Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Kleinere Schriften: Abdruck der Erstausgaben mit den Lesarten der zu Lebzeiten des Dichters erschienenen Ausgaben [Reprint 2016 ed.] 9783110909357, 9783484101630


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German Pages 152 [160] Year 1997

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Table of contents :
INHALT
EINLEITUNG
Text
„Beernhäuter“ und „Gauckel-Tasche“
„Der stoltze Melcher“
„Bart-Krieg“
„Galgen-Männlin“
„Anhang“ und „Extract“ zum „Fliegenden Wandersmann“
Huldigungsgedichte
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Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Kleinere Schriften: Abdruck der Erstausgaben mit den Lesarten der zu Lebzeiten des Dichters erschienenen Ausgaben [Reprint 2016 ed.]
 9783110909357, 9783484101630

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GRIMMELSHAUSEN GESAMMELTE WERKE IN EINZELAUSGABEN Unter Mitarbeit von Wolfgang Bender und Franz Günter Sieveke herausgegeben von Rolf Tarot

GRIMMELSHAUSEN Kleinere Schriften

Herausgegeben von R olf Tarot

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1975

Abdruck der Erstausgaben mit den Lesarten der zu Lebzeiten des Dichters erschienenen Ausgaben M it 23 Abbildungen im Text und 8 Abbildungen au f Tafeln

G ebundene A usgabe: ISBN 3 -4 8 4 -1 0 1 6 3 -6 Broschierte A usgabe: ISBN 3 -4 8 4 -1 0 1 6 4 -4 D M ax N iem eyer V erlag T ü b in g en 1973 Alle Rechte vorbehalten • P rin ted in G erm any Satz u . D ruck: Buchdruckerei H . L aupp jr T ü bingen Einband von H einr. Koch T ü b in g en

IN H A LT E in leitu n g ...........................................................

VII

„Beernhäuter“ und , ,Gauckel-Tasche T in T ckreitn vom 17. dißisim irw vlzu'Sycoifitn / m w e i c h m s u v o n t e n s o g e n a n t n @algn-.' 0 ?anln soaust-führ-lichn Bricht von nur bgehrst / seif tch glaubn mflft ( wenn cu wich tut bestr tcnnff ) du hältst dvor ich h ä tt euch eins ; vor wie soll itb von dir gebenck/ SU seystgsiunk / kern eins feilst In die Kost znehmn? denn w o zu woist sa sonst zwljsu wünschn / wie men mit ihn uivb-gihn soll? v d r wir könnt ich dir Nech-r,cht tvon gtbn/w eflld) n ittlN S in d e rP fie g g y a b t / edr noch h ä lt? D iS Zwar hoff ich / Wirft du mir ntt zn-trann/Uil iehnS will ich ntt von dir glaubn. L o c k abr tinflD er-w iy so weit zu ver-gnügn untrsteb» / als weit tchd a u s s e r f?ör-f i 8 als) aus E* 15 unter­ halten E' 19 n oc f) vielleicht: bod) 20 h ä tt E» 29 Unterschieb E* 8i Jehnsen, Nebenform von jenes Jehnes E* unleidentliche E> härteste E* Gefängnuß E>

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wärmn man vnder seinem Weinstock vnd Feigenbaum sicher wohnen vnd seiner Gesundheit pflegen kan; jenes ist allerdings eine gewisse Höll / darin man auff unzählbare weiß vnd weg gequälet: vnd wegen stätiger vor Augen schwebender gefahr mit Forcht deß Tods gepeinigt wird; es sey dann daß ihm einer wegen der unerträglichen Bürde vnd der Marter abzu­ kommen / verzweifelter weiß den Tod selbst winsche z diß dargegen aber ist bey nahe ein sicherer Himmel / darinnen man sich noch leidenlicher zur Gesundheit dienenden Leibsbemü­ hung (die mit grossem Unrecht Arbeit genennt wird) mit an­ genehmer Ruhe wiederumb ergötzet / vnd mit Speiß vnd Tranck erquicket: Jetzt weiß ich / Gestr: Juncker / waß ich zuvor nicht wußte noch in den Schulen erstudim konde / mir aber bißhero so hoch zuwissen vonnöthen gewesen; Ohnversucht schmückt nicht: hätte ich ehe gewißt was ich nunmehr erfahren / so hätte ich mich nimmermehr durch meine Torheit so weit verlaiten lassen; vnd diese meine wenige Wissenschafft vnd Erfahrung wird künfftig nicht allein mir taugen mich selbst in den Schrancken der ehrbaren gebühr zuenthalten / sonder ich werde auch andere vngerathene muhtwillige Bursch vnd böse Buben zur besserung zu weisen vnd sie vor dem ge­ fährlichen Welschen Soldaten Handwerck dergestalt zu war­ nen wissen / daß sie solches schneller als die Pest fliehen sol­ len / gleich wie sie hingegen ihre Lockvögel haben / die sie in Krieg reihen vnd damit zugleich in Hunger vnd Kranckheit: ja in allen Jammer / in alle Arbeitseeligkeit / in alles vnbeschreiblichs Ellend stürtzen / vnd sie beydes vmb Leib vnd Seel bringen: J a ich getraute mir allbereit zehen Werbern / die zum allerbesten auffschneiden könden vnd Gelts genug hätten / nur m it wenig Worten solchen Widerstand zuthun / daß sie auß tausenden in den Krieg lusterenden Kerlen keinen eintzigen kriegen sollen; Deßwegen Hochedler Herr / G n: Juncker / bitte ich / erbarmt euch über mich! vnd verleihet mir auch zu­ gleich Ihres hochvermögenden orthö ein gut Wort bey meinem erzürnten Vatter / daß er mich wieder in sein Hauß auff-

wünsche E 2 9 noch = nach leidentlicher E 2 13 kondte E 2 zuenthalten) zuverhalten E 2 20 sondern E 2 26 cttfe] aller E 2 unschreiblicheS E 2 29 tönten E 2 31 lustirenden E 2 7

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nehme / Ich verspreche hingegen Ihm e mehr nutzen zuschaffen als seine zween Knecht / vnd mich auch gegen Ew : Gestr: selbsten so gehorsamb vnd getrew zu erzeigen / als einer auß allen Ihren Underthanen immer thun mag. Zum Pfarrer aber sagte er / Ew: Ehrw: lassen doch auch ihres theils nichts erwinden / S ie führen nur meinem Vatter zu Gemüht vnd behertzigen es auch selbsten / daß vnö Unser Heyland das Exempel vom verlohrnen Sohn keiner andem Ursach halben vorgestellt / als daß wir demselbigen / als seiner Lehr gemäß / ebenmässig nachfolgen sollen; Der Pfarrer ant­ wortet / du hast schon dem verlohrnen Sohn nachgefolgt / ob aber dein Vatter auch jenem nachfolgen: vnd w as er dir vor ein Mahl zubereiten lassen wird / stehet zuerwarten. Hierauff sagte der Juncker zum Pfarrer / dieser Paß scheinet einmahl wol ge-si i^stimbt zuseyn / dan er gehet zimlich nider? aber zum Melcher sagte Er / deine Wort sein gut / wann nur die Merck auch folgten / du hast deinem guten alten Vatter schon manchen Possen gespielt / so / daß ich nicht Ursach hab mich zuverwundern / wann er dich gleich in diesen deinen Nöthen verläßt: er hat dich von Jugend auff zu der Schulen vnd den ftudiis gehalten / vnd schwere Unkösten auff dich ver­ wendet / vmb dich über herkommen ja über sich selbsten in einen höhern ansehenlichen Ehrenstand zuerheben; was hat er aber damit außgericht? diß? Er mußte deine übermachte Schul­ den zahlen vnd dich mit S pott vnd Schand wider zu sich nach Hauß nehmen / allwo er beydes dich ein Handwerck lernen: oder das Baurenwerck treiben zulassen gantz vngeschickt vnd verderbt zu seyn befände; Er thät dich darauff zu deinem besten vnd zwar mit meinem gut befinden / weil er dich in seinem eignen Hauß nit mehr gedulden konde / zu dem arbeitsamben vnd fleissigen Baurn Lorentzen / welcher den Ruhm hat / daß seine wolerzogene Kinder der Jugend im gantzen Land vor ein Spiegel vnd Muster / wie sie sich halten sollen / mit grossem Nutz vorgestellt werden könden; Aber sihe! du hast bey demselben so wol das Vätterliche süsse: als das 4

Unterthanen E a Unkosten E 2 ansehnlichen E 2

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leidenliche Joch dieses berühmblen M anns abgeworffen / vnd dich selbst auß lauter Muthwill zu höchster ärgernuß der übri­ gen Söhne vnd Knecht meiner Underthanen / in den Krieg begeben / vnd also in die Blüht deines Unglücks gestürtzet; was vermeinestu wol / was deinem Vatter an dir noch ferner zuthun übrig sey? Man sagt zwar gebrandte Kinder förchten das Feur / aber ich sorge! ich sorge! wann dich ins künfftig bey genieffung der genüge von deines Datiern Fridensbrodt der Haber wider sticht / du möchtest das gemeine Sprichwort wahr machen / da man sagt / Da der Kranck wider genaß / Je ärger er w as; das ist / du dörfftest wol ein ärgerer Maußkopff werden / als du jemahl einer gewesen bist; Jedoch dem sey wie ihm wolle / wann ich einen versicherten Bürgen wegen deiner Besserung hätte / so wolle ich bey deinen Eltern / rc. Nix / nix / nix / fiele mein Nachbar dem Juncker in die Rede / in meinem Hause will ich ihn in Ewigkeit nit mehr haben? er soll m ir die Schwöü nit mehr bettetten / will es lieber außgraben vnd dem Vulcano auffopffern / es wirb mich auch keine Obrigkeit darzu zwingen / daß ich ihn wieder an­ nehmen müsse; Sacht / sacht / antwortet ihm der Juncker / du wirst auch nicht ewig leben / noch ihm nach deinem Tod dein Hauß verbieten können / als welches du selbst raumen vnd einem andem überlassen must / warzu er alsdann als dein Sohn vnd nechster Erb den ersten Anspruch hat; er ist so wol mein Underthan als du / wird er nun die versprochene Besse­ rung im Merck verspühren lassen / so ist ihm von mir sein übersehen schon vergeben / wo nit / so werden wir Zeit genug übrig haben / ihn widerumb vor all Teuffel weg zu jagen / Indessen mustu ihm auch verzeyhen / vnd dich so wol als ich mit Hoffnung der besserung trösten; vnd Mutter / sagt er zur Bäurin / die dort stund vnd mit ihrer Tochter noch flennet / was sprecht ihr darzu? was soll ich machen Juncker? antwor­ tet sie / er ist mein Kind. [12] Also wurde durch vnderhandlung deß Junckern der Fried zwischen den Eltem vnd dem Sohn wider gemacht j

