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German Pages [192] Year 2019
2019
hochweit jahrbuch der fakultät für architektur und landschaft Leibniz Universität Hannover
inhaltsverzeichnis
einleitung
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Hilde Léon: Vorwort Markus Jager: Vom Bauhaus zur Werkkunstschule – Das Fakultätsgebäude von Ernst Zietzschmann Herbert Lindinger: Das Bauhaus und die Ulmer Hochschule für Gestaltung Professorinnen und Professoren
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schaufenster
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studentische projekte 44 58 70 84 98 112 118 136
Institut für Entwerfen und Gebäudelehre | IEG Institut für Entwerfen und Konstruieren | IEK Institut für Entwerfen und Städtebau | IES Institut für Geschichte und Theorie der Architektur | IGT Institut für Gestaltung und Darstellung | IGD Institut für Freiraumentwicklung | IF Institut für Landschaftsarchitektur | ILA Institut für Umweltplanung | IUP
forschung und lehre 154 156 170
Promotion Forschung Lehre
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faculty news
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Impressum
vorwort
redaktionsteam Edin Bajrić Sabine Bartels Lennart Beckebanze Steffen Bösenberg Dr. Jens Broszeit Prof. Dr. Margitta Buchert Julia Bürkner Valentina Forsch Jan-Eric Fröhlich Valerie Hoberg Lilly Irmer Dr. Roswitha Kirsch-Stracke Judith Schurr Lisa Seiler Johannes Wolff
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Dear Readers, The Faculty of Architecture and Landscape has been publishing the HOCHWEIT yearbook for nineteen years. People regularly query whether the small number of projects and essays it contains is sufficient to reflect the faculty’s broad range of research and teaching. While it is true that this yearbook only allows readers to peek through the keyhole and catch a glimpse of our annual process of creativity, analysis, and research, it is also not the only volume our faculty produces. Numerous research reports, exhibitions, and publications by the university’s institutes provide a differentiated reflection of our faculty’s multifaceted areas of teaching and research, as is also apparent in our Faculty News summary. So the yearbook should not be regarded as an accountability report; above all, it provides an insight into the themes and production of, and engagement with, design and planning concepts in the context of urban centres and rural regions, revealing the breadth of our programmes and in-depth constructive studies. We focus on the large scale in both architecture and rural landscapes, as well as adjusting our perspective to examine cities, the countryside, entire regions, and the environment on a smaller scale. Thus our facultys open a wide range of cooperation, creativity, theory, and technology. As anyone involved with architecture, urban planning, or landscape architecture certainly knows, the Bauhaus is celebrating its 100th anniversary this year. And nothing seems to be more popular in contemporary architecture than the Bauhaus, which became worldfamous despite only existing for fourteen years. At the Bauhaus exhibition in Berlin,1 Mies van der Rohe was quoted as saying: “The Bauhaus was an idea. Only an idea has the power to spread so far.” He added that it was also possible to disseminate the idea through publications, exhibitions, and propaganda. Naturally, the new buildings in Dessau themselves were an immensely effective sign of the Bauhaus. Architecture has a strong identity-enhancing potential and can even come to express the identity of an entire institution. This is evident in the example of the entire Leibniz Universität in Hannover: beginning with the former Conti high-rise from the 1950s, mo-
ving on to the monumental, historical main building, and proceeding yet further to the exceptional individual buildings throughout the entire neighbourhood towards Herrenhausen – and finally to the new location in Garbsen, which houses the Mechanical Engineering Faculty. Our own Faculty of Architecture and Landscape is embedded in that context, with its two outstanding 1960s buildings. One of them, the Architecture Department in Herrenhäuser Strasse 8, was designated a listed building shortly before a complete overhaul of its façade, drawing public attention to the quality of its architecture and its significance to contemporary history. The article by my colleague Markus Jager in this yearbook and the symposium he chaired last year on 1960s architecture provide further evidence of this interest. The façade’s renewal is now a high-profile event that is being actively supervised by our faculty. Today, Bauhaus has become a popular synonym for classical modernism, especially in architecture. My emeritus colleague Herbert Lindinger highlights the effects of the Bauhaus on teaching in an interview with the editorial team, not only providing a review of the Hochschule für Gestaltung in Ulm but finishing with a moving appeal regarding future tasks in design, architecture, and landscapes. The themes of the Bauhaus are regarded as fundamentals in the field of landscape architecture and environmental planning, and our teaching and research engage with them in detail. The themes are also reflected in architectural teaching on issues such as densification and extensions in architecture. Thus, Bauhaus themes are combined with current issues without losing sight of the search for an idea. The faculty would like to thank the editorial team, which has once again managed to focus on the key factors of our annual production. Every year, its work represents an act of cooperation across the entire faculty; all institutes are represented within the editorial team. Our thanks also go to the designer of the book. It takes an overall concept for typography, colour, and proportions to unify the yearbook; and thus the “power of the idea” is transferred from architecture and landscapes to the design of HOCHWEIT 2019.
Liebe Lesende, schon seit 19 Jahren erscheint nun das Jahrbuch HOCHWEIT der Fakultät für Architektur und Landschaft. Immer wieder gibt es Stimmen, ob die geringe Anzahl an Studienprojekten und Aufsätzen ausreichend ist, um das breite Angebot von Forschung und Lehre wiederzugeben. Das stimmt: Dieses Jahrbuch bietet nur einen Schlüssellochblick in den jährlichen Prozess an Kreativität, Analysen und Recherchen. Das Jahrbuch ist jedoch nicht das einzige Produkt unserer Fakultät. Zahlreiche Veröffentlichungen der Institute, Forschungsberichte, Ausstellungen und Publikationen zeigen ein differenziertes Bild und die vielseitigen Aspekte unserer Fakultät in Lehre und Forschung. Davon zeugt die Zusammenfassung in den „Faculty News“. Überhaupt ist das Jahrbuch kein Rechenschaftsbericht, sondern gibt vor allem ein Einblick in die Themen, die Produktion und Auseinandersetzung von Konzepten im Kontext von Stadt und Land, es zeigt die Bandbreite von Programmentwicklung bis zu konstruktiver Vertiefung. Wir dringen in die Tiefe des großen Maßstabs, sei es in der Architektur oder sei es im Freiraum. Unsere Fakultät richtet aber auch den Blick in die Weite des kleinen Maßstabs, in die Betrachtung von Stadt, Land, Region und Umwelt. Das ist ein Spagat, den wir kooperativ und kreativ, theoretisch und technologisch abdecken. Das Bauhaus wird 100 Jahre alt. Das haben auch all diejenigen mitbekommen, die mit Architektur, Städtebau und Landschaft nichts zu tun haben. Es scheint nichts Populäreres in der neuzeitlichen Architektur zu geben als das Bauhaus. Es hat letztlich nur 14 Jahre existiert, aber es ist zu Weltruhm aufgestiegen. In der Berliner Bauhausausstellung1 wird Mies van der Rohe damit zitiert: „Das Bauhaus war eine Idee. Nur eine Idee hat die Kraft, sich so weit zu verbreiten“, er ergänzte, dass es auch gelungen sei, diese Idee durch Publikationen, Ausstellungen und Propaganda nach außen zu tragen. Aber natürlich waren die neuen Bauten in Dessau ebenfalls ein immens wirksames Zeichen des Bauhauses. Architektur hat ein starkes Identitätspotenzial und kann Ausdruck einer gesamten Institution sein. Das zeigt sich auch ganz konkret am Beispiel der ge-
samten Leibniz Universität in Hannover und erstreckt sich ausgehend vom ehemaligen Conti-Hochhaus aus den 1950er Jahren über das monumentale historische Hauptgebäude, über herausragende Einzelbauwerke im gesamten Quartier Richtung Herrenhausen nun auch bis Garbsen mit dem neuen Standort des Maschinenbaus. Darin eingebettet liegt unsere Fakultät für Architektur und Landschaft mit ihren beiden herausragenden Gebäuden aus den 1960er Jahren, von denen das Gebäude der Architekturfachgruppe in der Herrenhäuser Straße 8 gerade unter Denkmalschutz gestellt wurde. Kurz vor einer grundsätzlichen Erneuerung der Fassade wurde damit die Aufmerksamkeit auf die architektonische und zeitgeschichtliche Qualität gelenkt. Davon zeugen auch der Beitrag des Kollegen Markus Jager in diesem Jahrbuch und das von ihm im letzten Jahr geleitete Symposium über die Architektur der 1960er Jahre. Der Erneuerung der Fassade wird nun große Aufmerksamkeit geschenkt und wird aktiv von unserer Fakultät begleitet. Das Bauhaus ist inzwischen zu einem populären Synonym der klassischen Moderne geworden, insbesondere in der Architektur. Die Auswirkungen des Bauhauses in der Lehre zu beleuchten, gelingt dem emeritierten Kollegen Herbert Lindinger in einem Interview mit dem Redaktionsteam. Darin beschränkt er sich nicht auf einen Rückblick auf die Hochschule für Gestaltung in Ulm, sondern endet mit einem berührenden Appell zu den Aufgaben der Zukunft in Gestaltung, Architektur und Landschaft. Diese Themen werden elementar aufgegriffen im Bereich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung und in Lehre wie Forschung vertieft. Sie spiegeln sich auch in der Architekturlehre in Themen wie Verdichtung, Umnutzung, Erweiterungen in der Architektur sowie in theoretischen Vertiefungen und technologischen Studien über Materialien und energetische Aspekten. So verbinden sich Themen aus dem Bauhaus mit aktuellen Themen, ohne dabei das Suchen nach einer Idee aus den Augen zu verlieren. Überhaupt schwingt der Einfluss der Bauhauslehre, gerade auch bei der Grundlehre, im Entwurf und in den künstlerischen Grundlagen spürbar mit.
Die Fakultät bedankt sich bei dem Redaktionsteam, das es wieder einmal geschafft hat, die Jahresproduktion auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es ist jedes Mal ein Akt der Kooperation der gesamten Fakultät; alle Institute sind im Redaktionsteam vertreten. Der Dank geht auch an die Buchgestalterin. Denn nur mit einer Idee für Typografie, Farbe und Proportionen wird das Jahrbuch zu einem Ganzen. So zieht sich die „Kraft der Idee“ von der Architektur und Landschaft bis in die Gestaltung von HOCHWEIT 2019.
1 Original Bauhaus. Die Jubiläumsausstellung, Bauhaus-Archiv mit der Berlinischen Galerie, Berlin September 2019–Januar 2020
hilde léon Dekanin der Fakultät für Architektur und Landschaft / Dean of the Faculty for Architecture and Landscape Sciences
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vom bauhaus zur werkkunstschule
markus jager Professor für Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr. Markus Jager, Leibniz Universität Hannover, seit 2017 Professor für Bau- und Stadtbaugeschichte am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur. Promotion über den Berliner Lustgarten, ausgezeichnet mit dem Theodor-Fischer-Preis des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München. Forschungen und Publikationen zu Geschichte und Gegenwart von Architektur, Stadt und Gartenkunst.
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das fakultätsgebäude von ernst zietzschmann
In den Jahren 1959 / 65 errichtete der Schweizer Architekt Ernst Zietzschmann (1907–1991) in Herrenhausen die Werkkunstschule Hannover. Seit 2004 nutzt die Fakultät für Architektur und Landschaft das Gebäude. Als Zietzschmann seinerzeit den Auftrag für die Werkkunstschule erhielt, sah er sich in einer ähnlichen Situation wie wenige Jahrzehnte zuvor Walter Gropius in Dessau. Denn Zietzschmann war nicht nur der Entwerfer des Gebäudes, sondern auch Direktor dieser Kunstschule. Anlass genug, um über das Wechselverhältnis zwischen Bauhaus und Werkkunstschule nachzudenken. Neben dem Schatten des berühmten Vorbilds kam in Hannover noch eine zweite Bezugsgröße hinzu: nämlich der Genius Loci von Herrenhausen. Herrenhausen gilt nicht nur als Höhepunkt barocker Gartenkunst, sondern auch als Synonym für das virtuose Zusammenspiel der Künste, namentlich von Architektur, Gartenkunst, Skulptur, Malerei sowie Musik und Theater. In der Sommerresidenz der Welfen vereinen sich alle Gattungen der Künste, die bildenden und die performativen, zu einem großen Gesamtkunstwerk. Diese Vorstellung vom Zusammenspiel der Künste lag auch der Idee des Bauhauses zugrunde, das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet worden war. Der Bezugspunkt von Gropius war allerdings nicht das barocke Gesamtkunstwerk, sondern die mittelalterliche Bauhütte, in der Malerei, Skulptur, Textil- und Metallkunst unter dem Mantel der Architektur zusammenwirken sollten. In diesem Geiste hatte Gropius 1919 das „Bauhaus-Manifest“ formuliert. Gropius tat dies nicht ohne Voraussetzungen. Er fusionierte die bestehenden Kunst- und Kunstgewerbeschulen miteinander, gab der Institution einen neuen Namen und verband dies mit dem programmatischen Ziel, dass sich alle Disziplinen unter das Primat der Architektur zu begeben hätten. Was als Bauschule neuen Typs gedacht gewesen ist, war de facto eine reformierte Kunstgewerbeschule. Eines der wenigen Bauwerke, die das Bauhaus tatsächlich realisierte, war sein eigenes, 1925 / 26 errich-
tetes Schulgebäude nach dem erzwungenen Umzug nach Dessau. Erst in Dessau wurden Institution, Name und Unterrichtsgebäude eins. Daraus speist sich bis heute die große Strahlkraft des Bauhauses. Zugleich gelang Gropius das Kunststück, aus dem etwas angestaubten Schultyp der Kunstgewerbeschule eine Schule für Gestaltung im Geiste der Moderne zu machen. Wie Weimar verfügte auch Hannover über eine Kunstgewerbeschule. Sie hatte ihre Wurzeln in der Handwerkerausbildung des 19. Jahrhunderts. Ihr Unterrichtsgebäude hatte um 1890 ein preußisch geschulter Baubeamter errichtet, dem die Stadt Hannover noch andere Schulgebäude verdankt. Als Institution führte die Hannoversche Kunst- und Handwerkerschule eher ein Schattendasein, zumindest war sie in den 1920er Jahren nicht jener Brennpunkt der Moderne, als den sich das Bauhaus begriff. Nach 1945 sollte sich das ändern. Die Notwendigkeit dafür war in Hannover eine doppelt dringliche, da das alte Schulgebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war und die unterschiedlichen Fachrichtungen provisorisch an verschiedenen Ausweichstandorten untergebracht waren. Der architektonische Neuanfang sollte zugleich Anlass für einen institutionellen Neustart sein. Dieser Neuanfang fiel in eine Zeit intensiver Debatten über die Ausbildungsreform im Bereich der angewandten Künste. Im Fokus stand der Begriff der „Werkkunstschule“, der nicht nur den überkommenen Typus der Kunstgewerbeschule hinter sich lassen sollte, sondern auch als Abkehr von den sogenannten Handwerkerschulen zu verstehen war, zu denen die Nationalsozialisten zahlreiche Kunstgewerbeschulen degradiert hatten. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Welle von Umbenennungen in eben jene Werkkunstschulen, darunter Krefeld (1949), Darmstadt (1950), Dortmund (1956) und Aachen (1957). Hannover stand im Zentrum dieses Reformprozesses und änderte 1952 die Bezeichnung in Werkkunstschule. Der Aufbruchsimpuls für die Hannoversche Werkkunstschule ist vor allem dem Architekten Karl Otto (1904–1975) zu verdanken. Der Schüler von Mies van der Rohe, dem letzten der drei Bauhausdirektoren,
Die 1959–1965 nach Plänen von Ernst Zietzschmann errichtete Werkkunstschule in Hannover-Herrenhausen, Foto 1965 (Bauen + Wohnen, 1965) war 1950 zum Direktor der damaligen Meisterschule für das gestaltende Handwerk in Hannover berufen worden. Er strukturierte nicht nur den institutionellen Neuanfang nach dem Krieg; er war es auch, der die Umbenennung vollzog und für die Werkkunstschule ein neues Gebäude plante, in dem alle Zweige unter einem Dach Platz finden sollten. Seinerzeit geschah dies noch für ein Grundstück am Maschseeufer. Dieses Projekt blieb jedoch unrealisiert. Als Karl Otto Ende 1955 zum Direktor der Berliner Hochschule für bildende Künste berufen wurde, wurde es ganz aufgegeben. In die Zeit des Weggangs von Karl Otto fiel die Eröffnung der Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG), die nach Plänen des Schweizer Künstlers und Architekten Max Bill (1908–1994) errichtet wurde. Sowohl das Gebäude als auch die Institution der HfG sorgten damals in Deutschland und darüber hinaus für Aufsehen und Bewunderung. Viele glaubten, in Ulm ein neues Bauhaus zu sehen.
Als sich die Stadt Hannover und namentlich ihr damaliger, einflussreicher Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht mit der Frage befassten, wem man die Leitung der hiesigen Werkkunstschule übertragen könnte, dürften das Bauhaus und Ulm zwei zentrale Referenzgrößen gewesen sein. Die Wahl fiel auf den Schweizer Architekten Ernst Zietzschmann, der seine Jugend in Hannover verbracht hatte und der Stadt verbunden war, aber seit seinem Studium in Zürich sowohl in der Schweiz als auch in Skandinavien tätig war. Drei Jahre nach Eröffnung der Hochschule für Gestaltung wurde Zietzschmann zum Direktor der Werkkunstschule Hannover berufen. Man geht sicher nicht zu weit, wenn man Hillebrecht unterstellt, dass er mit der Berufung von Zietzschmann und dessen gleichzeitiger Beauftragung zur Planung des neuen Schulgebäudes die Hoffnung hegte, dass in Hannover ein zweites Ulm entstehen würde. Zietzschmann sollte ein Projekt von ähnlicher Strahlkraft vorlegen wie
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Max Bill in Ulm. In jedem Falle sah sich Zietzschmann in einer Reihe mit Gropius und Bill, denen es vergönnt war, nicht nur zum Direktor einer Schule für angewandte Kunst berufen zu werden, sondern auch deren Gebäude zu entwerfen. Institutionell dürfte die Werkkunstschule Hannover der HfG in Ulm vermutlich näher gestanden haben als dem Bauhaus, zumindest setzte Zietzschmann wie die Ulmer auf die „industrielle Formgebung“. Das war sicher nicht nur ein Zeichen der Zeit, sondern in der Stadt mit Deutschlands wichtigster Industriemesse eine Ausrichtung, die sich aufdrängte. In architektonischer Hinsicht spiegelte sich aber ungleich deutlicher die Beschäftigung mit dem Bauhaus Dessau, dem wohl berühmtesten Kunstschulgebäude des 20. Jahrhunderts. Die Aufsplittung des Bauvolumens auf vier Trakte verschuf dem Bauhaus seine prägnante Gesamtform. Darüber hinaus galt das besondere Augenmerk von Gropius dem Werkstatttrakt, den er mit der Langseite an die Straße und damit in die erste Reihe rückte. Auch wenn dessen Fabrikästhetik dem Werkstattcharakter eigentlich widersprach, schuf Gropius mit der dreigeschossigen Vorhangfassade aus Glas eine Ikone der Architektur des 20. Jahrhunderts. Auch Zietzschmann gliederte sein Schulgebäude in vier Trakte: eine viergeschossige Scheibe im Zentrum, einen dahinter gelegenen, flachen Werkstatttrakt mit Oberlichtern sowie zwei niedrige, quadratische Baukörper, von denen einer einen offenen Werkhof umschließt, während der andere in seiner Mitte einen Oberlichtsaal und in dem darunter befindlichen, dunklen Kern den großen Hörsaal aufnimmt. Im Unterschied zu Gropius, der drei Trakte unter einer gemeinsamen Dachlinie verband, entfaltet die Baugruppe von Zietzschmann mehr Varianz in der Höhenstaffelung. Die vorderen Bauteile sind niedriger, während den weiter in der Tiefe des Grundstücks befindlichen mehr Höhe zugestanden wurde. Zietzschmann wollte damit nach eigenen Worten den barocken Bauten auf der anderen Straßenseite Respekt zollen und diese nicht überragen. Im Arrangement der einzelnen Baukörper gelang es Zietzschmann ungleich besser als Gropius, die Außenräume zu definieren, zumindest diejenigen,
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Bauhaus Dessau, Foto 1927 (IGT Fotothek)
1960 gefertigtes Modell der Werkkunstschule, Foto 2018 (IGT, Joanna Tegtmeier)
die nach Süden zur Herrenhäuser Straße liegen. Das sind der östlich gelegene und abgesenkte Parkplatz, der sich daran anschließende zentrale Vorplatz sowie der introvertierte Werkhof im westlichen Bauteil. Der Vorplatz wurde von dem Gartenarchitekten Wilhelm Hübotter entworfen und in unterschiedliche Zonen unterteilt, die gleichsam einen Campus en miniature ausbilden. An der Planung des Baukomplexes waren in Zietzschmanns Büro ferner die Architekten Jobst von Nordheim, Lothar Braunwarth und Günther Kokkelink beteiligt. Natürlich wollte Zietzschmann keine bloße Paraphrase des Bauhauses. In seinen Entwurfsüberlegungen spiegelte sich eine intensive Beschäftigung mit anderen Bauten dieser Gattung. Eine ebenso wichtige Bezugsgröße war die Gewerbeschule in Bern, 1937– 1939 von Hans Brechbühler errichtet, die ebenfalls aus einer Kombination von viergeschossigem Schultrakt in Scheibenform und dahinter angeordnetem flachen Werkstatttrakt mit Oberlichtern bestand. Ungeachtet der genannten Bauten und Referenzprojekte sei noch auf eine andere Ikone der Architekturgeschichte hingewiesen, die auf subtile Weise in Zietzschmanns Gebäude präsent ist, und zwar die Berliner Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel. Es ist eine überraschende Beobachtung, dass die Fassade des Mitteltrakts der Werkkunstschule eine abstrahierte Variante von Schinkels Fassade ist. In der Architektur des 20. Jahrhunderts kenne ich kein anderes Beispiel, das eine so deutliche Paraphrase der Bauakademie bildet,
auch wenn wir seit Philip Johnson gewohnt sind, in Mies van der Rohe den Schinkel des 20. Jahrhunderts zu sehen. Die Fassade der Werkkunstschule nimmt sowohl in der Geschossigkeit als auch in der Achsenanzahl exakt die Prinzipien von Schinkels Bauakademie auf. Sie entspricht ihr sogar bis hin zu dem ungewöhnlichen Umstand, dass es eine gerade Anzahl von Fensterachsen, aber eine ungerade Anzahl von Stützen gibt. Mit dem Resultat, dass das Gebäude eine Mittelstütze besitzt, die das Doppelportal nach sich zieht. Die Berliner Bauakademie wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. In den 1950er Jahren begann man, sie instand zu setzen, ehe diese Maßnahmen 1956 auf politischen Druck eingestellt werden mussten. 1962 wurde die Bauakademie schließlich abgerissen. Es sind dies die Jahre, in denen Ernst Zietzschmann das Gebäude für die Werkkunstschule Herrenhausen geplant und gebaut hat. Mir ist nicht bekannt, welchen Stellenwert die Bauakademie für Zietzschmann hatte. Es ist aber eine wunderbare Tatsache, dass die Fassade der ehemaligen Werkkunstschule, seit 2004 Standort der Fakultät für Architektur und Landschaft, einem abstrahierten Footprint der Berliner Bauakademie entspricht. Es ist oben darauf hingewiesen worden, dass Rudolf Hillebrecht die Hoffnung gehabt haben dürfte, in Herrenhausen ein zweites Ulm zu etablieren. Nimmt man diesen Gedanken ernst, kann man den Blick nicht allein auf die Werkkunstschule richten, sondern muss auch auf das schauen, was seinerzeit für
für Gestaltung in Ulm, Zietzschmann refined the idea of Bauhaus with a focus on industrielle Formgebung, or industrial design. Not only was this a cutting-edge concept at the time, but it was also a perfect match for the city of Hannover and its famous industrial fair – and the concept also what the architecture of the building aims to express.
Karl Friedrich Schinkel, Bauakademie Berlin, Ansicht, 1831 (Sammlung Architektonischer Entwürfe 1833)
Werkkunstschule Hannover, Foto 1965 (Bauen + Wohnen, 1965)
die andere Straßenseite geplant war, namentlich für das Schlossareal. Bekanntlich wurde das Schloss Herrenhausen im Zweiten Weltkrieg beschädigt und anschließend abgetragen. Über viele Jahre war ungewiss, wie man mit dem verwaisten Schlossareal umgehen sollte. Unterschiedliche Nutzungen waren im Gespräch, darunter eine Kunsthalle oder auch die Hochschule für Musik und Theater. Die Werkkunstschule scheint in all diesen Gedankenspielen das Pionier- und Ankerprojekt gewesen zu sein. Sicherlich war sie auch ein Katalysator für das legendäre Bella-Vista-Projekt von Arne Jacobsen, jene Schalenkomposition, die als Skulptur zu faszinieren vermochte, die aber leider auch über jedwede funktionalen Ansprüche erhaben war. Schlussendlich vermochte Arne Jacobsen nur das schöne, gläserne Foyer zu realisieren, das als funktionaler Ergänzungsbau des barocken Galeriegebäudes dringend notwendig war und rechtzeitig zum 300. Jubiläum von Herrenhausen im Jahr 1966 fertiggestellt wurde. Im Unterschied zum Gebäude der ehemaligen Werkkunstschule konnte das Glasfoyer von Arne Jacobsen bereits 2017 denkmalgerecht saniert werden. Diese Maßnahme hat sich nicht nur auf das Gebäude selbst, sondern auch auf den Standort Herrenhausen äußerst positiv ausgewirkt. Lange Zeit führte das Glasfoyer ein Schattendasein und wurde sogar als schäbiger Fremdkörper im barocken Herrenhausen empfunden. Nun entfaltet es wieder seine ursprünglichen Qualitäten und ist ganz unverhofft zu einem Magneten geworden.
Diese Erfolgsgeschichte zeigt, dass sich Bauten der Nachkriegsmoderne qualitätvoll und denkmalgerecht sanieren lassen. Hinter diesem Anspruch möchte auch die Leibniz Universität Hannover bei der Sanierung des Fakultätsgebäudes nicht zurückbleiben. Nachdem der Zietzschmann-Bau Anfang 2019 unter Denkmalschutz gestellt wurde, haben die Planungen für die Fassadensanierung eine neue Ausrichtung erfahren. Ziel ist es, einerseits die baukonstruktiven und bauphysikalischen Probleme der Fassade zu beheben und andererseits das Gebäude als ein substanzielles Zeugnis seiner Entstehungszeit zu bewahren. Einer Entstehungszeit, die von der Auseinandersetzung mit dem Bauhaus geprägt war und dessen Ideen unter dem Leitbild industrieller Formgebung weiterentwickelt hat.
from bauhaus to werkkunstschule – ernst zietzschmann and the faculty building From 1959–1965, the Swiss architect Ernst Zietzschmann (1907–1991) built up the Werkkunstschule Hannover design school. It has housed the Faculty of Architecture and Landscape at Leibniz Universität Hannover since 2004. When Zietzschmann was commissioned to design the Werkkunstschule, the situation was similar to that of Walter Gropius designing the Bauhaus building in Dessau: Zietzschmann not only designed the building, but was also the director of the design school he was to reform. Like his fellow countryman Max Bill at the Hochschule
Grohn, Christian: Die Bauhausidee. Entwurf – Weiterführung – Rezeption. Berlin 1991, insbes. S. 65 ff. und S. 76 ff. Ngl. (wohl Nagel, Siegfried): „Werkkunstschule Hannover“. In: Deutsche Bauzeitschrift. Gütersloh 1966, Band 14, S. 1037–1042 Pietsch, Wolfgang: „Von der Werkkunstschule zur ‚Architekturwerkstatt‘“. In: Auffarth, Sid / Pietsch, Wolfgang (Hg.): Die Universität Hannover. Ihre Bauten – Ihre Gärten – Ihre Planungsgeschichte. Petersberg 2003, S. 301–305 Zietzschmann, Ernst: „Werkkunstschule Hannover-Herrenhausen“. In: Bauen + Wohnen. München 1965, Band 20, S. 252–264
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das bauhaus und die ulmer hochschule für gestaltung
Ein Gespräch mit Professor emeritus Herbert Lindinger, Leiter des ehemaligen Lehrstuhls und Instituts für Industrial Design der Fakultät für Architektur und Landschaft an der Leibniz Universität Hannover von 1971 bis 1998. Das Gespräch mit Professor Herbert Lindinger führte Dr. Jens Broszeit für HOCHWEIT 2019.
herbert lindinger Professor emeritus Prof. em. Herbert Lindinger, Entwürfe in Urban-, Produkt-, Fahrzeug-, Ausstellungs-, Foto- und Grafikdesign. Er wurde mit vielen Auszeichnungen bedacht, war Mitglied von 60 Jurien, 25 Jahre lang tätig in nationalen und europäischen Ehrenämtern. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen zählen u. a. solche zur Designgeschichte, über die HfG Ulm (in sechs Sprachen), zudem über 200 Vorträge außerhalb der Universität. Einzelausstellungen in Stuttgart, Frankfurt, Bologna, Mailand und über 100 Beteiligungen weltweit, Mitglied der Akademie der Künste. Er lehrte 1963–1968 an der HfG Ulm, zudem in den USA und in Indien, an der Leibniz Universität 1972–1989 am Lehrstuhl für Industrial Design. Er war Dekan der Fakultät Architektur, Geodäsie und Bauingenieurwesen und Senator der Leibniz Universität, deren Logo von ihm stammt.
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Sind mit dem Bauhausjahr nicht auch unmittelbare Nachfolge-Institutionen gemeint, wie etwa die Hochschule für Gestaltung Ulm, an der Sie studiert und später gelehrt haben? Sie mögen recht haben, zumal der deutsche Bundespräsident Horst Köhler am Tag der Deutschen Einheit daran erinnerte, dass zum kulturellen Selbstverständnis der Deutschen „die Dresdner Frauenkirche und der Kölner Dom, das Gewandhausorchester in Leipzig und die Berliner Philharmoniker, das Bauhaus in Dessau und die Ulmer Hochschule für Gestaltung“ gehören würden. Fraglos gilt die diesjährige Würdigung „100 Jahre Bauhaus“ im Kern dem höchst anregenden und nachhaltigen Experiment Bauhaus und dies verdient. Mit der Architektur- und Designgeschichte Vertrautere fragen sich natürlich, wer da genau gewürdigt wird. Bestand doch das Bauhaus selbst aus drei sehr unterschiedlichen Phasen, wobei die erste von 1919 bis 1924 in Weimar fast entgegengesetzt zu denen in Dessau von 1924 bis 1928 und Berlin bis 1933 erscheint. Unsere heutigen Studenten werden sich bei einer Exkursion zu den nahe gelegenen, von Walter Gropius 1914 entworfenen Fagus-Werken in Alfeld fragen, wie das Manifest des ersten Bauhausdirektors Gropius zur Bauhausgründung 1919 zu erklären ist. Es mutet beinahe mystisch an, rekurriert auf das Mittelalter, vertritt ein Rückbesinnen auf die Ideen der Arts-and-CraftsBewegung der 1890er Jahre in England und des Expressionismus. Revolutionär waren da nur die versammelten Maler Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer, Lyonel Feiniger, Paul Klee und Johannes Itten mit der bahnbrechenden Idee einer einjährigen Grundlehre, die den Gestalterausbildungen vorgeschaltet ist.
Für Architekten und Designer beginnt das epochale Bauhaus deshalb erst 1924 in Dessau, mit seinem revolutionären neuen Gebäude und den Meisterhäusern, mit den dazugekommenen Neueren – László Moholy-Nagy, Hannes Meyer – und den Jungen – Marcel Breuer, Josef Albers, Herbert Bayer, Marianne Brandt – und setzt sich mit dem vor den Dessauer Nazis nach Berlin geflüchteten Bauhaus mit Mies van der Rohe fort. Zu kurz. 1933 beendeten auch dort die noch mächtiger gewordenen Nazis das Experiment. Dennoch: Bei den doch relativ flüchtigen Kenntnissen vom Bauhaus als solchem, selbst in interessierten Kreisen, darf man in der Tat vermuten, dass mit dieser Würdigung eine damals nicht unerheblich von Deutschland ausgehende allgemeine Neuorientierung des Bauens, des Design, der Kunst und der relevanten Ausbildungsvorstellungen erinnert werden soll. Vielleicht ist dabei also auch der unmittelbaren Vorkämpfern und zeitgleich wirkenden Mitstreitern gedacht, wie etwa des Deutschen Werkbund, eines Bruno Taut in Berlin, einem Otto Haesler in Celle, in Frankfurt des Stadtplaners Ernst May und Ferdinand Kramer oder einer Margarete Schütte-Lihotzky, Designerin der revolutionären Frankfurter Küche, und gerechterweise des sogar auf das Bauhaus direkt einwirkenden Niederländer Mart Stam oder den De-StijlMitgründern Gerrit Rietveld und Theo van Doesburg. Und, wie Sie mit Ihrer Frage insinuierten, einigen Nachfolgeschulen wie dem New Bauhaus Chicago, dem Black Mountain College und der Ulmer Schule. Wie stark war denn der Einfluss des Bauhauses auf die Ulmer Schule? Anfangs erheblich. 1950 wollte die Schwester der von den Nazis hingerichteten Studenten Hans und Sophie Scholl mit ihrem späteren Mann Otl Aicher eine private Hochschule gründen, die helfen sollte, die Prinzipien der neuen demokratischen Gesellschaft zu verankern. Privat deshalb, weil man Zweifel hegte ob der Ernsthaftigkeit der angelaufenen Entnazifizierung in Wirtschaft und Ministerialbürokratie. Durch das Hinzustoßen des ehemaligen Bauhausschülers Max Bill aus Zürich – Architekt, Designer, Maler, Bildhauer, ähnlich umfangreich tätig wie 50 Jahre zuvor ein Peter
HfG Ulm, Architekt: Max Bill, 1955 (Foto: Ernst Hahn © HfG-Archiv / Museum Ulm) Behrens – verlagerte sich das Ziel auf die Ausbildung in den Bereichen des industriellen Bauens, der Produktgestaltung und der visuellen Kommunikation, aber dies mit einem markanten gesellschaftlich-ethischen Anspruch. Bill, der erste Rektor, entwarf dazu ein äußerst eindrucksvolles Gebäudeareal, das entfernt an die von seinem Lehrer in Dessau, dem Bauhausdirektor Hannes Meyer, entworfene Bernauer Schule erinnert. Das Angebot von Walter Gropius, hierfür den Namen Bauhaus zu nutzen, wollte man nicht annehmen, wohl aber den Untertitel des ehemaligen Bauhauses „Hochschule für Gestaltung“. Gropius hielt 1955 die Festrede zum Bezug des Gebäudes. Wirkten da anfangs auch Bauhauslehrende mit? Die auffälligste der insgesamt wenigen Fortführungen von Bauhauskonzepten war das Prinzip der Grundlehre. Dabei war diese in den ersten drei von nur 15 Jahren der HfG stark durch die ehemaligen Bauhauslehrer Walter Peterhans, Johannes Itten, Helene Nonné-Schmitt, die Assistentin von Paul Klee, und Josef Albers geprägt. Wir Studenten begegneten diesen etwas mythischen Meistern natürlich mit großem Respekt. Noch nicht vertraut mit dem heute selbstverständlich gewordenen Yoga oder fernöstlichen Fitnessmethoden, befremdete und amüsierte uns allerdings, dass Itten uns jeden Morgen seinen Farbkurs mit Atem- und Bewegungsübungen neben den Arbeitstischen beginnen ließ. Ansonsten war er eher der Verkündende, Dozierende. Albers hingegen hielt wenig vom Theoretisieren, empfahl Bücherlesen in Sachen Farbe tunlichst zu un-
terlassen. Ein konsequenter Anhänger des Learning by doing. Anders konnte man sich seiner Sicht des äußerst subtilen Interagierens der Farben auch nicht nähern. Was hat Sie in Ulm besonders beeindruckt? Das Ambiente: die sich am Rande von Ulm den Albausläufer hochschlängelnde, heute denkmalgeschützte Architektur. Ein Campus, mit den dort wohnenden Dozenten und Studenten, der Blick hinunter ins Donautal und bei Föhn bis zu den Allgäuer Alpen. Die Atmosphäre: neben den permanenten Dozenten viele Gastdozenten unterschiedlichster Disziplinen wie Konrad Wachsmann, Frei Otto, H. M. Enzensberger, Charles Eames, Walter Jens, Eugen Gomringer, Gerd Ruge, Reyner Banham, Ralf Dahrendorf oder Alexander Mitscherlich. Musiker wie Wolfgang Fortner, Mauricio Kagel oder Pierre Boulez verirrten sich leider nur selten dorthin. Dann, dass nahezu die Hälfte der Dozenten und der Studenten aus dem Ausland kam und das nur knapp zehn Jahre nach den Gräueltaten der Deutschen und Österreicher. An den deutschen Universitäten lag zu dieser Zeit der Ausländeranteil übrigens bei fünf Prozent. Die ausgelassenen Partys jedes Wochenende an der Bar, oft mit den Ulmer Theaterleuten wie Peter Palitsch oder Hannelore Hoger. Oder die gefühlte Übereinstimmung der spartanischen Architektur mit Programm, Zielen und dem eigenen Tun. Und woran erinnern Sie sich eher ungern? An das Ende der Ulmer Schule und damit, wenn man so will, eine weitere Ähnlichkeit mit dem Bauhaus. Eine versteckte Bekämpfung durch die Ultrakonservativen,
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Nazis und Ex-Nazis. So musste Max Bill die mit Stahl konzipierten Gebäude in Beton umplanen, nachdem die fest versprochene Stahlspende aus dem Ruhrgebiet zurückgezogen wurde. Ein früheres SA-Mitglied hatte als Journalist das Gerücht gestreut, die Gründer in Ulm seien allesamt Kommunisten. Nach jahrelang mühevoll erreichten Zuschüssen der öffentlichen Hand hatte es 1967 die NPD mit 11 Prozent der Wählerstimmen geschafft – ähnlich wie teilweise heute –, die Konservativen noch mehr nach rechts neigen zu lassen und der HfG die nötigen erhöhten Zuschüsse zu versagen. Ein großer Fehler, bekannte der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth Jahre später. Immerhin, die Schule in Ulm wurde nur einmal geschlossen, das Bauhaus gleich dreimal; Ulm hatte nur die Erzkonservativen und die NPD zum Gegner, das Bauhaus 1928 und 1933 brutale Schergen. Beide Experimente hielten ähnlich lang: 14, 15 Jahre. Dass Gropius 1968 unter den demonstrierenden Ulmer Studenten und Dozenten der HfG Ulm vor dem Stuttgarter Landtag stand, war ein letztes Zeichen der erörterten Beziehungen. Was war das Neue und das Nachhaltigste an der HfG, das zur Außendarstellung der Bundesrepublik Deutschland beitrug, wie etwa bei den Olympischen Spiele ʼ72 in München? Vor allem die bewusste Verzahnung der Gestalterausbildung mit soziokulturellen, technologischen und methodischen Wissenschaften. Das entwickelte Ausbildungs-Curriculum, als Ulmer Modell bekannt, hat sich weltweit verbreitet, die materialienunabhängige Gestalterausbildung, abweichend vom Bauhauskonzept, das neue, wissenschaftlich untermauerte Grundlehrekonzept von Tomás Maldonado, die filmischen Experimente bei Alexander Kluge und Edgar Reitz, erste ökologische Orientierungen und Widerstand gegen das Herüberschwappen der Affluent Society aus den USA und beispielhafte neue Designbeiträge wie das aufsehenerregende, nachhaltige Designkonzept für die Firma Braun durch Hans Gugelot und Otl Aicher, von Dieter Rams konsequent fortgesetzt, das Corporate Design der Lufthansa und das der Olympischen Spiele in München 1972, mit dem Otl Aicher, neben Günter
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Bauhaus und HfG waren verglichen mit heutigen Fakultäten für Architektur oder Design eigentlich „Zwergschulen“. Wie ist die enorme weltweite Resonanz zu erklären? Resonanzstarke Künstlerbewegungen wie etwa der Futurismus oder Monte Verità bei den Poeten waren immer „Zwerg-Gruppen“: Eine kleine, überschaubare Anzahl ähnlich Denkender findet und wirkt zusammen, meist mit einem ungewöhnlichen gemeinsamen Manifest. Einem sehr anspruchsvollen, etwas unrealistisch erscheinenden, visionären Programm, das vor allem Wissenschaftler nie unterschreiben würden, ja sie die Augen verdrehen lässt, ebenso wie größere Gruppierungen von Architekten oder Künstlern an Akademien, Hochschulen oder Universitäten. So wollten etwa die Futuristen die radikale Zerstörung geltender Kultur, die holländische De-Stijl-Gruppe die „Einheit von Kunst und Leben“, das Bauhaus in Weimar „die Vereinigung von Kunst und Gewerbe“, in Dessau „die Einheit von Kunst und Technik“ und Ulm zu Anfang „den Aufbau einer neuen Kultur vom Löffel bis zur Stadt“. Das hat Fanalwirkung, besonders empfänglich dafür ist die Jugend und – ich gebe es zu – auch ich als damals 21-Jähriger.
