201 90 32MB
German Pages 346 [351] Year 2004
Studien und Texte zu Antike und Christentum Studies and Texts in Antiquity and Christianity Herausgeber/Editor:
CHRISTOPH MARKSCHIES
(Berlin)
Beirat/Advisory Board (Berlin) • GIOVANNI C A S A D I O (Salerno) (Berkeley) • J O H A N N E S H A H N (Münster) J Ö R G R Ü P K E (Erfurt)
HUBERT CANCIK SUSANNA E L M
21
ARTIBUS
Bernhard Mutschier
Irenäus als johanneischer Theologe Studien zur Schriftauslegung bei Irenäus von Lyon
Mohr Siebeck
geboren 1967; Studium der Evangelischen Theologie, Altphilologie und Religionswissenschaft in Neuendettelsau, Tübingen, Jerusalem, Heidelberg und Wien; Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg; Wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg; 2003 Promotion. BERNHARD MUTSCHLER,
978-3-16-158664-4 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019 ISBN 3-16-148284-0 ISSN 1436-3003 (Studien und Texte zu Antike und Christentum) Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2004 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Druckpartner Rübelmann GmbH in Hemsbach auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Schaumann in Darmstadt gebunden.
Vorwort ... multa de veteri, multa de novo Testamento ... fldeliter et luculenter exponit'.
Neues Testament und Patristik haben einen Hang zueinander. Jenes mündet in diese, und diese kommt zuallererst von jenem her. Was so bedeutenden Gelehrten wie Adolf von Harnack, Hans Lietzmann, Kurt Aland, Heinrich Kraft oder auch - hier in Heidelberg - Hans von Campenhausen selbstverständlich war, wird heute vielfach außer Acht gelassen und muß von der jüngeren Generation erst wieder erarbeitet werden. An zeitgenössischen Vorbildern fehlt es nicht: Georg Kretschmar und Norbert Brox müssen als Beispiele genannt werden. Diese und andere bezeugen mit ihrem Werk die Zusammengehörigkeit von Patristik und Neuem Testament. Heute sind beide Bereiche verschiedenen Hauptfächern innerhalb des theologischen Feldes zugeordnet; diese Trennung ist jedoch erst ein gutes Jahrhundert alt. Umso mehr wird sie seitdem befestigt durch die wachsende Spezialisierung in beiden Disziplinen. Biographisch hat dies zur Folge, dass zu einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt eine klare Entscheidung notwendig ist, die in vielen Fällen eine Lebensentscheidung vorwegnimmt. Doch so verschiedene Forscher wie Martin Hengel und Klaus Berger raten zu einem Überspringen der Disziplingrenzen, Ersterer beispielsweise in seiner 1993 vorgetragenen Presidential Address vor der Studiorum Novi Testamenti Societas (abgedruckt in: NTS 40, 1994, 321-357), Letzterer im Gespräch. Dass das Neue Testament und die frühe Kirchengeschichte Schlüssel füreinander sein können, ist zu meiner persönlichen, mich im wahrsten Sinne des Wortes bewegenden Erfahrung geworden. Präludiert durch Eindrücke von Henning Paulsen, Norbert Brox und Martin Hengel während meines Studiums nahm dies seinen Ausgangspunkt bei dem Vorschlag Prof. Hengeis, das Verhältnis zwischen Irenäus und Johannes bzw. seiner Auslegung des Corpus Johanneum genauer zu untersuchen. Was der angehende Vikar unter neutestamentlichen Vorzeichen mit auf den Weg nahm, bekam einen kirchengeschichtlichen Schub mit Beginn einer entsprechenden Assistentur in Heidelberg.
1
Florus, Diakon in Lyon um die Mitte des neunten Jahrhunderts, über Irenäus, vgl. Adversus Haereses II, CLXXVIII.
W . W . HARVEY,
VI
Vorwort
Die vorliegende Arbeit ist die leicht gekürzte Fassung meiner im Sommer 2002 abgeschlossenen und von der Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg im darauf folgenden Sommersemester angenommenen Dissertation. Mein mehrfacher Dank gilt Prof. Dr. Christoph Markschies für seine Förderung in sieben Heidelberger Semestern. Der Dank bezieht sich auch auf die Hinweise seines Erstgutachtens, die in die Überarbeitung zur Drucklegung eingeflossen sind; außerdem danke ich ihm für die Aufnahme des Buches in die Reihe Studien und Texte zu Antike und Christentum/Studies and Texts in Antiquity and Christianity (STAC). Hierfür danke ich auch dem Verleger sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Verlag Mohr Siebeck in Tübingen. Für das Zweitgutachten mit Hinweisen zum zweiten Jahrhundert, zu neutestamentlichen Fragestellungen und zur statistischen Darstellungsweise danke ich herzlich Prof. Dr. Peter Lampe, der zugleich „Acting Dean" meiner Promotion war. Prof. Dr. Martin Hengel, der mir schon im Studium wegweisende Impulse gab, las die Arbeit in einem früheren Stadium sehr gründlich durch und begleitete ihre Fertigstellung mit Rat und Tat. Ganz herzlichen Dank für so vieles! Die vorgelegte Überblicksdarstellung basiert zugleich auf einer noch unveröffentlichten Spezialuntersuchung in Form eines Kommentars zu den johanneischen Bezugnahmen im dritten Buch von Adversus Haereses. Dieser soll in absehbarer Zeit veröffentlicht werden. Die historischen Angaben des Irenäus über den Verfasser des Corpus Johanneum habe ich separat und zusammenfassend behandelt in einem in Kürze erscheinenden Aufsatz (Was weiß Irenäus vom Johannesevangelium? Der historische Kontext des Johannesevangeliums aus der Perspektive seiner Rezeption bei Irenäus von Lyon; in: Kontexte des Johannesevangeliums. Religions- und traditionsgeschichtliche Studien [WUNT], [Hgg.] Jörg Frey/Udo Schnelle unter Mitarbeit von Juliane Schlegel. Tübingen 2004, abschließender Beitrag des Bandes). Anlässlich der Promotion geht der Blick auch zurück in die Studienzeit. Hier danke ich der Studienstiftung des deutschen Volkes, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst für ein Studienjahr in Jerusalem sowie dem Evangelischen Stift in Tübingen. Allen namentlich zu danken, ist nicht möglich. Über die bereits Genannten hinaus sind jedoch diejenigen neutestamentlichen Lehrer zu nennen, die mich mehrere Semester lang mit stetem Wohlwollen begleitet haben: Prof. Dr. Christian Dietzfelbinger (Tübingen), Prof. Dr. Otfried Hofius (Tübingen), Prof. P. Dr. Benedikt Schwank OSB (Beuron und Jerusalem), Prof. Dr. Gerd Theißen (Heidelberg) und Prof. Dr. Wolfgang Stegemann (Neuendettelsau), der trotz seines Rektorats die erwachende wissenschaftliche Begeisterung seines Famulus zu fördern verstand. Mein Dank gilt auch Prof. Dr. Hubert Cancik, Prof. Dr. Thomas Alexander Szlezäk und Herrn Jürgen Wippern vom Phi-
Vorwort
VII
lologischen Seminar der Universität Tübingen. Leider erleben P. Dr. Laurentius Klein OSB und Prof. Dr. Joachim Mehlhausen nicht mehr das Erscheinen dieses Buches. Im persönlichen Umfeld danke ich für guten Rat, für Ermutigung und Begleitung während der Abfassung meiner Dissertation Prof. Dr. Martin Metzger (Flintbek), Prof. Dr. Jörg Frey (München), den vier Heidelberger Assistentenkollegen Ulrike Kugler-Schopp, Henrik Hildebrandt, Pfarrer Boris Wagner-Peterson und Oliver Weidermann, der Lehrstuhl-Sekretärin Frau Waltraud Anzinger, dem früheren Neckartailfinger Pfarrkollegen Hans Joachim Kienzle und seiner Familie (Isny und Tübingen) sowie Dr. Uta Zwingenberger (Münster und Osnabrück). Rosemarie Mutschier (Nürnberg) hat gemeinsam mit meiner Frau Korrektur gelesen; für liebevolle Unterstützung danke ich von Herzen meinen Schwestern mit ihren Familien, meinen lieben Eltern, Schwiegereltern, Kindern und meiner Frau Birgit Rettich-Mutschler. Gewidmet ist das Buch unserem jüngsten Sohn David Paul Mutschier, dessen bevorstehende Ankunft die Abgabe der Dissertation beschleunigte. Heidelberg, den 31. Dezember 2003
Bernhard Mutschier
Inhalts verzeichni s Vorwort Verzeichnis der Tabellen Verzeichnis der Schaubilder
V XIII XV
Einleitung I. Ist Irenaus ein johanneischer Theologe? Eiprivato«; uoavvi^mv; II. Der Forschungsstand III. Grundentscheidungen, Gliederung, Konventionen
1 4 8
Teil 1: Der Gebrauch der Heiligen Schrift und der klassischen griechischen Literatur bei Irenaus von Lyon eine quantitative Analyse Kapitel 1: Zur Einfuhrung
15
I. II. III. IV. V.
15 17 19 27 29
Erste Annäherung: Die Grunddaten Zweite Annäherung: Die herausragenden Bücher, Bibelstellen und Themen Zur Methodik Besonderheiten im Umgang mit den zugrunde gelegten Registern Zusammenfassung
Kapitel 2: Irenäus' Schriftgebrauch des Alten Testaments
32
I.
Überblick 1. Die fehlenden Schriften 2. Die Häufigkeit der rezipierten Schriften 3. Die Intensität der Schriftrezeption 4. Zusammenfassung und Ergebnisse
32 32 35 40 43
II.
Die 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
45 45 47 49 52 54 56 57
einzelnen Bücher des Irenäus Adversus Haereses 1 Adversus Haereses II Adversus Haereses III Adversus Haereses IV Adversus Haereses V Epideixis Zusammenfassung und Ergebnisse
Inhaltsverzeichn is
X
Kapitel 3: Irenäus' Schriftgebrauch des N e u e n T e s t a m e n t s und frühchristlicher S c h r i f t e n
61
I.
Überblick 1. Die fehlenden Schriften 2. Die Häufigkeit der rezipierten Schriften 3. Die Intensität der Schriftrezeption 4. Zusammenfassung und Ergebnisse
61 61 70 76 78
II.
Die 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
80 80 82 85 88 90 93 95
einzelnen Bücher des Irenäus Adversus Haereses 1 Adversus Haereses II Adversus Haereses III Adversus Haereses IV Adversus Haereses V Epideixis Zusammenfassung und Ergebnisse
Kapitel 4: V e r g l e i c h mit d e m n a c h b i b l i s c h e n Schriftgebrauch bis zur Zeit v o n K l e m e n s v o n A l e x a n d r i e n u n d Tertullian I. II. III. IV.
99
Altes Testament Exkurs: Vergleich mit Paulus Neues Testament Zusammenfassung und Ergebnisse
103 108 111 114
Kapitel 5: Irenäus' G e b r a u c h der k l a s s i s c h e n g r i e c h i s c h e n Literatur
118
I. Homer, Hesiod, Piaton und Aristophanes II. Die Nennung von Dichtern und Philosophen III. Zusammenfassung und Ergebnisse
118 125 129
Teil 2: Die Auslegung Irenäus
von Lyon
johanneischer - eine
qualitative
Schriften
durch
Analyse
Kapitel 1: Zur Einführung
135
I. II.
135
Erste Annäherung: Die Grunddaten Zweite Annäherung: Die herausragenden Stellen, Themen und Einleitungsformeln III. Zur Methodik 1. Die Klassifizierung zur Bezeichnung und Einordnung literarischer Bezugnahmen 2. Die Gesamtanlage der Analyse und Interpretation einer Einzelstelle IV. Zusammenfassung
136 141 144 147 150
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 2: Johannes, „der Jünger des Herrn". Analyse und Interpretation von Haer. III 1,1 (24,24-27) < Joh 13,25; 21,20 I.
XI
154
Die Johannesnotiz in Haer. III 1,1 (24,24-27) mit fr. gr. l,9f bei Eus., H . e . V 8 , 4 ( G C S E u s e b i u s II/L, 4 4 4 , 5 f SCHWARTZ) < J o h 1 3 , 2 5 ; 2 1 , 2 0
154
I. Der Kontext.. 2. Die Johannesnotiz 3. Zur Herkunft der Johannesnotiz II. Johannes - „der Jünger des Herrn" III. Zusammenfassung und Ergebnisse
154 155 158 162 170
Kapitel 3: Überblick über die Johannesauslegung: Die Johannesbezüge im Einzelnen
173
I. II. III. IV. V.
Vorüberlegungen Qualifiziertes Einzelverzeichnis der johanneischen Bezugnahmen Inversionstafel: Die johanneischen Bezugnahmen in irenäischer Reihenfolge Auswertungen Erweiterungen und Ergänzungen zu den Bezugnahmen in Haer. III 1. Streichungen 2. Zusätze oder wesentliche Änderungen 3. Inversionstafel: Irenäische Reihenfolge der Erweiterungen und Ergänzungen 4. Bewertung der neu oder präziser beigebrachten Johannesbezüge VI. Vergleich mit der Rezeption des Johannesevangeliums vor Irenaus VII. Zusammenfassung und Ergebnisse
173 178 188 191 201 202 202 205 206 210 212
Kapitel 4: Haer. III 11,1-6 - die größte Verdichtung irenäischer Johannesauslegung
217
I. II. III. IV. V. VI. VII.
217 218 219 219 221 221 222
Einordnung in den Kontext und Gliederung Zur Intention des Johannesevangeliums (Haer. III 11,1) Zur Schöpfungslehre und Kosmologie (Haer. III 1 l , l f ) Zur Inkarnation in häresiologischer Hinsicht (Haer. III 1 l,2f) Zur Inkarnation in theologischer Hinsicht (Haer. III 11,4) Zur Inkarnation in christologischer Hinsicht (Haer. III 11,5) Zur Inkarnation in fundamentaltheologischer Hinsicht (Haer. III 1 l,5f)
Resümee:
I. II.
III.