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hingegen fing der Pfarrer eine stattliche Predig an darauff er doch im wenigsten nichts studirt hatte / in welcher Er dem Melcher alle Laster vorwarff / die jetzt bey der Jugend deß gemeinen M anns im schwang gehen; Er troff ihn auch so richtig vnd gewiß (sintemahl er denselbigen bey nahe allen mit einandern zugethan vnd ergeben gewesen) daß ich schier glauben mußte / was das gemeine Volck von den Predigem zusagen pflegt / nemlich daß sie alsdann von den Cantzlen auff die Leute zu stümpfen gewohnt wären / wann sie auß Mangel genügsamen studirenS sonst nichts erbaulichers vor­ zubringen wissen: Er sagte / daß auff ein solches Leben / wie der stoltz Melcher eins geführt / anderst nichts als eine solche straff folgen könde / davon er allbereit den ansang gekostet: mithin geriethe er zugleich auff die Obrigkeiten vnd Eltern / auff welche er gewaltig zu schmähten wußte / weil sie die Jugend tut besser beobachteten vnd im zäum hielten: seines theils / sagte er / köndte er bey weitem nicht so vil außrichten als dise / wann er gleich täglich Kinderlehr vnd scharpffe Pre­ digten hielte / vnd in denselbigen sich vornemlich beflisse / seinen Pfarrkindern die Christliche Sittenlehr mit einzupflantzen / dann entweder käme niemand ihn zuhören / oder er wurde mit Ungedult gehöret / oder sein Vorbringen vnd Underrichtung gehe zu einem Ohr hinein vnd zu dem andern wider hinauß! Weiln aber der Juncker sich damahls nicht gefaßt gemacht: oder meines bedunckens sonst einen schlechten Lust hatte / Predig zuhören / sagte Er zum Saphoyer den Er vor einen Frantzosen ansähe / w as Neues Frantzmann? warumb bistu von deinem König außgerissen? der antwort / holl das Teuffel die Frantzoß Krieg / bin ich vor mich Savoyart / was gehet mir das König von Franckreich an? hab ich in Ammerich schon lang der Holländer gedien / re. Dieweilen sich aber / als der Welsche so anfing zu reden / die gantze anwesende Compagnie movirte / allgemach nach dem Dorff zugehen / vnd ich ge­ dachte / es würde da was Neues zuvernehmen seyn / Als

i ein E 4 Predigt E 1 12 stoltze E 4 13 könte E 4 obachten E 4 23 Unterrichtung E 4 2s NeuS E 4

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triebe mich der Vorwitz auß meinem verborgenen Lager / vmb auch Parte an dessen fernern relation zuhaben; der erzehlte / aber so Welsch / hoch: vnd nider-Teutsch vndereinander / daß man ihn schier nicht verstehn konde (darumben ichs dan hier auch hoch-teutsch gebe) daß er zu Emerich vnder der Hollän­ dischen Guarnison gewesen / bey fressen Einnehmung ihn deß Königs Person vor einen seiner Underthanen gehalten / vnd / wie allen andern gebornen Frantzosen widerfahren / auffhencken lassen w ollen: als der König aber verstanden / daß er von Geburt kein Frantzoß sonder ein Savoyer sey / wäre er zwar dem Strick entronnen / habe aber vnder den Teutschen eine Musquet nehm en: vnd seythero bey denselben gleichsamb Roß-Arbeit verrichten müssen: so / daß ihn offt gerewet / daß er sich nicht alsbalden vor einen Frantzosen habe auffknüpffen lassen / als welches im besser dann eine solche ellende Verzö­ gerung seines armseeligen Lebens bekommen w äre: dann man muß [13] wissen / sagte Er / daß die Teutsche zugleich den Frantzosen für Vorfechter: für Schantzkörb vnd lebendige Faschinen dienen müssen / sie durch ihre Beschirmung in den gefährlichen Scharmützeln zubedecken / die erste Hitz deß Feinds außzustehn vnd denselben in die Flucht zuwenden / in den Bestürmungen aber die Gräben außzufüllen: Er be­ schriebe die attaquirungen der fortificirten Oerter so vermessen vnd frevelbar / daß es mich an die Risen ermahnete / die vor alten Zeiten den Göttern ihren Himmel abstürmen w ollen; Und sagte ferners / daß er vor sein Person von seinen kind­ lichen Tagen an im Krieg gewesen / vnd ohne Rhum zumel­ den / manche hitzige occasion überstanden / hätte aber niemahln gesehen / daß man wider aller hiebevorigen vorsichtigen Kriegshelden M anier vnd löblichen Gebrauch der Soldaten B lu t vnd Leben so gering geachtet / vnd sie so vnsinniger weise genöthigt / gleichsamb vnüberwindliche Befestigungen so gar ohne allen Vortheil vnd bey Hellem lichten Tag zu erstürmen / I m übrigen wißte man wol / daß m an den Stiffkindern nit so grosse stücker B rodt zugeben pflegte als den selbst erbornen; 3 untereinander E 2 4 ritt E 2 fö n te E 2 5 unter E 2 7 Unter­ thanen E 2 13 gereuete E 2 15 ttn — ihm 21 auszustehen E 2 29 alles E ^ 2 34 nicht E 2

so seye ohne daß das auffhängen gangbarlicher vnd gebet als der Monatsold: Zn summa / sagte Er / es scheinet alö wann die Teutsche mit fleiß darzu erkaufst worden waren / sie durch Feur vnd Wasser / Hunger vnd Kranckheit: durch eigner vnd deß Feinds Waffen / ja gar in den Lufft an den Bäumen durch der Hencker Hände auffzuopffern / damit nachgehendS ihr Vatterland selbsten / das sich seiner jungen kriegerischen Mannschafft entblößen: vnd solche auff die Fleischbanck lieffem lassen / seinen Feinden desto ehender zum Raub würde; Er brachte noch viel auff dergleichen schrot vor / vnd beschloß entlich mit den Worten seines anfangs / nemblich holl das Teuffel die Frantzoß Krieg / welches er auch wol 30 mahl widerholete. Der Handwerckskerl / welcher vnder den Schweitzem bey der Königl: Frantzösischen Armee gedienet hatte / war noch viel vngehaltener über die Frantzosen als der Saphoyer: dieser erzehlte sein vnd deß Melchers außgestanden Ellend dem B au­ ren vnd seinem Weib so erbärmlich / daß der Vatter wie harthertzig vnd verboßt er auch auff seinen Sohn gewesen war / nunmehr gantz anderst gesinnet wurde vnd mit wainen sein Mitleyden bezeugen müßte; J a / sagt er der gemelte Schweitzerische Handwercksgesell / nimmermehr werden meine Herren dem König in Franckreich einigen Mann mehr schicken (ich gedachte / ja lieber mein N arr / wann die Pistolleten nit wären so wolte ichs gern glauben) so tyrannisch vnd wider allen hiebevorigen Kriegsgebrauch vnd vnsere wolhergebrachte Freyheit ist man mit vns vmbgangen! Es seynd bey nahe so viel Bäum mit unserer Nation Cörpern beziert worden als mit Frantzösischen / ohnangesehen dieser an übel disciplinirter Mannschafft weit ein grösser Heer / als vnsere Zahl ist ge­ wesen; O was für ein grosser Underscheid befindet sich zwi­ schen diesem vnd andern vorigen Kriegen? gleich wie man noch einen grössern zwischen den Soldaten vnd denen so im Friden [14] leben / zusehen / ehe ich mich sonderlich vnder die Frantzoßen widerumb vnderhalten lassen wolte vnd wan man 5 den Lufftj der Lufft E 2 13 wiederholte E 2 liche E2 24 Pistolleten, Goldmünzen nicht E 2 wan E 1 28 Bäume E 2 31 Unterscheid E 2

15 König­ 27 man]

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m ir gleich ivo. Ducaten auff die H and: Vnd alle M onat 20. Reichsthaler zum M onat S old geben würde / ich wolle eher arbeiten das mir die Schwarte kracht / das mir die Händ so hart als Horn würden vnd das B lut zu den Näglen herauß gieng; es sey dan das ich mein aigen Vatterland beschüzen helffen müste / welches besorglich noch wol einmahl wider die Frantzoßen vonnöthen sein dörffte / da wolle ich als dann auch vmbsonst / das meinig thun / vnd mit dem was ich bey ihnen gelehrnet / das Lehr Gelt dermassen bezahlen vnd ihnen widerumb einträncken helffen / was ihr Übermut an vns ver­ übet / das es eine Lust vnd Frewd seyn solle; Man sagt / sie leben zum Theil nit wie Christen / ich aber sage sie kriegen nicht wie Christen / als welche der Christen B lut vnd Leben so wenig achten / den ihrigen seind sie vil grausamer als ihren Feinden erschrecklich / will Man aber ihren entblösten Geweh­ ren enttrinnen / damit sie die ihrige durch selbst eigne Nidermetzlung zuverrichtung unmöglicher Dinge zwingen / so muß man sich ihrem unsinnigen Vorsatz gemäß accommodim / vnd an Verrichtung solcher Sachen stehen / da man tausentmahl ehender das Leben einbüst als den Vorgesetzten intent zuerrei­ chen Hoffnung haben darff / hat man aber das Glück / das man in der gleichen Occafione das Leben darvon bringt / so hat solches so Tags so Nachts einen mühseeligen Kampff mit dem Hunger außzustehen / warzu noch ein anders / nemblich sonst allerhand Kriegs Arbeit kombt / ist dan irgentö einer der sich mit weniger Speyse betragen: oder mit Roßfleisch behelffen vnd alles überwinden kan / so muß er doch täglich gewärtig sein / das er von andern durch Kranckheit angesteckt vnd also seinen Todten Cammeraten zugesellet werde / also das vnder Hunderten kaum einer widerumb heimkombt / er nemme dann den Abscheid vnder die Füsse / so aber gleichfals m it Gefahr eines schwächlichen Todts gewagt werden muß / kombt aber der eine oder der ander übrig verbliebene darvon / so wirt er / ob gleich seine Glider noch gerad wären / seine gute N atur / wann er gleich wie der S trau ß das Eysen het verio Ubermuht E* 22 dergleichen E* lichen E*

