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German Pages 430 Year 2015
Nastasja Klothmann Gefühlswelten im Zoo
Human-Animal Studies
Nastasja Klothmann (Dr. phil.) promovierte an der Universität Hamburg. Sie lebt und arbeitet als freie Historikerin, Journalistin und Übersetzerin in Italien.
Nastasja Klothmann
Gefühlswelten im Zoo Eine Emotionsgeschichte 1900-1945
Gedruckt mit Mitteln des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums Mainz-Trier und des Forschungsschwerpunktes Historische Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2015 transcript Verlag, Bielefeld
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Inhalt
Dank | 9 Vorwort | 11 1.
Einleitung | 15
1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6
Grundsätzliches zu Mensch und Tier | 15 Die Quellenlage | 19 Forschungsstand | 20 Vorgehensweise | 28 Theorieansatz | 34 Terminologie | 38 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten | 38 1.6.2 Tiere | 45 1.6.3 Akklimatisierung | 46
2.
Emotionskonzepte | 49
2.1 2.2 2.3 2.4
Gefühle Anfang des 20. Jahrhunderts | 50 Was uns Darwin über Gefühle lehrte | 58 Emotionen nach LeDoux | 60 Gefühle in der Wissenschaft | 62
Tiergärten im Wandel der Zeit (1900-1945) | 67 3.1 Die ersten Tiergärten | 67 3.2 Besucher des Zoos | 74 3.2.1 Von der ersten Zoogründung bis zur Jahrhundertwende | 75 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft | 81 3.2.3 Das Zoopublikum im Nationalsozialismus | 89 3.3 Exkurs: Bedeutung der Zoos und ihrer Tiere am Beispiel Hamburgs | 96 3.3.1 Der Sonderfall Hamburg | 97 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos | 100 3.3.3 Die öffentliche Debatte | 108 3.3.4 Das Ende | 111 3.4 Strömungen der Zeit | 115 3.4.1 Das Tierverständnis im Wandel | 115 3.4.2 Die Jahrhundertwende | 119 3.4.3 Die Präsentationsformen | 121 3.4.4 Die Lebensreform | 125 3.
3.5 Menschen schauen Menschen an | 135 3.6 Folgewirkungen des Ersten Weltkriegs und die Weimarer Republik | 139 3.7 Die Inflation im Zoo | 141 3.8 Tierfilme | 143 3.8.1 Die Naturaufnahmen im Dokumentarfilm | 146 3.8.2 Zootiere im Film | 148 3.9 Zucht | 155 3.10 Arterhaltung | 162 3.10.1 Tierschutz | 164 3.10.2 Tierschutz im Zoo | 170 3.11 Der Nationalsozialismus | 173 3.11.1 Politik im Zoo | 174 3.11.2 Der neue Nürnberger Tiergarten | 180 3.11.3 Zoo und Krieg | 183 4.
Gefühlswelten zwischen Mensch und Tier | 195
4.1 Positive Emotionen | 195 4.1.1 Die Emotionsfabrik Zoo | 195 4.1.2 Der Tierfreund | 201 4.1.3 Die Tierliebe | 213 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe | 220 4.1.5 Das Zootier als Heimtier | 229 4.1.6 Stolz | 232 4.2 Negative Emotionen | 234 4.2.1 Angst | 234 4.2.2 Trauer | 243 4.2.3 Enttäuschung im Zoo | 254 4.2.4 Lust am Necken | 259 4.3 Emotionen in Kriegs- und Krisenzeiten | 264 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer | 264 4.3.2 Das Tier als Seelentröster | 268 4.3.3 Treue | 273 4.3.4 Die „Volksgemeinschaft“ | 276 4.4 Die Sinneswahrnehmungen | 284 4.4.1 Der visuelle Eindruck | 284 4.4.2 Exkurs: Zoofotografie | 286 4.4.3 Der Tastsinn | 289 4.4.4 Der Hörsinn | 293 4.4.5 Der Tiergeruch | 296 4.4.6 Fütterung | 298 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung | 309 4.6 Anthropomorphismus im Zoo | 316
4.7 Empathie | 327 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung | 335 5. Resümee | 349 5.1 Ergebnisse | 349 5.2 Perspektiven | 360 Literatur | 361 6.1 Gedruckte Quellen | 361 6.2 Forschungsliteratur | 396 6.2.1 Sekundärliteratur | 396 6.2.2 Lexika | 422 6.2.3 Digitale Ressourcen | 424
6.
Abkürzungen | 427
Dank
Meiner Familie und Freunden Gundula und Dr. Thomas Klothmann Helga und Willi Schneider Dr. Dino Pellegrini Sandra Simonato und Giorgio Pellegrini
Meinen wissenschaftlichen Betreuern und Beratern Dr. Dr. Rainer Hering Dr. Axel Schildt Dr. Ralph Tuchtenhagen PD. Udo Gansloßer Studienfreund und Kollege Gunnar Zimmermann Dr. Torsten Gudewitz Karl-Heinz Ruschke
Meinen Ansprechpartnern Jana Ludewig vom Zooarchiv Leipzig Klaus Gille vom Archiv des Tierparks Hagenbeck Tiergarten Nürnberg Dirk Petzold von der Zoo-AG Klaus Joachim Lorenzen-Schmidt vom Staatsarchiv Landeskirchlichesarchiv Kiel Peter Puzio Dr. Dieter Riemer
Vorwort R AINER H ERING
Die Erforschung von Emotionen ist in der Geschichtswissenschaft erst in den letzten Jahren stärker in den Blick genommen worden. Emotion und Kognition werden als untrennbar angesehen, wobei Gefühle als soziokulturelle Praktiken und Produkte dem historischen Wandel unterworfen sind. Gefühle haben eine Geschichte und machen Geschichte, wie Ute Frevert es im Jahr 2009 formulierte. Zugleich wurde der Zusammenhang von Emotionen in der Beziehung von Mensch und Tier entdeckt. Die historische Beschäftigung mit Tieren (human animal studies) im Allgemeinen ist ebenfalls in dieser Zeit im deutschsprachigen Raum intensiviert worden, so dass vereinzelt schon von einem animal turn gesprochen wird. Daher ist es sehr verdienstvoll, dass sich Nastasja Klothmann mit der Geschichte des Verhältnisses von Mensch und Tieren in deutschen Tiergärten beschäftigt. Tiere berühren emotional, ein Zoo ist eine „Emotionsfabrik, bei der eine große Bandbreite verschiedener Gefühle angesprochen“ wird (S. 349). Diese sind veränderbar und werden durch Vorwissen, Erfahrungen, Individualität, kulturelle Rahmenbedingungen, Mentalitäten, Sehgewohnheit und Kontaktmöglichkeiten zwischen Mensch und Tier beeinflusst. Deutschland bietet sich als Untersuchungsgebiet an, da sich dort deutlich mehr Tierparks, Zoos und Wildparkanlagen befanden und noch immer befinden als in anderen europäischen Ländern. Der Untersuchungszeitraum ist die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts – die Zahl der Zoos stieg von 15 auf 42 an. In diesen fünf Jahrzehnten erreichten Zoos eine große Breitenwirkung und wurden von vielen Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten besucht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sieht die Verfasserin eine Zäsur, da „die vermehrte Nutzung des international orientierten Reisemarktes“ und die Entwick-
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lung des Fernsehens zu einer veränderten Wahrnehmung von Zootieren beitrug (S. 30). Exemplarisch werden hier die Zoos in Berlin, Hamburg, Nürnberg und Leipzig thematisiert. Berlin war der älteste öffentlich finanzierte Zoo, Leipzig war auf Grund seiner Löwenzucht bekannt und Nürnberg spielte gerade im „Dritten Reich“ eine besondere Rolle als Stadt. Im Raum Hamburg gab es zeitweise zwei Tierparks, den Zoologischen Garten, der von 1863 bis 1930 bestand, und der 1907 eröffnete und bis heute existente private Tierpark Hagenbeck in Stellingen. Grundlage dieser fundierten Untersuchung ist die umfangreiche Auswertung von Quellen aus dem WAZA Archiv in Bern, dem Tierpark Archiv Hagenbeck, dem Staatsarchiv Hamburg, dem Zooarchiv Leipzig, dem Nürnberger Tiergarten Archiv, dem Staats- und dem Stadtarchiv Nürnberg sowie von zeitgenössischen Zeitungen und Zeitschriften. Nastasja Klothmann geht davon aus, dass „sich die sozial-kulturellen Strömungen und mentalen Gegebenheiten auf den Umgang mit Gefühlen auswirken“ (S. 30). Daher hat sie ihre Studie in zwei Hauptteile eingeteilt: Nach der methodischen Reflexion von Emotionskonzepten stellt sie chronologisch die Tiergärten im Wandel der Zeit dar, wobei sie insbesondere auf die Besucher, Völkerschauen und Zeitströmungen, wie die Auswirkungen der Lebensreform im Zoo, die Folgen der Inflation, Zucht, Arterhaltung, Tierschutz, Tiere im Film und Zoos im „Dritten Reich“ eingeht. Im zweiten, systematischen Teil werden die Gefühlswelten zwischen Mensch und Tier analysiert: Positive Emotionen, wie Tierliebe, Freude, Spaß, Stolz, und negative Emotionen, wie Angst, Trauer, Enttäuschung, Necken, werden ebenso klar herausgearbeitet wie Emotionen in Kriegs- und Krisenzeiten (Tiere als Kriegsteilnehmer und als Seelentröster, Treue, „Volksgemeinschaft“), Sinneswahrnehmungen (visuelle Eindrücke, Tast- und Hörsinn, Tiergeruch, Fütterung als Sinneswahrnehmung), Wandel der Gefühlsauslebung, Anthropomorphismus, Empathie und Tiere als Emotionsträger in der Werbung. Im Ergebnis hält Nastasja Klothmann fest, dass neuzeitliche Zoos zuerst in Groß- und Handelsstädten geschaffen wurden. Im Laufe des 20. Jahrhunderts nahmen die Gründungen in Kleinstädten, wie z.B. Solingen, Offenburg und Bremerhaven, zu. Zunächst waren es ausschließlich wohlhabende Bürger und berühmte Persönlichkeiten, die als Besucher in Tierparks gingen. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts öffneten sich Zoos für die breite Bevölkerung durch veränderte Arbeits- und Freizeitbedingungen vieler Menschen sowie umfangreiche Werbung und Presseberichterstattung und Tage mit ermäßigtem Eintritt. Im „Dritten Reich“ wurden Kinder zur Zielgruppe, für die sogar Tierkindergärten und spezielle Unterhaltungsprogramme angeboten wurden. „Zwischen 1920 und 1939 schien es, als seien die Gärten ein Ort für alle Menschen, ohne
V ORWORT
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zwischen Konfessionen, Berufen, Alter oder politischen Überzeugungen zu differenzieren.“ (S. 350) – allerdings führten die Nationalsozialisten massive Beschränkungen für als „Nicht-Arier“ deklassierte Menschen ein. Im „Dritten Reich“ wurden die Zootiere in den Dienst der propagierten „Volksgemeinschaft“ gestellt, „um Gemeinschaftssinn und Solidarität zu demonstrieren, den Kriegsteilnehmern Mut und Kraft zuzusprechen“ (S. 357). Im Bereich der Ausrichtung der Gärten standen vor der Jahrhundertwende die Erholung in der Natur und wissenschaftliche Aspekte im Vordergrund. Die in den Jahren von 1874 bis 1919 häufig in Tierparks zu findenden Völkerschauen hatten vor allem unterhaltenden Charakter und dienten auch der Werbung für Kolonialwaren. Mit den seit dem 20. Jahrhundert gegebenen Massenbesuchen überlagerte der Erlebnisanspruch alle anderen Aufgaben der Tiergärten. An die Stelle der Käfige mit Eisenstäben traten, beginnend mit Carl Hagenbeck, Freigehege, die im Zoo die Illusion von frei lebenden Wildtieren vermittelten. Darin spiegelten sich Vorstellungen im Kontext der Lebensreformbewegung wider, die Freiheit, Licht und Luft in den Vordergrund stellte. Architektonisch wurden nach der Jahrhundertwende „exotisch anmutende Verzierungen und Bauelemente“ seltener, vielmehr standen nunmehr Hygiene und Nützlichkeitserwägungen auch baulich im Zentrum. (S. 350). Zoos blieben Statussymbole und Orte der lokalen Identität, zugleich wurden sie als wirtschaftlicher Faktor immer wichtiger. Wildtiere wurden nach und nach in den menschlichen Alltag integriert, sie wurden zunehmend als Lebewesen mit eigenem Charakter und eigenen Empfindungen wahrgenommen. Dadurch verringerte sich die Distanz zwischen Mensch und Tier. Durch die Tierparks wurden positive Emotionen, wie Freude, Spaß, Tierliebe, Glück und Stolz vermittelt, was auch in deren Werbung hervorgehoben wurde. Besonders der direkte Kontakt mit dem Tier, z.B. durch Pflegen, Streicheln oder Füttern, löste positive Emotionen aus und stellte eine Beziehung zum Tier her. Häufig wurden von Menschen eigene Bedürfnisse auf andere Lebewesen übertragen. „Menschen bedienten sich der Zootiere auch, um die ‚Herzensleere‘ der technisierten und in ihren zwischenmenschlichen Umgangsformen eher kühlen Welt auszufüllen. Besonders in Kriegs- und Krisenzeiten halfen Tiere, den grausamen Alltag zu überstehen und die mangelnde Menschlichkeit auszugleichen.“ (S. 352). Zugleich war die Tierliebe ein Mittel, um mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen. Doch auch negative Emotionen, wie Angst, Trauer, Enttäuschung und Empörung, konnten mit Zoos verbunden werden, z.B. bei fehlender Kontaktmöglichkeit zum Tier oder beim Tod eines Tieres. Gerade hier ist seit den zwanziger Jahren ein Wandel zu konstatieren, da Trauer um ein Tier am Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht öffentlich gezeigt werden konnte. Z.T. versuchten die Zoo-
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leitungen Emotionen zu steuern, z.B. durch Vermeidung von Tierausdünstungen oder das Angebot von Fütterungen bzw. Streichelmöglichkeiten. Im Laufe der Zeit wurde die Beziehung des Menschen zum Zootier persönlicher und intensiver. Dabei spielte die individuelle Wahrnehmung und Interpretation des Tierverhaltens eine große Rolle. Bei einem Tierparkbesuch wurden in der Regel unterschiedliche, z.T. auch gegensätzliche Emotionen ausgelöst. Insgesamt gewannen jedoch die natürlichen Verhaltensweisen der Zootiere in der Wahrnehmung mehr und mehr an Gewicht. Dennoch wuchs die Erwartung der Besuchenden, dass die Zootiere sich ihren Wünschen entsprechend verhalten und sie so vom Alltag ablenken und unterhalten. Tiere sollten vielfach anstelle der Mitmenschen den wachsenden Bedürfnissen nach Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Akzeptanz gerecht werden. Als öffentlich zugängliches Objekt eignete sich das Zootier als „Gefühlsventil“ (S. 357). Menschen brauchten das Zootier, um sich mit ihm zu identifizieren. „Sie benutzten es zur Bespaßung, im Werbebereich, zum Gedankenaustausch, in der Erziehung und um emotionale Lücken zu füllen. Tiere blieben Objekte […]“ (S. 358). Zusammenfassend betont Nastasja Klothmann den Wandel des Wildtiers vom exotischen Sensationsobjekt im Wilhelminischen Zeitalter zu einem im Alltag präsenten Lebewesen: „Lebensreformerische und ideelle Strömungen, Vergleiche zwischen Mensch und Tier, gemeinsame Erlebnisse, die Werbung der Zoodirektoren und schließlich die von mehreren Seiten geförderte gesellschaftliche Integration, brachten das Wildtier dem Menschen näher.“ (S. 358). Mit zunehmender Wahrnehmung und Nähe gerieten das Tier und sein Wohl in das Zentrum der menschlichen Betrachtung. Tierliebe war nicht mehr wie im 19. Jahrhundert ungewöhnlich oder gar befremdlich, sie galt nunmehr als für alle Menschen erstrebenswert. Entsprechend gewann der Schutz von Zootieren und deren artgerechte Haltung immer mehr an Bedeutung. Die vorliegende Studie ist die erste umfassende, quellennahe Analyse des Verhältnisses von Menschen und Tieren in deutschen Zoos in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus emotionsgeschichtlicher Sicht. Nastasja Klothmann ordnet ihre Ergebnisse kundig in den Forschungsstand ein. Abschließend regt sie neben einem internationalen Vergleich an, die verstärkte Tierwahrnehmung im Kontext von Film und Fernsehen zu erforschen. Möge dieses spannende Thema viel Beachtung finden!
1. Einleitung
1.1 G RUNDSÄTZLICHES
ZU
M ENSCH
UND
T IER
Tiere. Dieses eine Wort genügt, um eine Reihe von individuellen Assoziationen und Gefühlen hervorzurufen. Dem einen wird sein Haustier in den Sinn kommen, ein anderer erinnert sich vielleicht an den letzten Zoobesuch, eine Abbildung eines Wildtiers oder einen Fernsehbeitrag, den er vor kurzem gesehen hat. Je nach Tierart, Kontext und individuellem Empfinden können diese Erinnerungen mit positiven, negativen oder gleichgültigen Gefühlen einhergehen. Während einige Tiere unsere Bewunderung und Zuneigung erfahren, werden andere hingegen als störend, lästig oder als Angst auslösend, im besten Falle als nützlich betrachtet.1 Ebenso ist auffällig, dass dieses Thema eine große emotionale Reaktion hervorrufen kann. Handelt es sich also wirklich „nur“ um eine Analyse von Objekten oder steckt mehr dahinter? Geht es vielleicht auch um das eigene menschliche Erkennen und die Selbstwahrnehmung? Zuerst einmal lässt sich feststellen: Der Markt mit Tieren boomt. Immer mehr Familien schaffen sich heutzutage ein Haustier an und integrieren es in die Familie. 2013 lebten in deutschen Haushalten allein 11,5 Millionen Katzen und 6,9 Millionen Hunde.2 Insgesamt wurden 28 Millionen Haustiere gezählt.3 Somit werden in 38 Prozent aller Haushalte Tiere gehalten. Was jedoch unter die Kategorie Haustier
1
Der Anthrozoologe Hal Herzog hat ebenfalls darauf hingewiesen, dass es 65.000 Gattungen von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Reptilien und Amphibien gibt, die jedoch nur von einem Bruchteil der Menschen Beachtung finden. Vgl.: Hal Herzog: Wir streicheln und wir essen sie. Unser paradoxes Verhältnis zu Tieren, aus dem Amerikanischen von Heike Schlatterer und Helmut Dierlamm, München 2012, S. 46.
2
Vgl.: IVH/ZZF 2014, http://www.ivh-online.de/uploads/media/Infografiken_Deutsch er_Heimtiermarkt_2013.pdf vom 16.02.2015.
3
Ebenda.
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fällt, unterliegt der individuellen subjektiven Auswahl und verändert sich kontinuierlich. Neben den klassischen Hausgenossen, wie Hunde, Katzen, Kleintiere, Ziervögel und -fische, gehören selbst Zootiere zu den Mitbewohnern. Es werden somit Arten ins eigene Heim geholt, die in unseren Breitengraden nicht heimisch sind, wie bestimmte Reptilienarten, Amphibien, Raubkatzen4 oder Spinnen.5 Auch im Alltag häuft sich die Präsenz von Zootieren. Ihre Abbildungen schmücken Kalender, Gedichtbände und Postkarten mit Sinnsprüchen. Im Fernsehen haben sich neben einer Reihe von Haustiersendeformaten ebenfalls Tiergartengeschichten einen Platz im Nachmittagsprogramm erobert. Der SWR berichtet über Eisbär, Affe & Co aus der Stuttgarter Wilhelma,6 der MDR in Elefant, Tiger & Co. aus dem Leipziger Zoo,7 der HR mit Giraffe, Erdmännchen & Co. aus dem Garten in Frankfurt a.M.8 und das Erste in Panda, Gorilla & Co. von den Berliner Institutionen.9 Im ZDF sind es die Schnauzen, die vom Berliner, Dresdner und Nürnberger Zoo erzählen.10 Ebenso präsentieren sich die Tierischen Kumpel im Fernsehen, ein Mix aus Zoogeschichten des deutschsprachigen Raums.11 Die BBC und der National Geographic veröffentlichten eine Reihe von Dokumentationen über Wildtiere in ihrem Herkunftsland.12 Das Erste, in Zusammenarbeit mit dem MDR und Otto4
In einem Heilbronner Hotel lebte beispielsweise der Gepard „Sammi“, der ca. 2010 verstarb. Der einstige Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek hatte ihn den Hotelbesitzern übergeben. Vgl. auch: Tierische Gesellschaft 2009, Industrieverband Heimtierbedarf e.V. (IVH) (Stand: 30.04.2010), dpa-infografik, Bildnummer: 18522372; Aufnahme: 20100430, picture-alliance/dpa-infografik; http://www.ivh-online.de/de/ home.html vom 14.04.2014.
5
Erfasst wird diese Tierart unter der Rubrik „Terrarien“.
6
http://www.fernsehserien.de/eisbaer-affe-und-co/episodenguide vom 30.01.2015.
7
http://www.mdr.de/elefanttigerundco/index.html vom 30.01.2015.
8
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=23464
vom
13.02.2015. 9
http://www.ardmediathek.de/sendung/panda-gorilla-und-co-im-ersten?documentId= 16355486 vom 30.01.2015.
10 Die Berliner Schnauzen berichten vom zoologischen Garten in Berlin, die Dresdner Schnauzen vom Dresdner Zoo und die Nürnberger Schnauzen vom Nürnberger Garten. Vgl.: http://www.fernsehserien.de/berliner-schnauzen; http://docstation.de/pro duction/detail?id=63; http://www.fernsehserien.de/nuernberger-schnauzen. Alle Links vom 10.02.2015. 11 http://www.dw.de/programm/tierische-kumpel/s-30322-9800 vom 30.01.2015. 12 David Attenborough: Tiger im Dschungel. Hautnah, BBC Wildlife 2008; David Attenborough: Das Leben der Säugetiere. Nahrung fürs Gehirn, BBC 2004; Il tenero mondo dei cuccioli, National Geographic 2010.
E INLEITUNG
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nia Media, brachten sogar eine DVD-Reihe mit Zoo-Abenteuern heraus.13 Des Weiteren haben sich verschiedene Vereine gegründet, in denen sich Tiergartenfreunde aller Altersklassen treffen und über Neuigkeiten austauschen.14 Sie organisieren Ausflüge zu anderen europäischen Institutionen oder setzen sich ehrenamtlich für das Wohl der Tiere ein. Da kein anderes europäisches Land so viele Zoos besaß und besitzt,15 ist es gerade für Deutschland interessant, das Verhältnis des Menschen zum Zootier genauer zu untersuchen. Anfang 2015 wurden 407 Zoo-, Tier- und Wildparkanlagen verzeichnet,16 während z.B. in Österreich 67, in Frankreich nur 59 und in Italien lediglich 8 existieren.17 Diese Tendenz zeichnete sich bereits um 1900 ab. Damals gab es im Deutschen Reich 15 Zoos bzw. Tiergärten,18 womit es bereits mehr waren als heutzutage in vielen anderen europäischen Ländern. In den fol-
13 Ottonia Media GmbH: Abenteuer Zoo, 10 traumhafte Zoologische Gärten im deutschsprachigen Raum. Zoos: Berlin, Stuttgart, Duisburg, Dresden, Hamburg, Hannover, Krefeld, Münster, Zürich und Basel, Tierdokumentation. 14 Dazu zählen u.a.: Zoo-AG Bielefeld; Zoo-Freunde Dresden e.V.; Verein der Freunde des Tierpark Hagenbeck e.V.; Verein der Förderer und Freunde des halleschen Bergzoo e.V.; Freundes- und Förderkreis des Zoologischen Gartens Leipzig e.V.; ZooVerein Westfälischer zoologischer Garten e.V. Münster; Verein zur Förderung des Neunkircher Zoos – Zooverein e.V.; Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.; Freunde und Förderer der Wilhelma Stuttgart-Bad Cannstatt e.V. 15 Vgl.: http://www.thezooonline.com/europe.html vom 18.01.2015 und http://www.zoo -ag.de vom 18.01.2015. 16 Die Zahl setzt sich zusammen aus 59 Zoos, 201 Tierparkanlagen und 147 Wildparkanlagen. Vgl.: http://www.zoo-ag.de/ vom 18.01.2015. 17 In Frankreich gibt es 44 Zoos und 15 Tierparkanlagen. Wildparks sind nicht vorhanden. http://fr.zoo-infos.org; In Österreich finden sich 12 Zoos, 25 Tierparkanlagen und 30 Wildparks. Vgl.: http://at.zoo-infos.org/. Die Zahl der Italienischen Zoos berücksichtigt Safarizoos, aber keine Naturparks. Vgl.: http://www.thezooonline.com/ europe.html. Alle Links vom 07.02.2014. 18 Berlin (1844), Frankfurt a.M. (1858), Köln (1860), Dresden (1861), Hamburg (1863), Breslau (1865), Hannover (1865), Karlsruhe (1865), Münster (1874), Leipzig (1878), Krefeld (1879-1914), Wuppertal (1881), Aachen (1882-1905), Königsberg (1891), Rostock (1899). Vgl.: Zoologischer Garten, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 20, 15. völlig neubearbeitete Aufl., 1935, S. 687; http://www.zoo-wuppertal.de/der-zoo/der-zoo-gestern/1981.html; http://www.karlsruhe. de/b3/freizeit/zoo/geschichte/rueckblick_1.de; http://www.zoo-rostock.de/de/unser_zoo/ historie/historie. Alle Links vom vom 13.02.2015.
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genden 40 Jahren stieg diese Zahl sogar auf bis zu 38 Institutionen an.19 Interessant sind die vermehrten Tierparkgründungen der 1930er Jahre: Insgesamt elf Zoos entstanden zwischen 1930 und 1940, während es in den 30 Jahren nach der Jahrhundertwende lediglich 18 Neugründungen gegeben hatte.20 Doch woher stammte dieses scheinbar noch heute immer weiter zunehmende Interesse an Tieren? Welche Emotionen kamen überhaupt bei einem Zoobesuch zum Vorschein? Wie wurden Zootiere von den Menschen wahrgenommen und wie war diese Beziehung motiviert? Die vorliegende Arbeit möchte sich dieser Fragestellungen annehmen und untersucht hierzu die Beziehung zwischen den Besuchern und den Tieren im Zoo. An einigen Stellen ist jedoch ebenfalls zu hinterfragen, inwieweit das Wildtier zwischenmenschliche Interaktionen beeinflusste bzw. ob es indirekt, allein durch seine Präsenz die Qualität des menschlichen Miteinanders veränderte. Dabei stehen die Jahre im Vordergrund, in denen sich die Tiergärten der breiten Bevölkerung öffneten, also das beginnende 20. Jahrhundert. Besonders seit den 1920er Jahren lassen sich die Anfänge der Beziehung zwischen Mensch und Zootier auf einer breiten quantitativen Basis untersuchen. Der erste Teil soll einen Einblick in die kulturellen, philosophischen und weltanschaulichen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit gewähren. Ebenso gilt es, von den sozioökonomischen Gegebenheiten sowie den zeitgenössischen Themen und Diskursen rund um die Tierparks zu beleuchten. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den im Zoo aufkommenden und sich entwickelnden menschlichen Gefühlen. Hier ist aufzuzeigen, wie Wildtiere21 auf emotionaler Ebene wahrgenommen wurden und wie sich die im ersten Teil benannten Rahmenbedingungen auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier auswirkten. Es geht in dieser Arbeit folglich darum, das individuelle Erleben mit Wildtieren aus menschlicher Perspektive zu analysieren und die vorhandenen Emotionen zu den Zoolebewesen aufzuzeigen.
19 Eigentlich existierten in diesem Zeitraum sogar 42 Institutionen. Da jedoch nicht alle die gesamte Zeit über bestanden, wird hier die maximale Anzahl von Institutionen genannt, die gleichzeitig besucht werden konnten. Kleinere Gehege, kurzlebige Tiergärten oder private Tierasyle wurden nicht mitgerechnet. 20 Vgl.: Tiergärten im Wandel der Zeit, Fn. 8. 21 „Wildtiere“ werden hier als ursprünglich nicht domestizierte Tiere, die aus der Wildnis stammen, verstanden und synonym zum Begriff „Zootiere“ verwendet, wenngleich sie mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Zoo immer mehr an Wildheit verloren und zudem häufig domestiziert wurden.
E INLEITUNG
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1.2 D IE Q UELLENLAGE Um sich dieser Fragen anzunähern, wurde eine breite Quellenbasis herangezogen. Neben Zeitungsartikeln konnten in den Archiven22 auch vereinzelte zoointerne Schriftwechsel, Leserbriefe und Wirtschaftsdaten gefunden und ausgewertet werden.23 Leider sind die Bestände der zoologischen Gärten für den Zeitraum vor 1950 lückenhaft und teilweise nur von geringem Umfang, da während der zwei Weltkriege eine Vielzahl von Unterlagen verbrannt oder verloren gegangen ist. Ausgewertet wurden vorwiegend Schriftquellen wie illustrierte Wochen- und Familienzeitschriften, Korrespondenzen von Zoodirektoren, mehrere ZooZeitschriften und Tierparkführer, Personaldokumente der einzelnen Tiergärten, Behördenakten24 der Kommunen, Gedichte, Publikationen von Zoodirektoren und zeitgenössische Literatur. Hinzu kamen Bildquellen wie Werbeplakate, Karikaturen und Fotografien. Während die großen Tages- oder Wochenzeitungen Aussagen über Identifikationsmuster, Reaktionen und generelle Stellungnahmen zu Tiergärten und Zootieren erlauben, geben Egodokumente von Zoobesuchern und Direktoren einen Einblick in die persönlichen Gefühlswelten. Um die Ergebnisse der Quellenauswertung in den Kontext des beginnenden 20. Jahrhunderts einordnen zu können und Fehlinterpretationen besonders bei den Denktraditionen und Begrifflichkeiten zu vermeiden, sind weiter verschiedene Lexika herangezogen worden. Für einen aktuellen Bezug wurde zudem die interdisziplinäre Literatur unterschiedlicher Fachbereiche, wie die der Biologie, Psychologie, Erziehungswissenschaft und Philosophie ausgewertet.
22 Frequentiert worden sind Archive der Städte Leipzig, Hamburg, Berlin und Nürnberg. In Leipzig wurde das Zooarchiv (ZAL), in Hamburg das Archiv des Tierparks Hagenbeck (HA), das Staatsarchiv (StA HH) und die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky mitsamt ihren wissenschaftlichen Einrichtungen und Sonderbibliotheken besucht. In Berlin schloss die Recherche die Staatsbibliothek und das Filmmuseum ein, sowie in Nürnberg das Tiergartenarchiv (TAN), die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv (StadtAN). 23 Großer Dank gilt den Archivaren der jeweiligen Gärten und Parkanlagen sowie deren Direktoren, die mir den Zugang zu ihren Archivbeständen ermöglichten. 24 Diese erlauben Einblicke in Briefwechsel von Zoodirektoren und geben Auskunft über einzelne Veranstaltungen, die auf den jeweiligen Gartengeländen stattgefunden haben, sowie über Personal- und Finanzwesen der Institutionen.
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1.3 F ORSCHUNGSSTAND Erst vor ca. 20 Jahren hat die Geschichtswissenschaft angefangen, sich vermehrt mit Tieren zu beschäftigen. Gerne wird in diesem Zusammenhang der Schriftsteller Elias Canetti (1905-1994) zitiert. Er bemängelte bereits 1940, dass in der Geschichte viel zu wenig von Tieren die Rede sei.25 Mittlerweile gibt es Untersuchungen zu Jagd-, Haus- oder Nutztieren sowie Lebewesen, die als Kolonialwaren gehandelt wurden.26 Diese Arbeiten sind vorwiegend dem Bereich der Kulturgeschichte sowie der Anthropologie zuzuordnen. In einigen Fällen wird die Funktion der Tiere im Film behandelt,27 häufiger jedoch findet in wissenschaftlichen Abhandlungen ihr Schutz Erwähnung.28 Auch einige Soziologen be-
25 Vgl.: Elias Canetti: Über Tiere, München/Wien 2002, S. 13. 26 Hilke Thode-Arora: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen, Frankfurt a.M. 1989; Bernhard Gissibl: Das kolonialisierte Tier: Zur Ökologie der Kontaktzonen des deutschen Kolonialismus, in: Werkstattgeschichte 56, Nr. 3, 19, (2011), S. 7-28; Thomas Schwarz: „Die Tropen bin ich!“ Der exotistische Diskurs der Jahrhundertwende, in: Nana Badenberg; Alexander Honold; Rolf Parr u. ebender (Hg.): Kulturrevolution, Nr. 32/33, Tropische Tropen – Exotismus, (1995), S. 11-21; Gesine Krüger u. Aline Steinbrecher (Hg.): Historische Anthropologie, Kultur, Gesellschaft, Alltag, Tierische (Ge)fährten, Nr. 2, 19, Köln/Weimar/Wien 2011; Jutta Buchner: Kultur mit Tieren. Zur Formierung des bürgerlichen Tierverständnisses im 19. Jahrhundert, Münster/New York/München/Berlin 1996 (= Internationale Hochschulschriften, Bd. 26); Paul Münch u. Rainer Walz (Hg.): Tiere und Menschen. Geschichte und Aktualität eines prekären Verhältnisses, Paderborn/München/Wien/ Zürich 1998; Erich Hobusch: Von der edlen Kunst des Jagens. Eine Kulturgeschichte der Jagd und der Hege der Tierwelt, Leipzig 1978; Petra Brunner: Tierschutz in Deutschland und im Vereinigten Königreich, Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde, München 1995. 27 Sabine Nessel u. Heide Schlüpmann (Hg.): Zoo und Kino, mit Beiträgen zu Bernhard und Michael Grzimeks Film- und Fernseharbeit, Frankfurt a.M./Basel 2012; Pascal Eitler: Stern(s)stunden der Sachlichkeit. Tierfilm und Tierschutz nach ‚1968‘, in: Maren Möhring; Massimo Perinelli u. Olaf Stieglitz (Hg.): Tiere im Film. Eine Menschheitsgeschichte der Moderne, Köln/Weimar/Wien 2009, S. 115-126; Jörg Schöning: „Unternehmensgegenstand: Exotik“. Der Produzent John Hagenbeck, in: Triviale Tropen, Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland, 1919-1939, München 1997, S. 111-123. 28 Hans Hinrich Sambraus u. Andreas Steiger: Das Buch vom Tierschutz, Stuttgart 1997; Franke Klaus: Mehr Recht für Tiere, Reinbek bei Hamburg 1985; Madeleine Martin:
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schäftigen sich mit Tieren, bislang allerdings nur am Rande.29 Einen generellen Überblick über die Beziehung zwischen Mensch und Tier in Europa, der von der Urgeschichte bis zum 20. Jahrhundert reicht, hat Peter Dinzelbacher herausgegeben.30 Ein sechsbändiges Werk mit dem Titel A cultural history of animals31 erlaubt allgemeine Einblicke in die Tiergeschichtsschreibung. Darüber hinaus brachte der amerikanische Ethnologe Hal Herzog in jüngster Zeit ein für ein breites Publikum verfasstes Buch heraus, das den täglichen Umgang mit Tieren beschrieb und neben menschlichen Moralvorstellungen auch sozial-kulturelle Bewertungsmuster mit einbezog. Seine Erkenntnisse beruhen auf psychologischen Tests, Experimenten sowie persönlichen Berufserfahrungen und regen zum Nachdenken über den momentanen Umgang mit Tieren an.32 Eine andere Schwerpunktsetzung ist beim britischen Historiker John Gray erkennbar. Er schrieb ebenfalls über Mensch und Tier, ging dabei jedoch verstärkt auf den Glauben an den stetigen Fortschritt und somit auf den Humanismus ein und fragte, inwiefern dadurch ein Unterschied zwischen beiden Lebewesen zu erkennen sei.33 Gerade in den letzten Jahren erscheinen immer häufiger Arbeiten im Bereich der Human-Animal Studies und es wird bereits von einem animal turn gesprochen. Dabei werden Tiere als Subjekte erkannt und in den Forschungsmittelpunkt gerückt.34 Das wissenschaftliche Interesse nimmt beständig zu. Tierthemen
Die Entwicklung des Tierschutzes und seiner Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik und dem deutschsprachigen Ausland, Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde, Berlin 1989. 29 Rainer E. Wiedenmann kritisiert das minimale Interesse der deutschsprachigen Soziologen, das er als „Tiervergessenheit“ bezeichnet. Er begründet dies mit einer „Ratlosigkeit der Tierwelt gegenüber“ sowie mit der generellen Annahme, die Bearbeitung von Tierthemen würde „keine substantiellen oder wegweisenden Impulse für das Fach“ erwarten lassen. Vgl.: Rainer E. Wiedenmann: Tiere, Moral und Gesellschaft. Elemente und Ebenen humanimalischer Sozialität, Wiesbaden 2009, S. 18. 30 Peter Dinzelbacher (Hg.): Mensch und Tier in der Geschichte Europas, Stuttgart 2000. 31 Linda Kalof u. Brigitte Resl (Hg.): A Cultural History of Animals, 6 Bde, Oxford 2007. 32 Hal Herzog: Wir streicheln und wir essen sie. 33 John Gray: Von Menschen und anderen Tieren. Abschied vom Humanismus, aus dem Englischen von Alain Kleinschmied, München 2012. 34 Gesine Krüger u. Aline Steinbrecher: Editorial, in: Ebendiese (Hg.): Historische Anthropologie. Kultur, Gesellschaft, Alltag, Tierische (Ge)fährten, Nr. 2, 19, Köln/ Weimar/Wien 2011, S. 169ff., hier S. 171.
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finden Aufnahme an den Universitäten35 und in verschiedenen Geschichtspublikationen.36 Erst 2012 wurde beispielsweise die Halbjahreszeitschrift Tierstudien gegründet.37 Im Zentrum stehen die Beziehung, der Umgang und die Wahrnehmung von Mensch und Tier, wobei noch unklar erscheint, inwieweit Letztere selbst zum Akteur werden können.38 Mit dem speziellen Themenbereich der Zoos hat sich die Geschichtswissenschaft bislang nur am Rande beschäftigt.39 Entsprechende Arbeiten liegen vor35 Vgl.: Konferenz: Politische Tiere. Zoologische Imaginationen des Kollektiven, Frankfurt a.M. September 2013; Vorlesung von Aline Steinbrecher vom Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte: „Geschichtswissenschaft und der animal turn“, Augsburg Juli 2012. http://frankfurtpost.de/index.php/rubriken/bildung-wissenschaft/universitae t/item/817-goethe-universitaet-politische-tiere-zoologische-imagination-des-kollektiv en vom 13.02.2015; http://www.philhist.uni-augsburg.de/de/fakultaet/lehrberichte/ lehrbericht_2011_2012.pdf vom 13.02.2015; Reingard Spannring, Karin Schachinger, Gabriela Kompatscher, Alejandro Boucabeille (Hg.): Disziplinierte Tiere? Perspektiven der Human-Animal Studies für die wissenschaftlichen Disziplinen, Bielefeld 2015, S.12; Jahrestreffen Forum "Tiere und Geschichte" in Kassel vom 22./ 23.09.2014,
http://www.hsozkult.de/searching/id/termine-25633?title=jahrestreffen-
forum-tiere-und-geschichte&q=Jahrestreffen%20Forum%20%22Tiere%20und%20 Geschichte%22&sort=&fq=&total=1&recno=1&subType=event vom 13.02.2015. 36 Erst kürzlich sind die Dissertation von Jan-Erik Steinkrüger und ein Buch zu aktuellen Forschungsfragen der Human-Animal Studies erschienen. Vgl.: Jan-Erik Steinkrüger: Thematisierte Welten. Über die Darstellungspraxen in Zoologischen Gärten und Vergnügungsparks, Bielefeld 2013; Chimaira, Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.): Tiere Bilder Ökonomien, aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies, Bielefeld 2013. 37 Jessica Ullrich u. Friedrich Weltzien (Hg.): Tierstudien. Animalität und Ästhetik, Nr. 1, Berlin 2012. 38 Gesine Krüger u. Aline Steinbrecher: Editorial, S. 169; Aiyana Rosen u. Sven Wirth: Tier_Ökonomien? Über die Rolle der Kategorie „Arbeit“ in den Grenzziehungspraxen des Mensch-Tier-Dualismus, in: Chimaira, Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.): Tiere Bilder Ökonomien, aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies, Bielefeld 2013, S. 17-42. 39 Vgl.: Christina Wessely: Künstliche Tiere. Zoologische Gärten und urbane Moderne, Berlin 2008 (= Kaleidogramme, Bd. 31); Maren Möhring: „Herrentiere“ und „Untermenschen“. Zu den Transformationen des Mensch-Tier-Verhältnisses im nationalsozialistischen Deutschland, in: Gesine Krüger u. Aline Steinbrecher (Hg.): Historische Anthropologie, Kultur, Gesellschaft, Alltag, Tierische (Ge)fährten, Nr. 2, 19, Köln/ Weimar/Wien 2011, S. 229-244, hier S. 229; Annelore Rieke-Müller: Das zahme
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wiegend in Form von Jubiläumsbänden oder Institutionsgeschichten vor.40 Zoos erfuhren weiter wissenschaftliches Interesse im Zusammenhang mit dem Tierhandel, dem Film, den Völkerschauen und den Kolonien.41 Eine interessante Verbindung entstand bei der Zusammenarbeit von Harrow Strehlow sowie Ursula und Heinz-Georg Klös, die den Berliner Garten unter architekturgeschichtlichen Gesichtspunkten analysierten.42 Im August 2013 erschien zudem Thematisierte Welten von Jan-Erik Steinkrüger, der sich aus kulturgeschichtlicher Perspektive der Verbindung zwischen Habitus und Darstellungsformen widmete.43 Grundsätzlich ist jedoch zu vermerken, dass sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Zoo lange Zeit vorwiegend auf die Bio- und Zoologen beschränkte. Dabei eignet er sich als historisches Forschungsfeld, denn es lässt sich
Wildtier – Repräsentant seiner Art und besserer Mensch? Der Zoologische Garten als Lernort im 19. Jahrhundert, in: Hartmut Böhme; Franz-Theo Gottwald; Christian Holtorf; Thomas Macho; Ludger Schwarte u. Christoph Wulf (Hg.): Tiere. Eine andere Anthropologie, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 117-131. 40 Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen. 125 Jahre Zoo Leipzig, Leipzig 2003; Lothar Dittrich u. Annelore Rieke-Müller: Carl Hagenbeck (18441913). Tierhandel und Schaustellung im Deutschen Kaiserreich, Frankfurt a.M. 1998; Günther H.W. Niemeyer: Hagenbeck. Geschichte und Geschichten, Hamburg 1972; Klaus Honnef u. Rheinisches Landesmuseum Bonn (Hg.): 400 Jahre Zoo. Im Spiegel der Sammlung Werner Kourist, Ausstellung, Redaktion Klaus Honnef, Bonn/Köln 1976; Walter Fiedler: Tiergarten Schönbrunn. Geschichte und Aufgaben, Wien 1976; Eric Baratay u. Elisabeth Hardouin-Fugier: Zoo. Von der Menagerie zum Tierpark, Berlin 2000; Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan. Die Gründung Zoologischer Gärten im deutschsprachigen Raum 1833-1869, Köln/Weimar/Wien 1998. 41 Wobei in Arbeiten zum Kolonialismus oder den Völkerschauen Tiere vorwiegend einen Nebenaspekt darstellten. 42 Harrow Strehlow; Werner Synaklewicz; Heinz-Georg Klös u. Ursula Klös: Der Berliner Zoo im Spiegel seiner Bauten 1841-1989. Eine baugeschichtliche und denkmalpflegerische Dokumentation über den Zoologischen Garten Berlin, Berlin 1990. Vgl. auch: Hans Frädrich (Hg.): Wegweiser durch den Zoologischen Garten Berlin und sein Aquarium. Zoologischer Garten, Berlin 1999. 43 Jan-Erik Steinkrüger: Thematisierte Welten. Zur kulturgeschichtlichen Bearbeitung von Zoothemen siehe auch: Lothar Dittrich; Dietrich v. Engelhardt u. Annelore RiekeMüller (Hg.): Die Kulturgeschichte des Zoos, Berlin 2001 (= Olaf Breidbach (Hg.): Ernst-Haeckel-Haus-Studien. Monographien zur Geschichte der Biowissenschaften und Medizin, Bd. 3).
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sowohl temporär als auch thematisch hervorragend abgrenzen und reflektiert gleichzeitig die soziokulturellen Strömungen außerhalb der Zoomauern. Ebenso wie die Geschichte der Tiere gehört die Emotionsgeschichte zu den neueren Forschungsinteressen.44 Das Historische Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland von 1982 hatte daher weder die Bezeichnung „Tier“ noch die Lemmata „Emotion“ oder „Gefühl“ in die Reihe der geschichtlichen Grundbegriffe aufgenommen.45 In den 1970er Jahren bekamen Emotionen im wissenschaftlichen Bereich vermehrt in der Physiologie Aufmerksamkeit geschenkt.46 Wenige Jahre später standen sie im Mittelpunkt psychologischer und philosophischer Untersuchungen.47 Reges Interesse an der Emotionsforschung zeigten auch die Neurowissenschaften. Ihnen gelang es, durch Gefühle hervorge-
44 Bettina Hitzer weist darauf hin, dass sich Wilhelm Dilthey und Karl Lamprecht bereits in den 1950er Jahren mit der Emotionsgeschichte beschäftigt haben. Vgl.: Wilhelm Dilthey: Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie, in: Ebender: Die geistige Welt. Einleitung in die Philosophie des Lebens, erste Hälfte: Abhandlungen zur Grundlegung der Geisteswissenschaften, 2. Aufl., Stuttgart 1957 (= Gesammelte Schriften, Bd. V), S. 206; Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/forum/2011-11-001 vom 15.02.2015. 45 Otto Brunner; Werner Conze u. Reinhart Koselleck (Hg.): Geschichtliche Grundbegriffe, Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, 7 Bde, Erstausgabe 1982, Nachdruck der ersten Ausgabe mit beigefügten Korrigenda, Stuttgart 2004. 46 Janusz Rekowski: Psychologie der Emotionen, Donauwörth 1973; Pavel Simonov Vasilevic: Widerspiegelungstheorie und Psychophysiologie der Emotionen, Berlin 1975; Paul Ekman; Wallace V. Friesen u. Phoebe Ellsworth: Gesichtssprache. Weg zur Objektivierung menschlicher Emotionen, Wien/Köln/Graz 1974; Walter B. Cannon: Wut, Hunger, Angst und Schmerz: eine Physiologie der Emotionen, München 1975; Lothar Schmidt-Atzert: Die verbale Kommunikation von Emotionen: eine Bedingungsanalyse unter besonderer Berücksichtigung physiologischer Prozesse, Dissertation, Gießen 1980. 47 Brigitte Friedrich: Emotionen im Alltag. Versuch einer deskriptiven und funktionalen Analyse, München 1982; Ralf Schwarzer: Streß, Angst und Hilflosigkeit. Die Bedeutung von Kognitionen und Emotionen bei der Regulation von Belastungssituationen, Stuttgart 1981; Matthias Jerusalem u. Reinhard Pekrun (Hg.): Emotion, Motivation, Leistung, Göttingen/Bern/Toronto/Seattle 1999. Mit der Philosophie und den Emotionen hat sich seit 1988 auch der amerikanische Philosoph und Psychoanalytiker Richard Wollheim beschäftigt. Vgl.: Richard Wollheim: Emotionen. Eine Philosophie der Gefühle, aus dem Englischen von Dietmar Zimmer, München 2001.
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rufene Stimuli im Gehirn aufzufinden und sichtbar zu machen.48 Zudem knüpften sie an interdisziplinäre Fachbereiche an, indem sie sich verstärkt mit der „Erlebnispädagogik“, dem emotionalen Lernen sowie Erinnern beschäftigten.49 Weiter galt ihr Forschungsinteresse dem Alterungsprozess und der Frage, wie dieser sich auf Emotion und Kognition auswirkt,50 sowie, welches Verhalten vom Verstand und welches von den Gefühlen gesteuert wird.51 Zugleich wurden Verbindungen zwischen Musik und Emotionen untersucht sowie die Mechanismen der ökonomischen Beeinflussung durch Gefühle, z.B. beim Einkaufen.52 Bereits an diesem kleinen Überblick wird ersichtlich, dass sich die Emotionsforschung über ein weites Feld erstreckt.53 Sie reicht von der klinischen Studie zur Alltagspsychologie und Ratgeberliteratur, vom Neugeborenen zum Senioren und vom Einzelnen bis zur Gruppe. Sie findet Aufmerksamkeit in der Freizeitindustrie, Päda48 Joseph LeDoux: Das Netz der Gefühle. Wie Emotionen entstehen, aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese, München 2001, S. 9. Vgl. auch: Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen. Wie Gefühle unser Denken und Handeln beeinflussen, 2. Aufl., Darmstadt 2010, S. 12. 49 Gerhard Roth: Psychoanalyse und Neurobiologie, Stuttgart 2007; Bernd Heckmair u. Werner Michl: Spuren im Gehirn. Warum die Neurowissenschaften die besten Begründungen für die Erlebnispädagogik liefern, in: Ebendiese (Hg.): Erleben und Lernen. Einführung in die Erlebnispädagogik, 6. Aufl., München 2008, S. 1-4; Nicole Sturmhöfel: Soziale und emotionale Kompetenzen von Kindern im Modellprojekt „Bildungshaus 3-10“, in: Diemut Kucharz; Thomas Irion u. Bernd Reinhoffer (Hg.): Grundlegende Bildung ohne Brüche, Wiesbaden 2012, S. 81-86. Eine Längsschnittstudie zu Übergangsprozessen vom Kindergarten in die Grundschule. Präsentiert auf der 21. Jahrestagung der DGfE-Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe in Nürnberg sowie auf der Nachwuchstagung der Kommission Pädagogik der frühen Kindheit in Osnabrück. Vgl.: http://www.znl-ulm.de/Veroeffentlichungen/ veroeffentlichungen.html vom 30.01.2014. 50 Vgl.: http://www.uke.de/institute/systemische-neurowissenschaften/index_78999.php vom 16.02.2015. 51 Gerhard Roth: Kopf oder Bauch? Zur Biologie der Entscheidung, Göttingen 2010. 52 Peter Thier u. Hans-Otto Karnath: Kognitive Neurowissenschaften, 3. Aufl., Heidelberg 2012, S. 535. Vgl. auch: Lutz Jäncke: Macht Musik schlau? Neue Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der kognitiven Psychologie, Bern 2008; Gerhard Bittner u. Elke Schwarz: Emotion Selling. Messbar mehr verkaufen durch neue Erkenntnisse der Neurokommunikation, Wiesbaden 2010. 53 Einen umfassenden und leicht verständlichen Überblick über Emotionen aus der neurobiologischen Perspektive vermittelt Claudia Wassmann. Vgl.: Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen.
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gogik, bei Experimenten zur Motivations- und Leistungssteigerung sowie bei industrie- und wirtschaftsrelevanten Themen. Umso erstaunlicher ist es, dass Historiker erst in den letzten 15 Jahren anfingen, sich mit einer emotionsgeschichtlichen Betrachtungsweise auseinanderzusetzen. Die 2007 veröffentlichte Neuauflage von Geschichte. Ein Grundkurs, herausgegeben von Hans-Jürgen Goertz, ließ noch eine Beschreibung der Emotionsgeschichte vermissen54 und die Analyse von Gefühlen fand nur bedingt, genauer gesagt in Verbindung mit der Psychologie und Ethnologie, Erwähnung.55 Das könnte daran liegen, dass die Emotionsgeschichte als Zweig der kulturgeschichtlichen Forschung entstand und bis ca. Mitte der 1970er Jahre von der deutschen Geschichtswissenschaft prinzipiell eher kritisch bzw. ablehnend rezipiert wurde.56 Vielleicht lag es jedoch auch an der schwierigen Definition und Fassbarkeit der Gefühlsthematik. Die Frage, was eine Emotion eigentlich ist, kann bis heute nur unzureichend beantwortet werden.57 Genau gesehen scheint es bereits kompliziert, die eigenen Emotionen zu erfassen – wie soll da eine systematisch-historische Erforschung von Emotionen erfolgen? Dennoch haben sich Wissenschaftler dieses Themas angenommen. Besonders in den letzten Jahren gewannen Emotionsthematiken an Popularität. Selbst das renommierte Max-Planck-Institut (MPI) beschäftigt sich seit 2008 auf verschiedenen wissenschaftlichen Ebenen mit Emotionen.58 Trotz des zuneh54 Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Geschichte. Ein Grundkurs, 3. revidierte und erweiterte Aufl., Reinbek bei Hamburg 2007. 55 Jakob Tanner u. Lynn Hunt: Psychologie, Ethnologie, historische Anthropologie, in: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Geschichte. Ein Grundkurs, 3. revidierte und erweiterte Aufl., Reinbek bei Hamburg 2007, S. 737-765, hier S. 747. 56 Luise Schorn-Schütte: Ideen-, Geistes-, Kulturgeschichte, in: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Geschichte. Ein Grundkurs, 3. revidierte und erweiterte Ausgabe, Reinbek bei Hamburg 2007, S. 541-567, hier: S. 555, 557; Jakob Tanner u. Lynn Hunt: Psychologie, Ethnologie, historische Anthropologie, S. 737. 57 Vgl.: 2. Emotionskonzepte. 58 Das MPI hat unter der Leitung von Ute Frevert Anfang 2008 einen eigenen Forschungsbereich eingerichtet, der sich mit Gefühlen in der Geschichte beschäftigt. Bearbeitet werden Emotionen im Zusammenhang mit Bildung, Körper, Macht, aber auch mit Tieren. Ein weiteres Projekt untersucht das Lernverhalten von Kindern und beschäftigt sich mit der Fragestellung: Wie lernen Kinder fühlen? Die Minerva Stiftung wiederum besitzt eine Forschungsgruppe, geleitet von Dagmar Ellerbrock, die sich mit Gewalt- und Aggressionsgefühlen auseinandersetzt. Zudem fand im Juli 2011 eine Tagung zu „Emotionen und historischem Lernen“ statt. Vgl.: http://www.mpibberlin.mpg.de/de/forschung/geschichte-der-gefuehle;
https://www.mpib-berlin.mpg.
de/de/forschung/geschichte-der-gefuehle/abgeschlossene-projekte/minerva-forschungs
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menden Interesses besteht Einigkeit darüber, dass die historische Bearbeitung von Emotionsthematiken große Lücken und weiteren Forschungsbedarf aufweist.59 Mit dem Aufkommen der Emotionsgeschichte wurde gleichzeitig die Relevanz der Gefühle im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier entdeckt.60 Jutta Buchner-Fuhs brachte es auf den Punkt, als sie 1999 schrieb: „Gefühle zu Tieren […] – ein Thema, das sich deshalb für eine Emotionsgeschichte gut eignet, weil in der Auseinandersetzung um den Umgang mit Tieren einer gefühlsbetonten Argumentation ein besonderer Stellenwert zukommt.“61 Allerdings verlor sich das Interesse im deutschsprachigen Raum recht schnell und tauchte erst im Zusammenhang mit den Forschungsinteressen des Berliner MPI erneut auf.62 In diesem Rahmen konzentrierten sich die Wissenschaftler jedoch vorwiegend auf Tiere im Allgemeinen und Tierschutzthematiken. Die Emotionen zu Zootieren wurden nicht bearbeitet. Studien, die das Verhältnis oder gar die Gefühlswelt des Menschen gegenüber Tieren behandeln, beziehen sich zudem vorwiegend auf das 17., 18., 19. oder wieder auf das späte 20. Jahrhundert.63 schwerpunkt-gefuehle-gewalt-frieden; https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/forschung/ geschichte-der-gefuehle/neue-buecher/learning-how-to-feel; https://www.mpib-berlin. mpg.de/de/forschung/geschichte-der-gefuehle/projekte/emotionen-und-koerper;
Ta-
gungsbericht Childhood, Youth and Emotions in Modern History. 29.11.201201.12.2012, Berlin, Vgl.: http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte -4751. Alle Links aktualisiert am 15.02.2015. 59 Vgl.: Ute Frevert: Vertrauen als Gefühlshaltung, in: Claudia Benthien; Anne Fleig u. Ingrid Kasten (Hg.): Emotionalität, Köln/Weimar/Wien 2000, S. 178-197, hier S. 180; Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen. 60 Jochen Bölsche: Menschen, Tiere, Emotionen, Hamburg 1997. 61 Jutta Buchner-Fuhs: Das Tier als Freund. Überlegungen zur Gefühlsgeschichte im 19. Jahrhundert, in: Paul Münch u. Rainer Walz (Hg.): Tiere und Menschen. Geschichte und Aktualität eines prekären Verhältnisses, 2. Aufl., Paderborn/München/Wien/ Zürich 1999, S. 275-294, hier S. 275. 62 Vgl.: Einleitung, Fn. 58. Vgl. auch die Tagung vom 22.05.2010 bis 23.05.2010: Eine Geschichte der Tiere – eine Geschichte der Gefühle. Historische Perspektiven auf das 18.
bis
20.
Jahrhundert,
http://www.hsozkult.de/event/id/termine-13726
vom
15.02.2015. 63 Dazu gehören beispielsweise: Annelore Rieke-Müller: Das zahme Wildtier, S. 117131; Jürgen Körner: Die Verwendung des Tieres in der Tierliebe, in: Hartmut Böhme; Franz-Theo Gottwald; Christian Holtorf; Thomas Macho; Ludger Schwarte u. Christoph Wulf (Hg.): Tiere, Eine andere Anthropologie, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 273-
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Im Gegensatz zu Pascal Eitler, der sich als Mitarbeiter der MPI Forschungsgruppe Emotionen und Tieren widmet,64 versucht diese Arbeit weder die Gefühle lexikalisch aufzubereiten,65 noch sich dem Thema aus diskursanalytischer Perspektive zu nähern. Im Vordergrund steht der kulturwissenschaftliche Ansatz. Es wird untersucht, inwieweit sich Mentalität, Alltagswelt und Emotionen zu Zootieren gegenseitig bedingen, ergänzen oder miteinander verwachsen. Der vorliegende Beitrag ergänzt daher nicht nur die Ergebnisse des MPI, sondern schließt gleichzeitig eine Forschungslücke, indem er die Beziehung zu Zootieren aus einer anderen Perspektive und in einem anderen Zeitrahmen betrachtet. Bedeutend ist zudem, dass es sich hier um Wildtiere handelt, bei denen der Prozess der Domestizierung noch nicht vollzogen ist. Es wird somit aufgezeigt, wie sich der Mensch dem Wildtier auf der Gefühlsebene annähert und es für sich einnimmt. Im Gegensatz zum Haustier kommen dabei nicht nur die privaten, sondern ebenso die öffentlichen Emotionen zum Vorschein. Ein Unterschied bei der Gefühlsauslebung ist jedoch nicht ausschließlich durch den allgemein zugänglichen Ort zu erwarten, an dem die Menschen ihre Emotionen zum Zootier zeigen, verändern und sich dabei beobachten lassen, sondern ebenfalls bei den Funktionen und Bedeutungen, die diesem von der Gesellschaft zugeschrieben wurden.
1.4 V ORGEHENSWEISE Um möglichst repräsentative Ergebnisse zu erhalten, wurde darauf geachtet, unterschiedliche Zoos miteinander zu vergleichen. Die ausgewählten Institutionen sollten einerseits bedeutend genug sein, um von der Gesellschaft als relevant wahrgenommen zu werden, andererseits sich jedoch auch in unterschiedlichen Gebieten des deutschsprachigen Raumes befinden, da beispielsweise die nörd-
281; Pascal Eitler: Der „Ursprung“ der Gefühle – reizbare Menschen und reizbare Tiere, in: Ute Frevert; Monique Scheer; Anne Schmidt; ebender; Bettina Hitzer; Nina Verheyen; Benno Gammerl; Christian Bailey u. Margrit Pernau (Hg.): Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche in der Moderne, Frankfurt a.M./New York 2011, S. 94119; Pascal Eitler u. Maren Möhring: Eine Tiergeschichte der Moderne, theoretische Perspektiven, in: Traverse. Zeitschrift für Geschichte, Bd. 3, (2008), S. 91-105. 64 Vgl.: https://www.mpib-berlin.mpg.de/en/research/history-of-emotions/projects vom 31.01.2014. 65 Vgl.: Ute Frevert; Monique Scheer; Anne Schmidt; Pascal Eitler; Bettina Hitzer; Nina Verheyen; Benno Gammerl; Christian Bailey u. Margrit Pernau (Hg.): Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche in der Moderne, Frankfurt a.M./New York 2011.
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lich gelegenen zoologischen Gärten mit anderen sozialen und gesellschaftlichen Gegebenheiten konfrontiert gewesen sind als die in südlichen Teilen des Reiches. Widersprüchlich erscheint daher vielleicht die Auswahl von zwei Institutionen im Umkreis von Hamburg.66 Allerdings lässt sich hier anhand der gegenseitigen Konkurrenz und der öffentlich geführten Debatten über das Für und Wider der Erhaltung des Zoos am Dammtor herausarbeiten, welche Bedeutung die Gärten und ihre Tiere in der damaligen Gesellschaft besaßen und wie sich die Erwartungen und Interessen an eine solche Institution veränderten. Die Wahl fiel auf die Städte Berlin, Hamburg, Nürnberg und Leipzig. Der Berliner, als ältester und staatlich finanzierter Zoo stellt einen Gegensatz zum privat finanzierten Tierpark Hagenbeck in Hamburg dar. Der zoologische Garten in Leipzig wiederum ist auf Grund seiner besonderen Gründungsgeschichte, der berühmten Löwenzucht und nicht zuletzt wegen der reichhaltig vorhandenen Quellenlage von großem Wert für diese Arbeit. Der Zoologische Garten in Hamburg repräsentiert eine kleinere, im deutschen Kaiserreich vor allem als Bildungsstätte sehr anerkannte Institution, die jedoch in der Weimarer Zeit zunehmend in die Krise gerät und schließen muss. Der Nürnberger Tiergarten lässt besonders für die Zeit des Nationalsozialismus interessante Aufschlüsse über den Stellenwert von Tieren in der deutschen Gesellschaft erwarten, da sich politische Interessen über die des Gartens stellten und er der Errichtung des Reichsparteitagsgeländes weichen musste. Die Direktionen des Tierpark Hagenbeck und des Leipziger Zoologischen Gartens gelten zudem als Vorbilder im Umgang mit Presse und innovativen Vermarktungsstrategien, in denen sich Bedeutung und Wirkungskreis der Emotionen erkennen lassen. Sie waren Meister einer effektvollen Selbstinszenierung und nutzten die Sehnsüchte, Sehgewohnheiten, mentalitätsbedingten Symbole und sprachlichen Konnektionen der jeweiligen Zielgruppe für ihre Interessen. Vor allem die Zoo-Auswahl bestimmt in der Folge die Periodisierung der Arbeit (1900-1945), denn sie musste die Gründungsjahre aller Institutionen beinhalten. Gleichzeitig war ein zeitlicher Rahmen zu wählen, in dem die Zoos von einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht frequentiert wurden, um nicht nur Empfindungen einer kleinen Gruppe, sondern einen größeren Gesamteindruck zu erhalten. Der Zeitraum bietet sich aber auch an, da er mit gesellschaftsrelevanten Ereignissen durchsetzt ist, die sich im Zoo – auch im Hinblick auf die Emotionen – wiederfinden. Ein spannender Aspekt für die Beobachtung der Gefühle sind besonders Kriegszeiten, in denen die emotionale Verbindung zum Tier eine 66 Diese Arbeit beschäftigt sich nicht nur mit dem Tierpark Hagenbeck in Stellingen (eröffnet 1907), sondern ebenso mit dem zoologischen Garten in Hamburg, der von 1863 bis 1930 bestand.
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neue Intensität und Form annahm. Daher ermöglichen die zwei Weltkriege und die Inflationsjahre der Weimarer Republik neue Erkenntnisse und geben Auskunft darüber, inwiefern sich das Verhältnis zwischen Mensch und Tier in Notzeiten veränderte. Um 1945 wird schließlich der Schlusspunkt gesetzt, da sich hier ein deutlicher Umbruch in der Wahrnehmung von Zootieren erkennen lässt. Nicht nur Fremdeinflüsse der alliierten Besatzungsmächte, sondern auch die vermehrte Nutzung des international orientierten Reisemarktes trugen dazu bei.67 Gleichzeitig entstand durch die Entwicklung des Fernsehers zum Massenmedium eine Veränderung der Tierwahrnehmung. Insbesondere Bernhard Grzimek (1909-1987), der mit seinen Dokumentationen in den 1950er Jahren eine breite Bevölkerungsgruppe vor dem heimischen Fernseher direkt in den natürlichen Lebensraum der Tiere versetzte und als virtueller Reisebegleiter dem Zuschauer fortan den Naturraum und dessen Tierarten näher brachte, veränderte die Einstellung zum Wildtier erheblich. Zu guter Letzt schließt die Bearbeitung dieser Zeitspanne zudem eine Forschungslücke.68 Die vorliegende Arbeit basiert auf der Annahme, dass sich die sozial-kulturellen Strömungen und mentalen Gegebenheiten auf den Umgang mit Gefühlen auswirken. Deshalb ist sie in zwei Hauptaspekte unterteilt. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem damaligen Ist-Zustand. Er skizziert den Zooalltag, Aufund Umbrüche, sozialreformerische Ideen, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, philosophische Strömungen, die politische Umdeutung biologischer Erkenntnisse, eine sich stetig weiter entwickelnde Industrialisierung, die Entfaltung
67 Ein internationaler Reisemarkt bestand bereits vorher, er wurde jedoch vorwiegend von den Adeligen, dem wohlhabenden Bürgertum oder priviligierten Personen wie Forschern, Tierjägern etc. in Anspruch genommen. Aus zeitlichen aber auch finanziellen Gründen blieb der Zoo damit lange Zeit für einen Großteil der Bevölkerung der einzige Ort, um lebendigen Wildtieren gegenüberstehen zu können, womit er letztendlich auch warb. Seit den 1960er bis in die 1965er Jahre nahm jedoch die Reiseintensität rapide zu. Die Auslandsreisen machten dabei 40 Prozent des gesamten Reiseverkehrs aus. Vgl.: Hasso Spode: „Der deutsche Arbeiter reist“. Massentourismus im Dritten Reich, in: Gerhard Huck (Hg.): Sozialgeschichte der Freizeit. Untersuchungen zum Wandel der Alltagskultur in Deutschland, Wuppertal 1980, S. 281-306, hier S. 285; Pal Hermann Steinmüller: Palmengarten und Zoo, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 202, 22.07.1934, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 10; Felizitas Lenz-Romeiß: Freizeit und Alltag. Probleme der zunehmenden Freizeit, Göttingen 1974, S. 10f.; Hew Strachan: Der erste Weltkrieg. Eine neue illustrierte Geschichte, aus dem Englischen von Helmut Ettinger, 2. Aufl., München 2004, S. 283f., 295, 306. 68 Vgl.: 1.3 Forschungsstand.
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eines neuen Lebensgefühls,69 das Aufkommen der Massenkultur70 sowie den Stellenwert der Tiere im deutschsprachigen Kulturraum. Es wird aufgezeigt, wer die zoologischen Gärten frequentierte und welche sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe die Besucher aufwiesen. Im zweiten, dem emotionsgeschichtlichen Teil, spielen Fragen der Periodisierung eine untergeordnete Rolle. Das Hauptaugenmerk richtet sich hier auf die punktuelle Beantwortung zentraler Fragen rund um die Gefühlsthematik. Der Zoo bietet hierfür eine geeignete Plattform, da er eine Konfrontation zwischen Tier und Mensch ermöglicht und die natürliche, in der freien Wildbahn vorgesehene Distanz zwischen den verschiedenen Lebenswelten verringert. Zudem ist er ein Ort der Begegnung und Kommunikation und somit ein Ort der Emotionen. Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick (1921-2007) erkannte mit seinem Satz „Man kann nicht nicht kommunizieren“, dass eine Kommunikation stets stattfindet, sobald sich die Beteiligten wahrnehmen – ganz gleich, ob dabei gesprochen wird oder nicht.71 Dies ist ebenso auf die Kommunikation zwischen Mensch und Tier zu übertragen. Sobald sich zwei Lebewesen erkennen, wird kommuniziert. Mit der Kommunikation sind aber ebenso die Gefühle verbunden, weshalb gilt: Eine Kommunikation ohne Gefühl gibt es nicht bzw. man kann nicht nicht fühlen!72 Im zweiten Abschnitt werden die Quellen auf ihren Emotionsgehalt ausgewertet. Dabei begegnen dem Leser im Zusammenhang mit den Tieren sowohl positive als auch negativ konnotierte Emotionen, wie die Aspekte Freude, Freundschaft und Liebe, aber auch Trauer, Tod und Angst. Inmitten dieser Unter69 Vgl.: Eberhard Kolb u. Dirk Schumann: Die Weimarer Republik, 8. Aufl., München 2013 (= Lothar Gall; Karl-Joachim Hölkeskamp u. Steffen Patzold (Hg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd. 16), S. 95. 70 Vgl.: Kaspar Maase: Grenzenloses Vergnügen. Der Aufstieg der Massenkultur 18501970. Europäische Geschichte, Frankfurt a.M. 1997; Ebender: Die Kinder der Massenkultur. Kontroversen um Schmutz und Schund seit dem Kaiserreich, Frankfurt a.M. 2012. 71 Vgl.: Paul Watzlawick; Janet H. Beavin u. Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien, 4. unveränderte Auflage, Bern/Stuttgart/Wien 1974, S. 51, 53. 72 Im Bezug auf das Lernen kommt der Psychologe Kurt Grötsch ebenfalls zu diesem Schluss. Vgl.: Kurt Grötsch: Emotionales Management und emotionales Lernen in Erlebniswelten, in: Wolfgang Nahrstedt; Dieter Brinkmann; Heike Theile u. Guido Röcken (Hg.): Lernen in Erlebniswelten. Perspektiven für Politik, Management und Wissenschaft, Fachtagung 4. und 5. Dezember, Bielefeld 2002 (= IFKA-Dokumentation, Bd. 22), S. 42-61, hier S. 42.
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suchungen treten zudem Staunen, Stolz, Aggression, Necken und Mitleid73 auf, denen hier ebenfalls Beachtung geschenkt werden soll. Zu untersuchen ist, welche Emotionen bei den Tiergartenbesuchern in Bezug auf die Zootiere kommuniziert werden und welche Bedeutung das Tier in der Gesellschaft dadurch erlangt. In welcher Form, bei welchen Anlässen und in welchem Ausmaß treten Emotionen auf? Sind sie ein Zufallsprodukt oder werden sie durch Inszenierungen bewusst angeregt? Ist die Beziehung zwischen Mensch und Wildtier zweckorientiert oder wie ist sie motiviert? Welche Funktionen werden den Zootieren zugeschrieben? Lassen sich dahinter beispielsweise private, politische, erzieherische oder ökonomische Interessen erkennen? Der senegalesische Poet Baba Dioum bemerkte 1991: „Wir lieben nur, was wir kennen. Wir kennen aber nur, was wir selber gesehen haben.“74 Emotionen werden allerdings nicht nur durch das Sehen, sondern auch durch andere Sinneseindrücke hervorgerufen. Die Zoobewohner können gerochen und haptische Eindrücke im sogenannten „Kinderzoo“75 oder bei den Tierfütterungen gewonnen werden. Daher widmet sich ein Kapitel den sinnlichen Erfahrungen der Zoobesucher, immer mit dem Ziel, vorhandene Gefühlswelten aufzuzeigen. Auch die Empathiefähigkeit und die Anthropomorphisierung von Wildtieren stellen hierbei zentrale Punkte dar. In Abgrenzung zu anderen emotionsgeschichtlichen Ansätzen im Bereich der Anthropologie fragt diese Arbeit nicht nach der Differenz zwischen Mensch und Tier. Es soll auch nicht eruiert werden, wie sich das Tier wirklich fühlte. Stattdessen geht es um die Beziehung zu den Tieren und weniger um die zu anderen Mitmenschen. Im Vordergrund steht der Mensch, der seine Gefühlswelten mehr oder weniger bewusst auf das jeweilige Tier projizierte. 73 In dieser Arbeit wird Mitleid als Gefühl verstanden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass Mitleid in der Moralphilosophie nicht als Gefühl, sondern als Disposition, anderen in Not zu helfen, verstanden wird. Vgl.: Christoph Demmerling u. Hilge Landweer: Philosophie der Gefühle. Von Achtung bis Zorn, Stuttgart 2007, S. 167-193; Hilge Landweer: Normativität, Moral und Gefühle, in: Ebendie (Hg.): Gefühle – Struktur und Funktion, Berlin 2007 (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderband 14), S. 237-254, hier S. 237. 74 Koordinationsgruppe der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) der European Association of Zoological Gardens and Aquaria (EAZA) (Hg.): Der Beitrag europäischer Zoologischer Gärten zur Erhaltung bedrohter Tierarten, Originalausgabe 1991, deutsche Übersetzung und Bearbeitung Gunter Nogge u. Stefan G. Stadler, Köln 1992, S. 1. 75 Vgl.: O.A.: Auf Anweisung des Oberbürgermeisters wird im Tiergarten ein KinderZoo eröffnet, 22.03.1940, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1940, S. 561.
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Um ein Verständnis von der zeitgenössischen Gefühlsbedeutung zu bekommen, das wiederum für die Quellenauswertung entscheidend ist, werden Lexika herangezogen. Im Folgenden soll somit anhand der vorliegenden Einzelquellennachweise ein Überblick über die menschlichen Emotionen in zoologischen Gärten oder auch Tierparkanlagen anvisiert werden. Dabei ist zu erörtern, welche Funktion die Gefühle besitzen und welchen Stellenwert sie im menschlichen Alltag einnehmen. Dabei ist zu vermeiden, von den Wörtern einer Quelle auf die tatsächlichen Emotionen des Autors zu schließen.76 Eine Häufung ähnlicher Empfindungsäußerungen77 ermöglicht jedoch Rückschlüsse auf die kulturelle Sozialisation der damaligen Zeit und deren Variationsbreite. Manchmal spielen externe Absichten und Motivationen mit hinein, die im Nachhinein schwer zu erkennen sind. Da sich die sozial-kulturellen Denkströmungen, Lebensbedingungen und Lebenseinstellungen in der emotionalen Beziehung zum Tier widerspiegeln, wird auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingegangen und gefragt, inwiefern sich das kulturelle Umfeld auf die Emotionsempfindungen auswirkte. Überprüft werden soll ebenfalls ihr Einfluss außerhalb des Gartengeländes bzw. die Übertragung von Zoo-Empfindungen auf andere Gesellschaftsbereiche. Dazu werden die in den Quellen kommunizierten Emotionen im Zoo mit den sozialen Normen und Verhaltensregeln im Alltag der Menschen verglichen. Zudem wird überprüft, ob sich im Laufe der Jahre ein Wandel feststellen lässt und inwieweit dieser sich im Kulturraum der Menschen seine Entsprechung findet. Das Augenmerk liegt weiter auf dem unauflöslichen Spannungsfeld, das vom Emotionen auslösenden Moment über die bewusste Erfahrung und Äußerung derselben bis zur Gefühlserinnerung reicht. Letztendlich wird deutlich, dass sich beide Teile dieser Arbeit miteinander verbinden und ein umfangreiches Netz zwischen sozial-kulturellem Hintergrund, Erfahrung, Sinneseindruck, Wissen und dem Umgang mit Emotionen entsteht.
76 Laura Benzi: Sind Gefühle moralisch?, in: Siegfried Reusch (Hg.): Gefühle, Stuttgart 2004 (= Der Blaue Reiter. Journal für Philosophie, Bd. 20), S. 16-20, hier S. 16. Vgl.: Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, 2 Bde, 1. Aufl., Amsterdam 1997 (= Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 158). Vgl. auch: 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung. 77 Es ist im Übrigen erstaunlich, wie oft in den Quellen Emotionen erwähnt werden.
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1.5 T HEORIEANSATZ Diese Arbeit fühlt sich einem heuristisch-kulturgeschichtlichen Ansatz verpflichtet, der mentalitäts- und emotionsgeschichtliche Aspekte mitberücksichtigt. Die Frage nach Mentalitäten ist relevant, da Emotionen nicht ohne die Berücksichtigung kollektiver Weltsichten, Vorstellungen und Einstellungen sowie alltäglicher Situationen erschlossen werden können.78 Der kulturgeschichtliche Ansatz wurde ausgewählt, da Emotionen sozial-kulturell beeinflusst werden und daher die Fragestellungen sowie das vorhandene und auszuwertende Quellenmaterial eine solche Methode favorisieren. Nach Ute Daniel kann ein historischer Gegenstand nur analysiert werden, wenn „Bedeutungen, Wahrnehmungsweisen und Sinnstiftungen der zeitgenössischen Menschen in das Verstehen, Beschreiben oder Erklären“79 des Historikers einbezogen werden. Dies trifft ebenfalls bei der Emotionsgeschichte zu. Auch die Direktorin des MPI Ute Frevert sieht eine Abhängigkeit zwischen dem Ausdruck „leib-seelischer Empfindungen“ und dem „soziokulturellen Rahmen“80. Wie bereits erwähnt, wird der sozial-kulturelle Rahmen hier ebenfalls berücksichtigt, sich somit dieser Meinung angeschlossen. Da die Erforschung von Gefühlen sich teilweise mit psychologischen Erkenntnissen überschneidet, bedient sich diese Arbeit an einigen Stellen der entsprechenden Nachbardisziplin. Das bedeutet jedoch nicht, dass hier die Menschen psychoanalytisch zu untersuchen sind, wie Sozialphilosoph Max Horkheimer (1895-1973) dies 1932 vorschlug.81 Es geht auch nicht um die sogenannte „Psychohistorie“, sondern lediglich darum, anhand psychologischer Erkenntnisse die Quellen besser in ihren jeweiligen Kontext einordnen und auf eine eventuelle emotionale Akkulturation82 hinweisen zu können.83 Dabei finden so-
78 Heide Wunder: Kultur-, Mentalitätengeschichte, Historische Anthropologie, in: Richard van Dülmen (Hg.): Das Fischer Lexikon. Geschichte, aktualisierte Neuausgabe, Frankfurt a.M. 1994, S. 65-86, hier S. 72. 79 Ute Daniel: Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter, 5. aktualisierte Aufl., Frankfurt a.M. 2001, S. 17. 80 Ute Frevert: Vertrauen als Gefühlshaltung, S. 182. 81 Max Horkheimer: Kritische Theorie: eine Dokumentation, 2 Bde, Bd. 1, Frankfurt a.M. 1968, S. 18. 82 Unter Akkulturation wird ein emotionaler Anpassungsprozess an die kulturelle Umwelt verstanden, z.B. durch Erziehung oder Verhaltensregeln. 83 Zur Verknüpfung zwischen Geschichte und Psychoanalyse siehe auch: Hans-Ulrich Wehler: Geschichte und Psychoanalyse, Frankfurt a.M 1974; Josef Rattner u. Gerhard Danzer: Geschichte und Psychoanalyse, Würzburg 2010.
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wohl kognitive als auch somatische Bestandteile von Emotionen Beachtung, da beide in der zu bearbeitenden Zoothematik präsent sind.84 Soweit es die Quellen erlauben, wird zwischen Emotionsäußerungen verschiedener Gruppen unterschieden. Es wird untersucht, inwiefern sich die Emotionen männlicher und weiblicher Zoobesucher unterscheiden. Zudem ist eine Differenz zwischen dem emotionalen Verhalten von Kindern und Erwachsenen zu erwarten. Aussagen zur sozialen Zugehörigkeit der Verfasser von Egodokumenten sind allerdings nur sehr bedingt möglich, da die Autoren häufig ungenannt bleiben oder über den Namen hinaus keine Informationen vorliegen. Weiter ist darauf hinzuweisen, dass eine historisch nachvollziehbare Kommunikation lediglich zwischen Menschen stattfinden kann. Tiere können zwar mit Menschen kommunizieren, ihre Gedanken darüber jedoch nicht aufschreiben oder in anderweitiger Form für die Nachwelt festhalten. Deshalb wird hier nur ausgewertet, was Menschen über Tiere dachten, welche Gefühle sie ihnen entgegenbrachten oder zuschrieben und welche Empfindungen Zootiere bei den Menschen auslösten. Möglich ist in Ansätzen ebenfalls eine Reflexion über die Beziehung zum Tier anhand Dritter, z.B. wenn Zeitzeugen andere Menschen beim Kontakt mit Tieren beobachten und davon in den Quellen berichten. Zudem wäre zu fragen, inwiefern sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf die zwischenmenschlichen Konnexionen auswirkte, ob Menschen etwa über Zootiere in Kontakt treten und dadurch Beziehungen entstehen. Im Vordergrund stehen daher verschiedene individuelle Äußerungen von Einzelpersonen, die, vergleichbar mit der Herangehensweise Jacob Burckhardts (1818-1897), als Repräsentanten einer Gemeinschaft angesehen werden.85 Ziel ist es, wie bei einem Puzzle, ein Gesamtbild aus Einzelmeinungen zu rekonstruieren. Soziologen und Erziehungswissenschaftler versuchen emotionstheoretische Fragestellungen vorwiegend mit dem konstruktivistischen Ansatz zu beantworten. Dabei gehen sie davon aus, dass Gefühle das „Ergebnis ordnender, auswählbarer und deutender Diskurse und Mechanismen“86 seien.87 Dem kann hier nur 84 Informations- und Bildungsangebote stimulieren die kognitive, der Tierkontakt im Streichelzoo oder das Füttern die somatische Seite der Emotionsbildung. 85 Kulturgeschichte nach dem Historiker und Kunsthistoriker Jacob Burckhardt „zielt auf die Erfassung des Typischen als Geist einer Epoche, nicht auf individuelle Eigentümlichkeiten, repräsentiert in herausragenden Persönlichkeiten“, ab. Zit. nach: Heide Wunder: Kultur-, Mentalitätengeschichte, S. 69. 86 Ute Frevert: Vertrauen als Gefühlshaltung, S. 181. 87 Statt zu behaupten „Ich bin wütend, weil ich mich belogen fühle“, argumentieren sie mit: „Ich bin wütend, weil ich denke/glaube, belogen worden zu sein.“
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teilweise zugestimmt werden. Gefühle werden durch den sozialen Kontext beeinflusst, sie sind jedoch nicht nur Bestandteile kognitiver Überzeugungen, Urteile oder Erfahrungen, sondern können sogar als eine Art Reflex oder chemische Reaktion unabhängig von Bewertungsmustern vorkommen.88 Ähnlich wie der konstruktivistische Ansatz geht diese Arbeit auf die Interaktion der materiellen und der soziokulturellen Umwelt ein und wirft einen Blick sowohl auf die Assimilation als auch auf die Akkommodation.89 Ontologische und phänomenologische Perspektiven spielen hier jedoch keine Rolle. Diffiziler ist der Umgang mit Sprache, Symbolen, bildlichen Quellen, wiederholt auftretenden Schlüsselwörtern und Metaphern, kurz allen „Formen der artikulierten sowie der subliminalen Kommunikation“90. Sie dienen als Werkzeuge, um sich verständlich zu machen. Gleichzeitig geben sie Aufschlüsse über persönliche Wunschvorstellungen, das kulturelle Umfeld, den Wirkungsgrad von Emotionen und das Alltagsleben. Für diese Arbeit sind Sinn, Zweck und Bedeutung der Begriffe im sozial-kulturellen Kontext der ausgewählten Zeitspanne relevant, um „Einstellungen“, „Mentalitäten“ und „gesellschaftliche Grundwerte 88 Emotionen können auch „reflexartig“ ausgelöst werden. Vgl.: 2.2 Was uns Darwin über Gefühle lehrte; 2.3 Emotionen nach LeDoux. Einige Verhaltenswissenschaftler, darunter der amerikanische Psychologe Gardner Murphy, waren hingegen zeitweise der Meinung, dass „nichts angeboren“ sei, praktisch „jedes Verhaltensmuster einige Übung oder Erfahrung“ erfordere und angeborene Emotionsäußerungen, in den Arbeiten von Georges Dumas, Jane Thompson und Irenäus Eibl-Eibesfeld beschrieben, eine Ausnahme zur Regel bilden würden. Vgl.: Carroll E. Izard: Die Emotionen des Menschen. Eine Einführung in die Grundlagen der Emotionspsychologie, 4. neu ausgestattete Aufl., Weinheim 1999, S. 24. 89 Beide Begriffe bedeuten Anpassung. Bei der Assimilation werden Informationen aus der Umwelt aufgenommen und interpretiert, die den Vorkenntnissen des Individuums entsprechen, wohingegen die Akkommodation Unzulänglichkeiten und Widersprüche erkennt und die Vorkenntnisse anhand der neuen Erfahrungen verändert. Näheres zum Thema Assimilation und Akkommodation ist zu finden bei: Martin R. Textor: Der konstruktivistische Ansatz, in: Kindergartenpädagogik, Online-Handbuch. http:// www.kindergartenpaedagogik.de/145.html vom 16.02.2015. 90 Georg G. Iggers: Zur „Linguistischen Wende“ im Geschichtsdenken und in der Geschichtsschreibung, in: Werner Abelshauser; Helmut Berding; Klaus von Beyme; Gisela Bock; Ute Frevert; Dietrich Geyer; Wolfgang Hardtwig; Wolfgang Kaschuba; Jürgen Kocka; Dieter Langewiesche; Wolfgang J. Mommsen; Hans-Jürgen Puhle; Reinhard Rürup; Wolfgang Schieder; Klaus Tenfelde; Richard H. Tilly; Hans-Peter Ullmann; Hans-Ullrich Wehler; Heinrich August Winkler u. Hartmut Zwahr (Hg.): Geschichte und Gesellschaft, Bd. 21, 21, Göttingen 1995, S. 557-570, hier S. 557.
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heraus[zu]kristallisieren“91. Sprache wird mit Rolf Reichardt als eine Art „Speicher angehäufter Erfahrungen und Bedeutungen“92 oder mit den Worten Ute Daniels als „Faktor[…] des sozialen Lebens“ und „kollektive Erfahrung“93 verstanden. Durch den linguistic turn ist darauf aufmerksam gemacht worden, dass die bezeichneten Gegenstände und Situationen konstruiert und nicht mit der Realität gleichzusetzen sind.94 Diese Kritik soll ebenfalls berücksichtigt werden. Allerdings ist zu bedenken, dass Sprache und Symbole in bestimmten Fällen ebenso durch Gewohnheit und somit unreflektiert vorgenommen werden.95 Doch geht es hier nicht um die Durchführung einer Diskursanalyse.96 Sie bietet sich methodisch nicht an, da sie anti-hermeneutische97 Züge aufweist. Allerdings wird sich 91 Rolf Reichardt: Einleitung, in: Eberhard Schmitt u. ebender (Hg.): Handbuch politisch-sozialer Grundbegriffe in Frankreich 1680-1820. Allgemeine Bibliographie, Nr. 1/2, München 1985, S. 39-148, hier S. 67. Vgl. auch: Ute Frevert: Vertrauen als Gefühlshaltung, S. 182. 92 Rolf Richardt: Einleitung, S. 65. 93 Ute Daniel: Kompendium Kulturgeschichte, S. 353. 94 Sabine Todt: Linguistic Turn, in: Hans-Jürgen Goertz (Hg.): Geschichte. Ein Grundkurs, 3. revidierte und erweiterte Aufl., Reinbek bei Hamburg 2007, S. 178-198, hier S. 182. 95 Vgl.: Georg G. Iggers: Zur „Linguistischen Wende“, S. 557. 96 Zur Diskursanalyse wurde zudem gelesen: Ute Gerhard; Jürgen Link u. Rolf Parr: Diskurs und Diskurstheorien, in: Ansgar Nünning (Hg.): Metzler Lexikon, Literaturund Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe, 3. aktualisierte und erweiterte Aufl., Stuttgart/Weimar 2004, S. 117-120; Philipp Sarasin: Subjekte, Diskurse, Körper. Überlegungen zu einer diskursanalytischen Kulturgeschichte, in: Wolfgang Hardtwig u. Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Kulturgeschichte Heute, Sonderheft 16, Göttingen 1996 (= Werner Abelshauser; Helmut Berding; Klaus von Beyme; Gisela Bock; Ute Frevert; Wolfgang Hardtwig; Wolfgang Kaschuba; Jürgen Kocka; Dieter Langewiesche; Wolfgang J. Mommsen; Hans-Jürgen Puhle; Reinhard Rührup; Wolfgang Schieder; Klaus Tenefelde; Richard H. Tilly; Hans Peter Ullmann; Hans-Ulrich Wehler; Heinrich August Winkler u. Hartmut Zwahr (Hg.): Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft), S. 131-164; Philipp Sarasin: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse, 1. Aufl., Frankfurt a.M. 2003; Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses. Inauguralvorlesung am Collège de France, 02.12.1970, aus dem Französischen von Walter Seitter, München 1974 (= Wolf Lepenies u. Henning Ritter (Hg.): Hanser Anthropologie). 97 Der Unterschied zwischen einer hermeneutischen Kulturgeschichte und einer diskurstheoretisch fundierten besteht darin, dass sich die Diskursanalyse weniger mit der Position, Meinung und dem Glauben des Subjekts beschäftigt. Sie wird als „idealistische
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durchaus mit den in verschiedenen Kontexten wiederkehrenden, öffentlich geführten Thematiken beschäftigt,98 wie beispielsweise der Gefangenschaft der Tiere oder der Schließung des Zoologischen Gartens am Dammtor. Dabei steht jedoch nicht die Diskurstheorie im Vordergrund, sondern der öffentliche Austausch über ein Thema, das von Ideen und Denkströmungen außerhalb der Tiergärten beeinflusst wird und somit keine diskursive, sondern eine kultur- und mentalitätsgeschichtliche Relevanz besitzt.
1.6 T ERMINOLOGIE 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten Diese Arbeit verwendet die Begriffe „Tiergarten“ und „zoologischer Garten“ bzw. „Zoo“ gleichbedeutend, vorausgesetzt, es wird auf keine spezielle Institution angespielt. In solch einem Falle ist stets die Namensbezeichnung des jeweiligen Unternehmens übernommen worden. Streng genommen gab und gibt es jedoch inhaltliche Unterschiede, die an dieser Stelle beleuchtet werden sollen. Das Wort „Zoo“ stammt vom griechischen Wort „zõon“ ab, was so viel wie „Lebewesen“ bedeutet.99 Mit der Gründung des Londoner Zoologischen Gartens 1829 ist diese Bezeichnung auch in Deutschland aufgenommen worden. Da der Name sehr lang ist, hat sich in der Umgangssprache die Abkürzung „Zoo“ herauskristallisiert. In den ersten Jahren der deutschen Zoogründungen galt es, neben einheimischen besonders die aus fremden Ländern stammenden Wildtiere zu präsentie-
Konstruktion“ kritisiert. Ute Gerhard; Jürgen Link u. Rolf Parr: Diskurs und Diskurstheorien, S. 119. Vgl.: Philipp Sarasin: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse, S. 28. 98 Paul Eitler weist beispielsweise darauf hin, dass Tiere Objekte sind und somit der öffentliche Austausch über Tierthematiken bereits einen Diskurs darstellt. „Tiere können innerhalb dieses Emotionalisierungsprozesses nur als Objekte eines bestimmten Wissens in Erscheinung treten – nicht als dessen denkbare Subjekte.“ Pascal Eitler: „Weil sie fühlen, was wir fühlen“. Menschen, Tiere und die Genealogie der Emotionen im 19. Jahrhundert, in: Gesine Krüger u. Aline Steinbrecher (Hg.): Historische Anthropologie, Kultur, Gesellschaft, Alltag, Tierische (Ge)fährten, Nr. 2, 19, Köln/ Weimar/Wien 2011, S. 211-228, hier S. 227f. 99 O.A.: Zoo, in: Günther Drosdowski (Hg.): Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 32, Deutsches Wörterbuch O-Z, Mannheim/Wien/Zürich 1971, S. 2948.
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ren.100 Über den Berliner Zoo äußerte sich 1914 ein Zeitzeuge in der Familienzeitschrift Die Gartenlaube: „Von diesen beiden Tierklassen [Säugetiere und Vögel, N.K.] enthielt der Berliner Zoo schon rund vierzehnhundert verschiedene Arten, den größten Bestand, den es gibt. Wenn nun noch das Aquarium, besser gesagt: Aquarium-Terrarium-Insektarium, hinzukommt, so ist damit im Berliner Zoo eine Übersicht über das ganze Tierreich von oben bis unten gegeben in einer Reichhaltigkeit und Vollständigkeit, wie nirgendswo anders auch nur annähernd so.“101
Die allgemeine Beschreibung zoologischer Gärten blieb in den Lexika über die Jahre hinweg identisch. Sowohl Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1909, als auch Der Große Brockhaus von 1935 bezeichneten sie als „Sammlungen in- und ausländischer lebender Tiere zu Zwecken der Schaustellung und wissenschaftlichen Beobachtung“102. In der Schwerpunktsetzung und Ausrichtung der Institutionen war jedoch durchaus eine Veränderung erkennbar: Statt der Artenvielfalt oder Systematik, also der Quantität einzelner Arten zu Vergleichszwecken sortiert,103 rückte seit den 1920er Jahren die „biologische Ausstellungsart“ in den Vordergrund. Die neuen Anforderungen an den Zoo bestanden nach Meinung des Leipziger Zoodirektors Karl Max Schneider (18871955)104 somit nicht mehr in der „Mannigfaltigkeit verwandter Formen, sondern zuvörderst“ in der „Auswahl von Vertretern wichtiger Lebenskreise“105. Zudem sei es „wünschenswert, aber nicht unbedingt notwendig, neben dem Seelöwen
100 Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, in: DZG, Nr. 4/6, Bd. 2, (1929), S. 77-84, hier S. 78f.; vgl. auch: Ludwig Heck: Das neue Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens, in: Die Gartenlaube, Nr. 33, (1913), S. 694698, hier S. 695. 101 Ludwig Heck: Das neue Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens, S. 695. 102 O.A.: Zoologische Gärten, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 20, 6. gänzlich neubearbeitete und vermehrte Aufl., Leipzig/Wien 1909, S. 991f., hier S. 991; Zoologische Gärten, in: Der Große Brockhaus, Bd. 20, S. 687. 103 Vgl.: Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, 3. Aufl., Hamburg 1955, S. 123. 104 Seit 1919 war er als Assistent und Stellvertreter des Leipziger Zoodirektors Johannes Gebbing (1874-1958) angestellt. 1934 nahm er die Nachfolge Gebbings an und blieb bis 1955 im Amt. 105 Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, S. 79.
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den Seebären zu zeigen.“106 Man könne sich damit „begnügen, den einen als Vertreter der Ohrenrobben auszustellen, allerdings so, daß der Beschauer dabei von dessen Lebensweise einen Begriff bekommt“107. Zur biologischen Ausstellung gehörte zudem die Zurschaustellung der Tiere in Freigehegen, die die natürliche Umgebung des Herkunftslandes widerspiegelten, sowie deren Aufteilung nach Erdteilen.108 Ein zoologischer Garten galt zudem als Bildungs- und Forschungseinrichtung. „Der wissenschaftliche Nutzen der Gärten ist nicht zu unterschätzen, auch haben sie Gelegenheit geboten, die früher zum größten Teil schlechten Abbildungen in zoologischen Werken durch getreu nach dem Leben aufgenommene zu ersetzen“109, erklärte Meyers Großes Konversations-Lexikon 1909. Da das Wissen über Wildtiere rar war110 und viele Kenntnisse bezüglich Pflege, Aussehen, Krankheiten, Verhalten usw. erst von den Wärtern und Direktoren erworben werden mussten, boten die Zoos eine geeignete Plattform des wissenschaftlichen Austausches. Die beim Umgang mit Lebewesen erlangten neuen Erkenntnisse wurden unter den Berufskollegen diskutiert oder im Fachorgan Der Zoologische Garten veröffentlicht. Doch auch für die Allgemeinheit war er von Bedeutung, wozu sich Friedrich Knauer mit einer sogenannten „killer phrase“111 äußerte: „Den Nutzen, den Kenntnis der Tierwelt dem menschlichen Geist bringt, wird
106 Ebenda, S. 79. 107 Ebenda, S. 79. 108 Eva Walter: „Wo der Fridolin sei’ Eis verloren hat, und der Aff’ hat danach g’langt …“. Kleine Kulturgeschichte des Zoologischen Gartens, in: Exotische Welten. Europäische Phantasien, Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen und des Württembergischen Kunstvereins im Kunstgebäude am Schloßplatz, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 94-97, hier S. 97. 109 Zoologischer Garten, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 20, S. 991. 110 Vgl.: Lothar Dittrich: Schaustellung fremdländischer Tiere im 19. Jahrhundert in Niedersachsen und ihr Import, in: Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen (Hg.): Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Hannover 2004 (= Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen, Bd. 76), S. 103-113, hier S. 106; Reinhold Cronheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, in: Die Woche, Bd. 3, Nr. 27, (1910), S. 1141-1146, hier S. 1145f. 111 Die Killerphrase, zurückgehend auf den amerikanischen Autor und ManagementTheoretiker Charles Clark (1920-2009), ist gleichbedeutend mit der umgangssprachlichen Bezeichnung „Totschlagargument“. Es handelt sich hier um Argumente, die einen Widerspruch verhindern.
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nur der leugnen, der solche nicht besitzt.“112 Allerdings war eine Belehrung nur gewährleistet, wenn sie von den Menschen akzeptiert und angefordert wurde sowie die Kosten zur Erhaltung der Anlage gedeckt werden konnten. Daher gehörte zur Leitung eines zoologischen Gartens nicht nur die Konzentration auf die Wissenschaftlichkeit, sondern ebenso auf seine „Schaukraft“113. Der Leipziger Zoodirektor bestätigte 1939: „Die Hauptaufgabe des Zoologischen Gartens ist […] nicht rein wissenschaftlicher Art; er ist Schaustätte. Gar kein Zweifel darüber, daß diese auf wissenschaftlicher Grundlage stehen muß und auch Quelle vieler wissenschaftlicher Erkenntnisse sein soll […]. Seine ureigene Bestimmung bleibt aber das Ausstellen.“114
Grundsätzlich lassen sich Zoos als Orte des wissenschaftlichen Austausches, der Erholung in der Natur, des Vergnügens, der Zähmung wilder Tiere sowie der Zucht und später sogar der Arterhaltung beschreiben. „Tiergarten“ bzw. „Thiergart“ bezeichnete ein „eingefriedigtes Grundstück mit darin eingeschlossenen wilden Tieren“115. 1910 stand der Begriff für ein Gehege in waldigem Gebiet, in dem vorwiegend Waldtiere wie Hirsche, Rehe, Wildschweine etc. gezüchtet wurden. Gleichzeitig galt der Tiergarten als Ort der „Haltung und Züchtung einer Sammlung verschiedenster Tiergattungen sowohl zum wissenschaftlichen Studium als zur Unterhaltung und Belehrung des Volkes“116. Den Lexika nach zu urteilen, handelte es sich Anfang des 20. Jahrhunderts bei beiden Bezeichnungen um Synonyme. Meist fand sich unter dem Eintrag „Tiergarten“ lediglich der Verweis, unter dem Begriff „Zoologischer Gar-
112 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten. Entwicklung, Anlage und Betrieb unserer Tiergärten und deren erziehliche, belehrende und wissenschaftliche Aufgaben, Leipzig 1914 (= Der Naturforscher), S. 65. 113 Karl Max Schneider: Der Zoologische Garten und die Tierseelenkunde, in: Zeitschrift für Tierpsychologie, 3, (1939), S. 163, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 164. 114 Ebenda, S. 164. 115 Max Mallinckrodt: Das Wesen des „Tiergartens“. Betrachtungen zum § 960 des Bürgerlichen Gesetzbuches, in: Wild und Hund, Nr. 20, 13, (1907), S. 345-348, hier S. 348; Manfred Bürger (Hg.): Wildtiere in Menschenhand. Grundlagen, 3. überarbeitete Aufl., Berlin 1975, S. 18. 116 Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8, Stuttgart/Leipzig 1910, S. 552f., hier S. 552.
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ten“ nachzuschauen, da zwischen Tiergarten, Wildgarten und Zoo nicht differenziert wurde.117 Mit dem Aufkommen der Nationalsozialisten gewann die heimische Tierwelt an Bedeutung. Die Berliner Institution sowie andere Gärten118 richteten einen „Deutschen Zoo“ ein, in dem lediglich „großdeutsche Tiere“ wie „Wolf, Biber, Braunbär, Adler“119 ausgestellt wurden. Daneben existierte ebenso der „Tierpark“-Begriff, der für Hagenbecks Tierpark in Stellingen bei Hamburg oder den Münchner Tierpark Hellabrunn120 ausgewählt worden war. Anhand der Lexika konnte kein Unterschied zwischen Tierpark und Zoo ausgemacht werden. Hervorgehoben wurde allerdings die Besonderheit des Stellinger Unternehmens. Sie bestand neben der starken Präsenz von Freigehegen, die Mensch und Tier durch einen Graben, statt durch Gitter trennten, auch in der Kombination mit dem Tierhandel.121 Während für ein Gros der Bevölkerung diese Unterschiede wenig Relevanz besaßen, waren in der Fachwelt durchaus Abgrenzungstendenzen zu erkennen. Da die Belehrung der Allgemeinheit als Voraussetzung und Daseinsberechtigung der Gärten galt, be117 Tiergarten, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 19, 6. gänzlich neubearbeitete und vermehrte Aufl., Leipzig/Wien 1909, S. 538. 118 Der Leipziger Zoo ermöglichte die Ausstellung „Deutscher Zoo“, in der Waldtiere und Kleinsäuger aus der „Heimat“ gezeigt wurden. Hagenbeck hingegen errichtete ein deutsches Vogelhaus. Vgl.: O.A.: Ein deutsches Vogelhaus bei Hagenbeck?, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 123, 03.05.1932, o.S., (HA); O.A.: Anschauungsunterricht im Tierkindergarten, in: Leipziger Abendpost, Nr. 161, 13.07.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 84; Hinnerk Scheper (Hg.): Die Bauwerke und Denkmäler von Berlin, Berlin 1955, S. 336. 119 Anna-Katharina Wöbse u. Mieke Roscher: Zootiere während des Zweiten Weltkrieges: London und Berlin 1939-1945, in: André Krebber u. Mieke Roscher (Hg.): Tiere, Werkstattgeschichte 56, 1. Aufl., 19, Essen 2011, S. 46-62, hier S. 54. 120 Er bestand von 1911 bis 1922 und dann wieder ab 1928. 121 Tierhändler Carl Hagenbeck hatte den 1852 begonnenen Tierhandel seines Vaters nach 14 Jahren (1866) übernommen. Vorwiegend importierte er Tiere aus Afrika. Seine Schwester Christiane Hagenbeck betrieb seit 1873 einen Vogelhandel und arrangierte Expeditionen nach Madagaskar, Brasilien usw. Vgl.: Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich. Ein deutsches Tierparadies, mit einem Geleitwort von Heinrich und Lorenz Hagenbeck, Berlin 1929, S. 24, 29-40; Hagenbeck, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 8, 6. gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Aufl., Leipzig/Wien 1908, S. 618f., hier S. 618.
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mängelten einige Direktoren die fehlende zoologische Ausbildung des Tierhändlers Carl Hagenbeck (1844-1913)122 und seiner Söhne Heinrich (1875-1945) und Lorenz (1882-1956)123 sowie die scheinbar unwissenschaftliche Ausstellung der Tiere und distanzierten sich vom Stellinger Unternehmen.124 Die Leitung des Berliner Zoologischen Gartens betonte daher 1929: „Zwischen Zoo und Tierpark ist derselbe Unterschied wie zwischen Museum und Panoptikum. Es sind zwei ganz verschiedene Unternehmungen, die dasselbe Material zu verschiedenen Zwecken verarbeiten.“125 Der Tierpark in Stellingen besaß für ihn den Wert eines „Schauparks“ oder „Panoptikums“, mit dem Ziel der Unterhaltung. Ein zoologischer Garten oder Tiergarten hingegen habe wissenschaftlich ausgerichtet zu sein und im besten Falle sogar durch kunstvoll gestaltete Tierhäuser aufgewertet zu werden.126 Dennoch folgten die Zoodirektoren dem Beispiel Hagenbecks, indem sie sich ebenfalls Panoramen konstruieren ließen oder ihn finanziell unterstützten, indem sie ihm Tiere abkauften.127 Spannungen kamen allerdings auf, als die Hagenbecks planten, einen zweiten Zoo in Berlin zu eröffnen. Dieser Zwiespalt zwischen Abhängigkeit und Konkurrenzgedanken beeinflusste das Miteinander der Direktoren.128 122 Wie bereits in der vorherigen Fußnote zu ersehen, besaß Hagenbeck im Gegensatz zu anderen Zoodirektoren (z.B. dem Biologen Geheimrat Ludwig Heck in Berlin oder dem Zoologen Cornelius Karl Heinrich Bolau in Hamburg) keine wissenschaftliche Ausbildung und stammte auch nicht aus bildungsbürgerlichen Kreisen. Zur Skepsis, die ihm von Museumsleitern und Wissenschaftlern entgegengebracht wurde, siehe: Jan-Erik Steinkrüger: Thematisierte Welten, S. 193f. 123 Heinrich Hagenbeck war seit 1900 Mitinhaber der Firma Carl Hagenbeck. Nach dem Tod des Vaters teilte er sich mit Lorenz Hagenbeck, seit 1901 ebenfalls Mitinhaber, die Leitung des Tierparks. Weder Heinrich noch Lorenz hatten Zoologie oder etwas Vergleichbares studiert. Vgl.: http://www.munzinger.de/search/portrait/ Heinrich+Hagenbeck/0/2076.html vom 14.01.2014. 124 Die Hagenbeck-Brüder Lorenz und Heinrich ließen jedoch die Wissenschaftlichkeit ihres Unternehmens hervorheben. Vgl.: Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 205-210. 125 L. Heck: Tierpark und Zoo. Wodurch unterscheiden sie sich, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. 388, 18.08.1929, o.S. 126 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer. Erlebnisse in Wildnis und Zoo, gekürzte Ausgabe, Wien 1954, S. 121; L. Heck: Tierpark und Zoo. Vgl. auch: 3.4.3 Präsentationsformen. 127 Vgl.: Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 35. 128 Vgl.: Jan-Erik Steinkrüger: Thematisierte Welten, S. 186, 196. Zur geplanten Neugründung in Berlin siehe: O.A.: Der Hagenbeck-Tierpark gesichert?, in: Spandauer
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In den 1970er Jahren kamen neue Unterscheidungskriterien für die Institutsbezeichnung dazu. Zum einen richteten sie sich nach der Größe der Anlage. Ein Tiergarten galt als „kleinerer“ Zoo129 und wurde somit dem zoologischen Garten größenmäßig unterstellt. Zum anderen richtete sich das Augenmerk verstärkt auf die Ausstattung. So präzisierte Der Grosse Brockhaus, dass der Tiergarten eine Sonderform des zoologischen Gartens sei, mit einfacher Ausstattung, vielfach ohne Tierhäuser und ohne wissenschaftliche Leitung. Die Artenvielfalt im Tierpark sei geringer, dafür gäbe es allerdings mehr Herden oder Zuchtgruppen, die auf großen Flächen gehalten würden.130 Weiter läßt sich dem Brockhaus entnehmen, dass Tiergärten meist Heimat-Tiergärten seien, d.h. sich auf einheimische Tiere beschränkten, womit eine Parallele zum einstigen „Deutschen Zoo“ hergestellt wurde.131 Den Zoo beschrieb er als „öffentliche oder private Einrichtung, in der zur allgemeinen biologischen Bildung und wissenschaftlichen Forschung sowie zur Erholung der Stadtbevölkerung und zur Erhaltung bedrohter Arten Tiere gehalten und auch gezüchtet werden“132, wobei die Haltung von Wildtieren im Vordergrund stehe. In zoologischen Kreisen wird heutzutage ein Unterschied eher darin gesehen, dass beim Tiergarten die Parklandschaft und beim zoologischen Garten die Tiere dominieren. Das bedeutet, dass die Artenzahl beim Tiergarten zu Gunsten der Parklandschaft geringer ausfällt. Tiere aus fremden Ländern sind jedoch in beiden Institutionen zu finden. Allerdings ist zu erwähnen, dass die einst verliehenen historischen Bezeichnungen rückwirkend nicht verändert wurden. So ist Hagenbecks Tierpark auch heute noch ein „Tierpark“, wenngleich er nach dem aktuellen Verständnis mit „Zoologischer Garten“ betitelt werden müsste.
Zeitung, Nr. unbekannt, 10.02.1930, o.S., (HA); O.A.: Hagenbecks Tierpark in Berlin, Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. 34, 10.02.1930, o.S., (HA); O.A.: HagenbeckTierpark für Berlin, in: General Anzeiger Ludwigshafen, Nr. 34, 10.02.1930, o.S., (HA); O.A.: Ein Hagenbeck-Park für Berlin, in: Wiesbadener Tageblatt, Nr. 34, 10.02.1930, o.S., (HA); W. Sch.: Neue Hagenbeck-Pläne, in: Hamburger Correspondent, Nr. 498, 24.10.1929, o.S., (HA). 129 Tiergarten, in: Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 32, S. 486. 130 Zoologische Gärten, in: Der Grosse Brockhaus, Handbuch des Wissens, Bd. 12, Wiesbaden 1977, S. 611. 131 Tiergarten, in: Der Grosse Brockhaus, Handbuch des Wissens, Bd. 11, Wiesbaden 1977, S. 386. 132 Zoologische Gärten, in: Der Grosse Brockhaus, Bd. 12, S. 611.
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1.6.2 Tiere Was sind Tiere und wie können sie definiert werden? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich dieser Fragestellung zu nähern. Allerdings bleibt die „Begriffsbestimmung […] unvollständig“133, wie Der Große Brockhaus 1934 feststellte. Im Allgemeinen galten Tiere Anfang des 20. Jahrhunderts als Lebewesen zwischen Mensch und Sache (Pflanze und Tier).134 Sowohl in Meyers Konversations-Lexikon als auch im Der Große Brockhaus dominierten bei der Erläuterung des Begriffs biologische Ausführungen.135 Im Gegensatz zu den „niederen“ Tieren, die lediglich auf Reize reagierten, wurden den „höheren“ Empfindungen zugestanden.136 Zu Letzteren zählten Vögel und Säugetiere. Sie besaßen laut Brockhaus die Fähigkeit des Lernens, weshalb ihnen diese Einstufung zustand. Damit galten alle dressierbaren Arten als intelligenter als nicht dressierbare. Es ist jedoch zu hinterfragen, ob nicht auch der Stellenwert des jeweiligen Lebewesens für die Kategorisierung ausschlaggebend war. Auf der obersten Stufe, sozusagen als Maß aller Dinge bzw. hier als Maß aller Lebewesen, stand der Mensch mit seinen kognitiven Fähigkeiten. Er bildete den Bezugspunkt des Vergleichs. „Die Hauptunterschiede zwischen der Intelligenz höchstbegabter T[iere] (Affen, Elefanten, Papageien u. a.) und der des Menschen bestehen darin, daß den T[ieren] die Richtung des Denkens auf das Subjekt (Selbstreflektiertheit) und die freie Art des Abstrahierens (Ideation) fehlen, die den Menschen auszeichnen, und damit z. B. die Fähigkeit zum Philosophieren, Moralisieren, Rechnen und zur Bildung einer menschenmäßigen, nämlich artikulierenden, grammatikalischen Sprache.“137
Ob menschliche Kategorien wirklich auf Tiere anwendbar waren, wurde nicht hinterfragt. Stattdessen galt: Je ähnlicher sie dem Menschen waren, desto mehr beeindruckten sie und als um so intelligenter wurden sie eingestuft.138 Aus Sicht der Menschen schien das Ziel der Tiere somit darin zu bestehen, sich menschliche Eigenschaften anzueignen. 133 Tier, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 18, 15. völlig neubearbeitete Aufl., Leipzig 1934, S. 678f., hier S. 678. 134 Ebenda, S. 678. 135 Tiere, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 19, S. 534ff.; Tier, in: Der Große Brockhaus, Bd. 18, S. 678f. 136 Tier, in: Der Große Brockhaus, Bd. 18, S. 678f. 137 Tier, in: Der Große Brockhaus, Bd. 18, S. 679. 138 Vgl.: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo.
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In bestimmten Situationen verloren diese Einstufungen an Gültigkeit und die Wertigkeit der Tiere reduzierte sich auf die von Gegenständen.139 Nicht Ethik und Moral standen dann im Vordergrund, sondern die Vorteilgewinnung. Tiere wurden zu Nutztieren degradiert, die ohne Gewissensbisse getötet oder für die Zwecke der Menschen verwendet werden konnten. Es handelte sich um ein hierarchisches Verhältnis, bei dem das Tier dem Menschen untergeordnet war. Auch Zootiere waren Objekte, die ihr Recht auf Freiheit verloren hatten und an die jeweilige Anlage, an Einzelpersonen oder Finanziers gebunden waren.140 Die Art ihres Nutzens variierte jeweils. Als Nahrung dienten sie nur in Ausnahmefällen,141 doch kamen sie als Arbeitstiere, Symbolträger oder, wie bereits Siegfried Becker und Andreas C. Bimmer festgestellt haben, „im Sinne der Unterhaltung, der Belehrung und zum Vergnügen“142 zum Einsatz. Einen Nutzen stellten sie auch für Werbung, Wirtschaft, Forschung und Politik dar, worauf in späteren Kapiteln detailliert eingegangen wird. 1.6.3 Akklimatisierung Seit Mitte der 1860er Jahre wurde in Europa mit den Akklimatisierungs- und Zuchtbestrebungen fremder Tierarten begonnen.143 Begünstigt durch die Koloni139 Vgl.: Susanne Kobler: Das Tier als Sache – das Tier als Lebewesen. Die rechtliche Behandlung des Tieres, München 1975, S. 19. Tiere wurden als Arbeitstiere und Instrumente für wissenschaftliche Versuche verwendet oder im Krieg eingesetzt. Selbst das Tierschutzgesetz vom 24.11.1933 schränkte die Vivisektion lediglich ein, verbot sie aber nicht grundsätzlich. Vgl.: Clemens Giese u. Waldemar Kahler: Das deutsche Tierschutzrecht. Bestimmungen zum Schutz der Tiere, 4. Aufl., Berlin 1951, S. 73, 75f. 140 Tier, in: Der Große Brockhaus, Bd. 18, S. 679; Max Mallinckrodt: Das Wesen des „Tiergartens“, S. 345. 141 Im Großen Brockhaus wird Nutzwild als „für die menschliche Nahrung verwertbare[s] Wild“ definiert. Vgl.: Nutzwild, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 13, 15. völlig neubearbeitete Aufl., Leipzig 1932, S. 549. Vgl.: 3.11.3 Zoo und Krieg. 142 Andreas C. Bimmer: Kein Platz für Tiere. Über die allmähliche Verdrängung aus der Öffentlichkeit des Menschen – Ein Essay –, in: Siegfried Becker u. ebender (Hg.): Mensch und Tier. Kulturwissenschaftliche Aspekte einer Sozialbeziehung, Marburg 1991 (= Neue Folge der Hessischen Blätter für Volkskunde, 27), S. 195201, hier S. 196. 143 Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten – Exotisierende Sichtweisen auf das „Andere“ in der Gründungs- und Entwicklungsphase der Zoos, Dissertation, Hannover 2007, S. 397.
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alzeit war die Akklimatisation noch bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts für Wissenschaft, Industrie und Wirtschaft von Bedeutung.144 Der Name stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gewöhnung an ein fremdes Klima“145. Meyers Großes Konversations-Lexikon beschrieb dies ausführlicher als „Gewöhnung lebender Wesen an die klimatischen Einflüsse eines ihnen fremden Ortes mit neuen meteorologischen Verhältnissen“146. Diese Eingewöhnung bezog sich nicht nur auf Tiere, sondern ebenso auf Menschen und Pflanzen.147 Für die Zoologen um 1900 war damit zudem die „Züchtung neuer Haus- und Nutztiere und die Einführung ausländischer Haustiere“148 verbunden. In den Anfangsjahren wussten die Tierpfleger der zoologischen Gärten nur wenig über die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Tiere aus dem Ausland. Viele erkrankten daher bereits nach kurzer Zeit oder starben sogar. Dies wurden den Akklimatisierungskrankheiten zugeschrieben. Nicht immer jedoch lag es am Klima. Gründe dafür konnten eine falsche bzw. Mangelernährung sein oder Infektionskrankheiten, die sich das Tier beim Transport zum jeweiligen Zoo oder im Gehege einfing. Noch 1928 stellte der Brockhaus fest: „Je größer und klimatisch verschiedenartiger der urspr. Verbreitungsbezirk einer Art war, […] desto geringer sind die Akklimatisationskrankheiten, unter denen ein gewisser Teil der Eindringlinge zugrunde geht.“149 Während die zoologischen Gärten im 19. Jahrhundert noch davon ausgingen, die Käfige an die Temperaturen des jeweiligen Herkunftslandes der Tiere anpassen zu müssen und sie künstlich warm zu halten, versuchte Carl Hagenbeck die Allgemeinheit davon zu überzeugen, dass sich die meisten Tierarten an das europäische Klima gewöhnten.150 Dies führte er nicht nur in der Presse, sondern ebenso in seinem Buch „Von Tieren und Menschen“ von 1908 aus:
144 Ebenda, S. 76, 86, 263, 349. Vgl. auch: Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbecks Tierpark als wissenschaftliche Forschungsstätte, Hamburg, in: CHITuMW, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 255-258, hier: S. 255. 145 Akklimatisation, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 1, 15. völlig neubearbeitete Aufl., Leipzig 1928, S. 203. 146 Akklimatisation, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 1, 6. gänzlich neubearbeitete und vermehrte Aufl., Leipzig/Wien 1907, S. 224-226, hier S. 224. 147 Vgl.: Akklimatisation, in: Der Große Brockhaus, Bd. 1, S. 203. 148 Peter Mühling: Der alte Nürnberger Tiergarten, 1912-1939. Eine Chronik, Nürnberg 1987, S. 15. 149 Akklimatisation, in: Der Große Brockhaus, Bd. 1, S. 203. 150 Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck. Ein zoologisches Paradies. Hundert Jahre Tierpark in Stellingen, Hamburg 2007, S. 25.
48 | G EFÜHLSWELTEN IM ZOO „Ich wollte den Tierliebhabern an einem großen, praktischen und dauernden Beispiel zeigen, daß es gar nicht nötig ist, kostspielige Gebäude mit großen Heizanlagen einzurichten, um die Tiere am Leben und gesund zu erhalten, sondern daß der Aufenthalt in freier Luft und die Gewöhnung an das Klima eine weit bessere Gewähr für die Erhaltung der Tiere bietet.“151
Seine Akklimatisationspropaganda bekam jedoch von Seiten der Zoologen und Direktoren vielfach Kritik entgegengebracht. Der Berliner Zoodirektor Lutz Heck (1892-1983)152 wandte diesbezüglich ein, „daß längst nicht alle Tiere klug genug sind, um es ihnen überlassen zu können, ob sie im Freien blieben oder in den Stall gehen wollen. Ferner ist auf diesem schwierigen Gebiete der Freilufthaltung von Tieren längst nicht an dem einen Orte recht, was an dem andern billig ist“153. Auch weitere Zeitungsartikel verdeutlichen, dass die Akklimatisierung nicht immer so erfolgreich war, wie behauptet wurde.154 Dennoch entstanden Gesellschaften und Vereine, die an verschiedenen Akklimatisationsprojekten teilnahmen. Ihre Mitglieder arbeiteten unter anderem in zoologischen Gärten und beschäftigten sich damit, neue Pflanzen und Tiere einzuführen.155 Nach dem Meyer zu urteilen, war dies zwar für die Forschung interessant, die praktischen Resultate fielen jedoch recht gering aus.156
151 Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, Nachdruck der Originalausgabe von 1908, Hamburg 2012, S. 77. Vgl. auch: Peter Mühling: Der alte Nürnberger Tiergarten, S. 15. 152 Lutz Heck hatte 1927 die stellvertretende Leitung des Berliner Zoologischen Gartens inne. 1932 übernahm er die Nachfolge seines Vaters, des Berliner Zoodirektors Ludwig Heck (1860-1951). 153 Lutz Heck: Tierparadiese, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. 188, 21.04.1929, o.S., (HA). 154 O.A.: Im Zoo wird’s Winter: Wenige Tiere akklimatisieren sich, in: Die Neue Zeit, Berlin, Nr. 325, 25.11.1930, o.S., (HA). Vgl. auch: 3.4.4.1 Lebensreform im Zoo. 155 Akklimatisationsvereine, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 1, S. 226. 156 Ebenda, S. 226.
2. Emotionskonzepte
Was wäre ein Leben ohne Emotionen?1 Wäre es überhaupt möglich? Gefühle sind omnipräsent. Sie helfen, eventuelle Gefahren zu erkennen und interagieren bei der Fortpflanzung, beim Lernen und Erinnern. Gefühle helfen, sich selbst und andere Menschen in Kategorien einzuordnen, sowie bei der Deutung des eigenen und des fremden körperlichen und geistigen Befindens.2 Ein Leben ohne Emotionen wäre wie eine Nahrungsaufnahme ohne Geschmackssinn. Wie bereits William M. Reddy in The Navigation of Feeling zum Ausdruck brachte, können sie die inneren und äußeren Empfindungen verändern, motivieren und auf andere Mitmenschen in einer gewissen Form ansteckend wirken.3 Ute Frevert verglich sie in ihrem Buch Gefühlswissen mit einer Art „Klebstoff“, der die Menschen „mit der Natur und den sie umgebenden Dingen“4 verbindet. Emotionen machen es auch erst möglich, mit unserer Umwelt in Beziehung zu treten. Sie beeinflussen das soziale Miteinander, und zwar nicht nur das zwischenmenschliche, sondern ebenso die Interaktion zwischen Mensch und Tier. Emotionen beeinflussen die Bewertung von Erlebtem und Gelerntem.5 Sie signalisieren, was positiv und was negativ erfahren wird, sowie, was im Gedächtnis abgespeichert oder eher gelöscht werden soll. Sie sind „Richtungsweiser für unser Verhalten [und] unsere Aufmerksamkeitslenkung“6. Die Bandbreite der Begriffsdefinitionen ist groß,
1
In dieser Arbeit werden die Begriffe „Emotion“ und „Gefühl“ synonym verwendet.
2
Joseph LeDoux: Das Netz der Gefühle, S. 13.
3
Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen.
4
Ute Frevert u.a.: Gefühlswissen, S. 13.
5
Jutta Standop: Emotionen und ihr Einfluss auf das kognitive Lernen, in: Wolfgang Nahrstedt; Dieter Brinkmann; Heike Theile u. Guido Röcken (Hg.): Lernen in Erlebniswelten. Perspektiven für Politik, Management und Wissenschaft, Fachtagung 4.-5. Dezember, Bielefeld 2002 (= IFKA-Dokumentation, Bd. 22), S. 75-80, hier S. 76.
6
Ebenda, S. 75.
50 | G EFÜHLSWELTEN IM ZOO
die Theorien zum Erfassen derselben vielfältig.7 Dennoch bleibt ihre Definition lückenhaft und die Erfassung ihrer Bedeutungskraft unvollständig. Gleichzeitig wird dadurch die Beantwortung der Frage erschwert, was Emotionsgeschichte leisten kann und mit welcher Methodik sich ihr zu nähern sei.8 Im folgenden Abschnitt soll zuerst auf das Gefühlsverständnis im zu bearbeitenden Zeitraum eingegangen werden. Daraufhin folgt ein Exkurs in die Nachbarwissenschaften, sowohl der Biologie als auch der Neurologie, da sie die historische Perspektive auf Emotionen ergänzen und abschließend wird sich mit der aktuellen Emotionsforschung befasst.
2.1 G EFÜHLE ANFANG
DES
20. J AHRHUNDERTS
Mit dem späten 19. Jahrhundert rückte die Erforschung der Emotionen in den Vordergrund.9 Viele Wissenschaftler beschäftigten sich in dieser Zeit mit einer Theorie der Gefühle. Zu nennen wären hier unter anderem die sensualistischen Ansätze des Psychologen William James (1842-1910), die phänomenologische Bewegung des Philosophen Franz Brentano (1838-1917) und die Lebensphilosophie des Theologen Wilhelm Dilthey (1833-1911).10 Der Soziologe Norbert
7
Sowohl der historisch-kulturelle Wandel im Umgang mit Emotionsbegriffen als auch die Definitionsvielfalt erschweren das Verständnis und die Zielgerichtetheit der Emotionsforschung. Diese Einstellung teilen ebenso Oliver Gau und Andreas Keil und bezeichnen die vielfältigen Gefühlsdefinitionen als „Panoptikum der Verwirrung“. Der Höhepunkt der Begriffsvielfalt wird von Ute Frevert im 19. Jahrhundert angenommen. Vgl.: Andreas Keil u. Oliver Gau: Mediale Emotionen: Auf dem Weg zu einer historischen Emotionsforschung, in: Ebendiese (Hg.): Mediale Emotionen. Zur Lenkung von Gefühlen durch Bild und Sound, Frankfurt a.M. 2005, S. 7-19; Ute Frevert: Gefühle definieren: Begriffe und Debatten aus drei Jahrhunderten, in: Ebendie; Monique Scheer; Anne Schmidt; Pascal Eitler; Bettina Hitzer; Nina Verheyen; Benno Gammerl; Christian Bailey u. Margrit Pernau: Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche in der Moderne, Frankfurt a.M./New York 2011, S. 9-39, hier S. 24.
8
Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen.
9
Vgl.: Frank Bösch u. Manuel Borutta (Hg.): Medien und Emotionen in der Moderne. Historische Perspektiven, in: Ebendiese (Hg.): Die Massen bewegen, Medien und Emotionen in der Moderne, Frankfurt a.M./New York 2006, S. 13-41, hier S. 17.
10 Vgl.: Matthias Schlossberger: Max Schelers Theorie der Gefühle, in: Uffa Jensen u. Daniel Morat (Hg.): Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionen 1880-1930, München/Paderborn 2008, S. 119-132, hier S. 120.
E MOTIONSKONZEPTE | 51
Elias (1897-1990) wiederum setzte sich mit dem Zivilisationsprozess auseinander und fragte danach, wie die äußeren Umstände des täglichen Lebens die Gefühlsauslebung bzw. ihre Kontrolle beeinflussen.11 Nicht durch kognitive Elemente wie die Vernunft, sondern durch Gefühle wie Scham oder Angst ließen sich nach Elias Affekte kontrollieren.12 Als wichtiger Ausgangspunkt der internationalen Emotionsdebatte im späten 19. Jahrhundert galt William James, weshalb auf ihn näher eingegangen werden soll.13 In seinem Aufsatz What is an Emotion? von 1884 widmete er sich den körperlichen Phänomenen von Emotionen. Zusammen mit dem dänischen Psychologen Carl Georg Lange (1834-1900) vertrat er die Meinung, dass die sensorische Wahrnehmung infolge der Körperreaktion auftrat. Demnach würde beispielsweise das Sehen der Tränen Traurigkeit auslösen, also erst die somatische Reaktion die Emotion einleiten.14 Ab den 1920er Jahren galt jedoch die James-Lange-Theorie bereits als überholt15 und es folgten Erklärungsmodelle, die das Zusammenspiel von körperlicher Reaktion und ihrer mentalen Bewertung untersuchten. Um die damalige Gefühlssemantik zu verstehen, sollen zunächst die Begriffe „Gefühl“, „Trieb“, „Affekt“ oder „Gemütsbewegung“16 und „Empfinden“ erklärt werden: Der Brockhaus von 1930 deklarierte das Lemma „Gefühl“ zum Oberbegriff aller anderen Begriffe, indem er darunter eine „Bezeichnung für eine große Mannigfaltigkeit von Empfindungen“17 verstand. Empfindungen waren den Gefühlen somit begrifflich untergeordnet – eine Unterscheidung, der sich jedoch
Literatur hierzu: Daniel Morat: Verstehen als Gefühlsmethode. Zu Wilhelm Diltheys hermeneutischer Grundlegung der Geisteswissenschaften, in: Uffa Jensen u. Daniel Morat (Hg.): Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionen 1880-1930, München/Paderborn 2008, S. 102-117. 11 Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. 12 Matthias Schlossberger: Max Schelers Theorie der Gefühle, S. 121. 13 Frank Bösch u. Manuel Borutta (Hg.): Medien und Emotionen in der Moderne, S. 17. 14 Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen, S. 43. 15 Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 30. 16 Der Begriff „Gemütsbewegung“ ist gleichzusetzen mit dem Begriff „Emotion“. „Emotion, lat.-deutsch, Gemüthsbewegung“. Emotion, in: Herders ConversationsLexikon, Bd. 2, Freiburg im Breisgau 1854, S. 552. „Emotion: Gemütsbewegung“. Emotion, in: Rudolf, Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Bd. 1, Berlin 1904, S. 251. 17 Gefühl, in: Der Brockhaus, Bd. 7, Leipzig 1930, S. 68f., hier S. 68.
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die Philosophie des vorigen Jahrhunderts nicht anschloss.18 Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1906 definierte sie als „Vorgang der Erregung innerer Zustände“19, ausgelöst durch die Wahrnehmung äußerer Reize. Uneinigkeit herrschte darüber, inwieweit die Fähigkeit des Empfindens in der Natur20 und damit bei den Lebewesen im Allgemeinen verbreitet sei.21 Besonders bei niederen Organismen wurde ihr Vorhandensein diskutiert. Während Gefühle 1911 noch durch die fünf Sinnesreize hervorgerufen werden konnten,22 schloss der Brockhaus von 1930 dies aus und schrieb sie ausschließlich den Empfindungen zu. Sie entstanden somit nicht als eine Reaktion auf wahrgenommene Sinnesreize, sondern als Folge von Erlebtem mit dem „Charakter der Lust und Unlust […] Erregung, Spannung und Lösung“23. Diese Erlebnisse konnten sowohl aktiv als auch passiv durch Vorstellungen und Gedanken erfahren werden. Eine ähnliche Meinung vertrat der angloamerikanische Psychologe William McDougall (18711938). Allerdings distanzierte er sich von der Gleichstellung der Begriffe „Emotion“ und „Gefühl“, da ihm Emotionen allumfassender erschienen. Sie bezögen sich nicht nur auf die „emotional experience“24, also auf das Erleben oder die gefühlsmäßige Erfahrung, sondern schlössen auch den mentalen und körperlichen Zustand sowie deren Ausdrucksformen, „the expressions of the emotion“, mit
18 „Früher und noch jetzt bei Physiologen werden Gefühl und Empfindung […] nicht scharf unterschieden.“ Gefühl, in: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Bd. 1, Berlin 1904, S. 352-360, hier S. 352. 19 Empfindung, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 5, 6. gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Aufl., Leipzig/ Wien 1908, S. 761f., hier S. 761. 20 Natur ist das, was nicht vom Menschen geschaffen ist. Auch kann der Begriff im weiteren Sinne etwas bezeichnen, das zwar nicht unabhängig, aber ohne massive menschliche Eingriffe entsteht, etwa eine Kulturlandschaft oder ein Garten. Die Natur wurde als etwas Unverfälschtes, Gesundes und Gesundmachendes angesehen. Vgl.: Thomas Rohkrämer: Eine andere Moderne? Zivilisationskritik, Natur und Technik in Deutschland 1880-1933, Paderborn 1999, S. 28; Klaus Wolbert: Natur. Fluchtziel, Ursprungsquell und sensualistischer Projektionsraum, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 185f., hier S. 185. 21 Ebenda, S. 761. 22 Gefühl, in: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, Bd. 1, 5. Aufl., Leipzig 1911, S. 653. 23 Gefühl, in: Der Brockhaus, Bd. 7, S. 68. 24 William McDougall: An outline of psychology, London 1923, S. 315.
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ein.25 McDougall verstand somit Emotionen universaler, ähnlich der Definition von Gefühlen um 1911. Emotionen nahmen damit einen den Gefühlen übergeordneten Status ein, vergleichbar mit dem heutigen allgemeinen Sprachgebrauch.26 Eine Sonderstellung bekam der Begriff „Affekt“ zugeschrieben. Während er heutzutage mit der „Gemütsbewegung“ gleichzusetzen ist,27 wurde er 1928 im Brockhaus als separates Lemma aufgeführt.28 Er entstünde durch unvorhergesehene und kurzanhaltende Eindrücke, mit körperlich-organischen Ausdrucksweisen,29 im Gegensatz zum Gefühl, das körperlich-seelisch sei sowie die Eigenschaft besitze, selbst bei Wiederholungen in voller Stärke aufzuleben und „nicht unmittelbar durch Sinnesreize“, sondern „im Anschluß an andere Erlebnisse“ entstehe.30 Der österreichische Psychologe, Jurist und Philosoph Hubert Rohracher (1903-1972) sah die Differenz in der Stärke der hervortretenden Empfindungen und den damit verbundenen körperlichen Symptomen, wie Schweißausbruch oder Herzrasen, wobei die Intensität beim Affekt seiner Meinung nach überwog.31 Seine Definition lautet daher: „Ein Affekt liegt dann vor, wenn ein Gefühl zu solcher Stärke anwächst, daß das Auftreten von Erregung und ihrer körperlichen Begleitvorgänge subjektiv spürbar wird.“32 Er wies zudem darauf hin, dass dies von außen, also von den Mitmenschen nicht bemerkt werden müsse, da Affekte unterdrückt werden könnten.33 Wie hier zu erkennen ist, gestaltete sich die Definition und Abgrenzung der einzelnen Begrifflichkeiten als äußerst schwierig. Diesbezüglich äußerte sich ebenso Rohracher in seiner Einführung in die Psychologie 1948: „Kein anderer Bereich des seelischen Geschehens weist so viele verschiedene Arten, Nuancen und Stärkegrade auf wie das Gefühl; und nirgends kommt die Persönlichkeit des einzelnen Menschen so entscheidend zur Auswirkung wie in seinen Gefühlen.“34 Gefühle waren demnach etwas sehr Individuelles und machten einen Teil der jeweiligen Persönlichkeit aus. Problematisch erwies sich vor allem das breite 25 Ebenda, S. 317. 26 Vgl.: Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 29. 27 Laura Benzi: Sind Gefühle moralisch?, S. 16. 28 Affekt, in: Der Große Brockhaus, Bd. 1, S. 126. 29 Ebenda, S. 126. 30 Gefühl, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 7, 15. völlig neubearbeitete Aufl., Leipzig 1930, S. 68. 31 Vgl.: Hubert Rohracher: Einführung in die Psychologie, 3. unveränderte Aufl., Wien 1948, S. 419. 32 Ebenda, S. 421. 33 Ebenda, S. 421. 34 Ebenda, S. 398.
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Spektrum bzw. die Variationsbreite der Emotionen. Unterschieden wurde zwischen empfindungsbedingten Gefühlen wie Schmerz, Lust, Wohlgeschmack, triebbedingten, die sich wiederum in vitale und soziale Kategorien unterteilen ließen, sowie persönlichkeitsbedingten. Letztere gliederten sich erneut in religiöse, ethische, ästhetische, logische, Sympathie- und Mitgefühle sowie Gerechtigkeit, Takt und Anstand.35 Der Brockhaus unterschied Empfindungen nach Qualität, Intensität und Dauer.36 Interessant erscheint ebenso der Hinweis, dass es abhängig von der zeitlichen Länge oder gehäuften Wiederholungen der Empfindungen zu einer „Gefühlsabstumpfung“ kommen konnte.37 Weiter wurde zwischen „elementaren“ Empfindungen, darunter fielen beispielsweise die körperlichen, organischen und sinnlichen,38 und den „höheren“, ebenfalls bezeichnet als „geistige“, differenziert.39 Diese Idee fand sich in den philosophischen Debatten bis in die 1950er und 1960er Jahre.40 Wenngleich „höhere“ Gefühle in einem gewissen Umfang erlernt, also durch die Umwelt beeinflusst werden konnten,41 waren sie vorwiegend dem „Kulturmenschen“ vorbehalten. „Viele ‚höhere‘ Gefühle sind überhaupt nicht allen Menschen bekannt. Tiefes religiöses Erleben, echte Kunstbegeisterung, Feinheiten des Gerechtigkeits- oder Taktgefühles gibt es nur bei einem kleinen Teil der Menschen und auch unter diesen wieder in sehr verschiedenen Graden. […] Wenn der Anblick eines Gegenstandes oder eines Menschen die Gefühle hässlich, ekelhaft, widerwärtig auslöst, so steckt darin eine unmittelbare, von selbst entstandene Ablehnung […].“42
35 Ebenda, S. 404. 36 Es folgten eine Reihe weiterer Untergliederungen, die sich auf die inhaltliche Zuordnung der Gefühle (Akt- und Funktions- oder Inhalts- und Sachgefühle), die langsame oder schnelle Entwicklung, die Dauer der Empfindung sowie die Wirksamkeit (Gruppen- oder Einzelgefühle) bezogen. Gefühl, in: Der Große Brockhaus, Bd. 7, S. 69. 37 Ebenda, S. 69. 38 Dazu zählten laut Brockhaus auch Emotionen wie Ekel oder Hunger. 39 Sie implizierten alle „leibfernen“ Gefühle. Vgl.: Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 31. 40 Ebenda, S. 31. Vgl. auch: Hubert Rohracher: Einführung in die Psychologie, S. 401. 41 Zu den „höheren“ Gefühlen zählt Rohracher u.a. das ethische, ästhetische und religiöse Erleben sowie Gerechtigkeits- und Taktgefühle. Vgl.: Hubert Rohracher: Einführung in die Psychologie, S. 403. 42 Ebenda, S. 402.
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Der Philosoph, Anthropologe und Soziologe Max Scheler (1874-1928),43 ein Vertreter des phänomenologischen Ansatzes, entwickelte eine „Stufenordnung“44 der Gefühle45 und setzte tiefgründige46 Emotionen mit dem „Ich“ in Relation. Dabei unterschied er nicht zwischen den äußeren, physischen und den inneren, psychischen Wahrnehmungen.47 Seine Entdeckung bestand in der psychophysischen Indifferenz der Wahrnehmung. Empfindungen würden intentional mitgefühlt. Verstanden werden könne lediglich, ob ein anderer eine „Empfindung als angenehm oder als unangenehm erlebt“48. Es sei aber unmöglich zu begreifen, wie sich eine Empfindung anfühle. Sie könnte somit als angenehm oder unangenehm erlebt werden, wobei die Intention aus dem Verhalten einer Person gewonnen werde. Damit lag ein Schwerpunkt der Emotionsforschung in der Persönlichkeit und Individualität des „Kulturmenschen“. Ihnen entgegengesetzt waren die Triebe, die häufig den Tieren zugeschrieben wurden, da sie keiner „Vernunft“ bzw. kognitiver Elemente bedurften. „Trieb ist 43 Max Schlossberger bezeichnete ihn als einen der bedeutendsten und einflussreichsten Philosophen der 1920er Jahre. Vgl.: Matthias Schlossberger: Max Schelers Theorie der Gefühle, S. 125. 44 Die Stufenordnung ist gegliedert in: Gefühlsdrang, Instinkt, Gewohnheit und Geist bzw. Vernunft. Die Gefühle wiederum können sinnlich (Schmerz, Lust), vital (Frische, Müdigkeit, Mut, Angst), tief und geistig, bewertend (Sympathie, Antipathie) oder die Persönlichkeit betreffend sein. Vgl.: Íngrid Vendrell Ferran: Die Emotionen. Gefühle in der realistischen Phänomenologie, Berlin 2008 (= Philosophische Anthropologie, Nr. 6), S. 152; http://www.g.eversberg.eu/Paedagogik/Pl-Einf.pdf vom 05.01. 2015. 45 Wolfhart Henckmann: Max Scheler, München 1998, S. 186; Íngrid Vendrell Ferran: Die Emotionen, S. 150. 46 Tiefe hat bei Max Scheler zwei Bedeutungen: Die erste bezieht sich auf die Frage, inwiefern das „Ich“ beim Gefühl involviert ist. Handelt es sich um eine marginale oder eine direkte Betroffenheit? Je stärker das „Ich“ betroffen ist, desto tiefer geht das Gefühl. Die zweite bezeichnet die Fähigkeit der Gefühle, sich im Psychischen auszubreiten. Gefühle sind somit nur dann tief, wenn sie länger andauern, sich ihre Auswirkungen im ganzen Psychischen zeigen. Der Begriff des „Psychischen“ bezeichnet „Zustände, Funktionen und Akte des Ichs“. Ebenfalls mit der „Tiefe“ von Gefühlen beschäftigte sich der deutsche Psychologe und Philosoph Felix Krüger (1874-1948). Vgl.: Max Scheler: Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik. Neuer Versuch der Grundlegung eines ethischen Personalismus, 2. unveränderte Aufl., Halle a.d.S. 1921, S. 344. 47 Matthias Schlossberger: Max Schelers Theorie der Gefühle, S. 127. 48 Ebenda, S. 127.
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ein Willensimpuls, der durch gefühlsbetonte Empfindung oder Vorstellung unmittelbar, ohne Reflexion, ohne bestimmtes Zweckbewußtsein, aber doch zielstrebig, d.h. auf Befriedigung eines bestimmten Bedürfnisses, […], ausgelöst wird und sich in Bewegung entlädt“49, ließ das Wörterbuch der philosophischen Begriffe von 1904 verlauten. Eng verbunden mit der Erforschung von Empfindungen bzw. Emotionen war der Vergleich zwischen Mensch und Tier bzw. Säugetier. Besonders nach der Veröffentlichung der Evolutionstheorie des britischen Naturforschers Charles Darwin (1809-1882) rückte diese Thematik ins Forschungsinteresse.50 Pascal Eitler behauptete sogar: „Wenn man von einer Physiologisierung der Gefühle sprechen möchte, insbesondere zwischen dem letzten Drittel des 19. und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, dann sind Mensch-Tier-Unterscheidungen – direkt oder indirekt – […] immer schon angesprochen.“51 Der Philosoph und Psychologe Wilhelm Wund (1832-1920) bemerkte, dass „die seelischen Lebensäußerungen der Tiere zu einer vergleichenden Betrachtung“52 herausforderten. Solange jedoch der Behaviorismus mit dem Reiz-Reaktionsschema zur gängigen Lehrmeinung gehörte, waren tierpsychologische Themen und Studien zur Empfindungsfähigkeit der Tiere eher selten.53 Als Ausnahme galten die von Carl Stumpf (1848-1936) geleitete Berliner Schule, die sich in den 1920er Jahren einem neuen Zweig der Psychologie, der sogenannten Gestaltpsychologie, widmete, sowie die Studien einiger Zoologen, die sich ab den 1930er Jahren mit dem Tierverhalten und der Tierseele beschäftig-
49 Trieb, in: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Bd. 2, Berlin 1904, S. 521-525, hier S. 521. 50 Hubert Rohracher: Einführung, S. 406ff., 410; Wolfhart Henckmann: Max Scheler, S. 186. Vgl. auch: Pascal Eitler: Der „Ursprung“ der Gefühle, S. 96f., 104. 51 Pascal Eitler: Der „Ursprung“ der Gefühle, S. 104. 52 Wilhelm Wundt: Reden und Aufsätze, Nachdruck der Originalausgabe 1913, Hamburg 2011, S. 223. Vgl. auch: Alfred Arnold: Wilhelm Wundt. Sein philosophisches System, Berlin 1980, S. 12. 53 Vinzenz Hediger erklärte, dass „innere Zustände, die sich nicht durch empirische Versuche fassen ließen, aus behavioristischer Sicht keinen legitimen Forschungsgegenstand darstellten. Erst als die kognitive Psychologie in den 1960er Jahren die Vorherrschaft des Behaviorismus aufbrach, wandte sich die Forschung vermehrt der Analyse mentaler Prozesse zu“. Vinzenz Hediger: Gefühlte Distanz. Zur Modellierung von Emotion in der Film- und Medientheorie, in: Frank Bösch u. Manuel Borutta (Hg.): Die Massen bewegen. Medien und Emotionen in der Moderne, Frankfurt a.M./New York 2006, S. 42-62, hier S. 47.
