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German Pages [257] Year 2014
Fundort Wien Berichte zur Archäologie 17/2014
Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Vorwort
Haben Sie es bemerkt? Das äußere Erscheinungsbild unseres Jahresberichtes hat sich verändert. Aber keine Sorge, auch mit dem bereits 17. (!) Band setzen wir unsere profunde Berichterstattung über die Aktivitäten und Forschungen der Stadtarchäologie Wien und ihrer Kooperationspartner in gewohnter Manier fort. Das Coverbild, ein Ausschnitt aus einer Graphik des Matthäus Merian aus dem Jahr 1649, das den Siedlungskern des damaligen Hernals zeigt, weist schon auf den inhaltlichen Schwerpunkt der letztjährigen Forschungen hin. Die Entdeckung der römischen Ziegelbrennöfen – wir berichteten bereits letztes Jahr davon – stellte nicht nur für die Römerforschung einen Glücksfall dar. So befindet sich unter den zahlreich aufgefundenen Ziegeln ein Bruchstück mit einer Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius, einer erstmals in Vindobona nachgewiesenen Gottheit mit keltischen Wurzeln. Nicht zu rechnen war hier mit Bestattungen innerhalb der aufgelassenen Öfen. Sie geben Zeugnis für eine noch in der materiellen Kultur der Spätawarenzeit verwurzelten Bevölkerung im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts. Unweit der Fundstelle und einen Sprung in der Zeitleiste weiter befinden wir uns in einem Haus, dessen Vorgängerbau erstmals im Zuge der Ersten Türkenbelagerung zerstört worden war. Anhand schriftlicher Quellen und mit dem archäologischen Befund wurde versucht, die Geschichte des Hauses und seines Umfelds nachzuzeichnen. Vieles ist noch im Unklaren über die mittelalterliche Besiedelung auf dem Terrain der heutigen Wiener Innenstadt. Die Aufarbeitung der Grabung in der Neutorgasse erbrachte erstmals den Nachweis, dass bereits im Spätmittelalter an dieser Stelle – vor der Stadtmauer und in unmittelbarer Flussnähe gelegen – Siedlungsaktivitäten stattgefunden haben. Die Stadtarchäologie Wien muss aber nicht nur auf „tagesaktuelle“ Dokumentationserfordernisse (Stichwort Notgrabung) reagieren, eine wichtige Aufgabe ist auch die Neubewertung der im Depot schlummernden Altfunde und der Grabungsaufzeichnungen verschiedenster Altgrabungen unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungstandes. In diesem Zusammenhang wirft die Präsentation einer römischen Keramikgruppe mit spezieller tropfenförmiger Barbotineverzierung ein Schlaglicht auf wohl in Vindobona selbst hergestellte Produkte. Dass im Gegensatz dazu auch antike Importe aus weit entfernten Regionen in Wien zu finden sind, zeigt das Einzelstück einer römischen Reibschüssel aus Mittelitalien. Und nicht zuletzt konnte das Bild über die spätund endneolithische Besiedelung im Wiener Raum durch die Neubewertung von „Altgrabungen“ in Wien-Simmering und Wien-Liesing wesentlich ergänzt werden.
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Inhalt
Inhaltsverzeichnis Fundort Wien 17, 2014. Berichte zur Archäologie
Aufsätze
Tätigkeitsberichte
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Martin Mosser/Heike Krause mit einem Beitrag von Ingeborg Gaisbauer Vom Valetudinarium über das Benefiziatenhaus der Salvatorkapelle zum Alten Rathaus – Die Grabungen in Wien 1,Wipplingerstraße 6–8
218 Michaela Müller/Cyril Dworsky
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Fundchronik
Kristina Adler-Wölfl/Sylvia Sakl-Oberthaler mit Beiträgen von Heike Krause, Ingeborg Gaisbauer, Christine Ranseder, Kinga Tarcsay, Sigrid Czeika und Martin Mosser Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62 – Bauliche Überreste des Spätmittelalters und der Neuzeit
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Martin Mosser/Bendeguz Tobias/Karin Wiltschke-Schrotta Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei von Vindobona
96 Martin Mosser/Theresia Pantzer Eine Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?) aus Vindobona
106 Ingeborg Gaisbauer Vor der Stadt, aber nicht vorstädtisch – Die hochmittelalterlichen Befunde und Funde der Ausgrabung Wien 1, Neutorgasse
Stadt, Land, Fluss: Archäologie als aufregende, vielfältige und lustige Herausforderung – eine Forschungswoche der KinderuniWien 2013
222 Übersichtskarte 224 Grabungsberichte 2013 248 Tagungsbericht 250 Rezensionen 252 MitarbeiterInnenverzeichnis 254 Namenskürzel 254 Abkürzungsverzeichnis 256 Abbildungsnachweis 256 Inserentenverzeichnis 256 Impressum Löwenkopfförmige Applike. (Foto: Ch. Ranseder) Ziegelfragment mit Weiheinschrift. (Foto: M. Mosser) Spätbronzezeitlicher Pfostenbau, Seestadt Aspern.
134 Eleni Eleftheriadou Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona
178 Rita Chinelli/Christoph Öllerer Eine italische Reibschüssel in Vindobona – ein bisher einzigartiges römerzeitliches Produkt in Wien
192 Martin Penz Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
212 Julia Bichler Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing
Kurzzitat: FWien 17, 2014
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Fundort Wien : Berichte zur Archäologie / hrsg. von Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Erscheint jährlich – Aufnahme nach 1 (1998) kart.: EUR 34,– (Einzelbd.)
3 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Aufsätze
M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Vom Valetudinarium über das Benefiziatenhaus der Salvatorkapelle zum Alten Rathaus – Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8 Martin Mosser/Heike Krause mit einem Beitrag von Ingeborg Gaisbauer Die Errichtung eines Fluchtstiegenhauses im Hof III („Salvatorhof“) des Alten Rathauses (Wien 1, Wipplingerstraße 6; Abb. 1) erforderte im Rahmen eines für die Fundamentierungsarbeiten notwendigen Probeschurfs im Dezember 2011 eine erste archäologische Dokumentation (Bef.-Nr. 1–23), die den Nachweis für den römischen Abwasserkanal der via praetoria des Legionslagers, darüberfolgende Planierungen und Gehniveaus, Abfälle einer römischen Buntmetallwerkstätte sowie für eine wohl spätmittelalterliche Bruchsteinmauer (Bef.-Nr. 1) erbrachte. Die vollständige Auswertung dieser Befundaufnahme wurde im Jahr 2012 publiziert. 1 Anfang Oktober 2013 begannen ohne archäologische Beobachtung die eigentlichen Bauarbeiten mit dem Aushub von ca. 1 m tiefen, 0,50–0,70 m breiten und ca. 6610 m langen Fundamentgräben für die Außenwände des Stiegenhauses (Fläche S1). In der NW-Ecke war zur Freilegung eines Leitungsrohres allerdings ein bereits ca. 1,80 m tiefer Fundamentgraben auf 2,50 m Länge ausgehoben worden, bevor am 9. und 10. Oktober 2013 die Stadtarchäologie Wien eine Dokumentation der durch die Baumaßnahmen freigelegten archäologisch relevanten Strukturen durchführen konnte. Dabei wurden in der gesamten Baufläche mittelalterliche und neuzeitliche Mauerzüge und im Bereich des bereits abgetieft gewesenen Fundamentgrabens (S1-NW) auch eine stratigraphische Abfolge inklusive römerzeitlicher Strukturen vollständig erfasst (Bef.-Nr. 24–48; Abb. 2). 2 Mittelalterliche und neuzeitliche Mauerreste Das ehemalige Benefiziatenhaus (Konskr.-Nr. um 1770: 418; 1822: 385) Baubestand und historische Überlieferung Auf der untersuchten Fläche im Hof III des Alten Rathauses in der Wipplingerstraße 6–8 kamen Überreste abgebrochener Mauern verschiedener Zeitstellung zutage. Unmittelbar vor der Dokumentation waren die hier zu beschreibenden Mauern bereits durch die oben genannten Baumaßnahmen erheblich zerstört worden. Ihre Verläufe waren größtenteils in den Profilen bzw. in der Künettensohle noch ermittelbar. Alle angetroffenen Mauern korrespondieren im Wesentlichen in ihren Ausrichtungen miteinander. Sie nehmen damit Bezug auf den Verlauf der Wipplingerstraße und auf die Orientierung der Mauern der 1 GC: 2011_12; Mosser et al. 2012. 2 Der Grabungscode für dieses Projekt blieb 2011_12, Befund- und Fundinventarnummern wurden ebenfalls fortgeführt.
erhaltenen Gebäude. Stadtpläne des 18. Jahrhunderts lassen in diesem Hof noch eine andere Verbauung erkennen (Abb. 1). Der Hof sowie der zur Wipplingerstraße gelegene Gebäudetrakt kamen erst 1780 zum Rathaus hinzu, das
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M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Aufsätze
Abb. 1: Ausschnitt aus dem Stadtplan von Werner Arnold Steinhausen aus dem Jahr 1710, überlagert mit der aktuellen Mehrzweckkarte der Stadt Wien und den mittelalterlichen Mauerresten der Grabungen im Alten Rathaus. (Plan: M. Mosser)
aus einem über Jahrhunderte hinweg kumulierten Komplex von Gebäuden entstand. Zuvor war es das Benefiziatenhaus der Salvatorkapelle. Einige der festgestellten Mauerreste gehörten zu mittelalterlichen Gebäuden bzw. Mauern. Aus Überlieferungen des späten Mittelalters lassen sich hier zwischen Wipplingerstraße und Salvatorgasse wohl zumindest zwei Häuser lokalisieren. Das 1316 der Stadt geschenkte Haus mit Marienkapelle der ritterlichen Wiener Bürger Otto und Haimo lag im Norden an der seit 1862 so bezeichneten Salvatorgasse, das andere war der Wipplingerstraße zugewandt. 3 Die Zuweisung von Häusern aus den Schriftquellen des 14. Jahrhunderts ist leider alles andere als eindeutig und erfordert eine gründliche Überprüfung, die in diesem Rahmen aber nicht geleistet werden kann. Die bisher unternommenen Versuche der Rekonstruktion einer Parzellenstruktur und der Zuschreibung ihrer Eigentümer/Nutzer weichen mehr oder weniger voneinander ab. 4 Paul HarrerLucienfeld orientierte sich am von Albert Camesina rekonstruierten, jedoch fehlerhaften Plan der Judenstadt zu Wien. 5 Demnach hätte das Grundstück vor 1422 zum jüdischen Viertel gehört. Richard Perger, Walther Brauneis, Günther Buchinger und Doris Schön lehnen dies begründetermaßen aufgrund der in
3 R. Perger, Die Grundherren im mittelalterlichen Wien. II. Teil. Geistliche Grundherrschaften des 13. und 14. Jahrhunderts. JbVGW 21/22, 1965/66, 173–175 s. v. OZ 1. 4 P. Harrer-Lucienfeld, Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur 2,3 (WStLA, maschinschriftl. Mskr. Wien 1953) 558; 560 und 570 f. s. v. Wipplingerstraße 8; Perger (Anm. 3) 174 f. Skizze XIII; W. Brauneis, Die baugeschichtliche Entwicklung des Alten Rathauses im Spätmittelalter. WGBl 27, 1972, 459 Schema des Rathauskomplexes nach 1421; Buchinger/Schön 2002, Abb. 498. 5 Harrer-Lucienfeld (Anm. 4) 558; Camesina 1875,Taf. 1. Camesina gab darin zahlreiche Schriftquellen wieder, die er aber nicht weiter kommentierte.
5 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Aufsätze
M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Abb. 2: Überblicksplan zu den Grabungsbefunden im Hof III des Alten Rathauses. (Plan: M. Mosser)
dieser Beziehung eindeutigen Quellenlage ab. 1360 kaufte der Kaplan der Kapelle Jakob Poll ein Haus, das zur Wipplingerstraße, wohl auf besagter Parzelle lag und ab ca. 1520 als Pfarrhof diente. 6 Im Jahr 1360 wurde auch die im Obergeschoß befindliche Kapelle des an der Salvatorgasse situierten Gebäu6 Brauneis (Anm. 4) 461; QGW 2,1, Nr. 571. Siehe auch Mosser et al. 2012, 75.
des umgebaut, indem sie „tiefer gelegt“ wurde und somit einen direkten Zugang zu ebener Erde bekam. Dafür musste der schon 1301 genannte
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M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Aufsätze
Abb. 3: Ausschnitt aus dem Stadtplan von Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547 mit dem Alten Rathaus, dem Pfarrhof und der Salvatorkapelle, Norden ist unten. (Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 031.021)
Durchgang, der zwischen Wipplingerstraße und Salvatorgasse vermittelte, zwischen der Kapelle und dem westlich von ihr gelegenen Rathaus aufgegeben werden. 7 Stattdessen wurde ein neuer Durchgang östlich der Kapelle geplant, wofür Ulrich Poll einen Teil seines Grundstücks verkaufte, der sich neben dem Chor der Kapelle erstreckte. In diesem, für den neuen Durchgang vorgesehenen Bereich lag bis dahin auch die Sakristei. 8 An der Ostmauer der Kapelle konnten G. Buchinger und D. Schön auf einer Länge von ca. 6 m Mauerwerk der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ausmachen, wobei zudem je ein Maueransatz im Norden und im Süden – offenbar als Überreste eines einstigen Gebäudes – feststellbar waren. 9
Abb. 4: Ausschnitt aus dem Grundrissplan von 1792 mit Hof III, Stiegenhaus und Salvatorkapelle. (WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P1–A–Städtische Amtshäuser: 100325)
Der Stadtplan des Bonifaz Wolmuet von 1547 zeigt fünf Parzellen oder Hausgrundrisse nördlich, südlich und westlich an einen kleinen Hof anschließend. Als Pfarrhof sind zwei zur Wipplingerstraße gelegene Häuser betitelt, die durch einen schmalen Durchgang, den es an dieser Stelle seit 1360 nicht mehr geben sollte, voneinander getrennt sind, wovon das rechts von ihm gelegene das bereits 1352 überlieferte Widemhaus (Pfarrhaus)10 gewesen sein dürfte (Abb. 3). Doch sind Lage und Größe der Grundstücke durch Wolmuet alles andere als exakt wiedergegeben. Der sich Richtung Osten zum Hohen Markt hin erstreckende Häuserblock dürfte zu wenige Häuser umfassen, 11 zudem kann die Kapelle nicht so ausgesehen haben. Der Plan zeigt entweder bereits den Erweiterungsbau der seit 1515 dem Hl. Salvator und der Hl. Maria geweihten Kapelle („vnser Herrgott“) in der Salvatorgasse, der im späten Mittelalter noch als Unterkunft für den Kaplan diente, oder summarisch beide Bauten in einem. 12 Daher lässt sich mit dem Wolmuet-Plan bezüglich des Aussehens der Parzellen in diesem Bereich nicht argumentieren. Erst der Stadtplan von Werner Arnold Steinhausen von 1710 gibt Aufschlüsse über das Ausmaß der Bebauung, wobei es hier in der Zwischenzeit zu deutlichen Umbaumaßnahmen gekommen war (Abb. 1). 1616 wurde der Teil des Hauses in der Wipplingerstraße (Widemhaus), der dem Rathaus unmittelbar benachbart war, als leer
7 P. Pötschner/W. Brauneis, Die Restaurierung der Salvatorkirche im Alten Rathaus. WGBl 29, 1974, 2–4 und Anm. 3. 8 QGW 2,1, Nr. 582. 9 Buchinger/Schön 2002, 420. 10 R. Perger, Zur Geschichte von St. Salvator. WGBl 29, 1974, 20; QGW 2,1, Nr. 415. 11 Vgl. zu den Proportionen und der Lage: Stadtplan von Augustin Hirschvogel von 1547, Wien Museum, Inv.-Nr. 31.022. 12 Pötschner/Brauneis (Anm. 7) 9; DehioHandbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien. I. Bezirk – Innere Stadt (Wien 2003) 142 f. s. v. Salvatorkapelle.
7 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Aufsätze
M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Abb. 5: Plan des ehemaligen Stiegenhauses im Hof III. Befunde in Überlagerung mit dem Grundrissplan des Kellers des Alten Rathauses aus dem Jahr 1886. (Plan: M. Mosser)
und baufällig beschrieben und vom Benefiziaten an die Stadt verkauft. 13 Danach dürfte es umgebaut worden sein. 1662 wurde auch das östlich neben diesem Haus liegende Benefiziatenhaus als baufällig bezeichnet. Hier kam es möglicherweise in der Folge zu einem Neubau, der jedoch nicht mehr dokumentierbar ist. 14 Unsere Grabungsfläche (S1) betraf diese Parzelle. Ein im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufbewahrter Plan von 1758 zeigt das 13 Camesina 1875, 196 Anm. 1. 14 Buchinger/Schön 2002, 436 f.; Camesina 1875, 196 Anm. 1. 15 WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer P1–A–Städtische Amtshäuser: 102557[16/8]. 16 WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer P1–A–Städtische Amtshäuser: 100325[16/8]. Zum Beispiel in den Beständen des WStLA, P1, Pläne und Karten 228G und 1540; WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer P1–A–Städtische Amtshäuser: 100324[16/8]; 102551[16/8]; 102553[16/8]; 102555[16/8]; 109685[16/8]. 17 Dehio Wien. I. Bezirk (Anm. 12) 290 zeigt noch einen Plan mit dem Stiegenhaus. 18 MA 37 – Baupolizei, EZ 1415, Wien I. Wipplingerstraße 6–8, bezüglich WStLA vgl. Anm. 16. 19 MA 37 – Baupolizei, EZ 1415, Wien I. Wipplingerstraße 6–8. Plan zum Entfernen eines Stiegenvorbaus und Herstellen eines neuen Kellerabganges im Alten Rathaus, genehmigt am 18.3. 1954.
Alte Rathaus vor der Erweiterung um das Benifiziatenhaus, welches mit den Worten „bey Vnsen Hergott“ bezeichnet nur als rosafarbene Fläche wiedergegeben ist. 15 1780 kam es im Zuge der Einverleibung des Grundstücks zum Alten Rathaus zu grundlegenden Umbaumaßnahmen. Ein Plan aus dem Jahr 1792 zeigt diesen Zustand, der heute noch im Wesentlichen besteht (Abb. 4). Verschiedene Grundrisspläne aus den folgenden zwei Jahrhunderten lassen die Veränderungen im Bestand nachvollziehen. 16 Grabungsbefunde Das ehemalige Stiegenhaus (Abb. 5)17 Aus Bauplänen der MA 37 – Baupolizei und des Wiener Stadt- und Landesarchivs18 ist die Lage und das Ausmaß des einstigen Stiegenhauses, das sich zwischen dem Hauptgebäude Wipplingerstraße 6 und der Sakristei der Salvatorkirche befand, überliefert. Es vermittelte vom Keller bis zum 2. Obergeschoß. Aus dem Jahr 1953 liegen Grund- und Aufrisspläne über bauliche Veränderungen in diesem Bereich vor, wobei es um die Schaffung eines neuen Kellerabgangs bei gleichzeitigem Abbruch des Stiegenhauses geht. 19 Dessen Mauerreste, einstiges Gehniveau und eine erhaltene Treppenstufe (Bef.-Nr.
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M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Aufsätze
Abb. 6: Reste der Stiegenhausmauern (Bef.-Nr. 32) des 18. Jahrhunderts an der Südmauer der Sakristei, nach Nordosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
32, 36 und 37) konnten nun in der Osthälfte von S1 (S1-O) dokumentiert werden. Die Mauerreste des in den 1950er Jahren abgebrochenen Stiegenhauses waren überwiegend nur noch im Profil erkennbar (erh. OK 17,52, messbare UK 16,20 m über Wr. Null). Die Orientierung der 0,80–1 m breiten Fundamente von Südwesten nach Nordosten war dennoch ermittelbar. Das Stiegenhaus hatte insgesamt die Breite der im Nordosten anschließenden Sakristei. Das sichtbare Mischmauerwerk (Bef.-Nr. 32) wies einen Ziegelanteil von ca. 80 Prozent auf (Abb. 6). Format und Farbe der Ziegel variierten, was auf eine teilweise Wiederverwendung älterer Baumaterialien hindeutet. Die Maße der Mauerziegel betrugen 28615–1766–7 cm, vereinzelt auch 2365 cm. Zudem sind Fragmente verwendet worden. Das Farbspektrum reichte von Hellrot, Ocker zu Fleischfarben mit roten Tupfen. Zwischen den Ziegellagen befanden sich Lagen von Kalk- und Sandsteinen (z. B. 30615 bzw. 47625 cm). Der graue, sandige Mörtel mit Kalkspatzen war tendenziell locker und mit Kies gemagert. Die Fugenbreite betrug 1–2 cm. An der NO-Seite der Grabungsfläche (S1-NO) war der Überrest eines 0,65–0,70 m breiten und 0,55 m starken Entlastungsbogens aus Ziegeln (Bef.-Nr. 36) teilweise sichtbar (erh. OK 17,15, messbare UK 16,17 m über Wr. Null). Seine Länge betrug ca. 3,80 m. Soweit erkennbar, dürfte er zum Mauerwerk Bef.-Nr. 32 gehört haben, da er im Nordosten und vermutlich auch im Südwesten mit ihm verzahnt war. Der obere Teil des Bogens war bereits zerstört. Die Ziegel hatten Maße von 27614–1566,5 cm und waren mit einem festen, kalkigen Mörtel mit Kies und Kalkspatzen gebunden. Der nordöstliche Abschnitt des Stiegenhauses, zu dem der Entlastungsbogen gehörte, reichte nur bis auf das Niveau des Hofes und nicht hinunter bis zum Kellergeschoß. Eine SO-NW verlaufende Quermauer trennte diese Bereiche voneinander ab (Abb. 5). Der Ziegelfußboden Bef.-Nr. 37 stellte das einstige Gehniveau (16,68 m über Wr. Null) im südöstlichen Abschnitt des Stiegenhau-
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M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Abb. 7: Rest des Ziegelbodens (Bef.-Nr. 37) und einer Stufe des Stiegenhauses im Erdgeschoß zum Kellerabgang, nach Westen. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 8: Bruchsteinmauerwerk Bef.-Nr. 35 in festem Kalkmörtel mit Holzpfostenrest, nach Südosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
ses dar, über das man in den Keller gelangte. Eine im Mauerwerk des Vorderhauses erhaltene Treppenstufe (Abb. 7) führte ursprünglich auf dieses Gehniveau hin, von dem im Westen wiederum einige Stufen, die durch die Grabung im Jahr 2011 aufgedeckt worden waren, auf ein tieferes Niveau führten. Die Ziegel des Bodens hatten Maße von 28,561466 cm und waren in ein sandig-gelbes Mörtelbett gesetzt. Auf den Ziegeln befand sich ein dünner, sandiger, ockerfarbener Belag, der offensichtlich durch die Nutzung grau-dunkelbraun gefärbt war (Abb. 7). Über dem Ziegelboden lag rezenter Schutt. Anhand der Mauerwerksstruktur, der verwendeten Baumaterialien und der historischen Überlieferung kann von einer Errichtung des Stiegenhauses im 18.
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Jahrhundert, möglicherweise im Zuge des Neubaus von 1780, ausgegangen werden. Mauerwerksbefunde an der südöstlichen Parzellengrenze Im Verlauf des rezenten, die südöstliche Parzellenflucht begleitenden Fundamentgrabens (S1-O), der zur Zerstörung der Stiegenhausmauer (Bef.-Nr. 32) geführt hatte, traf man auf weiteres Mauerwerk. Der stratigraphisch jüngste Baubefund war ein im SO-Profil sichtbares Ziegelmauerwerk (Bef.-Nr. 45; erh. OK 16,96 m über Wr. Null), dessen Ausdehnung und Verlauf nicht ermittelbar war. Die Ziegel hatten Maße von 28,561466–7 cm und waren mit sandig-kiesigem, ockergelbem, lockerem bis festem Mörtel von schlechter Qualität versetzt worden. Dieses Mauerwerk war jünger als das nördlich von und teilweise auch unter ihm feststellbare Bruchsteinmauerwerk Bef.-Nr. 44. Unmittelbar südlich von Bef.-Nr. 45 schloss – ebenfalls nur noch im Profil sichtbar – ein extrem festes Bruchsteinmauerwerk an (Bef.-Nr. 35). Die Breite betrug im Profil 1,70 m, die erhaltene Oberkante lag zwischen 16,95 und 17,02 m, die messbare Unterkante bei 16,27 m über Wr. Null. Ausrichtung und Schale der Mauer waren jedoch aufgrund des Zerstörungsgrades nicht zu eruieren. Sand- und Kalksteine von bis zu 50625 cm Größe und wenige Fragmente mittelalterlicher Handziegel (12,565 cm) waren nahezu hohlraumfrei mit einem weißen, extrem kalkhaltigen, grob gemagerten Mörtel gebunden, der wie gegossen wirkte. Erwähnenswert ist außerdem der Rest eines bereits großteils vergangenen, annähernd quadratischen, 10610 cm messenden Holzpfostens, der senkrecht im Mauerwerk steckte (Abb. 8). Welche Funktion er einst hatte, bleibt unklar. Aufgrund der Mauerwerksspezifika wäre eine Datierung in das späte Mittelalter bzw. in die beginnende frühe Neuzeit denkbar, zumal insbesondere der Mörtel an die Wiener Festungsbauten des 16. Jahrhunderts erinnert. Von dem im Nordosten von S1 sichtbaren Bruchsteinmauerwerk Bef.-Nr. 44 waren ebenfalls schon große Teile zerstört (Abb. 9). Es konnte daher auch nur oberflächlich untersucht werden. Eine originale Länge oder Breite war nicht erkennbar. Die erhaltene Oberkante lag direkt unter der Asphaltdecke bei 16,99, die messbare Unterkante bei 16,18 m über Wr. Null. Die Mauer war von Südwesten nach Nordosten orientiert und lag damit in der Flucht der heutigen Parzellengrenze. Sie bestand aus Sand- und Kalksteinen bis zu einer Größe von 25–27615 cm. In der Mauerschale an der Westseite kamen zudem plattige und quaderartige Steine zum Einsatz. Der lockere Mörtel war sandig, grob gemagert und wies Kalkspatzen auf. In der Mauerfüllung waren die Steine unterschiedlich groß und teilweise schräg versetzt. Auf der Westseite der Mauer konnten Verputzreste mit einer Stärke von 1 bis 3 cm beobachtet werden. Der graue Kalkputz war an der Oberfläche geglättet, fein mit Sand gemagert und relativ hart. Daraus lässt sich ableiten, dass wir es wohl mit aufgehendem Mauerwerk zu tun haben, das – soweit aufgrund der geringen Einsehbarkeit beurteilbar – wohl in das späte Mittelalter (13./14. Jahrhundert) zu datieren ist.
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Abb. 9: Blick auf die Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 44, links daneben Stiegenhausmauer Bef.-Nr. 32 mit Ziegelbogenansatz Bef.-Nr. 36, nach Nordosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 10: Verlauf der Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24, nach Südwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Mauerwerksbefunde im westlichen Abschnitt des Hofs Eine weitere, ebenfalls von Südwesten nach Nordosten verlaufende Bruchsteinmauer (Bef.-Nr. 24) mit einer messbaren Breite von 1,05 bis 1,10 m wurde im westlichen Abschnitt von S1 freigelegt. Ihr Rest war im Südwesten unter Hofniveau in die bestehende SO-NW verlaufende Hausmauer integriert (Abb. 2 und 11). Die erhaltene Oberkante lag bei 17,30, die Unterkante bei 15,09 m über Wr. Null. Es dürfte sich um Schalenmauerwerk aus Kalk- und Sandsteinen (bis 40615–17 cm) mit einem sehr geringen Ziegelanteil in der Füllung gehandelt haben. Darunter befanden sich ein Tegulafragment und ein mittelalterlicher Mauerziegel (2565 cm). In der Mauerschale kamen größere Bruchsteine zum Einsatz, in der stark mörtelhaltigen Füllung dagegen große und kleine Steine, die zum Teil schräg versetzt waren. Der eher feste, sandig-kalkige Mörtel war hellgrau, grob gemagert und wies Kalkspatzen auf. Auch an dieser Mauer konnten auf der Westseite Reste von Verputz in einer Stärke von 1 cm festgestellt werden, der sandig war und einen hellgrau-rosafarbenen Kalkanstrich aufwies. An der Ostseite der Mauer fehlte die Schale. Die
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Abb. 11: Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24 in der heute bestehenden Hausmauer, rechts daneben Mauer Bef.-Nr. 31, nach Südwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
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Abb. 12: Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24 mit Verputz und der im rechten Winkel angesetzten Mauer Bef.-Nr. 40, nach Nordwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Mauerwerksstruktur ähnelt der Mauer Bef.-Nr. 44 im Osten von S1 und datiert daher wohl ebenfalls in das späte Mittelalter (13./14. Jahrhundert). Unmittelbar westlich an die Mauer Bef.-Nr. 24 setzte im rechten Winkel zu ihr, also SO-NW orientiert, ein weiterer Mauerrest (Bef.-Nr. 31) mit deutlicher Baufuge an (erh. OK 16,40, messbare UK 16,15 m über Wr. Null; Abb. 2 und 11). Diese Mauer befand sich direkt in der Ecke der Baugrube, war bereits großteils abgetragen und daher nur in geringem Ausmaß sichtbar. Ob die im Süden anschließende heutige Hausmauer auf diese aufbaut oder ob beide lediglich aneinanderstoßen, war nicht zu entscheiden. Das Mauerwerk bestand überwiegend aus kleinteiligen Bruchsteinen (Größe in der Regel 10–20 cm) und wenigen Ziegeln in grobem, sandig-kalkigem, festem Mörtel. Diese Mauer ist jünger als die Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24, könnte jedoch auch in das späte Mittelalter datieren. Die Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24 war im Bereich von Mauer Bef.-Nr. 31 bereits tiefer abgetragen (Abb. 10). Unmittelbar östlich ihres nördlichen Abschnitts war Versturz- bzw. Verfüllmaterial in der Grube Bef.-Nr. 48 zu beobachten, das von einem Teilabbruch der Mauer stammen könnte (= Bef.Nr. 38; erh. OK 16,24, UK 15,69 m über Wr. Null). Ein weiterer Mauerrest (Bef.-Nr. 40; erh. OK 16,34 m über Wr. Null) mit einer Stärke von 0,67 m kam ca. 3,60 m nordöstlich von Mauer Bef.-Nr. 31 und parallel zu dieser verlaufend zum Vorschein, der ebenfalls an die Mauer Bef.-Nr. 24 angebaut war (Abb. 12). Er bestand aus Sandsteinen von 15 bis 20 cm Größe und wenigen Ziegelbruchstücken in festem, sandig-kalkigem, hellgrauem Mörtel. Verputz war nicht feststellbar. Eine gleichzeitige Errichtung beider Mauern kann wohl angenommen werden. Vergleicht man die aufgefundenen mittelalterlichen Mauern mit der im Stadtplan von Werner Arnold Steinhausen von 1710 dargestellten Situation (Abb. 1), so lassen sich die dokumentierten Fluchten denen der abgebildeten durchaus zuordnen. Allerdings stimmt die Überlagerung unserer Vermessungsergebnisse des aktuellen Bestandes mit dem Plan von 1710 nicht exakt überein. Daher erscheinen die Mauern etwas verschoben. Es ist davon auszugehen, dass die
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Abb. 13: Mittelalterliche Kalkgrube Bef.-Nr. 43 mit Mauer Bef.-Nr. 40 am linken Bildrand, nach Nordwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
festgestellten mittelalterlichen Mauern noch nach 1710 Bestandteile von Bauten waren, die erst im Zuge des Umbaus nach 1780 verschwanden. Erdbefunde Im nördlichen Bereich der Baugrube (S1-NW) konnte an der Westseite der Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24 im Westprofil eine ca. 1 m tiefe und im Durchmesser mindestens 1,30 m große, mit Schutt verfüllte Kalkgrube dokumentiert werden (Bef.-Nr. 43; OK 16,75, UK 15,78 m über Wr. Null; Abb. 13). Diese war stratigraphisch jünger als die Bruchsteinmauer Bef.-Nr. 24 – ihr östlicher Rand scheint unmittelbar an die Mauer anzuschließen –, aber älter als Mauer Bef.-Nr. 40. Der östliche Grubenrand war noch in der Baufuge zwischen den Mauern Bef.-Nr. 24 und 40 erkennbar, wobei Letztere in die Grubenverfüllung gesetzt worden sein dürfte. Daher kann für die Kalkgrube – trotz fehlenden Fundmate20 Dieser ist wohl ebenfalls den Verfüllungen von Grube Bef.-Nr. 48 zuzuordnen. 21 Munsell Soil Color Charts (Revised Edition 1994). 22 K. Kühtreiber, Das keramische Fundmaterial und die frühen Grabbefunde aus den archäologischen Untersuchungen der Jahre 1996 und 2000/2001 in St. Stephan. In: N. Hofer (Hrsg.), Archäologie und Bauforschung im Wiener Stephansdom. Quellen zur Baugeschichte des Domes bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (Wien 2013) 237 Fnr. 396/1 Abb. 120 Fnr. 396/1: langsam gedreht und stark mit Graphit gemagert, wird ins frühe Hochmittelalter datiert – eine chronologische Trennung zwischen 10. und 11. Jh. wurde am Material aus dieser Grabung bewusst nicht vorgenommen.
rials – durchaus eine spätmittelalterlich/frühneuzeitliche Datierung postuliert werden. Das Nordprofil im Nordwesten von S1 zeigte, von einem ähnlichen Niveau (nur ca. 0,70 m unter der rezenten Oberfläche) wie von Kalkgrube Bef.-Nr. 43 ausgehend und östlich an diese anschließend, eine weitere mächtige Grube (Bef.Nr. 48; OK 16,83 m über Wr. Null). Diese wurde allerdings durch die tiefe Künettenlegung erheblich gestört, zudem ging ihre Ausdehnung über den archäologischen Maßnahmenbereich hinaus, wodurch die Grubenform kaum mehr rekonstruierbar war (Abb. 14). Jedenfalls dürfte ihre Grundfläche mindestens 2 m Durchmesser erreicht haben, ihre Tiefe von 1,90 m konnte hingegen exakt ermittelt werden (UK 14,95 m über Wr. Null). Es waren vier Verfüllungen zu differenzieren (Bef.-Nr. 25, 26, 38 und 42), wobei Bef.-Nr. 38 anscheinend wie oben bereits erwähnt Abbruchmaterial von der benachbarten Mauer Bef.-Nr. 24 enthielt.
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Zur Keramik aus der Grube Bef.-Nr. 48 (I. Gaisbauer) Das Randfragment eines stark graphithaltigen Topfes ließ sich aus verlagert in zwei Verfüllschichten der Grube Bef.-Nr. 48 (Bef.-Nr. 26: MV 93.228; Bef.-Nr. 42: MV 93.230) aufgefundenen Stücken und einem Streufund (MV 93.226) westlich von Mauer Bef.-Nr. 2920 wieder zusammensetzen (Abb. 15). Der Leistenrand dieses Fragments ist nach außen etwas schräg abgestrichen und weist Spuren eines langsamen Drehprozesses auf. Die Schulter ist flach ansteigend, Halszone ist keine vorhanden. Soweit erkennbar, kann der Bauch als ellipsoid bezeichnet werden. Schulter und Bauch zeigen schwache Anzeichen von dem oben erwähnten langsamen Drehprozess, wofür nicht zuletzt auch die zwei Wellenbänder und die zwei umlaufenden Linien, die im Schulter-/Bauchbereich angebracht sind, sprechen. Scherbenbeschreibung Irdenware red. gebrannt; Magerungsart Graphit: viele Partikel unter 0,2– 0,8 mm, gerundet bis länglich, silbrig, opak, Sortierung gut, Verteilung gleichmäßig; Quarz/Feldspat: wenig Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche rau, Farbe 3/N (very dark grey)21; Bruch unregelmäßig, Farbe 3/N (very dark grey)
Ähnliche Fragmente wurden in Wien bei Grabungen am Stephansplatz22 bzw. am Ruprechtsplatz23 gefunden. Was die Datierung anbelangt, können solche Stücke ganz allgemein als frühhochmittelalterlich angesprochen werden. Eine genauere Einengung auf das 10. Jahrhundert
Abb. 14: Mittelalterliche Grube Bef.-Nr. 48 im Nordwesten von S1 über spätrömischer Mauer Bef.-Nr. 29 und Ziegelboden Bef.-Nr. 33, nach Nordosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
ist mit Vorsicht möglich. In Bezug gesetzt zu den relevanten Befunden wird der Altstückcharakter sichtbar, aber nicht überdeutlich. Aus Grubenverfüllung Bef.-Nr. 42 (MV 93.230) liegt zudem ein spätantikes glasiertes Wandfragment und ein kleines, stark graphithaltiges Wandfragment vor, aus Verfüllung Bef.-Nr. 26 (MV 93.228) ebenfalls ein graphithaltiges Wandstück, das jenem aus Bef.-Nr. 42 entspricht. Beide haben einen reduzierend gebrannten Kern, zeigen aber
Abb. 15: Stark graphithaltiges Topfrandfragment mit Wellenbanddekor des frühen Hochmittelalters. (Zeichnung: U. Eisenmenger-Klug)
Anzeichen für eine abschließende oxidierende bzw. einen Mischbrand herbeiführende Brennphase. Der Graphitgehalt ist markant und weist zusammen mit der Brenntechnik zumindest auf eine Datierung ins Hochmittelalter – vermutlich ins 12. Jahrhundert – hin. Scherbenbeschreibung Irdenware red. gebrannt; Magerungsart Graphit: viele Partikel unter 0,2–0,5 mm, gerundet bis länglich, silbrig, opak, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche rau, Farbe 10 YR 6/ 3–7/2 (pale brown–light grey); Bruch unregelmäßig, Farbe 3/N (very dark grey)
23 S. Felgenhauer-Schmiedt, Früh- bis hochmittelalterliche Funde aus Wien 1, Ruprechtsplatz und Sterngasse. BeitrMAÖ 8, 1992, 65; 74 Taf. 6,3.
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Lediglich als Streufund (MV 93.226) liegt ein jüngeres Keramikfragment vor. Es handelt sich dabei wiederum um ein formal eher insignifikantes Wandfragment, das einem gut kontrollierten reduzierenden Brand unterzogen worden war. Scherbenbeschreibung Irdenware red. gebrannt; Magerungsart Graphit: vereinzelte Partikel bis 0,2 mm, gerundet bis länglich, silbrig, opak, Sortierung schlecht, Verteilung gleichmäßig; Quarz/Feldspat: wenig Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche schwach rau, Farbe innen 2.5 Y 6/1– 7/1 (grey–light grey), außen 4/N (dark grey); Bruch unregelmäßig, Farbe 2.5 Y 6/1–6/2 (grey–light brownish grey)
Tatsächlich dürfte es sich hier um spätmittelalterliche Keramik handeln, funktional betrachtet möglicherweise um ein Fragment eines kleinen Topfes oder Bechers. Auch in diesem Fall konnte eine Vergesellschaftung mit einem – diesmal römischen – Altstück festgestellt werden. Zusammenfassend festgehalten, handelt es sich bei dem stark graphithaltigen Topfrandfragment mit Wellenbanddekor um ein frühhochmittelalterliches Stück, das – dem relativ guten und nicht verrundeten Zustand nach zu schließen – nicht mit mehreren Umlagerungen in Verbindung gebracht werden kann und wohl aus dem näheren Abb. 16: Spätantike Mörtellage Bef.-Nr. 39 östlich von Mauer Bef.-Nr. 29 unterhalb des Ziegelbodens Bef.-Nr. 33, nach Südosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Umfeld der ergrabenen Befunde stammt. Auch wenn sonst kein weiteres datierendes Fundmaterial explizit dieser Grube zuzuweisen war, dürfte aus stratigraphischen Überlegungen die Grube eher frühestens spätmittelalterlich zu datieren sein. Sie scheint sowohl die sogenannte Schwarze Schicht als auch etwaige früh- bis hochmittelalterliche Horizonte durchschnitten zu haben, da diese im dokumentierten Grabungsbereich nicht festgestellt werden konnten. 24 Anzumerken ist, dass die in der Probesondage im Jahr 2011 aufgedeckte „Schwarze Schicht“ (Bef.-Nr. 2) bis maximal 15,16 m über Wr. Null festgestellt wurde. 25 Römische Befunde
Abb. 17: Spätrömischer Versturzhorizont Bef.-Nr. 41 östlich der Mauer Bef.-Nr. 29, westlich von ihr Bef.-Nr. 42 als unterste Verfüllung der mittelalterlichen Grube Bef.-Nr. 48, nach Nordosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien) 24 Eventuell ist aus der Fotodokumentation des Nordprofils (vgl. Abb. 14) oberhalb der jüngsten antiken Schuttschicht Bef.-Nr. 27, geschnitten von Grube Bef.-Nr. 48, ein Rest einer „Schwarzen Schicht“ zu erschließen. 25 Mosser et al. 2012, 80 f.
Aufgrund der relativ geringen Abtiefungen auf dem Großteil der Grabungsfläche waren römerzeitliche Kulturschichten lediglich in der bereits erwähnten tiefer gesetzten Künette im Nordwesten von S1 zu erwarten. Im Vergleich zur Son-
dage von 2011, wo nur mittelkaiserzeitliche und keinerlei spätantike Funde dokumentiert werden konnten und römische Befunde erst ab einer Tiefe von etwa 14,70 m über Wr. Null auftraten, konnte nun ca. 4,50 m weiter nordwestlich davon auf einer Fläche von ca. 0,5060,60 m eine stratigraphische Abfolge spätantiker Schichten in etwa bis auf das Ausgangsniveau des Jahres 2011
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dokumentiert werden. Diese orientierten sich an einem NO-SW verlaufenden, 0,50 m breiten Mischmauerwerk (Bef.-Nr. 29; OK 15,86, UK 14,68 m über Wr. Null), das erst in der Spätantike errichtet worden war (Abb. 16–17). Westlich davon waren die römischen Befunde, zumindest in dem von den Bauarbeiten betroffenen Bereich, durch die mittelalterliche Grube Bef.-Nr. 48 – bis auf die noch aufgedeckte spätantike Versturzlage Bef.-Nr. 47 (OK 15,08 m über Wr. Null; vgl. Bef.-Nr. 41 östlich von Mauer Bef.-Nr. 29) unterhalb dieser Grube – bereits entfernt. Aufgrund der Lage innerhalb des römischen Legionslagers Vindobona, westlich des 2011 aufgedeckten Kanals der via praetoria, waren Überreste des Valetudinariums, also des Militärspitals, zu erwarten (siehe unten und Abb. 18). Der jüngste, noch als antik anzusprechende Befund war ein Abbruch- oder Verfallshorizont in Form einer Schuttschicht aus mörtelhaltigem Material mit zahlreichen bis zu 20 cm großen Bruchsteinen (Bef.-Nr. 27; OK 15,86 m über Wr. Null), welche in eine Ziegelschuttlage (Bef.-Nr. 28; OK 15,54 m über Wr. Null) überging, die als Dachziegelversturz interpretiert werden könnte. Beide Schichten deckten einen aus Ziegelbruch verlegten Boden ab (Bef.-Nr. 33; OK 15,44 m über Wr. Null, Abb. 14). Die teilweise sekundär verbrannten Ziegel sowie Asche und Holzkohle auf und unter denselben lassen an einen zwischen via praetoria und dem (ehemaligen?) Militärspital gelegenen spätantiken Werkstattbereich denken, ohne dass dieser genauer definiert werden könnte. 26 Sowohl der Ziegelboden als auch die darunter folgende, aus ockerfarbenem Lehm bestehende Planierung für das Gehniveau (Bef.-Nr. 34; OK 15,38 m über Wr. Null) reichten max. 10 cm über das Fundament der Mauer Bef.-Nr. 29. Der darunter folgende, ca. 20 cm hohe Kalkmörtelschutt Bef.-Nr. 39 (OK 15,46 m über Wr. Null) dürfte hingegen von Mauer Bef.-Nr. 29 geschnitten worden sein (Abb. 16). Dies lässt zu, Mauer Bef.-Nr. 29 mitsamt dem Ziegelboden Bef.-Nr. 33 über der Planierung Bef.-Nr. 34 als letzte spätantike Bauphase an dieser Stelle des Legionslagers zu definieren. Zuvor dürfte in unmittelbarer Nähe oder an gleicher Stelle eine Bruchsteinmauer gestanden haben, da mit Bef.-Nr. 41 (OK 15,23 m über Wr. Null; Abb. 17) eine knapp einen halben Meter hohe Versturzlage aus zahlreichen, bis zu 30 cm großen, zum Teil rot verbrannten Bruchsteinen unter den oben besprochenen Straten zu finden war. Die Brandspuren im Kontext mit der Versturzsituation deuten auf einen Zerstörungshorizont, der vielleicht mit ähnlichen Phänomenen in spätantiken Befunden im Bereich der Tribunenhäuser am Hohen Markt oder auch bei den Mannschaftsunterkünften am Judenplatz in Zusammenhang steht. 27 Inwieweit hier Zerstörungen durch Erdbeben, Brände oder Kriegsereignisse oder eine Kombination der auslösenden Faktoren vorliegen, ist beim derzeitigen Forschungsstand nicht gesichert zu postulieren. Schließlich konnte als letzter dokumentierbarer Befund innerhalb der Künette im Nordwesten von S1 ein Nutzungshorizont (Bef.-Nr. 46; OK 14,83 m über Wr. Null) in Form eines Lehmbodenniveaus dokumentiert werden, der mithilfe einer Schüssel mit Wandknick und sternförmigen Glättstreifen als Bodendekor (Inv.-Nr. MV 93.231/1) einer ebenfalls noch spätrömischen Bauphase zuzuordnen wäre. 28
26 Vgl. Gussformen und Werkstattabfälle oberhalb des Kanals der via praetoria, die im Jahr 2011 gefunden wurden; H. Sedlmayer u. S. Sakl-Oberthaler in: Mosser et al. 2012, 100–104. 27 Neumann 1967, 28 f. Abb. 8–9 Taf. XIX 1 S; M. Mosser, Wien 1, Hoher Markt 3. FWien 11, 2008, 328; M. Mosser et al., Die römischen Kasernen im Legionslager Vindobona. Die Ausgrabungen am Judenplatz in Wien in den Jahren 1995–1998. MSW 5/I (Wien 2010) 212. 28 Vergleichbare Keramik aus St. Pölten und Carnuntum lassen an ein Produkt aus konstantinischer Zeit denken; für entsprechende Hinweise danken wir Kristina Adler-Wölfl (Stadtarchäologie Wien) und Michaela Kronberger (Wien Museum).
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Abb. 18: Rekonstruktion der römerzeitlichen Befunde des Valetudinariums und der anschließenden via praetoria im Alten Rathaus in Ergänzung zu den Befunden der Kanalgrabung von 1951 in der Salvatorgasse. (Plan: M. Mosser)
Rekonstruktion des römerzeitlichen Baubefundes (Abb. 18) Alfred Neumann konnte im Rahmen einer baubegleitenden archäologischen Dokumentation anlässlich eines Kanalbaus entlang der Salvatorgasse im Jahr 1951 erstmals römische Gebäudereste östlich und westlich der via praetoria voneinander unterscheiden, wobei die via praetoria selbst als 9 m breite Schotterstraße mit begleitenden Abwasserkanälen innerhalb der Künette angetroffen wurde. 29 Aufgrund der Auffindung zweier Weihealtäre für Apollo, Sirona und Aesculap sowie einer medizinischen Sonde nahe der Kreuzung Salvatorgasse/Stoß im Himmel interpretierte Neumann die Baureste westlich der via praetoria wohl zutreffend als jene des Lagerspitals (valetudinarium). 30 Nun stellt sich 29 GC: 1951_01; Neumann 1965; Neumann 1967, 50–58; Mosser et al. 2012, 82–85 Abb. 10–12. 30 AE 1957, 00114; Neumann 1965, 103 Taf. 23,1–2; Neumann 1967, 53 Taf. XXXIV 1– 2; XXXV 2; www.ubi-erat-lupa.org (26.3. 2014) Nr. 4783. 31 Mosser et al. 2012, 82 f.
die Frage, inwieweit die 1951 aufgedeckten Befunde in der Salvatorgasse, etwa 25 m nördlich der Grabungsstelle im Alten Rathaus, mit den römerzeitlichen Befunden von 2011 und 2013 in Einklang gebracht werden können. Der 2011 aufgedeckte Abwasserkanal (Bef.-Nr. 22) lag nachweislich in der Flucht des Kanalstücks K2, das 1951 westlich der via praetoria parallel zum Straßenverlauf festgestellt wurde. 31 Die ca. 5,30 m westlich von K2 folgenden Mauerreste M5,
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M6 und M7, die nach Neumann bereits dem valetudinarium zuzurechnen wären, bildeten einen im Norden abgeschlossenen Verband. Allerdings lag die nördliche Abschlussmauer M6 über der Verfüllung einer großen Grube (G5), die mit einer Münze des Valentinianus I. (364/367 n. Chr.) jedenfalls als spätantik anzusprechen ist. 32 Die beiden parallelen, 4,50 m voneinander entfernten, NO-SW orientierten Bruchsteinmauern M5 (B 0,50 m; OK 14,40, UK 13,50 m über Wr. Null) und M7 (B 0,60 m; OK 14,80, UK 13,40 m über Wr. Null) könnten eventuell bereits mittelkaiserzeitlichen Ursprungs sein, da Grube G5 diese Mauern nach dem Grundrissplan von Neumann zumindest im Ansatz zu schneiden scheint. 33 Verlängert man Mauer M5 in der üblichen Flucht der Legionslagermauern nach Südwesten, so läge diese in Bezug zu Mauer Bef.-Nr. 29 (S1-NW) im Hof des Alten Rathauses ca. 1,50 m weiter westlich, etwa unterhalb der mittelalterlichen Kalkgrube Bef.-Nr. 43. Somit könnte, mit einem gewissen Vorbehalt aufgrund der kleinräumig festgestellten Grabungsbefunde, Bef.-Nr. 29 als spätrömisches Fundament einer 1,50 m breiten Portikus oder als Rückwand einer auf die via praetoria orientierten taberna interpretiert werden. Allerdings wurde 1951 in der Verlängerung von Mauer Bef.-Nr. 29 in der Kanalkünette zwischen Mauer M5 und der via praetoria keine entsprechende Mauer dokumentiert. Fraglich ist zudem, ob der spätantike Bauzustand auch den Grundriss der mittelkaiserzeitlichen Lagergebäude widerspiegelt. Dennoch haben die Grabungsbefunde von 2011 und 2013 neue Diskussionsansätze zur Rekonstruktion und Periodisierung des Legionslagers Vindobona im Umfeld des Valetudinariums und der via praetoria geliefert.