seldorf sowie Stadtlinienbussen eine gewisse Rolle spielt. Die von meinem Lehrer Hans Gugelot und mir 1960 gestaltete U-Bahn Hamburg wurde übrigens kürzlich zum mobilen Denkmal erklärt. Meine Wege sind zugegeben stark von meinen Lehrern geprägt und gerne denke ich an sie zurück. Die Begeisterung und Entwicklung meines Farbensinns etwa, wie er vielleicht in den Interiors der eben erwähnten Fahrzeuge sichtbar wird, verdanke ich vorwiegend Johannes Itten und Josef Albers. Auch eine meiner fast 30 Jahre lang gehaltenen Vorlesungen stützte sich darauf. Ittens Farbtheorie fußte auf Goethes Kontrasttheorie, erweitert von dem französischem Textilindustriellen Eugène Chevreul, dann dem Impressionisten Georges Seurat und Ittens Lehrer Adolf Hölzel. Ich habe diese Kontraste um die Sekundärund Tertiärfarbenkontraste ergänzt, die wir in vielen Bildern und Aquarellen Paul Klees so eindrucksvoll wiederfinden und die er in seiner Farbtheorie auch dargestellt hat. Indem ich den Begriff „Relationen“ statt „Kontraste“ benutzte, gelang es auch, das die Relativität der Farben betonende Konzept von Albers zu integrieren. Zudem verband ich es mit gut 15 funktionalen Parametern in Architektur und Design. Auch verfolgte ich hier am Fachbereich Architektur der Leibniz Universität neben dem Schwerpunkt Industrial Design eine Weiterentwicklung des Ulmer Grundlehreprogramms im Zusammenwirken mit
Im Jahr 2017 wurden Sie von der Deutschen Post mit einer Briefmarke geehrt. Welche Bedeutung hatte das Studium bei den ehemaligen Bauhauslehrern für Ihr persönliches Werk und für Ihr Wirken als Professor an der Leibniz Universität Hannover? Mit der Briefmarkenserie „Design in Deutschland“ wurde nicht nur ich (als Österreicher), sondern elf Designer seit 1900 insgesamt geehrt. Darunter Peter Behrens, seinerzeit Bürochef von Gropius, Le Corbusier und Mies van der Rohe oder die Bauhäusler Marcel Breuer (als Ungar), Marianne Brandt und Wilhelm Wagenfeld. Die Stuttgarter U-Bahn auf meiner Marke steht dabei nur stellvertretend für mein Wirken, bei dem allerdings die Gestaltung von U-, S- oder Hängebahnen wie für Hannover, Frankfurt, Berlin und Düs-
Ulm 1955: Johannes Itten kritisiert die Farbübung des offenbar etwas uneinsichtigen Studenten Lindinger. (Foto: Eva-Maria Koch-Hörmann)
Behnisch und Frei Otto, nach allgemeiner Einschätzung ein neues, sympathisches Bild von den Deutschen zu vermitteln vermochte.
Ulm 1955: „Das sehen Sie nicht richtig.“ Josef Albers belehrt Student Lindinger. (Foto: Eva-Maria Koch-Hörmann) meinem Kollegen Stefan Schwerdtfeger – nebenbei bemerkt, Sohn des ehemaligen Bauhausschülers Kurt Schwerdtfeger. Die Einbettung meines Lehrstuhls Industrial Design in die Architekturabteilung weitete auch mein persönliches Sicht- und Entwurfsspektrum: Ursprünglich mehr grafisch und als Ausstellungsgestalter tätig aufgrund eines abgeschlossenen Studiums in Österreich, dann die Hinwendung zum Design dank eines Diploms für Produktgestaltung in Ulm, führte dies schließlich vermehrt zu einem Interesse an Stadtgestaltung, so etwa zur Neuplanung der größten Plätze in Heidelberg und Darmstadt. Gab es mit Ihnen hier und im Norden noch anderes Bauhaus-Relevantes? Zweifellos, zumal Unmittelbareres. Neben den erwähnten Vorläufern wie den Fagus-Werken von 1911 und Parallelstreitern wie Otto Haesler in Celle wirkten nach 1945 an der Landeskunstschule Hamburg, der heutigen Hochschule der Bildenden Künste, die Bauhäusler Hassenpflug, Kranz, Schleifer, Lindig, Bill und Marcks, der auch an der hiesigen Werkkunstschule tätig war. In Hannover waren es Otto Umbehr als Urgestein der lokalen Fotografie-Dokumentation und Alexander Dorner. In Wikipedia wird Dorner als einer der innovativsten und einflussreichsten MuJahrhunderts bezeichnet. seumsdirektoren des 20. Als a. o. Professor für Kunst- und Baugeschichte
unseres Fachbereichs Architektur und zugleich Direktor des Provinzialmuseums (heutiges Landesmuseum) Hannover hat er 1927 mit El Lissitzky das „Kabinett der Abstrakten“, heute im Sprengel Museum, aufgebaut. Er vermittelte das De-Stijl-Mitglied Vordemberge-Gildewart, einen weiteren meiner Lehrer in Ulm für Typografie, an die Firma Pelikan, war Direktor der Kestnergesellschaft und nach seiner Emigration unter anderem Museumsdirektor an der renommierten Rhode Island School of Design. Aufgrund seiner früheren Kontakte zu Dessau verfasste er eines der besten und knappsten Porträts über das Bauhaus in dem Buch zur Ausstellung Bauhaus 1919–1928 im MoMA in New York 1938. Wie sehen Sie das Designstudium an deutschen Hochschulen der Zukunft, ist der Geist des Bauhauses noch erkennbar? Weder die „Dessauer“ noch die „Ulmer“ würden heute ein nur fortgeschriebenes Programm verfolgen. Die Menschheit weiß global – zumindest theoretisch –, wie man unsere Häuser und Dinge sinnvoll, funktionsgerecht und zugleich schön und faszinierend plant. Und an Talenten mangelt es uns beileibe nicht. Das bedarf stets der Weiterentwicklung und Hege, zweifellos, aber ist zurzeit nicht unser Hauptproblem. Die nächsten Dekaden werden wohl oder übel zentral dem Stoppen des Klimawandels zu gelten haben. Einzelne Architekten und Designer haben da schon beachtliche Beiträge versucht und geleistet. Aber das reicht nicht. Das ungelöste Problem besteht offensichtlich darin, dass die Mehrheit der Gesellschaft radikale Änderungen für unaufschiebbar hält, aber nicht bei sich. Das kann man durch ein rigides System an verordneten Verzichten und Verboten zwar erreichen, das greift aber zu spät wegen der überaus vorsichtigen, rücksichtsvollen, auf Wahlen schielenden Politik. Es bedarf sichtlich der Entwürfe von durchaus lebenslustbetonten Verhaltens- und Lebensweisen, die ein Weiterleben unserer schönen Fauna und Flora und der Menschheit ermöglichen, selbst wenn vorübergehend Komfort und Schönheit hintenanstehen müssen. Doch nicht Aufgabe der Gestalter, wird man sagen.
Aber soll man das den Politikern, den anderen Disziplinen oder dem armen Nachbarn allein überlassen? Gerade diejenigen, die sich wie wir mit zu den Kreativen zählen, sind dazu aufgerufen. Wenn der in der Architektur-, Design- und Kunstgeschichte so oft anvisierte und von Pessimisten belächelte „Neue Mensch“ gefragt ist, dann jetzt ganz besonders.
Auch Lindinger dozierte später gerne. Links eine seiner Farbstudien bei Albers, 1955 (Foto: Thorsten Scherz, 2018)
bauhaus and the hochschule für gestaltung ulm Professor Herbert Lindinger, one of Germany’s most famous designers, was influenced by Bauhaus ideas through figures such as Johannes Itten and Joseph Albers, who taught at the Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm shortly after its foundation in the early fifties. Under the direction of Max Bill, Otl Aicher, and Tomas Maldonado, the HfG Ulm became internationally renowned for its scientific approach and innovative industrial and visual communication. The private school, dedicated to Hans and Sophie Scholl, encountered financial difficulties resulting from political pressure. It was closed in 1968, fifteen years after its foundation. Lindinger, who taught at the HfG between 1963 and 1968, became a professor at the University of Hannover’s Institute of Design in 1971.
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professorinnen und professoren
Prof. Hilde Léon Dekanin Institut für Entwerfen und Gebäudelehre
Prof. Zvonko Turkali Institut für Entwerfen und Gebäudelehre
Prof. Jörg Friedrich Institut für Entwerfen und Gebäudelehre
Prof. Michael Schumacher Institut für Entwerfen und Konstruieren
Prof. Dr. Dirk Bohne Institut für Entwerfen und Konstruieren
Prof. Alexander Furche Institut für Entwerfen und Konstruieren
Prof. Dr. Markus Jager Institut für Geschichte und Theorie der Architektur
Prof. Dr. Barbara Zibell Institut für Geschichte und Theorie der Architektur
Prof. Dr. Tanja Mölders Institut für Geschichte und Theorie der Architektur
Prof. Mirco Becker Institut für Gestaltung und Darstellung
Prof. Anette Haas Institut für Gestaltung und Darstellung
Prof. Dr. Klaus Littmann Institut für Berufswissenschaften im Bauwesen
Prof. Christian Werthmann Institut für Landschaftsarchitektur
Prof. Dr. Christina von Haaren Institut für Umweltplanung
Prof. Dr. Michael Reich Institut für Umweltplanung
Prof. Dr. Rüdiger Prasse Institut für Umweltplanung
Prof. Dr. Eva Hacker Institut für Umweltplanung
Prof. Dr. Christian Albert Institut für Umweltplanung
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Prof. Jörg Schröder Institut für Entwerfen und Städtebau
Prof. Andreas Quednau Institut für Entwerfen und Städtebau
Prof. Tim Rieniets Institut für Entwerfen und Städtebau
Prof. Dr. Margitta Buchert Institut für Geschichte und Theorie der Architektur
Prof. Dr. Andreas O. Rapp Institut für Berufswissenschaften im Bauwesen
Prof. Dr. Martin Prominski Institut für Freiraumentwicklung
Prof. Katja Benfer Institut für Landschaftsarchitektur
Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn Institut für Landschaftsarchitektur
Apl. Prof. Dr. Michael Rode Institut für Umweltplanung
Prof. Dr. Rainer Danielzyk Institut für Umweltplanung
Prof. Dr. Frank Othengrafen Institut für Umweltplanung
Weitere Professorinnen und Professoren der Fakultät: Prof. Dr. Bettina Oppermann, Institut für Freiraumentwicklung Prof. Dr. Anke Seegert, Institut für Landschaftsarchitektur Prof. Gilbert Lösken, Institut für Landschaftsarchitektur Prof. Dr. Bettina Matzdorf, Institut für Umweltplanung Fotos: Julian Martitz
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schaufenster
zentrum kultureller entwicklung des elsass Patrick Rahe > SEITE 46
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Innenansicht West _ M 1:100
mind the gap – eine baulücke in berlin Ruben Epping, Bennet Tielker > SEITE 56
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der gutshof der freiherren knigge von g. l. f. laves Schnitte durch die Dachwerke Viktoria-Katharina Sauer > SEITE 92
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city makers Michel Grändorf, Vanessa Müller > SEITE 160
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one for all – frankfurts haus der religion Leon Schittek > SEITE 50
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Blick entlang der Arkaden
torre gioia – ein wohnhochhaus in mailand Fabian Wenning, Jan Wilmer > SEITE 60
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dimensionierung von heiz- und raumlufttechnischen anlagen – einfluss auf den strombedarf für ein hotelgebäude Jennifer Peine > SEITE 64
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sportzentrum im kurpark – entwurf eines sportzentrums zur vielfältigen nutzung des örtlichen sportbetriebs Pia Nicola Kampkötter > SEITE 66
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die kopie Claudia Schmidt > SEITE 170
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supernormal hannover – eine durchschnittliche stadt Amelie Bimberg > SEITE 86
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luxuslandleben – eine zukunftsidee für coppenbrügge Marie Kickhöfel > SEITE 94
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to-morrow – zukunft der gartenstadt – gartenstadt der zukunft Mathis Bergmann, Jonas König > SEITE 80
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immerschön – winteraspekt in der bepflanzungsplanung Agnes Oltmann, Marlene Saecker, Janina Wagner > SEITE 130
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„um eine gleichberechtigte teilnahme am leben in der gesellschaft zu gewährleisten, muss es jedem verkehrsteilnehmenden möglich sein, sich ohne besondere erschwernis und grundsätzlich ohne fremde hilfe im öffentlichen raum bewegen zu können.“
planung von barrierefreien haltestellen des öffentlichen personennahverkehrs René Klinner > SEITE 132
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fotografie und architektur – pavillon von litauen der weltausstellung in hannover von 2000 Rebekka Siebert > SEITE 102
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schmetterlingshaus im berggarten herrenhausen Nils Opgenorth > SEITE 106
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winterventionen – beteiligungsformate erproben & reflektieren Paola Ayala, Elisa Emrath, Anna Finn, Roya Haghparast Keyhani, Till Halfmann, Lilach Hamam, Joana Hartmann, Hanna Höhne, Surina Janasik, Anna Lina Kathe, Felix Klaube, Jan Köster, Sophie Neubelt, Vesela Nikolova, Leander Olkner, Amelie Oltmanns, Zhiyuan Peng, Josefine Siebenband, Jonas Teuber, Konstanze Welke, Shohei Yamazaki > SEITE 116
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mikro interventionen Raum Transformation 1 Diverse > SEITE 110
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immer schöner – zum zusammenhang von verschönerungsvereinen und kommunaler freiraumplanung Prof. Bettina Oppermann, Philipp Ludwig > SEITE 162
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gut stemmen – vom konzept über den förderantrag zur denkmalpflegerischen umsetzung Josephine Rother, Janine Teßmer > SEITE 124
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küsten der zukunft – auf dem weg zu meer land Ann Katrin Schönmann > SEITE 126
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alpines neuland – planerischer umgang mit der landschaftstransformation in gletschervorfeldern Johanna Großelümern > SEITE 122
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ingenieurbiologie zwischen trinkwasserund naturschutz – eine evaluation von erosionsschutzmassnahmen am hang Dennis Leander Schmidt > SEITE 142
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corporate volunteering
corporate volunteering in ländlichen räumen – wie können sich unternehmen im landkreis diepholz engagieren? Josephine Bollwahn, Kathleen Dahmen, Franziska Kreutzer, Laura Lodolo, Imke Ortgies, Jan Pusch, Maike Senne, Beatrice Wangler, Mathis Züchner > SEITE 148
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studentische projekte
institut für entwerfen und gebäudelehre
ieg Baukunst Prof. Zvonko Turkali Entwerfen und Architekturtheorie Prof. Jörg Friedrich Stadt Raum Gestaltung Prof. Hilde Léon
zentrum kultureller entwicklung des elsass
eine werkkunstschule für die faguswerke in alfeld
one for all
> SEITE 46
> SEITE 48
gemeinsam
venice athletic club
mind the gap
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> SEITE 54
> SEITE 56
> SEITE 50
zentrum kultureller entwicklung des elsass
Jahrhundertelang war das Elsass Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland. Diese unrühmliche Epoche in der deutsch-französischen Geschichte hatte für das Elsass aber auch seine Vorteile: Das kulturelle Leben wurde von beiden Nationen gleichermaßen bereichert. Heute betrachten sich viele Elsässer weder als Franzosen noch als Deutsche, sondern als Europäer mit einer ganz besonderen Verbundenheit zur Heimat. Der Entwurf verdeutlicht diesen ambivalenten Charakter. Auf dem Odilienberg, in direkter Nachbarschaft zur Anlage des Klosters Hohenburg, zeigt sich der Gebäudekörper wie ein amorpher Fels, untrennbar mit dem Boden verbunden. Die Wege sind nicht geradlinig, sondern wechseln unvermittelt die Richtung und eröffnen somit den Eintritt in immer neue Räume und Perspektiven.
centre for the cultural development of alsace For centuries, Alsace was a bone of contention between France and Germany. This inglorious epoch of Franco-German history also had its advantages for Alsace: cultural life in the region was enriched equally by both nations. Today many Alsatians see themselves neither as French nor as German but as Europeans with a very special attachment to their homeland. The design for the centre illustrates this ambivalent character. Located on the Odilienberg in the vicinity of the Hohenburg Monastery, the building rises like an amorphous rock, inseparably connected with the ground. The paths are not straight but instead change direction abruptly, thus opening the door to ever more new spaces and perspectives.
patrick rahe Masterthesis Betreuung: Prof. Zvonko Turkali Baukunst
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eine werkkunstschule für die faguswerke in alfeld
Als der Unternehmer Carl Benscheidt im Jahr 1911 den damals noch weitgehend unbekannten jungen Architekten Walter Gropius mit dem Entwurf einer Fabrik für Schuhleisten in Alfeld beauftragte, konnte er nicht ahnen, dass damit eines der ersten Werke des Neuen Bauens entstehen sollte. Die neue Bewegung konsolidierte sich mit der Gründung des Bauhauses in Weimar, dessen 100. Jubiläum in diesem Jahr gefeiert wird. Die Entwurfsaufgabe lautete, für das heute noch unter dem Namen Grecon-Fagus geführte Familienunternehmen eine Werkkunstschule zu entwerfen. Der gezeigte Entwurf orientiert sich an den Leitgedanken des Bauhauses: Klarheit der Linien und Formen, Transparenz und Offenheit durch große gläserne Fassaden, ein hohes Maß an Vorfertigung und konstruktiver Struktur sowie eine architektonisch und räumlich hohe Qualität und Ästhetik.
a school of arts and design for the fagus factory in alfeld When the businessman Carl Benscheidt commissioned the unknown young architect Walter Gropius to design a factory for shoe lasts in Alfeld in 1911, he could not have imagined that it would become one of the first examples of the International Style. The new movement was consolidated by the founding of the famous Bauhaus in Weimar, which celebrates its hundredth anniversary this year. The aim of this project was to design a school of arts and design for the family business, which today is still run successfully under the name Grecon-Fagus. The design shown is based on the guiding principles of the Bauhaus: clarity of lines and forms, transparency and openness through the use of large glass facades, and a high degree of prefabrication and constructive structure – as well as high quality and aesthetics both architecturally and spatially.
janek ueberschar Bachelorthesis Betreuung: Prof. Zvonko Turkali Baukunst
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one for all
frankfurts haus der religion
An den Resten der historischen Stadtmauer von Frankfurt / Main soll ein Ort des Zusammenkommens und des interreligiösen Dialogs geschaffen werden. Der keilförmige Baukörper schließt den Block und schafft mit der Mauer einen Vorplatz. Durch die Höhe des Gebäudes werden Blickbeziehungen in die belebten Straßen Frankfurts ermöglicht, wobei die abgeschrägten Fassaden die Verschattung der Nachbarbebauung reduzieren und das Gebäude als besonderen Stadtbaustein markieren. In dieser Hülle liegen die Sakralräume für die Gemeinden der fünf Weltreligionen alternierend übereinander. Der übrige Raum bietet gemeindeübergreifende Veranstaltungs- und Seminarräume, Ausstellungsflächen sowie am Ende der spiralförmig hinaufsteigenden Treppe einen offenen Raum der Stille als Ruhepol in der Metropole.
one for all – frankfurt’s house of religion For my thesis I designed a place for interreligious dialogue and congregation in Frankfurt’s city centre. The trapezoidal structure caps the end of the block and adjoins the remnants of the historic city wall to create a forecourt. The height of the building allows for an unobstructed view into the lively streets, and the tilted facade reduces the shading of neighbouring buildings and marks the site’s significance. This structure contains sacred spaces for the local communities. Alternating from floor to floor and retaining a continuous space throughout, each space is designed to accommodate the ceremonial needs of one of the five world religions. The remaining space offers rooms for community seminars and events as well as an open spiritual space at the top of the spiral staircase, creating a haven of calm in the heart of the metropolis.
leon schittek Bachelorthesis Betreuung: Prof. Jörg Friedrich Entwerfen und Architekturtheorie
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gemeinsam
ein hospiz für greiffenberg Ziel des Entwurfs ist
es, den Bestand mit neuen Elementen zu einem Gebäude zu verbinden und somit die Nutzung als Hospiz zu gewährleisten. Die drei Bestandsgebäude bleiben erhalten und werden durch weitere Kubaturen entsprechend der städtebaulichen Körnung Greiffenbergs ergänzt. Diese Elemente sind durch einen innen liegenden Gang, bestehend aus einer Holzkonstruktion und Glas, miteinander verbunden, sodass die Möglichkeit besteht, alle Gebäudeteile des Hospizes zu erreichen, ohne dem Wetter ausgesetzt zu sein. Das verbindende Element ist durch einen Wechsel von Weg, Ort und Aussicht definiert. Die Mitte des Entwurfs bildet ein großzügiger Innenhof, der die Gemeinschaftszone des Hospizes ausmacht. Die Zimmer der Gäste sind außen angeordnet, um gleichsam Privatsphäre zu garantieren und die Sicht auf die Natur freizugeben.
together – a hospice for greiffenberg The aim of the design is to create one building by connecting the three existing buildings. Each of these existing buildings will be preserved and integrated. In the terms of urban planning, the placement of the new parts of the building is based on the urban graining in Greiffenberg. This alignment and placement of new elements creates a courtyard that is the centre of the design. This is where the community area of the hospice is located. Further from the centre, the functions and rooms become more and more private. The courtyard is surrounded by a wooden hallway that leads to all the rooms. The patients’ rooms are arranged on the outside to guarantee privacy and beautiful views of the landscape.
rica arnold, trine meissner Betreuung: Simon Beckmann, Valentina Forsch, Peter Haslinger, Céline Sicking, Oliver Tiedmann, Kendra Busche Entwerfen und Architekturtheorie; Entwerfen urbaner Landschaften
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dwgmodels.com
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venice athletic club
ein sport- und schwimmclub für venedig Der melancholi-
schen Trägheit der Lagunenstadt Venedig soll ein Ort für Sport und Bewegung entgegensetzt werden. Die Aufgabe war, eingebettet in den historischen Bestand der Serenissima, zwischen den Palästen der Kultur und Kunst einen Raum für Athletik und Körperlichkeit zu schaffen. Entsteht hier die Exklusivität elitären Hedonismus oder die Inklusivität eines bagno pubblico? Vielleicht liegt die Antwort in Rem Koolhaasʼ Interpretation des Downtown Athletic Clubs in Manhattan von Starrett & Van Vlieck: „A social condenser generating and intensifying desirable forms of human intercourse“ (Delirious New York. New York 1978).
venice athletic club – a sports and swimming club for venice The melancholy inertia of the lagoon city Venice is to be counterbalanced with a venue for sports and movement. Nestled in the historical surroundings of Serenissima, the intention is to create a space for athleticism and physicality amid the palaces of culture and art. But would this foster the exclusivity of elitist hedonism or the inclusiveness of a Bagno Publico? Perhaps the answer lies in Rem Koolhaas’s description of Starrett & Van Vlieck’s Downtown Athletic Club: ‘A social condenser generating and intensifying desirable forms’ (Delirious New York, 1978).
imke hullmann Bachelorthesis Betreuung: Prof. Hilde Léon Stadt Raum Gestaltung
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mind the gap
eine baulücke in berlin Im dritten Semester beschäftigten wir uns mit Berlin-Kreuzberg – einem Stadtteil, der sich durch seine kulturelle Vielfalt und bunt gemischte Bevölkerung auszeichnet. In den letzten Jahren hat sich das Quartier zu einem sehr begehrten Lebensraum entwickelt. Die Ufer des Landwehrkanals sind ein beliebter Aufenthaltsort für alle Bevölkerungsgruppen. Auf zwei Grundstücken in unmittelbarer Nähe zum Maybachufer haben Studierende städtische Wohnhäuser entworfen. Das Raumprogramm beinhaltet im Erdgeschoss öffentliche und halböffentliche Nutzungen, während in den oberen Geschossen Wohnungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Lebensmodelle angeboten werden sollen. mind the gap – a construction gap in berlin In the third semester, we dealt with Berlin– Kreuzberg: a district characterised by its cultural diversity and colourful, diverse population. The banks of the Landwehr Canal are a popular place for all population groups to pass the time, and the quarter has become a highly sought-after habitat in recent years. Students designed urban residences for two properties in the immediate vicinity of the Maybachufer riverbank. Their division of space includes public and semi-public uses on the ground floor of the properties, with apartments for different population groups and lifestyles on the upper floors.
Grundriss Regelgeschoss _ M 1:100
ruben epping, bennet tielker Betreuung: Prof. Hilde Léon, Thomas Fischnaller, Hannes Hölscher Stadt Raum Gestaltung
GSEducationalVersion
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institut für entwerfen und konstruieren
iek Baukonstruktion und Entwerfen Prof. Michael Schumacher Gebäudetechnik Prof. Dr. Dirk Bohne Tragwerke Prof. Alexander Furche
dimensionierung von heiz- und raumlufttechnischen anlagen > SEITE 64
torre gioia
bergfex
> SEITE 60
> SEITE 62
sportzentrum im kurpark
nieheim vereint
> SEITE 66
> SEITE 68
torre gioia
ein wohnhochhaus in mailand
Das Gebäude besetzt die Straßenecke mit direktem Bezug zur U-Bahn-Station und zu dem in Sichtweite liegenden Quartierspark. Mit den rings um den Park entstandenen Hochhäusern tritt das zu planende Gebäude in direkte Beziehung. Aufgrund der hohen Frequentierung durch die prominente Lage und die Nähe zur U-Bahn-Station soll ein fünfgeschossiger Sockel die bestehende Straße in ihrer Höhe ergänzen. Die Ausformung des Volumens mit dem vorkragenden Kopfbau erinnert an zahlreiche im 20. Jahrhundert in Mailand entstandene Gebäude, die mit dem Motiv des sich nach oben aufweitenden Hochhausvolumens spielen. Die Konzeption des Hochhauses ermöglicht flexible Wohnungszuschnitte. Acht Versorgungsschächte, die an grundrissorganisatorisch geschickten Stellen liegen, lassen unterschiedliche Konstellationen von anschließenden Nasszellen und Küchenbereichen zu.
torre gioia – a residential tower in milan The building occupies a street corner with direct access to the underground station and a view of the district park. The new tower enters into a direct relationship with the other skyscrapers surrounding the park. Due to the building’s prominent location, a five-storey plinth is incorporated in the design in order to match the line of the existing street facades. The shape of the building, with its protruding upper structure, is reminiscent of numerous buildings created in Milan in the twentieth century that play with the motif of the towering volumes of high-rise buildings. The skyscraper’s concept enables flexible housing layouts. Eight utility shafts positioned at strategic locations throughout the floorplan allow for different arrangements of adjacent bathrooms and kitchen areas.
fabian wenning, jan wilmer Betreuung: Prof. Michael Schumacher, Anne Menke, Handan Radke, Michael-Marcus Vogt Baukonstruktion und Entwerfen Blick entlang der Via Melchiorre Gioia
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Grundriss Erdgeschoss 1 : 200
Grundriss 1. Obergeschoss
Schnitt
Schnitt 1 : 200
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Sockel 1 : 200
Grundriss Erdgeschoss 1 : 200
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bergfex
ein ersatzbau für die sudetendeutsche hütte Diese Arbeit
befasst sich mit dem Entwurf einer hochalpinen Schutzhütte im Nationalpark Hohe Tauern. Als Entwurfsgrundlage dient die bestehende Sudetendeutsche Hütte, deren Natursteinmauerwerk und alter Gastraum erhalten bleiben. Das Projekt soll sich an dem Diskurs über die moderne Hüttenarchitektur beteiligen und gewohnte Elemente und Baustoffe hinterfragen und neu interpretieren. Als Punkthaus ist diese Hütte in ihrer exponierten Lage als Landmarke inszeniert, deren Farbe eine Analogie zu den dortigen Wegsteinen bildet. Die monolithische, einschalige Lochfassade aus Dämmbeton verleiht der Hütte eine angemessene formale Sprache für einen Standort über der Baumgrenze. Programmatisch bietet dieser Hüttenentwurf – neben der klassischen Schutzfunktion – Antworten auf den sich verändernden Alpinismus und seine heterogene Nutzergruppe.
bergfex – a replacement for the ‘sudetendeutsche hütte’ This work deals with a design for a high alpine refuge in the Hohe Tauern National Park. The design is based on the ‘Sudetendeutsche Hütte’ mountain refuge and preserves the building’s natural stone masonry and old guest room. The project aims to take part in the discourse around modern hut architecture and to question and reinterpret familiar elements and building materials. As a solitaire in this exposed location, the hut is staged as a landmark. Its colour creates an analogy with the path-stones of the site, and the monolithic, single-skinned perforated facade of insulating concrete lends the hut an appropriate formal language for a location above the tree line. In terms of programming, this hut design – in addition to its classic protective function – offers answers to the changing character of alpinism and its heterogeneous user group.
hendrik wiese Bachelorthesis Betreuung: Prof. Michael Schumacher Baukonstruktion und Entwerfen
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Außenperspektive 1
Schnitt A-A
M. 1:100
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dimensionierung von heiz- und raumlufttechnischen anlagen
einfluss auf den raumlufttechnischen Anlagen sind mit den thermostrombedarf für dynamischen Behandlungsfunktionen Heizen und ein hotelgebäude Kühlen vorgesehen, infolgedessen ist das System eine
Die Hotellerie ist in Deutschland eine starke und energieintensive Branche. So fließen rund 5–10 Prozent des Betriebsumsatzes in die Energiekosten. Eine Studie der Energiekampagne Gastgewerbe ergab weiterhin, dass ca. 4 Prozent der gesamten Klimaemissionen von Nichtwohngebäuden von Hotels stammen.1 Dabei ist die Lüftungsanlage eines Hotels für mehr als 50 Prozent der Energieausgaben verantwortlich.2 Die Installation von Wärmerückgewinnungssystemen, die Überarbeitung der einzelnen Lüftungsregister und eine optimale Kanalnetzführung sind wichtige Bestandteile, um die Energiekosten zu senken. Die Arbeit behandelt ein Hotelgebäude, das sich noch in der Planungsphase befindet. Ihr Ziel ist es, die raumluft- und heizungstechnischen Anlagen im Hinblick auf den Strombedarf zu optimieren. Dazu wird zunächst ein Hotelgebäude in Düsseldorf untersucht und vorgestellt. An einer der verschiedenen RLT-Anlagen erfolgt beispielhaft eine geschwindigkeitsorientierte Optimierung des Rohr- und Kanalnetzes. Dabei werden die bedarfsgebundenen Stromkosten sowie die kapitalgebundenen Kosten ermittelt und mithilfe des in Microsoft Office enthaltenen Solvers durch eine Anpassung der Strömungsgeschwindigkeit minimiert. Zudem werden die Auswirkungen untersucht, die eine Variation verschiedener Parameter wie Betriebsstunden, Leistungs- oder Strompreis hat. Weiterführend werden die Ergebnisse auf andere vorhandene RLT-Anlagen übertragen und der Einfluss auf den Strombedarf des Hotels wird ermittelt. Das Hotel Belsenplatz besteht aus einem Untergeschoss (UG), Erdgeschoss (EG), 1.–4. Obergeschoss (1.– 4. OG) und einem Staffelgeschoss (SG). Zwölf RLT-Anlagen versorgen das Hotel. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der RLT-Anlage für das Erdgeschoss Nord. Der Bereich Erdgeschoss Nord setzt sich zusammen aus der Lobby, Büroräumen, einem Fitnessstudio, WC-Räumen und einigen Konferenzräumen. Die Aufenthaltsräume im EG werden mechanisch be- und entlüftet. Die
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Klimaanlage. Die bereits bekannten sowie die neu ermittelten Luftzustandsdaten werden nun in ein h,x-Diagramm eingetragen, ebenso Vorerhitzer, Befeuchter und Nacherhitzer in umgekehrter Reihenfolge. Um das Kanal- bzw. Rohrnetz zu berechnen und anschließend zu optimieren, müssen vorhergehend einige Randbedingungen definiert werden. Grundlegend erfolgt eine Berechnung des ungünstigsten Strangs, da dieser den höchsten Druckverlust aufweist. Dieser Druckverlust ist maßgebend für den hydraulischen bzw. pneumatischen Abgleich, durch den die Ventile an den Strangausgängen denselben Gesamtdruckverlust erhalten wie der ungünstigste Strang. Der Abgleich geschieht über eine Berechnung des Druckverlusts der Leitungen eines einzelnen Strangs und der daraus resultierenden Differenz zwischen Druckverlust des ungünstigsten Strangs und Druckverlust des einzustellenden Strangs. Die Berechnung des Kanalstrangs erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden die Energiekosten für den Lufttransport sowie die Leistungskosten des Ventilators berechnet. Zusammengefasst ergibt dies die Stromkosten. Daraufhin werden die kapitalgebundenen Kosten für den Kanal ermittelt. Die Optimierung lässt sich sowohl auf die Strömungsgeschwindigkeit als auch auf den Druckverlust beziehen. Bei der Optimierung der Energiekosten wird zunächst die Strömungsgeschwin-
Abb. 1: Isometrie des ungünstigsten Kanalstrangs
digkeit bzw. der Druckverlust verändert und der sowohl wirtschaftlich als auch technisch günstigste Fall bestimmt. Daraufhin erfolgt eine Variation der Betriebsstunden sowie des Strom- und des Leistungspreises, um den Einfluss dieser Faktoren zu bestimmen. Die Berechnung und Optimierung der Strom- und kapitalgebunden Kosten findet für jede Teilstrecke des Strangs einzeln statt, da sich Parameter wie der Volumenstrom und die Einzelwiderstände innerhalb einer Teilstrecke nicht ändern, jedoch von Teilstrecke zu Teilstrecke variieren. Die Strömungsgeschwindigkeit wurde durch das Programm liNear CAD Solutions ermittelt. Zur Berechnung der Energiekosten werden weiterhin die Betriebsstunden benötigt. Diese werden zunächst mit 4015 h / a angesetzt, was nach DIN 18599-10 „Energetische Bewertung von Gebäuden“ der Nutzung eines Büros entspricht. Abschließend ist als Randbedingung zur Berechnung der Energiekosten der Strompreis notwendig. Der Strompreis ist in diesem Fall der verbrauchsabhängige Arbeitspreis eines Stromanbieters, angegeben in Euro pro kWh. Dieser beträgt laut einer Statistik des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) 0,1717 € / kWh für Industriebetriebe mit einem Jahresverbrauch zwischen 160.000 und 20 Millionen kWh.3 Dieser Strompreis wird zunächst konstant gehalten und in der weiteren Optimierung variiert. Da es nicht möglich ist, die genaue Preisentwicklung im Voraus zu bestimmen, wurde für die vorliegende Arbeit die Berechnung mit einem gleichprozentigen Ansatz gewählt. Dies ist die häufigste Art der Angabe von Preissteigerungswerten und durch den exponentiellen Ansatz kann eine realistische Aussage über die Entwicklung des Strompreises gemacht werden. Der Optimierung des Rohr- sowie des Kanalnetzes liegen dann die Strompreise der Jahre 2020, 2025, 2030, 2035 und 2040 zugrunde. Um eine Bestandsanalyse und eine Optimierung durchzuführen, muss zunächst der ungünstigste Strang des Netzes in sinnvolle Teilstrecken untergliedert werden. Dabei sind bei der Berechnung von liNear CAD Solutions bereits Teilstrecken vorgegeben. Das Kanalnetz der RLT-Anlage 01 Erdgeschoss Nord führt vom Lüftungsgerät, das auf dem Dach aufgestellt ist,
bis in das Erdgeschoss, in dem verschiedene Bereiche versorgt werden. Der ungünstigste Strang des Netzes versorgt dabei die Lobby, eine Co-Working-Zone, Konferenzräume sowie wenige WCs. Dabei lässt sich der ungünstigste Strang in 18 Teilstrecken gliedern (Abb. 1). Mit den Randbedingungen sowie den jährlichen Betriebsstunden von 4015 h / a und einem Strompreis von 0,1717 € / kWh können die Energiekosten für die einzelnen Teilstrecken ermittelt werden. Die Leistungskosten ergeben sich über die Ventilatorleistung bezogen auf jede Teilstrecke einzeln sowie den Leistungspreis von 95,08 € / (kW*a). Somit ergeben sich die Stromkosten aus der Summe der Energiekosten für den Transport sowie der Summe der Leistungskosten von 550,39 € / a. Anschließend wurden die kapitalgebundenen Kosten der Teilstücke berechnet. In Summe ergeben diese 355,43 € / a. Zur Optimierung des Kanalnetzes wird zunächst der Bestand variiert, um für jede Teilstrecke eine optimale Strömungsgeschwindigkeit herauszufinden. Die Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Strömungsgeschwindigkeit und Energiekosten macht den Einfluss der Strömungsgeschwindigkeit erkennbar. Danach werden die wichtigsten Parameter aller Teilstrecken berechnet. Dies beinhaltet die optimale Strömungsgeschwindigkeit, den daraus resultierenden Durchmesser, die Kapital-, Leistungs- und Energiekosten sowie die Gesamtkosten. Fasst man die Gesamtkosten zusammen, ergibt die Summe aller 18 Teilstrecken 519,92 € / a. Die optimalen Strömungsgeschwindigkeiten liegen in den meisten Teilstrecken zwischen w=2 m / s und w=6 m / s, nur vereinzelt sind sie höher. Die Kapitalkosten sind immer um ein Vielfaches höher als die Energiekosten und üben daher mehr Einfluss auf die optimale Geschwindigkeit aus. Wie Abb. 2 aufzeigt, weichen die optimierten Strömungsgeschwindigkeiten stark von den geplanten ab. Dabei sind die geplanten Geschwindigkeiten meistens größer als die begrenzten optimierten Strömungsgeschwindigkeiten. Die unbegrenzten optimierten Strömungsgeschwindigkeiten sind jedoch vor allem in den Anschlussleitungen um ein Vielfaches höher als die geplanten Geschwindigkeiten. Somit führen sowohl die unbegrenzten optimierten als auch die geplanten Strömungsgeschwindigkeiten zu
Abb. 2: Vergleich der Strömungsgeschwindigkeiten, Kanalnetz Schallproblemen. Daher ist die Begrenzung der maximalen Strömungsgeschwindigkeiten unabdinglich. Durch die wirtschaftliche Optimierung der Strömungsgeschwindigkeiten im Kanalnetz entsteht, trotz einer Begrenzung der Strömungsgeschwindigkeiten, eine Einsparung von 361,70 € / a. Mithilfe der ermittelten Einsparung pro Kubikmeter Luft lässt sich eine Einsparung auf die anderen elf RLT-Kanalnetze des Hotels Belsenplatz übertragen. Es ergibt sich eine mögliche Einsparung von 6880,12 € / a, vorausgesetzt, die anderen Kanalnetze verhalten sich gleich wie Anlage 01. Bezogen auf den Lebenszyklus von 30 Jahre kann man somit von einer Gesamteinsparung von 206.403,60 € ausgehen.
plant dimensioning of heating and ventilation systems – influence on the electricity demand of a hotel building The aim of this work was to optimise ventilation and heating systems in terms of electricity consumption. A hotel building in Dusseldorf was investigated and presented as the case study. To this end, a velocity-oriented optimisation of the duct network was performed for one
of the hotel’s airconditioning plants. The study showed that an optimisation of the duct network would be easy to implement. Furthermore, the economic optimisation of the duct network was also highly feasible. By using the Excel tool Solver, it was possible to save half the power consumption of an HVAC system within a short period of time. If the hotel implemented this solution for the rest of its air-conditioning plants, it would be possible to save almost € 7,000 annually.