Gebrauch und Auslegung der Schriften bei Irenaus von Lyon am Beispiel des Corpus Johanneum
Irenäus als Schriftrezipient Irenäus als Johannesausleger 1. Welches Bild von Johannes und seinen Schriften hat Irenäus? 2. Was nimmt Irenäus aus dem Corpus Johanneum auf, und welche Rolle nehmen johanneische Sätze, Gedanken, Sprache oder Begriffe in seiner theologischen Argumentation ein? Ist Irenäus ein johanneischer Theologe? Eiprivaio«; icoavvi^iov;
223 242 242
251 266
XII
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis I. Quellen und Übersetzungen 1. Irenäus von Lyon 2. Sonstige Quellen und Übersetzungen II. Hilfsmittel III. Sekundärliteratur
277 277 277 279 284 287
Register I. Stellenregister II. Namenregister III. Sachregister
299 299 321 326
Verzeichnis der Tabellen 1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21: 22:
Neuere Monographien zur Auslegungsgeschichte des zweiten Jahrhunderts Verteilung der alt- und neutestamentlichen Bezugnahmen auf die einzelnen Bücher des Irenäus Mindestens dreimal aufgenommene Bibelstellen in den einzelnen Büchern des Irenäus Anzahl der in der Epideixis von verschiedenen Herausgebern identifizierten Bezugnahmen wichtiger biblischer Bücher Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. und Epid Rezeptionsdichte oder -intensität alttestamentlicher Schriften bei Irenäus von Lyon Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. 1 Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. II Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. III Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. IV Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. V Alttestamentliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in der Epideixis Bezugnahmen auf neutestamentliche Briefe mit weniger als 2500 Wörtern Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. und Epid Rezeptionsdichte oder -intensität neutestamentlicher Schriften bei Irenäus von Lyon Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. 1 Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. II Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. III Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. IV Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierteTexte) in Haer. V Neutestamentliche und frühchristliche Bezugnahmen (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in der Epideixis Anzahl der biblischen und nichtbiblischen Bezugnahmen bei Irenäus von Lyon und Klemens von Alexandrien im Vergleich
5 15 17 22 35 42 45 47 49 52 54 56 65 71 76 80 82 85 88 90 93 100
XIV
Verzeichnis der Tabellen
23: Anzahl der biblischen Bezugnahmen bei Irenaus von Lyon und Klemens von Alexandrien im Vergleich 24: Rezeptionsdichte oder -intensität alttestamentlicher Schriften in nachbiblischer Zeit bis zu Irenäus im Vergleich mit Irenäus von Lyon 25: Anzahl der Zitate wichtiger biblischer Bücher bei Paulus und Irenäus im Vergleich 26: Rezeptionsdichte oder -intensität neutestamentlicher Schriften in nachbiblischer Zeit bis zu Irenäus im Vergleich mit Irenäus von Lyon 27: Bezugnahmen auf klassische griechische Literatur (Zitate, Anspielungen, zitierte Texte) in Haer. und Epid 28: Abschnitte mit und ohne Johannesbezüge in den einzelnen Büchern des Irenäus 29: Abschnitte mit mindestens fünf Johannesbezügen Stellen, Themen, Einleitungsformeln 30: Beobachtungen zu Sprache und Inhalt der Bezeichnung von Johannes als „Jünger des Herrn" 31: Bezugnahmen auf die Teile des Johannesevangeliums in den einzelnen Büchern des Irenäus 32: Bezugnahmen auf die Abschnitte des Johannesprologs in den einzelnen Büchern des Irenäus 33: Johanneische Konzentrationen in den Abschnitten der einzelnen Bücher des Irenäus 34: Wahrscheinlichkeit der Bezugnahmen in den einzelnen Büchern des Irenäus 35: Überblick über die Einordnung der Bezugnahmen in den einzelnen Büchern des Irenäus 36: Wer spricht in den Einleitungen zu johanneischen Zitaten? 37: Durchschnittliche Länge und Kontinuität der Bezugnahmen in den einzelnen Büchern des Irenäus 38: Lange und sehr lange Bezugnahmen in den einzelnen Büchern des Irenäus 39: Einordnung der bisherigen und neu beigebrachten Johannesbezüge 40: Anzahl und Wahrscheinlichkeit der Bezugnahmen auf das Johannesevangelium bei ausgewählten Autoren und Texten des zweiten Jahrhunderts und bei Irenäus 41: Anzahl und Wahrscheinlichkeit der Bezugnahmen auf das Johannesevangelium vor Irenäus und bei Irenäus 42: Verteilung der vorkonstantinischen Evangelienpapyri 43: Anzahl der rezipierten Verse aus dem Corpus Paulinum, dem Matthäusevangelium und dem Corpus Johanneum 44: Abschnitte mit mindestens zweifacher Bezugnahme auf Joh l , l f ; 1,3; 1,14 oder 1,18
101 104 109 111 118 135 137 163 192 192 193 195 196 197 198 198 208 210 212 237 255 257
Verzeichnis der Schaubilder 1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18: 19:
Verteilung der johanneischen Bezugnahmen auf die irenäischen Bücher Verteilung johanneischer Bezugnahmen in Haer Verteilung aller Bezugnahmen auf die Schriftengruppen und auf die irenäischen Bücher Die vier am häufigsten aufgenommenen Bücher des Alten Testaments Die vier am nächsthäufigsten aufgenommenen Bücher des Alten Testaments Die vier am dritthäufigsten aufgenommenen Bücher des Alten Testaments Die vier am häufigsten aufgenommenen Autoren des Neuen Testaments Die Verteilung innerhalb des Corpus Paulinum (I), vier häufige Briefe Die Verteilung innerhalb des Corpus Paulinum (II), Mittelgruppe Die Verteilung innerhalb des Corpus Paulinum (III), am wenigsten rezipierte Briefe Die Verteilung innerhalb des Lukanischen Doppelwerks Die Verteilung innerhalb des Corpus Johanneum Die Verteilung der in Schaubild 7 als „Übrige" zusammengefaßten Schriften Die aufgenommenen klassischen griechischen Autoren Die Verteilung der Zitate und Anspielungen auf die Kapitel des Johannesevangeliums Die Verteilung der Zitate und Anspielungen auf die Verse des Johannesprologs Die Verteilung der Zitate und Anspielungen auf die Kapitel der Johannesapokalypse Gesamtzahl der aufgenommenen Verse in den Kapiteln der Johannesapokalypse Die Verteilung der Zitate und Anspielungen auf die Kapitel der Johannesbriefe (I) sowie die Gesamtzahl der aufgenommenen Verse in den Kapiteln der Johannesbriefe (II)
136 194 224 225 226 227 228 230 231 232 233 234 235 241 251 252 253 254
254
Einleitung I. Ist Irenaus ein johanneischer Theologe? Eiprjvaiog iaavvi^cov; Irenaus ist ein Enkelschüler des Evangelisten Johannes und Sehers von Patmos (Apk 1,9). So jedenfalls stellt sich auf den ersten Blick dem heutigen Betrachter dar, was der aus Kleinasien gebürtige Bischof in der Rhonetal-Metropole Lyon im letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts in einem Brief an einen Bekannten aus früherer Zeit über sich schreibt: „Denn als ich noch ein Knabe war, sah ich dich im unteren Asien bei Polykarp. (...) Ich kann mich nämlich viel besser an die damalige Zeit erinnern als an das, was erst vor kurzem geschah; denn was man in der Jugend erfahrt, wächst mit der Seele und bleibt mit ihr vereint. Daher kann ich auch noch den Ort angeben, wo der selige Polykarp saß, wenn er sprach, auch die Plätze, wo er aus- und einging, auch seine Lebensweise, seine körperliche Gestalt, seine Reden vor dem Volke, seine Erzählung über den Verkehr mit Johannes (Kai (lexcx xf|v ' Imex w o v CTUvavaaxpocpf)v ¿5 djtfiyyeXXEv) und den anderen Personen, welche den Herrn noch gesehen, seinen Bericht über ihre Lehren, ferner das, was er von diesen über den Herrn, seine Wunder und seine Lehre gehört hatte ..."'
Wenn das zutrifft, dann ist zu erwarten, dass Irenäus ein besonderes Verhältnis zum Corpus Johanneum hat, da er diese Beziehung von sich aus offen legt und zu keinem anderen neutestamentlichen Autor in einem vergleichbaren Verhältnis steht. Angesichts einer so einzigartigen Anknüpfung treten zunächst einmal Fragen nach der Glaubwürdigkeit dieser Passage, nach einer möglichen Selbststilisierung oder nach der historischen Valenz dieser und weiterer Verhältnisbestimmungen zu Johannes und seinem Werk zurück 2 . Für einen Anfangsverdacht genügt stattdessen Irenäus' Behauptung einer historischen und persönlichen Nähe zu Johannes als Anknüpfungspunkt, um nach dem Vorhandensein eines besonderen Verhältnisses zum Corpus Johanneum auch zu fragen. Vergleichbares gilt für die johanneische Seite: Ungeachtet dessen, wie man aus heutiger Sicht die fünf johanneischen Schriften historisch, geographisch, personal oder schulmäßig zueinander ins Verhältnis setzt, genügt zunächst einmal der Um1
Ep. Flor. (CPG 1309) bei Eus., H.e. V 20,5f (GCS Eusebius II/l, 482,20f.23-484,8 [4f] SCHWARTZ; Übersetzung 264 HAEUSER/GARTNER, Hervorhebung von mir). 2 Eine mögliche Option zeigt N. BROX, Offenbarung, 144-149: Irenäus betreibe „.Auffüllung der Fakten'", ibid., 148. In dieselbe Richtung tendiert jüngst P. HARTOG, Polycarp, 35-41.
2
Einleitung
stand, dass sie johanneische Schriften sind, um nach diesem besonderen Verhältnis zu ihnen zu fragen. Wenn es ein besonderes Verhältnis gibt, muss dieses innerhalb der umfangreich erhaltenen literarischen Hinterlassenschaft des Irenäus auch nachweisbar sein. Um welche Werke geht es? Vollständig erhalten sind von Irenäus zwei Hauptwerke, nämlich die lateinisch und nur zu einem geringen Teil griechisch überlieferten fünf Bücher"EÄ.£yxo,iov ejtXaxioviCTev. Angelehnt ist die Formulierung auch an neuzeitliche Buchtitel wie „Valentinus Gnosticus?" (1992) von
Einleitung
4
II. Der
Forschungsstand12
D i e w i s s e n s c h a f t l i c h e B e s c h ä f t i g u n g m i t Irenäus w a r in d e n z u r ü c k l i e g e n d e n J a h r z e h n t e n stark g e p r ä g t u n d überlagert v o n d e m 1 9 3 0 p o s t u m v e r ö f f e n t l i c h t e n S p ä t w e r k Friedrich L o o f s ' ( 1 8 5 8 - 1 9 2 8 ) . S e i n e m e h r e r e h u n d e r t Seiten lange, diffizile quellenkritische Untersuchung ließ die theologische L e i s t u n g d e s Irenäus m i n i m a l e r s c h e i n e n u n d brachte i m E r g e b n i s d i e m o n o g r a p h i s c h e I r e n ä u s f o r s c h u n g z u m a l a u f e v a n g e l i s c h e r S e i t e für m e h r als e i n e G e n e r a t i o n p r a k t i s c h z u m E r l i e g e n 1 3 . Erst über e i n e i n h a l b J a h r z e h n t e später ( W i n g r e n 1 9 4 7 ) b e g a n n e i n e f u n d i e r t e A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t d i e ser Q u e l l e n t h e o r i e ; s i e ist 1 9 9 5 mit W . O v e r b e c k s U n t e r s u c h u n g „zur literarischen u n d t h e o l o g i s c h e n E i n h e i t d e s f ü n f t e n B u c h e s , A d v e r s u s H a e r e ses'" zu einem vorläufigen Ende gekommen14.
Ch. MARKSCHIES sowie - ohne Fragezeichen - „ H e r a c l e o n Philologus" (2002) von A. WUCHERPFENNIG u n d „ M a r c u s M a g u s " ( 1 9 9 9 ) v o n N . FÖRSTER. 12
Für Irenäus wichtige Untersuchungen und Artikel verzeichnen N. BROX, Irenaeus, Sp. 850-854; H.-J. JASCHKE, Irenäus, 267f; M.A. DONOVAN, Irenaeus (Forschungsüberblick bis 1984). 13 S. etwa die (ab-) wertenden Schlussbemerkungen von F. LOOFS, Theophilus, 4 3 2 440. Die Erarbeitung von W.v. LOEWENICHS Untersuchung „Das Johannes-Verständnis im zweiten Jahrhundert", die bereits im Frühjahr 1931 in Erlangen als Habilitationsschrift vorgelegt wurde, wird sich mit LOOFS' Veröffentlichung überschnitten haben, und es ist ein kleines Lehrstück, wie sich der angehende Privatdozent dazu verhält. V. LOEWENICH versucht, eine Auseinandersetzung mit LOOFS' Thesen zu umgehen, und es gelingt ihm fast. In der allerersten Fußnote seines Irenäuskapitels erklärt er sich zunächst für nicht zuständig („kann ich hier nicht ausfuhrlich eingehen"), gibt sich aber dann versöhnlich („Ich spreche im Folgenden von der Joh-Auslegung des .Irenäus' [sie!], ohne zu verkennen, daß er dabei Vorgänger gehabt haben mag"), weist im Verlauf des Kapitels nur an einer einzigen, verhältnismäßig unproblematischen Stelle - wiederum in einer Fußnote - auf LOOFS hin („Nach Loofs redet in dem ganzen Abschnitt ... mehr Irenäus selbst als seine Quelle"), um erst in der allerletzten Fußnote des Irenäuskapitels ein bißchen Farbe zu bekennen („Solange nicht erwiesen ist, daß auch in diesem Kampf um das Joh-Ev Irenäus zum größten Teil nur seine Vorgänger ausschreibt, möchte ich das strenge Urteil von Loofs ... über die Bedeutung des Irenäus doch nicht ganz unterschreiben"), s. v. LOEWENICH, Johannes-Verständnis 115 Anm. 1; 134 Anm. 2; 141 Anm. 2. Im Literaturverzeichnis nennt er LOOFS' Theophilus übrigens nicht, ibid. 155. Die von LOOFS' umfangreicher Monographie ausgehende Verunsicherung ist mit Händen zu greifen! 14
W . OVERBECK, M e n s c h w e r d u n g , 1 k n ü p f t a n F . LOOFS, T h e o p h i l u s , 4 3 2 - 4 4 0 a u s -
drücklich an. Den Neuansatz markiert G. WINGREN, Man, XVI-XIX, dessen Hauptinteresse lautet, „whether or not his (= Irenaeus') thought is in fact consistent", ibid., XXI. M. WIDMANN, Irenäus, 170 sucht zwischen LOOFS und WINGREN ZU vermitteln, indem er gegen LOOFS und mit WINGREN („Man and Incarnation") ein theologisches Hauptthema findet, die oi.Kovop.ioc, aber mit LOOFS und gegen WINGREN an einer Quellenscheidung in großem Umfang festhält und diese sogar noch weiter differenziert, ibid., 163. S. ausführlich M. WIDMANN, Begriff; ferner auch A. BENOIT, Irenee, 15-34.199f.
Forschungsstand
5
Eine zunächst methodische, dann auch inhaltliche Distanzierung von einer ausgearbeiteten Quellentheorie unternimmt A. Bengsch (1957) in einem eigenen Kapitel, während für ein ganzes Buch von Haer., nämlich das von Loofs besonders stark verwendete vierte, erstmals Ph. Bacq (1978) nach einer ausführlichen Analyse sowohl „unité formelle" als auch „unité theologique" attestiert 15 . N a c h den v o n B a c q und O v e r b e c k erreichten E r g e b n i s s e n wird die quellenkritische Frage in der v o r l i e g e n d e n U n t e r s u c h u n g a u s d r ü c k l i c h nicht weitergeführt. In j ü n g s t e r Zeit sind e r f r e u l i c h e r w e i s e w i e d e r vermehrt Arb e i t e n zu Irenäus entstanden. S i e untersuchen s e i n e S c h r i f t a u s l e g u n g anhand e i n e s konkreten Autors u n d l e g e n Irenäus in der v o r l i e g e n d e n Gestalt s e i n e s T e x t e s zugrunde. In synchroner w i e in diachroner H i n s i c h t entsteht nach u n d nach e i n g e g e n ü b e r den älteren A r b e i t e n zur S c h r i f t a u s l e g u n g w e s e n t l i c h v e r f e i n e r t e s Bild: Tabelle 1: Neuere Monographien zur Auslegungsgeschichte Untersuchungen
zum
in vorirenäischer Zeit
bei Irenäus von Lyon
Corpus
Paulinum
Lindemann 1979 (bis Markion); Dassmann 1979; Häfner 2000 1 6 Noormann 1994
Matthäusevangelium Massaux 1950"; Köhler 1987
des zweiten
Corpus
Jahrhunderts
Johanneum
Hillmer 1966 18 ; Röhl 1991"; Nagel 2000; Wucherpfennig 2002 (Herakleon) 2 0
Corpus Lucanum Gregory 2003
Bingham 1998
15
Vgl. A. BENGSCH, Heilsgeschichte, 189-207; Ph. BACQ, Alliance, 279-294 (282; 290); s. zuvor bereits A. HOUSSIAU, Christologie, 7-10: „unité littéraire", ibid., 7. 16 Behandelt werden hauptsächlich die Pastoralbriefe, im Rahmen eines „Ausblick(s)" auch der erste Klemensbrief, die Ignatianen und der Polykarpbrief, s. G. HÄFNER, Belehrung, 323.324-347.348-355.356-361. 17 Zweite Aufl. 1986 (F. NEIRYNCK/B. DEHANDSCHUTTER), englische Ausgabe in drei Bänden 1990.1992.1993. 18
Die Untersuchung ist auf vorirenäische Texte „within the context of polemic, apologetic and doctrinal discussions" beschränkt, vgl. M.R. HILLMER, Gospel, 7. Untersucht werden nacheinander die Ignatiusbriefe, die Epistula Apostolorum, Justin, Tatian, Athenagoras, Theophilus, das Jakobusapokryphon, die Excerpta ex Theodoto, das Naasenerfragment, das Evangelium der Maria, das Johannesapokryphon sowie die Kommentare von Ptolemaios und Herakleon. HILLMER überträgt die Grundthese von H. KÖSTER, Überlieferung, auf das Vierte Evangelium: Dieses werde von den frühen nachbiblischen Autoren nicht rezipiert - auch nicht von Justin - , da sie vielmehr aus derselben mündlichen Tradition wie das Johannesevangelium schöpften und insofern nicht nach, sondern neben ihm stünden. 19 Beschränkt auf folgende fünf Texte aus Nag Hammadi: den Brief des Jakobus (EpJac, NHC 1,1), das Evangelium Veritatis (EV, NHC 1,3), das Philippusevangelium (EvPhil, NHC 11,3), den Brief des Petrus an Philippus (EpPt, NHC VIII,2) und das Testimonium Veritatis (TestVer, NHC IX,3). 20 Dazu B. MUTSCHLER, Rez. zu A. Wucherpfennig.