32 F. Dick, Die Fundmünzen der römischen Zeit in Österreich. Abteilung IX: Wien. VNumKomm 8 (Wien 1978) 44 Nr. 736; vgl. auch eine dort gefundene Scharnierarmfibel Typ Cˇ aušewo aus dem dritten Viertel des 3. Jh. n. Chr.; S. Schmid, Die römischen Fibeln aus Wien. MSW 6 (Wien 2010) 45; 114 Nr. 224; eine mittelalterliche Datierung ist nach den Fundangaben von Neumann zwar nicht auszuschließen, es ist aber eher eine Fundvermischung anzunehmen, da der Mauerverband, nach den Niveaus in der Profilzeichnung zu urteilen, wohl als römisch einzustufen ist; vgl. Neumann 1965, 105; Neumann 1967, 54. 33 Neumann 1967, Abb. 16.
Befundkatalog zum Jahr 2013 Bef.-Nr. Interpretation Inv.-Nr./MV Beschreibung 24 spätmittelalterliches Bruchstein- 93.223 NO-SW verlaufend; B erh. 1,05–1,10 m; mauerwerk Schalenmauerwerk (nur an W-Seite erh.) aus Ka- und Sd-St bis 40 cm, sehr wenig ZG; Bindemittel: fester, sandig-kalkiger, hellgrauer Mö, grob gemagert, mit KaSpatzen; Verputz an der W-Seite: D 1 cm; sandig, hellgrauer bis rosafarbener KaAnstrich 25 oberste Verfüllung der Grube – inhomogener, fester, brauner, graubrauBef.-Nr. 48 ner bis hellgelblicher, sandiger Le mit einiger HK bis 3 cm, eher wenig Schotter-St bis 5 cm, wenig St bis 10 cm, Kies bis 2 cm; mit gelber, sandiger Linse in der Verfüllung 26 Verfüllung der Grube Bef.-Nr. 93.228 fester, dunkelgraubrauner bis rötlich 48 (unter Bef.-Nr. 25) brauner, sandiger Le mit eher wenig HK bis 3 cm, wenig Schotter-St bis 3 cm, ZGBruch bis 2 cm, Mö-Brocken bis 1 cm, sehr wenig St bis 15 cm 27 Schuttschicht (spätantiker Ab- – lockerer, bröseliger, hellbrauner bis bruchhorizont?) schwärzlich grauer, mörteliger, lehmiger Sd mit vielen St bis 20 cm, sehr wenig ZGSplitt bis 2 cm 28 Ziegelschutt (spätantiker Ab93.222 weicher, „fettiger“, dichter, orangebrauner bruchhorizont?) Le mit sehr viel ZG-Bruch bis 20 cm, HK bis 1 cm stellenweise konzentriert auftretend; Dachziegelversturz?
OK mind. OK max. 16,49 17,30
UK max. 15,09
UK mind. –
16,79
16,83
15,69
16,16
15,69
16,16
15,22
15,25
15,69
15,86
15,47
15,54
15,47
15,54
15,37
15,44
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Bef.-Nr. Interpretation Inv.-Nr./MV Beschreibung 29 römisches Mischmauerwerk – – NO-SW verlaufend; B 0,50 m; MischPortikusmauer (?) des Valetudimauerwerk aus 70% Flysch-Sd-St bis nariums 20 cm, 30% ZG-Bruch bis 15 cm; Bindemittel: hellgelber, sandig-kalkiger, poröser Mö, gemagert mit bis zu 5 cm großen St, Kl; an der W-Seite Reste von geglättetem Ka-Verputz 31 spätmittelalterliches Bruchstein- – NW-SO verlaufend; B 0,60 m; durchgemauerwerk, im rechten Winkel mauert; eher kleinere Ka- und Sd-St 10– zu Mauer Bef.-Nr. 24 (nicht 20 cm, sehr wenig ZG; Bindemittel: fester, verzahnt) sandig-kalkiger Mö mit Kl und Ka-Spatzen versetzt, grobkörnig 32 Mischmauerwerk des Stiegen- – Mischmauerwerk (B 0,80–1,00 m) mit hauses aus dem 18. Jh. 80% ZG (unterschiedliche Formate: 28615–1766–7 cm, 236?65 cm und Farben: hellrot, ocker, fleischfarben mit roten Tupfen); Lagen von Ka- und Sd-St bis 47 cm; Bindemittel: grauer, sandiger Mö mit Ka-Spatzen, locker und mit Kl gemagert; Fugen-B 1–2 cm 33 spätantiker (?) Ziegelplattenbo- 93.224 rötlich brauner bis rostbrauner ZG-Bruch den unter Ziegelschutt Bef.-Nr. bis 25 cm (tegulae, imbrices, lateres und 28 tubuli), ZG sehr brüchig, z. T. sekundär verbrannt; Fugen: dichter, „fettiger“, hellbrauner Le mit stellenweise viel HK v. a. an der UK 34 Planierung für Ziegelboden Bef.- – ockerfarbener, weicher, feuchter Le mit Nr. 33 über Mauer Bef.-Nr. 29 einigen Mö-Brocken bis 4 cm, wenig ZGBruch bis 3 cm 35 spätmittelalterliches/frühneu– NO-SW verlaufend (?); L oder B (?) 1,70 m; zeitliches Bruchsteinmauerwerk Sd- und Ka-St bis 50 cm, wenig ZG-Bruch (mittelalterliche Handziegel: 12,565 cm) nahezu hohlraumfrei mit weißem, extrem kalkhaltigem, grob gemagertem Mö gebunden; Holzpfostenrest (10610 cm im Querschnitt) innerhalb des Mauerwerks 36 Entlastungsbogen des Stiegen- – L ca. 3,80 m, B 0,65–0,70 m, H 0,55 m, hauses aus dem 18. Jh., mit aus ZG (Format: 27614–1566,5 cm) Mauer Bef.-Nr. 32 verzahnt gemauerter Entlastungsbogen; Bindemittel: fester, kalkiger Mö mit Kl und KaSpatzen 37 Ziegelbelag als Gehniveau des – ZG (28,561466 cm): Oberfläche leicht nicht unterkellerten Bereiches ockerfarben, sandig verputzt und durch im Stiegenhaus aus dem 18. Jh. Nutzung grau-dunkelbraun gefärbt; in sandigen, gelben Mö gesetzt 38 Verfüllung der Grube Bef.-Nr. 93.225 eher lockerer, graubrauner bis dunkel48 (?) oder Versturzlage östlich grauer, sandiger Le mit zahlreichen St bis von Mauer Bef.-Nr. 24 45 cm, einigem Mö-Grieß bis 0,5 cm, AsResten auf den Bruchsteinen, wenig ZGBruch bis 20 cm, Kl bis 1 cm 39 spätantike Mörtellage östlich 93.227 bis zu 20 cm dicker, hellgrauer, brüchiger, von Mauer Bef.-Nr. 29 lockerer Mö mit sehr vielen Mö-Brocken bis 5 cm, eher viel ZG-Bruch bis 8 cm, wenig HK bis 0,5 cm 40 spätmittelalterliches Bruchstein- – NW-SO verlaufend; B 0,67 m; Sd-St 15– mauerwerk, im rechten Winkel 20 cm, wenig ZG-Bruch; Bindemittel: zu Mauer Bef.-Nr. 24 (nicht fester sandig-kalkiger, hellgrauer Mö verzahnt) 41 spätantike Versturzlage östlich 93.229 eher lockerer, hellbrauner, sandiger Le mit von Mauer Bef.-Nr. 29 über zahlreichen, meist verbrannten BruchsteiNutzungshorizont Bef.-Nr. 46 nen bis 30 cm (dazwischen teilweise Hohlräume), einige Mö-Brocken bis 2 cm, HK (um die St herum) bis 0,5 cm, wenig ZG-Bruch bis 20 cm, Kl bis 2 cm 42 unterste Verfüllung der Grube 93.230 fester, „fettiger“, dunkelbrauner, sandiger Bef.-Nr. 48 (unter Bef.-Nr. 26) Le mit viel Mö-Grieß bis 1 cm, eher viel HK bis 1 cm, wenig ZG-Splitt bis 2 cm, St bis 3 cm
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OK mind. OK max. 15,59 15,86
UK max. 14,68
UK mind. –
16,30
16,40
–
–
16,88
17,52
–
–
15,37
15,44
15,32
15,38
15,32
15,38
15,31
15,34
16,95
17,02
–
–
16,80
17,15
–
16,79
16,67
16,68
–
–
15,92
16,24
15,69
15,85
15,31
15,46
15,15
15,23
16,23
16,34
–
–
15,15
15,23
14,77
14,83
15,22
15,25
14,95
15,08
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M. Mosser/H. Krause, Die Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 6–8
Bef.-Nr. Interpretation 43 spätmittelalterliche Kalkgrube, die unter Mauer Bef.-Nr. 40 zieht
OK mind. OK max. 16,17 16,75
UK max. 15,78
UK mind. 16,09
44
16,81
16,99
–
–
16,87
16,96
–
–
14,77
14,83
–
–
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–
–
16,79
16,83
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15,08
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Inv.-Nr./MV Beschreibung – ca. 1,00 m tiefe, mind. 1,30 m große Kalkgrube mit senkrechten Wänden und eher flacher Sohle; mit bis zu 10 cm dick erh. Ka-Auskleidung, darunter gelber, sandiger Le; Verfüllung: sandiger Schutt mit vielen St bis 20 cm; nur im W-Profil von S1-NW dokumentiert aufgehendes spätmittelalterli– NO-SW verlaufend; L dok. ca. 2 m, B (?); ches Bruchsteinmauerwerk Sd- und Ka-St bis 27 cm; Mauerschale an der W-Seite auch mit plattigen und quaderartigen St; Bindemittel: lockerer, sandiger, grob gemagerter Mö mit Ka-Spatzen; Mauerfüllung: St unterschiedlich groß und teilweise schräg versetzt; W-Seite mit Verputzresten (D 1–3 cm): grauer Ka-Putz an der Oberfläche geglättet, fein mit Sand gemagert und relativ hart Ziegelmauerwerk des 19. Jh. – NO-SW verlaufend; ZG: Format 28,561466–7 cm; Bindemittel: sandigkiesiger, ockergelber, lockerer bis fester Mö spätantiker Nutzungshorizont 93.231 eher fester, ockerfarbener, hellbrauner bis östlich von Mauer Bef.-Nr. 29, graubrauner, sandiger Le mit einigem ZGunter der Versturzlage Bef.-Nr. Bruch bis 5 cm, HK bis 2 cm, Mö bis 41 1 cm, wenig St bis 3 cm spätantike Versturzlage westlich – eher fester, graubrauner bis rötlich brauvon Mauer Bef.-Nr. 29 ner, sandiger Le mit vielen St bis 20 cm, eher viel ZG-Bruch bis 15 cm, einigem Mö bis 2 cm, HK bis 1 cm spätmittelalterliche Grube, ver- – mächtige, bis 1,90 m tiefe Grube mit ca. füllt von Bef.-Nr. 25, 26, 38, 42 2,00 m Dm; Grubenform durch moderne Störung nicht eruierbar
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Tab. 1: Befundkatalog. Niveaus in m über Wr. Null (= 156,68 m über Adria). Abkürzungen: As – Asche, HK – Holzkohle, Ka – Kalk, Kl – Kiesel, Le – Lehm, Mö – Mörtel, Sd – Sand, St – Stein, ZG – Ziegel.
Abgekürzt zitierte Literatur BUCHINGER/SCHÖN 2002 – G. Buchinger/D. Schön, Das Alte Rathaus – Die bauliche Genese eines Wiener Monumentalbaus. ÖZKD 56/4, 2002, 420–443. CAMESINA 1875 – A. Camesina, Die ehemalige Judenstadt in Wien. Eine topographische Studie über das alte Wien. BMAVW 15, 1875, 173–196. MOSSER ET AL. 2012 – M. Mosser/K. Adler-Wölfl/S. Czeika /I. Gaisbauer/S. Radbauer/H. Sedlmayer mit einem Beitrag von S. SaklOberthaler, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VII: Der Abwasserkanal der via praetoria – Wien 1, Wipplingerstraße 6 (Altes Rathaus). FWien 15, 2012, 74–118. NEUMANN 1965 – A. Neumann, Spital und Bad des Legionslagers Vindobona. Jahrb. RGZM 12, 1965, 99–126. NEUMANN 1967 – A. Neumann, Forschungen in Vindobona 1948 bis 1967. I. Teil: Lager und Lagerterritorium. RLÖ 23 (Wien 1967). QGW 2,1 – K. Uhlirz (Bearb.), Verzeichnis der Originalurkunden des Städtischen Archives 1239–1411. Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Abt. 2. Regesten aus dem Archive der Stadt Wien 1 (Wien 1898).
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K. Adler-Wölfl et al., Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62
Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62 – Bauliche Überreste des Spätmittelalters und der Neuzeit Kristina Adler-Wölfl/Sylvia Sakl-Oberthaler mit Beiträgen von Heike Krause, Ingeborg Gaisbauer, Christine Ranseder, Kinga Tarcsay, Sigrid Czeika und Martin Mosser Einleitung (K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler/H. Krause) Im Haus Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62 konnte die Stadtarchäologie Wien im Zuge von Um- und Neubaumaßnahmen vom 25. Februar bis zum 22. März 2013 Ausgrabungen durchführen. 1 Anlass für die Grabungen waren vorangegangene baubegleitende Beobachtungen beim Erdaushub zur Errichtung eines neuen Gebäudes auf den Parzellen Jörgerstraße 47 und Hernalser Hauptstraße 60–62, die vom 20. bis 25. September 2012 stattgefunden hatten (siehe Abb. 3 und unten, S. 63 ff.). Neben vornehmlich neuzeitlichen Befunden im nördlichen Abschnitt der Parzellen zeigten sich im Profil nördlich und nordwestlich 1 GC: 2012_13; BDA-Mnr. 01402.13.01; Grabungsleitung: Christoph Öllerer; örtliche Grabungsleitung: Kristina Adler-Wölfl und Sylvia Sakl-Oberthaler. 2 GC: 2009_02. H. Krause, Wien 17, St.Bartholomäus-Platz. FWien 13, 2010, 240– 246; dies., Wien 17. Bezirk, St.-Bartholomäus-Platz. FÖ 49, 2010, 489–492; dies., Der Friedhof bei der Kalvarienbergkirche in Hernals. In: H. Krause et al., Zur Erden bestattet. Sechs vergessene Wiener Friedhöfe. WA 10 (Wien 2013) 118–147. 3 GC: 1958_03. F. Zabusch, Von der Auffindung der Grundmauern der ältesten Hernalser Kirche. In: Zeiten und Menschen von Hernals, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Hernalser Heimatmuseum (Wien 1958) 41–44 und Abb. 15. 4 GC: 2003_05. C. P. Huber/K. Traunmüller, Wien 17, Hernalser Hauptstraße 20–22. FWien 7, 2004, 260–262; dies.,Wien 17 – Hernalser Hauptstraße 20–22. FÖ 43, 2004, 1020; zu den Grundbuchnachweisen ab dem 16. Jahrhundert siehe Schreiber 1975, Bd. 2, 845–847. 5 Schreiber 1975, Bd. 2 passim. 6 Wiener Archivinformationssystem (WAIS), Bestand 1.9.17.1 Gemeinde Hernals: https:// www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/ar chive.xhtml?id=Best++++00000457ma8In vent#Best____00000457ma8Invent (23.4. 2014).
der späteren Grabungsfläche, unterhalb der alten Kellerräume des Hauses Hernalser Hauptstraße 62, massive Brandschichten (Abb. 21). Ein in den Brandschichten aufgefundener Ziegel mit Fingerstrich ließ einen Befund aus dem Spätmittelalter oder aus der Frühen Neuzeit erhoffen. Archäologische Belege bezüglich der Ausdehnung des Dorfes Hernals (Abb. 1) in diesem Zeitraum waren bisher lediglich von zwei Fundpunkten bekannt (Abb. 2). Einerseits kamen im Jahr 2009 anlässlich der Neugestaltung des St.-Bartholomäus-Platzes mittelalterliche Funde und zahlreiche spätmittelalterliche/ frühneuzeitliche Bestattungen im Bereich des Kirchhofes der mittelalterlichen Pfarrkirche zutage. 2 Reste dieser Kirche sowie weitere Gräber waren 1958 auf dem Grundstück St.-Bartholomäus-Platz 4 angetroffen und dokumentiert worden. 3 Andererseits wurden beim Neubau des Hauses Hernalser Hauptstraße 20–22 eine Planierschicht mit spätmittelalterlichem/frühneuzeitlichem Fundmaterial sowie vier Brunnen, ein Abwasserkanal und Mauerreste dokumentiert. 4 Das bedeutet, dass es entlang der Hernalser Hauptstraße zu jener Zeit bereits eine große Anzahl von Hausparzellen gab, die auch anhand der vorhandenen Grundbücher ab dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts belegbar sind. 5 Aufgrund fehlender eindeutiger schriftlicher und archäologischer Nachweise können derzeit jedoch keine sicheren Aussagen zum Alter und zur Lage des frühesten Siedlungskernes getroffen werden. Zur Geschichte des Dorfes Hernals (H. Krause) Hernals war bis zu seiner Eingemeindung zu Wien 1890/92 ein „eigenständiger Untertanenverband im Rahmen einer Grundherrschaft“. 6 Der Ortsteil liegt im
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Abb. 1: Ansicht des Schlosses Hernals und seiner Umgebung von Matthäus Merian, 1649. (Wien Museum Inv.-Nr. 19.247)
Abb. 2: Ausschnitt aus dem Katastralplan der „Gemeinde Herrnals in Nieder-Oesterreich Viertel unter Wiener Wald“ von 1819 mit Kartierung der spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Fundpunkte. 1 – Hernalser Hauptstraße 62, 2 – St.-Bartholomäus-Platz, 3 – Hernalser Hauptstraße 20–22.
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Westen der Stadt an den Ausläufern des Wienerwalds am Alsbach, der beim Exelberg entspringt. Noch vor 1044 schenkte Graf Sigehard dem Kloster St. Peter in Salzburg zwei Hufen, die an der Als lagen. Ob sich die genannten Hufen auf die Gegend von Hernals oder von Dornbach beziehen, bleibt jedoch unklar, 7 denn der Name Als wurde namengebend für entlang des Baches gelegene Ansiedlungen. 8 Um 1133–1136 kommen Diepold und Nending de Alse als Zeugen in einer Urkunde des Markgrafen Leopold III. vor. 9 Herren von Als, die die landesherrli7 K. Lohrmann, Die Besitzgeschichte des Wiener Raums vom Ausgang des 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. JbVGW 35, 1979, 60–62; K. Lohrmann/F. Opll, Regesten zur Frühgeschichte von Wien. Forsch. u. Beitr. Wiener Stadtgesch. 10 (Wien 1981) 34 Reg. 13. 8 Schreiber 1975, Bd. 1, 16. 9 H. Dienst, Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs. MIÖG Ergbd. 27 (Wien, Köln 1990) 245 Reg. 15; Lohrmann/Opll (Anm. 7) 39 Reg. 50 (vor 1136). 10 Schreiber 1975, Bd. 1, 27. 11 R. Perger, Die Grundherren im mittelalterlichen Wien. III. Teil. Bürgerliche und adelige Grundherrschaften. JbVGW 23/25, 1967/ 1969, 39–41. 12 QGW 1/3, Nr. 2878; Schreiber 1975, Bd. 1, 27–30. 13 QGW 2/5, Nr. 27. 14 Schreiber 1975, Bd. 1, 28. 15 QGW 2/1, Nr. 431; 440; weitere Belege bei Schreiber 1975, Bd. 1, 29 f. 16 QGW 2/1, Nr. 431. 17 Schreiber 1975, Bd. 2, Karte Nr. 3: Flurnamen um 1580 bzw. Lugsch 1955, Taf. 4. 18 1301 wurde erstmals ein St. Bartholomäusaltar in der Kirche zu Als erwähnt: St. Zabusch, 17 – Bezirksmuseum Hernals. WGBl Beih. 3 (Wien 2002) 19 f.; 1352 kommt der Pfarrer der St. Bartholomäuskirche, die heute noch dieses Patrozinium trägt, in einer Urkunde vor: WStLA Hauptarchivsurkunde 412, 1352 August 31: http://www.mom-ca.unikoeln.de/mom/AT-WStLA/HAUrk/412/char ter?q=Hernals (27.3. 2014). 1302 wissen wir auch von einer Kirche St. Johann in Herren Als, doch dürfte sich diese auf den später „Siechenals“ genannten Ortsteil beziehen (Urkunden der Benedictiner-Abtei unserer lieben Frau zu den Schotten in Wien vom Jahre 1158 bis 1418, hrsg. v. E. Hauswirth. FRA II 18 [Wien 1858] Nr. XCI 110). Somit sind auch die Nennungen eines „Herrenals“ nicht immer ohne ausreichende Prüfung der genannten Fluren und Objekte auf das heutige Zentrum Hernals um die Bartholomäuskirche zu beziehen. 19 Schreiber 1975, Bd. 1, 30 f. 20 Schreiber 1975, Bd. 1, 32–34. 21 Schreiber 1975, Bd. 1, 35 f.
chen Lehensinhaber waren, lassen sich mit Pitrolf bis 1281 historisch fassen, nach ihm dürfte diese Familie in männlicher Linie ausgestorben sein. 10 Richard Perger hat ihren Stammbaum erstellt und auf die verwandtschaftlichen Verhältnisse zu den späteren Griechen von Als verwiesen. 11 Diese hatten umfangreiche Besitzungen in Hernals. Allerdings scheint die Frage nach den Lehensinhabern aufgrund fehlender Belege nach der Letztnennung Pitrolfs nicht eindeutig zu beantworten zu sein. Bruno Schreiber geht davon aus, dass die mächtige Familie Greif ausgedehnte landesherrliche Lehensteile besaß. Dem Ritter Griffo (Greif II., gest. 1318), Sohn des verstorbenen Otto vom Hohen Markt, hatten die Brüder Ulrich und Heinrich, genannt Pfnürsinge, als Vögte der Kirche und Erben der Griechen von Als im Jahr 1291 Güter, darunter ein Weingarten bei der Kirche, sowie ein ½ Talent Einkünfte mit der Vogtei und dem Patronatsrecht verkauft. 12 Ihr Bruder Niklas Griech von Als vermachte seiner Frau im Jahr 1305 Gülten von 17 Hofstätten, einer Badstube, einer Mühle und Weingärten in Als. 13 Sein Sohn Jans führte bis 1314/29 als Letzter die Bezeichnung „von Als“. Die Griechen von Als wurden später als Vorbesitzer eines großen Anteils von Häusern und Gründen des Wiener Bürgerspitals erwähnt. 14 Über die Güter der Greifen in Hernals wissen wir in der Folgezeit wenig, 1353 kommt das Greyffen Hölczel in zwei Urkunden vor, ohne dass daraus eine genaue Lage zu erschließen wäre. 15 In der einen Urkunde wird zudem Jacob auf dem Newsidel dacz sand partelme zu der Herren Alzze genannt,16 wobei der Ortsteil Neusiedel unmittelbar westlich der Pfarrkirche St. Bartholomäus zu lokalisieren ist17 und wohl bereits auf eine Erweiterung des Dorfes nach Westen hindeutet. Um 1380 wurde dem Geschlecht der Hauser, vermutlich einem Mann namens Krafto, der halbe Weinzehent von 280 Joch in Hernals, St. Bartholomäus, 18 lehenweise übergeben, den dieser von Jans (II.) Greif gekauft hatte. Jener übergab um 1392 264 Joch an seine Söhne Wolfgang und Wilhelm Hauser; Letzterer ist auch als Inhaber des Hofes von Als nachweisbar. 19 Von 1395 bis 1485 war dieser Hof mit Weingarten, dem Kirchenholz, Geldzahlungen von Huben und Überländen zu Als, dem Kirchenlehen und dem halben Weinzehent zu Als im Besitz der Roggendorfer, danach für 13 Jahre in anderen Händen, um bis 1515 wieder den Roggendorfern zu gehören. 20 Diese vermachten in jenem Jahr ihre Herrschaft mit allen Abgaben und Rechten dem aus Franken stammenden Hans Geyer von Osterburg, worauf Kaiser Maximilian I. ihn, seine Brüder und Söhne damit belehnte. 21 Aus den Beschreibungen des Lehensumfanges wird deutlich, dass sich das Zentrum des Ortes zu jener Zeit bei der Kirche, also zwischen Elterleinplatz und St.-Bartholomäus-Platz, befunden hat und dass das spätere Schloss wohl
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an der Stelle des genannten Hofes errichtet worden sein dürfte. 22 Die dazugehörigen Hofstellen lagen wohl vor allem auf der Südseite des Alsbaches entlang der heutigen Hernalser Hauptstraße. Dass diese auf einen exakt gleich verlaufenden Verkehrsweg aus der Römerzeit zurückgeht, wie in der älteren Literatur angenommen, ist bis heute nicht erwiesen. 23 Der Hauptwirtschaftszweig des Dorfes war bis in die beginnende frühe Neuzeit der Weinbau, obwohl bereits ab dem 15. Jahrhundert eine allmähliche Umwandlung der Weingärten in Äcker nachweisbar ist. 24 Seit dem späten Mittelalter sind noch weitere Grundherren bezeugt: Neben dem Stift St. Peter in Salzburg, das schon früh in Hernals fassbar ist, sind es unter anderem der Pfarrer von Hernals, das Wiener Bürgerspital, das Kloster St. Niklas, die Augustiner und das Wiener Domkapitel, wobei der Umfang ihrer jeweiligen Güter über längere Zeit stabil blieb. 25 Während der Ersten Türkenbelagerung von 1529 wurden offenbar zahlreiche Häuser in Hernals durch Brände zerstört, bei vielen ist dies jedoch aufgrund fehlender schriftlicher Überlieferung nicht dezidiert beweisbar. 26 Danach entwickelte sich der Ort unter den Familien der Geyer und der Jörger, die 1587 die Herrschaft kauften, zu einem Zentrum des Protestantismus. Balthasar Geyer von Osterburg bat 1568 um Steueraufhebung, damit nach einem Häuserbrand die Gebäude wieder errichtet werden könnten. 27 Ein Urbar aus der Zeit um 1583 gibt einen ausführlichen Überblick über den Umfang der Grundherrschaft in Hernals. Neben der Ausstattung des (Herren-)Hofes lässt sich auch die Gesamtanzahl aller Häuser – 95 an der Zahl – ermitteln, wovon 49 zum Gut der Geyer gehörten. 28 1620 setzte die Gegenreformation ein, im Zuge derer die Güter der Jörger durch den kaiserlichen Fiskus eingezogen wurden, weil sie sich weigerten, Kaiser Ferdinand II. zu huldigen und sich ihm zu unterwerfen. Die Jörger wurden vertrieben, gefangen genommen und einige von ihnen auch getötet. 1625 kamen Gut und Pfarre Hernals an das Domkapitel zu St. Stephan. 29 1683 wurden durch die Zweite Türkenbelagerung viele Gebäude, darunter nachweislich 55 Häuser, vernichtet. Zahlreiche Bewohner kamen dabei ums Leben. 30 Nach 1683 ist ein vermehrter Zuzug, vorwiegend aus dem niederösterreichischen Gebiet, zu konstatieren. 31 Außerdem konnten Vertreter des Adels, Hofbedienstete und Beamte von Wien hier ihren Besitz erweitern. 32 Um die Mitte des 18. Jahrhunderts zählte Hernals zu den Sommerfrischeorten für Adelige, Beamte und Wiener Bürger. Bis 1820 vollzog sich allmählich eine soziale Umschichtung innerhalb der Hauseigentümer, indem sich immer mehr Gewerbetreibende, Kaufleute und Fabrikanten hier ansiedelten. 33 Zur Geschichte des Hauses Hernalser Hauptstraße 62 von 1582 bis 1962 (H. Krause) Das Haus liegt nur etwa 150 m östlich der ehemaligen Pfarrkirche und des einstigen Schlosses (Einlagezahl 184, Konskriptionsnummer 112 [alt] und 118 [neu], Franziszeischer Kataster Bauparzellen-Nr. 140; Abb. 2). Im HäuserSchema der K. K. Reichs-, Haupt- und Residenzstadt Wien von 1875 lautet die Adresse Hernalser Hauptstraße 52. 34 Aufgrund dieser Daten war es mög-
22 Schreiber 1975, Bd. 2, 734. 23 M. Mosser/M. Kronberger, Die Straßen von Vindobona. In: I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. Ein archäologisch-historischer Streifzug. MSW 7 (Wien 2013) 107–155 bes. 118 f. (Straße II). 24 Lugsch 1955, 77. 25 Schreiber 1975, Bd. 1, 20 f. 26 ÖStA, FHKA NÖHA H 37, fol. 1: Schreiben des Simon Geyer von 1530 über den großen Schaden in Hernals durch die „grausame Türkenstreif“; Schreiber 1975, Bd. 1, 37 und Bd. 2, Karte Nr. 6: Häuser-Zerstörung 1529. 27 ÖStA, FHKA NÖHA H 37, fol. 4r. 28 Lugsch 1953, 4 f.; Schreiber 1975, Bd. 1, 59–63. 29 http://www.kalvarienbergkirche.at/diekir che_geschichte.htm (2.6. 2014); Zabusch (Anm. 18) 23; Lugsch 1953, 2 f. 30 Schreiber 1975, Bd. 2, Karte Nr. 7 und Lugsch 1953, 128–130 und Karte Nr. 4. 31 Lugsch 1955, 99–102. 32 Lugsch 1955, 108 f. 33 Lugsch 1955, 113. 34 P. Smöch, Häuser-Schema der K. K. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien (Wien 1875) 130.
25 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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lich, die Eigentümer des Hauses anhand der erhaltenen Grundbücher bis zum Jahr 1582 zurückzuverfolgen. Um 1580 verfügte der Pfarrer von Hernals über den Grunddienst dieses Hauses. Neben diesem hatte er derartige Ansprüche auf weitere 17 Häuser, die sich fast ausnahmslos unterhalb von Schloss und Pfarrkirche an der Hauptstraße stadteinwärts erstreckten. 35 Man kann wohl davon ausgehen, dass diese zum älteren, das heißt (spät-)mittelalterlichen, Kern des Dorfes gehört haben. Im ältesten erhaltenen Gewährbuch scheint 1582 als Inhaber der „Grundobrigkeit“ die Familie Geyer von Osterburg auf. Da diese das Patronatsrecht über die Pfarre ausübte, hatte der Pfarrer nur eingeschränkte Herrschaftsrechte, in diesem Fall blieb ihm der Grunddienst. Die Existenz eines Hauses in der Hernalser Hauptstraße 62 ist damit erstmals belegt. 36 Wie weit seine Geschichte ins Mittelalter zurückreicht, kann mangels einschlägiger Quellen nicht gesagt werden. Ob es in der Belagerungszeit durch Matthias Corvinus zwischen 1477 und 1485 und/oder im Zuge der Ersten Türkenbelagerung 1529 zerstört wurde, ist daher ebenfalls nicht nachweisbar. 37 Im Jahr 1582 erhielt der Fleischhacker Wolf Pürbl Nutz und Gewähr des „behausten Gutes“, das er von Bartlme und Barbara Khögl erworben hatte. Die Grunddienstabgabe an den Pfarrer zu Hernals betrug jährlich ain schilling Pfennig Vnnd nit mehr. 38 Schon ein Jahr später ging das Haus durch Kauf an Hans Colanndt, der ebenfalls Fleischhacker war. 39 Aus der Gewähranschreibung für den Fleischhacker Andre und seine Frau Susanna Hörman im Jahr 1602 erfahren wir, dass Hans Colanndt seit 19 Jahren keinen Grunddienst gezahlt hatte, worauf schon 1598 auf Befehl der nunmehrigen Grundobrigkeit, des Freiherrn Wolfgang Jörger, das Gut zum Grundbuch eingezogen worden war. Per Kaufbrief vom 4. August 1602 erhielt das oben genannte Paar um 30 Rheinische Gulden die „Behau35 Schreiber 1975, Bd. 1, 91. 36 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 39r/40v. 37 Schreiber 1975, Bd. 2, Karten 5 und 6. 38 Siehe Anm. 36. Eine Summe, die sich auch noch im 1835 begonnenen Grundbuch findet: WStLA, Grundbuch Jörger (Domkapitel) B 208/3a, fol. 135r. 39 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 89v/90r. 40 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 176v–177v. 41 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 200r/v und 209r. 42 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 220r–221r. 43 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 307r/v und 361r/v. Die Parzelle gehörte bis 1625 zur Grunddienstbarkeit des Hernalser Pfarrers. 44 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 409r. 45 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/6, fol. 419v und Schreiber 1975, Bd. 2, 806. 46 Schreiber 1975, Bd. 1, 377.
sung samt ihrer Zugehörung“ als freiledig, das heißt zur freien Verfügung. 40 1605 wurde die Fleischhackerwitwe Ottilia Peyr ins Gewährbuch eingeschrieben, zwei Jahre später der von ihr inzwischen geehelichte Fleischhacker Konrad Than. 41 1609 kauften zunächst Martin Wolf Stern und seine Frau Barbara das „behauste Gut“ samt Zugehörung um 90 Gulden, um es wiederum noch im selben Jahr für 110 Gulden an Wolf und Anna Lang zu veräußern. 42 Laut Testament aus dem Jahr 1618 ging das Haus nach dem Tod von Wolf Lang an seine Frau über, sodass – nach ihrer erneuten Heirat – ihr zweiter Gatte, der Fleischhacker Thaman Pockh 1622, sowie auch der dritte Ehemann Annas, der Fleischhacker Hanns Paur, 1640 ins Gewährbuch eingetragen wurden. Aus letzterem Eintrag geht zudem die neue Grunddienstbarkeit, das Domkapitel bei St. Stephan in Wien, hervor. 43 1656 kauften der Fleischhacker Christoph Burckhardt und seine Frau Eva das „behauste Gut“ um 170 Gulden, für das ihnen im Jahr 1660 Nutz und Gewähr erteilt wurden. 44 Diese wiederum tauschten es zwei Jahre später mit Matthias und Susanna Hackher. 45 Es handelt sich um die letzten Besitzer, die dem Fleischhauergewerbe nachgingen, welches in diesem Haus mehr oder weniger kontinuierlich von 1582 bis 1674 ausgeübt wurde. 46 1674 verkauften die Hackers ihre Parzelle an Martin Speckher N: Ö: Buchhalterey Raith officier und seine Frau. Danach gelangte das Haus in ver-
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schiedene Hände,47 bis der Tischler Georg Rottmundt und seine Frau Maria das Haus 1689 um 40 Gulden kauften, wobei die Gewährausstellung erst 1695 erfolgte. 48 Wurden 1609 90 bzw. 110 Gulden für den Hauserwerb gezahlt, waren es 1660 170 Gulden, aber 1689 lediglich 40 Gulden. Möglicherweise ist dieser Preisverfall auf die Folgen der Zweiten Türkenbelagerung von 1683 zurückzuführen. Nachweislich waren die benachbarten Häuser zu Brandstätten geworden, allein das Haus Hernalser Hauptstraße 62 blieb intakt. 49 Vielleicht ist aufgrund der zerstörten Umgebung von einer gewissen Wertminderung des Hauses auszugehen. 1738 erhielten der Hauer Johannes Göll und seine Frau Martha Nutz und Gewähr auf das „behauste Gut“, das sie zuvor von den Erben der Witwe Maria Rottmundt erworben hatten. 50 1768 ging dieses für 550 Gulden und 3 Dukaten an Joseph Ringsmuth und seine Frau Eva,51 die es wiederum 1783 an Anton Wirth und Ehegattin um 1000 Gulden weiterverkauften. 52 Dann folgten 1786/ 87 die Eheleute Paul und Franziska Bremm nach, die für das „behauste Gut“ nun 1750 Gulden zahlten und zudem Joseph und Eva Ringsmuth auf Lebenszeit jährlich 12 Gulden zu entrichten hatten. 53 Von Paul Prem und seiner Frau kauften Leopold Anasmann und seine Ehegattin Magdalena 1794 Haus und Garten für 1450 Gulden. 54 Nach 1750 gingen die nördlich der Hernalser Hauptstraße situierten Häuser, heute zwischen Elterleinplatz und Palffygasse, und damit auch das hier behandelte Haus, zunehmend an Ortsfremde aus Wien und Umgebung, was zudem mit der Niederlassung neuer Gewerbe verbunden war. 1799 kauften der Hutmachermeister Johann Georg Lind und seine Frau Elisabeth die „Behausung“ mit Garten in Hernals von den Eheleuten Anasmann um 1300 Gulden und 6 kaiserliche Dukaten. 55 Walter Lugsch sieht das Ehepaar Lind als die ersten zugezogenen Besitzer des Hauses an. 56 Laut einem dem Franziszeischen Kataster beigefügten Parzellenprotokoll aus dem Jahr 1819 war das Haus Nr. 112 mit der Bauparzellennummer 140 weiterhin in der Hand des „Huterermeisters“ Georg Lind. Die Fläche von Haus und Hof wurde mit 185,9 Quadratklaftern angegeben. 57 Dieselbe Größe findet sich auch unter der Konskriptionsnummer 118 im Grundbuch von 1835. Die am Grundstück haftenden Lasten an den Grund- und Zehentherrn betrugen an (Grund-)Dienst 1 Schilling, an Robotgeld 8 Gulden, 49 Kreuzer, 2 Pfennige und an Jagdgeld 18 Kreuzer. Wir erfahren aus dem Grundbuch weiters, dass noch 1819 Michael Müller das Haus um 4000 Gulden erworben hatte. Die Grundherrschaft des Domkapitels St. Stephan in Wien und der Eigentümer Michael Müller sind unter Hauptgasse Nr. 118 bei Anton Ziegler und Carl Graf Vasquez 1827 verzeichnet. 58 Allerdings scheint der „bürgerliche Ziegeldeckermeister“ Michael Müller im „Adreß-Buch der ehrsamen Handwerks-Innungen“ unter der Adresse Tiefer Graben Nr. 172 auf. 59 1836 erbten es die Hinterbliebenen Magdalena Steindl, geb. Müller und Theresia Müller zu gleichen Teilen. 1850 kam ein Viertel durch Schenkung an Karl Bernhofer, ebenfalls bürgerlicher Ziegeldeckermeister, den Theresia Müller inzwischen geehelicht hatte. 60 So
47 Schreiber 1975, Bd. 2, 806. 48 WStLA, Grundbuch Jörger B 208/7, fol. 75r/v. 49 Lugsch 1953, 130; Schreiber 1975, Bd. 2, Karte 7. 50 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/7, fol. 165v/166r. 51 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/7, fol. 203r/v. 52 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/7, fol. 221r. 53 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/7, fol. 230r. 54 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/7, fol. 250v, Gewähreintrag am 2. Juni 1795. 55 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/7, fol. 265r/v. 56 Lugsch 1955, 108 und 110. 57 WStLA, Franziszeischer Kataster, B 1 – Parzellenprotokoll Hernals, fol. 21v. 58 A. Ziegler/C. Graf Vasquez (Hrsg.),Wien’s nächste Umgebungen. An den Linien. 2. Hft. Herrnals (Wien 1827) o. S. 59 F. Rittler (Hrsg.), Adreß-Buch der ehrsamen Handwerks-Innungen in der k. k. Hauptund Residenz-Stadt für das Jahr 1827 (Wien 1827) 290. 60 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/3a, fol. 135r/v.
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teilte sich der Besitz wie folgt auf: Magdalena Steindl besaß zwei Viertel, Karl Bernhofer und Theresia Bernhofer gehörten je ein Viertel. 61 1847 sind im Häuser-Schema als Eigentümer des Hauses Nr. 118 „Zum Segen Gottes“ in der Hauptstraße Theresia Bernhofer und Magdalena Müller verzeichnet, wobei als Grundobrigkeit wiederum das Domkapitel angegeben ist. Der Pfarrbezirk ist die Pfarre Hl. Bartholomäus. 62 Das Haus trägt heute noch über der Einfahrt seinen Namen. Stilistisch ist die Fassade in die Biedermeierzeit (ca. 1815–1850) zu setzen. Daher käme die Familie Müller-Steindl-Bernhofer oder vielleicht sogar noch Georg Lind als Erbauer in Betracht. Im ersten Band des „Allgemeinen Adreß-Buches“, dem sog. Lehmann, aus dem Jahr 1859 ist Magdalena Steindl als Milchverschleißerin und Hausbesitzerin eingetragen. 63 Die Familie Bernhofer hatte ihren Wohnsitz jedoch nicht in diesem Haus. Karl Bernhofer war als k. k. Hof- und Stadtziegeldecker unter der Adresse Breitenfeld (8. Wiener Gemeindebezirk), Feldgasse 8 registriert. 64 Aus dem Grundbuch von 1861 bis 1880 sind die Sterbedaten der Familienmitglieder ermittelbar: Karl Bernhofer starb bereits am 14. Juni 1866, worauf im darauffolgenden Jahr die zwei jüngeren Söhne Anton (geb. 6. Mai 1845) und Michael Bernhofer mit einem Anteil von je einem Sechzehntel ins Grundbuch eingetragen wurden. 65 Der älteste Bruder Karl dürfte das väterliche Geschäft bis zum 19. Juni 1870 fortgeführt haben, wobei die Mutter Theresia offizielle Firmeninhaberin war. Dann übernahm sein Bruder Michael die Vormundschaft über Karl, da man ihn gerichtlich wegen „Blödsinnes“ entmündigt hatte. Als er im August desselben Jahres starb, führten seine beiden Brüder als bürgerliche Ziegel- und Schieferdecker den Betrieb unter den Adressen Wieden, Hauptstraße 55 und Josefstadt, Feldgasse 21 weiter. 66 Magdalena Steindls Unterschrift (Konskriptionsnummer 118) findet sich auf einer Currende des Bürgermeisters Johann Georg Elterlein von Hernals vom 29. 61 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/4a, fol. 135r. 62 Neues, verbessertes und vermehrtes Häuser-Schema der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien ... (Wien 1847) 9 (Anhang) s. v. Haus-Nr. 118. 63 Lehmann 1859, 775. Auch in den Jahrgängen 3–8, 1861–1870 ist sie noch verzeichnet: Lehmann 1861, 306; 1864, 406; 1865, 323; 1867, 314; 1868, 625; 1870, 430. 64 Lehmann 1859, 52. 65 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/4a, fol. 135r. 66 Wiener Zeitung vom 19. Juni 1870, 784 und vom 23. August 1870, 646. Vgl. auch Lehmann 1871, 76. 67 WStLA, MBA 17, A 45 – Baupolizei/3, Z. 5404. 68 WStLA, MBA 17, A 45 – Baupolizei/3 (Alserbach-Einwölbung). 69 WStLA, MBA 17, A 45 – Baupolizei/3 (Alserbach-Einwölbung). 70 Smöch (Anm. 34) 130 s. v. 52, Hernalser Hauptstraße.
Juli 1873, in der sie eine Anordnung der h. [= hochlöblichen] k. k. N: Ö: Statthalterei zur Kenntnis zu nehmen hatte, die die Eigentümer der Häuser an beiden Seiten des Alsbaches im Interesse der Erhaltung des öffentlichen Gesundheitszustandes aufforderte, ihre Wohnparteien davon zu informieren, dass das Ableeren von Schutt, Kot, Mist und anderen unreinen Gegenständen in den Alsbach unter Androhung einer entsprechenden Strafe verboten wurde. 67 Daraus lässt sich ableiten, dass dies bis dahin wohl eine gängige Praxis darstellte. Ein undatiertes Verzeichnis der zu den Kanalbeitragsleistungen verpflichteten Anrainer des zu erbauenden Alsbachkanals weist unter dem Eintrag Hauptstraße 52 die Namen Therese Bernhofer und Magdalena Steindl auf. 68 Die feierliche Schlusssteinlegung zur Einwölbung des Alsbaches, die der Anlage der Jörgerstraße vorausging, erfolgte im Jahr 1878. 69 Damit wurden schließlich die hygienischen Bedingungen deutlich verbessert. Laut Häuser-Schema von 1875 besaßen Theresia Bernhofer und Magdalena Steindl – deren Anteil nach ihrem Ableben im Jahr zuvor allerdings inzwischen an Josef und Marie Steindl sowie Katharina Zerny übergegangen war – das einstöckige Haus mit insgesamt 13 (!) Wohnungen. 70 Als Theresia Bernhofer am 21. September 1877 starb, kam ihr Anteil laut Grundbucheintrag vom Juni
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1878 an ihre Söhne Anton und Michael, wobei Michael den Anteil seines Bruder um 8000 Gulden kaufte. Im Dezember 1878 ist im Grundbuch die exekutive Veräußerung der Josef und Marie Steindl sowie Katharina Zerny gehörenden Hälfte angemerkt. 71 Ein Jahr später besitzen diese Anton und Marie Zeller. Michael Bernhofer kaufte diesen Anteil um 6600 Gulden im Juni 1881, um dann die gesamte Parzelle einen Monat später Johann und Maria Rousseau um 16.200 Gulden zu veräußern. 72 Auf die verschiedenen Anteile am Haus waren zwischen 1836 und 1881 zahlreiche Schuldscheine ausgestellt. 73 Pläne für einen Umbau des Hauses haben sich aus dem Jahr 1881 erhalten (siehe Abb. 3). Im Juli dieses Jahres wurden Johann Rousseau der Zubau eines Seitentraktes, der Aufbau eines zweiten Stockwerks sowie Adaptierungen genehmigt. Demnach sollte die Fassade unter Beibehaltung der Achsen historistisch überprägt werden. Dieser Plan wurde jedoch nicht umgesetzt. Stattdessen kam ein im November desselben Jahres genehmigter Auswechslungsplan für Peter Johann Rousseau zum Tragen, der auf den Ausbau des Haupthauses verzichtete und nur den Zubau eines einstöckigen Seitentraktes, eines hofseitigen Stiegenhauses, eines Abortes und kleinere Adaptierungen beinhaltete. Der Seitentrakt sollte im Parterre einen Stall für zwei Pferde, eine Remise und ein Magazin, im ersten Stock drei Zimmer, zwei Küchen, ein Kabinett und einen Stiegenaufgang beherbergen. Diesem Bau musste die Demolierung der alten Seitentrakte vorangehen. Die alten schliefbaren Rauchfänge sollten durch Zylinderrauchfänge ersetzt werden. 74 Aus diesen Plänen lässt sich schließen, dass die Hausmauern mit der biedermeierzeitlichen Fassade bis zuletzt bestehen und auch die Kellerräume aus älterer Zeit ohne Veränderungen erhalten geblieben sind. 75 Aus „Adolph Lehmann’s allgemeinem Wohnungs-Anzeiger“ von 1882 erfahren wir, dass Johann Rousseau einen Holz- und Kohlenhandel betrieb. 76 1883 sollten eine provisorische Wagenremise aus Fachwerk an der Jörgerstraße, damals Alsbachstraße genannt, sowie 1884 ein hölzerner Schupfen an der Ostseite des Hofs eingerichtet werden. 77 Im Kataster der Vororte Wiens von 1888 ist das einstöckige Haus unter der Adresse Hernalser Hauptstraße 52 mit der Konskriptionsnummer 118 mit nunmehr neun Wohnungen unter dem Eigentümer Johann Rousseau angegeben. 78 Ab 1891 unterhielt Rousseau zusätzlich noch einen Fuhrwerksbetrieb. 79 Dementsprechend adaptierte er die Bauten auf seinem Grundstück. 1893 sollten anstelle eines Abortes eine offene Beschlagbrücke für die Pferde und eine Schmiedewerkstätte für den Hausbedarf des Großfuhrmannsgewerbes entstehen. 80 1895 wurde ein Bewohnungs- und Benützungs-Consens für die im ersten Stockwerk adaptierten Wohnräume erteilt. 81 1943 sollte der ältere schliefbare Hauskanal für Abwässer durch Steinzeugröhren ersetzt werden. 82 Anhand eines undatierten Planes, der diese Maßnahme verzeichnet, wird der Verlauf der Abwasserleitung deutlich. Sie begann am Abort und am Stiegenhaus des Wohnhauses und führte in Richtung Norden bis zur Jörgerstraße, wobei aus den Wirtschaftsgebäuden – benannt mit Magazin, Schupfen, Schmiede – zusätzliche Ableitungen in den Hauptkanal mündeten. 83 Als Eigen-
71 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/4a, fol. 135r. 72 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/4a, fol. 135v. 73 WStLA, Grundbuch Jörger B 209/3a, fol. 135v und B 209/4 a, zu fol. 135 s. v. Pfandrechte. 74 MA 37 Baupolizei, Commissions-Protokoll vom 16. November 1881 über das Gesuch des Herrn Johann Rousseau, Hausbesitzer in Hernals, Hauptstraße No. 52, Z. 20725. 75 MA 37 Baupolizei, Plan genehmigt am 29. Juli 1881 und Auswechslungsplan genehmigt am 16. November 1881. 76 Lehmann 1883, 805. 77 MA 37 Baupolizei, Plan zur Erbauung einer prov. Wagenremise im Hause No 118 Hernals, Alsbachstrasse No 49 für dem (!) Herrn P. Johann Rousseau, Commissions-Protokoll vom 17. Feber 1883 sowie vom 21. Oktober 1884 und Plan zur Errichtung einer offenen Schupfe im Hause Hernals, Hauptstrasse ONo 52 des Herrn Joh. Rousseau. 78 Kataster der Vororte Wiens. Handbuch für Ämter etc. (Wien 1888) 83. 79 Lehmann 1891, 976. 80 MA 37 Baupolizei, Plan zur Erbauung einer offenen Beschlagsbrücke im Hofe – Hernals Alsbachstraße or: No 53 dem Herrn Joh. Rousseau gehörig, vom 30. Juli 1893. 81 MA 37 Baupolizei, Schreiben vom Magistrat. Bezirksamt GZ 38210/1895. 82 MA 37 Baupolizei, Bescheid vom 28.1. 1943. 83 MA 37 Baupolizei, Plan für die Verlegung eines Steinzeugrohrkanales in den schliefbaren Hauskanal des Hauses in Wien XVII Hernalser Hauptstraße Or No 62, GEZ 184.