12 nicht E* 24 worzu E*

20 lies: vorgesetzten In te n t 30 unter E* 32 schmäh­

dawen können / dannoch dergestalt geschwächt vnd verderbt haben / daS ihm der Krieg biß ins Grab nachgehen wirt / vnd was das aller ärgste ist / so hat kein gemeiner S oldat / wann er gleich der aller dapfferste von der Welt wäre / vnd eines Generals Stell meritirte / sich keiner Befürderung zugetrösten / 5 dann es gibt so einen Haussen junger Frantzösischer Edelleüthe / das kein wolverdienter vor ihnen zukommen kan. D a doch bey andern mancher vmb seiner Befürderung willen dienet. Nach diser Erzehlung zog er ein hart Stückli grob geschrot- 10 ten Brodt / darunder sich die Kleyen noch befand / auß dem Sack / diß / sagte er / muste wans wol hergieng bey so grossen Travallien vnser Trost vnd die einzige Auffenthaltung vnsers eilenden Lebens sein / vnd dessen noch darzu bey weitem nit halber genug! Ohnangesehen die Einwohner des Landts selbst 15 so darbey geborn / aufferzogen vnd darzu gewöhnet worden / solches ohne genugsambe Convoy von Butter / Käß / Speck vnd dergleichen nit geniessen können. [15] Mein Nachbar bat ihn vmb ein Stücklin / selbiges hinfort seinem Melcher alle Tag neben der Morgensupp an 20 S ta tt eines Schaw-Essens vorzustellen / damit er sich darbey (zuverhütung künfftig besorgender mutwilligen Vnbesonnenheit / die ihn villeich bey guten Lägen wider anstossen möchte) des vnderscheidts zwischen der Frantzösischen Kriegs Tractamenten vnd seiner vätterlichen Küche / täglich erinneren 25 könde / welches ihm der Schweizer dann auch gern mittheilete. Vnser Juncker vnd P farrer hatten in dessen auch ihren Diseurs über den Frantzösischen vnd Holländischen Krieg / über haubt vnd mit einem Wort darvon zureden / sagte der 80 Juncker / so ists gewiß / daß sich nicht finden wirt / das je­ mahls die Teütsche anders als durch Teütsche überwunden werden können / das wissen die Frantzosen / vnd derowegen sehen wir auß des Saphoyers vnd Schweitzers Relation das sie zu vnsern Zeiten vmb vnser Gelt das wir beydes vmb 86 4 tapfferste E* 8 Beförderung Es 10 Stücklein E* 11 dar­ unter E* 14 nicht E* 18 nicht E a 19 Stücklein E* äs vielleicht E* 24 Unterscheid- E a 26 fönte E a

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Frantzösische Wahren vnd mit ohnnötigen kostbaren Raiß Kösten Ln Franckreich hinein vernarren / vnsere junge Man­ schafft: Und hernach vmb derselbigen Tapfferkeit / Mühe / Arbeit / Blut vnd Leben so wol die grosse Stätte als die Victorien im Feld von den Niderteütschen erkauffen / werden auch mit solcher mode vnS da vnd dort zuzwacken / nit auffhören / wann wir die Augen nit besser auffthun biß sie vnS endtlich nach vnd nach gar vmb vnser Freyheit: vmb Haab vnd Gut: ja vmb alles was Teütschland groß vnd Rhumreich macht gebracht haben werden. Der Pfarrer andwortet ihm / wir Teütsche sotten eS machen wie der König in Franckreich / welcher alle Frantzosen auffknüpffen liesse / die er vnder dem Gegentheil wider ihn diennent erdappte; diß löst sich / sagte der Juncker / noch zur zeit schwerlich practicirn, ist auch vil zu rigorose gehandlet / zu dem ist eS mit dem grossen Teütschland vnd dessen vnderschidlichen Ständen / deren jeder Theil seine absonderliche Freyheit hat / vnd mit einem absoluten König weit ein anders ; allein köndte man wol dem stoltzen Franckreich / welches nunmehr nach Beherrschung der gantzen Welt trachtet / die Senn­ adern seiner Stärcke / das ist seiner Goltgrub dardurch eö alles inS Werck zusetzen vnderstehet / verstopffen vnd die Flü­ gel beschneiden / daS eS nimmermehr so hoch zufliegen gedencken dörffte / so fern man nur eine politische Klugheit brauchen wolte / weßwegen Nervlich einer/ so sich Wassenberg genennet / sich weitläufftig vernemmen lassen. Hierauff sagte der Pfarrer / er hielte disen Frantzösischen Krieg mit den Holländern vor eine absonderliche Göttliche Straffe / die Herren Holländer wären halt bey ihrem grossen Glück vnd überflüssigen Reichthumben gar zu hochmütig wor­ den/ so das sie Keinem Potentaten nichts mehr nachgeben / ja auch sich deren etliche in den Indien von den wilden Völckern gleichsamb anbetten vnd Göttliche Ehr anthun lassen / junge fehlt E 2 13 unter E 2 22 untersteht E 2

6 nicht E 2 7 nicht E 2 8 unsere E 2 gehandelt E 2 ie unterschiedlichen E 2 25 Wassenberg/ Eberhard von Wassenberg, Verfasser des „Teutschen Florus " . 1672 warnte Wassenberg in seinem Traktat „Französische Goldgrube“ die Deutschen vor der Überlegenheit der Franzosen. 2

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[i6] so nie von keinen Christen erhört worden / welchen ab­ scheulichen Grewel billich dem Mer-Christlichsten König ab­ zustraffen gebürt / weßwegen ihnen dann G O tt denselben viel­ leicht über die Haube geschickt; Er könde zwar schwerlich glau­ ben / daß ein theil das ander gantzlich überwinden würde / halte aber darvor / sie würden einander dermassen abmatten vnd demütigen daß jene sich endlich mit treibung deß Kauffhandels: dieser aber mit alleiniger Beherschung seines Franckreichs benügen lassen müßte; durch welchen Krieg dann auch der einen vnd andern Kriegenden: wie auch der außwärdigen Nationen Vnkraut / daß sich da vnd dort vnder der tugend­ liebenden Jugend befände / zugleich außgejettet: vnd was Vatter vnd Mutter nicht folgte / oder sonst dem Hencker entloffen / mit gestrafft: oder wenigst gezüchtigel würde / Wie man an vnserm stoltzen Melcher vor Augen sehe / vnd von vielen so todt blieben vnd erhenckt worden / genugsambe Nach­ richt habe. Mithin kamen wir in das Dorff / warinn sich der Melcher schämbte / als wann man ihn an das Halseysen stellen oder gar m it Ruthen hatte außstreichen wollen / vornemblich weil sich die Leuthe in grosser mange gesamblet hatten / auff dessen vernommene Ankunfft auch seinen Einzug zusehen / der gute Held mußte sich gewaltig foppen lassen; etliche sagten man solte ihn hinfort nicht mehr den stoltzen sonder den demütigen Melcher nennen / ein anderer sagte / als er ihn bey seiner Abreiß gefragt / wohin Melcher? da hätte er gar tmtzig ge­ antwortet / in HOLLAND; er wißte wann man ihn jetzt fragte / woher? so wurde er gar kleinlautbar sagen / auß Hooland / ja freylich kombt er auß Holland sagt der dritte / dann ich glaube daß nicht allein sein Seckel: sonder auch sein Eingewaid vnd Gebein so hohl sey / daß man nit so viel Schmaltz vnd Marck darinn finden könde / nur einer krancken M auß im Kindbeth den Nabel damit zu schmieren / der vierdte verwundert sich über sein Pferdt / mit welchem er zu seiner Wiederkunfft zu pravirn gebocht/weil es höltzen war 4 Fönte E 2 10 außwürdigen E 1 n unter E 2 i 8 worinn E 2 19 Holzeysen (Drucks.?) E 2 2 4 sondern E 2 2 7 wüste E 2 30 Son­ dern E 2 31 so hol E 2 32 Fönte E 2 3 5 gepocht E 2 höltzern E 2

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vnd nur ein Bein hatte ; der fünffte sagte / wann er in Holland nichts anders als Läuß vnd einen magern Leib hat holen wollen / so hätte er besser gethan er wäre in einen vollen zu Heimland blieben: I n summa jeder wußte ihn auff eine son­ 5 derbare arth außzuhönen / warüber endlich die Mutter so vngedultig wurde/ daß sie sagte / sie sollen ihn alle miteinander s.h. im hindem lecken biß er wieder fett würde / er selbst aber gieng so still vnd gedultig dahin / wie ein armer Sünder / daß er mich von Hertzen daurete. 10 Mein Nachbar war so gütig worden / das er seines Sohns Cammeraden sambt mir (weil ich etwann seines Sohns Schulgesell: vnd bißhero sein selbst guter Nachbar gewesen) mit sich nach Hauß nahm / vnd satt essen vnd trincken auffstellte / allwo es sich etwas lächerlichs setzte / wann es nur 15 ehebevor einem andern Tropffen nicht an H als gangen wäre / dann der Saphoyer wurde von einem Würtz-Krämer der alle Woch einmahl m it seiner Wahr in vnserm Dorff haussirte / erkandt vnd besprochen / der fragte ihn vnder andern / E ch ! Bruder Cladi / wo ist Bruder Entonnier? Jener antwortet / 20 Bruder Entonnir ist gehang! darauff sagte dieser / iß Bruder Entonnir gehang! an die Galg? Ne / antwortet jener / an der Erlebaum; Ha / beschlösse der ander / das iß prave! Ich aber liesse mir diese Geschichte eine Warnung seyn vnd wurde durch eines andern überstandene Noth vnd Gefahr so 25 witzig / daß ich meine Gedancken änderte / die ich gefaßt hatte vermittelst deß Kriegs auch etwas in der Frembde zu erfah­ ren ; Du wilst / dachte ich / dich noch länger mit deinem Hirnschleiffer behelffen / vnd keines frembden Guts begehren / son­ dern den Holländern das ihrig lassen; Wer weiß die teutsche SO Frantzosen möchten einmahl wider ihr Vatterland zu kriegen genöthiget: vnd alsdann das scharpffe Vrtheil so der Pfarrer vnd dein Nachbar über sie gefällt / an ihnen vollzogen werden; Es schickt sich ein Ding wunderlich! aber weit von dannen ist gut vom Schuß. 85