6
Einleitung
Die Lücken dieses Bildes sind unübersehbar und brauchen kaum kommentiert zu werden 21 . Neben der irenäischen Johannesauslegung fehlt besonders dringend eine Überblicksdarstellung zu seinen Bezugnahmen auf das lukanische Doppelwerk. Das zeigt auch die vorliegende Arbeit an mehreren Stellen 22 . An methodische und interpretatorische Stärken der in Tabelle 1 aufgeführten Untersuchungen knüpft diese Arbeit wiederholt explizit an. Mit der irenäischen Johannesauslegung befassen sich bisher überhaupt nur wenige Untersuchungen. Die meisten von ihnen wählen von vornherein einen sehr eingeschränkten Blickwinkel oder verwenden nur einen kleineren Teil ihrer Arbeit darauf. Fast ausschließlich handelt es sich um Literatur älteren Datums. Im Folgenden seien die wichtigsten Stationen mit Angabe ihres Erscheinungsjahrs genannt: H. Ziegler (1871), A. Camerlynck (1896), F.G. Lewis (1908), J. Höh (1919), S. Herrera (1920), B. Kraft (1924), H. Smith (1925f), W.v. Loewenich (1932), J.N. Sanders (1939), P. Ciani (1955), M.F. Wiles (1960), A.S. Wood (1967), T.E. Pollard (1970), J.D. Hernando (1990) 23 . Im engeren Sinn mit der Johannesauslegung befassen sich jedoch nur die allesamt älteren Beiträge von Lewis (1908), v. Loewenich (1932) und Ciani (1955). Die Ironie der For-
21 Um es an einem weiteren Detail zu illustrieren: Im RAC-Artikel „Exegese III (Neues Testament u. Alte Kirche)" von W.E. GERBER sucht man sowohl „Johannes" als auch „Irenäus" vergeblich. Selbstverständlich sind aber Abschnitte zu den übrigen drei Evangelien zu finden, wie auch zu Basilides, Herakleon oder Markion. 22 Zu erarbeiten wären außerdem das genaue Verhältnis des Irenäus zum ersten Petrusbrief und zum Markusevangelium. 23 Die vollständigen Titel erhellen schlaglichtartig die jeweiligen Fragerichtungen, sodass die Relevanz für unser Thema dadurch ungefähr abgeschätzt werden kann: H. ZIEGLER: Irenäus, der Bischof von Lyon. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der altkatholischen Kirche. Berlin 1871; A. CAMERLYNCK: Saint Irenee et le canon du Nouveau Testament. Louvain 1896; F.G. LEWIS: The Irenaeus Testimony to the Fourth Gospel. Its Extent, Meaning, and Value. Chicago 1908; J. HÖH: Die Lehre des hl. Irenäus über das Neue Testament (NTA 7, 4/5). Münster i.W. 1919; S. HERRERA: S. Irenee de Lyon exegete. Etude historique. Paris 1920; B. KRAFT: Die Evangelienzitate des heiligen Irenäus nach Überlieferung und Textart untersucht (BSt [F] 21/4). Freiburg im Breisgau 1924; H. SMITH: Ante-Nicene Exegesis of the Gospels (Translations of Christian Literature, Series VI: Select Passages). 2 Bde. London 1925.1926; W.v. LOEWENICH: Das Johannes-Verständnis im zweiten Jahrhundert (BZNW 13). Gießen 1932; J.N. SANDERS: The Fourth Gospel in the Early Church. Its Origin and Influence on Christian Theology up to Irenaeus. Cambridge 1943; P. CIANI: Ireneo e il IV Vangelo. Aversa 1955; M.F. WILES: The Spiritual Gospel. The Interpretation of the Fourth Gospel in the Early Church. Cambridge 1960; A.S. WOOD: The Principles of Biblical Interpretation as Enunciated by Irenaeus, Origen, Augustine, Luther and Calvin. Grand Rapids 1967; T.E. POLLARD: Johannine Christology and the Early Church (MSSNTS 13). Cambridge 1970. J.D. HERNANDO: Irenaeus and the Apostolic Fathers. An Inquiry into the development of the New Testament Canon. Ann Arbor, Mich. 1990 (Mikrofiche).
Forschungsstand
7
schungsgeschichte will, dass alle drei Arbeiten ohne Kenntnisnahme der übrigen beiden entstanden sind24. W e l c h e A u f g a b e n e r g e b e n sich aus der b i s h e r i g e n F o r s c h u n g ? D i e w i c h tigsten E r g e b n i s s e einer A u s w e r t u n g sind 2 5 , dass e i n e m ö g l i c h s t v o l l s t ä n d i g e ( 1 ) B e s t a n d s a u f n a h m e der irenäischen J o h a n n e s b e z ü g e ü b e r f ä l l i g ist 2 6 . W e i t e r m u s s e i n e U n t e r s u c h u n g zur irenäischen J o h a n n e s a u s l e g u n g z w a n g s l ä u f i g , w e n n ihre Blickrichtung r e z e p t i o n s g e s c h i c h t l i c h 2 7 ist und damit das irenäische Verständnis j o h a n n e i s c h e r S c h r i f t e n b e r ü c k s i c h t i g t , auch ( 2 ) die B e z u g n a h m e n a u f die Johannesbriefe und die J o h a n n e s a p o k a l y p s e mit e i n s c h l i e ß e n 2 8 . S c h l i e ß l i c h fehlt ( 3 ) e i n e b e g r ü n d e t e , a u c h a u f D a t e n g e s t ü t z t e E i n o r d n u n g der Johannesrezeption in d i e übrige Schriftrez e p t i o n d e s Irenäus. A l l g e m e i n gilt, dass die Materialbasis der b i s h e r i g e n U n t e r s u c h u n g e n s c h m a l , u n z u l ä n g l i c h oder e k l e k t i s c h ist 2 9 . D i e s liegt in m a n c h e n Fällen an einer t h e m a t i s c h e n Z u s p i t z u n g , d i e a u t o m a t i s c h zu einer A u s w a h l v o n B e z u g s s t e l l e n führt, in anderen an der K ü r z e d e s B e i t r a g s und in w i e d e r anderen - w i e i m Verlauf dieser U n t e r s u c h u n g z u s e h e n s e i n wird - an der e n o r m e n W e i t e des G e g e n s t a n d s b e r e i c h e s . D i e s e W e i t e aber gilt e s zuerst e i n m a l zu e r m e s s e n 3 0 .
24 Insbesondere die knappe, gründliche Untersuchung des Erstgenannten ist zu wenig aufgenommen worden und wird es bis heute. Auch die praktische, von F.G. LEWIS, Irenaeus, 10 eingeführte Abschnittsgliederung (a, b, c, analog zur PL) zur genaueren Bezeichnung irenäischer Stellenangaben fand in den folgenden Jahrzehnten zum Leidwesen der Rezipienten dieser Sekundärliteratur keine Nachahmer. Mit Beginn des Erscheinens der Sources Chretiennes-Ausgabe im Jahr 1965 wird dieses Problem freilich noch besser gelöst. 25 Eine breite Darstellung und ins Einzelne gehende Auseinandersetzung hätte hauptsächlich forschungsgeschichtlichen Charakter; beides muss aus Raumgründen hier unterbleiben. 26 Die letzte Gesamtübersicht von F.G. LEWIS, Irenaeus, 10-12 (12) ist bald 100 Jahre alt und umfasst „115 quotations from the Gospel, or references to it". Mit dieser Zahl beziffert bereits A. CAMERLYNCK, Canon, 27 „les emprunts fait ä Jean", und sie geht letztlich auf W.W. HARVEY, Adversus Haereses II, 519f (Register) aus dem Jahr 1857 zurück. 27 Das Verständnis dieses Begriffs orientiert sich an G. GRIMM, Rezeptionsgeschichte, 29-31. 28 Das ist innerhalb der genannten Literatur nur dann gegeben, wenn das gesamte Neue Testament untersucht wird, so bei A. CAMERL YNCK, Canon; J. HÖH, Lehre; J.D. HERNANDO, Irenaeus. 29 Dies gilt auch für die neuere Übersicht alttestamentlicher Zitate von P.L. WANSINK, Irenaeus, 64f, der sich dabei auf B.A. ZUIDDAM, Letters, 215-219 stützt. 30 In besonderem Maß wird dabei angeknüpft an die „Gekrönte Preisschrift" von J. HÖH, Lehre (als Bearbeitung der von der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität München für 1913 gestellten Preisaufgabe mit dem Titel „Das Neue Testament des Irenäus" entstanden, vgl. im Vorwort), ferner an die bereits mehrfach genannte Arbeit von F.G. LEWIS, Irenaeus sowie aus methodischen Gründen an D.-A. KOCH, Schrift.
8
Einleitung
Zum derzeitigen Stand der Erforschung der irenäischen Bibelhermeneutik liegt aus neuerer Zeit eine Zusammenfassung von Norbert Brox (2002 bzw. 1998) vor, der sich unter den deutschsprachigen Forschern der letzten 35 Jahre wohl am intensivsten mit Irenäus befasst hat 31 .
III. Grundentscheidungen,
Gliederung,
Konventionen
Mit den drei Stichworten „Weite", „ganzer Johannes" und „Methodenvielfalt" sind die drei Grundentscheidungen angedeutet, die den Charakter dieser Arbeit prägen. (1) „Weite" besagt, dass nicht nur die Bezugnahmen auf das Corpus Johanneum thematisiert werden, sondern auch ein Überblick über die Bezugnahmen auf weitere Schriften, christliche wie pagane, gegeben wird. Ungeachtet der quellen- und literarkritischen Fragestellungen, also in der „Endgestalt" des Textes, ist darin eine relative Vollständigkeit angestrebt. Damit wird dreierlei bezweckt. Zum einen erhält Irenäus' Umgang mit dem Corpus Johanneum viel klarere Konturen, wenn er innerhalb der Gesamtlandschaft des irenäischen Schriftgebrauchs wahrgenommen wird, zum anderen ist ein alle Schriftbezüge umfassender Überblick ein Desiderat bisheriger Forschung, und zum Dritten ist der sich zwischen der Bezugnahme auf christliche und pagane Schriften abzeichnende Unterschied bislang nie genauer untersucht worden. (2) Da für Irenäus sowohl das Johannesevangelium als auch die Apokalypse und die Briefe vom selben Autor stammen (was im Verlauf der Arbeit noch gezeigt wird) 32 , scheidet eine Behandlung der Auslegung nur einer Schrift, wie es bisher stets der Fall war, als zu eng aus. Das Corpus Johanneum bildet vielmehr für Irenäus als Ganzes eine geschlossene und von seinem Autor her, dem ephesinischen Johannes, einheitliche Größe. Es muss darum der „ganze Johannes" im Werk des Irenäus gesucht und erforscht werden. (3) Das letzte Stichwort schließlich, „Methodenvielfalt", weist darauf hin, dass im Unterschied zur gebräuchlichsten Methode neuerer auslegungsgeschichtlicher Untersuchungen zu Irenäus, nämlich der kommentierenden Nachzeichnung von Hauptgedanken 33 , in dieser Monographie eine breite Vielfalt an Methoden und Darstellungsweisen angewendet wird, darunter auch solche, die bislang keinen angestammten Platz in der Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift haben. Dazu gehören beispielsweise Bestandsaufnahme, Fokussierung, qualifiziertes Einzelverzeichnis, Vergleich, Tabelle,
31 S. N. BROX, Hermeneutik, passim, bes. 2 4 8 - 2 5 3 : „Auslegungsmethoden Verfahren". 32 Vgl. nur den in Tabelle 30 u. S. 163 dargestellten Sprachgebrauch. 33
S . D . J . BINGHAM, I r e n a e u s , 1 3 - 2 9 9 ; R . N O O R M A N N , I r e n ä u s , 7 0 - 3 7 5 .
und
Grundentscheidungen,
Gliederung,
Konventionen
9
Schaubild sowie verschiedene Zugriffe über die Statistik 34 . Sinn und Zweck dieser Vielfalt liegen weniger in ihrem innovativen Charakter an sich - er wird gegenwärtig in den als historisch zu begreifenden Jahren der Umstellung von kameralistischer auf kaufmännische Buchführung bei Institutionen verstärkt nachgefragt (but „new" is not synonymous with „true") - , als vielmehr darin, viele möglichst verschiedene Daten zu gewinnen, produktive Freiräume für Beobachtungen zu erschließen und möglichst lange offen zu halten sowie Ergebnisse möglichst wenig zu präjudizieren 35 . Entsprechend dieser Grundentscheidungen ergibt sich für die Gliederung ein Aufbau vom Allgemeinen zum Speziellen. Auf diese Einleitung folgen drei Teile, deren erster in fünf Kapiteln den „Gebrauch der Heiligen Schrift und der klassischen griechischen Literatur bei Irenaus" aufnimmt und quantitativ erfasst 36 . Nach einer (1) Einführung, die hauptsächlich mit einigen Grunddaten und der Methodik vertraut macht, wird zunächst (2) „Irenäus' Schriftgebrauch des Alten Testaments" und anschließend (3) derjenige „des Neuen Testaments und frühchristlicher Schriften" dargestellt und beschrieben. In beiden Kapiteln folgt auf einen Überblick ein Durchgang durch die einzelnen Bücher des Irenäus. Auf diese Querschnitte folgt im vierten Kapitel als Abschluss des Gebrauchs christlicher Schriften ein knapper Längsschnitt in Gestalt eines (4) „Vergleich(s) mit dem nachbiblischen Schriftgebrauch bis zur Zeit von Klemens von Alexandrien und Tertullian", der als Exkurs auch einen Vergleich mit dem paulinischen Schriftgebrauch einschließt, ehe im Unterschied dazu (5) „Irenäus' Gebrauch der klassischen griechischen Literatur" in den Blick genommen 34 Für Letztere haben sich R. MORGENTHALER, Statistik; DERS., Synopse; E. RUCKSTUHL/P. DSCHULNIGG, Stilkritik, sowie ein Gespräch mit der Chemikerin Dr. Sylvia WALDNER-SANDER, Neckartailfingen, als besonders anregend erwiesen. Da sich auch statistische Daten trotz ihres Zahlenkleides auf Texte und damit sprachliche Äußerungen von Personen beziehen, sind bei ihrer Interpretation Vorsicht und Zurückhaltung geboten; s. auch u. S. 41. 35 Eine Vorarbeit wurde insofern geleistet, als mit einem „klassischen" philologischtheologischen Kommentar zu einem großen Teil der Johannesbezüge, der eine detailgenaue Nachzeichnung der irenäischen Gedanken in Haer. III einschließt, Sicherheit im Umgang mit den irenäischen Schriftbezügen erworben wurde; dazu auch im Vorwort S. VI. 36 Zum Vorkommen und zur Bedeutung des von Irenäus überwiegend im Plural gebrauchten Begriffs scriptura s. B. REYNDERS, Lexique II, 290f; Y.-M. BLANCHARD, Sources, 122-131; ferner bereits J. HÖH, Lehre, 62-75. Nach J.D. HERNANDO, Irenaeus, 75 handelt es sich in 60 Fällen um Verweise auf das Alte Testament, in vierzehn auf das Neue und in 55 Fällen auf beide. Hinzu kommen zwei sonstige Verweise; s. auch ibid., 329 (Appendix III). Zur Vorbereitung dieses Gebrauchs durch Polykarp s. P. HARTOG, Polycarp, 2 0 3 - 2 1 5 (215): „The seeds that are present in Polycarp come to fruition in Irenaeus."