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Abb. 3: Überblicksplan mit den Baubeobachtungen und Ausgrabungen überlagert mit einem Hausgrundriss aus dem Jahr 1881. (Plan: M. Mosser)
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tümer wird Johann Rousseau genannt. Das Wiener Adressbuch von 1942 weist ihn dort wohnhaft als Großfuhrwerksbesitzer aus, wobei er zusätzlich mit seinem Gewerbe in der Geblergasse 47 registriert war. 84 Noch 1962 war das Haus Hernalser Hauptstraße im Besitz eines Johann Rousseau. 85 Zusammenfassung Es ließen sich keine eindeutigen schriftlichen Nachweise auf bauliche Tätigkeiten bzw. Veränderungen vor 1881 ermitteln. Der Adaptierungsplan von 1881 stellt den ältesten genauen Grund- und Aufriss des Hauses dar. 86 Jedoch zeugen die Grundbucheintragungen von der Existenz eines Hauses noch vor 1582. Aufgrund der Zugehörigkeit der Parzelle zum landesherrlichen Lehen in Hernals dürfte wohl spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter eine Siedlungskontinuität an dieser Stelle bestanden haben. Vermutlich lebten die frühesten Bewohner vorrangig vom Weinbau, was aber konkret nicht nachweisbar ist. Von 1582 bis weit ins 17. Jahrhundert diente das Haus zumeist als Fleischhauerei, danach sind als Hauseigentümer verschiedene Handwerker und zuletzt, im 19. Jahrhundert, Gewerbetreibende belegt. Aus den Akten der Baupolizei wird deutlich, dass das Haus – bis auf Adaptierungen – im Wesentlichen seine Gestalt aus dem 19. Jahrhundert bis zum teilweisen Abbruch und Umbau in den Jahren 2012/13 behielt. Der Befund (K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler) Untersucht wurde der Bereich unter dem Bodenniveau des straßenseitigen östlichen Kellerraumes87 des biedermeierzeitlichen Hauses (Abb. 3). Der Raum hatte eine Größe von knapp 30 m2, war aber in den Randbereichen stark durch moderne Hochdruckbodenvermörtelung gestört. Die Grabungsfläche reduzierte sich dadurch auf etwa 17 m2. Während das recht tief reichende, NordSüd ausgerichtete Tonnengewölbe des Kellers aus Ziegeln bestand, dürfte allein das straßenseitige Mauerwerk überwiegend aus Bruchsteinen und wenigen Ziegeln errichtet und im unteren Bereich zusätzlich mit Ziegeln unterfangen worden sein. 88 Möglicherweise ist diese Mauer noch einem Vorgängerbau des Hauses zuzuordnen. Eine ca. 0,40 m breite und ca. 0,30 m tiefe, relativ rezente Künette für ein Bleirohr (Bef.-Nr. 55, Wasserrohr, Außen-Dm ca. 3 cm), das in einem kleinen Ziegelkanal mit Abdeckung verlegt worden war, verlief über die gesamte Grabungsfläche etwa von Norden nach Süden. Zur topographischen Situation insgesamt ist zu beachten, dass das Gelände von der Hernalser Hauptstraße zum Alsbach hin relativ stark abfällt (siehe unten, S. 63 ff.). 89 Phase 1 (Abb. 4) Von Phase 1 konnten aus Zeitgründen lediglich zwei Gruben (Bef.-Nr. 101 und 103) untersucht werden. Die Grube Bef.-Nr. 103, welche mit hellbraunem Lehm (Bef.-Nr. 104) verfüllt war, hatte eine annähernd ovale Form mit einem flachen Boden. Im Osten schloss ein schmaler, länglicher Bereich an, dessen Unterkante etwa 5 cm höher lag. Seine weitere Ausdehnung nach Osten konnte
84 Wiener Adreßbuch, 83. Jg., Bd. 1 (Wien 1942) 1007. 85 MA 37 Baupolizei, Plan für die Auswechslung des schliefbaren Fäkalienkanales in einen Steinzeugkanal in Wien 17., Hernalser-Hauptstraße Onr. 62 […] für Herrn Johann Rousseau […], März 1962. 86 MA 37 Baupolizei, Auswechslungsplan genehmigt am 16. November 1881. 87 Die Befunde lagen ca. 4–4,20 m (Phase 2) bzw. ca. 3,40–3,50 m (Phase 3) unterhalb der heutigen Straßenoberfläche. Die Bef.-Nr. schließen an jene der Baubeobachtung von 2012 (Bef.-Nr. 1–40) an. 88 Leider konnten diese Mauern nicht bauarchäologisch untersucht werden, sodass die Angaben nur auf der Beurteilung der Dokumentationsfotos beruhen. 89 Vgl. den heutigen Niveauunterschied von etwa 2,60 m zwischen der Hernalser Hauptstraße und der Jörger Straße (41,53–38,89 m über Wr. Null).
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nicht untersucht werden, da dieser Bereich gestört war (Gesamt-L mind. 2,50 m; B ca. 1,30 m; erh. T 0,20–0,30 m). In ihren NW-Teil wurde später eine zweite Grube (Bef.-Nr. 101) eingetieft, die deutlich kleiner war (Dm ca. 0,75 m; erh. T ca. 0,25 m). Ihre Verfüllung bestand aus verschiedenen Schichten von gelbem, dunkelbraunem und rotbraunem Lehm mit Kies und Geröllen (Bef.-Nr. 100). Die Gruben waren in eine gelbe Lehmschicht mit Kalkkonkretionen (Bef.-Nr. 82) eingetieft, die hier – wie das Profil der Baubeobachtung (siehe unten, S. 63 ff.) zeigt – etwa 0,15–0,20 m stark war. Sie lag über einer gelben Schotterschicht, bei der aufgrund von dunkel verfärbten Bereichen unklar ist, ob es sich bereits um den anstehenden Schotter des Alsbaches handelt. Bef.-Nr. 82
Unterbef.-Nr. –
100
–
101 103 104
– – –
Objekt Lehmschicht mit Kalkkonkretionen Verfüllung Grube Bef.-Nr. 101 Grube Grube Verfüllung Grube Bef.-Nr. 103
OK (max.) OK Böschung 37,60–38,00 37,50
UK (max.) nicht erreicht
Kat.-Nr. –
37,26
KE2
37,50 37,55 37,55
37,26 37,25 37,25
– – KE1
Tab. 1: Befunde Phase 1, Niveaus in m über Wr. Null.
90 Zu Erdkellern vgl. M. Krenn,Wüstungsforschung und Denkmalpflege in Niederösterreich. FÖMat A 20 (Wien 2011) 175 f.
Fundmaterial aus Phase 1 Zur Datierung der Befunde von Phase 1 ist nur wenig Fundmaterial vorhanden. Aus Grube Bef.-Nr. 103 stammt ein Keramikfragment, das an den Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert gesetzt werden kann (siehe unten, S. 44 ff.). Die jüngere Grube Bef.-Nr. 101 enthielt einige Wandfragmente, die vermutlich zu einem Mündelbecher aus dem 15. Jahrhundert gehören. Phase 2 (Abb. 5) In Phase 2 wurde über den verfüllten Gruben Bef.-Nr. 101 und 103 ein Gehniveau (Bef.-Nr. 97) geschaffen. Es zeigte sich als etwa 1–2 cm starke, harte, gelbliche, mit Kies und Kalkkonkretionen durchsetzte Lehmschicht. Das Gehniveau reichte im Süden bis an eine zwischen 0,22 und 0,64 m hoch erhaltene, steil ansteigende Böschung. Diese wurde im Westen durch eine gelbe Schotterschicht mit lehmigem Sand (Bef.-Nr. 109) und im Osten durch eine gelbe Lehmschicht mit Kalkkonkretionen (Bef.-Nr. 82) gebildet. Beide grenzten im Süden bereits an den anstehenden orangebraunen Schotter Bef.-Nr. 70. Südlich der Böschung befand sich die auf deutlich höher liegendem Niveau verlaufende Hauptstraße von Hernals. Erdkeller
Abb. 4: Übersichtsplan der Phase 1. (Plan: K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler/L. Dollhofer)
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Der Erdkeller90 Bef.-Nr. 81 (Abb. 6) war in die oben erwähnte Böschung hineingebaut und reichte im Süden
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bis in den anstehenden orangebraunen Schotter Bef.-Nr. 70 (erh. T ca. 0,50 m). Das Gehniveau Bef.-Nr. 97 zog sich hier in einem ca. 0,50 m breiten Streifen weiter nach Süden und bildete damit den Zugang zu dem kleinen Erdkeller. Dieser hatte eine ovale Form (L 1,40 m; B 0,95 m) und wies einen flachen, festgestampften Boden auf, der um etwa 7 cm tiefer als das Gehniveau Bef.-Nr. 97 lag und daher nur über eine Stufe erreichbar war. Die Wand verlief steil. Im Norden war deutlich eine kleine, rechteckige Erweiterung feststellbar. Der Erdkeller wies mehrere Verfüllschichten auf (Bef.-Nr. 79, 107, 108), deren unterste (Unterbef.Nr. 108) aus hellbraunem, lehmigem Sand mit Kies bestand. Darüber lag eine weiche, schwärzlich dunkelbraune, lehmige Schicht (Unterbef.-Nr. 107). Seine Gesamtform, nämlich die annähernd senkrechte Wandung und der flache Boden mit seinem deutlich erkennbaren festgestampften Nutzungsniveau, sowie die Zugangssituation legen eine Interpretation als Erweiterung des bestehenden Raumes – wohl als Vorratskeller – nahe. Steinsetzung Im Nordteil der Grabungsfläche ließ sich unterhalb einer Steinsetzung (Bef.-Nr. 96, Abb. 7) zunächst eine Mulde
Abb. 5: Übersichtsplan der Phase 2. (Plan: K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler/L. Dollhofer)
(Bef.-Nr. 112) feststellen, die möglicherweise durch das Nachsinken der Verfüllung der darunterliegenden Gruben der Phase 1 entstanden war. Um diese auszugleichen, verwendete man mehrere kleine Steinplatten und lehmiges, mit Brandschutt durchsetztes Material (Bef.-Nr. 98). Diese Planierschicht erstreckte sich nicht nur im Bereich der Mulde, sondern auch im Nahbereich südlich davon, wo sie das leicht nach Norden abfallende Bodenniveau Bef.-Nr. 97 ausglich (Abb. 5). Die Steinsetzung Bef.-Nr. 96 war WNW-OSO orientiert und bestand aus zwei flachen, annähernd quadratischen Steinplatten im Osten (ca. 35650 cm) und einem rechteckigen, etwas höheren Stein im Westen (ca. 35625 cm; Abb. 791). Im Osten schien kein weiterer Stein anzuschließen. Hier war in einem sehr schmalen Streifen neben dem durch die Hochdruckbodenvermörtelung gestörten Bereich die feste Oberfläche des Lehmbodens Bef.-Nr. 97 feststellbar. 92 Ein möglicher weiterer Verlauf der Steinsetzung nach Westen konnte aus grabungstechnischen Gründen nicht untersucht werden. Einen Hinweis darauf geben eine Steinplatte und ein Ziegel, die auf annähernd gleichem Niveau (OK ca. 37,64 m über Wr. Null) im weiter nordwestlich liegenden Profil der Baubeobachtung festgestellt worden waren (Abb. 3 und 21). Auf dem gleichen Niveau ließen sich außerdem im östlich anschließenden Haus Hernalser Hauptstraße 60 die Reste eines Ziegelplattenbodens feststellen (vgl. unten, S. 63 ff.: Bef.-Nr. 11, OK 37,59 m; Abb. 3). Dieser gehörte wohl zu dem – aufgrund desselben Niveaus – vermutlich zeitgleichen Nachbarhaus.
91 Der auf dem mittleren Stein von Bef.-Nr. 96 liegende kleinere Stein gehört nicht zur Konstruktion, sondern ist verstürzt. 92 Außerdem war hier im Profil die darüberliegende Holzkohlenschicht Bef.-Nr. 94 erkennbar, auf die unten noch näher eingegangen wird.
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Abb. 6: Erdkeller Bef.-Nr. 81, Richtung Norden. (Foto: S. Sakl-Oberthaler)
Abb. 7: Die Ost-West orientierte Steinsetzung Bef.-Nr. 96, davor Lehmboden Bef.-Nr. 97, dahinter die Holzbretter Bef.-Nr. 99 und 94 (im Profil), Richtung Norden. (Foto: S. Sakl-Oberthaler)
Bodenniveau mit Holzbrettern Nördlich der Steinsetzung Bef.-Nr. 96 lagen über dem Gehniveau Bef.-Nr. 97 mehrere verkohlte Bretter (Bef.-Nr. 99; Abb. 8). Drei waren Nord-Süd ge93 Die Länge der Nord-Süd gerichteten Bretter konnte aufgrund der Grabungsgrenze nicht mehr festgestellt werden.
richtet, zwei lagen rechtwinkelig dazu. Die Bretter waren etwa 20 cm breit. Die in Ost-West-Richtung liegenden Bretter hatten eine Länge von 25 bzw. 50 cm. 93
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Abb. 8: Verkohlte Holzbretter (Bef.-Nr. 99) auf dem Lehmboden Bef.-Nr. 97 nördlich der Steinsetzung Bef.-Nr. 96, Richtung Süden. (Foto: S. Sakl-Oberthaler)
Abb. 9: Brandschicht Bef.-Nr. 61, die das Ende von Phase 2 markiert, Richtung Norden. (Foto: S. Sakl-Oberthaler)
Östlich der Steinsetzung und nur im Profil erkennbar fand sich lediglich eine Holzkohlenschicht (Bef.-Nr. 94, Abb. 7), einzelne Bretter zeichneten sich nicht ab. Ob es sich bei dieser ebenfalls um die Reste von Holzbrettern handelte, muss offen bleiben. Ende Phase 2 – Brandschicht Am Ende von Phase 2 fand offenbar ein Brand statt. Davon zeugt eine massive, 0,18–0,25 m starke Brandschicht (Bef.-Nr. 61; Abb. 9). Diese bestand aus lockerem, rot verbranntem Lehm mit einem hohen Anteil an Holzkohle, Steinen sowie Ziegeln und Bruchstücken von Lehmbewurf mit Abdrücken von Pflanzenhalmen. Dazwischen fanden sich auch Bereiche mit unverbranntem, gelbem Lehm (Unterbef.-Nr. 90, 92). Südwestlich der Steinsetzung Bef.-Nr. 96 ließ
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sich ein Bereich mit zahlreichen Steinen feststellen (Unterbef.-Nr. 95). Die uneinheitliche Konsistenz der Brandschicht ist möglicherweise auf Planierungsmaßnahmen nach dem Brand zurückzuführen. 94 Der Brandhorizont reichte im Süden bis zur Böschungskante der Bef.-Nr. 82 und 109 und in den Zugangsbereich des Erdkellers Bef.-Nr. 81, in diesen hinein war die Brandschicht Bef.-Nr. 61 nicht mehr gelangt. Die weiche, schwärzlich dunkelbraune Verfüllschicht im oberen Bereich des Erdkellers (Unterbef.-Nr. 107) enthielt jedoch anderes verbranntes Material. Im Zuge des Brandgeschehens sind auch die bereits erwähnten, nördlich der Steinsetzung Bef.-Nr. 96 liegenden Holzbretter (Bef.-Nr. 99; Abb. 8) verkohlt. 95 Bef.-Nr. Erdkeller 70 79 81 82
Unterbef.-Nr.
Objekt
OK (max.)
UK (max.)
Kat.-Nr.
– 79, 107, 108 – –
„anstehender Schotter“ Verfüllung Erdkeller Bef.-Nr. 81 Erdkeller Lehmschicht mit Kalkkonkretionen
nicht erreicht 37,51 37,51 nicht erreicht
– KE3–KE7 – –
109
–
Schotterschicht
38,18 38,10 38,10 OK Böschung 38,00; UK Böschung 37,60 OK Böschung 38,11; UK Böschung 37,47
nicht erreicht
–
Steinsetzung, WNW-OSO gerichtet Verfüllung Mulde Bef.-Nr. 112 Mulde
37,58; 37,66 37,64 37,64
37,45 37,38 37,38
– ZG1–ZG3 –
Holzkohlenschicht östlich Steinsetzung Bef.-Nr. 96 Gehniveau verkohlte Holzbretter nördlich Steinsetzung Bef.-Nr. 96
37,70
37,64
–
37,58 37,65
37,34 37,47
– –
37,90
37,48
KE8–KE56; ZG4–ZG16; ME1–ME23; MÜ1; GL1–GL3
Steinsetzung 96 – 98 – 112 – Bodenniveau 94 97 99
Ende Phase 2 – Brandschicht 61 61, 71, 90, 92, 95 Brandschicht
Tab. 2: Befunde Phase 2, Niveaus in m über Wr. Null.
Fundmaterial aus Phase 2 (Taf. 1–3) Der Lehmboden Bef.-Nr. 97 sowie die Steinsetzung Bef.-Nr. 96 mit der darunterliegenden Ausgleichsschicht Bef.-Nr. 9896 enthielten keinerlei datierendes Fundmaterial. In der Verfüllung des Erdkellers fand sich nur wenig und zudem wenig aussagekräftige Keramik. Das jüngste Stück ist ein spätmittelalterliches Wandfragment (KE5). Im Gegensatz dazu enthielt der einplanierte Brandschutt vom Ende der Phase 2 94 Planierter Brandschutt (Unterbef.-Nr. 71) fand sich auch in einem kleinen Bereich an der westlichen Grabungsgrenze, südlich der Böschungskante des vermutlich anstehenden Schotters Bef.-Nr. 70. 95 Weiters ist durch die Hitzeeinwirkung wohl die rot verbrannte Stelle am Boden im Zugangsbereich des Erdkellers entstanden (Abb. 7). 96 Bei den Ziegeln ZG1–ZG3 aus der Ausgleichsschicht handelt es sich um Altstücke römischer Zeit bzw. um ein nicht näher datierbares mittelalterliches/neuzeitliches Fragment. 97 Wir danken Constance Litschauer (Stadtarchäologie Wien) sehr herzlich für die Bestimmung der Münzen.
(Bef.-Nr. 61) viel großteilig zerbrochene Keramik, die sich typologisch gut mit den Funden aus dem im Zuge der Ersten Türkenbelagerung 1529 zerstörten Franziskanerkloster bei Ried am Riederberg (Bezirk Tulln) parallelisieren lässt. Die Gefäßfunde, vor allem Töpfe und Deckel, sind im Kontext der Vorratshaltung eines einfachen Haushaltes zu sehen. An Münzen97 fand sich in der Brandschicht Bef.-Nr. 61 lediglich ein Altstück römischer Zeit (MÜ1). Zeitlich in Phase 2 passen würde jedoch eine Münze (MÜ2, nach 1481), die sekundär verlagert im älteren Lehmboden (Bef.-Nr. 41) des Kellers des im 19. Jahrhundert errichteten Hauses gefunden wurde. Sie kam wohl beim Ausheben einer Künette für ein Bleirohr (Bef.-Nr. 55), die bis in die Brandschicht eingetieft wurde, zutage und gelangte dann in den Unterbau für den Lehmboden Bef.-Nr. 41.
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Unter den Metallfunden ist eine eine bronzene Applike mit der Darstellung eines Löwenkopfes (ME1 Abb. 18; siehe unten, S. 53 ff.). Sie war ursprünglich wohl an einem Gürtel befestigt und lässt sich ins späte 15. Jahrhundert bis ins erste Drittel des 16. Jahrhunderts datieren. Ungewöhnlich gut erhalten ist außerdem ein spätmittelalterliches/frühneuzeitliches Schloss aus Eisen mit rund aufgewölbtem Schlossblech (ME2 Abb. 16; siehe unten, S. 51 ff.). Aufgrund seiner geringen Größe diente es wohl zum Verschließen eines Kästchens. Zum Spektrum der Metallfunde gehören außerdem zwei Messerklingen (ME3–ME4), ein stabförmiges Objekt (ME22) und zehn handgeschmiedete Nägel mit schmalem, länglichem Kopf (ME5–ME14). Solche Nägel wurden bei Gebäuden überall dort verwendet, wo der Nagelkopf in der Maserung des Holzes versenkt werden sollte: nicht nur im Aufgehenden, sondern auch in der Funktion als Dielennägel bei Holzbretterböden, wie einer in Phase 2 belegt ist (Bef.-Nr. 99). Weiters fanden sich in der Brandschicht mehrere stark verbrannte Fragmente von zwei spätmittelalterlichen Butzenscheiben (GL1–GL2; siehe unten, S. 55 ff.). Unter den Ziegelfunden sind vor allem einige Mauerziegel mit Fingerstrich zu erwähnen, die dem Zeitraum vom 13. bis zum 15. Jahrhundert angehören (ZG9–ZG13). 98 Bei zwei römischen Ziegeln (ZG7, ZG8)99 haftete hellgrauer Mörtel100 an – sie waren also offensichtlich sekundär verbaut worden. Die hellgraue Färbung des Mörtels, der enthaltene Kies und die großen Kalkeinschlüsse sprechen für eine Herkunft aus einer spätmittelalterlich/frühneuzeitlichen Mauer. 101 Derselbe Mörtel fand sich auch auf sekundär verbauten Steinen in Mauer Bef.Nr. 46 (Phase 3). Daraus ist zu schließen, dass alle diese Bauelemente vermutlich von einem Mischmauerwerk der Phase 2 stammen. 102 Tierknochen waren in der Brandschicht in nur geringem Ausmaß vorhanden (siehe unten, S. 58 ff.). Ihre unterschiedliche Erhaltung spricht für verlagertes, einplaniertes Material. Phase 3 (Abb. 10) Nach dem Brandgeschehen am Ende von Phase 2 wurde der Brandschutt (Bef.-Nr. 61) einplaniert. Ein festes Gehniveau war nicht erkennbar. Möglicherweise ist dieses und eventuell darüber vorhanden gewesene Schichten gemeinsam mit einem Teil des Brandschutts im Zuge der Errichtung neuer Strukturen abgetragen worden. Etwa im Bereich über der Steinsetzung Bef.Nr. 96 von Phase 2 wurde in Phase 3 eine Mauer (Bef.-Nr. 46) direkt in die Brandschicht Bef.-Nr. 61 gesetzt. Mauer, Lehmboden und Holzbretter Die Mauer Bef.-Nr. 46 war WNW-OSO orientiert – jedoch ohne einen geraden Verlauf, sondern mit einem leichten Knick (Abb. 10). An ihrer Konstruktion fällt auf, dass lediglich an der Südseite eine Mauerschale vorhanden war (Abb. 11). Diese setzte an der Unterkante des Fundaments an und war bis zu vier Lagen hoch erhalten. Es wurden vor allem Bruchsteine verwendet, vereinzelt auch Geröll und Bruchstücke von handgestrichenen spätmittelalterlichen Ziegeln (ZG21–ZG22). Mehrere große Steine im unteren Bereich der Mauer durchbra-
98 P. Mitchell, Mauerziegel am Beginn der Neuzeit. Ergebnisse aus archäologischen Grabungen und Bauuntersuchungen in Wien und Niederösterreich. In: B. Scholkmann et al. (Hrsg.), Zwischen Tradition und Wandel. Archäologie des 15. und 16. Jahrhunderts. Tübinger Forsch. hist. Arch. 3 (Büchenbach 2009) 221 Tab. 3. 99 Das Vorhandensein römischer Ziegel erklärt sich aus der Nähe der römischen Legionsziegelei. Vgl. M. Mosser, Zwei römische Ziegelöfen in Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47. FWien 16, 2013, 144–161 bes. Abb. 18. 100 ZG7: hellgrau (2.5Y 8/1), sehr hart, viele bis zu 1 cm große Kalkeinschlüsse, viele, bis zu 0,7 cm große, graue Kiesel; ZG8: hellgrau (10YR 8/1), sehr hart, wenige, bis zu 0,7 cm große Kalkeinschlüsse, viele, bis zu 1 cm große, graubraune Kiesel. Farbangaben nach Munsell Soil Color Charts (Revised Edition 1992). 101 Freundl. Hinweis Heike Krause. 102 Mischmauerwerk mit sehr ähnlichem Mörtel wurde in Wien im Schloss Kaiserebersdorf (GC: 1995_02) dokumentiert; es gehört der Bauphase III (15.–Mitte 16. Jh.) an: M. Müller et al., Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen im Schloss Kaiserebersdorf. MSW 3/I (Wien 2008) 82 (Mauer 31, Bef.-Nr. 789); 441 Anm. 142 (Bef.-Nr. 209); 447 Anm. 192; 193 (Bef.-Nr. 246; 247). Weiters gut vergleichbar sind die spätmittelalterlichen Mauern Bef.-Nr. 24 und 44 der Grabung im sog. Alten Rathaus (GC: 2011_12, siehe Beitrag M. Mosser/H. Krause, S. 4 ff.). Freundl. Auskunft H. Krause.
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chen die Lagen und waren mit kleineren Steinen ausgezwickelt. Als Bindemittel wurde ein nur sehr schwach kalkhaltiger, sandiger Lehm verwendet, wie er in Wien bei Bauten ab dem Barock bis ins 19. Jahrhundert vorkommt. 103 Einige Steine mit anhaftenden Resten von hellgrauem Mörtel (siehe oben und Anm. 100) zeigen, dass sie offenbar – ebenso wie die spätmittelalterlichen Ziegel – sekundär verwendet wurden. Die Stücke stammen vermutlich von dem in Phase 2 errichteten und Anfang des 16. Jahrhunderts abgebrannten Gebäude. Im Unterschied zur Südseite der Mauer verzichtete man an ihrer Nordseite auf eine Mauerschale. Für den Mauerkern (Unterbef.-Nr. 45) verwendete man bis zu 12 cm große Gerölle (Abb. 12), die weitgehend unregelmäßig geschichtet waren. Die Mauer hatte eine maximale Stärke von 0,47 m und konnte im Grabungsbereich auf einer Länge von 2,80 m dokumentiert werden. Im Osten endete sie offensichtlich, denn hier zeigte sich in der Mauerschale eine sorgfältig gemauerte Kante aus lagerhaft verlegten, flachen Bruchsteinen. Auch die Gerölle im Mauerkern waren hier bündig gelegt. Die Mauer ist also als Zungenmauer anzuAbb. 10: Übersichtsplan der Phase 3. (Plan: K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler/L. Dollhofer)
sprechen. Ob sie im Westen ausgerissen war oder dort endete, ist unklar, da sich hier zu Grabungsbeginn die Zu-
fahrt für den Bagger befand und dieser Bereich daher nicht vollständig untersucht werden konnte (Abb. 14). 104 Nach der Errichtung der Mauer Bef.-Nr. 46 wurde das Gelände südlich und östlich von ihr anscheinend durch die Aufbringung von Schotter- (Bef.-Nr. 60)105 und Lehmschichten (Bef.-Nr. 77, 83, 84) eingeebnet. Darüber schuf man einen gestampften Fußboden (Bef.-Nr. 56), der aus gräulich braunem Lehm, durchsetzt mit wenig Holzkohle, Kies und Ziegelsplitt, bestand. Dieser Lehmboden hatte eine Stärke von bis zu 7 cm und wies eine harte Oberfläche auf. Im Norden reichte er – auf Höhe der dritten Steinschar – bis an die Mauer heran. Im Süden erstreckte er sich bis zur Grabungsgrenze und reichte damit deutlich weiter nach Süden als das Bodenniveau Bef.-Nr. 97 von Phase 2. Im Verlauf von Phase 3 scheint sich der Lehmboden Bef.-Nr. 56 in einem ca. 1 m breiten Streifen unmittelbar südlich von Mauer Bef.-Nr. 46 um etwa 103 Freundl. Hinweis Heike Krause. 104 Hier wurde eine gelbe Lehmschicht (Bef.Nr. 49) dokumentiert, bei der offen bleiben muss, ob sie zu den Planiermaßnahmen am Ende von Phase 2/Anfang Phase 3 gehört oder ob es sich um die Verfüllung einer späteren Störung (Grube) handelt. 105 Hier fanden sich auch zwei Ziegelfragmente (ZG26–ZG27, eine tegula und ein unbestimmtes Format) mit anhaftendem hellgrauem Mörtel. Der Mörtel entspricht jenem auf den sekundär verbauten Steinen in Mauer Bef.Nr. 46 (siehe Anm. 100).
4–7 cm gesenkt zu haben. Ursache dafür war möglicherweise, dass die Planierschichten darunter (Bef.-Nr. 60, 77, 83, 84) nicht ausreichend verfestigt worden waren. Entlang der Südkante der Mauer Bef.-Nr. 46 lag auf dem Lehmboden Bef.-Nr. 56 fast auf voller Länge ein verkohlter Holzbalken (Bef.-Nr. 47: B ca. 12 cm; H ca. 12 cm; Abb. 12). Ende von Phase 3 – Brandschicht Eine zum Teil massive Brandschicht (Bef.-Nr. 44) zeugt davon, dass auch Phase 3 durch einen Brand beendet wurde (Abb. 13). Sie war bis zu 0,12 m stark
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Abb. 11: Mauerschale an der Südseite der Mauer Bef.-Nr. 46. (Foto: K. Adler-Wölfl)
Abb. 12: Rest des Holzbalkens Bef.-Nr. 47, der südlich von Mauer Bef.Nr. 46 lag, Richtung Norden. (Foto: S. Sakl-Oberthaler)
Abb. 13: Brandschicht Bef.-Nr. 44 auf dem Lehmboden Bef.-Nr. 56; Reste von verkohlten Holzbrettern Bef.-Nr. 74 im Ostteil, Richtung Osten. (Foto: S. Sakl-Oberthaler)
Abb. 14: Westliches Ende von Mauer Bef.-Nr. 46, südlich davon Holzbalken Bef.-Nr. 47, massive Holzkohlenschicht Bef.-Nr. 113, darüber Brandschicht Bef.-Nr. 44, Richtung Nordosten. (Foto: K. Adler-Wölfl)
und bestand aus weichem, lockerem, rot verbranntem Lehm mit zahlreichen Holzkohlestücken und Ziegelfragmenten. Außerdem fanden sich darin vereinzelt Bruchstücke von Lehmbewurf mit Abdrücken von Holzbrettern. Die Brandschicht Bef.-Nr. 44 erstreckte sich vor allem in jenem etwa 1 m breiten Streifen, der sich südlich der Mauer Bef.-Nr. 46 befand, wo sich der Lehmboden Bef.-Nr. 56 – wie bereits erwähnt – leicht abgesenkt hatte, sowie östlich der Mauer. Wie eine dünne Brandschicht über den erhaltenen Resten der Mauer Bef.-Nr. 46 zeigte, war der Brandschutt nach dem fast vollständigen Abtragen der Mauer einplaniert worden. Auf der übrigen Fläche (südlich von Bef.Nr. 44) konnte über dem Bodenniveau Bef.-Nr. 56 lediglich eine dünne, bis zu 2 cm starke Brandschicht (Unterbef.-Nr. 111) festgestellt werden. Unter den Brandschichten Bef.-Nr. 44 und Unterbef.-Nr. 111 befand sich stellenweise eine Holzkohlenschicht (Bef.-Nr. 74 und 113). Diese war im Westen (Bef.-Nr. 113) mit einer Stärke von bis zu 0,10 m auffallend massiv (Abb. 14). In diesem Bereich scheint also unmittelbar südlich von Holzbalken Bef.-Nr. 47 zur Zeit des Brandes Holz gelegen zu haben oder dieses gelangte während oder nach dem Brandgeschehen dorthin. 106
106 Anhaltspunkte für eine spezielle Holzkonstruktion waren nicht vorhanden. Der Befund lag zudem an der westlichen Grabungsgrenze und konnte daher nicht zur Gänze dokumentiert werden.
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Im Osten der Grabungsfläche war zwar nur eine dünne Holzkohlenschicht (Bef.-Nr. 74) feststellbar, es zeichneten sich darin allerdings einzelne, etwa Nord-Süd gerichtete, verkohlte Holzbretter ab. Diese könnten von einem auf dem Lehmboden Bef.-Nr. 56 liegenden Bretterbelag stammen (Abb. 10 und 13). Im mittleren Bereich waren unterhalb von Brandschicht Bef.-Nr. 44 im Profil der Künette Bef.-Nr. 55 ebenfalls einzelne Bretter erkennbar. Möglicherweise stehen sie in Zusammenhang mit dem Holzbretterbelag im Osten. Bef.-Nr. Unterbef.-Nr. Objekt Mauer, Lehmboden, Holzbretter 46 45, 46 Mauer, WNW-OSO gerichtet
38,24
37,85
47 56 60 77 83
38,19 38,16 38,02 38,10 38,02
38,05 37,96 37,69 37,84 37,92
KE58; KE59; KE68–KE71; ZG17–ZG22; ZG23–ZG25 (?); ME24–ME31; GL4 (?); GL5 (?) – KE60; KE72; KE73; GL6; GL7 KE57; KE62; KE65; KE66; ZG26; ZG27 KE67 KE64
38,02
37,81
KE61; KE63
38,25 38,10
38,02 38,00
KE74–KE90; ME33–ME37; GL8; GL9 ME32
38,14
38,02
–
– 56, 76 – – –
OK (max.) UK (max.) Kat.-Nr.
Holzbalken südlich Mauer Bef.-Nr. 46 Lehmboden Schotterplanierung Planierschicht lehmige Planierschicht östlich Mauer Bef.-Nr. 46 84 – lehmige Planierschicht mit Steinen südlich Mauer Bef.-Nr. 46 Ende Phase 3 – Brandschicht 44 44, 65, 111 Brandschicht 74 – Holzkohlenschicht, tlw. Holzbretter, über Lehmboden Bef.-Nr. 56 113 – verkohlte Holzreste
Tab. 3: Befunde Phase 3, Niveaus in m über Wr. Null.
Fundmaterial aus Phase 3 (Taf. 4) Die Fundkomplexe aus der Zeit der Errichtung von Phase 3 enthalten nur wenig aussagekräftiges Fundmaterial. Bei der Keramik handelt es sich großteils um Altstücke aus der Zeit vom Ende der Phase 2. Im Lehmboden Bef.-Nr. 56 fand sich ein Fragment eines Kragenrandes mit Glasur, das möglicherweise der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts angehört (KE60). Außerdem kamen hier Fragmente von zwei Butzenscheiben (GL6 und GL7) zutage, die vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammen. Weiters sind acht Nägel aus der Mauer Bef.-Nr. 46 zu nennen, die vermutlich – ebenso wie die Ziegel mit Fingerstrich und die Bruchsteine mit anhaftendem grauem Mörtel – gemeinsam mit Altmaterial aus Phase 2 in die Mauer gelangt sind. Zur Datierung dieser Mauer können die unter Phase 3 gelisteten Glasfragmente GL4 (erste Hälfte 19. Jahrhundert) und GL5 (18.–Anfang 20. Jahrhundert) und die Ziegelfragmente ZG23–ZG25 nicht herangezogen werden, da die Fundumstände nicht geklärt sind (siehe unten, S. 56 und 68 f.). In der Brandschicht Bef.-Nr. 44 (Ende von Phase 3) fanden sich auffallend viele Fragmente von graphitierten Schüsselkacheln, die aus dem Zeitraum von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis ins 19. Jahrhundert stammen könnten. Außerdem kam ein Kragenrandfragment aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zutage (KE74). Weiters fanden sich fünf Nägel, einer davon mit rautenförmiger Kopfplatte (ME36). Ein eiserner Splint (ME32) wurde in der Holzkohlen-/Holzbretterschicht Bef.-Nr. 74 geborgen. Fragmente eines Nuppenbechers aus Glas (GL8) datieren in die zweite Hälfte des 15. bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts und sind da-
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her hier als Altstücke zu bezeichnen. Ein Wandfragment aus entfärbtem Klarglas (GL9) lässt sich nur sehr allgemein in den Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts setzen. Die Zeit nach Phase 3 Ein Hinweis auf Baustrukturen nach Phase 3, aber noch vor der Errichtung des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Hauses (siehe oben, S. 25 ff.) ist Pfostenloch Bef.-Nr. 63 (Abb. 13). 107 Es lag südöstlich von Bef.-Nr. 44 und hatte einen Durchmesser von ca. 0,40 bis 0,45 m und eine erhaltene Tiefe von 0,22 m. Außerdem stammt aus diesem Zeitraum die annähernd rechteckige Mulde Bef.-Nr. 54 (0,5460,38 m, T 0,05 m), in der am Boden ein neuzeitlicher Ziegel (ZG28) lag. Die Befunde der Phase 3 und die erwähnten Bef.-Nr. 54 und 63 wurden schließlich zur Gänze vom gestampften Lehmfußboden Bef.-Nr. 41 überdeckt. 108 Dieser lag bereits direkt unterhalb des Ziegelbodens im Keller des im 19. Jahrhundert errichteten Hauses und ist wohl als älterer Kellerboden anzusprechen. Im Fußboden Bef.-Nr. 41 befand sich einiges Fundmaterial aus der Zeit von Phase 2 (MÜ2) und Phase 3 (Fragmente von graphitierten Schüsselkacheln KE91–KE133), denn für die Verlegung eines Bleirohres wurde eine Künette (Bef.-Nr. 55) angelegt, die durch die Brandschicht vom Ende der Phase 3 (Bef.-Nr. 44) bis in die Brandschicht vom Ende der Phase 2 (Bef.-Nr. 61) reichte. Das dabei zutage geförderte Material wurde anscheinend bei der Anlage des Lehmbodens Bef.-Nr. 41 wieder mit einplaniert. Bef.-Nr. Unterbef.-Nr. 41 –
Objekt Lehmstampfboden
54 63 115
Mulde Pfostenloch Verfüllung Mulde Bef.-Nr. 54
– – –
OK (max.) UK (max.) Kat.-Nr. 38,26 38,14 KE91–KE133; MÜ2; GL10–GL13 38,14 38,05 – 38,13 37,91 – 38,14 38,05 ZG28
Tab. 4: Befunde nach Phase 3, Niveaus in m über Wr. Null.
Befundkatalog Abkürzungen B Breite Dm Durchmesser dok. dokumentiert erh./Erh. erhalten/Erhaltung HK Holzkohle Ka Kalk L Länge
Le Mö Sd St St. T Z
Lehm Mörtel Sand Stein Stärke Tiefe Ziegel
107 Die hier beschriebenen Befunde sind auf den Phasenplänen (Abb. 4, 5 und 10) nicht eingezeichnet, da sie jünger sind. 108 Auch die Künette für das Bleirohr Bef.-Nr. 55 wurde bereits vor dem Lehmfußboden Bef.Nr. 41 angelegt.
41 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Aufsätze
K. Adler-Wölfl et al., Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62
Bef.-Nr. Interpretation 41 Lehmstampfboden unter Ziegelboden des bestehenden Kellers
Beschreibung OK hart verdichteter, dunkelbrauner, lehmiger 38,20–38,26 Sd, wenig Kies bis 1 cm, einige Z bis 3 cm, einige Le-Brocken bis 2 cm
UK 38,14–38,23
44
Brandschicht (siehe Bef.-Nr. 65 u. 111)
38,05–38,25
38,02–38,10
45
Mauerkern (zu Bef.-Nr. 46)
38,18–38,24
37,85–37,88
46
WNW-OSO gerichtete Mauer, Mauerschale (siehe Bef.-Nr. 45)
38,18–38,24
37,85–37,88
47
Holzbalken südlich Mauer Bef.-Nr. 46
38,14–38,19
38,05–38,10
101.531; 101.586
49
Lehmschicht
38,22–38,25
ca. 37,80
–
51
Verfüllung von Rohrkünette Bef.-Nr. 55
38,13–38,20
37,83–37,85
101.532
54
Mulde, verfüllt von Bef.-Nr. 115
38,10–38,14
38,05–38,10
–
55
Künette von Bleirohr, verfüllt von Bef.-Nr. 51 Lehmboden (siehe Bef.-Nr. 76)
sehr lockerer, weicher, rotbrauner, sandiger Le, viele Z bis 15 cm, viel HK bis 20 cm, wenige St bis 10 cm Gerölle bis 12 cm, gelblich hellbrauner, sandiger Le, wenig HK bis 3 cm, wenig ZSplitt, Kies und Ka-Konkretionen bis 2 cm dok. L 2,80 m; Bruch-St bis 22 cm, vereinzelt Gerölle bis 12 cm und Bruchstücke von handgestrichenen Z bis 20 cm, lagerhaft, bis zu 4 Lagen hoch erh., O-Kante bündig gemauert; Le-Bindung: hellbrauner, sehr schwach kalkhaltiger, sandiger Le, einiger Kies bis 0,3 cm, wenig HK bis 0,5 cm, wenig Mö bis 0,5 cm etwa quadratischer Querschnitt, B ca. 12 cm, H ca. 12 cm; fast vollständig verkohlt fester, gelber, sandiger Le, sehr wenig KaKonkretionen bis 3 cm lockerer, mittelbrauner, sandiger Le, punktuell viel HK bis 4 cm, einiges Geröll bis 15 cm, einiger Z-Bruch bis 3 cm, wenig Le und Mö bis 3 cm annähernd rechteckig, 0,5460,38 m, T 0,05 m N-S gerichtet, U-förmiger Querschnitt, B 0,30–0,40 m, T 0,30–0,35 m dichter, harter, gräulich brauner, sandiger Le, einiger Z-Splitt bis 2 cm, wenig HK und Kies bis 2 cm, sehr wenig Kies bis 5 cm, sehr wenig Ka-Konkretionen bis 1 cm gelblich braunes Gerölle bis 4 cm und viel Kies bis 1 cm, lockerer, gelblicher, lehmiger Sd, sehr wenig Ka-Konkretionen bis 2 cm, sehr wenig HK und Z-Splitt bis 1 cm lockerer, weicher, dunkelroter und schwarzer, sandiger Le, sehr viel HK bis 10 cm, viele St bis 20 cm, wenig Le-Bewurf mit Abdruck von Pflanzenhalmen Dm 0,40–0,50 m, T 0,78 m; rund, etwa senkrechte Wandung, flacher Boden lockerer, hellgelblich brauner, lehmiger Sd, viel Kies bis 1 cm, viele Gerölle bis 10 cm, wenige Z bis 2 cm, sehr wenig HK bis 1 cm, sehr wenige St bis 15 cm lockerer, weicher, rostbrauner, sandiger Le, viel HK bis 3 cm, einiger Kies bis 5 cm in SO-Ecke Gerölle bis 12 cm, lockerer, orangebrauner, lehmiger Sd, viel Kies bis 3 cm lockerer, schwärzlicher, sandiger Le, viel HK bis 10 cm, wenig Kies bis 1 cm, sehr wenig verbrannter Le bis 5 cm
Inv.-Nr. MV 101.525; 101.529; 101.530; 101.535; 101.538; 101.541; 101.542; 101.549 101.526; 101.536; 101.539; 101.540; 101.543 101.527; 101.547; 101.563; 101.564; 101.577; 101.578 101.551; 101.557
38,13–38,20
37,83–37,85
–
38,03–38,16
37,96–38,08
101.550
37,94–38,02
37,69–37,80
101.568; 101.570; 101.572
37,75–37,90
37,48–37,57
38,09–38,13
37,91
101.537; 101.546; 101.560; 101.565; 101.567; 101.569; 101.571; 101.576 –
38,09–38,13
37,91
101.544
38,06–38,09
38,03–38,06
101.555; 101.559
38,09–38,18
nicht erreicht
–
38,05–38,14
38,00–38,02
101.552; 101.556
38,02–38,10
38,00–38,08
101.558
38,04–38,12
38,02–38,10
101.561
38,00–38,10
37,84–38,02
101.562
56
60
Schotterplanierung für Lehmboden Bef.-Nr. 56
61
Brandschicht (siehe Bef.-Nr. 71, 90, 92, 95)
63
Pfostenloch, verfüllt von Bef.-Nr. 64
64
Verfüllung von Pfostenloch Bef.-Nr. 63
65
Brandschicht (zu Bef.-Nr. 44 u. 111)
70
„anstehender Schotter“
71
Brandschicht, an westlicher Grabungsgrenze, südlich der Böschung Bef.-Nr. 109 (zu Bef.-Nr. 61, 90, 92, 95) Holzkohlenschicht, tlw. in Form von HK, weich, bröckelig, wenig HüttenlehmHolzbrettern, über Lehmboden Bef.- Brocken Nr. 56 Lehmboden (zu Bef.-Nr. 56) dichter, harter, hellbrauner und gelblicher Le, einiger Kies bis 0,4 cm, einiger Ka bis 0,5 cm Planierschicht für Lehmboden Bef.- harter, hellbrauner bis gelblicher Le, einiger Nr. 56 Kies bis 1 cm, wenig feiner Sd, wenig HK bis 0,3 cm, sehr wenig Kies bis 5 cm, sehr wenig Ka bis 0,3 cm
74
76
77
42
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Bef.-Nr. Interpretation 79 oberer Bereich der Verfüllung von Erdkeller Bef.-Nr. 81 (siehe Bef.-Nr. 107 u. 108) 81
Erdkeller, verfüllt von Bef.-Nr. 79, 107, 108
82
Lehmschicht mit Kalkkonkretionen
83
Planierschicht für Lehmboden Bef.Nr. 56
84 90
92 94 95
96
97 98
99 100
101
103
104
107
108
109
111
Beschreibung harter, hellbrauner, gelblicher Le mit dunkelbraunen Schlieren, einiger Ka bis 5 cm, einiger Kies bis 3 cm, sehr wenige Gerölle bis 15 cm, sehr wenig Z-Bruch bis 5 cm oval mit rechteckiger Ausnehmung im Norden, Wandung senkrecht, Boden flach, L 1,40 m, B 0,95 m, T 0,50 m fester, dichter, gelblich hellbrauner, sandiger Le, einige Ka-Konkretionen bis 10 cm
Aufsätze
OK 38,01–38,10
UK 37,97–38,06
Inv.-Nr. MV 101.566
38,01–38,10
37,51–37,52
–
OK Böschung nicht erreicht 37,76–38,0; UK Böschung 37,60–37,63 37,96–38,02 37,92–37,99
–
101.573
37,81–37,88
101.575
37,56–37,59
101.579
37,65–37,72
101.580
37,64–37,66
–
37,54–37,61
101.584
37,45–37,59
–
37,34–37,56
–
37,38–37,51
101.582
37,47–37,61
101.581
37,26
101.583
37,26
–
37,25–37,36
–
37,25–37,36
101.585
37,82–38,03
–
37,51–37,52
101.574
nicht erreicht
–
38,09–38,23
–
fester, hellbrauner, sandiger Le, wenig HK bis 1 cm, wenig Kies bis 3 cm, sehr wenig Ka-Konkretionen bis 2 cm Planierschicht für Lehmboden Bef.- fester, dichter, hellbrauner, sandiger Le, ei- 37,94–38,02 Nr. 56 nige St bis 15 cm Lehmschicht (zu Bef.-Nr. 61, 71, 92, fester, dichter, fettiger, gelblicher bis hell37,76–37,99 95) brauner Le, sehr wenige Gerölle bis 10 cm, sehr wenig Kies bis 2 cm Kiesschicht (zu Bef.-Nr. 61, 71, 90, Kies, lehmiger Humus 37,85–37,90 95) Holzkohlenschicht östlich von lockerer, weicher, roter (verziegelter) Le, 37,67–37,70 Steinsetzung Bef.-Nr. 96 sehr viel HK Steinlage (zu Bef.-Nr. 61, 71, 90, 92) Bruch-St bis 20 cm, wenige Gerölle bis 37,85–37,94 10 cm, fester, gelblicher, tlw. rot verbrannter, sandiger Le Steinsetzung WNW-OSO gerichtet, im Osten zwei flache, 37,54–37,58, annähernd quadratische St-Platten (ca. 37,66 3565069–11 cm); im Westen rechteckiger, etwas höherer St (ca. 35625618– 21 cm) Gehniveau zur Steinsetzung Bef.-Nr. harter, dichter, gelblicher Le, wenig Ka bis 37,36–37,58 96 4 cm, sehr wenig Kies bis 2 cm Lehmschicht mit Brandschutt, Ver- mittelharter, hellbrauner Le, einige HK bis 37,43–37,64 füllung von Mulde Bef.-Nr. 112 5 cm, einiger Z-Splitt und verbrannte LeBrocken bis 3 cm, eher wenig Kies bis 2 cm, wenige Gerölle bis 10 cm verkohlte Holzbretter nördlich von HK, weich, bröckelig; B 20 cm, L 25 bzw. 37,51–37,65 Steinsetzung Bef.-Nr. 96 50 cm, St. 2–4 cm Verfüllung von Grube Bef.-Nr. 101 weicher, rotbrauner, gelber und dunkel37,50 brauner, sandiger Le, viel Kies bis 2 cm, wenig Kies bis 5 cm, sehr wenig Ka bis 2 cm Grube, verfüllt von Bef.-Nr. 100 im Norden nicht vollständig ergraben, Wan- 37,50 dung schräg in den Boden übergehend, Boden flach, Dm 0,75 m, erh. T ca. 0,25 m Grube, verfüllt von Bef.-Nr. 104 im Norden und Osten nicht vollständig er- 37,52–37,55 graben, oval mit schmalem Fortsatz nach Osten, Wandung schräg, flacher Boden, L mind. 2,50 m, B ca. 1,30 m, erh. T 0,20– 0,30 m Verfüllung von Grube Bef.-Nr. 103 weicher, hellbrauner Le, einige Ka-Brocken 37,52–37,55 bis 5 cm, wenig Kies bis 2 cm, sehr wenig Kies bis 5 cm südlicher, oberer Teil der Verfüllung weicher, dunkelbrauner, sandiger Le, viel 37,97–38,06 von Erdkeller Bef.-Nr. 81 (zu Bef.HK bis 3 cm, einige verbrannte Le-Brocken Nr. 79 u. 108) und Kies bis 2 cm, einiger Kies bis 5 cm nördlicher, unterer Teil der Verfüllung lockerer, hellbrauner, lehmiger Sd, einiger 37,82–38,03 von Erdkeller Bef.-Nr. 81 (zu Bef.Kies bis 3 cm, einige Ka-Konkretionen bis Nr. 79 u. 107) 5 cm, wenig HK bis 3 cm, sehr wenig ZBruch bis 5 cm, sehr wenige Gerölle bis 15 cm Schotterschicht, fällt nach Norden Gerölle bis 10 cm, lockerer, gelblicher, OK Böschung böschungsartig ab lehmiger Sd 38,00–38,11; UK Böschung 37,47–37,61 Brandschicht, südl. Brandschicht fester, mittelbrauner, sandiger Le, viele ver- 38,12–38,24 Bef.-Nr. 44, auf Boden Bef.-Nr. 56 brannte Le-Brocken bis 5 cm, viel HK bis (zu Bef.-Nr. 44 u. 65) 3 cm, wenig Kies bis 2 cm, wenig Ka bis 1 cm
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Bef.-Nr. Interpretation 112 Mulde unter Steinsetzung Bef.-Nr. 96, verfüllt von Bef.-Nr. 98 113
115
verkohlte Holzreste südlich von Holzbalken Bef.-Nr. 47, an westlicher Grabungsgrenze Verfüllung von Mulde Bef.-Nr. 54
Beschreibung länglich, leicht gerundete Wandung, gewölbter Boden, L mind. 1,60 m, B 0,50– 0,55 m, T 0,14 m HK-Schicht, flächig, St. bis 0,10 m
OK 37,43–37,64
UK 37,38–37,51
Inv.-Nr. MV –
38,10–38,14
38,02–38,06
–
lockerer, mittelbrauner, lehmiger Sd, einiger 38,10–38,14 Kies bis 1 cm, wenig Z-Splitt bis 2 cm, wenige Gerölle bis 10 cm, wenig Mö bis 1 cm, sehr wenig HK bis 2 cm
38,05–38,10
101.534
Das Fundmaterial (Taf. 1–5) Keramik (I. Gaisbauer) Allgemeine Einleitung zum vorliegenden Material Bei jedem archäologischen Fundmaterial stellt sich ganz prinzipiell die Frage nach Art und Umfang einer möglichen Vorlage. Oft werden nur einzelne Aspekte ausgewählt,Teile oder gar nur Einzelstücke präsentiert. In unserem Fall wurden noch während der Ausgrabung die Vorzüge einer vollständigen Vorlage mehr als deutlich. Abgesehen von der mengenmäßigen Überschaubarkeit der geborgenen Fragmente (431 Stück), zeichneten sich sehr schnell einige interessante Aspekte ab, die eine genauere Betrachtung rechtfertigten. Sowohl jenes Material, das den Übergang vom Spätmittelalter zur Frühneuzeit (Ende Phase 2) markiert, als auch die Stücke aus den Befunden vom Ende der Phase 3 sind einerseits – was die Größe der Fragmente anbelangt – ausgesprochen gut erhalten und weisen andererseits deutliche Spuren eines sekundären Brandes auf. Vor allem aber lässt sich die Keramik vom Ende der Phase 2 aufgrund von Parallelen sehr gut datieren und bildet für diese Zeit einen wichtigen Fundkomplex, da er zudem keine/kaum eindeutigen Altstücke aufweist. Die aus der Brandschicht am Ende von Phase 3 geborgenen Schüsselkacheln stellen aufgrund ihrer graphitierten Oberfläche für archäologische Fundkomplexe in Wien ein Novum dar und sollen daher in ihrer ganzen Variationsbreite vorgelegt werden. Scherbentypen Bei der Einteilung in Scherbentypen wurde – da es sich ausnahmslos um auf einer schnell drehenden Töpferscheibe hergestellte Keramik handelt – nach den Kriterien von Brand und dominierender Magerung/Magerungszusammensetzung klassifiziert. Selbstverständlich muss hier der etwas speziellen Situation Rechnung getragen werden, dass in einer bemerkenswerten Anzahl von Fällen kein primärer Brand vorliegt. Scherbentypen, die nur in sekundär veränderter Form vorkommen, werden in der Folge natürlich auch in dieser Ausformung als solche beschrieben. Etwas abweichend vom „Handbuch zur Terminologie“109 wird hier aus gegebenem Anlass durchaus zwischen sekundärer Kohlenstoffanreicherung durch Kochgeschehen (Nutzungsspuren) und 109 Handbuch zur Terminologie der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik in Österreich. FÖMat A, Sonderh. 12 (Wien 2010) 18.