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ten.54 Zu den Vertretern Ersterer gehörten Wolfgang Köhler (1887-1967), Kurt Koffka (1886-1941), Max Wertheim (1880-1943) und Kurt Lewin55 (18901947). Lewin forschte im Bereich der „Handlungs- und Affektpsychologie“56 und Köhler beschäftigte sich mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Anthropoide und Mensch, wobei er seinen Schwerpunkt auf die „Einsicht“ und das intelligente Problemlösungsverhalten legte. Wertheim erkannte und betonte 1924 öffentlich, dass wissenschaftliche Fragestellungen nicht nur durch die Zerlegung in ihre Einzelteile und die Frage nach der Gesetzlichkeit dieser einzelnen Elemente die Lösung brachten, sondern dass es z.B. „Elemente, Empfindungen, Vorstellungen, Gottseidank auch noch Gefühle, Willensmomente“ gäbe, die von innen heraus „das Ganze“ bestimmten bzw. von innen heraus wirkten und das jeweilige Resultat beeinflussten.57 Mit dieser Aussage stellte er die damals vorherrschende Theorie des Strukturalismus und des Behaviorismus radikal in Frage.58 Das „spezifische Emotionsregime“59 der bürgerlichen Kultur, geprägt durch die ständige Wahrung der Balance zwischen Kontrolle und Zulassen von Emotionen,60 wandelte sich mit der Jahrhundertwende und verlor an Einfluss.61 Den-
54 Zu nennen wären hier u.a. einige Zoologen, wie Karl Max Schneider und Ludwig Zukowsky. Vgl.: http://www.zoo-ag.de/KarlMaxSchneider/index.html vom 08.02.2015; Ludwig Zukowsky: Das Seelenleben der Menschenaffen, in: CHITuMW, Nr. 4, 1, (1926), S. 83-85. Vgl. auch: O.A. (Hoftierarzt): Psychologie bei Tieren, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 8, (1928), S. 13-21. 55 Sein vollständiger Name lautete: Kurt Tsadek Lewin. 56 Kurt Lewin: Untersuchungen zur Handlungs- und Affektpsychologie, in: Psychologische Forschung, Nr. 7, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1926, S. 294-358. Vgl.: http://www. interruptions.net/literature/Zeigarnik-PsychologischeForschung27.pdf vom 15.02.2015. 57 Vortrag von Max Wertheimer Über Gestalttheorie. Gehalten vor der Kant-Gesellschaft in Berlin, am 17. Dezember 1924. http://gestalttheory.net/gta/Dokumente/ gestalttheorie.html vom 13.02.2015. 58 http://wkprc.eva.mpg.de/deutsch/files/wolfgang_koehler.htm vom 04.01.2014. 59 Als spezifisch wird das Emotionsregime bezeichnet, da innerhalb des europäischen Bürgertums verschiedene Arten von Emotionen als bedeutend galten und im Umgang mit Gefühlen zwischen den Geschlechterrollen unterschieden wurde. 60 Uffa Jensen u. Daniel Morat: Die Verwissenschaftlichung des Emotionalen in der langen Jahrhundertwende (1880-1930), in: Ebendiese (Hg.): Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionen 1880-1930, München/ Paderborn 2008, S. 11-34, hier S. 25. Vgl. auch: Martina Kessel: Das Trauma der Affektkontrolle. Zur Sehnsucht nach Gefühlen im 19. Jahrhundert, in: Claudia Benthien;
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noch hatte das öffentliche Ausleben von Gefühlen im Rollenkonzept der männlichen Anhänger des Bürgertums weiterhin kaum Platz.62 Auch auf der Führungsebene der NS-Bewegung dominierte die emotionslose Sachlichkeit und Kälte.63 In der Krisensituation der Nachkriegszeit deutete sich somit eine wissenschaftlich-technokratische Rationalität an. In diese einzureihen wäre hier ebenso die Psychoanalyse Sigmund Freuds. Obwohl sie von Gefühlen durchzogen war, stritt Freud eine Behandlung von Emotionen ab. Er widmete sich im besten Falle, wenn auch nur ungern, Affekten.64 Es dominierte das Bild vom sachlichrealistischen, heldenhaften und starken Mann,65 das nicht nur politisiert und ideologisiert wurde, sondern ebenfalls im Freizeitbereich, z.B. durch die Medialisierung, Verbreitung fand.
2.2 W AS
UNS
D ARWIN
ÜBER
G EFÜHLE
LEHRTE
Zu den erfolg- und einflussreichsten Emotionswissenschaftlern des 19. Jahrhunderts gehörte der Verhaltensforscher Charles Darwin. Er untersuchte die Funktion der Gefühle bei Mensch und Tier. Eine Unterscheidung zwischen höheren und niedrigeren bzw. geistigen und körperlichen Empfindungen war für ihn nicht
Anne Fleig u. Ingrid Kasten (Hg.): Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle, Köln/Weimar/Wien 2000, S. 156-177. 61 Als Indikatoren nannten Uffa Jensen und Daniel Morat die Zunahme weiblicher Erwerbstätigkeit, die Frauenbewegung und Sexualordung, die von der Lebensreform in Frage gestellt worden waren, die Häufung der Neurasthenie bzw. Nervenschwäche und anderer „Gefühlskrankheiten“, die einen individuellen Kontrollverlust provozierten, sowie die zunehmende Bedeutung der Populär- und Massenkultur, durch die Gefühle öffentlich artikuliert wurden. Vgl.: Uffa Jensen u. Daniel Morat: Die Verwissenschaftlichung, S. 26f. 62 „Öffentliche Gefühlswallungen“ galt es zu vermeiden. Vgl.: Helmut Lethen: Verhaltenslehre der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen, Frankfurt a.M. 1994, S. 53; Ernst Günther Gründel: Die Sendung der Jungen Generation. Versuch einer umfassenden revolutionären Sinndeutung der Krise, München 1932, S. 81f. 63 Ebenda, S. 28. 64 Uffa Jensen: Freuds unheimliche Gefühle. Zur Rolle von Emotionen in der Freudschen Psychoanalyse, in: Ebendie u. Daniel Morat (Hg.): Rationalisierungen des Gefühls. Zum Verhältnis von Wissenschaft und Emotionen 1880-1930, München/ Paderborn 2008, S. 135-168, hier S. 136, 152. 65 Uffa Jensen u. Daniel Morat: Die Verwissenschaftlichung, S. 30.
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von Bedeutung. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Frage, auf welche Weise Menschen verschiedener Altersklassen und Kulturen sowie Tiere ihre Gefühle ausdrückten.66 Seine Vermutung, die Expression vieler Emotionen sei nicht erlernt, sondern angeboren, veröffentlichte er 1872 im Buch Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren67. Darwin hatte darin Mimik, Körperhaltung und Laute, die eine Emotion begleiten, analysiert. Emotionen waren für ihn ein Signalsystem, das vererbt werden konnte und in der Vergangenheit dem Überleben genutzt hatte. Obwohl er seine Studien nur an 36 Personen prüfte,68 sollten sich seine Thesen bei Nachforschungen in den 1960er Jahren, durchgeführt vom amerikanischen Anthropologen und Psychologen Paul Ekman, bestätigen. Ekman hatte eigentlich das Gegenteil beweisen wollen, da er Gefühle für kulturelle Konventionen hielt,69 was der damals vorherrschenden Lehrmeinung in der Psychologie entsprach.70 Sein Fazit bestätigte jedoch die Richtigkeit der Vermutung Darwins: „Wir benutzen verschiedene Wörter, unsere Haltung und unser Umgang mit Gefühlen können verschieden sein als Ergebnis von Lernen und sozialer Kontrolle. Aber der Kern der Emotion selbst […] ist ein Ergebnis unserer Evolution. Emotionen haben sich entwickelt, damit wir mit lebenswichtigen Dingen fertig werden, und zwar in einer Art und Weise, die für unsere Vorfahren vorteilhaft war.“71
Auch die Neurowissenschaft schloss sich der Evolutionstheorie Darwins an, indem sie bestätigte, dass die Grundkomponenten der den menschlichen Emotionen zugrunde liegenden Mechanismen mit denen der primitivsten Wirbeltiere
66 Vgl.: Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen, S. 28. 67 Charles Darwin: The Expression of the emotions in man and animals, first edition, London 1872; deutsche Übersetzung: Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren, 3. Aufl., Stuttgart 1877. 68 Claudia Wassmann wies bereits darauf hin, dass eine solche Erhebung am heutigen Standard gemessen keine relevante Statistik darstellen würde. Vgl. Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen, S. 29. 69 Ebenda, S. 34. 70 Paul Ekman: Gesichtsausdruck und Gefühl. 20 Jahre Forschung von Paul Ekman, übersetzt und herausgegeben von Maria von Salisch, Paderborn 1988 (= Hilarion Petzold (Hg.): Reihe Innovative Psychotherapie und Humanwissenschaften, Bd. 38), S. 18. 71 Nach einem Interview zwischen Claudia Wassmann und Paul Ekman im Jahr 1998, zit. nach: Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen, S. 35.
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übereinstimmten.72 Ekman bekräftigte, dass es für jede Emotion „ein charakteristisches und kulturübergreifendes Signal“73 gäbe. Dies ließ die Annahme zu, Emotionen seien genetisch bedingt, wie es z.B. die amerikanische Psychologin Carroll E. Izard behauptete. Sie fügte jedoch hinzu, dass Gefühle durch „soziokulturelle Einflüsse und individuelle Erfahrungen“ im Laufe des Lebens modifiziert werden können.74 Mikrobiologin Ruth Ley hingegen, die sich ebenfalls auf Ekman bezog, maß der kulturellen Prägung und sozialen Kommunikation einen erheblichen Stellenwert bei der Beeinflussung der natürlichen Grundemotionen bei.75 Auch Ekman hatte seine Ergebnisse insofern eingeschränkt, als er zugab, dass der Auslöser einer Emotion innerhalb der Kulturen variierte.76 Es ist zudem darauf hinzuweisen, dass Darwin und Ekman sich lediglich mit dem bildhaften, mimischen Ausdruck der Emotionen beschäftigten und diesen interkulturell verglichen. Empfindungen sind jedoch komplexer und beziehen multiple Signale wie Stimme, Sprache, Gestik oder Körperhaltung mit ein.
2.3 E MOTIONEN
NACH
L E D OUX
Darwin hatte jedoch noch eine weitere wichtige Erkenntnis für das Verständnis von Emotionen notiert. Es handelte sich hierbei um das vielzitierte Selbstexperiment mit der Schlange. In Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei den Menschen und den Thieren beschrieb er, wie er in einem zoologischen Garten sein Gesicht dicht an eine Scheibe presste, hinter der eine Puffotter untergebracht war. „I put my face close to the thick glass-plate in front of a puff-adder in the Zoological Gardens, with the firm determination of not starting back if the snake struck at me; but, as soon as the blow was struck, my resolution went for nothing, and I jumped a yard or two backwards with astonishing rapidity. My will and reason were powerless against the imagination of a danger which had never been experienced.“77
72 Christina Wessely: Künstliche Tiere, S. 156. 73 Paul Ekman: Gesichtsausdruck und Gefühl, S. 164. 74 Sie beruft sich dabei auf die Arbeiten von Darwin (1872 und 1877) und Ekman (1972). Vgl.: Carroll E. Izard: Die Emotionen des Menschen, S. 23. 75 Bettina Hitzer: Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen. 76 Vgl.: Paul Ekman: Gesichtsausdruck und Gefühl, S. 28. 77 Charles Darwin: The Expression of the emotions in man and animals, S. 38.
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In dem Moment, als die Schlange auf Darwin zuschnellte, war jedoch die Angst stärker als sein Wille und das Wissen, dass sie ihm nichts anhaben konnte! Der US-amerikanische Psychologe und Hirnforscher Joseph LeDoux erforscht seit vielen Jahren die neuronalen Grundlagen von Angst.78 Er erklärt, dass es mehrere Ebenen gibt, auf denen das Gehirn sensorische Reize (Sehen, Hören, Riechen und Schmecken) verarbeitet. Käme es zum oben genannten Reiz, würde zuerst der Thalamus, eine Kammer im größeren Teil des Zwischenhirns, aktiviert. Jede Sinnesmodalität besitzt dort ein spezialisiertes Areal.79 Dem Beispiel Darwins folgend, würde dies bedeuten, dass der visuelle Eindruck der Schlange über die Sehnerven zuerst in den Thalamus gelangte. Von dort wurde er sowohl an den Gefahrendetektor des Gehirns, die Amygdala oder auch Mandelkern genannt, gesandt als auch, über eine größere „Schleife quer durch das Gehirn“80, zum jeweils betroffenen Nervensystem. Da der Weg vom Thalamus zum Mandelkern kürzer ist, kommen die schlagwortartigen Informationen (beispielsweise: schnell, Angriff) dort schneller an. Etwas später erscheinen dann die Informationen in der Sehrinde, wo sie abgespeichert und mit bereits bekannten Informationen oder ähnlichen Objekten aus dem Langzeitgedächtnis verglichen werden. Daher entstand die Reaktion, noch bevor der eingehende Reiz81 analysiert und mit physischen Merkmalen versehen werden konnte. Bewusst wahrgenommen werden dabei lediglich die Ergebnisse der Auswertung, nicht jedoch die Prozesse zur Erlangung der Informationen.82 LeDoux’ Theorie beruht auf der Erkenntnis, dass der Mandelkern nicht auf einem, sondern auf zwei Wegen Informationen über das äußere Geschehen erhält: über eine schnelle und ungenaue Reizleitungsbahn, die ein grobes Bild vermittelt, und über eine zweite, langsamere mit detaillierten Angaben.83 Die Neurowissenschaften haben sich der Gefühlsthematik aus einer biologisch-medizinischen Perspektive genähert und dabei zwei, besonders für die Geschichtswissenschaft, relevante Erkenntnisse gewonnen: zum einen, dass Menschen Gefühle zwar bewusst erleben, jedoch nicht den Prozess, wie sie entstehen; zum anderen, dass eine Langzeitgedächtnis-Datenbank mit Erinnerungen existiert, die Emotionen hervorrufen und gleichzeitig durch das be78 Claudia Wüstenhagen: Herr über die Erinnerung, in: Zeit Online, 14.03.2012, http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/02/Portrait-LeDoux vom 14.02.2015. 79 Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen, S. 65. 80 Ebenda, S. 65. 81 Visuelle Reize definieren sich beispielsweise über Form, Farbe und Lage, akustische Reize über Lautstärke, Tonhöhe und Herkunft von Tönen. Vgl.: Joseph LeDoux: Das Netz der Gefühle, S. 34. 82 Ebenda, S. 34. 83 Claudia Wassmann: Die Macht der Emotionen, S. 64.
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reits Erlebte, Erfahrene und Erlernte beeinflusst werden kann – abgesehen von der reflexartig auftretenden Emotion.
2.4 G EFÜHLE
IN DER
W ISSENSCHAFT
In der heutigen Forschungssemantik sind drei Begriffe von wesentlicher Bedeutung: Gefühl, „Emotion“84 und „Empfindung“85. Der Chemiker Reinhard Nesper unterscheidet zudem zwischen Gefühl und „Stimmung“, wobei er Letzterem durch die länger anhaltende Dauer eine zeitliche Dimension als Unterscheidungsmerkmal hinzugefügt.86 In dieser Arbeit ist weniger die temporäre Wirkung entscheidend. Stimmung wird hier als Synonym für einen Eindruck, eine Atmosphäre oder Gefühlslaune verwendet. Der Philosoph Richard Wollheim beispielsweise vermied den Begriff Gefühl und unterschied stattdessen zwischen mentalen Zuständen87 und mentalen Dispositionen.88 Reinhard Nesper, sich auf
84 Der Begriff „Emotion“ trat in Deutschland erst Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts auf und wurde von Wilhelm Traugott Krug mit „Gemüthsbewegung“ gleichgesetzt. Ab den 1960er Jahren setzte sich stattdessen der Begriff „Gefühl“ durch und „Emotion“ fungierte als Sammelbegriff. Vgl.: Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 29. 85 Vgl.: Pascal Eitler: „Weil sie fühlen, was wir fühlen“, S. 218. 86 Reinhard Nesper beschreibt die „Stimmung“ als einen lang andauernden Gefühlszustand und bereits das Damen Conversationslexikon von 1836 bezeichnete sie als „relativ beharrliche[n] Zustand des Gemütes“. Vgl.: Reinhard Nesper: Pygmalion aus naturwissenschaftlicher Sicht. Von der Ästhetik als Modellierung der Gefühle und von den Emotionen als Grundlage unseres Wissens, in: Johannes Fehr u. Gerd Folkers (Hg.): Gefühle zeigen. Manifestationsformen emotionaler Prozesse, Zürich 2009 (= Edition Collegium Helveticum, Bd. 5), S. 245-262, hier S. 247. 87 Mentale Zustände versteht Wollheim als vorwiegend kurzfristig auftretende Gefühle. Dazu zählen: Hunger, Durst, Träume, auch Tagträume, Verzweiflung, Langeweile, Lust, Geistesblitze, Erinnerungen, Gedanken, Bilder und Melodien, die aus dem Gedächtnis aufsteigen, um nur einige zu nennen. Vgl.: Richard Wollheim: Emotionen, S. 15. 88 Mentale Dispositionen sind für Wollheim dauerhafte Prägungen des Geistes, auf deren Grundlage sich die mentalen Zustände ausbilden. Sie können sowohl von Geburt an präsent sein, als auch später erworben werden. Es handelt sich hier eher um eine psychologische Komponente. Dazu zählen beispielsweise: Überzeugungen und Wünsche, Erinnerungen, Fähigkeiten aller Art, Gewohnheiten, Hemmungen, Zwangsvorstellungen und Ängste, Laster und Tugenden. Vgl.: Ebenda, S. 16.
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den Philosophen António Rosa Damásio berufend,89 differenzierte wiederum zwischen Gefühl und Emotion und sprach Letzterer eine spontanere, unreflektierte Art zu, wohingegen Gefühle seiner Meinung nach in einem autobiographischen Zusammenhang stünden.90 Trotz dieser Divergenzen lassen sich mittlerweile Bemühungen einer interdisziplinären Öffnung erkennen.91 Die Naturwissenschaften beginnen, ihre Auffassung von angeborenen Emotionen und neuronalen Reaktionskonzepten zu modifizieren und eine historisch-kulturell bedingte Beeinflussung einzugestehen, wohingegen sich die Sozial- und Kulturwissenschaftler ebenso wie in dieser Arbeit92 neuen interdisziplinären Ansätzen öffnen.93 Als bedeutender Erfolg der Emotionsforschung ist weiterhin zu bezeichnen, dass die noch bis vor kurzem gängige Behauptung, Gefühle stellten einen 89 Auch Wilhelm Wundt unterscheidet diese Begriffe. Vgl.: Sebastian Korb u. Klaus R. Scherer: Ausdruck von Emotionen: Produktion, Kontrolle und Manipulation, in: Johannes Fehr u. Gerd Folkers (Hg.): Gefühle zeigen. Manifestationsformen emotionaler Prozesse, Zürich 2009 (= Edition Collegium Helveticum, Bd. 5), S. 49-61, hier S. 53. 90 Reinhard Nesper: Pygmalion aus naturwissenschaftlicher Sicht, S. 247. 91 Andreas Keil und Oliver Grau betonen sogar, dass sie bei der Definition von Emotion die Grenzen der Disziplinen schärfen wollen, um dadurch die eigene Sichtweise durch weitere Disziplinen zu bereichern und zu verändern. Eine transdisziplinäre Untersuchung könne somit auch ohne eine Vereinheitlichung der Begriffe zu einer Erkenntniserweiterung beitragen. Vgl.: Andreas Keil u. Oliver Grau: Mediale Emotionen, S. 11. 92 Schwierigkeiten ergaben sich lediglich in der Zusammenarbeit mit dem Fachbereich der Psychologie, da verschiedene Anfragen bei Psychologieprofessoren sowie bei einer Forschungsgruppe, die sich mit der Beziehung von Mensch und Tier auseinandersetzte, leider häufig unbeantwortet blieben und Desinteresse erkennen ließen. Als erfolgreiches Beispiel kann jedoch die Arbeit von Richard Klopffleisch genannt werden, die eine enge Zusammenarbeit der Fachbereiche erkennen lässt. Vgl.: Richard Klopffleisch: Lieder der Hitlerjugend. Eine psychologische Studie an ausgewählten Beispielen, Frankfurt a.M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1995 (= Europäische Hochschulschriften 36). 93 Frank Bösch u. Manuel Borutta: Medien und Emotionen in der Moderne, S. 16; Ute Frevert u. Anne Schmidt: Geschichte, Emotionen und die Macht der Bilder, in: Ebendiese (Hg.): Geschichte und Gesellschaft, Nr. 1, 37, (2011), S. 5-25, hier S. 18. Vgl.: Günter Debus u. Wilhelm Janke: Verbale Methoden in der experimentellen Emotionsforschung, in: Ebendiese u. Martin Schmidt-Daffy (Hg.): Experimentelle Emotionspsychologie. Methodische Ansätze, Probleme, Ergebnisse, Lengerich 2008, S. 367388, hier S. 369.
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Gegensatz zur Vernunft dar, kaum noch kommuniziert wird.94 Damit fällt die cartesianische Unterscheidung zwischen Körper bzw. Gefühl (res extensa) und Geist bzw. Gefühl (res cogitans) weg.95 Wenngleich sich das Wort „Emotion“ im deutschen Sprachraum als Oberoder Sammelbegriff durchgesetzt hat,96 wird in der vorliegenden Arbeit zwischen den Begriffen „Gefühl“ und „Emotion“ nicht unterschieden. Ein wichtiges Merkmal besteht in der Intentionalität. Emotionen sind auf etwas gerichtet und besitzen einen Sach- oder Personenbezug. Menschen trauern um etwas, freuen sich auf etwas oder lieben jemanden. Sie können absichtlich herbeigeführt oder vorgespielt werden und damit zweckgerichtet auftreten.97 Häufig leiten Gefühle Handlungstendenzen ein, die nicht nur die betroffenen Personen, sondern auch Mitmenschen sowohl aktivieren als auch demotivieren und dadurch blockieren können. Emotionen beeinflussen somit andere Menschen.98 Sie können als ein Kommunikationssystem verstanden werden, das jedoch nicht der Sprache bedarf, sondern sich über die Mimik, das Timbre der Stimme, den Körperausdruck bzw. die Körperhaltung und -regung, wie beispielsweise Herzklopfen oder Rotwerden, äußert und verständlich macht. Da sich diese Signale jedoch nicht immer eindeutig zuordnen lassen, kann es bei der Auswertung zu Missverständnissen und Fehldeutungen kommen. Wichtig für das Verständnis von Emotionen ist ebenso, dass Menschen beim Ausleben ihrer Gefühle meist nicht frei, sondern gewissen gesellschaftlichen und kulturellen Konventionen unterworfen sind. Allerdings wird derzeit diskutiert, ob Gefühle wirklich nur von außen geprägt und beeinflusst werden oder ob diejenigen Emotionen ausgewählt und bevorzugt werden, die den persönlichen und emotionalen Bedürfnissen im jeweiligen Moment entsprechen. Damit würden beispielsweise die in Filmen präsentierten Gefühle nicht passiv ertragen, sondern aktiv und mehr oder weniger bewusst über die Nachfrage mitgesteuert – ganz nach dem Motto: Ohne Nachfrage gibt es auch kein Angebot.99 Festzuhalten bleibt, dass Gefühle komplexe Phänomene 94 Vgl.: Ute Frevert u. Anne Schmidt: Geschichte, Emotionen und die Macht der Bilder, S. 18. 95 Matthias Schlossberger: Max Schelers Theorie der Gefühle, S. 123. 96 Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 29. 97 Georg Schönbächler: Man zeigt wieder Gefühle, in: Johannes Fehr u. Gerd Folkers (Hg.): Gefühle zeigen. Manifestationsformen emotionaler Prozesse, Zürich 2009 (= Edition Collegium Helveticum, Bd. 5), S. 205-213, hier S. 209. 98 Hilge Landweer: Struktur und Funktion der Gefühle. Zur Einleitung, in: Ebendie (Hg.): Gefühle – Struktur und Funktion, Berlin 2007 (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderband 14), S. 7-16, hier S. 12. 99 Frank Bösch u. Manuel Borutta (Hg.): Medien und Emotionen in der Moderne, S. 28.
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sind, die aus physiologischen100 und kognitiven101 Komponenten bestehen,102 Entscheidungsfindungen unterstützen, das Verhalten steuern, Bewertungsfunktionen besitzen,103 aus einer „Vielzahl von Informationen das Relevante“104 herausselektieren, sozial-kulturell kodiert105 sind und über die Sinne erfasst werden.
100 Physiologische Merkmale wären u.a. Herzrasen, Schweißausbruch oder Erröten. 101 Dazu zählen beispielsweise alle normativen Werte und Vorstellungen, das persönliche Bewusstsein, die Erziehung sowie die Beeinflussung durch die öffentliche Meinung oder andere externe Gesellschaftseinflüsse. 102 Es wird sich hier auf Manuel Borutta und Nina Verheyen berufen. Vgl.: Manuel Borutta u. Nina Verheyen: Vulkanier und Choleriker? Männlichkeit und Emotion in der deutschen Geschichte 1800-2000, in: Ebendiese (Hg.): Die Präsenz der Gefühle. Männlichkeit und Emotion in der Moderne, Bielefeld 2010, S. 11-39, hier S. 17. 103 Jutta Standop: Emotionen, S. 76. 104 Andreas Keil u. Oliver Grau: Mediale Emotionen, S. 15. 105 Sie sind sozial-kulturell codiert, da Emotionen von äußeren Einflüssen beeinflusst und somit historisch spezifisch sowie diskursiv eingebettet sind. Vgl.: Frank Bösch u. Manuel Borutta (Hg.): Medien und Emotionen in der Moderne, S. 16; Andreas Keil u. Oliver Grau: Mediale Emotionen, S. 13.
3. Tiergärten im Wandel der Zeit (1900-1945)
3.1 D IE
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Das Halten von Wildtieren in einer Art Tiergarten besitzt eine lange Tradition, die bis in die Zeit vor Christi Geburt zurückverfolgbar ist.1 Vorläufer der Zoos waren die Menagerien2 der Fürsten, Kaiser, Könige und einzelner Privatpersonen. Bestaunt werden konnten wilde Tiere im deutschsprachigen Raum zudem in einmaligen Ausstellungen, einzelnen Stadtgräben sowie bei den Wandermenage-
1
Im alten Babylon, in Peru und China wurden Wildtiere bereits in Käfigen gehalten. Häufig erwähnt wird vor allem der „Park der Intelligenz“, gebaut von König Wu (1122-1117 v. Chr.). Er beherbergte u.a. Tapire, Davidshirsche und Bambusbären. Der erste nachgewiesene Tiergarten Ägyptens gehörte der Pharaonin Hatschepsut (14901468 v. Chr.). Er enthielt verschiedene Wildtiere aus dem benachbarten Nubien und nannte sich „Garten des Ammon“. Vgl. hierzu: Manfred Bürger (Hg.): Wildtiere in Menschenhand, S. 16; Zoologische Garten, in: Meyers Großes KonversationsLexikon, Bd. 20, S. 991; Benjamin Lamp: Entwicklung der Zootiermedizin im deutschsprachigen Raum, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde, Gießen 2009, S. 14f.; http://www.planet-wissen.de/natur_technik/tier_ und_mensch/arche_zoo/geschichte_des_zoos.jsp vom 13.01.2015.
2
Der Begriff „Menagerie“ stammt aus dem Französischen und bedeutet „Schau lebender Tiere“. Verwendung fand die Bezeichnung erstmals 1552 für die kaiserliche Menagerie zu Ebersdorf. Vgl.: Menagerie, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 7, 16. völlig neubearbeitete Aufl., Wiesbaden 1955, S. 672. Für weiter reichende Informationen über Menagerien siehe auch: Eric Baratay u. Elisabeth Hardouin-Fugier: Zoo, S. 40-83; Mitchell G. Ash (Hg.): Mensch, Tier und Zoo. Der Tiergarten Schönbrunn im internationalen Vergleich vom 18. Jahrhundert bis heute, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 31-200.
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rien.3 So gab es bereits im 16. Jahrhundert eine Tieransammlung in Leipzig, die jedoch der Churfürst Moritz von Sachsen (1521-1553)4 mit der Vergrößerung des Stadtgebietes 1548, beseitigen ließ.5 Führend bei den ältesten Zoogründungen der Neuzeit waren Großbritannien, die Niederlande und Belgien.6 Auf deutschsprachigem Gebiet gehörte der Berliner Zoologische Garten, eröffnet 1844, gefolgt von den Institutionen in Frankfurt und Köln zu den Vorreitern.7 Auffällig ist jedoch, dass sich die Gärten aus geografischer Perspektive zuerst in Groß- und Handelsstädten, wie Hannover, Hamburg, Rostock und Frankfurt, sowie in Industriezonen, wie Wuppertal, Karlsruhe, Dresden und Köln, bildeten. Während in den 56 Jahren von 1844 bis 1900 15 zoologische Gärten entstanden waren, folgten in den anschließenden 40 Jahren 27 weitere Institutionen.8 In kür3
Vgl.: Christoph Scherpner: Von Bürgern für Bürger, 125 Jahre Zoologischer Garten, Frankfurt a.M. 1983, S. 6, 8.
4
Er war der Sohn von Herzog Heinrich zu Sachsen. Vgl.: Moritz, Churfürst von Sachsen, in: Brockhaus Conversations-Lexikon, Bd. 3, Amsterdam 1809, S. 172ff., hier S. 172.
5
Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 18.
6
Der Zoologische Garten in Belgien wurde 1843, der in den Niederlanden 1838 und der in Großbritannien 1828 gegründet. Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan, S. 83.
7
Der Zoologische Garten in Frankfurt wurde 1858 und der in Köln 1860 gegründet. Für weiterführende Literatur zu den Zoogründungen siehe: Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan; Lothar Dittrich: Die Geschichte der Zoologischen Gärten in Deutschland, in: Ebender: Zootierhaltung – Tiere in menschlicher Obhut, Bd. 1, 9. Aufl., Frankfurt a.M. 2007; Harrow Strehlow: Die Entwicklung der Zoologischen Gärten – das Beispiel der Berliner Tierhaltungen, in: Michel G. Ash (Hg.): Mensch, Tier und Zoo. Der Tiergarten Schönbrunn im internationalen Vergleich vom 18. Jahrhundert bis heute, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 315-334; Klaus Honnef u. Rheinisches Landesmuseum Bonn (Hg.): 400 Jahre Zoo; Heinz-Georg Klös; Hans Frädrich u. Ursula Klös: Die Arche Noah an der Spree, 150 Jahre Zoologischer Garten Berlin, Berlin 1994; Christoph Scherpner: Von Bürgern für Bürger; Lutz Heck; Oskar Heinroth u. Hans Ammon (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931; Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen; Lothar Dittrich; Dietrich v. Engelhardt u. Annelore Rieke-Müller: Die Kulturgeschichte des Zoos.
8
Vgl.: Für die Zeit bis 1900 vgl.: Einleitung, Fn. 18. Weitere Zoogründungen erfolgten: 1901 in Halle, 1904 in Düsseldorf, 1905 in Erfurt und Solingen-Höhscheid, 1907 in Stellingen, Stuttgart und Tübingen, 1908 in Nünrberg-Unterberg und Offenburg, ca. 1910 in Eisenach, 1911 in München, 1912 in Nürnberg, 1924 in Neunkirchen, 1926 in Essen, 1928 in Eberswalde und Bremerhaven, 1929 in Marburg, 1932 in Saarbrücken,
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zerer Zeit steigerte sich somit die Anzahl der gegründeten Gärten fast um die Hälfte. Dabei ist noch zu bedenken, dass in diese Zeitphase sowohl der Erste Weltkrieg und der Beginn des Zweiten Weltkrieges, als auch Inflation und Wirtschaftsprobleme fielen. Da sich die Gärten kostenintensiv zeigten und Kapital von Aktionären benötigen,9 ist die Zeitspanne, in der Gründungen möglich erschienen, sogar weiter einzuschränken. Denn während der Kriegs- und Inflationszeit waren Investitionen in unsichere oder wenig rentable Projekte eher unwahrscheinlich. Als wesentliche Argumente für den Bau einer solchen Anlage wurden vorwiegend die Unterhaltung, Erholung in der Natur und Belehrung der Stadtbevölkerung angeführt.10 Über religiöse Aspekte und Anspielungen auf Bibelstellen11 versuchten die Betreiber, die Bedeutung der Institutionen für den Städter zu steigern. Die christlichen Anspielungen waren sicherlich auch dadurch bedingt, dass die Protestanten bei den Zoogründern überwogen,12 wie Christoph Scherpner bereits festgestellt hatte.13 Je nach Institution variierte die Schwerpunktsetzung der Anlagen ein wenig. In Berlin galt es, die Neugierde und Schaulust des Volkes zu befriedigen und die Residenz zu verschönern.14 Erst mit 1933 in Bremen und Bochum, 1934 in Duisburg, Heidelberg und Mannheim, ca. 1935 in Kassel und 1937 in Augsburg, Rheine und in Straubing. 9
Utz Anhalt hatte bereits festgestellt, dass viele Zoo-Aktionäre Kapitaleigner waren, z.B. bei den Institutionen von Köln, Hannover und Hamburg. Zudem konnte ein Zoo erst in größeren Städten mit einer hohen Bevölkerungsdichte und Kaufkraft existieren. Vgl.: Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten, S. 195.
10 Vgl.: 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten. 11 So hieß es beispielsweise, dass im Zoo die „Werke des allmächtigen Schöpfers“ zu bewundern seien. Klaus Honnef u. Rheinisches Landesmuseum Bonn (Hg.): 400 Jahre Zoo, S. 142. Religiöse Anspielungen fanden sich häufig beim Tierpark Hagenbeck, indem vom „Paradies“ oder „Garten Eden“ gesprochen wurde. Religöse Aspekte tauchten aber auch im Zusammenhang mit anderen Zoos auf. Vgl.: O.A.: „Daniel in der Löwengrube!“, in: Altonaer Nachrichten, 1. Beilage, Nr. 172, 83, 26.07.1935, o.S.; Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 61; Ebender: Tiere und Pflanzen in der Großstadt. Hamburgs Sorge um seine großen Parks, in: Hamburger Correspondent, Nr. 1, 1. Beilage, 01.01.1929, o.S.; Rud. Diederich: Wiederaufbau im Zoo, in: BIZ, Nr. 32, 03.08.1924, S. 868f., hier S. 868, StA B; 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 12 Annelore Rieke-Müller und Lothar Dittrich hatten festgestellt, dass Katholiken bei den Zoogründern und Tierschutzvereinsmitgliedern unterrepräsentiert waren. Vgl.: Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan, S. 225. Vgl. auch: 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung. 13 Christoph Scherpner: Von Bürgern für Bürger, S. 225. 14 Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan, S. 59.
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der Amtszeit von Ludwig Heck ab 1888 rückte die wissenschaftliche Ausrichtung in den Vordergrund. Der Zoologische Garten in Hamburg legte ebenfalls Wert auf die Wissenschaftlichkeit, wohingegen die Stadt den Zoo eher als Prestigeobjekt ansah, weshalb ab den 1930er Jahren der Stellinger Tierpark, der großen Wert auf die wirkungsvolle Schaustellung der Tiere, effektive Werbung und seinen weltweiten Ruf setzte, den Zoologischen Garten verdrängte.15 In Leipzig stand zu Zeiten des Gründers Ernst Pinkerts (1844-1909) und seines Pfaffendorfer Hofes, der sich später zum zoologischen Garten wandelte,16 die „Sensationslust“ der Bevölkerung und somit die Unterhaltung an oberster Stelle.17 Erst mit dem Direktorenantritt Karl Max Schneiders im Jahr 1934,18 der das Unternehmen als wissenschaftliches Institut ansah und diesbezüglich förderte, veränderte sich die Ausrichtung.19 Im Münchner Tierpark Hellabrunn stand die Ver-
15 Hagenbeck setzte auf seine Präsentationsform ohne störende Gitter-Barrieren und konzentrierte sich auf die Akklimatisierung, den Tierhandel und die zahme Dressur. Seine „Berühmtheit“ erwähnte auch das Hagenbeck Lied mit dem Text von Alfred Schönfels. „Weltbekannt hier auf der Erde / Überall, auf jedem Fleck / Bei der kleinsten Affenherde, / ist der Name Hagenbeck! // Er holt Löwen, Panther, Rinder / aus dem tiefsten Urwald raus, / Und mit ein paar olle Inder / Stellt er sie dann aus! // [...] Geh’n wir mal zu Hagenbeck, Hagenbeck, Hagenbeck, / Dort ist ja’s Ende davon weg, bei Hagenbeck !“ Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 120. Vgl.: O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck, in: Führer. Tierpark Carl Hagenbeck, Hamburg 1966, o.S.; 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos; 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. Bezüglich der Präsentationsformen siehe auch: 3.4.3 Die Präsentationsformen. 16 „Immer mehr vervollkommnen sich gegenwärtig die Einrichtungen des hiesigen ‚Pfaffendorfer Thierparks‘, immer größer wird die Menge der Thiere, die den weiten, in herrlichstem Grün prangenden Plan in Gehegen und Zwingern bevölkern, und so wächst mit den zunehmenden Neuerwerbungen auch zusehends die Theilnahme am Besuch seitens unserer Bewohnerschaft.“ O.A.: Vorbereitungen und Tiertransporte, in: Leipziger Nachrichten, 15.05.1878, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 44. 17 Dies lässt sich den vielen Attraktionen entnehmen, die im „Pfaffendorfer Thierpark“ stattfanden. Zu nennen wären hier Ballonfahrten, Feuerwerke und verschiedene Vorführungen von Kunststücken. Vgl.: Ebenda, S. 38-42. 18 http://www.karl-max-schneider-stiftung.de vom 13.02.2015. 19 Vgl.: Heinrich Dathe: Lebenserinnerungen eines leidenschaftlichen Tiergärtners, 2. Aufl., hg. von Falk Dathe; Holger H. Dathe u. Almut Fuchs, München/Berlin 2010, S. 102.
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bindung zwischen Kunst und Natur im Vordergrund und in Nürnberg20 war neben der Steigerung der Attraktivität der Stadt und dem allgemeinen Interesse an Tieren21 besonders die Schaffung einer Erholungsstätte in der Natur von Bedeutung.22 Die Ziele der zoologischen Gärten spiegelten die soziale Struktur der Gründungsmitglieder wider. Der älteste Zoo des Deutschen Reiches23 öffnete 184424 in Berlin seine Tore. Er gehörte damals zu den flächenmäßig größten weltweit.25 Idee und Umsetzung erfolgten durch Geheimrat Martin Hinrich Carl Lichtenstein (1780-1857), Professor für Zoologie an der Universität Berlin und wissenschaftlicher Berater des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.,26 der den Garten durch die Überlassung eines 80 Hektar großen Grundstücks und der ca. 850 Tiere der Pfaueninselmenagerie unterstützte. Das Gründungskomitee bestand aus einem Aktienverein mit 101 Gesellschaftern. Den Vorsitz hatten die drei königlichen Kommissare Carl Lichtenstein, Peter Joseph Lenné und der Geheime Oberregierungsrat Karl Wilhelm Christian Kortüm sowie ein Stellvertreter 20 Der Tiergarten wurde am 11. Mai 1912 eröffnet. Vgl.: O.A.: Eröffnung des Tiergartens Nürnberg, 11. Mai, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 313315, hier S. 313. 21 Dieses war daran zu erkennen, dass der Tiergarten Nürnberg-Unterbürg (1909-1911) und einzelne Tierausstellungen stets recht gut besucht waren. Zudem hatte Kommerzienrat Friedrich Carl Zahn bei einer Hauptversammlung des Fremdenverkehrsvereins Nürnberg im Jahre 1889 das rege Interesse der Bevölkerung an wilden Tieren erwähnt. Vgl.: Herbert Schmitz: Der Tiergarten Nürnberg-Unterberg, in: Tiergarten Aktuell, Nr. 1, 5, (1989), S. 4-47, S. 4. 22 In einem öffentlichen Aufruf zur Gründung des Tiergartens von 1910 hieß es: „Je weiter durch die wachsende Großstadt die Natur hinausgedrängt wird, desto mehr müssen wir bemüht sein, von ihr zurückzuhalten, was möglich ist.“ Peter Schönlein: Ansprache des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg Dr. Peter Schönlein, in: Verein der Tiergartenfreunde e.V. (Hg.): Tiergarten Aktuell, Nr. 2, 5, (1989), S. 2-5, hier S. 3. 23 Der erste Tiergarten Europas war der staatlich finanzierte Jardin des Plantes in Paris, gegründet 1792/94. Weitere Zoos eröffneten in London 1817, in Dublin 1831, in Bristol 1835, Manchester 1836, Edinburgh 1839 und Amsterdam 1839. 24 Am 1. August 1844 erfolgte die Eröffnung des Gartens. Zur Entstehung siehe auch: Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin. Orte und Ereignisse, Tiergarten, Bd. 2, Teil 1, Vom Brandenburger Tor zum Zoo, Berlin 1989, S. 20. 25 Heinz-Georg Klös; Hans Frädrich u. Ursula Klös: Die Arche Noah an der Spree, S. 34. 26 Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan, S. 55.
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des Vereins inne.27 Seine Zielgruppe richtete sich anfangs vorwiegend auf den Adel und das Bildungsbürgertum der Stadt. Obwohl Lenné den Zoo als Erholungsort für die Arbeiter öffnen wollte, konnte diesem Wunsch auf Grund finanzieller Schwierigkeiten nicht entsprochen werden.28 Zookritiker hatten zudem mehr „Volksbelehrung“ gefordert, doch zeigten noch nicht einmal die damaligen Wissenschaftler Interesse an der Tiergartenbiologie.29 Im Vergleich zur Eröffnung anderer, zu einem späteren Zeitpunkt gegründeter zoologischer Gärten, ließ die Öffentlichkeit in Berlin lediglich geringes Interesse erkennen.30 Allenfalls kritisierte die Presse den unspektakulären Tierbestand.31 Doch selbst in den folgenden Jahren blieb das Interesse der Arbeiter gering.32 Die meisten Gärten brachten das nötige Kapital durch die Gründung einer Aktiengesellschaft auf und wurden von den Verkehrsvereinen und der Stadt unterstützt,33 die sich eine verbesserte Stadtentwicklung sowie wirtschaftliche und letztendlich auch erzieherische Vorteile davon versprachen. Im Falle des Hamburger, Frankfurter und Kölner Instituts hatten sich vorwiegend Bankiers und Kaufleute beteiligt.34 Obwohl der Erziehungscharakter bei den zoologischen 27 Vgl.: Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 327. 28 Der „fleißige Handwerker [und] der tätige Fabrikarbeiter“ sollten sich nach „überstandenem Tagewerk“ im Garten erholen können. Gerhard Hinz: Peter Josef Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen in Berlin und Potsdam, Berlin 1937, S. 184. 29 Vgl.: Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan, S. 65f. 30 Dies lag zum einen daran, dass auf Grund des kurz zuvor verübten Attentats auf den König keine Festlichkeiten angesetzt worden waren, jedoch auch an der Zurückhaltung der Presse, weshalb keine Informationen über den Zoo verbreitet wurden. Vgl.: Ebenda, S. 65. 31 Ebenda, S. 66. 32 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 327. 33 1928 erhielten beispielsweise Gärten von der Stadt folgende Zuschüsse: Zoologischer Garten Berlin: 34.000 MK., Frankfurt a.M.: 100.000 bis 120.000 MK., Dresden: 12.000 MK., Halle: 118.000 MK, Tierpark Hellabrunn in München zum Wiederaufbau: 200.000 MK. Vgl.: M.B.: Unsere Gartenpost, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 9, (1928), S. 32f. hier S. 33. 34 Gründer: Generalkonsul Odilo de Cracker, Jurist Karl Heinrich Dreyer (1830-1900), der englische und hannoversche Konsul und Gutsbesitzer Frederick Charles Hanbury (1819-1879), der Kaufmann und Bankier Jacques Emile Louis Alexandre Nölting (1812-1899), die Kaufleute Albrecht Percy (1831-1899) und dessen Bruder William
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Gärten öffentlich propagiert wurde, konnte eine Beteiligung von Lehrern nur vereinzelt und auch nicht bei allen Instituten festgestellt werden.35 Der Leipziger Zoo hingegen war auf Grund einer Vermarktungsidee Ernst Pinkerts entstanden, der vom Tierhändler Carl Hagenbeck „exotische“ Tiere gekauft und in seiner Gastronomie „Pfaffendorfer Hof“ ausgestellt hatte, um sich von anderen Konkurrenzunternehmen abzugrenzen. Er war somit auf eine private Investition zurückzuführen. Jedoch bereits bei der Erweiterung des Geländes und der Gründung des Pfaffendorfer Tiergartens bedurfte es der Unterstützung der Stadt und nach Pinkerts Tod zusätzlich einer Aktiengesellschaft, die den Garten mitfinanzierte. Auch in Nürnberg half die Stadt dem Tiergarten aus, wobei sich die Unterstützung des Alten Nürnberger Tierparks, der bis 1939 bestand, in Grenzen hielt. Sowohl die Bebauung als auch die Gestaltung des Gartens konnten allein durch private Mittel und Spenden, Aktien sowie Schuldverschreibungen getragen werden.36 Eine Besonderheit stellte der Stellinger Tierpark dar, der als Familienunternehmen ohne staatliche Hilfsmittel, wie Infrastrukturmaßnahmen und Subventionen, auskommen musste, zumal Stellingen zu Preußen und nicht zu Hamburg gehörte37 und die Stadt somit keine Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen besaß.38 Die Hagenbecks konnten jedoch auf Einnahmen aus dem seit Jahren bestehenden Tierhandelsgeschäft zurückgreifen und bekamen in Notzeiten finanzielle Unterstützung aus anderen Geschäftszweigen des
Henry Percy (1832-1923), O’Swald II., Heinrich Alexander Ruperti (1803-1870) und der venezolanische Konsul und Kaufmann Gustav Wilhelm Schiller (1803-1870), Advokat Heinrich Föhring (ca. 1830-1907), Kunstgärtner und Gutsbesitzer Joachim Lorenz de la Camp Booth (1832-1887), der Bankier Leopold Lieben (1835-1915), der Kaufmann, Vizekonsul von Mexiko und Fabrikant Heinrich Adolf Meyer (1822-1889) sowie der Lehrer und späterer Zoologe Karl August Möbius (1825-1908). Vgl.: Annelore Rieke-Müller u. Lothar Dittrich (Hg.): Der Löwe brüllt nebenan, S. 141. 35 Annelore Rieke-Müller und Lothar Dittrich bemerkten, dass Lehrer bei den Zoogründungen nur in Köln, Dresden, Hamburg und Hannover beteiligt waren. Vgl.: Ebenda, S. 227. 36 Peter Schönlein: Ansprache, S. 4; Christoph Scherpner: Von Bürgern für Bürger, S. 13. 37 Stellingen wurde 1927 nach Altona eingemeindet und gehörte erst 1937/38 zu Hamburg. Vgl.: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt: Stellingen, in: Franklin Kopitzsch u. Daniel Tilgner (Hg.): Hamburg Lexikon, 4. Aufl., Hamburg 2010, S. 672. 38 „Zur Finanzierung seiner Käufe trugen Familienangehörige und ein kleiner Kreis von Privatleuten und Geschäftspartnern bei“, formulierte es Haug von Kuenheim. Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck, 2. Aufl., Hamburg 2009, S. 152.
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Familienunternehmens.39 Dennoch erschienen ihnen die Kontakte zur Politik und Wirtschaft unverzichtbar. Es war für sie sogar besonders wichtig, diese aufrechtzuhalten und weiter zu fördern, indem sie in unregelmäßigen Abständen, vor allem aber zu besonderen öffentlichen Anlässen, Persönlichkeiten aus diesen Bereichen zu einer Führung durch den Tierpark einluden.40 Die publik gemachten Argumente, die für eine Zoogründung sprachen, rückten die Bürgerinteressen in den Vordergrund. Diejenigen, die sie propagierten und vom Zoo profitierten, standen jedoch meist im engen Kontakt zum Handel und Fremdenverkehr.41 Ein Tierpark war demnach nicht nur, wie so oft behauptet, ein Bürgerwunsch, sondern lag vor allem im Interesse der Wirtschaft.
3.2 B ESUCHER
DES
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Um die Gefühlsäußerungen der Zoobesucher zu untersuchen, ist es vorab erforderlich, zu verstehen, wer mit welcher Erwartungshaltung die Zoos besuchte. Eine Schwierigkeit bei der Quellenauswertung bestand in der häufigen Verallgemeinerung der „Besucher“ oder des „Publikum[s]“42. Dennoch konnten drei Phasen ausgemacht werden, in denen bestimmte Bevölkerungsschichten vermehrt vorkamen bzw. in denen die Institutionen einzelne Zielgruppen als wichtig herausstellten. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass es zu keinem abrupten Wechsel
39 Zusätzliche Einnahmen erhielt der Tierpark aus dem Tierhandel. Doch wurde er ebenso für seine Dressuren, Ausstellungen und die Vermarktung der Völkerausstellungen in anderen zoologischen Gärten bezahlt. In Notzeiten bekam er zusätzliche Unterstützung vom Hagenbeck-Zirkus. Es ist davon auszugehen, dass ihm auch die Beratung anderer Gärten ein Honorar einbrachte, wenngleich dafür Belege fehlen. Vgl.: Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 29; Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 130, 133f., 138. 40 Vgl.: 3.11.1 Politik im Zoo. 41 Es ist darauf hinzuweisen, dass diese Verbindungen auf der anderen Seite auch nützlich waren, um an seltene Wildtiere zu gelangen, ohne sich von Handelsunternehmen wie Hagenbeck oder Alfred Ruhr abhängig zu machen. Zudem bedurfte es einer Infrastruktur, um die Tiere zu transportieren, was vorwiegend in größeren und in Handelsstädten gegeben war. Vgl. auch: 3.3.1 Der Sonderfall Hamburg. 42 O.A.: Bericht des Verwaltungsrates der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a.M. an die Generalversammlung der Aktionäre vom 24. Juni 1886, in: DZG, Nr. 10, 27, (1886), S. 319-322, hier S. 320.
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der Besuchergruppen kam, sondern die einzelnen Phasen fließend ineinander übergingen. 3.2.1 Von der ersten Zoogründung bis zur Jahrhundertwende Im 19. Jahrhundert galt ein zoologischer Garten als „Vergnügungsstätte“43, an der „sich meist wohlhabende Bürger mit Bildungsinteresse beteiligten“44 und sie schließlich frequentierten, zumal die Gesellschafter beim Ankauf einer Aktie entweder freien Eintritt45 in den Garten erhielten oder, im Fall des Leipziger Zoos, Familien-Abonnements als Verzinsungen der ersten Aktie ausgestellt bekamen.46 Jutta Buchner beschrieb in ihrem Buch Kultur mit Tieren eingehend, wie schwer es „kleinere Leute“ hatten, sich im Zoo zu vergnügen, da sie sich einen Besuch meist finanziell nicht leisten konnten.47 Erschwert wurde ihnen der Zugang zudem durch die mangelnde Freizeit. Im 19. Jahrhundert war sie bei der Arbeiterschaft dermaßen eingeschränkt, dass für einen Ausflug in den Zoo kaum Zeit blieb. 1891 regelte die Gewerbeordnungsnovelle die gesetzliche Sonntagsruhe für den Handel, die im Folgejahr in Kraft trat. Für sämtliche Gewerbe galt diese jedoch erst 1895.48 Dennoch wurde dadurch der Sonntag nicht zwangsläufig zum Tag der Erholung, denn nach der Arbeit fielen noch häusliche Tätigkei-
43 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 125. 44 Vgl.: Jutta Buchner: Kultur mit Tieren, S. 154. 45 Dies galt beispielsweise für den Berliner Zoologischen Garten. Vgl.: Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 327. 46 Paul Pinkert: Aufruf an Leipzigs Bürger und Bewohner, März 1898, zit. nach: Johannes Gebbing: Geschichte des Leipziger Zoologischen Gartens, in: Ebender (Hg.): 50 Jahre Leipziger Zoo, 1878-1928. Eine Festschrift mit 81 Abbildungen und 5 Karten, Leipzig 1928, S. 9-63, hier S. 21. 47 Ihre These begründete Jutta Buchner anhand dreier Punkte: 1.) mit der geografischen Distanz von der Stadt zum Zoo, 2.) mit der finanziellen Hürde des Aktienerwerbs, da der festgesetzte Mindesteinsatz von 1.000 Mark für den Kauf einer Berliner Zooaktie das Jahresgehalt eines Arbeiters darstellte und 3.) mit den teuren Eintrittspreisen. Vgl.: Jutta Buchner: Kultur mit Tieren, S. 154. Im Leipziger Zoo lag der Aktienpreis bei mindestens 500 Mark, was für das Gros der Bevölkerung allerdings immer noch zu teuer war. Vgl.: Johannes Gebbing: Geschichte des Leipziger Zoologischen Gartens, S. 21. 48 Lisa Kosok: Der Freie Sonntag und das Freie Wochenende, in: Ebendie (Hg.): Sonntag, Kulturgeschichte eines besonderen Tages, Museum der Arbeit, Ausstellungskatalog, Hamburg 2001, S. 41-53, hier S. 49.
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ten an.49 Die Lage verbesserte sich erst, als Frauen 1908 die Möglichkeit erhielten, am Samstag bereits um 17 Uhr den Dienst zu beenden und 1918 der Achtstundentag gesetzlich eingeführt wurde.50 Daher verwundert es nicht, dass anfangs das Bildungsbürgertum einen Großteil der regelmäßigen Besucher ausmachte und sich nur wenige Arbeiter für Tiergärten interessierten.51 Der Berliner Maler und Schriftsteller Hans Fechner äußerte sich dazu: „Der Zoologische Garten der [18]70er und [18]80er Jahre war der Sammelplatz der Berliner eleganten Welt. Ein vornehmes Restaurant mit großem Konzertsaal und mit weiter Terrasse davor bildete den Treffpunkt der Menschen aus den oberen Zehntausend.“52 In einem Zeitungsartikel zählte Fechner bekannte Persönlichkeiten auf, die er in Berlin bei seinen Tierparkbesuchen in den 1870er Jahren getroffen hatte.53 Doch nicht nur in Berlin, auch in Hamburg war die Situation ähnlich. „Welches Interesse aber von Anfang an in Hamburg dem Zoologischen Garten entgegengebracht wurde, wie sehr auch die reichen Kreise seiner Einwohnerschaft dieses Institut nicht nur mit dem üblichen platonischen Wohlwollen unterstützt, sondern durch Geschenke an Geld, Tieren, usw. gefördert haben, das beweist zur Genüge der heutige Stand dieses […] deutschen Gartens.“54
Berlin, Leipzig und Hamburg hatten zudem Touristen zu verzeichnen, denen anhand der Reiseliteratur ebenfalls ein Besuch des jeweiligen Zoos vorgeschlagen 49 Vgl.: Simone Wörner: Der Tag davor. Samstagsrituale, in: Lisa Kosok (Hg.): Sonntag, Kulturgeschichte eines besonderen Tages, Museum der Arbeit, Ausstellungskatalog, Hamburg 2001, S. 63-66, hier S. 63. 50 Lisa Kosok: Der Freie Sonntag, S. 49. Vgl. auch: Horst W. Opaschowski: Einführung in die Freizeitwissenschaft, 2. Aufl., Opladen 1994, S. 23. 51 Vgl.: 3.1 Die ersten Tiergärten. 52 Hans Fechner: Vom alten Zoo, in: DAZ, Nr. 24, 28.06.1928, o.S. 53 Darin wurden genannt: eine der bedeutenden Berliner Salonnièren Gräfin von Schleinitz-Wolkenstein, geborene von Buch, Diplomatentochter (1842-1912), Gräfin Gendewitz (Lebensdaten nicht bekannt), Altmeister der Genremalerei Ludwig Knaus (1829-1910), der deutsche Maler Paul Friedrich Meyerheim (1842-1915), der Architekt und Präsident der Preußischen Akademie der Künste Karl von Großheim (18411911), Maler Konrad Wilhelm Dielietz (1845-1933) und der deutsche Schriftsteller und Redakteur Johannes Trojan (1837-1915). Ebenfalls kamen in den 1870er Jahren in den Berliner Tiergarten die Maler Carl Emil Doepler (1824-1905) und dessen Sohn Emil Doepler der Jüngere (1855-1922). Vgl.: Ebenda. 54 Theodor Knottnerus-Meyer: Ein Besuch des Zoologischen Gartens zu Hamburg, in: DZG, Nr. 9, 43, (1902), S. 273-281, hier S. 273f.
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wurde. So empfahl Griebens Reiseführer bei einer Aufenthaltsdauer von mindestens vier Tagen einen Zoobesuch55 und Carl Hagenbecks Tierpark fand als Ausflugsziel für die Hamburger Umgebung Erwähnung.56 Als besondere Touristengruppe kann die Prominenz angesehen werden. 1872 besichtigten beispielsweise „Wilhelm I., Alexander II. von Russland und Franz Joseph I. von Österreich“57 den Berliner Tiergarten und 1908 kam Kaiser Wilhelm II. im Rahmen der Derby-Reitwoche in den Stellinger Tierpark.58 Besuche dieser Art werteten das Image des jeweiligen Zoos auf, indem sie in der Presse eine werbewirksame Verbreitung fanden. Neben dem Berühmtheitsgrad des Besuchers wirkte sich auch seine Anreise aus dem Ausland auf die der Institution entgegengebrachte Wertschätzung aus. Mit zunehmender Weiterentwicklung der Technik und des Ausbaus der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur nahm der „Fremdenverkehr“ weiter zu.59 Der Berliner Zoodirektor Ludwig Heck kommentierte, dass er in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mit bis zu 100.000 Touristen monatlich rechnen konnte.60 Doch auch in kleineren Städten wie Nürnberg wurde ein reger Tourismus verzeichnet. In der Nürnberger Stadtchronik stand unter dem Eintrag vom 55 Grieben Reiseführer: Hamburg und Umgebung, 23. Aufl., Bd. 7, Berlin-W. 1910/ 1911, S. 33. Vgl. auch: Ebenda, S. 70. 56 Ebenda, S. 125. 57 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 330. 58 Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 96. 59 Tourismus und die Quantität der Zoobesucher standen häufig in einer engen Verbindung zueinander. Nahm der Tourismus zu, war dies an einem Mehr der Zoobesucher zu erkennen. Nahm er hingegen ab, spiegelte sich auch dies bei den Eintrittszahlen wider. Allerdings konnte auch der Zoo als Anziehungspunkt den Tourismus begünstigen. Vgl.: O.A.: Der steigende Besuch im Nürnberger Tiergarten, 13.02.1929, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 43, 1929, S. 95; O.A.: Die Jahresversammlung der Tiergarten A.-G., 27.06.1933, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 46, 1933, S. 174; W. W. (vermutlich Wilhelm Weigel): So wurde Nürnbergs Tiergarten geschaffen. Ein Rückblick auf die Eröffnung vor 25 Jahren. 13 Millionen Menschen haben ihn besucht, in: Fränkischer Kurier, 5./6.05.1937, o.S., zit. nach: K. Fr.: Zur Hauptversammlung des Verkehrsvereins Nürnberg e.v, 14.05.1935, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 46, 1935, S. 635f., hier S. 635; K. Fr.: Der Tiergarten Nürnberg A. G., 15.08.1935, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Nr. 46, 1935, S. 693f., hier S. 693; O.A.: Verkehrsverbesserungen nach Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 105, 16.04.1929, o.S., (HA). 60 Vgl.: Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, in: Die Gartenlaube, Nr. 30 (1920), S. 499ff., hier S. 499, StA B.
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3. Juni 1912: „Daß der Fremdenverkehr in unserer Stadt ein sehr beträchtlicher ist, zeigt sich am besten auch im Tiergarten, der nicht nur aus der Umgebung, sondern auch von Angehörigen aller Herren Länder sehr stark besucht wird.“61 Mit dem Krieg ging dieser jedoch zurück.62 Da die Zoogastronomien als öffentliche Veranstaltungsorte dienten, ist davon auszugehen, dass über die dort abgehaltenen Firmenfeiern63 auch einige Mitarbeiter und Angestellte Zutritt erhielten. In Berlin steigerte die Verpachtung des Restaurants an die renommierten Hoteliers Lorenz Adlon und Rudolf Dressel die Präsenz der elitären Gesellschaft. Als 1912 die Räumlichkeiten vergrößert wurden, fanden in regelmäßigen Abständen zudem exklusive Bälle statt.64 Auch in anderen Gärten wurden die Gaststätten für private und offizielle Anlässe gebucht.65 In Köln und Berlin zählten zudem Offiziere und Soldaten „aller Grade und aller Truppengattungen“66 zu den Zoobesuchern.67 Ob sie die Zoos in Zivilkleidung oder Uniform, in größeren Gruppen, mit der Familie oder als Einzelpersonen besuchten, ist den Quellen allerdings nicht zu entnehmen. Es wird jedoch 61 O.A.: Nürnberg, 3. Juni, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 315. 62 Die Besucherzahl wurde besonders infolge des geringen Fremdenverkehrs und des ungünstigen, regenreichen Sommers geringer. Dagegen stiegen die Ausgaben durch die erhöhten Einkaufspreise immer mehr an und die Schwierigkeiten, den Betreib aufrechtzuhalten, wuchsen beständig. O.A.: Generalversammlung der Tiergarten-Gesellschaft, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 29, 1917, S. 125. 63 1897 feierte die Firma Siemens ihre Jubiläumsfeier im Berliner Zoo. Vgl.: Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 332. 64 Vgl.: Ebenda, S. 332. 65 Hamburg. Feier anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Wilhelm-Gymnasiums am 25.04.1906: „Am Nachmittag vereinigte sich das Kollegium der Anstalt in einem Saale des Zoologischen Gartens, um im engeren Kreise die drei Lehrerjubilare zu feiern.“ Paul Wetzel: Geschichte des Wilhelm-Gymnasiums 1881-1931, in: Lehrerkollegium des Wilhelm-Gymnasiums (Hg.): Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des WilhelmGymnasiums zu Hamburg 1881-1931, Hamburg 1931, S. 1-53, hier S. 18; StA HH, 622-1/381 Familie von Lehe, Nr. 2, Teil 1 (Nachlass Erich von Lehe), I (Historischwissenschaftlicher Nachlass), 2. Geschichte Hamburgs (2) Lebenslauf von Architekt Strebel (von ihm selbst verfasst), 28.04.1978. 66 Reinhold Cornheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, S. 1144. 67 Häßlin bezieht sich hier auf einen Vermerk von Knottnerus-Meyer. Es seien die „Spitzen der Civil- wie der Militärbehörden, die Offiziere der großen Garnison“ mit den „ersten Kreisen der Bürgerschaft“, die den Kölner Garten besuchen. Vgl.: Jakob Johann Häßlin u. Gunther Nogge: Der Kölner Zoo, Köln 1985, S. 124.
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davon ausgegangen, dass alle Varianten vorkamen. In Hamburg und Leipzig fand diese Bevölkerungsgruppe vor der Jahrhundertwende kaum Erwähnung, was ihre Bedeutung als Zielgruppe des Zoos schmälert. Ein Grund ist dafür jedoch nicht bekannt. Interessant waren die Gärten vor allem für Biologen und Zoologen, die in ihnen lebende und recht seltene Tiere beobachten konnten. Auch den Studenten bot der Zoo eine Nische für ihre Studien. Informationen über Tiere, wie sie heutzutage in den Anlagen vorhanden sind, fanden sich nur wenige. Über den Hamburger Zoologischen Garten ist bekannt, dass er „kleine Landkarten“ aushing, „auf denen die Verbreitung einiger wichtiger Tierarten mit roter Farbe eingetragen“ war, was auf Grund seiner Besonderheit in der Monatszeitschrift Die Natur angemerkt wurde.68 Auch Tierschilder mit dem deutschen, lateinischen bzw. griechischen Namen und kurzen Zusatzinformationen sind anzunehmen, ab Ende der 1920er Jahre sogar nachweisbar.69 Weitere Informationen mussten bei den Tierwärtern erfragt oder über die Lektüre von Fach- und Themenzeitschriften selbst eingeholt werden.70 68 Vgl.: O.A.: Mitteilungen aus zoologischen und botanischen Gärten, Aquarien, wissenschaftliche Stationen, Museen u.s.w., in: Die Natur, Nr. 27, 45, (1896), S. 323f., hier S. 324. 69 Neben dem Namen wurden das Herkunftsland, Verbreitung sowie natürliche Feinde und Fressgewohnheiten der Tiere genannt. In einigen Fällen existierten zusätzliche Tafeln mit Erläuterungen zu bestimmten Tieren oder Tiergruppen. Grundsätzlich waren sie eher knapp gehalten. Z.B.: „,Langarm-Pavian‘ – Papio cynocephalus Linné. Dieser ‚Hundskopf‘ kommt herdenweise auf Felsen, Steppen und in Wäldern Ost- und Inner-Afrikas vor; frisst meist pflanzliches: Knollen, Früchte, Beeren, Körner, Blätter usw.; überfällt aber auch kleinere Tiere. Sein Hauptfeind ist der Leopard.“ Babuin, ZAL, Tierschilder, Ordner 1198 (1928-1933). Vgl. auch: Lutz Heck: Über den Berliner Zoologischen Garten, in: Ebender; Oskar Heinroth u. Hans Ammon (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931, S. 4-11, hier S. 7; Hans Bungartz: Zoo und Publikum. 10 Gebote für Zoo-Besucher, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 9, (1928), S. 12ff., hier S. 13. 70 Informationen zum Zootierverhalten, der Seele der Zootiere, ihren Neuerwerb oder Tierbeschreibungen fanden sich in Die Natur. Zum Tiererwerb: „Ein Junger Elch, Cervus alces, zu sehr günstigen Bedingungen in Russland angekauft und auf dem Wasserwege über Stettin hierher transportiert […], hat vor wenigern Tagen das Gehege gegenüber dem weißen Hirsch bezogen und scheint sich dort sehr wohl zu fühlen.“ O.A.: Mitteilungen aus zoologischen und botanischen Gärten, Aquarien, wissenschaftliche Stationen, Museen u.s.w., in: Die Natur, Nr. 45, 45, (1896), S. 572f., hier S. 572; Karl Müller: Die Spiele der Thiere, in: Die Natur, Nr. 2, 45, (1896), S. 16-20, hier S.
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Weniger Beachtung wurde Kindern und Jugendlichen als Zielgruppe geschenkt und dies meist nur im Zusammenhang mit der Bildung bzw. der Schule sowie selten auch als Mitglied wohlhabender Familien.71 Auf den wenigen vorhandenen Fotos sind ebenfalls nur vereinzelt Kinder im Zoo zu erkennen.72 Dank der noch vorhandenen Eintrittsbelege des Hamburger Zoologischen Gartens ist jedoch zu ersehen, dass im Jahr 1899 von insgesamt 359.251 Besuchern 106.329 Schulkinder in den Garten kamen.73 Das bedeutet, dass Letztere immerhin ca. 30 Prozent, also knapp ein Drittel der Jahresbesucher in Hamburg ausmachten.74 Weiter geht aus dem im Der Zoologische Garten abgedruckten Geschäftsbericht hervor, dass im selben Jahr neben 2.009 Lehrern 67.655 Kinder der Hamburger Volksschulen und „Zöglinge mildthätiger Anstalten“ freien Eintritt bekamen.75 In einigen anderen Tiergärten (im westfälischen zoologischen Garten zu Münster und in der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a.M.) wurden die Besucher aus Schulen nicht einzeln aufgezählt, was die Vermutung nahe legt, dass hier im Gegensatz zum Hamburger Zoologischen Garten keine Verbindung zwi-
16; Hermann Reeker: Zoologische Rundschau, in: Die Natur, Nr. 2, 45, (1896), S. 20f. Weitere Informationen konnten ebenso dem Fachorgan Der Zoologische Garten entnommen werden. 71 Hz.: Um Hamburgs Zoo, in: Hamburger Fremdenblatt, 1. Beilage, Abend-Ausgabe, Nr. 185, 100, vom 05.07.1928, S. 5. Der damalige Frankfurter Zoodirektor Dr. Ludwig Wunderlich (1859-1939) erklärte in der Zeitschrift DZG, dass nicht die Schaustellung, sondern die Systematik für die Besucher wichtig sei. Ludwig Wunderlich: Der Zoologische Garten zu Berlin, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 26ff., hier S. 26. 72 Fotografie. Berlin – Tiergarten: Spaziergänger vor der Pergola im Rosarium, Nr.: 00157629, vom 01.06.1912, Fotograf: Haeckel; https://www.ullsteinbild.de /ullstein-webshop/workbench.html?queryWord=Rosarium&newTitle=ullstein+bild+ |+Suche%3A+Rosarium&qwAction=searchQueryWord&viewMode=tile&dateRange Value=01.06.1912-01.06.1912 vom 05.02.2014. 73 Heinrich Bolau: Jahresbericht über den Zoologischen Garten in Hamburg 1899, in: DZG, Nr. 9, 41, (1900), S. 287-292, hier S. 288. 74 Auch in Hannover wurden Schulkinder im Jahresbericht des Zoologischen Gartens erwähnt. „Der Garten wurde besucht gegen Eintrittsgeld von 148.899 Erwachsenen und 33.238 Kindern. 11.358 Schüler hiesiger Anstalten erhielten freien Eintritt und 2.846 auswärtigen Schulkindern wurden ermäßigte Eintrittspreise gewährt.“ O.A.: Geschäftsbericht des Zoologischen Gartens zu Hannover für das Betriebsjahr 18981899, in: DZG, Nr. 1, 41, (1900), S. 19-23, hier S. 20. 75 Heinrich Bolau: Jahresbericht über den Zoologischen Garten in Hamburg 1899, S. 288.
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schen Schulen und Zoo bestand.76 Insgesamt lässt sich festhalten, dass Kinder damals nicht zur primären Zielgruppe der Zoos zählten, Schulkinder jedoch durchaus einen Großteil des Zoopublikums ausmachen konnten, besonders wenn die jeweilige Institution von der Stadt finanzielle Unterstützung erhielt. 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft Mit zunehmender Industrialisierung gewann der Zoo für die „Großstädter“77, besonders für die „Natur-“ und „Tierfreunde“78 unter ihnen, an Bedeutung.79 Seit der Jahrhundertwende öffnete sich der Zoo dem breiten Publikum und wurde von Menschen verschiedener Berufe, Konfessionen,80 Altersklassen81 oder politischer Überzeugungen frequentiert.82 Ludwig Zukowsky veröffentlichte in Carl Hagenbecks Reich: „Menschen aller Berufe und Klassen strömten in Scharen herbei; Gelehrte und Naturforscher […] suchten Anregung. Zoologen und Anth76 Vgl.: Hermann Landlois: Generalversammlung des Westfälischen zoologischen Gartens zu Münster und Jahresbericht pro 1885 (im Auszuge), in: DZG, Nr. 6, 27, (1886), S. 187-191; Heinrich Flinsch: Betriebs-Rechnung vom Jahre 1885, in: DZG, Nr. 10, 27, (1886), S. 323. 77 Eg.: Tier und Pflanzen in der Großstadt. Hamburgs Sorge um seine großen Parks: Zoo, Hagenbeck und Botanischer Garten, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 1, 01.01.1929, o.S. 78 Vgl.: 4.1.1 Der Tierfreund; Theodor Knottnerus-Meyer: Ein Besuch, S. 275. 79 Vgl.: 4.1.3 Die Tierliebe. 80 Vgl.: Sp.: Das Sommerfest – ein Riesenerfolg, in: Fränkische Tagespost, Nr. unbekannt, 02.07.1949, o.S., (TAN). Seit den späten 1930er Jahren schränkten die Nationalsozialisten diese Offenheit jedoch ein, indem sie Juden den Zutritt versagten. Vgl. 3.3.3 Das Zoopublikum im Nationalsozialismus. 81 Für die älteren Besucher wurden in Leipzig mehr bequeme Sitzgelegenheiten angefordert. Vgl.: K.S.: Wünsche an den Zoo, in: LNN, Nr. 63, 04.03.1934, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 167. Über die älteren Zoobesucher berichtet auch: Hans-Volker Hyan: Der Zoo erzählt, Berlin 1942, S. 49. Bezüglich des jungen Publikums siehe: O.A.: Vom Nürnberger Tiergarten, 07.06.1919, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 31, 1919, S. 236. 82 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 499ff. Vgl.: Waldemar Ballerstedt: Tiere und Menschen. Erster Besuch im Chemnitzer Zoo, 22.05.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 72. Vgl. auch: O.A.: So spricht der Zoo. Ein Interview durch die Gitterstäbe, mit Zeichnungen von R. Szalit, 03.07.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 60; Skizzen von Fritz Koch-Gotha. O.A.: Billiger Sonntag im Zoo, in: BIZ, Nr. 38, 22.09.1929, S. 1701.
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ropologen finden hier ein überreiches Feld der Forschung; Maler und Bildhauer betrachten hier mit Entzücken die mannigfaltigen lebenden Vorbilder ihrer Kunstwerke.“83 Es kamen zwar die unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen in die Gärten, unterstanden dort jedoch wieder einer Hierarchie, worauf z.B. das Tischsystem des Berliner Zoologischen Gartens aufmerksam machte. „Unten ungedeckte Tische, Berliner Bier und Schinkenstullen; einige Stufen höher gedeckte Tische, Münchner und Pilsener Bier, hier ißt man warm; wieder eine kurze Treppe hinauf, hier sitzen Reichtum und Eleganz zu Tisch, und Helle, Licht und Gold herrschen überall.“84 Besonders am Abend kamen „elegante Menschenmassen“85 in die Gärten. Doch konnten, ebenso wie beim Nürnberger Tiergartenfest 1922, auch Damen mit einfacher Garderobe beobachtet werden.86 Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die jeweilige Gartenleitung, indem sie verstärkt auf die Wünsche und Forderungen der breiten Bevölkerung einging, Eintrittspreise reduzierte und Zoothemen auch in Arbeiter- und Gesellschaftszeitungen publizierte.87 Auch die veränderten Arbeits- bzw. Freizeitbedingungen trugen dazu bei.88 Dennoch bemängelte das Hamburger Echo 1924, dass trotz Ermäßigung der Zooeintritt für die Arbeiter als zu teuer empfunden wurde. „Niedere Löhne erheben einen Tierparkbesuch leider für viele zum Luxus.“89 Hinzu kam, dass ein Besuch viel Zeit, nicht selten mindestens einen halben Tag, mit An- und Abreise sogar auch einen ganzen Tag, in Anspruch nahm.90 Hohe 83 Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 62. 84 Vgl.: Reinhold Cornheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, S. 1142f. 85 Erich Baer: Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend im Zoo. Ein Interview mit den Tieren, in: Zeitung unbekannt, 10.07.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 91. 86 „Man konnte Damen in Pelz und solche im weißen Kleid sehen.“ O.A.: Das Tiergartenfest im Luitpoldhain, 14.08.1922, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 34, 1922, S. 280. 87 O.A.: Hamburg. Allzu geschäftig, in: Hamburger Echo, Nr. 106, 27.04.1929, o.S., (HA); O.A.: Neues bei Hagenbeck, in: Hamburger Echo, Nr. 156, 07.06.1930, o.S., (HA); Rudolf Herre: Kinderparadies im Zoo, in: Leipziger Volkszeitung, 1. Beilage, Nr. 183, 06.08. 1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 55. Vgl. auch: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 88 Vgl.: 3.2.1 Von der ersten Zoogründung bis zur Jahrhundertwende. 89 O.A.: Tages-Bericht. Hagenbecks Tierpark eröffnet!, in: Hamburger Echo, Nr. 141, 38, 24.05.1924, o.S. 90 Hin- und Rückweg sowie das umfangreiche Unterhaltungsprogramm nahmen eine gewisse Zeit in Anspruch. Die Zoos in Berlin, Hamburg, Leipzig und anfangs auch in Nürnberg lagen zwar stadtnah und konnten recht früh bereits mit der Straßenbahn erreicht werden, wer jedoch zu Hagenbeck nach Stellingen oder später zum neuen
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Besucherzahlen wurden daher bei den meisten Zoos lediglich an einzelnen Tagen im Jahr, z.B. an den „billigen Sonntagen“91, an Pfingsten oder am ersten Mai erreicht.92 Auch besondere Anlässe wie Sommerfeste,93 Tanzveranstaltungen, Feuerwerke,94 seltene Tierattraktionen, Vorstellungen95 und Völkerschauen lockten die Menschen an.96 Diese Tendenz wirkte sich ebenfalls auf die RegelmäßigNürnberger Tiergarten fahren wollte, musste längere Strecken in Kauf nehmen. Wer zudem in einer Stadt wohnte, die keinen Zoo besaß, musste für die Anreise noch mehr Zeit einplanen. Für den Stellinger Tierpark war dies ein Problem. Wiederholt beklagte er die schlechten Verkehrsanbindungen an Hamburg. „Seit und nach dem Kriege ist der Bahnverkehr nach Stellingen kolossal eingeschränkt worden, alle 20 Minuten befördert eine elektrische Bahn, größtenteils ohne Anhängerwagen, etwa 20 Personen nach Stellingen, das macht pro Stunde etwa 60 Menschen. Man kann nicht erwarten, daß die übrigen Besucher, die gern den Tierpark besichtigen möchten, von der Endstation der Hoch- und Untergrundbahn Hellkamp zu Fuß nach Stellingen laufen; ein Auto kann sich nicht jeder leisten.“ Heinrich und Lorenz Hagenbeck: Wann wird Hagenbecks Tierpark wieder eröffnet, in: Hamburgischer Correspondent, Morgen-Ausgabe, Nr. 131, 192, 18.03.1922, S. 2. Vgl. auch: O.A.: Die Hamburger Schulen bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 152, 02.06.1930, o.S., (HA). Noch 1931 hieß es: „Zu stark hemmt die unbequeme Verkehrsverbindung die Freude des Hamburgers an seinem Tierpark.“ G.K.: Tiere sehen in die Zeit, Nr. 317, 15.09.1931, o.S., (HA). 91 Erich Baer: Ein Morgen; O.A.: „Billige Tage“ im Zoo, in: Der Jungdeutsche, Berlin, Nr. 166, 19.07.1930, o.S., (HA). Vgl.: O.A.: Rekord-Sonntag im Zoo, in: Märkische Volkszeitung Berlin, Nr. 216, 06.08.1929, o.S., (HA). 92 „Wie im Vorjahr hatte der Garten den stärksten Besuch an Pfingsten aufzuweisen.“ O.A.: Tiergarten Nürnberg, 05.12.1919, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 31, 1919, S. 236. Vgl. auch: Reinhold Cornheim: Der 25-Pfennig-Sonntag, S. 1143. 93 Vgl.: O.A.: Vom Tiergarten, 09.07.1921, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 33, 1921, S. 219; O.A.: Die Tiergarten-A.-G. im Jahr 1926, 19.08.1927, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 41, 1927, S. 519; Sp.: Das Sommerfest. 94 Hagenbeck warb dafür beispielsweise mit Plakaten. Vgl.: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 95 Zu den Veranstaltungen in Nürnberg gehörten beispielsweise Schachspiele mit lebenden Figuren in Kostümen, Sommerfeste etc. O.A.: Zehn Jahre Tiergarten, 25.05.1922, StadtAN, Stadtchronik, F2, Bd. 34, 1922, S. 279ff. 96 Vgl.: O.A.: Groteske Tiere, in: Münchner Illustrierte Presse, Nr. 27, (1927), o.S., ZAL, Ordner 1, S. 460; Anzeige: „‚Natur und Kunst‘ Wohltätigkeitsfest zum Besten der Volksbildung durch weitere Ausgestaltung des Zoologischen Gartens.“ Leipziger Gerichts-Zeitung, 05.07.1919, S. 7, ZAL, Ordner 1, S. 129; Fotografie: „Braune Bären im Leipziger Zoo“. Die Woche, Nr. unbekannt, Berlin 23.04.1932, o.S., ZAL, Ordner
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keit der Zoobesuche aus. Die Dauerbesucher ließen stetig nach und damit gleichzeitig der Verkauf von Jahreskarten.97 Zu groß waren das Angebot und die Auswahl konkurrierender Freizeitaktivitäten geworden.98 Ein Besucher bemerkte dazu: „Während früher die Jugend – auch die reifere bis zu 17 Lenzen – unter der Obhut von Mutter oder Tante zu den regelmäßigen Besuchern des Gartens gehörte, locken heute der Paddelsport auf der Alster, die Spiel- und Sportplätze, auch der Stadtpark und die Freuden des ‚Weekend‘. Die Mütter und Tanten aber haben meist weder Zeit noch Geld übrig für den regelmäßigen Besuch des Zoo.“99 1, S. 43; Friedländer Plakat, Nr. 3211, Hagenbeck (Gebr.) – Völkerschau: Indien; 1905. Stephan Oettermann u. Jan J. Seffinga: Adolph Friedländer Lithos, ein Verzeichnis nach Nummern, 3. vermehrte und verbesserte Auflage, Gerolzhofen 2002 (= Horst Flechsig; Stephan Oettermann u. Lars Rebehn (Hg.): Studien und Quellen zur Geschichte der Vergnügungskultur, Heft 4), S. 91; Bezüglich der Anziehungskraft von Völkerschauen in Zoos und „Vergnügungslandschaften“ vgl. auch: Jan-Erik Steinkrüger: Thematisierte Welten, S. 123ff. Zu den Völkerschauen siehe: 3.5 Menschen schauen Menschen an. 97 Nürnberg: 1915 konnte der Garten noch 183.752 Abonnementen bzw. Dauerkarten (DK) von insgesamt 447.947 Eintrittskarten verzeichnen. 1927 waren es nur noch 54.249 von insgesamt 329.081 Besuchern; 1928: 54.249 DK; 1929: 46.865 DK; 1930: 31.736 DK; 1931: 25.808 DK usw. O.A.: Der Tiergarten in Nürnberg. Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses per 31.12.1936 der Tiergarten Nürnberg A.-G. Nürnberg. Besuchs- und Einnahmenübersicht, StadtAN, Akten der Stadtverwaltung Nürnberg, V. Band 1937-1958, Vd12, Nr. 282; „Der Zoologische Garten hat seit der Zeit der Geldentwertung einen schwachen Bestand an Dauerkarten-Inhabern. Um diesen wieder zu vergrößern, soll versucht werden, das Interesse am Zoologischen Garten weiterhin zu steigern, den Dauerkarten-Inhabern noch etwas mehr zu bieten und sie in engere Beziehung zum Garten zu bringen.“ Aus einem Brief an Oberbürgermeister Walter Dönicke (1899-1945), von Stadtrat Friedemann, Leipzig, 26.01.1938, Akte 415. 98 Vgl.: Nastasja Klothmann: Die Entwicklung des Tangos in deutschen Städten in den Jahren 1910 bis 1940, Saarbrücken 2008, S. 55. Es herrschte ein hohes Bedürfnis nach Ausdrucksformen „lebensweltlicher Art“. Peter Friedemann: Feste und Feiern im rheinisch-westfälischen Industriegebiet 1890 bis 1914, in: Gerhard Huck (Hg.): Sozialgeschichte der Freizeit, Untersuchungen zum Wandel der Alltagskultur in Deutschland, Wuppertal 1980, S. 161-185, hier S. 182. Vgl.: Kaspar Maase: Grenzenloses Vergnügen. 99 Hz.: Um Hamburgs Zoo, S. 5.
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Dennoch konnte der Stellinger Tierpark seit seiner Gründung und trotz des bereits vorhandenen Zoologischen Gartens in Hamburg, hohe Besucherzahlen aufweisen und diese sogar weiter steigern. 1907 zählte er 800.000 Besucher, 1908 kamen 956.000 und 1909 mehr als eine Million Menschen in den Tierpark.100 Um solche Erfolge zu erzielen, galt es, sich den Ansprüchen der Zeit anzupassen. Es reichte nicht aus, einen Park mit Tieren zu präsentieren. Die Menschen wollten etwas erleben. Der Hamburger Zoologische Garten versuchte, seine Attraktivität mit einem Wasserfall, unter dem der Besucher durchgehen konnte, sowie einer elektrischen Beleuchtung für die Abendstunden zu steigern.101 In Stellingen und Berlin wurden in den Morgenstunden für eine Zeit lang Trinkkuren ausgegeben. Etwa „Tausend Kurgäste“ nahmen dort pro Tag „ihren Brunnen zu sich“102 und in Leipzig fanden Ballonfahrten103 statt. Es ist auffällig, dass vor allem die Sondervorstellungen nur selten eine Verbindung mit dem Thema „Zootier“ erkennen ließen.104 Als Anreiz für einen Zoobesuch fungierte ebenso der Wunsch, seltene oder gar bislang unbekannte Lebewesen bestaunen zu können.105 Um seine Artensammlung zu erweitern und den Besuchern mehr Vielfalt bieten zu können, eröffnete daher in Leipzig ein Reptilienhaus106 und in Berlin wurde der Zoologische Garten um ein dreistöckiges Aquarium mit rund 1.855
100 Information aus dem Tierparkführer von 1913. Vgl.: Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 54. 101 Grieben Reiseführer: Hamburg und Umgebung, S. 83. 102 Erich Baer: Ein Morgen. Vgl.: O.A.: Brunnentrinkkuren im Zoo, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 122, 03.05.1935, S. 6, ZAL, Ordner 7, S. 52. Wolf Schramm: Psychologie vor Tierkäfigen, in: Mitropa Zeitung, Nr. unbekannt, Juni 1933, o.S., (HA); Hans Ammon: Der Zoo als Erholungs- und Unterhaltungsstätte, in: Lutz Heck; Oskar Heinroth u. ebender (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931, S. 20-26, hier S. 20. 103 Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 38. 104 Vgl.: Jutta Buchner: Kultur mit Tieren, S. 161. Als Ausnahme galt in diesem Fall der Zoologische Garten in Hamburg. Vgl.: 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos. 105 Dies zeigt sich darin, dass für einen Zoobesuch mit seltenen Tieren geworben wurde. Paul Neumann: Seltsame Mischlinge im Berliner Zoologischen Garten, in: Die Gartenlaube, Nr. 5, (1914), S. 114f., hier S. 115. Ebender: Seltene Zierfische im Berliner Aquarium, in: Ebenda, Nr. 15, (1914), S. 327f. 106 J.R.H.: Das Reptilienhaus im Zoologischen Garten zu Leipzig, in: Die Gartenlaube, Nr. 46, (1913), S. 971f.
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Quadratmetern Grundfläche erweitert, das sowohl ein Terrarium als auch ein Reptilienhaus beinhaltete.107 Der Wunsch der Besucher nach mehr Unterhaltung veränderte die Zoos. Die Wissensvermittlung rückte in den Hintergrund und Tierschilder fanden bei der Allgemeinheit kaum mehr Beachtung.108 Der Zoologe und ehemalige Direktor des Leipziger Zoos, Georg Johann Grimpe (1889-1936), beklagte 1928, als er bereits an der Universität Leipzigs lehrte: „Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß es geradezu eine Ausnahme ist, wenn im Zoo der Damhirsch nicht als ,Reh‘ und der Reiher nicht als ,Storch‘ bezeichnet wird. Dann horcht man schon unwillkürlich auf, erfreut über so viel Fachkenntnis. Bei wenigen ist auch der Trieb zum Lernen so ausgeprägt, daß sie sich überhaupt die Mühe geben, die Schilder an den Tierkäfigen zu lesen. Das trifft nicht nur so genannte ‚Ungebildete‘ sondern Besucher aller Kreise und leider auch manchen Lehrer, der seine Schulklasse durch den Zoo führt.“109
Eine unzureichende Weiterbildung zeigte sich allerdings nicht nur in der mangelnden Qualifikation einiger Lehrer, sondern ebenso in der unzureichenden Anzahl von Betreuern, die die Schulklassen durch die Gärten führten. Auf Gruppen von vierzig oder mehr Schulkindern kam beispielsweise in Berlin nur ein Lehrkörper.110 Das ideelle Ziel der Zoos, eine Weiterbildungsstätte zu sein, änderte sich jedoch nicht und wurde immer wieder aufs Neue in der Öffentlichkeit be-
107 Ludwig Heck: Das neue Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens, S. 694f. 108 Otto Antonius: Die Bedeutung der Zoologischen, in: DZG, Bd. 5, Nr. 10/12, (1932), S. 219ff., hier S. 219. 109 F. Hauchecorne: Naturschutzaufgaben unserer Zoologischen Gärten, in: DZG, Bd. 1, Nr. 3/4, (1928), S. 81-87, hier S. 81. 110 „Viel Berliner Kinder sind im Sommer an so manchem Morgen im Zoologischen Garten zu sehen. Es sind Schüler und Schülerinnen der Berliner Kommunalschulen, die dorthin geführt werden, um die Wunder des Tierreiches anzusehen und einmal frische Luft im Grünen zu atmen. Manchmal standen in den letzten Tagen vor dem Eingange des Gartens wohl an die fünfzig Kremser […]. Im Garten werden die Kinder in Abteilungen von vierzigen, fünfzigen oder mehr, Knaben und Mädchen, umhergeführt. Sie gehen paarweise, eine Lehrerin oder ein Lehrer.“ Johannes Trojan: Im Zoologischen Garten (vermutlich 1903), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 36.
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tont.111 Für das Fachpublikum, wie Naturforscher, Zoologen und Biologen, blieben die Gärten ein beliebter Treffpunkt. So bekannte der Naturforscher Theodor Zell 1923 in einem Aufsatz, dass der Zoo eine „der durchschlagendsten Gründe“ sei, die ihn „von jeher an Berlin gefesselt haben.“112 Unverändert zeigte sich die Attraktivität der großen Gärten in Berlin, Stellingen, Nürnberg und Leipzig für berühmte Persönlichkeiten und Staatsoberhäupter sowie deren lobende Worte für das Prestige der jeweiligen Anlage.113 Als 1927 König Gustav von Schweden den Stellinger Tierpark besuchte, berichtete das Hamburger 8 Uhr Tageblatt von der Bewunderung, die er dem Tierpark ausgesprochen habe, und als Königin Maria von Rumänien im Jahr 1933 mit ihren Familienangehörigen das Anwesen der Hagenbecks betrat, schrieb der Hamburger Anzeiger: „immer wieder betonte sie, wie gut es ihr hier gefalle, welche Fülle von Eindrücken sie von dieser Stunde mitnehme“ und wie „vorbildlich“ die Tiere untergebracht seien.114 Zu den politischen Persönlichkeiten reihten sich Berühmtheiten der Unterhaltungsindustrie. 1928 kam beispielsweise die Filmdiva Henny Porten aus Berlin nach Stellingen und 1931 in den Leipziger Zoologi-
111 Eröffnungsrede Nürnberger Tiergarten: „Seitdem nun aber die Verkehrsverhältnisse in allen Ländern, auch in den fremden, sich so wesentlich gehoben haben, und seit mehr und mehr die Anschauung durchgedrungen ist, daß Tiergärten nicht nur der Belustigung und Unterhaltung, sondern mehr noch der Belehrung, dem Unterricht der Wissenschaft dienen, ja, daß sie hervorragende Hilfsmittel zur Förderung der Künste bieten – seitdem sind sie nicht mehr eine Vorzugseinrichtung der Großstädte, sondern ein Allgemeingut aller Städte geworden, und sie haben sich in einer überraschenden Weise vervielfältigt und vervollkommnet.“ O.A.: Eröffnung des Tiergartens Nürnberg, S. 314. 112 Th. Zell: Das Verschwinden der Zoologischen Gärten, in: Kosmos, Nr. 2, (1923), S. 35f., hier S. 35. 113 1907 besuchte die Gräfin von Bismarck mit ihren Kindern den Stellinger Tierpark. Erwähnt werden auch Prinz Alexander von Oldenburg und auswärtige Prinzen (aus Monaco, den Niederlanden usw.). Siehe auch: 3.2.1 Von der ersten Zoogründung bis zur Jahrhundertwende. 114 O.A.: Die Königin-Mutter von Rumänien in Hamburg, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 16.07.1933, o.S., (HA). Vgl. auch: O.A.: Maria von Rumänien füttert Hagenbecks Elefanten, in: Lübecker General Anzeiger, Nr. unbekannt, 19.07.1933, o.S., (HA); O.A.: Der König von Schweden bei Hagenbeck, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. unbekannt, 20.04.1927, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765.
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schen Garten.115 Während ihrer Anwesenheit verwandelten sich die Gärten zu einer Art „Bühne“, wie hier am Beispiel Hagenbeck zu ersehen ist: „Sie gab […] Interviews und Autogramme, fütterte den See-Elefanten ‚Goliath‘, streichelte Löwenbabys, ließ sich mit Fräulein ‚Many‘, einer sehr molligen Elefantenjungfrau kurbeln, erweiterte ihre zoologischen Kenntnisse unter Anleitung des Hagenbeckschen Zoologen Zukowski und des Barons von Redwitz.“116
Auch der italienische Tenor Enrico Caruso (1873-1921), die russische Tänzerin Anna Pawlowna Pawlowa (1881-1931) und die deutsche Schauspielerin Lil Dagover (1887-1980) sowie politische Persönlichkeiten zählten zu den Besuchern des Stellinger Tierparks.117 Auffällig ist hierbei, dass die prominenten Ehrengäste vorwiegend die größeren und bekannteren zoologischen Gärten besuchten. Je unscheinbarer und damit unbekannter ein Zoo war, desto weniger wurde er als sehenswert empfunden und von der Prominenz frequentiert. Mittlerweile war zudem in allen Gärten eine Militärpräsenz zu verzeichnen. Die Anwesenheit von Offizieren galt als Ehre und durfte bei öffentlichen Anlässen, wie der Eröffnung des Nürnberger Tiergartens nicht fehlen. „Unter den sehr zahlreich erschienenen Ehrengästen befanden sich u. a. die Hh. [Hochwürdigen Herren, N.K.] Regierungspräsident Dr. v. Blaul, der komm. Gen[eral] v. Horn, viele Offiziere der hiesigen Garnison, die Ehrenbürger unserer Stadt, Vertreter der beiden städtischen Kollegien sowie der übrigen geistlichen und weltlichen Behörden der Stadt Nürnberg.“118
Als die Soldaten 1915 aus dem Kriegsdienst wiederkehrten, gestatteten ihnen die Direktoren sogar freien Eintritt und ließen „alles, was feldgrau kam, umsonst herein“119, wie Ludwig Heck kommentierte.
115 O.A.: Die Filmdiva im Zoo!, in: LNN, Nr. 26, 26.01.1931, o.S. 116 Franc Stefanowski: Henny Porten bei Hagenbeck, in: Altonaer Tageblatt, Nr. unbekannt, 18.04.1928, o.S., (HA). 117 Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 348; O.A.: Die Königin-Mutter von Rumänien. 118 O.A.: Eröffnung des Tiergartens Nürnberg, S. 313. 119 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 499.
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3.2.3 Das Zoopublikum im Nationalsozialismus Ab den 1930er Jahren wandelte sich der Zoo zur politischen Bühne der Nationalsozialisten. Neben Privatpersonen und freien Vereinen120 kamen zu besonderen Anlässen militärische Gruppen in die Zoos, um sich dort zu vergnügen.121 Wenngleich nicht alle führenden Nationalsozialisten zu den Freunden der Zoos zählten, zeigten sich Politiker weiterhin, wie bereits in den Jahren zuvor, im Zoo präsent.122 Joseph Goebbels (1897-1945) hatte 1925 in sein Tagebuch eingetragen: „Gestern und vorgestern in Düsseldorf. […] Morgens im Zoo. […] Dann
120 E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck. Eine Hamburgfahrt des Vereins für volkstümliche Naturkunde, in: Lübecker General-Anzeiger, Nr. unbekannt, 08.09.1933, o.S., (HA). Beim Autor handelt es sich um ein Vereinsmitglied. Als Gründe für den Besuch wurden der „Weltruf“ Hagenbecks und seine beständigen Neuheiten erwähnt. Wh.: Der Englische-Marine-Besuch, in: Hamburger-Fremdenblatt, Nr. 188, 09.07.1931, o.S.; 122 Personen nehmen am Vereinsausflug zum Tierpark Hagenbeck teil. O.A.: Sitzung des Vorstandes des Verein für Hamburgische Geschichte am 14.07.1943, StA HH, 614-1/33 (VHG), Handakte „Verein für Hamburgische Geschichte“ von Physikus Prof. Dr. G. Hermann Sieveking, Sig. C 8. 121 35 Angehörige des Kopenhagener Polizeiorchesters besichtigten Hagenbecks Tierpark. Vgl.: O.A.: Kopenhagener Polizei im Hafen und bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 164, 15.06.1931, o.S., (HA). Der Tierpark wurde zudem von englischen Seeleuten und drei polnischen Offizieren besucht. Vgl.: O.A.: Der Englische-Marine-Besuch; O.A.: Kommando der Schutzpolizei, Hamburg, 15.07.1935, Programm für die Zeit vom 19.07.-03.08.1937, StA HH, 331-1, Polizeibehörde I, Bd. 3, Sig. 838; O.A.: Treffen von Mitgliedern der Tiergarten-AG, 07.03.1939, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1939, S. 469; O.A.: 02. und 03.05.1939, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1939, S. 503; O.A.: Matrosen in der Stadt. Besuch der Kreuzerabordnung im Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 27.09.1932, S. 9, ZAL, Ordner 9, S. 69; Ab.: Elefanten marschieren ins Paradies, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 235, 26.08.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Vgl. auch: 3.11 Der Nationalsozialismus. 122 Hermann Göring (1893-1946) setzte sich sogar für die Zoos ein. Peter Mühling: Der Zoo im Grünen. 50 Jahre Tiergarten Nürnberg am Schmausenbuck. 1939-1989, in: Verein der Tiergartenfreunde e.V. (Hg.): Tiergarten Aktuell, Nr. 2, 5, (1989), S. 646, hier S. 11; http://www.diegeschichteberlins.de/geschichteberlins/persoenlich keiten/persoenlichkeitenhn/491-heck.html vom 13.02.2015; O.A.: Generalfeldmarschall von Blomberg besuchte den Leipziger Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 14.01.1938, S. 9, ZAL, Ordner 10, S. 123.
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vor 2000 Menschen meine Gedenkrede.“123 Am 14. Dezember 1928 hielt er eine Rede im Frankfurter Zoo124 und 1925,125 1931126 sowie zweimal im Jahr 1935 hatte er weitere Besuche in Zoos vermerkt.127 Auch Staatsoberhaupt Adolf Hitler (1889-1945) besuchte die Gärten zu besonderen Anlässen wie der Eröffnungsfeier der Nürnberger Anlage oder beim Entgegennehmen von Tiergeschenken.128 „Der Führer traf am Dienstag nachmittags in Begleitung der Reichsleiter Bormann und Dr. Dietrich […], zu einem kurzen Aufenthalt in Nürnberg ein. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Liebel, Bürgermeister Dr. Eickemeyer und Professor Brugmann besuchte der Führer den Nürnberger Tiergarten auf dem Schmausenbuck und äußerte sich außerordentlich anerkennend über diese neue und einzigartige schöne Anlage.“129
Bis ca. 1938 waren Ausländer gern gesehene Gäste. Amerikanische Matrosen, die mit ihren Kriegsschiffen Arkansas, Utah und Florida in Kiel anlegten, machten einen Abstecher in den Hamburger Tierpark130 und 400 Offiziere des argentinischen Linienschiffes Rivadavia kamen 1937 in den Zoo.131 Auch ausländi-
123 Ob er diese Rede im Zoo vortrug, konnte nicht eruiert werden. Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 1/II, 12.1925 – 05.1928, München 2005, S. 30. 124 Ebendie (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 1/III, 06.1928 – 11.1929, bearbeitet von Anne Munding, München 2004, S. 143. 125 Ebendie (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 1/I, 10.1923 – 11.1925, München 2004, S. 258. 126 Ebendie (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 2/I, 12.1929 – 05.1931, bearbeitet von Anne Munding, München 2005, S. 346. 127 Ebendie (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 3/I, 04.1934 – 02.1936, bearbeitet von Anne Munding und Jana Richter, München 2005, S. 315, 334. 128 Vgl.: 3.11.1 Politik im Zoo. 129 O.A.: 02. und 03.05.1939, S. 503. Vgl. auch: Peter Mühling: Der Zoo im Grünen, S. 11; O.A.: Eröffnung des neuen Tiergartens, 05.05.1939, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1939, S. 503f., hier S. 504. 130 O.A.: Amerikanische Matrosen bei Hagenbeck, in: Hamburger Illustrierte, Nr. 29, 19.07.1930, o.S., (HA). 131 O.A.: Linienschiff „Rivadavia“ vier Tage in Hamburg, in: Hamburger Nachrichten, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 140, 23.05.1937, S. 5; Programm für den Besuch
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sche Schulklassen erweiterten den Besucherkreis. 1935 reisten 26 junge Schüler von der Manchester Grammar School und der Hindley Grammar School in England nach Hamburg, um „durch ständige Fühlungnahme mit den deutschen Jugendorganisationen Land und Leute in möglichst unverfälschter Reinheit kennenzulernen“132, wozu gleichzeitig eine Visite des Stellinger Tierparks gehörte.133 Dabei war das jeweilige Unternehmen darauf bedacht, einen möglichst positiven Eindruck zu vermitteln.134 Wann immer es sich einrichten ließ, erhielten größere Gruppen oder besondere Persönlichkeiten eine private Führung, entweder begleitet von einem Hagenbeck persönlich oder von Mitarbeitern des Tierparks.135 Zudem gestattete die Leitung ihnen des Öfteren, einen kleinen Löwen auf den Arm zu nehmen und zu streicheln oder organisierte eine Tierfütterung.136 Den vertraulichen Briefwechseln zwischen dem Berliner Aktienvreinsmitglied Friedemann, Zoodirektor Lutz Heck und der Leitung des Leipziger Gartens
des argentinischen Linienschiffes „Rivadavia“ in Hamburg vom 25.-28.05.1937, StA HH, 331-1, Polizeibehörde I, Bd. 2, Sig. 838. 132 Eg.: Englische Jungstudenten auf Besuch, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 205, 30.07.1935, o.S. 133 „Wieder einmal hatten die Brüder Heinrich und Lorenz Hagenbeck die GroßHamburger Presse zu einem Gang durch den Tierpark eingeladen. […] Und im Restaurant läßt es sich gut sein. Da wird das Gesehene besprochen.“ Schl.: Frühling bei Hagenbeck, in: Norddeutsche Nachrichten, Nr. 121, 25.05.1928, o.S., (HA). 134 Max Lenz: Ausländische Urteile über den Berliner Zoo. Er hat keinen Vergleich mit irgendeinem Tiergarten der Welt zu scheuen, in: Neue Berliner Zeitung. Das 12 Uhr Blatt, Nr. 133, 10.06.1929, o.S., (HA); Nikolaus Peters: Die Bedeutung von Hagenbecks Tierpark für Lehre und Forschung, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 214, 09.05.1932, o.S., (HA). 135 122 Personen nehmen am Vereinsausflug in den Tierpark Hagenbeck teil, der von Lorenz Hagenbeck, Herrn Mehrmann und einem weiteren Herrn geleitet wurde. Vgl.: O.A.: Sitzung des Vorstandes des Verein für Hamburgische Geschichte am 14.07.1943; Philipp Berges: Hinter den Kulissen von Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 338, 100, 05.12.1928, S. 1. Vgl. auch: Franc Stefanowski: Henny Porten bei Hagenbeck. Brief Hagenbecks an die Staatliche Pressestelle vom 16.05.1928, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. 136 Wh.: Der Englische Marine-Besuch, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 188, 09.07.1931, o.S., (HA); Der Kreisbeauftragte: Großes Löwenstreicheln im Zoo. Sondertag zum Besten des WHW am 10. November, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. unbekannt, 08.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 120-123.
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ist zu entnehmen, dass auch Juden137 der Eintritt in den Zoo der „Reichshauptstadt“ sowie einiger anderer Institute bis März 1938 gewährt wurde.138 Direktor Heck erklärte: „Auf Ihre Anfrage teilen wir Ihnen mit, daß hinsichtlich unseres Gartens irgendwelche Maßnahmen gegen jüdische Besucher noch nicht getroffen sind. Auch von etwa in Aussicht genommenen Maßnahmen ist uns nichts bekannt geworden.“139 Dies bestätigte ebenso der Aktienverein des Berliner Zoos. „Der Ordnung halber geben wir Ihnen davon Kenntnis, daß wir nach eingehender Überprüfung der Sachlage in Verbindung mit den leitenden Parteistellen vorerst von Maßnahmen gegen nicht arische Besucher des Gartens Abstand nehmen. Die Stellungnahme ist allerdings wesentlich dadurch beeinflußt, daß es sich um den Zoologischen Garten der Reichshauptstadt handelt.“140 137 Sie gehörten zur Gruppe der politischen Minderheit und fielen somit unter die „gemeinschaftsfremden“ oder „Anderen“. Weitere Informationen dazu sind zu entnehmen aus: Hans-Michael Bernhardt: Voraussetzungen, Struktur und Funktion von Feindbildern, in: Christoph Jahr; Uwe Mai u. Kathrin Roller (Hg.): Feindbilder in der deutschen Geschichte, Berlin 1994, S. 8-24, hier S. 10f.; Hans-Michael Bernhardt: „Die Juden sind unser Unglück!“ Strukturen eines Feindbildes im deutschen Kaiserreich, in: Christoph Jahr; Uwe Mai u. Kathrin Roller (Hg.): Feindbilder in der deutschen Geschichte, Berlin 1994, S. 25-54, hier S. 27. 138 Abgesehen von der Zeit der Olympiade 1936 in Berlin, zu der alle judenfeindlichen Schilder entfernt werden sollten, war ihre Anwesenheit in vielen öffentlichen Lokalen oder Badeanstalten hingegen schon länger nicht erwünscht gewesen. Vgl.: Michael Brodhaecker: Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Der Alltag jüdischer Mitmenschen in Rheinhessen, Mainz und Worms während des „Dritten Reiches“, Mainz 1999 (= Studien zur Volkskultur in Rheinland-Pfalz, Bd. 26), S. 152; Henry Wahlig: Die Verdrängung jüdischer Sportler aus dem öffentlichen Raum in NS-Deutschland, in: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/Wien/Zürich 2013 (= Habbo Knoch; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 257-274, besonders S. 271. 139 Brief von Lutz Heck an den Actien-Verein des Zoologischen Gartens zu Berlin, 22.03.1938, ZAL, Korrespondenz Zoo Berlin, Akte 182. 140 Vertrauliche Mitteilung von Herrn Friedemann, Actien-Verein des Zoologischen Gartens zu Berlin, an die Direktion des Zoologischen Gartens Leipzig, eingegangen am 28.04.1938, verfasst am 24.03.1938, ZAL, Korrespondenz Zoo Berlin, Akte 182.
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Es ist anzunehmen, dass sich Leipzig am Berliner Beispiel orientiert hat und ebenfalls keine Maßnahmen gegen Juden traf, nicht zuletzt deshalb, weil die Direktion nach 1945 als „judenfreundlich“ eingestuft wurde.141 Ab November 1938, mit dem Erlass des Präsidenten der Reichskulturkammer Joseph Goebbels, wurde Juden die Teilnahme an deutschen Kulturdarbietungen verweigert.142 Sie durften nicht mehr ins Kino und Theater gehen oder sonstige Kulturveranstal-
141 Wenngleich Karl Max Schneider in die NSDAP eingetreten war, sprachen sich verschiedene Zeitzeugen für ihn und gegen seine nationalsozialistische Gesinnung aus. „Hiermit bestätige ich, daß ich Herrn Professor Dr. Max Schneider, Direktor des Leipziger Zoologischen Gartens, seit über 25 Jahren als einen Mann kenne, der stets auf demokratischem Boden gestanden hat. Er gehört zu den wenigen Ausnahmen meiner früheren Bekannten, die trotz meines gelben Judensternes auf offener Straße, in einem Falle direkt vor dem Zoo, mich angehalten und sich mit mir unterhalten hat. Schon im Sommer 1942 sagte er zu mir: ‚Den Mut nicht sinken lassen, Herr Licht, es kommen bald andere Zeiten.‘“ Abschrift, Anlage Nr. 7, Befragung von Herrn Barnet Licht, Leipzig, 01.10.1945, ZAL, Akte 1477. Eine weitere Aussage lautete: „In der Zeit von 1913 bis 1921 war ich Redaktionssekretär der ‚Leipziger Volkszeitung‘. […] Irgendwelche Äusserungen im nationalsozialistischen oder in nationalistischem Sinne habe ich von ihm nie vernommen; im Gegenteil, er hat sich öfters unerschrocken in sehr kritischer Weise über nationalsozialistische Regierungskunst mir gegenüber geäußert.“ Bescheinigung Nr. 6, Abschrift, 03.10.1945, ZAL, Akte 1477. Vgl. auch: „Ich kenne Herrn Professor Schneider […] seit Jahren, und wir haben in zahlreichen Gesprächen unsere Ansichten gegen den Nationalsozialismus ausgetauscht und den Krieg von Anfang an schon als absolute Gegner des Hitlersystems verworfen. Wir haben besonders in den Zeiten, wo zum Kriege getrieben wurde, immer unseren Protest gegen diese Maßnahmen, wie Judenverfolgung und Freiheitsberaubung der persönlichen Ansichten zum Ausdruck gebracht. Ich weiß, daß Herr Prof. Schneider nur unter dem Zwange der Verhältnisse in die Partei eintreten mußte.“ Anlage Nr. 8, Aussage von Dr. Hörhammer, Chirurgische Klinik, 06.10.1945, ZAL, Akte 1477. Letztendlich wurde bei der Entnazifizierung beschlossen, dass Karl Max Schneider auch noch nach Kriegsende seinen Posten beibehalten durfte. Begünstigt wurde diese Entscheidung sicherlich auch dadurch, dass Schneider als Spezialist galt und zudem von der Belegschaft sehr gemocht wurde, die ihn verteidigte. Vgl.: Bericht vom Kommissarischen Leiter des Zoologischen Gartens Hummel an das Kulturamt z. Hd. Herrn Direktor Hartig, vom 11.01.1946, ZAL, Akte 1477. 142 Kurt Zentner: Illustrierte Geschichte des Dritten Reiches, München 1965, S. 516.
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tungen besuchen.143 Damit war ihnen auch der Zutritt zum Leipziger Zoo sowie vermutlich zu allen anderen Tiergärten gänzlich versagt, worauf entsprechende Schilder hinwiesen.144 Eine Veränderung beim Zoopublikum war besonders im Bezug auf die Kinder zu erkennen. Zwar kamen sie bereits seit Jahren in die Gärten, doch veränderte sich nun die Intensität der Umwerbung dieser Zielgruppe. Sowohl in der Berichterstattung,145 als auch in der Werbung146 und Programmgestaltung im Zoo ließ sich dies erkennen. In regelmäßigen Abständen fanden dort Kinderfeste und Zirkusvorstellungen statt147 und auf dem Mayerhof bei Hagenbeck konnten
143 Weitere Einschränkungen existierten für Juden und „unerwünschte Personen und Gruppen“ bereits ab 1933 mit der „Reichstagsbrandverordnung“ gegen politische Oppositionelle, der Einschränkung in den Bereichen Eheschließung und Berufsausübung, ihrem Ausschluss aus Verwaltungsgremien usw. Vgl.: Christine Schoenmakers: „Der Schutz der deutschen Volksgemeinschaft verlangt die schwerste Strafe“. „Fremdvölkische“ vor Gericht 1940-1945, in: Jochen Oltmer (Hg.): Nationalsozialistisches Migrationsregime und „Volksgemeinschaft“, Paderborn/München/Wien/ Zürich 2012 (= Habbo Knoch; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 2), S. 91-108, hier S. 92f. 144 Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 168. 145 Dieser Eindruck wird z.B durch die vermehrte Präsenz von Kindern in Zeitungsoder Radioberichten über den Zoo (meist inkl. Fotografie) vermittelt. Vgl.: R. Lehmensick: Die Bedeutung von Schule und Universität für den Zoologischen Garten, in: DZG, Bd. 7, Nr. 10/12, Februar 1935, S. 286-289, hier S. 286; Karl Max Schneider: Eine Stunde im Leipziger Tierkindergarten, in: Die Elektrizität im Dienste der Wirtschaft, Oktober 1934, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 28f.; Ebender: Hui, wir ziehen in den Leipziger Tierkinder-Garten, in: Die junge Front. Die Zeitung der MiragJugend, (1934), S. 9, ZAL, Ordner 7, S. 21; Er: Die Tierkinder-Stadt im Zoo eröffnet, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. unbekannt, 28.06.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 75; S. (vermutlich Karl Max Schneider): Mittwoch letztes Ferienkinderfest im Zoo, in: NLZ, Nr. 8, 06.08.1935, o.S., (ZAL); Dr. W.: Großstadtkinder spielen mit Tieren. Der Kinderzoo wird Mode, in: Hamburger Woche, Nr. unbekannt, 24.06.1933, o.S., (HA). 146 Vgl.: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 147 O.A.: Ein wohlgelungenes Kinderfest im Zoo, in: Chemnitzer Tageblatt, Nr. 207, 29.07.1926, o.S.; O.A.: Das Kinderfest im Zoo, in: Hannoversche Landeszeitung, Nr. 16071, 16.07.1926, o.S.
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sie im Gestüt Kinderlust Shetland-Ponys reiten.148 Zudem schuf die Zooleitung eigens für die Kleinen sogenannte Tierkindergärten. Der Leipziger Zoo öffnete einen solchen ab den 1930er Jahren jedes Jahr im Mai für einige Monate. Bereits seine Gestaltung mit bemalten Wänden war auf die neue Zielgruppe ausgerichtet, wie der Beschreibung des Zoodirektors Karl Max Schneider zu entnehmen ist: „Die ganze Anlage ist auf Kindertümliches eingestellt […]. Die spaßigen Bilder vom Elefanten, den ein Affe erst richtig mit Schminke anstreicht, vom Nilpferd, das eine Meerkatze mit dem Schwanz in der Nase kitzelt, oder dem stolz hinter einer Standarte herziehenden Tierkegelklub zeugen dafür.“149
Zudem bekamen die Tiere Fabel- oder Fantasienamen zugeschrieben. „Känguruhs fungieren als ‚Hoppelhasen‘“, der Fuchs wurde zum „Reineke“ und das Eichhörnchen zum „Klettermaxe“.150 Die Besonderheit des Tiergartens bestand darin, dass hier selbst die Kleinen ausgewählte Jungtiere streicheln und füttern konnten.151 „Der wertvollste Gewinn für das Großstadtkind dürfte es aber sein, daß es in unmittelbare Berührung mit dem Tierleben kommt. Die jungen Tiere werden allem Anschein nach in kürzester Zeit, dank ihrem Spieltriebe, sich mit den Kinderscharen angefreundet haben; denn schon heute zeigten sie keine Spur von Scheu vor dem jubelnden kleinen Gesindel.“152
148 O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck!, in: Hamburger Neueste Nachrichten, Nr. 114, 17.05.1930, o.S., (HA); Vgl.: O.A.: Carl Hagenbecks Tierpark, in: Pinneberger Tageblatt, Nr. 122, 26.05.1930, o.S., (HA). 149 Karl Max Schneider: Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Mitteilungsheft der Deutschen Bühne, Nr. 10, (1932), o.S., ZAL, Ordner 9, S. 38; Ebender: Eine Stunde im Leipziger Tierkindergarten. 150 Karl Max Schneider: Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Geflügel-Börse, Nr. 61, Leipzig 09.08.1932, S. 2f., hier S. 2. 151 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen im Leipziger Zoo, in: Karl Max Schneider (Hg.): Vom Leipziger Zoo. Aus der Entwicklung einer Volksbildungsstätte, Leipzig 1953, S. 194-219, hier S. 218; Karl Max Schneider: Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Geflügel-Börse, S. 3. 152 Popitz: Ein Tierkindergarten im Leipziger Zoo. Junge Menschen und junge Tierkinder in gemeinschaftlichem Spielen, in: Leipziger Volkszeitung, Nr. unbekannt, 17.05.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 22.
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Wirtschaftlich gesehen ließ sich über die Herzen der Kinder zugleich die Eintrittskarte der Begleitperson verdienen. Außerdem versprach sich die Direktion von den „Kleinen“, dass sie ihre positiven Assoziationen und Erfahrungen mit dem Zoo und seinen Tieren bis ins hohe Erwachsenenalter behalten würden. „Wenn sie [die Kinder, N.K.] die Kinderstube eines Tieres aus der nächsten Nähe bewundern und die Tiere gar anfassen dürfen oder etwa das Aufziehen von Bärenjungen mit der Milchflasche mit ansehen können, dann wird es auch möglich werden, die Kinder noch viel enger für den Zoo und seine Insassen153 zu interessieren. […] und sie sind nicht zu unterschätzende Werbefaktoren!“154
Waren sie erst einmal „Freunde des Zoos“ geworden, würden sie ihn sicherlich lebenslang unterstützen und auch ihre Kinder wiederum in den Zoo führen.155 Das neue Ziel der Zooleitung bestand somit darin, Freundschaften zwischen Mensch und Tier zu ermöglichen und die persönliche Beziehung zum Tier zu stärken. Gleichzeitig wurde es zur Kundenbindung eingesetzt und erhielt somit eine ökonomische Nutzfunktion.
3.3 E XKURS : B EDEUTUNG DER Z OOS AM B EISPIEL H AMBURGS
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Die Durchsicht von Zeitungsartikeln und Jubiläumsbänden der Zoos erweckt den Eindruck einer rundum positiv empfundenen Präsenz der zoologischen Gärten. Öffentliche Meinungsäußerungen zur Institution und den darin lebenden Tieren fielen fast ausschließlich positiv aus. Im folgenden Abschnitt soll daher anhand des Sonderfalls Hamburg tiefer in die Materie eingetaucht und die offensichtliche Kritiklosigkeit seitens der Bevölkerung hinterfragt werden. Das ausgewählte Beispiel bietet sich insofern an, da die Konkurrenzsituation zwischen dem Tierpark Hagenbeck und dem Zoologischen Garten am Dammtor in Hamburg für eine öffentliche Diskussion über das Für und Wider der Zoos gesorgt hat, die einen vielseitigen Einblick zum Stellenwert derselben und ihrer Tiere ermöglicht.
153 An dieser sowie an nachfolgenden Zitatstellen wird der Begriff „Insasse“ verwendet. Die Verwendung des Begriffes verweist auf den Diskurs von Michel Foucault über die Gefängnisse, wenngleich er nicht immer negative Intentionen impliziert. 154 R. Lehmensick: Die Bedeutung von Schule und Universität, S. 289. 155 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund.
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3.3.1 Der Sonderfall Hamburg In der Regel waren die zoologischen Gärten zwischen 1844 und 1945 jeweils mindestens 50 Kilometer voneinander entfernt.156 Sie bekamen Zulauf von den Bürgern ihrer Stadt und den Touristen.157 Das „Lob“ für die jeweilige Anlage fiel ebenso auf die Städter zurück. Dadurch bildete sich ein Zugehörigkeitsgefühl zum eigenen Stadtzoo heraus, das dazu beitrug, dass dieser als der „schönste“ wahrgenommen und selbst im Vergleich mit anderen Instituten in den höchsten Tönen gepriesen wurde.158 Auch der Hamburger Zoologische Garten machte diesbezüglich keine Ausnahme. „Einst [1890-1900, N.K.] genoß der Hamburger Zoologische Garten als einer der schönsten und bedeutendsten europäischen Ruf; […] Auch der Hamburger war stolz darauf, dort Gäste zu versammeln und Familienfeste zu geben.“159 Erst mit der Eröffnung der Stellinger Anlage im Jahr 1907 änderte sich dies.160 Obgleich Hagenbecks Tierpark auf preußischem Staatsgebiet lag und der Zoologische Garten am Dammtor auf hamburgischem, betrug die Luftliniendistanz nur ca. fünf Kilometer, wodurch es zu einer Überschneidung der Klientel kam. Die Bevölkerung hatte die Wahl zwischen dem älteren und somit traditionellen Zoo im Zentrum Hamburgs und dem neu gegründeten Tierpark in Stellingen. Letzterer profitierte von seinem weltweiten Ruf und dem patentierten Panorama-Konzept und weckte das Interesse vieler Hamburger, was letztendlich zu einem Besucherrückgang des Zoologischen Gartens führte. Als 156 Ballungen gab es 1901, als der Zoo in Halle (nahe Leipzig) eröffnet wurde und in den 1930er Jahren im Ruhrgebiet mit der Gründung der Zoos in Duisburg (1934) und Bochum (1933). 157 Vgl.: 3.2 Besucher des Zoos. 158 Beim Schönheitsempfinden handelte es sich nicht um eine Tatsache, sondern um einen subjektiven Eindruck des jeweiligen Autors. Vgl.: Theodor Knottnerus-Meyer: Ein Besuch, S. 274. 159 O.A.: Der Hamburger und sein Zoologischer Garten, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 496, 23.10.1929, o.S., (HA). Vgl. auch: „Man hat das Gefühl, es würde einen peinlichen Eindruck machen, wenn Hamburg genötigt wäre, diesen Garten preiszugeben, wo doch die anderen deutschen Städte es verstehen, ihre Zoologischen Gärten zu behalten.“ Thomas Hübbe: Was wird mit dem Zoologischen Garten?, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 30, 18.01.1929, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. 160 Vgl.: O.A.: Umstellung des Hamburger Zoos, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. 3, Januar 1930, StA HH, 135-1; Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766; Richard Wolterstorff: Unser Zoologischer, in: Hamburger Nachrichten, Morgen-Ausgabe, Nr. 37, 136, 23.01.1927, o.S.
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Konsequenz musste die Hamburger Bürgerschaft dem Zoo einen erheblichen Staatszuschuss bewilligen.161 Selbst der Fremdenverkehr bevorzugte scheinbar den „berühmten“ Tierpark,162 weshalb sich das Publikum des zoologischen Gartens abermals reduzierte und vorwiegend auf die Bewohner in Hamburg beschränkte. In den Jahren des Ersten Weltkriegs und während der nachfolgenden Inflation litten beide Unternehmen unter starken wirtschaftlichen Problemen.163 Die geografische Nähe verstärkte den Kampf um die Eintrittsgelder weiter. „Jahrzehnte lang hat die Gesellschaft ‚Zoologischer Garten‘ den Hamburgern ein weithin berühmtes Kleinkind ihrer Stadt beschert gehabt. Krieg, Inflation, Teuerung brachten Zeiten des Niedergangs. Aber während die zoologischen Gärten anderer Städte sich davon erholt haben und aufblühen (vergl. Berlin, Leipzig, u.a.), ist der Hamburger Zoo in Not: er hat es schwerer als alle anderen europäischen Institute gleicher Art: er hat zu kämpfen mit der Konkurrenz eines Hagenbeck und droht zu erliegen.“164
Bereits Ende 1920 erwähnte die Presse die finanzielle Not des Zoologischen Gartens.165 In den folgenden Jahren wurde das Thema immer wieder aufgenom161 „Als aber Hagenbeck seine Pforten 1908 eröffnete, mußte die Bürgerschaft sogleich dem Zoologischen Garten einen erheblichen Staatszuschuß bewilligen, damit er in der Lage war, dem Wettbewerb Hagenbecks standzuhalten […]. Der Zoologische Garten war […] trotz staatlicher Subvention seit 1921 notleidend.“ Paul Lindemann: Stadt der Bürger – Stadt des Volkes, Hamburgs Weg seit der Jahrhundertwende, unveröffentlichtes Manuskript, 1948, S. 88, 201, StA HH, 622-1/130, Familie Lindemann, 31 Paul Lindemann. 162 „Ferner ist zu berücksichtigen, daß der Hamburger Zoo für den Fremdenverkehr leider fast vollständig ausfällt“. Hz.: Um Hamburgs Zoo, S. 5. 163 „Unsere Hoffnungen auf eine bessere Gestaltung der Einnahmen hat sich infolge der gedrückten Wirtschaftslage als trügerisch erwiesen.“ O.A.: Die finanzielle Lage des Zoo, in: Hamburgischer Correspondent, Abend-Ausgabe, Nr. 262, 197, 08.06.1927, S. 3. Vgl.: Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, S. 77. Vgl. auch: 3.10.3 Zoos und Krieg. 164 Richard Wolterstorff: Unser Zoologischer. 165 O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 27.11.1925, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766; O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo. Ein Appell an die Allgemeinheit, in: Hamburgischer Correspondent, 26.11.1925, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766; Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg. Unser Zoologischer Garten, in: Hamburger Nachrichten, Abend-Ausgabe, Erste Beilage, Nr. 10, 136, 07.01.1927, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766.
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men, verstärkt jedoch von Januar bis März 1930,166 kurz vor der definitiven Entscheidung über seine Auflösung.167 Die Diskussion beschränkte sich in diesem Zeitraum nicht nur auf die betroffenen Akteure, wie die Aktiengesellschaft Zoologischer Garten, den Tierpark Hagenbeck und den Senat, sondern ermöglichte auch der Bevölkerung durch Leserbriefe eine Stellungnahme. Beeinflussend äußerte sich ebenfalls der Werbe-Ausschuss,168 ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen Hamburgs, die sich in ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung vereinigten. Dazu gehörten Banken, die Gewerbe- und Handelskammer, der Verkehrsverein, die Patriotische Gesellschaft, Handelsverbände sowie Exporteure und Spediteure, um nur einige zu nennen.169 Der Ausschuss vertrat damit die wirtschaftlichen Interessen Hamburgs. In die Diskussion involviert waren am Rande ebenfalls die Oberschulbehörde, die Universität, einzelne zoologische
166 „In der hamburgischen Oeffentlichkeit tobt seit Wochen der Kampf um die Zukunft des Zoologischen Gartens.“ Carl Hermann Gente: Zoo-Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 55, 24.02.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 167 Thematisiert wurde die Lage sowohl in den konservativen Hamburger Nachrichten, im Hamburger Fremdenblatt, in der Deutschen Volksparteizeitung Hamburgischer Correspondent, im auflagenstarken Hamburger Anzeiger und im sozialdemokratischen Blatt Hamburger Echo. 168 Es handelt sich um ein „Werbegremium, in dem Firmen, Verbände, Vereinigungen und Kommissionen zu gemeinsamer Arbeit“ zusammenkommen. Vgl.: O.A.: Hagenbeck packt aus. Also doch Rivalitäten!, in: Altonaer Nachrichten, Nr. unbekannt, 30.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 169 Dem Briefkopf des Werbe-Ausschusses waren folgende Mitglieder zu entnehmen: Arbeiterrat Gross-Hamburg, Aufklärungs-Ausschuss der Handelskammer, Detaillistenkammer, Gewerbekammer, Gelateino, Handelskammer, Industrie-Kommission der Handelskammer, Kaiverwaltung Konsumentenkammer, Ostasiatischer Verein, Patriotische Gesellschaft, Verband der Agenten- und Maklervereine der Hamburger Börse, Verband Hamburgischer Verkehrsvereine, Verband des Deutschen Groß- und Überseehandels, Verband des Hamburger Einfuhrhandels, Verein der Lagerhalter von Hamburg und Nachbarorten, Verein der MG der Wertpapierbörse, Verein Hamburger Assecuradeure, Verein Hamburger Exporteure, Verein Hamburger Export und Platzvertreter Verein für die Interessen der Fondsbörse, Verein Hamburger Reeder, Verein Hamburger Spediteure, Vereinigung Hamburger Banken und Bankiers, Wirtschaftsgruppe. Vgl.: Abschrift von G. Kurt Johannsen an den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg. Betreff: Kongress- und Ausstellungshallen, 15.07.1929, S. 1-5, hier S. 1, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766.
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Gärten, der Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine und der Verein der Vogelliebhaber. 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos Die Zustandsbeschreibungen des Zoologischen Gartens in Hamburg klangen beim Hamburger Fremdenblatt von 1925 noch vielversprechend: „Was die Anlage des Gartens, die in hervorragendem Zustand sich befindet, betrifft, so hat keine andere Stadt einen derartigen schönen Park mit einem Blick wie den über Hafen, Blumenbeete und den Mittelteich auf die alte Eulenburg aufzuweisen.“170 Auffällig ist, dass sich die Begründung für die Schönheit des Gartens lediglich auf die Gartenanlage bezog. Von den Tieren war hier nicht die Rede! Diese rückten zwei Jahre später ins öffentliche Interesse, als sich der Wandsbeker Gymnasiallehrer Richard Wolterstorff positiv äußerte: „Die Zeiten, in denen die Zeichen des Verfalls sich dem Besucher peinlich aufdrängten, sind überwunden; die Tierhäuser sind zum Teil im Innern überholt, im Exoten-Vogelhaus sind die Insassen zum Teil neu gruppiert, Strauße und Marabus u. a. füllen wieder die Gelasse des Straußenhauses […].“171 Es verwundert daher sehr, dass nur 16 Tage zuvor ein Leser in den Hamburger Nachrichten eine konträre Meinung äußerte. „Ich bin noch kürzlich mit meinen Kindern im Zoologischen Garten gewesen und muß doch sagen, daß ich ihn entsetzt verlassen habe mit dem Eindruck, daß er ein dem gänzlichen Verfall entgegengehendes und in seiner jetzigen Form nicht mehr daseinsberechtigtes Unternehmen darstellt. Bei vielen Tierkäfigen hat man den Eindruck, daß die Insassen sich nur kräftig zu rühren brauchten, um durch die verrosteten Gitter durchzubrechen. Ferner hat es auf mich einen niederdrückenden Eindruck gemacht, um nur ein Bild, das mir in Erinnerung haftet, zu geben, in welchen unwürdigen, Zigarrenkisten ähnlichen Käfigen eine Menge verschiedener Füchse und ähnliche kleine Raubtiere gehalten werden.“172
Natürlich lässt sich die Motivation und Richtigkeit keiner der beiden Aussagen im Nachhinein überprüfen.173 Der anonyme Leser könnte ein Sympathisant der 170 O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, 27.11.1925. 171 Richard Wolterstorff: Unser Zoologischer. 172 Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg. 173 Die baulichen Mängel des Zoologischen Gartens wurden erneut 1930 diskutiert, obwohl Architekt Strebel diese im Jahre 1929 in Hamburg für keine Besonderheit hielt. Die Vorwürfe Liebermanns hinsichtlich des beanstandeten Zustandes der „Kä-
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Hagenbecks oder der Gymnasiallehrer ein Freund des Zoologischen Gartens am Dammtor sein. Interessant ist jedoch, dass bei der Argumentation die Tierhaltung im Vordergrund stand und der zoologische Garten, verglichen mit den modernen Freigehegen des Konkurrenten, überholt wirkte und daher Kritik erfuhr. Ein veralteter Zoo wirkte sich schlecht auf das Image und den Ruf der Stadt aus. Deshalb wandte sich der Werbe-Ausschuss, dem ein Interesse an der Schließung des Zoos nicht abzusprechen war, an Carl Albrecht, Aufsichtsratvorsitzender der Zoologischen Garten A.-G. sowie Mitglied im Zentralausschuss der Bürgervereine: „Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass der gegenwärtige Zustand der Gebäude und Gartenanlagen des Zoologischen Gartens einer Weltstadt von der Bedeutung und dem Ansehen Hamburgs unwürdig ist. Die baufälligen Käfige können keinem Hamburger Freude machen; sie sollten so schnell wie möglich abgerissen werden.“174
Der Vorsitzende des Ausschusses, Roderich Schlubach, äußerte sich ebenfalls gegen den Erhalt des Zoologischen Gartens, da er während eines Naturforscherund Ärztekongresses „eine Fülle von abfälligen Urteilen, die durch alle Welt [über den Zoologischen Garten, N.K.] verbreitet wurden, über sich [hatte] ergehen lassen“175 müssen. Die Anmerkung zur Baufälligkeit wurde jedoch von Regierungsrat G. Kurt Johannsen, mit Zustimmung der übrigen Mitglieder des Vorstandes und Verwaltungsrates, zensiert und durfte somit von der Pressestelle nicht gedruckt werden.176 Dies weist darauf hin, dass negative Äußerungen zum Zoo in der Öffentlichkeit nicht erwünscht waren.177 Schlubach bemängelte weiter, dass ein Zoo im Zentrum der Stadt problematisch sei, da die Hamburger Befige, Baulichkeiten, Wege und Grasplätze“ schienen laut Zentralausschuss der Bürgervereine 1930 als behoben. Vgl.: Carl Otto Josef Erwin Strebel: Lebenslauf von Architekt Strebel, 28.04.1978, StA HH, Nachlass Erich von Lehe, 622-1/381, Teil 1, Nr. 2, (2); O.A.: Zoo und Hagenbeck. Die Stellung des Zentralausschusses der Bürgervereine, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 31, 31.01.1930, o.S. 174 Brief vom Geschäftsführer des Werbe-Ausschusses G. Kurt Johannsen an Carl Albrecht, Hamburg, 01.02.1930, S. 1-7, hier S. 1, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 175 Ebenda, S. 1. 176 Ebenda, S. 1. 177 Hier wird somit einer von mehreren Gründen aufgezeigt, warum in der Regel die positiven, d.h. zoofreundlichen Äußerungen in den Veröffentlichungen dominierten. Dabei spielte das Image der Zoos und damit ebenfalls das der jeweiligen Stadt eine nicht zu unterschätzende Rolle.
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völkerung „in ihrer freien Zeit, ganz besonders an Sonn- und Festtagen, an die frische Luft“ und nicht in Gärten will, die „mehr oder minder“ vom „Häusermeer der Binnenstadt“ eingeengt sind.178 Hinzu komme, dass deren Wohnzentren vermehrt am Rande der Stadt lägen und die Hamburger in ihrer Freizeit somit in die Stadt zurück fahren müssten. Plätze, „wo sie sich frei ergehen können und das Grüne in weitem Umfange vor sich sehen“179, würden sie bevorzugen. Schlubachs Ausführungen waren allerdings nicht ganz korrekt, denn die Zoogegend schloss neben der kaum bewohnten Innenstadt an das gutbürgerliche Wohngebiet „Rotherbaum“ an.180 Es gab allerdings auch gegenteilige Ansichten. Die zentrale Position des Zoologischen Gartens ermöglichte es den Schulkindern immerhin, ihren Frontalunterricht ohne einen zeitaufwendigen und kostspieligen Anfahrtsweg181 im Zoo abhalten zu können. Auch Zoodirektor Knottnerus-Meyer bewertete dies als vorteilhaft: „Die Lage des Hamburger Zoologischen Gartens, nahe dem Dammtorbahnhofe und auch vom zukünftigen Zentralbahnhofe nicht weit entfernt, ist noch durch gute Straßenbahnverbindung mit dem Zentrum der Stadt sehr begünstigt.“182 Die Anreise zum Hagenbeck Tierpark gestaltete sich für viele Hamburger hingegen lang und aufwendig. Als positiv empfand Schlubach das Vorhandensein einer Grünfläche „inmitten der Stadt“, die der Erholung der „minderbemittelten Klassen“ diente.183 Die „Lunge der Binnenstadt, die jetzt vorwiegend durch den Botanischen Garten und z. T. auch durch den Zoologischen Garten gebildet“184 wurde, sollte daher erhalten bleiben. Allerdings ist darauf hinzu178 Roderich Schlubach: Was wird aus dem Zoologischen Garten? Eine erste Frage im Rahmen der grosshamburgischen Zukunft, Artikel, geschickt an Staatsrat Zinn und Herrn Johannsen von der Staatlichen Pressestelle, 24.01.1930, S. 1-7, hier S. 1, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle, I-IV, II, Sig. 7766. 179 Ebenda, S. 1. 180 Hamburg, in: Der Große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Bd. 8, 15. völlig neubearbeitete Aufl., Leipzig 1931, S. 88-93, hier S. 88. 181 Vgl.: 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft. 182 Theodor Knottnerus-Meyer: Ein Besuch, S. 274. Dies empfanden auch einige Hamburger so. Vgl.: O.A.: Was wird aus dem Zoo. Stimmen der Oeffentlichkeit, in: Hamburger Fremdenblatt, 1. Beilage zur Abend-Ausgabe, Nr. 36, 102, 05.02.1930, S. 5. 183 O.A.: Die Zukunft unseres Zoologischen Gartens, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 34, 21.01.1930, o.S. Ähnlicher Text auch in: O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoologischen Gartens, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 33, 22.01.1930, o.S. 184 Roderich Schlubach: Was wird aus dem Zoologischen Garten?. Vgl. auch: „Es sei nicht zu verkennen, daß bei der schwierigen Wirtschaftslage, in minderbemittelten
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weisen, dass die ersehnte „Natur“ sowohl im Zoologischen Garten als auch bei Hagenbeck eine künstliche, vom Menschen konstruierte war. Zuspruch erhielt der Garten von zoologischer Seite. Anlässlich der Kündigung des Zoologen und Leiters des Hamburger Zoos, Julius Vosseler (18611933), zum Jahresende 1926185 drückten einige Direktorenkollegen ihr Unverständnis aus. „Der Hamburger Garten ist doch nur durch Ihre [Vosselers, N.K.] Tatkraft erhalten und erneuert, ohne Sie ist er garnicht denkbar“186, äußerte sich der Direktor aus Wien187 und Heck schrieb: „Das ist doch der Anfang vom Ende des Hamburger Gartens, und es bestätigt mir die dumpfe Ahnung, die ich schon lange habe, […] daß man an mehr oder weniger maßgebenden Stellen in Hamburg dieses Ende will und mit bewußten oder unbewußten Mittelspersonen darauf hinarbeitet. Solche Eintrittspolitik, […] das ist einfach langsamer Mord bezw. Selbstmord.“188
Sie erkannten bereits 1927 das Ende des Hamburger Zoologischen Gartens. Unterschiede der Unternehmen machten sich nicht nur bei der Lage, sondern ebenso bei der Verweildauer der ausgestellten Lebewesen bemerkbar. „Aber wenn Hagenbeck ein besonders schönes Exemplar erwischt hat, so kann und wird er es in der Regel nur so lange behalten und ausstellen, bis er einen geeigneten Käufer findet. […] Ein Zoologischer Garten aber wird bedacht sein, gerade die schönsten Tiere möglichst lange zu behalten. Daß ein Park, wie der Hagenbecksche, nicht nur viel Reizvolles, Klassen, es ein Bedürfnis sei, inmitten der Stadt einen Park zu behalten, in dem auch die Tierwelt zur Anschauung gelangt.“ O.A.: Die Zukunft unseres Zoologischen Gartens. 185 1909 trat Vosseler die Nachfolge Heinrich Bohlaus im Hamburger Zoo an. Nach seiner Kündigung übernahmen C. Wohlers und Hans Bungartz die Leitung des Hamburger Zoologischen Garten. Vgl.: Hans Bungartz: Zum 65jährigen Jubiläum 16. Mai 1863 – 16. Mai 1928, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 5, JubiläumsAusgabe, (1928), S. 2-9, hier S. 9. 186 Mitteilungen auswärtiger Kollegen vom Dezember-Januar 1926-27, StA HH, 6211/160, Zoologischer Garten, Sig. 6. 187 Der Verfasser bleibt ungenannt. Auf Grund von Hinweisen aus der Quelle lässt sich beim Autor dieses Zitats auf den damaligen Wiener Tiergartendirektor Otto Antonius (1885-1945) schließen. Von 1925 bis 1934 und dann wieder ab 1937 war ihm die Leitung übertragen worden. 188 Brief von Zoodirektor Lutz Heck an Julius Vosseler, 27.12.1926, StA HH, 6211/160, Zoologischer Garten, Sig. 6.
104 | G EFÜHLSWELTEN IM ZOO sondern auch viel Lehrreiches bietet, ist natürlich nicht zu bestreiten. Aber die wissenschaftliche Systematik eines Zoologischen Instituts kann unmöglich hier das oberste Prinzip sein […].“189
Während bei Hagenbeck immer wieder neue Tiere ausgestellt werden konnten und er damit mehr Abwechslung bot, blieb die Auswahl beim Zoologischen Garten eher gleich. Zudem zeigte der Tierpark seine Tiere in Gruppen, während der Zoologische Garten eine systematische Ausstellung aufwies,190 die auf den Besucher uninteressanter wirkte.191 Differenzen zeigten sich besonders bei der unterschiedlichen Führung der beiden Unternehmen. Als Julius Vosseler 1908 die Leitung übernahm, achtete er auf eine wissenschaftliche Schwerpunktsetzung des Gartens. Im Gegensatz zu den Hagenbecks vernachlässigte er kaufmännische Aspekte.192 Gemäß der Maxime, „er sei Direktor eines Tiergartens und nicht eines Biergartens“193, leitete Vosseler seinen Zoo und sprach somit vorwiegend Forscher und Wissbegierige an.194 1920 wurden an der Universität Hamburg Systematik, Tiergeografie, vergleichende Anatomie, Gewebelehre, Entwicklungsgeschichte, Biologie, Physiologie und Psychologie gelehrt. Daher erhoffte sich der Zoologische Garten mit den Studenten und Professoren dieser Disziplinen eine direkte und rege Zusammenarbeit.195 Mit dem Zoologischen Museum, dem Institut für Schiffs- und Tro-
189 Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg. 190 Jan-Erik Steinkrüger wies bereits in seiner Dissertation darauf hin, dass der Hamburger Zoo bis in die 1880er Jahre der artenreichste in Deutschland war und trotz des ihn schließlich an Vielzahl überholenden Berliner Gartens weiterhin artenreich blieb. Bis zu seiner Auflösung wies er noch 800 verschiedene Arten auf. Vgl.: JanErik Steinkrüger: Themenwelten, S. 200. 191 Vgl.: 4.4 Die Sinneswahrnehmungen. 192 Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg. 193 Arthur Obst: Brief an Präsident Prof. Dr. Pfeiffer von der Gesundheitsbehörde Hamburg, 03.10.1925, StA HH, Zoologischer Garten, 621-1/160, Sig. 6. 194 Selbst in der Zoo-Zeitung wurde der Besucher zum Lernen aufgefordert: „Du sollst nicht bei Betrachtung eines Dir nicht geläufigen Tieres blind darauf los raten, sondern sollst das unmittelbar vor Deinen Augen am Käfig angebrachte Namenschild lesen […].“ Hans Bungartz: Zoo und Publikum, S. 13. 195 „Alle diese Disziplinen sind auf das lebende Tier und auf die Vergleichung verschiedener Arten angewiesen. […] Diese Fächer sollen also gelehrt und die Institute gefördert werden, das dazu nötige, reichlich zur Verfügung stehende, auf anderem Wege kaum beschaffbare kostbare Material aber sollte man vernichten wollen!?“
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penkrankheiten, der Veterinärbehörde, dem Anatomischen Institut und der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg stand er bereits „in enger Fühlung“196. Auch mit dem Institut für Umweltforschung, der Biologischen Anstalt auf Helgoland197 und dem Verein für Vogelschutz und Vogelliebhaberei bestand eine Kooperation.198 Gerade Letzterer half nicht nur mit „Sammlermaterial“ aus, sondern stellte dem Zoo auch erfahrene Pfleger zur Verfügung.199 Selbst die Umgestaltung des Aquariums im Jahr 1926 verdeutlichte die Ausrichtung des Gartens.200 „Um dem Beobachter des Aquariums die Anlage eines biologischen Versuches vorzuführen, wurde eines der großen Becken nur mit schwarzen und weißen Kacheln ausgelegt. Während die schwarze Seite des Behälters abgedeckt wird, strahlt in die weiße Hälfte helles Licht herein. Der aufmerksame Beobachter wird finden, daß sich einzelne Fischarten nur im hellen Teile aufzuhalten pflegen, andere nur im dunkeln.“201
An Tiervorführungen gab es im Zoologischen Garten „Reitturniere, Dressurprüfungen, Hunderennen und dergl.“202 Ebenso wie andere Institutionen widmete sich der Zoologische Garten der Zucht, in diesem Fall der von Großtieren wie Nilpferden und Löwen sowie beliebter Hunderassen.203 Zudem wurden Naturforscherkongresse auf seinem Gelände abgehalten.204 Allerdings fanden ebenso O.A.: Das Schicksal des Zoologischen Gartens, 22.07.1920, S. 1-8, hier S. 3f., StA HH, Zoologischer Garten, 621-1/160, Sig. 6. 196 O.A.: Aus dem Zoologischen Garten, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 142, 22.05.1928, o.S. 197 Friedrich Brock: Zur Wiedereröffnung des Aquariums im Hamburger Zoo, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 01.04.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. 198 Richard Wolterstorff: Unser Zoologischer. 199 Vgl.: Ebenda. 200 Friedrich Brock: Zur Wiedereröffnung. 201 Ebenda. 202 Veranstaltungen im Jahr 1928 auf dem Zoogelände: eine Filmaufnahme, eine Hühner-Ausstellung, Hundeschau, Perzinas Papageien und Affen-Kabarett in der Tribüne, Hunde-Ausstellung, Kolonialwaren-Ausstellung, Dressurvorführungen, Bälle, Modeschauen. Vgl.: O.A.: Veranstaltungen im Zoologischen Garten, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 1, (1928), S. 37; O.A.: Veranstaltungen im Zoologischen Garten, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 7, 1, (1928), S. 36. 203 O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, 27.11.1925. Vgl.: 3.9 Zucht. 204 Vgl.: O.A.: Veranstaltungen, Nr. 1, S. 37; Paul Wetzel: Geschichte des WilhelmGymnasiums, S. 18.