1 Bernard, Soara / Voss, Karsten: „Energieverbrauch in der Hotellerie“. In: DBZ Spezial. 10 / 2012, S. 38–41 2 Schmidt, Mario u.a.: 100 Betriebe für Ressourceneffizienz. BD. 1: Praxis beispiele aus der produzierenden Wirtschaft. Berlin/Heidelberg 2017 3 Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.: BDEW-Strom preisanalyse Mai 2018. Haushalte und Industrie. Berlin 2018. www.bdew.de / media / documents / 1805018_BDEW-Strompreisanalyse-Mai 2018.pdf, 27.7.18
jennifer peine Masterthesis Betreuung: Prof. Dr. Dirk Bohne, Prof. Maik Schenker Gebäudetechnik; Staatliche Studienakademie Glauchau
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sportzentrum im kurpark
entwurf eines sportzentrums zur vielfältigen nutzung des örtlichen sportbetriebs Das neue Sportzentrum beherbergt neben dem Hallensportangebot auch die neuen Räumlichkeiten des örtlichen Fußballvereins, an dessen Außensportanlage sich das Gebäude schmiegt. Der Entwurf der Sporthalle beruht auf der Idee eines pavillonartigen Baukörpers, der sich zum Park hin öffnet und den Sport in diesen integriert. Dabei wird das auf Zug beanspruchte Dach von räumlich wirkenden Stützelementen und der großzügigen Pfosten-Riegel-Fassade unterstützt. Der Riegel bündelt die notwendigen Funktionen und erhält gleichzeitig die unabhängige Nutzbarkeit der zwei Sportbereiche. Der Zuschauerbereich im Obergeschoss ist beidseitig einsetzbar und verbindet die ansonsten unabhängigen Sportnutzungen im Gebäude. Die Sportler finden alle notwendigen Funktionsbereiche im Untergeschoss auf der Hallenebene.
sports centre in the park – design of a sports centre for a town’s local sports activities The new sports centre incorporates the premises of the existing football club and is nestled on the edge of the club’s football field. It also includes a new indoor gym. The concept for the centre is based on a pavilion that opens towards the park and integrates the sporting activities. The roof, which is subject to tension, is supported by spatially-effective pillars and the generous post-and-beam facade. The concrete-built bar combines the required uses and makes the two sports areas independently usable. The spectator area on the upper floor can be used on both sides, connecting the otherwise independent sports uses within the building. The athletes will find all the necessary functional areas on the gym level in the basement.
pia nicola kampkötter Betreuung: Prof. Alexander Furche, Dr. Anja Eckert, Christoph Rüther Tragwerke
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nieheim vereint
Aufgrund des wachsenden Bedarfs an Sportflächen sollte eine Mehrzweckhalle entworfen werden, die die jetzige Stadthalle in Nieheim ersetzt. Als öffentlicher Ankerpunkt der Stadt platziert sich die durchscheinende Großform als Eingang des Kurparks und vermittelt zwischen der Ringstruktur der Stadt, dem Park und den gegenüberliegenden Sportflächen. Die transluzente Hülle aus Polycarbonat ermöglicht großflächig öffenbare Fassadenelemente. Durch eine Skelettkonstruktion aus 15 Dreigelenkrahmen aus massivem Nadelholz überspannt sie stützenfrei den Innenraum. Die Umkleiden, Zuschauerbereiche und Nebenräume sind auf drei Betonboxen aufgeteilt. Diese gliedern den Raum, in dem neben Sport- und Veranstaltungsflächen ein kleines öffentliches Café zur Kommunikation einlädt. nieheim united The assignment brief was to design a multi-purpose hall to replace the current town hall in Nieheim following a growing demand for sports facilities. As a public anchor point for the city, the translucent body is positioned at the entrance to the park and mediates between the ring structure of the city, the park, and the outdoor soccer field. The translucent polycarbonate hull allows for facade elements to be open over large areas, and spans the interior without additional supports thanks to the fifteen three-hinged frames made of solid coniferous wood.
leon schittek, jan lukas stüwe Betreuung: Prof. Alexander Furche, Dr. Anja Eckert, Christoph Rüther Tragwerke
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institut für entwerfen und städtebau
ies Regionales Bauen und Siedlungsplanung Prof. Jörg Schröder Städtebauliches Entwerfen Prof. Andreas Quednau Stadt- und Raumentwicklung Prof. Tim Rieniets
industrial habitat
holzmetropole
sharing communes
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open common
to-morrow
melting pott
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industrial habitat
Kraftwerk als Stadt
julia theis Bachelorthesis Betreuung: Prof. Jörg Schröder Regionales Bauen und Siedlungsplanung
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axonemetrie platz
Mit dem Kohleausstieg rückt das rheinische Braunkohlerevier , welches das größte Europas ist, in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit. Der Tagebau wird erst seit Kurzem Stück für Stück stillgelegt, der Strukturwandel ist unmittelbar. Kraftwerke sollen abgeschaltet und konserviert, die Löcher des Tagebaus geflutet werden. Diesem Teil des Rheinlands stehen in den nächsten Jahren extreme Veränderungen bevor, in Raum, Klima, Gesellschaft und Wirtschaft. Das Industrieerbe kann für diese Region als creative heritage ein Ausgangspunkt sein, um Zukunftsorte für neue Lebens- und Wirtschaftsformen zu erfinden. Für das stillgelegte Kraftwerk Frimmersdorf wird gezeigt, wie sich ein innovatives Habitat für Forschung und Produktion in den Themenbereichen regenerative Energien, Ressourcen und Kreislaufsysteme entwickeln lässt. industrial habitat The decision to phase out coal power plants in Germany has made the brown coal district of the Rhineland – the largest in Europe – a focus of public awareness. Although the strip mines have only recently started to be gradually shut down, the structural changes to the area have been immediate. Power plants will be deactived (and perhaps partially conserved) and strip mines will be flooded. The spatial configuration, climate, society, and economy of this part of the Rhine region will change considerably over the coming years. Viewing industrial building stock as creative heritage is a starting point for developing locations for innovative ways of living and green economy in the future. This thesis demonstrates how an innovative habitat, oriented towards regenerative energy, resources, and circular economy, could be created from the already-decommissioned Frimmersdorf power plant.
PRINZIP ORT PRINZIP ORTelemente die strukturellen
einer ortschaft sind meist eine durchgehende hauptstraße die strukturellen elemente einer ortschaft H, an dieser liegt ein monument M (kirche, PRINZIP ORT sind meistund eine durchgehende hauptstraße rathhaus) daran anschließend ein platz
PRINZIP ORT PRINZIP ORTelemente die strukturellen
einer ortschaft sind meist eine durchgehende hauptstraße die strukturellen elemente einer ortschaft H, an dieser liegt ein monument M (kirche, PRINZIP ORT sind meistund eine durchgehende hauptstraße rathhaus) daran anschließend ein platz
H, welcher an dieser liegt ein monument (kirche, P den öffentlichen raum M ausweitet. die strukturellen elemente ortschaft rathhaus) und anschließend ein platz an diesem platzdaran befinden sicheiner oft öffentliche sind meist den durchgehende P welcher raumhauptstraße ausweitet. funktionen Öeine in öffentlichen den eg bereichen H, dieser liegt ein monument M (kirche, an an diesem platz befinden sich oft öffentliche rathhaus) und anschließend platz funktionen Ö indaran den bereichen dieses prinzip lässtegsich auf das ein gelände P welcher den ausweitet. übertragen, dasöffentlichen monument raum M sind die entan diesem platz befinden sich oft öffentliche dieses prinzip lässt sich auf das gelände schwefelungsanlagen welche schon von funktionen in den eg bereichen übertragen, das monument sindPdie entweitem zu Ösehen sind. ein M platz spannt schwefelungsanlagen welche schon von sich dazwischen auf und die öffentlichen dieses lässt sich auf dasdirekt weitemprinzip zu sehen sind. ein platz Pgelände spannt funktionen Ö liegen in der base am übertragen, monument M sind die entsich dazwischen auf funktionen und die öffentlichen platz. durchdas diese besuchen schwefelungsanlagen welche schon von funktionenkurzzeitig Ö liegen in der base direkt am menschen die stadt und es entweitem zu sehen sind. ein platz besuchen P spannt platz. temporäres durch diese funktionen steht wohnen. sich dazwischen auf die undstadt die öffentlichen menschen kurzzeitig und es entfunktionen Ö liegen in der base direkt am steht temporäres wohnen. platz. durch diese funktionen besuchen menschen kurzzeitig die stadt und es entsteht temporäres wohnen.
1. Prinzip Ort: Leitelemente
PRINZIP STADT PRINZIP in einer stadtSTADT sind plätze mittelpunkte des
forschung 1 forschung 1 forschung + temporäres + temporäres + temporäres wohnen wohnen wohnen 23 23123
H, welcher an dieser liegt ein monument (kirche, P den öffentlichen raum M ausweitet. die strukturellen elemente ortschaft rathhaus) und anschließend ein platz an diesem platzdaran befinden sicheiner oft öffentliche sind meist den durchgehende P welcher raumhauptstraße ausweitet. funktionen Öeine in öffentlichen den eg bereichen H, dieser liegt ein monument M (kirche, an an diesem platz befinden sich oft öffentliche rathhaus) und anschließend platz funktionen Ö indaran den bereichen dieses prinzip lässtegsich auf das ein gelände P welcher den ausweitet. übertragen, dasöffentlichen monument raum M sind die entan diesem platz befinden sich oft öffentliche dieses prinzip lässt sich auf das gelände schwefelungsanlagen welche schon von funktionen in den eg bereichen übertragen, das monument sindPdie entweitem zu Ösehen sind. ein M platz spannt schwefelungsanlagen welche schon von sich dazwischen auf und die öffentlichen dieses lässt sich auf dasdirekt weitemprinzip zu sehen sind. ein platz Pgelände spannt funktionen Ö liegen in der base am übertragen, monument M sind die entsich dazwischen auf funktionen und die öffentlichen platz. durchdas diese besuchen schwefelungsanlagen welche schon von funktionenkurzzeitig Ö liegen in der base direkt am menschen die stadt und es entweitem zu sehen sind. ein platz besuchen P spannt platz. temporäres durch diese funktionen steht wohnen. sich dazwischen auf die undstadt die öffentlichen menschen kurzzeitig und es entfunktionen Ö liegen in der base direkt am steht temporäres wohnen. platz. durch diese funktionen besuchen menschen kurzzeitig die stadt und es entsteht temporäres wohnen.
öffentlichen raumes. hier werden nutzungen in einer stadt sind plätze des und funktionen nach und mittelpunkte nach geschaffen öffentlichen nutzungen und aktiviert,raumes. sodasshier ein werden raum der begegund funktionen nach und geschaffen nung, kommunikation und nach aneignung entin stadt sodass sind plätze mittelpunkte des undeiner aktiviert, ein verspringen raum der begegsteht. wichtige achsen oder öffentlichen raumes. werden nutzungen nung, kommunikation und aneignung entdruchkreuzen plätze. hier und undverspringen nach geschaffen steht.funktionen wichtige nach achsen oder und aktiviert, sodass ein raum der begegdruchkreuzen plätze. auch das prinzip der stadt wird auf das nung, kommunikation und aneignung entgelände übertragen. somit wird eine neue steht. wichtige verspringen auch das prinzip dergeschaffen stadt wirdund auf oder das verbindung zur achsen erft verdruchkreuzen plätze. somit gelände übertragen. wird eine neue schiedene funktionen siedeln sich entlang verbindung zuran. erftdurch geschaffen und verdieser achsen die kontinuität auch dasfunktionen prinzip dersiedeln stadt wird das schiedene funktionen siedeln sich entlang solcher sich auf immer gelände übertragen. somit wirdkontinuität eine neue diesermenschen achsen an. durch die mehr auch dauerhaft an. verbindung zur erft geschaffen versolcher funktionen siedeln sichund immer schiedene funktionen siedeln sich mehr menschen auch dauerhaft an.entlang dieser achsen an. durch die kontinuität solcher funktionen siedeln sich immer mehr menschen auch dauerhaft an.
PRINZIP STADT
PRINZIP KRAFTWERK PRINZIP ein kraftwerkKRAFTWERK steht auf einer großen
versiegelten fläche. zudem gibt es ein großes ein kraftwerk steht aufgüter, eineringroßen hauptgebäude, indem diesem verfall siegelten zudem gibt esdem ein großes die kohle,fläche. zu einem produkt, strom, hauptgebäude, in innere diesem und fall produziert wird.indem hierfürgüter, gibt es ein auf einer großen die kraftwerk kohle, zu steht einem produkt, dem strom, äußere kreisläufe welche das kraftwert zbvermit siegelten fläche. zudem gibt es ein großes produziert wird. hierfür gibt innere nutund dem tagebau verbinden. auch es bekannte hauptgebäude, indem ingibt diesem fall äußere kreisläufe welchegüter, das kraftwert zungen wie handwerksbetriebe es.zb mit die zuverbinden. einem produkt, dem strom, demkohle, tagebau auch bekannte nutproduziert hierfür gibt esgibt innere zungen wie wird. handwerksbetriebe es. und diese prinzipien der infrastruktur und des äußere kreisläufe welche das kraftwert zb mit transportes in einem kraftwerk werden dem tagebau verbinden. auch bekannte nutdiesedem prinzipien dererhalten infrastruktur des auf gelände und und weiterzungen wie handwerksbetriebe gibt es. transportes in einem kraftwerk werden bzw umgenutzt. die förderbänder vom auf dem gelände erhalten und weitertagebau liefern materialien und rohstoffe diese prinzipien der infrastruktur undvom des bzw umgenutzt. die förderbänder welche in der stadt wiederverwendet und transportes in einem kraftwerk werden tagebau werden. liefern materialien und rohstoffe recycelt die handwerksbetriebe auf dem gelände erhalten und weiterwelche in der stadt und wiederverwendet und werden reaktiviert nutzen diese mabzw umgenutzt. förderbänder vom recycelt werden. die die handwerksbetriebe terialien. tagebau liefern materialien unddiese rohstoffe werden reaktiviert und nutzen madie strukturellen elemente einer ortschaft welche in der wiederverwendet und terialien. sind meist einestadt durchgehende hauptstraße recycelt werden. die handwerksbetriebe die strukturellen elemente einer ortschaft H, an dieser liegt ein monument M (kirche, werden reaktiviert und nutzenhauptstraße diese masind meist einedaran durchgehende rathhaus) und anschließend ein platz H, an dieser liegt ein monument (kirche, Pterialien. welcher den öffentlichen raum M ausweitet. die strukturellen elemente ortschaft rathhaus) und anschließend ein platz an diesem platzdaran befinden sicheiner oft öffentliche sind meist den durchgehende P welcher raumhauptstraße ausweitet. funktionen Öeine in öffentlichen den eg bereichen H, dieser liegt ein monument M (kirche, an an diesem platz befinden sich oft öffentliche rathhaus) und anschließend platz funktionen Ö indaran den bereichen dieses prinzip lässtegsich auf das ein gelände P welcher den ausweitet. übertragen, dasöffentlichen monument raum M sind die entan diesem platz lässt befinden sich öffentliche dieses prinzip sich auf oft das gelände schwefelungsanlagen welche schon von funktionen in den eg bereichen übertragen, das monument sindPdie entweitem zu Ösehen sind. ein M platz spannt schwefelungsanlagen welche schon von sich dazwischen auf und die öffentlichen dieses lässt sich auf dasdirekt weitemprinzip zu sehen sind. ein platz Pgelände spannt funktionen Ö liegen in der base am übertragen, monument M sind die entsich dazwischen auf funktionen und die öffentlichen platz. durchdas diese besuchen schwefelungsanlagen welche schon von funktionenkurzzeitig Ö liegen in der base direkt am menschen die stadt und es entweitem zu sehen sind. ein platz besuchen P spannt platz. temporäres durch diese funktionen steht wohnen. sich dazwischen auf die undstadt die öffentlichen menschen kurzzeitig und es entfunktionen Ö liegen in der base direkt am steht temporäres wohnen. platz. durch diese funktionen besuchen menschen kurzzeitig die stadt und es entsteht temporäres wohnen.
PRINZIP KRAFTWERK
PRINZIP ORT PRINZIP ORT
PRINZIP STADT PRINZIP in einer stadtSTADT sind plätze mittelpunkte des
öffentlichen raumes. hier werden nutzungen in stadt sind plätze des undeiner funktionen nach und mittelpunkte nach geschaffen öffentlichen nutzungen und aktiviert,raumes. sodasshier ein werden raum der begegund funktionen nach und geschaffen nung, kommunikation und nach aneignung entin stadt sodass sind plätze mittelpunkte des undeiner aktiviert, ein verspringen raum der begegsteht. wichtige achsen oder öffentlichen raumes. werden nutzungen nung, kommunikation und aneignung entdruchkreuzen plätze. hier und undverspringen nach geschaffen steht.funktionen wichtige nach achsen oder und aktiviert, sodass raum der auf begegdruchkreuzen plätze. auch das prinzip derein stadt wird das nung, kommunikation und aneignung entgelände übertragen. somit wird eine neue steht. wichtige verspringen auch das prinzip dergeschaffen stadt wirdund auf oder das verbindung zur achsen erft verdruchkreuzen plätze. gelände übertragen. somit wird eine neue schiedene funktionen siedeln sich entlang verbindung zuran. erftdurch geschaffen und verdieser achsen die kontinuität auch dasfunktionen prinzip dersiedeln stadt wird das schiedene funktionen siedeln sich entlang solcher sich auf immer gelände übertragen. somit wirdkontinuität eine neue diesermenschen achsen an. durch die mehr auch dauerhaft an. verbindung zur erft geschaffen versolcher funktionen siedeln sichund immer schiedene funktionen siedeln sich mehr menschen auch dauerhaft an.entlang dieser achsen an. durch die kontinuität solcher funktionen siedeln sich immer mehr menschen auch dauerhaft an.
2. Prinzip Kraftwerk: Infrastrukturen
PRINZIP STADT
27 27 3 27 infrastruktur 3 infrastruktur 3 infrastruktur + transport + transport + transport
PRINZIP ORT
PRINZIP KRAFTWERK PRINZIP ein kraftwerkKRAFTWERK steht auf einer großen
versiegelten fläche. zudem gibt es ein großes ein kraftwerk steht eineringroßen hauptgebäude indemauf güter, diesem verfall siegelten zudem gibt esdem ein großes die kohle,fläche. zu einem produkt, strom, hauptgebäude in diesem fall produziert wird.indem hierfürgüter, gibt es innere und ein auf einer großen die kraftwerk kohle, zu steht einem produkt, dem strom, äußere kreisläufe welche das kraftwert zbvermit siegelten fläche. zudem gibt gibt es es innere ein großes produziert wird. hierfür und dem tagebau verbinden. auch bekannte nuthauptgebäude indem ingibt diesem fall äußere kreisläufe welchegüter, das kraftwert zungen wie handwerksbetriebe es.zb mit die zuverbinden. einem produkt, dem strom, demkohle, tagebau auch bekannte nutproduziert hierfür gibt esgibt innere zungen wie wird. handwerksbetriebe es. und diese prinzipien der infrastruktur und des äußere kreisläufe welche das kraftwert zb mit transportes in einem kraftwerk werden dem tagebau verbinden. auch bekannte nutdiese prinzipien dererhalten infrastruktur des auf dem gelände und und weiterzungen wie handwerksbetriebe gibt es. transportes in einem kraftwerk werden bzw umgenutzt. die förderbänder vom auf demliefern gelände erhaltenund undrohstoffe weitertagebau materialien diese prinzipien der infrastruktur undvom des bzw umgenutzt. die förderbänder welche in der stadt wiederverwendet und transportes in einem kraftwerk werden tagebau werden. liefern materialien und rohstoffe recycelt die handwerksbetriebe auf dem gelände erhalten und weiterwelche in der stadt und wiederverwendet und werden reaktiviert nutzen diese mabzw umgenutzt. förderbänder vom recycelt werden. die die handwerksbetriebe terialien. tagebau liefern materialien unddiese rohstoffe werden reaktiviert und nutzen mawelche in der stadt wiederverwendet und terialien. recycelt werden. die handwerksbetriebe werden reaktiviert und nutzen diese materialien.
PRINZIP RASTER PRINZIP RASTER die stadt kann solange wachsen bis sie die
grenzen des rasters erreicht hat. die grendie solange wachsen sie die die zen stadt sind kann das gebäude der basebis und grenzen desgrenze rastersdes erreicht hat. die natürliche wassers, dergrenerft. zen städte sind das gebäude der base und die die in der modernen zeit wachsen die stadt kann solange bis die natürliche grenze des wachsen wassers, dersieerft. stetig und irgendwann verschmilzen ortgrenzen des erreicht hat. grendie städte inrasters der modernen zeit die wachsen schaften und städte miteinander und der zen sind gebäude der die stetig unddas irgendwann verschmilzen ortlandraum verschwindet. umbase demund entgenatürliche grenze des wassers, der schaften und städte miteinander underft. der gen zu wirken ist diese stadt begrenzt und die städte verschwindet. in der modernen landraum um zeit demwachsen entgeendlich. stetig irgendwann verschmilzen ortgen zuund wirken ist diese stadt begrenzt und schaften endlich. und städte miteinander und der landraum verschwindet. um dem entgegen zu wirken ist diese stadt begrenzt und endlich.
PRINZIP RASTER
3. Prinzip Raster: Möglichkeitsräume
29 29 rastergrenzen 29 rastergrenzen rastergrenzen
PRINZIP KRAFTWERK
Analysekarte Rheinisches Braunkohlerevier
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holzmetropole
Produktive Schnittstellen inspirieren diese Vision für Hannoversch Münden in Südniedersachsen – wo, wie in anderen Peripherien in Europa, akute Fragen in Wirtschaft und Gesellschaft nicht zuletzt auf fehlenden Zukunftsperspektiven gründen. Mit kreativer Nutzung der Ressource Holz und neuen Formen der Produktion und des Gebrauchs, eng verbunden mit Design und Branding, wird eine räumliche Strategie entwickelt. Sie schlägt neue Verbindungen zwischen bisher getrennten Sektoren und Situationen vor, initiiert regionale Netzwerke und beginnt mit erfahrbaren räumlichen Interventionen. Durch räumlich-entwurfliche Expertise können so inklusive Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse effektiv gestaltet werden. Die Arbeit baut auf einer freien Studienarbeit der Autorin zusammen mit Lennart von Hofe auf. wood metropolis Productive interfaces are the focus of this vision for the town of Hannoversch Münden in southern Niedersachsen, where – as in other European peripheries – current economic and social challenges can be related to a lack of prospects for the future. The thesis envisions a spatial strategy based on the creative use of the available wood resource, as well as on new forms of digital artisanship and prosumer models strongly connected with design and branding. It proposes new relations between separated sectors and situations, initiates regional networks, and begins with innovative spatial qualities and interventions. It demonstrates how spatial-performative expertise can contribute to setting up inclusive processes of decision-making and implementation. The thesis builds on a study project by the author and Lennart von Hofe.
greta gleich Bachelorthesis Betreuung: Prof. Jörg Schröder Regionales Bauen und Siedlungsplanung
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Netzwerk „Holzmetropole“ und Interventionen
Prozessradien
Regionale Kreisläufe
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sharing communes
patrick-henry-village, iba heidelberg Die Idee des
kollektiven Wohnens erlebt eine Renaissance – und das nicht nur aus ökonomischen Gründen. Zum einen gilt „Wer teilt hat mehr“, zum anderen haben der demografische Wandel, die sich verändernde Kernfamilie, die Digitalisierung mit dem Versprechen „Home is where the Wi-Fi is“ sowie Fragen nach der eigenen Individualität und Zugehörigkeit zur Aktualität und Relevanz kollektiver Formen des Wohnens beigetragen. Im Rahmen des Projekts „Sharing Communes“ wurde ausgelotet, wie ein Stadtquartier basierend auf entsprechenden Wohnmodellen aussehen und über die Maßstabsebenen hinweg funktionieren könnte. Dazu wurden ausgehend von der Sphäre des individuellen Rückzugs und dem gemeinschaftlichen Wohnen im Spannungsfeld von Alleinsein und Zusammensein Gebäudetypen entwickelt. Diese mündeten in einem kollektiven Vorschlag für ein Mikroquartier im Patrick-Henry-Village in Heidelberg, einem Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA.
sharing communes – patrick-henryvillage, iba heidelberg Following an invitation from IBA Heidelberg to participate in the design process of a masterplan for Patrick Henry Village in Heidelberg, the project began by engaging with the question of what a newly designed district with housing typologies focusing on the concept of sharing could look like. As a general guideline for the design process, students were asked to address the issues of living together in a community alongside possibilities for individual, private retreat. The design and definition of a specific ‘Room of One’s Own’ served as a starting point for the design process. The project culminated in a workshop where students were asked to develop a masterplan based on a combination of the individual ‘Communal Typologies’ designed previously.
carolin grützner Betreuung: Prof. Andreas Quednau, Leonhard Clemens, Ina-Marie Kapitola Städtebauliches Entwerfen
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Axonometrie ‚communal Typology‘ o.M.
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open common
zentral- und landesbibliothek berlin Im Rahmen der
Aufgabenstellung des Schinkel-Wettbewerbs 2019, die zukünftige Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in Berlin als „Open Common“ zu denken und eine Bibliothek als besonderen Ort des Wissensund kulturellen Austauschs zu entwerfen, wurden programmatische, räumliche und prozessuale Szenarien sowohl für die ZLB als auch für das sie umgebende Quartier entwickelt. Die behandelten Fragestellungen waren unter anderem, welche Formen von Öffentlichkeit notwendig und wünschenswert sind; wie eine demokratische Gemeinschaftsbildung durch räumliche Konzepte einer innovativen Bibliothek unterstützt werden kann; und wie sich die alltäglichen Bedürfnisse der multi-ethnisch geprägten Kreuzberger Stadtgesellschaft in einer kulturellen Institution programmatisch und baulich am Blücherplatz in Berlin realisieren lassen.
open common – a central state library for berlin The project was linked to the task for this year’s annual Schinkel Competition: to design a central state library in Berlin as an ‘Open Common’ – a forum for knowledge and cultural exchange. Potential programmatic, spatial, and processual developments for the new library and its surrounding neighbourhood were developed. The term ‘Open Common’ led to a number of questions and considerations: what forms of publicness are desirable or necessary? How can the spatial concept of an innovative library support the formation of an open and democratic society? What are the credible architectural languages for the context, and how can an institutionally and culturally orientated building contribute to the everyday needs of the multiethnic citizenry of Berlin-Kreuzberg?
josephine arfsten, laura baden Betreuung: Prof. Andreas Quednau, Anett Eberhardt, Dr. Agnes Müller Städtebauliches Entwerfen
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Future Lab Kinder Bib
Magazin
Lesesaal
Lesesaal
U-Bahn Verwaltung Veranstaltungen
Parken Sportdeck
Axonometrie
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to-morrow
zukunft der gartenstadt – gartenstadt der zukunft
Das Projekt „Gestaltungsbruchsatzung“ setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich die Kolonie Hassel, eine in die Jahre gekommene Zechensiedlung in Gelsenkirchen, zeitgenössisch interpretieren und transformieren lässt. Es wird vorgeschlagen, eine immer noch gültige, allerdings kaum angewandte Gestaltungssatzung von 2001 als Ausgangspunkt zu nehmen und diese dem aktuellen Zustand der Siedlung sowie den heutigen Herausforderungen entsprechend zu modifizieren. Auf diese Weise soll auf der einen Seite der gartenstadtähnliche Charakter erhalten und auf der anderen Seite die vorhandene Struktur zu einem zukunftsfähigen Quartier weiterentwickelt werden. Die Überformung des Bestands soll hierfür gestaltverträglich eingedämmt werden: Mit der „Gestaltungsbruchsatzung“ wird sie gesteuert und quartierverträglich gestaltet.
to-morrow – future of the garden city – garden city of the future The project ‘Gestaltungsbruchsatzung’ (referring to a law concerning a change in shape or purpose) deals with the question of how Kolonie Hassel, an ageing colliery settlement in Gelsenkirchen, could be interpreted and transformed in a contemporary way. The proposal is to take a stillvalid but rarely applied 2001 design statute as a starting point and to modify Kolonie Hassel with reference to its current state and challenges. This way, the garden-citylike character of the settlement can be preserved while the existing structure of the site is further developed as a sustainable neigbourhood. To do this, the existing structure must be transformed in a way that remains compatible with its design: in the ‘Gestaltungsbruchsatzung’, the settlement is controlled and redesigned to be compatible with the new neighbourhood.
mathis bergmann, jonas könig Betreuung: Prof. Tim Rieniets, Henning Dehn, Dr. Joachim Rosenberger Stadt- und Raumentwicklung
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melting pott
konversion des theisen-geländes in duisburg-hochfeld
Das Gelände der ehemaligen Theisen Kabelwerke befindet sich im Herzen von DuisburgHochfeld, einem alten Arbeiterviertel, das heute unter großen sozialen und demografischen Problemen leidet. Der Entwurf schlägt vor, die noch erhaltenen Produktionshallen im Zentrum des Geländes umzunutzen und über eine neue Wegeverbindung – die Theisenmeile – öffentlich zugänglich zu machen. Auf diese Weise soll ein identitätsstiftender Ort erzeugt werden, dank dessen Strahlkraft das gesamte Viertel eine Aufwertung erfahren kann. Die Theisenmeile wird darüber hinaus durch Wohnnutzungen, Werkstätten und soziale Einrichtungen behutsam ergänzt.
melting pott – conversion of the theisensite in duisburg-hochfeld The former Theisen cable works is located in the heart of Duisburg-Hochfeld, an old working-class district that today suffers from major social and demographic problems. The design proposes reusing the surviving production halls in the centre of the site and making them accessible to the public via a new route – the ‘Theisenmeile’. Doing this builds a space that creates identity, the influence of which would prompt a re-evaluation of the entire quarter. The ‘Theisenmeile’ will also be carefully complemented by residential uses, workshops, and social facilities.