jener durch Schadfeuer unterschieden und es werden die mit den Brandschichten am Ende von Phase 2 und 3 in Zusammenhang stehenden sekundär gebrannten Fragmente entsprechend hervorgehoben.
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Die Beschreibung der Scherbentypen erfolgte mittels einer Lupe mit 20 facher Vergrößerung, für die Farbbestimmungen der Scherben wurden die Munsell Soil Color Charts (Revised Edition 1994), für die der Glasuren MICHEL-Farbenführer36 (München 1992) verwendet. Typ Red. 1
Beschreibung Magerungsart Graphit: viele Partikel 0,2–0,8 mm, gerundet bis länglich, silbrig, opak, Sortierung gut, Verteilung gleichmäßig; Quarz/Feldspat: mittel viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen 2.5Y 6/1 (gray); Bruch geklüftet, Farbe GLEY2 4/1 10B (dark bluish gray) Red. 2 Magerungsart Graphit: wenige Partikel 0,2–0,8 mm, gerundet bis länglich, silbrig, opak, Sortierung gut, Verteilung gleichmäßig; Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel,Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen 2.5Y 4/1 (dark gray); Bruch geklüftet, Farbe GLEY1 N7 (light gray) Red. 3 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–1 mm, gerundet, weiß, Sortierung gut, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart Graphit: mittel bis viele Partikel 0,2–0,6 mm, länglich, silbrig, opak, Sortierung mittel, Verteilung regelmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen 2.5Y 4/1 (dark gray); Bruch geklüftet, Farbe GLEY1 N7 (light gray) Red. 4 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–1 mm, gerundet, weiß, Sortierung gut, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart Graphit: wenige Partikel ca. 0,5–1 mm, länglich, silbrig, opak, Sortierung mittel, Verteilung regelmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen GLEY1 N6 (gray), außen GLEY1 N4 (dark gray); Bruch geklüftet, Farbe GLEY1 N5 (gray) Red. 5 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart cremefarbene Partikel: wenige Partikel bis 0,3 mm, gerundet bis länglich, Sortierung schlecht; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen GLEY1 N4 (dark gray); Bruch: geklüftet, Farbe GLEY1 8/1 10Y (light greenish gray) Red. 6 Magerungsart Quarz/Feldspat: wenige Partikel 0,2–1 mm, gerundet, grauweiß, Sortierung schlecht, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe GLEY1 N4 (dark gray); Bruch geklüftet, Farbe GLEY1 8/1 10Y (light greenish gray) Red. 7 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart grau/schwarze Partikel (Graphit?): wenige Partikel bis 0,2 mm, gerundet bis länglich, glänzend, Sortierung schlecht; Oberfläche glatt, Farbe innen GLEY1 N4 (dark gray), außen GLEY1 N4 (dark gray) bis GLEY1 N3 (very dark gray); Bruch geklüftet, Farbe GLEY1 N8 (white) Red.-Ox. 1 Magerungsart Graphit: wenige Partikel unter 0,2 mm, gerundet bis länglich, silbrig, opak, Sortierung gut,Verteilung gleichmäßig; Quarz/Feldspat: wenige Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen 10YR 8/2 (very pale brown); Bruch geklüftet, Farbe 2.5Y 4/1 (dark gray) Ox. 1 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe außen 10YR 8/2 (very pale brown), innen 10YR 5/6 (yellowish brown); Bruch geklüftet, Farbe 10YR 8/2 (very pale brown) Sek. Ox. 1 Magerungsart Quarz/Feldspat: wenige Partikel 0,2–1 mm, gerundet, grauweiß, Sortierung schlecht, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart Glimmer: wenige Partikel unter 0,2 mm, silbrig, Sortierung schlecht, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen 10YR 6/2 (light brownish gray); Bruch unregelmäßig, Farbe im Kern GLEY1 N4 (dark gray), umgebende Zone 7.5YR 6/8 (light red) bis 5YR 7/3 (pink) Sek. Ox. 2 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, grauweiß, Sortierung schlecht, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart Glimmer: wenige Partikel unter 0,2 mm, silbrig, Sortierung schlecht, Verteilung gleichmäßig; Oberfläche glatt, Farbe innen u. außen 10YR 6/2 (light brownish gray); Bruch unregelmäßig, Farbe im Kern GLEY1 N4 (dark gray), umgebende Zone 7.5YR 6/8 (light red) Sek. Ox. 3 Magerungsart Quarz/Feldspat: viele Partikel 0,2–0,5 mm, gerundet, weiß bis grauweiß, opak bis schwach transluzid, Sortierung mittel, Verteilung gleichmäßig; Magerungsart grau/schwarze Partikel (Graphit?): wenige Partikel bis 0,2 mm, gerundet bis länglich, glänzend, Sortierung schlecht; Oberfläche glatt, Farbe außen 10YR 8/3 (very pale brown), innen 7.5YR 7/6 (reddish yellow); Bruch geklüftet, Farbe 7.5YR 8/4 (pink)
Referenz Kat.-Nr. KE33
KE70
KE46
KE76
KE2
KE1
KE110
KE3
KE77
KE59
KE64
KE121
Tab. 5: Scherbentypen.
Versucht man die einzelnen Scherbentypen nach Phasen und nach den jeweiligen Formen – soweit erkennbar – zu kombinieren, ergibt sich folgendes Bild: Der Scherbentyp Red. 2 enthält wenig Graphit und viel Quarz/Feldspat und ist sowohl in Phase 2 als auch 3 vertreten. Das einzige formal klar definierte Randstück eines Kruges (G2.2/F2; KE24) vom Ende von Phase 2 ist allerdings deutlich sekundär gebrannt. Die Scherbentypen Red. 1 (viel Graphit), Red. 3 (mittel bis viel Graphit und viel Quarz/Feldspat) und Red. 4 (wenig Graphit und viel Quarz/Feldspat) sind jeweils nur durch einzelne insignifikante Boden- oder Wandfragmente am Ende
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der Phasen 2 und 3 feststellbar. Aufgrund des Erhaltungszustandes ist in diesen Fällen mit Verlagerung und Altstückcharakter zu rechnen. Scherbentyp Red. 5 – charakterisiert durch viele Quarz/Feldspat-Partikel und einige wenige, aber auffällige cremefarbene Elemente – findet sich in allen drei Phasen und ist in Phase 1 ausschließlich bei Fragmenten von Mündelbechern (G1.6/F2) feststellbar. In Phase 2 finden sich auch Hohldeckel mit diesem Scherbentyp. In Phase 3 tritt er auch bei nicht näher ansprechbaren Fragmenten auf. Eine vergleichbare Scherbenbeschaffenheit wurde schon mehrfach in spätmittelalterlichen Zusammenhängen dokumentiert. 110 Scherbentyp Red. 6 (wenig Quarz/Feldspat) tritt ebenfalls in allen drei Phasen auf, tendenziell bei Altstücken bzw. eher für Phase 1 relevanten Fragmenten. Sowohl das Wandstück mit Abrollung (KE1) aus Phase 1 als auch jenes aus Phase 3 (KE62) gehören hier dazu. In einem Fall findet sich dieser Scherbentyp in Phase 3 bei einem Randstück (Wulstrand; KE57). Der Scherbentyp Red.-Ox. 1 kommt sowohl in Phase 1 als auch 2 vor, ist aber in beiden Fällen mit sehr schlecht erhaltenen Altfragmenten kombiniert. Scherbentyp Ox. 1 findet sich in Form eines glasierten Wandstücks in Phase 3. Stark durch sekundäre Kohlenstoffanreicherungen verändert tritt Ox. 1 in den Phasen 2 und 3 auf, und zwar sowohl in den Nutzungs- als auch Endperioden. Formal ist dieser Typ mit etwas unterschiedlichen Kragenrandformen kombiniert. Die sekundär oxidierend gebrannten Typen entstammen jeweils den Brandschuttplanierungen am Ende der Phasen 2 und 3. Der Scherbentyp Sek. Ox. 3 korrespondiert mit Red. 7 insofern, als dass es sich bei Red. 7 offenbar um den nicht durch Schadbrand veränderten Scherben, das „Original“ sozusagen, handelt. Phase 1 (KE1–KE2) Aus Phase 1 liegt nur eine verschwindend kleine Menge an keramischem Material vor, die kaum geeignet ist, eine Datierung zu stützen. Das Wandfragment mit Abrollung (KE1) aus der Grubenverfüllung Bef.-Nr. 104 ist am ehesten dem Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert zuzuordnen. 111 Die vier Wandfragmente (KE2) aus der Grubenverfüllung Bef.-Nr. 100 dürften zumindest zu einem Typ, vermutlich sogar zu ein und demselben Gefäß gehören, wohl einem Mündelbecher (G1.6/F2) mit metallischem Anflug aus dem 15. Jahrhundert. 112 Phase 2 (KE3–KE56) Die Keramik aus der Nutzungsperiode der Phase 2 (KE3–KE7) zeichnet bezüg110 I. Gaisbauer in: M. Mosser et al., Ein mittelalterlicher Abwasserkanal zwischen dem Wiener Herzogshof und dem jüdischen Viertel. FWien 16, 2013, 36; 38 Scherbentyp Red. 7. 111 N. Hofer, Neue archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Burg Möllersdorf, NÖ. FÖ 38, 1999, 427 Taf. 11,58 (Ende 13. Jh.). 112 Kaltenberger 2007, Kat.-Nr. 48; 49.
lich der Datierung ein sehr unklares Bild, zumal der Altstückcharakter der wenigen Fragmente noch deutlicher hervorsticht als in Phase 1. Aus der Verfüllung des Erdkellers Bef.-Nr. 81 liegen nicht nur – offenbar aufgrund mehrmaliger Verlagerung – deutlich verschliffene hochmittelalterliche Fragmente von graphithaltiger Keramik vor, sondern auch ein römisches Randstück. Einige wenige weitere Wandfragmente erwecken einen zeitgenössischeren Eindruck und dürften dem Spätmittelalter zuzuordnen sein.
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Als Phase 2 abschließender Befund ist die Brandschicht Bef.-Nr. 61 zu interpretieren. Aus dieser stammt ein ausgesprochen homogener Komplex an Gefäßkeramik (KE8–KE56, Taf. 1–2). Einerseits sind die Stücke gut erhalten, es handelt sich durchwegs um große Bruchstücke, die keinerlei Verrundungen aufweisen, andererseits dominiert eine sekundäre Brandeinwirkung das Erscheinungsbild. 113 Vor allem durch die Datierung, aber auch durch die spezielle Beschaffenheit des Materials bieten sich vorrangig drei Fundkomplexe zum Vergleich an: Die Keramik des 1529 durch die Türken zerstörten Franziskanerklosters bei Ried am Riederberg (Bezirk Tulln)114 stellt durch die chronologische Deckelung wie auch durch die Umstände dieser – Zerstörung durch Brand – eine interessante Parallele dar. Ebenso verhält es sich mit einem im Bereich der Landstraßer Hauptstraße in Wien geborgenen Material mit ähnlichem Hintergrundgeschehen und Datierungsansatz. 115 Bei der Keramik aus einer Abfallgrube aus dem Bürgerspital in Zwettl handelt es sich aufgrund der dendro- und münzdatierten (Dendrodatum: 1470/1475; Münzen: 1520/1529) Grubenverschalung um ein besonders gut für Vergleiche geeignetes Material. 116 Topfrandformen (G1.6/F1) – Krempränder Vier verschiedene Ausformungen von Kremprändern konnten hier festgestellt werden: Als Einzelstück liegt ein verstärkter, aber kaum untergriffig ausgebildeter Kremprand (KE8) vor, für den sich eine Parallele im Material vom Riederberg117 findet. Ebenfalls nur einmal (KE9) kommt ein stark verstärkter, untergriffiger Kremprand mit einem gerundeten oberen Randabschluss vor, der am ehesten dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden kann. 118 Mehrfach (KE10–KE13) findet sich eine stark untergriffige und deutlich verstärkte Kremprandform mit einem eher gerundeten oberen Randabschluss und mit einem mehr oder weniger spitz zulaufenden unteren Randabschluss und – soweit feststellbar – ellipsoidem Bauch. Hier sind die Bezüge zum Riederberg, aber auch zu dem Material aus dem 3. Wiener Gemeindebezirk überdeutlich und als Datierung bietet sich der Zeitraum um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert an. 119 Auch bei der vierten Variante handelt es sich um einen stark verdickten Kremprand, untergriffig, allerdings mit einem kaum spitz bzw. sogar schwach verdickt ausgeformten unteren Randabschluss und einem generell etwas horizontal abgestrichenen oberen Randabschluss (KE14–KE19). Soweit feststellbar ist der Bauch eher zylindrisch als ellipsoid ausgeformt. Hier ergeben sich vor allem Vergleichsmöglichkeiten mit Material aus Scheibbs 120 und verschiedenen weiteren Fragmenten aus dem 15./16. Jahrhundert 121. Der horizontal abgestrichene obere Randabschluss findet sich in dieser Deutlichkeit allerdings bei keinem dieser Stücke. Möglicherweise handelt es sich hier um einen lokal etwas eigen ausgeprägten Kremprand. Bedenkt man die kleine Menge an Stücken, gewinnt dieser lokale Charakter noch an Relevanz. Vorsicht bei der Bewertung des Kremprandes ist auf jeden Fall geboten, da der Rand ein und desselben Topfes deutlichen Schwankungen unterliegen kann. 122
113 Der sekundäre Brand zeichnet sich farblich zum Teil so ab: Bruch im Kern GLEY1 N5 (gray), die scharf abgegrenzten Zonen daneben hingegen 2.5YR 7/4 (light reddish brown) oder 2.5YR 7/6 (light red), die Oberfläche 5YR 6/1 (gray) oder 5YR 7/3 (pink). 114 Bors 1986, 59. 115 GC: 1973_01, Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 26; Nebehay 1978. 116 Hofer 2000, 303. 117 Bors 1986, Taf. 2,17. 118 Kaltenberger 2007, Kat.-Nr. 41. 119 Bors 1986, Kat.-Nr. 8; A. Kaltenberger/ B. Cech, Die mittelalterliche reduzierend gebrannte Keramik aus den Verfüllungen des römerzeitlichen Hufeisenturmes in Mautern an der Donau. In: A. Kaltenberger, Mittelalterliche bis frühneuzeitliche Keramik aus Mautern an der Donau. ErgÖJh 4 (Wien 2003) 169; 170 (15./16. Jh.); Hofer 2000, A19; A20; Nebehay 1978, Abb. 20,26. 120 N. Hofer, Das Bruderschaftsgebäude in Scheibbs, Niederösterreich. FÖ 38, 1999, 341 A8 (15. Jh.). 121 B. Cech, Mittelalterliche und frühneuzeitliche Keramik aus Tulln, Niederösterreich. ArchA 73, 1989, 172 A169; Cech 1987, A229 (15./16. Jh.) oder A255 (15./16. Jh.). 122 I. Gaisbauer, Die Keramikfunde aus dem Festungsabschnitt der Grabung Wien 1, Weihburggasse. FWien 14, 2011, 124 Taf. 12,153.
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– Kragenrand Ein eher schlecht erhaltener Kragenrand (KE23) mit Innenglasur ist formal vergleichbar mit einem Fragment vom Riederberg. 123 Mündelbecher (G1.6/F2) Der sogenannte Mündelbecher ist hier sowohl durch ein Rand- als auch durch ein Bodenfragment repräsentiert (KE20, KE21). An vergleichbaren Stücken aus Wien mangelt es nicht, interessant ist hier aber wiederum die Entsprechung zum Material von der Landstraßer Hauptstraße 124, während vom Riederberg kein Mündelbecher vorliegt. Krugformen (G2.2/F2) Lediglich zwei Randtypen kommen hier vor, die sich als Krugränder ansprechen lassen. – Verstärkter Rand Diese Randausprägung liegt nur mit einem ausgesprochen stark sekundär gebrannten Fragment vor (KE24), das dem 15./16. Jahrhundert zugeordnet werden kann. 125 – Verstärkter Rand mit deutlicher Innenkehlung Hier gehören vermutlich sechs Fragmente zu einem Gefäß (KE25), dessen Form und zum Teil auch Wellenlinienverzierung an der Außenseite des Randes und der Schulter sich sowohl im Material am Riederberg als auch in Form eines Topfes am Wiener Michaelerplatz wiederfindet und welche offenbar generell dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden. 126 Im Fundkomplex von der Landstraßer Hauptstraße tritt diese Form nicht auf. – Bodenfragmente Eine Zuordnung der Bodenfragmente zu dem einen oder anderen Gefäßtyp ist kaum möglich. KE27 und KE29 tendieren eher zu einer moderat zylindrischen Form – wie bei Kremprandtyp 4 –, während KE26 und KE28 durchaus einen Ansatz zu einer schwach ellipsoiden Form erahnen lassen und damit möglicherweise näher an Kremprandtyp 3 heranreichen. Der Scherbentyp bringt hier leider auch keine Klärung. Eine Zugehörigkeit der Bodenstücke zu den Krugfragmenten kann aus demselben Grund ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Flachdeckel (G5.1/F1; F3) 123 Bors 1986, Taf. 4,45. 124 Nebehay 1978, Nr. 1–6 Abb. 11–12 mit metallischem Anflug. 125 Cech 1987, C49 (15./16. Jh.). 126 Bors 1986, Kat.-Nr. 26; Kaltenberger 2007, Kat.-Nr. 46.
Einige Fragmente können Flachdeckeln zugeordnet werden, wobei hier tatsächlich nur das Fragment eines in der Mitte überhöht ausgebildeten Knaufes (KE36) auf eine Datierung ins 15. Jahrhundert schließen lässt. Der relativ gute Erhaltungszustand eben dieses Objekts spricht gegen eine Klassifizierung als Altstück.
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Hohldeckelformen (G4.1/F1) Formal zeigen sich bei den Hohldeckeln mit mäßiger Wölbung und tiefsitzendem Knick (KE39 und KE43) eher Parallelen zu Stücken vom Michaelerplatz 127 und von der Landstraßer Hauptstraße128, nicht aber mit dem sonst so gut korrespondierenden Material vom Riederberg. Möglicherweise – aber nicht zwingend – handelt es sich hier um Altstücke. Mit dem gut datierten Material aus Zwettl129 ist KE38 parallelisierbar. Das offenbar am wenigsten gerundete Fragment mit einer steil ansteigenden Wand und einem sehr hoch sitzenden Knick (KE41) könnte dem 15. Jahrhundert zuzuordnen sein, das am stärksten gewölbte Exemplar (KE37) kann nur ganz allgemein dem Spätmittelalter zugewiesen werden. Es zeichnet sich hier also entweder ein gewisser formaler Durchlaufprozess ab oder es handelt sich bei den Hohldeckeln eher um Altstücke. Die Keramik vom Ende von Phase 2 im Vergleich Generell steht das vorliegende Material jenem vom Riederberg näher als jenem von der Landstraßer Hauptstraße, auch die Parallelisierungen mit der dendrodatierten Grube aus Zwettl sind weitestgehend überzeugend. Da es sich bei dem von der Landstraßer Hauptstraße um den ältesten der drei Materialkomplexe handeln dürfte,130 stärkt die schlechtere Vergleichsbasis in diesem Fall eine Datierung der vorliegenden Keramik im Sinne der beiden anderen Komplexe in die Zeit knapp nach 1500. Einzelne Altstücke sind ebensowenig auszuschließen wie verlängerte Laufzeiten etwa bei den Hohldeckelformen. Das Spektrum an Formen ist sehr beschränkt, es dürfte sich nur um einen Teil des Geschirrs aus der Nutzung knapp vor dem Brand handeln, nicht um eine länger währende Abfallentsorgung, wodurch der Materialreichtum naturgemäß eher bescheiden ausfällt. Anhand der Formen und Parallelen kann von einer Datierung des Komplexes und damit wohl auch der zugehörigen siedlungstechnischen Strukturen an die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ausgegangen werden. Die durchaus unterschiedlichen Verfärbungen anpassender Stücke lassen darüber hinaus auf ein Zerbrechen der Objekte noch vor dem Brand bzw. unmittelbar nach dessen Ausbruch schließen. Phase 3 (KE57–KE90) Aus der Nutzungsperiode von Phase 3 liegen in erster Linie Gefäßfragmente vor, die als Altstücke betrachtet werden müssen (Taf. 4). So kann ein Wulstrand (KE57) am ehesten dem 15. Jahrhundert zugeordnet werden, 131 ein verstärkter Kremprand (KE59) aus dem Mauerkern von Mauer Bef.-Nr. 46 entspricht nicht nur formal, sondern auch bezüglich des sekundär gebrannten Aspektes dem Kremprandtyp 3 aus der Endperiode von Phase 2. Ein glasierter Kragenrand (KE60) aus dem Bereich des Lehmbodens Bef.-Nr. 56 ist für eine Datierung zu schlecht erhalten, könnte aber eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fragment vom Michaelerplatz aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts 132 aufweisen. Es würde sich dann um das jüngste Stück handeln, denn ganz generell erweckt das Material aus allen mit der Nutzungsperiode von Phase 3
127 Kaltenberger 2007, Kat.-Nr. 55. 128 Nebehay 1978, Abb. 22,33. 129 Hofer 2000, A45. 130 Kaltenberger 2007, 93. 131 Cech 1987, A103. 132 A. Kaltenberger, Die neuzeitliche Keramik aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/91). FWien 11, 2008, 189 Kat.-Nr. 5.
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assoziierten Befunden den Eindruck, dass es sich dabei um verlagertes Altmaterial aus Phase 2 oder – genauer gesagt – vom Ende dieser Phase handelt. Das keramische Material, das mit dem Ende von Phase 3 in Verbindung gebracht werden kann (KE74–KE90, Taf. 4), setzt sich nahezu ausnahmslos aus den Bruchstücken von Schüsselkacheln (G4.5/F6) zusammen. Lediglich ein Kragenrandfragment (KE74) aus dem frühen 17. Jahrhundert 133 liegt als Vertreter von gefäßkeramischem Material vor. Schüsselkacheln (G4.5/F6) Alle Kachelfragmente – sowohl jene, die den Befunden von Phase 3 sowie der Zeit danach (KE78–KE133,Taf. 4–5) zugeordnet werden können, als auch verschiedene Streufunde, die der Vollständigkeit halber hier auch vorgelegt werden (KE134–KE140, Taf. 5) – zeigen deutlich einen mehr oder weniger scharf abgeschnittenen Rand und Reste von Graphitierung. Ein sekundärer Brennvorgang, der sich auch deutlich im umliegenden Material der zugehörigen Bodenschichten abzeichnete, beeinflusste offenbar auch das Erscheinungsbild nahezu aller Kachelfragmente. Die Form der Kacheln bietet keinen Datierungsansatz – weder für die Objekte selbst noch für den zugehörigen Befund und in der Folge für den Ausgang von Phase 3. Formal ist hier lediglich eine sehr weit gefasste chronologische Einordnung vom 15. bis ins 19. Jahrhundert möglich. 134 Die spezielle Oberflächenbehandlung mit Graphit findet sich ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts135 und scheint mit den Kombinationsöfen in Zusammenhang zu stehen. Man versuchte offenbar den optischen Eindruck der Kacheln auf die gusseisernen Ofenplatten abzustimmen. 136 Zieht man in Betracht, dass aus demselben Befundzusammenhang auch der Kragenrand aus dem 17. Jahrhundert stammt, wäre es also möglich, dass die Entstehungszeit der Kacheln im 17. Jahrhundert liegt. Möglicherweise 133 Kaltenberger (Anm. 132); W. Endres, Straubinger Keramik um 1600 – der Fundkomplex „vorm obern tor“. Vorbericht 3 (Keramik aus Objekt 30). Jahresber. Hist. Ver. Straubing 86, 1984, Taf. 1,220–223. 134 E. Roth Heege, Ofenkeramik und Kachelofen – Typologie, Terminologie und Rekonstruktion im deutschsprachigen Raum (CH, D, A, FL). Schweizer Beitr. Kulturgesch. u. Arch. Mittelalter Sonderbd. 39 (Basel 2012) 245. 135 R. Franz, Der Kachelofen. Entstehung und kunstgeschichtliche Entwicklung vom Mittelalter bis zum Ausgang des Klassizismus. Forsch. u. Ber. Kunsthist. Inst. Univ. Graz 1 (Graz 1969) 98; 130; 131; Roth Heege (Anm. 134) 76; 77. 136 Franz (Anm. 135) 130; 131. 137 I. Kastel, Die Ofenentwürfe der Familie Erndt als Beispiel für die Wiener Hafnerkunst im 19. Jahrhundert. Alte und Moderne Kunst 29. Jg, H. 196/197, 1984, 34.
könnte dann auch das Ende von Phase 3 in dieses Jahrhundert gesetzt werden. Tatsächlich muss aber auch ein sehr viel späterer zeitlicher Ansatz erwogen werden, da graphitierte Schüsselkacheln bzw. die entsprechenden Öfen des 17. Jahrhunderts eine – mehr oder weniger üppige – Renaissance im 19. Jahrhundert erlebten. So kopierte (und variierte) man in der für ihre Ofenentwürfe bekannten Wiener Familie Erndt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Beispiel den um 1600 entstandenen graphitierten Ofen von Bartholomäus Schamerich (heute im Österreichischen Museum für Angewandte Kunst). 137 Conclusio Fasst man die Eigenheiten und Eigenschaften des vorliegenden keramischen Materials zusammen, ergibt sich folgendes Bild: Phase 1 ist aus Sicht der Keramikbearbeitung kaum fassbar. Phase 2 hingegen hat ein datierbares und relativ klar umrissenes Ende am Beginn des 16. Jahrhunderts. Ein guter formaler und prozessualer Vergleich liegt im keramischen Fundmaterial vom Franziskanerkloster bei Ried am Riederberg vor – immerhin
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mussten beide Materialkomplexe einen finalen sekundären Brand zur Zeit der Ersten Türkenbelagerung über sich ergehen lassen. Weitestgehend unbeantwortbar aus der Sicht der Keramikbearbeitung ist die Datierung von Phase 3. Stützt man sich auf den einen Kragenrand, der mit den Kacheln vergesellschaftet war, so würde sich eine Datierung des Endes der Phase im 17. Jahrhundert anbieten, wobei die Kacheln wie dargelegt dieser zeitlichen Einordnung naturgemäß nicht widersprächen. Geht man andererseits davon aus, dass es sich hier um einen historisierenden Ofen aus der Zeit von Erndt Junior handelt, würde die Errichtung des Ofens in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fallen, der Brand und das darauffolgende Einplanieren des Schuttes inklusive Ofenkacheln könnte damit der fortgeschrittenen zweiten Hälfte oder gar dem Ende des Jahrhunderts zugeordnet werden. Unter diesem Aspekt betrachtet ist aber das Fehlen von „typischem Geschirr“ des 19. Jahrhunderts bemerkenswert. So fehlt zum Beispiel die allgegenwärtige „blaue Bordüre“ vollkommen und auch sonst zeigen sich keine üblichen Vertreter dieser Zeitstellung, allerdings war die Grabungsfläche zu klein, um aus dem Fehlen bestimmter Keramiktypen weitergehende Schlüsse zu ziehen. Eine Durchmischung von Geschirr- und Ofenkeramik liegt hier im einplanierten Brandschutt auf jeden Fall nicht vor. Sollte Phase 3 tatsächlich dem 19. Jahrhundert zuzuordnen sein, dann wäre zwischen den Phasen 2 und 3 ein deutlicher zeitlicher Abstand, der durch das Material aus verschiedenen Untersuchungen im Vorfeld der behandelten Grabung (siehe unten, S. 63 ff.) nur wenig gemildert wird. Bei dieser Keramik handelt es sich mehrheitlich um Stücke, die dem 18. Jahrhundert zugeordnet werden können bzw. um Fragmente des Übergangs vom 18. zum 19. Jahrhundert. 138 Kästchenschloss aus Eisen (K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler) In der sehr fundreichen Brandschicht (Bef.-Nr. 61) vom Ende von Phase 2 (Anfang 16. Jahrhundert) kam unter anderem ein ungewöhnlich gut erhaltenes eisernes Kastenschloss zutage. Erhalten sind der Großteil des Schlossbleches sowie der Schließmechanismus selbst (ME2, Abb. 16 Taf. 3). 139 Die schlitzförmige Öffnung im Blech zeigt, dass es sich um ein Schloss mit Überfalle gehandelt haben muss. Der zugehörige Bügel (Überfalle) wurde nicht gefunden. Das Schloss ist in versperrtem Zustand festgerostet. Das Schlossblech, im Bereich des Schlosskastens buckelförmig ausgebildet,
Abb.15: Kastenschloss als Verschluss eines Kästchens. (Rekonstruktion: Ch. Ranseder)
war schwalbenschwanzförmig gestaltet140, erhalten ist nur eine von vier Spitzen. Mit vier Nieten war es wohl außen am Holz eines Kästchens befestigt gewesen. Das Schlüsselloch ist aufgrund der starken Korrosion praktisch nicht mehr vorhanden. Die Öffnung für die Öse der Überfalle ist hingegen deutlich sichtbar. Ein Schlüsselfang oder ein Anlegefang sind nicht feststellbar. Von der Schlosskonstruktion selbst lassen sich zahlreiche Details erkennen: Der Riegel besteht aus einem Vierkanteisen mit einem ausgeschmiedeten und anschließend umgelegten Ende (Riegel mit Schleppfeder). 141 Am Röntgenbild ist am linken Ende bei dem unteren Riegelteil ein Absatz erkennbar, mit
138 Eine komplette Vorlage dieses Materials ist in Vorbereitung. 139 Wir danken Thomas Kühtreiber für seine Hilfe bei der Bestimmung des Objekts. 140 Stülpnagel 2000, 111 Z 284 und Abb. 18. 141 Stülpnagel 2000, 114 f. Z 293.
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dem der Riegel in der hinteren Riegelführung einrastete (Abb. 17). Die beiden Angriffszapfen stehen etwa senkrecht zum Riegel. Die beiden türförmigen Riegelführungen sind ebenfalls erhalten. 142 Die „Kapelle“ („Dille“)143, in der sich der Schlüssel drehte, besteht aus einem runden Blech (als Deckel) mit zwei „Füßchen“ aus rechteckigen Blechstreifen. Sie sind am Abb. 16: Fragment eines eisernen Kastenschlosses (ME2). (Foto: Ch. Ranseder)
unteren Ende abgewinkelt und am Schlossblech angenietet. In der Mitte der Kapelle befindet sich eine reifenförmige Führung, die wohl einen Volldornschlüssel in Position hielt. 144 Auf dem Deckel der Dille sind innen zwei Reifchen145 (ein halbkreisförmiges und ein weiteres in Form eines Dreiviertelkreises) angebracht, das sogenannte Gewirre oder Eingerichte (Abb. 17). Sie dienten als „Erschwernis“,
also
zur
zusätzlichen
Sicherung
des
Schlosses. Die Federkonstruktion, die den Riegel in Position hielt, ist noch vorhanden. Gut sichtbar ist die Vernietung des Ansatzes der einmal umgebogenen Feder. 146 An der Biegestelle kann man auf dem Röntgenbild ein weiteres Eisenblech mit Nietloch erkennen, das zweiflügelig ausgebildet ist. Seine Funktion ist unklar. Vielleicht diente es zur Abstützung der Feder. Ein weiteres kleines Eisenblech ist beim flexiblen Ende der Feder erkennbar. Es ist etwa dreieckig geformt und überdeckt das oberste Ende der Öffnung für die Überfalle. Seine Funktion ist ebenfalls unklar. Abb. 17: Röntgenbild des Kastenschlosses, Ansicht von der Seite und von unten, mit Bezeichnung der Konstruktionsteile: 1 – Kapelle, 2 – Reifchen, 3 – Riegel, 4 – Angriffszapfen des Riegels, 5 – Riegelführungen, 6 – Federkonstruktion, 7 – Öffnung für Öse der Überfalle. (Foto: Universität Wien, Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, Restaurierwerkstätten)
Es könnte in irgendeiner Form zur Positionierung der Feder beim Riegel gedient haben. Möglicherweise sind die beiden kleinen Eisenbleche auch lediglich auf Reparaturen am Schloss zurückzuführen. Vergleichbare Schlösser mit vertikaler Überfalle wurden
zum Verschließen von Truhen oder Kästchen verwendet (Abb. 15), zumeist an142 Stülpnagel 2000, 114 f. Z 292. Im Röntgenbild wirkt es so, als wäre die vordere Riegelführung repariert worden, denn bei ihr sind seitlich Nieten erkennbar, die für eine türförmige Konstruktion eigentlich nicht notwendig wären. 143 Siehe H. Pankofer (Hrsg.), Schlüssel und Schloß. Schönheit, Form und Technik im Wandel der Zeiten aufgezeigt an der Sammlung Heinrich Pankofer, München4 (München 1984) 25–27 (Glossar); Stülpnagel 2000, 115 f. Z 298. 144 Stülpnagel 2000, 115 f. Z 302. 145 Stülpnagel 2000, 116 Z 304; Z 305, vgl. z. B. auch Abb. 62 und 64 oben sowie Abb. 70. 146 Stülpnagel 2000, Z 296; ähnlich auch Schmid 2006, Taf. 58 g (Wieladingen).
gebracht auf dem obersten Brett der Schauseite des Möbelstücks. Die – hier nicht erhaltene – Überfalle (Anlege) bestand meist aus zwei bandartigen Blechen, die durch ein Scharnier verbunden waren. Das obere Band wurde am Deckel befestigt, das untere bewegliche Eisenband senkrecht heruntergeklappt und mit seiner Öse in eine Öffnung im Schlossblech gesteckt. Von innen schob man durch diese Öse mit dem Schlüssel den Riegel durch und fixierte die Überfalle, sodass das Möbelstück verschlossen war. Der Schließmechanismus war mit seinem rückwärtigen Teil in das Holz der Schauseite eingelassen. Dies zeigt sich daran, dass die Kapelle in der Profilansicht (Abb. 17) deutlich über die Ebene des Schlossbleches hinausragt. Der vorne gelegene Teil des Mechanismus befand sich unter der Aufwölbung des Schlossbleches. Das Schloss aus der Hernalser Hauptstraße ist auffallend klein (ca. 10,56 9,5 cm). Es handelt sich also wohl nicht um ein Truhenschloss, sondern eher
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Abb. 18: Applike mit Gesichtsdarstellung. (Foto: Ch. Ranseder)
um das eines Kästchens. Ungewöhnlich ist das in der Mitte rund aufgewölbte Schlossblech, denn üblicherweise liegen die Bleche meist entweder flach auf dem Holz auf oder sind rechteckig vorgewölbt. 147 Aufgrund des stratigraphischen Kontextes lässt sich sagen, dass das Stück Anfang des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Vergleichbare Schlösser mit Überfalle sind in spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Zusammenhängen beispielsweise in Deutschland und in der Schweiz gut repräsentiert. 148 Eine Applike mit Gesichtsdarstellung (Ch. Ranseder) Aus der Brandschicht Bef.-Nr. 61 (Ende Phase 2) stammt das Fragment einer aus dünnem Blech gefertigten Applike149 (größter erhaltener Durchmesser 20,5 mm, Blechstärke 0,2 mm) mit Gesichtsdarstellung (ME1; Abb. 18 Taf. 3). Das runde, pausbäckige Antlitz wird von einem Kranz aus gezwirbelten Haarsträhnen umrahmt, der auf Stirnhöhe von dem zu einem Ohr geformten auslaufenden Ende des Überaugenwulstes unterbrochen wird. An ihrem anderen Ende gehen die beiden starken Überaugenwülste in eine schmale Nase, deren Spitze ein Loch aufweist, über. Die kugelig aus dem Blech getriebenen Augen werden von einer feinen, mandelförmigen Umrandung umfasst. Der Mund ist wellenförmig ausgeführt. Beiderseits der Nase zieht von der Oberlippe ausgehend je ein feiner Strich über die Wangen, der als Schnurrhaar gedeutet werden kann. Es dürfte sich also bei dem Motiv um den stilisierten Kopf eines Löwen handeln. Durch den fragmentarischen Zustand der Applike – auf ihrer rechten Seite sind Mähne und Ohr abgebrochen, links fehlt eine Haarsträhne – lässt sich die Anzahl der zur Befestigung dienenden Löcher nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Auf der Höhe des durch die Nasenspitze geschlagenen Loches (Durchmesser 1,75 mm), durch das eine feine Metallniete gesteckt werden konnte, befindet sich zwischen Wange und Haarlocke ein weiteres, kleineres Loch.
147 Zu rechteckig aufgewölbten Schlossblechen siehe z. B. Schmid 2006, Taf. 58 a 5; 58 b 3.5.6; 58 c 2–4.6 (Riedenfluh, Alt-Wädenswil und auf der Frohburg); R. Atzbach, Die mittelalterlichen Funde und Befunde der Ausgrabung Hannover-Bohlendamm (Dipl. Univ. Bamberg 1994) Abb. 78,280 (Hannover, Bohlendamm); Stülpnagel 2000, 112 Abb. 18; 61 und 63 (Truhen der Lüneburger Heideklöster); Pankofer (Anm. 143) Abb. S. 55 rechts oben (Sammlung Pankofer). Zu mehreren Lederkästchen mit derartigen Schlössern siehe auch: Lederlust. Meisterwerke der angewandten Kunst aus dem Deutschen Ledermuseum Offenbach (Bielefeld 2006). 148 Beispielsweise Stülpnagel 2000, bes. zur Datierung 53–55 (Lüneburger Heideklöster); Schmid 2006, Taf. 58 a 5; 58 b 3.5.6; 58 c 2– 4.6 (Burgen in der Schweiz). 149 Die Ansprache von Ornamenten aus Blech, die von ihrem Träger isoliert gefunden wurden, erfolgt in der Literatur nicht einheitlich. Zumeist werden sie als Beschläge bezeichnet. Sind die Pressbleche Bestandteil eines Gürtels werden sie unter dem Überbegriff „Besatz“ zusammengefasst, dessen Einzelteile „Besatzglieder“ bzw. „Besatzstücke“ genannt werden. Für das Pressblech aus Hernals wurde die Bezeichnung Applike gewählt, weil die Zuweisung zu einem Gürtel nicht mit 100-prozentiger Sicherheit getroffen werden kann. Unter einer „Applike“ wird im Allgemeinen ein auf einem Trägermaterial/Objekt aufgesetztes Zierstück verstanden. Erfolgt die Befestigung auf Stoff, spricht man von einer Applikation.
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150 Fingerlin 1971. 151 Vor allem im 16. Jahrhundert, wie die Porträtmalerei zeigt: z. B. Hans Holbein d. J., Simon George of Quocote (um 1535) oder Die Botschafter (1526). Meist handelt es sich bei den am Hut getragenen Ornamenten jedoch um hochwertige Schmuckstücke: Y. Hackenbroch, Enseignes. Renaissance Hat Jewels (Firenze 1996). 152 R. W. Lightbown, Mediaeval European Jewellery (London 1992) bes. 365 f. 153 G. Egan/F. Pritchard, Dress Accessories, c. 1150–c. 1450. Medieval Finds from Excavations in London 3 (Woodbridge 2002) 350 Abb. 1701. 154 In der Regel handelt es sich allerdings um Ziernägel, wie z. B. an der Truhe des französischen Königs Henri II. (um 1555): Lederlust (Anm. 147) 82 f. 155 Ein besonders schönes Exemplar für Rosszeug mit Besatz ist Bestandteil der Mailänder Rüstung Ferdinands II. aus dem Jahr 1559: Kunsthistorisches Museum Wien. Führer durch die Sammlungen. Führer KHM 36 (Wien 2005) 408 f. 156 Einen guten Überblick über das Formenrepertoire mittelalterlicher Exemplare („mounts“) bietet Egan/Pritchard (Anm. 153) 162–243. 157 Unpubliziert. GC: 1997_01, Wien 1, Judenplatz, Fnr. 1161, MV 78.918. 158 GC: 2009_02, Wien 17, St.-Bartholomäus-Platz, Nördlicher Friedhof, Grab 246, MV 78.266; siehe Krause et al. 2013 (Anm. 2) 129; 130 Abb. unten. 159 G. Fehér, Az 1949 – Évi Mohács-CselePataki mento˝ ásatás (Die Rettungsgrabung von Mohács-Csele-Patak im Jahre 1949). Arch. Ért. 82, 1955, 212–228 bes. 227 f. Taf. 41,2e–f. Siehe auch Fingerlin 1971, 440 Nr. 436. Sie verzeichnet einen weiteren Gürtel mit Löwenköpfen aus Bene in Ungarn (Kat.-Nr. 114) und datiert beide Exemplare ans Ende des 15. Jahrhunderts. 160 B. Schlenker, Ausgrabungen und Forschungen am Elternhaus Martin Luthers in Mansfeld. Neue Erkenntnisse zu den Lebensverhältnissen des jugendlichen Reformators. In: H. Meller et al. (Hrsg.), Luthers Lebenswelten. Tagungen Landesmus. Vorgesch. Halle 1 (Halle/Saale 2008) 91–99 bes. 96 Taf. 1,11; ders., Archäologie am Elternhaus Martin Luthers. In: H. Meller (Hrsg.), Luther in Mansfeld. Forschungen am Elternhaus des Reformators. Arch. Sachsen-Anhalt Sonderbd. 6 (Halle/Saale 2007) 17–112 bes. 33; 38 Abb. 27 c. 161 Fingerlin 1971, 214 Kat.-Nr. 546 Abb. 564–565. 162 O. v. Zingerle, Mittelalterliche Inventare aus Tirol und Vorarlberg (Innsbruck 1909) 189 Nr. 76; 77, verfügbar als Online-Ressource: http://www.literature.at/alo?objid=1490 (20.5. 2014).
