Austriaca 57, 1975. S.  1–8. E. P. Tratz  : Meine Begegnung mit Martin Hell. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 7, 1976. S. 68–69. P.  Danner  : Weltanschauungsfreie Forschung nicht einmal wünschenswert. Wissenschaft in Salzburg während der NS-Zeit. In  : S.  Veits-Falk, E.  Hanisch (Hg.)  : Herrschaft und Kultur. Instrumentalisierung  – Anpassung  – Resistenz, 2013. S.  198–267. L.  Pollak  : Archäologische Denkmalpflege zur NS-Zeit in Österreich, 2015. P.  Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017.

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Heller, Franz Camill(o) (Kamill) * Soběchleby bei Teplice-Šanov (dt. Sobochleben bei Teplitz-Schönau, Tschechien) 1823; † Innsbruck (Tirol) 1917 Zoologe und Mediziner

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B.: Sohn des Müllermeisters Joseph und der Viktoria H., geb. Rudolph. Nach der Volksschule in Bohosudov besucht H. das Gymnasium in Litoměřice und betreibt 1841–43 philosophische Studien an der Univ. Prag. 1844 wechselt er an die medizinisch-chirurgische Josephsakademie in Wien, wo er Medizin zu studieren beginnt, sich nebenbei aber auch mit Zoologie und vergleichender Anatomie befasst. Nach seiner Promotion (1849) wird er als Oberarzt des 7. Festungs-Artillerie-Bataillons in Dalmatien eingesetzt, wo H. ein besonderes Interesse für das Karst- und Höhlenphänomen entwickelt. Angeregt von den zoologischen Funden von Naturforschern wie dem Zisterzienserpater Dominik Bilimek, der bereits 1846 in Höhlen um Postojna und Kočevje Aufsammlungen vornimmt, setzt sich H. mit den Lebensbedingungen der Höhlenfauna auseinander und beschreibt in der Folge die Höhlenassel Mesoniscus alpicola und die subterranen Tausendfüßlergattungen Brachydesmus und Trachysphaera. 1854 erhält er eine Anstellung als Assistent an der Josephsakademie in Wien, ist allerdings zugleich weiterhin im militärischen Dienst beschäftigt. Vier Jahre später wird H. als Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie an die Univ. Krakau berufen, wo er mit der Erweiterung der dortigen zoologischen Sammlung befasst ist. 1863 wechselt H. als Professor des neu geschaffenen Lehrstuhls für Zoologie und vergleichende Anatomie an die Univ. Innsbruck, den er bis zu seiner Emeritierung (1894) innehat, und wird in der Folge zum Fachdirektor der Zoologischen Abtlg. am Landesmuseum Ferdinandeum ernannt. Mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien unternimmt H. 1864, 1867 und 1871 mehrere Studien- und Sammelreisen nach Dalmatien, wo er die dortige Fauna und die Lebensbedingungen im Adria-Raum untersucht. Ab 1870 weitet H. sein Forschungsgebiet auf das Hochgebirge Tirols aus, zudem wird er mit der wissenschaftlichen Auswertung des zoologischen Fundmaterials (insbes. der Krebstiere) der Weltumsegelung der Fregatte Novara (1857–59) und der österr.-ungar. Nordpolexpedition (1872–74) betraut. 1870 fungiert er als Mitbegründer und Ehrenmitglied (ab 1899) des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins in Innsbruck. Es folgen seine Ernennungen zum korresp. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (1875), zum Dekan der Philosophischen 232

Fakultät (1867–68, 1881–82), zum Rektor der Univ. Innsbruck (1881–82) sowie zum Präsidenten der Lehramtsprüfungskommission (1886–94). Dabei initiiert H. die Gründung eines sogenannten »Zoologischen Museums« an der Univ. Innsbruck und baut eine umfangreiche Lehrsammlung auf, wobei er vorwiegend marin-zoologisch arbeitet, z. T. auch über fossile Evertebraten. Sein engeres Forschungsgebiet stellen die Crustaceen (Krebstiere) und die Tunicaten (Manteltiere) dar, über die er anatomische Arbeiten veröffentlicht. 1903 wird ihm von der Univ. Innsbruck das Ehrendoktorat in Philosophie verliehen und zehn Jahre später erfolgt die Ernennung zum Hofrat. W.: Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  26, 1858. S.  313–326. Über neue fossile Stelleriden. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.nat. Kl.  28, 1858. S.  155–170. Neue Crustaceen, gesammelt während der Weltumseglung der k. k. Fregatte Novara. Zweiter vorläufiger Bericht. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 12, 1862. S. 519–528. Die Crustaceen des südlichen Europa, 1863. (Mit A. E. Grube, G. v. Frauenfeld)  : Reise der Österreichischen Fregatte Novara um die Erde. Zoologischer Theil, Bd. 2, 3. Abtlg., 1868. Untersuchungen über die Crustaceen Tirols. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 1, 1870. S.  67–96. Die Fische Tirols und Vorarlbergs. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 3(16), 1871. S. 295–369. Die Crustaceen, Pygnogoniden und Tunicaten der k. k. österr.-ungar. Nordpol-Expedition. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 35, 1878. S. 25–46. Die alpinen Lepidopteren Tirols. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 11, 1881. S.  60–162. (Mit C.  W. v.  Dalla Torre)  : Über die Verbreitung der Thierwelt im Tiroler Hochgebirge (2 Teile). Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der

Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 83, 1881. S. 103–175  ; 86, 1883. S. 8–53. L.: K. Grobben  : Geschichte der Zoologie in Österreich von 1850–1900. II. Morphologische und physiologische Richtung. In  : Zoologisch-Botanische Ges. in Wien (Hg.)  : Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900. Festschrift anlässlich der Feier ihres fünfzigjährigen Bestandes, 1901. S.  494–533. C. W. v. Dalla Torre  : Prof. Dr. Camill Heller als Lehrer und Forscher. Innsbrucker Nachrichten, 24.10.1903. S.  1–5. N.N.: Camill Heller. Wiener Abendpost, 26.9.1913. S. 3. N.N.: Camill Heller. Wiener Zeitung, 28.2.1917. S.  6. K.  Grobben  : Camill Heller. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 67, 1917. S.  368–370. K.  Heider  : 8.  Sitzung am 27.  Februar 1917. Erster Teil. Trauerfeier für das Ehrenmitglied, Hofrat Prof. Dr. Kamill Heller. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 36, 1914–17. S. 40–55. C. W. v. Dalla Torre  : Die naturhistorische Erforschung Tirols. In  : Ders., B. Mayrhofer u. a. (Red.)  : Innsbruck-Katalog. 88. Versammlung der Ges. Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Innsbruck, 1924. S. IX–XV. H. Janetschek  : Aus der Geschichte der Zoologie in Innsbruck. Verh. der Deutschen Zoologischen Ges. in Innsbruck, 1968. S. 56–65.

Herman (auch Hermann), Ottó (Otto Carl) * Brezno (dt. Bries, Mittelslowakei) 1835; † Budapest 1914 Naturforscher, Ethnologe und Politiker

B.: Sohn des aus der Zips stammenden deutschsprachigen Kameralarztes Karl und der Franziska H., geb. Ganzstuck v. Hammersberg. Mit seinen sechs Geschwistern in 233

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bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, kommt H. bereits im Kindesalter durch die naturkundlichen Studien und die Sammlertätigkeit seines Vaters mit der Tier- und im Besonderen der Vogelkunde in Kontakt. Nach dem beruflich veranlassten Umzug der Familie nach Alsóhámor bei Miskolc besucht er seit 1847 die dortige Mittelschule und wird – obgleich deutschsprachig aufgewachsen  – durch seinen Lehrer Karl Máday für den magyarischen Nationalismus und die politischen Forderungen während der Ungar. Revolution von 1848–49 begeistert. Ein Eintritt in den ungar. Revolutionskorps und eine Beteiligung an den Kampfhandlungen werden ihm jedoch aufgrund seines Alters untersagt. Nach der Niederlage im Unabhängigkeitskrieg gibt H. seine Schulkarriere weitgehend auf und beginnt in einer Schlosserei und Maschinenfabrik zu arbeiten. Zugleich magyarisiert er die Schreibweise seines Namens und versucht die deutsche Abstammung der eigenen Familie durch die Angabe von Alsóhámor als Geburtsort zu verschleiern. Ab 1853 beginnt H. auf Wunsch des Vaters einen Vorbereitungskurs am Polytechnischen Institut in Wien, den er jedoch nach dessen überraschendem Tod nicht abschließt, und schlägt sich bis 1856 als Fabrikzeichner durch. Zugleich wirkt er als Volontär am Hof-Naturalienkabinett und arbeitet in der Sammlung des Entomologen Karl Brunner v. Wattenwyl mit, der ihn im Aufsammeln und Präparieren von Insekten unterweist. Im selben Jahr wird H., weil er einem Stellungsbefehl nicht nachgekommen ist, mit zwölf Jahren Militärdienst bestraft. Nach einer zweijährigen Grundausbildung in Zvolen (Slowakei) wird er an die dalmatinische Küste versetzt, wo er zwei Jahre als Unteroffizier Dienst tut und sich als Amateur mit Meeresschnecken befasst. Nachdem ihm die restliche Dienstzeit erlassen worden ist, kehrt er 1861 nach Alsóhámor zurück und widmet sich dort wieder vogelkundlichen Studien. Während der nationalen Erhebung in Oberitalien reist H. nach Mailand und schließt sich den italienischen Truppen an. 1863 beteiligt er sich am Januaraufstand in Polen gegen das russische Zarenreich. Unzufrieden über das Scheitern der revolutionären Bestrebungen beginnt H. als Fotograf zu arbeiten und wird Geschäftsteilhaber eines Ateliers in Kőszeg (Westungarn). Auf Initiative von Kálmán Chernel nimmt er jedoch kurz darauf eine Stelle als Konservator am Siebenbürgischen Museumsverein in Cluj-Napoca unter der Leitung von Sámuel Brassai an, wo er eine zoologische Sammlung aufbaut, (populär)wissenschaftlich zu publizieren beginnt (insbes. zu Fragen der Entomologie und Ornithologie) und sich auch als Zeitungsjournalist betätigt. Daneben unternimmt H. zahlreiche Studienreisen und Sammelfahrten, u. a. ins Szeklerland (Ținutul Secuiesc), das Siebenbürgische Becken und die Ostkarpaten. Da er 234

sich in einem Artikel politisch für die Pariser Kommune ausspricht, muss er die Stadt verlassen und zieht nach Budapest, wo er Kálmán Szily, → J. Frivaldszky und andere Mitglieder der kgl. Ungar. Naturwissenschaftlichen Gesellschaft kennenlernt, die ihm 1875 eine Beschäftigung als Hilfskustos an der Zoologischen Abtlg. des Ungar. Nationalmuseums anbieten. Nachdem H. das Angebot von Brunner v. Wattenwyl, ihn bei einer zoologischen Expedition nach Kamerun zu begleiten, ausgeschlagen hat, nimmt er die Stelle am Ungar. Nationalmuseum an und veröffentlicht in den folgenden Jahren zahlreiche grundlegende Arbeiten zu den Spinnen, Vögeln und Fischen Ungarns, darunter v. a. der dreibändige, in Ungarisch und Deutsch erschienene Katalog »Ungarns Spinnen-Fauna« (1879), der auch 36 neue Arten beschreibt und H. international Bekanntheit verschafft. Zudem gründet H. 1877 die naturkundliche Zeitschrift »Termeszentrajzi Füzetek«, die er bis 1886 redigiert und dabei zu einem der meistgelesenen wissenschaftspopulären Periodika Ungarns entwickelt. Zeitgleich beginnt sich H. auch wieder politisch zu engagieren und wird 1879 (bei gleichzeitiger Zurücklegung seiner Stelle am Museum) als Vertreter der ungar. Unabhängigkeitspartei in das Abgeordnetenhaus des Ungar. Reichstags entsandt, dem er bis 1886 angehört. Dabei entwickelt er enge Kontakte zu Lajos Kossuth, den H. mehrmals in dessen Exil in Turin besucht. Das 1887 erschienene Werk zur Fischerei Ungarns wird für H. zur Initialzündung, sich ausgehend von der Zoologie mit Problemen der Volkskunde, Linguistik und Prähistorie unter nationalistischer Perspektive zu befassen und Untersuchungen zu den sogenannten »Urbeschäftigungen« anzustellen. 1891 veranstaltet er den »2nd International Ornithological Congress« in Budapest, ruft in der Folge die Ungar. Ornithologische Centrale (innerhalb des Ungar. Nationalmuseums) ins Leben und wird Mitbegründer des ornithologischen Periodikums »Aquila« (1894), dem er bis zu seinem Ableben als Schriftleiter vorsteht. 1885 Heirat mit der um 20 Jahre jüngeren Kamilla Borosnyay. 1888 unternimmt H. gem. mit Adolf Lendl eine vogelkundliche Studienreise nach Norwegen. Im Folgejahr fungiert er als Mitbegründer der Ungarländischen Ethnografischen Gesellschaft und beteiligt sich 1904 an der Schaffung einer Gesellschaft für Ungar. Sprachwissenschaften. 1891 werden drei von János Bársony bei Miskolc ausgegrabene Faustkeile H. zur Untersuchung übergeben, der sie als paläolithische Werkzeuge erkennt und damit den ersten Nachweis von prähistorischen Menschen in Ungarn erbringt. Da er als geologischer und archäologischer Autodidakt auf heftigen Widerspruch von ungar. Fachwissenschaftlern wie Gyula Halaváts stößt, publiziert H. seine archäologischen Hypothesen in den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und erhält dabei Unterstützung vom Prähistoriker Moriz Hoernes. In den Folgejahren werden mit Förderung des ungar. Ackerbauministers Ignácz Darányi und unter der Leitung von H., → O. K adić und 235

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Károly Papp am Avas-Hügel bei Miskolc prähistorische Grabungskampagnen unternommen, wobei sich H. v. a. für Ausgrabungen in Höhlen, insbes. in der Szeleta-barlang, ausspricht, wo man rasch auf zahlreiche prähistorische Funde stößt. 1896 präsentiert H. im Rahmen der Budapester Millenniumsausstellung eine Sammlung zu Jagd und Hirtenleben in Ungarn. Aufgrund der öffentlich viel beachteten Gestaltung des ungar. Pavillons anlässlich der Pariser Weltausstellung (1900) wird H. zum Mitglied der französischen Ehrenlegion ernannt. Zudem ist er 1906–11 Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Nach dem Erfolg der bisher von H. initiierten prähistorischen Ausgrabungen begleitet dieser weitere Grabungskampagnen in den Höhlen um Miskolc und publiziert 1908 einen zusammenfassenden Aufsatz mit dem Titel »Höhlenmenschen des Bükk-Gebirges in Borsod«. Nachdem Jenö Hillebrand 1910 auf die ersten menschlichen Skelettreste in der Balla-barlang gestoßen ist, initiiert H. die Gründung einer Kommission für Höhlenkunde (ab 1913 Fachsektion) innerhalb der Ungar. Geologischen Gesellschaft, welche die erste höhlenkundliche Organisation in Ungarn darstellt. 1906 wird er mit der Szily-Medaille der Ungar. Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ausgezeichnet und vier Jahre später zum Ehrenmitglied der Kommission für Höhlenkunde der Ungar. Geologischen Gesellschaft ernannt. Seit 1962 vergibt die Ungar. Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung (»Magyar Karszt és Barlangkutató Társulat«) die Ottó-Herman-Medaille für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Karst- und Höhlenkunde. W.: Magyarország pók-faunája (Ungarns Spinnen-Fauna), 3 Bde. (Bd. 1–2 auch in Deutsch, Bd. 3 nur mit deutscher Zusammenfassung erschienen), 1879. Sprache und Wissenschaft, 1881. Védjük az állatokat, 1882. Az állatok védelme, 1883. A magyar halászat könyve, 2 Bde., 1887. Petényi J. S., a magyar tudományos madártan megalapítója, 1891. A miskolczi paleolith lelet. Archaeologiai Értesítő 13, 1893. S. 1–25. A miskolczi paleolith lelet ötletéből. Archaeologiai Értesítő 13, 1893. S. 186–188. A miskolczi tűzkő-szakóczák. Természettudományi Közlöny 25, 1893. S. 169–183. Ethnographische Elemente der Millenniums-Ausstellung Ungarns, mit besonderer Berücksichtigung der Urbeschäftigungen. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 26, 1896. S.  3–13. Der Vogel und die Flugmaschine. Ornithologische Monatsschrift 23, 1898. S. 112–118. Az ösfoglalkozások. Halászat és pásztorélet, 1898. Die Fängigkeit der Fischzäune und Fischreusen. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 31, 1901. S.  38–51. A magyar nép arcza és jelleme, 1902. Zum Solutréen von Miskolcz. Mitt. der Anthropologischen 236

Ges. in Wien 36, 1906. S. 1–11. Az 1902-ik évi nemzetközi madárvédelmi egyezmény és Magyarország, 1907. A borsodi Bükk ősembere. Természettudományi Közlöny 40(470), 1908. S. 545–564. A magyarok nagy ősfoglalkozása, 1909. Nutzen und Schaden der Vögel, 1910. Das Artefakt von Oloňec und was dazu gehört. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 40, 1910. S.  181–190. Herman Ottó előadása a Magyarhoni Földtani Társulat Barlangkutató Bizottságának 1911. február 6-iki ülésén (Vortrag von Ottó Herman, gehalten in der Sitzung der Kommission für Höhlenforschung der Ungarischen Geologischen Gesellschaft am 6.  Feber 1911). Földtani Közlöny 41(1), 1911. S.  105–111, 212–220. A magyar paleolith és tartozékai (Über das Paläolithikum Ungarns). Barlangkutatás 1(1), 1913. S. 10–12, 37–39. A magyar pásztorok nyelvkincse, 1914. L.: N.N.: Herman Ottó (Otto Herman). Barlangkutatás 2(4), 1914. S. 171, 205. S. Chernel v. Chernel­ háza  : Otto Herman. Aquila  – Ztschr. für Ornithologie 21(1–4), 1914. S.  26–48. E.  Greschik  : Otto Herman zum Gedächtnis. Ornithologisches Jahrb.  –

Organ für das palaearktische Faunengebiet 26(1–2), 1915. S.  1–8. K.  Lambrecht  : Herman Ottó (Otto Herman). Barlangkutatás 5(1), 1915. S.  2–9, 21–28. O.  Kadić  : A Herman Ottó-barlang Hámor község határában (Die Herman Ottó-Höhle bei Hámor in Ungarn). Barlangkutatás 4(1), 1916. S. 6–17, 37–43. K.  Lambrecht  : Herman Ottó, az utolsó magyar polihisztor élete és kora, 1925. K.  Lambrecht  : Herman Ottó élete, 1933. O.  Kadić  : Herman Ottó, a magyar barlang- és ősemberkutatás megindítója. Barlangvilág 5(3–4), 1935. S.  33–38. S.  Székely  : Herman Ottó, 1955. I. Csanádi, J. Viktor (Hg.)  : Herman Ottó. Természeti képek. Válogatott írások, 1959. H.  Kessler  :

Herman Ottó. Karszt- és Barlangkutatási Tájékoztató 9(7–8), 1964. S.  122–123. P.  Bokrosné Stramszky, I. Szabóné Lenkefi  : Herman Ottó, «az utolsó magyar polihisztor«, Bibliográfia, 2003. T. Vásárhelyi  : 100 éve hunyt el Herman Ottó. Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici 106, 2014. S. 9–22. T. Vásárhelyi (Hg.)  : Herman Ottó a polihisztor munkássága, hatása. Konferencia Előadások, 2015. február 26–27, 2015. D.  Angyal  : Herman Ottó és a magyarországi barlangkutatás (Ottó Herman and Speleology in Hungary). Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici 107, 2015. S. 27–36.

Hirsch, Peter * Pretul bei Langenwang (Steiermark) 1915; † Mürzzuschlag (Steiermark) 1989

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Politiker, Bahnbediensteter und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn der Langenwanger Gastwirtstochter Maria H. Nach Besuch der Pflichtschule absolviert H. eine Lehre zum Zeug- und Hammerschmied. Anschließend ist er als Forstarbeiter, später als Postbediensteter angestellt, wird Mitglied im Mittelschüler-Kartellverband und engagiert sich im Sinne des Ständestaats innerhalb der Vaterländischen Front. 1937 Heirat mit Maria Bock. Im Folgejahr wird H. aus politischen Gründen aus dem Staatsdienst entlassen und ist anschließend als Werkzeugschlosser beim Stahlwerk »Böhler« in Kapfenberg und als Lokomotivführer in den Werken »Schoeller-Bleckmann« und »Puch« beschäftigt. Nach 1945 wechselt er zu den Österr. Bundesbahnen, setzt seine politische Tätigkeit fort und baut nach Kriegsende eine Pfadfindergruppe in Mürzzuschlag auf, der H. bis zu seinem Ableben in leitender Funktion angehört. 1945 wird er zum Gemeinderat von Mürzzuschlag ernannt und fungiert als Vertreter der Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Zentralleitung der Gewerkschaft der Eisenbahner sowie als Kammerrat der steirischen Arbeiterkammer. 1948 Scheidung von seiner Ehefrau und Heirat mit Marianne Pichler, geb. Rossipal, Geburt des Sohnes Helfried. 1949–57 wird H. als ÖVP-Abgeordneter in den Steiermärkischen Landtag und 1955–70 als Vizebürgermeister von Mürzzuschlag (ab 1965 mit eigener Liste) gewählt, wo er den Bau eines Gymnasiums initiiert und sich im Bereich der Wohnbauförderung engagiert. 1957–65 fungiert er zugleich als Man237

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datar des Österr. Bundesrates. Ende der 1960er Jahre entwickelt H. ein besonderes Interesse für die Höhlenforschung und wirkt gem. mit seinem Sohn Helfried am Betrieb und Ausbau der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel mit. In den Folgejahren ist er maßgeblich an der Untersuchung und Dokumentation der Schachernhöhle bei Furthof und von Höhlen auf der Schneealpe (Mürzsteger Alpen) beteiligt, insbes. bei der Erforschung der Durchfall-Wasserhöhle und der Bärenhöhle im Karleck. 1970 nimmt H. mit u. a. Helga und Wilhelm Hartmann an einer Exkursion in die Križna jama (Slowenien) teil. Weiters wirkt er bei der Gründung der Sektion Mürzzuschlag des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark mit, wird 1974 zum Obmann gewählt und setzt sich in dieser Funktion v. a. für die Erforschung und den Schutz von Höhlen in der Umgebung des Vereinssitzes ein. Als Mitglied der Steirischen Höhlenrettung konstruiert und baut er eine geschlossene Trage zur Bergung von Verletzten. 1970 erfolgt die Auszeichnung mit dem Ehrenring der Stadt Mürzzuschlag. L.: A. Strubegger  : Der neue Gemeinderat unserer Stadt. Unsere Gemeinde  – MittBl. der Stadtgemeinde Mürzzuschlag 5(5), 1965. S.  1. A.  Strubegger  : Ehrenringe für Hella Lendl und Peter Hirsch. Unsere Gemeinde – MittBl. der Stadtgemeinde Mürzzuschlag

11(4), 1970. S. 2. H. Hartmann, W. Hartmann  : Peter Hirsch †. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 45(9), 1989. S. 167–168. H. Veitschegger, M. Lechner  : Mürzzuschlag. Quell und Lebensfreude, 1999 (bes. S. 112).

Hobelsberger (auch Hobelsperger), Alois * Wien 1886; † Linz (Oberösterreich) 1949 Jurist, Politiker und Höhlenforscher

B.: Älterer Sohn des Alpinisten Alois, Revident der Österr.-ungar. Bank (Notenbank), und der Maschinenarbeitertochter Josefa H., geb. Edler. Trotz seiner musischen Begabung beginnt H. ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, wo er eine Freundschaft zu → R. v. Saar aufbaut und sich durch diesen für die Karst- und Höhlenkunde zu interessieren beginnt. Daneben hört er Vorlesungen an der Hochschule für Welthandel in Wien und engagiert sich als Sänger im akademischen Orchesterverein. Ab 1909 befährt und dokumentiert H. gem. mit Saar und seinem jüngeren Bruder → F. Hobelsberger die Odelsteinhöhle bei Johnsbach. 1910–14 nimmt er u. a. mit seinem Bruder, → H. Bock, → A. v. Mörk, → G. Lahner und Saar an der Erkundung der Dachsteinhöhlen teil, führt Temperaturmessungen durch, nimmt Lichtbilder auf und präsentiert die Forschungsergebnisse bei populären Lichtbildvorträgen. Nach seiner Promotion in Rechtswissenschaften (1910) erhält H. eine Anstellung als 238

stv. Sekretär im Zentralverband der Industrie in Wien (1911–14). 1911–12 erkundet er gem. mit seinem Bruder und Hans Hellmann während seines Einsatzes als Einjährig-Freiwilliger zahlreiche Höhlen an der Bosnischen Ostbahn. Neben seiner Betätigung als Amateurfotograf entwickelt H. eine rege Vortragstätigkeit an der Wiener Urania, u. a. zu den Titeln »Höhlenfahrten an der bosnischen Ostbahn« (1912), »Auf Manöver in den bosnischen Grenzbergen« (1912) oder »Im eroberten Montenegro und Albanien« (1916). Im Dezember 1910 gründet er mit Saar und seinem Bruder an der Univ. Wien die akademische Sektion des Vereins für Höhlenkunde in Österr. (ab 1913 Sektion Niederösterr.) und wird zu deren stv. Obmann gewählt. Bei Kriegsbeginn erfolgt die Einberufung von H. zum Militärdienst. Zuerst wird er als Kadett, später als Leutnant (Nov. 1914) und Oberleutnant d. Res. (1916) des k. u. k. Gebirgsartillerie-Regiments Nr.  11 an der serbisch-russischen Front eingesetzt und nimmt u. a. bei der Schlacht um Gučevo (Serbien) teil. Nach Kriegsende übersiedelt er nach Oberösterr., wird dortselbst Mitbegründer und stv. Obmann der Linzer Urania (1924) und hält zahlreiche öffentliche Vorträge zu Höhlen im Dachsteingebirge und am Balkan. 1919 bis zum Anschluss von Österr. an das Dritte Reich ist H. als leitender Sekretär bzw. Geschäftsführer des Industriellenverbands für Oberösterr. und Salzburg beschäftigt, daneben wirkt er 1927–34 auch als Vorsitzender der Industriellen Bezirkskommission Linz. 1921 Heirat mit Rosa Lustig aus Znojmo. Ab Mai 1938 ist H. NSDAP-Mitglied und als Geschäftsführer der Abtlg. Industrie in der Oberösterr. Wirtschaftskammer tätig. Sein politisches Engagement während des NS-Regimes führt nach Kriegsende zunächst nicht zu einem Karriereknick. Von Mai bis Juli 1945 ist H. Mitglied der von den Siegermächten eingesetzten Beamtenregierung in Oberösterr. und unter Landeshauptmann Adolf Eigl für Industrie und wirtschaftlichen Aufbau zuständig. Nach Recherchen des amerikanischen Geheimdiensts wird er seiner Funktion enthoben und als Pflasterer-Hilfsarbeiter am Tiefbauamt Linz eingesetzt. Ab Oktober 1945 hat H. wieder eine Schlüsselposition in der Österr. Handelskammer inne, wird anschließend jedoch kurzzeitig im Lager Glasenbach interniert. Nach seiner Freilassung erhält H. noch im selben Jahr eine Stelle als Geschäftsführer des Verbandes Österr. Sensen- und Sichelwerke. Daraufhin verlegt er seinen Wohnsitz von Linz nach Weyregg am Attersee, wo er seine letzten Lebensjahre verbringt. 1924 wird er mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher und 1935 mit dem Ritterkreuz des Österr. Verdienstordens ausgezeichnet. W.: Die Riesenhöhlen im Dachstein. Erforschung der größten Eishöhle der Welt. Urania – Ztschr. für Volksbildung 6(20), 1913. S.  331–336. Die Riesenhöhlen im Dachstein (mit einer Karte des Höhlengebiets).

Kartographische Ztschr. 3(5), 1914. S. 73–76. Holzproduktion und Holzverarbeitung in Oberösterreich. In  : Bergland-Verlag (Hg.)  : Österreichs Industrie, Bd. 1, 1925. S. 169–170. Die oberösterreichische Textilindust239

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rie. In  : Bergland-Verlag (Hg.)  : Österreichs Industrie, Bd.  1, 1925. S.  238–239. Der Donau-Schiffahrtsweg und Oberösterreich. Sonderdr. der (Linzer) Tagespost, 1926. Entwicklung und Bedeutung der Linzer Industrie. In  : E.  Stein (Hg.)  : Die Städte Deutschösterreichs, 1927. S.  196–205. Europa im Abstieg. Weltpolitik und Weltwirtschaft seit 1913, 1928. Die neue Verfassung und der Aufbau der Berufsstände in Österreich (unter besonderer Berücksichtigung der Industrie), 1935. A.  Hoffmann, E.  M.  Meixner  : Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, 2 Bde., 1952 (nach Vorarbeiten von A.  Hobelsbergers »Chronik der oberösterr. Industrie von 1800 bis 1948«). Zahlreiche Höhlenpläne, darunter der Grundriss der Pećina Banja Stijena in Ostbosnien (1911). L.: H.  Bock, G.  Lahner, G.  Gaunersdorfer  : Höh-

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len im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises, 1913. N.N.: In Albanien und Montenegro. Ein Offizier über die eroberten Gebiete. (Österr.) Volkszeitung, 20.9.1916. S. 6. N.N.: Niederösterreich (Tätigkeitsber. der Sektion Niederösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österreich). Mitt. der Bundeshöhlenkommission  – Organ des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher (später Mitt. über Höhlenund Karstforschung), 1923. S. 13–17. H. Slapnicka  : Oberösterreich – Die politische Führungsschicht ab 1945, 1989. S.  110–111. G.  Enderle-Burcel, L.  Kammerhofer  : »Right or wrong  – my country  !«. Protokolle des Kabinettsrates (17.7. bis 5.9.1945), 1999. S.  520. W.  Schuster, W.  Weber (Hg.)  : Entnazifizierung im regionalen Vergleich, 2004.

Hobelsberger (auch Hobelsperger), Friedrich * Wien 1891; † Doberdò del Lago (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1915 Kaufmännischer Angestellter und Höhlenforscher

B.: Jüngerer Sohn des Alpinisten Alois, Revident der Österr.-ungar. Bank (Notenbank), und der Maschinenarbeitertochter Josefa H., geb. Edler. Nach dem Besuch des Maximiliangymnasiums in Wien und Ablegung der Matura (1911) beginnt H. ein Studium an der Handelsakademie Wien. Ab 1909 unternimmt er gem. mit → R. v. Saar und seinem älteren Bruder → A. Hobelsberger zahlreiche Höhlenfahrten in die Odelsteinhöhle bei Johnsbach, auf die Schneealpe und in die niederösterr. Voralpen. In den Folgejahren beteiligt sich H. u. a. mit → H.  Bock, → A.  v.  Mörk, → G.  Lahner, Saar und seinem Bruder an der Erforschung der Dachsteinhöhlen (insbes. des Windstollenlabyrinths der Dachstein-Mammuthöhle). 1911–12 begleitet er seinen Bruder und Hans Hellmann bei mehreren Touren in Bosnien, erforscht die Tropfsteinhöhle bei Banja Stijena (»Pećina Banja Stijena«) und entdeckt eine Knochenhöhle im PračaTal. Daneben unterstützt H. seinen Bruder bei der Anfertigung von Diapositiven und Vorträgen für die Urania in Wien. Im Dezember 1910 initiiert er an der Univ. Wien gem. mit Saar und seinem Bruder die Gründung der akademischen Sektion des Vereins für Höhlenkunde in Österr. (ab 1913 Sektion Niederösterr.) und wird zu deren Schriftführer gewählt. Weiters tritt H. als kaufmännischer Angestellter in die Österr. Fezfabriken ein. 1914 wird er in die k. u. k. Armee einberufen und als Kadett d. Res. bei einer schweren Haubitzbatterie im Frontabschnitt Vipava-Küste (Slowenien–Italien) eingesetzt. Im August des Folgejahres verstirbt H. bei einem Granatenbeschuss 240

bei Doberdò und wird dortselbst in einem Soldatenfriedhof beigesetzt. 1921 wird er gem. mit Mörk posthum zum Ehrenmitglied des Vereins für Höhlenkunde in Österr. ernannt. L.: H.  Bock  : Zur Erschließung der Odelsteinhöhle. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 4(3) (Beilage), 1911. S. 4–5. O. Polland  : Die Höhle im Odelstein bei Johnsbach. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 4(3), 1911. S.  1–7. H.  Bock, G.  Lahner, G. Gaunersdorfer  : Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises, 1913.

H.  Bock  : Nachruf für den kriegsgefallenen Höhlenforscher Fritz Hobelsberger. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 8–12(1), 1915–19. S.  7–8. N.N.: Niederösterreich (Tätigkeitsber. der Sektion Niederösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österreich). Mitt. der Bundeshöhlenkommission  – Organ des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher (später Mitt. über Höhlen- und Karstforschung), 1923. S. 13–17.

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Hochstetter, Ferdinand von * Esslingen am Neckar (Baden-Württemberg, Deutschland) 1829; † Wien 1884 Geologe, Paläontologe und Museumsdirektor

B.: Sohn des Christian Ferdinand Friedrich, Stadtpfarrer und Professor für Botanik am Esslinger Hauptschullehrer-Seminar, und der Großkaufmann- und Fabrikbesitzertochter Sofie Friederike H., geb. Orth. Nach dem Bestehen des Examens am Lyzeum von Esslingen wechselt H. an das angesehene evgl. Seminar in Maulbronn. Ab 1847 beginnt er als Stipendiat zunächst ein Studium der Theologie am evgl.-theologischen Seminar der Univ. Tübingen, wendet sich aber später den Naturwissenschaften zu und hört Vorlesungen u. a. bei Friedrich August Quenstedt. 1851 absolviert H. das theologische Staatsexamen und promoviert 1852 in Philosophie mit einer mineralogischen Dissertation zu den Kristallformen des Kalkspats. Im Folgejahr findet er eine Anstellung an der 1849 unter Wilhelm v. Haidinger gegründeten Geologischen Reichsanstalt, wo er zuerst als Hilfs-, dann als Chefgeologe den Böhmerwald, das Karlsbader Gebirge, das Erzgebirge und das Böhmische Mittelgebirge geologisch aufnimmt. Dabei entwickelt H. eine rege Freundschaft zu → F. v. Hauer. 1856 habilitiert er sich in Petrografie und wird zum Priv.-Dozenten an der Univ. Wien ernannt. Ein Jahr später nimmt er an der Weltumsegelung der österr. Fregatte Novara teil, verfasst regelmäßig populäre Reiseberichte für die Wiener Zeitung und erreicht im Dezember 1858 nach 241

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dem Besuch von u. a. Rio de Janeiro, Kapstadt, Sumatra, Hongkong und Sydney schließlich Auckland, wo er seitens der Regionalregierung mit der geologischen Landesaufnahme Neuseelands betraut und von der Teilnahme an der übrigen Reise befreit wird. Bis Anfang Oktober 1859 hält sich H. in Neuseeland auf und untersucht gem. mit Julius v. Haast und Charles Heaphy das Gebiet um Auckland und das Taupo Volcanic Field, anschließend bereist er ab Juni 1859 die Südinsel, wo er u. a. Gold-, Kupfer- und Kohlelagerstätten untersucht und am Dun Mountain die noch nicht klassifizierte Gesteinsart »Dunit« entdeckt. Gem. mit Haast unternimmt H. auch mehrere Höhlenbefahrungen, wo er auf Knochen des ausgestorbenen Laufvogels »Moa« stößt und diese beschreibt. In der Folge entsteht auf Basis seiner Untersuchung die erste geologische Karte Neuseelands, zudem wird H. mit der Ausarbeitung des geologischen Teils des mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen wissenschaftlichen Berichts der Novara-Expedition betraut. Zurück in Wien wird er 1860 am Polytechnischen Institut (ab 1872 Technische Hochschule) auf die Lehrkanzel für Geologie und Mineralogie berufen, hat diese bis 1881 inne, modernisiert den Unterricht und baut eine Lehrsammlung auf. 1861 Heirat mit Georgiana Bengough, Tochter des Generaldirektors der »Imperial Continental Gas-Association« und Direktors der städtischen Gaswerke in Wien, Geburt von acht Kindern. 1866–67 wirkt H. als Vorstand der Ingenieurschule und 1874–75 als Rektor der Technischen Hochschule. 1862 wird er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 1865 zum korresp. und nach zwei erfolglosen Versuchen (1860/69) 1870 zum wirkl. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt. Daneben fungiert H. 1862 als Vizepräsident und 1866–82 als Präsident der Geografischen Gesellschaft in Wien. Zeitlebens unternimmt er mehrere längere Forschungsreisen innerhalb Europas, u. a. in die Schweiz und Italien (1863), zwecks Vorstudien zur Trassierung der Eisenbahn über die Balkanhalbinsel nach Konstantinopel (1869) und mit seinem Schüler Franz Toula zu Vorarbeiten für den Bau der Transsibirischen Eisenbahn und zur Erkundung von Kohlelagerstätten nach Russland und in das Uralgebirge (1872). Daraus entsteht u. a. die erste geologische Übersichtskarte des Balkangebietes. 1864 wird H. im Auftrag der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien mit der Untersuchung der Pfahlbauten in den Seen von Kärnten und Krain betraut, worauf er sich zunehmend prähistorischen Studien zuwendet. Ab 1872 hält er auch Vorlesungen an der neu gegründeten Hochschule für Bodenkultur in Wien ab und wirkt 1872–73 zugleich als Lehrer des Kronprinzen Rudolf für die naturwissenschaftlichen Fächer. Ab 1876 übernimmt H. als Intendant die Leitung des zu errichtenden Naturhistorischen Hofmuseums in Wien und wird im Folgejahr ebenso zum Direktor der Mineralogischen 242

Abtlg. ernannt. 1876 gründet er u. a. mit →  F.  K arrer und Hauer den Wissenschaftlichen Klub in Wien als Schnittstelle zwischen akademischer Forschung und interessierter Öffentlichkeit, wird zu dessen Vizepräsident gewählt und durch die Bekanntschaft mit →  F.  Kraus auf die naturgeschichtliche und prähistorische Bedeutung von Höhlen aufmerksam. 1878 initiiert H. gem. mit Eduard Suess die Gründung einer ständigen Kommission an der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien zur Durchführung von »Höhlenuntersuchungen und paläo-ethnographischen Forschungen und Ausgrabungen auf österr. Gebiete«, die ab 1879 unter dem Namen »Prähistorische Kommission« fortgesetzt und von H. geleitet wird. Dieser führt während seines Vorsitzes selbst Ausgrabungen in der Križna jama (Kreuzberghöhle) in Krain und der Lettenmairhöhle bei Kremsmünster durch und fördert u. a. Grabungskampagnen in den Höhlen Jeskyně Výpustek und Šipka in Mähren sowie in mehreren Höhlen im Kremstal, z. B. von → J. Szombathy, → L. K. Moser, Karel Maška und Ernst Kittl. 1879 wird H. zum Vizepräsidenten des neu gegründeten Vereins für Höhlenkunde in Wien unter der Präsidentschaft von Hauer gewählt. 1884 wird er nobilitiert und zum Ritter des Leopold-Ordens ernannt. W.: Karlsbad, seine geognostischen Verhältnisse und seine Quellen, 1856. Neu-Seeland, 1863. Geologisch-topographischer Atlas von Neu-Seeland in 6 Blättern, 1864. Geologie von Neu-Seeland. Beiträge zur Geologie der Provinzen Auckland und Nelson, 1864. Reise durch Rumelien im Sommer 1869 (mehrere Teile). Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 13, 1870. S.  193–212, 350–358, 545–552, 585–606  ; 14, 1871. S. 65–80, 161–180, 324–341  ; 15, 1872. S. 112–130. Über den Ural, 1873. Reste von Ursus spelaeus in der Igritzer Höhle im Biharer Comitat in Ungarn. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1875. S.  112–120. Asien. Seine Zukunftsbahnen und Kohlenschätze, 1876. (Mit C.  Deschmann, J.  Szombathy)  : Prähistorische Ansiedelungen und Begräbnisstätten in Krain. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 42, 1880. S. 1–54. Ergebnisse der Höhlenforschungen im Jahre 1879. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  80, 1880. S.  526–541. Prähistorische Ansiedlungen und Begräbnisstätten in Niederösterreich und in Krain. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 80, 1880. S.  542–556. Vierter Bericht der Prähistorischen Commission. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  82, 1881.

S. 401–410. Die Kreuzberghöhle bei Laas in Krain und der Höhlenbär. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 43, 1881. S.  293–310. Fünfter Bericht der Prähistorischen Commission. Die Lettenmaierhöhle bei Kremsmünster. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  85, 1882. S.  84–90. Sechster Bericht der Prähistorischen Commission. Höhlenforschungen. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  87, 1883. S. 168–170. L.: F.  v.  Hauer  : Zur Erinnerung an Ferdinand von Hochstetter. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 34, 1884. S. 601–608. F. Heger  : Ferdinand von Hochstetter. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 27, 1884. S. 345–392. J. Haast  : In memoriam. Ferdinand Ritter von Hochstetter. New Zealand Journal of Science 2, 1884. S. 202–220. N.N.: Ferdinand Ritter von Hochstetter †. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 3(3), 1884. S.  33. J.  Stefan  : Ferdinand Hochstetter. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 35, 1885. S.  175–182. K.  Mais  : Die Wechselbeziehungen zwischen der vereinsmäßigen Höhlenforschung und dem Naturhistorischen Museum Wien von 1879 bis 2004. Die Höhle 55, 2004. S.  162–167. S.  Nolden  : Ferdi243

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nand Hochstetter und die Novara-Expedition in Neuseeland. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 136, 2007. S. 15–30. M. Johnston, S. Nolden  : Travels of Hochstetter and Haast in New Zealand (1858–1860), 2011. S. Nolden  : Ferdinand Hochstetter. Allein bei den Antipoden  ! In  : H.  Mückler (Hg.)  : Österreicher in der Südsee. Forscher, Reisende, Auswanderer, 2012. S. 127–148. M. Klemun  : National ‚Consensus‘ as Culture and Practice  : The Geological Survey in Vienna and the Habsburg Empire (1849–1867). In  : M.  G.  Ash,

J.  Surman  : The Nationalization of Scientific Knowledge in the Habsburg Empire (1848–1918), 2012. S. 83–101. G. Holzer  : Ferdinand von Hochstetter und die Organisationsformen der Geologie in der Habsburgermonarchie. In  : G.  Holzer, C.  Ottner-Diesenberger, P. Svatek (Hg.)  : Wissenschaftliche Forschung in Österreich 1800–1900, 2015. S. 149–170. S. Nolden (Hg.)  : Ferdinand von Hochstetter, Briefe aus dem Böhmerwald (1852–1855), 2017.

Hoernes, Rudolf * Wien 1850; † Judendorf bei Graz (Steiermark) 1912 Geologe und Paläontologe

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B.: Sohn des Moriz, Rechnungsbeamter und zuletzt Direktor des Hof-Mineralienkabinetts, und der Arzttochter Aloysia H., geb. Strauss. Nach mehreren Jahren des häuslichen Privatunterrichts besucht H. das Akademische Gymnasium und wechselt daraufhin an das Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt, wo er 1869 maturiert. Obgleich während des letzten Schuljahrs sein Vater verstirbt, beginnt H. ein Studium der Geologie an der Univ. Wien, u. a. bei seinem Förderer und Onkel Eduard Suess, den er 1872 bei einer Exkursion in die Vulkangebiete Mittel- und Süditaliens begleitet. Nach der Absolvierung des Militärdiensts als Einjährig-Freiwilliger arbeitet H. zugleich am Hof-Naturalienkabinett, wo er sich mit der Systematik von Mollusken befasst. 1873 nimmt er an einer archäologischen Expedition von Alexander Conze nach Griechenland und Kleinasien teil, in deren Rahmen er die Geologie der Insel Samothraki studiert. 1874 tritt er als Praktikant in die Geologische Reichsanstalt unter → F. v. Hauer ein, wo H. mit Feldarbeit betraut wird, sich an der geologischen Aufnahme von Südtirol beteiligt und daneben auch Bergtouren, u. a. auf den Langkofel, unternimmt. 1875 promoviert er in Geologie mit der zweiteiligen Dissertation zu Tertiär-Studien und dem geologischen Bau der Insel Samothraki. Mitte der 1870er Jahre beginnt sich H. im Umfeld des Österr. Touristenklubs und der Geologischen Reichsanstalt für Höhlen und ihre Erforschung zu interessieren und gerät in einen fachlichen Disput mit dem von seinem Vorgesetzten Hauer geförderten Autodidakten → F. Kraus, dem er Dilettantismus vorwirft. Die erbitterte Debatte wird in der »Neuen Deutschen Alpen244

zeitung« und dem »Jahrbuch des Österr. Touristenklubs« fortgeführt. Seinem Habilitationsansuchen an der Univ. Wien kommt 1876 die Ernennung zum ao. Professor für Geologie und Paläontologie an der Univ. Graz zuvor. Im Folgejahr heiratet er Jenny, Tochter des Mineralogen August Emanuel v.  Reuß. Geburt der Kinder Philipp (* 1884) und Johanna (* 1887). 1879 wird H. mit der Leitung des neu gegründeten Geologischen Institutes an der Univ. Graz betraut, welchem er bis zu seinem Ableben vorsteht, und widmet sich zunächst der Neuordnung der Sammlungen und der Einrichtung einer Fachbibliothek. Zudem befasst sich H. mit paläontologischen Funden aus den Höhlen der Steiermark, u. a. aus der Drachenhöhle bei Mixnitz und den Höhlen um Peggau. 1881 wird er auf den Lehrstuhl für Geologie der Univ. Graz berufen, wo sich H. fortan insbes. mit Erdbeben auseinandersetzt und innerhalb der 1895 gegründeten Kommission für Erdbebenkunde der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien zum Referenten für die Steiermark ernannt wird. In seinen Arbeiten, darunter v. a. das 1893 veröffentlichte Handbuch zur Erdbebenkunde, unterscheidet H. erstmals zwischen Einsturzbeben, vulkanischen und tektonischen Beben und führt die Phänomene im Ostalpenraum auf die Gebirgsbildung und tektonische Prozesse zurück. Nach dem 1895 erfolgten Einschluss von Höhlenforschern in der Lurgrotte (u. a. → J. Fasching) und einem unter medialem Interesse durchgeführten Rettungsunternehmen wird H. gem. mit Vinzenz Hilber und Ferdinand Walcher seitens der Behörden mit der weiteren wissenschaftlichen Erforschung der Lurgrotte betraut und setzt sich daraufhin für die Förderung des lokalen Fremdenverkehrs ein. Zeitlebens unternimmt er zahlreiche Studienreisen, u. a. 1897 zum »7th International Geological Congress« nach Sankt Petersburg, Finnland und in den Kaukasus sowie 1900 zu derselben Tagung nach Paris und Südfrankreich. Zudem wird H. zum Korrespondenten der »Academy of Natural Sciences of Philadelphia« und der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien bestellt. 1899 erfolgt die Ernennung zum korresp. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, bei einer neun Jahre später stattgefundenen Wahl zum wirkl. Mitglied kann er sich nicht durchsetzen. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften untersucht H. 1902/04 Erdbeben in Mazedonien und bereist 1905 Spanien, die Balearen und Algerien. W.: Tertiär-Studien. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 24, 1874. S.  33–80. Vorlage von Wirbelthierresten (Ursus spelaeus und Capra ibex) aus der Bohni-Höhle bei Anina. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1875. S.  339–343. Die fossilen Säugethierfaunen der Steiermark. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 14, 1878.

S.  52–75. Spuren vom Dasein des Menschen als Zeitgenossen des Höhlenbären in der Mixnitzer Drachen-Höhle. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1878. S.  278–281. Ausgrabungen in der Mixnitzer Höhle. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1878. S.  305–306. Erdbeben-Studien. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 28, 1878. S.  387–448. Ueber

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Höhlen. Neue deutsche Alpen-Zeitung, 29.6.1878. S.  289–292. (Mit M.  Auinger)  : Die Gastropoden der Meeres-Ablagerungen der I. und II. miocänen Mediterran-Stufe in der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1879–91. Ueber Gebirgsbildung. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 17, 1881. S.  51–64. Elemente der Paläontologie (Paläozoologie), 1884. Manuel de Paléontologie, 1886. Die Herkunft des Menschengeschlechtes. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 27, 1891. S. 115–138. Schöckelkalk und Semriacher Schiefer. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1892. S.  144–159. Erdbebenkunde. Die Erscheinungen und Ursachen der Erdbeben, die Methoden ihrer Beobachtung, 1893. Das geologische Institut der k. k. Karl-Franzens-Universität zu Graz. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 32, 1896. S. 119–154. Das Aussterben der Arten und Gattungen, sowie der größeren Gruppen des Tier- und Pflanzenreiches, 1911. L.: F. Kraus  : Über alpine Höhlen (2 Teile). Jahrb. des Österr. Touristenklubs 11, 1880. S. 75–106  ; 12, 1881. S.  63–93. N.N.: Dr.  Rudolf Hoernes †. Grazer Tagblatt, 20.8.1912. S. 19. N.N.: Universitätsprofessor Dr.

R. Hoernes †. Grazer Volksblatt, 21.8.1912. S. 3. N.N.: Professor Rudolf Hoernes und die Arbeiter. Arbeiter-Zeitung, 22.8.1912. S. 5. N.N.: Die Leichenfeier für Professor Dr. Rudolf Hoernes. Grazer Tagblatt, 23.8.1912. S. 2. J. Dreger  : Todesanzeige Dr. Rudolf Hoernes. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1912. S.  265–268. E. Spengler  : Rudolf Hoernes. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 5, 1912. S. 309–323. F. Becke  : Rudolf Hoernes. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 63, 1913. S. 380–382. F.  Heritsch  : Zur Erinnerung an Rudolf Hoernes. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins der Steiermark 49, 1913. S. 2–58. C. Kothmeier  : Rudolf Hoernes und die Abstammungslehre an der Wende zum 20.  Jahrhundert, Dipl.-Arb. Univ. Graz, 2014. B. Hubmann  : Religion und Naturwissenschaft im Konflikt  : Die öffentliche Kontroverse zwischen Johannes Ude und Rudolf Hoernes im Jahr 1908. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 118, 2016. S. 80–83. B. Hubmann, C. Wagmeier  : Rudolf Hoernes, vielseitiger Erdwissenschaftler und »Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft« im Spiegel seiner Zeit, 2017. Universitätsarchiv Wien (Rigorosenakt PH RA 31, Rudolf Hoernes).

Hofer, Hermann * Mautern (Steiermark) 1908; † Weiz (Steiermark) 2003 Bergknappe, Höhlenführer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Kaufmanns Johann und der Emma H., geb. Schneider. Nach dem Besuch von sieben Schulstufen an der Volksschule Mautern und einem Semester an der Bürgerschule absolviert H. eine Lehre zum Konditor. Ende der 1920er Jahre wird er Mitglied der Sektion Knittelfeld des Österr. Touristenklubs und arbeitet als Schilehrer und Bergführer. Zudem beteiligt sich H. am Bau des Hochreichart-Schutzhauses bei Mautern und ist von 1930 bis etwa 1933 dort als Hüttenwart und -wirt tätig. Im Zuge einer Deutschlandreise ist er zunächst unregelmäßig in mehreren Unternehmen beschäftigt und erhält schließlich eine Anstellung als Haustechniker und Bibliothekar beim Heilpraktiker und Irisdiagnostiker Johannes Stahl in Mannheim, später in Jugenheim a.d. Bergstraße, wo er dessen Tochter Regina, seine spätere Frau, kennenlernt. 246

Gem. mit seiner Schwester und Stahl erwirbt H. Anfang der 1940er Jahre ein renovierungsbedürftiges Schwefelbad in Bad Pilzweg bei Passau, um nach dessen Sanierung dort einen Kur- und Landwirtschaftsbetrieb zu eröffnen. Infolge der Wirren und Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wird das Projekt jedoch nicht umgesetzt und der Besitz später veräußert. 1943–45 wird H. als Soldat zur deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er dem Landesschützen-Ersatz-Bataillon Nr. 18 in Lienz zugeteilt und später als Stabsschreiber in Jugoslawien eingesetzt wird. Nach Kriegsende schlägt er sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch und erhält schließlich vom Land Salzburg eine Stelle als Mineur und Stollenzimmerer im Hochalpinbergbau. Ab den 1940er Jahren entwickelt er ein zunehmendes Interesse an der Höhlenkunde, entdeckt u. a. die Königreich-Eishöhle im östlichen Dachsteinmassiv und befährt mehrere Höhlen in deren Umgebung. 1950 Heirat mit Regina Stahl in Schärding am Inn, die Ehe bleibt kinderlos. Im Rahmen der Hochzeitsreise besucht das Ehepaar die durch Vandalismus in Mitleidenschaft gezogene Grasslhöhle bei Weiz, wo seit dem frühen 19. Jh. bis zur Zwischenkriegszeit in unregelmäßigen Abständen und auf nicht befestigten Wegen öffentliche Führungen stattgefunden haben. In der Folge pachtet H. die Höhle, errichtet Weganlagen sowie eine elektrische Beleuchtung und eröffnet 1952 den Schauhöhlenbetrieb. Nach der Übersiedelung des Ehepaars nach Dürntal bei Weiz (1951) beginnt es das nahe gelegene, tropfsteinreiche Katerloch zu erforschen. Die dafür notwendigen, ersten Erschließungsmaßnahmen finanziert das Ehepaar durch die Führungsentgelte aus der Grasslhöhle. Die Rückübertragung des nun etablierten Schauhöhlenbetriebes »Grasslhöhle« an die Eigentümer Anfang der 1960er Jahre verknüpft H. mit einer vertraglichen Regelung über den Führungsbetrieb im Katerloch. 1952–55 gelangen er und seine Frau dort vom Eingangsteil und dem seit 1899 bekannten »Marteldom« in neue tropfsteinreiche Höhlenteile, darunter auch das sogenannte »Zauberreich« und »Seenparadies«, die 1955–57 mit einem Stollensystem und dessen Elektrifizierung für die Öffentlichkeit erschlossen werden. Nach der Unterschutzstellung der Höhle (1954) und der Errichtung einer Zufahrtsstraße wird das Katerloch 1958 als Schauhöhle eröffnet und rund 30 Jahre betrieben. In der Folge wird 1959 auch das Areal um die Höhle (im Ausmaß von 6,5 ha) zum Naturdenkmal erklärt. Anfang der 1980er Jahre treten H. und seine Frau in den Ruhestand, stellen den allgemeinen Führungsbetrieb im Katerloch ein und veranstalten nur mehr Sonderführungen für Kleingruppen. Nach dem Tod seiner Ehefrau (1995) widmet er sich ab 1997 der Einweisung seines Freundes und Nachfolgers Fritz Geissler, der 2003 vor dem Tod von H. die Verantwortung für die Höhle übernimmt und ab 2004 dortselbst wieder Schauhöhlenführungen anbietet.

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L.: N.N.: Im Zauberreich der Berge. Stadt Gottes  – Ztschr. für die christliche Familie 115(8), 1992. S. 20–22. F. Geissler, H. Polt  : Pionier der österreichi-

schen Höhlenforschung gestorben. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 54(5–6), 2003. S.  58–59. F.  Geissler  : Das Katerloch. Im Zauberreich der Berge. Bergauf (3), 2006. S. 50–51.

Hofinger, Emil * Ebensee (Oberösterreich) 1893; † Ebensee 1929 Buchhalter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Oberlangbather Gastwirts Leopold, späterer Ebenseer Bürgermeister (1903–19), und der Baumeistertochter Aloisia H., geb. Petershofer. Nach dem Besuch der Volksschule in Ebensee und der Bürgerschule in Bad Ischl erhält H. eine Anstellung als Hauptkassier in den Ebenseer Solvay-Werken. Durch den dort tätigen Werkmeister → F.  Pergar beginnt er sich zunehmend für Höhlenforschung zu interessieren. 1903 wird H. Mitglied im neu gegründeten Ebenseer Bergsteigerbund und zu dessen Schriftführer gewählt. In dieser Funktion dokumentiert er auch die unternommenen Höhlentouren ausführlich. Während seines Fronturlaubs im Ersten Weltkrieg nimmt H. gem. mit Pergar, → J. Pollanschütz und Johann Reinbacher an zahlreichen Erkundungstouren zur Auffindung der Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee sowie an deren Erstbefahrung (1918) teil. Ab 1919 ist er zudem Mitglied der Sektion Oberösterr. (ab 1921 Landesverein) des Vereins für Höhlenkunde in Österr. Während der 1920er Jahre unterstützt H. die vornehmlich von Pergar initiierte Erforschung und Erschließung der Gassel-Tropfsteinhöhle für den Fremdenverkehr, indem er zahlreiche anonym erschienene Pressemeldungen zu Schauhöhle und Verein verfasst. 1920 heiratet er Katharine Putz aus Salzburg, welche sein Interesse für Höhlen teilt. Geburt des Sohnes Othmar und einer Tochter. Seit 1923 führt H. das Kassenbuch der Schauhöhle und nimmt an mehreren Forschungsfahrten in die Gassel-Tropfsteinhöhle teil, u. a. bei den Expeditionen des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. (1924) und des Hauptverbandes deutscher Höhlenforscher (1925). Anlässlich der Jahrestagung des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher in Ebensee erhält er dessen Silbernes Ehrenzeichen verliehen. Daneben ist H. Schriftführer der Wintersportvereinigung Ebensee und ab 1928 im Überwachungsausschuss der Gebietskrankenkasse Wels tätig. 1927 wird er gem. mit Pergar zum korresp. Mitglied der Österr. Gesellschaft für Höhlenforschung unter →  A.  v.  Markovits gewählt. 248

Zwei Jahre später verstirbt H. im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer nicht ausgeheilten Lungenentzündung, die er sich bei einer Befahrung der Gassel-Tropfsteinhöhle zugezogen hat. W.: Bericht von der Erstbefahrung der Gassel-Tropfsteinhöhle (Manuskript, 1919), Archiv des Vereins für Höhlenkunde Ebensee. L.: N.N.: Plakettenverleihung. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1925. S. 47–48. N.N.: Todesfälle. (Linzer) Tagespost 5.12.1929. S.  7. N.N.: Personalnachrichten. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, : Festschrift anläß1930. S.  32. D.  Kuffner (Red.)   lich 75 Jahre Entdeckung der Gassel-Tropfsteinhöhle,

60 Jahre Verein für Höhlenkunde Ebensee, 60 Jahre Schauhöh­lenbetrieb, 1993. H.  Trimmel  : Höhlenkunde und Höhlenforschung in Wien und Niederösterr. in der Zwischenkriegszeit und in der Ära des Dritten Reiches, 2011. J. Mattes, D. Kuffner (Hg.)  : Höh(l)enluft und Wissensraum. Die Gassel-Tropfsteinhöhle im Salzkammergut zwischen Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung, 2018.

Hofmann, Elisabeth (vulgo »Elise«)

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* Wien 1889; † Wien 1955 Botanikerin, Paläontologin und Lehrerin

B.: Tochter des Bezirksschulinspektors und Volksschriftstellers Emil, späterer Kustos des Museums Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg, und der aus Neuwaldegg stammenden Lehrerin und Gärtnertochter Antoine H., geb. Spilär. Nach der Volks- und Bürgerschule besucht H. die Lehrerinnenbildungsanstalt im Zivil-Mädchenpensionat in Wien, die sie 1908 abschließt. In den Schuldienst eingetreten, absolviert H. 1912 die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen, 1915 legt sie die Lehrbefähigungsprüfung aus der Fachgruppe »Naturwissenschaften und Mathematik« ab. Daraufhin beginnt sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Bürgerschullehrerin in Wien zunächst als ao. Hörerin Botanik und Paläontologie an der Univ. Wien zu studieren. Drei Jahre nach der Matura (1917) am Staatsgymnasium Wien-Hietzing promoviert H. schließlich in Botanik bei Hans Molisch und Richard v. Wettstein mit der Dissertation »Vorkommen, Verteilung und Funktion der Spaltöffnungen an den Blütenorganen«. Durch ihren Lehrer Wettstein auf die Untersuchung fossiler und subfossiler Pflanzenreste insbes. aus Höhlen aufmerksam geworden, kommt H. in Kontakt mit der Karst- und Höhlenforschung, wo sie mit → F. v. Morton und → F. Mühlhofer zusammenarbeitet. In der Folge widmet sie sich angeregt durch die Studien von → L. Lämmermayr, →  H. Gams und Morton vor allem der Erforschung der Anatomie von 249

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Höhlenpflanzen. Weiters beschäftigt sie sich mit dem Lichtgenuss des Planktons im Hallstätter See, der Ökologie der Pflanzen um Mödling und der Physiologie verschiedener Tropenpflanzen, die ihr von Morton zur Verfügung gestellt werden. Neben ihrer Vortragstätigkeit bei dem »International Botanical Congress« in Cambridge (1930) und Amsterdam (1935) avanciert H. in den 1930er und 1940er Jahren zur führenden Spezialistin für Paläobotanik in Österr., wobei sie die Methoden der Kutikular- und Pollenanalyse der vorquartären Sedimente weiterentwickelt und mangels einer universitären Anstellung ein Privat-Laboratorium aufbaut. Neben Studien zu Pflanzenresten aus Höhlen und den Pfahlbausiedlungen am Mondsee spezialisiert sich H. insbes. auf die Untersuchung von Hölzern aus österr. Braunkohlelagern und bearbeitet ferner die paläobotanische Sammlung der Geologischen Bundesanstalt. Nach Publikation der Monografie »Paläohistologie der Pflanzen« habilitiert sich H. 1935 in Paläobotanik an der Univ. Wien und wird zur Priv.-Dozentin ernannt. Sie bliebt zeitlebens unverheiratet. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit ist H. weiterhin als Hauptschullehrerin in Wien-Währing (Standort Schulgasse) beschäftigt und unterrichtet daneben auch als Assistentin für Naturwissenschaften bei Josef Häusler an der Privat-Lehrerbildungsanstalt des Katholischen Schulvereins für Österr. 1931 erfolgt die Ernennung zur Korrespondentin der Geologischen Bundesanstalt, zwei Jahre später die Bestellung zur Korrespondentin des Niederösterr. Landesmuseums. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich tritt H. dem NS-Lehrerbund (1938) und NS-Dozentenbund (1939) bei und fungiert seit Oktober 1938 als Parteianwärterin der NSDAP (1941 aufgenommen). Von der Univ. Wien als Priv.-Dozentin (neuer Ordnung) übernommen, wird H. im April 1943 durch politische Protektion zur außerplanmäßigen Professorin an der Univ. Wien ernannt, allerdings ist sie weiterhin mit einer halben Lehrverpflichtung an einer Wiener Hauptschule tätig. Mehrmalige Versuche, eine Freistellung vom Schuldienst zu erwirken und H. Dozenten-Diäten zuzuerkennen, bleiben erfolglos, allerdings werden ihre wissenschaftlichen Arbeiten gegen Kriegsende z. T. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs bleibt H. bis 1946 vom Schuldienst suspendiert, zwei Jahre später wird ihr die ruhend gestellte Venia Legendi an der Univ. Wien wieder erteilt. Eine von der Philosophischen Fakultät der Univ. Graz vorgeschlagene Bestellung von H. als ao. Professorin für Paläobotanik wird aufgrund der Finanzlage nicht umgesetzt, allerdings wird sie 1950 seitens der Univ. Wien mit dem Titel einer ao. Univ.-Professorin ausgezeichnet. Ein Teilnachlass befindet sich im Archiv der Geologischen Bundesanstalt in Wien. W.: Frühgeschichtliche Pflanzenfunde aus der großen Peggauer Höhle. Speläologisches Jahrb. 3, 1922.

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S.  130–139. Pflanzenreste der Mondseer Pfahlbauten. Sitzungsber. der Akademie der Wissenschaften in

Wien, math.-nat. Kl. 133, 1924. S.  379–409. Die Anatomie der Höhlenpflanzen. In  : F. v. Morton (Hg.)  : Ökologie der assimilierenden Höhlenpflanzen, 1927. S. 190–228. Corydalis solida aus der Lurhöhle. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1927. S. 68–71. Paläobotanische Untersuchungen über das Kohlenvorkommen im Hausruck. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 20, 1927. S. 1–28. Urgeschichtliche Pflanzenreste aus niederösterreichischen Höhlen und Tumulis. Österr. Botanische Ztschr. 77(2), 1928. S. 135–146. (Mit F. v. Morton)  : Eine interessante Höhlenform der Gundelrebe aus einer Dachsteinhöhle. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S.  101–103. (Mit F. v. Morton)  : Interessante Standortsformen von Adiantum capillus Veneris und Asplenium trichomanes. Botanisches Archiv (Berlin) 24, 1929. S. 178–181. Vorkommen, Verteilung und Funktion der Spaltöffnungen an Blütenorganen. Beih. zum Botanischen Centralblatt, 1. Abt., Anatomie, Histologie, Morphologie und Physiologie der Pflanzen 47, 1931. S. 139–168. Die Pflanzenreste aus der Kultur- und Sinterblättchenschichte. In  : O. Abel, G. Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle von Mixnitz, 1931. S.  870–882. Tertiäre Pflanzenreste von verschiedenen österreichischen Lagerstätten, mit einem Beitrag von H. Beck. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 25, 1932. S. 144–176. Paläolithische Pflanzenreste aus der Petershöhle. Abh. der Naturhistorischen Ges. Nürnberg 24, 1933. S.  51–53. Paläohistologie der Pflanze, 1934. Pflanzliche Reste aus den paläolithischen Schichten der kleinen Ofnethöhle. Bayerische Vorgeschichtsblätter 14, 1937. S. 43–44. Die Paläobotanik und ihre Grenzgebiete. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 80, 1940. S.1–15. Pflanzliche Reste aus der Salzofenhöhle bei Aussee. Forschungen und Fortschritte 16, 1940. S. 306–307. Paläobotanik und Höhlenforschung. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S.  78–85. Fortschritte der Paläobotanik im letzten Jahrzehnt

(1930–1940). Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 90–91, 1944. S. 242–262. Pflanzenreste aus dem Phosphoritvorkommen von Prambachkirchen (2 Teile). Palaeontographica 88B, 1944. S.  1–86  ; 92B, 1952. S. 122–183. Aus der Geschichte der Paläobotanik. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 36–38, 1949. S.  249–254. Wege und Ziele der Paläobotanik in Österreich. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 92, 1950. S. 260–265. L.: O. Kühn  : Elise Hofmann. Österr. Hochschulzeitung 7(8), 1955. S.  2. O. Kühn  : Elise Hofmann. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 49, 1956. S.  357–364. K. Ehrenberg  : Elise Hofmann. Quartär 7–8, 1956. S. 241–242. K. Ehrenberg  : Elise Hofmann. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 96, 1956. S. 5–6. W. Klaus  : Abschied von Elise Hofmann. Grana Palynologica 1, 1956. S.  115–118. O. Kühn  : Nachruf auf Elise Hofmann. In  : Univ. Wien (Hg.)  : Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1955/56, 1958. S. 43–44. N.N.: In Memoriam Univ.-Prof. Elise Hofmann. Wiener Zeitung, 4.2.1959. N.N.: Heimat bist du großer Söhne. Prof. Dr. Else [sic  !] Hofmann. Neue Illustrierte Wochenschau (Wien), 2.2.1969. B. Mohr, A. Vogt  : German Women Paleobotanists from the 1920s to the 1970s.  – Or Why did this Story Start so Late  ? Earth Sciences History 20(1), 2001. S. 14–43. B. Bischof, T. Cernajsek  : Elise Hofmann. In  : B. Keintzel, I. Korotin (Hg.)  : Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich. Leben, Werk, Wirken, 2002. S. 301–304. E. Thenius  : 100 Jahre Paläobiologie an der Universität Wien – die Jahre 1912 bis 1973. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 151–152, 2013. S. 7–37. F. F. Steininger, D. Angetter, J. Seidl  : Zur Entwicklung der Paläontologie in Wien bis 1945. Abh. der Geologischen Bundesanstalt 72, 2018. S. 9–159. Archiv der Geologischen Bundesanstalt (Teilnachlass Hofmann, Elise).

Hofmann (auch Hoffmann), Rosa (vulgo »Ratzi«) * Wilhering (Oberösterreich) 1919; † Berlin-Plötzensee (Deutschland) 1943 Näherin, SPÖ-Funktionärin und Höhlenforscherin

B.: Drittes Kind des Fassbinders, Sozialdemokraten und Kriegsinvaliden Josef und der Hilfsarbeiterin Cäcilie H. 1920 zieht die Familie nach Salzburg-Maxglan, wo der 251

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Vater von H. trotz seiner schweren Versehrung eine Anstellung als Fassbinder bei der Brauerei »Stiegl« erhält und sich als Gewerkschafter, Obmann des Freidenkerbundes und Gruppenführer des örtlichen Republikanischen Schutzbundes betätigt. 1932 begeht ihr Vater an seinem Arbeitsplatz Suizid, als er infolge der Weltwirtschaftskrise von seiner Entlassung erfährt. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Salzburg verdingt sich H. als Hilfsnäherin. Während ihrer Kindheit wird sie sozialistisch erzogen, tritt der Jugendorganisation »Rote Falken« bei und wird 1936–37 mit ihren Geschwistern in einer verbotenen, als Abstinenzverein getarnten sozialistischen Jugendgruppe in Salzburg-Itzling aktiv, wo sie Kontakte zu Aktivistinnen und Aktivisten der illegalen Bewegung »Revolutionäre Sozialisten Österreichs« knüpft. Im Zuge ihrer Mitgliedschaft in dem ab 1934 verbotenen sozialdemokratischen Alpinverein »Die Naturfreunde« kommt sie in Kontakt mit → G. Abel, unternimmt 1938–42 gem. mit Käthe Allerberger, Irmgard Dardichon (geb. Moser) und G.  Abel Forschungsfahrten u. a. in die Eisriesenwelt bei Werfen und wird Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. 1940 wechselt sie zur illegalen Kommunistischen Jugend Österreichs. Nach der militärischen Einberufung der bisherigen Leiter, Franz Ofner und Ernst-Paul Stoiber – der Lebensgefährte von H., übernimmt sie von diesem 1941 die Leitung der Salzburger Jugendgruppe, baut u. a. mit Marie Langwieser und Anna Reindl eine Widerstandszelle auf und wird Verbindungsfigur zu Funktionären der Kommunistischen Jugend in Linz und Wien. Weiters vervielfältigt H. im Auftrag der Wiener Widerstandsorganisation »Der Soldatenrat« regimekritische Flugblätter, welche sie unter Salzburger Wehrmachtsangehörigen in Umlauf bringt. Im April 1942 wird die Gruppe von der Gestapo aufgedeckt, kurz darauf erfolgt die Verhaftung und Inhaftierung von H. in Salzburg. Anschließend wird sie nach Berlin-Plötzensee verlegt, wo H. vom 6.  Senat des Volksgerichtshofes u. a. wegen »Wehrkraftzersetzung« und »Vorbereitung zum Hochverrat« verurteilt und im Dezember 1942 hingerichtet wird. L.: N.N.: Josef Hofmann. Salzburger Wacht, 8.2.1932. S.  5. N.N.: Gedenket unserer Toten. Salzburger Tagblatt (Organ der KPÖ), 31.10.1945. S. 3. A. Morocutti  : 75 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg. Die Höhle 37(2), 1986. S. 27–120. W. Hubka  : Mme.  Dardichon. Atlantis (Salzburg) 37(3–4), 2015.

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S.  56–58. W.  Klappacher, A.  Bieniok  : Wider dem Vergessen – die Salzburger Widerstandskämpferin Rosa Hofmann. Atlantis (Salzburg) 38(3–4), 2016. S. 1–4. Dokumentationsarchiv des Österr. Widerstands (356, 18.197). Salzburger Landesarchiv (Opferfürsorgeakte S-154, Cäcilia Hofmann).

Hofmann-Montanus (geb. Hofmann), Hans (Johann) * Wien 1889; † Salzburg 1954 Landesbeamter, Schriftsteller und Höhlenforscher

B.: Sohn des Komponisten und Musik-Professors Josef und der Hausbesitzertochter Ernestine H., geb. Klein. Nach Absolvierung der Matura schreibt sich H. als Hörer an der Philosophischen Fakultät der Univ. Wien ein, bricht jedoch sein Studium ab und tritt um 1908 als Rechnungspraktikant in den Dienst des Ministeriums für Kultus und Unterricht. Zugleich betätigt sich H. als Schriftleiter bei touristischen Zeitschriften und wird zeitweilig durch das Eisenbahnministerium mit der Erstellung von Werbematerial für den Fremdenverkehr betraut. Um 1910 ändert er seinen Namen gegenüber den Behörden eigenmächtig in »Hans Hofmann-Montanus« (Namensänderung erst 1928 amtlich bewilligt), gibt als seinen Beruf »Schriftsteller« an und verwendet in seiner Korrespondenz und bei öffentlichen Vorträgen z. T. den Doktortitel. Dank seines Onkels Ludwig H., Forstmeister in Zilleck (Niederösterr.), entwickelt er ein frühes Interesse am Alpinismus, Schilauf und der Höhlenforschung. Bereits im Alter von 18 Jahren beteiligt sich H. maßgeblich an einer Initiative zur Errichtung der Krummholzhütte am Hauser Kaibling (Steiermark), daneben entfaltet er eine rege Vortrags- sowie Publikationstätigkeit, z. B. in alpinistischen Fachzeitschriften, und fungiert als Schriftleiter der Periodika »Orchideengarten« und »Alpenland«. Im Dezember 1914 nimmt H. am militärischen Vorbereitungskurs des Olympischen Komitees in Wien teil und wird nach seiner Meldung als Kriegsfreiwilliger zunächst als Kadett-Feldwebel  d.  Res. dem k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr.  4 (Gebirgstruppe) zugewiesen. Im September 1915 wird er zum Fähnrich und 1917 zum Oberleutnant d. Res. befördert und an der Dolomitenfront, insbes. am Ortler, eingesetzt. Daneben schließt H. Bekanntschaft mit dem Öblarner Alpinisten und in Bad Aussee als Kaufmann tätigen Toni Sauseng und unternimmt zahlreiche gemeinsame Bergtouren, z. B. die Durchsteigung der Trisselwand bei Altaussee. 1920 trifft H. bei Bergtouren am Dachstein auf die Höhlenforscher → F. Mühlhofer, → R. v. Saar und → G. Lahner und wird von diesen für das Karst- und Höhlenphänomen begeistert. Aufgrund seines schriftstellerischen Talents wird er 1921 zum Schriftführer des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. gewählt. Im Folgejahr fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien, zugleich wird H. Mitbegründer des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher und unter Generalsekretär 253

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→ R. Friesen zum Ersten Schriftführer des Verbandes ernannt. In den Folgejahren beteiligt er sich an zahlreichen anspruchsvollen Forschungsfahrten u. a. in das Geldloch (1923), die Gassel-Tropfsteinhöhle (1924–25) und den Salzofen im Toten Gebirge. 1921–25 fungiert H. als Generalsekretär des Landesverbands für Fremdenverkehr in Wien und Niederösterr. und hat eine Anstellung beim Dreiländer-Verlag München inne, wo er mit den Agenden für Österr. betraut ist. Neben seiner Mitgliedschaft bei der Fremdenverkehrskommission für Wien und Niederösterr. ist er als Geschäftsführer des Verbandes der österr. Verkehrsvereine tätig. 1926 wird H. vom christlich-sozialen Landeshauptmann Franz Rehrl nach Salzburg bestellt, wo er durch dessen Protektion mit der Gründung des Salzburger Landesverkehrsamtes beauftragt und zu dessen Direktor bestellt wird. Im selben Jahr wird er zum Regierungsrat und 1933 – bereits im Alter von 44 Jahren – zum Hofrat ernannt. Daneben entwickelt H. ein reges politisches Engagement innerhalb der Vaterländischen Front. Während seiner Amtszeit setzt er mehrere nachhaltige Initiativen zur touristischen Breitenwirkung der Salzburger Festspiele und der Großglocknerstraße, zugleich wird er Gründer sowie Schriftleiter der Fremdenverkehrszeitschrift »Salzburg«. 1937 erfolgt die Auszeichnung mit dem Offizierskreuz des Österr. Verdienstordens und die Ernennung zum Präsidenten des Rotary Clubs in Salzburg. Wegen seiner politischen Überzeugung wird er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österr. im April 1938 in den Frühruhestand versetzt, mit dem Vorwurf der Veruntreuung verhaftet und 1939 zu zwei Jahren schweren Kerkers verurteilt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelt H. nach Wien. Die Veröffentlichung seines Romans »Berge einer Jugend« scheitert 1944 an einem Druckverbot. Nach Kriegsende wird er rehabilitiert und wieder mit der Leitung der Landesverkehrsdirektion in Salzburg betraut, welche H. bis zu seinem Ableben innehat. Daneben übt er zahlreiche ehrenamtliche Funktionen aus, u. a. wird er 1946 zum Vizepräsidenten der neu gegründeten Österr.-Amerikanischen Gesellschaft gewählt, fungiert als Mitglied des Kuratoriums der Höheren Hotelfachschule Salzburg und 1950–51 als Präsident des Rotary Clubs in Salzburg. Durch seine erfolgreiche Tätigkeit als Schriftsteller und die gem. mit → E. F. Petritsch verfassten Berichte von seinen Erlebnissen als Alpinist, Schiläufer und Höhlenforscher wirkt er an der Popularisierung der Höhlenforschung während der Nachkriegszeit mit. W.: Zwischen Karwendel und Wetterstein. Reichspost, 5.6.1920. S.  1–2. Eden auf Erden, Salzburger Schlösser in Blättern eines Landschaftsromans mit Radierungen von Heinrich Ferdinand Habsburg-Lothringen, 1922. Salzburg. Ein Wegweiser durch Stadt und Land. Salzburg  – Ztschr. des Landesverkehrsamtes

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in Salzburg (4), 1928. S.  1–9. Salzburg  – Stadt und Land, 1930. Ausflug ins Unbekannte. Salzburger Festspielführer, 1934. Die Großglockner-Hochalpenstraße, 1935. Großglockner-Rennen. Radio Wien  – Österr. Rundfunkztschr., 2.8.1935. S.  3. Berge einer Jugend (bes. das Kapitel Salzofen), 1947. Mensch an der Sonne.

Buch einer österreichischen Liebe zum Balkan, 1947. Gegen den Ungeist im Sport (2 Teile). Ber. und Informationen des österr. Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik, 28.3.1947. S. 12  ; 4.4.1947. S. 13–14. Was der Fremdenverkehrsfachmann können muss. Ber. und Informationen des österr. Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik, 17.10.1947. S.  13. Salzburg (Bildband), 1947. (Mit E.  F.  Petritsch)  : Welt ohne

Licht. Höhlenforscher und Höhlengänger in Tragödien und Abenteuern, 1952. L.: N.N.: Hans Hofmann-Montanus verhaftet. NS Telegraf, 2.5.1938. S.  3. N.N.: Hofmann-Montanus. Salzburger Volksblatt, 5.12.1939. S. 5. E. Hofmann  : Hans Hofmann-Montanus. Die Höhle 5(4), 1954. S. 75. Österr. Staatsarchiv (AdR/HBbBuT BMfHuV Präs Auszeichnungsanträge, 5 Sammelakten).

Hohenwart, Franz Josef Hannibal von * Ljubljana (dt. Laibach) 1771; † Ljubljana 1844 Naturforscher und Verwaltungsbeamter

B.: Zweitältester Sohn des Grafen Georg Jacob v. H., Krainer Landrechtspräsident und Vorsitzender der Gesellschaft des Ackerbaus und der nützlichen Künste im Herzogtum Krain. Ab 1782 hält sich H. in Florenz auf, wo er von seinem Onkel Fürsterzbischof Sigmund Anton v. H., dem Erzieher von Kaiser Franz  II./I., unterrichtet wird. Anschließend beginnt er ein Studium an der Univ. Wien, wo er neben seinem juristisch-politischen Hauptfach auch Vorlesungen in Anatomie, Medizin, Montanistik und Naturgeschichte besucht und eine enge Freundschaft zu Karl v. Schreibers, dem späteren Direktor des Hof-Naturalienkabinetts, aufbaut. 1794 unternimmt H. unter Führung des Naturforschers Sigmund Zois v. Edelstein eine Bildungsreise nach Dalmatien. Im Folgejahr tritt H. in den Staatsdienst ein und wird als Kreiskommissär am Laibacher Gubernium eingesetzt. H. entwickelt früh ein Interesse am Alpinismus und nimmt 1794 an Erstbesteigungen des Mangart ( Julische Alpen) und des Hochstuhls (Karawanken) teil. Während der Koalitionskriege wird er 1803 in Capo d’Istria bei Triest zum Vizekapitän ernannt, im Folgejahr vom französischen General in Triest festgenommen und nach 14  Tagen Haft wieder freigelassen. Ab 1809 wirkt H. als Kreishauptmann in Novo Mesto, wo er erfolgreich den Landsturm gegen die napoleonischen Truppen organisiert. 1816 wird er zum Gubernialrat in Venedig ernannt und 1820 krankheitshalber in den Ruhestand versetzt, worauf sich H. nun vollends seinen naturkundlichen Neigungen sowie der Förderung des Bergbaus und der Landwirtschaft widmet. Nachdem 1818 anlässlich des Besuchs von Kaiser Franz I. in der Postojnska jama von → L. Čeč neue Höhlenteile entdeckt worden sind, wendet sich H. der Erschließung dieser nahe seinem Gut gelegenen Grotte für den Fremdenverkehr zu 255

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und fördert maßgeblich deren weitere Erforschung. Sein in drei Teilbänden herausgegebener »Wegweiser« für Besucher der Postojnska jama wird mit Kupferstichen von →  A.  Schaffenrath ausgestattet und verhilft der Höhle bei Reisenden zu ungeahnter Popularität. H. kommt möglicherweise durch den Höhlenführer Čeč in den Besitz des später »Leptodirus hochenwartii Schmidt« bezeichneten Höhlenkäfers und übergibt ihn 1832 → F.  J.  Schmidt zur Bestimmung, der ihn als erstes wirbelloses Höhlentier beschreibt. Daneben fungiert H. 1827–34 als Präsident der Landwirtschafts-Gesellschaft in Krain. Zudem wirkt er als Kuratoriumsvorsitzender maßgeblich an der Errichtung und Ausgestaltung des Krainer Landesmuseums in Ljubljana mit, welches 1831 eröffnet wird und dem er einen Großteil seiner Conchylien- und Mineraliensammlung vermacht. 1839 wird H. zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.

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W.: (Hg.)  : Wegweiser für den Wanderer in der berühmten Adelsberger Kronprinz Ferdinands-Grotte, 3  Bde., 1830–32, 2.  Aufl. 1837. Die Eröffnung des Landes-Museums in Laibach, wie selbe den 4.  October 1831, zur Feier des allerhöchsten Namensfestes Sr. Majestät unsers allgeliebten Kaisers abgehalten wurde, 1832. Leitfaden für die das Landesmuseum in Laibach Besuchenden, 1836. (Hg.)  : Beiträge zur Naturgeschichte, Landwirthschaft und Topographie des Herzogthums

Krain, 1837 (bes. Auszug aus meinen Alpenreisen-Tagebüchern über die krainischen Hochgebirge, S. 29–75). L.: M.  v.  Hohenwart. Graf Franz Josef Hannibal. Mitt. des historischen Vereins für Krain 6, 1851. S. 3–4. P. v. Radics  : Adelsberg und seine Grotten, 1861 (bes. S.  59). S.  Polak  : Importance of Discovery of the First Cave Beetle Leptodirus hochenwartii Schmidt, 1832. ENDINS (Mallorca) 28, 2005. S. 71–80.

Holzmann, Heinz * Wien 1945; † Wien 2016 Bauingenieur, Bildhauer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Lederwarenvertreters Heinrich und der Lederwarenhändlerin Magaretha H., geb. Puhwein. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Wien beginnt H. 1963 ein Studium der Kulturtechnik an der Univ. für Bodenkultur und ist dortselbst als Leiter des Kulturreferats der Hochschülerschaft tätig. 1966 tritt er als Mitglied dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. sowie der Sektion Höhlenkunde im Sport- und Kulturverein Forschungszentrum Seibersdorf bei. Weiters arbeitet er bei der Redaktion der »Höhlenkundlichen Mitteilungen« mit, wo er Beiträge zur Geschichte der Höhlenkunde, zu Ansichtskarten, alten Stichen und Gemälden verfasst. Zudem nimmt er u. a. an Forschungswochen auf der Tauplitz und an Schulungswochen auf der Gjaidalm am Dachstein teil. Nach seinem Studienabschluss als Dipl.-Ing. ist H. im Rahmen unterschiedlicher Projekte als Bauleiter bei Groß256

projekten v. a. in Mittel- und Osteuropa beschäftigt, etwa in den 1970er Jahren bei der Renovierung des Fleischkombinats in Kaposvár, beim Neubau des Penta-Hotels in Budapest und während der 1980er Jahre bei div. Bauprojekten in Minsk. Heirat mit Christine Pablik, Geburt der Söhne Heinz und Holger. Durch seine beruflichen Auslandsaufenthalte knüpft H. enge Kontakte zu Höhlenforschern in Ungarn und organisiert ab den 1980er Jahren für den Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. und die Sektion Höhlenkunde in Seibersdorf regelmäßig Vereinsfahrten u. a. nach Osteuropa, zu den Kanarischen Inseln (1991), in den Oman und nach Island (2012, 2015). Im Auftrag des Architekturbüros »Werkstatt Wien« und gem. mit u. a. → R. Seemann wirkt H. maßgeblich an der Erforschung und technischen Erschließung der Al-Hoti-Höhle im Oman als Schauhöhle mit. Daneben baut er eine umfangreiche Privatsammlung mit Druckwerken, Plänen und Gemälden zur Geschichte der Höhlenkunde auf, wird Mitglied der »History Commission« der »International Union of Speleology« und gründet innerhalb des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. eine Arbeitsgruppe, die sich mit historischen Quellen zu Höhlen auseinandersetzt. Ab 2005 fungiert er als Rechnungsprüfer des Verbandes Österr. Höhlenforscher und veranstaltet die Weihnachtsfeiern des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr., wofür H. eigene Exkursionsführer verfasst. Zudem ist er als Bildhauer tätig und tritt 1980 der Künstlergilde St. Lukas bei, wo er von 1987 bis zu seinem Ableben die Redaktion der Gildenpost übernimmt und zuletzt als Obmann fungiert. Sechs Jahre später wird H. mit der Rubens-Medaille der Künstlergilde St. Lukas und 2007 mit der Hubert-Kessler-Gedenkmedaille der Ungar. Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung (»Magyar Karszt- és Barlangkutató Társulat«) ausgezeichnet. W.: Höhlen der Erde in der Literatur zu Beginn des 19.  Jahrhunderts. Die Höhle 35(3–4), 1984. S.  173– 176. (Mit A.  Mayer, H.  Raschko, J.  Wirth)  : Höhlenansichtskarten Niederösterreichs, Bd.  1, 1985. Ein Höhlenkalender aus dem Jahre 1777. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 41(12), 1985. S.  224–227. Die Szemlö-hegy-Höhle, eine neue Schauhöhle in Budapest. Die Höhle 38(1), 1987. S.  12–13. Auszug aus Immanuel Kants Schriften zur physischen Geographie unter Berücksichtigung der Höhlenkunde nach der Vorlage von Friedrich Wilhelm Schubert, 1839. Nachdruck mit

einem Vorwort von Heinz Holzmann, 1987. F. J. Bertuch  – Sammler von naturgeschichtlichen Bildern zum Ende des 18.  Jahrhunderts. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 43(9), 1987. S.  180–185. (Mit H.  Salzer)  : Die Veterani-Höhle am Eisernen Tor (Rumänien). Die Höhle 40(1), 1989. S. 11–15. (Red.)  : Höhlengedichte, 1990. Die Geschichte der Ansichtskarten in besonderem Bezug auf die Höhlendarstellung. In  : Magyar Karsztés Barlangkutató Társulat (Hg.)  : Proceedings of the ALCADI ’92 International Conference on Speleo History, 1992. S. 47–54. (Mit R. Pilz, H. Trimmel)  :

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Hermannshöhle und Dachstein-Rieseneishöhle  – die Hauptschauplätze eines Kinofilms aus dem Jahre 1948. Die Höhle 44(2), 1993. S.  1–5. Auf Höhlensuche in der Karibik. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 51(10), 1995. S.  147–156. Die Höhlen von Barbados. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 53(4), 1997. S.  95–103. (Hg.)  : Sommereislaufen in der Dobschauer Eishöhle und in weiteren Höhlen. Slovenský kras 27, 1999. S.  99–108. Zur Geschichte der Höhlenkunde und Höhlenforschung in Niederösterreich. In  : H.  Hartmann, W. Hartmann (Hg.)  : Die Höhlen Niederösterreichs, Bd. 5, 2000. S. 19–34. Al Hoota Höhle (Oman). Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 61(10), 2005. S. 122–125. Steinbergs Höhlenstiche (1758) vom Cirknitzer See, als Kalenderblätter 1777. Spelaeologica Croatica 7, 2006. S.  3–7. (Mit B.  Wielander)  : Exkursionsführer anlässlich der Höhlenweihnachtsfeier in der Seegrotte in

der Hinterbrühl, 2011. (Mit B.  Wielander)  : Exkursionsführer anlässlich der Höhlenweihnachtsfeier in der Museumshöhle bei Baden, 2012. (Mit E.  Christian)  : Höhlen in Grafik und Malerei. In  : C. Spötl, L. Plan, E. Christian (Hg.)  : Höhlen und Karst in Österreich, 2016. S. 307–322. L.: N.N.: Sesam öffnet eine Höhle im Oman. Das Naturhistorische – das Magazin des Naturhistorischen Museums Wien, (Frühjahr) 2003. S. 4–6. J. Mattes  : Nachruf auf DI Heinz Holzmann. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 67(2–3), 2016. S. 31. N. Fleck, T. Haszlinsky  : Dipl.-Ing Heinz Holzmann. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 72(7–8), 2016. S.  73–74. W.  Zadrobilek  : Höhlenkamerad Heinz Holzmann †. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 72(7–8), 2016. S. 74.

H Hossé, Oskar * Poznowice (dt. Einsiedl, Schlesien, Polen) 1882; † Villach (Kärnten) 1954 Bahnbediensteter und Höhlenforscher

B.: Sohn eines Kaufmannes. Nach dem Besuch von Schulen in Ústí nad Labem und Teplice (Böhmen) findet H. eine Anstellung als Kanzleibeamter bei den bosnisch-herzegowinischen Landesbahnen in Slavonski Brod (Bosnien), wo er mit dem Karst- und Höhlenphänomen in Kontakt kommt. Zunächst fotografisch in Höhlen tätig, nimmt H. ab 1911 u. a. mit → G. Lahner und → H. Bock an Forschungen in den Höhlen entlang der Bosnischen Ostbahn teil. 1912 gründet er gem. mit → L. Weirather, Otto Kaut und Lucian Matulić die Sektion Bosnien des Vereins für Höhlenkunde in Österr. (während des Kriegsverlaufs Tätigkeit eingestellt) und wird zum ersten Schriftführer bestellt. Im Folgejahr wirkt er an einer Forschungswoche des Vereins für Höhlenkunde in Österr. in Sarajevo und Trebinje mit. Während der Kriegsjahre ist H. weiterhin als Bahnbediensteter in Brod beschäftigt und heiratet Luise H. Das einzige aus der Ehe hervorgehende Kind Gretl (*  1917  ; †  1928) verstirbt noch in Kindesjahren infolge einer schweren Infektion an Blutvergiftung. 1920 wird H. von den ehemaligen bosnischen Landesbahnen in den Dienst der österr. Staatsbahnen übernommen und als Kanzlist dem Heizhaus Villach zugewiesen, wo er um 1935 – zuletzt als Revident – 258

in den Ruhestand tritt. Zudem wird H. 1924 ein Patent für Abdichtscheiben bei Achslagern von Eisenbahnfahrzeugen bewilligt. Nach der Übersiedelung nach Kärnten beginnt er bereits ab 1920 den Dobratsch höhlenkundlich zu untersuchen und befährt im Folgejahr die Villacher Naturschächte. Im Jänner 1922 initiiert er gem. mit Adalbert Schmied einen Stammtisch der Höhlenforscher Kärntens, aus dem im November desselben Jahres der Verein für Höhlenkunde für Kärnten und Osttirol hervorgeht, welcher sich weitgehend aus in Villach und Judendorf tätigen Bahnbediensteten zusammensetzt. Nach seiner Ernennung zum stv. Obmann und Befahrungsleiter des Vereins veranstaltet er 1922–24 gem. mit →  H.  Hofmann-Montanus und → F. Mühlhofer und in Zusammenarbeit mit dem Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr., der Sektion Villach des Deutschen und Österr. Alpenvereins und einer Abtlg. des Österr. Bundesheers mehrere Forschungsfahrten in die Villacher Naturschächte. 1922 fungiert H. als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und → G. Kyrle. Im Folgejahr werden auf seine Initiative die Villacher Naturschächte mithilfe von Leitern aufwendig ausgebaut und für den Fremdenverkehr erschlossen, der bereits 1924 begonnene Führungsbetrieb kommt jedoch nicht zuletzt wegen der den Besuchern abverlangten klettertechnischen Vorkenntnisse bei der Befahrung der Schachthöhle schon bald zum Erliegen. Zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommission ernannt, wird H. mit der Untersuchung von Phosphatlagerstätten in Kärntner Höhlen betraut. In dieser Funktion beginnt er ab 1923 mit Probegrabungen im Eggerloch bei Warmbad Villach, wo er eine durch Höhlenlehm verlegte Fortsetzung der Höhle vermutet. Nach Einstellung der Österr. Höhlendüngeraktion setzt H. seine Grabungen in Eigenregie und mit wenigen Unterstützern in unregelmäßigen Abständen fort. Nachdem der Verein für Höhlenkunde für Kärnten und Osttirol Ende der 1920er Jahre seine Tätigkeit einstellt, gründet H. 1936 die Fachgruppe für Höhlenkunde im Villacher Museumsverein und nimmt die Grabungen im Eggerloch wieder auf. Nach Anlage eines 40  m langen Stollens entdeckt H. 1937–38 dortselbst neue tropfsteinreiche Höhlenteile sowie Hinweise auf eine (prä)historische Nutzung der Höhle und beabsichtigt mit der Überzeugung, sich durch die Entdeckung der Höhlenteile ein Besitzrecht erworben zu haben, die Grotte als Schauhöhle zu erschließen. Prekäre finanzielle Lebensumstände dienen H. als Argument bei seiner Forderung, seine Forschungserfolge finanziell abgelten zu lassen. Daneben entfaltet er eine hohe Publikationstätigkeit in der nationalsozialistischen Presse, u. a. im Kärntner Grenzruf, und regt an, den NS-Propagandafilm »Das Wunder im Berg« im Eggerloch zu drehen. Der folgende Rechtsstreit, welcher H. in Konflikt mit dem Grundbesitzer Alfred Tschamer, dem Kustos des Villacher Stadtmuseums Hans Dolezal und dem Leiter der Abtlg. für Bodenaltertümer des Instituts für Denk259

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malschutz in Wien, → K.  Willvonseder, bringt, entwickelt wegen der nationalsozialistischen Neuordnung der Karst- und Höhlenkunde in der Ostmark und ihre Angliederung an das SS-Ahnenerbe eine zusätzliche Tragweite. Da H. seit 1932 Mitglied der NSDAP ist, enge Kontakte zum Villacher Oberbürgermeister und Gauleiter von Kärnten besitzt, versuchen SS-Mann Dolezal und SS-Untersturmführer Willvons­ eder ihn anfangs noch für eine Kooperation mit dem SS-Ahnenerbe zu gewinnen. Nachdem sich H. jedoch direkt an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler wendet und mit einem Rundumschlag in der nationalsozialistischen Presse antwortet, eskaliert die Situation und endet mit Ehrenbeleidigungsklagen von Dolezal und Willvonseder gegen H., die zu mehrfachen Geldbußen und der dreimaligen Pfändung seiner Wohnungseinrichtung führen. Nach weiteren Eingaben von H. bei übergeordneten Dienststellen empfiehlt das SS-Ahnenerbe 1943 der Gauleitung Kärnten, ihn auf seinen »Geisteszustand zu untersuchen und unter Vormundschaft zu stellen«, dem jedoch nicht mehr nachgekommen wird. Nach Kriegsende wird der Rechtsstreit zwischen H., dem Grundstückseigentümer Tschamer und dem Vertreter des Bundesdenkmalamts →  E.  Kiesling fortgesetzt und durch die rege Publikationstätigkeit von H. in dem kommunistischen Organ »Volkswille« (Klagenfurt) zusätzlich angeheizt. Ende der 1940er Jahre gibt H. im Zuge des Rechtsstreits an, am Dobratsch eine Tropfsteingrotte, die sogenannte »Babenbergerhöhle«, entdeckt zu haben, weigert sich jedoch zeitlebens, die Lage des Eingangs preiszugeben. W.: Der »Tiefe Schacht« auf der Villacher Alpe (Kärnten). Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S. 133–135. Die Schwandtanhöhle bei Gummern an der Drau. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S. 186–187. Der Karlschacht auf der Villacher Alpe. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 83–86. Die Narrenhöhle in der Narrenwand bei Weißenstein-Kellerberg. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 176–178. Über geologische Veränderungen der Villacher Alpe. Der Bergsteiger (17), 1923. S.  172. (Anonym)  : Der Reifrock der Titanenfrau. Der Kärntner Grenzruf, 15.10.1938. S. 11–12. Der Sintflut auf der Spur. Kärntner Grenzruf, 17./18.5.1941. Heimische Höhlen in Wort und Bild, 1942 (6 S.). Seltsame Schallbeobachtungen in Höhlen. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S. 75–77. Über junge Bewegungen im »Burgkopf« nächst Warmbad Villach. Geologie und Bauwesen 14(2), 1943. S. 50–53. Ein Wunder im Dobratsch. Die Babenberger-Grotte entdeckt und doch verschlossen. Volkswille Klagenfurt, 3.1.1947. S. 5. Wem 260

gehört eine Höhle  ? Volkswille Klagenfurt, 11.2.1950. S. 3. Heilende Luft und heilende Erde. Neue Illustrierende Wochenschau, 19.2.1950. S. 6. Von den Bewohnern unserer Warmbader Höhlen (2 Teile). Volkswille Klagenfurt, 18.4.1950   ; 20.4.1950. S.  4. Ein Berg wächst. Die Woche, 2.7.1950. S. 5, 10. Das Rätsel der Höhlenkristalle. Universum 5, 1950. S. 105–109. L.: H.  Bock  : Die Knochenhöhle im Pratschatale und die neuentdeckte Tropfsteingrotte. Pester Lloyd, 25.9.1913. S. 1–3. N.N.: Höhlenforschung in Kärnten. Grazer Tagblatt, 19.9.1921. S.  4. W.  v.  Czoernig  : Die Tropfsteinhöhle bei Villach. Salzburger Volksblatt, 14.12.1937. S. 9. J. Stini  : Das Gräflach bei Warmbad Villach, seine Höhlen und Karsterscheinungen. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 81, 1939. S. 141–158. J.  Stini  : Ingenieurgeologie und Höhlenkunde, 2.  Teil. Zur Kenntnis der Höhlenwässer. Geologie und Bauwesen 10, 1938. S.  1–8. N.N.: Verhandlungen über die Hossé-Höhlen in Warmbad Villach. Volkswille Klagenfurt, 7.7.1948. S.  3. N.N.: Oskar Hossé  – ein Leben für die Höhlenforschung. Volkswille Klagenfurt,

14.08.1949. N.N.: Ein Höhlenforscher sollte entmündigt werden. Volkswille Klagenfurt, 8.12.1950. N.N.: Oskar Hossé. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 5(3), 1954. S.  25. K.  Plasonig  : Oskar Hossé und die Babenbergerhöhle.

Höhlenforschung Kärnten 16, 1993. S. 31–33. H.G. Pucher  : Höhlen bei Warmbad Villach, 2001. L. Pollak  : Archäologische Denkmalpflege zur NS-Zeit in Österreich, 2015 (bes. S. 149–150).

Hubmayr, Gerald * Linz (Oberösterreich) 1964; † Bad Ischl (Oberösterreich) 2004 Soziologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Linzer Magistratsbeamten Fritz und der Gertrude H., geb. Zelinka. Sein Vater verstirbt früh, als er beim Klettern nahe dem Erlakogel bei Ebensee abstürzt. Nach dem Besuch des Khevenhüllergymnasiums in Linz und Matura (1981) beginnt H. ein Studium der Agrarwissenschaft an der Univ. für Bodenkultur in Wien. 1983–84 wechselt er an die Univ. Wien, studiert dort Soziologie und unternimmt in den Folgejahren zahlreiche längere Reisen nach Asien. Noch als Gymnasiast gründet H. 1979 gem. mit Thomas Waldhör unter dem Namen »Höhlenbund« eine Höhlenforschergruppe. Zwei Jahre später wird er Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. und nimmt an der Erstbefahrung und Erforschung von mehr als 30 Höhlen am Krippenstein und am Höherstein bei Bad Ischl teil, wobei H. als Planzeichner und Vermessungskoordinator tätig ist. Ab 1989 wirkt er gem. mit Thomas Waldhör, Peter Ludwig, Rudolf Keller, Gerda Schneemeyer und Christian Richter maßgeblich an der Erkundung und Dokumentation der Junihöhle bei Bad Ischl mit, die bis zu einer Gesamtganglänge von über 5 km vermessen wird. Während seiner Forschungstätigkeit in der Junihöhle wird H. dreimal von einem Wassereinbruch überrascht und eingeschlossen, insbes. 1992, als er gem. mit Rudolf Keller zehn Stunden in der Höhle ausharren muss. Die dabei angefertigte Tonbandaufnahme wird 2002 Grundlage für ein Hörspiel im Berliner Rundfunk. Sein Magisterstudium schließt H. 1993 mit einer Diplomarbeit zum Sozialverhalten von Höhlenforschern ab und promoviert sechs Jahre später bei Roland Girtler in Soziologie mit der Dissertation »Blinder Passagier, Transportgesellschaft und Kontrollor. Eine Drei-Uneinigkeit«. Nach seinem Studium ist er unregelmäßig beschäftigt und bleibt unverheiratet. 2004 verstirbt H. im Anschluss an eine Befahrung der Junihöhle bei einem Sturz aus dem in einer Felswand liegenden Höhlenportal, das als Biwakplatz genutzt wird. 261

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W.: (Mit T.  Waldhör)  : Junihöhle  – ein munteres Wässerchen in Großhöhlen. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 35(2), 1989. S. 55–56. (Mit T. Waldhör)  : Weiteres Anwachsen der erforschten Gesamtlänge zu beobachten. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 36(1), 1990. S.  50–52. Vom leichten Rückgang der Forschgeschwindigkeit in der Junihöhle. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 36(2), 1990. S. 28–29. Konjektaneen zu den speläologisch relevanten Objekten am Höherstein (Aufl. 15 Stk.), 1991. Ominöser Fund eines Höhlenbärs in der Junihöhle  ; Rabeder ermittelt. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 39(1), 1993. S. 21. (Mit T. Waldhör)  : Entsetzlich. Nach Wassereinbruch 10 Stunden in Junihöhle eingeschlossen  – unblutiges Ende. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 39(1), 1993. S. 22–24. Die ewig dunklen Erdschlünde. Ihre Entdecker – ihre Erforscher. Der Speläologe als zoon

politikon, 1994. Junihöhle. Ein Gigant schläft. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 43, 1997. S.  59. Schwarzfahren. Die Kunst des tariffreien Netzgleitens, 2000. L.: T. Waldhör  : Junihöhle – wirklich nur felsumhüllte Luft  ? Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 37, 1991. S. 6–8. K. Koller, H. Pogatschar  : Nachtkarst. (Hörstück, Erstausstrahlung am 1.3.2002 im Deutschland-Radio Berlin). P. Ludwig  : Gerald Hubmayr. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 55(5–6), 2004. S.  56. J.  Laimer   : Beobachtungen zur Speläogenese am Höherstein, Junihöhle und Knerzenloch. In memoriam Gerald Hubmayr. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 51, 2005. S.  8–15. P.  Ludwig, T.  Waldhör  : Nachrufe auf Gerald Hubmayr. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 51, 2005. S. 5–7. P. Ludwig  : Gedenkfeier für Gerald Hubmayr. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 55, 2009. S. 46.

Hüdl (auch Hüldl), Hans (Johann) * Ebensee (Oberösterreich) 1871; † Ebensee 1918 Tischler, Bergführer und Höhlenführer

B.: Sohn des Tischlers und Grundbesitzers Johann und der Salinenarbeitertochter Theresia Hüldl, geb. Schogger. Nach Besuch der Volksschule in Ebensee absolviert H. eine Lehre zum Tischler und erhält eine Anstellung in der Werkstatt seines Vaters in Oberlangbath. 1897 Heirat mit der Rindbacher Bauerntochter Cäcilie Gaigg. Um 1900 tritt H. als Mitglied in die Sektion Gmunden des Deutschen und Österr. Alpenvereins ein und beginnt als Bergführer zu arbeiten, u. a. führt er zahlreiche Erstbegehungen und den Ausbau von Kletterrouten auf die Gasseltürme bei Ebensee durch, ebenso unternimmt er Wintertouren auf den Dachstein und Großen Priel. 1904 wird H. nach einer Ausbildung zum Schiführer seitens des Österr. und Deutschen Alpenvereins eine Konzession erteilt, drei Jahre später ist er als Schilehrer der Fürstenfamilie v. Cumberland in Gmunden tätig und setzt mehrere erfolgreiche Initiativen zur Popularisierung des Schisports im Salzkammergut. Um 1908 übersiedelt H. nach Bad Aussee, wo er in den Österr. Schiverein eintritt und nun ausschließlich als Schilehrer und Bergführer arbeitet. Weiters gelingt ihm im Freikletterstil eine Erstbesteigung des Trisselbergs bei Altaussee über den Westpfeiler gem. mit Grete Löw und Paul 262

Preuß, mit welchem H. regelmäßig Klettertouren unternimmt. Um 1910 stößt H. im Zuge der Entdeckungen am Dachstein zur Höhlenforschung, beteiligt sich gem. mit u. a. →  H.  Bock und →  G.  Lahner an der Erkundung der Dachstein-Rieseneishöhle (1911) und wird daraufhin zum ersten von der Forst- und Domänendirektion autorisierten Höhlenführer in den Dachsteinhöhlen ernannt. Ab 1911 wirkt H. gem. mit u. a. → O. Stipić und Julius Kalmar an der Erforschung der Elmhöhle im Toten Gebirge mit, beteiligt sich an der Gründung der Sektion Obersteier des Vereins für Höhlenkunde in Österr. und wird zum ersten Sachwart gewählt. In den Folgejahren versucht H. erfolglos die Elmhöhle (Grundlsee) und das Große Loserloch (Altaussee) touristisch zu erschließen, seine Pläne werden jedoch durch den Kriegsausbruch vereitelt. Während der Wintersaison ist er abwechselnd in zahlreichen Schigebieten tätig, u. a. 1914–15 am Semmering. Im Jänner 1916 rückt H. zum Kriegsdienst an der Dolomitenfront ein und wird im Frühjahr des darauffolgenden Jahres aufgrund einer schweren Magenerkrankung aus der Armee entlassen. In der Sommersaison 1917 bewirtschaftet er in bescheidenem Ausmaß das Schiestlhaus am Hochschwab, verstirbt jedoch im Frühjahr 1918 aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands. L.: N.N.: Dachsteinbesteigung im Winter. (Linzer) Tagespost, 14.1.1904. S.  5. N.N.: Skifahrt auf dem Hohen Pril [sic  !]. (Linzer) Tagespost, 6.5.1905. S.  5. N.N.: Besteigung des kleinen »Gasselturm«, genannt die »kleine Nase«. (Linzer) Tagespost, 8.8.1905. S.  5. N.N.: Touristisches. (Linzer) Tagespost, 5.7.1906. S. 5. N.N.: Touristenverkehr in der Dachsteinriesenhöhle. Neues Wiener Journal, 27.7.1911. S.  8. N.N.: Das Große Windloch im Totengebirge [sic  !]. Grazer Volks-

blatt, 22.10.1911. S. 20–21. J. Schopf  : Hans Hüdl †. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 38, 1918. S. 77–78. R. Messner  : Der Philosoph des Freikletterns. Die Geschichte von Paul Preuß, 2012. E.  Geyer, J.  Hasitschka  : 100 Jahre Forschung im Steirischen Salzkammergut, Vereinsgeschichte – von der Sektion Obersteier bis zum Verein für Höhlenkunde in Obersteier. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 14–53.

Hütter, Franz * Altaussee (Steiermark) 1901; † Bad Aussee 1987 Bergknappe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Salzbergarbeiters Blasius und der Scholastika H., geb. Huber. Anfang der 1930er Jahre findet H. eine Anstellung als Bergmann im Salzbergwerk bei Perneck in Bad Ischl, wird später dem Bergwerk in Altaussee zugewiesen und beginnt sich für das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren. 1933 entdeckt er das Wasserloch am Höherstein, welches er 1940 gem. mit → G. Abel erkundet. Zwei Jahre später schließt sich H. dem Bergmann → J. Gaisberger sen. und dem im Salzbergwerk Altaussee tätigen Montanisten →  O. Schauberger an und wirkt an der Erkundung 263

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der von alters her bekannten Liagerhöhle bei Altaussee mit, woraus 1937 die Höhlenforschervereinigung Altaussee entsteht. In diesem Verein hat H. zunächst die Funktion eines Schriftführers, später die eines Kassiers inne. Zudem beteiligt er sich an der Erkundung und Dokumentation u. a. des ­Großen Knerzenlochs, der Stellerweghöhle (heute Schwarzmooskogel-Höhlensystem) und mehrerer Höhlen am Koppenzinken und am Loser. Nach einer ersten Ehe mit der Bergarbeitertochter Sabine Wimmer aus Grundlsee heiratet H. 1952 Johanna Pressl, geb. Hollwöger. In der 1950 neu gegründeten Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark fungiert er zunächst als Kassenprüfer, Beirat, stv. Obmann (von Schauberger) und zuletzt 1969–74 als Vereinsobmann. Dabei wirkt er maßgeblich bei Forschungsfahrten u. a. in die Schoberwiesloserbärenhöhle (1948), Salzofenhöhle (1951–54), Hirlatzhöhle (1955), Almberg Eis- und Tropfsteinhöhle (1960) und das Blasloch (1969) mit. 1976 wird H. zum Ehrenmitglied der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark ernannt. W.: Zur Verbandstagung 1970. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 9(1), 1970. S.  1. Erkundungen im Losergebiet. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 12(1), 1973. S. 5. L.: N.N.: Zum Gedenken an Franz Hütter. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 6(2),

1987. S.  29. N.N.: In memoriam Franz Hütter. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 38(3), 1987. S. 30. E. Geyer, J. Hasitschka  : 100 Jahre Forschung im Steirischen Salzkammergut, Vereinsgeschichte  – von der Sektion Obersteier bis zum Verein für Höhlenkunde in Obersteier. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 14–53.

Hüttner, Erwin * St. Peter bei Graz (Steiermark) 1926; † Leoben (Steiermark) 2012 Hüttenwirt, Höhlenretter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Buchhalters Franz Xaver und der Schneiderin Aloisia Maria H., geb. Hofer. Nach der Volksschule besucht H. fünf Jahre die Oberschule in Graz. Bereits als Jugendlicher tritt er in den Alpenverein ein, wo er als Tourenführer und Schilehrer tätig ist. Während des Zweiten Weltkriegs muss H. als Gebirgsjäger einrücken, ist von Mai 1944 bis Juli 1945 bei Breslau, Glasenbach und Kufstein stationiert und gerät nach Kriegsende in Kärnten in englische Gefangenschaft, woraus er im November 1945 entlassen wird. 1948 Heirat mit der Postangestellten Ilse Adolfine Gsell. In den 264

Nachkriegsjahren entscheiden sich H. und seine Ehefrau als Hüttenbetreuer des Österr. Alpenvereins zu arbeiten. In den Sommermonaten der Jahre 1948–50 ist er als Pächter der Eisenerzer Reichensteinhütte, anschließend vom Herbst 1950 bis Frühjahr 1955 als Pächter der Mörsbachhütte in Donnersbachwald und bis Herbst 1961 als Pächter der Edelrautehütte auf den Triebener Tauern tätig. Daneben ist er während der Wintermonate 1945–47 und 1949–50 als Schilehrer bei der britischen Garnison in Mariazell sowie auf der Schmelz bei Judenburg beschäftigt. Gem. mit seiner zweiten Ehefrau Theresia Lemmerer bewirtschaftet H. 1961–92 das Theodor-Karl-Holl-Haus auf der Tauplitzalm, an deren touristischer Erschließung er maßgeblich mitwirkt. Dabei kommt H. mit den in diesem Gebiet aktiven Höhlenforschern aus Bad Mitterndorf und Aussee in Kontakt, tritt 1981 in den Verein für Höhlenkunde in Obersteier ein, wo er u. a. als Einsatzleiter der Höhlenrettung, Archivar und stv. Schriftführer im Vorstand tätig ist. Zudem organisiert er zahlreiche Forscherlager, Übungen und Veranstaltungen, wirkt maßgeblich bei der Erkundung der Grubstein-Westwandhöhlen und der Schächte auf der Tauplitz-Hochalm mit und nimmt an Forschungsfahrten in die Höhle von Alistrati in Griechenland teil. Dabei entwickelt H. ein besonderes Interesse für die Bergung von Unfallopfern aus Höhlen, wird zunächst Leiter der Einsatzstelle Bad Mitterndorf der Österr. Höhlenrettung und später zum Landesleiter der Steiermark gewählt, in welcher Funktion er den Landesverband neu organisiert sowie zahlreiche Übungen und Ausbildungen ausrichtet. 1990 wird H. mit dem Leistungsabzeichen des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier und 2001 mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet. W.: Jahresbericht der Einsatzstelle Bad Mitterndorf. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 8(2), 1989. S. 38–40. Entwicklung der Höhlenrettung im steir. Salzkammergut. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 19–20, 2001. S.  214–216. Der Archivar. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 27–28, 2009. S. 173.

L.: N.N.: Ein weiterer Ehrenzeichenträger in unserem Verband. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 52(5–6), 2001. S. 47. J. Hasitschka  : Vom verschwundenen Alltag. Arbeitswelt im Wandel von zwei Generationen, 2010. S. 122–126. R. Seebacher  : Erwin Hüttner. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 314–315.

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Ilming, Heinz * Wien 1932; † Mödling (Niederösterreich) 2014 Restaurator, Alpinist und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Vergolders Ferdinand und der Charlotte I., geb. Wessely. Nach Besuch der Volks- und Bürgerschule in Wien während der Kriegsjahre absolviert I. eine Lehre zum Vergolder bei seinem Großvater. 1950–58 ist er am Heeresgeschichtlichen Museum Wien angestellt, wo I. 1954 die Meisterprüfung ablegt und nach den Kriegsjahren am Wiederaufbau des Museums mitarbeitet. Als begeisterter (Hoch)alpinist wird er Mitglied des Österr. Alpenvereins und der Himalaya-Gesellschaft, die ihn 1959 für eine Expedition auswählt, an welcher er wegen der Geburt seines ersten Kindes allerdings nicht teilnimmt. 1956–59 studiert I. Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und schließt mit einem Diplom ab. Anschließend ist er als freischaffender Restaurator tätig, u. a. bei der Vergoldung der Pestsäule am Graben in Wien, bei der Renovierung von Kirchen und der Restaurierung von Gemälden. Daneben besucht er die Bergsteigerschule des Österr. Touristenklubs und beginnt mit Robert Hoesch zahlreiche Höhlen in der Hohen Wand zu befahren. 1957 wird I. Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr., fungiert seit 1958 als Fahrtenwart und 1969–88 als stv.  Obmann. 1958 Heirat mit Gertrud Tauer, Geburt der Kinder Martin (* 1959) und Thomas (* 1961). 1957 wirkt I. maßgeblich bei der Erkundung der Westlichen Almbergeishöhle am Dachstein mit und leitet in den folgenden Jahrzehnten mehrere Expeditionen in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun (u. a. gem. mit → R. Seemann, Herbert W. Franke, → G. Stummer und Heiner Thaler) und am Dürrenstein bei Lunz am See, wo er an der Erforschung der Lechnerweidhöhle teilnimmt. Daneben arbeitet er an der Verwaltung der für den Fremdenverkehr erschlossenen Hermannshöhle (Niederösterr.) mit, wo er u. a. zum Geschäftsführer und Obmann des Hermannshöhlen-Forschungs- und Erhaltungsvereins gewählt wird. Gem. mit → H.  Trimmel beteiligt sich I. 1961 an der Organisation des »3rd International Congress of Speleology« in Wien, Obertraun und Salzburg. Seit 1965 bis zum Übertritt in den Ruhestand (1992) ist er wieder als Mitarbeiter am Heeresgeschichtlichen Museum in Wien beschäftigt. Daneben fungiert er 1965–2001 als Mitglied der Prüfungskommission der amtlichen Höhlenführerprüfung, 1974–78 als Generalsekretär, 1980–2008 als Präsident sowie zuletzt als Ehrenpräsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher. Zudem wirkt I. bei der »International Union of Speleology« 266

mit, wo er Mitglied der »Cave Protection Commission« und 1989 Vorsitzender der »History Commission« wird. Dabei befasst er sich gem. mit → K. Mais mit der Geschichte der Karst- und Höhlenkunde und der Darstellung von Höhlen in der Kunst. 1989 wird I. zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums Wien ernannt, wo er sich an Forschungsprojekten und Ausstellungen der Karst- und höhlenkundlichen Abtlg. beteiligt. Als Künstler gestaltet er sowohl zahlreiche Briefmarken und Poststempel mit Höhlenbezug als auch das Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher, mit welchem er 2002 selbst ausgezeichnet wird. Seit 1990–91 hat I. einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste inne, wo er an der Abtlg. für Restaurierung unterrichtet und in der Folge den Berufstitel eines Professors verliehen bekommt. 1986 wird I. mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr. ausgezeichnet. W.: (Mit H.  W.  Franke)  : Beobachtungen in der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 14(2), 1963. S. 36–40. Vorläufige Forschungsergebnisse aus der Lechnerweidhöhle. Die Höhle 14(4), 1963. S. 94–97. (Mit M. H. Fink, H. Mrkos)  : Die Dürrenstein-Expedition des Landesvereins. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 15(5), 1963. S. 51–55. (Mit C. Biringer, L. Hauser)  : Erste Berichte von der Dürrenstein-Expedition 1971. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 27(9), 1971. S. 134– 138. Eine Beobachtung aus der Dachstein-Mammuthöhle zu den Theorien über Canyonbildung. Die Höhle 22(2), 1971. S.  54–56. (Mit G.  Stummer, H.  Trimmel)  : Die Höhlenführerprüfung in Österreich. Lehrstoffübersicht, 1976. (Mit W.  Hartmann)  : Die Schachernhöhle bei Hohenberg. Die Höhle 30(1), 1979. S.  15–19. Schauhöhlen in Österreich. In  : O.  Schultz, R.  Seemann, H.  Mrkos (Red.)  : Höhlenforschung in : Österreich, 1979. S.  118–127. (Mit H.  Trimmel)   Die Briefe von Franz Kraus an die Stadtverwaltung von Triest aus den Jahren 1885 und 1888. Die Höhle 34(4), 1983. S.  129–135. Die Höhle in der bildenden Kunst. Die Höhle 35(3–4), 1984. S.  177–190. (Mit G. Stummer)  : Das neue Ehrenzeichen »Für Verdienste um Österreichs Höhlenforschung«. Die Höhle 38(1), 1987. S.  8–11. Höhlendarstellungen in geographischen Werken und Serien im 19.  Jahrhundert. In  : Magyar Karszt- és Barlangkutató Társulat (Hg.)   : Proceedings of the ALCADI ’92 International Conference on Speleo History, 1992. S. 55–56. (Mit H. Mrkos)  :

Erforschung und Erschließung der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel. Die Höhle 50(4), 1999. S. 192– 198. L.: N.N.: Personalia. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 38(10), 1982. S.  213. G.  Stummer  : Heinz Ilming  – ein Sechziger. Die Höhle 43(4), 1992. S.  122–128. H.  Mrkos  : Mag. Heinz Ilming zum 60.  Geburtstag. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 48(12), 1992. S.  261. G.  Stummer  : Heinz Ilming  – ein Siebziger. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 58(11), 2002. S. 140. G. Stummer  : Heinz Ilming – ein Siebziger  ! Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 53(5–6), 2002. S. 7–8. G. Stummer  : Ehrenpräsident des VÖH. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 59(5–6), 2008. S. 59–60. H. Holzmann  : Dr. Heinz Holzmann. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 67(3–4), 2011. S. 26. G. Stummer  : Unser Ehrenpräsident Prof. Mag. Heinz Ilming  – ein Achtziger  ! Die Höhle 63, 2012. S.  119. H.  Hartmann, W.  Hartmann  : Heinz Ilming  – zum 80. Geburtstag. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 69(1– 2), 2013. S. 4–6. H. Mrkos  : Zum Gedenken an Heinz Ilming. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 70(3–4), 2014. S.  24. G.  Stummer  : Zwei Große der österreichischen Höhlenforschung sind nicht mehr  – Nachrufe auf Hubert Trimmel und Heinz Ilming. Die Höhle 65, 2014. S. 118–126. B. Wielander  : Nachruf auf Heinz Ilming. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 65(1), 2014. S. 7–8.

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Janetschek, Heinz * Bludenz (Vorarlberg) 1913; † Innsbruck (Tirol) 1997 Zoologe und Lehrer

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B.: Sohn des Heinz, Bludenzer Bezirkskommissär und späterer Bezirkshauptmann von Kufstein, und der Maria J., geb. Müller. Aufgrund der dienstlichen Versetzung seines Vaters an die Bezirkshauptmannschaft Kufstein (1914) übersiedelt die Familie von Vorarlberg nach Tirol. Nach der Volksschule besucht J. das Gymnasium in Kufstein, wo er sich durch seinen Naturgeschichtslehrer Friedrich Prenn für die Alpenfauna zu interessieren beginnt. Nach der Matura (1931) studiert er Biologie an der Univ. Innsbruck, u. a. bei Otto Steinböck und Carl Lehnhofer. Anschließend wird er Mitglied im Akademischen Alpenklub Innsbruck und nimmt an anspruchsvollen Kletterund Bergtouren teil. 1933 wechselt J. als Hörer von Paul Krüger an die Univ. Wien, erleidet aber noch im selben Jahr einen schweren Kletterunfall am Kopftörlgrat im Wilden Kaiser. Nach seiner Genesung nimmt er sein Studium an der Univ. Innsbruck wieder auf und legt 1937 die Lehramtsprüfung in Naturgeschichte und Physik ab. In den Folgejahren ist er als Lehrer an mehreren Gymnasien und Oberschulen in Innsbruck tätig. 1940 promoviert J. bei Otto Steinböck in Zoologie mit der Dissertation »Über die Tierwelt in Gletschervorfeldern der Stubaier und Ötztaler Alpen«. Daraufhin ist er als Gastwissenschaftler am Zoologischen Institut der Univ. München unter Karl v. Frisch tätig, beschäftigt sich aber dort weiterhin mit Hochgebirgsentomologie. 1941 Heirat und Einberufung zur deutschen Wehrmacht, wo J. zuletzt als Oberfähnrich der Luftabwehr in Kriegsgefangenschaft gerät. Im Oktober 1945 erhält er eine Anstellung als Assistent am Institut für Zoologie der Univ. Innsbruck und habilitiert sich zwei Jahre später mit der Arbeit »Tierische Successionen auf hochalpinem Neuland«, wo sich J. mit Wiederbesiedlungsprozessen von Gletschervorfeldern auseinandersetzt. 1947 wird er als einziger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zoologischen Instituts mit dessen Leitung und als Supplent der Lehrkanzel mit der Durchführung des Lehrbetriebs betraut. Nach der Rückkehr von Steinböck auf die Lehrkanzel für Zoologie (1950) wird J. mit dem Titel eines ao. Univ.-Professors ausgezeichnet und ist am Institut weiterhin als Priv.-Dozent – wenn auch ohne feste Anstellung – tätig. Um dem Problem der inneralpinen Eiszeitüberdauerung von Tieren nachzugehen, beschäftigt er sich mit Höhlentieren, führt zahlreiche Aufsammlungen in den Höhlen Tirols durch und prägt den Begriff des »refugiocavalen« Verbreitungstyps. 1957 erhält 268

er einen Ruf auf die Lehrkanzel für Zoologie der Univ. Dresden, welchen J. jedoch ausschlägt. Im selben Jahr nimmt er im Gegenzug eine Anstellung als Assistent an der Lehrkanzel für Zoologie (Innsbruck) an. Daneben fungiert er 1950–58 als Schriftleiter der Zeitschrift »Berichte des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins Innsbruck« und beschäftigt sich im Rahmen seiner eigenen Feldforschung mit extremen Lebensräumen, u. a. Alpengipfeln, Höhlen und Schneeböden. Zudem verfasst J. mehrere zoologische Gebietsbeschreibungen, insbes. zu den Dolomiten, Kufstein und ­Vorarlberg, wobei sein taxonomischer Schwerpunkt auf apterygoten Insekten (v. a. Felsenspringer) liegt. 1961 unternimmt er eine Studienreise ins Himalaja- und Khumbu-Gebiet in Nepal sowie im Folgejahr nach Neuseeland und in die Antarktis. 1963 wird J. auf die Lehrkanzel für Zoologie in Innsbruck berufen, welche er bis zu seiner Emeritierung (1983) innehat. In dieser Funktion setzt er sich für die Anschaffung eines Raster-Elektronenmikroskops (1973) und die Errichtung einer Lehrkanzel für Zoophysiologie ein, die 1967 mit Wolfgang Wieser besetzt wird. Im Folgejahr wirkt J. an der Veranstaltung der Tagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Innsbruck mit. Als Mitglied des dortigen Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins wird er im selben Jahr in dessen Vorstand gewählt und gehört der Vereinigung zuletzt als Ehrenmitglied an. Zudem fungiert er 1971–72 als Dekan der Philosophischen Fakultät und wird 1975 mit der Leitung des Instituts für Elektronenmikroskopie der Univ. Innsbruck betraut, das in der Folge dem Institut für Zoologie eingegliedert wird. Nachhaltigen Einfluss auf die wissenschaftliche Forschungspraxis übt er durch die Herausgabe des Lehrbuchs »Ökologische Feldmethoden« (1982) und der Schriftenreihe »Alpin-Biologische Studien« (1969–85) aus. W.: Über einige für Tirol neue oder nur wenig bekannte Gliederfüßler. Tiroler Heimatbl. 23, 1948. S. 182–190. Beitrag zur Kenntnis der Felsenspringer (Thysanura, Machilidae) Nordtirols. Ztschr. des Tiroler Landesmuseums (Innsbruck) 26–29, 1949. S. 147–465. Über einige bemerkenswerte Insekten Nordtirols. Tiroler Heimatbl. 24, 1949. S.  197–203. Tierische Successionen auf hochalpinem Neuland, 1949. Die tierische Besiedlung Nordtiroler Höhlen in ihren Beziehungen zum Problem der alpinen Präglazialrelikte. Natur und Land 36, 1950. S. 84–90. Beitrag zur Kenntnis der Höhlentierwelt der Nördlichen Kalkalpen. Jahrb. des Vereins zum Schutze der Alpenpflanzen und -tiere 17, 1952. S.  69–92. Über mitteleuropäische Felsenspringer (Ins., Thysanura). Österr. Zoologische Ztschr. 5, 1954. S.  281–328. Tierleben auf den höchsten Alpengipfeln. Der Schlern 29, 1955. S.  170–174. Das Problem der

inneralpinen Eiszeitüberdauerung durch Tiere (Ein Beitrag zur Geschichte der Nivalfauna). Österr. Zoologische Ztschr. 6, 1956. S.  421–506. Zur Landtierwelt der Dolomiten. Der Schlern (Bozen) 31, 1957. S. 71–86. Zur Biologie von Antarktika. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 53, 1963. S. 235–246. Aus der Geschichte der Zoologie in Innsbruck. Verh. der Deutschen Zoologischen Ges. in Innsbruck, 1968. S.  56–65. Hundert Jahre naturwissenschaftlich-medizinischer Verein Innsbruck. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 58, 1970. S.  1–50. Protura (Beintastler). In  : J.  G.  Helmcke, D.  Starck, H.  Wermuth (Hg.)  : Handbuch der Zoologie, Bd. 4(2), 1970. S.  1–72. Aktuelle Probleme der Hochgebirgsentomologie. Alpin-Biologische Studien 6, 1974. S.  1–23. (Hg.)  : Ökologische Feldmethoden. Hinweise zur Analyse von 269

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Landökosystemen, 1982. Als Zoologe am Dach der Welt. Faunistisch-ökologisch-biozönotische Ergebnisse der 2.  Expedition des Forschungsunternehmens Nepal Himalaya in den Khumbu Himal. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck, Suppl. 6, 1990. S. 1–119. Über Wirbellosen-Faunationen in Hochlagen der Zillertaler Alpen. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 80, 1993. S. 121–165. L.: N.N.: Zum 65.  Geburtstag. o.  Univ.-Prof. Mag. Dr.  Heinz Janetschek. Beitr. zur Entomologie 29, 1979. S.  3–6. J.  Klima  : Heinz Janetschek zu seinem 70.  Geburtstag. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 70, 1983. S.  7–13. K. Thaler  : In memoriam em. Univ.-Prof.  Dr.  Heinz

Janetschek. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 84, 1997. S.  411–417. N.N.: Prof. Dr. Heinz Janetschek. Beitr. zur Entomologie 48, 1998. S.  272. K.  Thaler  : Heinz Janetschek. Zoologie – Mitt. der Deutschen Zoologischen Ges., 1998. S.  43–46. H.  Aspöck. Heinz Janetschek in der Erinnerung seiner Schüler. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 86, 1999. S.  293–302. F.  Schaller  : Geschichte der Bodenarthropoden-Kunde in Österreich. Denisia 8, 2003. S. 63–73. G.  Tarmann, B.  Thaler-Knoflach  : Ein Streifzug durch die Geschichte der Entomologie in Tirol. Mitt. der Deutschen Ges. für allgemeine und angewandte Entomologie 16, 2008. S. 39–67.

Jordán, Karoly * Budapest 1871; † Budapest 1959 Mathematiker, Physiker und Höhlenforscher

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B.: Sohn des vermögenden Lederfabrikanten Karoly und der Leopoldina J., geb. Wesztermayer. Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Budapest und Matura (1889) absolviert J. die »Classe préparatoire« am Institut Monge in Paris und studiert anschließend Chemie an der Eidgenössischen polytechnischen Schule Zürich, wo er 1893 den Grad eines diplomierten Ingenieurs erwirbt. Daneben treibt er Radsport und bereist während seines Studiums mit einem Rennrad von Zürich aus Spanien, Westeuropa und Skandinavien. Nach einem Jahr am Owens College der Univ. Manchester nimmt J. eine Stelle als Assistent an der Univ. Genf an, wo er 1895 in Physik mit der Dissertation »Dédoublement de l’acide butanoloïque et recherches sur les dérivés actifs de cet acide. Étude numérique sur la formule transformée de MM. Thorpe et Rücker« promoviert und ab 1896 als Priv.-Dozent für Physikalische Chemie tätig ist. 1895 Heirat mit Marie Blumauer, die 1899 bei der Geburt des dritten Kindes verstirbt. Während seines Aufenthalts in Genf entwickelt J. eine besondere Begeisterung für Alpinismus und nimmt an mehreren anspruchsvollen Kletter- und Bergtouren in den Westalpen teil. Zurückgekehrt nach Budapest findet er keine adäquate Anstellung als Chemieingenieur und beginnt ab 1899 an der Univ. Budapest Astronomie, Mathematik und Geophysik zu 270

studieren. 1900 Heirat mit der aus einer französischen Familie stammenden Alpinistin und Kletterin Marthe Lavallé, Geburt von drei Kindern. In seiner Freizeit befasst sich J. v. a. mit Bergsport und unternimmt gem. mit seiner Ehefrau zahlreiche Gipfeltouren in der Hohen Tatra, darunter Erstbesteigungen (z. B. Martha-Gipfel, 1899), Erstbegehungen von Kletterrouten und anspruchsvolle Winterbesteigungen (u. a. Prostredný hrot, Vysoká, Gerlachovský štít, 1899–1905), auch unter der Verwendung von Schi. 1903 wird J. Mitglied der Sektion Budapest des Ungar. Touristenverbands (»Magyar Turista Egyesület«) und gehört zudem über mehrere Jahre dem Zentralkomitee (1911–13, 1924–26) des Bergsportvereins an. Nachdem er bereits während seines Aufenthalts in der Schweiz an einzelnen Höhlenfahrten teilgenommen hat, beginnt sich J. um 1900 in der Höhlenforschung zu engagieren und leitet ab 1902 die Erkundung der bei Steinbrucharbeiten bei Pál-völgyi nahe Budapest aufgeschlossenen Höhlen. 1904 koordiniert er nach der von János Bagyura und Kornél Pál Scholtz gelungenen Entdeckung der Höhle Pál-völgyi-barlang deren Erforschung, 1904–06 untersucht und kartiert J. die Thermalhöhlen von Tapolca und erforscht die Höhle Peștera Vadu Crișului (Nordrumänien) mittels eines Faltboots. 1910 gründet er gem. mit u. a. → K. Siegmeth, → O. K adić und → O. Herman die Kommission für Höhlenforschung der Ungar. Geologischen Gesellschaft und wird zum ersten Vizepräsidenten (1910–12) gewählt. Im Folgejahr veranstaltet J. mehrere Höhlenexpeditionen am Alsó-hegy nahe Aggtelek, wo zwölf Schächte befahren und dokumentiert werden, darunter die 236 m tiefe Höhle Vecsembükki-zsomboly. 1906 wird er zum Direktor des neu gegründeten Instituts für Seismologie in Budapest ernannt, wo J. mathematische Theorien zur Ausbreitung seismischer Wellen entwickelt und in der Meteorologie die Verwendung von Korrelationsberechnungen einführt. 1914–18 wirkt er als Lehrer für Mathematik, Physik und Meteorologie an der Militärakademie in Várpalota. Nach dem Krieg nimmt J. seine Vorlesungstätigkeit im Fach »Statistik« an der 1921 umbenannten Péter-Pázmány-Univ. der Wissenschaften in Budapest auf, wechselt anschließend an die kgl. Ungar. Joseph-Univ. für Technik und Wirtschaftswissenschaften, wo er 1923 zum Priv.-Dozenten, 1933 zum ao.  Professor für Wahrscheinlichkeitsrechnung und Versicherungsmathematik und schließlich 1940 zum o. Professor ernannt wird. Weiters befasst sich J. v. a. mit Mengenlehre, Wahrscheinlichkeitstheorie, Differenzenrechnung und angewandter Statistik, stellt 1927 eine heute nach ihm benannte Siebformel für die Wahrscheinlichkeitsrechnung auf und publiziert in französischer Sprache mehrere international rezipierte Arbeiten zur mathematischen Statistik. Zudem trägt heute eine 1928 von J. aufgestellte Formel für ein Interpolationspolynom seinen Namen. Nach seiner Emeritierung setzt er noch bis 1949 seine Vorlesungstätigkeit an der Univ. fort. Im selben Jahr erfolgt die Ernennung zum korresp. Mitglied 271

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der Ungar. Akademie der Wissenschaften, wo J. den Vorsitz in der Kommission für Meteorologie innehat. Während des Ungar. Volksaufstands im Oktober 1956 wird seine Wohnung in Brand geschossen und dabei auch seine umfangreiche Bibliothek zerstört. 1928 erfolgt die Auszeichnung mit dem Gyula-Kőnig-Preis der Mathematischen und Physikalischen Gesellschaft »Eötvös Loránd« und 1956 mit dem Kossuth-Preis.

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W.: (Mit R.  Fiedler)  : Contribution à l’étude des courbes convexes fermées et de certaines courbes qui s’y rattachent, 1912. Matematikai Statisztika, 1927. Statistique mathématique, 1927. Sur un cas généralisé de la probabilité des épreuves répétées. Acta Scientiarum Mathematicarum (Szeged) 3, 1927. S. 193–210. Kapitalizmus, szocializmus, kommunizmus és a világválság a tudomány megvilágításában, 1932. Calculus of Finite Differences, 3 Aufl., 1939/47/65. Fejezetek a klasszikus valószínűségszámításból, 1956. Hétjegyű logaritmustábla, 1961. Chapters on the Classical Calculus of Probability, 1972. L.: S.  Kristóf  : Híres magyar hegymászók. Dr.  Jordán Károly. Turisták Lapja 55, 1943. S. 84. A. Rényi  : Jordán Károly matematikai munkásságáról. Matematikai

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Lapok 3, 1952. S.  111–121. A.  Rényi  : Jordán Károly. Magyar Tudomány 5, 1960. S. 233–235. N.N.: Charles Jordan. Acta Mathematica Hungarica 11, 1960. S. 1–2. L. Takács  : Charles Jordan. The Annals of Mathematical Statistics 32, 1961. S. 1–11. B. Gyires  : Jordan Károly élete és munkássága (The life and work of Károly Jordan). Alkalmazott Matematikai Lapok 1, 1975. S.  275–298. K.  Székely  : Megkésett emlékezés Jordán Károlyra. Karszt és Barlang 24(2), 1984. S. 93–98. O. Gulyás  : Matematikus a meteorológiában, 1985. G. Komarnicki  : Emlékezés. Jordán Károly és Lavallée Márta. Magyar Hegymászótörténeti Társaság Lapja 5–6, 1997–98. S. 88–97. J. Galambos  : Károly Jordan. In  : C. C. Heyde, E. Seneta (Hg.)  : Statisticians of the Centuries, 2001. S. 295–298.

Kadić, Ottokár * Stara Pazova (dt. Alt-Pasua, Serbien) 1876; † Budapest 1957 Geologe, Paläontologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des von einer kroatischen Familie abstammenden Bezirksvorstands Franz und der ungarischsprachigen Auguszta K., geb. Forkly. Nach Umzug der Familie nach Oriovác besucht K. die dortige Volksschule, wechselt anschließend an das Gymnasium in Bjelovar und zuletzt an das Oberrealgymnasium in Zagreb, wo er 1896 maturiert. In der Folge beginnt K. an der Univ. Zagreb Naturwissenschaften und im Besonderen Biologie zu studieren. Nach drei Jahren wechselt er an die Univ. München, wo er am Institut für Zoologie bei Richard Hertwig und am Institut für Paläontologie bei Karl Alfred v.  Zittel Vorlesungen besucht und 1900 mit der Dissertation »Studien über das Labium der Coleoptern« promoviert. Anschließend zieht K. auf Wunsch der Mutter nach Budapest, wo er 1901 in die Ungar. Geologische Anstalt eintritt und nach dem Tod von Gyula Pethő mit der Fortführung von dessen Arbeiten, der Betreuung der paläontologischen Sammlung und mit geologischen Kartierungsarbeiten betraut wird. Von der rigiden Magyarisierungspolitik und der kroatischen Herkunft seines Vaters persönlich betroffen, versucht sich K. mittels veränderter Schreibweise seines Nachnamens und wissenschaftlicher Leistungen als ungar. Nationalist und Patriot zu präsentieren. Auf Anregung von → O.  Herman führt K. gem. mit Jenö Hillebrand ab 1906 Grabungskampagnen in Höhlen des Bükk-Gebirges, u. a. der Szeleta-barlang, Büdös-pest, Szemlő-hegyi-barlang und Csákvári-barlang, durch, welche er bis 1950 im Auftrag der Landesanstalt fortsetzt und durch die Instrumentalisierung der Funde für nationalpolitische Interessen, insbes. während der Zwischenkriegszeit, eine Nähe zum Horthy-Regime aufbaut. Nach der Entdeckung der ersten prähistorischen Skelettreste in Ungarn bei Ausgrabungen in der Höhle Balla-barlang (1910) durch Hillebrand gründet K. gem. mit u. a. → K. Siegmeth, → K. Jordán und Herman eine Kommission für Höhlenforschung (ab 1913 Fachsektion) innerhalb der Ungar. Geologischen Gesellschaft. Zugleich baut er enge Kontakte zu österr. Höhlenforschern, insbes. → G. Kyrle und → K. Ehrenberg, auf und wird 1914 zum korresp. Mitglied des Vereins für Höhlenkunde in Österr. ernannt. Heirat mit Gizella Telek, Geburt des Sohnes Oszkár. Vermutlich Anfang der 1920er Jahre heiratet K. nochmals, nämlich die Studentin Therese Kres, welche ihn in den Folgejahren bei Höhlenfahrten und Grabungskampagnen begleitet. 1917 wird er zum Priv.-Dozenten für Karstgeologie 273

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an der Univ. Budapest ernannt, 1924 erfolgt eine Erweiterung der Lehrbefugnis auf Vertebratenpaläontologie und drei Jahre später wird er mit dem Titel eines ao.  Univ.-Professors ausgezeichnet. Neben seiner beruflichen Tätigkeit wird K. aufgrund seines organisatorischen Geschicks 1913 mit der Funktion des Sekretärs (später Vizepräsident) der Fachsektion für Höhlenkunde betraut und redigiert mit wechselnden Co-Editoren (u. a. Mihály Lenhossék, Tivadar Kormos) die zweisprachige Zeitschrift »Barlangkutatás  – Höhlenforschung« (1913–27, 1938–44), das erste höhlenkundliche Periodikum in Ungarn. Zudem fungiert K. als Herausgeber der Zeitschrift »Barlangvilág« (1926, 1932–43), welche ab 1938 auch deutschsprachige Auszüge enthält. Ab 1926 fungiert er als Generalsekretär der aus der Fachsektion für Höhlenforschung hervorgehenden Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«), ab 1932 bis Kriegsende schließlich als deren Geschäftsführer. Zudem initiiert K. gem. mit → F.  Mühlhofer und anderen deutschsprachigen und ungar. Kollegen die Interessensgemeinschaft Deutscher und Ungar. Höhlenforscher. Ausdruck der engen Zusammenarbeit zwischen dem Hauptverband deutscher Höhlenforscher und der neu gegründeten Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung ist eine 1927 in Budapest veranstaltete gemeinsame Tagung, an deren Organisation K. federführend mitwirkt und an der u. a. →  B.  Wolf, →  G.  Kyrle, →  R.  Friesen und → R. v. Saar teilnehmen. Ab 1928 ist K. der Forstabtlg. des Ackerbauministeriums dienstzugeteilt, wo er an einem Entwurf für ein Natur- und Höhlenschutzgesetz nach österr. Vorbild arbeitet, welches die Gründung einer sogenannten »Speläologischen Landesanstalt« beabsichtigt. Der Entwurf von K. erlangt allerdings infolge des für das ungar. Regime negativen Kriegsverlaufs keinen Gesetzesrang. 1929 erfolgt seine Wahl zum o. Mitglied der »Szent István Tudományos Akadémia«. Bei seinen Grabungskampagnen wird K. ab den 1930er Jahren von → M. Mottl unterstützt, die zunächst als Assistentin, später als gleichberechtigte Kollegin mit ihm zusammenarbeitet und z. T. auch die Grabungsleitung übernimmt. 1932 gelingt ihm die Bestimmung der Knochenreste von zwei Neandertalern in der Höhle Suba-lyuk bei Cserépfalu, welche von János Dancza aufgefunden worden sind. Zugleich führt er dort 1932–37 gem. mit Mottl und mit Unterstützung der Ungar. Geologischen Anstalt und der Archäologischen Abtlg. des Ungar. Nationalmuseums selbst Ausgrabungen durch. Im Zuge der politischen Instrumentalisierung der Fundobjekte wird die Höhle 1932–45 in »Mussolinihöhle« umbenannt. 1936 tritt K., zuletzt als Chefgeologe tätig, in den Ruhestand. Sein Alterswerk, ein 800 Seiten langer Führer zu den Höhlen der Pannonischen Tiefebene, bleibt unveröffentlicht. Seit 1962 verleiht die Ungar. Gesellschaft für Karstund Höhlenforschung (»Magyar Karszt és Barlangkutató Társulat«) die Ottokár-

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Kadić-Medaille für herausragende Leistungen bei der wissenschaftlichen Erforschung von Höhlen. W.: Studien über das Labium der Coleoptern. Jenaische Ztschr. für Naturwissenschaften 36, 1901. S.  207– 228. (Mit K.  Siegmeth)  : A Magyarhoni Földtani Társulat Barlangkutató Bizottságának feladatai (Die Aufgaben der Höhlenforschungskommission der Ungarischen Geologischen Gesellschaft). Földtanig Közlöny 40(3–4), 1910. S. 219–220, 299–300. Die Erforschung des diluvialen Menschen in Ungarn. Jung Ungarn  – Monatsschrift für Ungarns politische, geistige und wirtschaftliche Kultur 1(1), 1911. S.  101–114. A magyar barlangkutatás céljai és útjai (Ziele und Wege der ungarischen Höhlenforschung). Barlangkutatás 1, 1913. S. 12–18, 40–45. A barlangok kutatásáról (Über die Erforschung der Höhlen). Barlangkutatás 2, 1914. S. 124–132, 154–161. Ergebnisse der Erforschung der Szeletahöhle. Mitt. aus dem Jahrb. der Ungar. Geologischen Anstalt 23, 1916. S. 157–301. Die Gründung der Ungarischen Höhlenforschenden Gesellschaft. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  86–90. Zwei faustkeilartige Steingeräte aus Ungarn. Wiener Prähistorische Ztschr. 14, 1927. S. 1–7. Die Csákvárer Höhlung bei Székesfehérvár in Ungarn. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S.  1–6. (Mit M. Kretzoi)  : Ergebnisse der weiteren Grabungen in der Esterházyhöhle. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S.  45–49. Cholnoky Jenő dr. karszt-tanulmányainak önálló eredményei (Die Ergebnisse von Cholnoky’s Karstforschungen). Földrajzi Közlemények 59(1–3), 1931. S.  15–20, 46–48. Der Mensch zur Eiszeit in Ungarn, 1934. Das Moustérien der Mussolinihöhle. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  87–91. Peskő-barlangban eddig végzett ásatások eredményei. Barlangvilág 5(3–4), 1935. S. 49–54. Dreißig Jahre ungarische Höhlenforschung. Barlangkutatás 16, 1938. S. 1–7. (Mit M. Mottl)  : Felsőtárkány vidékének barlangjai (Die Höhlen der Umgebung von Felsőtárkány). Barlangkutatás 16, 1938. S. 70–89. Die Höhlenkeller am Budapester Festungsberg. Mitt. über

Höhlen- und Karstforschung, 1938. S. 138–141. Mit kell tudnunk a barlangokról (Was müssen wir von den Höhlen wissen)  ? Barlangvilág 8(3–4), 1938. S. 48–69, 75–78. A Mussolini-barlang ásatásának eredményei (Endresultate der Ausgrabungen in der Mussolinihöhle). Természettudományi Osztályának Értekezései 3(6), 1940. S. 1–40. A hazai barlangügy törvényes rendezése (Gesetzliche Regelung des ungarischen Höhlenwesens). Barlangvilág 9, 1940. S.  80–89, 93–94. Cserépfalu vidékének barlangjai (Die Höhlen der Umgebung von Cserépfalu). Barlangkutatás 16, 1940. S.  141–228, 229–274. A budavári barlangpincék, a várhegyi barlang és a barlangtani gyűjtemény ismertetése (Die Höhlenkeller von Budavár, die Várhegyer Höhle und die speläologische Sammlung). Barlangvilág 12, 1942. S. 49–75, 92–95. (Mit M. Mottl)  : Az Északnyugati Bükk barlangjai (Die Höhlen des nordwestlichen Bükkgebirges). Barlangkutatás 17, 1944. S. 1–111. L.: H. Kessler  : Dr. Kadić Ottokár. Karszt- és Barlangkutatási Tájékoztató 2(1), 1957. S. 1–3. K. Bertalan  : Dr.  Kadić Ottokár tudományos és népszerű dolgozatai. Karszt- és Barlangkutatási Tájékoztató 2(1), 1957. S. 4–25. L. Vértes  : Kadić Ottokár. Archaeologiai Értesítő 84(2), 1957. S.  218–220. M.  Kretzoi  : Kadić Ottokár. Földtani Közlöny 88(1), 1958. S.  13–21. L. Bogsch  : Száz éve született Kadić Ottokár. Földtani Tudománytörténeti Évkönyv 8, 1976. S. 38–48. L. Bogsch  : Visszaemlékezés. Karszt és Barlang 20(2), 1980. S. 49–56. L. Bogsch  : Visszaemlékezésem Kadić Ottokárra. Karszt és Barlang 22(1), 1982. S.  17–22. H. Sándor  : The Most Outstanding Persons of the Hungarian Speleology. Karszt és Barlang 29(1–2), 1989. S.  98. K.  Székely  : Kadić Ottokár, a magyar barlangkutatás atyja, 2010. J.  Mattes  : Politische Tiefenblicke und gelenkte Urgeschichtsforschung.  – »Ostmärkische« und ungarische Grabungskampagnen in Höhlen vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Schild von Steier (Beiheft) 8, 2019 (in Druck).