10
Einleitung
wird. Wegen der verhältnismäßig wenigen Bezugnahmen auf diese Literatur ist dabei keine weitgehende Beschränkung auf quantitative Betrachtungsweise mehr notwendig, so dass in methodischer Hinsicht ein Übergangskapitel zu Teil 2 vorliegt. Der längere zweite Teil befasst sich in vier Kapiteln mit der Auslegung johanneischer Schriften durch Irenaus" und ist deswegen stärker qualitativ orientiert 37 . Wieder steht am Beginn eine (1) Einfuhrung, die neben richtungweisenden Daten insbesondere vier Leitfragen sowie die Vorstellung des verwendeten Instrumentariums enthält. Inhaltlich folgen nacheinander eine (2) personenzentrierte Fokussierung auf „Johannes, ,den Jünger des Herrn'", ein (3) „Überblick über die Johannesauslegung", der „die Johannesbezüge im Einzelnen" in Form eines qualifizierten, später auch erweiterten Einzelverzeichnisses vorstellt und nach verschiedenen Richtungen hin auswertet und schließlich ein (4) konziser, exemplarischer Durchgang durch das Feld der „größte(n) Verdichtung irenäischer Johannesauslegung", die sich in Haer. III 11,1-6 befindet. Beide Teile werden im Schlussteil, der überschrieben ist mit Resümee: Gebrauch und Auslegung der Schriften bei Irenaus am Beispiel des Corpus Johanneum", in ein Gesamtbild gebracht 38 . Dabei werden auch die zu Beginn des zweiten Teils gestellten Leitfragen nach und nach aufgenommen und zusammenfassend beantwortet. Das erste Kapitel dieses Schlussteils fasst (1) „Irenäus als Schriftrezipient" zusammen, das zweite (2) „Irenäus als Johannesausleger" und das dritte beantwortet die eingangs gestellte Frage, ob (3) „Irenäus ein johanneischer Theologe" ist. Zwei Konventionen werden bereits durch das Inhaltsverzeichnis und die Gliederung angezeigt. Zum einen stehen die Abschnitte zur Methodik wegen der verschieden gewählten Zugänge zum Thema am Beginn der beiden Hauptteile39. Zum anderen wird nahezu jedes Kapitel - mit Ausnahme des vierten Kapitels im zweiten Hauptteil, das als Ganzes bereits eine Zusammenfassung ist, sowie der drei Kapitel des Resümees der gesamten Untersuchung - mit einem eigenen Schlussteil „Zusammenfassung" oder „Zusammenfassung und Ergebnisse" abgeschlossen, insgesamt gut 30 Seiten. Dadurch werden die einzelnen Kapitel im Rückblick noch einmal klar. Weitere Konventionen betreffen die verwendete Terminologie. Der Begriff Schriftgebrauch trägt hier einen quantitativen, faktischen Akzent: Irenäus greift auf eine konkrete Stelle einer biblischen Schrift zurück, beispielsweise zweimal auf das Matthäusevangelium, einmal auf das Corpus Paulinum, dreimal auf das Johannesevangelium usw. Bei Schriftauslegung dagegen tritt der qualitative, interpretierende Charakter stärker hervor: Was versteht Irenäus unter einem aus der Schrift entnommenen Begriff und wie bindet er 37 Die beiden Hauptteile nehmen damit die von M.A. Donovan, Irenaeus, 241 in ihrem Forschungsrückblick abschließend genannten „two thrusts" fur „Work on Irenaeus and the Bible" auf: Kanon und Auslegung. 38 Während Zahlen aus Gründen der Datengenauigkeit in den vorausgehenden Hauptteilen überwiegend in Form von Tabellen dargeboten werden, überwiegen im Resümee zum Zweck der schnelleren visuellen Erfassung Schaubilder. 39 S. u. S. 19-27.141-150, s. daneben aber auch S. 173-178.
Grundentscheidungen, Gliederung, Konventionen
11
ihn in seinen Gedankengang ein? Beispielsweise versteht er unter Verbum Dei stets den Sohn Gottes. Bezugnahme (oder Bezug, Rekurs, Aufnahme usw.) wird als Sammelbegriff für Zitat und Anspielung, also als Oberbegriff fiür jede Art der Übernahme sprachlicher Formulierungen verwendet. Diese Begriffe werden durchgehend im strengen Sinn verwendet. Allgemeiner sind die Begriffe Rezeption, das vielleicht am ehesten durch „Aufnahme" wiederzugeben ist40, und Rezipient im Sinne von .jemand, der aufnimmt". Zumindest für letzteren Begriff fehlt eine geeignete Alternative. Schließlich sind noch die Zitier- und Abkürzungskonventionen für (1) Irenäus, (2) andere antike Texte und die (3) Sekundärliteratur offen zu legen. (1) Die beiden von Irenäus erhaltenen Hauptwerke werden abgekürzt als „Haer." (Adversus haereses, CPG 1306) und „Epid." (Epideixis bzw. Demonstratio, CPG 1307). Da Haer. stets nach der aktuellen kritischen Edition von A. Rousseau und L. Doutreleau et al. zitiert wird, wird diese neben den Seiten- und Zeilenangaben in Klammern nicht mehr genannt. Es heißt also beispielsweise statt Iren., Haer. III 4,2 (SC 211, 46,18f Rousseau/Doutreleau) nur noch Haer. III 4,2 (46,18f). Werden hingegen andere Ausgaben oder Übersetzungen zitiert, so geschieht dies stets unter Angabe des Herausgebers oder Übersetzers und des entsprechenden Buchtitels. „Praef." steht für Praefatio, „fr. gr.", „fr. syr.", „fr. arm." für ein griechisches, syrisches oder armenisches Fragment. Griechische und syrische Fragmente werden bei Stellenangaben immer berücksichtigt, armenische hingegen nur gelegentlich. „Frg." bezeichnet ein nicht nach der Irenäusausgabe der Sources Chretiennes gezähltes Fragment. Lateinische Zitate werden kursiviert, griechische heben sich bereits durch das Druckbild ab. (2) In Ergänzung der gebräuchlichen Abkürzungen für biblische Bücher wurden für weitere antike Texte folgende Verzeichnisse konsultiert: S. Schwertner, Abkürzungsverzeichnis, XXXIV—XLI (Rabbinica); H.-M. Schenke, Nag Hammadi, 732f; J.F. Oates et al., Checklist (Papyri); H.G. Liddell/R. Scott/H.S. Jones, Lexicón, XVI—XL; G.W.H. Lampe, Lexicón, IX-XLIII; A. Blaise, Dictionnaire, 9 - 2 9 . (3) Sekundärliteratur wird in der Regel unter Angabe des Autors und des ersten Substantivs im Titel angeführt.
40 Freilich treffen auf „Rezeption" nahezu alle 30 Kriterien für ein „Plastikwort" zu, vgl. U. PÖRKSEN, Plastikwörter, 37f.l 18-121, daneben auch 78f (Beispielsammlung).
Teil 1
Der Gebrauch der Heiligen Schrift und der klassischen griechischen Literatur bei Irenäus von Lyon eine quantitative Analyse
Kapitel 1
Zur Einführung I. Erste Annäherung: Die
Grunddaten
U m d e m Schriftgebrauch des Irenäus auf d i e Spur zu k o m m e n 1 , ist e s z u nächst s i n n v o l l , sich die D i m e n s i o n e n des U n t e r s u c h u n g s g e g e n s t a n d e s v o r A u g e n z u fuhren, a l s o d i e L ä n g e und R e z e p t i o n s d y n a m i k seiner b e i d e n erhaltenen H a u p t w e r k e s o w i e summarisch die A n z a h l der bisher e n t d e c k t e n biblischen Bezugnahmen. Doch wie ist ihre Anzahl zu bestimmen und in welche Relation zu setzen? Für eine erste Annäherung genügt der Hinweis, dass alle Daten auf der Basis der neuesten kritischen Ausgabe von Adelin Rousseau, Louis Doutreleau, Bertrand Hemmerdinger und Charles Mercier, die in der Reihe Sources Chretiennes zwischen 1965 und 1982 erschienen ist, gewonnen wurden 2 . Über alle weiteren methodischen Fragen, die für diesen ersten Teil grundlegend sind, wird im dritten, methodischen Abschnitt dieser Einfuhrung Rechenschaft gegeben. E i n e Ü b e r s i c h t dieser Grund- oder R a h m e n d a t e n sieht aus: Tabelle 2: Verteilung der alt- und neutestamentlichen auf die einzelnen Bücher des Irenäus Die
Grunddaten
folgendermaßen
Bezugnahmen
Summe
Haer. I
II
III
IV
V
Seitenzahl Anteil in %
1204 100
187
238
307
229
70
15,5
173 14,4
19,8
25.5
19
5,8
Alttestamentliche Bezugnahmen
1137 (801) 100
90 (70)
78 (65)
275 (210)
313 (280)
171 (139)
210(187)
7,9 2,1 (2,7) 210(189)
6,9 2,2 (2,7)
24,2 0,9(1,1)
27,5
1,1 (1,5) 1941 (1251)
1,0(1,1)
15 1,3(1,6)
18,5 0.3 (0,3 7)
161 (136)
616 (514)
450 (391)
369 (293)
135(115)
100 0,6 (1,0)
10,8 0,9(1,0)
8,3
31.7 0,4 (0,5)
23,2 0,7 (0,8)
19 0,6 (0,8)
7 0,5 (0,6)
3078 (2052)
300(259)
1,1 (1,3) 239(201)
891 (724)
763(671)
540 (432)
345 (302) 11,2 0,2 (0,23)
Anteil in % 1 Bezug pro x Seite Neutestamentliche Bezugnahmen Anteil in % 1 Bezug pro x Seite Biblische Bezugnahmen Anteil in % 1 Bezug pro x Seite
100
9,7
7,8
28,9
24,8
17,5
0,4 (0,6)
0,6 (0,7)
0,7 (0,9)
0,26 (0,3)
0,4 (0,5)
0,4 (0,5)
Epid.
1 Für eine exemplarische, thematisch strukturierte Annäherung eignet sich auch der kurze Artikel von M . JOURJON, Irénée. 2 SC 100.152f.210f.263f.293f (Les Éditions du Cerf, Paris).
16
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur Einführung
Die Zahlen fiir die Bezugnahmen sind nicht nach Anspielungen und Zitaten differenziert, sondern aus der Anzahl fiir beide addiert. In Klammern beigefügt ist die Anzahl der zitierten Texte. Da es hier Überschneidungen zwischen den einzelnen Büchern gibt (Schnittmengen), ist die ausgewiesene Summe kleiner als die aus den sechs Spalten errechenbare. Zur leichteren Orientierung ist die jeweils größte Zahl einer Ergebniszeile kursiv gedruckt; beim durchschnittlichen Abstand in Seitenzahlen zwischen den einzelnen Bezugnahmen („1 Bezug pro x Seite") gibt umgekehrt die kleinste Zahl die größte Rezeptionsverdichtung an. Nicht eingezeichnet sind die 23 Anspielungen und Zitate aus der klassischen griechischen Literatur, während die insgesamt neun Bezugnahmen auf die übrigen frühchristlichen Schriften bei den neutestamentlichen Bezugnahmen mitgezählt sind, da sie am ehesten hierher gehören und im Verlauf der Arbeit auch hier mitbedacht werden.
Wie bereits am Buchumfang ersichtlich, ist die Epideixis im Vergleich mit den einzelnen Büchern von Haer. das mit Abstand kleinste Werk. Unter den Büchern von Haer. sind die ersten beiden die kleineren, die Bücher III und IV liegen in der Mitte, und das vierte ist das längste Buch. Diesen Verhältnissen entspricht jedoch keineswegs die Anzahl alttestamentlicher Zitate und Anspielungen, wie man beim Vergleich der prozentualen Angaben leicht erkennen kann. Zwar enthalten die ersten beiden Bücher von Haer. wiederum weniger Bezugnahmen als die übrigen, aber schon hier fällt auf, dass es deutlich weniger sind, als bei gleicher Verteilung ihrer Länge entspräche. Dasselbe gilt etwas abgeschwächt auch für Haer. V, während in Haer. IV etwas mehr Bezugnahmen als erwartet anzutreffen sind. Fast so viel wie in Haer. IV, aber deutlich mehr als erwartet enthalten Haer. III und - nur Letzteres, aber dieses in noch viel höherem Maß - die Epideixis. Nur einen Bruchteil davon für die Epideixis, aber noch einmal erheblich mehr enthält Haer. III an neutestamentlichen Bezugnahmen. Denn nahezu jede dritte Bezugnahme ist im dritten Buch zu finden. Dagegen entspricht die Anzahl der neutestamentlichen Zitate und Anspielungen in Haer. IV, V und der Epideixis in etwa den Erwartungen aufgrund ihrer Länge, während die ersten beiden Bücher zwar etwas mehr neutestamentliche als alttestamentliche Bezugnahmen aufweisen, aber immer noch deutlich weniger als bei einer proportional zu ihrem Umfang erfolgenden Verteilung zu erwarten wären. In der Summe der biblischen Bezugnahmen werden diese Abweichungen teilweise ausgeglichen, so in Haer. IV, etwas weniger in V, teilweise aber auch verfestigt. In den ersten beiden Büchern sind die biblischen Bezugnahmen grundsätzlich etwas spärlicher, während sie in Haer. III und der Epideixis erheblich zahlreicher sind. Bezogen auf die Länge der Bücher sind die Anspielungen und Zitate in Haer. III etwa eineinhalbmal so dicht, in der Epideixis sogar doppelt so dicht. Aufs Ganze gesehen aber liegt das Gros der Bezugnahmen in den drei längeren Büchern Haer. III bis V; knapp zwei Drittel des Textes enthalten hier deutlich über zwei Drittel aller Bezugnahmen (64,3 bzw. 71,2 %). Der festgestellte Unterschied zwi-
Herausragende
Bücher, Bibelstellen und Themen
17
sehen den ersten beiden Büchern und Haer. III bis V ist hauptsächlich inhaltlich bedingt: In Letzteren steht die eigene christliche Theologie im Zentrum, in den ersten beiden Büchern von Haer. die Auseinandersetzung mit den Gegnern 3 . Angesichts von über 3000 biblischen Bezugnahmen stimmt man gerne zu: „Wer Irenäus liest, sieht ihn ständig bei der Bibelarbeit" 4 .
II. Zweite Annäherung: Die herausragenden Bücher, Bibelstellen und Themen Um einen ersten Eindruck von herausragenden Büchern, Bibelstellen und einigen Themen zu gewinnen, fasst Tabelle 2 (im Kriterium durchaus arbiträr, aber nicht minder aufschlussreich) alle diejenigen Stellen zusammen, die in der Summe eines Buches öfter als dreimal rezipiert werden: Tabelle 3: Mindestens dreimal aufgenommene Bibelstellen in den einzelnen Büchern des Irenäus Hl. Schrift / Irenäus Gen 1,26 Gen 2,7 Gen 15,6 Ex 20,11 Dtn 6,13 Dtn 6,16 Ps 110,1 Ps 132,11 Ps 146,6 Jes 7,14 Summe AT Mt 4,7 Mt 4,10 Mt 5,17 Mt 7,7 Mt 16,17 Mt 25,41 Mt 11,27 / Lk 10,22 Joh 1,3 Joh 1,14 Act 4,24 Rom 8,11 1 Kor 15,50 1 Kor 15,53
Summe 27 30 6 8 4 4 7 7 10 15 118 5 5 5 5 4 15 12 13 25 8 6 11 6
Haer. I 3/2 -15
II -n 1/3
III 1/3 1/4
V 1/9 2/7
-
-
-
IV 2/1 1/1 -14
-
Epid. 1/3 2/3 21-
1/1
1/3
-12
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1/3 3/1
-
-
-
-
-/I
-
-
-
-
-
-/3 13
-
21-n
14
13
3/1 1/5 -14 6/5 36
-
-
-
-
-
-
-
-
21 3/2 1/4
-
-
-
2/2
-
1/-
-
4!-
-
-
-
-
-
-
-/I -/2 2/1 3/3 1/1
2/1 2/1 1/1
-/I -14 1/2 -/I 3/2 4/6 -12 V-/I -/I
-
-
-
-
1/1
1/3
-
-
-
-
1/3 -/I
-
-
-
-
3/3 5/1 1/1/-
-/I
-
-12
-
-/i 15 -
-
-
-
M2/2
1/1/3
-
-
1/3 7/3 2/2
-
-
-
3 So bereits Phot., cod. 120, 93b-94a zu den einzelnen Büchern (CBy Photius Bibliothèque II, 94,36-43.44-95,3.3f.4-6.6-10 HENRY). 4 S. N. BROX, Hermeneutik, 248.