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Tanzveranstaltungen und Konzerte sowie in den Ausstellungshallen, die auf dem Zoogelände lagen, allerlei Kongresse und Messen statt, die eine thematische Verbindung zu Tieren vermissen ließen.205 Die Anregung zur Tierbeobachtung und Wissensvermittlung begann bereits bei den Schulkindern. Obwohl sie Papier liegen ließen, laut waren und die Tiere neckten,206 war die Zooleitung stets bemüht, ihnen die Lebewesen nahezubringen.207 Das Gros der Besucher interessierte die wissenschaftliche Ausrichtung jedoch wenig, wie auch dem Hamburger Anzeiger zu entnehmen war: „Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Hamburger nicht so wie in anderen Städten, um ihre Attraktionen kämpfen müssen. Andere Städte haben vielleicht nur den Zoo, Hamburg hat den Hafen und Hagenbeck. Ein wissenschaftlicher Zoo ist da recht uninteressant für die Bewohner.“208 In den Hamburger Nachrichten wurde sogar behauptet, der Hamburger besäße keine Gefühlsverbindung zum Zoo. „Notwendig ist in erster Linie, daß der Hamburger selbst wieder Interesse und Liebe für seinen Zoologischen Garten faßt und der schönen Schöpfung der Vorfahren wieder sein Herz zuwendet.“209 Am deutlichsten kam der Unterschied beider Institutionen bei der Werbung und Informationsweitergabe zum Tragen. Während sich ein Zeitzeuge über die marginalen Auskünfte des Zoologischen Gartens beschwerte,210 wurden die Leser der Hamburger Tageszeitungen geradezu mit Mitteilungen über Hagenbeck
205 Dazu gehörten u.a. die Bürstenwaren-Ausstellung, Textil-Muster-Messe, Kolonialwaren-Ausstellung und die Hauswirtschaftliche Ausstellung. Vgl.: O.A.: Veranstaltungen, Nr. 7, S. 36. 206 Vgl.: 4.2.4 Lust am Necken. 207 O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, 27.11.1925. 208 Sta: Die Lage des Hamburger Zoo, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 6, 08.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766. Vgl. auch: „Die Annahme, daß es der Gesellschaft gelingen werde, auf dieser Grundlage den Betrieb des Zoologischen Gartens wirtschaftlich und finanziell befriedigend durchzuführen, hat sich nicht verwirklicht. […] Offenbar wird der Besuch des Tierparks von Carl Hagenbeck in Stellingen weitgehend vorgezogen.“ Mitteilungen des Senats an die Bürgerschaft, Referent: Senator Matthaei, Drucksache für die Senatssitzung Nr. 126, verteilt am 06.03.1930, S. 1-3, hier S. 1, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765; Friedrich Brock: Zur Wiedereröffnung des Aquariums; O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, 27.11.1925. Vgl. auch: 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten. 209 O.A.: Der Hamburger und sein Zoologischer Garten. 210 Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg.
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überschwemmt.211 Bei den Medienberichten des Zoos fehlten Illustrationen. Sie hinterließen keinen „nachhaltigeren Eindruck“212 und waren zu sachlich gehalten. Im Gegensatz zu den populärwissenschaftlichen Anzeigen des Tierparks und den Zeitungsartikeln, die mit Eigenlob213 angereichert waren,214 konnten ähnliche Werbeartikel über den Zoologischen Garten nicht recherchiert werden. In vielen Bereichen ließ sich erkennen, dass dem Zoodirektor „Wissenschaft und Volksbelehrung“215 über Wirtschaftlichkeit und kaufmännische Gesichtspunkte gingen. In einer Zeit, in der Effizienz und Produktivität oberste Priorität genossen, stellte dies ein Problem dar.216 Die Verwaltung des Hamburger Zoos wurde angehalten, „sich mehr als bisher von kaufmännischen Gesichtspunkten 211 Vgl.: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 212 Arthur Obst: Brief an Präsident Pfeiffer. 213 Seit der Anstellung des wissenschaftlichen Mitarbeiters und Zoologen Alexander Sokolowsky im Jahre 1906 ist davon auszugehen, dass einige der veröffentlichten Artikel über Hagenbeck ohne explizit genannten Autor von ihm bzw. später dann von seinen Nachfolgern stammten. Vgl.: Jan-Erik Steinkrüger: Themenwelten, S. 199. 214 Das Hagenbeck’sche „Tierpanorama“, die weltweiten Kontakte der Tierhandelsfirma und seine progressive Werbestrategie betonten immer wieder die Besonderheiten des Tierparks. „Alle Fremden besuchen Hagenbeck. In allen Ländern, im kleinsten Ueberseestädtchen kennt der gebildete Mensch Hagenbeck, dessen SpitzenSchauleistungen, dessen pflegliche Behandlung der Tiere, dessen mustergültige Neueinrichtungen Weltruf schufen. In aller Welt baut Hagenbeck mit beispiellosem Erfolg nach seinen Plänen neue Tiergärten.“ O.A.: Hagenbeck packt aus, in: Altonaer Nachrichten, Nr. unbekannt, 30.01.1930, o.S., (HA); „Eine Persönlichkeit von nicht minder ausgeprägter Genialität und mit gleich großem Unternehmungsgeist wie Ballin war auch Carl Hagenbeck. Auch der Sinn dieses großen Mannes war über die Ozeane in die weite Welt gerichtet. […] Als großer Tierfreund lag es ihm am Herzen, seinen gefangenen Tieren, die aus allen Gegenden der Welt eintrafen, eine einigermaßen ihrer Natur entsprechende Unterkunft zu bieten. […] Hamburg kann stolz sein, im Hagenbeck Tierpark eine Kulturschöpfung zu besitzen, die Weltbedeutung hat und deren Erhaltung und Ausbau uns allen, die wir Sinn und Liebe für Tiere haben, am Herzen liegen muß.“ Alexander Sokolowsky: 25 Jahre Hagenbecks Tierpark. Vom Kleinhandel zum Großtierpark – Ein Dokument hanseatischer Schaffenskraft, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 195, 27.04.1932, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. 215 Friedrich Brock: Zur Wiedereröffnung des Aquariums im Hamburger Zoo. Vgl.: O.A.: Das Schicksal des Zoologischen Gartens, S. 3, 4, 7. 216 Vgl. Thomas Rohkrämer: Eine andere Moderne?, S. 221.
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leiten zu lassen“217. Dies geschah allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Mit der „ungünstigen Witterung“ oder in den Jahren 1927/28 mit den „Untergrundbahnbauten“ versuchte die Zoologische Garten A.-G. die geringen Einnahmen zu erklären.218 Auch der strenge Winter im Jahr 1929 und die damit verbundenen hohen Heizkosten für die Tierunterkünfte, die die Finanzen des Zoologischen Gartens zusätzlich belasteten, reihten sich in diese Begründung ein.219 Äußerungen der Hagenbecks zur Akklimatisierung der Zootierhaltung und der damit einhergehenden Einsparung von Heizungskosten trugen sicherlich nicht zu dazu bei, dass dem Zoo seitens der Finanziers und Zoounterstützer für derlei Ausgaben mehr Verständnis und Wohlwollen entgegengebracht wurde. Im Januar 1930 forderte der Werbe-Ausschuss den Staat direkt auf, den Zoologischen Garten schließen zu lassen. „Nach Ansicht des Werbe-Ausschusses Hamburg sollte der hamburgische Staat einen energischen Schritt vorwärts tun und gleichzeitig mit der Schaffung von Kongress- und Verkehrshallen […] den hamburgischen Zoologischen Garten, der sich nur deshalb noch halten kann, weil er an dem wirtschaftlichen Ertrag der Ausstellungshallen am Zoo partizipiert, ohne Rücksicht auf die mit ihm verbundene Tradition schliessen lassen.“220
Dem Staat schien diese Meinung grundsätzlich entgegenzukommen, denn auch er hatte bereits Ideen zur anderweitigen Nutzung des Zoogeländes in Aussicht.221 3.3.3 Die öffentliche Debatte Es gab allerdings auch Bevölkerungskreise, die an der Rettung des Zoos interessiert waren und sich Gedanken über seinen Erhalt machten. Dazu gehörte vor al217 O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, 27.11.1925. 218 Referent Senator Cohn, Drucksache für die Senatssitzung, Nr.476, verteilt am 8.11.1928, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sign. 7765. Vgl.: Hz.: Um Hamburgs Zoo, S. 5. 219 Roderich Schlubach: Was wird aus dem Zoologischen Garten?. 220 Abschrift von G. Kurt Johannsen an den Senat, S. 5. 221 „Das Gebiet der angrenzenden alten Friedhöfe wird vom Staat für andere Zwecke gebraucht und selbst die jetzige Fläche des Zoo wird künftig einmal noch beschnitten, wenn einmal die Verbindungsbahn zwischen Dammtorbahnhof und Sternschanze begradigt wird.“ WS.: Umstellung im Hamburger Zoo. Der Garten bleibt, die Tiere wechseln – Ein Heim für Vögel aller Welt, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 10, 07.01.1930, o.S. Vgl.: Ebender: Vor dem Ende des Hamburger Zoo, in: DAZ, Nr. 7/8, 07.01.1930, o.S.
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lem der Zentralausschuss der Bürgervereine. Er wünschte Grünanlagen in der Stadt sowie eine wissenschaftliche Einrichtung für die Schulen,222 weshalb er die Finanzpolitik des Senats beklagte: „Wenn man sechs Millionen für das Stadttheater habe, so sollte der Staat auch einiges für den Zoologischen Garten übrig haben, für den mehr getan werden müsste.“223 Hinter „der Bewegung für den Stellinger Park“ stehe der „Wunsch einer gewissen Seite, das Gelände des Zoologischen Gartens schon vor Ablauf der Pachtzeit (1941) freizubekommen“224. Der Hamburger Staat versicherte zwar, dass er dem Zoologischen Garten die Zeit bis zum Ablauf der Pachtzeit auf jeden Fall gewähren werde – was letztendlich jedoch nicht geschah, da er 1931 geschlossen wurde. Die Aussicht, in ein Projekt zu investieren, das früher oder später dem Abriss anheimfallen sollte, musste sich hemmend auf die Hilfs- und Einsatzbereitschaft von Unternehmen und Einzelpersonen ausgewirkt haben. Um den Zoologischen Garten am Dammtor zu erhalten, schlug die Hamburger Bevölkerung vor, ihn und Hagenbeck zu vereinigen und eine „Kombination ,Hagenbeck-Zoo‘“225 zu ermöglichen. Da der Tierpark in Stellingen als vorbildliche Institution für die Unterbringung und kaufmännische Leitung der Tiergärten bekannt war, schien er für diese Aufgabe geeignet zu sein. Doch die Unternehmen zogen eine solche Lösung nicht ernsthaft in Betracht.226 Neue Vorschläge wurden diskutiert.227 Julius Brauns schlug 222 H.: Die für den Zoo sind, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 26, 31.01.1930, o.S. 223 O.A.: Der Zentralausschuß für die Erhaltung des Zoologischen Gartens. Eine Entschließung des Zentralausschusses Hamburgischer Bürgervereine. Aussprache, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 57, 31.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766. Der Zoologische Garten erhielt jedoch seit 1922 keinerlei städtische oder staatliche Zuwendung, musste sich somit aus den Betriebseinnahmen finanzieren. Nur das Grundstück gehörte dem Staat und wurde unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Vgl.: M.B.: Unsere Gartenpost, S. 33. 224 O.A.: Der Zentralausschuß für die Erhaltung des Zoologischen Gartens. Vgl.: 3.3.4 Das Ende. 225 Thomas Hübbe: Was wird mit dem Zoologischen Garten?; Sta: Die Lage des Hamburger Zoo. 226 Sta: Die Lage des Hamburger Zoo. Vgl. auch: Ebender: Noch keine Klärung der Zoo-Frage, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 8, 10.01.1930, o.S. 227 Einige davon waren abwegig, wie beispielsweise die Idee von Karl Paul Kuntze, der statt des Zoos ein Strand- bzw. Freibad an der Alster propagierte. Nur die Vögel sollten seines Erachtens erhalten bleiben. Vgl.: K. P.: Was wird aus unserem Zoo?, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 44, 102, 13.02.1930, S. 7; Karl Paul Kuntze: Ein Strandbad am Stephansplatz, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 73, 13.02.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766.
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in einem Leserbrief vor, die Eintrittspreise zu senken und umfangreicher zu werben: „Der Garten müßte, wie in der Vorkriegszeit, als wir alle besser gestellt waren, an Sonntagen abwechselnd für 50 und 30 Pfennig – Kinder die Hälfte – geöffnet sein. Die Masse wird es nicht bringen! Jetzt, wo unser ganzes Volk verarmt und der Verdienst geringer ist, kommt ein Besuch des Gartens mit 1 Mark Eintrittsgeld für das Gros der Bevölkerung gar nicht in Erwägung, und selbst 50 Pfennig für gewisse Sonntage im Jahre – die übrigens den meisten nicht bekannt sind – ist für Familien mit Kindern noch zu hoch. […] Da der Eintrittspreis in den Annoncen und Reklamen nicht erwähnt wird, so kann man zuweilen an Sonntagen Familien mit Kindern beobachten, die vor dem Portal wieder kehrtmachen.“228
Der Werbe-Ausschuss hingegen setzte sich für die Umgestaltung des Zoos in einen Volks- und Vogelpark ein,229 was der Hamburgische Correspondent wie folgt kritisierte: „[G]egenüber einer so offenkundigen Verkennung dessen, was der eigentliche Zweck und der echte Sinn eines modernen Tiergartens ist, bedarf es doch einiger energischer Worte. Eine Abstoßung des eigenen Tierbestandes und Vermietung der Gehege an Schausteller oder als Abstellquartiere an Händler drückt den Zoologischen Garten auf das Niveau der Menagerie und des Wanderzirkus herab. Es kommt doch nicht nur auf die Befriedigung der sensationslüsternen, zwar sehgierig, dabei aber doch sinnlos vor den Gehegen hin und her laufenden Masse an; sondern der Hauptzweck eines modernen Tiergartens ist doch wohl der, belehrend zu wirken, wenn er auch notgedrungen, im Kampf um seine Existenz, auf die nur schaulustige Besuchermenge mitangewiesen ist.“230
Selbst der Münchner Zoodirektor Heinz Heck (1894-1982), der dieser Idee nicht abgeneigt war, blieb skeptisch: „[U]mgeben von dem täglichen Lärm und der Hast des Lebens, wird das Vogelparadies bald keine Existenzberechtigung mehr haben, zumal auch die Städteplanung in nicht allzu ferner Zukunft das Gelände
228 Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg. 229 „Der Bevölkerung der Binnenstadt wird am besten gedient sein, wenn der Zoologische Garten in einen Volks- und Vogelpark umgestaltet wird“. O.A.: Zoo und Hagenbeck. Antwort des Werbeausschusses Hamburg an Dr. Carl Albrecht, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 34, 03.02.1930, S. 2. 230 O.A.: „Tierschau am laufenden Bande“, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 55, 02.02.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765.
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benötigen wird.“231 Zudem hätte die Umgestaltung neue Kosten bedeutet.232 Während dieser Diskussionen verwies Haller, der Anwalt der HagenbeckBrüder, vor dem Werbe-Ausschuss auf die Vorzüge des Stellinger Unternehmens: „Der Hamburger besucht den Zoo nicht, d.h. er verneint ihn als für Hamburg notwendige Einrichtung. Er besucht Hagenbeck. Alle Fremden besuchen Hagenbeck. In allen Ländern, im kleinsten Ueberseestädtchen kennt der gebildete Mensch Hagenbeck, dessen SpitzenSchauleistungen, dessen pflegliche Behandlung der Tiere, dessen mustergültige Neueinrichtungen Weltruf schufen. In aller Welt baut Hagenbeck mit beispiellosem Erfolg nach seinen Plänen neue Tiergärten.“233
Wenngleich die Einwohner sich an Lösungsvorschlägen beteiligten, merkten sie bereits recht bald, dass die Stadt zu wenig Interesse an der Rettung des Zoos zeigte. Hinzu kam, dass die Hagenbecks als kompetente Kaufleute und Schausteller wahrgenommen wurden, die ein hohes Ansehen, sogar über das Deutsche Reich hinaus, besaßen. Sie verstanden es, die Ideen, Vorstellungen und Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und diese mit dem Tierpark-Konzept zu vereinen.234 Mit seiner wissenschaftlichen Ausrichtung entsprach der Zoologische Garten hingegen nicht dem Zeitgeist. Die Unternehmen waren so unterschiedlich, dass eine Vereinigung beiderseits auf Desinteresse stieß und somit auch gar nicht funktionieren konnte. Dennoch hatten einige Hamburger mit ihren Lösungsvorschlägen signalisiert, dass sie das Thema interessierte und ihnen die Zukunft des Zoos und der Tiere etwas bedeutete. 3.3.4 Das Ende Am 25. Februar 1930 wurde auf der Generalversammlung der Aktiengesellschaft, bei der auch Vertreter des Senats und der Bürgerschaft der Freien Hansestadt Hamburg anwesend waren,235 die Schließung des Zoologischen Gartens
231 Heinz Heck: Warum Hagenbeck? Zoo. – Vogelparadies. – Konzertgarten, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 56a, 25.02.1930, o.S. 232 O.A.: Das Zoo-Geschäft der „Produktion“ mit dem Staat, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 122, 19.03.1930, o.S. 233 O.A.: Hagenbeck packt aus. Also doch Rivalitäten!. 234 Vgl.: 3.4.4 Die Lebensreform. 235 O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Hamburg, in: DZG, Bd. 2, Nr. 7/9, (1930), S. 256ff., hier S. 257.
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und seine Umwandlung in einen „Volks- und Vogelpark“ beschlossen.236 Statt der Zoologischer Garten A.-G. und des von ihr gewählten Direktors war ein Staatskommissar für die Leitung des neuen Parks zuständig. Seine Aufgabe bestand darin, sich einen umfassenden Einblick in die Geschäftsführung der Gesellschaft zu verschaffen, bei allen Sitzungen des Aufsichtsrates mit beratender Stimme teilzunehmen und „beim Vorstand und Aufsichtsrat Anträge zu stellen, sowie gegen Entschliessungen des Vorstandes und des Aufsichtsrates Einspruch zu erheben mit der Maßgabe, dass die Ausführung der Entschliessung aufgeschoben bleibt, bis eine Einigung erzielt“237 worden war. Bei Unstimmigkeiten hatte der Hamburger Senat das letzte Entscheidungsrecht, besaß somit die Entscheidungsgewalt über den Park. Der Tierbestand musste bis auf wenige kleine Tiere abgestoßen werden238 und ging in die Hände der Firmen August Fockelmann und Wilhelm Hagenbeck über.239 Investiert wurde in die Erbauung einer Achterbahn, da „zahlreiche Kreise ihre Erholung an solchen Stätten nicht nur in Ruhegelegenheiten, sondern auch in Unterhaltungsgelegenheiten“ erwarteten.240 Für die Kinder gab es eine Bahn, die durch den gesamten Park fuhr. Auf dem Teich vor dem Hauptrestaurant lagen kleine Motorboote für eine Rundfahrt bereit.241 Weiter konnte man sich auf der 52 Quadratmeter großen Tanzdiele im Freien zu Livemusik vergnügen.242 Als einige Monate später der Vogelpark eröffnete, präsentierte er „sämtliche in Deutschland vorkommende[n] Vogelar236 O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Hamburg, in: DZG, Bd. 2, Nr. 10/12, (1930), S. 351ff., hier S. 353; Abschrift. Vertrag zwischen dem hamburgischen Staat, vertreten durch die Finanzdeputation, und der Zoo Ausstellungshallen A.G. Am 15.06.1932 mit der erteilten Genehmigung des Senats ist er abgeschlossen worden. Vgl.: Vertrag, zwischen der Finanzdeputation, gez. Dr. Gottfried und der „Zoo“ Ausstellungshallen Aktiengesellschaft, 18.06.1932, S. 1-4, hier S. 1, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, Sig. 678. 237 Abschrift vom 3. Vertrag zwischen dem hamburgischen Staat, vertreten durch die Finanzdeputation und der Zoo Ausstellungshallen A.G., 18.06.1932, S. 1-4, hier S. 4, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, Sig. 678. 238 Vgl.: O.A.: Was wird aus dem Hamburger Zoo?. Vgl. auch: Jens Janssen: Im VoPa, in: Hamburger Nachrichten, Abend-Ausgabe, Nr. 264, 139, 10.06.1930, S. 8. 239 O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten, Nr. 10/12, S. 353. 240 O.K.: II. Entwurf eines Pressetextes an das Hamburger Fremdenblatt gesandt, vom 28.04.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. 241 O.A.: Buddelei im Zoo, in: Hamburger Echo, Nr. 113, 24.04.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. 242 O.A.: Was der neue Zoo bringt, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 152, 02.06.1930, S. 7.
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ten“243 sowie Exemplare aus entfernten Ländern. Öffentliche Meinungsäußerungen zum neuen Konzept beschränkten sich auf einige wenige. Vorwiegend positiv äußerte sich ein Leser: „Gewonnen hat der Konzertplatz selbst. Er ist lebendiger geworden, vor allem besuchter. […] Gewonnen hat die gesamte Eingangspartie an den Kirchhöfen. Das sieht alles frisch und neu und angenehm aus, bietet jetzt mit den lustigen Buden ein regelrechtes Boulevard harmloser Freuden […]. Gewonnen hat auch die Partie am [einstigen, N.K.] Affenhaus. […] Aber dann sind uns da noch zu viele Schutthaufen. Und einige Tümpel zwischen dem ehemaligen Affenhaus und dem neuen Kinderspielplatz sehen mit ihrem pechschwarzen Inhalt wie mit Spülwasser gefüllt aus. Auch an den neuen Bahndämmen gibt es unerfreuliche, zertretene Flecken, und die alte Wolfsschlucht endlich wirkt auch heute noch wie ein Trümmerhaufen. […] [E]in Morgen im Vogelpark, ein Vormittag-Dialog mit selbstsicheren Pinguinen, schmatzenden Flamingos, murrenden Eulen, ist seine drei Sechser, die es kostet, wert.“244
Einigen fehlten die Säugetiere. „Das Volk, namentlich die Kinder, wollten Affen und Bären haben, die gefüttert werden konnten, sich an den ungeschlachten Elefanten erfreuen und mit Gruseln die großen Raubtiere betrachten!“245 Ein anderer Bürger kritisierte den neuen Park, indem er fragte, ob es sich beim VoPa um einen Volkspark oder „faux pas“246 handelte. „Freilich, einen ‚Park‘ sollte man’s eigentlich nicht nennen. Unter einem Park versteht man ein Gelände, auf dem Gartenanlage und Waldanlage die Hauptsache und der Sinn des Ganzen sind. Daß das hier nicht zutrifft, erkennt der Besucher schon von außen […]. Die ganze Anlage wird beherrscht von der gigantischen […] Achterbahn […]. Gleich am Eingang startet auf Schienen eine Bimmelbahn für kleine und große Kinder – die übrigens auf ihrer Fahrt zum Teich mehrfach die Fußwege schneidet […]. Gleich hinter dem Startplatz ein Bierausschank, ein Kaffee mit Tanzdiele und eine offene Halle mit Kraftmesser, Elektrisierautomat, Wettspielapparaten und allerlei Guckkästen. […] Wo im Sommer früher Stachelschweine und daneben Biber und Nutria ihr Wesen trieben, werden jetzt Zigarren verkauft. Das gläserne Natternhaus steht leer […]. So also sieht jetzt die erste Hälfte des Gartens aus, den einst Alfred Brehm betreut hat.“247 243 O.A.: Die nächste Zukunft des Hamburger Zoo, in: Kieler Zeitung, Nr. unbekannt, 05.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7766. 244 L.Th.: Volkspark Zoo, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 166, 19.07.1930, o.S. 245 S.: Erinnerungen an den Zoo, in: Hamburger Echo, Nr. 191, 57, 14.07.1931, o.S. 246 Jens Janssen: Im VoPa, S. 8. 247 Ebenda, S. 8.
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Der Autor Jens Janssen beschrieb den einstigen Zoo als Rummelplatz mit Domcharakter.248 Wenngleich dies seinen Vorstellungen der Freizeitgestaltung weniger entsprach, schienen sich andere Besucher am neuen Freizeitangebot und an der Abwechslung, die sich ihnen bot, zu erfreuen. Sie wollten nicht belehrt, sondern unterhalten werden249 – ob von Tieren, Menschen oder metallenen Fahruntersätzen, schien nebensächlich zu sein. Doch musste auch der VoPa bereits ein Jahr nach seiner Eröffnung wegen der Weltwirtschaftskrise, die sich unter anderem in geringen Besucherzahlen und anhaltenden hohen monatlichen Verlusten äußerte, geschlossen werden.250 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Entscheidung für oder gegen den Erhalt des Zoologischen Gartens von den jeweiligen Interessen abhing. Der Werbe-Ausschuss vertrat die Wirtschaft und wollte daher den Zoo durch den Bau rentabler Kongress- und Ausstellungshallen ersetzen. Der Zentralausschuss der Bürgervereine sowie die Vogelliebhaber befürworteten die Grünflächen im Zentrum der Stadt, wo sie Ruhe und Erholung beim Betrachten und Belauschen der Tiere finden konnten. Die Leiter anderer zoologischer Gärten hielten sich in der Öffentlichkeit mit ihrer Stellungnahme eher zurück, bekundeten allerdings in persönlichen Briefen an Direktor Vosseler ihre Sympathie und Anteilnahme. Eine Zusammenarbeit zwischen Zoo und Tierpark schien unmöglich, da die Hürde der Konkurrenz nicht überwunden werden konnte. Die scheinbare Kritiklosigkeit dem Zoo gegenüber kann nicht bestätigt werden. Die Hamburger Bevölkerung beklagte die unrentable Gartenführung, die mangelnde Werbung, die hohen Eintrittspreise, aber auch die finanzielle Zurückhaltung der Stadt. Auf der anderen Seite wollte sie auf das Konkurrenzunternehmen Hagenbeck nicht verzichten, da dessen Tierhaltung und Unterhaltungsprogramm eher dem Zeitgeist entsprachen und es ein Vorzeigeobjekt darstellte. Das Tier selbst wurde bei der Diskussion oftmals unbeachtet gelassen. Es fand Erwähnung bei der Unterbringung, im Zusammenhang mit den Hamburger Schulkindern sowie bei der Frage, was mit dem Tierbestand des Zoos geschehen solle. Marginal fiel weiter das Interesse am Tier als Erkenntnisgewinn und Lernobjekt aus. Naturerlebnisse waren erwünscht, ein Mehrwert durch den Kontakt mit Tieren wurde jedoch verkannt. Mit der Industrialisierung sowie der Massen- und Spaßgesellschaft der 1920er Jahre lag der Schwerpunkt auf der Unterhaltung, wobei die Finanziers zwischen Achterbahn und Zoobesuch kaum unterschieden. Die Bevölkerung freute sich an allem Neuen, doch bewährte sich auch der Volks- und Vogelpark nicht dauerhaft. 248 Ebenda, S. 8. 249 „So lehrreich die Vögel waren, sie boten der großen Masse nicht genug Anziehungskraft.“ S.: Erinnerungen an den Zoo. 250 O.A.: Der Vogelpark geht ein, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 153, 04.07.1931, o.S.
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Letztendlich suchte sie wieder den Kontakt zum Tier sowie einen Ort der Emotionen, den sie in Hagenbeck wiederfand.
3.4 S TRÖMUNGEN
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Da die sozial-kulturellen Denkweisen und ideellen Strömungen für Umgang und Wahrnehmung der Zootiere entscheidend waren, widmet sich der folgende Abschnitt der Mentalität und dem Zeitgeschehen. 3.4.1 Das Tierverständnis im Wandel Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist einem stetigen Wandel unterzogen. Während Tiere im alten Ägypten vergöttert wurden oder als Schutzpatrone dienten, bekamen sie von den alten Griechen vorwiegend einen dem Menschen eher untergeordneten Status zugeschrieben, da es ihnen an Vernunft fehle.251 Der griechische Philosoph Aristoteles (um 384-322 v. Chr.) erkannte die Zweckmäßigkeit ihres Verhaltens und erklärte sie mit der Entelechie, also damit, dass die Tiere den Keim ihrer Entwicklung bis hin zur Vollendung von Geburt an in sich trugen.252 Während sich der Mensch weiterentwickeln konnte, waren dem Tier
251 Aristoteles definierte den Menschen als ein „Tier mit Verstand“ und entwarf eine Stufenfolge, an deren Spitze der freie Mann stand. Unter den Mann stellte er die Frau, den Sklaven und das Kind, weil es ihnen an Verstand mangele. Vernunft sprach er nur dem Menschen zu, wobei er einigen Tierarten auch eine tierische Intelligenz zuerkannte. Vgl.: Rainer Walz: Die Verwandtschaft von Mensch und Tier in der frühneuzeitlichen Wissenschaft, in: Paul Münch u. ebender (Hg.): Tiere und Menschen. Geschichte und Aktualität eines prekären Verhältnisses, 2. Aufl., Paderborn/München/Wien/Zürich 1999, S. 295-321, hier S. 298. Es gab allerdings ebenso Einzelbeispiele, dazu gehörte z.B. der griechische Schriftsteller Plutarch (um 45 n. Chr. bis 125 n. Chr.), die Tieren Gefühle und Vernunft zusprachen. Vgl.: Gabriela Kompatscher-Gufler: „… nicht, um es zu töten, sondern um es zu streicheln.“ (Herbert von Clairvaux, 12. Jh.). Literarische Dokumente der Tierliebe im Mittelalter, in: Jessica Ullrich u. Friedrich Weltzien (Hg.): Tierstudien, Tierliebe, Nr. 3, (2013), S. 13-23, hier S. 15. 252 Zur Entelechie nach Aristoteles siehe auch: Rainer Timme: Der Vergleich von Mensch und Tier bei Ernst Tugendhat und Aristoteles. Selbstbeschreibung und Selbstverständnis, Kritik eines Topos der Philosophischen Anthropologie, Dissertation an der Universität Kassel, Berlin 2012, S. 405.
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somit von Geburt an Grenzen gesetzt. Thomas von Aquin (um 1225-1274), Philosoph und Theologe sowie Naturwissenschaftler und Philosoph René Descartes (1596-1650) entwickelten eine hierarchische Struktur, bei der Menschen auf Grund ihrer Sprach- und Vernunftsfähigkeit über den Tieren standen, denen diese Eigenschaften fehlten.253 Descartes hielt Tierleiber für Automaten.254 Seine Lehre geht davon aus,255 dass Tiere über den Verstand keine Schmerzen wahrnehmen könnten. Eine körperliche Schmerzempfindung gestand er ihnen, entgegen späterer Cartesianer, jedoch zu.256 Mensch und Tier befanden sich demnach auf unterschiedlichen Ebenen. Daher war es auch kein moralisches Problem, Tiere für Versuchszwecke zu verwenden.257 Im 17. Jahrhundert wurde die Vivisektion, das Zerschneiden des lebendigen Tieres für Forschungszwecke, zur alltäglichen wissenschaftlichen Praxis.258 Im Jahre 1699 zerlegte Englands berühmter Arzt und Zoologe Edward Tyson (um 1650-1708) einen Schimpansen.259 Da-
253 Paul Münch: Die Differenz zwischen Mensch und Tier. Ein Grundlagenproblem frühneuzeitlicher Anthropologie und Zoologie, in: Ebender u. Rainer Walz (Hg.): Tiere und Menschen. Geschichte und Aktualität eines prekären Verhältnisse, 2. Aufl., Paderborn/München/Wien/Zürich 1999, S. 323-347, hier S. 328. Die Vernunft des Menschen wird der „gedächtnisbegabten und vergänglichen sensitiven Seele der Tiere“ gegenübergestellt. Vgl.: Rainer E. Wiedenmann: Tiere, Moral und Gesellschaft, S. 256. 254 Paul Münch: Die Differenz zwischen Mensch und Tier, S. 328, 330; Rainer E. Wiedenmann: Tiere, Moral und Gesellschaft, S. 64. Vgl. auch: Maria Suutala: Zur Geschichte der Naturzerstörung, Frau und Tier in der wissenschaftlichen Revolution, Frankfurt a.M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Wien 1999 (= Europäische Studien zur Ideen- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 7), S. 167. 255 Es handelt sich hierbei um die Philosophie von Descartes und seinen Nachfolgern, die von der Selbstgewissheit des Bewusstseins ausgeht und durch die Vorstellung eines Leib-Seele-Dualismus sowie durch mathematischen Rationalismus gekennzeichnet ist. 256 Paul Münch: Die Differenz zwischen Mensch und Tier, S. 331. 257 Sowohl der italienische Maler, Bildhauer, Anatom und Architekt Leonardo da Vinci (1452-1519) als auch der Anatom Andreas Vesalius (1514-1564) hatten beispielsweise Tierexperimente durchgeführt. Maria Suutala: Zur Geschichte der Naturzerstörung, S. 105. 258 Ebenda, S. 105. 259 1640 kam vermutlich erstmals ein Schimpanse nach Europa. Vgl.: Oliver Hochadel: Darwin im Affenkäfig. Der Tiergarten als Medium der Evolutionstheorie, in: Dorothee Brantz u. Christof Mauch (Hg.): Tierische Geschichten. Die Beziehung von
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bei entdeckte er, dass dessen Anatomie der des Menschen sehr stark glich.260 Diese Erkenntnis beunruhigte ihn. Ein denkendes und sprechendes Tier erschien in der damals vorherrschenden Weltanschauung als unmöglich. Daher kam Tyson zu dem Entschluss, dass dieses Tier zwar den gesamten Apparat zum Denken und Sprechen besitze, ihn aber nicht nutzen könne, da ihm die gottgegebene Fähigkeit dazu fehle. Tyson machte den Affen zu einem Wesen mit der Physiologie eines Menschen und der Psyche einer leblosen Maschine. Im 18. Jahrhundert entwickelte der schwedische Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) eine kontinuierliche Daseinskette, die alle Bestandteile der Natur ordnete und den Europäer an die Spitze stellte.261 Der britische Historiker Edward Long (1734-1813) bezeichnete in seiner History of Jameica Menschen mit dunkler Hautfarbe als minderwertig262 und kategorisierte damit nicht nur Tiere, sondern auch bestimmte Menschengruppen. Diese Betrachtungsweise ermöglichte es dem Europäer, die ihm untergeordneten Lebewesen ohne Schuldgefühle zu benutzen. Eine erste Veränderung dieser Vorstellung bewirkte der französische Naturforscher Jean Baptiste de Lamarck (1744-1824). Er stellte 1815 in seiner Naturgeschichte der wirbellosen Thiere erstmals öffentlich fest, dass alle Arten,263 der Mensch eingeschlossen, von anderen Arten abstammten. Bei den Naturwissenschaftlern wurde dies international diskutiert und untersucht.264 Seit den 1830er Jahren kamen Fragen zum Seelenleben und der Vernunft der Tiere
Mensch und Tier in der Kultur der Moderne, Paderborn/München/Wien/Zürich 2010, S. 243-267, hier S. 249. 260 Besonders die Kehlregion des Affen besorgte ihn, da diese beinahe menschlich aussah und die Vermutung aufkommen ließ, der Affe könne denken und sprechen wie ein Mensch. K.F. Russell: Edward Tyson’s Oran-Outang, in: Medical History, a quarterly Journal devoted to the history and bibliography of medicine and the related sciences, Vol. 11, Nr. 4, (1967), S. 417-423, hier S. 419f. 261 Stefanie Wolters: Die Vermarktung des Fremden, Exotismus und die Anfänge des Massenkonsums, Frankfurt a.M./New York 2004, S. 15. 262 Ebenda, S. 17. 263 Der Begriff „Art“ bezeichnet eine Grundeinheit in der biologischen Systematik. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von verschiedenen Tieren, die derselben Gattung angehören, wobei die Kriterien nicht immer eindeutig sind. Eine Art besteht aus Individuen, die sich paaren können und deren Nachwuchs fruchtbar ist. 264 Charles Darwin: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe um’s Dasein, aus dem Englischen übersetzt von H.G. Bronn, 6. Aufl., durchgesehen und berichtigt von J. Victor Carus, Stuttgart 1876, S. 10.
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auf, die im Zuge der Lebensreform verstärkt aufgegriffen wurden.265 Wenig später führte der britische Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) die These Lamarcks fort. Er vermutete auf Grund seiner Studien, dass sich die Tiere durch die Anpassung an ihren Lebensraum einen Vorteil bei der Fortpflanzung bzw. beim Überleben verschafften.266 Entgegen der damals vorherrschenden Auffassung stellte Darwin fest, dass die Arten nicht konstant blieben, sondern sich leicht wandelten. Er bestätigte somit Lamarcks These, dass die vorherrschenden Arten einen gemeinsamen Ursprung haben müssten und alle Lebewesen, auch der Mensch, voneinander abstammten. Veröffentlicht wurden seine Ergebnisse 1859 auf Englisch (On the Origin of Species by Means of Natural Selection) und ein Jahr später in der deutschen Fassung (Über die Entstehung der Arten).267 Darwins Überzeugung, die Arten seien nicht von Gott geschaffen worden, sondern hätten sich im Laufe der Zeit selbst entwickelt, kam im 19. Jahrhundert einer Revolution gleich, da der Mensch dadurch dem Tier gleichgestellt wurde. In gläubigen, konservativen Kreisen und besonders bei den Theologen machte sich Darwin mit seiner Theorie nicht beliebt. So äußerte sich der Priester und Zoologe Bernhard Altum (1824-1900): „Die tierähnliche Körperlichkeit des Menschen wird wohl von keiner Partei in Zweifel gezogen“ aber das Tier „besitzt nur sinnliche Vorstellungsverbindungen, […] kein geistiges Abstraktionsvermögen, es denkt nicht, reflektiert nicht, setzt nicht selbst Zwecke, und wenn es dennoch zweckmäßig handelt, so muß ein anderer für dasselbe gedacht haben.“268 Altum 265 Vgl.: O.A.: Psychologie bei Tieren, bes. S. 13; Jost Hermand: Grüne Utopien in Deutschland. Zur Geschichte des ökologischen Bewußtseins, Frankfurt a.M. 1991, S. 47. Vgl. auch: 3.4.4 Die Lebensreform. 266 Da laut Darwin mehr Nachkommen gezeugt werden, als vom Lebensraum getragen werden können, entwickelt sich unter den Arten und den einzelnen Individuen eine Konkurrenz (z.B. um Futter oder Paarungspartner). Je weniger sie an ihren Lebensraum angepasst sind, desto früher sterben sie und desto weniger Nachwuchs können sie bekommen. Die bestmögliche Anpassung an den jeweiligen Lebensraum bietet somit einen Vorteil gegenüber anderen. Wird sie durch eine Mutation hervorgerufen, setzt sich diese durch und wird an die Nachkommen weitergegeben. 267 Charles Darwin: On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life, London 1859. Vgl. auch: Jürgen Reulecke: Rassenhygiene, Sozialhygiene, Eugenik, in: Diethart Kerbs u. ebender (Hg.): Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880-1933, Wuppertal 1998, S. 197-210, hier S. 197. 268 Bernard Altum: Der Vogel und sein Leben, herausgegeben von F. Renne, 7. Aufl., mit einem Vorwort des Verfassers vom 01.10.1897, S. IV-VI, Münster i.B. 1903, S. 6.
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richtete sich in seinem Buch an die am Tier interessierte Allgemeinheit, wobei er jedoch besonders das Bildungsbürgertum, die Theologen, Philosophen, Naturforscher und „gebildete Naturfreunde“269 ansprach: „Es fehlt freilich nicht an Werken, welche sich mit dem Leben des Thieres befassen, […] welche im Publikum längst festen Fuß gefaßt haben, und außerdem bilden einzelne Lebensbilder aus dem Tierreiche einen der Hauptgegenstände für die Spalten mancher Tagesblätter und Zeitschriften. Allein mit sehr geringen Ausnahmen wird das handelnde Tier menschlich aufgefaßt und dargestellt; der Versuch einer anderweitigen Deutung seiner Lebenserscheinung pflegt den Verfassern meistens so fern zu liegen, daß wir bei ihnen auch nicht einmal einem ersten Anfange desselben begegnen.“270
1872 brachte Darwin ein weiteres Buch heraus, diesmal über den „Ausdruck der Gemüthsbewegung bei den Menschen und den Thieren“. Damit stellte er nicht nur die Menschen mit den Tieren auf eine Ebene, sondern sprach Letzteren zudem die Fähigkeit zu, Emotionen zu empfinden. Darwin zweifelte somit das bisher bekannte Verhältnis zwischen Mensch und Tier an und forderte die Menschen auf, dem Tier und der Natur, im Gegensatz zu bisheriger Denkauffassungen und Verhaltensweisen, Respekt entgegenzubringen. 3.4.2 Die Jahrhundertwende Im Zuge der Industrialisierung standen beim großstädtischen Bürgertum Selbstentfaltung, Aufstieg, Profitmaximierung und die wirtschaftliche Expansion im Vordergrund. Der Mensch griff in die Natur ein, wollte sie beherrschen. Er begradigte Flüsse, beseitigte Wälder, rottete Tierarten aus oder dezimierte deren Bestand, zerstörte somit die vorherrschende Landschaft und Tierwelt.271 Die Natur erschien als ein beliebiges, nie endendes Konsumgut und die Artenvielfalt unendlich. Allein zwischen 1849 und 1898 waren infolge von Expeditionen 269 Ebenda, S. IV. 270 Ebenda, S. IV. 271 Die Tierausrottung äußerte sich beispielsweise darin, dass einige Vogelarten zwischen 1830 und 1880 vollkommen verschwanden und allein in den 1980er Jahren weltweit 700 Tonnen Elfenbein verbraucht wurden. Doch auch die Industrie warb mit der Verwendung von Tiermaterial, z.B. in der Mode oder Kosmetik. Vgl.: Hermand Jost: Grüne Utopien, S. 61; Henry Markowsky u. Bernhard Buderath: Dem Menschen untertan. Ökologie im Spiegel der Landschaftsmalerei, München 1983, S. 80; Michael Gorgas: Tiere, Kaiser, Anekdoten. Von Fuggers Menagerie zum Großstadtzoo, Gersthofen 1986, S. 39f.
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318.600 neue Tierarten entdeckt worden.272 Einige davon wurden in den Zeitungen thematisiert oder konnten etwas später in den Zoos bestaunt werden. Das Bürgertum interessierte sich für derlei Abenteuer, Expeditions- und Jagdberichte, die bis zum Ersten Weltkrieg in den Gesellschaftszeitungen abgedruckt wurden.273 Als sicherer Publikumsmagnet galten insbesondere Wildarten, die von der Bevölkerung noch nie zuvor gesehen wurden.274 Karl Max Schneider, derzeit wissenschaftlicher Assistent des Leipziger Zoos, äußerte sich diesbezüglich: „Seltenes und Groteskes wird immer seinen Reiz behalten; das liegt im Wesen der Menschennatur.“275 Seit den 1920er Jahren ließen die Entdeckungen nach und es kam die besorgte Frage auf, ob es überhaupt noch neue Tierarten gäbe.276 Zwar bewarben die Hagenbecks 1935 Kängurus als australische „Neuigkeiten“277 und das Bambusbärweibchen „Happy“278, das jeweils für einen begrenzten Zeitraum in den Zoos der Städte Berlin, Hannover, Leipzig und München zu bestaunen war, begeisterte auf Grund seiner Seltenheit noch 1939 viele Menschen.279 Dennoch gehörten solche Fälle zu den Ausnahmen. Natur und Tierwelt erfuhren eine Vergänglichkeit, die wiederum ihre Wertigkeit erhöhte. Mit der Industrialisierung wanderten viele Menschen vom Land in die Städte ab. Das pulsierende Leben in der Großstadt wurde als erstrebenswert angesehen, weshalb 1925 nur noch ein Drittel der Bevölkerung auf dem Land wohnte. 1925 272 Christoph Kockerbeck: Naturästhetik um 1900, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. I, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 183-186, hier S. 183. 273 Hanns Heinz Ewers: Elefantenfang, in: Die Gartenlaube, Nr. 19, (1911), S. 405-409; O.A.: Flußpferdjagd in Deutsch-Ostafrika, in: Die Gartenlaube, Nr. 9, (1912), S. 195f.; St. von Jezewski: Alligatorenfarmen, in: Die Gartenlaube, Nr. 22, (1912), S. 468-471; H. Reiter: Ein Jagdtag in Ostafrika, in: Die Gartenlaube, Nr. 27, (1912), S. 575-578; Fotografie: König Georg von England auf der Tigerjagd. Die Gartenlaube, Nr. 5, (1912), o.S. 274 Johannes Gebbing: Der Zoologische Garten in Leipzig, in: Sonder-Ausgabe der Leipziger Abendzeitung, 11. Blatt, Nr. 278, 29.11.1913, S. 1ff., hier S. 3, ZAL, Ordner 9, S. 229. 275 Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, S. 78. 276 Albrecht Grieben: Gibt es noch unbekannte Tiere?, in: Hakenkreuzbanner Mannheim, Nr. 29, 17.01.1935, o.S., (HA). 277 O.A.: Australische Neuigkeiten bei Hagenbeck, in: Lübecker General Anzeiger, Nr. unbekannt, 06.10.1935, o.S., (HA). 278 Sie gehörte zu den ersten vier Tieren, die nach Europa kamen. 279 Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 167.
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zählte die Stadtbevölkerung 62,4 Millionen Menschen in Deutschland, 1933 bereits 65,2 Millionen.280 Aus ökonomischen Gründen galt es, Waren en masse zu produzieren. Die neue Verbraucherzielgruppe verschob sich dadurch vom Luxusgut für das elitäre Bürgertum zur Massenproduktion für die Allgemeinheit.281 Die Unterschiede der Klassengesellschaft hoben sich immer mehr auf. Der Erwerb von „Kolonialwaren“ und damit die Aneignung des „Fremden“282 waren für ein immer größeres Publikum erschwinglich.283 Erfindungen wie das Radio, verbesserte Druckergrafiken und die Entwicklung des Mediums Film erleichterten es zudem, Produkte einem breiten Publikum anzubieten. Diese Veränderung machte vor der Unterhaltungsindustrie keinen Halt. In den Zoos wurde dies, wie bereits angedeutet, durch das vielschichtige Programm, die Orientierung an den Bedürfnissen der Besucher und den breiten Bevölkerungskreisen, die in die Zoos strömten, ersichtlich. 3.4.3 Die Präsentationsformen Auch die Gestaltung der Gärten ließ den Zeitgeist erkennen. Im 19. Jahrhundert sollte die Bepflanzung der Anlagen möglichst natürlich erscheinen, war jedoch arrangiert. Nach dem Vorbild des „Englischen Gartens“ verliefen die Wege in Bögen, wodurch im Gegensatz zu den klaren symmetrischen Formen und Aufteilungen der französischen Gärten ein willkürlicher Eindruck erweckt werden sollte. Es ließen sich Elemente aus der Romantik erkennen, die sich in plötzlich sichtbar werdenden künstlichen Ruinen, Türmen oder Wasserfällen manifestierten. Eine künstliche Beleuchtung sorgte für die gewünschte Atmosphäre. Der
280 Detlev J. K. Peukert: Die Weimarer Republik, Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt a.M. 1987, S. 20. 281 Vgl.: Hermann Pollig: Exotische Welten, Europäische Phantasien, in: Exotische Welten, Europäische Phantasien, Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen und des Württembergischen Kunstvereins im Kunstgebäude am Schloßplatz, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 16-25, hier S. 16. Vgl. auch: Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung „exotischer“ Menschen in Deutschland 1870-1940, Frankfurt a.M. 2005, S. 40ff. 282 Die kommerzielle Vermarktung des „Fremden“ begann bereits in den 1850er Jahren. Vgl.: David M. Ciarlo: Rasse konsumieren. Von der exotischen zur kolonialen Imagination in der Bildreklame des Wilhelminischen Kaiserreichs, in: Birthe Kundrus (Hg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt a.M./New York 2003, S. 135-179, hier S. 136ff. 283 Vgl.: 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft.
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Mensch dominierte die Natur und gestaltete sie nach seinen Wunschvorstellungen. Die Tiergärten ließen Tiergebäude oder Gehege bauen, die dem Herkunftsland des jeweiligen Tieres ähnelten, und verzierten diese teilweise mit exotisch anmutenden Elementen.284 Nicht die getreue Nachbildung einzelner Gebäude aus fernen Ländern, sondern „Exotik“ und die Erschaffung einer Fantasiewelt standen anfangs im Vordergrund. Auch der künstlerische Effekt spielte eine Rolle, was Lutz Heck in einem Artikel des Berliner Lokal-Anzeigers betonte: „Angeregt durch das Antwerpener Beispiel hatte schon um 1870 mein Vorgänger Bodinus mit damals führenden Architekten angefangen, die Tierbauten so auszugestalten, daß sie an sich ebenfalls künstlerisch wertvoll und sehenswert wurden. Diese schöne und sinnvolle Tradition habe ich aufgegriffen, bis heute festgehalten und auch auf die kleinen Bauten ausgedehnt. Nichts sollte zu geringfügig sein, um es nicht auch künstlerisch durchzuarbeiten. […] Berliner Zoo als ganz einzigartiges Kulturwerk.“285
Die Tierkäfige hingegen sowie einige Innenbereiche der Tierhäuser waren funktional ausgerichtet, auch um die Säuberung zu erleichtern, da Hygienemängel für die anfänglichen hohen Sterberaten verantwortlich gemacht worden waren.286 In den Käfigen befand sich häufig nur ein einziges Tier, das dem Besucher auf Podesten präsentiert wurde.287 Die Absperrungen vor den Gitterstäben waren meist
284 Vgl.: Jost Hermand: Grüne Utopien, S. 22. 285 L. Heck: Tierpark und Zoo. 286 Gustav Eismann: Der Chimpanse, Troglodytes niger, in Gefangenschaft in Afrika, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 24-26, hier S. 25. Auch Verbesserungen der Kanalisation mussten daher durch neue Be- und Entwässerungsanlagen durchgeführt werden. Vgl.: E. Schäff: Geschäftsbericht des Zoologischen Gartens zu Hannover, S. 20. In den Raubtierhäusern werden Lüftungen eingebaut, um den „Ammoniakdunst“ zu vermeiden und mangelnde Belüftungsanlagen kritisiert. Vgl.: Theodor KnottnerusMeyer: Ein Gang durch den Zoologischen Garten zu Berlin, in: DZG, Nr. 6, 41, (1900), S. 161-174, hier S. 162, 164. 287 Diese Podeste erinnern an die Bühnen im Theater. Nachzuweisen sind diese beispielsweise in Leipzig beim Affenhaus von 1901, beim Raubtierhaus von 1902 oder bei den Berliner Raubtier- und Affenkäfigen des 19. Jahrhunderts. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 83f.; Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 333; Fotografie: Zoo Berlin: Affenhaus, Nr.: 00281921, vom 01.07.1925, https://www.ull steinbild.de/ullstein-webshop/start.html vom 12.02.2015.
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lediglich kniehoch und konnten von den Besuchern überstiegen werden, was diese auch versuchten und teilweise sogar Verletzungen davontrugen.288 Mit der Eröffnung des Stellinger Tierparks im Jahre 1907 setzte Carl Hagenbeck neue Akzente, die sich mit der Zeit auf alle Zoos und Tiergärten auswirkten. Viele Institutionen passten sich dem Stellinger Vorbild an und 1930 rühmte sich auch der Zoologische Garten Berlin, seine Anlagen zu „entgittern“289. Die Käfighaltung wurde durch Freigehege erweitert und statt der Ausstellung von Einzeltieren ging die Zooleitung – soweit dies sinnvoll erschien und der Lebensweise der jeweiligen Art entsprach – zu einer Unterbringung in Gruppen, Familien und Herden über.290 Zootiere bekamen etwas mehr Bewegungsmöglichkeiten gewährt, die sich in der Gestaltung der Freigehege oder in „reichlich bemessenen Becken“291 äußerten. Statt der Gitterabsperrungen kamen teilweise Glasscheiben zum Einsatz.292 Das hatte zwei Vorteile: zum einen den freien Blick ohne Stäbe, zum anderen ließen sich dadurch die tierischen Ausdünstungen in den Besucherräumen verringern.293 Als Nachteil können die Spiegelungen angesehen werden, die in manchen Situationen den Blick auf das Tier einschränkten. Auch Spielsachen und Spielgeräte wurden in einige Gehege integriert, um die Tiere zu mehr Bewegung zu animieren,294 bis diese um die 1930er Jahre wieder entfernt wurden, da erneut Übersichtlichkeit der Arten, Funktionalität der Gehege und Rationalität im Vordergrund standen.295 Die Ausstattung sollte zweckgerichtet sein, nicht vom Tier ablenken oder die Sicht auf dasselbe verhindern. Hagenbeck bediente sich zudem vieler Symbole und nutzte diese als eine Art Werbung. Zu erkennen war dies beispielsweise an der Gestaltung des im Ju-
288 Vgl.: Fotografie, 1926. „Eine Besucherin des Berliner Zoos 1926 vor dem ÄffchenKäfig
[…].“
http://www.spiegel.de/fotostrecke/komische-fotografie-fotostrecke-
107195-19.html vom 12.02.2015. Bezüglich der Regelmissachtung und der daraus folgenden Konsequenzen siehe: 4.2.1 Angst; A Day At the Zoo, Zeichentrickfilm, Warner Bros, Looney Tunes, 1939. 289 H. Beatz: Der Zoo wird entgittert. Tiere nicht mehr in Käfigen. Umfangreiche Erdarbeiten im Zoologischen Garten. Das Licht am See, in: Morgenpost Berlin, Nr. 46, 22.02.1930, o.S. 290 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 121. Vgl. auch: 4.7 Empathie. 291 Lutz Heck: Über den Berliner Zoologischen Garten, S. 4. 292 Ebenda, S. 4. 293 Vgl.: 4.4.5 Der Tiergeruch. 294 E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck; Fotografie: Löwen treiben Gymnastik, ScherlBilderdienst-M., in: Leipziger Abendpost, 06.01.1936, ZAL, Ordner 7, S. 141. 295 Vgl.: 3.11.2 Der neue Nürnberger Tiergarten.
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gendstil gehaltenen Eingangstors.296 Anhand der Materialauswahl wird ersichtlich, dass das Monument mit den Statuen, dem Eisbären, den Löwen, den Elefantenköpfen, also die Symbolik, stärker hervortrat als die Funktion des Tores. Im Vordergrund stand daher einerseits die Erlangung der Aufmerksamkeit, andererseits das Wecken der Neugierde und die Werbung für den Tierpark. Das Tor visualisierte bereits, was dem Eintretenden präsentiert wurde – Menschen anderer Kulturkreise und wilde Großtiere.297 Weiter vollzog sich ein Perspektivenwechsel beim Blick auf das Tier. Statt der Podeste, die häufig ein Hinaufschauen zum Tier bewirkten, standen die Tiere in den Freigehegen mit dem Menschen auf gleicher Blickhöhe, besaßen teilweise sogar die Möglichkeit, ihre Position selber zu bestimmen und zu entscheiden, ob sie die Vogel- oder Froschperspektive einnehmen wollten.298 Entscheidend war jedoch vorwiegend die freie Sicht auf die Wildtiere seitens der Besucher. Diesbezüglich äußerte sich der Leipziger Zoodirektor Johannes Gebbing (18741958): „Infolgedessen galt es, die Bären möglichst wie auf dem Theater auszustellen, d. h., den Gehegen die Form einer natürlichen Bühne zu geben. […] Wir […] haben mit Backsteinbauten die Bärenburg zielbewusst nach architektonischen Gesichtspunkten aufgebaut. […] Die Tiere kommen nunmehr in der Tat vorzüglich zur Geltung, man kann sie in ihrer Bewegung und ihren Gewohnheiten beobachten und einen ausgezeichneten Eindruck gewinnen, wenn sie z. B. die Felsen bis zum höchsten Punkte erklimmen […].“299
An der Bärenburg ist ebenfalls zu erkennen, dass der Zoo versuchte, mit dem neuen Gehege die Menschen zu beeindrucken. Der Monumentalbau bestand aus einem Halbkreis, der 40 Meter breit und tief war und sechs Türme von je zehn
296 http://www.kulturkarte.de/hamburg/13024jugendtor vom 16.02.2015. 297 Selbst der Felsen im Hintergrund, wenngleich er nicht zum Tor dazugehörte, passte in diese Szenerie. 298 Als Beispiel ist die 1930 in Betrieb genommene Bärenburg des Leipziger Zoologischen Gartens zu nennen. Hier wurden klassische Materialien verwendet. Ein Bezug zur Natur ist nicht vorhanden. Das Gehege bot den Bären keine Spielmöglichkeiten, jedoch konnten sie in unterschiedliche Richtungen, sowohl horizontal als auch vertikal, klettern oder laufen. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 131. 299 Johannes Gebbing: Die Bärenburg, in: DZG, Neue Folge, Nr. 4-8, Festheft, Bd. 3, (1930), S. 205ff., zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 130.
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Metern Höhe besaß.300 Auch die Wahl des Materials Backstein trug dazu bei, dass die Burg „wuchtig“301 erschien, wodurch die Architektur der Gehegegestaltung den Zeitgeist widerspiegelte. 3.4.4 Die Lebensreform Urbanisierung und Technisierung brachten eine soziale Gegenbewegung in der Gesellschaft hervor, die dazu beitragen sollte, die „menschliche Würde“302 wiederzuerlangen und gegen Strukturen zu protestieren, die als „freiheitseinschränkend“ oder „widernatürlich“ angesehen wurden.303 Eine Schwierigkeit bestand auch darin, dass die seit Generationen eingeübten Verhaltensmuster keine Gültigkeit mehr besaßen und die Arbeitsbedingungen neue Anforderungen an die Menschen stellten.304 Doch vor allem die „Hektik und Nervosität der industriellkommerziellen Lebenswelt und der städtisch-bürgerlichen Zivilisation“305 trieben die Menschen zurück zur Natur. Dabei ging es nicht darum, zu früheren Daseinsformen zurückzufinden, sondern einen gesunden Ausgleich für das Stadtleben zu finden, sich von den normativen Zwängen loszulösen und das Wohlbefinden zu steigern.306 Die Menschen glaubten, durch ein ethisches Verhalten die neue Technik kontrollieren zu können.307 Sie strebten nach dem Naturhaften und 300 Ebenda, S. 130. 301 Ebenda, S. 130. 302 Vgl.: Kai Buchholz: Begriffliche Leitmotive der Lebensreform, in: Ebender; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform, Die Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 41ff., hier S. 42. 303 Wolfgang R. Krabbe: Die Lebensreformbewegung, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform, Die Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 2529, hier S. 25. 304 Miriam Zerbel: Vermenschlichung und Schutz des Tieres, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. I, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 139-142, hier S. 139. 305 Albert Tanner: Freizeitgestaltung und demonstrativer Müssiggang im Bürgertum, in: Ueli Gyr (Hg.): Soll und Haben. Alltag und Lebensformen bürgerlicher Kultur, Zürich 1995, S. 113-129, hier S. 126. 306 Ebenda, S. 126. 307 Thomas Rohrkrämer: Natur und Leben als Maßstäbe für die Reform der Industriegesellschaft, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.):
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suchten das Erlebnis in der Natur.308 Des Weiteren wurde ein „Mangel an Definitivem im Zentrum der Seele“ festgestellt, der die Städter antrieb, nach „immer neuen Anregungen, Sensationen, äußeren Aktivitäten“ zu suchen, um „eine momentane Befriedigung“ zu finden.309 Im Einzelnen konnte die Umsetzung der Lebensreform ganz unterschiedlich ausfallen. Angestrebt wurde eine Veränderung des gesamten Menschen, indem durch eine gesunde und möglichst naturnahe Lebensweise gleichzeitig eine geistige Gesundung erfahren werden sollte.310 Im Allgemeinen wurden Klarheit, Einfachheit, Gesundheit, Hygiene, Schönheit, Licht, subjektive Freiheit, die Kultivierung des Innenlebens und somit die Erforschung des Seelenlebens (von Mensch und Tier), Antivivisektion, Tierschutz, eine vegetarische Ernährungsweise sowie ein lebendiges Gefühlsleben gefordert.311 Ein Zeitzeuge beschrieb die Situation 1928 wie folgt: „Wir leben in der Zeit der Mechanisierung. Die Technik ist eine Notwendigkeit; doch hat nur der äußere Mensch einen Vorteil, während die Seele, das Gemüt, das Innere verkümmert, abstumpft, verbildet wird. Aber es gibt noch Momente, die wirklich Freude spenden können, die auf das Gemüt einwirken: die Beschäftigung mit der Natur, mit dem Tier.“312
Es galt daher als erstrebenswert und wohltuend, Tiere zu beobachten. Bei der Betrachtung der Menschenaffen kam zudem ein Interesse an der Artverwandt-
Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 79-82, hier S. 79. 308 Vgl.: Helmuth Dube: Hagenbecks Tierparadies in Hamburg, in: Auslandswarte, Nr. 14, (1930), S. 181, (HA). 309 Rolf Wiggershaus: Philosophie der Jahrhundertwende in ihrem Verhältnis zur Lebensreform. Von der Diskrepanz zwischen objektiver und subjektiver Kultur, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform, Die Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 145-148, hier S. 147. 310 Vgl.: Thomas Rohkrämer: Eine andere Moderne?, S. 125. 311 Klaus Wolbert: Die Lebensreform – Anträge zur Debatte, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. ebender (Hg.): Die Lebensreform, Die Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 1321, hier S. 18f.; Kai Buchholz: Seele, in: Ebender; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform, Die Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 2, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 147f.-148, hier S. 147. 312 O.A.: Volksbildungsverein Neustadt, in: Pfälzischer Kurier, Nr. 65, 16.03.1928, o.S., (HA).
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schaft hinzu.313 Obwohl die lebensreformerischen Ideen bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts aufkamen, erlangten sie nach dem Historiker Thomas Rohkrämer erst um die Jahrhundertwende ein solches Gewicht, dass von einer gesellschaftlichen Bewegung gesprochen werden konnte.314 3.4.4.1 Lebensreform im Zoo Gedichte wie Der Panther von Rainer Maria Rilke aus dem Jahr 1902 machten darauf aufmerksam, dass ein Zoo, in diesem Fall der Pariser Jardin des Plantes, für gewisse Tiere ein Gefängnis darstellte, in dem sie vor sich hinvegetierten.315 Derlei Themen sensibilisierten die Menschen, weshalb sie mehr Freiheit, Raum und Licht für die Zoobewohner forderten. Nicht immer ging es jedoch um die Belange des Tieres. Oftmals standen der Mensch und seine Interessen an Belehrung, vergleichenden Beobachtungen, Unterhaltung, dem Aufenthalt in der Natur oder am Besitz eines Prestigeobjekts im Vordergrund.316 Auch ökonomische Belange wurden bedient, denn lebensreformerische Themen konnten durchaus als Werbung eingesetzt werden. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Stellinger Tierparks, Alexander Sokolowsky317 und später Ludwig Zukowsky, beschrieben in Presseartikeln und Büchern die Liebe der Hagenbecks zu den Tieren und erwähnten das paradiesische, freie Leben, das diese dort vorfanden.318 Auch in lustiger Balladen- oder Gedichtform,319 in Büchern oder Zeitungsartikeln320 sowie 313 Vgl.: Kai Buchholz: Begriffliche Leitmotive der Lebensreform, S. 42. 314 Thomas Rohkrämer: Eine andere Moderne?, S. 124. 315 „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe / so müd geworden, daß er nichts mehr hält. / Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe / und hinter tausend Stäben keine Welt. // Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, / der sich im allerkleinsten Kreise dreht, / ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, / in der betäubt ein großer Wille steht.“ Rainer Maria Rilke: Der Panther, in: Ebender: Neue Gedichte, von Rainer Maria Rilke, Leipzig 1907, S. 37. 316 O.A.: Die Bedeutung des Hagenbeckschen Tierparks, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 07.05.1927, o.S., (HA). 317 Seit 1906 beschäftigte Hagenbeck den Zoologen Alexander Zukowsky in Stellingen. Vgl.: Ulrich Wirths: Die Kulturgeschichte der zoologischen Gärten. Von der Menagerie zum Event-Raum Zoo. Studienarbeit, 1. Aufl., Norderstedt 2005, S. 23. 318 Vgl.: Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 55f., 58, 161f.; Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbeck, S. 1. 319 „Aus Grünland kam ein Pinguin, / Wußt nicht warum, wieso / Jüngst als Gefang’ner nach Berlin, / Als solcher in den Zoo. / Der Pinguin war sehr bedrückt / Erst auf der langen Fahrt / Er fand die ganze Welt verrückt / Was sonst nicht seine Art. / Doch
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bei der Metapherzuweisung einiger Gärten321 wurde das „paradiesische Leben“ der Zootiere verarbeitet und werbend für den jeweiligen Garten eingesetzt. Dabei kamen ebenfalls die lebensreformerischen Schlagworte „Luft“ und „Licht“ vor.322 „Darum hat Hagenbecks Ruf nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Welt einen so guten Klang: in Stellingen ist dem Tiere gegeben, was des Tieres ist: vor allem Freiheit und Luft und Licht die Fülle!“323 Eine andere Lobrede über Hagenbecks Tierpark ließ Sokolowsky 1932 im Hamburgischen Correspondent veröffentlichen: „Licht, Luft und freie Bewegung, diese Generalforderungen für Gesundheit und Gedeihen bei uns Menschen, räumte er [Carl Hagenbeck, N.K.] auch in seinem neuen Tierpark einer großen Anzahl seiner Insassen ein.“324 Gleichzeitig jedoch erklärte er, dass diese Anforderungen nicht bei allen Zootieren erfüllt werden konnten. Ein solches „Lebens-Eldorado“ sei aus „biologischen und technischen Gründen“ nicht immer möglich, „zumal auch die Massenanlieferungen von Tieren für Handelszwecke eine Unterbringung in kleials man ihn dann einquartiert / War er auf einmal froh / Weil Kummer sich sehr leicht verliert / Das wisst ihr ja, im Zoo. / Er traf so manchen Pinguin / Den früher er gekannt / Und fand das Leben in Berlin / Ganz riesig interessant. / Und als sogar ein Wärter kam / Mit einem großen Fisch / Und ihn vertraut beim Schopfe nahm / Da war er restlos frisch. / ‚Das ist ja besser als zu Haus‘ / so sprach der Pinguin / ‚Hier brauch’ ich nicht um jeden Schmaus / Zum Fischfang auszuziehn‘. / Und weil besagter Vogel nun / Seitdem besonders froh, / Kennt man als recht fideles Huhn / Den Pinguin im Zoo.“ O.A.: Die Ballade vom lustigen Pinguin, in: Leipziger Hausfrau, Nr. unbekannt, 14.09.1933, ZAL, Ordner 9, S. 146. 320 Karl Max Schneider: Mit Löwen und Tigern unter einem Dach, Leipzig 1935, S. 17f. 321 „Tierparadies“ oder „Arche Noah“ waren Synonyme für den Tierpark Hagenbeck. Vgl.: A.H. Kober: So’n bisschen Arche Noah, in: Allgemeine Zeitung, Nr. 574, 11.12.1929, ZAL, Ordner 1, S. 218. 322 „Licht, Luft und freie Bewegung, diese Grundfaktoren tierischer und menschlicher Gesundheit, sollten von nun ab den Tieren bei der Gefangenhaltung tunlichst eingeräumt werden.“ Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbecks Tierpark, S. 255. „Carl Hagenbeck brauchte Platz, Licht, Luft und Sonne für seine Tiere.“ Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbeck, in: Der Rundfunkhörer, Nr. 52, 10, 22.12.1933, S. 8f., hier S. 8. Vgl. auch: O.A.: Mehr Licht im Zoo. Das Sommerprogramm der kaufmännischen Direktion, in: Berliner Börsen Zeitung, Nr. 45, 25.01.1930, o.S., (HA); Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbecks Tierpark, S. 255. 323 Alo (vermutlich A.E. Lochner): Man geht wieder zu Hagenbeck, in: Die Woche, Nr. 21, (1925), o.S., (HA). 324 Alexander Sokolowsky: 25 Jahre Hagenbecks Tierpark.
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neren Käfigen und Boxen“325 erfordere. Damit schrieb er der Familie Hagenbeck in der Öffentlichkeit die Kompetenz zu, immer die jeweils beste Entscheidung für das Wohlergehen des einzelnen Zoolebewesens zu treffen. Gleichzeitig legitimierte er sie, einige Tiere in engen Behausungen unterbringen zu können, wenn dies die wirtschaftlichen und ökonomischen Interessen des Tierparks erforderten. Zukowsky erklärte, „daß man dem Tiere eine solche Umgebung und solche Lebensbedingungen schaffen muß, daß es die Beraubung seiner Freiheit nicht merkt“326. Sätze und Bezeichnungen wie die „Liebe zum Tier“, das „Tierparadies“ oder die „Freiheit“ der Tiere standen in enger Verbindung mit dem Bild, das der Tierpark in der Öffentlichkeit von sich vermitteln wollte und wurden wiederholt verbreitet.327 Wobei den Zoofachleuten328 durchaus klar war, dass ein „Tierparadies […] biologisch ein Nonsens [sei], der dem einfachen Erfahrungssatze, daß in der Natur der bittere Kampf ums Dasein tobt, ins Gesicht schlägt“329. In Stellingen hieß es trotzdem immer wieder: „Sie [die Zootiere, N.K.] leben und freuen sich hier und empfinden nicht die Härte der Gefangenschaft, die ihnen aufgezwungen ist.“330 Unterstützung bekamen die Hagenbecks auch vom deutschen Schriftsteller Paul Eipper (1891-1964). Dieser schloss sich dem Lob an und beschrieb den Tierpark in seinen Publikationen als Ort „humane[r] Tierbehandlung“331. Diese Bezeichnung lässt eine Annäherung von Mensch und Tier erkennen, bei der lebensreformerische Leitsätze auf Mitlebewesen
325 Ebenda. 326 Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbeck, S. 2. 327 O.A.: Die Bedeutung des Hagenbeckschen Tierparks; F.-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, in: Illustrierte Reichsbanner Zeitung, Nr. 36, 4, 03.09.1927, S. 584, (FZH); Philipp Berges: Mein Freund der alte Hagenbeck. Erinnerungen an einen Grossen Mann, in: Ford Magazin, Nr. unbekannt, April 1928, o.S., (HA); Hans Hauptmann: Das Elefantenparadies in Stellingen, in: Hamburger Nachrichten, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 238, 29.08.1937, S. 5; Philipp Berges: Drei Stunden bei Hagenbeck. Zur Eröffnung des Tierparks in Stellingen, in: Hamburger Fremdenblatt, 2. Beilage, Nr. 106, 79, 07.05.1907, o.S.; Philipp Berges: Hinter den Kulissen von Hagenbecks Tierpark, S. 1. 328 Wenngleich hier der Autor anonym bleibt, ist dem Textinhalt zu entnehmen, dass es sich dabei um einen Fachmann, vermutlich einen Zoologen, handeln muss. 329 O.A.: „Tierschau am laufenden Bande“. 330 F.-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, S. 584; W. Regatzky: Im Tierparadies bei Hagenbeck in Stellingen, in: NLZ, Nr. unbekannt, 03.07.1928, S. 3, (HA). 331 Paul Eipper: Elefanten reisen nach Berlin, in: Berliner Börsen-Courier, Nr. 91, 23.02.1930, o.S., (HA).
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übertragen wurden.332 Die Reform kann somit als eine Strömung angesehen werden, die dafür sorgte, Zootiere nicht mehr als etwas Fremdes und Exotisches, sondern als etwas Familiäres, zum Stadtmenschen Dazugehörendes anzusehen. Die Nationalsozialisten machten sich später diese Sensibilisierung sowie den Vergleich zwischen Mensch und Tier zu eigen und politisierten diese Ideen, was dazu führte, dass von ihnen ausgewählte Menschengruppen als minderwertiger, fremder sowie letztendlich unmenschlicher wahrgenommen und behandelt wurden als bestimmte Wildtierarten.333 Der Schriftsteller Max Hayek334 stand der Zootierhaltung hingegen kritisch gegenüber. 1927 äußerte er sich dazu: „Tiergärten sind Gefängnisse, in denen Unschuldige schmachten. Schaulust hat sie geschaffen. Schaulust erhält sie.“335 Er verglich die Zoolebewesen mit Sklaven und beklagte, dass jedes Tier entweder allein oder in Gesellschaft eingesperrt sei und bereits manische Bewegungen als Ausdruck seiner Qualen ausführe. „Und da, hinter Stäben, die zu fest sind, um stundenlangem, um jahrelangem Gerüttel nachzugeben, vertrauern die Unschuldigen nun ihr Leben, hin und hergetrieben von einer dunklen Sehnsuchtspein, die Manie der Bewegung geworden ist, unaussagbare Qual derer, die aus ihrem ganzen Rhythmus geworfen wurden.“336
Hayek bedauerte das Auf- und Ablaufen der Tiere an den Gitterstäben und die „Gefräßigkeit“ als einziger „Inbegriff des Lebens“, mit der einige Zoobewohner ihren Tag verbrachten.337 Er verschonte auch die Besucher mit seiner Missbilligung nicht, indem er darauf hinwies, dass der Umgang mit den Zootieren Mentalität, Sozialgefüge, kurz das Wesen der Menschen repräsentiere. „Willst du Menschen schildern, sieh dir die Tiere gut an! Willst Du Tiere schildern, sieh’ dir die Menschen gut an!“338 Vor allem provozierte Hayek die Direktoren der Zoos, indem er eine ihrer üblichen Antworten, die Tiere würden sich an die neuen Gehege gewöhnen, aufgriff und ebenfalls abwertete. Er fragte nach der Seele und dem Innenleben der Zootiere. Hayek wollte verstehen, was sie dachten und ob die Menschenseele diesen Umgang mit ihnen irgendwann sühnen müsse. Auf seine 332 Vgl.: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 333 Vgl.: 3.10.1 Tierschutz. 334 Lebensdaten sind nicht bekannt. 335 Max Hayek: Tiere hinter Gittern, in: O.A., Nr. unbekannt, 09.10.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 108. 336 Ebenda. 337 Ebenda. 338 Ebenda.
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philosophischen, von der Lebensreform beeinflussten Fragen, erhielt er jedoch keine Antworten. Kritische Stimmen wie die Hayeks waren in der Bevölkerung durchaus präsent,339 denn die Zoodirektoren mussten sich diesbezüglich häufig rechtfertigen.340 Allerdings kam es weder zu Protestaktionen seitens der Bürger, noch zu einem abrupten Einbruch der Besucherzahlen. Meist blieb es bei einzelnen Zeitungsartikeln oder bei persönlichen Nachfragen in den Gärten. Auch in literarischen Auseinandersetzungen fand die Gefangenschaft ihren Ausdruck, wie beispielsweise beim Gedicht Der Eisbär von Peter Polter aus dem Jahr 1927. Es beschreibt die Freude eines Zoo-Eisbären, als diesem ein Ausbruch aus seinem Käfig gelingt.341 In Leipzig veröffentlichte der damalige Direktor Karl Max Schneider ein Buch über das Leben und die Arbeit im Zoo, dessen erstes Kapitel er mit „Freiheit und Gefangenschaft“ überschrieb. Darin ging er unter anderem auf die Frage ein, ob es rechtens sei, Tiere gefangen zu halten.342 Schneider beantwortete diese damit, dass der Zoo darauf achte, nur Tiere auszustellen, bei denen die Freiheit nicht zu stark beeinträchtigt werde.343 Präziser wäre die Antwort gewesen, der Zoo stelle nur Tiere aus, die von den Besuchern als in ihrer Freiheit 339 Meist fanden kritische Stimmen ihren Ausdruck in der Prosaform. Vgl.: Alfred Wolfenstein: Im Bestienhaus (1917) und ebender: Tiger (1917), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 85f.; Carl Hermann Gente: Zoo-Hagenbeck. 340 „Wie ich Deinem Brief entnehme, hat es in Eurer Unterhaltung durchaus nicht an Bedenken gegen die Einrichtung eines Zoologischen Gartens gefehlt.“ Karl Max Schneider: Mit Löwen und Tigern unter einem Dach, S. 12. 341 „Ein Eisbär saß, in seiner Kiste / Und dachte sich ,Wenn ich nur wüsste / Was ich, so schmählich eingespannt / Vernünftiges beginnen kannt! / Ich bin im ewigen Eis geboren / Jetzt lässt man hier mich langsam schmoren / Und meine Muskeln schrumpfen ein! / Das darf nicht sein! Das darf nicht sein!‘ / Und er begann mit scharfen Krallen / Die starken Bretter anzufallen / Mit denen – schrecklich, aber wahr! / Die Welt ihm rings vernagelt war. Und wutentbrannt mit schweren Pranken / Hieb er gewaltig an die Planken. / Und als zerbrochen war das Haus / Da riß er aus! Da riß er aus! / Zersprungen waren seine Ketten! / Dort war der Strom, um ihn zu retten! / Zum Teufel mit der Sklaverei! / Ein letzter Sprung, – und er war frei! / Und prustend schwamm er froh und munter / Die Elbe nach dem Meer hinunter / Und brummte nur – ,Wie ist das schön! Lebt wohl!‘ / Und ward nicht mehr geseh’n!“ Peter Polter: Der Eisbär, in: Tages-Bericht, Hamburg, Nr. unbekannt, 08.09.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 103. 342 Karl Max Schneider: Mit Löwen und Tigern unter einem Dach, S. 16-63, bes. S. 17. 343 Ebenda, S. 14f.
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nicht zu stark beeinträchtigt wahrgenommen wurden. Denn was die jeweilige Art benötigte und was nicht, war auf Grund der mangelnden Erfahrung und Erforschung teilweise noch nicht einmal den Tierwärtern bekannt.344 Die Betreiber der Zoos erinnerten immer wieder an die Signifikanz der Zoos für die Menschen und stellten diese den Einschränkungen der Tiere gegenüber.345 „Die Strömungen für oder gegen die zoologischen Gärten mögen in den verschiedenen Gegenden verschieden sein […]. Es ist aber unverkennbar, daß die Bedeutung der zoologischen Gärten nicht von der Mentalität des einzelnen abhängig ist, sondern einen Kulturwert darstellt, der über diesen verschiedenen Strömungen steht.“346
Auch aus der Perspektive der Wildtiere argumentierte man und zeigte deren Vorteile im Zoo auf. Die tierischen Bewohner führten ein sorgenfreies Leben, bekämen eine gute Pflege und würden länger existieren, als dies in der Freiheit möglich wäre. Sie müssten weder Nahrungsmangel noch eine Bedrohung seitens ihrer natürlichen Feinde fürchten.347 „Gewiß ist auch das Festhalten der an die Freiheit gewohnten Tiere, im zoologischen Garten eine Tierquälerei, aber […] manche Tiere werden dadurch vom Menschen in eine bessere Umgebung gesetzt, vor Gefahren geschützt und damit ihr Leben verlängert.“348 Die Verbindung von Zucht und Tierschutz erlaubte den Gärten schließlich eine weitere Daseinsberechtigung – die Rettung der vom Aussterben bedrohten Arten, wobei diese erst nach dem Zweiten Weltkrieg an durchschlagender Bedeutung gewann. Zu den bekannteren Zookritikern gehörte der Tierfotograf und Schriftsteller Bengt Berg (1885-1967). Er schlug vor, die Zoos auf einige wenige zu beschränken, in denen eine gute Pflege gewährleistet war.349 Seine Ideen präsen344 Vgl.: 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten. 345 Vgl.: Karl Max Schneider: Gedanken um Tiere im Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 16.02.1936, S. 50, ZAL, Ordner 7, S. 158. Dieser Artikel wurde als Beitrag zur öffentlichen Diskussion über das Für und Wider von Tierparkanlagen verfasst, die durch die Ansichten des schwedischen Schriftstellers Bengt Berg eingeleitet wurden. 346 O.A.: Die kulturelle Bedeutung der Zoologischen Gärten. Eine Umfrage bei den Direktoren, in: Deutsche Zeitung, Berlin, Nr. 43, 20.02.1930, o.S. 347 Diese Argumentation wurde auch von der Naturzeitschrift Kosmos veröffentlicht. In einer amerikanischen Studie hatten Forscher herausgefunden, dass „die in den zoologischen Gärten gehaltenen Tiere eine beträchtlich längere Lebensdauer als ihre in der freien Natur lebenden Genossen“ haben. Vgl.: O.A.: Über die Lebensbedingungen der Tiere in den zoologischen Gärten, in: Kosmos, Nr. 1, 27, (1930), S. 38. 348 O.A.: Volksbildungsverein, in: Frankfurter Tageblatt, Nr. 62, 13.03.1928, o.S., (HA). 349 Karl Max Schneider: Gedanken um Tiere im Zoo, S. 50.
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tierte er auch Adolf Hitler, der diese mit Interesse zur Kenntnis nahm.350 Eine Umsetzung erfolgte jedoch nicht. Dafür wurde weiter angestrebt, den Standard der Tierunterbringung stetig zu verbessern und den Bedürfnissen von Tier und Mensch möglichst anzupassen. Das gestaltete sich allerdings schwierig, da beide häufig konträr ausfielen.351 Noch heute ist das Thema relevant. „Sind Gitter schlecht?“352, fragte Michael Miersch 2009 den Schweizer Biologen Jürg Meier in Die Welt und erst kürzlich thematisierte die Taz.nord erneut das Gedicht Rainer Maria Rilkes. Immer wieder wird die Gehegearchitektur hinterfragt sowie diskutiert, welche Tierarten353 sich für eine Ausstellung überhaupt eignen.354 Ob zoologische Gärten oder Wild- und Safariparks – die Geschäftsführung solcher Anlagen ist weiterhin bestrebt, Absperrungen und Barrieren zu kaschieren oder zumindest anhand von Erklärungen zu rechtfertigen und Gefängnisassoziationen zu vermeiden. 3.4.4.2 Akklimatisation als Thema der Lebensreform Bei der Unterbringung von Zootieren spielte die Akklimatisierung, also die Eingewöhnung importierter Tiere,355 eine große Rolle. Carl Hagenbeck und sein wissenschaftlicher Angestellter Sokolowsky vertraten die Meinung, dass sie keine Heizung, sondern ausschließlich Licht, Luft, Freiheit356 und etwas Zeit für die Eingewöhnung benötigten.
350 Eintrag vom 22.01.1936. Hans Günter Hockerts (Hg.): Akten der Reichskanzlei. Regierung Hitler 1933-1945, bearbeitet von Friedrich Hartmannsgruber, München 2002, S. 808. 351 Vgl.: 3.11.3 Zoo und Krieg; 3.2 Fütterung; 3.5.1 Der visuelle Eindruck. 352 Michael Miersch: „Zoos sind ein Segen für die Gesellschaft“, in: Die Welt, Nr. 189, 15.08.2009, S. 10. 353 So kritisierte der Tierschutzbund die Haltung von Eisbären und Menschenaffen als nicht artgerecht. 354 Gernot Knödler: Nicht mehr hinter Stäben, in: taz.nord, ohne Nummer, Wochenendausgabe, 06./07.07.2013, S. 41. 355 Darunter befanden sich Zebus aus Indien sowie verschiedene Arten aus Afrika, wie Strauße, Wasserbüffel, Nashörner, Affen, Löwen und Schafe, um nur einige zu nennen. Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 27, 44; Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten, S. 289. 356 „Licht, Luft und freie Bewegung, diese Grundfaktoren tierischer und menschlicher Gesundheit, sollten von nun ab den Tieren bei der Gefangenhaltung tunlichst eingeräumt werden.“ Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbecks Tierpark, S. 255.
134 | G EFÜHLSWELTEN IM ZOO „Ich wollte […] den Tierliebhabern an einem großen, praktischen und dauernden Beispiele zeigen, daß es gar nicht nötig sei, luxuriöse und kostspielige Gebäude mit großen Heizanlagen einzurichten, um die Tiere am Leben und gesund zu erhalten, sondern, daß der Aufenthalt in freier Luft und die Gewöhnung an das Klima eine weit bessere Gewähr für die Erhaltung der Tiere bedeutet.“357
Nicht alle Zoodirektoren stimmten jedoch dieser These ohne Weiteres zu. Lutz Heck hielt die Akklimatisierung nach dem Prinzip Hagenbecks für eine „Propaganda“ aus Stellingen.358 Er monierte, dass in Carl Hagenbecks Publikation Von Tieren und Menschen die erfolgreiche Akklimatisation eines Orang-Utan-Paares beschrieben wurde, das jedoch im Herbst desselben Jahres nach Angaben eines Familienmitglieds der Hagenbecks an Tuberkulose gestorben war.359 Dies lässt die Vermutung zu, dass die Ideen der Lebensreform und der Akklimatisierung von der Tierparkleitung vorwiegend als Vermarktungsstrategie genutzt wurden. Der Stellinger Tierpark besaß zudem in den Anfangsjahren zwei Vorteile: Erstens musste er als Privatunternehmen seine Tiersterberate niemandem außerhalb des Unternehmens vorlegen. Sie war demnach von keiner öffentlichen Kontrollinstanz einsehbar und daher auch nicht überprüfbar. Zweitens handelte es sich nicht um einen Zoo, in dem die Tiere für eine längere Zeit verweilten, sondern um eine Kombination aus Park und Tierhandel, der von einem ständigen Wandel des Tierbestandes geprägt war.360 Es ist daher zu vermuten, dass auch bei Hagenbeck etliche Neuankömmlinge starben.361 Allerdings war es für ihn leichter, dies vor der Presse zu verheimlichen. Hinzu kam, dass er angeblich in den meisten Fällen Jungtiere erwarb, die robuster waren als ältere Wildtiere, die bereits
357 Zitat Hagenbeck. Zit. nach: Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 163. 358 Lutz Heck: Carl Hagenbeck und die Zoologischen Gärten, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 38, 04.02.1909, o.S., StA HH, 731-8, Hagenbecks Tierpark, ZAS A 902. 359 Ebenda. 360 Der beständige Tierwechsel brachte ihm bei seinen Kollegen allerdings auch Kritik ein. „Ebensowenig, wie man etwa alle 14 Tage den Baumbestand ändern kann, soll das mit den Tieren geschehen. Man darf ersetzen, ergänzen, vervollständigen, aber nicht dauernd ‚wechseln‘. Konsequent durchgeführt käme man sonst schließlich […] zur Tierschau ‚am laufenden Bande‘ – ein gräßlicher Gedanke. Für jeden echten Tiergärtner ist vielmehr der schönste und beste Erfolg, wenn er die seiner Obhut anvertrauten Pflegebefohlenen […] möglichst lange bei bestem Wohlsein am Leben“ erhält. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten, Nr. 7/9, S. 257. 361 Diesbezüglich äußerte sich auch ein Zeitzeuge während eines Interviews. Die entsprechende Person wünschte jedoch, anonym zu bleiben.
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längere Zeit in der Freiheit gelebt hatten und Reise und Eingewöhnung meist nicht überstanden.
3.5 M ENSCHEN
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Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 konnten Besucher der zoologischen Gärten temporär neben Wildtieren auch Menschen anderer Kulturen beobachten.362 Auf Vorschlag des Hamburger Tiermalers Heinrich Leutemann führte Hagenbeck im Jahre 1874 erstmals eine Gruppe von Lappländern vor.363 Die vorwiegend positive Reaktion aus der Bevölkerung ließ ihn die Schaustellung von Menschen als neuen Geschäftszweig erkennen und die damalige „Konjunkturschwäche“364 beim Wildtierhandel kompensieren. Die Ausstellung von Kuriositäten und Bewohnern fremder Länder war damals zwar keine Seltenheit,365 dafür jedoch die Art der Präsentationen. Hagenbeck führte nämlich nicht nur Personen vor, sondern eine gesamte Szenerie. Die sogenannten „Völkerschauen“ zeigten Lappländer, Nubier, Feuerländer, Eskimos usw.366 Sie wurden nicht einzeln, sondern in interaktiven Gruppen von mindestens drei bis zu ca. 400 Personen präsentiert.367 Eigens für sie ließ Hagenbeck künstliche Dörfer auf dem Gartengelände konstruieren und die Menschen mit traditioneller Kleidung, Schmuck, ihren Waffen, Haustieren und Handwerksgegenständen ausstaffieren.368 Zudem mussten sie eine Choreografie erler-
362 Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke. Völkerschauen bei Hagenbeck, in: Heiko Möhle (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der Deutsche Kolonialismus in Afrika – Eine Spurensuche in Hamburg, Hamburg 1999, S. 81-86, hier S. 81; Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, Völkerschauen im 19. und 20. Jahrhundert, in: KultuRRevolution, Nr. 32/33, Tropische Tropen – Exotismus, (1995), S. 112-120, hier S. 114. 363 Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck, S. 95f. 364 Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo. Exoten in Völkerschauen um 1900, in: Marie Lorbeer u. Beate Wild (Hg.): Neger Fresser Küsse. Das Bild vom Fremden im deutschen Alltag, Berlin 1991, S. 52-57, hier S. 52. 365 Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck, S. 95, 99; Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 112. 366 Hagenbeck, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 8, S. 618f., hier S. 618. 367 Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 81. 368 Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbeck und sein Werk, Leipzig 1929, S. 156; Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 113.
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nen und Ausschnitte aus ihrem Alltag oder eine besondere Fertigkeit, wie das Lenken eines Kanus oder den Umgang mit dem Pferd, vorführen.369 Traditionelle Stereotype und Klischeebilder befriedigten hierbei den Voyeurismus der Zuschauer370 und hoben das „Andersartige“, „Wilde“ und „Primitive“ hervor.371 Die Schausteller erhielten für ihre Darbietung zwar eine Entlohnung,372 doch ist der Literatur zu entnehmen, dass die Zusagen nicht immer oder nur bedingt auf Freiwilligkeit basierten und sie teilweise über die Arbeitsbedingungen in Unkenntnis gelassen wurden.373 Der Zweck der Völkerschauen lag jedoch nicht nur in der Unterhaltung, sondern auch in der Werbung für die Idee des Kolonialismus und Kolonialwaren,374 weshalb das allgemeine Interesse mit dem Verlust des deutschen Kolonialreiches nach 1919 langsam abnahm.375 Des Weiteren dienten sie Forschungszwecken. In Absprache mit den Veranstaltern durften Wissenschaftler376 die fremden Menschen sogar untersuchen, fotografieren und vermessen, egal ob es den zu Unter-
369 Darunter fielen Reiterspiele, Waffenkämpfe, der Umgang mit Kindern sowie das Vorführen von Tänzen und heimatlichen Gesängen. Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 52. 370 Vgl.: Thomas Schwarz: „Die Tropen bin ich!“, S. 11; Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 48. Parallelen zu heute finden sich bei der Reality-Show Big Brother, die ebenfalls das Private öffentlich zur Schau stellt. Ein Unterschied besteht natürlich darin, dass die Teilnehmer bei Big Brother sich für die Sendung beworben haben und somit freiwillig daran teilnehmen. Zudem handelt es sich bei den Protagonisten nicht um Ethnien. Sowohl Big Brother als auch die Völkerschauen bedienen jedoch den Voyeurismus der Zuschauer. Vgl.: Christian Schicha: Ein Experiment wie mit Ratten? „Big Brother“ und die „Moraldebatte“, in: Martin K.W. Schweer; Ebender u. Jörg-Uwe Nieland (Hg.): Das Private in der öffentlichen Kommunikation. „Big Brother“ und die Folgen, Köln 2002, S. 105-132, hier S. 106. 371 Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 54. 372 Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 81. 373 Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 52; Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 113. 374 Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 85; Miriam Ferdinand: „Völkerschauen“ in Hamburg im Spiegel der Lokalpresse während des Kaiserreichs (1875-1917), Magisterarbeit, Hamburg 2004, S. 99f. 375 Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 114. 376 Genannt wurden Mediziner, Zoologen, Anthropologen und Völkerkundler. Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 83; Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 117.
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suchenden unangenehm war.377 Zudem sollten die inszenierten Völkerausstellungen belehren378 und im Sinne der Anpassungstheorie Darwins379 die Entwicklung vom „primitiven Volksstamm“ zum europäischen „Kulturmenschen“ demonstrieren sowie die Überwindung dieser rudimentären Lebensform vor Augen führen.380 „Im Bewusstsein unserer hohen Kulturerrungenschaft vergessen wir […] oft zu sehr, welchen Entwicklungsgang die Menschheit aus den primitivsten Anfängen heraus bis zur stolzen Höhe der Kultur der Gegenwart genommen hat,“381 formulierte es 1929 Alexander Sokolowsky. Es ging somit nicht nur um ein Bewusstwerden und Herausstellen, sondern auch um ein Abgrenzen der eigenen Identität.382 Einige Zuschauer kritisierten die Völkerschauen auch.383 Meist faszinierten jedoch die „exotischen Besucher“, was die großen Menschenmengen bei den An- und Abreisen der Fremden sowie die steigenden Eintrittszahlen in den Zoos während der Ausstellungen verdeutlichten.384 Zudem betrieb Hagenbeck eine weitreichende und effektive Werbekampagne oder inszenierte aufwendige und auffällige Umzüge, um bei den Bewohnern Interesse und Neugierde zu wecken.385 377 Vgl.: Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 84; Miriam Ferdinand: „Völkerschauen“ in Hamburg, S. 80. 378 Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbeck und sein Werk, S. 156. 379 Die Anpassungstheorie besagt, dass sich nur die Individuen dauerhaft durchsetzen können, die am besten an die Lebensbedingungen eines Ortes angepasst sind. Mit diesem Selektionsprinzip ließ sich dann auch die Höherentwicklung bestimmter Menschengruppen erklären. 380 Vgl. auch: Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 55f. Gabriele Eißenberger macht zudem darauf aufmerksam, dass die „Fremden“ in den Berichterstattungen der Tagespresse „derart negativ und würdelos präsentiert“ wurden, dass bei den Zuschauern nur „das Gefühl eigener Überlegenheit entstehen konnte.“ Zit. nach: Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 112. 381 Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbeck und sein Werk, Leipzig 1929, S. 157. 382 Vgl.: Jan-Erik Steinkrüger: Thematisierte Welten, S. 98, 124. 383 Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 54. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass negative Äußerungen selten archiviert wurden. Vgl.: Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 84. 384 „An Sonn- und Feiertagen kamen dann bis zu 40.000 Besucher.“ Zit. nach: Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 52. Vgl.: „30.000 Besucher kamen am ersten Tag der Ausstellung.“ Zit. nach: Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck, S. 101. 385 Haug von Kuenheim: Carl Hagenbeck, S. 101; Gabriele Eißenberger: Menschliche „Exoten“ in Zoologischen Gärten, S. 113.
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Der Kommunikationsgestalter und Texter Peter von Kornatzki stellte bezüglich exotischer Werbung fest, dass Ungewöhnliches und Fremdes „ein besonderes emotionales Klima mit psychologischen Folgen“ schaffe und Aufmerksamkeit errege. Sobald jedoch „zuviel Fremdartiges“ auftauche, habe dies den umgekehrten Effekt und produziere „Ungewissheit und Angst.“386 Dies lässt sich auch auf die Völkerschauen übertragen, denn die ausgestellten Menschen mussten „wild“ und „exotisch“ erscheinen, um zu faszinieren und angenehme Emotionen zu erzeugen, die zwischen „Abwehr und Verlangen“387 variierten. Sie durften somit keine europäische Kleidung tragen388 und mussten sich in ihrem Verhalten vom „Kulturmenschen“ abheben. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass sie andererseits bestimmte europäische Sitten nicht verletzen und auch nicht zu freizügig oder zu attraktiv erscheinen durften.389 Vergleicht man die Ausstellung wilder Tiere mit der fremder Menschen, so lassen sich Parallelen erkennen. In beiden Fällen faszinierte das Unbekannte und Andersartige. Beide regten die Neugierde der Zoobesucher an und ließen sie inszenierte ferne Länder und Kulturen entdecken.390 Dabei glaubte der „Kulturmensch“, über den „primitiven“ Wesen zu stehen und bewunderte gleichzeitig die besonderen Fähigkeiten und Talente der Ausgestellten. Auffällig ist ebenfalls, dass nicht nur Tier-, sondern auch Menschenkinder bestaunt und gefüttert wurden.391 Interessant ist auch, dass Inszenierungen die Aufmerksamkeit und Attraktivität steigern konnten und um so effektiver ausfielen, je umfangreicher sie waren. Sobald die Menschen jedoch ihre Fremdartigkeit verloren, z.B. indem sie mit den Besuchern in ihrer Sprache redeten oder sich fotografieren lassen wollten, nahm das Interesse an ihnen ab.392 386 Peter von Kornatzki: Pack den Tiger aufs Plakat. Zu Rolle und Funktion exotischer Zeichen in der Werbung, in: Institut für Auslandsbeziehungen u. Württembergischer Kunstverein: Exotische Welten. Europäische Phantasien, Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen und des Württembergischen Kunstvereins im Kunstgebäude am Schloßplatz, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 220-229, hier S. 223. 387 Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 55f. 388 Caroline Schmidt-Gross: Tropenzauber um die Ecke, S. 81, 84; Stefan Goldmann: Zwischen Panoptikum und Zoo, S. 54. 389 Miriam Ferdinand: „Völkerschauen“ in Hamburg, S. 82, 91. 390 Beide sollten zum „[F]ortträumen […] in jene fernen Zonen, unter südlicher Sonne oder in eisiger Polarlandschaft“ anregen. Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbeck und sein Werk, S. 156. 391 Vgl.: Miriam Ferdinand: „Völkerschauen“ in Hamburg, S. 87. 392 Ebenda, S. 80.
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3.6 F OLGEWIRKUNGEN DES E RSTEN W ELTKRIEGS UND DIE W EIMARER R EPUBLIK Zu Beginn des Krieges hatten sich viele Männer freiwillig zum Wehrdienst gemeldet. Darunter befanden sich auch zahlreiche Tierwärter und Pfleger, so dass eine Lücke in den Betrieben entstand, die meist von älteren Hilfsarbeitern oder Frauen ausgefüllt werden musste. Die Situation spitzte sich zu, als England am 5. August 1914 in den Krieg eintrat und die Übermacht der Royal Navy vom Januar 1915 bis zum Sommer 1919 die Nordsee blockierte, wodurch Deutschland vom überseeischen Handel mit anderen Ländern abgeschnitten wurde. Der Nahrungsmittelmangel entwickelte sich zum zentralen Thema, sowohl für die Menschen als auch für die Zootiere. Besonders im sogenannten „Steckrübenwinter“393 gestaltete es sich schwierig, Getreide und Kartoffelprodukte zu erhalten, was für Unruhen und Plünderungen sorgte. Bei einigen Personen kam die Vorstellung auf, Tiere seien ein Nahrungskonkurrent des Menschen, weshalb Massenschlachtungen veranlasst wurden, die letztendlich die Situation aber eher verschlechterten.394 Viele Menschen und Tiere starben an Unterernährung. Gleichzeitig schränkte die Blockade den Erwerb ausländischer Tierarten ein, da diese meist über den Seeweg nach Hamburg transportiert wurden. Ein Nachschub war damit nicht möglich, so dass sich durch den Verlust eines Lebewesens auch die Artenvielfalt der Zoos reduzierte. Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann (1865-1939) die Deutsche Republik aus,395 doch weder die Lage noch die Stimmung in der Bevölkerung verbesserten sich. Viele waren mit der Weimarer
393 Er bezeichnet den Jahreswechsels von 1916 auf 1917. 394 Selbst Zootiere wurden geschlachtet und verspeist, wobei sie nicht nur den Menschen, sondern auch der Nahrung wertvoller Zootiere dienten. „Weniger wertvolle Stücke mussten geschlachtet werden, um für die besseren Tiere Futterfleisch zu gewinnen.“ Johannes Gebbing (Hg.): 50 Jahre Leipziger Zoo, S. 36. Vgl.: 3.11.3 Zoo und Krieg. Zur Massenschlachtung siehe: Anne Roerkohl: Die Lebensmittelversorgung während des Ersten Weltkrieges im Spannungsfeld kommunaler und staatlicher Maßnahmen, in: Hans Jürgen Teuteberg (Hg.): Durchbruch zum modernen Massenkonsum. Lebensmittelmärkte und Lebensmittelqualität im Städtewachstum des Industriezeitalters, Münster 1987 (= Hans Jürgen Teuteberg u. Peter Borscheid (Hg.): Studien zur Geschichte des Alltags, Bd. 8), S. 309-370, hier S. 309-367, bes. S. 325. 395 Jost Hermand u. Frank Trommler: Die Kultur der Weimarer Republik, München 1978, S. 15.
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Republik unzufrieden.396 Zwischen 1920 und 1923 überstürzten sich die Ereignisse in der Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik.397 Fehlinvestitionen und Demobilisierung398 hatten den Wert der Goldmark auf die Hälfte der Vorkriegszeit reduziert. Durch die Geldpolitik der Nachkriegsjahre halbierte sich der Bezahlungsmittelwert erneut. Seit 1914 kam es zu einer stetigen Inflation, bis 1923 die Papiermark nichts mehr wert war und Betriebe sowie Gemeinden Ersatzwährungen ausgeben mussten. Erst ein Jahr später wurde eine endgültige Stabilisierung der deutschen Währung in Form der wieder an den Golddevisenstandard gebundenen neuen Reichsmark möglich. Hinzu kam ein Mangel an „Klein- und Kleinstwohnungen“.399 Industrialisierung und Verstädterung hatten für eine erhöhte Nachfrage gesorgt, weshalb es bis 1923 zu einer Wohnungszwangswirtschaft kam. Doch selbst nach der Rückkehr zum freien Markt und dem Bau neuer Unterkünfte blieb ein Defizit bestehen, da die Neubauten für die bedürftigen Bevölkerungsgruppen meist zu teuer waren.400 Ende der Zwanziger Jahre entstanden unter anderem in den Städten Berlin, Hamburg und Leipzig einige Siedlungen, bis die Wirtschaftskrise den Wohnungsbau stoppte und die öffentlichen Zuschüsse gekürzt wurden.401
396 Vgl.: Horst Möller: Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegung nach 1918, in: Lothar Gall (Hg.): Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegung in Mitteleuropa seit dem 18. Jahrhundert, München 1997 (= Historische Zeitung, Sonderheft, Bd. 17), S. 293-342, hier S. 295. 397 Weimarer Republik, in: Lexikonredaktion des Verlages F.A. Brockhaus (Hg.): Der Brockhaus. Geschichte, Personen, Daten, Hintergründe, Mannheim/Leipzig 2003, S. 926f., hier S. 926. 398 Reparationen mussten bezahlt sowie Kriegsopfer und Umsiedler, die in den abgetrennten Gebieten Besitztümer hatten, entschädigt werden. Die routinemäßigen Staatsausgaben und die Abwendung der drohenden Arbeitslosigkeit der demobilisierten Soldaten waren ebenfalls kostenaufwendig. Vgl.: Detlev J. K. Peukert: Die Weimarer Republik, S. 72. 399 Angela Schumacher: Otto Haesler und der Wohnungsbau in der Weimarer Republik, Marburg 1982, S. 74ff. Vgl.: Kristiana Hartmann: Gartenstadtbewegung, in: Diethart Kerbs u. Jürgen Reulecke (Hg.): Handbuch der deutschen Reformbewegungen 18801933, Wuppertal 1998, S. 289-300, hier S. 289. 400 Die Zahlen des Wohnungsmangels sind nicht eindeutig. 1927 nahm das Reichsarbeitsministerium nach einer offiziellen Einschätzung einen Fehlbedarf von rund 750.000 Wohnungen an. Vgl.: Angela Schumacher: Otto Haesler, S. 139. 401 Angela Schumacher: Otto Haesler, S. 140f.
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3.7 D IE I NFLATION
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Diese soziale und wirtschaftliche Situation wirkte sich ebenfalls auf die zoologischen Gärten aus, sowohl, was deren Frequentierung betraf als auch intern bei der Aufrechterhaltung des Betriebes. Der Tierpark Hagenbeck und der Zoologische Garten in Berlin mussten vorübergehend schließen.402 Neue Zoogründungen beschränkten sich auf einige wenige.403 Leipzig hatte bereits in den ersten Kriegsjahren mit rückläufigen Besucherzahlen zu kämpfen.404 Lediglich Nürnberg verzeichnete einen Anstieg, wobei dieser jedoch noch immer unter dem der Vorkriegsjahre lag.405 Dennoch konnte in der Stadtchronik vermerkt werden: „Die Kriegsjahre stellten an den Tiergarten infolge der durch die allgemeinen Verhältnisse verminderten Einnahmen und der bedeutend größeren Ausgaben die denkbar größten Anforderungen. Bis jetzt hat der hiesige Garten zum Unterschiede von allen anderen ohne staatliche aber städtische Zuschüsse diese Schwierigkeiten überwunden […].“406
Am Beispiel der Eintrittspreise für Schüler des Zoologischen Gartens am Dammtor lässt sich erkennen, wie schnell sich die Preise in den letzten Jahren der Inflation veränderten. Am 7. Juni 1922 kostete der Eintritt für Schüler bei Klassenbesuchen noch 1,50 Mark.407 Am 18. Januar 1923 waren es bereits 50
402 Der Berliner Zoologische Garten schloss am 01.10.1922 für sechs Monate. Hagenbeck stellte vom 3.10.1920 bis zum 24.5.1924 den Besuchsbetrieb ein. Vgl.: Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 334; Lorenz, Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 151; Heinrich und Lorenz Hagenbeck: Wann wird Hagenbecks Tierpark wieder eröffnet, S. 2. 403 Die erste Zoogründung nach dem Ersten Weltkrieg war die von Neunkirchen im Jahr 1924, gefolgt von Essen (1926), Eberswalde (1928) und Bremerhaven (1928). 404 Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 119f. 405 1919 kamen insgesamt 442.683 Besucher in den Tiergarten. 1920 waren es 543.270 und 1921 sogar 644.537 Personen, Tendenz steigend. In der Vorkriegszeit lag die jährliche Besucherzahl 1912 bei 743.399 und 1913 bei 800.815 Personen. Peter Mühling: Der alte Nürnberger Tiergarten, S. 249. 406 O.A.: Tiergarten Nürnberg, 05.12.1919, S. 236. 407 Goetze an die Schriftleitung des Aufbaus, Auenstraße 11, Hamburg 07.06.1922, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I.
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Mark pro Kind,408 fünf Monate später 300 Mark409 und am 3. September 1923 sogar 50.000410 Mark. Vier Tage später trat die Regel in Kraft, dass der Eintrittspreis je Kind 100.000 Mark kostet und jede weitere Preissteigerung „in Zukunft automatisch mit den Erhöhungen der Straßenbahn“411 eintritt. Erst mit der Einführung der Rentenmark normalisierte und stabilisierte sich die Situation, so dass am 12. Februar 1924 ein Preis von 0,15 Rentenmark pro Kind verlangt werden konnte.412 Ebenso verhielt es sich mit den Gehältern und sonstigen Ausgaben. Der Berliner Zoodirektor Heck veröffentlichte in der Gartenlaube 1920: „Im ganzen beschäftigten wir vor dem Kriege an Tierwärtern, Gärtnern und Gartenarbeitern, Handwerkern und Technikern, Kassen- und Bureaubeamten ungefähr 200 Köpfe und gaben dafür jährlich 350 000 M. aus; jetzt haben wir die Kopfzahl auf ein unumgängliches Minimum von 140 heruntergedrückt und hatten trotzdem 1919 an Löhnen und Gehältern mit Teuerungszulagen eine Gesamtausgabe von 850 000 Mark.“413
Allein durch die Einnahmen aus den Eintrittskarten konnten die Betriebe nicht aufrechterhalten werden. Die Tiergärten mussten daher andere Wege und Mittel finden, um an die nötigen Gelder zu gelangen. So wurde versucht, Spenden für die Tiere im Zoo zu sammeln. Im Atlantik Hotel fand beispielsweise 1922 eine Tee-Party mit Tombola statt, deren Einnahmen für den Wiederaufbau des Zoos
408 Julius Vosseler im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 16.01.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. 409 Ebender im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 05.06.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. 410 Ebender im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 03.09.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. 411 Ebender im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg, 10.09.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. 412 Ebender im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 12.02.1924, StA HH, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. 413 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 500.
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am Dammtor verwendet wurden.414 Außerdem aktivierten die Zoos weitreichende Kontakte, um fehlende Produkte, rare Futtermittel oder Gegenstände zu erhalten und händigten im Gegenzug Eintrittskarten aus.415 Eine weitere Möglichkeit zur Geldgewinnung bestand im Handel mit importierten oder gezüchteten Tieren. Verkauft wurden diese sowohl an Privatpersonen als auch an öffentliche Institutionen, Zirkusse oder Varietees und Filmproduktionen.416
3.8 T IERFILME Die Darstellung der Tiere war von Beginn an eng mit dem Film verbunden und kann bis zu den Bewegungsstudien Étienne-Jules Mareys und Eadweard Muybridges Ende des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden.417 Die in Abenteuerfilmen gern gezeigten Raubtiere kamen allerdings erst um 1909 durch die Firma Selig aus Chicago mit der Kinematografie in Kontakt.418 Der Film bediente sich im Allgemeinen sowohl der in Freiheit lebenden Wildtiere als auch der Zootiere.419 Beide tauchten in unterschiedlichen Filmgenres auf.420 Die Spannbreite
414 Abrechnung über den Tee zum Wiederaufbau des Zoologischen Gartens im Hotel Atlantic, vom 03.12.1922, StA HH, Zoologischer Garten, 621-1/160, Sig. 6. 415 Georg Grimpe: Ein Rundgang durch den Nachkriegszoo, März 1920, in: Freie Presse, Nr. unbekannt, 19.03.1920, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 119. 416 Vgl.: Brief des Leipziger Direktors an Varietee-Leiter Ernst Schicke-Collin. „Das Känguruh ist zahm und spielt mit seinem Wärter, indem es ihn mit den Hinterbeinen ständig anspringt, sodass es vor dem Publikum den Eindruck macht, als wenn es mit dem Wärter boxt. […] Wir würden Ihnen das Tier zu einem Ausnahmepreis von M 1.000.- überlassen.“ Zoo Leipzig an Ernst Schicke-Collin, Essen a. d. Ruhr, Scala Variete, 23.12.1930, ZAL, Akte 1323, Collins & Ray. Zu den Filmproduktionen siehe: 3.8.2 Zootiere im Film. 417 O.A.: Tiere als Filmdarsteller, in: BIZ, Nr. 29, 33, 20.07.1924, S. 832; Sabine Nessel u. Winfried Pauleit: Vorwort. Ist das Filmtier ein spezifisches Tier, in: Ebendiese; Christine Rüffert; Karl-Heinz Schmid u. Alfred Tews (Hg.): Der Film und das Tier. Klassifizierungen, Cinephilien, Philosophien, Berlin 2012, S. 7-10, hier S. 7. 418 Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film. Erlebnisse aus meinen Filmaufnahmen in aller Welt, Stuttgart 1925, S. 16. 419 Den ersten Zoofilm drehten die Brüder Lumière: Auguste Marie Louis Nicolas Lumière (1862-1954) und Louis Jean Lumière (1864-1948). Vgl. Sabine Nessel: Ani-
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reichte vom wissenschaftlichen Lehr- und Dokumentarfilm bis zu Kultur- oder Unterhaltungsgenres, worunter ebenso der Zirkusfilm fiel, der in den 1920er Jahren eine starke Verbreitung fand.421 Gefilmt wurden jedoch nicht nur die Lebewesen des Zoos, sondern ebenso ihre Anlagen.422 Besonders nach dem Ersten Weltkrieg griffen die Produktionsfirmen auf Zoo-Kulissen zurück, da sich dies einfacher und kostengünstiger gestaltete, als die Filme an Originalschauplätzen zu drehen.423 Mit der Einführung des Tonfilms kam ein weiteres Argument für Aufnahmen mit Zootieren hinzu – die Tierstimmen. „Draußen in Afrika Tonfilmaufnahmen wilder Tiere zu machen, ist bei dem heutigen Stand der Apparaturen schwierig. Vor allen Dingen ist es in der freien Wildbahn kaum möglich, Tiere zu Lautäußerungen zu bringen. Bei uns [Tierpark Hagenbeck, N.K.] bekommen wir diese Laute naturgetreu und echt.“424
Zur Vorführung kamen die Filme entweder auf dem Zoogelände425 oder im Kinosaal der jeweiligen Stadt. Über die im Hagenbeck-Kino präsentierten Filme ist mal medial. Zur Inszenierung von Tieren in Zoo und Kino, in: Ebendie; Winfried Pauleit; Christine Rüffert; Karl-Heinz Schmid u. Alfred Tews (Hg.): Der Film und das Tier. Klassifizierungen, Cinephilien, Philosophien, Berlin 2012, S. 33-45, hier S. 37. 420 Sabine Nessel vermerkt zudem, dass im „frühen Kino […] die Arbeit mit Wildtieren vor der Kamera ein Alleinstellungsmerkmal [sei], das den Film vom Theater unterscheidet, aber auch vom Zirkus und vom Varieté“. Sabine Nessel u. Winfried Pauleit: Vorwort, S. 9. 421 Matthias Christen: Der Zirkusfilm. Exotismus, Konformität, Transgression, Marburg 2010, S. 15. 422 G.: Hagenbeck im neuen Kiepura-Film, in: Altonaer Nachrichten, Nr. 161, 83, 13.07.1935, o.S., (HA); Die Spinnen, 1920, Fritz Lang, gedreht bei Hagenbeck. Vgl.: Anja Sattelmacher: Zoo-Schauen. Vexierbilder einer frühen Kinogeschichte. Frei wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades einer Diplom-Kulturwissenschaftlerin (Medien) an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 2006, S. 80. 423 Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 98. Vgl. auch: Anja Sattelmacher: Zoo-Schauen, S. 80; Michael Töteberg: Filmstadt Hamburg. Von Emil Jannings bis Wim Wenders. Kino-Geschichte(n) einer Großstadt, Hamburg 1990, S. 14. 424 O.A.: Das Nilpferd mit dem Nabelbruch und der vegetarische Löwe. In Hamburg bei Hagenbeck, in: Film-Kurier, Nr. unbekannt, 16.08.1930, o.S., (HA). 425 Das Hagenbeck-Kino befand sich im Dressurhallen-Gebäude. 1912 wurde dort der Film „African Hunt“ von Paul Rainey (1877-1923) gezeigt. Tierplakate warben für
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wenig bekannt. Meist soll es sich dabei um Dokumentationen gehandelt haben, die das Leben der Tiere in der Wildnis zeigten.426 Zudem profitierten die Hagenbecks von ihren weitreichenden Kontakten427 und bekamen bei der Mainzer Filmschau im Ufa-Palast neben der Wochenschau einen Platz für den Kurzfilm Ein Tier-Paradies, der einen Einblick in den Stellinger Tierpark ermöglichte.428 Die Filmwissenschaftlerin Sabine Nessel bestätigte, dass „der Zoo nur in den wenigsten Filmen abendfüllend“ thematisiert worden ist und lediglich „als Momentaufnahme […] oder als attraktive Kulisse“ auftauchte.429 Anders verhielt es sich jedoch mit den Dokumentarfilmen. Diese waren zwar ebenfalls häufig nur von kurzer Dauer,430 doch lassen bereits Titel wie Die Elefanten im Zoo Frankfurt oder Morgens im Zoo darauf schließen, dass hier in den Aufnahmen das Zoogelände und die darin lebenden Tiere die zentrale Thematik ausmachten.431 dieses Event. (HA); Brief an Oberbürgermeister Walter Dönicke (1899-1945), 26.01.1938; Jörg Schöning: Dreh’n wir mal bei Hagenbeck. Der Filmpark als Star, Programmbroschüre zur Tagung „Triviale Tropen“, Hamburg 1997, S. 266. 426 Anja Sattelmacher: Zoo-Schauen, S. 76f. 427 Johann F.G. Umlauff hatte Kontakte zu den Filmfirmen Decla und UFA. Hagenbecks Schwager Heinrich Umlauff schuf den Kulissenbau für Hagenbecks Völkerschauen und arbeitete später für die UFA als Filmarchitekt in Neubabelsberg. John Hagenbeck, Stiefbruder von Carl, gründete seine eigene Filmproduktion mit Sitz in Berlin. Vgl.: Anja Sattelmacher: Zoo-Schauen, S. 70; Michael Töteberg: Filmstadt Hamburg, S. 15. 428 Vgl.: O.A.: Mainzer Filmschau, die vom Niederrhein, UFA-Palast, in: Mainzer Journal, Nr. unbekannt, 02.12.1933, o.S., (HA). 429 Sabine Nessel: Animal medial, S. 37. 430 Es wäre sicherlich lohnenswert, tiefer gehende Recherchen zum Thema „Zoo und Film“ durchzuführen. Allerdings ist ebenso darauf hinzuweisen, dass es in den Zwanziger Jahren keine Institution gab, die Filme archivierte, weshalb viele der Stumm- und einige der Tonfilme unauffindbar sind. Ein Großteil der Informationen lässt sich heutzutage nur noch über schriftliche Quellen beschaffen (Zensurkarten, Drehbücher, Werbetexte, Programmhefte, Fotografien, Kritiken usw.). Vgl.: Anton Kaes: Film in der Weimarer Republik. Motor der Moderne, in: Wolfgang Jacobsen; Anton Kaes u. Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des Deutschen Films, 2. Aufl., Stuttgart/Weimar 2004, S. 39-98, hier S. 46. 431 Hier einige Beispiele: Fütterung von Riesenschlangen, (De 1911; Komet-Film). Vgl.: https://www.filmmuseum.at/jart/prj3/filmmuseum/data/uploads/Vermittlung_ Forschung/Zyklen_UtopieFilm.pdf vom 12.02.2015; Im Berliner Zoo, (De 1912); Im Dresdner Zoo, (De 1925); Die Elefanten im Zoo Frankfurt a.M., (De 1929); Polartiere im Zoo, (De 1929; Toni Attenberger); Morgens im Zoo, (De 1929; Toni Atten-
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3.8.1 Die Naturaufnahmen im Dokumentarfilm Das frühe Kino war geprägt von Naturaufnahmen, „Urwaldfilmen“432 sowie Jagd- und Safarifilmen.433 Wenngleich verschiedene Länder gezeigt wurden, lag der Schwerpunkt auf Afrika434 mit seinen Landschaften, Völkern und Tieren. 1930 veröffentlichte die UFA Afrika spricht, auch bekannt als Das Paradies der Hölle.435 Der Tierfotograf und Dichter Bengt Berg drehte zwei Jahre nach dem 1923 veröffentlichten Naturfilm Die letzten Adler, einen Stummfilm über Elefanten und Schuhschnäbel in Afrika mit dem Titel Abu Markub sowie Sehnsucht nach Afrika, ein Film, der 1939 zur Ausstrahlung kam.436 Afrikaforscher Hans Schomburgk versuchte mit Die Seele Afrikas, dem Tierschutz zu dienen und die Schönheit der Natur zu zeigen.437 Die Hagenbecks wiederum ließen ihre Tierfänger bei Jagd- und Fangszenen afrikanischer Wildtiere von einem Filmteam
berger); Tiere sehen Dich an!, (De 1930), Affen im Zoo, (De 1931); Belauschter Zoo, (De 1932; Toni Attenberger); Im hannoverschen Zoo, (De 1933). Vgl.: http:// www.filmportal.de/search/apachesolr_search vom 12.02.2015. 432 „Die Firma Selig in Chicago stellte den ersten großen Urwaldfilm im Jahre 1910 her.“ Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 39. 433 Film: Baboona, 1935 oder Simba, 1928. Regie: Osa und Martin Johnston. Hier werden Tierhandel, Jagd und Safari-Erlebnisse gezeigt. Sabine Nessel verweist zudem auf die Filme von Alfred Machin. Vgl. Sabine Nessel: Animal medial, S. 38, 42. 434 Afrika besaß für die Menschen eine besondere Faszination. Im 19. Jahrhundert galt eine Reise dorthin auf Grund des Klimas, der Krankheiten und anderer Herrschersysteme als sehr gefährlich. Auch die Reisekosten waren erheblich, weshalb wenige Europäer sich einen Aufenthalt dort leisten konnten. Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt Afrika als erhalten gebliebenes Paradies und wurde eine Art Sehnsuchtsort für die Städter. Vgl.: Milos Vec: Tierschutz, in: FAZ, Nr. 182, 06.08.2008, S. 3; Dokumentation: Alfred Brehm – Die Gefühle der Tiere, Regie: Kai Christiansen, NDR, 2013. 435 Dokumentarfilm. Ausgestrahlt in den USA am 15.08.1930. 1931 erschien er ebenfalls in Österreich, Deutschland und Portugal. Regisseur und Drehbuchautor: Walter Futter. Ausgestrahlt u.a. im Astoria-Kino in Leipzig. 436 Ob seine Filme auch im Zookino gezeigt wurden, war den Quellen leider nicht zu entnehmen. Vgl.: Bengt Berg: Abu Markub. Mit der Filmkamera unter Elefanten und Riesenstörchen, 1925; http://www.imdb.com/name/nm0073708/ vom 13.02.2015. 437 NH. E.: Hundert Jahre Berliner Tierschutz, in: Du und das Tier, die universelle Zeitschrift für jeden Tierfreund, Nr. 3, 1, (1949), S. 16.
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begleiten.438 Der Tonfilm Auf Tigerjagd in Indien reihte sich mit Expeditionserlebnissen in Nord- und Ostindien sowie erklärenden Zusatzinformationen eines Hagenbecks in die Liste der Naturfilme ein.439 Ihr Erfolg basierte auf den Naturaufnahmen fremder Länder, die nur wenige der Zuschauer kannten oder bereisen konnten, sowie dem Kräftemessen zwischen Mensch und Natur, das bereits im alten Rom bei den Zirkusspielen im Kolosseum unterhalten hatte. „,Afrika spricht‘ – ist das aufregendste Dokument aus der afrikanischen Wildnis. Ein Bildund Ton-Reisebericht, wie er bisher noch nie in einem Filmwerk gezeigt wurde. Man erlebt die gefahrvollen Abenteuer der kühnen Forscher, ihren Kampf mit der Natur, mit blutdürstigen Bestien. Man erlebt die unbeschreibliche Schönheit unberührter Lande, die tausendfältige Tierwelt im Kampf ums Dasein, die Schrecken der Landplagen, das primitive Leben der Urvölker insbesondere der sagenhaften Pygmäen.“440
Der Film machte sich damit das Erfolgskonzept der Zoos zu eigen, etwas Seltenes und Besonderes zu zeigen. Zudem brachte auch er fremde Landschaften, Völker und deren wilde Tiere zum Städter. Da sich dieses Konzept bereits bei den Tiergärten bewährt hatte, war ebenso beim Film von einer hohen Publikumszahl auszugehen. Um möglichst naturtreue Aufnahmen zeigen zu können, brachten einige Filmfirmen die Zootiere sogar zu den Dreharbeiten ins jeweilige Herkunftsland, z.B. in die Arktis, zurück.441 Allerdings ergaben sich daraus manches Mal unerwartete Probleme. Für einen Grönland-Dokumentarfilm hatte beispielsweise der von den Hagenbecks erworbene Eisbär Charly Probleme, auf dem Eis zu laufen, da in seinem bisherigen Gehege die Möglichkeit zur Abnutzung und Aufrauung der Pfoten fehlte.442 Gleichzeitig wird offensichtlich, dass den Regisseuren durchaus bewusst war, dass einige Naturlandschaften von der damaligen künstlichen Kulisse, wie beispielsweise dem bereits 1907 eröffneten Eismeerpanorama, nicht ernsthaft ersetzt werden konnten. Zoodirektor Ludwig 438 Jörg Schöning: Dreh’n wir mal bei Hagenebeck, S. 266. Vgl. auch: Filmplakat „Im Hagenbeck-Kino. Jagd auf Löwen / Geparden, Hyänen, Nashörner / Das Wasserloch / Die Elefantenmutter mit ihren Babies an der Tränke“ von 1912. Anja Sattelmacher: Zoo-Schauen, S. 76. 439 Fred Ritter: Berliner Tonfilmaufführung. Hagenbeck spricht, in: Cottbuser Anzeiger, Nr. 230, 01.10.1930, o.S., (HA). 440 Afrika spricht! oder Das Paradies der Hölle, UFA Dokumentarfilm, 1934, ZAL, Akte 778. 441 Vgl. auch: O.A.: Ein Eisbär kehrt in die Arktis zurück, in: General-Anzeiger, Stellingen, Nr. 313, 12.11.1935, o.S., (HA). 442 Ebenda.
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Heck nahm den Film allerdings als eine Art Konkurrenz des Zoos wahr und beklagte 1929, dass „sich eine Völkerschau“ im Zoo „nicht mehr“ lohne. „Die Leute […] [sähen im Film] soviel von fremden Völkern, daß sie für Völkerschauen nicht mehr viel übrig“443 hätten. Die wahre Naturanschauung wurde somit durch die fiktionale ersetzt. 3.8.2 Zootiere im Film Die wissenschaftlichen Aufzeichnungen und Serienfotografien von wilden Tieren widmeten sich anfangs vorwiegend der Bewegung des Tieres.444 Damit grenzten sie sich vom zoologischen Museum ab, das nur totes Tiermaterial aufzuweisen hatte.445 Allerdings muteten diese modellhaften Aufnahmen meist sehr abstrakt an, da sie von ihrer natürlichen Umgebung losgelöst waren, kaum filmische Gestaltungsmittel aufwiesen und technische Mängel besaßen.446 Realistischer erschienen die Bewegung und somit auch die Faszination bei den in Szene gesetzten oder in einer Landschaft gefilmten Tieren. Der Zoologe Heini Hediger hatte sich bezüglich der Zootiere 1965 geäußert: „Je aktiver und bewegungsfreudiger ein Tier ist, umso größer sei sein Schauwert“447. Dies galt auch für den Film. Die Bewegung wilder Tiere faszinierte nicht nur die Zuschauer im Zoo, sondern ebenfalls die im Kino. Bedeutung erlangte zudem die Kulisse, die das Gesehene in einen Kontext setzte. Während Beobachtungen im Zoo jedoch häufig auf Zufällen basierten,448 besaßen die Filmstreifen den Vorteil, mehrmals und auf Wunsch abgespielt werden zu können. Dennoch blieb der Eindruck, der 443 O.A.: Was anders sein könnte, in: Deutsche Zeitung, Nr. 206, Berlin, 03.09.1929, o.S. 444 Winfried Pauleit: Encyclopaedia Cinematographica. Tiere im wissenschaftlichen Film und ihr Reenactment in der bildenden Kunst, in: Sabine Nessel; ebender; Christine Rüffert; Karl-Heinz Schmid u. Alfred Tews (Hg.): Der Film und das Tier, Klassifizierungen, Cinephilien, Philosophien, Berlin 2012, S. 11-26, hier S. 11f. 445 Winfried Pauleit: Encyclopaedia Cinematographica, S. 18. 446 Vgl.: Gotthard Wolf: Der wissenschaftliche Dokumentationsfilm und die Encyclopaedia Cinematographica, München 1967, S. 191. 447 Heini Hediger: Mensch und Tier im Zoo. Tiergarten-Biologie, Zürich 1965, S. 124. Vgl.: 4.4.6 Fütterung. Vgl. auch: „Je beweglicher die Tiere sind, desto mehr Liebhaber scheinen sie zu finden.“ Reinhold Cornheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, S. 1145, StA B. 448 Ein Tier konnte zwar durch die Fütterungen zur Bewegung animiert werden. Letztendlich hing der tatsächliche Bewegungsakt jedoch von der Bereitschaft des jeweiligen Zootiers ab.
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durch die Betrachtung eines realen Tieres erfolgte, unübertroffen. Dies bestätigte auch der österreichische Filmregisseur und Schriftsteller Joseph Delmont (18731935) in seinem Buch Wilde Tiere im Film, in dem er von seinen Erfahrungen und Eindrücken bei Filmaufnahmen berichtete. „Bei den Raubtieren im Film ist das Publikum viel ruhiger als bei der wirklichen Vorführung lebendiger Tiere. Der im dunklen Zuschauerraum auf die Leinwand projizierte, angreifende Löwe wirkt lange nicht so gefährlich, wie das lebende Tier der Wirklichkeit.“449 Die als Schauspieler eingesetzten Tiere waren auch deswegen vorteilhaft, weil ihre Bewegungen auch vor der Kamera „stets ohne Hemmungen frei und schön“450 blieben. Allerdings war beim Einsatz von Tieren in Unterhaltungsfilmen eine Vorgabe der Bewegung, Aktion oder Blickrichtung erforderlich. Zum einen, um den gewünschten Zweck zu erzielen, zum anderen, um lange und somit kostspielige Aufnahmen zu vermeiden.451 Daher fragten die Regisseure nach dressierten Tieren, die sie aus Zirkussen, Tiergärten oder eigens dafür angelegten Zuchten bekamen.452 „Es war im Jahre 1920 und in den folgenden Jahren, als die große Not auch die Zoologischen Gärten bedrohte und manche Gärten schließen mußten. Da kam eine Anfrage an meinen Mann [Johannes Gebbing, N.K.], ob er nicht ein oder zwei Großkatzen – sei es Tiger oder Löwe – zu Filmaufnahmen zur Verfügung stellen könne.“453
Für die Zoos bedeutete diese Zusammenarbeit neben dem Renommee und dem Werbeeffekt eine nicht zu unterschätzende, finanzielle Unterstützung. Die Tierpreise unterlagen wirtschaftlichen und politischen Schwankungen und waren abhängig von der Art, dem Seltenheitswert, dem Käufer und den gewünschten Anforderungen an das Tier.454 Anfang der 1930er Jahre kostete beispielsweise ein 449 Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 25. 450 O.A.: Tiere as Filmdarsteller, S. 832. 451 Winfried Pauleit erwähnt einige Problematiken des wissenschaftlichen Tierfilms. So liefen die Tiere anfangs stets voran, wobei weder ihr Ziel noch ihre Herkunft im Bildausschnitt gezeigt wurden. Auch schaute ein Tier höchstens zufällig in die Kamera. Vgl.: Winfried Pauleit: Encyclopaedia Cinematographica, S. 24; Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 25, 28. 452 O.A.: Tiere als Filmdarsteller, S. 832; Film Tiefland, 16.03.1942, Riefenstahl-Film GmbH, ZAL, Film und Tierhandel, Akte 222; Alfred Seitz: 50 Jahre Tiergarten Nürnberg, Nürnberg 1962, S. 122. 453 Herbertine Gebbing: Tier-Filmstars mit Harry Piel. Erinnerungen aus dem Leipziger Zoologischen Garten im Jahr 1920, ZAL, Akte 778. 454 Vgl. auch: Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 22-25.
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Schimpanse 1.800 RM, ein Orang-Utan 15.000 bis 18.000 RM, ein Eisbär um die 2.000 bis 3.000 RM455 und ein Elefant 6.000 bis 7.000 RM.456 Die Tiere mussten jedoch nicht zwingend gekauft, sondern konnten ebenso gemietet bzw. verliehen werden. Die Riefenstahl-Film GmbH nahm ein solches Angebot an und zahlte für den Wolf „Lips“457 1942 einen monatlichen Pauschalbetrag.458 Neben Raubtieren, Affen, Elefanten, Kamelen, Salamandern und Schlangen kamen auch heimische Tiere wie Wölfe und Fischreiher zum Einsatz.459 Für die Schauspieler bedeutete ein Dreh mit Wildtieren, dass sie keine Angst vor diesen haben durften. Daher titelte die Berliner Illustrirte Zeitung 1926: „Neues vom Film – Was man alles für den Film braucht. Darsteller, die sich nicht vor Löwen fürchten.“460 Da immer wieder Unglücke passierten und Schauspieler bei Filmaufnahmen verletzt wurden,461 war dieser Satz durchaus berechtigt. Der Film 455 Kir.: Des Herrgotts Tierreich. Die wunderliche Geschichte vom Löwen, Elefanten und dem Eisbären, in: Berliner Tageblatt, Nr. unbekannt, 08.11.1932, o.S., (HA). 456 „Gut dressierte, arbeitsfähige Tiere“ können auch „18-22 000 Mark erzielen.“ Prius: Prima Löwen à 1135 Mark. Blick in den Katalog einer Großtierhandlung, in: Berlin am Morgen, Nr. 276, 26.11.1931, o.S., (HA). 457 Er wurde für den Film Tiefland benötigt. 458 Brief von der Zoodirektion Leipzig an die Riefenstahl-Film GmbH Berlin, 16.03.1942/19.03.1942, ZAL, Akte 223. Vgl. auch: „Die Riefenstahl-Film GmbH erhielt für 850 RM aus dem Leipziger Zoo den Wolf ‚Lips‘“. Brief und Rechnung vom Zoologischen Garten Leipzig an die Riefenstahl-Film GmbH, 14.11.1942, ZAL, Film und Tierhandel, Akte 222. 459 Fotografie: Elefant mit aufgesattelter Frau zieht einen Wagen mit Kindern. BIZ, Nr. 9, 33, 02.03.1924, Titelblatt; Alfred Seitz: 50 Jahre Tiergarten Nürnberg, S. 124. Vgl. auch: Fütterung von Riesenschlangen; Die goldene Stadt, Spielfilm, Deutschland 1941/1942, Regisseur Veit Harlan. Brief von Kr. u. Hs. an die Universum Film Aktiengesellschaft, 10.09.1941, ZAL, Film und Tierhandel, Akte 222. 460 O.A.: Neues vom Film – Was man alles für den Film braucht. Darsteller, die sich nicht vor Löwen fürchten, in: BIZ, Nr. 2, 35, (1926), S. 36. 461 „Ich erinnere nur an das vor einigen Jahren in Turin geschehene Unglück, wo ein Leopard, der schon seit Wochen aufgenommen wurde, plötzlich der Hauptdarstellerin ins Gesicht sprang und die Frau derart zerfleischte, daß sie zeitlebens verunstaltet blieb und nie wieder ihrem Beruf nachgehen konnte.“ Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 34. Verantwortlich für die Unglücke waren teilweise auch diejenigen Dompteure, „die gewissenslos und ungeschickt genug sind, Leib und Leben von Menschen einfach mit der Selbstberuhigung: ‚Ach, es wird schon nichts passieren!‘ aufs Spiel zu setzen“. Ebenda, S. 27. Die Schauspielerin Berthe Dagmar wurde während der Filmaufnahmen für Le Collier Vivant, von 1913 einmal tatsächlich von ei-
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spielte mit dieser Gefahr, indem er angriffslustigen oder gefährlich anmutenden Raub- und Wildtieren462 zierliche Schauspielerinnen gegenüberstellte. So wurden Frauen aufgezeichnet, die mit einem Geparden auf dem Sofa saßen,463 mit einer Hyäne spazieren gingen464 oder See-Elefanten fütterten.465 Das Abenteuerdrama Du sollst nicht begehren, gedreht 1913, zeigte eine leicht bekleidete, hübsche Frau, die ein im Baum versteckter Panther ansprang. Das Tier riss die Dame zu Boden und beide kämpften miteinander.466 Es war der Angreifer, vor dem es sich zu schützen galt. Im Film King Kong und die weiße Frau von 1933 nahm das Wildtier hingegen auch eine Beschützerrolle ein.467 Das Kräftemessen zwiner Schlange gewürgt und beim Dreh von Marie Chez Les Fauves von 1922 verletzte sie der Panther Lia schwer an Kopf und Schulter. Vgl.: Annette Förster: Das Zusammenspiel von Schauspielerinnen und Tieren im Stummfilm. Kathlyn Williams, Berthe Dagmar, Musidora, Nell Shipman, in: Sabine Nessel; Winfried Pauleit; Christine Rüffert; Karl-Heinz Schmid u. Alfred Tews (Hg.): Der Film und das Tier. Klassifizierungen, Cinephilien, Philosophien, Berlin 2012, S. 61-78, hier S. 68f. Wenngleich es sich hier um französische Filme handelt, ist davon auszugehen, dass diese ebenfalls in Deutschland gezeigt wurden. 1912 kamen 30 Prozent des gesamten deutschen Spielfilmprogramms aus Frankreich, 25 Prozent aus Amerika und 20 Prozent aus Italien. Vgl.: Hans Taub: Zur Entwicklungsgeschichte der UfaWochenschauen, in: Ufa Lehrschau (Hg): 25 Jahre Wochenschau der Ufa, Geschichte der Ufa-Wochenschau und Geschichte der Wochenschau-Arbeit, Berlin 1939, S. 10-32, hier S. 12. 462 Fotografie mit der Unterschrift: „Gefahren des Film-Ateliers: Rudolf Valentino, einer der beliebtesten amerikanischen Filmschauspieler, mit einem Tiger, den er für die Aufnahme eines neuen Films an sich gewöhnen muss.“ (HA). O.A.: Ein Eisbär kehrt in die Arktis zurück. 463 Fotografien mit der Bildüber- bzw. Bildunterschrift: „Die Tierfreundin: Lola Kreutzberg, die Schöpferin erfolgreicher Tierfilme, mit einem Gepard. Links: Fräulein Kreutzberg mit einem Orang-Utan.“ BIZ, Nr. 18, 35, (1926), Titelblatt. 464 Bildunterschrift: „Die Vortragskünstlerin Margo Lion auf einem Spaziergang mit der zahmen jungen Hyäne des Berliner Zoo.“ Phot. Continental. O.A.: Tiere als Filmdarsteller, S. 832. 465 Franc Stefanowski: Henny Porten bei Hagenbeck. 466 Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 34. 467 Die UFA veröffentlichte 1930 Afrika spricht. Regisseur und Drehbuchautor: Walter Futter. Ausstrahlung in Deutschland: 1931. „,Afrika spricht‘ – ist das aufregendste Dokument aus der afrikanischen Wildnis. Ein Bild- und Ton-Reisebericht, wie er bisher noch nie in einem Filmwerk gezeigt wurde. Man erlebt die gefahrvollen Abenteuer der kühnen Forscher, ihren Kampf mit der Natur, mit blutdürstigen Bes-
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schen Tier und Mensch sowie die subtile Grenze zwischen Wild- und Schmusetier übte eine Faszination auf die Zuschauer aus. Anette Förster hat Stummfilme mit wilden Tieren untersucht und festgestellt, dass diese, ob als Angreifer oder als Beschützer, mit ihrer Rolle vorwiegend der Heldin dienten. Die Tiere ermöglichten der Protagonistin, sich gegen sexuelle Belästigung und Bevormundung zu wehren und sich als psychisch und physisch starke Frau zu präsentieren.468 Die Frau, als das „schwache Geschlecht“, wurde in ihrer gesellschaftlichen Rolle konterkariert oder, anders ausgedrückt, die Regisseure bedienten sich des vorherrschenden Gesellschaftsbildes der Frau, um die Bedrohung durch das Tier stärker hervorzuheben und das Mitempfinden der Zuschauer zu erhöhen. Dadurch steigerte sich die Faszination und Bewunderung für die Heldin. Nicht immer jedoch wurde einem Zootier eine tragende Rolle zugesprochen. Sabine Nessel fiel auf, dass sie besonders in Filmen vor 1920 häufig lediglich als Teil des „heimischen Wohnzimmer[s]“469 oder als dressierte Künstler gezeigt wurden.470 In einigen Filmen besaß das Tier somit lediglich die Funktion eines Accessoires oder war ein Teil der Kulisse. Manchmal reichten sogar bereits das Fell oder einzelne Tierkörperteile als Andeutung aus.471 Anders verhielt es sich beim Zoofilm, der die Wildtiere und ihren Alltag im Tiergarten in den Mittelpunkt rückte.472 In Tiere sehen Dich an, einer Verfiltien. Man erlebt die unbeschreibliche Schönheit unberührter Lande, die tausendfältige Tierwelt im Kampf ums Dasein, die Schrecken der Landplagen, das primitive Leben der Urvölker insbesondere der sagenhaften Pygmäen.“ ZAL, Akte 778. 468 Annette Förster: Das Zusammenspiel, S. 65. 469 Hierbei bezieht sie sich auf die Komödie von Madame Babylas aime les animaux, 1911, Regie: Alfred Machin. In diesem Film trug die überschwängliche Tierliebe Madame Babylas’ dazu bei, alle Tiere, die sie sah (Vögel, Raubkatzen, kleine Tiere, ein Schwein) mit nach Hause zu nehmen und dadurch ihren eigenen „Haus“-Zoo zu gründen. Vgl.: Sabine Nessel: Animal medial, S. 38. 470 Ebenda, S. 38. 471 Beim Film Afrika spricht wurden im Kassenraum zusätzlich Afrikagegenstände und Jagdtrophäen von der Liberia-Expedition des Direktor Gebbing als Dekoration zur Verfügung gestellt. Vgl.: ZAL, Akte 778. Sabine Nessel bestätigte: „Besonders in den Filmen des frühen Kinos der 1910er Jahre zieren Tierfelle mit Löwen- oder Tigerkopf häufig die Fußböden der bürgerlichen Salons.“ Sabine Nessel: Animal medial, S. 38. 472 Zu nennen wären hier z.B. die Kurz-Dokumentarfilme: Peter und Bessie, die lustigen Schimpansen aus dem Zoo Frankfurt a.M., (De 1929; Heinz Fischer); Aus der Wildnis in den Zoo, (De 1931); Bei den Raubtieren im Nürnberger Zoo, (De 1931; Toni Attenberger); Morgenspaziergang im Zoo, (De 1931); Winter im Zoo, (De 1932).