Es könnte die seitliche Fixierung der Applike am Trägermaterial ermöglicht haben. Zierender Besatz war in der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert zumeist als Bestandteil aufwändiger Gürtel auf einem Lederriemen oder einer Borte befestigt. 150 Fallweise konnten metallene Applikationen jedoch auch Kopfbedeckungen151, Kleidung152 und Taschen153 schmücken. Weiters fanden Beschläge zur Verzierung von Möbeln154 oder Buchdeckeln bzw. als Bestandteile des Rosszeugs155 Verwendung. Vereinzelte metallene Zierstücke aus archäologischen Ausgrabungen lassen sich allerdings nur bedingt einem bestimmten Objekttyp zuordnen. Auch Rückschlüsse auf die Art des Trägermaterials, das sich im Boden nur selten erhält, sind zumeist nur aufgrund etwaiger vorhandener Niete – oder Nägelchen – zu treffen. Der Formen- und Motivreichtum der kleinen, stets in größerer Zahl auf einem Objekt befestigten Pressbleche ist erstaunlich. Sie konnten rund, eckig, blatt-, blumen- oder stabförmig sein und florale, figurale oder geometrische Motive tragen. 156 Bei Ausgrabungen der Stadtarchäologie Wien kamen bis vor kurzem nur Appliken und Besatzstücke in der Form stilisierter Blumen zutage. Bei der sechsblättrigen Blüte vom Judenplatz handelt es sich leider um einen Streufund. 157 Aus einem Grab des ehemaligen Friedhofs bei der Kalvarienbergkirche in Hernals stammt hingegen ein Gürtel mit 16 auf den Lederriemen genieteten Besatzstücken, einer dreiteiligen Anhängekombination, einem Knebelverschluss sowie einer zusätzlichen Schnalle, der in das 16./17. Jahrhundert datiert werden kann. 158 Für die Applike mit Gesichtsdarstellung aus der Siedlung Hernals liegt die Annahme nahe, dass sie ebenfalls einst einen Gürtel zierte. Ein in der Ausformung des Gesichts und vor allem der Haarsträhnen nahezu identisches Exemplar, das zu einem Gürtelfragment gehört, liegt aus dem Friedhof von Mohács-Cselepatak (Ungarn) vor und wird ins 15. Jahrhundert datiert. 159 Ein sehr ähnliches Zierstück aus Messingblech wurde bei Ausgrabungen auf dem ehemaligen Anwesen von Martin Luthers Eltern in Mansfeld gefunden. Es bildet zusammen mit zwei weiteren Exemplaren die Gruppe der Maskenbeschläge („Angesichtlein“). Einige erhaltene Metallnieten lassen auf ein Trägermaterial von 3 mm Stärke, vermutlich Leder oder Filz, schließen. Das äußerst reichhaltige Fundmaterial, zu dem insgesamt rund 300 Trachtbestandteile aus Messing zählen, datiert in die Zeit um 1500. 160 Eindeutig um Löwenköpfe, aus deren Mäulern Ösen mit eingehängten Ringen ragen, handelt es sich bei Besatzstücken eines verschollenen Gürtels, den Ilse Fingerlin abbildet und an das Ende des 15. Jahrhunderts datiert. Ein derart verzierter Gürtel schmückt auch die Hüften der Bronzestatue von Johanna der Wahnsinnigen (1479–1555) in der Innsbrucker Hofkirche. 161 Schließlich findet solcher Besatz auch in Inventaren Erwähnung. Im Verzeichnis der Besitztümer des Zolleinnehmers Leonhard Brotlieb und seiner Gattin aus dem Jahr 1484 sind zwei „pörtl“ mit „lewköpfl“ aufgelistet. 162 Nürnberger Testamente verzeichnen Gürtelborten mit „Angesichtlein“ oder „Kunterfey“. 163 Im Hinblick auf bildliche Gürteldarstellungen wird es sich dabei jedoch eher um Be-
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satzstücke in Form von Porträtbüsten als um zoomorphe Maskenbeschläge gehandelt haben. Den Bildquellen ist auch die Tragweise der Gürtel zu entnehmen. In der Männerkleidung trat nach der Mitte des 15. Jahrhunderts die ostentative Schmuckfunktion aufwändig gestalteter Leibriemen zugunsten der Zweckmäßigkeit in den Hintergrund. 164 Für die Frauen hingegen spielte der Gürtel als zierendes Element der Bekleidung, Statussymbol und Bedeutungsträger weiterhin eine wichtige Rolle. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden die reich mit Besatz versehenen, langen Gürtel zumeist eng anliegend getragen. 165 Auch wohlhabende Wienerinnen folgten dieser Mode, wie das Porträt der Kaufmannsgattin Veronika Piesch aus dem Jahr 1519 zeigt (Abb. 19). Für die Hernalser Applike mit Gesichtsdarstellung legen die Vergleichsbeispiele, der Befund und das Zeitgeschehen einen Datierungsrahmen vom späten 15. bis ins erste Drittel des 16. Jahrhunderts nahe. Sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit zum Besatz eines Gürtels gehört haben. Möglicherweise wurde sie versehentlich vom Riemen abgerissen, fiel unbemerkt zu Boden und ging so verloren.
Abb. 19: Porträt der Veronika (von) Piesch(en) aus dem Lamberger Porträtbuch, 1519. (Kunsthistorisches Museum Wien)
Die Glasfunde (K. Tarcsay) Phase 2 (GL1–GL3) Die ältesten Gläser (GL1–GL3) der Grabung Hernalser Hauptstraße 62 stammen aus der Brandschicht Bef.-Nr. 61 vom Ende der Phase 2. Darunter befanden sich die Reste zweier runder Butzenscheiben (GL1–GL2, Taf. 3) mit einem Durchmesser von ca. 120 bzw. 140 mm. Vor allem im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit waren versetzt angeordnete und mittels Bleistegen verbundene Butzenscheiben zur Verglasung der Fenster sehr geläufig. Die massive Korrosion sowie die schwarze Ablagerung auf den vorliegenden Scheiben weisen darauf hin, dass diese offenbar den Einwirkungen eines Brandes, der auch die Bildung von Schicht 61 verursachte, ausgesetzt waren. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass diese Butzenscheiben in dem durch das Feuer zerstörten Gebäudeteil zur Fensterverglasung verwendet worden sind. Aufgrund der massiven Glaskorrosion kann die ursprüngliche Glasfarbe 166 nicht mehr bestimmt werden; nach dem bisher aus Wien vorliegenden Fundmaterial war das Glas vermutlich farblos bzw. entfärbt. Gerade die Farbe der Glasmasse ist aber neben der Größe entscheidend für eine genauere Bestimmung der Zeitstellung, zeichnen sich doch hier bei den Butzenscheibenfunden aus Ostösterreich generell gewisse Entwicklungstendenzen ab: Im Spätmittelalter dominieren entfärbte Scheiben mit einem Durchmesser von vorwiegend 110 bis 140 mm,167 die – wie einzelne Analysen belegen – zumindest großteils aus Sodaascheglas gefertigt wurden; in der Frühen Neuzeit hingegen wurden eher grün- beziehungsweise graustichig entfärb-
163 J. Zander-Seidel, Textiler Hausrat. Kleidung und Haustextilien in Nürnberg 1500– 1650. Kunstwiss. Stud. 59 (München 1990) 144 Anm. 408. 164 Fingerlin 1971, 220. 165 Die Gürtung erfolgte annähernd auf der Höhe der natürlichen Taille: Zander-Seidel (Anm. 163) 144. 166 Die Bestimmung der Glasfarben erfolgte im Folgenden nach MICHEL-Farbenführer36 (München 1992). 167 Vgl. v. a.: Wien 1, Judenplatz (GC: 1997_01), Dm 120–126 mm, aus Befunden der Synagoge (2. H. 13.–1. H. 14. Jh. sowie vor 1420/1421 bis 1425); K. Tarcsay, Glaslampen- und Fensterfunde aus der mittelalterlichen Synagoge am Judenplatz in Wien. FWien 9, 2006, 140–151. – Wien 1, Michaelerplatz (GC: 1992_01), Dm 102–111 mm, Fundmaterial aus Gruben (2. H. 15. Jh.); C. Litschauer/ K. Tarcsay, Mittelalterliche Münz- und Glasfunde der Grabung Wien 1, Michaelerplatz (1990/ 1991). FWien 10, 2007, 69–70. – Wien 1, Stallburg (GC: 2005_03), Dm 110–160 mm, vorwiegend aus einer Latrine, deren letzte Verfüllung vor/um 1547 erfolgt sein dürfte; K. Tarcsay, Die mittelalterlichen Gläser der Grabung Wien 1, Stallburg (unpubl. Mskr.).
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te Scheiben mit einem Durchmesser von ca. 90 bis 100 mm aus Holzascheglas erzeugt. 168 Wann der Produktionswechsel stattgefunden hat, ist noch nicht genauer fassbar, er hängt aber möglicherweise mit dem vermehrten Aufkommen von Glashütten im ostösterreichischen Raum während des 15. Jahrhunderts zusammen. Insgesamt spricht somit zumindest der Durchmesser dieser Butzenscheibenfunde aus Hernals für eine spätmittelalterliche Zeitstellung. Phase 3 (GL4–GL9) Aus dem Bereich der Mauer Bef.-Nr. 46 der Phase 3 kamen zwei dickwandige Glasfragmente (GL4–GL5) zutage, die aus sogenanntem Klarglas hergestellt wurden und somit auf jeden Fall in den Zeitraum vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert zu stellen sind. Ob die beiden Fragmente jedoch zur Datierung der Mauer herangezogen werden können, bleibt fraglich, da GL4 aus einem Bereich stammt, der durch Hochdruckbodenvermörtelung stark gestört war. GL5 wurde am ersten Grabungstag im obersten Bereich der Mauer gefunden und könnte auch zu dem darüberliegenden Lehmboden Bef.-Nr. 41 gehören, der erst nach Phase 3 anzusetzen ist. Bei einem dieser Fundstücke handelt es sich um ein Randfragment eines sehr kleinen, konischen Bechers aus farblosem Glas mit einem Randdurchmesser von 50 mm (GL4,Taf. 4), der zudem unter dem Rand mit einem Fries versehen ist: Zunächst wurde eine parallel zum Rand verlaufende Linie eingeschnitten, auf welcher anschließend wechselweise Sternchen und kleine ovale Elemente eng angeordnet wurden, sodass die ursprünglich durchgehende Linie nicht mehr direkt auszumachen ist. Analogien zu diesem Becher konnten vorwiegend auf Kunsthandelsseiten im Internet gefunden werden, wobei ein Exemplar sogar von derselben Hand dekoriert worden sein könnte. Es ist dies ein etwas kleinerer, farbloser Becher, dessen Rand einen vergleichbaren Fries aufweist, mit dem Unterschied, dass hier nicht Sternchen, sondern Kreuze aufgereiht wurden (das heißt die durchgehende Linie wurde hier durch senkrechte Striche sowie den obigen entsprechenden kleinen, ovalen Elementen unterbrochen). Hingegen sind am restlichen Gefäßkörper versetzt angeordnete, kleine Sterne eingeritzt, die jenen des Hernalser Bechers entsprechen; ob dessen Wandung ursprünglich eben168 Vgl. etwa Glashütte Reichenau am Freiwald (NÖ): K. Tarcsay, Frühneuzeitliche Glasproduktion in der Herrschaft Reichenau am Freiwald, Niederösterreich. FÖMat A 19 (Horn 2009) 192 R-G191. 169 http://www.ebay.de/itm/Seltener-GlasReisebecher-im-gedrechselten-Holzetuideutsch-1-Haelfte-19-Jhdt-/360398938676 (14.5. 2014). 170 http://www.ebay.de/itm/HARLEKIN-De kor-Glas-Glasbecher-Trinkbecher-BecherRauten-Schliff-Biedermeier1820-/ 310162717470 (14.5. 2014): um 1820; schon etwas jüngere Ausprägung (Mitte 19. Jh.): H. Horat, Flühli-Glas. Suchen u. Sammeln 9 (Bern 1986) 115 Abb. 125.
falls derartig dekoriert war, lässt sich aufgrund der Kleinheit des Fragments nicht bestimmen. Zu dem Vergleichsstück gehört auch ein hölzernes Aufbewahrungsetui, weshalb dieses Glas als „seltener Reisebecher“ angesprochen wird; das Ensemble wird in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gestellt. 169 Weitere farblose Becher zeigen einen ähnlichen Sternendekor, allerdings ergänzt durch einen Rautenschliff, und sind zum Teil auch mit weiteren vergoldeten Sternchen versehen; sie werden zwischen 1820 und 1850 angesetzt. 170 Aus dem Lehmboden Bef.-Nr. 56 der Phase 3 wurden wiederum Butzenscheibenreste geborgen (GL6–GL7,Taf. 4). Diese weisen nun keine Brandeinwirkungen auf, sondern sind in ihrer ursprünglichen Farbigkeit erhalten. Die Scheiben sind farblos-entfärbt, wobei zumindest die makroskopischen Kriterien (Farbe und Art der Irisierung) noch für eine Herstellung aus Sodaascheglas sprechen.
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Mit einem Durchmesser von 84 bzw. ca. 90 mm sind sie kleiner als die oben angeführten Stücke aus Phase 2. Dieser Größenunterschied spricht, wie ebendort erwähnt, eher für eine jüngere Zeitstellung, die Farbgebung hingegen noch für eine spätmittelalterliche Produktion, sodass am ehesten eine Datierung ins 16. Jahrhundert möglich erscheint. Aus der Brandschicht Bef.-Nr. 44 liegen zwei Wandfragmente eines Nuppenbechers vor (GL8, Taf. 4), die jeweils mit einer großen, flachen Nuppe, deren hochgezogene Spitze abgebrochen ist, versehen sind. Die Scherben sind außen vollständig graubraun korrodiert; unter dieser Korrosionsschicht ist aber noch eine wohl hellblaugrüne Färbung des Glases zu erkennen. Die Nuppenform tritt vorwiegend auf Krautstrünken auf, einer tonnenförmigen, leicht bauchigen Becherform, deren Körper mit mehreren Reihen von versetzt angeordneten Nuppen versehen war und mit einem waagrechten Faden sowie einem konvex geschwungenen Rand abschloss. Diese Form wurde sowohl aus entfärbtem als auch aus grün- beziehungsweise grünblaufarbigem Sodaund auch Holzascheglas hergestellt. Ein in der Ausführung der Nuppen sowie in der Farbgebung vergleichbarer Krautstrunk wurde in Wien 1, Stallburg aus einer Latrine, deren letzte Verfüllung vor/um 1547 erfolgt sein dürfte, geborgen. Formal vergleichbare Objekte werden vor allem in die zweite Hälfte des 15. bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts gestellt. 171 Nach Phase 3 (GL10–GL13) Aus dem Lehmboden Bef.-Nr. 41, der an die Phase 3 anschließt, stammen schließlich einige weitere neuzeitliche Glasfragmente. Ein kleines Wandbruchstück eines Bechers aus entfärbtem Klarglas (GL10,Taf. 5) zeigt auf der Außenseite Reste zweier schwacher, formgeblasener Facetten und ist anhand des Bruches in Gefäßbodennähe zu platzieren. Optisch facettierte Klarglasbecher fanden sich etwa bei Grabungen in Wien 1, Judengasse 5 sowie vor allem auf dem Michaelerplatz, wo sie in einem offenbar vor 1834 befüllten Schachtteil zutage kamen. Die Herstellung solcher Becher ist in Glashütten des 18. Jahrhunderts etwa in Oberösterreich (Glashütte Bauernberg bei Schöneben/Liebenau: 1787–1806) und in der Schweiz (Glashütte Flühli-Südel: 1723–1760) belegt. 172 Ebenfalls aus dem Lehmboden stammt ein braunockerfarbiger, langer, zylindrischer Hals (GL11, Taf. 5), vermutlich einer Zylinderflasche; der gerade abgeschlagene Rand wurde unregelmäßig überwärmt und unter diesem ein Band ebenfalls unregelmäßig umgelegt („Bandmündung“). Stratifizierte Flaschen mit ähnlich gestalteter Bandmündung sind wiederum aus der Kellerverfüllung in Wien 1, Michaelerplatz, die vor bzw. um 1889 bis 1893 erfolgte, belegt. 173 Vergleichbare Flaschen in der Sammlung des Technischen Museums in Wien wurden vor 1816/18 hergestellt. 174 Im Internet finden sich vor allem in den sehr ausführlich kommentierten Foren zu Flaschen weitere Hinweise für eine zeitliche Eingrenzung aus technologischer Sicht. Bis etwa 1860/70 wurden demnach die Flaschenränder nur grob gestaltet, während ab etwa 1880 eigene Werkzeuge zu deren Ausformung üblich wurden, sodass die Randbildung nun regelmäßiger erscheint (konzentrische Ringe sowie Formgrate am Flaschenoberteil
171 Zur Verbreitung vornehmlich in Deutschland siehe etwa A. Sv. Gai, Reliquiengläser aus Altarsepulkren. Eine Materialstudie zur Geschichte des deutschen Glases vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Schr. südwestdeutsche Landeskde. 30 (Leinfelden-Echterdingen 2001) Bd. 1: 178–198; Bd. 2: 277 Abb. 237; R. Hannig, Glaschronologie Nordostbayerns vom 14. bis zum frühen 17. Jahrhundert. Ausgewählte Grabungsfunde aus Amberg und Regensburg (Oberpfalz). Monogr. Arch. Staatsslg. München 3 (Remshalden 2009) Taf. 58,3 Abb. 102; 173,3. Eine Zusammenstellung weiterer Belege auch aus Österreich und Tschechien erfolgt in: Tarcsay, Stallburg (Anm. 167). 172 Näheres zu dieser Form siehe K. Tarcsay, Die neuzeitlichen Glasfunde aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991). FWien 11, 2008, 251 f. 278 f. G15: dort als „optisch gerippt“ bezeichnet. 173 Tarcsay (Anm. 172) 299 f. G74. 174 W. Neuwirth, Farbenglas. Vom Biedermeier zum Art Déco. 1. Farbenpaletten – Weiss – Schwarz – Gelb – Grün (Wien 1993) 98 f. Abb. 58.
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zeugen von der Verwendung dieser Werkzeuge). 175 Aufgrund dieser Merkmale dürfte das Fundstück somit vor 1860/70 gefertigt worden sein. Insgesamt sprechen die Randgestaltung, die Glasmasse sowie deren Korrosion für eine Datierung etwa in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schließlich fand sich hier noch ein hochgewölbtes Bodenstück einer hellgrünen Flasche (GL12,Taf. 5) mit einem Durchmesser von 56 mm, von dessen Standfläche jedoch zu wenig erhalten blieb, um nähere technologische Details bestimmen zu können. Offenbar wurde das Stück rotierend in eine Form gepresst, danach dezentral auf ein Hefteisen umgeheftet und somit noch nicht vollautomatisch hergestellt. Genaue Entsprechungen konnten nicht gefunden werden, der Flaschenboden dürfte aber etwa in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts einzuordnen sein. Zusammenfassung Da von der Fundstelle Hernalser Hauptstraße 62 nur eine kleine Anzahl von meist schon bekannten Glasformen vorliegt, können aus Sicht der Glasforschung wenig neue Erkenntnisse aus diesem Fundkomplex gewonnen werden. Allein der kleine biedermeierzeitliche Becher mit dem Sternenmotiv ist hier auch aufgrund der möglichen Funktionszuordnung als Reisebecher hervorzuheben (GL4). Für die Hausgeschichte jedoch bergen die Funde trotz ihrer geringen Anzahl einige wichtige Details. So weisen zunächst einzelne Butzenscheibenreste (GL1, GL2, GL6, GL7) auf die Art der ehemaligen Fensterverglasung hin. Auch wenn aus Phase 2 und 3 jeweils nur die Reste zweier Scheiben vorliegen und damit die Aussage statistisch gesehen sehr vage ist, spiegelt die Änderung in deren Ausführung offenbar doch eine gewisse chronologische Tendenz wider. Schlussendlich verweist das Flaschenfragment GL12, offenbar der jüngste Fund aus dem Lehmboden Bef.-Nr. 41, auf die Entstehung bzw. Nutzung des neuzeitlichen Bodenniveaus für den Keller in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Tierreste (S. Czeika) Es handelt sich um einen kleinen Knochenfundkomplex mit 33 Skelettfragmenten von Tieren. 176 Deren Erhaltung ist unterschiedlich: Einige Stücke zeigen eine glatte Knochenoberfläche, einzelne sind rissig oder versintert und wenige zeigen verrundete Bruchkanten. Die Fragmentierung ist stark, selten ist mehr als ein Viertel des Knochens vorhanden. Spuren von verschieden starker Hitzeeinwirkung sind manchmal sichtbar, aber keinerlei Verbissspuren. Hackmarken befinden sich auf Skelettelementen von Rind, Schaf/Ziege und Schwein. 175 Siehe z. B. http://www.bottlebooks.com/ basics.htm; http://www.sha.org/bottle/fini shes.htm; http://www.fire.ca.gov/resour ce_mgt/archaeology/downloads/Bottles.pdf (14.5. 2014). 176 Mein Dank gilt dem Institut für Paläontologie der Universität Wien, dessen osteologische Vergleichssammlung ich für Vergleichszwecke nutzen durfte.
Von den Tierresten ist die Hälfte (64% des Gewichtanteils) bestimmbar. Nach Häufigkeit und Gewicht der Skelettelemente gereiht, können Rind, Schwein, die Gruppe Schaf/Ziege, Haushuhn (und vielleicht auch Gans), eine Schnirkelschnecke (Cepaea sp.) und ein nicht näher bestimmter Fisch nachgewiesen werden. Die Hauswiederkäuer und das Schwein sind hauptsächlich durch Unterkiefer- und Rippenfragmente repräsentiert, einzelne Teile aus der Extremitätenregion und von der Wirbelsäule gibt es von den kleinen Hauswirtschafts-
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tieren. Das Schwein ist ausschließlich durch juvenile Knochenreste vertreten, bei den Hauswiederkäuern gibt es zudem Hinweise auf ausgewachsene Tiere. Interpretation Die verschiedenen Erhaltungsformen deuten auf eine ursprünglich unterschiedliche Lagerung des Materials hin. Rissige Fragmente könnten längere Zeit an der Oberfläche gelegen sein, versinterte und glatte weisen auf ungleiche Bedingungen bei der Lagerung im Boden hin. Verrundete Bruchkanten entstehen aufgrund mechanischer Beanspruchung, sei es durch Umlagerungsvorgänge oder Deponierung in begangenen Bereichen. Fehlende Verbissspuren lassen erkennen, dass die Knochenreste als Abfall entweder für Fleischfresser uninteressant oder nicht erreichbar waren. Einige Brandspuren auf Unterkiefer- und Rippenfragmenten, welche eine niedrige Verbrennungstemperatur anzeigen, könnten auf ein Garen über dem Feuer mit dem im Fleisch belassenen Knochen (Grillen) hinweisen. Allerdings zeigt ein unbestimmbares kleines Fragment auch Spuren der Kalzinierung. Diese entstehen bei höherer Verbrennungstemperatur, woraus eher auf ein mehr oder weniger intentionelles Verbrennen oder auf ein Schadfeuer geschlossen werden kann. Hackmarken sowie die repräsentierten Skelettregionen lassen die Knochen der Hauswiederkäuer und Schweine als Reste der Fleischversorgung erkennen. Auf Vogelknochen sind selten Bearbeitungsspuren zu sehen, Huhn (und Gans?) sowie Fisch gehörten jedoch üblicherweise ebenfalls zum Nahrungsspektrum. Einzelne Befunde Aus einigen Befunden liegen lediglich Einzelstücke von Tierknochen vor. Deren Aussage beschränkt sich darauf, dass die jeweiligen Verfüllungen offensichtlich kaum Beimengungen von Nahrungsabfall aus der Fleischversorgung enthielten. Aus der Brandschicht Bef.-Nr. 61, die das Ende von Phase 2 markiert, stammen die meisten Knochenfragmente (21 Stück). Hier sind Rind, Schaf/Ziege, Schwein, Haushuhn und vielleicht auch Gans sowie die Schnirkelschnecke vorhanden. Es sind fast durchwegs Reste von der Fleischversorgung. Die Schneckenschale ist als Beimengung aus dem Umfeld zu sehen. Der Lebensraum der Schnirkelschnecke ist breit gefächert, er umfasst Kulturland ebenso wie beispielsweise Hausgärten. Sieben Skelettelemente weisen Brandspuren auf, sie sind teilweise versintert und eines zeigt verrundete Bruchkanten. In diese Schicht gelangte offensichtlich unterschiedliches Material, wie anhand des Erhaltungszustandes anzunehmen ist. Alle Brandspuren zeigen eine niedrige Verbrennungstemperatur, was als Hinweis weder eine Nahrungszubereitung noch ein Schadfeuer ausschließt. Sechs Knochenfragmente, von denen nur zwei die Größe von 5 cm überschreiten, stammen ebenfalls aus einer Zerstörungsschichte, diesmal allerdings vom Ende von Phase 3. Aufgrund der starken Fragmentierung konnte hiervon nur ein einziges Skelettelement sicher bestimmt werden. Es handelt sich um ein Rippenfragment vom Schwein. Fast alle anderen Stücke gehören höchstwahr-
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scheinlich zu einem der fleischversorgenden Haustiere. Auch hier ist die Erhaltung der Tierreste nicht einheitlich, was auf eine unterschiedliche Herkunft des Materials schließen lässt. Drei Stücke kamen mit Feuer in Kontakt. Die Brandtemperaturen waren unterschiedlich und zumindest in einem Fall (Kalzinierung) ist ein intentionelles Verbrennen oder ein Schadfeuer anzunehmen. Zusammenfassende Interpretation (K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler) Die im Frühjahr 2013 in einem Kellerraum des Hauses Hernalser Hauptstraße 62 durchgeführte Ausgrabung erbrachte sowohl spätmittelalterliche als auch neuzeitliche Siedlungsbefunde. Es ließen sich drei Besiedlungshorizonte feststellen: In Phase 1 sind lediglich zwei Gruben belegt, die als einziges Fundmaterial wenige Keramikfragmente aus der Zeit zwischen dem Übergang vom 13. zum 14. bis ins 15. Jahrhundert enthielten. Für Phase 2 zeigen sich wesentlich umfangreichere Siedlungsspuren. Nun wurde ein Haus errichtet, das offensichtlich gegen die Böschung, die vom niedrigeren Gelände südlich des Alsbaches zur Hauptstraße von Hernals hin anstieg, gebaut war. Auf dem zugehörigen bis an diese Geländekante reichenden Fußbodenniveau wurde eine Reihe von Steinplatten (ca. Ost-West gerichtet) verlegt, deren Funktion sich aufgrund der beschränkten Grabungsfläche jedoch nicht näher bestimmen ließ. Der verbleibende Teil des Bodens war mit Holzbrettern bedeckt. An der südlichen Kante dieses Niveaus befand sich der Zugang zu einem kleinen Erdkeller, der in den anstehenden Hang hineingebaut war und wohl zur Vorratshaltung genutzt wurde. Reste eines Ziegelplattenbodens, die bei der Baubeobachtung im benachbarten Haus Hernalser Hauptstraße 60 auf demselben Niveau gefunden wurden, stammen vermutlich von dem zu dieser Zeit östlich anschließenden Gebäude. Die Baustrukturen von Phase 2 wurden offensichtlich durch einen Brand zerstört. Im Brandschutt gefundene Ziegel mit anhaftendem hellgrauem Mörtel und die in der Mauer von Phase 3 sekundär verbauten Steine mit Resten des gleichen Mörtels zeugen von Mischmauerwerk in Phase 2. Reste von zwei Butzenscheiben stammen von der Fensterverglasung des Baus. Hervorzuheben sind unter den Funden aus der Brandschicht aber vor allem zahlreiche Keramikfragmente, die sich typologisch gut in die Zeit kurz vor der Ersten Türkenbelagerung (1529) setzen lassen und damit das Ende der Phase 2 datieren. Weiters fanden sich ein gut erhaltenes eisernes Schloss eines Kästchens und ein bronzener Gürtelbeschlag mit der Darstellung eines Löwenkopfes, die beide die durch die Keramik gewonnene Datierung bestätigen. Der Befund vom Ende der Phase 2 ist somit ein archäologisches Indiz für die historisch überlieferten Zerstörungen in Hernals im Zuge der Ersten Türkenbelagerung. 177 Phase 3 manifestiert sich durch eine Steinmauer, die etwa im Bereich der Steinsetzung von Phase 2 in den einplanierten Brandschutt gestellt wurde. Die nur einschalige Konstruktionsweise dieser Zungenmauer und ihre Lage im Inneren der Hausparzelle sprechen dafür, dass sie lediglich einen Kellerteil abtrennte. 177 Natürlich ist eine andere Ursache des Schadfeuers nicht gänzlich auszuschließen.
Bezüglich ihrer Ausrichtung fällt auf, dass sie mit derjenigen der Steinsetzung von Phase 2 annähernd übereinstimmt (Abb. 5 und 10). Darüber hinaus ent-
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spricht ihre Orientierung auch jener des nach wie vor bestehenden Hauses (Abb. 3). Zumindest östlich und südlich der Mauer schloss ein gestampfter Lehmboden an, der wiederum teilweise einen Holzbretterbelag aufwies. Der Boden und somit auch der Raum reichten deutlich weiter nach Süden als in Phase 2. Das zugehörige Gebäude war von der Hernalser Hauptstraße aus zugänglich, die aufgrund der bereits erwähnten Böschung deutlich höher lag als das Gelände am Alsbach. Die Strukturen von Phase 3 befanden sich somit – damals wie heute – im Keller des Hauses. Zur Bestimmung der Errichtungszeit lässt sich kaum Fundmaterial heranziehen, lediglich ein Keramikfragment (KE60) aus dem Lehmboden stammt möglicherweise aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Phase 3 wurde ebenso wie Phase 2 durch Feuer zerstört. In der Brandschicht kamen auffallend viele Fragmente von graphitierten Schüsselkacheln zutage. Diese Art der Oberflächenbehandlung – zum ersten Mal in Wien in einem archäologischen Befund belegt – gibt allerdings einen weiten Datierungsrahmen vor: von der zweiten Hälfte des 16. bis ins 19. Jahrhundert. Das jüngste Fundstück aus der Brandschicht ist ein Glasfragment (GL9, 18.–Anfang 20. Jahrhundert), das ebenfalls keine präzisere zeitliche Einordnung ermöglicht. Auch aus der Beschaffenheit der Mauer selbst lassen sich keine genauen Schlüsse zum Errichtungszeitraum ziehen. Man verwendete zum Teil älteres Baumaterial wieder, das vor Ort verfügbar war und das sandig-lehmige, kaum kalkhaltige Bindemittel der Mauerschale findet sich bei Mauern ab dem Barock bis ins 19. Jahrhundert. Es muss daher offen bleiben, ob die einzige nachgewiesene Mauer von Phase 3 zum biedermeierzeitlichen Haus gehörte oder zu einem älteren Vorgängerbau. Ein Überrest dieses Vorgängerbaus hat sich mit der Südmauer des Kellerraumes, in dem die Grabungen stattfanden, erhalten. Diese Mauer unterscheidet sich in ihrer Bauweise deutlich von dem aus Ziegeln errichteten Tonnengewölbe des Kellers und auch von den anderen bei der Baubeobachtung im Winter 2012/13 sichtbaren Mauern des Biedermeierhauses (siehe unten, S. 63 ff.). Dass die Südmauer älter ist, wird auch schon dadurch deutlich, dass die das Tonnengewölbe tragenden Mauern und das Gewölbe selbst unverzahnt an sie angesetzt wurden. Die ältesten Partien der Südmauer bestehen aus ausgezwickeltem Bruchsteinmauerwerk mit wenig Ziegeln, wobei abschnittsweise Ausgleichslagen erkennbar sind, so dass eine Datierung ab dem Spätmittelalter denkbar erscheint. 178 Jedoch ist eine eindeutige Beurteilung der Mauerstruktur durch die zahlreichen jüngeren Ausbesserungen mit Ziegeln erschwert. Das Kellerfenster wurde jedenfalls nachträglich eingesetzt. Die Südmauer könnte daher der verbliebene Rest eines Vorgängerbaus sein, der möglicherweise nach dem Brand in der Zeit der Ersten Türkenbelagerung (1529/Ende Phase 2) errichtet wurde. Unmittelbar über den Befunden der Phase 3 lag bereits der Lehmboden des Kellerraumes, in dem die archäologische Untersuchung stattfand. Dieser Raum ist auf den Umbauplänen des Jahres 1881 als Bestand eingezeichnet (Abb. 3). 179 Er gehört also – wie bereits erwähnt – zu dem in der Biedermeierzeit er-
178 Freundl. Hinweis Heike Krause. 179 Interessant ist, dass lediglich der Ostteil des Hauses unterkellert war.
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richteten Haus. Aus dem genannten Plan wird auch die Hanglage des Hauses deutlich. Der Eingangsbereich befand sich oben an der Hernalser Hauptstraße. Die hinteren Teile des Hauses passten sich der Geländeneigung an. So lag der Hof bereits deutlich tiefer als das Erdgeschoßniveau des vorderen Haustraktes und war von dort über eine kleine, nach unten führende Treppe zugänglich. Eine Vorstellung davon, wie das Haus und sein Umfeld in der frühen Neuzeit ausgesehen haben könnten, gibt ein Stich von Hernals aus dem Jahr 1649 von Matthäus Merian wieder (Abb. 1). Südlich des Alsbaches verlief die Hauptstraße von Hernals, mit der Kirche St. Bartholomäus, dem Schloss und zahlreichen Häusern entlang ihrer südlichen Flucht. Die Häuser sind als großteils giebelständige, zweigeschoßige Einzelbauten mit mittigem Zugang dargestellt. Nördlich der Hauptstraße – zum Alsbach hin – findet sich hingegen nur wenig Verbauung. Hier lag auch das Gebäude, dessen Reste in der heutigen Hernalser Hauptstraße 62 ausgegraben wurden. Anschließend an die Häuser und Hausgärten sind auf der Ansicht große Flächen mit Weinstöcken zu erkennen, die die Bedeutung des Weinbaus für Hernals deutlich machen. 180 Auf einem Plan aus den Jahren 1754/55 von Jean Baptiste Bréquin sind an der Nordseite der Hauptstraße von Hernals zum Teil einfache rechteckige, zum Teil L-förmige Bauten erkennbar (Abb. 20). Für die etwa 12 m breite Parzelle Hernalser Hauptstraße 62 wäre eine derartige L-förmige Verbauung gut denkbar. Zur Gebäudestruktur einzelner spätmittelalterlicher/frühneuzeitlicher Häuser im Wiener Umland liegen mehrere Untersuchungen vor. 181 Belegt ist eine Verbauung mit einzeln stehenden giebel- oder traufständigen Bauten oder eine Verbauung mit zwei Gebäuden. Bei Winzerhäusern finden sich häufig zwei schmale, giebelständige Baukörper, deren mittig dazwischenliegende Einfahrt mit einem schmalen Raum überbaut war. 182 Eine weitere Variante sind zwei traufständige Baukörper beiderseits eines Innenhofes. Kellerräume lassen sich 180 Zur Bedeutung des Weinbaus für Wien: Buchinger/Mitchell/Schön 2006, 5 f. 181 Buchinger/Mitchell/Schön 2006; G. Buchinger/P. Mitchell, Bau- und Besitzergeschichte des Hauses Wien XIX., Kahlenbergerstraße 26. FÖ 50, 2011, D2188–D2225; G. Buchinger/P. Mitchell/D. Schön, Bau- und Besitzergeschichte der Häuser Rathausplatz 14– 17 in Klosterneuburg. Jahrb. Stift Klosterneuburg N. F. 21, 2011, 421. Wir danken Heike Krause für zahlreiche Hinweise und Diskussionen. 182 Buchinger/Mitchell/Schön 2006, 7 f. 11 f. (Grinzing, Himmelstraße 29). 183 G. Buchinger/P. Mitchell/D. Schön, Wien. 19. Bezirk, Sieveringerstraße 231. FÖ 46, 2007, 768–770; Buchinger/Mitchell/Schön 2006, 6.
in Häusern ab dem 14. Jahrhundert nachweisen. 183 Auf der heutigen Parzelle Hernalser Hauptstraße 62 ist ein Haus erstmals in einem Gewährbuch von 1582 archivalisch fassbar. Von da an bis ins Jahr 1674 stand es fast durchgehend im Besitz verschiedener Fleischhauerfamilien. Im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung (1683) wurden die benachbarten Häuser nachweislich zerstört, das hier besprochene blieb jedoch intakt. Für die Zeit nach 1674 sind verschiedene Handwerker als Eigentümer belegt; im 19. Jahrhundert wurde das Haus von Gewerbetreibenden genutzt. Der Neubau des Hauses im Stil des Biedermeier erfolgte vielleicht bereits durch den Hutmachermeister Johann Georg Lind (Besitzer ab 1799) oder – wahrscheinlicher – erst durch den Ziegeldeckermeister Michael Müller (ab 1819). 1881 kaufte der Holzund Kohlenhändler Johann Rousseau das Haus und gründete hier einen Fuhrwerksbetrieb. Das Haus blieb bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im Besitz der Familie.
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Abb. 20: Ausschnitt aus Jean Baptiste Bréquin de Demenge, Carte des environs de Schönbrun et ceux de Laxemburg, levée en Novembre et Décembre MDCCLIV et Avril MDCCLV par ordre de sa majesté imperiale et royale, Blatt 1: Währing, Hernals, Ottakring, Penzing (1755). (Bildarchiv Österreichische Nationalbibliothek, Sign. +Z94945207_1)
Anhang: Zu den archäologischen Voruntersuchungen während des Erdaushubes (M. Mosser) Während der Erdaushubarbeiten für die geplante Tiefgarage des Neubaus auf den Parzellen Jögerstraße 47 und Hernalser Hauptstraße 60–62 wurden vom 20. bis 25. September 2012 baubegleitend archäologische Untersuchungen vorgenommen. In mehreren Profilen wurde die Schichtabfolge im ehemaligen Hofbereich und unterhalb des 1881 errichteten Seitentraktes dokumentiert. Die im Profil unterhalb der Kellermauern des Hauses Hernalser Hauptstraße 62 aufgenommenen spätmittelalterlichen Brandschichten (Bef.-Nr. 10, 32, 33 = Bef.-Nr. 61; vgl. oben Tab. 2 und Abb. 21) führten schließlich im Februar 2013 zur hier besprochenen Rettungsgrabung. Bei den übrigen aufgenommenen Befunden (siehe Abb. 3) handelte es sich zunächst um Strukturen, die in Verbindung mit dem im Jahr 1881 errichteten Seitentrakt zu bringen sind. Hier konnten neben einer Kalkgrube, Resten der Ziegelmauern des Gebäudes (Bef.Nr. 16 und 27) auch Schlacke und Aschelagen im Bereich der ehemaligen Schmiede des seit 1891 belegbaren Fuhrwerksbetriebes festgestellt werden (Bef.-Nr. 17). Unterhalb des Bodenniveaus des Seitentraktes (ca. bei 39,00 m über Wr. Null) waren ältere Grubenverfüllungen festzustellen, die Keramik enthielten, welche vom 16. bis ins 18. Jahrhundert datiert werden kann (Bef.-Nr. 21, 22, 24). Im Hofbereich sind als jüngste Befunde Reste des zum Alsbach führenden Abwasserkanals sowie mit zahlreichem Fundmaterial des 18. und 19. Jahrhunderts verfüllte Gruben (Bef.-Nr. 7–9) zu nennen (siehe oben, S. 44 ff.). Zur Rekonstruktion des ursprünglichen Geländeverlaufs vom Alsbach zum Gebäude an der Hernalser Hauptstraße waren vor allem die Beobachtungen im
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Abb. 21: Blick von Nordosten auf das Profil nordwestlich vom Grabungsgelände: Brandschicht mit Steinplatten und Ziegel. (Foto: M. Mosser)
Nahbereich der Jörgerstraße von Bedeutung: Als unterste nachweisbare Schicht konnte an der nördlichen Parzellengrenze (Jörgerstraße 47) in ca. 4 m Tiefe (OK 34,82 m über Wr. Null) eine Schwemmschicht des Alsbaches als grünlich grauer Lehm mit feinschottrigen Lagen dazwischen festgestellt werden, welcher sowohl bis zu 2 cm große Holzkohlestückchen als auch einige wenige bis zu 15 cm große Ziegelbruchstücke enthielt. Diese Schwemmschicht konnte ca. 5,50 m Richtung Süden weiterverfolgt werden und steigt auf dieser Länge ca. 1,40 m an (OK 36,24 m über Wr. Null). Überlagert wird sie von Schotterungen des Alsbaches (OK 35,27–36,86 m über Wr. Null) mit ähnlich starkem Anstieg Richtung Süden. Diese Schotterungen enthielten ebenfalls Ziegelbruch, unter anderem auch stark ausgewaschene römische tegulae mit Stempel der 10. und 14. Legion (MV 101.518/1–3). Diese sind wohl als durch den Alsbach im Lauf der Jahrhunderte verlagertes Material der angrenzenden römischen Legionsziegelei zu interpretieren. 184 Über dem Alsbachschotter war schließlich eine humose Vegetationsschicht als grauer bis graubrauner, sandiger Lehm festzustellen, die entlang der Jörgerstraße bis zu 2 m Mächtigkeit erreichte (OK 37,32 m über Wr. Null). Diese wies dabei auf 27 m Länge Richtung Süden einen weit weniger starken Anstieg auf (ca. 1,30 m, OK 38,61 m über Wr. Null) und enthielt ausschließlich neuzeitliches Fundmaterial. Zu beachten ist dabei, dass das spätmittelalterliche Bodenniveau (Bef.-Nr. 97, Phase 2; OK 37,58 m) im Bereich des Hauses Hernalser Hauptstraße 62 ca. 1 m tiefer lag als die Oberfläche der dokumentierten Vegetationsschicht, was vielleicht einen Hinweis auf die seit dem Mittelalter sich fortsetzende Humusbildung im Hofbereich des Hauses gibt. Auch unterhalb des 184 Vgl. M. Mosser, Zwei römische Ziegelöfen in Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47. FWien 16, 2013, 145 Abb. 1; 159–161 Abb. 18.
Kellers im Nachbarhaus Hernalser Hauptstraße 60 ist im Nordprofil der Rest eines älteren Ziegelplattenbodens dokumentiert worden, der dem spätmittelalterlichen Gehniveau von Phase 2 entsprechen würde (Bef.-Nr. 11, OK
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37,59 m über Wr. Null). Vielleicht noch zur Phase 1 ist eine Grubenverfüllung oder Planierschicht zu zählen, die östlich der mittelalterlichen Hausbefunde im Profil der südlichen Baugrubenwand an der Hernalser Hauptstraße zum Vorschein kam und deren Oberkante in etwa jener der Grube Bef.-Nr. 103 entspricht (Bef.-Nr. 31; OK 37,37 m, UK mind. 36,71 m über Wr. Null). Abgesehen davon stieg das Gelände wohl unmittelbar südlich der im Haus Hernalser Hauptstraße 62 dokumentierten Befunde steil an. Denn an der oberhalb vorbeiführenden Straße liegt heute das Niveau bei 41,30 m über Wr. Null, also ca. 3,70 m über dem spätmittelalterlichen Gehniveau. Fundkatalog Phase 1 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE1 101.585/1 1 WS KE2 101.583/1 4 WS
Scherbentyp Formtyp Anmerkungen Red. 6 G1.6 Abrollung Red. 5 G1.6/F2 vermutlich Fragm. eines Mündelbechers
Dat. 13./14. Jh. 15. Jh.
Maße (cm) Wst 0,4–0,5 Wst 0,4
Anmerkungen vermutlich schlecht erh. Fragm. einer Schüssel – – innen glasiert, Erh. zu schlecht für eine Farbbestimmung; starke sekundäre Kohlenstoffanreicherungen –
Dat. HMA – SMA –
Maße (cm) RDm ca. 48 BDm 10, Bst 0,3 Wst 0,5 Wst 0,4–0,5
–
Wst 0,7–1
Anmerkungen – – –
Maße (cm) (1669)62,6 (1767,5)66 (966)62,8
Phase 2 Kat.-Nr. KE3 KE4 KE5 KE6
Inv.-Nr. MV 101.574/1 101.566/1 101.574/2 101.574/3
Erh. 1 RS 1 BS 1 WS 1 WS
Scherbentyp Red.-Ox. 1 Red. 6 Red. 6 Ox. 1
Formtyp G4.5 – – –
KE7
101.566/2
3 WS
Red.-Ox. 1
–
Kat.-Nr. ZG1 ZG2 ZG3
Inv.-Nr. MV 101.582/1 101.582/3 101.582/2
Objekt Tegula Plattenziegel Ziegel
Dat. RZ RZ MA/NZ?
Ende der Phase 2 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE8 101.571/38 1 RS KE9 101.571/65 1 RS
Scherbentyp Formtyp Sek. Ox. 1 G1.6/F1 Topf Red. 2 G1.6/F1 Topf
Anmerkungen Dat. Kremprand 15.(/16.) Jh. Kremprand; T-Stempel an verstärkter Stelle 15. Jh.
KE10
15./16. Jh.
2 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
KE11
101.571/47 +48 101.571/67
1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand; an einer Stelle Verstärkung mit Eindruck verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE12
101.571/66
1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE13
101.571/71
1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE14
101.571/40
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
KE15
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand; 2 Rillen auf Schulter; 15./16. Jh. Kerben am Rand; die beiden Fragmente zeigen unterschiedlichen sekundären Brand Kremprand 15./16. Jh.
KE16
101.571/31 +32 101.571/39
2 RS anpassend 1 RS 1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE17
101.571/41
1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE18
101.571/72
1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE19
101.571/70
1 RS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
verstärkter Kremprand
15./16. Jh.
KE20
101.571/68
1 RS
Red. 5
G1.6/F2 Topf/ Mündelbecher
so gut wie keine sekundären Brandspuren
15. Jh.
Maße (cm) RDm 12, Wst 0,3 RDm (innen) 28, Wst 1,1–1,5 RDm (außen) 30, Wst 0,5 RDm (innen) 24, Wst 0,6 RDm (innen) 18, Wst 0,9 RDm (innen) 20, Wst 0,5 RDm (außen) ca. 23, Wst 0,5–0,7 RDm (außen) 22, Wst 0,5 RDm (außen) 22, Wst 0,5 RDm (außen) 22, Wst 0,5 RDm (außen) 24, Wst 0,5–0,6 RDm (außen) 24, Wst 0,5 RDm 14, Wst 0,3
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Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE21 101.571/42 1 BS
Scherbentyp Formtyp Red. 5 G1.6/F2 Topf/ Mündelbecher
Anmerkungen –
Dat. 15. Jh.
KE22
101.571/78
2 WS
Red. 5
deutlicher metallischer Anflug
15. Jh.
KE23
101.571/44 +50
2 RS
Ox. 1
G1.6/F2 Topf/ Mündelbecher? G1.6/F1 Topf
15./16. Jh.
RDm (außen) 14, Wst 0,2–0,3
KE24
101.571/46
1 RS
Red. 2
G2.2/F2 Krug
15./16. Jh.
KE25
101.571/33 +34+35
6 RS teilw. anpassend
Sek. Ox. 1
G2.2/F2 Krug
RDm (außen) 18, Wst 0,5 RDm 17–26 (ovale Form), Wst 0,3– 0,9
KE26
101.571/37
2 BS
Sek. Ox. 2
G1.6/F1 Topf
Kragenrand; innen glasiert, Erh. zu schlecht für Farbbestimmung; sekundäre Kohlenstoffanreicherung verstärkter Rand; deutlich sekundäre Kohlenstoffanreicherung verstärkter Rand mit deutlicher Innenkehlung; Wellenlinie außen am Rand; randständiger Bandhenkel sowie kleiner Ausguss und daneben kleiner Lappen als Handhabe; alle Fragm. deutlich unterschiedlich sekundär gebrannt Metall ankorrodiert
KE27
101.571/36
1 BS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
–
–
KE28
101.571/30
1 BS
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
Boden und ca. 1/3 Bauch eines ellipsoiden Topfes oder Kruges; Bodenringfalte
–
KE29
101.571/45
1 BS
Red. 6
G1.6/F1 Topf
sekundäre Kohlenstoffanreicherung
–
KE30
101.571/43
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf
Bodenringfalte
–
KE31 KE32
101.571/49 101.571/53
2 BS anpassend 1 BS 1 BS
Sek. Ox. 1 Red. 5
G1.6/F1 Topf G1.6/F1 Topf
– –
– –
KE33
101.571/54
2 BS
Red. 1
G1.6/F1 Topf
–
–
KE34
101.571/55
Sek. Ox. 2
15. Jh.
101.571/52
KE37
101.571/56 +69 101.571/61
kaum ausgeprägter aufgestellter Rand, schwach sekundär gebrannt aufgestellter Rand, überhöhter Knauf
15. Jh.
KE36
Red. 5
KE38
101.571/63
1 RS
Red. 5
KE39
101.571/60
1 RS
Red. 5
KE40
101.571/51
1 RS
Red. 5
KE41
101.571/62
1 RS
Red. 5
KE42
101.565/1
1 RS
Sek. Ox. 1
KE43
101.546/1
1 RS
Sek. Ox. 1
KE44
101.571/57
Red. 5
KE45
101.571/58
KE46 KE47
101.584/5 101.537/1
1 Fragm. 1 Fragm. 4 WS 1 WS
G5.1/F1; F3 Flachdeckel G5.1/F1; F3 Flachdeckel G5.1/F1; F3 Flachdeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel G4.1/F1 Hohldeckel – –
kaum ausgeprägter aufgestellter Rand
KE35
1 Fragm. 1 Fragm. 2 Fragm. 1 RS
KE48 KE49 KE50 KE51 KE52
101.560/2 101.567/1 101.571/73 101.571/74 101.571/75
KE53 KE54
101.571/76 101.571/77
3 WS 1 WS 141 WS 10 WS 14 WS, 3 BS 7 WS 27 WS, 1 BS
Sek. Ox. 2 Sek. Ox. 1
Red. 5 Red. 3 Red. 6 Sek. Ox. Red. 6 Sek. Ox. Sek. Ox. Sek. Ox. Red. 5 Red. 1
1 1 2 2
15. Jh.
–
15. Jh.
metallischer Anflug in diffusen Flecken ohne SMA erkennbare Abgrenzung sekundäre Kohlenstoffanreicherung 15./16. Jh. metallischer Anflug in diffusen Flecken ohne 15. Jh. erkennbare Abgrenzung metallischer Anflug in diffusen Flecken ohne 15. Jh. erkennbare Abgrenzung deutlich sekundäre Kohlenstoffanreicherung 15. Jh.