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur Einßihrung
18 Hl. Schrift /
Haer. I
II
III
IV
V
Kol 1,14 Kol 1,18
5 14
-/I
-
-
-
-
-
Summe
139
15
17
-15 34
3/22
1/3 -12
NT
Irenäus
Summe
41
Epid. -
-14 10
Bei den Angaben zu den einzelnen Büchern stehen die Zitate links, die Anspielungen rechts des Schrägstrichs, während bei den Summen beide Angaben addiert sind. Es sind nur solche Stellen aufgenommen, auf die Irenäus innerhalb eines Buches öfter als dreimal zurückgreift. Aber zu diesen Bibelstellen sind zur Ergänzung auch die Angaben aus anderen Büchern eingetragen. Mit Kursivdruck sind diejenigen Zahlen hervorgehoben, die innerhalb eines Buches auf mehr als zwei Belege verweisen.
Die nach dieser Übersicht herausragenden Bücher des Alten Testaments sind für Irenäus die Genesis und die Psalmen, aber auch Jesaja, aus dem Neuen dagegen das Matthäus- und das Johannesevangelium sowie der erste Korintherbrief und der Kolosserbrief. Auffällig ist ferner, dass trotz des viel längeren Alten Testaments (oder vielleicht gerade deswegen, denn dann liegt eine Beschränkung näher) eine starke Konzentration auf wenige Stellen vorliegt. Mit einer Summe von 118 Bezugnahmen liegt das Alte Testament nur leicht hinter dem Neuen Testament mit 139 Bezugnahmen, obwohl aus dem Alten Testament insgesamt, wie Tabelle 2 gezeigt hat, nur gut halb so viele Zitate und Anspielungen entnommen sind wie aus dem Neuen. Bemerkenswert ist die Anzahl der Zitate im Verhältnis zu den Anspielungen: Über ein Drittel der Bezugnahmen, 98 von 257, sind als Zitate zu kennzeichnen. Damit zitiert Irenäus für das zweite Jahrhundert auffallig genau. Umgekehrt zeichnet dies auch den zitierten Text aus, der damit eine herausragende Dignität genießt. Die drei mit weitem Abstand am häufigsten rezipierten Stellen sind Gen 2,7, gefolgt von 1,26 und Joh 1,145. Schon hier - und erst recht, wenn man die irenäischen Kontexte einbezieht - machen sich mit den Themenkreisen der Schöpfungslehre und der Inkarnation (bzw. Christologie) die für Irenäus wohl wichtigsten Themen bemerkbar 6 . Beide spielen in der antihäretischen Auseinandersetzung eine nicht zu überschätzende Rolle. Dass aus dem Alten Testament Ps 146,6 („der Himmel und Erde gemacht hat") und Jes 7,14 am nächsthäufigsten rezipiert werden, fügt sich nahtlos in dieses Bild ein und verstärkt es 7 . Für das Neue Testament kommt mit Mt 25,41 5 Zur Auslegung von Gen 1 - 3 s. A.-Ch.L. JACOBSEN, Menneske, 6 0 - 8 9 sowie zusammenfassend DERS., Ireneo, 134. 6 Diesen Befund unterstützt auch der spätere Blick auf Haer. III 11,1-6, s. u. S. 217—
222. 7 Anlässlich von Jes 7,14 reflektiert Irenäus das Problem der Septuaginta als Übersetzungsliteratur. Dabei bildet - ähnlich wie bei Justin und Klemens von Alexandrien - die christianisierte Legende von der Übersetzung der Siebzig „gewissermaßen einen hermeneutischen Prolog für die christliche Verwendung des griechischen Alten Testaments", s. ausführlich M. HENGEL, Septuaginta als von den Christen beanspruchte Schriftensamm-
Zur Methodik
19
ein (christologisch geprägter) eschatologischer Akzent hinzu, während Joh 1,3; Mt 11,27 und Kol 1,18 die Themenkreise Schöpfungslehre, Christologie und Soteriologie verstärken. Den Bereichen Soteriologie und Eschatologie ist auch 1 Kor 15,50 zuzuordnen. Die mehrfachen Bezugnahmen auf das Matthäusevangelium erinnern daran, dass dieses die meistgebrauchte neutestamentliche Schrift im zweiten Jahrhundert ist8. Die in Einzelheiten erheblich differierende Statistik des ersten Bandes der Biblia Patristica ist in den Grundaussagen absolut identisch 9 . Auch hier sind Gen 2,7 und 1,26 mit 79 bzw. 42 Bezugnahmen die am häufigsten von Irenäus rezipierten Stellen, gefolgt von Joh I,14 mit 41. Auf Joh 1,3 entfallen nach dieser Zählung 30, dagegen 23 auf Jes 7,14 und jeweils 20 Bezugnahmen auf Mt 25,41 und 1 Kor 15,50. An achter Stelle folgt Kol 1,18 mit 14 Anspielungen oder Zitaten.
Zum Themenkreis der Schöpfungslehre lassen sich die Bezugnahmen auf Gen 1,26; 2,7; Ex 20,11; Ps 146,6 sowie Joh 1,3 und Act 4,24 mit insgesamt 96 von 257 Bezugnahmen rechnen (das entspricht 37,4 %). Zur Christologie mit einem Schwerpunkt auf Inkarnation, Davidsverheißung, Jungfraugeburt und Bezug zum Vater gehören Ps 110,1; 132,11; Jes 7,14; Mt II,27 par Lk 10,22 und Joh 1,14, insgesamt 66 Bezugnahmen (25,7 %), während einem soteriologischen und eschatologischen, im weitesten Sinn heilsgeschichtlichen Akzent Gen 15,6; Mt 5,17; 16,17; 25,41; Rom 8,11; 1 Kor 15,50.53 und Kol 1,14.18 mit insgesamt 72 Zitaten und Anspielungen zuneigen (28 %). Ausschließlich von lokaler Bedeutung, nämlich in Haer. V 21,2-22,2, ist die Auslegung der Versuchungsgeschichte mit den Anspielungen und Zitaten auf Dtn 6,13.16 und Mt 4,7.10 (18 Bezugnahmen, 7 %), und gegen eine gnostische Deutung wenden sich die Aufnahmen von Mt 7,7 (fünf Belege, etwa 2 %).
III Zur Methodik Nach den beiden inhaltlich-formalen Annäherungen sollen die für den ersten Teil der Arbeit grundlegenden methodischen Überlegungen erläutert und begründet werden. Einzelne, punktuell aufbrechende Entscheidungen werden im Verlauf der Untersuchung konkreter und textnäher erläutert. Eine ganze Reihe von Klärungen ist jedoch durchgängig relevant. Da die Vorgehensweise in diesem Teil der Arbeit bewusst flächig ist, um auf möglichst breiter Grundlage Beobachtungen gewinnen zu können, lung, 371-375.379f (379); ähnlich DERS., Septuaginta als .christliche Schriftensammlung', 200-203. 8 Vgl. die bereits genannten Monographien von E. MASSAUX, Influence und W.-D. KÖHLER, Rezeption. 9 S. J. ALLENBACH et al., BiPa I, 53-55.57f.138f.283.379-381.384f.471.504.
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur Einfiihrung
20
stellt sich zunächst die Frage nach der Erhebung des Datenmaterials. Hier schien es sinnvoll, auf bereits Vorhandenes zurückzugreifen 10 . Für Haer. gibt es neben den älteren Aufstellungen von Harvey 11 oder dem Novum Testamentum Sancti Irenaei, das - wie der Name schon sagt - nur das Neue Testament umfasst 12 , in neuerer Zeit drei Möglichkeiten des Zugriffs: zunächst die Biblia Patristica 13 , sodann die Kommentarbände der in der Reihe Sources Chretiennes erschienenen neuesten kritischen Textausgabe 14 und schließlich die gerade vollständig publizierte Übersetzung des langjährigen Regensburger Kirchenhistorikers Norbert Brox 15 . Ein ausführlicher und exemplarischer Vergleich rät zur zweiten Möglichkeit, den Angaben der Sources Chretiennes-Bände. Die letztlich ausschlaggebenden Gründe dafür sind, dass die in der Biblia Patristica verwendeten Daten nicht das Ergebnis eigener Recherche sind (das entspräche auch nicht der Zielsetzung dieses ansonsten unersetzlichen Arbeitsinstruments), sondern — durch das Jahr ihres Erscheinens bedingt — für Irenäus auf ganz verschiedenen, zumeist älteren Textausgaben beruhen und aus diesen addiert sind 16 . Dadurch sind ihre Zahlenangaben mitunter etwas zu hoch. Dagegen halten die bei der Durcharbeitung des gesamten Textes entstandenen Angaben der Sources Chretiennes-Ausgabe in den allermeisten Fällen einer kritischen Prüfung stand. Das gilt auch für die nach über 80 Jahren erstmals wieder vollständige Übersetzung ins Deutsche. Ihr gegenüber verdient jedoch die kritische Textausgabe deswegen den Vorzug, weil in der Sources Chretiennes-Ausgabe Zitate und Anspielungen klar voneinander unterscheidbar sind, da die Anspielungen im Haupttext immer 10
Anders noch J. HÖH, Lehre, 118f in bewundernswerter Weise und mit der nötigen Vorsicht: „Ich bezweifle nicht, dass andere Zähler andere Resultate zutage fördern werden", ibid., 119. " W.W. HARVEY, Sancti Irenaei Episcopi Lugdunensis Libros quinque adversus Haereses II, Cambridge 1857, 513-523. Daran schließt sich etwa E. DASSMANN, Stachel, 295-297 über J. WERNER, Paulinismus, 7 - 1 6 an. 12 W. SANDAY/C.H. TURNER/A. SOUTER, Novum Testamentum Sancti Irenaei Episcopi Lugdunensis, Oxford 1923, 75-91.190-203 mit den Ergänzungen 219-223 sowie 2 6 7 270.286f (Lesarten der Old Armenian Version zu Haer. IVf). Zu den expliziten Zitaten s. auch J. HÖH, Lehre, 190-197 sowie zum „Vangelo di S. Giovanni" P. CIANI, Ireneo, 5 0 58 (50). 13 J. ALLENBACH et al., Biblia Patristica, Index des citations et allusions bibliques dans la littérature patristique. Bd. 1: Des origines à Clément d'Alexandrie et Tertullien, Paris 1975,49-544. 14 A. ROUSSEAU/L. DOUTRELEAU/B. HEMMERDINGER/Ch. MERCIER, Irénée de Lyon, Contre les hérésies, Livre I - V , Tome I: Introduction, notes justificatives, tables (SC 100/1.152.210.263.293), Paris 1965.1969.1974.1979. 1982, 1/1, 361-365; II/1, 373-376; III/l, 411-421; IV/1, 327-340; V / l , 413-419. Daran angelehnt sind die Daten bei E. BELLINI, Contro le eresie, 649-675. 15 N. BROX, Irenäus von Lyon, Epideixis, Adversus Haereses, Darlegung der Apostolischen Verkündigung, Gegen die Häresien (FC 8/1), Freiburg et al. 1993, 3 7 6 380; DERS., Adversus Haereses, Gegen die Häresien (FC 8/2-5), Freiburg et al. 1993. 1995.1997.2001, II, 313f; III, 321-327; IV, 375-383; V, 289-293. 16 Vgl. die Rechenschaft bei J. ALLENBACH et al., BiPa I, 36f.
Zur Methodik
21
durch ein vorangestelltes „cf." gekennzeichnet sind, während die entsprechenden Einträge in den Registern kursiviert sind. Letzteres ist in der Übersetzung von Brox nicht, Ersteres nicht wirklich konsequent gegeben. Ein Nebenaspekt ist, dass die Sources Chretiennes-Ausgabe eine viel höhere Verbreitung besitzt, da sie bereits seit mehreren Jahrzehnten den gegenwärtig besten Text bietet. In Zweifelsfällen sind jedoch alle genannten Aufstellungen immer wieder herangezogen worden.
Im Anschluss an die Sources Chretiennes-Ausgabe wird die Bezeichnung „Zitate" auf „les citations littérales" im engeren Sinn beschränkt, während „les citations accomodées et les allusions" gemeinsam unter „Anspielungen" subsumiert werden 17 . Für die Epideixis bieten sich fünf Aufstellungen an. Sehr zurückhaltend sind die Angaben in der im zwölften Band der Patrologia Orientalis befindlichen Textedition von 191918, noch mehr freilich in der sich anschließenden französischen Übersetzung 19 . Das Gegenteil trifft für die ältere Sources Chretiennes-Ausgabe zu, da hier auch die in den kommentierenden Anmerkungen genannten Stellen unterschiedslos im Register aufgeführt sind 20 . So finden sich hier etwa fünf Verweise auf das Proverbienbuch, die man in den anderen Aufstellungen aus gutem Grund vergeblich sucht. Sie ist deshalb am wenigsten geeignet. Bei der Entscheidung zwischen den Bezugnahmen, die in der von Brox stark überarbeiteten deutschen Übersetzung vermerkt sind 21 , und dem Register zur neueren Sources Chretiennes-Ausgabe sprechen die bereits von Haer. bekannten Gründe für Letztere. Außerdem geht die Datenbasis damit für beide Hauptwerke im Wesentlichen auf Adelin Rousseau zurück, was abgesehen von der Qualität auch die Vergleichbarkeit mit Haer. erhöht. Eine Übersicht der Angaben zu einigen Schriften, die von Irenäus häufig herangezogen werden, zeigt die enorme Spannweite der bestehenden Möglichkeiten noch einmal auf, die möglicherweise dadurch mitbedingt ist, dass ein nur armenisch vorlie-
17
S . A . ROUSSEAU/L. DOUTRELEAU et al., I r é n é e , 1/1, 3 6 1 ; 11/1, 3 7 3 ; I I I / l , 4 1 1 ; I V / 1 ,
327. Ibid., V/1, 413 unterscheidet in diesem Sinn zwischen „citations" und „allusions". Für die im zweiten Hauptteil unternommene Fokussierung auf die johanneischen Bezüge ist eine detailliertere Unterscheidung notwendig, s. u. S. 144-147. 18 K. TER MËKËRTTSCHIAN/S.G. WILSON, S. Irenaeus, EIS EniAEISIN TOY AnoITOAIKOY KHPYrMATOI, The Proof of the Apostolic Preaching (PO 12,5, 653-746), Paris 1919, 745f. 19 J. BARTHOULOT/J. TIXERONT, Saint Irénée, Démonstration de la Prédication Apostolique (PO 12,5, 747-802), Paris 1919, 802. 20 L.M. FROIDEVAUX, Irénée de Lyon, Démonstration de la Prédication Apostolique (SC 62), Paris 1959, 171-177. 21 N. BROX, Irenäus von Lyon, Epideixis, Adversus Haereses, Darlegung der Apostolischen Verkündigung, Gegen die Häresien (FC 8/1), Freiburg et al. 1993, 3 7 6 380. Zur Überarbeitung der Übersetzung s. ibid., 24.