E N D E . 4 eine fehlt E2 5 worüber E 2 i m E 2 feit] feist E2 liches E 2 17 feinet] feiner E 2 is unter E 2

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jenigen zum S pott gereichen / welche die N atur m it solcher Edlen Freudbedeutenten Färb umb jhren Mund bezieret / und jhnen hingegen die Schwartzbärt vorgezogen werden / das were weit gefehlet; sin-sio^temal auch ein jeder Bäyrischer B aur wol weiß / umb wieviel ein Ducat besser ist / als ein schwartz-Pfenning? Den obgedachten Verräther Judam hast du mir vorgeworffen und gesagt / daß er einen roten B art gehabt / gleich wie ich; Solches hab ich öffter gehöret / und es als ein alte S ag paslmn lassen / mich auch niemahl darüber weder erzürnet / noch verwundert. Aber / Herr SimpHcilfime, verneine hin­ gegen auch diese alte S ag / daß er gleichwol / so lang er die Zierde seines Goldfarben B arts getragen / ein Mitgesellschaffter unsers Heylands gewesen / deme vor allen andern Aposteln das eingenommene Geld / ohne einige Rech-sn^ nung darüber zu thun / anvertrauet worden; S o bald er sich aber gehenckt und sich sein Eingeweid außgeschüt / ist ein B art daraus entstanden wie der Deinige. Dessen zu wahrem Uhrkund / wirst du in etlichen alten Gewählten jhn annoch mit einem schwartzen: die übrige H. Apostel aber mit einem Gold­ farben Diadema bekrönet finden. Gesetzt / aber gleichwol m it nichten gestanden (dann in und an dem Menschlichen Leibe befindet sich nichts das eigentlich rot zu nennen / als das Geblüt / die Lefftzen / bißweilen die Wangen / und etwan eine kupfferne Nase / du wollest dann auch das Gewand zum Leibe rechnen) [12] die Goldfarben B ärt wären mit Recht und Billigkeit Rotbärt zu nennen: Was solts aber alßdann wol seyn? solts jhnen wol zur Vnehr und Verachtung gereichen? Nein! so wenig als dem allerköstlichsten Metall selbsten / wann m ans / ob es gleich eine gelbe Färb hat / seiner Vortreffligkeit halber / damit es allen andern Me­ tallen vorgehet / rotes Gold zu nennen pflegt; der Rubin und Carfunckel seynd allweg besser als schwartze M armor und Agaten; unter den Pferden werden die Liechtbraune / deren Färb sich uff roth ziehet / neben den Kestenbraunen / allweg vor edler und einer besseren Temperatur gehalten / als die Rappen / als welche gemeini-siz^glich boßhafftig und tücki35

Kestenbraunen, kastanienbraunen

sche Maußköpff zu seyn pflegen. Wenn die allerklügste und künstlichste Jeug-Mutler / die N atur durch den unmuthigen Frühling und Sommer den Erdboden mit allerhand lustigen Blumen zieret / so braucht sie mehrentheils rote und gelbe: wunderselten aber die schwartze Färb / ausserhalb bey etlich 5 wenig gewächsen / so mehr vor Mißgeburthen als Paritäten zu halten; Massen bekannt / daß die N atur zu Zeiten auch irret; die Lycii haben die unglückliche Tage mit deines Bartes Liberey: das ist / mit schwartzen Sternlein bezeichnet / hin­ gegen hat Horatius oda 35. die Herrscher Purpureos genennet. 10 Wir haben noch [14] heutiges Tages im Brauch / in den Calendern / die hohe Fest- und Feyer- wie auch die glückselige Läge / und andere merckwürdige Sachen mit rot: die ge­ meine / schlechte und unglückselige Täge aber nur mit schwartzer Färb zu zeichnen: Kan also den Goldfarben Bärten gar 15 nicht zum Schimpfs gereichen / wann man sie gleich rot nen­ net; oder / wann ein blinder N arr die Färb am B art eines Menschen und eines Hahnen nicht recht zu nennen / viel­ weniger recht zu unterscheiden weiß. Ob nun gleichwol die Carmesinfarb an deß Hahnen B a rt / weder den Hahnen 20 selbst (denn sie ist eine Anzeigung der Oberherrschaft über die Menge seiner Weiber / [15] dahingegen mancher SchwartzB art bey seiner einzigen Gnad-Frawen den Siemann gedul­ den muß) an seiner Ehr verkleinerlich / noch denen ohnrecht rot genannten Gold-Farben Bärten der Menschen / nach­ 25 theilig seyn kan / so werde ich mich doch nimmermehr über­ reden lassen / das gelbe rot / oder das rote gelb zu nennen / ich würde mich dann gleich dir Simpticiflime unter die Blinde rechnen müssen / davor mich aber mein GOtt väterlich behü­ ten wolle; sondern ich bleibe darauff / und ob zwar den biß- 30 hero ohnrecht rot genannten Bärten keine Schand / sondern vielmehr ein grosse Ehr sey / wann man sie rot nennet / daß sie dan-si6^noch von Leuten / die gesunde Augen und Vernunfft haben / die Farben kennen / und sie recht zu unter­ scheiden wissen / Gold-Farb genannt werden sollen / welche 85 10 Horatius, carm. I, 35 23 Siemann, der unter dem Pantoffel stehende Ehemann; auch auf die herrschende Ehe? frau angewandt

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Färb ich alsdann so wol als die Rote deinem leidigen Schwar­ tzen vorziehen / und erweisen will / daß sie mehr Liebens und Löbens wert sey / als deß Teuffels Leibfarb immer seyn mag / wann nemlich ich zuvor angezeigt haben werde / wann / von weme / und warumb die Goldfarben B ärt angefangen haben / beneydet / beschimpffet und verspottet zu werden; weßwegen darum die Schwartz-Bärte nit besser gemacht / noch jenen vorgezogen werden. Sage demnach daß diese [17] Verspottung der Goldfarben B art anfänglich jhren Vrsprung von den Phyßognormftm hergenommen / welche sich unterstanden / nicht nur aus der Gestalt deß Leibs / und seiner Gliedmassen: sondern auch so gar auß den Haaren / jhren Farben / jhrer Gestalt / wann sie nemlich dick oder dünn / krauß oder schlecht ic. gewesen / P ro­ phetischer weise zu wahrsagen / und über das anzuzeigen / was einem oder dem andern Böses oder Gutes in seinem Le­ ben widerfahren soll. Aber mein Simpliciflime, diese Kunst / deren du / wie ich höre / auch nicht nur schlechthin beygethan: sondern gar ein Rabbi darauff seyn sollest / ist gar betrüglich. Sonder-si8Iich wann sie zu weit gehet / und die Terminos der N atur überschreiten will; die Affecten deß Gemüths / die difpoßtion und Neigung deß Leibs / und die Zufäll eines Menschen lassen sich warhafftig nach solchen nichtigen Muthmassungen und geringen Vrsachen nicht richten / viel weniger ist etwas gewisses daraus zu schlossen / und wer sich dessen unterstehen will / dem mags leicht gehen wie dem Zopyro, der auß deß Socratis Bildnüs urtheilet / er seye ein leicht­ fertiger / lasterhaffter und unkeuscher Mensch / hernach aber seinen groben Irrthum bekannt / als jhme gesagt worden / was er vor ein M ann gewesen. Is t also diese Sach viel zu miß-siyJich j und gehören viel ooneurrenzen zusammen / wann man etwas gewisses daraus schlossen wolle / geschweige jetzo / das wunderselten alle Signa erheischender Nothdurfft nach zusammen treffen / wie dorten bey dem Zoilo, von wel­ chem Martialis (dessen Meynung allbereit bey der unverstän­ digen Bursch / vornehmlich bey deines gleichen Schwartz-

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schlecht/ glatt

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Martial, epig. XII, 54

Bärten / umb die edle Goldfarbige desto mehr auffzuziehen und zu schertzen / zu einem gemeinen Sprichwort worden) geurtheilt und geschlossen Crine ruber, niger ore, brevis pede, lumine loofus, Rem magnam pracftas Zolle, li bonus es. [20]

D as ist: Rothaar / Schwartzmaul / S tolfuß / Scheel-Aug / Gros wunder ists / wann solcher taug.

Ohne ists nicht / daß wir aus der Erfahrung / welches die allergeschickste Meisterin ist / zu sprechen pflegen / ein schöne Seele / wolle auch ein schönen Leib haben / und Planudes fcfytetbet in Vita vEsopi: Quäle corpus talis anim a; aber gleich­ wol findet sichs offt / daß auch ungestalte Leut einen hohen Verstand / und die ungeschaffneste Menschen schöne Seelen und Tugendvolle Gemüther haben: dahingegen und offt die schönste Knaben gehenckt; und gemeiniglich die hübschte Mägdger zu [21] Huren werden; Ist derohalben hierin kein richtiger und gewisser Schluß zu machen / und wann solches gleich were / so wüste ich nicht wie die Goldfarbe B ärt darzu kämen / daß sie heßlicher / und also auch ärger seyn sollen / als die Schwartz-Bärt / man müste mir den solches zuvor erweisen. Gesetzt / aber gleichwol auch nicht gestanden / die so genannte rote Haar bedeuteten grosse Boßheit? S o müste / b Simpliciflime, nothwendig folgen / daß uff solchen Fall die Goldfarbe B ärt vor den Schwartzen mit einer solchen edlen / redlichen und uffrichtigen Natur begäbet seyen / welche nichts unreines leidet / sondern alle böse Tück mit Ge-s22^walt außtreibet und durch die Haar von sich jaget; dahingegen sonst mancher den nichtswürdigen Schelmen biß ins Grab bey sich behält. Dieses nun sey genug gesagt von dem / wann die Goldfarbe B ärt angefangen / von den Schwartzen verspottet und ge-