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mung des gleichnamigen Buches von Paul Eipper, wurde ihnen sogar eine menschliche Sprache verliehen.473 Sie waren dadurch nicht mehr „Fremde“, sondern wurden vermenschlicht und zu Identifikationsfiguren. „Die Hauptidee aber ist: den Menschen im Bild das Wesen, den Blick, die lebendige Verbundenheit der Tiere nahe zu bringen. Alle Verbundenheit des Lebens löst sich aus diesem Film und packt das Herz und das Gemüt des Zuschauers, sei er nun ein großer oder ein kleiner Menschenzuschauer. […] Denn – man soll das Tier nicht als Kuriosität bestaunen, und sei es durch die Lebensbedingungen und das Klima seiner Heimat noch so seltsam; man soll seine Wesensart begreifen, sein Leben, seinen Blick durch die Vermittlung dieses Films fühlen.“474
Diese Ausführung geht bereits in die Richtung der verhaltenspsychologischen Betrachtung von Tieren, orientiert sich jedoch noch stark an der des Menschen. Wie das Buch versucht der Film „das Tier aus der Niederung des Nur-Objektes unserer Wünsche und Nutzungsbegierden empor[zu]heben zum Subjekt, zur Persönlichkeit“475. Er zielte dabei nicht nur auf erwachsene Kinogänger ab, sondern ebenso auf junge Menschen. Da bis in die 1930er Jahren vorwiegend Erwachsene im Film gezeigt wurden,476 ist hier eine Zielgruppenverschiebung zu erkennen. Diese Entwicklung drängte sich jedoch geradezu auf, denn auch die realen Zoos konzentrierten sich zu diesem Zeitpunkt verstärkt auf Kinder. Dieser und die vielen von Afrika berichtenden Dokumentarfilme könnten als Vorgänger zu Grzimeks Fernsehreihe Ein Platz für Tiere477 verstanden werden. Grzimeks Fokus lag zwar mehr auf der Arterhaltung der in Afrika lebenden Tie-
http://www.filmportal.de/search/apachesolr_search vom 12.02.2015. Vgl. auch: R.: Achtung, Aufnahme!, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 107, 17.04. 1937, S. 5. 473 Vgl.: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 474 Od. G: Tiere sehen dich an. Der Film der Tiere, in: Wiener Hausfrau, Nr. 11, 11.12.1931, o.S. 475 Paul Eipper: Tiere sehen dich an, Vorwort vom August 1952, Frankfurt a.M. 1955, S. 9. 476 Sabine Nessel: Animal medial, S. 38. 477 Die Sendung lief in 175 Folgen, fast 30 Jahre lang und erreichte Einschaltquoten von 70 Prozent. Vgl.: Michael Miersch: Der Tieronkel, der die Welt veränderte. Für einen Nationalpark in der Hölle hätte er mit dem Teufel paktiert: Zum 100. Geburtstag von Bernhard Grzimek, in: Die Welt, Nr. 95, 24.04.2009, S. 23.
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re, doch erzählte auch er vom Zooalltag478 und versuchte die Allgemeinheit für die Bedürfnisse und Lebensweisen der Tiere zu sensibilisieren und sich ihnen auf einer emotional-anthropomorphen Ebene zu nähern. Die Idee, lebende Zootiere vor die Kamera mitzunehmen, war zudem ein Effekt, den bereits Hagenbeck bei Reportagen genutzt hatte. „Lorenz Hagenbeck, Herr von Stellingen, Deutschlands größtem Tierpark ist in Berlin eingetroffen und steht im Schubertsaal vor dem Mikrophon. Er wird für einen großen amerikanischen Tierfilm [‚Auf Tigerjagd in Indien‘, N.K.] […] die Reportage sprechen. In Hagenbecks Begleitung befindet sich Agamemnon, ein junger Gepard, der anfangs etwas schüchtern um sich blickt, aber dann mitten im warmen Schein der Jupiterlampen auf einem großen Lehnstuhl Platz nimmt. ‚Na, Kleener, du musst da woll eben wech, nöch … ?‘ fordert ihn sein Herr im zärtlichen hamburgisch auf. Und dann setzt sich Hagenbeck selbst in den breiten Sessel.“479
Auch bei manchen Zoo-Vorträgen brachten die Zoodirektoren kleine Raubtiere mit, so dass die Zuhörer diese leibhaftig sehen und streicheln konnten.480 In einem Artikel über Bernhard Grzimek in der Zeitung Die Welt vom April 2009 betonte Michael Miersch die Innovationskraft und Einzigartigkeit des Frankfurter Zoodirektors sowie seiner Sendungen. Zudem schrieb er: „Niemand fand etwas Schlechtes daran, […] Raubtiere auszurotten. […] Völlig gegen den Zeitgeist behauptete er [Grzimek, N.K.], dass auch wilde Tiere wichtig seien und nicht nur Maschinen.“481 Die Formulierung ist unglücklich, wenn nicht sogar falsch, denn sie lässt annehmen, niemand vor Grzimek habe die Bedeutung der Wildtiere erkannt oder sie schützen wollen. Dabei gab es bereits vor seinen Sendungen verschiedene Strömungen, die sich für den Tierschutz und die Erhaltung wilder 478 Ein Fabeltier fliegt nach Deutschland, (BRD 1954), zeigt den Tierfang eines Okapis in Zentralafrika und seinen Transport in den Zoo. Ein Tag im Frankfurter Zoo, (BRD 1951), dokumentiert den Zooalltag. 479 Vgl.: O.A.: Agamemnon läßt sich filmen, in: Tempo Berlin, Nr. 195, 22.08.1930, o.S., (HA). 480 Beim Zoo-Abend reichten Tierwärter und Pflegerinnen „kleine Tiere herum. Die jungen Löwen und Leoparden trugen blau-gelbe Stadtschlieden und ließen sich streicheln.“ Gb.: Hat das Tier Charakter?, in: NLZ, Nr. 10, 12.02.1932, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 129. Zootiere besuchten ebenso die Zeitungen. Vgl.: W.B.: Ein Tiger besucht den „Lokal-Anzeiger“. Fräulein Rany vom Zirkus Hagenbeck. – Das vielbestaunte Zebra-Viergespann, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. 10, 11.01.1930, o.S., ZAL, Ordner 1, 236. 481 Miersch Michael: Der Tieronkel, der die Welt veränderte, S. 23.
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Tiere eingesetzt hatten.482 Auch die Idee der Vorführung lebendiger Tiere bei Fernsehaufnahmen war nicht neu, gewann allerdings durch Grzimek an Breitenwirkung.
3.9 Z UCHT 1905 beschrieb Meyers Großes Konversations-Lexikon Zucht als „Fortpflanzung der Tiere unter der Leitung des Menschen“483. Das Ziel der Viehzucht bestand darin, die Nutzungseigenschaften bei gleichzeitigem Erhalt der „Schönheit und Harmonie der Form“ sowie der „Vererbungsfähigkeit“ zu vermehren. Zur Weiterzucht wurden daher nur einwandfreie Tiere ausgewählt, die keine Fehler besaßen. Es ging dabei nicht nur um sogenannte „Gebrauchs- oder Erbfehler“,484 sondern auch um den visuellen Eindruck, um die Ästhetik, die die Auswahl mitbestimmte.485 Mit der „fast vollkommenen Entfremdung […] von den Vorgängen in der Natur, vor allem beim Aufwachsen der Tiere“486, ging gleichzeitig die Zucht der privat gehaltenen landwirtschaftlichen Nutztiere zurück. „Fassen wir unsere Ausführungen zusammen, so zeigt die Statistik, daß im Hamburger Stadtgebiet, und zwar im innern Gebiet, bestehend aus der alten Stadt und den daran anschließenden Vororten bis Eppendorf, Uhlenhorst, Eilbeck und zum Teil Winterhude und Hamm eingerechnet, in der Vorkriegszeit Rinder, Schweine, Schafe so gut wie gar nicht, Ziegen nur in sehr geringer Menge noch vorhanden waren. […] Inneres Stadtgebiet und Tierhaltung gehören nicht zusammen und vertragen sich nicht. Aus der Größe und Art der Tierhaltung eines Bezirkes läßt sich der vorwiegend städtische oder ländliche Charakter eines Bezirkes deutlich erkennen.“487
482 Vgl.: 3.4.4 Lebensreform; 3.10.1 Tierschutz; 3.10 Arterhaltung. 483 Zucht, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 20, S. 1000. 484 Gebrauchsfehler schädigen die Form und verringern die Leistung. Erbfehler meint die Anlage zu Erbkrankheiten. Viehzucht, in: Meyers Großes KonversationsLexikon, Bd. 20, S. 148-152, hier S. 149f. 485 „Schönheitsfehler, wie z. B. Karpfen-, Senkrücken, plumper Kopf, ungleiche Hornstellung etc., sind für die Leistung des Tieres ohne Belang, sie sind dem ungeachtet bei Zuchttieren nicht zu dulden.“ Viehzucht, in: Meyers Großes KonversationsLexikon, Bd. 20, S. 149. 486 Hanne R.: Tierzucht und Tierhaltung im Stadtgebiet Hamburg, in: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Nr. 8, 40, 21.02.1925, S. 141. 487 Ebenda, S. 141.
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Die Zucht verlagerte sich in den Städten somit vorwiegend auf die Tiergärten. Sie gehörte zu den Aufgabenbereichen, bei denen Zoos bereits „seit langem beste Erfolge zu verzeichnen“488 hatten. Im Zoologischen Garten Leipzig stand die Reproduktion der Löwen an vorderster Stelle. Erfolge wie im Jahr 1936 mit 1.000 Geburten489 führten dazu, dass der Zoo den Beinamen „Löwenfabrik“ erhielt.490 Grundsätzlich herrschte die Meinung vor, dass sich Tiere nur fortpflanzten, wenn sie gut gepflegt wurden und sich wohl fühlten,491 zumal ihnen „das Freileben […] in unseren klimatischen Verhältnissen nur in ganz unzulänglicher Weise“492 möglich war.493 Eine geglückte Fortpflanzung großer Wildtiere, wie Elefanten, Nilpferde oder Giraffen, wurde daher geradezu als Triumph der modernen Tiergärtnerei angesehen.494 Durch den Verkauf des Nachwuchses brachte er dem Garten zudem einen ökonomischen Vorteil ein.495 Gleichzeitig steigerten Geburten die Attraktion eines Zoos und die Menschen kamen verstärkt herbei, um die Neuankömmlinge zu bestaunen.496 Doch nicht nur die Bürger, auch die
488 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 48. 489 1900 kamen im Leipziger Zoologischen Garten immerhin bereits 200 Löwen zur Welt. Brief vom Berliner Tierparkdirektor Dr. Heinrich Dathe an Arzt Dr. med. Kallwaß, Berlin, 15.08.1957, S. 1-5, hier S. 2, ZAL, Akte 778. 490 Lothar
Dittrich:
Lebensraum
Zoo,
Tierparadies
oder
Gefängnis?,
Frei-
burg/Basel/Wien 1977, S. 71. 491 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 45; O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten, in: DZG, Bd. 11, Nr. 1/2, (1939/1940), S. 32-41, hier S. 36. 492 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 46. 493 Noch heute reagieren Tierschützer und Zoopfleger besorgt, wenn sich der Nachwuchs nicht einstellen will. Vgl.: Lena Kaiser: Warten auf den kleinen Eisbär, in: taz.nord, 6./7.07.2013, S. 45. 494 Vgl.: Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 46. 495 Johannes, Gebbing: Der Zoologische Garten in Leipzig, S. 2. 496 Kö.: Der Polytechnischen Gesellschaft, in: Mitteilungsblatt der Polytechnischen Gesellschaft, Nr. unbekannt, Juni 1932, ZAL, Ordner 9, S. 74. Tiergeburten werden in der Zeitung angekündigt, da sie einen werbenden Effekt besitzen. Vgl.: S.: Ein Seelöwe im Zoo geboren, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 23./24.06.1934, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 4; O.A.: Tierpark der Kleinen. Nachwuchs bei Hagenbeck, in: Niederelbisches Tageblatt, Nr. unbekannt, 07.06.1935, o.S., (HA); O.A.: Ein Bison geboren. Aus dem Leipziger Zoo, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 23.08.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 59; Eduard Jakl: Im Zoo Geborene, in: Deutsche Tageszeitung, Nr. unbekannt, 21.08.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 63.
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Stadt und in einigen Fällen sogar das Ausland drückten ihre Anerkennung aus.497 Bis 1935 erhielten in Leipzig sogar die jeweiligen Pfleger sowie teilweise die Direktion für jede Geburt eine finanzielle Belohnung von den städtischen Behörden.498 Danach wurde diese nur noch an die Tierwärter ausgezahlt. „Wenn zu dem Direktor das notwendige Vertrauen da ist, brauchen ihm weder Beschränkungen hinsichtlich der Tierzucht, noch Anreize zur Förderung gegeben werden. Anders dagegen verhält es sich mit den Wärtern, die bei verhältnismässig geringen Löhnen oft ausserordentlich viel mehr Arbeit bei der Aufzucht von Tieren leisten müssen, spät abends oder gar nachts füttern und nachsehen müssen.“499
Doch nicht nur die Jungtiere, auch ausgewachsene Zucht- und Rassetiere wurden ausgestellt.500 Um die Jahrhundertwende gab es auch Experimente mit Bastardzüchtungen, wie Kreuzungen zwischen Esel und Zebra, Pferd und Zebra oder Tiger und Löwe.501 „Lehrreich sind die Auslagen über Zuchtergebnisse aus Hagenbecks Tierpark: Embryonen, soeben geborene Junge seltener Art, Aufnahmen vom Ausschlüpfen afrikanischer Strauße aus den Eiern, Kreuzungsprodukte zwischen Löwe und Tiger, Zebra und Pferd, sowie Bastarde zwischen Zebu und deutschem Tieflandrind, die auch eine wirtschaftliche Bedeutung erlangt haben und anderes mehr.“502
497 O.A.: Ein Tierparadies vor Hagenbeck, in: Hamburger Illustrierte, Nr. 2, 10.01.1931, S. 13. 498 Karl Max Schneider u. Rü.: An das Personalamt II c, Leipzig, 28.12.1948, S. 1f., hier S. 1, ZAL, Akte 1624; Schubert: An das Personalamt, 02.02.1949, o.S., ZAL, Akte 1624. 499 Karl Max Schneider u. Rü.: An das Personalamt, S. 1. 500 Paul Neumann: Seltsame Mischlinge, S. 114f.; O.A.: Seltene Gäste aus dem fernen Osten bei Hagenbeck, in: Hamburger Korrespondenz, Nr. unbekannt, 01.12.1933, o.S., (HA). 501 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 74f. Vgl. auch: Nicolaus Peters: Die Bedeutung von Hagenbecks Tierpark für Lehre und Forschung; Henriette Petersen: Frau Henriette Petersen im Tierpark von Hagenbeck, in: Die Hamburger Woche, Nr. 16, 3, (1908), S. 9; O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Berlin, in: DZG, Bd. 11, Nr. 3 (1939), S. 115. 502 Nicolaus Peters: Die Bedeutung von Hagenbecks Tierpark für Lehre und Forschung.
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Zuchten dienten wissenschaftlichen Zwecken, dem Tierhandel und der Blutauffrischung bereits bestehender Tiergruppen.503 Sie brachten zusätzliche Gelder ein504 und steigerten die Anerkennung in der Gesellschaft. Im Vordergrund stand die Qualitätsverbesserung der Gene. Der Brockhaus beschrieb die Zucht als „das Paaren und Heranziehen von Tieren, bes. zur Verbesserung ihrer Eigenschaften und Leistungen“505. Die Vor-Auswahl, genannt „Selektion“, erfolgte jedoch nicht natürlich, sondern künstlich, durch den Menschen bzw. den Experten. Er entschied über die besten Gene, nicht die Natur.506 Er nahm sich damit das Recht einer künstlich herbeigeführten Paarung heraus und begründete sie mit einem Mehr an Nutzen durch die neuen positiven Eigenschaften.507 Die Nationalsozialisten waren daran interessiert, die Erfolge im Bereich der Tierzucht auch beim Menschen zu erzielen, um die Fortpflanzung „schlechter Gene“508 bzw. negativer Rasseeigenschaften zu verhindern.509 Sie bedienten sich Darwins Evolutionstheorie, die bereits 1863 auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Stettin auf die gesellschaftlichen Verhältnisse übertra-
503 Vgl. auch: Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbecks Tierpark, S. 257; O.A.: Mitteilungen aus zoologischen und botanischen Gärten, Aquarien, wissenschaftlichen Stationen, Museen u.s.w., (1896), S. 324. Zur Blutauffrischung siehe: Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, S. 186. 504 Geldeinnahmen durch Zuchttiere waren u.a. durch den Verkauf an Privatpersonen, Filmfirmen oder Zirkusse möglich. Vgl.: O.A.: Tiere als Filmdarsteller, S. 832; Johannes Gebbing: Der Zoologische Garten in Leipzig, S. 2. 505 Zucht, in: Der Große Brockhaus, Bd. 20, S. 694f. 506 Vgl.: Ursula Ferdinand u. Christoph Wichtmann: Vom Züchtungsgedanken und der Eugenik zur aktuellen Debatte um die Reproduktionstechnologie, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. 1, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 575-579, hier S. 576. 507 Als positive Eigenschaften wurden eine größere Widerstandsfähigkeit und mehr Muskelkraft angesehen. Es handelte sich somit um Kriterien, die die Nutzfunktion steigerten. Vgl.: Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, S. 186f. 508 Vermieden werden sollte beispielsweise die Vermehrung der Dummen, der sozialen Randgruppen, der psychisch Kranken, der Suchtkranken, der armen Menschen oder Migranten. Vgl.: Ursula Fedinand u. Christoph Wichtmann: Vom Züchtungsgedanken und der Eugenik, S. 575. 509 Ebenda, S. 575.
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gen worden war.510 Heinrich Himmler (1900-1945) propagierte eine „Auslese des guten Blutes“ und die „Höherentwicklung der nordischen Rasse“511. Für die Umsetzung wurden die Forschungsergebnisse des französischen Grafen Gobineau (1816-1892) sowie die Arbeiten der Mediziner Alfred Ploetz (1860-1941) und Wilhelm Schallmeyer (1857-1919) herangezogen. Sie lieferten Empfehlungen, wie die „menschliche Zuchtwahl“ zu verbessern und die Degeneration des modernen „Kulturmenschen“ zu verhindern sei.512 An den Universitäten entstanden eigene Abteilungen, in denen sich die Forscher mit Rassegesetzgebung oder Erbgesundheitspflege auseinandersetzten,513 und ab 1933 erfuhren eugenische Maßnahmen Aufnahme in deutsche Gesetze.514 In Fortpflanzungsfragen wurden Tiere zu menschlichen Vorbildern.515 Darwins Theorie war somit in leicht veränderter Form auf das Sozialgefüge der Menschen übertragen worden. Der Zoo blieb von diesen in der Öffentlichkeit verbreiteten Ideologien nicht unberührt. Eingeleitet durch die Lebensreform, die einen großen Wert auf Natur und Heimat legte, sowie politisch umgedeutet und instrumentalisiert durch die Ideologie der Nationalsozialisten,516 die das deutsche Tierreich in seiner Schönheit hervorhob, 510 Peter Emil Becker: Zur Geschichte der Rassenhygiene, Wege ins Dritte Reich, Stuttgart/New York 1988, S. 3, 8. Diese Theorie wurde später als „Sozialdarwinismus“ bezeichnet. Ihre Anhänger waren davon überzeugt, dass zwischen den „biologischen Qualitäten“ und den „sozialen Verhältnissen“ der Menschen eine Wechselbeziehung bestünde und anhand „biologisch-medizinischer Befunde“ ein neuer Mensch geschaffen werden könne bzw. müsse. Vgl.: Jürgen Reulecke: Rassenhygiene, S. 199. 511 Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, Göttingen/Zürich/Frankfurt 1970, S. 112f. 512 Vgl.: Jürgen Reulecke: Rassenhygiene, S. 197; Ursula Ferdinand u. Christoph Wichtmann: Vom Züchtungsgedanken und der Eugenik, S. 575. 513 Christian Jansen: Emil Julius Gumbel. Portrait eines Zivilisten, Heidelberg 1991, S. 155. 514 Gesetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses von 1933; völkischrassistisches Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre von 1935 und das Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Ehegesundheitsgesetz) 1935. Vgl.: Ursula Ferdinand u. Christoph Wichtmann: Vom Züchtungsgedanken und der Eugenik, S. 576. 515 O.A.: „Jawohl, im Tierreich sollten wir unsere Vorbilder suchen“, Schulungsheft der SS. SS-Leitheft, Folge 10b, April 1942, zit. nach: Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, S. 126. 516 Bereits die Jugend wurde für Begriffe wie „Rasse“ sensibilisiert. Hitlers Leitthesen bildeten die Grundlage der NS-Erziehungspolitik. Bereits in den sogenannten „Er-
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wurden Tiere der Heimat als wichtig und sehenswert propagiert und im „Deutschen Zoo“ ausgestellt. „In mehreren Fällen wurde hier zum erstenmal überhaupt versucht, die Wildlinge aus Wald und Flur in dieser Weise517 auszustellen. […] Zum ersten Mal wird hier auch ein so wenig beachtliches Tier wie die Schnecke in einem ganzen Schneckengarten vor Augen geführt.“518 Der Zoo fungierte als Spezialist in Zuchtfragen und gab selbst Privatleuten Auskünfte und Informationen über die richtige Handhabung.519 Zudem wurden vermehrt Rasse- und Zuchtthematiken bei Führungen und Vorträgen auf dem Zoogelände sowie bei Konferenzen der Zoodirektoren behandelt.520 Einige Besucher verlangten sogar, die „wichtigsten Arten des Rassegeflügels“521 vorgeführt zu bekommen. Um ein Tier mit den „besten“ Merkmalen und „Genen“ zu finden, bedurfte es jedoch eines weitläufigen Austausches.522 Daher galten diejenigen Zoos als bevorzugt, die weitreichende Kontakte zu internationalen Institutionen besaßen gänzungsheften“, die vorwiegend in der Schule verwendet wurden, ist die Pflege der eigenen Rasse thematisiert worden. Vgl.: Regula Stucki: Wer die Jugend hat, hat die Zukunft. Die Ergänzungshefte in den Schulen als Träger der nationalsozialistischen Ideologie, in: Historisches Institut der Universität Bern (Hg.): Berner Historische Mitteilungen, Lizentiatsarbeit bei Prof. Dr. M. Cattaruzza, 19, (2002), S. 45f. Vgl. auch: Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, S. 37. 517 Lebendig und nicht ausgestopft, wie sie in Naturkundemuseen bereits im vorigen Jahrhundert zu betrachten gewesen waren. 518 O.A.: Anschauungsunterricht im Tierkindergarten. 519 O.A.: Aus der Kleintierzucht, in: Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhof, Nr. unbekannt, 17.07.1932, S. 344f., hier S. 344; O.A.: Vorläufig darf er nur fensterln. Interessanter Zuchtversuch mit einem Giraffenbullen im Zoo, in: Neue Leipziger Zeitung, Nr. unbekannt, 25.05.1939, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 230; O.A: Löwenund Tiergeburten bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 227, 17.08.1930, o.S., (HA); O.A: Pfingsten im Berliner Zoo, in: Der Deutsche, Nr. 133, 08.06.1930, o.S., (HA); O.A.: Frische Erdbeeren bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 294, 23.10.1931, o.S. (HA). 520 Kö.: Der Polytechnischen Gesellschaft, S. 74; Tagungsprogramm beim Treffen der Zoodirektoren in Nürnberg, vom 28.-30.06.1949, bes. der Eintrag vom 30.06.1949, o.S. (TAN). Vgl. auch: O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, 27.11.1925. 521 H.M.: Wünsche an den Zoo, in: LNN, Nr. 63, 04.03.1934, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 167. 522 1905 erkannte dies bereits W.T. Hornaday, der Direktor des New Yorker Zoos. Vgl.: Udo Gansloßer (Hg.): Kurs Tiergartenbiologie, 3. unveränderte Aufl., Fürth 2005, S. 9.
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und an den regelmäßigen Treffen der deutschen Zoodirektoren teilnehmen konnten.523 Doch nicht jedem Direktor waren die Zusammenkünfte zugänglich. Vorab mussten folgende Kriterien erfüllt werden: „Aufgenommen wurden nur die Direktoren und Leiter von Zoologischen Gärten und Tierparks und ähnlichen öffentlichen Parks, die der allgemein naturwissenschaftlichen Volksbelehrung […] [und der, N.K.] Wissenschaft dienen, nicht aber die Leiter oder Besitzer […], die zur Unterhaltung ihrer Gäste auch Tiere zeigten und keine Tierhändler usw. […]. Wenn der neue Bewerber Naturwissenschaften, insbesondere Zoologie, studiert hatte, und wenn er ferner die Tiergärtnerei praktisch in einem Zoologischen Garten als Volontär und Assistent […] hatte, also eine vollständige fachliche Ausbildung für diesen Beruf aufwies, so wurde er sogleich aufgenommen. […] Berief aber eine Stadtverwaltung oder die dafür massgebende Körperschaft zum Leiter ihres Zoologischen Gartens jemanden, der keine Fachausbildung in der Tiergärtnerei hatte, so wurde mit der Aufnahme gewartet, bis man gesehen hatte, wie er den Garten führte […]. Die Teilnehmer waren auch nicht alles studierte Leute und Fach-Zoologen, sondern der Teilnehmerschaft gehörten auch Männern an, die gar kein Universitätsstudium hinter sich hatten, aber es wurde großer Wert darauf gelegt, daß es sich um erfahrene Praktiker handeln mußte, die ihr Können auf dem Gebiet der Tiergärtnerei bereits erwiesen hatten, da man sich einen allseitigen Nutzen nur aus dem Meinungsaustausch wirklich erfahrener Fachleute versprach.“524
Wer dem wissenschaftlichen Anspruch genügte oder über eine persönliche Empfehlung verfügte, konnte vom Austausch der Tiere und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Zoologie und der Zucht profitieren.525 1935 weitete
523 Bereits im 19. Jahrhundert trafen sie sich in regelmäßigen Abständen. O.A.: Tagung der deutschen Zoodirektoren, S. 1-4, hier S. 1, (TAN). 524 Ebenda, S. 1. Stenographische Niederschrift über die Konferenz der Direktoren der mitteleuropäischen Zoologischen Gärten. Tagung vom 4. und 5. August 1930 in Leipzig, Proceedings, S. 1-43, hier S. 1-37. Archiv der WAZA in Bern. 525 Tagungsprogramm vom 30.06.1949. Vgl.: O.A.: Tagung der Zoodirektoren in Nürnberg in der Zeit vom 28.-30. Juni 1949, S. 1, (TAN). Es ist hinzuzufügen, dass das Verbandsorgan Der Zoologische Garten blieb und zu seinen Aufgaben neben der Förderung von „Tierliebhaberei und Tierzucht“ auch der Naturschutz gehörte. 1937 besaß er 25 Mitglieder aus den Städten Amsterdam, Antwerpen, Basel, Berlin, Breslau, Budapest, Clifton-Bristol, Edinburgh, Frankfurt a.M., Halle a. d. Saale, Köln, Königsberg, Kopenhagen, Leipzig, London, München, Nürnberg, Paris, Philadelphia, Posen, Rotterdam, Stockholm, Washington, Warschau und Wien. Vgl.: Kurt Priemel: Der „Internationale Verband der Direktoren Zoologischer Gärten“ und sei-
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sich der Verband der Direktoren Zoologischer Gärten auf die internationale Ebene aus und gründete die IUDZG (International Union of Directors of Zoological Gardens), den Vorläufer der heutigen WAZA (World Association of Zoos and Aquariums).526 Das ursprüngliche Ziel dieser Vereinigung bestand darin, „die gemeinsamen Bestrebungen Zoologischer Gärten, Naturschutzparks und der gleichgerichteten Tierliebhaberei und Tierzucht zu fördern“527. Unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg wurde diese Idee 1946 erneut aufgegriffen und weitergeführt.528
3.10 ARTERHALTUNG Institutionalisiert wurden die frühen Gedanken zur Arterhaltung in Europa 1923 mit der Gründung der Internationalen Gesellschaft zur Erhaltung des Wisent in Berlin.529 Die Brüder Lutz und Heinz Heck versuchten, die Legende des im 17. Jahrhunderts ausgestorbenen, germanischen, kraftvollen und furchteinflößenden Urtiers mit Rinderrassen, die dessen Wildeigenschaften ähnelten, wieder auferstehen zu lassen.530
ne zweite Jahrestagung in Köln a.Rh. (17 bis 20. VIII. 1936), in: DZG, Bd. 9; Nr. 1/2, (1937), S. 47-51, hier S. 48f., 51. 526 Zu den Gründungsmitgliedern gehörten 18 Direktoren aus den Städten: Amsterdam, Antwerpen, Basel, Berlin, Budapest, Frankfurt, Halle, Köln, Königsberg, Kopenhagen, London, München, Nürnberg, Rotterdam, Stockholm, Warschau, Wien. Vgl.: 47. Tagung der „Direktoren-Konferenz“. 1. Jahrestagung des Internationalen Verbandes der Direktoren Zoologischer Gärten; Basel Zoologischer Garten, 22.-25. September 1935, Proceedings, Archiv der WAZA in Bern. 527 Ebenda. 528 Ebenda. 529 Udo Gansloßer (Hg.): Kurs Tiergartenbiologie, S. 9; Zuchterfolge konnten beim Auerochsen und Przewalski-Pferd verbucht werden. Vgl.: Cornelius Holtorf: Der Zoo als Ort der Erinnerung, in: Mitchel G. Ash: Mensch, Tier und Zoo. Der Tiergarten Schönbrunn im internationalen Vergleich vom 18. Jahrhundert bis heute, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 345-361, hier S. 355. 530 Lutz Heck: Waidwerk mit bunter Strecke, Hamburg/Berlin 1968, S. 145; Andreas Gautschi: Der Reichsjägermeister. Fakten und Legenden um Hermann Göring, 2. durchgesehene und ergänzte Aufl., Fulda 1999, S. 67. Vgl. auch: Manfred Kriener: Weg ist weg, in: Die Zeit, Nr. 17, vom 22.04.2010, online aktualisiert am
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Dazu trugen verschiedene Faktoren bei, wie beispielsweise die Tier- oder Naturschutzgedanken,531 die Verstädterung, Heimat- und Lebensreformbewegungen sowie die Begeisterung für eine Tierart, wie aus dem Beispiel Lutz Hecks deutlich wird. In seinem Buch Tiere mein Abenteuer beschrieb er, wie wenig Verständnis ihm von manchen Menschen für seinen Einsatz zur Erhaltung des Wisents entgegengebracht wurde. „Es hat Leute gegeben, gebildete und der Natur durchaus nicht abholde Männer und Frauen, die mich gefragt haben, warum man sich so viel Mühe mit der Rettung und Erhaltung des Wisents mache. ‚Zu was sind diese Tiere nütze‘, fragten sie, ‚und wer hat etwas davon, daß ein paar Dutzend davon in irgend welchen Parks leben?‘“532
Seine Antwort lautete: „Nichts, nichts hat man von ihnen als die Freude an ihrem Dasein.“533 Das musste genügen. Würde man der Quelle glauben, stünde eine neue Lebenseinstellung im Vordergrund, die sich vom kognitiven Nutzgedanken entfernte und der Emotion mehr Bedeutung verlieh. Der Archäologe Cornelius Holtorf ist hingegen der Meinung, dass es den Zoologen dabei vorwiegend um „die Kontinuität von Genpools“ ging, „die sich in langen evolutionären Zeiträumen herausgebildet, aber am Ende, oft durch menschliches Einwirken, in der Natur nicht überlebt haben“534. Die Direktoren versuchten daher anhand der Zucht, sowohl die Vergangenheit in gewisser Weise ungeschehen zu machen als auch die Macht des Menschen über die Natur zu demonstrieren.535 Allerdings ist zu bedenken, dass es für den Erhalt bestimmter Tiere einer Motivation bedurfte, die durchaus in der Faszination für die jeweilige Art zu finden war und somit einen emotionalen Ursprung beinhaltete.
26.04.2010, S. 1-6, hier S. 4. Vgl.: http://www.zeit.de/2010/17/Tier-Auerochse vom 17.02.2015. Vgl. auch: Andreas Gautschi: Der Reichsjägermeister, S. 67. 531 „Ein Naturschutzgedanke, der ohne direkte Nützlichkeitsüberlegungen aller Tierarten und deren Lebensmöglichkeiten als schützenswert angesehen wurde, war im Deutschen Kaiserreich jedoch noch nicht entstanden.“ Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 155. 532 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 190. 533 Ebenda, S. 191. 534 Cornelius Holtorf: Der Zoo als Ort der Erinnerung, S. 355. 535 Ebenda, S. 355.
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3.10.1 Tierschutz Untersuchungen zum Tierschutz gibt es viele.536 Als einer der ersten Belege, die den Schutz von Tieren beinhalten, wird der Kodex Hammurabi aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. angesehen.537 Mit der Französischen Revolution und den Aufklärungsgedanken kamen Tierschutzfragen erneut auf. Zuerst fanden sie nur wenige Anhänger und die Idee wurde nicht ernst genommen.538 1822 übernahm England mit dem ersten europäischen Tierschutzgesetz die Vorreiterrolle.539 Im Deutschen Reich setzten sich Gesetze durch, die sich gegen die sichtbaren Tierquälereien in der Öffentlichkeit richteten, wobei weniger das Lebewesen, sondern eher die Vermeidung öffentlichen Ärgernisses im Vordergrund stand.540 Dennoch gab diese Regelung bereits Auskunft über einen sich vollziehenden Wandel des Tierverständnisses. Eine Mitleids-Ethik mit Tieren wurden erkennbar. Der Tierschützer Manfred Kyber warnte 1925 in seinem Buch Tierschutz und Kultur: „‚Vom Tiermord zum Menschenmord ist nur ein Schritt‘, und damit auch von der Tierquälerei zur Menschenquälerei.“541 Oda Olberg aus Genua differenzierte, dass der „Anblick der Tierquälerei und die Gewöhnung an sie“ den Menschen keinen Anlass gäbe, um „auch in seinen Beziehungen zu Seinesgleichen zu verrohen“. Sie stimmte jedoch zu, dass die „meisten Menschen […] diese Frage schlechthin […] bejahen, weil sie glauben, daß die Grausamkeit gegen 536 Mit diesem Thema auseinandergesetzt haben sich beispielsweise: Pascal Eitler: Stern(s)stunden der Sachlichkeit; Pascal Eitler u. Maren Möhring: Eine Tiergeschichte der Moderne, S. 99f.; Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich. Ein Beitrag
zur
Geschichte
des
Vereinswesens,
Frankfurt
a.M./Berlin/Bern/New
York/Paris/Wien 1993; Julie Schlosser: Das Tier im Machtbereich des Menschen, München/Basel, 1954; Petra Brunner: Tierschutz in Deutschland und im Vereinigten Königreich; Clemens Giese u. Waldemar Kahler: Das deutsche Tierschutzrecht; Manfred Kyber: Tierschutz und Kultur, Stuttgart/Heilbronn 1925. 537 Er schützte sie vor Arbeitsüberlastung. 538 Julie Schlosser: Das Tier im Machtbereich des Menschen, S. 58. 539 Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 7; Peter Dinzelbacher: Gebrauchstiere und Tierfantasien. Mensch und Tier in der europäischen Geschichte, in: Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, Nr. 8-9, 62, (2012), S. 27-34, hier S. 30. 540 Bestraft wurde, wer „öffentlich oder in Ärgernis erregender Weise Tiere quält oder roh misshandelt“. Seit dem 26.05.1933 drohte nach § 145b StGB demjenigen eine Gefängnisstrafe, der „ein Tier roh mißhandelt oder absichtlich quält“. Vgl.: Susanne Kobler: Das Tier als Sache, S. 22. 541 Manfred Kyber: Tierschutz und Kultur, S. 13.
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den Menschen und die gegen das Tier psychologisch einer Wurzel entsprungen seien“542. Wie heutzutage die Auswirkungen von Gewalt in Videospielen hinterfragt werden,543 ging man damals davon aus, dass allein das Betrachten der Tierquälereien den Menschen negativ beeinflussen und Gewalt gegen Mitmenschen hervorrufen könne. Liest man die Ausführungen des Freiherrn von Knigge, wird deutlich, dass die Frage der Tierbehandlung von Ethik und Moral geprägt war. Rohheiten gegen Tiere gehörten nicht zum guten Ton des Adels oder der bürgerlichen Gesellschaft und kamen auch nicht in deren Arbeitsleben vor.544 Katharina Rutschky beschrieb den Tierschutz des 18. und 19. Jahrhunderts daher als soziale Abgrenzung der Bürger von den Unterschichten.545 Schulen und Kirchen galten als die beiden Orte in der Gesellschaft, an denen sich eine Veränderung der moralischen Empfindungen als aussichtsvoll erweisen konnte546 und somit eine frühe Erziehung zur Tierliebe angestrebt wurde.547 In Deutschland war die Kirche
542 Oda Olberg: Die soziale Bedeutung des Tierschutzes, in: Ethische Kultur, Bd. 9, Nr. 13, (1901), S. 100ff., hier S. 100. 543 Andreas Keil ist der Meinung, dass gewaltbezogene „Games“ [z.B. Computerspiele] die Erregungsschwelle für aversive Inhalte senken. Vgl.: Andreas Keil: Eintauchen in Lenis Welt. Plädoyer für eine multivariante Emotionspsychologie in der affektiven Medienanalyse, in: Oliver Grau u. ebender (Hg.): Mediale Emotionen. Zur Lenkung von Gefühlen durch Bild und Sound, Frankfurt a.M. 2005, S. 133-148, hier S. 142. 544 Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten, S. 209. 545 Katharina Rutschky: Bilder, Zahlen und Gesetze. Triebkräfte der Verschulung in Reiseberichten englischer und deutscher Experten, in: Jürgen Kocka (Hg.): Bürgertum im 19. Jahrhundert. Deutschland im europäischen Vergleich, Bd. 3, München 1988, S. 74-100, hier S. 74; Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten, S. 209. 546 Philipp Klenk behauptete: „Neben der Schule ist die Kirche der wichtigste Kulturfaktor in der Gemeinde […].“ Zit. nach: Dechent: Tierschutz, in: Die Christliche Welt, Nr. 4, (1901), S. 80-83, hier S. 82. Vgl. auch: Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 37; Manfred Kyber: Tierschutz und Kultur, S. 14; Maximilian Siedler: Kirche und Vogelschutz, in: Zoologischer Beobachter, Nr. 9, 48, (1907), S. 256259, hier S. 258f. Es wurde davon ausgegangen, dass das Interesse an und die Sympathie für tierische Lebewesen bereits in den Kindern schlummerten. „Unendlich tief wurzeln Liebe und Gefühl für die Tiere in der eben erwachenden Menschenseele.“ Maximilian Runge: Erzieherischer Wert des Tierschutzes, in: Die Gartenlaube, Nr. 18, (1905), S. 330f., hier S. 331. 547 Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, S. 77f.
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dem Tierschutz zwar nicht abgeneigt,548 sie setzte sich jedoch nur in seltenen Fällen für ihn ein. „Der Berliner Tierschutzverein hat sich wiederholt an die Geistlichen gewandt mit der Bitte, Tierschutzpredigten an einem bestimmten Sonntag zu halten, meist dem vierten Sonntag nach Trinitatis, – eine kleine Anzahl von Predigern ist dieser Aufforderung nachgekommen, aber bei weitem nicht der größte Teil. Ein einziger Sonntag, gewiß besser als nichts, ist aber noch zu wenig, um wirklich etwas zu bessern.“549
Die Bibel ließ konträre Interpretationen des Verhältnisses und Umganges zwischen Mensch und Tier zu. Miriam Zerbel hat bereits betont, dass die Genesis mit dem Satz „Herrschet über die Fische im Meer und über alles Getier“ dazu aufrief, sich über die Tiere zu stellen, wohingegen der Psalm 103 „Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes“ ihren Schutz forderte.550 Öffentliche Diskussionen über die Seele eines Tieres551 sowie die Erkenntnisse der Abstammungslehre förderten die Tierschutzbewegung. Die Distanz zwischen Mensch und Tier verringerte sich und das Mitgefühl für Letztere nahm zu.552 Die Vermenschlichung der Tiere, die neue Ethik, Disziplin, Anstand, die
548 Im katholischen Rom hatte Papst Pius IX. (reg. 1846-1878) hingegen verboten, einen Tierschutzverein zu errichten. Peter Dinzelbacher: Gebrauchstiere und Tierfantasien, S. 30. 549 Manfred Kyber: Tierschutz und Kultur, S. 23. 550 1. Moses 1. 28; Sprüche, 12, 10, zit. nach: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers, Stuttgart 1970. Vgl.: Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 49. 551 „Beiträge zur Philosophie der Seele“ (1830) von Karl Flemming, „Versuch einer vollständigen Tierseelenkunde“ (1840) von Peter Scheitlin und „Das Seelenleben der Tiere“ (1854) von Christian Josef Fuchs waren Aufsätze, in denen dem Tier eine Seele zugeschrieben wurde. Vgl.: Jost Hermand: Grüne Utopien, S. 47. Vgl. auch: Eugen Drewermann: Über die Unsterblichkeit der Tiere. Hoffnung für leidende Kreatur, 5. Aufl., Solothurn/Düsseldorf 1993, S. 5. 552 Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 37f. Vgl. auch: Helene Heise: Tierliebe Menschenfeinde, in: Einestages. Zeitgeschichte auf Spiegel online, 17.01.2013, S. 1-4, hier S. 3. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/260/1/tier liebe_menschenfeinde.html vom 12.02.2015; Dechent: Tierschutz, S. 82.
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Erziehung zur Tierliebe553 und, wie Julie Schlosser es ausdrückte, der Sinn für „fair play“554 können als Triebkräfte dieser Bewegung angesehen werden. Unterstützung bekam der Tierschutz ebenfalls durch die Heimatschutzbewegung, dessen Aufgabe darin bestand, die „deutsche Heimat in ihrer natürlichen und geschichtlich gewordenen Eigenart zu schützen“ und somit nicht nur für die „Erhaltung der ländlichen und bäuerlichen Bauweise“ und den „Schutz des Landschaftsbildes“, sondern auch für „die Rettung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt“ einzutreten.555 Allerdings machte Miriam Zerbel darauf aufmerksam, dass der Heimatschutz sich eher dem dekorativen Wert der Tiere und Landschaft widmete und somit eine andere Basis als die Protektion der Tiere aus ethischen Gründen besaß.556 Wenngleich noch 1910 das geringe Interesse bemängelt wurde, war ein stetiger Anstieg der Vereinsmitglieder zu erkennen und die Idee des Tierschutzes öffnete sich im 20. Jahrhundert einem immer breiteren Publikum.557 Vor allem sorgte jedoch die beständige Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit, beworben mit Hilfe von Flugblättern, Kalendern, Zeitungsartikeln, Modellierbögen, Tierschutzliteratur und dergleichen, für einen mentalen Wandel.558 Die Gesellschaft nahm das Tier mehr und mehr als ein Lebewesen wahr, das Schmerzen empfinden sowie eine Seele und Charakter besitzen konnte, dem Menschen somit ähnelte.
553 Vgl.: Pascal Eitler: Tierliebe und Menschenführung. Eine genealogische Perspektive auf das 19. und 20. Jahrhundert, in: Jessica Ullrich u. Friedrich Weltzien (Hg.): Tierstudien, Tierliebe, Nr. 3, (2013), S. 40-48, hier S. 42. 554 Julie Schlosser: Das Tier im Machtbereich des Menschen, S. 64. 555 Jost Hermand: Grüne Utopien, S. 86. 556 Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 154. 557 Vor der Jahrhundertwende waren es vorwiegend Liberale und Personen aus dem großstädtischen Bürgertum, die sich für den Tierschutz einsetzten. Im 20. Jahrhundert kam die Jugend dazu. Vgl.: Utz Anhalt: Tiere und Menschen als Exoten, S. 171, 400; Jost Hermand: Grüne Utopien, S. 66f.; Ludwig Ankenbrand: Umschau auf dem Gebiet der Tierschutzbewegung, in: Kosmos, Nr. 4, 7, (1910), S. 121ff., hier S. 122; O.A.: Menschen und Tiere, in: Kosmos, Nr. 2, 7, (1910), S. 77f., hier S. 77; O.A.: Der Tierschutzgedanke marschiert, in: Kosmos, Nr. 1, 31, (1934), S. 38; Tabelle über die statistische Entwicklung der deutschen Tierschutzvereine 1881-1913, zit. nach: Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 89. 558 Es wurde auch gegen die abergläubisch motivierte Tierquälerei vorgegangen. Vgl.: Ludwig Ankenbrand: Umschau auf dem Gebiet der Tierschutzbewegung, S. 123; Oskar Ebermann: Tierquälerei und Tierschutz im Volksaberglauben, in: Kosmos, Nr. 10, 13, (1916), S. 323ff.
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Letztendlich war entscheidend, ob das Tier als dem Eigenen oder dem Anderen zugehörig angesehen wurde.559 Je enger die Menschen das jeweilige Lebewesen dem eigenen Kreis zuschrieben, desto stärker schützten sie es. Ebenso verhält es sich mit dem Mitleiden mit Geschöpfen. Sie müssen zuerst einen ideellen Wert besitzen, um geschützt zu werden, und dieser wird meist durch eine persönliche Verbindung geschaffen bzw. erlangt.560 Dabei ist es der Mensch, der entscheidet, welche Tiere schützenswert sind. Die Nationalsozialisten schalteten diese moralische Regel aus und deklarierten Juden als Feinde. Tiere wurden jedoch den schützenswerten Lebewesen zugeschrieben, die zum „Deutschen Volk“561 dazugehörten und einer humanen Behandlungsweise bedurften. Wer sich nicht an die Regeln hielt und ein Tier quälte, dem drohte eine extreme Bestrafung. In einer Rundfunkrede im August 1933 verkündete der preußische Innenminister Hermann Göring (1893-1946): „Bis 559 Pascal Eitler und Maren Möhring zitierten diesbezüglich Agamben, der die „integrale Humanisierung des Tieres“ deckungsgleich zur „integralen Animalisierung des Menschen“ ansah. Giorgio Agamben: Das Offene. Der Mensch und das Tier, Deutsche Erstausgabe, Frankfurt a.M. 2003, S. 47, 86. 560 Hal Herzog beschrieb die Durchführung von Experimenten, bei denen getestet wurde, welche Wertigkeit andere Lebewesen erfahren. Als Resultat ging die moralische Regel hervor: „Es ist wichtiger Menschen zu retten, als Tiere.“ Entscheidend sei jedoch auch immer das Verhältnis zum jeweilig Anderen. Vgl.: Hal Herzog: Wir streicheln und wir essen sie, S. 65f. Auch David Berreby unterstützte diese These, indem er behauptete, dass Menschen von Natur aus dazu neigen würden, ihre soziale Welt in die Kategorien „wir“ und „die Anderen“ einzuteilen. Vgl.: David Berreby: Us and Them: The Science of Identity, New York 2005, S. 324, 327, 331. 561 Die amtliche Begründung des deutschen Tierschutzgesetzes, die im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 281 vom 01.12.1933 veröffentlicht wurde, lautete: „Die Schaffung eines Reichsgesetzes zum Schutze der Tiere ist seit Jahrzehnten Wunsch des deutschen Volkes, das besonders tierliebend ist und sich der hohen ethischen Verpflichtung dem Tiere gegenüber bewußt ist.“ Hans Hinrich Sambraus u. Andreas Steiger: Das Buch vom Tierschutz, S. 9. Vgl. auch: „Es sind zwei Besonderheiten des deutschen Gemüts, die im Zoologischen Garten mit gepflegt werden. Die eine betrifft den tief im germanischen Wesen wurzelnden Hang zur Natur, ganz besonders die Liebe zum Tier […]. Die zweite in unserem Volkstum haftende Gefühlsregung, die im Zoologischen Garten Befriedigung findet, ist der urdeutsche Drang, in die Ferne, ins Ungewisse zu wandern […], die Freude am Fremden.“ Karl Max Schneider: Was kann uns der Zoologische Garten geben? Der Nationalsozialismus pflegt das deutsche Volkstum, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 210, 03.09.1933, S. 18, (ZAL).
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zum Erlass dieses Gesetzes [Reichstierschutzgesetz, N.K.]562 werden Personen, die trotz Verbotes die Vivisektion veranlassen, durchführen und sich daran beteiligen, ins Konzentrationslager abgeführt.“563 Allerdings ist es kein Geheimnis, dass Tierversuche, die den Interessen der Nationalsozialisten dienten, erlaubt waren.564 Ebenso verhielt es sich mit der Tötung der Tiere durch die Jagd, der sie positiv gegenüberstanden. Der amerikanische Historiker Boria Sax bemerkte, dass selbst die scheinbar engagierten nationalsozialistischen Tierschützer nicht alle Wesen als schützenswert ansahen. „Wilde und reinrassige Tiere“, die der NS-Ideologie entsprachen, wurden eher geschützt als „verweichlichte Haustiere oder Schädlinge“565. Die Leiterin des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam Maren Möring fügte ergänzend hinzu: „Der Tierschutz bildete einen integralen Bestandteil der Neuordnung der Gesellschaft auf völkisch-rassistischer Grundlage.“566 Die Propaganda trug somit dazu bei, dass ausgewählte Tiere in einen engen Kreis, teilweise sogar in den engsten Familienkreis aufgenommen, Juden hingegen als andersartig und unmenschlich bezeichnet und aus der sozialen Gemeinschaft verbannt worden sind.
562 Es wurde am 24.11.1933 erlassen und gliederte sich in fünf Abschnitte (RGB1.I, S. 987). I. § 1: Verbot der Tierquälerei mit Erläuterungen der Begriffe „unnötig quälen“ und „roh misshandeln“. II. §§ 2-4: Schutzvorschriften in Form einzelner Verbote; III. §§ 5-8: Versuche an lebenden Tieren; IV. §§ 9-10: Strafbestimmungen und § 11: Maßnahmen der Verwaltungsbehörde; § 12: Sachverständige; V. §§ 13-15: Schlußbestimmungen: Begriff der Betäubung, Möglichkeit zusätzlicher Vorschriften, Inkrafttreten des Gesetzes. Vgl.: Petra Brunner: Tierschutz in Deutschland und im Vereinigten Königreich, S. 7f. Vgl. auch: Clemens Giese u. Waldemar Kahler: Das deutsche Tierschutzrecht, S. 6. 563 Helene Heise: Tierliebe Menschenfeinde, S. 1-4, hier S. 2. Helene Heise bezieht sich in ihrem Artikel auf Daniel Jütte. Vgl.: Daniel Jütte: Von Mäusen und Menschen. Die Auswirkungen des nationalsozialistischen Reichstierschutzgesetzes von 1933 auf die medizinische Forschung an den Universitäten Tübingen, Heidelberg, Freiburg im Breisgau 1933-1945, Stuttgart 2001. 564 Mieke Roscher: Tierschutz- und Tierrechtsbewegung – ein historischer Abriss, in: Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 8-9, 62, (2012), S. 34-40, hier S. 36; Maren Möhring: Herrentiere und Untermenschen, S. 236. 565 Helene Heise: Tierliebe Menschenfeinde, S. 3. 566 Maren Möring: Herrentiere und Untermenschen, S. 230.
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3.10.2 Tierschutz im Zoo Zoo und Tierschutz standen in einem schwierigen Verhältnis zueinander. Beide zielten darauf ab, Menschen für Tiere zu begeistern und sich für ihren Schutz einzusetzen.567 Der Tierschützer Manfred Kyber äußerte sich 1925 dazu: „Außer der Beobachtung in der freien Natur, die allem anderen vorzuziehen ist, kommt für Kinder der Besuch des Zoologischen Gartens in Frage. Sie würden sonst exotische Tiere kaum sehen, wenn es diese Gärten nicht gäbe.“568 Allerdings knüpfte er diese Aussage an zwei Bedingungen: erstens daran, dass keine Tiere gehalten wurden, deren Bewegungsfreiheit zu sehr durch die Käfige eingeschränkt waren, und zweitens musste eine musterhafte Pflege gewährleistet sein, die seiner Meinung nach von „kleine[n] und unzureichende[n] Zoologische[n] Gärten“ nicht gewährleistet werden könne.569 Zudem fügte er hinzu, dass er bislang kein Institut gesehen habe, das „restlos befriedigen konnte“570. Die Zoos waren somit einer beständigen Kontrolle und Kritik von Tierschützern ausgesetzt, die Unterbringung und Tierpflege monierten. Von daher mussten sie sich stets rechtfertigen.571 Als Druckmittel diente vorwiegend die Presse, denn keine Institution konnte sich negative Meldungen erlauben. Auch Polizisten wurden instruiert, Tieraussteller zu kontrollieren. „Der Berliner Polizeipräsident hat die Polizeiämter angewiesen, künftighin Genehmigungen an Tieraussteller davon abhängig zu machen, daß Tiere verschiedener Art nicht in einem Gemeinschaftskäfig zusammen ausgestellt, sondern nach Arten getrennt in Einzelkäfigen untergebracht werden. Er hat weiterhin angeordnet, daß von Fall zu Fall zu prüfen ist, ob nicht bei benachbart ausgestellten Tieren, die in der freien Natur ausgesprochene Feinde sind, die Zwischenwand dieser Käfige undurchsichtig gemacht werden muß.“572
567 Einige Zoos waren an einer Zusammenarbeit mit dem Tierschutz interessiert und ließen Werbungsanzeigen und Artikel in ihren Gartenzeitschriften zu. Vgl.: Adressentafel der Hamburger Vereine, zit. nach: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 2, (1928), S. 34f., hier S. 34; Hans Albrecht: Tierschutz und Tierrecht. Der Hamburger Tierhort, in: CHITuMW, Nr. 3, 3, (1928/29), S. 63f. 568 Manfred Kyber: Tierschutz und Kultur, S. 109. 569 Ebenda, S. 109. 570 Ebenda, S. 109. 571 O.A.: Volksbildungsverein. Vgl. auch: 4.7 Empathie. 572 Daun: Front gegen die Tierquälerei, in: Friedericus, Berlin-Ausgabe, Nr. 45, November 1935, o.S., (HA).
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Kamen Beschwerden zur Tierunterbringung auf, wurde eine Kommission des Tierschutzvereins in den jeweiligen Zoo geschickt, um den Zustand der Tiere zu überprüfen.573 Im Nürnberger Tiergarten am Schmausenbuck, der 1938 eröffnete, vermied die Direktion daher die Aufnahme von Tierarten, deren Unterbringung auch „bei weniger empfindsamen Menschen das Gefühl von Quälerei“574 erwecken konnte. Leider ist die Quellenlage für den Nürnberger, Leipziger und Berliner Zoo zum Thema Tierschutz marginal, so dass sich hier kaum Aussagen treffen lassen – im Gegensatz zum Hamburger Unternehmen. Der Gründer Carl Hagenbeck hatte ein gutes Verhältnis und regelmäßigen Kontakt zu den Tierschutzvereinen, da er selbst Ehrenmitglied eines solchen war. Auf Grund der Freigehege des Tierparks sowie der von ihm praktizierten gewaltlosen Dressur, galt Carl Hagenbeck bei den Tierschützern nicht nur generell als Tierfreund, sondern auch als Vorbild in der Tierhaltung.575 Daher lobte Gröning vom Hamburger Tierschutzverein von 1841 bei der Einweihung des Denkmals Carl Hagenbecks im Jahr 1926576 die „vorbildliche“577 Unterbringung der Tiere und fünf Jahre später händigte der „Vorstand des Deutschen Tierschutz-Vereins in Berlin“ 573 Herbert Schmitz: Der Tiergarten Nürnberg-Unterbürg, S. 37. 574 Wilhelm Lotz: Der Neue Nürnberger Tiergarten, erweiterter Sonderdruck, in: ‚Die Kunst im Deutschen Reich‘, Teil B „Die Baukunst“, Folge 2, München 1941, S. 17. 575 Diesbezüglich äußerte sich z.B. das Vorstandsmitglied des Hamburger Tierschutzvereins von 1841, Hans Albrecht. Hans Albrecht: Hamburg, was schuldest du Hagenbeck, in: Hamburger Tierschutzverein von 1841 (Hg.): Allgemeine norddeutsche Tierschutz-Zeitung, Zeitschrift für prakt. Tierschutz, Tierpflege und -Behandlung, Mitteilungsblatt, Nr. 10, 3, (1930), S. 4ff., hier S. 3, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Vgl. auch: Hans Albrecht: Hamburg, was schuldest Du Hagenbeck, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 99, 28.04.1932, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 576 Bt.: Ein Familienfest bei Hagenbeck, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S.; O.A.: Ein Carl Hagenbeck-Denkmal. Die Enthüllungsfeier, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. unbekannt, 10.06.1926, o.S.; O.A.: Denkmalsfeier für Carl Hagenbeck im Tierpark, in: Norddeutsche Nachrichten, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S.; O.A.: Dem Andenken Carl Hagenbecks, in: Hamburger Echo, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S.; O.A.: Die Enthüllung des Carl HagenbeckDenkmals im Stellinger Tierpark, in: Altonaer Tageblatt, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S.; O.A.: Die Enthüllung des Carl Hagenbeck-Denkmals in Stellingen, in: Wilhelmsburger Zeitung, Nr. unbekannt, 12.06.1926, o.S.; Werner Hempel: Ein Hagenbeck Denkmal, in: Deutsche Tageszeitung, Nr. unbekannt, 05.07.1926, o.S. Alle Quellen aus: StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. 577 Hans Albrecht: Hamburg, was schuldest du Hagenbeck.
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anlässlich „des 65jährigen Bestehns“ eine Auszeichnung aus.578 Heinrich und Lorenz Hagenbeck erhielten „das goldene Ehrenzeichen des Vereins“ und einigen langjährigen Angestellten579 wurden die silberne Medaille und ein Diplom des Deutschen Tierschutzvereins verliehen.580 Eine Verbindung zum Tierschutz ließ sich jedoch nicht nur bei den Auszeichnungen erkennen. Tierpark-Mitarbeiter hielten auch Vorträge über dieses Thema und im Zooführer sowie in Carl Hagenbecks Illustrierte Tier- und Menschenwelt fanden sich Artikel und Werbeanzeigen des Vereins.581 Diese Zusammenarbeit diente den Hagenbecks als Argument gegen kritische Stimmen und im besten Falle sogar als Werbung. Die Akzeptanz der Tierschützer trug dazu bei, eventuelle Zweifel an der Daseinsberechtigung solcher Institute zu vermeiden und den Besuchern einen bedenkenlosen Aufenthalt zu ermöglichen. Gleichzeitig wurden dadurch andere zoologische Gärten angehalten, ebenfalls mustergültige Anlagen zu präsentieren.582 Neben der Unterbringung, erfuhren zudem Dressur- und Tiervorstellungen Kritik, in denen Gewalt zur Anwendung kam. „Noch übler ergeht es den Exoten, wie Löwen, Tiger, Bären, Elefanten, usw. Da Elefanten nicht mit der Peitsche bearbeitet werden können, wendet der Dresseur für diese Dickhäuter Stahlhaken an, die sich in das Fleisch der Dickhäuter bohren und oft stark blutende Risswunden verursachen, die des Abends für das Publikum kunstgerecht mit einer Paste 578 O.A.: Eine interessante Ehrung für Hagenbecks Tierpfleger, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 56, 03.02.1931, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 579 Genannt wurden: Fritz Dörries, Friedrich Woltmann, Fritz Schilling, Fritz Eßler, Emil Steinhoff, Hans Timm, Paul Hering und Rudolf Matthies. Vgl.: O.v.K.: Freunde und Beherrscher der Tiere, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. 29, 04.02.1931, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 580 O.A.: Von der Liebe zu Tieren, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 35a, 04.02.1931, o.S., (HA); O.A.: Eine interessante Ehrung für Hagenbecks Tierpfleger. 581 „Herr Karl Peter, ein Mitarbeiter des weltberühmten Hagenbeckschen Tierparks in Stellingen, sprach gestern Abend in der ,Ax‘ zu einer sehr stattlichen Schar von Zuhörern über interessante Dinge aus einem deutschen Tierparadies und schmückte seine trefflichen Ausführungen mit den besten Lichtbildern zoologischer und landschaftlicher Art aus diesem einzig dastehenden Unternehmen.“ O.A.: Volksbildungsverein; Hans Albrecht: Tierschutz und Tierrecht, S. 63f.; Hans Albrecht: Gegenwartsprobleme internationaler Tierschutzbestrebungen, in: CHITuMW, Nr. 1, 4 (1929), S. 16f. 582 O.A.: Hagenbeck packt aus.
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verschmiert werden. Natürlich handelt es sich bei allen diesen Fällen nicht um bekannte Musterbetriebe, wie etwa Hagenbeck in Hamburg-Stellingen nicht um Weltunternehmen wie Busch, Krone, nicht um berühmte Dresseure wie Kpt. Schneider.“583
Ganz dem Zeitgeist der Jahrhundertwende entsprechend fragte die Neue Berliner 12 Uhr Zeitung daher, ob „Tierdressur Tierquälerei“584 sei. Der Lehrer E. Jancke wies allerdings darauf hin, dass „oft gegen Tierdressuren Stimmung gemacht [werde], bei denen Tiere in unnatürlichen Lagen zu Leistungen gezwungen werden, die ihnen Qualen bereiten“, eine Dressur jedoch nichts erzwingen könne, was nicht bereits „im Naturell des Tieres begründet“ liege.585 Auch die Sensibilität der Menschen wurde für die jeweilige Interpretation verantwortlich gemacht. Der „empfindsame Zuschauer“ würde „oft gewisse Vorgänge ganz verkehrt“ interpretieren.586 Ob bei der Unterbringung, Pflege, Auswahl oder Dressur der Zootiere – stets musste daher darauf geachtet werden, keine Mitleidsgefühle aufkommen zu lassen.
3.11 D ER N ATIONALSOZIALISMUS Im Nationalsozialismus wurde versucht, das Freizeitverhalten zu normieren. Damit waren die Machthaber aber nicht generell erfolgreich. Die Unterhaltungsindustrie stellte einen Sektor dar, der die Illusion einer Gemeinschaft und nivellierter Klassenunterschiede verbreitete. Robert Ley (1890-1945), Organisationsleiter der NSDAP und Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), baute in diesem Sinne das nationalsozialistische Unternehmen Kraft durch Freude (KDF) auf. „Sorgen Sie mir dafür“, so lautete der Befehl Adolf Hitlers, dass „durch Urlaub und Erholung die Nerven der arbeitenden Massen gesund und stark bleiben, um eine kraftvolle Politik zu ermöglichen“587. Musik, Tanz, Filmvergnügen und Zoobesuche galten demnach als willkommene Ablenkung von den alltäglichen Problemen und Sorgen dieser Zeit. Durch sie sollte das Unterbewusstsein der
583 O.A.: Ist Tierdressur Tierquälerei?, in: Neue Berliner 12 Uhr Zeitung, Berlin, Nr. unbekannt, 29.12.1933, o.S., (HA). 584 Ebenda. 585 E. Jancke: Wanderschau und Dorfschule, in: CHITuMW, Nr. 11, 1, (1927), S. 230ff., hier S. 232. 586 O.A.: Ist Tierdressur Tierquälerei?. 587 Robert Ley: Deutschland ist schöner geworden, 6. Aufl., München/Leipzig 1941, S. 76.
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Menschen beeinflusst und für die nationalsozialistische Ideologie eingenommen werden. Dies spiegelte sich auch im Zoo wider. 3.11.1 Politik im Zoo Veranstaltungen zur Belustigung der Zoobesucher waren seit ihrer Gründung ein wichtiger Bestandteil gewesen. Seit den 1930er Jahren versuchte die Politik, Zoos für ihre Interessen zu nutzen. In den Gärten kam es zu einem Nebeneinander von Naturerlebnis, sozialem Engagement und Politik.588 Nationalsozialistische Ideen und Symbole vermischten sich mit dem jeweiligen Unterhaltungsprogramm. In den Zoos fanden Aufmärsche sowie Kundgebungen statt589 und das Hakenkreuzsymbol wurde auf Fahnen und Bannern aufgehängt.590 Im Berliner Zoologischen Garten richtete die KDF-Bewegung 1937 die Maifeier aus und das alljährliche Sommerfest stand im Zeichen des kolonialdeutschen Gedankenguts.591 In Hamburg wurde der Tag der Nationalen Arbeit im Jahr 1933 mit einer Heerschau gefeiert. Die Feierlichkeiten begannen bereits in den Morgenstunden mit einem Feldgottesdienst in Altona und führten in einem Festmarsch, begleitet von einer Musikkapelle, über die Flottbeker Chaussee zum Stellinger Tierpark. Neben Belustigungen durch Tanzplatten, Kapellenmusik, Karussells und Kasperltheater592 hielt Senator Bruno Sthamer eine Ansprache, die über die umfangreiche Lautsprecheranlage593 weitläufig im Zoo verbreitet wurde.594 Politisches 588 O.A.: Ein Massen-Reichswehrkonzert bei Hagenbeck, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 181, 06.08.1931, o.S. 589 Matthias Gretzschel u. Ortwin Pelc: Hagenbeck. Tiere, Menschen, Illusionen, Hamburg 1998, S. 96. Im Dezember 1928 hielt Joseph Goebbels beispielsweise eine Rede im Frankfurter Zoo. Aus dem Eintrag seines Tagebuchs ist zu entnehmen, dass er dort „direkt verhätschelt“ wurde. Vgl.: Elke Fröhlich (Hg.): Tagebücher von Joseph Goebbels, Bd. 1/III, S. 143. 590 Fotografie von Zschäpitz. Bildunterschrift: „Direktor Dr. Schneider spricht zu den Festgästen bei der 60-Jahr-Feier des Zoo.“ Chronicus: Der Wochenspiegel, in: Leipziger Beobachter, Nr. 12, 4. Juniheft, 18.06.1938, S. 173ff., hier S. 174, (SL). Fotografie: Ellrich, in: NLZ, Nr. unbekannt, 10.06.1938, o.S., (ZAL). 591 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 336. 592 O.A.: Der 1. Mai in Altona, in: Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 02.05.1933, o.S., (HA). 593 Erstmals werden diese Lautsprecheranlagen in den vorliegenden Quellen um 1930 erwähnt. Sie wurden für Musik und Kundgebungen genutzt. Vgl.: O.A.: Neues aus dem Zoo: Jazz für die Elefanten, in: Nationale Zeitung Berlin, Nr. 21, 26.01.1930,
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wurde mit Angenehmem verbunden. Während sich die Menschen entspannten und amüsierten, hörten sie „noch die Rundfunkübertragungen aus Berlin“595. Sowohl städtischen als auch Privatunternehmen blieb oftmals gar keine andere Wahl, als sich mit Presse und Politik gut zu stellen,596 wenn sie auf finanzielle Mittel oder einen positiven Auftritt in der Öffentlichkeit angewiesen waren. Der Baseler Zoodirektor Prof. Hediger äußerte sich 1947 in einem Brief an den Nürnberger Tiergartendirektor Karl Birkmann, dem Nachfolger Thäters: „Ich verstehe sehr gut, dass es Ihnen als Zoologe keinen großen Spaß macht, Karussell und Kasperltheater auszustellen, aber was muss man nicht alles tun, um das Publikum, auf welches man schließlich angewiesen ist, zu gewinnen.“597 Wenngleich dieses Zitat keine politische Anspielung implizierte, so verdeutlichte es doch die Macht des Besuchers bzw. der Eintrittsgelder, die es zu erwirtschaften galt. In Nürnberg war außer einem Hinweis auf die Militärkapellen598 bei der Freizeitgestaltung keine Beeinflussung durch die Nationalsozialisten zu erkennen, wobei die vorhandenen Quellen nur eingeschränkte Einblicke ermöglichen. Der Leipziger Zoologische Garten bekam Besuch von Politikern, die mit einer besonderen Führung bedacht wurden.599 Auch die Hagenbecks nutzten ihre Kontakte zur Politik, indem sie einflussreiche Persönlichkeiten in ihren Park einluo.S., (HA); Abschrift, Beschwerde von Ruth Pilz an das Kulturamt, Betreff: Zool. Garten, Leipzig, 11.06.1946, ZAL, Akte 641. Vgl. auch: 4.4.4 Der Hörsinn. 594 O.A.: Hagenbeck rüstet für den 1. Mai, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 29.04.1933, o.S., (HA). 595 O.A.: Der 1. Mai in Altona. 596 Vgl.: 3.11.2 Der neue Nürnberger Tiergarten. 597 Brief vom Züricher Zoodirektor Heini Hediger an den Nürnberger Tiergartenleiter Karl Birkmann, 10.04.1947, (TAN). 598 „Trotz des ungünstigen Sommerwetters fanden zahlreiche Veranstaltungen statt; außer den täglichen Konzerten und den großen Konzerten an Sonn- und Feiertagen sowie großen Konzerten am Donnerstag Abend, die sämtlich von hiesigen Zivil- und Militärkapellen ausgeführt wurden, wurden abgehalten, ein Sommerfest mit Tanz, ein Feuerwerk, ein Doppelmilitärkonzert, […] zwei Rokokofest-Abende mit Tanz, zwei Kindermaskenfeste sowie einige Kinderfeste während der Ferienzeit.“ O.A.: Der Tiergarten im Jahre 1927, 20.04.1928, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 42, 1928, S. 177. 599 O.A.: Innenminister Dr. Fritsch besuchte den Leipziger Zoo, in: NLZ, Nr. unbekannt, 11.05.1938, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 149; O.A.: Staatsminister Fritsch besuchte den Leipziger Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 11.05.1938, S. 9, ZAL, Ordner 10, S. 148; O.A.: Der Reichskriegsminister in Leipzig, in: LNN, Nr. unbekannt, 14.01.1938, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 127.
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den,600 ebenfalls durch die Anlage führten und teilweise besondere Jungtiere streicheln ließen, um im Anschluss ganz unverbindlich von den Problematiken des Tierparks zu berichten. Im Juni 1937 bedienten sie sich dieser Taktik, um wiederholt die Verbesserung der Verkehrsanbindung zwischen Hamburg und Stellingen anzusprechen. „Heute morgen um 8 Uhr traf der Gauleiter und Reichsstatthalter Karl Kaufmann in Begleitung von Senator Richter, Senator von Allwörden und Senator Nieland zu einem Informationsbesuch in Hagenbecks Tierpark in Stellingen ein. Nach einer eingehenden Besichtigung des Parks […] wurden alle den Tierpark im Augenblick betreffenden Fragen, wie in erster Linie der Umbau und die Verkehrsmöglichkeiten zwischen Hamburg und Stellingen, besprochen. Gegen 11 Uhr verließen der Gauleiter und seine Begleitung den Tierpark wieder.“601
Besonders bei Festlichkeiten durfte die politische Präsenz nicht fehlen. Als ebenfalls 1933 die Einweihung des Elefantenhauses stattfand, erschienen: „Aus Berlin […] Staatsrat SS-Obergruppenführer Lorenz […], in dessen Begleitung sich SS-Gruppenführer Senator Prützmann befand. Den Reichsstatthalter und Senat vertrat Senator Richter, die Wehrmacht der Kommandierende General des X. Armeekorps, General der Kavallerie Knochenhauer, das Luftgaukommando 3, der Kommandeur Generalmajor Mohr, und der Admiral der Kriegsmarinedienststelle Hamburg Korvettenkapitän Heinichen. Weiter nahmen viele Vertreter der Stadt, Partei und Wehrmacht an der Einweihung teil. […] SS-Obergruppenführer Lorenz überbrachte die Grüße und Glückwünsche von Ministerpräsident Generaloberst Göring.“602 600 Brief von Carl Hagenbeck an Direktor Zinn, Senatskanzlei Hamburg, vom 23.05.1924, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Vgl. auch: O.A.: Der Tierschutzverein ehrt Hagenbeck, in: Hamburger Echo, Nr. 35, 04.02.1931, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 601 Es.: Der Gauleiter bei Hagenbeck. Dreistündiger Informationsbesuch, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 153, 09.06.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 602 Ab.: Elefanten marschieren ins Paradies. Dieser Artikel wurde ebenso oder leicht verändert abgedruckt in: Hs.: Elefanten ziehen in „Asien“ ein, in: Bergedorfer Zeitung, Nr. 198, 26.08.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765; Thomas Hübbe: Elefanten-Paradies in Stellingen, in: Hamburger Nachrichten, Abend-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 235, 146, 26.08.1937, S. 5; O.A.: Auftakt für die Tierpark-Modernisierung. Hagenbeck-Elefanten im Freigehege. Ein alter Traum wird Wirklichkeit, in: Hamburger Anzeiger, 1. Beilage, Nr. 198, 26.08.1937.
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In der Einweihungsrede bedankte sich Heinrich Hagenbeck beim „Ministerpräsidenten Göring, dem Gauleiter und Reichsstatthalter und Obergruppenführer Lorenz für die Förderung des Stellinger Parks“603. Diese Hilfsbereitschaft beruhte auf Gegenseitigkeit, indem nationalsozialistische Symbole in die Szenerie der Gärten aufgenommen wurden.604 Beim Riesenfeuerwerk am 28.03.1933, an dem über 30.000 Besucher teilgenommen haben sollen, kam dies in besonders bildhafter Weise zum Ausdruck.605 „Ein weithin hallender Kanonenschuß war der Auftakt. Dann sprühte und prasselte es ununterbrochen nahezu eine Stunde lang. Raketen und Lichtkugeln stiegen auf und entfalteten in Himmelshöhen eine märchenhafte Farbenpracht, tausend Strahlenbündel schossen durch die Dunkelheit, Magnesium-Sonnen drehten zischende Kreise, phantastische Gletscher wälzten Flammenfluten. […] Und etwas später, als das Feuerwerk seinen Höhepunkt erreicht hatte, erstand aus einem neuen Weißlichtwunder inmitten zweier riesiger Hakenkreuze, jubelnd begrüßt, das Bildnis Adolf Hitlers.“606
Direktor Johannes Gebbing trat 1932 in die Partei ein,607 wenngleich er dies später dementierte.608 Dem Berliner Zoodirektor Lutz Heck wird nachgesagt, er sei ein begeisterter Nationalsozialist gewesen.609 Allerdings wurde er erst im Mai
603 Rdt.: Wir laufen endlich frei umher! Elefantenfreisichtanlage heute eröffnet, Hagenbecks Tierpark bis 15. Juni 1938 völlig umgestaltet, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 291, 26.08.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 604 Vgl.: Tiergärten im Wandel der Zeit, Fn. 590. 605 O.A.: Riesenfeuerwerk bei Hagenbeck, in: Rahlstedter Neueste Nachrichten, Nr. unbekannt, 28.03.1933, o.S., (HA). 606 Es ist davon auszugehen, dass der Schlussakt auch beim nachfolgenden Feuerwerk vom 28.08.1933 gezeigt wurde und dieses Beispiel kein Einzelfall blieb. Vgl.: O.A.: Riesenfeuerwerk bei Hagenbeck, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. unbekannt, 26.08.1933, o.S., (HA); O.A.: 30 000 Explosionen bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 29.08.1933, o.S., (HA); O.A.: Blinkfeuer am Himmel, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 28.08.1933, o.S., (HA); O.A.: Feuerwerk bei Hagenbeck, in: Wandsbeker Bote, Nr. unbekannt, 26.08.1933, o.S., (HA). 607 Brief vom Berliner Tierparkdirektor Dr. Heinrich Dathe an Dr. med. Kallwaß, S. 4. 608 Brief-Abschrift von Dr. med Kallwaß an unbekannten Empfänger, vermutlich Zoologischer Garten Leipzig, Berlin-Friedrichshagen; 05.08.1957, ZAL, Akte 778. 609 Brief vom Berliner Tierparkdirektor Dr. Heinrich Dathe an Dr. med. Kallwaß, S. 4.
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1937 Parteimitglied.610 Heck galt als Freund Görings und tauschte sich mit Göbbels über seine Arbeit aus, was aus den Tagebüchern zu entnehmen ist.611 „Professor Heck berichtet mir [Joseph Goebbels, N.K.] über die gegenwärtige Lage im Zoo. Der Zoo ist doch nicht so vernichtet, wie man anfangs angenommen hatte. Heck hat doch sehr viel an wertvollen Tieren retten können, und er ist der Meinung, daß er Anfang Januar wieder eröffnen kann. Ich stelle ihm hundert Mann Militär zur Verfügung, um die gröbsten Schäden im Zoo zu beseitigen.“612
Verbindungen zur Politik zeigten sich auch bei sozialpolitischen Events, deren Bruttoeinnahmen dem Winterhilfswerk (WHW) zuflossen,613 oder bei der Durchführung einer Feier für Erwerbslose, für das die Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation (NSBO) 3.000 Eintrittskarten spendierte.614 An ausgewählten Sonntagen ermöglichte die Leipziger Direktion den Eintritt für die Hälfte des üblichen Preises, ließ auf dem Zoogelände für Bedürftige Spenden sammeln und schenkte den gesamten Reinerlös des Tages dem WHW.615 Zootiere wurden jedoch nicht nur zur Ablenkung oder für soziale Zwecke eingesetzt, son610 Er wurde erst am 1. Mai 1937 Parteimitglied. BAB, Akte Lutz Heck, Bl. 59136, Parteistatistische Erhebung 1939, zit. nach: Andreas Gautschi: Der Reichsjägermeister, S. 150. 611 Eintrag vom 23.12.1943: „Ich habe eine ausführliche Aussprache mit Alpers und Heck über die Zukunft des Berliner Zoos. Ich möchte den Berliner Zoo zu einer kommunalen Einrichtung machen, die von der Stadt Berlin geldlich und verwaltungsmäßig betreut wird. Ich würde mich selbst stärker um diese Dinge bekümmern und im übrigen auch dafür sorgen, daß der Zoo seiner überkommunalen Bedeutung wegen eine staatliche Repräsentanz bekommt.“ Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Teil II, Diktate 1941-1945, bearbeitet von Volker Dahm, Bd. 10, München/London/New Providence/Paris 1994, S. 535. Andreas Gautschi: Der Reichsjägermeister, S. 150. 612 Eintrag vom 14.12.1943. Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Teil II, Diktate 1941-1945, S. 475f. 613 O.A.: Winterhilfswerk bei Hagenbeck, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 19.09.1933, o.S., (HA). 614 O.A.: Erwerbslose und die Feier bei Hagenbeck, in: Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 29.04.1933, o.S., (HA). 615 O.A.: Ein Tag im Dienst des WHW, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 11.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 123. Vgl.: O.A.: Ganz Leipzig hilft mit, in: LNN, Nr. unbekannt, 11.11.1935, S. 5, ZAL, Ordner 7, S. 122. Vgl. auch: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung.
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dern auch als Ausdruck der Ehrerweisung und Freundschaft. Dem „Ministerpräsidenten Goering“ schenkte Direktor Gebbing „einen jungen Löwen“616. Auch dem italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini (1883-1945) brachten die durch Deutschland reisenden italienischen Jungfaschisten und ihr Kommandant Gigli einen jungen Zoolöwen mit. Dieser sollte der Löwin Roma, die Mussolini bereits zu seinem Vergnügen hielt, Gesellschaft leisten.617 Weitere Tiergeschenke gingen unter anderem an die Mannschaften des Panzerschiffs Deutschland, des Kreuzers Karlsruhe618 und der Leipzig.619 Als Letztere das Löwenbaby Simba überreicht bekamen, erschienen abgesehen von der Presse ebenso Adolf Hitler und Reichsminister Joseph Goebbels. Das Ereignis wurde durch ein Foto, auf dem das Staatsoberhaupt den jungen Löwen streichelt, dokumentiert.620 Die Tiere, darunter auch Hunde, Katzen, ein Kamel und andere Raubtierarten, blieben jedoch nicht im Zoo, sondern begleiteten die Soldaten auf ihrer Reise.621 „Es gibt kaum ein Boot, das nicht sein Bordtier hat. Die merkwürdigsten Arten und Rassen kann man da finden.“622 Erst als sie zu groß und gefährlich waren bzw. sich ihre Betreuung schwierig gestaltete, gab die Mannschaft ihr Maskottchen wieder an den Zoo zurück.623
616 O.A.: Ein Leipziger Löwe für den Ministerpräsidenten Göring, in: Neue Leipziger Zeitung, Nr. unbekannt, 09.07.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 112. Vgl.: O.A.: Ein Leipziger Löwe für den Ministerpräsidenten Göring, in: LNN, Nr. unbekannt, 09.07.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 112. 617 O.A.: Ein Leipziger Löwe auch für Mussolini, in: LNN, Nr. unbekannt, 11.08.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 129; O.A.: Ein Leipziger Löwe für Mussolini, in: Abendpost, Nr. unbekannt, 10.08.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 129. 618 Sie bekamen einen Leoparden aus Ceylon vermacht. Vgl.: A. Wolf: Tierkameraden an Bord, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 1./2.06.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 58. 619 Ebenda; O.A.: Kreuzer „Leipzig“ und sein Löwe, in: LNN, Nr. unbekannt, 09.10.1932, S. 11, ZAL, Ordner 9, S. 73. 620 Fotografie: Hoffmann. Bildunterschrift: „Adolf Hitler und Reichsminister Dr. Goebbels lassen sich von der Besatzung des Kreuzers ‚Leipzig‘ den Bordlöwen vorführen“. ZAL, Ordner 9, S. 112. 621 Fotografie: Sherl. Bildunterschrift: „Der ‚Staffellöwe‘ ist immer mit dabei“. Welt im Bild, Illustrierte Wochenschrift der LNN, Nr. unbekannt, 04.08.1940, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 58. Vgl. auch: A. Wolf: Tierkameraden an Bord. 622 A. Wolf: Tierkameraden an Bord. 623 Ebenda. Vgl.: 4.3.2 Das Tier als Seelentröster.
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3.11.2 Der neue Nürnberger Tiergarten München, Berlin, Hamburg und Linz gehörten 1933 zu den sogenannten „Führer-Städten“, die Adolf Hitler persönlich ausgewählt hatte und die für den Nationalsozialismus werben sollten.624 Im Herbst beschloss er, Nürnberg in diese Reihe mit aufzunehmen und für seine neue Funktion umgestalten zu lassen.625 An die Stelle des Tiergartens kam das vom Architekten Albert Speer (1905-1981) geplante Reichsparteitagsgelände.626 Der neue Tiergarten wurde ins Gebiet des Luitpoldhain, nahe dem Dutzendteich verlegt. Er war damit dem Zentrum entrückt worden und es bedurfte eines Ausbaus der Straßenbahnlinie, um ihn mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können.627 Als Direktor eines städtischen Tiergartens war es mit der Zeit unumgänglich, Parteimitglied bzw. „Gefolgschaftsmitglied“ der NSDAP zu sein, weshalb Karl Thäter 1937 in die Partei eintrat und einen Eid auf Hitler schwören musste:628 „Ich gelobe: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein und meine Dienstobliegenheiten gewissenhaft und
624 Helmut Beer; Thomas Heyden; Christian Koch; Gerd-Dieter Liedtke; Winfried Nerdinger u. Alexander Schmidt: Bauen in Nürnberg, 1933-1945. Architektur und Bauformen im Nationalsozialismus. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg, vom 11. August bis 31. Oktober 1995, Nürnberg 1995, S. 23. 625 Adolf Hitler hatte diese Stadt ausgewählt, da sie verkehrsgünstig gelegen war, zentral im Deutschen Reich lag, die NSDAP in dieser Stadt unter Julius Streicher eine gute Organisation besaß, der staatliche Polizeidirektor Heinrich Gareis den nationalsozialistischen Aktivitäten wohlwollend gegenüberstand und die Stadt eine gut erhaltene, mittelalterliche Kulisse bot. Hermann Glaser: Nürnberg 1933-1945, in: Stadt Nürnberg; Presse und Informationsamt (Hg.): Nürnberg 1933-1945, 5. Aufl., Nürnberg 1986, o.S. 626 Helmut Beer u.a.: Bauen in Nürnberg, S. 23. 627 O.A.: Straßenbahnlinie 8 bis Schmausenbuck verlängert, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 16.11.1937-01.06.1938, S. 245. 628 Der Personalakte von Karl Thäter ist zu entnehmen, dass er am 01.05.1937 Mitglied der NSDAP wurde (Nr. 3.830.143). Zimmermann: Politisches Führungszeugnis, in: Personalakte Dr. Thäter Karl, ausgestellt am 24.06.1940, (TAN). Am 15.05.1942 kam es zu einer erneuten Vereidigung, einziger Unterschied war der Satzanfang („Ich schwöre“). Vereidigung Dr. Karl Thäter, bescheinigt vom Stadtrat, 15.05.1942, o.S., (TAN).
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uneigennützig erfüllen.“629 Ob er allerdings ein aktives Mitglied war, bleibt zweifelhaft. Nach dem Krieg wurden zur politischen Beurteilung des Direktors mehrere Personen befragt. Ein Angestellter des Tiergartens behauptete: „Direktor Dr. Karl Thäter hat sich innerhalb des Betriebes nicht aktiv für die Ziele der nationalsozialistischen Bewegung eingesetzt.“630 Wo aber liegen die Grenzen und wo fängt die Mittäterschaft an? Unbestritten ist, dass der Tiergarten von den in Nürnberg stattfindenden Reichsparteitagen631 profitierte. Für einen Zeitraum von acht Tagen war die gesamte Stadt, und damit vermutlich auch der Zoo, mit Fahnen und Symbolen des Regimes geschmückt. An diesen Ereignissen nahmen viele Menschen teil,632 was sich auf einen Anstieg bei den Besucherzahlen auswirkte.633 Stadtbaurat und Architekt Walter Brugmann (1887-1944) wurde mit der baulichen Durchführung und Gestaltung der neuen Anlage betraut.634 Die architektonische Gestaltung übernahm Oberbaurat Schmeißner, Baudirektor und Leiter des Hochbauamts der Stadt Nürnberg.635 Beim Baustil des neuen Tiergartens 629 Niederschrift von Stadtrat Dr. Schmidt, Stadt der Reichsparteitage Nürnberg, 15.07.1942. Personalakte Dr. Karl Thäter, 15.02.1886 geboren, MG der NSDAP: 1. März 1937 Nr. 3830143, (TAN). 630 Brief von der Tiergarten-Betriebsvertretung an unbekannt, vermutlich Stadtrat Nürnberg, Personalamt. Betreff: Befragung zur politischen Beurteilung Direktor Dr. Karl Thäter, 07.01.1947, (TAN). 631 1933 – Parteitag des Sieges; 1934 – Parteitag des Willens; 1934 – Parteitag der Freiheit; 1936 – Parteitag der Ehre; 1937 – Parteitag der Arbeit; 1938 – Parteitag Großdeutschland. 632 Vgl.: Robert Fritzsch: Nürnberg im Dritten Reich, Bilder – Bücher – Dokumente, Ausstellungskatalog, Nr. 90, Nürnberg 1979, S. 31. 633 Vor den Reichsparteitagen kamen weniger Besucher in den Zoo. Die Zahlen zeigen, dass es sich dabei keinesfalls um ein einmaliges Ergebnis handelte. 1931: 340.212 Besucher; 1932: 294.781 Besucher; 1933: 308.406 Besucher; 1934: 377.117 Besucher; 1935: 414.218 Besucher; 1936: 339.291 Besucher; 1937: 392.086 Besucher; 1938: 356.299 Besucher. Vgl.: Peter Mühling: Der alte Nürnberger Tiergarten, S. 249. 634 Manfred H. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, München 2007, S. 190; W. (vermutlich Wilhelm) Schlegtendal: Baukunst in Nürnberg. Der Neue Nürnberger Tiergarten, in: Der Baumeister, Monatshefte für Baukultur und Baupraxis, Nr. 9, 40, (1942), S. 161179, hier S. 163. 635 Wilhelm Lotz: Der Neue Nürnberger Tiergarten, S. 12.
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hielten sich politische Einflüsse in Grenzen. Lediglich die Verwendung natürlicher und ortsüblicher Elemente für die Tierhäuser, Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude ging auf den modernen und heimatlichen Baustil im Nationalsozialismus zurück.636 In der Gestaltung der Gehege ließ sich jedoch die damals vorherrschende Mentalität der Kargheit und Sachlichkeit wiedererkennen.637 Die Innenräume der Tierunterkünfte waren schlicht und zweckgerichtet ausgestattet. „Ein ganz besonderes Kennzeichen dieses Tiergartens aber ist die Sparsamkeit und Zurückhaltung in allen baulichen Elementen“, erklärte Stadtrat Wilhelm Lotz.638 Damit sollte die Natur in den Vordergrund gestellt werden.639 Vor einigen Gehegen gab es eine Freifläche nach dem Vorbild Hagenbecks, mit den typischen Felsenanlagen,640 und in den Gehegen der Menschenaffen einige kahle Baumstämme.641 Die Käfige waren meist recht- oder viereckig und ohne fremdländisch anmutende Verzierungen, so dass auch hier keinerlei Abweichungen von der Norm erkennbar wurden. In den Innenräumen fehlten häufig Gegenstände zum Spielen oder Nischen, die den Tieren als Versteck dienen konnten. Lediglich in den Zuschauergängen fanden sich einige wenige Accessoires, wie beispielsweise Topfpflanzen.642 Eine gestalterische Anlehnung an das jeweilige Ursprungsland des Tieres oder die Inszenierung des Exotischen fanden sich selten. Es gab nichts, was den Blick von den Tieren hätte ablenken können.643 Somit
636 Vgl.: Am Tiergarten 6 (Elefantenhaus). http://www.baukunst-nuernberg.de/epoche. php?epoche=Moderne&objekt=Weiteres_Moderne vom 20.01.2015; Lotz Wilhelm: Der Neue Nürnberger Tiergarten, S. 9f., 15; Mathias Orgeldinger: Kein Musterzoo der Nazis, in: NZ, 05.05.2012, o.S. http://www.nordbayern.de/nuernbergerzeitung/2.192/kein-musterzoo-der-nazis-1.2048178 vom 20.02.2014. 637 Ernst G. Gründel hatte diese Mentalität im Bezug auf das Landschaftsgefühl festgestellt. Er erklärte den Wunsch nach Einfachheit, Wahrheit, Klarheit und Sauberkeit als Reaktion auf die Vielzahl der vorangegangenen Ereignisse. Vgl.: Ernst Günther Gründel: Die Sendung der Jungen Generation, S. 87f. 638 Wilhelm Lotz: Der Neue Nürnberger Tiergarten, S. 12. 639 W. Schlegtendal: Baukunst in Nürnberg, S. 163. 640 Wilhelm Lotz: Der Neue Nürnberger Tiergarten, S. 4. 641 Ebenda, S. 10. 642 W. Schlegtendal: Baukunst in Nürnberg, S. 168. 643 Bezüglich der Sachlichkeit und der eckigen Käfigform vgl. eine Fotografie mit der Innenansicht des Menschenaffenhauses und dessen Grundrisszeichnung sowie eine Außen- und Innenaufnahme des Nilpferdhauses. Als Ausnahme gilt das Raubtierhaus, das zwar ebenfalls sehr schlicht, aber rund gehalten war. W. Schlegtendal: Baukunst in Nürnberg, S. 167f., 171, 175.
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brachte der umgestaltete Tiergarten vor allem Nüchternheit, Sachlichkeit, eine angedeutete Naturverbundenheit und Zweckgerichtetheit zum Ausdruck. 3.11.3 Zoo und Krieg Beiden Kriegen gemeinsam waren die Schwierigkeiten bei der Tierfutterbeschaffung. Ein nicht zu unterschätzender Unterschied bestand jedoch darin, dass die Pfleger im Zweiten Weltkrieg mehr Erfahrung mit den Essgewohnheiten der Zoolebewesen besaßen, weshalb weniger Tiere verstarben.644 Welche Nahrungsmittel erhältlich waren, lag nicht selten an der geografischen Lage des Gartens. Während sich beispielsweise der Stellinger Tierpark645 dank seiner Nähe zum Hamburger Fischmarkt noch 1919 über eine recht gute Fischversorgung freute, beklagte die Direktion des Leipziger Zoos den Lieferstopp.646 Besonders die Dauer der Kriege machte den Tiergärtnern zu schaffen. „Je länger der Weltkrieg tobt, um so knapper werden gewisse Nahrungs- und Futtermittel […].“647 Die Einschränkung bestimmter Lebensmittel, wie Bananen, Getreide, Fleisch und Fisch, veranlassten die Tierpfleger zu improvisieren und neue Rezepte auszuprobieren. 1917 vermerkte die Tiergarten-Gesellschaft bei ihrer jährlichen Generalversammlung: „Die Beschaffung der Futtermittel war teilweise mit noch größeren Schwierigkeiten verbunden als im Jahre vorher, manche Futtermittel waren überhaupt nicht mehr zu beschaffen.“648 Um die Versor644 Vgl.: Georg Grimpe: Ein Rundgang durch den Nachkriegszoo, März 1920, in: Freie Presse, 19.03.1920, zit. nach: Mustafa Haikal: 125 Leipziger Zoologischer Garten, S. 119. 645 „Ein günstiger Umstand war es, daß die Fischversorgung, wenigstens für einzelne Gärten, bisher auf keine allzu großen Schwierigkeiten stieß. Durch Einlagerung von Fischen in Kühlanlagen und durch Heranschaffung frischer Ware wird es möglich, täglich zahlreichen verschiedenen Tieren Fische als Nahrung zu bieten.“ Alexander Sokolowsky: Der Zoologische Garten im Krieg, in: Die Umschau. Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik, Nr. 33, 19, 14.08.1915, S. 641f., hier S. 642. 646 „Bereits in den ersten Monaten stockte die Zufuhr frischer Seefische; bald mangelte es auch an den als Ersatz gereichten Flussfischen.“ O.A.: Weitere Einschränkungen, 1918, in: Aktien-Gesellschaft Zoologischer Garten zu Leipzig, Bericht über das Geschäftsjahr 1918, Leipzig 1919, S. 7f., zit. nach: Mustafa Haikal: 125 Jahre Leipziger Zoo, S. 119. 647 Max Hesdörffer: Futtermittelersatz in der Kriegszeit, in: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, 8, 40, Berlin, 21.02.1925, S. 355. 648 O.A.: Generalversammlung der Tiergarten-Gesellschaft, S. 125.
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gung zu gewährleisten, verliehen oder verkauften Zoos manchmal auch Tiere. Die Hagenbecks stellten beispielsweise einige Ponys und Elefanten für Kriegsarbeiten zur Verfügung, die während und nach der Kriegszeit bei der Beseitigung der Trümmer halfen.649 Dennoch mussten einige Tiere sterben. „Selbstverständlich war es nicht zu verhindern, dass eine größere Anzahl von Tieren, für die durchaus kein Futterersatzmittel beschafft werden konnte, einging“650, erklärte Zukowsky aus Hamburg.651 Die Tierärztliche Rundschau äußerte sich rückblickend, „daß die Kriegszeit und die ersten Jahre nach dem Kriege ganz besonders krank machend auf den Tierbestand des Zoo’s eingewirkt haben“652. Hinzu kam, infolge des „Mangels an Arbeitskräften, eine unsachgemäße Gewinnung, Lagerung und Beförderung der Lebensmittel“, wodurch die Hygienevorschriften nicht eingehalten wurden und die Zutaten manchmal „nicht mehr ganz einwandfrei waren“653. Einige Gärten, darunter Leipzig, legten Gemüsegärten an, um wenigstens auf einige Sorten zurückgreifen und diese zu Ersatzfutter verarbeiten zu können: „Geschnittene Rüben, Wurzeln, rohe und gekochte Kartoffeln, Eicheln, Kastanien, Heuhäcksel mit Kleie vermischt werden ausgiebig als Ersatznahrung für zahlreiche Tiere angewandt, dazu kommen noch Lein- und Ölkuchen, Wildkeks, Pferdekeks, Hundekuchen, getrocknete Garneelen, Pfahlmuscheln u.a.m.“654 Die Öffentlichkeit wurde aufgerufen, Nahrungsmittel für die Tiere zu sammeln, Geld
649 Arnold Sywottek: Hamburg seit 1945, in: Werner Jochmann (Hg.): Hamburg. Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, vom Kaiserreich bis zur Gegenwart, Bd. 2, Hamburg 1986, S. 377-466, hier S. 439. Elefanten wurden zum Transport besonders schwerer Gegenstände oder zum Anheben von Baumstämmen eingesetzt. 1917 kam die Elefantenkuh Jenny aus Stellingen, geführt vom Dompteur Matthias Walter, beim Bau von Geschützstellungen und Schützengräben in Frankreich zum Einsatz. Vgl.: O.A.: Hinter der Kampffront, in: BIZ, Nr. 11, 24, 14.03.1915, S. 134; Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 302; Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 131f.; O.A.: Deutschlands einziger Kriegselefant, in: Nachrichten für Stadt- und Land, Oldenburg, Nr. 199, 26.07.1935, o.S., (HA); Lorenz Hagenbeck: Den Tieren gehört mein Herz, S. 132f. 650 Ludwig Zukowsky: Der Stellinger Tierpark, in: Neue Hamburger Zeitung, Nr. 462, Abendausgabe, 23.11.1920, o.S. 651 Vgl.: 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer. 652 Kallmann: Die Krankheiten der Tiere im Zoologischen Garten in Berlin, in: Tierärztliche Rundschau, Nr. 28, 12.07.1925, S. 482ff., hier S. 482, StA B. 653 Ebenda, S. 482. 654 Alexander Sokolowsky: Der Zoologische Garten im Krieg, S. 642.
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zu spenden oder die Zoos durch „sonstige Beihilfen zu unterstützen“655. Der Berliner Tiergarten erhielt sogar von der Stadt für seine Tiere „zu billigen Preisen“656 Pferdefleisch, das für Menschen ungenießbar war. Trotz aller Bemühungen reichten die Einnahmen häufig nicht aus, um die Betriebe aufrechtzuerhalten. Am 3. Oktober 1920 musste Hagenbeck schließen.657 Doch selbst die Zoos in Berlin, Hannover und München kamen um eine vorübergehende Einstellung des Betriebes nicht herum.658 Eine weitere Schwierigkeit ergab sich aus dem Umstand, dass „fast das ganze, in den Krisenzeiten eingearbeitete Wärterpersonal […] zum Kriegsdienst eingezogen [wurde] und die Wartung und Pflege der Tiere […] nur mit neueingestellten Leuten erfolgen [konnte], ebenso die Unterhaltung der gärtnerischen Anlagen.“659 Zurück blieben Frauen und ältere Männer. In Berlin gewährte die Direktion daher den wenigen männlichen Wärtern „seit Kriegsbeginn keine freien Tage mehr“660. Im Zweiten Weltkrieg standen den Gärten meist Hilfsarbeiter zur Verfügung. Hagenbeck bekam Kriegsgefangene aus Frankreich, Tschechien, Holland und Polen,661 in Nürnberg waren russische Gefangene662 und in Leipzig Ostarbeiter und ein holländischer Student eingesetzt worden.663 Beide Kriege 655 Tiergarten Nürnberg, 05.12.1919, S. 236. „Nach einem Rundfunkaufruf sammelten Hamburger Schulkinder 2300 Zentner Eicheln als Tierfutter“. Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 177. Vgl. auch: Max Hesdörffer: Futtermittelersatz in der Kriegszeit, S. 355; Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 334. 656 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 500. 657 Vgl.: O.A.: Vorläufige Schließung von Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Abendblatt, Nr. 476, 01.10.1920, o.S.; O.A.: Zum Abschied von Hagenbeck, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 478 03.10.1920, o.S.; O.A.: Schließung von Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 480, 04.10.1920, o.S. 658 Berlin schloss seinen Zoo vom 01.10.1922 für sechs Monate. Vgl.: Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft, Berlin S. 334. Hannover stellte den Betrieb am 01.10.1921 und der Tierpark Hellabrunn in München am 25.04.1922 ein. Vgl.: Peter Mühling: Der alte Nürnberger Tiergarten, S. 74. 659 Generalversammlung der Tiergarten-Gesellschaft, S. 125. 660 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 333. 661 Rüdiger Morhdieck; Knuth Weidlich u. Eigel Wiese: Das Hagenbeck-Buch, Hamburg 1995, S. 67; Lorenz Hagenbeck: Tieren gehört mein Herz, S. 297. 662 Brief an die Militärregierung Deutschland, Nürnberg, 09.08.1945, (TAN). 663 Geschenke von der Front: Eine Sumpfschildkröte, 16.07.1943, zit. nach: Mustafa, Haikal: 125 Jahre Leipziger Zoo, 2003, S. 173.
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stellten die Zoos auf eine harte Probe. Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg hatten sie beim Zweiten unter Spreng-, Splitter- und Phosphorbrand-Bomben zu leiden, die Gehege, Maschinen, Wirtschaftshöfe und Gastronomiebetriebe zerstörten und dabei den Tierbestand reduzierten.664 Teilweise vernichtete ein einzi664 Erster Weltkrieg: Stellingen: gestorbene Tiere: „210 Affen […], 200 Raubtiere, 18 Robben […], 24 Schafe […], 71 Nager, 10 Zebras, 6 italienische Eselhengste, 16 Schweine, 2 Nashörner, 14 Elefanten, 28 Kamelartige, rund 120 Hirsche, 1 Giraffe, 62 Antilopen, 17 Rinder […], 17 Känguruhs und 9 Beutelratten. Also 825 Säugetiere. Dazu 48 Raubvögel, 55 Störche, Flamingos, Pelikane, Marabus, Reiher, 53 Kraniche, 71 Seevögel […], 26 Tauben, 68 Strauße, 287 Enten, 235 Hühnervögel […]. Alles in allem: 3181 große und kleine Tiere aller Art.“ Thomas Hübbe: Der verwunschene Garten, in: Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 03.11.1923, StA HH, 731-8, Hagenbecks Tierpark, ZAS A 902. Vgl. auch: Ludwig Zukowsky: Der Stellinger Tierpark, in: Neue Hamburger Zeitung, Nr. 462, 23.09.1920, o.S.; Nürnberg: keine Nachkriegsangaben vorhanden. Erste Zahlen des vorhandenen Tierbestandes gab es erst wieder aus dem Jahr 1924, die sich auf 495 Individuen in 172 Arten belaufen. Darin enthalten sind jedoch die Erwerbe der Zootiere aus Hellabrunn von 1922, als der Münchner Zoo schließen musste. Vgl.: Peter Mühling: Der alte Nürnberger Tiergarten, S. 75, 79. Leipzig: Tierverluste aus wirtschaftlichen Folgen wurden im Geschäftsbuch festgehalten. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 118. Zweiter Weltkrieg: Berlin: „Der Zoologische Garten Berlins wurde in der Nacht vom 22. zum 23.11.1943 von weit über 1000 Stab- und Phosphorbrandbomben, dazu von mehreren Sprengbomben schwersten Kalibers, getroffen und in der darauffolgenden Nacht das Aquarium durch schwere Sprengbomben in die Krokodilhalle weitgehend zerstört.“ Lutz Heck, zit. nach Klaus Honnef u. Rheinisches Landesmuseum Bonn (Hg.): 400 Jahre Zoo, S. 132; „Durch die Bombenangriffe im 2. WK wurde der Bestand des Berliner Zoos erheblich dezimiert; zudem kam nur eine kleine Zahl der evakuierten Tiere wieder in den Zoo zurück. Die erste Bestandsliste nach dem 2. WK (vom 31. Mai 1945) umfasste nur noch 91 Tiere.“ Peter Dinzelbach: Mensch und Tier in der Geschichte Europas, S. 459. Vgl. auch: Harrow Strehlow; Werner Synaklewicz; HeinzGeorg Klös u. Ursula Klös: Der Berliner Zoo im Spiegel seiner Bauten, S. 351f.; Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 102-121. Nürnberg: „Als nach dem Kriege der Wiederaufbau im Tiergarten einsetzte, war nur noch ein kleiner Bestand von Säugetieren vorhanden. Obwohl durch Bomben verhältnismäßig wenig Tiere ums Leben kamen, setzte die mangelhafte Ernährung manchen von ihnen ein vorzeitiges Ende.“ O.A.: Nürnberger Tiergarten und sein Bestand. „Der Nürnberger Tiergarten hatte durch Kriegseinwirkung nur geringe Tierverluste erlitten.“ Brief von P. Münzenthaler an die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur, Betr.: Auskunft über den Nürnberger Tiergarten, 30.11.1945, (TAN). Tierverluste entstanden erst nach dem Krieg, durch die
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ger Angriff die gesamte Anlage.665 Heinrich Hagenbeck schrieb über den Angriff in der Nacht vom 25.07.1943: „Luft erfüllt von Motorengedröhn, Flakbeschuß und heulenden Bomben. Ganze Gelände durch Leucht- und Brand-Bomben sowie Brände taghell erleuchtet. In der Mitte des Angriffs, ein Feuersturm. Die ersten Tierhäuser […] wurden von den Wachmannschaften durchweg gelöscht, soweit sie nicht in die Heuvorräte fielen. Es fielen jedoch darauf Brandbomben in solchen Mengen, daß, während die Männer die in nächster Nähe auf dem Fußboden liegenden Brandbomben löschten, die im Gebälk hängen gebliebenen das Haus in Brand setzten. Versagen der Wasserleitung hinderte Löscharbeiten. Jeder Brandposten bemerkte nur den Brand in seinem eigenen Haus und nicht die Großbrände wenige 100 Meter von ihm entfernt. […] Völlig zerstört: Hauptgebäude, beide Restaurants, die Rindergalerie einschließlich Vogelvoliere, Boxengang und Inspektorenhaus, Zebrastall (Paradies), Hirschziegenhaus, Entréebüro, Landhaus gegenüber Haupteingang, Wirtschaftshof (Krohns Hof und Krögers Hof), Pavianfelsen, Affenbad, Rhesusfelsen, Aquarium. Die noch verbliebenen Häuser sind durch Luftminen und Teilbrände derart zerstört, daß sie […] wohl notdürftig repariert, jedoch auf die Dauer nicht erhalten werden können.“666
Tiere, die in andere Zoos oder sogar zu den Kriegsherden verschickt wurden, waren dem Stress des Transportes, der Eingewöhnung sowie manchmal eben-
Menschen, die sie abschlachteten und aßen. Vgl: Mö: Hei lewet noch: der Nürnberger Tiergarten am Schmausenbuck, in: Nürnberger Nachrichten, Nr. unbekannt, 09.03.1946, o.S., (TAN). Leipzig: Bombardierung des Gartens durch Fliegerangriff mit weitreichender Zerstörung der Gehege und Gebäude sowie vieler Brände. Tierverlust hier jedoch gering. Vgl.: O.A.: Kurzer Bericht über die Auswirkungen des Fliegerangriffs auf Leipzig vom 04.12.1943 auf den Zoologischen Garten, S. 1-4, hier S. 1, ZAL, Akte 373. Bei einem Bombenangriff gingen 60 Tiere verloren. Vgl.: Brief von Direktor Karl Max Schneider an Wilhelm Pieck, Vorsitzender der SDE, 27.12.1946, S. 1f., hier S. 1, ZAL, Akte 202. Vgl. auch: Bericht über die Auswirkungen des Fliegerangriffs vom 04.12.1943, 25.01.1944, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 172. Stellingen: Mehr als 450 Tierkadaver wurden gezählt. Vgl: Tierparkführer C. Hagenbecks Tierpark, Hamburg-Stellingen, Sommer 1951, S. 17. „Am 25. Juli [1943, N.K.] werden bei einem Bombenangriff rund 70 Prozent des Tierparks zerstört.“ Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 176. 665 Vgl.: Heinrich Dathe: Lebenserinnerung eines leidenschaftlichen Tiergärtners, S. 142f.; Schreiben an Stadtdirektor Dr. Seidel, vom 10.12.1943, ZAL, Akte 373. 666 Carl-Heinrich Hagenbeck: Bericht über die Katastrophennacht am 25.7.1943 im Tierpark Hagenbeck, den 29.08.1943, S. 1ff., hier S. 1, ZAL, Akte 375.
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falls den Kriegsgeräuschen667 ausgesetzt. Diejenigen, die in ihrem Heimatzoo blieben, hatten die Befeuerung zu ertragen. Teilweise wurden sie direkt von Bomben getroffen oder durch den entstehenden Luftdruck beim Aufprall durch die Gegend geschleudert und zerquetscht. Einige Rinder gingen an Magen- und Darmentzündungen ein, da sie an den Rückständen von Brandbomben geleckt hatten.668 Neben den körperlichen entstanden auch psychische Schäden.669 Einige Tiere mussten erschossen werden, selbst wenn sie nach dem Angriff noch lebten,670 um von ihren Schmerzen erlöst zu werden, andere wiederum auf Anordnung der Militärbehörden, die darin eine Vorsichtsmaßnahme sahen, um bei der Bombardierung eine eventuelle Gefahr durch ausbrechende Zootiere für den Menschen zu vermeiden.671 Waren die Gehege zerstört und fehlten Räume, blieb der Gartenleitung meist ebenfalls keine Alternative, als die frei auf dem Gelände herumlaufenden Tiere zu erschießen.672 Um den Städtern in den Kriegszeiten weiterhin einen Ort der Ablenkung und Heiterkeit zu ermöglichen, ordnete Reichsmarschall Göring an, die Betriebe der
667 Diese entstanden durch aufschlagende Bomben, Schussgeräusche, Explosionen etc. 668 Bericht über die Auswirkungen des Fliegerangriffs vom 04.12.1943, 25.01.1944. 669 Bericht der Berliner Tierärztin Wilma von Düring: „Furchtbar war das Schicksal der Tiere im Zoologischen Garten, denen nicht die Erleichterung gegeben war, sich irgendwo zu verstecken. Im Käfig oder im Gehege gefangen, mussten sie ohne Milderung erdulden, was Tag für Tag vielleicht mehrmals über sie hereinbrach. Nach jedem Angriff fand man einige der zarteren an Herzschlag gestorben, bis zuletzt fast alle untergingen und ihr Gefängnisgarten eine einzige Stätte der Verwüstung war, in der einige verschüchterte, hungrige und kranke Tiere ein elendes Leben fortsetzten mussten.“ Julie Schlosser: Der kleine Doktor, Stuttgart 1949, S. 62. 670 Eine Brandbombe hatte einem weiblichen Eisbären das linke Vorderbein abgerissen, weshalb dieser erschossen werden musste. Vgl.: O.A.: Bombenangriff auf Zoo Leipzig, am 04.01.1943, morgens 10 Uhr 20 Minuten, S. 1f., hier S. 1, ZAL, Akte 375. Vgl.: Carl-Heinrich Hagenbeck: Bericht über die Katastrophennacht am 25.7.1943; Lorenz Hagenbeck: Tieren gehört mein Herz, S. 217f. 671 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 336. Vgl. auch: 4.2.1 Angst. 672 „Durch den Räumungsbefehl infolge erhöhter Luftgefahr Düsseldorfs mußten im Mai 1940 sämtliche Großraubtiere aus Düsseldorf weg geschafft werden. Ein Teil der Tiere wurde wegen Mangel an anderweitiger Unterkunft getötet.“ Brief vom Zoodirektor in Düsseldorf Georg Aulmannan an den Zoologischen Garten Leipzig, vom 27.02.1943, S. 1, ZAL, Akte 273. Vgl.: 4.3.4 Die „Volksgemeinschaft“.
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zoologischen Gärten im Krieg „in vollem Umfange aufrecht zu erhalten“.673 Als Begründung erwähnte er, dass sich Zoos „schon während des Weltkrieges und in den schweren Nachkriegsjahren […] stets als wirksam dafür erwiesen“ haben, „die Bevölkerung in den harten Zeiten von ihren Nöten abzulenken“674. Er wies weiter darauf hin, dass sie von vielen „Wehrmachtsangehörigen und Frontkameraden besucht“675 würden und implizierte damit, dass diese eine Aufmunterung besonders nötig sowie mehr als verdient hätten. Auch die Städter, die nun nicht mehr verreisen durften und abendliche Angriffe aus der Luft befürchten mussten, sollten sich im Zoo von den Strapazen erholen.676 Leipzigs Oberbürgermeister wies in der Neujahrsrede ebenfalls auf dessen Notwendigkeit in der Kriegszeit hin. „Hunderttausende von Menschen haben in ihm [im Tiergarten, N.K.] Entspannung und Erfrischung und damit neue Kraft finden können für die größeren Anforderungen, die an jeden in Kriegszeiten gestellt werden.“677 Reichsminister Albert Speer erklärte daher auch die Aufräumarbeiten im Berliner Zoologischen Garten für vordringlich und stellte 750 Kriegsgefangene ab, die teilweise auch die Nacht durcharbeiten mussten.678 Schließungen galt es zu vermeiden.679 Dennoch sah die Realität manchmal 673 Brief von Karl Max Schneider an das Hauptverwaltungsamt der Stadt, Leipzig 06.02.1943, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 170. 674 Bereits während des Ersten Weltkrieges im Jahr 1915 stellte Friedrich Knauer fest, dass der Zoo eine Stätte sei, die gerade in der Gegenwart „ein wenig über den Kriegsjammer hinwegbringen“ sollte und Alexander Sokolowsky bemerkte: „Auch für diejenigen Besucher, deren durch Kummer bedrängtes Gemüt sich nach Ruhe sehnt, bietet der Aufenthalt in den Tiergärten, der Umgang mit den Tieren, von denen viele zahm sind und sich füttern lassen, eine willkommene Zerstreuung.“ Friedrich Knauer: Der Bildungswert der zoologischen Gärten, in: Allgemeine Zeitung, Nr. 28, 118, 10.07.1915, S. 397f.; Alexander Sokolowsky: Der Zoologische Garten im Krieg, S. 642. 675 Brief von Karl Max Schneider an das Hauptverwaltungsamt der Stadt. 676 Brief von Karl Max Schneider an das Hauptverwaltungsamt der Stadt. 677 Bericht über das Jahr 1942, 21.12.1942. Zuarbeit für die Neujahrsrede des Leipziger Oberbürgermeisters, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 169. 678 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 337. 679 Nürnberg: Am 20.05.1945 wurde der Tierpark für die Öffentlichkeit wieder für den allgemeinen Besuch freigegeben. Vgl.: Brief von P. Münzenthaler an die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur.
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anders aus. Die Zoos in Hannover, Düsseldorf und Dresden mussten beispielsweise ihren Betrieb einstellen und der Düsseldorfer Zoo wurde nach dem Krieg gar nicht wieder aufgebaut.680 In Leipzig hingegen konnte selbst nach der starken Bombardierung im Dezember 1943 der Zoologische Garten bereits acht Tage später wieder öffnen.681 Um Görings Wunsch in die Tat umsetzen zu können, gewährte die Stadt den Gärten verschiedene Hilfsmittel. Darunter fielen nicht nur Hilfskräfte, sondern auch Gelder und Sonderbaugenehmigungen.682 Im Zoo wurden Bunker oder Luftschutzräume gebaut,683 Brandwachen aufgestellt,684 Luftschutzübungen durchgeführt und Warnapparate eingerichtet, um im Falle eines Angriffs möglichst schnell reagieren zu können.685 „Tag und Nacht stehen zahlreiche Brandwachen auf ihren Posten; sie wohnen alle auf dem Gelände des Tierparks und stehen telephonisch miteinander in Verbindung. Häufig werden im großen Rahmen Luftschutzübungen durchgeführt […]. Luftschutzordner sorgen für den Schutz des Publikums bei Tagesangriffen.“686
680 Benjamin Lamp: Entwicklung der Zootiermedizin im deutschsprachigen Raum, S. 83. 681 Die Eröffnung erfolgte am 12.12.1943. Vgl.: Schreiben an Stadtdirektor Dr. Seidel. Ähnlich verhielt es sich mit dem Beispiel Berlin. „In der Nacht vom 7. zum 8. September 1941 wurde der Garten von einer Reihe Fliegerbomben getroffen. […] Der Garten wurde [nur] 3 Tage geschlossen, um die Aufräumungsarbeiten ungestört durchführen zu können.“ Lutz Heck: Streng vertraulich! Geheimhalten! Schreiben an Zoo Leipzig, Eingegangen am 24.09.1941, S. 1f., hier S. 1, ZAL, Akte 269. 682 Brief an die Kreisleitung der NSDAP, 14.03.1945, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 175. 683 O.A.: Luftschutzmaßnahmen im Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 174, 26.06.1943, o.S., ZAL, Akte 375. Vgl.: Schreiben vom Zoologischen Garten an das Hochbauamt, Leipzig, 08.02.1944, ZAL, Akte 375. 684 Luftschutzbefehl Erw. S. Sch., Nr. 6/1943 E 102 an den Betriebsluftschutzleiter des Zoologischen Gartens Herrn Direktor Dr. Schneider o.V.i.A., vom 08.04.1943, ZAL, Akte 375. 685 „Ertönen des Weckers, dann Hörer abnehmen, aber nicht melden, sondern sofort mitschreiben. Kein Rückfragen am Hörer, außer es handelt sich um einen Uhrenvergleich. Nach Beendigung der Durchgabe der Warnbefehle und Luftlagemeldungen: Hörer auflegen und aufgenommene Meldung weitergeben.“ Schreiben für die Bedienung eines Warnapparats, 07.06.1943, ZAL, Akte 375. 686 O.A.: Luftschutzmaßnahmen im Tierpark.
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Für Jugendliche galt zudem die Regel, dass Nachtwachen nur im Beisein eines Erwachsenen erlaubt waren.687 In den Stellinger Tierställen und -häusern wurden mit Wasser gefüllte Tonnen und Sandberge aufgestellt, um eventuell entstehende Brände unverzüglich löschen zu können. Die eisernen Ketten der Elefanten bekamen einen neuen Verschluss, der mit nur einem Handgriff gelöst werden konnte. Zudem stand ein Schießkommando aus erfahrenen Jägern und Tierfängern bereit, die eventuell ausbrechende gefährliche Raubtiere zu erschießen hatten.688 Obwohl die Nahrungsmittel knapp und die Tiere der Gefahr des Todes ausgesetzt waren, wurden nur wenige von ihnen weggegeben. Einerseits stellt sich die Frage, wohin all die vielen Arten mit ihren individuellen Bedürfnissen hätten abgegeben und mit welchen Mitteln der kostenintensive Transport hätte finanziert werden sollen, andererseits ist darauf hinzuweisen, dass dies auch nicht im Interesse der Direktoren lag. Sie waren im Gegenteil froh über jedes einzelne Tier, da dadurch ihr Unternehmen attraktiver erschien und mehr Besucher anlockte. Nicht zuletzt handelte es sich bei den Zootieren auch um eine Art Wertgegenstand, den zu verschenken es einer besonderen Motivation bedurft hätte, die jedoch nicht bestand. Dies lag teils auch daran, dass hier nicht die Bedürfnisse des Tieres, sondern die der Menschen im Vordergrund standen. Zudem erschien es „ausgeschlossen, daß ein Zoologischer Garten mit seinen unschuldigen Tieren ein ernsthaftes Ziel für Bombenangriffe bilden könnte“689. Kaum waren die Kriege vorbei, gab es für die Zootiere eine neue Gefahr – die Plünderer. Während der Hungersnot im Winter 1916/1917 kam es in Stellingen zu Unruhen und Raubzügen, die von Polizei und Militär niedergeschlagen wurden.690 Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, kurz vor Beginn der amerikanischen Besatzung, zogen Plünderer ebenfalls durchs Nürnberger Stadtgebiet.691 Neben Wehrmachtgütern, Geschäften, Bekleidungslagern usw. litt darunter auch der Nürnberger Tiergarten. „Fast alle schlachtbaren Tiere, aber auch zahlreiche nicht verwertbare Tiere, werden, vorwiegend durch ausländische Ar-
687 Schreiben von Körmez vermutlich an den öffentlichen Luftschutzleiter über das Luftschutzamt, Leipzig 16.08.1943, ZAL, Akte 375. 688 O.A.: Luftschutzmaßnahmen im Tierpark. 689 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 100. Vgl.: 4.1.6 Stolz. 690 Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 95. 691 Vgl.: O.A.: „Der schönste Tierpark Deutschlands“. Was Zoo-Direktoren zu unserem Tiergarten sagen, in: Fränkische Landeszeitung Ansbach, Nr. unbekannt, 02.07.1949, o. S, (TAN); Mö: Hei lewet noch.
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beiter, an Ort und Stelle getötet oder weggetrieben.“692 Den Raubzügen zum Opfer fielen „Rinder-, Hirsch- und Rehgruppen“693, aber auch Störche und allerlei Geflügel.694 Innerhalb nur einer Woche wurden 350 Großtiere getötet.695 Anderen Tiergärten erging es ähnlich.696 Einen weiteren Verlust erlitten die Tiergärten durch die Beschlagnahmung der Tiere, die sogenannten „Reparationsleistungen“. Bezahlen mussten diese die bekannten Gärten, wie der Tierpark Hagenbeck oder die zoologischen Gärten Nürnberg, Köln, München, Frankfurt, Leipzig und Düsseldorf.697 Zirkustiere, die während der Kriegszeit in den Zoos untergestellt worden waren, wurden ebenfalls beschlagnahmt, unabhängig davon, wem sie rechtmäßig gehörten.698 In einigen Fällen gab es für die Zwangsabgaben eine dürftige Bezahlung als Entschädigung.699 Die Tiere wurden zu einer Art Trophäe, mit der sich nach Kriegsende die Zoos der Siegermächte schmückten. Auf Grund der umfangreicheren Quellenlage wird hier der Leipziger Zoologische Garten als Beispiel herangezogen. „Am Sonnabend, den 6.10., gegen 11 Uhr, erschien im Zoologischen Garten ein russischer Offizier mit einer Dolmetscherin, der erklärte, im Auftrag des Herrn General Trufanow sofort mit mir verhandeln zu müssen. […] Heute, am 09.10. 1945 kam gegen ½ 11 Uhr 692 Plünderungen, 17.-22. April 1945, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 48, 1945, S. 32. 693 Brief von P. Münzenthaler an die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur. 694 Mö: Hei lewet noch. 695 Anlage des Briefs an Dr. Birkmann, verfasst vom Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek, 05.08.1949. Die Anlage besteht aus einer Erklärung, gerichtet an „Verehrte Anwesende, liebe Gäste der Stadt Nürnberg“, (TAN). 696 Heinz Heck, München-Hellabrunn: „[M]anche Besucher klagen, daß sie beim Rundgang ermüden oder gar enttäuscht sind? Ja – das liegt […] an der noch schwachen Besetzung der Gehege. Darunter leiden heute alle deutschen Tiergärten. Allen fehlt das Geld um nur einigermaßen das wieder gutzumachen, was durch Krieg und Plünderung verloren ging.“ O.A.: „Der schönste Tierpark Deutschlands“. 697 Brief von Karl Max Schneider an den Oberbürgermeister der Stadt Halle an der Saale, Karl Pretzsch, und an den Leipziger Oberbürgermeister Erich Zeigner, 09.10.1945, S. 1f., hier S. 2, ZAL, Akte 202; Bourdelle: Wilde Tiere auf Reparationskonto, in: Argentinisches Tageblatt, Nr. unbekannt, 09.04.1930, o.S., (HA). 698 Betroffen waren der Zirkus Busch, Aeros, Erik-Lohmer, Schulz-Arusha. Vgl.: Brief von Karl Max Schneider an den Oberbürgermeister der Stadt Halle, S. 2. 699 Im Fall Leipzig erhielt die Stadt eine finanzielle Entschädigung für die Tiere. Die geforderten Preise vom Zoo Leipzig wurden jedoch als zu hoch eingestuft und somit weniger bezahlt. Vgl.: Protokoll, 13.12.1946, S. 1-5, hier S. 5, ZAL, Akte 202.
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derselbe Offizier mit derselben Dolmetscherin und zwei weiblichen russischen Offizieren und übergab mir das beiliegende russische Schreiben für Herrn OB […]. Er erklärte, daß damit die auf einer Liste verzeichneten, im hiesigen Zoologischen Garten eingestellten Tiere von Herrn General Trufanow beschlagnahmt seien; die zwei weiblichen Offiziere würden sie sich jetzt in meiner Begleitung ansehen und mit mir über den Ankauf von weiteren, dem Garten gehörenden Tieren verhandeln.“700
Wie der Leipziger Zoodirektor Karl Max Schneider gestand, hätte er „freiwillig überhaupt keine“701 abgegeben. Mehrmals forderten die Russen detaillierte Listen an, um sich die gewünschten Tiere herauszusuchen. Dabei beschwerte sich Schneider besonders über die Menge der auszuhändigenden Lebewesen: „Gegenstand der Sitzung war wiederum die Fortführung der Verhandlungen wegen der Tierentnahme aus dem Zoologischen Garten Leipzig.“702 Die Russen behaupteten, sie „hätten die Möglichkeit, bis 50% unseres Tierbestandes zu entnehmen, während auf dem Verhandlungsweg bisher nur 22-23% des Tierbestandes zur Debatte standen.“703 Als für den Zoo in Kiew weitere Anfragen kamen, war Schneider verärgert. Er protestierte, dass diese Abgaben einen Verlust der Zuchttiere und Zuchtmöglichkeiten bedeuten würden.704 Dann bat er Erich Zeigner, den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, sich anhand seiner Kontakte für den Zoo einzusetzen. Dieser wandte sich an seinen Kollegen Karl Pretzsch (1896-1954) in Halle und bat ihn um Unterstützung seitens des dortigen Zoos.705 Obwohl sich der Oberbürgermeister der Stadt Halle dazu bereit erklärte,706 wandte sich Schneider schriftlich an den Vorsitzenden der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) Pieck.707 Er erklärte, welche Abgaben bereits durchgeführt worden waren, und bat darum, den Nachschub einzuschränken. „Lieber Genosse Pieck! Hierdurch bitten wir Dich, Dich für die nachstehende Angelegenheit bei der SMA in Karlshorst einzusetzen. Der Tierbestand hat schon im Krieg gelitten. Bei einem einzigen Bombenangriff gingen 60 Tiere verloren. Im November 1945 wurde 700 Brief von Karl Max Schneider an den Oberbürgermeister der Stadt Halle, S. 1f. 701 Brief an den Dezernenten des Zoologischen Gartens Stadtrat Lang, Betreff: Zwangsabgabe von Tieren, Leipzig, 06.12.1946, ZAL, Akte 202. 702 Protokoll, 13.12.1946, S. 1. 703 Ebenda, S. 1. 704 Ebenda, S. 3. 705 Brief vom Oberbürgermeister der Stadt Halle an der Saale Karl Pretzsch an den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Erich Zeigner, 18.11.1946, ZAL, Akte 202. 706 Ebenda. 707 Vermutlich war gemeint: Friedrich Wilhelm Reinhold Pieck (1876-1960).
194 | G EFÜHLSWELTEN IM ZOO ein Teil des Bestandes […] für russische Gärten, so für den von Moskau, beschlagnahmt. Damals hieß es, daß der Leipziger Garten nicht wieder zur Abgabe herangezogen würde. Dennoch soll er nunmehr wieder für Ukrainische Tiergärten 50 Säugetiere, 39 Vögel, 10 Krokodile und 86 Fische verkaufen. Ungezwungen würde er z.Zt. überhaupt keine Tiere veräussern, da er die entbehrlichen Stücke zum Abtausch gegen fehlende Tiere braucht. Er hat aber volles Verständnis für die Lage der beschädigten russischen Tiergärten und ist bereit, abermals Tiere dafür zur Verfügung zu stellen. Aber bitte nicht so starke Abgaben.“708
Wenngleich Direktor Schneider mit seiner Anfrage erfolgreich war, hinterließen die Reparationszahlungen eine große Lücke im Tierbestand der Zoos.709 Doch nicht nur der finanzielle Wert wurde minimiert. Ein Zugriff bedeutete gleichzeitig einen Eingriff auf psychologischer Ebene, da die Institution als Kulturstätte ein Symbol für Prestige, Ansehen, Macht, teilweise sogar ein Abgrenzungsmerkmal von anderen Nationen darstellte.710
708 Brief an den Genossen Wilhelm Pieck, Vorsitzender der SED, vom 27.12.1946, S. 1f., hier S. 1, ZAL, Akte 202. 709 Erfolg für Leipzig: Statt der geforderten drei Nilpferde erfolgten nur zwei Abgaben, statt der zwei angefragten Lamas ging nur eines weg. Derartige Erfolge wurden für die Flamingos und Papageien verbucht. Vgl.: Protokoll, 13.12.1946, S. 3. 710 Vgl.: 4.1.6 Stolz.
4. Gefühlswelten zwischen Mensch und Tier
4.1 P OSITIVE E MOTIONEN Der Zoo war ein Ort, an dem positive Gefühle en masse thematisiert wurden. Das begann mit der Vorfreude auf den Zoobesuch und endete mit angenehmen Erinnerungen auf dem Heimweg. Während des Aufenthalts sorgten Tiere, Natur, Beiprogramm und ein gemeinsames Erleben mit anderen Menschen für eine angenehme Atmosphäre. Neue Erfahrungen konnten gesammelt und kommuniziert werden. Besonders Kinder scheinen sich im Zoo amüsiert zu haben,1 doch auch die Erwachsenen und selbst „harte“ Männer empfanden und zeigten eine Reihe positiver Emotionen.2 4.1.1 Die Emotionsfabrik Zoo Wie bereits beschrieben, bestand die Aufgabe eines Tiergartens darin, der Bevölkerung neben dem Kontakt mit der Natur eine Stätte der Erholung, Ablenkung vom Alltag und der Weiterbildung zu bieten.3 Um die Menschen vom Zoo zu überzeugen und zum Besuch anzuregen, musste er zu einer Art Wohlfühlort werden. Jeder negative Eindruck sowie kritische Pressenachrichten schadeten dem Image und der Wahrnehmung des Zoos.4 Daher waren die Institutionsleiter stets darauf bedacht, ihre Tiere möglichst gesund und agil wirken zu lassen und
1
Vgl.: 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe.
2
Vgl.: Eröffnung des Tiergartens Nürnberg, S. 314. Vgl. auch: 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe; 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung.
3 4
Vgl.: 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten. Vgl.: 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos; 3.10.2 Tierschutz im Zoo; 4.7 Empathie.
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den Besuchern zu verdeutlichen, wie gut es den Gartenbewohnern ginge, wie zufrieden sie seien und woran man das erkennen könne.5 „Man sieht es den Tieren an, wie wohl sie sich hier fühlen, und wer sie liebevoll beobachtet, der merkt es auch an ihrem Fell, an ihrem Gefieder, an ihren Augen, an ihren Bewegungen, kurz an ihrer ganzen Lebendigkeit, wie sehr sie sich von ihren Brüdern und Schwestern unterscheiden, die auch in der Gefangenschaft, aber unter einem ganz anderen Los in Menagerien und Zoos ihr Dasein fristen müssen. Daß nur eines der Tiere von einer bestimmten Art oder Gattung vorhanden wäre, das einsam dahinleben muß, ist eine ganz seltene Ausnahme. Ein Pärchen oder eine Familie ist das Mindeste, eine Rotte oder ein ganzer Stamm derselben Tierart aber die Regel.“6
Teilweise war diese Taktik erfolgreich, wie sich dem Kommentar eines Zoobesuchers entnehmen lässt: „Ganz fein haben es bei Hagenbeck die Affen. […] Es fehlte nichts, was Kinder sich wünschen können. Turngeräte, ein richtiges Schaukelpferd, eine Mühle u.a.,. und endlich sogar lebendiges Spielzeug: zwei allerliebste Schweinchen, die sich in diesem Affenparadiese sehr wohl fühlten, denn Futter gab es dort! […] Für die Affen wird wirklich etwas getan.“7
Um die positiven Gefühlserlebnisse im Zoo für den Besucher zu erhöhen, versuchte die Zooleitung auch einen Kontakt mit Jungtieren zu ermöglichen.8 Der Baseler Direktor Heini Hediger maß dem Tier an sich allerdings weniger Bedeutung zu. Er vermutete: „Dem ‚Tierliebhaber‘ könnten in den meisten Fällen die Tiere durch irgend etwas anderes ersetzt werden, nur muß es Abwechslung bieten im Gegensatz zur Eintönigkeit des Beruflebens.“9 Seiner Meinung nach dominierte das Bedürfnis der Besucher nach Unterhaltung und dem beständigen Wunsch nach neuen visuellen Eindrücken. Es ist jedoch fraglich, ob sein Ein-
5
„Leipziger Zoo-Insassen fühlen sich wohl“. Dr. A. L.: Leipzigs Zoo gibt Kostproben, in: LNN, Nr. unbekannt, 13.08.1939, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 253. Gedicht über den Elefanten Jumbo. H.B.: Hundert Zentner Lebensfreude, 1926, (HA); F-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, S. 584.
6
F.-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, S. 584.
7
E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck.
8
Vgl.: 4.4.3 Der Tastsinn.
9
Heini Hediger: Der Tiergärtner, in: CHITuMW, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 34ff., hier S. 34.
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druck wirklich einer genaueren Untersuchung standhalten würde, da bei der Umgestaltung des Hamburger Zoologischen Gartens in einen „Volks- und Vogelpark“ Säugetiere durchaus vermisst wurden und bei der Belebung des GrugaParks sich die Tierhaltung positiv auswirkte.10 Bestätigt werden kann, dass die Tierparkbesucher von Sensationen wie Tiergeburten, seltenen oder gefährlichen Tierarten, besonderen Ausstellungen oder Neueröffnungen angezogen wurden.11 Sie regten die Neugierde an und lockten die Menschen in die Zoos.12 „Nach zweistündiger Fahrt hielt unser Autobus vor dem Tierpark, der Weltruf hat und den man immer wieder gerne aufsucht, weil Hagenbeck stets etwas Neues hat“13, bekannte ein Zoobesucher. Das durch Sensationen hervorgerufene Interesse wies jedoch den Nachteil auf, dass es nur die ersten Male stimulierend wirkte. Wie in späteren Experimenten mit Kleinkindern nachgewiesen werden konnte, lässt die anfängliche ständige Lust auf Neues bei Wiederholungen nach.14 Im Zoo schien es sich ähnlich zu verhalten. Ohne neue Anreize ebbte das Interesse bei einer Vielzahl der Zoogänger mit der Zeit ab und auch das Staunen ließ nach. Es ist daher anzunehmen, dass diejenigen Gärten bessere Einnahmen zu verzeichnen
10 Vgl.: 3.3.4 Das Ende; „Die Belebung des schönen Gruga-Parks durch Tiere hat sich als glücklicher Gedanke erwiesen. Im vergangenen Jahre hatte man bereits einiges Getier im G-P, wie Hirsche, Rehe, Kaninchen, exotische Hühner und Vögel angesiedelt, und dem Publikum hat die Unterhaltung mit den Tieren sehr viel Freude bereitet.“ O.A.: Wochenend-Brief aus der Kruppstadt, in: General-Anzeiger für das gesamte rheinisch-westfälische Industriegebiet, Dortmund, Nr. unbekannt, 03.04.1932, o.S., (HA). 11 Vgl. auch: Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 65. 12 Die zoologischen Gärten hatten die Erfahrung gemacht, dass Sensationen die Bevölkerung anlockten. Daher warben sie auch damit, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Dazu zählte das Beobachten von Jungtieren oder seltenen Exemplaren. Vgl: O.A.: Eine Sensation im Zoo, in: NLZ, Nr. unbekannt, 10.05.1939, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 224; O.A.: Tierkinder, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 23.09.1930, o.S., (HA); E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck; W.L. Sigel: Die junge Giraffe des zoologischen Gartens in Hamburg, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 1-7, hier S. 1; O.A.: Der Seewolf im Berliner Aquarium, in: Die Gartenlaube, Nr. 20, (1914), o.S.; Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 214. 13 E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck. 14 „Bereits wenige Wochen alte Säuglinge reagieren gelangweilt, wenn man ihnen mehrmals hintereinander dasselbe Foto zeigt. Tauscht man es hingegen durch ein unbekanntes Bild aus, wirken sie interessiert.“ Sebastian Witte: Wozu Gefühle?, in: Geo kompakt. Die Suche nach dem Ich, Nr. 32, (2012), S. 124-140, hier S. 139.
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hatten, die auf einen regen Tourismus zurückgreifen konnten.15 Das würde auch erklären, warum ein regelmäßiger Besuch bemängelt und bei den internen Diskussionen zwischen Zoodirektoren über die Führung eines Zoos16 die Frage aufkam: „Weshalb ist das Gros der modernen Menschen noch immer nur mit List und Mühe zu einem regeren Besuch der Zoologischen Gärten zu bewegen?“17 Einige Institutionsleiter bedienten sich der menschlichen Fantasievorstellungen, emotional aufgeladener literarischer Werke, Märchen, den in Zeitungen abgedruckten Jagdberichten oder Fabeln aus der Alltagswelt des Bürgers, um sie im Zoo zu reaktivieren und dadurch emotionale Verbindungen oder Verknüpfungen zu bereits Bekanntem zu ermöglichen.18 „Da las man mit glühenden Backen Karl May, Gerstäcker und Wörrishöffer, durchfieberte gefahrvolle Löwenjagden, rang Auge in Auge mit dem riesigen grauen Bären oder stolperte im undurchdringlichen Dschungel über schleimige Schlangenleiber. Schließlich wollte man diese unbekannten exotischen Tiere in natura sehen; denn auf die Dauer befriedigt die farbenfreudigste Phantasie nicht.“19
15 Vgl.: O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck. Das Ende des Tierparks in Stellingen bei Hamburg, in: BIZ, Nr. 35, 33, (1924), S. 402f., hier S. 403. 16 Bereits beim Stellinger Tierpark kam Kritik bezüglich seiner Gartenführung auf, die als zu „unwissenschaftlich“ diskutiert wurde. Vgl.: 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten. In den 1950er Jahren kam es zu öffentlichen Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Leitung des Frankfurter Zoos. Direktor Bernhard Grzimek habe ihn in einen „Rummelplatz“ verwandelt. Zur Verteidigung behauptete Grzimek, er habe aus finanziellen Gründen nicht anders handeln können, was jedoch die anderen Zoodirektoren wenig überzeugte. Vgl.: Briefwechsel von Heinz Heck, Direktor des Tierparks Hellabrunn, an Oberbürgermeister Walter Kolb aus Frankfurt a.M., ca. 1950, S. 1-6, hier S. 1f., (TAN). 17 Brief vom Leipziger Zoodirektor Karl Max Schneider an ehemalige Angestellte, die derzeit im Krieg waren, 09.01.1940, S. 1ff., hier S. 1, ZAL, Akte 371. 18 O.A.: Flußpferdjagd in Deutsch-Ostafrika, S. 195; St. von Jezewski: Alligatorenfarmen, S. 468-471; H. Reiter: Ein Jagdtag in Ostafrika, S. 575-578; J. R. H.: Das Reptilienhaus im Zoologischen Garten zu Leipzig, S. 971f. Eine Interaktion zwischen Zoo und Alltagswelt kam beim Film und in der Werbung vor. Vgl.: 3.8 Tierfilme; 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 19 OH.: Bei Hagenbeck im Tierpark Stellingen, in: Die Weltstadt, Nr. unbekannt, 10.09.1929, o.S., (HA).
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Auch der 1873 erstmals erschienene Roman Reise um die Erde in 80 Tagen,20 heute bekannt als In 80 Tagen um die Welt, wurde im Zoo mit dem Slogan „Um die Erde in 8 Stunden“21 aufgegriffen. Das Leipziger Tierkindermädchen Eva Salzer bekannte: „Der Begriff der Schönheit, Wildnis und nie erlebten Abenteuer waren die Löwen für mich – und sind es noch heute.“22 In ihrer Mittagspause ruhte sie sich häufig im Freien, auf der Pferdekoppel, aus und ließ ihren Fantasien freien Lauf: „[W]ir schlossen die Augen und erholten uns von den Anstrengungen des Vormittages […]. Wenn das ferne Raubtiergebrüll in meine Träume drang, geschah es nicht selten, daß ich mich auf Elefanten durch Urwälder reiten sah, Pumas und Leoparden jagte, auf Wildpferden über die Prärie galoppierte und Freundschaft mit dem König der Wüste schloß.“23
Die Leipziger Zooleitung versuchte eine Verbindung zu den Städtern herzustellen, indem sie diese aufrief, einen Namen für den im Garten geborenen Elefanten auszusuchen. Als Anreiz gab es eine Jahresfreikarte zu gewinnen.24 Im Journalismus und Marketingbereich ist bekannt, dass Anonymität für Distanz sorgt, ein Name hingegen eine erste Identifikation und soziale Bindung in Form einer gesteigerten Anteilnahme ermöglichen kann. Wie viele Personen sich an der Namensfindung beteiligten, ist leider nicht mehr zu eruieren. Neben „Jumbo“ und „Oly“ schlugen jedoch allein 21 Personen „August“ vor.25 Soweit ersichtlich, beteiligten sich ebenso viele Männer wie Frauen daran.26 In diesem Fall fiel die Wahl auf „August“. Zum einen, da der Elefant im August geboren, zum anderen, da der Name an einen Clown erinnerte und somit auch der Mutter gedacht wur-
20 Julius Verne: Reise um die Erde. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Bd. 6, Wien/Pest/Leipzig 1875. 21 Plan für ein Sommerfest des Leipziger Lehrervereins im Zoo am 05.07.1902, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 87. 22 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 217. Zum Wunsch nach Abenteuer vgl. auch: O.A.: Gibt es heute noch Abenteurer, in: Hessische Landeszeitung, Nr. 25, 25.01.1931, o.S. 23 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 216. 24 Brief von F. Krüger u. B. Tauche an die Direktion des Zoologischen Gartens Leipzig vom 26.10.1936, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 88, Bd. 3. 25 Schriftleitung der sächsischen NS-Presse an Karl Max Schneider, 15.08.1936, und einzelne Briefe, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 88, Bd. 3. 26 Zumindest bei den vorliegenden Briefen konnte keine geschlechtliche Präferenz festgestellt werden. Vgl.: Ebenda.
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de, die jahrelang in einem Zirkus gearbeitet hatte. Außerdem handelte es sich um einen deutschen Namen, was in der Zeit des Nationalsozialismus von Bedeutung war. Auffallend ist ebenso, dass sich Tiernamen aus dem Zoo in Filmen wiederfanden und umgekehrt.27 Die Zoo- oder Tierparkleitung nutzte auch architektonische Hilfsmittel, um imaginäre Erlebnisse, Fantasien und Emotionen aufzugreifen und zu visualisieren. Allerdings hatten Investitionen in die Architektur den Nachteil, dass sie zwar einen symbolischen Wiedererkennungseffekt darstellten, aber nicht flexibel bzw. wandelbar waren, sie somit nur kurzfristig neue Stimuli darstellten. Dennoch waren sie ein wichtiger Bestandteil, um den Besucher willkommen zu heißen, ihm zu visualisieren, dass er seine Alltagswelt verlassen hatte und in eine Abenteuerwelt oder, wie der Leipziger Zoodirektor Karl Max Schneider es ausdrückte, in ein „lebendig gewordenes Tierbilderbuch“28 eintraten. „Man hat kaum das Portal mit den torhütend lagernden Steinelefanten durchschritten und ist in einer anderen Welt“29, bemerkte auch der deutsche Schriftsteller und Übersetzer Franz Hessel (1880-1941). Es ist somit davon auszugehen, dass zoologische Gärten ihre emotionalisierende Wirkung nicht verfehlten. Mit Hilfe der Architektur, der Gartenanlagen, Restaurantbetriebe, Musik, Beleuchtung, des Kinderzoos,30 der Spiel- und Klettermöglichkeiten, des Rahmenprogramms, wie Zirkus, Fütterungen, Völkerschauen, und natürlich auf Grund der Tiere wurde eine Atmosphäre geschaffen, die eine Vielfalt an positiven Emotionen gewährleisten sollte. Dem Risiko einer sich beim Betrachter einstellenden Sättigung und in Folge dessen eines Attraktionsverlustes waren die Gärten, besonders diejenigen, die wenig Abwechslung aufweisen konnten, stets ausgesetzt.
27 Der Name „Bambi“ ähnelt dem gleichnamigen Zeichentrickfilm (Walt Disney von 1942) und „Jumbo“ erinnert an Dumbo, der fliegende Elefant (Walt Disney 1941). 28 Karl Max Schneider: Der Tierkinder-Garten. 29 Franz Hessel: Die Paläste der Tiere (1929), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 5458, hier S. 54. 30 Im Leipziger Zoo gab es „Flick“ und „Flock“. Sie sollten die Kinder zum Lachen bringen. Vgl.: Mittwoch, großes Ferien-Kinderfest im Zoo! Leipziger Tageszeitung, Nr. 204, 24.07.1934, (ZAL). Bei Hagenbeck waren es „Hein“ und „Fietje“. Vgl.: O.A.: Kinderfreuden im Park der Tiere, in: Niederelbisches Tageblatt, Nr. unbekannt, 11.07.1935, o.S., (HA).