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur Einführung
22
gender Ausgangstext 22 für den Diskurs über diese Stellen eine höhere Zugangsbarriere darstellt als etwa ein lateinischer: Tabelle 4: Anzahl der in der Epideixis von verschiedenen identifizierten Bezugnahmen wichtiger biblischer Bezugnahmen
in der
Epideixis
Ter-M6kerttsch./Wilson 1919 Barthoulot/Tixeront 1919 Froidevaux 1959 Brox 1993 Rousseau-Doutreleau 1995
Herausgebern Bücher
L
Gen
Ps
Jes
Ut
Lk
Joh
Act
Rom
1 Kor
Cal
Eph
111 90 320 128 253
22 17 57
25 24 37
38 37 74
9 2
-
2 1 30
6 4 26
-
12
4 2 22
2 1 9
21 59
26 38
38 46
5 6
7 15
5 14
9 23
3 2 7 4
38 9 29
-
-
18 3 7
7
1 9
Ungeachtet dessen kommen bei einer engmaschigen Suche sowohl in Haereses wie in der Epideixis viele weitere Stellen als Anspielungen oder Übernahmen in Frage, wie in einem späteren Teil exemplarisch am Corpus Johanneum für Haer. III gezeigt wird 23 . Da die Beurteilung dieser weiteren Stellen aber nicht selten eine Ermessensfrage bleibt und zudem bisher weder flächendeckend noch aus einer Hand vorliegt, kommt eine Einbeziehung dieser Anspielungen oder Zitate für den ersten Teil der vorliegenden Arbeit nicht in Frage. Denn um eine Vergleichbarkeit unter verschiedenen Fragestellungen zu ermöglichen, muss die Datenbasis durchgängig möglichst homogen sein. Ist die Ausgangsbasis auf Seiten von Irenäus damit geklärt, so ist wenigstens anzumerken, dass das, wonach gesucht wird, für Irenäus nicht a priori klar ist: Denn es gibt Ende des zweiten Jahrhunderts keinen abgegrenzten, allgemein anerkannten biblischen Kanon, wie er für uns eine selbstverständliche Größe darstellt. Zwar hat sich hinsichtlich des Neuen Testaments eine Abgrenzung entsprechend dem alexandrinischen Kanonumfang des vierten Jahrhunderts längst durchgesetzt 24 . Obwohl sie aus terminologischen Gründen auch dieser Arbeit von Anfang an zugrunde liegt, ist doch festzuhalten, dass bei Irenäus diese oder eine vergleichbare Abgrenzung nicht zu erkennen ist. Deswegen ist der Blick über den Rand des Kanons hinaus grundsätzlich freizuhalten. Wie macht man große Mengen von Zitaten und Anspielungen, die sich in einem umfangreichen Textcorpus befinden, erfassbar, vergleichbar und anschaulich? Zur besseren Visualisierung und angeregt durch D.-A. Koch,
22 Die auf das Ende des sechsten Jahrhunderts zu datierende Übersetzung in der Art der hellenophilen Schule ist teilweise von fast sklavischer Treue. 23 S. u. S. 201-210. 24 Vgl. Athanasius' 39. Festbrief für das Jahr 367, etwa bei W. SCHNEEMELCHER, NTApo I, 39f oder B. METZGER, Kanon, 203. Über neuere Forschungen zur Kanonfrage orientiert Th.K. HECKEL, Arbeiten, passim in einer Übersicht; s. außerdem Ch. MARKSCHIES, Canon; J. ROLOFF, Kanon sowie zur Begriffsuntersuchung H. OHME, Kanon, 61-77.570.
Zur Methodik
23
wird als Ausgangspunkt die Form der tabellarischen Übersicht gewählt 25 . Dabei werden die Anspielungen und Zitate entweder in Tabellen für die erhaltenen Hauptwerke des Irenäus oder für jeweils eines seiner Bücher zusammengefasst. Da die Einteilung in Bücher immer auch bis zu einem gewissen Grad technisch bedingt ist, käme alternativ eine Berücksichtigung der inhaltlich-kompositorischen Aufteilung in Haer. I bis II und III bis V in Frage. Durch diese Zweiteilung würde die Fülle des Materials jedoch nicht übersichtlicher präsentiert. Neben der nach Büchern gegliederten Darstellung gibt es aber noch weitere Übersichten, die von Fall zu Fall entworfen werden 26 . Die Grammatik der Tabellen und Übersichten ist in allen Fällen dieselbe (aus den vorangehenden „Annäherungen" bereits partiell bekannt) und kann deshalb hier gemeinsam vorgestellt werden. Wo die Anzahl der Zitate und Anspielungen, die in der Regel nur in Summenspalten addiert aufgeführt sind, getrennt dargeboten werden, etwa in Tabelle 3, sind beide durch einen Schrägstrich getrennt: ,^/y" steht für >rr Zitate und y Anspielungen". Davon zu unterscheiden ist die Anzahl der zitierten Texte, die gegebenenfalls nach der Zahl der Bezugnahmen immer in Klammern steht, so etwa in Tabelle l 2 7 . Nur in diesem Zusammenhang bezieht sich „zitiert" auf Anspielungen und Zitate gemeinsam. Die Zahl der zitierten Texte ist in der Regel kleiner als die Zahl der Bezugnahmen, bei einer geringen Zahl von Bezugnahmen aber häufig auch gleich und nur selten größer. Dieser ungewöhnliche Fall tritt nur auf, wenn zwei Umstände zusammentreffen, nämlich erstens mehrere Bibelstellen (xi, x 2 ) im Register zu einem einzigen Eintrag (y) zusammengefasst und damit als eine Anspielung gezählt werden (xi. 2 -* y). Dies kommt zwar gelegentlich vor, hauptsächlich in den zuerst erschienenen Bänden Haer. IV und V, ist aber in den meisten Fällen in der Tabelle nicht ablesbar, da es zahlenmäßig dann neutralisiert wird, wenn sich in derselben biblischen Schrift umgekehrt zwei Zitate oder Anspielungen (yi, y 2 ) auf dieselbe biblische Stelle (x) beziehen (x-> y,; x-» y 2 ). Deshalb ist
25
Vgl. D.-A. KOCH, Schrift, z.B. 21-23.33.53.55.90.102.187-189. S. aber auch bereits J. HÖH, Lehre, 198f; D.J. HERNANDO, Irenaeus, 358f (allzu komprimiert und dennoch unhandlich) sowie die Wortuntersuchungen bei J. FANTINO, Théologie, 410-413; D. WANKE, Kreuz, 416-426. Inhaltlich aussagekräftiger, aber den Umfang in jeglicher Hinsicht sprengend wäre das von M.A. FAHEY, Cyprian, gewählte kommentierende Vorgehen. Es kann angesichts der Menge an Bezugnahmen nur für einzelne Schriften oder Schriftcorpora nach und nach angewandt werden. 26 Da der statistische Zugriff zunächst rein formal ist, muss unbedingt angemerkt werden, dass der dadurch erreichte Überblick nicht eine Fülle von notwendigen Einzeluntersuchungen ersetzt, welche einzelnen Texte oder Halbverse Irenäus aufnimmt (s. o. Tabelle 3 S. 1 Vf), und untersucht, warum er sie verwendet. Hier steckt noch viel Forschungsbedarf im Detail. 27 Vgl. wiederum D.-A. KOCH, Schrift, 33 mit Anm. 4.
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur
24
Einfährung
die zweite Voraussetzung, dass eine solche Neutralisierung unterbleibt 2 8 . Weitere Besonderheiten, die im Z u s a m m e n h a n g mit der Auswertung der Register aufgetreten sind, werden im nächsten Abschnitt zusammengefasst.
Die Summen der zitierten Texte sind nicht errechnet, sondern jeweils ausgezählt und zwischen den einzelnen Tabellenspalten abgeglichen, sodass möglichst keine Doppelzählungen enthalten sind. Einige Hinweise beziehen sich nur auf Übersichten, die die Zitate und Anspielungen in einem einzelnen Buch erfassen: Diese sind hier nicht kapitelweise zusammengefasst, sondern bis auf wenige Ausnahmen wiederum nach der in der Sources Chretiennes-Ausgabe vorgelegten und in den Kommentarbänden ausführlich in einem „Plan du Livre" erläuterten Gliederung ausgewiesen, die jeweils Sinnabschnitte bündelt 29 . Es ist jedoch nicht sinnvoll, von dieser in der Regel dreistufigen Gliederung auch die unterste, bereits filigrane Ebene mit in die Übersichten zu übernehmen. Wegen der Schwierigkeiten einer Gliederung in Haer. IV enthält diese nur zwei Ebenen. Deswegen bleiben die Abschnitte mit Kapitel 1—19, 20—35 und 36—41 hier a u s n a h m s weise recht groß 3 0 . Dagegen sind die überaus dicht mit Schriftzitaten u n d Anspielungen belegten Kapitel 16, 17 und 18 des dritten Buches klar voneinander abgrenzbar, sodass sich hier eine weitere Untergliederung bzw. separate Darstellung geradezu anbietet 3 1 .
Diese Gliederung hat gegenüber einer kapitelweisen Darstellung, gegenüber der ausführlicheren, jüngst von Brox vorgelegten oder weiteren Gliederungen 32 den Vorteil, dass sie außer für Haer. II in einer einzigen Tabelle 28 Das tritt z.B. bei folgenden Stellen auf: Haer. IV 23,2 ( 6 9 8 , 6 5 - 6 7 ; Act 2,41; 4,4); 26,1 ( 7 1 2 , 1 0 - 7 1 4 , 1 3 ; Dan 12,4.7) bzw. 26,3 ( 7 2 0 , 7 0 - 7 2 2 , 7 5 ; Z u s D a n 1,56.520; 33,12 ( 8 3 4 , 2 5 4 - 2 5 7 ; Ps 22,8.16.19), hier freilich nur in der Tabelle zu Haer. IV; V 20,1 (256,25f; Ex 25,31.37); 25,3 ( 3 1 4 , 4 8 - 5 3 ; Dan 7 , 8 . 2 0 - 2 2 ) , nur in der Tabelle zu Haer. V, nicht in der Gesamttabelle zum Alten Testament. 29 S. A. ROUSSEAU/L. DOUTRELEAU, Contre les hérésies 1/1, 1 1 3 - 1 6 4 ; I I / l , 1 1 7 - 1 9 5 ;
I I I / l , 1 7 1 - 2 0 5 ; A . R O U S S E A U / B . HEMMERDINGER e t a l . , C o n t r e l e s h é r é s i e s I V / 1 , 3 4 3 ; A . ROUSSESAU/L. DOUTRELEAU/CII. MERCIER, C o n t r e les h é r é s i e s V / l ,
Zur Epideixis s. den „Objectif et plan de la Démonstration" stration de la Prédication Apostolique, 5 0 - 7 8 . 30
341-
166-191.
bei A. ROUSSEAU, D é m o n -
Zur Gliederungsproblematik s. zuletzt N. BROX, Gegen die Häresien IV, 7 - 9 . Eine differenziertere „ G r o b g l i e d e r u n g " bietet R. NOORMANN, Irenäus, 169f (169). 31 Zu weiteren A u s n a h m e n s. im Anschluss an die neutestamentliche Übersicht zu Haer. III, u. S. 86. 32 N. BROX, Darlegung der apostolischen Verkündigung, Gegen die Häresien I, 29.118f; II, 11-13; III, 1 2 - 1 4 ; IV, 19.21.29 usf.; V 13-17; A. BENOIT, Irénée, 161.165. 178f.192.196; s. ferner die verstreuten Angaben bei R. NOORMANN, Irenäus, 70f.74.87f. 1 0 0 f . l 0 9 f . 1 1 5 - 1 1 7 . 1 2 4 f . l 2 7 f . 148.159f.169f.189f.195f.201-203.208.219f.224f.227.234. 2 3 8 f . 2 4 4 f . 2 4 7 . 2 4 9 . 2 5 2 f . 2 6 3 - 2 6 5 . 2 7 0 f . 3 0 5 . 3 1 9 - 3 2 1 . 3 2 7 f . 3 3 4 . 3 4 5 . 3 4 9 . 3 5 9 f . 3 6 5 und D.J. BINGHAM, Irenaeus, 13.32f.61.169f.255—257. Wiederum k o m m e n Gliederungen, die nur zu einem Buch vorliegen, etwa diejenige zu Haer. V von W. OVERBECK, M e n s c h w e r dung, I X - X I I . 7 7 - 7 9 usw., zu IV von Ph. BACQ, Alliance, 4 1 - 4 6 . 1 5 3 - 1 6 1 . 2 3 5 - 2 4 0 . 4 1 7 419 oder zum dritten Buch von F. SAGNARD, Contre les hérésies, nicht in Frage.
Zur Methodik
25
fortlaufend aufgenommen werden kann. Aufgeführt sind in den Übersichten nur diejenigen biblischen Bücher, für die tatsächlich ein Zitat oder eine Anspielung nachgewiesen ist. Im unteren Teil der Tabellen (ab Tabelle 5) sind verschiedene Gruppensummen gebildet, wobei die Sonstigen („Sonst.") jeweils künstlich zu einer Restgruppe zusammengefasst sind. Die prozentualen Angaben, die der Erleichterung der Vergleichbarkeit unter den einzelnen Schriften oder Büchern dienen, sowie sonstige errechnete Angaben sind auf eine Dezimalstelle nach dem Komma kaufmännisch gerundet 33 . Das letzte Feld in den für die einzelnen Bücher erstellten Tabellen ist mit „Häufungen" überschrieben. Treten in einem einzelnen oder in benachbarten Kapiteln besondere Häufungen auf - in der Regel ab drei Bezugnahmen, bei kleinen biblischen Schriften gelegentlich ab zwei - , dann sind sie in biblischer Reihenfolge und mit der üblichen Abkürzung („x/y") hier aufgeführt. Um die jeweils betroffenen Schriften schnell erkennen zu können, sind sie in den Tabellenzeilen darüber mit einem Asteriscus (*) markiert. So beginnt zum Beispiel die Übersicht der alttestamentlichen Bezugnahmen zu Haer. I im letzten Feld von Tabelle 7 mit „Gen: 18: 2/20" 34 . Dies bedeutet, dass sich im 18. Kapitel von Haer. I eine Häufung von zwei Genesiszitaten und 20 Anspielungen auf die Genesis findet. Da die Häufungen jedoch nur eine Auswertungshilfe für die Tabellenangaben sind, ist in diesem Feld ausnahmsweise keine Vollständigkeit angestrebt. Bei der auf eine Tabelle folgenden Auswertung werden die Begriffe „absolutes" und „relatives Maximum" bzw. ,Minimum" verwendet. „Absolut" bezieht sich dabei auf die Anzahl der Bezugnahmen auf eine Schrift innerhalb eines irenäischen Buches im Verhältnis zur Anzahl der Bezugnahmen auf dieselbe Schrift im Gesamtwerk des Irenäus, „relativ" auf den Anteil der Bezugnahmen auf eine Schrift innerhalb eines irenäischen Buches im Verhältnis zum Anteil der Bezugnahmen auf dieselbe Schrift in den übrigen Büchern des Irenäus. Beispielsweise liegt in Haer. III mit 81 Bezugnahmen ein absolutes Maximum für die Psalmen vor. Mehr Psalmbezüge sind also in keinem anderen irenäischen Buch zu finden. Gleichzeitig ist es mit 29,5 % ein relatives Maximum 35 , was daraufhinweist, dass der auf die Psalmen entfallende prozentuale Anteil an Bezugnahmen auch in Haer. I, II, IV, V und der Epideixis nicht höher, sondern niedriger ist. Weitere Erläuterungen beziehen sich nur auf eines der beiden Testamente: Im Alten Testament richtet sich die Reihenfolge der biblischen Bücher nach der Lutherbibel, an die im Anschluss die zitierten Bücher der Septuaginta angefügt sind. Bei den 33 Die dadurch auftretenden Rundungsfehler bilanzieren sich selbst im Ausnahmefall auf weniger als ein Prozent, sind jedoch meist viel geringer. 34 S. u. S. 46. 35 81 von 275 alttestamentlichen Bezugnahmen in Haer. III.