Maße (cm) BDm (außen) 7, Wst 0,6–0,9, Bst 0,5–0,6 Wst 0,4–0,5
BDm 16, Bst 0,5– 0,7, Wst 0,4–1 BDm 16, Wst 0,6– 0,9 BDm (außen) 13,5, Bst 0,8–1,2, Wst 0,5–1,1 BDm 10, Bst 0,5, Wst 0,3–0,4 BDm 16,3, Bst 0,7, Wst 1 Wst 0,4 BDm 10, Bst 0,4, Wst 0,4 BDm 22, Bst 1,2, Wst 1,4 BDm 22, Bst 0,7– 0,9 BDm 14, Bst 0,5 BDm 12, Wst 0,7– 0,8 RDm (außen) 16, Wst 0,5–0,7 RDm (außen) 16, Wst 0,5–0,7 RDm (außen) 20, Wst 0,4–0,9 RDm (außen) 15
–
–
RDm (außen) 13, Wst 0,3–0,5 RDm (außen) 21
–
–
RDm (außen) 21
abgeflachter, unprofilierter Knauf; Spuren von sekundärer Kohlenstoffanreicherung abgeflachter, unprofilierter Knauf
15. Jh.
Dm 3,4
15. Jh.
Dm (außen) 2,8–3
– –
Wst 0,5–0,6 Wst 0,5
– – – – –
– Spuren von sekundärer Kohlenstoffanreicherung – – – – –
– – – – –
– –
– –
– –
Wst 0,6–1 Wst 0,4 Wst 0,3–0,7 Wst 0,3–0,5 Wst 0,3–0,7, Bst 0,3 Wst 0,4–0,5 Wst 0,3–0,7, Bst 0,4
66
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Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE55 101.580/1 1 WS
Scherbentyp Formtyp Red. 6 –
KE56
Sek. Ox. 3
101.552/3
1 WS
G4.5/F6 Schüsselkachel
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt ZG4 101.569/3 Tegula ZG5 101.571/22 Tegula ZG6 ZG7
101.584/3 101.584/4
Tegula Imbrex
ZG8
101.571/23
Plattenziegel
ZG9
101.584/2
ZG10 ZG11 ZG12
101.569/2 101.571/24 101.571/21
kleiner Mauerziegel mit Fingerstrich Mauerziegel mit Fingerstrich Mauerziegel mit Fingerstrich Mauerziegel mit Fingerstrich
ZG13 ZG14 ZG15 ZG16
101.571/20 101.571/25 101.571/26 101.571/27
Mauerziegel mit Fingerstrich gewölbter Dachziegel gewölbter Dachziegel flacher Dachziegel?
Aufsätze
Anmerkungen Spuren von sekundärer Kohlenstoffanreicherung Reste einer Graphitierung feststellbar; wohl der falschen Bef.-Nr. zugeordnet, ist dem Ende von Phase 3 zuzurechnen
Anmerkungen – leicht sekundär verbrannt Fingerstrich anhaftender hellgrauer Mörtel anhaftender grauer Mörtel sekundär verbrannt – – leicht sekundär verbrannt sekundär verbrannt sekundär verbrannt sekundär verbrannt stark sekundär verbrannt
Dat. –
Maße (cm) Wst 0,4
–
Wst 0,5
Dat. RZ RZ
Maße (cm) (14611)63,2 (1265)63,4; H Leiste: 6,3
RZ RZ
(12612,5)63,6 (16,5611)62,2
RZ
(866)66,3
13.–15. Jh.
(11,5)61065–5,5
13.–15. Jh. 13.–15. Jh. 13.–15. Jh.
(13,5611)65,2–6 (669)66,2 (9)610,565–5,5
13.–15. Jh. MA/NZ? MA/NZ? MA/NZ?
(14)61065,5–6 (9,5610,5)61–2,5 (11,269)61,9 (126963)
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt ME1 101.571/2 Applike mit Gesichtsdarstellung ME2 101.571/1 Kastenschloss
Material Erhaltung Bronze Fragm.
Anmerkungen Dat. – –
Maße (cm) erh. Dm 2,05, Blechstärke 0,03–0,04
Eisen
Fragm.
–
–
ME3 ME4 ME5
101.571/6 101.571/7 101.571/3
Eisen Eisen Eisen
Fragm. Fragm. vollständig
– – –
ME6
101.569/1
Eisen
Fragm.
– – rechtwinkelig umgebogen –
rek. L 10,5, rek. B 9,5, H Buckel Schlossblech 1,5, H inkl. Kapelle 2 erh. L 8,5, B 1,2, Rückenstärke 0,3 erh. L 7,8, B 1,7, Rückenstärke 0,3 L ca. 12,2
–
erh. L 7,2
ME7
101.571/5
Eisen
–
–
erh. L 5,6
ME8
101.571/15
Eisen
Fragm., Spitze abgebrochen vollständig
–
–
L 5,9
ME9
101.571/14
Eisen
Fragm.
–
–
erh. L 6,2
ME10
101.571/13
Eisen
vollständig
–
–
L 3,9
ME11
101.584/1
Eisen
–
–
erh. L 8,6
ME12 ME13 ME14
101.571/17 101.571/18 101.571/16
Fragm., Spitze abgebrochen Fragm. Fragm. vollständig
– – –
– – –
erh. L 9,5 erh. L 5 L 6,6
ME15 ME16
– –
– –
erh. L 5,3 erh. L 4
– umgebogen –
– – –
erh. L 6,6 L ca. 7,3 erh. L 4,1
– – –
– – –
erh. L 6,4 erh. L 5,7 erh. L 12,7, B 3,6, Dm Schaft ca. 1,7
–
–
erh. L 5,2; B 1,9; Stärke 0,4
Messerklinge Messerklinge Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, T-förmiger Kopf
101.571/11 101.560/1
Nagel, T-förmiger Kopf Nagel, T-förmiger Kopf Nagel, hakenförmiger Kopf Nagel, Kopfform unklar Nagel, Kopfform unklar
Eisen Eisen Eisen Eisen Eisen
ME17 ME18 ME19
101.571/10 101.571/12 101.571/19
Nagel, Kopfform unklar Nagel, Kopfform unklar Nagel, Kopfform unklar
Eisen Eisen Eisen
ME20 ME21 ME22
101.571/9 101.552/1 101.571/8
Nagel, Kopfform unklar Nagel, Kopfform unklar Werkzeug?
Eisen Eisen Eisen
ME23
101.571/4
bandförmiges Objekt
Eisen
Fragm. Fragm., Kopf abgebrochen Fragm. vollständig Fragm., Kopf abgebrochen Fragm. Fragm. Fragm., Schaft abgebrochen Fragm.
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Aufsätze
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Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt MÜ1 101.556/1 Münze, Dupondius od. As
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV
Form/Typ/Gefäßteil
GL1
101.571/28
Flachglas/Butzenscheibe/RS
GL2
101.571/29
GL3
101.552/2
Material Erhaltung Kupfer/ ausgeglühtes BronBrandstück ze?
Sonstiges
Anmerkungen Dat. Maße (cm) – 2. Jh. Dm 26,83 mm, Gewicht 8,98 g
Herstellung
2 RS, zusammenpassend, weitere WS; starke Korrosion durch Brand? Flachglas/Butzen2 RS, weitere WS; scheibe/RS starke Korrosion durch Brand? ?/unbestimmbar/WS 1 WS
geschleudert
Farbe/Glasmasse/ Oberfläche –/–/vollständig graubraun korrodiert
Dat.
Erh. (%)/Maße (mm)
SMA
15/Dm ca. 120
geschleudert
–/–/vollständig graubraun korrodiert
SMA
8/Dm ca. 140
–
grünlich/–/–
SMA/ FNZ
–/–
Phase 3 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE57 101.572/1 2 RS anpassend KE58 101.578/3 2 RS +4 anpassend KE59 101.578/5 1 RS KE60 101.550/1 1 RS
Scherbentyp Formtyp Red. 6 G1.6/F1 Topf
KE61 KE62 KE63 KE64 KE65 KE66 KE67 KE68 KE69 KE70 KE71 KE72 KE73
101.575/2 101.568/1 101.575/1 101.573/1 101.572/2 101.572/3 101.562/1 101.547/1 101.577/3 101.577/4 101.557/2 101.561/3 101.561/4
1 BS 1 WS 1 WS 1 WS 2 WS 1 WS 1 WS 3 WS 13 WS 1 WS 1 WS 1 WS 1 WS
Anmerkungen Wulstrand
Dat. 15. Jh.
Maße (cm) RDm (außen) 11,6– 12, Wst 0,5
Sek. Ox. 1
G1.6/F1 Topf? Erh. zu schlecht für Bestimmung –
RDm unklar
Sek. Ox. 1 Ox. 1
G1.6/F1 Topf G1.6/F1 Topf
15./16. Jh. möglicherweise 1. H. 17. Jh.
RDm (außen) 30 RDm (außen) 22, Wst 0,4
Red. 2 Red. 6 Sek. Ox. 1 Sek. Ox. 2 Red. 6 Red. 5 Red. 2 Sek. Ox. 1 Sek. Ox. 1 Red. 2 Red. 6 Red. 5 Red.-Ox. 1
– G1.6/F1 Topf – – – – – – – – – – –
– 13./14. Jh. – – – – – – – – HMA/SMA SMA SMA?
Wst 0,7, Bst 1,3 Wst 0,6 Wst 0,5–0,6 Wst 0,5–1 Wst 0,5–1 Wst 1,2 Wst 1,1 Wst 0,5–0,6 Wst 0,4–1,2 Wst 0,4 Wst 0,5 Wst 0,5 Wst 0,3–0,6
Kremprand Kragenrand; innen glasiert, „gelbbraun“; sekundäre Kohlenstoffanreicherung – Abrollung – – – – – – – – – – sehr klein zerscherbt und schlecht erhalten
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt ZG17 101.564/6 Tegula ZG18 101.564/7 Tegula
Dat. RZ RZ
ZG19 ZG20 ZG21
101.577/2 101.564/8 101.551/1
RZ (7,568,3)62,5; H Leiste: 5 RZ (11,567,5)63,2 13.–15. Jh. (20,4)61365,5–6,5
ZG22
101.551/2
ZG23 (?) ZG24 (?) ZG25 (?) ZG26
101.527/1
101.570/1
ZG27
101.570/2
101.527/2 101.527/3
Anmerkungen sekundär verbrannt weißlicher Schlicker an der Oberfläche; sekundär verbrannt Tegula – Tegula? leicht sekundär verbrannt Mauerziegel mit Finger- an der Seite sekundär verbrannt strich Mauerziegel mit Finger- – strich flacher Dachziegel mit möglicherweise aus Lehmboden Bef.-Nr. 41 Nase (nach Phase 3) flacher Dachziegel mit möglicherweise aus Lehmboden Bef.-Nr. 41 Nase (nach Phase 3) flacher Dachziegel mit möglicherweise aus Lehmboden Bef.-Nr. 41 Nase (nach Phase 3) Tegula anhaftender hellgrauer Mörtel (entsprechend ZG7) Ziegel anhaftender hellgrauer Mörtel (entsprechend ZG7)
68
Maße (cm) (15,568,5)62,7 (15,565)62,4; H Leiste: 5,3
13.–15. Jh. (10,468,5)65,8–6 NZ
(17616,5)61,4
NZ
(18,5614)61,4
NZ
(18)61961,4
RZ
(4,5610,5)63
?
(10611,5)63,8
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Kat.-Nr. ME24 ME25 ME26 ME27
Inv.-Nr. MV 101.564/1 101.564/2 101.578/2 101.564/4
ME28 ME29 ME30 ME31
Aufsätze
Material Eisen Eisen Eisen Eisen
Erhaltung Fragm., Spitze abgebrochen Fragm., Spitze abgebrochen Fragm., Spitze abgebrochen Fragm., Spitze abgebrochen
Anmerkungen Dat. – – – – – – – –
Maße (cm) erh. L 7,8 erh. L 6,6 erh. L ca. 6 erh. L 6,6
101.578/1 101.564/5 101.564/3
Objekt Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, T-förmiger Kopf Nagel, T-förmiger Kopf Nagel, T-förmiger oder gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, Kopfform unklar Nagel, Kopfform unklar Nagel, Kopfform unklar
Eisen Eisen Eisen
– – –
– – –
erh. L ca. 6 erh. L 3,6 erh. L 5,9
101.557/1
Stift, Nagel?
Eisen
Fragm., Spitze abgebrochen Fragm., Kopf abgebrochen Fragm., Spitze u. Kopf abgebrochen Fragm., Kopf abgebrochen
–
–
erh. L 5,1
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Form/Typ/Gefäßteil Sonstiges GL4 (?)
101.563/1
Becher/Klarglasbecher/RS
GL5 (?)
101.527/4
GL6
101.561/1
GL7
101.561/2
?/unbestimmbar/ WS Flachglas/Butzenscheibe/RS Flachglas/Butzenscheibe/RS
Herstellung
1 RS, konisches Gefäßfreigeblasen oberteil; Kante geschliffen, unter dem Rand geschliffener Friesdekor: auf einer umlaufenden Linie wechselweise Sternchen und kleine, ovale Elemente 1 WS – 1 RS
Farbe/Glasmasse/ Oberfläche entfärbt/Klarglas/getrübt, viele Kratzer
grünlich/Klarglas/–
geschleudert entfärbt/sehr kleine Luftbläschen/irisiert geschleudert entfärbt/–/irisiert
1 RS
Dat.
Erh. (%)/Maße (mm)
1. H. 19. 20/RDm 50, Rst 2,4, Jh. Wst 2,8
18.–Anf. 20. Jh. FNZ
–/– 20/Dm 84
FNZ
15/Dm ca. 90
Ende der Phase 3 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV KE74 101.559/3 +4+5 KE75 101.536/1
Erh. 3 RS anpassend 1 BS
Scherbentyp Formtyp Ox. 1 G1.6/F1 Topf Red. 6
–
KE76
101.540/1
Red. 4
–
KE77
101.536/3
2 BS anpassend 1 WS
Ox. 1
–
KE78
101.526/2
1 RS
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE79
101.539/1
1 RS
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE80
101.539/2
1 RS
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE81
101.526/7
1 RS
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE82
101.526/3
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE83
101.526/4
1 RS, 1 WS anpassend 1 RS
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE84 KE85 KE86
101.526/6 101.526/5 101.539/3
1 RS 1 RS 1 BS
Sek. Ox. 3 Sek. Ox. 3 Sek. Ox. 3
KE87 KE88 KE89 KE90
101.526/8 101.536/2 101.539/4 101.543/4
1 WS 2 WS 3 WS 1 WS
Sek. Sek. Sek. Sek.
Ox. Ox. Ox. Ox.
3 3 3 3
Anmerkungen Dat. Maße (cm) Kragenrand; sekundäre 1. H. 17. Jh. RDm 17, Wst 0,4 Kohlenstoffanreicherung – BDm 10, Bst 0,4– Rückstände einer sehr schlecht erhaltenen Glasur, 1, Wst 0,4 Farbwirkung nicht bestimmbar; deutlich sekundäre Kohlenstoffanreicherung – – BDm 11, Bst 0,5
G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel
innen glasiert, Farbwirkung „gelbbraun“ graphitiert, scharf abgeschnittener Randabschluss graphitiert; formal siehe KE81 graphitiert; formal siehe KE81 graphitiert, etwas verstärkter, abgeschnittener Randabschluss graphitiert; formal siehe KE78 graphitiert, mäßig scharf abgeschnittener Randabschluss; formal siehe KE78 graphitiert, Eckstück graphitiert, Eckstück graphitiert
–
Wst 0,4
–
Wst 0,7–1,1
–
Wst 0,7–1
–
Wst 0,7–1
–
Wst 0,7–1
–
Wst 0,5–0,9
–
Wst 0,6–1
– – –
Wst 0,6–1 Wst 0,6–1,2 Wst 0,5–0,7, Bst 0,5 Wst 0,5–0,8 Wst 0,3–1 Wst 0,7 Wst 0,5
G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel
graphitiert in Spuren graphitiert graphitiert graphitiert
– – – –
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Aufsätze
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Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt ME32 101.558/1 Splint
Material Eisen
Erhaltung Fragm., ein Ende abgebrochen
ME33
101.543/1
Eisen
vollständig
ME34
101.526/1
Eisen
Fragm., Spitze abgebrochen
Anmerkungen Dat. Maße (cm) – – L 11,2, Dm Kopf 3,8 rechtwinkelig – L ca. 10 umgebogen – – erh. L 6,8
ME35 ME36
101.559/1 101.543/2
Eisen Eisen
Fragm., Spitze abgebrochen Fragm.
umgebogen –
– –
ME37
101.555/1
Eisen
Fragm., Kopf u. Spitze abgebrochen
–
–
Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, gewölbt T-förmiger Kopf Nagel, T-förmiger Kopf Nagel, rautenförmige Kopfplatte Nagel?
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Form/Typ/Gefäßteil
Sonstiges
Herstellung
GL8
101.559/2
Becher/Nuppenbecher/WS
freigeblasen
GL9
101.543/3
?/unbestimmbar/WS
2 WS mit je einer großen, flachen Nuppe, deren hochgezogene Spitzen abgebrochen sind 1 WS
Farbe/Glasmasse/ Oberfläche ca. hellblaugrün/–/außen vollständig graubraun korrodiert
–
entfärbt/Klarglas/–
erh. L ca. 7,7 erh. L 4,4, B Kopfplatte 1,6 erh. L 3
Dat.
Erh. (%)/ Maße (mm) –/Wst 2
ca. 2. H. 15./1. H. 16. Jh.
18.–Anf. 20. Jh.
–/–
Nach Phase 3 Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE91 101.529/19 3 RS anpassend +20+22
Scherbentyp Sek. Ox. 3
KE92
101.529/24
1 RS
Sek. Ox. 3
KE93
101.529/14
1 RS
Sek. Ox. 3
KE94
101.529/12 +13
2 RS anpassend
Sek. Ox. 3
KE95
101.529/15 +26
1 RS, 1 WS anpassend
Sek. Ox. 3
KE96
101.529/23
1 RS
Sek. Ox. 3
KE97
101.529/27
1 RS
Sek. Ox. 3
KE98
101.529/28
1 RS
Sek. Ox. 3
KE99
101.529/29
1 RS
Sek. Ox. 3
KE100
101.529/30
1 RS
Sek. Ox. 3
KE101
101.529/21
1 RS
Sek. Ox. 3
KE102
101.529/25
1 RS
Sek. Ox. 3
70
Formtyp Anmerkungen G4.5/F6 Schüssel- deutlich verstärkter, scharf abgestrichekachel ner, ebener Randabschluss, leichte Kehlung an der Innenseite; graphitiert, z. T. sehr verstärkt aufgetragen an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- sich leicht verjüngender, abgestrichener kachel oberer Randabschluss; graphitiert, z. T. sehr verstärkt aufgetragen an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- schräg nach außen und horizontal am kachel oberen Randabschluss abgestrichen; graphitiert, z. T. sehr verstärkt aufgetragen an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- sehr scharf abgeschnittener oberer kachel Randabschluss; graphitiert, z. T. sehr verstärkt aufgetragen an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- Eckstück; graphitiert, z. T. sehr verstärkt kachel aufgetragen an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr verstärkt aufgetrakachel gen an der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; Form schlecht erhalten; formal siehe KE93
Dat. –
Maße (cm) RDm (innen) 15,6, Wst 0,5–0,8
–
Wst 0,6–1,1
–
Wst 0,7–1,2
–
Wst 0,7–1
–
Wst 0,7–1,1
–
Wst 0,7–1,2
–
Wst 0,8–1,2
–
Wst 0,7–1,3
–
Wst 0,7–1,2
–
Wst 0,8–1,2
–
Wst 0,6–0,9
–
Wst 0,5–1,1
Seite original: 52
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K. Adler-Wölfl et al., Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE103 101.530/5 1 RS
Scherbentyp Sek. Ox. 3
KE104
101.530/10
1 RS
Sek. Ox. 3
KE105
101.530/14
1 RS
Sek. Ox. 3
KE106
101.530/6
1 RS
Sek. Ox. 3
KE107
101.530/8
1 RS
Sek. Ox. 3
KE108
101.530/9
1 RS
Sek. Ox. 3
KE109
101.530/7
1 RS
Sek. Ox. 3
KE110
101.541/14
1 RS
Red. 7
KE111
101.541/15
1 RS
Red. 7
KE112
101.541/16
1 RS
Sek. Ox. 3
KE113
101.541/17
1 RS
Sek. Ox. 3
KE114
101.541/8
1 RS
Sek. Ox. 3
KE115
101.541/9
1 RS
Sek. Ox. 3
KE116
101.542/3
1 RS
Sek. Ox. 3
KE117
101.542/5 +6
2 RS anpassend
Sek. Ox. 3
KE118
101.542/4
1 RS
Sek. Ox. 3
KE119
101.529/10 +11
2 RS anpassend
Sek. Ox. 3
KE120
101.542/7
1 RS
Sek. Ox. 3
KE121
101.529/18
2 BS anpassend
Sek. Ox. 3
KE122
101.529/31
1 BS
Sek. Ox. 3
KE123
101.530/11
1 BS
Sek. Ox. 3
KE124
101.530/12
1 BS
Sek. Ox. 3
KE125
101.530/13
1 BS
Sek. Ox. 3
KE126
101.541/11
3 BS anpassend
Sek. Ox. 3
KE127
101.549/4
1 BS
Sek. Ox. 3
KE128
101.529/35
1 BS, 2 WS
Sek. Ox. 3
KE129
101.529/32
16 WS
Sek. Ox. 3
KE130
101.529/34
6 WS
Sek. Ox. 3
Formtyp Anmerkungen G4.5/F6 Schüssel- schwach verstärkt, deutlich abgeschnitkachel ten; graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE104 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE93 G4.5/F6 Schüssel- metallischer Anflug, keine Graphitierung; kachel formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- innen graphitiert; formal siehe KE78 kachel G4.5/F6 Schüssel- innen graphitiert; formal siehe KE78 kachel G4.5/F6 Schüssel- innen graphitiert; formal siehe KE78 kachel G4.5/F6 Schüssel- innen graphitiert; formal siehe KE78 kachel G4.5/F6 Schüssel- innen graphitiert; formal siehe KE93 kachel G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE78 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE81 G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen; formal siehe KE84 G4.5/F6 Schüssel- Standfläche und weit ausladende Form; kachel graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- innen graphitiert kachel G4.5/F6 Schüssel- deutliche Reste von Graphitierung; formal kachel siehe KE138 G4.5/F6 Schüssel- sehr wenig Graphitierung kachel G4.5/F6 Schüssel- graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an kachel der Innenseite, Lehmrückstände außen G4.5/F6 Schüssel- nur sehr wenig sekundär gebrannt und kachel nur mit Spuren von Graphitierung
Aufsätze
Dat. –
Maße (cm) Wst 0,6–1,1
–
Wst 0,6–1,3
–
Wst 0,5–1,2
–
Wst 0,8–1,1
–
Wst 0,8–0,9
–
Wst 0,6–0,9
–
Wst 0,6–1,1
–
Wst 0,6–0,9
–
Wst 1,1
–
Wst 0,9–1,1
–
Wst 0,7–1,1
–
Wst 0,7–0,8
–
Wst 0,6–0,8
–
Wst 0,5–0,7
–
Wst 0,7–1,1
–
Wst 0,7–1,1
–
RDm 14, Wst 0,5–0,9
–
Wst 0,5–1
–
BDm 16, Wst 0,6–0,9
–
Bst 0,5
–
Bst 0,5
–
Bst 0,7
–
Bst 0,5–0,6
–
Wst 0,7
–
–
BDm 14, Wst 0,6–0,7 Bst 0,5, Wst 0,7 Wst 0,5–1,3
–
Wst 0,5–1
–
71 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Aufsätze
K. Adler-Wölfl et al., Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE131 101.530/15 10 WS
Scherbentyp Sek. Ox. 3
KE132
101.541/23
1 WS
Sek. Ox. 3
KE133
101.542/8
10 WS
Sek. Ox. 3
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt ZG28 101.534/1 Gewölbeziegel?
Formtyp G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel
Material Silber
Erhaltung –
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Form/Typ/Gefäß- Sonstiges teil GL10 101.530/3 Becher/konischer, 1 WS, konische optisch facettierter Wandung mit AnKlarglasbecher/ satz des Bodens; optischer FacettenWS dekor GL11 101.529/8, Flasche/Zylinder1 RS, langer, zylind101.534/2 flasche (?)/RS rischer Hals; gerade abgeschlagener, überwärmter Rand, darunter umgelegtes Band GL12 101.529/9 Flasche/?/BS 1 BS, hochgewölbter Boden
101.530/4
?/unbestimmbar/ WS
Maße (cm) Wst 0,5–1,1
graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an – der Innenseite, Lehmrückstände außen
Wst 0,6–1
Anmerkungen anhaftender Mörtel unten und an der Seite
Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Objekt MÜ2 101.530/1 Münze, einseitiger Zweier (2 Pfennig)
GL13
Anmerkungen Dat. graphitiert, z. T. sehr stark aufgebracht an – der Innenseite, Lehmrückstände außen innen graphitiert –
5 WS
Dat. 16.–19. Jh.
Anmerkungen Dat. – ab 1481
Wst 0,4–0,6
Maße (cm) 24,561666
Maße (cm) Dm 14,31 mm, Gewicht 0,32 g
Herstellung
Farbe/Glasmasse/Oberfläche Dat.
Erh. (%)/ Maße (mm) 18.–1. H. 19. 17/rek. BDm Jh. ca. 60, Wst 4,4
formgeblasen
entfärbt/Klarglas/gut erhalten
rotierend luftgepresst
ca. lebhaftbraunocker/–/irisiert 1. H. 19. Jh. 25–100/RDm 28–29
rotierend gepresst, dezentral umgeheftet! –
ca. hellgrün/einzelne kleinere u. größere Luftbläschen/sehr gut erh.
ca. 2. H. 19. 12/BDm 56, Jh. Wst 4
entfärbt/Klarglas/–
18.–Anf. 20. Jh.
–/–
Streufunde Keramik Kat.-Nr. Inv.-Nr. MV Erh. KE134 101.505/2 1 RS KE135 101.505/1 1 RS
Scherbentyp Formtyp Sek. Ox. 3 G4.5/F6 Schüsselkachel Sek. Ox. 3 G4.5/F6 Schüsselkachel
Dat. – –
Maße (cm) Wst 0,7–1,2 Wst 0,9–1
–
Wst 0,6–1
G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel
Anmerkungen Eckstück; deutliche Reste von Graphitierung deutliche Reste von Graphitierung; formal siehe KE134 deutliche Reste von Graphitierung; formal siehe KE78 Eckstück; deutliche Reste von Graphitierung deutliche Reste von Graphitierung
KE136
101.553/1
1 RS
Sek. Ox. 3
G4.5/F6 Schüsselkachel
KE137 KE138
101.553/2 101.553/3
1 RS 1 BS
Sek. Ox. 3 Sek. Ox. 3
– –
G4.5/F6 Schüsselkachel G4.5/F6 Schüsselkachel
deutliche Reste von Graphitierung deutliche Reste von Graphitierung
– –
Wst 0,8–1,2 BDm 14? Wst 0,8–1 Wst 0,7 Wst 0,7–0,9
KE139 KE140
101.548/1 101.505/3
1 WS Sek. Ox. 3 2 WS Sek. Ox. 3
72
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Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
K. Adler-Wölfl et al., Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62
Aufsätze
Abgekürzt zitierte Literatur und Quellen BORS 1986 – K. Bors/K. Krchnawy, Die Keramik des 1592 zerstörten Klosters St. Laurentio. BeitrMAÖ 2, 1986, 59–72. BUCHINGER/MITCHELL/SCHÖN 2006 – G. Buchinger/P. Mitchell/D. Schön, Spätmittelalterliche Winzerhäuser im Wiener Umland. BeitrMAÖ 22, 2006, 5–14. CECH 1987 – B. Cech, Die mittelalterliche Keramik aus dem Kamptal und dem Horner Becken. ArchA 71, 1987, 172–302. FINGERLIN 1971 – I. Fingerlin, Gürtel des hohen und späten Mittelalters. Kunstwiss. Stud. 46 (München, Berlin 1971). HOFER 2000 – N. Hofer, Eine Abfallgrube mit Holzverschalung vom Areal des Bürgerspitals in Zwettl, NÖ. FÖ 39, 2000, 301–329. KALTENBERGER 2007 – A. Kaltenberger, Die mittelalterliche Keramik aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/91). FWien 10, 2007, 72–126. LEHMANN – Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger: nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung. 1.–63. Jg. (Wien 1859–1922). LUGSCH 1953 – W. Lugsch, Beiträge zur Ortsgeschichte von Hernals (1680–1820) (Diss. Univ. Wien 1953). LUGSCH 1955 – W. Lugsch, Siedlungs- und Sozialgeschichte von Hernals (1680–1820). In: F. Czeike/W. Lugsch, Studien zur Sozialgeschichte von Ottakring und Hernals. Wiener Schr. 2 (Wien 1955). MA 37 BAUPOLIZEI – MA 37 Baupolizei – Gebietsgruppe West, KG Hernals (01402), Grundstücksnr. .78 EZ 184. NEBEHAY 1978 – St. Nebehay, Ein spätmittelalterlicher Bodenfund aus Wien. Mitt. Komm. Burgenforsch. u. Mittelalter-Arch. 22. SBWien 334 (Wien 1978). QGW 1 – Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Abt. 1. Regesten aus in- und ausländischen Archiven mit Ausnahme des Archivs der Stadt Wien. 10 Bde. (Wien 1895–1927). QGW 2 – Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Abt. 2. Regesten aus dem Archive der Stadt Wien. 5 Bde. (1898–1921). SCHMID 2006 – Ch. Schmid, Die Rekonstruktion des Inventars einer Burg um 1300 anhand archäologischen Sachguts. Überlegungen zu Theorie und Praxis. 2 Bde. (Dipl. Univ. Wien 2006). SCHREIBER 1975 – B. Schreiber, Besitzstrukturen von Hernals. Beiträge zur Siedlungs-,Verwaltungs-,Wirtschafts- und Sozialgeschichte des ehemaligen Wiener Vorortes zwischen 1450 und 1700. 2 Bde. (Diss. Univ. Wien 1975). STÜLPNAGEL 2000 – K. H. von Stülpnagel, Die gotischen Truhen der Lüneburger Heideklöster. Entstehung – Konstruktion – Gestaltung. Quellen u. Stud. Regionalgesch. Niedersachsens 6 (Cloppenburg 2000).
73 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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Taf. 1: Fundmaterial vom Ende der Phase 2. Keramik M 1:3 (Zeichnungen/Dig.: U. Eisenmenger-Klug, L. Dollhofer)
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Taf. 2: Fundmaterial vom Ende der Phase 2 (Fortsetzung). Keramik M 1:3 (Zeichnungen/Dig.: U. Eisenmenger-Klug, L. Dollhofer)
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Taf. 3: Fundmaterial vom Ende der Phase 2 (Fortsetzung). Metall und Glas M 1:2, außer ME1 und MÜ2 M 1:1 (Zeichnungen/Fotos/Dig.: G. Reichhalter, U. Eisenmenger-Klug, Ch. Ranseder, L. Dollhofer)
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Taf. 4: Fundmaterial von Phase 3 und deren Ende. Keramik M 1:3, Metall und Glas M 1:2 (Zeichnungen/Foto/Dig.: G. Reichhalter, U. EisenmengerKlug, Ch. Ranseder, L. Dollhofer)
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K. Adler-Wölfl et al., Zur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62
Taf. 5: Fundmaterial nach Phase 3 und Streufunde Keramik. Keramik M 1:3, MÜ2 M 1:1, Glas M 1:2 (Zeichnungen/Foto/Dig.: U. Eisenmenger-Klug, Ch. Ranseder, L. Dollhofer)
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vacat
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M. Mosser et al., Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei
Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei von Vindobona Martin Mosser/Bendeguz Tobias/Karin Wiltschke-Schrotta Im Winter 2012/13 wurde in Wien-Hernals auf dem Grundstück Steinergasse 16/Geblergasse 47 im Zuge der Errichtung einer Wohnhausanlage von der Stadtarchäologie Wien eine Rettungsgrabung durchgeführt. Dabei konnten zwei ausgezeichnet erhalten gebliebene römische Ziegelbrennöfen dokumentiert werden, die innerhalb des bekannten Areals der Legionsziegelei von Vindobona zu lokalisieren sind. 1 Die wohl bereits im Laufe des 2. Jahrhunderts n. Chr. außer Funktion gestellten Ofenanlagen fanden über ein halbes Jahrtausend später eine sekundäre Verwendung als Grabstätte. Diese dokumentierten Bestattungen innerhalb römischer Baustrukturen sollen Thema des vorliegenden Artikels sein. 2 Der Befund (Abb. 1) Bei den römischen Ziegelöfen in der Steinergasse handelt es sich um zwei etwa gleich große (jeweils ca. 9 x 4 m), parallel zueinander liegende, nur etwa 1 m voneinander getrennte, Nord-Süd ausgerichtete Anlagen (Ofen 1 und Ofen 2). Die gut erhaltenen, ursprünglich ca. 2 m tief in den anstehenden Schotter gesetzten, im Grundriss rechteckigen (3 x 2,70 m), aus Lehmziegeln gemauerten Heizkammern wiesen im Norden jeweils einen Schürkanal und vorgelagerte, ca. 4,50 x 4,40 m große und 1,70 m tiefe Arbeitsgruben auf. Im Gegensatz zum vollständig mit Baumaterial der Brennkammer bzw. mit Tegel und Fehlbränden verfüllten Ofen 1 waren im östlich davon gelegenen Ofen 2 die vier ca. 0,30 m breiten Querzüge aus stark verbrannten, zum Teil mit Verputz ver1 GC: 2012_17; M. Mosser, Zwei römische Ziegelöfen in Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47. FWien 16, 2013, 144–161. 2 Befund: Martin Mosser; anthropologische Untersuchungen: Karin Wiltschke-Schrotta; Funde und Interpretation: Bendeguz Tobias. Für Anregungen und Diskussionsbeiträge zum Thema danken wir Ingeborg Gaisbauer, Heike Krause und Kinga Tarcsay (Stadtarchäologie Wien). 3 M. Nagy, Awarenzeitliche Gräberfelder im Stadtgebiet von Budapest. Mon. Avarorum Arch. 2 (Budapest 1998) 20–22 Taf. 31; K. Póczy/P. Zsidi, Lokales Gewerbe und Handel. In: Forschungen in Aquincum 1969–2002. Festschr. Klára Póczy. Aquincum nostrum II 2 (Budapest 2003) 195 f. 4 P. Karnitsch, Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern. RLÖ 17 (Wien 1933) 146–162 bes. 147 f. Abb. 67; 149.
sehenen Plattenziegeln (sesquipedales) großteils erhalten geblieben. Dieser Umstand dürfte in der Folge Einfluss auf die Wahl des späteren Bestattungsortes gehabt haben. Denn während im Frühmittelalter die Lehmziegelmauern der oberirdischen Brennkammern beider Öfen vollständig abgetragen und das Material in die Arbeitsgruben bzw. in die Heizkammer von Ofen 1 zusammen mit weiterem Bauschutt bereits einplaniert gewesen waren, dürfte zum selben Zeitpunkt die Heizkammer von Ofen 2 – bestehend aus vier die Gewölberippen tragenden Stützpfeilern über einem Ziegelplattenboden – im Großen und Ganzen intakt gewesen sein. Die insgesamt drei Grablegen waren nur im Bereich von Ofen 2 anzutreffen, allerdings konnten nur zwei Bestattungen vollständig dokumentiert werden (Grab 1 und Grab 2). Ein drittes Grab wird sich unmittelbar im Eingangsbereich der Heizkammer von Ofen 2 bzw. östlich davon innerhalb der Arbeitsgrubenverfüllung befunden haben, da in der Einplanierung einer dort vor Baubeginn durchgeführten Probesondage ein menschlicher Oberschenkelknochen, ein rechtes Wadenbein, Mittelfuß- und Zehenknochen eines rechten
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M. Mosser et al., Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei
Aufsätze
Abb. 1: Gräber des frühen 9. Jahrhunderts im Bereich der römischen Ziegelöfen auf der Parzelle Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47. (Plan: M. Mosser)
Fußes und eine Fingerphalange eines erwachsenen Individuums zu finden waren. Der Befund einer neuerlichen Nutzung römischer Ziegelbrennöfen als Bestattungsplatz im frühen Mittelalter ist bisher einzigartig für Noricum und Pannonien. Lediglich die spärlichen Überreste einer frühawarenzeitlichen Bestattung innerhalb des ehemaligen römischen Handwerkerviertels im südwestlichen Teil der canabae legionis von Aquincum, wo auch Ziegel produziert wurden, deuten darauf hin, dass es dort einen ähnlichen Befund gegeben haben kann. 3 Generell sind frühmittelalterliche Bestattungen in ehemaligen römischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aber als Ausnahme zu betrachten. In Überackern (OÖ) wurden einige Gräber eines Reihengräberfeldes dieser Zeitstellung im Bereich der Hypokaustanlagen eines römischen Wohngebäudes nachgewiesen, 4 in Aguntum traf man auf eine frühmittelalterliche Bestattung im sogenannten Prunkbau. 5 In all diesen Fällen – einschließlich der Gräber in der Steinergasse – wurde vorwiegend ein Ort als Bestattungsplatz gewählt, der noch im frühen Mittelalter ein markanter Punkt in der Landschaft war und sich von seiner Umgebung deutlich absetzte. Dass es sich hierbei um römische Ruinen handelte, war sekundär und eher ein Zufall. Vor allem für das 8. und 9. Jahrhundert können wir in Ostösterreich beobachten, dass auch hallstattzeitliche Grabhügel „Markierungen“ für nebenan liegende Gräberfelder waren 6 oder als Bestattungsplätze kleiner Grabgruppen7 und Einzelgräber8 Verwendung fanden.
5 M. Tschurtschenthaler, Municipium Claudium Aguntum: römischer Wohnluxus in den Alpen. In: L. Dal Ri/S. Di Stefano (a cura di), Littamum. Una mansio nel Noricum. BAR Internat. Ser. 1462 (Oxford 2005) 105–126 bes. 107; 110 Abb. 4; in Rankweil-Brederis (V) fand man eine Einzelbestattung des 8. Jahrhunderts in der Apsis einer in der Spätantike als repräsentativen Wohnbau genutzten villa rustica: A. Picker, Drusental und Rankweil. Karolingerzeit in der Vallis Drusiana. Bemerkungen zur archäologischen Evidenz. In: H. R. Sennhauser (Hrsg.), Wandel und Konstanz zwischen Bodensee und Lombardei zur Zeit Karls des Grossen. Acta Müstair, Kloster St. Johann 3 (Zürich 2013) 59. 6 Sauer 2007, 17. 7 E. Szameit, Zu den frühmittelalterlichen Funden aus dem Tumulus I von Bernhardsthal, Niederösterreich. ArchA 77, 1993, 121–126; St. Eichert, Die frühmittelalterlichen Grabfunde Kärntens. Die materielle Kultur Karantaniens anhand der Grabfunde vom Ende der Spätantike bis ins 11. Jahrhundert. Aus Forsch. u. Kunst 37 (Klagenfurt 2010) 146 Abb. 39; 147; 209–213. 8 A. Ohrenberger, Awarenfunde im Burgenland. BHBl 20, 1958, 1–15 bes. 13.
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M. Mosser et al., Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei
Abb. 2: Westlicher Teil von Grab 1: Bestattung einer Frau mit Töpfchen als Grabbeigabe. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 3: Großer Stein im Brustbereich der bestatteten Frau in Grab 1. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Grab 1 (Abb. 2) Die oberste Verfüllschicht (max. OK 46,04 m über Wr. Null) der Arbeitsgrube von Ofen 2 zeigte sich mit grünlich grauem Tegel sowie bis zu 30 cm großen, zum Teil rot verbrannten Lehmziegeln und Ziegelbruch durchsetzt. In die Südwest-Ecke dieser Grube und in die anschließende Nordwest-Ecke der Heizkammer von Ofen 2 reichend sowie weitere Arbeitsgrubenverfüllungen schneidend, war im Frühmittelalter eine 1,20 m tiefe und 2 x 0,80 m große Grabgrube (Bef.-Nr. 220) gesetzt worden (siehe unten Tab. 1). In dieser befand 9 A. Stülzebach, Vampir- und Wiedergängererscheinungen aus volkskundlicher und archäologischer Sicht. Concilium medii aevi 1, 1998, 97–121 bes. 106. 10 Zu sog. Versteinungen vgl. B. Jungklaus, Sonderbestattungen vom 10.–15. Jh. in Brandenburg aus anthropologischer Sicht. Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 50/1–2, 2009, 197–214 bes. 204–207 mit zahlreichen Beispielen und Literaturverweisen, v. a. auch aus westslawischen Gräberfeldern; N. Krohn, Zerstört – und verehrt. Befunde und Beweggründe für die Öffnung und Beeinträchtigung von Gräbern des frühen Mittelalters. In: O. Heinrich-Tamáska (Hrsg.), Rauben – Plündern – Morden. Nachweis von Zerstörung und kriegerischer Gewalt im archäologischen Befund. Tagungsbeiträge der Arbeitsgemeinschaft Spätantike und Frühmittelalter 6. Zerstörung und Gewalt im archäologischen Befund (Bremen, 5.– 6.10. 2011). Stud. Spätantike u. Frühmittelalter 5 (Hamburg 2013) 161–207 bes. 190 f. 11 Stülzebach (Anm. 9) 104. 12 Sauer 2007, Gesamtplan (Grab im Südosten, im Bereich der Grabungsgrenze gelegen) und Zeichnung auf der Umschlaginnenseite (Reihe 5, 5. Zeichnung von links).
sich das Skelett einer 25 bis 35 Jahre alten, ca. 1,54 m großen Frau in gestreckter Rückenlage, mit Ohrringen und Perlenkette sowie einem reduzierend gebrannten Töpfchen als Beigaben (Taf. 1). Sie lag mit dem Kopf nach Westen gerichtet neben dem Heizkanaleingang des Ofens. Im Brustbereich des weiblichen Individuums lag ein schwerer, im Durchmesser ca. 25 cm großer Stein (Abb. 3) und in die rechte Augenhöhle war ein ovaler, gelblicher Sandstein gedrückt (Abb. 2). Beides könnte als Indiz für eine Leichenversteinung gedeutet werden. 9 Es handelt sich hierbei um einen Bannritus gegen Wiedergänger: 10 Durch das „Festmachen“ der Toten mit Steinen sollten sie am Verlassen des Grabes gehindert werden. So wurden etwa Menschen mit schweren Erkrankungen oder aus der Gesellschaft Ausgeschlossene als Wiedergänger gefürchtet. 11 Eindeutige akute, sich am Knochen manifestierende schwere Erkrankungen konnten allerdings am Skelett anthropologisch nicht festgestellt werden. Einen ähnlichen Befund gibt es auch im unmittelbar südlich der Wiener Stadtgrenze gelegenen awarischen Gräberfeld von Vösendorf-Laxenburger Straße. Hier lag auf dem Schädel einer männlichen Bestattung (Grab 699) eine Steinpackung. 12 Die Grabgrube wurde schließlich von hellbraunem bis ockerfarbenem, lehmigem Sand mit verbranntem Lehmziegelbruch und einigen Steinen verfüllt (Bef.-Nr. 212).
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Anthropologie (Abb. 4) Der Schädel ist fast vollständig, der Gesichtsschädel und Teile der Schädelbasis liegen isoliert vor. Es sind zwei Teile des Unterkiefers und zahlreiche Zähne vorhanden. Vom fast vollständig erhaltenen, relativ grazilen postkranialen Skelett sind die meisten Brust- und Lendenwirbel sowie die Knochen der linken Hand vermutlich vergangen. Alle Merkmale am Schädel und am Beckenknochen deuten auf ein graziles weibliches Individuum, 13 obwohl die Muskelansatzstellen im Nackenbereich, an den Oberarmen und an den Schienbeinen sehr markant ausgeprägt sind. Die Wachstumsfugen sind geschlossen, die Schädelnähte sind noch nicht verschlossen, die Zahnabrasion ist mäßig und die Facies symphysealis ist schon teilweise umgebaut. Es kann ein Sterbealter14 zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr angenommen werden. Die Zähne der rechten Seite sind im Kiefer erhalten, die der linken Seite liegen lose vor. Karieslöcher sind am zweiten Oberkieferprämolar und an den wangenseitigen Zahnhälsen der rechten Unterkiefermahlzähne vorhanden. Der rechte erste Oberkiefermahlzahn ist nicht mehr vorhanden, er dürfte ebenfalls von Karies massiv zerstört worden sein, da die Alveole einen großen, nach bukkal durchgebrochenen Abszess aufweist. Ein ähnlicher, jedoch kleinerer Abszess ist bei dem angrenzenden Vormahlzahn ausgebildet. Die Alveolarränder der Unterkiefermolaren sind rückgebildet und haben eine deutliche Randleiste, was auf eine Paradontoseerkrankung zu Lebzeiten deutet. Im Unterkiefer ist ein Zahnengstand ausgebildet.
Abb. 4: Die erhaltenen Skelettreste und Zähne aus Grab 1 (Zahnbefund: • Karieskavität,6= postmortaler Zahnverlust, = Abszessbildung). (Zeichnung: K. Wiltschke-Schrotta)
Einige Wirbel, die Schulter- und Hüftgelenke zeigen bereits leichte degenerative Veränderungen. Das Schädeldach hat an der Innenseite vermehrte feine Porositäten und an den Langknochenschäften sind abgerundete Striae zu erkennen. Diese Veränderungen können zahlreiche Ursachen haben, geben jedoch keine Hinweise auf eine akute, sich am Knochen manifestierende schwere Erkrankung oder auf die Todesursache. Auch der in der rechten Augenhöhle aufgefundene Stein wurde erst post mortem dort angebracht, an den Knochenrändern des Auges sind diesbezüglich weder intravitale Knochenveränderungen noch postmortale Schliffspuren erkennbar. Alle Knochen sind an den Oberflächen rostrot verfärbt. Die Knochen um die Ohrregion haben grüne Metalloxydverfärbungen. Maße zur Körperhöhenberechnung:15 rechter Humerus (1): 28,7 cm; rechte Ulna (1): (24,6 cm); rechte Tibia (1): 32,7 cm, (1b): 32,8 cm; rechte Fibula (1): 32,5 cm. Frau, adult 25–35 Jahre, geschätzte Körperhöhe: ca. 154 cm Inv.-Nr. MV 101.129 – Bef.-Nr. 219 (23.1. 2013, Schnitt 5-NW, Fläche 2–3)
13 Anthropologische Geschlechtsbestimmung nach D. Ferembach/D. Schwidetzky/ M. Stloukal, Empfehlungen für die Alters- und Geschlechtsdiagnose am Skelett. Homo 30, 1979, (1)–(32) und J. Bruzek, A Method for Visual Determination of Sex, Using the Human Hip Bone. Am. Journal Physical Anthropology 117, 2002, 157–168. 14 Sterbealtersbestimmung nach J. Szilvássy, Altersdiagnose am Skelett. In: R. Knußmann (Hrsg.), Anthropologie. Handbuch der vergleichenden Biologie des Menschen I. Wesen und Methoden der Anthropologie (Stuttgart 1988) 421–443. 15 Maße nach G. Bräuer, Osteometrie. In: Knußmann (Anm. 14) 160–232; Körperhöhenberechnung nach T. Sjøvold, Estimation of Stature from Long Bones Utilizing the Line of Organic Correlation. Human Evolution Vol. 5, N. 5, 1990, 431–447.