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Karner, Lambert (Ferdinand) * Kirchberg an der Pielach (Niederösterreich) 1841; † Göttweig (Niederösterreich) 1909 Theologe und Erdstallforscher

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B.: Sohn des Lederermeisters Michael und der Türnitzer Bettenmacherstocher Theresia, geb. Petuelli. Unter dem Namen »Ferdinand Georg« getauft, wird K. 1852 in das Sängeralumnat (Gymnasium) des Stifts Melk aufgenommen, das er mit der Matura (1860) abschließt. Im Oktober desselben Jahres tritt er als Novize in das Benediktinerstift Göttweig ein, erhält 1861 die niederen Weihen, 1865 die ewige Profess und Priesterweihe. Kurzzeitig wirkt K. als Stiftsseelsorger, dann 1866– 74 als Kooperator (Kaplan) in Mautern. Anschließend ist er als Pfarrvikar in Roggendorf tätig, wo er sich für Archäologie und Urgeschichte zu interessieren beginnt. Seit 1884 wirkt K. als Pfarrer in Gösing, ab 1888 in Brunnenkirchen und ab 1901 in St. Veit an der Gölsen. Daneben beginnt er als Kontrabass-Spieler ein besonderes Interesse für Kirchenmusik zu entwickeln, wobei K. in seinem Buch »Der Clerus und die Kirchenmusik« für deren Reform im Sinne der liturgischen Andacht eintritt. Weiters entwickelt er eine Leidenschaft für das Schachspiel und erstellt u. a. für Tageszeitungen auch Problemschach-Aufgaben. Bald weithin als »Höhlenpfarrer« bekannt, beschäftigt sich K. seit 1878 mit Erdställen (im Volksmund auch »Graselgänge« oder »Schrazellöcher« genannt), während des Mittelalters von Menschenhand geschaffene unterirdische Gangsysteme, die vornehmlich in Süddeutschland, Österr. und Tschechien anzutreffen sind. Zudem verfasst er zahlreiche Aufsätze und öffentliche Vorträge zu Verwendungszweck und Ursprung der mittelalterlichen Anlagen. Dazu vermisst und dokumentiert K. über 100 künstliche Höhlenobjekte in Niederösterr. und Mähren. Zudem wendet er sich an die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, welche in den Folgejahren unter seiner Initiative zahlreiche Lichtbilder von Erdställen anfertigt. Seine Monografie »Künstliche Höhlen aus alter Zeit« beschreibt als erste umfassende Arbeit Erdställe und wird bald zu einem Standardwerk für die facheinschlägige Forschung. Um 1888 wird K. zum Korrespondenten der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunstund historischen Denkmale ernannt, zudem fungiert er als Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt und der Anthropologischen Gesellschaft in München. Angeregt durch seine Forschungstätigkeit beginnt sich auch der Göttinger Benediktiner → L. Hacker für Urgeschichte zu interessieren und selbst Ausgrabungen durch276

zuführen. 1891 entdeckt K. eine Bronzesitula (keltischer Weineimer aus Bronze, ca. 450 v. Chr.) in Kuffern bei Statzendorf (Niederösterr.), heute in der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien. Infolge einer schweren Erkrankung der Wirbelsäule ist er gezwungen, im Juli 1909 nach Göttweig zurückzukehren, wo K. im Dezember desselben Jahres verstirbt. 1904 wird er mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet. W.: Die St. Agapituskapelle in Mautern. Bl. des Vereines für Landeskunde von Niederösterr. 4, 1870. S.  184–186. Künstliche Höhlen in Niederösterreich (2 Teile). Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 9, 1880. S. 289–342  ; 11, 1882. S. 113–169. Ein Grabfeld zu Roggendorf. Bl. des Vereines für Landeskunde von Niederösterr. 17, 1883. S.  137–140. Künstliche Höhlen in Niederösterreich. Bl. des Vereines für Landeskunde von Niederösterr. 18, 1884. S. 122–155. Über die Erdställe in Niederösterreich. Ber. und Mitt. des Alterthums-Vereines zu Wien 24, 1887. S. 105–122. Künstliche Höhlen in Biberbach (Nieder-Österreich). Mitt. der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale N.F. 14, 1888. S. 221–224. Der Clerus und die Kirchenmusik, 1889. Über vergleichende Resultate aus den letzten Forschungen in den künstlichen Höhlen Niederösterreichs. Bl. des Vereines für Landeskunde von Niederösterr. 23, 1889. S. 33–43. Über einen Bronzesitula-Fund bei Kuffarn in N.Ö. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 21, 1891. S. 68–71. Ausgrabungen in Mautern an der Donau, 1890 und 1891. Mitt. der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale N.F. 18, 1892. S.  213–228. Die Photographie im Dienste der Höhlenforschung. Wiener Photographische Bl.

4(8), 1897. S.  180–182. Künstliche Höhlen aus alter Zeit, 1903. Neue Beiträge zur Kenntnis der Erdställe in Niederösterreich. Monatsbl. des Vereines für Landeskunde von Niederösterr. 8, 1909. S. 33–43. L.: N.N.: Der Göttinger Benediktiner P. Lambert Karner. Studien und Mitt. aus dem Benediktiner- und dem Cistercienser-Orden 18, 1897. S.  186. M. Hoernes  : Pater Lambert Karners »Erdstall«-Forschungen. Neue Freie Presse, 4.6.1903. S. 17–19. J. Szombathy  : Künstliche Höhlen. Wiener Zeitung, 9.8.1903. S. 3–4. M.  Haberlandt  : P.  Lambert Karner. Ztschr. für Österr. Volkskunde 9(4), 1903. S. 179–180. M. Vancsa  : P.  Lambert Karner. Monatsbl. des Vereines für Landeskunde von Niederösterr. 9, 1910. S.  10–12. R. Johandl  : Nekrolog P. Lambert Karner. Musica sacra (1), 1910. S.  12. N.N.: P.  Lambert Karner. Photographische Correspondenz 592, 1910. S.  46–47. C. A. Lashofer  : Profeßbuch des Benediktinerstiftes Göttweig, 1983 (bes. S. 324–325). J. Weichenberger  : Pater Lambert Karner. Ein Pionier der Erdstallforschung. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 35(2), 1989. S.  24–42. J. Weichenberger  : Pater Lambert Karner. Ein Pionier der Erdstallforschung. Der Erdstall 15, 1989. S.  4–22. Stiftsarchiv Göttweig (Personalakt P. Lambert Karner).

Karrer, Felix * Venedig (Venetien, Italien) 1825; † Wien 1903 Ministerialbeamter, Geologe und Wissenschaftsvermittler

B.: Sohn des Schreibers (»Commesso«) Felice K., der für die habsburgische ­Verwaltung des Königreichs Lombardo-Venetien tätig ist. Vermutlich noch im Jugendalter nach Wien gekommen, beginnt K. um 1843 an der dortigen Univ. Rechtswissenschaften zu studieren und tritt 1847 ins Kriegsministerium ein, wo er während der Revolution von 277

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1848 und den anschließenden Kriegshandlungen im Bureau für Kriegsbuchhaltung beschäftigt ist. Seiner Beamtentätigkeit überdrüssig, quittiert K. neun Jahre später den Dienst und wendet sich dank gesicherter finanzieller Verhältnisse seiner Liebhaberei, dem Studium der Geologie, Paläontologie und Naturgeschichte zu, wo er sich als Autodidakt zunächst durch die Teilnahme bei Vorlesungen und Exkursionen von Eduard Suess weiterbildet. Als Volontär am Hof-Mineralienkabinett (später Mineralogisch-Petrografische Abtlg. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien) befasst sich K. mit Foraminiferen in den Ablagerungen des Wiener Beckens, unternimmt selbst gem. mit Theodor Fuchs geologische Exkursionen ins Wiener Umland und legt dazu eine umfangreiche Sammlung an. Während des Baus der Wiener Hochquellwasserleitung (1869–73), der zu zahlreichen geologischen Aufschlüssen führt, befasst sich K. mit Tertiärbildungen am alpinen Westrand des Wiener Beckens, sammelt entlang der Baustrecke Fundstücke ein und publiziert 1877 die auch in der Öffentlichkeit rezipierte Monografie »Geologie der Kaiser Franz Josefs Hochquellen-Wasserleitung«. Anlässlich der Übersiedelung der Mineraliensammlung in das neue Gebäude des Naturhistorischen Hofmuseums regt K. an, eine Baumaterialiensammlung anzulegen, einerseits um die praktischen Fähigkeiten der Bautechniker und Bildhauer zu fördern, andererseits um ein Vergleichs- und Studienmaterial für geo- und paläontologische Untersuchungen zu schaffen. In den Folgejahren baut K. für das neu geschaffene Museum eine umfangreiche Sammlung von Bau- und Dekorationsgesteinen auf, inventarisiert über 7.000 Objekte und gibt 1892 einen Führer für Besucher der Sammlung heraus. Zudem untersucht er im Zuge der Baumaßnahmen zur Errichtung der Wiener Ringstraße auch den Boden der Stadt geologisch und paläontologisch. Um die Popularisierung naturwissenschaftlicher Kenntnisse bemüht, gründet K. 1876 gem. mit →  F. v. Hochstetter den Wissenschaftlichen Klub in Wien, übernimmt die Funktion eines Sekretärs (später bis zu seinem Ableben Generalsekretär), redigiert die Monatsblätter des Klubs und stellt das Vortragsprogramm zusammen. Als die Vereinigung selbst Keimzelle für andere Vereinsgründungen wird (z. B. Wiener Goethe-Verein, 1878), arbeitet K. häufig als Schriftführer oder Kassier im jeweiligen Vereinsausschuss mit, so auch beim 1879 auf Initiative von →  F.  Kraus und unter dem Vorsitz von → F. v. Hauer und Hochstetter gegründeten Verein für Höhlenkunde, wo K. als Kassier fungiert. Als der Verein aus finanziellen Gründen 1881 in die Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs umgewandelt wird, ist K. weiterhin bis Ende der 1880er Jahre als Kassier und z. T. als Vizepräsident im Vereinsausschuss tätig und 278

publiziert seine Überlegungen zur Tropfsteinbildung in den Mitteilungen der Sektion. Zeitlebens erhält er zahlreiche Ehrungen, u. a. Ernennung zum kgl. ungar. Rat und zum Mitglied der »Geological Society« in London sowie der Russisch-Kaiserlichen Mineralogischen Gesellschaft in Sankt Petersburg. W.: Der Eichkogel bei Mödling. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 10, 1859. S.  25–29. Über das Auftreten der Foraminiferen in dem marinen Tegel des Wiener Beckens. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  44, 1861. S.  427–458. Gesammelte Beiträge zur Foraminiferenfauna von Österreich. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1867. S.  115–117. Zur Foraminiferenfauna in Österreich. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 55, 1867. S. 331–368. (Mit T. Fuchs)  : Geologische Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens (mehrere Teile). Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 18–25, 1868. S. 269–286, 569–598  ; 1869. S. 187–206  ; 1871. S. 67–122  ; 1873. S. 117–136  ; 1875. S. 1–62. Mammuthreste im Inneren der Stadt Wien. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1872. S. 233–234. Die Kaiser Franz Josefs-Hochquellen-Wasserleitung. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 16, 1876. S.  161–205. Geologie der Kaiser Franz Josefs Hochquellen-Wasserleitung, 1877. Die untergegangene Thierwelt in den Baumaterialien Wiens, 1878. Der Boden der böhmischen Bäder. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 19, 1879. S.  567– 605. (Mit F. Kraus)  : Redaction der Vereinspublikation. Literatur-Anz.  – Verein für Höhlenkunde (Wien) (2), 1880. S. 1–2. (Mit F. Kraus)  : Höhlenmarkierung. Literatur-Anz. – Verein für Höhlenkunde (5), 1880.

S. 12. Der Boden der Hauptstädte Europas. Geologische Studie, 1881. Vorwort. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 1(1), 1882. S. 1–2. Das neue Rathhaus. Die neue Universität. Das Parlamentsgebäude. Die Baron Wertheim’schen Etablissements, Die kaiserlichen Hofmuseen (3 Teile). Monatsbl. des Wissenschaftlichen Klubs in Wien 4(2–4), 1882–83. S.  12–13, 16–17, 29–33. Ueber Stalaktiten-Bildung. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 6, 1886. S. 145–146. Führer durch die Baumaterial-Sammlung des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien, 1892. L.: N.N.: Felix Karrer gestorben. Die Zeit, 20.4.1903. S. 6. N.N.: Felix Karrer. Neue Freie Presse, 20.4.1903. S. 7. N.N.: Felix Karrer. Neue Freie Presse, 21.4.1903. S. 7. N.N.: General-Sekretär Felix Karrer. Neue Freie Presse, 22.4.1903. S.  7. N.N.: Generalsekretär Felix Karrer †. Illustriertes Wiener Extrablatt, 22.4.1903. S. 5–6. F. Berwerth  : Zur Erinnerung an Felix Karrer. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 18, 1903. S.  3–8. T.  Fuchs  : Nachruf an Felix Karrer. Monatsbl. des Wissenschaftlichen Klubs in Wien 23(9), 1903. S. 80–85. E. Tietze  : Felix Karrer †. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1903. S.  163–164. E.  Kittl  : Felix Karrer  †. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 15, 1903. S. 29. N.N.: † Generalsekretär Felix Karrer. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 23, 1903. S. 103.

Katzer, Friedrich (Bedřich) * Rokycany (dt. Rokitzan, Tschechien) 1861; † Zagreb 1925 Geologe und Mineraloge

B.: Sohn des Antonin, Lehrer an der Fortsetzungsschule in Rokycany, und der Thekla K., geb. Fimann. Nach dem Besuch der Volksschule absolviert K. das Realgymnasium in Kutná Hora und Prag. Anschließend studiert er 1880–83 Geologie an der Technischen Hochschule und Karl-Ferdinands-Univ. in Prag. 1883–90 ist K. als Assistent 279

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für Mineralogie, Geologie und Lagerstättenlehre an der Technischen Hochschule Prag bei Jan Krejčí beschäftigt. In dieser Funktion beteiligt er sich maßgeblich an der geologischen Landesaufnahme Böhmens. Ab 1884 wird K. zum Vorstand des Geologischen Vereins in Prag gewählt und initiiert die Gründung der Zeitschrift »Zprávy Spolku Geologického v Praze« mit. 1888–91 hat K. die Leitung der Prüfstation für Baumaterialien in Vršovice inne und promoviert 1890 an der Univ. Gießen. Zwei Jahre später erhält er eine Anstellung als Assistent der Lehrkanzel für Mineralogie, Geologie und Lagerstättenlehre an der Bergakademie in Leoben. 1895–98 wirkt er als Vorstand der Mineralogisch-Geologischen Abtlg. des »Museo Paranaense« in Para (Brasilien), wo K. als Staatsgeologe das untere Amazonasgebiet geologisch aufnimmt und kartiert. 1898 nimmt er eine Anstellung als Adjunkt bzw. als Landesgeologe an der neu gegründeten geologischen Dienststelle der Berghauptmannschaft Sarajevo an, die 1912 als bosnisch-herzegowinische Geologische Landesanstalt institutionell selbstständig wird. 1900–25 wirkt K. als Leiter dieser Dienststelle und wird mit der Durchführung bzw. Fortsetzung der geologischen Landesaufnahme von Bosnien und der Herzegowina, insbes. deren Lagerstätten, betraut. In dieser Funktion initiiert und wirkt er maßgeblich bei der Anlage einer geologischen Übersichtskarte Bosniens und der Herzegowina mit. 1903 beteiligt sich K. an der Organisation des »9th International Geological Congress« in Wien, in dessen Rahmen er auch einen Führer für die Exkursion durch Bosnien und Herzegowina verfasst. In seiner 1909 erschienenen Studie »Karst und Karsthydrographie« verortet er die Höhlenbildung nicht in der Grundwasserzone, sondern führt sie wie → W. v. Knebel auf unterirdische Flusssysteme zurück. Während der Geograf Albrecht Penck bereits beiden Konzepten Gültigkeit attestiert, beteiligen sich an der in der Folge kontrovers geführten Debatte zwischen Vertretern der von K. und Knebel entwickelten Höhlenflusstheorie und →  A.  Grunds Karstgrundwassertheorie auch zahlreiche Höhlenforscher wie →  É.-A.  Martel, →  H.  Bock und →  G.  Lahner, die gegen Grund Stellung beziehen und in den Höhlen der Nördlichen Kalkalpen Belege für trockengefallene Höhlenflüsse suchen. 1909 wird K. zum Bergrat und drei Jahre später zum Regierungsrat ernannt. Während des Ersten Weltkriegs und in der Phase des Zusammenbruchs der Habsburgermonarchie kann K. den institutionellen Fortbestand der Landesanstalt sichern und wird vom neu gegründeten SHS-Staat (später SHS-Königreich) in den öffentlichen Dienst übernommen. Ein Teilnachlass, u. a. 117 Notizbücher mit Geländeaufnahmen, befindet sich im Archiv der Geologischen Bundesanstalt in Wien. 280

W.: Geologische Beschreibung der Umgebung von Rican. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 38, 1888. S.  355–416. Spongienschichten im mittelböhmischen Devon (Hercyn). Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 97, 1889. S.  300–310. Geologie von Böhmen. Der geognostische Aufbau und die geologische Entwicklung des Landes, 1890–92. Geologische Uebersichtskarte von Böhmen, 1891. Mineralogisches und Geologisches von der Landesausstellung in Prag. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1891. S.  253–260. Geologischer Führer durch Bosnien und die Hercegovina, 1903. Grundzüge der Geologie des unteren Amazonasgebietes. Mit einer geologischen Karte, 1903. Notizen zur Geologie von Böhmen (mehrere Teile). Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1904. S. 123–132, 150–159, 177–182, 193–200, 225–236, 263–268, 290–293, 311–317. Notizen zur Geologie von Böhmen. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1905. S.  37–61. Cosinaschichten in der Herzegowina. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1906. S.  287–289. Bemerkung über Lithiotidenschichten in Dalmatien. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1906. S. 289–290. Der Bergschlipf von Mustajbasic in Bosnien. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1907. S. 229–232. Karst und Karsthydrographie, 1909. Die geologischen Ergebnisse von J. Cvijić’ Forschungen in Mazedonien, Altserbien und einigen benachbarten Gebieten der Balkanhalbinsel. Verh. der Geologischen

Reichsanstalt, 1911. S.  387–419. Die geologische Kenntnis der Umgebung von Foca in Bosnien. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1913. S.  321–322. Die fossilen Kohlen Bosniens und der Hercegovina, 2  Bde., 1918/21. Geologie Bosniens und der Hercegovina, 2 Bde., 1924–25. L.: N.N.: Фридрих Кацер (Friedrich Katzer). Godišnjak  – Srpska kraljevska Akademija 32, 1923. S.  168–171. N.N.: Sterbefall. Prager Tagblatt, 15.2.1925. S.  6. Д. МаринковиЋ (D. Marinković)  : Др. Фридрих Кацер (Dr. Friedrich Katzer). Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini 37, 1925. S.  1–4. Geološki zavod (Sarajevo) (Hg.)  : Geološki Glasnik 20, 1975. V. Kochansky-Devidé  : O porijeklu Friedricha Katzera (Über die Abstammung von F.  Katzer). Rad Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti 424, 1986. S.  401–403. T.  Slišković  : Friedrich Katzer. In  : A. Dautbegović (Hg.)  : Spomenica stogodišnjice rada zemaljskog muzeja Bosne i Hercegovine (1888–1988), 1988. S.  56–60. C.  Stjepan  : Die geologische Erforschung von Bosnien und der Herzegowina und der grundlegende Beitrag der österreichischen Geologen. Abh. der Geologischen Bundesanstalt 56(1), 1999. S.  130–132. A.  C.  Fernandes, S.  M.  Scheffler, D.  B.  Monteiro u. a.: Friedrich Katzer  : um personagem controverso na paleontologia da Amazônia. Filosofia e História da Biologia 12(1), 2017. S. 1–19.

Kerschner, Theodor * Linz-Urfahr (Oberösterreich) 1885; † Linz 1971 Zoologe und Museumsdirektor

B.: Sohn des Friedrich, Seifensieder in Linz-Urfahr, und der Gutshofbesitzertochter Josefina K., geb. Stumer. Nach der Volksschule am Pädagogium Linz besucht K. die dortige Staatsrealschule und maturiert 1904. Bereits als Mittelschüler kommt er in Kontakt mit dem Ethnografen und Ornithologen Andreas Reischek und dem Oberösterr. Musealverein. 1904–10 studiert K. Zoologie in Graz, besucht ferner Vorlesungen in Urgeschichte, Paläontologie und Geologie und ist während der Sommermonate auch Hörer an der Biologischen 281

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Station in Triest. Weiters wird er Mitglied der Grazer Burschenschaft »Cheruskia« und tritt im Zuge der politisch-motivierten Los-von-Rom-Bewegung vom röm.-kath. zum protestantischen Glaubensbekenntnis über. Zudem ist er als Jäger und Musiker tätig und unterbricht 1906–07 sein Studium durch einen einjährigen Aufenthalt auf Korsika. 1913 promoviert K. in Zoologie mit der Dissertation »Die Entwicklungsgeschichte des männlichen Copulationsapparates von Tenebrio molitor L.« (Mehlkäfer) an der Univ. Graz. Im selben Jahr ist er als Mandatar am Museum Francisco-Carolinum in Linz tätig. Während vorher ausschließlich ehrenamtliche Referenten die biologische Sammlung betreut haben, erhält K. 1914 als erster akademisch ausgebildeter Biologe eine Anstellung als Museumskustos und wirkt zugleich als Vorstand der Biologischen Abtlg. Um 1915 Heirat mit der vermögenden Schlossermeistertochter Henriette Schachermayer aus Linz. Im selben Jahr wird K. zum Militärdienst eingezogen und dem k. u. k. Feldkanonen-Regiment Nr. 40 zugewiesen, wo er bis Kriegsende, zuletzt als Leutnant d. Res., eingesetzt ist. Nach seiner Rückkehr nach Linz nimmt er seine Tätigkeit als Vorstand der Biologischen Abtlg. des Museums wieder auf. Infolge der aus Finanzierungsproblemen resultierten Übertragung des Museums in das Eigentum des Bundeslandes (1920, Umbenennung in Oberösterr. Landesmuseum) wird K. als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Landesdienst überstellt. In den folgenden Jahrzehnten wirkt er systematisch am Aufbau und der Vermehrung der Bestände mit, u. a. durch die Übernahme großer Herbarien und der Erweiterung der Wirbeltiersammlung (insbes. Säugetiere und Vögel). Neben dem Erwerb der umfangreichen Raubvogelsammlung von Theodor Angele legt K. als Kustos auch einen Zettelkatalog der Wirbeltierfauna von Oberösterr. (vor Ableben an Gerald Mayer übergeben) sowie einen Katalog der Reptilien, Amphibien und Fische (mit Verbreitungskarten) an. Nach Wiedererrichtung der Technologischen Abtlg. des Landesmuseums baut K. eine enge Zusammenarbeit mit den städtischen Sammlungen auf und übernimmt die volkskundliche Sammlung von Anton Pachinger. 1919 fungiert er als Mitbegründer und Obmann der Vereinigung naturwissenschaftlicher Museen in Österr., wirkt wie auch → A. Hobelsberger an der Schaffung der Urania in Linz mit und wird dortselbst Vortragender. 1919 wird K. zudem zum stv. Obmann der Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. gewählt. Zwei Jahre später führt er gem. mit → G. Lahner die Umwandlung der Sektion in den Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr. durch, wirkt weiterhin als Vorstandsmitglied und wird schließlich zum Leiter des Museums für Höhlenkunde in Linz ernannt, dessen Bestände von K. bereits 1915 wegen Feuchtigkeit vom Festungsturm am Pöstlingberg ins Francisco-Carolinum übersiedelt worden sind. Anschließend betreut er die Sammlungen des Höhlenmuseums wissenschaftlich weiter und führt dessen Bestände sukzessive in den Besitz 282

des Oberösterr. Landesmuseums über. Zudem intensiviert K. die Sammlungstätigkeit des Museums (insbes. Pläne und Aufzeichnungen) und besteht darauf, dass alle in den Höhlen des Bundeslands gemachten Funde dem Landesmuseum übergeben werden. 1921 wird er zum korresp. Mitglied der staatlichen Höhlenkommission ernannt, welche Anfang der 1920er Jahre den Abbau phosphathaltiger Höhlensedimente als Düngemittel koordiniert. Dabei arbeitet er mit dem Höhlenbauleiter → J. Schadler zusammen, der daraufhin von K. an das Oberösterr. Landesmuseum geholt wird. 1922 fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O.  Abel und → G.  Kyrle. Nach der Schaffung des Oberösterr. Höhlenforscherklubs Linz unter August Hödl und → F. Rettich (1924) besteht der von Lahner und K. geführte Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr. allerdings nur mehr auf dem Papier weiter. Daneben wird K. zum letzten Obmann des Vereins für Naturkunde in Linz gewählt und setzt sich 1926 in dieser Funktion für die Übertragung des vom Verein geschaffenen bzw. geführten Botanischen Gartens und seines Gärtners Rettich an die Stadtgemeinde Linz ein. 1926–41 fungiert er zudem als Landesbeauftragter für Naturschutz in Oberösterr. und wird mit der Ausarbeitung des ersten Entwurfs für ein Naturschutzgesetz des Bundeslandes (Gesetz vom 29.11.1927) betraut. Weiters arbeitet K. in div. Jagdverbänden mit, u. a. bei der Durchführung von Ausstellungen in Linz (1925) und Wels (1948) sowie im Rahmen von Schulungen zu Jagdzoologie. 1931 initiiert er die Gründung der Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft am Landesmuseum, dem er schließlich von 1937 bis zu seiner im Rahmen der Entnazifizierung erfolgten Enthebung als Direktor (1945) vorsteht. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich betätigt sich K. politisch im Sinne des Regimes und fungiert 1938 als persönlicher Berater Hitlers bei den Planungen für ein Führermuseum in Linz. Zudem wird er Mitglied der NSDAP und fungiert 1939–45 als Ratsherr der Stadt Linz. Nach Kriegsende wird K. aufgrund seiner nationalsozialistischen Betätigung interniert. 1947 tritt er in den Ruhestand über und engagiert sich bis zu seinem Ableben insbes. für die oberösterr. Naturschutzbewegung. Um 1950 bemüht sich K. erfolglos um den Schutz der Auhirsche bzw. die Schaffung eines Au-Reservates zwischen Linz und Enns. Die »Dr.-Kerschner-Höhle« in der Nähe der Bräuning­ alm im Toten Gebirge ist nach ihm benannt. W.: Die Entwicklungsgeschichte des männlichen Copulationsapparates von Tenebrio molitor L. Zoologische Jahrb.  – Abtlg. für Anatomie und Ontogenie der Tiere 36, 1913. S.  337–376. Die Aufgaben und Ziele des naturwissenschaftlichen Landesmuseums in Linz. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 78, 1920.

S.  25–31. H.  Priesner  : Beiträge zur Verbreitung der Anophelen in Oberösterreich. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 79, 1922. S.  42–51. Steinbachhöhle bei Molln. Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S. 51. Bericht über die naturwissenschaftlichen Abteilungen (mehrere Teile). Jahrb. des Oberösterr. Musealverei-

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nes 80, 1924. S. 32–50  ; 81, 1926. S. 30–47  ; 82, 1928. S. 38–48. (Mit J. Schadler)  : Geschichte der naturwissenschaftlichen Sammlungen des oberösterreichischen Landesmuseums. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 85, 1933. S. 345–479. Der alte botanische Garten und der Verein für Naturkunde. Jahrb. der Stadt Linz, 1952. S. 37–68. Der Linzer Markt für Süßwasserfische, insbesondere in seiner letzten Blüte vor dem 1.  Weltkriege. Naturkundliches Jahrb. der Stadt Linz, 1956. S. 119–156. L.: N.N.: Dr.  Theodor Kerschner  – 70 Jahre. Linzer

Volksblatt, 29.6.1955. S. 6. K. Bauer  : Die Fledermäuse des Linzer Gebietes und Oberösterreichs. Naturkundliches Jahrb. der Stadt Linz, 1958 S. 307–323. G. Mayer  : Ein Leben für die Erforschung der heimischen Natur. Oberösterr. Kulturber., 25.6.1965. S.  1–2. G. Mayer  : Theodor Kerschner †. Egretta 14(2), 1971. S.  61. G.  Mayer  : Theodor Kerschner. Mitt. aus dem Oberösterr. Musealverein 1(2), 1971. S. 4. G. Mayer  : Theodor Kerschner. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 117(2), 1972. S. 17–19.

Kiesling, Ernst * Wien 1884; † Wien 1970 Ministerialbeamter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Statthalterei-Assistenten Josef und der Bäckertochter Anna K., geb. Rochleder. Nach der Volksschule besucht K. das Schottengymnasium in Wien und maturiert 1903. Danach beginnt er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien. Wegen der Absolvierung des Militärdienstes als Einjährig-Freiwilliger in den k. u. k. Feldkanonen-Regimentern Nr.  8 und Nr.  18 muss er 1908–09 seine Studien unterbrechen und wird bei der Ausmusterung zum Leutnant d. Res. ernannt. 1912 wird K. als absolvierter Rechtshörer zur Ablegung der Probepraxis für den politischen Konzeptdienst zugelassen, schließt aber das Studium nicht mit einer Promotion ab. Als Statthaltereikonzipist wird er mehreren Bezirkshauptmannschaften in Niederösterr. zugewiesen, u. a. der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach, wo er sich mit der Bau- und Bürgermeistertochter Ida Dunkl verlobt. 1914 wird K. zum Militärdienst einberufen und als Oberleutnant d. Res. (1915) im k. u. k. Feldkanonen-Regiment Nr. 18 an der Russlandfront eingesetzt. Ab 1916–17 ist er wieder als Statthaltereikonzipist an den Bezirkshauptmannschaften in Bruck a. L. (1917) und Lilienfeld (1918) tätig. Unmittelbar nach Kriegsende heiratet K. seine Verlobte, die sich von ihm allerdings Mitte der 1920er Jahre wieder trennt. 1928 schließt K. eine zweite Ehe mit der späteren Höhlenführerin Margarethe Nierody am altkath. Pfarramt Wien. Um 1920 wird er als Ministerialsekretär vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft übernommen und mit der Durchführung des Luftkeuschenablösungsgesetzes in Niederösterr. und 284

der Steiermark (1922) betraut. Als Reisender und begeisterter Alpinist kommt K. im Zuge der Höhlendüngeraktion und den seitens des Ministeriums von → R. Willner und →  R.  v.  Saar betreuten Dachsteinhöhlen bei Obertraun mit der Höhlenforschung in Kontakt und schließt sich → L.  Handl und → G.  Kyrle an. Als Nachfolger von Willner († 1926) wird K. am Ministerium für Land- und Fortwirtschaft mit den Agenden der Karst- und Höhlenkunde betraut und leitet 1929–34 das dortige Referat für Höhlen- und Karstwirtschaft, wo er u. a. mit der Unterschutzstellung und Betreuung von Schauhöhlen, der Ausbildung von Höhlenführern und dem Ausbau des Speläologischen Instituts befasst ist. Zudem hat K. 1929–33 als Sektionsrat den Vorsitz innerhalb der Kommission für die amtliche Höhlenführerprüfung inne, 1930 legen er und seine Frau (1929) selbst die Prüfung ab. In der Zwischenkriegszeit ist K. durch Vorträge und Exkursionen u. a. in der Speläologischen Gesellschaft tätig, wo er sich v. a. mit Fragen der sogenannten »Höhlenwirtschaftskunde« befasst. Nach dem Konkurs des formell weiterbestehenden Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. unter → F. Mühlhofer beteiligt sich K. 1938 an der Gründung des Landesvereins niederösterr. Höhlenforscher (ab 1939 Landesverein der Höhlenforscher in Niederdonau) und fungiert während der letzten Kriegsjahre u. a. als Stv. des Vereinsführers →  E.  F.  Petritsch. Zudem untersucht K. während des Zweiten Weltkriegs mit Vereinsmitgliedern die Höhlen des Unterbergs bei Pernitz, um die Möglichkeit einer Karstwasserversorgung aus den dortigen Höhlen zu erheben. Nach der Übernahme als Beamter in den Dienst des Deutschen Reichs (1938) und der Versetzung in den Ruhestand als Ministerialrat (1945) betreut K. im Ministerium für Land- und Fortwirtschaft bis 1966 (zuletzt mit dem Titel eines Hofrats) die Aufgaben des Höhlenschutzes weiter. Daneben ist er auch am Bundesdenkmalamt mit den Agenden des Höhlenschutzes betraut und nimmt bis ins hohe Alter an Höhlenbefahrungen (u. a. Spannagelhöhle, Schraubenfallhöhle bei Hintertux) teil. Anlässlich der Eröffnung der Hundsalm Eis- und Tropfsteinhöhle bei Wörgl als erste Schauhöhle Tirols (1967) wird K. zum Ehrenmitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol ernannt. 1970 verstirbt er an den Folgen eines Verkehrsunfalls, sein Nachlass wird zwischen dem Verband Österr. Höhlenforscher und dem Landesverein für Höhlenkunde in Tirol aufgeteilt. L.: H.  Trimmel  : Ernst Kiesling. Die Höhle 21(4), 1970. S.  175–176. N.N.: Höhlenkundlicher Nachlaß von Min.Rat Ernst Kiesling übernommen. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höh-

lenforscher 22(3), 1971. S.  19. Österr. Staatsarchiv (AdR Inneres BMI BeKo Kiesling Ernst, PA 319/47, Personalakt).

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Kirchschlager, Matthias * Hallstatt (Oberösterreich) 1903; † Sierning (Oberösterreich) 1992 Lehrer, Heimatforscher und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Salinenarbeiters Matthias und der aus Viechtwang stammenden Holzarbeitertochter Bertha K., geb. Tausner. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule schließt K. eine Tischlerlehre ab und absolviert nach Ablegung der Meisterprüfung eine Ausbildung zum Fachlehrer. Während der 1920er Jahre beginnt er gem. mit anderen Jugendlichen aus Hallstatt, u. a. Johann Höll und Karl Mitterhauser, im Echerntal und am Dachsteingebirge Höhlen zu erkunden. Um 1925 befährt er die Obere Brandgrabenhöhle und versucht 1927 erfolglos das in einer Steilwand liegende Portal der Hirlatzhöhle zu erreichen. Anfang der 1930er Jahre erhält K. eine Anstellung als Fachlehrer für Tischlerei an der Holzfachschule in Hallstatt, welche er bis zu seiner Pensionierung (um 1963) innehat. Heirat und Geburt eines Sohns, später erfolgt die Scheidung von seiner Ehefrau. 1948 fungiert K. gem. mit → O. Schauberger, → K. Pilz und Franz Vockenhuber als Gründungsmitglied und 1949–54 als Obmann der Sektion Hallstatt-Obertraun des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. Zudem beteiligt er sich 1949–52 an der Erforschung und Dokumentation der im November 1949 erstmals von Pilz, → G. Lackner und Franz Vockenhuber befahrenen Hirlatzhöhle bei Hallstatt. Im Alter beschäftigt sich K. mit Fragen der unterirdischen Entwässerung des Dachsteins und seinen Karstquellen. Weiters publiziert er mehrere kürzere Arbeiten zur Heimatkunde und Frühgeschichte von Hallstatt und verfasst dazu zwei historisch inspirierte Romane. 1954–55 wirkt er auch als Obmann des Trachtenvereins »D’Hirlatzer«. Gem. mit Schauberger wird K. 1973 wissenschaftlicher Beirat der Sektion Hallstatt-Obertraun (ab 1977 Zweigverein) des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. und 1988 mit dem Ehrenzeichen des Vereins ausgezeichnet. W.: Der Salzfürst. Ein Roman aus der Vorzeit, 1955. Fachkundige und bedeutsame Hinweise zur Dachstein-Höhlenforschung. Salzkammergut-Zeitung, 28.3.1974. Der Hirschbrunnstollen. Höhlenkundliche Vereinsinformation Hallstatt-Obertraun 1, 1974. S. 9. Die Bergmänner der Hallstattzeit. Vorgeschichtlicher Roman, 1978.

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L.: N.N.: Matthias Kirchschlager †. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 18, 1992. S. 2. N.N.: Heimatforscher und Schriftsteller Matthias Kirchschlager gestorben. Salzkammergut-Zeitung (25), 1992.

Kittel (geb. Kasperek), Erika * Ostrava (Mährisch-Ostrau, Tschechien) 1920; † München (Deutschland) 1991 Journalistin, Sportwarenhändlerin und Felsbildforscherin

B.: Tochter des Handelsangestellten Franz Leopold und der Eugenie Elisabeth Kasperek, geb. Pensch. Nach dem Besuch der Mittelschule studiert K. Zeitungswissenschaften an der deutschen Karl-Ferdinands-Univ. in Prag, schließt das Studium jedoch aufgrund des Kriegsverlaufs nicht ab. 1943 Heirat mit dem Kaufmann Helmut Kittel, Geburt der Kinder Gabriele (* 1945) und Martin (* 1951). Während des Zweiten Weltkriegs in Prag berufstätig, übersiedelt K. 1945 nach Linz und erhält im Herbst desselben Jahres eine Stelle als Redakteurin beim »Linzer Volksblatt« (bis 1950 Parteizeitung der Oberösterr. Volkspartei, danach christliche Tageszeitung, herausgegeben vom Katholischen Presseverein). Ende der 1950er Jahre wechselt sie als Journalistin zur Linzer Redaktion der Salzburger Nachrichten. Durch ihr Interesse für die prähistorischen Pfahlbausiedlungen am Mondsee und ihre Begeisterung für Urgeschichte kommt K. mit dem Karst- und Höhlenphänomen in Kontakt und schließt sich den Landesvereinen für Höhlenkunde in Linz und Salzburg an. Ende der 1960er Jahre führt sie unter Leitung des oberösterr. Landeskonservators Maximilian Kloiber Grabungen im Eingangsbereich der Klausbachhöhle bei Mondsee durch. Zudem beschäftigt sie sich mit Höhlensagen aus dem österr. und bayerischen Raum, die sie sammelt, literarisch bearbeitet und unter der Mitarbeit von Walter Klappacher 1970 herausgibt. Weiters begleitet sie diesen bei zahlreichen Forschungsfahrten und Exkursionen in die Bergerhöhle (Tennengebirge), Tantalhöhle (Hagengebirge), den Lamprechtsofen (Loferer Steinberge) und nimmt 1976 an einer Expedition ins Hagengebirge teil. In den Folgejahren arbeitet sie auch bei fünf Bänden der Salzburger Höhlenbücher mit, für die sie mehrere Beiträge zur Sagenwelt und den Felsbildern des Bundeslands verfasst. Zudem setzt sich K. intensiv mit Felsritzzeichnungen im Alpenraum auseinander, deren Fundstellen sie im Zuge zahlreicher Bergtouren – insbes. in den Nördlichen Kalkalpen – ausfindig macht und zu dokumentieren beginnt. 1971 gibt sie nach der Kündigung durch die Salzburger Nachrichten ihre dortige Tätigkeit als Journalistin auf und übersiedelt nach Wien, wo K. als ao. Hörerin an der dortigen Univ. Vorlesungen zu Ur- und Frühgeschichte besucht und 1973 dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. beitritt. Gem. mit Werner Hollender eröffnet sie die Firma »Hollender & Kittel« – ein Spezialgeschäft für Höhlenausrüstung –, aus welchem sie 287

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1983 wieder ausscheidet. 1979 zieht sich K. beim Rückmarsch von einer winterlichen Befahrung im Höllengebirge schwere Erfrierungen zu, verliert sieben Finger und wendet sich in der Folge aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigung vermehrt dem Studium der Felsritzzeichnungen zu. Ab Ende der 1970er Jahre arbeitet sie gem. mit u. a. Frank Buschbeck an einer Verbreitungskarte von Felsritzzeichnungen im alpinen Raum, wobei ihr der Nachweis gelingt, dass viele Fundstellen entlang von Alpenpässen und alten Salzwegen zu finden sind. Mit zunehmendem Alter entwickelt K. ein besonderes Interesse für Mystik und Parapsychologie, welche sie mit der Entstehung von Ritzzeichen in Verbindung bringt.

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W.: Die Unterwelt lockt mit Welt-Rekorden. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1970 (3 S.). Höhlensagen aus den Alpen, 1970. Aus dem Sagenschatz des Untersbergs. In  : W.  Klappacher, K.  Mais (Red.)   : Salzburger Höhlenbuch, Bd.  1, 1975. S. 229–239. Die Sagen des Lamprechtsofens. In  : W.  Klappacher, H.  Knapczyk (Red.)   : Salzburger Höhlenbuch, Bd.  2, 1977. S.  80–85. Felsbilder im Hagengebirge. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (Sonderheft), 1977. S.  8–13. Im Karst. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (Sonderheft), 1977. S.  22–23. Die Felszeichen des Hagengebirges. In  : W. Klappacher, H. Knapczyk (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd. 3, 1979. S. 110–122. Tennengebirge – Fundbilanz 1982. Atlantis (Salzburg) 4(4), 1982. S.  40–48. Befahrungsbericht Steinernes Meer. Jahresber. der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Aachen, 1982–83. S.  54–60. Tennengebirge  – Fundbilanz 1983. Atlantis (Salzburg) 5(3), 1983. S.  49–52. Semmering und Höhlenkultur. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 40(9), 1984. S.  154–155. Die Felsbilder des Tennengebirges. In  : W. Klappacher, H. Knapczyk (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd. 4, 1985. S. 70–90. Höhlensagen und Überlieferungen aus dem Tennengebirge. In  : W. Klappacher, H. Knapczyk (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd. 4, 1985. S. 91–98. Auf Entwegen in die Geschichte. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 41(5), 1985. S. 116– 118. Österreichs Höhlenforscher in der Felsbildforschung.

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Die Höhle 37(1), 1986. S. 11–14. Der »Moarchstein« – eine Fundstelle von Felsgravuren in den Schladminger Tauern. Die Höhle 38(1), 1987. S.  13–15. »Unendlich«-Symbole in Höhle und Fels. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 44(7–8), 1988. S.  153–155. Felsbilder Niederösterreich  – Symbole Wien. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 45(2), 1989. S. 55–56. Die Felsbilder der »Kirche« und der Reiteralpe. Materialhefte zur Karstund Höhlenkunde (9), 1990. S. 69–81. Höhlensagen – Volkssagen  – Wildschützen. Materialhefte zur Karstund Höhlenkunde (9), 1990. S. 85–87. Fagerstein und Osterhorn – Felsbildforschung im Gebiet des Osterhorns. In  : W.  Klappacher (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd. 5, 1992. S. 30–32. L.: G. Baumgart  : Alles geritzt. Erika Kittel »erschnuppert« Felszeichnungen. Zeichen der Zeit, 3.–4.6.1989. S.  5. G.  Adrian  : Erika aus dem »Ritzzeichenland«. Atlantis (Salzburg) 12(4), 1990. S. 50. F. Buschbeck  : Erika Kittel – eine ungewöhnliche Persönlichkeit ist gestorben. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 47(3), 1991. S.  43–44. W.  Klappacher  : Erika Kittel ist gestorben. Atlantis (Salzburg) 13(1), 1991. S.  50–51. N.N.: Erika Kittel. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 42(2), 1992. S.  17. J. Irnberger  : In memoriam Erika Kittel. In  : A. Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)  : Festschrift – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 204.

Kling, Joseph (Josef) * Wien 1863; † Sierning (Oberösterreich) 1940 Schlosser, Bahnbediensteter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Leopold und der Katharina K., geb. Heyder. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule findet K. eine Lehrstelle als Schlosser und erhält anschließend eine Anstellung in der Werndl’schen Waffenfabrik in Steyr. Um 1885 Heirat mit Elisabeth Valenta (1924 geschieden), Geburt der Kinder Hermine (* 1887), Frieda (* 1890), Clara (* 1893) und Leopold (*  1895). Ab den 1880er Jahren ist K. als einer der ersten Lokomotivführer (stationiert in der Heizhauserpositur Steyr) auf der Strecke Steyr–Kleinreifling bzw. Steyr–St. Valentin–Linz beschäftigt. Ab ca. 1900 ist er bis zu seiner Pensionierung als Werkmeister in der Staatsbahnwerkstätte in Linz tätig, aber in Ottensheim wohnhaft. Um 1905 wird K. Mitglied in der Ortsgruppe Linz-Urfahr des Touristenvereins »Die Naturfreunde«, wo er auf seine beiden höhlenkundlich aktiven Berufskollegen → G. Lahner und → J. Pollak trifft und mit ihnen Höhlentouren unternimmt. Ab November 1909 erforscht und vermisst er gem. mit Lahner, Pollak, → H. Bock und seinem Sohn Leopold, Schlosser bei der Staatsbahnwerkstätte in Linz und Schüler der dortigen Staatsgewerbeschule, die Koppenbrüllerhöhle und Dachstein-Rieseneishöhle bei Obertraun. 1910 wird K. in der Koppenbrüllerhöhle durch Wassereinbruch infolge eines Gewitters eingeschlossen, wobei er sich nach 20 Stunden Warten schwimmend zum Höhleneingang retten kann. Im selben Jahr überwindet er mit Lahner und Pollak den Eisabgrund in der Dachstein-Rieseneishöhle, was sich als Initialzündung für deren weitere Erforschung und spätere Erschließung als Schauhöhle erweist. 1910 nimmt K. gem. mit u. a. Lahner, → R. v. Saar, Bock, → A. v. Mörk und → A. Hobelsberger im Zuge der Höhlenforscherwoche in Obertraun an der Erkundung der Dachstein-Rieseneishöhle bis zum Tristandom teil. Im selben Jahr untersucht er einen Erdstall bei Glaisbach-Wartberg. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Amateurfotograf liefert K. auch Fotografien für das Buch »Höhlen im Dachstein« von Bock, Lahner und → G. Gaunersdorfer und für Broschüren zur bereits öffentlich erschlossenen Koppenbrüllerhöhle. Daneben hält er zahlreiche Lichtbildvorträge und wird 1914 zum Obmann der neu gegründeten Sektion Linz-Urfahr des Österr. Gebirgsvereins gewählt. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand (1917) ist K. als Führer in der Koppenbrüllerhöhle tätig. Zudem wird er Mitglied der Österr. Heimwehr in Ottensheim und zum Obmann der Ottensheimer Jägergilde ge289

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wählt. 1923 überlebt K. schwer verletzt einen Unfall am Hofmeistergute bei Höf in Wilhering, als er versucht, eine elektrische Freileitung zu überbrücken. Seitdem ist er allerdings schwer gehbehindert. 1927 berichtet er in der Öffentlichkeit davon, ein Gespenst in der Koppenbrüllerhöhle gesehen zu haben, und lässt sich selbst 1929 bei Ablegung der amtlichen Höhlenführerprüfung nicht davon abbringen. Drei Jahre später erfolgt die Auszeichnung mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher. W.: G.  Lahner (Red.)  : Führer durch die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Mit einem Plan von Julius Pollak und 9  photogr. Aufnahmen von J.  Kling, 1910. Fotografische Aufnahmen für  : H. Bock, G. Lahner, G. Gaunersdorfer  : Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises, 1913. L.: N.N.: Vom Wasser eingeschlossen. Illustrierte Kronen-Zeitung, 6.8.1910. S.  11. N.N.: In der Koppenbrüllerhöhle aufgrund Wassereinbruchs ein-

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geschlossen. Salzburger Wacht, 8.8.1910. S.  2. N.N.: Unfall mit dem elektrischen Strom. (Linzer) Tagespost, 2.10.1923. S. 5. P. Blittersdorff  : Erinnerungen an Josef von Werndl. (Linzer) Tagespost, 27.5.1928. S. 1–2. S.  Gamsjäger  : Dachstein Karst- und Höhlen-Führer. Eine Beschreibung der Führungen durch die Dachsteinhöhlen und der Stationen des Karstlehrpfades Obertraun am Hallstättersee, 1998. H.  Mahlerová, H.  Lobitzer, J. Mattes  : Josef Kling – Erforscher der Dachsteinhöhlen. Traunspiegel 236, 2017. S. 18–19.

Knebel, Walther von * Jawor (dt. Jauer, Niederschlesien, Polen) 1880; † Askja (Vatnajökull-Nationalpark, Island) 1907 Geologe, Vulkanologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Majors Heinrich und der Hedwig v. K., geb. Freiin v. Seckendorff-Gutend. Von einem fränkischen Adelsgeschlecht abstammend, besucht K. zunächst das Gymnasium in Wiesbaden, wechselt an die Kadettenanstalt Karlsruhe und schließlich an die Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde bei Berlin. Zuletzt besucht er das Realgymnasium zu Wiesbaden, wo K. 1898 die Reifeprüfung absolviert. Anschließend beginnt er ein Studium der Geologie, Geografie und Chemie an der Univ. München und besucht Vorlesungen u. a. bei dem Geografen und Polarforscher Erich v. Drygalski. 1900 wechselt K. an die Friedrich-Wilhelms-Univ. Berlin, wo er mit dem Geografen Ferdinand v. Richthofen und den Chemikern Adolf v. Baeyer und Jacobus Henricus van’t Hoff in Kontakt kommt. Ein Jahr später erhält er eine Anstellung als Assistent am geologisch-paläontologischen Institut der Univ. Berlin und promoviert 1902 dortselbst mit 290

der Dissertation »Beiträge zur Kenntnis der Überschiebungen am vulkanischen Ries bei Nördlingen«. Nach einer kurzzeitigen Beschäftigung als Assistent an der Univ. Erlangen, wo er mit den Höhlen Frankens in Kontakt kommt und zahlreiche Höhlenfahrten unternimmt, hat K. ab 1903 einen Lehrauftrag an der Friedrich-Wilhelms-Univ. Berlin inne. In den Folgejahren unternimmt er mehrere Forschungsreisen, u. a. nach Island (1905), dreimal nach Gran Canaria (1906–07), sowie zahlreiche Höhlenbefahrungen in Franken und Österr.-Ungarn (insbes. in Krain und dem Küstenland). Um 1906 verlobt er sich mit der aus Övelgönne bei Hamburg stammenden, acht Jahre älteren Offiziertochter Ina v. Grumbkow. Im selben Jahr publiziert K. in Tradition von → É.-A.  Martel und → F.  Kraus eine Gesamtdarstellung der Höhlenkunde, wo er den Fachbegriff »Pseudokarst« einführt und die Höhlenbildung nicht in der Grundwasserzone verortet, sondern wie →  F.  K atzer auf unterirdische Flusssysteme zurückführt. Während der Geograf Albrecht Penck beiden Konzepten Gültigkeit attestiert, beteiligen sich an der in der Folge kontrovers geführten Debatte zwischen Vertretern der von K atzer und K. entwickelten Höhlenflusstheorie und → A.  Grunds Karstgrundwassertheorie auch zahlreiche Höhlenforscher wie Martel, →  H.  Bock und →  G.  Lahner, die gegen Grund Stellung beziehen. 1907 habilitiert er sich in Geologie und Paläontologie. Im Frühsommer desselben Jahres bricht K. gem. mit dem akademischen Maler Max Rudloff und dem Studenten Hans Spethmann mit Unterstützung des Humboldt-Fonds für Naturforschung und Reisen der kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu seiner zweiten Island-Expedition auf, verunglückt dabei jedoch gem. mit Rudloff bei einer Bootsfahrt auf dem Öskjuvatn, einem Caldera-See des Vulkans Askja. Die Nachricht und unklaren Umstände seines Todes werden von der deutschen Presse schnell verbreitet und ausführlich diskutiert. Eine im darauffolgenden Sommer von seiner ehemaligen Verlobten geleitete und mit Förderung der Preußischen Akademie der Wissenschaften durchgeführte Such-Expedition kann zwar keine nennenswerten Spuren der Verunglückten auffinden, das von Grumbkow verfasste Reisetagebuch (1909) mit zahlreichen geologischen Beobachtungen und Zeichnungen wird jedoch in Deutschland zu einem Bestseller. Nach ihrer Rückkehr heiratet Grumbkow 1912 den Geologen Hans Reck, Reisebegleiter bei der Such-Expedition und ehemaliger Freund ihres Verlobten, und wandert mit diesem für mehrere Jahre zu Forschungszwecken nach Deutsch-Ostafrika aus. W.: Beiträge zur Kenntnis der Überschiebungen am vulkanischen Ries bei Nördlingen, 1902. Vergleichende Studien über die vulkanischen Phänomene im Gebiete des Tafeljura. Sitzungsber. der Physikalisch-

medizini­ schen Societät in Erlangen 35, 1903. S.  189–210. Vorläufige Mitteilung über die Lagerungsverhältnisse glazialer Bildungen auf Island und deren Bedeutung zur Kenntnis der diluvialen Verglet291

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scherungen. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1905. S. 535–546. Der Nachweis verschiedener Eiszeiten in den Hochflächen des inneren Islands. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1905. S. 546–553. Studien in Island im Sommer 1905 (3 Teile). Globus 88, 1905. S. 309–314, 341–346, 373–380. Über die Lava-Vulkane auf Island. Ztschr. der Deutschen Geologischen Ges. 58, 1906. S.  59–76. Zur Frage der diluvialen Vergletscherungen auf der Insel Island. – Entgegnung an Helgi Pjetursson. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1906. S.  232–237. Höhlenkunde mit Berücksichtigung der Karstphänomene, 1906. Der Vulkanis-

mus, 1907. Island. Eine naturwissenschaftliche Studie. Nach einem begonnenen Manuskript, Notizen und Bildern des Verstorbenen bearbeitet, fortgeführt und herausgegeben von Hans Reck, 1912 (mit Nachruf ). L.: H. Spethmann  : Überblick über die Ergebnisse der v.  Knebelschen Islandexpedition im Jahre 1907, 1909. I. v. Grumbkow  : Ísafold. Reisebilder aus Island, 1909. P. Herrmann  : Island in Vergangenheit und Gegenwart. Dritter Teil  : Zweite Reise quer durch Island, 1910 (bes. S.  89–90). B.  Mohr  : Wives and Daughters of Early Berlin Geoscientists and their Work behind the Scenes. Earth Sciences History 29(2), 2010. S. 291–310.

Knies, Jan (Johan) (Pseudonym »Jan Tasovský«) * Tasov (dt. Tassau, Tschechien) 1860; † Brno-Starý Lískovec (dt. Alt Leskau bei Brünn, Tschechien) 1937 Lehrer, Höhlenforscher und Archäologe

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B.: Sohn des örtlichen Schullehrers Johann und der Lehrertochter Veronika K., geb. Wamgula. Nach der Landes-Unterrealschule in Velké Meziříčí und der Landes-Realschule in Telč (1875) besucht K. die Lehrerbildungsanstalt in Brno (1876). Durch das natur- und heimatkundliche Interesse seines Vaters kommt er bereits früh in Kontakt mit dem Mährischen Karst, befasst sich mit Archäologie, Hydrologie und der Höhlenkunde und bildet sich als Autodidakt weiter. Nach der Matura erhält K. 1881 eine Anstellung als Volksschullehrer und ist bis zu seiner Pensionierung an wechselnden Grundschulen in Kunštát, Rovečné, Blansko, Doubravice, Krasová (kurzzeitig auch Mitglied des Gemeinderats) und Sloup (ab 1908) beschäftigt. Ab den 1870er Jahren beginnt er sich wie auch → M. Křiž mit praktischen Fragen der Karsthydrologie zu beschäftigen und führt zahlreiche Ausgrabungen durch, u. a. in den Höhlen Býčí skála (1879), Sloupsko-šošůvské (ab 1898), Mladečské (1904), Kůlna jeskyně (ab 1908) sowie bei Dolní Věstonice (1924, gem. mit Václav Čapek) und Předmostí u Přerova (1926 als Assistent von → K.  Absolon). 1887 fungiert K. als Gründungsmitglied der Mährischen Museumsgesellschaft. 1899 Heirat mit Antonia Horakova, Geburt der Kinder Jan (* 1903) und Miloslava (* 1905). 1900–10 ist K. zudem als Konservator des Mährischen Landesmuseums tätig. Zur Ausstellung seiner Funde gründet er 1906 das 292

Mährische Karstmuseum in Sloup, dessen Sammlungen 1922 vom Mährischen Landesmuseum übernommen werden. 1936 erfolgt die Ernennung zum Ehrenmitglied des Mährischen Archäologischen Vereins. W.: List z dějin moravské praehistorie. Časopis Vlasteneckého spolku musejního v Olomouci 20, 1903. S. 138–141. Nový nález diluviálního člověka u Mladče na Moravě. Věstník Klubu přírodovědeckého v Prostějově 8, 1905. S.  3–19. Kniesovo museum Moravského Krasu ve Sloupě, 1906. »Kniesovo museum Mor. Krasu« ve Sloupě. Pravěk 3(2), 1907. S.  43–48. Přátelům turistiky v Moravském Krase, 1910. Jeskyně Kůlna. Pravěk 6, 1910. S.  26–28. Nové nálezy ze sídliště diluviál. člověka v Kůlně u Sloupu. Časopis Vlasteneckého spolku musejního v Olomouci 28, 1911. S. 132–142. Dodatek k novým nálezům ze sídliště diluviál. člověka v Kůlně u Sloupu. Časopis Vlasteneckého spolku musejního v Olomouci 29, 1912. S.  16–18. Nové doklady přítomnosti palaeolitického člověka v Kůlně u Sloupu. Časopis Moravského musea zemského 12(2), 1912. S. 310–330. Dr. Martin Kříž (mit Publikationsverzeichnis). Wiener Prähistorische Ztschr. 3, 1916. S.  133–140. Přehled moravského paleolitu. Obzor prehistorický 4, 1925. S. 89–116. Jan Knies, jeho životní dílo a seznam publikací, 1929. L.: B. Kladivo  : Jan Knies (Doplňky k vlastnímu životopisu). Blanenský školák 1, 1936. S. 14–18. J. Augusta  :

Život a dílo Jana Kniese. Časopis Vlasteneckého spolku musejního v Olomouci 50, 1937. S. 260–266. J.  Eisner  : Jan Knies. Naše věda  – kritický měsíčník 19, 1938. S.  63–64. J.  Skutil  : Jan Knies. Sborník Okresního vlastivědného muzea v Blansku 6–7, 1974. S. 177–182. J. Pernes  : Kniesovo muzeum Moravského krasu ve Sloupě. Sborník Okresního vlastivědného muzea v Blansku 11, 1979. S. 24–32. M. Oliva  : 60 let od úmrtí Jana Kniese. Acta Musei Moraviae, Scientiae sociales 81(1–2), 1996. S. 205–206. P. Kostrhun  : Jan Knies, 2008. P. Kostrhun  : Spory o moravské diluvium Jana Kniese. In  : Z. Měřínský, J. Klápště (Hg.)  : Moravskoslezská škola doktorských studií. Seminář 1, 2008. S.  14–27. R.  Musil  : Martin Kříž a Jan Knies. Významní líšeňští krasoví badatelé 19. století. In  : P.  Krafl (Hg.)  : Ves Leštno za městečko vysazovati ráčíme, 2009. S.  130–164. P.  Kostrhun  : Před 150 lety se narodil učitel a archeolog Jan Knies. Vlastivědný věstník moravský Brno 63(1), 2011. S. 93–97. P. Kostrhun  : »Deť tu není frňós, tu je špica«. Proměny moravské archeologie mezi světovými válkami. Dějiny a současnost 37(1), 2015. S. 18–22.

Knoll, Rupert * Sierning (Oberösterreich) 1923; † Steyr (Oberösterreich) 2005 Werkzeugmacher und Höhlenforscher

B.: Sohn des Rupert, Zugführer der Bundesbahnen Österr., und der Schneiderin Rosina K., geb. Bades. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule vermutlich in Steyr absolviert K. eine Werkzeugmacherlehre und erhält eine Stelle als Makler bei der Wiener Allianz-Versicherung. Nach einer beruflichen Tätigkeit als Landmaschinenverkäufer in Leonstein wechselt er als Schlosser und Schweißer zu den Steyr-Werken (Österr. Waffenfabriks-Gesellschaft), wo er zunächst im Werk Letten und schließlich nach Ablegung der Meisterprüfung bis zu seiner Pensionierung (um 1985) als Lagerleiter im Hauptwerk Steyr beschäftigt ist. 1947 Heirat mit Friederike Ziegler, Geburt der Kinder Peter, Gerhard (beide früh verstorben), Christine (* 1951), Peter (* 1954) 293

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und Eduard (* 1956). Zweite Ehe mit Adolphine Simku, Geburt der Kinder Manfred (* 1960) und Helga (* 1971). 1951 wird K. Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr. Im selben Jahr beteiligt er sich an der Gründung der Sektion Sierning unter Franz Schimpelsberger, arbeitet im Vereinsvorstand zunächst als Tourenleiter mit und wirkt 1962–97 schließlich als Obmann. In dieser Funktion ruft K. ein Mitteilungsblatt der Sektion ins Leben, das er 1961–76 redigiert. 1954 nimmt er an der Erforschung der Rauchaten Lucka am Rabenstein teil. 1961 hat K. maßgeblich an der Erkundung des Ahnenschachts und 1966 im Rahmen der Expedition des Verbandes Österr. Höhlenforscher an der Dokumentation der Raucherkarhöhle (beide Totes Gebirge) Anteil. Weitere Forschungen und Vermessungsfahrten unternimmt er u. a. in die Eislueg und Rettenbachhöhle bei Hinterstoder und den Krestenbergschacht bei Rosenau am Hengstpass. Während der 1970er Jahre führt er im Auftrag des Speläologischen Instituts unter → F. Bauer hydrologische Untersuchungen im Reichraminger Hintergebirge und in den Mollner Vorbergen für das geplante Kraftwerksprojekt »Pumpspeichergruppe Molln« durch. Als Mitglied der Höhlenrettung beteiligt sich K. an mehreren Rettungseinsätzen, etwa 1965 im Angertal bei Bad Gastein und 1975 im Ahnenschacht. Zudem initiiert er den Aufbau einer Einsatzstelle der Höhlenrettung in Sierning. 1964, 1972 und 1991 arbeitet er maßgeblich bei der Organisation der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Sierning mit. Weiters fungiert K. 1977–91 als Rechnungsprüfer der Vereinigung. W.: Tätigkeitsbericht 1961. Sektion Sierning. Die Höhle 13(1), 1962. S.  21–25. Tätigkeitsbericht 1963. Sektion Sierning. Die Höhle 15(1), 1964. S.  13–18. Tätigkeitsbericht 1964. Sektion Sierning. Die Höhle 16(1), 1965. S. 10–15. Tätigkeitsbericht 1965. Sektion Sierning. Die Höhle 17(1), 1966. S. 3.

L.: E. Knoll, M. Knoll, R. Weißmair  : Geschichte und Leistungen des Vereines für Höhlenkunde Sierning. Die Höhle 50(4), 1999. S. 176–179. N.N.: In memoriam. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 56(5–6), 2005. S. 58.

Kofler, Sebastian (vulgo »Schröckenberg Wast«) * Pfarrwerfen (Salzburg) 1860; † Werfen (Salzburg) 1933 Zimmermann und Höhlenführer

B.: Sohn des Schröckenberger Bauern Johann und der Bauerntochter Maria K., geb. Linnbacher. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, absolviert K. eine Ausbildung zum Zimmermann. Lesen und Schreiben beherrscht er jedoch nicht und verdingt sich deshalb zeitlebens durch Gelegenheitsarbeiten. 1901 Heirat mit der Zimmermanntochter Katharina Harlander aus St. Veit im Pongau. Im Zuge der Erforschung der 294

Eisriesenwelt bei Werfen stößt K. zum Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg und fungiert ab 1919 als führender Mitarbeiter bei der technischen Erschließung der Höhle. Im Mai 1920 erbaut er als Zimmermann die Achselkopfhütte, die fortan als Stützpunkt für Forschungen in der Eisriesenwelt dient, u. a. auch für die 1921 durchgeführte Eisriesenwelt-Expedition der Akademie der Wissenschaften in Wien unter der Leitung von → E. Hauser. In den Folgejahren ist K. bei der Errichtung eines Zustiegs von Werfen zum Höhlenportal und beim Bau des Dr.-Friedrich-Oedl-Schutzhauses (1925) beschäftigt, welches er fortan als Hüttenwart ganzjährig – in den Wintermonaten allein und wochenweise von der Außenwelt abgeschnitten – bewohnt. Daneben verdingt er sich als Höhlenführer in der Eisriesenwelt. L.: N.N.: Werfen. Sebastian Kofler gestorben. Salzburger Chronik, 20.5.1933. S. 7. E. v. Angermayer  : Sebastian Kofler †. Mitt. über Höhlen- und Karstfor-

schung, 1934. S. 64. F. Oedl  : 50 Jahre Schauhöhle Eisriesenwelt. Die Höhle 21(2), 1970. S. 69–74.

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Koppenwallner, Alfred (vulgo »Fredl«) * Salzburg 1921; † Salzburg 2016 Goldschmied und Höhlenforscher

B.: Vierter Sohn des Salzburger Goldschmieds, Juweliers und späteren SS-Standartenführers Paul und der aus Rostock stammenden Berta K. 1919 eröffnet sein Vater als Kriegsheimkehrer ein Juweliergeschäft am Alten Markt in Salzburg. Nach der Volks- und Hauptschule absolviert K. bei seinem Vater eine Lehre zum Goldschmied. Anschließend ist er in der Werkstatt der Familie beschäftigt und legt schließlich die Meisterprüfung ab. Ende der 1930er Jahre stößt K. gem. mit seinem jüngeren Bruder →  F.  X.  Koppenwallner zur Höhlenforschung und wird 1937 Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg. In den Folgejahren beteiligt er sich gem. mit u. a. → G. Abel, → W. v. Czoernig, → R. Hofmann, Walter Hubka, Walter Zach und seinem Bruder an der Erforschung der Eiskogelhöhle und Eisriesenwelt im Tennengebirge. Während des Zweiten Weltkriegs wird K. als Segelflieger zur deutschen Wehrmacht eingezogen und schließlich als Funker beim Ärmelkanal-Seenotdienst der 295

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Luftwaffe eingesetzt. Obwohl bereits drei seiner Brüder gefallen sind, meldet er sich während der letzten Kriegsmonate auf Drängen seines Vaters zur Waffen-SS, einer Überstellung in die neue Einheit kommt jedoch das Kriegsende zuvor. Im Zuge der Entnazifizierung und der Festungshaft des Vaters in Landsberg (bis 1949) wird dessen Geschäft enteignet, worauf K. nach der Rückkehr aus der englischen Kriegsgefangenschaft mehrere Jahre in der Goldschmiede-Werkstätte am Grünmarkt in Salzburg tätig ist. Heirat mit Ilse Stocklausner, Geburt der Kinder Paul und Eva. Nachdem es ihm gelungen ist, die Goldschmiedewerkstatt der Familie am Alten Markt zurückzuerhalten, baut K. den Betrieb in den folgenden Jahrzehnten zu einem Juweliergeschäft aus. Ab 1945 beginnt er mit anderen Vereinsmitgliedern im schwer zugänglichen Blühnbachtal nach Höhlen zu suchen und entdeckt dabei die Tantalhöhle (1947) im Hagengebirge. In den Folgejahren beteiligt er sich gem. mit seinem Bruder und → A.  Morocutti maßgeblich an der Erforschung des Objekts. Weiters wirkt er an der Erkundung des Ochsenkarschachts nahe der Tantalhöhle, des Bretterschachts im Pritschenbergtal und der Jägerbrunntroghöhle im Hagengebirge mit. 1957 entdeckt K. beim Überfliegen des Steinernen Meers mittels eines Sportflugzeugs zahlreiche Höhlenportale zwischen Schindel- und Windbachkopf, die im folgenden Jahr von ihm, seinem Bruder und Morocutti erforscht werden. Nach Absolvierung einer Tauchausbildung gelingt ihm 1958 im Scheukofen die Durchtauchung des sogenannten »Großen Sees« und 1975 wird er dort als Rettungstaucher bei der erfolglosen Bergung von → L. Wiener und Günther Hackl eingesetzt. 1963 durchtaucht K. erstmals den Bockseesiphon im Lamprechtsofen (Leoganger Steinberge) und erkundet im Alleingang den Aufstieg im Lamprechtsdom bis zur Steinbachklamm. Nach Überwindung dieses schwierigen Höhlenabschnitts wird der Lamprechtsofen in den folgenden Jahrzehnten bis zu einer Gesamtganglänge von über 50 km und einer Vertikalerstreckung von 1600 m erforscht. Neben seinem Interesse für Höhlenforschung und Alpinismus ist K. ein begeisterter Sportflieger, Turniertänzer und Motorradfahrer, wobei er insbes. an zahlreichen Motorradrennen teilnimmt, u. a. 1949 bei der Internationalen Alpenfahrt. Das Juweliergeschäft führt er bis zu seiner Pensionierung und der Übergabe an seinen Sohn Alfred weiter. K. wird mit dem Titel eines Kommerzialrats ausgezeichnet. W.: (Mit W.  Schaup)  : Die neuesten Forschungsergebnisse in der Tantalhöhle. Die Höhle 1(4), 1950. S. 57– 61. Der Schacht im oberen Ochsenkar (Hagengebirge). Die Höhle 6(2), 1955. S. 28–29. L.: F.  X. Koppenwallner  : Fredl Koppenwallner 75  ! Atlantis (Salzburg) 18(1–2), 1996. S. 45. W. Hubka  :

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KR. Alfred Koppenwallner – 85 Jahre. Atlantis (Salzburg) 28(1–2), 2006. S.  61–64. W.  Hubka  : Erinnerungen an Alfred Koppenwallner. Die Höhle 68, 2017. S.  150–152. W.  Hubka  : Zum Gedenken an Alfred Koppenwallner. Atlantis (Salzburg) 39(1–2), 2017. S. 52–55.

Koppenwallner, (Franz) Xaver * Salzburg 1925; † Berchtesgaden (Bayern, Deutschland) 2001 Vermessungstechniker und Höhlenforscher

B.: Fünfter Sohn des Salzburger Goldschmieds, Juweliers und späteren SS-Standartenführers Paul und der aus Rostock stammenden Berta K. 1919 eröffnet sein Vater als Kriegsheimkehrer ein Juweliergeschäft am Alten Markt in Salzburg. Nach der Volksschule besucht K. die Realschule am Hanuschplatz in Salzburg. Gem. mit seinem älteren Bruder → A. Koppenwallner stößt er Ende der 1930er Jahre zur Höhlenforschung, wird Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg und nimmt u. a. mit →  G.  Abel an der Erforschung der Eiskogelhöhle teil. Nach der Matura (1943) wird K. zur deutschen Wehrmacht eingezogen, muss jedoch keinen Frontdienst ableisten und wird stattdessen in einer Großwäscherei zur Bewachung von Gefangenen verpflichtet. Obwohl bereits drei seiner Brüder im Krieg gefallen sind, meldet sich K. auf Drängen seines Vaters gegen Kriegsende zur Waffen-SS, wird am Balkan eingesetzt und gerät in serbische Kriegsgefangenschaft, wo er bis Ende der 1940er Jahre im Kupferbergbau von Bor (nordöstlich von Belgrad) Zwangsarbeit leisten muss. Nach der Heimkehr verwendet K. nur mehr seinen zweiten Vornamen »Xaver« und beginnt Anfang der 1950er Jahre ein Studium der Geodäsie an der Univ. Graz. Daneben beteiligt er sich ab 1949 mit seinem Bruder und → A. Morocutti maßgeblich an der Erforschung der Tantalhöhle, die im vorhergehenden Jahr von seinem Bruder entdeckt worden ist. Im Zuge von z. T. über die Dauer von mehreren Wochen unternommenen Solotouren verbessert K. u. a. die gem. mit Norbert Zernig entwickelten technischen Steig- und Befahrungshilfen in der Höhle (z. B. Trittstifte und Seilbahnen) und führt die von → G. Abel begonnene Kartierung und Vermessung in den tagfernen Teilen der Höhle fort. Nach dem Studienabschluss als Dipl.-Ing. erhält K. eine Assistentenstelle bei Karl Hubeny und wird u. a. mit der Durchführung von Vermessungsarbeiten zur Errichtung der Kölnbreinsperre im Maltatal und der Straße und Seilschwebebahn zur Eisriesenwelt bei Werfen (1953–54) betraut. 1957 promoviert er bei Karl Hubeny mit der Dissertation »Der allgemeine Fall der Ausgleichsrechnung und einige Sonderfälle, bearbeitet unter Anwendung symbolischer Schreibweisen«. 1958 Heirat mit Martina Jellening in Leoben, Geburt der Kinder Martin, Hermann und Barbara. Nach dem Studienabschluss entscheidet sich K. gegen eine akademische Karriere, legt die Prüfung zum Ziviltechniker ab und eröffnet Ende der 1950er Jahre ein Büro in Salz297

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burg. In den folgenden Jahrzehnten führt er zahlreiche Aufträge im alpinen Gelände durch, u. a. im Zuge des Baus der Pinzgauer Schnellstraße und für die Zement- und Kalkwerke der Firma »Leube«, aber auch Grundstücksteilungen. Ab Anfang der 1960er Jahre beteiligt sich K. gem. mit Walter Klappacher, Gerhard Völkl und Morocutti an der Erforschung der Gruberhornhöhle im Hohen Göll, an deren Vermessung und Kartierung er maßgeblich mitwirkt. Zur genaueren Dokumentation von großen hochalpinen Höhlen entwickelt K. ein eigenes Vermessungsinstrument, das sogenannte »Xavermeter«, das jedoch aus finanziellen Gründen nicht in Serie gefertigt werden kann. Weiters vereinfacht die von ihm im Zuge der Erforschung der Tantalhöhle entwickelte Verwendung von Bohrschrauben (»Xaverstifte«) die Befahrung von tiefen Schachthöhlen. Bis in die 1970er Jahre beteiligt sich K. rege an Forschungs- und Vermessungsfahrten des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, u. a. in die Jägerbrunntroghöhle und den Ochsenkarschacht im Hagengebirge sowie in die Eis- und Labyrinthhöhle im Windschartenkopf im Steinernen Meer und die Bergerhöhle im Tennengebirge. Zudem ist er im Rahmen der Expedition des Verbandes Österr. Höhlenforscher für die Neuvermessung und Planerstellung des Fledermausschachts auf der Tonion (heute Tonion-Höhlensystem) mitverantwortlich. Weiters führt K. zahlreiche Theodoliteinmessungen von Höhlenportalen am Untersberg und Tennengebirge durch. W.: Der allgemeine Fall der Ausgleichsrechnung und einige Sonderfälle, bearbeitet unter Anwendung symboli­ scher Schreibweisen, Diss. Univ. Graz, 1957. Eishöhle und Labyrinthhöhle. Entdeckung im Steinernen Meer. Die Höhle 12(4), 1961. S. 146–148. Versuch einer Erklärung für die Häufung von Großhöhlen am Südrand der Salzburger Kalkalpen. Die Höhle 14(2), 1963. S. 29–36. Das Xavermeter – ein Spezialkompaß für Höhlen. Die Höhle 15(1), 1964. S. 1–7. Der Plan der Fledermaushöhle auf der Tonion­alpe. Die Höhle 15(4), 1964. S. 81–83.

L.: F. Oedl  : Franz Xaver Koppenwallner. Die Höhle 52(4), 2001. S.  113. W.  Klappacher  : Franz Xaver Koppenwallner ist gestorben. Atlantis (Salzburg) 23(3– 4), 2001. S. 61–66. F. Oedl  : Dr. Franz Koppenwallner gestorben. Atlantis (Salzburg) 23(3–4), 2001. S.  67. W.  Hubka  : Dipl. Ing. Dr. techn. Baurat h.c. Franz Xaver Koppenwallner  – Ein Spätheimkehrer. Atlantis (Salzburg) 28(1–2), 2006. S. 64–67.

Körber, Otto * Jihlava (dt. Iglau, Tschechien) 1886; † Bad Aussee (Steiermark) 1945. Lehrer, Heimatforscher und Höhlenforscher

B.: Sohn des Webergesellen Augustin und der Gerbergehilfentochter Rosa K., geb. Eigl. Seine Jugend verbringt K. in Jihlava und besucht das dortige Gymnasium. Anschließend wechselt er an die Lehrerbildungsanstalt in Wien, welche er 1906 mit der 298

Matura abschließt. Zunächst unterrichtet K. als Volks-, später als Hauptschullehrer (1912 Fachlehrerprüfung in Mathematik und Naturgeschichte) in Rohrbach an der Gölsen (1906), Hainfeld (1909), Leobersdorf (1913) (Niederösterr.) sowie nach der Prüfung für die kaufmännischen Fächer auch an Gewerbeschulen. Bei Kriegsbeginn wird K. zum Militärdienst eingezogen und ist als Unteroffizier d. Res. des k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 81 beim Infanterie-Regiment Nr. 67 (Ersatzbataillon) an der Russlandfront eingesetzt, worauf er im Februar 1916 nach einer schweren Verwundung in den Ruhestand versetzt wird. Nach Kriegsende nimmt K. seine Lehrtätigkeit wieder auf, wird der Knaben-Hauptschule in Bad Aussee zugewiesen und 1931 zu deren Direktor bestellt. 1930–38 fungiert er zugleich als Leiter der gewerblichen Fortbildungsschule in Bad Aussee. Seit 1920 geologisch und höhlenkundlich interessiert, unternimmt K. neben seiner beruflichen Tätigkeit ausgedehnte Wander- und Schitouren im Toten Gebirge. 1924 berichten ihm Jäger, die im Eingang der Salzofenhöhle (Totes Gebirge) biwakieren mussten, von dort entdeckten Knochen, deren Bedeutung K. richtig einschätzt. In der Folge führt er in fast 20-jähriger Arbeit zahlreiche (Probe)grabungen in der Salzofenhöhle durch, welche K. gem. mit Johann und →  K.  Pfandl unternimmt. Um 1929 gründet er den Verein für Höhlenkunde »Steirisches Salzkammergut« und richtet eine sogenannte »Station für Eiszeit- und Höhlenforschung« in Bad Aussee ein. Die in der Salzofenhöhle gemachten Funde, u. a. von Höhlenbären und prähistorischen Steinwerkzeugen, präsentiert K. in dem 1931 von ihm gegründeten Höhlenmuseum im Gasthof »Blaue Traube« in Bad Aussee der Öffentlichkeit und nimmt seine Entdeckungen zum Anlass, eine rege Vortragstätigkeit aufzunehmen. In der Folge wird er zum Korrespondenten des Bundesdenkmalamtes ernannt. 1932 organisiert K. die Tagung des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher in Bad Aussee und legt ein Jahr später die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Zudem wird er zum Schulrat ernannt und entwickelt daneben eine politische Tätigkeit in der Vaterländischen Front – insbes. als Anhänger von Engelbert Dollfuß, nach dem er in der Salzofenhöhle einen Höhlenteil benennt. 1934 wird K. beim Abstieg von der Höhle durch eine Lawine verschüttet, kann sich aber befreien. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird er aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt. 1939 veröffentlicht K. die Ergebnisse seiner Grabungen in der Salzofenhöhle in der wissenschaftspopulären Zeitschrift »Forschungen und Fortschritte«, wo er die Salzofenhöhle als höchstgelegene altsteinzeitliche Siedlungsstätte im Deutschen Reich bezeichnet, allerdings keine eindeutigen Belege vorlegt. Später wird seine Hypothese insbes. von 299

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regimetreuen Wissenschaftlern, darunter →  K.  Willvonseder (Institut für Denkmalschutz in Wien) und →  H.  Brand (Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe), angezweifelt. 1939 beauftragt das SS-Ahnenerbe → K. Ehrenberg (Univ. Wien) und →  J.  Schadler (Oberösterr. Landesmuseum) selbst Grabungen in der Salzofenhöhle anzustellen und die von K. aufgestellte Hypothese einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Gleichzeitig wird seitens des SS-Ahnenerbes versucht, K. durch persönliche Drohungen zur Herausgabe der Fundstücke zu bewegen, was dieser bis 1942 hinauszögert. Ein 1941 u. a. von Ehrenberg publizierter Bericht der Grabungen stellt die Vermutung von K. und seine bisherige Forschungsarbeit in Zweifel. Ein im Folgejahr auf Druck von Willvonseder erlassenes Vortrags- und Publikationsverbot lässt sich allerdings nicht restlos durchsetzen. Die Funde des während der letzten Kriegsmonate Verstorbenen werden 1948 von der Gemeinde Bad Aussee angekauft und anschließend im dortigen Kammerhofmuseum ausgestellt. Erst die von Ehrenberg und → M. Mottl im Namen der Österr. Akademie der Wissenschaften unternommenen Ausgrabungen in der Salzofenhöhle (1949–64) bestätigen posthum die Hypothese von K.

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W.: Auf den Spuren des Eiszeitmenschen im Toten Gebirge. Radio Wien  – Österr. Rundfunkztschr., 19.8.1932. S. 14. Die Station für Eiszeit- und Höhlenforschung. Neues Wiener Tagblatt, 22.11.1936. Der Salzofen. Forschungen und Fortschritte 15, 1939. S.  11–12. (Anonym)  : Die Geheimnisse der Salzofenhöhle. Front und Heimat ( Juli), 1944. S. 6. L.: N.N.: Entdeckung einer Bärenhöhle am Grundlsee. (Linzer) Tagespost, 28.1.1925. S.  6. F.  Weise  : Höhlenbären und ihre Jäger im Toten Gebirge. Salzburger Nachrichten, 4.4.1926. S.  3. Die höchstgelegene Siedlung des Eiszeitmenschen in Österreich. Linzer Volksblatt, 11.4.1926. S. 17. Auf Spuren des Eiszeitmenschen im Toten Gebirge. (Linzer) Tagespost, 4.9.1931. S. 4. K.  Ehrenberg, J.  Schadler  : Bericht über die Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge (2 Teile). Palaeobiologica 7, 1941. S. 325–348, 531–666. K. Ehrenberg, J. Schadler, F. Stroh, K. Willvonseder  : Bericht der kommissionellen Besichtigung der Salz-

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ofenhöhle (8  S.), 1942 (Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe am Naturhistorischen Museum Wien). N.N.: Der Salzofenforscher vom Grundlsee gestorben. Wiener Neueste Nachrichten, 16.3.1945. F. Waldner  : Intensiver Forschungsbericht über die Salzofenhöhle im Toten Gebirge (17 S.), 1948 (Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe am Naturhistorischen Museum Wien). K. Ehrenberg  : Die paläontologische, prähistorische und paläo-ethnologische Bedeutung der Salzofenhöhle im Lichte der letzten Forschungen. Quartär  – Internationales Jahrb. zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit 6, 1953. S. 19–58. K. Ehrenberg  : Die urzeitlichen Fundstellen und Funde in der Salzofenhöhle, Steiermark. Archaeologia Austriaca 25, 1959. S. 8–24. N.N.: Otto Körber zum hundertsten Geburtstag. Oberösterr. Tagblatt, 22.11.1986. S. 34. H. Trimmel  : Höhlenkunde und Höhlenforschung in Wien und Niederösterreich in der Zwischenkriegszeit und in der Ära des Dritten Reiches, 2011.

Kostelka, Ludwig * Wien 1914; † Wien 1987 Geologe und Montanwissenschaftler

B.: Sohn des aus Bernhardsthal stammenden Schlossergehilfen Ludwig und der Zuwohnertochter Anna K., geb. Schödl. Nach der Volksschule in Wien-Döbling besucht K. das Gymnasium und maturiert (1933). Im Anschluss beginnt er ein Studium der Geologie an der Univ. Wien, daneben ist er 1938–39 als Praktikant bei der Bleiberger Bergwerks-Union in Kärnten tätig. 1939 promoviert K. mit der Dissertation »Beiträge zur Geologie der östlichen Karawanken (Gebiet des Hochobir)«. Ab September 1939 erhält er eine Anstellung bei der Bleiberger Bergwerks-Union, zunächst ist K. als Geologe und Betriebsassistent im Bergbau Eisenkappel beschäftigt, später ist er auch in Windisch Bleiberg, Rubland, Dellach im Drautal, Rabant, Nassereith und Schlaining tätig. 1939–41 absolviert er ein berufsbegleitendes Studium an der Montanistischen Hochschule Leoben. 1942 Heirat mit Rudolfine Graber, Geburt der Kinder Ilse und Peter (* 1946). 1942 wird K. dem Bergbau Mežica der Mitteleuropäischen Bergwerks AG dienstzugeteilt, im Folgejahr mit der Überwachung des neu eröffneten Bergbaues Litija betraut und ab Dezember desselben Jahres bis Mai 1945 ist K. als Betriebsleiter des Reviers Barbara-Helena in Mežica tätig. Nach Kriegsende erhält er zunächst eine Beschäftigung als Sachbearbeiter für Wirtschaftsfragen beim Amt der Kärntner Landesregierung und wird ab April 1946 schließlich Betriebsleiter des Grubenreviers Kreuth. 1948 tritt er dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten bei und beteiligt sich am Wiederaufbau der Gesellschaft in den Nachkriegsjahren. 1950 wird K. zum Bergverwalter und Betriebsleiter der westlichen Reviere (Antonischacht) des Bergbaues Bleiberg-Kreuth ernannt und ab 1957 fungiert er als Leiter der Abtlg. »Montangeologische Forschung und Planung« in der Direktion der Bleiberger Bergwerks-Union in Klagenfurt, wo K. v. a. im Hoffnungsbau tätig ist und sich maßgeblich an der Erschließung von zinkreichen Großraumvererzungen im Revier Kreuth beteiligt. 1963 wird er zum Chefgeologen ernannt. Vier Jahre später habilitiert sich K. an der Montanuniv. Leoben und erhält die Venia Legendi für das Fach »Allgemeine Geologie unter besonderer Berücksichtigung der Bergbaugeologie«, wobei er insbes. Lehrveranstaltungen über montangeologische Aufnahmen in der Grube abhält und praxisorientierte Dissertationen betreut. 1968 übernimmt K. die Leitung der Abtlg. »Prospektierung und Bergbauberatung«, welche er bis zum Übertritt in den Ruhe301

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stand (1978) innehat. 1975 wird er in den Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten gewählt und fungiert 1976–83 aufgrund seines geologischen Wissens über das höhlenreiche Gebiet des Hochobirs als Leiter der dortigen Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung, wobei er ab 1980 von dem geschäftsführenden Fachgruppenleiter Christian Bernardo unterstützt wird. In seine Periode als Fachgruppenleiter fallen die Gründung der Zeitschrift »Höhlenforschung Kärnten« (1976), der Beginn der Arbeiten am Höhlenkataster des Bundeslands gem. mit der Arbeitsgemeinschaft »Höhlenkataster« des Amtes der Kärntner Landesregierung (1978), die Veranstaltung der ersten Fachgruppentagung im Landesmuseum Kärnten (1979), die Ausrichtung des ersten Dreiländertreffens der Regionen Friaul-Julisch Venetien, Slowenien und Kärnten (1980) sowie die Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Moosburg (1982). Zudem initiiert K. einen Vermessungslehrgang für Fachgruppen-Mitglieder durch die Bleiberger Bergwerks-Union. Nach seiner Pensionierung ist er weiterhin als Konsulent beim Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung tätig und mit der fachlichen Begleitung beim Vollzug des Lagerstättengesetzes betraut. 1984 wird K. zum Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten ernannt, weiters wird er mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und dem Kulturpreis des Landes Kärnten ausgezeichnet. W.: Windisch Bleiberg. Carinthia II 150/70(2), 1960. S.  75–85. Observations and Ideas on the Lead-zinc Mineralisations in the Calcareous Alps South of the River Drau. Rudarsko-metalurški Zbornik (2), 1965. S.  173–180. Hat der alpine Bergbau eine Chance  ? Ztschr. der Deutschen Geologischen Ges. 124, 1973. S.  93–100. Jahresbericht 1977. Höhlenforschung Kärnten 2, 1977–78. S. 5–7. Bericht (1977) der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung. Carinthia II 168/88, 1978. S.  474–475. Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung 1978. Carinthia II 169/89, 1979. S. 464–465. Le gisement de zinc-plomb de Bleiberg dans les formations carbonatées triasique des Alpes orientales (Autriche). Chronique de la Recherche Minière (Paris) 48(454), 1980. S. 28–35. Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung 1979. Carinthia II 170/90, 1980. S.  576–577. Rohstoffprobleme Kärntens, Rückblicke und Ausblick. Carinthia

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II 171/91, 1981. S.  93–102. Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung 1980. Carinthia II 171/91, 1981. S. 502–503. Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung über das Jahr 1981. Carinthia II 172/92, 1982. S. 396–397. Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung über das Jahr 1982. Carinthia II 173/93, 1983. S. 444–445. Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung über das Jahr 1983. Carinthia II 174/94, 1984. S. 448–449. (Mit A. Weiss) (Hg.)  : Friedrich Mohs’ Geognostische Reise durch einige Provinzen der k. k. Staaten im Jahre 1836. Carinthia II (Sonderheft 44), 1986. L.: W.  E.  Petrascheck  : Ludwig Kostelka. Mitt. der Österr. Geologischen Ges. 80, 1987. S.  329–330. I. Cerny, F. H. Ucik  : Univ.-Prof. Dr. Ludwig Kostelka. Carinthia II 177/97, 1987. S. VIII–XIII. A. Langer  : 50 Jahre Fachgruppe Karst- und Höhlenkunde. Höhlenforschung Kärnten 33, 2014–16. S. 70–75.

Král, Alois * Senetářov (dt. Senetarz, Tschechien) 1877; † Tišnov (dt. Tischnowitz, Tschechien) 1972 Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Anton und der Maria K., geb. Strajt. Nach dem Besuch der Mittelschule, der slawischen Lehrerbildungsanstalt in Brno und der Ablegung der Matura erhält K. ab 1898 eine Anstellung als Lehrkraft an wechselnden Volksschulen (z. B. in Březová) entlang der mährisch-slowakischen Grenze. Unter Einfluss des Komponisten und Orgellehrers Leoš Janáček beginnt er in Březová und Poteč Volkslieder zu sammeln, begeistert sich zunehmend für die tschechische Nationalbewegung sowie für die Höhlen und Urgeschichte des Mährischen Karstes. Ab 1904 nimmt K. als Mitarbeiter von → K. Absolon an Forschungsfahrten in die Höhlen der Region (u. a. Macocha und Punkevní jeskyně) und an höhlenkundlichen Exkursionen am Balkanraum teil. 1910 Heirat mit Olga K. in Želešice. Ab 1913 beteiligt sich K. ausgehend von Liptovský Mikuláš (Tatra) maßgeblich an der Erforschung der Höhlen im Tal Demänovská Dolina (insbes. der Eishöhle Demänovská ľadová jaskyňa). Unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg gelingt K. 1921 nach seiner beruflich bedingten Übersiedelung als Lehrer in den slowakischen Landesteil gem. mit Adam Mišura die Entdeckung der Tropfsteinhöhle Demänovská jeskyně svobody, die 1924 unter seiner Federführung für den Fremdenverkehr geöffnet wird. Durch intensive Werbe-, Vortrags- und Publikationstätigkeit während der 1920er Jahre und der Zusammenarbeit mit dem Journalisten Rudolf Těsnohlídek, Verfasser des ersten Reiseführers der Region, hat K. regen Anteil an der touristischen Erschließung des Tals Demänovská Dolina und gibt auch mehrere Höhlenführer zu dem Gebiet heraus. Nach dem Übertritt in den Ruhestand (1932) übersiedelt er nach Tišnov, wo K. seinen Lebensabend verbringt. 1967 erfolgt seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt. W.: Slovenský kras. Průvodce po dolině Demänovské a Svatojanské, 1922. Demänovské jeskyně, 1925. Demänovské jeskyně »Chrám Svobody«, 1932. Konjunkturní a jiný hospodářský výzkum, 1941. L.: L. Tarnócy  : Za Aloisom Králom. Spravodaja Slovenskej speleologickej spoločnosti 3(1), 1972. S. 29–

30. J.  Ondroušek  : Malovaný kraj a Brána Vysočiny. Malovaný kraj  – národopisný a vlastivědný časopis Slovácka 39(3), 2003. S.  8. P.  Kostrhun  : Třetí expedice Karla Absolona na dno Macochy v roce 1905 v rukopisném deníku učitele Aloise Krále. Sborník Muzea Blansko, 2007. S. 115–133.

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Kraus, Franz (Johann) * Wien 1834; † Wien 1897 Kaufmann und Höhlenforscher

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B.: Zweitältester Sohn des Kaufmanns Franz, Inhaber einer Zwirn- und Wollspinnerei in Wien-Leopoldstadt und einer Geschäftsfiliale in der Judengasse, und der Wiener Händlertochter Maria Aloisia K., geb. Schrank. Nach Besuch der Grundschule und dem Ableben des erstgeborenen Sohns Franciscus absolviert K. eine Kaufmannslehre bei der Wiener Material-, Farb- und Drogeriewarenhandlung »Anton Pfantzert« (Tuchlauben) und macht 1855 seinen Abschluss als Handelskommiss. In der Folge ist er zwei Jahre als Angestellter im Handelsgeschäft »Wachter« in Sète bei Montpellier tätig, wechselt dann ans Kaufhaus »Espalter« in Barcelona und wird dort zum Korrespondenten der Wiener Handelskammer ernannt. Nach einer Reise nach Nordafrika und über Italien zurück nach Wien, wo K. ins väterliche Geschäft »Franz Kraus & Comp.« eintritt, engagiert er sich im Niederösterr. Gewerbeverein und wird zum Mitglied der Wiener Handelskammer gewählt. 1863 Heirat mit der Wiener Webereibesitzertochter Aloisia Pfeiffer, Geburt der Tochter Louise. Während der Sommerfrische in der väterlichen Villa in Reiterndorf bei Bad Ischl kommt K. bereits früh mit dem Salzkammergut in Berührung, fungiert als Herausgeber der Ortschronik von Goisern und beteiligt sich als Mitbegründer der sogenannten »Ischler Baugesellschaft« an der touristischen Erschließung des Salzkammerguts. Zunächst als Kaufmann tätig, führt er nach dem Tod seines Vaters (1873) das Unternehmen nur mehr kurz weiter, veräußert es und zieht sich 39-jährig als Rentier ins Privatleben zurück, um sich seinen naturkundlichen Neigungen widmen zu können. Sein Interesse an Mineralogie und Geologie versucht K. als Autodidakt v. a. durch das Studium geologischer Literatur, den Besuch von öffentlichen Vorträgen und wissenschaftlichen Veranstaltungen zu stillen. Ab 1875 wird K. Mitglied der Geografischen Gesellschaft sowie 1876 Mitbegründer des Wissenschaftlichen Klubs in Wien, wo er mit den Geologen → F. v. Hauer, → F. v. Hochstetter und → F. K arrer in Kontakt kommt und zu diesen eine Freundschaft aufbaut. Da er gem. mit Hauer die Neuordnung der Mineraliensammlung der Geologischen Reichsanstalt übernimmt, wird er daraufhin zu deren Korrespondenten (1878) und Volontär (1879) ernannt. Ab 1876 befasst sich K. während der Sommerfrische im Salzkammergut erstmals mit Höhlen, sucht diese gem. mit Bergführern auf und publiziert als Ausschussmitglied des Österr. Touristen304

klubs und der Sektion Austria des Deutschen und Österr. Alpenvereins regelmäßig über seine Höhlenfahrten in alpinistischen und naturkundlichen Journalen, wobei er in Konflikt mit → R. Hoernes gerät, der die Arbeiten von K. als dilettantisch kritisiert. Auf seine Initiative erfolgt 1879 gem. mit Hauer, Hochstetter, K arrer und → E. Graf in Wien die Gründung des weltweit ersten Vereins für Höhlenkunde, der das Periodikum »Literatur-Anzeiger« herausgibt. 1879–80 unternimmt K. vorwiegend Höhlenbefahrungen im Salzkammergut, wobei er Portale markiert, Höhlen vermisst und Berichte publiziert. Schließlich wird der Verein für Höhlenkunde 1881 wegen finanzieller Probleme und auf Betreiben von K., mittlerweile Vizepräsident des Österr. Touristenklubs, als Sektion für Höhlenkunde dem Österr. Touristenklub angeschlossen. K., der sich zunehmend um die touristische Erschließung von Höhlen (z. B. des Lamprechtsofens bei Lofer) bemüht, erwirbt 1881 das Eigentumsrecht an dem Annerlbauernloch in Gams bei Hieflau. In der Folge wird diese in »Kraus-Grotte« (heute Kraushöhle) umbenannt, auf seine Initiative hin für die Allgemeinheit erschlossen und 1884 für den Fremdenverkehr geöffnet. Anfang der 1880er Jahre wählt K. Gams als festen Wohnsitz aus und widmet sich dem Ausbau seiner »Grottenheim« und »Loisenhof« benannten Anwesen. 1885 wird er zum Schriftführer des von ihm angeregten Karst-Comités des Österr. Touristenklubs ernannt. Dessen Mitglieder, u. a. Hauer, Eduard Suess und → J. Szombathy, initiieren anlässlich von Überschwemmungen in den Kesseltälern Sloweniens ein Projekt, das zur Ableitung von Oberflächenwässern einen »Zusammenschluss aller unterirdischen Schlundlöcher Krains« beabsichtigt und durch öffentliche Förderungen, insbes. des Ackerbauministeriums, finanziert wird. Mit der praktischen Leitung vor Ort betraut, widmet sich K. 1884–85 umfangreichen Forschungs- und Erweiterungsarbeiten zum Zusammenschluss der Höhlen Postojnska jama und Pivka jama nahe Postojna. 1886 wird er zum Ehrenbürger von Gams und im Folgejahr auch von Planina ernannt. Nachdem K. im Herbst 1885 seitens des Ackerbauministeriums von der Fortführung des Projekts entbunden worden ist, übernimmt → W.  Putick ein Jahr später die Leitung. Aufgrund seiner Unzufriedenheit über die Fortführung des Unternehmens legt K. 1887 seine Funktion als Vizepräsident der Sektion für Höhlenkunde zurück, tritt aus dem Verein aus und zieht sich auf sein Gut »Grottenheim« in Gams bei Hieflau zurück. Im selben Jahr beginnt er allerdings als Volontär am Naturhistorischen Hofmuseum mitzuarbeiten, wo er unter der Leitung von Szombathy die prähistorische Sammlung betreut und sich am Kronprinzenwerk mit einem Artikel zum Slowenischen Karst beteiligt. Nachdem K. mit dem Titel eines Regierungsrats ausgezeichnet worden ist, tritt er 1892 wieder in den Österr. Touristenklub ein und bewirbt sich als Präsident des Vereins. Allerdings kann sich K. bei der folgenden Abstimmung nicht gegen seinen Gegen305

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kandidaten Julius Meurer durchsetzen. Anfang der 1890er Jahre entwickelt er einen regen Briefwechsel und Gedankenaustausch mit → É.-A. Martel, der wie K. 1894 eine Gesamtdarstellung der Höhlenkunde publiziert. Im Folgejahr fungiert er als Gründungsmitglied der »Société de Spéléologie« in Paris, der ersten internationalen Gesellschaft für Höhlenforschung, unternimmt aber aufgrund einer Magenerkrankung selbst keine Höhlenbefahrungen mehr. Zehn Jahre nach seinem Ableben lässt der Bankbeamte August Muck, Schwiegersohn von K., für diesen ein Denkmal vor der Kraushöhle errichten.

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W.: Ueber Höhlen. Neue deutsche Alpen-Zeitung 22, 1878. S. 253–255. Zur Geschichte der Höhlenforschung. Neue Freie Presse, 27.12.1879. S. 4. Über alpine Höhlen (2 Teile). Jahrb. des Österr. Touristenklubs 11, 1880. S.  75–106  ; 12, 1881. S.  63–93. Höhlenfahrten. Literatur-Anz.  – Verein für Höhlenkunde (Wien) (5), 1880. S.  4–8. (Hg.)  : Chronik von Goisern, aufgeschrieben von Mathias Putz, 1881. Die Naturwunder von Gams. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 5, 1885. S. 100–101. Der Karst. In  : R.  v.  Habsburg (Hg.)  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kronprinzenwerk). Kärnten und Krain, Bd. 8., 1891. S. 285–304. Die Hallerlochhöhle bei Ischl. Der Stein der Weisen 3(7), 1893. S. 198–200. Höhlenkunde. Wege und Zweck der Erforschung unterirdischer Räume. Mit Berücksichtigung der geographischen, geologischen, physikalischen, anthropologischen und technischen Verhältnisse, 1894. Höhlensagen aus Krain. Ztschr. für Österr. Volkskunde 2, 1896. S. 142–149. L.: N.N.: Franz Kraus. Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 3, 1897. S. 69–70. N.N.: Regierungsrath Kraus †. Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung), 13.1.1897. S. 3. N.N.: Der »Höhlen«-Kraus. Neue Freie Presse, 14.1.1897. S. 6. N.N.: Der Höhlenforscher Franz Kraus †. (Linzer) Tagespost, 15.1.1897. S.  3. N.N.: Leichenfeier des Höhlenforschers Kraus. Neuigkeits-Welt-Post, 17.1.1897. S.  4. N.N.: Regierungsrath Franz Kraus †. Carinthia 87, 1897. S.  35. W. Wolkenhauer  : Franz Kraus. Globus 71(6), 1897. S. 100. E. Richter  : Franz Kraus. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 23, 1897. S. 17. O. Gratzky  : Die Höhlen und Grotten in Krain. Eine vollständige Aufzählung derselben [nach einem Höhlenverzeichnis

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von F. Kraus] sowie Angabe der über diese bestehende Literatur. Mitt. des Museal-Vereins für Krain 10(5), 1897. S.  133–174. H.  Salzer  : Franz Kraus. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934–36. S. 1–12. H. Ilming, H. Trimmel  : Die Briefe von Franz Kraus an die Stadtverwaltung von Triest aus den Jahren 1885 und 1888. Die Höhle 34(4), 1983. S.  129–135. K.  Mais  : Die »Höhlenkunde« von Franz Kraus (1894), ein speläologisches Standardwerk. In  : R.  Pavuza, G.  Stummer (Red.)  : ALCADI ’94. Akten zum Symposium zur Geschichte der Speläologie im Raum Alpen, Karpaten und Dinariden, 1994. S. 85–86. K. Mais  : Kraus and Martel. An Austrian-French Connection in Karst Research. Acta Carsologica 23, 1994. S.  192–203. H.  Trimmel  : Zum 100. Todestag von Franz Kraus. Die Höhle 47(4), 1996. S.  106–108. W.  Wenzel  : Franz Kraus. In  : F.  Kraus  : Höhlenkunde. Wege und Zweck der Erforschung unterirdischer Räume. Kommentierter Neudr. der Originalausg. von 1894, 2009. S.  VI–VIII. E.  Herrmann  : Die Bedeutung der »Höhlenkunde« von Franz Kraus. In  : F.  Kraus  : Höhlenkunde. Wege und Zweck der Erforschung unterirdischer Räume. Kommentierter Neudr. der Originalausg. von 1894, 2009. S.  IX–X. J.  Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T.  Hofmann, M.  Klemun (Hg.)  : Die k. k.  Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens, 2012. S.  81–114. J. Mattes  : »Touristen vom Fach und Männer der Wissenschaft«  – Der Höhlenkundler Franz Kraus als Vermittler zwischen interessierter Öffentlichkeit und akademischer Forschung. Die Höhle 66, 2015. S. 43–62.

Krebs, Norbert * Leoben (Steiermark) 1876; † Berlin 1947 Geograf und Lehrer

B.: Sohn des Josef, Eisenbahnbeamter der Kronprinz-Rudolf-Bahn, und der Gabriele K., geb. Koller. Wegen des schlechten Gesundheitszustands der Mutter († 1897) wächst K. unter der Obhut seiner Großmutter auf und besucht die Bürgerschule in St.  Lamprecht. Da die Rudolf-Bahn 1884 verstaatlicht wird und in den Österr. Staatsbahnen aufgeht, ergibt sich ein Dienstortwechsel des Vaters, der mit seiner Familie zunächst nach Wien zieht, wo K. die Unterstufe des Gymnasiums in Wien-Mariahilf absolviert. Nach einem neuerlichen Umzug nach Triest kommt er als Schüler von → L.  K.  Moser am deutschen Staats-Obergymnasium mit der Karst- und Höhlenkunde in Kontakt und nimmt an zahlreichen Geländeerkundungen und Höhlenbefahrungen seines Lehrers und dessen älteren Schülern → I. A Perko und → E. F. Petritsch teil. 1896 legt er die Matura ab und zieht mit der Familie nach Wien-Liesing, wo sein Vater eine Stelle als Revident erhalten hat. Obwohl K. zunächst beabsichtigt, Rechtswissenschaften zu studieren, ist dieser so vom Karst Istriens fasziniert, dass er ein Studium der Geografie und Geschichte an der Univ. Wien beginnt und Vorlesungen u. a. bei Albrecht Penck, Eduard Suess und Oswald Redlich hört. Zudem tritt er dem Verein der Geografen an der Univ. Wien bei, wo K. Kontakte zu → G. Götzinger, → A. Grund und → H. Hassinger knüpft. Als Student nimmt er regelmäßig an von Penck geleiteten karstkundlichen Exkursionen und Studienreisen des Geografischen Instituts teil, u. a. nach Bosnien, Herzegowina und Dalmatien (1899), Böhmen und Ungarn. 1900 promoviert K. bei Penck in Geografie mit der Dissertation »Die nördlichen Alpen zwischen Enns, Mürz und Traisen« und legt 1902 die Lehramtsprüfung in Geografie und Geschichte ab. Noch während des Probejahrs am Staatsgymnasium in Wien-Mariahilf wird K. bereits zum Lehrer an der Staatsrealschule in Triest ernannt und ist ab 1906 an der Staatsrealschule Wien-Hietzing tätig. Neben seinem Schuldienst beschäftigt er sich intensiv mit Fragen der Karstkunde, nimmt an der kontrovers geführten Debatte zwischen Vertretern der von → F.  K atzer und → F.  Knebel entwickelten Höhlenflusstheorie und Grunds Karstgrundwassertheorie teil und wird Mitglied der Höhlenforscher-Abtlg. »Hades« der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins. In den Folgejahren veröffentlicht K. auch karstkundliche Arbeiten, u. a. zum Dachsteingebirge und dem Dinarischen 307

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Karst. 1909 habilitiert er sich mit der Abhandlung »Die Halbinsel Istrien« in Geografie und wird zum Priv.-Dozenten an der Univ. Wien ernannt, daneben ist K. weiterhin als Lehrer im Schuldienst tätig. Während der folgenden Jahrzehnte beschäftigt er sich vornehmlich mit der Abfassung von Länderkunden (z. B. »Länderkunde der österreichischen Alpen«, 1913), wo K. versucht, ländertypische Eigenheiten herauszuarbeiten und auf Basis seiner deutschnationalen Gesinnung zu deuten, dabei aber die spezifische Darstellungsform und das Format der Länderkunden selbst nicht in Frage stellt. 1915 Heirat mit der Lehrertochter und Lyzeallehrerin Maria Dintzl, Geburt von zwei Töchtern. Im Folgejahr nimmt K. gem. mit → O.  Abel an einer Expedition der Geografischen Gesellschaft und der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien in die eroberten Gebiete Serbiens teil, um diese geografisch und geologisch aufzunehmen. 1917 gibt er den Schuldienst bei gleichzeitiger Berufung auf den Lehrstuhl für Geografie an der Univ. Würzburg auf, wechselt 1918 an die Univ. Frankfurt am Main und wird nach Ablehnung eines Rufs an die Univ. Breslau ab 1920 an der Univ. Freiburg im Breisgau tätig. 1926 wird K. zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina ernannt und übernimmt im Folgejahr als Nachfolger von Penck die Lehrkanzel für Geografie an der Univ. Berlin. 1931–32 unternimmt er eine Forschungsreise nach Indien und Ceylon. Zudem wird K. 1928 zum korresp. Mitglied der Jugoslawischen Akademie der Wissenschaften in Zagreb, 1932 zum korresp. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien und 1934 zum o. Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin ernannt, wo er die Redaktion des Atlasses des deutschen Lebensraums übernimmt, mit welchem er das biologistisch fundierte Konzept eines großdeutschen »Lebensraumes« propagiert und damit dem Regime eine wissenschaftliche Rechtfertigung für expansionspolitische Bestrebungen in Südosteuropa liefert. Nach seiner Emeritierung (1943) zieht sich K. nach Kritzendorf bei Wien zurück, wo er die letzten Kriegsjahre verbringt. 1946 kehrt er wieder nach Berlin zurück, wo K. seine Unterrichtstätigkeit an der Univ. wieder in beschränktem Maß aufnimmt. W.: Die nördlichen Alpen zwischen Enns, Mürz und Traisen, 1903. Aus dem Grenzgebiete zwischen Alpen und Karst. Ztschr. für Schulgeographie 27, 1905. S.  1–9. Die Halbinsel Istrien. Landeskundliche Studie, 1907. Neue Forschungsergebnisse zur Karsthydrographie. Petermanns Geographische Mitt. 54, 1908. S.  166– 168. Offene Fragen der Karstkunde. Geographische Ztschr. 16(3), 1910. S.  134–142. Die Verteilung der Kulturen und die Volksdichte in den österreichischen Alpen. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 55, 1912. S.  243–303. Länderkunde der österreichischen

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Alpen, 1913 (erw. Aufl. 1928, 2  Bde. und Nachdr. 1966). Die Dachsteingruppe. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 46, 1915. S.  1–42. Das österreichisch‐italienische Grenzgebiet, 1918. Die Bedeutung der geographischen Karte, 1919. Die anthropogeographischen Räume der Balkanhalbinsel. In  : Festband Albrecht Penck. Zur Vollendung des 60. Lebensjahres, gewidmet von seinen Schülern und der Verlagsbuchhandlung, 1918. S. 296–323. Die Verbreitung des Menschen auf der Erdoberfläche, 1921. Süddeutschland. Landeskunde von Deutschland (Teil 1), 1923. Die geo-

graphischen Grundlagen des deutschen Volkstums, 1923. Die Dachsteingruppe, 1926. Deutschland und Deutschlands Grenzen, 1929. Das südlichste Indien. Ztschr. der Ges. für Erdkunde (Berlin), 1933. S. 241–270. (Hg.)  : Atlas des deutschen Lebensraumes in Mitteleuropa (4  Lieferungen, unvollständig), 1937–42. Südmähren – Norddonauraum. Ztschr. der Ges. für Erdkunde (Berlin), 1938. S.  181–196. Vorderindien und Cylon. Eine Landeskunde, 1939. Typen europäischer Wanderbewegung. Forschungen und Fortschritte 18(11–12), 1942. S.  105–108. Über Wesen und Verbreitung der tropischen Inselberge, 1942. Vergleichende Länderkunde, 3 Aufl., 1951/52, 1966. L.: H.  Louis, W.  Panzer (Hg.)  : Länderkundliche Forschung. Festschrift zur Vollendung des 60.  Lebensjahres Norbert Krebs, 1936. H.  Hassinger  : Norbert Krebs zum Gedächtnis. Erdkunde (Bonn) 2(1), 1948. S. 200–202. H. Hassinger  : Norbert Krebs. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 98, 1948. S.  218–221. H.  Waldbaur  : Zum Gedenken an Norbert Krebs. Forschungen und Fortschritte 24, 1948.

S.  142–143. H.  Bobek  : Norbert Krebs und die deutsche Landeskunde. Ber. zur deutschen Landeskunde 7, 1949–50. S. 51–54. H. Slanar  : In memoriam Norbert Krebs. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 92, 1950. S.  81–85. H.  Waldbaur  : Norbert Krebs. Petermanns Geographische Mitt. 94, 1950. S.  92– 95. H.  Stille  : Nachruf auf Norbert Krebs. Jahrb. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1946–49, 1950. S.  181–182. H.  Schulz  : Die länderkundlichen Richtungen in der deutschsprachigen Geographie und die Leistungen von Norbert Krebs. Wissenschaftliche Ztschr. der Humboldt‐Univ. zu Berlin. Mathematisch‐naturwissenschaftliche Reihe 36(3), 1987. S.  191–196. P.  Cede, D.  Fleck, K.  G.  Lieb  : Istrien  – hundert Jahre nach Norbert Krebs. Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 149, 2007. S. 133–156. H.-D. Schultz  : Das »reine Streben nach der Wahrheit« im »Dienst von Volk und Staat«. Norbert Krebs. In  : B. Nitz, H.-D. Schultz, M. Schulz (Hg.)  : 200 Jahre Geographie in Berlin, 1810–2010, 2010. S. 219–247.

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Krieg, Walter * Graz (Steiermark) 1930; † Bregenz (Vorarlberg) 2000 Geograf, Naturschützer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Schriftsetzers Hanns und der Hermine K. Nach dem Besuch des Bundesrealgymnasiums Pestalozzi in Graz und der Ablegung der Matura (1948) studiert K. Geografie und Germanistik an der Univ. Graz, hört daneben aber auch Vorlesungen zu Geologie und Volkskunde. Während seines Studiums wird er im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft Mitarbeiter bei der Karstbestandsaufnahme am Dachstein und im Toten Gebirge unter der Leitung von → F. Bauer und → H. Trimmel. In der Folge wird K. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und beteiligt sich an der Erstellung der Gebirgsgruppengliederung des Österr. Höhlenverzeichnisses unter Trimmel. Daneben arbeitet er am Höhlenkataster des Vereins mit und entfaltet eine rege Vortragstätigkeit in der Öffentlichkeit. 1951 nimmt K. an der Tauplitz-Schacht-Expedition teil, daneben wirkt er bei Forschungsprojekten u. a. in der Lurgrotte, im Langsteingebiet bei Eisenerz und im Bergbaurevier von Ober309

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zeiring mit und beteiligt sich an Karstwassermarkierungen. 1952 wird er mit der Leitung von Karstbestandsaufnahmen auf der Grebenzen bei St. Lambrecht betraut. Neben seinem Studium arbeitet K. auch als Höhlenführer in der Lurgrotte und lernt dort Ruth Mader kennen, welche er 1955 heiratet. Geburt der Kinder Ruth (* 1956) und Andreas (*  1963). 1953 promoviert er an der Univ. Graz mit der Dissertation »Geomorphologische Beobachtungen. Die Verkarstung des östlichen Dachsteinstockes und ein Beitrag zum Problem der Buckelwiesen«. Zwei Jahre später übersiedelt K. nach Bregenz und beteiligt sich neben seiner Anstellung in einem Bauunternehmen an archäologischen und paläontologischen Grabungen des Vorarlberger Landesmuseumsvereins und an einem Geoseismik-Projekt der Vorarlberger Erdölgesellschaft. 1957–58 unterstützt er Siegfried Fussenegger beim Aufbau des naturkundlichen Landesmuseums (später Vorarlberger Naturschau). Ab 1961 ist K. als Lehrer für Geografie und Deutsch am Bundesrealgymnasium Dornbirn (1966 Pragmatisierung) tätig. Ein Jahr später wird er nach dem Tod von Fussenegger zum Leiter (seit 1970 Direktor) der naturkundlichen Außenstelle des Vorarlberger Landesmuseums, der »Vorarlberger Naturschau«, bestellt, welche er bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand (1993) betreut. Auf seine Initiative wird die Bibliothek der Naturschau öffentlich zugänglich gemacht und eine Pilzberatungsstelle eingerichtet. Im Rahmen des Vorarlberger Landesmuseumsvereins initiiert er 1956 die Gründung eines Fachausschusses für Karst- und Höhlenkunde und wirkt als dessen Obmann am Aufbau des Vorarlberger Höhlenkatasters mit. Anfangs unternimmt er Forschungsfahrten (und z. T. Grabungen) in der Brühlgrotte bei Andelsbuch und der Bärenhöhle bei Reuthe, dokumentiert ab 1958 mehrere Höhlen auf der Sulzfluh und erkundet 1960 das Wilde Loch im Großen Walsertal. Zudem ist er wesentlich an der Erforschung der Großen und Kleinen Freschenhöhle bei Laterns und an der Erkundung von Höhlen am westlichen Gottesacker beteiligt (u. a. Schneckenloch, Rubachhöhle und Löwenhöhle). Weiters organisiert er seit 1966 karst- und höhlenkundliche sowie kulturgeschichtliche Lehrfahrten des Museumsvereins und veranstaltet 1976–97 auch regelmäßig Exkursionen ins Schneckenloch bei Egg, die bis 2015 längste Höhle Vorarlbergs. Ferner leitet er 1982–93 mehrtägige Forschungslager auf der Tilisunahütte (Rätikon), wo die Höhlen im Bereich Sulzfluh-Weißplatte (insbes. die Mäanderhöhle) erkundet und dokumentiert werden. Daneben setzt K. zahlreiche Initiativen im Bereich der Volksbildung und im Naturschutz, u. a. wird er zum ersten Amtssachverständigen für Natur- und Landschaftsschutz des Landes Vorarlberg bestellt, wirkt als Gutachter sowie als Vorstandsmitglied der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA und der Europäischen Gesellschaft für Geotopschutz. Zudem regt K. die Einführung einer Bewilligungspflicht für den Bau von Schipisten und die Förderung vegetationskundlicher Bestandsaufnahmen in 310

Schutzgebieten an und beteiligt sich an der Gestaltung von Lehrwanderwegen (z. B. Gipslöcher Lech, Bürser Schlucht, Rappenfluh Hittisau). Auf europäischer Ebene wird K. Mitglied der Arbeitsgruppe zum Schutz erdwissenschaftlicher Objekte, die unter seiner Obmannschaft (1993–95) in »European Association for the Conservation of the Geological Heritage« umbenannt wird. 1986 gründet K. die Schriftenreihe »Neuigkeiten aus Karst und Höhle«, welche er bis 1997 redaktionell betreut. Neben der Teilnahme an internationalen höhlenkundlichen Kongressen, u. a. in Olomouc (1972), Sheffield (1977), Bowling Green (1981) und Budapest (1989), wirkt er 1988 an der Organisation der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Bizau mit und übernimmt die Redaktion der Begleitschrift »Karst und Höhlen in Vorarlberg«. 1994– 95 fungiert K. als Obmann des Vorarlberger Naturschutzbunds sowie 1957–99 als Geschäftsführer des Landesmuseumsvereins (ab 1999 deren Ehrenmitglied). W.: Die Tauplitz-Schacht-Expedition 1951. Die Höhle 3(3–4), 1952. S. 37–46. Über einige Probleme der Verkarstung im östlichen Dachsteinstock. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 8(2), 1953. S.  1–7. Die Verkarstung des östlichen Dachsteinstockes und ein Beitrag zum Problem der Buckelwiesen, Diss. Univ. Graz, 1953. Höhlen und Niveaus. Die Höhle 5(1), 1954. S.  1–4. Zu »Höhlen und Niveaus«. Die Höhle 6(4), 1955. S.  74–77. Zur Problematik der alpinen Großhöhlen. Speleolog 4(1–2), 1956. S.  1–6. Karst und Höhlen in Vorarlberg. Montfort 9(1), 1957. S. 43–50. Speläologie in Vorarlberg. Jahrb. des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 102–103, 1958–59. S.  148–157. Höhlen im Lünerseegebiet. Jahrb. des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 102–103, 1958–59. S.  168– 176. Gedanken zur Theorie des glazialen Karstes in Salzburg. Die Höhle 15(3), 1964. S. 57–64. Bildungsund Entwicklungsphasen mehrerer Höhlen. Montfort 18(1), 1966. S. 65–76. Ein fast verlorenes Naturwunder. Natur und Land (4–5), 1971. S.  109–113. Vorarlberger Rheindelta  – Naturschutzgebiet. Natur und Land (4), 1976. S.  111–115. Die Vorarlberger Naturschau. Natur und Land (4), 1976. S. 115–118. Neue genetische Probleme bei Laughöhlen nach Entdeckung der bedeutendsten Gipshöhle in den Alpen. Die Höhle 31(4), 1980. S. 130–140. Geschützte Höhlen in Vorarlberg. Die Höhle 34(3), 1983. S. 114–118. Karst- und Höhlenforschung in Vorarlberg. Die Höhle 35(3–4), 1984. S. 207–211. Naturkatastrophen – hausgemacht  ? Natur und Land (vormals  : Bl. für Naturkunde und

Naturschutz) (1–2), 1988. S.  23–32. (Red.)  : Karst und Höhlen in Vorarlberg, 1988. (Mit J. Verhofstad)  : Gestein & Form. Landschaften in Vorarlberg, 1989. (Mit R. Alge)  : Vorarlberger Naturdenkmale. Von Baumriesen, Höhlen und Teufelssteinen, 1991. Karst zwischen Sulzfluh und Gargellen. Bludenzer Geschichtsbl. 24–26, 1995. S.  122–136. Späteiszeit im Unteren Walgau. Rheticus  – Vierteljahresschrift der Rheticusges. (1), 1997. S. 45–50. L.: N.N.: Wechsel an der Spitze des Naturschutzbundes. Vorarlberger Nachrichten, 9.12.1995. S.  8. N.N.: ÖNB intern. Unermüdlicher Einsatz für die Natur. Drei »Goldene«. Der Naturschutzbund verleiht das Goldene Ehrenzeichen an Ambros Aichhorn, Robert Krisai und Walter Krieg. Natur und Land (4), 1998. S.  32–33. H.  Trimmel  : In memoriam Walter Krieg. Die Höhle 51(1), 2000. S. 24–25. V. Maurin, V. Weißensteiner  : Hofrat Dr.  phil. Walter Krieg  †. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 29, 2000. S.  1–4. N.N.: Dr. Walter Krieg. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 51(1), 2000. S.  24–25. M.  Schmid, J.  G.  Friebe  : Nachruf. Dr.  Walter Krieg. Vorarlberger Naturschau – Forschen und Entdecken 8, 2000. S. 263–265. E. Oberhauser  : Ehrenmitglied Dr. Walter Krieg. Jahrb. des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 144, 2000. S.  11–12. R.  Elsensohn, H.  Bürgmann  : Höhlenforschung in Vorarlberg unter Dr. Walter Krieg. Vorarlberger Naturschau – Forschen und Entdecken 15, 2004. S. 139–156.

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Křiž, Martin * Brno-Líšeň (dt. Lösch bei Brünn, Tschechien) 1841; † Ždánice (dt. Steinitz, Tschechien) 1916 Notar, Archäologe und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Kleinbauern Johann und der Magdalena K., geb. Piertler. Nach dem Besuch der Volksschule in Líšeň wechselt K. 1855 zu einer weiterführenden Schule in Brno und absolviert 1856–64 das dortige Gymnasium. Während seiner Jugend beginnt er sich angeregt durch die Arbeiten von →  H.  Wankel für den Mährischen Karst zu interessieren und unternimmt dortselbst mit seinen Schulkameraden ausgedehnte Wanderungen und Höhlenfahrten (u. a. 1864 eine zweitägige Expedition in die Schachtdoline Macocha). Nach der Matura studiert K. Rechtswissenschaften in Prag, Wien und Krakau, wo er 1871 promoviert. Ab 1868 ist er während seines Gerichtsjahrs als Advokatursbeamter in Děčín, anschließend als Rechtspfleger in Brno, 1870 als Notariatskonzipient in Židlochovicích und zuletzt ab 1871 bis zu seinem Ableben als Notar in Ždánice tätig. Heirat mit Eliška Křížová und Geburt der Kinder Olga und Otakar. Weiters erwirbt K. einen Pferdewagen, mit dem er regelmäßig die Karst- und Höhlenobjekte im Mährischen Karst besucht, erkundet und vermisst, u. a. die Höhlen Sloupsko-šošůvské jeskyně, Kůlna jeskyně und Punkevní jeskyně. 1879 tritt er dem neu gegründeten Verein für Höhlenkunde in Wien und der daraus entstehenden Sektion für Höhlenkunde im Österr. Touristenklub bei, entfaltet eine rege Publikationstätigkeit in naturkundlichen Zeitschriften und publiziert im Eigenverlag mehrere Reiseführer zum Mährischen Karst. Daneben entwickelt K. ein reges Interesse an der Fotografie und ist einer der Ersten, der in Europa ab 1880 mittels Blitzlicht fotografische Aufnahmen in Höhlen (u. a. in der Sloupsko-šošůvské jeskyně) durchführt, dazu mit unterschiedlichen Trägerplatten und Beleuchtungsmitteln (Magnesiumbänder, elektrisches Licht und Batterien) experimentiert und seine Ergebnisse und Erfahrungen veröffentlicht. Anlässlich eines Hochwasser-Ereignisses in Mähren (1883) beginnt sich K. auch als Autodidakt mit Karsthydrologie und -melioration zu befassen. Angeregt durch die Ausgrabungen von Wankel führt K. ab den 1880er Jahren selbstständig und unter Zuhilfenahme eigener finanzieller Mittel archäologische und paläontologische Grabungen durch, u. a. in den Höhlen von Kůlna und Kostelík (1889–91), Býčí skála (1891–93) und bei Předmostí nahe Přerov (1893–97), wo er auf eine Mammutskulptur und die Venus von Předmost stößt. Durch seine rege Ausgrabungstätig312

keit und teils fantastischen Ansichten über Paläontologie und Archäologie gerät K. zu Lebzeiten in Auseinandersetzungen mit akademischen Forschern. 1900/02 veröffentlicht er mit Florian Koudelka, Tierarzt in Vyškov, einen zweibändigen Höhlenführer zu Mähren, der bis zu den Publikationen von → K.  Absolon als Standardwerk zur Karst- und Höhlenkunde Mährens zählt. Zudem wird K. Mitbegründer des Mährischen Archäologischen Klubs (1906), Mitglied der Höhlensektion des naturwissenschaftlichen Vereins in Brno und zum Konservator des Mährischen Landesmuseums ernannt. Zur Ausstellung seiner umfangreichen osteologischen, archäologisch-paläontologischen Sammlung eröffnet K. in Ždánice sogar ein eigenes Museum. Nach seinem Ableben wird die Sammlung vom Mährischen Landesmuseum erworben und Ende des Zweiten Weltkriegs ins Schloss Mikulov evakuiert, wo sie 1945 weitgehend zerstört wird. W.: Der verläßliche Führer in die romantischen Gegenden der dewonischen Kalkformation in Mähren, 1867. O některých jeskyních na Moravě a jejich podzemních vodách, 1878. Expedice do Punkvy, podniknutá 3. srpna 1880, 1880. Jeskyně krápníková u Sloupu, 1880. Summarbericht des Dr. Martin Křiž. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 1(2), 1882. S.  10–20. Das Photographiren [sic  !] in Höhlen. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 2(2), 1883. S.  3–7. Průvodčí do moravských jeskyň, 1883. Der Lauf der unterirdischen Gewässer in den devonischen Kalken Mährens (2 Teile). Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 33, 1883. S.  253– 278,  691–712. Meine erste und zweite Expedition in die Punkvagrotte. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 3(1), 1884. S. 1–7. Führer in das mährische Höhlengebiet, 1884. Kůlna a Kostelík, 1889. Punkva-Macocha a Sloup na Moravě, 1890. O době pravěké, předvěké a novověké na Moravě, 1892. Die Höhlen in den mährischen Devonkalken und ihre Vorzeit (2 Teile). Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 41, 1891. S. 443–570  ; 42, 1892. S. 463–626. Die Fauna der bei Kiritein in Mähren gelegenen Vypustekhöhle mit osteologischen Bemerkungen. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 32, 1893. S. 90–145. Mé výzkumné práce u Předmostí a jich hlavní výsledky,

1896. O dokončení výzkumných prací v Předmostí se stručným přehledem literatury o tom nalezišti, 1897. O jeskyni Kostelíku na Moravě, 1897. (Mit F. Koudelka)  : Průvodce do moravských jeskyň (Führer in das mährische Höhlengebiet), 2  Bde., 1900/02. Příspěvek k jeskynní literatuře, 1900. Beiträge zur Kenntnis der Quartärzeit in Mähren, 1903. Die Schwedentischgrotte bei Ochoz in Mähren und Rzehaks Bericht über homo primigenius Wilsneri. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1909. S. 217–233. L.: N.N.: Dr.  Martin Kříž †. Mährisches Tagblatt, 6.4.1916. S.  5. N.N.: Moravský archeolog zemřel. Dělnické listy, 6.4.1916. S.  4. J.  Knies  : Dr.  Martin Kříž (mit Publikationsverzeichnis). Wiener Prähistorische Ztschr. 3, 1916. S.  133–140. J.  V.  Zelizko  : Martin Kříž. Verh. der Geologischen Reichsanstalt 58, 1916. S. 179–180. G. Kyrle  : Blitzlichtphotographie in Höhlen. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S.  13–26. R.  Musil  : Dr.  Martin Kříž, jeho život a dílo (M. Kříž, sein Leben und Werk). In  : V. Podborský (Hg.)  : 50 let archeologických výzkumů Masarykovy univerzity na Znojemsku, 2001. S. 127–137. R. Musil  : Martin Kříž a Jan Knies. Významní líšeňští krasoví badatelé 19. století. In  : P. Krafl (Hg.)  : Ves Leštno za městečko vysazovati ráčíme, 2009. S. 130–164.

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Kunaver, Josip (vulgo »Jože«) * Ljubljana (dt. Laibach) 1882; † Ljubljana 1967 Elektroingenieur, Fotograf und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Franc, Aufseher im Gefangenenhaus von Ljubljana, und der Celestina K., geb. Pristav. Bruder des Lehrers und Höhlenforschers →  P.  Kunaver. Nach seiner schulischen Ausbildung erhält K. eine Anstellung als Elektroingenieur und Magistratsbeamter im städtischen Kraftwerk von Ljubljana. Bereits als Jugendlicher an Bergsport und Höhlenforschung interessiert, wird er mit seinem Bruder Mitglied der 1908 von →  J.  Cerk innerhalb des Slowenischen Alpenvereins gegründeten Studentengruppe »Drenovci« (14 Mitglieder, u. a. Rudolf Badjura, → B.  Brinšek, P.  Kunaver, Ivan Michler) und beteiligt sich an zahlreichen Berg- und Höhlenfahrten, welche er zuerst mit Cerk, später mit seinem Bruder unternimmt. 1910 fungiert er als Gründungsmitglied der ersten slowenischen Gesellschaft für Höhlenforschung in Ljubljana (»Društvo za raziskovanje jam«), deren Berg- und Höhlenfahrten K. fotografisch dokumentiert, die Bilder in den Zeitschriften »Planinski vestnik« und »Domu in svetu« publiziert und öffentlich in Ljubljana ausstellt. Bis 1945 ist K. als Amateurfotograf (ab 1933 mit Lizenz) tätig und fungiert als Autor zahlreicher populärer Bergpostkarten, welche er in seinem Fotolabor in Rožna dolina vervielfältigt. Ein Teil seines fotografischen Nachlasses wurde vom »Kabinet Slovenske Fotografije« (Büro für slowenische Fotografie) übernommen. L.: M.  Kambič, B.  Kovič  : 150 let fotografije na Slovenskem (150 years of photography in Slovenia), Bd. 1,

1989 (bes. S.  172–173). T.  R.  Shaw  : Slovene Caves & Karst, pictured 1545–1914, 2012 (bes. S. 191–192).

Kunaver, Pavel * Ljubljana (dt. Laibach) 1889; † Ljubljana 1988 Lehrer, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Sohn des Franc, Aufseher im Gefangenenhaus von Ljubljana, und der Celestina K., geb. Pristav. Bruder des Amateurfotografen und Höhlenforschers →  J.  Kunaver. Nach der Volksschule besucht K. das Lehrerseminar in Ljubljana, welches er 1910 mit der Matura abschließt. Danach ist K. bis 1919 mit Unterbrechungen als Volksschullehrer in Vič und Spodnja Šiška bei Ljubljana tätig. Bereits als Schüler an Karst und 314

Höhlen interessiert, beginnt er im Rahmen der 1908 von → J. Cerk innerhalb des Slowenischen Alpenvereins gegründeten Studentengruppe »Drenovci« (14 Mitglieder, u. a. Rudolf Badjura, →  B. Brinšek, J.  Kunaver, Ivan Michler) systematische Höhlenerkundungen im Karst Unterkrains durchzuführen. Daneben unternimmt er anspruchsvolle Bergund Schitouren und erlangt durch die rege Publikationstätigkeit der Gruppe in naturkundlichen und alpinistischen Zeitschriften innerhalb der slowenischsprachigen Bevölkerung bald eine gewisse Popularität. Dabei versteht sich der Klub als vorrangig slowenische Fahrtengemeinschaft, die sich in Konkurrenz zu deutsch- und italienischsprachigen höhlenkundlichen Vereinen in Krain und dem Küstenland befindet. 1910 wird K. Mitglied der u. a. von Cerk mitbegründeten ersten slowenischen Gesellschaft für Höhlenforschung in Ljubljana (»Društvo za raziskovanje jam«), wo er vornehmlich als Planzeichner in den Höhlen Unterkrains aktiv ist. 1912 unternimmt er gem. mit Cerk und dessen Schülergruppe bei ungünstigen Wetterbedingungen eine Schitour auf den Gipfel des Hochstuhls (Karawanken). Während sein Begleiter bei einem Kletterunfall verunglückt, gelingt K. mit den Schülern der sichere Abstieg zur Prešeren-Hütte, worauf er in der Folge öffentlich ausgezeichnet wird. 1912–13 absolviert K. einen Lehrgang für Bürgerschullehrer und 1913–14 besucht er das Städtische Lehrerpädagogium (auch Lehrerakademie) in Wien, insbes. das Geografische Seminar, zudem inskribiert er sich als ao. Hörer der Geografie an der Univ. Wien. 1915 erfolgen die Einberufung zum Militärdienst und die Dienstzuweisung zu einem russischen Kriegsgefangenenlager in Marchtrenk. Zwei Jahre später wird K. gem. mit Ivan Michler einer militärischen Erkundungstruppe zugeteilt, welche im unmittelbaren Hinterland der Isonzofront die militärische Verwendbarkeit von Höhlen prüft und diese kartiert. Nach der Gründung des SHS-Staates (später SHS-Königreich) engagiert sich K. in der staatlichen Grenzziehungskommission und ist an Demarkationsarbeiten im Karst beteiligt. 1919–29 hat er zunächst eine Anstellung als Lehrer für Geografie, Geschichte und Slowenisch an der Oberschule in Spodnja Šiška inne und fungiert anschließend bis 1945 als Direktor der Schule. Daneben macht sich K. als Verfasser von Abenteuerromanen, Jugendbüchern und naturkundlichen Sachbüchern innerhalb der slowenischen Bevölkerung einen Namen, publiziert u. a. in den Periodika »Proteus« und »Planinski vestnik«. 1922 schließt er sich als öffentlich anerkannter Pädagoge der Pfadfinderbewegung an, wo er ab 1929 als Leiter der Region »Dravska banovina« (heute Slowenien) fungiert und während der Zwischenkriegszeit an internationalen Pfadfindertreffen teilnimmt. Die während seiner Tätigkeit als Ju315

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gendbetreuer verfassten Monografien »Kraški svet in njegovi pojavi« (Die Karstwelt und ihre Phänomene) und »V prepadih« (Im Abgrund) leisten einen wesentlichen Beitrag zur Popularisierung der Höhlenkunde. Heirat mit Henrijeta K., Geburt der Söhne Jurij (* 1933) und Aleš (* 1935). Ab den 1930er Jahren verschreibt sich K. der Förderung des öffentlichen Wissens über Astronomie und beteiligt sich an der Errichtung von Sternwarten, u. a. an der Bürgerschule von Zgornja Šiška (1939) und ab Kriegsende an Gymnasien in Ljubljana. Nach 1945 fungiert er als Mitbegründer der Slowenischen Pfadfinderorganisation, hat dortselbst weiterhin Leitungsfunktionen inne und setzt sich 1962–72 als Vorsitzender der Kommission für Höhlenschutz aufgrund geplanter wasserbaulicher Großprojekte nachhaltig für die Bewahrung der slowenischen Karstlandschaft (u. a. Cerkniško jezero) ein. Im Alter unterrichtet K. weiterhin Geografie am klassischen Gymnasium (1945–61) und Astronomie am Gymnasium Šentvid (bis 1970) in Ljubljana. In der Nachkriegszeit erhält er mehrere staatliche Auszeichnungen der Sozialistischen Republik Jugoslawien und wird zudem mit dem Žagar-Preis (1970), dem Preis der Stadt Ljubljana (1974) und dem Levstik-Preis für die Popularisierung der Astronomie (1981) geehrt.

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W.: Okroglica, ein neuer Riesenschacht in Unterkrain. Laibacher Zeitung, 12.6.1912. S.  1281. Neu durchforschte Höhlen. Laibacher Zeitung, 28.9.1912. S.  2127. Die Höhlen von Pleh. Laibacher Zeitung, 5.4.1913. S.  705. Berichte der Gesellschaft für Höhlenforschung in Laibach (mehrere Teile) Laibacher Zeitung, 15.5.1913. S.  1013  ; 23.7.1913. S.  1549  ; 12.9.1913. S.  1907  ; 19.9.1913. S.  1967  ; 20.9.1913. S.  1975  ; 22.9.1913. S.  1989  ; 5.11.1913. S.  2351  ; 27.2.1914. S.  249  ; 12.3.1914. S.  357  ; 14.3.1914. S. 373. † Bogumil Brinšek. Planinski vestnik 20, 1914. S.  169–172, 188. (Anonym)  : Jame na Trnovskem gozdu in planoti Lokovec. Planinski vestnik 21, 1921. S. 128–141. Na planine, 1921. Kraški svet in njegovi pojavi, 1922. Po gorah in dolinah, 1923. Zadnja pot kapitana Scotta, 1926. V prepadih, 1932. Spomini na Dolenjsko. Planinski vestnik 40, 1940. S. 155–159. V podzemni svet. Planinski vestnik 41, 1941. S.  113– 116. Skozi led in sneg, 1944. Sprehodi po nebu, 1944. Pastir v Zlatorogovem kraljestvu, 1945. Vrnjeni biser (Rakova dolina). Planinski vestnik 48, 1948. S. 178– 184. Kras živi. Proteus 11, 1949. S. 187–192. Visoka voda v Rakovi dolini. Proteus 12, 1950. S.  173–178. Predjamski grad in njegove jame. Planinski vestnik 51, 1951. S. 35–43. Potovanje po nebu, 1951. Globoka alpinistika. Planinski vestnik 51, 1951. S. 119–129. Led v 316

Vranji in Skedneni jami. Proteus 16, 1953. S. 109–114. Kraški pojavi v Kamniških planinah. Planinski vestnik 53, 1953. S.  261–270. Začetek letošnje spomladi v Skocjanskih jamah pri Divači. Proteus 17, 1955. S.  294–295. Arhitekti doline triglavskih jezer. Planinski vestnik 56, 1956. S. 643–657. Nebo nad nami, 1956. Nastop pomladi v Skocjanskih jamah. Planinski vestnik 57, 1957. S.  350–353. Prepad Gradišnica pri Logatcu. Proteus 20, 1958. S.  210–216. Neizprosen sever, 1958. Triglavski ledenik in njegova skrivnost. Planinski vestnik 59, 1959. S.  387–394. Moji spomini na prvo dejavnost Društva za raziskovanje jam (1910–1913). Naše jame 2, 1960. S. 6–10. Cerkniško jezero, 2 Aufl. 1961/67. Naš kras (2 Teile). Pionir 20, 1962. S. 100–107, 132–138. Brezna in vrhovi, 1974. Kažipot po nebu, 1975. Moje steze, 1979. Pravljica in resnica o zvezdah, 1981. L.: N.N. (Hg.)  : Spominski almanah slovenskih strokovnih pisateljev, 1939. S.  110, 301–302. M.  Raztresen  : Prisluškovanja zgovorni naravi. Starosta slovenskih naravoslovcev Pavel Kunaver bo v četrtek star 85 let. Dnevnik, 17.12.1974. S.  10. D.  Novak  : Pavel Kunaver  – devetdesetletnik. Naše jame 21, 1979. S.  108. M.  Zapis  : Drenovci. Planinski vestnik 81, 1981. S.  563–565. D.  Novak  : Pavel Kunaver. Naše jame 30, 1988. S. 100. D. Novak (Hg.)  : Gradivo za

slovensko speleološko biografijo z bibliografijo. Naše jame 30 (Suppl.-Bd.), 1988 (bes. S. 94–97). B. Kilar  : Pavel Kunaver. Presek 16(2), 1988–89. S.  104–105.

A. Jančařík  : Jeskyňáři v uniformě. Český kras 33, 2007. S. 59–61. J. Kunaver  : Pavel Kunaver – Sivi volk, 2018.

Kuntscher, Herbert * Innsbruck (Tirol) 1915; † Kufstein (Tirol) 2013 Chemiker, Heimatforscher und Montanhistoriker

B.: Sohn des Bahnbeamten Karl und der Barbara K., geb. Wallner. Nach der Volksschule besucht K. die Oberrealschule in Innsbruck und maturiert (1932). Anschließend beginnt er ein Studium der Chemie und Physik an der Univ. Innsbruck und belegt als Nebenfächer Geologie und Botanik. Angeregt durch seinen Vater, der in den 1920er Jahren mehrere Tourenführer veröffentlicht, entwickelt K. bereits während seiner Jugend ein Interesse am Bergsteigen und tritt dem Akademischen Alpenklub in Innsbruck bei. In den 1930er Jahren hält er zahlreiche öffentliche Vorträge und verfasst Zeitungsartikel zu Natur- und Alpenschutz. 1937 nimmt K. an der vom Akademischen Alpenklub Innsbruck und dem Deutschen und Österr. Alpenverein organisierten Studienreise nach Zentralkurdistan teil, wo er an mehreren Erstbesteigungen und Kartierungsarbeiten beteiligt ist. In der Folge erhält er eine Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Chemie der Univ. Innsbruck und promoviert 1939 bei Ernst Philippi mit der Dissertation »Substituierte Phthalsäureamide«. Anschließend ist K. ab November desselben Jahres als Chemiker beim Unternehmen »Dynamit AG, vormals Alfred Nobel & Co.« in Köln-Troisdorf beschäftigt, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernt. 1940 Heirat mit Edith Valentin, Geburt der Kinder Kirsten (* 1941), Brigitte (* 1946) und Edith (* 1950). Nachdem er die Kriegsjahre bei einer Munitionsfabrik in Wolfratshausen verbracht hat, übersiedelt er 1946 nach Tannheim, wo er sich mit einer Molkeverwertungsfirma selbstständig macht und erfolgreich mehrere Patente anmeldet (u. a. 1951 Verfahren zur Herstellung von sirupartigen Lösungen und Emulsionen). 1953 zieht K. nach Kundl und erhält dortselbst eine Anstellung bei der Biochemie GmbH, wo er zunächst der Betriebsleitung und Qualitätskontrolle zugeteilt wird. Fünf Jahre später wird er zum Prokuristen und 1971 zum Abteilungsdirektor befördert. Zudem ist K. ab 1972 Mitglied des Rotary Clubs Kufstein, fungiert 1974–75 als dessen Präsident und wird 2010 zum Ehrenmitglied ernannt. 1981 tritt er in den Ruhestand und be317

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schäftigt sich fortan in Zusammenarbeit mit → G.  Mutschlechner mit der Bergbaugeschichte in Nord-, Südtirol und Vorarlberg und der Heimatkunde Kufsteins, zu diesen Themen er zahlreiche populäre Monografien verfasst. Geländebegehungen und Nachforschungen in Archiven führen K. schließlich zur Karst- und Höhlenkunde. 1986 tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in Tirol bei und fungiert als Gründungsmitglied des Tiroler Bergbau- und Hüttenmuseumsvereins in Brixlegg, welcher 1991 das dortige Bergbaumuseum eröffnet. Im Alter unternimmt K. zahlreiche Reisen, u. a. ab 1976 nach Nepal. In der Folge wird er mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol (1992), der Ehrenmitgliedschaft des Akademischen Alpenklubs in Innsbruck (1993) und dem Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Kufstein (2010) ausgezeichnet.