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur Einführung
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Gruppensummen ist die Nomenklatur traditionell: „Pent" steht für den Pentateuch, „ G P r o f für die sog. großen Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel und „XII" für das Dodekapropheton. Für das Neue Testament gilt Entsprechendes, wobei hier im Anschluss an den Kanon die übrigen frühchristlichen Schriften aufgeführt sind. Als Gruppensigel werden hier „Syn" für die synoptischen Evangelien, „LkA" für das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte (vgl. „Luke Acts") 36 , „JohA" für das Johannesevangelium, die Johannesbriefe und die Apokalypse sowie „Pls" für das traditionelle Corpus Paulinum mit dreizehn Briefen verwendet. Da die Register wegen der bekannten Abhängigkeiten der synoptischen Evangelien (dem synoptischen Problem) in diesem Bereich notwendigerweise Verdoppelungen enthalten, wurde, um dies zu vermeiden, der mühsame Versuch gemacht, die insgesamt sieben Kombinationsmöglichkeiten in der Weise separat zu erfassen, wie sie in der kritischen Textausgabe notiert sind. Sie sind in folgender Reihenfolge aufgeführt: Mt/Mk/Lk, Mt/Lk, Mt, Mt/Mk, Mk, Mk/Lk, Lk. Um aber bei eiligen Vergleichen einen schnelleren Zugriff auf dieselben Daten zu ermöglichen, folgen gegebenenfalls anschließend separate Summenangaben für jedes dieser Evangelien: E Mt, E Mk, E Lk. Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass diese Zeilen Mehrfachzählungen und somit gemeinsame Teilmengen enthalten, durch die sich die Gesamtzahl der synoptischen Bezugnahmen um etwas über ein Achtel erhöht. Deshalb sind sie kursiviert, stellen sie doch nur ein anderes Arrangement bereits in der Aufstellung enthaltener Zitate und Anspielungen dar. Die Gruppensummen („Syn") sind natürlich nicht aus den Zahlen der kursivierten Zeilen gebildet. — Das in eingeschränktem Sinn analoge Problem zwischen dem Johannesevangelium und den synoptischen Evangelien sowie insgesamt zwischen dem Alten und Neuen Testament ist weitaus kleiner und deshalb in den als Ausgangspunkt dienenden Übersichten und Tabellen nicht abgebildet. D e r A u f b a u der b e i d e n Kapitel zu Irenäus' Gebrauch d e s A l t e n b z w . d e s N e u e n T e s t a m e n t s sieht f o l g e n d e r m a ß e n aus: (1) A l s E i n s t i e g s p r o b l e m dient die Frage: A u s w e l c h e n Gründen sind m a n c h e Schriften 3 7 überhaupt nicht rezipiert? D a b e i treten aber bereits G e s i c h t s p u n k t e zutage, die für die R e z e p t i o n auch anderer und der b i b l i s c h e n Schriften i n s g e s a m t relevant sind. ( 2 ) A n s c h l i e ß e n d f o l g t e i n e komprimierte Materialübersicht in Form einer T a b e l l e s o w i e deren Interpretation, die bei den am h ä u f i g s t e n a u f g e n o m m e n e n B ü c h e r n beginnt, sich dann mit den ü b r i g e n S c h r i f t e n b e f a s s t , b e s o n d e r e H ä u f u n g e n v o n R e z e p t i o n e n inhaltlich einordnet und s c h l i e ß l i c h die G r u p p e n s u m m e n betrachtet. ( 3 ) In e i n e m dritten Schritt wird der V e r such g e m a c h t , die Intensität der R e z e p t i o n für j e d e e i n z e l n e b i b l i s c h e Schrift z u ermitteln, i n d e m ihre L ä n g e zur A n z a h l ihrer B e z u g n a h m e n ins Verhältnis g e s e t z t wird. ( 4 ) Ein B l i c k auf die e i n z e l n e n B ü c h e r d e s Irenäus schließt sich an.
36
Da „LkA" über das Lukasevangelium eine Schnittmenge mit „Syn" enthält, ist für die korrekte Summen- und Prozentbildung anstatt der Zeile „LkA" die weiter oben in der Tabelle befindliche Zeile „Act" zu lesen. 37 Gemessen am alexandrinischen Kanonumfang des vierten Jahrhunderts.
Besonderheiten im Umgang mit den zugrunde gelegten Registern
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In einem eigenen Kapitel folgt sodann ein Vergleich mit dem nachbiblischen Schriftgebrauch bis zur Zeit von Klemens von Alexandrien und Tertullian, der den Blick auf die Rezeption biblischer Schriften abrundet. Mit einem weiteren kleineren Kapitel zu den vergleichsweise wenigen Zitaten und Anspielungen aus der klassischen Literatur endet der erste Teil.
IV. Besonderheiten im Umgang mit den zugrunde gelegten Registern Ausgangspunkt für die Übersicht über die Zitate und Anspielungen sind die in den Kommentarbänden der Sources Chretiennes-Ausgabe enthaltenen Register 38 . Diese fassen die im Apparat der Textbände angegebenen Zitate und Anspielungen jeweils für ein irenäisches Buch zusammen. Nach diesen Registerangaben richtet sich die vorliegende Auswertung 39 . Sofern es sich in den Registerangaben um verschiedene Bibelstellen handelt, werden diese separat gezählt, auch wenn sie in einem einzigen Eintrag aufgeführt sind, z.B. Haer. V 13,4 (178,101-180,115; 1 Kor 15,32.13-21). Andererseits gelten mehrere zusammenhängende Verse als eine Stelle, wie etwa im selben Buch in Kapitel 13,3 (170,48-53; 1 Kor 15,53-55), nicht aber sich zum Teil überschneidende Stellen wie Mt 3,16 bzw. 16f in Haer. III 9,3 (106,71-108,74; Mt 3,16f) 40 und in 17,1 (328,7; Mt 3,16). Wenn im Folgenden als „Besonderheiten" hauptsächlich Unregelmäßigkeiten oder sogar Unstimmigkeiten der Register aufgeführt werden, so sind dies in erster Linie Ergebnisse von Stichproben oder einer sonstigen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Text. Für die Auswertung werden freilich nur offensichtliche Versehen korrigiert, während Ergänzungen oder kleinere Unstimmigkeiten zwar dargestellt werden, aber nicht in die Auswertung einfließen, sodass eine weitgehende Kompatibilität zwischen den Registern und der Auswertung als einander ergänzenden Arbeitsinstrumenten erhalten bleibt. Trotz grundsätzlich zurückhaltender Beurteilung ist jedoch gelegentlich ein Eingriff notwendig. Diese kontroversen Fragen werden nachfolgend offen gelegt und durch Beispiele belegt, um die vorgenommenen Auswertungen transparent zu halten.
38
Vgl. o. Anm. 14 S. 20. Eine systematische Überprüfung und die dafür erforderliche sehr gründliche Durcharbeitung erfolgte exemplarisch im Rahmen der Vorbereitung eines Kommentars zu den johanneischen Bezugnahmen in Haer. III (noch unveröffentlicht, s. o. S. VI). 40 Mit fr. gr. 9 , 2 - 6 in P.Oxy. III, 405 (OxyPap 3, 10,16-22 GRENFELL/HUNT, verbessert in P.Oxy. IV, App. II [OxyPap 4, 264,23-265,29 GRENFELL/HUNT] = PO 4/2, 39
201,23-29
WESSELY) u n d
MERDINGER).
in F l o r i l e g i u m A c h r i d e n s e F r g . V ( 2 5 2 , 2 - 4
RICHARD/HEM-
Der Gebrauch der Heiligen Schrift: Zur Einführung
28
a) Einfach und klar zu erkennen sind diejenigen Stellen, an denen das Register uneinheitlich ist. Am harmlosesten - bei einer eiligen Benutzung aber durchaus fehlerträchtig - ist das für Haer. V der Fall, wo die Bezugnahmen auf Jeremia und Baruch ausnahmsweise vor Jesaja eingeordnet sind 41 . Problematischer, aber noch nicht zwingend emendationsbedürftig ist es freilich, wenn Bezugnahmen sowohl im fortlaufenden Text als auch im Kommentarband manchmal zusammengefasst werden, so etwa zum Buch Daniel. Während Haer. IV 26,1.3 (712,10-714,13 [Dan 12,4.7]; 720,70-722,75 [ZusDan l,56.52f]) und V 25,3 (314,48-53; Dan 7,8.20-22), wo zum Teil über mehrere Zeilen hinweg jeweils zwei Stellen zitiert oder angespielt werden, durch nur einen Registereintrag erfasst sind, wird super nubes veniens universorum Iudex, Haer. III 19,2 (378,52f; Dan 7,13.26), im zugehörigen Register als zwei Anspielungen vermerkt, obwohl hier ebenfalls die Bezugnahmen im Textband zu einer Anmerkung zusammengefasst sind. Der in später erschienenen Bänden zu Recht erfolgte Verzicht auf zusammenfassende Registereinträge, wie sie in den zuerst erschienenen Bänden Haer. IV und V noch üblich sind, ist aber auch für Haer. III nicht konsequent durchgeführt, wie die umgekehrten Fälle in Haer. III 8,1 (88,8f.9f; Mt 6,24) oder 16,8 (318,261.265; Mt 7,15) zeigen, an denen zwei unmittelbar oder kurz aufeinander folgende Bezugnahmen auf dieselbe Stelle, die im laufenden Text separat ausgewiesen sind, zu einem einzigen Registereintrag zusammengefasst werden. Dasselbe liegt in V 24,1 (296,16-298,18; 298,2lf; Rom 13,6) und 24,2 (302,46.47f; Rom 13,6) vor. In allen diesen Fällen wurde auf eine Emendation verzichtet, zumal eine Änderung den Gesamtbefund nicht wesentlich beeinflussen würde.
b) Weitaus schwieriger zu entdecken sind Stellen, an denen das Register unvollständig ist. So sind zwar die drei Zitate von Pseudojeremia in Haer. III, V und der Epideixis registriert. Es fehlen jedoch alle drei Zitate aus Haer. IV, obwohl sie im entsprechenden Kommentarband genannt sind 42 . Für Haer. III 18,5 (356,106-108; Mt 10,18; 23,34; Mk 13,9) fehlt der Registereintrag Mk 13,9, obwohl die Stelle im Textband enthalten ist. Nach sorgfältiger Analyse und Interpretation des Textes könnten sicherlich viele weitere Ergänzungen vorgenommen werden 43 . c) Versehentlich falsch ist das Register zu Haer. V 7,2 (90,53f; 1 Kor 13,9.12), wo Zitate aus 1 Petr 13,9.12 (sie!) aufgenommen sind, was nur eine Doppelung zu der entsprechenden richtigen Registrierung beim ersten Korintherbrief ist. Der Hinweis auf 1 Petr 13,9.12 ist deshalb ersatzlos zu streichen. Abweichend vom Registereintrag zu Lk 15,4-7 ist Haer. I 8,4 (124,99; Mt 18,12f; Lk 15,4-7) 4 4 im Einklang mit den Angaben im Text41
S. A . ROUSSEAU/L. DOUTRELEAU/Ch. MERCIER, C o n t r e les h é r é s i e s V / 1 , 4 1 4 .
Da
die entsprechenden Registereinträge leicht zu finden sind, werden die Seiten- und Bandangaben ab hier nur ausnahmsweise genannt. 42 S. Haer. IV 22,1 (686,13-17); 33,1 (804,22f); 33,12 (834,261-263); A. RousSEAU/B. HEMMERDINGER et al., C o n t r e les h é r é s i e s I V / 1 , 2 5 5 . 43 44
Vgl. etwa u. S. 202-205 im Vergleich mit S. 178-188. Mit fr. gr. 1,875 Epiph., Haer. 31,26,1 (GCS Epiphanius I, 425,3
HOLL).
Besonderheiten
im Umgang mit den zugrunde gelegten
Registern
29
band als Anspielung anstatt als Zitat gezählt. Exakt dasselbe trifft für Haer. IV 18,3 (602,56; Jak 5,6) zu. d) Gelegentlich legt sich dringend eine andere Bewertung des Sachverhalts nahe, auch wenn dies insgesamt wiederum einer systematischen Überprüfung bedürfte. Zum Beispiel zitiert Haer. I 3,5 (58,73) 45 weniger Mk 10,21 als vielmehr 8,34 par Mt 16,24; Lk 9,23. e) Hinzu kommen spezifisch synoptische Besonderheiten. Wenn etwa dieselbe Stelle für das eine Evangelium als Zitat, für das andere als Anspielung vermerkt ist, dann zählt diese Stelle in der gemeinsamen Rubrik als Zitat, abgesehen von der Gesamtsumme des anderen Evangeliums, wo sie als Anspielung gezählt wird, so in Haer. IV 14,1 (184,19-23; Mt 23,35f; Lk ll,50f). In Haer. III 23,1.8 (444,lf [Mt 18,12-14; Lk 15,4-7]; 466,172 [Lk 15,4-7; Mt 18,12f]) ist die Zahl der angespielten Stellen wegen der für das Matthäusevangelium geringfügig voneinander divergierenden Angaben (Mt 18,12f bzw. 18,12-14) für dieses höher als für das Lukasevangelium. Deshalb sind in der Zeile „Mt/Lk" zunächst beide Zahlen vermerkt, freilich ohne die zweite Zahl - die für das Lukasevangelium - in den sich anschließenden Summenbildungen weiter alternativ zu berücksichtigen. Es ergäben sich sonst unübersichtlich lange Zahlen, die zu einer Präzisierung nur sehr wenig beitrügen. f) Völlig ungenau ist schließlich der Eintrag passim zu Mt 11,15, zumal daneben nur Haer. V 18,2 (242,57; Mt 11,15) ausgewiesen ist. Da auch die übrigen Hilfsmittel keine weiteren Stellen beibringen 46 , wurde er nur einfach gewertet, wodurch sich bei der Fülle matthäischer Bezugnahmen aber nur eine minimale Veränderung ergibt. U m die Genauigkeit des verfügbaren Datenbestandes ein letztes Mal zu problematisieren: Es ist schlechterdings nicht möglich, dass abominationem desolationis, Haer. V 3 0 , 2 ( 3 7 8 , 4 8 ) , zugleich Mt 2 4 , 1 5 , xö ß8eVoyn.aioü|j.EvoQ, èrcE^tiYEixai.
(priaiv, (tò nèv yàp Katà ' I(0(xvvt|v) XÉyttiv
(unpersönlich); Joh (Irenäus)
Dominus
pollicitus
est
-
Dominus dixit; Dominus dixit; (lohannes Domìni discipulus) inquit; (Johanne) inquit, dicebat, inquit, ait
D i f f e r e n z i e r t e r s i n d d i e K o n z e n t r a t i o n e n in T a b e l l e 3 3 S. 1 9 3 e r f a s s t .
der Herr; (Irenäus) (Irenäus) der Herr, Johannes
138 Haer. V 13,1
Die Auslegungjohanneischer Anzahl 5
18,2
5
18,3
5
35,2
5
Schriften:
Zur
Einfiihrung
Bezug auf
Themen
Joh 5,25.28f; ll,39.43f.44; 12,17 Joh 1,1-3.1012.14.14; 7,39 Joh 1,10.11. 11.12.14
Identität des Auferstehungsleibes
inquit\ ait Dominus; (Domino) ipse ait
Vater, Wort, Geist, Schöpfung gehören zusammen zentrale Stellung des Wortes Gottes in Schöpfung u. Erlösung Wahrhaft und wirklich, nicht allegorisch: Auferstehung u. Gericht
Iohannes Domini discipulus dicens sic, dixit, dixit, intulit
(Irenäus), Johannes (Irenäus)
{Iohannes) inquit, inquit, ait, inquit, ait, inquit, inquit, inquit
Johannes
Apk 20,11. 12-14.15; 21,l-4.5f
Einleitung
durch
Wer spricht? (Irenäus) der Herr
A u f die einzelnen Kapitel in Haer. folgen nacheinander die Anzahl der V e r w e i s e auf j o hanneische Texte, die in der Sources Chretiennes-Ausgabe vermerkten j o h a n n e i s c h e n Stellen, der thematische Kontext der B e z u g n a h m e n sowie etwaige Einleitungsformeln, zuletzt der explizit genannte oder im Kontext unterstellte Sprecher. Fehlt ein solcher, so handelt es sich um Irenäus, der deshalb in Klammern gesetzt ist.