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4.1.2 Der Tierfreund Den Quellen ist zu entnehmen, dass es sich beim Tierfreund um einen häufig verwendeten Begriff handelte, weshalb ihm eine große Bedeutung zukommen müsste. Der Blick in die Lexika des beginnenden 20. Jahrhunderts enttäuscht jedoch. Ein Eintrag zum Begriff „Tierfreund“ ist nicht aufzufinden. Lediglich das Deutsche Wörterbuch gibt den marginalen Hinweis, dass darunter ein Freund der Natur und der Tiere zu verstehen sei.31 Wie lässt sich dies erklären? Hatte ein Tierfreund keine besonderen Eigenschaften? Konnte sich also jeder einen Tierfreund nennen oder war der Begriff so allgegenwärtig, dass er keiner Erklärung bedurfte? Um die Bedeutung des Wortes zu erfassen, wird sich daher zuerst am zwischenmenschlichen Begriff orientiert. 1907 beschrieb Meyers Großes Konversations-Lexikon Freundschaft als ein „freigewählte[s] gesellige[s] Verhältnis zwischen Gleichstehenden“, welches sich von der Liebe durch die „Abwesenheit sinnlicher Gefühle und der mit ihnen verbundenen starken Triebe und Affekte“32 unterscheide. Sie beruhe auf gegenseitiger Wertschätzung. In ihrer „edelsten Form“ basiere Freundschaft auf Vertrauen, Verständnis und Respekt dem anderen gegenüber, wobei eine innere Übereinstimmung oder ein Zusammengehörigkeitsgefühl vorhanden sein sollte.33 Es ist nun zu fragen, wie eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier verstanden wurde und inwiefern sie sich von der zwischenmenschlichen unterschied? Beim Auswerten der Quellen wird schnell deutlich, dass es sich um eine Kategorie handelte, der eine Person angehörte, wenn sie sich dementsprechend verhielt und danach fühlte. Soziale Unterschiede spielten keine Rolle.34 Ob reich oder arm, Mann, Frau oder Kind, Tierexperte oder Laie – sie alle konnten Tier-
31 Jacob Grimm u. Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, 16 Bde, Bd. 11, I. Abteilung, 1. Teil, Leipzig 1935, S. 378. 32 Freundschaft, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 7, 6. gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Aufl., Leipzig/ Wien 1908, S. 96. 33 Hier handelt es sich um eine verkürzte und vereinfachte Übersetzung. Im Original heißt es: „Die edelste Form der F., die eigentlich allein diesen Namen verdient, ist diejenige, bei der im Freunde die uns innerlich verwandte geistig-sittliche Persönlichkeit ohne jede weitere Nebenrücksicht geschätzt wird, der wir alle Regungen unsers Seelenlebens mit vollem Vertrauen offenbaren zu dürfen glauben, weil wir auf volles sympathisches Verständnis rechnen […].“ Ebenda, S. 96. 34 Vgl.: 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung.
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freunde sein. Wie beim zwischenmenschlichen Miteinander gab es jedoch Kriterien, die es zu erfüllen galt. Er sollte die Natur mitsamt den Lebewesen achten und sich an ihr erfreuen, denn wie Annelore Rieke-Müller es bereits ausgedrückt hatte, repräsentierte das Tier „nicht nur lebende Natur, sondern auch die Auffassung von Natur in den Augen des Menschen“.35 Fast automatisch zählten zu dieser Kategorie auch Personen, die selbst Tiere besaßen oder beruflich mit ihnen umgingen, sie z.B. im Tiergarten pflegten und dabei „liebevoll“ und nach „bestem Wissen und Gewissen“36 behandelten.37 Ein Tierfreund hatte Mitleid mit anderen Lebewesen zu zeigen und sich für ihr Wohl zu interessieren, gegebenenfalls sogar einzusetzen.38 Die Schwierigkeit bestand jedoch darin, dass es verschiedene Auffassungen darüber gab, was für die Tiere am besten sei. Nicht einmal die sogenannten „Experten“ waren sich hierin einig. Besonders zwischen den Hagenbeck-Brüdern und dem Zoodirektor des Berliner Unternehmens kam es häufig zu Anschuldigungen und gegenseitiger Kritik. In einem Briefwechsel hieß es: „Ist denn der Leiter dieses einzig dastehenden gemeinnützigen Institutes nicht auch verpflichtet, ein Tierfreund zu sein? Empfindet er [Ludwig Heck, N.K.] kein Mitleid mit den Tieren, wenn er die engen, vergitterten Käfiglöcher seines neuen, für etwa 800 000 Mark erbauten ‚hochkünstlerischen‘ Palmen-Affenhauses sieht; setzt er die Systematik so viel höher ein als die moralische Verpflichtung des Menschen, der freie Tiere gefangen hält, dass er seine verschiedenen Zebraarten (also Tiere der endlos weiten Steppe) durch hohe
35 Annelore Rieke-Müller: Das zahme Wildtier, S. 117. 36 Heutzutage würde der Begriff „artgerecht“ präziser sein. Damals fand er jedoch noch keine Verwendung. Es ging mehr darum, das Tier versorgen zu können, ihm wohlgesinnt zu sein und ihm weder Schmerzen noch Leid zuzufügen. Die Grundvoraussetzungen nach den damaligen Tierschutzregeln und Gesetzen mussten gewährleistet sein. Idealerweise sollte einiges, was die Lebensreform anstrebte, auch für das Tier gelten. Vgl.: 3.4.4 Die Lebensreform. 37 Dt.: Wilde Meerschweinchen im Leipziger Zoo, Leipzig, 13.10.1941, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 88, Bd. 3. 38 Brief von den Hagenbecks an den Berliner Zoodirektor Lutz Heck zu einem Zeitungsartikel mit dem Titel „Panoptikum oder Natur-Tierpark?“, 1929, S. 1ff., hier S. 1, (HA). Lorenz Hagenbeck: Tier-Parks, in: Berliner Tageblatt, Nr. 505, 25.10.1929, o.S., (HA); Paul Eipper: Ich lerne Raubtierwärter. Von Stellingen nach Paris, in: 8 Uhr Abendblatt, Nr. 140, 19.06.1931, o.S.
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Gitter auf engstem Raum voneinander absperrt, nur deshalb, damit jedes Tier ganz gewiss unter seinem wissenschaftlichen Namensschild steht.“39
In dieser Quelle stand das moralische Verhalten eines Tierfreundes im Vordergrund, gemessen an menschlichen Normen, Wünschen und Prioritäten. Beide Direktoren verhielten sich ihren persönlichen Kriterien und Überzeugungen entsprechend, wobei diese stark voneinander abwichen. Ludwig Heck, der den Zoo in erster Linie als eine Bildungsstätte verstand, fühlte sich der systematischen Tierhaltung zugehörig und wollte sich daher vorwiegend dem wissenschaftlichen Ziel verantworten. Hinzu kam, dass er durch eben diese Systematik in der Gesellschaft eine gewisse Anerkennung und symbolische Bedeutung erlangt hatte.40 Sowohl Ludwig, als auch sein Nachfolger und Sohn Lutz Heck sahen im Berliner Zoo nicht nur eine Tieranlage, sondern gleichzeitig ein Kulturwerk, das es „künstlerisch durchzuarbeiten“41 galt. Carl Hagenbeck hingegen, mit seiner Erfahrung als Schausteller, Tierhändler und Dompteur, empfand eine geografische Aufteilung der Gehege, bei denen Tiergruppen statt Individuen ausgestellt wurden, sowie größere Freianlagen als vorteilhafter für die Tiere. Da in der Zeit nach der Jahrhundertwende die meisten Besucher beim Zoospaziergang immer weniger Wert auf die Wissenschaftlichkeit legten, dafür aber stärker unterhalten werden wollten und zudem lebensreformerische Gedanken und Überzeugungen in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, die ebenso den Umgang mit Tieren und
39 Brief von den Hagenbecks an Berliner Zoodirektor Lutz Heck, S. 1. 40 Vgl.: 1.6.1 Tiergarten, Tierpark und zoologischer Garten. Vgl. auch: J. R. H.: Das Reptilienhaus im Zoologischen Garten zu Leipzig, S. 695; Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, S. 78f.; Ludwig Heck: Das neue Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens, S. 695. 41 „Unter dem Geheimrat Heck galt das ‚wissenschaftlich-künstlerische Doppelgesicht‘ – malerische Tierhäuser und wissenschaftlich wertvolle Tiersammlungen, in denen die Tiere, die im naturgeschichtlichen System zusammengehörten, auch im Garten nebeneinander gestellt und gezeigt wurden.“ Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 121. „Angeregt durch das Antwerpener Beispiel hatte schon um 1870 mein Vorgänger Bodinus mit damals führenden Architekten angefangen, die Tierbauten so auszugestalten, daß sie an sich ebenfalls künstlerisch wertvoll und sehenswert wurden. Diese schöne und sinnvolle Tradition habe ich aufgegriffen, bis heute festgehalten und auch auf die kleinen Bauten ausgedehnt. Nichts sollte zu geringfügig sein, um es nicht auch künstlerisch durchzuarbeiten. […] Berliner Zoo als ganz einzigartiges Kulturwerk.“ L. Heck: Tierpark und Zoo, o.S.
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deren Unterkunft beeinflussten,42 genoss Hagenbeck die Sympathie und Unterstützung breiter Bevölkerungskreise. Dennoch ist anzunehmen, dass es ihm bei dieser Frage nicht allein um das Wohl der Tiere, sondern ebenfalls um werbende und somit ökonomische Aspekte ging.43 Beide Direktoren ließen sich trotz ihrer unterschiedlichen Auffassung als große Tierfreunde darstellen.44 Als ein solcher empfand sich auch der 26-jährige Hans Schmidt, der den Wunsch besaß, einen eigenen zoologischen Garten in Lübeck zu eröffnen. Bereits nach wenigen Tagen musste er diesen jedoch wieder schließen, da er weder die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten hatte noch eine tiergerechte Unterbringung gewährleisten konnte. „Am 6. Februar erscheint eine Kommission des Senats [im Lübecker Zoologischen Garten, N.K.] und fordert besondere Sicherheitsmaßnahmen für die Unterbringung der wilden Tiere. Die Kommission ist entsetzt: Sie findet die Tiere in einem erbarmungswürdigen Zustande, die große Halle ist ungeheizt, in einer Ecke liegt ein toter Affe, anscheinend erfroren, eingepfercht sitzen die Tiere frierend in kleinen Käfigen, ‚zu scheußlichen Klumpen geballt‘, wie es im Kommissionsbericht heißt, hocken die kleinen Affen aufeinander.“45
Die Erwähnung der „frierenden Tiere“ erinnert an die Akklimatisierungsbekundungen Hagenbecks, in denen er mehrmals öffentlich behauptet hatte, Tiere bräuchten nach ihrer Eingewöhnung keine Heizung. Hans Schmidt, der die Institution Hagenbeck als Vorbild ansah,46 schien diese Aussage zu wörtlich genommen zu haben. Er wurde auf Grund seiner Fahrlässigkeit bei der Tierhaltung zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Was jedoch die Öffentlichkeit verwunder-
42 Vgl.: 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft; 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos; 3.4.4 Die Lebensreform. 43 Eine nach menschlichen Gesichtspunkten möglichst schöne und große Unterkunft für die Tiere zählte zu den Kriterien, die einen Zoobesuch fördern oder vermeiden konnten. Allerdings macht es für das Tier kaum einen Unterschied, ob ein Gehege durch ein Gitter oder einen Graben begrenzt wird. Ab welcher Größe von einer artgerechten Haltung gesprochen werden kann, ist von Tierart zu Tierart verschieden. 44 Lorenz Hagenbeck: Tier-Parks; Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 8; O.A.: Ludwig Heck 70 Jahre, in: Berliner Volkszeitung, Nr. 374, 10.08.1930, o.S., (HA); Mamlock: Ludwig Heck. Zum 70. Geburtstag am 11. August, in: Berliner Tageblatt, Nr. 365, 05.08.1930, o.S., (HA). 45 O.A.: Tragikomödie eines uferlosen Phantasten, in: Weser Zeitung, Bremen, Nr. 518a, 04.09.1930, o.S., (HA). 46 Ebenda.
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te, waren vor allem die gegensätzlichen Wahrnehmungen. Er selbst hatte sich als Tierfreund bezeichnet und „Zeugen“ schilderten ihn als einen „Tiernarr“, „der mit einer geradezu fanatischen Liebe an Tieren hing“.47 Dennoch hatte er sie vernachlässigt. Dies lässt den Schluss zu, dass derjenige, der sich selbst als Tierfreund bezeichnete und fühlte, in der damaligen Gesellschaft auch als ebensolcher wahrgenommen wurde – zumindest bis das Gegenteil bewiesen wurde. Ein tatsächlicher Freund von Tieren konnte letztendlich jedoch nur sein, wer im Umgang mit ihnen die jeweils geltenden gesellschaftlichen und rechtlichen Regeln berücksichtigte, Verantwortung im Umgang mit den Tieren zeigte und mehr um ihr Wohl als auf die Verwirklichung persönlicher Interessen und Wünsche bedacht zu sein schien. Dies implizierte auch einen möglichst liebevollen Umgang mit den Geschöpfen.48 Die Zuneigung durfte jedoch nicht aufgesetzt sein, sondern musste von Herzen kommen. Gefühlsbekundungen waren nicht nur erlaubt, sie wurden sogar als selbstverständlich angesehen. Doch reichte es nicht aus, sich mit Zoolebewesen ablichten zu lassen oder seinem „Schoßhund“ eine Schleife umzubinden.49 Ein wahrer Tierfreund hatte Verständnis, Respekt und Geduld dem Tier gegenüber zu zeigen und in „enger Fühlung“50 mit ihm zu stehen.51 Als 1927 der Seelöwe Pallas nach einem Aufenthalt von acht Jahren im Stellinger Tierpark starb, beschrieb die Zoogängerin Erna Büsing den liebevollen Umgang zwischen ihm und seinem Wärter. Dabei verglich sie ihre Freundschaft mit der Beziehung von Ehepaaren. „Daß auch ein solcher Koloß […] in Gefangenschaft bei liebevoller Behandlung anhänglich wird, bewies ‚Pallas‘, das acht Jahre im Tierpark lebte, und mit seinem kompakten Wärter dickste Freundschaft hielt. In der Tat, von diesen beiden Freunden konnte man dasselbe sagen, was oft von miteinander altgewordenen Eheleuten nicht zu Unrecht behauptet: ‚Sie wurden einander immer ähnlicher‘.“52
47 Ebenda. 48 „Und weil man als Tierfreund nicht nur mitfühlend, sondern auch gerecht sein muß“. Hans Dampf: Freunde aus aller Welt … schlafen. Ein Nachtbesuch bei Carl Hagenbeck in Stellingen, in: Hamburger Tageblatt, Nr. unbekannt, 18.11.1933, o.S., (HA). 49 Willy Tyroler: Das Tier … und Du?, in: Deutscher Tierschutzbund (Hg.): Du und das Tier. Tierschutz aus erster Hand, Nr. 6, 2, (1950), S. 12. 50 Ebenda, S. 12. 51 Ebenda, S. 12. 52 Erna Büsing: Von ungeschlachten Tieren, in: Volkszeitung, Nr. unbekannt, 21.11.1927, o.S., (HA).
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Daraus ergab sich die Konsequenz: Wer liebevoll mit Tieren umging, der wurde mit ihrer Zahmheit und Anhänglichkeit belohnt. Auch die in der Presse veröffentlichten Fotos wiesen darauf hin.53 Im Umkehrschluss bedeutete dies jedoch auch, ein Freund der Tiere konnte nur sein, wer von ihnen anerkannt wurde und Gesten der Zuneigung erfuhr. Selbst gefährliche Raubtiere spürten angeblich, wer ihr „Freund“ war und verhielten sich diesem gegenüber in einer menschenähnlichen, freundlichen Art und Weise.54 Ein Tierfreund wurde daher auch nicht verletzt. Diese Meinung vertrat besonders Carl Hagenbeck, der wiederholt betonte, dass er mit Raubtieren wie mit einem heimischen Hund umgehen konnte.55 In einem Zeitungsausschnitt hieß es: „Der mächtige Löwe, dessen Pranke mit einem Hiebe den stärksten Mann fällt, schmiegt sich an seinen Herrn wie ein Hauskätzchen. […] Er konnte sich ruhig in die Löwenschlucht stellen und der größten Bestie das Köpfchen treuen. Er war ihr Herr, weil er ihr Freund war – das ganze Geheimnis Carl Hagenbecks.“56 Erzählungen dieser Art beeindruckten. Dennoch kam es durchaus zu Unfällen. Sie wurden allerdings selten in der Öffentlichkeit thematisiert.57 Die Freundschaft zum Tier lässt Parallelen zum zwischenmenschlichen Freundschaftsbegriff erkennen. Dies ist möglich, da das Tier, ähnlich einer Person, in einen gesellschaftlichen Kontext eingeordnet wird und somit auch dieselben Verhaltensregeln zu beachten hat. Beide Freundschaftsansätze setzten gegenseitige Zuneigung, Verständnis und Respekt voraus, wobei Tiere dem Menschen letztendlich nicht gleichgestellt, sondern eher untergeordnet waren, da die
53 1950 erschien im 8 Uhr Tageblatt ein Foto vom ausgewachsenen Gepard „Zita“, der seinem Betreuer die Wange leckte. Bildunterschrift: „In wenigen Wochen hat Gepard ‚Zita‘, die neue Errungenschaft des Nürnberger Tiergartens, mit dem Betreuer Oberinspektor Münzenthaler, eine enge Freundschaft geschlossen.“ Fotografie von Fotoropa. 8 Uhr Blatt, Nr. unbekannt, 09.08.1950, o.S., (TAN). 54 Vgl.: Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, S. 116f. 55 „Man mag mir glauben, wenn ich behaupte, daß ich unter Löwen, Tigern und Panthern manchen guten Freund besessen habe, mit dem ich so vertraulich verkehren konnte wie mit einem Haushunde.“ Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, S. 115. 56 O.A.: Löwe wie ein Hauskätzchen, in: Rundschau, Blätter für Heimatkunde, Nr. 25, Beilage zum Volksblatt, (1927), o.S. Auch in anderen Zeitungsartikeln wurde Hagenbeck als Zähmer von Wildtieren gefeiert. Vgl.: Philipp Berges: Drei Stunden bei Hagenbeck. 57 Vgl.: 4.2.1 Angst.
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Auswahl des Freundes seitens der Tiere nur bedingt als freiwillig bezeichnet werden kann. Neben der Gleichsetzung der Begriffe herrschte die Meinung vor, ein Tierfreund sei gleichzeitig ein „Kinderfreund“,58 denn „beide, Tier und Kind“, seien „harmlos, anhänglich und vertrauensselig“ und als „Naturprodukte aus erster Hand, von der Kultur noch unbeleckt“.59 Das förderte wiederum die Annahme, ein Tier- und Kinderfreund müsse automatisch auch ein „guter Mensch“ sein. Als Tierfreund zu gelten war somit vergleichbar mit einer gesellschaftlichen Anerkennung oder Auszeichnung. Erkannten sich zwei Gleichgesinnte, erleichterten die gemeinsamen Interessen und Wertvorstellungen die zwischenmenschliche Kommunikation. Aus neueren psychologischen Studien und Experimenten geht hervor, dass Hunde Kommunikationsbarrieren abbauen und die Geselligkeit fördern.60 Diese Erkenntnis kann ebenso auf Wild- oder Zootiere übertragen werden. Zootiere fungierten als Sympathieträger und sorgten für Gesprächsstoff. Teilweise entstanden durch sie sogar neue zwischenmenschliche Freundschaften, wie beispielsweise bei Tiergartendirektor Gustav Eismann und dem Chef der holländischen Hauptfaktorei Hamersveld, die sich gegenseitig in Afrika kennengelernt hatten. Über die erste Begegnung schrieb Eismann: „Ich wurde außerordentlich freundlich empfangen, ja, als Herr von Hamersveld mich als einen Tierfreund erkannte, versäumte er nicht, durch einen Negerknaben einen jungen Chimpansen in den Saal holen zu lassen, den er mir wenige Minuten später zum Geschenk machte.“61 Neben dem verbalen Austausch folgten in einigen Fällen sogar Präsente, wie in dieser Quelle beschrieben. Da ein Tierfreund in die Kategorie „guter Mensch“ fiel, konnte ihm vertraut und somit auch ein Lebewesen anvertraut werden. Auch die zoologischen Gärten wurden von Tierfreunden beschenkt. „Wir danken […] den Freunden unseres schönen Gartens für die zum Teil sehr wertvollen Geschenke, durch die sie unsere Sammlungen bereichert
58 „Urs [Eggenschwyler, N.K.] war nicht bloß ein Tierfreund, sondern auch ein großer Kinderfreund. Wie konnte es auch anders sein. Beide, Tier und Kind, sind gleich harmlos, anhänglich und vertrauensselig, sind gewissermaßen Naturprodukte aus erster Hand, von der Kultur noch unbeleckt.“ Hermann Langenbach: Urs Eggenschwyler, in: CHITuMW, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 250-254, hier S. 251. 59 Ebenda, S. 254; Vgl.: 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe. 60 Hanna Rheinz: „Tiere sind auch nur Menschen“. Beobachtungen zur ganz besonderen Beziehung zwischen Mensch und Tier, in: Psychologie heute, Nr. 11, 21, (1994), S. 28-33, hier S. 33. Vgl. auch: Hanna Rheinz: Eine tierische Liebe. Zur Psychologie der Beziehung zwischen Mensch und Tier, München 1994. 61 Gustav Eismann: Der Chimpanse, S. 24.
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haben“62, ließ sich im Jahresbericht des Hamburger Zoologischen Gartens von 1903 lesen. In dessen Zoozeitschriften fanden sich Listen mit Tieren, die dem jeweiligen Tierpark monatlich vermacht worden waren. Dabei handelte es sich vorwiegend um Vögel. Aber auch andere Exemplare,63 wie beispielsweise kleine Äffchen, Nasenbären, Schlangen, Krokodile und Fische.64 In Nürnberg erhielt der Tiergarten zur Eröffnung sogar Bären, Füchse und Wildschweine.65 Lutz Heck erwähnte in seinem Buch Tiere mein Abenteuer, wie ihm vom Prinzen Tafari Makonnen, später Kaiser Haile Selassie, zum Abschied seines Tierfangaufenthaltes in Abessinien eine Löwin als Andenken überreicht wurde.66 Diese „liebenswürdige Überraschung“ ließ sein „Zoologenherz höher schlagen“, bekannte Heck.67 In einigen Fällen beschenkten sich die Zoos auch gegenseitig, wie einem Telegramm an den Berliner Tierpark entnommen werden konnte, in welchem die Ankunft eines Löwen aus Leipzig angekündigt wurde.68 Selbst in Kriegszeiten wurde dem Zoo gedacht. So schrieb der Obergefreite Rudolf Häuber an den Leipziger Zoodirektor Schneider: „Sehr geehrter Herr Direktor! Anbei übersende ich Ihnen das Musterexemplar eines Skorpions. Fundort: Wüste bei Bengasi, Nordafrika. Nach Empfang bitte sofort warmstellen,
62 O.A.: Jahresbericht über den Zoologischen Garten in Hamburg 1903, in: DZG, Nr. 7, 45, (1904), S. 212-217, hier S. 217. 63 Z.B.: Bläßhuhn, Lachmöve, Singdrossel, Weindrossel, Haubentaucher, Teichhund, Wacholderdrossel, Zaunkönig, Bergfink, Sperber, Eulen usw. 64 Vgl.: O.A.: Neu angekommene Tiere, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 1, (1928), S. 33; sta: Der Zoologische Garten in Zahlen, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 55, 06.03.1929, o.S.; O.A.: Neu angekommene Tiere, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 24, (1928), S. 38; O.A.: Neu angekommene Tiere, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 5, (1928), S. 34. 65 O.A.: Nürnberg, 29. April, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 312. Weitere Quellen wiesen ebenfalls auf Tiergeschenke hin. Vgl.: O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten, in: DZG, Bd. 1, Nr. 5/6, (1928), S. 268; O.A.: Geschäftsberichte von 1915, Nürnberger Tiergarten, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 28, 1916, S. 228; O.A.: Nürnberg, 13. April, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 311; O.A.: Nürnberg, 29. April, S. 312; F. Hauchecorne: Naturschutzaufgaben unserer Zoologischen Gärten, S. 82; Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 27. 66 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 27. 67 Ebenda, S. 27. 68 Telegramm von 1934. „Geschenk Loewe eintrifft 16.09 Uhr. Dr. Schneider und Gebbing.“ ZAL, Korrespondenz Zoo Berlin, Akte 182.
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möglichst unter Wärmelampe. Hoffentlich übersteht das ‚liebe Tierchen‘ die lange Reise gut. Wenn der Skorpion lebend ankommen sollte, will ich Ihnen gern weitere Stücke in allen Größen schicken. Vereinzelt gibt es auch pechschwarze Tiere.“69
Dies blieb jedoch nicht die einzige Zusendung aus dem Krieg. Auch ein „Kompanieadler“ wurde Karl Max Schneider zugesandt. Der Adler war bei einer Gefechtshandlung im griechischen Saloniki, dem heutigen Thessaloniki, angeschossen worden. Die Sanitätssoldaten hatten sich seiner angenommen und ihn drei Monate lang gepflegt, bis er wieder fliegen konnte. „Als es nun notwendig ward, den gefiederten Kameraden aus dem Kriegslazarett zu verabschieden, machte sich in jenem Verband (Feldpost-Nr. 46052) die große Zahl von Sachsen geltend. Obwohl andere Tiergärten näher lagen, wurde beschlossen, den geliebten ‚Kompanieadler‘ nach Leipzig zu bringen.“70
Tiergeschenke waren somit ein Ausdruck der Tierfreundschaft und sollten Freude verbreiten. Gleichzeitig galten sie als Symbol des Vertrauens, der gemeinsamen Leidenschaft und gegenseitigen Verbundenheit. Wer sich jedoch nicht als ein Tierfreund ansah oder fühlte, riskierte die Abwertung seiner Person bzw. des Charakters sowie einen sozialen Ausschluss, teilweise sogar den abrupten Wechsel vom Freund zum Feind.71 Hermann Göring behauptete, Menschen, die Tiere quälten, würden das „deutsche Volksempfinden“72 verletzen, und versuchte dem vorzubeugen, indem er sowohl die Vivisektion als auch die Parforcejagd verbot.73 In den 1940er Jahren schrieb Joseph Goebbels in sein Tagebuch, dass nahezu „alle großen Männer […] große Tier-
69 Karl Max Schneider: Sendung aus Afrika für den Leipziger Zoo, Geschichte zur kostenlosen Veröffentlichung, vom 16.05.1942, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 89, Bd. 2. 70 Karl Max Schneider: Der „Kompanie-Adler“ im Leipziger Zoo, 02.10.1942, o.S., ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 89, Bd. 2. 71 Vgl.: 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung. 72 Erich Gritzbach: Hermann Göring. Werk und Mensch, 45. Aufl., München 1943, S. 104. 73 Unter „Parforcejagd“ wird die traditionelle, aus dem Adel stammende Hetzjagd verstanden, bei der Hunde die Pferde und Reiter begleiten, um die Beute mit Hilfe ihrer guten Nase aufzuspüren. Vgl.: Erich Gritzbach: Hermann Göring, S. 105.
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freunde gewesen“74 seien, womit er einen Zusammenhang zwischen Erfolg bzw. Macht und dem tierfreundlichen Verhalten herstellte und damit davon ausging, dass Menschen, die keine Tierfreunde waren, eigentlich auch nichts taugen konnten. Weitere Regelungen und Gesetze der 1930er Jahre setzten sich ebenfalls für einen „freundlichen“ und „gerechten“ Umgang mit Tieren ein.75 Es bleibt festzuhalten, dass die Beziehung zu Tieren daher auch die zwischenmenschliche beeinflusste. Von einem Tierfreund wurde weiter erwartet, dass er ein Freund der zoologischen Gärten und des Tierparks76 oder ein Mitglied von Zoo-Vereinigungen war.77 „Tierfreunde werden des Schauspiels des Tierlebens nie überdrüssig werden und wer noch nicht zu den Tierfreunden gehört, der wird’s hier draußen [in Hagenbecks Tierpark, N.K.] bestimmt,“78 erklärte ein Mitglied der Gesellschaft der Freunde des Hagenbeck’schen Tierparks 1932. Ebenso hielt es die Zoobesucherin Ruth Pilz: „Ich bin ein großer Tierfreund und eifrige Zoobesucherin.“79 Eduard Jakl, ein anderer Zoogänger, behauptete 1933: „Nur der wahre Tierfreund geht nach wie vor zu den Bewohnern des Zoos, um sich von ihrem Wohlbefinden zu überzeugen.“80 Gleichzeitig ermahnte Jakl all diejenigen, die der
74 Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Teil II, Diktate 1941-1945, S. 88. 75 Den Tieren durfte kein unnötiger Schaden zugefügt werden, Tierquälerei für Filmproduktionen wurde untersagt. Verboten war zudem das Kupieren von Schwanz und Ohren bei Hunden ohne Betäubung, das Schächten von Tieren (Schlachten mittels Durchtrennung der Halsschlagader, wie es Judentum und Islam vorschreiben), die Vivisektion, das Mästen von Geflügel und die „inhumane“ Tötung von Nutztieren. Wer die Gesetze missachtete, riskierte eine Exekution. Vgl.: Daniel Jütte: Von Mäusen und Menschen, S. 2. Vgl. auch: 3.10.1 Tierschutz. 76 Alo.: Hagenbecks Eröffnung, in: Der Tag, Nr. unbekannt, 27.05.1924, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Vgl. auch: O.A.: Stadt-Gelände für den Tierpark, in: Berliner Börsen-Courier, Nr. 416, 06.09.1929, o.S.; nd.: Bei Hagenbeck, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. unbekannt, 24.05.1924, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. 77 Brief von der Direktion des Zoologischen Gartens Leipzig an die Leipziger Polytechnische Gesellschaft, 04.04.1948, ZAL, Akte 415; O.A.: Zehn Jahre Tiergarten, S. 280. 78 Erwin Schütt: Gesellschaft der Freunde des Hagenbeck’schen Tierparkes gegründet, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 156, 10.07.1932, o.S. 79 Abschrift, Beschwerde von Ruth Pilz an das Kulturamt. 80 Eduard Jakl: Tiergarten im Herbst, in: Deutsche Tageszeitung, Nr. unbekannt, 28.10.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 158.
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Überzeugung waren, ein Besuch würde sich nur in den Sommer-, nicht jedoch in den Wintermonaten lohnen. Für ihn durfte sich deshalb nur derjenige einen „Tierfreund“ nennen, der im Zoo auf Grund der Häufigkeit seiner Besuche keinen „Lageplan“ mehr benötigte.81 Somit gab es durchaus Stimmen, die behaupteten, ein richtiger Tierfreund müsse regelmäßig in den Zoo gehen. Bedeutend für die Beziehung zwischen Mensch und Tier war nicht zuletzt das Moment der Treue. Die Annahme, die „treusten Freunde sind unsre Haustiere“82, ließ sich ebenso auf Zootiere übertragen.83 Die Gärten verbreiteten das Image der treuen und hilfsbereiten Wildtiere.84 Deshalb hatte auch der Mensch dem tierischen „Gefährten“ treu zu sein, indem er ihn regelmäßig besuchte und seine Freundschaft bewies.85 Werden nun die Kriterien der zwischenmenschlichen Freundschaft mit denen von Mensch und Tier verglichen, so fällt auf, dass beide auf Wertschätzung, Vertrauen, gegenseitiger Treue und Respekt basieren und somit die Wertvorstellungen und Mentalitäten der damaligen Zeit vom Menschen auf das Tier übertragen wurden. Dies zeigte sich bei der sprachlichen Ausdrucksweise, die keinen Unterschied zur menschlichen Freundschaft erkennen ließ. Bei der Tierfreundschaft bekam das Pflegen jedoch ein stärkeres Gewicht zugeschrieben, was sich in Gefühlen des Mitleids, der Sorge und der Übernahme von Verantwortung äußerte. Das Verhalten eines „wahren Tierfreundes“ war allerdings an bestimmte Verhaltensregeln und Empfindungen dem Zootier gegenüber geknüpft, die es einzuhalten galt. Differenzierungen zeigten sich in der Auswahl des Freundes. Während bei einer zwischenmenschlichen Freundschaft meist beide Seiten aktiv
81 Ebenda, S. 158. 82 A. von Erlen: Das Haustier in der Großstadt, in: Die Gartenlaube, Nr. 52, (1913), S. 1103f., hier S. 1103. 83 Hermann Langenbach: Urs Eggenschwyler, S. 253. 84 Vgl.: 4.3.3 Treue; 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer. Vgl. auch: Anna-Katharina Wöbse u. Mieke Roscher: Zootiere während des Zweiten Weltkrieges, S. 51. 85 Diese Anspruchshaltung wurde im Nationalsozialismus gefördert: „Wer ein ehrliches Mitglied dieser Volksgemeinschaft ist und sein Tun und Handeln nach den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen dieser Gemeinschaft einrichtet, […] der hat einen Anspruch darauf, daß ihm die Treue, die er bewährt, erwidert wird, daß das Vertrauen, das er entgegenbringt, nicht enttäuscht wird, daß ihm Recht widerfährt.“ Wer sich somit treu und vertrauensvoll zeigte, dem sollte ebenso Treue und Vertrauen widerfahren. Das Zitat wurde der Rede von Hermann Göring entnommen, gehalten vor der Akademie für Deutsches Recht am 13.11.1934. Vgl.: Hermann Göring: Reden und Aufsätze, hg. von Dr. Erich Gritzbach, München 1941, S. 142.
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werden und Sympathien bekunden, nahm das Zootier einen passiven Status ein. Es konnte sich weder den Aufenthaltsort noch seinen Wärter und schon gar nicht die Besucher, die ihm Sympathien und Gefühle entgegenbrachten, aussuchen. Es ist daher eher von einer Freundschaftsempfindung auszugehen, bei der die Menschen ihre Wunschvorstellungen, Fantasien und Empfindungen auf das Zootier projizierten.86 Der Umgang mit Tieren stellte aber auch eine propagandistische Inszenierung dar, instrumentalisiert, um sich Vorteile zu verschaffen oder, wie Max Horkheimer es ausdrückte, „Fairness“87 zu demonstrieren. Er zeugte jedoch auch von einer neuen Einstellung zum Tier, hervorgerufen durch die Vermenschlichung, den aufkommenden Tierschutzgedanken88 und die bürgerliche Naturauffassung des 19. Jahrhunderts,89 die sich in den folgenden Jahrzehnten auf weite Bevölkerungskreise ausweitete und auf immer mehr Tierarten übertrug. Auffallend ist auch, dass von einer Freundschaft mit Zootieren meist gesprochen wurde, sobald ein Kontakt mit dem vom Menschen ausgewählten Lieblingstier über einen längeren Zeitraum bestand, z.B. bedingt durch die tägliche Pflege und Betreuung oder durch regelmäßige, statt einmalige Besuche. Es könnte somit die These aufgestellt werden, dass sich die zeitliche Dauer im Umgang mit dem jeweiligen Lieblings-Zootier auf die Intensität der positiv empfundenen Gefühle für das Tier auswirkten.90 Wer sich persönlich als Tierfreund bezeichnete und fühlte, ordnete sich zugleich einer Gruppe von Menschen zu. Diese Zugehörigkeit förderte die zwischenmenschliche Kommunikation Gleichgesinnter und verband selbst zuvor Fremde miteinander. Durch die Freundschaft zu Tieren öffneten sich die Menschen demnach nicht nur den Tieren, sondern eben-
86 Zu einer ähnlichen Erkenntnis kam Jutta Buchner-Fuhs, als sie über das Tier als Freund im 19. Jahrhundert schrieb: „Die Tiere bieten die Kulisse für die eigenen, die menschlichen Träume und Sehnsüchte.“ Jutta Buchner-Fuhs: Das Tier als Freund, S. 276. 87 Max Horkheimer u. Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, Philosophische Fragmente, ungekürzte Ausgabe, Frankfurt a.M./Hamburg 1973, S. 226. 88 Miriam Zerbel: Tierschutz und Antivivisektion, in: Diethard Kerbs u. Jürgen Reulecke (Hg.): Handbuch der deutschen Reformbewegungen, 1880-1933, Wuppertal 1998, S. 35-46, hier S. 35. 89 Orvar Löfgren: Natur, Tiere und Moral. Zur Entwicklung der bürgerlichen Naturauffassung, in: Utz v. Jeggle (Hg): Volkskultur in der Moderne. Probleme und Perspektiven empirischer Kulturforschung, Reinbek bei Hamburg 1986, S. 122-144, hier S. 136f. 90 Es wäre interessant zu untersuchen, inwieweit sich die symbolische Aufladung des jeweiligen Tiers auf die freundschaftliche Beziehung auswirkte.
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so den anderen Mitmenschen, wodurch neue Freundschafts- oder Sympathiegefühle entstehen konnten. Ausschlaggebend für das Entgegenbringen positiver Emotionen war in den meisten Fällen weniger die Beziehungsaussage an sich, wie beispielsweise die Bekundung „Wir beide sind Freunde“, sondern die sich dahinter versteckende Qualität eines Menschen. Denn wer sich als Tierfreund bezeichnete, gab Hinweise auf seine Vorlieben, Verhaltensweisen und Einstellungen. Ihm wurde ein positiver Umgang mit Kindern, Zuverlässigkeit und Menschlichkeit unterstellt. Ein Tierfreund zu sein, bedeutete und verpflichtete, bestimmte Normen und Werte im Umgang mit Tier und Mensch zu beherzigen. Auf der anderen Seite entstand dadurch eine neue Erwartungshaltung, die sich zur Verhaltensnorm entwickelte und von allen Mitgliedern der Gesellschaft Sympathien für Tiere einforderte, teilweise sogar erzwang, da ansonsten eine Abwertung der Person, der Ausschluss aus der sozialen Gemeinschaft oder im Extremfall sogar die Exekution drohte.91 4.1.3 Die Tierliebe Wenngleich Liebesgefühle sowohl positive als auch negative Empfindungen hervorrufen können, werden sie im allgemeinen Sprachgebrauch vorwiegend als angenehm wahrgenommen und somit positiv konnotiert. Die Bedeutung der Liebe ist vielseitig und facettenreich. Es gestaltete sich stets schwierig, sie allumfassend zu beschreiben, da Sprache allein dafür nicht auszureichen schien. Plato (ca. 428-348 v. Chr.), René Descartes (1596-1650), Baruch de Spinoza (16321677), Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Immanuel Kant (1724-1804), Arthur Schopenhauer (1788-1860) und viele andere Philosophen haben sich mit diesem Gefühl auseinandergesetzt und es zu erfassen versucht.92 Im Wörterbuch der philosophischen Begriffe von 1904 lautete eine Definition: „Liebe (philia, erôs, agapê, amor) ist die innige Sympathie […] mit einer Person, die Freude an der Gegenwart, Existenz, den Eigenschaften, dem Glücke dieser. Liebe ist dauerndes Wohlgefallen an etwas, es enthält Vorstellung, Lustgefühl, Wille, ist eine Neigung […], ein Sich-hingezogen-fühlen zum geliebten Gegenstande, ein freudiges Gedenken an denselben […]. Es gibt verschiedene Arten der Liebe.“93
91 Zum Umgang des Reichsgerichts mit Personen, die nicht zur sozialen Gemeinschaft zählten, siehe: Christine Schoenmakers: „Der Schutz der deutschen Volksgemeinschaft verlangt die schwerste Strafe“, S. 92. 92 Liebe, in: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Bd. 1, S. 598-602. 93 Ebenda, S. 598.
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Liebe bezog sich somit sowohl auf Personen als auch auf Gegenstände und stand mit weiteren Gefühlen, wie beispielsweise Sympathie, Glück, Stolz, Sehnsucht, Freude und Lust, in einer wechselseitigen Verbindung. Die Liebe zu Tieren schloss im Normalfall sexuelle Handlungen aus,94 was im Tierschutzgesetzt des Kaiserreiches eingeführt und von den Nationalsozialisten 1935 im Zusatzartikel § 175b ausdrücklich festgehalten wurde.95 Ob dennoch Bestialität96 mit Zootieren vorkam, ist nicht ersichtlich. Es wird sich daher im Folgenden mit der platonischen Liebe zu Tieren beschäftigt. Zuerst einmal ist allerdings zu fragen, woher die Zuneigung zum Tier stammte und warum sie im 20. Jahrhundert eine stetige Zunahme erfuhr. Industrialisierung und Verstädterung hatten das Verlangen nach Natur und allem Natürlichen besonders bei den Stadtbewohnern gesteigert.97 „Als um die Jahrhundertwende die Naturschutz-Bewegung einsetzte und begann, in fast allen Ländern große Schutzreservate zu schaffen, um der Natur-Vernichtung Einhalt zu gebieten, wurde gegen manchen anfänglichen Widerstand die Liebe zu Tieren und Pflanzen aufs neue geweckt. Man war der Museen, in denen ausgestopfte Tiere und konservierte Pflanzen zu sehen sind – Gott sei Dank – überdrüssig […].“98
94 Massimo Perinelli: Die Lust auf das Tier. Zoophilie, Film und der normative Reflex, in: Jessica Ullrich u. Friedrich Weltzien (Hg.): Tierstudien, Tierliebe, Nr. 3, (2013), S. 62-74, hier S. 65. 95 Ebenda, S. 62. 96 Statt Zoophilie wurde hier der englische Begriff „Bestiality“ gewählt, da Zoophilie eine emotionale, affektive, partnerschaftliche Liebesbeziehung zu einem Tier beschreibt, während Bestiality für den sexuellen Akt an sich steht. Vgl.: Ebenda, S. 62. 97 Auch Miriam Zerbel, Jost Hermand und andere weisen auf die durch Urbanisierung und Industrialisierung hervorgerufene veränderte Einstellung zur Natur hin, die den Wunsch nach mehr Nähe zu Tieren aufkommen ließ. Vgl.: Miriam Zerbel: Tierschutz im Kaiserreich, S. 37f., 39; Helene Heise: Tierliebe Menschenfeinde, S. 3. Vgl. auch: „Mir aber erscheint das animalische Dasein außerdem als Zuflucht vor der völligen Mechanisierung unseres Zeitalters.“ John Galsworthy: Bekenntnis zum Tier, in: Hamburger Tierschutzverein von 1841 (HG.): Allgemeine norddeutsche TierschutzZeitung, Zeitschrift für prakt. Tierschutz, Tierpflege und -Behandlung, von Thea Reimann ins Deutsche übersetzt, Nr. 10, 3, (1930), S. 6ff., hier S. 6, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 98 Helmuth Dube: Hagenbecks Tierparadies in Hamburg, S. 181.
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Gefördert wurde diese neue Einstellung zur Natur und ihren Lebewesen vor allem vom Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum, das sich auf einer intellektuellen Ebene über die Wertschätzung und Notwendigkeit einer naturnahen Lebensweise austauschte.99 Die Zooleitungen und Tierparkdirektoren bedienten sich dieses Wunsches nach Naturerlebnis, um Liebe zu ihren Institutionen und den darin lebenden Bewohnern aufzubauen.100 Deshalb verkündete der Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins und sächsische Rechtsrat101 Wilhelm Weigel bei der Eröffnungsrede des Nürnberger Tiergartens 1912: „Wir teilen die Sehnsucht arbeitsreicher Tage, hinauszuwandern in die Natur und mit der Erinnerung an diese Sonntage unser Leben zu verschönern. Aber je mehr durch das Wachsen der Großstadt und ihrer Umgebung die Natur hinausgedrängt wird, um so mehr müssen wir bemüht sein, sie selbst dem Menschen näher zu bringen und wenn möglich, Einrichtungen zu schaffen, wo die lebendige beseelte Natur in ihren wahren Formen, in ihren Bewegungen und Beziehungen zur Außenwelt sich darstellt. In vielen Städten hat man, von diesem Drang nach lebendiger Naturanschauung getrieben, Anstalten zur Belehrung und zu dem Zweck gegründet, Freude und Liebe zur Natur zu wecken und damit das Leben zu veredeln. So haben wir unsere Aufgabe aufgefaßt und so glauben wir, daß der Tiergarten unserer Bevölkerung ins Herz hineinwachsen muß.“102
Obwohl Zoodirektoren teilweise selbst in die Natur eingriffen und Wildtiere ihrem Herkunftsland entwendeten oder entwenden ließen, um sie in ihrem Garten ausstellen zu können, verurteilten sie diesen „räuberischen“ Umgang. „Die Armut Abessiniens an Großwild ist nur zum Teil auf geographische oder klimatische Eigentümlichkeit zurückzuführen, vielmehr wurde dort lange Zeit gesündigt und Großwild aller Art abgeschossen und ausgerottet“103, erklärte beispielsweise Lutz Heck vom Zoologischen Garten in Berlin. Ergänzung fand die Verbindung
99
Vgl.: Edeltraud Klueting: Heimatschutz, in: Diethart Kerbs u. Jürgen Reulecke (Hg.): Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880-1933, Wuppertal 1998, S. 47f., hier S. 47.
100 Auch Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt bekundete, „die Freude an der Natur, das Verständnis für die Naturbetrachtung und die Liebe zur Kreatur zu fördern“. O.A.: Zweck und Ziel unserer Zeitschrift, in: CHITuMW, Nr. 1, 1, (1926), S. 1. Vgl. auch: O.A.: Heimatliebe im Zoologischen Garten, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 543, 18.11.1927, o.S. 101 Der Begriff „Rechtsrat“ ist gleichbedeutend mit dem Begriff „Justizrat“. 102 Nürnberg, 11. Mai, S. 314. 103 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 22.
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von Natur und Tier zudem durch die Ideologie der Heimatverbundenheit, wodurch ein Gartenbesuch nicht mehr nur die Liebe zur „verlorengegangenen“ Natur, sondern ebenso zur Heimat zum Ausdruck brachte.104 „Heute sind die Tiergärten viel mehr als in der ersten Zeit bestrebt, ihren Besuchern die heimische Tierwelt, die so manchem Städter viel weniger bekannt ist als seltene Tiere fremder Länder, vor Augen zu führen. Damit trägt der Tiergarten dazu bei, den Sinn für das Vaterländische zu vertiefen.“105 Die Zoos sahen sich somit in der Verpflichtung, einen Raum zu schaffen, in dem der Mensch den Kontakt mit der Natur wiederfinden und Emotionen wie „die Liebe zur Natur und zu den Tieren“106 ausleben konnte. Friedrich Knauer war der Meinung, diese Zuneigung würde über den Geist erfolgen, weshalb er 1914 den Satz veröffentlichte: „Mit der Kenntnis der Tiere ist aber die Liebe zu ihnen […] untrennbar verbunden.“107 Doch konnten Gefühle auch durch sinnliche Erfahrungen aktiviert werden, wie dies bereits Baba Dioum angedeutet hatte.108 Das gesamte Gartenerlebnis trug demnach dazu bei, wie Eva Salzer bemerkte: „Und da sitze ich nun im Büro zwischen dicken Mappen und Ordnern und tippe unsagbar langweilige Geschäftsbriefe […]. Oft denke ich an die sonnigen Monate im Zoo, und tief in mir ist eine leise Traurigkeit, daß wir – die wir doch zur Natur gehören – so wenig naturverbunden leben dürfen. Daß wir in dumpfen, verschlossenen Räumen sitzen müssen, während draußen der strahlende Sommer verblüht. Denn gerade die unerbittliche Abgeschlossenheit ist es, die Sehnsucht in uns wachruft; diese uralte Sehnsucht nach dem blauen Himmel und dem Gesang der Vögel, nach der Weite des Horizonts und nach der goldenen Freiheit. Sie waren doch ein kleines Stück vom Paradies, diese Sommermonate im Zoo.“109
Bei ihr rief ein Zooaufenthalt Gefühle von Freiheit und Frieden hervor. Je mehr sie durch die neuen Arbeitsbedingungen diese im Alltag eingeschränkt sah, desto mehr fehlten sie ihr. Auch die tierischen Freunde ließen positive Emotionen aufkommen.110 „Nebenan liegt der Zoologische Garten. Hier ist man seelisch gewis-
104 Vgl.: 3.4.4 Die Lebensreform. 105 Friedrich Knauer: Der Bildungswert der zoologischen Gärten, S. 397. 106 Karl Max Schneider: Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Mitteilungsheft. 107 Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 65. 108 Vgl.: 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung; 4.4 Die Sinneswahrnehmungen. 109 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 218f. 110 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. Vgl. auch: Otto Fehringer: Wildtiere und Haustiere. Ein Weg zum Verständnis unserer Kameraden aus der Tierwelt, Stuttgart 1936, S. 62.
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sermaßen zu Hause. Denn hier hat man Freunde, die man begrüßt, um in ihrer Art von ihnen wiederbegrüßt zu werden.“111 Der Autor Helmut Rosser begründete seine positiven Gefühle mit dem Sich-heimisch-Fühlen seiner Seele112 und der empfundenen Beachtung bzw. Akzeptanz, die ihm die Tiere entgegenbrachten. Daher ist zu vermuten, dass hinter dem Wohlgefühl auch eine gewisse Sehnsucht nach sozialer Nähe steckte. Auch der Schriftsteller und Journalist Heino Landrock (1899-1958)113 sah im Kontakt mit dem Zootier eine Möglichkeit, die vorherrschende „Herzensleere“, die durch die „moderne“ und technisierte Welt hervorgerufen wurde, mit angenehmen Emotionen auszufüllen.114 „Unsere Zeit hat ein Interesse für das Tier, wie es vielleicht keine andere Zeit vorher gehabt hat. Das ist kein Zufall, sondern eine Folge der Großstadtbildung, der Überzivilisation. Die Maschine hat dem heutigen Menschen zwar die Arbeit bequem gemacht, aber das Herz hat sie ihm leer gelassen. So hat der Mensch sich dem Tier zugewandt, um dort zu finden, was er selber verloren hat: die naive Lust am Dasein.“115
111 Helmut Rosser: Aus dämmernden Tiefen …, in: Hannoverscher Courier, Nr. 130/131, 17.03.1928, o.S. 112 „Ein Wesen hat eine Seele, ist beseelt heißt, es ist fähig, zu empfinden, zu fühlen, zu wollen u.s.w.“. Seele, in: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Bd. 2, S. 304-321, hier S. 304. „Seele (griech. psyche, lat. anima), ursprünglich und noch jetzt im gewöhnlichen Sprachgebrauch das in den Fähigkeiten der Empfindung, der willkürlichen Bewegung und (beim Menschen) der Sprache sich bekundende innere Tätigkeitsprinzip eines lebendigen Wesens.“ Seele, in: Meyers Großes KonversationsLexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 18, 6. gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Aufl., Leipzig/Wien 1909, S. 261f., hier S. 261. „Gesamtbezeichnung für alle Erscheinungen des Fühlens, Wollens und Denkens, sofern diese unabhängig von materiellen Erscheinungen betrachtet werden.“ Seele, in: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, Bd. 2, 5. Aufl., Leipzig 1911, S. 679. 113 Nach Kriegsende erster Reporter beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), Leiter der Reportage-Abteilung, als NS-belastet entlassen, Mai 1950 Rückkehr zum NWDR, Leiter der Aktuellen Abteilung, Leiter der Niederdeutschen Abteilung. Vgl.: Rita Bake (Hg.): Hier spricht Hamburg, Hamburg in der Nachkriegszeit, Hamburg 2007, S. 85. 114 Ähnliches bemängelte der Mitarbeiter des Tierparks in Stellingen Karl Peter in einem Vortrag: „Wir leben in der Zeit […] der Mechanisierung. Letztere ist so groß, daß wir seelisch verhungern.“ O.A.: Volksbildungsverein. 115 Heino Landrock: Tiere als Gäste vor dem Mikrophon, in: Funk, Berlin, Nr. 8, 20.02.1931, o.S., (HA).
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Was mit dem Schlusssatz gemeint ist, bleibt leider vage. Intendierte er mit der „naive[n] Lust am Dasein“ die Sorglosigkeit und Unbeschwertheit der Tiere in ihrem Sein? Diese Interpretation würde implizieren, dass sich der Mensch mit dem Tier auseinandergesetzt, d.h. es beobachtet und sich mit ihm verglichen hat, was in den 1930er Jahren durchaus der Fall war.116 Es würde weiter bedeuten, dass die Natürlichkeit im Verhalten der Tiere die Menschen faszinierte, es somit durchaus Situationen gab, in denen das Tier noch Tier sein durfte und nicht den gesellschaftlichen Normen unterlag.117 Es bedeutet aber auch, dass die Menschen beim Beobachten mit demselben mitfühlten und dadurch ein Stück ihrer eigenen Zwanglosigkeit zurückerlangten. Aus pädagogischer Sicht hieß es: „Tierliebe müsse um der Menschenliebe willen geübt werden, denn Humanität den Tieren gegenüber fördere auch Liebe und Achtung der Menschen untereinander. In diesem Sinne müsse die Mutter schon in der Kindererziehung die Tierliebe wecken, um so entscheidend mit dazu beizutragen, daß aus den heranwachsenden Menschen keine Egoisten und Rohlinge würden.“118
Demnach besaß der liebevolle Umgang mit Tieren ebenso eine erzieherische, vor allem aber sittliche und normative Dimension, die mit den Jahren immer stärker hervortrat. „Was ist es, das uns die Tiere so sehr lieben läßt“, fragte sich auch ein Autor der Illustrierten Reichsbanner Zeitung. Seine Erklärung lautete: „Die Sehnsucht nach Ungebundenheit und Freiheit, die beim Anblick besonders schöner Tiere nicht nur das Auge begeistern, sondern dem inneren Menschen sagt, daß in dem Tier etwas verkörpert ist, was der Kulturmensch verloren, was er freiwillig aufgegeben hat und doch nur schwer ganz entbehren kann. Beim Beschauen versucht er sich auch in das Wesen des Tieres zu versenken, und er wird immer wieder zu der Erkenntnis gelangen: dies Tier kann nur so schön in seiner Eigenart und Kraft oder von solcher Wucht und Massigkeit sein, weil es in der Freiheit, die immer mit dem Begriff Wildnis verbunden ist, seine Heimat hat.“119
116 Zu den Anfängen siehe: 2.1 Gefühle Anfang des 20. Jahrhunderts. Zur späteren Entwicklung siehe: 3.4.4.1 Lebensreform im Zoo. 117 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund; 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 118 O.A.: Tierschutz und wir Frauen, in: Fränkische Tagespost, Nr. unbekannt, 06.10.1950, o.S., (TAN). 119 F-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, S. 584.
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Sehnsucht, Freiheit und ursprüngliche Wildnis sind die immer wiederkehrenden Stichwörter bei der Beantwortung der Frage. Unterschiede zeigten sich in der Akzentuierung. In diesem Fall assoziierte der Autor das Verlangen nach den Tieren und der Natur zusätzlich mit der Faszination der Kraft und Schönheit der Wildnis. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der Anblick lediglich imponierte, solange er unangetastet und vom Menschen unberührt bleibe. Im Raum Zoo verlor aber selbst das wildeste Tier mit der Zeit an Kraft und Ausdrucksstärke, wenngleich sich die Institutionsleitungen in vielerlei Hinsicht bemühten, die Illusion der Freiheit und Wildheit aufrechtzuerhalten und eine den Vorstellungen der Besucher entsprechende „exotische“ und „einem Abenteuer ähnliche“ Atmosphäre zu schaffen. Eine weitere Begründung für die emotionale Bindung mit Wildtieren gab Karl Max Schneider. Er vermutete, dass „die Freude am Pflegen, vielleicht auch am Besitzen und Beherrschen, die Liebe zum Unentwickelten, Hilfsbedürftigen, etwas Werdenwollenden, die Lust am Andersartigen mit ‚im Spiele‘“120 seien. Tatsächlich war das Tierkindermädchen Eva Salzer davon überzeugt, dass ihr Löwenkind von der eigenen Mutter nicht inniger geliebt wurde als von ihr.121 Entscheidend ist dabei scheinbar auch, wann die „Liebe“ zu Tieren zustande kommt. Aus neueren Studien geht hervor, dass frühkindliche Erfahrungen, in denen sich das Kind mit dem Tier in einer „Einheit oder Gemeinschaft“ fühlt, die späteren Sympathien für Tiere fördern.122 Auch die Zoodirektionen versuchten bereits im Kindes- und Jugendalter eine Verbindung zwischen Tier und Mensch aufzubauen.123 Allerdings waren die Erlebnismomente im Tierkindergarten oder vor den Gehegen nur von kurzer Dauer und die Erziehungsmöglichkeiten begrenzt.124 Es bedurfte daher weiterer Erfahrungswerte, die an Erlebnisse mit Zootieren außerhalb der Gartenanlagen anknüpften und durch sie ergänzt wurden.125 Diese fanden sich beim Film, in der Literatur, beim Zirkusbesuch, im Naturkundeunterricht oder bei der Betreuung bzw. im Zusammenleben mit Haustieren in der Familie, bei denen das Kind positive Erfahrungen mit Lebewe-
120 Karl Max Schneider: Vom neuen Tierkinder-Garten, in: Mitteilungen aus dem Zoologischen Garten zu Leipzig, Nr. 2, April 1937, S. 1-5, hier S. 4. 121 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 217. 122 Jean-Claude Wolf: Eine Ethik der natürlichen Sympathie, in: Carola Otterstedt u. Michael Rosenberger (Hg.): Gefährten – Konkurrenten – Verwandte. Die Mensch-TierBeziehung im wissenschaftlichen Diskurs, Göttingen 2009, S. 348-367, hier S. 355. 123 Vgl.: 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe. 124 Vgl.: 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft. 125 Vgl. dazu: 2.3 Emotionen nach LeDoux.
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sen sammeln konnte. Erst in der Wechselbeziehung zwischen Zoo und einer mit Tieren erfüllten Umwelt ließ sich aus flüchtigen Sympathien eine längerfristige emotionale Bindung aufbauen. Letztendlich haben alle Erklärungsansätze ein emotionales Bedürfnis gemein, das im Alltag der Menschen unerfüllt bleibt. Um den jeweils vorherrschenden Mangel auszufüllen, begeben sie sich an Orte, von denen sie sich einen Ausgleich versprechen. Die Vermutung von Frank Bösch und Manuel Borutta bezüglich der Filmauswahl126 ist somit ebenfalls auf den Zoo übertragbar: Das Bedürfnis nach einer bestimmten, individuellen Gefühlserfahrung oder Gefühlsauslebung wird von den Menschen im Alltag gesucht und im Kontakt mit seinen Bewohnern gefunden. Insofern erschaffen und gestalten Besucher die Institution Zoo aktiv mit. In diesem Zusammenhang wäre allerdings zu untersuchen, ob es sich bei der Tierliebe wirklich um eine Liebe zu Tieren oder eher um Eigenliebe bzw. eine Nutzbeziehung handelte. Bereits Max Horkheimer kritisierte und hinterfragte die angebliche Tierliebe zur Zeit der Nationalsozialisten. Er behauptete: „Das lässige Streicheln über Kinderhaar und Tierfell heißt: die Hand hier kann vernichten. Sie tätschelt zärtlich das eine Opfer, bevor sie das andere niederschlägt, und ihre Wahl hat mit der eigenen Schuld des Opfers nichts zu tun. Die Liebkosung illustriert, daß alle vor der Macht dasselbe sind, daß sie kein eigenes Wesen haben.“127 Damit kommunizierte er die von ihm empfundene Willkür der Faschisten im Umgang mit Tier und Mensch, bei der Liebkosung und Wohlgesinnnung in Vernichtung und Mord umschlagen konnten und daher mit wahrer Liebe zum Tier nichts gemein hatten. Den Quellen ist jedoch zu entnehmen, dass sie zwar häufig dem Eigennutz diente, gleichzeitig aber ebenso wahre Zuneigungsempfindungen beinhaltete. 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe Zoobewohner wurden „bestaunt oder, wenn es nach menschlichem Empfinden komisch […] [wirkte], belacht“128. Die Affen beispielsweise riefen „helles Kinderjauchzen“ hervor und stimulierten „die Lachmuskeln der Erwachsenen“129. Wilhelm Bölsche hatte ebenfalls bei einem Großteil der Besucher beobachtet:
126 Frank Bösch u. Manuel Borutta (Hg.): Medien und Emotionen in der Moderne, S. 17. 127 Max Horkheimer u. Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, S. 226. 128 F. Hauchecorne: Naturschutzaufgaben unserer Zoologischen Gärten, S. 85. 129 Carl Holz: Der Tiermagen als seltsame Fundgrube, in: CHITuMW, Nr. 8, 1, (1926/27), S. 174f., hier S. 174.
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„Sie amüsiert sich am Affenkäfig, den sie klownhafter nimmt, als die armen, aus ihrem Naturleben herausgerissenen Tiere verdienen, sucht sich ihre altbekannten Zugstücke, das Kamel, den Bären, den Elefanten, lacht, fühlt ihr bisschen Grausen vor dem Ungetüm im Nilpferd, findet eine Vögelchen niedlich – und ist zufrieden […].“130
Ein Mitglied des Vereins für volkstümliche Naturkunde erinnerte sich: „See-Elefanten und Walrosse waren stets belagert vom Publikum, und große Freude löste das Spucken der Walrosse aus bei denen, die nichts abbekamen. Und dann die Pinguine. […] Dieses menschliche Gebaren, diese oft urkomischen Bewegungen, diese seltsamen Laute heitern die Menschen ebenso oder noch mehr auf als die Komiker der Welt: die Affen. […] Vor einem Käfig war reges Leben! – Kein Wunder, drinnen spielten junge Bären und erheiterten die Zuschauer durch ihre Drolligkeit und zwechfellerschütternde Laute.“131
Tiere wirkten komisch, wenn ihr Verhalten mit dem des zivilisierten „Kulturmenschen“ verglichen wurde und es entweder übereinstimmte, skurril wirkte oder die imaginäre Übertragung des tierischen Benehmens auf zwischenmenschliche Umgangsformen zum Schmunzeln anregte.132 1950 bemerkte zudem ein Zoobesucher: „man [geht] in den Zoo, weil man da eben hin und wieder hingeht und man freut sich insgeheim, daß man so turmhoch über jenem Viehzeug steht.“133 Der Autor sah also einen Grund für die Freude an den Tieren in der tiefen Überzeugung über ihre Erhabenheit. An einer späteren Stelle fügte er hinzu, dass sich dies ebenso in der Sprache äußere, da Ausdrucksformen wie „tierisch“ negative Wesenszüge beschrieben.134 Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass es ebenfalls Redensarten gab, die positive Eigenschaften kommunizierten, weshalb
130 Wilhelm Bölsche: Aus Urtagen der Tierwelt. Studien im Zoologischen Garten, Dresden 1922, S. 20. 131 E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck. 132 Vgl.: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo, besonders: die erste Form der Vermenschlichung. 133 Willy Tyroler: Das Tier … und Du?, S. 12. 134 Ebenda, S. 12. Diese Meinung unterstützt ebenfalls Christoph Mackinger. Christoph Mackinger: „… der Schlüssel zum Pogrom“. Tier-Metaphern im Rassismus der europäischen Wissenschaften des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, in: Chimaira, Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.): Tiere Bilder Ökonomien, aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies, Bielefeld 2013, S. 187-211, hier S. 192.
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es sich dabei eher um eine Typologisierung handelte, die Textinhalte codierte, und weniger um eine Bewertung.135 Komik konnte durch das Aussehen der Tiere, durch eine als lustig empfundene Bewegung oder einen besonderen Gesichtsausdruck, das Gefühl von Schadenfreude sowie das Betrachten ihrer Neckereien untereinander hervorgerufen werden.136 „Wird ein zartes Aeffchen von einem Artgenossen heimtückisch in die kühle Flut gestürzt, so ertönt außerhalb der Mauern der Affenstadt schallendes Gelächter“137, beschrieb ein Artikel die Stimmung beim Stellinger Affengehege im Jahr 1934. Tilly Werners, eine Besucherin der Tierparkanlage Hagenbeck, hielt ihre Emotionen in einem Aufsatz einer Frauenzeitschrift fest: „Rührend aber ist in jedem Falle das Verhältnis zwischen Jungen und Alten, zwischen der Tiermutter und ihren meist so drollig-unbeholfenen Babys. Stundenlang kann man dem Spiel da drinnen dann zuschauen, freut sich an den lustigen, katzenartig-verspielten Sprüngen der Löwen-, Panther- oder Tigerjungen oder lacht von Herzen über die tollpatschig-kecke Kletterei und Rolferei der jungen Teddybären. Unendlich lustig wirkt auch die erschreckte oder übermütige Hopferei junger Zebras, Antilopen oder Rehkitze oder vor allem die urkomische Schwerfälligkeit winziger Elefanten oder Nilpferde […].“138
Nach dieser Aussage wirkten besonders Tierkinder komisch, die ihre Bewegungen noch nicht unter Kontrolle hatten. Doch ebenso ausgewachsene Tiere konnten die Betrachter amüsieren. So lachte Paul Eipper über die Löwen am Tag des Erstbezuges des Stellinger Freigeheges und teilte seine Freude den Lesern des Berliner Abendblattes mit: „Immer lebhafter jagen sie sich, und genau zehn Minuten nach ihrem Auftritt gibt es einen Plumps, Wasser spritzt zu mir herauf, und unten [im Wassergraben, N.K.] liegt der erste
135 Außerdem ist nicht zu vergessen, dass Tiere bewusst in der Werbung eingesetzt wurden, gerade weil sie Positives vermitteln. Vgl.: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. Fritz Dichtl: Sprechende Tiere in Literatur und visuellen Medien. Eine volkskundliche Untersuchung zur Beziehung Mensch – Tier, Dissertation, Augsburg 2008, S. 17; Willy Tyroler: Das Tier … und Du?, S. 12. 136 Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 167. 137 O.A.: Bad Affenheim und der Tierkindergarten, in: Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, neubearbeitet von Joh. Flemming, 24. Aufl., Juni 1934, S. 31ff., hier S. 32, (HA). 138 Tilly Werners: Kinderstube im Tierpark, in: Das Heft, die Zeitschrift der Frau, Nr. 16, 01.08.1930, S. 3.
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Löwe. Ich habe herzlich lachen müssen, weil der andere, der ihn hinunterstieß, über den Abgrund schielte und ein entsetzlich dummes Gesicht machte.“139
Insgesamt ist auffällig, dass die Komik häufig durch einen Vergleich mit menschlichen Erfahrungen und Erlebnissen entstand und nicht nur Frauen, sondern ebenso Männer aller Altersklassen über Tiere lachten.140 Freude, Zufriedenheit, Glück und Spaß im Zoo wurden in den Quellen jedoch besonders häufig Kindern zugeschrieben. „Das Schönste ist, wenn sich der junge, halbjährige Eisbärenbube ‚Niels‘ in das große Planschbecken stürzt und hernach Balken und andere Geräte als Spielzeug hineinzerrt. Da kann man Kinder jubeln und lachen hören!“141, bemerkte Karl Max Schneider. Der kindliche Umgang mit dem Tier und die emotionalen Reaktionen beschäftigten die Gesellschaft. In der Presse erschienen Artikel, in denen Tier und Kind Gemeinsamkeiten unterstellt wurden, und auch in der Wissenschaft entwickelte sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Gleichsetzung der Tier- und Kinderpsychologie.142 Selbst auf der sprachlichen Ebene kam es zu Vermischungen, wenn manchen Zootieren ein „kindliches Benehmen“ zugeschrieben und mit Tieren wie mit Kindern gesprochen wurde.143 Die allgemeine Vorstellung schien von dem Gedanken geprägt zu sein, dass sich Wünsche144 und Lebensform von Menschen- und Tierkind ähnelten. „Kinder haben meist ein leidenschaftliches Interesse für Tiere – aus dem naheliegenden psychologischen Grunde, daß ihr eigenes kindliches Dasein dem einfachen vegetativen Leben der Tiere nahe liegt, näher als dem geistig entwickelteren Erwachsenen – sofern er nicht wiederum an ,das Kind in sich‘ appel-
139 Paul Eipper: Neunzehn Löwen kommen in die „Freiheit“, in: 8 Uhr Abendblatt, Berlin, Nr. 160, 13.07.1931, o.S., (HA); Johannes Trojan: Im Zoologischen Garten, S. 36. 140 Vgl.: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 141 Karl Max Schneider: Eine Stunde im Leipziger Tierkindergarten. 142 Pascal Eitler: „Weil sie fühlen, was wir fühlen“, S. 217. 143 Rud. Diederich: Wiederaufbau im Zoo, S. 869. Vgl. auch: Brüggemann: Tierpsychologie im Tierpark, in: CHITuMW, Nr. 12, 2, (1927/28), S. 244f., hier S. 245; A.A. Pienaar: Simba schläft zum ersten Mal im Hotel. Das habe ich erlebt …, in: Scherl’s Magazin, Berlin, Oktober 1930, S. 1062-1069, hier S. 1064. Vgl. auch: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 144 „Es fehlte nichts, was Kinder sich wünschen können. Turngeräte, ein richtiges Schaukelpferd […] und endlich sogar lebendiges Spielzeug: zwei allerliebste Schweinchen, die sich in diesem Affenparadiese sehr wohl fühlten.“ E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck.
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liert.“145 Kinder besaßen ein verspieltes, konventionsloses und demnach tierähnliches Gemüt,146 das sich von dem der Erwachsenen unterschied, die ihre Fähigkeit des Ausdrucks von Empfindungen durch das Älterwerden und die gesellschaftlichen Normen verlernt zu haben schienen. Allerdings ist zu bedenken, dass die Zoolebewesen für Kinder meist neu und deshalb aufregender waren als für ältere Zoobesucher, die die meisten Tiere bereits mehrmals gesehen hatten. Karl Max Schneider sah eine weitere Parallele zwischen Menschen- und Tierkind in der Unbekümmertheit: „Die Kinder sollten mit den Kindern der Natur eine Gemeinschaft schließen. Es werde ihnen leicht fallen, da sie mit den Bewohnern der Tierstadt, die zum größten Teil auch noch Kinder seien, eine Verwandtschaft im Herzen verbünde: beide stehen ohne Sorgen im Leben, beide brauchen sich nicht um das ‚Futter‘ zu kümmern.“147
Man glaubte, dass ein Zusammenhang zwischen der Gefühlsauslebung und der kognitiven Funktion bestünde. Da diese bei Kindern weniger ausgebildet war als bei den Erwachsenen, kämen bei ihnen Emotionen deutlicher zum Vorschein. Die Gleichstellung von Kind und Tier, sowie die Erkenntnisse Darwins148 förderten die Annahme, dass eine „gewisse Zuneigung, wohl auch Liebe zur Tierwelt […] fast jedem Menschen angeboren [sei]. Man braucht ja nur die Kinder in einem Zoologischen Garten zu beobachten. Es ist dem Kinde wohl kaum eine größere Freude zu bereiten, wie mit einem Spaziergang durch die reichhaltige Tiersammlung eines Zoos.“149 Auch Ludwig Zukowsky vertrat die Meinung: „Zum
145 Winzer: Großstadtkinder spielen mit Tieren. Der Kinderzoo wird Mode, in: Düsseldorfer Nachrichten, Nr. unbekannt, 14.06.1933, o.S., (HA). 146 „Daß zwischen Kind und Tier ohnehin enge Beziehungen bestehen, das wissen wir alle. Was den jugendlichen Menschen und das junge Tier besonders nahe zusammenführt, liegt – glaube ich – darin beschlossen, daß sich beide in einer ähnlichen inneren Verfassung befinden: beide leben im Spielalter, in jenem für die körperlichgeistige Entwicklung so wichtigen Abschnitt der Vorbereitung auf den späteren Daseinskampf.“ Karl Max Schneider: Vom neuen Tierkinder-Garten, S. 4. Vgl. auch: „Sicher ist, daß der gemeinsame Spieltrieb diese [Kind und Tier, N.K.] so verschiedenartigen, meist verschieden ,artigen‘, Wesen zusammenführt.“ O.A.: Kameraden, in: Die Woche, Nr. 40, 27, 03.10.1925, S. 950f., hier S. 951, StA B. 147 Er: Die Tierkinder-Stadt im Zoo eröffnet. 148 Vgl.: 2.2 Was uns Darwin über Gefühle lehrte. 149 Hans Bungartz: Zur Geschichte der Zoologischen Gärten, in: Hamburger ZooZeitung, Nr. 9, (1928), S. 2-12, hier S. 2.
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Tierfreund muß man geboren, die Liebe zum Tier muß einem mit in die Wiege gelegt sein; anders kann man sich nicht zum ‚Tiermenschen‘ entwickeln.“150 Diese Ansicht wurde allerdings nicht von allen Menschen geteilt. Besonders in Tierschützerkreisen herrschte die Überzeugungen vor, durch „Reflexion und Erziehung“151 das Mitgefühl mit Tieren steigern zu können, was einen ersten Schritt hin zur Freundschaft darstellen würde. Zudem glaubten sie, Kinder zur Tierliebe erziehen zu können152 bzw. zu müssen, denn aller Vermutungen zum Trotz entsprach der kindliche Umgang mit Tieren in der Realität nicht immer den Vorstellungen der Erwachsenen.153 Die Menschen bedienten sich daher der Tiere und erlernten im Umgang mit ihnen das soziale Miteinander. Zootiere wurden damit zu Hilfsmitteln menschlicher Erziehung.154 Der Zoo bzw. der sich in ihm befindende Tierkindergarten bot dafür eine geeignete Plattform. „Indem die Jugend im Tiergarten in näherer Beobachtung verschiedener Tiere an diesen besseres Interesse gewinnt, wird sie am besten im Sinne des Naturschutzes erzogen, lernt sie die Lebewesen der Natur lieben, schonen, gegen Tierfeinde in Schutz nehmen.“155 Hier widersprechen sich allerdings die Quellen, denn einerseits wurde die Tierliebe bei Kindern durch ihre besondere Beziehung zum Tier vorausgesetzt, andererseits schien jedoch ein Erziehen zur Tierliebe nötig. Das lässt den Schluss zu, dass die Liebe zu Tieren keineswegs angeboren ist. Festzuhalten bleibt jedoch, dass Kinder als rein, unverstellt und unkontrolliert im Ausleben der Emotionen galten. Bei ihnen konnten die Gefühlsäußerungen noch ohne Barrieren oder Beeinflussungen von außen beobachtet werden. Erst Erziehung, gesellschaftliche Erwartungen, Benimmregeln und Vernunft veränderten Auslebung und Ausdruck der Gefühle. Emotionen existierten im
150 Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 197. 151 Oda Olberg: Die soziale Bedeutung des Tierschutzes, S. 101. 152 Vgl.: 4.1.2 Die Tierliebe. 153 Maximilian Runge: Der erzieherische Wert des Tierschutzes, S. 331. Jeffrey Hyson, der sich mit den amerikanischen Zoos beschäftigt hat, stellte fest, dass Kinder Tiere oftmals grob anfassten oder reizten. Vgl.: Jeffrey Hyson: Zoos und die amerikanische Freizeitkultur, in: Mitchell G. Ash: Mensch, Tier und Zoo. Der Tiergarten Schönbrunn im internationalen Vergleich vom 18. Jahrhundert bis heute, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 225-249, hier S. 243. 154 Vgl.: 4.7 Empathie. 155 Friedrich Knauer: Der Bildungswert der zoologischen Gärten, S. 397.
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Erwachsenenalter zwar, verlagerten sich jedoch häufiger nach innen, waren also weniger augenscheinlich.156 Die empfundene Freude und Ausgelassenheit der Kinder konnte sich auch auf die Erwachsenen übertragen. Selbst ein „harter“ Mann wie Joseph Goebbels war gegen die Gefühlsäußerungen seiner Kinder nicht resistent: „Mit den beiden Kindern noch durch den Zoo. Das ist ein Jubel und eine Freude. Jedes Tier ist ein neues Wunder für sie, und man selbst wird von diesem naiven Enthusiasmus angesteckt. Sie kreischen und lachen, und man möchte am liebsten mittuen.“157 Emotionen wirkten somit ansteckend. Die Bedeutung der Kinder und ihr werbender Effekt brachten die Direktoren und Zooleitungen dazu, sich dieser Zielgruppe verstärkt zu widmen. Sie schufen einen Tierkindergarten, teilweise auch „Tierkinder-Stadt“ genannt,158 und betonten die Notwendigkeit des Zoos für die Kleinen. „Man muß einmal die Kinder beobachten, wie sich die seelische Erregung in den Gesichtern widerspiegelt, ein Anblick, der mehr bedeutet, wie viele Worte, der am besten beweist, wie das Kind mit den jungen Tieren umzugehen versteht, wie es ihnen Liebe und Verständnis entgegenbringt. Wenn du in der Seele deines Kindes lesen und die Einstellung zum Tier kennen lernen willst, der Tierkindergarten bietet dazu die beste Gelegenheit.“159
Gleichzeitig wurde den Lesern suggeriert, welch große Freude der Erwachsene seinem Nachwuchs und letztendlich auch sich selbst mit einem Tierparkbesuch bereiten konnte. Der Zoo mutierte damit zum Ort der Freude für Klein und Groß.
156 E. Günther Gründel: Die Sendung der Jungen Generation, S. 82. Vgl.: 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe. 157 Eintrag vom 24.06.1936. Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Teil I, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 3/II März 1936 - Februar 1937, bearbeitet von Jana Richter, München 2001, S. 115f. Vgl. auch: Eintrag vom 21.10.1935. Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Teil I, Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 3/I April 1934 – Februar 1936, bearbeitet von Anne Munding u. Jana Richter, München 2005, S. 314f., hier S. 315. 158 Er: Die Tierkinder-Stadt im Zoo eröffnet; H. Z.: Lebendiges Tierkinderbuch. Eröffnung des Tierkinder-Gartens im Leipziger Zoo, in: NLZ, Nr. unbekannt, 13.05.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 17; Popitz: Ein Tierkindergarten im Leipziger Zoo; Karl Max Schneider: Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Mitteilungsheft. 159 O.A.: Aus der Kleintierzucht, in: Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhof, Nr. unbekannt, 17.07.1932, S. 344f., hier S. 344, ZAL, Ordner 9, S. 40.
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Dies wurde auch auf den Fotos ersichtlich, die verstärkt ab den 1930er Jahren in den Zeitungen auftauchten.160 Sie zeigten Kinder und Jugendliche während der Fütterung von jungen Bären, neben einem Kamel sitzend, das sie streichelten, Löwen- oder sonstige Raubtierjunge auf dem Arm haltend oder inmitten von Elefanten, Ziegen und anderen Wild- oder heimischen Tierarten stehend.161 Die Fotos bildeten Einzel- und Gruppenaufnahmen unterschiedlicher Altersstufen ab. Wer selbst kein Tier auf dem Arm halten durfte, versuchte zumindest sich ihnen anzunähern, eine Hand zum Befühlen auszustrecken und es zu streicheln.162 Der den Bildmotiven zugefügte Text unterstrich den visuellen Eindruck von Stolz, Zufriedenheit, Freude und Glück, den die Kinder vermittelten.163 Im Unterschied zu gestellten Fotos richtete sich der Blick jedoch nicht immer in die Kamera, sondern auch auf das Tier.164 Dies ist entscheidend, wenn man berücksichtigt, dass ein Lachen häufig aufgesetzt erscheint, sobald eine „Kamera zugegen ist“165, wie bereits Cornelia Brink bemerkt hatte. Fotos, die Kinder mit dem Blick auf das Tier zeigten, wirken daher authentischer und weniger gestellt, wo-
160 Besonders aus dem Leipziger Zoologischen Garten sind viele Aufnahmen publiziert worden. 161 Fotografien von Karl Max Schneider. Bildunterschrift: „Teddys als Flaschenkinder“; „Welch eine Wonne, ein junges Kamel, einen jungen Esel streicheln zu dürfen!“ und „Die kleinen Löwen und Leoparde müssen viel Zärtlichkeit über sich ergehen lassen“. Karl Max Schneider: Wir gehen in den Zoo, in: Illustrierte Zeitung, Nr. 4559, 28.07.1932, S. 169, ZAL, Ordner 9, S. 47; O.A.: Ganz Leipzig hilft mit, S. 5; Karl Max Schneider: Im Leipziger Zoo, in: Sachsenpost, Nr. 13, 1. Beilage, 18.06.1932, o.S. Ebender: Kinder und Tiere, in: Mirag, Nr. unbekannt, vermutlich Oktober/November 1933, S. 9, ZAL, Ordner 9, S. 157. Ebender: Hui, wir ziehen in den Leipziger Tierkinder-Garten, S. 9; Foto von Karl Max Schneider mit der Bildunterschrift: „Die Freundschaft mit den kleinen Raubtierkindern ist doch mehr einseitiger Natur.“ Sächsische Hausfrau, Nr. 47, (1934/35), ZAL, Ordner 7, S. 98. 162 Vgl.: 4.4.3 Der Tastsinn. 163 Wie bereits Herta Wolf bemerkte, ist eine Fotografie ohne „narrative Kontextualisierung“ nicht auszuwerten, weshalb in dieser Arbeit stets beides berücksichtigt worden ist. Vgl.: Cornelia Brink: Bildeffekte. Überlegungen zum Zusammenhang von Fotografie und Emotionen, in: Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Geschichte, Emotionen und visuelle Medien, Nr. 1, 37, (2011), S. 104-129, hier S. 107. 164 Vgl.: Aufnahme: Zschäpitz. Er: Die Tierkinder-Stadt im Zoo eröffnet. 165 Cornelia Brink: Bildeffekte, S. 107.
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bei jedoch noch immer das „Framing“166 die Interpretation des Betrachters verfälschen kann. Waren erst einmal positive Erfahrungen mit dem Zoo und seinen Tieren geknüpft worden, blieben diese Sympathiegefühle meist bis ins hohe Erwachsenenalter bestehen. So erinnerte sich Kurt Karl Doberer an die schönen Stunden im Nürnberger Tiergarten und erkundigte sich, ob dieser „noch besteht und besucht werden“167 könne. Auch Hans Flindt behauptete: „Die ersten Eindrücke und Erlebnisse sind für die kindliche Psyche mit ihrer durch nichts beeinträchtigten Aufnahmefähigkeit besonders tiefgehend und häufig von Bedeutung für die ganze Weiterentwicklung des Menschen. So kommt es, daß psychologisch gesprochen, nicht nur die Summe aller Eindrücke in den ersten Jahren des Lebens diejenige der übrigen Lebenszeit weit übertrifft, sondern, daß gerade die Erinnerung an frühere und früheste Zeiten den Wandel der Zeit […] zu überbrücken vermag.“168
Emotionale Erinnerungen konnten sich ebenfalls auf die Auswahl der Lieblingstiere auswirken: „Wenn mich einer fragt: welche Tiere in der ganzen Schöpfung mich von jeher am meisten interessierten, so würde ich sagen: Die Ameisen und die Affen. […] Von dem Affenkäfig aber im Zoo meiner Vaterstadt Frankfurt war ich, schon als Kind, schwer wegzubringen.“169 Auch Eva Salzer bekannte, dass sie bereits als kleines Mädchen „stundenlang vor den Raubtierkäfigen“ stehen konnte und eine sehr persönliche Beziehung zu den Tieren aufgebaut hatte, die sich unter anderem darin äußerte, dass sie mit den Löwen und Tigern sprach und sich eine Freundschaft mit ihnen wünschte.170 Es lässt sich daher festhalten: Je intensiver das Gefühlserlebnis, desto leichter, schneller und über einen langen Zeitraum hinweg konnte das Ereignis im Gedächtnis hervorgerufen werden,
166 „Framing“ ist ein Fachausdruck, der darauf aufmerksam macht, dass der Fotograf den jeweiligen Moment und Bildausschnitt wählt, um eine Botschaft oder einen persönlichen Eindruck zu vermitteln. Vgl.: Ebenda, S. 107. 167 Brief von Kurt Karl Doberer an die Direktion Nürnberger Tiergarten, ca. 1950, (TAN). 168 Hans Flindt: Kindheits-Erinnerungen, in: CHITuMW, Nr. 9, 1, (1927), S. 193ff., hier S. 193. 169 Rudolf Presber: Der Liebe Vetter, in: Die Woche, Nr. 46, 14.11.1925, S. 1082ff., hier S. 1082, StA B. Vgl. auch: Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, in: CHITuMW, Nr. 11, 1, (1926/27), S. 217-220, hier S. 217. 170 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 216.
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denn „Erlebnisse aus der eigenen Vergangenheit erinnern wir umso besser, je deutlicher sie mit Emotionen verbunden sind“171. 4.1.5 Das Zootier als Heimtier Den Quellen ist zu entnehmen, dass sowohl die Institution Zoo als auch die darin lebenden Tiere durchaus Wohlgefühle bei den Menschen hervorrufen konnten. In einigen Fällen kam auch der Wunsch auf, die Wildtiere mit nach Hause nehmen und besitzen zu wollen. Ein Vater bemerkte, dass sein Sohn nach dem Zoobesuch „weiße Mäuse, Meerschweinchen, Fische, Frösche, Hunde, Katzen usw. ins Haus“172 geholt habe und nun die Eltern um einen Affen bitte. Der Vater staunte vor allem darüber, dass sein Sohn zwar ein guter, jedoch ein eher fauler Schüler war, sich für tierische Angelegenheiten jedoch freiwillig engagierte. Vermutlich empfand er den Kontakt mit Tieren als eine Art „Belohnung“, die sich motivierend auf sein Verhalten auswirkte. Ähnlich einem „Warenhaus“173 sollten die Tiere gut sichtbar ausgestellt werden. Dabei kam es vor, dass sich die Kunden für einzelne Individuen interessierten und sich zu ihnen hingezogen oder zumindest mit ihnen verbunden fühlten. „Ein Berliner Grosskaufmann beispielsweise, der viel geschäftlich in Hamburg zu tun hat, sitzt mit besonderer Vorliebe mehrere Stunden hindurch vor dem Gehege eines herrlichen Eisbären; beide sind, und das hoffentlich noch recht lange, die besten Freunde; der Berliner plant sogar, das Tier nach seinem Besitz in Berlin zu bringen, um es in seinem Privatgarten bei sich zu haben.“174
Wenngleich lediglich Hagenbecks Tierpark als Tierhandel galt, verkauften auch andere zoologische Gärten einzelne Tierarten an Privatpersonen oder Geschäftsleute.175 Die Wildheit und Natürlichkeit der Zootiere reizte die Menschen, weil sie etwas Besonderes darstellten, fremd und exklusiv anmuteten. Sie zu besitzen
171 Sebastian Witte: Wozu Gefühle?, S. 130. 172 O.A.: Fritzchens Brief an den Elefanten, in: Morgenpost Berlin, Nr. 272, 13.11.1927, o.S. 173 Eine Verbindung zwischen Zoo und Warenhaus sah auch Christina Wesseley. Vgl.: Christina Wessely: Künstliche Tiere, S. 110. 174 Fritz Kirchhofer: Bei Löwen, Elefanten und Bären. Mit Lorenz Hagenbeck durch seinen Stellinger Park, in: Berliner Tageblatt, 1. Beiblatt, Nr. 404, 28.08.1930, o.S. 175 Gertrud Schultze aus Magdeburg-W., Brief an Leipziger Zoo, vom 15.12.1941. Anfrage eines Kapuziner-Äffchens als Weihnachtsgeschenk, ZAL, Akte 223.
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bedeutete, Bestien zu domestizieren, die Natur zu beherrschen, aber auch mit ihr zu verschmelzen. Besonders Raubtiere schienen zu faszinieren. Der Leipziger Zoologische Garten verkaufte beispielsweise einen Junglöwen namens „Roland“ an eine Privatperson aus Bayern. Bezeichnenderweise hatte der Käufer sich vorab keine Vorstellungen von der „Wildheit“ des Tieres gemacht, denn er hielt Roland wie eine Hauskatze in seiner Privatwohnung. Nachdem vom Löwen Kleidung, Schuhe und Einrichtungsgegenstände des Ehepaares zerstört worden waren, sollte er wieder an den Zoo zurückgegeben werden.176 Allerdings hatte die ältere Hausgehilfin bereits eine emotionale Bindung zum Tier aufgebaut und „sich so mit dem Tier zusammengelebt, daß es Tränenströme gab und beschwörende Briefe an uns [den Zoologischen Garten Leipzig, N.K.], wir möchten dem Königskind seine bisherigen Annehmlichkeiten weiter gewähren, sonst sollten wir’s lieber erschießen. So leicht war das ja nun nicht; dort hatte es sich nachts, wenn’s kühl ward, einfach seinen Herrn zu Füßen aufs Bett gelegt. Wohin sollten wir da kommen!“177
Bei der Rückgabe des Löwen „vernarrte“178 sich der Mann aus Bayern in die Leoparden des Zoos. Selbst die Hinweise Karl Max Schneiders, dass diese noch schwieriger zu halten seien als der Löwe, konnten die aufgekommene Zuneigung und den Wunsch des Besitzenwollens nicht mehr ändern.179 Bereits ein kurzer, inniger Moment mit dem Leoparden hatte eine solche emotionale Wirkung auf den Mann ausgeübt, dass rationale Begründungen zwecklos waren. „Und als nun gar der junge Herr solch ein ‚Kätzle‘ auf dem Arm hatte, da gab er’s nicht wieder her.“180 Nicht einmal die Bedenken und Einwände seiner Frau, die „ganz kleinlaut darauf hin[wies], daß sie das letzte unzerrissene Kleid auf dem Leib
176 Dabei handelte es sich nicht um einen Einzelfall. Tiere wurden häufiger umgetauscht oder an den Zoo zurückgegeben. Den Hermann Göring im Juli 1934 geschenkten Löwen ließ er bereits im Januar 1935 umtauschen. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 158. 177 Brief von Karl Max Schneider an die „Kameraden“, 18.03.1940, S. 1-5, hier S. 2, ZAL, Akte 371. Es ist anzunehmen, dass es sich um ehemalige Tierwärter handelte, die sich derzeit im Krieg befanden. 178 Ebenda, S. 2. 179 „Inzwischen gab ich nochmals zu bedenken, daß Leoparden schwer zu halten sind, sie kratzen mehr als Löwen, klettern, sind schwieriger zu füttern. Aber alles wurde mir widerlegt.“ Ebenda, S. 3. 180 Ebenda, S. 3.
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trage“ und „den nötig werdenden Umzug vor Augen“181 sah, konnten seine Meinung ändern. Kurze Zeit später erfolgte ein weiteres Telegramm, in dem darum gebeten wurde, den Löwen an einen Freund des Vorbesitzers zurückzuschicken. Dieses Mal ließ jedoch die Zooleitung vor der Verschickung des Tieres den neuen Lebensraum begutachten. Während der Löwe scheinbar in seiner neuen Unterkunft verweilte, kam der Leopard nach einiger Zeit wieder in den Zoo zurück.182 Diese Geschichte verdeutlicht nicht nur die Unwissenheit und Unbedarftheit der Menschen in Bezug auf wilde Tiere, sie gibt auch Auskunft darüber, wie sie im Zoo wahrgenommen wurden und wie wenig sich die Zooleitung beim Verkauf eines Tieres um dessen zukünftige Versorgung kümmerte, wenn sie den Eindruck hatte, dass es sich um anständige und tierfreundliche Personen handelte.183 Die bereits vorhandene Zuneigung oder sogar Liebe zum Löwen hatte der Mann in kurzer Zeit auf eine andere Raubkatze, in diesem Fall auf einen Leoparden projiziert. Es lässt sich somit die These aufstellen, dass sich Sympathien von Einzeltieren auf sich ähnelnde Tierarten oder sogar Tiergruppen durchaus übertragen lassen, insofern keine negativen Erfahrungen vorhanden sind, die das Gefühl beeinflussen. Offensichtlich wird in der Quelle auch die Diskrepanz zwischen Raub- und Schoßtier oder sogar Mensch. Erst im direkten Umgang mit dem Raubtier lernten die Menschen allmählich, dass es sich nicht um Schoß- oder Haustiere handelte und auch ihre emotionalen Bedürfnisse nur bedingt durch sie gestillt werden konnten. Dennoch unterstützten die zoologischen Gärten mehr oder weniger bewusst derlei Vorstellungen. Nicht nur, indem sie Wildtiere an unbedarfte Privatpersonen aushändigten oder bei Tombolas verlosten,184 sondern auch, indem sich ihre Direktoren und Dompteure mit den scheinbar „harmlosen“, „zahmen“, beinahe „menschenähnlichen“ Wildtieren zeigten, entsprechende Zeitungsartikel veröffentlichten und Raubtierjunge von Kindern streicheln ließen.185 Wäre dies erlaubt worden, wenn sie eine Gefahrenquelle dargestellt hätten?
181 Ebenda, S. 2. 182 Vom Löwen wurde in den Quellen nichts mehr berichtet, weshalb davon ausgegangen wird, dass er in seiner neuen Unterkunft verweilte. Ebenda, S. 4. 183 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. 184 O.A.: Hagenbeck verschenkt Tiere. Großes Familienfest mit Gratisverlosung, in: Lübecker General-Anzeiger, Nr. unbekannt, 03.09.1933, o.S., (HA). 185 O.A.: „Daniel in der Löwengrube!“ Beklagt wurde im Nachhinein ebenso, dass die Raubtierwärterin Christa Schulze „unvorsichtig“ war und sich vor dem Publikum profilieren wollte, indem sie die Raubtiere streichelte. Allerdings trug sie wiederholt
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Auffällig ist, dass bereits während eines Zooaufenthaltes einzelne Individuen aus der Vielzahl der Arten heraustraten und ohne einen von außen ersichtlichen Grund von bestimmten Personen mit positiven Gefühlen bedacht wurden. War die Beziehung zum Wildtier erst einmal hergestellt, veränderten selbst leichte Zwischenfälle oder Unannehmlichkeiten nur selten die vorhandenen Gefühle. Im Gegenteil erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Sympathien für ein Individuum auf andere Lebewesen derselben Tierart übertrugen. Das Erwerben von Wildtieren und das Nach-Hause-Bringen intensivierten nicht nur den Kontakt, sondern machten es für den Menschen auch rund um die Uhr verfügbar. Es bedurfte dann keiner Eintrittskarte mehr, um die Aufmerksamkeit eines Tieres zu erfahren, es streicheln oder füttern zu können. 4.1.6 Stolz Zu den besonderen Erlebnissen zählte die Begegnung mit imposanten Zootieren in der freien Wildbahn. „Aber wer beschreibt meine Erregung, als ich gleich an diesem ersten Abend nicht nur ein Nashorn, sondern nacheinander fünfe ausmachte“186, bemerkte Lutz Heck in Erinnerung an seine Afrikareise. Gelang neben dem Tierfang auch der anschließende Transport zum Zoo, verwandelte sich die anfängliche Erregung in Freude und Stolz. Ein positiv wahrgenommener Garten, der gepflegt aussah sowie gesunde und agil wirkende Tiere besaß, verschaffte nicht nur der Direktion, sondern auch den Tierwärtern und all denjenigen, die an der Aufrechterhaltung des jeweiligen Zoos beteiligt waren, Anerkennung.187 Stolz kam ebenso auf, wenn seltene Zuchterfolge gelangen. Daher bedauerte Karl Max Schneider die Abgabe der „vier jungen [im Zoo Leipzig gezüchteten, N.K.] vorjährigen Eisbären“188, was er in einem Brief an seine ehemaligen Wärter erwähnte. Dieses Wertgefühl zeigte sich bei Tiergeburten, wenn die Zootiere sich für den Menschen als „nützlich“ erwiesen189 oder wenn es gelang,
Verletzungen davon und „war dann arbeitsunfähig.“ Erklärung, unterzeichnet vom Raubtierwärter Albin Lohse, 02.07.1945, ZAL, Akte 729. 186 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 29. 187 Johannes Gebbing: Der Zoologische Garten in Leipzig, S. 3. 188 Brief von Karl Max Schneider an „die Kameraden“, 09.01.1940, S. 1f., hier S. 1, ZAL, Akte 371. 189 „Die Milchkuh, ein Prachtexemplar und der besondere Stolz der Küchenfrau, war ebenso unentbehrlich wie nützlich. Man hatte wenigstens Milch, um den Nachwuchs aufzuziehen, den man dann – als begehrtes Handelsobjekt – gegen andere Tiere ein-
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seltene Exemplare zu besitzen bzw. bestimmte Arten gesund zu erhalten.190 Er trat jedoch nicht nur bei den Mitarbeitern und Leitern des jeweiligen Tiergartens auf, sondern ebenso bei Besuchern. Sie empfanden ihn bereits, wenn eine Annäherung zum Zootier gelang und es sich streicheln oder füttern ließ.191 Da ein zoologischer Garten auch eine Art „Kultursymbol“ darstellte, mit dessen Hilfe sich von anderen abgegrenzt werden konnte, wurde Stolz ebenfalls Einzelpersonen und Gruppen zugeschrieben, auf die etwas vom Prestige des oder der jeweiligen Zoos abfiel.192 Anfangs, als ein Zoo noch Seltenheitswert besaß und als Luxusgut galt, war er ein Zeichen für Prestige, Ansehen und Macht. Diejenigen Städte, die einen zoologischen Garten oder Tierpark besaßen, hoben sich von denjenigen ab, bei denen ein solcher Garten fehlte. Ein Zoo hatte somit Distinktionswert. Aus soziologischer Sicht Pierre Bourdieus (1930-2002) könnte er somit als ökonomisches und symbolisches Kapital beschrieben werden.193 Auch der öffentliche Diskurs über die Schließung des Zoologischen Gartens in Hamburg verdeutlichte, dass sich durch die Präsenz des Stellinger Tierparks die Wertschätzung des Hamburger Zoologischen Gartens für den Großraum Hamburg verringerte. Das Gut „Zoo“ war nicht mehr knapp und somit sank die „Rendite“.194 Ausgewählt wurde schließlich die Institution, die mehr Ansehen, Macht, Bedeutung besaß und ganz nebenbei die Stadt Hamburg weniger Geld kostete.
tauschen konnte.“ Marlise Beierkuhnlein: 1945 mußte wieder neu begonnen werden, in: NZ, Nr. 56, 08.03.1958, S. 11. 190 „Unser Stolz sind drei hellgesichtige Schimpansen.“ Brief von Dr. Karl Birkmann an Prof. Dr. Otto Goetze, Erlangen, Chirurgische Universitätsklinik, 30.01.1946, o.S., (TAN). „Früher spielte der Besitzerstolz eine große Rolle. Seltene Einzeltiere gab da keiner her.“ Guido Fuchs: Zweimal Tiergarten vom Luitpoldhain zum Schmausenbuck, in: Nürnberg Heute, eine Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Nr. 27, Dezember 1979, S. 32-38, hier S. 35. 191 O.A. (vermutlich Karl Max Schneider): Sonntags im Zoo, in: LNN, Nr. 199, (1932), S. 10, ZAL, Ordner 9, S. 41. 192 Vgl.: 3.3.1 Der Sonderfall Hamburg. Vgl. auch: O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck!; O.A.: Nürnberger, vergeßt Euren Tiergarten nicht!, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 32, 1920, S. 301; W.K. Kuhn: Die Berliner können auf ihr Aquarium stolz sein, in: Tägliche Rundschau, Nr. 141, 04.11.1930, o.S., (HA). 193 Vgl.: Daniele Hinck; Michael Köhler; Roman Langer; Daniel Moldt u. Heiko Rölke: Bourdieus Habitus-Konzept als prägendes Strukturelement für Multiagentensysteme. Arbeitsberichte des Forschungsprogramms: Agieren in sozialen Kontexten (ASKO), Hamburg 2000, S. 3f. 194 Ebenda, S. 4.
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Zeitweise bekam das Ringen um den schönsten Garten sogar eine nationale Bedeutung zugesprochen, mit der sich vom Ausland abgegrenzt wurde.195 Zoos sowie der Umgang mit Wildtieren vereinten die Deutschen, wurden im Nationalsozialismus als typisch „arisch“ deklariert und zum Bestandteil der deutschen Mentalität.196 Es ist daher wohl auch kein Zufall, dass die Alliierten im Zweiten Weltkrieg ihre Bomben auf „unschuldige“197 Zootiere abwarfen. Sie ahnten vielleicht, dass die Zerstörung der Anlagen und ihrer Bewohner neben dem Sachschaden einen Imageverlust sowie die Erniedrigung und Einschüchterung des Gegners bewirken würde. Zootiere konnten somit Stolz und Zugehörigkeitsgefühle zu einem Ort oder einer Gemeinschaft steigern. Sie waren wie eine Auszeichnung oder ein besonderer Wert. Durch ihre Präsenz, Vitalität, Schönheit oder Anerkennung von Außenstehenden198 ließ sich das Nationalbewusstsein der Menschen fördern, durch ihre Vernichtung allerdings auch wieder verringern.
4.2 N EGATIVE E MOTIONEN Die meisten Quellen erwecken den Eindruck, ein Zoo sei lediglich ein Ort der Freude, Erholung und des Spaßes. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass diese Assoziation nicht korrekt ist und die Menschen ebenfalls mit negativ konnotierten Gefühlen konfrontiert wurden. Der folgende Abschnitt setzt sich daher eingehender mit Empfindungen wie Trauer, Enttäuschung, Wut und Angst auseinander. 4.2.1 Angst „Das Wort Raubtier pflegt bei der Mehrzahl unserer lieben Mitmenschen ein unbehagliches, ja unheimliches Gefühl hervorzurufen. Denn mit diesem Begriffe
195 Zu dieser Erkenntnis gelangte auch Andrea Heubach anhand der Filmanalyse Der ewige Jude von 1940. Vgl.: Andrea Heubach: „Hitler war Vegetarier“. Über die Zuschreibung menschenfeindlicher Tierliebe, in: Chimaira, Arbeitskreis für HumanAnimal Studies (Hg.): Tiere Bilder Ökonomien, aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies, Bielefeld 2013, S. 214-239, S. 229. 196 Vgl.: 3.10.1 Tierschutz; 4.3.4 Die „Volksgemeinschaft“. 197 Heck Lutz: Tiere mein Abenteuer, S. 100. 198 Vgl.: 3.2 Besucher des Zoos.
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verbindet man unwillkürlich den der ‚Bestie‘ oder gar der ‚blutigen Bestie‘.“199 Mit diesen Worten leitete der deutsche Direktor des Zoologischen Gartens in Rom, Theodor Knottnerus-Meyer, seinen Bericht über die „Großkatzen in Gefangenschaft“ ein. Er verwendete den Begriff „Bestie“200, womit er die Wildheit der Tiere unterstrich und darauf aufmerksam machte, dass menschliche Regeln und Normen für sie nicht galten, sie den Menschen sogar töten konnten. Empfanden die Besucher der Tiergärten ähnlich? Hielten auch sie Raubtiere für gefährlich? Welche Zootiere ließen sie mehr erschaudern und inwieweit stimmte die Einschätzung der Laien mit den Beobachtungen und Erfahrungen des Zoopersonals überein? Laut einer Befragung hielt der persönliche Bekanntenkreis des Dresdner Direktors Ingo Krumbiegel201 neben Giftschlangen tatsächlich Raubtiere für die gefährlichsten Zootiere.202 Furcht konnte jedoch ebenfalls bei anderen Arten beobachtet werden. Der Schriftsteller Wilhelm Bölsche glaubte ein leichtes Gruseln bei mehreren Menschen erkennen zu können, die das Nilpferd betrachteten.203 Direktor Lutz Heck wiederum hatte in seinem Berliner Zoo die Erfahrung gemacht, dass der Gorilla am stärksten gefürchtet war. „Der Eindruck, den ein erwachsener Gorilla, der größte Menschenaffe der Erde, auf jeden Menschen macht, ist ungeheuerlich. Kein anderes Tier übt auf uns eine solche Wirkung des Schreckerregenden und Dämonischen aus. Denn es scheint, als stünden wir […] einem menschenähnlichen Fabelwesen oder einem vertierten Riesenmenschen gegenüber. […] Seinerzeit beeindruckte ‚Bobby‘, ein Gorillamann von über zweihundertfünfzig Kilogramm Gewicht und die bekannteste Tierpersönlichkeit im Zoologischen Garten von Berlin, die Besucher des Affenhauses so stark, daß sie, ihm gegenüberstehend, aus innerer Scheu heraus kaum laut zu sprechen wagten. Vor Staunen stockte ihnen die Sprache, und nur halblaut redend starrten sie auf das riesenhafte Lebewesen, dessen Zugehörigkeit zum
199 Theodor Knottnerus-Meyer: Tiere im Zoo, Beobachtungen eines Tierfreundes, 2. Aufl., Leipzig 1925, S. 48. 200 Der Begriff „Bestie“ (lat. bestia) wird als „wildes Tier, auch Bezeichnung eines rohen Menschen, bestialisch, tierisch, roh“ definiert. Darunter verstanden 1905 die Menschen jedoch ebenso Personen mit „rohem“ Verhalten. Vgl.: Bestie, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens, Bd. 2, 6. gänzlich neubearbeitete u. vermehrte Aufl., Leipzig/Wien 1907, S. 762. 201 Amtszeit als Dresdner Zoodirektor (1934-1936). 202 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten. Welche Tiere werden uns gefährlich?, in: Kosmos, Nr. 1, 39, (1942), S. 1-4, hier S. 1. 203 Wilhelm Bölsche: Aus Urtagen der Tierwelt, S. 20.
236 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO Tierreich für sie etwas beklemmend Fragwürdiges hatte. Der gewaltige Brustkorb des Riesenaffen war dick mit Muskeln belegt, die im einzelnen denen des Menschen zwar durchaus entsprachen, aber ganz übermäßig entwickelt waren. Der mächtige Hals hatte einen Umfang von ein Meter zehn, die Hände mit achtzehn Zentimeter Breite waren mehr als doppelt so breit wie die stärkste Männerhand.“204
Er erklärte sich diesen Eindruck mit dem äußeren Erscheinungsbild des Affen, das an die in der damaligen Zeit bereits bekannten und verbreiteten Symbole des Schlechten und Bösartigen anknüpfte. „Haben nicht die meisten Kinder eine angeborene Angst vor dem schwarzen Mann? Wird der Teufel auf alten Bildern nicht immer schwarz dargestellt? Auch der dunkle afrikanische Menschenaffe hat etwas Teuflisches, und man braucht kein Kind zu sein, um ihm gegenüber, wenn er mit wutverzerrten Zügen angreift, ein echtes Gruseln zu bekommen.“205 Kursierende Gerüchte und Geschichten über die angeblichen bösartigen Eigenschaften dieser Tiere förderten diese Einschätzung zusätzlich.206 Auch der Film King Kong bediente sich des Gorillas, um eine fiktionale Schreckensgestalt zu erfinden. Allerdings wurde dessen Bösartigkeit konterkariert, da King Kong für die „weiße Frau“ auch liebevolle und zärtliche Gefühle zeigte.207 Letztendlich variierten Auslöser und Intensität der Angstempfindung von Person zu Person, je nachdem, welche „persönlichen Erlebnisse [der Einzelne] zugrunde legte“208. Einer Unfallstatistik Krumbiegels ließ sich entnehmen, dass die meisten Unfälle im Umgang mit Elefanten und Bären passierten.209 Aus Sicht der Pfleger galt, auf Grund seiner Unberechenbarkeit während der Brunftzeit, auch der „Deutsche Rothirsch“ als äußerst gefährlich. Dies zeigte beispielsweise der Fall des Wärters Dettloff, der trotz seiner 40-jährigen Erfahrung im Umgang mit diesen Tieren durch einen Hirschangriff starb.210 Wildtiere wirkten damit auf Grund
204 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 71. 205 Ebenda, S. 71. 206 Ebenda, S. 72, 76. 207 Vgl.: Abenteuer-, Horror- und Fantasyfilm King Kong und die weiße Frau. Produktion: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack, David O. Selznick, 1933. Vgl. auch: 3.8.2 Zootiere im Film. 208 Ludwig Zukowsky: Die Gefährlichkeit und die Angriffslust des afrikanischen Großwildes, in: CHITuMW, Nr. 4, 1, (1926), S. 86ff., hier S. 86. 209 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 4. Vgl. auch: Fritz Kirchhofer: Bei Löwen, Elefanten und Bären; O.A.: Vom Elefanten zertreten, in: Neue Leipziger Zeitung, Nr. unbekannt, 21.12.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 130. 210 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 97.
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ihrer Muskelkraft, Statur, der ihnen verliehenen Symbolik und Unberechenbarkeit gefährlich.211 Dies trat ebenfalls in den Expeditions- und Jagdberichten hervor, die vom direkten Kräftemessen zwischen Mensch und Tier erzählten sowie in Erfahrungsberichten, in denen Zootiere andere Menschen oder Artgenossen bedrohten, verletzten oder gar töteten. Die Darstellung wilder Raubtiere212 in Zeitungen, in der Literatur, Kunst, Werbung, im Märchenbuch, Film, ihre Vermarktung als Kuscheltiere213 sowie die häufige Erwähnung ihrer Zähmung förderten allerdings auch den Eindruck, dass bestimmte, meist dressierbare Tierarten durch die Pflege im Zoo ihre Wildheit abgelegt hatten und zu zahmen Schmusetieren geworden waren.214 Eine liebevolle Behandlung und Annäherung würde somit eine freundliche Reaktion dieser bedingen, zumindest in der Theorie. Selbst Tierparkbesitzer Carl Hagenbeck blies in dieses Horn, indem er sich als „unverwundbar“ und die Löwen als „harmlos“ in der Öffentlichkeit präsentierte.215 Allein die Wahl des Namens „Maus“ für einen Löwen verdeutlichte bereits die Verniedlichung. „Aufregender ist noch die Löwenpremiere. ‚Mausi‘ […] mustert kritisch das Publikum, […] mit ein paar mächtig schleifenden Sätzen nimmt er die erste tiefliegende Schranke, setzt über den inneren Steinwall und ist schon auf dem kleinen Steinplateau mitten im Wassergraben, der ihn als letzte Schranke von uns trennt. […] er wittert Menschfleisch. Keine Angst, meine Herrschaften! […] Aber nun heißt es, das Tier zum eigenen Schutze
211 Vgl.: 4.2.1 Angst. 212 Mit Raubtieren sind nicht nur Großkatzen (Pantherinae), sondern alle fleischfressenden Beutetiere gemeint. 213 Die Industrie förderte in gewisser Weise die Verharmlosung, indem Wildtiere zu Kuscheltieren mutierten. Vgl.: Abbildung 19, Abteilung Spielwaren II. Stock im Warenhaus A. Wertheim, Berlin. Vgl.: Christina Wessely: Künstliche Tiere, S. 115. Jürgen Cieslik u. Marianne Cieslik: Knopf im Ohr. Die Geschichte des Teddybären und seiner Freunde, Autorisierte Ausgabe der Margarete Steiff GmbH, Bonn/ Düsseldorf 1989, S. 20-27, 35, 44-50. Vgl. auch: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 214 Hermann Langenbech: Urs Eggenschwyler, S. 253; „Daß auch ein solcher Koloß […] in Gefangenschaft bei liebevoller Behandlung anhänglich wird, bewies ‚Pallas‘ [Seelöwe, N.K.], das acht Jahre im Tierpark lebte, und mit seinem kompakten Wärter dickste Freundschaft hielt.“ Erna Büsing: Von ungeschlachten Tieren; I. v. Lagerström-Zerbe: Ein zahmer Elch-Findling, in: Der Tag, Nr. unbekannt, 23.03.1930, o.S., (HA); O.A.: Sonntags im Zoo, S. 10. 215 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund.
238 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO aus dem Wasser zurückzubringen. Der Bändiger jenseits des Wassers lockt vergeblich. Da schwingt Herr Hagenbeck als Dompteur die Peitsche, hält ernste und gütige Zwiesprache mit dem Ausreißer, und bald tritt er beschämt den gar nicht leichten Rückzug an, um durch einen unteren Höhlenzugang des Grabens auf Schleichwegen wieder ins verlorene Paradies zurückzuziehen. Die Damen atmen auf.“216
In diesem Artikel wurde zwar auf die vom Löwen ausgehende Gefahr hingewiesen und sogar darauf angespielt, dass es sich um Fleischfresser handelte. Carl Hagenbeck trat jedoch als eine Art „Held“ auf, als jemand, der Raubtiere erzog und in ihre Schranken verwies, ihnen „Manieren“ beibrachte, sie humanisierte. Noch eindeutiger zeigte sich diese Unerschrockenheit, wenn er Bekannte in das offene Gehege der Löwen mitnahm, um sie von deren Harmlosigkeit zu überzeugen.217 Dieser Kontrast zwischen blutrünstiger Bestie und zivilisiertem Schmusetier machte einerseits die Faszination von Dressurvorführungen aus, verbreitete jedoch andererseits in der Öffentlichkeit ein ambivalentes, unnatürliches Bild der Wildtiere. Besonders faszinierend wirkten daher auch Raubtierdressuren mit Claire Heliot, die im Leipziger Zoo als Tierwärterin gearbeitet hatte und später weltweit mit ihrer Löwengruppe auf Tournee ging.218 Der Umgang mit und die Zähmung von Raubtieren wurde vorwiegend starken und kräftigen Männern zugetraut, nicht aber einer „schwachen“ Frau. Ihr wäre, dem gesellschaftlichen Rollenverständnis der Zeit entsprechend, eher die Aufzucht der Jungtiere zugeteilt bzw. zugemutet worden.219 Claire Heliot kontrastierte dieses Bild und galt daher als lebendiges Beispiel für den Erfolg der zahmen Dressur.
216 Nd.: Bei Hagenbeck. 217 Matthias Gretzschel u. Klaus Gille: Hagenbeck, S. 150. 218 Es handelt sich um ihren Künstlernamen. Ihr Geburtsname lautet Clara Pleßke und nach der Heirat mit Stallmeister Carl August nimmt sie den Nachnamen Hanmann an. Vgl.: Mustafa Haikal: Die Löwenfabrik. Lebensläufe und Legenden, mit einem Nachwort von Jörg Junhold, hg. von der Zoo Leipzig GmbH, Leipzig, 2006, S. 64. Zu ihrer Beliebtheit siehe: Ebenda, S. 76, 80; O.A.: Ein Gastspiel von Claire Heliot, in: Leipziger Tageblatt, Nr. unbekannt, 24.07.1899, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 93. 219 Johannes Gebbing: Der innere Betrieb des Zoos, 1928, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg, Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 144. „Eine Frau ist für Wärterdienste hinsichtlich der Raubtiere nicht geeignet.“ Erklärung, unterzeichnet vom Raubtierwärter Albin Lohse.
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„Man bändigt nicht durch wilde Kraft. Man zähmt vielmehr durch Milde“220, lautete ihr Motto. In ihrer Show vermenschlichte sie die Raubtiere, indem sie diese am Tisch sitzen ließ oder ihren „Liebling“ Sascha auf dem Rücken aus dem Vorstellungsraum trug.221 Damit versuchte sie in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, sie könne wilde „Bestien“ zu zarten Schmusekätzchen machen,222 ganz den damaligen Vorstellungen der Domestikation entsprechend. Welchen Effekt diese Verharmlosung von Wildtieren in der Bevölkerung hinterließ, verdeutlichte auch ein in der Leipziger Neuesten Zeitung abgedruckter Wortwechsel aus dem Jahr 1932: „,Beißen die?‘ ist die immer wiederkehrende Frage des Kindes. ‚Ja, mein Kind‘, antwortet der Erwachsene, ‚aber hier nicht‘.“223 Diese Einschätzung führte dazu, dass sich die Menschen unachtsam, leichtsinnig und wagemutig verhielten und somit von den Wildtieren verletzt wurden, teilweise sogar ums Leben kamen.224 „Die unheimlichsten unter ihnen [den Zootieren, N.K.], die Giftschlangen, haben schon einige Male ein Menschenleben auf ihr Schuldkonto gebracht, weil der Wärter, wie er es jahrelang schon getan hatte, leichtsinnig mit der Hand im Käfig hantierte. […] Ein Zwergwels hat mit der Rückenflosse nach Stichlingsmanier seinen Pfleger gestochen, […] ein Adler ging auf den Wärter los, […] ein Schwan brach einem eierstehlenden Besucher mit dem Flügel den Arm.“225
Doch nicht nur Wärter, auch Besucher verhielten sich unvorsichtig, indem sie die Absperrungen missachteten, sich den Käfigen zu sehr näherten und teilweise
220 Handschriftliches Zitat von Claire Heliot, um 1902. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 95. 221 Plakat um 1904. Ebenda, S. 93; Mustafa Haikal: Die Löwenfabrik, S. 72. 222 Sie konnte sich sogar zwischen ihre Tiere legen oder den Kopf in den Rachen eines Löwen halten. Vgl.: Holzstich von Wilhelm Kuhnert (1865-1926), in: Illustrirten Zeitung, 16.06.1898, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 94; Mustafa Haikal: Die Löwenfabrik, S. 78. Verletzungen erlitt sie dennoch einige Male, wobei diese Vorfälle in der Öffentlichkeit verharmlost oder so dargestellt wurden, als seien sie aus einem Versehen der Tiere passiert. Ebenda, S. 83, 88. 223 O.A.: Sonntags im Zoo, S. 10. 224 Bl.: Üble Folgen von Leichtsinn, in: NZ, Nr. unbekannt, 07.08.1950, o.S., (TAN). 225 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 4.
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sogar in diese hineingriffen.226 Wie gering die Angst einzelnen Tieren gegenüber manchmal ausfiel, zeigte die Raubtiervorführung vom 28. März 1910 im Tiergarten Nürnberg-Unterbürg, der vor dem Nürnberger Tiergarten bestand. Der Dompteur Alfred Kührt hatte die Zuschauer davor gewarnt, sich dem Käfig zu sehr zu nähern. Seine Worte wurden jedoch ignoriert. Eine Anzahl von Kindern kletterte auf das Dach des Löwenkäfigs, um die Vorführung besser verfolgen zu können. Solange der Dompteur im Käfig präsent war, geschah nichts. Als er diesen jedoch verließ, sprang eine Löwin das Gitter hoch und erfasste einen Jungen an Kopf und Arm. Alfred Kührt, der sofort in den Käfig zurückkehrte, konnte die Löwin dazu bringen, von ihrer „Beute“ abzulassen. Verletzungen trug das Kind dennoch davon.227 Die Tatsache, dass sich die Besucher der Warnung des Dompteurs widersetzt hatten und auch die Kinder in ihrem Aktionismus nicht einschränkten, deutet auf eine Verharmlosung und Fehleinschätzung der Raubtiere hin.228 Viele Zoobesucher ließen sich zudem von der augenscheinlichen „Träg-“ und „Plumpheit“ der Tiere täuschen,229 denn in der Regel galt: Je aktiver und unberechenbarer sich ein Tier verhielt, als desto gefährlicher wurde es wahrgenommen. Es ist daher offensichtlich, dass eine Differenz zwischen der realen und der empfundenen Gefahr durch ein Zootier bestand. Eine Erklärung hierfür ist auch in der damaligen menschlichen Wahrnehmung tierischen Verhaltens zu finden. Elefanten beeindruckten zwar durch ihre Körpergröße, erschienen dem Betrachter jedoch eher ruhig und harmlos. Ähnlich verhielt es sich mit den Bären, erklärte Krumbiegel: „Gerade die Gutmütigkeit der Bären ist das Gefährliche, man traut ihnen nicht so leicht Schlimmes zu, während die Leute vor einem Löwen instinktiv viel mehr Respekt haben – oft sogar ihm grundlos Böses zutrauen. […] Der Bär hat ein ausdrucksloses Gesicht, er
226 Vgl.: Fotografie. „Ein Leckerbissen. Zwei Damen füttern ein Nilpferd.“ Sie reichen das Futter durch die Stäbe durch. Zit. nach: Eva Walter: „Wo der Fridolin sei’ Eis verloren hat, S. 95. Vgl. auch: 4.2.4 Lust am Necken; 4.4.2 Exkurs: Zoofotografie. 227 Herbert Schmitz: Der Tiergarten Nürnberg-Unterbürg, S. 31f. 228 Vgl.: 4.1.5 Das Zootier als Heimtier. 229 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 3; „Die Bären sehen immer so gemütlich aus; wenn sie sich erheben, machen sie den Eindruck von wohlwollenden Rentiers in Unterbeinkleidern.“ Reinhold Cornheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, S. 1146.
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faucht und knurrt nicht wie die Großkatzen, er besitzt keinerlei Mienenspiel. Dadurch kommt es, daß man seine ‚Stimmung‘ schwer erkennen kann, um sich vorzusehen.“230
Nach Krumbiegel bestand das Problem somit in der falschen Interpretation der tierischen Mimik, da sie mit der menschlichen nicht übereinstimmte und es eines Fachwissens bedurfte, um beispielsweise die Warnsignale des jeweiligen Tieres erkennen zu können. Doch wie bereits aufgezeigt, verringerten ebenfalls die dem Tier entgegengebrachte Zuneigung und empfundene Nähe sowie die Gewohnheit des täglichen Umgangs mit ihm das Gefühl der Angst und somit die Vorsicht. Je mehr sich die Menschen mit den Wildtieren verbunden fühlten, desto weniger gefährlich erschienen sie ihnen. Hinzu kam, dass sich die Besucher vor den Tieren im Zoo grundsätzlich sicher fühlten. Dieser Eindruck konnte durch äußere Einflüsse sowohl verstärkt als auch abgeschwächt werden. Ausschlaggebend hierfür waren unter anderem die erlebte Distanz zum Tier, die Unberechenbarkeit seiner Bewegung bzw. sein „Temperament“231, die Gehegegestaltung sowie die damit verbundene Simulation des barrierefreien Erlebens der Tiere. Der Zoobesucher Wolf Schramm beschrieb 1933, wie schmal er den Grad zwischen Sicherheit und Angst empfand: „Wäre der Graben nur ein wenig schmäler, so säh’ es hier anders aus … ich weiß nicht, ob der Löwe und der Panther in Hellabrunn so denken, aber Huber aus der Ainmillerstraße denkt es sicher […].“232 Es handelte sich somit um eine vom Gartenarchitekt inszenierte Angst, die der Besucher kontrollieren konnte, da sie sich vorwiegend in seiner Fantasie abspielte und damit fast wieder als angenehm empfunden wurde. Sobald die schützenden Gräben, Gitter und Mauern des Zoos wegfielen, veränderte sich die Qualität der Furcht. Ausbrüche von Zootieren, wie auch die „Löwenschlacht“ vom Oktober 1913, zeigten, dass Menschen im Ernstfall keineswegs auf die „Zahmheit“ der Zootiere vertrauten.233 Ein Augenzeuge berichtete: „In einiger Entfernung sah ich aber einen zweifellos verschüchterten und verängstigten Löwen. Ja, er war in tausend Ängsten, das konnte ich wohl feststellen, denn ich war doch Tag für Tag im Zoo und hatte Wesen und Ausdruck aller Großkatzen gut studiert. Ich rief
230 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 2. 231 Ebenda, S. 86. 232 Wolf Schramm: Psychologie vor Tierkäfigen. 233 Ein dreijähriger Braunbär, der aus dem Nürnberger Tiergarten ausbrach, wurde aus Sicherheitsgründen vom „Überfallkommando“ erschossen. Kn: Mit dem Leben bezahlt, in: Nürnberger Nachrichten, Nr. unbekannt, 12.05.1950, o.S., (TAN).
242 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO daher nur immer: ‚Nicht schießen, nicht schießen!‘, aber die Schutzleute verwiesen mich vom ‚Kriegsschauplatz‘, auf dem allenthalben panische Angst festzustellen war […].“234
Augenzeugenberichte sind natürlich stets mit Vorsicht zu betrachten, besonders wenn keine polizeilichen Unterlagen vorliegen, mit denen sie verglichen werden können. Dennoch ist diesem Bericht zu entnehmen, wie der Autor den Vorfall interpretierte und empfand. Auf Grund seiner Zoostudien glaubte er, diese Tierart sehr gut zu kennen sowie deren Verhalten und emotionalen Zustand einschätzen zu können. Sein Vertrauen in die Gutmütigkeit der Löwen und seine Zuneigung ihnen gegenüber waren offensichtlich. Dennoch gestand er neben der „Angst um die Tiere“235, dass ihn „ein seltsames Gefühl“ überkam, als er „einen Löwen auf sich zukommen“ sah und ihm bewusst wurde, dass er keine „Waffe“ besaß.236 Der Anblick eines Raubtiers in der Freiheit steigerte somit die Angstempfindungen, wobei hier Vorwissen und emotionale Einstellung zum Zootier diese reduzierten. Als während des Zweiten Weltkrieges mit der Bombardierung des Zoogeheges und der Zerstörung der Käfige gerechnet werden musste, sorgte dies in weiten Bevölkerungskreisen für Unruhe.237 „Je größer die Unkenntnis war, desto groteskere Formen nahmen die Befürchtungen an“238, bemerkte Lutz Heck. „Immer wieder musste ich die Gemüter mit dem Hinweis beschwichtigen, daß bei auskommenden Löwen und Tigern die Gefahr meist nicht so groß sei. Wenn diese Raubkatzen tatsächlich einmal freikommen, fühlen sie sich, so plötzlich in eine fremde Umgebung versetzt, eher ängstlich, und ihr Trieb ist dann mehr auf Flucht und Sichverbergen als auf Mord und Angriff gerichtet. Nur wenn ihnen in solcher Lage jemand zu nahe kommt und dabei eine gewisse kritische Entfernung überschreitet, glauben sie sich bedroht und verteidigen sich durch Angriff. […] Außerdem beißen Schlangen, vielleicht mit Ausnahme der afrikanischen Mamba, einen Menschen niemals aus Angriffslust. Da muß sie schon jemand getreten haben, oder sie müssen sich sonst in die Enge getrieben fühlen.“239
234 Alfred Lehmann: Erinnerungen an die „Leipziger Löwenjagd“, 1913, in: Ebender: Tiere als Artisten, Eine kleine Kulturgeschichte der Tierdressur, Lutherstadt Wittenberg 1955, S. 87ff., zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 108f., hier S. 108. 235 Ebenda, S. 108. 236 Ebenda, S. 109. 237 Zum Thema der ausbrechenden Tiere siehe auch: 4.3.4 Die „Volksgemeinschaft“. 238 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 95. 239 Ebenda, S. 95.
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Wie allerdings sollte der Laie wissen, wann die „kritische Entfernung“240 überschritten wurde? Ganz abgesehen davon, dass die Menschen nach einem Bombenhagel sicherlich nicht darauf achteten, ob sich unter den Trümmern eine Schlange befand. Einige Militärbehörden hatten daher kurz nach Kriegsausbruch angeordnet, Raubtiere wie Löwen, Tiger, Leoparden und Bären sofort töten zu lassen.241 Die Gefahr war damit allerdings nicht gebannt. Dafür hätte der Zoo fast alle ausgestellten Arten erschießen lassen müssen, weshalb anderweitige Sicherheitsmaßnahmen eingeführt wurden.242 Die erste Reaktion der Menschen verdeutlicht jedoch, wie groß die Angst vor den Zootieren ohne die üblichen Schutzmaßnahmen wirklich war. Es lässt sich festhalten, dass die Gefahr, die einem Tier gegenüber empfunden wurde, variierte. Sie hing nicht nur davon ab, welche Tierart vom jeweiligen Betrachter auf Grund seines persönlichen Erfahrungswertes als gefährlich eingestuft wurde, sondern ebenso vom Ort der Begegnung und den dort vorherrschenden Sicherheitsmaßnahmen. Gleichzeitig lässt sich eine gewisse Beeinflussung der Menschen durch den propagierten Umgang mit Zootieren oder deren Vermarktung feststellen. Tiere, die längere Zeit im Zoo gelebt hatten, vielleicht sogar dressiert worden waren, wurden als harmloser wahrgenommen als die Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung. Auch der tägliche Umgang mit ihnen, die Vorstellung einer gegenseitigen Freundschaft oder Einflüsse von außen, wie beispielsweise Geschichten, Filme oder die Anwesenheit einer Autoritätsperson, wie die des Zoodirektors oder Dompteurs, konnten die Wahrnehmung und damit ebenso die Intensität der Angstgefühle beeinflussen. Dies hatte in einigen Fällen wiederum zur Folge, dass sich die Menschen zu einem leichtsinnigen Verhalten verleiten ließen, welches sie manchmal mit Verletzungen, im schlimmsten Falle sogar mit dem Tode zu bezahlen hatten. 4.2.2 Trauer In den Anfangsjahren der Tiergärtnerei, in denen es dem Personal an Erfahrung im Umgang mit wilden Tieren fehlte, musste, wie Gustav Jäger es 1872 ausdrückte, „Lehrgeld gezahlt werden“243. Infolgedessen kam es reihenweise zum Tiersterben. Das innige Verhältnis einiger Menschen zu ihrem Haustier hatte
240 Ebenda, S. 95. 241 Ebenda, S. 97. 242 Vgl.: 3.11.3 Zoo und Krieg. 243 Gustav Jäger: Skizzen aus dem Tiergarten, S. 348.
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1901 dazu beigetragen, die „Errichtung von Friedhöfen für Tiere“244 zu fordern.245 Für Zootiere konnte sich diese Idee jedoch nicht durchsetzen,246 was bereits auf einen ersten Unterschied in der emotionalen Beziehung der Menschen zu Haus- bzw. Zootieren hinwies. Die Kadaver Letzterer hatten noch nach ihrem Ableben einen Zweck zu erfüllen. Häufig wurden die leblosen Körper seziert, die Skelette an ein wissenschaftliches Institut und die Felle zum Ausstopfen an Museen weitergegeben oder im Zoo selbst ausgestellt.247 Im Vordergrund stand somit ihr wissenschaftlicher, kognitiver und weniger ihr emotionaler Wert. Interessant ist zudem, dass trotz des recht baldigen Ablebens die lange Lebenszeit eines Tieres und dessen Fortpflanzung von Beginn an als Argumente für die Tiergärten galten. „Ueberblickt man die jährlichen Todtenlisten eines solchen, so schaudert einen Anfänger oder Laien die Gesammtzahl, betrachtet man sich aber die Sache etwas genauer und vergleicht sie namentlich mit der freien Natur: so gewinnt sie ein anderes Aussehen. […] Also die einzelne Art ist, sofern sie sich fortpflanzt, in einem Thiergarten besser daran als in der Freiheit. […] Nicht der Thiergarten ist der beste, welcher die wenigsten Todesfälle aufzuweisen hat, sondern diejenige, in welchem die Zahl der sich fortpflanzenden Thierarten die größte ist.“248
244 Dechent: Tierschutz, S. 81. 245 Auch bei der Testamentsausstellung sollte der Tiere gedacht werden. Eine Anzeige rief 1930 die Allgemeinheit auf: „Tierfreunde! Gedenket der Tierschutzvereine bei der Errichtung von Testamenten. Den Vereinen gebt Ihr dadurch die zur wirksamen Bekämpfung von Tierquälereien erforderlichen großen Mittel. Den stummen Kreaturen, deren Schicksal Euch am Herzen liegt, erleichtert Ihr Dasein und Sterben.“ Allgemeine norddeutsche Tierschutz-Zeitung, Zeitschrift für prakt. Tierschutz, Tierpflege und -behandlung, Mitteilungsblatt, Hamburg, Nr. 10, 3, (1930), S. 10, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. 246 Auskunft von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Landeskirchenamt. Auch dem Bundesverband der Tierbestatter e.V. sind Zootierbestattungen für den zu bearbeitenden Zeitraum nicht bekannt. 247 D. Gr.: Der Riesenelefant Jumbo tot, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 34f., hier S. 34; Richard Gast: Von toten Tieren und ihrer „Auferstehung“, in: CHITuMW, Nr. 6, 1, (1926), S. 125-128, hier S. 125. „Welche Unmengen von Kadavern, Kadaverteilen, Schädeln, anatomischen und pathologischen Präparaten, Parasiten wandern alljährlich in die verschiedensten Institute […].“ Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbeck’s Reich, S. 210. 248 Gustav Jäger: Skizzen aus dem Tiergarten, S. 348, 350.
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Nach der Ansicht von Gustav Jäger waren Todesfälle, die durch Freiheitsberaubung, also auf Grund des Einfangens der Tiere oder durch den Transport zum jeweiligen Zoo eintraten, nicht für die Sterbestatistik relevant. Das galt auch für diejenigen, die noch vor Ablauf der Eingewöhnungszeit auf dem Gartengelände starben. „Das Einfangen der Thiere und der oft sehr weite Transport in den Garten bringen schon so erhebliche Störungen mit sich, daß nach Ankunft eines Transportes fast immer ein gewisser oft sehr beträchtlicher Theil wegstirbt. Darauf folgt eine zweite Sterblichkeit in Folge der Eingewöhnung. Es ist für sehr viele Thiere nicht möglich, ihnen in einem Thiergarten genau dieselben Existenzbedingungen zu schaffen wie in der Freiheit. […] Das Ergebniß dieser beiden Sonderungsprozesse ist nun ein Rest von Thieren, die sich eingewöhnt haben und erst sie dürfen wir jetzt vergleichen mit den Sterblichkeitsverhältnissen unserer Hausthiere, bei denen von diesen beiden ersten Todesursachen ja nicht die Rede ist.“249
Die ausführlichen Rechtfertigungen, Manipulationen bei der Statistik und die stete Bemühung, die Tiere möglichst lange am Leben erhalten zu wollen, verdeutlichen neben dem ökonomischen Vorteil für die Tiergärten, dass die hohen Sterbezahlen von der Allgemeinheit negativ wahrgenommen wurden. Wenn sich dadurch jedoch ein Nutzen ergab, Wissenschaftler beispielsweise Forschungsmaterial erhielten oder Privatpersonen einem einmaligen Erlebnis beiwohnen konnten,250 wurden sie akzeptiert. Zudem ist zu vermuten, dass die anfänglich geringere emotionale Verbindung zu Zootieren auch weniger öffentliche Proteste in der Bevölkerung hervorrief.251 Dem Todesbericht des im Leipziger Zoo untergebrachten Orang-Utans „Anton“ ist neben der Vorhersehbarkeit seines baldigen Ablebens zudem die Ratund Hilflosigkeit der Pfleger und Wissenschaftler zu entnehmen. „So ist es also eingetreten, was kundige Leute schon Tage lang voraussahen – der RiesenOrang-Utan, Anton, den unser Zoologischer Garten seit einigen Wochen barg, hat trotz
249 Ebenda, S. 348. 250 Heinrich Bolau: Das Ende des Indischen Nashorns im Hamburger Zoologischen Garten, in: DZG, Nr. 11, 41, (1900), S. 334ff., hier S. 335. 251 Noch heute ist festzustellen, dass Proteste wegen Tiertötungen auf Grund der Identifikation mit dem jeweiligen Lebewesen zunehmen. Vgl.: Christina Hucklenbroich: Identifikationsfiguren frisst man nicht, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 42, 19.02.2014, S. 31.
246 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO der peinlichen Sorgfalt, mit der man ihn abwartete, es hier zu keinem langen Dasein bringen können. In der Frühe des gestrigen Sonnabends ist er verendet. […] Was die letzte Todesursache gewesen, das wird sich erst nach der Section des Cadavers, die morgen Montag stattfinden soll, endgültig feststellen lassen. Mag sein, daß es Lungenschwindsucht gewesen, die auch seine beiden Vorgänger, ‚Max‘ und ‚Moritz‘, vor Kurzem in Paris dahinraffte, mag es auch Altersschwäche gewesen sein. Thatsache ist es, daß Anton schon bei seinem Eintreffen hier kränkelte, und daß dieses Leiden von Tag zu Tag zunahm.“252
Diese meist kurzen Aufenthalte erschwerten das Zustandekommen einer emotionalen Bindung zwischen Pfleger und Zootier. Doch selbst bei Tieren, die über mehrere Jahre in einem Zoo verweilten, konnten anfangs keine öffentlichen Gefühlsbekundungen der Trauer in den Quellen ausgemacht werden. Als im März 1870 das Nashorn des Hamburger Zoologischen Gartens erschossen werden musste, nachdem es über 30 Jahre im Garten gelebt hatte und nun neben einer Nasenverletzung, die durch die „fortdauernd wiederholten heftigen Reibung[en]“ an „Wänden und Planken“ entstanden war, an einer Niereninsuffizienz erkrankt war, bewirkte dies keine Trauer, sondern eher Vorfreude auf ein besonderes Erlebnis. Dafür hatten sich eine „größere Anzahl von Jagdfreunden, die sich für die Sache interessierten, […] im Dickhäuterhause eingefunden, unter ihnen der Erbprinz von Hohenlohe-Schillingsfürst und Graf Joseph von Baudissin. Auch Herr Adolf Frank, der mich mit seinem Rat unterstützt hatte, stellte sich ein. Herr Dr. von Ohlendorff schoß aus einem Karabiner Modell 88 mit einem 8mm Vollmantelgeschoß“253, berichtete der Hamburger Zoodirektor Heinrich Bolau. Selbst in Zeitungsartikeln waren Sentimentalitäten selten. Wenn die Tagespresse überhaupt das Tiersterben erwähnte, dann meist in einem rationalen Tonfall. Dies zeigte beispielsweise die Berichterstattung über die Elefantenkuh Sally, in der anstelle von Worten des Bedauerns oder der Trauer auf ihre Nachfolgerin Nelly aufmerksam gemacht wurde.254 Ähnlich verhielt es sich mit dem Tod
252 O.A.: „Anton, der Riesen-Orang-Utan – tot!“, in: LNN, Nr. unbekannt, 20.05.1894, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 61. 253 Heinrich Bolau: Das Ende des Indischen Nashorns, S. 335. 254 Groß ist gegenwärtig der Thierbestand im Zoologischen Garten, groß die Zahl seiner seltenen Exemplare, und damit ihm auch das gewichtige Punctum nicht fehle, hat jüngst seine Verwaltung als Ersatz für den todten Elephanten ‚Sally’ noch einen colossalen indischen Dickhäuter empfangen, oder vielmehr erworben, um einen ‚Anziehungs-Punkt‘ ersten Ranges zu schaffen. […] ‚Nelly‘, so heißt der Riese, imponiert nicht nur durch seine Größe und sein Gewicht, sondern auch durch seine Ge-
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des Riesenelefanten Jumbo. Sein Ableben war in der Fachzeitschrift Der Zoologische Garten von 1886 dokumentiert worden. Der Autor beschrieb den Todesvorgang und ging in sachlichem Erzählstil auf Jumbos Charakter und Erscheinungsbild ein. Gefühle über den Verlust des Tieres waren dem Bericht jedoch nicht zu entnehmen.255 Wenn überhaupt Emotionen erwähnt wurden, dann das Bedauern um den Verlust einer Sehenswürdigkeit.256 Anders verhielt es sich mit Zootieren in Privatbesitz. „Selima, so hieß mein Tier, wurde leidend und immer leidender und nach wenigen Tagen ging auch sie den Weg alles Fleisches. Ich war, wie sich wohl jeder Tierfreund denken kann, betrübt bis in den Tot, aber was sollte ich ändern, Thatsache war es, daß Sara und Selima zu den Toten gehörten.“257 Hier war bereits eine deutlich stärkere Bindung zwischen Besitzer bzw. Pfleger und Zootier zu erkennen. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass besonders öffentliche Äußerungen der Trauer vor und um die Wende des 20. Jahrhunderts bei Zootieren selten vorkamen. Ende der 1920er Jahre sah dies bereits ganz anders aus. Gefühle wurden beim Tiersterben häufiger erwähnt. Neben dem Bedauern258 ließen sich stärkere Emotionen wie Leid und Trauer erkennen. Den Verlust eines in Afrika gefangen genommenen Nashorns beschrieb Lutz Heck einige Jahre später mit den Worten: „Es läßt sich kaum beschreiben, wie schmerzlich dieser Verlust für uns alle war. [Tierwärter] Olesen lag den ganzen Tag teilnahmslos vor Trauer in seinem Zelt, und wir anderen saßen trübselig umher.“259 Auch der Abschiedsbericht des Zoologen und damaligen Dresdner Zoodirektors Gustav Brandes (1862-1941) ließ Unterschiede zu früher erkennen. Anstelle des äußeren Erscheinungsbildes widmete er sich dem Verhalten des Tieres. Zudem verwendete er das Personalpronomen „unser“, was einen persön-
lehrigkeit, die sich nicht am wenigsten durch eine überraschende Virtuosität im Spiel der Mundharmonika äußert.“ O.A.: Ein neuer Elefant, in: Leipziger Tageblatt, 05.05.1901, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 88. 255 D. Gr.: Der Riesenelefant Jumbo tot, S. 34. 256 So befürchteten einige Menschen, dass mit „dem Tode dieses Waldmenschen […] vielleicht die größte lebende zoologische Sehenswürdigkeit des Continents zu Grunde gegangen“ sei. O.A.: „Anton, der Riesen-Orang-Utan – tot!“ Vgl.: Heinrich Bolau: Das Ende des Indischen Nashorns, S. 336. 257 Gustav Eismann: Der Chimpanse, S. 27. 258 Ludwig Heck: Merkwürdige Todesursache eines Strauss!, in: DZG, Bd. 1, Nr. 7/9, (1929), S. 335. 259 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 44.