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W.: Die Lanserköpfe. Tiroler Anz., 29.7.1935. S.  5. Frühling im Alpen-Naturschutzpark in den hohen Tauern. Salzburger Volksblatt, 10.4.1936. S. 5–6. Stand­ lager Bärenwiese. Kurdistan-Kundfahrt, 1937. Der Bergsteiger 16(7), 1938. Höhlen, Bergwerke, Heilquel­ len. Bildwanderbuch (Tirol, Vorarlberg und ­Südtirol), 2  Bde., 1986/90. (Mit M. Lichtmannegger)  : Kufstein – eine fotografische Zeitreise. Bürger, Berge, Bauten, 1993. Der Bergbau Schneeberg auf der Tiroler Landesausstellung (1893). Der Schlern 67, 1993. S. 395–396.

(Mit M.  Lichtmannegger)  : Kufstein. Die Stadt zwischen Inn und dem Wilden Kaiser, 1996. Pioniere der Höhlenforschung in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 37, 1998. S. 1–7. Knappensteige in Tirol. Auf den Spuren des Bergbaus, 2006. L.: R. Tobitsch, C. Spötl  : Ein »90iger« in Tirol. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 57(1), 2006. S. 12–13. N.N.: Herbert Kuntscher. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 52, 2013. S. 60–61.

Kyrle, Georg * Schärding (Oberösterreich) 1887; † Schärding 1937 Prähistoriker, Pharmazeut und Höhlenforscher

B.: Jüngstes von fünf Kindern des Eduard, Reichsratsabgeordneter, Stadtapotheker und Bürgermeister von Schärding, und der aus Molln stammenden Anna K., geb. Baumgartner und Tochter eines Eisenhammerwerk-Besitzers. Nach der Volksschule in Schärding besucht K. das Stiftsgymnasium Kremsmünster und anschließend das Staatsgymnasium Gmunden bis einschließlich der zehnten Schulstufe (1903). In der Folge erhält er eine Anstellung als Aspirant in der väterlichen Apotheke in Schärding und beginnt als Hörer von Zdenko Hans Skraup und Josef Herzig ein Studium der Pharmazie an der Univ. Wien, unterbrochen durch den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger im chemischen Laboratorium des Militär-Sanitäts-Komitees in Wien. 1908 318

erwirbt K. einen Studienabschluss in Pharmazie und holt im Folgejahr die Matura am Staatsgymnasium Gmunden nach. Anstatt jedoch wie vorgesehen die väterliche Apotheke zu übernehmen, studiert K. ab 1909 Ur- und Frühgeschichte sowie als Nebenfach Volks-, Völkerkunde und Archäologie bei Michael Haberlandt, Eugen Oberhummer und Rudolf Pöch. 1912 promoviert er bei Moriz Hoernes, Bruder von → R. Hoernes, mit der Dissertation »Der prähistorische Kupferbergbau in den Salzburger Alpen«. 1912 tritt K. als Referent für Urgeschichte und volkskundliche Fragen ins Staatsdenkmalamt ein, wo er sich gem. mit Josef Weninger anthropologischen Fragestellungen und den ethnografischen Forschungsmethoden seines Lehrers Pöch (z. B. kinematografische und fonografische Aufnahmen) zuwendet. Zeitgleich fungiert K. als Leiter des Lehrapparats des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Univ. Wien. Vom November 1913 bis April 1914 unternimmt er mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien eine anthropologisch-ethnografische Expedition zu den Wald-, Berg- und Seelappen nach Skandinavien, wo K. und Weninger die indigene Bevölkerung auf »morphologische Rassenmerkmale« untersuchen sowie Ton- und Filmaufnahmen anfertigen. 1914 beteiligt sich K. gem. mit Oswald Menghin und Moriz Hoernes an der Gründung der Wiener Prähistorischen Gesellschaft und wird zu deren Sekretär bestellt. Im August desselben Jahres erfolgt die Einberufung zum Militärdienst, wo er zum Leiter eines Feld-Epidemielaboratoriums in Wolhynien (Ukraine) ernannt wird und in dieser Funktion im fachlichen Austausch mit seinem ehemaligen akademischen Lehrer Pöch entwürdigende physiologische und anthropologische Untersuchungen an russischen Kriegsgefangenen und Flüchtlingen durchführt. Von Juli bis Oktober 1916 folgen anthropologische Studien in den Kriegsgefangenenlagern von Cheb, Liberec und Terezín in Böhmen. 1917–18 leitet K. die hygienische Untersuchungsstation im Sanitätsdepartment des Kriegsministeriums in Wien, wo er in Kontakt mit der Höhlenkunde und → R. Willner kommt, welcher ihn beauftragt, Höhlensedimente auf ihre Eignung als Phosphatdünger für die Landwirtschaft zu untersuchen. 1917 habilitiert sich K. in Urgeschichte und wird zum Priv.-Dozenten an der Univ. Wien ernannt, zugleich erfolgt gem. mit → O. Abel die Bestellung zum wissenschaftlichen Mitglied der Ministerialkommission für Höhlenforschung (später Bundeshöhlenkommission). Ab 1920 fungiert er zudem als Schriftleiter der »Berichte der staatlichen Höhlenkommission« und des daraus hervorgegangenen »Speläologischen Jahrbuchs« und betreut zugleich die »Speläologischen Monographien«, Buchreihe der Bundeshöhlenkommission. 1921 wird K. zum Generalkonservator des Bundesdenkmalamts ernannt, erhält daraufhin eine Definitivstellung und wird schließlich zum Leiter des prähistorischen Referats bestellt. Nach Erlass des Naturhöhlengesetzes (1928) fungiert K. am Bundesdenkmalamt zugleich als 319

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Leiter des höhlenkundlichen Referats. Anfang der 1920er Jahre führt er mit O. Abel und Betriebsleiter → J. Schadler die Aufsicht über umfangreiche Grabungskampagnen in der Drachenhöhle bei Mixnitz, die bislang international umfassendste interdisziplinäre Untersuchung einer Höhle. Die Publikation einer gem. mit O. Abel herausgegebenen zweibändigen Monografie zu den Ergebnissen der Grabung erfolgt allerdings erst 1931. Das Projekt wird dabei von der Akademie der Wissenschaften in Wien gefördert, insbes. in Person von Richard v. Wettstein, der die Höhlenkunde 1920 erstmals fachlich als »Gruppenwissenschaft« beschreibt. Ab 1922 übernimmt K. unentgeltlich die Leitung des Speläologischen Instituts am Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. Im selben Jahr fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft unter O. Abel, wird zu deren Generalsekretär gewählt und hat ab 1932 das Amt des Präsidenten inne. Die 1922 einsetzenden Versuche O. Abels und des antisemitischen Professoren-Geheimbunds »Die Bärenhöhle«, K. einen Lehrstuhl für Höhlenkunde zu verschaffen, scheitern zunächst, allerdings erhält er 1922 den Titel eines ao. Univ.-Professors verliehen. Im Folgejahr veröffentlicht er die Monografie »Theoretische Speläologie«, welche in Tradition von →  F.  Kraus, →  É.A. Martel und → R. Willner eine Gesamtdarstellung der Höhlenkunde versucht, aber zugleich in Form eines Handbuchs das Feld als wissenschaftliche Disziplin begründen soll. Ab 1924 hat K. einen dreistündigen Lehrauftrag für Höhlenkunde an der Univ. Wien inne. Durch die wachsende Kluft zwischen akademischer und naturkundlicher Forschung kommt es in den Folgejahren zu zunehmenden Konflikten zwischen der von ihm geleiteten, staatlich finanzierten Höhlenforschung und der vereinsmäßig organisierten Höhlenforschung in Wien unter → F.  Mühlhofer bzw. dem Hauptverband deutscher Höhlenforscher unter → B. Wolf. 1929 wird K. mithilfe des Professoren-Geheimbundes »Die Bärenhöhle« schließlich zum ao. Professor für Höhlenkunde an der Univ. Wien ernannt. In der Folge wird das Speläologische Institut sowohl dem Landwirtschafts- als auch dem Unterrichtsministerium unterstellt und K. mit dem Aufbau eines Lehrapparats betraut. Während seiner Vorlesungstätigkeit an der Univ. Wien entsteht um ihn ein Kreis von Dissertanten, zu denen → F. Waldner, → H. Salzer, → W. Abrahamczik und → R. Pirker (nicht abgeschlossen) zählen. Daneben arbeitet K. an Plänen zur Erschließung des Dachsteinhöhlenparks durch eine Autostraße und an Entwürfen zu umfangreichen Meliorationsarbeiten in den Kalkalpen, die durch die Bergbauernhilfe der österr. Bundesregierung finanziert werden sollten (beide Projekte nicht realisiert). Zudem initiiert er in Zusammenarbeit mit seinen Studenten den Aufbau eines Zentralhöhlenkatasters für Österr. und die fachdidaktische Werbekampagne »Die Höhlenkunde in der Schule«. Während der 1920er und 1930er Jahre unternimmt K. zahlreiche Untersuchungen zu Höhlenklima und 320

Eisbildung (insbes. in der Dachstein-Rieseneishöhle) sowie auch Chlorierungsversuche in Höhlengewässern zur Ermittlung hydrologischer Zusammenhänge. Zudem veranstaltet er im Namen des Speläologischen Instituts regelmäßig Forschungs- und Studienreisen, u. a. 1935 zu den Karstgebieten Ungarns und im Folgejahr von Wien über den Balkan nach Istanbul. Nach seinem unerwarteten Tod (1937) wird → R. v. Saar mit der Auflösung des Speläologischen Instituts und der Lehrkanzel für Höhlenkunde betraut, die 1938 liquidiert werden. W.: Die künstlichen Höhlen im Bezirke Schärding. Heimat  – Beiträge zur Heimatkunde und Heimatgeschichte des Bezirkes Schärding, 1912. S.  64–77. Schmuck und Kunst des spätquartären Menschen. Urania 25, 1912. S.  447–501. Höhlenforschungen in Österreich. Höhlenphosphatgewinnung und Fundwesen. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  3–9. Allgemeine Höhlenkunde. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 1, 1922. Grundriß der theoretischen Speläologie, 1923. Ostalpine Karsthöhlen und ihre Erforschung. Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  63–70. Vorläufiger Bericht über paläolithische Ausgrabungen in der Drachenhöhle bei Mixnitz (Steiermark). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S. 106–108. Kombinierte Chlorierung von Höhlengewässern. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S.  8–35. Zweck und Ziel des Speläologischen Institutes der Bundeshöhlenkommission. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 82–85. Kombinierte Chlorierung von Höhlengewässern, mit Beiträgen von H.  Bock und A.  Czerny, 1928. Das österreichische Naturhöhlengesetz. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  1–23. Ein Rauch- und Heizversuch in der Dachstein-Rieseneishöhle. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S. 66–70. Höhenlotungen mit Wasserstoffballons in Höhlen. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  108–110. Frostsprengungen im Höhlensinter. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S. 134–136. Die Entwicklung der Höhlenkunde in Österreich seit 1919. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 74, 1931. S.  346–352. (Mit O.  Abel) (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. E.  Geyer  : Die anthropologischen Ergebnisse der mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften in Wien veranstalteten Lapplandexpedition 1913–14, mit Beitrag und Material von G. Kyrle. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 62, 1932. S. 163–209. Blitzlichtphotographie in Höhlen. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33.

S.  13–28. Die Höhlenbärenjäger in den Alpen. Forschungen und Fortschritte 9(15), 1933. S.  214–215. Altpaläolithikum der Gudenushöhle und der Drachenhöhle in Österreich. Report of the 16th International Geological Congress in Washington D.C. (1933), 1936. S.  1161–1163. Wirtschaftsgeographie der neuentdeckten Phosphoritlager in Oberösterreich. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 77, 1934. S.  44–53. Modernes Erschließungsprojekt des Dachsteinhöhlenparks. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934–36. S. 14– 34. Wasserstau in Eishöhlen. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934–36. S. 63–64. (Mit K. Ehrenberg)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz in Steiermark. In  : G.  Götzinger (Hg.)  : Führer für die Quartärexkursion in Österreich, 1. Teil, 1935. S. 20–34. Wasserfahrten durch das unterirdische Österreich. Neues Wiener Journal, 20.4.1937. S. 5. L.: W. A. v. Jenny  : Nachruf – Georg Kyrle. Prähistorische Ztschr. 27, 1936. S. 320–324. K. Willvonseder  : Georg Kyrle †. Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 13–14, 1937. S. 201–204. O. Menghin  : Georg Kyrle. Wiener Prähistorische Ztschr. 24, 1937. S. 101–112. F. Waldner  : Univ.-Prof. Dr. Georg Kyrle †. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1937. S.  113–116. N.N.: 50. Geburtstag Prof. Dr. Ing. Kyrles. Salzburger Chronik, 19.2.1937. S.  5. M.  Hell  : Prof.  Dr.  Georg Kyrle gestorben. Salzburger Volksblatt, 20.07.1937. S.  6–7. L.  Zotz  : Georg Kyrle †. Quartär  – Internationales Jahrb. zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit 1, 1938. S. 190. F. Waldner  : Georg Kyrle †. Wissenschaftliches Jahrb. der Ersten Donaudampfschifffahrts-Ges. 1, 1938. S. 15–20. J. Weninger  : Georg Kyrle – Worte des Gedenkens. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 68, 1938. S.  1–8. A. Mozsolics  : Dr. Georg Kyrle. Barlangvilag 8, 1938. S. 39–42, 72–74. K. Ehrenberg  : Georg Kyrles Wirken als Speläologe und für die Speläologie. Die Höhle 13(2), 1962. S. 33–39. J. Mattes  : Disciplinary Identities and 321

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Crossing Boundaries. The Academization of Speleology in the First Half of the 20th Century. Earth Sciences History 34(2), 2015. S.  275–295. J. Mattes  : Wissenschaftspolitische Grenzverhandlungen. Zur Gründung der Lehrkanzel für Höhlenkunde an der Universität Wien (1929). In  : J. Feichtinger, M. Klemun, P. Svatek, J. Surman (Hg.)  : Wandlungen und Brüche. Wissenschaftsgeschichte als politische Geschichte, 2018. S.  117–123. J. Mattes  : Politische Tiefenblicke und

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gelenkte Urgeschichtsforschung.  – »Ostmärkische« und ungarische Grabungskampagnen in Höhlen vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Schild von Steier (Beiheft) 8, 2019 (in Druck). Archiv des Bundesdenkmalamts (Personalakt Georg Kyrle). Österr. Staatsarchiv (AVA Unterricht UM allg. Akten 673.6, Kyrle, Georg, Professorenakt). Universitätsarchiv Wien (Rigorosenakt PH RA 3343  ; Personalakt PH PA 2398  ; Personalbogen Senat S 304.698).

Lackner, Georg (vulgo »Schorsch«) * Hallstatt (Oberösterreich) 1912; † Gosau (Oberösterreich) 2013 Schlosser, Gastwirt und Höhlenforscher

B.: Sohn des Bergknappen Franz und der Maria Anna L., geb. Thalhammer. Nach der Volksschule in Hallstatt besucht L. die Bürgerschule in Bad Ischl und absolviert eine Lehre zum Schlosser und Elektriker bei der Schlosserei »Böck« in Hallstatt. Anschließend ist er mehrere Jahre arbeitslos. Während dieser Zeit unternimmt L. zahlreiche anspruchsvolle Bergund Klettertouren, insbes. am Dachstein (Hirlatz- und Wiesberg-Gebiet). Daneben arbeitet er als Kellner in dem von ­seinen Eltern bewirtschafteten Ausflugsgasthaus »Zur Dachsteinwarte« im Echerntal mit. Als passionierter Schachspieler wird L. während der Zwischenkriegszeit Mitglied im Schachklub Ebensee. Ende 1935 erhält er eine Anstellung als Chauffeur bei der Wildbachverbauung in Weyer an der Enns, wird 1939 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und zunächst in Mürzlingen an der Grenze zu Frankreich eingesetzt. Später nimmt L. an Kampfhandlungen in den Pyrenäen, Polen und Russland teil, wo er 1944 bei Orjol in Kriegsgefangenschaft gerät und im Lager bei Vitebsk (Weißrussland) interniert wird. Nach einem gelungenen Fluchtversuch gelangt L. nach mehreren Monaten bis nach Armenien, wird dort aufgegriffen und wieder ins Gefangenenlager nach Vitebsk überstellt. Durch Bekanntschaft mit einem Mithäftling aus Altmünster erhält er einen begehrten Arbeitsplatz in der Schneiderei des Lagers und kann sich so sein Überleben sichern. 1947 wird L. entlassen und kehrt nach Hallstatt zurück, wo er in der Saline bzw. im Salzbergbau eine Anstellung als Schlosser erhält, die er bis zu seiner Pensionierung (1972) ausübt. 1948 Heirat mit der Linzerin Elisabeth L., 1955 erfolgt die Scheidung. Nach Kriegsende stößt L. zu der 1948 in Hallstatt gegründeten Sektion Hallstatt-Obertraun des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. und nimmt an zahlreichen Höhlenbefahrungen teil. Angeregt von → G.  Abel gelingt es L., gem. mit → K.  Pilz und Franz Vockenhuber im November 1949 die Kletterstelle und den Eingangssiphon der Hirlatzhöhle zu überwinden und diese erstmals zu befahren. In den Folgejahren (bis a. Pilz, →  O.  Schauberger und 1952) nimmt er regelmäßig gem. mit u.  → M.  Kirchschläger an der Erforschung und Dokumentation der Hirlatzhöhle teil. 1956 Heirat mit der Kellnerin Maria Urstöger aus Gosau, die gem. mit L. bis 1980 das von den Eltern übernommene Gasthaus »Zur Dachsteinwarte« in Hallstatt-Echerntal führt. 1969 initiiert er die Gründung eines Schachklubs in Hallstatt, 323

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in dessen Rahmen er regelmäßig Meisterschaften und Schachseminare in der Holzfachschule in Hallstatt veranstaltet. Nach dem Tod seiner Ehefrau (1996) verbringt L. seinen Lebensabend im Brigittaheim in Gosau und wird mit der Ehrenmitgliedschaft des Höhlenvereins Hallstatt-Obertraun ausgezeichnet. L.: G.  Buchegger, W.  Greger (Red.)  : Die Hirlatzhöhle im Dachstein, 1998. H.  Posch  : Meine »Jubiläumshürde«. Höhlenkundliche Vereinsinformation Hallstatt-Obertraun 27, 2011. S.  50–51. K.  Sulzbacher  : Georg Lackner – 99 Jahre  ! Höhlenkundliche Vereinsinformation Hallstatt-Obertraun 27, 2011.

S.  52. N. Leutner  : Nachruf auf Georg Lackner. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 64(2–3), 2013. S.  40. N.  Leutner  : Nachruf auf Georg Lackner. Die Höhle 65, 2014. S. 126–127.

Lahner, Georg * Linz (Oberösterreich) 1873; † Linz 1963 Bahnbediensteter und Höhlenforscher

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B.: Unehelicher Sohn der Linzerin Maria Herda. Während seiner Kindheit heiratet seine Mutter den Landesrechnungsrat und späteren Vorstand der Oberösterr. Landesbuchhaltung Georg Lahner, welcher L. an Kindes statt annimmt. Nach der Volksschule und dem Staatsgymnasium in Linz erhält er ein Kardinal-Lambert-Stipendium und besucht 1887–88 für ein Schuljahr das Stiftsgymnasium Kremsmünster, wo er sich durch die Lektüre von Jules Vernes Roman »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde« für das Karst- und Höhlenphänomen zu begeistern beginnt. Anschließend wechselt L. als Schüler an die Infanterie-Cadettenschule in Innsbruck, wo er 1894 als Offiziers-Stellvertreter ausgemustert und dem k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 33 zugeteilt wird. Nach mehreren Jahren im Truppendienst nimmt L. 1897 den Abschied und tritt im Folgejahr in den Dienst der Österr. Staatsbahnen ein, wo er zunächst als Aspirant, später als Adjunkt der Bahnwerkstätte in Linz zugewiesen wird. 1903 Heirat mit der Oberstleutnantstochter Amalia Malicky v. Moldauheim. Acht Jahre später wird L. zum Revidenten befördert und tritt 1924 in den Ruhestand, zuletzt als Oberinspektor. Während seiner beruflichen Tätigkeit absolviert er eine Ausbildung zum Fechtmeister und wird Mitbegründer des ersten Linzer Fechtklubs. Daneben entfaltet er eine rege Aktivität in Turnvereinen und wird schließlich Mitglied in der Ortsgruppe Linz-Urfahr des Touristenvereins »Die Naturfreunde«, wo L. versucht, eine eigene Höhlenfor324

scher-Gruppe aufzubauen. 1907–08 unternimmt er erste Forschungsfahrten ins Geldloch am Ötscher, ins Große Almbergloch und die Elmhöhle im Toten Gebirge, u. a. unter Verwendung von selbst hergestellten Strickleitern. 1909 befährt und vermisst er gem. mit dem Bahnbeamten → J. Pollak, der L. fortan begleitet, die Kreidelucke bei Hinterstoder. Zudem entwickelt er eine Freundschaft zu → F. Mühlhofer, der ihn im Frühsommer 1909 einlädt, mit dem Triester Verein »Hades« an Höhlenforschungen in Krain und im Küstenland teilzunehmen, wo L. bei der Befahrung der Höhlen Mejame jama und Magdalena jama erstmals auf → H. Bock trifft. Im selben Jahr erforscht er u. a. mit Bock, dessen Ehefrau Hanna, Pollak und → J. Kling die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun und initiiert 1910 im Namen der Ortsgruppe Linz-Urfahr des Touristenvereins »Die Naturfreunde« den Ausbau der Höhle für die Öffentlichkeit (ab August 1910 für Besucher geöffnet). Während der Erschließungsarbeiten wird L. von Einheimischen (u. a. → P. Gamsjäger) auf das Wetterloch auf der Niederen Schönbergalpe, die spätere Dachstein-Rieseneishöhle, aufmerksam gemacht. Im Juli 1910 gelingt ihm u. a. mit Pollak und Kling der Abstieg über einen 28 m tiefen Eisabgrund, welcher bis zu diesem Zeitpunkt jedes weitere Vordringen in die Höhle vereitelt hat. Im selben Jahr beteiligt sich L. an der Organisation einer Höhlenforscherwoche in Hallstatt und unternimmt zahlreiche Befahrungen der Dachstein-Mammut- und der Dachstein-Rieseneishöhle, u. a. mit Bock, →  R.  v.  Saar, → A. v. Mörk, → J. Binder und → G. Gaunersdorfer. Weiters entfaltet er eine rege Vortragstätigkeit, wobei er sich öffentlichkeitswirksam als Entdecker der Dachsteinhöhlen präsentiert. Im Oktober 1910 gründet L. gem. mit Gaunersdorfer und August Hödl die Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. und wird zu deren Obmann gewählt. 1911 beteiligt er sich an der Veranstaltung des Ersten  Österr. Speläologen-Kongresses in Hallstatt. Daneben unternimmt L. gem. mit → I.  A.  Perko zahlreiche Höhlenbefahrungen in Krain, u. a. in die Planinska jama, und erkundet mit Bock, Mörk und Pollak das Hallerloch bei Bad Goisern. Um 1910 fassen er und Bock den Entschluss, die Dachstein-Rieseneis- und Dachstein-Mammuthöhle für den Fremdenverkehr auszubauen. In den Folgejahren entfaltet L. für das Projekt eine intensive Werbetätigkeit und leitet gem. mit Bock die dafür notwendigen Erschließungsarbeiten, welche mithilfe von privaten Spenden und z. T. staatlicher Unterstützung finanziert werden. Nachdem L. bereits 1911 im Festungsturm Nr. 2 am Linzer Pöstlingberg lebende Grottenolme aus Slowenien ausgestellt hat, initiiert und begleitet er dortselbst die Einrichtung des weltweit ersten Museums für Höhlenkunde. Dieses wird noch im Mai 1912 eingeweiht und bis 1917 u. a. in den Räumen der heutigen Grottenbahn am Pöstlingberg ausgestellt (ab 1917 ist die Sammlung unter Kustos → T. Kerschner im Museum Francisco-Carolinum unter325

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gebracht und wird 1919 diesem einverleibt). Die Dachsteinhöhlen werden bereits 1912 provisorisch für den Fremdenverkehr eröffnet. Im Folgejahr publiziert L. gem. mit Bock und Gaunersdorfer die Monografie »Höhlen im Dachstein« und leitet bis Kriegsbeginn die weiteren Erschließungs- und Bauarbeiten in der Höhle. 1915 wird er im Auftrag des Kriegsministeriums für drei Monate zu Höhlenforschungen um Postojna (Slowenien) abkommandiert, wo L. erfolglos die Verbindung der Höhlen Postojnska jama und Črna jama nachzuweisen versucht und dafür u. a. umfangreiche Sprengarbeiten zur Erweiterung von Engstellen durchführt (nach dem Krieg wird von italienischen Höhlenforschern die Verbindung nachgewiesen). 1916 untersucht er im Auftrag des Kriegsministeriums die unterirdische Entwässerung des Karstgebietes um Njeguši (Montenegro), wo L. die Jama Duboki Do bis in eine Tiefe von 360 m befährt, und publiziert während der Kriegsjahre zahlreiche nationalistische Artikel in der deutschsprachigen Presse. 1919 beteiligt er sich an der Erforschung der Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee und gem. mit → E.  Aigner an der Erkundung der Mortonhöhle bei Obertraun. Im staatlichen Auftrag wird L. 1920–21 als provisorischer Leiter mit der Verwaltung der Dachsteinhöhlen betraut, danach werden diese bis 1922–23 in Person von Saar und → R. Willner direkt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft betreut. 1921 initiiert er die Neugründung der höhlenkundlichen Sektion in Linz als Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr. und wird zum ersten Obmann gewählt. Nachdem die Dachsteinhöhlen 1923 von → R. Boehmker gepachtet worden sind, erfolgt ein Jahr später auf Initiative von L. die Gründung der Gesellschaft »Subterra«, welche den Betrieb der Dachsteinhöhlen unter der Leitung der drei Gesellschafter Boehmker, Paul Poindecker und L. vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft übernimmt. Da er sich zunehmend auf die Verwaltung der Dachsteinhöhlen konzentriert, entstehen Konflikte mit anderen Forschern des Vereins, welche die Gründung des Oberösterr. Höhlenforscherklubs Linz (heute Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr.) unter August Hödl und → F. Rettich nach sich zieht. Der von L. und → T. Kerschner weitergeführte Landesverein für Höhlenkunde besteht nur mehr auf dem Papier fort. 1924 wird er von der Gesellschaft »Subterra« zum Lokalverwalter der Dachsteinhöhlen bestellt, während Boehmker die Geschäftsführung übernimmt. Im Folgejahr entsteht ein schwerer Konflikt zwischen L. und dem Geschäftsführer, der diesen im Zuge mehrjähriger Gerichtsverfahren der Untreue beschuldigt. 1927 wird er freigesprochen, scheidet allerdings gem. mit Boehmker und Poindecker aus der Gesellschaft aus und erhält eine Ablöse für seine Anteile. Im Alter ist L. v. a. als Redakteur der Zeitschrift »Mitteilungen für Erdkunde« (1932–40, 1946– 57, insges. 15 Jg.) tätig, welche seitens des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. herausgegeben wird. Daneben veranstaltet er mit Lehrern aus Oberösterr. und 326

Salzburg geologische Exkursionen und stellt erdkundliche Mustersammlungen für viele Schulen in Oberösterr. zusammen. 1941 fungiert er im Zuge der »Neuordnung« der Höhlenforschung im Deutschen Reich u. a. mit → H. Brand und → W. v. Czoernig als Gründungsmitglied des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung. 1949 beteiligt sich L. an der Gründung des Verbandes Österr. Höhlenforscher, wirkt 1949–61 als Vizepräsident und zugleich als Ehrenpräsident der Vereinigung. W.: (Red.)  : Führer durch die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Mit einem Plan von Julius Pollak und 9 photogr. Aufnahmen von J. Kling, 1910. Ein unterirdischer Eispalast. Unterhaltungsbeilage der (Linzer) Tagespost, 21.8.1910. Die Dachsteinrieseneishöhle im Salzkammergute. Kosmos  – Handweiser für Naturfreunde 10(6), 1912. S.  142–145. Ein Museum für Höhlenforschung in Österreich. Kosmos  – Handweiser für Naturfreunde 10(6), 1912. S. 204–207. (Mit H.  Bock, G.  Gaunersdorfer)  : Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises, 1913. Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die geologische Vergangenheit der nördlichen Kalkalpen. Himmel und Erde  – Illustrierte naturwissenschaftliche Monatsschrift 25, 1913. S. 411–417. Im Karst der Schwarzen Berge. Höhlenforschungen und hydrographische Studien in West-Montenegro. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 8–12(2–4), 1915–19. S.  1–37. Höhlenforschung im Kriege. Die Wochenschau. Illustrierte Zeitung 15 (Kriegsnummer), 1916. S. 470–472. Der westmontenegrinische Karst und sein hydrologischer Zusammenhang mit der Bucht von Cattaro. Petermanns Mitt., 1917. S. 297–302. Die Dachsteinhöhlen in Oberösterreich. Heimatgaue 1, 1920. S.  129–151.

Der oberösterreichische Dachsteinhöhlenpark. Kalender des katholischen Volksvereines für Oberösterreich, 1926. S. 95–99. Der Dachsteinhöhlenpark im oberösterreichischen Salzkammergut. In  : Oberösterr. Landesregierung (Hg.)  : Oberösterreich. Land und Volk, 1926. S.  236–245. Morphologie des Salzkammergutes. Die Karstlandschaft. Mitt. für Erdkunde 6, 1937. S. 124– 154. Die Dachstein-Höhlen im oberösterreichischen Salzkammergut und ihre Bedeutung in der Entstehung der Nördlichen Kalkalpen, 1948. Unserem Verband zum Geleite. Die Höhle 1(1), 1950. S. 1–2. (Mit L. Weinberger)  : Eiszeitprobleme, 1957. L.: F. J. Pesendorfer  : Oberösterreich im Weltkrieg, 1917 (bes. S.  309–310). R.  Pilz  : Georg Lahner  – neunzig Jahre. Die Höhle 13(4), 1962. S. 96–98. N.N.: In memoriam Georg Lahner. Die Höhle 14(4), 1963. S. 108. E.  Fritsch  : Geschichte der Höhlenforschung in Oberösterreich (mehrere Teile, Folge 4–8). Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 72(3), 1976. S.  12–17  ; 73(1), 1977. S.  18–21  ; 74(2), 1977. S.  5–7  ; 75(1), 1978. S.  19–21  ; 76(2), 1978. S.  3–6. J. Mattes  : Early Efforts in the Musealization of Cave Research. Exemplified by the Speleological Museum in Linz (1912–1917). Atti e Memorie della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 47, 2016. S. 71–88.

Lammer (geb. Hübel), Hildegard * Kirchheim unter Teck (Baden-Württemberg, Deutschland) 1952; † Leoben (Steiermark) 2013 Industriekauffrau, Höhlenforscherin und Höhlenretterin

B.: Tochter des Tischlers Oswald und der Hedwig Hübel. Nach Besuch der Grundund Hauptschule in Lenningen absolviert L. eine Lehre zur Industriekauffrau. 1974 heiratet sie den Großhandelskaufmann Günter Lammer, mit dem sie im Rahmen 327

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eines Urlaubs Langenwang besucht, in Kontakt mit den Mitgliedern des Vereins für Höhlenkunde Kalzitkristall (ab 1978 Verein für Höhlenkunde Langenwang) kommt und an Höhlenfahrten teilnimmt. 1983 übersiedelt das Ehepaar nach Langenwang, wo L. ab 1984 die Funktion der Schriftführerin und die Redaktion der Mitteilungen des dortigen höhlenkundlichen Vereins übernimmt. Weiters beteiligt sie sich an Forschungsfahrten in die Höhlen um Mürzsteg, Niederalpl und auf der Tonion (insbes. Teufelskessel, heute Teil des Tonion-Höhlensystems). 1990 fungiert L. als Gründungsmitglied und bis 2011 als Schriftführerin des Steirischen Landesverbands für Höhlenrettung, wobei sie regelmäßig Schulungen veranstaltet und Rettungseinsätze koordiniert. 1997 beteiligt sie sich an der Organisation der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Neuberg an der Mürz und ist seitdem als Rechnungsprüferin des Verbandes tätig. 2012 erfolgt die Auszeichnung mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Steiermark in Gold.

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W.: (Red.)  : Mitt. des Vereines für Höhlenkunde Langenwang (ab 1994 Höhlenkundliche Mitt.  – Verein für Höhlenkunde Langenwang), 1984–2013. Korallenschacht. Höhlenkundliche Mitt. – Verein für Höhlenkunde Langenwang 17, 1997. S.  39–40. Ge-

schichte des Vereins für Höhlenkunde Langenwang. Die Höhle 51(1), 2000. S. 23–24. L.: H. Baumgartner  : Hildegard Lammer. Die Höhle 64, 2013. S. 166.

Lämmermayr, Ludwig * Linz (Oberösterreich) 1877; † Graz (Steiermark) 1943 Pflanzenökologe, Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Ludwig, Lehrer an der Oberrealschule in Linz, und der Gemeindesekretärtochter Leopoldine L., geb. Paulus. 1878 verstirbt sein Vater an Lungentuberkulose. Nach der Volksschule besucht L. ab 1888 das Staatsgymnasium in Linz, wo er 1896 maturiert. Mit Unterstützung des Pruner-Waisen-Stipendiums der Stadtgemeinde Linz studiert er ab 1896 Naturwissenschaften und Mathematik an der Univ. Wien, u. a. bei Richard v. Wettstein. 1900 promoviert L. bei Julius Wiesner in Botanik mit der Dissertation »Heterotrophie des Holzkörpers und der Rinde von Koniferen und Laubbäumen ana328

tomisch und physiologisch behandelt« und legt anschließend die Lehramtsprüfung für Mittelschulen in den Fächern Naturgeschichte, Physik und Mathematik ab. 1900–01 wirkt L. als Assistent von Karl Wilhelm an der Lehrkanzel für Botanik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Nach dem Probejahr an der Landes-Oberrealschule in Hodonín (Mähren) ist er 1903–11 als Lehrer in den Fächern Naturgeschichte, Mathematik, Physik und Philosophische Propädeutik am Staatsgymnasium in Leoben (1906 Definitivstellung) tätig und fungiert zugleich als Kustos der naturhistorischen Schulsammlung. Dabei setzt er mehrere Initiativen zur Reform des Naturgeschichte-Schulunterrichts, u. a. Einbeziehung von Lehrwanderungen und -exkursionen in den Regelunterricht, und publiziert zahlreiche fachdidaktische und reformpädagogische Artikel. 1904 Heirat mit der Kitzbühler Staatsbahnbeamtentochter Anna Hager in Linz, Geburt der Kinder Ludwig (* 1907) und Ida. Auf einer Studienreise (1907) nach Istrien, Dalmatien und Bosnien kommt L. erstmals mit dem Karst- und Höhlenphänomen in Kontakt und beginnt sich seitdem mit dem Lichtbedürfnis von Pflanzen zu beschäftigen, daneben führt er auch zoologische Aufsammlungen und Bestimmungen durch. Angeregt von der Zeitungsberichterstattung über die Entdeckung und Erschließung der Dachsteinhöhlen besucht L. 1912 das Goldloch bei Hallstatt sowie die Dachstein-Rieseneishöhle bei Obertraun und beobachtet dort eine Änderung des Pflanzenbewuchses, welche sich als Folge des Lichtabfalles gegen das Höhleninnere ergibt. Ab 1912 ist er als Lehrer am Zweiten Staatsgymnasium in Graz tätig, zuletzt als Studienrat (1931). Angespornt von seinen Beobachtungen in den Dachsteinhöhlen untersucht L. ab 1912 die Flora von 77 Höhlen (vorwiegend im Ostalpenraum, zudem in Krain und im Elbsandsteingebirge), wobei er sich aufgrund einer Subvention des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark ab 1917 insbes. den Höhlen der Steiermark widmet. 1912–18 erscheinen zahlreiche wissenschaftliche, aber auch populäre Artikel zu Höhlenpflanzen, welche die Grundlage für speläobiologische Arbeiten von → F. v. Morton und → H. Gams liefern. 1915 publiziert L. eine prägnante Gesamtdarstellung des Karst- und Höhlenphänomens mit dem Titel »Die Höhle«, welche prähistorische, paläontologische, botanische und faunistische Beiträge einbezieht. 1912 wird er Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark, wo er v. a. in der Botanischen Sektion mitarbeitet und regelmäßig Vorträge (insbes. zu höhlenkundlichen Themen) hält. 1917 Scheidung von seiner Ehefrau und neuerliche Heirat mit Maria Bayerl, die Ehe bleibt kinderlos. 1917–21 fungiert L. als Sekretär bzw. Erster Schriftführer des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark, 1932 für ein Jahr als Obmann und bis zu seinem Ableben als Ausschussmitglied des Gesamtvereins. Ab den 1920er Jahren verschiebt sich sein Forschungsinteresse von anatomisch-physiologischen Untersuchungen und dem Einfluss von Lichtstärke und -genuss zu pflan329

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zenökologischen und -geografischen Fragestellungen, dazu zählen u. a. der Zwergwuchs von Holzgewächsen an und ober der Waldgrenze sowie der Einfluss von magnesit- und serpentinhaltigen Böden auf den Pflanzenbewuchs. 1935 habilitiert sich L. in Pflanzenökologie und wird zum Priv.-Dozenten an der Univ. Graz ernannt. Im Folgejahr tritt er in den Ruhestand, obgleich L. seine Vorlesungstätigkeit u. a. mit den Lehrveranstaltungen »Ökologie der Alpenpflanzen«, »Speläobotanik« und »Lichtklima und Lichtgenuß« fortsetzt. 1937 erfolgt die Auszeichnung mit dem Ritterkreuz des Österr. Verdienstordens. Während der Kriegsjahre wird L. als Lehrer wieder aus dem Ruhestand in den aktiven Dienst zurückbeordert und als Vertretungslehrer eingesetzt. Sein Herbar und seine Diapositivsammlung werden nach seinem Ableben vom Botanischen Institut der Univ. Graz zu Lehrzwecken angeworben. 1947 benennt → G. Abel eine neu entdeckte Höhle im Mittagskogel am Dachstein nach ihm.

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W.: Zur Einführung des Schießunterrichtes an den Mittelschulen. Mitt. der deutschen Mittelschullehrer-Vereine von Teplitz-Schönau, Brünn, Graz, Klagenfurt, Triest und Innsbruck 10, 1911. S. 1–5. Die grüne Pflanzenwelt der Höhlen (3 Teile). Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 87, 1911. S. 325–364  ; 90, 1913. S. 125–153  ; 92, 1915. S. 107–148. Naturstudien und Lehrwanderungen in der Umgebung einer deutschen Alpenstadt (2 Teile). Monatshefte für den naturwissenschaftlichen Unterricht 5(7–8), 1912. S. 241–256, 327–345. Zur Verwertung des Pflanzenmaterials im Unterricht und auf Lehrwanderungen (2 Teile). Ztschr. für Lehrmittelwesen und pädagogische Literatur 9, 1913. S.  169–177, 193–201. Unser Wald. Ein Kapitel denkender Naturbetrachtung im Rahmen der vier Jahreszeiten, 1913. Lichtgenussstudien (Farne, Bära.). Jahresber. des lappe, Gentiana asclepiadaea u.  Staatsrealgymnasiums in Graz 5, 1914. S. 3–16. Die Stellung der Assimilationsorgane zum Lichte. Österr. Monatsschrift für den grundlegenden naturwissenschaftlichen Unterricht  10, 1914. S.  189–119. Die Fortbildung des Naturhistorikers im Lehramt. Österr. Monatsschrift für den grundlegenden naturwissenschaftlichen Unterricht 11, 1915. S. 57–65. Die Höhle. Bilder vom Leben und den Wundern unter Tag, 1915. Die Anpassung der Pflanze an die Beleuchtung. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark

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52, 1916. S. 333–353. Die grüne Vegetation steirischer Höhlen. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 54, 1918. S.  53–88. Bemerkenswerte neue Pflanzenstandorte aus Steiermark. Österr. Botanische Ztschr. 67, 1918. S. 124–126. (Mit M. Hoffer)  : Steiermark (Naturführer), 1922. Neue bemerkenswerte Pflanzenfunde in mittelsteirischen Höhlen. Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S. 127–140. Neue floristische Ergebnisse der Begehung steirischer Magnesit- und Serpentinlager. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 80, 1931. S.  83–93. Die Legzirbe in den Alpen. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 63, 1932. S.  52–61. Neue Beobachtungen und Untersuchungen an den Legzirben des Zirbitzkogels. Österr. Botanische Ztschr. 82, 1933. S. 196–206. Floristisches aus Steiermark. Österr. Botanische Ztschr. 91, 1942. S. 41–48. L.: F.  v.  Morton, H.  Gams  : Höhlenpflanzen, 1925. N.N.: Ludwig Lämmermayr. (Grazer) Tagespost, 12.12.1943. A.  Meixner, W.  Rössler  : Ludwig Lämmermayr. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 95, 1965. S. 309–319. H. Lohberger  : Ludwig Lämmermayr. Ein Naturführer und Naturschützer in der Steiermark. Bl. für Heimatkunde 45, 1971. S.  125–127. Universitätsarchiv Wien (PH RA 1324 Lämmermayr, Ludwig). Universitätsarchiv Graz (Habilitationsakt, Ludwig Lämmermayr).

Langer (geb. Mayerhofer), Brigitte * Klagenfurt (Kärnten) 1943; † Klagenfurt 2015 Einzelhandelskauffrau und Höhlenforscherin

B.: Zweites Kind des aus Gräbern/Prebl im Lavanttal stammenden Müllergesellen Peter und der Köchin Friedericke M., geb. Rasch. Nach der Ursulinen-Volksschule in Klagenfurt wechselt L. für ein Jahr an die öffentliche Westschule am Kreuzbergl. Anschließend an die Hauptschulzeit in Klagenfurt, welche L. an der Westschule und an der Schule in der Waisenhauskaserne absolviert, besucht sie drei Jahre die kaufmännische Berufsschule und erlernt den Lehrberuf »Handel mit Textil und Schuhen« im Schuhhaus »Keiler« in der Karfreitstraße, wo sie nach Absolvierung der Lehrabschlussprüfung bis zur Geburt des ersten Kindes arbeitet. 1962 Heirat mit dem Radio- und Fernsehmechaniker-Meister Harald Langer, Geburt der Kinder Evelin (* 1962), Gabriele (*  1966) und Andreas (*  1972). Anschließend wird sie Miteigentümerin und -arbeiterin in der von ihrem Ehemann bis zu seiner Pensionierung geführten Firma »Langer und Liegl Tele-Videoelektronik«. 1976 tritt L. der 1965 gegründeten Fachgruppe für Karst- und Höhlenkunde im Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten bei und übernimmt die Schriftleitung, welche sie bis zu ihrem Ableben ausübt und dabei mit den Fachgruppenleitern → L. Kostelka (1976–79), Christian Bernardo (1980– 82), → W. R assl (1983–86) und Harald Langer (1987–91) zusammenarbeitet. 1992– 2013 hat L. gem. mit ihrem Ehemann Harald die Leitung der Fachgruppe inne, organisiert Forschungsfahrten und wirkt bei der Vermessung und Dokumentation zahlreicher Kärntner Höhlen mit, insbes. bei der Zankerhöhle bei Radenthein, dem Rassl-System und Lobnigschacht. Zudem engagiert sie sich in der 1967 gegründeten Kärntner Höhlenrettung unter → K.  Plasonig und übernimmt 1978 die Koordination des Rettungseinsatzes im Altenbergschacht (Nordkarawanken). Von 1976 bis 1994 arbeitet L. bei der Redaktion der Fachgruppen-Zeitschrift »Höhlenforschung« mit und unterstützt 1978 Gerd Zaworka vom Amt der Kärntner Landesregierung bei der Anlage des Kärntner Höhlenkatasters und der Weiterführung der Datenbank. Ab 1980 beteiligt sie sich an der Erforschung von Höhlen auf der Unterschäffler Alm im Obir-Gebiet (u. a. Rote Grotte), von Höhlen im Bereich der Matzen und im Lobnig-Gebiet (u. a. Christinenschacht). 1982 arbeitet sie an der Organisation der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Moosburg mit und hilft 1989, 1995 und 2004 bei der Veranstaltung des Dreiländertreffens von Höhlenforschern aus Ita331

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lien, Slowenien und Kärnten in Jerischach. Zeitlebens nimmt L. an mehreren Auslandsfahrten teil, u. a. 1998 ins Höhlensystem Altınbeşik-Düdensuyu Mağarası (Türkei) sowie 2005 in die Höhle Peştera Tăşoare (Rumänien). Zudem führt sie Fledermauszählungen im Rassl-System und der Bumslucke durch, beschäftigt sich daneben mit Sportschießen und nimmt an Wettkämpfen des Schützenvereins SSV Sponheim teil. W.: Tabellarische Übersicht über das Jahr 1978 (bis Ende Oktober). Höhlenforschung Kärnten 2, 1977– 78. S.  26–27. Das Dreiländertreffen »Dreieck der Freundschaft«. Höhlenforschung Kärnten 19, 1996. S.  34–35. (Mit A.  Langer)  : Bericht über das Vereinsjahr 1998. Höhlenforschung Kärnten 21, 1998–99. S.  16–18. (Mit A.  Langer)  : Bericht der Fachgruppe für Karst- und Höhlenkunde für den Zeitraum 31.10.1998 – 30.10.1999. Höhlenforschung Kärnten 22, 2000. S. 16–18.

L.: O.  Jamelnik  : 25 Jahre Höhlenforschung, wie es dazu kam (1976–2001). Höhlenforschung Kärnten 23, 2001. S. 19–54. A. Langer  : Zum Gedenken an Brigitte Langer. Höhlenforschung Kärnten 33, 2014–16. S. 68–69. A. Langer  : Nachruf auf Brigitte Langer. Die Höhle 66, 2015. S. 149–150. A. Langer  : Zum Gedenken an Brigitte Langer. Carinthia II 206/126, 2016. S. 288–290.

Lechner (geb. Michels), Heinrich (vulgo »Rübezahl«) * Klosterneuburg (Niederösterreich) 1884; † Salzburg 1959

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Offizier und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn des Linzer Postkontrollors Georg L. und der aus Wittlich bei Trier stammenden Rechtskonsulententochter Maria Michels. Nach Anstellung des Vaters am k. k. Handelsministerium heiraten die Eltern 1896. Zunächst besucht L. die Volks- und Unterrealschule in Wien, anschließend absolviert er 1902–06 die Kadettenschule der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt. Nach der Beförderung zum Kadett-Offiziersstellvertreter (1906) wird er dem k. k. Landesschützen-Regiment Nr. 1 (Gebirgstruppe) in Trient zugewiesen. Von dort wechselt L. drei Jahre später als Leutnant zum k. k. Landesschützen-Regiment Nr. 3 nach Innichen, dazwischen ist er für kurze Zeit dem Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 8 in Prag zugeteilt. Dabei betätigt er sich sportlich als Fechter, Eisläufer, Rad- und Rennfahrer. 1910 ist wegen einer Damenbekanntschaft eine Privatklage von L. am Strafbezirksgericht Josefstadt gegen drei Hörer der Univ. Wien anhängig, die ihm vorgeworfen haben, einer Satisfaktion ausgewichen zu sein. Nach der Beförderung zum Oberleutnant (1913) wird er 332

im Mai des Folgejahres zum Landwehr-Infanterie-Regiment Nr.  15 nach Opava (Mähren) versetzt und nimmt bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs an den Kampfhandlungen in Galizien teil. Dort wird er verwundet, gerät in russische Kriegsgefangenschaft und wird nach Sibirien deportiert, wo er vermutlich Kontakte zu dem ebenfalls dort internierten Offizier und Höhlenforscher →  F.  Mühlhofer knüpft. Im August 1916 gelingt ihm die Flucht von Sibirien durch die Wüste Gobi nach China, Japan und die USA. Um die Überfahrt zu bezahlen, verdingt sich L. in New York als Matrose auf einem dänischen Schoner. Im Jänner 1918 wird sein Schiff jedoch von britischen Truppen aufgebracht, worauf er neuerlich als Kriegsgefangener in England interniert wird. Nach mehreren misslungenen Fluchtversuchen beabsichtigt L. durch mehrwöchige Nahrungsverweigerung als Kriegsinvalide einen Gefangenenaustausch zu erzwingen, was schließlich im Mai 1918 gelingt. In Österr.-Ungarn wird er zum Hauptmann befördert und muss aufgrund von Herz- und Lungenproblemen einen mehrmonatigen Erholungsaufenthalt in Karlovy Vary und Bad Ischl absolvieren, wo er im August 1918 im Adria-Kriegshospiz einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel »Meine Flucht aus Sibirien« hält. Anschließend wird L. zum Kaiserschützen-Regiment Nr. 3 an die Italienfront transferiert, wo er im November 1918 bei Folgaria (Trient) zum dritten Mal in Kriegsgefangenschaft gerät. Erst im September 1919 entlassen, wird L. in den Dienst der Deutschösterr. Volkswehr (ab 1920 Bundesheer) übernommen. Zudem tritt er der Christlich-sozialen Partei und der Österr. Heimwehr bei. 1919–23 ist er als Kompaniekommandant im Infanterie-Regiment Nr. 1 (1. Bataillon) und als Leiter div. Schi- und Alpinausbildungen tätig, in deren Rahmen er mit den ihm unterstellten Soldaten zahlreiche Höhlentouren und anspruchsvolle Schachtbefahrungen unternimmt. Während der Nachkriegsjahre stößt L. durch seine Bekanntschaft mit Mühlhofer zum Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr., wird wegen seiner Statur unter Höhlenforschern »Rübezahl« gerufen und nimmt u. a. als Expeditionsleiter an mehrtägigen Forschungstouren in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun (1923), die Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee (1924) und das Geldloch am Ötscher (1923) teil, wo eine von Mühlhofer und L. geleitete Expedition unter Beteiligung des Österr. Bundesheers einen weltweiten Tiefenrekord von 437 m aufstellt. Dabei befehligt er in seiner Funktion als Stabshauptmann eine Kompanie Soldaten, die bei den Forschungen als Kletterer, Träger und Helfer sowie in der Dachstein-Mammuthöhle im staatlichen Auftrag auch zur Erschließung der Schauhöhle eingesetzt werden. Weiters arbeitet L. im Hauptverband deutscher Höhlenforscher mit, nimmt an dessen Jahrestagungen teil und baut eine Freundschaft zu dem Vorsitzenden Mühlhofer auf, mit dem er in Begleitung von → H. Bock, → R. Oedl, → A.  v.  Markovits, → H.  Hofmann-Montanus und Feldwebel Ludwig Höll333

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riegl zahlreiche Forschungsfahrten in niederösterr. und slowenische Höhlen unternimmt. 1923 wird L. zum Heeres-Bergführer und Stabshauptmann ernannt, drei Jahre später folgt die Beförderung zum Major. Als Offiziersvertrauensmann seines Regiments setzt er sich im Streit zwischen Mühlhofer und seinem Vorgesetzten für den Erstgenannten ein, daraufhin wird die Auseinandersetzung 1927 sogar im Österr. Parlament behandelt. 1932–33 wird er mit der Organisation der Heeresbergführerausbildung betraut und nimmt als Mitglied der Heimwehr bzw. als Stabsoffizier in der 4. Niederösterr. Heimatschutzbrigarde am Österr. Bürgerkrieg teil, wofür L. 1934 zum Oberstleutnant befördert und im Folgejahr mit dem Ritterkreuz des Österr. Verdienstordens ausgezeichnet wird. Im Dezember 1934 wird er reaktiviert und zum 12.  Alpenjäger-Regiment nach Innsbruck versetzt, zwei Jahre später fungiert er als Mobilmachungsoffizier in der 6. Division. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird L. in den Dienst der deutschen Wehrmacht übernommen, 1939 zum Oberst und Kommandanten des Infanterie-Regiments 330 befördert, und nimmt an der Eroberung Lothringens und dem Durchbruch der Maginot-Linie teil. Im Dezember des Folgejahrs erleidet L. einen Schädelbruch und eine Fraktur der rechten Schulter, worauf er bis Mai 1941 dienstunfähig ist und sich in Spitalspflege befindet. Nach seiner Beförderung zum Generalmajor fungiert er von Dezember 1941 bis Juli 1942 als Kommandant der Festungs-Brigade Nr. 2 in Kreta, während die dort stationierten deutschen Soldaten brutal gegen die lokale Bevölkerung vorgehen und z. T. Kriegsverbrechen verüben. Nach einem Spitalsaufenthalt von Juli bis September 1943 wird L. der Führerreserve zugewiesen, anschließend zur Militärverwaltung in Frankreich transferiert und im Oktober 1944 als Generalmajor in den Ruhestand versetzt. Von Mai 1945 bis Oktober 1946 steht L. wegen der ihm auf Kreta angelasteten Kriegsverbrechen unter Hausarrest. L.: N.N.: Erlebnisse eines Kriegsgefangenen. Neues Wiener Tagblatt, 8.8.1918. S.  9. F.  Mühlhofer   : Ötscherexpedition. Mitt. der Bundeshöhlenkommission  – Organ des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher (später Mitt. über Höhlen- und Karstforschung), 1923. S.  34–35. N.N.: Vaugoins Krieg gegen die aufrechten Offiziere. Arbeiter-Zeitung, 26.11.1927. S. 7. H. Stümpfer  : Major Heinrich Lechner zum Abschied. Triestingtaler und Piestingtaler

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Wochen-Blatt, 8.12.1934. S. 5. N.N.: Heinrich Lechner. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1959. S.  8. E.  A.  Schmidl  : Heinrich Lechner – dreimal Kriegsgefangener. In  : H. Hinterstoisser, M.  C.  Ortner, E.  A.  Schmidl (Hg.)  : Die k. k. Landwehr-Gebirgstruppen. Geschichte, Uniformierung und Ausrüstung der österreichischen Gebirgstruppen von 1906 bis 1918, 2006. S. 304–305.

Lehmann, Otto * Wien 1884; † Disentis (Graubünden, Schweiz) 1941 Geograf

B.: Sohn des aus Sachsen eingewanderten Kaufmanns Carl Otto und der aus Bayern stammenden Stadtkämmerertochter Marie Henriette L., geb. Herrmann. Nach der evgl. Volksschule in Wien-Wieden besucht L. ab 1895 das Elisabethgymnasium, wo er durch seinen Lehrer Wilhelm Schmidt zu der Beschäftigung mit Erdkunde angeregt wird. Nach der Matura (1903) studiert L. Geografie, Rechtsgeschichte und Philosophie an der Univ. Leipzig, u. a. bei Friedrich Ratzel. 1904 wechselt er an die Univ. Wien und beginnt ein Studium der Geografie und Geschichte bei Albrecht Penck, Eugen Oberhummer und Eduard Brückner, bei dem L. 1908 mit der Dissertation »Glazialmorphologische Studien aus dem Gebiete der Sarca di Genova« promoviert und anschließend die Lehramtsprüfung für Geografie und Geschichte ablegt. Nach Ableistung des Militärdienstes erhält er 1909 eine Anstellung als Assistent am Lehrstuhl von Joseph Partsch an der Univ. Leipzig. 1911–12 absolviert L. als Hörer von William Morris Davis und Emmanuel de Martonne einen Gastaufenthalt an der Sorbonne in Paris, wo er weitgehend mittellos lebt. 1912–28 ist L. als Assistent von Eduard Brückner am Institut für Geografie der Univ. Wien tätig, unterbrochen durch den Militärdienst als Artillerieoffizier in Serbien (1914–17), aus dem er infolge einer schweren Verletzung der rechten Hand entlassen wird. 1914 Heirat mit der Bludenzer Arzttochter Beatrice Gassner, Geburt von zwei Töchtern. Während seiner Anstellung in Wien befasst sich L. mit Fragen der Karsthydrografie und Glaziomorphologie (auch Höhlen-, Bergsturzund Mäanderbildung), die er vornehmlich mit mathematischen Methoden untersucht. Zudem beschäftigt sich L. mit Siedlungsgeografie und Kartografie. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Wien wird er mit zahlreichen Aufnahmearbeiten betraut, u. a. in den Rutschgebieten des Sandlings (Altaussee) sowie an Quellen und Grundwasserströmen von Wien und Umgebung. 1920 habilitiert er sich in Geografie mit der Arbeit »Die Bodenformen der Adamellogruppe und ihre Stellung in der alpinen Morphologie«. Im Folgejahr nimmt L. gem. mit u. a. → R. Oedl, → L. Fuhrich, → O. v. Wettstein, → W. v. Czoernig und → E. v. Angermayer an der Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Eisriesenwelt teil, beginnt sich in der Höhlenforschung zu engagieren und baut eine enge Freundschaft zum Expeditionsleiter → E. Hauser auf. Ab 1921 ist L. Mitglied des Landesvereins für Höhlen335

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kunde in Salzburg und setzt sich im Sinne Hausers erfolglos für die Streichung des Arierparagrafen in den Vereinsstatuten ein, was jedoch zur Absetzung des bisherigen Obmanns → G.  Freytag führt. 1925 wird L. zum ao. Professor an der Univ. Wien ernannt, drei Jahre später auf den Lehrstuhl für Geografie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich berufen und wirkt bis zu seinem Ableben als Vorstand des Instituts für Geografie. 1932 erscheint seine bekannteste Abhandlung »Die Hydrographie des Karstes«, wo er den Begriff des »karsthydrographischen Gegensatzes« (Missverhältnis zwischen der Vielzahl von Schluckstellen und wenigen Karstquellen) einführt, sich u. a. für die von → F.  K atzer und → F.  Knebel entwickelte Höhlenflusstheorie ausspricht und →  A.  Grunds Karstgrundwassertheorie ablehnt (heute wird beiden Theorien Gültigkeit attestiert). Ab 1933 wird L. Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich und zwei Jahre später mit der Cvijić-Medaille der Geografischen Gesellschaft Belgrad ausgezeichnet. 1938 nimmt er die Schweizer Staatsbürgerschaft an. L. verstirbt während einer Exkursion im Bündner Oberland.

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W.: Die Aufgabe der Museen. Zoologischer Anz. 31, 1906. S.  87–93. Das Tote Gebirge im Hochkarst. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 50, 1907. S. 201–242. Zur historisch-politischen Geographie von Österreich und Ungarn. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 62, 1919. S. 150–180. Die Bodenformen der Adamellogruppe und ihre Stellung in der alpinen Morphologie, 1920. (Mit E.  Hauser, R.  Oedl, J.  Pia, O. v. Wettstein)  : Bericht über die im Auftrage und mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften durchgeführte Expedition in die neu entdeckte große Eishöhle im Tennengebirge. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 58, 1921. S. 79–86. Beiträge zur gesetzmäßigen Erfassung des Formenablaufs bei ständig bewegter Erdrinde und fließendem Wasser. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 65, 1922. S.  55–77. Die Auswaschung an Klammwänden und die Richtung des Wasserlaufes. Ber. der Bundeshöhlenkommission (vormals staatlichen Höhlenkommission) 3(1–2), 1922. S.  40–49. Die große Eishöhle im Tennengebirge (Salzburg). Morphologische Beobachtungen. Speläologisches Jahrb. (vormals Ber. der Bundeshöhlenkommission) 3, 1922. S.  51–121. Ergebnisse der Expedition Dr. Handel-Mazzetti’s nach China 1914 bis 1918. Die geographischen Ergebnisse der Reise durch Guidschou (Kweitschou). Denkschriften der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  100, 1926. S.  77–99. Die Verheerungen in der Sandlinggruppe durch die im Frühherbst 336

1920 entfesselten Naturgewalten (Absitzung, Bergsturz und Gesteinsstrom). Denkschriften der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  100, 1926. S.  259–299. (Mit E.  v.  Angermayer, A.  Asal, W.  v.  Czoernig u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, 1926. S.  257–299. Die Oberflächengestaltung der österreichischen Alpen. Monographien Geowissenschaften Gemischt 111, 1928. S.  84–108. Die Besiedlung und die Verkehrsstraßen der österreichischen Alpen. Monographien Geowissenschaften Gemischt 111, 1928. S.  256–287. Die große Höhle der »Eisriesenwelt« im Tennengebirge. Der Naturfreund  – Mitt. des Touristen-Vereins »Die Naturfreunde«, 1928. S.  63–66. Die Hydrographie des Karstes, 1932. Über die Stellung der Geographie in der Wissenschaft. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Ges. in Zürich 81, 1936. S. 217–239. Der Zerfall der Kausalität und die Geographie, 1937. L.: E. Winkler  : Prof. Dr. Otto Lehmann, E.T.H. Mitt. der Geographisch-Ethnographischen Ges. Zürich 40, 1939–40. S.  5–14. B.  Brunner  : Otto Lehmann (Mitglied der Gesellschaft seit 1933). Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Ges. in Zürich 86(3–4), 1941. S.  366–367. E.  Winkler  : Otto Lehmann. Der Schweizer Geograph (3), 1941. S. 62–65. E. Winkler  : Otto Lehmann †. Petermanns Mitt. (6), 1941. S. 219. H. Slanar  : Otto Lehmann. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 84, 1941. S.  422–423. H.  Knuchel  : † Professor Dr. Otto Lehmann. Schweizerische Ztschr.

für Forstwesen (6), 1941. S. 150–151. A. André  : Otto Lehmann. Revue de Géographie Régionale 19(1–2), 1944. S. 89–90. J. Gunn (Hg.)  : Encyclopedia of Caves and Karst Science, 2004 (bes. S.  789). H. Trimmel  :

Zur Erforschungsgeschichte der Paläotraun (Dachstein). Die Höhle 63, 2012. S.  43–62. Universitätsarchiv Wien (Akademischer Senat, Personalblatt S 304.722  ; Rigorosenakt PH RA 2423 Lehmann, Otto).

Limberger, Gunter * Bad Aussee (Steiermark) 1942; † Graz (Steiermark) 1997 Postbediensteter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Zimmerermeisters Oskar und der Schneidermeis­ terin Agnes L., geb. Stadler. Nach der Volks- und Hauptschule in Bad Aussee besucht L. die Höhere Technische Bundeslehrund Versuchsanstalt Graz-Gösting und erhält daraufhin zunächst als Briefträger eine Anstellung bei der Österr. Post. Durch Ablegung der Beamten-Matura qualifiziert sich L. für den gehobenen Postdienst und ist dortselbst bis zu seinem Ableben, zuletzt als Amtsdirektor des Postamts Bad Mitterndorf, tätig. 1968 heiratet er die aus Rottenmann stammende kaufmännische Angestellte Christine Vogelhuber, die er als Briefträger kennengelernt hat. Geburt der Kinder Gunnar (* 1968), Oliver (* 1972) und Thomas (*  1973). Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich L. bei der Österr. Bergrettung, wo er mehrmals zum Obmann der Ortsstelle Bad Mitterndorf gewählt wird. 1978 wird er Mitglied der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark unter → O. Schauberger. 1981 fungiert L. als Gründungsmitglied des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier unter Günter Graf und ist bis 1990 sowie 1995–97 als Tourenwart im Vereinsvorstand tätig. 1987 legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Daneben initiiert und leitet er die Erkundung des Eisschachts (Schachthöhle am Brettstein), der Almberg-Eishöhle (Dachstein) sowie des Höhlengebiets am Grubstein (nahe Tauplitzalm), wo er zahlreiche Forscherlager organisiert und gem. mit u. a. → J. Segl die Grubstein-Westwandhöhle vermisst und kartiert. Zudem wirkt L. an der Erkundung und Dokumentation von Höhlen im Gebiet der Plankermira, am Rinnerkogel (beide Totes Gebirge) und der Bärenlackenalm (östliches Dachsteinplateau) mit. Dabei betätigt sich L. v. a. als Amateurfotograf und präsentiert die in Höhlen entstandenen Lichtbilder im Rahmen öffentlicher Vorträge. W.: Vielversprechendes Neuland im Eisschacht. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlen-

kunde in Steiermark 18(1), 1980. S.  10–11. Schächte am Hirschberg-Plattert. Mitt. der Sektion Ausseerland

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des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 18(3), 1980. S. 64–65. Die Scherenkankerhöhle am Kleinen Rinnerkogel. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 1(2), 1982. S. 24. Neu erkundete Höhlen am Grubstein. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in

Obersteier 3(2), 1984. S.  20. Beschreibung der Grub­ steinwestwandhöhlen G1 und G2. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 5(1), 1986. S. 21–23. L.: J.  Steinberger  : Gunter Limberger. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 16, 1997. S. 58.

Lindner, Anton Friedrich * Montagnana (Venetien, Italien) 1800; † Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1841 Bergbeamter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Würzburg stammenden Wiener Hausbesitzers Valentin L., der eine Gastwirtschaft in Montagnana führt. Nach den ersten Schuljahren in der oberitalienischen Kleinstadt übersiedelt L. mit seiner Familie nach Wien, wo er das Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt besucht. 1817 beginnt er ein Studium der Mathematik, Physik, Mechanik, Land- und Wasserbaukunde an der Realakademie und am neu gegründeten Polytechnischen Institut in Wien. Zudem besucht er Vorlesungen in Staatsrechnungswissenschaft an der Juristischen Fakultät der Univ. Wien. 1819 wird L. zum Praktikanten am Haupt-Münz-Amt in Wien ernannt und 1821 dem Münzamt Prag zugewiesen. Vom Dienst beurlaubt, absolviert er eine zweijährige Ausbildung in Bergbautechnik, Gesteinskunde und Chemie an der Bergakademie in Schemnitz und erhält daraufhin eine feste Anstellung als Aktuar. 1827 wird er ans Münzamt in Kremnica (Slowakei) versetzt und absolviert eine Dienstreise nach Alba Iulia (Rumänien), wo L. die siebenbürgischen Bergwerke besucht. 1829 heiratet er die Amtsvorstehertochter Anna Korper, Geburt des Sohnes Karl (* 1830), späterer Konteradmiral der k. u. k. Marine. Im selben Jahr wird L. zum Kontrollor am Landesmünz-Probieramt in Brno befördert, während sein unterlegener Mitbewerber Joseph Pfaundler durch Sprung in die Schachtdoline Macocha Selbstmord begeht. Ab 1834 wirkt er als Kontrollor, Gold- und Silber-Einlöser bei der Bergwerks-Produkten-Verschleiß-Faktorei in Triest, wo er auch die Begutachtung der Abbauwürdigkeit von Braunkohlevorkommen übernimmt, u. a. im Tal Vremska dolina und bei Lipica (1836). Während eines Aufenthalts in Triest beginnt er sich für das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren und spürt aufgrund der ständigen Süßwasserknappheit in Triest unterirdischen Flussläufen im Karst nach. Als Ende der 1830er Jahre die Stadtverwaltung den teuren und aufwendigen Bau einer neuen Quellwasserleitung diskutiert, entwickelt L. den vermeintlich kostengünstigeren Plan, den von der Höhle Škocjanske jama bis zum Meer unterirdisch verlaufenden Fluss Reka in der Nähe von Triest in der Tiefe anzu338

zapfen. Da das Abteufen von Probeschächten zu kostspielig erscheint, beabsichtigt er, die Reka durch die Befahrung von Höhlen zu erreichen. Im Verlauf seiner Oberflächenbegehungen wird L. von Einheimischen auf Naturschächte aufmerksam gemacht, wo bei Regen Wasserrauschen zu hören ist. Durch das Verbinden der Tagöffnungen der Schächte auf einer Karte mittels Linien erhält er eine hydrografische Skizze des unterirdischen Flusslaufs. Bei dem anschließenden Versuch, ein Schürfrecht zu erlangen und eine Aktiengesellschaft zur Erschließung der Wasserressourcen zu gründen, stößt L. bei der zuständigen Stadtverwaltung jedoch auf Ablehnung. Ohne Unterstützung des Magistrats beginnt er gem. mit Jakob Svetina, Brunnenmeister von Triest, mehrere Schachthöhlen zu erforschen, und erreicht u. a. 1839 in der Grotta di Padriciano eine Tiefe von 226 m. Nach mehreren erfolglosen Versuchen trennen sich L. und Svetina, der daraufhin mit Domenico Battelini versucht, den unterirdischen Lauf der Reka in der Škocjanske jama mittels eines Bootes zu verfolgen. 1840 gelingt ihm stattdessen die Freilegung der verblockten Tagöffnung der Grotta di Trebiciano. Dadurch lässt er die Schachthöhle mithilfe von Knappen aus Idrija bergmännisch mit Holzleitern erschließen und von dem Markscheider Johann Fercher vermessen. Im April 1841 erreichen die Bergknappen und L. rund 330 m unterhalb des Schachteinstiegs schließlich den Wasserspiegel der unterirdisch fließenden Reka und entdecken dabei den später nach L. benannten »Lindner-Dom«. Wegen des unerwartet tiefen Flusslaufs der Reka ist jedoch eine Nutzung der Schachthöhle zum Bau einer Trinkwasserleitung unmöglich, sodass L. wenige Monate nach der Entdeckung enttäuscht und infolge der Strapazen der Erschließungsarbeiten bettlägerig verstirbt. Der bei der Erforschung der Grotta di Trebiciano erreichte Tiefenrekord wird erst 1909 bei der Befahrung des Nidlenlochs (Schweiz) überboten. Die 1986 in Ronchi dei Legionari gegründete »Società di Studi Carsici A. F. Lindner« ist nach ihm benannt. L.: A. Schmidl  : Über den Lauf der Recca. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 6, 1851. S. 655–682. L. K. Moser  : Der Karst und seine Höhlen, 1899 (bes. S. 29). W. Maucci  : In memoriam A. F. Lindner. In  : H. Trimmel (Red.)  : Dritter Internationaler Kongress für Speläologie (Wien, Obertraun, Salzburg 1961), Bd.  2, 1963. S. 289–290. L. S. Medeot  : Documenti ineditie biografici per una «Storia della speleologia«. Mondo Sotterraneo, 1966. S. 77–86. L. S. Medeot  : Documenti ineditie biografici per una «Storia della speleologia«. Mondo Sotterraneo, 1967. S.  55–90. R.  Savnik  : Matej Tominc in Jakob Svetina. Naše jame 9, 1967. S. 66–67. R. Pirker  : Anton Friedrich Lindner – ein Bahnbrecher

moderner Höhlenforschung. Die Höhle 22(1), 1971. S.  7–15. L.  S.  Medeot  : Documenti inediti biografici per una «Storia della speleologia«. Mondo Sotterraneo, 1972. S. 101–141. T. R. Shaw  : History of Cave Science, 1992 (bes. S.  38, 40). J.  Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T.  Hofmann, M.  Klemun (Hg.)  : Die k. k. Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens, 2012. S.  81–114. J.  Mattes  : Reisen ins Unterirdische. Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung in Österreich bis zur Zwischenkriegszeit, 2015 (bes. S. 134–135).

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Mais, Karl (vulgo »Charly«) * Wien 1940; † Wien 2012 Zoologe, Paläontologe und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Diplomaten Karl Heinrich und der Anna M., geb. Kuda. Nach der Volksschule in Wien besucht M. ein Gymnasium in Istanbul (1952–54), danach das Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt und das Bundesgymnasium in Wien-Währing, wo er die Matura absolviert. Ab 1960 studiert M. Zoologie und Anthropologie (Schwerpunkt Bodenzoologie) an der Univ. Wien, hört daneben paläontologische Vorlesungen bei → K.  Ehrenberg und promoviert 1969 beim Entomologen Wilhelm Kühnelt mit der Dissertation »Beitrag zur Biologie und Ökologie einiger Collembolen-Arten«. Ab 1960 fungiert er als Mitarbeiter und führt die Aufsicht bei der durch die Österr. Akademie der Wissenschaften finanzierten paläontologischen Höhlengrabung in der Salzofenhöhle (Totes Gebirge) unter der Leitung von Ehrenberg und → M. Mottl. Ab 1961 nimmt M. an Forschungsprojekten des Speläologischen Instituts auf der Forschungsstation Oberfeld (Dachstein) unter → F. Bauer teil und unterstützt Gerhard Völkl bei der Durchführung von Tracer-Untersuchungen in den Kalkhochalpen. 1961 tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. und später dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei. 1966–85 leitet er gem. mit Ehrenberg paläontologische Grabungen und begleitende geowissenschaftliche Untersuchungen in der Schlenkendurchgangshöhle bei Vigaun, die M. nach Ehrenbergs Tod (1979) selbstständig weiterführt. 1969 heiratet er die Biologin und Lehrerin Friederike Starritz, Geburt der Kinder Ursula (* 1973) und Christoph (* 1978). 1965 legt M. die amtliche Höhlenführerprüfung ab und erhält fünf Jahre später eine Anstellung am Referat für Höhlenschutz am Bundesdenkmalamt unter →  H.  Trimmel, das nach Übergang der behördlichen Kompetenzen für Natur- und Höhlenschutz an die Bundesländer (1974) als Institut für Höhlenforschung (später Karst- und höhlenkundliche Abtlg.) im Jahr 1979 dem Naturhistorischen Museum Wien angegliedert wird. In der Folge wird M. Mitglied des Österr. Nationalkomitees für Geologie und der Quartärkommission der Österr. Akademie der Wissenschaften. Gem. mit Walter Klappacher übernimmt er 1975–85 die Redaktion von vier Bänden der Salzburger Höhlenbücher, welche die bisherigen Forschungsergebnisse zu den Höhlen Salzburgs in monografischer Form zusammenfassen. 1986–91 führt M. paläontologische Grabungen und geowissenschaftliche Untersuchungen in der Äußeren Hennenkopfhöhle 340

im Steinernen Meer durch, zuvor leitet er gem. mit Gernot Rabeder 1972–85 Höhlenbären-Grabungskampagnen in Höhlen bei Deutsch-Altenburg, der Ramesch-Knochenhöhle (Warscheneck), der Herdengelhöhle (Lunz am See), dem Liglloch sowie der Brieglersberg-Bärenhöhle (beide Totes Gebirge). Neben seiner Forschungs- und Dokumentationsarbeit ist M. als Lektor an der Univ. Wien tätig, leitet u. a. Lehrveranstaltungen zur Geschichte der Karstkunde und betreut Diplom- und Doktoratsstudierende an den Univ. von Nova Gorica (Slowenien) und Wien. Nach der Pensionierung von Trimmel (1990) wird M. zum Direktor der Karst- und höhlenkundlichen Abtlg. bestellt, beschäftigt sich in der Folge insbes. mit der Geschichte der Karst- und Höhlenkunde und fungiert als Präsident der »Commission of History of Speleology« der »International Union of Speleology« (1997–2012). 1981 begründet er die Speläologische Vortragsreihe am Naturhistorischen Museum Wien und eine Wanderausstellung der Karst- und höhlenkundlichen Abtlg., zudem konzipiert und realisiert er einen »Speläopfad« am Naturhistorischen Museum Wien. 1990 initiiert M. die Veran­ staltung der ersten ALCADI-Konferenz zur Geschichte der Karst- und Höhlenkunde im Alpen-Karpaten-Adria-Raum und organisiert 1994 und 2008 ALCADI-Tagungen in Österr. Zudem nimmt er regelmäßig an der »International Karstological School, Classical Karst« in Postojna teil, wo M. weitere enge Verbindungen zu Fachkollegen in Südosteuropa aufbaut, die noch vor der politischen Wende 1990 in der Teilnahme an einer Expedition nach Kirgisien (1988) – als einziger Teilnehmer aus dem »Westen« – münden. Infolge der Beschäftigung mit den meteorologischen Untersuchungen von → E. Fugger, → H. Bock und → R.  v.  Saar in Höhlen initiiert M. noch vor der aktuellen Klimadiskussion Höhleneismessungen und vergleicht diese mit historischen Daten, woraus Anfang der 1990er Jahre das langjährige »Eishöhlen-Forschungsprogramm« der Karst- und höhlenkundlichen Abtlg. entsteht, welches Höhlen im Dachstein, im Untersberg und im Hochschwab miteinbezieht. 1998 wird er zum Hofrat ernannt und tritt 2005 in den Ruhestand, wo M. v. a. seine Forschungstätigkeit zur Geschichte der Karst- und Höhlenkunde fortsetzt. W.: Die Tätigkeit unserer biospeläologischen Arbeitsgruppe im Jahre 1963. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 20, 1964. S. 83–86. Zum Abschluß der Grabungstätigkeit in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 3(3), 1965. S.  21–23. (Mit K.  Ehrenberg)  : Die Schlenken-Durchgangshöhle bei Vigaun (Salzburg). Bericht über eine informative Grabung. Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 104, 1967. S. 22–30. Beitrag zur Biolo-

gie und Ökologie einiger Collembolen-Arten, Diss. Univ. Wien, 1968. Zur Kenntnis der ökologischen Valenz von Onychiurus cavernicolus und O. vornatscheri (Collembola, Insecta apterygota). Über Temperatur-, Feuchtigkeits- und Lichtreaktionen. Pedobiologia 9, 1969. S.  282–287. Ein neuer Palpigradenfund in Österreich. Die Höhle 22(2), 1971. S.  62–71. (Mit K.  Ehrenberg, jährliche Ber. in dieser Ztschr. bis zur Expedition 1978)  : Bericht über die Schlenkendurchgangshöhlen-Expedition 1971. Anz. der Österr. Akademie der

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Wissenschaften, math.-nat. Kl. 109, 1972. S. 21–38. Das Karstgebiet Pfaffenberg bei Bad Deutsch-Altenburg  – ein vorläufiger Überblick. Die Höhle 24(1), 1973. S. 1–8. (Mit W. Klappacher, H. Haseke-Knapczyk) (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd. 1–4, 1975– 85. Vorläufige Beobachtungen über Kondenswasserkorrosion in der Schlenkendurchgangshöhle. In  : V. Panoš (Red.)  : Proceedings of the 6th International Congress of Speleology (Olomouc 1973), Bd. 3, 1976. S. 203– 208. (Mit H. Mrkos, R. Seemann) (Red.)  : Akten des Internationalen Symposiums zur Geschichte der Höhlenforschung in Wien, 1979. (Mit G.  Rabeder)  : Speläologie. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 128(1), 1983. S.  385–398. Erste Grabungsergebnisse aus der Herdengelhöhle bei Lunz am See. Die Höhle 36(2), 1985. S. 35–41. (Mit R. Schaudy) (Red.)  : Höhlen in Baden und Umgebung aus naturkundlicher und kulturgeschichtlicher Sicht, 1985. Paläontologische Befunde, absolute Datierung und paläoklimatologische Konsequenzen der Resultate aus der Ramesch-Knochenhöhle. Mitt. der Kommission für Quartärforschung  – Österr. Akademie der Wissenschaften 6, 1986. S. 6–77. Vom Karst zur Karstkunde. Die Höhle 40(3), 1989. S.  78–84. Walter Czoernig 1883 bis 1945. Atlantis (Salzburg) 17(3–4), 1995. S. 40–49. K. Mais  : Streif-

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lichter auf Alfred Bögli und seine Kontakte zur österreichischen Höhlenforschung. Atlantis (Salzburg) 20(2–3), 1998. S.  64–70. Untersuchungen des Höhlenklimas in der Dachstein-Rieseneishöhle von 1910 bis 1962. Die Höhle 50(3), 1999. S.  118–125. (Mit W.  Klappacher)  : ALCADI-Beiträge zur Entwicklung der Höhlenkunde zur »speläohistorischen« Standortbestimmung. Atlantis (Salzburg) 21(1–2), 1999. S. 66–70. (Red.)  : ALCADI 2008. 9th International Symposium on Speleo-History of the Alpine, Carpathian and Dinaric Regions, 2008. L.: R.  Pavuza  : Karl Mais zum 60.  Geburtstag. Die Höhle 51(3), 2000. S.  3–11. N.N.: Hofrat Dr.  Karl Mais im Ruhestand. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 57(1), 2006. S.  14. R.  Pavuza  : Nachruf an Karl Mais. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 63(1), 2012. S. 18. A. Kranjc  : In Memory of Prof. Dr. Karl Mais. Acta Carsologica 41(1), 2012. S. 162. R. Pavuza  : Karl Mais – eine Erinnerung. Die Höhle 63, 2012. S. 116–117. W. Klappacher  : Erinnerungen an Charly. Atlantis (Salzburg) 34(1–2), 2012. S. 72–77. R. Pavuza  : Dr. Karl (»Charly«) Mais. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 68(5–6), 2012. S. 52.

Makowsky, Alexander * Svitavy (dt. Zwittau, Tschechien) 1833; † Brno (dt. Brünn, Tschechien) 1908 Geologe, Paläontologe und Botaniker

B.: Sohn des Seifensiedermeisters Aloys und der Stadtarzttochter Barbara M., geb. Stein. Nach dem Besuch des Untergymnasiums in Olomouc und des anschließenden Staats-­ Obergymnasiums in Brno studiert M. 1854–58 dortselbst am neu gegründeten Technischen Institut, promoviert und legt die Lehramtsprüfung in Naturgeschichte ab. Anschließend nimmt er eine Stelle als Lehrer an und unterrichtet ab 1858 an der Staats-Oberrealschule in Olomouc und zuletzt ab 1861 als Supplent an der Staats-Oberrealschule in Brno. Daneben beschäftigt sich M. mit der Sumpf- und Uferflora um Olomouc sowie später mit der Flora um Brno, legt ein umfangreiches Herbar an, das er zeitlebens erweitert, und kommt so in engen Kontakt mit Gregor Mendel. Wieder in 342

Brno wird M. 1861 Gründungsmitglied des Naturforschenden Vereins und ist mehrere Jahrzehnte als dessen Kustos tätig. 1868 wird er zum o.  Professor für Naturgeschichte und Warenkunde, 1872 auch für Mineralogie und Geologie an der aus dem Technischen Institut hervorgegangenen Deutschen Technischen Hochschule in Brno ernannt. In dieser Funktion wird M. 1878–79 zum Rektor der Hochschule sowie 1884–86 zum Dekan der Chemischen Fakultät gewählt. Seit 1852 unternimmt M. alle zwei Jahre botanische, geologische und mineralogische Sammel- und Studienreisen, häufig auch mit seinen Schülern, u. a. in die Kronländer der Habsburgermonarchie (mit Ausnahme von Siebenbürgen), in den Kaukasus, nach Skandinavien, Russland sowie als Teilnehmer der Orientreise des Wissenschaftlichen Klubs in Wien (1894) nach Ägypten, Palästina, Syrien und Kleinasien. Zudem führt M. auch Grabungen in den Höhlen Mährens (u. a. Býčí skála, 1874, Výpustek, 1879, Pekárna jeskyně, 1880) durch, hält Vorträge und veröffentlicht Publikationen zu prähistorischen und paläontologischen Fragestellungen, z. B. mit dem Titel »Die Urzeit Mährens auf Grundlage prähistorischer Forschungen«. So kommt M. in Kontakt mit → F. v. Hochstetter, → F.  v.  Hauer und der neu gegründeten Prähistorischen Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und führt in der Folge z. T. mit, aber auch parallel zu → H.  Wankel, → J.  Szombathy und Florian Koudelka Grabungen in Mährischen Höhlen durch. Im Zuge dessen wird M. auch Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Wien und zum Konservator an der Central-Commission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale (1895) ernannt. Als Ergebnis zahlreicher geologischer Aufnahmen und Höhlenbefahrungen gibt M. 1883 gem. mit Anton Rzehak, seinem ehemaligen Schüler und späteren Nachfolger auf dem Lehrstuhl, eine geologische Karte der Umgebung von Brno heraus. Darauf folgt 1888 ein populärer Reiseführer in das Höhlengebiet des Mährischen Karstes, welcher 1903 aufgrund der zunehmenden touristischen Attraktivität der Region in veränderter Form wieder aufgelegt wird. Zudem befasst sich M. auch mit praktischen Fragen der Geologie, u. a. zur Trinkwasserversorgung von Brno, und fungiert 1878–95 als Mitglied des Gemeinderats. 1901 erhält M. den Orden der Eisernen Krone, wird 1905 anlässlich seiner Emeritierung zum Hofrat und im Folgejahr zum Ehrenbürger von Brno ernannt. W.: Die Flora des Brünner Kreises. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 1, 1862. S.  45–210. Über Darwins Theorie der organischen Schöpfung. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 4, 1865. S. 10–18. Reiseskizze aus Norwegen. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 11, 1872. S. 87–106.

Das Silberbergwerk in Kongsberg. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 12, 1873. S. 14–21. Der Boden von Brünn mit besonderer Berücksichtigung der wasserführenden Schichten. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 15(1), 1876. S.  60–68. Über einen neuen Labyrinthodonten  : »Archegosaurus austria-

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cus nov. spec«. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  73, 1876. S. 155–166. Geologischer Führer für die Umgebung von Brünn, 1877. (Mit G.  Tschermak)  : Bericht über den Meteoritenfall bei Tieschitz in Mähren. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  39, 1879. S.  187–202. Die erloschenen Vulkane Nord-Mährens und Österreich-Schlesiens. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 21(1), 1882. S.  69–97. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Brünn, als Erläuterung zu der geologischen Karte. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 22(1), 1883. S. 127–285. Das Salzbad Luhatschowitz in Mähren. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 25, 1886. S. 215–222. Der Löss von Brünn und seine Einschlüsse an diluvialen Thieren und Menschen. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 26, 1887. S.  207–243. Die Urzeit Mährens auf Grund-

lage prähistorischer Forschungen. In  : Deutsches Haus (Hg.)   : Vorträge gehalten im Mährischen Gewerbe-Museum, 1887. S. 1–12. (Mit A. Rzehak)  : Führer in das Höhlengebiet von Brünn mit ausführlicher Beschreibung der neuentdeckten Tropfsteinhöhle von Sloup, 1888. (Mit A.  Rzehak)  : Führer in das Höhlengebiet von Brünn, 1903. Die Brionischen Inseln. Eine naturhistorische Skizze. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 46 (Abh.), 1907. S. 64–93. L.: Professorenkollegium (Hg.)  : Festschrift der k. k. technischen Hochschule in Brünn zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens, 1899. E.  Tietze  : Alexander Makowsky. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1908. S.  359–361. A.  Rzehak  : Tätigkeitsbericht pro 1908. Verh. des naturforschenden Vereines in Brünn 48, 1909. S. III–IV. F. Obermeyer  : Das Herbar Makowsky. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 63, 1913. S. 136–140.

Mali, Alois (vulgo »Luis«) * Gratkorn bei Graz (Steiermark) 1914; † Kapfenberg (Steiermark) 1997 Metallarbeiter und Schauhöhlenverwalter

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B.: Jüngster Sohn des aus Studenice (Slowenien) zugezogenen Papierfabrikarbeiters Josef und der Franziska M., geb. Zupan. Nach Besuch der Volks- und Hauptschule geht M. 1932 nach Salzburg, um dort Arbeit zu finden. 1940 Heirat mit Erna Pužik in Most (Nordböhmen) und Geburt der Töchter →  E. Hegewald (* 1941) und Helga (* 1945). Nach dem Kriegseinsatz als Soldat zieht er 1948 mit seiner Familie nach Kapfenberg, um im Stahlwerk des Unternehmens »Böhler« zu arbeiten, und kommt hier erstmals mit der als Schauhöhle geführten Rettenwandhöhle in Kontakt. Seit Anfang der 1960er Jahre engagiert sich M. maßgeblich im Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark, Ortsgruppe Kapfenberg, zu deren Obmann er 1962 gewählt wird, wobei er die Interessensgruppe ohne Abstimmung mit dem Landesverein in »Verein für Vorgeschichte und Höhlenkunde Kapfenberg« umbenennt. In den Folgejahren setzt M. zahlreiche Initiativen, um die Rettenwandhöhle touristisch besser zu vermarkten, und richtet einen regelmäßigen Führungsbetrieb in der Schauhöhle ein. Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratet er 1962 Gisela Krill, geb. Ruppitsch, und adoptiert deren Sohn 344

Werner. Im Folgejahr fungiert M. als Mitorganisator der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Kapfenberg und veranstaltet gem. mit →  W.  Repis und → A. Morocutti eine Expedition in den Fledermausschacht auf der Tonion (heute Tonion-Höhlensystem). 1963 tritt er aus der röm.-kath. Kirche aus (1996 wieder eingetreten). Ein Jahr später legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Nach der 1966 erfolgten Abspaltung der Forschergruppe Hochschwab–Kapfenberg löst M. den Verein für Vorgeschichte und Höhlenkunde Kapfenberg auf und gründet 1973 den Schutzverein Rettenwandhöhle, dem er bis 1995 als Obmann vorsteht. Nach Übersiedlung des Höhlenmuseums vom alten Rathaus in die neu adaptierten Räumlichkeiten (Brückengasse 1) eröffnet er im Juli 1985 das Höhlenmuseum in Kapfenberg neu. Im nächsten Jahr wird er Mitbegründer des Vereins der Kapfenberger Museumsfreunde und beteiligt sich an der Einrichtung eines Heimatmuseums im neuen Kulturzentrum von Kapfenberg. 1991 erfolgt die Auszeichnung mit dem Stadtsiegel von Kapfenberg und im Folgejahr mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark. W.: Verein für Vorgeschichte und Höhlenkunde in Kapfenberg (Tätigkeitsber. 1962). Die Höhle 14(1), 1963. S. 14–15. Verein für Vorgeschichte und Höhlenkunde in Kapfenberg (Tätigkeitsber. 1970). Die Höhle 22(1), 1981. S.  28. Verein für Höhlenkunde »Perlsinter« (Tätigkeitsber. 1971). Die Höhle 23(1), 1982. S. 33–34. Höhlenforschung in Kapfenberg. In  : Schutzverein Rettenwandhöhle (Hg.)   : 70 Jahre Rettenwandhöhle, 1991. S. 13–16.

L.: N.N.: In memoriam. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 48(3), 1997. S. 22. M. Riedl  : Zum Gedenken an Luis Mali. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 26, 1997. S.  1. M.  Riedl  : Die Geschichte der Höhlenforschung in Kapfenberg. Die Höhle 57, 2006. S. 66–75.

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Marchesetti, Carlo de * Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1850; † Triest 1926 Mediziner, Naturforscher und Museumsdirektor

B.: Sohn des Polizeikommissars Giuseppe und der Teresa M., geb. Malli. Nach der Volksschule besucht M. das Gymnasium in Triest, wo er sich für Pflanzenkunde zu interessieren beginnt und unter Anleitung des Botanikers Mutius v. Tommasini zahlreiche Sammelfahrten unternimmt. Seit 1868 Mitglied der Landwirtschaftlichen Gesellschaft von Triest, studiert M. ab 1869 Medizin an der Univ. Wien und besucht zudem Vorlesungen in Mineralogie, Chemie, Physik, Zoologie und Botanik bei August Emanuel v. Reuss, Eduard Fenzl 345

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und Carl-Bernhard Brühl. 1873 absolviert er einen Studienaufenthalt an der Univ. Bologna, daneben unternimmt M. zahlreiche botanische Exkursionen nach Westungarn, ins niederösterr. Alpenvorland, ins Küstenland und nach Krain. Nach seiner Promotion in Medizin (1874) zieht M. zurück nach Triest, wo er bis zum Sommer 1875 als praktischer Arzt tätig ist. Nach einer Romreise heuert M. im Oktober 1875 als Schiffsarzt auf einem nach Ostindien abgehenden Dampfer der Österr. Lloyd an und wird von den Behörden beauftragt, die endemischen Krankheiten der Tropenländer und die landesübliche Behandlungsweise zu studieren. Während eines mehrmonatigen Aufenthalts in u. a. Bombay, Goa, Kodagu und Ahmedabad legt M. eine umfangreiche botanische und zoologische Sammlung an, die z. T. durch Schiffbruch verloren geht. Nach seiner Rückkehr nach Triest im Mai 1876 wird M. als Nachfolger von Simeone Adamo de Syrski zum Direktor des städtischen Museums für Naturgeschichte (»Museo di storia naturale di Trieste«) ernannt und hat diese Funktion bis 1921 inne. Neben der Betreuung und Erweiterung der Sammlung unternimmt M. ab 1876 auch regelmäßig botanische Reisen, u. a. mit Richard Francis Burton nach Dalmatien, Istrien, Südtirol und an die Côte d’Azur, wobei er sich auch alpinistisch betätigt und etwa den Monte Antelao (Dolomiten) besteigt. Bei einer botanischen Studienreise nach China (1880–81) erkrankt M. in Malaysia schwer und muss sich vorzeitig nach Triest einschiffen lassen. Wissenschaftlich publiziert M. v. a. zur Flora des Küstenlands, Dalmatiens und der Julischen Alpen, arbeitet aber auch die im Zuge seiner Reisen angelegten Sammlungen auf. 1881 Heirat mit Anna Farolfo, Tochter des Mitbegründers der Adriatischen Gesellschaft der Naturwissenschaften (»Società Adriatica di Scienze Naturali«), welcher M. auch 1901–21 als Präsident vorsteht. Angeregt durch die Ausgrabungen der Prähistorischen Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien unter → F.  v.  Hochstetter beginnt er sich Anfang der 1880er Jahre auch für Archäologie und insbes. Höhlen als prähistorische und paläontologische Fundorte zu interessieren, welche er z. T. bereits als Botaniker besucht hat. 1883 unternimmt M. systematische Ausgrabungen in der Hügelsiedlung Cattinara und der Nekropole Vermo, wodurch er somit in Kontakt mit → L. K. Moser und → J. Szombathy kommt, welche im Auftrag der Prähistorischen Kommission ebenfalls Grabungen, z. T. in Höhlen, anstellen. In den Folgejahren führt M. auch Grabungskampagnen u. a. in den Höhlen Gorenja jama bei Povir, Grotta dell’Orso bei Sgonico, Grotta Azzurra bei Samatorza, Grotta Pocala bei Aurisina und der gem. mit →  J.  Marinitsch befahrenen Höhle Riparo Marchesetti bei Sistiana durch, wo M. auf Höhlenbären-Knochen und reiche prähistorische Funde stößt. Als die Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins für die in den Škocjanske jame geplanten Ausgrabungen (1889) statt Moser M. zum Grabungsleiter bestellt, kommt es zu ei346

nem Zerwürfnis mit diesem. In den Folgejahren entsteht ein wachsendes Konkurrenzund Spannungsverhältnis zu Moser, den er von einer weiteren Zusammenarbeit mit Szombathy und dem Naturhistorischen Museum Wien auszugrenzen versucht, insbes. bei den bronzezeitlichen Ausgrabungen in der Nekropole bei Most na Soèi (St. Luzia), die M. und Szombathy selbst durchführen. Während er seine Grabungskampagnen in Höhlen und Nekropolen fortsetzt, erscheint 1903 die monografische Gesamtdarstellung seiner in Höhlensiedlungen durchgeführten Grabungen mit dem Titel »I castellieri preistorici di Trieste e della regione Giulia« (Prähistorische Burgen von Triest und der Region Giulia) (spätere Grabungen bleiben weitgehend unpubliziert). 1903–21 fungiert M. zugleich als Direktor des Botanischen Gartens von Triest und lässt diesen neu anlegen. Im Laufe seiner Tätigkeit wird er zum Korrespondenten der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale (1887), der Geologischen Reichsanstalt (1882), des Österr. Archäologischen Instituts in Wien (1899) und der »Accademia di Scienze, Lettere e Arti« in Padua (1904) bestellt. 1921 wird M. bei gleichzeitiger Versetzung in den Ruhestand zum Ehrenpräsidenten des Museums für Naturgeschichte und zum Präfekten des Botanischen Gartens in Triest ernannt. W.: Botanische Wanderungen in Italien. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 25, 1876. S. 603–612. La pesca lungo le coste orientali dell’Adria, 1882. La necropoli di Vermo presso Pisino dell’Istria. Bollettino della Società Adriatica di Scienze Naturali in Trieste 8, 1883. S.  265–294. Höhlenthiere aus der Umgebung von Triest. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1885. S.  123–124. Neuere Ausgrabungen im Grabfelde von St. Lucia bei Tolmein. Mitt. der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale N.F. 13, 1887. S.  249–250. Ricerche preistoriche nelle caverne di S. Canziano presso Trieste. Bollettino della Società Adriatica di Scienze Naturali in Trieste 11, 1889. S. 1–19. Die Nekropole von S. Lucia bei Tolmein im Küstenlande. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 19, 1889. S.  149–153. La flora di Parenzo, 1890. La caverna di Gabrovizza presso Trieste. Atti del Museo Civico di Storia Naturale di Trieste 8, 1890. S. 143–184. Nuova località dell’Ursus spelaeus L. Bollettino della Società Adriatica di Scienze Naturali in Trieste 13, 1892. S. 199–202. Scavi nella necropoli di S. Lucia presso Tolmino, 1893. I castellieri preistorici di Trieste e della regione Giulia, 1903. L.: M.  Příhoda  : Carlo de Marchesetti. Österr. Bota-

nische Ztschr. 23(1), 1883. S. 1–8. A. Forti  : Carlo de Marchesetti. Nuova Antologia 51, 1926. S. 248–249. V.  Plitek, M.  Stenta, G.  Morpurgo  : Onori funebri resi a Carlo de Marchesetti. Bollettino della Società Adriatica di Scienze Naturali in Trieste 30(1), 1929. S.  5–59. M.  Picotti  : Per Carlo Marchesetti. Bollettino della Società Adriatica di Scienze Naturali in Trieste 31, 1932. S.  89–90. D.  Cannarella  : Note di aggiornamento. In  : C. Marchesetti (Hg.)  : I castellieri preistorici di Trieste e della regione Giulia (Nachdr.), 1981. S.  241–273. E.  Montagnari Kokelj (Hg.)   : Atti della Giornata internazionale di studio su Carlo Marchesetti, Trieste 9 ott. 1993, 1994. E. Faraone  : Giornate di studio su Carlo Marchesetti. Progressione 32, 1995. S.  73–74. B.  Mader  : Die Zusammenarbeit der Naturhistorischen Museen in Wien und Triest im Lichte des Briefwechsels von Josef Szombathy und Carlo de Marchesetti (1885–1920). Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie A, 97, 1995. S.  145–166. E.  Montagnari Kokelj  : La grotta pre­ istorica di Gabrovizza e Carlo Marchesetti cent’anni dopo. In  : R.  Calligaris, S.  Mizzan, E.  Montagnari Kokelj (Hg.)  : Uomini e orsi. Frammenti di vita e di ambiente del Quaternario, 1997. S.  63–75. G.  Bandelli, E. Montagnari Kokelj (Hg.)  : Carlo Marchesetti 347

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e i Castellieri 1903–2003. Atti del Convegno internazionale di studi (Castello di Duino, Trieste, novembre 2003), 2005. D.  Marini  : Carlo Marchesetti, botanico, archeologo, speleologo, alpinista. In  : Gruppo Speleologico Flondar (Hg.)  : Tre grotte in ricordo di

Carlo Marchesetti, 2005. S. 11–24. S. Moser  : Carlo de Marchesetti e l’Egitto. In  : V.  Strukelj, L.  Crusvar, M. Masau Dan (Hg.)  : Trieste-Suez. Storia e modernità nel «Voyage en Egypte« di Pasquale Revoltella, 2015. S. 294–311.

Marinelli, Olinto * Udine (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1876; † Florenz (Toskana, Italien) 1926 Geograf und Alpinist

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B.: Sohn des aus Udine stammenden Giovanni M., Lehrer für Geschichte und Geografie am dortigen Technischen Institut (»Istituto tecnico«), und der Carolina M., geb. d’Orlandi. 1878 zieht M. gem. mit seiner Familie nach Padua, wo sein Vater an der dortigen Univ. auf den Lehrstuhl für Geografie berufen wird. Während seiner Jugend beginnt sich M. insbes. durch Förderung seines Vaters, der die Sektion Friaul des Italienischen Alpenvereins (»Società Alpina Friulana«) mitbegründet und die Errichtung von Wetterstationen in Tolmezzo, Ampezzo und Pontebba initiiert, für die Ostalpen zu interessieren. Als Begleiter seines Vaters bei Berg- und Höhlentouren nimmt er regen Anteil an der touristischen Erschließung und wissenschaftlichen Erforschung der Bergwelt Friauls. Nach dem Besuch der Grundschule und des Gymnasiums (»Liceo«) in Padua erfolgt 1893 ein neuerlicher Umzug der Familie nach Florenz, wo der Vater von M. am Institut für Höhere Studien (»Istituto di Studi Superiori«) den Lehrstuhl für Geografie erhält. In Florenz beginnt M. Geografie zu studieren und promoviert 1895 bei Carlo De Stefani mit einer Arbeit zur Geologie und Geomorphologie der Julischen Voralpen nahe Tarcento (Friaul). 1896 tritt er in den Schuldienst ein und unterrichtet Geografie zuerst am Technischen Institut in Catania (Sizilien) und ab 1898 in Ancona. Seit 1896 auch höhlenkundlich aktiv, wird M. Mitglied der Sektion Friaul des Italienischen Alpenvereins, fungiert seit 1901 als deren Präsident und wird zum Schriftleiter der Zeitschrift »In Alto« ernannt. 1897 gründet er gem. mit Achille Tellini, Francesco Musoni und Arrigo Lorenzi den Klub für Speläologie und Hydrologie in Friaul (»Circolo Speleologico ed Idrologico Friulano«), der seit 1904 das Periodikum »Mondo Sotterraneo« herausgibt, in welchem M. regelmäßig publiziert. 1901 kehrt er nach Florenz zurück, wo M. im Alter von 25 Jahren und noch ohne universitäre Lehrerfahrung den nach dem Tod seines Vaters vakant gewordenen Lehrstuhl für Geografie am 348

Institut für Höhere Studien interimistisch übernimmt. In seinen 1900–04 veröffentlichten »Orographischen Studien« untersucht M. die Ostalpen am Beispiel Friauls unter mehreren Perspektiven, z. B. Geologie, Klima, Morphologie, Siedlungen und Ökonomie, wobei er geomorphologische und anthropogeografische Fragestellungen verknüpft. Weiters setzt sich M. mit den Arbeiten von William Morris Davis, Eduard Brückner, → E. Richter und Friedrich Ratzel auseinander, von dem M. das Konzept des Lebensraums übernimmt und daraus zur Propagierung nationalpolitischer Ansprüche eine Differenzierung zwischen »Italia naturale« (Territorium des italienischen Königsreichs) und »Italia politico/fisica« (italienisches Territorium bis zur Wasserscheide des Hauptalpenkamms) entwickelt. 1905 erhält M. eine Definitivstellung als Inhaber der Lehrkanzel für Geografie, welche er bis zu seinem Ableben leitet. Auf Einladung von Giotto Dainelli nimmt M. im selben Jahr am ersten italienischen Kolonialkongress in Asmara (Eritrea) und einer daran anschließenden Expedition nach Dancalia teil, wo er gem. mit Dainelli u. a. die dortigen Karstgebiete und Höhlen erkundet. 1912 folgt auf Einladung der »American Geographical Society« eine Studienreise in die USA und 1913–14 unter der Leitung von Filippo De Filippi eine Expedition nach Zentralasien und in den Karakorum. Nach dem Ersten Weltkrieg befasst sich M. v. a. mit der Herausgabe von Lehrbüchern und Atlanten für den Schulgebrauch. Zudem setzt er sich für die verstärkte Implementierung der Kartografie als Methode der Geografie ein und erstellt im Auftrag des Militär-Geografischen Instituts einen sogenannten »Atlas der Geografischen Typen« (»Atlante di tipi Geografici«), welcher 78 Tafeln zu unterschiedlichen Phänomenen der Physischen Geografie und der Humangeografie zusammenführt. Zudem fungiert M. als Generalsekretär des Italienischen Geografischen Nationalkomitees des Militär-Geografischen Instituts (»Comitato Geografico Nazionale Italiano dell’Istituto Geografico Militare«) und gibt gem. mit Attilio Mori die Zeitschrift »Rivista Geografica Italiana« heraus. 1924 erfolgt seine Ernennung zum Mitglied der »Accademia dei Lincei« in Rom. W.: Fenomeni carsici, grotte e sorgenti nei dintorni di Tarcento (mehrere Teile). In Alto 8(1–4), 1897. S.  8–14, 22–29, 35–39, 49–51. Studi orografici nelle Alpi Orientali. Memorie della Società Geografica Italiana 8(2), 1897. S. 338–445. Studi orografici nelle Alpi Orientali (mehrere Teile). Bollettino della Società Geografica Italiana (Serie 4) 1, 1900. S.  767– 812, 873–928, 984–1006  ; 3, 1902. S. 13–34, 92–112, 193–223  ; 5, 1904. S.  1–75. Descrizione geologica dei dintorni di Tarcento in Friuli, 1902. Gli sprofondi della pianura pontina (2 Teile). Mondo Sotterraneo 1(1, 2),

1904. S.  13–18, 29–36. Osservazioni varie fatte durante una escursione al Matajur. In Alto 16(1), 1905. S.  1–8. (Mit G.  Dainelli)  : Di alcune grotte dell’Eritrea. Mondo Sotterraneo 5(3–5), 1906. S.  49–66. Fenomeni carsici nei gessi dei dintorni di Casteggio. Mondo Sotterraneo 7(3–4), 1911. S.  54–60. Guida del Friuli, Bd.  5  : Guida delle Prealpi Giulie, 1912. (Mit A. Lorenzi, D. Feruglio)  : Relazione al Consorzio Ledra-Tagliamento sopra la provenienza delle acque del Ledra. Mondo Sotterraneo 10(1–3), 1914. S.  1–17. Una visita alle caverne dei gessi di Roccastrada. Mondo

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Sotterraneo 13(1–6), 1917. S. 9–18. Fenomeni carsici nelle regioni gessose d’Italia. Memorie Geografiche di Giotto Dainelli 34, 1917. S. 263–416. A proposito di alcune sorgenti profetiche del Monte Amiata. Mondo Sotterraneo 14(1–6), 1918. S.  10–15. Appunti sul lago di Cornino. Mondo Sotterraneo 15–16, 1919–20. S. 20–24. Atlante dei tipi Geografici desunti dai rilievi al 25.000 al 50.000 dell’Istituto Geografico Militare, 1922. Monti ed Acque. In  : G. Marinelli (Hg.)  : Guida della Carnia e del Canal del Ferro, 1925. S. 7–23. L.: M.  Gortani  : Commemorazione di Olinto Marinelli. Bollettino della Società Geologica Italiana 45, 1925. S.  62–65. G.  Dainelli  : Olinto Marinelli. Bollettino della Società Geografica Italiana (Serie 6) 3, 1926. S. 861–872. A. Lorenzi  : Olinto Marinelli. Suoi meriti per la conoscenza delle Alpi del Friuli. In Alto 37(3–6), 1926. S.  49–69. G.  Dainelli  : Olinto Marinelli e la sua opera geografica, 1927. R. Biasutti  : Commemorazione di Olinto Marinelli. Rivista Geografica Italiana 34, 1927. S. 8–20. C. Bertacchi  : Geografi ed esploratori italiani contemporanei, 1929 (bes. S.  116– 126). R. Riccardi  : Olinto Marinelli nel centenario della nascita. Bollettino della Società Geografica Italiana

(Serie 10) 3, 1974. S.  31–43. G.  Valussi  : Il contributo di Olinto Marinelli alla conoscenza geografica del Friuli. Bollettino della Società Geografica Italiana (Serie 10) 3, 1974. S. 569–596. A. Sestini  : La figura e l’opera di Olinto Marinelli. Rivista Geografica Italiana 81(4), 1974. S.  523–544. A. Di Blasi (Hg.)  : Validità e attualità dell’Atlante dei tipi geografici di Olinto Marinelli, 1988. G. Valussi  : Olinto Marinelli e la conoscenza geografica del Friuli. In Alto (Serie 4) 73, 1991. S. 72–82. F. Micelli  : Un capitolo della storia della geografia italiana. Lettere di Olinto Marinelli a Egidio Feruglio (1920–1925). In Alto (Serie 4) 77, 1995. S.  53–62. S.  Ballo Alagna  : Geografi italiani viaggiatori ed esploratori in Eritrea. Olinto Marinelli e Giotto Dainelli. In  : F.  Lucchesi (Hg.)  : L’esperienza del viaggiatore. Geografi e viaggiatori del XIX. e XX. Secolo, 1995. S. 225–251. F. Micelli  : La fondazione del Circolo Speleologico e Idrologico Friulano e la nascita di «Mondo Sotterraneo«. Mondo Sotterraneo 28(1–2), 2004. S.  13–22. M.  Proto  : Giovanni Marinelli and Olinto Marinelli. In  : H.  Lorimer, C.  W.  Withers (Hg.)   : Geographers Biobibliographical Studies, Bd. 33, 2014. S. 69–106.

Marinitsch (auch Martinič), Josef (Giuseppe, Jožef)

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* Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1838; † Triest 1915 Kaufmann und Höhlenforscher

B.: Sohn des Giuseppe M., Handelsagent der Österr. Lloyd. Nach seiner Ausbildung wird M. leitender Gesellschafter einer Triester Handelsfirma und erwirbt sich durch sein karitatives Engagement den Ruf eines stadtbekannten Philanthropen. In gesicherten finanziellen Verhältnissen lebend, gibt M. im Erwachsenenalter den Beruf des Kaufmanns auf, wird Privatier und widmet sich fortan seiner Passion, dem Studium der Natur. 1873 wird er Mitbegründer der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins, wo 1883 in den Räumlichkeiten seines Geschäftslokals an der Piazza San Francesco in Triest eine Grottenabtlg. unter Obmann → P. A. Pazze gegründet wird. Mit → A.  Hanke und → F.  Müller schließt sich M. zum sogenannten »Grottentriumvirat« zusammen und widmet sich in den folgenden zwei Jahrzehnten der Er350

forschung der Flusshöhle Škocjanske jama, welche er u. a. auch durch den Einsatz slowenischsprachiger Grottenarbeiter erschließen lässt. 1884 muss M. nach dem Kentern seines Bootes zwölf Stunden in der Škocjanske jama ausharren, bis er gerettet wird. Weiters wird er zum Vorstands- und später Ehrenmitglied (1897) der Sektion ernannt und fördert den nahe dem Höhleneingang liegenden Ort Škocjan, insbes. dessen Volksschule, finanziell. Nach dem Tod von Hanke (1891) übernimmt M. gem. mit Müller und → L. K. Moser die Leitung der weiteren Erschließungsarbeiten in der Škocjanske jama, wo u. a. 25 Wasserfälle überwunden und Steiganlagen entlang des unterirdischen Flusslaufs der Reka errichtet werden. Daneben fungiert er als Leiter der von der Sektion Küstenland durchgeführten Ausgrabungen in der Tominčeva jama bei Škocjan und stiftet die dabei entdeckten prähistorischen und paläontologischen Fundstücke dem Naturhistorischen Museum in Triest. 1891–96 nimmt M. maßgeblich an der Erforschung der Kačna jama teil, wo er und seine Begleiter eine Tiefe von 300 m erreichen. Nach einer schweren Verletzung durch einen ausbrechenden Felsen (1896) kann M. nur unter großen Mühen aus der Höhle geborgen werden, beteiligt sich aber bis 1904 weiterhin an anspruchsvollen Höhlenfahrten. Nach dem Tod von Hanke führt er das »Grottenbuch« der Sektion Küstenland weiter, das alle Forschungsfahrten in Berichtform bis 1904 verzeichnet (heute im Archiv des Hauses der Natur in Salzburg). In der nationalistisch geprägten höhlenkundlichen Forschungslandschaft Krains und des Küstenlands, wo deutsch-, italienisch- und slowenischsprachige Höhlenforscher weitgehend in getrennten Vereinen operieren, gilt M. als verbindende Figur, die von allen Gruppen (u. a. Moser, → I. A. Perko, → E. Boegan) anerkannt wird. 1895 fungiert er als Gründungsmitglied der von → É.-A. Martel initiierten Gesellschaft »Société de Spéléologie« in Paris und publiziert in deren Zeitschrift »Spelunca« regelmäßig seine Forschungsergebnisse. 1911 setzt er sich gem. mit Perko, → R. Willner, → H. Bock, → B. Wolf und → A. v. Globočnik für die Gründung eines Höhlenmuseums in Postojna ein, welches jedoch erst während der Zwischenkriegszeit realisiert wird. M. hinterlässt einen Teil seines Vermögens dem Armenhaus von Triest. W.: Il Recca sotterraneo, nuove scoperte (mehrere Teile). Il Mattino (Triest), 30.7., 6.8., 13.8., 21.8., 18.9., 8.10.1890. Le Gouffre des Merles (Kosova jama), près Trieste (Autriche). Spelunca  – Bull. de la Société de Spéléologie 1, 1895. S.  31–35. Caverne de Trebić (2 Teile). Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 1, 1895. S. 75, 148–149. La Kačna jama en Istrie. Spelunca  – Mémoires de la Société de Spéléologie 1(3), 1896. S. 67–84. La Kačna jama (Istrie). Nouvelle

exploration (9 août 1896). Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 2, 1896. S. 80–86. Les absorptions de la Recca à Saint-Canzian (Istrie). Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 3, 1897. S.  37–43. Un vétéran des cavernes. Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 3, 1897. S. 139–140. Gli assorbimenti del Recca a S. Canziano. Il Tourista 5(7), 1897. S. 50–51. Effets des crues souterraines de la Recca (Istrie). Spelunca  – Bull. de la Société de Spéléologie 4, 1898. 351

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S. 187–188. Nouvelles du Karst – Cavernes de la Recca à Saint-Canzian. Spelunca  – Bull. de la Société de Spéléologie 5, 1899. S.  30–35. Grottes de la Recca à Saint-Canzian et à la Kacna-jama. Spelunca  – Bull. de la Société de Spéléologie 6, 1900. S.  146–148. (Mit A. Hanke)  : Grottenbuch der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins (Manuskript), 1904. Erforschung der unterirdischen Reka im Jahre 1893, 1907. L.: P.  A.  Pazze (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins (1873–92), 1893. F.  Müller  : L’accident de M. Joseph Marinitsch

dans la Kačna jama. Spelunca  – Bull. de la Société de Spéléologie 2, 1896. S.  77–80. N.N.: In der St.  Canzianer Höhlenwelt. Dillinger’s Reisezeitung, 1.10.1906. S. 9. N.N.: Josef Marinitsch (2 Teile). Triester Tagblatt, 7.12.1915  ; 12.12.1915. F.  Müller  : Personalnachrichten  – Josef Marinitsch. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 47, 1916. S.  67–68. P. Guidi  : Cenni sull’attività dei gruppi grotte a Trieste dal 1874 al 1900. Atti e Memorie della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 32, 1995. S. 85–127. P.  Guidi  : Anniversari. Cent’anni dalla morte di Josef Marinitsch. Progressione 63, 2016. S. 154–155.

Markovits (auch Markovich), Adalbert (Béla) von * Nyíregyháza (dt. Birkenkirchen, Nordost-Ungarn) 1897; † Thessaloniki (Griechenland) 1941 Höhlenforscher und Prähistoriker

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B.: Sohn des späteren ungar. Generalleutnants Graf Kálmán und der Wiener Industriellentochter Augusta v. M., geb. Mayr. Unter behüteten Verhältnissen in Graz aufgewachsen, besucht M. nach der Volksschule das Piaristengymnasium in Tata und führt unter Anleitung seiner Lehrer Grabungen in den Höhlen des örtlichen Kalvarienbergs durch. Nach der Matura beginnt er zunächst ein Studium der Medizin an der Univ. Budapest und wechselt später an die Univ. Graz. Während des Ersten Weltkriegs wird M. zum Militärdienst einberufen, wo er in mehreren Spitälern u. a. an Typhus leidende Patienten behandelt. Nach 1918 bricht er sein Medizinstudium ab, beginnt sich für die Karstund Höhlenkunde zu interessieren und wird 1922 Schriftführer und Bibliothekar des in Graz ansässigen Vereins für Höhlenkunde in Österr. (1923 Ernennung zu deren Ehrenmitglied). Anfang der 1920er Jahre übersiedelt M. nach Wien, wo er heiratet (wenige Jahre später Scheidung), sich dem Landesverein für Höhlenkunde in Nieder­ österr. anschließt und in deren Vorstand gewählt wird. 1922 fungiert er als Gründungsmitglied und Beisitzer des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher, daneben wirkt M. am Aufbau eines Höhlenkatasters in Niederösterr. mit und wird regelmäßiger Rezensent in der Schriftenreihe des Hauptverbands. Nachdem das mütterliche Vermögen infolge der Inflation der Nachkriegsjahre aufgebraucht ist, beginnt M. neben wechselnder Berufstätigkeit (z. B. als privater Ungarischlehrer) um 1924 an der Univ. 352

Wien Urgeschichte bei Oswald Menghin sowie ferner Geologie, Zoologie, Numismatik und Speläologie u. a. bei → G.  Kyrle zu studieren. Zugleich entwickelt er eine rege öffentliche Vortragstätigkeit, etwa zu Themen wie »Moderne Höhlenforschung«, profiliert sich als geschickter Organisator und Einwerber öffentlicher Subventionen. Weiters nimmt er als Expeditionsleiter oder als Mitglied der Vermessungsgruppe an Forschungsfahrten (u. a. mit →  H.  Hofmann-Montanus, →  H.  Bock und → H. Lechner) in das Almbergloch bei Grundlsee (1919), die Bründlhöhle bei Graz (1922–23) und die Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee (1924) teil. Wegen zunehmender Konflikte mit → F. Mühlhofer und der Leitung des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher tritt M. 1926 mit Lise Eberau, Rolf Thym und Engelbert Ziberl aus dem Landesverein aus und gründet die politisch links ausgerichtete Österr. Gesellschaft für Höhlenforschung mit Sitz in Wien-Margareten, deren Präsidentschaft er bis 1938 innehat. Währenddessen unternimmt M.  – angeregt durch Menghin  – ab 1927 Forschungsreisen nach Griechenland (insbes. Megara, Kreta) und führt u. a. mit dem Präparator Georg Holzinger, zuletzt Höhlenführer in der Lurgrotte Peggau, und der Sekretärin Vilma Raschka dortselbst die ersten systematischen Höhlengrabungen mit urgeschichtlicher Zielsetzung durch. 1928 gelingen ihm schließlich in den Höhlen der Kaki-Skala auf der Landbrücke zum Peloponnes die Entdeckung und Aufschließung paläolithischer Fundplätze. In den Folgejahren baut er einen Höhlenkataster Griechenlands auf, weckt durch die in den Medien zirkulierenden Fundberichte das Interesse griechischer Gelehrter und gewinnt den Staatspräsidenten Alexandros Zaïmis als Förderer für seine Grabungskampagnen, der ihn mit dem Komturkreuz des griechischen Erlöser-Ordens auszeichnet. Daneben entstehen ehrgeizige Pläne, höhlenkundliche Forschungsreisen über die Türkei, den Iran und Pakistan nach Indien zu veranstalten, die jedoch aus Kostengründen letztlich nicht realisiert werden. 1929 erfolgt der Zusammenschluss der Österr. Gesellschaft für Höhlenforschung mit dem Tiroler Verein »Alpine Höhlenforscher« unter → L.  Weirather zum Expeditionsverband Deutscher Höhlenforscher, deren stv. Vorstand M. wird. 1931 promoviert er bei Oswald Menghin in Urgeschichte mit der zweibändigen Dissertation »Beiträge zur Urgeschichte von Hellas«. Während M. nebenberuflich als Vermessungsleiter der ungar. Bauxit-Trust, Aluminiumerz-Bergbau und Industrie AG in Griechenland tätig ist, führt er mit Unterstützung der Hellenischen Anthropologischen Gesellschaft seine Ausgrabungen in den Höhlen Megaras fort und unternimmt u. a. auch geologische und hydrologische Untersuchungen. 1934 Heirat mit der Reichenberger Lehrertochter Dorothea Fürstenau, Geburt des Sohnes Béla Paul (* 1942). Ab 1934 arbeitet M. als Reiseleiter in Griechenland und wird 1940 mit der Leitung der neu gegründeten ungar. Fremdenverkehrsexpositur in Athen betraut. Während des deutschen Über353

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falls auf Griechenland ist er in einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes für den Austausch griechisch-italienischer Kriegsgefangener und Zivilinternierter tätig. 1941 dienstlich nach Budapest beordert, verunglückt M. während seines Rückflugs nach Athen bei einem Flugzeugabsturz. Seine umfangreichen prähistorischen Funde vermacht er dem Anthropologischen Museum der Univ. Athen und gilt dadurch als Mitbegründer der dortigen Sammlung.

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W.: Eine neuentdeckte Höhle bei Aussee. Der Gebirgsfreund (8), 1919. S. 185. Höhlen um Mödling. Österr. Illustrierte Zeitung, 1.11.1925. S. 17–18. Höhlen um Mödling. In  : H.  Brecka-Stiftegger (Hg.)  : Mödling. 50 Jahre Stadt, 1925. S.  13–14. (Red.)  : Ein Ausflug in die Gaßl-Tropfsteinhöhlen bei Ebensee, 1926. Numismatik und Höhlenforschung. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1926. S.  49–50. Karstforschung und Höhlenkunde. Vortragsbücher und Bilderserien des österr. Bundesministeriums für Unterricht 135, 1928. Wanderungen im norditalienischen Karst mit besonderer Rücksicht auf die Höhlen. Vortragsbücher und Bilderserien des österr. Bundesministeriums für Unterricht 460, 1928. Aus der Finsternis der Höhlen (griechisch). Sitzungsber. der Hellenischen Anthropologischen Ges., 1928. S. 45–61. Über bisherige Forschungen nach der Steinzeit Griechenlands (griechisch). Sitzungsber. der Hellenischen Anthropologischen Ges., 1929. S.  114–134. Beiträge zur Urgeschichte von Hellas. Eine neolithische Muschelhaufenstation und die ersten paläolithischen Funde in situ Griechenlands aus einer Höhle bei Megara, 2 Bde., Diss. Univ. Wien, 1931. Die Österreichische Speläologische Griechenlandsexpedition. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  30–33. Aufgaben und Stand der höhlenkundlichen und urgeschichtlichen Forschung in Griechenland. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S.  94–110. Die Zaïmis-Höhle. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S.  133–146. Höhlenbildung der Kaki-Skala (Landschaft Megaris, Griechenland). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S.  1–18. Zweite österreichische Griechenlandexpedition. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S.  29. Die Süd-

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europa-Forschungsreise der Österreichischen Gesellschaft für Höhlenforschung in Wien. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1934. S. 64. L.: B.  Wolf  : Die österreichische speläologische Kreta-Expedition. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S. 59–60. N.N.: Steinzeitliche Funde in Mittelgriechenland. Salzburger Volksblatt, 23.3.1929. S. 4. O. Menghin  : Adalbert Markovich. Wiener Prähistorische Ztschr. 29, 1942. S. 114–116. N.N.: Nachruf auf Graf Béla v.  Markovich. Barlangvilág (Höhlenwelt) 13, 1943. S. 66–67. O. Menghin  : Vergessene Nachrichten über paläolithische Funde in Südosteuropa. Quartär  – Internationales Jahrb. zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit 19, 1968. S. 347– 351. Θ. Πίτσιος (T. Pítsios)  : Πρακτικά συνεδρίου με αντικείμενο τις σπηλαιολογικές έρευνες του Α. Μάρκοβιτς στην Ελλάδα (Praktiká synedríou me antikeímeno tis spilaiologikés érevnes tou A. Márkovits stin Elláda). Αρχαιολογια (Archaiologia) 61, 1996. S. 52–68. N. Galanidou  : Reassessing the Greek Mesolithic – The Pertinence of the Markovits Collections. In  : N.  Galanidou, C.  Perles (Hg.)  : The Greek Mesolithic  – Problems and Perspectives, 2003. S.  99–112. J.  Mattes  : Politische Tiefenblicke und gelenkte Urgeschichtsforschung. – »Ostmärkische« und ungarische Grabungskampagnen in Höhlen vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Schild von Steier (Beiheft) 8, 2019 (in Druck). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. und Wien (Biografie von Adalbert v. Markovits, zusammengestellt von dessen Ehefrau Dorothea im April 1956 in Stockholm, Typoskript). Universitätsarchiv Wien (Rigorosenakt PH RA 11167, Adalbert Markovits).

Martel, Édouard-Alfred * Pontoise (Île-de-France, Frankreich) 1859; † Saint Thomas-la-Garde (Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich) 1938 Rechtsanwalt und Höhlenforscher

B.: Sohn des Rechtsanwalts Charles Alfred und der Jeanne Ernestine M., geb. Cheilley. Nach dem Besuch des »Lycée Condorcet« in Paris und Ableistung des Militärdienstes (1886) erhält M. eine Anwaltslizenz und ist 1886–99 als Advokat am Handelsgericht des Departments tätig. Durch die Lektüre von Jules Vernes Roman »Voyage au centre de la terre« wird er für das Karst- und Höhlenphänomen begeistert und beginnt sich als naturwissenschaftlicher Laie mit aktuellen Fragen der Geowissenschaften zu befassen. Während seiner Sommerurlaube besucht M. Höhlen in Frankreich, Italien und Slowenien (u. a. 1879 Aufenthalt in Postojna) und wendet sich schließlich insbes. den »Grands Causses«, Karstplateaus im französischen Zentralmassiv, zu. In den Folgejahren initiiert M. die Erforschung der Höhlen Abîme de Bramabiau (1888), Grotte de Dargilan (1888) und Gouffre de Padirac (1889), wo er mit seinen Begleitern in einem Boot einen unterirdischen Fluss verfolgt. 1890 Heirat mit Aline de Launay, Tochter von Louis de Launay, Geologe und späteres Mitglied der französischen »Académie des Sciences«. 1892 veröffentlicht M. die erste Anleitung zur Vermessung und Kartierung von Höhlen. Daneben hat er einen regen Anteil an der Entwicklung und Adaptierung von Ausrüstungsgegenständen für die Höhlenforschung (insbes. von Hilfsmitteln zur Schachtbefahrung, einer Telefonanlage und eines Faltboots zur Befahrung von Höhlenflüssen). Im inhaltlichen Austausch mit → F. Kraus publiziert M. 1894 mit der Monografie »Les abîmes« eine der ersten Gesamtdarstellungen der Höhlenkunde, wo er über seine ersten der 1888–1913 regelmäßig während der Sommermonate veranstalteten Forschungskampagnen berichtet, die er u. a. mit seinem Kompagnon, dem Schmied Louis Armand, durchführt. Zeitlebens unternimmt M. zahlreiche Studienreisen ins Ausland, u. a. zur Erkundung der Höhlen von Postojna nach Slowenien (1893), des Schachts Gaping Gil nach England (1895), auf Einladung von Ludwig Salvator von Österr.-Toskana zur Erforschung der Cueva del Drach nach Mallorca (1896), der Baradla-barlang nach Ungarn (1898), des Höllochs in die Schweiz (1902) und der Mammoth Cave nach Kentucky (1902). Aufgrund seiner hohen Publikationstätigkeit, darunter insbes. populärwissenschaftliche Monografien, erreicht M. auch über die Grenzen Frankreichs hinaus in der Öffentlichkeit einen hohen 355

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Bekanntheitsgrad und gründet 1895 in Paris die Gesellschaft »Société de Spéléologie« (bis 1914 bestanden), welche die erste internationale höhlenkundliche Vereinigung darstellt. In den Folgejahren fungiert M. als Schriftleiter der seitens der »Société« herausgegebenen Zeitschrift »Spelunca«, welche zunächst in separater Form als Vereinsmitteilungen (»Bulletin«, 1895–1900) und als jährliche Denkschriften (»Mémoires«, 1896–1900) erscheint. Durch die Publikation der programmatischen Gesamtdarstellung »La spéléologie ou science des cavernes« und eine rege Vortragstätigkeit in akademischen und alpinistischen Kreisen trägt M. maßgeblich zur öffentlichen Wahrnehmung der Höhlenkunde als Forschungsfeld bei, das er am Schnittpunkt zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, Naturkunde und Sport verortet. Als Promotor für Wasserschutz und Karsthygiene hat M. gem. mit Eugène Fournier erheblichen Anteil an der 1902 erfolgten Hinzufügung von Artikel  28 zum französischen Gesundheitsgesetz (unter Zeitgenossen auch als »Loi Martel« bekannt), welches die Nutzung von Karsthöhlen und -schächten als Abdeckerei untersagt. In der kontrovers geführten Debatte zwischen Vertretern der von → F. K atzer und → W. v. Knebel entwickelten Höhlenflusstheorie und →  A.  Grunds Karstgrundwassertheorie bezieht M. gem. mit den Höhlenforschern →  H.  Bock und →  G.  Lahner gegen Grunds Konzept Stellung (heute wird beiden Theorien Gültigkeit attestiert) und führt dafür Belege aus den Karstgebieten Sloweniens und Frankreichs an. Ab 1909 ist M. Mitglied des »Conseil supérieur d’hygiène publique de France«, wirkt 1905–19 gem. mit Jules Laffargue und Launay als Schriftleiter der populärwissenschaftlichen Zeitschrift »La Nature« und fungiert 1928–31 als Präsident der »Société de Géographie«. 1907 wird er mit dem »Grand Prix des Sciences physiques« ausgezeichnet und 1927 zum Kommandeur der französischen Ehrenlegion ernannt. W.: Les Cévennes, 1890. Sous terre. Exploration des abîmes des causses. Bull. de la Société scientifique, historique et archéologique de la Corrèze 11, 1889. S. 647–685. Les levés topographiques sommaires. Communication faite au Congrès des Sociétés savants, à la Sorbonne (section de géographie), le 8 juin 1892, au nom de la Société de Topographie de France, 1892. Les abîmes, les eaux souterraines, les cavernes, les sources, la spélaeologie. Explorations souterraines effectuées de 1888 à 1893 en France, Belgique, Autriche et Grèce, 1894 (Neudr. 1996). (Mit A. Lorria)  : Le Massif de la Bernina, 1895. Irlande et cavernes anglaises, 1897. Le Trayas et l’Estérel, 1899. La spéléologie ou science des cavernes, 1900. Le gouffre et la rivière souterraine de Padirac (Lot). Historique, description, exploration, aménagement, 1901.

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La photographie souterraine, 1903. La spéléologie au XXe siècle, 1905. Le sol et l’eau. Traité d’hygiène. En collaboration avec de L. de Launay, E. Bonjean, J. Ogier, 1906. L’évolution souterraine, 1908. La Côte d’Azur russe, 1909. Critique de l’ouvrage du Dr. Alfred Grund «Die Karsthydrographie«. Spelunca – Bull. et Mémoires de la Société de Spéléologie 7(57), 1909. S. 343– 347. (Mit E. van den Broeck, E. Rahir)  : Les cavernes et les rivières souterraines de la Belgique, 2 Bde., 1910. Le nouveau traité des eaux souterraines, 1921. Les causses et gorges du Tarn, 1926. La France ignorée, 2 Bde., 1928–30. Les Causses majeurs, 1936. L.: J.  Boyer  : M.  Martel, le grand explorateur de cavernes. Sciences et Voyages (Paris) 198, 1923. S. 1–4. N.  Casteret  : É.  A.  Martel, explorateur du monde sou-

terrain, 1943. N.N.: Édouard Alfred Martel. Yorkshire Ramblers Club Journal 7, 1947. S. 105–116. C. Chabert, M.  de  Courval  : É.  A. Martel, Bibliographie, 1971. T.  R.  Shaw  : History of Cave Science, 2.  Aufl., 1992. S. 48–51, 260. D. André, A. Gautier  : La Societe de Spéléologie. Spelunca (5e série) 60, 1995. S. 11–18. K. Mais  : Kraus and Martel. An Austrian-French Connection in Karst Research. Acta Carsologica 23, 1994. S.  192–203. D.  André (Hg.)  : La plume et les gouffres. Correspondance d’Édouard-Alfred Martel, 1997. D.  André, H.  Duthu (Hg.)  : L’homme qui voyageait

pour les gouffres. Actes du colloque tenu à Mende les 17 et 18 octobre 1997, 1997. Expédition dans les ténèbres (Dokumentation von B.  Kliebhan, 58  min., Hessischer Rundfunk/Arte), 1998. B. Delluc, G.  Delluc  : Les mésaventures du spéléologue Édouard-Alfred Martel avec la préhistoire et l’abbé Henri Breuil. Bull. de la Société historique et archéologique du Périgord 125, 1998. S. 627–655. P.-O. Schut  : É.-A. Martel, the Traveller Who Almost Became an Academician. Acta Carsologica 35(1), 2006. S. 149–157.

Matz, Hans * Cave del Predil (dt. Raibl, Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1922; † Eggenburg (Niederösterreich) 2002 Pädagoge, Kajaksportler und Höhlentaucher

B.: Sohn des in Cave del Predil tätigen Kaufmanns und Hausbesitzers Hans und der Glasermeistertochter Luise M., geb. Hahn. Nachdem das Kanaltal im Staatsvertrag von SaintGermain-en-Laye (1919) Italien zugesprochen worden ist, wandert die Familie von M. (wie große Teile der deutschsprachigen Bevölkerung) aus und übersiedelt nach Bruck an der Mur, wo er die Volksschule und das Gymnasium besucht. Nach der Matura studiert M. für einige Semester Philosophie und Pädagogik an der Univ. Graz. Während der Kriegsjahre ist er im Lazarett in Feldkirch (Vorarlberg) stationiert und lernt Elisabeth Müller kennen, die er 1944 ehelicht. Geburt der Kinder Hans-Friedrich (* 1946) und Alexandra (* 1953). Nach Kriegsende zieht M. mit seiner Familie nach Baden-Württemberg, wo er eine Anstellung als Pädagoge und Leiter des Jungenheims der Stadt Stuttgart erhält. Während der 1950er Jahre entwickelt er ein breites Interesse am Alpin- und Wassersport und der Höhlenkunde, absolviert eine Ausbildung zum Lehrwart für Bergsteigen beim Deutschen Alpenverein und unternimmt zahlreiche anspruchsvolle Befahrungen und Tauchgänge in Höhlen in Bayern, Baden-Württemberg und Österr., u. a. gem. mit Martin Kolb, Jochen Hasenmayer und Gustl Herein in der Wulfbachquellhöhle bei Mühlheim (1959), Brunnensteinhöhle bei Honau (1959), Falkensteiner Höhle nahe Bad Urach (1959–61), Liager-Höhle bei Altaussee (1960), Wimsener Höhle bei Hayingen (1961), Frickenhöhle nahe Farchant 357

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(1961–62) und dem Palfauer Wasserloch bei Landl (1963). M. gehört damit zu den Ersten, die ab den 1950er Jahren im deutschsprachigen Raum mit Tauchgeräten in Höhlen forschen. Zudem ist er als Vermesser und Kartenzeichner tätig und fertigt u. a. Pläne der Frickenhöhle (1961) an. Im selben Jahr übersiedelt er mit seiner Familie nach Eggenburg, wo er die Leitung der von der Stadt Wien betriebenen Erziehungsanstalt Lindenhof übernimmt, einem Ausbildungsheim für männliche Jugendliche, das seit den 1960er Jahren aufgrund negativer Vorfälle im medialen Interesse steht und 2013 geschlossen wird. Als Erzieher unternimmt M. zur Therapierung der Jugendlichen zahlreiche sportlich herausfordernde Exkursionen, u. a. Kletterrouten im dritten Schwierigkeitsgrad und Kajaktouren. In den Folgejahren gründet er im Erziehungsheim die Arbeitsgemeinschaft »Höhle und Karst« und veranstaltet mit den Jugendlichen regelmäßig Höhlentauchgänge, u. a. in den Lochbach bei Lunz, das Nasse Loch bei Schwarzenbach und die Wasserhöhlen bei Loich. Zudem führt er zahlreiche Neuforschungen in Höhlen und Schachtbefahrungen durch, insbes. in bislang vernachlässigte Karstgebiete wie der Kräuterin (Ybbstaler Alpen), wo M. die Große Schloifhöhle entdeckt. 1968 wird er u. a. mit Franz Ertl und Ludwig Roch Mitbegründer der Naturfreunde-Ortsgruppe Eggenburg und legt im Folgejahr die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Nach Übersiedelung ins Waldviertel entwickelt er eine besondere Leidenschaft für den Kajaksport und gründet dortselbst eine Kajakgruppe. Neben Initiativen im Naturschutz unternimmt M. zahlreiche Erstbefahrungen von Wildflüssen, z. B. im Mühl- und Waldviertel sowie später auch in Slowenien, Korsika, Rumänien und Bulgarien. Ab Mitte der 1970er Jahre beginnt er die österr. Wildbäche systematisch zu erfassen und veröffentlicht viele Touren- und Wanderführer, womit er entscheidend an der Erschließung der Naturlandschaft für den Wassersport und an dessen Popularisierung mitwirkt. Zudem veranstaltet M. über mehrere Jahre die Internationale Wildwasserwoche in Obervellach (Kärnten). 1974 übernimmt er die Leitung der neu gegründeten Einrichtung »Stadt des Kindes«, eines Heimes für gefährdete Kinder und Jugendliche in Wien-Penzing, und ist anschließend mehrere Jahre im Wiener Landes- und Stadtarchiv tätig. 1982 wird er beim Übertritt in den Ruhestand mit dem Titel eines Professors ausgezeichnet und hat zahlreiche Ehrenmitgliedschaften inne, u. a. beim Alpinen Kajak Klub und beim Kajak Klub Gars. W.: Der Vorstoß zum »Hades« – zum Ende der Falkensteiner Höhle. Stuttgarter Nachrichten, 12.9.1959. Entdeckungen schwäbischer Forscher. Aalener Volkszeitung, 27.11.1960. In den Wasserhöhlen der Schwäbischen Alb. Heilbronner Stimme, 17.3.1960. Höhlenforscher unterwegs. Das Geheimnis der Almberg-Eishöhle

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gelüftet. Der Ennstaler, 8.7.1960. Erfolgreicher Vorstoß in der Frankensteiner Höhle. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 6(1), 1960. S.  3–4. Über die Aufnahme von Schwierigkeitsbezeichnungen in das [sic  !] Höhlenkataster. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 6(1),

1960. S. 6–8. Exkursion in das Tote Gebirge. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 6(3), 1960. S.  34–38. Neuentdeckungen im »Hausener Bröller«. Die Höhle 11(4), 1960. S. 103–106. Arbeitsgemeinschaft »Höhle und Karst« im Lindenhof, Eggenburg. Die Höhle 20(2), 1969. S.  59. Wildwasser im Ausseerland, 1975. Wildwasser-Kurzführer Österreich. 130 Bergflüsse und Wildbäche, 1979. Die Galmeihöhle bei Hinterwildalpen. Die Höhle 21(2), 1979. S. 110. Schluchten, Klammen, Wasserfälle. Urlandschaften Europas, 1985. Wanderziel Wasserfall. Zwischen Rätikon und Wienerwald, 1987. Durch Österreichs Schluchten. Kajakfahrten und Wanderungen, 2 Aufl., 1991/98. Geschichte in Silber. Habsburger im Münzbild, 1992. Die Steirische Salza. Ein Naturparadies in Österreich, 1995. Österreichs schönste Wasserfälle. Wanderziele zwischen Wienerwald und Bodensee, 1997. Der Kamp. Ein Na-

tur- und Kulturparadies in Niederösterreich, 1997. Die Thaya. Ein Natur- und Kulturraum im Waldviertel, 1999. Die Gail. Ein Natursport- und Kulturparadies in Kärnten, 2001. Anekdoten und Kajakiaden. Aus vergangener Zeit, 2002. L.: K.  Schoderer  : Hans Matz Professor geworden. Kanu-Sport (9), 1982. S.  166–167. N.N.: Portrait. Hans Matz. Kanumagazin (1), 1998. S.  44. N.N.: Zum Tode von Hans Matz. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher (4), 2002. S.  112. G.  Stummer  : Prof. Hans Matz †. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 58(9), 2002. S. 111. H. Machatschek  : Hans Matz ist tot. Kanu-Sport (8), 2002. S.  39. H.  Trimmel  : Zum Gedenken an Hans Matz. Die Höhle 53(4), 2002. S.  132–133. R.  Seebacher  : Prof.  Hans Matz. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 21–22, 2003. S. 7.