felix rutenbeck, ture stockter Betreuung: Prof. Tim Rieniets, Henning Dehn, Dr. Joachim Rosenberger Stadt- und Raumentwicklung
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institut für geschichte und theorie der architektur
igt Architektur und Kunst 20. / 21. Jahrhundert Prof. Dr. Margitta Buchert Bau- und Stadtbaugeschichte Prof. Dr. Markus Jager Planungs- und Architektursoziologie Prof. Dr. Barbara Zibell gender_archland Forum für GenderKompetenz in Architektur | Landschaft | Planung Prof. Dr. Tanja Mölders
supernormal hannover
offenheit für einfachheit
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gedenkort kräutergarten der deutschen versuchsanstalt dachau > SEITE 90
der gutshof der freiherren knigge von g. l. f. laves > SEITE 92
luxuslandleben > SEITE 94
deutsche rathäuser im 20. jahrhundert > SEITE 96
supernormal hannover
eine durchschnittliche stadt Angefangen
hat es mit Fotografien und Beobachtungen von kurzen (Architektur-)Momenten in Hannover. Einige davon schienen sich als Kopien bekannter Architekturbeispiele aus dem flämischen Kontext inszenieren zu lassen. In der Gegenüberstellung ergab sich dann die Frage nach einer weiterreichenden Vergleichbarkeit von Flandern und Hannover. Immer im Hinblick auf die Normalität, die beide Orte ausmacht. Ausgangspunkt der Arbeit ist die Behauptung, Hannover sei durchschnittlich, normal, supernormal sogar. Eine Behauptung, die auf subjektiver Wahrnehmung beruht und – wenn auch an Beispielen konkretisiert – sich letztendlich nicht belegen lässt. Eine Behauptung also, keine wissenschaftliche These. Akzeptiert man sie vorerst dennoch, kann man daraus ein Stadtverständnis begründen, das Durchschnittlichkeit in Bezug auf Architektur thematisiert: Hannover als ein durchschnittlicher Kontext; als eine Stadt, deren Wesen durch alltägliche Momente definiert wird. Es ist fast poetisch: Eintönigkeit, die Vertrautheit verspricht, und Langeweile als Luxus. Aber statt diesen Charakter gestalterisch zu nutzen, ist Architektur in Hannover meist selbst Teil der Durchschnittlichkeit. Darin liegt das Problem. Anderenorts bewirken ähnliche Voraussetzungen ganz andere Entwicklungen. Die Normcore-Szene Flanderns zum Beispiel definiert sich unter anderem über ihren gesichtslosen Standort, was dort im letzten Jahrzehnt zu einem konkreten Architekturverständnis geführt hat.1 Durchschnitt wird dann zur Qualität. Begriffsklärung Als Begriff bleibt „Durchschnitt“ ungenau, da er als Charakter eines Kontexts ebenso schwer zu beschreiben wie einfach zu empfinden ist. Ganz im Gegensatz zu seiner mathematischen Verwendung als feste Größe ist er in anderen Zusammenhängen, wie beispielsweise in der Architektur, mehrdeutig.2 Durchschnitt bezeichnet hier eine theoretische Größe, etwas, das in der Realität nicht existiert: die Masse ohne individuelle Eigenschaften. In ihr gibt es keine Extreme, und so
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wird dem Durchschnitt oft voreilig eine eigene Identität abgesprochen. Bezogen auf ein Stadtverständnis ist der Durchschnitt aber gegensätzlich zu dem der „generic city“. Mit dieser Formulierung hat Rem Koolhaas der Beobachtung einer eigenschaftslosen Ästhetik unserer Städte Ausdruck verliehen.3 Danach gleicht eine moderne Stadt der anderen, sieht jeder moderne Flughafen überall gleich aus. Obwohl der durchschnittliche Kontext eine ähnliche Ausgangssituation annimmt, werden für ihn andere Konsequenzen gezogen. Von Interesse ist nicht der charakterlose Zustand, der „normalerweise bedauert wird“, sondern das Potenzial liegt in den zahlreichen Eigenheiten des Durchschnitts: nicht die Stadt ohne Identität, sondern die Stadt pluraler Identitäten.4 Learning from Flanders Die Architektur Flanderns kann solch einer Entwicklung womöglich als Beispiel dienen. Als Szene wird sie in den Fachmedien mit dem Begriff „Normcore“ beschrieben. Es heißt: „Indem sie sich mit dem Alltäglichen auseinandersetzen, verwandeln die hier vorgestellten flämischen Architekten die Normalität der belgischen Lebenswelt in eine architektonische Strategie.“5 Diese „belgische Lebenswelt“ ist wahrnehmbar durchschnittlich, und man macht sie sich durch Werkzeuge und Institutionen zunutze.6 Dass darin besondere Qualitäten liegen, lässt der Erfolg der Projekte vermuten, die innerhalb der letzten 15 Jahre in dem durchschnittlichen Kontext Flanderns entstanden sind. Als „ugliest country in the world“ degradierte Renaat Braem Belgien 1968 zu einem Ort ohne Architekturqualität.7 50 Jahre später ist das Stigma „land without qualities“ eine Marke.8 In der überschaubaren Region ist die Auseinandersetzung mit dem Alltäglichen essenziell. Absonderung hat keinen Platz, ebenso wenig wie ikonische Architekturideale. Zeitgleich fördert die kulturgeografische Lage in Zentraleuropa Einflüsse aus dem internationalen Zusammenhang: Die multikulturelle Bevölkerung ist voller Gegensätze und sucht dabei stetig nach einer gemeinsamen Identität. Die Landschaft ist flächendeckend bebaut. Dieser landesweite sprawl macht aus Flandern einen bewohnten Garten – an der Straße das Haus, dahinter das Feld. Es herrscht Konsens darüber,
Beinahe die Hoogstraten School von baukuh: Wolfgang Thenhaus, Hauptmensa, Hannover, 1981 wie man lebt. Haustyp, Grundstücksgröße, Firsthöhe folgen seit Ende der Weltkriege einvernehmlichen Normen. Heute fördern sie aber auch den stillen Wunsch nach Autonomie. Diese Sehnsucht findet nicht zuletzt Ausdruck im Umgang mit den Traditionen des Landes. Bis heute besinnt man sich bewusst auf die Sonderstellung Belgiens als historischer Ort der kulturellen Produktion in der europäischen Geschichte zurück. Für Architektur ist das ein außergewöhnliches Spannungsfeld zwischen liberalem Urbanismus und zurückhaltendem Komfort.9 Mit der Dezentralisierung Belgiens und der Deklaration Flanderns als autonome Region wird seit den 1970er Jahren Architektur dabei erstmals als kulturelles Projekt verstanden.10 Dabei spielt das Ausbildungssystem eine zentrale Rolle. Für einen verhältnismäßig kleinen Raum gibt es mit staatlichen Hochschulen – in Gent, Löwen, Antwerpen, Hasselt und Brüssel – und kirchlichen
Ausbildungsstätten – die Sint-Lucas-Schulen in Gent und Brüssel – unterschiedlichste Schwerpunkte in der Architekturvermittlung. Schlüsselmomente wie die kritische Abschlusspräsentation der studentischen Protestgruppe des 1974er Jahrgangs in Gent begünstigten dabei den akademischen Diskurs. Neben diesen fachdidaktischen Entwicklungen sind es auch kulturpolitische Entscheidungen der 1990er Jahre, die Flanderns Architekturentwicklung unterstützen, allen voran die Einrichtung der Rolle des Vlaams Bouwmeester (flämischer Baumeister) mit der Zentrierung politischer Entscheidungskraft und der Hauptaufgabe, „die Qualität der gebauten Umwelt zu überwachen“.11 Inhaltlich demonstriert die Normcore-Szene die Monumentalkraft des Alltäglichen – ihr Normal-Verständnis ist radikales Statement. Es will eine Abwendung von ikonografischer Architektur und seiner Vermarktung als Designobjekt.12 Tatsächlich hat sich Flanderns Normcore allerdings als ein fester Bestandteil im europäischen Architekturdiskurs etabliert und seine Vertreter sind von jungen Büroinhabern zu Professoren an renommierten Architekturfakultäten aufgestiegen. Die Szene trägt sich selbst. Und wegen ihrer überschaubaren Größe kommt es zu vielfältigen Schnittstellen, sei es in Publikationen, Ausstellungen oder in Bauprojekten. Selten findet man eines der Büros in völlig neuen Zusammenhängen. Dabei werden die Grundhaltungen aus Flandern in andere geografische Kontexte – Bahrain, Albanien etc. – übertragen. Innerhalb von nur drei Jahrzehnten entwickelte sich so eine Gruppe aus Wegbereitenden wie Paul / Hilde Deam, Geert Bekaert und Marc Robbrecht Dubois in den 1970er Jahren über junge Götter wie Xaveer De Geyter, Stéphane Beel oder Willem Jan Neutelings in den 1980er Jahren hin zu internationalen Größen wie 51N4E, OFFICE Kersten Geers David Van Severen, architecten de vylder vinck taillieu, Bovenbouw Architectuur, noAarchitecten und anderen.13 Mit dem durchschnittlichen Kontext als Konstante ist die Protesthaltung der Szene selbst – laut Tom Avermaete eine „Suche nach einer genuinen Moderne“14 – allen drei genannten Generationen immanent. Ihre Architektur besinnt sich auf die Grundlagen der Disziplin. Reine Form steht im bewussten Kontrast zur ihrer hetero-
genen Umgebung – wie bei OFFICE oder 51N4E. Ein bedingungsloser Kontextualismus wie in Arbeiten von Dogma ist Kern der vorangehenden Analysen. Formalästhetisch erfolgt eine Durcharbeitung von Material und Konstruktion, sichtbar in Projekten von de vylder vinck tallieu oder GAFPA. Am Ende ist es die architektonische Assemblage, das Additive und das Sichtbar-Gemachte, das die Ikonisierung dieser Architektur verhindert. Abschließend Die Behauptung eines durchschnittlichen Kontexts als grundsätzlich fruchtbarem Boden lässt sich nicht belegen. Für Flandern aber hat es funktioniert: Das Normale wurde Teil einer eigenständigen Bewegung der Architektur und eines regen Stadtdiskurses. Hinzu kommen akademische und politische Institutionen. Letztere haben in Hannover womöglich noch zu wenig Einfluss auf die Architekturproduktion vor Ort. Aber angenommen, Durchschnittlichkeit definiert plurale Eigenschaften, so ist der Begriff für die niedersächsische Landeshauptstadt doch ebenso passend wie hoffnungsvoll. Er lenkt Aufmerksamkeit auf das, was Hannover längst zu bieten hat: gute Stadtmomente, die selten Beachtung finden – wegen, aber auch trotz ihrer Normalität.
supernormal hannover – an average city Hannover is an average city. Or, at least, it can be called one: not for a scientific definition of average, but for the sake of this argument. As such, it represents a vantage point from which a new understanding of the concept of the city can be developed: one that takes the state of an architectural context – here an average one – into account. Opposing the conclusion of Koolhaas’s ‘Generic City’, this concept is not about a context lacking identity. Rather, it is about conflating plural identities in order to become receptive to an architecture of the everyday. Nothing is special – in the best or worst sense – which leaves spaces open to interpretation. As a similar context has been discussed for the Flemish architecture scene, the aim of this research is to find a productive translation of the term average for Hannover – as well as for buildings and cities in general.
Beinahe das Solo House von OFFICE Kersten Geers David Van Severen: Üstra-Wassertank, Hannover 1 Kuhnert, Nikolaus / Ngo, Anh-Linh: „Normcore. Die Radikalität des Normalen in Flandern“. In: Arch+ 220. Sommer 2015, S. 2 2 Begriffserklärung „Durchschnitt (Mathematik): Durchschnittswert“. In: Duden. Die deutsche Rechtschreibung. Berlin 2017, S. 23 3 Koolhaas, Rem: „Die Stadt ohne Eigenschaften“. In: Arch+ 132. Rem Koolhaas. Projekte und Texte 1993–1996. Juni 1996, S. 168 4 Vgl. Anm. 1, S. 3 5 ebenda 6 ebenda 7 Braem, Renaat: Het lelijkste land ter wereld [The Ugliest Country in the World]. Brüssel 1986 8 Christoph Grafe: „Die Neuerfindung der Flämischen Architektur“. In: Arch+features 40. August 2015 9 ebenda 10 de Caigny, Sofie: „On Monologues and Diagloue. Two Architectural Cultures in Transformation“. In: Maatwerk.Made to Measure. Concept and Craft in Architecture from Flanders and the Netherlands. Flanders
Architecture Institute / Deutsches Architekturmuseum, Antwerpen /
Frankfurt am Main 2016, S. 17 11 Devoldere, Stefan: „Learning from Flanders“. In: Arch+ 220. Sommer
2015, S. 67
12 Vgl. Anm. 1, S. 3 13 ebenda 14 Tom Avermaete: „Auf der Suche nach einer genuinen Moderne“. In: Arch+ 220. Sommer 2015, S. 10
amelie bimberg Betreuung: Prof. Dr. Margitta Buchert, Julian Benny Hung Architektur und Kunst 20. / 21. Jahrhundert
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offenheit für einfachheit
wie einfach kann planung sein? Der
Begriff der Einfachheit findet in der heutigen Welt immer weniger Platz. Unser Alltag wird immer komplexer und die Ansprüche komplizierter. Dennoch gibt es geplante Räume in unserem Leben, die auf uns einfach wirken. Was genau lässt diese Freiräume einfach erscheinen und inwieweit spielt Planung dabei eine Rolle? Die genaue Bedeutung von Einfachheit und ihre Stellung in der Landschaftsarchitektur sind Themen, die im Zusammenhang dieser Arbeit analysiert wurden. Anhand von Fallbeispielen – der Place de la République in Frankreich, der Uferpromenade in Balestrate auf Sizilien und dem Farum Midtpunkt in Dänemark – wurden landschaftsarchitektonische Konzepte der Einfachheit mittels grafischer Analyse erarbeitet und anschließend mit dem Begriff der Planung verbunden. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Einsatz künstlicher Ausstattungselemente (Abb. 1) sowie von der Planung offen gelassenen Räumen (Abb. 2). Können Anlagen, in denen alles bis ins letzte Detail geplant ist, in denen nichts mehr natürlich erscheint, einfach sein? Oder steht Einfachheit in Verbindung mit dem Planungsaufwand und dem natürlichen Zustand einer Szenerie? Sind naturbelassene Anlagen in der Landschaftsarchitektur einfacher als solche, die diese Offenheit in der Planung ausschließen? Wie einfach kann Planung schließlich sein? Im heutigen Alltag werden Prozesse immer vielfältiger und Gestaltungen individueller. So ist in einer Veröffentlichung zum Thema Einfachheit zu finden: „Viele Menschen versuchen sich mit Komplexität wichtig zu machen oder ihre Unsicherheit hinter Komplexität zu verstecken. Man hat Angst davor, etwas einfach darzustellen. Denn, wenn etwas (zu) einfach ist, dann könnte das ja jeder!“1 Was ist demzufolge Einfachheit? Natürlich beinhaltet meine Auffassung von Einfachem unter anderem auch, dass Dinge schlicht, reduziert, minimalistisch und simpel sein müssen. So wenig wie möglich, aber dennoch genug. Einfachheit steht für mich auch in Zusammenhang mit Eleganz und Ordnung. Sich auf das Wesentliche zu reduzieren, verlangt Mut und Wissen,
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worauf es wirklich ankommt. Die übrig bleibende Vollendung wirkt in sich schlüssig und komplett. Diese Auffassung bezieht sich allerdings nur auf das Wirken von Einfachem und nicht auf den Hintergrund, wie ich Einfachheit erlange. Meine eigentliche Definition von Einfachheit beinhaltet den Arbeitsaufwand, den man investiert, um etwas zu schaffen oder zu verändern. Wenn man den Aufwand möglichst gering hält, muss der Weg einfach sein. Bezieht man diese Aussage nun auf die Landschaftsarchitektur, bedeutet es, dass die Planung eines Projekts oder einer Anlage, die ins kleinste Detail durchdacht ist, Einfachheit ausschließt und ihr den Raum nimmt. Wenn wir dementsprechend weniger genau planen und der Natur Raum zur Entfaltung lassen würden und sich Dinge entwickeln müssten, ohne dass wir vorher das Ergebnis kennen, dann würde das Einfachheit ermöglichen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden drei landschaftsarchitektonische Projekte auf ihre einfache Gestaltung hin analysiert. Die ausgewählten Anlagen lösen den sofortigen Eindruck von Einfachheit aus, wenn auch auf verschiedenste Art und Weise. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst verschiedene Situationen von Freiräumen in Betracht zu ziehen. Es handelt sich bei den Fallbeispielen um einen städtischen Platz in einer Millionenmetropole, der rund um die Uhr von Menschen besucht ist (Place de la République, Paris, Frankreich), eine vergleichsweise ruhige Grünanlage inmitten einer Wohnbebauung (Farum Midtpunkt, Farum, Dänemark) und eine abgelegene Strandpromenade, die nur saisonal von Touristen besucht wird und in den übrigen Jahreszeiten ruhig und nahezu einsam erscheint (Balestrate, Palermo, Italien). Diese drei Anlagen wurden auf die Masse ihrer Ausstattungselemente hin untersucht (Abb. 1), ein weiteres Augenmerk lag auf dem Umfang und eventuell offen gelassenen Räumen in der Planung (Abb. 2). Anschließend an die genaue Analyse wurden die Gestaltungskonzepte miteinander verglichen und Gemeinsamkeiten erörtert. Bei der Betrachtung der Konzeptanalysen der Fallbeispiele fällt direkt ins Auge, dass alle drei Anlagen mit wenigen Elementen ausgestattet sind. Schlichtheit und Ordnung sind weitere wichtige Aspekte, die ge-
Abb. 1: Gebaute, künstliche Elemente: Rambøll Architecture and Urban Development, Farum Midtpunkt, Farum 2012–2016 plante Anlagen einfach wirken lassen. Diese Schlichtheit im Zusammenhang mit wenigen Ausstattungselementen ist ebenfalls mit dem Aufwand in Verbindung zu bringen, der in die Planung und Errichtung investiert werden muss. Nicht, dass aufwendige und komplexe Planungen nicht ebenfalls gut sind, nur führen sie im Falle von erwünschter Einfachheit nicht ans Ziel. Wenig Aufwand bedeutet nicht, dass man sich wenig Gedanken zu einem Zusammenhang machen darf. Aber es darf anschließend nicht so aussehen, als stecke viel Arbeit dahinter. Es gilt nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern eventuell zurückzudenken, sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig, elementar und unverzichtbar für diesen Raum ist. Ebenso sind die Übernahme von Bestehendem und das Eingehen auf Gegebenes, das einen Ort ausmacht, in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Geplante Lücken und offen gebliebene Aspekte sind unverzichtbar für eine einfach wirkende Gestaltung. Alles nimmt Einfluss auf die abgeschlossene Planung einer Anlage. Sind es Menschen, Pflanzen oder auch die Jahreszeiten und die Witterung, die sich den Platz aneignen, ist sicher, dass sich die offene Lücke füllen wird. Durch die Schlichtheit, die Reduktion der Elemente und die gezielte Offenheit lässt eine einfache Planung viele verschiedene Nutzungen und Aneignungen zu. Diese Erkenntnis gilt es zu berücksichtigen und bei
Abb. 2: Offen gelassene Planung: Rambøll Architecture and Urban Development, Farum Midtpunkt, Farum 2012–2016 dem Abschluss einer Planung zu bedenken. Wenig ermöglicht viel – viel ermöglicht weniger. Der Begriff „Freiraum“ scheint in Verbindung einer einfachen Planung sehr schlüssig. Freier Raum für die Planung, Lücken lassen, freien Raum berücksichtigen und bewusst einsetzen. Ein Raum, der frei für Aneignung und Einfluss ist. Es sollte an dieser Stelle festgehalten werden, dass es das eine Konzept, wodurch wirklich jede geplante Außenanlage einfach ist bzw. wirkt, nicht gibt. Es gibt lediglich Aspekte, Hinweise und Richtlinien, die Planende auf dem Weg zur Einfachheit unterstützen. Dennoch lässt sich sagen, dass die Reduktion auf das Wesentliche einen ersten großen Schritt in Richtung Einfachheit vorlegt. Wenige Elemente, Materialien oder Neues bilden den Grundstein der Einfachheit. In diesem Zusammenhang gilt es, das Motto „Weniger ist mehr“ zu beachten. Mit weniger Unnötigem werden die Blicke der Betrachtenden fokussiert und gebündelt auf die übrigen Dinge gelenkt. So legt man das Hauptaugenmerk auf die Einfachheit in allen Gestaltungsaspekten. Durch minimale Veränderungen lassen sich bereits große Wirkungen erzielen. Es gilt, Gegebenheiten des Ortes, ob es Materialien, Strukturen oder Ausstattungselemente sind, in das Konzept mit einzubeziehen. Durch neue Kombinationen von ortsspezifischen Aspekten fügt sich eine Gestaltung optisch gut ins Gesamtbild ein und schafft Gleichgewicht.
Ebenso gilt es zu beachten, dass sich jede Lücke in der Planung mit etwas füllen wird. Diese Einnahme von Raum kann auf die unterschiedlichste Weise erfolgen und sich eventuell auch in eine ganz andere Richtung entwickeln, als es der Planende vermutet hat. Diese Lücken oder offenen Räume der Planung müssen keine wirklichen „Räume“ sein. Es gilt, sich bei der Planung eine Grenze zu setzen, nach dem Motto „bis hierhin und nicht weiter“. Von dem Moment an wird die Planung in andere „Hände“ übergeben. Nur so kann es zur weiteren Entwicklung und Aneignung durch andere kommen. Mut zur Lücke ist der Schlüssel für eine einfache Planung. So ist das Ergebnis der Planung nicht der endgültige Zustand, sondern ein Prozess. Erst durch die Entwicklung nach der abgeschlossenen Planung wird eine Anlage einfach. Aneignung wird Räume immer verändern. Einfache Räume müssen von starker Aneignung geprägt sein, um auch auf die Nutzenden einfach zu wirken.
frankness to simplicity – how simple can planning be? All around the places we live and act, there are spaces that look simple. Landscape architects plan ways of making these spaces appear this simple even when their design involves many plans covering a huge number of details. Simplicity is difficult to define. In this project, simplicity in landscape architecture is associated with the workload invested in creating and planning spaces. If little energy was needed to create those spaces, the route to the endpoint must have been simple. In searching for an understanding of this topic, the project compared three public spaces around the world that seemed to have been easily planned or designed. Following this, the analyses were brought together. This report is about artificial equipment, the combination of old stock with new installations, and openness to achieving simplicity.
1 Brügger, Chris / Hartschen, Michael / Scherer, Jiri: Simplicity. Prinzipien der Einfachheit. Offenbach 2011, S. 13
sina schröder Betreuung: Prof. Dr. Margitta Buchert, Julian Benny Hung Architektur und Kunst 20. / 21. Jahrhundert
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gedenkort kräutergarten der deutschen versuchsanstalt dachau
ein konzept zum umgang mit den baulichen überresten In
direkter Nachbarschaft zu der KZ-Gedenkstätte Dachau befindet sich heute das Gewerbegebiet Dachau Ost 1 – an einem Ort, an dem im berüchtigten Arbeitskommando „Plantage“ durch die Gewalt der SS-Wachmannschaften und die inhumanen Arbeitsbedingungen vor allem zwischen 1939 und 1940 zahlreiche Menschen ihr Leben verloren. Der zu dieser Zeit in Dachau inhaftierte tschechische Historiker Stanislav Zámečník, der in seiner Monografie Das war Dachau seine Erfahrungen niederschrieb, erinnerte sich: „Niemand […] wird vergessen, wie die Häftlinge abends in das Lager zurückkehrten. Hinter der Kolonne entkräfteter, taumelnder Menschen wurden immer zehn und mehr Schubkarren mit den Toten und Sterbenden geschoben.“1 Diese Bilder, die die wenigen Überlebenden nie wieder vergessen haben, sind heute verblasst. Wenige erinnern sich noch an die Geschichte des Agrarbetriebs Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung Werk Dachau, besser bekannt unter dem euphemistischen, durch die Nationalsozialisten geprägten Begriff „Kräutergarten“. Er erstreckte sich mit über 140 Hektar Anbaufläche entlang der gesamten östlichen Ausdehnung des Konzentrationslagers und war dort das gefürchtetste Arbeitskommando. Die großen Anbauflächen Freiland I und II wurden in den 1980er Jahren überbaut. Die ehemaligen Gewächshäuser verfielen oder wurden abgerissen, und das ehemalige Verwaltungsgebäude sowie das frühere Institutsgebäude werden seit 40 Jahren als Obdachlosenwohnungen genutzt. Außer einer durch die Gedenkstätte aufgestellten Informationstafel am Zugang zum Gelände weist heute nichts mehr auf die Geschichte des Ortes hin. Seine zu spät erkannte historische Bedeutung und weitere Fehlentscheidungen führten dazu, dass das Gebiet heute als „verlorenes Milieu“ gilt.2 Von diesen verlorenen Milieus gibt es zahlreiche im deutschen Bundesgebiet. So zum Beispiel das frühere Klinkerwerk des KZ Sachsenhausen, das wie auch im Dachauer Fall einem Gewerbegebiet weichen muss-
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Räumliche Situation 1943
Räumliche Situation 2018
te und unter Häftlingen als das „Todeslager“ bekannt war. Ein weiteres Beispiel ist das Siemenslager in der Nähe des KZ Ravensbrück, das mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit von Pflanzen überwuchert ist. Ähnliche Schicksale ereilten eine Vielzahl von ehemaligen Außenlagern. Heute ist die Geschichte dieser Orte oftmals mit dem Verschwinden der baulichen Überreste verblasst. Die Geschichte des Dachauer Kräutergartens jedoch verdient es, erzählt zu werden. Denn Gedenkstätten werden neben ihrer Funktion als Gedenk- und Lernort immer auch als authentische Orte und Bauzeugnisse wahrgenommen. So wäre nichts selbstverständlicher, als die vorhandenen Überreste des einstigen Agrarbetriebs an die Gedenkstättennutzung zu übergeben und am authentischen Ort einen Gedenkort Kräutergarten der Deutschen Versuchsanstalt Dachau einzurichten. Dieser Ort würde durch seine Nutzung des Geländes den Erhalt der letzten baulichen Überreste auch in Zukunft sichern. Zu dieser Überzeugung ist auch die Gedenkstätte Dachau gekommen und hat im Jahr 2012 im Rahmen einer Tagung unter dem Titel „Sanierung. Rekonstruktion. Neugestaltung“ über die potenzielle Nutzung des Geländes gesprochen. Die Stadt Dachau, die das Gelände momentan besitzt, hat sich allerdings auch in den letzten sechs Jahren nicht zu einer Übergabe an die Stiftung Bayerische Gedenkstätten bekannt und nutzt das Gelände weiterhin für die stadteigene Gärtnerei und das Obdachlosen- und Flüchtlingswohnen. 2015 bestätigte der Dachauer Bürgermeister Hartmann im Deutschlandfunk Kul-
tur erneut die Fortsetzung der bisherigen Nutzung und berief sich auf den „momentanen Druck auf den Wohnungsmarkt“, auch in Bezug auf die zu dieser Zeit ankommenden Flüchtlinge. So wird es dem Ort, nach nunmehr über 70 Jahren, weiterhin vorenthalten, seine Geschichte zu erzählen, und die baulichen Überreste neben der meistbesuchten Gedenkstätte Deutschlands verfallen weiter. Im Rahmen dieser Bachelorthesis wurde zum ersten Mal die bauhistorische Entwicklung des Komplexes Kräutergarten und seiner Umgebung systematisch untersucht. Durch die Auswertung von Luftbildern, Häftlingszeichnungen, Zeitzeugenberichten, historischem Planmaterial sowie der bauhistorischen Untersuchung der Gebäude und deren Umfeld vor Ort wurde die Entstehungs- und Nachnutzungsgeschichte der Gebäude aufgearbeitet und grafisch dokumentiert. Dabei konnten erstmalig Parallelen zwischen der heutigen städtebaulichen Situation und der früheren Nutzung durch die Nationalsozialisten nachgewiesen werden. Auf Basis der Bestandsanalyse des Ortes sowie der Untersuchung des historischen Kontexts der Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung und des Dachauer Konzentrationslagers wurde daraufhin ein programmatisches und räumliches Konzept für einen Gedenkort Kräutergarten der Deutschen Versuchsanstalt Dachau entwickelt. Dieser Gedenkort arbeitet sowohl mit dem reichen Bestand des Ortes als auch mit neuen Setzungen und der Aktivierung noch vorhandener Gebäude. So soll mithilfe der baulichen Überreste des Kräutergartens die Geschichte am authentischen
Übersichtsplan des Gedenkortes Ort vermittelt werden. Der Gedenkort funktioniert dabei nicht autark, sondern steht in enger programmatischer und räumlicher Verbindung zu der KZ-Gedenkstätte Dachau. In dem früheren Verwaltungs- und Produktionsgebäude der Anlage wird im Erdgeschoss die Dauerausstellung DVA eingerichtet und im ehemaligen Laborgebäude findet ein dringend benötigtes Seminarund Veranstaltungszentrum seinen Platz. Die beiden Gebäude bleiben äußerlich unverändert, während im Inneren versucht wird, soweit möglich auf den Bestand Rücksicht zu nehmen. In der noch erhaltenen Gewächshausanlage im Südosten des Geländes wird eine Freiluftausstellung mit dem Thema Der Kräutergarten implementiert. Dabei soll der vorgefundene Bestand komplett erhalten und gesichert werden, um die baulichen Überreste als Zeitzeugen nach den Zeitzeugen, also für die Wissensvermittlung der Gedenkstätte, zu konservieren. Der westliche Teil des Geländes, der vor allem in den 1970er Jahren bauliche Änderungen erfuhr, wird im Rahmen des Konzepts zuerst vom jetzigen baulichen Bestand bis auf die Bodenplatten
freigeräumt. In einem zweiten Schritt sollen dann neue Betonplatten die Fußabdrücke der ehemaligen Gewächshäuser und Frühbeete nachzeichnen. Auf der Freifläche im Osten des Geländes findet ein Betonreliefmodell im Maßstab 1:50 der gesamten früheren KZ-Anlage Dachaus seinen Platz. Dieses Modell, das die Besuchenden begehen und erleben können, dient zur Vermittlung der räumlichen Realität des früheren Lagers und zur besseren Einordnung der noch erhaltenen baulichen Überreste in das Gesamtensemble aus Gedenkstätte und Kräutergarten. Die Gesamtheit dieser behutsamen Eingriffe im vorgefundenen Bestand macht sowohl das Lesen der zeitlichen Schichtung am Ort als auch eine klare Vorstellung über die räumliche Realität des Kräutergartens zum Zeitpunkt der Befreiung des Konzentrationslagers weiterhin möglich.
a place of commemoration: the kräutergarten of the dva dachau – a concept for approaching architectural remains The thesis project ‘A Place of Commemoration: the Kräutergarten of the Deutscher Versuchsanstalt Dachau’ devel-
ops a design for an addition to the Dachau memorial site. It presents a proposal for the inclusion of the remains of the former National Socialist Kräutergarten, or herb farm, next to the site of the former Dachau concentration camp. While the memorial makes use of the remains of the site as a medium for knowledge transfer, its readability is further enhanced by additional elements such as a scale model of the former camp site alongside the farm buildings and fields. The proposal conceives of the built remains of former concentration camp sites as Zeitzeugen nach den Zeitzeugen, or ‘witnesses of the witnesses’. 1 Zámečník, Stanislav: Das war Dachau. Frankfurt am Main 2007, S. 123 2 Assmann, Aleida: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 1999, S. 309
jes hansen Bachelorthesis Betreuung: Prof. Dr. Markus Jager, Prof. Jörg Schröder Bau- und Stadtbaugeschichte; Regionales Bauen und Siedlungsplanung
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der gutshof der freiherren knigge von g. l. f. laves
aufmass und bes ta n d s a n a lys e
Georg Ludwig Friedrich Laves hat neben seiner Arbeit als Hofbaumeister am Hannoverschen Hof auch für private Auftraggeber gearbeitet. Hierzu gehörte unter anderem die adelige Familie der Freiherren Knigge. Schon in den 1820er Jahren wurde Laves für die Familie tätig. Mitte des 19. Jahrhunderts widmete sich Laves dem Familiensitz in Bredenbeck in der südwestlichen Region Hannovers. Hier gestaltete er nicht nur das Herrenhaus, sondern beschäftigte sich auch mit der gesamten Hofanlage, insbesondere mit den Wirtschaftsgebäuden. Wilhelm Carl Ernst Freiherr von Knigge war der Erste, der geschäftliche Beziehungen zu Georg Ludwig Friedrich Laves pflegte, und auch sein Sohn Ernst wurde später Auftraggeber für den Hofbaumeister Laves. Dieser war von 1822 bis zu seinem Tod 1864 immer wieder für die Familie der Freiherren Knigge tätig und betreute große und kleine Bauvorhaben als Architekt und Ingenieur.
Grundrisse der Wirtschaftsflügel
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Diese Masterthesis beschäftigt sich mit dem Gutshof der adeligen Familie Freiherr Knigge in Bredenbeck. Neben der Bau- und Umbaugeschichte der gesamten Hofanlage werden die beiden winkelförmigen Wirtschaftsbauten näher betrachtet, wozu auch ein tachymetrisches Aufmaß gehört. Zusätzlich zu einer detaillierteren Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zustand der vier Wirtschaftsflügel wird hierdurch ebenfalls eine Plangrundlage geschaffen. Die Zufahrtsstraße zum Rittergut liegt in einer Achse mit dem Herrenhaus. So ist der Blick von Anfang an auf das Haupthaus gerichtet. Durchfährt man das Gutstor, so gelangen die beiden seitlich angeordneten, winkelförmigen Wirtschaftsgebäude mit Walmdach ins Blickfeld. Die Symmetrie der Hofanlage wird sofort deutlich. An die Rückseite des Herrenhauses anschließend befinden sich weitere Nebengebäude. Die an das Herrenhaus angegliederten Nebengebäude bilden zusammen mit diesem einen Halbkreis und formen somit einen rückwärtigen Hof. Rechts neben dem Haupthaus, etwas zurückgesetzt, liegt die ehemalige Brauerei, die zurzeit als Wohnhaus genutzt wird. Um die Nebengebäude und das Wohnhaus verläuft ein Reststück des ehemaligen Burggrabens, sodass die Gebäude halbseitig im Wasser stehen. Baugeschichte der Hofanlage zu Zeiten Laves Neben einigen Plänen im Laves-Nachlass, die Entwürfe zu der Hofanlage zeigen, gibt es im Archiv der Familie Freiherr Knigge einige Rechnungen zu den Gutshofbauten, die auf das Baujahr der jeweiligen Gebäude schließen lassen. Mithilfe dieser Erkenntnisse und den Informationen aus den Plänen lässt sich eine zeitliche Abfolge der Um-, An- und Neubauten der Gebäude konstruieren, die noch heute bestehen. Anhand einer Rechnung im Familienarchiv1 und der Pläne im Laves-Nachlass lässt sich festmachen, dass der Vorgängerbau des östlich des Herrenhauses gelegenen Wirtschaftsflügels als erstes errichtet wurde. Unklar ist jedoch das Baujahr dieses Bauwerks. Vor der Errichtung des ersten, heute noch vorhandenen Wirtschaftsflügels kam es laut Rechnungen aus dem Familienarchiv2 zu dem Bau eines neuen Brauereigebäudes in den Jahren 1847 / 48, heute als Wohnhaus genutzt.
In den Jahren 1848 / 49 entstand laut Rechnungen3 der erste Wirtschaftsflügel, der als Schweinehaus mit Kornböden genutzt werden sollte. Eine weitere Rechnung4 belegt den Bau eines „Vorwerksgebäudes“ 1852 auf den Grundmauern und Fundamenten eines 1808 errichteten Vorgängerbaus. Dies entspricht dem zweiten Flügel, östlich vom Herrenhaus. Mithilfe weiterer Rechnungen im Archiv der Familie Freiherr Knigge5 lassen sich auch die Baujahre der übrigen zwei Flügel festlegen, die im rechten Winkel zu den bis dato vorhandenen Wirtschaftsflügeln entstanden. In den Jahren 1854 / 55 wurde eine Scheune am Schweinehaus errichtet. Fast ein Jahrzehnt später, in den Jahren 1863–1865, erfolgte der Anbau des vierten Wirtschaftsflügels an den ersten. Durch den Bau dieses Scheunenflügels ist das heute noch bestehende Ensemble aus dem Herrenhaus mit angrenzenden Nebengebäuden – dem heutigen Wohnhaus und den vier Wirtschaftsflügeln – komplett. Dachwerke der Wirtschaftsbauten Während der Arbeit an den Wirtschaftsflügeln fiel eine konstruktive Besonderheit bei den Dachkonstruktionen im zweiten und vierten Flügel auf. Durch ihre besondere Sparrenkonstruktion lassen sie auf Laves als Baumeister schließen. Eine weitere, sehr ähnliche Dachkonstruktion befindet sich über der ehemaligen Brauerei (siehe S. 20). Laves, der in weiten Kreisen überwiegend als gestaltender Architekt bekannt war, hat ebenfalls als konstruktiver Ingenieur gewirkt. In seinem Nachlass befinden sich viele konstruktive Zeichnungen, Tabellen und Modelle,6 die auf seine Arbeit als Ingenieur schließen lassen. Eine seiner bekanntesten Ingenieursleistungen ist der sogenannte Laves-Balken. Dieser besteht aus einem gebogenen oberen Gurt und einem gebogenen unteren Gurt, die an den Enden zum Beispiel mit Schraubenbolzen oder umgelegten eisernen Bändern zusammengefügt sind. Hierdurch entsteht eine Trennung der Zugzone von der Druckzone. Durch das Aufspreizen des Holzes erhöht sich die Tragfähigkeit deutlich.7 Diese Konstruktionen von Laves wurden in vielen Zeitschriften behandelt, wie zum Beispiel in der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover von 1858. Neben der Ver-
Lageplan des Gebäudeensembles Gutshof Bredenbeck
Schnitte und Hofansichten der vier Wirtschaftsflügel
wendung im Brückenbau wurde die Lavessche Konstruktionsweise auch bei Gebäuden in Form von Dachkonstruktionen angewandt. Auf einem Beiblatt der Veröffentlichung werden Dachkonstruktionen gezeigt, von denen eine dem Prinzip der Dachkonstruktionen auf dem Rittergut in Bredenbeck ähnelt. Beim Vergleich der drei Dächer mit der veröffentlichten Zeichnung ist festzustellen, dass eine zusätzliche Unterstützung unter den Sparren in der publizierten Abbildung nicht vorgesehen war. Die beiden Dächer der Wirtschaftsflügel sind jedoch zusätzlich unterstützt. Lediglich das Dach der ehemaligen Brauerei kommt ohne Unterstützung aus. In den Dächern in Bredenbeck ist je ein Kehlbalken an die Sparren angeblattet. In der Zeichnung lässt sich eine Zangenkonstruktion erkennen, bei der zwei Hölzer seitlich an die Sparren angeblattet sind. Beim Vergleich der Obergurte des Laves-Balkens fällt auf, dass in der Brauerei und in Flügel 2 die Obergurte nahezu gerade sind, in Flügel 4 dagegen sind sie gebogen. In der Zeichnung ist der Obergurt ebenfalls gebogen, jedoch ist dies an der Dachoberfläche nicht zu erkennen. Grund hierfür ist ein Aufschiebling im unteren Bereich, der die Wölbung ausgleicht. Im Dach 4 gibt es hingegen zwei Aufschieblinge, die eine gerade Oberfläche schaffen. Einer befindet sich ebenfalls am unteren Bereich des Sparrens, der andere am First. Fazit Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grundkonzeption, die Laves Mitte des 19. Jahrhunderts vorsah, noch heute deutlich zu erkennen ist. Die symmetrische Hofanlage und die Sichtachse von der Hauptstraße aus bis über den Hof rücken das Herrenhaus besonders in den Fokus. Die Nutzung der winkelförmigen Wirtschaftsbauten entspricht nicht mehr der Stallnutzung im 19. Jahrhundert; sie werden heute hauptsächlich als Lagerflächen genutzt bzw. sind in Teilen ungenutzt. Die Wirtschaftsbauten bilden durch ihre einheitliche Materialität und die symmetrischen Abmaße augenscheinlich eine Einheit. Im ersten Moment ist nicht ersichtlich, dass die vier Flügel der winkelförmigen Bauten nacheinander, innerhalb mehrerer Jahrzehnte,
errichtet wurden. Auch in der Fassade tauchen immer wieder ähnliche Motive auf, die zu einem einheitlichen Bild führen. Hierzu gehören vor allem die Rundbogentore und die Halbkreisfenster, die sich häufig wiederholen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass die einzelnen Flügel sehr unterschiedlich gestaltet und konzipiert sind. Sowohl in der Fassade als auch in der inneren Strukturierung lassen sich deutliche Unterschiede feststellen. Keine Fassade gleicht der anderen. Selbst innerhalb eines Flügels variieren die Gestaltungsmerkmale der Fassaden zum Teil stark.
the estate of baron knigge by g. l. f. laves – measurement and analysis In the nineteenth century, the estate of Baron Knigge in Bredenbeck, located in the south-western region of Hannover, was transformed by the architect Georg Ludwig Friedrich Laves. Laves usually worked for the king’s family in Hannover, but also carried out work for aristocratic families. At Baron Knigge’s estate, Laves was involved in many building projects, including the renovation of the manor house and the design of the four agricultural buildings. Laves used a unique type of rafter in the construction of the roofs of the agricultural buildings and in what is now the residential building. These are his most impressive projects at the site.