7 Stolsuß, Klumpfuß

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dem E 1

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foppt zu werden; nehmlich damals / als die Phyiiognomiftse jhre betrügliche Kunst erfunden: jetzt will ich auch erzehlen / von wem / und wammb? Allen denen die nur ein wenig Vernunfft haben / ist mehr 6 als gnugsam bekannt / daß die Wolfarth und das Glück etli­ cher Menschen bey anderen den Neyd gefrieret / vornehmlich bey den Melancholischen Leuten / [23] deß Saturni Vnterthanen / die gemeiniglich bleich außsehen / mit schwartzen Bärten gezieret: mit allerhand tieffsinnigen Gedancken bela10 den / und daweben umb so viel unglücklicher zu seyn pflegen / umb wieviel mehr sie von dem leidigen Mißgunst geplaget werden ; von diesen nun ist wegen jhrer stetigen Nachgrüblung glaublich / daß sie obengedachte nichtige und brotlose Phyßognomiam samt der Chiromantie anfänglich erfunden: 15 Allermassen jhnen noch biß uff den heutigen Tag die schwartzgelbe verächtliche ZiegeunerRott in diesen zweyen Künsten / sonderlich der letztgenanten / getreulich nachfolgt. Als diese Neyd-Hämmel nun [24] gesehen / und auß jhrer Kunst er­ lernet (dann sie ist nicht so gar allerdings eitel) sondew auch 20 auß der Erfahrung versichert sich befunden / mit was vor einen grossen Vorzug die edle complexionen der Goldfarben vor der Schwartzfärbigen beseligt worden / haben sie sich dem Mißgunst und Neyd (worzu sie ohne das mehr als die so genante allerröteste B ärt geneigt) dermassen überwinden und 25 einnemen lassen / daß sie angefangen das Goldfarbe Haar anzufeinden / und jhr Ansehen zu erhalten / oder die Gewiß­ heit jhrer ungewissen Kunst zuerweisen / etliche ungerathene R ot-B ärt (wann anders dergleichen auff Erden wären) jhren Parthei-s2s)schen Schwartz-Bärten zum Exempel vorgestellet/ so wordurch sie dann leichtlich eine Fopperey zuwegen / gleichwol aber nimmermehr nichts rechtschaffenes wider die edle Gold­ farbe B ärt auff die Bahn bringen können / als daß sie selbige rot nennen / und jhnen bißher nur den armen Jud as vor­ gesungen. 35 Zwar muß ich bekennen / gestehe es auch mehr als gern / ungezwungen und ungetrungen / daß die Goldfarbe Haar nicht alle Engelrein seyen / wann sie gleich gewürdigt worden 22 d em

vielleicht:

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dieselbe hohe Englische Färb zu tragen / dann sie sind so wol als du Simplicissime, gebrechliche Menschen / die gleich dir und allm andem Schwartz-Bärten [26] den sündlichen Nei­ gungen unterworffen; daß aber das Gold so leichtlich als das Bley im gerne* schaden leyde / ist wider die tägliche Erfah­ rung. Du hieltest mir neulich neben andern vermeinten Beschimpffungen den altfränckischen ungereimten PritschenMeister Reimen vor / nemlichen: Rote B ärt und Erlebogen / Geraten sie / so soll manS loben. und wollest damit zu verstehen geben / jederman und son­ derlich / der kunstreiche uralte Reimen-Schmid hielte davor / als ob die Goldfarbe B ärt selten gerieten; du mercktest aber nit / daß du damit mir und allen Goldfarben Haarträgem Vrsach gebest zu Glauben / der Autor dieser Sinnreichen Vers sey eben so unverstän-s2^dig zum Vrtheilen / als un­ geschickt zum Reimen machen gewesen / so fern er anderst solche den Rot-Bärten zur Beschimpffung gemacht / wormit Herr Simplex zugleich / und zwar ohnwiffend / wo nit seinen eignen Vnverstand: doch wenigst seinen mißgünstigen Neid / den er gegen den Goldfarben Bärten häget / öffentlich an Tag legt. Wir wollen aber per Spaß die Wort der obigen Reimm / jhre Bedeutung oder deren eigentlichen Verstand / und aus demselben die Beschaffenheit deß Dichters ein wenig durch­ gehen / umb zu sehen; ob wir nichts finden / daß den Gold­ farben Bärten mehr in jhren Kram [28] taugen / als sie zu verspotten würdig machen möchte. S o muß dann nun der Autor entweder ein Schwartz-Bart oder selbst ein R ot-B att: Ein grosser Herr oder gemeiner Tropfs: Ein verständiger Kerl / oder ein N arr: Ein Freund oder ein Feind der rothen B ärt / wie man sie nennen will / gewesen seyn? War er Schwartz-Bättig / wie zu vermuthen / weil er die Goldfarbe B ä tt nicht mit jhren gebührlichm Ehren Namen nennet / so hat er diesen Spmch gemacht / den Goldfarben Pritschen-Meister, Gdegenheits- und Stegreifdichter im 16. und 17. Jahrhundert. v Erlebogen, Erlenbogen, Bogen aus 7

Erlenholz

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Haaren öffentlich zu bekennen / daß nicht alle Rot-B art / wie jetzt der unverständig Widerpart urtheilen will / boßhafftig oder zu [29] verachten; sondern wann sie gerathen (vielleicht vor den Schwartz-Bärten) zu loben seyen. H at er aber einen Goldfarben B art gehabt / so ist nicht zu glauben / daß er jhme selbst / und seines Barts-Verwandten etwas Wider­ wärtiges anfügen wollen; sondern er hat damit den Schwartzoder Falb-Bärten offenhertzig anzeigen wollen / was ich oben gemeldet / nemlich daß die Goldfarbe B ärt zwar nicht alle Engel: hingegen aber die wolgerathene vor andem zu loben seyn / welches zwar die Schwartz- und andere B ärt auch mit gutem Gewissen von jhrer Art sagen können. I s t der Autor aber ein grosser Herr und Regent gewesen / wel-szoWes auß zweyerley Anzeigungen ohnschwer zu behaubten; Erstlich / weilen er die Goldfarben B ärt mit den Erlen Holtz vergleicht: und dann zweytens daß den Fürsten an jhren Bedienten und Unterthanen nichts besser gefällt oder wolgerathener vorkommt / als wann sie den schuldigen Ge­ horsamb mit unterthäniger Willfährigkeit und gebührendem respect fein höfflich und demütig ablegen. So gereichet es den Goldfarben Bart-Trägern zu nicht geringer Ehr / wann grosse Herren darvor halten / sie seyen so edel und großmüthig gesinnet / daß sie / gleich dem Erlen Holtz / ehe zerbrechen / als sich unter eines andern gewaltsame Botmässigkeit [31] biegen lassen. Gleich wie aber bemelte Erlen viel tauglicher seyen / als Cedern und EbenHoltz an den wässerigen und sumpffigen Oerthern / als ein zuverlässiges und sicheres Fundament die höchste Thürn unbeweglich zu tragen / ja sich endlich selbst in einen Stein verwandeln; Also sey ein Rotbart zu loben / der gerathe / das ist / der sich einmal in eines Fürsten Dienst begebe: Als wolte er sagen; man könnte auff seine Träu und Vortreffligkeit wie uff das Erlen Holtz im Morast / kühnlich Schlösser bauen. Ist der Reimenmacher aber ein armer Teuffel gewesen / so hat er ohn zweiffel einen Eselfarben B art / und nicht so viel gute [32] Qualitäten der Goldfärbigen gehabt / daß er dadurch gleich jhnen zu Glück und Ehren steigen mö­ gen / weßwegen er dann seine treffliche Reimen / da seine 29

verwandele E 1

Musen mit den Krebsen buhleten / auß Neyd und Mißgunst gegossen. Daß der Autor aber ein verständiger / oder ein gelehrter M ann gewesen seyn solle / ist schwerlich zu glauben / dann er würde sonst mehrere Geschickligkeit / Verstand und Kunst im Reimen machen haben verspühren lassen; War er aber gleich­ wol verständig / ob er sich gleich nichts uff die Poeterey ver­ standen / so hat er ohne allen zweiffel ein solche Meynung von den edlen Goldfarben B är-^z^ten gehabt / wie oben gemeldet / was grosse Herren vor eine von jhnen haben möch­ ten. War er aber ein N arr / so ist nicht viel an seiner Meynung gelegen / und wird beydes den Goldfarben und Kohlschwar­ tzen Barten gleich viel gelten / was er von jhnen in seiner Vernunfft daher gelallet. Is t er ein Freund der Goldfarben B ärt gewesen / so hat er entweder selbst auch einen Wolgerathenen getragen / oder doch einen zu tragen gewünscht / oder viel Gutthaten von jhnen empfangen / und manchen Goldfarben Bärtling als einen frommen Biderman erkannt; und dannenhero hals m it jhm die Meynung wie oben gemel­ det worden / wann der [34] Reimen Meister selbst einen gül­ denen B art gehabt hätte; solle der Inventor aber ein Feind der roten B ärt gewesen seyn / so hat er ausser allem zweiffel auch einen schwartzen B a rt gehabt / und ist sich dessentwegen gar nicht zu verwundern / wann er (als er sich einer so edlen Mund-Zierdte / und damit zugleich der jenigen Tugenden und Gemüts-Gaben / so selbige signirt und bedeutet / beraubt ge­ sehen) auß Vngedult / Mißgunst und Neyd im S in n gehabt / mit dem Namen Rotbart und dem übrigen In n h alt seiner stattlichen Reimen die jenige zu tadeln / denen er gleich zu seyn von der gütigen N atur nicht würdig geacht worden: Wormit er gleichwol [35] anbey / ohnangesehen seines verbitter­ ten Gemüths / wider seinen Willen bekennen müssen / daß die Goldfarbe B ärt nicht alle mißrathen / noch verwerfflich: sondern die gerathene zu loben seyn. Wie aber Herr Bruder Simplex? was bedunckt dich / und was würdest du wol sagen? wann vielleicht ein lustiger und