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Grab 2 (Abb. 5) Für die zweite archäologisch dokumentierte Bestattung wurde eine andere Vorgangsweise bei der Grablegung gewählt. Als eine Art „Grabkammer“ sollte dafür der Heizraum des römischen Ziegelofens dienen (Ofen 2; Abb. 1 und 5). Der ursprüngliche Zugang zur Heizkammer über den Schürkanal war im Frühmittelalter bereits verfüllt und wurde auch nicht nachträglich freigeräumt. Ob die aus speziellen Ziegeln angefertigte Lochtenne über den Gewölberippen der Heizkammer im Zuge der Grablegung noch angetroffen wurde, kann nicht mehr eindeutig beurteilt werden. Um Platz für den Leichnam zu schaffen, wurden drei der vier Stützpfeiler des Gewölbes entfernt. Die nördlichste Gewölberippe wurde dabei teilweise zerstört, alle anderen blieben weiterhin erhalten. Über den nördlichen Abschnitt der Heizkammer dürfte daher im Frühmittelalter auch der Zugang zum Grab erfolgt sein. Unterhalb des aufgefundenen Skeletts, unmittelbar über den Ascheresten am Boden der Heizkammer, wurde bei den Grabungen ein heterogenes Stratum mit Lehmziegelbruch und Tegelbrocken (Bef.-Nr. 247; siehe Tab. 2) dokumentiert, das sich vielleicht im Lauf der JahrAbb. 5: Grab 2: Bestattung eines Jugendlichen innerhalb der Heizkammer von Ofen 2, Richtung Süden. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
hunderte im Hohlraum der Heizkammer angesammelt hatte und für das Grab einplaniert worden war. Darüber folgte die eigentliche Planierung für die Bestattung in Form von tegeligem, hellbraunem bis grünlich grauem, lehmigem Sand (Bef.-Nr. 243). Darauf liegend war ein Skelett in gestreckter Rückenlage, mit dem Kopf im Süden zu finden (max. UK 44,62 m über Wr. Null). Es lag östlich neben dem einzig erhalten gebliebenen Ziegelpfeiler. Oberkörper und Kopf waren in einem extrem schlechten Erhaltungszustand. An diesen Stellen waren auch noch Textilreste als leinwandbindige Gewebeteile zu identifizieren, allerdings lagen sie nur noch in marginaler Form vor, so dass nicht mehr zu bestimmen war, ob es sich um eine Art Leichentuch oder um Gewandreste handelte. 16 Als Beigaben (Taf. 2) hatte der jugendliche Mann (?) am Fußende ein Töpfchen stehen sowie an der rechten Hüfte einen Holzeimer, der durch Eisenbänder, die die Dauben zusammengehalten hatten, und Henkelfragmente rekonstruierbar ist. Im linken Beckenbereich befand sich ein ringförmiges Objekt aus einer Kupferlegierung. Das Skelett lag in weichem, braunem bis graubraunem, lehmigem Sand (Bef.-Nr. 240), dessen Ausdehnung durch dünne Holzreste auf 177 x 43 cm begrenzt war. Dies lässt auf einen hölzernen Sarg entsprechenden Ausmaßes schließen, der mit dem Leichnam in die Heizkammer des Ziegelofens gelegt wurde. Darüber kam in Form einer Art Grabhügelschüttung zunächst lockeres Erdmaterial (Bef.-Nr. 233–235, 238, 239; OK 45,62 m, UK 44,56 m über Wr. Null), das im oberen Abschnitt der Kammer von sehr festem, mit Tegel durchsetztem Material abgedeckt war (Bef.-Nr. 167, 171; OK 46,11 m, UK 45,19 m über Wr. Null). Anthropologie (Abb. 6) Vom Schädel sind nur wenige Fragmente des Stirnbeines, des linken Schläfenbeines und einige Fragmente des Gesichtsschädels erhalten. Einige Rippen,
16 Probe: MV 101.144; für die Bestimmung danken wir Karina Grömer (Prähistorische Abteilung, NHM Wien, Report Textil Archäologie 2013/1).
Wirbelfragmente, der rechte Oberarm- und die linken Unterarmknochen sind relativ stark erodiert. Die juvenilen Knochen der unteren Körperhälfte sind nahezu vollständig und nur wenig erodiert.
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Abb. 6: Die erhaltenen Skelettreste und Zähne aus Grab 2. (Zeichnung: K. Wiltschke-Schrotta)
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Abb. 7: Die erhaltenen Skelettreste aus dem zerstörten Grab 3. (Zeichnung: K. Wiltschke-Schrotta)
Die geschlechtsspezifischen Merkmale am Schädel sind noch sehr feminin ausgebildet. Dies ist bei Kindern und Jugendlichen der Normalfall, erst in der Pubertät bilden sich die typisch männlichen Merkmale heraus. Das postkraniale Skelett zeigt jedoch bereits maskuline Merkmale, mit langen Langknochenschäften und robusten Gelenksanlagen. Mit Vorsicht kann man daher auf einen jugendlichen Mann schließen. Die Wachstumsfugen an allen Gelenken und auch die des Beckens sind noch nicht verschlossen. Der zweite Molar ist bereits vollständig entwickelt und zeigt leichte Abrasionsspuren; damit kann auf ein Sterbealter zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr geschlossen werden. Die Zähne dieses Individuums liegen isoliert vor und zeigen nur geringe Abrasionsspuren und Zahnsteinreste. Die Wurzeln der Weisheitszähne sind noch nicht ausmineralisiert. An den Augendächern können feine Cribra orbitalia beobachtet werden. In den Zonen um die Wachstumsfugen sind verstärkte Porositäten und auch sekundäre Knochenauflagerungen zu erkennen. Dies steht vermutlich mit dem Längenwachstum in Verbindung. Es sind keine Verände-
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rungen zu sehen, die auf eine Todesursache schließen lassen. An der linken Beckenschaufel ist eine grüne Metalloxydverfärbung vorhanden. Diaphysenlänge: linker Femur: 40,0 cm; rechte Tibia: 31,4 cm; (Femur mit Epiphysen: 43,8 cm). Tendenz Mann, juvenil 15–17 Jahre, geschätzte Körperhöhe: ca. 165 cm (noch nicht ausgewachsen!) Inv.-Nr. MV 101.147 – Bef.-Nr. 242 (29.1. 2013, Schnitt 5, Ofen 2, Fläche 7–8)
Grab 3 Vor Baubeginn wurde im unmittelbaren Eingangsbereich der Heizkammer von Ofen 2 bzw. östlich davon eine Probesondage angelegt, die auch die Arbeitsgrubenverfüllung des Ofens betraf. Während des erneuten Aushubes dieses Schnittes zu Beginn der archäologischen Untersuchung wurden menschliche Überreste geborgen, die auf ein drittes Grab in diesem Bereich schließen lassen (vgl. Abb. 1). Anthropologie (Abb. 7) Erhalten sind ein mäßig robuster rechter Oberschenkelschaft ohne Gelenksenden, ein rechtes Wadenbein, Mittelfuß- und Zehenknochen eines rechten Fußes und eine Fingerphalange. Die Wachstumsfugen sind verschlossen und an den erhaltenen Gelenksrändern sind leichte degenerative Veränderungen zu erkennen. Es sind keine Zähne erhalten und an den vorhandenen Knochen können keine Anomalien oder Pathologien festgestellt werden. Geschlecht unbestimmbar, erwachsen. Inv.-Nr. MV 101.114 (14.1. 2013, Schnitt 5, Störung zwischen Ofen 2 und Bediengrube)
Neben den beiden eindeutig identifizierten Gräbern 1 und 2 und dem nicht näher dokumentierten Grab 3 waren südlich hinter Ofen 2 noch zwei längliche Strukturen vorhanden (Bef.-Nr. 197 und 214; siehe Tab. 3), deren Form zwar stark an Grabgruben erinnert, die aber außer einer Verfüllung aus Tegel und römischem Ziegelbruch nichts enthielten, was auf weitere Bestattungen hinweisen könnte. Die Ansprache als leere oder beraubte Gräber ist damit eher spekulativ. Tatsächlich wäre eine alternative Interpretation als Pfostengruben für eine Ofenüberdachung ebenfalls denkbar. Die Funde Grab 1 (Taf. 1) Die beiden ovalen Ohrringe der Bestattung in Grab 1 sind stark abgenutzt und vermutlich lange getragen worden (Kat.-Nr. 1–2). Sie bestehen aus massivem Bronzedraht, der ursprünglich an den Seiten mit umlaufenden, einzeln aufgelöteten Kügelchen versehen war, die von feinen geperlten Drähten abgegrenzt waren. Die restliche Verzierung lässt sich nur noch anhand des Ohrrings Kat.-Nr. 1 nachvollziehen: Am unteren Ende befindet sich eine bewegliche Zier aus einem dünnen, flachen Bronzeband, auf das eine längliche, leicht facettierte blaue Perle unterhalb und eine kugelige Perle oberhalb des Rings aufgezogen waren. Möglicherweise war auch am oberen Ende des ovalen Ohrrings ur-
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sprünglich noch eine weitere kugelige Perle befestigt. Ohrringe dieses Typs
17 A. Distelberger, Awarinnen. Frauengräber des 7. und 8. Jahrhunderts n. Chr. in Österreich (Diss. Univ. Wien 1999) 291; siehe auch einige Exemplare aus dem Gräberfeld von Bruckneudorf: F. Sauer, Fundstelle Bruckneudorf. Das awarische Gräberfeld. Die archäologischen Grabungen auf der Trasse der A6 (Innsbruck 2013) 60; 72. 18 E. Szameit, Zur chronologischen Stellung des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Sieghartskirchen, Niederösterreich, und die Grabfunde aus Proleb, Steiermark. In: F. Daim (Hrsg.), Awarenforschungen II. ArchA Monogr. 2 = Stud. Arch. Awaren 4 (Wien 1992) 803– 840 bes. 807; 809 f. Taf. 1,1–2; H. Friesinger, Frühmittelalterliche Körpergräber aus Pottenbrunn, Stadtgemeinde St. Pölten, NÖ. ArchA 51, 1972, 113–189 bes. 132; 180 Abb. 30,5 Taf. 5. 19 R. Andrae, Mosaikaugenperlen. Untersuchungen zur Verbreitung und Datierung karolingerzeitlicher Millefioriglasperlen in Europa. Acta Praehist. et Arch. 4, 1973, 101–198 siehe Taf. 4–5; 179 Liste 1b (MAP 0025); 181 Liste 1 h (MAP 1275). 20 Russ 2013, 53–61; Petschko 2013, 70– 75; Szameit (Anm. 18) 817; Eichert (Anm. 7) 164–166; B. M. Szo˝ ke, Die Beziehungen zwischen dem Ostalpenraum und Westungarn in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts (Frauentracht). In: Daim (Anm. 18) 841–968 bes. 876– 881. 21 GC: 1860_02; F. Daim, Awarische Altfunde aus Wien und Niederösterreich. MAG 109, 1979, 55–101 bes. 62 Taf. 3,8. 22 Sauer 2007, 60; 82; 85 f. 23 A. Pásztor, A Csákberény-Orondpusztai avar kori temeto˝ gyöngyleleteinek tipokronológiai vizsgálata [The Typochronological Examination of the Bead Finds of the CsákberényOrondpuszta Cemetery from the Avar Period]. Savaria 22/3, 1992–1995 (1996) 37–83 bes. 54 f. Taf. 1,1.2; 3,17.1–17.6. 24 A. Pásztor, A Lesencetomaj-Piroskereszt avar kori temeto˝ 39. sírjának gyöngysora [Die Perlenkette aus Grab 39 des awarenzeitlichen Gräberfeldes von Lesencetomaj-Piroskereszt]. In: T. Vida (Hrsg.), Thesaurus Avarorum. Régészeti tanulmányok Garam Éva tiszteletére [Archaeological Studies in Honour of Éva Garam] (Budapest 2012) 477–488 bes. 482 f.; Petschko 2013, 80 f. 25 Pásztor (Anm. 24) 483; Petschko 2013, 81. 26 A. Lippert, Das awarenzeitliche Gräberfeld von Zwölfaxing in Niederösterreich. Prähist. Forsch. 7 (Horn, Wien 1969) 150 Taf. 58. 27 H. Herold, Zillingtal (Burgenland). Die awarenzeitliche Siedlung und die Keramikfunde des Gräberfeldes. Monogr. RGZM 80 (Mainz 2010) Taf. 130,1 a–b; 214,1 a–b; 216,1 a–b.
sind vereinzelt bereits in der Spätawarenzeit I belegt, werden aber vor allem in der Spätawarenzeit III getragen. 17 Ähnliche stark abgenutzte Ohrringe finden sich im Gräberfeld von Sieghartskirchen (NÖ) oder in Grab 40 a von Pottenbrunn (NÖ). 18 Den Hals der Verstorbenen zierte eine Kette (Kat.-Nr. 3–13), die aus verschiedenen Glasperlen zusammengesetzt war, wobei die Mehrzahl aus Mosaikaugenperlen bestand. Neben einer olivenförmigen Perle (Kat.-Nr. 3) vom Typ 0025 gibt es drei zylindrische Perlen (Kat.-Nr. 4–6), die dem Typ 1275 nach Reinhard Andrae zuzurechnen sind. 19 Diese waren kombiniert mit zwei Kreisaugenperlen, einer eingliedrigen blauen und einer dreigliedrigen goldfarbenen Mehrfachperle. Die Kombination dieser Perlen ist typisch für die zweite Hälfte des 8. bzw. das erste Drittel des 9. Jahrhunderts n. Chr. 20 Aus dem heutigen Wiener Raum sind Mosaikaugenperlen aus zerstörten Gräbern im 13. Bezirk, Spohrstraße21 und in Kombination mit Mehrfach- und Kreisaugenperlen aus dem Gräberfeld von Vösendorf-Laxenburger Straße 22 bekannt. Bei den restlichen Perlen aus Grab 1 in der Steinergasse handelt es sich um eine einfache ovale, grüne und eine braune mit blauen Buckeln versehene Glasperle (Kat.Nr. 11–12). Beide können in die Mittelawarenzeit datiert werden und waren allem Anschein nach sehr lange in Verwendung. 23 Neben den Perlen war noch ein Randbruchstück eines weißen durchsichtigen römischen (?) Glasgefäßes an der Kette aufgefädelt. Gelegentlich finden sich derartige Gefäßbruchstücke als Teile der Halsketten in awaren- und karolingerzeitlichen Gräbern. 24 Die Interpretation ihrer Verwendung reicht von der reinen Schmuck- bis hin zu einer Amulettfunktion. 25 Ein reduzierend gebrannter Topf mit umlaufendem Liniendekor war zwischen der rechten Schulter und dem Schädel deponiert worden (Abb. 2 und 3, Kat.-Nr. 14). Vergleichbare Gefäße finden sich im Grab 165 von Zwölfaxing I (NÖ)26 oder in den Gräbern 287, 562 und 575 von Zillingtal-Unterer Kapellenberg (B). 27 Grab 2 (Taf. 2) Auf der linken Beckenschaufel des Bestatteten lag ein gegossener ringförmiger Gegenstand aus einer Kupferlegierung, dessen Rand perlenförmig gestaltet und erhaben ist (Kat.-Nr. 15). An der eingezogenen Innenseite ist ein kleiner Ausbruch erkennbar, der eine Aufhängung andeuten könnte. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen sekundär verwendeten Gegenstand der römischen Kaiserzeit. Im Gegensatz zur weiblichen Bestattung ist es hier das einzige Objekt, das zum persönlichen Schmuck des Verstorbenen gerechnet werden kann. Als Beigaben waren ein Holzeimer beim rechten Oberschenkel und ein Topf beim rechten Fuß deponiert worden (Kat.-Nr. 16–17, Abb. 5). Vom Eimer haben sich nur noch die bandförmigen Reifen, die ursprünglich die Dauben zusammenhielten, und der Henkel mit den schwalbenschwanzförmigen Attachen erhalten. Da die Reifen stark fragmentiert und deformiert sind, kann ein Durchmesser nicht mehr ermittelt werden. Im 8. und 9. Jahrhundert
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Taf. 1: Inventar Grab 1. – Kat.-Nr. 1–13 M 1:1. (Fotos: Bendeguz Tobias/Mario Mosser; Zeichnung: U. Eisenmenger-Klug; Dig.: G. Gruber)
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Taf. 2: Inventar Grab 2. – Kat.-Nr. 15 M 1:1, Kat.-Nr. 16 b: Eimerrekonstruktion ca. M 1:3. (Fotos: Bendeguz Tobias/Mario Mosser; Zeichnung: U. Eisenmenger-Klug; Rekonstruktion/Dig.: G. Gruber)
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waren vergleichbare Eimer in Mitteleuropa weit verbreitet. Im awarischen Siedlungsgebiet sind sie vor allem aus dem heutigen Westungarn und der Westslowakei bekannt, es gibt sie aber auch in Mittel- und Ostungarn. 28 Während im karolingerzeitlichen Oberösterreich die Eimer nur in Kinder- und Frauengräbern beigegeben wurden, finden wir sie in Niederösterreich auch bei Männerbestattungen. 29 Nur in den seltensten Fällen war neben einem Eimer noch ein Topf aus Keramik wie bei einer Nachbestattung in einem hallstattzeitlichen Grabhügel von Bernhardsthal (NÖ) oder dem Grab 40/1969 von Steyr-Gleink, Hausleitnerstraße (OÖ) beigegeben. 30 Es wird vermutet, dass in den Eimern Flüssigkeiten oder streichfähige Substanzen wie Honig, Bienenwachs oder Fruchtmus aufbewahrt wurden. 31 Der reduzierend gebrannte und nachgedrehte Topf (Kat.-Nr. 17) ist mit mehreren Wellenbändern an Schulter und Bauch dekoriert. Ähnliche Töpfe finden sich etwa in den Gräbern V und XLV von Pitten (NÖ), 32 aber auch in einigen Gräbern von Keszthely-Fenékpuszta (Kom. Zala/H). 33 Trotz der spärlichen und meist nicht genau datierbaren Beigaben können die Bestattungen in Wien-Hernals, Steinergasse ans Ende des 8. bzw. ins erste Drittel des 9. Jahrhunderts gestellt werden. Fundkatalog Grab 1 1 Ohrring (Taf. 1,1) – Inv.-Nr. MV 101.127/1 Material: Kupferlegierung und Glas; Maße: L 3,45 cm, B 1,57 cm, Draht-Dm 0,19 cm; Gewicht: 1,77 g 2 Ohrring (Taf. 1,2) – Inv.-Nr. MV 101.127/2 Material: Kupferlegierung; Maße: L 2,1 cm, B 1,81 cm, Draht-Dm 0,17 cm; Gewicht: 0,96 g 3–13 Perlenkette 3 Mosaikaugenperle (Typ 0025) (Taf. 1,3) – Inv.-Nr. MV 101.127/4 Material: Glas; Farbe: rot, gelb, blau, weiß opak; Maße: Dm 1,79 cm, H 1,99 cm, Loch-Dm 0,46 cm; Gewicht: 7,90 g 4 Mosaikaugenperle (Typ 1275) (Taf. 1,4) – Inv.-Nr. MV 101.127/7 Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,61 cm, H 1,08 cm, Loch-Dm 0,21 cm; Gewicht: 28 É. Garam, Avar kori faedények [Awarenzeitliche Holzgefäße]. In: Á. Somogyvári/ G. V. Székely (Hrsg.), „In terra quondam Avarorum …“. Ünnepi tanulmányok H. Tóth Elvira 80. Születésnapjára. Arch. Cumanica 2 (Kecskemét 2009) 79–100 bes. 85 (mit weiterer Literatur). 29 Russ 2013, 36. 30 Russ 2013, 37. 31 Garam (Anm. 28) 84; Russ 2013, 37. 32 H. Friesinger, Studien zur Archäologie der Slawen in Niederösterreich 2. MPK 17–18 (Wien 1975–1977) 51; 64 f. Taf. 9,2; 24,1. 33 R. Müller, Die Gräberfelder von KeszthelyFenékpuszta vor der Südmauer der spätrömischen Befestigung. Castellum Pannonicum Pelonense 1 (Rahden, Westf. 2010) 234 Taf. 25 (Gräber 1951/26 und 32); 101 (Grab 2000/154).
0,55 g 5 Mosaikaugenperle (Typ 1275) (Taf. 1,5) – Inv.-Nr. MV 101.127/13 Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,68 cm, H 1,15 cm, Loch-Dm 0,19 cm; Gewicht: 0,77 g 6 Mosaikaugenperle (Typ 1275) (Taf. 1,6) – Inv.-Nr. MV 101.127/10 Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,5 cm, H 1 cm, Loch-Dm 0,19 cm; Gewicht: 0,4 g 7 Kreisaugenperle (Taf. 1,7) – Inv.-Nr. MV 101.127/5 Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,98 cm, H 0,96 cm, Loch-Dm 0,24 cm; Gewicht: 1 g 8 Kreisaugenperle (Taf. 1,8) – Inv.-Nr. MV 101.127/6 Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 1,21 cm, H 1,12 cm, Loch-Dm 0,21 cm; Gewicht: 1,85 g 9 Dreigliedrige Mehrfachperle (Taf. 1,9) – Inv.-Nr. MV 101.127/12 Material: Glas; Farbe: gelb-gold opak; Maße: Dm 0,54 cm, H 1,63 cm, Loch-Dm 0,13 cm; Gewicht: 0,55 g 10 Eingliedrige Mehrfachperle (Taf. 1,10) – Inv.-Nr. MV 101.127/8 Material: Glas; Farbe: blau, grün opak; Maße: Dm 0,69 cm, H 0,62 cm, Loch-Dm 0,16 cm; Gewicht: 0,34 g
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Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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11 Perle (Taf. 1,11) – Inv.-Nr. MV 101.127/3 Material: Glas; Farbe: blau, weiß, braun opak; Maße: Dm 1,41 x 1,31 cm, H 1,04 cm, Loch-Dm 0,21 cm; Gewicht: 1,27 g 12 Perle (Taf. 1,12) – Inv.-Nr. MV 101.127/9 Material: Glas; Farbe: grün opak; Maße: Dm 0,64 cm, H 0,55 cm, Loch-Dm 0,15 cm; Gewicht: 0,21 g 13 Gefäßbruchstück (Taf. 1,13) – Inv.-Nr. MV 101.127/11 Material: Glas; Farbe: weiß transluzid (römisches? Gefäßbruchstück); Maße: L 2,06 cm, Dm 0,44 cm, Loch-Dm 0,18 cm; Gewicht: 0,64 g 14 Topf (Taf. 1,14) – Inv.-Nr. MV 101.127/14 Material: Irdenware, nachgedreht, Liniendekor; Maße: H 12,74 cm, RDm 10,84 x 9,6 cm, BauchDm 11,56 x 10,9 cm, BDm 7,44 x 7,58 cm
Grab 2 15 Ring mit geperltem Rand (Taf. 2,15) – Inv.-Nr. MV 101.144/1 Material: Kupferlegierung; Maße: Dm 2,16 cm, H 0,26 cm; Gewicht: 3,24 g 16 Eimerteile: schwalbenschwanzförmige Henkelattachen, wahrscheinlich drei Ringe (Taf. 2,16) – Inv.-Nr. MV 101.144/2 Material: Eisen; Maße: RDm ca. 12 cm, BDm ca. 15 cm, H nicht messbar 17 Topf (Taf. 2,17) – Inv.-Nr. MV 101.144/3 Material: Irdenware, nachgedreht, Wellenliniendekor; Maße: H 11,08 cm, RDm 10,08 cm, BauchDm 11,31 cm, BDm 5,75 cm
Der Wiener Raum am Übergang vom Früh- zum Hochmittelalter (Abb. 8 und 9) Das römische Legionslager Vindobona wurde am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. unter Kaiser Trajan errichtet und fortwährend bis in die Spätantike genutzt. 34 Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts bricht die Siedlungstätigkeit jedoch vollständig ab. 35 Während im frühen 6. Jahrhundert das Areal des ehemaligen Legionslagers noch als Ort für Bestattungen genutzt wurde und im Vergleich dazu das östlich von Vindobona gelegene Reiterkastell Ala Nova (Schwechat) sogar noch als Siedlungsplatz Verwendung fand,36 werden diese ehemaligen Militärlager spätestens ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts jedoch weiträumig gemieden. Obwohl das ehemalige römische Zentrum mit Legionslager und canabae legionis nicht mehr genutzt wurde, waren andere Stadtteile des heutigen Wien im Frühmittelalter sehr wohl besiedelt. Dies belegen vor allem die Grabfunde und Gräberfelder des 5. bis 9. Jahrhunderts, die sich meist entlang der ehemaligen römischen Straßenverbindungen verorten lassen 37 und auffälligerweise auch im Umfeld der aus dem Raum Liesing-Kalksburg Richtung römisches Siedlungszentrum verlaufenden und eventuell noch im Frühmittelalter Wasser führenden römischen Hauptwasserleitung (Abb. 8). 38 Von den zugehörigen Siedlungen haben sich zwar kaum Reste erhalten,39 die Verteilung der Gräberfelder wirft aber trotzdem ein Schlaglicht auf die offensichtlich noch intakten Relikte der römischen Infrastruktur. In der Awarenzeit, vom 7. bis zum 9. Jahrhundert, nahm die Zahl der Bestattungen zu, wobei sowohl kleinere Grabgruppen wie auch größere Gräberfelder angelegt wurden. Das Ende der Belegung der Gräberfelder wird um 800 n. Chr. nach den Awarenkriegen Karls des Großen angenommen. 40
34 M. Mosser, Das Legionslager Vindobona. Wien zwischen Spätantike und Frühmittelalter. In: M. Konrad/Ch. Witschel (Hrsg.), Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen. Nuclei spätantiken-frühmittelalterlichen Lebens? Abhandl. Bayer. Akad. Wiss. phil.hist. Kl. N. F. 138 (München 2011) 475–504 bes. 476. 35 Mosser (Anm. 34) 494–502. 36 B. Tobias/K. Wiltschke-Schrotta/M. Binder, Das langobardenzeitliche Gräberfeld von Wien-Mariahilfer Gürtel. Mit einem Beitrag zur künstlichen Schädeldeformation im westlichen Karpatenbecken. Jahrb. RGZM 57, 2010 (2012) 279–337 bes. 319 (Wien 1, Salvatorgasse; GC: 1951_01). – H. Adler, Neue langobardische Gräber aus Schwechat. FÖ 18, 1979, 9–40; U. Scholz/S. Müller, KG Schwechat, SG Schwechat, VB Wien-Umgebung. FÖ 49, 2010, 317–319 (Schwechat Siedlung). Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die zum langobardenzeitlichen Gräberfeld gehörende und nicht wie angenommen um eine awarenzeitliche Siedlung. 37 M. Kronberger/M. Mosser, Die Straßen von Vindobona. In: I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. Ein archäologisch-historischer Streifzug. MSW 7 (Wien 2013) 107–155; Krause/Kühtreiber 2014, 226. 38 J. Nowalski de Lilia et al., Die römische Wasserleitung nach Wien. JA 2, 1908, Beibl. 20–27; Ch. Öllerer, Über die Erprobung eines satellitengesteuerten Verortungssystems im Dienste der Archäologie. FWien 8, 2005, 16– 23 mit Tab. 1. 39 Scholz/Müller (Anm. 36). 40 Sauer 2007, 78; Krause/Kühtreiber 2014, 226 f.
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Abb. 8: Fundstellen des Frühmittelalters im Wiener Raum. (Plan: M. Mosser)
Mit den Grabfunden in der Steinergasse haben wir nun einen ersten konkreten 41 H. Friesinger, Die Slawen in Niederösterreich. Beiträge der Frühmittelalterarchäologie. Wiss. Schriftenr. Niederösterreich 152 (St. Pölten, Wien 1978). 42 Zu den Thermen siehe: M. Mosser in: M. Mosser et al., Die römischen Kasernen im Legionslager Vindobona. Die Ausgrabungen am Judenplatz in Wien in den Jahren 1995– 1998. MSW 5 (Wien 2010) 22; vgl. auch Krause/Kühtreiber 2014, 246. 43 GC: 2012_02: M. Mosser, Wien 1, Hoher Markt/Lichtensteg/Bauernmarkt. FWien 16, 2013, 191–195 bes. 194 Abb. 4; VERA-Laboratorium, Fakultät für Physik der Universität Wien – Isotopenforschung; Labor-Nr. 5781– 5782. – GC: 2014_02: VERA-5984. 44 M. Mosser, Wien 1, Bognergasse / Seitzergasse/Am Hof/Heidenschuß/Naglergasse. FWien 16, 2013, 182–191 bes. 185; 187 Abb. 5.
Beleg für eine Besiedlung des Wiener Raumes bis ins erste Drittel des 9. Jahrhunderts. Während in Niederösterreich die Gräberfelder auch in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts weiter benutzt wurden, 41 scheint es im Wiener Raum einen deutlichen Wandel gegeben zu haben. Heute verdichten sich die Indizien von Aktivitäten innerhalb des alten Legionslagers ab dem Ende des 8./Anfang des 9. Jahrhunderts im Umkreis der ehemaligen römischen Lagerthermen oder im Bereich nahe dem südwestlichen Lagertor (Abb. 9). 42 Erst vor kurzem wurde sowohl am Hohen Markt als auch in der Tuchlauben (Wien 1) jeweils eine beigabenlose Frauenbestattung gefunden, die ein kalibriertes 14
C-Alter von 770 bis 1000 bzw. 860 bis 1020 n. Chr. erbrachten. 43 In der na-
he gelegenen Bognergasse kam eine einzelne Pferdegeschirr-Phalera zum Vorschein,44 die ans Ende des 8. Jahrhunderts bzw. ins frühe 9. Jahrhundert datiert werden kann. 45 Für eine Nachnutzung römischer und spätantiker Badeanlagen im 9./10. Jahrhundert gibt es auch in St. Pölten einen Beleg. 46 In Carnuntum konnte mit Hilfe von Radiokarbonanalysen nachgewiesen werden,
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Abb. 9: Frühmittelalterliche Fundstellen im Bereich des ehemaligen Legionslagers und der canabae legionis. (Plan: M. Mosser)
dass sich vor dem Osttor des Legionslagers ein Gräberfeld des 9./10. Jahrhunderts erstreckte. 47 Wenn auch die Hinweise bisher spärlich sind, so zeigt der Befund in der Steinergasse, dass im Wiener Raum noch bis ins erste Drittel des 9. Jahrhunderts eine Bevölkerung gelebt hat, deren Wurzeln in der materiellen Kultur der Spätawarenzeit verankert waren. Auch die anthropologischen Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Individuen bezüglich der Körperhöhe und den geringen Zahnpathologien in das bekannte Spektrum der awarenzeitlichen Bevölkerung des Wiener Beckens und der angrenzenden Gebiete passen. 48 Die neuen politischen Verhältnisse und die damit verbundene karolingische Neuorganisation scheinen auf den Wiener Raum spätestens ab dem zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts eine siedlungsgeschichtliche Auswirkung gehabt zu haben. 49 Außerhalb des Legionslagers sind dann Siedlungsspuren oder Be-
45 É. Garam, Das awarenzeitliche Gräberfeld von Tiszafüred. Cemeteries of the Avar Period/ 567–829/in Hungary 3 (Budapest 1995) 360; 361 Abb. 216,24; 412–414; 426. 46 R. Risy, KG St. Pölten, SG St. Pölten. FÖ 51, 2012, 227 f. 47 Ch. Gugl/R. Kastler (Hrsg.), Legionslager Carnuntum. Ausgrabungen 1968–1977. RLÖ 45 (Wien 2007) 496–498. 48 Der Durchschnittswert der Awarinnen aus Bruckneudorf lag bei 159 cm, der der Männer bei 166 cm; D. Pany-Kucera/K. WiltschkeSchrotta, Anthropologische Auswertung der awarenzeitlichen Skelette aus Bruckneudorf (in Vorbereitung). 49 Zu den siedlungspolitischen Entwicklungen dieser Zeit vgl. Krause/Kühtreiber 2014, 226–230.
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stattungen der genannten Zeitperiode nicht mehr nachweisbar. Es scheint, dass die früheren, über das gesamte Wiener Gebiet verteilten Siedlungen aufgegeben wurden und sich nunmehr auf den Bereich des ehemaligen Legionslagers und seiner näheren Umgebung konzentrierten. Befundkatalog Abkürzungen B Breite HK Holzkohle Ka Kalk Ke Keramik L Länge Le Lehm Z Ziegel
Bef.-Nr. Interpretation 212 Verfüllung der Grabgrube Bef.-Nr. 220 (über Bestattung Bef.-Nr. 219) 219
Skelett in gestreckter Rückenlage
220
ungestörte Grabgrube – in Verfüllungen (Bef.-Nr. 186, 210, 211) der Arbeitsgrube von Ofen 2 gesetzt; nordwestl. des Schürkanals
Beschreibung mittelfester, hellbrauner bis ockerfarbener, lehmiger Sd mit einigem verbranntem LeZ-Bruch bis 7 cm und einigen St bis 8 cm Skelett einer 25–35 Jahre alten, ca. 1,54 m großen Frau; Kopf im Westen; Beigaben: Ohrringe, Perlenkette, reduzierend gebranntes Töpfchen – im Brustbereich schwerer Stein; in der rechten Augenhöhle ebenfalls ein Stein in Grundfläche rechteckig (200 x 80 cm), an den Ecken leicht abgerundet mit senkrechten Wänden und flacher Sohle; T ca. 1,20 m; 15 cm tiefe Mulde (50 x 30 cm) an der Grabsohle im W (Kopfbereich)
mind. Mö Sd St T max.
mindestens Mörtel Sand Stein Tiefe maximal
OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr. MV 46,10/46,16 45,00/45,35 101.127 + 101.137 45,20/45,31
45,15/45,26
101.129
46,10/46,16
45,00/45,35
–
Tab. 1: Befunde Grab 1, Niveaus in m über Wr. Null. Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung 167 Verfüllung über Grab 2 – zwischen den fester, grauer bis graubrauner Le mit viel ZGewölberippen Bef.-Nr. 169 und 171 von Splitt bis 3 cm, einigem Z-Bruch bis 18 cm, Ofen 2 Le-Z-Bruch bis 7 cm und eher wenigen ZFehlbränden bis 20 cm 171 Verfüllung über Grab 2 – zwischen den mittelfester, tegeliger grünlich brauner bis Gewölberippen Bef.-Nr. 175 und 176 von dunkelbrauner, sandiger Le mit eher viel ZOfen 2; über Bef.-Nr. 233 Bruch bis 5 cm, Verputzbrocken bis 7 cm und einigen St bis 4 cm 172 Verfüllung über Grab 2 – zwischen den eher lockerer, graubrauner bis rötlich Gewölberippen Bef.-Nr. 174 und 175 von brauner, sandiger Le mit viel Z-Bruch bis Ofen 2; über Bef.-Nr. 233 20 cm, Z-Fehlbränden bis 17 cm, einigen Verputzresten bis 8 cm und St bis 4 cm 191 Verfüllungen unterhalb des Gewölbes der lockerer, graubrauner, sandiger Le mit eiHeizkammer von Ofen 2 – im S-Profil des nigen St bis 8 cm, Z-Bruch bis 12 cm, rezenten Baggerschurfs erkennbar Tegelbrocken bis 25 cm, Le-Z-Bruch bis 20 cm, wenig HK bis 2 cm 233 Verfüllung in der Heizkammer von Ofen 2 – lockerer, graubrauner bis dunkelbrauner, über Grab 2 (südlicher Teil); über Bef.-Nr. humoser, sandiger Le mit einigen Verputz238 brocken bis 4 cm, eher wenigen, z. T. verbrannten Le-Z-Brocken bis 10 cm, Z-Splitt bis 1 cm, wenigen Kl bis 1 cm, HK bis 1 cm 234 Versturzlage aus Lehmziegel- und Ziegel- eher viele, locker verstreute, graubraune, bruch der Gewölberippe Bef.-Nr. 169 in ziegel- und ockerfarbene Le-Z bis 18 cm, der Heizkammer von Ofen 2 über dem Z-Bruch bis 20 cm, einige St bis 12 cm, nördlichen Teil (Fußende) von Grab 2; über verbrannte Z bis 16 cm, Z-Splitt bis 1 cm, Bef.-Nr. 235 sehr wenig HK bis 2 cm 235 Verfüllung im Norden der Heizkammer von eher lockerer, grünlich grauer bis brauner, Ofen 2 über dem nördlichen Teil (Fußende) sandiger Le mit einigen Kl bis 2 cm, wenig von Grab 2; unterhalb Bef.-Nr. 234; über Z-Splitt bis 1 cm, HK bis 1 cm, Ka-Brösel Bef.-Nr. 238 bis 0,5 cm, Le-Z-Bruch bis 3 cm
94
OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr. MV 45,90/46,11 45,19/45,46 101.133
45,80/45,94
45,44/45,53
101.138
45,78/45,90
45,43/45,55
–
45,71/45,82
44,47/44,54
–
45,43/45,62
44,85/45,04
101.139 + 101.149
45,19/45,46
45,07/45,36
101.140 + 101.142
45,07/45,36
44,87/45,13
–
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Bef.-Nr. Interpretation 238 Verfüllung über der Grabgrubenverfüllung Bef.-Nr. 240 (Grab 2) in der Heizkammer von Ofen 2
UK max./mind. Inv.-Nr. MV 44,59/44,70 101.146
239
44,56/44,82
101.143
44,56/44,72
101.144
– 44,62/44,74
101.145 101.147
44,51/44,71
101.153
44,52/44,62
–
240
241 242
243
247
Beschreibung OK mind./max. eher lockerer, rötlich brauner, sandiger Le 44,85/45,13 mit einigem Z-Bruch bis 5 cm, Ka-Brösel bis 1 cm, eher wenig Z-Splitt bis 1 cm, wenig HK bis 3 cm Versturzmaterial (von den Gewölberippen eher lockerer, dunkelgraubrauner, sandiger 44,82/44,92 bzw. den Stützpfeilern der GewölberipLe mit viel Z- und Le-Z-Bruch sowie St bis pen?) innerhalb der Verfüllung Bef.-Nr. 238 20 cm, wenig Ka-Mö bis 4 cm, HK bis in der Mittelachse der Heizkammer von 1 cm Ofen 2; oberhalb von Grab 2 langrechteckige Verfüllung (Grabgrubenlockerer (weicher) brauner bis graubrauner, 44,71/44,86 verfüllung) über Bef.-Nr. 242 im SO der lehmiger Sd mit viel Z-Splitt bis 1 cm, einiHeizkammer von Ofen 2 mit dünnen Holz- gen St bis 3 cm, Ka-Brösel bis 0,5 cm; resten (Sargreste?) am Grubenrand Holzreste am Grabgrubenrand: 177 x 43 cm unterer Teil von Bef.-Nr. 240 siehe Bef.-Nr. 240 – 44,71/44,81 Skelett in gestreckter Rückenlage (Grab 2): ca. 1,65 m großes Skelett eines 15–17östlich neben Ziegelpfeiler Bef.-Nr. 231 der jährigen Mannes (?); Kopf im Süden; Heizkammer von Ofen 2 Oberkörper und Kopf in schlechtem Erhaltungszustand; Textilreste: leinwandbindige Gewebeteile nur noch in marginaler Form vorhanden; Beigaben: am Fußende ein Töpfchen, an der rechten Hüfte Eisenbänder eines Holzeimers, im linken Hüftbereich ringförmiges Objekt Planierung unter Grab 2 (Bef.-Nr. 242) in- lockerer, z. T. tegeliger, hellbrauner bis 44,55/44,72 nerhalb der Heizkammer von Ofen 2; über grünlich grauer, lehmiger Sd mit einigen Kl Bef.-Nr. 247 bis 1 cm, wenig Le-Z-Bruch und Tegelbrocken bis 5 cm, Verputzresten bis 4 cm und einem 20 cm großen Ascherest heterogene Planierung mit Lehmziegelweicher und lockerer, hellbrauner, sandiger 44,58/44,71 bruch (Versturz?) innerhalb der Heizkam- Le mit viel orangefarbigem verbranntem mer von Ofen 2; unterhalb Bestattung Bef.- und grauem Le-Z-Bruch bis 25 cm, einigen Nr. 242; über Estrich Bef.-Nr. 248 der Tegelbrocken bis 10 cm, wenig Z-Splitt Heizkammer von Ofen 2 und Kl bis 1 cm, HK bis 2 cm
Tab. 2: Befunde Grab 2, Niveaus in m über Wr. Null. Bef.-Nr. Interpretation 161 Verfüllung von Pfostengrube Bef.-Nr. 214 südwestlich von Ofen 2 oder awarenzeitliche Grabgrubenverfüllung (beraubtes Grab?) 193 Verfüllung von Pfostengrube Bef.-Nr. 197 südöstlich von Ofen 2 oder awarenzeitliche Grabgrubenverfüllung (beraubtes Grab?) 197 Pfostengrube südöstlich von Ofen 2 oder awarenzeitliche Grabgrube (beraubtes Grab?) 198 214
Beschreibung fester, orangefarbiger, grünlich grauer, dunkelbrauner Le mit einigem Z-Bruch und Tegelbrocken bis 20 cm, St bis 8 cm, z. T. verbranntem Le-Z-Bruch bis 10 cm fester, fettiger, günlich grauer bis graubrauner Tegel mit viel Z-Bruch bis 30 cm und eher vielen St bis 8 cm in der Grundfläche rechteckig (167 x 65 cm), leicht abgerundete Ecken; senkrechte Wände, flache Sohle; T mind. 45 cm Holzpfostenrest an der Sohle der Grube ca. 15 cm hoch erhaltener Holzpfostenrest Bef.-Nr. 197 (südliche Hälfte) (18 x 14 cm) Pfostengrube südwestlich von Ofen 2 oder in der Grundfläche rechteckig awarenzeitliche Grabgrube (beraubtes (145 x 60 cm), abgerundete Ecken; senkGrab?) rechte Wände, flache Sohle; T mind. 35 cm
OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr./MV 46,10/46,17 45,74/45,84 –
46,08/46,26
45,63/45,80
101.118
46,08/46,26
45,63/45,80
–
45,75/45,78
45,50/45,52
–
46,10/46,17
45,74/45,84
–
Tab. 3: Weitere Pfosten- oder Grabgruben. Niveaus in m über Wr. Null.
Abgekürzt zitierte Literatur KRAUSE/KÜHTREIBER 2014 – H. Krause/Th. Kühtreiber, Hochmittelalterliche Transformationsprozesse und ihre Wirkung auf das Siedlungsbild Ostösterreichs. Praehistorica 31/2, 2014, 221–268. PETSCHKO 2013 – I. M. Petschko, Das karolingerzeitliche Gräberfeld von Pottenbrunn, Niederösterreich (Dipl. Univ. Wien 2013). RUSS 2013 – D. J. Russ, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Steyr-Gleink, Hausleitnerstrasse (Dipl. Univ. Wien 2013). SAUER 2007 – F. Sauer, Fundstelle Vösendorf, Laxenburgerstrasse. Die archäologischen Grabungen auf der Trasse der S1 ([Wien] 2007).
95 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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M. Mosser/Th. Pantzer, Eine Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?) aus Vindobona
Eine Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?) aus Vindobona Martin Mosser/Theresia Pantzer Am 11. Jänner 2013 kam im Rahmen der Ausgrabungen in Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47 innerhalb der Arbeitsgrube eines der beiden aufgedeckten, der römischen Legionsziegelei von Hernals zuzuordnenden Brennöfen (Ofen 2) ein Ziegelbruchstück mit bemerkenswerter Inschrift zum Vorschein. 1 Fundlage (Abb. 1) Die 4,50 x 4,40 m große, 1,70 m tiefe, in der Fläche ungefähr halbovale Arbeitsgrube nördlich der Heizkammer und des Schürkanals von Ofen 2 (Bef.-Nr. 222; OK 46,09 m, UK 44,39 m über Wr. Null) war ähnlich wie jene des benachbarten Ofens (Ofen 1) mit grünlich grauem „Hernalser Tegel“ und rot verbrannten Lehmziegeln verfüllt. In einer dieser Verfüllungen am östlichen Rand der Arbeitsgrube, die auch zahlreiche weitere Ziegelfragmente aufwies, lag das reduzierend grau gebrannte Ziegelfragment mit Inschrift (bei 45,87 m über Wr. Null) zwischen zwei grob bearbeiteten, bis zu 37 cm großen Steinplatten (Abb. 2). Ein Kontext der beiden Steine mit dem Ziegel ist zwar nicht unmittelbar zu erschließen, bemerkenswert ist allerdings, dass größere Steinobjekte auf dem gesamten Grabungsareal sonst nicht anzutreffen waren und sie deshalb vielleicht vom ursprünglichen Aufstellungsort der Inschrift stammen könnten. Die Objekte waren in der Folge sekundär als entsorgter Abfall nach Auflassung des Ziegelbrennofens an die Fundstelle gekommen. Datierung des Befundes Die Errichtungszeit der in der Steinergasse aufgedeckten Ofenanlagen kann nach den vorliegenden Evidenzen zwischen 98 und 114 n. Chr., also auf den Stationierungszeitraum der legio XIII gemina und der legio XIIII gemina Martia victrix in Vindobona, eingegrenzt werden. 2 Außer Betrieb gesetzt wurden die Anlagen spätestens mit der Verfüllung der Arbeitsgruben. Darin war auch Fundmaterial enthalten, das jedenfalls zum Teil in die Zeit nach dem Abzug der 14. Legion nach Carnuntum im Jahr 114 n. Chr. zu datieren ist. Insgesamt konnten aus der Arbeitsgrubenverfüllung von Ofen 2 zwölf gestempelte Ziegelfragmente geborgen werden, wobei neun davon von der 13. oder 14. Legion produziert wurden, aber drei Stücke bereits von der nachfolgenden legio X gemina. Auch die darin enthaltene Keramik zeigt eine vergleichbare Chronologie von flavischer Zeit bis ins 3. Jahrhundert n. Chr., dem offenbar endgültigen Verfüllungszeitpunkt der Grube. 3 Wenn somit das übrige Fundmaterial keine genaueren Angaben zur Datierung des Inschriftfragmentes ermöglicht, so las-
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M. Mosser/Th. Pantzer, Eine Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?) aus Vindobona
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sen womöglich die erhaltenen Inschriftreste des Ziegels an einen viel enger zu setzenden Zeitraum denken, in welchem das Dokument entstanden sein wird. Ziegelfragment mit Inschrift (Abb. 3) Das Ziegelfragment (Inv.-Nr. MV 101.123/1; Bef.-Nr. 207) ist als rechte obere Ecke eines titulus in Form eines sesquipedalis (?) anzusprechen (erh. L 14 cm, erh. B 18,5 cm, D 6,5 cm). Es weist dünn geritzte Linien als Rahmung auf, wobei der obere Rand einfach gerahmt ist und der rechte Rand aus drei Ritzlinien besteht, die über die horizontale Begrenzung des Inschriftfeldes hinausführen. An der Oberseite ist ein ursprünglich wohl mittig gebohrtes, 7 cm tiefes Dübelloch mit 2,7 cm Durchmesser festzustellen. Der Text (Buchstabenhöhe 2,7–3 cm) wurde vor dem Brand mit einem spitzen Gegenstand, wie zum Beispiel einem stilus, in den Ton eingegraben. Zu lesen ist: [- - -]+I BVSSV [- - -]ARIO +[- - -] [- - -]A vel M[- - -] Bussu- ist das Vorderglied eines keltischen Namens mit der Bedeutung „Mund“ oder „Kuss“4 und lässt direkt an den Namen Bussumarus bzw. Bussumarius denken, der im norischen Raum sowie in Dakien bereits inschriftlich belegt ist5 und im boischen oppidum von Bratislava im 1. Jahrhundert v. Chr. als Name auf Münzen geprägt wurde. 6 Tatsächlich sind zwar auch andere Namen mit dem Glied Bussu- bezeugt,7 doch lässt sich mit den Buchstaben
Abb. 1: Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47, Ziegelbrennofen Ofen 2 mit eingezeichneter Fundstelle des Inschriftfragmentes. (Plan: M. Mosser)
der folgenden Zeile mühelos Bussu/[m]ario ergänzen. Der zweite Bestandteil des Namens -marus ist der gut belegte keltische Begriff für „groß“ in der latinisierten Form. 8 So bedeutet Bussumar(i)us entsprechend „der Großmundige“ bzw. „der Großlippige“. 9 Wie man sich die Wirkkraft der Gottheit vorstellte, die diesen Beinamen trug, ist allerdings nicht geklärt. 10 Der erste erhaltene Buchstabe der Inschrift ist unvollständig und nicht eindeutig zu bestimmen, doch lässt sich am ehesten [- - -]VI lesen, so dass wir im Hinblick auf die dakischen Zeugnisse folgendermaßen ergänzen können: Io]vi Bussu/ [m]ario +[- - -] / [- - -]a vel m[- - -]. Damit haben wir eine Weiheinschrift vor uns. Der Name des Dedikanten – möglicherweise handelte es sich auch um mehrere Personen – ist leider nicht mehr auf dem Ziegel erhalten. Es lässt sich noch ein kleiner Rest eines Buchstabens der nächsten Zeile auf der Platte ausmachen: ein A oder M. 11 Von legionsgeschichtlicher Relevanz ist aber in diesem Zusammenhang, dass nur im dakischen Apulum, dem Stationierungsort der 13. Legion nach ihrem Aufenthalt in Vindobona (97/98–101 n. Chr.),Weiheinschriften an einen Iuppiter Bussumar(i)us bzw. an einen Deus Bussumarus zu finden sind. 12
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M. Mosser/Th. Pantzer, Eine Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?) aus Vindobona
Abb. 2: Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47, Ziegel mit Inschrift in Fundlage. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Im Folgenden soll folgende Hypothese vorgestellt werden: In der Legionsziegelei von Vindobona könnte eine ursprünglich keltische Gottheit, die durch eine interpretatio Romana mit Iuppiter geglichen wurde, von Soldaten der 13. Legion eine Weihung erhalten haben. Diese brachten nach ihrem Abzug aus Vindobona im Jahr 101 n. Chr. den Kult nach Dakien. Ziegelformat und möglicher Aufstellungsort (Abb. 4) Auch wenn nur ein relativ kleines Fragment des Ziegels erhalten geblieben ist, so kann aus der Position des Dübellochs an der Oberseite das Format erschlossen werden. Die Ziegelstärke von 6,5 cm schließt ein dünnwandigeres Format wie tegula, imbrex oder tubulus von vornherein aus, und somit kommt nur eine quadratische oder rechteckige Ziegelplatte (later) infrage. 13 Nimmt man an, dass das Dübelloch mittig an der Oberseite des Ziegels angebracht wurde, so würde sich eine Gesamtbreite der Inschrifttafel von ca. 28,5 cm ergeben (ca. 1 römischer Fuß). Damit bieten sich zwei auch in Vindobona mannigfach vertretene Formate an, einerseits der zwischen 28 und 30 cm im Quadrat messende later oder laterculus, andererseits der 39–45 x 27–30 cm große rechteckige Plattenziegel, der aufgrund der ca. eineinhalb Fuß messenden Länge auch als sesquipedalis bezeichnet wird. 14 Der Ziegel, wie er normalerweise etwa für Fußböden in römischen Bädern Verwendung fand,15 wurde – wahrscheinlich absichtlich – nicht wie üblich oxidierend orangerot, sondern – wohl um einen „steinfarbenen“ Eindruck zu erhalten – reduzierend hellgrau gebrannt. Denn Ziegel als Inschriftträger römischer Weihedenkmäler sind als durchaus ungewöhnlich anzusehen und nach unserem Wissensstand auch nicht allzu oft bekannt. 16 Am ehesten vergleichbar ist dabei ein vollständig erhaltener sesquipedalis aus Poetovio (Rabelcˇ ja vas) mit einer geritzten Weiheinschrift an die Matronen. 17 Eine in „Altarform“ gebildete Ziegelplatte mit Akroteren und Giebel zeigt wiederum eine Weiheinschrift für
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Abb. 3: Titulus-Fragment mit Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?). (Foto: Mario Mosser)
Minerva im südostpannonischen Cibalae (Vinkovci). 18 Und schließlich ist noch eine als „Opfertisch“ (mensa) angesprochene, von Leisten eingerahmte Ziegelplatte mit Weiheinschrift an Iuppiter Optimus Maximus und Mithras aus einem Mithräum in Lentia (Linz) zu erwähnen. An ihrer Rahmung sind Löcher eingelassen, die als Kerzenhalterungen interpretiert werden. 19 Welche Funktion das Dübelloch an der Oberseite des Ziegels aus der Steinergasse hatte, erschließt sich nicht sofort, hier wäre in erster Linie der Zusammenhang mit dem (allerdings unbekannten) Aufstellungsort der Inschrifttafel maßgeblich. Vorauszusetzen ist eine Weihung im Umfeld der Hernalser Legionsziegelei, da es sich hier um ein vom eigentlichen Zentrum von Vindobona doch recht abgeschiedenes Werkstattareal handelte, wodurch eine weiträumigere Verschleppung des Fragmentes aus anderen Siedlungsräumen wohl auszuschließen ist. Neben den Einrichtungen, die zur Ziegelproduktion dienten, das sind in erster Linie die Brennöfen sowie die Trocken- und Lagerhallen, ist am Standort der Legionsziegelei mit Verwaltungsgebäuden, Unterkünften für die Ziegeleiarbeiter, aber auch mit Versammlungs- und Kulträumen (scholae) von in Vereinen (collegia) organisierten Ziegeleihandwerkern zu rechnen. 20 In einem entsprechenden Kultraum dürfte die Inschrift für Iuppiter Bussumarius ihren Platz gefunden haben. Das Dübelloch lässt vermuten, dass die Inschrifttafel nicht das einzige Objekt der Weihung darstellte, sondern vielleicht mit einem darüber eingesetzten (Stein?-)Relief mit der Darstellung des Iuppiter Bussumarius oder mit einem Giebel, ähnlich dem Objekt aus Cibalae, in einer Nische des Kultraumes in der Art eines Larariums Platz fand. 21 Hier sind allerdings viele Varianten einer Rekonstruktion möglich, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann.