1 Niedersächsisches Landesarchiv Hannover: NLA HA, Dep. 20, Acc. 2010 / 051 Nr. 614 2 Vgl. Anm. 1, Nr. 1029 3 ebenda 4 Vgl. Anm. 1 5 Vgl. Anm. 1, Nr. 615 und Nr. 617 6 Weber, Helmut: „Georg Ludwig Friedrich Laves als Bauingenieur“. In: Hoeltje, Georg: Georg Ludwig Friedrich Laves. Hannover 1964, S. 200 7 Heinzerling, Friedrich: „Constructions-Elemente in Holz“. In: Die Hochbau-Constructionen des Handbuches der Architektur. Darmstadt
1886, S. 113
viktoria-katharina sauer Masterthesis Betreuung: Prof. Dr. Markus Jager, Prof. Alexander Furche Bau- und Stadtbaugeschichte; Tragwerke
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luxuslandleben
eine zukunftsidee für coppenbrügge
Angedockt an das Forschungsprojekt „Soziale Innovation als Impuls für eine zukunftsfähige Daseinsvorsorge am Beispiel ländlicher Räume in Niedersachsen“ beschäftigt sich die Arbeit mit der Leerstandsproblematik. Hintergrund ist eine geplante Ortsumgehung in der Ortschaft Coppenbrügge im Landkreis HamelnPyrmont. Auf der Basis einer Bestandsanalyse werden modellhaft potenzielle Umnutzungen leer stehender Gebäude durch neue Wohn- und Lebensformen veranschaulicht. Befragungsergebnisse des Forschungsprojekts dienen als Grundlage für das städtebauliche Gesamtkonzept. Für die dabei identifizierten Komponenten des guten Lebens – Gemeinschaft, Versorgung, Landschaft – zeigt die Arbeit räumliche Verbesserungspotenziale auf. Daraus abgeleitete bauliche Maßnahmen bilden im Zusammenspiel die Vision für das zukünftige LuxusLandLeben in Coppenbrügge.
luxurycountrysidelife – an idea for the future of coppenbrügge Standing alongside the research project ‘Social innovation as a driver for sustainable public services using the example of rural areas in Lower Saxony’, this project deals with the vacancy problem in Coppenbrügge. Coppenbrügge is located in the district of Hameln-Pyrmont, where construction of a new bypass is planned for the area. A status analysis indicates that there is excellent potential for the reuse of vacant properties for new homes and ways of living. The results of a survey from the research project provide the basis for the overall concept. Spatial improvement options are highlighted for the components of the area identified as necessary for a good life (community, supply, and landscape). Together, the resulting measures form the vision for the future LuxuryCountrysideLife concept in Coppenbrügge.
marie kickhöfel Masterthesis Betreuung: Prof. Dr. Barbara Zibell, Prof. Jörg Schröder Planungs- und Architektursoziologie; Regionales Bauen und Siedlungsplanung
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Blick auf den zukünftigen Marktplatz
Konzept
Potenzielle neue BewohnerInnen
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der einfluss gesellschaftlicher wertvorstellungen auf architektur Der Einfluss gesell-
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Kontext Kontext Innen – Außen Innen - Außen
grob SEITE 169
die kopie > SEITE 170
archcityland future lab > SEITE 172
summer school im rahmen der daad-hochschulpartnerschaft in athen > SEITE 173
transportknoten und orte
dilemmas, herausforderungen und potenziale für urbane mobilitätshubs Die räumlichen Wider-
sprüche von Metrostationen zwischen funktionalen Transportknotenpunkten und Orten urbanen Lebens in der Stadt São Paulo stellen eine relevante Fragestellung für die infrastrukturelle und städtebauliche Entwicklung von Megacities dar. Die Arbeit geht von der Überlegung aus, dass die Bereiche der Haltestellen strategische Elemente der städtebaulichen Strukturierung und der räumlichen Transformation eines Gebiets sind. In einer auf Netzwerken basierenden Gesellschaft, in der Räume von Strömen geprägt sind, die extrem dynamische Mobilitätsmuster aufspannen, stellt die Gestaltung von sogenannten Hubs eine neue Herausforderung dar – katalytische Knotenpunkt, die zu einem städtischen Zentrum der Mobilität werden und aktuelle urbane Dynamiken artikulieren, die mehrere städtebauliche Maßstäbe sowie öffentliche und private Akteure verbinden. Low density housing Private parking Shopping mall Poupa Tempo (State services) Public school Metro and train station Bus terminal Stadium 2 Public Facilities Metro maneuvers area Small river Quarry
Haltestelle Itaquera in São Paulo
node of transport and place – dilemmas, challenges and potentials for a mobility urban hub This thesis analyses the spatial dilemmas between transport node and place by considering the main urban instruments at three urban scales in two station areas in the city of São Paulo, Brazil. It is assumed that each of the high-capacity stations (subway and / or railway) is at the same time a transport node (as
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a result of connecting two or more lines of the same system) and a place articulating the flows, people, activities, and urban dynamics of its surroundings. The research hypothesis was that some stations in São Paulo’s subway rail system, although strategic to the city, do not overcome the spatial dilemmas between node of transport and place because of a lack of the urbanistic instruments that articulate the different urban scales. As a result, spatial ambivalences are reinforced and the opportunity for the stations to become Mobility Urban Hubs (MUH), suited to the new flows imposed by today’s urban dynamics, is missed. The main question posed by thesis was: ‘What are the dilemmas and spatial challenges in transforming a transport node to a place?’ To answer this question, the thesis was structured in three parts. The first part deals with understanding the spatial dilemmas and articulations of the node of transport to the place and its potential transformation into an MUH. Relevant categories to be considered in the process of urban planning were identified at three urban scales – macro (metropolis / city), intermediate (station area / Mobility Urban Hub), and local (station / mobility hub). The categories of node of transport, place, and urban instruments were codified in variables according to their relation to the urban scale and then explained based on conceptual discussions, contributing to an important method of studying the station areas. The attributes were enlisted at each scale, reinforcing not only the constructed analysis method but also the idea that node, place, and urban instruments are interdependent and part of the same territory. In chapters two and three, the second part of the thesis synthesised important European references – Stratford station in London and Utrecht’s central station in the Netherlands – to understand the relationships between node, place, and urbanistic instruments in different urban contexts. The analysis of these references supported the theoretical assumptions, validated the concepts established in the first chapter, and further indicated a number of design guidelines. In the third part of the thesis, case studies of the Pinheiros / Faria Lima and Corinthians-Itaquera stations in São Paulo were analysed to test the hypothesis.
Mögliche urbane Mobilitäts-Hubs in São Paulo On the one hand, the results demonstrate the ambivalences and spatial challenges that exist between nodes of transport, place, and urban instruments across the three urban scales. On the other hand, it was possible to create a set of project recommendations aimed at developing station areas as Mobility Urban Hubs (MUH). Despite the limitations arising from the number of referenced sites and the number of case studies analysed, the recommendations resulting from this research can serve as a basis for designing and planning station areas. It would also be possible to transfer the methodology to other stations and to other conceptual issues for any station with the potential to become a MUH and improve spatial performance in the station areas.
dr. yara cristina labronici baiardi Promotion Institut für Entwerfen und Städtebau, Regionales Bauen und Siedlungsplanung; Cotutelle-Promotion mit der Mackenzie Presbyterian University São Paulo, Brasilien
artenvielfalt in urbanen grünflächen
relevante aspekte für den naturschutz Ur-
bane Grünflächen wie Parks, Friedhöfe oder Kleingärten stellen wichtige Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar.1 Die Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt dieser Flächen rückt daher zunehmend in das Interesse des Naturschutzes.2 Neben einer generellen Erhöhung der Artenzahlen konzentrieren sich Managementansätze des Naturschutzes auf naturschutzfachlich wertvolle, zum Beispiel gefährdete Arten. Das Vorkommen von nicht einheimischen, insbesondere invasiven Arten in diesen Lebensräumen soll hingegen verhindert werden. Große Kenntnisdefizite bestehen derzeit noch dahingehend, welche Faktoren ausschlaggebend für die Artenvielfalt städtischer Grünflächen sind.3 Vielfältige Faktoren sind wirksam, die unter anderem in der Arten-Areal-Beziehung, in Distanzeffekten und der Habitatstruktur der Flächen begründet sind. Ziel der Arbeit war es daher, diejenigen Faktoren zu identifizieren, die neben der Artenzahl charakteristischer Artengruppen auch die Anzahl naturschutzfachlich besonders bedeutsamer Arten erklären. Weiterhin wurde der Einfluss relevanter Faktoren in einer anderen klimatischen Region überprüft, um die Möglichkeit ihrer Anwendung zu validieren. Da Arten die Grundlage von Analysen und naturschutzfachlichen Bewertungen bilden, wurde abschließend eine geeignete Freilandmethode zur Erfassung von Artenzahlen auf urbanen Grünflächen erprobt und evaluiert. In der Dissertation lag der Fokus auf Gefäßpflanzen, Vögeln und Säugetieren in 32 urbanen Grünflächen in Hannover. Unter anderem wurden die Gesamtartenzahlen, die einheimischen sowie die gefährdeten Arten dieser drei Artengruppen auf den Flächen bestimmt. Abgeleitet aus der Arten-Areal-Beziehung wurde die Flächengröße als Einflussfaktor überprüft. Zusätzlich wurden verschiedene Faktoren zur Beschreibung von Distanzeffekten und von Effekten der Habitatstruktur betrachtet. Flächengröße, Distanz zum Stadtrand, Flächenform und Habitat-Heterogenität erklärten am besten die Gesamtartenzahl, die Anzahl einheimischer und
Plot-Methode, die mehrere, unterschiedlich große Erfassungsplots einschließt, zeigten wichtige Informationen über den potenziellen Wert von urbanen Grünflächen. Allerdings ersetzt die Methode keine Vollerhebungen, da sie keine einzelnen Arten identifiziert, die sich einem Gefährdungs- oder Einwanderungsstatus zuordnen lassen.
species richness in urban green spaces – relevant aspects for nature conservation Maintaining species richness has become a
Lage der Untersuchungsflächen (n=32) innerhalb der Bebauungsgrenze von Hannover4 gefährdeter Gefäßpflanzenarten sowie die Gesamtartenzahl und die Anzahl heimischer Vögel. Eine zunehmende Flächengröße war der einzige Einflussfaktor, der die Anzahl an gefährdeten Vogelarten, die Gesamtartenzahl und die Anzahl an einheimischen Säugetieren beeinflusste. Die übergeordnete Artenvielfalt, also die Gesamtartenzahl der Vögel, Gefäßpflanzen und Säugetiere zusammen, ließ sich am besten durch die Flächengröße in Kombination mit der HabitatHeterogenität erklären. Insgesamt zeigt die Dissertation, dass es verschiedene relevante Aspekte für den Naturschutz gibt, die zu beachten sind, wenn das Ziel einer hohen Artenvielfalt in urbanen Grünflächen verfolgt wird. Die Flächengröße und die Habitat-Heterogenität sind maßgebliche Einflussfaktoren für Gefäßpflanzen und Vögel, aber auch für die übergeordnete Artenvielfalt. Die Relevanz der Flächengröße für die Artenzahlen wurde in der Untersuchung unterschiedlicher klimatischer Regionen unterstrichen. Entsprechende Kenntnisse sind bedeutsam für die Naturschutzpraxis und ließen sich sowohl bei der Planung neuer Grünflächen als auch für das Management existierender Flächen nutzen. Die Errechnung von Artenzahlen und die Zuweisung eines Habitatwerts auf Grundlage der Modified-Whittaker-
primary concern in nature conservation. In cities, high species richness can be found in urban green spaces, where it is influenced by various driving factors. The aim of my thesis was to identify relevant nature conservation aspects related to high species richness in urban green spaces. Patch size and habitat heterogeneity are driving factors that have an overriding importance for different species groups as well as for overall species richness. The importance of patch size was underlined in a comparative analysis carried out in the contrasting climatic region of Haifa, Israel. The determination of species numbers and a habitat evaluation based on the Modified Whittaker Plot method revealed important information on the potential value of urban green spaces. Nevertheless, this method does not replace complete field surveys.
1 Knapp, Sonja u. a.: „Do Protected Areas in Urban and Rural Landscapes Differ in Species Diversity?“ In: Biodiversity and Conservation. Nr. 17, 2008, S. 1595–1612 2 Meffert, Peter J. / Dziock, Frank: „What Determines Occurrence of Threatened Bird Species on Urban Wastelands?“ In: Biological Conservation. Nr. 153, 2012, S. 87–96 3 Nielsen, Anders Busse u. a.: „Species Richness in Urban Parks and Its Drivers. A Review of Empirical Evidence.“ In: Urban Ecosystems. Nr. 17, 2014, S. 305–327 4 Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN): ATKIS Basis-DLM (Digitales Landschaftmodell). Hannover 2007
dr. sarah annika matthies Promotion Institut für Umweltplanung, Vegetationsmanagement
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des Forschungsprojekts soll das Lastverhalten unterschiedlicher Nichtwohngebäude untersucht werden. Die Untersuchungsobjekte sind: ein Erweiterungsbau des Zentrums für Hochschulsport (ZfH), ein Hotel, eine Hauptfeuerwache und ein Verwaltungszentrum für das Finanzamt. Des Weiteren fokussieren sich die Untersuchungen auf die Identifizierung von Schwachstellen in der Anlagenplanung von Gebäuden zur Verbesserung von deren Strombezugscharakteristik mit anschließender Optimierung. Das Lastverhalten eines Gebäudes kann mithilfe einer Netzdienlichkeitskennzahl bewertet werden. Diese zeigt, inwieweit die Strombezugscharakteristik des Gebäudes in Bezug auf eine bestimmte Referenzgröße vorteilhaft bzw. im Sinne des Stromnetzes ist. Als Referenzgröße können beispielsweise Anteil von Wind und Photovoltaik im deutschen Strom-Mix, Börsen-Strompreis oder Residuallast dienen. So nutzt etwa ein in Bezug auf Börsen-Strompreis „netzdienliches“ Gebäude die Fluktuationen des Strompreises deutlich besser als ein „netzadverses“ Gebäude. Ein angemessener Betrieb von gebäudetechnischen Anlagen sowie der Einsatz von Energiespeichern können zur Verbesserung des Lastverhaltens beitragen. Eine Lastspitzenkappung mithilfe von Batteriespeichern wirkt sich nicht nur positiv auf die Stromrechnung aus, sondern kann die Netzdienlichkeit des Gebäudes verbessern (Abb. 1). Für den wirtschaftlichen Einsatz von Stromspeichern bedarf es in den meisten Fällen jedoch der weiteren Reduzierung von Installationskosten. Diese und weitere Erkenntnisse über den Einsatz von Stromspeichern in Nichtwohngebäuden sowie die Netzdienlichkeit sind in eine Veröffentlichung eingeflossen, die im Frühjahr bei der IRES-Konferenz (13th International Renewable Energy Storage Conference) im Vortrag „Application Of PV And Battery Storage Systems In Various Types Of Non-Residential Buildings“ vorgestellt wurde.
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160 140
Sportzentrum Lastprofil ohne Lastspitzenkappung Begrenzung der maximalen Last auf 76 kW EEX Strompreis EEX Strompreis - Jahresdurchschnitt
120
55 50 45
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EEX Strompreis [EUR/MWh]
enob: eltstore: einfluss der technischen planung für nichtwohngebäude auf die nutzung von volatilem strom aus regenerativer erzeugung unter verwendung elektrochemischer speichersysteme (fkz 03et1500a) Im Rahmen
Elektrische Last [kW]
eltstore – wissenstransfer
15 10 00:00 02:00 04:00 06:00 08:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00 24:00
Zeit [Std]
Abb. 1: Beispiel für Tages-Lastprofile des Sportzentrums ZfH vor und nach der Lastspitzenkappung mit Begrenzung der maximalen Leistung auf 76 kW, mit Darstellung der Entwicklung des Börsenstrompreises für den entsprechenden Tag (in Anlehnung an: Paul, Elena u. a.: „Battery Storage Systems in Various Types of Non-Residential Buildings for Peak Shaving Application“. Zur Veröffentlichung eingereicht bei IRES 2019 – 13th International Renewable Energy Storage Conference) Die Nutzung von Power-to-Heat ist ein möglicher Ansatz, um die Netzdienlichkeit von Gebäuden zu erhöhen. So lässt sich zum Beispiel die Betondecke mithilfe einer Betonkerntemperierung (BKT) als netzdienlicher Wärme- oder Kältespeicher nutzen. Im Projekt wurden unterschiedliche Betriebsweisen einer BKT simulativ untersucht. Eine wichtige Kennzahl ist die Speicherkapazität, die für Überschusszeiten zur Verfügung steht. Allein durch intelligente Ansteuerung der BKT ließ sich diese Kennzahl signifikant erhöhen (Abb. 2). Ergebnisse der Untersuchungen fanden Eingang in eine Veröffentlichung, die bei der Konferenz ECOS 2019 (32th International Conference on Efficiency, Costs,
Optimization, Simulation and Environmental Impact of Energy Systems) als Konferenzbeitrag eingereicht wurde. Das Paper „Simulation-Based Analysis of the Flexibility Potential of a Fire Station“ soll im Juni auf der Konferenz in Breslau als Vortrag präsentiert werden. Die Optimierung der raumlufttechnischen (RLT)-Anlagen hat einen großen Einfluss auf Lastprofil und Energieverbrauch des Gebäudes. Deshalb werden der Betrieb und die Energieeffizienz von Lüftungsanlagen durch den Einsatz verschiedener Regelszenarien erforscht. Variable Volumenstromregelung (VVR) in Abhängigkeit von der Belegung oder der CO₂-Konzentration ist eine der aktuell verwendeten Strategien
zur Lüftung in Nichtwohngebäuden. Hierzu wurde die laufende Lüftungsregelung des Erweiterungsbaus des ZfH in zwei Schritten optimiert und die entwickelten Regelszenarien als Alternative im Simulationsmodell implementiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz der optimierten Regelszenarien ein Energieeinsparpotenzial von 14 Prozent bei der Anwendung von Szenario 2 und etwa 40 Prozent in Szenario 3 ergibt (Abb. 3). Die Ergebnisse der oben beschriebenen Untersuchungen flossen in eine Veröffentlichung ein, die bei der Konferenz IAQVEC 2019 (10th International Conference on Indoor Air Quality, Ventilation and Energy conservation in Buildings) als Konferenzbeitrag eingereicht wurde. Die Veröffentlichung „Simulation and Analysis of Load Shifting and Energy Saving Potential of CO₂-Based Demand-Controlled Ventilation in a Sports Training Center“ befindet sich zurzeit im Peer-Review-Verfahren.
Regelszenarien Energieverbrauch [MWh / a] 1. Zweistufige VVR nach 33,56 CO2-Messwerten 28,74 2. Mehrstufige VVR nach CO2-Messwerten 20,01 3. Mehrstufige VVR nach dem CO2-Modell
Abb. 2: Betontemperierung: netzdienliche Speicherkapazität bei unterschiedlichen Betriebsweisen (in Anlehnung an: Schäuble, Jakob u. a.: „Simulation-Based Analysis of the Flexibility Potential of a Fire Station“. Zur Veröffentlichung eingereicht bei ECOS 2019 – 32th International Conference on Efficiency, Costs, Optimization, Simulation and Environmental Impact of Energy Systems)
Abb. 3: Jahresstromverbrauch der RLT-Anlage unter untersuchten Betriebsszenarien (in Anlehnung an: Heidar Esfehani, Hamidreza u. a.: „Simulation and Analysis of Load Shifting and Energy Saving Potential of CO2-Based Demand-Controlled Ventilation in a Sports Training Center“. Zur Veröffentlichung eingereicht bei IAQVEC 2019 – 10th International Conference on Indoor Air Quality, Ventilation and Energy conservation in Buildings)
eltstore – knowledge transfer – eltstore research project “the influence of building-services design for non-residential buildings on the use of fluctuating electrical energy from renewable power generation with the use of electrochemical storage systems” (project code 03et1500a) The EltStore project is focused on optimising the electricity-consumption behaviour of non-residential buildings, as well as on the potential for optimising building-services systems to reduce energy demand and balance load peaks. The latest study shows that using Power-to-Heat is a potential approach to increasing the grid support of the buildings, i.e. of improving the interaction of buildings’ electricity demand with the availability of electricity in the grid. Additionally, the optimisation of the variable volume flow control strategies based on occupancy or CO₂ concentration has a positive impact on the energy consumption of the heating, ventilation, and air conditioning (HVAC) systems. The latest results from the project will be presented at the IRES, ECOS, and IAQVEC international conferences in 2019.
prof. dr. dirk bohne, elena paul, hamidreza esfehani, jakob schäuble Forschung Institut für Entwerfen und Konstruieren, Gebäudetechnik; Institut für Elektrische Energiespeichersysteme, Fachgebiet Elektrische Energiespeichersysteme; Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme
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future habitats // open research
forschungsschwerpunkt und methodische kolloquien Der neue Forschungs-
schwerpunkt „Habitate der Zukunft“ wurde – aufbauend auf der fakultätsweiten Diskussion durch die Lunchtime Lectures – im Fakultätsentwicklungsplan 2019–2023 positioniert. „Entwurf, Planung und Forschung zum menschlichen Lebensumfeld“ als Leitmotiv soll nicht nur die Stärken der Fakultät für Architektur und Landschaft zielgerichtet bündeln und neue Forschungsfelder erschließen, sondern auch eine deutlichere Sichtbarkeit im nationalen wie internationalen Kontext ermöglichen. Insbesondere sollen über den Forschungsschwerpunkt bestehende Kooperationen mit anderen Fakultäten der Leibniz Universität verstärkt und neue Verbundprojekte gefördert werden. Als Teil der Entwicklung des Forschungsprofils wurde mit den methodischen Doktoratskolloquien „Open Research“ eine neue Plattform für den interdisziplinären Austausch eingeführt.
future habitats // open research – faculty research focus and methodological colloquia The new research focus FUTURE HABITATS is positioned within the 2019–23 development plan for the Faculty of Architecture and Landscape Sciences. Based on discussions in the faculty – such as those in the Lunchtime Lecture format – FUTURE HABITATS was conceived as a platform for scientific and design research that highlights and triggers innovation and excellence in and between the fields of architecture, urbanism, landscape architecture, environmental planning, and technical education. The theme ‘Design, Planning, and Research for Human Living Space and Environment’ is aimed at enhanced interdisciplinary cooperation that positions the Faculty of Architecture and Landscape Sciences – itself a broad interdisciplinary constellation – as an agent of research innovation within Leibniz Universität Hannover. FUTURE HABITATS aims to enhance the research strengths of the Faculty to develop an internationally leading research profile. The shaping of human living space and environment as an active,
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integrative, and place-based task is vitally needed to effectively implement the core objectives of several important policy and research agendas: the UN Sustainable Development Goals, the UN Habitat III Process, the Council of Europe’s Faro Convention, the EU Horizon 2020 Research Programme ‘Europe in a Changing World: Inclusive, Innovative, and Reflective Societies’, and the European Union’s Urban Agenda. FUTURE HABITATS is organised along four thematic lines relating to current research projects and cutting-edge initiatives in the faculty. They are also intended to support new research concepts and alliances: • Reflexive Design focuses on conceptual frameworks and values discussions concerning the shaping of living spaces in the society of reflexive modernity, specifically addressing design research methods and new practices and processes. • Planning for Transformation addresses the spatial changes induced in cities, settlements, and land scapes by global challenges – for example climate change, migration, digitisation, automation and arti ficial intelligence, and urbanisation. • Integrated Technologies in Building and Nature faces current and future challenges by considering the inter action between society and technologies (especially digital technologies) in the design and planning of living space, highlighting a new integration of building and nature. • Valorisation of Cultural and Natural Heritage focuses on the spatial aspects of heritage protection, specifi cally targeting the valorisation of cultural factors, sustainable transformation, and social innovation. In this context, the interdisciplinary doctoral workshop OPEN RESEARCH has established a faculty-wide platform for young researchers. In a European and global context in which architectural knowledge is often associated with sub-disciplinary particularism, perspectives capable of giving doctoral candidates the ability to reflect, imagine, and interact actively and meaningfully are often relegated to the background. However, compared to many other disciplinary and professional fields, qualitative research in the architectural disciplines encompasses a relatively broad diversity of methodological approaches. Both the nature and
role of architectural research, as conducted in the academy and in practice, have gradually shifted over the last decades. The significance of particular theoretical influences and innovations in design and planning processes mean that architectural research will continue to cover a wide range of topics and research activities in response to the changing of society. To this end, OPEN RESEARCH provides an opportunity for students to consider different paths in their doctoral research by implementing a reflective exercise between doctoral candidates, designed to build and share intersubjective, open, and dynamic research opportunities.
prof. jörg schröder, dr. emanuele sommariva Forschung Forschungsdekanat / Office of the Dean for Research
regiobranding
Das Buch Scenarios and Patterns for Regiobranding1 stellt Beiträge im Fokus Bauen und Siedlungsentwicklung für das Forschungsprojekt „Regiobranding“ vor, die von der Abteilung Regionales Bauen und Siedlungsplanung erarbeitet wurden. In einer architektonisch-räumlichen Methodik ermöglichen explorative Szenarien und relationale Muster Prozesse entwurfsbezogener Wissensproduktion. Das transdisziplinäre Projekt „Regiobranding“ wurde von 2014 bis 2019 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, koordiniert vom Institut für Umweltplanung. Das weitere Buch Creative Coast. Regiobranding on the Baltic Sea2 geht näher auf den Raum zwischen Lübeck und Wismar ein.
Creative Coast: Regiobranding on the Baltic Sea
regiobranding The book Scenarios and Patterns for Regiobranding1 illustrates the analytical and projective research of the ‘Building and Settlement Development’ component of the transdisciplinary Regiobranding project. It was designed by the Chair for Regional Building and Urban Planning at Leibniz Universität Hannover for the Regiobranding project, which was funded by the German Federal Ministry of Education and Research (BMBF) from 2014–19. The project was coordinated by the Institute of Environmental Planning at Leibniz Universität Hannover and was developed through dialogue and cooperation between experts and organisations in the fields of landscape planning and nature protection, regional planning, regional building and urban planning, economic expertise,
archaeology, and geodesy. This was done through a structured research process in collaboration with local and regional experts, stakeholders, and active civil society associations in the project’s three Focus Regions at the borders of the Hamburg Metropolitan Region. The transdisciplinary collaboration, organised using an ‘innovation group’ model, subsequently detailed analysis, evaluation, and ‘vision steps’ which were summarised in innovation plans and as general branding concepts. ‘Branding’ is understood here as an articulation of spatial characteristics with the potential for sustainable development based on a scientific-participative process. Scenario-drawing and pattern analysis are seen as evolving, innovative tools for spatial characterisation and spatial visioning. The design research demonstrated in this book contributes to these currently prominent fields from a perspective of urbanism and architecture that aims to enhance the articulation of spatial qualities at larger scales. Targeting the three peripheral Focus Regions, the project seeks regional visions for new rural-urban alliances within a spatial context that is changing significantly. Scenarios and patterns are presented as catalysts for the knowledge and decision processes linked to the concept of Regiobranding, which combines imagery, economic positioning, identification processes, and visions of the future habitat. In an architectural-spatial approach, explorative scenarios and relational patterns open up design-driven knowledge production for wider spatial strategies and territorial planning. This approach connects to a growing scientific backdrop that seeks innovation in two specific areas: firstly in the development of an actualised spatial portrait of peripheral areas in new metropolitan bodies that clearly includes both the opportunities and the challenges of these new contexts, and secondly in a perspective on the performativity of space that goes well beyond traditional concepts of spatial planning and spatial transformation as simple replications of global trends. Furthermore, the book Creative Coast: Regiobranding on the Baltic Sea2 illustrates contributions to the evaluation components of the Regiobranding project. In an approach combining indicator-based evaluation, design-based evaluative exploration, and stakeholder
workshops and interviews, the working scenarios are tested for the Baltic Sea coast region between Lübeck and Wismar. Creative habitat design and planning on the Baltic Sea coast is an ideal case study for innovative development outside metropolitan cores in Germany. Shaping and explaining the processes of spatial change is seen as the basis and impetus for using spatial, social, and economic capital in this area. Focusing on new interactions by the cities of Lübeck and Wismar with territorial alliances, towns, and places along the 80 kilometres of coastline and in their hinterland, Creative Coast concentrates on spatial scenarios at different scales. The overall aim is to initiate and accelerate the rediscovery of spatial potentials able to contribute to economic and social innovation.
1 Schröder, Jörg / Ferretti, Maddalena: Scenarios and Patterns for Regiobranding. Berlin 2018 2 Schröder, Jörg / Sommariva, Emanuele: Creative Coast: Regiobranding on the Baltic Sea. Hannover 2018
prof. jörg schröder, dr. maddalena ferretti, dr. emanuele sommariva Forschung Institut für Entwerfen und Städtebau, Regionales Bauen und Siedlungsplanung
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city makers
„City Makers“ erforscht aktuelle Herausforderungen urbaner Transformation in der Stadt Bologna und in ihrem erweiterten metropolitanen Horizont entlang der Via Emilia. Als neues Paradigma für aktive und kreative Gestaltung urbaner Zukunft stellt „City Makers“ Fähigkeiten und Lernprozesse einer aktiven Bürgerschaft in enge Beziehung zu neuen Methoden und Expertise im Städtebau. Die neu definierte Rolle entwurflicher Konzeptbildung in der Stadt geht von der Reflexion aktueller urbaner Dynamiken aus. Für das Projekt als Kombination aus Forschung, Entwurf und Lehre hat die Abteilung Regionales Bauen und Siedlungsplanung mit dem Department für Architektur der Universität Bologna kooperiert. Prof. Valentina Orioli, Stadtbaurätin von Bologna, unterstützte das Projekt „City Makers“ sowie die 2019 erschienene gleichnamige Buchpublikation.
Projekt „Nachbarschafts-Labor Portazza“ von Blanca Méndez Rebollo und Jorge Fuentes
city makers City Makers (2019) explores current challenges in the urban transformation of the city of Bologna and its expanding metropolitan horizon along the Via Emilia. In a collaboration between the Chair for Regional Building and Urban Planning at Leibniz Universität Hannover and the Department of Architecture of the University of Bologna, the project under discussion combined research, design, and teaching. This included a joint workshop in Bologna in November 2018 supported by local initiatives and insti-
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tutions. As part of the project, Valentina Orioli, a professor at the University of Bologna and current Deputy Mayor for Urban Planning of the City of Bologna, was invited to the Faculty in Hannover in February 2019 as a guest reviewer. She and Valentina Gianfrate, a researcher at the University of Bologna, also contributed to City Makers. The book displays the methodological pathways of the project as well as a range of the explorative design studies. The focus of City Makers on urban design and innovation is linked to actual urban and territorial planning processes: Bologna’s Urban Innovation Plan, the setup of Neighbourhood Labs in the city, and the Strategic Plan for the Metropolitan City of Bologna. In City Makers, the topic of social innovation for increased citizen participation and co-design – as well as for generating new concepts and expertise in urban planning and design – is set in dialogue with initiatives and different concepts of making. Bologna and the Emilia Romagna region provide an ideal context: they represent a highly productive and inclusive city and region and a strong university centre with a rich artisan and industrial tradition, and they have well-known innovative urban planning experience. City Makers aims to contribute to discussions about new concepts for the sustainable development of metropolitan territories. The Design Research Studio worked on theory with strong interdisciplinary linkages in parallel with design projects at different scales and sites in the city of Bologna. Under the heading ‘Urban Space and Innovation’, City Makers addresses the activating role of Neighbourhood Labs in urban peripheries for positive change at the local level and in urban networks as spaces that are experienced and lived with the intention of initiating and fostering development in urban quarters. It also proposes a strengthening of mixed and dense settlement poles in the linear network along the Via Emilia, specifically in relation to the stations of the new Metropolitan Railway of Bologna; this aims at developing a vibrant polycentricity of peripheries based on sustainable mobility, intelligent clusters, and social innovation. Under the heading ‘Co-Living Clusters for the Regional Metropolis’ it maps concepts for new communities from the building scale to the dimension of urban elements.
Starting from the influences of digitalisation, new technologies, and the maker movement, City Makers raises the question of how the dynamics and experiences of an ‘urban atmosphere’ can be used in contemporary urban innovation to refresh theories about urban clusters towards an understanding of making as industria (Lat.: purposeful, diligent activity). Based on the observation of new economic, social, and cultural phenomena arising between crafts, design, and digital culture, it becomes evident that spatial proximity and communities of practices1 will play new roles in urban change. In bridging gaps between knowledge and action, new artisanship is seen as inspiring innovative models of incremental urban bricolage and supporting the understanding and articulation of spatial-social developments. The aim is to contribute to new models of urban co-design being developed by active citizens and to foster new expertise in urban design for this process.
1 Micelli, Stefano: Fare è innovare. Il nuovo lavoro artigiano. Bologna 2016
prof. jörg schröder, riccarda cappeller, alissa diesch, martina massari Forschung Institut für Entwerfen und Städtebau, Regionales Bauen und Siedlungsplanung
matera soundscapes
Entstanden als ein internationales Kooperationsprojekt zwischen der Universität Basilicata, dem Onyx Jazz Club Matera und der Leibniz Universität Hannover, experimentiert „Matera Soundscapes“ im Rahmen des Jahres von Matera als europäischer Kulturhauptstadt 2019 mit dem Thema von Sound als neuer Methode und Werkzeug für den Städtebau. Das Design-Forschungsprojekt knüpft an die wissenschaftliche Arbeit zu „Dynamics of Periphery“1 an und untersucht neue Formen von Narrativen zur Vermittlung von urbanen Zukunftsvisionen mit Bezug auf den kulturellen, sozialen und räumlichen Kontext. Die zum Workshop entstandene Publikation zeigt interpretative und kompositorische Elemente, die als Basis für eine Soundinstallation in den Sassi in Matera dienen.
Studierende in den Höhlen von Matera
matera soundscapes The focus of the ‘Matera Soundscapes’ project is the use of sound as a new method and tool for explorations in urban design and architecture. The project is part of the initiative ‘Sounds of the Remote Future’ for the Matera European Capital of Culture 2019. It involves artists, sound designers, experts, and researchers experimenting with ways of drawing attention to the perception and creative role of sound for analysis, communication, and the creation of concepts and ideas in urban design. The international design research project is a cooperation
between the University of Basilicata, the Onyx Jazz Club in Matera, and Leibniz University Hannover. It is also connected to ongoing scientific work on the dynamics of periphery.1 By highlighting the interaction of sounds and the city, the project examines new forms of narrative for urban and territorial futures in a cultural – and not only spatial – context. A major task of the Soundscape Workshop is exploring the remarkable evolution of Matera from part of a past to be left behind to a place with a remote past that shapes today’s creative heritage and can even represent a laboratory for future living. Matera, one of the most famous examples of peripheral conditions and their projective dynamics in the Italy of the nineteen-forties and nineteen-fifties, today faces new trends and challenges in urban development2 as well as in its role as a part of regional networks in the southern Italian mainland. In this space, which is deeply connected to its inhabitants, it is important to question the city’s past and present condition and appearance in order to find different ways of projecting futures and places that produce a cultural connection that brings people together and also imagines future visitors of Matera actively taking part in the city. As part of the European Year of Cultural Heritage in 2018, new perspectives on this more proactive approach to capitalising on heritage have been put forward.3 The ‘Matera Soundscapes’ workshop explores the actual flows, interpretations, and dynamics of the Sassi districts in order to discuss future scenarios within and beyond Matera 2019. Approaching the topic of sound in architecture challenges the visual as the predominant tool for communication and allows the participants of the workshop to act as ‘aural architects’, focusing not on the physics of the acoustics but on the perceptions, deep listening, and sonic-spatial conditions that make it possible to change a space through critical analysis and the interpretation of the social and cultural aspects present. Having attended a preparatory sound workshop developed and realised together with the audio artist and grant candidate Elena Zieser of the Academy of Arts at Leibniz Universität Hannover, the participating students were primed to consider listening as a way of capturing atmospheres in order to later consider and
plan concepts for sound installations addressing relevant topics in Matera. The magazine published as part of this ongoing work includes interpretative and compository elements developed in the workshop that led to concepts for sound installations that were presented in the Sassi of Matera in November 2018 in preparation for further exploration and the realisation of the installations. It is an audio-visual experience with written, visual, and audio elements that connects theory with active production and discussion, illustrating the methodologies and outputs of the artistic research projects as well as their processes of experimentation. As an experimental research project between visitors and re-discoverers of the city, ‘Matera Soundscapes’ will be part of a city in the making, an urban utopia that understands the Sassi as both living heritage sites and creative platforms.