Maurin, Viktor * Kapellen (Steiermark) 1922; † Graz (Steiermark) 2011 Hydrogeologe und Höhlenforscher

B.: Vierter Sohn des Schulleiters Gottfried und der Geschäfts­ besitzerin Rosa M., geb. Rossmann. Nach Übersiedelung der Familie nach Graz besucht M. dort die Volksschule und das Gymnasium. 1933 beginnt er sich anlässlich der Gründung des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark für das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren und nimmt bereits als Jugendlicher u. a. mit dem Elektriker Hermann Pendl an Forschungsfahrten in die Lurgrotte, die Grazer Schlossberghöhlen, die Bärenhöhle bei Hieflau und die Arzberghöhlen bei Wildalpen teil. Die Einberufung zum Reichsarbeitsdienst erfolgt 1940. Anschließend wird M. zur deutschen Wehrmacht eingezogen, aus der er im Oktober 1943 infolge einer schweren Kriegsverletzung und Beinamputation entlassen wird. Nach seiner Rückkehr nach Graz schließt er dort 1945 die Staatliche Ingenieurschule im Fach Maschinenbau ab, daneben ist er als Höhlenführer in der Lurgrotte tätig. Ab 1946 studiert M. Bergbau an der Montanistischen Hochschule in Leoben und wechselt 1947 an die Univ. Graz, wo er ein Studium der Geologie und Paläontologie beginnt. 1948–49 unterstützt er → M.  Mottl bei paläontologischen und prähistorischen Grabungen in der Repolusthöhle. 1953 promoviert M. mit der 359

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Dissertation »Die geologischen Verhältnisse im Raum zwischen Deutschfeistritz und Semriach« bei Karl Metz. 1949–63 und 1965 fungiert er als stv. Obmann sowie 1949– 60 als Archivar des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark. Während dieser Zeit betreut er den Verein fachlich und veranstaltet u. a. seminarähnlich aufgebaute Vorträge zur Karst- und Höhlenkunde, insbes. zu Höhlen des Grazer Berglands. 1952 leitet M. einen Markierungsversuch, der durch Chlorierung des Lurbachs den Nachweis des Zusammenhangs zwischen den versinkenden Wässern des Semriacher Beckens und dem Hauptaustritt im Murtal, dem Hammerbach in Peggau, erbringt. 1953–65 ist er zunächst als Assistent, später als Oberassistent von Arthur Winkler-Hermaden am Institut für Technische Mineralogie und Geologie der Technischen Hochschule Graz tätig. Zugleich wird M. als externer Mitarbeiter der Geologischen Bundesanstalt mit Kartierungsarbeiten im mittelsteirischen Raum (Graz, Weiz, Passail und Birkfeld) betraut. Zudem hat er eine leitende Tätigkeit bei zahlreichen karsthydrologischen Untersuchungen, insbes. in der Steiermark, inne (u.  a. gem. mit → F.  Bauer, → J. Zötl) und beschäftigt sich mit der Methodik hydrogeologischer Markierungsversuche. 1956 organisiert M. die Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Weiz mit und beteiligt sich 1960 an der Erstellung der Teilgruppengliederung für den Österr. Höhlenkataster. 1958–61 wirkt er gem. mit Winkler-Hermaden, 1962–64 allein und 1965 gem. mit Zötl als Schriftleiter der »Steirischen Beiträge zur Hydrogeologie«, der ältesten hydrogeologischen Fachzeitschrift im deutschsprachigen Raum. An der Technischen Hochschule Graz habilitiert er sich 1960 und erhält die Venia Legendi für Geologie, insbes. Angewandte Geologie, verliehen. Zwei Jahre später fungiert M. als Gründungs- und Vorstandsmitglied der Vereinigung für hydrogeologische Forschungen in Graz. 1965–66 wird er Mitinitiator und Organisator der internationalen »Specialists’ Conference on the Tracing of Subterranean Waters« in Graz und fungiert seitdem als Mitglied der internationalen Arbeitsgruppe »Symposium on Underground Water Tracing« (später umbenannt in »Arbeitsgemeinschaft Tracerhydrologie«). Zudem ist M. als Fachbeirat und hydrogeologischer Gutachter u. a. bei der Errichtung und dem Betrieb des Speicherkraftwerks Dießbach im Steinernen Meer tätig. 1965 wird er auf den zweiten Lehrstuhl für Geologie an der Univ. Karlsruhe berufen und mit der Leitung der Abtlg. für Angewandte Geologie betraut, deren Auf- und Ausbau er sich in den Folgejahren widmet. Daneben setzt M. die Untersuchung des Mittelsteirischen Karstes fort, beschäftigt sich aber auch mit der Donauversinkung im Raum Immendingen–Tuttlingen–Fridingen (Baden-Württemberg) und dem Muotatal (Schweiz). Zudem führt M. gem. mit Zötl karsthydrogeologische Untersuchungen in Griechenland (u. a. Kephallenia, Amorgos, Ithaka) sowie im Rahmen der Quartärkommission der Österr. Akademie der Wissen360

schaften auch Forschungsprojekte in Saudi-Arabien durch. Nach seiner Emeritierung (1982) übersiedelt er nach Graz und arbeitet wieder im Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark mit. Sechs Jahre später erfolgt die Ernennung zu dessen Ehrenmitglied. W.: Die Höhle im Grazer Schloßberg. Bl. für Heimatkunde 23(2), 1949. S.  49–54. Topographie und Geologie des Badlhöhlensystems. Archaeologica Austriaca 8, 1951. S.  2–15. Chlorierung des Lurbachsystems (2  Teile). Nachrichten des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark, 1951. S. 2  ; 1952. S. 2–3. Ein Beitrag zur Hydrogeologie des Lurhöhlensystems. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 81–82, 1952. S.  169–180. Untersuchungen am unterirdischen Lauf des Lurbaches. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft 7, 1952. S. 45–47. Das Peggauer Höhlengebiet. In  : Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark, Lurhöhlenges. (Hg.)  : Die Lurgrotte, 1953. S. 16–18. Die geologischen Verhältnisse im Raum zwischen Deutsch-Feistritz und Semriach, Diss. Univ. Graz, 1953. Das Paläozoikum im Raum zwischen Deutschfeistritz und Semriach. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 84, 1954. S. 81–102. (Mit W. Krieg)  : Die Fleischhackerhöhle bei Köflach. Nachrichten des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark, 1955. S.  1–5. Der Untergrund der Murbrücken in der Grazer Innenstadt. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 86, 1956. S. 72–79. (Mit M. Dechant, J. Zötl)  : Die Triftung gefärbter Sporen. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 8–9, 1958. S.  44–51. (Mit J.  Zötl)  : Die Untersuchung der Zusammenhänge unterirdischer Wässer mit besonderer Berücksichtigung der Karstverhältnisse. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 10–11, 1959. S. 1–184. Hydrologische Untersuchungen im Grazer Bergland und deren Wert für die Versorgungswasserwirtschaft. Habilitationsschrift Technische Hochschule Graz, 1960. (Mit J.  Zötl)  : Karsthydrologische Untersuchungen im Toten Gebirge. Österr. Wasser-

wirtschaft 16(5–6), 1964. S. 112–123. (Mit J. Zötl)  : Hauptverkarstungsgebiete der Steiermark. Atlas der Steiermark, Kartenblatt 11, 1969. (Mit H. Hötzl, F. Krämer)  : Quarternary Sediments. In  : S. S. Al-Sayari, J.  Zötl (Hg.)  : Quaternary Period in Saudi Arabia, 1978. S. 264–301. (Mit H. Behrens, H. Hötzl)  : Die Markierung mit Fluoreszenztracern, Nachweismethoden und Ergebnisse. In  : A.  Bögli, T.  Harum (Red.)  : Hydrogeologische Untersuchungen im Karst des hinteren Muotatales (Schweiz), 1981. S.  198–220. (Mit H.  Brandecker)  : Die Trinkwasserreserven des südlichen Salzburger Beckens. Österr. Wasserwirtschaft 34, 1982. S. 105–122. Geologie und Karstentwicklung des Raumes Deutschfeistritz  – Peggau  – Semriach. In  : R. Benischke, H. Schaffler, V. Weißensteiner (Hg.)  : Festschrift Lurgrotte, 1994. S. 103–137. (Mit R. Benischke, H. Ehrenreich, T. Harum, H. Stadler) (Hg.)  : Karsthydrogeologische Untersuchungen im Tannebenmassiv (mittelsteirischer Karst). Ber. der wasserwirtschaftlichen Planung 80, 1997. L.: R.  Benischke, V.  Weißensteiner  : Univ.Prof. Dr. Viktor Maurin zum 65. Geburtstag. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 16, 1987. S. 1–7. B. Krauthausen  : Univ.-Prof. Dr. Viktor Maurin.  – Zum 65.  Geburtstag. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 38(6), 1987. S. 48. B. Krauthausen  : Univ.-Prof. (em.) Dr.  Viktor Maurin  – ein Nachruf. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 62(1), 2011. S. 17–18. R. Benischke, V. Weißensteiner  : Univ.-Prof.  Dr.  Viktor Maurin. Nachruf. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 58, 2011. S.  67–74. H. Zetinigg  : Die »Österreichische Vereinigung für Hydrogeologie« und ihre Gründer. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 96, 2012. S. 52–56.

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Mayer, Adolf * Ptuj (dt. Pettau, Slowenien) 1863; † Graz (Steiermark) 1926 Maler, Schauhöhlenverwalter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Maurerpoliers Martin und der Theresia M., geb. Stefanetz. Nach dem Besuch der Volksschule erlernt M. das Handwerk des Kunst- und Dekorationsmalers und lässt sich in Graz nieder, wo er in den 1890er Jahren die Meisterprüfung ablegt und ein Atelier eröffnet. Nach der Geburt der unehelichen Kinder Hermann (* 1883) und Adolf (* 1887) heiratet er im September 1887 deren Mutter Josepha Horwath, eine aus Graz stammende Köchin. 1913 tritt er von der röm.-kath. zur altkath. Kirche über. In den Folgejahren kommt er in Kontakt mit Mitgliedern des Semriacher Vereins »Die Schöckelfreunde« (1893–1903), welche die Lurgrotte vom dort gelegenen Eingang erkunden und damit in Konkurrenz mit der Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark (1893–1907) mit Sitz in Graz unter → J. Fasching und → M. Brunello treten. Ab März 1894 nimmt M. an der Befahrung der Lurgrotte teil, wo im April desselben Jahres durch Ausräumung einer Engstelle neue Höhlenteile entdeckt werden. Nach dem aufgrund starker Niederschläge erfolgten Einschluss mehrerer Mitglieder der Gesellschaft für Höhlenforschung, die nach einer Woche unter medialem Aufsehen und mittels Unterstützung von Brunello, → W. Putick und Hunderten Helfern aus der Lurgrotte gerettet werden, beginnt sich M. intensiver mit dem mittelsteirischen Karst zu beschäftigen. Er tritt der Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark bei und wird nach dem Tod von Fasching (1897) zum Obmann des Vereins (Auflösung 1907) ernannt. Aufgrund des Verbots der Steirischen Landesregierung (1894), weiter in der Lurgrotte bei Semriach Untersuchungen anzustellen, und der Übertragung der Forschungsrechte an → R. Hoernes, Vinzenz Hilber und Franz Walcher bearbeitet die Gesellschaft für Höhlenforschung andere Karstobjekte um Peggau und Weiz, z. B. erkundet und erforscht sie das Katerloch (1899). Dabei kartiert M. zahlreiche Höhlen, fertigt Aquarelle und aquarellierte Tuschezeichnungen an, die er 1900 an das Landesmuseum Joanneum verkauft. Im selben Jahr tritt er wegen zunehmender Konflikte aus der Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark aus und beginnt eine eigene Forschergruppe  – zunächst ohne Vereinsstatus  – zu bilden. Ab 1902 Wiederaufnahme der Forschungstätigkeit in der Lurgrotte vom Eingang in Semriach aus, von wo M. versucht, unterirdisch in Richtung des Höhlenportals in Peggau (früher »Schmelzgrotte« genannt) vorzudringen. Daneben probiert er u. a. gem. 362

mit Brunello durch Schachtabstiege vom darüber liegenden Tanneben-Plateau (z. B. Öffnung und Erforschung der Geßmann-Doline) erfolglos einen Einstieg in die Lurgrotte zu finden. 1906 gründet M. die Sektion Steirischer Höhlenforscherklub im Österr. Touristenklub, wird zu deren Obmann ernannt und beginnt Erschließungsarbeiten bei der Peggauer Tagöffnung der Lurgrotte durchzuführen. 1908–11 gestaltet er mehrere temporäre Höhlenausstellungen in Graz, u. a. anlässlich des Kaiser-Jubiläums-Frühlingsfests. 1906–10 treibt M. gem. mit seinen Söhnen Adolf und Hermann vom Peggauer Eingang einen Stollen zur Tieferlegung des Höhlenbachs voran, während → H. Bock die Lurgrotte vom Semriacher Eingang aus erforscht und es wegen der Konkurrenz um die Vergabe öffentlicher Subventionen zu einem Gerichtsverfahren zwischen Bock und M. kommt. 1916 kauft Thomas Vollenhals das Grundstück um die Peggauer Lurgrotte, gründet die sogenannte »Lurgrottenunternehmung« und beginnt nach Errichtung einer Steig- und Beleuchtungsanlage mit dem Führungsbetrieb in der Höhle, während er M. und seinen Söhnen erlaubt, ihre Erschließungsarbeiten zum Nachweis einer Verbindung zwischen den Höhleneingängen in Semriach und Peggau fortzusetzen. Nach 1918 entsteht in Peggau ein florierender Schauhöhlenbetrieb (1921 ca. 80.000 Besucher), wo M. u. a. als Höhlenführer tätig ist. 1921 wird er zum korresp. Mitglied der Bundeshöhlenkommission ernannt und fungiert ein Jahr später als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter →  G.  Kyrle und →  O.  Abel. 1924 gelingt ihm nach der Untertunnelung von Siphonstrecken schließlich der Nachweis eines unterirdischen Zusammenhangs zwischen beiden Höhleneingängen. 1924 wird M. zum Schauhöhlenverwalter ernannt und bemüht sich um die touristische Bewerbung des Betriebs, etwa durch die Gestaltung von Höhlenpostkarten. Nach seinem Tod erfolgt die Auflösung des Steirischen Höhlenforscherklubs, 1927 wird zudem das Peggauer Schauhöhlenunternehmen wegen zu hoher Verschuldung versteigert. Dennoch werden die von M. begonnenen Erschließungsarbeiten zur Gangbarmachung einer Verbindung zwischen den beiden Höhleneingänge in Semriach und Peggau von seinen Söhnen fortgesetzt. 1935 gelingt u. a. seinem Sohn Adolf und → J. Gangl die erste Durchquerung der Lurgrotte. Die Urne seines Sohnes Hermann wird 1971 in der Höhle beigesetzt. W.: Tagebuch, 3.  Bde. mit 875 Manuskriptseiten, 1891–1904 (heute im Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde Steiermark). Über Höhlenforschung. Grazer Tagblatt, 24.6.1899. S.  5. Erforschung der Lurgrotte bei Semriach durch den Steirischen Höhlenklub 1906. Grazer Volksblatt, 18.11.1906. S.  21–23. Die Erschließung der Lurgrotte in Peggau. Grazer Tag-

blatt, 28.12.1910. S. 6. Zahlreiche Höhlenpläne (u. a. der G.-W.-Geßmann-Doline im Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark) und 50 Höhlengemälde, entstanden bis ca. 1900 (heute großteils in der Geologischen Abtlg. des Landesmuseums Joanneum). L.: W.  Wendrich  : Die Lurlochhöhlen bei Semriach

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nebst Graz, 1894. A. Fröhlich  : Über Höhlenforschung. Grazer Tagblatt, 6.2.1900. S.  5. Eine Lurlochsubvention vor Gericht. Grazer Volksblatt, 4.12.1907. S.  7. N.N.: Die Arbeiten in der Lurgrotte in Steiermark. Das interessante Blatt, 29.12.1920. S. 3, 5–6. R. v. Saar  : Die Lurgrotte, 1922. G.  Götzinger  : Zur Erinnerung an Adolf Mayer, den Pionier der steirischen Höhlenforschung. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 6–7. N.N.: In Erinnerung an Adolf Mayer. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 8(3), 1957. S.  32. V.  Weißensteiner  : Die G.  W.  Geßmann-Doline auf der Tanneben bei Peggau. Die Höhle 17(2), 1966. S. 44–48. V. Weißensteiner  : Hermann Mayer in der Lurgrotte beigesetzt. Die Höhle 23(2), 1972. S. 73. H. Trimmel  : Die »Lurgrotte« (Steiermark) als Schauhöhlenbetrieb. Die Höhle 23(4), 1972.

S. 122–135. K. H. Hochschorner  : Zur Geschichte der höhlenkundlichen Vereine Österreichs. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 12(4), 1983. S. 202–323. F. Schenk, F. Wild  : Die Lurgrotte erzählt, 1994. R.  Benischke, H.  Schaffler, V.  Weißensteiner (Hg.)  : Festschrift Lurgrotte 1894–1994, 1994. J. Flack  : Adolf Mayer sen. – Höhlenforscher und Maler. Jahresber. des Landesmuseums Joanneum N.F. 25, 1995. S.  9–22. J.  Flack  : Adolf Mayer  – Höhlenforscher und Höhlenmaler. In  : R. Pavuza, G. Stummer (Red.)  : ALCADI ’94 – Akten zum Symposium zur Geschichte der Speläologie im Raum Alpen, Karpaten und Dinariden, 1996. S.  35–36. H. Ehrenreich  : Das Tagebuch I von Adolf Mayer sen. für die Jahre 1891 bis 1904 (unveröffentl. Manuskript, Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark).

Mayer, Anton (vulgo »Fledermaus-Mayer«) * Wien 1936; † Wien 2009 Präparator, Postbediensteter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Maschinenschlossers Anton und der Karoline M., geb. Kalmar. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Wien-Neubau absolviert M. eine Taschnerlehre. 1954 erlangt er eine Anstellung bei der Österr. Post, übersiedelt nach Wien-Simmering und heiratet im selben Jahr Emma Ofenschiessl. Geburt der Kinder Gertrude (*  1955), Susanne (* 1959), Martina (* 1963) und Anton (* 1965). 1961 wird M. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr., wo er mehrere Jahrzehnte als Material-, Fahrtenwart und Naturschutzreferent tätig ist, die Ansichtskartensammlung betreut und sich insbes. mit Fledermäusen beschäftigt. Als Volontär in der Biospeläologischen Arbeitsgemeinschaft am Naturhistorischen Museum Wien beginnt M. in den 1960er Jahren gem. mit Josef Wirth zuerst in Niederösterr., später in ganz Österr. die Verbreitung und Bestandsentwicklung von Fledermäusen zu dokumentieren. Zudem ist er als Schauhöhlenführer in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel tätig und arbeitet am Höhlenkataster für Wien, Niederösterr. und das Burgenland mit. In dieser Funktion beteiligt er sich an der Herausgabe der fünfbändigen Buchreihe »Höhlen in Niederösterreich« (1979–2000) sowie der Werke »Höhlen und Karst im Burgenland« (1998) und »Höhlen und Stollen im Burgenland« 364

(2008). Zudem beginnt M. die von alters her bekannten Höhlen des Kremstales neu zu dokumentieren und publiziert seine Forschungsergebnisse 1993 gem. mit Herbert Raschko und Josef Wirth in Form einer Monografie. 1975 wird M. in den Dienst des Naturhistorischen Museums übernommen und ist bis zum Übertritt in den Ruhestand (1990) als Präparator in der Säugetiersammlung, zuletzt als Fachoberinspektor, tätig. Zudem arbeitet er ehrenamtlich in der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österr. mit und wird zum Fledermausbeauftragten bzw. naturschutzfachlichen Amtssachverständigen der Bundesländer Burgenland (1999) und Niederösterr. (2000) ernannt. In dieser Funktion leistet M. einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Lebensräume der Fledermäuse sowie zur Sensibilisierung der Bevölkerung für diese Säugetiergruppe. Dabei entwickelt er eine rege Aktivität als Volksbildner, Vortragender in Schulen, Veranstalter von Sonderführungen u. a. für blinde Besucher. Zudem wirkt er als Kurator einer Wanderausstellung zum Thema »Fledermäuse«. M. unternimmt zeitlebens zahlreiche zoologische Studien- und Sammelreisen, z. B. nach Kenia, Marokko, Libyen, Zypern und in die Türkei. Ab 2000 bis zu seinem Ableben fungiert er als Vizepräsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher. M. wird mit der Goldenen Medaille für Verdienste um die Republik Österr. (1979), dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterr. (1992), dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher (1996) und dem Burgenländischen Umweltpreis (2005) ausgezeichnet. 2012 wird die »Anton-Mayer-Gasse« in Wien-Simmering nach ihm benannt. W.: Säugetierfunde und Säugetierbeobachtungen in niederösterreichischen Höhlen im Jahre 1964. Die Höhle 16(1), 1965. S.  25–26. (Mit J.  Wirth)  : Über Fledermausbeobachtungen in österreichischen Höhlen im Jahre [1966–1972] (mehrere Teile). Die Höhle 18(3), 1967. S. 69–73  ; 19(3), 1968. S. 87–91  ; 20(4), 1969. S.  123–128  ; 21(3), 1970. S.  134–138  ; 22(4), 1971. S. 111–118  ; 24(1), 1973. S. 17–23  ; 25(1), 1974. S.  34–40. (Mit J.  Wirth)  : Die Fledermäuse Österreichs  – Eine Handbroschüre für Höhlenforscher, 1971. (Mit J.  Wirth)  : Bearbeitung von rezentem Knochenmaterial aus österreichischen Höhlen. Die Höhle 22(3), 1971. S. 97–99. (Mit C. Stoiber, J. Wirth)  : Die Schafsteinhöhle auf der Tauplitzalm. Die Höhle 27(3), 1976. S. 101–103. (Mit J. Wirth)  : Die Höhlen des Hirscheck und der Traweng. Die Höhle 29(2), 1978. S.  40–57. (Mit K.  M.  Bauer)  : Eine holozäne Fledermausfauna aus dem Salzburger Schacht im Untersberg. Die Höhle 34(1), 1983. S.  1–8. (Mit A.  Baar, J.  Wirth)  : 150

Jahre Fledermausforschung in der Hermannshöhle. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B, 88–89, 1984. S.  223–243. (Mit A.  Baar, J.  Wirth)  : Vergleichende Studien zur Postembryonalentwicklung dreier Altweltgeier  : Bartgeier Gypaetus barbatus aureus (Hablizl 1788), Schmutzgeier Neophron percnopterus (Linné 1758) und Gänsegeier Gyps fulvus (Hablizl 1783). Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B, 88–89, 1984. S.  361–376. (Mit H.  Holzmann, H.  Raschko, J.  Wirth)  : Höhlenansichtskarten Niederösterreichs, Bd. 1, 1985. (Mit F. Spitzenberger)  : Aktueller Stand der Kenntnis der Fledermausfauna Ostirols und Kärntens. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B, 90, 1986. S. 69–91. (Mit R.  Pavuza, J.  Wirth)  : Die Höhlen des Steinberges im Weinviertel. Die Höhle 40(2), 1989. S.  37–49. (Mit W.  Moche)  : Die Sandsteinhöhle in Wallsee, Niederösterreich. Die Höhle 42(2), 1991. S.  25–33. (Mit H.  Raschko, H.  Wirth)  : Die Höhlen des Kremstales,

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2. erw. Aufl., 1993. E. Keck (Red.)  : Höhlen und Karst im Burgenland, mit Beiträgen von u. a. E.  Cermak, K.  Mais, A.  Mayer, R.  Pavuza, G.  Stummer, 1998. Säugetierfunde aus der Dachstein-Rieseneishöhle. Die Höhle 50(3), 1999. S. 115–117. Eine bisher unbeachtet gebliebene österreichische Höhlenbriefmarke. Die Höhle 52(1), 2001. S.  12–14. E.  Keck (Red.)  : Höhlen und Stollen im Burgenland mit Beiträgen von Ernst Cermak, Anton Mayer, Rudolf Pavuza, 2008. L.: H.  Trimmel  : Anton Mayer  – ein Sechziger  ! Die Höhle 47(1), 1998. S.  24. N.N.: Anton Mayer zum

70.  Geburtstag. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 57(1), 2006. S. 13. E.  Herrmann, R.  Pavuza  : Anton Mayer zum siebzigsten Geburtstag. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 62(2), 2006. S. 15. N.N.: Anton (»Toni«) Mayer. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 60(1), 2009. S. 4. R. Pavuza  : Anton Mayer. Die Höhle 60, 2009. S. 116. R. Pavuza  : Anton (»Toni«) Mayer. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 65(3–4), 2009. S. 24.

Meeraus, Anton * Innsbruck (Tirol) 1892; † Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1986 Buchhalter, Kaufmann und Höhlenforscher

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B.: Vermutlich Sohn des aus Tirol stammenden Vermessungs-­ Inspektors Anton M. Aufgrund einer dienstlichen Versetzung des Vaters übersiedelt M. noch während seiner Kindheit mit der Familie nach Triest, wo er ab 1903 die Staats-­Ober­ realschule besucht und anschließend eine Ausbildung zum Kaufmann absolviert. 1910 wird M. auf die höhlenkundlichen Aktivitäten der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins aufmerksam, tritt dem Verein bei und nimmt u. a. mit →  F.  Müller und →  F.  Mühlhofer an Forschungsfahrten in der Höhle Škocjanske jama teil. Neben einer gelegentlichen Tätigkeit als Führer in der für die Öffentlichkeit erschlossenen Schauhöhle wirkt M. ab 1914 im Vorstand der Sektion u. a. als Zeugwart der vereinsinternen Grottenabtlg. mit und fertigt nach der kartografischen Aufnahme der Höhle durch → A. Hanke den ersten vollständigen Plan der Škocjanske jama an. Während des Ersten Weltkriegs wird M. zum Tiroler Kaiserjäger-Regiment Nr. 1 eingezogen, nimmt bei Kriegshandlungen an der Alpenfront teil und wird 1916 zum Fähnrich und zuletzt zum Oberleutnant befördert. Nach Kriegsende kehrt er nach Triest zurück, ist 1921–22 Hörer des »Regio Istituto Superiore di Scienze Economiche e Commerciali« in Triest und erhält eine Anstellung als Buchhalter. Daneben treibt er Rudersport und Leichtathletik. Da die Sektion Küstenland 1920 infolge politischen Drucks der italienischen Behörden aufgelöst wird, beteiligt sich M. an der mehrmaligen Neugründung des Vereins als »Circolo Alpino Trieste« (1920), »Club Alpinisti 366

Triestini« (1923) und »Club Mangart Triest« (1927–39), dem er als führendes Mitglied und zuletzt auch als Vorsitzender angehört. Nach Ende des Ersten Weltkriegs baut M. einen engen Kontakt zu Mitgliedern des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg auf, wird dessen Mitglied und nimmt 1921–22 an den von → R. und F. Oedl sen. und → L.  Fuhrich durchgeführten Vermessungs- und Kartierungsarbeiten in der Škocjanske jama teil und befährt mit diesen die Kačna jama und Divaška jama. Zugleich beteiligt sich M. um 1921 auch an Forschungsfahrten in die Eisriesenwelt bei Werfen (Salzburg), wo das im selben Jahr entdeckte sogenannte »Meeraus-Labyrinth« nach ihm benannt wird. Während der 1930er Jahre erforscht und dokumentiert er mit Karl Strasser und Egon Pretner zahlreiche Höhlen um Triest und im Friaul. Einen Teil der Sammlung des von ihm geführten und 1939 schließlich endgültig aufgelösten Höhlenvereins in Triest (inkl. eines Tourenbuches) schenkt M. dem Alpenverein Innsbruck, während er um 1978 einen anderen Teil (u. a. Bibliothek, Pläne, Forschungsberichte, Ausrüstungsgegenstände des Vereins sowie private Tagebücher) aufgrund seiner Kontakte zu → G. Abel dem Haus der Natur in Salzburg überlässt. 1982 erhält M. aufgrund seiner Schenkung die Festungsmedaille der Salzburger Landesregierung verliehen. Nach seinem Ableben wird er neben seiner Ehefrau in Zell am Ziller (Tirol) beerdigt. W.: Grotten und Höhlen von St. Kanzian bei Divaca (Plan), 1913. Der Wasserschlinger von Raspo (Abisso Bertarelli) (mit Nachtrag). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1925. S.  79–83. Der Wasserschlinger von Occisla. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S. 124–128. Höhlen im oberen Friaul. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S. 114–128. L.: N.N.: 4. Corso. Annuario del Regio Istituto Superiore di Scienze Economiche e Commerciali. Anno accademico 1921–22, 1922. S.  146–148. G.  Abel  : Großzügige Stiftung aus Triest von Anton Meeraus für das Haus der Natur. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg

8, 1978. S. 48. N.N.: Festungsmedaille der Salzburger Landesregierung für Anton Meeraus. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 9, 1982. S. 197–198. Österr. Alpenarchiv Innsbruck (Unterlagen zur Geschichte der ehemaligen Sektion Küstenland und ihrer Nachfolgevereine »Circolo Alpino Trieste«, »Club Alpinisti Triestini« und »Club Mangart Triest« [1927], zusammengestellt und dem Deutschen und Österr. Alpenverein übermittelt von Anton Meeraus im Jahr 1934, u. a. ein Tourenbuch von A. Meeraus. Signatur  : OeAV SE/255/1001–1010).

Mörk von Mörkenstein, Alexander * Przemyśl (dt. Premissel, Galizien, Polen) 1887; † Wolina bei Nisko (Galizien, Polen) 1914 Maler, Offizier und Höhlenforscher

B.: Drittältester Sohn des in Graz geborenen Hauptmanns (zuletzt Oberst) Wenzel und der aus Krems stammenden Unternehmertochter Benedikta v. M., geb. Vallaster. 367

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Nach Zwischenstationen in Brno und Braunau wird der Vater von M. der Garnison in Salzburg zugewiesen, wo die Familie um 1900 sesshaft wird. Als eines von sieben Kindern erhält er vermutlich zunächst häuslichen Unterricht. Ab 1899 besucht M. das Staatsgymnasium in Salzburg und entwickelt eine Freundschaft zu seinen Schulkollegen → K. Schossleitner, → E.  v.  Angermayer und → M.  Hell. Acht Jahre später kommt er im Zuge der mit seinen Eltern in Obertraun verbrachten Sommerfrische erstmals mit Höhlen in Kontakt und besucht auf Anraten von →  P.  Gamsjäger eine Eishöhle nahe dem Däumelkogel. Nach der Matura (1907) absolviert M. den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Tiroler Kaiserjäger-Regiment Nr. 4. 1908–09 studiert er Philologie und Philosophie an der Univ. München. Gem. mit Hell wird er Mitglied in der deutschnationalen Gymnasialverbindung »Rugia« und tritt 1908 im Zuge der Los-von-Rom-Bewegung vom röm.-kath. zum evgl. Glaubensbekenntnis über. Im selben Jahr absolviert M. die Aufnahmeprüfung in die Malerschule »Walter Thor« in München und hält sich 1909 neuerlich in Obertraun auf, wo er mit dem Wiener Kunsthistoriker und Maler Friedrich Widter mehrere Höhlenbefahrungen durchführt, u. a. in die Koppenbrüller- und die Dachstein-Rieseneishöhle, in welcher M. jedoch aufgrund des schwierig zu befahrenden Eisabgrunds nicht weiter vordringen kann. 1909 übersiedelt er nach Wien, wird zunächst in der Höhenstraße wohnhaft und bezieht ein Jahr später ein Atelier am Hamerlingplatz in Wien-Josefstadt, das er seit 1912 gem. mit seinem Schulfreund Schossleitner bewohnt. 1909–12 besucht M. die Allgemeine Malerschule der Akademie der Bildenden Künste in Wien, u. a. bei Christian Griepenkerl und Rudolf Bacher. 1910 nimmt er an der Höhlenforscherwoche in Hallstatt sowie im Folgejahr am Ersten Österr. Speläologen-Kongress in Hallstatt teil, wo er in Kontakt mit → H. Bock, → G. Lahner und → R. v. Saar kommt und die Idee entwickelt, auch in Salzburg einen höhlenkundlichen Verein zu gründen. 1910 befährt M. gem. mit Widter die Eishöhlen Ledové sluje im Thayatal bei Znojmo und lernt → E.  Hauser kennen, den er für die Karst- und Höhlenkunde begeistert. Neben Höhlenfahrten am Dachstein unternimmt er auch mit Schossleitner und Hell zahlreiche Höhlentouren am Untersberg, u. a. in die Kolowrathöhle, Schellenberger Eishöhle und den Scheukofen bei Sulzau. 1911 gründet er gem. mit → G. Freytag, Angermayer, Schossleitner und Hell die Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. und wird zu deren erstem Obmann gewählt. Im Folgejahr bekommt M. den Titel eines akademischen Malers verliehen und tritt in die Spezialschule bei Alois Delug in Wien ein. Neben Porträts und Landschaftsdarstellungen 368

bearbeitet er in seinen Werken mythologische Themen mit Höhlenbezug, insbes. unter Kombination neoromantischer, expressionistischer und psychologisierender Stilrichtungen. Gem. mit Schossleitner gründet er in Wien die »Lyrische Bühne«, gestaltet Kostüm- und Bühnenbildentwürfe und illustriert dessen Gedichte und Novellen. 1913 initiiert und gestaltet er die im Schloss Mirabell ausgestellte Salzburger Höhlenschau, welche er als Gesamtkunstwerk konzipiert. Ab 1912 führt M. gem. mit Angermayer und →  H.  Rihl zahlreiche Forschungsfahrten in die Gamslöcher (insbes. den Bärenhorst) am Untersberg durch, wo unter der Leitung von Hell erfolgreich Grabungen nach Höhlenbären-Fossilien angestellt werden. Zudem gelingt M. die Wiederentdeckung der bereits von → A. v. Posselt-Csorich beschriebenen Eisriesenwelt bei Werfen, wo er 1913 mittels eines Watanzuges den sogenannten »Sturmsee« durchquert und in großräumige, neue Höhlenteile vordringt. Trotz seiner deutschnationalen Überzeugung verlobt sich M. mit der jüdischen Russin M. Okiman. Durch seine Freundschaft zu Saar und → F. und A. Hobelsberger wird er ebenso Mitglied der 1913 gegründeten Sektion Niederösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. und nimmt an deren Vereinsleben in Wien teil. Nach Kriegsbeginn wird M. im August 1914 als Leutnant d. Res. in das k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 59 einberufen und an die Ostfront transferiert, wo er im Oktober desselben Jahres fällt. Seine Leiche wird im November 1915 von Schossleitner exhumiert und nach der Einäscherung nach Salzburg überführt, wo die Urne 1925 wunschgemäß in der Eisriesenwelt bei Werfen beigesetzt wird. W.: Ein Besuch bei den Zwergen im Untersberg. Salzburger Volksblatt, 11.10.1910. S.  1–2. Die Karlshöhle beim Fürstenbrunnen. Salzburger Volksblatt, 20.6.1911. S. 1. Buch der Expeditionen (Manuskript), 1911–14 (Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg). Das Venedigermännlein (mehrere Teile). Salzburger Volksblatt, 22.1.1912. S. 1–3  ; 23.1.1912. S.  1–2  ; 24.1.1912. S.  1–2  ; 25.1.1912. S.  1–2. Die Scheukofenhöhle bei Sulzau. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 6(1), 1913. S.  6–13. Salzburger Höhlenschau im Mirabellschloss zu Salzburg. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 7(1) (Beilage), 1914. S.  1. Die Höhle im Taugltal bei Hallein. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 7(2), 1914. S.  1–5. Kolowrathöhle, Öl auf Leinwand, 1911. Blauer Eisturm (Posselt-Turm in der Eisriesenwelt), Öl auf Leinwand, um 1913. Götzentanz, Öl auf Leinwand,

o.J. Tropfsteinhöhle, Kohle, o.J. Portal im »Eispalast Kondviramurs« (Dachstein-Rieseneishöhle), Tusche mit Weißhöhungen, o.J. Höhlenforscher, schwarze und weiße Tusche auf braunem Papier, o.J. Jungfrau mit Drachen in der Höhle, Rötelstift, o.J. Zentaur vor Schlangengrube, Kohle, Bleistift und Farbstift, o.J. L.: E. v. Angermayer  : Alexander von Mörk. Salzburger Volksblatt, 20.10.1915. S.  3. E.  v.  Angermayer  : Nachruf für die im Kriege gefallenen Höhlenforscher Alexander v. Mörk und Hermann Rihl. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 8–12(1), 1915–19. S. 3–6. K. Schoßleitner  : Auch ein paar Kriegsgedichte, 1917. K. Schoßleitner  : Mörk als Maler, Höhlenforscher und Poet. Salzburger Wacht, 20.10.1922. S. 2–3. K. Schoßleitner  : Die Salzburger Höhlenforschung und Alexander von Mörk (2 Teile). Salzburger Wacht, 3.11.1923. S.  9–10  ; 10.11.1923. S.  13–14. O. Blobel  : Alexander von Mörk †. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1925. S.  100.

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N.N.: Drei Bilder von Alexander von Mörk. Salzburger Chronik (Beilage »Woche im Bild«), 3.10.1931. S. 7. K. Schoßleitner  : Das erhabenste Grab. (Linzer) Tagespost, 10.10.1931. S.  7–8. A.  Bergthaller. Wie Alexander von Mörk gefunden wurde. Ein Mann stolpert im Dunkel der Nacht über seine Leiche und findet später das Grab. Salzburger Chronik, 25.2.1933. S. 2. K.  Straubinger  : Erinnerungen an Leutnant Mörk von Mörkenstein. Salzburger Volksblatt, 6.10.1936. S.  6. N.  Schaffer  : Alexander von Mörk. Der Entdecker der Eisriesenwelt als Maler, 1987. H.  Ultschnig, W.  Klappacher, J.  Mattes  : Alexander Mörk von Mörkenstein  – Maler, Literat, Höhlenforscher, 2011.

W.  Klappacher  : Salzburger Höhlengeschichte, Teil 1. In  : A.  Oertel, U.  Brendel, R.  Hecht (Red.)  : Festschrift  – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 8–17. J. Mattes  : Alexander von Mörk and Poldi Fuhrich  – the Conception of Heroes in Cave Exploration in the Early Twentieth Century. Earth Sciences History 32(1), 2013. S.  132–149. W. Klappacher  : Eisriesenwelt-Besuch zum 100. Todestag unseres Vereinsgründers Alexander Mörk von Mörkenstein. Atlantis (Salzburg) 36(1–4), 2014. S.  102. W.  Klappacher  : Alexander Mörk von Mörkenstein  – eine kurze Zusammenfassung. Atlantis (Salzburg) 36(1–4), 2014. S. 103–105.

Morocutti (auch Morokutti), Albert * Maria Alm (Salzburg) 1921; † Salzburg 2013 Bahnbediensteter, Mechaniker und Höhlenforscher

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B.: Ältestes von sechs Kindern des Tischlermeisters Albert und der aus St. Johann in Tirol stammenden Kellnerin Katharina M., geb. Reiter. M. wächst bei seiner Großmutter auf und verbringt die Sommermonate bei der von seinen Eltern als Pächter bewirtschafteten Bertgenhütte am Fuße des Hochseilers im Hochkönig-Gebiet, wo sich sein Vater auch als Bergführer verdingt. Nach Besuch der Volks- und Hauptschule in Maria Alm erhält M. 1935 eine Lehrstelle als Automechaniker in Salzburg, wo er mit seinen Lehrgesellen und den Höhlenforschern Walter Zach, Rudolf Gamisch und Richard Palfinger Freundschaft schließt und an zahlreichen Berg- und Höhlenfahrten teilnimmt, u. a. mit → A. Koppenwallner in die Gamslöcher am Untersberg. Nach einem erfolglosen Pumpversuch im Schwarzenbachloch auf der Reiter Alm nahe Ramsau bei Berchtesgaden wird M. 1936 in den Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg aufgenommen und bald darauf Ausschussmitglied des von → W. v. Czoernig und ab 1940 von → T. Rullmann geführten Vereins. Nach dem Abschluss der Mechanikerlehre (1939) wird M. als Arbeiter in der Rüstungsindustrie verpflichtet und ist mehrere Jahre in den Junkers-Werken (Magdeburg) im Flugzeugbau beschäftigt. 1944 wird er zur deutschen Wehrmacht einberufen und in Slowenien als Oberkanonier der Artillerie eingesetzt. Durch seine Ausbildung wird er als Bergretter zur Heeres-Bergrettung nach St.  Johann transferiert und anschließend an der Ostfront 370

und in Oberitalien eingesetzt. Nach einer mehrmonatigen Kriegsgefangenschaft in München kehrt M. im September 1945 nach Salzburg zurück, wo er eine Anstellung als Schlosser in der Werkstätte der Österr. Bundesbahnen in Salzburg erhält, die er bis zu seiner Pensionierung innehat. Heirat mit Hilda M., Geburt des Sohnes Albert (* 1946). Seit seiner Jugend ist M. auch als Alpinist, Kletterer und Schitourengeher aktiv, so unternimmt er mehrere Bergfahrten im Ausland, z. B. im Ahaggar-Massiv (Algerien), auf den Ararat (Osttürkei) und den Island Peak (Nepal). Gem. mit → F. X. und A. Koppenwallner, → E. Bednarik, Herbert W. Franke, Walter Hubka und Walter Klappacher ist er maßgeblich an zahlreichen anspruchsvollen Forschungsfahrten beteiligt, u. a. in die Tantalhöhle, die Höhle im Jägerbrunntrog (beide Hagengebirge), den Bretterschacht (Tennengebirge), den Lamprechtsofen (Leoganger Steinberge), die Gruberhornhöhle (Hoher Göll) und die Bergerhöhle (Tennengebirge). Zudem leitet er 1963 die Expedition des Verbandes Österr. Höhlenforscher in den Fledermausschacht auf der Tonion (heute Tonion-Höhlensystem). 1955 wird M. zum Prüfer für Praktische und Technische Höhlenkunde innerhalb der amtlichen Prüfungskommission für Höhlenführer bestellt. 1962–70 fungiert er als Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, initiiert den Aufbau einer Höhlenrettungsgruppe in Salzburg und leitet 1975 die Höhlenrettungseinsätze im Ahnenschacht (Totes Gebirge) und im Scheukofen (Hagengebirge). W.: Expedition in die Fledermaushöhle auf der Tonionalpe in der Steiermark. Die Höhle 15(3), 1964. S. 68–71. Die Anwendung von Bohrstiften. Die Höhle 18(2), 1967. S.  33–38. Dr.  Friedrich Oedl zum Gedenken. Die Höhle 20(2), 1969. S.  59–60. Verbandesexpedition »Bergeralpl« 30.8.–7.9.68. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1969 (6  S.). Der Bergsteiger in der »Unterwelt«. In  : E. Niedermann (Red.)  : 100 Jahre Sektion Salzburg, Österr. Alpenverein, 1969. S.  71–77. Einiges über Klemmknoten und Steigbügeltechnik. Die Höhle 21(2), 1970. S. 105–107. Käthe Ertl-Bergthaller. Die Höhle 21(4), 1970. S.  176. Eberhard Fugger als Höhlenforscher. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 110–111, 1970–71. S. 491–492. Streifzug in die Höhlenwelt des Hochkönigs und Hagengebirges. Alpenvereins-Jahrb. 97, 1972. S.  29–31. 10  Jahre Höhlenrettung in Österreich, aus Salzburger Sicht. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1975. S. 3–9. Zusammenfassung der Vereinsgeschichte. Atlantis (Salzburg) 8(3–4), 1986. S. 5–7. 75 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg. Die Höhle 37(2),

1986. S. 27–117. Lamprechtsofen – Zwölf Stunden auf den Spuren des Höhlenwindes. Atlantis (Salzburg) 18(3–4), 1996. S.  45–48. Ing. Walter Zach 100 Jahre alt  ! – 75 Jahre Höhlenvereinsmitglied. Atlantis (Salzburg) 30(3–4), 2008. S.  67–70. Walter Zach hat uns verlassen  ! Atlantis (Salzburg) 32(1–2), 2010. S.  76. Entdeckung der Jägerbrunntrog-Höhle. In  : A.  Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)  : Festschrift – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 54–58. Ehe der Schnee kam. In  : A. Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)  : Festschrift – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 59–60. Entdeckung der Tantalhöhle. In  : A. Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)  : Festschrift – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 61–107. L.: W.  Hubka  : Albert Morokutti 85. Atlantis (Salzburg) 28(6), 2006. S. 32–37. W. Hubka  : Albert Morocutti 90  ! Atlantis (Salzburg) 33(3–4), 2011. S. 70–72. W.  Klappacher  : Erinnerungen an Höhlenfahrten mit Albert. Atlantis (Salzburg) 33(3–4), 2011. S.  72–74. W. Hubka  : Albert Morocutti gestorben. Atlantis (Salzburg) 35(3–4), 2013. S.  55–56. W.  Hubka  : Albert

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Morocutti gestorben. Die Höhle 64, 2013. S.  165. W.  Hubka  : Nachruf auf Albert Morocutti. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höh-

lenforscher 64(4), 2013. S.  53. W.  Klappacher  : Erinnerungen an Albert. Atlantis (Salzburg) 35(3–4), 2013. S. 56–58.

Morton, Friedrich von * Gorizia (dt. Görz, Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1890; † Hallstatt (Oberösterreich) 1969 Lehrer, Botaniker und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Bratislava stammenden k. u. k. Offiziers Friedrich (ab 1918 Edler v. M. und 1920 mit dem Titel eines Generalmajors ausgezeichnet) und der in Triest geborenen Amalia M., geb. Jasbitz. M. wächst dreisprachig (Deutsch, Italienisch, Kroatisch) auf. Infolge der häufigen Transferierungen des Vaters muss die Familie mehrmals den Wohnsitz wechseln, u. a. lebt M. bis 1900 in Klagenfurt und Komárom, wo er eine private Volksschule besucht. Anschließend hält sich die Familie bis 1908 in Klagenfurt auf, wo M. das Staatsgymnasium absolviert und als Hilfskraft in der Botanischen Abtlg. des Kärntner Landesmuseums bei Hans Sabidussi tätig ist. Da sein Vater 1908 der Korpsoffiziersschule in Zagreb zugewiesen wird, zieht die Familie dorthin um. 1909– 14 studiert M. Botanik und Zoologie an der Univ. Wien, u. a. bei Richard v. Wettstein, Hans Molisch und Karl Grobben. Währenddessen unternimmt er bereits zahlreiche Sammel- und Studienreisen, u. a. zur dalmatischen Insel Arbe (1909–13), nach Tunis (1913) und Ägypten (1914). 1914 promoviert M. mit der Dissertation »Pflanzengeographische Monographie der Inselgruppe Arbe«. Danach absolviert er Studienaufenthalte an der Zoologischen Station in Triest und der Biologischen Station in Lunz, erlernt die Steinschleiferei und beschäftigt sich mit Farbfotografie, die er in seiner Forschung bereits früh als wissenschaftliches Dokumentationsmittel einsetzt. 1916 legt er die Lehramtsprüfung in Naturgeschichte und Mathematik an der Univ. Wien ab. Während der Kriegsjahre übt M. unregelmäßig eine Unterrichtstätigkeit an Wiener Mittelschulen aus, die er in der Zwischenkriegszeit, unterbrochen von Forschungsreisen nach Lateinamerika und Venezuela (1929), Abessinien und Aden (1931–32), fortsetzt, u. a. wirkt er 1926–45 als Lehrer am Gymnasium Albertgasse in Wien-Josefstadt. 1915 reist er zum ersten Mal nach Hallstatt, beginnt sich für die Karst- und Höhlenforschung zu interessieren, entdeckt und befährt mit → E.  Aigner die nach 372

ihm benannte Mortonhöhle nahe der Schönbergalm und die Lämmermayrhöhle (auch Grießbachhöhle). Daneben betätigt sich M. als Reiseschriftsteller (u. a. Berichte zu Höhlenbefahrungen, Publikation von Jugendliteratur und Wanderführern) sowie insbes. als Verfasser wissenschaftspopulärer Berichte für die Tagespresse, durch welche er in der Zwischenkriegszeit die touristische Attraktivität der Dachsteinhöhlen und von Hallstatt-Obertraun maßgeblich steigert. 1917 Heirat mit der aus Jihlava (Iglau) stammenden Bürgerschullehrerin Emanuela Harrer in Wien-Döbling, Geburt des Sohnes Fritz (* 1944), der allerdings 1950 ertrinkt. Ab 1919 untersucht M. die ostalpine Höhlenflora, insbes. im Salzkammergut, und setzt sich als einer der Ersten mit der sogenannten »Lampenflora« (in Höhlen im Bereich fest installierter Beleuchtungskörper wachsende Pflanzen) auseinander. Im Rahmen einer Fachtagung kommt M. mit → H. Gams in Kontakt und beide beschließen in Tradition von → L.  Lämmermayr gem. eine Gesamtdarstellung der Höhlenflora im Alpenraum zu verfassen (1925 publiziert). 1921–23 ist er als Betriebsleiter mit dem ihm Vorgesetzten → R.  v.  Saar für die Verwaltung des in den Wirkungsbereich des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft fallenden Dachsteinhöhlenunternehmens (Führung der Rieseneis- und Mammuthöhle als Schauhöhlen) verantwortlich und übernimmt die Leitung der dortigen Ausbau- und Erschließungsarbeiten. Dazu pendelt M. bis zum Übertritt in den Ruhestand an den Wochenenden mit dem Zug zwischen Hallstatt und Wien. 1921 erforscht er u. a. mit Saar weitere Teile der Mortonhöhle, wird 1922 Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → G.  Kyrle und → O.  Abel und zum Korrespondenten (ab 1925 Beirat) der Bundeshöhlenkommission ernannt. In dieser Funktion führt er zahlreiche Höhlenbefahrungen um Hallstatt und Obertraun durch und ermittelt die dort lagernden Phosphatvorkommen. 1921 erwirbt M. ein Haus in Hallstatt und gründet eine von ihm dortselbst in Eigenregie betriebene Botanische und Meteorologische Station. In den Folgejahren führt er Grundlagenforschung zur Pflanzengeografie des Salzkammerguts (insbes. des Dachsteingebirges) und seiner Höhlen durch, zudem untersucht M. die Hydrobiologie des Hallstätter Sees und arbeitet mit →  E. Hofmann zusammen. Weiters gründet er die Publikationsreihe »Arbeiten aus der Botanischen Station in Hallstatt«, in welcher ein Teil seiner späteren Veröffentlichungen erscheint. Daneben beginnt sich M. als Autodidakt für Archäologie zu interessieren und arbeitet zu Beginn seiner prähistorischen Forschungstätigkeit mit Adolf Mahr (Naturhistorisches Museum Wien) zusammen, mit welchem er ab 1927 im Grüner Werk des Salzbergbaues Hallstatt Ausgrabungen anstellt. 1925–55 wirkt er als Kustos des seit 1888 bestehenden Prähistorischen Museums in Hallstatt und fungiert 1927–38 als Mitglied des redaktionellen Beirats der »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung«. 373

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1929 erfolgt seine Ernennung zum Regierungsrat. Ab Ende der 1920er Jahre entwickelt er eine intensive Publikationstätigkeit und beschäftigt sich in z. T. verklärender Sichtweise mit der Heimatkunde des Inneren Salzkammerguts, wobei narrative mit zunehmend politisch-wertenden, deutschnationalen Inhalten verknüpft werden. Dabei baut M. u. a. aufgrund seines unkonventionellen Auftretens und journalistischen Geschicks unter der lokalen Bevölkerung eine hohe Popularität auf. Als Kustos und Konservator der Zentralstelle für Denkmalschutz (vormals Bundesdenkmalamt) nimmt M. in Lahn/Echerntal, am Salzberg und auf der Dammwiese Ausgrabungen vor, entdeckt eisenzeitliche Betriebs- und Wohnstätten (1936–37), legt 62 Gräber der für die Hallstattkultur namensprägenden Nekropole frei (1937–39) und birgt römische Siedlungs- und Grabfunde (1941/47). 1938 wird er für seine höhlenkundlichen Forschungen im Slowenischen/Italienischen Karst mit dem Offizierskreuz des Italienischen Kronenordens ausgezeichnet. In der Folge wird M. Mitglied der NSDAP und ist 1938–45 wissenschaftlich im Sinne des nationalsozialistischen Regimes tätig, weshalb er 1945 aller öffentlichen Ämter enthoben wird. Drei Jahre später tritt er in den Ruhestand, betätigt sich fortan als Reiseschriftsteller und engagiert sich in der österr. Umweltschutzbewegung. Nach dem Tod seiner Frau im Juli 1952 heiratet M. in Salzburg die Fachschullehrerin Margarethe Zenker. Weiters wirkt er 1955–67 als Ehrenkustos des Museums Hallstatt und befasst sich u. a. mit prähistorischen Fundstücken aus dem Ledrosee. Im Alter gründet M. das Straßenbaukomitee Hallstatt, das sich erfolgreich gegen die Errichtung einer Seeuferstraße und für den Bau eines Tunnels einsetzt. Nach seinem Tod verbleibt ein Teil seiner Sammlung im Museum Hallstatt, zoologische Objekte wie u. a. Säugetier- und Vogelpräparate gehen ans Oberösterr. Landesmuseum. 1951 wird er zum Ehrenmitglied der Univ. Innsbruck ernannt, 1957 folgen die Auszeichnung mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr. und 1966 die Verleihung des Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. W.: Die biologischen Verhältnisse der Vegetation einiger Höhlen im Quarnerogebiet, 1914. Wanderungen im Salzkammergut, 2  Aufl., 1919/21. Die Pflanzenwelt der Dachsteinhöhlen. Heimatgaue 1(8), 1920. S.  233–237. (Mit H.  Gams)  : Pflanzliche Höhlenkunde. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  143–185. Höhlenpflanzen. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 6, 1922. (Mit H.  Scherzer)  : Von der Natur erlauscht. Naturwissenschaftliche Erzählungen, 2 Bde., 1923–24. Beiträge zur Höhlenflora von Oberös-

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terreich. Jahresber. des Oberösterr. Musealvereines 80, 1924. S.  295–302. (Mit H.  Gams)  : Höhlenpflanzen, 1925. Das Problem der Lebensverlängerung bei Höhlenpflanzen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  91–95. Speläobotanik. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1926. S.  132–134. Das Tiergartenloch. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1927. S. 59–62. Der Hirschbrunn-Quellenbezirk. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1927. S. 125–130. Ökologie der assimilierenden Höhlenpflanzen. Fortschritte der naturwissenschaftlichen Forschung 12,

1927. S.  151–234. Aus der Wunderwelt unterirdischer Gärten  ! Aus der Heimat 40(8), 1927. S. 237–250. Der Hallstätter Gletschergarten bei Hallstatt, 1928. Bericht über die im Jahre 1928 botanisch untersuchten Dachsteinhöhlen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1928. S.  114–116. Hallstatt, mit 3 Plänen im Texte, 2.  Aufl., 1929. (Mit E.  Hofmann)  : Eine interessante Höhlenform der Gundelrebe (Glechoma hederacea L.) aus der Dachsteinhöhle. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S.  101–103. Die Flora zweier Höhlen im Sandlinggebiete. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S.  49–51. Leut’ zwischen Berg und See, 1930. Relazione sulla vegetazione delle Doline del Carso Triestino. Alpi Giulie 37(2), 1936. S.  57–70. Monografia fitogeografica delle voragini e doline nella regione carsica di Postumia (2 Teile). Le Grotte d’Italia N.F. 2, 1937. S. 57–93  ; 3, 1938. S. 65–81. Monografia fitogeografica delle voragini delle Grotte del Timavo presso San Canciano, 1935. Adalbert Stifter und Friedrich Simony in Hallstatt. Adalbert-Stifter-Almanach, 1941–42. S. 41–63. Im Schatten der Anden, 1949. Xelahuh, 1950. Robinson aus Österreich, 1951. Ein interessanter Fund vom Ledrosee. Der Schlern 29(11–12), 1955. S. 475.

L.: N.N.: Eine neue Riesenhöhle im Dachsteingebiet. Salzburger Volksblatt, 27.9.1916. S. 4–5. R. Paulsen  : Friedrich Morton. Der Schlern 29, 1955. S. 354–358. C. H. Watzinger  : Friedrich Morton. Oberösterr. Heimatbl. 23(3–4), 1969. S.  45–47. F.  Lipp  : Nachruf Friedrich Morton. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 114(2), 1969. S. 8–14. K. Dobat  : In memoriam Regierungsrat Dr. Friedrich Morton. Die Höhle 20(4), 1969. S. 132–141. R. Pittioni  : Friedrich Morton. Archaeologia Austriaca 47–50, 1970. S. 67–71. E. Pignatti  : Regierungsrat Prof. Dr. Friedrich Morton. Mitt. der ostalpin-dinarischen pflanzensoziologischen Arbeitsgemeinschaft 10(1), 1971. S. 15–18. W. Kiener, D. Matzka (Regie)  : Robinson aus Österreich. Ein Film über Hallstatt und seinen Heimatforscher Dr.  Morton, 1988. K. Gaisberger, N. Leutner  : Dr. Morton als Höhlenforscher im Salzkammergut. In  : K. Wirobal (Red.)  : Friedrich Morton. Gedenkschrift zum 100.  Geburtstag, 1990. S. 51–55. E. Fritsch  : Das Erbe Friedrich Mortons. In  : G.  Buchegger, W.  Greger (Red.)  : Die Hirlatzhöhle im Dachstein, 1998. S. 193–201.

Moser, Ludwig Karl (Carl) * Cieszyn (dt. Teschen, Schlesien, Polen) 1845; † Bozen (Südtirol, Italien) 1918

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Lehrer und Höhlenforscher

B.: Älterer Sohn des Moriz, Waldbereiter (Forstbeamter) des Guts von Erzherzog Albrecht in Cieszyn, und der Emilie M., geb. Satzke. Nach der Volksschule besucht M. mit Unterstützung der Erzherzoglich Albrecht’schen-Stiftung das kath. Staatsgymnasium in Cieszyn und maturiert (1866). Aufgrund des Widerstands des Vaters gegen den Wunsch seines Sohns, sich an der Akademie der Bildenden Künste in Wien zu bewerben, studiert M. zuerst Medizin, später Naturgeschichte an der Univ. Wien. 1870 legt er die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte, Mathematik und Physik ab und promoviert im Folgejahr nach Abschluss der Rigorosen in Geschichte, Philosophie, Mathematik und Physik. 1871–72 erhält M. eine Anstellung als Supplent für Geografie und Naturgeschichte an der Landes-Oberrealschule in Krems, anschließend ist er als Lehrer an 375

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einer städtischen Unterrealschule in Wien tätig. 1874 wechselt M. an die Staatsrealschule in Cieszyn, wo er Naturgeschichte, Mathematik und Geometrie unterrichtet und erste Arbeiten zur Mineralogie und Geologie des Gebiets um seinen Geburtsort publiziert. Zwei Jahre später wird M. schließlich als Lehrer für Mathematik, Physik und Naturgeschichte an das Staats-Obergymnasium in Triest berufen, übernimmt die Betreuung des Naturalienkabinetts und ist dortselbst bis zum Übertritt in den Ruhestand (1904) beschäftigt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer entwickelt M. ein breites naturwissenschaftliches Interesse, hält regelmäßig öffentliche Vorträge und wird Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen und naturkundlichen Gesellschaften in Wien und Triest. Auf Anregung des Forstwissenschaftlers Adolf v. Guttenberg beginnt sich M. mit Fragen der Karstaufforstung, Wasserhygiene in Karstgebieten und insbes. mit prähistorischen und paläontologischen Funden in Höhlen zu beschäftigen. 1876 tritt er der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins bei, wird später Mitglied der vereinsinternen Grottenabtlg. und beginnt 1879 selbst Ausgrabungen in der Grotta dell’Orso bei Triest anzustellen. In der Folge entsteht ein enger fachlicher Austausch mit dem im selben Jahr gegründeten Verein für Höhlenkunde in Wien unter der Leitung von → F. v. Hauer, → F. v. Hochstetter und → F. Kraus, mit deren Hilfe er Kontakte zu der Prähistorischen Kommission an der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien aufbaut. Weiters beginnt M. im Auftrag der Kommission selbst Höhlengrabungen in der Berlova jama (Nussdorfer Höhle, Krain) anzustellen. Zwar werden 1883–86 mehrere seiner Kampagnen finanziell unterstützt, aber auch einige eingereichte Projekte, u. a. aufgrund seiner privaten Sammlertätigkeit, zurückgestellt. Ab 1882 führt M. zur gleichen Zeit wie → E.  Fugger Temperaturmessungen in den Höhlen Krains und des Küstenlands durch und untersucht deren Klima und die dortige Eisbildung, wobei er sich für die noch umstrittene »Wintereistheorie« ausspricht. Daneben entstehen Veröffentlichungen zur Tropfsteinbildung und Nutzung von Höhlenlehm als Düngemittel (gleichzeitig mit → C.  Fruwirth und später → R.  Willner). 1883 initiiert M. gem. mit Karl v. Czoernig, → A.  Hanke, → J. Marinitsch, → F. Müller und → P. A. Pazze die Gründung einer Grotten­ abtlg. innerhalb der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins in Triest und unterstützt in den Folgejahren die Erschließungsarbeiten im Höhlengebiet Škocjanske jame. Ab 1884 erkundet, vermisst und kartiert M. die Höhlen bei Nabrežina (Aurisina, heute an der italienisch-slowenischen Grenze gelegen) und entfaltet im Küstenland, Krain und Istrien eine rege Ausgrabungstätigkeit, wobei er u. a. in den Höhlen Grotta del Pettirosso (Lašca jama), Caverna a N di Santa Croce (Siržca jama), Caverna Moser ( Jama na Dolech) auf prähistorische Funde stößt und in der Pocala-­ Höhle (Höhle am roten Felde), der Grotta dell’Orso (Höhle bei Gabrovitza, Höhle 376

Pytina) und der Grotta del Pettirosso (Lašca jama) paläontologische Ausgrabungen vornimmt. Ein Teil der Fundgegenstände samt genauer Schichtprofilskizzen und Berichte werden in den folgenden Jahrzehnten an das Naturhistorische Hofmuseum Wien übermittelt und nach der Editierung von → J.  Szombathy und → R.  Hoernes z. T. auch veröffentlicht. 1890 erfolgt seine Ernennung zum Korrespondenten der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale, worauf er allmählich eine Freundschaft zu Szombathy aufbaut, mit dem M. einen regen Briefverkehr unterhält und der seine Grabungstätigkeit fördert. Weiters tritt er der Anthropologischen Gesellschaft in Wien bei. Nachdem die Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins für die in den Höhlen Škocjanske jame geplanten Ausgrabungen (1889) statt M. → C. Marchesetti zum Grabungsleiter bestellt, kommt es zu einem Zerwürfnis und M. tritt aus der Sektion aus. In den Folgejahren entsteht ein wachsendes Konkurrenz- und Spannungsverhältnis zu Marchesetti, der als Direktor des »Museo di storia naturale di Trieste« das Naturhistorische Hofmuseum Wien und Szombathy von einer weiteren Kooperation mit M. abbringen möchte, insbes. bei den bronzezeitlichen Ausgrabungen in der Nekropole bei Most na Soči (Santa Lucia d’Isonzo), die schließlich Szombathy und Marchesetti selbst leiten. 1893–94 baut M. parallel dazu am Staats-Obergymnasium und der Staatsgewerbeschule von Triest die Forschergruppe »Hades« auf, die u. a. aus seinen Schülern → I. A. Perko, Leo und → F. E. Petritsch und Wilhelm Suringar besteht. Der deutschsprachige Schülerverein »Hades« gibt eine Klubzeitung heraus, unternimmt zahlreiche Schacht-Befahrungen und erforscht 1894 die Grotta Gigante, welche in den Folgejahren zur Schauhöhle ausgebaut wird. Zeitgleich entsteht eine Konkurrenz zur Forschergruppe »Club Alpino dei Sette«, die sich am italienischsprachigen Gymnasium um die Brüder → Boegan bildet. Nach der polizeilichen Auflösung der Forschergruppe »Hades« treten ihre ehemaligen Mitglieder Perko und Petritsch gem. mit M. dem 1884 gegründeten »Club Touristi Triestini« bei. Zudem initiiert M. im Rahmen des Vereins zahlreiche Gesellschafts- und Forschungsfahrten in Höhlen und fungiert 1895–99 als deren Präsident. Eine Gesamtdarstellung der Höhlen in Krain und dem Küstenland (in Tradition von → A.  Schmidl und William-Boyd Dawkins) publiziert M. 1899, wobei er in seiner Arbeit archäologische, urgeschichtliche und paläontologische Aspekte zusammenführt. Ende der 1890er Jahre kommt in Triest und Wien vermutlich aus persönlicher Rivalität Kritik an seiner Ausgrabungstechnik und der Beurteilung der Fundgegenstände auf, 1909 wird er im Rahmen der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte von Moriz Hoernes und Felix v. Luschan sogar öffentlich der Fälschung beschuldigt. Heute gilt M. als wissenschaftlich rehabilitiert. 377

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W.: Bericht über die Ausgrabungen in der Höhle »Berlova jama« nächst Nussdorf in Krain. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 89, 1884. S. 321–328. Höhlenforschung. Mitt. der Sektion Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 3(2), 1884. S.  30–31. Die neuentdeckte Grotte bei Divazza. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 9, 1884. S.  320–322. Geschichtliche Notizen über die Grotte von Sct. Servolo (slav. Sačerb) und das Schloss gl. Namens bei Triest. Mitt. der Sektion Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 5(3), 1886. S.  37–42. Bericht über die Ausgrabung in der Höhle am »Skol« bei Präwald. Ann. des Naturhistorischen Hofmuseums in Wien 2, 1887. S.  125–127. Untersuchungen prähistorischer und römischer Fundstätten im Küstenlande und in Krain. Mitt. der Prähistorischen Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 1, 1888. S.  7–32. Die Eishöhlen des Tarnowaner und Birnbaumer Waldgebirges. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 20, 1889. S.  351–368. Ueber Tropfsteinbildung. Der Naturhistoriker 10(1–3), 1892. S. 21–27. Der Höhlenlehm als Düngemittel. Österr. landwirtschaftliches Wochenblatt 20, 1894. S.  370–371. Bericht über die Ausgrabungen in der Felsenhöhle bei Permani in Istrien. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 24, 1894. S. 63. Una fortificazione preistorica presso Nabresina (2 Teile). Il Tourista 2(3, 4), 1895. S. 22–23, 33–34. Der Karst und seine Höhlen. Naturwissenschaftlich geschildert. Mit einem Anhange über Vorgeschichte, Archäologie und Geschichte, 1899. Der Karst, in naturwissenschaftlicher Hinsicht geschildert. Jahresber. des Staatsgymnasiums in Triest 40, 1900. S. 5–42. Bericht über die im Jahre 1902 in Österreich durchgeführten Arbeiten – Die Ausgrabungen in der Höhle »Jama (Pejca) na Dolech« nächst der Eisenbahnstation Nabresina. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 33, 1903. S. 69–75. Nekropole

von S. Servolo in Istrien. Jahrb. der Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 1, 1903. S.  115–138. Knochenbreccie von Cittanova in Istrien. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1904. S. 242–243. Alte und neue prähistorische Karsthöhlenfunde von Nabresina. Globus 97(24), 1910. S. 373–378. L.: B. Mader  : Die Zusammenarbeit der Naturhistorischen Museen in Wien und Triest im Lichte des Briefwechsels von Josef Szombathy und Carlo de Marchesetti (1885–1920). Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie A, 97, 1995. S. 145–166. L. Barfield  : The Moser Collection in the Naturhistorisches Museum, Vienna. Atti della Società per la Preistoria e Protostoria della Regione Friuli Venezia Giulia 11, 1997–98. S. 19–62. F. Bernardini, A. Betic  : I reperti di L. K. Moser scoperti nel Museo Civico di Storia Naturale di Trieste. Annales – Annali di studi istriani e mediterranei, Series historia et sociologia 11, 2001. S. 181–186. B. Mader  : Karl Ludwig Moser e gli scavi di San Servolo alla luce del materiale archivistico della i.r. Commissione centrale per la ricerca e la conservazione dei monumenti di storia ed arte. In  : A.  Dugulin (Hg.)  : La necropoli di San Servolo. Veneti, Istri, Celti e Romani nel territorio di Trieste, 2002. S.  17–23. S.  Flego, L.  Rupel  : Ludwig Karl Moser med Dunajem in Trstom (Artikel von K.  Mais und B.  Mader auf Deutsch enthalten), 2012. B.  Mader  : Laienforscher oder Dilettanten. Ihre Rolle und Bedeutung in der Geschichte der österreichischen Urgeschichtsforschung. Am Beispiel der Prähistorischen Kommission der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (1878–1918). In  : F. M. Müller (Hg.)  : Graben, Entdecken, Sammeln. Laienforscher in der Geschichte der Archäologie, 2014. S.  107–121. B. Mader  : Die Prähistorische Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1878–1918, 2018.

Mottl, Maria * Budapest 1906; † Graz (Steiermark) 1980 Geologin, Paläontologin und Höhlenforscherin

B.: Tochter des aus Wien stammenden Johann M., Bauingenieur der Budapester Stadtverwaltung. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums beginnt M. ein Studium der Geologie, Paläontologie und Geografie an der Péter-Pázmány-Univ. 378

der Wissenschaften in Budapest, absolviert Studienaufenthalte an den Univ. Wien und Berlin und promoviert schließlich 1932 in Budapest bei Tivadar Kormos mit der Dissertation »Zur Morphologie der Höhlenbärenschädel aus der Igric-Höhle«. 1930–44 ist M. als Praktikantin, Adjunktin und zuletzt als Sektionsgeologin an der Ungar. Geologischen Anstalt tätig, kommt dort mit → O. K adić und der ungar. Karstund Höhlenkunde in Kontakt, welche im Sinne des faschistischen Horthy-Regimes auf Basis von prähistorischen und paläontologischen Höhlenfunden nationalpolitische Ansprüche wissenschaftlich zu legitimieren versucht. In den Folgejahren nimmt M. zunächst als Assistentin von K adić, später als Mitarbeiterin und Co-Autorin von Publikationen in der höhlenkundlichen Zeitschrift »Barlangkutatás« an prähistorischen und paläontologischen Grabungskampagnen in Höhlen teil, darunter v. a. in der Istállós-kői-barlang bei Szilvásvárad, der Mussolini-barlang (Suba-lyuk) bei Cserepfalu und mit Hubert Kessler in der Peștera Merești-Höhle bei Odorheiu Secuiesc (Siebenbürgen). Dabei beschäftigt sich M. wie auch in späteren Arbeiten insbes. mit Säugetieren des Jungtertiärs und Quartärs bei Berücksichtigung von Morphologie, Systematik und Stratigrafie, zudem wird sie zur Bearbeitung prähistorischer Funde herangezogen. Ab 1932 ist M. zugleich Schriftführerin der Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«) und hat diese Funktion bis Kriegsende inne. 1936 nimmt sie am »3rd Congress of the International Union for Quaternary Research« in Wien teil und heiratet sechs Jahre später den aus Arad (Rumänien) stammenden Militäroffizier Sándor Kálmán v. Györffy, Geburt der Tochter Livia (* 1943). Im November 1944 wird M. als »Volksdeutsche« aufgrund der herannahenden Front nach Österr. evakuiert und nach Kriegsende ausgebürgert. Da ihr Ehemann nicht aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, lässt sich M. 1949 scheiden, nimmt wieder ihren Geburtsnamen an und wird im Folgejahr österr. Staatsbürgerin. 1947–48 erhält sie eine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesdenkmalamtes, wo sie auf Initiative von → R.  v.  Saar und → E.  Kiesling mit der Prüfung der Abbauwürdigkeit von Phosphaterde aus Höhlen und deren weiterer Verwendung als Düngemittel für die Landwirtschaft betraut wird. Daraus entsteht das Vorhaben, in der Repolusthöhle bei Peggau selbst Grabungen anzustellen, die ab 1947 während mehrerer Kampagnen von M. und → V. Maurin begonnen und schließlich von → H.  Bock und dem Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark 1954–55 abgeschlossen werden. Daneben befährt M. insbes. Anfang der 1950er Jahre zahlreiche weitere steirische Höhlen (u. a. Große Badlhöhle und Tunnelhöhle 379

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bei Peggau) und wertet die dort gemachten paläontologischen und archäologischen Funde in mehreren Publikationen aus. Ab 1949 ist sie als Paläontologin, zuletzt als Kustos 1. Klasse (1963), am Landesmuseum Joanneum in Graz tätig. 1949–64 unternimmt M. gem. mit dem im Zuge der Entnazifizierung entlassenen →  K.  Ehrenberg und im Auftrag der Österr. Akademie der Wissenschaften Ausgrabungen in der Salzofenhöhle bei Grundlsee, studiert den Nachlass von → O. Körber, der während der Zwischenkriegszeit dort auf prähistorische Funde gestoßen ist, und trägt zu dessen posthumer Rehabilitierung bei. Neben der Untersuchung der Fauna und Stratigrafie des Pleistozäns befasst sich M. während der 1950er und 1960er Jahre vornehmlich mit den jungtertiären Faunen der Steiermark und z. T. Kärntens und veröffentlicht dazu 1970 eine Gesamtdarstellung. Im selben Jahr wird M. anlässlich ihres Übertritts in den Ruhestand das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr. verliehen, 1972 folgen die Auszeichnung mit dem Erzherzog-Johann-Forschungspreis und 1974 die Ernennung zum Ehrenmitglied der Österr. Paläontologischen Gesellschaft.

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W.: Zur Morphologie der Höhlenbärenschädel aus der Igric-Höhle. Annales Instituti Regii Hungarici Geologici 29, 1933. S.  185–246. (Mit O.  Kadić)  : Felsőtárkány vidékének Barlangjai (Die Höhlen der Umgebung von Felsőtárkány). Barlangkutatás 16(1), 1938. S. 8–70, 70–89. A várhegyi barlangpincék ópelisztocén emlősfaunája (Die Altpleistozäne Säugetierfauna der Várberger Höhlenkeller). Barlangkutatás 16(3), 1943. S. 276–284, 285–292. (Mit O. Kadić)  : Az északnyugati Bükk barlangjai (Die Höhlen des nordwestlichen Bükkgebirges). Barlangkutatás 17, 1944. S.  1–111. Die Kugelsteinhöhlen bei Peggau und ihre diluvialstratigraphische Bedeutung. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1946. S.  61–69. Die Repolusthöhle, eine Protoaurignacienstation bei Peggau in der Steiermark. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1947. S.  200–205. Das Protoaurignacien der Repolusthöhle bei Peggau, Steiermark. Archaeologia Austriaca 5, 1950. S. 6–17. Die paläolithischen Funde aus der Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Archaeologia Austriaca 5, 1950. S. 24–34. Forschungen in den Kesselfallhöhlen bei Stübing. Die Höhle 1(2), 1950. S.  22–24. Eiszeitliche Jagdstationen in der Steiermark. Die Höhle 1(3), 1950. S.  47–49. Untersuchung von Höhlen bei Deutsch-Feistritz. Die Höhle 2(2), 1951. S.  29–30. Die Repolusthöhle bei Peggau (Steiermark) und ihre eiszeitlichen Bewohner. Archaeologia Austriaca 8, 1951.

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S.  1–78. Steirische Höhlenforschung und Menschheitsgeschichte. Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 8, 1953. S. 3–18. (Mit K. Murban)  : Die Bärenhöhle (Hermann-Bock-Höhle) im kleinen Brieglersberg, Totes Gebirge. Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 9, 1953. S. 1–19. (Mit K. Murban)  : Eiszeitforschungen des Joanneums in Höhlen der Steiermark. Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 11, 1953. S.  1–58. Hipparion-Funde der Steiermark. Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 13, 1954. S. 43–71. Dorcatherium im Unterpliozän der Steiermark. Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 13, 1954. S.  72–75. (Mit K.  Murban)  : Neue Grabungen in der Repolusthöhle bei Peggau in der Steiermark. Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 15, 1956. S. 77–87. Neue Säugetierfunde aus dem Jungtertiär der Steiermark (3 Teile). Mitt. des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum 15, 1955. S. 51–76  ; 19, 1958. S. 3–41  ; 22, 1961. S.  3–21. Bericht über die neuen Menschenaffenfunde aus Österreich, von St. Stefan im Lavanttal. Carinthia II 147/67, 1957. S.  39–84. Bärenphylogenese

in Südost-Österreich. Mitt. der Abtlg. für Geologie, Paläontologie und Bergbau am Landesmuseum Joanneum 26, 1964. S.  1–55. Neuer Beitrag zum Hystrix-Horizont Europas. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 71, 1967. S. 305–327. Bedeutende Proboscidier-Neufunde aus dem Altpliozän (Pannonien) Südost-Österreichs. Denkschriften der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  115, 1969. S. 1–50. Die jungtertiären Säugetierfaunen der Steiermark, Südost-Österreichs. Mitt. der Abtlg. für Geologie, Paläontologie und Bergbau am Landesmuseum Joanneum 31, 1970. S. 1–85. L.: W.  Modrijan  : Laudatio für Dr.  Maria Mottl anläßlich der Verleihung des Erzherzog-Johann-Forschungspreises am 13.  Dezember 1972. Jahresber. des Landesmuseums Joanneum Graz N.F. 2,  1972. S.  109–113. W.  Modrijan (Red.)  : Höhlenforschung in der Steiermark (gewidmet Maria Mottl, aus Anlass der Sonderausstellung »Höhlenforschung in der Steiermark«), 1972 (mit Mottls Literaturverzeichnis). K. Székely  : Dr. Mottl Mária. Karszt és Barlang 20(2),

1980. S. 118. H. Zapfe  : Kustos Dr. Maria Mottl-Györffy. Jahresber. des Landesmuseums Joanneum N.F. 10, 1980. S. 179–186. I. Mirsch  : Die Archäologie des mittleren Ennstales und steirischen Salzkammergutes. In  : W.  Suppan (Hg.)  : An der Wiege des Landes Steiermark. Die Chronik Pürgg-Trautenfels, 2013. S.  195–266. K.  Rebay-Salisbury  : Frauen in Österreichs Urgeschichtsforschung. Archaeologia Austriaca 97–98, 2013–14. S.  59–76. D.  Modl  : Das Ausstellungsprojekt »Zeitenanfang. Die altsteinzeitlichen Funde aus der Repolusthöhle«. Schild von Steier 26, 2013–14. S.  8–27. D.  Modl, M.  Brandl, M.  Pacher, R.  Drescher-Schneider  : Abriss der Erforschungsgeschichte der Repolusthöhle mit einem Bericht zu einer Feststellungsgrabung im Jahr 2010. Schild von Steier 26, 2013–14. S. 28–97. J. Mattes  : Politische Tiefenblicke und gelenkte Urgeschichtsforschung. – »Ostmärkische« und ungarische Grabungskampagnen in Höhlen vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Schild von Steier (Beiheft) 8, 2019 (in Druck). Steiermärkisches Landesarchiv (Personalakt Maria Mottl).

Mühlhofer, Franz * Neunkirchen (Niederösterreich) 1881; † Wien 1955 Offizier und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Gastwirts und Viehhändlers Franz und der Gastwirtstochter Theresia M., geb. Bauer. Nach dem Besuch der Grundschule absolviert M. das Wiener Neustädter Lehrerseminar, wo er sich für die Karst- und Höhlenkunde zu interessieren beginnt und ab 1896 die Eisensteinhöhle bei Fischau erkundet. Anstatt sich dem Schuldienst zuzuwenden, tritt M. 1902 in die k. u. k. Armee ein und wird als Einjährig-Freiwilliger dem Infanterie-Regiment Nr. 97 in Triest zugewiesen. Ein Jahr später legt er die Reserveoffiziersprüfung ab, wird 1905 in den aktiven Dienst übernommen und in der Folge als Kompaniekommandant in Triest und Gorizia eingesetzt. Dortselbst wird M. Mitbegründer und führendes Mitglied des Höhlenforschervereins »Hades« (1911 mit der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins fusioniert). In den Folgejahren beteiligt er sich an Erkundungsfahrten und Grabungen, u. a. in den Höhlen Škocjanske jame, Postojnska jama und Grotta Gigante, und kommt dabei mit den 381

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in Krain und dem Küstenland aktiven Höhlenforschern und Vereinen in Kontakt, insbes. der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins (→ F. Müller, → J. Marinitsch) und dem »Club Touristi Triestini« (→ I. A. Perko, → L. K. Moser, → E. F. Petritsch). 1908 erhält M. das Militär-Verdienstkreuz für die Rettung eines Leutnants aus einem 24 m tiefen Schacht und erlernt in den Folgejahren Italienisch und Arabisch. Nach dem dienstlichen Auftrag, die Karstgebiete im Küstenland militärisch zu erkunden, beteiligt er sich 1911 an der Österr. Sahara-Expedition von Otto Cäsar Artbauer nach Kyrenaika (östl. Lybien), wo er sich mit historischen Bewässerungssystemen befasst und z. T. anthropologische Untersuchungen durchführt. Anschließend nimmt M. als Kriegsberichterstatter und militärischer Beobachter am Italienisch-Osmanischen Krieg teil und ergreift in seinen Berichten für die Triester Zeitungen Partei für das Osmanische Reich. Von November 1912 bis Juli 1913 fungiert M. als militärischer Beobachter im Balkankrieg sowie 1913–14 als Kommandant eines Beobachtungsdetachements für die Grenzregelung, insbes. in Montenegro und Nordalbanien. Anschließend wird er wegen seiner Auslandserfahrung ins Kriegsarchiv nach Wien versetzt, wo er u. a. im Evidenzbüro des Generalstabs tätig ist. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird M. Kommandant einer Nachrichteneinheit in Lwiw, erleidet im August 1914 bei der Schlacht um Lemberg einen Kniedurchschuss und gerät in russische Kriegsgefangenschaft. Anschließend erfolgt seine Deportation ins Lager Beresowka bei Werchne-Udinsk (heute Ulan-Ude, Ostsibirien). Im Jänner 1915 gelingt M. mit zwei anderen Offizieren zu Fuß die Flucht nach China, wird von der japanischen Militärpolizei aufgegriffen und nach Russland ausgeliefert. Von dort wird er ins Lager Troiskosawsk an der mongolischen Grenze deportiert, wo M. unter den Internierten eine Führungsposition einnimmt. Im Sommer 1917 wird er wieder nach Beresowka zurücküberstellt. Im Folgejahr gelingt M. durch die Fälschung russischer Dokumente die Rückkehr über Moskau nach Niederösterr., wo er im militärischen Abwehramt als Spion gegen die sozialistische Bewegung eingesetzt wird. M. gibt sich dabei erfolgreich als österr.-ungar. Vertreter der Sozialistischen Internationale aus und baut so persönliche Kontakte zu politischen Funktionsträgern auf. Nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung im November 1918 wird M. zunächst Kommandant der bürgerlichen Stadtwehr in Wiener Neustadt und anschließend als Major (1920) und Bataillons-Kommandant in die neu errichtete Volkswehr (später Bundesheer) übernommen. 1921 ist er als Offizier unmittelbar in die Burgenlandkrise involviert und stößt zeitgleich zum Verein für Höhlenkunde in Österr. mit Sitz in Graz (1923 aufgelöst), deren Vorsitzender M. wird. Zugleich beginnt er auch durch seinen militärischen Führungsstil die höhlenkundliche Sektion in Niederösterr. zu dominieren und wird dort 1921 ebenfalls zum Obmann gewählt. In dieser Funktion wandelt 382

er die Sektion unter Mithilfe von → H.  Hofmann-Montanus, → A.  v.  Markovits, → E.  Bandl und → R.  Friesen zum Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. um und organisiert die Forschungspraxis nach militärischen Gesichtspunkten neu. Bis Ende der 1930er Jahre bleibt M. in führender Funktion im Vereinsvorstand tätig und beteiligt sich maßgeblich an der Erforschung der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun, der Eisriesenwelt bei Werfen und des Geldlochs am Ötscher, wo 1923 eine von M. und → H.  Lechner geleitete Expedition unter Beteiligung des Österr. Bundesheers einen weltweiten Tiefenrekord von 437 m aufstellt. 1922 initiiert er mit → B. Wolf und Friesen den Zusammenschluss von Forschern aus Deutschland und Österr. zum Hauptverband deutscher Höhlenforscher, dessen erster Präsident er wird. Im selben Jahr fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → G. Kyrle und → O. Abel. Zudem wirkt M. 1925–43 im redaktionellen Beirat der »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung« (bis 1940) und der »Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde« (1940–43) mit. Seit Anfang der 1920er Jahre in Wiener Neustadt wohnhaft, heiratet er dortselbst 1926 die Höhlenforscherin Caroline Aloisia Daum. Zum Oberstleutnant und Stabsoffizier im Infanterie-Regiment Nr. 1 befördert, wo M. mit der Leitung der Schieß- und Maschinengewehrausbildung betraut wird, gerät er vermutlich aus politischen Gründen in Konflikt mit seinem Vorgesetzten Julius Bayer und wird 1927 nach Hainburg an der Donau versetzt. Nach einer offiziell eingebrachten Beschwerde durch den Offiziersvertrauensmann Lechner bei der zuständigen Parlamentskommission wird der Fall öffentlich in den Medien diskutiert und M. schließlich 1929 ins Kriegsarchiv nach Wien versetzt, wo er an dem Generalstabswerk »Österreich-Ungarns letzter Krieg« mitarbeitet. Zugleich hört er Vorlesungen in Urgeschichte, Geologie, Paläontologie und Höhlenkunde bei O. Abel, Kyrle und Oswald Menghin, führt Grabungen in der Merkensteinhöhle bei Bad Vöslau und anderen Höhlen von Niederösterr. durch und übergibt die Funde zur Auswertung dem Naturhistorischen Museum Wien. Zu dessen Korrespondenten ernannt, arbeitet M. unter Kustos Josef Bayer an der Gestaltung der dortigen Eiszeit-Ausstellung mit und wird 1931 vom Bundesdenkmalamt zum Konservator des Bezirks Baden ernannt. Zudem beteiligt sich M. maßgeblich an der Erweiterung und Neuaufstellung der urgeschichtlichen Sammlung der Stadtmuseen von Wiener Neustadt und Hainburg. Zugleich ist er im Namen des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. maßgeblich am Ausbau, der Eröffnung (1932) und Betriebsführung der Seegrotte Hinterbrühl als Schaubergwerk beteiligt. Als die von → R.  Pirker als Geschäftsführer geleitete Seegrotte 1937 in Konkurs geht, worauf der Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. zahlungsunfähig wird und sich auflöst, erwirkt Pirker gem. mit Karl Enders eine polizeiliche Anzeige wegen Be383

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trugs gegen Obmann M. Das anschließende Verfahren wird aber mangels Beweisen von Seiten der Behörden eingestellt. 1932 verfolgt M. mit → I. A. Perko und Wolf den Lauf des unterirdischen Flusses Pivka in der Postojnska jama. Im Folgejahr wird er entgegen seinem Wunsch bei gleichzeitiger Beförderung zum Oberst in den Ruhestand versetzt, arbeitet allerdings noch bis 1938 am Generalstabswerk mit. Nachdem M. bereits 1924 auf Einladung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg Grabungen in fränkischen Höhlen unternommen hat, führt er auch 1934–38 in Zusammenarbeit mit → H.  Brand und der Stelle für Höhlenschutz und Höhlenforschung der Gauleitung »Bayerische Ostmark« Grabungen in den Höhlen der Fränkischen Schweiz, u. a. im Großen Hasenloch bei Pottenstein durch und wird seit 1936 dortselbst als Mitarbeiter geführt. Nach dem Anschluss von Österr. an Hitler-Deutschland ist M. maßgeblich an der politischen Neuordnung der Höhlenforschung im Dritten Reich beteiligt. Ab 1939 fungiert er gem. mit → W. Abrahamczik, Richard Erl, Georg Brunner und Walther Steinhäuser als Mitarbeiter der Münchner Forschungsstätte für Karstund Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe unter der Leitung von Brand. Zugleich entfremdet er sich von den übrigen Vorstandsmitgliedern des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher. Obwohl M. auf Vorschlag von Wolf 1938 nochmals zum Vorstand des Hauptverbands bestellt wird, ist er maßgeblich an dessen Auflösung beteiligt und versucht mit Abrahamczik die Herausgabe von Wolfs Privatarchiv und Bibliothek für die Forschungsstätte in München zu erreichen, was nach dessen Deportation in ein KZ umgesetzt wird. Nach Übersiedlung der Forschungsstätte von München nach Pottenstein und dem Aufbau einer dortigen Schulungsstätte für die SS-Karstwehr (Teil der Waffen-SS) wird M. Ausbildungsleiter der Karstwehrtruppe im Bereich »Karsttouristik« und fungiert während des Einsatzes von Brand und Abrahamczik in Slowenien/Oberitalien gem. mit Franco Anelli als technischer Berater bei der Einrichtung einer sogenannten »Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde, Abtlg. Krain und adriatisches Küstenland«. Während der Kriegsjahre setzt M. seine Untersuchungen zu prähistorischem Pflanzenbau fort, beteiligt sich in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien an rassenphysiologischen Untersuchungen an Kriegsgefangenen und arbeitet mit Abrahamczik und → W. v. Czoernig im Auftrag der deutschen Wehrmacht an dem geheimen Band »Karsthöhlen«, welcher der Kriegsführung und Partisanenbekämpfung im Karstgebiet Istriens dienen soll. Nach 1945 zieht sich M. unbehelligt ins Privatleben nach Wiener Neustadt zurück, wird Mitbegründer der Wiener Neustädter Urania und fungiert als deren Vizepräsident. W.: Die Reichsritter von und zu Eisenstein-Grotte bei Fischau-Brunn, 1906. (Mit I. A. Perko)  : Die Riesen-

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grotte bei Triest, 1906. Der mutmaßliche Timavotalschluß. Globus 92(1), 1907. S.  12–15. Über knochen-

führende Diluvialschichten des Triester Karstes und Karstentwaldung. Globus 92(7), 1907. S.  109–111. Höhlenbefahrungstechnik. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 2, 1922. Beiträge zur Kenntnis der Cyrenaika (mit besonderer Berücksichtigung des Höhlen- und Karstphänomens), 1923. Zur Gründung des Hauptverbands. Mitt. der Bundeshöhlenkommission – Organ des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher (später Mitt. über Höhlen- und Karstforschung), 1923. S. 1–2. Die Eisensteinhöhle nächst Bad Fischau und Brunn am Steinfeld, mit einem Höhlenplan (Österr. Höhlenführer), 1923. Über das Vorkommen diluvialer Magensteine von Rauchfußhühnern in der Nagerschicht der Höhle von Merkenstein in Niederösterreich. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1924. S.  6–7. Vorgeschichtliche Untersuchungen bei Warmbad Villach. Wiener Prähistorische Ztschr. 12, 1925. S.  116–131. Eine paläolithische Herdstelle in der Petershöhle bei Velden an der Pegnitz. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1925. S. 33–45. Zur Gründung eines Lehrstuhls für Höhlenkunde an der Univ. Wien. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1930. S. 12–19. Das frühbronzezeitliche Reihengräberfeld bei Hainburg-Teichtal. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 60, 1930. S. 65–142. (Mit R. Kiszling)  : Die Eroberung Serbiens. In  : E. Glaise-Horstenau (Red.)  : Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914–1918, Bd. 3, 1932. S. 187–337. Die Eroberung von Montenegro und von Nordalbanien. In  : E.  Glaise-Horstenau (Red.)  : Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914–1918, Bd. 4, 1933. S.  33–80. Ein Beitrag zur Erforschung des Rakbacharmes der Höhle von Planina im unterirdischen Flußgebiete der Poik. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S.  12–19. K.  Hörmann  : Die Petershöhle bei Velden in Mittelfranken, eine altpaläo-

lithische Station. Mit Beiträgen von Elise Hofmann und Franz Mühlhofer, 1933. Zur Frage der Knochenartefakte der protolithischen Knochenkultur. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  76–79. Über das Vorkommen verkohlter Weizenkörner in der Nagerschicht der Höhle von Merkenstein in Niederösterreich. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  104–105. Zur Frage der protolithischen Knochenwerkzeuge. Wiener Prähistorische Ztschr. 24, 1937. S.  1–9. (Mit O.  v.  Wettstein). Die Fauna der Höhle von Merkenstein. Archiv für Naturgeschichte N.F. 7, 1938. S.  514–558. OKH  – GenStdH, Chef des Kriegskarten- und Vermessungswesens (Mitarbeit W.  Abrahamczik, W.  v.  Czoernig, F.  Mühlhofer)  : Karsthöhlen. Beilage zur Höhlenkarte (Geheim  !), 1944. L.: R.  v. Saar  : Franz Mühlhofer †. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft in Wien 8(2), 1953. S.  46–48. H. Strouhal  : In memoriam Franz Mühlhofer. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 60, 1954–55. S. 10. W. Abrahamczik  : Franz Mühlhofer. Die Höhle 6(2), 1955. S. 29–32. R. Pittioni  : Franz Mühlhofer †. Archaeologia Austriaca 18, 1955. S.  97–98. W.  Abrahamczik  : Nachruf Franz Mühlhofer. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 11(2), 1955. S.  26. E.  Katzer  : Oberst Franz Mühlhofer. Unser Neustadt 19(1), 1975. S. 1–3. K. Flanner  : Unbekanntes von Franz Mühlhofer. Unser Neustadt 25(4), 1981. S. 1–2. H. Schaffler  : Die »Höhlenforschung« im Dritten Reich. Karst und Höhle, 1989–90. S.  33–98. H.  Trimmel  : Höhlenkunde und Höhlenforschung in Wien und Niederösterreich in der Zwischenkriegszeit und in der Ära des Dritten Reichs, 2011. P. Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017.

Müller, Friedrich * Kassel (Hessen, Deutschland) 1842; † Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1919 Feinmechaniker, Instrumentenbauer und Höhlenforscher

B.: Nach Absolvierung einer technischen Ausbildung übersiedelt M. um 1870 von Sachsen nach Triest und eröffnet dortselbst mit seinem Bruder Heinrich eine Manu­ faktur für optisch-mechanische Präzisionsinstrumente zur militärischen und 385

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nautischen Verwendung. Zugleich beginnt er sich für Alpinismus und Höhlenkunde zu interessieren. 1873 wird er gem. mit → J. Marinitsch, → A. Hanke und seinem Bruder Gründungsmitglied der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins und beteiligt sich mit → L.  K.  Moser und → P. A. Pazze an einer Initiative zur Bildung einer sektionsinternen Grottenabtlg. 1884–96 erforscht M. gem. mit Hanke und Marinitsch, Mitglieder des ins Leben gerufenen »Grottentriumvirats«, den unterirdischen Lauf der Reka in der Škocjanske jama und unterstützt deren Erschließung für den Fremdenverkehr. Weiters führt M. mehrere hydrologische Untersuchungen des Höhlenflusses (u. a. Färbeversuche) durch und beteiligt sich maßgeblich an der Erforschung der Kačna jama, nachdem → G. Žiberna den Mitgliedern der Sektion den Eingang zur Schachthöhle gezeigt hat. Neben der Veröffentlichung des ersten Führers für Besucher des Höhlengebiets Škocjanske jame entfaltet M. in den Folgejahren eine rege Publikationstätigkeit in den Periodika des Deutschen und Österr. Alpenvereins und div. wissenschaftspopulären Zeitschriften, wo er von den unternommenen Höhlenfahrten berichtet. 1895 wird er zum korresp. Mitglied der neu gegründeten »Société de Spéléologie« in Paris unter → É.-A. Martel ernannt. Während M. zunächst als Schriftführer und 1908–14 als Präsident der Sektion Küstenland fungiert, fusioniert der vormals von → F. Mühlhofer geführte und ebenfalls in Triest beheimatete Höhlenforscherverein »Hades« (1911) mit der Sektion. W.: Führer in die Grotten und Höhlen von St. Canzian bei Triest, 1887. Entdeckungsfahrten in den Höhlen von St. Canzian. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 14, 1888. S. 125–136. Vorgeschichtliche Funde in der Tominz-Grotte in St. Canzian. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 14, 1888. S. 289–291. Die Grottenwelt von St.  Canzian. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 21, 1890. S. 193–251. Resultate der Färbung des Höhlenflusses Reka im Karste mit Fluoresceïn. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 17, 1891. S. 230–231. Entdeckungsfahrten in den St. Canzianer Höhlen im Jahre 1890 vom 18. bis 25. unterirdischen Wasserfall (3 Teile). Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 17, 1891. S. 99–103, 115–118, 129–131. Eine Fahrt in die Planina-Höhle (2 Teile). Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 20, 1894. S. 245–248, 257–259. L’accident de M. Joseph Marinitsch dans la Kačna jama. Spelunca – Bull.

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de la Société de Spéléologie 2, 1896. S. 77–80. Die Kačna-Jama im Karst bei Divača. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 31, 1900. S. 97–109. Verehrte Vereinsgenossen. Jahres-Ber. der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins, 1911. S. 5–19. L.: P.  A.  Pazze (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins (1873–92), 1893. N.N.: Friedrich Müller †. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 45, 1919. S.  86. N.N.: Friedrich Müller †. Petermanns Mitt. 65, 1919. S. 190. N.N.: Höhlenforscher Friedrich Müller †. Kartographische und Schulgeographische Ztschr. 8(9–10), 1919. S. 153. N.N.: Todesfälle. Wiener Zeitung, 22.8.1919. S.  10. E.  Boegan  : Le grotte di S.  Canziano, 1924. E.  Boegan  : Il Timavo. Studio sull’idrografia carsica subaerea e sotterranea, 1938. A. Leghissa  : Trieste che passa, 1955.

Mutschlechner, Georg * Kufstein (Tirol) 1908; † Innsbruck (Tirol) 1999 Geologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Innsbruck stammenden Forst- und Domänenverwalters Georg und der Münchner Hofjagddirektortochter Anna M., geb. v.  Krembs. Nach der Volksschule in Innsbruck besucht M. dortselbst das Bundesrealgymnasium Angerzellgasse. Nach der Matura (1926) beginnt er ein Studium der Erdwissenschaften an der Univ. Innsbruck, insbes. bei Bruno Sander und Raimund v. Klebelsberg. 1931 promoviert M. bei Klebelsberg mit der Dissertation »Geologie der St.  Vigiler Dolomiten« und unternimmt in den Folgejahren zahlreiche geologische Kartierungsarbeiten in den Dolomiten, darunter die St.  Vigiler Dolomiten und Kreuzkofelgruppe (1932), die Peitlerkofelgruppe (1933), das Gebiet zwischen St.  Cassian und Buchenstein (1933) und die Langkofelgruppe (1935). 1933 erhält M. eine Anstellung als Assistent am Institut für Geologie und Paläontologie der Univ. Innsbruck unter Klebelsberg. Ab 1934 ist er mit der Kartierung des Karwendelgebirges auf den Alpenvereinsblättern Mittleres und Westliches Blatt betraut, die jedoch nicht erscheinen. Neben seiner Beschäftigung mit Geländegeologie arbeitet M. am Aufbau der Schausammlung des Instituts mit und ist als einziger Assistent mit zahlreichen administrativen Belangen befasst. Im Mai 1940 Heirat mit der Botanikerin Maria Fuchs-Haller. Im Folgejahr wird M. zur deutschen Wehrmacht eingezogen und als Wehrgeologe in den Niederlanden, Weißrussland und Litauen eingesetzt. 1943 habilitiert er sich in Geologie und Paläontologie mit seinen Aufsätzen zur Langkofelgruppe. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im März 1946 wird M. mit der Vertretung des im Zuge der Entnazifizierung bis 1948 suspendierten Klebelsberg betraut. Nach dessen Emeritierung (1956) erhält jedoch sein früherer Studienkollege Werner Heissel den Ruf auf den Lehrstuhl und M. bleibt bis 1963 ohne Assistentenstelle und feste Anstellung. Nach Kriegsende wird er Mitglied der Innsbrucker Höhlenforscherrunde um → L. Handl, → O. Engelbrecht, → A. Gaugg und → E. Bitzan, aus der 1952 der Landesverein für Höhlenkunde in Tirol gegründet wird. 1965–75 fungiert er zudem als Obmann und anschließend als Ehrenobmann des Vereins. Als Vorsitzender wirkt er wesentlich an der Errichtung der Viktor-Büchel-Forscherhütte nahe der Hundsalm Eis- und Tropfsteinhöhle mit. Zudem betreut M. die Dissertation von Ernest Jacoby über die Spannagelhöhle bei Hintertux (1978). Ab den 1960er Jahren führt er längerfristige hydro- und radiologische 387

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Untersuchungen an Quellen und Thermalwasser-Vorkommen durch, u. a. in Zusammenarbeit mit dem Balneologischen Forschungsinstitut in Bad Gastein, beschäftigt sich aber auch mit der Bergbaugeschichte Tirols und betreibt dazu umfangreiche montanhistorische Quellenstudien. Die von M. über mehrere Jahrzehnte sich hinziehende Arbeit an einer Gesamtdarstellung der Bergbaugeschichte Tirols bleibt jedoch unvollendet. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand (1970) arbeitet er mit → H.  Kuntscher im Rahmen von dessen Publikationen zu den Nord-, Südtiroler und Vorarlberger Bergwerken, Höhlen und Heilquellen (1986/90) zusammen. 1977 erhält M. die Franz-von-Wieser-Medaille des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum für seine Arbeiten zur Bergbaugeschichte. 1989 wird er mit dem Titel eines Professors und 1992 mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet.

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W.: Geologie der St.  Vigiler Dolomiten. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 82, 1932. S.  163–273. Geologie der Peitlerkofelgruppe (Südtiroler Dolomiten). Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 83, 1933. S. 75–112. Geologie des Gebietes zwischen St. Cassian und Buchenstein (Südtiroler Dolomiten). Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 83, 1933. S.  199–232. Geologie der Langkofelgruppe. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 85, 1935. S.  21–49. Spuren des Inn­gletschers im Bereich des Karwendelgebirges. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 93, 1948. S.  155– 206. Zur Glazialgeologie der Lienzer Dolomiten (Osttirol). Carinthia II 142/62, 1953. S. 57–61. Bohnerz und Augensteine auf dem Kaisergebirge (Tirol). Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1953. S.  226–233. (Hg.)  : Beiträge zur Landeskunde Tirols. Festschrift für Raimund von Klebelsberg zu Thumburg anläßlich der Vollendung des 70. Lebensjahres, 1956. Fund eines Elch-Skelettes im westlichen Karwendel. Die Pyramide, 1959. S. 76–79. (Hg.)  : Die Natur des Gasteiner Tales, 2  Aufl., 1966/2001. Geologische Grundlagen für das Vorkommen von Höhlen in Tirol. Die Höhle 18(2), 1967. S. 40–41. Die Excentriqueshöhle bei Imst. Die Höhle 18(2), 1967. S. 49–53. Über den Bergbau im Lungau. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 107, 1967. S. 129–168. (Mit C. Job)  : Hydrochemische Untersuchungen im Wettersteinkalk und im Hauptdolomit des Karwendelgebirges. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 57, 1969. S.  19–38. (Mit O.  Kostenzer)  : Beiträge zur Technologie und Geschichte der Bereitung des Enzianschnapses in Tirol. Veröffentlichungen des Tiroler

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Landesmuseums Ferdinandeum 55, 1975. S. 61–112. Erzbergbau und Bergwesen im Berggericht Rattenberg, 1984. Zur Geschichte des Bergbaus Gand im Stanzer Tal. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 65, 1985. S.  59–79. Aus der Frühzeit des Hüttenwesens in Brixlegg. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 67, 1987. S.  57–91. Beiträge zum Erzbergbau Schneeberg. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 68, 1988. S.  31–74. Der »Tischofen« im Kaisertal bei Kufstein. Tiroler Heimatbl. 63, 1988. S.  138–139. Bergbau im Stubaital. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 71, 1991. S. 135–154. L.: G. Krejci  : Univ.-Doz. Prof. Dr. Georg Mutschlechner geehrt. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 26(1), 1987. S.  1. H.  Kuntscher  : Univ.-Doz. Dr.  Georg Mutschlechner 80 Jahre. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 26(1), 1987. S.  2–3. N.N.: Universitätsdozent Dr. Georg Mutschlechner – 80 Jahre. Die Höhle 39(2), 1988. S.  74–75. C.  Hauser  : In memoriam Priv.Doz. Prof.  Dr.  Georg Mutschlechner. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 87, 2000. S.  405–407. C.  Spötl  : Prof. Univ.-Doz. Dr.  Georg Mutschlechner. Mitt. der Österr. Geologischen Ges. 93, 2000. S. 187. G. Köfler  : In memoriam Georg Mutschlechner. Tiroler Heimatbl. 75(2), 2000. S.  114. C.  Spötl  : Prof. Univ.-Doz. Dr.  Georg Mutschlechner. Die Höhle 51(1), 2000. S. 25–26. C. Gruber, C. Hauser  : Zum 100. Geburtstag von Georg Mutschlechner. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 72, 2008. S. 36–37.

Nagel, Joseph Anton * Rietberg (Nordrhein-Westfalen, Deutschland) 1717; † Wien 1800 Naturforscher und Mathematiker

B.: Sohn des Johann Christoph, Rentmeister (grundherrlicher Finanzverwalter) der Grafen von Rietberg, und der aus Paderborn stammenden Maria Anna N., geb. Fürberger (oder Feuerbern). Als Kind besucht N. vermutlich die Trivialschule in Rietberg, wird anschließend Zögling des Akademischen Gymnasiums Theodorianum und der damit verbundenen Jesuitenuniv. in Paderborn, wo er sich als Student mit Physik und Mathematik befasst. Ab 1740 wechselt N. zum Abschluss seiner Ausbildung nach Wien, wo er wahrscheinlich an der dortigen Univ. Mathematik studiert. Nach einem kurzen Aufenthalt in Brno findet N. eine Anstellung als Rechnungsrevisor im oberungar. Salzbergwerk in Solivar (Soowar) bei Prešov. 1747 erhält er – möglicherweise auf Empfehlung seines Landesherrn Kaunitz v. Rietberg – den kaiserlichen Auftrag, eine Forschungsreise zu den »Naturmerkwürdigkeiten« der Steiermark und von Niederösterr. zu unternehmen, in deren Rahmen N. insbes. das Geld- und Taubenloch am Ötscher, Höhlen in der Nähe von Mariazell, die Drachenhöhle bei Mixnitz, die Lurgrotte Peggau und das Wetterloch am Schöckel untersucht, Temperaturmessungen vornimmt und Objekte für die kaiserlichen Sammlungen mitnimmt. Seinen unmittelbar nach der Reise angefertigten handschriftlichen Bericht an den Kaiser zieren Tuschzeichnungen (und z. T. Karten) der genannten Höhlen von Franz Rosenstingl. Im Jänner 1748 erhält N. eine Anstellung als Hofmathematiker bei Kaiser Franz Stephan I. und unternimmt im selben Jahr gem. mit dem Zeichner und Architekten Carlo Beduzzi eine Forschungsreise nach Krain und Mähren, wo N. u. a. die Höhlen um Postojna, die Jama Vilenica pri Lokvi, die Sloupsko-šošůvské jeskyně und die Macocha im Auftrag des Kaisers besucht, abermals Messungen vornimmt und Überlegungen zur Wachstumsgeschwindigkeit und zum Alter von Tropfsteinen anstellt. Der zweite handschriftlich angefertigte Bericht an den Kaiser enthält wiederum Pläne und Höhlendarstellungen, die auch Erklärungsmodelle für hydrologische Zusammenhänge (u. a. zu intermittierenden Quellen) visualisieren. Im Oktober bis November 1748 hält sich N. auf dem Kaisergut Holics (Ungarn) auf und beschäftigt sich angesichts der dortigen Heuschreckenplage mit dem Verhalten und der Fortpflanzung der Insekten, wofür N. abermals einen bebilderten Bericht für den Kaiser anfertigt. 1750 unternimmt er vermutlich eine Reise nach Frankreich, Holland und England, um aus Übersee eintreffende, po389

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tentielle Sammlungsobjekte für das Hof-Naturalienkabinett zu erwerben. Von Juli bis September 1751 bereist N. die Slowakei, wo er unter der Führung des Nadlers Jakob Buchhol(t)z aus Kežmarok, Bruder des → G.  Buchholtz, die Hohe Tatra besucht, Mineralien- und Gesteinsproben sammelt und die Höhlen von Haligovské skaly, die Eishöhle Demänovská ľadová jaskyňa und eine Höhle bei Liptovský Ján besucht. Ab 1748 ist N. im Physikalischen Kabinett unter Direktor Abbé Jean-François de Marcy beschäftigt, erstellt zudem einen Entwurf für eine Wasserhebungsmaschine (1752) und führt Grabungen und Aufnahmearbeiten bei den 1746 von Franz Roschmann in Unternußdorf bei Lienz entdeckten Resten eines römischen Gebäudes mit Hypokausten und Fußbodenmosaiken durch. 1757 Heirat mit Maria Anna Perger (oder Berger), Tochter eines städtischen Kanzleibediensteten. Geburt von sechs Kindern, wovon drei das Erwachsenenalter erreichen, darunter Maria Theresia (* 1758), spätere Ehefrau des Druckers und Verlegers Johann Thomas v. Trattner, Heinrich (* ca.  1763), Joseph (* ca. 1765) und Anton (* ca. 1766). 1760 wird N. mit der Unterrichtung von Erzherzog Karl Joseph betraut. Drei Jahre später weilt er längere Zeit samt Familie zur Erneuerung und Verbesserung des Salzsud-Systems in Hall in Tirol und beschreibt 1768 das Erdbeben in und um Wien. Weiters übernimmt N. 1770–73 die Leitung über die Vermessung der Residenzstadt und fertigt einen 20-blättrigen Plan Wiens (samt einem zweibändigen Verzeichnis der Konskriptionsnummern) an, in dem auch die 1770 erstmals durchgeführte Häusernummerierung enthalten ist. Nachdem 1774 bereits ein Plan der Inneren Stadt in vier Blättern erschienen ist, verzögert sich die Drucklegung des Gesamtplanes bis 1781. Inzwischen kann sich N. 1772 bei seiner Bewerbung als Direktor des Physikalischen Kabinetts gegen Friedrich v. Knaus durchsetzen. Neben dieser Funktion wirkt er zugleich bis 1775 als Studiendirektor der Philosophischen Fakultät der Univ. Wien und gibt ein Handbuch (1776) zu Christian Wolfs »Elementa matheseos universae« heraus. 1792 wird N. in den Ruhestand versetzt. W.: Beschreibung des auf allerhöchsten Befehl Ihro Maytt. des Römischen Kaisers und Königs Francisci  I. untersuchten Oetscherberges und verschiedener anderer, im Herzogthume Steyermark befindlich, bishero vor selten und verwunderlich gehaltener Dingen (Wien 1747). Österr. Nationalbibliothek, Handschrift-Cod.  7920. Beschreibung deren auf allerhöchsten Befehl Ihro Röm. kaiserlichen königlichen Maytt. Francisci I. untersuchten, in dem Herzogthume Crain befindlichen Seltenheiten der Natur (Wien, um 1749). Österr. Nationalbibliothek, Handschrift-Cod.  7854. Beschreibung deren großen und ungewöhnlichen Heuschrecken, welche sich im 1747ten und denen darauffolgenden Jahren in eini390

gen kayserl.-königl. Erbländern häufig ausgebreitet haben (Wien 1749), Österr. Nationalbibliothek, Handschrift-Cod.  8212. Ausführliche Nachricht am 27ten Hornung dieses laufenden Jahrs 1768 in und um Wien erlittenen Erdbeben, auf allerhöchsten Befehl überall an Ort und Stelle eingezogen, 1768. Grund Riß Der Kay. Königl. Residenz Stadt Wien, 1774. Mathesis Wolfiana in usum juventutis scholasticae per terras haereditarias Austriacae Domus a suprema studiorum commissione praescriptaet a Directore Facultatis Philosophicae Viennensis […], 1776. Grundriß der Kayserlich-Königlichen Residenz-Stadt Wien, Ihrer Vorstädte und deren anstoßenden Orte, 1781.

L.: J. Buchholz [sic  !]  : Reise auf die Karpatischen Gebirge, und in die angränzenden Gespanschaften. Ungar. Magazin oder Beitr. zur vaterländischen Geschichte, Erdbeschreibung und Naturwissenschaft 4, 1787. S. 34–58. C. Hofbauer  : Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens, 1864 (bes. S.  263). C.  Haselbach  : Die wissenschaftlichen Exkursionen des Josef Anton Nagel in Nieder-Oesterreich und Steiermark. Jahresber. über das Josephstädter Gymnasium 18, 1868. S.  1–24. H.  Salzer  : Die Höhlen- und Karstforschungen des Hofmathematikers Joseph Anton Nagel. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  111–121. H.  Salzer  : Die mine-

ralogischen Forschungsfahrten des Hofmathematikers J.  A.  Nagel in Niederdonau und Steiermark im Jahre 1747. Mineralogische und Petrographische Mitt. 51, 1940. S. 439–443. L. Schönviszky  : Joseph Anton Nagels Ungarnreise im Jahre 1751. Die Höhle 27(1), 1976. S. 1–6. F. Opll  : Wien im Bild historischer Karten, 2  Aufl., 1983/2004. J.  Schönburg-Hartenstein  : Joseph Anton Nagel  – ein Direktor des physikalischen Kabinetts, 1987. H.  Trimmel  : Höhlenforschung vor 250 Jahren  – Bemerkungen zur Reise von Joseph Anton Nagel in den klassischen Karst im Jahre 1748. Die Höhle 49(4), 1998. S.  104–106. A.  Kranjc  : Mission of J. A. Nagel to Carniola in 1748. Slovenský kras 27, 1999. S. 131–138. J. Mattes  : Reisen ins Unterirdische. Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung in Österreich bis zur Zwischenkriegszeit, 2015 (bes. S. 47–49).

Neuherz, Franz Heinz * Hartberg (Steiermark) 1944; † Graz (Steiermark) 2009 Zoologe und Lehrer

B.: Sohn des Pinkafelder Handelsangestellten Franz und der aus Grafendorf stammenden Fassbindertochter Anna N., geb. Haiswagner. Nach Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Hartberg beginnt N. ein Studium der Biologie und unternimmt nebenbei zahlreiche Höhlenbefahrungen, wobei er Höhlentiere, insbes. Collembola (Springschwänze) und Diplura (Doppelschwänze) aufsammelt. 1972 wird N. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und beteiligt sich u. a. mit Volker Weißensteiner an Forschungstouren in die Raudnerhöhle bei Stiwoll. 1971 promoviert er in Zoologie mit der Dissertation »Die Fauna des Lurhöhlensystems«. Heirat mit Heidelinde N., Geburt der Kinder Heinz und Bettina. 1972–86 ist N. als Assistent am Zoologischen Institut der Univ. Graz angestellt, wo er insbes. mit Josef Nosek zusammenarbeitet und in den Zeitschriften der naturwissenschaftlichen Vereine in der Steiermark und Kärnten publiziert. Anschließend wechselt er in den Schuldienst, wo er am Bundesgymnasium Graz (Lichtenfelsgasse) u. a. das Fach Biologie unterrichtet. 2002 wird er zum Oberstudienrat ernannt und im Folgejahr in den Ruhestand versetzt.

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W.: Die Fauna des Lurhöhlensystems, Diss. Univ. Graz, 1971. Der erste Höhlenfund einer Proture (Insecta, Apterygota) in Österreich. Die Höhle 25(1), 1974. S.  25–30. Bemerkungen zur Fauna des Wildemannloches bei Peggau. Die Höhle 25(3), 1974. S.  97–99. Ökologisch-faunistische Untersuchungen über die Hydrofauna der Lurgrotte zwischen Peggau und Semriach in der Steiermark. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  182, 1974. S.  103–146. (Mit J.  Nosek)  : Zur Kenntnis der Proturen aus dem Gebiet des Faaker Sees in Kärnten. Carinthia II 165/85, 1975. S.  297–301. Bemerkungen zur Proturenfauna (Insecta, Apterygota). Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 105, 1975. S.  313–314. Zur Collembolenfauna der Sinterhöhle im Schöckel. Die Höhle 26(4), 1975. S. 131–137. Die Landfauna der Lurgrotte (Teil I). Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  183, 1975. S.  189–285. (Mit J. Nosek)  : Pseudosinella styriaca sp. n. (Collembola  : Entomobryidae) a New Collembolan Species from the Styrian Cave

«Raudner-Höhle« (Austria). International Journal of Speleology 7(4), 1975. S.  399–401. (Mit J.  Nosek)  : Onychiurus (Onychiurus) diaelleni sp. n., eine neue Collembolenart aus der »Raudner-Höhle« (Steiermark). Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 106, 1976. S. 209–214. Bemerkungen zur Fauna der Steinbruchhöhle bei Weiz. Die Höhle 28(1), 1977. S.  7–14. Drepanosira hussi sp. n.  – eine neue Collembolenart (Insecta, Apterygota) aus dem Östlichen Hindukusch. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 185, 1977. S. 17– 21. Onychiurus (Protaphorura) reisingeri sp. n.  – eine neue Collembolenart aus der Raudner-Höhle, Steiermark. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 109, 1979. S. 317–322. Das Klasum – ein unterirdisches Ökosystem. Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum in Wien N.F. 17, 1979. S. 71–76. Torocampa hölzeli n. gen., n. spec. – eine neue klasobionte Campodeide (Diplura, Apterygota) aus der Hafnerhöhle in den Karawanken, Kärnten. Carinthia II 174/94, 1984. S. 415–427.

Nuck, Karl * Zeltweg (Steiermark) 1944; † Zeltweg 1994 Glaser, Maschinist und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Karl, Stellwerkmeister bei den Deutschen Reichs­ bahnen (später Österr. Bundesbahnen), und der Katharina N., geb. Pirker. Nach Besuch der Volks- und Hauptschule in Zeltweg beginnt N. 1958 dortselbst eine Lehre in der Glaserei »Geiger«. 1968 Heirat mit Martha Diskus, Geburt der Tochter Bettina (* 1972). Im selben Jahr findet N. eine Anstellung als Bediensteter der Gemeinde Zeltweg, wechselt 1985 als Maschinist zur Papierfabrik »Napiag«, der er bis zu seinem Ableben als Mitarbeiter angehört. 1966 stößt N. mit anderen Jugendlichen aus Zeltweg durch Kontakt mit dem Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark zur Höhlenforschung. Im Rahmen von Schulungen in Höhlenbefahrungstechnik, -vermessung und -dokumentation beginnt sich in Zeltweg um N., dessen Ehefrau, Eduard Diskus, Siegfried Kaltenegger, Franz, Ingeborg und Lorenz Moitzi, Ignaz Maier und Emmerich Nickl eine eigene Forschergruppe zu bilden, die ab 1977 auf Initiative von N. als Sektion »Forschergruppe Zeltweg« dem Landesver392

ein für Höhlenkunde in der Steiermark beitritt. Anschließend übernimmt er vom Landesverein die Betreuung eines Teilbereichs des Steirischen Höhlenkatasters, der grenzüberschreitend auch Teile Kärntens umfasst. 1977–91 fungiert N. als Obmann, 1991–93 als stv.  Schriftführer der Sektion und zuletzt als Leiter der neu gegründeten Einsatzstelle der Österr. Höhlenrettung in Zeltweg. Durch umfangreiche Geländebegehungen gelingt es ihm, über 100 Höhlen im Nahbereich von Zeltweg und um Judenburg im oberen Murtal zu entdecken und zu erforschen, insbes. die Konradhöhle bei Hohentauern, die Grebenzenhöhlen bei St. Lambrecht, das Wildschützenloch und das Schafferloch bei Eppenstein, welches aufgrund seines archäologischen Inhalts unter Schutz gestellt wird. In den Folgejahren arbeitet N. federführend an der Vermessung und Kartierung der Höhlen(burgen) Puxerloch und Schallaun. Die von ihm in zwei Ausgaben gedruckte Gesamtdarstellung der beiden Höhlen (1974/76) erscheint allerdings nur in Kleinstauflage. Im Rahmen seiner Höhlenerkundungen führt er zoologische Aufsammlungen für das Landesmuseum Joanneum durch, zudem arbeitet N. auch bei Fledermausbestandsaufnahmen und Initiativen im Natur- und Höhlenschutz mit. W.: Neufunde der Höhlenheuschrecke Troglophilus cavicola Kollar im Oberen Murtal. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 1(1), 1972. S. 12– 14. Die Erforschung des Puxerluegs. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 1(4), 1972. S.  113–117. Höhlenforschung im Bezirk Murau. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 2(2), 1973. S. 32–37. Das Puxer-Lueg. Monographische Darstellung der Forschungsergebnisse (Aufl. 15  Stk.), 1974. Das Puxer-Lueg und Schallaun. (Monografie, Aufl. 5  Stk.), 1976. 10 Jahre Forschergruppe Zeltweg. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 5(1), 1976. S.  5–10. Gründungsversammlung der Forschergruppe Zeltweg. Mitt. des Landesvereins für

Höhlenkunde in der Steiermark 6(2), 1977. S. 73–75. Die Erforschungsgeschichte der Konradhöhle. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 6(4), 1977. S. 296–299. Höhlen im Gebiet um Hohentauern. Mitt. der Akademischen Sektion Graz des Österr. Alpenvereins 25, 1978. S. 38–42. Der Arsenikstollen im Kothgraben bei Knittelfeld. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 10(4), 1981. S. 72–74. Die Höhlenburgen im oberen Murtal. Mitt. des Steirischen Burgenvereins 17, 1982. S. 11–22. L.: F. Moitzi, V. Weißensteiner  : Karl Nuck. Sein Lebenswerk im Rahmen der Forschergruppe Zeltweg. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 23(1–4), 1994. S. 4–10.

Nyáry von Nyáregyháza, Jenő (Eugen) * 1836 Bogojina bei Moravske Toplice (dt. Bogojina bei Moratz, Nordost-Slowenien); † 1914 Piliny (Nordungarn) Politiker, Jurist und Archäologe

B.: Fünfter Sohn des wirkl. Geheimrats, Richters und Barons Antal und der Jozéfa v. N., geb. Kubínyi v. Felsőkubin. Von Privatlehrern erzogen, beginnt sich N. durch die Förderung seines Onkels Ferenc Kubínyi für Urgeschichte und Paläontologie zu ­interessieren 393

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und nimmt an dessen Ausgrabungen teil. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie an der Univ. Budapest wird N. 1861 Mitglied und 1885 lebenslanges Mitglied des Magnatenhauses (ungar. Oberhaus). Zudem ist er ab 1874 als Ehrensekretär und ab 1880 als Sektionsrat im ungar. Ackerbau- und Landwirtschaftsministerium tätig. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen unternimmt N. seit Anfang der 1870er Jahre auf eigene Kosten und Anregung seines Freundes Flóris Rómer Ausgrabungen auf und in der Umgebung seines Anwesens Piliny, wo er ein Gräberfeld sowie Reste von Siedlungen aus der Bronzezeit entdeckt und wissenschaftlich dokumentiert. In den Folgejahren führt N. zahlreiche weitere Grabungen vornehmlich im Komitat Nógrád durch, z. B. in Šurice, Karancslapujtő, Szihalom, Szécsény und Dubno. Um 1875 wendet er sich bei der Auswahl lohnender Ausgrabungsstätten v. a. Tälern und Höhlen entlang von Flüssen zu und führt 1876–77 drei Grabungskampagnen in der Höhle Baradla-barlang bei Aggtelek durch, wo er auf reich ausgestattete Gräber trifft. Der 1881 mit Plänen und Abbildungen der Höhle ausgestattete Grabungsbericht »Az aggteleki barlang mint őskori temető« (Die Aggteleker Höhle als prähistorische Begräbnisstätte) stellt die erste umfassende ungarischsprachige Monografie zu einer Höhle dar und erlangt durch eine begeisterte Rezension von Lajos Kossuth nationale Bekanntheit. Zudem fungiert N. seit 1878 als Vizepräsident, seit 1898 als Präsident und zuletzt ab 1912 als Ehrenpräsident der Ungar. Archäologischen und Anthropologischen Gesellschaft. 1883 wird er ferner zum korresp. Mitglied, sechs Jahre später zum Ehrenmitglied der Ungar. Akademie der Wissenschaften gewählt, wo er auch mehrere Jahre den Vorsitz über die Archäologische Kommission innehat. Anlässlich der Gründung der 1910 u. a. von →  K.  Siegmeth, →  O.  Herman und →  O.  K adić ins Leben gerufenen Kommission (ab 1913 Fachsektion) für Höhlenkunde innerhalb der Ungar. Geologischen Gesellschaft wird N. zu deren Ehrenmitglied ernannt. W.: Régészeti jelentés. Századok, 1869. S. 641–644. Az óbásti Pogányvár. Századok, 1870. S.  97–101. A lapujtői pogány-temetőről. Archaeologiai Értesítő 3, 1870. S.  5–7. A pilinyi régiségekről. Archaeologiai Értesítő 3, 1870. S. 125–129. Az aggteleki barlang mint őskori temető, 1881. (Mit I. Henszlmann, K. Torma, S. Havas) (Hg.)  : Pulszky Ferencznek ötvenéves írói működése jubileumára, 1834–1884, 1884. A birtok védelme a magyar jogban, 1906. L.: L. Kossuth  : Tanulmányok. Báró Nyáry Jenő. Az Aggteleki barlang mint őskori temető czímű munkája felett,

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1883. N.N.: B. Nyáry Jenö. Archaeologiai Értesítő 34(4– 5), 1914. S. 281–284, 449. N.N.: Báró Nyáry Jenő †. Századok, 1914. S. 651–653. O. Kadić  : Jelentés a Barlangkutató Szakosztály 1914. évi működéséről (Bericht über die Tátigkeit dér Fachsektion für Höhlenkunde im Jahre 1914). Barlangkutatás 3(1), 1915. S.  12–19, 32–39. L.  Éber  : Báró Nyáry Jenő t. t. emlékezete. Akadémiai Értesítő 26(8–9), 1915. S. 457–469. P. B. Nyáry (Hg.)  : Kossuth Lajos és báró Nyáry Jenő levelezése, 1936. K. Székely  : 150 éve történt. Karszt és Barlang 26(2), 1986. S. 152–156.

Oberegger, Engelbert * Gaming (Niederösterreich) 1936; † Scheibbs (Niederösterreich) 2010 Forstarbeiter, LKW-Fahrer und Höhlenführer

B.: Sohn des Jägers Engelbert und der Gabriele O., geb. Handl. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Gaming findet O. eine Anstellung als Forstarbeiter bei den Österr. Bundesforsten, wo er zunächst als Holzknecht und während der letzten Jahre vor seiner Pensionierung (1985) als LKW-Fahrer tätig ist. 1959 wird er Mitglied der Ortsgruppe Kienberg-Gaming des Touristenvereins »Die Naturfreunde«. Drei Jahre später heiratet er die Metallarbeiterin und Reinigungskraft Adolfine Frosch, die Ehe bleibt kinderlos. Auf Anregung von Karl Wotawa wirkt O. maßgeblich bei der Renovierung der Steiganlagen und der Stiegen in der Ötscher-Tropfsteinhöhle bei Gaming mit, welche nach Anlage eines Eingangsstollens zwischen 1926 und 1934 bereits als Schauhöhle betrieben worden ist. 1965 legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Nach der Wiedereröffnung der Höhle für den Fremdenverkehr (1966) ist O. dortselbst bis 2006 als Höhlenführer engagiert und prägt die weitere Entwicklung der Schauhöhle entscheidend mit. Insbesondere beschäftigt er sich mit (Höhlen)fotografie, veranstaltet regelmäßig öffentliche Lichtbildvorträge und ist zudem als Exkursionsleiter bei Wander- und Langlauftouren tätig. 1971 tritt O. der Niederösterr. Berg- und Naturwacht bei und beteiligt sich im Sinne des Umweltschutzes an zahlreichen Säuberungsaktionen, insbes. in Höhlen der Umgebung. Weiters fungiert O. 1973–98 als Obmann der Höhlensektion innerhalb der Naturfreunde-Ortsgruppe Kienberg-Gaming. 1999 wird er mit dem Josef-Schöffel-Förderungspreis des Landes Niederösterr. ausgezeichnet. L.: H.  Scharner  : Nachruf auf Engelbert Oberegger. Trauerrede. Archiv der Naturfreunde-Ortsgruppe Kienberg-Gaming, 2010.

Oedl, Friedrich jun. * Salzburg 1925; † Salzburg 2006 Jurist, Schauhöhlenverwalter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Rechtsanwalts, Schauhöhlenverwalters und Höhlenforschers → F.  Oedl  sen. und der Salzburger Offiziertochter Marta O., geb. Biebl. Nach der 395

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Volksschule besucht O. das Realgymnasium (ab 1938 Oberschule für Jungen) am Hanuschplatz in Salzburg. Durch die höhlenkundliche Tätigkeit seines Vaters vorgeprägt, tritt O. bereits im Jugendalter dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg unter → W. v. Czoernig und → T. Rullmann bei. Mit seinen Schulkollegen →  F.  X.  Koppenwallner und Walter Hubka beteiligt er sich an der Erforschung des Sulzenofens und der Eiskogelhöhle (Tennengebirge) unter der Leitung von → G. Abel. Zudem unternimmt er zahlreiche Schiund Klettertouren, u. a. am Untersberg und Tennengebirge. Nach der Matura (1943) wird O. zur deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er als Gebirgsjäger eingesetzt wird. Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrt O. nach Salzburg zurück und führt zahlreiche Forschungsfahrten in die Eisriesenwelt bei Werfen durch, wo er den Höhlenteil »Jenseits« entdeckt. In den 1940er Jahren absolviert er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Innsbruck und promoviert. In den Folgejahren beteiligt sich O. gem. mit seinem Vater maßgeblich an der Erschließung der Eisriesenwelt mittels einer Zufahrtsstraße und Seilschwebebahn (1953–55). 1955 Heirat mit Annelis Radichevich, Geburt der Kinder Elisabeth (* 1957), Friedrich (* 1960) und Günter (* 1961). Nach seinem Vater übernimmt O. die Geschäftsführung der Eisriesenwelt GmbH, die er bis zu seinem Ableben ausübt. Während der 1940er und 1950er Jahre beteiligt er sich mit → A. und F. X. Koppenwallner und → A. Morocutti an Forschungsfahrten in die Tantalhöhle (Hagengebirge), die Eisriesenwelt und den Bretterschacht (beide Tennengebirge). Zudem nimmt O. regelmäßig an höhlenkundlichen Tagungen im In- und Ausland teil, u. a. 1951 am »1st International Congress of Speleology« in Paris. Noch zur Aktivzeit seines Vaters tritt er in dessen Rechtsanwaltskanzlei ein und führt diese seit 1963 alleine. Daneben bekleidet er vielfältige Aufgabenbereiche in der Rechtsanwaltskammer, z. B. wirkt er an der Erstellung von ersten EDV-Programmen für Rechtsanwälte mit. Während der 1970er Jahre leitet O. die Umbauarbeiten zur schrittweisen Erneuerung und Erhöhung der Beförderungskapazität der Eisriesenwelt-Seilbahn, zudem erfolgt unter seiner Federführung die Neuerrichtung eines Kleinkraftwerks zur Stromversorgung und eines Abwasserkanals ins Tal. 1980–90 fungiert er als Vizepräsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher und ist zudem langjährig als Schauhöhlenreferent tätig. 1990 wird O. Gründungsmitglied der »International Show Caves Association«. Im selben Jahr tritt er in den Ruhestand und überträgt die Rechtsanwaltskanzlei an seinen Sohn Friedrich.

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W.: Tantal-Höhle. Cave Science (Seattle) 3(19), 1952. S.  109–120. 50 Jahre Schauhöhle Eisriesenwelt. Die Höhle 21(2), 1970. S.  69–74. (Mit A.  Morocutti)  : Bericht über das 3.  internationale Treffen der Höhlenrettung vom 24. bis 28.  April 1975 in der Eisriesenwelt bei Werfen, Land Salzburg, Österreich, 1975. (Mit G.  Willi)  : 75 Jahre Schauhöhle Eisriesenwelt, 1995. Zum Wärmehaushalt von Eishöhlen – Hinweise in der älteren Literatur. Die Höhle 48(4), 1997. S. 109–111. Zur Entwicklung und Bedeutung der Eisriesenwelt im Tennengebirge. Die Höhle 50(4), 1999. S.  187–190.

Gedanken eines Alten. Atlantis (Salzburg) 22(3–4), 2000. S. 17–18. Zum Gedenken. Franz Xaver Koppenwallner. Die Höhle 52(4), 2001. S. 113. L.: W.  Hubka  : Dr.  Friedrich Oedl 80 Jahre. Atlantis (Salzburg) 27(3–4), 2005. S.  68–72. W.  Hubka, K. Mais, T. Pfarr  : Dr. Friedrich Oedl. Die Höhle 57, 2006. S.  140–141. K.  Mais  : Dr.  Friedrich Oedl zum Gedenken. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 57(2–3), 2006. S. 35– 36. W. Klappacher  : Dr.  Fritz Oedl ist tot. Atlantis (Salzburg) 28(1–2), 2006. S. 75.

Oedl, Friedrich sen. * Schärding (Oberösterreich) 1894; † Salzburg 1969 Jurist, Schauhöhlenverwalter und Höhlenforscher

B.: Ältester Sohn des in Schärding tätigen Rechtsanwalts Friedrich und der Salzburger Mühlenbesitzertochter Katharina O., geb. Heilmayr. Älterer Bruder von → R.  Oedl  sen. 1895 übersiedelt O. mit seiner Familie nach Salzburg, wo sein Vater eine Kanzlei eröffnet. Nach der Volksschule besucht er das Staatsgymnasiums in Salzburg, maturiert und absolviert anschließend ein Studium der Rechtswissenschaften. 1913 tritt er in die Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. unter → A. v. Mörk ein und führt gem. mit → M. Hell Grabungen im Bärenhorst (Gamslöcher, Untersberg) durch. Nach Ableistung des Militärdiensts während des Ersten Weltkriegs wirkt O. 1919–24 u. a. mit → W. v. Czoernig, → E. v. Angermayer, → G. Freytag und seinem Bruder maßgeblich bei der Erforschung der Eisriesenwelt bei Werfen mit und beteiligt sich an der 1921 durchgeführten und von → E. Hauser geleiteten Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Höhle. 1921 wird er zum Sachund Wegwart des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg bestellt. Im selben Jahr unternimmt O. im Zuge des Dissertationsvorhabens seines Bruders mit diesem und → L. Fuhrich eine höhlenkundliche Forschungsreise nach Slowenien, wo er an der Untersuchung und Vermessung der Škocjanske jama mitwirkt. 1922 fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter →  G.  Kyrle und → O. Abel und setzt sich gem. mit → F. Waldner und Hell erfolgreich dafür ein, die im Schloss Hellbrunn gezeigte Höhlenausstellung als Höhlenkundliche Abtlg. 397

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ins Museum »Haus der Natur« in Salzburg einzugliedern. Heirat mit der Salzburger Offiziertochter Marta Biebl, Enkelin des Salzburger Bürgermeisters Rudolf Biebl. Geburt der Söhne Friedrich (* 1925), Wolfgang (* 1928) und Paul (*1931). Nach dem Tod des Vaters (1921) übernimmt O. dessen Kanzlei in Salzburg, die er bis 1963 betreibt und die anschließend von seinem Sohn →  F. Oedl jun. weitergeführt wird. Zudem unternimmt er mit Fuhrich und seinem Bruder mehrere höhlenkundliche Studienreisen ins Ausland, u. a. nach Irland (1925). Während der 1920er Jahre ist O. maßgeblich an der touristischen Erschließung der Eisriesenwelt bei Werfen und an der Errichtung des später nach ihm benannten »Dr.-Friedrich-Oedl-Hauses« am Achselkopf beteiligt (1921–25). Weiters beschäftigt er sich mit Höhlenfotografie und baut eine umfangreiche Diapositivsammlung auf. Ab 1925 führt O. als Jurist mit den Österr. Bundesforsten Verhandlungen zur Pacht der Eisriesenwelt, die schließlich 1928 mit der Unterzeichnung langfristiger Verträge und der Gründung der Eisriesenwelt-Gesellschaft abgeschlossen werden (Gesellschafter sind u. a. Angermayer, R. und F. Oedl sen., Hell, Czoernig und → K. Schossleitner). Zur Verwaltung der damals nur per Fußweg erreichbaren Schauhöhle wird O. 1928 als Geschäftsführer eingesetzt, dessen Funktion er bis zu seinem Ableben ausübt. Während des Zweiten Weltkriegs ist er als Offizier der deutschen Luftwaffe im Generalkommando der Spionageabwehr in Salzburg tätig. 1953–55 beteiligt sich O. maßgeblich an dem Bau einer Seilschwebebahn zwischen der Wimmer-Hütte und dem Dr.-Friedrich-Oedl-Haus, welche den Zustieg zur Höhle verkürzt und zu einem erheblichen Anstieg der Besucherzahlen führt. Die Ernennung zum Ehrenmitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg erfolgt 1969.

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W.: Die Höhlen der Ostalpen. In  : M. Rohrer (Red.)  : Die Höhle in Sport, Wissenschaft und Kunst, 1922. S.  16–28. Moderne Höhlenforschung. Natur und Technik  – Schweizerische Ztschr. für Naturwissenschaften 6(8), 1925. S.  208–217. Höhlenfahrten auf Capri. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  27–33. Die wirtschaftliche Entwicklung des Eisriesenwelt-Unternehmens. Die Höhle 2(2), 1951. S. 49–54. Das Freimannsloch. Die Höhle 4(1), 1953. S. 12–14. Die Höhlen der Insel Formentera (Balearen). Die Höhle 5(3–4), 1954. S. 69–74. Höhlen und Höhlenerschließung auf Mallorca (Balearen). Die Höhle 6(3), 1955. S.  53–54. (Mit R.  Huber)  : Von Höhlen Korsikas. Die Höhle 10(3), 1959. S.  58–61. In me-

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moriam Erwin Angermayer. Die Höhle 14(4), 1963. S. 105–108. L.: E.  v.  Angermayer  : Zur Geschichte der Höhlenkunde und Höhlenforschung in Salzburg. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 101, 1961. S. 189–220. A.  Morocutti  : Dr.  Friedrich Oedl zum Gedenken. Die Höhle 20(2), 1969. S.  59–60. A.  Bergthaller  : Dr.  Friedrich Oedl gestorben. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (2), 1969 (1 S.). W. Klappacher  : Frau Martha Oedl – die Oedlmutter – ist gestorben. Atlantis (Salzburg) 20(4), 1998. S.  49– 50. H. Trimmel  : Abschied von Marta Oedl. Die Höhle 50(1), 1999. S. 54.

Oedl, (Franz) Robert * Salzburg 1898; † Salzburg 1978 Maschinenbautechniker und Höhlenforscher

B.: Sohn des Salzburger Rechtsanwalts Friedrich und der Mühlenbesitzertochter Katharina O., geb. Heilmayr. Jüngerer Bruder von → F. Oedl sen. Nach der Volksschule besucht O. die Realschule in Salzburg und schließt diese mit der Matura ab. Daraufhin meldet er sich zur Kriegsmarine, wird 1916 als Seeaspirant aus der Marineakademie ausgemustert und nimmt u. a. am Seegefecht in der Straße von Otranto (1917) teil. Nach der Rückkehr nach Salzburg beginnt O. um 1919 ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule München, das er 1922 abschließt. Durch seinen Bruder beginnt er sich auch für die Höhlenforschung zu interessieren, wird Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und nimmt ab 1919 an der Erforschung der Gamslöcher (Untersberg), der Eisriesenwelt bei Werfen und des Sulzenofens (Tennengebirge) teil, wo O. aufgrund seiner technischen Ausbildung v. a. für die Vermessung und Kartierung der Höhle verantwortlich ist. 1920 initiiert er als Student die Gründung der Gesellschaft für Höhlenkunde in München und ist am Aufbau höhlenkundlicher Sektionen in Bad Reichenhall und Berchtesgaden beteiligt. 1921–29 fungiert O. als stv. Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und setzt sich gem. mit seinem Bruder für die touristische Erschließung der Eisriesenwelt als Schauhöhle ein, u. a. durch Anlage eines Zustiegs zum Höhleneingang und Druck eines gem. mit → E. v. Angermayer erstellten Höhlenführers. Als Teilnehmer der Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Eisriesenwelt kommt O. mit → E. Hauser in Kontakt und veröffentlicht in den Folgejahren mit ihm gem. Aufsätze zu meteorologischen Verhältnissen in Eishöhlen (z. T. auch Eismessungen). Zudem publiziert er mehrere Artikel (u. a. auch Anleitungen) zu Fragen der Höhlenvermessung und -kartierung. Zur Ausarbeitung seiner Dissertation unternimmt O. 1921–22 gem. mit → L. Fuhrich und → F. Oedl sen. Studienfahrten nach Slowenien, wo er u. a. die Reka-Höhlen Škocjanske jame vermisst und eine Freundschaft zu ehemaligen Mitgliedern der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins (ab 1920 »Circolo Alpino Trieste«) wie → A.  Meeraus aufbaut, der ab 1921 auch an der Erforschung der Eisriesenwelt teilnimmt. Weiters fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und → G. Kyrle. Ferner ist O. 1923 kurzfristig gem. mit → G. Lahner als Leiter des Schauhöhlenbetriebs in den 399

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Dachsteinhöhlen beschäftigt. Im selben Jahr wirkt er an der Erforschung des sogenannten »Minotauruslabyrinths« in der Dachstein-Mammuthöhle und der Vermessung der Bärenhöhle im Torrenerfall mit. Sein Doktoratsstudium an der Technischen Hochschule München schließt er 1924 ab und promoviert bei Konrad Oebbeke mit der Dissertation »Der unterirdische Lauf der Reka  : Eine karsthydrographische Studie«. Zudem fertigt O. im Auftrag der Hochschule ein unterirdisches Relief der Škocjanske jame an, das im Alpinen Museum in München ausgestellt wird. Ab 1925 widmet er sich der Untersuchung hydrologischer Verhältnisse im Lamprechtsofen, zudem wird O. seitens der Stadt Salzburg mit der Theodolitaufnahme von zwei Quellgebieten an der Nordseite des Tennengebirges betraut. Heirat mit der Industriellentochter Margarethe Schall, Geburt der Kinder Margit (* 1927), Erika (* 1940) und von Zwillingen, die kurz nach der Entbindung versterben (*  1931). 1928 übernimmt O. die Leitung des z. T. im Familienbesitz seiner Gattin stehenden Zementbergbaus Leube in Gartenau und wird später Geschäftsführer des Unternehmens »Gebrüder Leube«, das er bis zu seiner Pensionierung leitet. Zudem wirkt er im Kuratorium des Museums »Haus der Natur« in Salzburg mit und entwickelt eine Freundschaft zu dessen Gründer Eduard Paul Tratz. Während des Zweiten Weltkriegs wird O. aufgrund seiner beruflichen Stellung in der Zementherstellung nicht als Soldat in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Nach 1945 übernimmt er zahlreiche Funktionen innerhalb der Handelskammer und Industriellenvereinigung und ist als Präsident im Kuratorium der Höheren Technischen Bundeslehranstalt in Salzburg tätig. Weiters beteiligt sich O. 1953–55 gem. mit → F. X. Koppenwallner und seinem Bruder → F. Oedl. sen., Geschäftsführer der Eisriesenwelt-Gesellschaft, an den technischen Planungen zum Bau einer Zufahrtsstraße und Seilbahn vom Tal zur Eisriesenwelt (realisiert 1953–55). 1968 wird er mit dem Titel eines Baurats ausgezeichnet. W.: Eine Forscherfahrt in die Eisriesenwelt. Sport im Bild 27(20), 1920. S. 702–703, 711. (Mit E. Hauser, O.  Lehmann, J.  Pia, O.  v.  Wettstein)  : Bericht über die im Auftrage und mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften durchgeführte Expedition in die neu entdeckte große Eishöhle im Tennengebirge. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 58, 1921. S. 79–86. Die moderne Höhlenforschung. In  : M. Rohrer (Red.)  : Die Höhle in Sport, Wissenschaft und Kunst, 1922. S.  1–15. Über Schauhöhlen. In  : M. Rohrer (Red.)  : Die Höhle in Sport, Wissenschaft und Kunst, 1922. S. 45–48. (Mit E. Hauser)  : Eishöhlen  – Die Erklärung dieser eigenartigen Naturerscheinung nach den neuesten Forschungsergebnissen.

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Kosmos  – Handweiser für Naturfreunde 19, 1922. S.  146–151. Eishöhlen  – Ein Beitrag zu ihrer physikalisch-meteorologischen Erklärung. Die Naturwissenschaften 9(36), 1922. S.  721–724. Vermessung. Ausführlicher Bericht über die Ergebnisse der Höhlenexpedition der Akademie der Wissenschaften in Wien. Ber. der Bundeshöhlenkommission (vormals staatlichen Höhlenkommission) 3(1–2), 1922. S.  5–30. Die Wunderdinge der Unterwelt. Monatsschrift für Photographie (Berlin) 18(9), 1922. S. 265–268. (Mit E.  Hauser)  : Eisbildungen und meteorologische Beobachtungen, ausführlicher Bericht über die Ergebnisse der Höhlenexpedition der Akademie der Wissenschaften in Wien. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 17–47. Aus-

wertungsmöglichkeiten von Höhlenvermessungen. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  138–144. Über Höhlenmeteorologie, mit besonderer Rücksicht auf die große Eishöhle im Tennengebirge (Eisriesenwelt). Meteorologische Ztschr. 40(2), 1923. S.  33–37. Der unterirdische Lauf der Reka. Eine karsthydrographische Studie über das Höhlen- und Dolinengebiet von St.  Kanzian und Divača auf der Triester Karsthochfläche, Diss. Univ. München, 1924. (Mit E.  v.  Angermayer, A.  Asal, W.  v.  Czoernig u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge (Salzburg), 1926. Die Zugförderung im Schauhöhlenbetrieb. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 72–78. (Mit E. v. Angermayer)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge bei Salzburg, 1948. 50 Jahre Otranto. Österr. Militärische Ztschr., 1967. S. 244–248. Höhlenforschung vor einem halben Jahrhundert in Süddeutschland. In  : Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher (Hg.)  : Proceedings of the 5th International Congress of Speleology (Stuttgart 1969), Bd. 6, 1973. S.  1–3. 50 Jahre Eishöhlen-Meteorologie in der Eisriesenwelt. Slovenský kras 9, 1971. S. 107–110. Kitzloch und Seeofen und Suche nach dem Zwölfuhrloch im Federbettkopf. Atlantis (Salzburg) 20(2–3),

1998. S. 47–48. Die Vermessung der Eisriesenwelt. In  : A. Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)  : Festschrift – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 39–43. L.: N.N.: Baurat Dipl.-Ing. Dr. Robert Oedl, ein 75ger. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1974. S. 3. H. Trimmel  : Baurat h.c. Dr. lng. Robert Oedl zum Gedenken. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 29(4), 1977–78. S. 35. A. Bergthaller, H. Trimmel  : Baurat h.c. Dr. Dipl.-Ing. Robert Oedl zum Gedenken. Die Höhle 29(2), 1978. S. 64–65. A. Bergthaller  : Dr. Ing. Robert Oedl, Baurat h.c. zum Gedenken. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1978. S. 3–4. E. Stüber  : Baurat Dipl.-Ing. Dr. tech. Robert Oedl †. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 8, 1978. S. 168–169. F. Habe  : Škocjanske jame v luči doktorske disertacije Roberta Oedla. Naše jame 30, 1988. S. 72–73. H. Trimmel  : Erinnerung an eine karst- und höhlenkundliche Dissertation vor 75 Jahren. Die Höhle 50(4), 1999. S.  205–206. T.  R.  Shaw  : Aspects of the History of Slovene Karst 1545–2008, 2010.