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sinnreicher Kopff / er mag nun gleich ein Rot- Gelb- SchwartzWeiß- Falb- Grau- oder B law -B art / oder gar H ans ohne B a rt der Mlchschauer gewesen seyn / diesen Reimen den Schwartzbärtm zum S pott miss die Bahn gebracht hätte. Aber sey gettost Herr Simplex, er hat dich gleichwol nicht gemeinet / dann dein [36] Pechschwartzer (wer Pech angreift besudelt sich damit / rc. aber das Gold färbet nicht einmal die Finger / wenn man gleich 1000. Portugaleser zu zehlen hätte) und allbereit mit silbernen Fäden (der Güldenen wirstu nicht theilhafftig) durchspickter B art ist so wol gerathen / daß bey nahe ein gantzes Regiment Pigmei den Kranichen unter sei­ nem Schatten eine Schlacht lieffern tönten / ja er ist so breit und lang außgefladert / daß es immer schad ist / daß du nicht ein Schiff worden bist / sintemal alsdenn der Schifherr weder Segel noch Flaggen bedörfft / den hindern Wind drinn uffzufangen; sondern er hat die ungerathene B ärt schertzen wollen / die so [37] dünn stehen wie armer Leut Weitzen. Dieweil man dann nun selten einen Rot-Kopff sihet / der nicht auch redlich seinen nothtürfftigen Theil solcher Färb H aar umbs M aul habe / dann sonst würde man sie ja nit Rotbärt / sondern nur schlecht weg Rotköpff nennen? Sihe / so hat er nothwendig uff die schwartze gestochen / als worunter es bey den meisten umb den Schnabel herumb / so kahl be­ stellet zu seyn pflegt / daß man offt von 100. ja 1000. nicht so viel Bart-Haar sammlen könnte / die genugsam weren / nur einem alten Weib daß Naßloch damit zu verstopfen. Zwar würdestu mir das vor einen Uffschnitt halten / wann ich [38] nicht wüste daß du das grosse Reich der Chineser, der Japaner (allwo die ankommende Christen wider jhr Gewissen den Glauben verläugnen / damit sie nur keine Märtyrer wer­ den / und dardurch in Himmel kommen müssen) der M alabren / der Indianer und Aphricaner durchstrichen / und mit deinen eignen Augen gesehen hättest / wie die ein und andere schwartze Nation / und der mehrerlheil jhrer benachbarten I n ­ sulaner / so schlecht mit Bärten staffirt / und wie übel solche 11ff. Anspielung auf die bei Homer erzählte Geschichte vom Krieg der Kraniche gegen das Zwergvolk der Pygmäen. 27 einen] eine E 1

bey jhnen geraten seyn / unter welchen zwar die Chineser jhre 17. schwartze Haar die jhnen die vorsichtige N atur umbs M aul herumber auffs gesparsamst mitgetheilet / höher [39] als Gold und Edelgestein / (was würden sie erst thun / wann sie Goldfarb weren) schätzen: und ehender Hab und G ut / ja lieber Leib und Leben / als dieselbe paar wilde Sawbürsten verliehren: Die übrige benachbarte Ost Indianische Schwartzköpff aber / sammt denen Mohristen / Afrikanern / und Ame­ rikanern / jhre von jhnen so hochgeachte Maul-Jierd dermassen hassen / selbige verfolgen / und sich jhrer schämen / daß sie solche von Grund heraus außreuten / ohnzweiffel darumb / dieweil sie wissen / daß weder an Butzen noch S tihl / an Wurtzel und Stammen nichts G uts ist. D aß aber diese hässige Art der Schwartzbärt / die fromme [40] ehrliche auffrichtige Goldfarbe B ärt / auß lauter Neyd und Mißgunst gantz unschuldiger weise anfeinden / und umb jhrer Tugend willen verfolgen / ist ohnschwer auß dem Exem­ pel allerhöchstgedachten lobwürdigsten Kaysers Friderici ab­ zunehmen / welchen die schwartzbärtige Italiäner keiner an­ dern Ursach halber Barbaroflam gescholten / als dieweil er ein rechtschaffener tapferer Fürst: ja ein fürtrefflich Muster und vollkommener Spiegel aller andern Fürsten seiner Zeit gewesen / an welchem man auch das geringste nicht tadeln können: Er war glücklich in seiner Regierung / welche 37. Ja h r 8. Monat gewehret; er hat Dennemarck am ersten zu einem Kö-s4i^nigreich / und Heinricum den Marggrafen von Oesterreich zu einem Hertzogen gemacht. Er befridet das un­ ruhige Franckreich / und hat den Frieden so hoch geliebet und sich selbigen zu erhalten beflissen / daß er anfänglich ein Vater deß Vaterlands genannt wurde / darumb es dann damals auch so wolfeil in Teutschland / und deß Weins so viel ge­ wesen / daß man Kalck oder Mörtel damit angerühret. Was er in Italia vor tapffere Thaten gethan / ist allen belesenen bekant / wessentwegen jhme dann die Jtalianer nicht allein auß Haß so nachbenamet / sondern auch wie Carius schreibet / 35 Carius, Johann Carion, Chronicon Carionis. Expositum et auctum. .. ab exordio mundi, usque ad annum salutis... 1612. Qeneva 1625.

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jhm nach Leib und Leben gestellet / wie sie jhm dann ein Wäfferlein tn A rm enia; baxinn der Kayser gebadet / vergifften [42] lassen / worvon er gestorben / und in Tyro begraben worden / dessen Grabschrifft also lautet: 5

Si probitas, senfus, numismaque copia Census, Nobilitas orti, poslent obsiftere m orti, Non erat extinctus Fridericus, qui jacet intus. Laut kürtzlich uff teutsch also:

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Wann Frommkeit / auch Vernunfft und S inn / J a Adel / Rent / und G ült darzu Deß Tods Gewalt von uns nehm hin / So hät Friedrich nicht hier sein Ruh. Es hat aber nicht allein dieser alleredelste Goldfarbe B art seiner Zeit der Schwartzbärte Boßheit erfahren / und durch jhre Maußköpffische Anstalt sterben [43] müssen / sondern sie können auch die so gefärbte B art der armen Bauren nicht ohnschabernackt lassen. W oraus klar erhellet / daß die Ita liä ­ nische Schwartzbart den frommen Kayser nicht umb dessent­ wegen auß Rach / daß jhnen sein starcker Arm so scharff gezwaget / hingerichtet; sondern daß sie der Neid und leidig Mißgunst treibe / die Rotbart / wie der Teufel die Menschen / zuplagen / zu verfolgen / zu schänden / zu beschimpffen / und zu stigelfritzen / also daß es scheinet / als were zwischen den Rot- und Schwartzbärten ein sonderbahre antipathia; wie zwischen Mäusen und Katzen / Katzen und Kürschnern / nein: Hunden und Katzen wolt ich sagen. Mein Simplex, höre diese kurtzweilige Histori / da ich [44] selbst mit und bey gewesen / und sey alsdann so Keck / solche der Schwartzbärt Mißgunst und Neid zu leugnen! Der letzt verblichene Churfürst zu Cöln / Ferdinand Hertzog in Bayrn / rc. hochlöblichster Gedächtnüs / hatte einen Cam­ merdiener und einen Narren / Beitel genant / die beyde so kohlschwartz bebartet waren / als ein Ertz-Spannier immer seyn mag / jener war deß Narren Hoffmeister. Als sie nun 19 gezwaget, (den K opf) gewaschen 23 stigelfritzen, spotten, Stichelreden führen 24 antipathia;] antipathia were; E 1

einsmals im Vorzimmer am Fenster lagen / und einen B au­ ren m it einem langen Goldfarben B arl / welcher Hauem nach Hoff gelieffert / unter dem P ortal stehen sahen / allwo er uff den Urkund der beschehenen Liefferung warten muste / sagte der Cammerdiener zum Narren / [45] schau um Gottes willen mein Beitel / wie hat jener B aur doch so einen schönen Goldgelben B art! Je / es ist ja immer schad / daß jhn der grobe Knoff sol tragen. Beitel fragte darauf / ob er dann schöner alö der seinige wer? freylich antwortet der Cammer­ diener / er ist schöner als der mein und deinig. 100. Ducaten wolte ich uns heissen drum geben / daß wir so schöne B ärt hätten. Solches verdroß alsobalden den guten Beitel / sagte derowegen / wart ich wil den rotbärtigen Schelmen bald gelernet haben / so einen schönen B art zu tragen / liesse sich auch gleich durch die Regung deß angebornen mißgunsts der schwartzbärt / gleichsam wie ein Schiff ohne Ruder vom Wind / hinunter zum Bauren treiben / um welchen [46] er so lang heimtückischer weise / wie ein Marder umb eine un­ schuldige Taube / her gieng / biß er jhm den B art ertappte / und in einem Augenblick wol halber herauß risse / gleich einen Knoff darauß machte / damit in seinen Hosenschlitz durch die Kerbe fuhr / und nach verrichter Arbeit dem Bauren wider mit diesen Worten vor die Füß warff: sehe hin du Schelm / sottest du einen schönern B art haben als ich? he! gelt ich hab ein Braunen Arschwisch darauß gemacht. Der Churfürst selbst sahe so wol als der Cammerdiener disem Schimpf zu; doch jeder in seinem besondern Zimmer / und weil der Churfürst besorgte / der N arr möchte den armen Bauren weiters belei­ digen / als befahl er dem Cam -s^m erdiener jhn alsobalden von jhm herauff zu holen / das thät er / und betrohete unter Wegs den Narren zu schweigen / daß er etwas mit jhme von deß Bauren B art geredet hätte. Hieraus sihet man nun / wie neidig / mißgünstig und grämisch die Swartzbärt gegen den so genanten Rotbärten gesmnet seyn. Ob nun gleich das End dieser Histori zu meinem Vorhaben nichts taug / so ist es doch lustig zu hören / wils derowegen auch erzehlen. Der Churfürst liesse darauff den Narren durch seinm Zwergen 2 Hauern, Hafer