Die Epideixis weist keinen in Frage kommenden Abschnitt auf. Umso erstaunlicher ist es, dass in nur vierzehn von 748 Abschnitten (das sind weniger als zwei Prozent) bereits 28 Prozent der Bezugnahmen enthalten sind. Freilich handelt es sich hier um die Spitzen der Johannesrezeption, die man, wie gezeigt, umgekehrt in 602 Abschnitten von Haer. (80,5 Prozent) vergeblich sucht. Insofern stellt die Übersicht trotz vieler Einschränkungen die dichteste Materialtabelle johanneischer Bezugnahmen dar. Tatsächlich ist die Anzahl der Spitzen in etwa proportional zur Anzahl der johanneischen Bezugnahmen in den einzelnen Büchern. Mit fünf Spitzen liegt Haer. III vorne, mit einer Haer. II zurück; Haer. I, IV (je zwei Spitzen) und V (vier) liegen dazwischen. Auch die Konzentration in diesen Spitzen ist vergleichbar, da neun Abschnitte fünf irenäische Textstellen enthalten, die sich auf einen oder mehrere Johannestexte beziehen, j e einer sechs, neun oder zwölf und in zwei Fällen acht Textstellen mit johanneischen Bezügen vorliegen. Die johanneischen Stellenangaben sind aus Gründen der schnelleren Übersicht in johanneischer Reihenfolge in die Übersicht eingetragen, zumal eine am irenäischen Text orientierte Reihenfolge wegen des fehlenden Kontextes kaum zusätzliche Informationen bieten würde. Auffällig ist schon hier die intensive Rezeption des Johannesprologs, die aus optischen Gründen einmal zusammengefasst und ausgeschrieben präsentiert wird: Joh l , l - 3 . 1 - 3 . 1 f . l . l . l . 3 f . 3 . 3 . 3 . 4 . 5.9.10-12.10.10.10.11.11.11.12.12.14. 14.14.14.14.14.14.18.18.18.18.18. Weitere Bezugnahmen auf das erste Kapitel finden sich kaum (V. 34.39), dagegen viele auf die Kapitel zwei bis fünf und elf, während sechs und sieben nur einmal vertreten sind: 2,1— 11.1.10.10.13.23; 3,5. 13.18; 4,1-42.10.10.14.50; 5,1.2-15.25.28f.37; 6 , 1 -
Herausragende
Stellen, Themen,
Einleitungsformeln
139
13; 7,39; 11,1^4.39.43f.44.47-54. Vergleichsweise schwach und fast nur aus dem vorderen Teil (bis Kapitel 17) wird die zweite Hälfte des Johannesevangeliums rezipiert: 12,1.12.17.32; 14,10f; 15,26; 17,26. Dies mag damit zusammenhängen, dass es Irenäus um christologische Lehre und weniger um erzählte Geschichte, etwa mit Hilfe der Passions- und Auferstehungserzählung, geht. Ferner kommt die einmalige Angabe passim hinzu. Bei den Angaben zur Apokalypse ist wegen der geringeren Gesamtzahl von Schlussfolgerungen noch abzusehen: Apk 1,12—16.17.17f; 3,7; 4,7.7.7.7; 5,3. 6f.9.12; 19,9.11-16; 20,11.12-14.15; 21,l-4.5f. Das thematische Spektrum weist wenige Hauptlinien aus, die abstrahierend nach der freilich viel jüngeren Loci-Methode oder auch - darin Irenäus näher - trinitarisch integriert werden können. Drei der vierzehn Abschnitte liegen schwerpunktmäßig im Bereich der Kosmologie und Schöpfungslehre: I 8,5; 9,2; IV 20,2, daneben auch III 11,5; fünf im Feld der Christologie: II 22,3; III 6,2; 11,5; 16,6; IV 20,11, daneben auch III 17,2; einer im Bereich der Pneumatologie, nämlich III 17,2, daneben auch 11,8; und zwei aus dem fünften Buch gehören am ehesten in die Eschatologie: 13,1 und 35,2. Dass die übrigen beiden Abschnitte aus diesem Buch, 18,2f, mit christologischem Akzent zwar, aber im Grunde zu allen genannten Loci gehören, zeigt deren enge Verbundenheit in der Theologie des Irenäus und zugleich die Grenzen dieser Rubrizierung. Ähnliches gilt für III 11,8, das einen noch stärkeren christologischen Akzent trägt, dafür aber kaum eine eschatologische Dimension besitzt. Repräsentativ steht dieser zuletzt genannte Abschnitt, der dem Charakter der Evangelien nachspürt, auch für historisch-literarische Einleitungsfragen, in diesem Fall als Überlegungen zu Intention und Tendenz eines Evangeliums. Als Mittelpunkt erweist sich ohne Zweifel die Christologie, die jedoch in das trinitarische Reden und Denken von Gott im Verhältnis zur Welt eingebunden ist, und zwar mit Blick zurück (Schöpfungslehre) und nach vorn (Eschatologie). In der Spalte „Einbindung durch" sind die Einleitungsformeln der Reihe nach aufgeführt. Auffälligerweise liegen in fünf Abschnitten gar keine Einleitungen vor, sodass mit einem beträchtlichen Anteil impliziter Bezugnahmen zu rechnen ist. Dieser erhöht sich noch, wenn man bedenkt, dass etwa auch für Haer. III 17,2 bei fünf Bezugnahmen nur eine Einleitung aufgeführt ist, was ähnlich noch öfter vorkommt. Die insgesamt 43 Einleitungen sind nicht sehr variantenreich, wie die Häufigkeit der Formen von A,eyeiv (achtmal), 2 Gesamtkontinuität aller Bezugnahmen
Haer. I 4,9 6,3 4,7
II 5,3 5,2 4,2
III 6,9 8,9 5,7
IV 11,6 12,4 11,1
Bezugnahmen V Epid. 13,9 5,8 14,9 5,8 13,1 4,4
GesamtO 8,9 10,4 8
Der durchschnittliche Gesamtumfang der Bezugnahmen liegt durchgehend zwischen fünf und vierzehn Wörtern. Am kürzesten sind die einzelnen Bezugnahmen in Haer. I, II und der Epideixis, mit Abstand am längsten in Haer. V und IV, was hier durch einige extrem lange Zitate aus der Apokalypse zu erklären ist. So finden sich in diesem Sektor die vier längsten johanneischen Bezugnahmen, nämlich Haer. V 28,2 (352,27-354,45; Apk 13,2-10) mit 164 Wörtern, IV 20,11 (666,326668,338; Apk 19,11-16) mit 102,5 Wörtern und mit jeweils 82 Haer. IV 20,11 (662,297664,306; Apk 1,12-16) und V 35,2 (446,83-448,93; Apk 21,1-4). Der Blick auf die langen und sehr langen Bezugnahmen wirft aber auch generell ein Schlaglicht auf den verschiedenen Umfang in den einzelnen Büchern: Tabelle 38: Lange und sehr lange Bezugnahmen Lange und sehr lange Bezugnahmen zwischen 15 und 39 Wörter über 40 Wörter
Haer. I 2
II 1
-
-
in den einzelnen Büchern des III 10 2
IV 10 3
V 8 7
Epid. 2 -
Irenäus Summe 33 12
Laut Tabelle 37 liegt dagegen Haer. III, das zwar sehr viele wörtliche Zitate, aber keine langen aus der Apokalypse enthält, mit knapp sieben Wörtern sogar unter dem durchschnittlichen Umfang aller Bezugnahmen mit 8,9 (2793,5 : 314) 37 . Berücksichtigt man die im qualifizierten Einzelverzeichnis aufgenommenen längsten und längeren Kontinuitäten (ab zwei Wörtern; dritte Zeile in Tabelle 37), so kommt man für Haer. I und III bis V sogar auf höhere Werte als den Gesamtumfang, was bedeutet, dass hier einige Bezugnahmen recht lang sind und damit den Dividenden erhöhen, während andere nur ein Wort umfassen und damit den Divisor senken 38 . Bezieht man die „EinWort-Kontinuität", die nur cum grano salis als „Kontinuität" bezeichnet 36
Vgl. die Übersicht o. in Tabelle 30 S. 163. Die Einzelergebnisse errechnen sich aus 190,5 : 39; 137 : 26; 137 : 26; 712 : 61; 945 : 68; 103,5 : 18. 38 Die Zahlen im Einzelnen: 170 : 27; 103 : 20; 545 : 61; 670 : 54; 881 : 59; 75 : 13. 37
Auswertungen
199
werden kann, mit ein (letzte Tabellenzeile) 39 , so zeigt der Vergleich mit dem Gesamtumfang in Wörtern (zweite Tabellenzeile), dass die Kontinuität besonders in Haer. fast an den Gesamtumfang heranreicht. Das aber bedeutet, dass die einzelnen Johannesbezüge des Irenäus nahezu ununterbrochen dem johanneischen Text entnommen und sehr oft mit nur geringen oder keinen Modifikationen in den irenäischen Text eingefügt sind. Dies bestätigt empirisch, dass die bisher identifizierten Johannesbezüge bis in den Wortlaut hinein verhältnismäßig leicht zu erkennen sind, weil sie die Wortfolge, die durchschnittlich zwischen vier in Haer. II und dreizehn Wörtern in V je nach Buch variiert, beibehalten. Der Gesamtdurchschnitt der dritten Tabellenzeile beträgt acht Wörter (2524 : 314), derjenige der zweiten 10,4 (2444 : 234). Die seit Tabelle 34 gewonnenen Daten sind für die christliche Literatur des zweiten Jahrhunderts hinsichtlich ihrer Zitationsgenauigkeit unvergleichlich, der Größe ihres Fundaments wegen aber auch allgemein bemerkenswert: Über die Hälfte der Bezugnahmen sind sichere Zitate (182 von 314, s. Tabelle 34), rund ein Drittel der Bezugnahmen explizite Zitate (104 von 314, Tabelle 35), die durchschnittliche Länge der johanneischen Bezugnahmen beträgt acht Wörter (Tabelle 37), und durchschnittlich mehr als jede siebte Bezugnahme ist ein langes Zitat von mindestens fünfzehn Wörtern (45 von 314, Tabelle 38). Ob dieser Befund für die irenäische Bibelauslegung insgesamt gilt oder für die johanneische Schriftauslegung besonders signifikant ist, müsste separat in einer analogen Gesamtbewertung der übrigen 2760 biblischen Bezugnahmen überprüft werden 40 , die hier nicht geleistet werden kann. Die Tendenz ist dennoch klar. Der überlieferte biblische Text, obgleich aus irenäischer Perspektive im Fall des Corpus Johanneum nur zwei Generationen alt, ist bereits in hohem Maß unantastbar und sakrosankt. Ihm kommt die entscheidende Autorität bei der Findung theologischer Wahrheiten, der Feststellung theologischer Grundaxiome und der theologischen Urteilsbildung in aktuellen kirchlichen Konflikten zu41. Trotz dieser hohen Autorität des Textes verfällt Irenäus keiner Buchstabengläubigkeit und keinem Schematismus, im Gegenteil! Wie Tabelle 36 zeigt, steht bei 31 von 63 Zitateinleitungen der Kupioq als Sprecher hinter dem Text, bei jeweils weiteren zwei „Christus" oder „das Wort". In weiteren gut 20 Fällen wird Johannes als Bürge des jeweiligen Zitats genannt, davon mehrheitlich wiederum als „der Jünger des Ktiptoq". 39
Das ergibt dann für die einzelnen Bücher 182 : 39; 109 : 26; 586 : 102; 677 : 61; 890 : 68; 80 : 18. 40 Nämlich 1137 alttestamentliche, 1941 ur- und frühchristliche, abzüglich 309 bereits berücksichtigte johanneische und neun außerneutestamentliche frühchristliche Bezugnahmen. 41 Die apostolische Überlieferung der großen und alten Kirchen stimmt für Irenäus selbstverständlich mit den maßgeblichen Texten überein, s. Haer. III 3,1-4,3.
200
Überblick über die Johannesauslegung:
Die Johannesbezüge
im Einzelnen
Dass scriptura bzw. scriptum in Tabelle 36 nur zweimal auftauchen, zeigt zum einen, dass sich das Bewusstsein der Kanonizität der verwendeten biblischen Texte dem Prozess der am irenäischen Gebrauch ablesbaren faktischen Kanonisierung hinterherentwickelt, zum anderen, dass für Irenäus der lebendige Bezug zur Entstehungsperiode der neutestamentlichen Schriften noch ganz im Vordergrund steht42. Gerade wegen dieses allmählichen Übergangs ist Irenäus' Umgang mit dem, was später „die Bibel" heißt, in kanongeschichtlicher Hinsicht höchst interessant. Blickt man summarisch zurück, so gehört zu den großen Auffälligkeiten der irenäischen Johannesrezeption, dass er die erste Hälfte des Evangeliums viel häufiger heranzieht als die zweite. Zugespitzt gilt dies für den Prolog, der in Haer. I und III, etwas weniger in der Epideixis, eine eminent wichtige Rolle spielt. Zahlreiche johanneische Konzentrationen treten in Haer. III und V auf; in beiden Büchern müssen die ,johannesfreien" Passagen fast schon gesucht werden. In III bis V finden sich sehr viele wörtliche Zitate, was für I und III lediglich bezogen auf den Johannesprolog gilt. Die drei übrigen Hauptbefunde bestätigen sich gegenseitig in eindrücklicher Weise: Besonders in Haer. können die Bezugnahmen mit einem hohen Grad an Sicherheit identifiziert und zugewiesen werden, nicht zuletzt wegen ihrer durchschnittlichen Länge von rund neun Wörtern. Hier hat Irenäus mehr Raum für ausführliche Zitate. Als ob das noch nicht deutlich genug wäre, werden - statistisch verkürzt - acht dieser neun Wörter in derselben Reihenfolge wie im johanneischen Text übernommen. Man gewinnt bis hierher also den Eindruck, dass Irenäus die johanneischen Texte nicht nur eifrig und häufig, sondern auch eindeutig zuweisbar, mit erstaunlicher Texttreue und außerordentlich klar abgrenzbar rezipiert. Fast von selbst ergeben sich von dem erreichten Blickpunkt aus die Fragen, ob das Bild dieser plastischen und klaren Johannesrezeption, die sich freilich zu einem gewissen Grad der Schraffurzeichnung einer flächigen Betrachtung verdankt, nicht ergänzungsbedürftig ist und ob eine so klar abgrenzbare Johannesrezeption - wenn sie es denn ist - überhaupt maßgeblichen Einfluss auf das theologische Denken des Irenäus ausüben kann und eine wichtige Rolle in diesem spielt oder nur die Funktion eines mehr oder weniger unverbundenen nachträglichen Belegs erfüllt. Diese beiden, für die theologische Beurteilung der irenäischen Johannesrezeption entscheidenden Fragen werden im Folgenden noch zu prüfen sein.
42
Vgl. dazu B. MUTSCHLER, Irenäus, (Abschnitt 2).
Erweiterungen
und Ergänzungen zu den Bezugnahmen in Haer. III
201
V. Erweiterungen und Ergänzungen zu den Bezugnahmen in Haer. III Aus der Arbeit an einem Kommentar zu den Johannesbezügen in Haer. III43 ergeben sich gegenüber den Angaben in der Sources Chretiennes-Ausgabe einige Streichungen, Zusätze (Ergänzungen) oder wesentliche Änderungen. Bei Letzteren handelt es sich meist um Erweiterungen. All diesen Identifizierungen ist aber gemeinsam, dass sie sich einer länger dauernden Arbeit am genannten Projekt verdanken und deswegen hier nicht einzeln begründet werden. Man hätte diese Resultate freilich bereits in das qualifizierte Einzelverzeichnis der johanneischen Bezugnahmen einfügen können, wenn dadurch nicht ein sehr großes Ungleichgewicht entstanden wäre. Denn die hier präsentierten Erkenntnisse verdanken sich größtenteils einer gleichsam feineren Mikroskopeinstellung. Aber dann würden die einzelnen Bücher von Irenäus nicht mehr mit einem gleichbleibenden Maßstab gemessen, und die ohnehin schon zahlreichen Johannesbezüge in Haer. III würden im Verhältnis zu denen der anderen Bücher einen geradezu erdrückenden Eindruck erwecken. Hinzu kommt, dass einige wenige Bezugnahmen auch eine Ermessensfrage darstellen und deshalb tatsächlich einer ausführlichen Begründung bedürfen, wie sie in dem noch ausstehenden Kommentar vorgelegt wird.
Nicht aufgenommen sind in die folgende Aufstellung reine Auffaltungen bereits genau erkannter Johannesbezüge, die nur deren Aspekte besser ausleuchten, so wenig wie Kleinstbezüge, die nur in den Anmerkungen des Kommentars genannt oder erwogen werden. Umgekehrt sind Präzisierungen zu den Versteilen der johanneischen Angaben bereits stillschweigend in die vorige Liste integriert. Auf eine kurze Liste von Streichungen folgen Zusätze oder wesentliche Änderungen, ehe sich wieder eine Inversionstafel und eine kurze Bewertung der Erweiterungen und Ergänzungen anschließt.
43
Dazu o. S. VI.
202
Überblick über die Johannesauslegung: Die Johannesbezüge im Einzelnen
1. Streichungen
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