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Pascher, Johann (vulgo »Hans«) * St. Margarethen (Burgenland) 1858; † Graz (Steiermark) 1942 Architekt, Baumeister und Höhlenforscher

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B.: Eines von zwölf Kindern des Maurermeisters Anton und der Zimmerermeistertochter Caroline P., geb. Gruber. Nach der Volksschule in St. Margarethen besucht P. die Realschule in Sopron und absolviert fünf Jahrgänge der Bau- und Maschinengewerbeschule in Wien. Anschließend studiert er bei Friedrich v. Schmidt an der Spezialschule für Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und beteiligt sich am Bau des Wiener Rathauses. Nach der Ablegung der Baumeister-Prüfung ist P. fortan als selbstständiger Baumeister und Kirchenarchitekt tätig. Fallweise ist er auch bei anderen Architekten beschäftigt, z. B. bei Ludwig Schöne in Wien, ebenso ca. zehn Jahre beim Stadtbaumeister und Zimmerermeister Josef Flohr in Graz, wo er als stv. Geschäftsführer und Bauleiter fungiert. Dabei wirkt P. bei der Ausführung zahlreicher Neubauten mit, ist z. T. aber auch für die eigenständige Planung und bauliche Umsetzung u. a. der Hauptpostämter in Graz und in Leoben, der Kirche der Kreuzschwestern, des Knabenseminars, des Odilien-Blindeninstituts in Graz sowie der dortigen Universität verantwortlich. Daneben ist er insbes. mit der Errichtung von Kirchenbauten in Westungarn und Slowenien, von Turmbauten und Denkmälern sowie div. Restaurierungen und Planungen von Inneneinrichtungen befasst. 1887 heiratet P. die Grazerin Anna Schmickl, Tochter des Gasthofbesitzers der Gaststätte »Zur großen Bierquelle«, Geburt der Kinder Heinrich (* 1888), Anton (* 1889), Johann (* 1890) und Marianne (* 1897). Nach der Eröffnung eines Architekturbüros in Maribor übernimmt er die Leitung der dortigen Zement- und Kunststeinfabrik »Karl Pickel«. 1893 wird P. gem. mit →  M.  Brunello und →  J.  Fasching Mitbegründer der Gesellschaft für Höhlenforschung in der Steiermark. Ab demselben Jahr fungiert er als deren stv. Obmann und ab 1897 als Ehrenmitglied des bis 1907 bestehenden Vereins, wobei P. an vielen Forschungsprojekten als Berater beteiligt ist, diese finanziert, aber auch Planaufnahmen von Höhlen durchführt. So kartiert er die Lurgrotte Semriach (1896, mit Wilhelm Setz), die Höhle beim Kesselfall, die Grasslhöhle bei Weiz (1896) und das Wildemannloch bei Peggau, wo er im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung zum Sachverständigen für die Untersuchung der Höhle bestellt wird. 1897 initiiert P. die Herausgabe von Jahresberichten der Gesellschaft für Höhlenforschungen in der Steiermark. Zudem plant und errichtet er zwei Jahre später das Grab402

denkmal für Fasching am Grazer Zentralfriedhof, wofür Tropfsteine aus der Grasslhöhle bei Weiz eingearbeitet werden. W.: (Mit J. Fasching, A. Ambros, M. Brunello)  : Tätigkeitsbericht der Gesellschaft für Höhlenforschungen in Steiermark für die Jahre 1895 und 1896. Mitt. der Ges. für Höhlenforschungen in Steiermark 1, 1896. S. 9–14. Die Höhlen und Grotten bei Peggau, Teil I. Die »Wildemann-Höhle«. Mitt. der Ges. für Höhlenforschungen in Steiermark 1, 1896. S. 28–33. L.: J. Fasching  : Die Höhlen und Wetterlöcher am Schöckel. Teil I. Das Klingloch (mit Skizze). Mitt. der Ges. für Höhlenforschung in Steiermark 1, 1896. S. 15–18. N.N.: Grazer Bautechnikerverein. (Grazer) Tagespost, 18.6.1937. N.N.: 80. Geburtstag. (Grazer) Tagespost, 19.6.1937. N.N.: Architekt Hans Pascher  – Achtziger. Grazer Volksblatt, 19.6.1937. N.N.: Ehrenabend. Grazer Volksblatt, 21.6.1937. N.N.: Kirchenarchitekt Hans Pascher. Salzburger Chronik, 21.6.1937. S.  5.

N.N.: Ehrenabend. (Grazer) Tagespost, 21.6.1937. N.N.: Chronik der Länder. Steiermark. Ehrung. (Grazer) Tagespost, 22.6.1937. N.N.: Architekt Hans Pascher – ein Achtziger. Mitt. für Höhlenkunde (Graz) N.F. 29(3), 1937. S.  31. H.  Ehrenreich, H.  Ehrenreich (Red.)  : Das Sitzungs-Protokollbuch für die Gesellschaft für Höhlenforschungen in Steiermark pro 1893. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 29, 2000. S.  14–181. V.  Weißensteiner  : Hans Pascher – Architekt und Stadtbaumeister der Stadt Graz. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 47, 2018. S. 1–3. H. Ehrenreich  : Das Tagebuch I von Adolf Mayer sen. für die Jahre 1891 bis 1904 (unveröffentl. Manuskript, Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark).

Patek, Peter * Wien 1940; † Pagasitischer Golf bei Volos (Griechenland) 1986 Kernstofftechniker, Chemiker und Höhlenforscher

B.: Zweitältester Sohn des Concierge Karl und der Leopoldine P., Inhaberin eines Papierfachgeschäftes und geb. Nassler. Nach der Volksschule besucht P. ein Gymnasium in Wien und maturiert. Anschließend beginnt er ein Studium der Technischen Chemie an der Technischen Hochschule Wien, das er 1965 mit der Diplomarbeit »Anwendung der Aktivierungsanalyse zur Erfassung von Verunreinigungen in Kupfer« abschließt. Zugleich wird P. Mitglied der Wiener Studentenverbindung »Kath.-Akademische Verbindung Bajuvaria« (Österr. Cartellverband). Anschließend beginnt er an derselben Hochschule ein Doktoratsstudium in Chemie und promoviert 1971 mit der Dissertation »Neutronenaktivierungsanalytischer Nachweis von Spurenelementen in Rohölen aus neogenen und mesozoischen Lagerstätten aus dem Raum Matzen-Auersthal«. Heirat mit der Blumenfachfrau Brigitte Pruscha, Geburt der Kinder Peter und Regina. Ab 1965 ist P. als Kernbrennstoffanalytiker am Institut für Chemie des Forschungszentrums Seibersdorf beschäftigt, wobei er maßgeblich an der Einrichtung eines Heiß403

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zellenlabors beteiligt ist. Parallel dazu hat er über zehn Jahre eine Anstellung als Kerntechniker bei der »International Atomic Energy Agency« mit Sitz in Wien inne. Trotz eingeschränkter Bewegungsfähigkeit aufgrund einer frühen Erkrankung an Kinderlähmung betätigt sich P. als Turniertänzer und wird 1966 gem. mit seinem Bruder Karl und seiner Ehefrau Mitglied des Zweigvereins für Höhlenkunde, einer Sektion des Sportvereins Seibersdorf. Ab 1971 bis zu seinem Ableben fungiert er als Schriftführer der Sektion, wirkt 1985 maßgeblich an der Ausrichtung der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Baden mit und unterhält enge Verbindungen zum Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. sowie zum österr. Verband, an dessen Statuten er mitarbeitet. Weiters nimmt er federführend an Forschungsarbeiten in der Eisensteinhöhle bei Bad Fischau und im Trockenen Loch bei Schwarzenbach an der Pielach teil. Als international anerkannter Fachmann für die Verwertung radioaktiver Abfälle ist P. zuletzt auch an den Planungsarbeiten für das Atomkraftwerk Zwentendorf beteiligt. 1986 verstirbt er bei einem Bootsunfall in Griechenland. W.: (Mit H.  Sorantin)  : Neutronenaktivierungsanalytischer Nachweis von Spurenelementen in Rohölen aus neogenen und mesozoischen Lagerstätten aus dem Raum Matzen-Auersthal. Ber. der Österr. Studienges. für Atomenergie 2093, 1973. 23 S. Eissprengung, eine Methode zur Untersuchung elektrolytisch durchbohrter Brennstoffzonen an HTR-Brennelementkugeln. Ber. der Österr. Studienges. für Atomenergie 2880, 1978. 15  S. Auslaugversuche an konditionierten radioaktiven Abfällen. Österr. Forschungszentrum Seibersdorf Ber. 4096, 1981. S.  1–16. Study of Mechanical and Physicochemical Properties of Cementated Spent IonExchange-­Resins. Österr. Forschungszentrum Sei-

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bersdorf Ber. 4109, 1981. S. 1–49. (Mit J. Krischan)  : Dimensionierung von Abklinganlagen für flüssige radio­aktive Abfälle. Grundsätzliche Überlegungen und Methoden. Österr. Forschungszentrum Seibersdorf Ber. 4249, 1983. S. 1–60. Auslaugversuche an mit Zement konditionierten radioaktiven Ionenaustauschern. Österr. Forschungszentrum Seibersdorf Ber.  4305, 1984. S. 1–45. L.: M. H. Fink  : Dr. Peter Patek zum Gedenken. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 37(2), 1986. S.  13. M.  H.  Fink  : Dr. Peter Patek zum Gedenken. Die Höhle 37(3), 1986. S. 173–174.

Pazze, Peter August (Pietro Augusto) * Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1831; † Klagenfurt (Kärnten) 1903 Reeder, Großkaufmann und Höhlenforscher

B.: Sohn des in Triest tätigen Kaufmanns und Lotto-Kollektanten Peter P. Ab 1842 besucht er das Vitzthum’sche Geschlechtsgymnasiums in Dresden und durchläuft anschließend eine Ausbildung zum Kaufmann. Seit 1863 ist P. Inhaber der gerichtlich protokollierten Großhandelsfirma für Baumwolle »Pietro A. Pazze«, über die im Folgejahr ein Ausgleichsverfahren eröffnet wird. Zeitlebens bekleidet er zahlreiche öffentliche Ämter, u. a. fungiert P. 1863–96 als Mitglied der städtischen Handels- und 404

Gewerbekammer, 1879–1901 als Beisitzer der Seebehörde, 1893–97 als Gemeinderat von Triest sowie als Vorstandsmitglied der Sparkasse »Cassa di Risparmio di Trieste«. Als Mitglied der 1874 gegründeten »Società Adriatica di Scienze Naturali« beginnt er sich zunehmend für Naturkunde und Alpinismus zu interessieren und nimmt an z. T. anspruchsvollen Bergtouren teil. Zwei Jahre später schließt sich P. der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins an und wirkt ab 1878 als Vorstandsmitglied sowie 1879–99 als deren Präsident. Dabei fördert er die höhlenkundlichen Aktivitäten der Vereinigung maßgeblich und wird 1883 auf Initiative von → L. K. Moser Mitbegründer einer vereinsinternen Grottenabtlg. In der Folge setzt sich P. gem. mit → A. Hanke, → J. Marinitsch und → F. Müller für den Bau von Schutzhütten, ober- und unterirdischen Wegen sowie für die Erforschung und touristische Erschließung der Höhle Škocjanske jama ein. Durch seine Freundschaft mit → É.-A. Martel beginnt sich P. zunehmend für die hydrologischen und geologischen Verhältnisse des Karstes und die Lebensbedingungen der slowenischsprachigen Bevölkerung um Škocjan zu interessieren, deren Kinder und Jugendliche er mit karitativen Projekten fördert. Nachdem das Höhlengebiet um die Škocjanske jame 1884 von der Grotten­ abtlg. der Sektion Küstenland gepachtet und mithilfe slowenischer Arbeiter als Schauhöhle erschlossen worden ist, verfasst P. einen Führer für Höhlenbesucher (1894), der in den Folgejahren auch ins Italienische übersetzt wird. 1895 wird er zum korresp. Mitglied der neu gegründeten »Société de Spéléologie« in Paris ernannt und zieht sich aus dem Berufsleben zurück. Vier Jahre später tritt P. krankheitshalber auch als Vorstand der Sektion Küstenland ab und übersiedelt nach Klagenfurt. Da er während der Okkupation Bosniens und der Herzegowina die politische Position der Habsburgermonarchie öffentlich unterstützt, wird P. 1879 mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet. W.: (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1873–1892, 1893. Neuer kleiner Wegweiser für die Besucher der St. Canzianer Grotten, 1894. Nuova guida per i visitatori delle caverne di San Canziano, 1896.

L.: N.N.: É.-A. Martel a Trieste. Il Tourista 3(11), 1896. S.  95. N.N.: Peter August Pazze †. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 29, 1903. S. 185, 210. N.N.: Pietro Augusto Pazze. Il Tourista 11(1–4), 1904. S. 109.

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Pergar, Franz Xaver * Graz (Steiermark) 1861; † Ebensee (Oberösterreich) 1946 Schlosser, Werkmeister und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Novo mesto (Slowenien) stammenden Eisenbahnschlossers Franz und der Maria P., geb. Schneider. Nach Besuch der Pflichtschule absolviert P. im Hüttenwerk Zeltweg eine Lehre zum Maschinenschlosser. Danach erhält er zunächst eine Anstellung in der betriebseigenen Kupfer- und Kesselschmiede, wechselt daraufhin zur Eisen- und Bronzegießerei und später zur Modelltischlerei. Anschließend ist P. als Maschinenwärter im Hüttenwalzwerk, beim Kessel am Hochofen und zuletzt in der Brennerei tätig. Danach wird er für die Dauer eines Jahres bei der Wiener Neustädter Lokomotivenfabrik angestellt und wechselt zu einer landwirtschaftlichen Maschinenfabrik in Linz, wo er eine Ausbildung für Saug-Gasmotoren erhält. Von Oktober 1884 bis zu seiner Pensionierung im März 1931 ist er als Werkmeister der Technischen Werkstatt in den neu errichteten Solvay-Werken in Ebensee angestellt, wo ihm bis zu 65 Mitarbeiter unterstehen, welche P. als Organisator mit hoher Durchsetzungs- und Überzeugungskraft für seine späteren höhlenkundlichen Projekte gewinnen kann. 1887 Heirat mit der Maschinistentochter Theresia Pellizon aus Linz, Geburt der Kinder Rudolf (* 1892), Emil (* 1894) und Karolina (* 1889). In der Folge tritt er in den 1903 gegründeten Bergsteigerbund Ebensee ein, wo sich eine Sektion für Höhlenforschung bildet (ab 1918–19 offiziell gegründet), die unter der Leitung von P. als Höhlenwart, → J. Pollanschütz und dem Dachdecker und Zementwarenfabrikant Franz Gneissl regelmäßig Höhlentouren veranstaltet, u. a. in die Rötelseehöhle (1903). Nach dem Tod seiner Ehefrau an Lungentuberkulose (1907) heiratet P. 1919 die verwitwete Josefa Röckenbauer, geb. Wallner, Besitzerin der Hoisnradalm bei Bad Ischl. 1912 tritt er der Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. bei und erkundet wie auch die anderen Ebenseer Mitglieder Erich Mayer und Karl Wagner die Höhlen um den Traunsee. Sechs Jahre später befährt P., nachdem ihm der zuständige Förster Josef Mitterhauser den Eingang der Gassel-Tropfsteinhöhle am Gasselkogel (einem Ausläufer des Erlakogels) verraten hat, gem. mit den anderen Bergsteigerbund-Mitgliedern → E. Hofinger, Pollanschütz und Johann Reinbacher die Höhle und beschließt, diese für den Fremdenverkehr zu erschließen. In den Folgejahren setzt er das Privatvermögen seiner Ehefrau (u. a. Verkauf der Hoisnradalm) zur Finanzierung der Bauvorhaben und zur Errichtung einer Schutzhütte (später »Gasselhütte«) vor dem Höhlen406

eingang ein. 1918–33 ist P. maßgeblich an der Erforschung, Erschließung und touristischen Bewerbung der Gassel-Tropfsteinhöhle beteiligt. Daneben fungiert er als Kommandant der Betriebsfeuerwehr der Solvay-Werke und bis 1940 als Bezirkswart der Feuerwehren des Inneren Salzkammerguts. 1927 wird er zum korresp. Mitglied der Österr. Gesellschaft für Höhlenforschung unter → A. v. Markovits ernannt (ab 1931 Ehrenmitglied). Zwei Jahre später legt P. die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Schließlich gelingt ihm 1933 die Eröffnung der Gasselhöhle als Schauhöhle und die Gründung des Vereins für Höhlenkunde Ebensee, zu dessen Obmann P. (bis 1941) gewählt wird. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird er Mitglied der NSDAP und führt seinen als »Kampf« bezeichneten Einsatz für den Betrieb der Schauhöhle mit politischer Unterstützung weiter, u. a. ist er 1941 Teilnehmer der vom SS-Ahnenerbe initiierten Gründungsversammlung des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung. Nach der kriegsbedingten Schließung der Schauhöhle, die er an den Staat übergeben möchte, um eine Wiedergutmachung für seine jahrzehntelangen Bemühungen zu erreichen, folgen vereinsinterne Streitigkeiten und schließlich der Rückzug von P. ins Privatleben. 1925 wird er mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher und neun Jahre später mit der Großen Silbernen Medaille für Verdienste um die Republik Österr. ausgezeichnet. W.: Bericht an die Österreichische Gesellschaft für Höhlenforschung, 1935. L. Schindlbauer  : Die Gaßl-Tropfsteinhöhle bei Ebensee. Unterredung mit dem berühmten Höhlenforscher Franz Pergar. Salzkammergut Heimatblatt, 19.8.1938. S. 9. L.: N.N.: Personalnachrichten. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1936. S. 173. N.N.: Personalien. Franz Pergar. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1937. S. 114. G. Abel  : Franz Pergar 80 Jahre alt. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1941. S. 260.

D. Kuffner (Red.)  : Festschrift anläßlich 75 Jahre Entdeckung der Gassel-Tropfsteinhöhle, 60  Jahre Verein für Höhlenkunde Ebensee, 60  Jahre Schauhöhlenbetrieb, 1993. D.  Kuffner  : Die Gassel-Tropfsteinhöhle, 1997. J. Mattes, D. Kuffner (Hg.)  : Höh(l)enluft und Wissensraum. Die Gassel-Tropfsteinhöhle im Salzkammergut zwischen Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung, 2018. Archiv des Bergsteigerbunds Ebensee (Bergsteigerbund Ebensee, Protokollbuch 1903–11).

P Perko (auch Perco), Ivan Andrej (Giovanni Andrea, Johannes ­Andreas) * Volosko bei Rijeka (Istrien, Kroatien) 1876; † Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1941 Schauhöhlenverwalter und Höhlenforscher

B.: Ältester Sohn des slowenischsprachigen Tierarztes Andrej, Landveterinär in Volosko bei Opatija, und der Hausbesitzerin Ivana P., geb. Furlan. Nach der Volksschule 407

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und den durch den Beruf des Vaters bedingten Umzug nach Triest (1884) besucht P. das deutschsprachige Staats-Obergymnasium in Triest und beginnt sich dort durch seinen Naturgeschichtslehrer → L. K. Moser für die Karst- und Höhlenkunde zu interessieren. Gem. mit seinen Mitschülern Leo und → E.  F.  Petritsch sowie seinem jüngeren Bruder Anton gründet P. 1893 die deutschsprachige Vereinigung »Hades«, wird deren Vorsitzender und unternimmt zahlreiche Höhlenfahrten im Küstenland und in Krain, wobei eine zunehmende Konkurrenz mit → E.  Boegan und dessen italienischsprachiger Mittelschülerverbindung »Club Alpino dei Sette« entsteht. Der Verein von P. gibt die Klubzeitung »Hades  – Mitteilungen aus der Unterwelt« heraus, baut enge Kontakte mit → J. Marinitsch und der in dem Höhlengebiet Škocjanske jame forschenden Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins auf und erkundet 1894 mit Petritsch die Grotta Gigante bei Sgonico, an deren Erschließung als öffentliche Schauhöhle (1908) P. maßgeblich mitwirkt. Nach der polizeilichen Auflösung der Verbindung »Hades« (1894) tritt P. gem. mit Petritsch in den zweisprachigen »Club Touristi Triestini« ein, begleitet Moser bei dessen prähistorischen Ausgrabungen und führt in den Folgejahren etwa mit → F. Mühlhofer zahlreiche eigene Forschungsfahrten durch, u. a. in die Höhlen Fovea Martel, Magdalena jama, Abisso sopra Chiusa, Grotta di Padriciano, Dimnice jama und Grotta Gigante, die er 1897 kartiert. Durch seine rege Publikationstätigkeit in bis 1914 vorwiegend deutschsprachigen Tageszeitungen, touristischen und höhlenkundlichen Zeitschriften vermarktet P. nicht nur sich selbst, sondern hat auch einen wesentlichen Anteil an der Öffentlichkeitswirkung der Karst- und Höhlenkunde und der in Krain und dem Küstenland betriebenen Schauhöhlen. Nach Schulabschluss beginnt er zu studieren, schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und lebt z. T. bei seinen Verwandten in Škofja Loka. 1899 Heirat mit Antonija Likar, Geburt von vier Kindern. 1909 wird P. zum Sekretär der k. k. Grottenverwaltung in Postojna ernannt und mit der Betriebsführung der Postojnska jama betraut, die er in den folgenden Jahrzehnten zu einer der international bekanntesten Schauhöhlen ausbaut. Gem. mit → R. Willner setzt P. zahlreiche Initiativen zur besseren touristischen Erschließung und Betriebsführung der unter staatlicher Verwaltung stehenden Höhle, lässt ein Grottenpostamt errichten und gibt in mehreren Sprachen Höhlenbeschreibungen und Reiseführer für Besucher heraus. Während des Ersten Weltkriegs lässt er den Schauhöhlenbereich der Postojnska jama erweitern und setzt vornehmlich russische Kriegsgefangene für die Erschließungs- und Forschungsarbeiten ein. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und der Übertra408

gung der Grottenverwaltung an die italienische Regierung ändert P. die Schreibweise seines Namens und nimmt die italienische Staatsbürgerschaft an. Durch seine internationale Vernetzung und enge Zusammenarbeit mit → L. Bertarelli gelingt ihm während der Zwischenkriegszeit der Ausbau der Höhlenverwaltung zu einem einflussreichen Wirtschafts- und Wissenschaftsbetrieb. Von den italienischen Behörden zum Direktor ernannt, eröffnet P. 1922 die Schauhöhle wieder für den Fremdenverkehr, initiiert die Modernisierung der elektrischen Beleuchtung, die Neuerrichtung einer Grottenbahn und den Bau mehrerer Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude vor dem Höhleneingang. Während sein Vorhaben, ein Höhlenmuseum oder ein sogenanntes »Höhlenforscher-Institut« ins Leben zu rufen, vor dem Ersten Weltkrieg scheitert, gelingt ihm 1929 durch politische Kontakte zu Benito Mussolini und anderen führenden Faschisten die Gründung des Italienischen Speläologischen Instituts (»Istituto Italiano di Speleologia«) in Postojna zu erreichen, das mit einer Bibliothek, einem Museum und einer speläobiologischen Station ausgestattet wird. P. wirkt bis zu seinem Ableben als Direktor der Schauhöhlenverwaltung und wird ab 1930 von Franco Anelli unterstützt, der ihm in dieser Funktion nachfolgt. Weiters wird P. Mitglied der faschistischen Miliz (Schwarzhemden) und 1937 mit dem Offizierskreuz des Verdienstordens der Italienischen Krone ausgezeichnet. W.: La Grotta Gigante (2 Teile). Il Tourista 4(4, 5), 1897. S.  30–32, 35–38. Grotta Noè. Il Tourista 4(7), 1897. S.  53–57. Le Grotte presso Salles. Il Tourista 4(7), 1897. S.  57–58. Les nouveaux gouffres du Karst. Spelunca – Bull. de la Société de Spéléologie 3, 1897. S.  112–114. Speleologia. Il Tourista 11, 1904. S.  43– 85. La fauna diluviale nella caverna degli Orsi presso Nabresina. Il Tourista 11, 1904. S. 86–90. Die Riesengrotte (Grotta Gigante) bei Triest  – Opicina. Globus 89(10), 1906. S. 152–157. (Mit F. Mühlhofer)  : Die Riesengrotte bei Triest, 1906. Die Noè-Grotte bei Nabresina (Triester Karst) (2 Teile). Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 27, 1907. S.  297–299, 320–323. Ein Höhlenforscher-Institut in Österreich. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 4(1), 1911. S.  4–5. Zur Österreichischen Karsthöhlenforschung (2 Teile). Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 1­ 2(6, 7), 1920. S. 246–259, 307–316. Die Adelsberger Grotte in Wort und Bild, 2 Aufl., 1910/29. Das Innerkrainer Höhlengebiet. Der Gebirgsfreund (2), 1911. S. 13–18. Die Adelsberger Grotte bei Triest, 1922. La Grotta di Postumia (Adelsberg), 1924. (Mit S.  Gradenigo)  :

Postumia ed il mondo fantastico delle sue celebri grotte, 1924 (mehrere Neuaufl. u. a. 1929/35/40 und Neubearb. von F.  Anelli 1942). Das Alter der gestürzten Säule in der Adelsberger Grotte. La Riviera del Carnaro (3), 1926. S. 1–8. La storia delle stalattiti. Le Grotte d’Italia 1, 1927. S. 7–11. (Mit I. Gariboldi, E. Boegan)  : Rilievi ed esperimenti con sostanze chimiche e coloranti sulla Piuca e sul Rio dei Gamberi. Le Grotte d’Italia 2, 1928. S. 129–143. Pozzi e caverne nei pressi di Trieste. Le Grotte d’Italia 7, 1933. S. 25–29. Il Proteus anguinus delle Grotte di Postumia. Sapere 47, 1936. S. 419–420. Die Adelsberger Grotte bei Triest. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S. 117–119. L.: B. Wolf  : Personalnachrichten. G. A. Perco 60 Jahre alt. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1936. S.  172. N.N.: Personalien. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1937. S. 144. N.N.: Personalien. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1938. S. 61, 148. F.  Anelli  : Giovanni Andrea Perco. Grotte d’Italia N.F.  4, 1939–40. S.  151–158. F. Mühlhofer  : Personalien. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1941. S.  257–260. N.N.: Necrologi. Giovanni Andrea Perco. Alpi Giulie 43(4–6), 1941. S. 14. R. Savnik  : Razvoj

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domače speleologije in nekatere njene aktualne naloge (L’évolution de la spéléologie slovène et quelques-unes de ses taches actuelles). Acta Carsologica 1, 1955. S. 5–23. V.  Bohinec (Hg.)  : 150 let Postojnske jame, 1968. A. Kranjc, M. Kranjc  : Perkova knjižnica (The Library of I.  A.  Perko). Naše jame 19, 1977. S.  37–42. D.  No-

vak (Hg.)  : Gradivo za slovensko speleološko biografijo z bibliografijo. Naše jame 30 (Suppl.-Bd.), 1988 (bes. S. 133–138). F. Forti  : Giovanni Andrea Perko – Speleologo. Progressione 44, 2001. S. 54–56. T. R. Shaw, A.  Čuk  : Slovene Karst and Caves in the Past, 2015 (bes. S. 329–339).

Petritsch, Ernst Felix * Triest (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1878; † Wien 1951 Elektrotechniker, Ministerialbeamter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Triester Kaufmanns Franz und der Aloisia P., geb. Stifter (aus der Familie des Dichters Adalbert Stifter). Nach der Volksschule besucht P. das deutschsprachige Staats-Obergymnasium in Triest, wo er sich durch seinen Naturgeschichtslehrer →  L.  K.  Moser und die Berichte von →  F.  Müller und →  J.  Marinitsch über die Neuentdeckungen in den Škocjanske jame für die Karst- und Höhlenkunde zu interessieren beginnt. 1893 gründet er gem. mit seinem Bruder Leo, → I. A. Perko und Wilhelm Suringar die aus Schülern bestehende Vereinigung »Hades« und fungiert 1893–94 als Schriftleiter der Vereinszeitschrift »Hades – Mitteilungen aus der Unterwelt«. P. unternimmt in den Folgejahren zahlreiche Höhlenbefahrungen um Triest (u. a. Abisso Bertarelli), erforscht 1894 gem. mit Perko die Grotta Gigante bei Sgonico (1908 als Schauhöhle eröffnet) und gerät mit seinen Mitschülern in zunehmende Konkurrenz zu →  E.  Boegan und dessen italienischsprachiger Vereinigung »Club Alpino dei Sette«. Nach der polizeilichen Auflösung der beiden Schülerverbindungen tritt P. gem. mit Perko in den zweisprachigen »Club Touristi Triestini« ein und nimmt dort weiter an Höhlentouren teil. 1896–1901 studiert er Maschinenbau, Physik und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Wien, u. a. bei Johann v. Radinger, Ernst Mach und Carl Hochenegg, und schließt sein Studium als Ingenieur ab. Während seiner Studienzeit tritt P. der deutschnationalen Burschenschaft »Germania« bei. 1902 wirkt er zunächst als Bauadjunkt bei der Post- und Telegrafendirektion in Triest, wird im Folgejahr an die Telegrafen-Zentralleitung des k. k. Handelsministeriums nach Wien berufen, wo er an der Weiterentwicklung der elektrischen Übertragungstechnik (u. a. Telegrafie, Telefonie, Selbstanschluss- und Radiotechnik) und an den Planungen zur Verlegung von Seekabeln in der Adria, zuletzt als Ministerialrat, be410

teiligt ist. 1903 Heirat mit der in Pola geborenen Fregattenkapitäntochter Hildegard Holeczek, Geburt der Kinder Leo (* 1903) und Maria (* 1905). Als Ministerialbeamter wendet sich P. dem christlich-konservativen Lager zu und wird 1910 Gründungsmitglied der kath. Hochschulverbindung »Welfia« in Klosterneuburg. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs erfolgt seine Einberufung zur k. u. k. Armee, wo er im Telegrafenwesen, zuletzt im Rang eines Majors, eingesetzt wird. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie fungiert P. drei Jahre lang als christlich-sozialer Gemeinderat in Klosterneuburg. 1921 verlässt er Österr., nimmt eine Stelle als Chefingenieur und Leiter der Versuchsabtlg. für Kabel und Verstärker der niederländischen Telegrafenverwaltung in Den Haag an und ist während der 1920er Jahre am Ausbau des Weltnachrichtennetzes durch Seekabel und Radioverbindungen (nach England und transozeanische Leitung) beteiligt. 1928 unternimmt P. eine Reise nach New York. Im selben Jahr wird er trotz fehlender Promotion und Habilitation als Professor für Elektrische Fernmeldetechnik an die Technische Hochschule in Wien berufen, wo er 1929 das Institut für Schwachstromtechnik mitbegründet und als Leiter die bauliche Erweiterung des Elektrotechnischen Instituts in der Gußhausstraße fördert. Während seiner Tätigkeit als Universitätslehrer baut P. eine Nähe zum austrofaschistischen Regime auf, tritt 1934 der Vaterländischen Front und dem paramilitärischen Österr. Heimatschutz bei. Während des Ständestaats fungiert er u. a. als Vizepräsident der Österr. Leo-Gesellschaft und als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Techniker in der Kath.  Akademikergemeinschaft. Zugleich wird P. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. und der Speläologischen Gesellschaft unter → G. Kyrle und → O. Abel. 1936 erfolgt die Ernennung zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Im selben Jahr unternimmt er während des Besuchs bei seinem Jugendfreund Perko, mittlerweile Direktor der Schauhöhle Postojnska jama, zahlreiche Höhlenbefahrungen im Umkreis von Postojna (Slowenien). Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich (1938) wird ein von P. im selben Jahr gestellter Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP wegen seines Naheverhältnisses zu christlich-konservativen Kreisen abgelehnt. Daraufhin wird P., der dem nationalsozialistischen Regime als Proponent des Ständestaates gilt, gegen seinen Willen in den Ruhestand versetzt. Während des Zweiten Weltkriegs wendet er sich wieder verstärkt der Höhlenforschung zu, wird 1941 Gründungsmitglied des seitens des Regimes initiierten Reichsbunds für Karst- und Höhlenforschung und in der Folge in dessen Forschungsbeirat bestellt. In den letzten Kriegsjahren fungiert P. als Integrationsfigur der Wiener Höhlenforscherszene, stellt sein Wohnhaus für Zusammenkünfte zur Verfügung und fördert die jungen Mitglieder des Vereins, darunter u. a. → H.  Trimmel. Nach Kriegsende gelingt es ihm rasch, die Zulassung des neu gegründeten Landesver411

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eins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. durch die alliierten Behörden zu erreichen, worauf P. 1946–49 als Obmann und zuletzt als Ehrenobmann der Vereinigung fungiert. Nach Kriegsende wieder als Univ.-Professor eingesetzt, erreicht er, dass seine während der Kriegsjahre erlittenen finanziellen Einbußen für die Pensionsansprüche geltend gemacht werden. 1946 erfolgt seine Ernennung zum Präsidenten des Österr. Ingenieur- und Architekten-Vereins und 1949 emeritiert er bei gleichzeitiger Verleihung des Titels »Hofrat«. Einer 1950 an P. ergangenen Einladung, als Experte für Schwachstromtechnik nach Kalifornien zu reisen, kann er nicht mehr Folge leisten. Ein gem. mit → H.  Hofmann-Montanus verfasstes Werk über seine Höhlenbefahrungen während seiner Jugendzeit in Triest erscheint erst posthum 1952.

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W.: Grotta Plutone. Il Tourista 1(2), 1894. S.  14– 15. L’abisso di Kluc (2 Teile). Il Tourista 1(3), 1894. S.  25–27  ; 2(1), 1895. S.  5. Un’escursione nelle grotte di Planina e del conte Falkenhayn con visita del lago di Zirknitz (2 Teile). Il Tourista 2(2, 3), 1895. S. 12–13, 25–26. Un’escursione a Idria. Il Tourista 2(5), 1895. S. 45–47. (Mit I. A. Perko)  : La Grotta di Ternovizza. Il Tourista 2(6), 1895. S. 58–60. Visita del lago di Doberdò e delle sorgenti del Timavo. Il Tourista 2(7), 1895. S. 66–67. Contribuzione alla speleologia del Carso triestino (3 Teile). Il Tourista 2(8, 9, 10), 1895. S. 71–72, 79–80, 87–88. Il Pozzo di Tartaro. Il Tourista 2(8), 1895. S.  72–74. Erfahrungen mit verschiedenen Konservierungspräparaten. Elektrotechnik und Maschinenbau 25, 1907. S.  193–197. Neuere Bestrebungen auf dem Gebiete der Holzkonservierung (3 Teile). Centralblatt für das gesamte Forstwesen 38, 1912. S. 265–282, 321–323, 383–392. Telephonie auf große Entfernung. Elektrotechnik und Maschinenbau 32, 1914. S.  393–399. Untersuchungen an Telefonkabeln (mehrere Teile). Elektrotechnik und Maschinenbau 33, 1915. S.  337–340, 351–358, 445–450, 461–465.

Die Leistung ungleicher Fernsprechleitungen (3 Teile). Elektrotechnik und Maschinenbau 34, 1916. S. 533– 540, 557–562, 577–580. (Mit H.  Hofmann-Montanus)  : Welt ohne Licht, 1952. L.: H.  Döring  : Ernst Felix Petritsch zum 70.  Geburtstag. Archiv der elektrischen Übertragung 2(9), 1948. S. 34–35. H. Mache  : Ernst Felix Petritsch zum 70. Geburtstag. Elektrotechnik und Maschinenbau 65, 1948. S.  65–66. N.N.: Ernst Felix Petritsch. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 3(2), 1951–52. S.  8. H.  Trimmel  : Ernst Felix Petrisch. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 8(1), 1952. S. 2. P. Klaudy  : E. F. Petritsch †. Elektrotechnische Ztschr. 73, 1952. S. 140. P. Guidi  : Cenni sull’attività dei gruppi grotte a Trieste dal 1874 al 1900. Atti e Memorie della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 32, 1994. S. 85–127. H. Trimmel  : Ernst Felix Petrisch – Gedenkworte zu seinem Todestag. Die Höhle 52(4), 2001. S.  104–107. J.  Mikoletzky  : Die »Säuberung« des Lehrkörpers. In  : J. Mikoletzky, P. Ebner (Hg.)  : Die Geschichte der Technischen Hochschule in Wien 1914–55, Bd. 2, 2016. S. 23–48.

Pfandl (geb. Temmel), Karl * Bad Aussee (Steiermark) 1903; † Altaussee (Steiermark) 1986 Eisenbahn-Streckentechniker und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn der Bauerntochter Aloisia Temmel (später Teml) aus Reitern. 1912 heiratet die Mutter den Amtsdiener und späteren Bewirtschafter der Loserhütte Johann Pfandl, der P. an Kindes statt annimmt. Nach seiner Schulausbildung 412

erhält er eine Anstellung bei den Österr. Bundesbahnen, denen er bis zu seiner Pensionierung, zuletzt als Streckentechniker, angehört. Während seiner Jugend kommt P. durch den Vater, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg als Mitglied der Sektion Obersteier des Vereins für Höhlenkunde in Österr. an Höhlenbefahrungen teilgenommen und sich nach 1918 einer Forschergruppe um →  O.  Körber angeschlossen hat, zur Höhlenkunde. Gem. mit seinem Vater und Körber wirkt P. an der Erkundung und bei Grabungen in der Salzofenhöhle (1929–34) mit. Ende der 1920er Jahre baut er enge Kontakte zu dem Landesverein für Höhlenkunde Salzburg auf und nimmt an Forschungstouren in den See-, Sulzen- und Scheukofen sowie die Eisriesenwelt teil. 1929 gelingt ihm gem. mit → J. Gaisberger sen. und Körber die Entdeckung der Schwarzmooskogel-Eishöhle am Loser. Weiters beteiligt er sich als Mitglied der Höhlenforschervereinigung Altaussee an der Erkundung der Naglsteghöhle und des Großen Knerzenlochs am Höherstein (1937–39). 1944 heiratet P. in Kaliningrad (Königsberg) Agatha Kukwa, geb. Achrenick. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt er ins Salzkammergut zurück, wird 1950 Mitbegründer der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und betätigt sich innerhalb des Vereins als Rechnungsprüfer. 1976 erfolgt seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Sektion. W.: Gründungsmitglieder erzählen. Kleine Rückschau auf meine höhlenkundliche Tätigkeit. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 4(3), 1966. S. 28–30. L.: A. Auer  : Dem Gründungsmitglied Johann Pfandl

zum Gedenken  ! Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 4(3), 1966. S.  20. N.N.: Zum Gedenken an Karl Pfandl. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 6(1), 1987. S. 3.

Pilz, Karl (vulgo »Strand-Karl«)

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* Hallstatt (Oberösterreich) 1901; † Bad Ischl (Oberösterreich) 1979 Gastwirt und Höhlenforscher

B.: Sohn des Pfannhausers (Salinenarbeiters) Roman und der Klausmeistertochter Franziska P., geb. Tiefenbacher. Onkel von → R. Pilz. Nach der Volks- und Bürgerschule in Hallstatt schließt P. aufgrund seines handwerklichen und musischen Interesses dortselbst die dreijährige Fachschule für Holzbearbeitung ab. Als Jugendlicher verdingt er sich als Träger bei Forschungsfahrten in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun, verbringt seine Freizeit als Kletterer und Bergsteiger im Hirlatzmassiv und 413

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auf der Dachsteinnordseite, wo er auf eigene Faust oder mit Begleitern Höhlen begeht und z. T. entdeckt, u. a. die Bärenhöhle in der Hohen Gelben Wand (1928) und das Tiergartenloch bei Hallstatt (1929). Zunächst arbeitet P. als Holzknecht und findet Ende der 1920er Jahre schließlich eine Anstellung am Straßenbauamt. 1930 Heirat mit der Hallstätter Schuhmachertochter Maria Scheuchl, die Ehe bleibt kinderlos. Während des Zweiten Weltkriegs wird P. zur deutschen Wehrmacht eingezogen und nach Norwegen transferiert, wo er in Kontakt mit dem ebenfalls dort stationierten →  O.  Schauberger kommt und in Kriegsgefangenschaft gerät. Nach der Rückkehr nach Hallstatt eröffnet P. um 1947 gem. mit seiner Frau das Strandcafé »Pilz« im Ortsteil Lahn in Hallstatt und gründet dortselbst im Folgejahr gem. mit u. a. Schauberger und → M. Kirchschlager die Sektion Hallstatt-Obertraun des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. Ab 1947 fungiert er als Kassier, 1954–69 als Obmann und ab 1972 als Ehrenobmann des Vereins. Angeregt durch → G. Abel gelingt es P. gem. mit → G.  Lackner und Franz Vockenhuber im November 1949, das von alters her bekannte, in einer Felswand liegende Portal der Hirlatzhöhle zu erreichen und zum ersten Mal die Höhle zu befahren. In den folgenden Jahren fungiert P. als Motor und Organisator der Erforschung der heute über 100 km langen Höhle, die er gem. mit u. a. Schauberger, Kirchschlager, Lackner und →  K.  Trotzl in zahlreichen Fahrten erkundet und dokumentiert. P. fertigt die dafür notwendigen Eisen- und Holzleitern in seiner eigenen Werkstatt an und sein Lokal dient bis Ende der 1960er Jahre als Treffpunkt für am Dachstein tätige Höhlenforscher. Nach dem Tod seiner Ehefrau (1964) führt er das Lokal noch bis 1970 weiter, anschließend verpachtet P. es. 1977 erfolgt die Auszeichnung mit der Goldenen Fledermaus der Sektion Hallstatt-Obertraun. W.: Heimathäuser und -museen. Heimatverein Bad Goisern. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 127(2), 1982. S. 85. L.: O.  Schauberger  : Eine neue Großhöhle im Dachstein. Die Höhle 1(1), 1950. S.  5–6. N.N.: Pionier der Höhlenforschung Karl Pilz gestorben. Salzkammergut-Zeitung, 11.10.1979. W.  Greger  : Forschungen 1949–1992 in der Hirlatzhöhle bei Hallstatt. Die Höhle 43(2), 1992. S.  33–39. N.  Leutner  : Erinnerungen an Karl Pilz und Othmar Schauberger, zwei der

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bedeutendsten »Motoren« der Pionierphase der Hirlatzhöhlenforschung. In  : G. Buchegger, W. Greger (Red.)  : Die Hirlatzhöhle im Dachstein, 1998. S.  77–80. N.  Leutner, H.  Pohl, K.  Sulzbacher  : Erinnerungen an drei verdiente Höhlenforscher unseres Vereines. Gustave Abel, Karl Pilz und Othmar Schauberger. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 23, 2002. S. 29–35. Privatarchiv Bernhard Reinhold Pilz (Obertraun).

Pilz (geb. Wimmer), Roman * Reiterndorf bei Bad Ischl (Oberösterreich) 1908; † Obertraun (Oberösterreich) 1995 Schauhöhlenbetriebsleiter, Schilehrer, Heimatforscher und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn des aus Hallstatt stammenden Bergmannes (Salinenarbeiters) Roman P. und der »versprochenen« Köchin und Hausdienertochter Maria Wimmer. 1913 heiraten die Eltern und P. nimmt den Nachnamen des Vaters an. Nach dem Besuch der Volksschule in Hallstatt und der Bürgerschule in Bad Ischl absolviert er die gewerbliche Fachschule für Bau- und Möbeltischlerei an der Bundeslehranstalt für Holzbearbeitung in Hallstatt und findet 1927 eine Anstellung als Höhlenführer in den 1924–29 von der Gesellschaft »Subterra« unter der Leitung von →  G.  Lahner, →  R.  Boehmker und Paul Poindecker (ab 1927 Franz Duller und →  J.  Binder) betriebenen Dachsteinhöhlen bei Obertraun. Diese verwalten neben der Dachstein-Rieseneis- und Dachstein-Mammuthöhle seit 1926 auch die Koppenbrüllerhöhle als Schauhöhle. Gem. mit u. a. → E. Aigner und Binder (Bauaufsicht) arbeitet P. an der Elektrifizierung der Dachstein-Rieseneishöhle (1928) mit und absolviert im Folgejahr die amtliche Höhlenführerprüfung. Während der Wintermonate (1930– 34) ist er zudem als Schilehrer in Obertauern tätig, wobei er 1932 die staatliche Schilehrerprüfung in St. Christoph am Arlberg ablegt (ab 1937 auch autorisierter Bergund Schiführer). 1934 Heirat mit der Kellnerin und Hotelfachaspirantin Stefanie Mathilde Senekowitsch, Tochter eines Schneidermeisters. Geburt der Kinder Roman (*1940) und Bernhard Reinhold (*1948). In der Wintersaison 1934–35 pachtet P. das Gröbmingerhaus am Michaelaberg (Niedere Tauern), wo er als Hüttenwirt selbstständig tätig ist und die Schischule »Roman Pilz« eröffnet. 1936–40 ist er als Schilehrer in Saalbach-Hinterglemm beschäftigt und hat die Leitung der Schischule Hinterglemm inne. Daneben ist er während der Sommermonate 1929–39 als Höhlenführer in den Dachsteinhöhlen angestellt. Nach dem Rückzug von Boehmker (1938) obliegt P. ab dem Folgejahr die Betreuung der Dachsteinhöhlen, zudem nimmt er mit seiner Ehefrau die Gastwirtschaft auf der Schönbergalm in Pacht. Im April 1940 wird er zur deutschen Wehrmacht einberufen und u. a. an der Ostfront eingesetzt, währenddessen wird der Führungsbetrieb in den Dachsteinhöhlen eingestellt. Unter seiner Betriebsleitung erfolgt im Frühjahr 1946 die Wiedereröffnung der Schauhöhlen und der Gastwirtschaft. Ein Jahr später entdeckt und erforscht P. gem. mit Alois Schenner und 415

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Willi Endlicher das nach ihm benannte »Pilzlabyrinth« in der Dachstein-Mammuthöhle. Ab 1947 wirkt er maßgeblich an der Initiative zur Errichtung der Dachsteinseilbahn mit (1951 Eröffnung der ersten Teilstrecke auf die Schönbergalm, 1956 der zweiten Teilstrecke auf den Krippenstein) und wird mit der Vorbereitung und Durchführung von Ausbaumaßnahmen in den Schauhöhlen betraut, welche u. a. zu einem rasanten Anstieg der Besucherzahlen von 20.000 (1946) auf bis zu 188.000 (1973) Gästen pro Jahr führen. Ferner übernimmt seine Ehefrau die Geschäftsleitung des von der Dachstein-Seilbahn AG neuerbauten Hotels (1956). 1949 fungiert P. als Gastgeber und Gründungsmitglied des auf der Schönbergalm ins Leben gerufenen Verbandes Österr. Höhlenforscher, entwickelt eine enge Freundschaft zu →  H.  Trimmel und übt innerhalb des Vereins über Jahrzehnte die Funktion des Schauhöhlenreferenten aus. Während der 1950er und 1960er Jahre fördert er die u. a. von Trimmel, →  H.  Ilming, Herbert W. Franke, →  R.  Seemann, →  G.  Stummer und Heiner Thaler unternommenen Expeditionen in die Dachstein-Mammuthöhle. Zudem ist P. als Beirat in der Sektion Hallstatt-Obertraun des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. tätig (seit 1978 Ehrenmitglied) und wirkt an der Durchführung des »3rd International Congress of Speleology« (1961) in Wien, Obertraun und Salzburg mit. Weiters wird er zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommission bestellt und arbeitet dabei u. a. mit → K. Ehrenberg, → R. v. Saar, → E. Kiesling und → H. Strouhal zusammen. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand (1973) wird er mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österr. ausgezeichnet und 1986 zum Konsulenten für allgemeine Kulturpflege der Oberösterr. Landesregierung ernannt. Seit seiner Jugend veröffentlicht P. zahlreiche Gedichte und heimatkundliche Schriften, insbes. zur Geschichte der Höhlenkunde im Inneren Salzkammergut, und wirkt im Alter als Chronist der Gemeinde Obertraun. 1986 wird ihm das Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher und die Goldene Fledermaus des Vereins für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun verliehen, vier Jahre später erhält er die Verdienstmedaille der Gemeinde Obertraun in Gold. W.: Peter Gamsjäger. Dem Entdecker der Dachsteinhöhlen zum Gedenken. (Linzer) Tagespost, 16.7.1936. S.  6. Höhlenzauber im Dachstein. Oberösterr. Nachrichten, 29.5.1946. S.  6. Auf neuen Pfaden durch die Dachstein-Rieseneishöhle. Die Höhle 2(3), 1951. S.  41–43. (Mit H.  Trimmel)  : Aus der Chronik der Dachsteinhöhlen. Die Höhle 11(3), 1960. S.  70–73. Die Dachsteinhöhlen, eine Beschreibung der Eishöhle, Mammuthöhle, Koppenbrüllerhöhle und deren Umgebung, 1960. R.  Pilz  : Georg Lahner  – neunzig

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Jahre. Die Höhle 13(4), 1962. S.  96–98. Am Fuße des Dachsteins. Besuch in Obertraun. Universum 24, 1969. S. 145–147. Der Deserteur in der Koppenschlucht, 1978. Der Dachstein, 1980. Erinnerungen an die erste Höhlenführerprüfung in Österreich (Mai 1929). Die Höhle 34(4), 1983. S.  138–142. Obertraun. In  : F. Hufnagl, H. Marchetti (Hg.)  : Der Bezirk Gmunden und seine Gemeinden. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1992. S. 1073–1082. (Mit H. Holzmann, H.  Trimmel)  : Hermannshöhle und Dachstein-Riesen-

eishöhle  – die Hauptschauplätze eines Kinofilms aus dem Jahre 1948. Die Höhle 44(2), 1993. S. 1–5. Die Entwicklung der Dachsteinhöhlen als Schauhöhlen. Eine geschichtliche Zeittafel, hg. von Bernhard Reinhold Pilz, 1994. Einheimische Höhlenforscher. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 20, 1995. S. 45–48. L.: H. Ilming, G. Stummer  : Das neue Ehrenzeichen »Für Verdienste um Österreichs Höhlenforschung«. Die Höhle 38(1), 1987. S.  8–11. G.  Stummer  : Roman Pilz  – ein Achtziger. Verbandsnachrichten  – MittBl.

des Verbandes Österr. Höhlenforscher 39(6), 1988. S.  54. H.  Trimmel  : Abschied von Roman Pilz. Die Höhle 47(1), 1996. S. 25–26. H. Ilming  : Roman Pilz zum Gedenken. Höhlenkundl. Mitt. (Wien) 52(3), 1996. S.  38. S.  Gamsjäger  : Konsulent Roman Pilz  – Chronist und Doyen der Höhlenforscher. Salzkammergut-Zeitung, 11.1.1996. G. Stummer  : Roman Pilz ist nicht mehr unter uns  ! Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 47(1), 1996. S.  4. Privatarchiv Bernhard Reinhold Pilz (Obertraun Nr. 18, Oberösterreich).

Pirker, Renatus Rudolf * Plzeň (dt. Pilsen, Tschechien) 1904; † Wien 1982 (Musik)historiker, Archivar und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Kočevje (Gottschee) stammenden Friedrich, Staatsbahn-Bediensteter und Oberleutnant d. Res., und der in Mariánské Lázně (Marienbad) geborenen Landesgerichtsratstochter Karoline P., geb. Schneider. 1907 übernehmen die Eltern von P. nach dem Selbstmord seines Großvaters den Großgrundbesitz »Hermannschlag« (auch Hörmannschlag) samt der dazugehörenden Brauerei bei Nové Hrady (Südböhmen), wo er seine ersten Lebensjahre verbringt. Daneben übt der Vater seinen Beruf bei den Österr. Staatsbahnen weiterhin aus, wird um 1910 als Bediensteter in die Finanzbuchhaltung der Nordbahndirektion in Wien beordert, wo P. die Volksschule und anschließend das Leopold-Salvator-Gymnasium in Wien-Ottakring absolviert. Beim Besuch des Geburtsorts des Vaters kommt er bereits als Kind und Jugendlicher mit dem Karst- und Höhlenphänomen in Kontakt und entdeckt bei Kočevje reiche Fundorte von Grottenolmen. Bei den Kampfhandlungen während des Ersten Weltkriegs wird sein Vater 1915 verwundet und bleibt anschließend bis Kriegsende in Gefangenschaft. Nach der Matura beginnt P., der über ein angeborenes absolutes Gehör verfügt, ein Studium der Musikwissenschaft an der Univ. Wien. Daneben betreibt er einen regen Handel mit Grottenolmen aus Kočevje, die er dortselbst in Höhlen fängt, mit der Bahn nach Wien transportiert und an die Tierhandlung »Findeis« in der Wiener Wollzeile und an den Biologen Paul Kammerer verkauft. 1926 wird P. Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr., wo er auf das Speläologische Institut und den Vorstand 417

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→ G. Kyrle aufmerksam wird, dessen höhlenkundliche Vorlesungen er fortan regelmäßig gem. mit Kyrles anderen Schülern →  F.  Waldner, →  H.  Salzer und → W.  Abrahamczik besucht. Zudem nimmt er an zahlreichen Forschungsfahrten und Grabungskampagnen teil, u. a. mit Salzer und Rosa Tönies in die Langstein-Eishöhle und Langsteintropfsteinhöhle am Hochschwab (1930–31). Ferner ist P. als Fotograf für das Speläologische Institut tätig und entwickelt während des Besuchs von Kyrles Lehrveranstaltungen den Wunsch, statt in Musikwissenschaften eine Dissertation in Speläologie zur Meteorologie von Höhlen zu verfassen. Daraufhin absolviert er 1931 die amtliche Höhlenführerprüfung. Ab 1932 fungiert P. als Vorstandsmitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. und wird in dieser Funktion gem. mit → F. Mühlhofer mit dem Ausbau der Seegrotte Hinterbrühl bei Mödling zum Schaubergwerk und der Leitung des späteren Führungsbetriebs betraut. Seit 1934 ist er gem. mit Waldner, Salzer und Abrahamczik Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für den Österr. Zentralhöhlenkataster, welcher alle Dokumente zu heimischen Höhlen bündeln soll. In dieser Funktion führt P. Vermessungen und Kartierungen insbes. von Kleinhöhlen im Wiener Raum durch und hilft bei den von Kyrle durchgeführten Chlorierungs-Versuchen von Höhlengewässern zur Ermittlung hydrogeologischer Zusammenhänge mit. 1935 fungiert er als offizieller Berichterstatter der Studienreise der Speläologischen Lehrkanzel nach Ungarn. Als der von ihm als Geschäftsführer geleitete Schauhöhlenbetrieb in der Seegrotte Hinterbrühl 1937 in Konkurs geht und infolgedessen der Landesverein für Höhlenkunde in Nieder­ österr. zahlungsunfähig wird und sich auflöst, erwirkt P. gem. mit Karl Enders eine polizeiliche Anzeige wegen Betrugs gegen den Vereinsvorstand und Obmann Mühlhofer. Das anschließende Verfahren wird aber mangels Beweisen von Seiten der Behörden eingestellt. Der im selben Jahr erfolgte Tod von Kyrle beendet die Hoffnungen von P., in Speläologie zu promovieren. Auch das geplante musikwissenschaftliche Dissertationsprojekt zu den Humanistenoden kann er zeitlebens nicht fertigstellen. Während des NS-Regimes wird er zunächst im zivilen Luftschutz eingesetzt und später als Soldat u. a. in Trier stationiert. Ab 1945 fungiert P. zunächst als Zeugwart und schließlich als Nachfolger von Salzer bis 1966 als Obmann des wiedergegründeten Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. Weiters wirkt er 1949–51 als Schriftleiter der Zeitschrift »Die Höhle« und gibt 1954 gem. mit → H. Trimmel als Mitredakteur den Band »Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien« heraus. In den Nachkriegsjahren verdingt sich P. als Lektor für div. speläologische Fachzeitschriften, die Österr. Hochschülerzeitung und musikgeschichtliche Publikationen der Österr. Akademie der Wissenschaften. Zudem entwickelt er ab den 1950er Jahren ein großes Interesse an der Geschichte der Höhlenkunde und wird freier Mitarbeiter 418

beim »Österr. Biographischen Lexikon (1815–1950)«, für das er zahlreiche Beiträge zu Höhlenforschern verfasst. Ferner übersetzt P. Auszüge des mehrbändigen Werks »Historia Grafendorfensis« von →  A.  v.  Hacker aus dem Lateinischen ins Deutsche. Zeitlebens besitzt er kein geregeltes Berufsleben oder festes Einkommen, ist allerdings mehrere Jahre als Archivar bei der Wiener Volksoper beschäftigt. W.: Die Wetterführung des »Eiskellers« in der Frauenmauerhöhle bei Eisenerz. Speläologisches Jahrb. 10– 12, 1929–31. S. 129–130. Gaffarel’s »Die unterirdische Welt« – die erste Höhlenkunde. Die Höhle 1(1), 1950. S. 24–27. Höhlenkunde. Höhlen im Melker Sand. Natur und Land 11, 1950. S. 192–195. Die Phasen der dynamischen Wetterführung. Die Höhle 3(1), 1952. S. 24– 27. (Mit H.  Trimmel) (Red.)  : Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien, 1954. Die Warme Lucke im Gösingberg bei Ternitz. Die Höhle 8(1), 1957. S. 19– 23. Rückblick auf 10 Jahre Höhlenforschung in Österreich. Die Höhle 11(1), 1960. S.  1–10. Meteorologische Beobachtungen ohne Meßgerät. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 16(2), 1960. S. 20–21. Anton Friedrich Lindner  – ein Bahnbrecher moderner Höhlenforschung. Die Höhle 22(1), 1971. S.  7–15. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der vierstimmigen Humanisten­

ode. Musicologica Austriaca 1, 1977. S.  136–153. (Mit R.  v.  Saar)  : Geschichte der Höhlenforschung in Österreich, 1979. Beitr. im »Österr. Biographischen : Lexikon (1815–1950)« zu den Persönlichkeiten   Anton Friedrich Lindner, Adalbert Markovits, Josef Marinitsch, Adolf Mayer, Ludwig Karl Moser, Alexander Mörk v. Mörkenstein, Ivan Andrej Perko, Anton v. Posselt-Csorich und Viljem Putick. L.: N.N.: 75.  Geburtstag  – Rudolf Pirker. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 35(4), 1979. S. 71. H. Salzer, H. Trimmel  : Nachruf auf Renatus Rudolf Pirker. Die Höhle 33(4), 1982. S. 149–152. H. Ilming  : Nachruf Rudolf Pirker. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 39(1), 1983. S. 1. M. H. Fink  : Rudolf Pirker zum Gedenken. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 34(1), 1983. S. 10.

Plasonig, Konrad * Klagenfurt (Kärnten) 1919; † Robesch bei Gallizien (Kärnten) 2009 Mechaniker, Filmvorführer und Höhlenforscher

B.: Eines von acht Kindern des Grafenbacher Schuhmachers und Musikers Lukas und der aus Dolenjske Toplice stammenden Maria P., geb. Stipolšek. Nach der Volks- und Hauptschule in Klagenfurt besucht P. die dortige Fortbildungsschule und absolviert eine Lehre zum Mechaniker. 1938 wird P. zur deutschen Wehrmacht einberufen, wird an der Front eingesetzt und gerät anschließend in Kriegsgefangenschaft. Ende 1945 kehrt er nach Klagenfurt zurück, wo er die staatliche Sprengmeisterprüfung absolviert und eine Anstellung im Rahmen von Großprojekten wie dem Bau des Speicherkraftwerks Kaprun, der Kraftwerksgruppe Reißeck-Kreuzeck und des Eisenbahn-Karawankentunnels findet. 1956 Heirat mit Paula Böm, Geburt des Sohnes Peter (* 1956). 419

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Nach einem glimpflich ausgegangenen Arbeitsunfall beschließt P. beruflich umzusatteln und entwickelt ein besonderes Interesse für den Beruf des Filmvorführers. 1960 legt er die Filmvorführerprüfung ab und wird Mitarbeiter von Gerard Vallon, der mit einem Wanderkino durch Kärnten zieht. Sechs Jahre später übernimmt P. Vallons Wanderkino-Konzession und führt das Gewerbe unter dem Namen »Reisekino Plasonig« weiter, bis er um 1975 aufgrund der zunehmenden Mobilität der ländlichen Bevölkerung und sinkenden Zuschauerzahlen schließlich den Betrieb einstellt. Daneben entwickelt er eine rege alpinistische Tätigkeit, u. a. Besteigung des Matterhorns und Großglockners. Gem. mit u. a. → W. Gressel wird P. 1965 Gründungsmitglied der Fachgruppe für Karst- und Höhlenkunde im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. Weiters nimmt er an zahlreichen Höhlenfahrten im europäischen Ausland teil, z. B. mit → H. Holzmann, → R. Seemann und → E. Bednarik. Durch sein Interesse an Seil- und Bergetechnik wird P. 1967 Mitbegründer der Kärntner Höhlenrettung, der er fortan als Landesleiter vorsteht. Zudem organisiert er bzw. beteiligt sich maßgeblich an zahlreichen Forschungs- und Vermessungsfahrten, u. a. mit Otto Jamelnik sen. und jun., Harald und → B. Langer in den Altenbergschacht bei Feistritz an der Drau (1971), den Großen Naturschacht bei Villach (1974) und die Zijalka-Höhle bei Bad Vellach (1983). 1969 wird P. Gründungsmitglied und erster Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Kärnten, wo er zwischen der Fachgruppe des Naturwissenschaftlichen Vereins mit Sitz in Klagenfurt und dem von ihm geführten Verein in Villach verbindend wirkt. Zudem veranstaltet er zahlreiche Schulungen in Höhlenbefahrungstechnik, -vermessung und -rettungstechnik. Ab 1970 ist P. bis zu seiner Pensionierung (1985) im Außendienst der Firma »Bosch« tätig. Gem. mit Stanko Kosic, Ivan Grega und Alfred Zaversnik gründet er 1980 das sogenannte »Dreieck der Freundschaft«, ein jährliches Treffen von Höhlenforschern aus Kärnten, Slowenien und dem Friaul.

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W.: Bericht über das Dreiländertreffen 1985. Höhlenforschung Kärnten 8, 1985. S. 27–28. Die »Zadlaška jama« in der Tolminkaschlucht Tolmin. Höhlenforschung Kärnten 8, 1985. S. 59–60. Oskar Hossé und die Babenbergerhöhle. Höhlenforschung Kärnten 16, 1993. S. 31–33. 30 Jahre Karst- und Höhlenforschung im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. Höhlenforschung Kärnten 18, 1995. S.  5–13. Grundbegriffe der Speläologie. Höhlenforschung Kärnten 18, 1995. S.  25–30. Die Dreidärrischen Höhle. Höhlenforschung Kärnten 21, 1998–99. S.  33–35. (Mit A. Langer)  : 34 Jahre Fachgruppe für Karst- und Höhlenkunde im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärn420

ten. Die Höhle 50(2), 1999. S. 183–184. Wohnhöhlen an der Sattnitz-Südseite. Höhlenforschung Kärnten 22, 2000. S. 26–28. Die Kurathöhle. Höhlenforschung Kärnten 23, 2001. S. 4–5. Die Höhlen am Rabenberg. Höhlenforschung Kärnten 23, 2001. S.  14–15. Die Otwinshöhle. Höhlenforschung Kärnten 25, 2003–04. S. 25. Ein Höhlenausflug. Höhlenforschung Kärnten 26, 2005–06. S.  9–10. Die Quell-Höhle. Höhlenforschung Kärnten 26, 2005–06. S. 11–12. 40 Jahre Höhlenforschung in Kärnten. Höhlenforschung Kärnten 26, 2005–06. S.  15–16. (Mit O.  Jamelnik sen.)  : Die Krafljica. Ein Loch im Berg. Höhlenforschung Kärnten 26, 2005–06. S. 33–36.

L.: W. Rassl  : Die Geschichte der Fachgruppe für Karstund Höhlenforschung. Höhlenforschung Kärnten 10, 1987. S.  5–7. N.N.: Konrad Plasonig  – ein Achtziger  ! Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 50(6), 1999. S.  47–48. O.  Jamel­nik  : Mit Konrad unterwegs. Höhlenforschung Kärnten 22, 2000. S. 24–25. J. Petschar  : Unser Konrad ein 85-iger  ! Höhlenforschung Kärnten

25, 2003–04. S. 24. T. Fifnja  : Ein Freund und Höhlenforscher. Höhlenforschung Kärnten 25, 2003–04. S.  25. N.N.: † Konrad Plasonig. Höhlenforschung Kärnten 29, 2008–09. S.  27. H.  Langer  : † Konrad Plasonig. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 60(4), 2009. S.  19. H. Mrkos  : Konrad Plasonig. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 65(7–8), 2009. S. 76.

Pollak, Julius * Jičín (dt. Jitschin, Tschechien) 1882; † Auschwitz-Birkenau (Galizien, Polen) 1944 Maschinenbauingenieur, Bahnbediensteter und Höhlenforscher

B.: Sohn des jüdischen Lehrers Markus und der Rosa P., geb. Pollak. Nach der Volksschule besucht P. das Staatsgymnasium in Jičín und absolviert vermutlich an der tschechischsprachigen Technischen Hochschule in Prag ein Studium für Maschinenbau. 1905 tritt er zunächst als Aspirant und Adjunkt in den Dienst der Österr. Staatsbahnen und wird später als Maschinenkommissär (1912) der Heizhausleitung Wels zugeteilt. Um 1908 Heirat mit der in Linz wohnhaften Camilla Töpfer, Tochter eines Geschäftsinhabers, und Gründung eines Hausstandes dortselbst. Geburt der Kinder Bedřich (* 1912) und Ilsa Eva (* 1917). Um 1908 wird P. Mitglied in der Ortsgruppe Linz-Urfahr des Touristenvereins »Die Naturfreunde«, wo er in Kontakt mit → G. Lahner kommt, Interesse am Karst- und Höhlenphänomen entwickelt und daraufhin an mehreren Höhlenfahrten als Planzeichner teilnimmt. 1909 beteiligt sich P. mit → H. Bock, dessen Ehefrau Hanna, Lahner und → J. Kling an der Erforschung und Vermessung der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun und hilft bei den Erschließungsarbeiten zur Einrichtung einer Schauhöhle mit. 1910 erforscht er gem. mit Bock und Lahner die Odelsteinhöhle bei Johnsbach, weiters gelingt ihm im Juli desselben Jahres mit Lahner und Kling die Überwindung des sogenannten »Eisabgrunds« in der Dachstein-Rieseneishöhle, der bislang alle Versuche zur weiteren Erforschung der Höhle vereitelt hat. In den Folgejahren ist P. maßgeblich an der Erkundung der Dachsteinhöhlen beteiligt, fungiert als Gründungsmitglied der Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österr. unter Lahner und nimmt 1911 auch am Ersten Österr. Speläologen-Kongress in Hallstatt teil. Ab 1916 ist P. bei der Heizhausleitung der 421

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Staatsbahndirektion in Linz beschäftigt, wird 1917 zum Vorstand der Heizhausleitung in Trutnov (Trautenau, Tschechien) ernannt und übersiedelt nach Hradec Králové (Königgrätz), wo er nach Kriegsende in den Dienst der Tschechoslowakischen Staatsbahnen übernommen wird und vermutlich bis zum Inkrafttreten antijüdischer Gesetze im 1939 geschaffenen Protektorat Böhmen und Mähren, zuletzt als Chefingenieur, tätig ist. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich lösen die Schwiegereltern von P. aus Angst vor antisemitischen Übergriffen ihren Besitz in Linz auf und übersiedeln ebenfalls nach Hradec Králové. Um 1942 werden P. und seine Familie verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager deportiert, wo sie umkommen. Lediglich seinem Sohn Bedřich gelingt es, 1940 nach England (Oxford) zu flüchten, wo er eine Karriere als Ingenieur beginnt. W.: G. Lahner (Red.)  : Führer durch die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Mit einem Plan von Julius Pollak und 9 photogr. Aufnahmen von J. Kling, 1910.

L.: V.  Wagner  : Jüdisches Leben in Linz, Bd.  2  : Familien, 2008.

Pollanschütz (auch Bolanschütz), Josef * Steyr (Oberösterreich) 1870; † Ebensee (Oberösterreich) 1930 Chemielaborant, Fotograf und Höhlenforscher

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B.: Sohn des später bei den Österr. Staatsbahnen angestellten Maschinenschlossers Josef und der Hausknechtstochter Maria Bolanschütz, geb. Aigner. Nach Besuch des Staatsgymnasiums in Steyr und Absolvierung der Matura beginnt P. ab 1888 ein Studium der Chemie an der Univ. Wien. Überdies beschäftigt er sich mit den technischen Aspekten der Fotografie und ist nebenberuflich als Fotograf tätig. Aufgrund der Spielsucht seines Vaters, welcher das Familienerbe beim Kartenspielen verliert, muss P. um 1890 das Studium abbrechen und findet in dem neu errichteten Solvay-Werk in Ebensee eine Anstellung als Laborant. 1895 Heirat mit Maria Loidl, Inhaberin einer Gemischtwarenhandlung, die der Familie ein zweites Einkommen sichert, und Geburt von sechs Kindern. Neben seinem Beruf betätigt sich P. auch als Fotograf und wickelt den Verkauf über das Geschäft seiner Frau ab. Durch seine familiäre Nähe zu Berufsjägern und Forstbeamten findet er dort rasch Anschluss, kommt mit der kaiserlichen Hofjagd in Berührung und beginnt – zuerst noch unerlaubterweise – Jagdfotos von Kaiser Franz Joseph  I. zu schießen, welche einen regen Absatz finden. Nach seiner 422

­ rnennung zum k. u. k. Hoffotografen für das Salzkammergut fertigt P. nun erlaub­ E terweise Aufnahmen von Jagdszenen aus dem Leben des Kaisers an und erhält weitere lukrative Aufträge. Dabei entwickelt er ein Interesse an Alpinismus und Höhlenforschung, tritt dem Ebenseer Bergsteigerbund bei, der seit 1903 eine inoffizielle Sektion für Höhlenkunde besitzt. Als stv. Obmann (ab 1905), Obmann (ab 1915) und zuletzt als Ehrenobmann (ab 1927) des Bergsteigerbunds beginnt P. bislang unbekannte Höhleneingänge im Salzkammergut zu dokumentieren, auf einer eigenen Tourenkarte einzuzeichnen und einen Höhlenkataster anzulegen. 1918 erforscht er gem. mit den anderen Bergsteigerbund-Mitgliedern → F.  Pergar, → E.  Hofinger und Johann Reinbacher die Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee. Nach dem Wegfall des einträg­ lichen Handels mit den Jagdfotografien des Kaisers beginnt P. die Gassel-Tropf­ steinhöhle fotografisch zu dokumentieren, erweckt damit u. a. im Rahmen von Lichtbildvorträgen und Zeitungsmeldungen das Interesse der Öffentlichkeit (z.  B. Ansichtskarten, Prospekte und Diapositive) und beteiligt sich an der touristischen Erschließung der Schauhöhle. W.: Kaiser Franz Joseph  I. auf der Jagd. Foto, 24.8.1912 (Österr. Nationalbibliothek, Bildarchiv Austria). N.N.: Die Entdeckung der Gaßltropfsteinhöhle. Mit sechs photographischen Aufnahmen von Josef Pollanschütz. Wiener Bilder, 4.4.1920. S. 6–7. L.: D.  Kuffner (Red.)  : Festschrift anläßlich 75 Jahre

Entdeckung der Gassel-Tropfsteinhöhle, 60 Jahre Verein für Höhlenkunde Ebensee, 60 Jahre Schauhöhlenbetrieb, 1993. J. Mattes, D. Kuffner (Hg.)  : Höh(l)enluft und Wissensraum. Die Gassel-Tropfsteinhöhle im Salzkammergut zwischen Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung, 2018.

Posselt-Csorich (auch Posselt-Czorich), Anton von * Bereschany (dt. Breschan, Galizien, Ukraine) 1854; † Innsbruck (Tirol) 1911 Jurist, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Sohn des Julius P., Major des in Bereschany stationierten k. u. k. Husaren-Regiments Nr. 3, und der Caroline P.-C., geb. Freiin C. von Monte Creto, Tochter des ehemaligen Kriegsministers und Salzburger Festungskommandanten Anton C. von Monte Creto, welche durch die Eheschließung ihren Adelstitel verloren hat. Nach dem Besuch des Gymnasiums Theresianum in Wien studiert P.-C. 1872–76 Rechtswissenschaften an der Univ. Wien, tritt danach bei der Salzburger Landesregierung als Regierungskonzepts-Praktikant (ab 1880 Regierungskonzipist) in den Staatsdienst ein und ist abwech423

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selnd an den Bezirkshauptmannschaften in St. Johann, Zell am See und Salzburg tätig. Daneben beginnt sich P.-C. für die Salzburger Bergwelt zu interessieren, unternimmt regelmäßig Alpin- und Höhlentouren u. a. am Untersberg (Schellenberger Eishöhle), Hagengebirge (Scheukofen) und Tennengebirge. 1876 wird er Mitglied der Sektion Salzburg (später der Sektion Innsbruck) des Deutschen und Österr. Alpenvereins, fungiert 1882–83 als Erster Schriftführer und 1901–06 als Beisitzer im Zentralausschuss des Alpenvereins. 1909 gelingt ihm u. a. mithilfe des Jägers Eckschlager die Entdeckung und Befahrung der Eingangsteile der Posselthöhle (heute Eisriesenwelt), er ­berichtet von den Touren in den Mitteilungen des Alpenvereins und hält öffentliche Vorträge zu Höhlenkunde und seinen Befahrungen, u. a. 1888 im Rahmen der populärwissenschaftlichen Vorlesungen an der Univ. Innsbruck. Zudem unternimmt P.-C. zahlreiche anspruchsvolle Erstbesteigungen, u. a. mit Alfred Pallavicini, Heinrich v. Kumpler und Bergführern auf die Vordere Bischofsmütze am Dachstein (1879), die Torsäule am Hochkönig, den Hochthron am Untersberg und die Zehnerspitze in der Kreuzkofelgruppe. Weiters wird P.-C. Mitglied des 1879 in Wien unter → F. v. Hauer und → F.  Kraus gegründeten Vereins für Höhlenkunde und schließt Bekanntschaft mit → E. Richter und → E. Fugger, die ebenfalls Forschungen in Salzburgs Bergwelt anstellen. P.-C. bleibt zeitlebens unverheiratet, baut aber eine enge Freundschaft zu Kronprinzessin Stefanie (Gattin von Rudolf v. Habsburg) auf und unterhält mit dieser als ihr Vertrauter einen regen Briefwechsel. Im November 1882 erfolgt nach einem Hochwasserereignis die Versetzung von P.-C. nach Tirol, wo er im Statthaltereipräsidium die Hilfsaktionen koordiniert. Ab Mai des Folgejahres wird er als Bezirkskommissär der Bezirkshauptmannschaft von Brunneck zugewiesen, leitet ab 1888 als Spezial-Kommissär in Bozen die Regulierung des Flusses Etsch, wird schließlich zum Statthalterei-Sekretär befördert und 1890 zum Bezirkshauptmann ernannt. Neben seinen beruflichen Pflichten unternimmt P.-C. zahlreiche Reisen, u. a. nach Frankreich (1888), Russland, Schweden und Finnland (1892), Ägypten (1894), wo er die Chephren-Pyramide besteigt, und nach Spitzbergen (1897). Seit 1893 ist er in Trient als Stellvertreter des Hofrates und als Direktor der Statthalterei-Abtlg. für den italienischen Landesteil zuständig. Nach der Auflösung der Behörde (1896) leitet P.-C. bis 1906 die Sektion X der Statthalterei in Innsbruck, wo er mit dem Armenwesen, Wasserrecht, Fremdenverkehr und Reichsgrenzangelegenheiten befasst ist und sich v. a. für die Förderung des (Berg)tourismus einsetzt. 1898 wird er zum Statthaltereirat, 1906 zum Hofrat und Leiter der Sektion II der Statthalterei (u. a. Gewerbe, Landeskultus, Forstwesen) ernannt. Aufgrund seiner Erfahrung in wasserbaurechtlichen Fragen fungiert P.-C. als Vorsitzender der internationalen Rhein-Regulierungs-Kommission und als Hoheitskommissär bei Grenzregulierungen mit der Schweiz, Bayern und Italien. 424

1909 wird er in den Adelsstand erhoben und im Folgejahr krankheitsbedingt in den Ruhestand versetzt. Zuletzt ist P.-C. als Obmann des Vereins für Luftschifffahrt in Tirol tätig. Für seine Verdienste um die wasserbauliche Regulierung der Etsch wird er mit dem Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens (1894) und der Ehrenbürgerschaft von Gossensaß am Brenner (1899) ausgezeichnet. Sein Vermögen schenkt P.-C. nach seinem Ableben der Caroline-v.-P.-Stiftung zur Unterstützung notleidender Mütter. Sein Nachlass befindet sich im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck. W.: Das Rossittenthal am Untersberg bei Salzburg. Der Alpenfreund 7, 1874. S.  146–153. Einige Touren im Berchtesgadener Hochgebirge. Der Alpenfreund 8, 1875. S. 37–42. Höhlenwanderungen im Salzburger Kalkgebirge (2  Teile). Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 9, 1878. S. 162–172  ; 11, 1880. S. 259–275. Der Scheukofen bei Sulzau (2 Teile). Salzburger Volksblatt, 14.10.1879. S.  1–2  ; 16.10.1879. S. 1–2. Höhlen im Tennengebirge (2 Teile). Salzburger Volksblatt, 11.11.1879. S.  1–2  ; 13.11.1879. S.  1–2. Sebastian Perfeller, der Einsiedler von Fürth, ein Lebensbild aus dem Pinzgau, 1879. Der politische Eheconsens im Kronlande Salzburg (2  Teile). Österr. Ztschr. für Verwaltung 16(26), 1883. S.  1–2  ; 16(27), 1883. S. 1–3. Ein Landschaftsbild von Spitzbergen. Innsbrucker Nachrichten, 3.9.1897. S. 4–5. Aus Spitzbergen. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 23, 1897. S. 194–195. (Hg.)  : Normalerlässe der k. k. Statt-

halterei für Tirol und Vorarlberg betreffend das Wasserrecht und die Wasserverwaltung, 1910. L.: N.N.: Eishöhle. Wiener Zeitung, 26.8.1879. S.  3. N.N.: Höhlenforschung. Salzburger Volksblatt, 28.10.1879. S. 3. N.N.: Höhlen im Tennengebirge. Die Presse, 12.11.1879. S. 9 (Local-Anz. Beilage). N.N.: Anton von Posselt-Czorich. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 37, 1911. S.  148–149. N.N.: Hofrat i. P. Anton von Posselt-Czorich †. Innsbrucker Nachrichten, 12.6.1911. S. 5–6. N.N.: Hofrat Anton von Posselt-Czorich. Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt, 14.6.1911. S. 3. N.N.: Leichenbegräbnisse. Salzburger Volksblatt, 18.6.1911. S.  7. N.N.: Hochherzige Stiftung. Salzburger Volksblatt, 7.7.1911. S. 6. N.N.: Auf den Spuren unterirdischer Berggeheimnisse. Die Entdeckung der »Eisriesenwelt«. Eine Pioniertat vor 50 Jahren. Reichspost, 16.11.1929. S. 6.

Putick (auch Putik, Puttick), Wilhelm * Popůvky bei Brno (dt. Popuwek bei Brünn, Tschechien) 1856; † Ljubljana (dt. Laibach) 1929

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Forsttechniker und Höhlenforscher

B.: Sohn des in Popůvky tätigen Försters Alois und der Schneidertochter Antonia P., geb. Krejčí. Nach der Volksschule besucht P. sieben Jahre die Staats-Oberrealschule in Brno und legt die Matura (1876) ab. Nach dem Tod des Vaters wird der dortselbst wohnhafte Hausbesitzer Emanuel Kokall zu seinem Vormund bestellt. Nach einem zweijährigen forstwirtschaftlichen Praktikum in Troubsko zieht P. nach Wien und nimmt 1878 ein Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien auf, wo er u. a. Vorlesungen von → F. v. Hauer hört. Zudem wird P. stv. Vorsitzender des Unterstützungsvereins für bedürftige Hörer und Archivar des Sängerbunds der Hochschule. 425

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1881 schließt er sein Studium als Ingenieur ab, danach ist er während zwei Semestern als Assistent am Lehrstuhl für Geometrie beschäftigt sowie als Technischer Zeichner bei der Errichtung des Wiental-Stausees für die Wiener Wasserversorgung angestellt. In der Folge tritt P. 1885 bei der Forst- und Domänendirektion in Wien als Forsteleve (Gehilfe in Ausbildung) in den Staatsdienst ein, ist danach kurzfristig als Hilfslehrer an der Forstwartschule in Gußwerk (Steiermark) tätig, bis er im Dezember 1885 zum Forstassistenten befördert wird. Im Herbst desselben Jahres verbringt P. seinen Urlaub in Krain, kommt mit → F. Kraus und der Höhlenforschung in Kontakt und führt eine geodätische Aufnahme der Postojnska jama durch. In der Folge tritt er der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs unter Hauer und Kraus bei und arbeitet im Karst-Comité des Österr. Touristenklubs mit, das infolge wiederkehrender Überschwemmungen in den Kesseltälern von Krain dortselbst umfangreiche Meliorationsarbeiten durchführt, die natürlichen Schwinden am jeweiligen Poljerand öffnet und mit Einlassbauwerken sichert. 1886–88 beauftragt das Ackerbauministerium P., einen Projektplan zur Verringerung der Überschwemmungsgefahr zu erstellen und teilt ihn der Dienststelle in Gorizia zu. Dazu erkundet, vermisst und kartiert P. zahlreiche Höhlen im Karst und baut eine eigene Forschergruppe aus slowenischen Arbeitern (z. B. Jože Šturm) auf, woraus später die Anthron-Gesellschaft (Mitglieder u. a. Alojz Kraigher, Jan Ružička, Anton Dietrich, → M. Šeber), die erste slowenischsprachige Interessensgemeinschaft für Höhlenkunde, hervorgeht. Daneben entfaltet P. eine rege Publikationstätigkeit sowohl in der Tagespresse als auch in wissenschaftlichen Zeitschriften und hält zahlreiche populäre Vorträge, die ihn rasch in Wien und in Krain als Höhlenforscher bekannt machen. Dadurch gerät P. in Konflikt mit seinem ehemaligen Unterstützer Kraus, der zunehmend aus dem Projekt ausgeschlossen wird. Zudem fungiert er ab 1887 als Mitherausgeber der »Forstlichen Zeitschrift – Rundschau für den Forst- und Waidmann«. Im Folgejahr wird P. zum Forst-Inspektions-Adjunkten befördert und mit dem Goldenen Verdienstkreuz (österr. Zivil-Verdienstkreuz) ausgezeichnet. Das 1888 von ihm ausgearbeitete »Generalproject zur unschädlichen Ableitung der Hochwässer aus den Kesselthälern von Planina, Zirknitz und Laas-Altenmarkt in Innerkrain« wird jedoch letztlich nicht umgesetzt. Deshalb wird er noch im selben Jahr der Sektion für Wildbachverbauung in Villach zugeteilt, beteiligt sich aber in den Folgejahren weiterhin an der Erforschung der unterirdischen Abflüsse des Cerkniško jezero (Zirknitzer See) sowie an hydrologischen Untersuchungen der Poljen von Lož und Planina. 1889 Heirat mit der Kavallerie-Oberleutnants426

tochter Marie Kritscha in Wien. 1893–94 unternimmt P. gem. mit → É.-A. Martel zahlreiche Forschungsfahrten in Krain, u. a. gelingt ihm der Nachweis des Zusammenhangs der Höhlen Postojnska jama und Magdalena jama. Daneben führt er Meliorationsarbeiten in den Poljen Planina und Lož sowie Höhlenbefahrungen und -vermesB. erkundet er die Logarcek jama (Graf sungen um den Ort Laze durch, z.  Falkenhayn-Höhle). 1894 wird P. mit der Leitung der erfolgreichen Rettungsarbeiten zur Befreiung der in der Lurgrotte bei Semriach eingeschlossenen Mitglieder der Gesellschaft für Höhlenforschung in Steiermark (u. a. → J.  Fasching) betraut und erlangt durch die umfangreiche mediale Berichterstattung landesweite Bekanntheit. Im Folgejahr wird er gem. mit → R. Trampler zum korresp. Mitglied der von Martel neu gegründeten »Société de Spéléologie« in Paris ernannt. Beruflich wird er 1894 zum Forst-Inspektions-Kommissär bei der Forstinspektion in Ljubljana befördert, zudem ist er ab 1904 dortselbst in der Agrardirektion als Leiter der Technischen Abtlg. beschäftigt, wo er sich insbes. der Aufforstung von Weide- und Almgebieten am Bergzug Nanos sowie div. Meliorationsarbeiten widmet. 1907 erfolgen seine Bestellung zum Forstrat und die Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone (österr. Zivil-Verdienstkreuz) und dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen werden 1900–10 während der kontrovers geführten Debatte zwischen Vertretern von →  A.  Grunds Karstgrundwassertheorie und der von → F. K atzer und → W. v. Knebel entwickelten Höhlenflusstheorie von beiden Parteien als Argument eingesetzt. Während des Ersten Weltkriegs fungiert P. als Referent für die Wasser- und Holzversorgung beim III. Armeekommando, dem Quartiermeisterstab der Isonzo-Armee unter Svetozar Boroević v. Bojna. Zudem arbeitet er ein Konzept zur »Entsteinung« des Slowenischen Karstes durch den massenhaften Einsatz von Kriegsgefangenen aus, das infolge des für die Habsburgermonarchie negativen Kriegsverlaufs allerdings nicht mehr weiterverfolgt wird. Noch 1918 zum Agraroberbaurat befördert, wird P. als forstlicher Referent der Agrardirektion in Ljubljana in den Dienst des SHS-Staates (später SHS-Königreich) übernommen und mit der praktischen Umsetzung der Agrarreform beauftragt. Im Dezember 1924 wird er in den Ruhestand versetzt, ist danach aber weiterhin als Fachbeirat bei der Agrardirektion in Ljubljana beschäftigt. W.: Die unterirdischen Flussläufe von Innerkrain. Das Flussgebiet der Laibach (mehrere Teile). Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 30, 1887. S. 277–289  ; 32, 1889. S.  57–74  ; 33, 1890. S.  483–517. Generalproject zur unschädlichen Ableitung der Hochwässer aus den Kesselthälern von Planina, Zirknitz und Laas-Al-

tenmarkt in Innerkrain (Manuskript im Archiv der Republik Slowenien in Ljubljana. Podjetja za melioracije), 1888. Die Ursachen der Überschwemmungen in den Kesseltälern von Innerkrain (2 Teile). Wochenschrift des Österr. Ing- und Architekten-Vereins 13(34, 35), 1888. S.  305–308,  315–320. Über die

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Geschichte der Untersuchungen des Innerkrainer Karstes. Mitt. des Krainisch-Küstenländischen Forstvereins 12, 1888. S. 40–44. Die Kronprinz Rudolf-Grotte im Küstenlande. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 32, 1889. S. 74–79. Die Katavotrons im Kesselthale von Planina in Krain. Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereins 46, 1889. S.  386–371. Die unschädliche Ableitung der Hochwässer aus den Kesselthälern in Innerkrain. Mitt. des Krainisch-Küstenländischen Forstvereins 13, 1889. S. 132–142. Zur Entwässerung der Kesselthäler von Reifnitz und Gottschee (2 Teile). Laibacher Zeitung, 3.3.1892. S. 419– 420  ; 4.3.1892. S.  427–428. Technischer Bericht über die Hilfsaction am Lurloch bei Semriach, 1894. Das Lurloch im Streiflichte der Technik. Ztschr. des Österr. Ingenieur- und Architektenvereins 46(36), 1894. S.  437–441. Die Lindwurmquelle bei Oberlaibach. Erdbebenwarte 2–3, 1903–04. S. 18–24. L.: F.  Kraus  : Ein Ausflug nach Unter-Koitsch. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 7, 1887. S.  269–271. N.N.: Ein gefährliches Höhlen-Abenteuer. Neue Freie Presse (Abendblatt), 7.9.1887. S. 1. F. Kraus  : Über die Fortschritte der Entwässerungsarbeiten in den Kesselthälern von Krain. Wiener Zeitung, 4.12.1887. S. 2. Vom Zirknitzer See. Die Presse, 30.3.1888. S. 1. N.N.: Höhlenforschung in Österreich. Grazer Tagblatt, 27.8.1893. S.  7. Die Erforschung der unterirdischen Wasserläufe in Karstgebie-

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ten. Die Presse (Local-Anz. Beilage), 22.12.1893. S. 9. W. Setz  : Die Rettungsarbeiten in der Lurlochhöhle bei Semriach – nebst einem Plane, 1902. W. v. Czoernig  : Nachruf Ing. Wilhelm Putick. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1929. S.  79–80. N.N.: Agrar-Oberinspektor Ing. Wilhelm Putick †. Österr. Forstzeitung, 22.2.1929. S.  4. I.  Gams  : Jamoslovec Viljem Putick. Proteus 19(4–5), 1956–57. S.  121–123. H.  Schaffler  : Wilhelm Putick. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde Steiermark 17(1–4), 1988. S.  35–36. R. Benischke, H. Schaffler, V. Weißensteiner (Hg.)  : Festschrift Lurgrotte 1894–1994, 1994. R. Benischke  : Wilhelm Putick  – Höhlenforscher und Hydrologe. Mit biographischen Notizen. In  : G. Stummer, R. Pavuza (Red.)  : ALCADI ’94 – Akten zum Symposium zur Geschichte der Speläologie im Raum Alpen, Karpaten und Dinariden, 1996. S.  11–21. A.  Kranjc  : Putick’s Work on Karst Poljes. In  : G. Stummer, R. Pavuza (Red.)  : ALCADI ’94 – Akten zum Symposium zur Geschichte der Speläologie im Raum Alpen, Karpaten und Dinariden, 1996. S.  73–78. A.  Kranjc  : Anthron Society (Postojna 1889–1911). Spelaeologica Croatica 6, 2005. S. 17–21. J. Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T.  Hofmann, M.  Klemun (Hg.)  : Die k. k. Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens, 2012. S. 81–114.

Rachelsperger, Matthias (vulgo »Hias«) * Bruck an der Glocknerstraße (Salzburg) 1945; † Sölktäler (Steiermark) 1996 Lebensmittelchemiker, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Sohn des Bauern Peter und der Bäuerin Anna R., geb. Neureiter. Nach der Volksschule in Bruck besucht R. zunächst die Hauptschule in Zell am See und anschließend das Gymnasium in St. Johann im Pongau, wo er maturiert. Daraufhin beginnt R. ein Studium der Chemie an der Univ. Wien, übersiedelt später zu seiner Lebensgefährtin Barbara Pliessnig nach Graz, wo er 1980 an der dortigen Univ. mit der Dissertation »Untersuchungen über die Lipidperoxidation. Qualitative und quantitative Bestimmung von Aldehyden im Nanogrammbereich« promoviert. Geburt der Kinder David und Regina. Anschließend findet R. eine Anstellung bei der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung in Salzburg. Durch seine Aktivitäten als Bergsteiger stößt er zur Höhlenforschung, wird Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und beteiligt sich während der 1970er und 1980er Jahre an der Erforschung und Dokumentation der Höhlen am Bergeralpl und am Kuchlberg (Tennengebirge), der Königsbachhöhle am Zwölferhorn, der Gutortenbrandhöhle, der Hennerhöhle und des Lengfeldkellers in der Taugl (Osterhorngruppe). Seit Ende der 1980er Jahre ist R. für die Organisation von Höhlenexpeditionen im Tennengebirge und in das Gamslöcher-Kolowrat-Höhlensystem am Untersberg sowie für die Nachbearbeitung der Forschungsergebnisse verantwortlich. Seit 1991 bis zu seinem Ableben fungiert er zudem als Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und beteiligt sich an der Redaktion der Vereinszeitschrift »Atlantis«. Zudem wirkt er als Maurer und Tischler maßgeblich an der Errichtung einer Forscherhütte beim Lamprechtsofen mit, welche posthum in »Rachelsperger-Hütte« umbenannt wird. R. verunglückt im März 1996 bei einer in den Sölktälern unternommenen Schitour tödlich. W.: Untersuchungen über die Lipidperoxidation. Qualitative und quantitative Bestimmung von Aldehyden im Nanogrammbereich, Diss. Univ. Graz, 1980. In der Hennerhöhle. Atlantis (Salzburg) 8(1), 1986. S. 15–16. (Mit E. Dumfarth, F. Kafka)  : Die Königsbachhöhle. Atlantis (Salzburg) 9(1), 1987. S. 17–23. Lieber Onkel Gustav  ! Atlantis (Salzburg) 9(3), 1987. S. 36–37. Schädelstätte. Atlantis (Salzburg) 11(3), 1989. S.  18–20. Gedanken zum Unfall in der Raucherkarhöhle. Atlantis (Salzburg)

11(3), 1989. S.  44–45. Lengfeldkeller. Atlantis (Salzburg) 12(1), 1990. S.  38–40. Tennengebirge  – Sandkar. Atlantis (Salzburg) 13(1), 1991. S. 17–21. Neues aus dem Sandkar. Atlantis (Salzburg) 13(3–4), 1991. S.  7–10. Postalm  – Reminiszenz. Atlantis (Salzburg) 13(3–4), 1991. S.  13–23. (Mit W.  Klappacher)  : Altherrenlabyrinth. Atlantis (Salzburg) 14(2–3), 1992. S.  20–31. Expedition Tennengebirge  – Sandkar 1993. Atlantis (Salzburg) 15(3–4), 1993. S.  3–9. Altherren429

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labyrinth. Atlantis (Salzburg) 16(1), 1994. S.  3–11. Sandkarforschung  – Rückschau und Zusammenfassung. Atlantis (Salzburg) 17(2), 1995. S.  3–5. Blühendes Sandkar. Atlantis (Salzburg) 17(2), 1995. S. 15–19. L.: W.  Klappacher  : Nachruf auf Matthias Rachelsper-

ger. Atlantis (Salzburg) 18(1–2), 1996. S. 3. W. Klappacher  : Matthias Rachelsperger. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 47(2), 1996. S. 20. N.N.: Dr. Matthias Rachelsperger. Salzburger Nachrichten, 2.3.1996. S. 30.

Radislovich, Rudolf * Wien 1907; † Wöllersdorf (Niederösterreich) 1975 Tischler, Bergsteiger und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Wiener Neustadt stammenden Delikatessenhändlers Lorenz und der unehelich geborenen Maria R., geb. Weichselbaumer, deren Mutter mit dem Universitätsportier Gottfried Hierl zusammenlebt. R. zieht mit seiner Familie nach Wiener Neustadt und absolviert nach Besuch der Volks- und Hauptschule eine Tischlerlehre. 1924 geht der in Wiener Neustadt betriebene Kaufmannsladen seines Vaters in Konkurs. 1939 Heirat mit Lucia Rhabek, Geburt der Kinder Edda (* 1942) und Rudolf (* 1943). Während der 1920er und 1930er Jahre gelingen R. mehrere Erstbegehungen von Kletterrouten in der Hohen Wand, wo er sich auch mit den dort befindlichen Höhlen zu beschäftigen beginnt. Ab 1931 Mitglied der Sektion Wiener Neustadt des Österr. Touristenklubs nimmt R. an zahlreichen Bergtouren des Vereins teil, z. B. 1934 in der Venedigergruppe (Rauchkopf, Rainerhorn und Säulspitze). Zudem ist er in der Sektion als Bergführer, etwa 1933 am Dachstein, tätig. 1939 übersiedelt er nach Wöllersdorf. Dortselbst schließt sich R. der Höhlenforschergruppe »Hohe Wand« an und beginnt als Mitglied der Gruppe zunächst die Höhlen im südlichen Niederösterr. (Hohe Wand und Fischauer Berge), ab Ende der 1950er Jahre auch die Höhlen auf der Schneealpe zu erkunden und zu erforschen. 1958 gründet R. gem. mit → E. Bednarik die Forschergruppe Wiener Neustadt, die sich dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. anschließt und die Zeitschrift »Höhle und Spaten« mit z. T. auch archäologischen und kulturgeschichtlichen Beiträgen herausgibt. Zudem setzt R. Initiativen im Höhlenschutz, insbes. zur Erhaltung der 1960 in einem Steinbruch bei Bad Erlach entdeckten Excentriqueshöhle, und entwickelt durch seine Publikationstätigkeit in Tageszeitungen und die Veranstaltung von Vorträgen eine rege Öffentlichkeitsarbeit. 1959 nimmt er an der Befahrung der Spannagelhöhle in den Tuxer Alpen (Tirol) teil, führt sechs Jahre später Neuforschungen in der Alta430

quelle bei Pitten durch und 1966 gelingt ihm die Wiederauffindung der Goldgrube im Unterberg bei Gutenstein (beide Niederösterr.). Im Alter betätigt sich R. als Führer in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel. W.: Die Gaiskirche bei Petersbaumgarten. Die Goldgrube im Unterberg. Höhlen bei Petersbaumgarten (2  Teile). Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 14(5, 10), 1958. S.  47, 108–110. Eine Naturhöhle im Tuxer Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 73(5), 1960. S.  5–6. Die Excentriqueshöhle bei Erlach. Die Höhle 14(4), 1963. S.  97–100. Festschrift anläßlich

des zehnjährigen Bestehens der Forschergruppe Wiener Neustadt, 1968. Höhlenkundliche Schau in Pitten. Die Höhle 20(4), 1969. S. 142–143. L.: M.  H.  Fink  : Rudolf Radislovich zum Gedenken. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 27(1), 1975. S.  6. H.  Süßenbeck  : Rudolf Radislovich zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 31(10), 1975. S. 143.

Raisz (auch Reisz, Reiss), Keresztély (Christian) * Toporec (dt. Topportz, Ostslowakei) 1766; † Hrušov bei Rožňava (dt. Hruschau bei Rosenau, Ostslowakei) 1849 Vermessungsingenieur

B.: Sohn des Johan Caspar und der Sophia Catharina R. Nach Abschluss seines Studiums am »Institutum Geometricum« in Budapest erhält R. 1792 eine Anstellung als Komitats-Ingenieur der Gömörer Gespanschaft, ist dabei v. a. als Landvermesser tätig und arbeitet in dieser Funktion (1788–1804) auch zahlreiche Pläne (zur Anlage) von Verkehrswegen und Siedlungen aus. Heirat mit Krisztina Szontagh, Geburt der Tochter Vilma. Auf Anregung des Gömörer Obergespans Gabriel v. Pronay untersucht R. 1801 die Höhle Baradla-barlang bei Aggtelek, dringt 1,8 km bis zum sogenannten »Eisentor« – dem damals bekannten Endpunkt – vor und kartiert nach dem Geometer Joseph Sartory (1794) die Höhle zum zweiten Mal. Grundriss, Aufriss und Situationsplan der Baradla-Tropfsteinhöhle erscheinen 1802 in Wien und werden 1807 gem. mit der von R. erstellten topografischen Beschreibung der Höhle in → S. Bredeczkys Werk »Neue Beiträge zur Topographie und Statistik des Königreichs Ungarn« abgedruckt. Da R. die Höhlenbildung auf ein unterirdisches Feuer zurückführt, wird er dafür von seinen Zeitgenossen kritisiert und zudem auch seine Planaufnahmen in Zweifel gezogen. 1807 wird R. zum Kreisingenieur der Fürstenfamilie Eszterházy ernannt. W.: Gömör Vármegye és a’ Kishonti kerület. Comitatus Gömöriensis et Districtus Kishontensis juxta delineationem Christiani Raisz (Kartendarstellung), 1790. Gömör vármegyében fekvő Baradla barlangjának. Topographia Antri Baradla. Situationsplan der Höhle Bar-

adla (Kartendarstellung). In  : D.  Görög (Hg.)  : Magyar Átlás, 1802. S. 32a. Baradla barlangjának mind fekvése, mind belső formája. Grundriss und Durchschnitt der Höhle Baradla (Kartendarstellung). In  : D. Görög (Hg.)  : Magyar Átlás, 1802. S.  32b. Topographische 431

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Beschreibung der im Gömörer Comitate bei dem Dorfe Aktelek befindlichen Höhle Baradla. In  : S.  Bredeczky (Hg.)  : Neue Beiträge zur Topographie und Statistik des Königreichs Ungarn, 1807. S. 241–311. L.: I.  Darvas  : Adalékok az Aggteleki (Baradla) barlang bejárása és feltérképezése történetéhez, irodalmá-

hoz és bibliográfiájához. Karszt és Barlang 4(1), 1964. S. 1–11. G. Dénes  : 200 éve született Raisz Keresztély. Karszt és Barlang 6(2), 1966. S. 85–86. G. Dénes  : Az Aggteleki Baradla-barlang Raisz-ága. Karszt és Barlang 10(2), 1970. S. 65–70.

Rassl, Wolfgang * Atzenbrugg (Niederösterreich) 1946; † Klagenfurt (Kärnten) 1987 Einzelhandelskaufmann, Soldat und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Wien stammenden Agraringenieurs Walter und der in Bruck an der Mur geborenen Oberstleutnantstochter Elisabeth R., geb. Winkler. 1954 übersiedelt R. mit seiner Familie nach Moosburg, wo er die Volks- und Hauptschule besucht. Nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre in den Sporthäusern Glockner und Rader in Klagenfurt und der Absolvierung des Präsenzdienstes erhält R. eine Anstellung beim Autoteilhandel »ATZ Wetschka« in Klagenfurt. Daneben spielt er als Gelegenheitsmusiker Schlagzeug. 1968 lernt R. Karin Dittmar kennen, die er im Oktober 1971 ehelicht. Geburt des Sohnes Erik Timo (* 1972). Nach der Scheidung lebt R. ab 1976 mit seiner zweiten Ehefrau Anneliese Emilie Pototschnig zusammen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit betreibt er Tauch- und Motorsport, nimmt u. a. an der Ersten Kärntner Karawanken-Rallye (1969) mit Theo Pinther teil und wechselt schließlich von Sportwagen zu Gelände- und Straßenmaschinen. Neben seiner Funktion als Obmann des Klagenfurter Motorrad-Klubs ist er auch als Amateurfotograf und -filmer tätig. 1976 kommt R. durch die Teilnahme an Höhlenbefahrungen am Hochobir mit der Karst- und Höhlenkunde in Berührung, wird 1977 Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten und der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung und knüpft Kontakte mit → F.  Habe. In den Folgejahren arbeitet er insbes. an der Herausgabe der Zeitschrift der Fachgruppe mit, veranstaltet zahlreiche populäre Lichtbildvorträge und entfaltet eine rege Öffentlichkeitsarbeit. Weiters ist R. maßgeblich an der Erforschung der Höhlen Bumslucke, O2J-System und Banane am Hochobir beteiligt. 1983 wird er Mitglied des Vorstands des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten und übernimmt von → L.  Kostelka die Leitung der Fachgruppe, die er bis zu seinem Ableben infolge einer Hautkrebserkrankung innehat. 432

W.: Wir über uns oder das Vorwort zu dieser Höhlenzeitung. Höhlenforschung Kärnten 2, 1977–78. S.  3–4. Protokoll eines Anfängers oder der Befahrungsbericht »Unterschäffleralm«. Höhlenforschung Kärnten 2, 1977–78. S.  11–13. Der Höhlenunfall im Altenbergschacht. Höhlenforschung Kärnten 2, 1977–78. S. 20– 21. Wir über die anderen oder das Vorwort zu dieser Höhlenzeitung. Höhlenforschung Kärnten 3, 1979. S. 1–2. Die »Neue« im Obir. Höhlenforschung Kärnten 3, 1979. S. 3–6. Die Banane. Höhlenforschung Kärnten 3, 1979. S. 30–33. 1. Fachgruppentagung der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten. Höhlenforschung Kärnten 3, 1979. S. 43–45. Eine kleine Erfrischung. Der Eisschacht auf dem Dobratsch. Höhlenforschung Kärnten 3, 1979. S. 50–53. (Mit H. Langer)  : Die Windlucke am Gallin nordwestlich von Pörtschach am Wörthersee. Carinthia II 169/89, 1979. S.  125–128. Neues aus der Banane. Höhlenforschung Kärnten 4, 1980. S. 18–21. Wir und

die Technik. Höhlenforschung Kärnten 5, 1982. S. 1–2. Die Bumslucke. Höhlenforschung Kärnten 5, 1982. S.  20–22. Die Quallenhöhle. Höhlenforschung Kärnten 5, 1982. S. 27–30. Wir und die Journalisten. Höhlenforschung Kärnten 6, 1983. S. 1–3. »Saturday night fever« oder eine Nacht am Dobratsch. Höhlenforschung Kärnten 6, 1983. S.  21–25. Die Höhle von Postojna. Höhlenforschung Kärnten 7, 1984. S. 12–20. Wir und der Umweltschutz. Höhlenforschung Kärnten 8, 1985. S.  1–3. Wir und die Expeditionen. Höhlenforschung Kärnten 9, 1986. S. 1–4. Die Geschichte der Fachgruppe für Karst- und Höhlenforschung. Höhlenforschung Kärnten 10, 1987. S. 5–7. L.: C.  Bernardo  : Nachruf. Wolfgang Rassl. Höhlenforschung Kärnten 10, 1987. S. 1–2. F. Habe  : Dem Freund Wolfgang Rassl zum Abschied   ! Höhlenforschung Kärnten 10, 1987. S.  3–4. A.  Langer  : 50 Jahre Fachgruppe Karst- und Höhlenkunde. Höhlenforschung Kärnten 33, 2014–16. S. 70–75.

Reisenauer, Josef jun. * Obertraun (Oberösterreich) 1890; † Altmünster (Oberösterreich) 1963 Schulleiter, Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Bergmanns und Höhlenführers →  J.  Reisenauer  sen. und der Wehrarbeitertochter Anna Theresia R., geb. Putz. Nach der Volksschule in Obertraun absolviert R. zunächst zwei Semester (1906–07) an der evgl. Lehrerbildungsanstalt in Bielsko-Biała (Schlesien) und wechselt daraufhin an die Lehrerbildungsanstalt in Linz, welche er mit der Reifeprüfung abschließt. Ab 1910 beginnt er sich im Zuge der Erschließung der Koppenbrüller- und Dachstein-Mammuthöhle und durch die Involvierung seines Vaters für die Höhlenforschung zu interessieren. Seit seinem 19. Lebensjahr arbeitet R. auch als Führer in der Koppenbrüllerhöhle und nimmt 1910–14 sowie z. T. auch nach 1918 an der Erforschung der Dachstein-Rieseneishöhle (1910 Abstieg in den »Eisabgrund«) und der Dachstein-Mammuthöhle (1911 Entdeckung der »Paläotraun« und 1913 des »Minotauruslabyrinths«) teil. Nach der Matura findet er eine Anstellung als Lehrer in Bad Goisern. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird R. von der Stellungskommission als »mindertauglich« befunden, meldet sich jedoch, als 433

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die Oberösterr. Statthalterei die Aufstellung eines k. k. oberösterr. Schützen-Regiments anordnet, als Freiwilliger (oft meldeten sich in höheren Jahrgängen ganze Klassen mit ihrem Lehrer). Daraufhin nimmt R. an den Kriegshandlungen an der Italienfront teil, wird 1915 zum Oberjäger und im Folgejahr zum Feldwebel befördert. Nach seiner Transferierung zum k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 59 ist er als Leutnant d. Res. (1918) an den Isonzoschlachten und der Piave-Offensive beteiligt. Nach Kriegsende findet R. zunächst eine Anstellung als Aushilfslehrer in Steyrermühl und erhält 1919 schließlich eine Stelle als Lehrer an der Knabenvolksschule in Ebensee. Wie sein Vater wird R. Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und engagiert sich ehrenamtlich im Freidenkerbund sowie im Sozialdemokratischen Lehrerverein Oberösterr., wo er öffentliche Vorträge zu den Themen »Schulreform« und »Erneuerung der Pädagogik« hält. 1930 Heirat mit der Kammerdienertochter Mary Friedericke Suhr, Kindermädchen der Familie von Ernst August III. (Herzog v. Braunschweig und Lüneburg), der 1930 von Schloss Cumberland in Gmunden nach Schloss Blankenburg im Harz übersiedelt und das Kindermädchen entlässt. Die Ehe von R. bleibt kinderlos. Nach 1946 wird er zum Direktor der Allgemeinen Sonderschule in Ebensee (im Volksmund spotthalber als »Reisenauer-Gymnasium« bezeichnet) ernannt, tauscht nach Übertritt in den Ruhestand das von seinem Vater geerbte Haus in Obertraun (Pfannmeistergütl Nr. 18) mit dem eigens dafür von → R. Pilz erworbenen Grundstück und darauf errichteten Einfamilienhaus ein und zieht nach Altmünster, wo er sich zuletzt mit der Heimatkunde des Salzkammerguts beschäftigt. W.: Gemeinde Altmünster (Hg.)   : Altmünster am Traunsee, unter der Mitarbeit von u. a. J.  Wehinger, J. Tagwerker, J. Ahamer, J. Reisenauer, 1950. L.: N.N.: Politische Verwaltungsbehörden und ihre Arbeit. (Linzer) Tagblatt, 20.11.1919. S.  3. R.  Pilz  :

Einheimische Höhlenforscher. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 20, 1995. S.  45–48. Privatarchiv Bernhard Reinhold Pilz (Obertraun Nr. 18, Oberösterreich).

Reisenauer, Josef sen. (vulgo »Wiesler«)

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* Stambach bei Bad Goisern (Oberösterreich) 1858; † Obertraun (Oberösterreich) 1939 Bergknappe, Gemeindepolitiker und Höhlenführer

B.: Sohn des Holz- und Steinarbeiters Johann und der Holzknecht- und Müllertochter Anna Maria R., geb. Gaisberger. Nach dem Besuch der Volksschule ist R. zunächst als Holzknecht beschäftigt. 1888 Heirat mit der unehelich geborenen Wehrarbeitertochter Anna Theresia Putz aus Mitterberg bei Gröbming, Geburt des Sohnes 434

→ J. Reisenauer jun. (* 1890). Im Zuge der Eheschließung übersiedelt R. nach Obertraun, wo die Brautleute 1888 das Pfannmeistergütl Nr. 18 um 700 Gulden kaufen und er eine Anstellung als Hauer im Salzbergwerk Hallstatt findet. Daneben arbeitet R. als Bergführer für die im Salzkammergut urlaubenden Touristen und kommt so in Kontakt mit → G. Lahner. Dieser erforscht und dokumentiert seit 1909 gem. mit → H. Bock, → J. Kling und → J. Pollak die Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun und initiiert im Namen der Ortsgruppe Linz-Urfahr des Touristenvereins »Die Naturfreunde« die Erschließung der Höhle für Besucher (im August 1910 eröffnet). Wegen seiner Erfahrungen als Bergmann wird R. bei den Erschließungsarbeiten eingesetzt, ist anschließend dortselbst u. a. mit → E. Aigner als Höhlenführer tätig und erlangt aufgrund seiner Authentizität rasch eine gewisse Bekanntheit unter den Sommergästen und der lokalen Bevölkerung. Ab 1910 bis Mitte der 1920er Jahre nimmt R. u. a. gem. mit Lahner, Bock, → J.  Binder und seinem Sohn an der Erforschung der Dachstein-Rieseneishöhle und Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun teil, wird bei den Erschließungsarbeiten (1912 provisorische Eröffnung) und bei der Errichtung einer Schutzhütte auf der Schönbergalm beschäftigt. Als die von Aigner bewirtschaftete Unterkunftshütte »Schönbergalpe« ihren Betrieb aufnimmt, übernimmt R. die Betreuung des Warendepots und zählt gem. mit → H. Hüdl, Aigner und Leopold Höll zu den Ersten, die in den Dachsteinhöhlen (Rieseneis- und Mammuthöhle) Führungen anbieten. 1913 wird R. Mitbegründer und erster Obmann der Ortsgruppe Obertraun des Touristenvereins »Die Naturfreunde« und veranstaltet, nachdem der Verein die Pacht der Koppenbrüllerhöhle übernommen hat, bis 1923 gem. mit Kling Führungen in der Schauhöhle. Nach dem Ableben seiner Ehefrau heiratet R. 1913 in Hallstatt die um 27 Jahre jüngere Dienstmagd und Forstarbeitertochter Theresia Gamsjäger, die Ehe bleibt kinderlos. Nach dem Ersten Weltkrieg wird R. Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, 1926 zum stv.  Obmann der Ortsgruppe Bad Goisern ernannt und fungiert von 1929 bis zu seiner Amtsenthebung im Zuge des Österr. Bürgerkriegs im Februar 1934 als Vizebürgermeister von Bad Goisern. L.: R.  Pilz  : Einheimische Höhlenforscher. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 20, 1995. S.  45–48. N.N.: Die drei »Eismänner« der

Dachsteinhöhlen. Neue Warte am Inn, 18.2.1917. S. 3. Privatarchiv Bernhard Reinhold Pilz (Obertraun Nr. 18, Oberösterreich).

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Reitzelsdorfer, Franz * Ebensee (Oberösterreich) 1937; † Ebensee 2014 Maler, Hüttenwirt und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Franz, Partieführer bei der Oberösterr. Kraftwerke AG, und der Bauerntochter Johanna R., geb. Reisenbichler. Nach der Hauptschule in Ebensee absolviert R. eine Lehre zum Maler und Anstreicher. Anschließend ist er drei Jahre lang bei wechselnden Malereibetrieben, zuletzt in Bad Goisern, angestellt, wo er die Holzarbeitertochter Herta Egger kennenlernt und 1956 ehelicht. Geburt der Kinder Karin (*  1957) und Doris (*  1962). Vor der Geburt der zweiten Tochter zieht R. mit seiner Familie zurück nach Ebensee und erhält 1959 eine Anstellung als Maler bei der Oberösterr. Kraftwerke AG, welche er bis zu seiner Pensionierung (1990) ausübt. Bereits als Kind verbringt R. einen wesentlichen Teil seiner Freizeit in den Bergen des Salzkammerguts, tritt Mitte der 1950er Jahre der Ortsgruppe Ebensee des Touristenvereins »Die Naturfreunde« bei, leitet die lokale Jugendgruppe des Vereins und beteiligt sich in führender Position an der 1958–60 erfolgten Errichtung der Materialseilbahn zum vereinseigenen Hochkogelhaus (Totes Gebirge). Wegen seiner Begeisterung für den Schisport wirkt R. ebenso beim Ausbau der Liftanlagen am Feuerkogel bei Ebensee und dem Schigebiet Grünberg-Gmunden mit. Durch Freundschaften im örtlichen Kegelklub stößt R. um 1972 zur Sektion Ebensee des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. und wird engster Mitarbeiter von Helmut Heissl (1972–86 Hüttenwirt der Gasselhütte), dem 1973 die Wiedereröffnung des Schauhöhlenbetriebs in der Gassel-Tropfsteinhöhle gelingt. R. ist sowohl an der Instandsetzung der Steiganlagen in der Schauhöhle als auch an der Errichtung der Materialseilbahn zu der neben dem Höhleneingang liegenden Gasselhütte maßgeblich beteiligt. Bei dem 1978–81 auf Initiative von Heissl erfolgten Ausbau der Schutzhütte leitet R. aufgrund seines handwerklichen Geschicks und technischen Verständnisses die Bauausführung. Daneben unternimmt er zahlreiche Höhlentouren im Toten Gebirge, insbes. in die Tropfsteinhöhle im Hangenden Kogel, und beteiligt sich Anfang der 1980er Jahre an Forschungsfahrten in das untere Horizontalsystem der Gassel-Tropfsteinhöhle. Nach mehreren Jahren als Beirat im Vorstand des 1985 wieder selbstständig gewordenen Vereins für Höhlenkunde Ebensee fungiert R. 1977–2007 als stv. Obmann. 1992–94 sind R. und seine Ehefrau als Hüttenwirte auf der Gasselhütte tätig und erreichen durch die Ausweitung der Öffnungszeiten die höchsten Besucherzahlen, seitdem die 436

Gassel-Tropfsteinhöhle als Schauhöhle betrieben wird. 1996 wird R. mit der Goldenen Fledermaus des Vereins für Höhlenkunde Ebensee ausgezeichnet, 1998 mit der Ehrenmitgliedschaft. Im Alter engagiert er sich im örtlichen Stahelschützenverein sowie im Trachtenverein, insbes. beim Bau von Glöcklerkappen. L.: D.  Kuffner, J.  Mattes  : Nachruf auf Franz Reitzelsdorfer. Jahresmitt. des Vereins für Höhlenkunde Ebensee 4, 2014. S. 20–21. D. Kuffner  : Nachruf auf Franz Reitzelsdorfer. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 66(1), 2015.

S.  4. J.  Mattes, D.  Kuffner (Hg.)  : Höh(l)enluft und Wissensraum. Die Gassel-Tropfsteinhöhle im Salzkammergut zwischen Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung, 2018.

Repis, Willibald (vulgo »Willi«) * Wien 1918; † Puch bei Hallein (Salzburg) 2002 Zahnmediziner und Höhlenforscher

B.: Sohn des Eisengießers Willibald und der aus Klosterneuburg stammenden Handarbeiterin Katharina R., geb. Mach. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Wien-Penzing beginnt R. ein Studium der Medizin an der Univ. Wien. Mitte der 1930er Jahre schließt er sich der noch illegal operierenden Hitler-Jugend an, wird NSDAP-Mitglied und ist im September 1937 gem. mit Eduard Pamperl, Franz Pachhammer und Alfred Ziganek an einem Überfall auf ein Jugendheim der Vaterländischen Front in Wien-Ottakring beteiligt. Nach politischer Betätigung und Kriegseinsatz im Zweiten Weltkrieg wird R. 1948 vom Volksgericht Wien zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt. Im Anschluss an seine Entlassung und der Absolvierung einer Ausbildung als Zahnmediziner übersiedelt R. mit seiner Familie nach Oberalm bei Hallein (Salzburg), wo er 1953 eine Zahnarztpraxis eröffnet und dortselbst bis zu seiner Pensionierung (1980) tätig ist. R. ist insgesamt dreimal verheiratet, u. a. mit Gertrude R. Anfang der 1950er Jahre beginnt er sich für die Höhlenforschung zu interessieren, wird 1955 Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg und nimmt u. a. mit → A.  Morocutti und → A. und F.  X.  Koppenwallner an Forschungsfahrten in die Tantalhöhle, die Jägerbrunntroghöhle (beide Hagengebirge), die Gruberhornhöhle im Hohen Göll und den Lamprechtsofen (Leoganger Steinberge) teil, wobei er v. a. die Zustiegswege in und außerhalb der Höhlen anlegt sowie Nachschub besorgt. Zudem beteiligt sich R. an der Erkundung zahlreicher Höhlen am 437

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Trattberggebiet. Neben der Anlage einer umfangreichen Fotodokumentation der Salzburger Höhlen wirkt er maßgeblich am Aufbau eines Salzburger Höhlenkatasters nach dem Kennziffernsystem und an der Erstellung eines Salzburger Ritzzeichenkatasters mit. Zuerst als Material- und Katasterwart tätig, fungiert er 1970–82 als Obmann und zuletzt als Ehrenobmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Dabei arbeitet R. bei den von Walter Klappacher, Karl Mais und Harald Knapczyk redigierten fünf Bänden der Salzburger Höhlenbücher (1975–92) mit, wobei R. v. a. die Finanzierung sicherstellt. 1993 wird er mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet. W.: Höhlenverzeichnis des Landes Salzburg. Die Höhle 12(4), 1961. S. 121–145. Forschungsbericht über Tauchversuche in der Quellhöhle des Schwarzbachfalles bei Golling. Die Höhle 13(2), 1962. S.  42–45. Das Elmhöhlensystem im Toten Gebirge. Die Höhle 14(3), 1963. S.  53–59. Die Fledermaushöhle auf der Tonion­ alpe. Die Höhle 15(3), 1964. S. 64–68. Ergänzungsliste für das Höhlenverzeichnis des Landes Salzburg. Die Höhle 15(4), 1964. S. 89–91. 60 Jahre Lamprechtsofen bei Lofer. In  : Deutscher Alpenverein (Hg.)  : 90 Jahre Sektion Passau des Deutschen Alpenvereins, 1965. S.  17–20. Aus dem Ritzzeichenkataster des Bundeslandes Salzburg. Die Höhle 20(1), 1969. S.  21–23. 60 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1971 (3 S.). Zweite Ergänzungsliste für das Höhlenverzeichnis des Landes Salzburg. Die Höhle 26(1), 1975. S. 35–40. Gruberhorneindrücke. Atlantis (Salzburg) 15(3–4), 1993. S.  29–31. Lamprechtsofen. Atlantis (Salzburg) 18(3–4), 1996. S. 33–41. Tantal-

höhle. Atlantis (Salzburg) 19(3–4), 1997. S.  63–64. Die Nichtehrung des Walter Klappacher ohne geordnete Zeitfolge und unvollständig. Atlantis (Salzburg) 19(3– 4), 1997. S. 64–66. L.: W.  Klappacher  : Willi Repis ist 75. Atlantis (Salzburg) 15(3–4), 1993. S.  29. K.  Mais  : Verdeckte Vereinsarbeit. Bemerkungen zum 75er von Willi Repis. Atlantis (Salzburg) 15(3–4), 1993. S.  31–32. W. Klappacher  : Willi Repis – ein Achtziger  ! Atlantis (Salzburg) 20(4), 1998. S. 41–42. N.N.: Willi Repis – ein Achtziger. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 49(6), 1998. S. 46. W. Klappacher  : In memoriam Willi Repis. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 53(2–3), 2002. S. 16. W. Klappacher  : Willi Repis. Atlantis (Salzburg) 24(1–2), 2002. S.  37–39. W. Klappacher  : Willi Repis. Die Höhle 53(3), 2002. S.  94–95. H. Schafranek  : Drei Gestapo-Spitzel und ein eifriger Kriminalbeamter. Jahrb.  – Dokumentationsarchiv des Österr. Widerstands, 2009. S. 250–277.

Resch, Johann * Ybbsitz (Niederösterreich) 1926; † Wels (Oberösterreich) 1999

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Vermessungsingenieur, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Sohn des Fabrikarbeiters Johann und der Maria R., geb. Lasser. Nach Besuch der Volks-, Haupt- und einer weiterführenden Mittelschule wird R. 1943 zur deutschen Kriegsmarine eingezogen. Nach zweimaliger Gefangenschaft erhält er 1947 eine Anstellung bei der Österr.-Alpine-Montangesellschaft und ist nach Spezialausbildungen in Eisenerz und an der Montanistischen Hochschule Leoben bis zu seiner Pensionierung am Erzberg im Vermessungswesen tätig, zuletzt als Obermarkscheider. 1954 438

Heirat mit Hermine Neumeister, Geburt der Kinder Hannes (* 1956) und Werner (* 1966). Infolge seiner Leidenschaft für das Bergsteigen beginnt sich R. Ende der 1940er Jahre für Höhlen zu interessieren und erkundet im Alleingang, aber auch mit Begleitern die Höhlen in der näheren Umgebung von Eisenerz. Nach mehreren Oberflächenbegehungen und Schachtabstiegen im westlichen Gebiet des Hochschwabs beginnt R. 1950 die bereits bekannte Langsteintropfsteinhöhle weiter zu erkunden und ab 1953 diese in zahlreichen Befahrungen systematisch zu dokumentieren und zu vermessen. Im Zuge dieser Forschungen wird R. Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark. 1954 unternimmt er in mehreren Tauchgängen mittels eines selbstgebauten Kälteschutzanzugs und Tauchgeräts Vorstöße in die Schwarze Lacke (Wassermannloch) bei Eisenerz, wo er seinem Bericht nach eine Eindringtiefe von 200 m vom Eingangssiphon entfernt erreicht. Im Folgejahr erkundet er die tiefe Schachtzone der Langsteintropfsteinhöhle (ab 1961 mit der Frauenmauerhöhle verbunden) und die Langstein-Eishöhle. In den 1960er Jahren führt R. Außenvermessungen durch, erstellt einen Übersichtsplan aller damals bekannten Höhlen im Gebiet Frauenmauer-Langstein und unternimmt zahlreiche Versuche zum Auffinden alternativer Zustiege in tagfernere Höhlenteile. Daneben beteiligt er sich an extremen Forschungsfahrten u. a. gem. mit französischen Höhlenforschern in den Böse-Mauer-Schacht bei Eisenerz, wo eine Tiefe von 330 m erreicht wird. Neben den Höhlenerkundungen leitet R. auch Oberflächenvermessungen im Gebiet zwischen Pfaffenstein und Ebenstein bei Eisenerz, wo er auf Höhlenbären-Fossilien stößt und einen Bärenschädel rekonstruiert. Ein schwerer Betriebsunfall (1972) während Vermessungsarbeiten am Erzberg macht die Teilnahme an weiteren anspruchsvollen Forschungstouren unmöglich. In den Folgejahren beschäftigt sich R. mit der Erkundung und Kartierung von (prä)historischen Erzabbaustätten, Schmelzplätzen und Bergwerksstollen im Gebiet zwischen Eisenerz und Johnsbach. Nach seiner Pensionierung (1986) übersiedelt er nach Leoben. W.: Forschergruppe Eisenerz des Landesvereines für Höhlenkunde in Steiermark. Tätigkeitsbericht 1962. Die Höhle 14(1), 1963. S. 13–14. Forschergruppe Eisenerz des Landesvereines für Höhlenkunde in Steiermark. Tätigkeitsbericht 1963. Die Höhle 15(1), 1964. S. 17–18. L.: V.  Weißensteiner  : Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark. Tätigkeitsberichte 1961. Die Höhle 12(1), 1961. S. 23–24. N.N.: Entdeckungen im System Frauenmauerhöhle-Langsteintropfsteinhöhle. Die Höhle

13(1), 1962. S. 23–24. Bisherige Pläne und Gesamtlänge des Systems Frauenmauer-Langsteintropfsteinhöhle. Die Höhle 20(3), 1969. S. 82–83. V. Weißensteiner  : Johann Resch †. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 28, 1999. S.  1–2. R. Benischke, E. Strobl  : Der Böse-Mauer-Schacht  – Speläologisch-hydrogeologische Forschungen zur unterirdischen Entwässerung des westlichen Hochschwabgebietes. Joannea – Geologie und Paläontologie 8, 2006. S. 5–24. 439

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Rettich, Franz * Linz (Oberösterreich) 1890; † Linz 1974 Gärtner und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Gärtners (Franz) Paul, Verwalter des Berg­ schlössls am Linzer Froschberg, und der unehelich geborenen Anna R., geb. Hazel. Nach Besuch der Volks- und Bürgerschule in Linz absolviert R. bei seinem Vater, der bereits 1907 überraschend verstirbt, eine Lehre zum Gärtner. Während des Ersten Weltkriegs ist er in Schönbrunn als Gärtner tätig und wird 1918 für die Anlage des Alpengartens »Deutsche Heimat« in Linz-Urfahr unter der Leitung des Vereins für Naturkunde in Linz (insbes. Alois Egger) mit dem Erwerb der dafür notwendigen Pflanzen betraut. Als die Nachkriegsinflation das Vorhaben zunichte macht, aber die Pflanzen bereits angekauft worden sind, werden diese dem ebenfalls vom Verein für Naturkunde geführten Botanischen Garten in Linz zur Verfügung gestellt. R., der den Transport der Pflanzen überwacht, findet dortselbst eine Anstellung als Gärtner und wird bei Übernahme des Botanischen Gartens durch die Stadt Linz (1925) in ein öffentlich-rechtliches Vertragsverhältnis überstellt. Nach 1918 entwickelt er ein besonderes Interesse für den Berg- und Schisport und wird um 1920 Mitglied der Sektion Oberösterr. des Vereins für Höhlenkunde in Österreich (ab 1921 Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr.). Heirat und Geburt des Sohnes Franz. In den folgenden Jahrzehnten nimmt R. gem. mit Willihad Hochegger, Ottokar Kai, Erwin Troyer und → K. Trotzl an zahlreichen Forschungstouren und Höhlenentdeckungen u. a. im Warscheneck und Toten Gebirge teil, darunter etwa die Rollhöhle am Fuß der Nordostwand des Neunerkogels (1927/30), die Durchgangshöhle im Redenden Stein (1941) und das Wasserloch in der Tauernwand (1948). Nach Konflikten mit →  G.  Lahner, der v. a. an der touristischen Erschließung der Dachsteinhöhlen bei Obertraun interessiert ist, gründet R. gem. mit August Hödl den Höhlenforscherklub Linz (1925) und fungiert dortselbst als langjähriger Tourenleiter. 1931 legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab und wird zwei Jahre später mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet. 1949 wohnt R. der Gründung des Verbandes Österr. Höhlenforscher auf der Schönbergalm bei Obertraun bei und wird nach der Neuerrichtung des höhlenkundlichen Vereins in Linz zu dessen Ehrenmitglied (1958) ernannt. Bis zum Übertritt in den Ruhestand (um 1952–53) ist er maßgeblich am Aufbau und der Erweiterung des Botanischen Gartens in Linz, zuletzt als Obergärtner, beteiligt. 440

W.: Berichte über wissenschaftliche Tätigkeit im Gau. Die wissenschaftlichen Einrichtungen der Gauhauptstadt Linz. Botanischer Garten der Stadt Linz. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 90, 1942. S. 388–389. Höhlenfahrten im Toten Gebirge. Die Höhle 1(1), 1950. S.  13–14. Wissenschaftliche Tätigkeit und Heimatpflege in Oberösterreich. Landesmuseum. Biologische Abtlg. Biologische Arbeitsgemeinschaften. a) Botanische

Arbeitsgemeinschaft. Botanischer Garten. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 98, 1953. S. 47. L.: N.N.: Ein Freund und Kenner der Pflanzen. Obergärtner Rettich, der unermüdliche Betreuer des Botanischen Gartens. Oberösterr. Nachrichten, 26.5.1951. S. 5. N.N.: Franz Rettich †. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. 66(3), 1974. S. 4.

Richter, Eduard * Mannersdorf am Leithagebirge (Niederösterreich) 1847; † Graz (Steiermark) 1905 Geograf, Historiker und Alpinist

B.: Zweitältester Sohn des Alois, Justitiar und Gutsverwalter der Herrschaft Bruck an der Leitha, und der Magistratsratund Kaffeehausbesitzertochter Magdalene R., geb. Fronner. Durch den frühen Tod des Vaters (1848) wächst R. unter der Obhut seiner Großmutter und Mutter in deren Elternhaus in Wiener Neustadt auf. Nach dem Besuch der zwei oberen Klassen der Normal-Hauptschule absolviert er 1858–66 das Zisterzienser-Gymnasium in Wiener Neustadt und maturiert dortselbst. Von seiner Mutter vom Militärdienst freigekauft, beginnt R. 1866 ein Studium der Geschichte, Germanistik (bis 1867) und Geografie, u. a. bei Theodor v. Sickel und → F. Simony, der sich ebenfalls für den Bergsport begeistert und seinen Schüler maßgeblich fördert. Als Mitglied des Instituts für Österr. Geschichtsforschung (1869–71) legt R. 1870 die Lehramtsprüfung für Geschichte und Geografie ab und absolviert das Probejahr am Realgymnasium in Wien-Landstraße. Da sich eine erhoffte Anstellung an der Wiener Handelsakademie zerschlägt, nimmt er eine Supplentenstelle am Staatsgymnasium in Salzburg an. Fortan bei dem befreundeten Kaufmann Carl v. Frey am Salzburger Mönchsberg wohnhaft, heiratet R. 1872 dessen Tochter Julie, die bereits im Folgejahr nach der Geburt der ersten Tochter verstirbt. 1877 Ehe mit Luise Seefeldner, Freundin seiner verstorbenen Gattin. Geburt von Bertha (* 1883) und zwei weiteren Töchtern. Als Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (1871) wird R. in den Verwaltungsrat des städtischen Museums Carolino Augusteum entsandt und redigiert 1874–82 als Schriftleiter dessen Mitteilungen. Zugleich unternimmt er zahlreiche Bergtouren in den Hohen Tauern und Westalpen, u. a. mit dem Alpinisten Johann Stüdl, schließt sich 1871 der 441

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Sektion Salzburg des Deutschen und Österr. Alpenvereins an und tauscht sich dort fachlich mit → A. v. Posselt-Csorich und → E. Fugger aus. Die Ergebnisse der mit dem Letztgenannten durchgeführten Berg- und Höhlenfahrten finden Eingang in den von R. verfassten Aufsatz »Zur Frage über die Entstehung der Eishöhlen«, wo er mehrere am Untersberg besuchte Objekte beschreibt, darunter die Kolowrathöhle, die Gamslöcher, die Schellenberger Eishöhle und den Großen Eiskeller. Das 1877 im Tennengebirge aufgesuchte Südwestportal der Eiskogelhöhle, dessen Fortsetzung durch Eis verschlossen ist, findet in alpinistischen Zirkeln unter dem Namen »Eduard-Richter-Eishöhle« (heute Eiskogelhöhle) Beachtung. In den Folgejahren hat R. zahlreiche Funktionen innerhalb des Deutschen und Österr. Alpenvereins inne, u. a. wirkt er ab 1872 als Schriftführer und 1876 als Vorstand der Sektion Salzburg. Zudem fungiert er 1883–85 als Erster Präsident und 1893–95 als Zweiter Präsident des Zentralausschusses, wo er wissenschaftliche Aktivitäten fördert und die Herausgabe von Kartenmaterial auf Basis eigener Gebirgsaufnahmen anregt. Gem. mit Ignaz Rojacher und Julius v. Hann setzt sich R. erfolgreich für die Errichtung einer Wetterwarte am Sonnblick (heute Sonnblick Observatorium) ein, die 1886 in Betrieb geht. Ab 1880 beginnt er sich auch wissenschaftlich nach Schweizer Vorbild mit Gletschern zu beschäftigen, stellt Berechnungen zu ihrer Größe an, gewinnt mittels historischer Quellen Rückschlüsse auf deren langfristige Schwankungen und beschäftigt sich mit einer Methode zur Ermittlung von Schneegrenzen. Daneben befasst er sich mit Fragen der Glazialerosion, Talbildung und Wandverwitterung. Auf Anregung von François Forel setzt sich R. auch mit der Morphologie, den Temperaturverhältnissen und der Eisbildung von bzw. auf Alpenseen auseinander und nimmt u. a. in Kärntner Seen Temperaturund Tiefenmessungen vor, wo ihm 1889 der Nachweis der sogenannten »Sprungschicht« gelingt, einer Grenzschicht zwischen warmem Oberflächenwasser und kälterem Tiefenwasser in einem stehenden Gewässer. 1885 promoviert er an der Univ. Wien in Geografie bei Simony mit der Dissertation »Der Obersulzbach-Gletscher«. Nach der 1886 erfolgten Berufung auf die Lehrkanzel für Geografie der Univ. Graz und seiner Ernennung zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina fungiert R. 1898–99 als Rektor der Univ. Graz. Neben Glaziologie beschäftigt er sich auch mit Fachdidaktik, gibt ein Lehrbuch und einen Atlas für den Geografieunterricht in Mittelschulen heraus und veröffentlicht gem. mit Albrecht Penck einen Atlas der österr. Alpenseen. 1895 bereist er Norwegen und studiert die Fjordtäler, 1898–1900 fungiert R. als Präsident der Internationalen Gletscherkommission. Zudem wird er 1900 zum korresp. und zwei Jahre später zum wirkl. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien ernannt und mit der Herausgabe des »Historischen Atlasses der österreichischen Alpenländer« betraut, von dem R. allerdings nur mehr die 442

Lieferungen zu Salzburg, Oberösterr. und der Steiermark redigiert. Die Ernennung zum Hofrat erfolgt 1904. W.: Das Gletscherphänomen. Populärer Beitrag zur Geographie der Alpen. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 5, 1874. S.  1–52. Zur Frage über die Entstehung der Eishöhlen. Petermanns Mitt., 1876. S. 315–317. Die Funde auf dem Dürenberg bei Hallein (2 Teile). Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 19, 1879. S.  184–191  ; 20, 1880. S.  91–96. Das Herzogthum Salzburg, 1881, 2.  Aufl., 1889. Beobachtungen an den Gletschern der Ostalpen (mehrere  Teile). Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 14, 1883. S.  38–92  ; 16, 1886. S.  54–65  ; 19, 1888. S. 35–37, 37–41. Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen Hochstiftes Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885. Die Gletscher der Ostalpen, 1888. Über Eishöhlen. Petermanns Mitt., 1889. S. 219–222. Geschichte der Schwankungen der Alpengletscher. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 22, 1891. S.  1–74. Lehrbuch der Geographie für die 1., 2. und 3.  Klasse der Mittelschulen, 1893. (Red.)  : Die Erschließung der Ostalpen, 3 Bde., 1893–94. Die wissenschaftliche Erforschung der Ostalpen seit der Gründung des Oesterreichischen und des Deutschen Alpenvereins. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 25, 1894. S.  1–94. (Mit A.  Penck) (Hg.)  : Atlas der österreichischen Alpenseen, 1895–96. Aus Norwegen. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 27, 1896. S.  1–25. Geomorphologische Beobachtungen aus Norwegen. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  105, 1896. S.  147–189. Seestudien. Erläuterungen zur zweiten Lieferung des Atlas der österreichischen Alpenseen, 1897. Schulatlas für Gymnasien, Real- und Handelsschulen, Lehrerbildungs-Anstalten sowie sonstige höhere Lehranstalten, 1898. Die Grenzen der Geographie. Rede,

gehalten bei der Inauguration als Rector Magnificus der k. k. Karl-Franzens-Universität in Graz am 4. November 1899, 1899. Geomorphologische Untersuchungen in den Hochalpen, 1900. G.  A.  Lukas (Hg.)  : Bosnien. Aus dem literarischen Nachlasse Eduard Richters, 1906. (Red.)  : Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer. Lfg. Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, 1906. L.: M.  Wutte  : Eduard Richter †. Carinthia I 95, 1905. S.  63–72. H.  Widmann  : Dr.  Eduard Richter. Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 45, 1905. S. 16–21. G. A. Lukas  : Eduard Richter – sein Leben und seine Arbeit, 1905. N.N.: Hofrat Dr. Eduard Richter †. Grazer Tagblatt, 6.2.1905. S. 2. N.N.: Hofrat Prof.  Dr.  Ed. Richter †. Salzburger Volksblatt, 7.2.1905. S. 3–4. O. Jaunker  : Eduard Richter †. Ztschr. für Schulgeographie 26, 1905. S.  193–197. A. Penck  : † Eduard Richter. Mitt. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 31, 1905. S.  29–31. J. Karabacek  : Eduard Richter. Almanach der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 55, 1905. S.  309– 313. G.  A.  Lukas  : Eduard Richter (mehrere Teile). Geographische Ztschr. 12, 1906. S.  121–135, 193– 212, 252–277. E. Marek  : Eduard Richters Leben und Wirken. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 49, 1906. S. 161–255. A. Penck  : Eduard Richter. Österr. Rundschau 13, 1907. S. 57–61. W. v. Czoernig  : Die Eduard-Richter-Eishöhlen im Tennengebirge. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 131–132. G. Lukas  : Eduard Richter. Bergsteiger-Zeitung 25(9), 1947. S.  1–3. G.  Lukas  : Eduard Richter zur Ästhetik der Naturauffassung. Bergsteiger-Zeitung 25(11), 1947. S.  1–3. B.  Mayer  : Eduard Richter. Sein Leben und Werk, Dipl.-Arb. Univ. Salzburg, 1994. Universitätsarchiv Wien (Rigorosenakt E. Richter PH RA 400).

R Rihl, Hermann * Salzburg 1895; † Valle dei Ronchi/Sette Comuni (Venetien, Italien) 1918 Pharmaziestudent, Offizier und Höhlenforscher

B.: Sohn des Friedrich, Lehrer am Staatsgymnasium in Salzburg, und der Villacher Brauereibesitzertochter Anna R., geb. Rumbold. Nach der Volksschule und dem 443

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Besuch des Staatsgymnasiums in Salzburg beginnt R. ein Studium der Pharmazie und schließt sich der Abstinenzbewegung an. Durch sein Interesse am Alpinismus und den noch während seiner Schulzeit kennengelernten →  A.  v.  Mörk nimmt R. an Höhlentouren insbes. am Untersberg teil und wird Mitglied der 1911 u. a. von Mörk, →  G.  Freytag, → M. Hell und → E. v. Angermayer gegründeten Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österr. In den Folgejahren begleitet R. Mörk bei zahlreichen Forschungsfahrten am Untersberg und Tennengebirge, u. a. in die Kolowrathöhle, Eisriesenwelt und die Gamslöcher, wo ihm als geübtem Kletterer im Juli 1913 der Aufstieg zum sogenannten »Bärenhorst« gelingt. Nach dem Tod von Mörk als Soldat in Galizien (1914) unterstützt R. im Folgejahr → K. Schossleitner bei der Exhumierung der Leiche und deren Überführung nach Salzburg, wo sie 1925 in der Eisriesenwelt bei Werfen beigesetzt wird. Nach Kriegsbeginn unternimmt er weitere Forschungsfahrten in Höhlen, u. a. gem. mit Freytag in die Höhlen am Schafberg bei St. Wolfgang (1915), die Brunneckerhöhle bei Golling (1917) und die Gamslöcher am Untersberg (1918). Im April 1915 rückt R. als Einjährig-Freiwilliger im k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 59 ein und wird an der Südfront zunächst als Zugsführer am Monte Civaron und Monte Cimone eingesetzt. Im Jänner 1917 erfolgt die Beförderung zum Fähnrich und im August desselben Jahres zum Leutnant d. Res. Anschließend wird er zum k. u. k. Feldjägerbataillon Nr. 20 transferiert, wo R. im Juli 1918 bei einem Granattreffer umkommt. Seine Leiche wird im Oktober 1918 exhumiert und in Salzburg beigesetzt.

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W.: Die Kunde vom Kaiser Karl. Salzburger Volksblatt, 13.6.1918. S. 2. L.: E.  v.  Angermayer  : Nachruf für die im Kriege gefallenen Höhlenforscher Alexander v. Mörk und Hermann Rihl. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 8–12(1), 1915–19. S.  3–6. N.N.: Ein Höhlenforscher gefallen. Salzburger Volksblatt, 22.6.1918. S. 4. N.N.: Leutnant Hermann Rihl

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gefallen. Salzburger Chronik, 28.6.1918. S.  3. N.N.: Opfer des Krieges. Salzburger Volksblatt, 15.10.1918. S.  2. N.N.: Danksagung. Salzburger Volksblatt, 19. 10.1918. S.  11. W.  Klappacher  : Salzburger Höh­len­ geschichte, Teil 2. In  : A. Oertel, U. Brendel, R. Hecht (Red.)   : Festschrift  – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S. 18–38.

Rudolf, Johann (Ivan) * Lome bei Idrija (dt. Lome bei Idria, Slowenien) 1821; † Wien 1869 Bergbauingenieur und Höhlenforscher

B.: Sohn einer Bauernfamilie aus Lome bei Idrija. Nach dem Besuch des Gymnasiums absolviert R. eine Ausbildung zum Bergbauingenieur, die er 1847 abschließt. Zuerst erhält R. eine Anstellung als Bergpraktikant in den Quecksilberminen von Idrija, ab 1854 ist er als Oberhutmann sowie ab 1858 als Werkskontrollor und Hüttenschaffer des Bergbaus in Cave del Predil bei Tarvis beschäftigt. 1850–54 begleitet R. als Markscheider und Führer einer Gruppe von 2–4 Bergknappen den Wiener Geografen → A. Schmidl bei den meisten seiner Höhlenfahrten in Krain und dem Küstenland. Im Rahmen der Touren kartiert R. ca. 19 km an Höhlengängen und fertigt Pläne der Postojnska jama, Planinska jama, Črna jama und Predjamska jama an, die Schmidl später u. a. seinem Förderer Wilhelm v. Haidinger an der Geologischen Reichsanstalt in Wien übergibt und in seiner zweibändigen Gesamtdarstellung »Zur Höhlenkunde des Karstes« (1854) publiziert. Im Rahmen der u. a. mittels eines Boots unternommenen Forschungsfahrten in der Škocjanske jama wird allerdings kein Plan der Höhle angefertigt. Um 1860 wird R. Mitglied im Ausschuss des Naturhistorischen Landesmuseums in Klagenfurt. Er verstirbt während einer Dienstreise in Wien-Wieden an Gehirnhautentzündung. W.: Zur Höhlenkunde des Karstes  – Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas, 2 Bde., 1854 (bes. Bd.  2, Tafel  : 1, 2, 7, 9). Pläne der Postojnska jama, Planinska jama, Črna jama und Predjamska jama, 1850–53 (Archiv der Geologischen Bundesanstalt in Wien). L.: N.N.: Verstorbene in Wien. Neue Freie Presse, 31.7.1869. S.  2–3. R.  Savnik  : Razvoj domace speleologije in nekatere njene aktualne naloge. L’evolution de

la spéléologie slovène et quelques-unes de ses taches actuelles. Acta Carsologica 1, 1955. S. 5–23. T. R. Shaw  : History of Cave Science, 1992 (bes. S. 43). J. Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T. Hofmann, M. Klemun (Hg.)  : Die k. k. Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens, 2012. S. 81–114.

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Rullmann, Theodor * Salzburg 1904; † Salzburg 2000 Spengler, Installateur und Höhlenforscher

B.: Sohn des Salzburger Spenglermeisters Theodor und der Unternehmertochter Magdalene R., geb. Mayer. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Salzburg absolviert R. eine Lehre zum Spengler und Installateur in der Firma seines Vaters 445

am Salzburger Universitätsplatz. Nach Ablegung der Meisterprüfung übernimmt er schließlich die Firma »Theodor Rullmann Bauspenglerei und Installateur«. Um 1928 Heirat mit Elisabeth R., Geburt mehrerer Kinder. In den 1920er Jahren beginnt er sich für Alpinismus und Höhlenforschung zu interessieren und tritt dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei. Nach der Entdeckung und Erkundung des Lengfeldkellers und anderer Höhlen in der Tauglschlucht beteiligt er sich 1929 u. a. gem. mit Otto Sporer an der Erforschung des Frauenofens im Tennengebirge. Daneben fungiert R. ab 1926 als Vorstandsmitglied, ab 1929 als Kassier und stv. Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg unter der Leitung von →  W.  v.  Czoernig. Während der Zwischenkriegszeit steht er dem deutschnationalen Lager nahe und tritt der NSDAP als Mitglied bei. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österr. wird R. 1940 zum Vereinsführer ernannt und übt diese Position bis zum Kriegsende aus. Wegen seiner politischen Betätigung im Dritten Reich nimmt er nach 1945 keine Vereinsfunktion mehr an, bleibt aber bis zu seinem Ableben Mitglied. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist R. weiterhin als Mineralien- und Fossiliensammler am Haus der Natur unter Eduard Paul Tratz tätig. W.: Die Wasserhöhle im Königsbachtale (Salzburg). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1927. S. 69–70. Der Lengfeldkeller in der Taugl. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  24–26. Eine neue Fossilienfundstelle im Trattberggebiet. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (2), 1963 (1 S.). Mineraliensammeln in der Osterhorngruppe. Mitt. aus dem Haus der Natur Salzburg 5, 1973. S. 31–32. L.: K.  Mais  : Theodor Rullmann. Atlantis (Salzburg)

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18(1–2), 1996. S.  47–48. W.  Klappacher  : Theodor Rullmann ist gestorben. Atlantis (Salzburg) 22(1–2), 2000. S.  64. W.  Klappacher  : Salzburger Höhlengeschichte, Teil 2. In  : A. Oertel, U.  Brendel, R.  Hecht (Red.)   : Festschrift  – 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, 2011. S.  18–38. P.  Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017.