1 Schröder, Jörg / Carta, Maurizio / Ferretti, Maddalena / Lino, Barbara (Hg.): Dynamics of Periphery. Berlin 2018 2 Rizzi, Chiara: „Matera-Basilicata 1950–2019“. In: Schröder, Jörg / Carta,
Maurizio / Ferretti, Maddalena / Lino, Barbara (Hg.): Dynamics of
Periphery. Berlin 2018 3 Schröder, Jörg / Carta, Maurizio / Hartmann, Sarah (Hg.): Creative Heritage. Berlin 2018
prof. jörg schröder, riccarda cappeller, unibas: dr. chiara rizzi, dr. silvana kühtz Forschung Institut für Entwerfen und Städtebau, Regionales Bauen und Siedlungsplanung; Universität Basilicata, Department of European and Mediterranean Cultures (UniBas)
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immer schöner
zum zusammenhang von verschönerungsvereinen und kommunaler freiraum-
planung In zahlreichen Städten des Deutschen Reichs wurden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Vereine gegründet, die sich der „Verschönerung“ der Städte widmeten. Ihre Blütezeit erreichte diese Vereinsgattung im Zuge des Industrialisierungsprozesses. Die Vertreter der Verschönerungsvereine haben in vielen Fällen aktiv Einfluss auf die kommunale Freiflächenpolitik genommen, indem sie öffentliche Freiflächen anlegten, pflegten und finanzierten. Die Verschönerungsaktivitäten erstreckten sich sogar über die Grenzen der Städte hinaus in die Landschaft. Landschaftliche Schönheit erlebbar zu machen war ebenso Ziel der Vereine wie die Sicherung öffentlicher Freiräume für die Bevölkerung. Obgleich sie ihre Blütezeit vor mehr als 100 Jahren feierten, sind auch heute noch viele Verschönerungsvereine aktiv. Fehlendes Wissen trotz freiraumpolitischer Relevanz Trotz der offensichtlichen freiraumplanerischen Bedeutung der Verschönerungsvereine sind sie bislang weitgehend unerforscht geblieben. Über vereinzelte Fälle und regionale Studien hinaus gibt es aktuell keine umfassende und überregionale Betrachtung dieses Themas. Die fachspezifische Geschichtsforschung nahm den aktiven Einfluss der Verschönerungsvereine auf die Stadtentwicklung und auf die kommunale Freiflächenpolitik bisher kaum wahr. Ein möglicher Grund für die Vernachlässigung des Themas mag in der schwierigen Etikettierung der geschaffenen Anlagen als landschaftsarchitektonische Neuerung liegen. Es konnte bislang kein eigener Gartenstil aus der Verschönerungsvereinsbewegung heraus nachgewiesen werden. Die Innovation liegt viel mehr in der soziologischen Funktion, aus bürgerlicher Initiative heraus Stadt und Freiräume aktiv mitzugestalten. In zahlreichen deutschen Städten waren die Verschönerungsvereine am Aufbau einer entsprechenden kommunalen Verwaltung beteiligt. Beispielsweise war der Verschönerungsverein in Stuttgart, gegründet 1861, lange vor der Gründung des dortigen Grünflächenamts im Jahr 1901 tätig. Seine Anlagen sind schließlich in die Grün-
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flächenverwaltung eingegliedert worden. Angesichts der historischen wie auch der erneuten aktuellen Bedeutung der Verschönerungsvereine ist der Zusammenhang der Aktivitäten von Verschönerungsvereinen mit der kommunalen Freiflächenpolitik offensichtlich. Kontinuität und weite räumliche Verbreitung Bislang ließen sich von 1830 bis heute über 1000 Verschönerungsvereine im gesamten Bundesgebiet ausfindig machen. Die Vereine verteilen sich flächendeckend über das gesamte Bundesgebiet mit regionalen Schwerpunkten in den Bundesländern Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus sind oder waren in der Schweiz, in Österreich sowie Luxemburg Verschönerungsvereine aktiv. Auch für das ehemals ostdeutsche Gebiet des heutigen Polens (zum Beispiel Konitz, Münsterberg, Posen) ließen sich ehemalige Vereine nachweisen. Die ersten Vereinsgründungen datieren in den 1830er Jahren (Osnabrück 1835, Rostock 1836), spätestens ab 1860 ist eine Welle an Gründungen festzustellen, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs anhält. Einige der alten Vereine sind auch heute noch aktiv (zum Beispiel Stuttgart 1861, Bad Salzuflen 1876, Weilheim 1861, Göttingen 1875), andere haben sich aufgelöst. Die Zeit zwischen und während der beiden Weltkriege war eine schwere Zeit für die Vereine. Kriegsgeschehen, finanzielle Nöte und das Gleichschaltungsgesetz im Dritten Reich brachten das Vereinsleben zunehmend zum Erliegen. Bis zur Nachkriegszeit lösten sich viele Vereine auf oder wandten sich anderen Aktivitäten wie der Tourismusförderung zu, andere konnten jedoch reaktiviert werden. Seit den 1950er Jahren sind bis heute stetig neue Vereinsgründungen zu verzeichnen. Während sich im 19. Jahrhundert die Vereine als ein fast ausschließlich städtisches Phänomen zeigten, finden Gründungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs überwiegend im ländlichen Raum statt. In einem nächsten Forschungsschritt sollen die Ziele, Strukturen und Aktivitäten der Verschönerungsvereine und Fallstudien auf Grundlage einer Typologie eingehend analysiert werden, um zeitliche und räumliche Wirkungen in engem Bezug zur kommunalen
Grünflächenplanung zu erkennen. Ein Vergleich mit heutigen bürgerschaftlichen Assoziationsformen soll die freiraumhistorische Relevanz der Vereine verdeutlichen.
beautification – the relationship between beautification associations and the planning of municipal open spaces From the second half of the nineteenth century onwards, beautification associations were founded in many cities of the German Empire. In addition to encouraging the creation of public green spaces, the beautification efforts extended well into the urban environment. Beautification associations have actively influenced the municipal open space policies of many cities. Today, the topic of civic self-organisation is again becoming more prevalent, something which is also reflected in the creation or reactivation of numerous associations. In historical research, these clubs have rarely been perceived as “engines” of urban development. This research aims to clarify both the historical and the current, modernised relevance of these beautification associations, as well as the relationship of their activities to municipal open space policies.
„Verschönerung“ steht einerseits für ein Gemeinschaftswerk im Sinne des Allgemeinwohls, andererseits verfolgte die Elite auch eigennützige Ziele.
prof. bettina oppermann, philipp ludwig Forschung Institut für Freiraumplanung, Freiraumpolitik und Planungskommunikation
prozesse reflexiven entwerfens
Mit der Veröffentlichung Prozesse reflexiven Entwerfens. Entwerfen und Forschen in Architektur und Landschaft ist das dritte Buch in einer Publikationsreihe rund um das Forschungsfeld Reflexives Entwerfen erschienen. Es versammelt Beiträge des internationalen Symposiums „DARA. Entwerfen und Forschen in Architektur und Landschaft“, das im April 2018 an der Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz Universität Hannover mit Professoren, Professorinnen, Promovierenden und Postdocs der Architektur und Landschaftsarchitektur sowie Architektinnen und Architekten aus der Praxis stattgefunden hat. Welche Arten von Prozessen und Prozesseigenschaften lassen sich vor dem Hintergrund nicht vollständig greifbarer verschiedenartiger Wissensbestände und unterschiedlicher Einflüsse differenzieren? Wie wirken Systematisierungsarbeit und kreative Prozesse ineinander? Wie werden spezifische Wissensformen und ihre Interaktionen generiert, evaluiert und transformiert? Hierzu schlägt die Publikation ein breites Spektrum zur Erschließung, Beschreibung und Erprobung unterschiedlicher Typen von Prozessen und Prozesseigenschaften in den Dynamiken des Entwerfens und Forschens vor und zeigt auf, wie sie für die Relevanz qualitätsvoller Gestaltung verstanden und kommuniziert werden können. Zehn Beiträge wurden zu den drei rahmenden Themenbereichen „Treibende Kräfte“, „Verschränkungen“ und „Transformation“ zusammengestellt. In der Sektion „Treibende Kräfte“ beleuchten Beiträge von Hilde Léon, Katja Benfer / Cyrus Zahiri und Carolin Voet, wie unterschiedliche Denk- und Handlungsweisen die Annäherung und den Einstieg in Entwurfsprozesse und verschiedene Phasen seines Verlaufs gezielt stimulieren und ihn regulieren können. Ebenfalls beschrieben werden treibende Kräfte in spezifischen Situationen des Ortes und in der Entwicklung der individuellen Grundkonzeption und Haltung. Ole W. Fischer, Sarah Wehmeyer und Andreas Nütten zeigen mit ihren Beiträgen auf, wie Entwerfende mit zentralen Entwurfsinstrumenten wie bildlichen Medien oder Modellen forschend interagieren. „Ver-
schränkungen“ unterschiedlicher Art verdeutlichen hierbei die dichten Relationen von entwerfenden und forschenden Prozessen in Architektur, Landschaft und Städtebau. „Transformation“ verweist mit Beiträgen von Tom Avermaete, Giorgia Aquilar und Isabel M. Finkenberger schließlich auf den größeren Spannungsbogen im historischen Verlauf sowie auf die Intention, mit Konzepten und Projekten transformatorische Wirksamkeit zu erreichen. In ihrem übergreifenden Beitrag „Prozesse denken“ geht Margitta Buchert darauf ein, wie die Fokussierung von Formen, Eigenschaften und Interaktionen spezifischer Prozesse reflexiven Entwerfens neue Forschungspotenziale eröffnet und impulsgebend für unser entwerferisches Denken und Handeln sein kann.
processes of reflexive design This research differentiates the facets and entanglements of the genesis, transformation, and interaction of design and research in architecture and landscape architecture. How do creative processes and systematisation work affect each other? How are specific forms of knowledge generated, evaluated, and transformed? This publication showcases the development, description, and testing of a broad spectrum of different processes and process characteristics in the dynamics of design and research.
herausgeberin: margitta buchert mit beiträgen von giorgia aquilar, tom avermaete, katja benfer / cyrus zahiri, isabel m. finkenberger, ole w. fischer, hilde léon, andreas nütten, caroline voet, sarah wehmeyer und margitta buchert Forschung Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Architektur und Kunst 20. / 21. Jahrhundert
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neue entwicklungen in der genderplanung und im wohnungswesen
Das letzte akademische Jahr hat viele spannende neue Entwicklungen im Bereich Gender, Planung und Architektur gebracht. Endlich kann die Veröffentlichung der Ergebnisse der internationalen Arbeitsgruppe „Gender in Spatial Development“ der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) im renommierten Routledge Verlag beworben werden (siehe auch S. 186). Die europäische Vernetzung führte außerdem zu zwei Seminaren mit internationalen Studierenden in Hannover und Barcelona zu den aktuellen Themen „Die Neue Urbane Agenda“ und „Innovative Wohnformen“. Berichte sind nachzulesen auf der Website des gender_archland.1
new developments in gender planning and housing The extensive international network of gender_archland has been particularly productive this academic year. Firstly, the ARL’s International Working Group on Gender and Spatial Development, chaired by Prof. B. Zibell, delivered its book on the state of the discipline in European planning research.2 The question of how spatial planning can contribute to gender equality has been raised for at least three decades, and a respectable number of research projects that investigate urban environments (planning substance) and spatial development (planning processes) can be cited on the matter. Research on gender and planning (in practice) is now moving in a new direction. Based on experiences gained from spatial policies and gender mainstreaming strategies, as well as from a large number of high-quality projects, plans, visions, manuals, guidebooks, and reports, new questions related to global challenges such as climate change and migration are being raised. This book provides an overview of the rich body of knowledge developed across varied European planning contexts (including, for example, the URBACT Gender Equal Cities network3) that may be used to bridge cultures. The Faculty of Architecture and Landscape at Leibniz Universität Hannover offers (international) students the opportunity to benefit from the new in-
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sights gained from gender mainstreaming through the seminar series ‘Gender and Diversity – Perspectives on spatial structures and design’. This year’s contribution consisted of the international seminar ‘The New Urban Agenda: inclusive and sustainable cities?’ Twenty-two students from three continents analysed how objectives 5 (gender equality) and 11 (sustainable cities)4 interact and developed planning proposals to improve public spaces based on their analyses. The results were presented to an interdisciplinary jury including representation from institutes such as the Centre for Inclusive Citizenship (CINC). An important issue for discussion was the impact of climate change in an increasingly diverse and polarised world on the professional practices of architects, urbanists, and engineers. To close the winter semester, a joint event by gender_archland, the Architectural Faculty of TU Barcelona (ETSAB), and Collectiu_punt6, an interdisciplinary research and design collective5 focused on the gendered innovation of housing. Around forty students from different countries, disciplines, and levels of study attended the course, held in Barcelona from 3–8 March 2019. Students worked in teams to reflect on their dwelling history, analyse innovative housing projects, create new ideas around domestic labour, and share practices. The seminar was very well received by the participants, who also had the opportunity to visit the famous ‘Walden7’ building and talk to one of its architects, Dr. Anna Bofill Levi, herself a specialist on gender and architecture.
In both seminars, as well as in the ARL working group, conclusions repeatedly concerned the need for greater understanding of gender, diversity, and their relations with spatial development. Or, as Jarvis puts it: ‘Ultimately, in order to transform the sexist city into a more progressive place, it is necessary to unsettle the attitudes, assumptions and practices underpinning the professional training of architects, designers, planners and local government officials.’6 Some quotes from participants, such as ‘Participation means that the architect needs to mediate between the residents’ vision, the engineers, and the sustainable future.’ ‘Sustainability is impossible without collaboration and gender equality.’ ‘Why did we not learn about the gender aspects of architecture in our first year of study? I now understand so much about our role as planners and designers!’ clearly demonstrate that there is a continuous and international demand for ‘Gender and Diversity – Perspectives on spatial structures and design’ in architecture and urbanism curricula.
1 Website des gender_archland: www.gender-archland.uni-hannover.de 2 Zibell, Barbara / Damyanovic, Doris / Sturm, Ulrike (Hg.): Gendered Approaches to Spatial Development in Europe: Perspectives, Similarities, Differences. London 2019 3 URBACT (21.03.18): Gender Equal Cities. www.urbact.eu / gender-equal cities, 6.5.19 4 Habitat III (17.–20.10.16): The New Urban Agenda.
www.habitat3.org / the-new-urban-agenda , 6.5.19
5 Col·lectiu Punt 6 - Urbanismo con perspectiva de Género en Barcelona: Homepage. www.punt6.org, 6.5.19 6 Jarvis, Helen: „Transforming the Sexist City: Non-Sexist Communities of Practice“ (invited paper). In: Analize – Journal of Gender and Feminist Studies. The Romanian Society for Feminist Analyses. AnA 2014, S. 7–28,
hier S. 19
dr. lidewij tummers-mueller, prof. dr. tanja mölders, prof. dr. barbara zibell
Students talking to Dr. Bofill about the making of Walden 7, San Just Desvern (picture: Tussen Ruimte 2019)
Forschung Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, gender_archland; Architecture Faculty Politecnico Barcelona (ETSAB)
sozinno_dv
soziale innovation als impuls für eine zukunftsfähige daseinsvorsorge Im Rahmen des Vorhabens ging es um eine Thematik, die politisch wie wissenschaftlich derzeit stark im Fokus steht. Mit der Zukunft der Daseinsvorsorge beschäftigen sich angesichts von Privatisierungen, Umverteilungen sowie zunehmenden räumlichen und sozialen Disparitäten zahlreiche Projekte und Institutionen. Unter Daseinsvorsorge wird im Allgemeinen die Gesamtheit öffentlicher Dienstleistungen verstanden, Pflichtaufgaben des Staats und der Kommunen. Ländliche Räume sind in besonderer Weise von der Krise der Daseinsvorsorge betroffen. Digitalisierung, Entleerung und wirtschaftlicher Wandel sowie Fragen von Mobilität und Erreichbarkeit generieren hier eine besondere „Bedürftigkeit“, die nach neuen Lösungen und innovativen Ansätzen ruft, aber auch eine besondere Bereitschaft innerhalb der betroffenen Bevölkerung erfordert, sich auf Veränderungen einzulassen. Wenn der Staat sich aus der Verantwortung zurückzieht und Unternehmen das Interesse an Investitionen in ländlichen Räumen verlieren, wird soziale Innovation zur Hoffnungsträgerin auf dem Weg in eine veränderte Zukunft. Soziale Innovation – als Motor für (räumliche) Transformation – wird als gesellschaftliche (Er-)Neuerung auf der Mikroebene definiert. Das Vorhaben konnte von kleineren, überschaubaren räumlichen Einheiten, in denen Menschen traditionell einen großen Anteil am Wohlergehen ihrer Nachbarschaft und am Funktionieren ihres Lebensumfelds haben, profitieren. Die Flecken Coppenbrügge und Salzhemmendorf im Landkreis Hameln-Pyrmont, die Stadt Osterode am Harz, die Gemeinde Bad Grund in Südniedersachsen sowie die Samtgemeinde Elm-Asse im Landkreis Wolfenbüttel haben sich als ländliche Räume mit Potenzial erwiesen. Sie sind Labore für die (soziale) Zukunft der Gesellschaft, von denen sich lernen lässt, wie Gemeinschaft funktioniert oder wozu funktionierende Gemeinschaften fähig sind. Der Fokus auf soziale Innovation im hier beschriebenen Vorhaben weitete den Blick, barg die Chance auf neue Erkenntnisse und eröffnete Perspektiven zwischen Improvisation und Neukomposition von
Infrastrukturen in ländlichen Räumen. Ausgangs- und Bezugspunkt aller Überlegungen war die örtliche Gemeinschaft mit ihren jeweiligen Bedürfnissen und Bedarfslagen. Es ging darum, Vorstellungen zum guten Leben vor Ort zu erheben, um hieraus Grundlagen für die Erneuerung, Stabilisierung und Anpassung der Daseinsvorsorge abzuleiten: kontextspezifisch, bedarfsgerecht, maßgeschneidert – also angepasst an die spezifischen Herausforderungen des jeweiligen Raums und den sich hier abzeichnenden Bedarf und nicht (dogmatisch) an Mindeststandards oder gesetzlichen Vorgaben ausgerichtet. Im Ergebnis zielte das Vorhaben darauf ab, innovative Modelle und Konzepte für die Zukunft der Daseinsvorsorge zu entwickeln und diese in Fallbeispielen für ausgewählte Standorte vorzudenken bzw. gedanklich zu erproben. Folgende drei Modelle wurden aus Konzepten für beispielhafte Orte abgeleitet: • Wohnen neu denken: Das Modell zur Zukunft des Wohnens verknüpft eine potenzielle Vielfalt an Le bensformen mit den vor Ort vorhandenen Bau- und Siedlungsformen zu potenziellen Wohn- und Arbeits formen der Zukunft. Einfamilienhausgebiete ha ben andere Potenziale als historische Ortskerne, Ge bäude aus den 1960er Jahren andere als historische Hofanlagen. Will man Angebot und Nachfrage in einem Konzept verknüpfen, so ist eine genaue Ana lyse nützlich, um entscheiden zu können, wie sich Bau- und Gebäudestrukturen, private Freiräume und öffentliche Räume anpassen und entwickeln lassen.1 • Vereinswesen 2.0: Das Modell für einen ländlichen Kristallisationspunkt verknüpft unterschiedliche Funktionen in zentraler Lage – mit öffentlichen Ver kehrsmitteln erreichbar, mit Mantelnutzungen –, um maximale Synergien zu erzeugen. Funktionen, die auf eine spezifische örtliche Bedarfssituation re agieren, schaffen einen neuen Vereinsknotenpunkt, der zusammen mit der Grundschule als außerschu lischer Lernort und anderen Trägerschaften, zum Beispiel für Gastronomie, Bed & Bike, Tourismus verband oder Mobilitätsstation, zu einem neuen so zialen Ort wird. • Eigenart mobilisieren: Das Modell zur Stärkung der kulturellen Identität baut auf dem Dreiklang von Or-
ten – Menschen – Aktivitäten auf und verknüpft be deutende, traditionsreiche Bezugspunkte mit ge meinschaftlicher Mobilität zu einer „Landpartie“. So lassen sich Synergien zwischen lustvoller Bewegung, örtlicher Gemeinschaft und sanftem Tourismus er zeugen – die Basis für ein gutes Leben. Den Abschluss des Projekts bilden Handlungsempfehlungen für Akteurinnen und Akteure zu übertragbaren Lösungsansätzen für das Dasein und Dableiben auf dem Land.
sozinno_dv – social innovation as a driver for sustainable public services In the face of increasing interregional disparities, there is a strong focus on the crisis in public services. Rural areas experience this crisis in a unique way: if the state abdicates its responsibility and enterprises are not interested in investing in these areas, social innovation becomes the only hope for a brighter future. The project ‘sozInno_DV’ is intended to generate new ideas for the organisation of public services. It seeks to develop concepts that adapt supplies and solutions to the specific challenges and demands of particular places, rather than (dogmatically) adhering to standards or legal guidelines. The results of the project are innovative models and concepts for the future of public services, as well as case studies on their application in selected communities. The research project’s conclusion makes recommendations for transferable public-services solutions that encourage people to continue living in the countryside. 1 Siehe auch: Kickhöfel, Marie: LuxusLandLeben. Eine Zukunftsidee für Coppenbrügge. Masterthesis. Hannover 2018 (S. 94 in dieser Publikation)
prof. dr. barbara zibell, anne finger, ingrid heineking Forschung Projektabschluss Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Planungs- und Architektursoziologie; Juristische Fakultät, Öffentliches Recht, Prof. Dr. Frauke Brosius-Gersdorf; Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie, Flächen- und Immobilienwirtschaft, Prof. Dr. Winrich Voß
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nachhaltige mobilität zwischen transport und bewegung
teilprojekt in der forschungsinitiative mobiler mensch (mome) an der luh Un-
ter dem Dach der Wissenschaftsallianz des Landes Niedersachsen arbeitet die LUH mit der TU Braunschweig zusammen. Ziel ist es, die wissenschaftliche Exzellenz gemeinsam weiter auszubauen und sich im internationalen Wettbewerb zukunftssicher aufzustellen. Die Wissenschaftsallianz zwischen den beiden Universitäten wurde unter Federführung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) entwickelt. Ein Masterplan identifiziert gemeinsame strategische Entwicklungsziele und bündelt die komplementären wissenschaftlichen Stärken in den besonders Erfolg versprechenden Forschungsfeldern, unter anderem im Bereich der Mobilität. Die Forschungslinie „Mobilise“ ist aus dem Masterplan Mobilität abgeleitet, an dessen Entstehung auch Mitglieder des Leibniz Forschungszentrums TRUST mitgewirkt haben. Ziel ist es, die Mobilität der Zukunft zu planen und zu gestalten sowie wissenschaftlich und interdisziplinär zu begleiten. Im Rahmen zahlreicher Projekte, unter anderem im Fokusbereich der Digitalisierung, entwickeln die WissenschaftlerInnen Lösungsansätze für aktuelle gesellschaftliche, ökologische, technologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Die Forschungsinitiative „Mobiler Mensch (MoMe)“, an deren Aufbau sich auch die Abteilung für Planungs- und Architektursoziologie (PA_soz) beteiligt hat, ist im Fokusbereich Digitalisierung angesiedelt. MoMe stellt die Menschen als MobilitätsnutzerInnen in den Vordergrund. Adressiert werden Aspekte des automatisierten Fahrens, der Intermodalität, der intelligenten Vernetzung und der Sicherheit von Fahrzeugen und Mobilitätssystemen. Die Maßnahme, an der 13 Professuren aus fünf Fakultäten beteiligt sind, will zu einem bisher nicht etablierten Themenfeld von hoher gesellschaftlicher Relevanz eine Nachwuchsgruppe installieren und dazu einen gemeinsamen DFG-Antrag stellen sowie Verbundvorhaben gemeinsam beantragen und durchführen.
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Aufgabe des Teilprojekts der Abteilung PA_soz im Bereich Raum und Gesellschaft ist die Entwicklung einer räumlichen Mobilitätsvision, in die die verschiedenen Aspekte einer künftigen Mobilitätsentwicklung im Zuge der Digitalisierung eingebettet sind. Im Kern geht es um Formen nachhaltiger Mobilität zwischen Transport und Bewegung im Sinne körperlicher Aktivität. Das Vorhaben zielt darauf ab, einen Beitrag zu einer grundlegenden Transformation zu leisten und deren kurz- und mittelfristige Umsetzungschancen einzuschätzen. Bisher sind folgende Teilprodukte entstanden: • Zibell, Barbara / Heineking, Ingrid: „Mobiler Mensch. Intelligente Mobilität in der Balance von Autonomie, Vernetzung und Security. Brainstorming zu einer ge meinsamen Vision“. Vortrag intern am 15. Dezember 2016 • Schneider, Kurt u. a.: „Reframing Societal Discourse as Requirements Negotiation. Vision Statement“. Konferenzpapier, eingereicht am 1. August 2017 zu IEEE International Requirements Engineering Con ference Workshops (REW’17), Lissabon (angenom men) • Finger, Anne / Greinke, Lena: „Bewegungsfreund liche Stadt. Aktiver Fußgängerverkehr in Hannovers Stadtteilen“. Wochenstegreif als Lehrangebot für die Studiengänge in Landschaftsarchitektur und Um weltplanung im WS 2017 / 18 • Zibell, Barbara: „Unterwegs mit Körperkraft. Ein Statement zur Digitalisierung des Verkehrs“. In: Hochparterre. 10. April 2018, mit Langfassung zum
Thema „Chancen der digitalisierten Gesellschaft für eine inklusive Mobilität?“. www.hochparterre.ch / nachrichten / planung-staedtebau / blog / post / detail / unterwegs-mit-koerperkraft / 1523372445 • Finger, Anne: „Mobilität – quo vadis? Mobilität als integrativer Bestandteil einer nachhaltigen Raum entwicklung“. Antrag auf Zulassung zur Promotion, angenommen am 4. Juli 2018. Das Projekt läuft von April 2017 bis März 2020; angesichts der Pensionierung von Prof. Dr. Barbara Zibell wurde die Projektleitung zum 1. April 2019 an Prof. Tim Rieniets, Abteilung Stadt- und Raumentwicklung in einer diversifizierten Gesellschaft, übergeben. Weitere Ergebnisse und Berichte sind in den kommenden Jahren daher aus dem Institut für Städtebau zu erwarten.
sustainable development between transport and activity – subproject within the ‘mobiler mensch’ (mome) research initiative at luh The MoMe research initiative is a collaboration by thirteen departments from five different faculties. Within this initiative, the subproject ‘Sustainable development between transport and activity’ addresses the aspect of space and society. The aim of the subproject is to develop a vision for spatial mobility that incorporates various aspects of future mobility related to digitisation. It focuses on forms of sustainable mobility that occupy the space between transport and movement through physical activity. The project aims to contribute to a fundamental transformation in the field of mobility and to assess its chances of implementation. So far, the subproject has generated a range of research material: a lecture, a conference paper, an internet publication, a teaching event, and a doctoral project. Further results are expected by the end of March 2020 under the new leadership of Prof. Tim Rieniets.
prof. dr. barbara zibell, anne finger
Mobilitätspyramide
Forschung Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, Planungs- und Architektursoziologie; Fakultät für Elektrotechnik und Informatik, Fachgebiet Software Engineering, Prof. Dr. Kurt Schneider
inform@risk
stärkung der resilienz informeller siedlungen gegen hangbewegungen Im kolumbianischen Medellín erstrecken sich selbstgebaute Stadtviertel über Berge, deren Hänge immer wieder nachgeben und ganze Siedlungen unter sich begraben. Weltweit steigt derzeit durch unkontrollierte Urbanisierung und Auswirkungen des Klimawandels die Zahl gefährdeter Menschen in Erdrutschgebieten kontinuierlich an. Das Ausmaß erforderlicher Umsiedlungen überfordert in der Regel Kommunen und Verwaltungen mit begrenzten finanziellen Mitteln. Deutsche und kolumbianische Forschungsteams entwickeln gemeinsam mit Menschen, die in den informellen Siedlungen Medellíns leben, ein Frühwarnsystem, das kostengünstig und wartungsarm sein wird, weshalb es auch in ärmeren Regionen der Welt zum Einsatz kommen kann. Geosensoren für informelle Siedlungen Frühwarnsysteme bieten eine wirksame Alternative zur Umsiedlung von Menschen in erdrutschgefährdeten Regionen, allerdings sind die Einsatzmöglichkeiten in ärmeren Regionen aufgrund eingeschränkter Genauigkeit und hoher Kosten bisher limitiert. Das dreijährige Verbundprojekt „Inform@Risk“ zielt auf die Entwicklung eines kostengünstigen und ortsspezifischen Frühwarn- und Evakuierungssystems, das speziell an die komplexen räumlichen und sozialen Bedingungen informeller Siedlungen angepasst ist. Entwicklungs- und Teststandort für das Frühwarnsystem ist die Stadt Medellín in Kolumbien, wo derzeit ca. 100.000 Menschen in gefährdeten Gebieten leben. Erstmalig in einem informell besiedelten Gebiet soll ein dichtes Netz an Geosensoren installiert werden, das kleinste Hangbewegungen detektieren kann und präzise Vorhersagen für Warnungen ermöglicht. Das interdisziplinäre Team, das Kompetenzen der Geotechnik sowie Stadt- und Landschaftsplanung umfasst, wird dabei mit einem kolumbianischen Team aus Experten des Katastrophenmanagements, Stadtplanern, Sozialarbeitenden, Bürgerinitiativen und betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern zusammenarbeiten.
Vernetzung von Frühwarnsystemen, Web-Technologien und Landschaftsplanung Das Projekt operiert auf drei unterschiedlichen Maßstabsebenen (Stadtregion, Stadtteil und Quartier), um Daten für eine Risikobewertung zu erheben. Abhängig von den Ergebnissen werden ein exemplarischer Stadtteil und ein Quartier bestimmt, wo das Frühwarnsystem gemeinsam mit den Menschen vor Ort implementiert und getestet wird. Dabei kommen kostengünstige und einfach zu handhabende Sensorensysteme zum Einsatz, die Daten über unterirdische Prozesse der erdrutschgefährdeten Hänge gewinnen. Die Verbindung mit einer automatisierten Analysesoftware soll die Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit des Systems verbessern. Zusätzlich werden Informationen aus smartphonebasiertem Crowdsourcing, aus Fernerkundungsdaten und sozialen Medien verwendet, um technisches Expertenwissen stärker mit dem Erfahrungswissen der Menschen, die in informellen Siedlungen leben, zu verbinden. Die Sensorenelemente, Evakuierungsrouten und Schutzräume werden gut sichtbar im öffentlichen Raum der Siedlungen als multifunktional nutzbare Elemente integriert, die im alltäglichen Leben präsent sind. Sie sollen Sicherheitsgefühl und Eigenverantwortlichkeit der Menschen stärken. „Inform@Risk“ folgt der Methode von Reallaboren, in denen Experten und Ortsansässige gemeinsam Lösungen für speziell zugeschnittene Warn- und Evakuierungsstrategien in einem kooperativen und transdisziplinären Entscheidungsprozess entwickeln. Handlungsempfehlungen für ein integriertes Frühwarnsystem Während der Trainings- und Testphase wird das neu entwickelte Frühwarn- und Evakuierungssystem ein Jahr lang im Quartier erprobt und abschließend evaluiert. Von den Ergebnissen erhoffen sich die Projektbeteiligten nicht nur Aufschluss über technische Faktoren wie Funktionalität, Kosteneffizienz und Präzision des Lowtech-Ansatzes. Auch die Akzeptanz des Gesamtsystems und die Nachhaltigkeit des Beteiligungsprozesses, der eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten erzeugen soll, sind für das Projekt von Bedeutung.
Die Einbeziehung der in Medellín lebenden Menschen in Entwicklung, Bau und Unterhalt des Frühwarnsystems sowie die kontinuierliche Aktualisierung von Daten mithilfe von Volunteered Geographic Information sind ein wichtiger Baustein, um Akzeptanz und Sicherheit des Systems zu steigern. Software und Daten werden daher öffentlich zugänglich und übertragbar sein. Aus den Erkenntnissen des Projekts werden Handlungsempfehlungen für die Übertragbarkeit eines integrierten Frühwarnsystems erarbeitet. Dies ermöglicht es lokalen Verwaltungen und Kommunen, ein proaktives und ortsspezifisches Risikomanagement zu betreiben. Die städtischen Behörden der Katastrophenvorsorge in Medellín beabsichtigen, den Prototyp des Frühwarnsystems in ihre Praxis zu integrieren und auf andere Standorte der Andenregion zu übertragen. Als langfristiges Ziel soll ein marktfähiges, kostengünstiges und alltagstaugliches System entwickelt werden, das bevorzugt in den kapitalschwachen Wachstumszonen der globalen Urbanisierung einsatzfähig ist.
inform@risk – improving the resilience of informal urbanisation against landslides The project ‘Inform@Risk’ aims to develop innovative strategies for strengthening resilience against landslides in informally urbanised areas in the Andes region. Globally, the number of people exposed to deadly landslides is expected to accellerate due to ongoing uncontrolled urbanisation and the effects of climate change. Municipalities with limited financial capacities are generally overstrained by the need to relocate large numbers of affected residents. ‘Inform@ Risk’ seeks to develop a low-cost, site-specific Early Warning and Evacuation System (EWES) that is culturally and spatially adapted to the complex conditions of informal urbanisation.
prof. christian werthmann, dr. heike schäfer, lisa seiler Forschung Institut für Landschaftsarchitektur, Landschaftsarchitektur und Entwerfen
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umweltleistungen sichtbar machen
ein neuer index erleichtert die bewirtschaftung von flüssen Als Teil un-
zur Nutzung und Wertschätzung von Fließgewässern in Deutschland durchgeführt.
serer Umwelt werden Flüsse und Auen intensiv genutzt und bewirtschaftet. Bisher ließen sich die Leistungen, die sie dabei für den Menschen erbringen, nur schwer erfassen. Nun hat ein Team aus Forschenden und Praxispartnern einen Index entwickelt, mit dem Leistungen von Flusslandschaften übersichtlich abgebildet werden können. Erstmals lassen sich so die Auswirkungen von Bau- und Bewirtschaftungsmaßnahmen fachübergreifend zusammenfassen. Mit dem River Ecosystem Service Index (RESI) ist es möglich, die Planungsprozesse der vielen am Hochwasser- und Gewässerschutz beteiligten Behörden effizienter zu gestalten. Die Transparenz des Verfahrens erleichtert daneben auch Bürgerbeteiligungen und die Mitsprache von Umweltverbänden. Ob Schifffahrt, Wasserkraft, Hochwasserschutz, Naturschutz, Erholung und Tourismus, Land- und Forstwirtschaft oder Siedlungsentwicklung – Flusslandschaften zählen zu den am intensivsten genutzten Landesteilen. Wegen dieser Vielfalt an Interessen und Vorschriften sind Bauprojekte und andere Planungen
river ecosystem service index (resi) – a new index to support river management Knowing and understanding what ecosystem
Der Index RESI zur Erfassung der Ökosystemleistungen wird für die einzelnen Flussabschnitte in Karten visualisiert. (Grafik: Simone Podschun, IGB)
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Wo Flüsse, wie hier die Spree, noch Überschwemmungsgebiete aufweisen, werden Hochwasserwellen abgemildert. (Foto: Martin Pusch, IGB) in Flusslandschaften oft komplex und langwierig. Um die damit verbundenen Abstimmungs- und Planungsprozesse zu erleichtern, haben die Forschenden des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) zusammen mit zehn Partnern das neue Verfahren entwickelt und es in einem Handbuch zusammengefasst. Der River Ecosystem Service Index (RESI) bewertet die Auswirkungen von Maßnahmen auf die Ökosystemleistungen für den Menschen anhand allgemein verfügbarer Umweltdaten. Das Institut für Umweltplanung (IUP) der Leibniz Universität Hannover erarbeitete dabei eine Bewertungsmethode für die Bereitstellung kultureller Ökosystemleistungen. Dazu wurden vier kulturelle Ökosystemleistungen aus internationalen Klassifikationen selektiert und für Flusslandschaften modifiziert: Landschaftsbild, Natur- und Kulturerbe, Möglichkeiten für wasserbezogene Aktivitäten (zum Beispiel Freizeitangeln oder Bootfahren) sowie für nicht wasserbezogenen Aktivitäten in der Flusslandschaft (zum Beispiel Radfahren, Picknicken oder Naturbeobachtung in der Aue). Die Quantifizierung dieser kulturellen Ökosystemleistungen erfolgt über Indikatoren, die durch die Nutzung räumlicher Daten eine reproduzierbare Bewertung ermöglichen. In Kooperation mit dem Fachgebiet Landschaftsökonomie der Technischen Universität Berlin wurde zudem eine Befragung
services exist and are used by various sectors of society may significantly improve the performance of restoration measures to support water resource management and nature conservation in rivers and floodplains. The RESI (River Ecosystem Service Index) project supports this by quantifying the ecosystem services that are available and being used for various case studies in Germany. The RESI represents an innovative and cross-sectoral platform that enables an integrative assessment of development scenarios. Optimisation strategies derived from such assessments can provide important additional decision support in the management of river corridors.
Mehr Informationen auf der offiziellen Projekt-Website www.resi-project.info
julia thiele, prof. dr. christina von haaren, prof. dr. christian albert Forschung Projektabschluss Institut für Umweltplanung, Landschaftsplanung und Naturschutz Externe Projektpartner: Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Abteilung Ökosystemforschung, Berlin (Gesamtkoordination); Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH, Department Naturschutzforschung, Leipzig; Karlsruher Institut für Technologie, WWF-Aueninstitut Rastatt; Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Aueninstitut Neuburg; Technische Universität Berlin, Institut für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Fachgebiet Landschaftsökonomie; Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz; biota – Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH, Bützow; DHI-WASY GmbH, Berlin; entera – Umweltplanung & IT GbR, Hannover; ÖKON Gesellschaft für Landschaftsökologie, Gewässerbiologie und Umweltplanung mbH, Kallmünz
photovoltaikfreiflächenanlagen und lebensraumvernetzung
Randbereiche von Straßen und Schienenwegen können insbesondere in ausgeräumten Agrarlandschaften wichtige Funktionen zur Lebensraumvernetzung und zum Erhalt der Biodiversität erfüllen. Im Zuge der Energiewende werden zunehmend Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) entlang von Verkehrswegen errichtet, was die Bündelung technischer Infrastrukturen fördern soll. Dadurch entstehen potenziell Konflikte im Zusammenhang mit der Wiedervernetzung von Lebensräumen. Mit Blick auf Arten und Lebensgemeinschaften haben die Anlagen temporäre baubedingte sowie anlagenbedingte Wirkungen, abhängig von Solarmodulen, Einzäunung sowie Pflege und Bewirtschaftung der Anlagenfläche. So können Zäune Barrieren für Mittel- und Großsäuger darstellen und negative Wirkungen auf die Lebensraumvernetzung haben.1 Positive Auswirkungen auf die Tierwelt können unter anderem durch eine in der Regel erfolgende Landnutzungsänderung von Ackerland zu extensivem Grünland ausgehen. Die Anlagen können für verschiedene Arten als Trittstein dienen und somit zur Lebensraumvernetzung beitragen.2 Ziel des Vorhabens war es daher, die in Verbindung mit überörtlichen Verkehrswegen be- und entstehenden PV-FFA in Hinblick auf die Eignung als Vernetzungselement zu untersuchen und zudem mögliche Konflikte in Bezug auf die Erhaltung der Durchlässigkeit der Landschaft zu ermitteln. Um die räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen PV-FFA und umgebenden Habitaten zu analysieren, wurde eine Fang-Wiederfang-Studie zu Tagfaltern durchgeführt. Am Beispiel einer Anlage in Niedersachsen wurde untersucht, welches Artenspektrum von Tagfaltern die Betriebsflächen und angrenzende Habitate nutzt und welche Austauschbeziehungen zwischen den Flächen bestehen. Insgesamt zeigte die Studie, dass die extensiv genutzten Betriebsflächen für zahlreiche Tagfalterarten einen (Teil-)Lebensraum darstellen können, dessen Qualität maßgeblich von der Strukturvielfalt, dem Blütenangebot sowie der Anbindung an weitere Habitate abhängt.