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m it Ruthen streichen / zu bekennen / wer jhn zu dieser That angereitzt / oder jhme gesagt hatte / daß deß Bauren B art schöner gewesen sey als der seinige. Aber Beitel wolte nit allein nichts be-s^kennen / sondern nach dem er etlich bettohentliche Minen gegen den Zwergen gemacht / rennete er unversehens mit dem blossen Hindern zuruck / und damit dem lieben Zwerglein ins Gesicht / daß er hinter jhm übern Haus­ sen burzelte. Derowegen liesse jhm der Churfürst durch einen starcken Kerl also zusprechen / biß er endlich heraus beichtet, D arauff kriegte der M . Cammerdiener einen fürstlichen Filtz/ der B aur aber eine Verehrung vor seinen halben B art. Gemeiniglich aber wann die Herren Schwartzbärt die Goldfarb zu grob schertzen wollen / so wird jhnen wider viel hamliger eingeschenckt. Ich lag einsm als im W inter-Quartier am Fenster / und mein Cammerrath gesDams unsers ersten Vatters perline Hutschnur / mit grüner Seiden und göldnen Plätchen bestochen / die er getragen / wann er zu Gevattem gestanden. 2. Sein Damascater Mantel mit Moscowitischen köstlichen Beltzwerck gefüttert / den er umgethan / wann er einen Ge­ 10 vattern bitten müssen. 3. Ein Kästlein von Perle-Mutter / darinnen gelegen 15. Haar aus des Mathusalems B art / so ihm in den Sooten Ja h r seines Alters aus gefallen / daraus er geweiffaget / daß 15 er sterben würde. 4. Des Ertz-Vatters Abrahams langer Wurff-Spieß / sein Stoßdegen / und eine Taschen von Eselshaut mit Schneckenhäußlein geziert. 5. Noe Sonntäglicher Mantel von Hebräischen Buchstaben zusammen gemacht / so nicht wenig Mühe gekost. 20 [131] 6. Isaacs Karwatschen / die er gebraucht als er seiner Liebsten entgegen geritten. 7. Ein Stuck von dem Feigenblat / wormit sich die Eva bedecket. 8. Eine Wiegen von Augspurgischer Arbeit / so die Eva zu 25 ihren Kindern gebrauchet. 9. Eine Venedische Gläserne Flasche / darinnen eine zimliche Q uantität von dem Wasser der Sündfluth auffbehalten worden. 10. Esaus Tabacks-Pfeiffen / aus einer Salat-Stauden 30 gemacht. 11. Ein Rad von einem Schubkam / welches bey Erbauung des Babylonischen Thurns gebraucht worden. 21 Karwatschen, Peitsche

Karbatsche,

aus

Lederriemen

geflochtene

12. Eine viereckigte Sackpfeiffen von Cypreß-Holtz mit wel­ cher die Jsraeliter / als sie um das güldene Kalb gedantzet / musicirt haben. 13. Die Haut von dem alten Buttelhund / welcher den Moysen im Kastlein schwimmend aus dem Meer getragen. 14. Der Schatten des obern Ackers / worauff Abel seinen Bruder Cain erschlagen. 15. Zwo junge Holtz-Tauben / welche der junge Jsaac in der Waltzkugel bey Wurtzburg ausgenommen. 16. Samsons Handschuch aus Venedischen Glaß gegossen / und mit höltzernen Frantzen. 17. Ein stuck Nagel von der Lincken gros-siz2ssen Zehen Nabuchodonosors / so ihm abgeschnitten / als er wider zum König eingesetzt worden. 18. Batsaba güldener Beltz von 63. Goldstrichen / welcher den König David verschamorirt gemacht. 19. Des Ertzvatters Jacobs grosser Zinnener Becher / den ihm der erste Kannengiesser Meister Abraham / von NeckersUlm gebürtig / zum neuen Ja h r verehret hat. 20. Aaronis Bischoffs-Stab von einem Elends-Zahn m it Bezoart verpulversirt. 21. Eine Pasteten / welche von der Hochzeit zu Cana in Galilea übergeblieben. 22. Goliaths Fechtbuch / daraus zu lernen wie man pariren soll / item das Ohrband seines Schlagdegens. 23. Drey Sprüssel von der Settern / welche Jacob in dem Traum gesehen. 24. Ein Zahn von dem Esels-Kihnbacken / wormit Samson die Philister geschlagen. 25. Eine schöne Discant-Geige / so der Jubal gemacht/ auff welcher die Israeliten musicirt / als sie um das güldne Kalb getan tzt. 26. Ein Frantzösisches Scherlein / damit dem Simson die Haar sind abgeschnitten worden. 1 Jsmaeliter E 1 (vgl. 111, 30) 3 Buttelhund, Pudel­ hund ( ? ) , Pudel waren im 17. Jh. besonders fü r die Wasser­ jagd abgerichtet. 15 verschamorirt, eigtl. verschameriert, verliebt 24 Ohrband, bzw. Ortband, Beschläge an der Spitze (Ort) der Scheide

27. Des Bileams Spißruten / womit er seine Eselin so unbarmhertzig trachtet / daß sie geredt und gesagt: Warum schlägst du mich? [133] 28. Ein grosser Schnitz vom Apffel / darvon Adam und Eva gebissen. 29. Der rechte Flügel vom Raben / welcher dem Daniel die Speiß in die Löwen-Gruben getragen. 30. D as Conterfeyt Evrv / so Adam in Kupffer gestochen. 31. Der Chor-Rock Jom» / als er zu Ninive geprediget / wie auch ein stück gedörrter Leber / die er aus dem Wallfisch geschnitten. 32. Ein Halßtuch von Türckischer Arbeit / so Joab getragen. 33. Zwo Sensen so mit Rost angeloffen / damit des Baotz Schnitter das Korn abgeschnitten. 34. Ein von Augspurger Arbeit eiserner Schwanck-Kessel des reichen Mannes. 35. Des König Davids Hirtentasch von preussischen Corduan. 36. Der Bethsabr» Badmantel von Niderländischer Lein­ wat. 37. Des General Joabs Occasion-Degen von anderthalb Spannen lang / so er wider Amasa und Abner gebraucht. 38. Des Königs S a u l grosser Mundbecher von Englischen Iin . 39. Der keuschen S usanne silbernes Balsam-Büchölein / und Venedische Saiffen / wel-si34^>che sie nach den alten Hudlern geworffen / so sie verunehren wollen / davon der eine auf dem Kopff einen Bäulen / und der ander einen blauen Flecken am Fuß bekommen. 40. S . Peters Fischershosen. 41. Des Peters Fischersblauten / damit er dem Malcho das Ohr abgehauen. 42. Deß verlohrnen Sohns Hut mit etlich 100. Elen Favorbänden. 13 Baotz, Vulgata: Booz, vgl. Buch Ruth, K a p . 4 . 17 Corduan, feines Leder aus Ziegenfellen 34 Fischersblauten, Plante, harzer unförmiger Degen 38 Favorbänden, Favor m ., Band, Schleife, die als Zeichen der Gunst getragen wurden

43* Deö verlohnen S ohns Sammeter Rock / den ihme ein Frantzösischer W irt ausgezogen / als er die Zeche nicht zahlen können. 44. V ier Partisanen / so des Königs Roboam seine T ra­ banten getragen. 45. Ein überzienter Köbich aus der Archen Noe / darinn ein Canari-Vogel gewesm / wie es aus den bannn liegmden Federn zu schlieffen. 46. Ein Krug m it Perlemutter eingelegt / sampt einem Carduanischen Schuh mit hohem Absatz / worauff der hinckende Mephiboset gedantzt. 47. Ein Castorhut von Katzmhaarm / so Jacob dem Jsac auf der Kirbe gekaufft. 48. Die Klüppel von der Trummel / so Moyses Schwester gerühret nach ersoffenem Pharao. 49. Zwo Nebelkappen von grauen Tuch / [135] und Augen­ gläsern / so die Jünger nach Emauö gehend getragen / samt dem FellEisen so sie verlohren. 50. Des König Davids Perspectiv von einem Roßzahn / doch ohne Gläser / wordurch er nach Betsaben gesehen. Item derselben Reibsäcklein aus einem gestreifften unzeitigen IgelsBalg zugeschnitten. 51. Die gläsern knöpfllichte Krausen / so Meister Bartel im Spessart gemacht / und Noe dm ersten Rausch darauß getruncken. 52. Ein ansehliches stück Wildpret von dem hindern Lauff eines Ig els / so Esau gefället / und seinem Vatter Jacob praesentiret hat. 53. Ein Scharmützel voll B lu t vom Lucifer da er nach AbHauung der rechten S eitm von S . Michael ist in Abgrund geflossen worden. 54. Die Schlautern / samt einem Partieul des S teins / da­ mit David den Goliath erlegt hat. 55. Der Riemen von Ju d a s Beutel / worinn die vom Ho­ henpriester gegebene 30. Silberling gewesm tvaxm.

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Castorbul, eigtl. Hut aus Biberfell 23 Krause, Krug, 29 Scharmützel, eigtl SchamiUzel, Papiertüte

Trinkgefäß

56. Ein stuck von der steinern Tafel Mosis / so er aus Zorn gebrochen. 57. Der Misthauffen auf welchem Job [136] gesessen / samt einem guten Particul des Windes welcher ihme daö Häuö eingeworffen / wie auch die Sträiffhosen und Stifeln seiner Patientz. 58. D as Bögeleism / womit Eva dem Adam seine Krägen gebögelt. 59. Ein halbe Maß Zehr / welche David vergossen / als er seinen Sohn Absolon beweint. 60. Die vier Huffeisen deö Maulthiers / auf welchem Adam in das Land ob der Enß geritten / und alldorten die Rebelli­ schen Bauren zur Huldigung gezwungen. 61. 9. Beltz / von den Füchsen / welche Samson in der Philister Korn gejagt. 62. Noch eine halbe Saltz-Scheiben von Loths Hausfrauen / welche in eine Saltz-säulen verändert wordm. 63. 3. Löffel voll Hirschbrey des Prophetm Habacucs / wel­ chen der Engel / beym Schopff zum Schnittern ins Feld ge­ tragen. 64. 500. Kühäut von denen / welche zu Ninive gefast haben. 65. Ein Schüt Stroh / welche in Abbrännung Sodoma und Gomorra übergeblieben. 66. Dinä des Jacobs Dochter Nadelbüchslein / daraus sie Wehr genommen / und den jungen Sichen in die Seiten ge­ stochen / wann er ein Ehrn-Griff thun wollen. [137] 67. Eine alte Schuhahlen / mit welcher Abel seine Schuh gepletzt. 68. Etliche Vögel / so in dem Läger der Jsraeliter in Egyp­ ten gefangen worden. 69. Vier Haar so aus dm Lincken Hom Moysis am Kopff auSgefallm / und bißhero in einer Papiernm Schachtel auf­ behalten worden. 70. D as Schwäntzel des jungen Tobiss Hunds / damit er gewedelt / als er zu mck nach H aus gekehret hat.