Saar, Rudolf Franz von * Rzeszów (Galizien, Polen) 1886; † Wien 1963 Jurist, Ministerialbeamter und Höhlenforscher

B.: Sechstes Kind des Oberstleutnants und Freiherrn Rudolf und der Rzeszówer Oberfinanzratstochter Theresia v. S., geb. Schuel. Neffe des Dichters Ferdinand v. S. Nach der Geburt wird sein Vater vom galizischen Garnisonsort Rzeszów als Flügeladjutant von Kaiser Franz Joseph I. nach Wien beordert, wo S.  seine ersten vier Lebensjahre verbringt. Anschließend wird der Vater nach České Budějovice (Budweis) transferiert, wo er bereits 1892 verstirbt. Während des Böhmischen Sprachenstreits und der Badeni-Krise (1897) besucht S. die deutsche Volksschule (1892–96) und das deutsche Staatsgymnasium (1896–1904) in České Budějovice. 1906 übersiedelt er gem. mit der Familie nach Wien, wo er zunächst sechs Semester naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Univ. Wien hört, schließlich aber zum Studium der Rechtswissenschaften wechselt. Den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger legt er 1909–10 beim k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 14 in Linz ab. 1912 promoviert S. zum Doktor der Rechte und absolviert im Folgejahr den richterlichen Vorbereitungsdienst beim Oberlandesgericht/Handelsgericht in Wien und beim Bezirksgericht in Golling, während er weiterhin naturwissenschaftliche Fächer an der Univ. Wien belegt. Um 1908–09 kommt S. durch seine Begeisterung für den Alpinismus mit der Höhlenforschung in Berührung und baut Kontakte zu → H. Bock auf. Ab 1910 ist er u. a. mit → G. Lahner, → A. v. Mörk, →  E.  v.  Angermayer und Bock maßgeblich an der Erforschung der Dachsteinhöhlen bei Obertraun sowie ab 1912 an der Erkundung der Eisriesenwelt bei Werfen beteiligt. Im Dezember 1910 gründet S. gem. mit → F. und A.  Hobelsberger die Akademische Sektion (an der Univ. Wien) des Vereins für Höhlenkunde in Österr. (ab 1913 Sektion Niederösterr.) und fungiert 1913–21 als deren Obmann (anschließend Ehrenobmann). Nach Kriegsbeginn wird er im August 1914 als Kadett d. Res. und Kommandant einer der k. u. k. Armee angegliederten Telegrafenabtlg. eingezogen und an der Russlandfront eingesetzt. Gegen Ende des nächsten Jahres erfolgt die Transferierung zum k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 14, wo S. als Kommandant einer Maschinengewehr-Abtlg. an der Italienfront kämpft und u. a. an der Offensive bei Vielgereuth (1916) und den winterlichen Stellungskämpfen am Monte Maggio und Monte Majo (1916–17) teilnimmt. In der Folge wird er als Höhlenreferent (1917–18) der an der Italienfront stationierten Generalstabsabtlg. des 11. Armeekommandos zu447

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gewiesen, wo er zuletzt als Oberleutnant d. Res. mit der Aufnahme und Erforschung militärisch verwendbarer Höhlen sowie mit der Organisation des sogenannten »Höhlenkriegsdienstes« und des Bergführerwesens betraut wird. Dabei entwickelt S.  ein besonderes Interesse an den wirtschaftlichen Aspekten der Höhlenforschung und der Nutzung von Höhlen als Ressourcenquelle. Nach Kriegsende tritt er wieder in den juristischen Staatsdienst ein und legt im Sommer 1919 die Richteramtsprüfung ab, anschließend wird S. in besonderer Verwendung dem Oberlandesgericht Wien und dem Obersten Gerichtshof zugeteilt. In der Folge tritt er in den Verwaltungsdienst über und wird dem Bundesministerium für Handel und Verkehr zugewiesen, wo er sich mit den Agenden des Patentamts befasst. 1921 erfolgt die Berufung ins Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, wo S.  fortan als Stellvertreter von →  R.  Willner mit der Leitung der Österr. Höhlendüngeraktion und der Bundeshöhlenkommission (nach 1926 deren provisorischer  Leiter) betraut wird. In dieser Funktion führt S. die Aufsicht über die staatliche Höhlenbauleitung in Peggau und beteiligt sich dortselbst an der Erforschung und Kartierung mehrerer Höhlen. 1922 fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft unter → O. Abel und → G. Kyrle, später als Schriftführer und ab 1932 als ihr Vizepräsident. 1921–23 obliegt S. die Verwaltung (Betriebsleiter → F.  v.  Morton) des in den Wirkungsbereich des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft gehörenden Dachsteinhöhlenunternehmens und die Leitung der dortigen Erschließungs- und Erweiterungsarbeiten. Dabei entfaltet S. eine rege Aktivität als Vermesser und Planzeichner, z. B. in der Dachstein-Rieseneis- und Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun, und nimmt an zahlreichen Forschungsfahrten, etwa in das Geldloch am Ötscher (1923) und die Dachstein-Mammuthöhle (1924), teil. Anschließend wird S. ins Wasserbauamt versetzt und befasst sich in der Folge mit Wasserrechtsfragen, insbes. im Zuge der Wasserkraftwerksprojekte an der Donau, Enns und dem Tauernkraftwerk der A.E.G., verantwortet aber weiterhin die Agenda »Karst- und Höhlenkunde« am Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. Daneben betätigt er sich fotografisch in Höhlen und entfaltet eine rege populärwissenschaftliche Vortragstätigkeit. 1923 Heirat mit der Industriellentochter Maria Isabella Hardy, Wechsel vom röm.-kath. zum evgl. Glaubensbekenntnis und Geburt der Kinder Claudia (* 1924) und Rüdiger (* 1930). In den Folgejahren ist S. maßgeblich am Entwurf des österr. »Naturhöhlengesetzes« (1928) und der darauf basierenden Verordnungen beteiligt, welche das Speläologische Institut, die Bundeshöhlenkommission und die amtliche Höhlenführerprüfung (1929) betreffen. Im selben Jahr verbringt S.  vier Monate als Austauschbeamter im Deutschen Reich und wird 1932 zum Korrespondenten des Bundesdenkmalamts in Wien ernannt. Während des austrofaschistischen Ständestaats ist S. politisch als Bundeslei448

ter für Land- und Forstwirtschaft innerhalb der Vaterländischen Front tätig und wird Mitglied der Heimwehr (1933–38), wo er sich öffentlich gegen den Nationalsozialismus ausspricht. Aufgrund des Ablebens von Kyrle (1937) wird S.  von der Univ. Wien mit der provisorischen Leitung und Auflösung der Lehrkanzel für Höhlenkunde betraut. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich leistet er gem. mit → H. Salzer und → F. Waldner erfolglos Widerstand gegen die von → H. Brand und → W. Abrahamczik betriebene Übernahme der Bestände des ehemaligen Speläologischen Instituts durch die Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde des SS-Ahnenerbes in München. Wegen seiner politischen Nähe zur Vaterländischen Front wird S. 1940 im Alter von 54 Jahren pensioniert. Nach Kriegsende wird er allerdings aus dem Ruhestand reaktiviert, zum Sektionschef und Leiter der juristisch-legislativen Sektion des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft berufen und u. a. mit der Agenda »Karst- und Höhlenwesen« betraut. 1948 initiiert S. die Neugründung der Bundeshöhlenkommission und wird zu deren Vorsitzendem bestellt. Drei Jahre später erfolgen die Neuerrichtung des Speläologischen Instituts und die Ernennung zu dessen Vorstand, allerdings wird er bereits 1952 in den dauernden Ruhestand versetzt. Im Alter entwickelt S. ein zunehmendes Interesse an der Geschichte der Höhlenforschung, ein von ihm verfasstes Manuskript zur Geschichte der Karstund Höhlenkunde in Österr. wird 1979 in bearbeiteter und erweiterter Form von → R. Pirker herausgegeben. Zudem setzt er die von Kyrle und → L. Handl begonnene meteorologische Untersuchung der Dachsteinhöhlen fort. 1961 fungiert S. als Ehrenpräsident des »3rd International Congress of Speleology«, der in Wien, Obertraun und Salzburg veranstaltet wird. W.: Die Riesenhöhlen bei Obertraun im Dachstein. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 45, 1914. S.  141–158. Vorschläge für den Ausbau und die Erschließung von Eishöhlen. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S. 30–41. Die Dachstein-Rieseneishöhle, mit 3 Höhlenplänen (Österr. Höhlenführer), 1922. Die Dachstein-Mammuthöhle, mit einem Höhlenplan (Österr. Höhlenführer), 1922. Die Lurhöhle bei Peggau in Steiermark, mit 2 Höhlenplänen (Österr. Höhlenführer), 1922. Der Röthelstein bei Mixnitz und seine speläologischen Erscheinungen. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  160–173. Die Mortonhöhle im Mittagskogel nächst der Schönbergalpe (Oberösterreich). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  71–82. Tätigkeitsbericht der Bundeshöhlenkommission seit ihrer 1.  Vollversammlung im November 1921. Speläologisches Jahrb. 7–9,

1926–28. S.  92–96. Geschichte und Aufbau der österreichischen Höhlendüngeraktion mit besonderer Berücksichtigung des Werkes Mixnitz. In  : O. Abel, G. Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S. 3–64. Die Dachstein-Eishöhle und die Möglichkeit der Entdeckung ihrer Fortsetzung. Die Höhle 1(4), 1950. S. 53–57. Die Geschichte der Entdeckung, Erforschung und Erschließung der bundesforsteigenen Höhlen nächst Obertraun im oberösterreichischen Salzkammergut. Denkschrift verfasst auf Einladung der Österr. Bundesforste anläßlich der Eröffnung der 1.  Sektion der Dachstein-Drahtseilbahn von Obertraun auf die Schönbergalpe, 1951. Die Dachstein-Rieseneishöhle im Katastrophenjahr 1954. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 8(2), 1953. S. 25–32. Franz Mühlhofer †. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium 449

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für Land- und Forstwirtschaft 8(2), 1953. S. 46–48. Bemerkungen zur Karstbestandsaufnahme des Speläologischen Institutes. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 8(3), 1953. S. 1–2. Meteorologisch-physikalische Beobachtungen in der Dachstein-Rieseneishöhle. Die Höhle 5(3–4), 1954. S.  49–62. Die Dachstein-Rieseneishöhle nächst Obertraun und ihre Funktion als dynamische Wetterhöhle. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 100, 1955. S.  263–319. Zur Frage des Einflusses der Großwetterlage auf die Dynamik der Wetterhöhlen. Die Höhle 8(2), 1957. S.  33–44. Hofrat Prof.  Dr.  G.  Götzinger zum 80.  Geburtstag am 2.  Juli 1960. III. G.  Götzingers Wirken und Arbeiten auf dem Gebiete der Karst- und Höhlenforschung. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1960. S.  151–157. Die »Teufelskirche« bei St. Gallen. Die Höhle 11(3–4), 1960. S.  46–51. Das Speläologische Institut und die

Aufgaben der angewandten Speläologie in Österreich. Österr. Hochschulzeitung 13(13), 1961. S.  5. Die historische Entwicklung der Karst- und Höhlenkunde in Österreich. Festvortrag bei der Eröffnung des Kongresses. In  : H. Trimmel (Red.)  : Dritter Internationaler Kongress für Speläologie (Wien, Obertraun, Salzburg 1961), Bd. 1, 1963. S.  25–39. Erinnerungen an den Höhlenkriegsdienst in Südtirol 1917–1918. Die Höhle 15(2), 1964. S. 41–48. (Mit R. Pirker)  : Geschichte der Höhlenforschung in Österreich, 1979. Zahlreiche Pläne, u. a. der Odelsteinhöhle (1909). L.: F.  Bauer  : In memoriam Rudolf Saar. Die Höhle 14(4), 1963. S.  109–113. R.  Pirker   : Sektionschef Dr.  Rudolf Saar zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 19(6), 1963. S. 63. Österr. Staatsarchiv (AdR BMfLuF Präs PA, Personalakt Saar Rudolf, Dr.)

Salzer, Heinrich * Wien 1910; † Wien 1992 Geologe, Mineraloge und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Josef Anton, Privatsekretär des Komponisten Anton Bruckner, und der Maria S., geb. Schillinger. Nach der Volksschule besucht S. ab 1921 das Franz-Joseph-Realgymnasium in der Stubenbastei. Durch seinen Großvater, einen Mineraliensammler, entwickelt er während seiner Jugend auch eine ausgeprägte Sammelleidenschaft, wird im Zuge der medialen Berichterstattung um die Erschließung der Eisriesenwelt bei Werfen auf das Karst- und Höhlenphänomen aufmerksam und tritt 1925 dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. bei. In den Folgejahren nimmt S.  an zahlreichen Befahrungen sowie paläontologischen und prähistorischen Grabungskampagnen in den Höhlen von Niederösterr. teil, u. a. bei → F. Mühlhofer in der Merkensteinhöhle bei Bad Vöslau. Nach Absolvierung der Matura (1929) beginnt er ein Studium der Speläologie, Mineralogie und Geologie an der Univ. Wien und wird neben → F. Waldner, → W. Abrahamczik und → R. Pirker einer der vier Schüler von → G. Kyrle. Weiters tritt S. der Speläologischen Gesellschaft unter → O. Abel und Kyrle bei, legt 1931 die amtliche Höhlenführerprüfung ab und ist als 450

Höhlenführer in der Seegrotte Hinterbrühl bei Mödling tätig, die vom Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. betrieben wird. Zwei Jahre später nimmt S. an der Wiener Universitätsreise nach Griechenland teil und promoviert 1934 bei Kyrle und Emil Dittler mit der vierbändigen Dissertation »Beiträge zu Genese, Morphologie und Struktur von Tropfsinterformen in Naturhöhlen, mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der Lurgrotte Peggau«. Im selben Jahr wird S.  gem. mit Pirker, Waldner und Abrahamczik Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für den Österr. Zentralhöhlenkataster und erhält eine Anstellung als Assistent im Salzarchiv des Speläologischen Instituts unter Kyrle, wo er mit der Bearbeitung der Salztiefbohrungen im Dürrnberg bei Hallein betraut wird. Nach Einstellung der dortigen Versuchsbohrungen wird das Salzarchiv liquidiert und S. beginnt 1935 auf Anregung von Kyrle ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien. Daneben nimmt er u. a. an Studienfahrten seines Lehrers in den Aggteleker und den Slowenischen Karst teil und beginnt sich mit der Geschichte der Höhlenkunde zu beschäftigen, woraus historische Aufsätze zum Leben und Werk von →  F.  Kraus und →  J.  A.  Nagel entstehen. Nach dem Tod von Kyrle (1937), der Auflösung des Speläologischen Instituts und der von Abrahamczik forcierten Transferierung von dessen Inventar an die Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde des SS-Ahnenerbes in München unter →  H.  Brand bemüht sich S.  gem. mit Waldner und →  R.  v.  Saar vergeblich, die Bibliothek und Lehrsammlung wieder zurück nach Wien zu bringen. Anschließend bricht S. das Studium der Rechtswissenschaften ab (1938) und arbeitet 1938–39 als Assistent am Mineralogischen Institut der Univ. Wien bei Alfred Himmelbauer und Alexander Köhler. Im September 1939 erhält er eine Anstellung als Prospektionsgeologe bei der Rohöl-Gewinnungs AG (RAG) unter Robert Janoschek und wird u. a. mit geologischen Aufnahmen und Prospektionsarbeiten um Wolkersdorf und Bernhardsthal betraut. Ein Jahr danach erfolgt die Einberufung von S. zur deutschen Wehrmacht, allerdings wird er bereits nach wenigen Monaten durch Intervention seines Arbeitsgebers wieder aus dem Militärdienst entlassen. Während der Kriegsjahre wirkt er bei Strukturbohrprogrammen an der Wiener Neustädter Pforte und bei Wartberg (Oberösterr.) mit. 1944 erleidet S. bei einem Autounfall einen Schädelgrundbruch, anschließend befindet er sich mehrere Monate in Spitalspflege. Heirat mit Maria Winter, Geburt der Zwillinge Heinrich und Gottfried. Nach Kriegsende nimmt er seine Tätigkeit bei der RAG wieder auf, betreut als Prospektions- und später als Produktionsgeologe Bohrungen in den Ölfeldern »Gaiselberg« und »RAG« im Raum Zistersdorf, bis er 1975 pensioniert wird. In der Nachkriegszeit beteiligt sich S.  maßgeblich am Wiederaufbau des höhlenkundlichen Vereinslebens in Österr., fungiert 1949–53 als Obmann des Landesvereins für Höh451

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lenkunde in Wien und Niederösterr. und 1949–54 als Präsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher. Daneben wirkt er seit 1949 als Vorstandsmitglied der Geologischen Gesellschaft und 1959–73 als stv.  Schriftleiter von deren Mitteilungen. Weiters ist S. ab 1965 als freier Mitarbeiter beim »Österr. Biographischen Lexikon (1815–1950)« beschäftigt, wo er mehrere Beiträge zu Höhlenforschern verfasst. Im Alter organisiert er geologische Exkursionen für Angestellte des Unternehmens »Shell Austria«, betreut die erdgeschichtliche Sammlung und die Museumsbibliothek im Bezirksmuseum von Wien-Simmering (ab 1987 Kustos des Museums). 1983 wird S. mit dem Goldenen Doktordiplom der Univ. Wien ausgezeichnet. W.: Die Höhlen- und Karstforschungen des Hofmathematikers Joseph Anton Nagel. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  111–121. Beiträge zu Genese, Morphologie und Struktur von Tropfsinterformen in Naturhöhlen, mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der Lurhöhle bei Peggau. 4  Bde. (speläologischer und mineralogischer Teil, 2 Beilagenbde.), Diss. Univ. Wien, 1933. Franz Kraus. Ein Nachruf zur 40.  Wiederkehr seines Todestages am 12.  Jänner 1937. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934–36. S. 1–12. Eine einfache Reaktion zur Unterscheidung von Calcit und Aragonit. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934–36. S.  76–79. Untersuchungen an Bergschlipfen im Salzkammergut. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1938. S.  137–140. Die mineralogischen Forschungsfahrten des Hofmathematikers J.  A.  Nagel in Niederdonau und Steiermark im Jahre 1747. Mineralogische und Petrographische Mitt. 51, 1940. S.  439–443. Über das Vorkommen von Kalkhäutchen in dem aufgelassenen Gipsbergwerk »Seegrotte« bei Mödling. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S.  66–74.

Nachruf Erich Bandl. Mitt. der Geologischen Ges. in Wien 53, 1960. S.  283–284. Franz Waldner (mit Nachtrag). Die Höhle 27(2, 4), 1976. S. 75–80, 161. (Mit H. Trimmel)  : Nachruf auf Renatus Rudolf Pirker. Die Höhle 33(4), 1982. S.  149–152. Erinnerungen an Anton Meißner. Nach den Erzählungen meines Vaters Josef Anton Salzer. Bruckner-Jahrb., 1984–86. S.  63–64. (Mit H.  Holzmann)  : Die Veterani-Höhle am Eisernen Tor (Rumänien). Die Höhle 40(1), 1989. S. 11–15. Beitr. im »Österr. Biographischen Lexikon (1815–1950)« zu den Persönlichkeiten  : Franz Kraus, Georg Kyrle, Adolf Schmidl. L.: H.  Mrkos  : Zum 80.  Geburtstag von Dr.  Heinrich Salzer. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 46(7– 8), 1990. S.  173. K.  Mais  : Zum 80.  Geburtstag von Dr.  Heinrich Salzer. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 41(4–5), 1990. S. 41. N.N.: Dr. Heinrich Salzer zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 48(9), 1992. S. 155. H.  Polesny  : Heinrich Salzer. Mitt. der Österr. Geologischen Ges. 86, 1993. S. 185–186.

Sartori, Franz * Unzmarkt (Steiermark) 1782; † Wien 1832

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Schriftsteller, Buchzensor und Verwaltungsbeamter

B.: Sohn des Franz Xaver, fürstl. Schwarzenberg‘scher Oberbeamter und Landgerichtsverwalter zu Unzmarkt, und der Anna S., geb. v. Schäfersfeld. Nach erstem Unterricht im Elternhaus geht S. nach Graz, wo er die Humanioren (Gymnasialklassen) und die philosophischen Jahrgänge an der Univ. absolviert, die französische Sprache erlernt und sich insbes. mit Naturgeschichte und Geografie befasst. In der Folge tritt 452

er in den geistlichen Orden der Minoriten ein, welchen er nach 1 ½ Jahren – noch vor Ablegung der ewigen Profess – wieder verlässt. Nachdem S. bereits ökonomische und topografische Artikel u. a. für das von Christian Karl André herausgegebene »Patriotische Tageblatt« verfasst hat, wird ihm 1804 die Redaktion der in Graz erscheinenden »Zeitung für Innerösterreich« übertragen. Zwei Jahre später reist er nach Wien, wo er 1807‒10 durch Förderung von Joseph August Schultes die Zeitschrift »Annalen der österreichischen Literatur und Kunst« herausgibt und seine Studien fortsetzt. 1807 promoviert S. in Medizin an der Univ. Erlangen mit einer Dissertation zur Flora der Steiermark mit dem Titel »Specimen nomenclatoris plantarum phaenogamarum in Styria« und unternimmt in Folge eine Rundreise durch viele Provinzen der Habsburgermonarchie. Auf Empfehlung Erzherzog Johanns tritt S. im August 1808 nach dem Ableben seines Freundes Joseph Höderl dessen Stelle am k. k. Bücher-Revisionsamt in Wien an, das er ab 1814 bis zu seinem Ableben als Vorsteher im Rang eines niederösterr. Regierungssekretärs leitet. Nebenbei übernimmt er 1813–14 die Redaktion der »Wiener Literatur-Zeitung« und 1814–20 zur Belebung des »Nationalgeistes« die Schriftleitung der »(Erneuerten) vaterländischen Blätter für den österreichischen Kaiserstaat«, denen jedoch 1820 die amtliche Unterstützung entzogen wird. Ab 1819 bis zu seinem Ableben gibt S. auch den »Gemeinnützigen und erheiternden Haus-Kalender für das österreichische Kaiserthum« heraus. Als einer der produktivsten und erfolgreichsten Wiener Schriftsteller und Journalisten zur Zeit des Biedermeier verfasst er mehr als 20 Bände (insbes. zur Landeskunde, Geografie, Geschichte und Naturgeschichte der Habsburgermonarchie) mit der Absicht, »Vaterlandsliebe durch Vaterlandskunde zu befördern«. Obgleich mehrere Publikationen, z. B. zu Salzburg, Oberösterreich und Steiermark, auch auf persönlichen Reiseerlebnissen beruhen, übernimmt der Polyhistor bei der Abfassung seiner Werke auch unreflektiert Inhalte von unterschiedlichen Quellen und Autoren, die er – ohne sie auszuweisen – neu zusammenfügt. Besonderes Augenmerk widmet er dabei dem Karst- und Höhlenphänomen und paläontologischen Funden, fördert in den »Vaterländischen Blättern« die Veröffentlichung von Höhlenbeschreibungen und führt in seinen Publikationen erstmals die bekanntesten Höhlen der Donaumonarchie zusammen, die z. T. mittels Stichen illustriert und auch von S.  besucht werden. In dem vierbändigen Werk »Naturwunder des Oesterreichischen Kaiserthumes« wählt er neben öffentlich bekannten Höhlen auch in der Literatur noch nicht beschriebene unterirdische Objekte aus (insgesamt mehr als 30) und schafft so für sein Lesepublikum eine interessante Mischung aus bereits beliebten und neuen Reisezielen. Dabei schließen die Höhlenbeschreibungen von S. auch Hinweise für Besucher, die Wahl geeigneter Hilfsmittel und verlässlicher Führer ein. Von seinen Zeitgenossen begeistert rezipiert, werden seine Höhlenbeschreibungen bis Anfang des 453

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20. Jh. auch in der höhlenkundlichen Literatur zitiert, womit er den Kanon an österreichweit bekannten Höhlen langfristig mitprägt. Zuletzt plant S. ein Schriftstellerund Gelehrtenlexikon der Habsburgermonarchie, das jedoch aufgrund seines frühen Todes unvollendet bleibt. Im Laufe seiner Karriere wird er u. a. Mitglied der Sozietät für die gesamte Mineralogie zu Jena, der Landwirtschafts-Ges. in Wien und Graz sowie der Ges. zur Beförderung des Ackerbaues und der Künste zu Klagenfurt. Ein Teilnachlass wird 2014 von der Wienbibliothek im Rathaus angekauft. W.: Skizzirte [sic  !] Darstellung der physikalischen Beschaffenheit und der Naturgeschichte des Herzogthumes Steyermark, 1806. Naturwunder des Oesterreichischen : Neue AnKaiserthumes, 4 Bde., 1807/09. (Red.)   nalen der Literatur des österreichischen Kaiserthumes (Ztschr.), 1807–10. Specimen nomenclatoris plantarum phaenogamarum in Styria sponte crescentium, 1808. Grundzüge einer Fauna von Steyermark, 1808. Länder- und Völker-Merkwürdigkeiten des österreichischen Kaiserthumes, 4 Bde., 1809. Lebensbeschreibungen berühmter Helden, 1809. Neueste Reise durch Oesterreich ob und unter der Ens, Salzburg, Berchtesgaden, Kärn­ then und Steyermark, 3 Bde., 1811. (Red.)  : Wiener Literatur-Zeitung, 1813–14. (Red.)  : (Erneuerte) vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Ztschr.), 1814–20. Pantheon denkwürdiger Wunderthaten volksthümlicher Heroen und furchtbarer Empörer des österreichischen Gesammt-Reiches, 3 Bde., 1816 (2. Aufl. 1844 unter dem Titel  : Lebensbeschreibungen berühmter Helden und einiger Rebellen). Neueste Geographie von Steyermark, 1816. Taschenbuch für Marienbads Curgäste, 1819. (Hg.)  : Oesterreichs Tibur, oder Natur- und Kunstgemählde aus dem oesterreichischen Kaiserthume, 1819. Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie, 8 Bde., 1819–20 (2. Aufl., 12 Bde., 1839–40). (Red.)  : Gemeinnütziger und erheiternder Haus-Kalender für das österreichische Kaiserthum (Ztschr.), 1819–32. Ver-

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zeichniß der gegenwärtig in und um Wien lebenden Schriftsteller, 1820. Neueste Geschichten und Beschreibungen der merkwürdigsten Gotteshäuser, Stifte und Klöster, 2 Bde., 1821. Historisch-ethnographische Übersicht der wissenschaftlichen Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des Öster­reichischen Kaiserthums nach seinen mannigfaltigen Sprachen und deren Bildungsstufen, Bd. 1 (Bd. 2 durch Ableben des Autors nicht erschienen), 1830. Oesterreich’s Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande, 4 Bde., 1830–31. Wien’s Tage der Gefahr und die Retter aus der Noth, 2 Bde., 1830/32. L.: F. H. Boeckh (Hg.)  : Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache, 1821. S.  44– 45. N.N.: Miscelle. Grazer Zeitung, 5.4.1832. S. 8. F. Gräffer, J. J. Czikann  : Oesterreichische National-Encyklopädie, Bd. 4, 1836. S.  490. J. B. v. Winklern  : Franz Sartori. Steyermärkische Ztschr. N.F. 7(1), 1842. S. 56–58. E. Kreissl, K. Frantz  : Dr. med. Franz Sartori und seine grundlegende Veröffentlichung von 1808 über die Tierwelt der Steiermark. Mitt. der Abt. für Zoologie am Landesmuseum Joanneum 49, 1995. S.  97–99. J. Mattes  : Reisen ins Unterirdische. Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung bis in die Zwischenkriegszeit, 2015 (bes. S.  149, 375). Wienbibliothek im Rathaus (Teilnachlass Franz Sartori, ZPH 1645, ZPH 1674).

Schadler, Josef * Gmunden (Oberösterreich) 1889; † Linz (Oberösterreich) 1978 Geologe und Mineraloge

B.: Sohn des Kaufmanns Josef und der Eisenhändlertochter Maria S., geb. Spießberger. Nach der Volksschule besucht S.  das Staatsgymnasium in Gmunden und legt 454

die Matura (1908) ab. Anschließend beginnt er ein Studium der Naturwissenschaften, insbes. der Chemie, Physik und Mineralogie, an der Univ. Graz und absolviert einen einmonatigen Studienaufenthalt an der Zoologischen Station in Triest. 1911 erhält S. eine Anstellung als Assistent am Lehrstuhl für Mineralogie, legt zwei Jahre später die Lehramtsprüfung ab und promoviert in Geologie bei Rudolf Scharizer mit der Dissertation »Beiträge zur Kenntnis der Einschlüsse der ­ südsteiri­schen Basalttreppe nebst Bemerkungen zur Frage der Olivinbomben«. Im Oktober 1913 meldet sich S. als Einjährig-­ Freiwilliger und wird dem k. k. Landesschützen-Regiment Nr. 1 (Gebirgstruppe) in Trient zugewiesen. Nach Kriegsbeginn wird er bereits im August 1914 im Rang eines Unterjägers an die Ostfront transferiert, wo er im folgenden Monat bei Grodek verwundet wird. Nach seiner Genesung befindet sich S. von Dezember 1914 bis März 1915 im Kriegseinsatz an der Karpatenfront, wo er schwer erkrankt, superarbitriert und schließlich der Reserveoffiziersschule in Steyr als Instruktionsoffizier zugeteilt wird. Nach der Enthebung aus dem Militärdienst ist S. 1917–19 als Werkchemiker der Karbid- und Kalkstickstofffabrik in Sebeniko (Kroatien) tätig. 1919–21 ist er als Vertragsbeamter am Ministerium für Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, wo er → R. Willner und → R. v. Saar unterstellt und im Zuge der Österr. Höhlendüngeraktion mit der Erkundung von Phosphatlagerstätten in Höhlen, insbes. in Oberösterr., betraut wird. Daraufhin wird S. als ständiges Mitglied in die staatliche Höhlenkommission (1920) aufgenommen und arbeitet eng mit →  O.  Abel und →  G.  Kyrle zusammen. 1920–24 fungiert er als Betriebsleiter der staatlichen Höhlenbauleitung und deren Laboratorium in Gmunden, später wird er der Höhlenbauleitung in Peggau zugewiesen, wo S.  mit dem Abbau der phosphathaltigen Höhlensedimente aus der Drachenhöhle bei Mixnitz beauftragt wird. Weiters nimmt er an der Gründung der Speläologischen Gesellschaft in Wien (1922) unter O. Abel und Kyrle teil und wirkt während der 1920er Jahre bei paläontologischen und prähistorischen Ausgrabungen in der Drachenhöhle mit. Nach Auflösung der Österr. Höhlendüngeraktion erhält S. 1924 eine Anstellung bei den Arsenik-Werken in Złoty Stok (Südpolen), wo er mit der Prospektion und Untersuchung von Arsenerz-Lagerstätten betraut wird. Im Folgejahr wird er zum Korrespondenten der Geologischen Bundesanstalt und des Naturhistorischen Museums in Wien ernannt. Im Rahmen seiner Tätigkeit für die Arsen-­Industrie bereist S. 1926 Brasilien, Chile und Bolivien und beteiligt sich dortselbst an Prospektionsarbeiten. 1928–30 hat er eine leitende Tätigkeit beim Phosphatabbau in Siebenbürgen inne. Im Rahmen der Vorbereitungen zu einer Fest455

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schrift zum 100-jährigen Bestehen des Oberösterr. Landesmuseums erhält S.  1931 eine Anstellung unter dem Direktor → T. Kerschner und wird schließlich zu dessen Stellvertreter ernannt (1940). Zugleich bekommt er im Zuge der in Oberösterr. intensiv betriebenen Boden- und Rohstoffuntersuchungen eine Stelle als auswärtiger Mitarbeiter der Geologischen Bundesanstalt in Wien und baut nach 1938 eine eigene Dienststelle in Linz auf. Ab 1932 führt S. Vorarbeiten zur Erstellung einer geologischen Karte des Linzer Raumes durch (1966 publiziert), untersucht das Phosphorit-Vorkommen von Prambachkirchen und Plesching und ist in den Folgejahren mit zahlreichen weiteren geologischen Kartierungsarbeiten befasst, u. a. um Eferding, Gmunden und im Dachstein-Gebiet. Zudem tritt S. der NSDAP bei und engagiert sich nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich als Geologe im Sinne des nationalsozialistischen Regimes, u. a. ist er im April 1938 bei der Standortentscheidung zur Errichtung eines Konzentrationslagers in Mauthausen eingebunden. Im selben Jahr wird er mit Untersuchungen zu Baugrund und Baumaterialen für die Reichsautobahn von Salzburg bis zum Attersee betraut, daneben ist S.  während der Kriegsjahre als Ingenieurgeologe und Sachverständiger im Straßen- und Tunnelbau tätig. 1939 wird er gem. mit → K. Ehrenberg vom SS-Ahnenerbe beauftragt, Grabungen in der Salzofenhöhle (Totes Gebirge) durchzuführen und die von → O. Körber aufgestellte These, dass sich dort die höchstgelegene prähistorische Siedlungsstätte innerhalb des Deutschen Reichs befinde, zu überprüfen. Weiters nimmt S. zwei Jahre später an der Gründungsversammlung des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung teil und wird zum Mitglied des Forschungsbeirats bestellt. 1942–43 ist er als Wehrgeologe der Organisation »Todt« in Norwegen eingesetzt und wird von August 1944 bis Februar 1945 in Vertretung von Franz Lotze mit der Leitung der Zweigstelle für Bodenforschung in Wien (vormals Geologische Bundesanstalt) und kurzzeitig auch mit der Führung des Oberösterr. Landesmuseums betraut. Nach Kriegsende wird S. wegen seiner politischen Betätigung während des Dritten Reichs seiner Ämter enthoben, engagiert sich daraufhin aber innerhalb der Naturschutzbewegung, wird zum Vorsitzenden des Landesbeirats für Naturschutz bestellt und Mitbegründer sowie erster Obmann der Landesgruppe Oberösterr. des Österr. Naturschutzbundes. Während des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegsjahre wird er mit der Neuerfassung und Begutachtung von Bodenrohstoffen betraut, u. a. untersucht er die Salzbergwerke von Bad Ischl, Bad Aussee und Hallstatt. In der Folge wird er zum Ehrenmitglied des Akademischen Senats der Univ. Innsbruck (1950) und des Oberösterr. Musealvereins (1968) ernannt sowie mit dem Ehrenring der Stadt Linz (1965) und dem Titel eines Professors (1969) ausgezeichnet.

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W.: Die Phosphatablagerungen in der Lettenmayerhöhle bei Kremsmünster in Oberösterreich. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 1, 1920. S.  26–31. Tätigkeitsbericht der Höhlenabteilung Gmunden, Oberösterreich, über Befahrungen und Aufschlußarbeiten. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 1, 1920. S. 51–56. Die Phosphatgewinnung aus der Drachenhöhle bei Mixnitz in Steiermark. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  42–46. Chemisch-geologische Beobachtungen gelegentlich des Abbaues der Phosphatablagerungen in der Drachenhöhle bei Mixnitz. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  58, 1921. S.  216–218. Chemisch-geologische Beobachtungen gelegentlich des Abbaues der Phosphatablagerungen in der Drachenhöhle bei Mixnitz. Ber. der Bundeshöhlenkommission (vormals staatlichen Höhlenkommission) 3(1–2), 1922. S.  34–36. Tierfährten und Bärenschliffe in der Drachenhöhle bei Mixnitz. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  73–76. Auffindung der Phosphatminerale Brushit und Kollophan in der Drachenhöhle bei Mixnitz (Steiermark). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  11–12. Scharizerit, ein neues Mineral aus der Drachenhöhle bei Mixnitz in der Steiermark. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  62, 1925. S.  180. Über die Phosphatablagerung der Czoklovinahöhle (Siebenbürgen) im Vergleich mit jener der Drachenhöhle. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1928. S. 99–103. Der Erhaltungszustand fossiler Knochen in Höhlenablagerungen. Palaeobiologica 2, 1929. S. 282–286. Der Rötelstein und seine Durchhöhlung. In  : O. Abel, G. Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S. 143–147. Die Topographie und Morphologie der Höhlenräume. In  : O. Abel, G. Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S. 148– 165. Die Ablagerungen. In  : O. Abel, G. Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S.  169–224. (Mit T.  Kerschner)  : Geschichte der naturwissenschaft-

lichen Sammlungen des oberösterreichischen Landesmuseums. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 85, 1933. S. 345–479. Zur Phosphoritfrage in der Ostmark. Ztschr. der Deutschen Geologischen Ges. 90(6–7), 1938. S.  405–408. Berichte über wissenschaftliche Tätigkeit im Gau. Bodenforschung. Jahrb. des Vereines für Landeskunde und Heimatpflege im Gau Oberdonau 89, 1940. S.  283–287. (Mit K.  Ehrenberg)  : Bericht über die Ausgrabungen in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Palaeobiologica 7, 1941. S. 325–348. Fundumstände und geologisches Alter der Pflanzenreste aus den Phosphoritvorkommen von Prambachkirchen in Oberdonau. In  : E.  Hofmann (Red.)  : Pflanzenreste aus dem Phosphoritvorkommen von Prambachkirchen in Oberdonau. Palaeontographica 88, Abtlg. B, 1944. S.  3–10. Über Höhlensedimente in Österreich. Österr. Hochschulzeitung 13(9), 1961. S.  9. Geologische Karte Linz und Umgebung, 1  :50.000, 1966. L.: W.  Freh  : Josef Schadler  – 70  Jahre. Oberösterr. Kulturber. 16, 1959. G.  Beurle   : Dr.  Schadler  – 75  Jahre. Österr. Wasserwirtschaft 16, 1964. S. 235–236. N.N.: Zwei Ehrenringträger wurden Ehrenringträger der Stadt Linz. Apollo  – Nachrichtenblatt der Naturkundlichen Station der Stadt Linz 1, 1965. S. 4. N.N.: Dr. Josef Schadler. Natur und Land 51, 1965. S. 13. W. Freh  : Dr. Josef Schadler. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 114(2), 1968. S.  29–30. H.  Kohl  : Zu Ehren Dr.  Josef Schadlers. Apollo  – Nachrichtenblatt der Naturkundlichen Station der Stadt Linz 52, 1978. S. 13. H. Kohl  : Dr. Josef Schadler. Mitt. aus dem Oberösterr. Musealverein 8(2), 1978. S.  2–3. H.  Kohl  : Professor Dr.  Josef Schadler. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 123(2), 1978. S.  17–22. E.  Fritsch  : Professor Joseph Schadler verstorben. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. 24(1), 1978. S.  1. S.  Prey  : Professor Dr. Josef Schadler †. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1979. S. 279–284. W. Mittmannsgruber  : 50 Jahre Naturschutzbund Oberösterreich. Die Gründung der Landesgruppe im Jahr 1962. Informativ 69, 2013. S. 4–5.

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Schafelner, Franz * Haag (Niederösterreich) 1918; † Linz (Oberösterreich) 1993 Versicherungsvertreter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Haager Gastwirts und Bäckermeisters Franz und der aus St. Valentin stammenden Gastwirtstochter Maria S., geb. Leherbauer. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Versicherungsvertreter wird S. 1951 Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. und ist 1957–68 in unterschiedlichen Funktionen innerhalb des Vereins tätig, u. a. als stv. Kassier und Zeugwart sowie kurzfristig auch als Hüttenwart der Lippleshütte bei Bad Ischl. Während dieser Periode wird S. zu einer der tragenden Säulen für die Forschungstätigkeit des Vereins. Zunächst unternimmt er gem. mit → K.  Trotzl, Ernst Strauß und Erwin Troyer zahlreiche Forschungs- und Vermessungstouren in der Hirlatzhöhle bei Hallstatt, der Koppenbrüllerhöhle und den Dampfenden Schächten (heute Teil der Dachstein-Mammuthöhle) bei Obertraun, wo S. insbes. für die fotografische Dokumentation und Organisation der Touren verantwortlich ist. Weiters beteiligt er sich maßgeblich an der Entdeckung und Erforschung der Tropfsteinhöhle im Hangenden Kogel bei Ebensee und der Preissner Höll-Luckn bei Großraming. 1961 legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab. In den 1960er Jahren nimmt er gem. mit Ernst Hofreiter und Ottokar Kai an zahlreichen Forschungsfahrten in den Ahnenschacht im Toten Gebirge teil und führt daneben Instandsetzungsarbeiten an der vereinseigenen Lippleshütte durch. L.: N.N.: In memoriam Franz Schafelner. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 40(1), 1994. S. 4–5.

Schaffenrath, Aloys (Alois, Alojzij) * Ljubljana (dt. Laibach) 1794; † Postojna (dt. Adelsberg, Slowenien) 1836

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Zeichner, Ingenieur und Höhlenforscher

B.: Sohn des Tobias S., Goldschmied in Ljubljana. Nach einer technisch-künstlerischen Ausbildung erhält S. eine Anstellung als Amtszeichner an der illyrischen Baudirektion in Ljubljana und ist insbes. im Straßen- und Wasserbau tätig. 1821 besucht er erstmals die Postojnska jama, wo drei Jahre zuvor bei der Vorbereitung des Besuchs 458

von Kaiser Franz I. neue Höhlenteile entdeckt worden sind. In der Folge bildet S. die Höhle im kaiserlichen Auftrag in Form von zumindest sechs Aquarellen ab, welche die Vorlage für populäre Lithografien (1824) und Kupferstiche (1830–32) bilden. In den Folgejahren beteiligt er sich gem. mit Joseph v. Löwengreif, Kreiskassier in Postojna, (bzw. ab 1823 allein) an der touristischen Erschließung der Postojnska jama. Dazu erarbeitet er Pläne zur Anlage von Führungswegen, konstruiert eine Holzbrücke über den unterirdischen Fluss Pivka im sogenannten »Veliki dom« und fördert die weitere Erforschung und den Ausbau der Höhle. 1825 wird S. zum provisorischen Kreisingenieur bei der Bezirkshauptmannschaft in Postojna ernannt und erhält drei Jahre später eine Definitivstellung. Weiters verfasst S. zwei Reisehandbücher für Besucher der Höhle, die auch in andere Sprachen übersetzt werden, und fertigt u. a. auf Grundlage von Vermessungen des Oberhutmanns Johann Percher zwei Karten der Postojnska jama an (1821/33). Zudem vermisst er als Kreisingenieur das periodische Gewässer Cérkniško jézero (Zirknitzer See), entwickelt Pläne zu dessen wasserbaulicher Regulierung und Trockenlegung und ermutigt die lokale Bevölkerung, die Höhlen des Sees zu erkunden. Weiters ist S. Mitglied der Philharmonischen Gesellschaft in Ljubljana. W.: Sechs Aquarelle der Postojnska jama (Slowenisches Nationalmuseum), 1821. Manuskriptplan der Postojnska jama und neun Lithografien der Postojnska jama (1821–24), Archiv des Karstforschungsinstituts in Postojna (Nr. S 13064). Wegweiser für den Wanderer in der Adelsberger Grotte, 1829. F.  v.  Hohenwart  : Wegweiser für die Wanderer in der berühmten Adelsberger und Kronprinz Ferdinands-Grotte bey Adelsberg in Krain, 3 Bde., 1830–32, 2. Aufl. 1837. Situationsplan aller Verzweigungen der berühmten Grotte bei Adelsberg (vom Oberhutmann Johann Fercher markscheiderisch aufgenommen), 1833. Beschreibung der berühmten Grotte bei Adelsberg in Krain, 2  Aufl. (auch Übers.), 1834/37. L.: N.N.: Laibach [Beförderung]. Vereinigte Lai-

bacher Zeitung, 26.8.1828. S.  1. N.N.: Pränumerations-Ankündigung. Vereinigte Laibacher Zeitung, 24.12.1831. S. 672–673. A. Schmidl  : Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas, nach allen ihren Verzweigungen, Enden und Klüften, 1854 (bes. S.  23–24). F.  Habe  : Vodniška literatura Postojnske jame. Naše jame 10, 1968. S. 15–32. S. Kempe, I. Bauer, H. Dirks, H.-V. Henschel  : Schaffenrath’s Inscription Column in Pisani Rov, Postojnska jama. Acta Carsologica 33(2), 2004. S.  299–312. T.  R.  Shaw, A.  Čuk  : Images of Postojnska Jama (Slovenia) before 1914. Atti e Memorie della Commissione Grotte «Eugenio Boegan« 43, 2011. S.  67–84. T.  R.  Shaw  : Slovene Caves and Karst Pictured 1545–1914, 2012. S. 197–198.

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Schallenberg, Christoph von * Piberstein (Oberösterreich) 1561; † Wien 1597 Lyriker, Politiker und Offizier

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B.: Ältester Sohn des aus dem Mühlviertel stammenden kaiserlichen Rats und obderennsischen Landrats Wolf und der Leonore v.  S., geb. v.  Sprinzenstein. Protestantisch erzogen besucht S.  als Konviktschüler die obderennsische Landschaftsschule in Enns/Linz und anschließend für kurze Zeit die Lateinschule des Johannes Wolf in Regensburg. Ab 1578 hört er Vorlesungen an der Univ. Tübingen und studiert 1580 Rechtswissenschaften in Padua, Bologna und Siena, von wo er Unteritalien, Sizilien und Malta bereist. Daneben beschäftigt er sich mit Poesie und verfasst religiöse Lyrik, Liebes-, Gelegenheits-, Klage- und Spottgedichte in lateinischer und deutscher Sprache, wobei er neulateinische Dichtkunst mit Elementen des Volkslieds verbindet. Nach seiner Rückkehr (1583) wird S. zum Truchsess von Erzherzog Matthias ernannt. Nach der 1588 erfolgten Heirat mit Marusch v. Lappitz, Tochter eines kaiserlichen Rats, befasst sich S. mit der Verwaltung des von seiner Frau geerbten Anwesens Seisenegg nahe Amstetten, wo die Familie sesshaft wird (später Umzug nach Wien). Geburt der Kinder Wolf (* 1589), Ernst (* 1592), Georg (* 1593) und Carl (* 1596). Da der Erzherzog ab 1590 zumeist in Wien residiert, folgt ihm S. mit dem Hofstaat dorthin nach. Vermutlich nach einer Verfehlung muss er sich aus dem unmittelbaren Umfeld des Erzherzogs zurückziehen. Da Ende des 16. Jh. mehrere in Niederösterr. gelegene Höhlen im Zuge von Erzprospektionen aufgesucht werden, erhält auch S. als Bannerherr von Reichard Streun (auch Reichart Strein) v. Schwarzenau 1592 von Kaiser Rudolf II. den Auftrag, das Geldloch im Ötscher zu durchforschen, welches er gem. mit einem Arzt aus Wien, Mönchen und Bauern aus Gaming aufsucht. Wenige Tage darauf erfolgt eine zweite Begehung unter der Leitung von Hanns Gasner, Diener des Priors der Kartause Gaming. Die Originalberichte von S. und Gasner, gerahmt durch ein an den Kaiser übermitteltes Schreiben Streuns, sind nur in Form von Abschriften erhalten (u. a. von → A. v. Hacker in dessen »Historia Grafendorfensis«) und stellen die erste verschriftlichte Beschreibung einer in Österr. unternommenen Höhlenbefahrung dar. Nach dem Verkauf von Seisenegg erwirbt S. 1593 die Herrschaft Leombach mit ihrem Sitz in Weyer, baut das Anwesen aus und lässt eine Quellgrotte für Dichterlesungen errichten. Im Folgejahr wird er zum kaiserlichen Regimentsrat und Regenten der niederösterr. Lande ernannt, 1595 als Obrister Schiffmeister mit dem Truppennachschub 460

für die Kampfhandlungen mit den Osmanen betraut und Teilnehmer der Schlacht bei Mezőkeresztes (1596). Während eines militärischen Einsatzes in Ungarn erkrankt S. im April des nächsten Jahres schwer und stirbt nach seiner Rückkehr nach Wien. Sein Freund Job Hartmann v. Enenkel ehelicht 1601 die Witwe und legt eine handschriftliche Sammlung der Gedichte von S. an, die sich in der Österr. Nationalbibliothek in Wien erhalten hat. W.: Khuertze Relation wie der Perg Oetscher von der obersten Höhe, biß hinab zu den hollen cavernis uersus meridiem, auch wie er inwendig geschaffen etc. In  : Niederösterr. Landesarchiv, Hs.  78, Enenkels Kollektaneen, Bd.  2. S.  488–503 (1592). Umständliche Beschreibung. In  : A. Schmidl  : Die Höhlen des Ötscher, 1857. S.  30–36. R.  Hinterndorfer (Hg.)  : Christoph von Schallenberg. Sämtliche Werke und Briefe, 2  Bde., 2008. Gedichte. Handschriften-Sammlung, Österr. Nationalbibliothek (Cod. Ser. n. 94). L.: H.  Hurch  : Italienische Volkslieder des 16.  Jh. Archiv für das Studium der neueren Sprachen 87, 1891. S. 446–448. H. Hurch  : Aus dem Liederbuch eines adlichen Poeten des 16. Jh. Ztschr. für deutsches Alterthum 36, 1892. S. 63–77. J. Bolte  : Zu den von Christoph von Schallenberg übersetzten italienischen Liedern. Archiv für das Studium der neueren Sprachen 92, 1899. S. 65–68. H. Hurch (Hg.)  : Christoph von Schallenberg. Ein österreichischer Lyriker des 16. Jahrhunderts, 1910. R.  Velten  : Das ältere deutsche Gesellschaftslied unter dem Einfluß der italienischen Musik, 1914. K.  Großmann  : Reichart Strein von Schwarzenau. Ein österreichischer Staatsmann und Gelehrter aus der Zeit der Renaissance, Reformation und Gegenreformation. Jahrb. für Landeskunde und Heimatschutz von Niederösterr. und Wien N.F. 20(2), 1927. S.  1–37. C.  Pauli  : Herrn Christophs von Schallenberg deutsche Poetereien, Diss. Univ. Wien, 1942. R.  Pirker  : Die Erforschung

der Höhlen Niederösterreichs. Jahrb. für Landeskunde von Niederösterr. N.F. 30, 1949–52. S. 42–61. R.  Pirker  : Die Geheimnisse des Ötscherberges (Forschungsgeschichte 1592–1879). In  : R. Pirker, H. Trimmel (Red.)  : Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien, 1954. S. 7–14. J. Vornatscher  : Zwei Kaiser als Höhlenforscher. Die Höhle 27(2), 1976. S. 73–75. M. H. Fink  : Der erste bibliographische Hinweis auf die Erforschung der Ötscherhöhlen. Die Höhle 28(4), 1977. S. 120–121. H. Hartmann, W. Hartmann  : Das Geldloch am Ötscher in Niederösterreich. Die Erforschungsgeschichte einer Höhle im Spiegel von vier Jahrhunderten. Die Höhle 35(3–4), 1984. S. 155–166. K. Mais, H. Trimmel  : 1592–1992. 400 Jahre Forschung in den Höhlen des Ötschers. Die Höhle 43(3), 1992. S. 74–79. A.  Martino  : Die italienische Literatur im deutschen Sprachraum, 1994. S. 421–423. G. Hübner  : Christoph von Schallenberg und die deutsche Liebeslyrik am Ende des 16. Jh. Daphnis 31, 2002. S. 127–186. E. Klecker  : Es schallt durch Berg und tiefe Tal. Hieronymus Arconatus und Christoph von Schallenberg. Unsere Heimat 75, 2004. S. 152–159. R. Hinterndorfer  : Das Beispiel Christoph von Schallenbergs  : Herausforderungen literar-historischer Quellenforschung zum österreichischen Späthumanismus. Mit neuen Materialien zur Biound Ergographie. In  : C. Fackelmann, W. Kriegleder (Hg.)  : Literatur  – Geschichte  – Österreich, 2011. S. 415–464.

Schauberger, Othmar * Salzburg 1901; † Bad Ischl (Oberösterreich) 1993

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Salinenbeamter und Höhlenforscher

B.: Sohn des Adolf, Forst- und Domänenverwalter in Faistenau, und der Bad Ausseer Hauptkassiertochter Melanie S., geb. Zeilinger. Aufgrund der wechselnden Dienstorte des Vaters zieht S. mehrmals mit seiner Familie um, u. a. nach Radstadt (1906) und 461

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nach Gmunden (1910), wo seinem Vater als Forstmeister die Verwaltung des Forstgebiets Offensee bei Ebensee (1912) übertragen wird. Nach Absolvierung der Matura am Staatsgymnasium Gmunden (1919) beginnt S. ein Studium an der Montanistischen Hochschule Leoben, das er 1928 mit Abfassung einer Staatsprüfungsarbeit in Lagerstättenkunde mit dem Titel »Die Fließstrukturen im Hallstätter Salzlager« abschließt. 1919 nimmt er gem. mit →  F.  Pergar und ­ → J. Pollanschütz an einer Forschungsfahrt in die Gassel-­ Tropfsteinhöhle bei Ebensee teil. Im Rahmen der Österr. Höhlendüngeraktion wird S. 1921–25 von der staatlichen Höhlenbauleitung in Gmunden mit der Erkundung von Phosphatlagerstätten in den Höhlen des Salzkammerguts beauftragt. Zudem wird er zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommission (1921) ernannt und fungiert als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien (1922). Ab 1926 wirkt S. an der Erkundung der Höhlen des Toten Gebirges und Dachsteins mit und beteiligt sich 1933–38 maßgeblich an den Forschungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, u. a. in der Eisriesenwelt bei Werfen, wo S. 1934 den tiefsten Punkt der Höhle, den nach ihm benannten »Schauberger Grund«, erreicht. Nach Studienabschluss findet er zunächst eine Anstellung als Bergingenieur in einem tschechoslowakischen Kohlebergbau, der von seinem Onkel geleitet wird. 1935 tritt S. in den Dienst der Österr. Salinen ein und wird dem Salzbergbau in Altaussee zugewiesen, wo er mit einschlägig interessierten Bergknappen, darunter → J. Gaisberger sen. und → F.  Hütter, die Höhlenforschervereinigung Altaussee gründet (ab 1937 Sektion des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg) und auch mit →  O.  Körber zusammenarbeitet. 1938–39 und 1952–54 erforscht S.  gem. mit u. a. → G. Abel, → W. v. Czoernig und Gaisberger sen. die Schwarzmooskogel-Eishöhle bei Altaussee. 1941 wird er zur deutschen Wehrmacht einberufen und als Luftwaffengeologe in Norwegen eingesetzt, wo er seine freie Zeit insbes. zu Höhlenerkundungen nutzt. 1945 gründet S. die Höhlenforschervereinigung Altaussee neu (ab 1949 Ortsgruppe Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark) und wird zu deren Obmann (ab 1969 Ehrenobmann) gewählt, während er die Geschäftsführung des Vereins aufgrund seines beruflich bedingten Umzugs nach Hallstatt und Ebensee in die Hände von → M. Thalhammer und Hütter legt. Im Folgejahr wird S. zum Chefgeologen der Forschungs- und Versuchsabtlg. der Österr. Salinen in Bad Ischl und später zum Direktor der Salinenverwaltung in Bad Ischl bestellt, dessen Funktion S. bis zum Übertritt in den Ruhestand (1966), zuletzt als Oberbergrat, ausübt. 1947 Heirat mit Erika Maria Lösch in Bad Ischl, die Ehe bleibt kinderlos. 1949 wirkt 462

S. bei der Gründung des Verbandes Österr. Höhlenforscher mit, wird zu ihrem ersten Rechnungsprüfer bestellt und nimmt als Gründungsmitglied der Sektion Hallstatt-Obertraun des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterr. ab 1949 an der Erforschung der Sarstein-Eishöhle, der Hirlatz- und Brandgrabenhöhle bei Hallstatt sowie der Raucherkarhöhle bei Bad Ischl (1961) teil. Zugleich arbeitet S.  u. a. mit →  H.  Trimmel an der Gebirgsgruppengliederung und den Richtlinien des Österr. Höhlenverzeichnisses mit (1949–52) und erstellt als Mitglied der neu gegründeten Bundeshöhlenkommission einen Höhlenkataster des Salzkammerguts (1953–54). Daneben fertigt er montangeologische Gutachten zur Anlage von Führungswegen in der Koppenbrüllerhöhle und der Dachstein-Rieseneishöhle an, beschäftigt sich mit der Lagerstättenkunde der Salzlagerstätten in Österr. und der geologischen Gliederung des Haselgebirges. 1951 erfolgt die Ernennung zum Korrespondenten der Geologischen Bundesanstalt, 1954–74 wirkt S. zugleich als Honorardozent für Bergbaukunde an der Montanistischen Hochschule Leoben, welche ihm bei Beendigung seiner Lehrtätigkeit ein Ehrendoktorat verleiht. 1952, 1957 und 1962 beteiligt er sich an der Organisation von Jahrestagungen des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Bad Aussee und Obertraun, fungiert 1966–74 als Vizepräsident des Verbandes und betreut kurzfristig die Agenden des Schauhöhlenwesens. Ferner schafft S. 1956 gem. mit seiner Ehefrau Text und Melodie eines Lieds für die österr. Höhlenforscher, das während der folgenden Jahrzehnte im Rahmen von Veranstaltungen gesungen wird. Im Alter entwickelt er ein zunehmendes Interesse für die Heimatkunde des Inneren Salzkammerguts und setzt sich mit den prähistorischen Grubenrevieren bei Hallstatt auseinander, wo er gem. mit Werner Leschanowsky Versuchsgrabungen des Naturhistorischen Museums Wien (1960) initiiert. In der Folge wird S. zum Hofrat (1966) sowie zum Ehrenmitglied der Höhlenvereine Hallstatt-Obertraun (1972) und Ausseerland (1976) ernannt. 1983–93 fungiert er als Obmann der Arbeitsgemeinschaft Subterra-Altaussee. S. wird mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österr. und 1986 mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet. Am Hirlatz bei Hallstatt ist der »Dr.-Schauberger-Schacht« nach ihm benannt. W.: (Mit F.  Engl)  : Höhlen im Kammergebirge. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  174–175. Höhlen im Steirer Seeplateau des Totengebirges [sic  !]. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S.  60–67. (Mit E.  Michalek)  : Die Fließstrukturen im Hallstätter Salzlager. Praktische Staatsprüfungsarbeit aus Lagerstättenlehre, Montanistische Hochschule Leoben, 1928. (Mit K.  Ehrenberg)  : Über Funde kleinwüchsiger Bären und andere Knochenfunde aus Höhlen der Um-

gebung von Bad Aussee  ; die Bärenhöhle im Stockerstein. Anz. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 87, 1950. S. 158–166. Eine neue Großhöhle im Dachstein. Die Höhle 1(1), 1950. S. 5–6. Höhlen in Norwegen und ihre Bedeutung für die Morphologie der norwegischen Landschaft. Protokoll der 6.  ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1951. S.  98–104. 463

S

(Mit H.  Trimmel)  : Das österreichische Höhlenverzeichnis. Die Höhle 3(3–4), 1952. S. 33–36. Über die vertikale Verteilung von nordalpinen Karsthöhlen. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 9(1), 1955. S. 21–28. Die Hirlatzhöhle bei Hallstatt. Die Höhle 8(3), 1957. S.  65–67. Über Schutzhöhlen. Die Höhle 8(3), 1957. S. 76–77. Die Höhlen in den Trauntaler Voralpen. Die Höhle 10(4), 1959. S.  78–81. Ein Rekonstruktionsversuch der prähistorischen Grubenbaue im Hallstätter Salzberg, 1960. Über falsche Höhlenschotter. Die Höhle 12(1), 1961. S.  12–14. 25  Jahre Höhlenforschung im Ausseerland. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 1(1), 1962. S. 2–3. Die Halleiner Bergwerks-Relieftafeln im Salzburger Museum Carolino Augusteum. Jahresschrift des Salzburger Museums Carolino Augusteum 9, 1963. S.  43–51. Geologischer Werdegang und Aufbau der Landschaft um Bad Ischl. In  : Ischler Heimatverein (Hg.)  : Bad Ischl. Ein Heimatbuch, 1966. S.  11–21. Die vorgeschichtlichen Grubenbaue im Salzberg Dürrnberg/Hallein, 1968. Die Waldbach-Ursprunghöhle im Dachsteingebiet. Die Höhle 24(2), 1973. S.  78–83. (Mit A. Auer)  : Bericht über das Höhlensystem auf der Hüttstatt. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 12(1), 1973. S.  2–5. Die Mineral- und Thermalquellen im Bereich des ostalpinen Salinars zwischen Salzach und Enns, 1979. Die Bedeutung der Österreichischen Salinen für den Fremdenverkehr im Salzkammergut. Oberösterreich – Kulturzeitschrift 30(1), 1980. S. 21–27.

Bildung der Salzlagerstätten des ostalpinen Salinars. Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt 7, 1986. S.  217–254. Archiv des Vereins für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun (Tourenbücher, 12 Bde., 1919–90). L.: A.  Auer  : Othmar Schauberger  – 75 Jahre. Die Höhle 27(3), 1976. S. 127–130. K. Thomanek  : Honorardozent Hofrat i.R. Dipl.-Ing. Dr. mont. h.c. Othmar Schauberger zum 85.  Geburtstag. Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 131(12), 1986. S.  525–526. K. Sulzbacher  : Das aktuelle Interview. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 17(1), 1990–91. S.  31–34. K.  Sulzbacher  : Othmar Schauberger. Ein Neunziger. Die Höhle 42(2), 1991. S. 72–74. E. Achleitner  : Bücher- und Schriftenspende von Hofrat Schauberger. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 18, 1992. S. 15–18. H.  Trimmel  : Hofrat Dr.  Schauberger gestorben. Die Höhle 44(3), 1993. S.  90–91. J.  H.  Handlechner  : Trauer um Hofrat Dr.  Othmar Schauberger. Salzkammergut-Zeitung 99(30), 1993. N. Leutner, H. Pohl, K.  Sulzbacher  : Erinnerungen an drei verdiente Höhlenforscher unseres Vereines. Gustave Abel, Karl Pilz und Othmar Schauberger. Höhlenkundliche Vereinsinformation (Hallstatt-Obertraun) 23, 2002. S.  29– 35. E.  Geyer, J.  Hasitschka  : 100 Jahre Forschung im Steirischen Salzkammergut, Vereinsgeschichte – von der Sektion Obersteier bis zum Verein für Höhlenkunde in Obersteier. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 14–53.

Schiner, Ignaz Rudolph * Fronsburg bei Horn (Niederösterreich) 1813; † Weidling bei Wien 1873 Finanzbeamter, Naturforscher und Sammler

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B.: Sohn des Jakob, Rentmeister und Steuereinnehmer von Fürst Khevenhüller-Metsch in der Herrschaft Prutzendorf zu Fronsburg. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Krems nimmt S.  ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Wien auf und schließt dieses 1841 mit einer Promotion ab. Nachdem er bereits während seines Studiums (1831–41) zur Bestreitung des Lebensunterhalts längere Zeit als Hofmeister tätig gewesen ist und in Begleitung seiner adeligen Zöglinge zwei Jahre u. a. Deutschland, Italien, Frankreich und England bereist hat, tritt er 1842 in den 464

Dienst der Hofbibliothek ein. Sieben Jahre später wird S. als Ministerialkonzipist vom Ackerbauministerium übernommen und schließlich dem Finanzministerium zugewiesen, wo er 1859 zum Ministerialsekretär und zuletzt 1869 zum Sektionsrat befördert wird. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen entwickelt S. ein ausgesprochenes Interesse an Zoologie und Dipterologie (Zweig der Insektenkunde, die sich mit Zweiflüglern befasst) und erweitert sein Wissen als Autodidakt durch eine rege Sammlungstätigkeit, Studienreisen und Vortragsbesuche, etwa bei den Versammlungen der von Wilhelm v. Haidinger gegründeten Freunde der Naturwissenschaften in Wien. 1851 setzt sich S. gem. mit Georg v. Frauenfeld für die Gründung des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien ein und publiziert seitdem regelmäßig in den Mitteilungen der Gesellschaft. Während seiner Sammelfahrten u. a. auch Höhlen besuchend, beteiligt sich S.  gem. mit Alois Pokorny und Wilhelm Zippe mit einem Aufsatz zur Fauna der Höhlen um Postojna an dem zweibändigen Werk »Zur Höhlenkunde des Karstes« von → A.  Schmidl, wo er die in Höhlen vorkommenden Tiere nach weitgehend noch heute geltenden Klassifikationskriterien differenziert. Während er die von Jörgen Schiödte aufgestellte Einteilung in vier Klassen, darunter »Schattenthiere«, »Dämmerungsthiere«, »Höhlenthiere« und »Tropfsteinhöhlenthiere«, in Frage stellt, schlägt S. eine Einteilung nach ökologischen Gesichtspunkten vor, die »unechte Höhlentiere« (Fundstellen ober- und unterirdisch), »Troglophile« (grottenliebende Tiere) und »Troglobien« (Fundstelle nur in Höhlen) umfasst und sich in den folgenden Jahrzehnten als wegweisend für die Entwicklung der Ökofaunistik erweist. Als international anerkannter Fachmann für Entomologie wird er auch mit der Bearbeitung der während der Novara-Expedition (1857–59) gesammelten Dipteren (Zweiflügler) betraut, die er 1867 abschließt. 1862–64 publiziert S. den zweibändigen Katalog »Fauna Austriaca  : Diptera«, wo er die in der Habsburgermonarchie vorkommenden Fliegen nach dem Vorbild von Ludwig Redtenbachers Käferfauna in analytischer Anordnung beschreibt. Zur Verbesserung der Forschungspraxis entwickelt S. zudem einen Apparat zum exakteren Nachzeichnen von Objekten unter dem Mikroskop. W.: Entomologische Mittheilungen über die Krainer Höhlen. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 3, 1853. S. 151–157. Fauna der Adelsberger-, Lueger- und Magdalenen-Grotte. In  : A.  Schmidl (Hg.)  : Zur Höhlenkunde des Karstes. Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas, 1854.

S. 231–272. Ueber die Beweiskraft der sogenannten typischen Exemplare. Eine juridisch-entomologische Abhandlung. Wiener Entomologische Monatsschrift  2, 1858. S. 51–56. »Soll und Haben«. Eine entomologische Bilance. Wiener Entomologische Monatsschrift 2, 1858. S. 352–360. Ueber Dilettantismus in der Entomo-

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logie. Wiener Entomologische Monatsschrift 3, 1859. S.  346–352. Fauna Austriaca. Die Fliegen (Diptera). Nach der analytischen Methode bearb., mit der Characteristik sämmtlicher europäischer Gattungen, der Beschreibung aller in Deutschland vorkommenden Arten und der Aufzählung aller bisher beschriebenen europäischen Arten, 2 Bde., 1862–64. (Hg.)  : Catalogus systematicus dipterorum Europae, 1864. Ueber das Flügelgeäder der Dipteren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 14, 1864. S.  193–200. Ein neues System der Dipteren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 14, 1864. S.  201–212. Erwiederung [sic  !] auf wiederholte Angriffe des Herrn Dr.  H.  Loew in Meseritz gegen meine Person und gegen meine Fauna Austriaca. Wiener Entomologische Monatsschrift 8, 1864. S.  296–301. Dipterologische Miscellen. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 15, 1865. S. 989–1000. Bericht über die von der Weltumseglungsreise der k. Fregatte Novara mitgebrachten Dipteren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 16, 1866. S.  927– 934. Zweiter Bericht über die von der Weltumseglungsreise der k. Fregatte Novara mitgebrachten Dipteren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 17, 1867. S.  303–314. Eine Lebensskizze Dr.  Johann Egger’s. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien

17, 1867. S. 531–540. Diptera. Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde. Zoologischer Theil, 2. Bd., 1. Abtlg., 1868. Schlussbericht über die von der Weltumseglungsreise der k. Fregatte Novara mitgebrachten Dipteren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 18, 1868. S. 559–562. Eigenthümlichkeiten und Besonderheiten der Insectenwelt. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 10, 1870. S. 47–88. L.: N.N.: Dr.  Ignaz Rudolf Schiner. Neues Wiener Tagblatt, 8.7.1873. S. 2. N.N.: Herr Dr. Ignaz Rudolf Schiner. Gemeinde-Zeitung (Wien)  – unabhängiges, politisches Journal, 9.7.1873. S.  3. G.  v.  Frauenfeld  : Dr.  I.  R.  Schiner. Ein Nachruf. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 23, 1873. S. 465–468. F. M. Brauer  : Dipteren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien (Sonderheft, Geschichte der Zoologie in Österreich von 1850–1900), 1901. S.  344–348. C.  R.  Osten-Sacken  : Record of my Life and Work in Entomology, 1903. S.  158–164. E.  Christian  : Die Frühzeit der Höhlenentomologie in Österreich. Denisia 8, 2003. S.  75–90. Universitätsarchiv Wien (Promotionsprotokoll für das Doktorat der Rechtswissenschaften, M 32.1-458, 6.8.1941, Ignaz Rudolph Schiner).

Schmid, Manfred Eugen * Wien 1939; † Wien-Perchtoldsdorf 1996 Zoologe und Paläontologe

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B.: Sohn des Technikers und Gemeindebeamten Wilhelm und der Charlotte Maria S., geb. Pablé. Nach der Volksschule in Wien-Hietzing (1945–49) und der Unterstufe des Bundesgymnasiums in der Fichtengasse besucht S. als Jugendlicher ab 1953 das Bundesgymnasium in der Schopenhauerstraße in Wien-Döbling und maturiert. Früh an dem Karst- und Höhlenphänomen interessiert, tritt er 1956 dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. bei. Ab 1957 studiert S. Paläontologie und Zoologie an der Univ. Wien, insbes. bei Othmar Kühn, Adolf Papp und Wilhelm Kühnelt, und ist während der Sommermonate (1958–61) als Ferialpraktikant bei der Rohöl-Gewinnungs AG in Oberösterr. tätig. 1962 promoviert er bei Adolf Papp mit der Disserta466

tion »Die Foraminiferenfauna des Bruderndorfer Feinsandes (Danien) von Haidhof bei Ernstbrunn«. Daneben entwickelt S. v. a. in den 1960er und 1970er Jahren eine rege zoologische Sammlungstätigkeit mit dem Schwerpunkt Carabidae (Laufkäfer), publiziert regelmäßig über seine Neufunde und Aufsammlungen in der Zeitschrift »Die Höhle« und legt eine umfangreiche Höhlenkäfersammlung an. S. ist viermal verheiratet, Geburt eines Sohnes. 1962–63 hat er eine Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Paläontologie der Univ. Wien inne, wird anschließend freiberuflicher Mitarbeiter der Geologisch-Mineralogischen Abtlg. des Niederösterr. Landesmuseums in Wien und Vertragsassistent am Paläontologischen Institut der Univ. Wien. 1964 tritt er in die Geologische Bundesanstalt ein und übernimmt eine Assistentenstelle für Mikropaläontologie beim UNESCO-Postgraduate-Kurs unter der Leitung von Direktor Heinrich Küpper. Ab 1970 dem Fachbereich Mikropaläontologie und Tertiärgeologie zugewiesen, wird S. Mitarbeiter des Chefgeologen Rudolf Grill und befasst sich mit mikropaläontologischen Bestimmungen des Neogens, insbes. in Wien und Umgebung. In der Folge erhält er die Leitung der Mikropaläontologischen Sammlung. Nach seiner Pragmatisierung wird er zum provisorischen Wissenschaftlichen Oberkommissär (1973), zum Wissenschaftlichen Rat (1976) und zuletzt zum Oberrat (1982) befördert. Weiters wirkt S. an der Redaktion des Buchs »Der Geologische Aufbau Österreichs« von Robert Oberhauser mit und wird gem. mit Adolf Papp mit der Revision von Alcide d’Orbignys Foraminiferenfauna des tertiären Beckens von Wien betraut. Seine umfangreiche Höhlenkäfersammlung vermacht S. dem Naturhistorischen Museum Wien. W.: Die Foraminiferenfauna des Bruderndorfer Feinsandes (Danien) von Haidhof bei Ernstbrunn, N.Ö. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 171, 1962. S. 315–361. (Mit K.  Mais)  : Faunistische Untersuchungen im Eggerloch bei Warmbad Villach und in der Dachstein-Mammuthöhle. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 19(4), 1963. S.  44. (Mit A.  Bachmann, S.  Prey)  : Mikrofossilien aus dem österreichischen Silur. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1964. S.  53–64. Vorläufiger Bericht über speläozoologische Untersuchungen 1963 im Eggerloch, Villacher Naturschächte, Dachstein-Mammuthöhle. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 20(4), 1964. S.  41–42. Anophthalmus mariae Schatzm. Neu für die Villacher Naturschächte. Die Höhle 15(2), 1964. S.  39–41. Arctaphaenops ilmingi n. sp. Der erste Höhlenlaufkäfer aus Niederösterreich. Die Höhle 16(2), 1965. S.  43–46. Arctaphaenops hartmannorum n. sp.

Der zweite Fund eines Höhlenkäfers in Niederösterreich. Die Höhle 17(3), 1966. S. 63–66. Die blinden Trechinae Österreichs. Actes du IVe Congrès International de Spéléologie (Yougoslavie 1965), Bd. 4–5, 1969. S. 209–212. Ein neuer Fundort von Arctaphaenops angulipennis Meixner. Die Höhle 23(2), 1972. S. 60–62. Weitere Arctaphaenops-Funde aus Oberösterreich (A. angulipennis Meixner, A. muellneri n. sp.). Die Höhle 23(3), 1972. S. 95–100. Bemerkungen zu Heinz Freudes Arbeit »Carabidenstudien 2«. Die Höhle 25(1), 1974. S.  30–34. Die blinden Trechinae und Bathysciinae Österreichs. Acta entomologica Jugoslavica 10(1–2), 1974. S.  157–160. Bestimmungstabelle der österreichischen Arctaphaenops-Arten und Beschreibung einer weiteren neuen Art (A. helgae n. sp.). Die Höhle 26(1), 1975. S. 31–35. Ergebnisse der Bhutan-Expedition 1972 des Naturhistorischen Museums in Basel. Coleoptera  : Fam. Carabidae. Subf. Bembidiinae  : Anillini.

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Entomologica Basiliensia 1, 1975. S. 147–150. (Mit A.  Papp, F.  Rögli)  : Zur Kenntnis des Originalmaterials Hauer-d’Orbigny 1846. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1977. S.  69–77. (Mit A.  Papp)  : Die fossilen Foraminiferen des tertiären Beckens von Wien. Revision der Monographie von Alcide d’Orbigny (1846), 1985. L.: E. Kirschenhofer. In memoriam Dr. Manfred Eugen Schmid. Koleopterologische Rundschau (Wien)

66, 1996. S. 269–270. T. Cernajsek  : Manfred Eugen Schmid †. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 139(2), 1996. S.  151–154. B.  Drovenik  : In memoriam Dr. Manfred Eugen Schmid. Acta entomologica Slovenica 4, 1996. S.  90. K.  Mais  : Zum Gedenken an Dr.  Manfred E. Schmid. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 47(1), 1996. S.  5. Universitätsarchiv Wien (Personalakt Manfred Schmid, IP.4.1.18).

Schmidl, Adolf Anton (vulgo »Höhlenschmidl«) (Pseudonym »Salmoser«) * Lázně Kynžvart (dt. Königswart, Tschechien) 1802; † Budapest 1863 Geograf, Schriftsteller und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Sachsen stammenden Mediziners Ludwig Joseph Schmidl, späterer Hausarzt von Fürst Metternich, und der Regina S., geb. Königstein. 1805 übersiedelt S. mit seiner Familie nach Wien, wo der Vater bis 1829 als Arzt praktiziert. Das Akademische Gymnasium in Wien besucht er 1812–18 und belegt anschließend philosophische Fächer an der Univ. Wien. 1822–25 hört S.  auch rechtswissenschaftliche Vorlesungen, promoviert aber erst 1844 in Philosophie. Nach Beendigung seiner Studien wirkt er 1826–27 als Praktikant am Münz- und Antiken-Kabinett in Wien. Anschließend wird S. 1827 Adjunkt der Lehrkanzel für Philosophie an der Univ. Wien, 1828 Supplent in der zweiten Abtlg. beider philosophischer Jahrgänge. Heirat mit der Hofratstochter ­Emilia v. Weckbecker, Geburt der sechs Kinder Emilie (*  1831), Friedrich (*  1832), Ferdinand (* 1833), Bernhard (* 1835), Maria (* 1837) und Dorothea (* 1839). Nach mehreren erfolglosen Bewerbungen um eine Lehrkanzel ist S.  1832–33 am Bücher-Revisionsamt (Zensurbehörde) beschäftigt. Aufgrund von Anfeindungen seiner literarisch tätigen Freunde und Fachkollegen gibt er jedoch seine Stellung auf, wird ab 1833 Erzieher der Söhne des Fürsten Ferdinand v. Lobkowitz und hält sich in dieser Funktion u. a. in Jezeří (Schloss Eisenburg, Böhmen) auf. Eine ihm 1834 angebotene Professur der Deutschen Sprache und Literatur in Verona lehnt S. ab. In den Folgejahren unternimmt er zahlreiche Reisen und Wanderungen im Umkreis von Wien und in der ganzen Habsburgermonarchie und veröffentlicht mehrere Reisehandbücher und -führer, die z. T. hohe Auflagezahlen erreichen und auch ins Französische über468

setzt werden. Durch seine rege Publikationstätigkeit hat S. einen wesentlichen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung von Wien am Umbruch vom Vormärz zur zweiten Hälfte des 19.  Jh. und prägt das Bild seines Umlandes als Erholungsraum entscheidend mit. 1842 Heirat mit Theresia Dollinger, Geburt der Tochter Leopoldine (* 1843), welche aber im neunten Lebensjahr verstirbt. Politisch konservativen Kräften zugetan, fungiert S. 1844–48 als Herausgeber und Redakteur der mit Unterstützung der Regierung gegründeten »Österr. Blätter für Literatur und Kunst«. 1845 bereist er Deutschland und im darauffolgenden Jahr das Osmanische Reich über Konstantinopel bis nach Samsun und Trabzon am Schwarzen Meer. 1847 erhält er die Bewilligung zur Abhaltung von Vorlesungen in Kunstgeschichte und Geografie an der Univ. Wien sowie 1848–52 unentgeltlich auch am Polytechnischen Institut zur Erdkunde und Geografie von Österr. Daneben ist S. erfolgreich als Schriftsteller und Verfasser von Novellen und Dramen tätig, veröffentlicht aber auch Handbücher für den Schulunterricht, Schriften zur Geografie-Didaktik und zahlreiche länderkundliche Arbeiten. 1847–57 hat S. eine Anstellung als erster Aktuar (Kanzlei-Vorstand) der neu gegründeten kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien inne, bei der Wahl zu deren korresp. Mitglied (1848, 1851, 1853, 1854, 1860) bleibt er jedoch mehrmals erfolglos. An der Märzrevolution von 1848 in Wien beteiligt sich S. zwar, nimmt dabei aber eine ausgleichende Haltung zwischen revolutionären und konservativen Kräften ein, die in den Folgejahren von beiden politischen Lagern abgestraft wird und seiner wissenschaftlichen Karriere schadet. Eine im Juli 1848 erhaltene Anstellung als Chefredakteur der amtlichen Wiener Zeitung muss S. bereits Mitte Oktober desselben Jahres aufgrund seiner unklaren politischen Linie wieder aufgeben. 1848–50 fungiert er als Mitglied des Gemeinderats von Wien. Ein Jahr nach Ausbruch der Märzrevolution kommt S. im Rahmen einer Erholungsreise zum ersten Mal nach Planina und Postojna, besucht die dortigen Höhlen und entwirft den Plan, diese im staatlichen Auftrag zu erforschen und eine topografische Beschreibung der Unterwelt von Krain zu verfassen. Ab 1850 untersucht S. u. a. im Auftrag und als Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt unter Wilhelm v. Haidinger die Karsthöhlen um Planina und Postojna sowie die Möglichkeit, in den häufig inundierten Karstpoljen fruchtbare Agrarfläche zu gewinnen. Anschließend unternimmt S.  zahlreiche Höhlenfahrten, u. a. mit dem Bergpraktikanten → J.  Rudolph aus Idrija, der für ihn Pläne der Grotten anfertigt. Zudem sammelt er Höhlentiere und führt vergleichende Messreihen zu Temperatur und Luftdruck durch, um Zusammenhänge zwischen Höhlen- und Außenklima nachzuweisen. In den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften in Wien verwendet S. 1850 den Begriff »Höhlenkunde« erstmals (zu dieser Zeit bestehen noch keine entsprechenden Fachbegriffe in anderen Sprachen) systematisch 469

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und versteht ihn als integrativen Wissenszweig, der Geografie, Geologie, Paläontologie, Zoologie, Botanik, Prähistorie und Meteorologie verbindet. 1851–54 setzt S. mit Subventionen anderer staatlicher Stellen, etwa dem k. k. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten und dem k. k. Ministerium für Landeskultur und Bergwesen, seine Forschungen in den Höhlen Krains, u. a. der Planinska jama, Škocjanske jama, Pivka jama und Postojnska jama, fort. Dabei wird S. insbes. mit der Rekonstruktion des unterirdischen Laufs der Reka betraut, um deren Anzapfung mit einer Wasserleitung zu prüfen und damit eine Lösung der Trinkwasserknappheit von Triest herbeizuführen. 1852–53 publiziert er regelmäßig in der Wiener Zeitung mit der Kolumne »Aus den Höhlen des Karst«, wodurch er in der Öffentlichkeit bald als sogenannter »Höhlenschmidl« bekannt wird. Unter Mitarbeit von →  I.  R.  Schiner, Alois Pokorny und Wilhelm Zippe erscheint 1854 die zweibändige Monografie »Zur Höhlenkunde des Karstes«, die Beiträge aus unterschiedlichen Feldern des Wissens zusammenführt und ein Vorbild für spätere höhlenkundliche Publikationen wird. Ab 1855–56 unternimmt S. auch Höhlenforschungen in der Baradla-barlang bei Aggtelek (Nordungarn), der Silická ľadnica bei Silica (Slowakei), im Geld- und Taubenloch am Ötscher sowie in anderen Höhlen von Niederösterr. 1857 wird S.  als Professor für Geografie, Statistik und Geschichte an das Polytechnikum in Budapest berufen, wo er innerhalb weniger Jahre eine überraschende Popularität in der ungar. Öffentlichkeit erlangt. 1858–62 bereist er gem. mit Josef Wastler das Bihor-Gebirge (Rumänien) und befährt dessen Höhlen, worüber 1863 noch eine umfangreiche Monografie mit zahlreichen Höhlenplänen (von Wastler) erscheint. S. wird 1844 zum Mitglied der »Accademia Roveretana degli Agiati« zu Rovereto sowie 1854 zum korresp. Mitglied der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag gewählt. 1910 wird die »AdolfSchmidl-Gasse« in Wien-Brigittenau nach S. benannt.

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W.: Reisehandbuch durch das Erzherzogthum Oesterreich mit Salzburg, Obersteyermark und Tirol, 1834. Wien’s Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise, 3 Bde., 1835–39. Wien, die Kaiserstadt und seine nächsten Umgebungen, 7 deutsche und 2 französische Aufl., 1837–58. Beitrag zur Höhlenkunde des Karst. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 5, 1850. S. 464–479. Handbuch der Geographie des österreichischen Kaiserstaates, 1850. Die Untersuchung einiger Höhlen im Karst. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 1, 1850. S. 701–705. Über den Lauf der Recca. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  6, 1851. S.  655–682. Aus den Höhlen des Karst

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(mehrere Teile). Abendblatt der Wiener Zeitung, 7.3.1851. S.  217–218  ; 10.3.1851. S.  225  ; 22.3.1851. S.  269–270  ; 31.3.1851. S.  293  ; 31.8.1852. S.  797  ; 2.9.1852. S. 805  ; 9.9.1852. S. 825  ; 13.9.1852. S. 837– 838  ; 21.9.1852. S. 865–866  ; 24.9.1852. S. 878–879  ; 29.9.1852. S.  893–894  ; 2.10.1852. S.  903–906  ; 22.9.1853. S.  861  ; 26.9.1853. S.  873  ; 27.9.1853. S.  877  ; 5.10.1853. S.  906  ; 6.10.1853. S.  909–910  ; 11.10.1853. S.  925  ; 25.10.1853. S.  973  ; 28.10.1853. S.  986–987  ; 3.11.1853. S.  1001–1002. Österr. Vaterlandskunde, 1852. Abriß der österreichischen Vaterlandskunde für die k. k. Untergymnasien, 1853. Wegweiser in die Adelsberger Grotte und die benachbarten Höhlen des Karst, 2 Aufl., 1853/58. Zur Höhlenkunde des Karstes –

Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas, 2  Bde., 1854. Schönbrunn’s Pflanzengarten und Menagerie, 1856. (Mit W.  F.  Warhanek)  : Das Kaiserthum Oesterreich. Geografisch, statistisch, topografisch, 1857. (Mit F.  Lukas, J.  Pohl, J.  Schabus)  : Der Oetscher. Nach der Original-Aufnahme des k. k. Generalstabes vom Jahre 1817. Mit Angabe der Wege, der Lage der Höhlen und Wetterlöcher, 1857. Die Höhlen des Ötscher. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  26, 1857. S.  180–230. Die Baradla-Höhle bei Aggtelek und die Lednica-Eishöhle bei Szilitze im Gömörer Comitate Ungarns. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 22, 1857. S. 579– 621. Aus den Mährischen Höhlen (2 Teile). Abendblatt der Wiener Zeitung, 5.10.1857. S.  905  ; 3.11.1857. S.  1001–1002. Die österreichischen Höhlen  – eine geographische Skizze, 1858. Geographie für Handels- und Gewerbeschulen, 1858. Die Donau von Wien bis zur Mündung, 1859. Die Wasserversorgung Triests aus der unterirdischen Recca. Abendblatt der Wiener Zeitung, 19.7.1861. S. 2630. Das Bihar-Gebirge an der Grenze von Ungarn und Siebenbürgen. Mit einer geodätischen Abhandlung, Karte, Panorama und Höhlen-Plänen, 1863. Die österreichischen Höhlen (2 Teile). Österr. Revue (4), 1863. S. 273–290  ; (5), 1863. S. 270–290. Die Abaligether Höhle. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 48(4), 1863. S. 346–360.

L.: W.  Haidinger  : Sitzung vom 1.  Dezember 1863. Jahrb. der Geologischen Reichsanstalt 13, 1863. S.  131–132. N.N.: Schmidl Adolf. Az Ország Tükre (Budapest), 1.10.1864. S. 1. H. Wallmann  : Dr. Adolf Schmidl. Jahrb. des Österr. Touristenklubs 12, 1881. S. 170–185. H. Hubacek  : Adolf A. Schmidl. Sein Leben und Werk, Diss. Univ. Wien, 1950. T.  R.  Shaw  : Adolph Schmidl, the father of modern speleology  ? International Journal of Speleology 10(3), 1978. S.  253– 267. S.  Hadobás  : Schmidl Adolf. Karszt és Barlang 28(1), 1988. S.  37–42. F.  Forti  : Adolf Schmidl, l’Abate Richard, Pietro Kandler. Alpi Giulie 98(2), 2004. S. 57–74. S. Mattl-Wurm, W. Obermaier, A. Weigl (Hg.)  : Adolf Schmidl  : Wien wie es ist (Reprint mit biografischem Nachwort), 2005. J.  Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T.  Hofmann, M.  Klemun (Hg.)  : Die k. k. Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens, 2012. S.  81–114. S.  Sienell  : Das Verwaltungs- und Dienstpersonal der Akademie der Wissenschaften 1847 bis 1960. Eine kleine Sozialgeschichte, 2019 (in Druck). Archiv der Österr. Akademie der Wissenschaften (Wahlvorschläge, Wahlsitzungsprotokolle). Archiv der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Univ. Budapest (Gehalt, Vorlesungen, Ableben).

Schmidt, Ferdinand Josef * Sopron (dt. Ödenburg, Ungarn) 1791; † Ljubljana (dt. Laibach) 1878 Kaufmann und Naturforscher

B.: Sohn des deutschsprachigen Tabakfabrikanten und Kleinhändlers Ferdinand und der Eva S.  Nach der Volksschule in Sopron besucht S. ein Jahr eine weiterführende Schule in Babót, um Ungarisch zu lernen, und erhält durch einen Fürsprecher schließlich eine Stelle in einem k. k. Versorgungshaus in Wien. Nach dem Tod der Mutter tritt er 1803 in das Geschäft seines Vaters ein und schließt dort 1809 eine Kaufmannslehre ab. Im Zuge der Koalitionskriege meldet er sich im selben Jahr als Freiwilliger für den Militärdienst (u. a. im Feldjäger-Bataillon 471

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»Graf Crenneville«), welches er 1812 als Unteroffizier wieder verlässt. Anschließend ist S. als Kaufmann u. a. in Budapest, Bratislava und Veszprém tätig. 1815 wird ihm während einer beruflich bedingten Reise nach Triest die Stelle eines Geschäftsführers einer Materialwaren-Handlung in Ljubljana angeboten, die S. annimmt. Nach seinem Umzug nach Ljubljana ist er dortselbst u. a. auch als Handlungsreisender für das Unternehmen »Leposic« sowie als Geschäftsführer der Firma »Pessiak« tätig. 1819 eröffnet S. in Ljubljana eine eigene Material-, Spezerei- und Farbwarenhandlung, die während des Laibacher Kongresses (1821) einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und ihm zu Wohlstand verhilft. Im selben Jahr heiratet er Franziska S., Geburt des Sohnes Ferdinand und von drei Töchtern. Finanziell abgesichert lässt S. 1827 ein Wohn- und Geschäftshaus am Kongresni trg (Kongressplatz) in Ljubljana errichten und widmet sich ab ca. 1830 als Privatier seinem Interesse an Gartenbau, Naturgeschichte und der Fauna Krains. Bereits sechs Jahre zuvor ist er der Praktischen Gartenbau-Gesellschaft in Frauendorf (Bayern) beigetreten. Daneben betreibt S. als Autodidakt zoologische Studien, untersucht Insekten, Land- und Süßwasser-Conchylien und baut eine umfangreiche Sammlung auf, wobei er sich bald über die Landesgrenzen hinaus den Ruf eines anerkannten Entomologen erwirbt. 1831 gelingt ihm die Bestimmung des ersten wirbellosen Höhlentiers, des vermutlich von → L. Čeč in der Postojnska jama gefundenen Höhlenkäfers Leptodirus hochenwartii, welcher S. von → F. v. Hohenwart zur Bearbeitung übergeben worden ist. Da er über mehrere Jahre den Handel mit Höhlentieren weitestgehend kontrolliert, kann er durch die beliebten Tauschobjekte und das hoch gehaltene Preisniveau seine eigene Sammlung umfassend erweitern. In den Folgejahren befasst sich S. näher mit der Grottenfauna Krains und publiziert über von ihm gemachte Neuentdeckungen, wobei er auch selbst das Karstgebirge auf seinen Sammelfahrten zu Fuß durchstreift, zahlreiche Höhlen befährt und u. a. Messungen zum Tropfsteinwachstum in der Postojnska jama anstellt. Zudem wird S. während des Eisenbahnbaus zwischen Ljubljana, Triest und Rijeka als Experte für den Karst in die Planungen miteinbezogen. Als Mitbegründer des Krainer Landesmuseums in Ljubljana, dessen Ausstellung 1831 von Hohenwart eröffnet wird, ist S. maßgeblich am Aufbau der dortigen entomologischen Sammlung beteiligt. Auch an Pflanzenbau interessiert, fördert er den Anbau von veredelten Obstsorten und setzt sich weiters für die öffentliche Verwendung der slowenischen Sprache ein. Als Vertreter der städtischen Handelsunternehmen wird S. 1834 Mitglied der krainischen Provinzial- und Handels-Commission, initiiert erfolgreich die Errichtung einer Handels-Lehranstalt und eines Handels-Krankeninstituts in Ljubljana, zu dessen Direktor er 1838 bestellt wird. Die Ernennung zum Ehrenbürger von Ljubljana erfolgt 1867 und die Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone (österr. Zivil-Verdienstkreuz) zwei Jahre später. 472

W.: Beitrag zu Krain’s Fauna. Illyrisches Blatt (3), 1832. S.  9–10. Leptodirus Hochenwartii. Faunus  – Ztschr. für Zoologie und vergleichende Anatomie 1, 1832. S. 83–84. Systematisches Verzeichnis der in der Provinz Krain vorkommenden Land- und Süßwasser-­ Conchylien, mit Angabe der Fundorte, 1847. Lepidopterologische Beobachtungen. Stettiner Entomologische Zeitung 12, 1851. S. 74–83. Zwei neue Arten von Leptoderus. Stettiner Entomologische Zeitung 13, 1852. S.  381–382. Beschreibung zweier neuer Höhlenthiere, eines Käfers und einer Schnecke. Faunus – Ztschr. für Zoologie und vergleichende Anatomie 5, 1855. S. 3. Heterogynis dubia. Ein für Oesterreich neuer Schmetterling. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 10, 1860. S.  659–662. Drei neue Höhlenkäfer

aus Krain. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 10, 1860. S. 669–672. L.: G.  Frauenfeld  : Ueber einen bisher verkannten Laufkäfer, beschrieben von L. Miller  ; und einen neuen augenlosen Rüsselkäfer, beschrieben von F.  Schmidt   ; ferner einige von Schmidt in Schischka neu entdeckte Höhlenthiere. Verh. des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien 4, 1854. S. 23–34. N.N.: Ferdinand Josef Schmidt. Laibacher Zeitung, 19.2.1878. S.  345. G.  Kraatz  : Ferdinand Jos. Schmidt. Deutsche Entomologische Ztschr. 22, 1878. S.  224. E.  Christian  : Die Frühzeit der Höhlenentomologie in Österreich. Denisia 8, 2003. S.  75–90. S.  Polak  : Importance of Discovery of the First Cave Beetle Leptodirus hochenwartii Schmidt, 1832. ENDINS (Mallorca) 28, 2005. S. 71–80.

Schneider, Kurt * Wien 1930; † Wien 2002 Graveur, Technischer Zeichner und Höhlenforscher

B.: Sohn des Johann und der Auguste S. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Wien absolviert S. eine Lehre zum Graveur. Anschließend bildet er sich in der Anfertigung von detail- und normgenauen technischen Zeichnungen und Plänen weiter und erhält eine Anstellung als Technischer Zeichner bei den Österr. Bundesbahnen, wo er an der Konstruktion und äußeren Gestaltung von Lokomotiven mitarbeitet. Heirat mit Ilse Soor, Geburt einer Tochter. 1953 tritt S. dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. bei, wo er Ende der 1950er und während der 1960er Jahre die Funktion eines stv.  Materialwarts innehat. Durch seinen Beruf als Technischer Zeichner prädestiniert, beschäftigt sich S. insbes. mit Höhlenvermessung und -kartierung, wobei er einen innovativen Zeichenstil (u. a. Einführung von Darstellungsebenen bei Grundrissen) entwickelt und damit spätere Planaufnahmen von großen Höhlensystemen beeinflusst. Weiters setzt er sich für die Erkundung und Dokumentation mehrerer Höhlen im Pielachtal ein, insbes. der Rabenmäuerhöhle sowie der Nixhöhle bei Frankenfels (Niederösterr.). 1958 nimmt S. an der Expedition des Verbandes Österr. Höhlenforscher in die Tantalhöhle (Salzburg) teil. In den 1950/60er Jahren wirkt er gem. mit → H.  Ilming, → H.  Fielhauer, Herbert W. Franke, Erich Keck und 473

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Heiner Thaler maßgeblich bei der Erforschung und der von → H. Trimmel initiierten Neuvermessung der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun mit, deren Gesamtplan er unter der Mithilfe von Trimmel 1962 fertigstellt und veröffentlicht. Vier Jahre später übernimmt S. federführend mit Heiner Thaler als Hüttenwart die Betreuung der vom Verband Österr. Höhlenforscher in Pacht genommenen Emmahütte am Dachstein, scheidet aus dieser Funktion allerdings bereits 1967 wieder aus. In den Folgejahren wird er mit der praktischen Ausarbeitung des Atlasses der Dachstein-Mammuthöhle betraut, wobei er 1970 von → G. Stummer abgelöst wird, der den Atlas 1980 publiziert. W.: Eine Kristallhöhle bei Friesach in Kärnten. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 11(8), 1955. S.  63–64. Ein Besuch der Tantalhöhle. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 14(11), 1958. S. 117–118. Bericht von den Arbeiten der Spitzengruppe der Mammuthöhlenexpedition. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 15(10), 1959. S. 105– 107. »Südlabyrinth« und »Wiener Labyrinth« – weitere Neuentdeckungen in der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 11(3), 1960. S. 75–77. (Mit H. Trimmel)  : Plan der Dachstein-Mammuthöhle, 1962. L.: H.  Trimmel  : Die Vermessungsarbeiten in der Dachstein-Mammuthöhle im Jahre 1957 und ihre Er-

gebnisse. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 15(5), 1959. S. 49–50. H. Trimmel  : Vorarbeiten für einen Atlas der Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun. In  : Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher (Hg.)  : Proceedings of the 5th International Congress of Speleology (Stuttgart 1969), Bd. 6, 1973. S. 131–134. G. Stummer  : Atlas der Dachstein-Mammuthöhle, Projekt und Realisierung. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 29(1), 1977. S.  5–7. H. Ilming  : Kurt Schneider zum 70. Geburtstag. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 56(7–8), 2000. S. 108.

Schoßleitner, Karl * Cavalese (dt. Gablös, Trentino, Italien) 1888; † Salzburg 1959 Schriftsteller, Magistratsbeamter und Höhlenforscher

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B.: Ältester Sohn des in Wien geborenen Karl S., Bezirkstierarzt in Cavalese. 1892 zieht S. infolge der Ernennung seines Vaters zum Veterinär-Inspektor der Statthalterei Innsbruck zunächst nach Tirol und 1896 aufgrund von dessen erneuter Beförderung zum Landestierarzt (bzw. ab 1891 Landesveterinär-Referent) schließlich nach Salzburg, wo die Familie sesshaft wird und S.  seine letzten Volksschuljahre absolviert. In der Folge besucht er das Staatsgymnasium in Salzburg, wo S.  mit dem Dichter Georg Trakl, →  A.  v.  Mörk und → E. v. Angermayer in Kontakt kommt. Nach der Matura und dem überraschenden Tod des Vaters (1907) wird S. zunächst Hörer an der Univ., widmet sich aber zunehmend seiner schriftstellerischen Tätigkeit, wo er unter dem 474

Einfluss seiner Freunde Mörk und Trakl rasch zu einem der führenden Avantgardisten Salzburgs wird (u. a. Publikation von Reisehandbüchern, Gedichten, Novellen und Theaterstücken) und etwa in der Literaturzeitschrift »Der Brenner« publiziert. Als Einjährig-Freiwilliger wird S.  vermutlich gem. mit Mörk zum Tiroler Kaiserjäger-Regiment Nr. 4 eingezogen und tritt im Zuge der Los-von-Rom-Bewegung vom röm.-kath. zum evgl. Glaubensbekenntnis über. 1912–14 bewohnt er mit Mörk ein gemeinsames Künstleratelier in Wien-Josefstadt. Während sein Freund mehrere dichterische Arbeiten von S. illustriert, gründen sie gem. mit Otto Zoff in Wien die »Lyrische Bühne«. Zudem wird S.  Mitglied der Salzburger Künstlergesellschaft »Pan« und arbeitet neben seiner Tätigkeit als freier Schriftsteller u. a. als Rezitator am 1913 gegründeten Salzburger Marionettentheater mit. Ab 1910 beginnt er als einziger Begleiter seines Schulfreunds Mörk zunächst die bekannten Höhlen des Untersbergs zu besuchen und zu erforschen (Kolowrathöhle, Schellenberger Eishöhle und Windlöcher), seit 1912 beteiligt sich S. auch an Forschungsfahrten in die Höhlen in der Taugl (Tennengebirge), in die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun und die Eisriesenwelt bei Werfen, u. a. mit Angermayer und → M. Hell. 1911 fungiert er gem. mit Mörk, → G.  Freytag, Hell und Angermayer als Gründungsmitglied der Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Salzburg (ab 1921 Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg), der er bis zu seinem Ableben angehört. Bei Kriegsbeginn (1914) wird S. als Leutnant d. Res. des Tiroler Kaiserjäger-Regiments Nr. 4 eingezogen, worauf er im Oktober desselben Jahres durch mehrere im Raum Leżajsk–Rudnik– Nisko (Galizien) erlittene Bauchschüsse schwer verletzt und zur Spitalspflege nach Salzburg transportiert wird. Dort heiratet er im Jänner 1915 Gitta Schuchter. Im Frühjahr wieder nach Galizien transferiert, nimmt er drei Monate an den Kämpfen um Przemyśl teil und wird im Juli 1915 an die Dolomitenfront beordert, wo er wiederum schwer verletzt wird, sich aber erholen kann. Nach einer Beförderung zum Oberleutnant wird S. mit dem Kommando einer Maschinengewehr-Abtlg. betraut. Im August desselben Jahres probiert er erfolglos den Leichnam seines 1914 gefallenen Freundes Mörk in Galizien zu exhumieren, allerdings gelingt ein zweiter Versuch im November desselben Jahres (erst 1925 wird die Urne mit Mörks Asche wunschgemäß in der Eisriesenwelt bei Werfen beigesetzt). Weiters wird S. zur k. u. k. Fliegerkompagnie Nr. 5 transferiert, wo er fortan als Aufklärungsflieger eingesetzt wird und als Nachrichtenübermittler an den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk beteiligt ist. Zurück in Salzburg nimmt S. seine freiberufliche Tätigkeit als Schriftsteller wieder auf, publiziert u. a. zu seinen Höhlen- und Bergtouren regelmäßig in den Salzburger Tageszeitungen und macht so die Öffentlichkeit auf das Karst- und Höhlenphänomen aufmerksam. Weiters bewirbt er damit die neu eröffneten Schauhöhlen, 475

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insbes. die Eisriesenwelt im Tennengebirge. Zudem unternimmt S.  zahlreiche Vortragsreisen (u. a. nach Nordamerika und -europa) und Auslandsauftritte mit dem Salzburger Marionettentheater, u. a. als Rollensprecher, Puppenspieler, Publizist und Tournee-Organisator. Daneben setzt er mehrere Initiativen zur Förderung des Friedensluftverkehrs und der Österr. Luftpost, beteiligt sich an der Gründung der Jugendorganisation »Salzburger Luftfahrt« und der Herausgabe einer Zeitungsbeilagen-Reihe, in welcher sich S. erfolgreich für die Errichtung des Flughafens Salzburg (1926) einsetzt. Nach Gründung der Eisriesenwelt-Gesellschaft (1928), welche die gleichnamige Schauhöhle bei Werfen betreibt, gehört ihr S. als Teilgesellschafter an. 1930 erfolgt die Wahl zum Vizepräsidenten des Salzburger Schriftstellerverbands. Während des Zweiten Weltkriegs wird S. zur deutschen Wehrmacht eingezogen und in der Luftwaffe als Flieger, zuletzt im Rang eines Hauptmanns, eingesetzt. Ab 1946 fungiert er als stv. Obmann des neu gegründeten Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg unter → G. Abel und wird zum Leiter des Kulturamtes der Stadt Salzburg ernannt. Ein Teilnachlass von S. befindet sich im Landesarchiv Salzburg.

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W.: Der Höhlenforscher. Betrachtung. Der Brenner 2(13), 1911. S.  429–434. Prinz Blaubart. Der Brenner 2(7), 1911. S.  203–222. Brief aus der Unterwelt (2 Teile). Salzburger Volksblatt, 23.8.1912. S.  1–4  ; 6.9.1912. S. 1–3. Salzburger Höhlenschau – September 1913. Salzburger Chronik, 11.09.1913. S. 9. Der König liebt sein Töchterlein. Novelle. In  : Pan (Hg.)  : Salzburg. Ein literarisches Sammelwerk, 1913. S. 61–86. Wirf weg, damit du nicht verlierst, 1915. Auch ein paar Kriegsgedichte, 1917. Der Geistermusikant. Dreimal zwei Erzählungen, 1919. Nach innen und außen. Gedichte eines Fliegers, 1920. Der neue Höhlenmensch. Salzburger Volksblatt, 11.8.1920. S.  1–2. Zentralorgan für Höhlenpublizistik. Salzburger Chronik, 15.2.1921. S. 1–2. Die Dachsteinhöhlen und Salzburg (3 Teile). Salzburger Chronik, 10.5.1921. S.  1–3  ; 14.5.1921. S.  1–2  ; 21.5.1921. S.  1–2. Die Mammuthöhle im Dachstein. Salzburger Wacht, 11.5.1921. S.  2–4. Der Wunderberg. Seine Sagen und Höhlen. Salzburger Wacht, 13.5.1921. S.  2–4. The Mountains of Mystery. Salzburger Volksblatt, 21.10.1921. S. 4. Vom Reich der Unterwelt und seinen Reflexen in unser Tagleben. Salzburger Wacht, 8.8.1922. S.  2–3. Wie Hans von München nach Venedig flog, 1922. Mörk als Maler, Höhlenforscher und Poet. Salzburger Wacht, 20.10.1922. S.  2–3. Die Salzburger Höhlen-

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forschung und Alexander von Mörk. Salzburger Wacht, 3.11.1923. S.  9–10  ; 10.11.1923. S.  13–14. Salzkammergut. Salzburg und Umgebung mit besonderer Berücksichtigung des Wintersportes, 1924. Salzburg. Stadt, Umgebung und 60 Ausflüge. Ein Geleit- und Erinnerungsbuch, 1926. Blaubarts Sohn, 1929. Illustrierter Führer für Kötschach-Mauthen und das Lessachtal mit besonderer Berücksichtigung des Wintersportes, 1930. Auf deutscher Heimaterde in Fliegerhöhen und Höhlentiefen, 1937. Wenige Tage nach Brest-Litowsk. Aus dem Tagebuch des Karl Schoßleitners. Salzburger Volksblatt, 26.2.1938. S. 5. L.: N.N.: Karl Schoßleitner †. Wiener Landwirtschaftliche Zeitung, 11.9.1907. S.  688, 690. N.N.: Das erhabene Grab. (Linzer) Tagespost, 10.10.1931. S. 7–8. K. A. Engl  : Karl Schoßleitner – ein Sechziger. Salzburger Nachrichten, 18.6.1948. N.N.: Nachruf auf das Gründungsmitglied Karl Schoßleitner. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1960 (2 S.). H. Ultschnig, W. Klappacher, J.  Mattes  : Alexander Mörk von Mörkenstein  – Maler, Literat, Höhlenforscher, 2011. H.  Weichselbaum  : Literatur und Erster Weltkrieg in Salzburg. In  : O. Dohle, T. Mitterecker (Hg.)  : Salzburg im Ersten Weltkrieg. Fernab der Front – dennoch im Krieg, 2014. S. 439– 466 (bes. S. 456–460).

Šeber (auch Schäber), Maks (Maximilian) * Postojna (dt. Adelsberg, Slowenien) 1862; † Ribnica na Pohorju (dt. Reifnig am Bachern, Slowenien) 1944 Druckereibesitzer, Fotograf und Höhlenforscher

B.: Sohn des Verlegers und Buchdruckers Maks Š., der seit 1856 in Postojna eine Druckerei betreibt. Nach dem Besuch der dortigen Volksschule absolviert Š. bei Anton Jerkič in Gorizia eine Lehre zum Buchdrucker und beginnt sich für Fotografie und die Herstellung von Foto-Postkarten zu interessieren. Nach seiner Rückkehr nach Postojna und Anstellung in der Druckerei seines Vaters, die bei dessen Tod der älteste Sohn Richard übernimmt, wird Š. 1889 Gründungsmitglied der Anthron-Gesellschaft, der ersten höhlenkundlichen Interessensgemeinschaft mit slowenischsprachigen Mitgliedern. Angeregt durch die Aktivitäten von →  W.  Putick und →  É.-A.  Martel unternimmt er in den Folgejahren gem. mit u. a. Anton Dietrich, Alojz Kraigher und Jan Ružička zahlreiche Forschungsfahrten in Höhlen um Cerknica und Postojna, u. a. in die Otoška, Pivka und Magdalena jama. Zudem dokumentiert Š. die Neuentdeckungen und bereits bekannten Teile der Schauhöhle Postojnska jama fotografisch, verbreitet sie in Form von Postkartenmotiven und stellt die Lichtbilder auch Reiseführern und (naturkundlichen) Zeitschriften zur Verfügung. Daneben ist Š. als Portrait- und Landschaftsfotograf tätig. Nach Ableben seines Bruders Richard (1904) macht er sich selbstständig, gründet eine eigene Druckerei, die er bis 1935 und der Übergabe an seinen Sohn Maks (* 1897) weiterführt, und verlegt während der Vorund Zwischenkriegszeit u. a. zahlreiche Höhlenführer. 1904–09 fungiert er als Herausgeber und Redakteur von »Notranjec«, der Lokalzeitung von Postojna. 1927 überlässt Š. über 400 Fotoplatten mit Höhlenmotiven der Schauhöhlenverwaltung von Postojna in Person von →  I.  A.  Perko. Acht Jahre später zieht er zu seinem zweiten Sohn Dušan nach Ribnica na Pohorju, der dort 1944–45 ein Lazarett für Partisanen leitet. Der fotografische Nachlass von Š. befindet sich heute im Notranjski muzej von Postojna. W.: Autor von ca. 400 Fotografien der Postojnska jama, Pivka jama and Črna jama. Archiv der Höhlenverwaltung von Postojna (aufbewahrt am Notranjski muzej, Postojna). L.: A.  Kranjc  : Ob 100-letnici ustanovitve jamars-

kega društva Anthron. Naše jame 30, 1988. S. 11–17. A.  Kranjc  : É.  A.  Martel o Anthronu. Naše jame 30, 1988. S.  18–20. D.  Novak (Hg.)  : Gradivo za slovensko speleološko biografijo z bibliografijo. Naše jame 30 (Suppl.-Bd.), 1988 (bes. S.  172). A.  Kranjc   : 477

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Društvo Anthron (1889) kot se kaže po svojih pravilih. Naše jame 32, 1990. S. 110–112. A. Kranjc  : Anthron Society (Postojna 1889–1911), the Beginning of Organised Speleology in Slovenia. Acta Carsologica 31(2), 2002. S. 223–232. A. Zebec  : Tiskarska družina Šeber,

Dipl.-Arb. Univ. Ljubljana, 2009. P. Krašna  : Razglednice tiskarne Šeber, 2012 (bes. S. 3–8). T. R. Shaw, A. Čuk  : Slovene Caves & Karst Pictured 1545–1914, 2012 (bes. S. 199–200).

Seemann, Robert * Wien 1945; † Wien 2010 Mineraloge, Petrograf und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Franz und der Ludmilla S. Nach der Volksschule in Wien-Simmering besucht S.  das Bundesrealgymnasium Gottschalkgasse und schließt 1963 mit Matura ab. Nach Absolvierung des Präsenzdienstes beim Österr. Bundesheer studiert er ab 1964 zunächst Chemie sowie Physik als Nebenfach an der Univ. Wien, wechselt aber schließlich das Hauptfach auf Mineralogie und Petrografie. 1969 legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab, zwei Jahre später erhält S. eine Anstellung als Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum Wien, dem er bis zu seinem Ableben, zuletzt als Abteilungsdirektor der Mineralogisch-Petrografischen Abtlg. (2004), angehört. 1974 promoviert er mit der Dissertation »Die Genese der Pyrite der Karstgebiete der Nördlichen Kalkalpen«. Im Folgejahr heiratet er Waltraud Urschütz, Geburt der Kinder Norbert (* 1976) und Johanna (* 1979). 1978 erhält S. am Museum eine Definitivstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter und wird mit der Leitung der Gesteins-, Bau-, Dekor- und Lagerstättensammlung an der Mineralogisch-Petrografischen Abtlg. betraut. In den folgenden Jahrzehnten kuratiert und wirkt er bei zahlreichen Groß- und Sonderausstellungen des Naturhistorischen Museums mit, u. a. bei den Sonderausstellungen »Tauerngold« (1975), »Epidot« und »Bergbau in den Hohen Tauern« (1990) sowie bei der internationalen Wanderausstellung »Mineral & Erz in den Hohen Tauern« (1994–98). Weiters arbeitet S.  maßgeblich an der Neugestaltung der Gesteins-Schausammlung im Saal 4 des Naturhistorischen Museums mit. 1987–2010 fungiert er zudem als Sicherheitsbeauftragter des Naturhistorischen Museums sowie über viele Jahre hinweg als Ausbildner des Aufsichtsdienstes an Bundesmuseen in Hinblick auf Sicherheit und Brandschutz. 1966 wird S. Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. und nimmt bis in die 1980er Jahre regelmäßig an mehrtägigen Expeditionen in die Dachstein-Mammuthöhle und Mörkhöhle bei Obertraun teil, u. a. gem. 478

mit Herbert W. Franke, Werner Hollender und Heiner Thaler. Nebenbei engagiert sich S. als Betreuer der vom Verband Österr. Höhlenforscher gepachteten Emmahütte auf der Schönbergalm, die als Stützpunkt für die Erforschung der Dachsteinhöhlen dient. Zudem organisiert und leitet er Exkursionen für die Freunde des Wiener Naturhistorischen Museums und die Sektion Austria des Österr. Alpenvereins, wo er eine Höhlenforschergruppe aufbaut und über 36 Jahre betreut. 1976 erforscht S.  gem. mit u. a. Franke die Tropfsteinhöhle von Alistrati (Nordost-Griechenland) und begleitet in der Folge als wissenschaftlicher Berater deren Erschließung als Schauhöhle. Weiters nimmt er an der Erkundung und Dokumentation der in den griechischen Bezirken Serres und Drama liegenden Askitotripa-, Maara- und Peresterionashöhle teil. Gem. mit der Univ. Athen führt er Grabungen in der Zwergelefantenhöhle Charkadio auf der griechischen Insel Tilos durch. 1977–92 leitet S.  das wissenschaftliche Projekt »Epidotfundstelle Knappenwand« (Pinzgau, Salzburg) und die mineralogische, petrologische und geochemische Untersuchung der Fundstelle. In den 1990er Jahren ­versucht er erfolglos den bewetterten Versturz in der Dachstein-Rieseneishöhle freizulegen und wirkt bei dem von Andreas Neumann neu erstellten Plan der Dachstein-Mammuthöhle mit. Auf Einladung des omanischen Wirtschaftsministeriums wird S. 1995 gem. mit anderen Mitarbeitern des Naturhistorischen Museums mit einer Machbarkeitsstudie zur Erschließung verschiedener omanischer Höhlen betraut. In den Folgejahren fungiert er als Leiter und später bis zu seinem Ableben als fachlicher Beirat des Projekts »Speleoman« zur wissenschaftlichen Untersuchung und touristischen Erschließung der AlHoota-Höhle im Hadschar-Gebirge (Oman), die 2006 als Schauhöhle eröffnet wird. Dabei konzipiert er ein zwei Jahre später realisiertes Geo- und Höhlenmuseum im dortigen Besucherzentrum. 1981 wird S. mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österr. ausgezeichnet, 1996 folgen die Ernennung zum Hofrat und 2003 die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Alistrati. W.: Pyritfunde in der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 21(2), 1970. S.  83–89. Dachstein-Mammuthöhle  : Winterexpedition, Februar 1970. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 26(4), 1970. S. 71–76. Neue Calcitkristallformen aus einer Höhle in Sardinien. Die Höhle 22(4), 1971. S. 127–132. Die Genese der Pyrite der Karstgebiete der Nördlichen Kalkalpen, Diss. Univ. Wien, 1973. (Mit G. Niedermayr)  : Vorläufiger Bericht über sedimentpetrographische und mineralogische Untersuchungen an Höhlensedimenten des Karstgebietes Pfaffenberg bei Bad Deutsch-Altenburg. Die Höhle 25(1), 1974. S.  3–11. Dachstein-Mammuthöhle  : Expedition in den Krippensteingang 1978. Höhlenkundliche

Mitt. (Wien) 34(4), 1978. S.  73–80. (Mit K.  Mais, H. Mrkos) (Red.)  : Akten des Internationalen Symposiums zur Geschichte der Höhlenforschung in Wien, 1979. (Mit O. Schultz, H. Mrkos) (Red.)  : Höhlenforschung in Österreich, 1979. (Mit H. Martin, S. Rietschel, K.H. Schröder)  : Zur Entdeckungsgeschichte, Geologie und Mineralogie der Kubacher Kristallhöhle. Laichinger Höhlenfreund 15(1), 1980. S. 3–14. Neufunde sekundärer Carbonatmineralisationen in Höhlen des Dachsteins und des Untersberges. Die Höhle 35(3–4), 1984. S. 253–262. Hydromagnesit und Begleitmineralien aus dem Frauenmauer-Langstein-Höhlensystem, Hochschwab. Mitt. der Abtlg. für Mineralogie am Lan479

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desmuseum Joanneum 53, 1985. S.  11–21. Mineralparagenesen in österreichischen Karsthöhlen. Mitt. der Österr. Mineralogischen Ges. 132, 1987. S. 117–134. (Hg.)  : Mineral & Erz in den Hohen Tauern, 2 Aufl., 1994. Sediment- und Mineralinhalt der Hermannshöhle. In  : H.  Hartmann, W.  Hartmann, H.  Mrkos (Red.)   : Die Hermannshöhle in Niederösterreich, 1997. S. 107–132. (Mit M. A. Geyh, H. W. Franke)  : Altersbestimmung an Sinter- und Tropfsteinformationen der Hermannshöhle. In  : H. Hartmann, W. Hartmann, H.  Mrkos (Red.)  : Die Hermannshöhle in Niederösterreich, 1997. S. 133–146. Exkursionsführer anläßlich der Höhlenweihnachtsfeier 1998, 1998. (Mit R. Pavuza, K. Mais)  : Das Hoti-Höhlensystem im Akh­ dar-Gebirge (Oman). Die Höhle 49(2), 1998. S. 33– 41. Sesam öffnet eine Höhle im Oman. Universum Magazin 3, 2003. S. 4–6. (Mit R. Pavuza, L. Plan)  : Der Nasse Schacht bei Mannersdorf am Leithagebirge, eine

thermal beeinflusste Höhle am Ostrand des Wiener Beckens. Die Höhle 57, 2006. S.  30–46. (Mit H.  Sattmann, S. Al Maskery) (Hg.)  : Al Hoota Cave System. Subterranean Dripstone Paradise in the Jabal Shams Region, 2009. L.: E.  Herrmann  : Wir gratulieren. Robert Seemann. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 61(12), 2005. S. 138. H.  Holzmann  : Nachruf auf Dr.  Robert Seemann. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 62(1), 2011. S.  16. H. Holzmann  : Dr. Robert Seemann. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 67(3–4), 2011. S.  26. H.  W.  Franke  : Mit Robert Seemann in der Höhle von Alistrati. Wanderung über Sinterbecken und Kristalle. Die Höhle 62, 2011. S. 125–127. F. Brandstätter, G. Niedermayr, L. Ferrière, R. Pavuza, H. Sattmann  : In memoriam Robert Seemann. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie A, 114, 2012. S. 5–20.

Segl, Johann * Gröbming (Steiermark) 1948; † Wels (Oberösterreich) 2005 Schlosser, Versicherungsmakler und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Sölk stammenden Josef, Straßenarbeiter bei der Straßenmeisterei Pass-Stein, und der Gröbminger Sennerin Johanna S., geb. Fuchs. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Gröbming zieht S.  mit seiner Familie nach Bad Mitterndorf, wo seine Eltern ein Haus bauen. Er absolviert eine Schlosserlehre und ist im Anschluss zunächst als Verkäufer und Taxifahrer tätig. Anschließend macht sich S. als Versicherungsmakler in Bad Mitterndorf selbstständig und übt diese Beschäftigung bis zu seinem Ableben aus. 1971 Heirat mit der aus Pichl stammenden Adelheid Leitner, Geburt der Kinder Manfred (* 1976) und Sabine (* 1981). Außerhalb seiner beruflichen Obliegenheiten wirkt er ehrenamtlich beim Wintersportklub Bad Mitterndorf mit, wo S. die Jugendarbeit übernimmt. 1967 tritt er in die Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark ein und fungiert 1981 als Gründungsmitglied des daraus hervorgehenden Vereins für Höhlenkunde in Obersteier unter Günter Graf, wo er in verschiedenen Funktionen im Vorstand tätig ist, u. a. als Gerätewart, Jugendwart und zuletzt als Obmann. 1987 legt S. die amtliche Höhlenführerprüfung 480

ab. Anschließend initiiert er die Errichtung der Höhlenforscher-Biwakhütte am Hochweiß (Totes Gebirge) und ist zudem maßgeblich am Bau des neuen Vereinsheimes in Bad Mitterndorf beteiligt. Weiters organisiert er und nimmt selbst an zahlreichen Forschungsfahrten im Toten Gebirge und im Dachstein, bei Übungen und Veranstaltungen teil, u. a. erkundet und dokumentiert S. gem. mit → G. Limberger die Grubstein-Westwandhöhle und die Höhlen am Brettstein (bei Tauplitz), wo er sich insbes. der jungen Vereinsmitglieder annimmt. Weiters widmet er sich der Erforschung von Höhlen auf dem Gebiet der Plankermira, am Rinnerkogel (beide Totes Gebirge) und der Bärenlackenalm (östliches Dachsteinplateau). Zeitlebens wirkt S. an mehreren Auslandsexpeditionen nach Namibia und Malaysia mit und befasst sich dort mit der Aufsammlung der Höhlenfauna. W.: Höhlen in der Gnanitz. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 17(3), 1979. S. 59–60. Objekte am Hirschberg-Plattert. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 18(3), 1980. S.  62–63. Neuland im Lieglloch bei Tauplitz. Mitt. der Sektion Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 18(3), 1980. S. 74. Die Roßkogelgruben-Eishöhle. Die Fünffensterhöhle. Der Roßkogelgruben-Schacht. Tropfsteinhöhle am Augsteck. Unterstandshöhle am Augsteck. Die Höhlenruine bei der Wasserstelle. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in

Obersteier 1(2), 1982. S.  20–24. Forschungen in der Drei Rinnen Höhle. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 2(2), 1983. S.  22. Drei Rinnen Höhle. Die Schichtfugenschachthöhle. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 4(2), 1985. S. 23–24. Die Seekarlkirche. Die Seekarlhöhle. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 7(2), 1988. S. 26–33. 20 Jahre Forscherlager des VHO. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 19–20, 2001. S. 26–33. L.: R. Seebacher  : Johann Segl. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 25–26, 2007. S. 225–227.

Seppenhofer, Carlo * Gorizia (dt. Görz, Friaul-Julisch Venetien; Italien) 1854; † Gorizia 1908 Bibliothekar, Gemeindepolitiker und Literat

B.: Erster von fünf Söhnen des Offiziers Karl S.  Nach der Volksschule besucht S. ab 1864 die Staats-Oberrealschule in Gorizia und wechselt schließlich an die Akademie für Handel und Schifffahrt in Triest, wo er sich politisch zu engagieren beginnt. Nach Schulabschluss erhält S.  eine Anstellung als Hauptbuchhalter der Firma »Venuti« in Gorizia. Neben seiner Begeisterung für den Alpinismus spricht er sich offen für den italienischen Irredentismus (politische Einigung Italiens) aus, wirkt an Kundgebungen gegen das Habsburgerreich mit und hisst 1878 gem. mit u. a. Giorgio Bombig und Adolfo Venuti 481

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am Monte Calvario über Gorizia die italienische Trikolore. Von den Behörden unentdeckt, nimmt S. in den Folgejahren am kulturellen und sozialen Leben von Gorizia teil, wird u. a. Mitglied der Patriotischen Gesellschaft (»Società Pro Patria«) und der Familiengesellschaft für Musik und Dramatik (»Società Famigliare di Musica e Drammatica«). Zudem fungiert er als Vizepräsident und später als Sekretär des lokalen Turnvereins (»Società di Ginnastica goriziana«) sowie als Präsident der Nationalen Liga (»Lega Nazionale«) und Direktor der Kasino-Gesellschaft (»Società del Casino«). Nach Gründung des Triestiner Alpenvereins (»Società Alpina delle Giulie«) initiiert S. die Einrichtung einer Sektion in Gorizia und unternimmt mit deren Mitgliedern und seinem Bruder Antonio zahlreiche Berg- und Höhlentouren in Krain und dem Küstenland, u. a. in die Abisso di Trebiciano, Škocjanske jame und Grotta di Dante. 1886–87 ist er maßgeblich an der Entdeckung und Erkundung der Grotta di Locavizza beteiligt, publiziert mehrere Befahrungsberichte in der Vereinszeitschrift und tritt in der Öffentlichkeit als Förderer karst- und höhlenkundlicher Forschungen auf. Als Vertreter der Liberalen Partei wird S. schließlich in den Stadtrat von Gorizia entsandt und wirkt mehrere Jahre an deren politischer Verwaltung mit. Daneben ist er literarisch tätig und verfasst kleinere Novellen, Gedichte sowie historische Abhandlungen meist patriotischen Inhalts und publiziert Volksmärchen und Anekdoten in furlanischer Sprache, die er im Rahmen von Hochzeiten in Gorizia zum Kauf anbietet. 1900 wird S. zum Bibliothekar der italienischsprachigen Stadtbibliothek (»Biblioteca Civica«) bestellt und hat diese Position bis zu seinem Ableben inne. Heute ist der 1978 in Gorizia gegründete höhlenkundliche Verein »Centro Ricerche Carsiche C. Seppenhofer« nach ihm benannt.

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W.: Una gita al Matajur. Atti e Memorie della Società Alpinisti Triestini 1883–85, 1885. S. 109–112. Cronaca goriziana, 1885. Relazioni sulle escursioni fatte dai membri residenti a Gorizia della «Società Alpina delle Giulie« nell’anno 1886. Atti e Memorie della Società Alpina delle Giulie 1886–87, 1887. S. 43–51. Relazione della Grotta di Locavizza. Atti e Memorie della Società Alpina delle Giulie 1886–87, 1887. S.  53–54. Leggende del Goriziano, 1889. Una salita del Canino dall’Ursic. Atti e Memorie della Società Alpina delle Giulie 1887–92, 1892. S. 161–168. Brevi cenni sulla Valle del Vipacco con un estratto di cronaca della citta di S. Croce quale signoria giurisdicente nel secolo XVIII, 1889. Miscellanea, 1899. Il fratricidio di Villalta, 1901. Lettere inedite del Conte Sigismondo

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Attems al Padre Bernardo Maria Rubeis ed al Conte Daniele Florio 1745–1747, 1901. Il tumulto dei tolminotti nell’anno 1713. Poesie di quell’epoca, 1901. Altre lettere del Conte Sigismondo Attems a diversi personaggi 1747–1748, 1902. Latini e slavi nel Friuli e nell’Istria. Pensieri di un Anonimo, 1902. Di alcuni nomi posti alle vie e piazze di Gorizia, 1906. Carlo Kunz, 1907. L.: N.N.: Carlo Seppenhofer. Alpi Giulie 13(3), 1908. S.  130. E.  Mulitsch  : Due patrioti goriziani dimenticati Carlo ed Antonio Seppenhofer. Studi Goriziani 12, 1957. S.  55–67. A.  Gallarotti  : Carlo Seppenhofer fiamma d’italianità, 1994. A. Gallarotti  : Il primo speleologo goriziano  : Carlo Seppenhofer. Slovenský kras 37, 1998. S. 47–52.

Siegl, Walter * Unterlaussa (Oberösterreich/Steiermark) 1930; † Kapfenberg (Steiermark) 1993 Schlosser und Höhlenforscher

B.: Sohn des Gendarmerie-Beamten Friedrich und der Eleonora S., geb. Hinterleitner. Nach Besuch der Volks- und Hauptschule absolviert S.  eine Schlosserlehre. In der Folge zieht er 1948 nach Kapfenberg, wo S.  eine Anstellung im Stahlwerk des Unternehmens »Böhler« findet. 1956 Heirat mit Gertrude Weissenbacher, Geburt der Kinder Friedrich (*  1956), Beate (*  1958) und Walter (*  1959). Anfang der 1960er Jahre wird S. Mitglied des Vereins für Vorgeschichte und Höhlenkunde Kapfenberg (bis 1962 Ortsgruppe Kapfenberg des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark). Nach Konflikten um die Aktivitäten des zunehmend auf die Betreuung der Rettenwandhöhle als Schauhöhle fokussierten Vereins tritt er mit anderen Mitgliedern aus. Anschließend wird S. 1967 zum stv. Obmann der neu gegründeten Forschergruppe Hochschwab-Kapfenberg (ab 1973 Sektion Kapfenberg) des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark gewählt und fungiert 1970–87 als deren Obmann, wobei er den Verein in weitgehend familiärer Form führt. Zudem initiiert er zahlreiche Forschungsfahrten, u. a. im östlichen Hochschwab-Gebiet, und veranstaltet Forschungswochen auf der Fölzalm und der Voisthalerhütte, von wo ausgehend der Eisgrabenschacht, Gortatewiczschacht und Dohlenschacht erkundet und dokumentiert werden. Daneben unternimmt S.  Oberflächenbegehungen im Gebiet der Häusel- und Sackwiesenalm, wo er im Elchschacht auf einen juvenilen Elchschädel und dazugehörendes Knochenmaterial trifft. Weiters organisiert er mehrere Forschungsfahrten in die Feistringgrabenhöhle bei Aflenz und erschließt die Klettergartenhöhle bei Kapfenberg durch Freilegung eines sedimenterfüllten Höhlenganges. W.: Tätigkeitsbericht der Forschergruppe Hochschwab-Kapfenberg im Landesverein für Höhlenkunde in Steiermark (3 Teile). Die Höhle 22(1), 1971. S. 27  ; 23(1), 1972. S.  33  ; 24(2), 1973. S.  88. Tätigkeitsbericht der Sektion Kapfenberg des Landesvereins in der Steiermark (mehrere Teile). Die Höhle 25(1), 1974. S. 17–18  ; 26(1), 1975. S. 27  ; 27(2), 1976. S. 87–88  ; 28(1), 1977. S. 22–23  ; 29(1), 1978. S. 22  ; 30(2), 1979. S.  50  ; 31(1), 1980. S.  32  ; 32(1), 1981. S.  25  ; 33(1),

1982. S.  33  ; 35(1), 1984. S.  21  ; 36(2), 1985. S.  53  ; 37(2), 1986. S.  129. (Mit E.  Brandstetter)  : Bericht von der 1.  Jahreshauptversammlung der Sektion Kapfenberg im Landesverein für Höhlenkunde in der Steiermark. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 3(1), 1974. S.  3–5. 10  Jahre Sektion Kapfenberg des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 6(2), 1977. S. 77–79. 483

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L.: N.N.: Höhlenforscher wieder vereint. Südost-Tagespost, 25.1.1973. S. 4. N.N.: Höhlen im Hochschwab werden erforscht. Der Obersteirer, 1.4.1978. S.  6.

V.  Weißensteiner  : Walter Siegl †. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 23, 1994. S. 11–13.

Siegmeth, Karl (Károly) * Znojmo (dt. Znaim, Tschechien) 1845; † Mukatschewo (dt. Munkatsch, Westukraine) 1912 Ingenieur, Bahnbediensteter und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Kaufmanns Leopold und der Aloisia S., geb. Schwed. Nach Abschluss der Schulausbildung nimmt S.  ein Studium des Ingenieurwesens am Polytechnischen Institut in Wien und an der Eidgenössischen polytechnischen Schule in Zürich auf, wo er zum Konstrukteur ausgebildet wird. 1866– 67 ist er als Praktikant in der Maschinenfabrik »Siegl« in München beschäftigt und erhält daraufhin eine Anstellung als Assistent der mechanisch-technischen Abtlg. an der neu gegründeten Polytechnischen Schule zu München. Nach seinem Umzug nach Ungarn im Frühjahr 1869 erlangt er durch die Förderung des Politikers Imre Ivánka eine Anstellung bei der Ungar. Nordostbahn. Heirat mit der Künstlertochter Theresia Neureuther, Geburt der Kinder Rudolf (* 1871) und Aloisia (* 1875). Beruflich ist S. an wechselnden Dienstorten tätig, zunächst als Bahningenieur in Miskolc (1869) und in Sátoraljaújhely (1871), schließlich als Werkstattleiter in Debrecen (1890) und zuletzt als stv. Direktor der Ungar. Staatsbahnen (1905) in Budapest, wo er 1906 in den Ruhestand tritt. Während seines Aufenthalts in Sátoraljaújhely beginnt S. Ausflüge auf Berge und in Höhlen (insbes. in Ungarn und der Slowakei) zu unternehmen und sich als Autodidakt für Geologie, Prähistorie und Geografie zu interessieren. Zudem tritt er dem Ungar. Karpathen-Verein bei und beteiligt sich 1877 an der Gründung der Sektion Ost-Karpathen, welcher S. während 35 Jahren in unterschiedlichen Funktionen, u. a. als Sekretär und Obmann, vorsteht. 1881–89 ist er zudem Mitglied des Zentralrats des Ungar. Karpathen-Vereins und wird danach zum Ehrenmitglied der Vereinigung ernannt, welche auf Initiative von S. ab 1880 Exkursionen und ab 1885 auch Forschungsfahrten in Höhlen veranstaltet. Zeitlebens publiziert er zahlreiche Reiseberichte und -handbücher in Deutsch, Ungarisch, Französisch und Englisch, daneben beginnt sich S. auch als Naturfotograf zu betätigen. Dabei baut er enge Kontakte zu Wiener Höhlenforschern auf, wird Mit484

glied der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs unter → F. v. Hauer, → F.  v.  Hochstetter und →  F.  Kraus und publiziert regelmäßig in deren Mitteilungen. Seit 1880 widmet sich S. der Schaffung eines Höhlenkatasters von Ungarn, der posthum von Henrik Horusitzky publiziert wird. Weiters ist er maßgeblich an der touristischen Erschließung der Tropfsteinhöhle Baradla-barlang bei Aggtelek beteiligt, die seit 1881 vom Ungar. Karpathen-Verein gepachtet wird, und arbeitet bei der Errichtung eines zweiten Höhleneingangs (1890) nahe Vörös-to (Roter See) mit. Für seine Initiativen zur Förderung des Fremdenverkehrs wird er 1883 mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet, 1895 folgt die Ernennung zum korresp. Mitglied der von →  É.-A.  Martel gegründeten »Société de Spéléologie« in Paris. Im Laufe seines Lebens baut S. eine umfangreiche natur- und höhlenkundliche Privatbibliothek und eine petrografische Sammlung auf, die er dem Piaristengymnasium in Debreczen stiftet. Ab 1900 hält er in Ungarn und anderen Teilen der Monarchie zahlreiche Lichtbildvorträge zu naturkundlichen Themen, leistet dadurch einen erheblichen Beitrag zur Belebung des (Höhlen)tourismus im Karpatenraum und zur Öffentlichkeitswirkung der Höhlenkunde in der ungar. Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Weiters wirkt er 1910 bei der Gründung der Höhlenkommission innerhalb der Ungar. Geologischen Gesellschaft mit und wird zum ersten Präsidenten bestellt. W.: Von Wien – Oderberg – Budapest in die Hohe Tátra und in das Höhlengebiet von Abauj-Torna-Gömör (Ausg. auch in Ungarisch, Englisch, Französisch), 1880. Uti vázlatok a munkácsi Beszkidekből (Reiseskizzen aus den Munkácser Beskiden). Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 7, 1880. S.  134–215. Kurzgefasster Führer für Kaschau, das Abauj-Torna-Gömörer Höhlengebiet und die ungarischen Ostkarpathen, 1886. Die Arbeiten in der Aggteleker Höhle in Ungarn. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 5(2), 1886. S. 22–24. Das Abauj-Torna-Gömörer Höhlengebiet (2 Teile). Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 14, 1887. S. 1–33  ; 18, 1891. S. 34–54. Die Aggteleker Höhle und deren Durchbruch. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 1(9), 1889. S.  70–71. Der Durchbruch der Aggteleker Höhle. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 2(6), 1890. S.  47–48. Az aggteleki cseppkőbarlang (Die Aggteleker Tropfsteinhöhle), 1890. Aus den Ostkarpathen in die Hohe Tátra. Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 17, 1890. S.  139–159. Grotte d’Aggtelek, 1891. Trencsén-Teplitz und seine

Umgebung. Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 22, 1895. S. 17–31. Notes sur les cavernes de Hongrie. Spelunca  – Mémoires de la Société de Spéléologie 3(16), 1898. S. 147–164. Wanderungen im Siebenbürgischen Erzgebirge und im Bihar-Kodru-Gebirge. Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 27, 1900. S.  1–50. Streifzüge in den Liptöer Karpathen. Jahrb. des Ungar. Karpathen-Vereines 33, 1906. S.  1–19. Charakteristische Höhlen- und Talbildungen in den ungarischen West- und Zentralkarpaten. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 19(1), 1907. S. 3–4. La grotte de glace de Szilice. Spelunca – Bull. et Mémoires de la Société de Spéléologie 7(57), 1909. S. 46–50. Az Aggteleki barlang, 1910. Die Hohe Tatra im Sommer und im Winter (Illustrierter Führer), 1911. H. Horusitzky  : A magyarországi barlangok s az ezekre vonatkozó adatok irodalm i jegyzéke, 1549–1913. Zusammenfassung der Literatur über die Höhlen Ungarns, 1549–1913 (unter der Mitwirkung von K. Siegmeth), 1914. L.: N.N.: Karl Siegmeth †. Mitt. der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs 24(5), 1912.

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S. 40. B. Mihálovics  : Károly Siegmeth. Turisták Lapja 24, 1912. S.  92–94. H.  Horusitzky  : Karl Siegmeth – Sein Leben und Wirken. Barlangkutatás (Höhlenforschung) 1(1), 1913. S.  34–36. J.  Karafiáth  : Siegmeth Károly. Turisták Lapja 53(6), 1941. S. 124–129. K. Székely  : 75 éve történi. Karszt és Barlang 27(1–2),

1987. S.  73–74. S.  Hadobas  : The Most Outstanding Persons of the Hungarian Speleology. Karszt és Barlang (Sonderausg.), 1989. S. 97–99. Ľ. Gaál, M. Lalkovič  : Karl Siegmeth and cave exploration in Slovakia. Slovenský kras 37, 1999. S. 37–46.

Simony, Friedrich * Hrochův Týnec (dt. Hrochow-Teinitz, Tschechien) 1813; † St. Gallen (Steiermark) 1896 Geograf und Alpenforscher

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B.: Uneheliches Kind der Terezie Simonij, Tochter eines leitenden Beamten in Kvasice (Kwassitz, Südmähren). Den ersten Elementarunterricht erhält S. nach eigenen Angaben von seiner Mutter. Nach deren Tod (um 1820) nimmt sich ein Onkel des Jungen an, zudem wird S. auch zeitlebens von einflussreichen Fürsprechern gefördert. 1825–28 besucht er das Piaristengymnasium in Mikulov, das S. jedoch mangels Schulerfolgs nach der Unterstufe verlässt und unter Obhut eines anderen Onkels eine Lehre als Apotheker in Trenčín (Westslowakei) beginnt. 1833 übersiedelt er als Laborant einer Apotheke nach Znojmo (Südmähren) und absolviert schließlich eine Ausbildung zum Apotheker an der Univ. Wien, wo er 1835 das Magisterdiplom erhält. Mittels Majestätsgesuchs, eines Empfehlungsschreibens des Botanikers Joseph Franz v. Jacquin und der Förderung durch Erzherzog Ludwig wird S. die Absolvierung der nicht abgelegten Gymnasialklassen erlassen, worauf er sich naturwissenschaftlichen Studien an der Univ. Wien widmet, aber nicht promoviert. Daneben ist S. als Nachhilfelehrer tätig, wodurch er sich seine Alpenreisen (1837 besteigt er erstmals den Schneeberg und die Rax bei Wien) finanziert. 1840 bereist er gem. mit u. a. → F.  v.  Hauer das Innere Salzkammergut und besteigt das Dachsteinplateau (Hoher Gjaidstein). Zwei Jahre später unternimmt S. eine neuerliche Reise ins Salzkammergut und erklimmt mit dem Bergführer Johann Wallner den Hohen Dachstein. Daneben setzt er Initiativen zur touristischen Erschließung des Inneren Salzkammerguts, z. B. zur Errichtung eines markierten Steigs auf den Dachstein und einer Unterstandshütte aus Stein (im Volksmund »Hotel Simony« genannt) im Wildkar nahe der heutigen Simonyhütte. In den Folgejahren widmet er sich der glaziologischen und geomorphologischen Erforschung 486

des Dachsteins, übernachtet zweimal am Gipfel, führt 1847 die erste Winterbesteigung durch und prägt den Fachbegriff »Dachsteinkalk«. Zudem fertigt er zahlreiche Landschaftszeichnungen an, untersucht die Seen des Salzkammerguts limnologisch und führt Lotungen zur Anfertigung von Profilen und Tiefenkarten der Gewässer durch. Weiters unternimmt S. meteorologische, pflanzengeografische, prähistorische und klimakundliche Studien, u. a. zur Karren- und Höhlenbildung, Geschichte der Vergletscherung im Alpenraum und den urgeschichtlichen Funden am Hallstätter Salzberg. 1843 kommt S. mit dem in Bad Ischl auf Sommerfrische weilenden Staatskanzler Clemens Wenzel v. Metternich in Kontakt, der seine Forschungen am Dachstein auf Empfehlung des Geologen Wilhelm v. Haidinger großzügig unterstützt. Im Zuge dessen baut S. auch eine Freundschaft zu Metternichs Hauslehrer – dem Schriftsteller Adalbert Stifter – auf, der ihn in den Folgejahren bei mehreren Besteigungen des Dachsteins begleitet. Weiters initiiert er zahlreiche soziale Projekte, u. a. zur Gründung eines Heimatmuseums, einer Schnitzereischule und Kindbewahranstalt in Hallstatt. Dortselbst errichtet S. auch ein Atelier, wo er eine umfangreiche mineralogische Sammlung aufbaut und »en plein air« skizzierte Landschaftszeichnungen fertigstellt. Um 1846 wird S. Mitglied der von Wilhelm v. Haidinger ins Leben gerufenen Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaften in Wien und Mitarbeiter der von Haidinger redigierten Mitteilungen der Vereinigung, worin S.  seine Überlegungen zu Kalkhöhlen- und Dolinenbildung veröffentlicht. Zudem führt er Temperaturmessungen u. a. in der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun und Untersuchungen von Karstquellen durch. 1848–50 ist er als Erster Kustos des Naturhistorischen Museums in Klagenfurt (später Landesmuseum) tätig und wertet den Wörthersee limnologisch aus. Zudem hat er ab 1849 eine Stelle als Chefgeologe bei der neu gegründeten Geologischen Reichsanstalt in Wien unter der Leitung von Haidinger inne. Zwei Jahre später wird S. als erster Professor für Erdkunde an die Univ. Wien berufen, wo er sich dem Aufbau eines Geografischen Kabinetts (Studiensammlung) widmet und während des Sommerhalbjahrs als Grundlage für seine Forschungs- und Lehrtätigkeit regelmäßige Studienreisen unternimmt. 1851 Heirat mit Amalie Katharina Krakowitzer, Tochter des fürstlich Auersperg‘schen Oberpflegers (Verwalter), Geburt der Kinder Oskar (* 1852), Arthur (* 1854) und einer Tochter, die noch in ihrem ersten Lebensjahr verstirbt. 1855 wirkt er bei der Gründung der Geografischen Gesellschaft in Wien mit, fungiert drei Jahre später als Ausschussmitglied, 1863–64 als Vizepräsident und ab 1883 als Ehrenmitglied der Vereinigung. Zugleich beteiligt sich S. 1862 an der Gründung des Österr. Alpenvereins. Weiters prägt er u. a. mit seinem Idealgemälde einer Gletscherlandschaft mit dem Titel »Gletscher-Phaenomene« (im Rahmen der Weltausstellungen in London 1862 und Wien 1873 prämiert) die öffentliche Wahrneh487

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mung des Hochgebirges entscheidend mit. Neben der Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Zeichentechnik setzt sich S.  ab 1875 auch für die Fotografie als Dokumentationsmittel bei Forschungen im Hochgebirge ein, insbes. bei seinen Expeditionen auf den Dachstein. Acht Jahre nach dem Tod der Ehefrau Amelie (1877) emeritiert er und wird gleichzeitig zum Hofrat ernannt. S. erhält zeitlebens zahlreiche Ehrungen, u. a. 1869 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Univ. Wien, 1876 Ernennung zum Ehrenbürger von Hallstatt, 1886 Ehrenmitglied des Deutschen und Österr. Alpenvereins und 1896 Auszeichnung mit der Hauer-Medaille der Geografischen Gesellschaft in Wien. Bei der Wahl (1867) zum korresp. Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien bleibt er allerdings erfolglos. Seine in drei Lieferungen erschienene Gesamtdarstellung des Dachsteingebirges (1889–95) kann S. noch mit Unterstützung seines Sohns Oskar abschließen. Zuletzt erblindet und an einen Rollstuhl gebunden, verbringt er seine letzten Lebensjahre in St. Gallen.