Um den derzeitigen Ausbauzustand von PV-FFA an Autobahnen und Schienenwegen in Deutschland zu beziffern und Aussagen zum Landschaftskontext treffen zu können, wurden die Anlagen bundesweit auf der Grundlage von Orthofotos erfasst und hinsichtlich ihrer Lage innerhalb der Lebensraumnetze für Wälder, Großsäuger sowie trockene und feuchte Offenlandlebensräume bewertet. Die meisten Anlagen zeigten innerhalb einer Distanz von 1000 Metern Raumzusammenhänge mit funktional bedeutsamen Flächen der Lebensraumnetze. Um darüber hinaus die möglichen Auswirkungen auf die vorhandenen Lebensraumnetze beurteilen zu können, wurde die Durchdringbarkeit für Arten des Offenlandes analysiert. Diese Analyse erfolgte exemplarisch für 50 Anlagen an Autobahnen. Die funktionalen Auswirkungen der untersuchten Anlagen auf die vorhandenen Lebensraumnetze wurden mit einem GIS-Algorithmus abgebildet und einem Szenario ohne Anlagen gegenübergestellt. Insgesamt zeigte die Modellierung, dass PV-FFA einen positiven Beitrag für die Vernetzung von Offenlandarten leisten können. Basierend auf diesen Erkenntnissen über die räumliche Wirkung von PV-FFA wurden Empfehlungen erarbeitet, wie sich Aspekte der Lebensraumvernetzung bei der Planung und Gestaltung der Anlagen berücksichtigen lassen. Um eine Anwendung in der Praxis zu ermöglichen, wurde ein Prüfschema erarbeitet, das die räumliche Lage, die Anbindung an das Umfeld sowie die Gestaltung und das Management der Anlagen berücksichtigt. Die sich hieraus ergebenden Anforderungen liegen nun in Form von Qualitätsmerkmalen, Hinweisen zu möglichen Ausschlusskriterien sowie konkreten Gestaltungsbeispielen vor. Anhand der genannten Erkenntnisse wurde gezeigt, dass die Anlagen zwar räumliche Konfliktpotenziale aufweisen, jedoch bei sorgfältiger Planung als funktionale Ergänzung des Straßenbegleitgrüns insbesondere in ausgeräumten Agrarlandschaften wirken können.
photovoltaic power plants and habitat connectivity Photovoltaic power plants (PVPPs) along motorways and railways can lead to conflicts with existing habitat networks by causing barrier effects and
possible habitat losses. On the other hand, extensively managed PVPPs may also have positive impacts and serve as stepping stones for the migration of species. The objective of this study was to assess the positive and negative effects of PVPPs on habitat networks. Among other things, the results showed that most PVPPs are of good structural quality and can serve as a habitat for butterflies. The effects of PVPPs on habitat connectivity primarily depend on their management and their spatial extent within the habitat systems of the surrounding landscape. Finally, we developed recommendations for considering aspects of habitat connectivity in the planning and design process for PVPPs.
Photovoltaik-Freiflächenanlage bei Meuro in Sachsen-Anhalt
1 ARGE Monitoring PV-Anlagen: Leitfaden zur Berücksichtigung von Umweltbelangen bei der Planung von PV-Freiflächenanlagen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Hannover 2007 2 Herden, Christoph / Rassmus, Jörg / Gharadjedaghi, Bahram: Naturschutzfachliche Bewertungsmethoden von Freilandphotovoltaikanlagen. BfN-Skripten 247, Bonn 2009
katharina niemann, birte bredemeier, nana wix, dr. stefan rüter, prof. dr. michael reich Forschung Projektabschluss Institut für Umweltplanung, Naturschutz und Landschaftsökologie
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die kopie
Originalität und Authentizität sind in der Welt kulturellen Schaffens und im Zeitalter der Medialisierung zur Kernwährung des Architekten geworden. Kopien, Replikate, Nachahmungen – oder wie auch immer man es nennen mag – gelten dahingegen seit der Moderne als Anathema in westlichen Kulturkreisen. Kopien werden gemeinhin als minderwertig, unecht oder kitschig verstanden und sind rechtlich gesehen unter Umständen sogar illegal. Dabei ist das Kopieren ein wesentlicher Bestandteil kultureller Produktionstechniken und Grundlage unserer auf Serialität und Standards ausgerichteten Produktionsweisen. Die Frage nach einem neuen Verständnis von Kopie und Authentizität, die bereits Walter Benjamin 1936 in seinem Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ zu Beginn der modernen Massenproduktion behandelte, rückt durch die Digitalisierung und mit dem Verschwinden des Originals, wie es Jean Baudrillard bezeichnet, wieder in den Fokus kritischer Beobachtung. Aber nicht nur in den Kunst-, Kultur- und Rechtswissenschaften ist die Kopie ein Thema, sondern auch in der Architektur und im Städtebau gewinnt es heute wieder zunehmend an Bedeutung. Dies kann unter anderem als Reaktion auf die exzessiven Bemühungen um zwanghafte Originalität verstanden werden, die sich in der ständigen Forderung nach ikonischen Entwürfen und der Entstehung des Star-Architekten in den letzten Jahrzehnten widerspiegeln, aber auch daran, dass an anderer Stelle ganz unverhohlen und direkt kopiert und ganze Schlösser und mittelalterliche Innenstädte wieder nach Vorlage – mal mehr oder mal weniger genau – aufgebaut werden. Was westlichen Kritikern in China als kulturlose Disneyfication bezeichnen, gilt hierzulande als kritische Stadtrekonstruktion zum Zweck des allgemeinen Wohlbefindens und der Schließung geschichtlicher Wunden mit dem Anspruch, ernsthafte städtebauliche Praxis zu sein. In dem Spannungsfeld aus künstlerischem Anspruch, historischer Bezugnahme, Denkmalschutz und Urheberrecht nehmen der Begriff der Kopie und die mit ihm verknüpften Begriffe Authentizität und Originalität eine nicht immer eindeutige und bisweilen emotional aufgeladene und umstrittene Position ein.
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Daher haben wir uns mit dem Begriff der Kopie auseinandergesetzt und diesen als Ausgangspunkt für eine Reihe damit verknüpfter Themen, Meinungen und Strömungen in der Architektur und im Städtebau genommen. Dabei sollte die Vielschichtigkeit des Begriffs und seine kulturellen und methodischen Implikationen und Bedeutungen anhand von Texten aus den Kunst- und Kulturwissenschaften sowie anhand konkreter Bauvorhaben und Praktiken beleuchtet werden. Insbesondere die Rolle der Kopie für die Produktion von Architektur und Stadt wurde dabei immer wieder zur Sprache gebracht. Das Seminar hat zudem im Rahmen eines Stegreifentwurfs das Potenzial der Kopie als Entwurfsmethode getestet und kritisch betrachtet. Aufgabe: Die Fälschung Der bekannteste und „beste“ Campendonk ist kein Campendonk. Das Gemälde mit dem Titel Rotes Bild mit Pferden des deutsch-niederländischen Malers Heinrich Campendonk ist eine handfeste Fälschung, gemalt von dem deutschen Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi. Entdeckt worden war diese nicht wegen des Motivs selber, das von Kunstkennern als eines der besten Werke Campendonks beschrieben wurde, sondern weil bei einer Farbanalyse ein benutztes Titanweiß der mutmaßlichen Entstehungszeit des Gemäldes nicht zugeordnet werden konnte und dieses so als Produkt heutiger Zeit entlarvte. Beltracchi, der sonst immer seine Farben aus echten Pigmenten selbst anmischte, beging einen Fehler, als er aus Faulheit zum fertigen industriellen Titanweiß griff, anstatt dieses selbst zu mischen. Beltracchi, inzwischen der Fälschung überführt und verurteilt, sorgt immer noch für Meinungsstreitigkeiten, war sein Campendonk doch wirklich unglaublich gelungen, ja besser als alle anderen Werke des Meisters. Was uns diese kurze Anekdote vermitteln will, ist, dass zum einen Faulheit bestraft wird und zum anderen, dass Kopieren weit mehr als nur das stumpfe Nachahmen einer Vorlage ist. Es bedarf äußersten Geschicks sowie Wissens, Beobachtungsgabe und Fleiß, um eine Kopie zu erstellen, und diese kann ihr Vorbild weiterentwickeln und sogar übertreffen. Diese Einsicht nahmen wir zum Anlass, selbst zu kopieren
und dies mit der offenen Absicht, die Vorlage durch unseren eigenen Einfallsreichtum zu verbessern oder zumindest zu verändern. Hierzu bekam jeder eine Bild von einem Gebäude, das nur in Ausschnitten gezeigt wurde. Ausgehend von den vorhandenen Bildinformationen versuchten die Studierenden, die Entwurfslogik des gezeigten Bauwerks zu entschlüsseln, zu kopieren und zu erweitern.
the copy In western cultural production, copies are commonly viewed as inferior to their original. This notion is being increasingly challenged by global practices which blatantly copy originals. Such practices have spurred a heated discussion around the value of copying as a method of production, as well as around questions of authenticity and identity. In architecture, too, we are witnessing a re-evaluation of the original through reconstruction projects such as the Neues Schloss in Berlin and complete replicas of European cities in central China. This seminar discussed various theories and positions related to the wider cultural condition of the copy and its relevance within architectural discourse. Alongside the theoretical discussions, a small design project tested the potential of copying as a means of creative production – as opposed to simply condemning it as is common in architectural education.
Morgane Martin-Alonzo
Amelie Bimberg
Claudia Schmidt
prof. andreas quednau, leonhard clemens Lehre Institut für Entwerfen und Städtebau, Städtebauliches Entwerfen
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archcityland future lab
Wir bilden für die Zukunft aus, wissen jedoch nicht, wie diese aussehen wird. Auch das Thema Zukunft an sich kommt in der Ausbildung zu kurz. Wir sehen in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen, dass große Veränderungen anstehen. Wie sollen wir damit umgehen? Welche Strategien helfen? Sind die Denkweisen, die wir bisher genutzt haben, noch tauglich für die Zukunft? Wie sollten wir in der Lehre darauf reagieren? Das Thema Zukunft ist Inhalt und Strategie zugleich. Wir haben mit Studierenden versucht herauszufinden, wie die Zukunft aussehen könnte und dabei neue Lehrstrategien angewendet. Unser Ansatz war nicht, nur auf Experten zu hören, sondern erst einmal zu erfahren, welche Themen die Studierenden umtreiben: Wie, denken sie, wird die Zukunft sein? Unser Fokus richtete sich auf die Architektur. Wir haben dennoch gesehen, dass Klimawandel, die gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung und weitere ökologische und politische Themen die Studierenden stark beschäftigen und in den Diskurs einbezogen werden mussten. Wir haben aus diesem Kurs viel gelernt. Die Erkenntnisse mögen vielleicht simpel klingen, aber nachdem, was wir in der Evaluation zurückgespiegelt bekommen haben, fehlt es im Studium oft genau an diesen einfachen Dingen: • Es macht Spaß, mit Studierenden zu diskutieren. Viele Studierende mussten nicht erst in diesem Se minar zu „Experten“ werden, um wichtige Themen fundiert erörtern zu können. Es gab einen intrinsi schen Bedarf nach Austausch und Diskussion. Was jedoch fehlt – und das haben wir mehrfach gespie gelt bekommen –, ist die Möglichkeit des offenen Austauschs zu unterschiedlichen Themen. • Wir haben gelernt, uns zurückzuhalten, zuzuhören und zu lernen. Es war wichtig, den Rahmen flexibel zu gestalten und dennoch mit Aufgaben und unter schiedlichen Kommunikationsformen die zielgerich tete Diskussion in Gang zu halten. • Für spannende Diskussionen braucht es eine offene Atmosphäre ohne Druck. Unterschiedliche Szena rien, ob utopisch, real oder dystopisch, wurden kon trovers diskutiert. Diese Offenheit ist vielleicht bei
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einem Thema wie Zukunft einfacher, da wir alle nicht wissen, wie diese sich entwickeln wird. • Wir müssen das kritische Denken mehr fördern. • Wir haben gelernt, dass immer wieder darüber disku tiert wurde, was man jetzt tun und verändern müsse, damit Ignoranz und Gleichmut nicht die Geschicke der Zukunft bestimmen und die reale Zukunft, nicht die Utopie, zur Dystopie wird. Der Weg war von Anfang an das Ziel, er stand dabei niemals fest. Mit Voranschreiten des Kurses haben wir den Weg angepasst. Wir wollten den Rahmen bieten, in dem es den Studierenden mithilfe unterschiedlichster Szenarien und Interaktionsformaten möglich ist, sich über die Zukunft auszutauschen. Vorausgesetzt wurde das Verifizieren von Informationen, aktive und engagierte Mitarbeit und die Freude an kreativem, evolutionärem Denken. Die Abgabeleistung war eine Dokumentation über den Prozess und ein Bild der jeweiligen eigenen Zukunftsvision. Wir betrachten das Seminar als geglücktes Experiment, bei dem wir viel gelernt haben, vor allem von den Studierenden. Die Tatsache, dass unsere Professur zurzeit unbesetzt ist, hat uns noch mehr ermutigt, dieses Experiment zu wagen.
archcityland future lab This seminar was taught in the winter semester and dealt with the main topics and issues we foresee for the future, with a special focus on architecture. Over the course of the seminar we had to adapt and rearrange the structure of the course to meet the needs of the students. We were overwhelmed by the engagement and passion the students brought to the course. As the topics of culture and society became more important in discussions of the overall future, we had to give them more space – which the students appreciated. As such, the course was not only about the future and about new ways of teaching, but also about listening and learning from the students. The journey became the reward for all of us. This was only possible by not requiring a specific output as a goal. Ultimately, participants in the seminar produced a documentation of the process and a personal vision for the future. This successful experiment was beneficial and left us all enriched.
„Geteilte Stadt“ von Claudia Schmidt
„Megalomania“ von Elvin Demiri
20 studierende, valentina forsch, peter haslinger Lehre Institut für Entwerfen und Gebäudelehre, Entwerfen und Architekturtheorie
summer school im rahmen der daadhochschulpartnerschaft in athen
Vom 24. bis 29. Juni 2018 fand in Athen die Summer School zum Thema „Resilienz und sozioökonomische Folgen der Krise“ statt. Die Summer School ist Teil des vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Projekts „HeKriS – Challenges of Resilience in European Cities“ und damit eine der Säulen gemeinsamer Bildungsund Forschungsaktivitäten der Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz Universität Hannover (LUH) und der Hochschule für Architektur der Nationalen Technischen Universität Athen (NTUA). Während der Summer School analysierten die Teilnehmenden sozio-ökonomische Aspekte im lebendigsten und kontrastreichsten Stadtteil Athens, Exarcheia. Entwickelt wurden Planungsstrategien und -konzepte zu folgenden fünf Themen: • verlassene Gebäude • bezahlbares Wohnen • Obdachlosigkeit • lokale Lebensmittelproduktion • temporäre Interventionen Es wurde nach Lösungen gesucht, mit denen sich die sozialen und die wirtschaftlichen Auswirkungen von Krisen in der Athener Nachbarschaft minimieren und effizient lösen lassen. Während der Summer School arbeiteten zehn Masterstudierende der LUH (Studiengänge M. Sc. Umweltplanung und European Master in Territorial Developement) und zehn Studierende der NTUA (Studiengang Architektur) in fünf interdisziplinären und internationalen Gruppen zusammen, um detaillierte Analysen und Konzepte für die oben genannten Herausforderungen zu entwickeln. Exkursionen und mehrere Keynotes von internationalen Fachleuten fanden begleitend statt. Die Vorträge hielten Zoe Hatziyannaki, eine griechische Künstlerin, die ihre Installation in einem zuvor besetzten verlassenen Gebäude in Exarcheia präsentierte, und Dr. Simone Tulumello, ein italienischer Dozent der Universität Lissabon in Portugal, der sich mit dem
Thema „Fighting ‚Post-Austerity Austerityʻ. From the Housing Crisis to the Right to the City in Post-Crisis Lisbon“ beschäftigt. Darüber hinaus hielt Prof. Thanos Pagonis von der NTUA einen Vortrag zum Thema „Development of Athens and Urban Resilience“, während Prof. Maria Stratigaki, Vizebürgermeisterin von Athen für soziale Solidarität und Gleichberechtigung, Wege aufzeigte, wie die Stadt Athen mit Herausforderungen der sozialen Integration umgeht. Die Summer School endete mit Vorträgen von Constantina Theodorou von der Initiative Co-Hab Athens über „Challenges and Possibilities of Introducing Collective Ownership Patterns in Athens“ sowie von Dr. Riccardo Guidi von der Universität Pisa in Italien mit seinem Input zu „Everyday Mobilizations in the Age of (Permanent) Austerity. Framing, Exploring and Questioning Southern European Experiences Between Resistance and Resilience“. Darüber hinaus präsentierte die Initiative des Athener Stadtrats „100 Resilient Cities Athens“ ihre Arbeit in der Stadt. Die DAAD-Partnerschaft wurde im September 2018 fortgesetzt mit einer Exkursion der NTUA-Studierenden nach Hannover und einer Exkursion der Studierenden der LUH nach Athen. Im Sommer 2019 fand die Summer School zum Thema „Urban Governance Resilience“ in Hannover statt.
Dr. Simone Tulumello bei seinem Vortrag (Foto: Lena Greinke)
Teilnehmende der Summer School 2018 (Foto: Laura Choconta)
summer school in athens 2018 In June 2018, the students’ Summer School – with “Resilience and socio-economic consequences of the crisis” as their topic – took place in Athens. The Summer School is part of the project HeKriS – Challenges of resilience in European cities funded by the German Academic Exchange Service (DAAD). The programme for the event was primarily focused on participants’ work, but also included field visits and several keynotes from international researchers. prof. dr. frank othengrafen, lena greinke, filip śnieg Lehre Institut für Umweltplanung, Landesplanung und Raumforschung, vor allem Regional Governance; Hochschule für Architektur der Nationalen Technischen Universität Athen (NTUA)
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faculty news
neuberufungen und verabschiedungen
besondere auszeichnungen
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> SEITE 176
ausstellungen
habilitationen
dissertationen
> SEITE 177
> SEITE 178
> SEITE 179
neue mitgliedschaften
gäste und vorträge
> SEITE 179
> SEITE 179
internationale kontakte und gastaufenthalte > SEITE 180
exkursionen > SEITE 181
neue forschungsprojekte
publikationen > SEITE 185
> SEITE 184
symposien und workshops
kooperationen
verschiedenes
> SEITE 187
> SEITE 189
> SEITE 189
Masterarbeit „Der Leader-Ansatz in Niedersachsen als Beitrag zur langfristigen Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen“, betreut von Prof. Dr. Danielzyk und PD Dr. Sylvia Herrmann (beide IUP). Den vorzeitige pensionierung – prof. dr. 2. Platz erzielte Lukas Merkel mit der Masterarbeit „ZeitRaum. Landschaftsarchitektur und Infrastruktur. barbara zibell verlässt die fakultät zum Gestaltungsmöglichkeiten von Infrastrukturen aus 31. märz 2019 Zum Ende des Wintersemesters dem Blickwinkel der Landschaftsarchitektur am Unter2018 / 19 hat sich Prof. Dr. Barbara Zibell in den sogesuchungsbeispiel des Nord-Ostsee-Kanals“, betreut von nannten Ruhestand verabschiedet. Die von ihr vertreProf. Katja Benfer (ILA) und Kendra Busche (IF). tene und 1996 erstmals besetzte Professur für ArchiAnerkennungen erhielten Elena Rautland für ihre tektursoziologie und Frauenforschung, inzwischen Masterarbeit „Leerstände in Hohenhameln-Harber. Architektur- und Planungssoziologie, wurde aufgrund Potential- und Bedarfsanalyse – ein Beitrag zur Dorfvon Einsparungen im Zuge des sogenannten Hochentwicklung“, betreut von Dr. Roswitha Kirsch-Stracke schuloptimierungskonzepts (HOK) bereits 2003 wieund Dr. Linda Lange (beide IUP), Marie Kickhöfel für der gestrichen. Daher wird es nun keine Nachbesetzung ihre Masterarbeit „LuxusLandLeben. Eine Zukunftsgeben. Die Abteilung für Planungs- und Architekturidee für Coppenbrügge“, betreut von Prof. Dr. Barbara soziologie (PA_soz) wird – solange die PrüfungsordZibell (IGT) und Prof. Jörg Schröder (IES), sowie das nung noch entsprechende Pflichtmodule aufweist – Masterprojekt „Corporate Volunteering in ländlichen auf Sparflamme, derzeit mit Dr. Lidewij Tummers und Räumen. Wie können sich Unternehmen und deren Lisa Kietzke, weitergeführt und voraussichtlich 2020 Beschäftigte im Landkreis Diepholz engagieren?“, ergeschlossen. arbeitet von Josephine Bollwahn, Kathleen Dahmen, [IGT – Planungs- und Architektursoziologie] Franziska Kreutzer, Laura Lodolo, Imke Ortgies, Jan Pusch, Maike Senne, Beatrice Wangler und Mathis prof. dr. albert schmid-kirsch Mit seiner AbZüchner und betreut von Lena Greinke (IUP). schiedsvorlesung „Blick zurück nach vorn“ hat sich Download aller ausgezeichneten Arbeiten unter: Prof. Dr.-Ing. Albert Schmid-Kirsch am 17. April 2018 www.archland.uni-hannover.de / d e / a ktivitaeten / von der Fakultät verabschiedet. Albert Schmid-Kirsch meldungen / m eldungen-detailansicht / n ews / f uenfhat 61 Semester den Lehrstuhl für Architekturdarstelauszeichnungen-beim-alr-hochschulpreis lung geführt und die Abteilung AIDA am Institut für [Fakultät] Gestaltung und Darstellung mitgegründet. [IGD – Architekturinformatik und Darstellung]
neuberufungen und verabschiedungen
lavespreis 2018 Die Leibniz Universität Hannover war in diesem Jahr der große Gewinner – es gingen alle drei Preise sowie neun Anerkennungen der Lavesstifung an Studierende unserer Fakultät. Den 1. Preis für den Entwurf eines Hochhauses in Mailand erhielten Charlotte Schwartz und Rebekka Wandt. Diese Arbeit wurde herausgegeben und betreut von Prof. Michael Schumacher. [IEK – Baukonstruktion und Entwerfen]
besondere auszeichnungen alr-hochschulpreis 2018 – fünf auszeichnungen für studierende der fakultät Die Niedersächsische Akademie Ländlicher Raum e. V. (ALR) verlieh am 26. November 2018 drei Preise und fünf Anerkennungen. Vier der ausgezeichneten Arbeiten entstanden in der hiesigen Fachgruppe Landschaft, eine kommt aus der Fachgruppe Architektur. Den 1. Preis erreichte Laura Charline Bulat mit ihrer
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Laura-Charline Bulat erreichte den 1. Preis, Lukas Merkel den 2. Preis (5. u. 4. v. l.), hier mit den Jurymitgliedern. (Foto: Julian Busch)
Charlotte Schwartz und Rebekka Wandt erreichten den 1. Preis der Lavesstiftung: Entwurf eines neuen Hochhaustyps zum Wohnen und Arbeiten in Mailand
aiv-schinkel-wettbewerb 2019 Die Erweiterung der Amerika-Gedenkbibliothek als Ort für die Zusammenführung der Zentral- und Landesbibliothek Berlin unter einem Dach war in diesem Jahr Aufgabe des AIV-Schinkel-Wettbewerbs. Mit der Gestaltung der neuen ZLB setzten sich 115 Arbeiten der Fachsparte Architektur auseinander. Der 3. Preis ging an Johannes Hertell mit seiner Bachelorthesis „Open Common“ von der Leibniz Universität Hannover, Fakultät für Architektur und Landschaft. Betreut wurde die Arbeit durch das IES, Abteilung Entwerfen und Städtebau, Prof. Andreas Quednau. Die Jury lobte: „Mit geradezu poetischen Bildern einer anderen, zarten Bibliothek wird eine neue Maßstäblichkeit für eine öffentliche Bibliothek der Stadtgesellschaft erzeugt. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem niederschwelligen Programm dieser Bibliothek entstehen inhaltliche Erweiterungen und Bibliotheksbausteine, die individuell auf die Anforderungen von Stadt und Kiez antworten.“ [IES – Städtebauliches Entwerfen]
aus organischen Abfallstoffen aus Peru und das Projekt FireKitchen in São Paulo – werden im Buch Food Interactions dargestellt. Weitere Informationen zum Projekt finden sich auf der Internetseite www.creativefoodcycles.org. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
johannes-göderitz-wettbewerb 2018 Den 1. Preis beim Johannes-Göderitz-Wettbewerb 2018 „CoLiving Campus Braunschweig“ gewannen Beatrix Felix und Leon Schreiber von der Leibniz Universität Hannover mit ihrem Beitrag „Quartier Nordost“. Die Arbeit wurde durch Vertr. Prof. Carl Herwarth von Bittenfeld und Dr. Joachim Rosenberger (IES, Abteilung Stadt- und Raumentwicklung) betreut. An dem mit 3000 Euro dotierten städtebaulichen Ideenwettbewerb nahmen neben Studierenden der Leibniz Universität Hannover auch Studierende der TU Braunschweig, der TU Dresden, der HCU Hamburg und der TU Kaiserslautern teil. [IES – Stadt- und Raumentwicklung]
2. platz beim uvp-studienpreis für marko UVP-Kongresses in krause Im Rahmen des 14. Goslar wurde am 27. September 2018 Marco Krause ausgezeichnet, der mit seiner Masterarbeit „Höchstspannung unter Straße und Schiene. Zur möglichen Bündelung von Projekten des Bundesverkehrswegeplans 2030 und des Bundesbedarfsplans Strom 2015“ den 2. Platz erzielte. Er wurde am IUP betreut von Dr. Frank Scholles und Dr. Marie Hanusch. Mit dem UVP-Studienpreis zeichnet die UVP-Gesellschaft alle zwei Jahre NachwuchswissenschaftlerInnen aus, die herausragende Abschlussarbeiten und Doktorarbeiten im Themenfeld der planerischen Umweltvorsorge verfasst haben. [IUP – Raumordnung und Regionalentwicklung]
„wilde mulde“ ist projekt der un-dekade biologische vielfalt Das Flussauenprojekt „Wilde Mulde. Revitalisierung einer Flusslandschaft in Mitteldeutschland“ wurde am 29. November 2018 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet, da es sich für den Erhalt der Biodiversität besonders stark macht. Ziel des seit Ende 2015 laufenden Vorhabens ist es, einen Flussabschnitt der Mulde und ihrer Auen wissenschaftlich begleitet zu revitalisieren. Das IUP ist eine von vier beteiligten Forschungseinrichtungen. Der WWF Deutschland verantwortet die Gesamtkoordination des Projekts und setzt die Revitalisierungsmaßnahmen um. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
food interactions – open call des eu-projekts creative food cycles Für den internati-
ausstellungen
onale Open Call „Food Interactions“ im Januar 2019 gingen Einreichungen aus mehreren europäischen Ländern sowie Japan, den USA und Brasilien ein. Dieser Wettbewerb für gute Beispiele realisierter Projekte, die neue Ideen zu Nahrungskreisläufen mit Konvivialität, Kreativität und Stadt verbinden, wurde im Rahmen des neuen Forschungsprojekts „Creative Food Cycles“ organisiert. Die ausgewählten Projekte – unter anderem ein Photobioreaktor für Alaska, Kaffeeverpackung
ernst-schulze-forum in celle Die Ernst-
Lageplan Quartier Nordost
Schulze-Gesellschaft feierte am 2. Februar 2019 die Eröffnung der Ausstellung von architektonischen Entwürfen für ein Ernst-Schulze-Forum in Celle, die Studierende am IEG unter der Leitung von Prof. Zvonko Turkali erarbeitet haben. Zwölf ausgewählte Entwürfe wurden anhand von Zeichnungen und Modellen in verschiedenen Maßstabsebenen präsentiert. Am 14. Februar 2019 erläuterte Dr. Jens Broszeit im Rahmen
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einer Podiumsdiskussion die studentischen Arbeiten vor Vertretern der Ernst-Schulze-Gesellschaft sowie Mitgliedern weiterer Kunst-und Kulturvereine aus Celle. Die Veranstaltungen fanden im Otto-Haesler-Haus, Galerie Dr. Jochim, Magnusstraße 5 in Celle statt. [IEG – Baukunst]
die letzte reise – hospiz uckermark Am 13. Februar 2019 war der Andrang im Ratssaal Angermünde besonders groß: Architekturstudierende präsentierten zwölf Entwürfe für das erste stationäre Hospiz in der Uckermark. Redebeiträge des Bürgermeisters Frederik Bewer, des Palliativmediziners und Initiators Dr. Moritz Peill-Meininghaus sowie des wissenschaftlichen Mitarbeiters Peter Haslinger eröffneten die Veranstaltung. Die rege Teilnahme und diverse Rückfragen des Publikums verdeutlichten das große Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Tod und die Notwendigkeit eines pflegerisch, therapeutisch und ärztlich begleiteten Lebens- und Sterbeorts für schwerkranke Menschen in der Region. [IEG – Entwerfen und Architekturtheorie]
neuer mensch, neue wohnung – ausstellung im dam frankfurt In der Ausstellung Neuer Mensch, Neue Wohnung. Die Bauten des Neuen Frankfurt 1925–1933 präsentierte das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt/Main großformatige Architekturmodelle, die am IEG, Prof. Zvonko Turkali, im Rahmen des Gebäudelehreseminars von Dr. Jens Broszeit von Studierenden angefertigt wurden. Kurator der Ausstellung war Dr. Wolfgang Voigt, Co-Kuratorin war Dr. Dorothea Deschermeier. Die Ausstellung wurde vom 23. März bis 18. August 2019 gezeigt. [IEG – Baukunst]
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habilitationen urban connectors – urbane bausteine für peine Die Ausstellung im Ratssaal von Peine zeigte im Dezember 2018 Studienarbeiten, die sich mit neuen Formen des Wohnens und Arbeitens im Kontext der sich wandelnden Gesellschafts- und Lebensmodelle in der Digitalisierung auseinandersetzen. Das Studienprojekt „Urban Connectors“ in Kooperation mit der Stadt Peine und mit Peine Marketing zielte auf urbane Visionen für die Innenstadt. Diese stellen für die Zentren mittelgroßer Städte ein wichtiges Zukunftsfeld dar: Einerseits fordert der Strukturwandel von Läden und öffentlichen Einrichtungen zu neuen Nutzungen auf, andererseits rückt die Nachfrage nach Raum zum Wohnen und Arbeiten metropolitane Netzwerke neu in den Vordergrund. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
dr. christian albert 24. Oktober 2018: „Landschaftsfunktionen erfassen und bewerten. Theorie und Methoden am Beispiel des Landschaftsbildes und der Erholung“ lautete der Titel des Vortrags, mit dem Dr. Christian Albert, seit drei Jahren Juniorprofessor für Landschaftsplanung und Ökosystemleistungen am IUP, am 24. Oktober 2018 seine Habilitation abschloss. In seiner Habilitationsschrift behandelte er „Integrating Ecosystem Services in Landscape Planning. Options, Implications, and Recommendations (Ökosystemleistungen in die Landschaftsplanung integrieren. Optionen, Implikationen und Empfehlungen)“. Prof. Dr. Christian Albert hat nun die Lehrbefugnis für Landschaftsplanung und Ökosystemleistungen. [IUP – Landschaftspflege und Naturschutz]
dissertationen yara cristina labronici baiardi 8. Mai 2018: Node of Transport and Place. Dilemmas, Challenges, and Potentialities Towards the Development of a Mobility Urban Hub [Schröder, IES / Benatti Alvim, Mackenzie Presbyterian University São Paulo]
sarah schreiner 16. Mai 2018: Ko-produktive Stadt. Standorte und Kooperationen kreativer Kleinstunternehmen als Handlungsfeld für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung in Hamburg [Othengrafen, IUP / Danielzyk, IUP]
carsten ludowig 19. Juli 2018: Einfluss horizontaler Barrieren auf die Vermeidung von Maulwurfshügeln in Rasenflächen [Lösken, ILA / Reich, IUP]
sarah daniela schomers 12. Dezember 2018: Intermediaries Within the Governance Structure of Payment for Ecosystem Services. Cost-Effectiveness and Environmental Effectiveness from an Institutional Economic Perspective [Matzdorf, IUP / Müller, Humboldt-Universität zu Berlin]
neue mitgliedschaften prof. dr. rainer danielzyk zum vorsitzenden des beirats für raumentwicklung gewählt Der Beirat für Raumentwicklung beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat hat im Juni 2018 seinen neuen Vorsitzenden gewählt: Dr. Rainer Danielzyk, Professor für Raumordnung und Regionalentwicklung am IUP und Generalsekretär der Akademie für Raumforschung und Landesplanung – Leibniz Forum für Raumwissenschaften. Der aus ca. 30 nationalen und internationalen Fachleuten der Raumwissenschaften und Raumplanungspraxis bestehende Beirat berät gemäß § 23 ROG das zuständige Bundes-
ministerium in allen grundsätzlichen und aktuellen Fragen der Raumentwicklung. Er wird jeweils für eine Legislaturperiode des Bundestags berufen. [IUP – Raumordnung und Regionalentwicklung]
gäste und vorträge vorträge im rahmen der vortragsreihe „dienstags um 6“ im sommersemester 2018 albert schmid-kirsch (Abschiedsvorlesung: Blick zurück nach vorn. 61 Semester Architekturdarstellung frank barkow (Barkow Leibinger, Berlin / New York): Design Performance tom avermaete (TU Delft): Constructing the Commons. Another Approach to the Architecture of the City beni reuven levy (School of Architecture, Ariel University, Israel): About Louis I. Kahn. From Silence to Light – From Light to Silence thomas meyer-wieser (Thomas Meyer Architekten, Feldmeilen): Suche nach nationaler Identität. Iranische Architektur von den Safawiden zur Iranischen Revolution caroline oʼdonnell (CODA – Cornell University, USA): Werewolf. Architecture of Change francis aish (Foster + Partners, London): The Solid and the Ether. Digital Design of Airports and Beyond impulse für den städtebau Podiumsgespräch: Friedrich Spengelin. Lehre und Praxis
gregor sunder-plassmann (Sunder-Plassmann Architekten, Kappeln / Berlin / Hamburg): Vom behutsamen Weiterbauen andrea schmidt (Grafikdesignerin und Verlegerin, Verlagshaus Berlin): Die fragile Schönheit des Digitalen. Über Buchgestaltung in Zeiten des digitalen Wandels jung & schön Die Vortragsreihe der Fachschaft Architektur lädt seit dem Sommersemester 2018 Architekturbüros dazu ein, ihre Arbeitsweise und ihren Entwurfsprozess anhand ihrer Projekte vorzustellen. Die Auswahl der Büros erfolgt besonders hinsichtlich studentischer Interessen. Mittwochs um 17 Uhr fanden die 47-minütigen Vorträge in den Räumlichkeiten der Fachschaft statt, anschließend wurden in einer offenen Diskussionsrunde Fragen beantwortet. Seitdem konnten wir FAKT, June14, CLAB und AMUNT im Sommer sowie studioeuropa, TAB und lenschow & pihlmann im Winter bei uns begrüßen. Die Vorträge wurden aufgezeichnet und mit einem Kurzinterview auf dem YouTube-Kanal „archifachschaft Hannover“ veröffentlicht. [Fachschaft Architektur]
vorträge im rahmen der vortragsreihe „dienstags um 6“ im wintersemester 2018 / 19 swiss brutalism in hannover-herrenhausen Kolloquium und Podiumsgespräch: Das Fakultätsgebäude ArchLand von Ernst Zietzschmann
tim heide (Heide & von Beckerath, Berlin): Objekt, Struktur, Identität
nikolaus hirsch (Architekt, Frankfurt am Main): Corps Exquisite
Madeo Fiorini und Nicola Bedin von CLAB bei Jung & Schön
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Fachgruppen Architektur und Landschaft von ihrem Berufseinstieg: Christoph Borchers (CAD & Planungsbüro, Hannover), Yuliyana Dimitrova (Hübotter + Stürken + Dimitrova, Hannover), Eberhard Irion (Internationale StadtteilGärten Hannover e.V.), Sanna Richter (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Berlin), Katja Risthaus (club L94 Landschaftsarchitekten, Köln), Janine Sybertz (Leibniz Universität Hannover / Bosch & Partner, Hannover). Veranstalterinnen di6 waren die dezentralen Gleichstellungsbeauftragten. „Erstlingswerke“ wurde moderiert von Lisa Kietzke (IGT) und Dr. Roswitha Kirsch-Stracke (IUP). BerufskarrierenGleichstellungsbeauftragte Ehemaliger der Fakultät | 11.12.2018 | 18 /Uhr [Dezentrale der FAL Herrenhäuser Str. 8 | C050 gender_archland] VORLESUNGSREIHE
Leibniz Universität Hannover A r ch i t e kt u r u n d L a n d sch a f t H e r r e n h ä u se r S t r a sse 8
ERSTLINGSWERKE
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club L94 Landschaftsarchitekten GmbH
Dipl.-Ing. Katja Risthaus
Bosch & Partner
Dipl.-Ing. Janine Sybertz
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin
Dipl.-Ing. Sanna Richter
Internationale StadtteilGärten Hannover e.V.