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lichen Bezug zum Tier erkennen ließ.260 „Am 14. November d. J. [1928] vernahm ich zum letzten Male den eigentümlichen, erschütternden Gesang unseres ‚Goliath‘“261, erklärte Brandes. Tierpfleger, denen auf Grund verbesserter Kenntnisse mittlerweile ein längeren Kontakt mit demselben Tier möglich war, ließen sogar noch mehr Emotionen zu. Das Tierkindermädchen Eva Salzer erzählte: „Ich entsinne mich noch genau jenes Morgens, als unsere Chefin auf dem Gemäuer der Igelburg saß und uns mit Tränen in den Augen sagte, daß ihr Pflegekind über Nacht gestorben sei.“262 Doch nicht nur Frauen, auch männliche Tierwärter beweinten ihre „Pfleglinge“263. Die Wortwahl öffentlicher Todesmeldungen in den 1930er Jahren schwankte zwischen Rationalität und Sentimentalität, zeigte teilweise sogar pathetische Züge.264 Gefühle wurden jedoch nicht bei allen Arten, sondern lediglich bei ausgewählten Individuen kommuniziert, vielleicht auch nur bei einigen empfunden. Hatten sich Zootiere zu ihren Lebzeiten durch eine Besonderheit ausgezeichnet, steigerte sich diese beim Nachruf zur Superlative. „‚Goliath‘, der größte SeeElefant der Welt und ein Glanzstück des Hagenbeckschen Tierparks, ist plötzlich verendet“265, lautete daher die Bildunterschrift des verstorbenen Tieres in der Neuen Leipziger Zeitung. War das Ableben der Zootiere vor der Jahrhundertwende tendenziell eher verschwiegen worden, wurde es in diesem Fall in weiten Teilen des Deutschen Reiches verbreitet.266 Dies lag zum einen daran, dass der
260 Gustav Brandes: Der Tod unseres Riesenorangs „Goliath“, in: DZG, Bd. 1, Nr. 10/12, (1929), S. 396. Gustav Philipp Hermann Brandes (1862-1941) war Hochschullehrer, ab 1902 Zoodirektor in Halle und ab 1910 Direktor in Dresden. 261 Ebenda, S. 396. 262 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 213. 263 Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, Fortsetzung und Schluß, in: CHITuMW, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 242-245, hier S. 245. Vgl. auch: 4.5 Der Wandel in der Gefühlsauslebung. 264 „Goliath wollte keine Fische mehr sehen, Goliaths Augen wurden traurig, Goliath legte sich auf die Seite und starb.“ O.A.: Nachruf auf einen See-Elefanten, in: Kölnische Zeitung, Nr. 633, 19.11.1930, o.S., (HA). 265 Fotografie der Deutschen Presse-Photo-Zentrale. O.A.: Goliath, der größte SeeElefant der Welt, in: NLZ, Nr. 322, 18.11.1930, o.S., (HA). 266 O.A.: Ein Glanzstück des Hagenbeck Tierparks eingegangen, in: Vogtländer Anzeiger und Tageblatt, Plauen, Nr. 268, 16.11.1930, o.S., (HA); O.A.: Hagenbecks SeeElefant durch einen Bubenstreich getötet, in: Rheinische Zeitung Köln, Nr. 316, 18.11.1930, o.S., (HA); O.A.: Ein See-Elefant bei Hagenbeck durch Unvernunft ge-
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See-Elefant bereits zu Lebzeiten häufiger in der Presse erwähnt worden und somit der Öffentlichkeit bekannt war. Zum anderen lag dies aber auch in der Tatsache begründet, dass ein Besucher die Todesursache verschuldet hatte.267 Unter der Überschrift: „Ein Saurier unserer Tage gestorben. Trauer in Stellingen“, ließ der Hamburgische Correspondent veröffentlichen: „‚Goliath‘ ist nicht mehr. Weh hat uns betroffen. […] Nun hat er sein heringsreiches und bequemes Erdenund Wasserwallen mit einem besseren Aufenthalt im Himmel für vorweltliche Tiere vertauscht.“268 Mit diesen Worten versuchte der Autor beim Leser Mitleid zu erregen und schreckte dabei weder vor einem Bezug zur christlichen Religion noch zu einer menschlichen Gleichstellung zurück.269 Im Gegensatz zu den ersten Jahren der Tiergärtnerei schien es nun geradezu eine Selbstverständlichkeit, wenn nicht sogar normal, Emotionen des Schmerzes zu kommunizieren. Es ist allerdings anzunehmen, dass diese Ausdrucksweise vorwiegend von der jeweiligen Gartenleitung oder ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter publiziert wurde, da es in Zookreisen üblich war, einen bereits vorgefertigten Text an die Presse abzugeben. Die am nachfolgenden Tag sehr sachlich gehaltenen Notizen über den Tod des Tieres könnten hingegen eher dem Schreibstil eines Zeitungsjournalisten entsprechen.270 Im Nachruf auf einen See-Elefanten, veröffentlicht in der Kölnischen Zeitung, klangen zudem moralische Grundsätze sowie sittlichkulturelle Werte an, die an die aufklärerischen Ziele des Tierschutzes erinnerten: „Ein unvernünftiger oder sehr böser Mensch warf dem guten Riesen, als er Nahrung heischend den Rachen aufsperrte, einen abgebrochenen Flaschenhals in den Schlund. […] Traurig zu denken, daß er sich auch so freudig beklatschte, als ihm die tödliche Glasscherbe in den Hals flog. Er vertraute den Menschen so sehr, daß er nicht darauf achtete, was man ihm gab; er hatte sich zu sehr an die Menschen gewöhnt. […] Ein zweiter, klei-
tötet, in: Triersche Landeszeitung, Nr. 269, 20.11.1930, o.S., (HA); O.A.: SeeElefant durch einen Flaschenhals getötet, in: Königsberger Allgemeine Zeitung, Nr. 539, 16.11.1930; O.A.: Ein See-Elefant durch Unvernunft getötet, in: Volksstimme, Chemnitz, Nr. 269, 18.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Hagenbecks See-Elefant durch einen Bubenstreich getötet, in: Schleswiger Nachrichten, Nr. 270, 17.11.1930, o.S., (HA). 267 Der Sterbebericht wurde somit zum Werbebericht für den Tierpark. 268 O.A.: Ein Saurier unserer Tage gestorben. Trauer in Stellingen, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. unbekannt, 14.11.1930, o.S., (HA). 269 O.A.: Nachruf auf einen See-Elefanten. 270 O.A.: Goliath starb an einer Scherbe, in: Hamburger Neueste Nachrichten, Nr. 268, 15.11.1930, o.S., (HA).
250 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO nerer [See-Elefant, N.K.] ist Hagenbeck erhalten geblieben. Man wünscht ihm ein besseres Schicksal, man wünscht ihm vor allem, dass er die menschliche Niedertracht nicht kennenlernt, die seinem guten, großen Gefährten das Ende bereitet hat.“271
In dieser Quelle machte sich der Autor das Schema von Gut und Böse zu Nutze, um seine erzieherischen Mahnworte zu verdeutlichen. Der See-Elefant war der Gute und Unschuldige, wohingegen der Mensch, der ihn mit dem scharfen Gegenstand gefüttert hatte, das Böse darstellte. Der Fütternde wurde öffentlich angeklagt, das Vertrauen des Tieres gebrochen zu haben. Wie bereits im Abschnitt „Der Tierfreund“ beschrieben, handelte es sich dabei um ein sittliches Vergehen, das Missachtung verdiente. Die Vermutung, der Seehund habe auch die Glasscherbe beklatscht, ließ den Täter noch niederträchtiger erscheinen. Es ist festzuhalten, dass, im Gegensatz zur Zeit vor der Jahrhundertwende, in den Nachrufen die Benennung negativ empfundener Gefühle zunahm. Allerdings wurde nicht jeden Zootieres, sondern nur ausgewählter Tiergruppen oder berühmter „Individuen“ nachträglich gedacht. Aufrichtig betroffen zeigten sich vor allem Personen, die das jeweilige Tier über einen längeren Zeitraum hinweg gepflegt hatten. Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass die zunehmende Kommunikation trauriger Emotionen nicht nur in der länger anhaltenden Pflegedauer begründet lag. Vielmehr war sie Ausdruck einer veränderten Mentalität und Tierwahrnehmung. Zudem zeigt sich, dass hinter emotionalen Erzählungen auch eine Absicht stecken konnte. Die Erwähnung der Trauer sollte nicht ausschließlich auf persönliche Gefühle hinweisen, sondern zugleich erzieherisch wirken. Doch nicht nur das Tiersterben, auch die Beobachtung der eingesperrten Tiere konnten Trauer, Beklemmung und Bedrückung bei den Besuchern auslösen.272 Dazu hatte sich bereits Rainer Maria Rilke mit seinem Gedicht Der Panther geäußert. Andere Schriftsteller nahmen ebenfalls auf diese Thematik Bezug. Unter anderem wären hier zu nennen Christian Morgenstern (1871-1914), der 1903 Mensch und Tier273 veröffentlichte, Georg Heym (1887-1912) mit Die Gefange-
271 O.A.: Nachruf auf einen See-Elefanten. 272 Vgl.: 3.4.4.1 Lebensreform im Zoo; 4.7 Empathie. 273 „Ich war im Garten, wo sie all die Tiere / gefangen halten; glücklich schienen viele / in heitern Zwingern treibend muntre Spiele, /doch andre hatten Augen tote, stiere. // Ein Silberfuchs, ein wunderzierlich Wesen, / besah mich unbewegt mit stillen Blicken. / Er schien so klug sich in sein Los zu schicken / doch konnte ich in seinem Innern lesen. // Und andre sah ich mit verwandten Mienen / und andre rastlos hinter starren Gittern – / und wunder Liebe fühlt ich mich erzittern / und meine Seele wurde eins mit ihnen.“
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nen Tiere274 von 1911 und der Österreicher Alfred Polgar (1873-1955)275 mit Tiere276 von 1926.277 Kritisiert wurden das neurotische Auf- und Ablaufen einiger Zoobewohner, der tote, starre oder traurige Blick, die vom Besucher empfundene Traurigkeit beim Betrachten der Tiere, die Gitterstäbe der Käfige, die der Mensch mit Gefängnissen assoziierte, sowie der Platzmangel einiger Behausungen. Der Prosaschriftsteller und Lehrer für Deutsch und Naturwissenschaften, Ernst Wiechert (1887-1950), teilte in einem Zeitungsartikel die ihn ergreifende Traurigkeit mit, die ihn beim Spaziergang durch den Berliner Zoo überkam. Es ist jedoch vorab darauf hinzuweisen, dass er erstens generell kein Sympathisant der Zoos war278 und zweitens diesen Aufsatz kurz vor dem ersten Jahrestag schrieb, an dem sich seine Frau das Leben genommen hatte. Er befand sich deshalb vermutlich in einer eher bedrückten Grundstimmung.279 „Ohne das Ende abzuwarten, ging ich davon in das Haus der Menschenaffen, bevor ich den Garten verließ. Und was ich hier erfuhr, war mehr, als was ich in langen Jahren des Lebens erfahren habe. Der Raum war von der schaurigen Imitation aller Räume, in denen das künstlich Lebendige als ein wahrhaft Lebendiges erscheinen soll: von der Imitation eines Bordells, eines Panoptikums, einer künstlichen Grotte, eines Kostümfestes mit exotischem Motto. Palmen, die wie Attrappen starrten, Urwaldgeäst, zusammengenagelt und
274 Auszug: „Sie reiben sich an den Stäben, / Ihr Auge ist wie ein Stein. / Und dann kehren sie um und tauchen / Wieder in Schatten hinein.“ 275 Eigentlicher Name: Alfred Polak. 276 Auszug: „Der Wolf geht rastlos auf und ab, das Gitter entlang, um das Wasserbecken herum, das Gitter entlang. Er scheint es nicht zu fassen, daß die Welt so enge Grenzen hat, er prüft unablässig, ob die Grenzen wirklich Grenzen sind. […] Die Gefangenschaft mag sein Wolfsherz weniger drücken, als daß er, der so laufen kann, nicht laufen kann.“ 277 Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus, S. 43, 50, 53. 278 „Mir will scheinen, als seien Zuchthäuser und Tiergärten die Stätten der Erde, zu denen Gottes Atem nicht mehr dringe. […] Und deshalb war ich lange Jahre in keinem von ihnen, aus jener Feigheit vielleicht, die wir Erbarmen zu nennen geneigt sind. Aber im letzten Sommer gab es eine Indienschau im Tiergarten meiner Stadt, und am letzten Tage ging ich hin, weil die Knabensehnsucht nach den Wundern der Ferne größer war als die Scheu vor der Schaustellung des Lebendigen.“ Ernst Wiechert: Tod des Tieres, in: Tägliche Rundschau, Berlin, Nr. 91, 06.09.1930, o.S. 279 25.09.1929: Todestag seiner Frau. http://www.ernst-wiechert.de/Ernst_Wiechert_ Sein_Leben.htm vom 13.02.2015.
252 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO -geleimt. Menschengesichter mit der verruchten Aufgeräumtheit des ‚Publikums‘, die blöde, fassungslos auf Unbegreifliches starrten, bis das Lachen sie erlöste […]. Und von unheimlicher Wahrheit war in diesem Raum nur der Eisenglanz der Gitter und das große Schweigen hinter ihnen. Es war eine Orangfamilie, Vater, Mutter und Kind. Dämonengestalten die Eltern, grausig in der Nacktheit des Raumes, in den das Licht durch hohe Fenster brach.“280
Wiechert kritisierte die Gestaltung des Orang-Käfigs. Statt der Natur, begegnete ihm eine künstliche Kulisse, übertrieben in der Wahl der stilistischen Mittel und in ihren Montageschritten noch nachvollziehbar. Diese offensichtliche Illusion, bei der die große Distanz zur natürlichen Umgebung der Tiere hervortrat, ließ bei Wiechert Bedrückung aufkommen. „Mutter und Kind standen auf und stiegen über die falschen Aeste zu dem Fenster hinauf. […] Mit der linken Hand griff die Mutter hinauf nach einem der nacktgescheuerten Aeste, an der rechten hielt sie das Kind. Und dann sahen sie beide hinaus. Ihre Gestalten waren reglos […]. Hier war eine Versteinerung des Schmerzes, wie kein lebendiges Antlitz sie besitzt, weil nur der Tod sie schenkt, wenn er das Lebendige gelöscht hat. Hier waren zwei Totenmasken mit aufgeschlagenen Augen, mit lebendigen Augen, die nichts waren als eine Spiegelung des Steins, der sie umgab […]. Für einige Herzschläge Länge war Schweigen, selbst in diesem Raum. Die Macht der Gebärde überwältigte. […] Aber was dort oben in den Sommerhimmel hinausblickte, war mehr als der Tod, stand jenseits menschlicher Fassung […]. Für diese Gebärde gab es keine Worte, keine Bewunderung, keinen Schmerz. […] Denn ich fühlte, daß alle Leistung vergeht, alles Wissen, alle Macht, und daß die Trauer bleibt bei der großen Rechnung der Natur. […] Und dann ertrug ich es nicht und ging davon. Noch immer standen sie, bewegungslos, Hand in Hand, und Witz und Hohn der Menge stießen sinnlos gegen sie wie Wind gegen einen Stein. […] Und dann las ich, daß der Orang gestorben sei. Ohne erkennbare Krankheit. Mangel an besonderen Vitaminen vermutlich.“281
Diese Quelle zeigt, wie unterschiedlich Tierverhalten interpretiert werden konnte und welchen großen Einfluss das Befinden des Betrachters dabei hatte. Ein vor einem Fenster stehendes Tier lässt verschiedene Assoziationen zu. Wiechert deutete diese Geste als ein Symbol für die Sehnsucht nach Freiheit. Das Motiv eines aus dem Fenster Schauenden fand bereits im 19. Jahrhundert in der Gemälde-
280 Ernst Wiechert: Tod des Tieres. 281 Ebenda.
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kunst in derselben Bedeutung Verwendung.282 Für Menschen ergab dies daher einen Sinn – doch bleibt dahingestellt, ob die Orang-Utans wirklich aus Sehnsucht zum Fenster stiegen. Die anderen anwesenden Personen verhielten sich nach Angabe Wiecherts beim Anblick der zwei am Fenster stehenden OrangUtans zwar ebenfalls für einen Moment ruhig, blieben es jedoch nicht.283 Das lässt den Schluss zu, dass sie die Situation vermutlich anders interpretierten und Wiecherts Empfindungen nicht teilten. Die Nachricht vom Tod des Orang-Utans wertete er als zusätzliche Bestätigung seiner Gedanken, womit er sich in seiner Überzeugung, der Zoo sei ein furchtbarer Ort, bestärkt fühlte. Letztendlich war es jedoch nicht allein der Ort an sich, den Wiechert als schrecklich empfand, sondern die dort erfahrene Konfrontation mit den Wildtieren. Auf sie projizierte er unbewusst seinen eigenen Gefühlszustand und machte ihn sich dadurch bewusst. Dies hatte auch der Publizist und Philosoph Jean-Paul Sartre (1905-1980) erkannt, der das Tier als Spiegel der eigenen Seele beschrieb.284 Es ist weiter darauf hinzuweisen, dass solche Gefühle nur auf Tiere übertragen wurden, zu denen eine positive Verbindung bestand. Welche Lebewesen dazu zählten, variierte und lag in der Persönlichkeit, den Erfahrungswerten und anderen Faktoren begründet. Durch die Veröffentlichung dieser Zeilen verlieh er jedoch nicht nur seinen Gefühlen Ausdruck, sondern sensibilisierte ebenfalls die bislang vielleicht neutralen Leser seines Artikels und lud sie indirekt ein, die Sinn- und Notwendigkeit der Tiergärten erneut zu überdenken.
282 Vgl.: Caspar David Friedrich: Frau am Fenster (1822). Bild: Öl auf Leinwand. Alte Nationalgalerie Berlin; Joseph von Eichendorff: Sehnsucht (1834); Salvador Dalí: Junges Mädchen, am Fenster stehend, (1925). http://www.panoptikum.net/salvadordali/ vom 12.02.2015.; Günther, Einecke: Fenstermotiv – Sehnsuchtsmotiv. Ein motivgeschichtlicher Zugriff auf Literatur und Kunst, 2, (2010), S. 3f. Vgl.: http:// www.fachdidaktik-einecke.de/4_Literaturdidaktik/Fenstermotiv-in%20Literatur%20 und%20Kunst-2-10.pdf vom 13.02.2015. 283 „Leute und Kinder pressten sich an die Brüstung, lärmten, lachten, riefen, und ihre hungrigen Augen griffen schamlos in das große Schweigen hinein, das um die drei Tiere stand.“ Ernst Wiechert: Tod des Tieres. 284 Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie, Reinbek 1970, S. 338ff.
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4.2.3 Enttäuschung im Zoo Die Hauptaufgabe eines zoologischen Gartens oder Tierparks bestand darin, wilde Tiere auszustellen. Wenngleich die Artenvielfalt von Anlage zu Anlage variierte, konnte das Fehlen „beliebter“285 Tiere zu enttäuschten Eintrittszahlern führen. So erinnerte sich Lutz Heck: „Die Giraffe […] ist eines der eindrucksvollsten Schaustücke jedes Zoologischen Gartens. Jeder Besucher möchte ein solches Tier bewundern. Als eine Zeitlang im Berliner Zoologischen Garten keine Giraffe zu sehen war, äußerte sich empört ein entrüsteter Besucher: ‚Wat, eene Mark Eintritt, wo nich mal der Jier-Affe zu sehen ist!‘“286
Doch selbst wenn im Zoo alle gewünschten Tiere ausgestellt wurden, war die Zufriedenheit der Besucher nicht garantiert. Auch ihr Verhalten musste den Vorstellungen und Wünschen der Betrachter entsprechen.287 Von großer Bedeutung war der Blickkontakt. Die Menschen wollten von den Zootieren gesehen und wahrgenommen werden. Sie suchten damit eine Art von Bestätigung. Wurde ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, zeigten sie sich enttäuscht. „Aus einem Winkel zwischen zwei Wänden sah ich sie [die Orang-Utans, N.K.] an. Ich suchte ihren Blick, ja ich bettelte um ihn. Aber ich empfing ihn nicht. Niemand empfing ihn. Leute und Kinder pressten sich an die Brüstung, lärmten, lachten, riefen […]. Aber die Tiere sahen das nicht.“288
Warum war der Blick ihnen jedoch wichtig? Der Soziologe Rainer E. Wiedenmann behauptet, er ermögliche erst die Auseinandersetzung mit dem anderen Wesen.289 Über den Blick würde ein Vergleich eingeleitet werden und die Erkenntnis aufkommen, dass „dieses merkwürdige Wesen, das mich da aufmerksam fixiert, […] ‚wie ich‘“290 sei. Ein Blickwechsel besäße somit den Reiz des Unbekannten, aber auch des Erkennens. Doch nicht bei allen Lebewesen wird
285 Dazu zählten vorwiegend Tiere mit größeren Körpermaßen, wie z.B. die katzenartigen Raubtiere, Elefanten, Bären, Giraffen, menschenähnliche Affen und Robben. 286 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 50. 287 So sollten sich die Tiere möglichst agil und lebendig zeigen. Vgl.: 4.4.6 Fütterung. 288 Ernst Wiechert: Tod des Tieres. 289 Rainer E. Wiedenmann: Tiere, Moral und Gesellschaft, S. 16. 290 Ebenda, S. 16.
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dieser Kontakt gesucht bzw. das Andersartige wahrgenommen. Erst durch eine gewisse gefühlte Ähnlichkeit, Vertrautheit oder Nähe zum Tier wird der direkte Augenkontakt gesucht und die menschliche Neugierde angeregt, mit der Hoffnung, eine Antwort auf eigene, essenziell-subjektive Fragen oder Gefühle zu finden. Gleichzeitig kann ein Blick Emotionen kommunizieren und dadurch nicht nur über das eigene Befinden Auskunft erteilen, sondern auch über das Verhältnis zum Gegenüber. Eva Salzer, die in Leipzig als Tierkindermädchen gearbeitet hatte, war traurig und enttäuscht, als die Tiere, die sie einst betreut hatte, sie mit voranschreitender Zeit immer weniger beachteten. „Den Winter über habe ich sie oft besucht, meine Füchse. Anfangs kamen sie ans Gitter, wenn ich sie rief, später hoben sie nur noch den Kopf – zuletzt beachteten sie mich überhaupt nicht mehr, sondern schlichen ruhelos auf und ab, den Blick über mich hinweg in eine unbestimmte Ferne gerichtet. Sie verwilderten wieder – ebenso wie die Bären, die ein Jahr später taten, als seien sie nie im Kindergarten gewesen. Das schmerzte mich ein wenig.“291
Die zunehmende Missachtung seitens der Tiere deutete Eva als Verwilderung, also als Verlust der persönlichen Beziehung und Domestizierung. Sie erwartete, dass die Füchse sich stets an sie erinnern und als ewige „Freundin“ ansehen würden, ihr also „treu“ blieben.292 Dergleichen ließ sich auch bei anderen Zoobesuchern erkennen. Zeigten die Tiere keine Reaktion, ignorierten gar die Besucher vollständig, konnte dies Frustration, Aggression oder Resignation beim Gartenpublikum auslösen. Um derlei Gefühle zu vermeiden, musste das Zoolebewesen unverzüglich zu entdecken sein.293 Als in einigen Gärten mehr Buschwerk und Sträucher in die Gehege integriert wurden, um die Künstlichkeit der Tierunterkünfte zu verringern und der „Natur“294 mehr Gewicht zu verleihen, beschwerten sich die Besucher.
291 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 218. 292 Siehe hierzu: 4.1.2 Der Tierfreund und 4.3.3 Treue. 293 Bereits an zweiter Stelle der zehn Regeln eines Gartenaufenthalts stand: „Du sollst nicht immer rufen: ‚Natürlich wieder alles leer‘, wenn Du beim Anblick zeitweilig unbesetzter Außenkäfigreihen versäumt hast, daran zu denken, daß die meisten großen Tierhäuser auch Innenräume haben.“ Hans Bungartz: Zoo und Publikum, S. 12. 294 Wilhelm Bölsche: Aus Urtagen der Tierwelt, S. 164.
256 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO „Der Laie […] murrte wohl auch vor dem Fasanengehege [des Berliner Zoologischen Gartens, N.K.], daß die Tiere jetzt so natürlich untergebracht seien, daß man sie vor lauter Verstecken und Buschwerk, vor lauter ‚Naturhintergrund‘ selber nicht mehr zu Gesicht bekomme, wolle man sich nicht wie ein Jäger im Walde halbe Tage davor auf den Anstand legen.“295
Der Durchschnittsbesucher forderte zwar eine naturgetreue und möglichst realistisch erscheinende sowie großzügige, dem jeweiligen Tier entsprechende Unterbringung, die gleichzeitig die menschlichen und lebensreformerischen Ansprüche von viel Licht, Sonne und Luft erfüllte,296 die Beobachtung der Zootiere durfte dadurch allerdings nicht eingeschränkt werden. Ein Zootier hatte sich nicht zu verstecken. Es musste funktionieren, sichtbar sein, auf den Besucher warten und im besten Falle sofort auf ihn reagieren, sobald es wahrgenommen wurde. Unterblieb eine Reaktion, halfen einig Besucher mit Schirmen, Stöcken, Händen, Geschrei und Rufen etc. nach, um die ersehnte Aufmerksamkeit der Tiere zu erlangen.297 Der Münchner Zoodirektor Heinz Heck äußerte sich dazu: „Diese Besucher sehen natürlich die Tiere auch nur vom Standpunkt des Amüsierens aus an. […] Daher häufen sich die Fälle […], in denen die Tiere geneckt und geärgert werden […]. Ferner haben die Tiere Tag und Nacht keine Ruhe, sie werden […] dauernd beunruhigt und erschreckt.“298 Dabei folgten die Besucher dem inneren Wunsch, das Tier durch einen äußeren Reiz zur Bewegung zu animieren. Dieser Impuls war selbst Zoodirektoren bekannt. Lutz Heck fühlte ihn, als er auf seiner Afrikareise Nashörner beobachtete: „Mehrmals bekam ich Lust, die Alte [Nashornkuh, N.K.] durch einen Steinwurf oder durch Rufen rege zu machen, aber vielleicht wäre sie dann so schnell flüchtig geworden, daß sie sofort mit dem Jungen unseren Blicken entschwunden wäre, oder sie hätte einen wütenden Angriff unternommen in irgend einer Richtung.“299
Heck war daher gezwungen, Geduld zu zeigen, wollte er nicht die Vorbereitungs- und Wartezeit von anderthalb Monaten riskieren. Sein Ausharren wurde
295 Ebenda, S. 163f. 296 Vgl.: 3.4.4 Die Lebensreform. 297 Vgl.: Kurt Tucholsky: Affenkäfig (1920), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 113-118, hier S. 114. 298 Briefwechsel von Heinz Heck an Walter Kolb, S. 3. 299 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 35.
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belohnt: „Mir kam es vor, als hätte das Schicksal mir nichts Besseres mehr zu bieten in Afrika, alle anderen und späteren Erfolge mussten verblassen gegenüber dem Hochgefühl, zwei lebende, junge, selbstgefangene Nashörner zu besitzen. Was ich hier erlebte, war sicher einer der schönsten Augenblicke meines Lebens“300, erinnerte sich Lutz Heck später. Verglichen mit der Wartezeit Lutz Hecks war die der Zoobesucher minimal. Ausgestattet mit einer Karte konnten sie die jeweiligen Gehege mit den darin lebenden Tieren leicht und mehr oder weniger zügig erreichen. Sie mussten keine Reise unternehmen, keine Vorbereitungen treffen und nur bedingt Zeit investieren, um ihre Alltagswelt zu verlassen, neue Stimuli zu bekommen oder etwas Außergewöhnliches zu erleben bzw. zu fühlen, was beispielsweise durch das Betrachten von Wildtieren hervorgerufen werden konnte. Dennoch fehlte es vielen an Geduld. Präsentierten sich bestimmte Zoobewohner ruhig oder gar lethargisch, verloren sie an Reiz. Dies hatte auch Paul Eipper vor dem Käfig des weiblichen Orang-Utans Pessek beobachtet. „Manche Menschen haben wohl den dämmerigen Raum für unbewohnt gehalten; die meisten waren enttäuscht. Ich habe erlebt, daß dieser oder jener geradezu in Wut geriet über die Starre des Orangs – beispielsweise ein junger Mann, der schimpfend an die Glasscheibe trommelte, nachdem er sich vergebens bemüht hatte, durch Grimassen die Aufmerksamkeit des Tieres zu erregen. Oder zwei Schulkinder, die ihre Enttäuschung in die berlinischen Worte kleideten: ‚Och Mensch, du bist een Affe!‘“301
Das Verhalten des Orang-Utans stimmte scheinbar nicht mit der bereits bestehenden Vorstellung des Autors von diesem Tier überein. Vor allem jedoch vermisste Eipper das genaue Hinsehen und Abwarten der Menschen. Stattdessen erkannte er bei ihnen Oberflächlichkeit und Hast, die dadurch begünstigt wurde, dass auf dem Zoogelände ein Überfluss an unterschiedlichen Sinnesreizen vorherrschte, die den Kontrast noch verstärkten. Mit fortschreitender Industrialisierung nahmen sich scheinbar immer weniger Menschen die nötige Zeit, um vor den Tierkäfigen zu verweilen.302 Nur wenige kamen regelmäßig und bauten eine länger anhaltende, innige Beziehung zu ihren „Zoo-Lieblingen“ auf.303 In der Regel sahen die Zoogäste, soweit es sich nicht
300 Ebenda, S. 44. 301 Paul Eipper: Tiere sehen dich an, 1955, S. 12. 302 Zur zunehmenden Hektik siehe auch: Albert Tanner: Freizeitgestaltung und demonstrativer Müssiggang im Bürgertum, S. 126; 3.4.4 Die Lebensreform. 303 Zu den Ausnahmen zählte beispielsweise Paul Eipper. Vgl.: Ebenda, S. 7.
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um Dauerkartenbesitzer handelte, die Tiere lediglich einzelne Tage im Jahr und einige davon auch nur aus einer gewissen Entfernung.304 Gleichzeitig nahmen die vielen Unterhaltungsmöglichkeiten die Aufmerksamkeit der Menschen in Anspruch, so dass bei einem einmaligen Besuch für das einzelne Tier wenig Zeit blieb. Dieser Mangel schien derart augenscheinlich, dass in der Hamburger ZooZeitung geschrieben stand: „Du sollst nicht im Eilzugstempo einen Tiergarten erledigen, sondern Dir mindestens 2 bis 3 Stunden Zeit nehmen und Dich auf beschauliches, vorurteilsloses Naturgenießen einstellen.“305 Bereits Norbert Elias maß dem „Tempo“306 Bedeutung zu. Er erkannte, dass die für das Individuum zur Verfügung stehende Zeit in einer Zivilgesellschaft „eine ganz genaue Einteilung“, die „Unterordnung der augenblicklichen Neigungen unter die Notwendigkeiten der weitreichenden Interdependenz“ sowie die „Ausschaltung aller Schwankungen im Verhalten […] zu einem beständigen Selbstzwang“ erfordere.307 An diese Prioritätensetzung gewöhnt, verhielten sich Menschen im Zoo ebenfalls zweckorientiert. Sie mussten Prioritäten setzen. Was nicht auf Anhieb ihre Aufmerksamkeit erregte oder emotionalisierte, wurde schnell übergangen. Damit wird auch die teilweise aufkommende Verärgerung einiger Besucher nachvollziehbar, denn das Betrachten leer erscheinender Käfige bedeutete ein Missmanagement der häufig als knapp empfundenen Freizeit und provozierte somit Frustration oder Verärgerung. Diese vielfältigen, sich teilweise widersprechenden Anforderungen an den Garten machten es der jeweiligen Direktion nicht einfach, Tiere und Besucher zufriedenzustellen. Das Publikum wollte unterhalten werden, Emotionen ausleben, Neues sehen und wie auf Knopfdruck, also ohne großartig Zeit oder Mühe investieren zu müssen, vom Zoobewohner wahrgenommen werden bzw. sich selbst erfahren. Mit Aufmerksamkeit und Blickkontakt wollte der Besucher für sein Kommen belohnt bzw. für den gezahlten Eintritt entlohnt werden. Gleichzeitig galt es den Anforderungen der Tiere, nach menschlichen Standards, zu entsprechen; allerdings nur, solange dabei keine Unbequemlichkeiten für die Besucher entstanden.
304 Dass die Dauerkartenbesitzer mit der Zeit abnahmen, wurde bereits im Abschnitt 3.2.2 Die Massen- und Spaßgesellschaft belegt. 305 Hans Bungartz: Zoo und Publikum, S. 12. Vgl. auch: „Wenn Sie den Wegen in Pfeilrichtung folgen, führen sie Sie zu allem Sehenswerten. 2 bis 3 Stunden Zeit müßten Sie sich allerdings nehmen.“ Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark, Hamburg Stell-ingen, Sommer 1952, S. 1, (HA). 306 Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation, S. 348. 307 Ebenda, S. 348f.
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4.2.4 Lust am Necken Da Zootiere den Launen der Gartenbesucher ausgesetzt waren, stellten die Direktoren bereits im 19. Jahrhundert Schilder auf, die das „Necken und Reizen der Tiere“ untersagten.308 „Es wird dringend gebeten, darauf zu achten, daß […] keinerlei Gegenstände, gleichviel welcher Art, den Tieren in die Käfige gereicht werden (dies gilt besonders für die Affenanlagen, für das Becken der Krokodile, Nilpferde, Pinguine, Seehunde und den Flamingoweiher) […].“309
Hagenbeck und andere Gärten hatten die Ermahnung, Tiere bitte nicht zu necken, zusätzlich von Anfang an in den meisten Tierparkführern aufgeführt.310 Bereits auf den ersten Seiten war unter den Verordnungen zu lesen: „Die Tiere und die gesamten Anlagen werden dem wohlwollenden Schutze der Besucher empfohlen. Wer Tiere neckt, Tiere oder Anlagen beschädigt oder sich sonst ungebührlich benimmt, wird aus dem Garten entfernt und bleibt für allen von ihm verursachten Schaden verantwortlich.“311
Den Warnhinweisen ist zu entnehmen, dass es sich um ein relevantes Thema handelte. Dies verdeutlicht auch der Zeichentrickfilm A Day at the Zoo – Ein Tag im Zoo von 1939, in dem ein Junge immer wieder einen Löwen neckt und
308 Herbert Schmitz: Der Tiergarten Nürnberg-Unterbürg, S. 27. 309 Direktion des Zoologischen Gartens [Leipzig]: Schilder im Zoo, ZAL, Akte 1399, Tierbestandsbücher Bd. 2 (1934-1946). 310 Im Führer von 1908 fehlten die Ermahnungen. Im Führer von 1907 sowie in späteren Ausgaben (z.B. 1927, 1935, 1938) konnten sie jedoch nachgewiesen werden. Vgl.: Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, 51.-60. Tausend, 6. Aufl., Hamburg-Stellingen 1908, (HA). O.A.: Verordnungen, in: Tierparkführer Hagenbeck, Stellingen 1907, S. 1, (HA); O.A.: Verordnungen, in: Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark Stellingen, 18. Aufl., April 1927, S. 2, (HA); O.A.: Verordnungen, in: Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark, 25. Aufl., Mai 1935, S. 1, (HA); O.A.: Verordnungen, in: Führer, 28. Aufl., April 1938, S. 2, (HA). 311 O.A.: Verordnungen, in: Carl Hagenbeck (Hg.): Führer, 1927, S. 2. Vgl. auch die Führer von 1912 bis 1914.
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selbst nach mehrere Verwarnungen der Zooleitung nicht aufhört, bis er schließlich vom Tier gefressen wird.312 Negative Konsequenzen durch die Zooleitung ergaben sich bei kleineren Vorfällen im Normalfall nicht für den Täter. Mit der Ausrede, man hätte „das Tier lediglich zum Aufstehen veranlassen wollen, um es genauer anzusehen“, rechtfertigten sie das Bewerfen mit Ast- oder Zweigteilen, teilweise sogar mit Steinen. Da die „bösliche Absicht“ fehlte und in solchen Fällen nur Gedankenlosigkeit vorgeworfen werden konnte, kam es selten zu einer Anzeige.313 Handelte es sich jedoch um präparierte Wurfgeschosse oder die Verwendung von eigens dafür mitgebrachten Waffen, drohte eine Bestrafung. So hatten Besucher beispielsweise gefährliche Eisenspitzen in die Gehege geworfen, die sicherlich nicht als Spielzeug für die Tiere gedacht waren, sondern eine tierquälerische Absicht vermuten ließen. „Eine Roheit, die ihresgleichen sucht, wurde im Zoologischen Garten festgestellt; in dem Nilpferd-Becken, bei den Giraffen, Löwen, Tigern und Bären, also überall bei den wertvollsten Tieren, fand man etwa 2 cm große, eiserne Krampen mit haarscharfen Spitzen“314, empörte sich 1932 die Direktion des Zoologischen Gartens in Leipzig. Allerdings musste der Täter auch erst einmal gefasst werden. In einigen Fällen richtete sich die Zooleitung daher an die Presse: „Der See-Elefant, der im Tiergarten plötzlich verstarb, ist nun auch obduziert worden. Seine Todesursache ist eine Glasscherbe. Im Magen wurde der abgebrochene, noch verkorkte Hals einer Flasche gefunden, der sich mit einer Spitze tief in die Magenwand eingebohrt hatte, so daß das Bauchfell in Mitleidenschaft gezogen wurde. […] [Diese Worte, N.K.] sollen ein Mahnwort sein für alle Tierparkbesucher und Tierfreunde und sich gleichzeitig mit der Bitte um Schutz und Schonung für unsere Mitgeschöpfe an alle Besucher unserer Tiergärten wenden.“315
312 A Day at the Zoo, 1939. 313 Ingo Krumbiegel: Zoo-Kriminalität, in: Friedrich Geerds (Hg.): Archiv für Kriminologie unter besonderer Berücksichtigung der gerichtlichen Physik, Chemie und Medizin. Monatsschrift begründet von Prof. Dr. Hans Gross, fortgeführt von Geheimrat Dr. Robert Heindl und Präsident Franz Meinert, Bd. 166, Juli – Dezember, Lübeck 1980, S. 65-98, hier S. 66. 314 O.A.: Leipziger Bürger – schützt euer Eigentum! Schützt eure Tiere im Leipziger Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 22.10.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 75. 315 O.A.: Goliath starb an einer Scherbe.
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Manchmal wehrten sich auch die Tiere, woraufhin das Publikum entsetzt reagierte. „Schon mancher Tatzenschlag, mit katzenartiger Geschwindigkeit geführt, hat einem Unbelehrbaren gezeigt, daß man nicht ungestraft und allen Warnungen zum Trotz sich weit über die Schranke beugen darf, um eine Löwin am herausbaumelnden Schwanz zu ziehen oder sie – auch das habe ich einmal erlebt – mit brennender Zigarre zu berühren! Eine furchtbare Aufreißung des Handrückens war die Strafe für den Übeltäter, der noch von Glück sagen konnte, daß die Wunde aufriß und er nicht nahe ans Gitter herangezogen wurde.“316
Die meisten Zoolebewesen hatten jedoch die Neckereien zu ertragen. Die vorhandenen Absperrungen sollten nur die Menschen, weniger jedoch die Tiere schützen. Die Gehege mutierten zur Fundgrube von allerlei Gegenständen, wie Löffel, Damenhandschuhe, Pfefferminz-Schachteln, Zigaretten, Taschen, Hufeisen, (Taschen-)Messer zum Zerschneiden von Obst usw.317 Es existierten mehrere Vermutungen, warum Menschen Zootiere neckten und quälten. Im Allgemeinen dominierte die Vorstellung, Tierquälereien würden „aus Unverstand und Gleichgültigkeit verursacht werden“ und könnten vermieden werden, „wenn schon die Jugend zur Tierliebe erzogen würde“.318 Die Menschen sahen also die Ursache eines solchen Verhaltens in mangelnder Erziehung und Belehrung. Doch auch Unwissenheit und Vermenschlichung leisteten ihren Beitrag zur Quälerei. So wurden bereits im Jahr 1913 den Affen im Nürnberger Tierpark brennende Zigarren zugeworfen.319 Die Verwandtschaft mit diesen Säugetieren schien die Vorstellung zu fördern, sie würden sich auch wie Menschen verhalten.320 Gleichzeitig wurde diese Meinung von den Gesellschaftszeitschriften unterstützt, die bis in die 1920er Jahre vermenschlichende Tierbilder
316 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 3. 317 Carl Holz: Der Tiermagen als seltsame Fundgrube, S. 174f. „Verletzungen durch Stechen oder Schneiden mit einem Messer kommen oder kamen insbesondere vor dem Fütterungsverbot durch Taschenmesser vor, wenn Besucher Obst und dergleichen vor Bären – oder Affenkäfigen zerschnitten. Denn Affen entreißen mitunter ein solches Taschenmesser. […] Es gibt aber auch Täter, die bewusst ein Messer als Tatwerkzeug verwenden.“ Ingo Krumbiegel: Zoo-Kriminalität, S. 69. Vgl.: 4.4.6 Fütterung. 318 O.A.: Aus der Kleintierzucht, S. 344f. 319 O.A.: Nürnberg, 20.02.1913, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 25, 1913. 320 Vgl.: 3.10.1 Tierschutz.
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verbreiteten.321 Ausschlaggebend waren jedoch ebenso Wahrnehmung und Stellenwert der Tiere in der Gesellschaft sowie der steigende Konsum- und Unterhaltungsanspruch der Massen seit den 1920er Jahren. Mit der Zunahme der „vergnügten Urlauber“322 glaubte Ludwig Heck eine Zunahme der Tierneckereien erkennen zu können. Karl Max Schneider hingegen beschwerte sich nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges beim Leipziger Kulturamt besonders über die russischen Soldaten. Sie hätten einen Alligator gesteinigt und einen „Flamingo […] so geschlagen […], daß ihm ein Bein abbrach und das Tier getötet werden mußte“323. Weiter berichtete er, dass „im Affenhaus von anderen Soldaten mit Platzpatronen geschossen wurde, so daß ein Pavian Krämpfe bekam und aus dem Haus entfernt werden mußte“324. Leipzig blieb kein Einzelfall. Peter Mühling hatte bereits in 50 Jahre Tiergarten Nürnberg am Schmausenbuck beschrieben, dass im April 1944 eine „Bande von 30 bis 40 Polen, Russen und Italienern in den Zoo“ kam und etliche Tiere misshandelte und tötete. „Einem Strauß wurde der Kopf abgeschlagen, zahlreiche Huftiere […] gesperrt, Braunbären mit Seilen und Schlingen erdrosselt, Löwen das Rückrat gebrochen.“325 Auch im militärischen Sperrgebiet der ehemaligen Hauptstadt Ostpreußens kam es zu Misshandlungen an Zootieren. So hieb ein Zoobesucher in „Königsberg […] mit dem Seitengewehr einer Löwin den halben Schwanz […] [ab], den sie durch das Gitter heraushängen ließ“326. Essbare Tiere liefen Gefahr, gestohlen und verspeist zu werden.327 Aber auch unabhängig von den Kriegszeiten kam es immer wieder
321 Fotografie, die Schimpansen in Menschenkleidung an einem Tisch sitzend zeigt und die Unterschrift trägt: „Das Kaffee-Kränzchen“. O.A.: Carl Hagenbeck’s „Von Tieren und Menschen“, Teil II, in: Die Hamburger Woche, Nr. 48, 3, 26.11.1908, S. 7f., hier S. 7; Gemälde von Alfred Woezerzid, das zwei Schimpansen abbildet, die miteinander Schach spielen. Bildunterschrift: „Matt gesetzt“. BIZ, Nr. 24, 33, (1924), S. 647; Hans Schomburg: Bericht des Afrikaforschers Hans Schomburg, in: BIZ, Nr. 1, 32, 07.01. 1923, o.S. Vgl. auch: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 322 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 499. 323 Brief von Karl Max Schneider an das Kulturamt, Leipzig 04.02.1946, o.S., ZAL, Akte 645. 324 Ebenda. 325 Peter Mühling: Der Zoo im Grünen, S. 15. Vgl. auch: O.A.: Nürnberger Tiergarten und sein Bestand, in: Nordbayerische Zeitung, Nr. unbekannt, 17.11.1950, o.S., (TAN). 326 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 499. 327 Vgl.: 3.11.3 Zoo und Krieg.
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zu derlei Vorkommnissen. In Leipzig versprach die Direktion sogar 50 Mark Belohnung für denjenigen, der die Täter eines Gänseraubes bekannt gab. „In einem Gehege auf dem Kickerlingsberge im Zoologischen Garten befanden sich zwei Hühnergänse. Sie stammen aus dem nördlichen Australien und waren in einer Expedition, die auf Veranlassung des Leipziger Zoologischen Gartens vor 2 Jahren unternommen wurde, von dort mitgekommen. Es handelt sich um die seltensten Vögel, die der Zoologische Garten augenblicklich aufzuweisen hatte. Von Rohlingen sind diesen Tieren in der Nacht zum Sonntag die Hälse abgeschnitten und die Tiere mitgenommen worden. Ein abgeschnittener Kopf ist zurückgeblieben.“328
In einem Aufsatz nannte Zoodirektor Ingo Krumbiegel weitere Motive für Tierquälereien: persönliche Rache und nicht näher definierte politische Gründe.329 Genauere Details sind dazu allerdings nicht bekannt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Zoolebewesen dem Menschen besonders ausgesetzt waren. Es wurde zwar versucht, bereits im Kindesalter die Menschen zur Tierliebe zu erziehen, doch fehlte es in der Praxis an Anreizen zur Vermeidung von Neckereien sowie nötigen Schutzmaßnahmen für das Wildtier. Gleichzeitig lässt sich erkennen, wie schnell und unberechenbar sich die Tierliebe in Tierquälerei verwandeln konnte bzw. das geliebte Lebewesen zum Opfer wurde, was wiederum die Willkür-These Horkheimers unterstützt.330 Zootiere dienten den Menschen als Ventil, um persönliche Frustrationen oder Aggressionen abzulassen und fungierten als Spielball für zwischenmenschliche Angelegenheiten.
328 Karl Max Schneider: Zwei Gänse im Zoo gestohlen, LNN, Nr. unbekannt, 19.12.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 76. 329 Ein Schausteller hatte aus Rache mit geschmacksneutralem Arsentrioxyd im Jahr 1940 einen Kragenbären in Münster, den Hauptbären des Berner Bärengrabens sowie zwei Tiger in Bandung bei Java umgebracht. Aus politisch motivierten Gründen wurde ein Löwe 1940 mit einer Lauge bespritzt, die ihm eine ewige Narbe über dem Auge einbrachte. Vgl.: Ingo Krumbiegel: Zoo-Kriminalität, S. 69. 330 Max Horkheimer u. Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, S. 226. Vgl.: 4.1.3 Die Tierliebe.
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4.3 E MOTIONEN
IN
K RIEGS -
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Die Präsenz der Zoolebewesen beschränkte sich nicht ausschließlich auf die Gartenanlagen, sondern setzte sich vor den Zoomauern fort. Sie wurden in die Gesellschaft integriert, waren verstärkt dem Habitus der Menschen und den Einflüssen der jeweiligen Epoche ausgesetzt. Besonders während der Kriegs- und Krisenzeiten kam ihre Bedeutung für die Menschen deutlich zum Ausdruck. Zudem lassen sich die damals vorherrschenden Sorgen, Wünsche, Sehnsüchte, Ängste und Bedürfnisse anhand des Umgangs mit Zootieren erkennen. 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer Wie bereits beschrieben, nahmen nicht nur Menschen, sondern ebenso Tiere an den Weltkriegen teil und waren sogar auf Kriegsschauplätzen präsent.331 Einige dienten der Verteidigung, andere der Ernährung.332 Manche wurden als „Warnsignal“ eingesetzt, weil sie beispielsweise einen Gasangriff früher bemerkten als Menschen.333 Maulesel hatten sich wiederum auf Grund ihrer Widerstandsfähigkeit bewährt, da sie trotz Futterrationierung weniger erkrankten und, solange es ihnen möglich war, versuchten, ihre Ware sicher an den jeweiligen Zielort zu bringen.334 Ab und zu ließ der Umgang mit den Tieren Feingefühl und Rücksichtnahme vermissen. Pferde, die sinnlos „gegen Panzer“ geritten wurden und mit ganzen Regimentern Durchbruchsattacken „trotz massiven MG- und Kanonenfeuers“ durchzuführen hatten,335 zeugten nicht gerade von der Tierliebe, die von den Na-
331 Dies war nicht nur im deutschsprachigen Gebiet der Fall, sondern ebenfalls im Ausland. Vgl.: Anna-Katharina Wöbse u. Mieke Roscher: Zootiere während des Zweiten Weltkrieges, S. 51; Jilly Cooper: Animals in war, London 1983. 332 Peter Dinzelbacher: Mensch und Tier in der Geschichte Europas, S. 448; Rainer Pöppinghege u. Tammy Proctor: „Außerordentlicher Bedarf für das Feldheer“ – Brieftauben im Ersten Weltkrieg, in: Rainer Pöppinghege (Hg.): Tiere im Krieg, von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn/München/Wien/Zürich 2009, S. 103-117, hier S. 102-107; Ludwig Staby: Das Verhalten der Tiere im Gaskampf, in: Die Gartenlaube, Nr. 34, (1917), S. 682. 333 Ludwig Staby: Das Verhalten der Tiere im Gaskampf, S. 682. 334 Jilly Cooper: Animals in war, S. 96, 109. 335 Vgl.: Peter Dinzelbacher: Mensch und Tier in der Geschichte Europas, S. 448. Vgl. auch: Andrea Heubach: „Hitler war Vegetarier“, S. 227.
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tionalsozialisten propagiert wurde.336 Sorgfältiger, wertschätzender, sogar liebevoll behandelten die Soldaten ihre Zootier-Pfleglinge. Dabei handelte es sich meist um mit einem Namen versehene Individuen. Der Name war von Bedeutung, da durch ihn die Identifikation mit dem Gegenüber gefördert wurde, die wiederum den sozialen Bindungsaufbau unterstützte und dadurch die Anteilnahme am Lebewesen steigerte.337 Die Aufgabe der Zootiere bestand darin, Kriegsarbeiten zu übernehmen338 oder durch ihre Präsenz die Menschen zu erheitern, aufzumuntern und vom sie umgebenden Alltag abzulenken. Zootiere galten als unpolitisch,339 fungierten jedoch als politisches Instrumentarium. Die Berichterstatter stilisierten sie zu Helden, Kriegsgenossen, Kameraden, bedienten sich daher einer militärisch und politisch angereicherten Ausdrucksweise.340 Elefanten liefen oder trampelten nicht mehr, sie „marschierten“341. Sie waren nicht mehr faul oder träge,342 sondern arbeiteten343 und zeigten
336 Vgl.: 3.10.1 Tierschutz. 337 Vgl.: Ruth Wallner: Namen machen Leute. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass mit zunehmender Identifikation die Bindung zum „Anderen“ zunimmt. Siehe hierzu die Erkenntnisse aus dem Milgram-Experiment von 1961. Hier verhinderte die Bindung die Gewaltbereitschaft bzw. ließ sie zu, je mehr Distanz zwischen Schmerzzufüger und Schmerzempfänger vorhanden war. Martin Humburg wiederum wies darauf hin, dass negative Rassenklischees zur „psychologischen Distanzierung“ beitrugen. Vgl. auch: Martin Humburg: Das Gesicht des Krieges. Feldpostbriefe von Wehrmachtssoldaten aus der Sowjetunion 1941-1944, Wiesbaden 1998, S. 53. 338 Die Elefantenkuh „Jenny“ wurde beispielsweise in den Wäldern der Gegend von Avesnes-sur-Helpe eingesetzt, um „hunderte von kriegsgefangenen Franzosen bei Holzarbeiten zu beaufsichtigen und überall, wo es nottat, selbst kräftig anzupacken. Ein lebendiger Traktor von unvergleichlicher Stärke, brachte ‚Jenny‘ die gefällten Stämme von Längen bis zu 8 Meter in die richtige Lage und schleppte sie dann quer durch den Wald zum Abfuhrplatz.“ O.A.: Deutschlands einziger Kriegselefant. Vgl. auch: O.A.: Hinter der Kampffront, S. 134. Vgl. auch: 3.11.3 Zoo und Krieg. 339 Ebenso die naturwissenschaftliche Forschung an Zootieren bezeichneten die Direktoren als unpolitisch. Vgl. Brief an die Zoodirektoren, München, den 06.12.1946, S. 1f., hier S. 1, (TAN). 340 Vgl.: Otto Fehringer: Wildtiere und Haustiere, S. 62; O.A.: Morgenappell im Zoo, in: LNN, 21.07.1935, S. 9, ZAL, Ordner 9, S. 88. 341 Ab.: Elefanten marschieren ins Paradies. 342 Vgl.: 4.4.6 Fütterung. 343 He.: Hagenbeck-Elefanten an der Arbeit, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 259, 50, 05.11.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765.
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sich kraftvoll und stark. Die Elefantenkuh „Jenny ersetzte mehr als zwölf Pferde, manchmal ein ganzes Pionier-Regiment, wenn es galt, eine stecken gebliebene Wagenkolonne flottzumachen, Notbrücken herzustellen oder von einer Beschießung herrührende Hausruinen niederzulegen.“344 Zudem galt sie als tapfer und angstfrei. „Durch keinen Zwischenfall des Krieges ließ sich ‚Jenny‘ aus der Fassung bringen. Nur gegen Flieger zeigte sie eine unwiderstehliche Abneigung, spreizte bei ihrer Annäherung die mächtigen Ohren und richtete, angriffslustig trompetend, den Rüssel gen Himmel.“345 Das Trompeten bei den Fliegerangriffen interpretierte der Autor nicht als ein angstvolles, sondern als ein angriffslustiges Signal. Eventuelle Leiden oder Nebenwirkungen durch den Kriegseinsatz kamen nicht zur Erwähnung. Diese Darstellung glorifizierte die Elefantenkuh und ordnete sie den tapferen Soldaten zu. Damit diente Jenny den männlichen Kriegsteilnehmern als Vorbild.346 Der Historiker Daniel Morat hatte bereits darauf hingewiesen, dass in der Weimarer Republik nervenleidende Veteranen weder gesellschaftliche, noch ökonomische Anerkennung bekamen, sich diese erst erkämpfen mussten.347 Die Verachtung gegenüber schwachen, „unmännlichen“ Soldaten348 zeigte sich ebenso bei den Tieren, weshalb Jennys Neurose im Heldenbericht verschwiegen wurde. Lediglich ihr Dompteur Richard Faber gestand auf die Frage, wie Jenny die Teilnahme am Ersten Weltkrieg bekommen sei: „Nicht viel anders, als uns allen, die wir ihn mitgemacht haben – mit einer schweren Neurose ist der Elefant zurückgekommen. Bei dem geringsten Geräusch zuckte das riesige Tier erschreckt zusammen und ließ ein gequältes Trompeten erschallen. Der Gang war stolperig und ängstlich geworden, in ständiger nervöser Aufregung pendelte der Rüssel, und auch eines der markantesten Symptome der Nervosität – eine beängstigende Schlaflosigkeit – hatte das Tier ergriffen. […] Das Surren einer gewöhnlichen Fliege konnte ‚Jen-
344 O.A.: Deutschlands einziger Kriegselefant. 345 Ebenda. 346 Vgl.: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 347 Daniel Morat: Kalte Männlichkeit? Weimarer Verhaltenslehren im Spannungsfeld von Emotionen- und Geschlechtergeschichte, in: Manuel Borutta u. Nina Verheyen (Hg.): Die Präsenz der Gefühle. Männlichkeit und Emotion in der Moderne, Bielefeld 2010, S. 153-177, hier S. 157. 348 Thomas Kühne: Zärtlichkeit und Zynismus. Militärische Vergemeinschaftung. 19181945, in: Manuel Borutta u. Nina Verheyen (Hg.): Die Präsenz der Gefühle. Männlichkeit und Emotion in der Moderne, Bielefeld 2010, S. 179-202, S. 194.
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ny‘ zur Raserei bringen – auch Appetitlosigkeit zeigte sich in besorgniserregender Weise.“349
Die Beschreibung der Zootiere variierte je nachdem, welches Ziel damit verfolgt werden sollte. Mal dominierte das Image der tatkräftigen, heldenhaften Tiere, der „Kriegsgenossen“350 und Mitkämpfer, wodurch sie als Vorbild, Mutmacher und Idol fungierten. Besonders Zootiere, die als mutig und kraftvoll galten, eigneten sich dafür. „Aber es war kein sanft ergebenes Tierchen […]. Simba hatte auf jede Art von Gewalt immer nur eine Antwort: er wehrte sich aus Leibeskräften. Er war der echte Löwe, der wohl weiß, was Angst und Schrecken bedeuten, nie aber um Gnade flehen oder sich ergeben kann.“351 Mal galten sie als Opfer des Krieges, die unter den gleichen Umständen zu leiden hatten wie die Menschen. Besonders die Zooleitungen versuchten Gemeinsamkeiten bzw. Parallelen zwischen Mensch und Tier, vor allem in der Krise, herauszustellen, um die emotionale Verbundenheit zum Tier zu stärken. Während der Hungersnot im Ersten Weltkrieg sprach Alexander Sokolowsky daher auch nicht vom Futter, sondern vom Kriegsbrot: „Der findigen Direktion des Hamburger Zoologischen Gartens gelang es, aus verschiedenen Futtermitteln ein Kriegsbrot backen zu lassen, das bei einer größeren Anzahl verschiedenartiger Tiere gute Aufnahme fand […].“352 Die Verwendung dieses Begriffes war den Menschen damals vertraut und ließ Assoziationen zu Bekanntem bzw. Allgegenwärtigem aufkommen, wodurch indirekt das Mitleidempfinden gefördert wurde. Auch subtilere Äußerungen zielten auf das gemeinsam erfahrene Leid aller Kriegsteilnehmer, auch der tierischen, ab. „Der Krieg brachte […] auch für [den Elefanten, N.K.] ‚Nelly‘ schlechtere Zeiten. Brot […] musste ganz von ihrer Speisekarte verschwinden; kein Besucher konnte ihr mehr von dem wenigen, das ihm durch die Marken zufiel, abgeben. Schließlich wurde ihr auch der Hafer entzogen, und Häcksel und Rüben bildeten nur einen minderwertigen Ersatz.“353
349 Richard Faber: Der Elefant mit Neurose, in: Der Danziger Vorposten, Nr. 26, 31.01.1935, o.S., (HA). 350 O.A.: Tiere als Kriegsgenossen, S. 109. 351 A.A. Pienaar: Simba schläft zum ersten Mal im Hotel, S. 1068. 352 Alexander Sokolowsky: Der Zoologische Garten im Krieg, S. 641. 353 Georg Grimpe: Elefant auf dem Speise-Zettel, Leipziger Tageblatt, 24.12.1917, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 119.
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Nach langem Ringen musste Nelly schließlich wegen Unterernährung erschossen werden. Ob Zerstörung, Tod, Wohnraumbeschränkungen, Kriegsteilnahme oder Krankheiten – stets wurden die Menschen daran erinnert, dass Tiere ihre Leidensgenossen waren und ihnen Gesellschaft leisteten. Beide Rollen, sowohl die der Mitkämpfer als auch die der Mitleidenden, erhöhten die Akzeptanz und die gefühlte Nähe zum Zootier, wodurch sie in den Kreis der menschlichen Gemeinschaft aufgenommen wurden. 4.3.2 Das Tier als Seelentröster Der Umgang mit Zootieren lenkte die Menschen von ihren Sorgen ab, half ihnen beim Entspannen oder brachte sie zum Lachen.354 Karl Max Schneider machte sich diese Erkenntnis zu Nutze und brachte den verwundeten Soldaten junge Zootiere ins Krankenhaus.355 Unter ihnen befanden sich ein Löwe und ein Krokodil. Ersterer wurde mit Streicheleinheiten versehen, diente somit den Verwundeten als Ventil für ihre Sehnsucht nach Nähe, Zärtlichkeit und Zuneigung. Das Krokodil hingegen brachte die Anwesenden mit seinen Zischlauten zum Lachen und verbreitete gute Laune.356 Den Kriegsteilnehmern an der Front schrieb Schneider Briefe mit Nachrichten aus dem heimatlichen Zoo, um ihnen damit über die Schwere und Brutalität des Alltags hinwegzuhelfen.357 Die mit Mut und Kraft assoziierten Zootiere fungierten jedoch nicht nur als Freudenspender, sondern ebenso als Mutmacher, Symbol der Anerkennung, Ehrerbietung358 oder als
354 Vgl.: 3.10.3 Zoos und Krieg; 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe. 355 O.A.: Zu Besuch im Krankenhaus Sankt Georg, in: NLZ, Nr. unbekannt, 02.08.1940, o.S., zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 169; O.A.: Soldatenfreude an Leipziger Tierkindern, in: LNN, Nr. 214, 02.08.1940, o.S., (ZAL). 356 O.A.: Zu Besuch im Krankenhaus Sankt Georg. 357 Brief von Karl Max Schneider an „die Kameraden“, 09.01.1940. 358 Hauptmann Bär, der bereits mit dem „Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ ausgezeichnet worden war, erhielt als Dank für seinen Einsatz vom Oberbürgermeister der Stadt Leipzig einen acht Wochen alten kleinen Löwen aus der Zucht des Zoologischen Gartens. Da sich der Hauptmann an der Front befand, musste das Tierjunge durch einen Unteroffizier zu seinem neuen Besitzer gebracht werden. Adl.: Ein junger Löwe für Hauptmann Bär, Leipzig, 05.09.1942, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Bd. 2, Akte 89.
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„Zeichen der Verbundenheit zwischen Front und Heimat“359. Als die Besatzungsmitglieder des Kreuzers Leipzig im September 1932 dem Leipziger Zoo einen Besuch abstatteten, erlaubte ihnen Direktor Johannes Gebbing, Löwenjunge zu streicheln und auf den Arm zu nehmen. Ein damals aufgenommenes Foto hat diesen Moment festgehalten.360 Darauf ist zu erkennen, wie ausgelassen die Stimmung war und wie schwierig sich der Umgang mit den Tieren für die Seemänner gestaltete. Angestrengt versuchten diejenigen, denen ein Löwe zugeteilt worden war, ihn zu kontrollieren und in einer aufnahmefreundlichen Position auf dem Arm zu halten. Dem Foto ist zu entnehmen, dass dies nicht ganz gelang, sie eher miteinander rangen, einige Löwenjunge fauchten und auf den Boden gelassen werden wollten. An den Gesichtern der Männer ist die Anspannung und Konzentration abzulesen, aber auch die Freude und Begeisterung über diesen Spaß.361 Schließlich durfte die Mannschaft sogar einen dieser Löwen mit aufs Schiff nehmen. Ob als Geschenk oder durch den Eigenerwerb – Zootiere fanden bei den Soldaten Aufnahme, leisteten ihnen Gesellschaft und kamen teilweise sogar mit an die Front. Es sind allerdings keine Quellen bekannt, in denen sich über die Bedürfnisse der Wildtiere, ihre Unterbringung oder Versorgung im Krieg ausgelassen wurde. Den vorhandenen Dokumenten ist lediglich zu entnehmen, dass die Besitzer ihre Raubtiere bei voranschreitendem Alter und zunehmendem Kontrollverlust an den Zoo zurückgaben oder durch ein jüngeres Exemplar ersetzten. Hermann Göring beispielsweise schickte seinen im Juli 1934 vom Leipziger Zoo erhaltenen Löwen bereits ein halbes Jahr später wieder zurück, da er „allmählich eine Gefahr“ darstellte und der Löwe des Kreuzers Leipzig kam schon nach viereinhalb Monaten wieder in den Zoo.362 Auf dem Schlachtfeld mutierten die Tiere zu Kameraden. Geschichtsprofessor Thomas Kühne beschrieb Kameradschaft treffend als eine Zufalls- und Schicksalsgemeinschaft, der die Soldaten unweigerlich ausgesetzt waren.363 Durch die gemeinsame Arbeit, den täglichen Umgang und die räumliche Nähe entwickelte sich eine Beziehung zu den Wildtieren. Die Soldaten lernten ihre tie-
359 Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 171. 360 Fotografie: Mitglieder der Besatzung des Kreuzers Leipzig im Zoo. In der Bildmitte Johannes Gebbing, dahinter der Kapitän des Schiffes S. Stobwasser, 26.09.1932. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 158. 361 Ebenda, S. 158. 362 Zu Göring: Postkarte um 1936. Vgl.: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 158. Zum Kreuzer Leipzig: O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Leipzig, in: DZG, Bd. 7, Nr. 1/3, (1934), S. 71-76, hier S. 76. 363 Thomas Kühne: Zärtlichkeit und Zynismus, S. 181.
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rischen Kameraden wertzuschätzen, teilweise sogar zu lieben.364 Im Gegensatz zu den Arbeitstieren bestand der Sinn und Nutzen von Raubtieren im Krieg darin, die Stimmung der Soldaten zu heben, Mut und Zuversicht durch sie vermitteln zu lassen, den Männern neue Anregungen oder angenehme Impulse zu geben sowie ihnen zu ermöglichen, sich um etwas kümmern und somit Emotionen ausleben zu können. „Gleichsam als Ventil für die zarten Empfindungen und weichen Regungen, die in den Herzen unserer Soldaten aufgespeichert liegen, haben die Feldgrauen in der Front allerlei kleine Blumengärten angelegt oder noch lieber Tiere beschafft, die nun von der ganzen Mannschaft gehegt und verwöhnt werden.“365
Welche Zuneigung Tieren entgegengebracht wurde, verdeutlicht auch die bereits erwähnte Fürsorge der Sanitätssoldaten, die während des Zweiten Weltkriegs einen kranken Adler gefunden, gepflegt und diesen schließlich aus dem Gefühl der Heimatverbundenheit heraus dem Leipziger Zoo geschenkt hatten.366 Vor allem erlaubten ihnen die Tiere jedoch, menschlich zu sein. Im „Zeitalter der Sachlichkeit“367 ging es darum, möglichst unnahbar, verschlossen und emotionslos zu wirken. „Wir tragen unsere Gefühle nicht zur Schau, wir halten sie ‚gebändigt in kühle, feste Form‘, verschließen sie fast schamhaft in uns und verschmähen es durchaus, sie auf der Zunge zu tragen. […] Für uns ist es taktlos, sein Inneres nach außen zu wenden […]. Und es ist echt voriges Jahrhundert, daraus den Schluß zu ziehen, wir hätten keine“368, bemerkte Günther Gründel über den emotionalen Umgang der damaligen Generation. Sowohl der Zwang, sich ständig verstellen zu müssen,369 als auch die zwischenzeitlich aufkommende
364 Jilly Cooper: Animals in war, S. 96. 365 O.A.: Ohne Titel, in: BIZ, Nr. 26, 24, 27.06.1915, S. 348; Fotografie, die den jungen Löwen auf dem Schoß eines Soldaten zeigt. Bildunterschrift: „Der Löwe im Schützengraben. Junger Löwe als Schoßtier einer Landsturmkompanie im Osten“. Ebenda, S. 348. 366 Vgl.: Karl Max Schneider: Der „Kompanie-Adler“ im Leipziger Zoo; 4.1.2 Der Tierfreund. 367 Die Sachlichkeit bezieht sich auf die Technik und Modernisierung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie auf die „Disziplinierung der Affekte“ bzw. die Bewältigung der Angst. Vgl.: Helmut Lethen: Verhaltenslehre der Kälte, S. 57; Daniel Morat: Kalte Männlichkeit?, S. 162, 165. 368 E. Günther Gründel: Die Sendung der Jungen Generation, 81f. 369 Vgl.: Hermann Göring: Reden und Aufsätze, S. 220, 229.
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Hoffnungslosigkeit370 und der zunehmende psychologische Druck durch das Kriegsgeschehen trugen dazu bei, dass das Bedürfnis nach Liebe und Zuneigung zunahm. Der Soldat Heppmann schrieb an seine Frau: „Wir alle warten ja auch darauf, einmal wieder bei den Lieben daheim zu sein. […] Schwer ist es, Elslieb, oft gehen die Gedanken zur Heimat, oft wälzt man sich ruhelos auf dem Lager und heiße (aber auch liebe!) Wünsche quälen und fordern. […] Es ist ein herrliches Gefühl, überhaupt an Urlaub zu denken, an die Möglichkeit, heimzukommen zur Frau und zum Strolch. Wieder einmal in den Armen der Frau zu schlafen, still und glücklich! […] zu leicht wird die Sehnsucht riesengroß und macht das Herz weich und voller Träume. Du weißt ja, wie ich bin, viel zu sehnsüchtig zu wenig hart, der das Leben viel zu schwer nimmt und mit allen Fasern an dem hängt, was er liebt. Ich bin im Grund meines Herzens kein Soldat, sondern anlehnungsbedürftig, ein Mensch, der viel Liebe und freundliche sorgfältige Behandlung braucht.“371
Die Kameraden innerhalb der Gruppe boten nur einen geringen Ersatz für die nötige Wärme und Geborgenheit,372 die fehlende Heimat373 oder die geliebten Personen.374 Zudem galten Trauer, Sorge und Angst um sich selbst als verpönt. Lediglich Gefühle für Andere wurden akzeptiert.375 Neben den Kriegsgefährten boten somit besonders die Zootiere eine Möglichkeit, den Staudamm der Emotionskontrolle für eine Weile zu öffnen und Anspannungen zu lösen.376 Sie halfen, den Tötungsalltag seelisch zu überstehen, wirkten beruhigend und schenkten ein
370 Karl Reddemann: Zwischen Front und Heimat. Der Briefwechsel des münsterischen Ehepaares Agnes und Albert Neuhaus 1940-1944, Münster 1996, S. 599; Thomas Kühne: Zärtlichkeit und Zynismus, S. 195. 371 Brief vom 20.12.1942, zit. nach: Martin Humburg: Das Gesicht des Krieges, S. 181. 372 Daniel Morat: Kalte Männlichkeit?, S. 170. 373 Vgl.: Karl Max Schneider: Der „Kompanie-Adler“ im Leipziger Zoo; Ebender: Sendung aus Afrika für den Leipziger Zoo. 374 „Kamerad sein hieß, ein Stück Heimat ersetzen, hieß die Stelle von Vater und Mutter vertreten, hieß die liebende Braut und Gattin ersetzen. Echte Kameradschaft näherte sich am meisten jener wundervollen und idealen Herzensgemeinschaft zwischen Mann und Frau.“ Konstanzer Zeitung und Deutsche Bodensee-Zeitung, beide 31.08.1925, zit. nach: Thomas Kühne: Zärtlichkeit und Zynismus, S. 182. 375 Ebenda, S. 194, 195. 376 Die Soldaten waren demnach nicht lieb zu Tieren, weil sie im Umgang mit Tieren zu Menschen wurden. Zur Verbindung zwischen Tierliebe und Menschenfeindlichkeit siehe: Andrea Heubach: „Hitler war Vegetarier“, bes. S. 215ff.
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wenig Freude und Zuneigung, wie der Brief des Soldaten Fritz an seine Frau Paula erkennen lässt: „Was glaubst Du nur, liebste Paula, was es hier im Vogesenwald für Viehzeug gibt? Hunde, Ratten, Affen, Eidechsen, Löwen. Die kleine Löwin, die wir haben, heißt sogar Paula, ganz wie Du, und sie kratzt auch, wenn man sie ärgert. […] Als Du mir das schöne Büchsenfleisch geschickt hattest, das unterwegs einen leichten Wildgeruch angenommen hatte, war sie meine erklärte Freundin. Du hättest mal sehen sollen, was sie für ein süßes Maul gemacht hat und wie sie vor Wonne schnurrte, wie ein Kätzchen. Bitte schick nächstes Mal Dauerwurst und sei umarmt von Deinem Fritz.“377
Während Fritz die Raubkatze beschreibt, neckt er seine Ehefrau und stellt einen Vergleich zwischen ihr und der Katze her, der sich nicht nur auf die Namensähnlichkeit beschränkt. Seine Wortwahl bleibt dabei zweideutig und könnte ebenfalls als leicht erotische Anspielung verstanden werden. Gleichzeitig wird deutlich, wie zahm das sonst so wilde Tier bei der Fütterung wurde und wie sehr Fritz das gefiel. Zusammen mit dem Brief druckte die Berliner Illustrirte Zeitung ein Foto ab. Darauf ist ein an einem Fenster im ersten Stock stehender Soldat zu erkennen, der die Löwin Paula hinter dem rechten Ohr krault. Sein Blick richtet sich auf das Tier, während die Löwin in eine andere Richtung, leicht nach unten in die Ferne, schaut. Weder Tier noch Mensch beachten den Fotografen. Der Soldat wirkt nachdenklich, ernst und auf die Löwin konzentriert. Er vermittelt einen ruhigen Eindruck und durch die körperliche Nähe wirkt ihre Beziehung liebevoll, freundschaftlich, innig. In der freien Hand hält er eine Zigarette. Ein zweiter Soldat steht hinter der Löwin. Auch er fixiert mit seinem Blick das Wildtier. Es wird nicht geredet, nicht gelächelt. Eine Welt um sie herum scheint nicht zu existieren. Die Stimmung auf dem Bild wirkt sehr friedlich und bildet somit einen starken Kontrast zum Krieg, in dem sich die Soldaten befinden. Im Vergleich zum Habitus im Nationalsozialismus war der Umgang mit Zootieren leicht und unkompliziert. Außerdem schien es Tieren gegenüber erlaubt, Angst zu zeigen, Trost zu suchen und Gefühle zuzulassen. Zoolebewesen verlangten nichts von ihren „Kameraden“, spionierten, redeten und drohten nicht. Im Kontakt mit ihnen durften die Männer sie selbst sein. Ihren tierischen „Freunden“ konnten sie vertrauen und von ihnen glaubten sie, akzeptiert zu werden. Ein Schnurren, Streicheln, Umsorgen oder ein intensiver Blickaustausch
377 O.A.: Neben dem Kriege. Paula, die Kriegslöwin, in: BIZ, Nr. 8, 20, 20.02.1916, S. 104.
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waren eine Art Therapie für einsame, traurige und anderweitig leidende Kriegsteilnehmer. In den Städten äußerte sich die gefühlte Nähe zu den Tieren darin, dass sich einige Menschen nach der Bombardierung des Zoogeländes bereit erklärten, einzelne Arten bei sich aufzunehmen oder sich nach den Angriffen über deren Gesundheitszustand erkundigten. Lutz Heck bemerkte dazu: „Ja, es war sonderbar – diese Menschen hatten oft selbst schwere Wochen hinter sich, sie waren aus dem Staub und Schutt der Keller gekrochen, sie hatten sich verzweifelt mit den Flammen geschlagen, sie mussten auf Obdachsuche gehen –, aber wenn sie am Zoo vorbeikamen, stellten sie ihre Bündel mit den letzten geretteten Habseligkeiten beiseite und riefen die Wärter an und fragten, wie es diesen und jenen Tieren ergangen war. Jeder hatte seinen besonderen Liebling im Zoo gehabt, und Freude verklärte ihre verhärmten Züge, wenn sie hörten, dass gerade ‚ihr‘ Affe oder ‚ihr‘ Papagei noch am Leben sei.“378
Während sich jedoch der Zoobesucher sein Lieblingstier selbst aussuchen konnte, wurden den Soldaten ihre tierischen Kameraden zugeteilt. In beiden Fällen diente das Tier als Projektionsfläche für die eigenen Gefühle und Sorgen und verringerte Gefühle der Einsamkeit oder Angst.379 Ein bedeutender Unterschied bestand jedoch darin, dass die Zootiere im Feld oder auf den Seeschiffen von der Mannschaft gepflegt wurden, wohingegen dies im Zoo die Wärter übernahmen. Die Distanz zum Wildtier war demnach bei den Städtern größer, weshalb das Zugehörigkeitsgefühl über andere Kommunikationswege hergestellt werden musste. Grundsätzlich aber gilt, dass sich die Menschen von ihren tierischen „Freunden“ verstanden fühlten und besonders in Krisenzeiten menschliche Sehnsüchte sowie das Bedürfnis nach Erhalt und Auslebung von Gefühlen, Nähe oder Aufmerksamkeit auf die Tiere projizierten. 4.3.3 Treue Der Historiker Nikolaus Buschmann beschrieb Treue als Loyalitätskonzept, das über den normativen Anspruch hinaus eine emotionale Verbundenheit sowie ein Gefühl der Gemeinschaft bei den Mitgliedern des Kollektivs schuf, allerdings
378 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 118. 379 Ludwig Zukowsky: Weltkrieg und Tierwelt, in: Die Gartenlaube, Nr. 38, (1916), S. 775f., hier S. 775. Vgl.: Jürgen Körner: Die Verwendung des Tieres in der Tierliebe, S. 281.
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länger anhielt und sich somit länger bewährte als beispielsweise das Gefühl der Liebe.380 „Sie ermöglicht erst, dass Menschen langfristige Beziehungen eingehen können“ und wird „in fast jedem moralischen System“ als positive Eigenschaft bewertet, schrieb Raphael Gross.381 Galt die Treue im späten 19. Jahrhundert bis hin zur Weimarer Republik als eine Tugend, erhöhte sich ihre Bedeutung im Nationalsozialismus zu einer unweigerlichen Verpflichtung. Ihre Einhaltung beruhte ebenfalls auf äußerem, sozialem Druck382 und stand in enger Verbindung mit dem deutschen Nationalgefühl.383 Ihre Missachtung zog weitgehende Konsequenzen, wie Verachtung, Bestrafung, Ausschluss aus der „Schwurgemeinschaft“384, teilweise sogar den Tod nach sich. Dabei standen nicht das einzelne Individuum, sondern die Gruppe bzw. die Interessen der Parteispitze im Vordergrund.385 Himmler proklamierte: „Wer die Treue verletzt, schließt sich aus aus unserer Gesellschaft. Denn Treue ist eine Angelegenheit des Herzens, niemals des Verstandes. Der Verstand mag straucheln. […] Das Herz aber hat immer denselben Pulsschlag zu schlagen, und wenn es aufhört, stirbt der Mensch genau so wie ein Volk, wenn es die Treue bricht.“386 Statt des Verstandes wurden hier Gefühle moralisiert. Wer zur Gemeinschaft dazugehörte, musste unweigerlich ein persönliches Verlangen nach gehorsamer Treue empfinden. Die Emotion wurde somit allgemeingültig und um ihre Bedeutung weiter zu unterstreichen, an die Lebensfähigkeit geknüpft, denn ohne Treue gebe es keine lebensfähige Ge-
380 Nikolaus Buschmann: Treue und Verrat. Zur Semantik politischer Loyalität in Deutschland von den Befreiungskriegen bis zur Weimarer Republik, in: Manuel Borutta u. Nina Verheyen (Hg.): Die Präsenz der Gefühle. Männlichkeit und Emotion in der Moderne, Bielefeld 2010, S. 129-151, hier S. 132, 134; Peter Longerich: Heinrich Himmler, Biographie, München 2010, S. 317. 381 Raphael Gross: Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 2010, S. 90. 382 Ebenda, S. 11. 383 Ebenda, S. 70. 384 Vgl.: Nikolaus Buschmann: Treue und Verrat, S. 135. 385 Vgl. auch: Sibylle Hübner-Funk: Loyalität und Verblendung, S. 250. 386 SS-Leitheft, Nr. 3, 8, (1942), zit. nach: Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, S. 149. Vgl. auch den Abschnitt „Treue und Ehre“. Heinrich Himmler: Die Schutzstaffel als antibolschewistische Kampforganisation. http://deutschesreichfor ever.files.wordpress.com/2013/06/himmler-heinrich-die-schutzstaffel-als-antibolsche wistische-kampforganisation-1937.pdf vom 10.02.2015; Martin Maslaton-Tarrab: Rechtliche Strukturen der Diskriminierung der Juden im Dritten Reich, Schriften zur Rechtsgeschichte Nr. 61, Berlin 1993, S. 149.
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meinschaft. Allein wer sich moralisch, also tugendhaft, treu, anständig, kameradschaftlich, ehrenhaft usw. verhielt, konnte auch auf eine ebensolche Behandlung hoffen. „Wer ein ehrliches Mitglied dieser Volksgemeinschaft ist und sein Tun und Handeln nach den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen dieser Gemeinschaft einrichtet, wobei sehr häufig die ungeschriebenen Gesetzt die ältesten und die moralisch am tiefsten begründeten sein können, der hat einen Anspruch darauf, dass ihm die Treue, die er bewährt, erwidert wird, daß das Vertrauen, das er entgegenbringt, nicht enttäuscht wird, daß ihm Recht widerfährt.“387
Die Einhaltung der Treuepflichten bezog sich nicht ausschließlich auf zwischenmenschliche Verbindungen, sondern schloss die Zoolebewesen mit ein.388 Erwähnung fand sie bei Freundschaftsbekundungen zwischen Tier und Halter389 bzw. Gartenleiter oder öffentlichen Auszeichnungen, wie im Falle der Hagenbecks, denen für ihren „Dienst am Volk“390 die Plakette der Stadt Hamburg verliehen wurde. In einem Aufsatz beschrieb Otto Preuß die Treue der Schimpansin Missi zu ihrem Wärter, wobei er diesem Thema mehr als die Hälfte des zur Verfügung stehenden Platzes widmete. „An ihrem Wärter […] hing sie mit einer Treue, die von der eines Hundes nicht übertroffen werden kann. Seine Freunde waren ihre Freunde, seine Feinde – oder was sie dafür hielt, […] ihre Feinde.“391 Die Treue bezog sich somit nicht nur auf die Bekundung von Zuneigung, sondern ebenfalls auf das Vorhandensein der gleichen Einstellung, Vorstellung und Bewertung von Gut und Böse. Als „treu“ bezeichnet wurden deshalb auch diejenigen Tiere, die sich für das Wohl der Gemeinschaft einsetzten.392 Dabei ist auffällig, dass die Häufigkeit der Erwähnung mit der zunehmenden, innigen und
387 Das moralische Recht ist das ewige Recht. Rede vor der Akademie für Deutsches Recht am 13.11.1934, zit. nach: Hermann Göring: Reden und Aufsätze, S. 142. 388 Brüggemann: Tierpsychologie im Tierpark, S. 245. 389 Vgl.: 4.1.2 Tierfreund. 390 Ansprache Bürgermeister Dr. Petersen bei der 25. Jahrfeier des Hagenbeckschen Tierparks, 07.08.1932, S. 1f., hier S. 1, StA HH, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. Vgl. auch: O.A.: 25 Jahre Hagenbeck. Eigene Meldung der Vossischen Zeitung, in: Vossische Zeitung, Nr. 220, 07.05.1932, o.S., StA HH, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. 391 Otto Preuß: Missi, in: Die Gartenlaube, Nr. 19, (1916), S. 195f., hier S. 196. 392 „Die großen grauen Rüsselträger [Elefanten] leisten Mensch und Tier beim Verladen treue Dienste.“ E. Jancke: Wanderschau und Dorfschule, S. 231.
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emotionalen Verbindung zu ihnen korrelierte.393 Die Schimpansin Missi hing mit einer hündischen Treue an ihrem Wärter,394 das Walross Lisl besaß treuherzige Augen395 und im Allgemeinen brachten Zootiere die Treue bei der Fütterung zum Ausdruck.396 Je enger die Beziehung zum jeweiligen Lebewesen ausfiel, umso mehr menschliche moralische Rechte und Regeln wurden von den Tieren erwartet. 4.3.4 Die „Volksgemeinschaft“ Der Begriff „Volksgemeinschaft“ kam im Nationalsozialismus „in millionenfachen Wiederholungen“397 vor und wurde teilweise mechanisch und unbewusst von den Menschen übernommen. Es handelte sich dabei um eine Gruppe von Menschen, die bestimmte Codes (Abzeichen, Uniformen, Grußrituale etc.) und soziale Verpflichtungen besaßen.398 Der Einschluss von Gruppenzugehörigen bedingte jedoch automatisch auch den Ausschluss Nichterwünschter. Die soge-
393 Richard Faber: Der Elefant mit Neurose; Otto Preuß: Missi, S. 196. Vgl. mit der zweiten Form der Vermenschlichung: 4.6 Anthropomorphismus im Zoo. 394 Otto Preuß: Missi, S. 196. 395 Alice Fliegel: Tiere vorm Mikrophon, in: Ostdeutsche Morgenpost, Nr. 89, 30.03.1930, o.S., (HA). 396 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 2. 397 Armin Nolzen weist jedoch darauf hin, dass vor 1929/30 der Begriff von der NSDAP eher zurückhaltend verwendet wurde. Habbo Knoch: Gemeinschaft im Nationalsozialismus vor Ort, in: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/Wien/Zürich 2013 (= Ebender; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 37-50, hier S. 38; Armin Nolzen: Nationalsozialismus und „Volksgemeinschaft“, Plädoyer für eine operative Semantik, in: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/ Wien/Zürich 2013 (= Habbo Knoch; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 51-63, hier S. 54. 398 Ebenda, S. 43.
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nannten „Gemeinschaftsfremden“399 wurden allerdings nicht nur ausgegrenzt, sondern mit einer extremen Gewaltbereitschaft „ausgemerzt“.400 In der Bevölkerung nahm die „Volksgemeinschaft“ verschiedene Formen und Bedeutungen an,401 wurde jedoch häufig mit positiven Vorstellungen von Einheit, Gemeinschaft, Massenerlebnissen oder Wünschen nach Gleichheit in Verbindung gebracht.402 Als soziale Wirklichkeit konnte sich die nationalsozialistische Propagandaformel allerdings nicht durchsetzen.403 Im Folgenden soll untersucht werden, ob und wenn ja, welche Bedeutung sie im Zusammenhang mit Tiergärten und Zootieren einnahm.
399 Dazu gehörten vor allem Juden, aber auch Ausländer, Zigeuner, Homosexuelle sowie behinderte und kranke Menschen. Michael Wildt: „Volksgemeinschaft“ – eine Zwischenbilanz, in: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/Wien/Zürich 2013 (= Habbo Knoch; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 355-369, hier S. 363. 400 Inge Marszolek: Verhandlungssache: Die „Volksgemeinschaft“ – eine kommunikative Figuration, in: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/Wien/Zürich 2013 (= Habbo Knoch; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 65-77, hier S. 71. 401 Vgl.: Michael Wildt: „Volksgemeinschaft“ – eine Zwischenbilanz, S. 361. 402 Armin Nolzen: Nationalsozialismus und „Volksgemeinschaft“, S. 57; Frank Bajohr: „Volksgemeinschaft“ von außen betrachtet. Gemeinschaftsutopien und soziale Praxis in Berichten ausländischer Diplomaten und des sozialdemokratischen Exils 1933-45, in: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/Wien/ Zürich 2013 (= Habbo Knoch; Hans-Werner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef Schmiechen-Ackermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 79-95, hier S. 93. 403 Das bedeutet, dass es eine wirkliche Einheit sowie die Überwindung des Klassenkampfes nie gegeben hat. Michael Wildt: „Volksgemeinschaft“ – eine Zwischenbilanz, S. 356.
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1935 verschenkte einer der Hagenbeck-Brüder einen kleinen Bären als Maskottchen an eine Marinebesatzung. Warum gerade ein Bär ausgewählt wurde, geht aus den Quellen nicht hervor. Zu vermuten wäre eine symbolische Anspielung auf die Muskelkraft des Tieres, die sich auf die der Männer übertragen sollte. Der kleine Bär zog die Aufmerksamkeit auf sich, so dass sich einige Marinesoldaten mit ihm beschäftigten. Ein Foto der Hamburger Illustrierten zeigt, wie sie ihn streichelten, bestaunten und ihm einer der Soldaten eine eingerollte Zeitung – vielleicht zum Spielen – hinhielt.404 Einige gingen vor ihm in die Hocke, wobei ihre Körperhaltung dem Tier zugewandt war und keinerlei Verschränkungen aufwies. Die Geste, sich auf die Augenhöhe des Bären herabzulassen, mag unbewusst geschehen sein, doch bedeutete sie eine hierarchische Gleichstellung oder zumindest Angleichung von Mensch und Tier. Der Bär wurde nicht „von oben herab“ betrachtet, sondern befand sich auf gleicher Ebene mit dem Menschen. Fraglich ist, ob sich die Soldaten bei jedem Tierjungen so verhalten hätten oder ob nicht die gesellschaftliche Anerkennung, ihre symbolische Aufladung mit positiven Attributen und die Tatsache, dass es sich um ein Lebewesen eines deutschen Zoos handelte, ebenfalls eine Rolle spielten. Vier Jahre später, am Silvestertag des Jahres 1939, soll der Berliner Zoodirektor Heck mit eingeladenen SS-Freunden eine private Jagdparty auf dem Gelände des Warschauer Zoos organisiert haben, bei der etliche Tiere wahllos erschossen wurden.405 Diese Behauptung verwundert zuerst. Schließlich waren Zoodirektoren nicht nur „Tierfreunde“406 und setzten sich für den Erhalt ihrer Zöglinge ein,407 sondern besaßen auch Interesse an Exemplaren ausländischer Gärten, um den eigenen Bestand aufzustocken. Ein sinnloses Töten verwundert zudem, da es andere Gartendirektoren verärgern musste, wodurch internationale Verbindungen, der Austausch von Erfahrung und gegenseitigen Gefallen gefähr-
404 Fotografie mit der Bildunterschrift „Der Bär als Maskottchen. Der Tierpark Hagenbeck schenkte der Besatzung als Maskottchen einen kleinen Bär.“ Hamburger Illustrierte, Nr. 40, 01.10.1935, o.S., (HA). 405 Diane Ackermann: The Zookeeper’s Wife. A true story of an unlikely heroine, London 2007, S. 82. 406 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. 407 O.A.: Wenn sie ausbrechen …, Schlangen, Krokodile, Löwen – Luftschutzübung im Zoo einer deutschen Großstadt, in: Kölnische Illustrierte Zeitung, Nr. 8, 19, 24.02.1944, o.S., zit. nach: Mustafa Haikal: 125 Leipziger Zoologischer Garten, S. 168; O.A.: Leipziger Zoo hat vorgesorgt. Auch bei Luftangriffen keinerlei Gefahr, in: NLZ, Nr. 253, 10.09.1939, o.S., (ZAL).
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det wurden.408 Dennoch ist zu bedenken, dass die Nationalsozialisten zwischen „gut“ und „schlecht“, „Eigenem“ und „Fremden“ unterschieden. Würde diese Kategorisierung nicht nur auf Menschen beschränkt, sondern ebenso auf Zootiere ausgeweitet werden, erschiene die Behauptung wieder glaubwürdig, denn Ausländer oder ausländische Tiere gehörten nicht zur „Volksgemeinschaft“. Auf sprachlicher Ebene fand bereits eine Verbindung zwischen Mensch und Tier statt. Juden wurden als „Schmarotzer“ bezeichnet und mit den „Parasiten der Tier- und Pflanzenwelt“ verglichen, die von den „Kräften und der produktiven Arbeit der Wirtsvölker“ lebten.409 Dann wiederum gab es Elefanten, die als Helden gefeiert wurden410 und Soldaten, die vor jungen Bären in die Hocke gingen. Einige Zootiere besaßen zudem Symbolkraft und vermittelten Mut, Stärke und Zuversicht. Zudem repräsentierten sie die Heimat, auch wenn es sich nicht um typisch „germanische“ Tierarten handelte. Doch konnten sie angenehme Erinnerungen an ihr Zuhause auslösen, was dazu führte, dass Wildtiere bei den Soldaten im Feld aufopfernd umsorgt und je nach Gelegenheit an den Heimatzoo versandt wurden.411 Welchen Stellenwert ein Tier besaß, hing somit einerseits von der jeweiligen Tierart ab. Andererseits waren Zootiere den Menschen nützlich, was sie als schützenswert darstellte und von „Schädlingen“ abgrenzte. Hinzu kam eine emotionale Verbindung. Schließlich war der Zoo ein Ort der Tierfreunde. Hier ließ sich das Ideal der „Volksgemeinschaft“ durch das gemeinsame Erleben von Tieren praktizieren und „Solidarität“ erleben,412 indem die erfahrenen Emotionen umgehend mit anderen geteilt und somit, ähnlich inszenierter Massenveranstaltungen, zum verbindenden Element einer „Erlebnisgemeinschaft“ wurden.413 Auch die Aussage, der Zoo sei ein Ort für alle Menschen ohne
408 Vgl.: 3.9 Zucht. 409 Josef Ackermann: Heinrich Himmler als Ideologe, S. 159. Vgl. auch: Andrea Heubach: „Hitler war Vegetarier“, S. 230. 410 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer. 411 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. 412 Zur Solidarität siehe auch: Dietmar von Reeken u. Malte Thießen: „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis? Perspektiven und Potenziale neuer Forschungen vor Ort, in: Ebendiese (Hg.): „Volksgemeinschaft“ als soziale Praxis. Neue Forschungen zur NS-Gesellschaft, Paderborn/München/Wien/Zürich 2013 (= Habbo Knoch; HansWerner Niemann; Jochen Oltmer; Dietmar von Reeken; Detlef SchmiechenAckermann u. Karl-Heinz Schneider (Hg.): Nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“, Studien zu Konstruktion, gesellschaftlicher Wirkungsmacht und Erinnerung, Bd. 4), S. 11-33, hier S. 11f. 413 Vgl. hierzu auch: Inge Marszolek: Verhandlungssache, S. 74f.
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Einschränkungen, entsprach diesem Gemeinschaftswunsch, wobei nicht zuletzt das Zutrittsverbot für Juden ab 1939 dessen Grenzen aufzeigte.414 Die Präsenz von Wildtieren in Kriegs- und Krisenzeiten sowie die gemeinsame Erfahrung bei der Bewältigung dieser förderten weiter die gefühlte Verbundenheit. Zoolebewesen gehörten somit zur „Volksgemeinschaft“ dazu und es war die Pflicht eines jeden Bürgers, sich für seine „Kameraden“ und „Volksgenossen“ einzusetzen. Abseits des Kriegsschauplatzes stärkten Zoo-Aktionen Einheit und Zusammengehörigkeitsgefühl. So wurden für das WHW Sondervorstellungen mit Tieren und spezielle Führungen durch Karl Max Schneider organisiert. Bei diesen Events sollten Mensch und Tier, jeder auf seine Art und Weise, einen Beitrag zur erfolgreichen Durchführung leisten und sich „in den Dienst der Volksgemeinschaft“415 stellen. Die Aufnahme von Zoolebewesen in die Gemeinschaft spiegelte sich auch in der ihnen zugeschriebenen Vorbildfunktion wider. „Wie die drei Schimpansen liebevoll ihren Wärter begrüßen, das vergißt man nicht so schnell. Der eine legt ihm vertraulich den Arm um die Schulter, der andere streichelt zärtlich seine Mütze und der dritte schneidet freundliche Grimassen. Da findet man noch ehrliche, vorbehaltlose Zuneigung! Und wenn sie dann manierlich die in amerikanischen Lagern für sie gesammelten Grapefruit-Schalen verspeisen – dann möchte man fast sagen: hier findet man auch noch gebildete Umgangsformen!“416
Anhand ausgewählter Beispiele wurden Tierfreunde zu Anständigkeit, Manierlichkeit, deutschen Tugenden, wie Ehrlichkeit oder Treue und Familiensinn erzogen.417 Denn was der Affe konnte, sollte der „Kulturmensch“ schon lange gelernt haben. Damit galt der Zoo nicht nur als Ort des Unterrichtens von „Vererbungslehren“418, sondern ebenso als „Benimmschule“.419 Selbst die Ansprüche,
414 Vgl.: 1.2.3 Das Zoopublikum im Nationalsozialismus. 415 Ebenda. 416 Mö: Hei lewet noch. 417 Bereits für das 19. Jahrhundert hatte Annelore Rieke-Müller beobachtet, dass das erfolgreiche Zusammenleben einiger Tiere in Paaren und dessen natürliches Verhalten den glücklichen bürgerlichen Familien als Leitbild dienen sollte. Annelore RiekeMüller: Das zahme Wildtier, S. 130. Vgl. auch: G. Hagener: Familien bei den Tieren. Je höher die geistige Stufe, desto größer ist der Familiensinn, in: NLZ, Nr. unbekannt, 24.-26.12.1933, S. 30, ZAL, Ordner 9, S. 158. 418 Vgl. auch: 3.8 Zucht.
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die an die Tiere gestellt wurden, waren mit denen der „Volksgenossen“ und „Volksgenossinnen“ vergleichbar. Denn auch einzelne Zooindividuen mussten „ehrlich“, „treu“, „gehorsam“ und „tapfer“ sein,420 unterstanden dem nationalsozialistischen Leistungsprinzip421 und hatten nicht nur erzogen, sondern zudem zur körperlichen und äußeren Perfektion herangezogen zu werden. Die Zuchtbemühungen Lutz Hecks zeigen beispielsweise, dass es ihm nicht ausreichte, ein Tier auszustellen, sondern dass es auch auf dessen Körperbau und Kraft ankam, was wiederum zu Selektionen bei der Partnerwahl führte.422 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass äußere Kriterien, Funktion, Nützlichkeit, Tierart, die Darstellung dieser in der Öffentlichkeit und das persönliche sowie gemeinsame Erleben mit Zoolebewesen für die empfundenen Sympathien und somit für das Zugehörigkeitsgefühl ausschlaggebend waren. Bedroht wurde diese Verbundenheit erst, sobald die Städter den Eindruck bekamen, Zootiere besäßen mehr Vorzüge als sie selbst. Daher sorgte die Verschlechterung der Lebensverhältnisse dafür, dass in kleinen Arbeiterstädten ein Tiergarten als Luxusgut und überflüssige Einrichtung angesehen wurde423 oder sich Menschen beklagten, als dem Leipziger Zoo in Zeiten der Wohnungsnot Baugenehmigungen erteilt wurden. „Was ist im Zoologischen Garten los? Trotz des Bauverbotes wird dort für die Schimpansin Eva eine Wohnung gebaut. Wie ist das bei den jetzigen Zeiten möglich, wo wir Ausgebombten in Grotten hausen müssen, wo es hineinregnet und nichts gemacht wird, wenn man sich auch noch so verzweifelt darum bemüht. […] Für Affen ist so ein Bau möglich und wir Menschen rennen verzweifelt nach einem menschenwürdigen Wohnraum herum. Ist der Zoologische Garten bei den furchtbaren Zeiten überhaupt nötig, wo Menschen hungern und frieren müssen? Er [Karl Max Schneider, N.K.] müsste nur mal 14 Tage in
419 Zur Bedeutung der Erziehung im Nationalsozialismus siehe: Michael Schneider: Unterm Hakenkreuz. Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939, Bonn 1999 (= Gerhard A. Ritter (Hg.): Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, Bd. 12), S. 350f. 420 Vgl.: O.A.: Leipziger Zoo hat vorgesorgt; 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer; 4.3.3 Treue. 421 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. 422 Vgl.: 3.9 Zucht; 3.10 Arterhaltung. 423 O.A.: Einige Eisenacher Steuerzahler: Ein offenes Wort zur städtischen Finanzpolitik, in: Eisenacher Tagespost, Nr. 49, 27.02.1930, o.S.
282 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO ein Ausgebombtenlager gesteckt werden, damit er die Notzeit […] selbst verspürt und es ihm vergeht, für Affen Paläste zu bauen. Ich schreibe im Sinne vieler Volksgenossen.“424
Statt Mitgefühl und Zuneigung provozierte dieser Unterschied bei den notleidenden Menschen Verärgerung, Unverständnis und Missmut. Auch die Angst vor dem Verhungern oder einer körperlichen Bedrohung konnten das Zugehörigkeitsgefühl verringern und die Andersartigkeit von Mensch und Tier zum Vorschein bringen. In diesem Fall kam zum Tragen, was bereits Lewis Petrinovich, Patricia O’Neill und Matthew Jorgenson 1993 in ihren Studien zum Ausdruck brachten: Menschenleben zählen mehr als Tierleben.425 Da die gefühlte Nähe zum Tier die Einstellung zu ihm verändert, ist in Krisensituationen besonders gut zu erkennen, wie nah das Wildtier dem Menschen wirklich stand. Ob „man Raubtiere aus Luftschutzgründen töten“426 solle, lautete beispielsweise die drängende Frage, nachdem bereits erste Bomben auf Zoos gefallen waren.427 Allein die Fragestellung zeigt die Verunsicherung der Menschen.428 Die Antwort der Zoodirektoren fiel allerdings beschwichtigend aus. Sie hielten die allgemeine Angst vor Ausbrüchen für übertrieben. „Trifft eine Bombe den Käfig, dann ist das Tier ohnedies erledigt; schlägt sie in der Nähe ein, dann könnten Tiere durch Splitterwirkung verletzt oder getötet werden. Daß der Käfig zertrümmert, das Tier aber unverletzt entkommen und somit zur Gefahr für Menschen werden könnten, das dürfte wohl praktisch kaum eintreten. Trotz solcher Überlegungen haben unsere Zoologischen Gärten auch diese unwahrscheinlichste Möglichkeit in Luftschutzübungen erprobt.“429
Lutz Heck430 und Karl Max Schneider bemühten sich, die Harmlosigkeit der Zootiere zu bekräftigen. Schneider hatte sich bereits zu Kriegsbeginn diesbezüglich geäußert:
424 Brief an die Kreisleitung der NSDAP, 14.03.1945, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold (Hg.): Auf der Spur des Löwen, S. 175. 425 Lewis Petrinovich; Patricia O’Neill u. Matthew Jorgenson: An empirical study of moral intuitions: toward an evolutionary ethics, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 64, Nr. 3, (1993), S. 467-478, bes. S. 476f. 426 O.A.: Wenn sie ausbrechen. 427 Zum Thema der ausbrechenden Tiere siehe auch: 4.2.1 Angst. 428 Vgl.: 4.2.1 Angst. 429 O.A.: Wenn sie ausbrechen. 430 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 95.
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„Sollte es wirklich einmal einem feindlichen Flieger gelingen, bis nach Leipzig vorzudringen und Bomben abzuwerfen, so ist im Hinblick auf den Zoo keinerlei Anlaß zu einer Beunruhigung gegeben. Seit langem schon ist eine Abteilung des Luftschutztrupps des Zoologischen Gartens besonders geschult worden, sich in einem solchen Falle der Tiere anzunehmen. In Leipzig ist es einfach unmöglich, daß ein wildes Tier, ganz gleich welcher Gattung es angehört, in die Stadt entweichen kann, ganz abgesehen davon, daß die Tiere in Gefahrsfällen von selbst auf die eigene Sicherheit bedacht sind und sich im nächstbesten Schlupfwinkel verkriechen. Ein sinnloses Töten von wertvollen Tieren ist also bei uns nicht nötig; denn die Wärter sind mit ihren Zöglingen derart vertraut, daß diese ihnen jederzeit gehorchen.“431
Die Militärbehörde ließ sich davon nicht überzeugen. Sie ordnete an, einen Teil der Tiere zu töten bzw. erlaubte etwas später, diese in weniger gefährdete Zoos auszulagern.432 Hier zeigt sich, dass im Falle einer Konfrontation zwischen Mensch und Tier durchaus differenziert wurde, besonders, wenn keine direkte Beziehung zum jeweiligen Individuum bestand. Die Nähe zu den Wildtieren nahm ab, Unterschiede traten hervor, Angstgefühle verstärkten sich. Gleichzeitig reduzierte sich ihre Akzeptanz als Teil der Gemeinschaft. In solchen Fällen reichte es nicht mehr aus, das Tier als harmloses „Kuscheltier“ zu bezeichnen, auf seine Nützlichkeit oder guten Benimmregeln hinzuweisen. Die lebensbedrohlich erscheinende Konfrontation und somit die Angst vor dem Verlust der Maslow’schen Grund- und Sicherheitsbedürfnisse433 machte es zum „Anderen“ oder „Fremden“. Erst nach und nach konnten rationale Argumente, getroffene Sicherheitsmaßnahmen und die Gewissheit, dass im Ernstfall auf die Zoolebewesen geschossen werden würde, die besorgten Gemüter beschwichtigen sowie die gefühlte Nähe durch positive Zooerlebnisse wieder herstellen. Teilweise jedoch richteten selbst Argumente nichts aus und der eigene Überlebenstrieb überlagerte alle positiven Gefühle – selbst die Wunschvorstellungen von Gemeinsamkeit, Einheit und Solidarität. Zootiere wurden somit als Teil der „Volksgemeinschaft“ propagiert und wie Mitglieder behandelt und beschützt. Allerdings
431 O.A.: Leipziger Zoo hat vorgesorgt. 432 Helmut Engel; Steffi Jersch-Wenzel u. Wilhelm Treue (Hg.): Geschichtslandschaft Berlin, S. 336. 433 Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow (1908-1970) hat eine bestimmte Rangordnung menschlicher Bedürfnisse aufgestellt. Durch sie kommt zum Ausdruck, dass Menschen erst ihre Grundbedürfnisse gesichert wissen müssen, bevor sie eine höhere Stufe und damit auch moralische Fragen anstreben. Vgl.: http:// viehweger.org/deutsch/gedanken/maslow.htm vom 15.02.2015.
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galt das nur, solange sie der Verbreitung nationalsozialistischer Ideen und Konzepte dienlich waren, die Illusion der Gemeinschaft aufrechterhielten und die eigene Existenz nicht bedrohten.
4.4 D IE S INNESWAHRNEHMUNGEN Beim Besuch eines Museums, dem Anschauen eines Films, beim Lesen, Radiohören oder Betrachten von Bildern und Fotos sind die Sinne434 meist auf ein bis zwei reduziert. Für die Wahrnehmung der Zootiere konnten sogar bis zu vier gleichzeitig zum Einsatz kommen, weshalb sich die Frage aufdrängt, ob sich die Vielfalt der aktiven Sinne auf die Emotionen auswirkte. 4.4.1 Der visuelle Eindruck Ein wildes Tier nicht nur auf einem Bild, sondern in natura zu sehen, hatte die Menschen bereits im 18. Jahrhundert stark beeindruckt. In einem Tagebucheintrag bemerkte ein US-Amerikaner: „Den Elefanten gesehen zu haben, war, als ob man einen der schlimmsten Schneestürme in Jahrzehnten überlebt hätte: Etwas, das man mit seinen Nachbarn teilte und dessen man sich anderen gegenüber rühmte.“435 1851 staunte ein Großwildjäger über die „gigantische Höhe und kolossale Massenhaftigkeit“ eines Elefanten. „Das Aussehen des wilden Elefanten“ sei „unbeschreiblich majestätisch und imposant.“436 Doch nicht nur seltene Tierarten, auch bereits bekannte ließen die Menschen staunen, wie Paul Eippers Aus-
434 Die Wissenschaft streitet darum, wie viele Sinne der Mensch wirklich besitzt. Die Antworten schwanken von 6 bis 13. Dazu zählen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten, die Wahrnehmung von Bewegung, der Gleichgewichtssinn oder Temperatur- und Schmerzempfinden. Vertiefende Literatur: Karl Klotz: Die 12 Sinne, ihr Wesen, ihre Entwickelung, Düsseldorf 1927; Martin Basfeld u. Thomas Kracht (Hg.): Subjekt und Wahrnehmung – Beiträge zu einer Anthropologie der Sinneserfahrung, Basel 2002; Hans Erhard Lauer: Die zwölf Sinne des Menschen, 2. wesentlich erweiterte Aufl., Schaffhausen 1977. 435 Das Zitat stammt vom 12.11.1796. Vgl.: Nigel Rothfels: Tiere berühren. Vierbeinige Darsteller und ihr Publikum, in: Dorothee Brantz u. Christof Mauch (Hg.): Tierische Geschichten. Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne, Paderborn/München/Wien/Zürich 2010, S. 19-39, hier S. 21. 436 Nigel Rothfels: Tiere berühren, S. 22.
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sage zeigt, der den Anblick eines Löwenkindes als „Wunder“ bezeichnete.437 Im Zoo konnten Tiere aus Abenteuerromanen wie Karl May oder dem bekannten Brehms Tierleben sowie aus unterschiedlichen Filmen,438 mit den eigenen Augen wahrgenommen werden. Parkbesuchern wurden dabei nicht nur vom Regisseur oder Zeichner ausgewählte Informationen über das jeweilige Lebewesen vermittelt. Der Sehsinn ermöglichte im Zoo ebenso die Aktivierung von Empathie und Fantasie und löste infolgedessen eine Reihe von unterschiedlichen Emotionen aus: Sei es Freude oder Interesse, wenn Besucher Tierjungen oder spielenden Tieren zusahen,439 Zufriedenheit, wenn die Zoolebewesen einen sauberen, harmonischen und ausgeglichenen Eindruck machten, sei es Aufregung, wenn der Besucher einem als gefährlich konnotierten Tier gegenübertrat, oder Amüsiertheit, Empörung, vielleicht auch Scham, wenn sich die Zoobewohner „animalisch“ verhielten und vor den Augen der Zuschauer intim wurden.440 Selbst die Qualität des Sehens trug dazu bei. Im Gegensatz zu musealen Ausstellungen wurden im Zoo keine eindimensionalen Abbildungen, sondern dreidimensionale, sich bewegende Lebewesen präsentiert. Die Tiere waren zwar räumlich auf ihre Gehege beschränkt, was die Bewegungsvielfalt und -qualität teilweise reduzierte, ließen sich dafür jedoch leichter entdecken. Die Umstellung auf Freigehege oder der Einsatz von Glas anstelle der Gitter bzw. möglichst großer Glasscheiben im Aquarium441 erlaubten zudem eine freie Sicht auf das Tier, wodurch die Begegnung noch realer erschien. Fritz Kirchhofer hatte in einem Zeitungsartikel im Jahr 1930 diesbezüglich formuliert: „Steht man vor dem ersten Freigehege, dann kommt der Zweifel auf: Hat der alte Hagenbeck diese Freigelände […] den Menschen zuliebe geschaffen, um ihnen etwas Neues und Eigenartiges zu bieten, seiner selbst willen, um die Menschen nach Stellingen herauszulocken oder ganz einfach aus Liebe zu den Tieren, um ihnen die Gefangenschaft so leicht als möglich zu machen und ihnen die Freiheit, wenn auch manchmal nur auf Augenblicke, vorzugaukeln?“442
437 Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, S. 217. 438 Vgl.: 3.8 Tierfilme. 439 Vgl.: Karl Müller: Die Spiele der Thiere, S. 16. 440 Vgl.: Kurt Tucholsky: Affenkäfig (1920), S. 114. 441 Vgl.: Fotografie von 1939. Sie zeigt das innere Gehege des Affenhauses im Nürnberger Tiergarten. Verein der Tiergartenfreunde e.V. (Hg.): Tiergarten Aktuell, Nr. 2, 5, (1989), S. 41. Vgl. auch: Lutz Heck: Über den Berliner Zoologischen Garten, S. 4. 442 Fritz Kirchhofer: Bei Löwen, Elefanten und Bären.
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Dem Betrachter war demnach durchaus die visuelle Illusion der Freiheit bewusst. Er wollte sich jedoch gerne täuschen lassen. Allerdings vergrößerte sich mit den Freigehegen die Distanz zum Tier. Historische Fotografien dokumentieren, dass sich einige Besucher sogar verrenkten, um möglichst nah an die Tiere heranzukommen und sie im Detail zu studieren.443 Statt der Halbnah- oder Großaufnahmen,444 die bei der Ausstellung in Käfigen möglich gewesen waren, wurde dem Besucher durch die Außenanlagen ein Gesamteindruck geboten und die Kulisse der künstlich nachgeahmten Natur bildete den Rahmen dafür. 4.4.2 Exkurs: Zoofotografie Noch 1896 war das Fotografieren eines Zootieres und somit das Festhalten eines visuellen Eindrucks mit einem großen Aufwand und der Überwindung vieler Hindernisse und Problematiken verbunden. „Die Schwierigkeit des Photographierens im zoologischen Garten beruht auf dem schlechten Licht und der großen Beweglichkeit der Tiere. Beinahe ausnahmslos befinden sich die Gehege unter alten schattigen Bäumen. […] Unglaublich schlecht ist fernerhin das Licht der im Freien befindlichen, aus starken Eisenstangen erbauten Käfige.“445
Zudem hatten Tiergartenbesucher, die im Zoo fotografieren wollten, vorab eine Genehmigung zu erfragen bzw. zu erwerben.446 War das Ablichten der Tiere im
443 Fotografie, ca. 1933. „Geschöpfe bei komischen Verrenkungen – Seidenstücker hatte ein Auge für skurrile Situationen und seltsame Zeitgenossen, wie diesen Mann mit einer Leica mit Entfernungsmesser vor einem Käfig im Zoologischen Garten in Berlin.“
http://www.spiegel.de/fotostrecke/komische-fotografie-fotostrecke-107195-8.
html vom 12.02.2015. Vgl. auch: Fotografie, 1926. „Eine Besucherin des Berliner Zoos 1926 vor dem Äffchen-Käfig […].“ 444 Es handelt sich hierbei um Fachausdrücke von Einstellungsgrößen, die beim Film und der Fotografie verwendet werden. Halbnah zeigt den halben Körper, wobei die Großaufnahme weiter ins Detail geht und z.B. nur den Kopf eines Lebewesens im Bildausschnitt festhält. 445 R. Neuhauß: Das Photographieren in zoologischen Gärten, in: Die Natur, Nr. 28, 45, (1896), S. 334ff., hier S. 335. 446 Alexander Elster: Wo darf man photographieren?, in: DAZ, Nr. 527, 11.11.1930, o.S., (HA); Anfrage von Ulrich Bodo an die Gartenleitung des zoologischen Gartens in Leipzig, in der er darum bittet, Farbaufnahmen von den Tieren machen zu dürfen, 03.12.1948, ZAL, Akte 642; O.A.: Verordnungen, 1927, S. 2.
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19. Jahrhundert noch eine komplizierte sowie zeit- und kostenintensive Prozedur gewesen, die nur wenige ausführten, änderte sich dies mit der Jahrhundertwende. Die Amateurfotografie nahm zu und wurde „zum Bestandteil des täglichen Lebens“447. Noch Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Fotografen ihr Augenmerk verstärkt auf Gebäude und Landschaft gerichtet, nicht aber auf die ausgestellten Tiere.448 Ein Zoodirektor erzählte, dass er zwar häufig die „Erlaubnis zum Photographieren erteilte, […] doch niemals eine brauchbare Tieraufnahme zu Gesicht bekam. Die mit Erlaubniskarten versehenen Amateure hatten nichts Eiligeres zu thun, als Aufnahmen mehr oder minder malerischer Wasserpfützen oder des im indischen Tempelstil erbauten Elefantenhauses zu machen, aber Tiere – Gott bewahre.“449
Mit der Jahrhundertwende veränderte sich die Motivauswahl und die Parkbesucher begannen, Tiere abzulichten. Ob Nilpferd, Pelikan, Löwe oder Kamel, große oder kleine Zoobewohner, sie traten nun in den Vordergrund des fotografischen Interesses.450 Dies spiegelte sich ebenfalls in den Gesellschaftszeitungen wider, die vermehrt Fotografien veröffentlichten, auf denen Zootiere allein oder mit Menschen zusammen abgelichtet wurden, und selbst in den Bildarchiven
447 http://www.wu.ac.at/usr/h99a/h9950236/fotografie/foto92.htm vom 16.02.2015. 448 Lediglich die Wissenschaftler bedienten sich bereits der Tierfotografie für ihre Studien. Eadweard J. Muybridge arbeitete 1872-1885 an einer fotografischen Recherche zum Thema: „Menschen, Pferde, Hunde, Rinder und andere wilde oder gezähmte Tiere, die in verschiedenen Haltungen verschiedene Bewegungen ausführen“. Vgl.: Victoria Bodishevskaya: Geschichte der Fotografie, Arbeitsblatt zum Proseminar History of Computational Science Vision and Medical Science, S. 5. http://campar. in.tum.de/twiki/pub/Chair/TeachingSs07ScienceHistory/history_photography_hand out.pdf vom 10.02.2015. 449 R. Neuhauß: Das Photographieren in zoologischen Gärten, S. 334. 450 Vgl.: Alexander Elster: Wo darf man photographieren?; Vgl. auch Fotos von Friedrich Seidenstücker: Frauen vor dem Kamelgehege. „Die eine wirft, die andere schießt. ‚Wie die ersten Menschen‘, kommentierte Friedrich Seidenstücker das Foto, das er etwa 1935 aufnahm.“ http://www.spiegel.de/fotostrecke/komische-fotografiefotostrecke-107195-18.html vom 12.02.2015. „Zoobesucher vor dem Raubtierkäfig, von Fotograf Friedrich Seidenstücker 1936 im Berliner Zoo erspäht.“ http://www. spiegel.de/fotostrecke/komische-fotografie-fotostrecke-107195-17.html vom 12.02. 2015. „Ein graziler Pelikan – und sein Fotograf. Aufnahme aus dem Berliner Zoo von
1928.“
http://www.spiegel.de/fotostrecke/komische-fotografie-fotostrecke-
107195-11 .html vom 12.02.2015.
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fanden sich derartige Aufnahmen, wobei jedoch nicht immer nachzuvollziehen ist, ob es sich bei deren Urhebern um Laien oder professionelle Fotografen handelte.451 Warum jedoch rückten Tiere ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Fotografien? Um sich einer Antwort anzunähern, ist nach der Motivation zu fragen, die hinter einer Aufnahme steckte. Diese liegt zum einen in der „Wirkungserzeugung“452 oder auch Intention des Fotografen begründet. So wird ein bestimmter Ausschnitt ausgewählt, um dem Betrachter etwas zu vermitteln. Dabei kann es sich um reine Informationen, aber auch um Gefühle handeln. Zum anderen stellt das Fotografieren den Versuch dar, die Betrachter an etwas teilhaben zu lassen. Die Menschen nutzten somit das Kameraauge als ein technisches Hilfsmittel, um persönliche Erinnerungen und Emotionen zu konservieren.453 Gleichzeitig hilft das entstandene Foto, Informationen im Gehirn zu reaktivieren und sich selbst an bereits Erlebtes und Gefühltes zu erinnern. Das Ablichten der Zoobewohner, teilweise sogar zusammen mit dem Menschen, deutet bereits auf eine Emotionalisierung einzelner Zootiere hin. Der Mensch nahm die tierischen Individuen wahr und brachte einigen von ihnen so großes Interesse und Gefühle entgegen, dass sie an Bedeutung gewannen und zur Triebfeder seiner Motivaus-
451 Aus dem BPK (Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz): Ein Elefant im Berliner Zoologischen Garten, um 1940, Zoologischer Garten Berlin, Nr. 00025641; Prof. Dr. Katharina Heinroth (1897-1989) mit Flusspferd im Berliner Zoo, 1946, Zoologischer Garten Berlin. Fotograf: Liselotte Orgel-Köhne, Nr. 70006751; Drei Giraffen im Berliner Zoologischen Garten, um 1940, Zoologischer Garten Berlin, Nr. 00025640. Vgl.: http://bpkgate.picturemaxx.com vom 12.02.2015. Aus dem Ullstein-Bildarchiv: Elefant, vom 15.04.1930, Nr. 1004615148; Nilpferde im Zoologischen Garten Berlin, 1939, Nr. 1004032217; „Tierischer Radiostar“, 1937, Nr. 00990669; „Eisbär nach Bad“, 1937, Nr. 00990601; „Ein Eisbär macht Männchen“, 1937, Nr. 00990600; „Ein Pinguin mit Zeitung“, 1935, Nr. 00990593; „Ein Schlangenbaby“, 1935, Nr. 00990592; „Ein Schimpansenbaby“, 1935, Nr. 00990587; „Schimpansen beim Kochen“, 1935, Nr. 00990584; „Eisbären“, 1913, Nr. 00881078; „Ein Känguruh“, 1942, Nr. 00459466; „Okapi“, 1900, Nr. 00414559; „Zoo Berlin Löwengehege“, 1902, Nr. 00392365; „Frau mit Schildkröte“, 1937, Nr. 00505986 u.a.: https://www.ullsteinbild.de/ullstein-webshop/start.html vom 12.02.2015. 452 Cornelia Brink: Bildeffekte, S. 123. 453 Cornelia Brink hat bereits darauf hingewiesen, dass Fotografien eine „emotionale Reaktion“ bei den Betrachtern auszulösen vermögen. Das Framing weist darauf hin, dass Aufnahmen häufig mit einer bestimmten Absicht gewählt werden. Daher lässt sich vermuten, dass ein bestimmter Fotoausschnitt gewählt wird, weil er den Fotografen emotional anspricht. Vgl.: Ebenda, S. 105, 107.
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wahl wurden. Das Auge (sowohl das menschliche als auch das technische) diente bei der Umwandlung von Sehinformationen in Empfindungen als „Transmitter“. Es ist daher anzunehmen, dass die zunehmende Tierfotografie nicht nur auf verbesserte und für den Fotografen vereinfachte Aufnahmemöglichkeiten zurückzuführen ist. Auch ein Anstieg der Gefühle zum Tier und dessen Bedeutung für den Menschen sind dahinter zu vermuten. 4.4.3 Der Tastsinn Aus den Quellen geht deutlich hervor, dass die Berührung wilder Zootiere einer der Gründe war, warum Menschen überhaupt in den Zoo gingen. 1933 äußerte sich dazu Besucher Wolf Schramm: „Im Berliner Zoo kann man die kleinen Löwen- und Tigerbabies auf den Armen herumtragen, und das ist nicht der einzige Umstand, welcher dem Besucher das Gefühl gibt, an diesem Ort etwas ganz Besonderes vorgesetzt zu bekommen – ohne dieses Gefühl würde übrigens auch der gutmütigste Berliner keinen Schritt in seinen Zoo tun.“454
Der direkte Kontakt zu bestimmten Tieren vermittelte dem Besucher demnach das Gefühl, etwas Einzigartiges zu erleben.455 Dabei war die Intensität dieser Berührung von solch großem Ausmaß, dass sie den Autoren dazu verleitete, erneut und immer wieder dieses Gefühl erleben zu wollen. Der Kontakt war somit nicht nur eine Besonderheit, sondern fungierte ebenso als Anreiz für weitere Begegnungen und Erlebnisse mit Zootieren. Es handelte sich um ein inneres Bedürfnis, dessen Erfüllung für Glücksgefühle und Zufriedenheit sorgten, die Nichterfüllung jedoch Enttäuschung und Trotzreaktionen, wie beispielsweise die Verweigerung des Zoobesuches, hervorrufen konnte. Diese Erfahrungen blieben teilweise über Jahre im Gedächtnis der Menschen haften. Ein Mann erinnerte sich an seine Zoobesuche in der Kindheit: „Wie schön, wenn der Elefant mich mit seiner Nase besabberte. Den Kamelen steckte ich immer meine Hand in das schaumige Maul, und dabei hatte ich das Gefühl, der Schaum sei richtige Schlagsahne.“456 Während das Zoopersonal durch Aufzucht, Pflege und Reini-
454 Wolf Schramm: Psychologie vor Tierkäfigen. 455 Ebenda. Vgl.: Paul Eipper bezeichnete seine erste Begegnung mit einem Löwenbaby als ein „Wunder“. Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, S. 217. Vgl. auch: Nigel Rothfels: Tiere berühren, S. 26. 456 Sling: Wenn nun der Zoo zu ist (1922), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 27.
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gung von Tier und Gehege häufiger ihre Zöglinge berühren konnte, blieben dem Besucher meist neben der Fütterung und einzelnen Sonderaktionen, wie dem Schildkrötenreiten oder der Ablichtung mit Tieren, nur noch der Tierkindergarten, um einen haptischen Kontakt zu den Zoobewohnern herzustellen.457 Hier fanden sich vor allem Jungtiere, vorzugsweise Säugetiere, die bestimmte Charakteristika und Erscheinungsformen besaßen. Dazu gehörte auch das sogenannte Konrad Lorenz’sche „Kindchenschema“.458 Merkmale wie große Augen, verhältnismäßig kleine Extremitäten, ein unproportional großer Kopf oder das weich anmutende Fell konnten, sofern die Bereitschaft dazu bestand, eine Instinkthandlung459 beim Besucher auslösen. Diese äußerte sich in dem Wunsch, das Tier streicheln oder berühren zu wollen.460 Karl Max Schneider schrieb dazu: „In einem Bett, mit Holzwolle ausgelegt, strampeln vier reizende Löwenkinder. Nein, so etwas Molliges! Man möchte ihnen immer das samtige, gefleckte Fellchen streicheln; na, und dazu liegen sie ja hier.“461 Dieser Impuls konnte die dem Tier entgegengebrachte Zuneigung fördern, besonders wenn die Berührung als eine positive Erfahrung wahrgenommen und erinnert wurde. Ein Mädchen na-
457 Eine Fotografie, die Kinder auf Schildkröten sitzend zeigt. Bildunterschrift: „Schildkröten-Reiten im Berliner Zoo.“ Daheim, ein deutsches Familienblatt, Nr. 38, 19.06.1930, o.S., (HA); Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 90; O.A.: Kreuz und quer durch die Messestadt. Die Sudetendeutschen bewunderten die Leipziger Kulturstätten, in: Zeitung unbekannt, ca. Oktober 1938, ZAL, Ordner 10, S. 196; Fotografie mit der Bildunterschrift: „Menschenaffen im Berliner Zoo“. Fotograf: Frankl. Zu erkennen ist ein Mann vor dem Affenkäfig im Berliner Zoo, der einen Schimpansen durch die Gitterstäbe streichelt. O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck!, in: BIZ, Nr. 35, 29, 29.09.1920, S. 402-405, hier S. 404. 458 „Die neurobiologischen Grundlagen dieses sozialen Instinkts sind eine ansteigende Aktivität im Nucleus accumbens, einer Hirnregion, die als Belohnungszentrum bekannt ist, und weitere Areale, die bei Gesichterverarbeitung und Aufmerksamkeit eine Rolle spielen. Offensichtlich gibt es eine neurophysiologische Basis für den Impuls, sich um alles zu kümmern, was einem Baby ähnlich sieht.“ Vgl.: http:// lexikon.stangl.eu/165/kindchenschema/ vom 15.02.2015. 459 In der Psychologie wird dieser auch „Schlüsselreiz“ genannt. 460 Kurt Kotrschal: Die evolutionäre Theorie der Mensch-Tier-Beziehung, in: Carola Otterstedt u. Michael Rosenberger (Hg.): Gefährten – Konkurrenten – Verwandte. Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs, Göttingen 2009, S. 5577, hier S. 66. 461 Karl Max Schneider: Hui, wir ziehen in den Leipziger Tierkinder-Garten, S. 9.
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mens Anna erzählte von ihrem Eindruck, als sie einen jungen Löwen halten durfte: „Wir haben das Löwenkind im Arm gehabt. Es ist sechs Wochen alt und nicht größer als eine Katze. Es hat schon Zähne und knurrt damit. Wie eine Bratsche hört sich das an. Er hat schon feste, breite Pfoten, aber noch tut er lieb. Zu goldig, wenn er die Stirn in Falten legt und einen so stark ansieht.“462
Auch Hildegard Zukowsky erinnerte sich 1926, als wie wichtig Berührungen im Allgemeinen empfunden wurden: „Der Wunsch, einen jungen Löwen auf den Arm nehmen und streicheln zu können, ist wohl einer der begehrtesten unserer Tierpark-Besucher.“463 Durch das Anfassen wurden kognitive Wissensinformationen durch haptische Kenntnisse erweitert. Die auf eigenen Erfahrungen beruhenden Erkenntnisse erleichterten zudem das Abspeichern und Erinnern von Informationen. Mittlerweile ist zudem bekannt, dass bei verschiedenen Formen der Berührung die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin freigesetzt wird.464 Aus endokrinologischer Perspektive ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass sich ein haptischer Kontakt positiv auf die emotionale Beziehung auswirkte. Zudem lässt es die These zu, dass die dadurch gewonnenen Erfahrungen intensiver ausfielen als reine Erzählungen. Im Fall von Eva Salzer glich das Anfassen beispielsweise dem Bestehen einer Mutprobe. „Als ich es nun nach so vielen Jahren einmal wagte und – auf den gewohnten Anblick und Geruch meines Arbeitsanzuges vertrauend – vorsichtig die Hand durch die Gitterstäbe
462 O.A.: Wir waren im Zoo, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 958/959, 25.12.1929, S. 5f., hier S. 5. 463 Hildegard Zukowsky: Löwenprinzchen, in: CHITuMW, Nr. 6, 1, (1926), S. 132ff., hier S. 132. 464 Oxytocin erleichtert die Bindung zwischen Mutter und Kind. Es beeinflusst die Intensität von Beziehung und Vertrauen. Es verbessert zudem die Fähigkeit sozialer Interaktion und das soziale Lernen. Vgl.: Andrea M. Beetz: Psychologie und Physiologie der Bindung zwischen Mensch und Tier, in: Carola Otterstedt u. Michael Rosenberger (Hg.): Gefährten – Konkurrenten – Verwandte. Die Mensch-TierBeziehung im wissenschaftlichen Diskurs, Göttingen 2009, S. 133-152, hier S. 142, 146. Vgl. auch: Andrea M. Beetz: Bindung als Basis sozialer und emotionaler Kompetenzen, in: Erhard Olbrich u. Carola Otterstedt (Hg.): Menschen brauchen Tiere. Grundlagen und Praxis der tiergestützten Pädagogik und Therapie, Stuttgart 2003, S. 76-84.
292 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO gleiten ließ, um den stattlichen alten Löwen zu berühren, und als der stattliche alte Löwe nichts dagegen einzuwenden hatte – da war ich den ganzen Tag in gehobener Stimmung!“465
Eva Salzer schien schon länger den Wunsch gehegt zu haben, die Löwen zu berühren. Er hatte sich gesteigert, bis sie endlich eine Annäherung wagte. Die erfolgreiche Durchführung und die Akzeptanz der Tiere versetzten das Mädchen in eine lang anhaltende, fröhliche Stimmung. Der Kontakt mit den Löwen war somit positiv belohnt worden und sie fühlte sich bestätigt, wohl und glücklich. Spätere Experimente im Bereich der Psychologiewissenschaften ergaben, dass das Streicheln von Heimtieren entspannend wirkte466 und Erfolg sogar bei der Behandlung von autistischen Kindern zeigte, die sich jahrelang stumm und abgekapselt verhielten. Dabei fungierten Tiere als „systematische ‚Eisbrecher‘ und ‚Gefühlsbrücke‘“467 und halfen den Teilnehmern, sich zu öffnen. Es ist anzunehmen, dass dieser Effekt auch im Umgang mit Zootieren wirkte, doch kann diese Vermutung anhand des vorliegenden Quellenmaterials nicht ausreichend belegt werden. Es wäre reizvoll gewesen, mehr über die Qualität der Berührung zu erfahren, was allerdings anderen Forschungsarbeiten überlassen bleiben muss. Im Gegensatz zu Haus- oder Heimtieren fielen im Zoo verständlicherweise viele Berührungsmöglichkeiten der Tiere für die Besucher weg. Die Gartengäste durften zwar einige Tiere füttern, mussten aber keine lästigen oder schmutzigen, sich stetig wiederholenden Arbeiten bzw. Verpflichtungen übernehmen, nicht für sie sorgen und schon gar keine Verantwortung für die Lebewesen tragen. Sobald sie die Anlage verlassen hatten, war ihr Leben wieder alltäglich und ließ kaum noch tierische Spuren erkennen. Die Besucher konnten in den Park kommen und die darin lebenden Wesen genießen, mehr oder weniger wann und wie oft es ihnen behagte. Sie waren daher vorwiegend mit positiven Tiermomenten, Erfahrungen und Erlebnissen konfrontiert. Allerdings beliefen sich die haptischen Sinneserfahrungen auf einige wenige Momente. Gerade dieser Seltenheitsaspekt sowie die Tatsache, dass es sich um besondere Tiere handelte, verstärkten die
465 Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 216. 466 In den 1980er Jahren ist erneut bestätigt worden, dass der Umgang mit Heimtieren das Wohlbefinden der Menschen steigern und der Kontakt mit ihnen, besonders das Streicheln, den Bluttdruck senken sowie beim Entspannen helfen kann. Vgl.: Anke Prothmann: Hund, Katze und Co – Tiere als Prävention und Therapie in der Humanmedizin, in: Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis, Nr. 1, 42, (2010), S. 31-44, hier S. 31f.; Hanna Rheinz: „Tiere sind auch nur Menschen“, S. 30. 467 Hanna Rheinz: „Tiere sind auch nur Menschen“, S. 29.
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Bedeutung einer solchen Berührung und machten diese Augenblicke zu etwas Besonderem. Demnach trug der haptische Kontakt dazu bei, etwas Einzigartiges zu erleben, einen bleibenden Eindruck zu bekommen, die Menschen für einige Zeit vom Alltag abzulenken sowie etwas zu schaffen, an das sie sich auch Jahre später noch gerne erinnerten. 4.4.4 Der Hörsinn Neben dem Sehen und Berühren bot der Zoo dem Besucher die Möglichkeit, Laute von Zootieren zu vernehmen. Von den einheimischen Tierarten einmal abgesehen, war es für den Städter unter normalen Umständen sehr schwierig, derlei Geräusche zu erlauschen.468 Vor der Jahrhundertwende schienen einige Gartenbesucher Tierstimmen durchaus geschätzt zu haben. „In einem Garten zu sitzen, durch Wald und Feld zu gehen oder zu reiten und dabei die Bewegungen von Geschöpfen zu beobachten, die nicht auf Rädern rollen, Melodien zu hören, die weder mechanisch noch auf dem Umweg über Musikverleger, Impressarios und hohe Gagen ertönen – das ist mir wie Wasser für eine dürstende Pflanze.“469
Ab den 1930er Jahren nahm im Zoo die Beschallung mit Tanz- und Orchestermusik zu, was die akustische Wahrnehmung von Tierlauten erschwerte,470 dafür jedoch für die gewünschte Freizeit- und Unterhaltungsatmosphäre sorgte.471 In einer Erzählung über den Zoo kritisierte Felix Salten diese Entwicklung: „Das sanfte Gesumme, das aus dem Plaudern der Frauen, aus den hellen Kinderstimmen sich mengte, wurde manchmal vom stöhnenden Brüllen eines Raubtiers, vom Krächzen eines Vogels, vom Kreischen der Affen zerrissen. Niemand achtete dessen.“472 Äußerungen von Zeitzeugen, die beschreiben, wie sie oder andere Besucher Tierstimmen empfunden haben, sind rar. Heutige wissenschaftliche Studien machen darauf aufmerksam, dass bestimmte Lautäußerungen, beispiels-
468 Vgl.: O.A.: Das Nilpferd mit dem Nabelbruch. 469 John Galsworthy: Bekenntnis zum Tier, S. 6. Vgl. auch: B.: Die neuste Attraktion. Man tanzt im Zoo unter freiem Himmel! Max Terpis weiht die Tanzfläche mit seinem Ballett ein, in: Nationale Zeitung Berlin, Nr. 112, 16.05.1930, o.S., (HA). 470 Vgl.: 3.11.1 Politik im Zoo. 471 Vgl.: 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos; 3.11 Der Nationalsozialismus. 472 Felix Salten: Feinde schließen Freundschaft (1931), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 119-124, hier S. 119.
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weise das Schnurren der Katzen, heilend und entspannend wirken sollen.473 Zur Auswirkung der Zootierlaute liegen jedoch keine Studien vor. Als Anfang der 1930er Jahre der Erwerb eines Radios bzw. ab 1933 eines „Volksempfängers“ für immer größere Bevölkerungskreise erschwinglich wurde, gewannen das Zuhören und damit ebenso das Erlauschen von Tierstimmen erneut an Popularität.474 Aus den „Mitteilungen“ der Carl Hagenbeck’s Illustrierten Tier und Menschenwelt lässt sich entnehmen, dass bei der Rundfunk A.G. (NORAG)475 eine vierstündige Übertragung mit dem Titel Brüllende Tiere und singende Sänger stattfand, in der es um die Frage ging, wie Zootiere476 auf Musik reagierten, aber auch Tierlaute vorgeführt wurden.477 Die Radiohörer seien davon begeistert gewesen und viele positive Zuschriften bei Hagenbeck eingegangen, in dessen Tierpark die Aufnahmen stattfanden. Die einzelnen Briefe sind leider nicht mehr vorhanden. Sie hätten sicherlich mehr Hinweise über die Emotionen beim Zuhören der Tierstimmen geben können. Dafür fand sich ein Zeitungsartikel von Ludwig Zukowsky, in dem er eine abendliche Familiensituation vor dem Rundfunkhörer beschrieb: „Nach dem Abendessen schaltet der Rundfunkhörer seinen Lautsprecher ein. Sonderbare Geräusche dringen an sein Ohr, so daß er im ersten Augenblick an eine Störung glaubt. Ein gleichmäßig abgesetztes Rauschen ist vernehmbar, dazu ein Klappen wie von Pappdeckeln hervorgerufen und gelegentlich ein Scheuern, als würde eine Wand mit Sandpapier gerieben. Die Darbietung wird dem Hörer immer unverständlicher, bis eine erlösende
473 Vgl. dazu: Anke Prothmann: Hund, Katze und Co, S. 31-44. 474 O.A.: „Goliath“ soll im Rundfunk „sprechen“, in: Berlin Steglitzer Anzeiger, Nr. 203, 30.08.1930, o.S., (HA); Lbg.: Interview mit „Roland“, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. unbekannt, 1930, o.S., (HA); Ludwig Zukowsky: Tiere vor dem Mikrophon, in: Der Tag, Berlin, Nr. unbekannt, 16.02.1930, o.S., (HA); Alice Fliegel: Tiere vorm Mikrophon; O.A.: Tiere, die man nicht vergißt, in: Der Rundfunkhörer, Nr. unbekannt, (1930), o.S., (HA); Heino Landrock: Tiere als Gäste vor dem Mikrophon; O.A.: „Wir gehen heut’ zu Hagenbeck!“, Die Norag sendet am Sonntag, 11:30 Uhr einen Hörbericht aus der Raubtierschule des Tierparks, in: Norag, Nr. 34, 9, 21.08.1932, S. 3. 475 Nordische Rundfunk A.G. 476 Getestet wurden Elefanten, Bisons, Löwen, Tiger, Leoparden, Eis- und Braunbären, ein Walross, Seelöwen, See-Elefanten, Papageien, Flötenvögel, Riesenkröten und Alligatoren. 477 O.A.: Mitteilungen aus dem Tierpark, in: CHITuMW, Nr. 4, 3 (1928/29), S. 79ff., hier S. 79.
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Menschenstimme die ebenso sonderbaren wie unheimlichen Geräusche übertönt und das Rätsel löst: ‚Meine Damen und Herren, Sie hörten soeben die Lautäußerungen eines schlafenden Elefanten […].‘“478
Ob er diese Situation erlebt, ähnliche Begebenheiten aus Zuschriften oder Erzählungen erfahren oder sich das einfach ausgedacht hat, ist schwer zu eruieren. Die Verwunderung über die seltsamen Geräusche, die aus dem Radio ertönten und sicherlich von den meisten Zuhörern nicht sofort zugeordnet werden konnten, ist nachvollziehbar. Mit dem Radio kam das Zootier zum Menschen nach Hause und weckte dessen Interesse. Neben der Wissensvermittlung und dem Unterhaltungswert waren solche Sendungen gleichzeitig eine Werbung für den Zoo. An Emotionen sind aus den wenigen Quellen, die über Radiosendungen mit Tieren berichten, Neugierde, Interesse und Freude479 abzulesen. Dass das Brüllen eines Löwen oder das Trompeten eines Elefanten auf den Zuhörer erschreckend wirken konnte, ist anzunehmen. Allerdings hielt diese Wirkung nicht lange an. Lutz Heck berichtete von seiner Afrikareise: „Zuerst hatten alle diese Töne für uns etwas wahrhaft Erschreckendes; später gewöhnte man sich daran, und jeden Abend war es für mich wieder ein Erlebnis, diesen merkwürdigen Lauten, diesem Lachen, Heulen, Winseln, diesem Knurren, Brüllen und Knacken zu lauschen.“480 Bei dieser Aussage ist jedoch zu beachten, dass die durch die Tierstimmen ausgelöste Furcht in der freien Wildbahn wesentlich stärker ausfällt als in einem Zoo oder im heimischen Wohnzimmer, also an Orten, an denen wissentlich keine Gefahr droht. Zudem nahm Heck die meisten Tierlaute des Nachts bei Dunkelheit wahr, was sich wiederum emotionsverstärkend auswirkt.481 Ein Zooaufenthalt hingegen fand normalerweise tagsüber, bei Tageslicht statt.482 Es
478 Ludwig Zukowsky: Tiere vor dem Mikrophon. 479 Heino Landrock: Tiere als Gäste vor dem Mikrophon. 480 Lutz Heck: Tiere mein Abenteuer, S. 64. 481 Dass ein „Nacht-Zoo“ beim Publikum auf Interesse stoßen könnte, erkannte auch der Londoner Zoo, weshalb er versuchsweise „an einem Tage der Woche die Gehege, Tierhäuser und Käfige bis 11 Uhr nachts offen“ ließ. Vgl.: O.A.: Nachtbesuch im Zoo, in: Zeitung unbekannt, Nr. 493, vermutlich 1930, o.S., (HA). 482 Der Zoologische Garten in Hamburg war beispielsweise von „morgens 8 Uhr bis Dunkelwerden“ geöffnet. Der Berliner Zoo schloss um 23 Uhr. Das Berliner Aquarium war täglich von 9-19 Uhr, an Sonn- und Feiertagen bis 20 Uhr geöffnet. In Ausnahmefällen wurden auch einmal Nachtbesuche organisiert. Vgl.: O.A.: Was der Besucher wissen muss, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 1, (1928), S. 31; Hans Dampf: Freunde aus aller Welt … schlafen; Oskar Heinroth: Das Aquarium, in: Lutz
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lässt sich festhalten, dass die Emotionen auslösende Wirkung des Hörsinns auf dem Gartengelände Anfang des 20. Jahrhunderts unterschätzt wurde. Statt die Tierstimmen in den Vordergrund zu rücken, wurde eine Beschallung der Anlage mit Tanz- und Orchestermusik präferiert. Tiergeräusche konnten jedoch durchaus angenehme Emotionen und ein Interesse am Tier hervorrufen, was die positive Resonanz auf die Radiobeiträge verdeutlichte. 4.4.5 Der Tiergeruch Wenngleich die Quellenlage dünn ist, scheint der Tiergeruch zu den weniger angenehmen Sinneswahrnehmungen bei einem Zoobesuch gehört zu haben. Die Gärten hatten eine Kanalisation und Lüftungsanlagen zu gewährleisten, um möglichst wenige Ausdünstungen zu verbreiten und Beschwerden zu vermeiden.483 Geruchlose Tiere, wie beispielsweise wilde Meerschweinchen, wurden positiv wahrgenommen.484 Es ist anzunehmen, dass die Freianlagen weniger Anlass zur Beanstandung gaben, da sich unangenehme Gerüche verflüchtigen konnten. Anders sah dies bei den Innenkäfigen aus, wie beispielsweise dem Affen- oder Raubtierhaus. Ein Zoobesucher erinnerte sich an die „unglaublich schlechte Luft“485. Ein anderer störte sich nicht daran und bemerkte, dass die Ausdünstungen der Giraffen und Schafe „so himmlisch stank[en]“486. Paul Eipper beschrieb die Luft in den Tierhäusern als „animalisch warmen Dunst“487. Ihn schien der Geruch ebenfalls nicht abzustoßen, da er sich nicht weiter dazu äußerte, sondern lediglich auf die sich daraus ergebende Ruhe und Einsamkeit einging: „Dankbar genießt der Tierfreund den enger werdenden Kontakt mit den Insassen der Käfige und Gehege: kein geschwätziger Zufallsbesucher stört ihn, oft ist er gänzlich allein im geräumigen Haus.“488 Dass diese Vorteile für die meisten Menschen
Heck; ebender u. Hans Ammon (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931, S. 12-17, hier S. 12; Reinhold Cronheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, S. 1146. 483 Vgl.: Herbert Schmitz: Der Tiergarten Nürnberg-Unterbürg, S. 15. 484 Dt.: Wilde Meerschweinchen im Leipziger Zoo. 485 Paul Meyerheim: Erinnerungen aus der Entwicklungszeit des Zoologischen Gartens, in: Der Zoologische Garten, Berlin, (1900), zit. nach: Klaus Honnef u. Rheinisches Landesmuseum Bonn (Hg.): 400 Jahre Zoo, S. 116. 486 Sling: Wenn nun der Zoo zu ist (1922), S. 27. 487 Paul Eipper: Mutter und Kind im Tierreich, in: CHITuMW, Nr. 8, 2 (1927/28), S. 149-153, hier S. 149. 488 Ebenda, S. 149.
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von marginaler Bedeutung waren, lässt sich hieraus allerdings ebenfalls entnehmen. Es scheint, als sei der Gestank zwar grundsätzlich akzeptiert, seine Vermeidung jedoch angestrebt worden – allein schon aus hygienischen Gründen. Immer weniger wurden üble Gerüche in einer zivilisierten Gesellschaft akzeptiert. Sauberkeit, Ästhetik und Perfektion gehörten zu den anzustrebenden Zielen, die sich in weiten Bereichen des Lebens wiederfanden.489 Der Kunst- und Kulturwissenschaftler Andreas K. Vetter äußerte sich dazu: „Der heute so klar umgrenzte Begriff des Hygienischen schillerte zu Anfang des Jahrhunderts noch in allen Facetten des kulturellen Lebens und wurde sowohl in bezug auf rein pragmatische Sauberkeit als auch in bezug auf das Geistige verwendet. Nicht selten war Hygiene damit synonym für den Aufbruch in eine neue, aus technischen Mitteln gebildete Existenz, für ein rationales und keimfreies, eben modernes Leben.“490
Ein Unterschied in der Wahrnehmung und Bewertung des Gestankes war sicherlich auch durch die soziale Situation der Zoobesucher bedingt. Wer stets auf Sauberkeit bedacht und von ihr umgeben war, der empfand vermutlich den Gestank als unangenehmer als jemand, der keine Möglichkeiten zur täglichen Hygiene besaß und beispielsweise das öffentliche Bad als „Luxus“491 ansah. Auch die vorherr-
489 Das Streben nach Sauberkeit kam in Redewendungen zum Ausdruck, die den Gestank negativ bewerteten, wie z.B „Hier stinkt’s ja wie im Pumakäfig“, „Gestank wie in einem Ziegenstall“ oder „stinken wie ein Stinktier“. Vgl.: Harry Walter: Wörterbuch deutscher sprichwörtlicher und phraseologischer Vergleiche, Teil I, Hamburg 2008 (= Philologia, Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Bd. 126), S. 237, 281, 322. Zur Ästhetik siehe: Christoph Kockerbeck: Naturästhetik um 1900, S. 183-186. Zur Hygiene siehe: Wybke Bechtel: Die Hygienebewegung, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. I, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 503f. 490 Andreas K. Vetter: Reformbewegung und Neue Architektur, in: Kai Buchholz; Rita Latocha; Hilke Peckmann u. Klaus Wolbert (Hg.): Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900, Bd. I, 1. Aufl., Darmstadt 2001, S. 535-540, hier S. 535. 491 Um 1900 und noch „bis weit ins 20. Jahrhundert hinein beherrschten […] mangelnde Bildung und Gesundheitsaufklärung, schlechte Wohnverhältnisse, Armut und Krankheit die untere Bevölkerungsschicht“, weshalb diese Bevölkerungskreise den Tiergestank wahrscheinlich weniger beanstandeten. Wybke Bechtel: Die Hygienebewegung, S. 504.