10 Absolon vielleicht: Absalon 18 Hirschbrey, wohl Eirae­ brei, vgl. 117 ,27 Muachkat 28 ptefcen, flicken

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71. D as Häcklein / womit GallenuS in Grabung der Kräu­ ter von dem Hypocrate ist ermordet worden. 72. Ein B lat von der Stauden / unter welcher Jo n a s das Unglück der S tad t Ninive erwartend / gesessen ist. 73. Ein zimlicheS Stück vom Regenbogen / welcher nach der Sündflut erschienen. 74. Der Feuerzeug samt dem Schwebet / m it welchem Jo naS im Wallfisch hat Feuer aufgeschlagen. 75. Die lincke und mittelste Spitz vom S tern / welcher den heiligen drey Königen vorgeleuchtet. 76. Die TrögelSgeigen / welche AdamS dritten Sohn / von seinem Tauff-Todten zum Neuen Ja h r verehret worden. [138] 77. Drey paar Semmel von M anna gebacken / so den Jsraelitten vom Himmel geregnet. 78. Die grosse Mühe und Arbeit / welche bey Erbauung der Archen Noe angewmdet. 79. Drey Elm von der Nabelschnur der ersten Tochter EvD / da sie als ein Kind gar jung zur Welt kommen. 80. Ein Perspectiv m it einem sonderbaren Seecombaß / welche dem Jona im Wallfisch sehr wol gedienet. 81. Eine Steltze in einem grünm Sam m etm Futteral / samt etlich perfumirten Handschuchen / Halßtüchern und Schlaffhauben / so die zehen AuSsätzigm zur Gelübde / in daS Kirchlein Reminiscere bey Querfurt auf der Eselwise haben gestifftet. 82. Der Hasensprung / (so vor der Vestm zu Nümberg zu­ sehen / ) Von Epele von Gäilingen / als sein Schweißfuchs ein Mänigen in der Lufft mit ihme machte / rc. 83. D as Brillenfutter des blinden Bartimei / von schön durchbrochner Arbeit. 84. DaS Pedal samt dem Ruck-Positiv zu der Harpffen Davids / benebenst dem Stimhammer von Prsosilgenholtz / und etlichen guten Romanischm Quinten. 85. Ein lang 8 Eckicht Blaßrohr deS Pro-si39W eten Elisso / welches er dem Evangelistm Johanni (die Sperlinge und Heuschrecken in der Wüsten damit zu schiessen / ) ver11 Trögelsgeige, eigti. Trögdgeige, ältere Geigenart Todten, Taufpate

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12 Tauff-

macht hatte / ist gar auf eine besondere Art / zum Schimpff und Emst: Als einem gezogenen Lauff inwmdig mit Rehe­ haaren gefüttert / auch mit einem guten Flindenschloß und Vorschlag versehen. 86. Etliche mit rohtgeschwärtztem Helffenbein eingelegte s alte Quirl / sollen von Josephs Zimmermanns Arbeit seyn / welche er seiner alten Mumme Elisabeth zu ehren geschnitzelt/ und ihr solche nebenst einer Bratwurst und ein paar S aalEyer überö Gebürg endlich gesendet. 87. Ein Glaß m it Specerey und Walperthau damit sich die 10 alte Magd Hagar geschmüncket / wann sie auf dem Israeliti­ schen Schäfferdantz erschienen. 88. Ein schmahler Fischer Cahn / worinnen sich ein S tadtpfeiffer-Geseü und Tragoner nach der Arche Noe hatten über­ setzen lassen / weiln jener bey nahe die Zeit verschlaffen / 15 dieser aber dem vorigten Tag beym abflössen eben auf die Wache war gezogen. Zum letzten. Fünff lebendige Frösch / so dem König Pharaoni auf dem Tisch gehupft.

[140]

EXTRACT.

20

Der anschlichen Tractamentm samt deren Expens, welche dm Herrn von Hirschau in vergangener Fastnacht aufgesetzt / und von denselben ritu solenni verzehret worden. Erstlich. Vor S a la t und Wagenschmier. $ 9. Kreutz, a# Vor Schnecken und Hosenbändel. 19. Kr. Vor ein Kammfutter und Eyer. 10. Kr. Vor ein Milchsuppen und paar Sttüm pff zu toppeln. 5. Kr. 3. P f. 10 Walperthau, Walper, volkstümliche Entstellung des N a ­ mens Walburga; Walperthau , das als heilkräftig angesehene „ Walpur g i s ö l das sind Tropfen , die von der Grabplatte der H l Walburga von Zeit tu Zeit niederfallen .

Vor ein Fenster-Ram und ein Klöß-Suppen. i8.Kr. Vor ein Mistgabel und Blutwurst. 14.Kr. Vor eine Schlaffhauben und ein gepfefferten Lerchenfuß. 30Kr. 8 Vor 6. paar Semeln und ein Hutschnur. 20. K. Vor io. Maß Wein und ein Schüssel voll fauler Oepffel. 63.Kr. Vor sauer Kraut und ein Hufeisen 5. K. 4. Sch. Vor Bratwürst und Hembder zu waschen / 19. Kr. ie Vor 2. paar Handschuch und Schmeer. 33. K. Vor ein gebratenen Haan und Schuh zu flicken 51. Kr. Vor Essig und einen Calender. 9. K. [141] Vor Speck und Messer zu schleiffen. 14. Kr. Vor eine Gerstensuppen und Spinnrath. 11. Kr. 2. Pf. iS Vor kalt Wasser und eine Latern. 18. K. Vor Lorbeer und einen Riemen. 6.K. Vor ein Reibeisen / und 2. Stockfisch. z;.K. Vor Bier und eine Handzwellen. 22. K. Vor einen Bogen Papier und irdenen Krug. - 4. Kreutz. 20 Vor ein eiserne Feile und Zimmetrinden. 13. K. Vor ein paar Pistoln / und ein gbraten Elephanten Zahn. 76. Kr. 29. K. Vor ein Neheküssen und weisse Rüben. Vor ein Eyerkuchen und 2. Pfeiffen. 9. Kr. 25 Vor Jimetrinben und Baumöl 14. K. Vor Saltz und Welsche Nüsse. 19. K. 25. Kr. Vor Dinten und einen Muschkatblüh. 25. K. Vor Immer und ein flicket Leder. Vor Käß und Haar abzuschneiden. 2i. Kr. 20. K. 80 Vor Saffran und eine Beißzange Vor ein Klupet Lerchen und eine Karten 19. K. 29. K. Vor Schreibfeder und ein Butterfaß. Vor Amarellen und Dalckenpapier. 4. K. 26. Kr. Vor ein Handfaß und Krebs. ss Vor Fahrschnür und Butter. i6..Ä. 28 Immer, der hölzerne Korb der WaMbienm, wenn er von ihnen bezogen ist 31 Klupet, Bund, Bündel 88 Amarellen, Sauerkirschen Dalckenpapier, Dalke, Tolke, Flecken, Klecks Il8

Vor Pfeffer und Futtertuch. 19.K. Vor Schweinen-Fleisch und ein Löffel-Korb. 16. Kr. [142] Vor Schwebet und ein Bettziegen. 39.$ . Vor Uberschläg und 2. Trinckgläser. 27.K. Vor 2. Tauben und ein Waschkessel. 23. K.s Vor Quetschen und ein Börer. 5.K. Vor Zwiebel / Schlitz-Feder und paar Pumphosen. 1. fl. Vor Latwergen und eine Stteubüchsen. 30.kr. Vor ein kälbern Schweinsbraten / und ein Schermesser zu flicken. 13. kr. 10 Vor ein Krebssuppen und ein Fenster-Rahm zu flicken. 15. Kr. 9. Pf. Vor eingebäiste Eyer und ein Bretspiel. 7. k. 5. pf. Vor candirte Pfifferling / und ein Balsambüchslein. io. kr. 2. Btz. 15 Diese kleine und grosse zusammen summirte Ausgaben / thun Summa Summarum 15. Gulden. 15.Batzen/und 15. Kreu­ tzer / weniger 3. Elen Tuch.

8 Bettziege, Schreibung fü r Bettzieche, Bettüberzug Börer, Gerat zum Kneten

s Quetschen-

Zwetschgen

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Huldigungsgedichte F ü r Wolff Eberhard Felßecker: Der vieler Nahmen Ruhm durch manche Welt geschicket, Des Nahm und Bildnus wird auf diesen B lat erblicket, D u, Neider, neide nur! Ih n fehlts an Sorgen nie: W as G ott Ih n gönnt, das kommt durch Wachsamkeit 5 und Müh. Zu stets beharrlicher Gunst Bezeug­ ung aufgesetzt von Joh. Jacob Christoff von Grimmelshausen.

F ür Quirin Moscherosch: / S c h a u der Gelehrten Zierd! schau das sinnreich Gemüt! wie Ih n sein hoher Wehrt dort in die völlig B lüt der schönsten B lu m e n - a u kan mitten hinversetzen / sich mit der H im m e ls - B lu m / der Ä ris / kan ergehen. 5 W as thut der geistreich Mann? Er denkt in solchen S tand / F ila n d e r ! es ist dir ohn das vorlängst bekant / daß so verweltlich sey der Leib / als b la u e L ilg en : erziel du eine B lum / die nicht sey zu vertilgen / (wie deine Seel auch ist) und die auch gleicher weiß io den Menschen dien zu nutz: GOtt zu Lob / Ehr und Preiß. D rauf wurde frisch gepflanzt / schau! dieser B lu m e n ­ g a rte n / diß B iblisch P a r a d iß ! von mancher B lu m e n - a r te n dreytheilig umgesezt / die nimmermehr vergehn / iS besondern frisch und grün stäts werden blühend stehn / (samt ihres Gärtners Ruhm) wie mitten in dem Lenzen; so lang die klare Stern das Firmament beglänzen.

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Seinem wehrten H. Nachbarn zu Ehren schriebe diß wenige zu Renichen den 15 J u l. 1673 I . I . C h risto p h von G rim m e lS b a u se n .