Dipl.-Ing. Eberhard Irion
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CAD & Planungsbüro Christoph Borchers
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Dipl.-Ing. Christoph Borchers
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Hübotter+Stürken+Dimitrova, Architektur & Stadtplanung
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Prof. Dr. Valentina Orioli war im Februar 2019 Gastkritikerin für die Präsentation und Diskussion des Projekts Lang „City Makers“ und des Entwurfs Stadt „Emilia“, die sich mit aktuellen Fragen und Methoden des Städtebaus und metropolitaner Entwicklung beschäftigten. Valentina Orioli ist als Stadtbaurätin zuständig für Stadtplanung, städtische Immobilien, Umwelt und das historische Zentrum Bolognas. Außerdem ist sie Professorin für Stadtplanung am Department für Architektur der Universität Bologna, mit dem die Fakultät für Architektur und Landschaft der LUH eine Erasmus+-Kooperation unterhält. Mit EU-Mitteln wurde auch die Dozentenmobilität für den Workshop in Bologna im November 2018 gefördert. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
Dipl.-Ing. Yuliyana Dimitrova
valentina
studium – und dann? eine veranstaltung zur berufsorientierung „Ich will ins Pla-
erstlingswerke – berufskarrieren ehemaliger der fakultät Zum zweiten Mal berichteten am 11. Dezember 2018 jeweils drei Alumni der beiden
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nungsbüro!“, unter diesem Motto stand die diesjährige Veranstaltung „Studium – und dann?“ am 16. Mai 2018. Das Praktikantenamt der Fachgruppe Landschaft hatte Büroinhaberinnen und Büroinhaber, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einen Werkstudenten aus drei Planungsbüros der Region eingeladen: nsp christoph schonhoff, Gruppe Freiraumplanug und GrünPlan Landschaftsarchitekten. Sie berichteten von ihren Erfahrungen und äußerten ihre Erwartungen an neue Kolleginnen und Kollegen. Fachliche Neugierde,
die Lust am Lernen sowie Kommunikationsfähigkeit wurden dabei besonders hervorgehoben. [Praktikantenamt der Fachgruppe Landschaft]
internationale kontakte und gastaufenthalte tanja mölders an der leuphana universität lüneburg – vertretung der professur für umweltplanung Von Oktober 2018 bis September 2019 vertrat die Maria-Goeppert-MayerTanJuniorprofessorin für Raum und Gender, Dr. ja Mölders, die Professur für Umweltplanung an der Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Nachhaltigkeitssteuerung (INSUGO). Ihr laufendes Forschungsvorhaben zum Thema „Caring for Natures? Geschlechterperspektiven auf (Vor)Sorge im Umgang mit ‚Natur / enʻ“, das im Rahmen des Programms „Geschlecht – Macht – Wissen“ durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert wird, verblieb an der LUH. Im Anschluss an den Gastaufenthalt in Lüneburg hat Prof. Mölders ihre Juniorprofessur in Hannover wieder aufgenommen. [gender_archland]
forschungskooperationen mit dem technion in haifa, israel Prof. Dr. Christina von Haaren verbrachte von März bis Juli 2018 ein Forschungssemester am Technion Haifa. Dort kooperierte sie mit Prof. Rachele Alterman im Rahmen des BMBF-Projekts „ViWA Virtuelle Wasser Werte“. Außerdem verfassten die beiden Wissenschaftlerinnen gemeinsam ein Kapitel für das 2019 erscheinende englischsprachige Lehrbuch zur Landschaftsplanung. Während ihres Forschungsaufenthalts hielt Prof. von Haaren sechs Vorträge zu Themen der Ökosystemservice-Forschung und der Umweltplanung an verschiedenen Instituten in Israel sowie in Beirut, Libanon. Aus dem Forschungsaufenthalt resultierte ein Besuch von Prof. Dr. Assaf Schwartz (Technion Haifa) im November 2018 in Hannover. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
exkursionen der deutschen und griechischen hekris-partner Im Rahmen der deutsch-griechischen DAAD-Lehr- und Forschungspartnerschaft „Herausforderung Krisenfestigkeit europäischer Städte (HeKriS)“ kamen 22 Studierende der Athens School of Architecture – National Technical University of Athens (NTUA) vom 10. bis 15. September 2018 nach Deutschland. Sie wurden begleitet von Prof. Konstaninos Serraos und Prof. Evangelos Asprogerakas. Ziel ihrer Exkursion waren Düsseldorf und die Metropolregion Ruhr. Anschließend reisten vom 23. bis 28. September 15 Hannoveraner Studierende der Landschaftsarchitektur und Umweltplanung nach Athen, begleitet von Prof. Dr. Rainer Danielzyk und Filip Śnieg. Weitere Infos: www.resilient-cities.eu. [IUP – Raumordnung und Regionalentwicklung]
Hannover und Dr. Eric Thomas aus Tours teil. Die Themen bezogen sich auf alle Planungsebenen und reichten von der Landesentwicklungsplanung und dem Hochwasserrisikomanagement bis zur Sanierung des Holländischen Viertels in Potsdam. [IUP – Raumordnung und Regionalentwicklung]
Teilnehmende vor der Markthal in Rotterdam von MVRDV
Auf den Weinbergterrassen von Schloss Sanssouci (Foto: Josefine Reitmann)
exkursionen rotterdam Im Rahmen des Entwurfs „Eine TherGespanntes Zuhören bei der City Tour durch Athen (Foto: Anna-Lena Brede)
deutsch-französisches planungsseminar – raum- und umweltplanung in der region havelland-fläming und in potsdam Das deutsch-französische Planungsseminar, gefördert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, dient alljährlich dem Austausch zwischen der Raum- und Umweltplanungsabteilung der Ingenieurschule der Universität Tours und dem Institut für Umweltplanung der LUH. Die Seminare finden abwechselnd in einer deutschen und einer französischen Region statt, so 2018 vom 7. bis 13. Oktober. Es nahmen 38 Studierende sowie als Lehrende Dr. Frank Scholles und Magrit Putschky aus
me in Rotterdam“ reisten Studierende und Lehrende in die größte europäische Hafenstadt und entdeckten den Mut zu ungewöhnlicher zeitgenössischer Architektur. Im Vordergrund stand die Besichtigung des Grundstücks: ein prominenter, innerstädtischer Ort an der Uferkante der Maas, der derzeit einen gläsernen Kuppelbau mit dem Namen Tropicana beherbergt und als ehemaliges Badeparadies mittlerweile der regionalen Speisepilzzucht dient. Höhepunkte waren die Übernachtung im Kubushaus von Piet Blom, Einblicke in die Kunsthal von Rem Koolhaas und die Markthal von MVRDV. Abgerundet wurde das Programm durch den Bürobesuch bei Cityförster unter Leitung von Martin Sobota. [IEG – Entwerfen und Architekturtheorie]
berlin Mit Studierenden des 2. Semesters haben sich Lehrende der Abteilung Entwerfen und Architekturtheorie in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Architektur in Berlin gestürzt. Fokus war der Wohnungsbau im ungeteilten und geteilten Berlin im Wandel der Zeit. Dies hat einen Blick auf den Einfluss von Weltanschauung, Politik sowie gesellschaftlichen und sozialen Aspekten eröffnet. Referate zu unterschiedlichen Themen gaben vor Ort einen tieferen Einblick in Entwicklungen aller Art und führten zu spannenden Diskussionen zur historischen Rekonstruktion. Höhepunkte bildeten das visionäre Kreativdorf Holzmarkt am Berliner Spreeufer sowie die soziale und ökologische urbane Landwirtschaft Prinzessinnengärten am Moritzplatz. [IEG – Entwerfen und Architekturtheorie]
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uckermark Inmitten der reizvollen Hügellandschaft der dünn besiedelten Uckermark entdeckten die Teilnehmenden im Nordosten Brandenburgs herausragende Beispiele zeitgenössischer Architektur. Besondere Höhepunkte stellten die Besichtigungen der ungewöhnlichen Ferienhäuser Das schwarze Haus und Pavillon von Thomas Kröger Architekten dar, die eine kritische Diskussion über angemessenes Bauen im ländlichen Raum entfachten. Abgerundet wurde das Programm durch die Begehung des Grundstücks für das Projekt „Die letzte Reise“ und die Begegnung mit Dr. Moritz Peill-Meininghaus, Palliativmediziner und Initiator des Projekts für das erste stationäre Hospiz in der Uckermark. [IEG – Entwerfen und Architekturtheorie]
Programm standen außerdem Besuche der Architekturbüros von COBE und JAJA Architects. [IEG – Baukunst]
biennale in venedig Die Architekturbiennale 2018 in Venedig bewegte sich um das Thema „Freespace“, das von den Kuratorinnen Yvonne Farrell und Shelly McNamara für die Ausstellung formuliert wurde – „Freespace celebrates architectureʼs capacity to find additional and unexpected generosity in each project.“ Die Exkursion hatte zusätzlich das Ziel, die Stadt Venedig als Erfindung von Raum, als Kulturerbe und als Ort kultureller Kreativität zu erkunden. Zentraler Teil der Exkursion war der Workshop „Dynamics Venice“ in Kooperation mit dem Departement DICEA der Polytechnischen Universität der Marken (Ancona). Ziel von „Dynamics Venice“ sind Grenzräume in der Stadt und in der Lagune als Orte kultureller und sozialer Innovation. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
mailand – vicenza – venedig Im Sommersemester 2018 bot das Institut für Entwerfen und Konstruieren im Rahmen des Projekts „Torre Nuova – ein Hochhaus für Mailand“ eine mehrtägige Exkursion nach Italien an. Die Abteilung Baukonstruktion unter der Leitung von Prof. Michael Schumacher besuchte mit 20 Studierenden die Städte Mailand, Vicenza und Venedig. Neben aktuellen Bauwerken wie dem Bosco Verticale von Stefano Boeri wurden auch Klassiker wie die Villa Rotonda von Palladio besichtigt. Den spannenden Abschluss bildete der Besuch der 16. Architekturbiennale in Venedig. [IEK – Baukonstruktion und Entwerfen] freespace – 16. architekturbiennale in veOktober 2018 reiste die nedig Vom 11. bis 14.
Pavillon von Thomas Kröger Architekten
kopenhagen Im Rahmen der Bachelorthesis und des Projekts „Glaube und Raum“ unternahm die Abteilung Baukunst, Prof. Zvonko Turkali, im Sommersemester 2018 eine Exkursion nach Kopenhagen. Vor Ort wurden neben dem Entwurfsgrundstück zahlreiche Beispiele sakraler Architektur besichtigt. Auf dem
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Villa Rotonda von Palladio
Abteilung a_ku mit 20 Studierenden nach Venedig, um sowohl die Lagunenstadt selbst als auch die von Yvonne Farrell und Shelly McNamara kuratierte Biennale in den Giardini und im Arsenale zu besichtigen. Unter dem Thema „Freespace“ hatten internationale Architektinnen und Architekten ein breites Spektrum an Projekten und Positionen ausgestellt. Neben dem Besuch der Biennale wurden historische wie zeitgenössische Projekte besichtigt. Darunter unter anderem Tadao Andos Transformation der Punta Della Dogana, Carlo Scarpas Umgestaltung der Fondazione
Querini Stampalia sowie Rem Koolhaasʼ Neugestaltung der Fondaco dei Tedeschi unweit der Rialto-Brücke. [IGT – Architektur und Kunst 20. / 21. Jahrhundert]
die farben von trapani Vom 10. bis 16. September 2018 reiste eine Gruppe Studierender unter der Leitung von Bignia Wehrli und Prof. Anette Haas nach Sizilien. Jeder Tag war einem Farbton gewidmet, der künstlerisch und kulturhistorisch untersucht und unter dessen Gesichtspunkt bestimmte landschaftliche, architektonische und künstlerische Sehenswürdigkeiten besichtigt wurden. Die Reise startete in Palermo mit der Besichtigung der Manifesta 12, führte nach Gibellina, Segesta, über das Meer zur Insel Levanzo und bis zu den Salzpfannen von Trapani. [IGD – Kunst und Gestaltung]
saaleck i & ii – aufmass des architektenhauses der saalecker werkstätten Neben seinem Wohnhaus errichtete Paul Schulze-Naumburg am Fuße der Burg Saaleck um 1900 auch das Architektenhaus der Saalecker Werkstätten. Dieses diente als Zeichensaal und Atelier für die leitenden Architekten der Saalecker Werkstätten G.m.b.H., die in die Abteilungen Architektur, Inneneinrichtung und Anlage von Gärten und Parks aufgegliedert waren. Als Grundlage für notwendige Sanierungsarbeiten wurde im Rahmen von zwei Blockseminaren das Gebäude händisch aufgemessen und bauforscherisch untersucht. Dabei konnten neue Erkenntnisse zur Bauchronologie des Gebäudes gewonnen werden. [IGT – Bau- und Stadtbaugeschichte]
ingenieurbiologische bauwoche 2018 auf norderney Vom 12. bis 16. November befassten sich 30 Studierende praxisorientiert mit dem Küsten- und Naturschutz im Wattenmeer. Sie wurden betreut von Prof. Dr. Eva Hacker und Svenja Wolf sowie von Kolleginnen und Kollegegen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Schwerpunkt der Bauwoche war das Kennenlernen und Durchführen von ingenieurbiologischen Maßnahmen. Die Gruppe gewann Halmstecklinge des Strandhafers in den Dünen und auf dem Pflanzacker des NLWKN. Die Stecklinge wurden zur Dünenbefestigung im Norden der Insel und zur weiteren Vermehrung auf dem Acker ausgebracht. [IUP – Ingenieurbiologie]
exkursion an die mulde bei dessau Vom 21. bis 24. Mai 2018 erkundeten 24 Studierende die Stadt Dessau-Roßlau und Umgebung. An der Mulde erlebte die Gruppe, wie ein „Wildfluss“ aussieht, der über weite Strecken noch natürliche Ufer und Totholz aufweist und sein Flussbett noch verlagern kann. Die kulturelle Seite des Gebiets wurde den Studierenden bei einer Führung durch die Wörlitzer Anlagen, dem Herzstück des Gartenreichs, durch die Leitung der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz nahe gebracht. Beim Besuch im innovativen Hauptgebäude des Umweltbundesamts lag der Fokus auf der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland. Die Exkursion leiteten Cedric Gapinski, Julia Thiele und Dr. Miguel Cébrian-Piqueras. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
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unterwegs im naturpark sauerland-rothaargebirge Vom 3. bis 7. September 2018 waren
Im neuen Gebäude des Umweltbundesamts in Dessau-Roßlau (Foto: O. Badelt)
arbeitseinsatz im museumsdorf hösseringen Am 1. Juni 2018 fuhren 24 Studierende mit
zwölf Studierende mit Dr. Roswitha Kirsch-Stracke in den Sauerland-Wanderdörfern unterwegs, der ersten vom Deutschen Wanderverband (DWV) zertifizierten Qualitätsregion Wanderbares Deutschland. Ausgehend von der Rucksackherberge am Rothaarsteig wurden innovative Landnutzungs- und Tourismusprojekte erwandert oder per ÖPNV besucht; so ein ökologischer Weihnachtsbaum-Anbaubetrieb, eine Chili-Gärtnerei und eine Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), wo tatkräftig bei der Kartoffelernte geholfen wurde. Im benachbarten Wittgensteiner Land erlebte die Gruppe das 2014 ausgewiesene, mit fast 400 Hektar größte private Wildnisgebiet Nordrhein-Westfalens. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
Dr. Roswitha Kirsch-Stracke zum Freilichtmuseum der Lüneburger Heide nach Hösseringen. Beim Rundgang mit Dr. Rüdiger-Lutz Klein, Planungsgruppen-Mitglied des Museums, bekamen die Studierenden einen Eindruck vom Wohnen und Arbeiten in der Lüneburger Heide zwischen 1550 und 1950. Die Gebäude stellte Verena Görke vor, Studentin der Landschaftsarchitektur und Umweltplanung und als Honorarkraft im Museumsdorf tätig. Auf der Heidefläche des Museums ging es dann an die praktische Arbeit: Junge Birken, Kiefern und Fichten wurden entfernt und dabei das Wissen über charakteristische Pflanzenarten und -gesellschaften der Heide vertieft. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
neue forschungsprojekte creative food cycles „Creative Food Cycles“ zielt auf eine aktive Rolle von Architektur, Städtebau und Design für die expressive Qualität von Nahrung in der Stadt. Nahrungssysteme als komplexe und sich schnell ändernde Konstellationen von wirtschaftlichen Aktivitäten, Austausch und menschlichen Interaktionen beeinflussen Europas langfristige Nachhaltigkeit und Lebensbedingungen. Resiliente Nahrungskreisläufe als Teil der circular economy können Antreiber für einen Wandel von Stadtentwicklung, für urbane Qualitäten und Integrativität sein. „Creative Food Cycles“ wird von 2018 bis 2020 im Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union gefördert, Partner des IES dafür sind das IAAC Barcelona und die Universität Genua. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung] synergien für die grüne infrastruktur – ländliche wege in der agrarlandschaft Die Intensivierung der Landnutzung hat in der Kulturlandschaft zum Verlust von naturnahen Kleinstrukturen wie Hecken und Wegrainen geführt. Diese sind wichtig für die Vernetzung und den Austausch zwischen (Teil-)Populationen von Tierarten. Im Forschungsvorhaben soll das Potenzial ländlicher Wege analysiert werden. Die Untersuchungen finden in Testgebieten in Nordwest- und Ostdeutschland statt und sollen anschließend in Handlungsempfehlungen für die Aufwertung des Begleitgrüns ländlicher Wege münden. Das Projekt läuft von 2018 bis 2020, beteiligt sind Prof. Dr. Michael Reich, Katharina Niemann und Kristina Korus. Kooperationspartner ist das Professor Hellriegel Institut der Hochschule Anhalt. [IUP – Naturschutz und Landschaftsökologie]
inform@risk – stärkung der resilienz informeller siedlungen gegen hangbewegungen Im Rahmen des Verbundprojekts Nach dem Arbeitseinsatz auf der Heidepfläche im Museumsdorf Hösseringen (Foto: Verena Görke)
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Wohn- und Arbeitsquartier für fünf Tage: die Rucksackherberge am Rothaarsteig
„Inform@Risk“ soll ein kostengünstiges und ortsspezifisches Frühwarnsystem entwickelt werden, das speziell an die komplexen räumlichen und sozialen Be-
dingungen informeller Siedlungen angepasst wird. Als Entwicklungs- und Teststandort ist Medellín, Kolumbien, vorgesehen, da die Region besonders von Erdrutschen betroffen ist. Das interdisziplinäre Team, das von Prof. Christian Werthmann, Dr. Heike Schäfer und Lisa Seiler geleitet wird, umfasst Kompetenzen der Ingenieurgeologie, Stadt- und Landschaftsplanung, kolumbianische Experten zum Katastrophenmanagement, Stadtplaner sowie Sozialarbeitende, Bürgerinitiativen und betroffene BewohnerInnen. [ILA – Landschaftsarchitektur und Entwerfen]
tionale Nutzungskonzepte, Ansätze zur Erhöhung der Akzeptanz und eine bessere Integration von Solaranlagen in die Landschaft erforscht und dabei vom PV-Ausbau betroffene Stakeholder eingebunden. Förderer ist der niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft von Oktober 2018 bis März 2020, beteiligt sind Prof. Dr. Christina von Haaren, Dr. Julia Wiehe und Ole Badelt, das Institut für Festkörperphysik der LUH und das Institut für Solarenergieforschung GmbH Hameln. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
publikationen Bohne, Dirk (Hg.): technischer ausbau von gebäuden und nachhaltige gebäudetechnik.
Schröder, Jörg / Cappeller, Riccarda (Hg.): urban connectors. stadtbausteine peine. Hannover 2018 Die Entwicklung der Innenstadt von Peine kann als Beispiel für viele Mittelstädte in der Metropolregion Hannover–Braunschweig–Göttingen–Wolfsburg stehen: Fragestellungen zur Zukunft von Läden, von Wohnen, von Arbeiten und von Mobilität, von un- oder untergenutzten Gebäuden und zur Neunutzung von Arealen mit Fokus auf das Ortszentrum können eine Chance für innovative Konzepte und neues urbanes Leben sein. Andererseits lassen sich für Peine und seine Innenstadt besondere Möglichkeiten und Herausforderungen herausarbeiten, die auf den Wechselwirkungen räumlicher und gesellschaftlicher Charakteristiken beruhen. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
Wiesbaden 2019 Die Gebäudetechnik verändert sich durch technische Neuerungen und Weiterentwicklungen stetig. Gebäude nachhaltig und energieeffizient zu errichten, erfordert große Anstrengungen, da immer höhere Anforderungen gestellt und Normen und Richtlinien in immer kürzerer Zeit überarbeitet werden. Für ArchitektInnen sowie beratende IngenieurInnen ist es schwer, in angemessener Zeit Informationen und umsetzbare Empfehlungen zu erhalten. Das Buch gibt in zusammengefasster Darstellung einen Überblick über die verschiedenen Systeme und liefert an verschiedenen Stellen Planungshilfen. [IEK – Gebäudetechnik]
Informelle Siedlung in La Cruz, Medellín, Kolumbien
verbundprojekt – integration von solarenergie in die niedersächsische energielandschaft (inside) Das Ziel des Projekts ist die Untersuchung der Grundlagen für einen erfolgreichen weiteren Ausbau der Photovoltaik-Erzeugung. Dazu werden technische Möglichkeiten zur Minimierung des Flächenverbrauchs von Solaranlagen, multifunk-
Schröder, Jörg / Cappeller, Riccarda (Hg.): dynamics venice. videoworks and collages. Hannover 2019 Das Buch zielt auf eine kreative Interpretation von Performance und Wahrnehmung urbaner Räume jenseits des Paradigmas von innen versus außen in einer höchst globalen, extrem spezifischen und temporären Stadt wie Venedig. Ausgehend von der Theorie der „Dynamics of Periphery“ und im Hinblick auf künst-
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Karácsony, Maya / Zibell, Barbara (Hg.): frauennetz-
lerische Erkenntniswerkzeuge wie Video und Collage illustriert und reflektiert das Buch die Methodik und Ergebnisse des Workshops im Rahmen der Architekturbiennale 2018 in Venedig, der in Kooperation mit dem Departement DICEA der Polytechnischen Universität der Marken (Ancona) durchgeführt wurde. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
Schröder, Jörg / Hartmann, Sarah (Hg.): lago di
garda. urban scenarios between water and mountains. Hannover 2018 Urbane Szenarien eröffnen dem Gardasee eine neue Perspektive von „Habitat Horizons“ als Orten und Architektur neuer Lebensmodelle und Raum der produktiven Aktivität für 500.000 permanente Einwohner. Ausgehend von der Interpretation räumlicher Dynamiken, von kulturellen, sozialen und ökonomischen Energien um den Gardasee – die sich an Orte dichten räumlichen Charakters binden – illustriert die Publikation einen Research-Design-Ansatz. Das Buch wurde auf Grundlage eines kombinierten Forschungs- und Studienprojekts in Kooperation mit der Stadt Riva del Garda und der Universität Trient gestaltet. [IES – Regionales Bauen und Siedlungsplanung]
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werke in architektur und planung. erfahrungen – orientierungen. Zürich 2018
Buchert, Margitta (Hg.): das besondere buch. Hannover 2019 Im Anschluss an die Veranstaltung „Das besondere Buch“ bei der letzten „Nacht, die Wissen schafft“ im November 2018 veröffentlichte Margitta Buchert Anfang 2019 nun die gleichnamige Publikation. Diese gibt spannende Einblicke in die Arbeit und den Umgang von ArchitekturtheoretikerInnen sowie niedersächsischen ArchitektInnen des BDA mit dem auch für die Architekturdisziplin zentralen Medium des Buches. In zwölf Beiträgen stellen die AutorInnen für sie wichtige Bücher vor und charakterisieren deren Bedeutung für ihre persönliche Haltung und ihr individuelles Schaffen. [IGT – Architektur und Kunst 20. / 21. Jahrhundert]
Mit der Publikation kann ein mehrjähriges Forschungsvorhaben abgeschlossen werden. Das Buch zieht Bilanz zum schweizerischen Frauennetzwerk „Planung, Architektur, Frauen. (P, A, F.)“, das sich seit 1994 für die Sichtbarkeit und Teilhabe von Frauen in den planenden und bauenden Berufen eingesetzt und 2012 aufgelöst hat. Das gender_archland erhielt den Auftrag, die Geschichte von P, A, F. aufzuarbeiten, mit dem Ziel, daraus Lehren für gegenwärtige und künftige Netzwerke zu ziehen. Das Buch schaut aber nicht nur zurück. Es enthält auch Einschätzungen aktiver Netzwerkerinnen im ganzen deutschsprachigen Raum und leistet so einen Beitrag zur Dokumentation unsichtbarer Geschichte(n). [gender_archland]
Zibell, Barbara / Damyanovic, Doris / Sturm, Ulrike (Hg.): gendered approaches to spatial development. Ergebnisse des internationalen Arbeitskreises der ARL 2014–18. London 2019 Die Publikation im renommierten Verlagshaus Routledge markiert den Abschluss einer mehrjährigen Zusammenarbeit im internationalen Arbeitskreis „Gender in Spatial Development“, der auf Initiative von Prof. Barbara Zibell bei der Akademie für Raumforschung und Landesplanung eingerichtet und von ihr geleitet wurde. Die Mitglieder aus neun europäischen Ländern repräsentierten ein beachtliches Spektrum
zu sozialen und ökonomischen Herausforderungen in Krisenzeiten und mit den studentischen Arbeitsergebnissen der Summer School. [IUP – Raumordnung und Regionalentwicklung]
an Disziplinen: Architektur und Städtebau, Stadt- und Regional- / Raum- und Landschaftsplanung, Soziologie und Umweltpsychologie, Humangeografie und Umweltwissenschaften. Das Ergebnis ist ein Beitrag zu einer transnationalen Planungstheorie, die im internationalen Raum bisher ihresgleichen sucht. [gender_archland]
Leibniz Universität Hannover, Institut für Umweltplanung (Hg.): regiobranding. innovationskon-
zept. branding von stadt-land-regionen durch kulturlandschaftscharakteristika.
Erbeck, Desiree (Hg.): glück auf. szenarien für das kaliwerk sigmundshall in bokeloh bei wunstorf. IUP-Arbeitsmaterialien Band 62, Hannover 2019 Mit der Schließung des Kaliwerks Sigmundshall müssen neue Nutzungen des Geländes gefunden werden. Für die Rückstandshalde, das Werksgelände mit Bahnanschluss, das Streckennetz unter Tage sowie eine Werkssiedlung sind verschiedene Entwicklungen vorgesehen, die zum einen rechtlichen Planungen unterliegen und somit feststehen, zum anderen aber Spielraum für neue Ideen zulassen. Unter Berücksichtigung von Wünschen und Vorstellungen der örtlichen Bevölkerung entwickelt Desiree Erbeck mittels der Szenario-Technik Zukunftsbilder für das Jahr 2045. [IUP]
4 Bände. Koordination: Dr. Daniela Kempa, PD Dr. Sylvia Herrmann, Birgit Böhm (Büro mensch und region); Zusammenstellung: Dr. Meike Levin-Keitel. Hannover 2018 Das Innovationskonzept zeigt, wie unterschiedliche Wertschätzungen über das, was eine Region ausmacht, dargestellt werden können und wie die gemeinsame Wissensgenerierung in aktivierenden Beteiligungs- und Kommunikationsformaten funktioniert. Band 1 gibt einen Überblick, in den Bänden 2 bis 4 werden norddeutsche Fokusregionen und deren innovativer Umgang mit ihren Kulturlandschaftscharakteristiken vorgestellt. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz] Othengrafen,
Frank / Serraos,
Konstantinos
(Hg.):
urban resilience, changing economy and social trends. coping with socio-economic consequences of the crisis in athens, greece. Hannover / Athen 2019 Soziale und ökonomische Herausforderungen waren Thema der diesjährigen DAAD-Partnerschaft des IUP und der Hochschule für Architektur der Nationalen Technischen Universität Athen (NTUA). Im Rahmen der Summer School in Athen entstand die 167-seitige Publikation mit Beiträgen internationaler Fachleute
symposien und workshops forum des netzwerks baukultur in niedersachsen – städtebau | zukunft | ausbildung Wie soll die Ausbildung für Städtebau in Zukunft aussehen? Wie schaffen wir es, engagierten Nachwuchs in Städtebau und Stadtplanung für die Arbeit in und für Kommunen zu begeistern? Das Forum des Netzwerks Baukultur in Niedersachsen hat hierzu am 8. November 2018 an der Fakultät für Architektur und Landschaft eine öffentliche Debatte angestoßen. Mit dem niedersächsischen Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Olaf Lies diskutierten ExpertInnen von Kommunen, der Landesverwaltung, des Netzwerks Baukultur und aus Lehre und Forschung, unter anderem Prof. Jörg Schröder und Prof. Andreas Quednau. Auch durch einen Projektaufruf ausgewählte Studierende waren in der Debatte dabei. [IES – Entwerfen und Städtebau]
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architectural soft robots workshop – advances in architectural geometry 2018, göteborg Das Fachgebiet dMA gab bei der Konferenz „Advances in Architectural Geometry 2018“ einen Workshop zum Design und zur Anwendung von Soft Robots in der Architektur. Die AAG fandet vom 22. bis 25. September an der Chalmers University of Technology Gothenburg, Schweden statt. Das Thema des Workshops wurde im Rahmen des Seminars „Physical Computing“ und einem Entwurfsprojekt im Wintersemester 2017 entwickelt. Die Leitung des Workshops übernahmen die wissenschaftlichen Mitarbeiter Theron Burger und Jan Philipp Drude sowie die Tutoren Tim Germershausen und Marc Schulz. Workshop-Teilnehmer waren Masterstudierende und Promovierende von europäischen Hochschulen. Die Ergebnisse des Workshops wurden prominent ausgestellt. [IGD – Digitale Methoden der Architektur]
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thinking beyond! 10 jahre genderperspektiven in architektur | landschaft | planung Zehn Jahre nach der feierlichen Eröffnung des Forums für GenderKompetenz in Architektur | Landschaft | Planung (gender_archland) konnte im Juni 2018 mit dem internationalen Symposium „Thinking beyond!“ nunmehr das zehnjährige Jubiläum dieser Forschungsund Vernetzungsplattform gefeiert werden. Grußworte des Präsidenten, des Dekans und des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur leiteten die zweitägige Feier ein. Vorträge von Mitgliedern aus dem internationalen Netzwerk bildeten den inhaltlichen Kern der Veranstaltung, eine Podiumsdiskussion würdigte rückblickend die Leistungen in Forschung, Lehre und Transfer und wagte einen Blick in die Zukunft. Die Dokumentation kann auf www.gender-archland.uni-hannover.de heruntergeladen werden. [gender_archland]
conrad wilhelm hase – kolloquium zum 200. geburtstag Am 10. Oktober 2018 fand ein
zukunftsworkshop untere mulde in dessaurosslau Am 13. Februar 2019 trafen sich Interes-
Kolloquium zum Werk des Hannoveraner Architekten C. W. Hase in dem von ihm erbauten Künstlerhaus statt. Gemeinsam ausgerichtet von der Abteilung für Bau- und Stadtbaugeschichte der Fakultät für Architektur und Landschaft, dem Historischen Museum Hannover und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover war der Tag dem Wirken Hases als Architekt und Lehrer gewidmet. Die Tagungsbeiträge werden 2019 in einem Tagungsband publiziert. [IGT – Bau- und Stadtbaugeschichte]
sierte aus Dessau-Roßlau und Umgebung zu einem Zukunftsworkshop „Untere Mulde“. Eingeladen hatte eine studentische Projektgruppe mit Prof. Dr. Christina von Haaren und Cedric Gapinski. Die Teilnehmenden kamen aus der kommunalen Politik, von Naturschutzverbänden und -behörden, vom Landesamt für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz, aus Landwirtschaft, Tourismus, Angel-, Ruder- und Paddelvereinen. In Kleingruppen wurden Ideen für die weitere Entwicklung des Gebiets entworfen und dabei viele gemein-
same Interessen entdeckt. Vor allem der Wunsch, den Fluss im Stadtbereich wieder der Bevölkerung näherzubringen, fand großen Zuspruch. [IUP – Landschaftsplanung und Naturschutz]
Tagung im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts „TempALand“ (www.tempaland.de) statt. Fachleute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutierten die Auswirkungen berufsbedingter Multilokalität und multilokaler Lebensweisen auf Infrastrukturen und bürgerschaftliches Engagement. So ging es um Modellierungen und Kostenvergleiche von Pendeln, Umziehen oder Leben an mehreren Orten sowie um multilokale Lebensweisen von Beschäftigten in der Landwirtschaft und in Pflegeberufen. Weiterhin wurden Unterschiede des bürgerschaftlichen Engagements berufsbedingter Multilokaler in städtischen und ländlichen Herkunftsregionen thematisiert. [IUP – Raumordnung und Regionalentwicklung]
dem auch das Leibniz Forschungszentrum TRUST – Räumliche Transformation Zukunft für Stadt und Land der LUH angehört. PD Dr. Sylvia Herrmann und weitere KollegInnen am IUP sind am Aufbau des neuen Instituts beteiligt. Das dezentral angelegte Institut soll sich mit Fragen von Zugehörigkeit und Identität in einer pluralistischen Gesellschaft befassen und Strategien entwickeln, die gegenwärtigen und zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen. [IUP]
verschiedenes
iale-d jahrestagung in hannover Vom 5. bis 7. September fand die Jahrestagung 2018 der Internationalen Gesellschaft für Landschaftsökologie (IALE) statt. Mehr als 90 WissenschaftlerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz tauschten sich zum Thema „Landschaften im Wandel – verstehen, planen und realisieren“ aus. Organisiert wurde die Tagung von der Forschungsgruppe PlanSmart (Prof. Dr. Christian Albert) am IUP, zusammen mit dem Leibniz Forschungszentrum TRUST (Jens Ibendorf und Philip Hachmeister), dem Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie der LUH (Prof. Dr. Benjamin Burkhard und Team) und dem Innovationsnetzwerk Ökosystemleistungen Deutschland (ESP-DE). [IUP – Landschaftspflege und Naturschutz]
ar-vr lab der fakultät Im Wintersemester
kooperationen water-related urbanization and locality – symposium im chinesisch-deutschen zentrum für wissenschaftsförderung in peking Vom 25. bis 28. September 2018 fand das Symposium „Water-Related Urbanization and Locality“ im Chinesisch-Deutschen Zentrum für Wissenschaftsförderung (CDZ) in Peking statt. Es wurde von Prof. Fang Wang von der Peking University und Prof. Martin Prominski (IF) organisiert und von der Fakultät für Architektur und Landschaft hielten Prof. Rüdiger Prasse (IUP), Prof. Andreas Quednau (IES), Prof. Christian Albert (IUP) und Henning Dehn (IES) Vorträge. Das Symposium ist Teil der seit 2016 vom CDZ geförderten Forschungskooperation „Sino-German Cooperation Group on Urbanization and Locality Research“, die kürzlich bis 2021 verlängert wurde. [IF – Entwerfen urbaner Landschaften]
2018 / 19 wurde für die Fakultät ein Labor zum Arbeiten mit Augmented (AR) und Virtual Reality (VR) eingerichtet. Es bietet Computerarbeitsplätze und Head-Mounted-Displays zur Darstellung sowie zum Entwerfen von Architektur in immersiver Umgebung. Die Technologie steht allen Studierenden der Fakultät zur Verfügung, die über die nötigen Grundlagen verfügen. Die Abteilung dMA führt mit Julia Peters seit 2018 Seminare zu AR und VR durch. Jan Philipp Drude, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet dMA, hat seinen Forschungsschwerpunkt in der Entwicklung von architektonischen Entwurfswerkzeugen in AR / VR gewählt. Es ist geplant, die Technologie auch in den Bachelor-Grundlagen vorzustellen. [IGD – Digitale Methoden der Architektur]
institut für gesellschaftlichen zusammenhalt – trust baut dezentrales forschungsinstitut mit auf Das Bundesminismultilokalität in städtischen und ländlichen räumen – chance oder herausforderung? Am 14. März 2019 fand am IUP eine
terium für Bildung und Forschung plant den Aufbau eines interdisziplinären Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hierzu ist ein bundesweiter Verbund ausgewählter Forschungsinstitute gebildet worden,
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impressum
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Für die finanzielle Unterstützung bedanken wir uns beim Dekanat der Fakultät für Architektur und Landschaft und beim Spar- und Bauverein Hannover sowie bei den Freunden der Architektur an der Leibniz Universität Hannover e.V.
Gedruckt in der Europäischen Union
herausgeberin Fakultät für Architektur und Landschaft, Leibniz Universität Hannover www.archland.uni-hannover.de
redaktion Edin Bajrić Lennart Beckebanze Steffen Bösenberg Prof. Dr. Margitta Buchert Julia Bürkner Jan-Eric Fröhlich Valerie Hoberg Lilly Irmer Dr. Roswitha Kirsch-Stracke Judith Schurr Lisa Seiler Johannes Wolff
schrift FF Scala Pro und FF Scala Sans Pro papier Munken Polar Rough, 100 g / qm einband Invercote, 260 g / qm bibliografische information der deutschen nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar. jovis Verlag GmbH Lützowstraße 33 10785 Berlin jovis-Bücher sind weltweit im ausgewählten Buchhandel erhältlich. Informationen zu unserem internationalen Vertrieb erhalten Sie von Ihrem Buchhändler oder unter www.jovis.de.
redaktionsleitung Sabine Bartels Dr. Jens Broszeit Valentina Forsch
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