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schenden Ideologien, wie der zunehmendem Wunsch nach „Einfachheit, Wahrheit, Klarheit und Sauberkeit“492 sowie das Streben der Nationalsozialisten nach Ordnung und Hygiene, konnten sich auf die Bewertung des Gestanks auswirken. Die Tatsache, dass in den vorliegenden Quellen Äußerungen über die nasalen Sinneseindrücke so gering ausfielen und sie weder in bildlicher noch in schriftlicher Form öffentlich behandelt oder diskutiert wurden, lässt die These zu, dass die Gartenbesucher die Ausdünstungen entweder als „tierisch“ einordneten und damit als normal ansahen oder diese nur für Augenblicke als Gestank empfanden und auf Grund des kurzen und freiwilligen Aufenthalts oder gar der Meidung dieser Räume keine langfristigen, negativen Eindrücke akkumulierten. Interessant wäre hier die Frage, ob die Geruchsempfindung von der Beziehung zum Tier beeinflusst wurde; ob also der Gestank umso weniger als störend empfunden wurde, je stärker eine gefühlte Beziehung zum jeweiligen Tier bestand. Leider muss eine Antwort darauf anderen Forschungsarbeiten überlassen werden. 4.4.6 Fütterung Die Fütterung gehörte mit zu den Erlebnissen, die alle soeben vorgestellten Sinne aktivierte. Tiere wurden durch sie gleichzeitig gesehen, gespürt, gehört und gerochen. Doch handelt es sich dabei um ein problematisches Thema. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war es den Besuchern der deutschen Tiergärten grundsätzlich erlaubt, die tierischen Bewohner mit mitgebrachten oder auf dem Tierparkgelände erworbenen Speisen zu füttern. In Zeiten der Lebensmittelarmut hatten die zoologischen Gärten sogar die Menschen dazu aufgerufen, Nahrungsmittel zu sammeln und zu spenden.493 Wurden Zootiere mit mitgebrachten Speisen bedacht, waren die Direktoren geradezu dankbar.494 Einerseits erleichterte es die Versorgung und damit den Erhalt der Lebewesen, andererseits brachte dies der Leitung einen ökonomischen Vorteil, da die Kosten für die Nahrungsmittelausgaben reduziert und somit anderweitig investiert werden konnten. Vor allem jedoch profitierte die emotionale Beziehung zwischen Besucher und Zootier davon, denn über die „Leckereien“495 fütterten sich die Men-
492 E. Günther Gründel: Die Sendung der Jungen Generation, S. 87. Vgl. auch: 3.11.2 Der neue Nürnberger Tiergarten. 493 Vgl.: 3.11.3 Zoo und Krieg. 494 Ludwig Heck: Die Teuerung im Zoologischen Garten, S. 501. 495 Vgl. hierzu: „Man reicht den Affen Zucker und Nüsse in die vorgestreckten Pfoten, lacht über ihr Grunzen und ihre Balgerei, sieht sie sich gegenseitig die Pelze zupfen.“ O.A.: Sonntags im Zoo, S. 41.
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schen ihre tierischen Freunde heran. Ein Besucher des Hamburger Zoologischen Gartens erinnerte sich: „[D]as wissen alle, die den Zoologischen damals besuchten, man ging der Tiere wegen dahin, der Tiere, unter denen man seine besonderen Bekannten hatte, die auf Namensruf herankamen und das Futter aus der Hand nahmen, vom zahmen Rehlein bis zu den Affen […].“496 Der Autor sah Zootiere nicht als Ausstellungsobjekte, sondern als Subjekte an, zu denen er in einer persönlichen Beziehung stand. Die Tatsache, dass er die Fütterung erwähnte, verleiht ihr zudem eine besondere Wertigkeit. Nicht die Bäume, das Bier oder die Menschen, sondern der Kontakt mit dem Lebewesen war ihm bei seinem Zoobesuch im Gedächtnis geblieben und genau dies bezeichnete er auch als seine Motivation für den Gartenbesuch. Es ist anzunehmen, dass ihn der direkte Kontakt mit den Tieren bei deren Fütterung emotional besonders berührt hat. Die Beobachtung des Zoologieprofessors Gustav Jäger lässt erkennen, dass die „Liebe“ oder zumindest die Freundschaftsbekundungen der Besucher sprichwörtlich durch den Magen gingen: „Am meisten ergötzte mich die Beharrlichkeit, mit der den Seehunden Milchbrote und Semmeln vorgeworfen wurden, so daß man oft an einem Tage einen ganzen Wassereimer voll vom Teiche abschöpfen konnte, und erst eine Tafel mit der Aufschrift: ‚Der Seehund frißt Fische und kein Brot‘ war im Stande, die mehlspeisliebenden Wiener Kinder auf den Gedanken zu bringen, daß an der Küste der Ost- und Nordsee keine Milchbrote und Semmeln auf dem Wasser umherschwimmen.“497
Die Quelle weist auch darauf hin, dass die Besucher sich keine Gedanken darüber machten bzw. anfangs nur mangelhaft darüber informiert wurden, welche Nahrungsmittel für die jeweiligen Tiere geeignet waren. Gustav Jäger vermutete, dass sie von ihren persönlichen Bedürfnissen auf die der Tiere schlossen und daher fütterten, was ihnen selbst schmeckte. Die Fütterung bot dem Besucher die Möglichkeit, sich dem Tier anzunähern. Ingo Krumbiegel beobachtete 1942: „Neben dem Affenhaus liegt der Bärenzwinger. Auch er ist ein Dorado für das Futter mitbringende Sonntagspublikum. Wie treuherzig die Petze betteln, manierlich die Brocken
496 O.A.: Der Hamburger Zoo geht ein, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 67, 08.03.1930, S. 19; W. Weigel: Vom alten zum neuen Tiergarten, in: Nürnberger Schau, Monatsschrift der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg, Nr. 4, April 1939, S. 142-148, hier S. 142. 497 Gustav Jäger: Skizzen aus dem Thiergarten, Leipzig 1872, S. 242.
300 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO nehmen und mit ihren kleinen Augen nach Mehr Ausschau halten! Man sollte nicht meinen, daß bei ihnen Gefahr drohen könnte.“498
Bettelnde Tiere wurden hier als niedlich, zahm, etwas Positives angesehen, wenngleich sie dadurch ihre Natürlichkeit und Wildheit verloren. Akzeptierten die Tiere das Futter der Vorbeikommenden und zeigten sich zutraulich, konnte dies wiederum ein angenehmes Gefühl beim menschlichen Gegenüber hervorrufen, weshalb weiter gefüttert wurde. Dies verdeutlichte beispielsweise ein Brief, den ein kleiner Junge an den Berliner Zoo schickte: „Lieber Elefant! […] Im Sommer war ich allein in Berlin bei meinem Opa […]. Da waren wir auch im Zoo. Es waren nun drei Elefanten da, die haben mir so gut gefallen, und ich habe jedem etwas gegeben. Da ich gemerkt habe, daß Du gerne Zucker frißt, schicke ich Dir ein ganzes Pfund von meinem Geld für das gute Zeugniß vom Opa. Gib auch den kleinen Aeffchen ein Stück, die sind zu goldig. Es grüßt Dich herzlich Dein Freund Fritzchen.“499
Aus der Quelle geht auch hervor, dass die Elefanten und Affen Fritz am meisten beeindruckt hatten, denn nur sie und keine andere Tierart sollten den Zucker bekommen. Ihnen gegenüber zeigte er seine Liebe oder zumindest Zuneigung, indem er ihnen von seinem Taschengeld Leckereien kaufte. Aus heutiger Sicht lassen sich diese Erkenntnisse auch psychologisch erklären. Die Diplom-Psychologin Andrea M. Beetz und die Diplom-Biologin Willa Bohnet wiesen in einem nachträglich verschriftlichten Kolloquiumsdialog darauf hin, dass Füttern ein Bedürfnis des Menschen darstelle und eine Möglichkeit sei, um positive Emotionen wie Liebe oder Zuneigung auszudrücken.500 Besonders nach dem Ersten Weltkrieg, der von Hungersnöten geprägt war, besaß Nahrung einen hohen Stellenwert,501 was die Bedeutung für die Tierbeziehung verstärkte. Andrea M. Beetz hat in einer ihrer frühen Publikationen diesen Aspekt zwischen Mensch und Tier aus pädagogisch-psychologischer Sicht untersucht. Sie kam zu der Überzeugung,
498 Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 2. 499 O.A.: Fritzchens Brief an den Elefanten. 500 Dialog im Kolloquium: Empathie zwischen Mensch und Tier, in: Carola, Otterstedt u. Michael, Rosenberger (Hg.): Gefährten – Konkurrenten – Verwandte, Göttingen 2009, S. 49-54, hier S. 49. 501 Vgl. auch: Anne Roerkohl: Die Lebensmittelversorgung während des Ersten Weltkrieges, S. 309-367; Vgl.: 3.6 Folgewirkungen des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik.
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dass das Füttern ein Ausdruck von Fürsorge darstelle und dem Menschen das Gefühl verschaffe, gebraucht zu werden und nützlich zu sein.502 Anders ausgedrückt, verleihe das Ernähren anderer Lebewesen dem Ernährer eine Wertigkeit und Sinnhaftigkeit, die von positiven Emotionen begleitet werde. Welchen Stellenwert der Fütterung zukam, verdeutlicht ebenfalls die Quantität ihrer Erwähnung in verschiedenen Quellen. Ob in Zeitungsberichten oder Gedichten, sie war ein häufig genanntes Argument.503 In der Zeitschrift Elegante Welt kam es 1936 zur Veröffentlichung eines Gedichtes über den Zoobesuch, bei dem sich von insgesamt elf Reimen ganze vier auf die Nahrungsaufnahme bezogen. Hier ein Auszug: „Und den Elefantenbullen füttert’ ich mit Butterstullen. Zierlich hob er dann das Bein und das sollte „Danke“ sein. […] In dem großen Raubtierhaus gab es gerade Mittagsschmaus. Rohes Fleisch und nicht mal Fisch kein Kompott kam auf den Tisch.“504 Mit der Eröffnung der Tierkindergärten in den 1930er Jahren schufen die Zoos eine weitere Möglichkeit zum Umsorgen. „Der Berliner Zoo hat einen eigenen ,Kinder-Zoo‘. Da können Kinder mit den kleinen Tieren des Parkes spielen, können sie füttern und tränken.“505 Dort konnten die Menschen die Tiere direkt erleben und Erfahrungen im hautnahen Umgang sammeln, ohne allzu großen Gefahren ausgesetzt zu sein. Zudem fiel eine Annäherung an Jungtiere meist leichter als an ausgewachsene Wesen. Einerseits lag dies an der geringeren Bedrohung, die von diesen Tieren ausging, andererseits am Erscheinungsbild der jungen Lebewesen, die auf die Besucher sympathisch wirkten.506 Im Tierkinder-
502 Andrea M. Beetz: Psychologie und Physiologie der Bindung zwischen Mensch und Tier, S. 134. 503 Dazu gehörte auch ein Gedicht von Joachim Ringelnatz. Hier ein Auszug: „Wenn sich die Giraffen recken, Hochlaub sucht die spitze Zunge, Das ihnen so schmeckt, wie junge Frühkartoffeln mit Butter mir schmecken. […] Ihre langsame und weiche, Rührend warme Schnauze kostet, Von dem Heu, das ich nun reiche […] Hoheit. So, als ob sie wüßten, daß nicht Menschen, sondern daß ein Schicksal sie jetzt anders füttert.“ Joachim Ringelnatz: Giraffen im Zoo (1933), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 19. 504 O.A.: Besuch im Zoo, Visit to the Zoo, in: Elegante Welt, Berlin, Nr. 16, 07.08.1936, S. 38ff., hier S. 38. 505 Hans: Kleine Tiere, kleine Kinder. Kleinigkeiten aus einem großen Tierpark, in: Hamburger Tageblatt, Nr. unbekannt, 02.08.1933, o.S., (HA). 506 Kurt Kotrschal: Die evolutionäre Theorie der Mensch-Tier-Beziehung, S. 66. Vgl.: 4.4.3 Der Tastsinn.
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garten konnte somit bereits in jungen Jahren die Fürsorge und Kontaktaufnahme mit den tierischen Bewohnern ausprobiert werden. Unabhängig von Alter oder sozialen Differenzen ließen sich als Folge der Fütterung verschiedene emotionale Reaktionen ausmachen. Auf Fotos, die Menschen beim Füttern zeigten, konnten lächelnde, konzentrierte, entspannte sowie besorgte, ängstliche und angespannte Gesichtszüge wahrgenommen werden.507 In einem Zeitungsartikel über die Menschen und ihre Reaktionen im Zoo hieß es: „Aber am ausdruckvollsten sind doch die Kindergesichter in der Hingerissenheit des Zuschauens: Kindergesichter mit lachenden Augen, die vor Staunen fast so weit aufgerissen sind wie der Mund, Kindergesichter mit Augen, die ängstlich blicken zu dem großen Wagnis eines winzigen Händchens, einem Reh Futter zu reichen.“508
Um Tiere zu füttern, bedurfte es daher ebenso Mut. War diese Herausforderung jedoch erfolgreich bestanden, löste sich die Anspannung und Gefühle der Freude und Zufriedenheit kamen zum Vorschein. Wenn die Tiere nicht kooperierten, davonliefen, sich widerspenstig verhielten oder Desinteresse zeigten, musste allerdings mit Enttäuschung gerechnet werden.509 Interessant wäre herauszufinden, ob die nass-klebrigen und nach Tier riechenden Hände, die das Füttern und Streicheln zur Folge hatten, die positiven Eindrücke und Gefühle veränderten, vielleicht sogar Ekel hervorriefen. Hier gilt vermutlich das Gleiche, was bereits beim Tiergeruch erwähnt wurde.510 Bei Personen, die immer auf Sauberkeit und Hygiene bedacht waren oder nicht an Natur, Tiere und Schmutz gewöhnt waren, würden schmutzige Hände vermutlich ein Verziehen des Gesichtes und somit ein
507 O.A.: Leipziger Löwen für Afrika und Australien, in: Welt im Bild, Nr. 48, 01.12.1935, S. 3, ZAL, Ordner 7, S. 129; O.A.: Besuch im Zoo, S. 40. Fotografie, die einen Mann beim Füttern eines jungen Löwen zeigt. Bildunterschrift: „Idyll aus dem Zoologischen Garten. Aufzucht eines jungen Löwen mit der Flasche.“ BIZ, Nr. 30, 28, 27.07.1919, Titelseite; O.A.: Ausdrucksstudien im Zoo, in: BIZ, Nr. 27, 38, 07.07.1929, S. 1182; Foto, auf dem ein Kind den See-Elefanten mit einem Fisch füttert und dabei ein sehr konzentriertes Gesicht macht. Bildunterschrift: „The hungry sea elephant welcomes a tasty morsel“. O.A.: Big Zoo Eater, in: Daily Mirror, Nr. unbekannt, 04.10.1930, o.S., (HA); Karl Max Schneider: Eine Stunde im Leipziger Tierkindergarten. 508 O.A.: Ausdrucksstudien im Zoo, S. 1182. 509 Vgl.: 4.2.3 Enttäuschung im Zoo. 510 Vgl.: 4.4.5 Der Tiergeruch.
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unangenehmes Gefühl provozieren. Dennoch fand sich auch eine Quelle, in der das Nasensekret einer Elefantennase positiv wahrgenommen wurde.511 Nicht bei allen Zootieren war allerdings ein direkter Kontakt zulässig. Daher organisierte die Direktion des jeweiligen Gartens öffentliche Fütterungen, bei denen das Publikum zwar nicht aktiv werden, aber immerhin zuschauen durfte. Für dieses visuelle Erlebnis wurden die Architekten angewiesen, bei der Planung von neuen Gehegen oder der Umgestaltung bereits bestehender darauf zu achten, dass die „Vorführung und Fütterung der Tiere auf offener Bühne vor allen Augen“ gut eingesehen werden und „ohne Gefahr weder für Wärter noch für Zuschauer“512 ablaufen konnten. Die Fütterungszeiten waren Tierparkbroschüren, Zeitungsanzeigen oder den im Zoo angebrachten Schildern zu entnehmen.513 Das Beobachten der fressenden Tiere rief bei einigen Besuchern Entzücken und Freude hervor: „,Ach, wie niedlich! … Gucke da, jetzt hat der den Zucker.‘ Man wird nicht müde, die Behändigkeit dieser possierlichen Tiere zu bewundern […].“514 Der Nachsatz weist bereits darauf hin, dass Tierfütterungen und die damit verbundenen Vorstellungen bei den Besuchern beliebt waren. Neben dem Unterhaltungswert besaßen sie auch einen belehrenden Charakter. „Diese Fütterung der Seelöwen ist jedenfalls gegenwärtig eines der interessantesten Schauspiele im Thierpark. Von einem ganz erstaunlichen Appetit getrieben, kommen die Thiere aus dem Wasser heraus, humpeln ganz dicht an den fischhaltenden Wohlthäter heran und nehmen ihm ohne Scheu, ohne indeß in gefährlicher Weise zuzuschnappen, die Fische aus der Hand. Werden sie ihnen zugeworfen, so fangen sie dieselben gewandt mit dem Maul auf; am schönsten sieht es aber aus, wenn sie, vorher an Land befindlich, den dann ins Wasser geworfenen Fischen nachstürzen […].“515
Besonders Raubkatzen und Robben eigneten sich für öffentliche Fütterungen. Abgesehen davon, dass die Tiere auf diese Weise artgerecht ernährt wurden und dem Publikum keine Verletzungsgefahr drohte, gab es weitere Vorteile. Bei den
511 „Wie schön, wenn der Elefant mich mit seiner Nase besabberte.“ Sling: Wenn nun der Zoo zu ist (1922), S. 27. 512 Carl James Bühring: Die Umgestaltung und Erweiterung des Zoos, 1928, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 128. 513 O.A.: Was der Besucher wissen muß, S. 31; Anzeige mit Fütterungszeiten. Die Hamburger Woche, Nr. 28, 3, 09.07.1908, S. 19. 514 O.A.: Sonntags im Zoo. 515 Heinrich Leutemann: Seelöwen, in: Leipziger Nachrichten, 15.07.1877, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 43.
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Raubkatzen bestanden diese darin, dass die tagsüber sonst eher trägen Tiere zur Bewegung animiert wurden. Die im Wasser lebenden Säugetiere hingegen wurden durch die Fütterung an Land gelockt und präsentierten sich dabei in ihrer vollen Pracht und Größe und zeigten ihre Geschicklichkeit oder „ihre besondere Eigenart“516. Die öffentlichen Fütterungen ermöglichten es dem Publikum somit, die Lebewesen eingehender zu betrachten bzw. ihr motorisches Verhalten zu studieren und weitergehende Informationen über den Bewegungsablauf und das Tier im Allgemeinen zu erlangen. „Beim Seeelefanten ist gerade Fütterung. Mit zwei großen Eimern voll von Fischen erscheint der Wärter, aus dem bisher ruhigen Spiegel des Wassers erscheint ein ungeheurer Kopf, dem ein Leib von wahrhaft urweltlichen Ausmaßen folgt. Der Seeelefant ist an Land gestiegen. Mit den kurzen Flossenbeinen schiebt er den gewaltigen Leib mühsam vorwärts und folgt mit aufgerissenem Rachen dem Wärter wie ein folgsamer Hund. Der Wärter greift in den Eimer und wirft eine Hand voll Fische; mit einer Geschicklichkeit, die man diesem Ungeheuer nie zugetraut hätte, fängt es die Beute auf, man sieht nicht, daß es schluckt oder kaut, einfach weg sind die zehn Pfund Fische und der Rachen ist weiter riesig geöffnet. Das geht so vier bis fünfmal, bis die beiden Eimer mit vierzig Pfund Fischen leer sind.“517
Demnach beeindruckte nicht nur das Tier an sich, sondern vor allem Qualität und Quantität der Nahrungsaufnahme.518 Bei der Raubtierfütterung wurde dem Betrachter zudem die potenzielle Gefahr, die von den Fleischfressern ausging,
516 Carl James Bühring: Die Umgestaltung. Jeffrey Hyson stellte für die amerikanischen Zoos ebenfalls fest, dass bei den Amerikanern „die bloße Bewegung eines gefangenen Tieres, seine schiere ‚Lebendigkeit‘ oft mehr als jede gelehrsame Darstellung“ bewirkte. Vgl.: Jeffrey Hyson: Zoos und die amerikanische Freizeitkultur, S. 229. Vgl. auch: Bob Mullan u. Garry Marvin: Zoo Culture, London 1987, S. 122ff. 517 O.A.: Besuch bei Hagenbeck, in: Die Welt am Abend, Nr. 156, 08.07.1929, o.S., (HA). 518 Der Anblick der Reißzähne, die Kraft, die von dem jeweiligen Tier ausging, die Mengen, die es vertilgte, und sein teilweise unvorhersehbares Verhalten konnten die Zuschauer beeindrucken. Auch Reichsminister Joseph Goebbels schien von der Raubtierfütterung angetan, da er sie in seinem Tagebuch erwähnte. „Gestern herrlicher Tag: nachmittags mit Magda im Zoo und den Raubtieren zugeschaut. Bei der Fütterung. Da verliert aber selbst der Löwe seine königliche Haltung.“ Eintrag vom 16.03.1931. Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Bd. 2/I, S. 365.
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vor Augen geführt. Den Zoodirektoren war dieser Effekt bewusst, weshalb sie mit derlei Spektakeln warben.519 Die Hagenbecks ließen beispielsweise im Hamburger Fremdenblatt von 1932 die Ankündigung einer „Tierfütterung, bei der die Löwen das Maul so weit aufreißen, daß man kaum weiß, ob sie gähnen oder ob sie nur Appetit haben“520, veröffentlichen. Mit der Zeit gewöhnten sich die Besucher jedoch an den Anblick und das Unbehagen wich der Faszination und Freude. „Wieviel Spaß macht es aber, zu sehen, wie die tapfere und tüchtige Frau [Raubtierwärterin Margarethe Storch, N.K.] mit den Riesen-Fleischportionen von Käfig zu Käfig geht“521, erinnerte sich die Nürnberger Zoobesucherin Marlise Beierkuhnlein. Wo es den Menschen jedoch möglich war, fütterten sie die Zootiere selber, wobei sie sich nicht immer an die Vorschriften hielten. Einige der mitgebrachten Lebensmittel waren verdorben oder für das jeweilige Tier nicht geeignet, was manchmal sogar zum Tod der Zoobewohner führte. „Pech haben wir mit einer Seelöwin gehabt. Wahrscheinlich hat ein überfürsorglicher Besucher verdorbene Fische mitgebracht.“522 Noch im Tierparkführer um 1950 warnte die Leitung Hagenbecks vor den mitgebrachten Speisen: „Vorsicht! GIFT sind: Zucker, Schokolade und Süßigkeiten für alle Tiere. Auch verdorbene Nahrungsmittel und unreifes Obst nicht verfüttern. Sie schaden den Tieren wie den Menschen. Dagegen darf gefüttert werden: Elefanten: einwandfreies, trockenes Brot, Wurzeln, Rüben, Obst. Affen: Erdnüsse, Kekse, Obst, Gemüse. MENSCHENAFFEN DÜRFEN NICHT GEFÜTTERT WERDEN! Antilopen, Hirsche, Kamele, Rinder: Brot, Gemüse, Obst, Mohrrüben. Bären: Brot, Kekse, Wurzeln, Äpfel, Birnen, Erdnüsse. Fütterungsverbot für Seelöwen, Walrosse, See-Elefanten, Pinguine und alle Raubtiere, da sie Fisch- und Fleischfresser sind.“523
Tiere starben jedoch nicht nur, weil die Menschen sie gerne fütterten und sich in der Wahl der Lebensmittel vergriffen. Häufig litten sie an dem Verschlucken
519 Anzeige. „Fütterung der Raubtiere, außer Montags, 5 Uhr nachmittags. Fütterung der Seelöwen und Eisbären 11 Uhr vormittags und 4 und 5 Uhr nachmittags“. Die Hamburger Woche, Nr. 28, S. 19. 520 O.A.: Die H.J. macht ein Kinderfest. Fröhlicher Nachmittag bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 30.06.1932, o.S., (HA). 521 Marlise Beierkuhnlein: „Löwen haben wir genug!“, sagt Direktor Dr. Seitz, in: NZ, Nr. 61, 14.03.1958, S. 10. 522 Brief von Karl Max Schneider an „die Kameraden“, 09.01.1940, S. 1. 523 Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark, ca. 1950, S. 11, (HA).
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von Gegenständen, die weder für einen menschlichen noch für einen tierischen Magen geeignet gewesen wären.524 1925 veröffentlichte der Tierarzt Kallmann in der Tierärztlichen Rundschau: „In letzter Zeit sind es hauptsächlich Magen- und Darmerkrankungen, von denen die Tiere heimgesucht werden: hier spricht aber eine Futterschädigung mit, die durch die Fütterung der Besucher des Zoo verursacht wird, und es ist in vielen Fällen nicht von der Hand zu weisen, daß besonders die kleinen Wiederkäuer, die als Vielfresser bekannt sind, die großen Mengen, zumal von Süßigkeiten – zum Teil noch mit Stanniol oder buntem Papier umwickelt – nicht vertragen und daran oft erkranken und leider auch eingehen. Wir sind gegen diese Gewohnheiten des Publikums machtlos, das in unverständlicher Weise oft verdorbene Nahrungsmittel, Verpackungen usw. in die Käfige wirft und, um die Aufmerksamkeit der Tiere auf sich zu lenken, sich nicht scheut, Steine, Stöcke und andere gefährliche Gegenstände hineinzupraktizieren oder gar die Tiere anzuspeien.“525
Es stellt sich die Frage, warum die Tiere im Juli des Jahres 1925 verstärkt unter den Krankheiten und Todesfällen zu leiden hatten. Dies lag sicherlich an der Jahreszeit, da im Sommer größere Besucherzahlen den Zoo frequentierten und somit vermehrt gefüttert wurde. Ursachen in der Sozialstruktur der Besucher zu suchen, führt zu keinen besonderen Erkenntnissen, da die in den Käfigen und Becken gefundenen Gegenstände keiner Bevölkerungsschicht eindeutig zuzuordnen sind.526 Es ist daher anzunehmen, dass sich die Anspruchshaltung der Menschen verändert hatte. Dem Zeitalter der Massen- und Spaßgesellschaft entsprechend, schienen sie verstärkt unterhalten werden zu wollen und damit „langweilig[e]“527 Zoobewohner weniger zu tolerieren.
524 „Der ‚Straußenmagen‘ hat ja mit Recht seine Berühmtheit, was er alles vertragen kann. Manchmal verträgt er aber doch nicht alles, was sein Besitzer in seiner grenzenlosen Dummheit verschlingt. So fand man in dem Magen dieses Straußes einen Kaffeelöffel und ein halbes Hufeisen. Letzteres war die Todesursache.“ Ludwig Heck: Merkwürdige Todesursache eines Straußes, S. 335. 525 Kallmann: Die Krankheiten der Tiere, S. 482. 526 Die in den Tierkäfigen gefundenen Gegenstände zeigen, dass die vorherigen Besitzer nicht auf eine spezielle Bevölkerungsgruppe einzuschränken sind. Vgl.: 4.2.4 Lust am Necken. 527 Hermann-Georg Rexroth: Ein Frühlingstag (1941), in: Steffen Damm (Hg.): Der Poet im Affenhaus. Zoogeschichten, Berlin 1994 (= Berliner Texte Neue Folge, Bd. 11), S. 31f., hier S. 31.
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In Nürnberg hatte die Zoodirektion bereits bei der Gründung im Jahr 1912 das Mitbringen von Nahrungsmitteln verboten.528 Daran änderte selbst die Lebensmittelknappheit im Ersten Weltkrieg nichts, wie dem Führer des Nürnberger Tiergartens von 1917 zu entnehmen ist: „Im Interesse der Gesunderhaltung der Tiere ist das Füttern derselben mit selbst mitgebrachtem Futter irgendwelcher Art strengstens verboten: es darf dazu gegebenenfalls nur das im Tiergarten selbst käufliche Futter verwendet werden.“529 Auf Anregung eines Aktionärs wurde ein Kiosk bereitgestellt, an dem Gemüseabfälle und spezielles Tierfutter erworben werden konnten. Eine solche Verkaufsstelle schien ebenfalls in einigen anderen zoologischen Gärten vorhanden gewesen zu sein. Sie hat sich teilweise bis heute durchgesetzt. Auch nach der Eröffnung des neuen Nürnberger Tiergartens im Jahre 1939 gab es keine wesentliche Veränderung. Das Mitbringen von Speisen und die Fütterung der Tiere durch den Besucher blieben weiterhin verboten.530 Gestattet wurde sie lediglich bei den „Rhesusaffen, den Mantelpavianen und Bären“531. Inwiefern sich diese Einschränkung auf die Emotionen zum Tier auswirkten, kann leider auf Grund der dünnen Quellenlage nicht eruiert werden. Einer Zeitungsserie aus dem Jahre 1958 zufolge, die über die Nürnberger und ihren Tiergarten in den 1940er Jahren berichtete, war kein Unterschied in der Gefühlsempfindung oder Bindung zum Tier, verglichen mit anderen Zoos, festzustellen.532 Erkannt wurde allerdings eine durch das Fütterungsverbot bedingte Verhaltensänderung der Tiere. Hatten diese bislang erwartungsvoll am Rand der Gehege gestanden und um Futter gebettelt, ignorierten sie nun die Besucher. Obwohl die Menschen in der Regel von den Tieren Beachtung erwarteten, stellte
528 O.A.: Nürnberg, 20.02.1913. 529 Karl Thäter: Allgemeine Bestimmungen, in: Offizieller Führer durch den Tiergarten in Nürnberg, 9. Aufl., um 1917, S. 6, (TAN). 530 Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass das Fütterungsverbot nicht immer von allen Besuchern respektiert wurde. In einem Zeitungsartikel von 1950 mussten die Menschen erneut ermahnt werden, weil sich ein Besucher nicht an die Regeln gehalten hatte. Vgl.: Kn: Bierflaschen – nichts für Nilpferde. Eine Mahnung an alle Tiergarten-Besucher, in: Nürnberger Nachrichten, Nr. unbekannt, 27.05.1950, o.S., (TAN). 531 Tiergarten Nürnberg A.-G. (Hg.): Zooführer des Neuen Nürnberger Tiergartens, Nürnberg 1939, S. 4, (TAN). 532 Die Serie beinhaltet insgesamt zehn Beiträge, veröffentlicht vom 8. bis 20. März. Vgl.: Marlise Beierkuhnlein: 1945 mußte wieder neu begonnen werden, S. 11; Ebendie: Eisbären sind die Lieblinge der Nürnberger, in: NZ, Nr. 62, 15.03.1958, S. 13; Ebendie: Zwei Nilpferde verbrannten jämmerlich im Krieg, in: NZ, Nr. 65, 19.03.1958, S. 10.
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die Direktion diesen Wandel als eine positive Entwicklung dar. „Auch sollen sich in den großen Freigehegen die Tiere naturgemäß zeigen. Dies kann aber nicht erreicht werden, wenn von den Besuchern die Tiere zu dem recht unschön aussehenden Betteln erzogen werden.“533 Damit veränderten sich Tierwahrnehmung und Erwartungshaltung. Hatten bislang die Eigeninteressen des Menschen nach Kontakt, Aufmerksamkeit und Unterhaltung im Vordergrund gestanden, wurde nun verstärkt das natürliche Benehmen der Zoolebewesen gefördert. Dieser Trend setzte sich mit der Zeit auch in den anderen Gärten durch. Anfang 1956 informierte ein Bericht der Leipziger Volkszeitung über die Einführung eines generellen Fütterungsverbots: „Nach reiflicher Ueberlegung hat sich die Leitung des Leipziger Zoo entschlossen, ebenso wie die anderen Zoologischen Gärten in der Republik, in Westdeutschland und im Ausland, das Fütterungsverbot nunmehr auf alle Tiere auch unseres Zoos auszudehnen. Die meisten der vom Publikum für ihre Lieblinge mitgebrachten Leckerbissen sind für die Tiere ungeeignet, in vielen Fällen sogar schädlich. […] Oft stellen sich dann Uebelkeit und Darmerkrankungen ein und ärztliche Behandlung muß die verdorbenen Mägen wieder kurieren. Leider geht es aber nicht jedesmal ‚gut‘ ab, und wir haben schon wertvolle Tiere auf diese Art und Weise verloren. Im Interesse der Gesunderhaltung unserer Pfleglinge muß deshalb eine unsachgemäße Fütterung unterbleiben.“534
Auffällig ist bei dieser Quelle die lange Erklärung. Während in Nürnberg ein Zweizeiler ausreichte, war in Leipzig eine ausführlichere Begründung des Fütterungsverbots erforderlich. Das lässt vermuten, dass die Besucher in Leipzig die neue Regelung nur widerwillig akzeptierten und sich stärker als in Nürnberg an den direkten Kontakt mit „ihren“ Tieren gewöhnt hatten sowie diesen einforderten. Ob das Necken von Tieren und das Buhlen um Aufmerksamkeit in Städten, in denen die Fütterung durch die Besucher länger aufrechterhalten wurde, häufiger vorkam als in Nürnberg, ist leider nicht mehr nachzuvollziehen. Es scheint aber, als hätten die Nürnberger dieser Einschränkung mehr Verständnis entgegengebracht.
533 Tiergarten Nürnberg A.-G. (Hg.): Zooführer des Neuen Nürnberger Tiergartens, S. 4. 534 Lothar Dittrich: „Nicht mehr füttern!“, in: Leipziger Volkszeitung, Januar 1956, zit. nach: Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 181.
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Die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts war geprägt durch einen ambivalenten Umgang mit Emotionen. Moral und Gesellschaftsregeln dominierten die Gefühlsauslebung. „Je moralischer wir sind, desto reiner werden wir auch fühlen“535, riet das Damen Conversationslexikon. Verhaltensnormen galt es zu respektieren, emotionale Ausbrüche zu vermeiden bzw. beherrscht zu wirken und die wahren Empfindungen zu verbergen, wenngleich sich als Reaktion darauf bereits die Sehnsucht nach einer freien Leidenschaftlichkeit und der Wunsch nach einem authentischen Umgang mit ihnen feststellen ließ.536 Weder Frauen noch Männer waren von diesem Gesellschaftskodex befreit. Die Herausforderung bestand darin, genau zu wissen, wann welche Emotionen erlaubt waren und wann nicht. So sollten Frauen zwar ihre Gefühle kontrollieren, berechenbar sein sowie Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlen, gleichzeitig jedoch interessant und spannend wirken, was durch eine gezielte Dosierung ihrer Emotionen möglich schien.537 Männer hingegen durften keine Schwermut zeigen, da sie Herr ihres Körpers bleiben mussten. Zudem wurde unterschieden zwischen dem männlichen Geist, gepaart mit Vernunft und dem weiblichen Gefühl, das sich im empfänglichen Gemüt und der leichten Erregbarkeit manifestierte.538 Martina Kessel fügte in ihrem Aufsatz hinzu, dass in der Kultur des 19. Jahrhunderts „auch die Grenze zwischen dem inneren Gefühlsleben und der Außenwahrnehmung unterschiedlich gezogen wurde.“539 Der Ursprung des Gefühls lag in der Erziehung, nicht in der Natur des Menschen oder in den angeborenen Charaktereigenschaften begründet. Wenngleich diese Emotionserziehung im sozialen Kontext stattfand, war sie vorwiegend eine Familienangelegenheit.540 Wie das gesellschaftliche Empfinden und Verhalten auszusehen hatte, konnte auch Ratgebern, beispielsweise dem von Adolph Friedrich Ludwig Knigge (1752-1796), entnommen werden. In seinem Buch Über den Umgang mit Menschen widmete er sich vor-
535 Gefühl (Aesthetik), in: Damen Conversations Lexikon, Bd. 4, 1835, S. 341-344, hier S. 341. 536 Martina Kessel: Das Trauma der Affektkontrolle, S. 157, 173. Vgl. auch: Uffa Jensen u. Daniel Morat: Die Verwissenschaftlichung, S. 25. 537 Vgl.: Caroline Milde: Der deutschen Jungfrau Wesen und Wirken. Winke für das geistige und praktische Leben, 6. Aufl., Leipzig 1882, S. 51; Martina Kessel: Das Trauma der Affektkontrolle, S. 157, 163, 165. 538 Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 37. 539 Martina Kessel: Das Trauma der Affektkontrolle, S. 167. 540 Ute Frevert: Gefühle definieren, S. 34.
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wiegend den zwischenmenschlichen Umgangsformen, ging jedoch ebenso auf die Tiere ein: „In einem Buche über den Umgang mit Menschen scheint wohl freilich ein Kapitel über die Art, mit Tieren umzugehn, nicht an seinem Platze. Allein was ich hierüber zu sagen habe, ist so wenig und hat doch im ganzen so viel Bezug auf das gesellschaftliche Leben überhaupt, daß ich hoffen darf, man wird mir diese kleine Ausschweifung gütigst verzeihn.“541
Dem kann entnommen werden, dass Tiere durchaus einen Platz in der damaligen Gesellschaft besaßen, dem Menschen aber hierarchisch untergeordnet waren, weshalb es der einleitenden Entschuldigung bedurfte. Im folgenden Abschnitt verurteilte er die Tierquälerei sowie ein ungleiches Kräftemessen zum Vergnügen des Menschen und erklärte, dass er sich nie an in Käfigen und Kästen eingesperrten Tieren habe erfreuen können, am wenigsten jedoch an dressierten Wesen, die sich nicht mehr frei nach ihrer Natur verhielten und bewegten.542 Gleichzeitig verurteilte er das umgekehrte Phänomen: „Habe ich aber diejenigen getadelt, die grausam gegen Tiere verfahren, so muß ich doch auch sagen, daß andre in die entgegengesetzte Übertreibung fallen, indem sie mit dem Viehe wie mit Menschen umgehen. Ich kenne Damen, die ihre Katze zärtlicher umarmen als ihre Ehegatten; junge Herrn, die ihren Pferden sorgsamer aufwarten als ihren Oheimen und Basen, und Männer, die gegen ihre Hunde mehr Zärtlichkeit, Schonung und Nachsicht beweisen als gegen ihre Freunde […].“543
Aus dieser Quelle ist zu entnehmen, dass die Zuneigung Tieren gegenüber sowohl Frauen als auch Männer betraf und die Gefühlsauslebung eine private war,544 die von außen als befremdlich oder sogar übertrieben wahrgenommen werden konnte. Es wird ebenfalls angedeutet, dass sie bereits damals die Funktion eines Seelentrösters besaßen und eine Vermenschlichung erfuhren.545 Im di-
541 Adolph Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Menschen, hg. von Gert Ueding, Frankfurt a.M. 1977, S. 396. 542 Ebenda, S. 396f. 543 Ebenda, S. 398. 544 Vgl.: Günter Burkart: Distinktionsgefühle, in: Hilge Landweer: Gefühle – Struktur und Funktion, Berlin 2007 (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderband 14), S. 159-174, hier S. 159. 545 Vgl.: 4.3.2 Das Tier als Seelentröster; 4.6 Anthropomorphismus im Zoo.
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rekten Kontakt mit dem Tier und innerhalb der privaten Räume wurden Gefühle demnach durchaus ausgelebt und als natürlich empfunden. Von dergleichen Vertraulichkeiten zwischen Mensch und Tier berichten ebenso die Quellen im 20. Jahrhundert. Allerdings bezogen sich die Tiergruppen nicht mehr nur auf Heimoder Nutztiere, sondern weiteten sich auf die Zootiere aus. Die Historiker Uffa Jensen und Daniel Morat hatten aufgezeigt, dass sich die bürgerliche Kultur und das entsprechende Emotionsregime gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderten.546 Dies war ebenso mit dem Blick auf das Tier festzustellen, indem Tierschutzideen ab den 1920er Jahren bereits zum guten Ton und spätestens ab 1933 auch nach dem Gesetz zu den Aufgaben eines „anständigen Deutschen“ gehörten. Positive Gefühle für Wildtiere wurden zudem nicht nur akzeptiert, sondern als Voraussetzung eines guten Charakters angesehen. Sie bekamen eine soziale Dimension, da ein Mangel an Tierfreundschaft oder Tierliebe die gesellschaftliche Ausgrenzung des Nicht-Liebenden provozieren konnte.547 Weiter lässt sich behaupten, dass Menschen im Zusammenleben mit Zootieren ihren Gefühlen erstmals auch öffentlich freien Lauf lassen durften, was bedeutet, dass diesen Emotionen Verständnis entgegengebracht wurde. Tieren gegenüber schienen die Menschen von vielen Konventionen und aufoktroyierten Verhaltensregeln frei zu sein. Ihnen konnten sie sagen, was sie dachten. Sie mussten weder Kontrollen noch Bestrafungen, Verrat oder Kritik fürchten. Ihre Reaktion, Mimik und Ausdrucksweise unterlagen zu einem großen Teil der menschlichen Interpretation. Ein Tier konnte enttäuschen, jedoch nicht mit Worten beleidigen. Zudem besaß es den Vorteil, als unschuldig wahrgenommen zu werden, denn letzten Endes war es ja „nur“ ein Tier. In Krisenzeiten, in denen ein menschlicher Ansprechpartner fehlte, mutierte es sogar zum „Kameraden“ und „Seelengefährten“.548 Aus den Quellen geht die Behauptung hervor, Kinder und Frauen besäßen eine besondere Verbindung zum Tier.549 Diese Vorstellungen wurden in verschiedenen Zeitungsartikeln verbreitet, wie beispielsweise 1933 in der Leipziger Hausfrau:
546 Uffa Jensen u. Daniel Morat: Die Verwissenschaftlichung, S. 26. 547 Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. 548 In der heutigen psychologischen Forschung werden Heimtiere als „imaginierte Seelengefährten“ bezeichnet. Vgl.: Hanna Rheinz: „Tiere sind auch nur Menschen“, S. 28. 549 O.A.: Der Kinder-Zoo: Tiger, Löwen, Bären und Yack …, Unsere Freunde – die Raubtiere, in: Bielefelder Generalanzeiger, Nr. unbekannt, 19.06.1934, ZAL, Ordner 7, 1934, S. 2. Vgl. auch: 4.1.4 Freude, Spaß und kindliche Tierliebe.
312 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO „Steht doch die Tierwelt der Frau und dem Kinde besonders nahe, dem Kinde, weil es in seiner Kindlichkeit dem Tiere gegenüber eine Art Brüderlichkeit empfindet, der Frau und Mutter, weil die Hilflosigkeit des Tieres irgendwie an ihre Mütterlichkeit und Beschützermission rührt, während der Mann dem Tiere zumeist mit einer Art technischer Neugier gegenübersteht, es mehr beobachtet, als in seinen Gefühlsbereich einbezieht.“550
Doch lässt sich diese These durchaus widerlegen. Nicht nur Kinder und Frauen, auch Zoologen, Tiergärtner und -pfleger, Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler oder Fotografen drückten ihre Zuneigung zum Tier aus und zeigten öffentlich ihre Gefühle. Ein weiteres Indiz dafür lässt sich der Firmenwerbung entnehmen, bei der Tiere für allerlei Produkte eingesetzt wurden, ohne zwischen männlichen und weiblichen zu unterscheiden.551 Hätten Tiere nur bei Frauen und Kindern Gefühle hervorgerufen, wäre die beworbene Produktpalette geschlechtsspezifisch begrenzt gewesen. Allerdings variierte die Ausdrucksweise. Bei manchen zeigten sich Emotionen anhand von Fotos, bei anderen kamen sie in schriftlichen Texten zum Ausdruck.552 Wieder andere holten sich ein Zootier nach Hause oder wählten einen Beruf, der den Kontakt mit ihm vorsah. Gerade der Zoo bot ein unspezifisches Arbeitsfeld. Bis zum Ersten Weltkrieg arbeiteten dort vorwiegend männliche Wärter. In Leipzig saßen die wenigen Mitarbeiterinnen an der Kasse, waren im Reinigungsdienst, in der Gastronomie oder im Wirtschaftshof beschäftigt. Auf Grund ihrer traditionellen Mutter- und Erzieherrolle wurden sie im Umgang mit Tieren vorwiegend für die Betreuung der Tierjungen vorgesehen.553 Sobald diese dann heranwuchsen, gingen besonders die größeren Raubtiere in die Obhut der männ-
550 M.: Von Herrn und Frau Giraffe und den Tierkindern, in: Leipziger Hausfrau, Nr. unbekannt, 08.06.1933, S. III, ZAL, Ordner 9, S. 103. 551 Vgl.: 4.8 Tiere als Emotionsträger in der Werbung. 552 Karl Müller: Die Spiele der Thiere, S. 16. 553 Rolf Italiaander: Besuch bei der Leipziger „Löwenmutter“. Ein eigenartiger Beruf und ein seltenes Jubiläum, in: Leipziger Abendpost, Nr. 126, 01./2.06.1935, S. 5, ZAL, Ordner 7, S. 63. In Leipzig arbeiteten Olga Lohse als Wirtschafterin und in der Tierzucht, Tierpflegerin Lott, Frau Bär als Revierzootierpflegerin und Tamara Büttner als Tiergespielin, eingestellt am 01.05.1944. Vgl.: ZAL, Personalbedarf und Personalangelegenheiten, Tamara Büttner, Akte 728 und Eintrag von 1948, Allgemeine Korrespondenz, 1946-1950, Bd. 2, Akte 1342. Am 02.12.1946 waren insgesamt 19 Frauen auf der Gehaltsliste aufgeführt, die jedoch nicht alle mit Tieren arbeiteten. Vgl.: ZAL, Allgemeine Korrespondenz, 1946-1950, Bd. 1, Akte 1341.
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lichen Kollegen über, da Männer auf Grund ihrer Muskelkraft als geeigneter für eine solche Tätigkeit erschienen.554 In den Kriegszeiten und anschließenden Krisensituationen wurde Frauen mehr Verantwortung übertragen und sie mussten die einberufenen Wärter weitestgehend ersetzen.555 Es kam zu einer zeitweiligen Verschiebung der Gesellschaftsbilder und das alte Geschlechterbild erfuhr eine Veränderung.556 Frauen emanzipierten sich und stellten gleichzeitig die bürgerlich-männliche Geschlechterdominanz in Frage.557 In Einzelfällen hatten sie bereits Ende des 19. Jahrhunderts ihre öffentlich zugedachte Rolle konterkariert, wie das bei der Dompteuse Claire Heliot der Fall war. Doch auch 1934 war es noch eine Sensation, als die Presse verkündete, dass der Leipziger Zoologische Garten erstmals eine Frau mit der Betreuung der Raubtiere bedacht hatte: „Der Leipziger Zoologische Garten kann mit einer Besonderheit aufwarten […]. Seit vier Wochen ist dort eine Raubtierwärterin im Dienst. Sie heißt Christa und ist 19 Jahre alt.“558
554 „Die Arbeit als Raubtierwärter ist überhaupt viel zu schwer für eine Frau. Eine Frau ist für Wärterdienste hinsichtlich der Raubtiere nicht geeignet“, äußerte der Raubtierwärter Albin Lohse in einem Brief vom 02.7.1945 an das Stadtamt Leipzig. Vgl.: Erklärung, unterzeichnet vom Raubtierwärter Albin Lohse, 02.7.1945. Weitere Oberwärter in Leipzig waren: August Schröder, Hermann Fischer, Eintritt 01.02.1885; Joh. Carl August Meisner, Futtermeister und Wärter; Eintritt 26.01.1884; Carl Tinius (angestellt vom 01.09.1885-30.11.1923); Oskar Michaelis (05.06.1912-20.04.1915); Max Kopsch (09.07.1914-19.6.1917); Fritz Reichelt (24.8.1914-02.07.1915), Ernst Kornezok (22.12.1914-09.07.1915); Paul Kleeblatt, Hilfswärter
(27.04.1915-09.07.1915);
Max
Kleeblatt,
Wärter
(30.06.1915-
09.07.1915); Richard Rothe; Josef Probst u.a. Vgl.: ZAL, Personal-Buch, Bd. 1, Akte 930, S. 1-41, hier S. 9. 555 ZAL, Personal-Buch, Bd. 1, Akte 930, bes. S. 11ff. Vgl. auch: L/Kö.: An das Arbeitsamt Leipzig, 05.03.1942, ZAL, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, Akte 729. 556 Dies äußerte sich u.a. in der Wahlberechtigung für Frauen ab November 1918, in der Sexualmoral und der „Etablierung der ‚Neuen Frau‘“, wie Daniel Morat es ausdrückte. Vgl.: Daniel Morat: Kalte Männlichkeit?, S. 158; Angelika Schaser: Frauenbewegung in Deutschland, 1848-1933, Hamburg 2006, S. 52f., 56, 58. 557 Vgl.: Uffa Jensen u. Daniel Morat: Die Verwissenschaftlichung, S. 26. 558 O.A.: Neuer Frauenberuf, in: Wiener Neueste Nachrichten, Nr. unbekannt, 05.05.1943, o.S., ZAL, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, Akte 729. Vgl. auch: O.A.: Fräulein Raubtierwärterin, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 117, 28.04.1943, ZAL, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, Akte 729. O.A.: Un-
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In gewisser Hinsicht bot der Zoo auch den Männern ein geschlechtsuntypisches Arbeitsfeld. Männer übernahmen letztendlich eine Pflegerolle und schienen diese Tätigkeit sogar gerne, mit Stolz, Geduld und Ausdauer auszuüben.559 Um die Elefantenkuh Jenny, über die im Abschnitt „Tiere als Kriegsteilnehmer“ berichtet worden war, von ihrer Kriegsneurose zu heilen, verbrachte Richard Faber sogar Nächte mit ihr im Heu, um sie zu beruhigen. „Und immer wieder, wenn das treue Tier erschreckt auffuhr, klang die sonore und beruhigende Stimme seines Herrn: ‚Brav ist meine gute Jenny! – Brav ist sie, meine Alte!‘ – So verlor allmählich Jenny durch diese aufopfernde Pflege ihre ‚Kriegspsychose‘ vollständig […].“560 Die Tatsache, dass Männer Tiere pflegten, sich um sie kümmerten und mit ihnen sprachen bzw. sie nach ihrem Ableben betrauerten, verweist auf eine innige Gefühlsbeziehung. Auch an der Suche nach Tiernamen für den Nachwuchs im Zoo beteiligten sich nicht nur Frauen, sondern ebenso und in gleicher Anzahl Männer.561 Verallgemeinernde geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Gefühle zu Zootieren konnten somit nicht festgestellt werden. Festzuhalten ist jedoch, dass Auslebung und Intensität des Empfindens variierten. Allerdings konnten sowohl das „schwache Geschlecht“ bzw. die „empfindsame“ Frau als auch der „starke“ bzw. „rationale“ Mann in Tränen ausbrechen, wenn vom geliebten Tier die Rede war. „‚Mehr als vierzig Jahre arbeite ich schon mit Raubtieren‘, schluchzte der hohe Siebziger, ‚aber so lieb habe ich noch keine gehabt, wie diese vier und die armen Eisbären. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, daß die weißen Burschen heute Nacht nicht mit auf der Eisen-
sere bunte Spalte, Raubtierwärterin – auch ein Frauenberuf, in: Steglitzer Anzeiger, Nr. unbekannt, 09.05.1943, o.S., ZAL, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, Akte 729. 559 Vgl.: Gustav Eismann: Der Chimpanse, Troglodytes niger, S. 24. Vgl.: 4.3.2 Das Tier als Seelentröster. 560 Richard Faber: Der Elefant mit Neurose. 561 Namen reichten u.a. ein: Ewald Kunz, Elisabeth Nitzsche, Oswald Kilian, Elisabeth Günther, Magda Meyer, Frau Schäfer, Wilhelm Kühn, Aline Kunze, Johannes Uklomanny und Frau F. Krüger. Die Einsendungen wurden von der Leipziger Tageszeitung gesammelt und an den Zoologischen Garten in einem Brief vom 15.08.1936 an Direktor Dr. Schneider weitergereicht. ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 88, Bd. 3.
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bahn sein sollen, die lieben Kinder!‘ – Und wieder tropften Tränen in den grauen Schnurrbart jenes Mannes[…].“562
Ebenso war das Streicheln oder Auf-dem-Arm-Halten der Jungtiere keiner besonderen sozialen Gruppe zuzuordnen. Wer in den Zoo ging, zeigte bereits ein erstes Interesse am Tier. Er wollte es bestaunen und, direkt oder indirekt, z.B. über die Fütterung oder das Necken, in Kontakt mit dem Lebewesen treten. Sobald eine Interaktion stattfand, begann bereits die erste emotionale Erfahrung. Dies zeigte sich sowohl während des Zoobesuches als auch im Nachhinein, wenn Besucher davon berichteten, Anekdoten erzählten563 oder ihre Eindrücke anhand von Gedichten oder Aufsätzen mitteilten. Unterschiede, allerdings keine geschlechtsspezifischen, ließen sich eher in der Auswahl des jeweiligen Lieblingstieres erkennen. Mal waren es der Elefant, mal die Giraffe, die Affen, die Löwen usw., die die Sympathie der Besucher weckten. Dem Lieblingstier wurden die größten Emotionen zuteil. Die Frage, warum gerade dieses und kein anderes Exemplar ausgewählt wurde, konnte jedoch nicht beantwortet werden. Schwierig gestaltet es sich ebenfalls, Gefühlsäußerungen von Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und Lebensumstände zu untersuchen, da aus den Quellen selten hervorgeht, ob es sich bei den benannten Gefühlen um die eines Wissenschaftlers, Bildungs-, Kleinbürgers oder Arbeiters handelt. Selbst wenn die berufliche Situation bekannt war, konnte nur die Emotionsvielfalt, selten jedoch deren unterschiedliche Auslebung ausgemacht werden. Konfessionelle Ungleichheiten bei den Zoobesuchern sind ebenfalls zu bezweifeln.564 „Wir sind hier Gleiche unter Gleichen, und o Wunder über Wunder: Nicht einmal nach Konfession getrennt“565, schrieb auch die Fränkische Tagespost.
562 Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, Fortsetzung, S. 245. 563 „Immer wieder berichtet sie [Frau Emmy Fichtner, Schwester Ernst Pinkerts, N.K.] von dem kleinen Petz, der seinen Kopf in einen Krug voll Milch geschoben hatte und ihn nicht wieder herausbrachte.“ O.A.: Zum Gedenken, in: Mitteilungen aus dem Zoologischen Garten zu Leipzig, Nr. 4, August 1941, S. 21f., hier S. 21, (ZAL). 564 Die konfessionelle Schwerpunktsetzung der Zoobesucher ist bislang wenig untersucht worden, weshalb Aussagen diesbezüglich vage bleiben. Religiöse Unterschiede bei den Zoogründern waren jedoch festgestellt worden. Siehe hierzu: 3.1 Die ersten Tiergärten. 565 Sp.: Das Sommerfest.
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4.6 ANTHROPOMORPHISMUS
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Beim Anthropomorphismus werden den Tieren menschliche Eigenschaften und Gefühle zugeschrieben. Bereits in „mythologischen Überlieferungen viele[r] Völker, in den frühen Religionen, in Sage, Legende, Märchen und Fabel“566 kam sie vor, jedoch variierten ihre Erscheinungsformen und thematischen Schwerpunkte auf Grund unterschiedlich zulässiger Gefühlsempfindungen der jeweiligen Epoche sowie auf Grund individueller und persönlicher Emotionswahrnehmungen. Pascal Eitler erläuterte beispielsweise in seinem Aufsatz Weil sie fühlen, was wir fühlen, wie die Evolutionstheorie Charles Darwins einen gesellschaftlichen Wandel bei der Emotionszuschreibung von Tieren provozierte.567 Daraus wird ersichtlich, dass die Vermenschlichung sich nicht von gesellschaftlichen Bewertungssystemen oder Mentalitäten trennen lässt. Sie wird von den vorherrschenden Moralvorstellungen bestimmt oder von der Pädagogik als stilistisches Mittel gebraucht. Bei der Auswertung des Quellenmaterials konnten fünf unterschiedliche Formen der Vermenschlichung von Zootieren festgestellt werden, deren Differenzen und unterschiedliche Akzentuierungen zwar teilweise nur Nuancen ausmachen, hier aber dennoch als entscheidend angesehen werden. Wenngleich sich die Formen teilweise überschneiden, werden sie hier auseinanderdividiert, um die Akzentuierungen, die sich wiederum auf die verschiedenen Gefühlsebenen auswirken, herauszuarbeiten. Die erste Form zeichnete sich durch die Inszenierung bestimmter Tierarten aus, die in ein menschliches Ambiente versetzt wurden. Sie bekamen Kleidung angezogen, Möbelstücke in die Käfige gestellt oder typisch menschliche Accessoires überreicht. Henriette Petersen, die 1908 Hagenbecks Tierpark besuchte, schrieb: „Die drei Chimpansen haben eine richtige Stube mit Betten, Tischen, Schaukeln und allerlei Spielzeug für sich; zu nett. Der eine hat ein rotes Kleid an, und einer hat Manieren wie ein Bongvivang.“568 Bis in die 1920er Jahre fanden sich auch in den Gesellschafts- und Zoo-Zeitungen immer wieder Fotos von bekleideten Schimpansen.569 Von dieser Inszenierung betroffen waren haupt-
566 Paul Münch: Die Differenz zwischen Mensch und Tier, S. 324. Vgl. auch: Fritz Dichtl: Sprechende Tiere in Literatur und visuellen Medien, S. 201. 567 Pascal Eitler: „Weil sie fühlen, was wir fühlen“, S. 227. 568 Henriette Petersen: Frau Henriette Petersen im Tierpark von Hagenbeck, S. 9. 569 Anzeigenfoto. Hamburger Zoo-Zeitung, Jubiläums-Ausgabe, Nr. 5, (1928), S. 40. Rudolf Presber: Der Liebe Vetter, S. 1082f.; Fotografie mit der Bildunterschrift: „Der neueste Wunderaffe: Jakob, der Billiard spielende Orang Utan.“ BIZ, Nr. 25, 21.06.1914, S. 476.
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sächlich Affen, da sie dem Menschen am augenscheinlichsten ähnelten. In einigen Fällen wurden allerdings ebenso andere, meist dressierbare Zoolebewesen, verkleidet. So bekam ein Löwe eine Brille aufgesetzt und eine Pfeife ins Maul gesteckt, um ihn wie einen „Gelehrten“ wirken zu lassen,570 und ein Elefant, in einer Gastronomie an einem Tisch sitzend, mutierte zum „Gast“.571 1927 hatten die Hagenbecks sogar eine Elefantenhochzeit organisiert. „Das war einmal etwas Interessantes, der Hochzeitszug vom Zirkus Hagenbeck nach dem ‚Zoo‘. Vor dem Zirkus selbst, auf den Straßen und vor dem ‚Zoo‘ hatten sich Hunderte von Menschen versammelt, um dieses Ereignis mitfeiern und den langen Hochzeitszug, mit der uniformierten Kapelle voran, mit Trappern und Cowboys auf schmucken Pferden, der Inder- und Singhalesen-Truppe in ihren buntfarbigen Gewändern, vor allem aber die massigen Hochzeitsgäste von ‚Miß Männy vom Hagenbeck‘ gebührend zu bestaunen, die ihrem ‚hohen‘ Gemahl ‚Jackie vom Zoo‘ am Donnerstagnachmittag zugeführt wurde. Aber man hatte dann vor dem Elefantenheim um so mehr Gelegenheit, diese zwei prachtvollen, für einander bestimmten Tierriesen zu bewundern […]. ‚Jackie‘ zeigte sich übrigens als ein sehr zartfühlender Hochzeiter, der seine Braut liebevoll ‚berüsselte‘, was stürmischen Jubel unter der Zuschauermenge erregte.“572
In diesem Fall war die künstliche Kulisse durch die „reale“ Alltagswelt der Menschen ersetzt worden. Zudem hatten die Tiere eine menschliche Handlung bzw. Prozession durchführen müssen, die zwar die Zuschauer amüsieren sollte, aber nicht dem artspezifischen Verhalten eines Elefanten entsprach. Diese Vermenschlichungsformen kamen im Zirkus, im Film, in der Kunst oder bei Dressurveranstaltungen vor.573 Ihre Faszination beruhte auf dem Staunen über die tie-
570 N.: Tiere als Schauspieler, in: Die Woche, Nr. 5, 27, (1925), S. 107ff., hier S. 107, StA B. 571 Zeichnung, schwarz-weiß, Druckstich. Zu sehen ist ein Mann, der mit einem Elefanten an einem Tisch in einer Gastronomie sitzt. Der Elefant zieht an einem Bändel mit Glocke. Ein Mann mit einem Tablett [Kellner, N.K.] kommt herein. Bildunterschrift: „Elephant Gastronome“. ZAL, Akte 1631. 572 O.A.: Elefantenhochzeit im Zoo, in: LNN, Nr. 277, 04.10.1930, o.S., (HA). 573 N.: Tiere als Schauspieler, S. 107, 109; Gemälde mit dem Titel „Matt gesetzt!“ von Alfred Woczerzick. BIZ, Nr. 24, S. 647. Zum Nutzaspekt der Tiere vgl. auch: Siegfried Becker u. Andreas C. Bimmer: Mensch und Tier, Kulturwissenschaftliche Aspekte einer Sozialbeziehung, in: Ebendiese (Hg.): Mensch und Tier, Marburg 1991 (= Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, Neue Folge der Hessischen Blätter für Volkskunde, Bd. 27), S. 7-10, hier S. 7.
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rische Ähnlichkeit mit dem Menschen574 und die Fähigkeit einiger Tiere, menschliche Handlungen erlernen zu können. Teilweise reichte eine Andeutung aus, wenn beispielsweise ein rauchender Affe im Frack inmitten einer Männerrunde mit „liebe[r] Vetter“ betitelt oder ein Schimpanse mit einer Golfausrüstung575 auf Fotos abgebildet wurde. Bei der Schimpansin Missi aus dem Berliner Zoologischen Garten war die Ähnlichkeit noch offensichtlicher. „So lernte sie, sich des Kaffeegeschirres wie ein Mensch bedienen und behielt die Gewohnheit, sich den Kaffee aus der Kanne in die Tasse zu gießen und die Tasse an den Mund zu führen, auch ziemlich bis an ihr Lebensende bei. Sie rauchte auch mit Vorliebe Zigaretten und begriff in zweimaligem Unterricht von fünf Minuten Dauer, daß man, wenn man eine Zigarette anzünden will, nur ein Streichholz aus der Schachtel nimmt und das zur Entzündung bringt […].“576
Motiviert waren diese Darstellungsformen auch durch das Lachen und die Freude, die sie bei den Menschen hervorriefen. Die Leitung des Tierparks in Stellingen unterstützte die humoristische Wirkung der Tiere, indem sie den Affen einen „Spielplatz mit allen erdenklichen Gegenständen und Geräten“, wie einem Flugzeug, einem Badehäuschen und Strandkörben, im Gehege zur Verfügung stellte.577 „Das Menschenähnliche ergreift, fesselt, amüsiert uns“578, war in Die Woche zu lesen. In einem anderen Artikel der gleichen Zeitschrift wurde präzisiert: „Das Tier ist an sich weder humoristisch noch tragisch und wird beides erst in dem Augenblick, da seinen Handlungen menschliche Motive unterlegt werden.“579 Die Vermenschlichung bediente sich damit der Fantasie. Sie besaß nicht den Anspruch, Wahrheiten aufzuzeigen. Die angedeutete Handlung wurde aufgenommen, weiter gedacht und über die Absurdität, die sich dahinter verbarg, gelacht. Mit der Zeit schien es jedoch keiner vermenschlichenden Attribute mehr zu bedürfen, weshalb die Zooleitung Spielgeräte in den Käfigen weitestgehend reduzierte.580
574 Der „Menschenaffe war verblüffend menschenähnlich“. Otto Preuß: Missi, S. 195. 575 Rudolf Presber: Der Liebe Vetter, S. 1082f. 576 Otto Preuß: Missi, S. 195. 577 O.A.: Bad Affenheim und der Tierkindergarten, S. 32. 578 Rudolf Presber: Der Liebe Vetter, S. 1084. 579 N.: Tiere als Schauspieler, S. 109. 580 Vgl.: Bei der Neugestaltung des Nürnberger Tiergartens schränkte die Tiergartenleitung derlei Attribute stark ein, das Lachen und die Freude des Publikums blieben jedoch nicht aus. Vgl.: Willy Tyroler: Das Tier … und Du?, S. 12; Marlise Beierkuhn-
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In der zweiten Form der Vermenschlichung ging es um den Vergleich von menschlichen und tierischen Charakterzügen sowie die unterschiedliche Emotionsfähigkeit. Der Verhaltensforscher und Pädagoge Bastian Schmid (1870-1944) hatte Tiere untersucht und festgestellt, dass sie ebenfalls Freude, Wut und Gemütsdepressionen empfinden, lächeln und einige wenige sogar weinen konnten.581 Dabei waren es vorwiegend menschliche Kriterien, an denen die Gartenbewohner gemessen wurden. Das Zootier stand somit häufig im direkten Vergleich mit dem zivilisierten „Kulturmenschen“.582 Verhielten sich Wildtiere wider der menschlichen Vernunft, konnte es vorkommen, dass ihre Beurteiler sie als dumm bezeichneten,583 da sie von ihrer eigenen Intelligenz und ihrem hohen Rang überzeugt waren. Noch 1950 stellte ein Zoobesucher fest: Für „die eben geschilderte Kategorie der überzivilisierten Menschen ist das Tier eine Sache. Ein Ding, das wohl Freude oder Schmerz empfindet, Hunger haben kann und Durst, aber es bleibt eben eine Sache.“584 Der Vergleich zwischen Mensch und Tier, der in verschiedenen Situationen zum Vorschein kam, zeigt jedoch, dass Kultur und Natur auch in einem gewissen Gegensatz oder Wettbewerb zueinander standen. Manchmal wurde die Kultur, manchmal die Natur idealisiert. Schwierig gestaltete es sich, beide miteinander zu vereinen. Die Menschen versuchten, die Natur zu kultivieren oder die Kultur mit Natur bzw. Leben anzureichern.585 Je mehr sich jedoch eine Seite (z.B. die Natur) der anderen Seite (Kultur) annäherte, desto mehr verlor sie an Wirkung (Natürlichkeit). Obwohl die lediglich bedingte Vereinbarkeit eine permanente Unzufriedenheit auslöste, wurde dieser Spagat immer wieder angestrebt. Dies zeigte sich besonders im Zoo, in
lein: Die Schimpansen lieben alte Damenstrümpfe, in: NZ, Nr. 64, 18.03.1958, S. 10. Vgl. auch: 3.4.3 Die Präsentationsformen. 581 Bastian Schmid: Gemüt und Gefühl bei höheren Tieren, in: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 212, 05.08.1935, o.S., (HA). 582 Hier unterscheidet sich das Zootier vom „niederen“ Tier, das herangezogen wurde, um Aussagen über den „niederen“ Menschen zu treffen. Vgl.: Andrea Heubach: „Hitler war Vegetarier“, S. 228. 583 Es ist anzunehmen, dass sich der Vergleich ebenso auf das menschliche Schönheitsideal bezog. Vgl.: Joseph Delmont: Wilde Tiere im Film, S. 166, 183, 191. 584 Willy Tyroler: Das Tier … und Du?, S. 12. 585 Im Kontrast mit dem Kulturmenschen stand der Naturmensch, der sich zu unkultiviert verhielt und dem daher oftmals ein negatives Image oder negative Attribute zugeschrieben wurden. Vgl.: Christoph Mackinger: „… der Schlüssel zum Pogrom“, S. 202.
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dem die Menschen die Natur suchten, gleichzeitig jedoch die dort vorhandenen Wildtiere zu Kulturtieren machten. Es bildeten sich gewisse Diskrepanzen heraus. Einerseits waren die Tiere dem Menschen untergeordnet, andererseits besaßen sie Merkmale, die im Vergleich positiver wahrgenommen wurden. In einigen Fällen sollte das Tier ein menschenähnliches, in anderen ein natürliches, animalisches Verhalten zeigen. Emotionen wurden ihm zugeschrieben, dennoch stuften es viele Menschen, ob bewusst oder unbewusst, immer wieder als Objekt ein. Der Zoobesucher als „Kulturmensch“ hielt die Lebewesen für amüsant und entzückend, lobte vereinzelt sogar ihre guten Manieren, konnte sich aber dennoch nur schwer an den Gedanken gewöhnen, von diesen abzustammen.586 Die Verschiedenheit schien zu groß und zu offensichtlich. Die Klassifizierung durch die „Systema naturae“587 des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707-1778) behielt ihre Gültigkeit. Besonders in der wissenschaftlichen Literatur herrschte die Meinung vor, dass „zwischen beiden Existenzformen möglicherweise nicht bloß ein gradueller Unterschied anzunehmen sei, sondern ein unüberbrückbarer Graben verlaufe.“588 Erst mit der an Intensität zunehmenden emotionalen Bindung zum Tier stieg es in der Hierarchie auf und wurde als immer menschenähnlicher wahrgenommen.
586 Eine Zoobesucherin schrieb: „Es sind ungemein viele Affen vertreten, große und kleine, bekannte und unbekannte, niedliche, appetitliche und etliche unappetitliche; von welch letzteren ich lieber gar nicht sprechen will, weil es mir durch und durch geht, wenn ich denke, daß unsereiner davon abstammen soll.“ Henriette Petersen: Frau Henriette Petersen im Tierpark von Hagenbeck, S. 9. Vgl. auch: Eintrag von 1942: „Es ist heute schon unwahr, daß die Affen dem Menschen näher stehen als andere Tiere. Lange Zeit mögen wir uns nicht viel von ihnen unterschieden haben; damals waren sie uns nahe verwandt; heute haben wir uns durch unzählige Verwandlungen so weit von ihnen entfernt, daß wir nicht weniger von Vögeln an uns haben als an Affen.“ Elias Canetti: Aufzeichnungen 1942-1948, München 1965, S. 29. 587 Linné schuf für Pflanzen und Tierarten lateinische Bezeichnungen mit je einem Gattungs- und einem Artennamen. Er zeichnete Ähnlichkeiten und Unterschiede aller damals bekannten Pflanzen und Tiere auf und ordnete sie in einem Beziehungsgeflecht. Das Klassifikationsschema bestand aus: Spezies, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse, Stamm und Reich in aufsteigender Reihenfolge. Mensch und Tier wurden hier zwar derselben Gattung zugeordnet, unterschieden sich jedoch in den Klassen. Vgl.: Fritz Dichtl: Sprechende Tiere in Literatur und visuellen Medien, S. 19; Paul Münch: Die Differenz zwischen Mensch und Tier, S. 325. 588 Paul Münch: Die Differenz zwischen Mensch und Tier, S. 325.
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Die dritte Form der Vermenschlichung konzentrierte sich auf die Beziehung der Tiere zueinander. „Urkomisch war es zu beobachten, wenn eine der drei Damen ihren schönen Wonnemonat Mai erlebte und Lenkju dann eifersüchtig ‚errötend ihren Spuren folgte‘. […] Carlos und Giulia dagegen lebten glücklich in kinderloser Ehe. Carlos aber war, wie das ja Männer bisweilen sein sollen, nicht ganz treu. So machte er der jungen Ercole, die im Nebenkäfig untergebracht war und die er durch das Gewöhnungsgitter sehen konnte, alle möglichen Liebeserklärungen. Beiderseits rieb man sich zärtlich aneinander durch das Gitter. Die spröde Ercole ließ Carlos’ Liebe nicht unerwidert, zog sich aber dadurch Giulias tödlichen Haß zu.“589
In diesem Quellenabschnitt handelt es sich nicht um eine Soap Opera, sondern um eine Verhaltensbeschreibung dreier Löwen im Leipziger Zoo. Im Vordergrund stehen dabei die Gefühle und Beziehungen der Tiere zueinander. Erst in einem zweiten Schritt sucht der Autor eine menschliche Parallele. Die sprachliche Gestaltung ist mit Adjektiven und Adverbien angereichert und somit bunt in ihrer Ausdrucksform. Bei der vierten Form der Vermenschlichung nahmen Tiere für einen bestimmten Zeitrahmen eine menschliche Rolle bzw. Position ein. Es konnte die eines Kindes,590 aber auch die eines Lebenspartners sein. Die Frauenzeitschrift Die junge Dame veröffentlichte beispielsweise ein Foto, auf dem das Gesicht einer jungen, leicht lächelnden Frau mit einem Schimpansen abgebildet war, der sich neben ihrer rechten Wange, auf Höhe des Ohres befand und seinen Mund leicht geöffnet hatte. Unter dem Foto stand folgender Reim geschrieben: „Das Äffchen Schnut an Inges Wange verrät uns auf den ersten Blick: Die beiden kennen sich schon lange, sonst wär die Freundschaft nicht so dick. Das Kerlchen treibt ganz ungeniert den liebevollen Firlefanz mit Inges Ohr. Die denkt gerührt och du mein kleiner Affenmann.“591
589 Theodor Knottnerus-Meyer: Tiere im Zoo, S. 50, 56. 590 Vgl.: A.A. Pienaar: Simba schläft zum ersten Mal im Hotel; Emma Medem: Ein Nachmittag in Stellingen, in: Greifswalder Zeitung, Nr. 127, 02.06.1930, S. 5; Otto Preuß: Missi, S. 195; Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, Fortsetzung, S. 245. 591 Fotografie. Vgl.: A. J. Croninz: Chris und Katherine duzen sich. Die junge Dame, Nr. 8, 13, (1951), S. 16f., hier S. 16.
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Das Tier konnte als kurzfristiger Ersatz angesehen werden, jedoch nicht als eine ernstzunehmende Konkurrenz zum Mann. Teilweise verstärkte es sogar die Attraktivität und soziale Position der Protagonistin. Streichelte eine Frau ausgewachsene und damit gefährliche Raubtiere, reagierten die Zuschauer beeindruckt. Die Macht über das Tier faszinierte und verlieh der Frau Stärke.592 Mit einem Löwen an der Seite oder, wie im Fall der Tierwärterin Else Bär, die sich mit ihrem Löwen Ralf auf dem Schoß593 präsentiert hatte, übertrug sich der Respekt vor dem Tier auf die Frau. Tiere konnten somit die Wahrnehmung der menschlichen Protagonisten verändern. Die Verbindung zwischen Wildnis, repräsentiert vom wilden Zootier und „Kulturmensch“, verkörpert durch die Kleidung, Accessoires und das gepflegte Äußere der Frau, sowie der Unterschied zwischen dem kraftvollen Tier und der eher schwächlichen Frau stellten einen reizvollen Kontrast dar. Wurde ihm die Rolle des Kindes zugewiesen, standen weniger die Divergenz, sondern die Überzeugung von ihrer gegenseitigen Ähnlichkeit sowie das Umsorgen und Erziehen im Vordergrund. So berichtete die Zoobesucherin Emma Medem über ihren Nachmittagsbesuch im Hagenbeck Tierpark: „Ein Seehund aber war krank. Er hatte sich von den anderen abgesondert und sich in einen Winkel des Käfigs zurückgezogen. Auch als die anderen Robben ihren Schlafgemächern zu, in die Felsenhöhlen getrieben wurden, blieb sie ganz teilnahmslos liegen. Die Wärter bemühten sich um sie und redeten ihr gut zu, wie einem kranken Kinde: ‚Na, Leonie, willst du denn heute noch nicht allein gehen? Na, denn müssen wir dich eben tragen, hier kannst du die Nacht doch nicht bleiben.‘“594
Es stellt sich die Frage, warum der Pfleger mit dem Tier sprach. Ging er davon aus, dass ihn der Seehund verstand, kommunizierte er, um den Besuchern seine Nähe zum Tier zu demonstrieren, war das Tier wirklich zu einer Art Kind für ihn geworden oder handelte es sich um eine mehr oder weniger automatische Folge seines täglichen Umganges mit ihm? Eine Antwort darauf ist schwer zu finden. Da sich jedoch über das Pflegen und Umsorgen die Gefühle zum Tier steigerten, ist anzunehmen, dass die sich entwickelnde Beziehung geradezu den Einsatz von Sprache provozierte. Nicht nur in Filmen oder Märchen, sondern auch im realen
592 Vgl.: 3.8.2 Zootiere im Film; 4.2.1 Angst. 593 Fotografie „Wärterin Else Bär mit dem Löwen Ralf“, von 1923. Mustafa Haikal u. Jörg Junhold: Auf der Spur des Löwen, S. 140. 594 Emma Medem: Ein Nachmittag in Stellingen, S. 5.
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Leben redeten Menschen mit Zoolebewesen.595 Dies führt zu der fünften Form von Vermenschlichung, bei der den Zootieren nicht nur die Fähigkeit zugesprochen wird, die Sprache der Menschen zu verstehen, sondern sie auch zu sprechen.596 Der Berliner Anzeiger druckte beispielsweise ein Interview mit dem See-Elefanten Roland ab und unterhielt sich mit ihm wie mit einem Menschen, was nicht nur durch die Begrüßung „Guten Morgen, Herr Roland“, sondern auch in den Fragen zur Herkunft, zum Lieblingsessen, zu dem, was er von Berlin im Allgemeinen und von den Verkehrsverhältnissen im Besonderen halte oder bei der Plauderei über seine „bevorstehende Hochzeit“ zum Ausdruck kam.597 Auch ein Artikel über einen Arztbesuch beim kranken Seehund im Tierpark brachte diese Form der Vermenschlichung zum Ausdruck. „Der Doktor beugte sich zu dem kranken Tier hinab und tätschelte ihm den Kopf. ‚Na Leonie, das ist recht, komm du man zum Papa, geht es dir denn heut schon ein bissel besser? Nicht doch, nicht doch Leoni!‘ rief der Papa, ‚Du kannst ja nicht wieder an’s Land kommen!‘ Diese gütigen, warnenden Worte vermochten das Tier von seinem Vorhaben abzubringen, so daß es unter sichtlich großen Beschwerden dem Ruf der Wärter folgend vorwärts kroch und so unter Assistenz des Arztes in sein Schlafgemach gebracht wurde.“598
In der Geschichte wurde durch die Reaktion des Seehundes verdeutlicht, dass dieser die menschliche Sprache, hier die des Arztes, verstand. Die Erzählweise
595 „Der Inspektor rief ihr zu: ‚Aber Litschimi, siehst du denn gar nicht, daß wir so nicht weiter kommen? Bring doch das Geschütz auf den richtigen Weg!‘“ E.R.: Tiere, die man nicht vergißt. Geschichten von Elefanten des Hagenbeckschen Tierparks, in: Königsberger Allgemeine Zeitung, Nr. 355, 01.08.1930, o.S., (HA). Als „ganz kleines Mädchen konnte ich stundenlang vor den Raubtierkäfigen stehen. Ich führte dann halblaute Gespräche mit den Löwen und Tigern“. Eva Salzer: Als Tierkindermädchen, S. 216. 596 [Gepard:] „Sie tun recht, daß Sie mit uns anfangen, wir sind nämlich die Prominenten des Zoo. Wir sind photographiert und kinematographiert worden, selbst auf der Bühne sind wir aufgetreten. Besonders junge Damen lassen sich gern mit uns photographieren“. O.A.: So spricht der Zoo. 597 „‚Herr Roland, Dr. Heck sagte doch vorhin, daß man Ihnen in absehbarer Zeit eine Braut - -‘ ‚Ach‘, seufzte da Roland, der Recke, ‚Wenn das man mal keine halbe Sache wird! Stellen Sie sich doch vor, Herr Zeitungsmensch, Sie lieben Genoveva und müssen Lieschen heiraten. Man will doch, verdammt noch mal, auch was fürs Herz!‘“ Lbg.: Interview mit „Roland“. 598 Emma Medem: Ein Nachmittag in Stellingen, S. 5.
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lässt allerdings Zweifel aufkommen, ob es sich um eine mit vermenschlichenden Beschreibungen angereicherte Beobachtung oder um eine gänzlich ausgedachte Fantasiegeschichte handelte. Es ist davon auszugehen ist, dass die anthropomorphistische Wortwahl ebenfalls dazu beitrug, Tiere dem Menschen näherzubringen, und gleichzeitig Ausdruck dieser Entwicklung war. Hinweise darauf gab es zahlreiche. Ein Foto, das ein Walross mit seinem Wärter in einer Umarmung zeigte,599 oder der Kommentar der Zoobesucherin Erna Büsing zur Ähnlichkeit zwischen Wärter und Pflegling.600 Was das Zootier wirklich empfand oder dachte, war unwichtig. Die Gefühle zum Tier gingen vom Menschen aus und da das Tier nichts entgegnen kann, konnten die Gedanken und Emotionen beliebig auf die sprachlosen Lebewesen projiziert werden. Wie bereits der Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal erwähnte, befriedigen Tiere die sozialen Bedürfnisse und werden somit zur Projektionsfläche menschlicher Einstellungen und Wünsche.601 Carl Hagenbecks Illustrierte Tier und Menschenwelt bemerkte dazu: „Die Uebereinstimmung geht soweit, daß wir im Umgang mit den Tieren die mannigfaltigen Erscheinungen mit denselben Worten bezeichnen, die uns aus der begrifflichen Erfassung des menschlichen Seelenlebens geläufig sind. Wir sprechen von Liebe, Treue, Anhänglichkeit, loben und tadeln mit denselben Worten, die wir in der Erziehung unserer Kinder gebrauchen. Kurzum, der naive Mensch, das Kind, der Liebhaber, der Dichter, vermenschlicht das Tier; er legt die eigenen Gedanken und Empfindungen in das Tier hinein und nimmt sie im Wechselspiel von Frage und Antwort, Rede und Gegenrede, als Aeußerungen des tierischen Seelenlebens zurück.“602
In Artikeln über Geburten im Zoo benutzten die Autoren gerne das Wort „Mutterglück“603, obwohl es durchaus unklar war, ob die jeweilige Tiermutter wirklich Glück empfand. Den Enten, die ihren Nachwuchs beim Überqueren eines Teiches begleiteten, wurde eine „ängstliche Bewachung“604, einem Löwen, der
599 Das Bild zeigt den Wärter mit seinem Walross. Textunterschrift: „Junge Walrosse zeichnen sich nicht nur durch große Zutraulichkeit und Anhänglichkeit aus, sondern auch durch hohe geistige Fähigkeiten.“ Brüggemann: Tierpsychologie im Tierpark, S. 245. 600 Erna Büsing: Von ungeschlachten Tieren. Vgl.: 4.1.2 Der Tierfreund. 601 Kurt Kotrschal: Die evolutionäre Theorie der Mensch-Tier-Beziehung, S. 68. 602 Brüggemann: Tierpsychologie im Tierpark, S. 245. 603 O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck!. 604 Ebenda.
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durch die Gitterstäbe tatzte, „väterliche Eifersucht“605, zwei sich umarmenden Affen „Liebe“606, Pinguinen der Hang zum Schwimmsport607 unterstellt und Paul Eipper dichtete zwei Eisbären im Wasserbassin eine „Liebes-Erklärung in der Badewanne“608 an.609 Die Formulierungen ließen statt Vermutungen häufig Behauptungen erkennen.610 Beobachter maßten sich damit die Fähigkeit an, genau zu wissen, wie die Tiere sich fühlten, und suchten bzw. fanden menschliche Erklärungen für ihre Verhaltensweisen. Die Interpretationen konnten jedoch durchaus unterschiedlich ausfallen. War die Annäherung der Zoobewohner ans Gitter von KnottnerusMeyer als „Neugierde“ und somit als Intelligenz interpretiert worden, empfand Ingo Krumbiegel sie als Zeichen der „Treuherzigkeit“, während im Nürnberger Zooführer dieses Verhalten als unschönes Betteln, das der jeweiligen Art nicht entspreche, kritisiert wurde.611 Daran lässt sich zeigen, wie sehr Mentalität und persönliche Idealvorstellung die Deutung des Tierverhaltens beeinflussten. Das bedeutet weiter, dass, wenn der Eindruck erweckt werden sollte, dass es den Tieren gut ging, nicht nur die tierischen Bedürfnisse, sondern auch die menschlichen Eindrücke berücksichtigt werden mussten.612
605 Die Fotografie zeigt einen Löwen, der mit seiner Pfote durch die Gitterstäbe zu einem Mann tazt, der ein Löwenbaby auf dem Arm hält. Bildunterschrift: „Väterliche Eifersucht: Eine Szene vor dem Löwenkäfig im Zoo.“ BIZ, Nr. 36, 33, (1924), S. 1055. 606 Die Fotografie zeigt zwei Schimpansen, die sich umarmen. Bildunterschrift: „Affenliebe“. Phot. Zander und Labisch, Berlin. Die Gartenlaube, Nr. 13, (1912), S. 287. 607 W.P.: Sport und Spiel in Hellabrunn. Unser Tierpark im Winter, in: MünchenAugsburger Abendzeitung, Nr. 344, 18.12.1928, S. 3. 608 Fotografie. Paul Eipper: Erlebnisse mit Raubtieren, Fortsetzung, S. 244. 609 Vgl. auch: „Während die Schimpansen friedlich um einander bemüht waren, hatte es bei Gorillas Krach gegeben. Der eine von ihnen hatte wieder einmal seinen eigenbrötlerischen Tag, da konnte er seinen Gefährten nicht ertragen, so hatte er ihn einfach aus seiner Nähe und dem Innenkäfig verwiesen, so daß jener gezwungen war, sich in dem Außenkäfig aufzuhalten.“ Emma Medem: Ein Nachmittag in Stellingen. 610 Fritz Kirchhofer: Bei Löwen, Elefanten und Bären. 611 Theodor Knottnerus-Meyer: Ein Besuch des Zoologischen Gartens zu Hamburg, S. 281; Ingo Krumbiegel: Unfälle im Tiergarten, S. 2; Tiergarten Nürnberg A.-G. (Hg.): Zooführer des Neuen Nürnberger Tiergartens, S. 4. 612 Vgl.: 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos; 3.10.2 Tierschutz im Zoo; 4.1.1 Die Emotionsfabrik Zoo und 4.7 Empathie.
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In einigen Quellen steigerte sich dieser Anthropomorphismus so weit, dass sogar der mehr oder weniger ernst gemeinte Wunsch aufkam, mit dem Tier tauschen zu wollen. „Ich wollt ich wär’ ein Elefant, dann würd’ ich jubeln laut. Es wär’ mir nicht ums Elfenbein, nur um die dicke Haut!“613 lautete ein Reim. In einer anderen Quelle wurde das Affengehege im Leipziger Zoo als so einladend empfunden, dass der Autor behauptete: „Ich kann einen Jungen verstehen, der meinte: ‚da möchte ich auch drinnen sein‘.“614 Letztendlich waren derlei Sätze als Lob für die jeweilige Tieranlage zu verstehen oder Ausdruck einer tierischen Eigenschaft, die sehr geschätzt wurde. Durch das Hinzufügen von Worten konnten auch zeitgenössische oder sozial relevante Themen behandelt und pädagogische Ziele verfolgt werden. Die Vermenschlichung fungierte somit als stilistisches Mittel, um das Verhalten der Menschen zu ironisieren, wie es beispielsweise der Schriftsteller Reinhard Cronnheim tat, als er einen Perspektivenwechsel vornahm und nicht die Besucher, sondern die Affen in ihrem Gehege als schützenswert darstellte: „Geistvolle Bemerkungen werden in ungemessener Fülle gemacht, und so ist es denn kein Wunder, wenn ein alter Mandril sich eines Tages hinter den Ohren kraulte und unmutig sagte: ‚Gott sei Dank, daß die Bande hinter dem Gitter ist!‘“615 Der Anthropomorphismus konnte somit helfen, Verhaltensregeln und Ermahnungen in einer moderaten, sympathischen Art und Weise zu kommunizieren. 1949 publizierte beispielsweise die Freie Deutsche Presse den Reim: „Es ballt sich jede Affenfaust, wenn ihr durch unsere Wiesen saust! Willst Du schöne Wiesen sehn, mußt Du auf dem Wege gehen!“616 Auch politische Kritik wurde auf diese Art und Weise geäußert.617 Sie wurde dabei sprachlich so codiert, dass der Subtext nur verstanden werden konnte, wenn der Rezipient die Tierbeschreibungen zu decodieren wusste.618
613 W. Rogatzky: Im Tierparadies bei Hagenbeck in Stellingen, S. 3. 614 E. Sch.: Lübecker bei Hagenbeck. 615 Reinhold Cronheim: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, S. 1145. 616 Sch.: Es ballt sich jede Affenfaust, in: Freie Deutsche Presse, Nr. unbekannt, 11.04.1949, o.S., (TAN). 617 Fotografie zweier Flamingos. Bildunterschrift: „Was sagst du, was hier wieder für ein Betrieb ist? Pavians sind auch wieder da!“ Rud. Diederich: Wiederaufbau im Zoo, S. 869. Vgl. auch: Martin Richard Möbius: „Tiere, Menschen und Götter“, in: Volksstimme, Chemnitz, Nr. 145, 33.06.1932, o.S. 618 Vgl.: G.K.: Tiere sehen in die Zeit. Dies kam besonders in der Literatur zur Anwendung. Hermann Sinsheimer: Lasst Tiere sprechen!, in: Berliner Tageblatt, Nr. 426,
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Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die erste Form der Vermenschlichung ihren Ausdruck darin fand, die Tiere in eine menschliche Welt zu versetzen und mit menschlichen Attributen und Gegenständen auszustatten. Die zweite untersuchte die Charaktere, Wesenszüge, das Schmerzempfinden und die Emotionsfähigkeit der Tiere und verglich sie mit denen der Menschen. In der dritten Form stand die Beziehung der Tiere zueinander im Vordergrund, wohingegen die vierte Form menschliche Rollen auf das Zoolebewesen übertrug, meist mit dem Ziel, etwas über die Position, Wirkung oder Persönlichkeit des Protagonisten auszusagen, aber auch um eine Lücke zu füllen, die im gesellschaftlichen Leben entstanden war. Mit der fünften ging die Zuschreibung menschlicher Gedanken einher, die auf die Tiere übertragen wurden. Hier lag der Akzent auf der Kommunikation sowie den Vorstellungen, die sich Menschen von den Lebewesen machten. Die Zoobewohner dienten hierbei als Projektionsfläche menschlicher Wünsche und Vorstellungen. Über die Sprache kam die Beziehungsebene noch stärker zum Ausdruck und damit ebenso die seelische Verbindung zwischen Mensch und Tier. Letzteres wurde sozial integriert und mit menschlichen Empfindungen und Gefühlen konfrontiert, teilweise sogar überschüttet. Anhand sprechender Tiere konnten ebenso politische Meinungen, normative Verhaltensregeln, Kritik, Unannehmlichkeiten und Erziehungsmaßnahmen leichter ausgedrückt werden. Einer „Ermahnung“ durch das Tier stand der betroffene Rezipient zudem scheinbar offener gegenüber.
4.7 E MPATHIE Wie bereits angedeutet, konnten sich Anthropomorphismus und Empathie gegenseitig bedingen. Menschen versuchten, in der Mimik und den Bewegungsabläufen, also dem Verhalten der Tiere, zu lesen, um eine Situation besser einschätzen zu können. Dabei handelte es sich nicht nur um negative, sondern ebenso um positive Einfühlungen. Waren Zootiere aktiv und bewegungsfreudig, in den Quellen gerne als spielfreudig beschrieben, übertrug sich diese positiv empfundene Atmosphäre auch auf den Beobachter. Ebenso verhielt es sich mit negativen Emotionen, z.B. wenn die Tiere als traurig, krank oder besorgt wahrgenommen wurden.619 Die Intensität der Empathie hing jedoch von mehreren Faktoren ab. Mitgefühl konnte durch Gefühle einerseits und, wie Willa Bohnet es
10.09.1930, o.S., (HA). Vgl. auch: Fritz Dichtl: Sprechende Tiere in Literatur und visuellen Medien, S. 199. 619 Vgl.: 4.2 Negative Emotionen.
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nannte, durch die Kognition andererseits hervorgerufen werden.620 Dabei ist darauf hinzuweisen, dass Empathie keine Tatsachen beschreibt. Die Gefühle konnten sowohl „richtig“ als auch „falsch“ sein621 und die zur Bewertung einer Situation zur Verfügung stehenden Informationen berücksichtigten lediglich den momentan vorherrschenden Wissensstand. Sie waren damit einem ständigen Wandel unterzogen und mussten stets aufs Neue überprüft werden. Das machte die aus der Empathie resultierende Meinung angreifbar. Es gestaltete sich daher auch schwierig, das persönliche Mitgefühl anhand kognitiver Argumente zu beweisen. Erschwerend kam hinzu, dass Zootiere nicht befragt werden konnten. Statt mit Wörtern und Sätzen teilten sie sich subtiler mit, ließen den Körper sprechen oder kommunizierten mit Lauten, Farben und Gebärden. Die Deutung dieser Signale bedurfte eines Hintergrundwissens und implizierte viele Missverständnisse und Fehlinterpretationen.622 Die Agrarsoziologin Karin Jürgens bestätigt: „Empathie ist für mich immer auch mit Nichtwissen verbunden, weil ich das Tier nicht in all seinen Facetten erklären und nachfühlen kann.“623 Auch Psychologe und Zoologe Jürgen Körner ist der Meinung, dass jede Einfühlung egozentrisch sei und dies den Blick auf das Tier beeinflusse.624 Die sich aufdrängende Frage, wann die aus der Empathie gezogenen Schlüsse korrekt oder falsch seien, ist somit kaum zu beantworten. Im Gegensatz zur heutigen Wissenschaft und der Fülle an Literatur, die über die unterschiedlichen Medien und elektronischen Hilfsmittel eine weitreichende Verbreitung finden, standen den Zoobesuchern sowie dem Wärter-Personal zu Beginn des 20. Jahrhunderts vergleichsweise wenig Informationen zur Verfügung.625 Zudem muss bedacht werden, dass selbst in der Wissenschaft bis in die
620 Willa Bohnet: Ethologie, in: Carola Otterstedt u. Michael Rosenberger (Hg.): Gefährten – Konkurrenten – Verwandte. Die Mensch-Tier-Beziehung im wissenschaftlichen Diskurs, Göttingen 2009, S. 26-49, hier S. 49. Vgl. auch: https://www.mpibberlin.mpg.de/de/forschung/beendete-bereiche/mpfg-neurokognition-der-entschei dungsfindung/entscheidungsfindung-im-sozialen-kontext vom 12.03.2014. 621 Jürgen Körner bemerkte, dass oftmals die eigene Stimmung auf ein anderes Wesen übertragen wird, wodurch sich das Ergebnis verfälscht. Vgl.: Jürgen Körner: Die Verwendung des Tieres in der Tierliebe, S. 277. 622 Vgl.: 3.10.2 Tierschutz im Zoo. 623 Dialog im Kolloquium: Empathie zwischen Mensch und Tier, S. 50. 624 Jürgen Körner: Die Verwendung des Tieres in der Tierliebe, S. 278. 625 „In den wenigsten Fällen hatte man überdies überhaupt Informationen über das genaue Herkunftsgebiet eines Exemplars.“ Annelore Rieke-Müller: Das zahme Wildtier, S. 120.
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späten 1930er Jahre nicht zwischen Human- und Tierpsychologie unterschieden wurde und die menschliche Psyche als Ausgangsbasis für die Verhaltensweisen der Tiere, besonders der Säugetiere, galt. Es ist daher auch nur allzu verständlich, dass Parkbesucher die Zoolebewesen aus menschlicher Perspektive betrachteten. Das nötige Wissen über Tiere wurde vorwiegend durch die Erfahrung und den täglichen Umgang mit ihnen, durch Beobachtungen und den häufigen Austausch mit Kollegen oder Pflegern erlangt. Bereits im 18. Jahrhundert hatte der schottische Philosoph David Hume (1711-1776) die Meinung vertreten, dass Erfahrung, bestehend aus Vorstellungen und Eindrücken, die zentrale Kategorie für die Erkenntnis sei.626 Hume zufolge würde die Interpretation einer Situation vom individuellen Erfahrungswert und der zeitgenössischen Denkweise beeinflusst. Auch die Quellen lassen erkennen, dass Sehgewohnheit, Vorstellung und Kultur des jeweiligen Individuums627 sowie die zeitgenössische Mentalität die Empathie beeinflussten. Im Zoo ließ sich dies am Beispiel der Gehegegestaltung wiedererkennen. Mit den Bestrebungen nach Licht, Luft und Freiheit628 kam es zu einer Reform der Tierunterbringung. Besucher achteten beim Betreten eines Zoos nicht mehr nur auf die Sicherheitsvorkehrungen, die durch die Eisenstangen der Käfige auch visuell zum Vorschein kamen, sondern ebenso auf die Bewegungsfreiheit der eingeschlossenen Tiere.629 Lutz Heck bemerkte dazu: „Das Entfernen der Käfige entspricht außerdem sehr dem Empfinden des heutigen Menschen. Selbst wirklich gefährliche Raubtiere werden heute in einer Zeit, wo die Technik oder soziales Elend den Menschen ganz anders und gefährlicher als ein wildes Tier bedroht, nicht mehr als Feinde angesehen, sondern sie werden rein gefühlsmäßig als ein Stück Natur empfunden. Infolgedessen wird jedes Geben größerer Freiheit für die Tiere im Zoologischen Garten besonders freudig von allen Besuchern begrüßt.“630
Da die Natur besonders bei der Stadtbevölkerung einen hohen Stellenwert besaß, stieg auch der der Tiere an. Doch wurden sie nicht nur als Teil der Natur akzeptiert, wie Heck behauptete, sondern zur Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte. Der Mensch wünschte sich die Freiheit, also sollte das Tier ebenso frei
626 Laura Benzi: Sind Gefühle moralisch?, S. 19. 627 Vgl.: Dialog im Kolloquium: Empathie zwischen Mensch und Tier, S. 49. 628 Vgl.: 3.4.4.1 Die Lebensreform im Zoo. 629 Julius Brauns: Staat und Stadt Hamburg. 630 Lutz Heck: Über den Berliner Zoologischen Garten, S. 8.
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sein. Gleichzeitig begann er, die Wildtiere zu schützen. Wann und wie das geschehen sollte, entschied wiederum der subjektive Eindruck jedes Einzelnen.631 Um Klagen der Zoobesucher sowie negative Schlagzeilen in der Öffentlichkeit zu vermeiden und das Mitleid der Besucher nicht zu provozieren, mussten die Gehege umgestaltet und beständig an die neuen Sehgewohnheiten und Ideologien angepasst werden.632 Das bedingte teilweise einen hohen technischen und kostenintensiven Aufwand.633 In einigen Fällen musste jedoch lediglich die Ausstellung bestimmter Tierarten, wie beispielsweise die von Adlern, vermieden werden.634 Die Wahrnehmung der Besucher beeinflusste ebenso die Haltung der Tiere. Die noch in der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts hoch anerkannte „Systematik“ und die damit verbundene Einzelhaltung wurde nach der Jahrhundertwende von der Herdenhaltung oder dem gruppenartigen Zusammenleben verschiedener Tierarten abgelöst.635 Entscheidend für die Zoobesucher war, dass das Zootier sich im Zoo wohl fühlte.636 Um das Mitleid mit den Tieren einzuschränken, ließ der Hamburger Garten in seinen zehn Geboten für die Besucher veröffentlichen: „Du sollst nicht immer ‚den armen Gefangenen‘ Dein Bedauern ausdrücken. Sie legen keinen Wert darauf, denn sie fühlen sich, dem grausamen Kampf ums Dasein in der Natur – in der sie sich gar nicht mehr zurecht finden würden – entrückt, durchaus wohl. Der ‚eine einzige stumme Anklage ausdrückende Blick ihrer Augen‘ existiert nur in Deiner Phantasie.“637
631 Daher konnte es auch zu Klagen kommen, wenn die Tiergehege im Vergleich mit den Stadtwohnungen luxuriöser ausfielen, wie dies in Leipzig der Fall war. Hier fiel der subjektive Blick einer Gruppe von Städtern nicht zu Gunsten des Zootieres aus. Vgl.: O.A.: Einige Eisenacher Steuerzahler. 632 Vgl.: 3.3.2 Die Wahrnehmung des Hamburger Zoos; 3.10.2 Tierschutz im Zoo; 4.1.1 Die Emotionsfabrik Zoo; 3.4.3 Die Präsentationsformen. 633 Neben dem Bau von Freigehegen wurde auch mehr Glas eingesetzt, um die Tiere ohne Gitterstäbe beobachten zu können. Der Berliner Zoologische Garten ließ zudem Kühlräume, „die stets 3° Kälte“ hielten, konstruieren. Lutz Heck: Über den Berliner Zoologischen Garten, S. 4. 634 Lotz Wilhelm: Der Neue Nürnberger Tiergarten, S. 17; Paul Eipper: Leiden die Tiere in Gefangenschaft?, Erfahrungen eines aufrichtigen Tierfreundes, in: Saarbrücker Zeitung, Nr. unbekannt, 20.04.1932, o.S., (HA). 635 Tierarten jedoch, die auch in der Natur alleine lebten, mussten weiterhin in Einzelgehegen untergebracht werden. Daun: Front gegen Tierquälerei. 636 Vgl.: 3.4.4.1 Lebensreform im Zoo. 637 Hans Bungartz: Zoo und Publikum, S. 13f.
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Derzeitige neurowissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass sich im menschlichen Gehirn besondere Zellen, sogenannte Spiegelneuronen, befinden, die für die mentalen und emotionalen Bindungen zuständig sind.638 Damit werden die über den Sehnerv empfangenen Emotionen von den Neuronen gespiegelt und auf den Beobachter übertragen.639 Der Hirnforscher Marco Jacoboni erklärt dies folgendermaßen: „Wenn wir jemand anderen leiden oder Schmerz empfinden sehen, helfen uns unsere Spiegelneuronen dabei, den Gesichtsausdruck der oder des Betreffenden zu entschlüsseln und lassen uns das Leid oder den Schmerz des anderen tatsächlich spüren. Diese Augenblicke sind das Fundament für Mitgefühl, Empathie, möglicherweise auch für Moralempfinden […].“640
Auch beim Anschauen eines Films konnte nachgewiesen werden, dass „allein […] das Zeigen einer Gefühlsregung immer die gleiche Emotion“641 auslöste. Schmerz, aber auch Glück, kurz alle dem Zuschauer bekannten Emotionen kön-
638 Marco Iacoboni: Woher wir wissen, was andere denken und fühlen. Die neue Wissenschaft der Spiegelneuronen, aus dem Englischen von Susanne Kulmann-Krieg, München 2009, S. 12. Vgl. auch: Andrea von Hohenthal: Neurowissenschaft und schulisches Lernen: Gibt es aus der Sicht der Neurowissenschaften neue, für das schulische Lernen relevante Erkenntnisse oder werden die Erkenntnisse der Lernpsychologie lediglich bestätigt? Magisterarbeit im Hauptfach Erziehungswissenschaften an der Fernuniversität in Hagen, o.O., 05.12.2005, S. 80f. http://www. google.it/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CDUQFjAA&url =http%3A%2F%2Fifbm.fernuni-hagen.de%2Fstudienangebot%2Fschulpadagogik% 2Fabschlussarbeiten%2Fhohenthal.pdf&ei=iDRZU_yDFMuGswb82oH4Bg&usg= AFQjCNGAhq0kIFnnJutflK1yZTM0qZCacA&bvm=bv.65397613,d.Yms vom 13.02. 2015. 639 Dazu ist es nicht zwingend notwendig, dass die Bewegungen von Rezipient und Zuschauer identisch sind. Iacoboni erklärt dies anhand eines Sportbeispiels: „Wir verstehen, was der Spieler tut, weil wir in unserem Gehirn eine Kopiervorlage für eben dieses Tun haben, eine Vorlage, die auf unseren eigenen Bewegungsmustern basiert.“ Marco Iacoboni: Woher wir wissen, was andere denken und fühlen, S. 12. 640 Ebenda, S. 12. 641 Hans J. Wulff.: Empathie als Dimension des Filmverstehens. Ein Thesenpapier, 12.01.2003, S. 136-159, hier S. 136. Vgl.: http://www.derwulff.de/2-120 vom 12.02. 2015.
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nen von einem gesunden Menschen642 nachempfunden werden. Dies traf ebenso beim Betrachten von Zootieren zu, wobei jedoch die Interpretation des tierischen Gesichtsausdruckes oder Verhaltens weniger eindeutig ausfiel und auch vom individuellen seelischen Zustand abhing.643 Sobald der Eindruck erweckt wurde, dass das Tier litt, krank war oder gar psychische Probleme hatte,644 konnte dies negative Gefühle beim Beobachter hervorrufen, die sich wiederum auf den jeweiligen Tierpark übertrugen.645 „In jedem Menschen, den die Liebe zum Tier in die Menagerie, in den Zirkus oder in den zoologischen Garten getrieben hat, ist immer ein mitleidiges Bedauern aufgestiegen, wenn er den Eisbären oder den Löwen, die Hyäne oder den Präriehund in ihren engen Käfigen unruhig auf und ab laufen, an den Wänden in die Höhe springen oder tieftraurig und regungslos hat stehen sehen. Denn diese Aeußerungen sind gar zu offenkundige Zeichen dafür, daß gerade diese Geschöpfe, die dem Menschen Beweis für Naturwüchsigkeit und Freiheit sein sollen, in der Gefangenschaft Märtyrer im allerschlimmsten Sinn sind.“646
Nach Meinung des Autors konnte jeder Mensch Empathie mit Tieren empfinden, der Gefühle für sie besaß. Auch Karl Max Schneider sah in der Zuneigung zu den Geschöpfen die Grundlage der Einfühlung und des Verstehens. Er behauptete, dass es immer Leute geben werde, die den Wert „verkennen, weil sie kein inneres Verhältnis zum Tier haben. Es wird aber, solange es Menschen gibt, auch immer solche geben, die empfänglich für seine Bestrebungen sind; und deren Zahl scheint mir in neuerer Zeit stark gewachsen zu sein.“647 Der Schriftsteller Rudolf Presber (1868-1935) gab in einem Zeitungsartikel zu, dass er am meisten Mitgefühl für diejenigen Tiere zeigte, die dem Menschen ähnlich waren: „Wenn man nicht als Forscher, sondern als Liebhaber einer Sache nähertritt, so ist es immer das Menschenähnliche, das unser Interesse, unsere Teilnahme, unser Mitleid weckt. Wir können alle ein garstiges und unserm Wesen fremdes Tier viel leichter leiden und sterben sehen, als einen Hund, der unsere Worte und Winke verstanden und unsere Befeh-
642 Einschränkungen sind beispielsweise bei einem an Autismus erkrankten Menschen festgestellt worden. Vgl.: http://www.mpib-berlin.mpg.de/en/node/1909 vom 12.01. 2015. 643 Vgl.: 4.2.2 Trauer. 644 Vgl.: 4.3.1 Tiere als Kriegsteilnehmer. 645 Gustav Eismann: Der Chimpanse, S. 24. 646 F.-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, S. 584. 647 Karl Max Schneider: Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, S. 84.
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le ausgeführt hat; oder gar als einen Affen, der uns in Körperbildung, Bewegungen und manchen Gewohnheiten verdächtig ähnlich sieht.“648
Die Intensität der Empathie hing somit auch von der emotionalen Beziehung zum jeweiligen anderen Lebewesen ab. Daraus ließe sich ableiten, dass die anfängliche Sorglosigkeit und Emotionslosigkeit beim Sterben der Zootiere auf einer gefühlten Distanz basierte, unterstützt durch die vorherrschenden gesellschaftlichen, ideologischen und mentalen Einstellungen, die mit den Jahren immer mehr abnahmen. Auch Neurowissenschaftler hatten festgestellt, dass Empathie bei „uns nahestehenden Menschen […] besonders intensiv“649 ausfällt. Diese Erkenntnis erklärt auch, warum sich Mitgefühl nicht generalisieren lässt und nicht jedes Tier und jede Situation eine ähnliche Reaktion auf alle Menschen hervorruft bzw. nicht mit allen Lebewesen gleichermaßen mitempfunden wurde.650 Der Eindruck von einem Tier konnte zudem von außen beeinflusst und verändert werden. Dies geschah beispielsweise durch die Aufklärungsbemühungen kompetenter oder kompetent erscheinender Fachleute, die sich der Sorge einiger Tiergartenbesucher um die angeblich leidenden Eisbären im Sommer annahmen. „Besucher eines Zoo bemitleiden oft in heißen Tagen Eisbären, die angeblich vor Hitze umkommen. Es ist aber gar keine Tierquälerei, Eisbären auf einem sonnigen Platz unterzubringen. Die allgemeine Meinung ist, daß diese Polartiere sich nur in Kälte, Schnee und Eis wohl fühlen. In Wirklichkeit verhält es sich ganz anders, behauptet der bekannte englische Zoologe Georg Jenninson. […] An einem Sommertage kann man Eisbären beobachten, wie sie sich in der Sonne ausstrecken und sich mit Wohlbehagen, ähnlich den Katzen, dehnen, indem sie die Freuden des Sonnenscheins wohlig genießen. Der englische Gelehrte erzählt, daß auch Karl Hagenbeck diese Beobachtung gemacht hat, und zwar an Tagen, an denen Leoparden vor Hitze geradezu umkamen.“651
648 Rudolf Presber: Der Liebe Vetter, S. 1083. 649 Claudia Christine Wolf: Das Mitgefühl macht den Unterschied, in: Gehirn und Geist. Das Magazin für Psychologie und Hirnforschung, Nr. 6, (2013), S. 53-57, hier S. 57. 650 Das ist auch daran zu erkennen, dass manche Menschen bestimmte Tierarten quälten und manche nicht. Vgl.: Friedrich Knauer: Der Zoologische Garten, S. 78; 4.2.4 Lust am Necken. 651 O.A.: Eisbären lieben Wärme, in: Steglitzer Anzeiger, Nr. 226, 26.09.1930, o.S., (HA).
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In diesem Fall wurde sogar ein Zeitungsartikel veröffentlicht, um die Menschen zu beschwichtigen. Nicht nur Tierschützer, sondern ebenso Tiergartenbesucher schritten demnach aufmerksam durch die Anlagen und setzten manchmal mit ihrer Empathie die Direktion unter Druck. Zoobesucherin Ruth Pilz verschickte sogar einen Brief an das Kulturamt der Stadt Leipzig, in dem sie sich über die von ihr beobachteten Mängel des Zoologischen Gartens beschwerte und um Beseitigung bat. Ihr war aufgefallen, dass eine Löwin an einem „ziemlich schwül[en]“652 Tag versucht hatte, im Graben zu trinken, es ihr jedoch anscheinend nicht gelang, da die darauf schwimmenden Pflanzen dies verhinderten. „Sie hatte aber jedesmal das Maul nur voll Wasserlinsen. Das Tier wiederholte den Versuch noch einige Male vergeblich, um sich endlich angewidert abzuwenden, ohne getrunken zu haben.“653 Ruth Pilz unterstellte dem Tier zum einen, dass es wegen der Wasserlinsen keine Flüssigkeit aufnehmen konnte, und zum anderen, dass die Pflanzen das Tier anwiderten. Da Wasserlinsen in Afrika, dem ursprünglichen Lebensraum der Löwen, vorkommen, und die Ekelempfindung der Löwin schwer nachweisbar ist, bleiben beide Vermutungen zu verifizieren. Im zweiten Teil ihres Briefes bemängelte Ruth Pilz die Unterbringung eines ihrer Meinung nach unglücklichen Fuchses. „In einer Ecke saß in einem Käfig ein junger Fuchs, der sichtlich Trübsal blies, und das ist leicht verständlich. Direkt über dem Käfig des kleinen Tieres brüllt nämlich ein Lautsprecher. […] Ich habe nichts gegen Radio und Musik, aber es ist wissenschaftlich erwiesen, daß z.B. schon Hunde mindestens 30-mal so gut hören wie wir Menschen und nun erst ein Fuchs?!!! Was für ein Getöse müssen diese kleinen, empfindlichen Ohren stundenlang über sich ergehen lassen.“654
In diesem Fall vereinte sich die affektive Wahrnehmung mit Wissensinformationen, also kognitiven Anteilen. Letztere waren jedoch nicht mehr vom Menschen, sondern vom Tier abgeleitet worden. Die Empathie löste sich hier somit von der Vermenschlichung, indem sie sich subjektbezogener Wissensinformationen bediente. Dies leitete eine neue Mensch-Tier-Entwicklung ein. Welche Situationen Empathie auslösten, hing von verschiedenen Faktoren, wie der Interpretation, der Kultur, dem Wissen und der Gemütslage des Beobachters ab. Auch konnten mehrere Personen die gleichen Empfindungen zeigen, beispielsweise wenn eine Situation identisch interpretiert wurde. Dazu waren je-
652 Abschrift, Beschwerde von Ruth Pilz an das Kulturamt. 653 Ebenda. 654 Ebenda.
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doch ähnliche Erfahrungen und Beobachtungen von Menschen aus demselben Kulturkreis und mit einem vergleichbaren Wissensschatz erforderlich. Daher konnten durch Erziehung, Presseartikel, Filme, Werbung oder sonstige Informationen das Ausmaß und die Form der mitempfundenen Gefühle beeinflusst und gelenkt werden.655 Allerdings trat Empathie nur auf, wenn bereits eine Gefühlsverbindung und damit eine Beziehung zum Tier oder eine Identifikation mit ihm bestand.
4.8 T IERE
ALS
E MOTIONSTRÄGER
IN DER
W ERBUNG
Werbung rund um die Zootiere fand sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zoomauern statt. Tiere nahmen dabei eine doppelte Funktion ein, da zum einen für sie, zum anderen mit ihnen geworben wurde. Sie stellten damit ein Bindeglied zwischen der Alltags- und der Erlebniswelt, dem Arbeitsleben und der Freizeit dar. Wie bereits beschrieben, waren die Zoodirektoren aus verschiedenen Gründen sehr daran interessiert, möglichst viele Menschen zu einem häufigen Besuch zu verleiten. Dies bedurfte einer wirksamen Werbung und einer guten Beziehung zur Presse. „Vom Zoologischen Garten aus, der naturgemäß mit der Presse aller Richtungen gute Verbindungen haben muß – auch gewöhnlich hat –, können am besten die Zeitungen beeinflusst werden.“656 Wenngleich sich der Autor mit dieser Aussage eher darauf bezog, dass viele Journalisten zu wenig Kenntnisse über die Natur und ihre Tiere besäßen und daher mehr Unterstützung und Informationen von den zoologischen Gärten erfragen sollten, verdeutlicht dies gleichzeitig die Macht, die von den Direktoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der jeweiligen Gärten ausging. Im Umgang mit Wildtieren kannten sich nur wenige aus. Das verlieh ihnen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert die Möglichkeit, werbewirksame Behauptungen aufzustellen, die kaum kontrolliert oder verifiziert werden konnten. Lediglich in Einzelfällen schritten Zookollegen ein, um Äußerungen richtigzustellen oder deren Plausibilität zu diskutieren. So-
655 Eine ähnliche Feststellung machte Hans J. Wulff, der behauptete, dass es „neben dem emotionalen Verständnis und neben der Übernahme von Gefühlen […] zugleich zu eigenständigen affektiven Reaktionen der Zuschauer“ kommen kann, z.B. zu „Ekel statt Freude, Angst statt Erleichterung, weil wir [die Zuschauer, N.K.] vielleicht mehr wissen als die Figuren und ihre Lage anders einschätzen oder weil wir ihre moralischen Werte nicht teilen.“ Hans J. Wulff: Empathie als Dimension des Filmverstehens, S. 137. 656 F. Hauchecorne: Naturschutzaufgaben unserer Zoologischen Gärten, S. 86.
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lange es sich jedoch um Werbestrategien handelte, die weder Nachteile für die Tiere noch für andere zoologische Gärten bedeuteten und auch keine gravierenden Falschaussagen nach damaligem Wissen im Bereich der Lehre und Wissenschaft darstellten, unterließen sie Korrekturen in der Presse. Grundsätzlich galt folgende Regel: „Jeder Zoologische Garten treibt seine Werbung, wie er will aber in der Weise, dass er den Kreis eines benachbarten Gartens nicht stört. Normalerweise bildet also die Hälfte der Entfernung zweier Gärten voneinander die Grenzlinie für Plakatanschlag, Zeitungsartikel, Zeitungsinseration usw. Nahe benachbarte Gärten treffen am besten eine freundschaftliche Verabredung untereinander über die Reichweite der Werbung der einzelnen Gärten. Kein Kollege plakatiert also bis in die Stadt, in welcher sich ein anderer Zoologischer Garten befindet […]. Er inseriert auch nicht in Zeitungen, welche in einer Stadt mit einem solchen Garten erscheinen.“657
Meistens wurden diese Leitsätze respektiert. So kam es auch zu keiner Einmischung, als der Leipziger Zoodirektor Johannes Gebbing658 in Zeitungsartikeln die Behauptung aufstellte, er hätte Löwen aus dem Leipziger Zoo nach Afrika gebracht.659 Erst in einem späteren Briefwechsel stellte Direktor Heinrich Dathe (1910-1991)660 diese Fehlinformation richtig:
657 Heinz Heck u. Hermann Junker: Tagung der deutschen Zoo-Direktoren. Anhang eines Rundschreibens zur Tagung der deutschen Zoo-Direktoren, 30.03.1948, WAZA. Hermann Junker war von 1934 bis 1953 Direktor der Tiergrotten in Bremerhaven, während Heinz Heck den Münchner Tierpark leitete und den Vorstand der Direktoren-Konferenz innehatte. 658 Zoodirektor in Leipzig von 1909 bis 1936. 659 O.A.: Leipziger Löwen für Afrika, in: Die Woche, Nr. 29, 17.07.1935, S. 32; O.A.: Löwen für Afrika, in: Amsterdam, Deutsche Zeitung in den Niederlanden, Nr. 179, 30.11.1940, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 323; O.A.: Leipziger Löwen für Afrika und Australien, S. 3. Auch Heinrich Hagenbeck versicherte, „daß nicht nur Tiere nach Deutschland geliefert werden, sondern daß häufig sogar Raubtiere von Hamburg aus in die afrikanische Wildnis geschickt wurden“. R. Hubert: Deutschland liefert Raubtiere nach Afrika, in: Zeitung unbekannt, (1935), o.S., (HA). 660 Ab 1944 war er beim Leipziger Zoo als Direktor angestellt. Zehn Jahre später wechselte er nach Berlin und half bei der Gründung des Berliner Tierparks mit, ebenfalls in der Funktion des Direktors.
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„Ob zu seinen Zeiten [denen von Johannes Gebbing, N.K.] wirklich Löwen nach Afrika exportiert wurden, ist sehr fraglich und hat sich niemals feststellen lassen. Herr Dr. Gebbing hat es nur immer behauptet, und wir hatten keinen Grund, diese gute propagandistische Idee abzulehnen. Wenn Herr Professor Dr. Schneider darüber sprach, hat er es immer verklausuliert formuliert. Erst in diesen Wochen [1957] hat Direktor Zukowsky einen Löwen nach Afrika versandt. Jedenfalls ist niemals 1932 ein Tier nach Algier gegangen. Bestimmt ist kein Löwe von 1919 – seit dem Amtsantritt Herrn Dr. Schneiders im Zoo Leipzig – bis 1954 dorthin exportiert worden.“661
In einer Zeit, in der die „Freiheit der Tiere“ im Sinne der Lebensreform ein Ideal darstellte, hatte diese Behauptung den Zoos sicherlich Sympathien beschert und die Nützlichkeit solcher Einrichtungen hervorgehoben. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass dadurch die Gefangenschaft einiger weniger Exemplare eher akzeptiert werden konnte, da sie letztendlich für die Wiederbevölkerung der Natur sorgten und somit einen guten Zweck verfolgten. Ähnlich verhielt es sich mit den Bezeichnungen „Tierparadies“ oder „Garten Eden“. Diese immer wiederkehrenden Synonyme für die jeweiligen Einrichtungen waren eine wirksame Werbestrategie.662 Die Hagenbecks nutzten das christliche Sinnbild des Paradieses als Metapher für Freiheit und Verbundenheit zwischen Mensch und Tier, die wie einst im Garten Eden gemeinsam in Frieden und ohne Barrieren miteinander leben konnten. „Bibelfeste Leute werden sich die ersten Bücher Moses vor Augen führen und vom Garten Eden sprechen, den der Urelternsündenfall uns auf ewig geraubt, den Garten Eden, wo Löwen und Zicklein, Klapperschlange und Kaninchen vertraut miteinander spielen und sich nicht auffressen, sondern den neuesten Walzer einüben. Gott der Herr hat bekanntlich den Garten Eden dem Publikum dauernd verschlossen; Herr Carl Hagenbeck aber schuf
661 Brief vom Berliner Tierparkdirektor Dr. Heinrich Dathe an Arzt Dr. med. Kallwaß, S. 2. 662 Zum „Tierparadies“ siehe: Otto Neumann-Hofer: Karl Hagenbeck und sein Tierparadies, in: Daheim, Nr. 23, 45, (1909), S. 11-15, StA B; F.-H. D.: Im Tiergarten von Hagenbeck, S. 584; W. Rogatzky: Im Tierparadies bei Hagenbeck in Stellingen, S. 3; Helmuth Duve: Hagenbecks Tierparadies, in: Auslandswarte, Nr. 14, (1930), S. 181, (HA); Erna Maria Freyler: In Hagenbecks Tierparadies, in: Die Moderne Welt. Illustrierte Halbmonatsschrift für Kunst, Literatur, Mode, Nr. unbekannt, (1930), S. 6f., (HA). Zum „Garten Eden“ siehe: Tierparkführer C. Hagenbecks Tierpark, 1951, S. 17.
338 | G EFÜHLSWELTEN IM Z OO ihn aufs neue und heute brauchen wir – in zoologischer Hinsicht – Adam und Eva nicht mehr zu beneiden.“663
Jedoch nicht nur in Artikeln, sondern auch auf Postkarten wiederholte sich das Motiv des scheinbar friedlichen und freiwilligen Zusammenlebens von Mensch und Tier bzw. der Symbiose zwischen Mensch und Natur. Die TierparkAbbildungen zeigten keinerlei Absperrungen und wirkten, als würden die verschiedenen geografischen Zonen fließend ineinander übergehen und sowohl Mensch als auch Tier kreuz und quer durch sie hindurchlaufen.664 Zu den gängigen Werbemitteln gehörte die Anzeigenschaltung. Neben der Veröffentlichung von Öffnungs- und Anfangszeiten, Eintrittspreisen, regelmäßigen Konzerten oder sonstigen Ankündigen665 rief sie die Leser ebenso dazu auf, den Tierpark erneut zu besuchen,666 oder informierte über Besonderheiten wie Völker-
663 O.A.: 20 Jahre Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Echo, Nr. unbekannt, 08.05.1927, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Vgl. auch: Ludwig Zukowsky: Carl Hagenbecks Reich, S. 56. 664 Postkarten: „Heufressergehege. Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen-Hamburg auf einer Postkarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.“, von Gerhard Dörries, Redaktion einestages; „Blick auf das Afrika-Panorama in Hagenbecks Tierpark“, 1920, Redaktion einestages; „Historische Postkarte vom Nordland-Panorama mit Eisbären, Elchen und Pinguinen Hagenbecks Zoo in Hamburg-Stellingen“, Datum unbekannt, Archiv einestages. 665 Anzeige: Der Zoologische Garten in Hamburg. Die Hamburger Woche, Nr. 24, 3, 11.06.1908, o.S. Vgl. auch: Anzeige: Zoologischer Garten. Die Hamburger Woche, Nr. 23, 3, 04.06.1908, S. 19; Anzeige: Zoologischer Garten. Die Hamburger Woche, Nr. 26, 3, 25.06.1908, S. 21; „Carl Hagenbecks Tierpark. Gr. Tiertransport eingetroffen. Freitags bis Sonntags und Feiertags Erwachsene 10 Pfg. – Kinder 25 Pfg“. Harburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 24.05.1933, o.S. und Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 24.05.1933, o.S., (HA); Anzeige: „Carl Hagenbeck’s Tierpark. Jeden Mittwoch 3.30 Uhr: Grosses Kinderfest. Max und Moritz-Spiele – Raub der Prinzessin; Ingeborg. –Puppenspiele usw. Jedes Kind erhält ein Geschenk.“ Wandsbecker Bote, Nr. unbekannt, 18.07.1933, o.S. und Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 18.07.1933, o.S., (HA). 666 Z.B: „Besuchen Sie Hagenbeck’s Tierpark“. 8 Uhr Abendblatt, Nr. unbekannt, 21.05.1931, o.S., (HA). Die Anzeige wurde ebenfalls in derselben Zeitung veröffentlicht am 28.05.1931; 04.06.1931; 11.06.1931; 18.06.1931; 25.06.1931; 02.07.1931; 09.07.1931; 16.07.1931; 23.07.1931; 30.07.1931.
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schauen667 und zeitlich limitierte Veranstaltungen.668 Die Hagenbecks kooperierten sogar für begrenzte Zeit mit der „Dirt Track Bahn“669, die entweder vorher oder im Anschluss an einen Rundgang im Tierpark besucht werden sollte.670 Die Anzeigen wurden vorwiegend ab dem Frühling bis in die späten Sommermonate geschaltet.671 Präsent waren sie in Lokal- und Regionalzeitungen, die thematisch von der Unterhaltungsliteratur bis zur politischen672 und wissenschaftlichen Fachpresse reichten. Anzeigen fanden sich somit in Zooführern, Lehrer-, Reise-, Tages-, Wochen-, Gesellschafts-, Politik-, Arbeiter-, Naturwissenschafts- und Wirtschaftszeitungen. Sie zielten auf die Allgemeinheit ab, wobei auch hier die zunehmende Bedeutung der Kinder ab den 1930er Jahren deutlich wurde. Vor Festtagen wie Pfingsten, Ostern oder dem ersten Mai, an denen ein größerer Zulauf zu erwarten war, erschien meist eine besondere Ankündigung.673 Zu
667 Zu entnehmende Völkerschauplakate aus dem Friedländer-Katalog: Nr. 3211, 1904; Nr. 4206, 1907; Nr. 5077, 1908; Nr. 5150, 1908; Nr. 5151, 1918; Nr. 5164, 1908; Nr. 5166, 1908; Nr. 5419, ca. 1911; Nr. 5425, ca. 1911; Nr. 5682, 1912; Nr. 5689, 1912; Nr. 5696, ca. 1912; Nr. 5871, ca. 1913; Nr. 6275, ca. 1914; Nr. 8154, 1928. Vgl.: Stephan Oettermann u. Jan J. Seffinga: Adolph Friedländer Lithos, S. 91, 103, 117, 118, 124, 130, 131, 135, 146, 172. 668 „Einmalige Besichtigung. […] Sonntag, 22. Mai. Hagenbecks Tierpark. Programm: Führung durch den Tierpark: Heinrich oder Lorenz Hagenbeck. Vorführungen der Dressurschule; Reiterspiele der Djigit-Kuban-Kosaken; Preis nur 0.80 RM; Treffen: 9 Uhr pünktlich am Haupteingang. Dauer etwa bis 13 Uhr“. VergünstigungsKalender für die Freunde der deutschen Buch-Gemeinschaft, Hamburg, 15.05.1932, S. 10, (HA); „Hurra!Hurra!Hurra! Micky Maus und Onkel Albert aus Essen geben am 08. Juli ein Kinderfest in Hagenbeck’s Tierpark“. Hamburg Altonaer Zeitung, Nr. unbekannt, 16.07.1931, o.S., (HA). 669 Es handelt sich um eine Sandbahn für Motorradrennen. Zur Dirt-Track-Bahn siehe auch: O.A.: Mit England um die Wette, in: Der Spiegel, Nr. 49, (1948), S. 18. 670 Anzeige: „Versammlungs-Besucher; April; Dirt Track-Bahn; geht vorher und nachher nach nebenan: Carl Hagenbeck’s Tierpark […]. Die Reden von der Dirt Trackbahn sind auch im Tierpark zu hören“. Hitler-Zeitung, Nr. unbekannt, 22.05.1932, o.S., (HA). 671 Ausnahme: „Carl Hagenbecks Tierpark ist auch im Winter schön!“ Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 10.11.1935, o.S., (HA). 672 Vgl.: Anzeige: „Billige Weihnachtswoche im Zoo“. Das Schwarze Korps, Nr. 49, 8, 03.12.1942, o.S., (FZH). 673 „20 Osterhasen erwarten Euch, liebe Kinder, Ostern in Hagenbeck’s Tierpark um Euch zu beschenken“. Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 24.03.1932, o.S.,
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Zeiten, als neben Hagenbeck noch der Zoologische Garten in Hamburg bestand, lieferten sich beide Institutionen ein Wettrennen bei der Anzeigenschaltung. In den Hamburger Nachrichten von 1910 fanden sich am 25. Mai untereinander je eine Anzeige pro Unternehmen, wobei die des Stellinger Tierparks mehr Platz einnahm;674 gefolgt von einer Hagenbeck-Werbung am 26. Mai, einer des Zoologischen Gartens am 27. und einer erneuten Anzeigenschaltung beider Institutionen am 28. Mai, wobei dieses Mal der Zoologische Garten prägnanter hervorstach.675 Ein solches Szenario wiederholte sich ebenso in der Hamburger Woche.676 Diese Beispiele verdeutlichen, dass Werbung für die Gärten von großer Bedeutung war und um jeden Besucher gerungen wurde. Während die meisten Anzeigen schlicht und ausschließlich in Textform erschienen,677 erhielten einige auch bildliche Zusatzinformationen wie Zeichnungen oder Tierfotos.678 Eine dieser Werbeanzeigen war in zwei Hälften aufgeteilt: Auf der linken Seite zeigte sie eine Tierpyramide aus Schweinen, Pferd und Ka-
(HA); Anzeige: „Die Osterhasen-Stadt in Hagenbecks Tierpark wieder eröffnet“. Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 29.03.1934, o.S., (HA). Diese Anzeige wurde in mehreren Zeitungen veröffentlicht. Anzeige: „An beiden Festtagen: Militär-Konzert“. Allgemeine Lauenburgische Landeszeitung, Nr. unbekannt, 15.04. 1933, o.S., (HA); „Tag der Deutschen Arbeit. Die offizielle Feier am 1. Mai findet in Carl Hagenbeck’s Tierpark statt.“ Altonaer Tageblatt, Nr. unbekannt, 30.04.1933, o.S., (HA). 674 Hamburger Nachrichten, Nr. 237, 25.05.1910, o.S. 675 Hamburger Nachrichten, Nr. 239, 26.05.1910, o.S.; Hamburger Nachrichten, Nr. 242, 27.05.1910, o.S.; Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, Morgenausgabe, 28.05. 1910, o.S. 676 Vgl.: Die Hamburger Woche, Nr. 29, 3, 16.07.1908, o.S.; Die Hamburger Woche, Nr. 30, 3, 23.07.1908, o.S.; Die Hamburger Woche, Nr. 31, 3, 30.07.1908, o.S.; Die Hamburger Woche, Nr. 51, 3, 17.12.1908, o.S. 677 Vgl.: Anzeigen: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 31.08.1934, o.S., (HA); Hamburger Tageblatt, Nr. unbekannt, 15.09.1934, o.S., (HA); Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 31.10.1934, o.S., (HA); Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 07.09.1934, o.S., (HA). 678 Bei einer Anzeige wurde das Foto eines Schimpansen beigefügt. „Besucht Hagenbecks Tierpark im Jubiläumsjahr“. Hamburger Illustrierte, Nr. 27, (vermutlich 1932), o.S., (HA). Eine andere Anzeige zeigte den See-Elefanten Goliath in seinem Freigehege, mit Zuschauern im Hintergrund, Zeichnung. „Der riesige See-Elefant ‚Goliath‘. Hamburg Hagenbecks Jubiläum 1932“. Bennots Kursbuch, Sommer 1932, S. 312, (HA).
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mel, wobei Letzteres von einem Jungen gefüttert wurde. Auf der rechten Seite hingegen waren ein Turm, ein angedeutetes Haus mit Fenstern und fünf Affen abgebildet.679 Die linke Zeichnung symbolisierte vermutlich den Tierkindergarten, die rechte die Affenstadt des Tierparks, was eine deutliche Ausrichtung auf Familien mit Kindern erkennen ließ. In diesem Fall wurden Kinder sogar direkt angesprochen, da statt viel Text Bilder dominierten, die es ihnen erleichterten, den Aufruf zu verstehen. Eine andere Werbebotschaft, nun an die Touristen gerichtet, versuchte durch Komik zu überzeugen. Sie zeigte einen Elefanten, der einen fliehenden Mann jagte, und setzte dazu den Reim: „Ich lass Dich nicht aus Hamburg weg, eh’ Du nicht warst bei Hagenbeck“680. In seltenen Fällen widmeten sich die Anzeigen auch der Weiterbildung.681 Hauptsächlich wurde jedoch mit Erholung und Ablenkung vom Alltag geworben. „Das Wochenende soll Ihnen Erholung von den Strapazen der vergangenen und Stärkung für die kommenden Werktage bringen. Neue Eindrücke geben Ihnen neue Kraft und Arbeitsfreude für neue Werke. Neue Eindrücke gewinnt der Städter bei der Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt in ihrem Werden und Gedeihen. Dies alles finden sie für wenig Geld in Carl Hagenbeck’s Tierpark.“682
Über dem Textfeld war ein liegender Tiger zu erkennen, umgeben von Palmen und künstlichen Felsen, der den Betrachter direkt anzuschauen schien. Die Anzeige signalisierte durch die Palmen und den Tiger Exotik, eine Abenteueratmosphäre sowie die Möglichkeit, außergewöhnliche Tiere betrachten zu können, die im Stadtgebiet eher nicht anzutreffen waren. Sie versprach damit nicht nur Abwechslung, sondern ebenfalls Aufregung, Spannung, Freude – kurz: das Erleben einer Fülle positiv empfundener Emotionen.
679 „Die ganze Familie geht Pfingsten zu Hagenbeck. […] Große Kinder-Freuden in dem neu geschaffenen Kinder-Tiergarten und in der Affenstadt.“ Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 02.06.1933, o.S., (HA). 680 Diese Anzeige erschien viermal in der Hamburger Zeitung, dreimal in der Altonaer Zeitung, siebenmal in der Großhamburger Zeitung, 24-mal in auswärtigen Zeitungen, vom 23.05. bis 31.05 und am 01.06.1935, (HA). 681 „Schüler müssen Carl Hagenbecks Tierpark besuchen, um ihre Naturkenntnisse zu erweitern.“ Hamburger Lehrerzeitung, Nr. unbekannt, 08.05.1935, o.S., (HA); „Hagenbecks Tierpark […] ist immer lehrreich und interessant“, zit. nach: Hamburger Lehrerzeitung, Nr. unbekannt, 19.11.1931, o.S., (HA). 682 Anzeige: Grüner Wochenend Führer, 1931, (HA).
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Ähnliche Versprechen waren auf den Plakaten wiederzufinden. Zwar liegen keine Quellen vor, die vom Eindruck der Betrachter berichten, dennoch wird die Zielausrichtung der Werbung deutlich. Plakate thematisierten in einem stark vereinfachten Stil, was die Menschen damals interessierte und faszinierte. Neben den Völkerschauen und der Dressur683 galt das Augenmerk fremdartigen Zoolebewesen. Meist wurde eine Tierart pro Plakat präsentiert. Darunter fanden sich Giraffen, Orang-Utans, Walrosse, Nilpferde, Pinguine in der arktischen Landschaft des Stellinger Tierparks, Schlangen, Löwen usw. Hervorgehoben wurden entweder deren optische Besonderheit, wie beispielsweise der lange Hals der Giraffe oder die Menschenähnlichkeit, zu erkennen auf einem Plakat mit Robben, die sich im Frühling angeblich verliebten, sowie das Symbol der Gefahr.684 In die zuletzt genannte Kategorie fiel beispielsweise ein Plakat des Zoologischen Gartens in München, entworfen vom Plakatkünstler und Grafiker Ludwig Hohlwein (1874-1949). Es zeigte zwei Panther auf einem signalfarbenen gelben Hintergrund. Der Panther, der vom Betrachter weiter entfernt zu sein schien, war ganz in Schwarz gehalten. Nur seine Augen leuchteten bläulich hervor. Festgehalten in einem Moment der Bewegung, kam er aus dem Hintergrund angeschlichen. Seine Haltung deutete einen eventuellen Angriff aus dem Hinterhalt an und ermahnte dadurch den Betrachter zur Vorsicht. Der Panther im Vordergrund, auf dem Plakat mittig platziert, war hingegen mit seiner natürlichen Färbung schwarz, weiß und gelb abgedruckt. Seinen Kopf hatte er leicht zur Seite geneigt. Die Augen erschienen wach, den Betrachter beobachtend und seine Ohren waren so aufgestellt, als würde er Geräusche wahrnehmen.685 Die Darstellung der Raubtiere signalisierte dem Betrachter, dass mit diesen Tieren nicht zu
683 Dressierte Wildtiere faszinierten die Menschen bereits im 19. Jahrhundert. Zur Vorführung kamen u.a. Tiger, Doggen, Löwen, Affen und später auch Eisbären. Vgl.: Stephan Oettermann u. Jan J. Seffinga: Adolph Friedländer Lithos, S. 69, 90, 151; Plakat Nr. 6911, „Hagenbeck, Carl – Dressur, ca. 1920“, Farblithografie. Ebenda, S. 155. 684 Plakat „Verliebte Robben im Frühling“, 1927, (HA); Plakat zum HagenbeckJubiläum mit einem Giraffenhals, 1932, (HA); Plakat Nr. 6317. Zu sehen ist eine Giraffe am Halfter und ein Mann, der zu ihr hinaufblickt, 1914, (HA); Plakat Nr. 5658. Es zeigt ein gezeichnetes Flusspferd mit weit geöffnetem Maul. Im Hintergrund zwei weitere Flusspferde, 1912, (HA). 685 Plakat „Zoologischer Garten (Panter)“, 1912, von Ludwig Hohlwein, Lithografie. http://www.liveauctioneers.com/item/843216 vom 16.02.2015.
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spaßen war. Einige Jahre später griff auch einer der Söhne Adolph Friedländers für eine Tierpark-Werbung den Panther als Symboltier wieder auf.686 Optischen Besonderheiten waren beispielsweise bei einem für Hagenbeck im Jahre 1912 entworfenen Plakat von Bedeutung. Es zeigte eine Python, die auf Grund ihrer Länge von fünf Matrosen getragen werden musste.687 Eine werbewirksame Sensation konnte jedoch ebenfalls ein Tier darstellen, das eine seltene Farbe besaß. So hatte sich Hohlwein für den Münchner Garten vom Flamingo inspirieren lassen. Er präsentierte ihn auf schwarzem Hintergrund,688 wodurch dessen Leuchtfarbe noch deutlicher hervorstach und Aufmerksamkeit beim Betrachter weckte. Auch vermenschlichende, humoristisch wirkende Themen wurden behandelt und beispielsweise durch badende und vom Felsen rutschende Elefanten verbildlicht.689 Ebenfalls für Hagenbeck kam ein Plakat in den Druck, das einen Reiter zeigte, den ein Löwe überfiel. Auf den ersten Blick schien es sich um einen Machtkampf zwischen Mensch und Tier zu handeln. Da jedoch ebenso eine Löwin mit ihren Jungen abgebildet war, lässt dies die Vermutung zu, dass nicht die fleischfressende Bestie im Vordergrund stand, sondern das Leben in der Wildnis, bei dem die Verteidigung und Versorgung der Jungtiere gewährleistet werden musste.690 Vergleichbar mit der Vermarktung berühmter Persönlichkeiten wurde auch der durch verschiedene Auftritte in der Presse und im Radio bekannt gewordene See-Elefant Goliath für die Tierparkwerbung eingesetzt. Die außergewöhnlichen Plakatmaße von 120 mal 180 cm691 unterstützten dabei die Demonstration seiner Massigkeit und ließen ihn noch imposanter wirken.692
686 Plakat Nr. 6757. Hamburg-Stellingen, Carl Hagenbeck’s Tierpark, ca. 1919, Farblithografie. Stephan Oettermann u. Jan J. Seffinga: Adolph Friedländer Lithos, S. 152. 687 Plakat Nr. 5651, Hamburg-Stellingen, Carl Hagenbeck’s Tierpark, 1912, Farblithografie. Ebenda, S. 130. 688 Plakat „Zoologischer Garten München“. Flamingo in leuchtendem Rot, auf schwarzem Hintergrund. Plakat für den Münchner Tierpark Hellabrunn, von Ludwig Hohlwein, 1912. http://www.rare-maps.com/details.cfm?type=posters&rid=100028 vom 13.02.2015. 689 Plakat Nr. 5461, badende Elefanten, 1910, (HA); Plakat Nr. 5658. 690 Plakat Nr. 5727, Hamburg-Stellingen, Carl Hagenbeck’s Tierpark, 1912, (HA). 691 Die Standardmaße eines Plakats beliefen sich auf 65 cm mal 90 cm. 692 Plakat Nr. 7968, „See-Elefant Goliath 4,85 cm lang […] Sich aufrichtender SeeElefant vor Meer und Felsenbergen.“ Hamburg-Stellingen, Carl Hagenbeck’s Tierpark, ca. 1926, Farblithografie. Stephan Oettermann u. Jan J. Seffinga: Adolph Friedländer Lithos, S. 170.
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Zusätzlich zu den Plakaten warb die Leipziger Zooleitung mit ihren tierischen Bewohnern, indem sie diese durch die Straßen der Stadt führen ließ. Die größeren Werbeträger wurden mit Tafeln versehen, auf denen ein Slogan oder die jeweilige Ankündigung geschrieben stand.693 Als effektiv zeigte sich der Elefant Jumbo, da er gut zu sehen war. „Besonders verdient machte sich Jumbo als wandelnde Litfaßsäule. Gab es ein Konzert oder frische Würste, sollte eine Auktion stattfinden oder ein anderes wichtiges Ereignis den Bürgern der Stadt mitgeteilt werden, zog Jumbo durch die Straßen, auf jeder Seite ein großes Plakat.“694 Zootiere mischten sich unter die Leute und ließen sich anfassen. Sie waren real – keine bloße Abbildung. Es ist davon auszugehen, dass derlei Aktionen zum gegenseitigen Austausch im Bekanntenkreis anregten und bei den Menschen mehr Aufmerksamkeit erlangten als eine reine Anzeigenschaltung, die sich unter vielen anderen verlieren konnte. Zudem erreichte die Zooleitung damit auch diejenigen, die keine Zeitung lasen. Leser wiederum bekamen von derlei Aktionen spätestens etwas mit, wenn die Presse sie kommentierte, wodurch eine Interaktion verschiedener Werbegenres stattfand. Über einen Werbeumzug berichtete die Neue Leipziger Zeitung: „Eine hübsche Ueberraschung bereitete der Zoologische Garten den Leipziger Kindern, die am Montag Mittag nach langen Ferien zum ersten Male wieder mit vollbepackten Ranzen vom Unterricht nach Hause zogen. Zu einem farbenfrohen Werbeumzug hatte er einen Teil seiner Tiere auf die Straße geschickt, damit sie allen Kindern und deren Eltern kundgaben, daß wieder einmal ein Besuch im Zoo fällig sei. Den Zug eröffnete ein Reiter […]. Das Interessanteste aber war die Bärenkutsche, in der zwei heftig brummende Exemplare der Gattung Meister-Petz unruhig auf und ab liefen und zur Erheiterung der Menschenmenge drollige Kunststücke unternahmen. Die Löwenkinderkutsche war diesmal nicht dabei. […] Dafür waren zum Ersatz drei Kamele eingereiht worden, die – soweit es ihnen gelang – die gelben Werbeplakate auf ihrem Rücken möglichst mit Grazie trugen.