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W.: Ersteigung des hohen Dachsteins vom Carl-Eisfeld aus. Wiener Zeitung, 28.9.1842. S.  1982–1984. Drey Decembertage auf dem Dachsteingebirge. Wiener Ztschr. für Kunst, Literatur, Theater und Mode (4), 1843. S.  1793–1796, 1801–1804, 1809–1812, 1817– 1820, 1825–1827, 1833–1836. Kalkhöhlenbildung. Ber. über die Mitt. von Freunden der Naturwissenschaften in Wien 1, 1847. S. 55–59. Meteorologische Beobachtungen während eines dreiwöchentlichen Winteraufenthaltes auf dem Dachsteingebirge. Naturwissenschaftliche Abh. 1, 1847. S. 317–341. Die Seen des Salzkammergutes. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 4, 1850. S.  542–566. Die Bedeutung landschaftlicher Darstellungen in den Naturwissenschaften. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  9, 1852. S.  200–207. Fragmente zur Pflanzengeographie des österreichischen Alpengebietes. Verh. des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien 3, 1853. S.  303–320. Kleiner Schul-Atlas für den Elementar-Unterricht, 2  Aufl., 1854/67. Die Gletscher. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 3, 1862–63. S. 335– 378. Ueber Kalkalpenquellen. Oesterreichische Revue 3(1), 1865. S. 185–195. Das Wasserversorgungs-Project der Stadt Wien. Oesterreichische Revue 3(2), 1865. S.  208–227. Über Urgesteinsablagerungen im obersten Traunthale. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  59, 1869. S.  722–733. Die erosirenden Kräfte im Alpenlande. 488

Jahrb. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 9, 1871. S.  1–48. Die Pfahlwerke bei Kammer und Litzelberg im Attersee. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 1, 1871. S. 70–72. Über die Grenzen des Temperaturwechsels in den tiefsten Schichten des Gmundner Sees und Attersees. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 71, 1875. S.  429–440. Die Landschafts-Photographie in ihrer wissenschaftlichen Verwerthung. Photographische Correspondenz 13, 1876. S.  105–111. Schutz dem Walde  ! Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 17, 1876–77. S. 449–508. Die Dachstein-Gruppe. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 12, 1881. S. 217–239. Ueber die Schwankungen in der räumlichen Ausdehnung der Gletscher des Dachsteingebirges während der Periode 1840–1884. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 28, 1885. S.  113–135. Die Zweitheilung der Geographie an der Wiener Universität. Oesterreichisch-ungarische Revue N.F. 1(4), 1886. S. 57–63. Das obere Traungebiet. In  : R.  v.  Habsburg (Hg.)  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kronprinzenwerk). Oberösterreich und Salzburg, Bd.  8, 1889. S.  34–54. Das Dachsteingebiet. Ein geographisches Charakterbild aus den österreichischen Nordalpen, 3 Lieferungen, 1889–95. L.: N.N.: Friedrich Simony. Carinthia II 86(5), 1896. S.  177–184. N.N.: Dr.  Friedrich Simony. Verh. der Geologischen Reichsanstalt, 1896. S.  302–303. A.  Böhm v.  Böhmersheim  : Zur Biographie Fried-

rich Simonys, 1899. E.  F.  Hofmann  : Friedrich Simony. In  : H.  Hischer (Hg.)  : Salzkammergut und Dachstein, 1930. S. 119–146. F. v. Morton  : Adalbert Stifter und Friedrich Simony in Hallstatt. Adalbert Stifter-Almanach, 1941–42. S.  41–63. F. Krökel   : Stifters Freundschaft mit dem Alpenforscher Friedrich Simony. Vierteljahresschrift des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterr. 4, 1955. S.  97–117. E.  Bernleithner  : Enthüllung einer Gedenktafel am Wohn- und Sterbehaus Friedrich Simonys. Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 112, 1970. S.  376. K. Kadletz  : Simony, Friedrich. Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften 8–9, 1983. S. 441–452. M. Klemun  : Friedrich Simony. 1. Kustos des Naturhistorischen Museums in Klagenfurt. Caranthia II 182/102, 1992. S. 375–391. M. Klemun  : Friedrich Simonys Beziehungen zu Kärnten  – gezeigt anhand von Briefen. Carinthia II 183/103, 1993. S. 7–25. C. Riedl-Dorn  : Die Sammlungen Friedrich Simonys am Naturhistorischen Museum Wien. Ein Leben für den Dachstein. In  : F.  Speta (Hg.)  : Ein Leben für den Dachstein. Friedrich Simony zum 100.  Todestag, 1996. S.  199–266. W.  Greger, N.  Leutner  : Friedrich Simony als Karst-

und Höhlenforscher  – zu seinem 100.  Todestag. Die Höhle 47(4), 1996. S.  101–103. K.  Mais  : Friedrich Simony, his Contributions to Karst and Cave Science. Acta Carsologica 26(2), 1997. S. 120–135. K. Mais  : Simony. Ein (vergessener  ?) Pionier der Karst- und Höhlenkunde. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 53(1), 1997. S. 186–188. J. Mattes  : Die Eroberung der Tiefe. Mitglieder der k. k. Geologischen Reichsanstalt als Akteure und Förderer der Höhlenforschung unter Tage. In  : T.  Hofmann, M.  Klemun (Hg.)  : Die k. k. Geologische Reichsanstalt in den ersten Jahrzehnten ihres Wirkens, 2012. S.  81–114. H.  Lobitzer, M.  Siblík  : News on the Biography of Friedrich Simony from his Birth Matriculation. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 101, 2013. S.  86–88. G.  W.  Mandl (Red.)  : Die frühen Jahre des Dachsteinpioniers. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 102, 2013. G.  W.  Mandl  : Friedrich Simony und die Geologie. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 103, 2013. S.  68–71. Universitätsarchiv Wien (Personalakt PH PA 3173 Friedrich Simony). Archiv der Österr. Akademie der Wissenschaften (Wahlvorschläge, Wahlsitzungsprotokolle).

Spandl, Hermann * Brno (dt. Brünn, Tschechien) 1899; † Klosterneuburg (Niederösterreich) 1926 Zoologe, Limnologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Josef, Lehrer am Realgymnasium in Brno, und der aus Runářov (Runarz) stammenden Kleinbauerntochter Josefa S., geb. Čech. Nach der Volksschule besucht S.  das deutsche Staatsgymnasium in Brno und schließt die Matura ab. Trotz des frühen Todes des Vaters und der bescheidenen finanziellen Situation der Familie beginnt er ein Studium der Zoologie an der Univ. Brno, wobei er insbes. ein Interesse für Hydrobiologie entwickelt. 1922 übersiedelt er nach Wien, wo S. ein Doktoratsstudium der Zoologie an der Univ. Wien aufnimmt, das er vor seinem Ableben allerdings nicht mehr abschließt. Ab Herbst 1922 ist er als unbezahlter Mitarbeiter in der Crustaceensammlung des Naturhistorischen Museums Wien tätig, wo S. u. a. mit der Bearbeitung der aus der österr.-ungar. »Pola«-Expedition im Roten Meer (1895–98) hervorgegange489

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nen Sammlung von Amphipoden (Flohkrebsen) betraut wird. Zudem wertet er auch die bei anderen Expeditionen (u. a. Reisen Viktor Pietschmanns nach Mesopotamien und Armenien, 1910/14) gesammelte Süßwasser-Fauna aus. Weiters wird er Mitglied der Internationalen Vereinigung für Theoretische und Angewandte Limnologie und Referent der Fachzeitschrift »Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie«. Um 1923 entwickelt S.  ein zunehmendes Interesse an der Süßwasser-Fauna von Höhlen und tritt der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O.  Abel und →  G.  Kyrle bei. In der Folge nimmt er als Vortragender an den Jahrestagungen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher (z. B. 1925 in Ebensee) und an mehreren Höhlenfahrten teil, u. a. zur Aufsammlung von Höhlentieren und Entnahme von Wasserproben. Weiters ist S. als freier Mitarbeiter am 1922 unter dem Vorsitz von Kyrle gegründeten Speläologischen Institut am Ministerium für Landund Forstwirtschaft tätig, in deren Schriftenreihe seine umfangreiche Monografie zur Fauna der unterirdischen Gewässer erscheint. Laut Totenbeschau-Protokoll begeht S. im Juli 1926 durch Einnahme von Gift infolge einer Sinnesverwirrung Selbstmord. W.: Zur Kenntnis der Süßwasser-Mikrofauna Vorderasiens. Wissenschaftliche Ergebnisse der Expeditionen nach Armenien und Mesopotamien. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 36, 1923. S. 124–149. Zur Kenntnis der Tierwelt vorübergehender Gewässer. Zoologischer Anz. 56, 1923. S.  36–41. Zoologische Ergebnisse XXXV. Die Amphipoden des Roten Meeres. Denkschriften der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 99, 1924. S. 19–73. Studien über Süßwasseramphipoden.  I. Sitzungsber. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  133, 1924. S.  431–525. Entomostraken von Borneo. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 38, 1925. S.  89–95. Die Tierwelt vorübergehender Gewässer Mitteleuropas. Archiv für Hydrobiologie 16, 1926. S.  74–132. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse aus dem Gebiete der unteren Donau und des Schwarzen

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Meeres.  II. Die Süßwasser-Mikrofauna. Archiv für Hydrobiologie 16, 1926. S.  528–604. Die Tierwelt der unterirdischen Gewässer, 1926. Die Phyllopodenfauna des mittleren und südlichen Mähren. Verh. der Zoologisch-Botanischen Ges. in Wien 74–75, 1926. S. 1–37. L.: O.  Pesta  : Nachruf an Hermann Spandl. Zoologischer Anz. 69, 1926. S. 156–160. O. Pesta  : Nachruf an Hermann Spandl †. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 40, 1926. S.  151–152. O.  Pesta  : Hermann Spandl. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S.  147–148. O.  Pesta  : Hermann Spandl  †. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 1–5. O. Pesta  : Die Tierwelt der unterirdischen Gewässer (Buchbesprechung). Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 45–46.

Sperl, Josef * Leoben-Waasen (Steiermark) 1872; † Kapfenberg (Steiermark) 1951 Arzt, Gemeindepolitiker und Höhlenforscher

B.: Zweitältester Sohn des großbürgerlichen Realitätenbesitzers Rudolf, Inhaber des Sperlhofs in Waasen, und der Anna S., geb. Kauss. Bereits als Jugendlicher entwickelt 490

S. eine Passion für die Großwildjagd und das Zeichnen. Nach einem Studium der Medizin an der Univ. Graz, das er mit Promotion (1907) abschließt, übersiedelt er von Leoben nach Kapfenberg und eröffnet dortselbst eine Praxis als Allgemeinmediziner. 1908 Heirat mit der aus Tržič (Neumarktl, Slowenien) stammenden Kaufmannswitwe Maria Polegek, geb. Klobčavar. Zwei Jahre später wird S. Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark und geht als Autodidakt seinem Interesse für Anthropologie nach. 1912 wird er stv.  Obmann eines politisch ausgerichteten Sportvereins in Bruck an der Mur und beginnt sich in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu engagieren. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs wird er zum Militärdienst eingezogen und ist in der Folge als Chefarzt der Abtlg. für Ohren- und Hautkrankheiten des in der Montanistischen Hochschule Leoben eingerichteten Militärspitals tätig. In den Nachkriegsjahren gründet S. als gewählter Bürgermeister von Kapfenberg (1919–24) einen Fuhrhof und eine Ortsfeuerwehr samt Rettungsabtlg., deren freiwilliger Mitarbeiter er selbst wird. Als Obmann des Ortsschulrats initiiert er u. a. die Errichtung einer Hauptschule, eines Kindergartens, Schwimmbads und Sportplatzes. In die Amtszeit von S. fällt auch die Erhebung von Kapfenberg zur Stadt (1924). 1920 wird er Mitbegründer des Vereins für Touristik und Höhlenforschung in Kapfenberg und zudem wissenschaftlicher Leiter der von Karl Schweiger geführten Vereinigung. Weiters beteiligt er sich ab 1923 maßgeblich an der Erschließung der Rettenwandhöhle, die drei Jahre später als Schauhöhle eröffnet wird. 1924 führt S. Versuchsgrabungen in der Offenbergerhöhle bei St. Lorenzen im Mürztal durch. Zudem erteilt er 1922–27 öffentliche Schulungen in Geologie, Höhlenkunde, Vermessungslehre und Anthropologie und richtet als späterer Leiter ein Höhlen- und Heimatmuseum in Kapfenberg ein, das 1927 eröffnet wird und drei Jahre später in besser ausgestattete Räumlichkeiten übersiedelt. 1949 wird S. zum Ehrenbürger der Stadt ernannt und publiziert eine Ortsgeschichte. Heute sind in Kapfenberg eine Straße sowie eine Siedlung nach ihm benannt. W.: Vorgeschichte von Kapfenberg. In  : F. Mörth (Hg.)  : Kapfenberg im Wandel der Zeiten, 1949. S. 283–300. Die Rettenwandhöhle bei Kapfenberg. Die Höhle 1(2), 1950. S. 17–20. L.: N.N.: Die Erhebung des Marktes Kapfenberg zur Stadt. Arbeiterwille, 18.4.1924. S.  10–11. J.  Knabl  : Kapfenberg (Steiermark). Verein für Touristik und Höh-

lenforschung Kapfenberg. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1924. S.  35. N.N.: Medizinalrat Dr. Josef Sperl †. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 3(1), 1951. S.  7. R.  Puschnig  : Kapfenberg. Alter Markt  – Junge Stadt, 1974. M. Riedl  : Die Geschichte der Höhlenforschung in Kapfenberg. Die Höhle 57, 2006. S. 66–75.

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Spöcker, Richard Gottfried * Nürnberg (Deutschland) 1897; † Nürnberg 1975 Kartograf und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Ingenieurs Josef und der Margarethe S., geb. Gräser. Zunächst besucht S.  die Volks- und Realschule in Nürnberg und wechselt nach dem Umzug der Familie (1909) nach Lohr am Main an die Realschule Rothenburg ob der Tauber. Nach deren Abschluss (1913) besucht er aufgrund seines Interesses für Malerei und Bildende Kunst die Polytechnische Zeichenschule in Würzburg und ist anschließend dortselbst ein Jahr als Lithograf und Kartograf tätig. 1916 meldet sich S. freiwillig zum Militärdienst und nimmt als Soldat des Deutschen Heers am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende erlangt er 1920 eine Anstellung am Vermessungsamt der Stadt Nürnberg, bildet sich als Autodidakt in Geologie weiter und wechselt 1936 zum Wasserwerk der Stadt Nürnberg. Um 1919 kommt S. als Mitglied des Vereins »Touren- und Wintersportklub Franken 1913« erstmals mit dem Karst- und Höhlenphänomen in Kontakt, nimmt an Befahrungen von Höhlen, insbes. um Königstein (Fränkische Alb), teil und entwickelt neben seiner Begeisterung für den Kletter- und Bergsport auch ein besonderes Interesse an der Höhlenkunde. 1921 gründet er gem. mit u. a. → H.  Cramer und Florian Heller die Sektion Heimatforschung innerhalb der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (später Abtlg. für Karstforschung mit ihm als Vorsitzendem) mit dem Ziel, die Höhlen Frankens geologisch, hydrologisch, paläontologisch und prähistorisch zu untersuchen. Während der 1920er Jahre nimmt S. u. a. mit Cramer, Heller und seinem Bruder Walter Spöcker an zahlreichen Höhlenfahrten in Süddeutschland und Österr. teil und baut eine sogenannte »Höhlenregistratur des ­Fränkischen Karstes« (ab 1935 Höhlenkataster der Bayerischen Ostmark) auf, wobei er v. a. für die kartografische Dokumentation der Höhlen verantwortlich ist und ­aufgrund seiner Mitarbeit innerhalb des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher gem. mit → B.  Wolf, → H.  Bock, → F.  Mühlhofer und → W.  Biese z. T. auch Höhlen in Österr. (u. a. Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun, Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee) erforscht und vermisst. 1922 Heirat mit der Sekretärin (Marie Helene) ­Fri(e)da Eberlein, die sich ab 1929 als Buchhalterin in der Bezirksleitung Nordbayern der Kommunistischen Partei Deutschlands betätigt und S. regelmäßig bei Höhlenfahrten begleitet. In den folgenden Jahrzehnten wirkt er u. a. bei der Erforschung von zahlreichen Höhlen der Fränkischen Alb (u. a. Maximilianshöhle bei 492

Krottensee, Distlergrotte bei Finstermühle und der Teufelskirche bei Nitzlbuch) mit, welche S.  in einem »Topographischen Höhlenatlas von Franken« (1930–37) gesammelt dokumentiert. Anfang der 1930er Jahre beginnt sich S. anlässlich von zwei Studienreisen nach Slowenien (1930–31) und anhand der Poljen von Planina und Cerknica vermehrt mit den Oberflächenformen und hydrologischen Verhältnissen in Karstgebieten zu befassen, erstellt Gewässerkarten, untersucht Dolinen, Wasserschlinger und den Zusammenhang von unter- und oberirdischen Gerinnen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) gerät die höhlenkundliche Abtlg. der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg zunehmend in Konkurrenz mit der neu gegründeten Stelle für Höhlenschutz und Höhlenforschung der Gauleitung »Bayerische Ostmark« unter → H. Brand, der mithilfe politischer Unterstützung und Drohungen u. a. gegen S. ein Vorrecht zur Erforschung und Dokumentation der Höhlen Frankens durchzusetzen versucht. 1933 unterstützt S. durch sein Regionalwissen Ludwig Göhring und seine als illegale Kassierin der KPD-Bezirksleitung tätige Ehefrau bei der Einrichtung einer kommunistischen Geheimdruckerei in der Anton-Völkel-Grotte bei Königstein, verhält sich aber selbst politisch indifferent und grenzt sich nicht klar vom Nationalsozialismus ab, obgleich er sich in privaten Briefen gegen das Regime ausspricht. Im Zuge der Verhaftung und Verurteilung seiner Ehefrau zu einer Haftstrafe (1933/35) lässt sich S. scheiden und heiratet nochmals. Bei der von Reichsführer-SS Heinrich Himmler unterstützten Gründung des Reichsbunds für Karst- und Höhlenforschung 1941 in Salzburg wird S. in den Vereinsvorstand berufen und zum Landesgruppenleiter von Süddeutschland ernannt. Im April 1944 erfolgt der Einberufungsbefehl zur deutschen Wehrmacht, wo S.  dem in Ljubljana stationierten Forschungskommando »Süd« der Forschungsstaffel zur besonderen Verwendung des Oberkommandos der Wehrmacht unter der Leitung von Otto Schulz-Kampfhenkel zugeteilt wird und den Rang eines Frontführers der Organisation »Todt« bekleidet. Dort befasst sich S.  im Rahmen von wehrwissenschaftlichen Geländeerkundungen insbes. mit dem Studium der hydrologischen Verhältnisse des Karstes sowie mit der »Sicherstellung« und Anfertigung von Kartenmaterial anhand von Luftbild-Aufnahmen. Als Himmler 1944 die Gründung einer »Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde, Abtlg. Krain und adriatisches Küstenland« innerhalb des SS-Ahnenerbes anordnet, ist S. zunächst als deren Leiter vorgesehen, tritt aber die Stelle wegen mangelnder Unterstützung von Brand letztlich nicht an. Bei Kriegsende wieder in seine Geburtsstadt zurückgekehrt, wechselt S.  1946 als Baugeologe zum Tiefbauamt der Stadt Nürnberg, wo er über seine Pensionierung (1959) hinaus als Gutachter und Berater z. B. bei der Errichtung des Donau-Main-Kanals, des Stadthafens in Nürnberg (1964–72) und des Wöhrder Stausees (1965) fungiert. Nach Kriegsende setzt sich 493

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S. für die Wiederbelebung der vereinsmäßigen Höhlenforschung in Deutschland ein, initiiert 1947 vornehmlich mit Nürnberger Mitgliedern die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Karstforschung und wird zu deren Vorsitzendem gewählt. 1948–50 befasst er sich vornehmlich mit alpinem Karst, leitet 1948 eine Forschungswoche am Gottesackerplateau (Kleines Walsertal) zur Untersuchung der dortigen Karrenfelder und organisiert in den beiden Folgejahren zwei Expeditionen in das Hölloch im Mahdtal (Allgäu). Nachdem S.  bereits 1950 u. a. durch fehlende Abgrenzung zur Abtlg. für Karstforschung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg und durch Streitigkeiten um den Nachlass von Wolf eine Wiederwahl abgelehnt und die Deutsche Gesellschaft für Karstforschung 1954 ihre Geschäftsführung eingestellt hat, wird im Folgejahr der heute bestehende Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher gegründet, welchem S. seit 1959 als Ehrenmitglied angehört. Nach einem Zerwürfnis mit der von ihm vormals geleiteten Abtlg. für Karstforschung befasst er sich während der 1950er und 1960er Jahre v. a. mit angewandten Fragen der Karst- und Höhlenkunde und versucht durch seine Publikationen zum Karst um Pegnitz (Franken) wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen. Als jedoch ein Antrag auf Verleihung der Ehrendoktorwürde der Univ. Erlangen scheitert, zieht sich S. zunächst vollständig aus der Höhlenforschung zurück, knüpft aber 1957 während eines Aufenthalts in Hallstatt Kontakte zum Speläo-Club Sulzbach (Oberpfalz), woraus sich im Alter eine rege Zusammenarbeit entwickelt.

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W.: Die Höhlen des Juras mit besonderer Berücksichtigung der Hydrographie im Wechsel der Zeiten. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1924. S.  13–17. Karstphänomene im Schelmbachgebiet. Beitrag zur Kenntnis des Bayrischen Jura als Karst. Abh. der Naturhistorischen Ges. Nürnberg 22(2), 1924. S. 37–88. Der Mensch und die Höhlen des bayrischen Juras in historischer Zeit. Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  109–112. Die Mammuthöhle im Dachstein. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1925. S.  70–79. Die Maximilianshöhle bei Krottensee, 1926. (Hg.)  : Topographischer Höhlenatlas von Franken (25 Atlasbl. in zeitlich freier Folge), 1930–37. Untersuchungen über einige Kesseltäler des Karstes (Adelsberg, Zirknitz und Planina). Neues Jahrb. für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Beilagen-Bd.  68, 1932. S.  260–276. Ursachen und Formen des Höhlenverfalls im Frankenjura. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932– 33. S. 66–83. Der Karst des oberen Pegnitzgebietes und die hydrographischen Voraussetzungen für die Wassererschließung bei Ranna, 1935. Das Kartenwerk der 494

Ostmarkhöhlen. In  : H.  Brand, H.  Cramer, R.  Zimmermann (Red.)   : 400  Jahre Höhlenforschung in der Bayerischen Ostmark, 1935. S. 26–28. Der Karst. Kurzer Abriß über die Erscheinungen in Karstgebieten mit besonderer Berücksichtigung des italienischen und dalmatinischen Raums, 1944. Grundzüge der Karstkunde. Mitt. der Deutschen Ges. für Karstforschung (3), 1948. S. 1–19. Das obere Pegnitzgebiet, 1950. Die Raumbild-Auswertung in der Geomorphologie. Mitt. der Deutschen Ges. für Höhlenforschung (1), 1950. S.  3–8. Zur Landschaftsentwicklung im Karst des oberen und mittleren Pegnitz-Gebietes, 1952. Das Hölloch bei Riezlern im Kleinen Walsertal, 1961. Karstmorphologische Untersuchungen im Laubensteingebiet. Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde (3), 1962. S. 131– 205. Die geologischen und hydrologischen Verhältnisse im Untergrund von Nürnberg. Leitfaden für die Grundbaupraxis einer Großstadt, 1964. Aus der Praxis für die Praxis XVI. Verfahren zur Vermessung und Darstellung von Karsthöhlen. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 10(3), 1964. S.  85–93.

Geologie im Mündungsgebiet der Urpegnitz. Aufschlüsse beim Hafenbau in Nürnberg-Hinterhof. Geologica Bavarica 67, 1973. S.  253–277. Forschungsergebnisse aus dem Geisloch bei Oberfellendorf und benachbarten Höhlen um Muggendorf und Streitberg (Nördliche Frankenalb), 1981. L.: J. Muskat  : Richard G. Spöcker 70 Jahre alt. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 13(3–4), 1967. S.  66–67. K.  Teschner  : Richard Gottfried Spöcker – 75 Jahre alt. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 18(3), 1972. S.  87. K.  Teschner  : Richard Gottfried Spöcker zum Gedächtnis. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 21(3), 1975. S.  74–79. E.  Feist  : 100  Jahre Abteilung für Geologie in der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg. Jahresmitt. Naturhistorische Ges. Nürnberg, 1989. S. 51–74. F. Leja  : Richard G. Spöcker und die Sektion Heimatforschung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg. Der Beginn der wissenschaftlichen Höhlen-

forschung in der Frankenalb. Tagungsbd. der Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher in Pottenstein, 2002. S. 35–37. F. Leja, K.  Teschner  : Richard Gottfried Spöcker, 1.  Teil. Ein Altmeister der Karst- und Höhlenkunde – Erinnerungen, Geschichten und Erlebnisse um einen bemerkenswerten Menschen. Der Fränkische Höhlenspiegel 54, 2007. S.  93–104. M.  Geyer  : Erlebnisse mit Richard Gottfried Spöcker – 2. Teil. Der Fränkische Höhlenspiegel 55, 2008. S. 55–57. K. Plewina  : Das Forschungskommando »Süd« der Forschungsstaffel z.b.V. in Laibach. Feldforschungen im Karstgebiet Jugoslawiens. In  : S.  Flachowsky, H.  Stoecker (Hg.)  : Vom Amazonas an die Ostfront. Der Expeditionsreisende und Geograph Otto Schulz-Kampfhenkel, 2011. S. 303–320. H.-J. Götz, F. Knolle  : Die fränkische Höhlenforschung, unser Ehrenmitglied Richard G. Spöcker und die erste Verbandsgründung nach 1945. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 59(3), 2013. S. 88–96.

Steiger von Amstein, Hermann * Feistritz (Niederösterreich) 1810; † Trenčianske Bohuslavice (Westslowakei) 1874 Verwaltungsbeamter, Gendarmerie-Offizier und Schauhöhlenverwalter

B.: Viertes Kind des Anton David, Ökonomierat der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, der aufgrund seiner Verdienste auf dem Gebiet der Montanistik als Edler v.  Amstein in den Adelsstand (1812) erhoben wird, und der 1809 in zweiter Ehe geheirateten Rosalia S., geb. Leidel. 1790 kauft der Vater von S.  die Burg Seebenstein (Niederösterr.), lässt sie renovieren, nach der zeitgenössischen Mode romantisch einrichten und gründet dort die Wildensteiner Ritterschaft zur Blauen Erde (1823 aufgelöst). Im Folgejahr verkauft der Vater die Burg und veranlasst die militärische Erziehung des Sohnes und dessen Schulung im Verwaltungsdienst. Nach dem Tod des Vaters (1832) erhält S. zunächst eine Stelle als Verwaltungsbeamter in der Herrschaft Wartenstein, wird 1842 schließlich Oberbeamter und Verwalter der Herrschaft Feistritz (beide Niederösterr.). Durch die Mineraliensammlung des Vaters bereits früh mit 495

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Naturforschung in Kontakt gekommen, beginnt sich S. für die Höhlen des Eulenberges zu interessieren und die dort gelegene, spätere Hermannshöhle (bzw. deren Eingänge »Taubenloch« und »Windloch«) mit Begleitern zu erkunden. Nach dem Entschluss, die Höhle für Besucher zu erschließen, erwirbt S. zunächst den Platz vor den beiden Höhleneingängen samt Verbindungsweg sowie den Grund für den Zustieg vom Tal und sichert sich so das Vorrecht auf die Höhle. Bei den anschließenden Sprengungs- und Erweiterungsarbeiten wird S. 1843 verschüttet, kann aber noch von seinen Unterstützern befreit werden. Da die aufgewendeten Kosten seine finanziellen Mittel übersteigen, muss S. bereits 1844 das Grundstück um die Höhleneingänge an seinen Arbeitgeber, den Freiherrn v. Dietrich, verkaufen, obgleich sich bereits die Bezeichnung »Hermannshöhle« eingebürgert hat. In den Folgejahren betreut S.  den Führungsbetrieb, wird aber nach der Märzrevolution von 1848 und der Aufhebung der Grundherrschaft als Wachtmeister zu der 1849 gegründeten und militärisch organisierten k. k. Gendarmerie eingezogen. Nach zwei Jahren wird er zum Leutnant ernannt und 1852 für die Niederschlagung eines politischen Aufruhrs in Kärnten mit dem Militär-Verdienstkreuz ausgezeichnet. 1856 erfolgt die Beförderung zum Oberleutnant und 1867 die Pensionierung bei Verleihung des Titels eines Rittmeisters. Nach Übertritt in den Ruhestand erwirbt S. ein Haus in Kirchschlag am Wechsel und beginnt mit seiner Abfindung die nach dem Tod des Burgherrn (1853) verfallenen Weganlagen zur Hermannshöhle wieder in Stand zu setzen und den Grund um die Höhleneingänge zu pachten. 1868 erfolgt die (Wieder)eröffnung der Schauhöhle. Bereits drei Jahre später ist S. aufgrund zu geringer Einnahmen aus dem Schauhöhlenbetrieb dazu gezwungen, eine neue Stelle als Wald- und Jagdaufseher in der Herrschaft Bohuslavice bei Trenčín (Westslowakei) anzunehmen, wo er seine letzten Lebensjahre verbringt.

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L.: R. Puff  : Neuentdeckte merkwürdige Tropfsteinhöhle. Carinthia. Ztschr. für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung 51, 1843. S. 204. N.N.: Eine Adelsberger Grotte bei Wien. Neues Fremden-Blatt (Wien), 24.5.1868. S.  13–14. R.  Hellbach  : Der kundige Begleiter in der Hermannshöhle und deren nächsten Umgebungen, 1869. H. Mrkos  : Erforschungs- und Erschlie-

496

ßungsgeschichte der Hermannshöhle. In  : H. Hartmann, W.  Hartmann, H.  Mrkos (Red.)  : Die Hermannshöhle in Niederösterreich, 1997. S. 9–44. H. Mrkos, H.  Ilming  : Erforschung und Erschließung der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel. Die Höhle 50(4), 1999. S. 192–198.

Steinberg (auch Stemberg), Franz Anton von * Burg Kalec bei Zagorje ob Savi (dt. Burg Kalec bei Seger an der Sau, Slowenien) 1684; † Ljubljana (dt. Laibach) 1765 Verwaltungsbeamter, Ingenieur und Naturforscher

B.: Sohn des Wolf Ernst v. S., Besitzer des Schlosses Steinberg bei Postojna, und einer geborenen v. Spenk. Nachdem der Vater von S. 1687 das Anwesen verkauft hat, zieht die Familie nach Cerknica, wo er zunächst Privatunterricht erhält. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Ljubljana und einem Studium (insbes. Vermessungstechnik und Mechanik) an der Univ. Wien unternimmt S. eine Kavaliersreise durch Deutschland und Italien und tritt 1712 als Ingenieur und Verwaltungsbeamter in den Dienst der Staatsverwaltung ein, wo ihm zunächst als Straßenkommissär die Aufsicht über Wälder, Flüsse und Verkehrswege obliegt. 1703 Heirat mit Maria Cäcilia de Logar, Geburt von fünf Söhnen und vier Töchtern. Seit 1712 wieder bei Cerknica wohnhaft, beginnt sich S. für den Sickersee Cerkniško jezero (Zirknitzer See) und dessen Hydrologie zu interessieren. Die bereits von → J. v. Valvasor angestellten Überlegungen aufgreifend, führt er die Wasserspiegelschwankungen des Sickersees auf unterirdische Wasserläufe, Siphons und natürliche Speicher zurück und beginnt ab 1714 zur Lösung dieser Frage die mit dem Zu- und Ablauf des Sees in Verbindung stehenden Höhlen zu erforschen (u. a. Velika, Marla Karlovica, Vranja jama, Suhadolica). 1718 wird S. zusätzlich mit der Errichtung und Wartung der Straßenverbindungen nach Gorizia, Trieste und Rijeka beauftragt, fertigt u. a. mit dem Architekten Gregor Maček eine der ersten Straßenkarten Innerkrains an und erstellt 1723 ein generelles Straßenbau- und Instandhaltungsprogramm, das Vorbildwirkung erhält. Daneben entwirft S. eine Karte der Gewässer Krains und der Untersteiermark, wofür er mehrere Monate die dortigen Flüsse befährt und Tiefenlotungen mittels Senkblei vornimmt. Daraufhin wird S.  mit der Erstellung eines Konzepts für Schifffahrtsverbindungen auf den Flüssen Save, Drau und Mur betraut. Seit 1720 in Ljubljana wohnhaft wird er vier Jahre später zum Bergwerksverwalter des Quecksilberabbaus in Idrija ernannt, wo er bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand (1747) den dortigen Bergbau grundlegend reorganisiert und optimiert. Neben Innovationen in der Erzwäsche, dem Abteufen neuer Schächte und der Weiterentwicklung von Bergbaugerätschaften und Messinstrumenten initiiert S. die 1728 erfolgte Gründung einer Bergschule in Idrija zur besseren Ausbildung von Bergbeamten und erstellt eine Karte der Quecksilbermine. Nach seinem Übertritt in den 497

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Ruhestand übersiedelt er nach Ljubljana, nimmt die während seiner Tätigkeit als Bergwerksverwalter aufgeschobene Untersuchung des Cerkniško jezero (Zirknitzer See) wieder auf und publiziert schließlich 1758/61 sowohl in Deutsch als auch in Französisch eine reich ausgestattete Gesamtdarstellung des Gewässers, wobei er die Vorlagen für die darin enthaltenen Stiche von Höhlenkarten und Befahrungen selbst anfertigt. Daneben betätigt sich S. auch als Maler von Ölgemälden (z. B. Fischen am Zirknitzer See, 1714) sowie als Jäger, so enthält etwa seine Beschreibung des Cerkniško jezero auch Hinweise zu den Wildtieren und der Jagdpraxis im Umkreis des Gewässers. Im Alter wird S. der Titel eines Hofkammer-Rates von Innerösterr. verliehen. W.: Gründliche Nachricht von dem in Inner-Crain liegenden Czirknizer See, 2 Aufl., 1758/61 (Faksimile-Ausg. 1970). Le lac merveilleux, ou description du lac de Czirknitz en Carniole, et de ses principales singularités phisiques, 1761. Temeljito poročilo o na Notranjskem ležečem Cerkniškem jezeru (slowenische Übers. des deutschen Originals), 2015. Der Wunderbahre See oder wahrer und auf einer funffzehen-Jährige Erfahrung gegründeter Bericht von dem in Nieder Crain gelegenen Czirknitzer See. Národni Muzeum Praha (Nationalmuseum Prag), Manuskriptsammlung (MS. XVII G22). Zahlreiche Gemälde (z. B. Angeln am Zirknitzer See, Öl auf Leinwand, 1714), Zeichnungen und Kartendarstellungen (u. a. Karte des Zirknitzer Sees, 1760). L.: N.N.: In der Musealversammlung am 24ten März. Laibacher Tagblatt, 30.3.1869. S.  3–4. P.  v.  Radics  : »Wahrhaftige« Jagdgeschichten vom Zirknitzer See. Jagd-Zeitung, 3.11.1877. S.  647–652. P.  v.  Radics  : Geschichte der Jagd in Krain und Franz Anton

von Steinberg, ein altkreinischer [sic  !] Weidmann, 1910. V.  Steska  : Franc Anton Steinberg (2 Teile). Dom in svet (Ljubljana) 28(7–8), 1915. S. 261–262, 355–357. B.  Korošec  : Beseda, dve o Steinbergovem in drugih opisih Cerkniškega jezera. Kronika (Ljubljana) 15(1), 1967. S. 11–22. B. Korošec  : Franz Anton v. Steinberg und die »Kartographische Schule« von Idria (Innerkrain) im 18.  Jahrhundert. In  : W.  Scharfe, I.  Kretschmer, F.  Wawrik (Hg.)  : Kartographiehistorisches Colloquium, Wien 29.–31.  Oktober 1986. Vorträge und Berichte, 1987. S.  145–155. T.  R.  Shaw  : History of Cave Science, 2.  Aufl., 2007. S.  25–28. T.  R.  Shaw  : Cerkniško jezero v Frischlinovi pesmi iz okoli leta 1583 in Steinbergovi knjigi iz leta 1761. Kronika (Ljubljana) 57(1), 2009. S. 1–18. J. Kebe  : Steinbergov opis lova na race, labode, sovo in drugo divjad na Cerkniškem jezeru in v okolici. Lovec 95(6), 2012. S.  318–322. D.  Petrovič  : Franc Anton plemeniti Steinberg  – zemljemerec in še marsikaj. Geodetski vestnik 60(3), 2016. S. 535–538.

Stipić, Oskar * Zemun bei Beograd (dt. Semlin bei Belgrad, Serbien) 1880; † Isonzo (Friaul-Julisch Venetien, Italien) 1917

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Schriftsteller, Erzieher und Höhlenforscher

B.: Serbokroatischer Abstammung, zieht S. um 1905 von der österr.-ungar. Militär­ grenze nach Wien, studiert Jus und ist als Hofmeister beim Grafen Karl Joseph v. Seilern und Aspang tätig, wo er Kontakte zur Wiener Aristokratie und den Höhlenforschern →  R.  v.  Saar, →  A.  Hobelsberger und Carlo Franchetti knüpft. In 498

­ egleitung seines Arbeitgebers verbringt S. mehrere Sommer auf dessen Gut in AltB aussee, wo er – ermuntert von den im Haus des Grafen verkehrenden Schriftstellern wie Hugo v. Hofmannsthal – selbst literarisch tätig wird und sich bei Bergtouren ins Tote Gebirge zunehmend für das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren beginnt. Ab 1911 ist er maßgeblich an der Erforschung des Elmlabyrinths im Toten Gebirge beteiligt, u. a. mit → H. Hüdl, → H. Bock, → G. Lahner und Julius Kalmar. Danach gründet S. 1911 gem. mit Hüdl, Kalmar und → F. v. Andrian-Werburg die Sektion Obersteier des Vereins für Höhlenkunde in Österr., wird zu deren Obmann gewählt und leitet in den Folgejahren die Vereinssektion von Wien aus. Nach Kriegsbeginn rückt er als Landsturm-Leutnant des k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 70 ein, ist zunächst am Balkan, später am Isonzo im Fronteinsatz, wo er im Juli 1917 verstirbt. W.: Carola Woerishoffer. Österr. Rundschau 34(3), 1913. S. 216–225. L.: N.N.: Entdeckung einer Eishöhle beim Elmsee. Dillinger’s Reisezeitung, 1.11.1911. S.  8. N.N.: Unterirdische Wunder im Salzkammergut. Fremden-Blatt (Wien), 16.12.1913. S. 44. E. Geyer, J. Hasitschka  :

100  Jahre Forschung im Steirischen Salzkammergut, Vereinsgeschichte  – von der Sektion Obersteier bis zum Verein für Höhlenkunde in Obersteier. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 14–53.

Straka, Ernst Maria * Wien 1924; † Admont (Steiermark) 2004 Lehrer und Höhlenforscher

B.: Zweitältester Sohn des Postbeamten Karl Ludwig und der ausgebildeten Pianistin Anna S., geb. Dunkl. Ab 1930 besucht er die private Volksschule der Piaristen und anschließend das Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt. Die Mutter von S. verstirbt 1936 nach der Geburt ihres dritten Kindes. Sechs Jahre später wird er unfreiwillig zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, wo er Steinbrucharbeiten leisten muss. Anschließend ist S. als Soldat der deutschen Wehrmacht in Italien im Kriegseinsatz, wo er 1944–45 in amerikanische Kriegsgefangenschaft gerät. Nach seiner Rückkehr nach Wien im März 1946 beginnt S. ein Studium der Deutschen Philologie und Anglistik an der Univ. Wien, das er sich durch Gelegenheitsarbeiten selbst finanziert und 1950 mit der Lehramtsprüfung in Deutsch und Englisch abschließt. Während seiner Studienzeit kommt S. mit den Avantgardisten Ernst Jandl und Hans Carl Artmann in Kontakt und arbeitet an der Literatur499

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zeitschrift »Neue Wege – Kulturzeitschrift junger Menschen« mit, daneben verfasst er zahlreiche Berichte für die »Österr. Bergsteiger-Zeitung« und ist als Tourenführer tätig. Nach Absolvierung des Probejahrs am Bundesgymnasium Wien-Ottakring erhält S. durch Vermittlung von Kollegen 1951 eine Anstellung als Deutsch- und Englischlehrer am Stiftsgymnasium Admont, welche er bis zu seiner Pensionierung (1985), zuletzt als Oberstudienrat (1980), innehat. Heirat mit der Lehrerin Margarete Kreiner in Admont, Geburt der Kinder Ernst (* 1958) und Johanna (* 1956). Neben seiner beruflichen Tätigkeit und insbes. während seines Ruhestands arbeitet S. am Bildungswerk der Pfarre Admont mit, wo er Lesungen veranstaltet, selbst Gedichte vorträgt oder ­Foto-­Collagen ausstellt. 1967 beginnt er sich durch die Berichte seines Schülers Ralf Benischke über die Expeditionen des Verbandes Österr. Höhlenforscher in die Dachstein-­Mammuthöhle bei Obertraun für das Karst- und Höhlenphänomen zu interessieren. Im Rahmen einer Expedition steirischer Höhlenforscher in den Hartelsgraben (Gesäuse) im Oktober 1970 beteiligt sich S. an der Erforschung der Bärenhöhle und Jahrlingmauerhöhle. Noch im selben Jahr wird er Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und beginnt u. a. mit seinen Kindern und Benischke das Windloch und Frauenloch in den Weißenbacher Wänden bei Liezen, die Hagauerhöhle bei Kleinreifling und die Bockleitenschachthöhle bei Johnsbach zu erkunden, später folgen gemeinsame Touren mit Josef Hasitschka und die Entdeckung und Erkundung der Stadelalm-Eiskluft bei Johnsbach (1975), der Ennseckhöhle und Goldeck-Gipfelhöhle bei Hieflau (1980). 1972–97 publiziert S. regelmäßig kürzere Berichte über die von ihm dokumentierten Höhlen der Gesäuseberge, insbes. im Hartelsgraben, nahe dem Stadelfeld und am Kreuzkogelkamm.

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W.: Geheimnisse im Voralpenland. Österr. Bergsteiger-Zeitung 26(2), 1948. S. 1–3. Die Höhlen der Bockleiten. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 1(3), 1972. S. 65–68. Die Forschungen im Hartelsgraben. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 1(3), 1972. S. 68–71. Die Höhlen im Kreuzkogel bei Admont (Ennstal). Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 2(3), 1973. S. 39–52. Höhlen am Fuß der Zinödl-Nordabstürze. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 4(1), 1975. S.  21–23. Die Ofenbach-Höhlen. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 6(4), 1977. S.  287–289. Höhlen in der Stiegmauer. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 8(4), 1979. S. 114– 118. Die Ennseckhöhle. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 9(1), 1980. S. 5–10. 500

Höhlenforschung 1981 in den Gesäusebergen. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 10(2), 1981. S.  30–35. Höhlen im Goldeck (Gesäuse). Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 10(3), 1981. S.  51–55. Kreuzkogel-Eishöhle. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 11(3), 1982. S. 114–117. Neue Höhlen in den südlichen Gesäusebergen. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 12(3), 1983. S. 185–189. Zum Lauf des Lebens. In  : J. Hasitschka, U.  Himmelstoß, M.  Neulinger (Hg.)  : Nicht jeder träumt still. Texte und Bilder aus dem Stiftsgymnasium Admont, 1999. S. 68. L.: R. Benischke, V. Weißensteiner  : Ernst M. Straka. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 32–41, 2003–12. S.  1–5. J.  Hasitschka  : Nachruf auf Ernst Straka. Jahresbericht des Stiftsgym-

nasiums Admont, 2004–05. S. 102. E. Straka  : In memoriam Ernst Straka sen. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 25–26, 2007. S.  224–225.

E.  Herrmann, R.  Fischer (Hg.)  : Höhlen im Hochtor, ihre Erforschung und ihr Beitrag zur Kenntnis der Nördlichen Kalkalpen, 2012.

Strömpl, Gábor (Gabriel) * Michalovce (dt. Großmichel, Ostslowakei) 1885; † Iaşi (dt. Jassy, Ostrumänien) 1945 Geograf, Offizier und Höhlenforscher

B.: Sohn des Kaufmanns Gábor und der Dorottya S., geb. Zorger. Nachdem die Familie von S. 1897 bei einem Großbrand in Michalovce einen Teil ihres Besitzes verloren hat, wächst er unter bescheidenen finanziellen Verhältnissen auf. Nach Schulabschluss studiert er Geografie an der Univ. Budapest, hört Vorlesungen beim Geologen und Geografen Lajos Lóczy und schließt sein Studium 1909 mit einer Dissertation zur Morphologie des Zempléner Klippengebirges ab. Bereits als Student an Höhlen und Fragen der Karstmorphologie interessiert, erforscht S. in den Folgejahren u. a. Höhlen in Zemplén (sl. Zemplín) (1910), Abaúj (sl. Abovsko), Gömör (sl. Gemersko) (1911), um Vârghiș (1912) und Bojnice (1913) und publiziert Berichte über seine Erkundungen. 1910 fungiert er gem. mit u. a. → K. Siegmeth, → O. K adić, → K. Jordán und → O.  Herman als Gründungsmitglied der Kommission für Höhlenkunde (ab 1913 Fachsektion) innerhalb der Ungar. Geologischen Gesellschaft sowie der 1926 daraus hervorgehenden Ungar. Gesellschaft für Höhlenforschung (»Magyar Barlangkutató Társulat«). Weiters beschäftigt sich S. mit praktischen Problemen der Höhlenkartierung und Fragen der karst- bzw. höhlenkundlichen Terminologie, wobei er die Sammlung von volkssprachlichen Begriffen anregt. Später wendet er sich der Morphologie und Hydrologie des Aggteleker Karstes und des Bükk-Gebirges zu und schlägt eigene Signaturen zur Kennzeichnung von Karstphänomenen auf topografischen Karten vor. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit in Bratislava, wo sich S. mit Stadtgeografie und der Geologie der Donauterrassen beschäftigt, tritt er als Assistent in die Erdbebenwarte des Geografischen Instituts der Univ. Budapest unter Radó v. Kövesligethy ein. Anlässlich eines kriegsgeologischen Lehrgangs in Wien (1918) kommt S. erstmals mit der Militärgeografie in Kontakt, ist 1918–20 als Dozent an der Ungar. Elisabeth-Univ. in Bratislava sowie anschließend am Geografischen Institut der Technischen Univ. Budapest tätig. Seit 1923 lehrt er als Gastdozent am Militärkartografischen Institut der kgl. ungar. Honvéd (»Honvéd Térképészeti Intézet«). 1926–29 gibt S. mit Károly Kogutowicz die humangeografische Zeitschrift »Föld és Ember« (Erde und Mensch) 501

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heraus. Als Vorstandsmitglied (1927–35) und danach Vizepräsident (1936–41) des Ungar. Touristenverbands (»Magyar Turista Szövetség«) initiiert er die Anlage des ersten Weitwanderwegs in Ungarn und die einheitliche Markierung des vorhandenen Streckennetzes. Sein 1927 erschienenes Handbuch für das Lesen von Karten wird während der Zwischenkriegszeit auch in der ungar. Hochschulausbildung als Lehrbuch verwendet. Politisch dem Horthy-Regime verpflichtet, tritt S. 1927 in die Armee ein, ist als leitender Offizier weiterhin am Militärgeografischen Institut tätig und wird dortselbst zuletzt (1942) zum Oberstleutnant befördert. Im April 1945 wird er in Wien von der vorrückenden sowjetischen Armee gefangen genommen, von einem Militärgericht als Kriegsverbrecher verurteilt und in ein Internierungslager in Iaşi (Ostrumänien) deportiert, wo S. im Herbst 1945 einer Epidemie zum Opfer fällt. W.: A zemplénmegyei szirthegység morfológiája (Die Morphologie des Zempléner Klippengebirges). Földrajzi Közlemények 37, 1909. S.  144–180, 241–272. Zemplénmegyei barlangok és sziklaodúk (Die Höhlen und Grotten des Comitates Zemplén). Földtani Közlöny 40(9–10), 1910. S. 565–570, 599–605. Vázlatok a magyar Karsztból. Turistaság és Alpinizmus 2(9), 1911. S.  305–311. Előzetes jelentés az 1911. Év nyarán az abauj-gömöri barlangvidéken végzett barlang kutatásokról (Vorlaüfiger Bericht über die im Sommer des Jahres 1911 im Höhlengebiet Abaúj-Gömör vorgenommenen Höhlenforschungen). Földtani Közlöny 42(2), 1912. S.  325–330, 349–355. A Vargyas szurdoka. Földrajzi Közlemények 40(8), 1912. S.  223–226. Barlangok alakulása, pusztulása. Uránia 14, 1913. S.  292–303. A homoródalmási barlangrendszer és kialakulása (Das Homoród-Almáser Höhlensystem und seine Ausbildung). Barlangkutatás 1(3), 1913. S.  107–116, 133–141. A barlangok nomenklaturája és terminológiája (Nomenklatur und Terminologie der Höhlen). Barlangkutatás 2(2), 1914. S. 65–76, 100–102. A borsodi Bükk karsztja. Földrajzi Közlemények 42(2), 1914. S. 79–98. Bajmóci

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barlangok (Höhlen bei Bajmóc). Barlangkutatás 3(4), 1915. S.  141–148, 180–185. Földrajzi vonatkozások a haborúban (mehrere Teile). Földrajzi Közlemények 44(1–6), 1916. S. 38–47, 114–129, 181–190, 260–267, 334–339. Propast Macocha na Moravě. Barlangkutatás 10–13(1–4), 1922–25. S. 35–36. A Gömör-Tornai karszt hidrologiája. Hidrológiai Közlöny 3(1), 1923. S. 20–33. Térképolvasás, 1927. A szik geomorfológiája. Földrajzi Közlemények 59(4–5), 1931. S. 62–74. Topográfiai tájrajz, 1932. Cholnoky Jenő karsztkutatásai (Le esplorazioni sul Carso del prof. Jenő Cholnoky). Földrajzi Közlemények 63(9–10), 1935. S.  391–395, 395–400. A magyar Felföld, Földrajzi Zsebkönyv, 1939. S. 128–136. Térképolvasás és térképértés. Magyar Katonai Szemle 12(3), 1942. S. 294–298. L.: N.N.: Brände in der Provinz. Pester Lloyd (Beilage), 18.7.1897. S. 7. M. Haltenberger  : In memoriam. Földrajzi Közlemények 76(1), 1948. S. 1–11. A. Hevesi  : A 130 éve született és 70 éve elhunyt Strömpl Gábor karszttudományi munkássága (The Career of Gábor Strömpl, Geographer, Cartographer, Karst- and Cave Researcher). Karsztfejlődés 20, 2015. S. 9–28.

Strouhal, Johann (vulgo »Hans«) * Wien 1897; † Wien 1969 Zoologe, Museumsdirektor und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Pluhův Žďár (Südböhmen) stammenden Schmiedgehilfen Johann und der in Teplá (Westböhmen) geborenen Bedienerin Theresia S., geb. Zsácsek. Nach 502

der Volks- und Staatsrealschule in Wien-Favoriten und Ablegung der Matura (1915) meldet sich S. als Kriegsfreiwilliger, wird zum k. u. k. Infanterie-Regiment Nr. 78 eingezogen und nimmt als Fähnrich  d.  Res. an Kampfhandlungen an der Russland- und Italienfront teil (1917 Verwundung). Nach der Heimkehr beginnt er entgegen seinem anfänglichen Interesse für Mathematik ein Studium der Zoologie und Botanik an der Univ. Wien. 1923 Heirat mit der Zahnarzt-Assistentin Maria Mařik. Drei Jahre später promoviert S. bei Karl Grobben in Zoologie mit der Dissertation »Pilzfressende Coccinelliden«. Nachdem sich sein Wunsch, eine Stelle als Entomologe am Bundesamt für Pflanzenschutz anzutreten, nicht erfüllt, erhält er 1927 eine Anstellung als Assistent am 1.  Zoologischen Institut der Univ. Wien. Politisch steht er dem christlich-sozialen Lager nahe und engagiert sich als Sport- und Schiwart in dem Verein »Christlich-deutsche Turnerschaft Österreich«. In den Folgejahren spezialisiert sich S.  wissenschaftlich auf Isopoda (Asseln), publiziert aber auch entomologische Arbeiten. Anfang der 1930er Jahre beginnt er sich zunehmend mit Fragen der Tiergeografie und Biospeläologie zu beschäftigen und in zahlreichen Höhlen Kärntens und Osttirols Aufsammlungen durchzuführen, u. a. am Dobratsch und im Höhlengebiet um Warmbad Villach. In der Folge wird S. zum korresp. Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten ernannt. Weiters arbeitet er zunehmend mit → J. Vornatscher zusammen, den S.  für die Höhlenkunde und Biospeläologie begeistert, sowie mit →  K.  Absolon, für den er neben Max Beier (Pseudoskorpione) und Carl v.  Attems-Petzenstein (Tausendfüßler) die in den Höhlen des Balkans aufgesammelten Funde auswertet und publiziert. 1933 habilitiert er sich in Zoologie mit besonderer Berücksichtigung der Systematik und Tiergeografie. Nach dem Anschluss von Österr. an das Dritte Reich wird S. aus politischen Gründen entlassen und ihm die Lehrbefugnis entzogen. Nach zwei Jahren ohne Anstellung wird er 1940 zur Luftwaffe eingezogen und gerät 1945 verwundet und zuletzt im Rang eines Majors in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr nach Wien im September 1945 nimmt S. seine Lehrtätigkeit an der Univ. Wien wieder auf. Im Folgejahr bekommt er den Titel eines ao.  Univ.-Professors verliehen und tritt als Kustos ins Naturhistorische Museum ein, wo er mit der Leitung der Crustaceensammlung betraut wird. 1946–62 fungiert er als Generalsekretär der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und zuletzt als deren Ehrenmitglied. 1949 wird S. zum Direktor der Zoologischen Abtlg. des Naturhistorischen Museums Wien ernannt, zwei Jahre später folgt zunächst die Beförderung zum Administrativen Direktor, dann zum Ersten Direktor des Natur503

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historischen Museums Wien. Seit 1952 redigiert er den von der Österr. Akademie der Wissenschaften herausgegebenen »Catalogus Faunae Austriae« und wird nach sieben Jahren zu deren korresp. Mitglied ernannt. In der Folge fungiert S. zudem als Präsident des in Wien veranstalteten »11th International Congress of Entomology«. Ende 1962 tritt er in den Ruhestand und wird mit dem Ehrenkreuz 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Zuletzt arbeitet S. an einem Katalog der Höhlentiere von Österr., nach seinem Ableben wird die Arbeit von Vornatscher zu Ende geführt und publiziert.

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W.: Die Larve des troglophilen Laemostenus (Antisphodrus) schreibersi Küst. v. carinthiacus Müll. (Col.). Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1934. S.  80–88. Biologische Untersuchungen an den Thermen von Warmbad Villach in Kärnten (2 Teile). Archiv für Hydrobiologie 25, 1934. S. 323–385, 495–583. Die Dobratscher Höhlen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1936. S.  145–154. Eine Kärntner Höhlen-Koenenia (Arachnoidea  – Palpigradi). Zoologischer Anz. 115, 1936. S. 161–168. Die Larve des Anophthalmus mariae Schatzm. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1938. S. 105–110. Landasseln aus Balkanhöhlen, in der Sammlung Biospeologica balcanica. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1939. S.  114–131. Landasseln aus Balkanhöhlen, gesammelt von Prof. Dr. Karl Absolon. Studien aus dem Gebiete der allgemeinen Karstforschung, der wissenschaftlichen Höhlenkunde, der Eiszeitforschung und den Nachbargebieten (Brünn), 1939. S. 1–17. Die Tierwelt der Höhlen von Warmbad Villach in Kärnten. Archiv für Naturgeschichte N.F. 9, 1940. S. 372–434. Bemerkungen zu den neueren Arbeiten über Höhlen-Landasseln der Balkanhalbinsel. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S. 88–100. Landasseln aus mittelherzegowinischen Höhlen. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1941. S.  51–54. Die Landasseln Kärntens und Osttirols. Carinthia II 137– 138/57, 1948. S.  103–152. Tierleben der Unterwelt. In  : R. Pirker, H. Trimmel (Red.)  : Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien, 1954. S.  63–67. Isopodenreste aus der altplistozänen Spaltenfüllung von Hundsheim bei Deutsch-Altenburg. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  163, 1954. S.  51–61. Die Tierwelt der Höhlen

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Österreichs. In  : H. Trimmel (Red.)  : Dritter Internationaler Kongress für Speläologie (Wien, Obertraun, Salzburg 1961), Bd. 5, 1966. S. 103–110. Die Landisopoden der Insel Zypern. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 72, 1968. S. 299–387. Die lsopoda terrestria der Höhlen von Ereğli am Schwarzen Meer. International Journal of Speleology 3(3–4), 1971. S. 351–385. (Mit J. Vornatscher)  : Katalog der rezenten Höhlentiere Österreichs. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 79, 1975. S. 401–542. L.: Die Höhlen vom Warmbad Villach. Salzburger Volksblatt, 16.3.1936. S.  3. H.  Strouhal  : Entwicklungsgeschichte eines Zoologen. In  : Bundesrealschule Favoriten (Hg.)   : Festschrift. 50  Jahre Realschule Wien X, 1952. S.  185–187. M.  Beier   : Univ.Prof.  Dr.  Hans Strouhal  – 65  Jahre. Österr. Hochschulzeitung, 1.2.1962. S.  5. H.  Scholler   : Hans Strouhal. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien (Festschrift Hans Strouhal) 65, 1962. S. VII– XIV. H.  Trimmel  : Univ.-Prof.  Dr.  Hans Strouhal  – 70  Jahre. Die Höhle 18(3), 1967. S.  76–77. N.N.: Abschied von Hermann Bock und Hans Strouhal. Die Höhle 20(2), 1969. S.  60. R.  Schönmann   : Hans Strouhal †. Entomologisches Nachrichtenblatt 16, 1969. S.  125–126. M.  Beier  : Max Strouhal †. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 73, 1969. S. 35–36. W. Kühnelt  : Hans Strouhal. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 119, 1969. S.  356–357. B.  Klausnitzer  : Der Beitrag österreichischer Entomologen zur Erforschung der Marienkäfer. Denisia 8, 2003. S. 91–120. Universitätsarchiv Wien (Personalblatt Senat S 304.1262 Hans Strouhal).

Stummer, Günter * Ebensee (Oberösterreich) 1945; † Wien 2016 Geograf und Höhlenforscher

B.: Sohn des Ebenseer Solvaywerks-Laboranten Josef und der Theresia S., geb. Schramm. Nach der Volksschule in Ebensee besucht er ab 1955 das Bundesrealgymnasium in Gmunden. Gem. mit seinem Bruder Erwin stößt S. durch ihren Vater, der in den 1920er Jahren an der Erforschung und Erschließung der Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee mitgewirkt hat, zur Höhlenforschung und ist 1958–65 dortselbst als Höhlenführer tätig. Zudem ist er maßgeblich an der Erforschung, Vermessung und Dokumentation zahlreicher Höhlen im Salzkammergut beteiligt, darunter etwa die Totengrabenhöhle bei Ebensee und die Dachstein-Mammuthöhle bei Obertraun, gem. mit u. a. →  H.  Ilming, → R. Seemann, Herbert W. Franke, Bernd Krauthausen, Peter Henne, Erwin Stummer und Heiner Thaler. Weiters nimmt S. an Forschungen im Gebiet des Dürrensteins (Niederösterr.) teil und legt 1965 die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Nach Absolvierung der Matura beginnt er ein Studium der Kulturtechnik an der Hochschule für Bodenkultur sowie ein Studium der Geografie an der Univ. Wien, wo er als Hörer von höhlenkundlichen Vorlesungen bei → H. Trimmel mit diesem näher in Kontakt kommt und Mitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. wird. 1969 Heirat mit der Kindergärtnerin Rita Laimer, Geburt der Kinder Boris (* 1971) und Anja (* 1976). Ab 1973 ist S. gem. mit → K. Mais engster Mitarbeiter des von Trimmel geleiteten Referats für Höhlenschutz am Bundesdenkmalamt, das nach Übergang der behördlichen Kompetenzen für Natur- und Höhlenschutz an die Bundesländer als Institut für Höhlenforschung (später Karst- und höhlenkundliche Abtlg.) dem Naturhistorischen Museum Wien angegliedert wird und dem S. bis zu seiner Pensionierung (2008) angehört. Dortselbst wird er mit der Führung des Österr. Höhlenverzeichnisses betraut und organisiert umfangreiche geodätische Einmessungen von Höhleneingängen im Toten Gebirge und im Dachsteingebiet, zudem arbeitet er bei Höhleneis-Messungen (u. a. Beilsteineishöhle bei Gams in Hieflau) mit und führt Geländebegehungen und Kartierungsaufgaben bei der Erstellung von Karstverbreitungskarten durch. Weiters beteiligt sich S. an der Erschließung der Mineralfundstelle Knappenwand (Pinzgau, Salzburg). Neben der Publikation eines »Höhlenführerskriptums« und der »Merkblätter zur Karst- und Höhlenkunde« beschäftigt sich S. auch mit praktischen und theoretischen Fragen der Höhlenkartierung 505

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und gibt einen Atlas zur Dachstein-Mammuthöhle heraus, mit dessen Daten Peter Henne später eine der ersten dreidimensionalen Darstellungen eines großen Höhlensystems anfertigt. Mehrfach arbeitet S.  an karsthydrologischen Untersuchungen in den Nördlichen Kalkalpen mit, so bei hydrogeologischen Aufnahmen und Markierungsversuchen im Toten Gebirge. 1978–79 führt er gem. mit Bernd Krauthausen geoelektrische Untersuchungen in Nigeria durch. Zudem fungiert S. 1978–2000 als Generalsekretär des Verbandes Österr. Höhlenforscher und übernimmt die Schriftleitung des Periodikums »Verbandsnachrichten – Mitteilungsblatt des Verbandes Österr. Höhlenforscher«, das er 1984–2000 redigiert. In dieser Funktion veranstaltet S. gem. mit seiner Ehefrau regelmäßig Verbandsexpeditionen (später Schulungs- und Diskussionswochen für Höhlenforscher), Schauhöhlen-, Katasterführerseminare und Vorbereitungskurse zur amtlichen Höhlenführerprüfung (insbes. in Obertraun) und wird Mitglied der Prüfungskommission für Höhlenführer. Weiters organisiert er mehrere Jahrestagungen des Verbandes Österr. Höhlenforscher, zuletzt 2014 in Gams bei Hieflau. Zudem beteiligt er sich 1990 gem. mit Bernd Krauthausen an der Initiative zur Gründung der »European Speleological Federation« in Udine (Italien) und wirkt während der 1980er und 1990er Jahre bei zahlreichen geologischen Exkursionen am Dachstein mit Studenten der Univ. Karlsruhe mit. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand arbeitet S. bei Aktivitäten des Nationalparks Gesäuse, Naturparks Eisenwurzen und Geoparks Gams mit, u. a. führt er fünf Jahre Quelldatierungen sowie Geoelektrik-Messungen im Nationalpark Gesäuse durch und engagiert sich durch Initiierung des Projekts »Schneckensafari Hieflau« in der Öffentlichkeitsarbeit. Ferner beteiligt sich S. an der Betriebsführung der Schauhöhlen Odelsteinhöhle und Kraushöhle sowie bei Geländearbeiten der Karst- und höhlenkundlichen Abtlg. bzw. der Arbeitsgemeinschaft des Naturhistorischen Museums Wien. Ab 2002 bis zu seinem Ableben fungiert er als Vizepräsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher. Durch seine rege Schulungstätigkeit wirkt er identitätsstiftend für die höhlenkundliche Community in Österr. und wird aufgrund seiner Biografie zu einer Integrationsfigur für die wissenschaftliche und auch die von Laien betriebene Höhlenforschung. 1996 wird S. mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österr., vier Jahre später mit dem Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher ausgezeichnet und 2008 zum Regierungsrat ernannt. W.: (Red.)  : Atlas der Dachstein-Mammuthöhle, 1980. Höhlenforschung gestern und heute  – am Beispiel von 70 Jahren Mammuthöhlenforschung. Die Höhle 31(2), 1980. S.  50–62. Chronik der Dachstein-Mammuthöhlen-Forschung von 1961 bis 1980. Die Höhle 31(2), 506

1980. S.  89–94. Ergebnisse und Beobachtungen beim Forschungslager 1980 auf der Hüttstatt. Die Höhle 32(2), 1981. S.  40–45. Tatsächliche Genauigkeiten bei Bussolenvermessungen in Höhlen am Beispiel der Dachstein-Mammuthöhle. Die Höhle 32(3), 1981.

S. 72–74. (Red.)  : Merkblätter zur Karst- und Höhlenkunde, 4 Lieferungen, 1982–94. Statistischer Überblick über Österreichs Höhlen, Stand Jänner 1984. Die Höhle 35(3–4), 1984. S.  277–283. (Mit T.  Pfarr)  : Die längsten und tiefsten Höhlen Österreichs, 1988. (Mit H. Trimmel)  : Höhlenführerskriptum, 1989. (Mit H.  Trimmel)  : Beiträge zur Geschichte des Verbandes Österr. Höhlenforscher. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 40(1–6), 1989. S. 9–10, 22–24, 32–36, 46–48, 58–60. Gedanken zum Begriff »Höhlenforscher« als Beitrag zum Umweltschutz. Die Höhle 40(4), 1989. S.  117–124. Speläologische Föderation der Europäischen Gemeinschaft gegründet. Die Höhle 41(4), 1990. S.  93–98. Bericht über das Seminar »EDV-unterstützte Höhlendokumentation mittels Autocad«. Die Höhle 42(4), 1991. S. 105–109. Heinz Ilming – ein Sechziger. Die Höhle 43(4), 1992. S.  122–128. Statistische Übersicht über Österreichs Höhlen. Mit einem Beitrag über die Häufigkeit von Höhlennamen. Die Höhle 45(1), 1994. S. 6–14. (Mit P.  Henne, B.  Krauthausen)  : Höhlen im Dachstein. Derzeitiger Forschungsstand, Anlage der Riesenhöhlensysteme am Dachstein-Nordrand und Bewertung der unterirdischen Abflußverhältnisse. Die Höhle 45(2), 1994. S.  48–67. (Mit R.  Pavuza) (Red.)  : ALCADI ’94. Akten zum Symposium zur Geschichte der Speläologie im Raum Alpen, Karpaten und Dinariden, 1996. Exkursionsführer Dachstein, 1998. (Mit R.  Pavuza)  : The Dachstein Caves. The Dachstein Region, its Karst and its Caves. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 49, 1999. S. 101–105. Die speläokartographische Darstellung der Dachstein-Rieseneishöhle im Wandel der Zeit. Die Höhle 50(3), 1999. S.  141–147. Max Herbert Fink zum 60.  Geburtstag. Die Höhle 51(2), 2000. S.  41–52. (Red.)  : Das Dachsteinhöhlenjahr 1998/99, 2000. Karstverbreitungs- und Karstgefährdungskarten Österreich. Blattausschnitt Gesäuse, 2001. S.  1–52. (Mit L.  Plan)  : Speldok Austria. Handbuch zum österreichischen Höhlenverzeichnis, 2002. (Red.)  : Karst- und höhlenkundliche Streiflichter aus der Re-

gion Nationalpark Gesäuse, Naturpark Eisenwurzen und westlicher Hochschwab, 2005. (Mit W.  Greger) (Red.)  : Karst- und höhlenkundliche Exkursionen im UNESCO-Welterbegebiet Dachstein, 2010. Geologie begreifen. Geländebuch, 2010. Zwei Große der österreichischen Höhlenforschung sind nicht mehr – Nachrufe auf Hubert Trimmel und Heinz Ilming. Die Höhle 65, 2014. S. 118–126. (Mit L. Plan, J. Mattes)  : Höhlenkundliche Organisationen. In  : C. Spötl, L. Plan, E. Christian (Hg.)  : Höhlen und Karst in Österreich, 2016. S. 391–398. L.: E. Herrmann, H. Ilming  : Günter Stummer zum Sechziger. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 56(2–3), 2005. S.  32–33. K.  Sander, H.  Schmundt (Hg.)  : Glück tief. Höhlenforscher erzählen (Hörbuch aus zwei Audio-CDs und Booklet mit Interviews von Stephan Kempe, Herbert W. Franke, Günter Stummer, Dieter Weber, Robert Schmittner, Andreas Pflitsch), 2015. R.  Pavuza  : Günter Stummer  – ein 70er  ! Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 66(1), 2015. S.  3. J.  Mattes  : Nachruf auf Günter Stummer. Jahresmitt. des Vereins für Höhlenkunde Ebensee 5, 2016. S.  19–20. T.  Pfarr, R.  Pavuza  : Günter Stummer zum Gedenken. Die Höhle 67, 2016. S.  137–139. E.  Herrmann  : Günter Stummer. Die Höhlenforschung verlor eine ihrer großen Persönlichkeiten. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 72(5–6), 2016. S. 46. J. Mattes  : Nachruf auf G. Stummer. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 67(1), 2016. S.  3–4. J. Mattes  : Nachruf auf Günter Stummer. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 62(3), 2016. S. 92. J. Mattes  : Günter Stummer. EuroSpeleo Magazine 3, 2017. S. 71–72. E. Stummer  : Lang ist’s her. Mit Günter als Höhlenführer auf der Gasselhütte. In  : J.  Mattes, D.  Kuffner (Hg.)  : Höh(l)enluft und Wissensraum. Die Gassel-Tropfsteinhöhle im Salzkammergut zwischen Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung, 2018. S. 358–359.

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Szombathy, Josef * Wien 1853; † Wien 1943 Prähistoriker und Museumskustos

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B.: Kind des Schneiders Josef und der aus Waldthurn in Bayern stammenden Juliane S., geb. Rubner. Nach der Volksschule besucht S. ab 1864 die Kommunal-Oberrealschule in Wien-Wieden. Anschließend studiert er 1870–74 an der chemischen Fachschule des Polytechnischen Instituts (ab 1872 Technische Hochschule). Den Militärdienst leistet er 1872–73 ab und arbeitet unter Leitung von →  F.  v.  Hochstetter bei der musealen Aufstellung von Skeletten neuseeländischer Riesenvögel für die Wiener Weltausstellung mit. 1873–78 ist S. als dessen Assistent am Institut für Mineralogie und Geologie der Technischen Hochschule in Wien beschäftigt. Daneben hört er 1875–78 Vorlesungen in Geologie, Paläontologie und Anatomie an der Univ. Wien, u. a. bei Eduard Suess und → F. Simony, schließt seine Studien jedoch ohne Doktorat ab. Zudem unternimmt S. gem. mit Franz Toula eine geologische Studienreise in den osmanischen Teil des Balkans. 1878 wird er zum Assistenten am Hof-Mineralienkabinett des zwei Jahre zuvor gegründeten Naturhistorischen Hofmuseums ernannt und ist ab 1882 als Sammlungsleiter der daraus hervorgegangenen Anthropologisch-Prähistorischen Abtlg. zugeteilt, wo S. mit der Inventarisierung der vorhandenen Skelettreihen betraut wird. Zudem hört er 1880–81 paläontologische Vorlesungen bei Melchior Neumayr. 1882 Heirat und Geburt von vier Kindern. An der Weiterentwicklung einer systematischen Ausgrabungstechnik und genauer Funddokumentation beteiligt, leitet S.  ab 1877, während er noch als Assistent Hochstetters an Ausgrabungen im Gräberfeld von Hallstatt und in der Höhle Križna jama bei Lož teilnimmt, eigene Kampagnen. Da zahlreiche Ausgrabungen im Auftrag der 1879 eingesetzten Prähistorischen Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien durchgeführt werden, kommt S.  auch in Kontakt mit dem von →  F.  v.  Hauer, Hochstetter und → F. Kraus geführten Verein für Höhlenkunde (ab 1881 Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs) und wird eines von dessen aktivsten Mitgliedern. In den Folgejahren unternimmt er zahlreiche Grabungskampagnen in den Höhlen von Mähren, Niederösterr., Krain und dem Küstenland, u. a. in der Križna jama (1879), Výpustek und Pekárna jeskyně (1880–83), Mladečské jeskyně (1881–82), Eichmayerhöhle und Gudenushöhle (1913). Weiters führt S. ab 1885 Ausgrabungen in zahlreichen Gräberfeldern, u. a. bei Most na Soči, Idrija pri Bači und Hallstatt, 508

durch und wendet sich ab 1895 den bronzezeitlichen Grabhügeln von Červené Poříčí in Böhmen zu. Daneben betätigt er sich auch als Schriftleiter der »Mitteilungen der Prähistorischen Kommission« der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Im Zuge seiner Museumstätigkeit wird er zum Kustos 2. Klasse (1886) und zum Kustos 1. Klasse (1897) ernannt. 1908 gelingt bei einer unter der Aufsicht von S. stehenden Grabung anlässlich der Bauarbeiten zur Donauuferbahn in Willendorf (Wachau, Niederösterr.) der Fund einer Venusfigur aus dem Jungpaläolithikum, die unter dem Namen »Venus von Willendorf« rasch internationale Bekanntheit erlangt. Nach dem Übertritt in den Ruhestand (1916) leitet S. die Sammlung vertretungsweise noch bis 1918, danach ist er bis Anfang der 1930er Jahre als Volontär am Museum beschäftigt. 1879 tritt er der u. a. von → F.  v.  Hochstetter initiierten Anthropologischen Gesellschaft in Wien bei, fungiert 1883–86 als deren Erster Sekretär und Schriftleiter, 1910–20 als Vizepräsident und ab 1931 als Ehrenmitglied. 1913–34 ist S. zudem als Vizepräsident der Wiener Prähistorischen Gesellschaft tätig. 1900 wird er zum Konservator der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale für die Bezirke Baden, Neunkirchen und Wiener Neustadt und schließlich 1906 zu deren Mitglied ernannt. 1905 erfolgen die Auszeichnung mit dem Titel eines Oberregierungsrats und 1921 die Ernennung zum Hofrat. Ein Teilnachlass von S. befindet sich heute im Naturhistorischen Museum Wien. W.: Über die Ausgrabungen in den mährischen Höhlen im Jahre 1880. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 82, 1880. S. 419–427. Jahres-Bericht der Section für Höhlenkunde in Wien pro 1881. Alpine Chronik (Österr. Touristenklub) 2, 1881. S.  150. Menschlicher Schädel aus der Fürst Johann’s Höhle bei Lautsch in Mähren. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 1(2), 1882. S.  20. Über Ausgrabungen in den mährischen Höhlen im Jahre 1881. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 85, 1882. S. 90–107. Nussdorfer Höhle in Krain. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 2(2), 1883. S. 12. Žitný Höhle. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 2(4), 1883. S. 7. Die Höhlen und ihre Erforschung. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 23, 1883. S.  486–526. Ausgrabungen in den mährischen Höhlen im Jahre 1883. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  89, 1884. S. 353–358. Die bisherige Thätigkeit des Karst-Comités

des österreichischen Touristen-Club. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 4(2), 1885. S.  17–20. Über die bisherigen Forschungen in den Höhlen des niederösterreichischen Kremsthales. Mitt. der Sektion für Höhlenkunde des Österr. Touristenklubs 4(3–4), 1885. S.  39–41. (Mit L.  G.  v.  Wurmbrand-Stuppach)  : Die Hallstätter Funde. In  : R. v. Habsburg (Hg.)  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kronprinzenwerk). Oberösterreich und Salzburg, Bd. 8, 1889. S. 62–68. Un crâne de la race de Crô-Magnon, trouvé en Moravie. Compte-rendu du Congrès international d’anthropologie et d’archéologie préhistoriques, XIIe Session (Paris 1900), 1902. S. 133–140. Die Aurignacienschichten im Löß von Willendorf. Korrespondenzblatt der Deutschen Ges. für Anthropologie, Ethnologie, und Urgeschichte 40, 1909. S. 85–88. Altertumsfunde aus Höhlen bei St. Kanzian im österreichischen Küstenlande. Mitt. der Prähistorischen Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften 2, 1912. S.  127–190. Tabellen zur Umrechnung der Schädelmaße auf einen Rauminhalt von 1000 Kubikzentimetern, 1918. Die

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diluvialen Menschenreste aus der Fürst-Johanns-Höhle bei Lautsch in Mähren. Die Eiszeit 2, 1925. S. 1–34, 73–95. Frühmittelalterliche Gräber bei Baumgarten an der March. Wiener Prähistorische Ztschr. 12, 1925. S. 29–36. Prähistorische Flachgräber bei Gemeinlebarn in Niederösterreich, 1929. Der menschliche Unterkiefer aus dem Mießlingtal bei Spitz, NÖ. Archaeologia Austriaca 5, 1950. S. 1–5. L.: C.  Blaha, J.  Jungwirth, K.  Kromer  : Geschichte der Anthropologischen und der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums. Ann. des

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Naturhistorischen Museums in Wien 69, 1965. S. 451–461. A. Heinrich  : Josef Szombathy. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 133, 2003. S. 1–45. W.  Antl-Weiser  : Szombathy’s Excavations in the Mladeč Cave and the First Presentations of the Results. In  : M.  Teschler-Nicola (Hg.)  : Early Modern Humans at the Moravian Gate. The Mladeč Caves and their Remains, 2006. S. 1–16. W. Antl-Weiser  : Die Frau von W. Die Venus von Willendorf, ihre Zeit und die Geschichte(n) um ihre Auffindung, 2008.

Teissl (auch Theissl, Deissl), Ludwig * Wien 1891; † Wien 1939 Bauingenieur, Geodät und Gewerbeaufsichtsbeamter

B.: Sohn des Skontisten (Bürodieners) Nikolaus und der Anna Maria T., geb. Massauer. Nach Besuch der Volksschule absolviert T. die Staatsrealschule in Wien-Landstraße und legt die Matura (1909) ab. Anschließend beginnt er ein Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule Wien, das er im Juli 1914 abschließt. 1912–13 absolviert T. die Ferialpraxis in der Stadt Miroslav in Mähren und ist 1913 bei der Firma »Stigler und Raus« angestellt. Einer Beschäftigung als Hilfstechniker bei der Mach-Regulierung (1914) kommt der Kriegsbeginn dazwischen, worauf sich T. als Einjährig-Freiwilliger bei der Festungsartillerie meldet. Ab Mitte 1915 bis Kriegsende ist er als Beschaffungs-Zuweisungsreferent für Fabriksküchen, Kochkisten und Verpflegungsmaterial der 12. Abtlg. des Kriegsministeriums in Wien zugeteilt. Nach Zusammenbruch der Habsburgermonarchie hat T. 1919–22 bei Eduard Doležal eine Stelle als ao.  Univ.-Assistent an der Lehrkanzel für Geodäsie der Technischen Hochschule in Wien inne. In dieser Funktion wird er vom Staatsamt für Land- und Forstwirtschaft im Sommer 1919 im Zuge der Österr. Höhlendüngeraktion mit der geodätischen Aufnahme der Drachenhöhle bei Mixnitz (Steiermark) beauftragt und ab Jänner 1920 auf Betreiben des Physikers und Ingenieurwissenschaftlers Karl Wolf mit der Vermessung der Badlhöhle bei Peggau (Steiermark) betraut. Dafür entwickelt T. in Absprache mit Doležal und dem Kartografen Karl Peucker einen neuen Zeichenschlüssel für Höhlenpläne, der sich an den militärischen Generalstabskarten Österr.-Ungarns orientiert und 1925 von T. in dem ersten monografischen Lehrbuch für Höhlenkartografie publiziert wird. 1920–21 führt er geodätische Aufnahmen zur Trassierung zweier Drahtseilbahnen in Vordernberg (Steiermark) durch. Im Folgejahr fungiert er als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter → O. Abel und → G. Kyrle und wird zum Beirat der Bundeshöhlenkommission am Ministerium für Land- und Forstwirtschaft bestellt. 1922 promoviert T. bei Doležal mit der Dissertation »Geodätisch-eisenbahntechnische Studien bei Trassenverlegungen«. Im April desselben Jahres wird er dem Bundesministerium für soziale Verwaltung zugewiesen und ist zunächst im Aufsichtsbezirk  II in Wien als Gewerbeinspektor tätig. Die Amtsprüfung für Gewerbeaufsichtsbeamte legt T. 1923 ab und wird drei Jahre später zum Bauoberkommissär befördert. Vier Jahre später heiratet er die Geschäftsinhaberwitwe Johanna Bergmann, geb. Glowisch, die Ehe bleibt 511

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kinderlos. 1928–36 dem Zentralgewerbeinspektorat zugeteilt, wird T. zum Baurat (1931) und Oberbaurat (1937) ernannt und ist als stv. Amtsvorstand des Gewerbeinspektorats für den zweiten Aufsichtsbezirk tätig. Daneben publiziert er zu aktuellen Fragen des Arbeits- und Betriebsschutzes und entfaltet eine rege öffentliche Vortragstätigkeit u. a. in der Wiener Urania zu Kartenkunde und österr. Schauhöhlen. Weiters fungiert T. als Mitarbeiter des »Reichs-Arbeitsblattes« in Berlin (1928) und des »Zentralblattes für Gewerbehygiene und Unfallverhütung« in Frankfurt (1933). Im selben Jahr wird ihm das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österr. verliehen. Zudem wirkt T. als Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Sozialethik und ab 1937 als Schriftleiter der monatlich herausgegebenen Mitteilungen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird er 1939 vom Gaupersonalamt als »politisch einwandfrei« befunden und als Beamter in den Verwaltungsdienst des Dritten Reichs übernommen. W.: Der Plan der Drachenhöhle bei Mixnitz. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  25–29. Geodätisch-eisenbahntechnische Studien bei Trassenverlegung, Diss. Technische Hochschule Wien, 1922. Die Herstellung von Kartenskizzen natürlicher Höhlen, 1925. Arbeitsaufsicht, 1927. Höhle und Eisenbahntunnels im Harz. Ztschr. des österr. Ingenieur- und Architekten-Vereins 17–18, 1927. S. 160–161. Sturmzeichen im Ma-

schinenzeitalter. (Wiener) Tagblatt, 11.7.1931. S.  3. Der gewerbliche Betriebsschutz, 1934. Nachschlag-Behelf zum österreichischen Sozialrecht (nach dem Stande vom 1.  November 1933), 1934. Unfallverhütung und Unfallforschung, 1935. L.: Archiv der Technischen Univ. Wien (Personalakt, Matr.-Nr.  167-1909/10). Österr. Staatsarchiv (Personalakt Gewerbeinspektion AdR BMfsV Präs PA Teissl Dr. Ludwig).

Thalhammer, Michael * Altaussee (Steiermark) 1911; † Altaussee 1965 Gemeindesekretär und Höhlenforscher

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B.: Drittes Kind des Kaufmanns Franz und der Maria T., geb. Haim. Neben seiner Anstellung als Gemeindebeamter bzw. zuletzt als Gemeindesekretär von Altaussee ist T. im Vorstand der Ortsgruppe des Deutschen und Österr. Alpenvereins tätig. Nach 1945 schließt er sich der Höhlenforschervereinigung Altaussee an, wird 1949 Mitglied der neu gegründeten Ortsgruppe Ausseerland des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark und fungiert von 1952 bis zu seinem Ableben als deren geschäftsführender Obmann (Stellvertreter für den in Bad Ischl lebenden Vorsitzenden → O. Schauberger). Dabei nimmt T. maßgeb-

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lich an der Erforschung der Schwarzmooskogel-Eishöhle (Totes Gebirge) teil. Weiters wirkt er als Einsatzleiter in der Bergrettungsgruppe von Altaussee mit. L.: O.  Schauberger  : Dem Höhlenforscher Michael Thalhammer zum Gedenken  ! Mitt. der Sektion Aus-

seerland des Landesvereins für Höhlenkunde in Steiermark 4(3), 1966. S. 19.

Trampler, Richard * Bílovec (dt. Wagstadt, Tschechien) 1845; † Esternberg (Oberösterreich) 1907 Geograf, Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Augustin, Werkführer in einer Tuchfabrik, und der Schustermeistertochter Anna T., geb. Křtsch. Nach der Volksschule in Bílovec (Mähren) besucht T. das Staatsgymnasium in Opava (1859–67). Anschließend beginnt er ein Studium der Geschichte und Geografie an der Univ. Wien, insbes. bei den Historikern Ottokar Lorenz und Theodor v. Sickel. Ab 1869 wird T. Mitglied des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens in Wrocław sowie Mitglied und Zweiter Sekretär der Historisch-Statistischen Sektion der Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Nach Absolvierung der Lehramtsprüfung (1870) wird T. Supplementlehrer in den oberen Klassen der Städtischen Höheren Töchterschule in Brno. In der Folge wechselt er an die Kommunal-Oberrealschule in Brno, von wo er regelmäßig den Mährischen Karst bereist, (neue) Höhlen erforscht, kartiert und als einer der Ersten dortselbst archäologische Grabungen durchführt, u. a. in den Höhlen um die Einsturzdoline Macocha, zu der T. 1891 eine Monografie herausgibt. Dabei arbeitet er mit → H.  Wankel, → M.  Křiž und → F.  Kraus zusammen, für dessen »Höhlenkunde« (1894) er eine Höhlenkarte des Mährischen Karstes anfertigt. Weiters hält er zahlreiche öffentliche Vorträge zu höhlen- und heimatkundlichen Themen und verfasst z. T. populäre Publikationen, u. a. zum Mährischen Karst, den er sowohl historisch (z. B. zur Burg Holštejn) als auch geografisch-geologisch bearbeitet. Ab 1873 ist T. als Lehrer an der Wiedner Kommunal-Realschule tätig und setzt fachdidaktische Initiativen zur Reformierung des Geografieunterrichts an Mittelschulen durch Einführung einer neuen Methode des Kartenzeichnens mit von ihm entworfenen Kartennetzen. Weiters fungiert T. als Herausgeber etlicher fachdidaktischer Lehrwerke, Unterrichtsleitfäden und Atlanten für den Schulgebrauch (mit hohen Auflage513

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zahlen), zudem wirkt er als Mitarbeiter an der inhaltlichen Gestaltung der »Zeitschrift für Schul-Geographie« mit. 1894 wird T. zum Direktor der Franz-Joseph-Realschule in Wien ernannt, die unter seiner Leitung vom zweiten Gemeindebezirk in einen Neubau nach Wien-Brigittenau übersiedelt und deren naturwissenschaftliche Sammlungen er maßgeblich erweitert. 1894 wird er zum Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt, im Folgejahr gem. mit → W.  Putick zum korresp. Mitglied der neu gegründeten »Société de Spéléologie« in Paris bestellt und bekommt den Titel eines Regierungsrats verliehen. Drei Jahre später folgt die Ernennung zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens. Ab 1900 befasst sich T. insbes. mit der römischen Antike in Oberösterr. und führt beim römischen Kleinkastell Schlögen bei Eferding Ausgrabungen durch. 1902 wird er von der Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale zum Konservator für Oberösterr. ernannt. Als Pädagoge setzt T. Initiativen zum Aufbau geografischer Schulsammlungen, fungiert als Herausgeber des Jahresberichts der von ihm geleiteten Realschule und als Obmann der Bezirksgruppe Brigittenau des Ferienhorts für bedürftige Mittelschüler. Ab 1906 ist er Mitglied im Zentralausschuss der Wiener Urania.

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W.: Correspondenz des Cardinals Dietrichstein mit dem Hofkriegsrats-Präsidenten Collalto, 1873. (Hg.)  : Kartennetz-Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1874. Geographie und Statistik der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1874. Die constructive Methode des geographischen Unterrichtes, 1878. (Hg.)  : Heimatkunde der Markgrafschaft Mähren, kritisch beleuchtet, 1878. Über die zweckmäßige Anlage eines Atlasses für Volks- und Bürgerschulen, 1879. Atlas für sieben- und achtclassige Volks- und für Bürgerschulen (mehrere länderspezifische Ausg.), 1880–82. Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie, für Volks- und Bürgerschulen, 1881. Leitfaden der Handels-Geographie, 1882. Oro-hydrographischer Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie, 1882. Die Tropfsteingrotte von Schoschuwka. Wegweiser und Beschreibung derselben, 1890. Eine neue Höhle bei Sloup in Mähren. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 20, 1890. S. 71–72. Die Mazocha, 1891. Das Höhlengebiet bei Brünn. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 13, 1891. S.  481–487. (Hg.)  : R.  Tramplers Mittelschul-Atlas, 7  Aufl., 1892–1905. Die Eröffnung zweier Dolinen. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 26, 1893. S.  241–262. Die ältesten Grabungen im Brünner Höhlengebiete. Mitt. der Prähistorischen Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien 1, 1893. 514

S. 119–128. (Bearb.)  : Leitfaden für den geographischen Unterricht an Mittelschulen, (mehr als 20 Aufl.) 1894. Die Ochoser Höhle in Mähren. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 18, 1896. S. 450–459. Das Holsteiner Thal. Eine Karststudie aus Mähren. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 42, 1899. S. 193–209. Über Höhlenforschungen im mährischen Karste. Österr. Mittelschule 13, 1899. S. 43–50. Das erste Vierteljahrhundert der k. k. II.  Staatsrealschule, 1900. Das »Burgverließ« im Mährischen Karst. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 22, 1900. S.  349–357. Die k. k. Franz Joseph-Realschule in Wien, 1901. Die Culturschichten in den Mährischen Karsthöhlen. Mitt. der Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale N.F. 27, 1901. S. 86–93. Joviacum, das heutige Schlögen, und seine Umgebung. Eine Studie über das obere Ufer-Noricum, 1905. Die mährischen Karsttäler. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 50, 1907. S. 5–27. L.: F. Kraus  : Die Eröffnung zweier Dolinen in Mähren durch Prof. R. Trampler. Globus 64, 1893. S. 148–149. F.  Umlauft  : Die Pflege der Erdkunde in Österreich (1848–1898), 1898 (bes. S.  46–47). O.  W.  Beyer  : Deutsche Schulwelt des neunzehnten Jahrhunderts in Wort und Bild, 1903. N.N.: Zum Tode des Regierungsrates Richard Trampler. (Linzer) Tagespost, 22.8.1907.

S. 4. N.N.: Regierungsrat Direktor Richard Trampler †. Ztschr. für Schul-Geographie, 1907. S.  374–375.

N.N.: Richard Trampler †. Wiener Zeitung, 4.9.1917. S. 2.

Trimmel, Hubert * Wien 1924; † Wien 2013 Geograf, Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des Bundesbahnbediensteten Rudolf und der Aloisia T., geb. Ferne. Nach der Volksschule in Wien-Favoriten (Kepplergasse) besucht T. seit 1934 die Realschule Jagdgasse (ab 1938 Staatliche Oberschule für Jungen), wo er und sein Klassenkollege Heinrich Mrkos durch ihren Lehrer → F. Waldner an der Karst- und Höhlenkunde Interesse finden und als Höhlenführer in der Hermannshöhle zu arbeiten beginnen. Gem. mit Waldner und Mrkos befährt, vermisst und dokumentiert T. noch als Schüler zahlreiche niederösterr. Höhlen. Nach der Matura wird er 1942 zum Reichsarbeitsdienst nach Oberbayern und in die Südukraine beordert. Nach einem Lazarettaufenthalt in Wien erfolgt 1943 die Einberufung zur deutschen Wehrmacht mit Dienstzuteilung nach Znojmo und Mistelbach. Im nächsten Jahr durchläuft T. die Offiziersausbildung in Dresden und wird anschließend an der Front eingesetzt, zuletzt als Leutnant d. Res. Nach Kriegsende studiert er Geografie, Geologie und Naturwissenschaften an der Univ. Wien, belegt zudem Vorlesungen in Urgeschichte und Mathematik und wirkt im Verband der Sozialistischen Studenten Österr. mit. Vier Jahre später legt T. die Lehramtsprüfung in den Fächern Naturgeschichte und Geografie ab. 1950 promoviert er in Geografie und Geologie mit der Dissertation »Die Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Ein Beitrag zur Frage der Entstehung und Entwicklung alpiner Karsthöhlen« bei Johann Soelch. Nach Ablegung des Probejahrs ist T. im Schuldienst teilbeschäftigt und überbrückend als Buchhalter in der Privatwirtschaft tätig. 1951 Heirat mit der Lehrerin Erika Weber, Geburt der Kinder Norbert (* 1953), Hermann (* 1955), Michael (* 1960), Johannes (* 1967) und Dorothea (*  1968). 1951–66 ist er als Lehrer am Bundesrealgymnasium Schopenhauerstraße in Wien-Döbling und am Bundesrealgymnasium Brigittenau tätig, u. a. in den Fächern Geografie, Naturgeschichte, Stenografie, Knabenhandarbeit, Volkswirtschafts- und Gesellschaftslehre. Zudem wirkt T. an der Gründung des Verbandes Österr. Höhlenforscher mit, dem er 1949–74 als Generalsekretär, 1974–79 als Vizepräsident und seit 2001 als Ehrenpräsident vorsteht. 1951 wird er zum Korrespondenten der Bundeshöhlenkommis515

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sion ernannt, legt 1966 die amtliche Höhlenführerprüfung ab und fungiert 1965–2001 als Mitglied der amtlichen Prüfungskommission für Höhlenführer. 1951–65 ist T. bei gleichzeitiger Teilbeschäftigung als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesdenkmalamt in Wien angestellt, wobei er diesem ab 1961 teilweise, ab 1965 vollständig dienstzugeteilt ist. In den 1950er Jahren organisiert er Forschungs- und Vermessungsfahrten in die Dachstein-Mammuthöhle, führt wissenschaftliche Untersuchungen im Rahmen der Expedition in die Tauplitz-Schachtzone (1951) durch und veranstaltet ab 1955 zahlreiche Studien- und Bildungsreisen in Karst- und Höhlengebiete Europas und in den Libanon, insbes. für den Akademischen Reisedienst Wien. Zudem beteiligt sich T. an fach- bzw. mediendidaktischen Projekten, z. B. Mitarbeit bei der Herstellung geografischer Unterrichtsfilme in der Staatlichen Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm, daneben rege Lehrtätigkeit an Wiener Volkshochschulen, u. a. im 9., 18., 20., 21. Bezirk, an der Wiener Urania und in div. Volksbildungseinrichtungen in Niederösterr. Weiters fungiert er 1945–53 als Schriftleiter der Zeitschrift »Höhlenkundliche Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich«, redigiert 1949–74 die »Verbandsnachrichten  – Mitteilungsblatt des Verbandes Österr. Höhlenforscher« und gibt 1953–2003 das Periodikum »Die Höhle. Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde« heraus. Weiters publiziert er 1950–60 mehrere Jahrgänge einer Internationalen Bibliografie der Karst- und Höhlenkunde, gibt 1965 ein Fachwörterbuch der Speläologie heraus, um in der deutschen Sprache eine einheitliche wissenschaftliche Terminologie zu etablieren, und veröffentlicht drei Jahre später eine Gesamtdarstellung des Fachgebiets mit dem Titel »Höhlenkunde«. 1965–74 fungiert T. als Leiter des Referats für Höhlenschutz am Bundesdenkmalamt in Wien und bemüht sich dabei, sowohl der wissenschaftlichen Höhlenkunde als auch der Laienforschung Öffentlichkeitsgeltung zu verschaffen. Seit der Teilnahme am »1st International Congress of Speleology« (1953) baut er seine Kontakte im Feld der Karst- und Höhlenkunde international aus, wirkt maßgeblich an der Veranstaltung des »3rd International Congress of Speleology« in Wien, Obertraun und Salzburg (1961) mit und fungiert 1965–89 als Generalsekretär sowie 1989–93 als Präsident der »International Union of Speleology«, deren »Bulletin« er 1970–93 redigiert. Ferner hält T. 1963–90 Vorlesungen über Erdwissenschaften (u. a. Geologie, Mineralogie und Paläontologie) am Pädagogischen Institut der Stadt Wien (nach 1972 Pädagogische Akademie) und ist Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an Hauptschulen. 1965 zieht er nach Wien-Inzersdorf, wo er fortan mit seiner Familie lebt. Ab demselben Jahr ist T. als Lektor für Geografie an der Univ. Wien und ab 1972 auch an der Univ. Salzburg tätig, wo er sich 1973 für das Gesamtgebiet der Geografie habilitiert. Neun Jahre später bekommt er den Titel eines ao. Univ.-Professors verliehen. Seine Vorlesungstätigkeit, insbes. zur Karst-, Höhlen- und Länderkunde, übt T. an der Univ. Salzburg bis 1999, 516

an der Univ. Wien bis 2000 aus, wo er Hörer aus natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern für das Karstphänomen begeistert, Diplomarbeiten und Dissertationen betreut und international zum bekanntesten österr. Vertreter der Höhlenkunde avanciert. Nach Übertragung der behördlichen Kompetenzen für Natur- und Höhlenschutz an die Bundesländer (1974) gelingt es T., das Referat für Höhlenschutz am Bundesdenkmalamt zu erhalten, welches unter seiner Leitung (später Abteilungsdirektor) als Institut für Höhlenforschung (1979) bzw. ab 1987 als Karst- und höhlenkundliche Abtlg. in den Verantwortungsbereich des Naturhistorischen Museums Wien übergeht. Nach seinem Übertritt in den Ruhestand (1989) setzt T. zahlreiche Initiativen im Umwelt- und Landschaftsschutz vorwiegend in Karstgebieten, fungiert als Mitarbeiter im Fachausschuss für Naturwissenschaften der Österr. UNESCO-Kommission, als Vizepräsident und Ehrenpräsident des Umweltdachverbandes, der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA und deren Fachausschuss »Karst«. Zeitlebens werden T. zahlreiche Preise und Ehrenmitgliedschaften internationaler und nationaler höhlenkundlicher Organisationen verliehen, u. a. Ehrenzeichen des Verbandes Österr. Höhlenforscher (1984), Benno-Wolf-Preis des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher (1996) und Ernennung zum Ehrenpräsidenten der »International Union of Speleology« (1993). Weiters wird er mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes Oberösterr. (1984), dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik Österr. (1990), der Ehrenmedaille in Gold der Gemeinde Obertraun (1999), dem Goldenen Doktordiplom der Univ. Wien (1999) sowie dem Friedrich-Simony-Welterbepreis der UNESCO (2007) ausgezeichnet. W.: Der Erschließungszustand der Güntherhöhle bei Hundsheim (Niederdonau). Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S.  56–58. Zur Geschichte und Entwicklung der Höhlenforschung im Ostalpenraum. Natur und Land 33–34(5–6), 1947. S. 137–141. Die Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Ein Beitrag zur Frage der Entstehung und Entwicklung alpiner Karsthöhlen, Diss. Univ. Wien, 1950. Teilergebnisse einer speläologischen Untersuchung im Gebiete des Dachsteinhöhlenparkes. Mitt. der Höhlenkommission beim Bundesministerium für Landund Forstwirtschaft 8(1), 1953. S. 63–67. Grundsätzliche Bemerkungen über Fragen der Höhlenbildung. Quartär  – Internationales Jahrb. zur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit 6, 1954. S.  118–124. Internationale Bibliographie für Speläologie (11 Folgen, Jg. 1950–60), 1954–71. Das Schneckenloch bei Schönenbach. Jahrb. des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 98, 1955. S.  87– 104. Die Westliche Almberg-Eishöhle bei Obertraun. Die Höhle 7(1), 1956. S. 15–28. (Mit R. Pilz)  : Aus der Chro-

nik der Dachsteinhöhlen. Die Höhle 11(3), 1960. S. 70– 73. (Red.)  : Dritter Internationaler Kongress für Speläologie (Wien, Obertraun, Salzburg 1961), 5 Bde., 1963–66. Gebirgsgruppengliederung für das österreichische Höhlenverzeichnis, 1962. Die Höhlen in der Villacher Alpe. Carinthia II 153/73, 1963. S. 115–124. Gedanken über Entstehung und Entwicklung alpiner Karsthöhlen. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 11(1), 1965. S. 2–6. Speläologisches Fachwörterbuch, 1965. Aktuelle Organisationsfragen der Speläologie in Österreich. Die Höhle 17(4), 1966. S. 81–84. (Red.)  : Österreichs längste und tiefste Höhlen, 1966. Die Griffener Tropfsteinhöhle. Carinthia II 147/67, 1967. S. 21–36. Höhlenkunde, 1968. Die Raxeishöhle auf der Raxalpe. Die Höhle 19(4), 1968. S. 105–111. (Hg.)  : Die Raucherkarhöhle im Toten Gebirge, 1969. Höhlenschutz in Österreich – gestern, heute, morgen. Die Höhle 26(1), 1975. S. 3–10. Höhlenschutz in Österreich im Jahre 1974. Die Höhle 26(1), 1975. S.  13–21. (Mit H. Ilming, G. Stummer)  : Die Höhlenführerprüfung

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in Österreich. Lehrstoffübersicht, 1976. Die Karst- und Höhlenkunde an der Univ. Wien. Die Höhle 28(2), 1977. S.  49–55. (Red.)  : Die Karstverbreitungs- und Karstgefährdungskarten Österreichs im Maßstab 1  :50.000. Ein Beitrag der Karst- und Höhlenforschung zu einem österreichischen Umweltkonzept, 1978. Höhlen in Niederösterreich, 1978. Ergebnisse und künftige Schwerpunkte wissenschaftlicher Forschung im Dachsteinhöhlenpark. Die Höhle 31(2), 1980. S.  62–71. Schauhöhlen in Österreich, Stand 1982. Die Höhle 33(1), 1982. S. 20–29. (Red.)  : Beiträge zu Speläotherapie und Höhlenklima I. Akten des 9.  Internationalen Symposiums für Speläotherapie, Bad Bleiberg (Kärnten 1987), 1992. (Mit D. Ricny, B. Sandri) (Red.)  : Beiträge zu Speläotherapie und Höhlenklima II. Akten des 10.  Internationalen Symposiums für Speläotherapie, Bad Bleiberg (Kärnten 1992), 1994. Karstgebiete und Höhlen im Europäischen Naturschutzjahr 1995. Die Höhle 46(4), 1995. S.  113–131. (Red.)  : Die Karstlandschaften der österreichischen Alpen und der Schutz ihres Lebensraumes und ihrer natürlichen Ressourcen, 1998. Höhlenkunde und Höhlenforschung in Wien und Niederösterreich in der Zwischenkriegszeit und in der Ära des Dritten Reichs, 2011. Zur Erforschungsgeschichte der Paläotraun (Dachstein). Die Höhle 63, 2012. S. 43–62. L.: M.  H.  Fink (Red.)  : Festschrift für Hubert Trimmel. Die Höhle 35(3–4), 1984. S.  67–294. H.  Riedl  : Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Hubert Trimmel zum 60. Geburtstag. Die Höhle 35(3–4), 1984. S. 69–78. G. Stummer  : Hubert Trimmel – ein …ziger  ! Eine etwas andere

Laudatio. Die Höhle 45(4), 1994. S. 113–120. G. Stummer  : Hubert Trimmel – 75 Jahre. Die Höhle 50(4), 1999. S.  158–160. G.  Stummer  : Hubert Trimmel zum Achtzigsten. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlenund Karstforscher 50(4), 2004. S. 129. L. Plan  : 30 Jahre Umweltdachverband und Ehrung von Prof. Hubert Trimmel als »Naturschutz-Urgestein«. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 55(1), 2004. S.  12. H.  Mrkos  : Univ.-Prof.  Dr.  Hubert Trimmel zum 80. Geburtstag. Verbandsnachrichten – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 55(5–6), 2004. S. 51. C. Spötl (basierend auf Unterlagen von J. Mattes, M. Trimmel)  : Hubert Trimmel. Ehrenmitglied des Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 52, 2013. S. 62–64. J. Mattes  : Dr. Hubert Trimmel. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlenund Karstforscher 60(1), 2014. S.  22–23. J.  Mattes  : Nachruf auf Dr.  Hubert Trimmel. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 65(1), 2014. S.  6–7. C.  Spötl  : In memoriam. Hubert Trimmel. EuroSpeleo Magazine 2, 2014. S.  108–113. G.  Stummer  : Zwei Große der österreichischen Höhlenforschung sind nicht mehr. Nachrufe auf Hubert Trimmel und Heinz Ilming. Die Höhle 65, 2014. S.  118–126. H.  Mrkos  : Univ.-Prof.  Dr.  Hubert Trimmel zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 70(3–4), 2014. S.  23–24. J.  Hasitschka  : Hubert Trimmel und das Tote Gebirge. Mitt. des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 32–34, 2015. S. 310–313.

Trotzl, Karl * Linz (Oberösterreich) 1907; † Linz 1983 Dreher, Bahnbediensteter und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Český Krumlov stammenden Johann, Werkmann der Österr. Staatsbahnen, und der Aloisia T., geb. Kitzberger. Nach Besuch der Volks- und Hauptschule absolviert T. eine Lehre zum Dreher und ist als solcher bis zu seiner Pensionierung bei den Österr. Bundesbahnen beschäftigt. 1928 tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr. bei und legt drei Jahre später die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Heirat und Geburt des Sohnes Otmar und der Tochter Brigitte (* 1942), die T. ab den 1960er Jahren bei Forschungs-

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touren begleitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er in den Vorstand des Landesvereins für Höhlenkunde gewählt, wo er eine umfangreiche Forschungstätigkeit als Ausbildungs- (1947–55), Tourenleiter (1955–63), Katasterführer (1962–72) und zuletzt als Obmann (1963–72) entfaltet. Nach 1945 beteiligt er sich u. a. an der Erforschung und Dokumentation der Hirlatzhöhle bei Hallstatt und der Tropfsteinhöhle im Hangenden Kogel bei Ebensee, zu deren Unterschutzstellung T. maßgeblich beiträgt. Ab 1956 erkundet er den neu entdeckten Ahnenschacht im Feuertal (Totes Gebirge), wo zwei Jahre später eine Tiefe von 320 m erreicht wird. Neben der Organisation von Touren und der Abfassung von Fahrtenberichten weist T. neue Mitglieder in die Befahrungstechniken ein und wird so zu einem wesentlichen Motor des Vereinslebens. Während seiner Tätigkeit als Katasterwart und Obmann erweitert er das Vereinsarchiv und den Höhlenkataster maßgeblich und baut enge Kontakte zur Oberösterr. Landesregierung und der Forst- und Salinenverwaltung auf. 1966 organisiert T. eine Expedition des Verbandes Österr. Höhlenforscher in die Raucherkarhöhle bei Bad Ischl (heute Teil des Schönberg-Höhlensystems), an deren Vermessung, Kartierung und weiteren Dokumentation er sich maßgeblich beteiligt. Fünf Jahre später unterstützt er Hermann Kirchmayr bei der Gründung eines Höhlenrettungsdienstes in Linz. W.: Zerstörungen am Tropfsteinschmuck der »Höhle im Hangenden Kogel« bei Ebensee. Die Höhle 7(1), 1956. S. 29. Befahrung der Höhle im Hierlatz vom 6.–8. Jänner 1956. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 2(1), 1956. S.  3–4. Forschungsfahrt »Ahnenschacht« (1880  m), 15.–16.  September 1956. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 3(1), 1957. S.  8–9. Dampfende Schächte, 12.–13.  Oktober 1957. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 4(2), 1958. S.  6–8. Ahnenschacht 1958. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 4(3), 1958. S.  11–12. Tiefenvorstoß im Ahnenschacht. Die Höhle 9(2), 1958. S. 43–44. Die Tiefenvorstöße 1958 in den Ahnenschacht. Die Höhle 10(1), 1959. S. 5–8. Hierlatzfahrt, 3.–5.  Jänner 1958. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 5(1), 1959. S.  7–9. Erforschung der Preisner Höll-Luckn bei Großraming. Die Höhle 10(1), 1959. S.  12. Ein neuer Plan der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Die Höhle 11(3), 1960. S. 73–75. Vorläufiger Bericht über die Befahrung der Eishöhle im Raucher. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 7(4),

1961. S.  3–5. (Mit G.  Teimer)  : Erster Taucheinsatz im Pießlingursprung. Die Höhle 13(4), 1962. S.  84– 88. Wissenschaftliche Tätigkeit und Heimatpflege in Oberösterreich. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 109, 1964. S. 131–134. Wissenschaftliche Tätigkeit und Heimatpflege in Oberösterreich. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 110, 1965. S.  127–128. Betrachtung zur Verbandsexpedition 1966 in die Raucherkarhöhle. Höhle 17(4), 1966. S. 104–105. L.: N.N.: Karl Trotzl. Sein Wirken und seine Verdienste für den Verein. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 18(2), 1972. S.  9–10. N.N.: Nachruf auf unseren Altobmann Karl Trotzl. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 29(1–2), 1983. S. 2–5. G. Stummer  : Karl Trotzl zum Gedenken. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 34(6), 1983. S.  46. H.  Messerklinger (Red.)  : Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich. Festschrift anläßlich des 60-jährigen Bestehens. Zusammengestellt v. H. Messerklinger vorwiegend nach einem Manuskript v. E. Fritsch sowie Unterlagen v. K. Trotzl, 2. verb. Aufl., 1984.

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Valvasor, Johann Weichard von * Ljubljana (dt. Laibach) 1641; † Krško (dt. Gurkfeld, Slowenien) 1693 Naturforscher, Historiker und Offizier

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B.: Zwölftes von 17 Kindern des Freiherrn Bartholomäus, Generaleinnehmer der Krainer Landstände, Landesausschuss­ mitglied und Besitzer der Oberkrainer Herrschaften Gallen­ egg und Gallenberg, und der in zweiter Ehe geheirateten Anna Maria v.  V., geb. v.  Rauber. V. besucht vermutlich die Domschule in Ljubljana und wechselt nach dem Tod des Vaters (1652) an die dortige, von Jesuiten geführte Lateinschule. Nach deren Abschluss und dem Ableben der Mutter (1657) unternimmt V. eine Kavaliersreise über Kärnten und Salzburg nach Süddeutschland (1659). Als Freiwilliger in militärischen Diensten beteiligt er sich 1663–64 an Kampfhandlungen gegen osmanische Truppen. Ab 1666 unternimmt V. Reisen nach Wien, Deutschland, Italien, Spanien, England und Frankreich, wo er um 1668 in die Schweizergarde eintritt. Im Folgejahr bereist er Nordafrika und hält sich 1670–72 in Südfrankreich auf, wo sich V. mit alchemistischen Studien beschäftigt. Nach seiner Rückkehr heiratet er 1672 Anna Rosina Graffenweger v. Graffenau, Geburt von neun Kindern. Im selben Jahr erwirbt V. drei Anwesen in Črni Potok (Schwarzenbach), Lihtenberk (Lichtenberg) und Bogenšperk (Wagensperg), wo er sich mit seiner Familie niederlässt und die erste Kupferdruckwerkstatt des Herzogtums gründet (1678). In den Folgejahren baut V. eine umfangreiche Sammlung von Druck-, Kunstwerken, Münzen und Instrumenten auf. Neben landeskundlichen Arbeiten zu Kärnten beginnt er auf Anregung seines Mentors Johann Ludwig Schönleben an einer Landesbeschreibung von Krain mit u. a. historischen, topo- und ethnografischen Inhalten zu arbeiten, die er nach dessen Tod (1681) unter Einbeziehung empirischer Quellen fortsetzt und 1689 in Form von vier Foliobänden publiziert. Darin legt V. besonderes Augenmerk auf das Karst- und Höhlenphänomen in Krain, beschreibt zahlreiche Höhlen in Slowenien, Italien und Afrika zum ersten Mal und erwähnt u. a. auch den Grottenolm Proteus anguinus Laurenti, welchen er jedoch noch nicht als Tierart identifiziert (erstmals 1768 von Josephus Nicolaus Laurenti wissenschaftlich beschrieben). Durch die Abfassung der Landesbeschreibung in deutscher Sprache und ihres dadurch größeren Adressatenkreises hat V. nachhaltigen Einfluss auf das Interesse gelehrter Schichten an der Unterwelt Krains. Im Unterschied zu früheren Landesbeschreibungen rückt er die persönliche Inaugenscheinnahme seiner häufig subterranen Forschungsobjekte (Autopsie) in den Mittel520

punkt des Interesses und trennt sorgfältig zwischen selbst geprüftem und bloß gehörtem Wissen. Daneben fertigt V. zahlreiche Skizzen und Stiche von Städten, Burgen und Schlössern sowie von Naturdenkmälern in Kärnten und Krain an. Während des osmanischen Feldzugs von 1683 wird er mit dem militärischen Kommando betraut, eine Revolte des ungar. Grafen Batthyány zu unterdrücken. Zugleich führt V. Studien zu hydrologischen Fragestellungen durch, dabei insbes. zum Wasserhaushalt des Cerkniško jezero (Zirknitzer See), dessen stark variierende Pegelstände V. mittels Hebertheorie zu erklären versucht. 1687 wird er zum Mitglied der »Royal Society« in London gewählt. Nach dem Tod seiner Ehefrau und von zwei Söhnen (1687) heiratet V. im selben Jahr Anna Maximilla v. Zetschker, Geburt der Kinder Franz (* 1688) und Engelbert (* 1693). Infolge von wirtschaftlichen Problemen (vermutlich aufgrund seiner publizistischen Tätigkeit) und Krankheit muss er 1690/93 sein Gut und seine Grafiksammlung (»Iconotheca Valvasoriana«, 18 Bde.) verkaufen und in ein Bürgerhaus in Krško umziehen. W.: Dominicae passionis icones, 1679 (Neudr. 1970). Topographia Ducatus Carnioliae modernae, 1679 (Neudr. 1970). Topographia arcium Lambergianarum, 1679 (Neudr. 1995). Ovidii Metamorphoseos icones, 1680. Topographia Archiducatus Carinthiae modernae, 1681. Topographia Carinthiae Salisburgensis, 1681. Theatrum mortis humanae tripartitum, 1682 (Neudr. 1969, 2004). An Extract of a Letter Written to the Royal Society out of Carniola, Being a Full and Accurate Description of the Wonderfull Lake of Zirknitz in that Country. Philosophical Transactions 16, 1686. S.  411–427. Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae & modernae completa, 1688 (Neudr. 1882, 1928, 1975). Die Ehre Deß Hertzogthums Crain, 4  Bde., 1689 (Neudr. 1877–79, 1970–74). National- und Universitätsbibliothek Zagreb (Nachlass »Icono­ theca Valvasoriana«, Sammlung »Metropolitana«). L.: F.  Schumi  : Aus Valvasors letzten Lebenstagen. Archiv für Heimatkunde 2, 1887. S.  281–282. A.  Kaspret  : Valvasor als Historiker. Mitt. des Museal-Vereins für Krain 3, 1890. S. 3–40. O. v. Gratzy  : Repertorium zu J.  W. Freiherrn von Valvasors »Die Ehre des Herzogthums Krain« (1689), enthaltend ein alphabetisches Namens-, Orts- und Sachregister und im Anhange eine Inhaltsübersicht, 1901. P.  v.  Radics  : Johann Weikhard Freiherr von Valvasor (geb. 1641, gest. 1693), 1910. I.  Merhar  : Valvasor als Ethno-

graph. Eine Charakteristik. Jahresber. des Staatsgymnasiums in Triest über das Schuljahr 1909–10, 1910. S.  3–26. H.  H.  Hornung  : J.  W.  Valvasor und seine Landschaftsschilderung, Diss. Univ. Wien, 1949. B.  Reisp  : Kranjski polihistor Janez Vajkard Valvasor, 1983. B.  Reisp  : Korespondence Janeza Vajkarda Valvasorja z Royal Society. The Correspondence of Janez Vajkard Valvasor with the Royal Society, 1987. B. Reisp, L.  Gostiša  : Janez Vajkard Valvasor Slovencem in Evropi ( Johann Weichard Valvasor to the Slovenes and to Europe), 1989. A.  Vovko (Hg.)  : Valvasorjev zbornik. Ob 300 letnici izida Slave vojvodine Kranjske, 1990. V. Magić  : Die Bibliothek Valvasors. Gutenberg Jahrb. 72, 1997. S. 331–341. B. Murovec  : Die Zeichnungen des 17. Jahrhunderts im Herzogtum Krain. Der Künstlerkreis um den Freiherrn J.  W.  Valvasor (1641–93). Barockber. 20–21, 1998. S.  241–246. Slowenische Akademie der Wissenschaften (Hg.)  : Iconotheca Valvasoriana (Faksimile in 17 erhaltenen Bänden), 2000–10. M.  Bidovec  : Valvasor e il suo contributo al folclore letterario sloveno. Slavia – Rivista trimestrale di cultura 11(2), 2002. S. 107–133. J. Usenik (Hg.)  : Zapuščina Janeza Vajkarda barona Valvasorja v Krškem, 2004. I. Palladino, M. Bidovec  : Johann Weichard von Valvasor. Protagonist der Wissenschaftsrevolution der Frühen Neuzeit, 2008.

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Vass, Imre (Emericus, Emmerich) * Rožňava (dt. Rosenau, Slowakei) 1795; † Sárospatak (Nordost-Ungarn) 1863 Vermessungsingenieur und Höhlenforscher

B.: Sohn des Danielis und der Anna Maria V., geb. Simonka. Nach einer Ausbildung als Landvermesser am »Institutum Geometricum« in Budapest, das V. 1818 abschließt, erhält er als Nachfolger von → C.  R aisz eine Anstellung als Komitats-Ingenieur der Gömörer Gespanschaft, wo er zwei Jahrzehnte lang insbes. als Landvermesser tätig ist. Ausgehend von den Planaufnahmen der Tropfsteinhöhle Baradla-barlang bei Aggtelek von Joseph Sartory (1794) und R aisz (1802) beginnt sich V. Anfang der 1820er Jahre selbst für Bergbau und Geognosie zu interessieren und erkundet die Fortsetzungen der Höhle. Nach einer langen Trockenperiode gelingt es ihm 1825 nach Überwindung des sogenannten »Eisentors« – dem bisherigen Endpunkt der Höhle – weitere 4,5 km an unterirdischen Gängen zu erforschen, welche er 1829 vermisst und in Form eines Grundrisses und Längsschnittes kartografisch dokumentiert. Seine 1831 in Ungarisch und Deutsch erschienene Beschreibung der Aggteleker Tropfsteinhöhle, in welcher er sich mit Höhlen- und Tropfsteinbildung befasst, stellt die erste Monografie zu einer Höhle in Ungarn dar und macht die Baradla-barlang in der Öffentlichkeit als Reiseziel bekannt. Während der Revolution von 1848 nimmt V. als Militäringenieur am Ungar. Unabhängigkeitskrieg gegen die Herrschaft der Habsburger teil. Zwei Jahre später erfolgt seine Ernennung zum k. k. Ingenieur. W.: Grundriss und Längen-Durchschnitt der Höhle bei Aggtelek in Ungarn (Plandarstellung), 1829. Az Aggteleki barlang leírasa, fekte terűletével, talprajzolatjával és hosszába való áltvágásával két táblában, 1831. Neue Beschreibung der Aggteleker Höhle. Gömörer Comitats in Ungarn, sammt Grundriß, Durchschnitt und Situations-Plan (deutsche Übers.), 1831. L.: H.  Kessler  : Vass Imre az Aggteleki-barlang első

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kutatója. Turisták Lapja 52(12), 1940. S.  267–268. I.  Sárváry  : Vass Imre, az első magyar tudományos barlangkutató. Karszt és Barlang 2(1), 1962. S.  1–4. K. Székely  : Mikor született Vass Imre  ? Karszt és Barlang 25(1–2), 1985. S.  59–60. K.  Székely  : Adalékok Vass Imre életéhez és munkásságához. Karszt- és Barlangkutatás 10, 1981–95. S. 19–26.

Vornatscher (geb. Rößer), Josef * Wien 1898; † Wien 1984 Lehrer, Zoologe und Höhlenforscher

B.: Sohn des Wiener Tischlers Josef und der Tischlertochter Johanna Rößer, geb. Homor. 1911 ändern die Eltern ihren Familiennamen in »Vornatscher«. Nach der Volks- und Bürgerschule in Wien-Margareten besucht V. die Lehrerbildungsanstalt. Während des Ersten Weltkriegs wird er 1916 zum Militärdienst im k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment  Nr.  1 eingezogen, nimmt an Kampfhandlungen in Wolhynien und später an der Südfront teil, zuletzt im Rang eines Fähnrichs. 1919 setzt V. seine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt fort, schließt diese ab und tritt daraufhin in den Schuldienst ein. Nach Ablegung der Lehrbefähigungsprüfungen für Volks- und Bürgerschulen (1920/22) ist er in den Folgejahren als Lehrer u. a. in der Bürgerschule Wien-Mariahilf und der Hauptschule Gramatneusiedl tätig. 1922 tritt V. in die Mikrografische Gesellschaft Wien ein, wo er sich für die Implementierung von praktischen Übungen mit dem Mikroskop in den Regelschulunterricht einsetzt. Vier Jahre später legt er die Ergänzungsprüfung für Reformrealgymnasien ab. Neben seiner Lehrtätigkeit beginnt V. an der Univ. Wien Naturwissenschaften zu studieren, besucht u. a. Vorlesungen der Zoologen Theodor Pinter, Paul Krüger und Jan Versluys und spezialisiert sich auf Süßwasserbiologie (insbes. Kleinkrebse oberirdischer Gewässer). 1934 promoviert er in Zoologie mit der Dissertation »Faunistische Untersuchung des Lusthauswassers im Wiener Prater«. Während V. seine Freizeit mit dem Studium der Altwässer des Praters und deren Tierwelt verbringt, entwickelt er angeregt durch → H. Strouhal ein zunehmendes Interesse an der Höhlenfauna und Biospeläologie, worauf V. Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. wird. 1940–42 ist er als Wetterdienstinspektor der Luftwaffe am Semmering tätig, wo V. in seiner Freizeit u. a. die Fauna der Falkenstein-, Seeriegel- und Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel bearbeitet und Fledermausberingungen durchführt. Nach dem Krieg ist er bis zu seiner Pensionierung wieder als Lehrer im Schuldienst tätig. Zugleich arbeitet er im Vorstand der Mikrografischen Gesellschaft mit und fungiert ab 1975 bis zu seinem Ableben als deren Vorsitzender. Zudem nimmt V. regelmäßig an Exkursionen des Zoologischen Instituts der Univ. Wien teil und wirkt als ehrenamtlicher Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum Wien. Zeitlebens führt er zahlreiche zoologische Aufsammlungen in niederösterr. Höhlen (z. B. Türkenloch bei Kleinzell) und der Steiermark durch, wobei 523

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ihm auch mehrere Neuentdeckungen gelingen, u. a. Neobisium hermanni Beier, Plusiocampa strouhali cavicola Vornatscher und Onychiuroides vornatscheri (Stach). Weiters beteiligt sich V. an der wissenschaftlichen Diskussion zur inneralpinen Eiszeitüberdauerung. 1954–80 fungiert er als Präsident des Verbandes Österr. Höhlenforscher und wird in dieser Funktion Mitglied des Organisationskomitees des 1961 in Wien, Obertraun und Salzburg veranstalteten »3rd International Congress of Speleology«. Nach dem Ableben Strouhals vervollständigt V. dessen Katalog der rezenten Höhlentiere Österreichs und besorgt die Veröffentlichung. 1977 wird er zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums Wien ernannt, 1984 folgt die Auszeichnung mit dem Goldenen Doktordiplom der Univ. Wien. Ein Teilnachlass seiner wissenschaftlichen Arbeit befindet sich heute im Archiv des Naturhistorischen Museums Wien.

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W.: Faunistische Untersuchung des Lusthauswassers im Wiener Prater. Internationale Revue der Hydrobiologie und Hydrographie 37, 1938. S.  320–363. Von unseren beiden Hufeisennasen. Natur und Land 28(6), 1941. S. 73–77. Tierleben im Pratertümpel. Natur und Land 29(7–8), 1942. S.  103–108. Zur Verbreitung von Plusiocampa strouhali Silv. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1942–43. S.  174–178. Die lebende Tierwelt der Falkensteinhöhle. Natur und Land 30(12), 1943. S.  97–102. Die Höhlenheuschrecken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 5(4), 1949. S.  35–36. Arctaphaenops angulipennis Meixner. Der voreiszeitliche Höhlenlaufkäfer Oberösterreichs. Funde und Forschungen 1924–1949. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 95, 1950. S. 351–355. Der erste Fund eines echten Höhlentieres nördlich der Drau. Die Höhle 1(1), 1950. S. 6–8. Bemerkungen zur Tierwelt der Peggauer Lurhöhle. Die Höhle 3(1), 1952. S. 10–14. Die Tierwelt der Dürntaler Tropfsteinhöhlen. Die Höhle 5(2), 1954. S. 23–26. Höhlenwandkunst und Tierwelt. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 12(3), 1956. S.  26– 28. Ergebnisse eines Beringungsversuches an der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Bechst.) in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel. Die Höhle 8(1), 1957. S. 8–13. Die Wirbellosen Tiere der Fleder­mauskluft im Steinbruch von St.  Margarethen im Burgenland. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 25, 1960. S. 32–37. Die Biospeläologische Station in der Adelsberger Grotte. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 18(9), 1962. S. 108–109. Einige Bemerkungen zur Sporentrift. Die Höhle 13(4), 1962. S. 82–

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84. Amphipoda. Catalogus Faunae Austriae, Teil VIII, 1965. S. 1–3. Über die Verwendung von Köderfallen in Höhlen. Die Höhle 19(4), 1968. S.  119–121. Anostraca. Catalogus Faunae Austriae, Teil  VIII  aa, 1968. S.  1–5. Koenien-Funde und Temperaturen in Alpenhöhlen. Die Höhle 21(4), 1970. S.  167–169. Die Hermannshöhle  – eine Fledermaushöhle. Die Höhle 25(1), 1974. S. 21–25. (Mit H. Strouhal)  : Katalog der rezenten Höhlentiere Österreichs. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 79, 1975. S.  401–542. Zwei Kaiser als Höhlenforscher. Die Höhle 27(2), 1976. S.  73–75. Österreichs lebende Höhlentierwelt in der Forschung. Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum in Wien N.F. 17, 1979. S.  63–71. Eine Beschreibung der Adelsberger Grotte vom Beginn des 20 Jahrhunderts. Die Höhle 34(4), 1983. S. 135– 137. L.: H.  Strouhal  : Dr.  Josef Vornatscher  – Ein Siebziger. Die Höhle 19(4), 1968. S.  121–124. N.N.: Aus dem Mitgliederkreis. 70.  Geburtstag  : Josef Vornatscher. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 24(12), 1968. S. 224. N.N.: Dr.  Josef Vornatscher. MittBl.  – Mikrographische Ges. in Wien (1), 1979. S.  3–4. E.  Christian  : Zum Geburtstag von Dr.  Josef Vornatscher. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 39(12), 1983. S.  211–212. E. Christian  : Nachruf Josef Vornatscher. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 40(9), 1984. S. 141. H. Trimmel  : Nachruf Dr. Josef Vonatscher. Die Höhle 35(2), 1984. S. 64. W. Hödl, E. Rieder  : Dr. Josef Vornatscher. Urzeitkrebse an der March, 1993 (bes. S. 30).

Waldner, Franz Georg * Linz (Oberösterreich) 1907; † Mödling bei Wien (Niederösterreich) 1975 Lehrer und Höhlenforscher

B.: Sohn des aus Meran stammenden Franz, Militärmusiker des k. u. k. Infanterie-Regiments Nr. 59, und der Linzerin Ottilie W., geb. Hausleithner. Als der Vater von W. 1909 aus der Armee ausscheidet und eine Stelle als Postoffiziant am Postund Telegrafenamt Salzburg annimmt, löst die Familie ihren Hausstand in Linz auf. Nach der Volksschule absolviert W. das Humanistische Gymnasium (vormals Staatsgymnasium) in Salzburg und maturiert 1927. Bei einem Besuch der um 1922 im Salzburger Schloss Mirabell präsentierten Höhlenausstellung beginnt sich W. für das Karstphänomen zu interessieren, wird noch als Schüler Mitglied im Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg unter → W. v. Czoernig und nimmt an zahlreichen Höhlenfahrten teil. Nach der Matura beginnt er ein Studium der Geografie und Höhlenkunde an der Univ. Wien, insbes. hört er Vorlesungen bei → G. Kyrle, dessen erster Schüler W. wird. An Epilepsie leidend, verhilft ihm sein akademischer Lehrer zu einem Kuraufenthalt in Deutschland, der ihn bis Anfang der 1940er Jahre weitgehend beschwerdefrei leben lässt. 1928–29 unternimmt er gem. mit seinem Lehrer karstmorphologische Untersuchungen in der Dachstein-Rieseneishöhle und eine Studienreise in die Karstgebiete am Balkan. Zugleich erhält W. von Eduard Paul Tratz, Direktor des 1924 gegründeten Hauses der Natur in Salzburg, den Auftrag, eine Höhlenkundliche Abtlg. einzurichten und eine Schausammlung zu gestalten, die er nach der in Kyrles Handbuch »Theoretische Speläologie« vorgeschlagenen Gliederung des Fachgebiets umsetzt. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung wird er 1929 mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher ausgezeichnet und beginnt gem. mit → H. v. Wissmann und der Geografin Hedwig Bauer die im südlichen Teil des Warscheneckgebirges bekannten Höhlen systematisch zu erforschen und zu dokumentieren. Weiters tritt er dem Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. bei und legt 1929 die amtliche Höhlenführerprüfung ab. Zwei Jahre später promoviert W. als erster Kandidat im neu bewilligten Hauptfach »Höhlenkunde« mit der Dissertation »Morphologische Studien in der Dachstein-Rieseneishöhle Obertraun«, eine weitere akademische Karriere ist jedoch u. a. aufgrund der kritischen Beurteilung seiner Doktorarbeit durch Kyrle ausgeschlossen. 1932 legt er die Lehramtsprüfungen für Naturgeschichte und Geografie sowie für Physik und Chemie ab. Im Folgejahr tritt W. 525

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als Lehrer in den Schuldienst ein. Ab 1934 bzw. der Absolvierung des Probejahrs ist er an der Neulandschule in Wien-Döbling und der Realschule in Wien-Favoriten tätig, wo er im Rahmen seines Unterrichts zahlreiche Exkursionen unternimmt und eine höhlenkundliche Jugendgruppe, u. a. bestehend aus seinen Schülern → H. Trimmel und Heinrich Mrkos, aufbaut. Daneben ist W. während der 1930er Jahre freier Mitarbeiter der Lehrkanzel für Höhlenkunde und des Speläologischen Instituts, wo er die Einrichtung und Gestaltung der Lehrsammlung verantwortet, Vorträge hält und als Führer bei Exkursionen fungiert. Zudem gestaltet er im Haus der Natur in Salzburg eine Ausstellung zur Postojnska jama (Slowenien). 1934 wird er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft »Österr. Zentralhöhlenkataster«, u. a. mit den anderen Kyrle-Schülern, → H. Salzer, → W. Abrahamczik und → R. Pirker. In dieser Funktion erforscht und dokumentiert W. zahlreiche Höhlen in Niederösterr., u. a. das sogenannte »Kyrlelabyrinth« in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel, das 1940 von den Höhlenführern Gustav Schneeweiß und Walter Wagner entdeckt worden ist und nach dem Lehrer von W. benannt wird. Daneben entwickelt er eine rege Publikationstätigkeit in wissenschaftspopulären Zeitschriften und der Tagespresse. 1937 Heirat mit Paula Jovanovic, Tochter eines Mödlinger Stadtarchivars und Lokalhistorikers, Geburt der Kinder Georg, Franz und Peter. Während der Kriegsjahre fungiert W. als Fachberater für den zivilen Luftschutz und wird aufgrund seiner Verbindungen zum Nieder­ österr. Landesmuseum zum Höhlenschutzbeauftragten des Gaus Niederdonau bestellt. Trotz seiner vormals christlich-sozialen Überzeugung spricht sich Waldner für die politische Neuordnung der Höhlenforschung im Dritten Reich aus, wird Beirat im neu gegründeten Reichsbund für Karst- und Höhlenforschung und kooperiert anfangs mit → H.  Cramer und Abrahamczik von der Forschungsstätte für Karstund Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe in München, bis er von diesen aufgrund seiner politischen Gesinnung während des austrofaschistischen Ständestaats zunehmend ausgeschlossen wird. Nachdem der Landesverein für Höhlenkunde in Niederösterr. 1938 infolge des Konkurses der von ihm betriebenen Seegrotte Hinterbrühl bei Mödling zahlungsunfähig geworden ist und sich aufgelöst hat, arbeitet W. ab 1945 am Wiederaufbau des höhlenkundlichen Vereinslebens mit und wird zum Konsulenten für Höhlenkunde am Österr. Bundesdenkmalamt bestellt. Sein Versuch, mit dem Periodikum »Speläologische Mitteilungen – Blätter für Karst- und Höhlenkunde« eine Fachzeitschrift zu gründen, scheitert jedoch an den finanziellen Mitteln (nur Heft 1 des Jahrgangs 1946 erscheint). Im Folgejahr wird er zum Beirat der Bundeshöhlenkommission ernannt und wirkt ab 1950 als Mitglied der Kommission für die amtliche Höhlenführerprüfung. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhält W. zunächst eine Anstellung an der Hauptschule und Höheren Lehranstalt für hauswirtschaftliche Berufe in 526

Mödling und wechselt schließlich an das Bundesgymnasium Mödling, wo er 1970 als Oberstudienrat pensioniert wird. Ende der 1950er Jahre zieht sich W. aus der Höhlenforschung zurück, übergibt 1968 die Mehrzahl seiner Unterlagen dem Militärgeografischen Dienst des Bundesministeriums für Landesverteidigung und wendet sich stattdessen der Heimatkunde und der Naturschutzbewegung zu. Zudem wird er 1955 Mitbegründer des Mödlinger Bezirksmuseums, wirkt als Naturschutzkonsulent der Bezirkshauptmannschaft sowie 1964–74 als Schriftleiter der »Heimatkundlichen Beilagen zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mödling« und verfasst als Lokalhistoriker zahlreiche populärwissenschaftliche Artikel für die Zeitungsredaktion der »Mödlinger Nachrichten«. Weiters fungiert W. als Ausschussmitglied beim Österr. Naturschutzbund. 1975 wird er mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterr. ausgezeichnet. W.: (Mit H. v. Wissmann, H. Bauer)  : Höhle im steirischen Teil des Warscheneckstockes. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S. 29–58. Studien an der Tierwelt der Lurhöhle Peggau-Semriach. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  75–79. Morphologische Studien an der Dachsteinrieseneishöhle Obertraun, Diss. Univ. Wien, 1931. Das Vorkommen der Zackeneule in Höhlen. Ztschr. der Wiener Entomologischen Ges. 63(10–11), 1932. S. 176–182. Baumwurzeln in Höhlenräumen. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  156–158. Studien an Eiskristallen im Parsifaldom der Dachsteinrieseneishöhle bei Obertraun. Speläologisches Jahrb. 13–14, 1932–33. S. 122–124. Das Salzburger Höhlenmuseum. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1933. S. 34–39. Die Trockenen Klammen. Ein Bergschlipf bei Elsbethen in Salzburg. Speläologisches Jahrb.  15–17, 1934–36. S.  58–62. Die Einhornhöhle am Hirnflitzstein in der Hohen Wand bei Dreistetten. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1935. S.  70–75. Die Adelsberger Höhle, eine Schaustellung im Museum für dargestellte und angewandte Naturkunde in Salzburg. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1936. S.  164–166. Das Institut für Höhlenkunde. Salzburger Volksblatt, 13.9.1937. S.  7–8. Höhlensagen und ihre naturwissenschaftliche Erklärung. Volksbildungsbl. (Krems) 51, 1937. S. 10– 16. Die Höhlen Niederösterreichs. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1938. S. 30–41. Meteorologische und zoologische Jahresbeobachtungen in den Jurakarsthöhlen im Elsbether Fager bei Salzburg. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1939. S.  27–37. Über

Spritzlöcher an Steilküsten. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1939. S. 87–89. Die Höhlenheuschrecke (Troglophilus cavicola Kollar) in Niederdonau. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S.  30–36. Die Höhlennamen in den deutschen Alpen. Ztschr. für Karst- und Höhlenkunde, 1941. S. 122–178. Höhlen im Gebiet der Gemeindealpe. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 85, 1942. S.  31–40. Höhlen im Großen Marchberg bei Raisenmarkt. Ztschr. für Karstund Höhlenkunde, 1942–43. S.  47–51. Die Fuchsenlucke am Nordostabfall der Steinerhöhe des Hohen Lindkogels bei Baden (Niederdonau). Ztschr. für Karstund Höhlenkunde, 1942–43. S. 52–55. Der derzeitige Stand der Höhlenforschung in Österreich. Protokoll der 3. ordentlichen Vollversammlung der (später Mitt. der) Höhlenkommission beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, 1949. S. 15–26. L.: N.N.: Der erste philosophische Doktor aus dem Spezialgebiete der Höhlenkunde. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  118. H.  Mrkos  : In memoriam Dr.  Franz Waldner. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 30(12), 1975. S.  179. A.  Bergthaller  : Dr. Franz Waldner zum Gedenken. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1976. S. 4–5. H. Salzer  : Franz Waldner (2 Teile). Die Höhle 27(2, 4), 1976. S. 75–80, 161. G. Waldner  : Oberstudienrat Franz Waldner. Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mödling, 5.12.2000. S.  1–2. H.  Trimmel  : Höhlenkunde und Höhlenforschung in Wien und Niederösterr. in der Zwischenkriegszeit und in der Ära des Dritten Reiches,

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2011. G. Gatscher-Riedl  : Prof. Franz Waldner. Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Mödling, 5.9.2015. Universitäts-

archiv Wien (Rigorosenakt Franz Waldner, PH RA 11011).

Wallisch, Franz * Wien 1898; † Wien 1969 Möbelzeichner, Innenarchitekt und Höhlenforscher

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B.: Sohn des aus Malý Ratmírov (Böhmen) stammenden Tischlermeisters Franz und der in Zňátky (Mähren) geborenen Kleinbauerntochter Anastasia W., geb. Kral. Nach der Volks- und Unterrealschule in Wien-Margareten besucht W. die Staatsgewerbeschule Wien  I. Im Mai 1916 wird er als Soldat zum Militärdienst einberufen, aus dem er im Mai 1918 nach Amputation des linken Vorfußes als Kriegsinvalide entlassen wird. Anschließend befindet er sich in Spitalspflege und besucht ab 1919 wieder die Staatsgewerbeschule, welche er im folgenden Jahr mit der Matura abschließt. Nach einer Praxis bei der Inneneinrichtungsfirma »Dea« ist W. 1921–28 als Volontär und Möbelzeichner bei wechselnden Arbeitgebern tätig, u. a. bei den Firmen »Karau, Werkstätte für Kunstgewerbe in Wien« (1921) und »Möbelfabrik Knobloch« (1923). Im selben Jahr heiratet er die Wiener Bankbeamtin Marie Pressl in Mariazell. 1928– 32 ist W. selbstständig beschäftigt, u. a. beim Architekten Hrzan in Wiener Neustadt, mit welchem er den Ruheraum und das Dampfbad des Margareten-Bads in Wien entwirft. Ab 1932 ist er als Hausarchitekt des Hotels Werzer in Pörtschach am Wörthersee beschäftigt, daneben ist er als Innenarchitekt u. a. mit der Planung der Inneneinrichtung des Kaffeehauses Wiesent in der Schönbrunnerstraße in Wien-Margareten befasst. Nachdem sein Antrag auf Zulassung als Architekt abgelehnt wird (1939), erhält W. während der Kriegsjahre eine Anstellung als Sachbearbeiter am Reichsbauamt in Wien. Nach 1945 plant er gem. mit Architekt Brerovsky Inneneinrichtungen und Wiederaufbauten, insbes. von Hotelgebäuden. Daneben beginnt sich W. für Höhlen sowie für Ur- und Frühgeschichte zu interessieren und tritt dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterr. bei. Während der 1950er Jahre unternimmt er gem. mit Hans Riedl und Rosa Tönies zahlreiche Erkundungs- und Forschungsfahrten in die Höhlen der Rax, des Schneebergs, Semmerings und des Ötschers, insbes. ins Geldloch. Zudem beschäftigt er sich mit Karstvorkommen und Höhlen im Burgenland, wo W. u. a. die Klüfte im Steinbruch bei St.  Margarethen untersucht. Daneben entwickelt er ein ausgewiesenes Interesse für Höhlenmalereien und arbeitet in der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft der Anthropologischen Gesellschaft in 528

Wien mit. 1960 wird ein neuerlicher Antrag von W. um Verleihung der Befugnis eines Architekten bewilligt. W.: (Mit A. Wallisch)  : Höhlenerkundungsfahrten auf die Rax. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 8(10), 1952. S. 79–80. Erprobung des Stahlseilgerätes im Saugrabenschacht (Schneeberg). Die Höhle 4(1), 1953. S. 11–12. Ein Buch vom Wienerwald von Erik Arnberger und Rudolf Wismeyer (Rezension). Die Höhle 4(1), 1953. S. 18–19. Höhlenbildung im Großen Otter. Die Höhle 4(2), 1953. S.  32–34. Underground Adventure by Arthur Gemmell und J. O. Myers (Rezension). Die Höhle 4(4), 1953. S. 67–68. So bezwangen wir das Geldloch. Neue Illustrierte Wochenschau (Wien), 26.7.1953. (Mit H.  Riedl)  : Die Erforschung der Heimfuhr im

Krampusgraben (Stmk.). Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 10(12), 1954. S.  94–95. Vorläufiger Bericht über die Klüfte im Steinbruch von St.  Margarethen. Die Höhle 6(2), 1955. S. 32–33. Lope de Vega und die prähistorischen Felsbilder Ostspaniens. Mitt. der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft 6(3–4), 1955. S. 23–24. Wieder zwei Höhlen mit eiszeitlichen Bildern. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 11(7), 1955. S. 56. L.: Österr. Staatsarchiv (AdR HBbBuT BMfHuV Allg Reihe PTech  ; AdR HBbBuT BMfHuW Titel ZivTech S–Z 10904–10905 Wallisch Franz 05.08.1898).

Wankel, Heinrich (Jindřich) * Prag 1821; † Olomouc (dt. Olmütz, Tschechien) 1897 Arzt, Prähistoriker und Höhlenforscher

B.: Sohn des deutschsprachigen Prager Stadtbeamten und k. k. Landrats Damian und der tschechischsprachigen Magdalena W., geb. Schwarz. Nach dem Besuch des deutschen Staatsgymnasiums auf der Kleinseite in Prag widmet sich W. dem Studium der Medizin an der Univ. Prag, u. a. beim Anatomen Josef Hyrtl, bei dem er Vorlesungen zu vergleichender Anatomie hört. Durch die Lektüre von Franz Palackýs »Geschichte Böhmens« beginnt sich W. für die tschechische Sprache und Kultur zu interessieren, promoviert 1847 in Medizin und ist zeitweise in einem Prager Krankenhaus tätig. Im Revolutionsjahr 1848 nimmt er an den Barrikadenkämpfen in Wien teil und versorgt die Opfer medizinisch. Nach einer Promotion in Chirurgie an der Univ. Wien zu Erkrankungen des Trommelfells (1848) erhält W. eine Stelle als Assistent von Hyrtl, der inzwischen ein Ordinariat in Anatomie an der dortigen Univ. innehat. In der Folge entscheidet sich W. jedoch gegen eine akademische Karriere und nimmt 1849 eine Stelle als Werksarzt in den Eisenhütten des Grafen Hugo Karl v. Salm-Reifferscheidt in Jedovnice bei Blansko an. 1851 Heirat mit Elisabeth Šímová, Tochter eines Oberamtsmanns, und Geburt der Kinder Aurélie (* 1852), Lucie (* 1853), Karla (* 1855), Vlasta (* 1857), Madlena (* 1865) und Leopoldina (* 1865). Neben seiner beruflichen 529

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Tätigkeit widmet sich W. gem. mit dem Schichtmeister Anton Mládek der paläontologischen und zoologischen Erforschung der Höhlen des Mährischen Karstes und publiziert ab den 1850er Jahren regelmäßig in deutschsprachigen Fachzeitschriften über seine Forschungen, Aufsammlungen und Grabungen in Höhlen, wozu er auch Bergknappen seines Arbeitgebers einsetzen kann. Dabei widmet er sich insbes. der Sloupsko-šošůvské jeskyně (ab 1849), Macocha (1856) und Jeskyně Býčí skála (ab 1867). In der Folge baut W. eine umfangreiche paläolithische Sammlung auf, welche u. a. den ersten in der Habsburgermonarchie rekonstruierten Höhlenbären enthält. Ausgehend von seinen populären Publikationen wie »Bilder aus der Mährischen Schweiz und ihrer Vergangenheit« (1882), in welchen er die Vorgeschichte Mährens z. T. romantisiert, beginnen auch andere archäologische Autodidakten wie → M. Křiž, → J. Knies sowie sein Enkelsohn → K. Absolon Grabungen in Höhlen anzustellen. 1861–83 ist er als Gemeinderat von Blansko tätig und fungiert 1862 gem. mit seiner Ehefrau als Mitbegründer des dortigen tschechischen Kulturvereins »Rastislav«. Sieben Jahre später bereist er ausgehend von Konstantinopel Ägypten, Palästina und Syrien. Zudem wird er Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft und der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (1870). Als W. während der Weltausstellung in Paris (1867) eine Ähnlichkeit der Fundstücke aus La Madeleine bei Tursac (Périgord) mit den von ihm in der Höhle Býčí skála gefundenen Objekten feststellt, setzt er dortselbst seine Grabungskampagnen fort. 1872 gelingt ihm in der Höhle schließlich die erfolgreiche Freilegung prähistorischer Gräber samt Prunkwagen und Stierstatuette, dem sogenannten »Hallstatt-Begräbnis«, welches er auf der Wiener Weltausstellung (1873) präsentiert und ihn international bekannt macht. 1883 tritt W. in den Ruhestand über und verkauft aufgrund von Geldmangel seine 8.000  Stücke zählende Sammlung an die Anthropologische Gesellschaft in Wien, die diese dem dortigen Naturhistorischen Hofmuseum schenkt. Fünf Jahre später fungiert er als Mitbegründer des Museumsvereins von Brno. W.: Über die Höhlen des Grauwackenkalkes in der Nähe von Blansko. Lotos – Ztschr. für Naturwissenschaften (Prag) 2, 1852. S. 29–40. Über die unterirdischen Höhlen bei Holstein in Mähren. Lotos – Ztschr. für Naturwissenschaften (Prag) 10, 1860. S. 73–76. Beiträge zur Fauna der mährischen Höhlen (3 Teile). Lotos – Ztschr. für Naturwissenschaften (Prag) 10, 1860. S. 105–122, 137–143, 201–206. Über die Abgründe der Hugohöhlen bei Jedovnic in Mähren. Lotos – Ztschr. für Naturwissenschaften (Prag) 10, 1860. S. 169–174. Beiträge zur österreichischen Grotten-Fauna. Sitzungsber. der kai-

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serl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.nat. Kl. 43, 1861. S. 251–264. Die Slouper Höhle und ihre Vorzeit. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  28, 1868. S.  95–131. Schreiben des Herrn Dr.  H.  Wankel an Herrn Hofrath und Prof. J. Hyrtl. Sitzungsber. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.nat. Kl. 58, 1868. S. 7–9. Der Menschenknochenfund in der Býčískálahöhle. Mitt. der Anthropologischen Ges. 1, 1871. S. 101–105. Prähistorische Alterthümer in den mährischen Höhlen (3 Teile). Mitt. der Anthropologi-

schen Ges. 1, 1871. S. 266–281, 304–313, 329–343. Der Bronze-Stier aus der Byciskála-Höhle, 1877. Prähistorische Eisenschmelz- und Schmiedestätten in Mähren. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 9, 1879. S. 289–324. Bilder aus der Mährischen Schweiz und ihrer Vergangenheit, 1882. Beitrag zur Geschichte der Slaven in Europa, 1885. Die praehistorische Jagd in Mähren, 1892. L.: M.  Trapp  : Med. Dr.  Heinrich Wankel. Eine biographische und literar.-historische Skizze (Sonderdruck), 1878. N.N.: Jindřich Wankel. Nové Ilustrované Listy, 29.5.1879. S.  1. N.N.: MUDr. Jindřich

Wankel. Zlatá Praha, 22.5.1879. S.  264. I.  Wurm  : Jindřich Wankel. Časopis Vlasteneckého spolku musejního v Olomouci 14, 1897. S. 113–118. V. Absolonová, V. Bednářová  : Blanenská léta Med. Dr. Jindřicha Wankla. Kritický pohled do života a práce. Vlastivědný věstník moravský 22, 1970. S.  182–208. P.  Bezruč, J.  Skutil (Hg.)  : Literární materiál k P.  Bezručovi a J.  Wanklovi, 1975. V.  Podborský  : Význam Jindřicha Wankla pro moravskou archeologii. Sborník muzea Blansko, 2007. S.  103–107. M.  Oliva, P.  Kostrhun (Hg.)  : Heinrich ( Jindřich) Wankel  : Ephemeriden aus meinem Leben. Efemeridy z mého života, 2017.

Wawřička (auch Vavrička), Johann (vulgo »Hans«) * Velenovy (dt. Welenow, Tschechien) 1900; † Don-Ufer (Russland) 1943 Schneider und Höhlenforscher

B.: Unehelicher Sohn der aus Velenovy bei Klatovy (Westböhmen) stammenden Magd Marie V. Da sich seine Mutter als Dienstbotin bei Bauern verdingen muss, wächst W. unter der Obhut der Großmutter und Kleinhäuslerin Marie V. in ärmlichen Verhältnissen auf. Weil er im Stall und am Feld mitarbeiten muss, besucht V. nur unregelmäßig die Schule und absolviert anschließend eine Schneiderlehre. Die zu Beginn des 20. Jh. u. a. durch den drastischen Preisverfall bei Getreide und Zucker ausgelöste Verarmung der Landbevölkerung Südwestböhmens betrifft auch sein Dorf, wo es zu Zwangsversteigerungen und einer starken Abwanderungswelle nach Wien kommt. W. zieht als Arbeitsmigrant vor oder während des Ersten Weltkriegs vermutlich mit einer Zwischenstation in Wien nach Mariazell, wo er sich niederlässt und eine Anstellung als Schneider findet. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und der Gründung der Tschechoslowakei wird W. in der Steiermark sesshaft, nimmt die österr. Staatsbürgerschaft an und ändert die Schreibweise seines Nachnamens. Ab 1924 unternimmt er mit → A.  Andrich und mehreren Jugendlichen aus Mariazell (u. a. Siegfried Radinger, Franz Höfer) zahlreiche Höhlenfahrten, die W. als Schriftführer in Form eines Tage- bzw. Tourenbuchs dokumentiert. 1928 fungiert er als Gründungsmitglied des Höhlenforscherklubs »Die Fledermaus« in Mariazell, der 1928–38 über 250 Höhlenbefahrungen durchführt, darunter v. a. 25  Fahrten in den Fledermausschacht auf der Tonion (ehemals auch Tonion-Riesen-Schacht, heute ein Teil des Tonion-Höh531

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lensystems). W. beteiligt sich maßgeblich an der höhlenkundlichen Erforschung des Gebiets der Tonionalpe, der Zeller Staritzen, der Wildalpe und des Hochschwabs. Gem. mit u. a. → H. Bock, Richard Palfinger, Siegfried Radinger, Vinzenz Strenta und Roman Maier gelingt ihm 1929 ein Tiefenvorstoß im Fledermausschacht auf ca. 530 m (unterhalb des Eingangsniveaus), welcher zu dieser Zeit als die zweittiefste Höhle der Welt gilt. Im selben Jahr legt er die amtliche Höhlenführerprüfung bei → G. Kyrle ab und beteiligt sich an der von Andrich geleiteten Einrichtung einer höhlenkundlichen Schausammlung im Bezirksmuseum in Mariazell. 1930 Heirat mit der Hausgehilfin Josefa Reininger, Gründung eines Hausstands und Geburt mehrerer Kinder. In der Folge erkundet und erforscht er 1931–33 u. a. den Teufelskessel auf der Tonion (heute Teil des Tonion-Höhlensystems) und bis 1938 mehrere andere Höhlen um Mariazell. Während des Zweiten Weltkriegs wird W. in die deutsche Wehrmacht eingezogen und verstirbt 1943 während der Rückzugsgefechte am Ufer des Dons in Russland. W.: Erlaufursprung. Mitt. des Vereins für Höhlen­ kunde Langenwang 9(2), 1984. S.  30–32. Der Teufelskessel. Mitt. des Vereins für Höhlenkunde Langenwang 9(2), 1984. S.  42–52. Der Sonntagsbodenschacht. Mitt. des Vereins für Höhlenkunde Langenwang 10(1), 1985. S. 13–16. Höhlenforschers Gebet. Höhlenkundliche Mitt.  – Verein für Höhlenkunde Langenwang 17(1), 1997. S. 7. E. Straka, J. Wallner (Red.)  : Tagebuch Hans Wawřička 1924–1934. Höhlenforschung um Mariazell. Mit Beiträgen von Johannes Mattes und Hermann Bock, 2017. L.: N.N.: Die Höhle auf der Tonionalpe. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 72, 1929. S. 215–216. S.  Radinger  : Erstbefahrung des Tonionriesenschachtes. In  : Höhlenforscherklub Fledermaus (Hg.)  : Widmungsbuch des Höhlenforscherklubs »Die Fledermaus« für Herrn Dir. Alexander Andrich, Obmann,

1935. A.  Andrich  : Zehn Jahre Höhlenforschung in Mariazell. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1940. S.  11–19. S.  Radinger  : Die Wildschützenlucke auf der Bürgeralpe bei Mariazell. Mitt. über Höhlenund Karstforschung, 1940. S. 38–40. V. Weißensteiner  : Höhlenunfälle in der Steiermark, 6. Teil. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 2(1), 1973. S.  28–31. V.  Weißensteiner  : Höhlenunfälle in der Steiermark, 7. Teil. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 2(3), 1973. S.  61–68. R.  Pilz  : Erinnerungen an die erste Höhlenführerprüfung in Österreich (Mai 1929). Die Höhle 34(4), 1983. S. 138–142. J. Mattes  : Hans Wawřičkas Tagebücher aus literaturwissenschaftlicher und sozialgeschichtlicher Perspektive. In  : E.  Straka, J.  Wallner (Red.)  : Tagebuch Hans Wawřička 1924–1934, 2017. S. 3–12.

Weirather, Leo * Brixen am Eisack (Südtirol, Italien) 1887; † Innsbruck (Tirol) 1965 Postbeamter, Zoologe und Höhlenforscher

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B.: Unehelicher Sohn der in Reutte geborenen Taglöhnerin Karolina W., Tochter des 1880 dortselbst verstorbenen Landesgerichtsrats und Advokats Michael W. Als Kleinkind übersiedelt er mit der Mutter nach Hall in Tirol, wo W. die Volks- und Gewerbeschule absolviert. Als Jugendlicher besucht er u. a. die Thaurer Höhlen (Knappenlöcher 532

im Thaurer Schlossberg) sowie andere Bergbaustollen am Anger. 1903 versteigt sich W. bei einer Bergtour im Halltal und wird von Bergarbeitern noch rechtzeitig gerettet. Als seine Mutter im August des Folgejahres in Innsbruck an Krebs verstirbt und W. mittellos wird, beginnt er zunächst am Postamt Innsbruck und später am Postamt Ötz eine sechsmonatige Ausbildung zum Postadministrator (Unterbeamter), die er 1905 mit einer Abschlussprüfung beendet. Danach ist W. als Postadministrator in St. Vigil im Enneberg tätig, wo er mit den dort zur Sommerfrische weilenden Wiener Touristen, u. a. der Buchhändlerfamilie Mantsch, aufgelassene Bergwerke besucht. Durch die Monografie »Höhlenkunde« von →  F.  Kraus zunehmend an der Entdeckung und Erforschung unterirdischer Räume interessiert, erkundet W. in den Folgejahren bei häufig wechselnden Dienstorten die aufgelassenen Bergwerke und Höhlen in Tirol. Nach St. Vigil wird er ans Postamt Bozen versetzt, ab 1908 weiter nach Kufstein und Landeck und 1912 nach Innsbruck und Trebinje. Im Zuge der Annexion Bosniens und der Herzegowina wird W. 1908 zur Armee eingezogen und nach einer Grundausbildung beim k. u. k. Tiroler Jäger-Regiment (Kaiserjäger)  Nr.  2 zur Militärpost in Bosanski Šamac an der Save (Nordbosnien) versetzt. Da er sich entgegen der Anweisung seines Vorgesetzten weigert, Serbokroatisch zu erlernen, wird er 1909 zum Militärpostamt nach Sarajevo versetzt, wo er zunächst am Ausgabeschalter, später in der Verrechnungsabtlg. und schließlich am Einlaufschalter der Registratur beschäftigt ist. In Sarajevo nimmt W. an Touren des bosnisch-herzegowinischen Touristenklubs und des Vereins der Deutschen teil, u. a. in die Höhlen bei Banja Stijena und Bijambare, und kommt dabei mit den höhlenkundlich tätigen Bahnbeamten Otto Kaut und →  O.  Hossé in Kontakt. Gefördert von Kaut beginnt W. Höhlentiere zu sammeln und diese an → V. Apfelbeck, Kurator des Bosnisch-Herzegowinischen Landesmuseums, und den Käferforscher Edmund Reitter zu verkaufen. In den Folgejahren erkundet W.  – angeregt durch die finanzielle Einträglichkeit seiner Sammelfahrten  – zahlreiche Höhlen in Bosnien und der Herzegowina, wodurch er in Kontakt mit →  H.  Bock und →  G.  Lahner kommt, die seit 1911 in Bosnien im Namen des Vereins für Höhlenkunde in Österr. Forschungswochen organisieren. Nach der Entlassung aus dem Militärdienst und einer mehrmonatigen Dienstzeit in Innsbruck ( Juni bis September) lässt sich W. im Oktober 1912 aufgrund des besseren Gehalts an das Militärpostamt Trebinje versetzen, wo er gem. mit Otto Kaut, Hossé und Lucian Matulić die Sektion Bosnien des Vereins für Höhlenkunde in Österr. ins Leben ruft, die jedoch während des Ersten Weltkriegs ihre Tätigkeit einstellt. 1912 nimmt er an 533

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der Höhlenforscherwoche des Vereins in Kočevarji (Slowenien) teil und heiratet Augusta Birgmaier, welche daraufhin die Präparierung seiner Funde übernimmt. Die Ehe bleibt kinderlos. Da W. auch zahlreiche Höhlen in Montenegro besucht, wird er im Mai 1914 der Spionage für Serbien und Montenegro angeklagt und ans Kreisgericht nach Sarajevo überstellt, wo er schließlich nach mehrwöchiger Haft freikommt. 1916 wird er ans Postamt Sarajevo versetzt, von dort kehrt er Anfang 1919 nach Innsbruck zurück, wo W. bis zu seiner frühzeitigen Versetzung in den Ruhestand (1924) weiterhin als Postbeamter, zuletzt als Oberoffizial, beschäftigt ist. Ab 1925 beginnt er gem. mit seiner Ehefrau und Ramo Cosić wieder während der Sommermonate auf ausgedehnten Studienreisen seine 1908–19 betriebenen Aufsammlungen von Höhlentieren in Bosnien, Herzegowina und Montenegro fortzusetzen, u. a. bereist er Jugoslawien (1925–27, 1935, 1937, 1939), Griechenland (1928–31, 1936) und die Türkei (1929–30, 1933), wobei W. etwa 80 neue Blindkäfer, darunter fünf neue Gattungen, entdeckt. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte baut er zudem einen umfangreichen Höhlenkataster des Balkanraums (Verzeichnis seiner Fundorte) auf, den er jedoch zeitlebens geheim hält. Angespornt durch die Höhlenforschungen von Mario Bizzarro und → L. Handl (um 1920) beginnt W. ab 1921 gem. mit Hossé auch in Tirol Berg- und Höhlentouren zu unternehmen und entdeckt mit ihm noch im gleichen Jahr die Hundsalm Eisund Tropfsteinhöhle. Neben seiner Tätigkeit als Schriftführer des Innsbrucker Kameraklubs ruft er gem. mit → O. Engelbrecht, Handl und Franz Wohlgemuth den Landesverein für Höhlenkunde in Tirol (1922) ins Leben. Obwohl er ein Gründungsmitglied des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher gewesen ist, entstehen zunehmend Spannungen zwischen ihm, Hossé und → A.  v.  Markovits und der wechselnden Verbandsleitung in Wien/Berlin. Bereits nach dem Gründungsjahr wird der Landesverein in »Alpine Höhlenforscher« (mit Sitz in Innsbruck) umbenannt, 1924 scheidet dieser gem. mit der ihm angeschlossenen Pflegschaft für Höhlentierkunde in Innsbruck aus dem Hauptverband aus. Fünf Jahre später schließt sich der von W. geführte Verein »Alpine Höhlenforscher« mit der Splittergruppe »Österr. Gesellschaft für Höhlenforschung« unter Markovits zum Expeditionsverband Deutscher Höhlenforscher zusammen, wobei er fortan als Obmann und Markovits als dessen Stellvertreter fungiert. Nachdem der Verein bereits vor 1938 seine Tätigkeit eingestellt hat, bleibt W. auch nach 1945 zu dem neu gegründeten Landesverein für Höhlenkunde auf Distanz, obgleich er international einen Ruf als Experte für die Höhlenfauna des Balkanraums genießt. Nachdem die Bemühungen von → H. Janetschek erfolglos bleiben, die umfangreiche Sammlung und den schriftlichen Nachlass von W. noch zu dessen Lebzeiten für die Univ. Innsbruck zu erwerben, werden diese 1967 vom Naturhistorischen Museum in Genf angekauft. 534

W.: Höhlen und Schächte in der Herzegowina und in Montenegro. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 7(2), 1914. S.  7–8. Höhlen in der Umgebung von Sarajevo. Mitt. für Höhlenkunde, Karstmelioration und Urgeschichte (Graz) 7(2), 1914. S.  9–10. Fundgegend und Fundstelle der Höhlenfauna. Entomologische Bl. 10, 1914. S.  105–107. Höhlen im Kaisergebirge (Tirol). Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  83–88. Höhlenkäferforscher und Forschungsreisen. Ein Beitrag zur Geschichte der Käferkunde und Höhlenforschung. Dem Altmeister der Balkanhöhlenkäferkunde, Herrn Hofrat Apfelbeck, gewidmet (mehrere Teile). Entomologischer Anz. 8, 1928. S.  33–34, 41–45, 52–56, 66–71, 77–80. Der Enneberger Karst der Dolomiten. Der Schlern 32, 1958. S. 192–194. L.: N.N.: Verstiegen. Innsbrucker Nachrichten, 24.4.1903. S. 4. E. Reitter  : Sechs neue von Herrn Weirather in Bosnien entdeckte Höhlensilphiden. Coleopterologische Rundschau 2, 1913. S. 153–157. N.N.: Ein Höhlenforscher unter Spionageverdacht. Pester Lloyd, 5.5.1914. S. 6. N.N.: Tierleben in Karsthöhlen. Reichspost, 17.8.1929. S.  6. N.N.: Österreichische Forschungen in Griechenland. Wiener Zeitung, 17.8.1929. S. 1. J.  Müller  : Neue und wenig bekannte Carabiden von Leo Weirather auf der Balkanhalbinsel und in Kleinasien gesammelt. Koleopterologische Rundschau 17, 1931. S.  209–223. G.  Mutschlechner  : Dem Höhlenforscher Leo Weirather zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 3(2), 1965 (2  S.). E.  Pretner  : Zasluge Leona Weiratherja za jugoslovansko biospeleologijo.

Acta entomologica Jugoslavica 10(1–2), 1974. S. 7–13. H.  Kuntscher  : Pioniere der Höhlenforschung in Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 37, 1998. S.  1–7. G.  Nonveiller  : The Pioneers of the Research on the Insects of Dalmatia, 1999. E.  Christian  : Die Frühzeit der Höhlenentomologie in Österreich. Denisia 8, 2003. S.  75–90. E.  Christian  : Österreichische Höhlenentomologie im 20. Jahrhundert. Denisia 13, 2004. S. 351–357. P.  M. Giachino, E.  Lana (Hg.)  : Leo Weirather. Diaries of a Biospeleologist at the Beginning of the XX Century. Fragmenta Entomologica 37(2), 2005. S. 1–264. B.  Hauser  : Ein autobiographisches Fragment von Leo Weirather, dem Tiroler Pionier der biospeläologischen Erforschung des Balkans. Contributions to Natural History 12, 2009. S.  603–616. B.  Hauser  : Prolog zu Egon Pretners Monographie des biospeläologischen Lebenswerkes von Leo Weirather. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 97, 2011. S. 73–84. E. Pretner  : Die Verdienste von Leo Weirather um die Biospeläologie, insbesondere Jugoslawiens, sein Höhlenkataster und seine Sammelplätze. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 97, 2011. S.  85–234. C.  Spötl  : Die Entdeckungsgeschichte und der ursprüngliche Zustand der Hundsalm Eis- und Tropfsteinhöhle. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 51, 2012. S.  22–33. C. Spötl  : Ein altes Höhlenplakat aus Tirol. Höhlenkundliche Mitt. (Tirol) 52, 2013. S. 11– 14. B. Hauser  : Korrigenda zu Band 97 (2011) der Berichte. Ber. des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 98, 2013. S. 203.

Wettstein von Westersheimb, Otto * Wien 1892; † Wien 1967 Zoologe, Museumskustos und Höhlenforscher

B.: Sohn des Botanikers Richard, späterer Rektor der Univ. Wien und Vizepräsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, und der Adele v. W., Tochter des Botanikers Anton Kerner v. Marilaun. Nach einer Mittelohrentzündung im Kleinkindalter und einer missglückten Operation im Alter von zehn Jahren leidet W. an lebenslanger Schwerhörigkeit. Nach der Volksschule in Wien-Alsergrund besucht er das Staatsgymnasium Wasagasse und legt 1910 die Matura ab. Noch als Schüler bereist er 1905 in Begleitung seines Vaters Krain und unternimmt zahlreiche Höhlenbesuche nahe Postojna und Škocjan. Dabei entwickelt W. ein besonderes Interesse für 535

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die Alpen- und Höhlenfauna, entfaltet während seiner Sommeraufenthalte im Tiroler Gschnitztal eine rege Sammlertätigkeit und hält für ein Jahr einen Grottenolm (Proteus anguinus) in einem Aquarium. 1910 beginnt er ein Studium der Zoologie und Paläontologie an der Univ. Wien, u. a. bei den Zoologen Karl Grobben, Franz Werner, dem Paläontologen → O. Abel und seinem Vater. Zeitgleich ist er als Volontär am Naturhistorischen Hofmuseum in Wien unter Anleitung des Ornithologen Ludwig Lorenz v. Liburnau tätig, wo er seine im Gschnitztal aufgebaute Vogel- und Säugetiersammlung (insbes. Fledermäuse) zoologisch bearbeitet. Als Student unternimmt W. zahlreiche Exkursionen, u. a. mit dem Naturwissenschaftlichen Verein der Univ. Wien nach Istrien (1911), Dalmatien (1912) und Sizilien, Malta, Tunesien (1913), wo er auch Höhlen besucht und z. T. über seine dabei gemachten Erfahrungen und Aufsammlungen berichtet. Zudem begleitet W. seinen Lehrer Franz Werner 1914 bei einer Expedition der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften nach Kordofan im anglo-ägyptischen Sudan, während sein Vater nach der im selben Jahr erfolgten Übertragung der Biologischen Versuchsanstalt an die Wiener Akademie ihrem Kuratorium beitritt. 1915 promoviert W. bei Karl Grobben in Zoologie mit der Dissertation »Ueber den Pericardialsinus einiger Decapoden«. 1916 ist er als Volontär unentgeltlich an der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Hofmuseums unter der Leitung von Franz Steindachner beschäftigt, der W. mit der Bearbeitung der angekauften Reptiliensammlung Egid Schreibers betraut. Wegen seiner Schwerhörigkeit nur für hilfsdiensttauglich befunden, wird er während der letzten Kriegsjahre der militärischen Tierärztlichen Hochschule in Wien zugeteilt, wo W. am Fleischhygienischen Institut bakteriologische Untersuchungen durchführt. Im Spätsommer 1918 wird er zur Fischereikompanie in Split versetzt und mit der Ausarbeitung neuer Fischereimethoden zur Sicherstellung des militärischen Nachschubs betraut. Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie muss W. unter Druck der kroatischen Nationalgarde überstürzt abreisen und kehrt nach Wien zurück. Nach dem Ableben von Steindachner erhält er am Naturhistorischen Museum eine Anstellung als Kustos in der Dienstklasse eines Assistenten (1920) der Herpetologischen Sammlung, die W. in den Folgejahren deutlich erweitert. 1921 Heirat mit Lore Schmidtbomblin, Geburt der Tochter Herta und eines Sohns, der 1944 als Soldat in Russland fällt. 1920–34 fungiert W. als wissenschaftlicher Beirat der Wiener Urania und als Vortragender bei Volkshochschulen in Wien. Daneben wird er 1920 mit der Durchführung tiergeografischer Arbeiten in Schweden/Lappland betraut. Infolge seiner Ernennung zum Korrespondenten der 536

Bundeshöhlenkommission publiziert W. mehrere Anleitungen zur Aufsammlung von Tieren und Pflanzen in Höhlen. Zudem untersucht er die Fauna zahlreicher Grotten, etwa der Drachenhöhle bei Mixnitz, des Scheukofens bei Sulzau, der Lamprechtskogelhöhle bei Waisenberg, gem. mit → F. Mühlhofer die Tierwelt der Merkensteinhöhle bei Bad Vöslau und in Zusammenarbeit mit → K. Ehrenberg die der Teufelslucke bei Eggenburg. Im März 1921 nimmt W. u. a. mit → E. Hauser, → R. Oedl, → O. Lehmann, → L. Fuhrich, → W. v. Czoernig und → E. v. Angermayer an einer zweiwöchigen Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften in die Eisriesenwelt im Tennengebirge teil und wertet die Höhle zoologisch aus. Im Folgejahr fungiert er gem. mit seinem Vater als Gründungsmitglied der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter O. Abel und →  G.  Kyrle und wird zu deren Schatzmeister bestellt. Weiters wirkt W. am österr. Naturschutz- und Vogelschutzgesetz (1919–24) mit. Im Zuge seiner Anstellung am Naturhistorischen Museum wird er 1924 zum Kustos-Adjunkten, fünf Jahre später zum Kustos 2. Klasse und 1934 schließlich zum Kustos 1. Klasse befördert. Neben seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Bayerischen Ornithologischen Gesellschaft (1929) fungiert W. 1931–34 als Schriftleiter der Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Zudem wird er als Mitarbeiter von Willy Kükenthals »Handbuch der Zoologie« mit der Bearbeitung der Rhynchocephala und Crocodilia betraut. Weiters unternimmt er zahlreiche Studienreisen zu den Ägäis-Inseln (1934, 1935, 1942 als Mitglied eines biologischen Forschungstrupps der deutschen Wehrmacht sowie 1954), wo er sich u. a. mit der Tiergeografie der Inselwelt befasst. Nach seinem Beitritt zur NSDAP habilitiert er sich 1940 in Zoologie mit besonderer Berücksichtigung der Systematik der Wirbeltiere und wird zum Priv.-Dozenten an der Univ. Wien ernannt. Im selben Jahr wird er zum korresp. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt. Daneben fungiert W. 1941–44 als Schriftleiter der »Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien«. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagiert er sich wie andere ehemalige Nationalsozialisten in der österr. Naturschutzbewegung, wird 1947 wegen seiner (wissenschafts)politischen Aktivität während des Dritten Reichs am Naturhistorischen Museum in den Ruhestand versetzt und muss seine Lehrtätigkeit an der Univ. Wien einstellen. Zwei Jahre später wird W. allerdings als Minderbelasteter amnestiert, hat 1948–58 eine Anstellung bei der Forstschutzabtlg. der Forstlichen Versuchsanstalt Mariabrunn inne und befasst sich mit Forstschädlingen, insbes. Insekten. 1952 nimmt er nach Wiedererteilung der Venia Legendi an der Univ. Wien eine 3-stündige Lehrtätigkeit insbes. zur Systematik und Ökologie der heimischen Wirbeltiere auf, welche er bis zu seinem Ableben ausübt. Als korresp. Mitglied der Österr. Akademie der Wissenschaften in Wien beteiligt sich W. an Studienreisen in die Sowjetunion (1954) und 537

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China (1957). 1954 wird ihm der Titel eines ao. Univ.-Professors verliehen, 1961 erfolgen die Auszeichnung mit dem Goldenen Doktordiplom der Univ. Wien und 1963 die Ernennung zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde. W.: Die auf Brazza und Sabbioncello besuchten Höhlen. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins an der Univ. Wien 12, 1914. S.  57–66. Anleitung zum Sammeln von Tieren und Pflanzen in Höhlen. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 1, 1920. S.  32–46. (Mit E.  Hauser O. Lehmann, J. Pia, R. Oedl)  : Bericht über die im Auftrage und mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften durchgeführte Expedition in die neu entdeckte große Eishöhle im Tennengebirge. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl. 58, 1921. S. 79–86. Vorläufige Mitteilung über rezente Knochenreste aus der Drachenhöhle bei Mixnitz in Steiermark. Anz. der Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  58, 1921. S.  201–203. Die Tier- und Pflanzenwelt der Alpenhöhlen. In  : M. Rohrer (Red.)  : Die Höhle in Sport, Wissenschaft und Kunst, 1922. S. 29–35. Die Tierwelt der Höhlen. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 5, 1922. Rezente Knochenreste aus der Drachenhöhle bei Mixnitz in Steiermark. Ber. der Bundeshöhlenkommission (vormals staatlichen Höhlenkommission) 3(1–2), 1922. S.  37–39. Die Lamprechtskogelhöhle bei Waisenberg in Kärnten. Speläologisches Jahrb. (vormals Ber. der Bundeshöhlenkommission) 3, 1922. S. 125–129. Die große Eishöhle im Tennengebirge (Salzburg). Zoologische Beobachtungen. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 66–68. Eine zoologische Durchforschung des Scheuk­ ofens bei Sulzau (Salzburg). Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S.  87–89. Drei neue fossile Fledermäuse und die diluvialen Kleinsäugerreste im Allgemeinen aus der Drachenhöhle bei Mixnitz in der Steiermark. Speläologisches Jahrb. 4, 1923. S. 150–152. Beiträge zur Säugetierkunde Europas. Teil 1. Archiv für Naturgeschichte Berlin 91 A, 1925. S.  139–163. Beiträge zur Säugetierkunde Europas. Teil 2. Archiv für Naturgeschichte Berlin 92 A, 1926. S. 64–146. (Mit E. v. Angermayer, A.  Asal, W.  v.  Czoernig u. a.)  : Die Eisriesenwelt im Tennengebirge, 1926. Die diluvialen Kleinsäugerreste. In  : O. Abel, G. Kyrle (Hg.)  : Die Drachenhöhle bei Mixnitz, 1931. S.  769–789. 1.  Ordnung der Klasse Reptilia. Rhynchocephalia. In  : W.  Kükenthal (Hg.)  : Handbuch der Zoologie, Bd.  7, 1.  Hälfte (2), 1931.

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S. 1–128 (1. Lfg.)  ; 1932. S. 129–224 (2. Lfg.)  ; 1937. S.  225–235 (3.  Lfg.). Beiträge zur Säugetierkunde Europas, Teil  3. Ztschr. für Säugetierkunde 8, 1933. S. 113–122. 2. Ordnung der Klasse Reptilia. Crocodilia. In  : W.  Kükenthal (Hg.)  : Handbuch der Zoologie, Bd. 7, 1. Hälfte (2), 1937. S. 236–320 (3. Lfg.)  ; 1954. S. 321–424 (4. Lfg.). (Mit F. Mühlhofer)  : Die Fauna der Höhle von Merkenstein in N.Ö. Archiv für Naturgeschichte N.F. 7, 1938. S.  514–558. Merkwürdiges von Vierfüßlern und anderem Getier, 1943. Leben im Bombentrichter. Wie eine neue Lebensgemeinschaft entsteht. Universum 5, 1950. S.  196–198. Herpetologia aegaea. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  162, 1953. S.  651–833. Die Fauna der miozänen Spaltenfüllung von Neudorf a. d. March (ČSSR), Amphibia (Anura) et Reptilia. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  164, 1955. S.  804–815. Nachtrag zu meiner Herpetologia aegaea. Sitzungsber. der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl.  166, 1957. S.  123–164. Kleinere Wirbeltiere. In  : K.  Ehrenberg (Hg.)  : Die Teufels- oder Fuchsenlucken bei Eggenburg (NÖ.). Denkschriften der Österr. Akademie der Wissenschaften, math.-nat. Kl. 112, 1966. S. 89–92. L.: K.  Bauer  : Otto v.  Wettstein-Westersheimb 70 Jahre. Säugetierkundliche Mitt.  11, 1963. S.  25–26. J. Eiselt  : Ao. Universitätsprofessor Dr. phil. Otto Wettstein-Westersheimb †. Ann. des Naturhistorischen Museums in Wien 70, 1966. S. 1–18. W. Marinelli  : Otto Wettstein von Westersheimb. Forschungen und Fortschritte 41, 1967. S. 250–252. E. Schimitschek  : Professor Dr.  Otto von Wettstein Ritter von Westersheimb. Anz. für Schädlingskunde 40, 1967. S.  156– 157. D.  Müller-Using  : Otto Wettstein-Westersheimb. Ztschr. für Jagdwissenschaft 13, 1967. S.  123–124. G.  Niethammer  : Otto Wettstein von Westersheimb  †. Ztschr. für Säugetierkunde 32, 1967. S.  378–381. W. Marinelli  : Otto Wettstein von Westersheimb. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 119, 1969. S. 318–325. Österr. Staatsarchiv (AdR UWFuK BMU PA Sign. 3–4, 12, 15  ; Wettstein Otto Personalakten).

Wiener, Leopold (vulgo »Poldi«) * Stadl an der Mur (Steiermark) 1947; † Scheukofen bei Sulzau (Salzburg) 1975 Mechaniker und Höhlenforscher

B.: Sohn des Tischlers Leopold und der Anna W., geb. Schitter. Nach der Volksschule besucht W. die Hauptschule in Stadl an der Mur und absolviert eine Zweiradmechanikerlehre. In der Folge schließt sich W. der Glaubensgemeinschaft der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage« (Mormonen) an und heiratet 1968 die Krankenschwester Friederike Panek. Geburt der Tochter Petra Talita (* ca. 1970) und des Sohnes Jared David (* ca. 1972). 1973 tritt W. dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei, wo er an mehreren B. der Brunneckerhöhle (insbes. Höhlenbefahrungen, z.  Durchtauchung des Hanslsiphons) mit Walter Klappacher und des Lamprechtsofens mit Elisabeth Reichart, teilnimmt. In der letztgenannten Höhle gelingt ihm gem. mit → E. Bednarik und Salzburger Höhlenforschern die schwierige Querung der Mondhalle und die Entdeckung eines Höhlenteils hinter dem Grünsee-Siphon. Daneben baut W. mit der Firma »Speleothek« einen Handel mit Höhlenforscher- und Outdoor-Ausrüstung auf. 1973–74 unternimmt er in Begleitung von Theo Pfarr und Franz Kolb Forschungstouren in die Hochlecken-Großhöhle im Höllengebirge, wo im November 1972 neue Höhlenteile aufgefunden worden sind. Gem. mit Klappacher entdeckt W. dort den Stierwascher-Schacht (einer der tiefsten Direktschächte von Österr.) und steigt auf 300 m ab, nachdem zuvor Klappacher den Schacht bereits bis in eine Tiefe von 250 m befahren hat. Zwei Jahre später entwickelt er den Prototyp einer von einem Moped-Motor betriebenen Bohrmaschine für den Höhleneinsatz und hat Anteil an der österreichweiten Verbreitung des sogenannten »Superschlazes« (wasserdichter Schlufanzug aus PVC), der zunächst aus einem Motorrad-Overall besteht. Im April 1975 verunglückt W. mit dem Tauchausbildner und Glasbläser Günther Hackl beim Durchtauchen des »Großer See« genannten Siphons im Scheukofen bei Sulzau (Salzburg). Im Zuge der unter großem Medieninteresse durchgeführten Rettungsaktion können W. und sein Begleiter nur mehr tot geborgen werden. In der Drachenhöhle bei Mixnitz wird daraufhin die »Leopold-Wiener-Halle« nach ihm benannt. W.: (Mit E. Bednarik)  : Lamprechtsofen. Von Waterloo bis Feierabend. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (1), 1974. S.  11–13. Neuland

im Lamprechtsofen. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (4), 1974. S. 12. L.: N.N.: Günther Hackl und Leopold Wiener zum Gedenken. Höhlenkundliche Mitt. (Wien) 31(5), 1975. 539

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S. 77. C. Deubner  : Bericht über den Taucherunfall im Scheukofen. Der Schlaz (München) 15, 1975. S. 2–3. H. Obermair  : Einsatz Scheukofen. Vereinsmitt., Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg (3), 1975. S.  15–19. N.N.: Dramatische Hilfsaktion für zwei Höhlenforscher. Neues Salzburger Tagblatt, 14.4.1975. N.N.: 10  Meter vom Ufer entfernt ertrunken. Zwei vermißte Höhlenforscher tot geborgen. Salzburger Volksblatt, 15.4.1975. N.N.: Höhlentaucher bezahlten Forscherdrang mit Leben. Neues Salzburger Tagblatt, 15.4.1975. N.N.: Die Scheukofenhöhle trockenlegen

und sperren. Neues Salzburger Tagblatt, 26.4.1975. W. Klappacher, H. Knapzyk (Red.)  : Salzburger Höhlenbuch, Bd.  3, 1979 (siehe Beitr. zum Scheukofen). W. Klappacher  : 30 Jahre danach. Erinnerungen an den Tauchunfall im Scheukofen 1975. Atlantis (Salzburg) 28(1–2), 2006. S.  18. E.  Reichart  : Fast eine Erinnerung. Atlantis (Salzburg) 28(1–2), 2006. S.  18–20. K. Worliczek  : Höhlenunglück im Scheukofen 12.4.75– 14.4.75. Nach meinem Tagebuch 1975. Atlantis (Salzburg) 28(1–2), 2006. S. 20–25.

Wiesinger, Gabriele * Grein (Oberösterreich) 1959; † Roßleithen (Oberösterreich) 1987 Medizinisch-Technische Fachkraft, Tauchlehrerin und Höhlenforscherin

B.: Tochter des Krankenkassenkontrollors August, Vizebürgermeister von Grein, und der Raumpflegerin Maria W., geb. Wagner. Nach der Matura absolviert W. eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Fachkraft und erhält eine Anstellung am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz. Daneben schließt sie ein Training zur Tauchlehrerin bis zur Stufe »CMAS Moniteur **« ab. 1985 stößt W. zum Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterr., nimmt gem. mit u. a. Peter Ludwig und Wolfgang Jansky an Forschungstouren und Befahrungen z. B. der Raucherkarhöhle und des Feuertalhöhlensystems (heute Schönberg-Höhlensystem im Toten Gebirge), der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun, des Kühllochs und den Schießerbachhöhlen im Rettenbachtal teil und wird Mitglied der Oberösterr. Höhlenrettung. Während eines Übungstauchgangs in die Karstquelle Pießling-Ursprung bei Roßleithen verschwindet W. zunächst spurlos. Bei der anschließenden Rettungsaktion verstirbt der Traunkirchner Taucher und Gendarm Stephan Lacher. Der Leichnam von W. wird erst 1993 entdeckt und geborgen. L.: M.  Radmayr, J.  Haginger  : Junge Taucherin ertrank in einem Höhlenlabyrinth. Kronen-Zeitung, 12.10.1987. S.  8–9. P.  Ludwig  : Nachruf. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich

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34(1), 1988. S. 4. H. Kirchmayr, W. Gamsjäger  : Pießling-Ursprung. Cave Diving Magazine (International Union of Speleology) 6, 1994. S. 52–53.

Wildenauer, Alois * Wien 1877; † Wien 1967 Theologe, Alpinist und Höhlenforscher

B.: Sohn des Schriftsetzers Alois und der aus Grafendorf stammenden Schuhmachermeistertochter Theresia W., geb. Flozl und in erster Ehe verheiratet mit Franz Haas. Nach der Volksschule in Wien wird W. Stipendiat des Priesterseminars in Hollabrunn und erhält 1900 in Wien die Priesterweihe. Anschließend ist W. als Kooperator in der Pfarre Lichtenwörth bei Wiener Neustadt tätig, studiert nebenbei Theologie, Geschichte und Germanistik an der Univ. Wien und promoviert 1906 mit der Dissertation »Über Individual-Seelsorge«. Seinem Vorbild, dem italienischen Priester und Alpinisten Achille Ratti (später Papst Pius XI., 1922–39), nacheifernd entwickelt W. eine besondere Leidenschaft für das Bergsteigen. 1909–11 wirkt er als Spiritual am fürsterzbischöflichen Knabenseminar in Hollabrunn und lehrt Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Univ. Wien. In der Folge ist W. 1911–21 als Pfarrer von Grünbach am Schneeberg tätig, wo er im Rahmen von zahlreichen Klettertouren in den Wiener Hausbergen auf Höhlen stößt, diese z. T. auch neu entdeckt und befährt. Weiters unternimmt er anspruchsvolle Alpintouren, u. a. am Matterhorn, Monte Rosa und Mont Blanc. Zudem gelingen ihm zahlreiche Erstbegehungen (z. T. Alleingänge) von Kletterrouten in der Hohen Wand, auf der Rax und am Schneeberg, welche W. in der Folge markiert. Daneben führt er auch Erstbegehungen am Torstein und der Oberen Südostrippe des Dachsteins durch. Allerdings wirkt W. nicht nur als Bergsteiger, sondern auch als Verfasser von populären, in mehreren Auflagen erscheinenden Kletterführern an der touristischen Erschließung der Hohen Wand und ihrer Umgebung mit. Dabei kommt er vor 1914 mit → F. Mühlhofer in Kontakt, der mit W. u. a. die Schwarzgrabenhöhle bei Maiersdorf befährt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs errichtet er gem. mit Mühlhofer einen Klettersteig durch den später »Wildenauerhöhle« genannten Schacht in der Hohen Wand, wird Mitglied (später Ehrenmitglied) des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterr. und beteiligt sich mit → R. Friesen und Mühlhofer an der Gestaltung der alljährlich in Höhlen ausgetragenen Weihnachtsfeiern des Vereins. In der Folge wird er beruflich zum Dompropst von Wiener Neustadt und ab 1929 zum Propst der Votivkirche in Wien ernannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt die Bestellung zum Erzdechanten von Wien (1946) und zum Propst von St. Stephan. Als Zeichen seiner Überparteilichkeit wird W. Mit541

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glied der bekanntesten österr. Alpinvereine (u. a. Naturfreunde und Österr. Alpenverein), beteiligt sich an der Neugründung des Österr. Touristenklubs und übernimmt während der 1950er Jahre dessen Präsidentschaft (zuletzt Ehrenpräsident). 1957 erleidet W. einen Schlaganfall und ist seitdem bettlägerig. Im Alter folgen die Verleihung des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österr. sowie die Auszeichnung mit dem Ehrendoktorat der Univ. Wien. W.: Über Individual-Seelsorge, Diss. Univ. Wien, 1906. Kletterführer für die Hohe Wand und ihre nächste Umgebung, 3  Aufl., 1919–28. Führer auf die Hohe Wand, 1929. Der Ruf der Berge. Lebensgeschichte eines österreichischen Bergsteigers, 1948. L.: O.  W.  Steiner  : Domprälat Dr.  Alois Wildenauer. 80 Jahre alt. Österr. Bergsteiger-Zeitung 35(5), 1957. S. 7. N.N.: Domprälat Dr. Alois Wildenauer – 80 Jahre Bergsteiger-Chronik. Der Bergsteiger 24(8), 1957. S. 94–95. O. W. Steiner  : Unser Dr. Wildenauer vollendete sein 80. Lebensjahr. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 70(6), 1957. S.  69–70. N.N.: Ehrenpräsident Domprälat Dr. Alois

Wildenauer 85 Jahre alt   ! Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 75(4), 1962. S.  1. N.N.: Domprälat Dr. Alois Wildenauer †. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 80(9), 1967. S. 89–90. N.N.: Prälat Dr. Alois Wildenauer gestorben. Österr. Bergsteiger-Zeitung 45(8), 1967. S.  4. H.  Trimmel  : Die Höhlenforschungen von Dr. Alois Wildenauer. Die Höhle 48(3), 1997. S. 70–72. G. Schirmer  : Ein trittsicherer Theologe. Zum Gedenken an Dr.  Alois Wildenauer. ÖTK-Magazin (Wien) (2), 2017. S.  8–9. Historisches Alpenarchiv Innsbruck (Personenmappe Alois Wildenauer, PER 1 SG/2300/0, PER 3 SG/12/0).

Willner, Rudolf * Villach (Kärnten) 1878; † Krumpendorf am Wörthersee (Kärnten) 1926 Ministerialbeamter, Jurist und Höhlenforscher

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B.: Sohn des Eduard W., Bauingenieur der Kronprinz-Rudolf-Bahn, und der Bergratstochter Theresia W., geb. v. Posch. Noch als Kleinkind übersiedelt W. mit seiner Familie nach Tirol, besucht die Volksschule und das Gymnasium in Hall in Tirol und Innsbruck. Nach der Matura studiert er 1898–1902 Rechtswissenschaften an der Univ. Innsbruck und promoviert 1902. Anschließend tritt er in den Staatsdienst bei der Finanz­ landesdirektion Innsbruck ein. 1901–05 ist W. als Finanzkonzeptionspraktikant in Innsbruck, Brixen und Feldkirch tätig, wo er insbes. in Vorarlberg im Zolldienst eingesetzt und dabei auf das Karst- und Höhlenphänomen aufmerksam wird. 1903 Heirat mit Johanna Krepper, Geburt der Kinder Johann (* 1915) und Gertrude (* 1917). Nach Ablegung der Amtspraktikantenprüfung (1904) wechselt W. zur Forstverwaltung und ist ab 1906 als Administrationskonzipist bei der Forst- und Domänendirektion in Gorizia 542

(Görz) beschäftigt, wo er sich mit der Wiederaufforstung in Karstgebieten befasst und Ideen zur wirtschaftlichen Auswertung von Höhlen entwickelt. Weiters unternimmt er zahlreiche Höhlenbefahrungen im Küstenland und in Krain, insbes. besucht er die Tropfsteinhöhle Postojnska jama. 1907 wird W. ans k. k. Ackerbauministerium nach Wien berufen, wo er am Forstreferat eine einflussreiche Stellung als Administrativer Adjunkt erhält und sich in Nachfolge von → W. Putick mit Karstkunde und -melioration befasst. In dieser Funktion organisiert und überwacht er die Meliorationsarbeiten in der Staatsdomäne Vrana bei Zara in Dalmatien. Weiters setzt W. gem. mit → I.  A.  Perko Initiativen zur besseren touristischen Erschließung und Betriebsführung der unter staatlicher Verwaltung stehenden Schauhöhle Postojnska jama und unterstützt dortselbst die Gründung eines Höhlenmuseums, die Pläne werden aufgrund des Kriegsbeginns aber nicht mehr umgesetzt. Allerdings gelingt ihm gem. mit → G. Lahner und → H. Bock die Gründung eines Museums am Pöstlingberg bei Linz, das 1912 als Österr. Museum für Höhlenkunde eröffnet wird. Während des Ersten Weltkriegs setzt sich W. mit der Nutzung von Höhlen als Depot- und Schutzräume auseinander, entwickelt u. a. den Begriff »Höhlenkriegsdienst« und entwirft unrealisiert gebliebene Pläne bzw. sogenannte »Organisationsgrundsätze für eine k. u. k. Kriegshöhlenzentrale«. 1916 wird er zum Administrationsrat befördert und mit der Ausarbeitung eines Entwurfs für ein Höhlenrechtsgesetz betraut, das allerdings nicht Gesetzesrang erhält. Im Folgejahr publiziert W. zwei höhlenkundliche Handbücher im Verlag des Ackerbau- und Kriegsministeriums, wo er sich bezugnehmend auf Vorüberlegungen von → C. Fruwirth und → L. K. Moser vornehmlich mit der wirtschaftlichen Nutzung von Höhlen auseinandersetzt. Im selben Jahr regt W. als Referent des Ackerbauministeriums an, eine Ministerialkommission für Höhlenforschung (ab 1919 staatliche Höhlenkommission, ab 1921 Bundeshöhlenkommission) zu bilden, welche mit industriellen Mitteln die Gewinnung von Höhlenphosphaten als Düngemittel für die Landwirtschaft betreiben und die dabei gemachten Funde wissenschaftlich auswerten soll. In der Folge wird er unter Mithilfe von u. a. →  H.  Bock und → G. Kyrle mit der Leitung der sogenannten »Höhlenphosphatinventur« in Österr. betraut, in deren Rahmen ca. 1.500 Objekte befahren und Höhlensedimente beprobt werden. Mit den so gewonnenen Daten baut W. am Ackerbauministerium einen umfassenden Höhlenkataster auf und erhält 1917 als Dank für die Initiierung der Österr. Höhlendüngeraktion das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen. Im Folgejahr trägt er an dem Zustandekommen und der Umsetzung des Gesetzes zur Gewinnung der Höhlenphosphate in Österr. bei (»Gesetz betreffend die Gewinnung phosphorsäurehaltiger, für Düngezwecke verwendbarer Stoffe«). Nach Zusammenbruch des Habsburgerreichs wird W. in die Verwaltung der Republik Deutsch-Österr. über543

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nommen, zum Oberadministrationsrat befördert und zum Leiter der staatlichen Höhlenkommission ernannt. Infolgedessen arbeitet er eng mit Kyrle und →  O.  Abel, ständige Mitglieder der Höhlenkommission, zusammen und hat maßgeblich Anteil an der Formulierung der »Organisationsgrundsätze der staatlichen Höhlenforschung«. 1921 wird W. zum Hofrat ernannt, mit der Leitung des neu geschaffenen Höhlenreferats am Land- und Forstwirtschaftsministerium betraut und hat die Aufsicht über die zur Ausführung der Arbeiten ins Leben gerufene Höhlendünger-Bau- und Betriebsgesellschaft m.b.H. Zugleich übernimmt er von Bock die Leitung der dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft übertragenen Erschließung der Dachsteinhöhlen bei Obertraun für den Fremdenverkehr und beauftragt → R. v. Saar und → F. v. Morton mit der Betriebsführung der Schauhöhlen und der Durchführung von weiteren Ausbaumaßnahmen. Mit der Unterstützung von → J. Schadler leitet er den Aufbau von sogenannten »Höhlenbauabteilungen« in Gmunden und Peggau und verantwortet den insbes. in der Drachenhöhle bei Mixnitz durchgeführten Höhlendünger-Abbau. Zudem setzt sich W. 1921–25 vornehmlich mit Besitzverhältnissen in Höhlen auseinander. 1922 wird er zum stv. Vorstand der Abtlg. 15 in Angelegenheiten der Höhlenverwaltung (insbes. Schauhöhlen) und Höhlendüngergewinnung ernannt, initiiert im selben Jahr gem. mit Saar die Schaffung eines Speläologischen Instituts am Ministerium für Land- und Forstwirtschaft und betraut Kyrle mit dessen Leitung. Zugleich fungiert W. als Gründungsmitglied und Vizepräsident der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter O. Abel und wird zudem zum Korrespondenten der Geologischen Bundesanstalt ernannt. In der Folge redigiert er gem. mit Kyrle das Organ »Berichte der staatlichen Höhlenkommission/Bundeshöhlenkommission« (1920–21, 1921–22), welches ab 1923 unter dem Zeitschriftentitel »Speläologisches Jahrbuch« weitergeführt wird. Im selben Jahr erfolgt seine Beförderung zum Ministerialrat und 1925 zum juristisch-administrativen Direktor in der Generaldirektion der Österr. Bundesforste, kurz darauf wird er allerdings aufgrund einer Erkrankung in den Frühruhestand versetzt. Im Alter arbeitet W. an einer unvollendeten Monografie zur wirtschaftlichen Nutzung von Höhlen und prägt den Begriff »Höhlenwirtschaftskunde«. Auf Antrag des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher wird ihm 1926 der Titel eines Sektionschefs verliehen. Nach seinem Ableben auf dem Sommersitz bei Krumpendorf am Wörthersee wird W. in Innsbruck beigesetzt. W.: Kleine Höhlenkunde, 1917. Über die Auswertung von Karsthöhlen, 1917. Höhlendünger. Wiener Landwirtschaftliche Zeitung, 25.6.1919. S.  1–3. Die Gewinnung von Höhlendünger in Österreich. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundes-

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höhlenkommission) 1, 1920. S.  17–25. Höhleneigentum. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  65–87. Bericht über die Tätigkeit der staatlichen Höhlenkommission. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später

Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  94–97. Höhlenrecht. Ber. der staatlichen Höhlenkommission (später Bundeshöhlenkommission) 2, 1921. S.  122– 125. Höhlenwirtschaft. Gemeinverständliche höhlenkundliche Vorträge 7, 1922. Ein Beitrag zur Höhleneigentumsfrage. Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S. 1–10. Die »Jenolan Caves« bei Sydney als Schauhöhlenunternehmen. Speläologisches Jahrb. 5–6, 1924–25. S.  98–105. Höhlenforschung und Landwirtschaft. Der getreue Eckart 3(22), 1926. L.: G. Götzinger  : Die österreichische Höhlenwirtschaft. Zum Tod ihres Organisators Rudolf Willner. Salzburger

Volksblatt, 7.8.1926. S.  6. F.  Charbula  : Rudolf Willner †. Österr. Forstzeitung, 3.9.1926. S.  4. B.  Wolf, H. Bock, R. Friesen  : Dr. Rudolf Willner. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1926. S. 145. G. Götzinger  : Rudolf Willner †. Verh. der Geologischen Bundesanstalt, 1926. S.  203–206. G.  Kyrle   : Rudolf Willner †. Speläologisches Jahrb. 7–9, 1926–28. S. 51–59. G. Götzinger  : Rudolf Willner †. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1927. S. 71–72. Österr. Staatsarchiv (Personalakt, AdR BMfLuF Präs PA Willner, Rudolf, Dr.).

Willvonseder, Kurt * Salzburg 1903; † Salzburg 1968 Prähistoriker, Museumsdirektor und Höhlenforscher

B.: Älterer Sohn des Pharmazeuten Franz, späterer Inhaber der Hofapotheke am Alten Markt in Salzburg, und der aus Wien stammenden Helene W., geb. Markovits. Nach anfangs häuslichem Unterricht besucht W. die Volksschule in Bad Vöslau (1910–13), wo der Vater eine Apotheke pachtet. Anschließend absolviert er die vierte und fünfte Schulstufe in der Übungsschule der Lehrerbildungsanstalt Salzburg und besucht ab 1914 das Staatsgymnasium Salzburg. Nach der Matura (1922) beginnt W. ein Studium der Pharmazie an der Univ. Wien, wechselt 1924 zu Germanischer Philologie und Altertumskunde und belegt zugleich den Turnlehrerkurs. Durch das Elternhaus deutschnational sozialisiert, wendet er sich wie auch sein Bruder Erich »völkischem« Gedankengut zu. 1925 studiert W. für zwei Semester als Hörer im Fach »Nordische Sprachen« an der Univ. Stockholm und daraufhin wieder in Wien, wo er auch Lehrveranstaltungen in Urgeschichte und Höhlenkunde, u. a. bei Oswald Menghin und → G.  Kyrle, besucht. 1927 wird W. wegen Vergewaltigung am Landesgericht Salzburg angeklagt, schließlich aber freigesprochen. Zwei Jahre später promoviert er in Germanistik mit der Dissertation »Der Untersberg und seine Sagen. Ein Beitrag zur Salzburger Heimatkunde« bei Rudolf Much. Zudem unternimmt er Ende der 1920er Jahre mehrere anspruchsvolle Klettertouren, z. B. in der Monte-Rosa-Ostwand mit Kurt Wessely. Durch die Bekanntschaft mit den Prähistorikern Kyrle, → J. Caspart und → M. Hell beginnt sich auch W. für die Karst- und Höhlenkunde zu interessie545

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ren. 1931 legt er die amtliche Höhlenführerprüfung ab, wird Mitglied und ab dem Folgejahr Schriftführer der Speläologischen Gesellschaft in Wien unter Kyrle und → O. Abel. Weiters arbeitet er bei hydrologischen Untersuchungen (insbes. Chlorierungsversuche) von Kyrle in der Lurgrotte (Steiermark) mit und nimmt an mehreren Studienfahrten und Exkursionen der Lehrkanzel für Höhlenkunde an der Univ. Wien teil. 1930–37 ist W. als ao. (d. h. unbesoldeter) Assistent am Prähistorischen Institut der Univ. Wien tätig, schließt sich dem sogenannten »Spannkreis« (Anhänger des austrofaschistischen Nationalökonomen Othmar Spann) an und arbeitet kurzzeitig an der Zeitschrift »Ständisches Leben« mit. Zudem fungiert er ab 1934 als Mitarbeiter (bzw. wissenschaftlicher Assistent) der Zentralstelle für Denkmalschutz in Wien und tritt im selben Jahr der Vaterländischen Front bei, zugleich sympathisiert W. jedoch mit nationalsozialistischem Gedankengut. 1934 Heirat mit Paula Duschner, Geburt des Sohns Gerhart (* 1935). Nach seiner Habilitation in Urgeschichte mit einer Arbeit zur Mittleren Bronzezeit in Österr. (1937) und dem Anschluss an das Dritte Reich übernimmt er von Caspart kommissarisch die Abtlg. für Bodenaltertümer (vormals Abtlg. für Vor- und Frühgeschichte) am Institut für Denkmalschutz in Wien. Zudem fungiert er als Schriftleiter der »Wiener Prähistorischen Zeitschrift« (1937–44), redigiert das Periodikum »Materialien zur Urgeschichte der Ostmark« und auch eine Ausgabe der »Fundberichte aus Österr.« (1940–45). 1938 wird W. Parteianwärter und drei Jahre später Mitglied der NSDAP, worauf ihm eine rasche wissenschaftliche Karriere gelingt. Ab 1939 als Untersturmführer bzw. 1941 als Obersturmführer der SS dem Persönlichen Stab von Heinrich Himmler unterstellt, dient er für Wolfram Sievers, Reichsgeschäftsführer der SS-Forschungs- und Lehrgemeinschaft »Das Ahnenerbe«, und für die dort angesiedelte Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde als Vertrauensmann in der Ostmark. Im Zuge der politischen Neuorganisation der Karstund Höhlenkunde im Deutschen Reich arbeitet W. eng mit Sievers, → H. Brand und → W. Abrahamczik zusammen. Dabei unterbindet W. u. a. Grabungen von regimekritischen oder unbefugten Laienforschern in Höhlen (z. B. → O. Hossé, → O. Körber) und übt zugleich Druck auf den tschechischen Archäologen → K. Absolon aus, um dessen Grabungen in Dolní Věstonice (1939–45 dem Gau Niederdonau angegliedert) von Vertretern des Ahnenerbes übernehmen zu lassen und die Herausgabe der Fundstücke zu erzwingen. Gem. mit Brand, Abrahamczik und →  F.  Mühlhofer beteiligt er sich an der Gründung des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung (1941) und wird in der Folge zum stv.  Landesleiter der Ostmark unter →  H.  Bock bestellt. Weiters führt er gem. mit dem Archäologen Assien Bohmers Grabungen in der Höhle Javoříčské jeskyně nahe der Burg Bouzov (Mähren) durch und unterstützt ab 1942 das SS-Ahnenerbe bei ihrem Vorhaben, den Mährischen 546

Karst zu »erwerben«, um sich damit das Monopol bei der Auswertung prähistorischer Fundplätze in Höhlen zu sichern. 1940 übernimmt W. kurzzeitig ein Extraordinariat für Urgeschichte an der Univ. Innsbruck, wird im Folgejahr zum Gaupfleger für Bodenaltertümer in den Reichsgauen Niederdonau und Wien und 1943 zum außerplanmäßigen Professor an der Univ. Wien ernannt. Zudem unternimmt er als SS-Offizier im urnenfelderzeitlichen Gräberfeld bei Gusen (Oberösterr.) mit Hilfe von Häftlingen aus dem dortigen Konzentrationslager Ausgrabungen. Im Juli des Vorjahres ist W. bereits zur Waffen-SS eingezogen worden, muss jedoch wegen Fürsprache von Sievers keinen Frontdienst leisten. Stattdessen wird er als Funkoffizier in Jugoslawien und Südtirol eingesetzt und führt dortselbst auch Grabungen durch. Nachdem W. in Italien in britische Kriegsgefangenschaft geraten ist, wird er an das Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten in Salzburg-Glasenbach überstellt, wo er bis 1947 in Haft bleibt. Zugleich verliert W. im Zuge der Entnazifizierung die Venia Legendi und seine berufliche Stellung am Bundesdenkmalamt und der Univ. Wien. Zunächst als Hilfsarbeiter in der Firma »Franz Wagner« beschäftigt und z. T. arbeitslos, wird er durch einen Gnadenakt des Bundespräsidenten (1949) rehabilitiert und unternimmt anschließend u. a. mit Unterstützung der Österr. Akademie der Wissenschaften Forschungen an den Pfahlbausiedlungen am Attersee. Durch die Mitarbeit an dem von Egon Lendl herausgegebenen »Salzburg-Atlas« gelingt W. der Wiedereinstieg in die wissenschaftliche Publikationstätigkeit. 1954 setzt er sich bei der Ausschreibung für die Direktion des Salzburger Museums Carolino Augusteum durch und leitet dieses bis zu seinem Ableben. Zudem wirkt er ab 1964 als Lehrbeauftragter für Urgeschichte an der Univ. Salzburg und fungiert als Mitglied des »International Council of Museums« der UNESCO. Von Richard Pittioni gefördert, habilitiert sich W. 1966 mit einer Arbeit zu den Pfahlbausiedlungen am Attersee erneut in Urgeschichte und wird im Folgejahr mit dem Titel eines ao. Univ.-Professors ausgezeichnet. W.: Der Untersberg und seine Sagen. Ein Beitrag zur Salzburger Heimatkunde, Diss. Univ. Wien, 1929. Eine Wohngrube in Stillfried an der March. Wiener Prähistorische Ztschr. 18, 1931. S. 121–134. Ein Depotfund aus Stillfried a. d. March (N.Ö.). Wiener Prähistorische Ztschr. 19, 1932. S. 25–38. Oberösterreich in der Urzeit, 1933. Zwerndorf an der March. Ein neuer ur- und frühgeschichtlicher Fundort in Niederösterreich. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 63, 1933. S.  17–27. Eine Theorie der Tropfsteinbildung aus dem 17. Jahrhundert. Speläologisches Jahrb. 15–17, 1934– 36. S. 43–48. Die bedeutendsten Funde und Grabungsergebnisse des Jahres 1937 in Österreich. Fundber. aus

Österr. 2, 1934–37. S. 213–219. Zwei Gräberfelder der älteren Bronzezeit in Statzendorf, N.-Ö. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 67, 1937. S. 277–287. Die mittlere Bronzezeit in Österreich, 2  Bde., 1937. Das Latène-Gräberfeld von Brunn an der Schneebergbahn in Niederdonau. Wiener Prähistorische Ztschr. 28–29, 1937–38. S.  233–265. Urgeschichte des Kreises Wels im Gau Oberdonau, 1939. Bronzeeimer und Gußkuchen aus der jüngeren Urnenfelderzeit von Absberg-Bierbaum, 1940. (Red.)  : Fundber. aus den Ostalpenländern 3, 1942. (Mit R. Winkler)  : Beiträge zur Vorgeschichte des westlichen Pustertals, 1950. Keltische Kunst in Salzburg, 2.  Aufl., 1960. (Red.)  : Herman

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Kruyder. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, 1964. Eine bronzezeitliche Moorsiedlung in Gerlham bei Seewalchen. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 111, 1966. S. 154–160. (Mit J. Gassner) (Red.)  : Salzburger Museum Carolino Augusteum. Zur Wiedereröffnung am 3.  Mai 1967, 1967. Die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Pfahlbauten des Attersees in Oberösterreich, 1968. L.: N.N.: Die nächtliche Orgie in einem Bürgerhause. Salzburger Chronik, 26.10.1927. S.  7. G. Abel  : Senatsrat Univ.-Prof. Dr. Kurt Willvonseder – 65 Jahre alt. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 30(1), 1968. S.  5. F.  Fuhrmann  : Nachruf Kurt Willvonseder. MittBl. der Museen Österreichs 17, 1968. S.  167–171. H.  Mitscha-Märheim  : Nachruf Kurt Willvonseder. Österr. Ztschr. für Kunst- und Denkmalpflege 23, 1969. S.  93. N.N.: Nachruf Kurt Willvonseder. Mitt. der

Ges. für Salzburger Landeskunde 110–111, 1970–71. S.  520–521. H.  Schaffler  : Die »Höhlenforschung« im Dritten Reich. Karst und Höhle, 1989–90. S. 33–98. M.  H.  Kater  : Das »Ahnenerbe« der SS 1935–1945. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches, 4.  Aufl., 2006. M.  Pollak  : Archäologische Denkmalpflege zur NS-Zeit in Österreich, 2015. R. Obermair  : Kurt Willvonseder. Vom SS-Ahnenerbe zum Salzburger Museum Carolino Augusteum, 2016. P.  Danner  : Die Neuordnung der Großdeutschen Höhlenforschung und die Höhlenforschung in Salzburg von 1938 bis 1945, 2017. Archiv des Bundesdenkmalamts (Personalakt Kurt Willvonseder). Österr. Staatsarchiv (Personalakten AdR UWFuK BMU PA Sign. 3 u. 10  ; Willvonseder Kurt, NS-Gnadenanträge AdR PK 2Rep AR NS Buchstabe R–Z 14/15.113/1949). Universitätsarchiv Wien (Rigorosenakt PH RA 10105, Personalblatt S 265.5.181, S 304.1399).

Wissmann (auch Wißmann), Hermann Sedan von * Elsdorf bei Köln (Nordrhein-Westfalen, Deutschland) 1895; † Zell am See (Salzburg) 1979 Geograf und Karstmorphologe

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B.: Sohn des aus Frankfurt (Oder) stammenden Afrikaforschers, Offiziers und Kolonialbeamten Hermann und der Zuckerfabrikantentochter Hedwig v. W., geb. Langen. Seine ersten Lebensjahre verbringt W. bei seinem Großvater Eugen Langen am Gut Etzweiler nahe Elsdorf im Rheinland. Drei Jahre nach seiner Tätigkeit als Gouverneur von Deutsch-Ostafrika (1895–96) erwirbt der Vater das Anwesen »Langpolten« (später »Wissmanngut«) in Weißenbach bei Liezen und übersiedelt mit seiner Familie in die Steiermark. In der Folge wird W. von Privatlehrern unterrichtet und besucht nach einem tödlichen Jagdunfall des Vaters (1905) das Großherzogliche Realgymnasium Darmstadt, wo er 1914 das Abitur ablegt. Nachdem W. ein Studium der Geografie und Botanik an der Univ. Jena begonnen hat, meldet er sich im Jänner 1915 als Kriegsfreiwilliger, wird zunächst in einem Ulanen-Regiment in Hannover und ab Herbst desselben Jahres als Maschinengewehrschütze bei der Fliegertruppe eingesetzt, wobei er an Aufklärungsflügen an der Westfront in Belgien teilnimmt. Zum Leutnant be548

fördert, wird das Flugzeug von W. im April 1917 bei Ypern abgeschossen und dieser so schwer verwundet, dass er sich einer Knieresektion unterziehen muss. Im Anschluss an Lazarettaufenthalte in Brügge und Köln wird W. nach Weißenbach bei Liezen entlassen. Ab Mitte 1919 beginnt er wieder zu studieren, zunächst Geografie und Botanik bei Wilhelm Sievers an der Univ. Gießen und ab 1920 bei Erich v. Drygalski, Karl Haushofer, Erich Kaiser und Karl v. Goebel an der Univ. München. 1924 promoviert W. bei Drygalski in Geografie mit der länderkundlichen Dissertation »Das mittlere Ennstal«, die drei Jahre später unter dem Titel »Das Mitter Ennstal« veröffentlicht wird und auch Grundzüge der Geologie und der Karsthydrografie auf Basis der damals bestehenden Forschungsliteratur behandelt. Daneben publiziert er eine deskriptive Arbeit zum Warscheneckgebiet (Oberösterr./Steiermark), wo er zahlreiche Höhlen beschreibt und ihre Lage in einer selbst erstellten Landkarte vermerkt. 1925–28 hat W. eine Anstellung als Hilfsassistent im Kolonialgeografischen Seminar von Hans Meyer an der Univ. Leipzig inne. Auf die 1927–28 gem. mit Carl Rathjens unternommene Arabienreise folgen mehrere Forschungsfahrten (1931 mit Daan van der Meulen, 1939 mit seiner Ehefrau, van der Meulen und Hans v. Wasielewski, 1958/59 mit van der Meulen und Adolf Leidlmair) in Europäern bis dahin unzugängliche Gebiete Südarabiens und den Jemen. Die Ergebnisse seiner Expeditionen publiziert W. in den folgenden Jahrzehnten in mehreren länderkundlichen Arbeiten und Landkarten. 1929 nimmt er die österr. Staatsbürgerschaft an, wechselt als Assistent von Eugen Oberhummer an das Geografische Institut der Univ. Wien und beginnt gem. mit →  F. Waldner und der Geografin Hedwig Bauer die im südlichen Teil des Warscheneckgebirges bekannten Höhlen systematisch zu vermessen und zu erforschen. Dabei interessiert W. vor allem der Zusammenhang zwischen Karstmorphogenese und quartärer Landschaftsentwicklung. 1931 wird W. – noch ohne Habilitation – auf die Stelle einer vom Völkerbund geschaffenen Professur für Geografie an der chinesischen Nationalen Zentral-Univ. Nanking (heute Nanjing) berufen. Dortselbst unternimmt er zahlreiche Geländefahrten, auf denen er topografische Aufnahmen durchführt und klimatische, pflanzengeografische, karstmorphologische und quartärgeologische Bedingungen untersucht (insbes. 1933 Erforschung des tropischen Karstphänomens im Turmkarstgebiet um Guilin in Südchina und 1934–35 in der Halong-Bucht in Vietnam). Im Frühjahr 1935 kehrt W. im Rahmen seines Urlaubs an die Univ. Wien zurück, wo er sich mit einer länderkundlichen Arbeit über seine gem. mit Rathjens unternommene Expedition nach Südarabien bei →  H. Hassinger habilitiert. Im Folgejahr reist W. wieder nach Nanjing und wird zum Mitglied der »Academia Sinica« ernannt, in deren Auftrag er ein geografisches Forschungsinstitut aufbauen soll. 1937 Heirat mit der an der Univ. Wien promovierten Geografin und Lehrerin Bettina Freiin v. Rinaldini in 549

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Shanghai, die Ehe bleibt kinderlos. Die später adoptierte Tochter Antonia Maierhöfer verstirbt 1979 während eines Bergurlaubs im Mallnitzer Tauerntal. Aufgrund der japanischen Invasion in China und einer Tropenerkrankung muss W. seine Arbeiten abbrechen und kehrt im November 1937 mit seiner Ehefrau ins Deutsche Reich zurück, wo er im Tübinger Tropen-Genesungsheim Aufnahme findet und in die NSDAP eintritt. Nach seiner Gesundung wird W. 1938 durch Protektion des oberösterr. Parteifunktionärs Franz Hueber, Schwager Hermann Görings, als Nachfolger von Carl Uhlig auf den Lehrstuhl für Geografie an der Univ. Tübingen berufen, den er bis zu seiner Emeritierung (1958) innehat. 1940 wird W. zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina ernannt, die ihn vier Jahre später mit der Carus-Medaille auszeichnet. Neben einzelnen Beiträgen zu klimamorphologischen Fragen und der Systematik und Theorie der fluviatilen Morphogenese knüpft W. nach Kriegsende wieder an seine Forschungen zur Arabischen Halbinsel an, wobei sich der Schwerpunkt zunehmend auf kulturgeografische und historisch-geografische Aspekte verlagert. Eine Berufung (1948) als Nachfolger von Hassinger auf den Lehrstuhl für Geografie an der Univ. Wien lehnt W. aus persönlichen Gründen ab. In der Folge wird er zum korresp. Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz sowie der Österr. Akademie der Wissenschaften (1955) ernannt und mit dem Ehrendoktorat der Univ. Wien (1976) ausgezeichnet. W.: Der Warscheneckstock. Ztschr. des Deutschen und Österr. Alpenvereins 55, 1924. S. 190–225. Die bäuerliche Besiedlung und Verödung des mittleren Ennstales. Ein Beitrag zur Siedlungsgeographie der Ostalpen. Petermanns Geographische Mitt. 73, 1927. S. 65–69. Das Mitter Ennstal, 1927. (Mit F. Waldner, H. Bauer)  : Höhlen im steirischen Teil des Warscheneckstockes. Speläologisches Jahrb. 10–12, 1929–31. S.  29–58. (Mit C. Rathjens)  : Rathjens  – von Wissmann´sche Südarabien-Reise, 3 Bde., 1931–34. Übersicht über Aufbau und Oberflächengestaltung Arabiens. Ztschr. der Ges. für Erdkunde zu Berlin, 1932. S.  335–357. (Mit C. Rathjens, F. Kossmat)  : Beiträge zur Tektonik Arabiens. Geologische Rundschau 33(4–6), 1942. S. 221–353. Süd-Yünnan als Teilraum Südostasiens, 1943. Über seitliche Erosion. Beiträge zu ihrer Beobachtung, Theorie und Systematik im Gesamthaushalt fluviatiler Formengebung, 1951. Der Karst der humiden heißen und sommerheißen Gebiete Ostasiens. Erdkunde (Bonn) 8(2), 1954. S. 122–130. Steiermark – Arabien – China –Tübingen. Attempto – Nachrichten für die Freunde der Tübinger Universität (3), 1954. S.  17–20. Karster-

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scheinungen in Hadramaut. Ein Beitrag zur Morphologie der semiariden und ariden Tropen. Petermanns Geographische Mitt. 262 (Festschrift für Friedrich Machatschek), 1957. S. 259–268. Zur Geschichte und Landeskunde von Alt-Südarabien, 1964. Das Weihrauchland Sa’kalān, Samārum und Mos-cha, 1977. L.: B. Rinaldini  : Neue Forschungen im mittleren Ennstale. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 70, 1927. S.  341–344. H. Cramer  : Besprechung von H. Wissmann, F. Waldner und H. Bauer, Höhlen im steirischen Teil des Warscheneckstockes. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1937. S. 105. F. Huttenlocher  : Weg und Werk Hermann von Wissmanns. In  : A. Leidlmair (Hg.)  : Hermann von Wissmann  – Festschrift, 1962. S. 11–34. D. van der Meulen  : Mit Hermann von Wissmann in Südarabien. In  : A. Leidlmair (Hg.)  : Hermann von Wissmann – Festschrift, 1962. S. 35–41. E. Troger  : Laudatio anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorates an emer. Univ.-Prof. Dr. Hermann von Wissmann. Mitt. der Österr. Geographischen Ges. 119, 1977. S. 84–89. A. Leidlmair  : Hermann von Wissmann zum Gedenken. Mitt. der Österr.

Geographischen Ges. 122(1), 1980. S.  148–153. A. Leidlmair  : Hermann von Wissmann. Nachruf. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 130, 1980. S.  379–385. R. Benischke  : Zur Entdeckung und Erforschung des Brüllochs und des Frauenlochs in den Weissenbacher Mauern und weitere höhlenkundliche Hinweise. Mitt. des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark 26, 1997. S. 54–58. G. Kohlhepp, K.-H. Pfeffer  : Hermann v. Wissmann – Schriftenverzeichnis. In  : G. Kohlhepp, K.-H. Pfeffer (Hg.)  : 100 Jahre Geographie an der Universität Tübingen, 2000. S.  199–208. A. Leidlmair  : Hermann v. Wissmann  : Persönlichkeit und Werk. In  : G. Kohlhepp, K.-H. Pfeffer (Hg.)  : 100 Jahre Geographie an der Universität Tübingen, 2000. S. 209–222. J. Hasitschka  : Vom Hof

zu Lampolten zum Wissmanngut in Weißenbach/Liezen, 2014. R. Benischke  : Univ.-Prof. Dr. Hermann von Wissmann jr. – sein Beitrag zur Höhlenkunde des Warscheneckgebietes mit biographischen Notizen. In  : E. Geyer, R. Benischke, J. Hasitschka (Red.)  : Karst und Höhlen  – steirischer Warscheneckstock, 2019 (in Druck). Österr. Staatsarchiv (AVA Unterricht UM allg. Akten 682.26 Hermann v. Wissmann, Professorenakt). Universitätsarchiv Wien (Verleihung des Ehrendoktorats, Senat S 229.5.1, Personalblatt, Senat S 304.1411). Landesarchiv Baden-Württemberg (Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, EA 3/150 Kultusministerium  : Personalakten  ; Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 13 T 2 Staatskommissariat für die politische Säuberung).

Wolf, Benno * Dresden (Deutschland) 1871; † Terezín (dt. Theresienstadt, Tschechien) 1943 Richter, Naturschutzjurist und Höhlenforscher

B.: Sohn des in Dresden tätigen praktischen Arztes Richard W. Jüdischer Herkunft, aber protestantisch getauft, erhält W. ab dem sechsten Lebensjahr Privatunterricht, wird 1881 zum Erlernen der französischen Sprache von seinen Eltern nach Vevy am Genfer See geschickt und tritt anschließend als Zögling in eine Internatsschule in Weinheim (Baden-Württemberg) ein. Nach Besuch humanistischer Gymnasien in Wiesbaden und Dresden (Abitur 1892) beginnt er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Freiburg im Breisgau, wechselt anschließend an die Univ. München und die Univ. Berlin. Nach Studienabschluss und der Ablegung des ersten Staatsexamens (1895) promoviert W. im selben Jahr an der Univ. Leipzig. Ab 1898 entwickelt sich bei ihm ein besonderes Interesse für Höhlenkunde, dem er durch regelmäßige Forschungsfahrten, anfangs v. a. während seiner Sommerurlaube in Krain, dem Küstenland und Montenegro (1908–10), nachgeht. Ein stets mitgeführter Eispickel und die Verwendung eines abgetragenen Fracks als Höhlenanzug werden dabei zu seinen Markenzeichen. Während seiner Befahrungen und Exkursionen um Postojna und Škocjan, u. a. zur Ermittlung der unterirdischen Flussläufe von Poik und Reka, kommt W. in Kontakt mit anderen Höhlenforschern, darunter insbes. → F. Mühlhofer. Nach Absol551

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vierung des zweiten Staatsexamens (1901), einer mehrjährigen Tätigkeit als Referendar am Oberlandesgericht Frankfurt am Main und als Gerichtsassessor erhält er 1908 eine Richterstelle am Landgericht in Elberfeld im Bergischen Land, wo W. Mitglied im Arbeitsausschuss des Bergischen Komitees für Naturdenkmalpflege wird. Im selben Jahr erfolgt dortselbst auf seine Initiative die Gründung des Rheinisch-Westfälischen Höhlenforschungsvereins. 1912 wird er als Richter ans Landgericht  II nach Berlin-Charlottenburg versetzt, wo W. sich auf Mietrecht spezialisiert und in juristischen Periodika zu publizieren beginnt. Zudem ist er ehrenamtlich als Berater und Justitiar (1917) an der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Berlin tätig und arbeitet unter der Leitung von Hugo Conwentz und Walther Schoenichen maßgeblich an Entwürfen für das erste deutsche Naturschutzgesetz mit. Der von W. konzipierte §  34 des preußischen Feld- und Forstordnungsgesetzes, später auch »Kleines Naturschutzgesetz vom 8. Juli 1920« genannt, erhält während der Weimarer Republik Gesetzesrang. 1922 wird er neben Mühlhofer Zweiter Präsident des von Höhlenforschern aus Österr. und Deutschland neu gegründeten Hauptverbands deutscher Höhlenforscher, ist bis 1933 in leitender Stellung im Vorstand tätig und fungiert 1924–37 als Schriftleiter des Vereinsorgans »Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung«. Weiters initiiert W. 1923 die Gründung der Gesellschaft für Höhlenforschung und Höhlenkunde in Berlin und wird zum Ersten Schriftführer ernannt. Zudem regt er im selben Jahr an, Daten und Unterlagen zu deutschen und österr. Höhlen in Form eines Fragebogen-Systems zu sammeln, und wird seitens des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher mit dem Aufbau eines Zentral-Höhlenkatasters betraut, der sich jedoch nicht bei allen Mitgliedsvereinen durchsetzt. Ferner ist er in der Gesellschaft für Erdkunde und als Volontär am Museum für Naturkunde in Berlin tätig, wo sich W. der Höhlenfauna widmet und eine umfangreiche zoologische Privatsammlung anlegt. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung (1933) wird W. zur Einbringung eines freiwilligen Abschiedsgesuchs als Richter genötigt, legt auch seine Funktion als Justitiar zurück und widmet sich daraufhin trotz zunehmender finanzieller Schwierigkeiten der Herausgabe eines Katalogs zur Höhlenfauna (»Animalium Cavernarum Catalogus«), der 1934–38 in drei Bänden erscheint. Ein vierter Band bleibt allerdings unvollendet/ungedruckt. Daneben ist W. durch Unterstützung des Fabrikanten und Sammlers Julius Riemer bis 1937 weiterhin als Schriftleiter im Vorstand des Hauptverbands deutscher Höhlenforscher tätig. 1936 erfolgt die Ernennung zum Ehrenmitglied der »British Speleological Association«. Aufgrund seines umfangreichen Höhlenkatasters, Archivs und seiner Privatbibliothek wird W. im Juli 1942 auf Betreiben von → H.  Brand und → W.  Abrahamczik, Vertreter der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im SS-Ahnenerbe, von der Gestapo verhaftet und 552

mit dem 17. Alterstransport ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er im Jänner 1943 verstirbt. Sein umfangreiches Privatarchiv und der von ihm aufgebaute Höhlenkataster werden nach seiner Verhaftung beschlagnahmt und gelangen in den Besitz der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde in München/Pottenstein, wo sie unter der Federführung von Brand u. a. zu Rüstungszwecken ausgewertet werden. Nach Kriegsende weitgehend vergessen, erscheinen in den 1980er Jahren die ersten historischen Aufsätze, welche sich mit seiner Biografie beschäftigen. Seit 1996 vergibt der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher den Benno-Wolf-Preis für besondere Leistungen in den Bereichen »Höhlenschutz« und »Höhlenforschung«. W.: Das Bürgerliche Gesetzbuch unter Berücksichtigung der gesamten Rechtsprechung der oberen Gerichte des Deutschen Reichs. Hand-Kommentar, 1908. Das Recht der Naturdenkmalpflege in Preußen, 1920. Bibliographie der Höhlenkunde. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1924. S. 17–19. (Hg.)  : Jahresbericht der Gesellschaft für Höhlenforschung und Höhlenkunde in Berlin, 1924. Forschungen im Zugspitzgebiet. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S. 153–154. Animalium Cavernarum Catalogus, 3 Bde. (4. Bd. unvollendet), 1934–38. Fossilium Catalogus, Pars 82, 89, 92, 3 Bde., 1939/41. L.: F.  Mühlhofer  : Dr.  Benno Wolf, Sechziger  ! Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1931. S. 127–128. W. Zelter  : Dr. Benno Wolf. Mitt. über Höhlen- und Karstforschung, 1932. S.  32. A.  Wagner  : Erinnerungen an Landgerichtsrat Dr.  Benno Wolf. MittBl. der Abtlg. für Karst- und Höhlenkunde der Naturhistorischen Ges. Nürnberg 114(1–2), 1981. S.  8–16. R.  G.  Spöcker  : Ahasver Spelaeus  – Erinnerungen an Dr.  Benno Wolf. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 32(1), 1986. S. 4–8. D. Stoffels  : Dr. Benno Wolfs Wirken in Rheinland-Westfalen. Mitt. und Ber.  – Speläogruppe Letmathe (2), 1987. S. 10–20. F. Knolle  : Zur Geschichte der deutschen Höhlenkunde im Schatten des Nationalsozialismus. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher 36(1), 1990. S. 4–10. D. Stof-

fels  : Dr. Benno Wolf. Ein Pionier der Höhlenforschung in Deutschland. Speläologisches Jahrb.  – Verein für Höhlenkunde in Westfalen, 1994. S. 78–83. D. Stoffels  : Dr. Benno Wolf und das dunkle Kapitel deutscher Höhlenforschung. Der Höhlenforscher.  – MittBl. der Höhlenforscher-Gruppe Dresden 27(2), 1995. S.  35–43. B.  Schütze  : Juden in der Naturschutzgeschichte  ? Fragen eines lesenden Naturschützers. In  : U.  Schneider, J.  Wolschke-Bulmahn (Hg.)  : Gegen den Strom. Gert Gröning zum 60. Geburtstag, 2004. S.  267–293. F.  Knolle, B.  Schütze  : Dr.  Benno Wolf, sein Umfeld und seine interdisziplinäre Wirkung – eine Klammer zwischen den deutschen Höhlenforscherverbänden. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlenund Karstforscher 51(2), 2005. S.  48–55. F.  Knolle, H.  Bergemann, M.  K.  Brust, R.  H.  Winkelhöfer  : Dr. Benno Wolf aus Dresden zum Gedenken. Der Höhlenforscher 42(2), 2010. S.  36–53. F.  Knolle  : Es begann im Harz  – Julius Riemer, Dr.  Benno Wolf und die Höhlenforschung. Mitt. der Arbeitsgemeinschaft Karstkunde Harz 33(1–2), 2012. S. 2–41. F. Knolle, P.  Danner  : Julius Riemer, Dr.  Benno Wolf und die Höhlenforschung in der NS-Zeit. Die Höhle 64, 2013. S. 45–61. M. K. Brust, F. Knolle  : Der Antiquar und Verleger Dr. Wilhelm Junk – Versuch einer späten Würdigung. Mitt. des Verbandes der deutschen Höhlenund Karstforscher 63(4), 2017. S. 119–121.

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Wurmbrand-Stuppach, Ladislaus Gundakar von * Wien 1838; † Graz (Steiermark) 1901 Politiker und Naturforscher

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B.: Jüngster Sohn des Offiziers und Grafen Ferdinand, Kämmerer von Erzherzog Franz Karl v. Habsburg, und dessen erster Ehefrau Aloisia v. W.-S., geb. Gräfin v. Széchényi. Nachdem W.-S. seine Kindheit v. a. im Umfeld seines Großvaters, dem Grafen v. Széchényi, verbracht hat, übersiedelt er aufgrund der revolutionären Unruhen von 1848 mit seinem Vater nach Bad Ischl. Zwei Jahre später nach Wien zurückgekehrt, wird W.-S. von Privatlehrern insbes. in Naturwissenschaften unterrichtet und tritt nach einer Parisreise 1856 in die Armee ein. Dort durchläuft er eine Offiziersausbildung und wird anschließend zum Leutnant im Husaren-Regiment  Nr.  9 ernannt. Nach seinem Abschied von der Armee (1858), zuletzt im Rang eines Rittmeisters, unternimmt W.-S. eine Orientreise (u. a. nach Ägypten, Kleinasien und den Libanon) und kehrt nach zwei Jahren wieder in die Steiermark zurück. Anschließend übernimmt er das väterliche Gut Ankenstein bei Pettau und beschäftigt sich – angeregt durch seinen Aufenthalt in Palästina – mit Spiritismus und Somnambulismus. 1866 nimmt W.-S. als Freiwilliger im Alpenjäger-Corps an Kriegshandlungen in Oberitalien teil und schreibt sich anschließend als ao. Hörer an der Univ. Graz ein, wo er Vorlesungen in Anatomie, Physik, Chemie und Geologie besucht. 1871 Heirat mit Wilhelmine Dickmann v. Seckerau, Geburt der Kinder Ferdinandine (*  1872), Adalberta (*  1873), Heinrich (* 1878) und Alexandrine (* 1883). Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau (1885) heiratet W.-S. im Folgejahr Therese v. Hoyos, geb. v. Wenckheim. Die zweite Ehe bleibt kinderlos. Ab 1869 beginnt sich W.-S. als Autodidakt für prähistorische Siedlungen an oberösterr. Seen zu interessieren und nach mehreren Untersuchungen vor Ort gelingt ihm der Nachweis von am Attersee und Traunsee gelegenen Pfahlbausiedlungen, deren Entdeckung auch in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Weiters fungiert er 1870 als Gründungs- und Ausschussmitglied der von → F.  v.  Hochstetter initiierten Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Im selben Jahr wird W.-S. zum Präsidenten des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark gewählt und wendet sich dem Studium der Höhlen- und Karsterscheinungen um Peggau zu. Vornehmlich an Prähistorie interessiert, befährt W.-S. die bekanntesten steirischen Höhlen mit paläontoa. Drachenhöhle bei Mixnitz, Badlhöhlen, Peggaulogischem Fundmaterial (u.  er-Wand-Höhlen), dokumentiert diese und beschreibt auch die dort aufgefundenen 554

Reste pleistozäner Säugetiere. 1877 wird W.-S. als Großgrundbesitzer in den Steiermärkischen Landtag gewählt, wo er sich vornehmlich mit der Landeskultur sowie volkswirtschaftlichen Problemen und Reformvorhaben beschäftigt. Zwei Jahre später zieht er als Abgeordneter in den Reichsrat ein, nimmt dort politisch eine weitgehend liberale Position ein und versucht u. a. erfolglos, Deutsch gesetzlich zur Staatssprache zu erklären und eine Deutsche Volkspartei zu gründen. 1884 wird er zum Landeshauptmann der Steiermark ernannt und übt dieses Amt bis 1897 aus, unterbrochen durch eine zweijährige Tätigkeit als k. k. Handelsminister im Kabinett Windisch-Graetz (1893–95). Auf Initiative von W.-S. erfolgen u. a. die Gründung der Historischen Landeskommission, der Neubau der Steiermärkischen Landesbibliothek und eines Gebäudes für das 1895 eröffnete Kulturhistorische und Kunstgewerbemuseum in Graz. 1864 wird er zum k. u. k. Kämmerer und 1887 zum Geheimen Rat ernannt. W.: Über die Höhlen und Grotten in dem Kalkgebirge bei Peggau. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 8, 1871. S.  407–428. Untersuchung der Pfahlbauten im Salzkammergut, knochenführender Höhlen in Steiermark und eines alten Grabfeldes in Croatien. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 1, 1871. S.  145–156. Die Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Mammuth. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 3, 1873. S.  123–135. Ueber vorgeschichtliche Funde in Gleichenberg. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 12 (Sonderbd. anlässlich der 48.  Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte), 1875. S.  107–124. Notice sur des fouilles dans les cavernes d’Autriche. In  : F.-F. Rómer, J. Hampel (Red.)  : Congrès international d’anthropologie et d’archéologie préhistoriques. Compte-rendu de la huitième session à Budapest, Bd. 1, 1876. S. 33–44. Anfänge der Kunst. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 14, 1878 S. 151–163. Über behauptete Höhlenwohnungen im Löss bei Joslowitz. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 8, 1878. S.  128–130. Über die Anwesenheit des Menschen zur Zeit der Lößbildung. Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math.-nat. Kl.  39, 1879. S.  165–185. Das Urnenfeld von Maria Rast, 1879. Ueber die Methoden

anthropologischer Forschung. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 10, 1880. S. 60–73. Die Elemente der Formgebung und ihre Entwicklung. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 12, 1882. S.  26–27. Die Pfahlbauten. In  : R.  v.  Habsburg (Hg.)  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kronprinzenwerk). Oberösterreich und Salzburg, Bd.  8, 1889. S.  55–62. (Mit J.  Szombathy)  : Die Hallstätter Funde. In  : R. v. Habsburg (Hg.)  : Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (Kronprinzenwerk). Oberösterreich und Salzburg, Bd. 8, 1889. S. 62–68. L.: N.N.: Gundaker Graf Wurmbrand †. Grazer Volksblatt, 27.3.1901. S.  10. N.N.: Graf Wurmbrand †. Grazer Tagblatt (Abendausg.), 27.3.1901. S.  1–2. N.N.: † Graf Gundaker Wurmbrand. Neue Freie Presse, 27.3.1901. S. 4–5. N.N.: Gundaker Graf Wurmbrand †. Grazer Volksblatt, 29.3.1901. S.  2. A. Luschin v. Ebengreuth  : Bericht des Curatoriums. 40.  Jahresbericht des Steirischen Landesmuseums Joanneum, 1901. S. 3–4. K. T. v. Inama-Sternegg  : Nachruf auf Gundaker Wurmbrand-Stuppach. Mitt. der Anthropologischen Ges. in Wien 31, 1901. S.  54–55. F. Posch  : Die Landeshauptleute am Abend der Monarchie. In  : F. Tremel (Hg.)  : Die Landeshauptleute im Herzogtume Steiermark, 1962. S. 53–59.

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Žiberna, Gregor (vulgo »Tentava«) * Divača (dt. Waatsche, Slowenien) 1855; † Divača 1929 Metzger, Gastwirt und Höhlenführer

B.: Sohn des aus Divača stammenden Kleinbauern Ivan und der Frančiška Ž. Unter ärmlichen Bedingungen aufgewachsen, muss sich Ž. während seiner Kindheit u. a. als Schaf- und Kuhhirt verdingen. Nach dem Besuch der Volksschule in Divača erlernt er das Handwerk des Metzgers und Räucherers und eröffnet anschließend gem. mit seinem Bruder Nacet das erste slowenischsprachige Kaffeehaus (später Delikatessenhandlung) in Triest. Als Anhänger der slowenischen Nationalbewegung gerät Ž. zunehmend in Konflikt mit italienischen Nationalisten und den staatlichen Behörden und wird schließlich um 1884 nach einem Zusammenstoß mit Mitgliedern der italienischen Unabhängigkeitsbewegung aus Triest ausgewiesen. Ohne Beschäftigung und geregelten Verdienst lässt er sich wieder in Divača nieder, beginnt dort auf eigene Faust, z. T. in Begleitung und angeregt durch die in Krain und dem Küstenland gegründeten höhlenkundlichen Vereine, die seit seiner Kindheit bekannten Höhlen im Umkreis seines Heimatorts näher zu erkunden. Nachdem Ž. die Tropfsteinhöhle Divaška jama im Mai 1884 entdeckt hat, wird diese innerhalb von drei Jahren unter seiner Mitarbeit vom Österr. Touristenklub erschlossen und mit dem Namen »Kronprinz-Rudolf-Grotte« für den allgemeinen Fremdenverkehr eröffnet. In der Folge wird Ž. zum Verwalter der Höhle bestellt. In dieser Funktion führt er über mehrere Jahrzehnte zahlreiche Touristen aus Wien und Triest (u. a. Sigmund Freund und Karl Lueger, 1898) durch die Höhle und erlangt aufgrund seines exzentrischen Charakters noch zu Lebzeiten lokale Bekanntheit. Daneben verdingt sich Ž. als Führer, Träger und Forscher für die Mitglieder der Sektion Küstenland des Deutschen und Österr. Alpenvereins (u. a. → A. Hanke und → J. Marinitsch) und beteiligt sich 1888 und 1891 gem. mit Valentin Rešaver an Abstiegen in den 250  m tiefen Einstiegsschacht der Kačna jama bei Divača. L.: J. Frischauf  : Touristentage des Kronprinzen. Österr. Touristenzeitung (Organ des Österr. Touristenklubs) 7, 1887. S.  49–56 (bes. S.  53). R.  Savnik  : Razvoj domače speleologije in nekatere njene aktualne naloge

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(L’evolution de la spéléologie slovène et quelques-unes de ses tâches actuelles). Acta Carsologica 1, 1955. S. 5–23. J. Žiberna  : Divaški prag, 1981 (bes. S. 148–152).

Zimmerebner, Sabine * St. Johann im Pongau (Salzburg) 1970; † Schwaigmühlalm bei Grödig (Salzburg) 2015 Kindergartenpädagogin, Höhlenforscherin und Höhlenretterin

B.: Tochter des Starkstrommonteurs Franz und der Cäcilie Z. Zunächst besucht sie die Volks- und Hauptschule in St.  Johann und anschließend das Bundes-Oberstufenrealgymnasium in Bischofshofen. Nach Ablegung der Matura und Absolvierung einer Ausbildung zur Kindergartenpädagogin erhält Z. eine Anstellung beim Kontakt- und Kommunikationszentrum für Kinder, einem privaten Kindergartenträger in Salzburg, wo sie bis zu ihrem Ableben, zuletzt als Gruppenleiterin, tätig ist. Daneben wirkt sie im Aufsichts- und Betriebsrat ihres Arbeitgebers mit. Geburt der Tochter Jana (* 1998). Gem. mit ihrem Lebensgefährten Daniel Fliesser tritt sie 2008 dem Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg bei, wo Z. ab 2011 als Schriftführerin im Vorstand tätig ist und zahlreiche Vereinsexkursionen organisiert. Im selben Jahr ist sie maßgeblich an der Veranstaltung der Jahrestagung des Verbandes Österr. Höhlenforscher in Scheffau (Salzburg) beteiligt. Dabei gründet sie eine aus Frauen bestehende Forschergruppe innerhalb des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, das »Mascara-Team«, und unternimmt in den Folgejahren zahlreiche Höhlenbefahrungen im Tennengebirge und am Untersberg, u. a. insbes. mit Gudrun Wallentin und Roland Kals in die Windlöcher, mit Georg Zagler ins Gamslöcher-Kolowrat-Höhlensystem und mit Peter Pointner in die Gamskar-Eishöhle und den Horrerschacht. Weiters beteiligt sie sich an Vermessungs- und Forschungstouren in der Eisriesenwelt (Tennengebirge), im Zitzloch (Untersberg) und bei Georg Zaglers Forschungsprojekt »Wasserwege des Untersbergs«. Popularität erlangt Z. durch die mediale Berichterstattung während des Rettungseinsatzes im Riesending-Schacht am Untersberg (2014), wo sie den dort verunglückten Höhlenforscher Johann Westhauser während eines einwöchigen Bergungseinsatzes betreut. Daraufhin wird sie mit dem »Life goes on  – TARA-Award« ausgezeichnet. 2015 wird Z. im Zuge einer Forschungstour im sogenannten »Schacht ohne Namen« nahe der Schwaigmühl-Alm am Untersberg durch Steinschlag schwer verletzt und kann nur mehr tot geborgen werden. W.: (Mit G. Wallentin)  : Forschungstour in das Gamslöcher-Kolowrathöhlensystem. Verbandsnachrichten  –

MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 62(1), 2011. S.  9–10. (Mit G.  Wallentin)  : Forschungstour

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in das Gamslöcher-Kolowrathöhlensystem. Atlantis (Salzburg) 33(1–2), 2011. S.  70–72. Evi Aigners Geburtstagstour vom 28.5.2011. Atlantis (Salzburg) 33(3–4), 2011. S. 19–23. Neustart der Forschungstätigkeiten in den Windlöchern 2011. Atlantis (Salzburg) 33(3–4), 2011. S.  23–28. Aktuelle Forschung – Gamslöcher-Kolowrattour vom 21.–28. Jänner 2012. Atlantis (Salzburg) 34(1–2), 2012. S.  9–17. Frühlingstour ins Gamslöcher-Kolowratsystem. Atlantis (Salzburg) 34(3–4), 2012. S. 36–42. (Mit G. Wallentin, R. Kals)  : Die Windlöcher am Untersberg  – moderne Forschungsdokumentation in traditionsreicher Riesenhöhle. Die Höhle 64, 2013. S.  112–118. Auf Straflager in Isengard. Erlebnisbericht von der zehntägigen Herbsttour (26.10.–4.11.2012) in das Gamslöcher-Kolowratsystem. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 64(1), 2013. S.  3–7. Eiskogelhöhle  – Bericht über unsere zweitägige Vereinstour ins südliche Tennengebirge vom 20. bis 21.  Juli 2013. Atlantis (Salzburg) 35(3–4), 2013. S.  1–4. Fossilienwanderung in der Hirlatzhöhle. Atlantis (Salzburg) 35(1–2), 2013. S. 37–39. (Mit G. Zagler)  : Gute Zeiten  – Schlechte Zeiten. Atlantis (Salzburg) 36(1–4), 2014. S.  65–71. Orthank ist gefallen  ! Atlantis (Salz-

burg) 36(1–4), 2014. S.  76–81. Zahlen, nichts als Zahlen  ! Atlantis (Salzburg) 36(1–4), 2014. S. 83–87. Über die laufende Forschung im Horrer-Schacht. Atlantis (Salzburg) 37(1–2), 2015. S. 8–11. L.: N.N.: Rescued German Caver Johann Westhauser Has Just One Wish. The Sydney Morning Herald, 21.6.2014. N.N.: Höhlendrama  : Das sind unsere Helden. Österreich-Zeitung, 21.6.2014. N.N.: »So erlebte ich die Höhlenrettung.« Sabine Zimmerebner (43) war die wichtigste Vertrauensperson des verletzten Höhlenforschers. Bild-Zeitung, 21.6.2014. N.N.: Verunglückte Höhlenforscherin gestorben. Kurier, 7.7.2015. G. Zehentner  : Nachruf auf Sabine Zimmerebner. Atlantis (Salzburg) 37(1–2), 2015. S.  2–3. M.  Schickmayr  : Für Sabine. Atlantis (Salzburg) 37(1–2), 2015. S.  4–5. R.  Kals  : Erinnerungen an Sabine. Atlantis (Salzburg) 37(1–2), 2015. S.  6–7. J.  Mattes  : Nachruf auf Sabine Zimmerebner. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 66(4), 2015. S.  55. J. Mattes  : Nachruf auf eine begeisternde Höhlenforscherin  – zur Biografie und höhlenkundlichen Forschungstätigkeit von Sabine Zimmerebner. Die Höhle 66, 2015. S. 146–149.

Zötl, Josef Georg * Gutau im Mühlviertel (Oberösterreich) 1921; † Gutau 2001 Geograf und Karsthydrogeologe

B.: Sohn des aus einer traditionsreichen Färberfamilie stammenden Malermeisters und Künstlers Josef und der Organistin Josefa Z., geb. Wolfsgruber. Nach der Volks- und Hauptschule in Gutau besucht W. ab 1937 zunächst das Bischöfliche Lehrerseminar in Linz, von dem er nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich an die dortige staatliche Lehrerbildungsanstalt wechseln muss. Nach Ablegung der Matura (1941) wird er als Soldat zur deutschen Wehrmacht eingezogen und aufgrund einer schweren Verwundung drei Jahre später aus dem Militärdienst entlassen. Nach Kriegsende ist Z. kurzzeitig als Hauptschullehrer in Gutau tätig, beginnt 1946 ein Studium der Geografie, Geschichte und Geologie an der Univ. Graz und legt 1949 die Lehr558

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amtsprüfung für Geografie und Geschichte ab. Im Folgejahr promoviert er bei Hans Spreitzer in Geografie mit einer geomorphologischen Arbeit zum Waldaistgebiet im Mühlviertel. Zeitgleich heiratet er die aus Kaliningrad stammende Witwe Maria Z., deren Mann im Krieg gefallen ist und die zwei Töchter in die Ehe mitbringt, welche später von ihm adoptiert werden. Bis in die frühen 1960er Jahre ist er als Lehrer an Grazer Mittelschulen (u. a. am Akademischen Gymnasium) tätig. 1961 habilitiert sich Z. an der Univ. Graz für Physische Geografie und führt in seiner Studie »Die Hydrographie des nordostalpinen Karstes« die Ergebnisse aus den bisherigen Untersuchungen im Dachsteingebiet, im Hochschwab und im Toten Gebirge mit den damit verbundenen regional angelegten Markierungsversuchen zusammen. Dabei setzt sich Z. auch kritisch mit → O. Lehmanns Auffassungen zur Karsthydrografie auseinander und versucht im alten Disput zwischen der Karstgrundwassertheorie und der Theorie der selbstständigen Karstgefäße eine vermittelnde Stellung einzunehmen. 1965 habilitiert sich Z. auch für Landformenkunde an der Technischen Hochschule in Graz und ist 1965–73 als Oberassistent am Institut für Mineralogie und Technische Geologie tätig. Dortselbst entsteht eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit →  V. Maurin, die in zahlreichen gemeinsamen Publikationen mündet. Ausgangspunkt der Überlegungen von Z. bilden die Ergebnisse der großräumig angelegten Sporentriftversuche, die er gem. mit Maurin und dem Botaniker Alfred Mayr an den Abflüssen der Dachsteingletscher weiterentwickelt und optimiert. Die dem Grazer Chemiker Martin Dechant gelungene Entwicklung der Sporenfärbung ermöglicht es, unterschiedlich markierte Sporen zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten eines Karstgebietes einzuspeisen und damit die Anwendungsmöglichkeiten der Tracermethode zur Abgrenzung größerer Einzugsgebiete von Karstquellen zu erweitern. Dabei werden allerdings Befunde aus diesen Versuchen von Z. und seinen Fachkollegen z. T. auch überinterpretiert und die Möglichkeit der Sporenverschleppung durch unbedachte Kontamination bei der Handhabung außer Acht gelassen. Das Interesse an brauchbaren Methoden zur Markierung unterirdischer Wässer führt ab 1966 zu einer engeren Kooperation von Fachleuten wie Maurin, →  F. Bauer und Werner Käß, wodurch eine internationale Arbeitsgemeinschaft für Tracerhydrologie entsteht, die in meist vierjährigen Abständen (zuletzt 2005) ein »Symposium on Underground Water Tracing« veranstaltet. Um diese Methodik auch international besser bekannt zu machen, wirkt Z. an dem 1969–2005 im zweijährigen Rhythmus an der Technischen Univ. Graz abgehaltenen Universitätslehrgang »Postgraduate Training Course on Groundwater Tracing Techniques« mit. 1968 seitens der Univ. Graz mit dem Titel eines ao. Univ.-Professors ausgezeichnet, erhält Z. nach Einrichtung einer Abt. für Hydrogeologie an der Technischen Hochschule schließlich die Position und den Be559

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rufstitel eines ao. Univ.-Professors. In dieser Funktion leitet er bis 1982 die Abt., als er infolge seiner Kriegsinvalidität in den Ruhestand versetzt wird. Daneben fungiert er ab 1965 zuerst gem. mit Maurin und dann 1968–93 allein als Schriftleiter der von Alois Hauser gegründeten Zeitschrift »Steirische Beiträge zur Hydrogeologie«. Sein Wissen fasst Z. 1974 lehrbuchartig in dem Band »Karsthydrogeologie« zusammen. Weiters beschäftigt er sich auch mit quartärgeologischen Fragen im Zusammenhang mit eustatischen Meeresspiegelschwankungen, denen er zuerst 1965 gem. mit Maurin u. a. auf den Ionischen Inseln Kephallenia und Ithaka und später in den 1970er und 1980er Jahren im Rahmen eines Forschungsprojektes der Österr. Akademie der Wissenschaften in Saudi-Arabien nachgeht. Zudem ist Z. auch mit anwendungsorientierten Aspekten der Hydrogeologie wie Trinkwasserwirtschaft, Nutzung von Tiefenwässern und Thermalwasserressourcen befasst und wirkt an der 1975 ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft für geothermale Energie mit, deren beschränkte Möglichkeiten 1978 zur Gründung des Instituts für Geothermie und Hydrogeologie im damaligen Forschungszentrum Graz (später Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH) führen. Dieser steht Z. bis 1987 als Leiter, später bis 1993 als Seniordirektor vor. 1985 wird er zum korresp. und 1989 zum wirkl. Mitglied der Österr. Akademie der Wissenschaften gewählt, wo er sich in deren Quartärkommission betätigt. Zeitlebens erhält Z. zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Österr. Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1979), das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark (1984) und die Ritter-von-Haidinger-Medaille der Geologischen Bundesanstalt (1985). W.: Großformung und Talgeschichte im Gebiete der Waldaist. Jahrb. des Oberösterr. Musealvereines 96(1), 1951. S.  1–35. Die hydrogeologischen Verhältnisse im Raume des Buchkogels bei Graz. Beitr. zu einer Hydrogeologie Steiermarks 6, 1953. S.  24–31. Der Einzugsbereich von Quellen im Karstgebirge. Österr. Wasserwirtschaft 9(4), 1957. S.  77–86. Neue Ergebnisse der Karsthydrologie. Erdkunde (Bonn) 9, 1957. S. 107–117. Hydrologische Untersuchungen im östlichen Dachsteingebiet. Mitt. des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 87, 1957. S. 182–205. Beitrag zu den Problemen der Karsthydrographie mit besonderer Berücksichtigung der Frage des Erosionsniveaus. Mitt. der Geographischen Ges. in Wien 100, 1958. S.  101–130. (Mit V. Maurin)  : Die Untersuchung der Zusammenhänge unterirdischer Wässer mit besonderer Berücksichtigung der Karstverhältnisse. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 10–11, 1959. S. 1–184. Zur

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Frage der Niveaugebundenheit von Karstquellen und Höhlen. Ztschr. für Geomorphologie, Suppl.-Bd.  2, 1960. S.  100–102. Die Hydrographie des nordostalpinen Karstes. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 12–13, 1960–61. S.  53–183. (Mit F. Bauer)  : Zur Hydrographie des Tauplitz-Seenplateaus. Beitr. zur Alpinen Karstforschung 18, 1962. S.  1–26. (Mit V. Maurin)  : Karsthydrologische Untersuchungen im Toten Gebirge mit besonderer Berücksichtigung der versorgungswasserwirtschaftlichen Belange im Tauplitzgebiet. Österr. Wasserwirtschaft 16(5–6), 1964. S. 112–123. Entwicklung und Anwendung der Sporentrift. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 18–19, 1966–67. S.  235–240. (Mit H. Batsche, F. Bauer, H. Behrens, K. Buchtela u. a.)  : Vergleichende Markierungsversuche im Mittelsteirischen Karst 1966. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 18–19, 1966–67. S. 331–404. (Mit T. Dinçer, B. R. Payne, C. K. Yen)  : Das Tote Gebirge als

Entwässerungstypus der Karstmassive der nordöstlichen Kalkhochalpen. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 24, 1972. S. 71–109. (Mit V. Maurin)  : Der Andritz­ ursprung. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 24, 1972. S.  111–137. Karsthydrogeologie, 1974. (Mit R. Gospodaric) (Hg.)  : Markierung unterirdischer Wässer. Untersuchungen in Slowenien 1972–1975. Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 28, 1976. S.  7–257. (Mit S.  S. Al-Sayari, A. R. Jado) (Hg.)  : Quaternary Period in Saudi Arabia, 2 Bde., 1978/84. (Mit H. Hötzl, S. Wohnlich, R. Benischke)  : Verkarstung und Grundwasser im As Summan Plateau (Saudi-Arabien). Steirische Beitr. zur Hydrogeologie 44, 1993. S.  5–158. (Mit J. E. Goldbrunner) (Hg.)  : Die Mineral- und Heilwässer Österreichs. Geologische Grundlagen und Spurenelemente, 1993. (Mit M. A. Geyh, F. Riepler, A. Mettos, C. Georgiou)  : Klimaepochen, eustatische Meeresspiegelschwankungen und Strandterrassen im

östlichen Mittelmeer (Griechenland). Beitr. zur Hydrogeologie 49–50, 1999. S. 5–66. L.: H. Zojer  : Josef G. Zötl  – eine Würdigung. In  : T. Harum, H. Zojer (Red.)  : Festschrift Josef G. Zötl, 1981. S.  9–14. J. Zötl  : Ahnengeschichte der Färberfamilie Zötl von 1540 bis zur Gegenwart, 1993. N.N.: Univ.-Prof. Dr. Josef G. Zötl. Verbandsnachrichten  – MittBl. des Verbandes Österr. Höhlenforscher 52(5– 6), 2001. S. 53. H. W. Flügel  : Josef G. Zötl – Nachruf. Almanach der Österr. Akademie der Wissenschaften 152, 2002. S.  411–420. W. F. H. Kollmann  : em. a.o. Univ.-Prof. Dr. Josef G. Zötl. Jahrb. der Geologischen Bundesanstalt 143(1), 2003. S. 17–22. W. F. H. Kollmann  : A.o. Univ.-Prof. Dr. Josef G. Zötl. Mitt. der Österr. Geologischen Ges. 93, 2003. S. 189–193. H. Zetinigg  : Die »Österreichische Vereinigung für Hydrogeologie« und ihre Gründer. Ber. der Geologischen Bundesanstalt 96, 2012. S. 52–65.

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Abbildungsverzeichnis Abb. G. Abel  : Fred Rieder  : Porträtaufnahme (vermutlich um 1975). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. O. Abel  : Archiv der Universität Wien (Fotoalbum für Eduard Suess, 106.I.2500-358). Abb. W. Abrahamczik  : Aus  : Walter Abrahamczik  : Karsterscheinungen in der Umgebung von Lunz am See mit besonderer Berücksichtigung der Höhlen, 2 Bde., Dissertation Universität Wien, 1936. Abb. K. Absolon  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. K. Adametz  : Porträtaufnahme (um 1900). Österreichisches Staatsarchiv (AdR UWFuK BMU PA Sign. 3 u. 4). Abb. E. Aigner  : Privatsammlung Kurt Sulzbacher, Linz. Abb. L. F. v. Andrian-Werburg  : Adele Perlmutter  : Porträtfoto (1868). Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien. Abb. A. Andrich  : Egon Blaschka  : Porträt des Kunstsammlers Andrich (1965). Universalmuseum Joanneum in Graz, Museum für Geschichte, Multimediale Sammlungen (Fotosammlung, KB 203960). Abb. E. Angermayer v. Rebenberg  : Porträtfoto (1931), anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. V. Apfelbeck  : Aus  : Jovo Popović  : † Viktor Apfelbeck. Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini 46(1), 1934. S. 5. Abb. E. Arnberger  : Aus  : Ingrid Kretschmer (Hg.)  : Beiträge zur theoretischen Kartografie. Festschrift für Erik Arnberger. Wien  : Deutike 1977. Abb. A. Asal  : Höhlenbefahrung der Eisriesenwelt (Werfen) im August 1922 (Bildausschnitt). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. A. Auer  : Alfred Auer beim Befahren des Grubofenschachtes nördlich der Neubergalm bei Gröbming (1966). Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. A. Ausobsky  : Porträtfoto (um 1929). Privatsammlung Albert Ausobsky jun., Salzburg. Abb. P. Balogh v. Almás  : Aus  : N.N.: Almási Balogh Pál. Vasárnapi Ujság (Budapester Sonntags-Zeitung), 24.10.1858. S. 505–506. Abb. E. A. Bandl  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. L. Bartholomaeides  : Porträt (Budapest, 1868). Bibliothek und Archive der Eötvös-Loránd-Universität (KEP07189), Budapest. Abb. F. Bauer  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. E. Bednarik  : Unter dem Tropfsteintor (Bildausschnitt) der Tantalhöhle (um 1973). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. M. Bél  : Bildarchiv Austria, Österreichische Nationalbibliothek (PORT 00109154 01). Abb. A. Bergthaller  : Alfons Bergthaller bei Ausgrabungen in der Torrener Bärenhöhle bei Golling an der Salzach (um 1930). Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. L. V. Bertarelli  : Archiv der »Commissione Grotte Eugenio Boegan«, Triest. 563

Abb. F.-S. Beudant  : Archiv der »Académie des Sciences«, Paris. Abb. W. Biese  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. J. Binder  : Privatsammlung Andrea Schwarzlmüller, Obertraun. Abb. E. Bitzan  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. A. Boček  : Aus  : Rudolf Burkhardt, Přemysl Ryšavý  : Za Antonínem Bočkem. Československý kras 8–9, 1956. S. 111–115. Abb. H. Bock  : Porträtfoto in Jugendjahren. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. E. Boegan  : Archiv der »Commissione Grotte Eugenio Boegan«, Triest. Abb. A. W. Bögli  : Bernhard Fuchs  : Porträtfoto (13.6.1996). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. H. Brand  : Privatsammlung Friedhart Knolle, Wernigerode. Abb. S. Bredetzky  : Johann Niedermann  : Samuel Bredetzky (nach 1804). Bildarchiv Austria, Österreichische Nationalbibliothek (PORT 00014086 03). Abb. M. Breuer  : Dieter Bauer  : Porträtfoto (18.7.1984). Archiv für Ortsgeschichte, Museumsverein St. Gilgen. Abb. B. Brinšek  : Porträtfoto (1914). Aus  : Pavel Kunaver  : † Bogumil Brinšek. Planinski vestnik 20(8), 1914. S. 170. Abb. S. Brodar  : Porträtfoto (1930er Jahre). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. J. Bruckenberger  : Aus  : N.N.: Josef Bruckenberger †. Mitteilungen des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich 47(1), 2001. S. 5. Abb. M. Brunello  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark (Sammlung, Identifizierung und Aufarbeitung für Katasterzwecke  : Volker Weißensteiner). Abb. V. Büchel  : Porträtbild (1960). Privatsammlung Emil Büchel, Dornbirn. Abb. G. Calliano  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. J. Cerk  : Porträtsammlung der Slowenischen National- und Universitätsbibliothek (Narodna in univerzitetna knjižnica) in Ljubljana. Abb. T. Cholnoky  : Tamás Cholnoky  : Porträtfoto (1922). Fortepan Fotoarchiv (Nr. 29811). Abb. L. E. Comici  : Aus  : Leonardo Emilio Comici  : Alpinismo eroico, curato a suo tempo dal comitato nazionale del C.A.I. per le onoranze a Emilio Comici (Neuauflage). Turin  : Vivalda 1995. Abb. E. H. Costa  : Porträtsammlung der Slowenischen National- und Universitätsbibliothek (Narodna in univerzitetna knjižnica) in Ljubljana. Abb. H. Cramer  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. K. Cramer  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. H. Crammer  : Archiv für Geographie, Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig (Por-Crammer01). Abb. J. Cvijić  : Aus  : Vidojko Jović, Ana M. Petrović (Hg.)  : 150th Anniversary of Jovan Cvijić’s Birth. Belgrad  : Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste (Srpska akademija nauka i umetnosti) 2016. 564

Abb. W. Czoernig v. Czernhausen  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. J. Daneš  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. K. Divald  : Archiv der Ungarischen Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung (Magyar Karszt- és Barlangkutató Társulat) in Budapest. Abb. E. Dudich  : Aus  : N.N.: Dudich Endre díszelnöki székfoglaló beszéde. Karszt és Barlang 9(1), 1969. S. 1. Abb. K. Ehrenberg  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. O. Engelbrecht  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Tirol. Abb. K. Ertl  : Gustave Abel  : Porträtfoto im Einstiegsschluf der Tantalhöhle im Hagengebirge (um 1950). Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. J. Fasching  : Gesellschaft für Höhlenforschungen in Steiermark  : Erstbefahrung (Bildausschnitt) des Wildemannlochs bei Peggau (7.4.1895). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark. Abb. H. Fielhauer  : Privatsammlung Hannelore Fielhauer, Wien. Abb. H. Fischer  : Privatsammlung Peter Ludwig, Linz. Abb. G. Freytag  : Archiv der Eisriesenwelt-Gesellschaft, Werfen. Abb. J. Frivaldszky  : Aus  : János Frivaldszky  : Frivaldszky János (1822–1895). Az Entomológus, Akadémikus és Muzeológus. Szeged  : Primaware 2015 (Frontispiz). Abb. E. Fröhlich  : Archiv des Vereins für Höhlenkunde Ebensee. Abb. C. Fruwirth  : Porträtfoto aus dem Fotoalbum von Erich von Tschermak-Seysenegg. Bibliothek des Departments für Nutzpflanzenwissenschaften, Universitäts- und Forschungszentrum Tulln, Universität für Bodenkultur Wien. Aus  : Michal V. Simunek, Peter Ruckenbauer, Uwe Hoßfeld  : A half forgotten album. Photographs of 140 pioneers of early plant breeding/genetics. Folia Mendeliana 50(2), 2014. S. 23. Abb. E. Fugger  : Aus  : Eugen Pillwein, Vital Jäger  : Dr. Eberhard Fugger. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 59, 1919. S. 65. Abb. L. Fuhrich  : Porträtfoto (um 1923). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. J. Gaisberger jun.: Aus  : Robert Seebacher  : Johann Gaisberger (1931–2010). Mitteilungen des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 312. Abb. J. Gaisberger sen.: Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. H. Gams  : Hans Pitschmann  : Nachruf auf em. o. Univ.-Prof. Dr. phil. Helmut Gams (1893– 1976). Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 64, 1977. S. 207. Abb. P. Gamsjäger  : Privatsammlung Siegfried Gamsjäger, Obertraun. Abb. J. Gangl  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark (Sammlung, Identifizierung und Aufarbeitung für Katasterzwecke  : Volker Weißensteiner, Graz). Abb. L. Ganglbauer  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. A. Gaugg  : Privatsammlung Siegfried Gaugg, Scharnitz. Abb. G. Gaunersdorfer  : Aus  : N.N.: Landesgerichtsrat Gustav Gaunersdorfer †. Illustrierte Kronen-Zeitung, 17.10.1914. S. 2.

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Abb. A. Globočnik v. Sorodolski  : Porträtsammlung der Slowenischen National- und Universitätsbibliothek (Narodna in univerzitetna knjižnica) in Ljubljana. Abb. G. Götzinger  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. E. Graf  : Aus  : N.N.: Edmund Graf. Österreichische Touristenzeitung 6(18), 1886. S. 205. Abb. W. Gressel  : Walther Gressel (Bildausschnitt) und Albert Strasser am »3rd International Congress of Speleology« in Wien (1961). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. J. K. Groß  : Aus  : Friedrich Hans Ucik  : Dr. med. Josef Carl Groß jun. Carinthia II 191/111, 2001. S. 73–82. Abb. H. Gruber  : Alfred Asal  : Porträtaufnahme vor dem Pongauer Horst (1926). Archiv des Hauses der Natur in Salzburg. Abb. A. Grund  : Archiv der Universität Wien (Fotoalbum für Eduard Suess, 106.I.2500-360). Abb. F. Habe  : Porträtfoto (um 1998). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. M. Hackenberg  : Privatsammlung Gerhard Völkl, Vösendorf. Abb. L. Hacker  : Gustav Simon  : Porträtfoto (vermutlich um 1910). Stiftsarchiv Göttweig. Abb. O. Hamann  : Porträtfoto (1917). Abteilung Handschriften und seltene Drucke, Universitätsbibliothek Göttingen (Sammlung Voit). Abb. L. Handl  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. A. T. Hanke  : Peter August Pazze (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1873–1892, 1893. S. 352. Abb. H. Hassinger  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. F. v. Hauer  : Adolf Dauthage  : Lithografie (1859). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. E. A. Hauser  : Museum Reference & Hart Nautical Collections. Museum of the Massachusetts Institute of Technology (USA). Abb. L. Hauser  : Privatsammlung Elfriede Hauser, Lilienfeld. Abb. M. Häusler  : Ulrike Hartl  : Porträtfoto (November 1986). Privatsammlung Eckart Herrmann, Wien. Abb. E. Hegewald  : Privatsammlung Michael Riedl, Kapfenberg. Abb. M. Hell  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. F. C. Heller  : Universitätsarchiv Innsbruck. Aus  : Erhard Christian  : Die Frühzeit der Höhlenentomologie in Österreich. Denisia 8, 2003. S. 86. Abb. O. Herman  : Archiv der Ungarischen Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung (Magyar Karszt- és Barlangkutató Társulat) in Budapest. Abb. P. Hirsch  : Peter Hirsch (Bildausschnitt) und Helga Hartmann in der Križna jama (Slowenien). Privatsammlung Wilhelm Hartmann, Wien. Abb. F. v. Hochstetter  : Bruno Hamel  : Ferdinand von Hochstetter in Neuseeland (1859). Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien. Abb. R. Hoernes  : Franz Heritsch  : Zur Erinnerung an Rudolf Hoernes. Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines der Steiermark 49, 1913. S. 2. Abb. H. Hofer  : Porträtfoto (1981). Privatarchiv Fritz Geissler, Weiz. 566

Abb. E. Hofinger  : Archiv des Vereins für Höhlenkunde Ebensee. Abb. E. Hofmann  : Elise Hofmann (Bildausschnitt) mit Georges Deflandre im Labor für Mikropaläontologie an der École Pratique des Hautes Études in Paris (13.7.1954). Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien. Abb. R. Hofmann  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. H. Hofmann-Montanus  : R. Tomaselli  : Porträtfoto (um 1937). Aus  : N.N.: Hofrat Hans Hofmann-Montanus. Die Bühne (466), 1938. S. 16. Abb. F. J. H. v. Hohenwart  : Matevž Langus  : Porträt (1835). Archiv des Slowenischen Nationalmuseums (Narodni muzej Slovenije) in Ljubljana. Abb. H. Holzmann  : Heiner Thaler  : Porträtfoto (um 2009). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. O. Hossé  : Privatsammlung Jennifer Melcher, Wolfsberg-Kleinedling. Abb. G. Hubmayr  : Privatsammlung Thomas Waldhör, Wien. Abb. F. Hütter  : Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. E. Hüttner  : Aus  : Robert Seebacher  : Erwin Hüttner (1926–2012). Mitteilungen des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 29–31, 2012. S. 314. Abb. H. Ilming  : Porträtfoto (1972). Privatsammlung Heiner Thaler, Behamberg. Abb. H. Janetschek  : Heinz Janetschek bei der Tagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Innsbruck (1968). Aus  : Konrad Thaler  : In memoriam em. Univ.-Prof. Dr. Heinz Janetschek. Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 84, 1997. S. 411. Abb. K. Jordán  : Aus  : Márton Sain  : Nincs királyi út  ! Matematikatörténet. Budapest  : Gondolat 1986. S. 793. Abb. O. Kadić  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. L. Karner  : Jugendporträt. Privatsammlung Josef Weichenberger, Linz. Abb. F. Karrer  : Archiv der Universität Wien (Fotoalbum für Eduard Suess, 106.I.2500-109). Abb. F. Katzer  : Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien. Abb. T. Kerschner  : Aus  : Gerald Mayer  : Theodor Kerschner. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 117(2), 1972. S. 17. Abb. E. Kiesling  : Vertreter der staatlichen und akademischen Höhlenforschung (Bildausschnitt) auf der Schönbergalpe nach der ersten Höhlenführer-Prüfung (12.5.1929). Archiv der Eisriesenwelt-Gesellschaft, Werfen. Abb. M. Kirchschlager  : Privatsammlung Kurt Sulzbacher, Linz. Abb. E. Kittel  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. J. Kling  : Porträtfoto (1939). Privatsammlung Hana Mahlerová, Prag. Abb. W. v. Knebel  : Porträtfoto (um 1906). Österreichische Illustrierte Zeitung, 4.8.1907. S. 998. Abb. J. Knies  : Aus  : Petr Kostrhun  : Jan Knies (1860–1937). Brno  : Ústav archeologické pamtkové péče a Ústav archeologie a muzeologie FFMU v Brně, 2008. S. 91. Abb. S. Kofler  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. A. Koppenwallner  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. F. X. Koppenwallner  : Beim Vermessen der Gruberhornhöhle am Hohen Göll. Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. O. Körber  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark (Sammlung, Identifizierung und Aufarbeitung für Katasterzwecke  : Volker Weißensteiner, Graz). 567

Abb. L. Kostelka  : Ludwig Kostelka anlässlich der Verleihung des Landes-Kulturpreises (1984). Privatsammlung Peter Kostelka, Wien. Abb. A. Král  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. F. J. Kraus  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich. Abb. N. Krebs  : Archiv der Universität Wien (Fotoalbum für Eduard Suess, 106.I.2500-373). Abb. W. Krieg  : Aus  : Hubert Trimmel  : In memoriam Walter Krieg (1930–2000). Die Höhle 51(1), 2000. S. 24. Abb. M. Křiž  : Aus  : Karel Absolon  : Moravský kras. Bd. 1. Prag  : Academia 1970. Abb. J. Kunaver  : Archiv des Gorenjski muzej in Kranj (Slowenien). Abb. P. Kunaver  : Privatsammlung Jurij Kunaver, Ljubljana. Abb. H. Kuntscher  : Privatsammlung Edith Nairz, Innsbruck. Abb. G. Kyrle  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. G. Lackner  : Privatsammlung Norbert Leutner, Bad Ischl. Abb. G. Lahner  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. H. Lammer  : Porträtfoto (um 2010). Privatsammlung Günter Lammer, Langenwang. Abb. L. Lämmermayr  : Archiv der Universität Wien (Fotoalbum für Eduard Suess, 106.I.2500372) Abb. B. Langer  : Privatsammlung Andreas Langer, Klagenfurt. Abb. H. Lechner  : Heinrich Lechner (Bildausschnitt) in der Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee. Archiv des Vereins für Höhlenkunde Ebensee. Abb. O. Lehmann  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. G. Limberger  : Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. K. Mais  : Heiner Thaler  : Porträtfoto (vermutlich um 2005). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. A. Makowsky  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. A. Mali  : Privatsammlung Michael Riedl, Kapfenberg. Abb. C. de Marchesetti  : Aus  : Moritz Příhoda  : Carlo de Marchesetti. Österreichische Botanische Zeitschrift 23(1), 1883. S. 1–8 (Frontispiz). Abb. O. Marinelli  : Porträtfoto aus dem Fotoalbum  : Facoltà di Scienze matematiche, fisiche e naturali (Hg.)  : A Giovanni Omboni nel cinquantesimo anno dalla laurea (Padova, 29 Maggio 1902). Padova  : Società cooperativa tipografica 1902. Biblioteca di Geoscienze, Università degli Studi di Padova (Cartoteca – Sezione Antica). Abb. J. Marinitsch  : Peter August Pazze (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1873–1892, 1893. S. 352. Abb. A. v. Markovits  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. É.-A. Martel  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. H. Matz  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich. Abb. V. Maurin  : Privatsammlung Ralf Benischke, Graz. Abb. A. Mayer  : Postkarte (1913), versendet an die Ministerialkommission für Höhlenforschung. 568

Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Bestände des Speläologischen Instituts in Wien, 1922–38). Abb. A. Mayer  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. A. Meeraus  : Höhlenbefahrung der Eisriesenwelt (Werfen) im August 1922 (Bildausschnitt). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. A. Mörk v. Mörkenstein  : Archiv der Eisriesenwelt-Gesellschaft, Werfen. Abb. A. Morocutti  : Albert Morocutti »am Horchposten« in der Gruberhornhöhle am Hohen Göll (1968). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. F. v. Morton  : Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. L. K. Moser  : Archiv der Universität Wien (Fotoalbum für Eduard Suess, 106.I.2500-168). Abb. M. Mottl  : Egon Blaschka  : Frau Dr. Maria Mottl mit vorzeitlichen Funden in der Abteilung Geologie des Universalmuseums Joanneum (um 1950). Universalmuseum Joanneum in Graz, Museum für Geschichte, Multimediale Sammlungen (Fotosammlung, KB 097343). Abb. F. Mühlhofer  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. F. Müller  : Aus  : Peter August Pazze (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1873–1892, 1893. S. 352. Abb. G. Mutschlechner  : Privatsammlung Christoph Spötl, Innsbruck. Abb. J. A. Nagel  : Aus  : Joseph Anton Nagel  : Beschreibung deren auf allerhöchsten Befehl Ihro Röm. kaiserlichen königlichen Maytt. Francisci I untersuchten, in dem Herzogthume Crain befindlichen Seltenheiten der Natur (1748). Unveröff. Manuskript. Österreichische Nationalbibliothek (Handschrift-Cod. 7854). Tab. 19. Abb. F. H. Neuherz  : Ernst Ebermann  : Porträtfoto. Privatsammlung Erhard Christian, Wien. Abb. K. Nuck  : Privatsammlung Franz Moitzi, Zeltweg. Abb. J. Nyáry v. Nyáregyháza  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. E. Oberegger  : Archiv der Naturfreunde Kienberg/Gaming. Abb. F. Oedl jun.: Porträtfoto (2006). Archiv der Eisriesenwelt-Gesellschaft, Werfen. Abb. F. Oedl sen.: Archiv der Eisriesenwelt-Gesellschaft, Werfen. Abb. R. Oedl  : Porträtfoto (1968). Archiv der Eisriesenwelt-Gesellschaft, Werfen. Abb. J. Pascher  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark (Sammlung, Identifizierung und Aufarbeitung für Katasterzwecke  : Volker Weißensteiner, Graz). Abb. P. Patek  : Privatsammlung Regine Patek, Wien. Abb. P. P. Pazze  : Peter August Pazze (Red.)  : Chronik der Sektion Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1873–1892, 1893 (Frontispiz). Abb. F. Pergar  : Werkmeister Franz Pergar (Bildausschnitt) mit Lehrlingen der Ebenseer Solvay-Werke (1911). Privatsammlung Dietmar Kuffner, Reindlmühl. Abb. I. A. Perko  : Archiv des Notranjski Muzej in Postojna (Slowenien). Abb. E. F. Petritsch  : Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. K. Pfandl  : Aus  : N.N.: Zum Gedenken an Karl Pfandl. Mitteilungen des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier 6(1), 1987. S. 3. Abb. K. Pilz  : Karl Pilz (Bildausschnitt) neben jüngeren Höhlenforschern anlässlich der Schu-

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lungswoche des Verbands Österreichischer Höhlenforscher in Obertraun (1971). Privatsammlung Heiner Thaler, Behamberg. Abb. R. Pilz  : Roman Pilz am Tisch sitzend neben anderen Höhlenforschern, anlässlich der Schulungswoche des Verbands Österreichischer Höhlenforscher in Obertraun (1971). Privatsammlung Heiner Thaler, Behamberg. Abb. R. R. Pirker  : Passfoto im Mitgliedsausweis des Landesvereins für Höhlenkunde in Niederösterreich (um 1932). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich. Abb. K. Plasonig  : Konrad Plasonig (Bildausschnitt) und Heinrich Mrkos (um 2005). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich. Abb. J. Pollak  : Joseph Kling  : »Kapelle« in der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun (um 1910). Privatsammlung Andrea Schwarzlmüller, Obertraun. Abb. J. Pollanschütz  : Archiv des Vereins für Höhlenkunde Ebensee. Abb. A. v. Posselt-Csorich  : Porträtfoto (1890). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. W. Putick  : Aus  : Tedenske slike – priloga Domovini (Zeitung, Ljubljana), 31.01.1929. S. 2. Abb. M. Rachelsperger  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. R. Radislovich  : Privatsammlung Gerhard Winkler, Bad Fischau-Brunn. Abb. W. Rassl  : Privatsammlung Timo Rassl, Wien. Abb. J. Reisenauer jun.: Privatsammlung Kurt Sulzbacher, Linz. Abb. J. Reisenauer sen.: Privatsammlung Kurt Sulzbacher, Linz. Abb. F. Reitzelsdorfer  : Privatsammlung Doris Krammer, Michaelnbach. Abb. W. Repis  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. J. Resch  : Privatsammlung Hannes Resch, Wien. Abb. F. Rettich  : Privatsammlung Erhard Fritsch, Linz. Abb. E. Richter  : Aus  : N.N.: Berühmte Geographen, Naturforscher und Reisende. Eduard Richter. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik 20, 1898. S. 86. Abb. H. Rihl  : N.N.: Winter an der Front (1916/17). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. T. Rullmann  : Theodor Rullmann (Bildausschnitt) mit Albert Strasser auf dem Dr.-FriedrichOedl-Haus bei Werfen (11.09.1984). Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. R. v. Saar  : Alexander von Mörk  : Die beiden Brüder Rudolf und Ferdinand von Saar (Ausschnitt aus einer Zeichnung, um 1912). Fotosammlung Gustave Abel. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. H. Salzer  : Privatsammlung Heinrich Salzer jun., Wien. Abb. J. Schadler  : Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien. Abb. F. Schafelner  : Privatsammlung Erhard Fritsch, Linz. Abb. A. Schaffenrath  : Aloys Schaffenrath  : Ansicht des Säulensturzes bey den [sic  !] sogenannten beschwerlichen Durchgange. Aus  : Franz von Hohenwart  : Wegweiser für die Wanderer in der berühmten Adelsberger und Kronprinz Ferdinands-Grotte bei Adelsberg in Krain. 3. Teil. Ljubljana  : Kleinmayr 1832 (Tafel 1). Abb. C. v. Schallenberg  : Bildersammlung. Oberösterreichisches Landesmuseum (G 80), Linz. Abb. O. Schauberger  : Privatsammlung Thomas Nussbaumer, Bad Ischl. Abb. I. R. Schiner  : Bildarchiv Austria, Österr. Nationalbibliothek (PORT 00159097 01). 570

Abb. M. E. Schmid  : Privatsammlung Erhard Christian, Wien. Abb. A. A. Schmidl  : Aus  : N.N.: Schmidl Adolf. Az ország tükre (Zeitung, Budapest), 1.10.1864. S. 1. Abb. F. J. Schmidt  : Archiv des Notranjski Muzej in Postojna (Slowenien). Abb. K. Schneider  : Porträtfoto (1966). Privatsammlung Heiner Thaler, Behamberg. Abb. K. Schoßleitner  : Landesarchiv Salzburg (Nachlass Karl Schoßleitner). Abb. M. Šeber  : Archiv des Notranjski Muzej in Postojna (Slowenien). Abb. R. Seemann  : Heinz Holzmann  : Porträtfoto auf der Schönbergalm bei Obertraun (2010). Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. J. Segl  : Robert Seebacher  : Porträtfoto. Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. C. Seppenhofer  : Archiv des »Centro Ricerche Carsiche C. Seppenhofer«, Gorizia (Italien). Abb. W. Siegl  : Privatsammlung Michael Riedl, Kapfenberg. Abb. K. Siegmeth  : Henrik Horusitzky  : Karl Siegmeth  – sein Leben und Wirken. Barlangkutatás (Höhlenforschung) 1(1), 1913. S. 3. Abb. F. Simony  : Aus  : Albrecht Penck  : Friedrich Simony. Leben und Wirken eines Alpenforschers, ein Beitrag zur Geschichte der Geographie in Österreich. Wien  : Hölzel 1898 (Frontispiz). Abb. H. Spandl  : Otto Pesta  : Porträtfoto (14.7.1926). Aus  : Otto Pesta  : Hermann Spandl †. Speläologisches Jahrbuch 7–9, 1926–28. S. 1. Abb. J. Sperl  : Porträtfoto (1920er Jahre). Privatsammlung Michael Riedl, Kapfenberg. Abb. R. G. Spöcker  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. H. Steiger v. Amstein  : Porträtfoto in der Uniform eines Rittmeisters der k. k. Gendarmerie. Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Sammlung Personen). Abb. F. A. v. Steinberg  : Aus  : Franz Anton von Steinberg  : Gründliche Nachricht von dem in Inner-­ Crain liegenden Czirknizer See. Ljubljana  : Reichhardt 1758. Abb. E. M. Straka  : Privatsammlung Ernst Straka, Wald am Schoberpass. Abb. J. Strouhal  : Privatsammlung Erhard Christian, Wien. Abb. G. Stummer  : Privatsammlung Rita Stummer, Wien. Abb. J. Szombathy  : Porträtaufnahme (vermutlich um 1885). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. L. Teissl  : Porträtfoto (um 1938). Österreichisches Staatsarchiv (Personalakt Gewerbeinspektion AdR BMfsV Präs PA Teissl Dr. Ludwig). Abb. M. Thalhammer  : Michael Thalhammer vor dem unteren Eingang der Schwarzmooskogel-Eishöhle (August 1952). Archiv des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier, Bad Mitterndorf. Abb. R. Trampler  : Aus  : Karel Absolon  : Moravský kras. Bd. 1. Prag  : Academia 1970. Abb. H. Trimmel  : Privatsammlung Michael Trimmel, Inzersdorf. Abb. K. Trotzl  : Privatsammlung Erhard Fritsch, Linz. Abb. J. W. v. Valvasor  : Aus  : Johann Weichard von Valvasor  : Die Ehre Deß Hertzogthums Crain. Bd. 1. Nürnberg  : Endter 1689 (Frontispiz). Abb. I. Vass  : Selbstporträt. Archiv der Ungarischen Gesellschaft für Karst- und Höhlenforschung (Magyar Karszt- és Barlangkutató Társulat) in Budapest.

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Abb. J. Vornatscher  : Walter Hödl  : Bei der Demonstration von Krebsen während einer Studentenexkursion in die Mach-Auen (um 1980). Privatsammlung Erhard Christian, Wien. Abb. F. G. Waldner  : Privatsammlung Georg Waldner, Mödling. Abb. H. Wankel  : Archiv der Höhlenverwaltung der Tschechischen Republik (Správa jeskyní České republiky) in Průhonice (Tschechien). Abb. J. Wawřička  : Bildausschnitt aus dem Gruppenbild der Teilnehmer an der ersten Höhlenführerprüfung im »Tristandom« der Dachstein-Rieseneishöhle (Obertraun) im Mai 1929. Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien. Abb. L. Weirather  : Legitimationskarte für Beamte der k. u. k. Militär-Post und Telegraphen-Anstalt (Sarajevo, 7.6.1913). Stadtarchiv Innsbruck (Div-381). Abb. O. Wettstein v. Westersheimb  : Josef Eiselt  : A.o. Universitätsprofessor Dr. phil. Otto Wettstein-­ Westersheimb †. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 70, 1967. S. 2. Abb. L. Wiener  : Archiv des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Abb. G. Wiesinger  : Porträtfoto (Raucherkar-Expedition Juli 1986). Privatsammlung Peter Ludwig, Linz. Abb. A. Wildenauer  : Aus  : Alois Wildenauer  : Der Ruf der Berge. Lebensgeschichte eines österreichischen Bergsteigers, 1948 (Frontispiz). Abb. R. Willner  : Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. K. Willvonseder  : Stadtarchiv Salzburg (Fotosammlung 1210.0605). Abb. H. v. Wissmann  : Privatarchiv Ralf Benischke, Graz. Abb. B. Wolf  : Franz Mühlhofer  : Porträtfoto (um 1930). Archiv der Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe, Naturhistorisches Museum Wien (Porträtsammlung). Abb. L. G. v. Wurmbrand-Stuppach  : Julius Löwy  : Porträtfoto. Bildarchiv Austria, Österr. Nationalbibliothek (PORT 00022790 01). Abb. G. Žiberna  : Archiv des Vereins »Jamarsko društvo Gregor Žiberna Divača«, Divača (Slowenien). Abb. S. Zimmerebner  : Daniel Fliesser  : Porträtfoto (2014). Privatsammlung Daniel Fliesser, Salzburg. Abb. J. Zötl  : Aus  : Helmut W. Flügel  : Josef Zötl. Almanach der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 152, 2002. S. 413.

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REISEN IN DIE TIEFE VON DER ANTIKE BIS INS 20. JAHRHUNDERT

Johannes Mattes Reisen ins Unterirdische Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung in Österreich bis in die Zwischenkriegszeit 2015. 410 Seiten, 60 s/w-Abb., gebunden € 50,00 D | € 52,00 A ISBN 978-3-205-79687-9

Finsternis. Ein neben einer Rolle Seil kniender Mann, der das Licht seiner Lampe auf einen vor ihm abfallenden Schacht richtet. – An den Höhleneingängen vermählen sich für den Betrachter Tag und Nacht, Diesseits und Jenseits, Wirklichkeit und Traum. Die Neugier, welche Menschen seit jeher in die Löcher und Leerstellen in unserem Wissen absteigen lässt, zog gleichsam Forscher wie Gelehrte, Künstler, Abenteurer und Einheimische in ihren Bann. Am Schnittpunkt zahlreicher Diskurse sind Höhlen nicht an den Rändern, sondern als Kern einer umfassenden Beschäftigung mit dem Unterirdischen im Zentrum der menschlichen Kultur zu verorten. Das Buch zeichnet aus kultur- und wissenschaftshistorischer Perspektive in einem einzigartigen Bogen von der Antike bis ins 20. Jahrhundert die Wege früher Reisender in die Tiefe nach.

Preisstand 1.1.2019

EIN REICH BEBILDETER KATALOG ÜBER EINE DER ERSTEN DEUTSCHEN HIMALAYA-EXPEDITIONEN

Moritz Brescius | Friederike Kaiser | Stephanie Kleidt (Hg.) Über den Himalaya Die Expedition der Brüder Schlagintweit nach Indien und Zentralasien 1854 bis 1857 2015. 388 Seiten, 248 farb. und s/w-Abb., gebunden € 35,00 D | € 36,00 A ISBN 978-3-412-22493-6

Die Geografen Hermann und Robert Schlagintweit sowie der Geologe Adolph Schlagintweit zählen zu den ersten deutschen Wissenschaftlern, die den Himalaya und das Karakorum-Gebirge erforschten. Die Expedition war von Alexander v. Humboldt angeregt und durch die britische Ostindien-Kompanie sowie den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. finanziert worden. Diese Konstellation erwies sich als konfliktreich. Die Entdeckungsreisenden sahen sich der universalwissenschaftlichen Naturforschung Humboldts verpflichtet – aber auch den politischen und wirtschaftlichen Interessen ihrer britischen Auftraggeber. Dies und der unterschiedliche Wissensstand über Asien in Großbritannien und dem restlichen Europa sorgten für kontroverse Bewertungen der Expedition, die zwischen einer Glorifizierung der Brüder als herausragender Entdecker und ihrer kompletten Ablehnung schwankten.

Preisstand 1.1.2019

DENKANSTÖSSE ZUM THEMA NACHHALTIGKEIT – NEUE BLICKWINKEL AUF LANDSCHAFTSMALEREI

Sybille Heidenreich Das ökologische Auge Landschaftsmalerei im Spiegel nachhaltiger Entwicklung 2018. 314 Seiten, gebunden € 35,00 D | € 36,00 A ISBN 978-3-205-20667-5

Landschaftsmalerei zeigt oft mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Vor diesem Hintergrund führt Sybille Heidenreich auf eine einfühlsame Reise durch die Kunstgeschichte und eröffnet mit dem »Ökologischen Auge« neue Blickwinkel auf deren Aussagekraft. Die ästhetische Wirkung der Bilder schafft Vorstellungsräume für den Umgang mit Natur und stellt frühe Anzeichen zerstörerischer Entwicklungen zur Schau: Ungebremste Industrialisierung, Schädigung von Ökosystemen und Klimakatastrophen. So geben die gezeigten Beispiele etwa von Dürer, Monet und van Gogh Aufschluss darüber, wie es zu heutigen ökologischen Krisensituationen gekommen ist und bieten wertvolle Denkanstöße zum Thema Nachhaltigkeit.

Preisstand 1.1.2019

EINE BIOGRAPHIE IM SPANNUNGSFELD WISSENSCHAFTLICHEN UMBRUCHS IM 19. JAHRHUNDERT

Helmut Sattmann | Verena Stagl Der Herr der Würmer Leben und Werk des Wiener Arztes und Parasitologen Johann Gottfried Bremser (1767-1827) 2013. 240 Seiten, 27 s/w-Abb., 8 farb. Abb. in Tafelteil, gebunden € 35,00 D | € 36,00 A ISBN 978-3-205-78921-5

Johann Gottfried Bremser (1767-1827) ließ sich 1797 in Wien als praktischer Arzt nieder, wo er sich als „Wurmdoktor“ und engagierter Verfechter der Kuhpockenimpfung einen Namen machte. Ab 1808 war er im „k. k. Naturalien Cabinete“ tätig, wo er die weltgrößte „Eingeweidewurm-Sammlung“ anlegte. Er konnte das Wissen über den Körperbau und die Vielfalt dieser Tiere beträchtlich vermehren und veröffentlichte seine Studien in wissenschaftlichen und populären Schriften. Bremser gilt als Galionsfigur der Parasitologie in Österreich und war Vorbild und Mentor einer ganzen Generation von Ärzten und Naturforschern. Wegen seiner Bildung, seinem Witz und seiner Streitbarkeit ist seine Biographie im Spannungsfeld wissenschaftlichen Umbruchs im frühen 19. Jahrhundert von besonderem Reiz.

Preisstand 1.1.2019