693 Zeitungsfotografie. Kamele ziehen durch Leipzig. Auf den Tierschildern stand: „Sonntag, den 10.11. Sondertag für’s WHW im Zoo“. Bildunterschrift: „Der Zoo wirbt für seinen WHW-Sondertag am Sonntag, 10. November“, Photo Stenzel. Leipziger Neue Nachrichten, 09.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 121; Ähnliche Fotografie mit der Bildunterschrift: „Wir trampeln durch die Stadt und werben für den morgigen Sondertag im Zoo“, Photo Stenzel. Leipziger Tageszeitung, 09.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 121. 694 Wo: In Jiam-Jiam im Westen unserer ehemaligen Kolonie, in: BIZ, Nr. 8, 1924, S. 227.
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Den Beschluß aber bildete, geleitet von seinem schwarzbraunen Wärter, Jumbo, der kleine Elefant.“695
Aus dieser Quelle geht hervor, dass derlei Umzüge häufiger stattfanden und positiv wahrgenommen wurden. Eine weitere Werbestrategie, die Alltagsleben und Zoo miteinander verknüpfte, hatte ihren Ursprung in der Löwenjagd von 1913.696 Leipzig, mit dem Löwen als Wappenzeichen und dem Zoo, der sich als „Löwenfabrik“ bezeichnete, nutzte dieses Ereignis, um ein Stadtfest zu organisieren und den Tourismus anzukurbeln. Ausgestattet mit Löwenmützen nahmen die Leipziger daran teil. Neben einem Umzug und lustigen Reden an die „Löwenbevölkerung“ musste ebenso ein Häuptling gewählt werden. Nachdem der Sprecher des Reichssenders Leipzig, Harry Langewisch (1894-1957), seine Ernennung nicht annahm, entschied das Los für Karl Max Schneider.697 Die nationalsozialistische Organisation Kraft durch Freude (KDF) war ebenfalls am Fest beteiligt und propagierte: „Löwenkraft durch Löwenfreude bei KDF“698, wodurch der Löwe politisch instrumentalisiert wurde. Tiere warben daher nicht nur für den Zoobesuch, sondern ebenso für Firmen, Veranstaltungen und Produkte, die zum Garten wenig oder sogar gar keine Verbindung aufwiesen. Dies ist insofern interessant, da einige Direktoren das Unterhaltungsprogramm ihrer Anlagen mit der Behauptung ausweiteten, Zootiere allein würden kein breites Publikum anziehen. Außerhalb der Zoomauern besaßen sie allerdings so viel Zugkraft, dass Firmen sie als Werbeträger für ihr Unternehmen oder einzelne Produkte auswählten. „Daneben gibt es auch Geschäftsleute, die sich ein Tier anschaffen. Jeder weiss, welche grosse Rolle die Tierwelt auf dem Gebiete der Reklame spielt. Fast jede grosse Fabrik hat ihr Wahrzeichen, sehr viele dieser Wahrzeichen sind Tiere,“699 bemerkte 1930 einer der Hagenbeck-Brüder. Zootiere wurden zum Erkennungszeichen einer Marke. Zeiss warb für seine Gläser mit Raubtieren, Mercedes-Benz mit einem Adler, die Fabrik für Photographische Papiere Kraft & Steudel mit einem Elefanten, die Bern-
695 O.A.: Der Zoo wandert durch die Stadt, in: NLZ, Nr. unbekannt, 25.04.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 89. 696 Zur Löwenjagd siehe: Alfred Lehmann: Tiere als Artisten, S. 87ff. 697 O.A.: Unser Stadtfest, in: Leipziger Beobachter, Nr. 49, 27.02.1938, o.S., (SL). 698 O.A.: „In Leipzig war der Löwe los …“, Hunderttausende beim ersten Leipziger Stadtfest, in: NLZ, 28.02.1938, S. 1-4, hier S. 4, (ZAL). 699 Heinrich Hagenbeck u. Lorenz Hagenbeck: Von Markt zu Markt, in: Berliner Tageblatt, Nr. 420, 06.09.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765.
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dorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp A.G. mit einem Bären und ein Kammhändler suchte sich ein Krokodil als Markenzeichen aus, um nur einige Beispiele zu nennen.700 Das jeweilige Tier sollte die Besonderheit der Firma oder des Produktes hervorheben. Ein Händler veröffentlichte beispielsweise eine Anzeige, die einen Affen zeigte, der mit dem sogenannten „Daisy-Staubsauger“ einen Elefanten absaugte. Scheinbar galten die sich im Dreck suhlenden Dickhäuter als außergewöhnlich schmutzig, wodurch die Effektivität seiner Staubsauger besonders deutlich zum Vorschein kam.701 Die Mercedes Schuhindustrie hingegen hatte einen Affen ausgewählt, der, auf einem Hocker sitzend, einen Schuh in der Hand hielt, während er sich mit der anderen Hand nachdenklich an den Mund fasste.702 Eine weitere Anzeige kommentierte, dass Eisbärenfelle nicht besser, sondern lediglich teurer seien als die beworbenen Heidschnuckenfelle, weshalb sie zugleich den Markennamen „Eisbär“703 bekamen. Teilweise wurden zur Verkaufssteigerung die Attribute einzelner Tierarten auf bereits bestehende Alltagsprodukte übertragen. So hieß der Ceylontee bald „Hagenbecks Tigertee“704 und eine Biersorte bekam den Namen „Elephant Bier“705. Damit besaß nicht nur das lebende Tier oder seine Abbildung, sondern bereits die Anspielung auf dieses eine zum Kauf anregende Funktion. Ob auf Postkarten oder Briefmarken, im Film oder Radio, in Zeitschriften, Büchern,706 auf Plakaten, als Spielzeug oder Kuscheltier – Zootiere fanden eine
700 Werbeanzeigen mit Raubtieren: Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, neubearbeitet von Joh. Flemming, 6. Aufl., April, Stellingen 1912, o.S., (HA); Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, Neubearbeitet von Joh. Flemming, 8. Aufl., April, Stellingen 1914, o.S., (HA); Anzeige mit einem Adler: Die Woche, Nr. 46, 6, (1904), o.S.; Anzeige mit einem Elefant: Die Woche, Nr. 44, 28, (1926), o.S.; Anzeige mit einem Bären: Die Woche, Nr. 48, 4, (1902); Die Woche, Nr. 46, 14.11.1925, o.S., StA B; Anzeige mit einem Krokodil: Die Gartenlaube, Nr. 3, (1914). 701 Anzeige: Die Woche, Nr. 13, 28.03.1914. 702 Anzeige: „Mercedes. Der Triumph der deutschen Schuhindustrie.“ BIZ, Nr. 40, 33, 05.10.1924, S. 1177. 703 Anzeige von Heino W.: CHITuMW, Nr. 9, 2, (1927/28), o.S. 704 Anzeige: Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark, 1914, o.S. 705 Anzeige: „Die Wucht in Dosen. Einfach elephantisch das berühmte Elephant Bier. Hier bei H. an der ,Elefanten-Tränke‘“. Tierpark Carl Hagenbeck, HamburgStellingen 1964/65, S. 26. 706 Affe wirbt für Brehms Tierleben, indem er das Buch mit einem Arm in die Höhe hält, während er sich mit dem anderen auf einem Stapel derselben abstützt. CHI-
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weitreichende Verbreitung. Einige der Produkte konnten in speziellen Verkaufspavillons direkt auf dem Zoogelände erworben werden,707 andere in Geschäften und Warenhäusern außerhalb des Gartengeländes.708 Gefühle für einzelne Wildtiere wirkten somit über die Grenzen der Anlagen hinweg weiter und ermöglichten es dem Menschen, die im Zoo erfahrenen Emotionen im Alltag weiterzuleben und mit diesen schließlich erneut zu den Tieren zurückzukehren. Es lässt sich festhalten, dass Zooplakate die Andersartigkeit und Wildheit der Tiere hervorhoben. Interessant ist ebenfalls, dass bei den Plakaten, neben den Völkerschauen, fast ausschließlich Tiere und nicht, wie bei den Anzeigen, Veranstaltungen und Feste beworben wurden. Auch die Weiterbildung kam eher in Zeitungsartikeln zum Vorschein. Auf Plakaten und in Anzeigen standen hingegen das reale Erleben und Emotionen im Vordergrund. Zootiere waren in der Werbung sowohl Werbende als auch Beworbene. Die durch den direkten Kontakt mit ihnen erlebten Emotionen wurden in das Alltagsleben integriert. Ihr Einsatz als Maskottchen oder Produktmarke zeigt, dass sie Symbolcharakter bzw. spezielle Charakteristika und Eigenschaften besaßen, mit denen sie positiv konnotierte Gefühle bei den Menschen hervorrufen konnten. Er verdeutlicht zudem, dass sie eine Werbebotschaft deutlicher hervorbrachten als Worte oder die bloße Abbildung des Produktes. Zootiere waren Emotionsträger. Die bereits vorhandene Beziehung zu ihnen wurde durch die ihnen von den Menschen aufoktroyierten Attribute ständig neu stimuliert, erweitert oder vertieft. Dabei vermischten sich die Erfahrungen im Zoo mit denen im Alltag und umgekehrt, was ein wechselseitiges Weiterleben der Emotionen zu Tieren bedingte.
TuMW, Nr. 11, 1, (1926/27), Umschlagseite am Ende; Reklamemarken des Tiergarten Nürnberg-Unterbürg. Vgl.: Tiergarten Aktuell, Nr. 1, 5, 25.02.1989, S. 37. 707 Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark, 1935, S. 22; Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, 1934, o.S. 708 Vgl.: 4.2.1 Angst.
5. Resümee
5.1 E RGEBNISSE Noch heute kommt es zu kontroversen Diskussionen, sobald von Zootieren die Rede ist. Tiere berühren emotional. Nicht zuletzt, da sie die eigenen Normen, Werte und Einstellungen widerspiegeln. Da es zudem unmöglich ist, im lebendigen Zustand nichts zu fühlen, ruft auch jede Begegnung zwischen Mensch und Tier Empfindungen hervor. Das wird auch in dieser Arbeit deutlich, denn beim Zoo handelte es sich geradezu um eine Emotionsfabrik, bei der eine große Bandbreite verschiedener Gefühle angesprochen wurde. Diese konnten sich ständig verändern, beeinflusst durch das vorhandene Wissen, den jeweiligen Erfahrungswert, Persönlichkeit, Kultur, Mentalität, Sehgewohnheiten, Kontaktmöglichkeiten zum Tier und vieles mehr. Im Folgenden sollen die eingangs gestellten Fragen beantwortet werden. 1.) Welche Entwicklungsphasen durchlief der Zoo von 1844 bis 1945? Von der ersten Zoogründung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sind in den Gärten mehrere Veränderungen zu beobachten. Betrachtet man die geografische Lage, so lässt sich feststellen, dass sie zuerst in Groß- und Handelsstädten präsent waren. Im 20. Jahrhundert nahmen dann Gründungen in Kleinstädten wie Halle, Solingen, Offenburg und Bremerhaven zu. Anfangs besuchten vorwiegend wohlhabende Bürger, Künstler, Berühmtheiten, teilweise Offiziere und Soldaten, Wissenschaftler und Schüler die Zoos. Die breite Bevölkerung kam ab den 1920er Jahren hinzu, als sich die Arbeits- bzw. Freizeitbedingungen verbesserten, „billige Sonntage“ den Eintritt erschwinglich machten und Inserate sowie Zoo-Artikel auch in Arbeiterzeitungen erschienen. Damit vollzog sich gleichzeitig ein Wandel bei der Quantität der Zoobesuche. Statt Dauerabonnements verkauften sich nun verstärkt Einzelkarten. Die Menschen kamen tendenziell selte-
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ner im Jahr in den Zoo, dafür aber in Scharen. Besonders an Festtagen oder bei Attraktionen füllte er sich. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten rückten die Kinder ins Zentrum des Interesses. Hatten sie zuvor als Zielgruppe kaum Beachtung gefunden, ließen die Zoodirektoren nun eigens für sie Tierkindergärten errichten und boten ihnen ein reichhaltiges Unterhaltungsprogramm an. Presseartikel berichteten nun regelmäßig von ihnen und selbst bei der Zoowerbung wurden die Kleinen in der Bevölkerung bedacht. Zwischen 1920 und 1939 schien es, als seien die Gärten ein Ort für alle Menschen, ohne zwischen Konfessionen, Berufen, Alter oder politischen Überzeugungen zu differenzieren. Doch dann traten im Zoo die nationalsozialistischen Einschränkungen für Juden in Kraft, womit die Besuchergruppen erneut eingeschränkt wurden. Auch in der Ausrichtung der Gärten war ein Wandel feststellbar. Wenngleich es dabei sehr auf den jeweiligen Direktor ankam, lässt sich für die Zeit vor der Jahrhundertwende neben der Unterhaltung verstärkt die Erholung in der Natur und in einigen Gärten ein Schwerpunkt bei der wissenschaftlichen Ausrichtung feststellen. Besondere Aufmerksamkeit wurde neben den Tieren den „Völkerschauen“ zuteil, die ihre Hochphase im Zoo von 1874 bis 1919 erlebten. Wenngleich es hier vorwiegend um Unterhaltung, Befriedigung des Voyeurismus und Werbung für Kolonialwaren ging, sollte dem Menschen durch sie auch die Entwicklung vom Primaten zum „Kulturmenschen“ aufgezeigt werden. Mit den Massenbesuchen überlagerte der Erlebnisanspruch schließlich alle anderen Aufgabenbereiche der Zoos. Die Weiterbildung rückte erst wieder im Nationalsozialismus in den Vordergrund, als in den Gärten über Zuchtthemen informiert wurde. Eine Veränderung lässt sich weiter in der Gehegegestaltung und bei der Tierpräsentation feststellen. Waren anfangs Käfige mit Eisenstäben keine Seltenheit, schuf Hagenbeck mit den Freigehegen die Illusion von „frei“ lebenden Zootieren. Er griff damit Ideen der Lebensreform nach Freiheit, frischer Luft und Licht auf, die sich in der Bevölkerung als Idealvorstellung für Mensch und Tier manifestierten. Des Weiteren wurde statt der bisherigen Einzeltierausstellungen die Haltung von Herden und Tiergruppen bevorzugt. Die Lebewesen bekamen auf diese Weise Gesellschaft und interagierten miteinander. Dadurch wirkten sie auf den Zuschauer lebhafter und interessanter. Aus architektonischer Perspektive lässt sich hinzufügen, dass mit der Jahrhundertwende die Verwendung exotisch anmutender Verzierungen und Bauelemente nachließ. Stattdessen wurden einfache, auf Nützlichkeit und Hygiene ausgerichtete Gehege konstruiert sowie Materialien verwendet, die den Blick auf das Tier möglichst wenig einschränkten. Dies entsprach nicht zuletzt dem Wunsch der Besucher, die mit zunehmendem Unterhaltungsangebot immer weniger Zeit für die Beobachtung des einzelnen
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Tieres mitbrachten und schnell ungeduldig wurden, konnten sie ein Lebewesen nicht auf Anhieb entdecken. Im Laufe der Jahre wurden Wildtiere immer mehr in den Alltag der Menschen integriert und als Lebewesen wahrgenommen, die Schmerzen empfinden konnten sowie eine Seele und Charakter besaßen. Dies, aber auch die Zunahme von Tierschutzthematiken und ihre Darstellung in der Öffentlichkeit, förderte die Identifikation mit den Gartenbewohnern. Die Distanz zwischen Mensch und Tier verringerte sich und das Mitgefühl nahm zu. Das wiederum ließ Eintrittszahler zu Zoo-Kritikern und Tierexperten werden, die trotz unvollständigem Wissen davon überzeugt waren, zu erkennen, was das Beste für die jeweiligen Zootiere sei. Unverändert blieb der Zoo als Statussymbol erhalten. Zu Zeiten, in denen Zoogründungen noch eine Seltenheit darstellten, war eine solche Institution ein rares Privileg, das sich nicht jede Stadt leisten konnte und somit Macht und Ansehen verdeutlichte. Dies kam natürlich wieder dem Tourismus und somit der Wirtschaft der jeweiligen Stadt zu Gute, weshalb ein Tierpark nicht nur ein Bürgerwunsch war, sondern auch wirtschaftliche Interessen widerspiegelte. Im Nationalsozialismus galt er sogar als Teil der „deutschen Mentalität“. Die Bombardierung der Gärten zeigte sich daher als „harter Schlag“ für die Menschen, da dadurch nicht nur ein Zoo, sondern auch ein Teil der Identität verloren ging. 2.) Welche Emotionen kamen bei einem Zoobesuch zum Vorschein? Grundsätzlich können die Gefühle in zwei Gruppen eingeteilt werden: Die vorwiegend positiven, also angenehm empfundenen und die vorwiegend negativen oder unangenehm empfundenen Emotionen. An positiven Gefühlen konnten Freude, Spaß, die Liebe zum Tier, das Schließen einer Freundschaft, Staunen, Glück und Stolz in den Quellen ausgemacht werden. Es handelt sich hierbei um Emotionen, mit denen zoologische Gärten häufig warben, aber auch um Gefühlsreaktionen, die im Kontakt mit den Wildtieren entstanden. Stolz war erkennbar, wenn ein zoologischer Garten gepflegt und die darin lebenden Tiere gesund und zufrieden wirkten oder seltene Arten ausgestellt werden konnten. Denn dann stellte die gesamte Anlage etwas Einzigartiges dar, mit dem sich eine Stadt oder auch eine Nation von einer anderen abheben konnte. In solchen Fällen förderten Zootiere nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Ort, sondern auch das nationale Bewusstsein. Stolz machte sich ebenfalls bemerkbar, wenn Menschen die Annäherung an ein Wildtier gelang und sie den Mut aufbrachten, dieses zu berühren oder zu füttern. Glück, Freude und Spaß kamen am häufigsten im Zusammenhang mit Kindern zum Ausdruck, was unter anderem Fotografien aus den 1930er Jahren zu entnehmen ist. Doch auch Autoren, die über Zoos schrieben, erwähnten öfter die kindliche Freude. Dies ist damit zu erklären, dass zu
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diesem Zeitpunkt die Konzentration auf die kindliche Zielgruppe zunahm und als Strategie erkannt wurde, um langfristig Kunden zu gewinnen. Je mehr sich positiv konnotierte Erinnerung und Erlebnisse mit Zootieren verfestigt hatten, desto mehr nahmen die Gefühle für die jeweilige Tierart zu. Konnte bereits in den Kinderjahren eine positive Beziehung zum Zoo und seinen tierischen Bewohnern hergestellt werden, blieb diese meist bis ins hohe Erwachsenenalter bestehen. Außerdem kam mit jedem außerschulischen Kinderbesuch auch mindestens ein Erwachsener in den Garten, was wiederum die Besucherzahl ansteigen ließ. Das Zootier und sein Erleben dienten damit der Kundenwerbung und Kundenbindung. Zur Tierliebe lässt sich festhalten, dass sie symbolischen Charakter besaß. Durch sie drückte sich auch die Freude an der Natur, das Bedürfnis des Sichkümmerns und Umsorgen-Wollens sowie der Wunsch nach privaten Gefühlserlebnissen aus. Besonders das Pflegen, Streicheln, Füttern und Versorgen der Zoolebewesen konnten positive Emotionen auslösen und somit die Beziehung zum Tier fördern, weshalb die meisten Institutionen, zumindest anfänglich, tierische Interessen hinter die der Menschen stellten. Dies äußerte sich ebenso beim Verschenken junger Raubtiere, das auch dann erfolgte, wenn, wie bei der Verschickung in Kriegsgebiete, Wohlergehen und Zukunft der Zöglinge unsicher waren. Unter dem Deckmantel der Liebe wurden häufig eigene Bedürfnisse auf andere Lebewesen übertragen. Dabei kam es nicht auf ein spezielles Individuum an. War beispielsweise ein Gepard, in den sich ein Mann vernarrt hatte, nicht mehr zu erwerben, konnte auch eine andere Raubkatze den leeren Platz einnehmen. Die Liebe beschränkte sich somit nicht immer nur auf ein Einzelwesen, sondern bezog sich vielmehr auf die Tierart bzw. auf die Vorstellung von dieser. Soldaten beispielsweise konnten ihr Maskottchen meist gar nicht selbst auswählen. Sie freundeten sich mit dem Individuum an, das ihnen geschenkt wurde. Menschen bedienten sich der Zootiere auch, um die „Herzensleere“ der technisierten und in ihren zwischenmenschlichen Umgangsformen eher kühlen Welt auszufüllen. Besonders in Kriegs- und Krisenzeiten halfen Tiere, den grausamen Alltag zu überstehen und die mangelnde Menschlichkeit auszugleichen. Bei der Freundschaft mit Zoolebewesen wird zugleich eine Kategorisierung erkennbar. Wer sich als Tierfreund bezeichnete, hatte bestimmte Kriterien zu erfüllen und sich entsprechend zu verhalten. Ebenso wie die Tierliebe handelte es sich auch bei der Tierfreundschaft um ein Hilfsmittel, um mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. Das Erkennen eines Tierfreundes oder das gemeinsame Tiererlebnis unterstützten das Knüpfen neuer Freundschaften sowie die Vertiefung bereits bestehender zwischenmenschlicher Beziehungen. Dabei wird deutlich,
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dass Zootiere nicht ausschließlich im direkten Kontakt zum Menschen Emotionen hervorriefen, sondern über sie auch zwischenmenschliche Verbindungen beeinflusst und verändert werden konnten. An negativen Emotionen kamen in der Arbeit Angst, Trauer, Enttäuschung, Empörung, Scham sowie Frustration zum Vorschein. Die Intensität der Angst variiert je nach Kontext und Tierart. Je vertrauter das Zoolebewesen dem Menschen erschien und je enger er sich mit dem jeweiligen Individuum verbunden fühlte, desto geringer fiel in der Regel die empfundene Angst aus. Beeinflusst wurde dieses Gefühl auch durch die Vermarktungsstrategien der Direktoren, die Wildtiere als zahme Schmusekätzchen darstellten, die Häufigkeit und Intensität des Kontaktes zum Zoolebewesen sowie durch die geprüften Sicherheitsvorkehrungen einer solchen Anlage. Unvorsichtigkeiten durch Gewohnheit, mangelnden Respekt und falsche Vorstellungen vom Tier führten deshalb auch zu Unfällen, bei denen Wärter und Besucher verletzt, manchmal sogar getötet wurden. Sobald die Sicherheitsmaßnahmen entfielen und mit einer Zerstörung der Käfige gerechnet werden musste, beispielsweise durch eine anstehende Bombardierung der Anlagen, nahm die Ängstlichkeit sofort wieder zu. Dann wurden Zoolebewesen nicht mehr als Kuscheltiere, sondern als Lebensbedrohung angesehen. Während eines regulären Besuches kam es jedoch höchstens zu einem leichten Gruseln. Dieses konnte durch das Erkennen der Gewaltigkeit und Muskelkraft einzelner Arten sowie durch das Beiwohnen bei den Fütterungen ausgelöst werden, bei der die „Blutrünstigkeit“ und die enormen Mengen an vertilgtem Futter deutlich wurden. Auch bei der Trauer ist ein deutlicher Wandel in der Gefühlsauslebung auszumachen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts waren derlei Gefühle scheinbar eine Seltenheit. Wenn ein Tier verstarb, wurde dies in einem wissenschaftlich, kognitiv-sachlichen Stil abgehandelt. Ausschlaggebend für die Gefühllosigkeit war, neben der Gewöhnung an Tiersterben, die distanzierte Einstellung zum Tier-Objekt sowie der kontrollierte und reservierte Umgang mit Gefühlsbekundungen. In den 1920er Jahren änderte sich dies. Selbst männliche Tierpfleger beweinten ihre Pfleglinge und in Zeitungen wurde mit emotionalen Begriffen das Ableben zumindest einzelner Tierberühmtheiten beklagt. Allerdings bekamen nur wenige Tiere einen Nachruf und manchmal diente dieser lediglich pädagogischen Zwecken. Dennoch ist im Zeitverlauf eine zunehmend intensivere und persönlichere Beziehung zu den Zoolebewesen erkennbar und manchmal ließ lediglich die fehlende Beerdingung erkennen, dass es sich hier nicht um den Tod eines Menschen, sondern um den eines Tieres handelte. Trauer konnte sich ebenfalls einstellen, wenn Unterbringung oder Verhalten einiger Zootiere nicht dem eigenen Lebensbild entsprachen. Zu den Auslösern zählten das neurotische
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Auf- und Ablaufen, ein traurig interpretierter Blick oder das Vorhandensein von Gitterstäben. Teilweise waren diese Empfindungen sicherlich begründet, in einigen Fällen übertrugen die Menschen jedoch lediglich ihre eigene Traurigkeit auf das tierische Gegenüber, was an der unterschiedlichen Wahrnehmung ein und desselben Käfigs von verschiedenen Personen zum gleichen Zeitpunkt deutlich wurde. Wenn sie aus ihrer persönlichen Perspektive heraus Tiere beobachteten und Mängel feststellten, kam manchmal auch Empörung oder Beschämung auf. Ebenso verhielt es sich, wenn Zoobewohner sich „animalisch“ zeigten und ihre Umgangsformen denen des „Kulturmenschen“ zu sehr widersprachen. Das brachte die Betrachter entweder zum Lachen oder in Verlegenheit. Auch animalische Ausdünstungen konnten für einen kurzen Moment negative Empfindungen hervorrufen, da diese nicht den zivilisierten Gesellschaftsvorstellungen entsprachen. In vielen Bereichen machte sich zudem die aufkommende Sorge um den Verlust der Natur bemerkbar. Diese trieb den „Kulturmenschen“ an, alles Natürliche zu suchen, zu idealisieren und weitestgehend in seinen Alltag zu integrieren. Doch musste er erkennen, dass Kultur und Natur Gegensätze waren, die sich nur bedingt miteinander vereinen ließen, was wiederum die Unzufriedenheit förderte. Eher sonderbar erscheint vielleicht das Vorhandensein von Enttäuschungen im Zoo. Diese waren jedoch recht häufig. Fehlten erwünschte und beliebte Zootiere, versteckten sie sich oder verhielten sich phlegmatisch, schenkten sie womöglich dem Besucher nicht die erhoffte Beachtung, konnte dies Enttäuschung und Frustration auslösen. Eine besondere Bedeutung kam hierbei dem Blickkontakt zu. Über ihn suchten die Menschen die Nähe zum Tier. Sie wollten ihr Gegenüber erkennen, scheinbar in der Hoffnung, dabei eine Antwort auf eigene, essenziell-subjektive Fragen zu finden. War ihnen das nicht möglich, kam es manchmal zur Neckerei oder sogar zur Tierquälerei. Auch das Fütterverbot rief Enttäuschung hervor, wobei der vom Nürnberger Tiergarten eingeschlagene Sonderweg verdeutlicht, dass Einschränkungen menschlicher Interessen meist akzeptiert wurden. Weiter wurden in dieser Arbeit moralische Gefühle wie Treue und Empathie festgestellt. Bei der Treue ist festzuhalten, dass Menschen sie nicht nur von ihresgleichen, sondern ebenso von Tieren einforderten. Tiere erwiesen sich treu, wenn sie sich gehorsam, anschmiegsam und friedvoll verhielten. Treue galt als ein Ausdruck von Freundschaft und gegenseitiger Zuneigung. Sie verdeutlichte aber auch die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Gruppe, in der menschliche Einstellungen, Vorstellungen und Regeln vorherrschten. Nahm die Gefühlsintensität seitens der Menschen zu, steigerte sich meist ebenso die moralische Anspruchshaltung an das Tier. Auch die Empathie nahm mit der immer stärker
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werdenden Gefühlsverbindung zum jeweiligen Zootier zu. Anfangs kam sie über die Vermenschlichung zustande. Im zeitlichen Verlauf beeinflusste jedoch ebenso das zunehmende Hintergrundwissen über Tiere die subjektiven Gefühle. Die Empathie hing somit von der individuellen Interpretation des Betrachters und dessen Vorwissen ab, weshalb sie von Person zu Person variierte und kaum zu verifizieren war. Dennoch fungierte sie als Kontrollinstanz für zoologische Gärten und sorgte dafür, dass Direktoren alles, was Mitleid mit Tieren erregen konnte, zu vermeiden versuchten. Das Mitgefühl verschwand jedoch, wenn es zu einem Interessenskonflikt kam und die menschliche Grundversorgung oder Lebenserhaltung bedroht waren. Je geringer in solch einem Fall die Gefühlsbeziehung zum jeweiligen Wildtier ausfiel, desto stärker äußerte sich die dann entstehende Distanz. Dies wiederum verleitete die Zoodirektoren dazu, ihre Pfleglinge noch stärker in die Gesellschaft zu integrieren und die emotionale Beziehung zu ihnen weiter zu fördern. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass während eines Zoobesuches meist nicht nur eine, sondern mehrere Emotionen vorkamen, wobei sich positive und negative Erfahrungen vermischten und von der jeweiligen Stimmung des Betrachters abhingen. Auffällig ist zudem, dass sich die Emotionen der Besucher auf die sie umgebenden Menschen übertrugen und somit nicht nur die eigenen Gefühlsempfindungen, sondern ebenso die der Mitmenschen beeinflussten. 3.) Welche Rolle spielen die Sinneseindrücke bei der Tierwahrnehmung? Bei einem Zoobesuch wurde den Menschen ein Gemisch aus verschiedenen Sinneseindrücken übermittelt, die das Erleben der Tiere zu etwas ganz Besonderem machte. Die sensorischen Reize verknüpften sich mit emotionalen Erfahrungen und halfen, die Tiere nicht nur zu erfassen, wahrzunehmen und zu begreifen, sondern sie zu fühlen und eine Verbindung oder Beziehung zu ihnen aufzubauen. Vor allem die visuellen Sinneseindrücke riefen eine Bandbreite von Emotionen hervor. Allerdings galten nicht alle Eindrücke den Parkbewohnern. Musik, Aufmärsche, Trinkkuren, kurz alles, was mit Tieren wenig zu tun hatte, lenkten von den eigentlichen Protagonisten ab. Dadurch wurde auch die Wahrnehmung subtilerer Laute einzelner Lebewesen erschwert. Erst über das Radio oder den Tonfilm erfuhren tierische Äußerungen wieder an Aufmerksamkeit. Über Haptik und Fütterung konnten die Besucher ihrer Liebe oder Zuneigung zu den Tieren Ausdruck verleihen. Die olfaktorische Wahrnehmung gehörte zu den am wenigsten bevorzugten. Daher bestand das Ziel der Zoodirektion darin, tierische Ausdünstungen möglichst zu vermeiden, wenngleich sie zum Tier dazugehörten. Die Fütterung besaß den Vorteil, dass sie viele Sinneseindrücke vereinte und über verschiedene Kanäle die Bindung zwischen Mensch und Tier förderte, was
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durchaus im Interesse der Zooleitung lag. Hierdurch versuchten die Menschen, von den Tieren die gewünschte Aufmerksamkeit zu erlangen und sie zu umsorgen. Wer fütterte, fühlte sich wichtig und gebraucht. Doch war dieser Kontakt mehr auf die menschlichen als auf die tierischen Interessen ausgerichtet. Vor allem die dabei entstehenden Tiererkrankungen und -verluste überzeugten die Direktoren schließlich, die Füttererlaubnis in einem immer größeren Umfang einzuschränken. Damit einher ging eine langsame Veränderung in der Wahrnehmung des Zootieres, indem statt bettelnder Zoobewohner ihre natürliche Verhaltensweise an Gewicht gewann. Allerdings ist zu betonen, dass durchaus nicht alle Sinne positive Eindrücke hinterließen. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass sich die sinnliche Vielfalt durchaus auf die Emotionen auswirkte und diese meist um so intensiver ausfielen, je enger, realer, also sinnlich allumfassender dem Zoobesucher der Kontakt mit dem Tier erschien. 4.) Wie war die Beziehung zwischen Mensch und Zootier motiviert und welche Interessen verbargen sich dahinter? In der Arbeit wird deutlich, dass mit zunehmender Gefühlsbeziehung zum Zootier auch dessen Nutzfunktionen zunahmen und auf neue Lebensbereiche ausgeweitet wurden. Ähnlich einer Maschine hatte das Zootier auf Knopfdruck zu funktionieren und seine Aufgaben zu erfüllen. Es sollte die Besucher vom Alltag ablenken, indem es sie unterhielt, belustigte und zum Staunen brachte oder als Arbeitstier seine Eigenschaften und Kräfte zum Wohl der Gesellschaft einsetzte. Die aus fremden Ländern stammenden Tierarten dienten zudem als Wertgegenstände, die das Image und den Habitus der Stadt sowie der „Nation“ aufwerteten. Über diese Nutzfunktionen hinaus wurde vom Zootier verlangt, dass es sich dem Menschen gegenüber treu zeigte, ihm Aufmerksamkeit und Zuneigung schenkte und sich den Vorstellungen der Menschen entsprechend verhielt. Teilweise hatte es sich an gesellschaftliche Normen zu halten und möglichst „menschlich“ zu wirken. Um den Besuchern ein positives Zooerlebnis zu ermöglichen, waren die Gartenleiter bestrebt, die Fantasie der Besucher anzuregen und eine fiktive, aber dennoch real erscheinende Natur- und Abenteuerwelt mit Tierdarstellern zu erschaffen. Je positiver und intensiver das jeweilige Gefühlserlebnis ausfiel, desto länger blieb die angenehme Verknüpfung mit dem Zoo und seinen Tieren im Gedächtnis. Dieses Emotionsmanagement förderte wiederum die oben erwähnte Kundenbindung an den Zoo und trug dazu bei, Wildtiere als Werbesymbole oder Maskottchen für allerlei Produkte oder Firmen einzusetzen. Selbst im Film kam es zum Einsatz, wodurch es den Gärten zusätzliche Gelder einbrachte. Das Zootier war ein Objekt, das verkauft und verliehen werden konnte. Sowohl im Zoo
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als auch außerhalb des Geländes (in der Werbung, im Film, bei der Erziehung oder im politischen Meinungsaustausch) wurde es benutzt, zumal erkannt wurde, dass sich mit seiner Hilfe Botschaften subtiler, sympathischer und effektiver vermitteln ließen. Eine der wichtigsten Funktionen hatten Tiere jedoch auf der Beziehungsebene zu erfüllen. Da es im „Zeitalter der Sachlichkeit“ häufig an der Auslebung von Gefühlen fehlte, kam es zu einem gesteigerten Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Akzeptanz. Was die Mitmenschen nicht geben konnten oder wollten, wurde von den Zoobewohnern mehr oder weniger bewusst eingefordert. Sie sollten die gesellschaftlichen Mängel ausgleichen und mussten dafür verschiedene Rollen einnehmen. Mal waren sie Partner, mal Zuhörer, Seelsorger, Mutmacher, Leidensgenosse oder Idol. Die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften wurden idealisiert und symbolisch aufgeladen. Die Menschen bedienten sich der Zootiere, um auf sie ihre Gefühle, Gedanken und Wünsche zu projizieren. Sie benutzten sie, um sich zu trösten, Gefühle zu zeigen, auszuleben und erwidert zu bekommen. Mit ihnen fühlten sie sich weniger einsam und auch Ängste und Sorgen waren so leichter zu ertragen. Vor allem Soldaten, die sich hart und unnahbar zu zeigen hatten, benötigten ein Ventil, um ihren Emotionsstau abbauen zu können. Sowohl für sie als auch für die Städter fungierte das Zootier als eine seelische Entlastung vom Kriegsalltag. Es eignete sich als Gefühlsventil zudem besonders gut, da es öffentlich präsent und zugänglich war. Außerdem sprach und spionierte es nicht. Ihm konnte eine Meinung aufoktroyiert werden, die es dem Menschen ermöglichte, Individualität zu zeigen und dennoch anonym zu bleiben. In einigen Fällen wurden „sprechende“ Tiere auch eingesetzt, um einen werbenden, pädagogischen, politischen oder anderweitigen Zweck zu erfüllen, der dem Autor selbst, einer anderen Person, Institution oder Idee nutzte. Anhand der Zootiere ließ sich auch die „Volksgemeinschaft“ propagieren, indem sie auf verschiedene Art und Weise benutzt wurden, um Gemeinschaftssinn und Solidarität zu demonstrieren, den Kriegsteilnehmern Mut und Kraft zuzusprechen, dem „Deutschen“ als Vorbild zu dienen und in Zusammenarbeit mit den Menschen nationalsozialistische Aufgaben zu bewältigen. Zootiere dienten unbewusst auch dazu, gesellschaftliche Geschlechterrollen und Verhaltensnormen zu hinterfragen. Meistens verhielten sich Frauen zwar im Umgang mit Tieren ihrer gesellschaftlichen Rolle entsprechend, sobald sich ihnen jedoch neue Freiräume boten, füllten sie diese bereitwillig aus. Zudem faszinierte der Kontrast zwischen der zarten Frau und dem zu beherrschenden Raubtier, weshalb er nicht nur im Zoo oder bei Dressuren, sondern ebenfalls im Film zum Einsatz kam. Langfristige emanzipatorische Auswirkungen auf das Gesell-
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schaftsleben waren allerdings nur in Ansätzen erkennbar. Aufschlussreich gestaltete sich die Aufgabenverteilung der Wärter. Sie kümmerten sich, ihrer sozialen Rolle entsprechend, vorwiegend um große, kräftige oder gefährlich anmutende Tiere. Letztendlich bestand ihre Arbeit jedoch darin, zu pflegen und zu umsorgen, also in der Ausführung weiblicher Aufgabenfelder. Feminine Züge fanden sich ebenso im Beweinen eines verstorbenen Pfleglings. Der Umgang mit Zootieren bot somit sowohl Frauen als auch Männern eine Gelegenheit, die traditionellen Rollenmuster zu verändern und zu konterkarieren. Festzuhalten bleibt, dass die Menschen das Zootier brauchten und sich mit ihm identifizierten. Es war in allen Lebenslagen, im und außerhalb des Zoos, präsent. Sie benutzen es zur Bespaßung, im Werbebereich, zum Gedankenaustausch, in der Erziehung und um emotionale Lücken zu füllen. Tiere blieben Objekte, wenngleich sie manchmal zu Subjekten gemacht wurden. Allerdings mussten die Menschen immer wieder erkennen, dass es sich nicht um ihresgleichen, sondern um Tiere handelte, die nur einen notdürftigen menschlichen Ersatz darstellten. 5.) Inwiefern ist ein Wandel in der Tierwahrnehmung zu erkennen? Im wilhelminischen Zeitalter galt das Wildtier als Sensationsobjekt, Ergänzung der Parkkulisse oder als Unterhaltungselement. Der nachlassende Nachschub bislang unentdeckter Lebewesen, aber auch die erweiterten Kenntnisse im Umgang mit fremden Tierarten, die eine längere Lebens- und Aufenthaltsdauer im Zoo ermöglichten, bereiteten die Basis für eine neue Gefühlsbeziehung zum Tier vor. Lebensreformerische und ideelle Strömungen, Vergleiche zwischen Mensch und Tier, gemeinsame Erlebnisse, die Werbung der Zoodirektoren und schließlich die von mehreren Seiten geförderte gesellschaftliche Integration, brachten das Wildtier dem Menschen näher. Zootiere blieben nicht mehr nur auf die Gartenanlage beschränkt, sondern wurden immer umfassender in den Alltag integriert. Sie erklangen im Radio oder erschienen im Film, auf Werbeplakaten oder auf der Straße. Einige Tierindividuen wurden sogar zu „Stars“ gemacht. Selbst das Aufkommen der Tierfotografie verdeutlicht, dass nicht nur ihre Wertigkeit, sondern ebenso ihre emotionale Bedeutung zunahm. Dabei knüpften die Zooerlebnisse an bereits bestehende Erfahrungen an, frischten alte auf und verbanden sie mit neuen sinnlichen und kognitiven Elementen, so dass sich die Gefühle zu Wildtieren auch mit den Erfahrungen verschiedener Lebensbereiche vernetzten. Anfangs standen beim Zoobesuch der Mensch und seine Interessen im Vordergrund. Er sollte das Gefühl bekommen, etwas Besonderes zu erleben und somit etwas Besonderes zu sein. Das wurde beispielsweise durch die visuelle Illusion der direkten Gegenüberstellung mit dem Wildtier, die Ausrichtung auf Sen-
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sationen oder die Füttererlaubnis erreicht. Um nicht an Attraktivität einzubüßen, mussten die Gartendirektoren immer neue Anreize schaffen. Doch dies war kostspielig und aufwendig. Außerdem besaßen technische Errungenschaften, neue Bauten oder Sensationen den Nachteil, dass ihre Wirkung nachließ, sobald sich die Besucher an sie gewöhnt hatten. Je weitreichender jedoch das Zootier in den menschlichen Gesellschaftskreis aufgenommen und je stärker es humanisiert wurde, desto mehr veränderte sich seine Wahrnehmung. Das Tier und sein Wohl rückten nun ebenfalls ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Dieser Wandel ließ sich besonders gut an der Tierliebe erkennen. War sie in den vorigen Jahrhunderten noch als befremdlich eingestuft worden, wurde sie jetzt nicht nur toleriert, sondern sogar als Qualität und gute Charaktereigenschaft eines Menschen angesehen. Sie galt als erstrebenswert und wies eine erzieherische, sittliche und normative Dimension auf. So hatte ein guter Mensch bzw. ein guter Deutscher tierlieb zu sein oder dies zumindest zu glauben und zu behaupten, denn in einigen Fällen widersprachen sich Eigenwahrnehmung und Realität. Einem solchen Freund oder Liebhaber wurden automatisch mehrere positive Eigenschaften und Tugenden zugeschrieben und Vertrauen entgegengebracht. Zählte sich ein Mensch jedoch nicht dazu oder verhielt sich nicht entsprechend, konnte dies seine Ausgrenzung aus der Gesellschaft bedeuten. Daher sollte auch bereits in frühen Jahren die Erziehung zur Tierliebe angestrebt werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit machen jedoch deutlich, dass die damals des Öfteren geäußerte Behauptung, die Liebe zu Tieren sei Kindern angeboren, nicht zutrifft. Der Mensch nahm Zootiere unter seinen Schutz, vermenschlichte sie und zeigte Mitleid mit ihnen. Gedanken der Arterhaltung sowie Forderungen einer artgerechten Haltung kamen auf – Themen, die noch heutzutage aktuell sind. Diese Veränderung machte sich vor allem in zoologischen Gärten bemerkbar, denn dort mussten nicht mehr nur menschliche, sondern auch tierische Bedürfnisse oder welche dafür gehalten wurden, erfüllt werden. Als Grundvoraussetzung galt es, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die nicht nur das Unterhaltungsprogramm, sondern besonders die Tierwahrnehmung umfasste. Der Besucher musste davon überzeugt sein, dass es den Zoobewohnern gut gehe, sie gesund seien und sich wohl fühlten. Deshalb betonten die Direktoren nicht mehr nur die Bedeutung der Institution für den Menschen, sondern klärten auch über die „wahren“ Bedürfnisse der Tiere auf oder hoben die durch das Zooleben entstehenden Vorteile hervor. Herrschte ein positiver Eindruck vor, konnte der Gartenbesucher seinen Aufenthalt genießen und sich den vielfältigen Sinneseindrücken öffnen. Wenngleich immer mehr für Tiere und ihr Wohl getan wurde, wird jedoch deutlich, dass selbst eine immer bessere Technik die moralischen Zweifel nicht verdrängen kann, da sie nur die Illusion des Erlebens und der angeblichen
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Freiheit der Tiere verbessert sowie den Aufenthalt der Tiere möglichst angenehm gestaltet, den Zwiespalt jedoch nicht löst. Den Quellen nach zu urteilen, findet sich die Antwort darauf nicht in verbesserten technischen Möglichkeiten, sondern in der Einstellung zum Tier, denn die Gestaltung des Zoos und der Umgang mit den Tieren ist immer auch ein Produkt ihrer Gesellschaft.
5.2 P ERSPEKTIVEN Wildheit und Natürlichkeit der Zoolebewesen faszinieren wie eh und je. Mit zunehmendem Wissen über das jeweilige Tier nimmt das Staunen über die Wunder der Natur zu, weshalb es nur im Interesse der Menschen sein kann, mehr über alle Lebewesen zu erfahren und sich nicht nur auf die im Zoo ausgestellten Arten zu beschränken. Medien, wie Radio und Film, haben versucht, dem Menschen die Natur „nach Hause“ zu bringen. Deshalb wird es als lohnenswert angesehen, sich bei nachfolgenden Forschungsarbeiten zur Tierwahrnehmung ebenfalls mit der emotionalen Beeinflussung durch auditive Sinne zu befassen und beispielsweise nach der emotionalen Auswirkung von Tierlauten zu fragen. Auch die Funktion von Tieren als „Eisbrecher“ lassen weiterführende Erkenntnisse im Bereich der Emotionsforschung erwarten. Interessant erscheint ebenfalls die Untersuchung von Gefühlen zu Tieren im internationalen Vergleich. Weitere Forschungsmöglichkeiten bietet der Film, der im Bezug auf die emotionale Beziehung zum Tier interessante Erkenntnisse erwarten lässt, die hier jedoch nur angedeutet werden konnten. Da sich die vorliegende Arbeit moralischen Emotionen nur partiell widmen konnte, wäre es sicherlich aufschlussreich, auch diese in nachfolgenden Beiträgen ausgiebiger zu diskutieren. Neben Radio und Film zählt der zoologische Garten zu den Einrichtungen, die wichtig sind, um die Neugierde anzuregen, Leidenschaften zu entfachen, Freude zu verbreiten oder in Staunen zu versetzen. Verglichen mit anderen Medien bietet der Zoo den Menschen jedoch die Möglichkeit, das Wildtier hautnah zu erleben, zu riechen, teilweise sogar anfassen zu können. Durch die bei seinem Besuch erfahrenen Emotionen trägt er dazu bei, Menschen die Natur mitsamt ihrer tierischen Bewohner nahezubringen und in der Konsequenz zur Erhaltung und Erforschung beider beizutragen oder zumindest anzuregen. Allerdings besitzt er den Nachteil, dass er dafür auch immer Lebewesen zu Nutzobjekten reduziert und stets zu prüfen ist, wann die Vor- und wann die Nachteile überwiegen. Er bleibt jedoch ein wichtiges Hilfsmittel, auch wenn das emotionale Erleben eines Wildtieres in seinem ursprünglichen Lebensraum nicht zu übertreffen ist.
6. Literatur
6.1 G EDRUCKTE Q UELLEN „Adolf Hitler und Reichsminister Dr. Goebbels lassen sich von der Besatzung des Kreuzers ‚Leipzig’ den Bordlöwen vorführen“, ZAL, Ordner 9, S. 112. „Gefahren des Film-Ateliers: Rudolf Valentino“, (HA). 47. Tagung der „Direktoren-Konferenz“. 1. Jahrestagung des Internationalen Verbandes der Direktoren Zoologischer Gärten; Basel Zoologischer Garten, 22.-25. September 1935, Proceedings, Archiv der WAZA in Bern. 8 Uhr Abendblatt, Nr. unbekannt, 21.05.1931, o.S., (HA). 8 Uhr Blatt, Nr. unbekannt, 09.08.1950, o.S., (TAN). A.O.: Der Hamburger Zoo geht ein, in: Hamburger Fremdenblatt, AbendAusgabe, Nr. 67, 08.03.1930, S. 19. Ab.: Elefanten marschieren ins Paradies, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 235, 26.08.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Abrechnung über den Tee zum Wiederaufbau des Zoologischen Gartens im Hotel Atlantic, vom 03.12.1922, StA HH, Zoologischer Garten, 621-1/160, Sig. 6. Abschrift vom 3. Vertrag zwischen dem hamburgischen Staat, vertreten durch die Finanzdeputation und der Zoo Ausstellungshallen A.G., 18.06.1932, S. 14, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, Sig. 678. Abschrift von G. Kurt Johannsen an den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg. Betreff: Kongress- und Ausstellungshallen, 15.07.1929, S. 1-5, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. Abschrift, Anlage Nr. 7, Befragung von Herrn Barnet Licht, Leipzig, 01.10.1945, ZAL, Akte 1477. Abschrift, Beschwerde von Ruth Pilz an das Kulturamt, Betreff: Zool. Garten, Leipzig, 11.06.1946, ZAL, Akte 641.
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Adl.: Ein junger Löwe für Hauptmann Bär, Leipzig, 05.09.1942, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Bd. 2, Akte 89. African Hunt, Plakat, (HA). Afrika spricht! oder Das Paradies der Hölle, UFA Dokumentarfilm, 1934, ZAL, Akte 778. Albrecht, Hans: Gegenwartsprobleme internationaler Tierschutzbestrebungen, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 1, 4 (1929), S. 16f. Albrecht, Hans: Hamburg, was schuldest du Hagenbeck, in: Hamburger Tierschutzverein von 1841 (Hg.): Allgemeine norddeutsche Tierschutz-Zeitung, Zeitschrift für praktischen Tierschutz, Tierpflege und -Behandlung, Mitteilungsblatt, Nr. 10, 3, (1930), S. 4ff., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle IIV, II, Sig. 7765. Albrecht, Hans: Hamburg, was schuldest Du Hagenbeck, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 99, 28.04.1932, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Albrecht, Hans: Tierschutz und Tierrecht. Der Hamburger Tierhort, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 3, 3, (1928/29), S. 63f. Allgemein Lauenburgische Landeszeitung, Nr. unbekannt, 15.04.1933, o.S., (HA). Allgemeine norddeutsche Tierschutz-Zeitung, Zeitschrift für prakt. Tierschutz, Tierpflege und -behandlung, Mitteilungsblatt, Hamburg, Nr. 10, 3, (1930), S. 10, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Alo (vermutlich A. E. Lochner): Man geht wieder zu Hagenbeck, in: Die Woche, Nr. 21, (1925), o.S., (HA). : Hagenbecks Eröffnung, in: Der Tag, Nr. unbekannt, 27.05.1924, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Altonaer Tageblatt, Nr. unbekannt, 30.04.1933, o.S., (HA). Altum, Bernard: Der Vogel und sein Leben, herausgegeben von F. Renne, 7. Aufl., mit einem Vorwort des Verfassers vom 01.10.1897, S. IV-VI, Münster i.B. 1903. Ammon, Hans: Der Zoo als Erholungs- und Unterhaltungsstätte, in: Heck, Lutz; Heinroth, Oskar u. ebender (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931, S. 20-26. Anfrage von Ulrich Bodo an die Gartenleitung des zoologischen Gartens in Leipzig, 03.12.1948, ZAL, Akte 642. Ankenbrand, Ludwig: Umschau auf dem Gebiet der Tierschutzbewegung, in: Kosmos, Nr. 4, 7, (1910), S. 121ff.
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Anlage des Briefs an Dr. Birkmann, verfasst vom Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek, 05.08.1949, (TAN). Anlage Nr. 8, Aussage von Dr. Hörhammer, Chirurgische Klinik, 06.10.1945, ZAL, Akte 1477. Ansprache Bürgermeister Dr. Petersen bei der 25. Jahrfeier des Hagenbeckschen Tierparks, 07.08.1932, S. 1f., StA HH, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. Antonius, Otto: Die Bedeutung der Zoologischen, in: DZG, Bd. 5, Nr. 10/12, (1932), S. 219ff. B.: Die neuste Attraktion. Man tanzt im Zoo unter freiem Himmel! Max Terpis weiht die Tanzfläche mit seinem Ballett ein, in: Nationale Zeitung Berlin, Nr. 112, 16.05.1930, o.S., (HA). Babuin, ZAL, Tierschilder, Ordner 1198 (1928-1933). Baer, Erich: Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend im Zoo. Ein Interview mit den Tieren, in: Zeitung unbekannt, 10.07.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 91. Ballerstedt, Waldemar: Tiere und Menschen. Erster Besuch im Chemnitzer Zoo, 22.05.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 72. Beatz, H.: Der Zoo wird entgittert. Tiere nicht mehr in Käfigen. Umfangreiche Erdarbeiten im Zoologischen Garten. Das Licht am See, in: Morgenpost Berlin, Nr. 46, 22.02.1930, o.S. Beierkuhnlein, Marlise: „Löwen haben wir genug!“, sagt Direktor Dr. Seitz, in: NZ, Nr. 61, 14.03.1958, S. 10. : 1945 mußte wieder neu begonnen werden, in: NZ, Nr. 56, 08.03.1958, S. 11. : Die Schimpansen lieben alte Damenstrümpfe, in: NZ, Nr. 64, 18.03.1958, S. 10. : Eisbären sind die Lieblinge der Nürnberger, in: NZ, Nr. 62, 15.03.1958, S. 13. : Zwei Nilpferde verbrannten jämmerlich im Krieg, in: NZ, Nr. 65, 19.03.1958, S. 10. Bennots Kursbuch, Sommer 1932, S. 312, (HA). Berges, Philipp: Drei Stunden bei Hagenbeck. Zur Eröffnung des Tierparks in Stellingen, in: Hamburger Fremdenblatt, 2. Beilage, Nr. 106, 79, 07.05.1907, o.S. : Hinter den Kulissen von Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 338, 100, 05.12.1928, S. 1. : Mein Freund der alte Hagenbeck. Erinnerungen an einen Grossen Mann, in: Ford Magazin, Nr. unbekannt, April 1928, o.S., (HA). Bericht vom Kommissarischen Leiter des Zoologischen Gartens Hummel an das Kulturamt z. Hd. Herrn Direktor Hartig, vom 11.01.1946, ZAL, Akte 1477.
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Bescheinigung Nr. 6, Abschrift, 03.10.1945, ZAL, Akte 1477. BIZ, Nr. 18, 35, (1926), Titelblatt. BIZ, Nr. 24, 33, (1924), S. 647. BIZ, Nr. 25, 21.06.1914, S. 476. BIZ, Nr. 30, 28, 27.07.1919, Titelseite. BIZ, Nr. 36, 33, (1924), S. 1055. BIZ, Nr. 40, 33, 05.10.1924, S. 1177. BIZ, Nr. 9, 33, 02.03.1924, Titelblatt. Bl.: Üble Folgen von Leichtsinn, in: NZ, Nr. unbekannt, 07.08.1950, o.S., (TAN). Bolau, Heinrich: Das Ende des Indischen Nashorns im Hamburger Zoologischen Garten, in: DZG, Nr. 11, 41, (1900), S. 334ff. : Jahresbericht über den Zoologischen Garten in Hamburg 1899, in: DZG, Nr. 9, 41, (1900), S. 287-292. Bölsche, Wilhelm: Aus Urtagen der Tierwelt. Studien im Zoologischen Garten, Dresden 1922. Bourdelle: Wilde Tiere auf Reparationskonto, in: Argentinisches Tageblatt, Nr. unbekannt, 09.04.1930, o.S., (HA). Brandes, Gustav: Der Tod unseres Riesenorangs „Goliath”, in: DZG, Bd. 1, Nr. 10/12, (1929), S. 396. Brauns, Julius: Staat und Stadt Hamburg. Unser Zoologischer Garten, in: Hamburger Nachrichten, Abend-Ausgabe, Erste Beilage, Nr. 10, 136, 07.01.1927, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. Brief an den Dezernenten des Zoologischen Gartens Stadtrat Lang, Betreff: Zwangsabgabe von Tieren, Leipzig, 06.12.1946, ZAL, Akte 202. Brief an den Genossen Wilhelm Pieck, Vorsitzender der SED, vom 27.12.1946, S. 1f., ZAL, Akte 202. Brief an die Militärregierung Deutschland, Nürnberg, 09.08.1945, (TAN). Brief an die Zoodirektoren, München, den 06.12.1946, S. 1f., (TAN). Brief an Oberbürgermeister Walter Dönicke (1899-1945), von Stadtrat Friedemann, Leipzig, 26.01.1938, ZAL, Akte 415. Brief Hagenbecks an die Staatliche Pressestelle vom 16.05.1928, StA HH, 1351, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Brief und Rechnung vom Zoologischen Garten Leipzig an die Riefenstahl-Film GmbH, 14.11.1942, Film und Tierhandel, ZAL, Akte 222. Brief vom Berliner Tierparkdirektor Dr. Heinrich Dathe an Arzt Dr. med. Kallwaß, Berlin, 15.08.1957, S. 1-5, ZAL, Akte 778.
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Brief vom Geschäftsführer des Werbe-Ausschusses G. Kurt Johannsen an Carl Albrecht, Hamburg, 01.02.1930, S. 1-7, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Brief vom Leipziger Zoodirektor Karl Max Schneider an ehemalige Angestellte, die derzeit im Krieg waren, 09.01.1940, S. 1ff., ZAL, Akte 371. Brief vom Oberbürgermeister der Stadt Halle an der Saale Karl Pretzsch an den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Erich Zeigner, 18.11.1946, ZAL, Akte 202. Brief vom Zoodirektor in Düsseldorf Georg Aulmannan an den Zoologischen Garten Leipzig, vom 27.02.1943, S. 1, ZAL, Akte 273. Brief vom Züricher Zoodirektor Heini Hediger an den Nürnberger Tiergartenleiter Karl Birkmann, 10.04.1947, (TAN). Brief von Carl Hagenbeck an Direktor Zinn, Senatskanzlei Hamburg, vom 23.05.1924, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Brief von den Hagenbecks an den Berliner Zoodirektor Lutz Heck zu einem Zeitungsartikel mit dem Titel Panoptikum oder Natur-Tierpark?, 1929, S. 1ff., (HA). Brief von der Direktion des Zoologischen Gartens Leipzig an die Leipziger Polytechnische Gesellschaft, 04.04.1948, ZAL, Akte 415. Brief von der Tiergarten Betriebsvertretung an unbekannt, vermutlich Stadtrat Nürnberg, Personalamt. Betreff: Befragung zur politischen Beurteilung Direktor Dr. Karl Thäter, 07.01.1947, (TAN). Brief von der Zoodirektion Leipzig an die Riefenstahl-Film GmbH Berlin, 16.03.1942/19.03.1942, ZAL, Akte 223. Brief von Direktor Karl Max Schneider an Wilhelm Pieck, Vorsitzender der SDE, 27.12.1946, S. 1f., ZAL, Akte 202. Brief von Dr. Karl Birkmann an Prof. Dr. Otto Goetze, Erlangen, Chirurgische Universitätsklinik, 30.01.1946, o.S., (TAN). Brief von F. Krüger u. B. Tauche an die Direktion des Zoologischen Gartens Leipzig vom 26.10.1936, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 88, Bd. 3. Brief von Karl Max Schneider an „die Kameraden“, 09.01.1940, S. 1f., ZAL, Akte 371. Brief von Karl Max Schneider an das Kulturamt, Leipzig 04.02.1946, o.S., ZAL, Akte 645. Brief von Karl Max Schneider an den Oberbürgermeister der Stadt Halle an der Saale, Karl Pretzsch, und an den Leipziger Oberbürgermeister Erich Zeigner, 09.10.1945, S. 1f., ZAL, Akte 202.
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Brief von Karl Max Schneider an die „Kameraden“, 18.03.1940, S. 1-5, ZAL, Akte 371. Brief von Kr. u. Hs. an die Universum Film Aktiengesellschaft, 10.09.1941, ZAL, Film und Tierhandel, Akte 222. Brief von Kurt Karl Doberer an die Direktion Nürnberger Tiergarten, ca. 1950, (TAN). Brief von Lutz Heck an den Actien-Verein des Zoologischen Gartens zu Berlin, 22.03.1938, ZAL, Korrespondenz Zoo Berlin, Akte 182. Brief von P. Münzenthaler an die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur, Betr.: Auskunft über den Nürnberger Tiergarten, 30.11.1945, (TAN). Brief von Zoodirektor Lutz Heck an Julius Vosseler, 27.12.1926, StA HH, 6211/160, Zoologischer Garten, Sig. 6. Brief-Abschrift von Dr. med Kallwaß an unbekannten Empfänger, vermutlich Zoologischer Garten Leipzig, Berlin-Friedrichshagen; 05.08.1957, ZAL, Akte 778. Briefwechsel von Heinz Heck, Direktor des Tierparks Hellabrunn, an Oberbürgermeister Walter Kolb aus Frankfurt a.M., ca. 1950, S. 1-6, (TAN). Brock, Friedrich: Zur Wiedereröffnung des Aquariums im Hamburger Zoo, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 01.04.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. Brüggemann: Tierpsychologie im Tierpark, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 12, 2, (1927/28), S. 244f. Bt.: Ein Familienfest bei Hagenbeck, in: Hamburger Correspondent, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Bungartz, Hans: Zoo und Publikum. 10 Gebote für Zoo-Besucher, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 9, (1928), S. 12ff. : Zum 65jährigen Jubiläum 16. Mai 1863 – 16. Mai 1928, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 5, Jubiläums-Ausgabe, (1928), S. 2-9. : Zur Geschichte der Zoologischen Gärten, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 9, (1928), S. 2-12. Büsing, Erna: Von ungeschlachten Tieren, in: Volkszeitung, Nr. unbekannt, 21.11.1927, o.S., (HA). Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 11, 1, (1926/27). Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 9, 2, (1927/28). Chronicus: Der Wochenspiegel, in: Leipziger Beobachter, Nr. 12, 4. Juniheft, 18.06.1938, S. 173ff. Cohn, Referent Senator, Drucksache für die Senatssitzung, Nr.476, verteilt am 8.11.1928, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sign. 7765.
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Cronheim, Reinhold: Der 25-Pfennig-Sonntag im Berliner Zoo, in: Die Woche, Bd. 3, Nr. 27, (1910), S. 1141-1146, StA B. D. Gr.: Der Riesenelefant Jumbo tot, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 34f. D., F.-H.: Im Tiergarten von Hagenbeck, in: Illustrierte Reichsbanner Zeitung, Nr. 36, 4, 03.09.1927, S. 584, (FZH). Daheim, ein deutsches Familienblatt, Nr. 38, 19.06.1930, o.S., (HA). Dampf, Hans: Freunde aus aller Welt … schlafen. Ein Nachtbesuch bei Carl Hagenbeck in Stellingen, in: Hamburger Tageblatt, Nr. unbekannt, 18.11.1933, o.S., (HA). Das Schwarze Korps, Nr. 49, 8, 03.12.1942, o.S., (FZH). Daun: Front gegen die Tierquälerei, in: Friedericus, Berlin-Ausgabe, Nr. 45, November 1935, o.S., (HA). Dechent: Tierschutz, in: Die Christliche Welt, Nr. 4, (1901), S. 80-83. Delmont, Joseph: Wilde Tiere im Film. Erlebnisse aus meinen Filmaufnahmen in aller Welt, Stuttgart 1925. Der Kreisbeauftragte: Großes Löwenstreicheln im Zoo. Sondertag zum Besten des WHW am 10. November, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. unbekannt, 08.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 120ff. Die Gartenlaube, Nr. 13, (1912), S. 287. Die Gartenlaube, Nr. 3, (1914). Die Gartenlaube, Nr. 5, (1912), o.S. Die Hamburger Woche, Nr. 23, 3, 04.06.1908, S. 19. Die Hamburger Woche, Nr. 24, 3, 11.06.1908, o.S. Die Hamburger Woche, Nr. 26, 3, 25.06.1908, S. 21. Die Hamburger Woche, Nr. 28, 3, 09.07.1908, S. 19. Die Hamburger Woche, Nr. 29, 3, 16.07.1908, o.S. Die Hamburger Woche, Nr. 30, 3, 23.07.1908, o.S. Die Hamburger Woche, Nr. 31, 3, 30.07.1908, o.S. Die Hamburger Woche, Nr. 51, 3, 17.12.1908, o.S. Die junge Dame, Nr. 8, 13, (1951), S. 16f. Die Woche, Nr. 13, 28.03.1914. Die Woche, Nr. 44, 28, (1926). Die Woche, Nr. 46, 14.11.1925, StA B. Die Woche, Nr. 46, 6, (1904). Die Woche, Nr. 48, 4, (1902). Die Woche, Nr. unbekannt, Berlin 23.04.1932, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 43. Diederich, Rud.: Wiederaufbau im Zoo, in: BIZ, Nr. 32, 03.08.1924, S. 868f., StA B.
368 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
Direktion des Zoologischen Gartens [Leipzig]: Schilder im Zoo, ZAL, Akte 1399, Tierbestandsbücher Bd. 2 (1934-1946). Dr. A.L.: Leipzigs Zoo gibt Kostproben, in: LNN, Nr. unbekannt, 13.08.1939, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 253. Dr. W.: Großstadtkinder spielen mit Tieren. Der Kinderzoo wird Mode, in: Hamburger Woche, Nr. unbekannt, 24.06.1933, o.S., (HA). Dt.: Wilde Meerschweinchen im Leipziger Zoo, Leipzig, 13.10.1941, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 88, Bd. 3. Dube, Helmuth: Hagenbecks Tierparadies in Hamburg, in: Auslandswarte, Nr. 14, (1930), S. 181., (HA). Duve, Helmuth: Hagenbecks Tierparadies, in: Auslandswarte, Nr. 14, (1930), S. 181., (HA). E.R.: Tiere, die man nicht vergißt. Geschichten von Elefanten des Hagenbeckschen Tierparks, in: Königsberger Allgemeine Zeitung, Nr. 355, 01.08.1930, o.S., (HA). Ebermann, Oskar: Tierquälerei und Tierschutz im Volksaberglauben, in: Kosmos, Nr. 10, 13, (1916), S. 323ff. Eg.: Englische Jungstudenten auf Besuch, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 205, 30.07.1935, o.S. : Tier und Pflanzen in der Großstadt. Hamburgs Sorge um seine großen Parks: Zoo, Hagenbeck und Botanischer Garten, in: Hamburger Correspondent, Nr. 1, 01.01.1929, o.S. Eipper, Paul: Elefanten reisen nach Berlin, in: Berliner Börsen Courier, Nr. 91, 23.02.1930, o.S., (HA). : Erlebnisse mit Raubtieren, Fortsetzung und Schluß, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 242-245. : Erlebnisse mit Raubtieren, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 11, 1, (1926/27), S. 217-220. : Ich lerne Raubtierwärter. Von Stellingen nach Paris, in: 8 Uhr Abendblatt, Nr. 140, 19.06.1931, o.S. : Leiden die Tiere in Gefangenschaft?, Erfahrungen eines aufrichtigen Tierfreundes, in: Saarbrücker Zeitung, Nr. unbekannt, 20.04.1932, o.S., (HA). : Mutter und Kind im Tierreich, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 8, 2 (1927/28), S. 149-153. : Neunzehn Löwen kommen in die „Freiheit“, in: 8 Uhr Abendblatt, Berlin, Nr. 160, 13.07.1931, o.S., (HA). : Tiere sehen dich an, Vorwort vom August 1952, Frankfurt a.M. 1955, (HA). Eismann, Gustav: Der Chimpanse, Troglodytes niger, in Gefangenschaft in Afrika, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 24ff.
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Elster, Alexander: Wo darf man photographieren?, in: DAZ, Nr. 527, 11.11.1930, o.S., (HA). Er: Die Tierkinder-Stadt im Zoo eröffnet, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. unbekannt, 28.06.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 75. Erklärung, unterzeichnet vom Raubtierwärter Albin Lohse, 02.07.1945, ZAL, Akte 729. Erlen, A. von: Das Haustier in der Großstadt, in: Die Gartenlaube, Nr. 52, (1913), S. 1103f. Es.: Der Gauleiter bei Hagenbeck. Dreistündiger Informationsbesuch, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 153, 09.06.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Ewers, Hanns Heinz: Elefantenfang, in: Die Gartenlaube, Nr. 19, (1911), S. 405409. Faber, Richard: Der Elefant mit Neurose, in: Der Danziger Vorposten, Nr. 26, 31.01.1935, o.S., (HA). Fechner, Hans: Vom alten Zoo, in: DAZ, Nr. 24, 28.06.1928, o.S. Fehringer, Otto: Wildtiere und Haustiere. Ein Weg zum Verständnis unserer Kameraden aus der Tierwelt, Stuttgart 1936. Fliegel, Alice: Tiere vorm Mikrophon, in: Ostdeutsche Morgenpost, Nr. 89, 30.03.1930, o.S., (HA). Flindt, Hans: Kindheits-Erinnerungen, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 9, 1, (1927), S. 193ff. Flinsch, Heinrich: Betriebs-Rechnung vom Jahre 1885, in: DZG, Nr. 10, 27, (1886), S. 323. Freyler, Erna Maria: In Hagenbecks Tierparadies, in: Die Moderne Welt. Illustrierte Halbmonatsschrift für Kunst, Literatur, Mode, Nr. unbekannt, (1930), S. 6f., (HA). Fuchs, Guido: Zweimal Tiergarten vom Luitpoldhain zum Schmausenbuck, in: Nürnberg Heute, eine Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Nr. 27, Dezember 1979, S. 32-38. Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, 1934, (HA). Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, 51.-60. Tausend, 6. Aufl., Hamburg-Stellingen 1908, (HA). Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, neubearbeitet von Joh. Flemming, 6. Aufl., April, Stellingen 1912, (HA). Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, Neubearbeitet von Joh. Flemming, April, 8. Aufl., Stellingen 1914, (HA). Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark, Hamburg Stellingen, Sommer 1952, (HA).
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Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark, 1935, (HA). Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark, ca. 1950, (HA). G.: Hagenbeck im neuen Kiepura-Film, in: Altonaer Nachrichten, Nr. 161, 83, 13.07.1935, o.S., (HA). G.K.: Tiere sehen in die Zeit, Nr. 317, 15.09.1931, o.S., (HA). Galsworthy, John: Bekenntnis zum Tier, in: Hamburger Tierschutzverein von 1841 (HG.): Allgemeine norddeutsche Tierschutz-Zeitung, Zeitschrift für prakt. Tierschutz, Tierpflege und -Behandlung, von Thea Reimann ins Deutsche übersetzt, Nr. 10, 3, (1930), S. 6ff., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Gast, Richard: Von toten Tieren und ihrer „Auferstehung“, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 6, 1, (1926), S. 125-128. Gb.: Hat das Tier Charakter?, in: NLZ, Nr. 10, 12.02.1932, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 129. Gebbing, Herbertine: Tier-Filmstars mit Harry Piel. Erinnerungen aus dem Leipziger Zoologischen Garten im Jahr 1920, ZAL, Akte 778. Gebbing, Johannes: Der Zoologische Garten in Leipzig, in: Sonder-Ausgabe der Leipziger Abendzeitung, 11. Blatt, Nr. 278, 29.11.1913, S. 1ff., ZAL, Ordner 9, S. 229. : Geschichte des Leipziger Zoologischen Gartens, in: Ebender Hg.): 50 Jahre Leipziger Zoo, 1878-1928. Eine Festschrift mit 81 Abbildungen und 5 Karten, Leipzig 1928, S. 9-63. Gente, Carl Hermann: Zoo-Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 55, 24.02.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Gertrud Schultze aus Magdeburg-W., Brief an Leipziger Zoo, vom 15.12.1941. Anfrage eines Kapuziner-Äffchens als Weihnachtsgeschenk, ZAL, Akte 223. Goetze an die Schriftleitung des Aufbaus, Auenstraße 11, Hamburg 07.06.1922, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. Göring, Hermann: Reden und Aufsätze, hg. von Dr. Erich Gritzbach, München 1941. Grieben Reiseführer: Hamburg und Umgebung, 23. Aufl., Bd. 7, Berlin-W. 1910/1911. Grieben, Albrecht: Gibt es noch unbekannte Tiere?, in: Hakenkreuzbanner Mannheim, Nr. 29, 17.01.1935, o.S., (HA). Grüner Wochenend Führer, 1931, (HA). H.: Die für den Zoo sind, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 26, 31.01.1930, o.S. H.B.: Hundert Zentner Lebensfreude, 1926, (HA).
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H.M.: Wünsche an den Zoo, in: LNN, Nr. 63, 04.03.1934, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 167. H.Z.: Lebendiges Tierkinderbuch. Eröffnung des Tierkinder-Gartens im Leipziger Zoo, in: NLZ, Nr. unbekannt, 13.05.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 17. Hagenbeck, Carl-Heinrich: Bericht über die Katastrophennacht am 25.7.1943 im Tierpark Hagenbeck, den 29.08.1943, S. 1ff., ZAL, Akte 375. Hagenbeck, Carl: Von Tieren und Menschen, Nachdruck der Originalausgabe von 1908, Hamburg 2012. Hagenbeck, Heinrich u. Hagenbeck, Lorenz: Von Markt zu Markt, in: Berliner Tageblatt, Nr. 420, 06.09.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. : Wann wird Hagenbecks Tierpark wieder eröffnet, in: Hambugischer Correspondent, Morgen-Ausgabe, Nr. 131, 192, 18.03.1922, S. 2. Hagenbeck, Lorenz: Den Tieren gehört mein Herz, 3. Aufl., Hamburg 1955. : Tier-Parks, in: Berliner Tageblatt, Nr. 505, 25.10.1929, o.S., (HA). Hagener, G.: Familien bei den Tieren. Je höher die geistige Stufe, desto größer ist der Familiensinn, in: NLZ, Nr. unbekannt, 24.-26.12.1933, S. 30, ZAL, Ordner 9, S. 158. Hamburg Altonaer Zeitung, Nr. unbekannt, 16.07.1931, o.S., (HA). Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 02.06.1933, o.S., (HA). Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 31.08.1934, o.S., (HA). Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 10.11.1935, o.S., (HA). Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 24.03.1932, o.S., (HA). Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 31.10.1934, o.S., (HA). Hamburger Illustrierte, Nr. 27, (vermutlich 1932), o.S., (HA). Hamburger Illustrierte, Nr. 40, 01.10.1935, o.S., (HA). Hamburger Lehrerzeitung, Nr. unbekannt, 08.05.1935, o.S., (HA). Hamburger Lehrerzeitung, Nr. unbekannt, 19.11.1931, o.S., (HA). Hamburger Nachrichten, Nr. 237, 25.05.1910, o.S. Hamburger Nachrichten, Nr. 239, 26.05.1910, o.S. Hamburger Nachrichten, Nr. 242, 27.05.1910, o.S. Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 07.09.1934, o.S., (HA). Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 29.03.1934, o.S., (HA). Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, Morgenausgabe, 28.05.1910, o.S. Hamburger Tageblatt, Nr. unbekannt, 15.09.1934, o.S., (HA). Hamburger Zoo-Zeitung, Jubiläums-Ausgabe, Nr. 5, (1928), S. 40. Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 2, (1928), S. 34f. Hans: Kleine Tiere, kleine Kinder. Kleinigkeiten aus einem großen Tierpark, in: Hamburger Tageblatt, Nr. unbekannt, 02.08.1933, o.S., (HA).
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Harburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 24.05.1933, o.S., (HA). Hauchecorne, F.: Naturschutzaufgaben unserer Zoologischen Gärten, in: DZG, Bd. 1, Nr. 3/4, (1928), S. 81- 87. Hauptmann, Hans: Das Elefantenparadies in Stellingen, in: Hamburger Nachrichten, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 238, 29.08.1937, S. 5. Hayek, Max: Tiere hinter Gittern, in: o.A., Nr. unbekannt, 09.10.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 108. He.: Hagenbeck-Elefanten an der Arbeit, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 259, 50, 05.11.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Heck, Heinz u. Junker, Hermann: Tagung der deutschen Zoo-Direktoren. Anhang eines Rundschreibens zur Tagung der deutschen Zoo-Direktoren, 30.03.1948, WAZA. Heck, Heinz: Warum Hagenbeck? Zoo. – Vogelparadies. – Konzertgarten, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 56a, 25.02.1930, o.S. Heck, L.: Tierpark und Zoo. Wodurch unterscheiden sie sich, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. 388, 18.08.1929, o.S. Heck, Ludwig: Das neue Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens, in: Die Gartenlaube, Nr. 33, (1913), S. 694-698. : Die Teuerung im Zoologischen Garten, in: Die Gartenlaube, Nr. 30, (1920), S. 499ff., StA B. : Merkwürdige Todesursache eines Strauss!, in: DZG, Bd. 1, Nr. 7/9, (1929), S. 335. Heck, Lutz; Heinroth, Oskar u. Ammon, Hans (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931. : Carl Hagenbeck und die Zoologischen Gärten, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 38, 04.02.1909, o.S., StA HH, 731-8, Hagenbecks Tierpark, ZAS A 902. : Streng vertraulich! Geheimhalten! Schreiben an Zoo Leipzig, Eingegangen am 24.09.1941, S. 1f., ZAL, Akte 269. : Tiere mein Abenteuer. Erlebnisse in Wildnis und Zoo, gekürzte Ausgabe, Wien 1954. : Tierparadiese, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. 188, 21.04.1929, o.S., (HA). : Über den Berliner Zoologischen Garten, in: Ebender; Heinroth, Oskar u. Ammon, Hans (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931, S. 4-11. : Waidwerk mit bunter Strecke, Hamburg/Berlin 1968. Hediger, Heini: Der Tiergärtner, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 34ff. Heinroth, Oskar: Das Aquarium, in: Heck, Lutz; ebender u. Ammon, Hans (Hg.): Zoologischer Garten Berlin, Berlin/Leipzig ca. 1931, S. 12-17.
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Hempel, Werner: Ein Hagenbeck Denkmal, in: Deutsche Tageszeitung, Nr. unbekannt, 05.07.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Herre, Rudolf: Kinderparadies im Zoo, in: Leipziger Volkszeitung, 1. Beilage, Nr. 183, 06.08.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 55. Hesdörffer, Max: Futtermittelersatz in der Kriegszeit, in: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, 8, 40, Berlin, 21.02.1925, S. 355. Hinz, Gerhard: Peter Josef Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen in Berlin und Potsdam, Berlin 1937. Hitler-Zeitung, Nr. unbekannt, 22.05.1932, o.S., (HA). Holz, Carl: Der Tiermagen als seltsame Fundgrube, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 8, 1, (1926/27), S. 174f. Hs.: Elefanten ziehen in „Asien“ ein, in: Bergedorfer Zeitung, Nr. 198, 26.08.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Hübbe, Thomas: Der verwunschene Garten, in: Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 03.11.1923, StA HH, 731-8, Hagenbecks Tierpark, ZAS A 902. : Elefanten-Paradies in Stellingen, in: Hamburger Nachrichten, AbendAusgabe, 1. Beilage, Nr. 235, 146, 26.08.1937, S. 5. : Was wird mit dem Zoologischen Garten?, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 30, 18.01.1929, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. Hubert, R.: Deutschland liefert Raubtiere nach Afrika, in: Zeitung unbekannt, (1935), o.S., (HA). Hyan, Hans-Volker: Der Zoo erzählt, Berlin 1942. Hz.: Um Hamburgs Zoo, in: Hamburger Fremdenblatt, 1. Beilage, AbendAusgabe, Nr. 185, 100, vom 05.07.1928, S. 5. Italiaander, Rolf: Besuch bei der Leipziger „Löwenmutter“. Ein eigenartiger Beruf und ein seltenes Jubiläum, in: Leipziger Abendpost, Nr. 126, 01.2.06.1935, S. 5, ZAL, Ordner 7, S. 63. J.R.H.: Das Reptilienhaus im Zoologischen Garten zu Leipzig, in: Die Gartenlaube, Nr. 46, (1913), S. 971f. Jakl, Eduard: Im Zoo Geborene, in: Deutsche Tageszeitung, Nr. unbekannt, 21.08.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 63. : Tiergarten im Herbst, in: Deutsche Tageszeitung, Nr. unbekannt, 28.10.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 158. Jancke, E.: Wanderschau und Dorfschule, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 11, 1, (1927), S. 230ff. Janssen, Jens: Im VoPa, in: Hamburger Nachrichten, Abend-Ausgabe, Nr. 264, 139, 10.06.1930, S. 8.
374 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
Jezewski, St. von: Alligatorenfarmen, in: Die Gartenlaube, Nr. 22, (1912), S. 468-471. K., O.v.: Freunde und Beherrscher der Tiere, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. 29, 04.02.1931, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. K.Fr.: Der Tiergarten Nürnberg A. G., 15.08.1935, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Nr. 46, 1935, S. 693f. : Zur Hauptversammlung des Verkehrsvereins Nürnberg e.v, StadtAN, 14.05.1935, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 46, 1935, S. 635f. K.P.: Was wird aus unserem Zoo?, in: Hamburger Fremdenblatt, AbendAusgabe, Nr. 44, 102, 13.02.1930, S. 7. K.S.: Wünsche an den Zoo, in: LNN, Nr. 63, 04.03.1934, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 167. Kallmann: Die Krankheiten der Tiere im Zoologischen Garten in Berlin, in: Tierärztliche Rundschau, Nr. 28, 12.07.1925, S. 482ff., StA B. Kir.: Des Herrgotts Tierreich. Die wunderliche Geschichte vom Löwen, Elefanten und dem Eisbären, in: Berliner Tageblatt, Nr. unbekannt, 08.11.1932, o.S., (HA). Kirchhofer, Fritz: Bei Löwen, Elefanten und Bären. Mit Lorenz Hagenbeck durch seinen Stellinger Park, in: Berliner Tageblatt, 1. Beiblatt, Nr. 404, 28.08.1930, o.S. Kn: Bierflaschen – nichts für Nilpferde. Eine Mahnung an alle TiergartenBesucher, in: Nürnberger Nachrichten, Nr. unbekannt, 27.05.1950, o.S., (TAN). : Mit dem Leben bezahlt, in: Nürnberger Nachrichten, Nr. unbekannt, 12.05.1950, o.S., (TAN). Knauer, Friedrich: Der Bildungswert der zoologischen Gärten, in: Allgemeine Zeitung, Nr. 28, 118, 10.07.1915, S. 397f. : Der Zoologische Garten. Entwicklung, Anlage und Betrieb unserer Tiergärten und deren erziehliche, belehrende und wissenschaftliche Aufgaben, Leipzig 1914 (= Der Naturforscher). Knotterus-Meyer, Theodor: Ein Gang durch den Zoologischen Garten zu Berlin, in: DZG, Nr. 6, 41, (1900), S. 161-174. : Ein Besuch des Zoologischen Gartens zu Hamburg, in: DZG, Nr. 9, 43, (1902), S. 273-281. : Tiere im Zoo, Beobachtungen eines Tierfreundes, 2. Aufl., Leipzig 1925. Kö.: Der Polytechnischen Gesellschaft, in: Mitteilungsblatt der Polytechnischen Gesellschaft, Nr. unbekannt, Juni 1932, ZAL, Ordner 9, S. 74.
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Kober, A. H.: So’n bisschen Arche Noah, in: Allgemeine Zeitung, Nr. 574, 11.12.1929, ZAL, Ordner 1, S. 218. Krumbiegel, Ingo: Unfälle im Tiergarten. Welche Tiere werden uns gefährlich?, in: Kosmos, Nr. 1, 39, (1942), S. 1-4. Kuhn, W. K.: Die Berliner können auf ihr Aquarium stolz sein, in: Tägliche Rundschau, Nr. 141, 04.11.1930, o.S., (HA). Kuntze, Karl Paul: Ein Strandbad am Stephansplatz, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 73, 13.02.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766. L.Th.: Volkspark Zoo, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 166, 19.07.1930, o.S. L/Kö.: An das Arbeitsamt Leipzig, 05.03.1942, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, ZAL, Akte 729. Lagerström-Zerbe, I. v.: Ein zahmer Elch-Findling, in: Der Tag, Nr. unbekannt, 23.03.1930, o.S., (HA). Landlois, Hermann: Generalversammlung des Westfälischen zoologischen Gartens zu Münster und Jahresbericht pro 1885 (im Auszuge), in: DZG, Nr. 6, 27, (1886), S. 187-191. Landrock, Heino: Tiere als Gäste vor dem Mikrophon, in: Funk, Berlin, Nr. 8, 20.02.1931, o.S., (HA). Langenbach, Hermann: Urs Eggenschwyler, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 250-254. Lbg.: Interview mit „Roland“, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. unbekannt, 1930, o.S., (HA). Lehmensick, R.: Die Bedeutung von Schule und Universität für den Zoologischen Garten, in: DZG, Bd. 7, Nr. 10/12, Februar 1935, S. 286-289. Leipziger Abendpost, 06.01.1936, ZAL, Ordner 7, S. 141. Leipziger Gerichts-Zeitung, 05.07.1919, S. 7, ZAL, Ordner 1, S. 129. Leipziger Neue Nachrichten, 09.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 121. Leipziger Tageszeitung, 09.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 121. Leipziger Tageszeitung, Nr. 204, 24.07.1934, (ZAL). Lenz, Max: Ausländische Urteile über den Berliner Zoo. Er hat keinen Vergleich mit irgendeinem Tiergarten der Welt zu scheuen, in: Neue Berliner Zeitung. Das 12 Uhr Blatt, Nr. 133, 10.06.1929, o.S., (HA). Lewin, Kurt: Untersuchungen zur Handlungs- und Affektpsychologie, in: Psychologische Forschung, Nr. 7, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1926, S. 294358. Lindemann, Paul: Stadt der Bürger – Stadt des Volkes, Hamburgs Weg seit der Jahrhundertwende, unveröffentlichtes Manuskript, 1948, S. 88, 201, StA HH, 622-1/130, Familie Lindemann, 31 Paul Lindemann.
376 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
Luftschutzbefehl Erw. S. Sch., Nr. 6/1943 E 102 an den Betriebsluftschutzleiter des Zoologischen Gartens Herrn Direktor Dr. Schneider o.V.i.A., vom 08.04.1943, ZAL, Akte 375. M.: Von Herrn und Frau Giraffe und den Tierkindern, in: Leipziger Hausfrau, Nr. unbekannt, 08.06.1933, S. III, ZAL, Ordner 9, S. 103. M.B.: Unsere Gartenpost, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 9, (1928), S. 32f. Mallinckrodt, Max: Das Wesen des „Tiergartens“. Betrachtungen zum § 960 des Bürgerlichen Gesetzbuches, in: Wild und Hund, Nr. 20, 13, (1907), S. 345348. Mamlock: Ludwig Heck. Zum 70. Geburtstag am 11. August, in: Berliner Tageblatt, Nr. 365, 05.08.1930, o.S., (HA). Medem, Emma: Ein Nachmittag in Stellingen, in: Greifswalder Zeitung, Nr. 127, 02.06.1930, S. 5. Milde, Caroline: Der deutschen Jungfrau Wesen und Wirken. Winke für das geistige und praktische Leben, 6. Aufl., Leipzig 1882. Mitteilungen auswärtiger Kollegen vom Dezember-Januar 1926-27, StA HH, 621-1/160, Zoologischer Garten, Sig. 6. Mitteilungen des Senats an die Bürgerschaft, Referent: Senator Matthaei, Drucksache für die Senatssitzung Nr. 126, verteilt am 06.03.1930, S. 1ff., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. Mö: Hei lewet noch: der Nürnberger Tiergarten am Schmausenbuck, in: Nürnberger Nachrichten, Nr. unbekannt, 09.03.1946, o.S., (TAN). Möbius, Martin Richard: „Tiere, Menschen und Götter“, in: Volksstimme, Chemnitz, Nr. 145, 33.06.1932, o.S. Müller, Karl: Die Spiele der Thiere, in: Die Natur, Nr. 2, 45, (1896), S. 16-20. N.: Tiere als Schauspieler, in: Die Woche, Nr. 5, 27, (1925), S. 107ff., StA B. Nd.: Bei Hagenbeck, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. unbekannt, 24.05.1924, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. Neuhauß, R.: Das Photographieren in zoologischen Gärten, in: Die Natur, Nr. 28, 45, (1896), S. 334ff. Neumann-Hofer, Otto: Karl Hagenbeck und sein Tierparadies, in: Daheim, Nr. 23, 45, (1909), S. 11-15, StA B. Neumann, Paul: Seltene Zierfische im Berliner Aquarium, in: Die Gartenlaube, Nr. 15, (1914), S. 327f. : Seltsame Mischlinge im Berliner Zoologischen Garten, in: Die Gartenlaube, Nr. 5, (1914), S. 114f. NH.E.: Hundert Jahre Berliner Tierschutz, in: Du und das Tier, die universelle Zeitschrift für jeden Tierfreund, Nr. 3, 1, (1949), S. 16.
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Niederschrift von Stadtrat Dr. Schmidt, Stadt der Reichsparteitage Nürnberg, 15.07.1942. Personalakte Dr. Karl Thäter, 15.02.1886 geboren, MG der NSDAP: 1. März 1937, Nr. 3830143, (TAN). NLZ, Nr. unbekannt, 10.06.1938, o.S., (ZAL). O.A: Löwen- und Tiergeburten bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 227, 17.08.1930, o.S., (HA). O.A: Pfingsten im Berliner Zoo, in: Der Deutsche, Nr. 133, 08.06.1930, o.S., (HA). O.A.: „Billige Tage“ im Zoo, in: Der Jungdeutsche, Berlin, Nr. 166, 19.07.1930, o.S., (HA). O.A.: „Daniel in der Löwengrube!“, in: Altonaer Nachrichten, 1. Beilage, Nr. 172, 83, 26.07.1935, o.S. O.A.: „Der schönste Tierpark Deutschlands“. Was Zoo-Direktoren zu unserem Tiergarten sagen, in: Fränkische Landeszeitung Ansbach, Nr. unbekannt, 02.07.1949, o.S., (TAN). O.A.: „Goliath“ soll im Rundfunk „sprechen“, in: Berlin Steglitzer Anzeiger, Nr. 203, 30.08.1930, o.S., (HA). O.A.: „In Leipzig war der Löwe los …“, Hunderttausende beim ersten Leipziger Stadtfest, in: NLZ, Nr. unbekannt, 28.02.1938, S. 1-4, (ZAL). O.A.: „Tierschau am laufenden Bande“, in: Hamburger Correspondent, Nr. 55, 02.02.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. O.A.: „Wir gehen heut’ zu Hagenbeck!“, Die Norag sendet am Sonntag, 11:30 Uhr einen Hörbericht aus der Raubtierschule des Tierparks, in: Norag, Nr. 34, 9, 21.08.1932, S. 3. O.A.: 02. und 03.05.1939, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1939, S. 503 O.A.: 20 Jahre Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Echo, Nr. unbekannt, 08.05.1927, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. O.A.: 25 Jahre Hagenbeck. Eigene Meldung der Vossischen Zeitung, in: Vossische Zeitung, Nr. 220, 07.05.1932, o.S., StA HH, Staatliche Pressestelle IIV, II, Sign. 7765. O.A.: 30 000 Explosionen bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 29.08.1933, o.S., (HA). O.A.: Agamemnon läßt sich filmen, in: Tempo Berlin, Nr. 195, 22.08.1930, o.S., (HA). O.A.: Amerikanische Matrosen bei Hagenbeck, in: Hamburger Illustrierte, Nr. 29, 19.07.1930, o.S., (HA). O.A.: Anschauungsunterricht im Tierkindergarten, in: Leipziger Abendpost, Nr. 161, 13.07.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 84.
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O.A.: Auf Anweisung des Oberbürgermeisters wird im Tiergarten ein KinderZoo eröffnet, 22.03.1940, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1940, S. 561. O.A.: Auftakt für die Tierpark-Modernisierung. Hagenbeck-Elefanten im Freigehege. Ein alter Traum wird Wirklichkeit, in: Hamburger Anzeiger, 1. Beilage, Nr. 198, 26.08.1937. O.A.: Aus dem Zoologischen Garten, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 142, 22.05.1928, o.S. O.A.: Aus der Kleintierzucht, in: Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhof, Nr. unbekannt, 17.07.1932, S. 344-345, ZAL, Ordner 9, S. 40. O.A.: Aus der Kleintierzucht, in: Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhof, Nr. unbekannt, 17.07.1932, S. 344f. O.A.: Ausdrucksstudien im Zoo, in: BIZ, Nr. 27, 38, 07.07.1929, S. 1182. O.A.: Australische Neuigkeiten bei Hagenbeck, in: Lübecker General Anzeiger, Nr. unbekannt, 06.10.1935, o.S., (HA). O.A.: Bad Affenheim und der Tierkindergarten, in: Führer durch Carl Hagenbecks Tierpark in Stellingen, neubearbeitet von Joh. Flemming, 24. Aufl., Juni 1934, S. 31ff., (HA). O.A.: Bericht des Verwaltungsrates der Neuen Zoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a.M. an die Generalversammlung der Aktionäre vom 24. Juni 1886, in: DZG, Nr. 10, 27, (1886), S. 319-322. O.A.: Besuch bei Hagenbeck, in: Die Welt am Abend, Nr. 156, 08.07.1929, o.S., (HA). O.A.: Besuch im Zoo, Visit to the Zoo, in: Elegante Welt, Berlin, Nr. 16, 07.08.1936, S. 38ff. O.A.: Big Zoo Eater, in: Daily Mirror, Nr. unbekannt, 04.10.1930, o.S., (HA). O.A.: Billiger Sonntag im Zoo, in: BIZ, Nr. 38, 22.09.1929, S. 1701. O.A.: Blinkfeuer am Himmel, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 28.08.1933, o.S., (HA). O.A.: Bombenangriff auf Zoo Leipzig, am 04.01.1943, morgens 10 Uhr 20 Minuten, S. 1f., ZAL, Akte 375. O.A.: Brunnentrinkkuren im Zoo, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 122, 03.05.1935, S. 6, ZAL, Ordner 7, S. 52. O.A.: Buddelei im Zoo, in: Hamburger Echo, Nr. 113, 24.04.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. O.A.: Carl Hagenbeck’s „Von Tieren und Menschen“, Teil II, in: Die Hamburger Woche, Nr. 48, 3, 26.11.1908, S. 7f. O.A.: Carl Hagenbecks Tierpark, in: Pinneberger Tageblatt, Nr. 122, 26.05.1930, o.S., (HA).
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O.A.: Das Kinderfest im Zoo, in: Hannoversche Landeszeitung, Nr. 16071, 16.07.1926, o.S. O.A.: Das Nilpferd mit dem Nabelbruch und der vegetarische Löwe. In Hamburg bei Hagenbeck, in: Film-Kurier, Nr. unbekannt, 16.08.1930, o.S., (HA). O.A.: Das Schicksal des Zoologischen Gartens, 22.07.1920, S. 1-8, StA HH, Zoologischer Garten, 621-1/160, Sig. 6. O.A.: Das Tiergartenfest im Luitpoldhain, 14.08.1922, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 34, 1922, S. 280. O.A.: Das Zoo-Geschäft der „Produktion“ mit dem Staat, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 122, 19.03.1930, o.S. O.A.: Dem Andenken Carl Hagenbecks, in: Hamburger Echo, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. O.A.: Denkmalsfeier für Carl Hagenbeck im Tierpark, in: Norddeutsche Nachrichten, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. O.A.: Der 1. Mai in Altona, in: Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 02.05.1933, o.S., (HA). O.A.: Der Hagenbeck-Tierpark gesichert?, in: Spandauer Zeitung, Nr. unbekannt, 10.02.1930, o.S., (HA). O.A.: Der Hamburger und sein Zoologischer Garten, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 496, 23.10.1929, o.S., (HA). O.A.: Der Kinder-Zoo: Tiger, Löwen, Bären und Yack …, unsere Freunde – die Raubtiere, in: Bielefelder Generalanzeiger, Nr. unbekannt, 19.06.1934, ZAL, Ordner 7, 1934, S. 2. O.A.: Der König von Schweden bei Hagenbeck, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. unbekannt, 20.04.1927, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle IIV, I, Sig. 7765. O.A.: Der Reichskriegsminister in Leipzig, in: LNN, Nr. unbekannt, 14.01.1938, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 127. O.A.: Der Seewolf im Berliner Aquarium, in: Die Gartenlaube, Nr. 20, (1914), o.S. O.A.: Der steigende Besuch im Nürnberger Tiergarten, 13.02.1929, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 43, 1929, S. 95. O.A.: Der Tiergarten im Jahre 1927, 20.04.1928, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 42, 1928, S. 177. O.A.: Der Tiergarten in Nürnberg. Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses per 31.12.1936 der Tiergarten Nürnberg A.-G. Nürnberg. Besuchs- und Einnahmenübersicht, StadtAN, Akten der Stadtverwaltung Nürnberg, V. Band 1937-1958, Vd12, Nr. 282.
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O.A.: Der Tierschutzgedanke marschiert, in: Kosmos, Nr. 1, 31, (1934), S. 38. O.A.: Der Tierschutzverein ehrt Hagenbeck, in: Hamburger Echo, Nr. 35, 04.02.1931, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. O.A.: Der Vogelpark geht ein, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 153, 04.07.1931, o.S. O.A.: Der Zentralausschuß für die Erhaltung des Zoologischen Gartens. Eine Entschließung des Zentralausschusses Hamburgischer Bürgervereine. Aussprache, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 57, 31.01.1930, o.S., StA HH, 1351, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766. O.A.: Der Zoo wandert durch die Stadt, in: NLZ, Nr. unbekannt, 25.04.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 89. O.A.: Deutschlands einziger Kriegselefant, in: Nachrichten für Stadt- und Land, Oldenburg, Nr. 199, 26.07.1935, o.S., (HA). O.A.: Die Ballade vom lustigen Pinguin, in: Leipziger Hausfrau, Nr. unbekannt, 14.09.1933, ZAL, Ordner 9, S. 146. O.A.: Die Bedeutung des Hagenbeckschen Tierparks, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 07.05.1927, o.S., (HA). O.A.: Die Enthüllung des Carl Hagenbeck-Denkmals im Stellinger Tierpark, in: Altonaer Tageblatt, Nr. unbekannt, 11.06.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. O.A.: Die Enthüllung des Carl Hagenbeck-Denkmals in Stellingen, in: Wilhelmsburger Zeitung, Nr. unbekannt, 12.06.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. O.A.: Die Filmdiva im Zoo!, in: LNN, Nr. 26, 26.01.1931, o.S. O.A.: Die finanzielle Lage des Zoo, in: Hamburgischer Correspondent, AbendAusgabe, Nr. 262, 197, 08.06.1927, S. 3. O.A.: Die H.J. macht ein Kinderfest. Fröhlicher Nachmittag bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 30.06.1932, o.S., (HA). O.A.: Die Hamburger Schulen bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 152, 02.06.1930, o.S., (HA). O.A.: Die Jahresversammlung der Tiergarten A.-G., 27.06.1933, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 46, 1933, S. 174. O.A.: Die Königin-Mutter von Rumänien in Hamburg, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 16.07.1933, o.S., (HA). O.A.: Die kulturelle Bedeutung der Zoologischen Gärten. Eine Umfrage bei den Direktoren, in: Deutsche Zeitung, Berlin, Nr. 43, 20.02.1930, o.S. O.A.: Die nächste Zukunft des Hamburger Zoo, in: Kieler Zeitung, Nr. unbekannt, 05.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7766.
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O.A.: Die Tiergarten-A.-G. im Jahr 1926, 19.08.1927, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 41, 1927, S. 519. O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 27.11.1925, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoo. Ein Appell an die Allgemeinheit, in: Hamburger Correspondent, 26.11.1925, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7766. O.A.: Die Zukunft des Hamburger Zoologischen Gartens, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 33, 22.01.1930, o.S. O.A.: Die Zukunft unseres Zoologischen Gartens, in: Hamburger Correspondent, Nr. 34, 21.01.1930, o.S. O.A.: Ein Bison geboren. Aus dem Leipziger Zoo, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 23.08.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 59. O.A.: Ein Carl Hagenbeck-Denkmal. Die Enthüllungsfeier, in: Hamburger Correspondent, Nr. unbekannt, 10.06.1926, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, I, Sig. 7765. O.A.: Ein deutsches Vogelhaus bei Hagenbeck?, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 123, 03.05.1932, o.S., (HA). O.A.: Ein Eisbär kehrt in die Arktis zurück, in: General-Anzeiger, Stellingen, Nr. 313, 12.11.1935, o.S., (HA). O.A.: Ein Hagenbeck-Park für Berlin, in: Wiesbadener Tageblatt, Nr. 34, 10.02.1930, o.S., (HA). O.A.: Ein Leipziger Löwe auch für Mussolini, in: LNN, Nr. unbekannt, 11.08.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 129. O.A.: Ein Leipziger Löwe für den Ministerpräsidenten Göring, in: Neue Leipziger Zeitung, Nr. unbekannt, 09.07.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 112. O.A.: Ein Leipziger Löwe für den Ministerpräsidenten Göring, in: LNN, Nr. unbekannt, 09.07.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 112. O.A.: Ein Leipziger Löwe für Mussolini, in: Abendpost, Nr. unbekannt, 10.08.1933, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 129. O.A.: Ein Massen-Reichswehrkonzert bei Hagenbeck, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 181, 06.08.1931, o.S. O.A.: Ein Saurier unserer Tage gestorben. Trauer in Stellingen, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. unbekannt, 14.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Ein See-Elefant bei Hagenbeck durch Unvernunft getötet, in: Triersche Landeszeitung, Nr. 269, 20.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Ein Tag im Dienst des WHW, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 11.11.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 123.
382 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
O.A.: Ein Tierparadies vor Hagenbeck, in: Hamburger Illustrierte, Nr. 2, 10.01.1931, S. 13. O.A.: Ein wohlgelungenes Kinderfest im Zoo, in: Chemnitzer Tageblatt, Nr. 207, 29.07.1926, o.S. O.A.: Eine interessante Ehrung für Hagenbecks Tierpfleger, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 56, 03.02.1931, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. O.A.: Eine Sensation im Zoo, in: NLZ, Nr. unbekannt, 10.05.1939, o.S, ZAL, Ordner 10, S. 224. O.A.: Einige Eisenacher Steuerzahler: Ein offenes Wort zur städtischen Finanzpolitik, in: Eisenacher Tagespost, Nr. 49, 27.02.1930, o.S. O.A.: Eisbären lieben Wärme, in: Steglitzer Anzeiger, Nr. 226, 26.09.1930, o.S., (HA). O.A.: Elefantenhochzeit im Zoo, in: LNN, Nr. 277, 04.10.1930, o.S., (HA). O.A.: Eröffnung des neuen Tiergartens, 05.05.1939, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1939, S. 503f. O.A.: Eröffnung des Tiergartens Nürnberg, 11. Mai, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 313ff. O.A.: Erwerbslose und die Feier bei Hagenbeck, in: Hamburger Nachrichten, Nr. unbekannt, 29.04.1933, o.S., (HA). O.A.: Feuerwerk bei Hagenbeck, in: Wandsbeker Bote, Nr. unbekannt, 26.08.1933, o.S., (HA). O.A.: Flußpferdjagd in Deutsch-Ostafrika, in: Die Gartenlaube, Nr. 9, (1912), S. 195f. O.A.: Fräulein Raubtierwärterin, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 117, 28.04.1943, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, ZAL, Akte 729. O.A.: Frische Erdbeeren bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 294, 23.10.1931, o.S., (HA). O.A.: Fritzchens Brief an den Elefanten, in: Morgenpost Berlin, Nr. 272, 13.11.1927, o.S. O.A.: Ganz Leipzig hilft mit, in: LNN, Nr. unbekannt, 11.11.1935, S. 5, ZAL, Ordner 7, S. 122. O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck, in: Führer. Tierpark Carl Hagenbeck, Hamburg 1966, o.S. O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck!, in: BIZ, Nr. 35, 29, 29.09.1920, S. 402405. O.A.: Geh’n wir mal zu Hagenbeck. Das Ende des Tierparks in Stellingen bei Hamburg, in: BIZ, Nr. 35, 33, (1924), S. 402f.
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O.A.: Gehen wir mal zu Hagenbeck!, in: Hamburger Neueste Nachrichten, Nr. 114, 17.05.1930, o.S., (HA). O.A.: Generalfeldmarschall von Blomberg besuchte den Leipziger Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 14.01.1938, S. 9, ZAL, Ordner 10, S. 123. O.A.: Generalversammlung der Tiergarten-Gesellschaft, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 29, 1917, S. 125. O.A.: Geschäftsbericht des Zoologischen Gartens zu Hannover für das Betriebsjahr 1898-1899, in: DZG, Nr. 1, 41, (1900), S. 19-23. O.A.: Geschäftsberichte von 1915, Nürnberger Tiergarten, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 28, 1916, S. 228. O.A.: Gibt es heute noch Abenteurer, in: Hessische Landeszeitung, Nr. 25, 25.01.1931, o.S. O.A.: Goliath starb an einer Scherbe, in: Hamburger Neueste Nachrichten, Nr. 268, 15.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Goliath, der größte See-Elefant der Welt, in: NLZ, Nr. 322, 18.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Goliath, der größte See-Elefant der Welt, in: NLZ, Nr. 322, 18.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Groteske Tiere, in: Münchner Illustrierte Presse, Nr. 27, (1927), o.S., ZAL, Ordner 1, S. 460. O.A.: Hagenbeck packt aus, in: Altonaer Nachrichten, Nr. unbekannt, 30.01.1930, o.S., (HA). O.A.: Hagenbeck packt aus. Also doch Rivalitäten!, in: Altonaer Nachrichten, Nr. unbekannt, 30.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7765. O.A.: Hagenbeck rüstet für den 1. Mai, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 29.04.1933, o.S., (HA). O.A.: Hagenbeck verschenkt Tiere. Großes Familienfest mit Gratisverlosung, in: Lübecker General-Anzeiger, Nr. unbekannt, 03.09. 1933, o.S., (HA). O.A.: Hagenbeck-Tierpark für Berlin, in: General Anzeiger Ludwigshafen, Nr. 34, 10.02.1930, o.S., (HA). O.A.: Hagenbecks See-Elefant durch einen Bubenstreich getötet, in: Schleswiger Nachrichten, Nr. 270, 17.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Hagenbecks See-Elefant durch einen Bubenstreich getötet, in: Rheinische Zeitung Köln, Nr. 316, 18.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Hagenbecks Tierpark in Berlin, Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. 34, 10.02.1930, o.S., (HA). O.A.: Hamburg. Allzu geschäftig, in: Hamburger Echo, Nr. 106, 27.04.1929, o.S., (HA).
384 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
O.A.: Heimatliebe im Zoologischen Garten, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 543, 18.11.1927, o.S. O.A.: Hinter der Kampffront, in: BIZ, Nr. 11, 24, 14.03.1915, S. 134. O.A.: Im Zoo wird’s Winter: Wenige Tiere akklimatisieren sich, in: Die Neue Zeit, Berlin, Nr. 325, 25.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Innenminister Dr. Fritsch besuchte den Leipziger Zoo, in: NLZ, Nr. unbekannt, 11.05.1938, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 149. O.A.: Ist Tierdressur Tierquälerei?, in: Neue Berliner 12 Uhr Zeitung, Berlin, Nr. unbekannt, 29.12.1933, o.S., (HA). O.A.: Jahresbericht über den Zoologischen Garten in Hamburg 1903, in: DZG, Nr. 7, 45, (1904), S. 212-217. O.A.: Kameraden, in: Die Woche, Nr. 40, 27, 03.10.1925, S. 950f., StA B. O.A.: Kinderfreuden im Park der Tiere, in: Niederelbisches Tageblatt, Nr. unbekannt, 11.07.1935, o.S., (HA). O.A.: Kommando der Schutzpolizei, Hamburg, 15.07.1935, Programm für die Zeit vom 19.07.-03.08.1937, StA HH, 331-1, Polizeibehörde I, Bd. 3, Sig. 838. O.A.: Kopenhagener Polizei im Hafen und bei Hagenbeck, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 164, 15.06.1931, o.S., (HA). O.A.: Kreuz und quer durch die Messestadt. Die Sudetendeutschen bewunderten die Leipziger Kulturstätten, in: Zeitung unbekannt, ca. Oktober 1938, ZAL, Ordner 10, S. 196. O.A.: Kreuzer „Leipzig“ und sein Löwe, in: LNN, Nr. unbekannt, 09.10.1932, S. 11, ZAL, Ordner 9, S. 73. O.A.: Kurzer Bericht über die Auswirkungen des Fliegerangriffs auf Leipzig vom 04.12.1943 auf den Zoologischen Garten, S. 1-4, ZAL, Akte 373. O.A.: Leipziger Bürger – schützt euer Eigentum! Schützt eure Tiere im Leipziger Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 22.10.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 75. O.A.: Leipziger Löwen für Afrika und Australien, in: Welt im Bild, Nr. 48, 01.12.1935, S. 3, ZAL, Ordner 7, S. 129. O.A.: Leipziger Löwen für Afrika, in: Die Woche, Nr. 29, 17.07.1935, S. 32. O.A.: Leipziger Zoo hat vorgesorgt. Auch bei Luftangriffen keinerlei Gefahr, in: NLZ, Nr. 253, 10.09.1939, o.S., (ZAL). O.A.: Linienschiff „Rivadavia“ vier Tage in Hamburg, in: Hamburger Nachrichten, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 140, 23.05.1937, S. 5. O.A.: Löwe wie ein Hauskätzchen, in: Rundschau, Blätter für Heimatkunde, Nr. 25, Beilage zum Volksblatt, (1927), o.S. O.A.: Löwen für Afrika, in: Amsterdam, Deutsche Zeitung in den Niederlanden, Nr. 179, 30.11.1940, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 323.
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O.A.: Ludwig Heck 70 Jahre, in: Berliner Volkszeitung, Nr. 374, 10.08.1930, o.S., (HA). O.A.: Luftschutzmaßnahmen im Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 174, 26.06.1943, o.S., ZAL, Akte 375. O.A.: Mainzer Filmschau, die vom Niederrhein, UFA-Palast, in: Mainzer Journal, Nr. unbekannt, 02.12.1933, o.S., (HA). O.A.: Maria von Rumänien füttert Hagenbecks Elefanten, in: Lübecker General Anzeiger, Nr. unbekannt, 19.07.1933, o.S., (HA). O.A.: Matrosen in der Stadt. Besuch der Kreuzerabordnung im Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 27.09.1932, S. 9, ZAL, Ordner 9, S. 69. O.A.: Mehr Licht im Zoo. Das Sommerprogramm der kaufmännischen Direktion, in: Berliner Börsen Zeitung, Nr. 45, 25.01.1930, o.S., (HA). O.A.: Menschen und Tiere, in: Kosmos, Nr. 2, 7, (1910), S. 77f. O.A.: Mit England um die Wette, in: Der Spiegel, Nr. 49, (1948), S. 18. O.A.: Mitteilungen aus dem Tierpark, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 4, 3 (1928/29), S. 79ff. O.A.: Mitteilungen aus zoologischen und botanischen Gärten, Aquarien, wissenschaftliche Stationen, Museen u.s.w., in: Die Natur, Nr. 27, 45, (1896), S. 323f. O.A.: Mitteilungen aus zoologischen und botanischen Gärten, Aquarien, wissenschaftliche Stationen, Museen u.s.w., in: Die Natur, Nr. 45, 45, (1896), S. 572f. O.A.: Morgenappell im Zoo, in: LNN, 21.07.1935, S. 9, ZAL, Ordner 9, S. 88. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten, in: DZG, Bd. 1, Nr. 5/6, (1928), S. 268. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten, in: DZG, Bd. 11, Nr. 1/2, (1939/1940), S. 32-41. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Berlin, in: DZG, Bd. 11, Nr. 3 (1939), S. 115. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Hamburg, in: DZG, Bd. 2, Nr. 7/9, (1930), S. 256ff. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Hamburg, in: DZG, Bd. 2, Nr. 10/12, (1930), S. 351ff. O.A.: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Leipzig, in: DZG, Bd. 7, Nr. 1/3, (1934), S. 71-76. O.A.: Nachruf auf einen See-Elefanten, in: Kölnische Zeitung, Nr. 633, 19.11.1930, o.S., (HA). O.A.: Nachtbesuch im Zoo, in: Zeitung unbekannt, Nr. 493, vermutlich 1930, o.S., (HA).
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O.A.: Neben dem Kriege. Paula, die Kriegslöwin, in: BIZ, Nr. 8, 20, 20.02.1916, S. 104. O.A.: Neu angekommene Tiere, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 1, (1928), S. 33. O.A.: Neu angekommene Tiere, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 2-4, (1928), S. 38. O.A.: Neu angekommene Tiere, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 5, (1928), S. 34. O.A.: Neuer Frauenberuf, in: Wiener Neueste Nachrichten, Nr. unbekannt, 05.05.1943, o.S., Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, ZAL, Akte 729. O.A.: Neues aus dem Zoo: Jazz für die Elefanten, in: Nationale Zeitung Berlin, Nr. 21, 26.01.1930, o.S., (HA). O.A.: Neues bei Hagenbeck, in: Hamburger Echo, Nr. 156, 07.06.1930, o.S., (HA). O.A.: Neues vom Film – Was man alles für den Film braucht. Darsteller, die sich nicht vor Löwen fürchten, in: BIZ, Nr. 2, 35, (1926), S. 36. O.A.: Nürnberg, 13. April, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 311. O.A.: Nürnberg, 20.02.1913, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 25, 1913. O.A.: Nürnberg, 29. April, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 312. O.A.: Nürnberg, 3. Juni, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 24, 1912, S. 315. O.A.: Nürnberger Tiergarten und sein Bestand, in: Nordbayerische Zeitung, Nr. unbekannt, 17.11.1950, o.S., (TAN). O.A.: Nürnberger, vergeßt Euren Tiergarten nicht!, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 32, 1920, S. 301. O.A.: Plünderungen, 17.-22. April 1945, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Nr. 48, 1945, S. 32. O.A.: Psychologie bei Tieren, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 8, 1, (1928), S. 13-21. O.A.: Rekord-Sonntag im Zoo, in: Märkische Volkszeitung Berlin, Nr. 216, 06.08.1929, o.S., (HA). O.A.: Riesenfeuerwerk bei Hagenbeck, in: Hamburger Correspondent, Nr. unbekannt, 26.08.1933, o.S., (HA). O.A.: Riesenfeuerwerk bei Hagenbeck, in: Rahlstedter Neueste Nachrichten, Nr. unbekannt, 28.03.1933, o.S., (HA).
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O.A.: Schließung von Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 480, 04.10.1920, o.S. O.A.: Seltene Gäste aus dem fernen Osten bei Hagenbeck, in: Hamburger Korrespondenz, Nr. unbekannt, 01.12.1933, o.S., (HA). O.A.: Sitzung des Vorstandes des Verein für Hamburgische Geschichte am 14.07.1943, StA HH, 614-1/33, Sig. C 8. O.A.: So spricht der Zoo. Ein Interview durch die Gitterstäbe, mit Zeichnungen von R. Szalit, 03.07.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 60. O.A.: Soldatenfreude an Leipziger Tierkindern, in: LNN, Nr. 214, 02.08.1940, o.S., (ZAL). O.A.: Sonntags im Zoo, in: LNN, Nr. 199, (1932), S. 10, ZAL, Ordner 9, S. 41. O.A.: Staatsminister Fritsch besuchte den Leipziger Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 11.05.1938, S. 9, ZAL, Ordner 10, S. 148. O.A.: Stadt-Gelände für den Tierpark, in: Berliner Börsen-Courier, Nr. 416, 06.09.1929, o.S. O.A.: Straßenbahnlinie 8 bis Schmausenbuck verlängert, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 16.11.1937-01.06.1938, S. 245. O.A.: Tages-Bericht. Hagenbecks Tierpark eröffnet!, in: Hamburger Echo, Nr. 141, 38, 24.05.1924, o.S. O.A.: Tagung der deutschen Zoo-Direktoren, S. 1-4, (TAN). O.A.: Tagung der Zoodirektoren in Nürnberg in der Zeit vom 28.-30. Juni 1949, S. 1, (TAN). O.A.: Tiere als Filmdarsteller, in: BIZ, Nr. 29, 33, 20.07.1924. O.A.: Tiere die man nicht vergißt, in: Der Rundfunkhörer, Nr. unbekannt, (1930), o.S., (HA). O.A.: Tiergarten Nürnberg, 05.12.1919, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 31, 1919, S. 236. O.A.: Tierkinder, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. unbekannt, 23.09.1930, o.S., (HA). O.A.: Tierpark der Kleinen. Nachwuchs bei Hagenbeck, in: Niederelbisches Tageblatt, Nr. unbekannt, 07.06.1935, o.S., (HA). O.A.: Tierschutz und wir Frauen, in: Fränkische Tagespost, Nr. unbekannt, 06.10.1950, o.S., (TAN). O.A.: Tragikomödie eines uferlosen Phantasten, in: Weser Zeitung, Bremen, Nr. 518a, 04.09.1930, o.S., (HA). O.A.: Treffen von Mitgliedern der Tiergarten-AG, 07.03.1939, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 47, 1939, S. 469. O.A.: Über die Lebensbedingungen der Tiere in den zoologischen Gärten, in: Kosmos, Nr. 1, 27, (1930), S. 38.
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O.A.: Umstellung des Hamburger Zoos, in: Hamburger 8 Uhr Abendblatt, Nr. 3, Januar 1930, 135-1; StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766. O.A.: Unser Stadtfest, in: Leipziger Beobachter, Nr. 49, 27.02.1938, o.S. O.A.: Unsere bunte Spalte, Raubtierwärterin – auch ein Frauenberuf, in: Steglitzer Anzeiger, Nr. unbekannt, 09.05.1943, o.S., ZAL, Personalakten, Christa Schulze, 1942-1965, Akte 729. O.A.: Veranstaltungen im Zoologischen Garten, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 1, (1928), S. 37. O.A.: Veranstaltungen im Zoologischen Garten, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 7, (1928), S. 36. O.A.: Verkehrsverbesserungen nach Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 105, 16.04.1929, o.S., (HA). O.A.: Verordnungen, in: Führer, 28. Aufl., April 1938, S. 2, (HA). O.A.: Verordnungen, in: Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark Stellingen, 18. Aufl., April 1927, S. 2, (HA). O.A.: Verordnungen, in: Führer, Carl Hagenbeck’s Tierpark, 25. Aufl., Mai 1935, S. 1, (HA). O.A.: Volksbildungsverein Neustadt, in: Pfälzischer Kurier, Nr. 65, 16.03.1928, o.S., (HA). O.A.: Volksbildungsverein, in: Frankfurter Tageblatt, Nr. 62, 13.03.1928, o.S., (HA). O.A.: Vom Elefanten zertreten, in: Neue Leipziger Zeitung, Nr. unbekannt, 21.12.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 130. O.A.: Vom Nürnberger Tiergarten, 07.06.1919, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 31, 1919, S. 236. O.A.: Vom Tiergarten, 09.07.1921, StadtAN, Stadtchronik Nürnberg, F2, Bd. 33, 1921, S. 219. O.A.: Von der Liebe zu Tieren, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 35a, 04.02.1931, o.S., (HA). O.A.: Vorläufig darf er nur fensterln. Interessanter Zuchtversuch mit einem Giraffenbullen im Zoo, in: Neue Leipziger Zeitung, Nr. unbekannt, 25.05.1939, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 230. O.A.: Vorläufige Schließung von Hagenbecks Tierpark, in: Hamburger Abendblatt, Nr. 476, 01.10.1920, o.S. O.A.: Was anders sein könnte, in: Deutsche Zeitung, Nr. 206, Berlin, 03.09.1929, o.S. O.A.: Was der Besucher wissen muss, in: Hamburger Zoo-Zeitung, Nr. 1, (1928), S. 31.
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O.A.: Was der neue Zoo bringt, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, Nr. 152, 02.06.1930, S. 7. O.A.: Was wird aus dem Zoo. Stimmen der Oeffentlichkeit, in: Hamburger Fremdenblatt, 1. Beilage zur Abend-Ausgabe, Nr. 36, 102, 05.02.1930, S. 5. O.A.: Winterhilfswerk bei Hagenbeck, in: Hamburger Anzeiger, Nr. unbekannt, 19.09.1933, o.S., (HA). O.A.: Wir waren im Zoo, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 958/959, 25.12.1929, S. 5f. O.A.: Wochenend-Brief aus der Kruppstadt, in: General-Anzeiger für das gesamte rheinisch-westfälische Industriegebiet, Dortmund, Nr. unbekannt, 03.04.1932, o.S., (HA). O.A.: Zehn Jahre Tiergarten, 25.05.1922, StadtAN, Stadtchronik, F2, Bd. 34, 1922, S. 279ff. O.A.: Zoo und Hagenbeck. Antwort des Werbeausschusses Hamburg an Dr. Carl Albrecht, in: Hamburger Fremdenblatt, Abend-Ausgabe, 1. Beilage, Nr. 34, 03.02.1930, S. 2. O.A.: Zoo und Hagenbeck. Die Stellung des Zentralausschusses der Bürgervereine, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 31, 31.01.1930, o.S. O.A.: Zum Abschied von Hagenbeck, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 478 03.10.1920, o.S. O.A.: Zum Gedenken, in: Mitteilungen aus dem Zoologischen Garten zu Leipzig, Nr. 4, August 1941, S. 21f., (ZAL). O.A.: Zweck und Ziel unserer Zeitschrift, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 1, 1, (1926), S. 1. O.K.: II. Entwurf eines Pressetextes an das Hamburger Fremdenblatt gesandt, vom 28.04.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. Obst, Arthur: Brief an Präsident Prof. Dr. Pfeiffer von der Gesundheitsbehörde Hamburg, 03.10.1925, StA HH, Zoologischer Garten, 621-1/160, Sig. 6. Od.G: Tiere sehen dich an. Der Film der Tiere, in: Wiener Hausfrau, Nr. 11, 11.12.1931, o.S. OH.: Bei Hagenbeck im Tierpark Stellingen, in: Die Weltstadt, Nr. unbekannt, 10.09.1929, o.S., (HA). Olberg, Oda: Die soziale Bedeutung des Tierschutzes, in: Ethische Kultur, Bd. 9, Nr. 13, (1901), S. 100ff. Personal-Buch, Bd. 1, ZAL, Akte 930, S. 1-41. Personalbedarf und Personalangelegenheiten, Tamara Büttner, ZAL, Akte 728 . Peters, Nikolaus: Die Bedeutung von Hagenbecks Tierpark für Lehre und Forschung, in: Hamburger Nachrichten, Nr. 214, 09.05.1932, o.S., (HA).
390 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
Petersen, Henriette: Frau Henriette Petersen im Tierpark von Hagenbeck, in: Die Hamburger Woche, Nr. 16, 3, (1908), S. 9. Pienaar, A.A.: Simba schläft zum ersten Mal im Hotel. Das habe ich erlebt …, in: Scherl’s Magazin, Berlin, Oktober 1930, S. 1062-1069. Plakat „Verliebte Robben im Frühling“, 1927, (HA). Plakat „Giraffenhals“, 1932, (HA). Plakat Nr. 5461, 1910, (HA). Plakat Nr. 5658, 1912, (HA). Plakat Nr. 5727, 1912, (HA). Plakat Nr. 6317, 1914, (HA). Polter, Peter: Der Eisbär, in: Tages-Bericht, Hamburg, Nr. unbekannt, 08.09.1927, o.S., ZAL, Ordner 1, S. 103. Popitz: Ein Tierkindergarten im Leipziger Zoo. Junge Menschen und junge Tierkinder in gemeinschaftlichem Spielen, in: Leipziger Volkszeitung, Nr. unbekannt, 17.05.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 22. Presber, Rudolf: Der Liebe Vetter, in: Die Woche, Nr. 46, 14.11.1925, S. 1082ff., StA B. Presseinformationen des Zoos, ZAL, Akte 88, Bd. 3. Preuß, Otto: Missi, in: Die Gartenlaube, Nr. 19, (1916), S. 195f. Priemel, Kurt: Der „Internationale Verband der Direktoren Zoologischer Gärten“ und seine zweite Jahrestagung in Köln a. Rh. (17 bis 20. VIII. 1936), in: DZG, Bd. 9; Nr. 1/2, (1937), S. 47-51. Prius: Prima Löwen à 1135 Mark. Blick in den Katalog einer Großtierhandlung, in: Berlin am Morgen, Nr. 276, 26.11.1931, o.S., (HA). Programm für den Besuch des argentinischen Linienschiffes „Rivadavia“ in Hamburg vom 25.-28.05.1937, StA HH, 331-1, Polizeibehörde I, Bd. 2, Sig. 838. Protokoll, 13.12.1946, S. 1-5, ZAL, Akte 202. R.: Achtung, Aufnahme!, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 107, 17.04.1937, S. 5. R., Hanne: Tierzucht und Tierhaltung im Stadtgebiet Hamburg, in: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Nr. 8, 40, 21.02.1925, S. 141. Rdt.: Wir laufen endlich frei umher! Elefantenfreisichtanlage heute eröffnet, Hagenbecks Tierpark bis 15. Juni 1938 völlig umgestaltet, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 291, 26.08.1937, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle IIV, II, Sig. 7765. Reeker, Hermann: Zoologische Rundschau, in: Die Natur, Nr. 2, 45, (1896), S. 20f. Regatzky, W.: Im Tierparadies bei Hagenbeck in Stellingen, in: NLZ, Nr. unbekannt, 03.07.1928, S. 3, (HA).
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Reiter, H.: Ein Jagdtag in Ostafrika, in: Die Gartenlaube, Nr. 27, (1912), S. 575578. Ritter, Fred: Berliner Tonfilmaufführung. Hagenbeck spricht, in: Cottbuser Anzeiger, Nr. 230, 01.10.1930, o.S., (HA). Rosser, Helmut: Aus dämmernden Tiefen … , in: Hannoverscher Courier, Nr. 130/131, 17.03.1928, o.S. Runge, Maximilian: Erzieherischer Wert des Tierschutzes, in: Die Gartenlaube, Nr. 18, (1905), S. 330f. S.: Ein Seelöwe im Zoo geboren, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 23./24.06.1934, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 4. : Erinnerungen an den Zoo, in: Hamburger Echo, Nr. 191, 57, 14.07.1931, o.S. : Mittwoch letztes Ferienkinderfest im Zoo, in: NLZ, Nr. 8, 06.08.1935, o.S., (ZAL). Sächsische Hausfrau, Nr. 47, (1934/35), ZAL, Ordner 7, S. 98. Salzer, Eva: Als Tierkindermädchen im Leipziger Zoo, in: Schneider, Karl Max (Hg.): Vom Leipziger Zoo. Aus der Entwicklung einer Volksbildungsstätte, Leipzig 1953, S. 194-219. Sch., E.: Lübecker bei Hagenbeck. Eine Hamburgfahrt des Vereins für volkstümliche Naturkunde, in: Lübecker General-Anzeiger, Nr. unbekannt, 08.09.1933, o.S., (HA). Sch., W.: Neue Hagenbeck-Pläne, in: Hamburger Correspondent, Nr. 498, 24.10.1929, o.S., (HA). Sch.: Es ballt sich jede Affenfaust, in: Freie Deutsche Presse, Nr. unbekannt, 11.04.1949, o.S., (TAN). Schl.: Frühling bei Hagenbeck, in: Norddeutsche Nachrichten, Nr. 121, 25.05.1928, o.S., (HA). Schlubach, Roderich: Was wird aus dem Zoologischen Garten? Eine erste Frage im Rahmen der grosshamburgischen Zukunft, Artikel, geschickt an Staatsrat Zinn und Herrn Johannsen von der Staatlichen Pressestelle, 24.01.1930, S. 17, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle, I-IV, II, Sig. 7766. Schmid, Bastian: Gemüt und Gefühl bei höheren Tieren, in: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 212, 05.08.1935, o.S., (HA). Schneider, Karl Max u. Rü.: An das Personalamt II c, Leipzig, 28.12.1948, S. 1f., ZAL, Akte 1624. Schneider, Karl Max : Aufgaben des modernen Zoologischen Gartens, in: DZG, Nr. 4/6, Bd. 2, (1929), S. 77-84. : Der „Kompanie-Adler“ im Leipziger Zoo, 02.10.1942, o.S., ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 89, Bd. 2.
392 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
: Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Geflügel-Börse, Nr. 61, Leipzig 09.08.1932, S. 2f. : Der Tierkinder-Garten im Leipziger Zoo, in: Mitteilungsheft der Deutschen Bühne, Nr. 10, (1932), o.S., ZAL, Ordner 9, S. 38. : Eine Stunde im Leipziger Tierkindergarten, in: Die Elektrizität im Dienste der Wirtschaft, Oktober 1934, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 28f. : Gedanken um Tiere im Zoo, in: LNN, Nr. unbekannt, 16.02.1936, S. 50, ZAL, Ordner 7, S. 158. : Hui, wir ziehen in den Leipziger Tierkinder-Garten, in: Die junge Front. Die Zeitung der Mirag-Jugend, (1934), S. 9, ZAL, Ordner 7, S. 21. : Im Leipziger Zoo, in: Sachsenpost, Nr. 13, 1. Beilage, 18.06.1932, o.S. : Kinder und Tiere, in: Mirag, Nr. unbekannt, vermutlich Oktober/November 1933, S. 9, ZAL, Ordner 9, S. 157. : Mit Löwen und Tigern unter einem Dach, Leipzig 1935. : Sendung aus Afrika für den Leipziger Zoo, Geschichte zur kostenlosen Veröffentlichung, vom 16.05.1942, ZAL, Presseinformationen des Zoos, Akte 89, Bd. 2. : Vom neuen Tierkinder-Garten, in: Mitteilungen aus dem Zoologischen Garten zu Leipzig, Nr. 2, April 1937, S. 1-5. : Was kann uns der Zoologische Garten geben? Der Nationalsozialismus pflegt das deutsche Volkstum, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 210, 03.09.1933, S. 18, (ZAL). : Wir gehen in den Zoo, in: Illustrierte Zeitung, Nr. 4559, 28.07.1932, S. 169, ZAL, Ordner 9, S. 47. : Zwei Gänse im Zoo gestohlen, LNN, Nr. unbekannt, 19.12.1932, o.S., ZAL, Ordner 9, S. 76. Schomburg, Hans: Bericht des Afrikaforschers Hans Schomburg, in: BIZ, Nr. 1, 32, 07.01.1923, o.S. Schramm, Wolf: Psychologie vor Tierkäfigen, in: Mitropa Zeitung, Nr. unbekannt, Juni 1933, o.S., (HA). Schreiben an Stadtdirektor Dr. Seidel, vom 10.12.1943, ZAL, Akte 373. Schreiben für die Bedienung eines Warnapparats, 07.06.1943, ZAL, Akte 375. Schreiben von Körmez vermutlich an den öffentlichen Luftschutzleiter über das Luftschutzamt, Leipzig 16.08.1943, ZAL, Akte 375. Schriftleitung der sächsischen NS-Presse an Karl Max Schneider, 15.08.1936, und einzelne Briefe, Presseinformationen des Zoos, ZAL, Akte 88, Bd. 3. Schubert: An das Personalamt, 02.02.1949, o.S., ZAL, Akte 1624. Schütt, Erwin: Gesellschaft der Freunde des Hagenbeck'schen Tierparkes gegründet, in: Hamburger Tageblatt, Nr. 156, 10.07.1932, o.S.
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Siedler, Maximilian: Kirche und Vogelschutz, in: Zoologischer Beobachter, Nr. 9, 48, (1907), S. 256-259. Sigel, W.L.: Die junge Giraffe des zoologischen Gartens in Hamburg, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 1-7. Sinsheimer, Hermann: Lasst Tiere sprechen!, in: Berliner Tageblatt, Nr. 426, 10.09.1930, o.S., (HA). Sokolowsky, Alexander: 25 Jahre Hagenbecks Tierpark. Vom Kleinhandel zum Großtierpark – Ein Dokument hanseatischer Schaffenskraft, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 195, 27.04.1932, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sign. 7765. : Carl Hagenbeck und sein Werk, Leipzig 1929. : Carl Hagenbecks Tierpark als wissenschaftliche Forschungsstätte, Hamburg, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 12, 1, (1926/27), S. 255-258. : Der Zoologische Garten im Krieg, in: Die Umschau. Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik, Nr. 33, 19, 14.08.1915, S. 641f. Sp.: Das Sommerfest – ein Riesenerfolg, in: Fränkische Tagespost, Nr. unbekannt, 02.07.1949, o.S., (TAN). Sta: Der Zoologische Garten in Zahlen, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 55, 06.03.1929, o.S. : Die Lage des Hamburger Zoo, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 6, 08.01.1930, o.S., StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, II, Sig. 7766. : Noch keine Klärung der Zoo-Frage, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 8, 10.01.1930, o.S. Staby, Ludwig: Das Verhalten der Tiere im Gaskampf, in: Die Gartenlaube, Nr. 34, (1917), S. 682. Stefanowski, Franc: Henny Porten bei Hagenbeck, in: Altonaer Tageblatt, Nr. unbekannt, 18.04.1928, o.S., (HA). Steinmüller, Pal Hermann: Palmengarten und Zoo, in: Leipziger Tageszeitung, Nr. 202, 22.07.1934, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 10. Stenographische Niederschrift über die Konferenz der Direktoren der mitteleuropäischen Zoologischen Gärten. Tagung vom 4. und 5. August 1930 in Leipzig, Proceedings, S. 1-43. Archiv der WAZA in Bern. Strebel, Carl Otto Josef Erwin: Lebenslauf von Architekt Strebel, 28.04.1978, Nachlass Erich von Lehe, StA HH, 622-1/381, Teil 1, Nr. 2, (2). Tagungsprogramm beim Treffen der Zoodirektoren in Nürnberg, vom 28.30.06.1949, o.S., (TAN). Telegramm von 1934, Korrespondenz Zoo Berlin, ZAL, Akte 182.
394 | GEFÜHLSWELTEN IM Z OO
Thäter, Karl: Allgemeine Bestimmungen, in: Offizieller Führer durch den Tiergarten in Nürnberg, 9. Aufl., um 1917, S. 6, (TAN). Tiefland, 16.03.1942, Riefenstahl-Film GmbH, ZAL, Film und Tierhandel, Akte 222. Tiergarten Nürnberg A.-G. (Hg.): Zooführer des Neuen Nürnberger Tiergartens, Nürnberg 1939, S. 4, (TAN). Tierpark Carl Hagenbeck, Hamburg-Stellingen 1964/65, (HA). Tierparkführer C. Hagenbecks Tierpark, Hamburg-Stellingen, Sommer 1951, (HA). Tyroler, Willy: Das Tier … und Du?, in: Deutscher Tierschutzbund (Hg.): Du und das Tier. Tierschutz aus erster Hand, Nr. 6, 2, (1950), S. 12. Vereidigung Dr. Karl Thäter, bescheinigt vom Stadtrat, 15.05.1942, o.S., (TAN). Vergünstigungs-Kalender für die Freunde der deutschen Buch-Gemeinschaft, Hamburg, 15.05.1932, S. 10, (HA). Verne, Julius: Reise um die Erde. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Bd. 6, Wien/Pest/Leipzig 1875. Vertrag, zwischen der Finanzdeputation, gez. Dr. Gottfried und der „Zoo“ Ausstellungshallen. Aktiengesellschaft, 18.06.1932, S. 1-4, StA HH, 135-1, Staatliche Pressestelle I-IV, Sig. 678. Vertrauliche Mitteilung von Herrn Friedemann, Actien-Verein des Zoologischen Gartens zu Berlin an die Direktion des Zoologischen Gartens Leipzig Lutz Heck, eingegangen am 28.04.1938, verfasst am 24.03.1938, ZAL, Korrespondenz Zoo Berlin, Akte 182. Vosseler, Julius im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 16.01.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 05.06.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 03.09.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg , 10.09.1923, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I. im Namen der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten an die Oberschulbehörde, Hamburg 12.02.1924, Besuch des Zoologischen Gartens und Hagenbecks Tierparks durch Schulen, StA HH, Oberschulbehörde, Nr. 451a, Bd. I.
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W.B.: Ein Tiger besucht den „Lokal-Anzeiger“. Fräulein Rany vom Zirkus Hagenbeck. – Das vielbestaunte Zebra-Viergespann, in: Berliner Lokal Anzeiger, Nr. 10, 11.01.1930, o.S., ZAL, Ordner 1, 236. W.P.: Sport und Spiel in Hellabrunn. Unser Tierpark im Winter, in: MünchenAugsburger Abendzeitung, Nr. 344, 18.12.1928, S. 3. Weigel, W.: Vom alten zum neuen Tiergarten, in: Nürnberger Schau, Monatsschrift der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg, Nr. 4, April 1939, S. 142148. Welt im Bild, Illustrierte Wochenschrift der LNN, Nr. unbekannt, 04.08.1940, o.S., ZAL, Ordner 10, S. 58. Werners, Tilly: Kinderstube im Tierpark, in: Das Heft, die Zeitschrift der Frau, Nr. 16, 01.08.1930, S. 2f. Wetzel, Paul: Geschichte des Wilhelm-Gymnasiums 1881-1931, in: Lehrerkollegium des Wilhelm-Gymnasiums (Hg.): Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum des Wilhelm-Gymnasiums zu Hamburg 1881-1931, Hamburg 1931, S. 153, StA HH, 622-1/381 Familie von Lehe, Nr. 2, Teil 1, I, (2), 28.04.1978. Wh.: Der Englische Marine-Besuch, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 188, 09.07.1931, o.S., (HA). : Der Englische-Marine-Besuch, in: Hamburger-Fremdenblatt, Nr. 188, 09.07.1931, o.S. Wiechert, Ernst: Tod des Tieres, in: Tägliche Rundschau, Berlin, Nr. 91, 06.09.1930, o.S. Winzer: Großstadtkinder spielen mit Tieren. Der Kinderzoo wird Mode, in: Düsseldorfer Nachrichten, Nr. unbekannt, 14.06.1933, o.S., (HA). Wo: In Jiam-Jiam im Westen unserer ehemaligen Kolonie, in: BIZ, Nr. 8, 1924, S. 227. Wolf, A.: Tierkameraden an Bord, in: Leipziger Abendpost, Nr. unbekannt, 1./2.06.1935, o.S., ZAL, Ordner 7, S. 58. Wolterstorff, Richard: Unser Zoologischer, in: Hamburger Nachrichten, Morgen-Ausgabe, Nr. 37, 136, 23.01.1927, o.S. WS.: Umstellung im Hamburger Zoo. Der Garten bleibt, die Tiere wechseln Ein Heim für Vögel aller Welt, in: Hamburgischer Correspondent, Nr. 10, 07.01.1930, o.S. : Vor dem Ende des Hamburger Zoo, in: DAZ, Nr. 7/8, 07.01.1930, o.S. Wunderlich, Ludwig: Der Zoologische Garten zu Berlin, in: DZG, Nr. 1, 27, (1886), S. 26ff. ZAL, Akte 1631. ZAL, Allgemeine Korrespondenz, 1946-1950, Bd. 1, Akte 1341. ZAL, Allgemeine Korrespondenz, 1946-1950, Bd. 2, Akte 1342.
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Zell, Th.: Das Verschwinden der Zoologischen Gärten, in: Kosmos, Nr. 2, (1923), S. 35f. Zimmermann: Politisches Führungszeugnis, in: Personalakte Dr. Thäter Karl, ausgestellt am 24.06.1940, (TAN). Zoo Leipzig an Ernst Schicke-Collin, Essen a. d. Ruhr, Scala Variete, 23.12.1930, ZAL, Akte 1323, Collins & Ray. Zukowsky, Hildegard: Löwenprinzchen, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 6, 1, (1926), S. 132ff. Zukowsky, Ludwig: Carl Hagenbeck, in: Der Rundfunkhörer, Nr. 52, 10, 22.12.1933, S. 8f. : Carl Hagenbecks Reich. Ein deutsches Tierparadies, mit einem Geleitwort von Heinrich und Lorenz Hagenbeck, Berlin 1929. : Das Seelenleben der Menschenaffen, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 4, 1, (1926), S. 83ff. : Der Stellinger Tierpark, in: Neue Hamburger Zeitung, Nr. 462, 23.09.1920, o.S. : Der Stellinger Tierpark, in: Neue Hamburger Zeitung, Nr. 462, Abendausgabe, 23.11.1920, o.S. : Die Gefährlichkeit und die Angriffslust des afrikanischen Großwildes, in: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt, Nr. 4, 1, (1926), S. 86ff. : Tiere und Pflanzen in der Großstadt. Hamburgs Sorge um seine großen Parks, in: Hamburger Correspondent, Nr. 1, 1. Beilage, 01.01.1929, o.S. : Tiere vor dem Mikrophon, in: Der Tag, Berlin, Nr. unbekannt, 16.02.1930, o.S., (HA). : Weltkrieg und Tierwelt, in: Die Gartenlaube, Nr. 38, (1916), S. 775f.
6.2 F ORSCHUNGSLITERATUR 6.2.1 Sekundärliteratur Ackermann, Diane: The Zookeepers’s Wife. A true story of an unlikely heroine, London 2007. Ackermann, Josef: Heinrich Himmler als Ideologe, Göttingen/Zürich/Frankfurt 1970. Agamben, Giorgio: Das Offene. Der Mensch und das Tier, Deutsche Erstausgabe, Frankfurt a.M. 2003.
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Die genauen Abrufdaten der Webadressen sind in den Quellennachweisen im Text des Buches nachgehalten. Der letzte Abruf der Webadressen liegt nicht länger als Ende 2014 zurück.
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Abkürzungen
BBC: British Broadcasting Corporation BIZ: Berliner Illustrirte Zeitung CHITuMW: Carl Hagenbeck’s Illustrierte Tier und Menschenwelt DAZ: Deutsche Allgemeine Zeitung DK: Dauerkarten DZG: Der Zoologische Garten FAZ: Frankfurter Allgemeine Zeitung Fn.: Fußnote FZH: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg HA: Hagenbeck Archiv HR: Hessische Rundfunk LNN: Leipziger Neuesten Nachrichten MDR: Mitteldeutsche Rundfunk NLZ: Neue Leipziger Zeitung NZ: Nürnberger Zeitung O.A.: ohne Angaben O.S.: ohne Seitenangaben SL: Sächsische Landesbibliothek StadtAN: Stadtarchiv Nürnberg StA B: Staatsbibliothek zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz StA HH: Staatsarchiv Hamburg SWR: Südwestrundfunk TAN: Tiergartenarchiv Nürnberg WAZA: Archiv der World Association of Zoos and Aquariums in Bern ZAL: Historisches Zeitschriftenarchiv des Leipziger Zoos Zool.: Zoologischer
Human-Animal Studies Annette Bühler-Dietrich, Michael Weingarten (Hg.) Topos Tier Neue Gestaltungen des Tier-Mensch-Verhältnisses September 2015, ca. 250 Seiten, kart., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2860-9
Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.) Human-Animal Studies Über die gesellschaftliche Natur von Mensch-Tier-Verhältnissen 2011, 424 Seiten, kart., zahlr. Abb., 24,80 €, ISBN 978-3-8376-1824-2
Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.) Tiere Bilder Ökonomien Aktuelle Forschungsfragen der Human-Animal Studies 2013, 328 Seiten, kart., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2557-8
Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de
Human-Animal Studies Arianna Ferrari, Klaus Petrus (Hg.) Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen September 2015, ca. 400 Seiten, kart., ca. 34,99 €, ISBN 978-3-8376-2232-4
Reingard Spannring, Reinhard Heuberger, Gabriela Kompatscher, Andreas Oberprantacher, Karin Schachinger, Alejandro Boucabeille (Hg.) Tiere, Texte, Transformationen Kritische Perspektiven der Human-Animal Studies September 2015, ca. 450 Seiten, kart., ca. 32,99 €, ISBN 978-3-8376-2873-9
Sven Wirth, Anett Laue, Markus Kurth, Katharina Dornenzweig, Leonie Bossert, Karsten Balgar (Hg.) Das Handeln der Tiere Tierliche Agency im Fokus der Human-Animal Studies November 2015, ca. 290 Seiten, kart., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3226-2
Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de