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Zum Kult des Iuppiter Bussumarius in Dakien Bisher wurde angenommen, dass diese mit dem römischen Iuppiter gleichgesetzte Gottheit, für deren Verehrung nur im dakischen Apulum Zeugnisse überdauert haben, ursprünglich aus Galatien stammte und von dort nach Dakien gelangt sei,22 wie dies für die Gottheit Iuppiter Bussurigios vermutet werden kann. Diesem wurde in Apulum ebenfalls ein Inschriftstein geweiht. 23 Zusätzlich dazu hat er aber auch in Galatien als Zeus Bussurigios Verehrung gefunden, wo er in der Gegend des heutigen Kalecik, nordöstlich von Ankara, ein Heiligtum besaß. 24 Für den Namen Bussumar(i)us gibt es aber in Galatien keinerlei Zeugnisse. Vielmehr deuten die Belege dieses Namens ausschließlich in Noricum und Pannonien eher darauf hin, den Ursprung dieser Gottheit an der mittleren Donau zu verorten. Sie hat somit den Weg nach Dakien nicht von Galatien, sondern aus dem norisch-pannonischen Raum gefunden. 25 Vielleicht dürfen wir auch annehmen, dass ihre Verehrung im Gefolge der römischen Armee in die dakische Provinz gelangte. In Apulum wurden bisher folgende drei Zeugnisse des Kultes gefunden: •
Votivsäule: CIL III 1033 = IDR III/5, 113 = Lupa, Nr. 11369; Fundort: Alba Iulia, Festung – Bischofspalast; Verwahrort: Muzeul Unirii Alba Iulia, Inv.Nr. 316, im Garten hinter dem Museum I(ovi) O(ptimo) / Bussu/maro / Atpati/nius Rufi / v(otum) l(ibens) [s(olvit)] m(erito)
•
Votivsäule: CIL III 7748 = AE 1977, 654 = IDR III/5, 39; Fundort: Alba Iulia, Festung; Verwahrort: verschollen26 De[o B]ussu/maro Senti/us Ale/xand/ri / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)
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Weihetafel aus Marmor: CIL III 14215/15 = IDR III/5, 206 = ILS 4621 = AE 1896, 59 = AE 1897, 74; Fundort: Alba Iulia/Partos¸ ; Verwahrort: Muzeul Unirii Alba Iulia I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Bussumario / G(aius!) Atil(ius) Eutyches Aug(ustalis) / col(oniae) Apul(ensis) pro salute / sua suorumq(ue) omnium / exedram long(am) p(edes) XXX latam / p(edes) XXV cu[m ar]cu pec(unia) sua{e} f(e)cit
In zwei dieser drei Inschriften wird Bussumar(i)us als Beiname des Iuppiter gebraucht, während auf dem verlorengegangenen Stein die Weihung dem Deus Bussumarus gilt. Von diesen Weihungen kann leider nur eine genauer datiert werden. Aufgrund der Angabe des Kolonialstatus von Apulum gehört die vom Augustalen C. Atilius Eutyches gestiftete Marmorplatte IDR III/5, 206 in das späte 2. bzw. 3. Jahrhundert. Die beiden anderen Inschriften bieten keine eindeutigen Kriterien zur zeitlichen Einordnung und werden anhand der Nomenklatur der Dedikanten von Ioan Piso in das 2. Jahrhundert datiert. Da die Weihenden keine tria nomina angeben, sondern lediglich ihren Individualnamen nennen, dem ein Name im Genitiv folgt, handelt es sich bei den Dedikanten um Peregrine oder Sklaven. 27 Der einzige Name, der Rückschlüsse auf die Herkunft der genannten Person zulässt, ist Atpatinius, der sicher keltisch ist. 28 Sonst ist dieser Name zwar nicht bezeugt, dürfte aber ähnlich wie Atpomarus bzw. Atepomarus gebildet sein, der im gallischen Raum, aber auch in Noricum und Pannonien in vier Fällen als Personenname auftritt,29 so dass auch die Herkunft des Atpa-
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Abb. 4: Rekonstruktionsversuche des Ziegelfragmentes. (Dig.: M. Mosser)
tinius aus diesem Gebiet durchaus plausibel ist. Piso zweifelt den keltischen Charakter des Namens nicht an, vermutet aber für Atpatinius – wie auch für die übrigen Dedikanten – eine Herkunft aus Galatien, dies aber vor allem deshalb, weil er von einer Herkunft des Kultes aus Galatien überzeugt ist. 30 Wiewohl viele aus Kleinasien eingeführte Gottheiten wie zum Beispiel IOM Bussurigios und die Magna Mater in Dakien verehrt wurden, so haben wir in dieser Provinz auch genug Zeugnisse der Verehrung von wohl ursprünglich aus dem Westen stammenden keltischen Gottheiten, wie etwa Epona 31 und Mars Camulus gemeinsam mit Rosmerta32 oder den Quadriviae33 sowie den Suleviae34. Da darüber hinaus auch keltische Personennamen wie eben Atpatinius in der Provinz Dacia reichlich vorhanden sind – was die Studie von Alexander Falileyev zu keltischen Namen in Dakien deutlich macht35 –, ist der Kult eines aus dem norisch-pannonischen Raum stammenden Bussumar(i)us keineswegs eine singuläre Erscheinung und ließe sich somit einfach an die übrigen bereits bekannten keltischen Kulte in Apulum reihen, wo die zu den Dakerkriegen abkommandierte legio XIII gemina ihr Lager bezog, nachdem sie in Vindonissa, Poetovio und Vindobona stationiert gewesen war.
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Großsilbermünzen des Bussumarus aus spätkeltischer Zeit Bussumar(i)us ist nicht nur als Eigenname aus dem südnorischen Raum und als Götterbeiname aus Dakien überliefert, sondern auch von spätkeltischen, boischen Großsilbermünzen. Neben weiteren 14 bisher erschließbaren Namen auf diesen Münzen, wie zum Beispiel Biatec, Iantumarus, Nonnos etc., finden sich darunter auch „BVSV“ und „BVSSVMARVS“, von Letzterem sind bisher insgesamt neun Exemplare bekannt. 36 Die Fundorte dieser boischen Münzen konzentrieren sich auf den Raum Bratislava (Abb. 6), das Zentrum der keltischen Boier vor bzw. wohl auch noch nach ihrer vernichtenden Niederlage gegen die Daker (nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.), 37 wobei es durchaus Indizien für eine Herstellung der Münzen noch in augusteischer Zeit zu geben scheint. 38 In der Westslowakei fand man sie in den kleinen Karpaten bei Pezinok und in Bratislava selbst. 39 Aus dem südlich davon gelegenen burgenländischen Deutsch-Jahrndorf kennen wir drei Bussumarus-Münzen aus dem 1855 dort geborgenen Schatzfund (Abb. 5). 40 Die Interpretation der Namen auf den Großsilbermünzen ist umstritten, sie reicht von boischen Fürsten bis zu mit der Prägung beauftragten hohen Würdenträgern. 41 Ob Bussumarus gleichzeitig oder in den späteren Jahrzehnten ein Göttername im Kult der auch im Raum Vindobona ansässigen Boier war, ist nicht belegbar, allerdings ist die Abb. 5: Großsilbermünze des Bussumarus aus dem Schatzfund aus Deutsch-Jahrndorf. (Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett Inv.-Nr. GR 27099)
Möglichkeit nicht auszuschließen, dass die interpretatio Romana zu Iuppiter Bussumar(i)us im nordwestpannonischen Raum eventuell erst während der Stationierungsphase der legio XIII gemina in Vindobona oder bereits zuvor, unabhängig von der Legion erfolgte. Thesen zur Verbreitung des Iuppiter-Bussumarus-Kultes (Abb. 6) Mit der Fundsituation innerhalb der römischen Legionsziegeleien von Vindobona ist das militärische Umfeld, in welchem diese angenommene Weihung stattfand, weitgehend unbestritten. Dass drei bislang bekannte Dedikationen an Iuppiter Bussumar(i)us ausschließlich am Legionsstandort Apulum anzutreffen sind, lässt eine Verbindung des entsprechenden Kultes mit Angehörigen der an beiden Garnisonen nachweisbaren legio XIII gemina offensichtlich erscheinen. Die Truppengeschichte dieser Legion lässt zudem weitere Rückschlüsse auf die Herkunft des Kultes zu: Zwischen 41 und spätestens 47 n. Chr. belegte die zuvor in Vindonissa in der Germania Superior stationierte 13. Legion ihren neuen Standort Poetovio an der Drau, im Südwesten der noch ungeteilten Provinz Pannonia, nahe der Grenze zum südlichen Noricum. 42 Sie blieb an diesem Standort ziemlich genau ein halbes Jahrhundert stationiert, ehe sie zum Bau des Legionslagers Vindobona abkommandiert wurde. 43 Poetovio war zu diesem Zeitpunkt nicht nur Zentrum der Verehrung des wohl auf tauriskische Wurzeln zurückreichenden keltischen, mit Mars geglichenen Gottes Marmogius, 44 hier sind auch Weihungen an Iuppiter Culminalis mehrfach belegt, dessen lokaler Beiname ebenfalls nur im südostnorischen bzw. südwestpannonischen Raum anzutreffen ist. 45 Aus dieser Region sind noch weitere Iuppiter-Verehrungen mit lokalen, keltisch-stämmigen Beinamen bekannt, die wahrscheinlich meist auf Toponyme zurückzuführen sind. 46
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Abb. 6: Verbreitung der Bussumar(i)us-Nennungen in Noricum, Pannonien und Dakien. (Plan: M. Mosser)
Als Gottheit bzw. als Beiname des Iuppiter ist Bussumarius zwar im Raum Poetovio noch nicht belegt, als keltischer Eigenname auf Grabinschriften dagegen zumindest im weiteren Umfeld sehr wohl. So existiert ein Grabtitulus für einen Bussumar(i)us aus Virunum47 sowie ein weiterer Titulus, ursprünglich von einem Grabbau einer siebenköpfigen Familie, mit Voltisema, Tochter eines Bussumar(i)us, vom Lavanter Kirchbichl in der Nähe von Aguntum. 48 Zwar ist Bussumar(i)us als keltischer Eigenname mit diesen Belegen bislang ausschließlich im südnorischen Raum nachweisbar, doch könnte auch eine so bezeichnete lokale keltische Gottheit im Raum Poetovio verehrt worden sein. Während der ca. 50-jährigen Stationierungsphase der 13. Legion in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. dürfte die Gottheit zumindest für einen Teil der Legionsangehörigen ebenfalls an Attraktivität gewonnen haben und entsprechend der interpretatio Romana als Iuppiter verehrt worden sein. Mit der Dislokation der legio XIII gemina nach Vindobona wäre der Kulttransfer in den Donauraum und damit auch ins Werkstattareal der Legionsziegelei erklärbar. Als alternative Möglichkeit bietet sich ein ursprünglich boischer Kult im Raum Vindobona an, den die Legion bei ihrer Ankunft übernommen hätte, wofür die boischen BVSSVMARVS-Prägungen ein eventuell indirektes Indiz mit einer späteren Verwendung des Namens als Theonym bilden könnten. 49 Mit den Dakerkriegen Trajans und dem damit verbundenen Abzug der 13. Legion nach Apulum wandert jedenfalls der Kult entsprechend nach Osten, wo er anscheinend auch Verbreitung unter der Zivilbevölkerung fand. Dabei scheinen die nach Dakien eingewanderten Bevölkerungsgruppen unter anderem sowohl kleinasiatische Gottheiten wie auch Kulte aus dem Westen des Reiches glei-
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chermaßen angenommen zu haben. Der Ziegel aus der Steinergasse stellt aber das früheste Zeugnis für die Verehrung des Iuppiter Bussumar(i)us dar. Auch die religiöse Landschaft Vindobonas, wo die Zahl der Iuppiter gewidmeten Weihungen damit auf 13 Stück steigt, erhält einen wichtigen Zuwachs. Die neue Inschrift ist nämlich auch insofern von Bedeutung, da Iuppiter auf den in Wien bekannten Belegen sonst nie einen Beinamen führt. Eine Ausnahme bilden lediglich zwei verschollene Altfunde aus dem Legionslager, in denen Iuppiter das Epitheton Sarapis trägt. 50 Anmerkungen 1 Zu den Ofenanlagen der Legionsziegelei in der Steinergasse vgl. M. Mosser, Zwei römische Ziegelöfen in Wien 17, Steinergasse 16/ Geblergasse 47. FWien 16, 2013, 144–161; zum Ziegel siehe auch Lupa, Nr. 22366. Die Vorlage der Ziegel und Ziegelstempel aus dem Bereich der Hernalser Ziegelbrennöfen ist in Vorbereitung. 2 Mosser (Anm. 1) 158 f. 3 Bei den jüngsten Fragmenten handelt es sich um einen dickwandigen, niedrigen, feintonigen, oxidierend gebrannten Teller mit eingebogenem Rand (vgl. Wien 1, Herrengasse 13, GC: 2002_08, Verfärbung N, Inv.-Nr. 47/ 22, vergesellschaftet mit Terra Sigillata aus Rheinzabern und Westerndorf; wir danken Michaela Kronberger [Wien Museum] für den Einblick in das noch nicht publizierte Fundmaterial; vgl. auch M. Kaltenegger, Wien 1. Herrengasse 13. FÖ 41, 2002, 69 f. Abb. 86) und um eine Knickwandschüssel mit horizontalem Flachrand und Innenwulst Petznek Typ 19.2: B. Petznek, Römerzeitliche Gebrauchskeramik aus Carnuntum. Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes 1971 bis 1972, Teil 1. CarnuntumJb 1997 (1998) 250 f. Für die Bestimmung der Keramikfragmente danken wir Kristina Adler-Wölfl (Stadtarchäologie Wien). 4 X. Delamarre, Dictionnaire de la langue gauloise. Une approche linguistique du vieuxceltique continental2 (Paris 2003) 95; W. Meid, Keltische Personennamen in Pannonien. Archaeolingua Ser. minor 20 (Budapest 2005) 128 f.; A. Falileyev, Celtic Dacia. Personal Names, Place-Names and Ethnic Names of Celtic Origin in Dacia and Scythia Minor (Aberystwyth 2007) 64; ebenso G. S. Olmsted, The Gods of the Celts and the Indo-Europeans. Archaeolingua 6 (Budapest 1994) 297. Daher auch das österreichische „Bussi“ bzw. „Busserl“, vgl. E. Weber, L’epigrafia romana delle regioni alpine-norico. In: E. Migliario/A. Baroni (a cura di), Epigrafia delle Alpi. Bilanci e prospettive (Trento 2007) 283 adn. 6 und W. Meid, Gallisch oder Lateinisch? Soziolinguistische und andere Bemerkungen zu populären gallo-lateinischen Inschriften. Innsbrucker Beitr. Sprachwissenschaft, Vorträge u. kleinere Schr. 24 (Innsbruck 1980) 16.
5 Zweimal als Personenname in Noricum (AE 1996, 1190; AE 2008, 1007) sowie dreimal als Beiname des Iuppiter in Apulum, Dacia (IDR III/5, 39: Deus Bussumarus; 113: I O Bussumarus; 206: I O M Bussumarius [siehe unten]). 6 Birkhan 1994, 71 f.; E. Kolníková/P. Kos, Boische Münzprägungen. In: S. Sievers et al. (Hrsg.), Lexikon zur keltischen Archäologie A– K. MPK 73 (Wien 2012) 203 f. 7 Etwa Bussurigius als Epithet des Iuppiter (IDR III/5, 207); Bussugnata (CIL III 3930); Bussulla/-us (CIL III 4985; 5465; CIL XII 80); Bussurus (CIL III 14359/17). 8 Keltisch *ma¯ros; siehe z. B. Meid 2005 (Anm. 4) 92. 9 A. Holder, Altceltischer Sprachschatz I (Leipzig 1896) 645; Birkhan 1994, 71. 10 Einen Bezug zur Orakeltätigkeit des Zeus erwägt Birkhan 1994, 71 f.; es würde sich auch eine Übersetzungsmöglichkeit als „volltönende Stimme“ anbieten, die damit auch eine Assoziation zum „Donnergott“ aufweist: freundl. Hinweis Peter Scherrer (Institut für Archäologie, Universität Graz). 11 Für den Lesungsvorschlag und weitere Diskussionsbeiträge danken wir Kristina Adler-Wölfl; für wertvolle Hinweise danken wir weiters Peter Scherrer sowie Franziska Beutler und Andreas Hofeneder (beide Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik, Universität Wien). 12 CIL III 1033; Lupa, Nr. 11369; CIL III 7748; AE 1977, 654; CIL III 14215/15; vgl. Zeiss 1933–1935; eine weitere bei Zeiss erwähnte Inschrift aus Storgosia in der Moesia Inferior dürfte allerdings keine Iuppiter-Bussumarus-Weihung sein: CIL III 12403. 13 G. Spitzelberger, Die römischen Ziegelstempel im nördlichen Teil der Provinz Raetien. Saalburg Jahrb. 25, 1968, 65–184 bes. 105– 107. 14 Vitr. II 3, 39; Spitzelberger (Anm. 13) 107. 15 Vitr. V 10, 2; U. Brandl/E. Federhofer,Ton + Technik. Römische Ziegel. Schr. Limesmus. Aalen 61 (Stuttgart 2010) 22 f. 42 f. 16 Vgl. den Plattenziegel mit „Grabinschrift“ aus dem Bereich der Tribunenhäuser des Legionslagers Vindobona in Wien 1, Hoher Markt, die wohl auf einen antiken Scherz zu-
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rückgeht: AE 1973, 418; A. Neumann, Forschungen in Vindobona 1948 bis 1967. I. Teil. Lager und Lagerterritorium. RLÖ 23 (Wien 1967) 34 Taf. XXVI 1; zuletzt J. del Hoyo, „Como el gato y el ratón“. Broma en un epígrafe militar de Vindobona. Aquila legionis. Cuad. Estud. Ejército Romano 10, 2008, 59–64. 17 Ziegelformat: 43,5 x 30 x 6 cm; Lesung: Mat(ronis) / Matron(is) / Quito Comios(?) oslv(i)t (!); AE 1983, 770; AE 1982, 793; M. Gabricˇ evic´, Natpis na opeki iz Ptuja. Arh. Vestnik 32, 1981, 52–55; in der epigraphischen Datenbank Heidelberg (EDH) sind ca. 15 weitere Ziegelfragmente mit Inschriftresten, die auf Weihungen schließen lassen, zu finden: http://edhwww.adw.uni-heidelberg.de/edh/ (Stand: 30.6. 2014). 18 L. Perinic´, O zavjetnom natpisu Minervi. Opuscula Arch. (Zagreb) 23/24, 1999/2000, 420–424 Abb. 2; AE 1999, 1257. 19 R. Egger, Bescheidene Ex votos. Bonner Jahrb. 158, 1958, 78–80 Abb. 3 Taf. 30; G. Jochade-Endl, Der Mithraskult in der Provinz Noricum und das Linzer Mithräum. JbOÖMV 156, 2011, 28 Abb. 2. 20 F. M. Ausbüttel, Untersuchungen zu den Vereinen im Westen des römischen Reichs. Frankfurter Althist. Stud. 11 (Kallmünz/Opf. 1982) 29; 49–59; R. Wedenig, Epigraphische Quellen zur städtischen Administration in Noricum (Klagenfurt 1997) 39–42; G. Wesch-Klein, Soziale Aspekte des römischen Heerwesens in der Kaiserzeit. Heidelberger Althist. Beitr. u. Epigraph. Stud. 28 (Stuttgart 1998) 119–122; zu Administration und Personal eines militärisch organisierten Ziegeleibetriebes vgl. E. Federhofer, Der Ziegelbrennofen von Essenbach, Lkr. Landshut, und römische Ziegelöfen in Raetien und Noricum. Untersuchungen zu Befunden und Funden zum Produktionsablauf und zur Typologie. Passauer Univschr. Arch. 11 (Rahden/Westf. 2007) 104–115. 21 Zu den verschiedenen Gebäudetypen mit Kult- und Versammlungsräumen vgl. B. Bollmann, Römische Vereinshäuser. Untersuchungen zu den Scholae der römischen Berufs-, Kult- und Augustalen-Kollegien in Italien (Mainz 1998); St. Martin-Kilcher, Glaube und Kult. In: L. Flutsch/U. Niffeler/F. Rossi (Hrsg.), Die
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311 (Apulum); CIL III 8045 (gemeinsam mit den Triviae; ?/Dacia); AE 2006, 1177 (Drobeta); die keltische Herkunft der Wegegöttinnen ist allerdings nicht eindeutig geklärt. 34 IDR III/5, 359 (Apulum) und CIL III 1601 (Magyar-Peterd). 35 Falileyev (Anm. 4). 36 Vgl. Paulsen 1974, 86; für zahlreiche Hinweise zum aktuellen Forschungsstand zu den Münzen des Bussumarus haben wir besonders Christoph Röttger (Bülach, CH) zu danken; vgl. auch Ch. Röttger, DEVII, FAPIARIX und FAPIARIX retrograd. Vorschlag zur korrekten Lesung einiger Münzlegenden. Num. Sborník 27/1, 2012–2013, 33–39. 37 Strab. 5, 1, 6 p. 213; 7, 3, 11 p. 304; 7, 5, 2 p. 313; Göbl 1994, 42–45; G. Dobesch, Die Boier und Burebista. In: J. Tejral/ K. Pieta/J. Rajtár (Hrsg.), Kelten, Germanen, Römer im Mitteldonaugebiet vom Ausklang der Latène-Zivilisation bis zum 2. Jahrhundert. Spisy Arch. Ústavu AV Cˇ R Brno 3 (Brno, Nitra 1995) 15–19. 38 Freundl. Hinweis Ch. Röttger; vgl. auch A. E. Riz, Le monete celtiche AR di tipo BIATEC. Raffronto con i denari repubblicani romani. In: T. Hackens et al. (éd.), Actes du XIe Congrès International de Numismatique organisé à l’occasion du 150e anniversaire de la Société Royale de Numismatique de Belgique, Bruxelles, 8–13 septembre 1991, Vol. 2 (Louvain-la-Neuve 1993) 59–62; R. Cˇ ambal/ M. Budaj, Keltské tetradrachmy z Pezinka a Bratislavy – Racˇ e. Zborník Slovenského Národ. Múz. 103 – Arch. 19, 2009, 197–214 bes. 212–214. 39 Paulsen 1974, 107; Cˇ ambal/Budaj (Anm. 38) 197–214. 40 Paulsen 1974, 113 f.; G. Dembski, Münzen der Kelten. Sammlungskatalog des Kunsthistorischen Museums in Wien. Münzkabinett (Wien 1998) Nr. 630 f.
41 Göbl 1994, 44 f.; J. Fröhlich, Unikátny keltský statér s nápisom DEVI[L]. Num. Sborník 25, 2010, 3–22. 42 Zum Abzug der 13. Legion aus Vindonissa siehe zuletzt J. Trumm/M. Flück, Am Südtor von Vindonissa. Die Steinbauten der Grabung Windisch-Spillmannwiese 2003– 2006 (V.003.1) im Süden des Legionslagers. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 22 (Brugg 2013) 229–231. 43 M. Mosser, Die römischen Truppen in Vindobona. FWien 8, 2005, 128–135. 44 Scherrer 2002, 41–45 mit Karte 13. 45 Scherrer 2002, 45 f. mit Karte 14. 46 M. Šašel Kos, Pre-Roman Divinities of the Eastern Alps and Adriatic. Situla 38 (Ljubljana 1999) 140–145; Scherrer 2002, 45–48; vgl. auch M. Šašel Kos, Celtic Divinities from Celeia and Its Territory: Who were the Dedicators? In: A. Sartori (a cura di), Dedicanti e cultores nelle religioni celtiche. Quad. di Acme 104 (Milano 2008) 275–303; darüber hinaus sind nicht nur im norisch-pannonischen Raum unzählige weitere, bislang noch gar nicht bekannte, lokale keltische Gottheiten anzunehmen. Für Diskussionen dazu danken wir Andreas Hofeneder. 47 AE 2008, 1007; G. Piccottini, Römerzeitliche Funde aus Kärnten. Carinthia I 198, 2008, 11–15. 48 AE 1996, 1190; M. Hainzmann, Epigraphische Zeugnisse für die boischen Fürstennamen. In: Göbl 1994, 77–85 bes. 78; G. Kremer, Antike Grabbauten in Noricum. SoSchrÖAI 36 (Wien 2001) 156 Nr. I 154; Lupa, Nr. 4473 mit weiterer Literatur. 49 Auch Manfred Hainzmann vermutet ein „Aufrücken in mythologische Sphären“ des auf den Münzen als Fürsten interpretierten Bussumarus; vgl. Hainzmann (Anm. 48) 78. 50 CIL III 4560 und 4561; Mosser (Anm. 43) 127.
Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter. Teil V: Römische Zeit (Basel 2002) 315–328 mit Abb. 391 und 412. 22 Vgl. Zeiss 1933–1935; zuletzt K. Strobel, Galatien, die Galater und die Poleis der Galater. Historische Identität und ethnische Tradition. In: H. Birkhan (Hrsg.), Kelten-Einfälle an der Donau. DenkschrWien 345 (Wien 2007) 542. 23 IDR III/5, 207. 24 RECAM II 203 und 204. 25 Vgl. bereits Zeiss 1933–1935. 26 Lesung nach IDR; abweichend in CIL III: De[o B]ussu/maro Senti/us Ale/xander / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). 27 Zur Schwierigkeit der Unterscheidung siehe I. Piso, Die Bevölkerung in Sarmizegetusa und Apulum. In: I. Piso, An der Nordgrenze des Römischen Reiches. Ausgewählte Studien (1972–2003). Heidelberger Althist. Beitr. u. Epigraph. Stud. 41 (Stuttgart 2005) 214. 28 A. I. Falileyev, Dictionary of Continental Celtic Place-Names. A Celtic Companion to the Barrington Atlas of the Greek and Roman World (Aberystwyth 2010) 45. 29 A. Gerstl, Supplementum epigraphicum zu CIL III für Kärnten und Osttirol (1902– 1961) (Diss. Univ. Wien 1961) 209; AEA 2008, 93 (beide Magdalensberg); CIL III 4580 (Maria Lanzendorf); AE 1997, 1225 (Trbovlje); zum Namen At(e)pomarus siehe Delamarre (Anm. 4) 57. 30 Wir bedanken uns bei Ioan Piso (Cluj, RO) für den Einblick in ein noch unpubliziertes Manuskript zu den kleinasiatischen Kulten und Kolonisten in Dakien. 31 IDR III/5, 68–71 (Apulum); IDR III/5, 205 (gemeinsam mit den Campestres; Apulum); ILD 779 (Samum); CIL III 788 (Ilosva). 32 ILD 277 = AE 1998, 1100 (Sarmizegetusa). 33 IDR III/2, 330 (Apulum); IDR III/5, 309–
Abgekürzt zitierte Literatur/Abkürzungen AE – L’Année Épigraphique (Paris 1988–). AEA – Archivo Español de Arqueología. Madrid: CSIC, Centro de Estudios Históricos (Madrid 1940–). BIRKHAN 1994 – H. Birkhan, Der linguistische Befund der Münzlegenden. In: Göbl 1994, 69–76. CIL – Corpus Inscriptionum Latinarum. GÖBL 1994 – R. Göbl, Die Hexadrachmenprägung der Groß-Boier. Ablauf, Chronologie und historische Relevanz für Noricum und Nachbargebiete (Wien 1994). IDR – Inscriptiones Daciae Romanae (Bucures¸ti 1975–). ILD – C. C. Petolescu, Inscript¸ii latine din Dacia (Bucures¸ti 2005). LUPA – www.ubi-erat-lupa.org (Bilddatenbank zu antiken Steindenkmälern, Stand: 9.7. 2013). PAULSEN 1974 – R. Paulsen, Die ostkeltischen Münzprägungen. Die Münzprägungen der Boier (Wien 1974). RECAM II – St. Mitchell, Regional Epigraphic Catalogues of Asia Minor II: The Ankara District. The Inscriptions of North Galatia. With the Assistance of David French and Jean Greenhalgh. BAR Internat. Ser. 135 (Oxford 1982). SCHERRER 2002 – P. Scherrer, Vom Regnum Noricum zur römischen Provinz: Grundlagen und Mechanismen der Urbanisierung. In: M. Šašel Kos/P. Scherrer (Hrsg.), Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien. Situla 40 (Ljubljana 2002) 11–70. ZEISS 1933–1935 – H. Zeiss, I.O.M. Bussumarus. Anu. Inst. Stud. Clas. 2, 1933–1935, 257 f.
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Vor der Stadt, aber nicht vorstädtisch – Die hochmittelalterlichen Befunde und Funde der Ausgrabung Wien 1, Neutorgasse Ingeborg Gaisbauer Einleitung Die Erforschung der verschiedenen Befestigungsanlagen auf Wiener Stadtgebiet stellt für die Stadtarchäologie Wien nun schon seit einigen Jahren ein wich1 K. Fischer Ausserer/Ch. Öllerer, Die mittelalterliche und neuzeitliche Stadtmauer in Wien – das Projekt „Wiener Stadtbefestigung“. In: N. Hofer/Th. Kühtreiber/C. Theune (Hrsg.), Mittelalterarchäologie in Österreich. Eine Bilanz. Beiträge der Tagung in Innsbruck und Hall in Tirol, 2. bis 6. Oktober 2012. BeitrMAÖ 29, 2013, 179–185 bes. 179. 2 Siehe M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil III: Das Lagergrabensystem. FWien 7, 2004, 212–223; ders., Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VI: Die Lagermauer – Profildokumentation auf der Parzelle Wien 1, Kramergasse 13. FWien 14, 2011, 164–185. 3 Als Überblick siehe H. Krause et al., Mauern um Wien. Die Stadtbefestigung von 1529 bis 1857. WA 6 (Wien 2009). 4 GC: 2006_02; I. Mader, Bericht über die archäologischen Untersuchungen im Etablissement Ronacher 2006/2007. FWien 11, 2008, 56–73; I. Gaisbauer, Ein Pfeifentonfigürchen aus der Grabung im Ronacher in Wien, a. a. O. 74–84; S. Czeika, Tierreste aus einer neuzeitlichen Planierung im Bereich der ehemaligen Stadtmauer (Wien 1, Etablissement Ronacher). FWien 15, 2012, 64–72. 5 GC: 2005_16; H. Krause, Der Stadtgraben und das Glacis der Festung Wien. Die Grabung Wien 1, Weihburggasse. FWien 14, 2011, 32–70; I. Gaisbauer, Die Keramikfunde aus dem Festungsabschnitt der Grabung Wien 1,Weihburggasse, a. a. O. 72–124; K. Tarcsay, Die Glasfunde aus dem Festungsabschnitt der Grabung Wien 1, Weihburggasse, a. a. O. 126–134; S. Czeika, Tierreste aus dem frühneuzeitlichen Stadtgraben im Bereich Weihburggasse, Wien 1, a. a. O. 136–143. 6 I. Mader, Der Linienwall aus historischer, topographischer und archäologischer Sicht. FWien 14, 2011, 144–163; I. Mader/I. Gaisbauer/W. Chmelar, Der Wiener Linienwall. Vom Schutzbau zur Steuergrenze. WA 9 (Wien 2012).
tiges Arbeitsgebiet dar. 1 Dabei besteht innerhalb dieses Großprojektes naturgemäß eine gewisse Ungleichzeitigkeit: Während nämlich im Rahmen der Untersuchungen der römischen militärischen Strukturen, der Befestigung des Legionslagers Vindobona seit langem eine entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet wird und werden konnte,2 ist die archäologische Auseinandersetzung mit den mittelalterlichen und neuzeitlichen Befestigungssystemen – beginnend mit der Frage nach der ersten mittelalterlichen Stadtmauer, über die neuzeitlichen Bastionen3 bis hin zum Linienwall – ein eher neueres Unterfangen. Ermöglicht und vorangetrieben wurde ein intensiveres archäologisches Herangehen an Fragen zu den Befestigungswerken des Mittelalters und der Neuzeit nicht zuletzt durch die besonders günstige Konstellation von kurz aufeinanderfolgenden Grabungsprojekten. Die Ergebnisse einiger dieser Grabungen sind bereits publiziert (Ronacher 4, Weihburggasse5, Linienwall6), weitere Befundvorlagen sind in Vorbereitung (Elendbastion7, Neutorbastion8). Im Falle der Grabung Neutorgasse wurde nach eingehenden Überlegungen der Beschluss gefasst, die mittelalterlichen und neuzeitlichen Befunde/Funde getrennt vorzulegen. Einerseits soll damit der Monumentalität der neuzeitlichen Neutorbastion und allen mit ihr in direkter Verbindung stehenden Befunden, Funden und Quellen durch eine eigene Monographie Rechnung getragen werden. Anderseits kann der im Folgenden näher zu besprechenden Eigenart der hoch- und spätmittelalterlichen archäologischen Neben-Ergebnisse durch eine Vorlage derselben in zwei gesonderten Aufsätzen bessere Aufmerksamkeit zuteil werden. Im Sinne dieses Konzeptes stehen in dem hier vorgelegten Text die hochmittelalterlichen Funde und Befunde im Mittelpunkt, wobei die Grenzziehung zwischen Hochund Spätmittelalter mit der Mitte des 13. Jahrhunderts vorgenommen wird. Den entscheidenden Anstoß zu den eben erwähnten Überlegungen gab eine erst im Rahmen der Aufarbeitung nach und nach sich abzeichnende besondere Situation, der Erhaltungszustand der mittelalterlichen Relikte, die gleichsam auf eine von der Bastions-Aufarbeitung abweichende Vorgehensweise drängten. Dieser Umstand muss und soll hier nun in wenigen Sätzen näher erörtert werden: Jede Phase der Besiedlung ist vor allem im städtischen Bereich unver-
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meidlich der nachträglichen Beeinflussung und Veränderung durch verschiedene chronologisch und chorologisch dicht gepackte Aktivitäten ausgesetzt. Es kommt fortlaufend zu Überlagerungen, Transformationen, Umlagerungen und resultiert oft genug in fehlenden Befundzusammenhängen, in einem Ausmaß, das eine sinnerfassende Wahrnehmung und Dokumentation durch den Archäologen zumindest extrem schwierig macht. Wenn also solche Vorgänge auch an und für sich nichts Außergewöhnliches sind und man sie – zumindest solange dabei ein gewisses Maß nicht überschritten wird – wohl eher als archäologische „Alltäglichkeit“ bezeichnen muss, so gibt bzw. gab es doch immer wieder „Großbaustellen“, deren permutierende und vor allem devastierende Auswirkungen so umfassend waren, dass sie eine gesonderte Erörterung erzwingen und verdienen. In ihnen wird – gleichgültig ob es sich dabei etwa um monumentale Kirchenbauten oder die Errichtung ganzer Befestigungsanlagen handelt – eine ganz eigene und spezifische Umwälzungsdynamik wirksam, die nicht einfach mit dem durchschnittlichen Szenario kleinerer oder mehrfacher städtebaulicher Veränderungen verglichen werden kann. Ohne also deren Komplexität und die daraus erwachsenden „vielschichtigen“ Probleme für die Archäologie im geringsten herabsetzen oder gar verharmlosen zu wollen, darf man mit einiger Berechtigung für die angedeuteten Großvorgänge einen Sonderstatus archäologischer Betrachtung und Aufarbeitung postulieren. Damit ist auch schon das Ziel und die Absicht (und einer der Hauptgründe für die gesonderte Vorlage) der nachfolgenden Erörterungen angedeutet: Sie wollen – auch und gerade wegen der auf den ersten Blick ziemlich kläglichen „Zerscherbtheit“ – versuchen, an einem Material, das zum Thema „Befestigung“ im engeren Sinne wenig beitragen kann, einen stadtarchäologisch hochbedeutsamen, gar nicht so selten auftretenden und in seinen Auswirkungen oft nicht ausreichend mitbedachten Vorgang zu analysieren und zu exemplifizieren. Ausgrabungen im Bereich von Bastionen gehören eindeutig zu jenen archäologischen Unternehmungen, die sich mit baulicher „Übergröße“ auseinandersetzen müssen, handelt es sich doch dabei um Projekte, bei denen in erster Linie mit den Befunden/Baubefunden der viel Raum einnehmenden neuzeitlichen Befestigungsanlage zu rechnen ist. 9 Die Ergebnisse solcher Ausgrabungen sind also gleich durch zweierlei Faktoren stark beeinflusst: Zu den üblichen Einschränkungen und Beeinträchtigungen der „neuen“ Baustelle, die ein vollständiges Erfassen der Befunde in Form einer nachvollziehbaren Schichtenabfolge ohnehin schwierig genug gestalten, addiert sich hier die Wirkung der „alten“ Baustelle der Stadtbefestigung, die sich nicht nur im Bereich der Bastion selbst, sondern auch in einem weiteren Umfeld derselben entfaltete, also auch nicht direkt von ihr verbaute Bereiche erfasste. Mit Störungen und Umlagerungen ist also nicht nur im unmittelbar durch die Masse der Bastion betroffenen Areal zu rechnen. Nicht zuletzt wurde alles an spätmittelalterlichem, ehemals vorstädtischem Bereich eliminiert, was zu einer neuerlichen Verlagerung von bereits auf die eine oder andere Art entsorgtem Abfall führte.
7 GC: 2005_18; M. Mosser, Wien 1 – Wipplingerstraße 35. FÖ 44, 2005, 647 f.; ders., Wien 1, Wipplingerstraße 35. FWien 9, 2006, 302–307; ders., Wien 1 – Hohenstaufengasse 12. FÖ 45, 2006, 773 f.; ders., Wien 1, Hohenstaufengasse 12. FWien 10, 2007, 242–244. – GC: 2008_04; S. Sakl-Oberthaler, Wien 1 – Wipplingerstraße 33/Helferstorferstraße 17. FÖ 47, 2008, 646–649; dies.,Wien 1, Wipplingerstraße 33/Helferstorferstraße 17. FWien 12, 2009, 209–212. Gesamtauswertung in der Reihe MSW in Vorbereitung. 8 GC: 2008_01; I. Mader, Wien 1, Neutorgasse 4–8. FWien 12, 2009, 205–208. Gesamtauswertung in der Reihe MSW in Vorbereitung. 9 Siehe auch M. Mosser, Ein „archäologisches Frühwarnsystem“ für das Bauwesen – das Wiener Bastionen-GIS. FWien 15, 2012, 4–32.
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Es ist also dringend nötig, sich nicht nur dem „Zeitgenössischen“, dem entsprechenden Befunden zurechenbaren Material zu widmen, sondern sich auch mit Altstücken und deren „Bewegungsradius“ auseinanderzusetzen. Nur auf diesem Weg ist es möglich, eine mehr oder weniger „geschlossene Keramiklandschaft“ des ergrabenen Bereichs zu rekonstruieren. Statt Befundaufarbeitung in der üblichen Form zu betreiben, sieht sich der Bearbeiter in solchen Fällen mehr und mehr in die Rolle eines „Zerstörungsdiagnostikers“ gedrängt, der aufgrund der Basis von Materialbeschaffenheit und -verteilung versucht, etwas nachzuvollziehen und gegebenenfalls zu rekonstruieren, was als Befund nur eingeschränkt oder gar nicht mehr sichtbar ist. Die beschriebenen Einschränkungen machten es auch im Verlauf der konkreten Grabung unmöglich, alle mittelalterlichen Befunde entsprechend zu erfassen und zu dokumentieren (Abb. 1). Dieser Umstand hatte zur Folge, dass einige Schichten eine Befundnummer erhielten und umfassend beschrieben wurden, andere dem Baustellenfortschritt zum Opfer fielen, ehe man entsprechend vorgehen konnte. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung beschlossen, neben klar umrissenen Einzelbefunden, die hochmittelalterliche Fundkomplexe enthielten, die wichtigsten stratigraphischen Sinneinheiten hier als „Objekte“ vorzulegen (Tab. 3), wobei sich nach den gegebenen, extrem variablen Umständen ein solches durchaus sowohl aus gut erfassten als auch aus praktisch nicht dokumentierten Befunden zusammensetzen kann (Tab. 4). Dieser Dualismus aus Befund und Objekt zeigt bereits deutlich den bruchstückhaften Charakter der zur Verfügung stehenden Informationen. Auf eine nachträgliche Vergabe von Befundnummern wurde unter den besonderen Umständen verzichtet. Keramik Aus hochmittelalterlichen Befunden liegt ausschließlich Keramik vor; Metallund Glasobjekte konnten keine festgestellt werden. Tierknochen sind nur aus Bef.-Nr. 41 bekannt, weshalb die Vorlage der Tierknochen ebenso wie die der anderen nichtkeramischen (aber einschließlich der baukeramischen) Fundgattungen in den entsprechenden Abschnitten der in Vorbereitung befindlichen Monographie geplant ist. Die wenigen, in Verbindung mit verlagerter hochmittelalterlicher Keramik aufgefundenen Metallobjekte können in keinem Fall eindeutig als hochmittelalterlich angesprochen werden und sind damit vermutlich den mehr oder weniger datierenden spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Stücken der jeweiligen Fundkomplexe zur Seite zu stellen. Ähnlich verhält es sich mit den besser bestimmbaren Glasfunden, wobei hier allerdings anzumerken ist, dass offenbar im gesamten Fundmaterial keine Fragmente existieren, die als hochmittelalterlich anzusprechen wären. 10 Bei der Beurteilung der Keramik wurde in Abstimmung mit den in Bearbeitung befindlichen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Funden der Grabung Neutorgasse eine Scherbentypisierung anhand der hervorstechenden Eigen10 Freundl. Mitt. Kinga Tarcsay (Stadtarchäologie Wien).
schaften – Herstellungstechnik, markante Magerung und Brand – vorgenommen. Dabei erwies sich zumindest die Frage nach einer klar abgrenzbaren
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Abb. 1: Grabung Wien 1, Neutorgasse 4–8: Übersichtsplan über die neuzeitlichen und hochmittelalterlichen Befunde sowie deren Verortung innerhalb der historischen Topographie von Wien.
Brennatmosphäre, wie bei hochmittelalterlicher Keramik durchaus üblich, als etwas schwierig; hier tritt sehr oft Mischbrand auf. 11 Die Frage nach der Herstellungstechnik wird im Folgenden ebenfalls nicht weiter bemüht, da alle Fragmente auf einer schnell drehenden Töpferscheibe gefertigt wurden. Besonders schlecht ausgeführte Fragmente werden im Katalog als solche ausgewiesen. Die Gefäßränder wurden – soweit möglich – in Typengruppen zusammengefasst. Rückschlüsse auf die (weitere) Gefäßform werden – wo sich dies als möglich bzw. sinnvoll erwies – innerhalb der Typengruppen diskutiert. Die gewählte Ansprache der jeweiligen Gefäße nach Grundformen (G) sowie die Zuordnung der Funktionsgruppe (F) erfolgt gemäß den Richtlinien, die im Jahr 2010 vom Bundesdenkmalamt publiziert wurden. 12
11 Alle Beschreibungen wurden unter Zuhilfenahme einer 20 fach vergrößernden Lupe und basierend auf den Munsell Soil Color Charts (Revised Edition 1994) vorgenommen. 12 Handbuch zur Terminologie der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik in Österreich. FÖMat A, Sonderh. 12 (Wien 2010) bes. 58–63 (Grundformen G1–G7); 64 f. (siehe bes. F1–F3: Nahrungszubereitung, Nahrungsaufnahme, Transport und Vorratshaltung).
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Für Vergleiche boten in Wien vor allem die Funde der im Folgenden mehrfach zitierten Grabungen im Ersten Gemeindebezirk, Wildpretmarkt, Michaelerplatz, Am Hof, Ruprechtsplatz und Alte Universität, eine Materialbasis. 13 Scherbentypen und ihre Datierung Typ Gl. 1
Brennatmosphäre (Bandbreite) Beschreibung red. und folgend ox.; einzelne Fragm. mittel bis viel Glimmer 0,1–2 mm, plattig, silbrig, gut sortiert, gleichbei selbem Magerungsmuster red. mäßig verteilt; wenig Quarz/Feldspat unter 0,5 mm, grauweiß, opak, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt – Oberfläche: rau, red.: 7.5YR 3/ 1–3/2 (brownish black); red.-ox.: 10R 5/3–6/3 (reddish brown–dull reddish orange) – Bruch: geklüftet, red.: 7.5YR 3/1–3/2 (brownish black); red.-ox.: 10Y 5/1 (gray) Gl. 2 Mischbrand mittel bis viel Glimmer 0,2–1,2 mm, plattig, silbrig, gut sortiert, gleichmäßig verteilt; wenig bis mittel Quarz/Feldspat unter 0,5 mm, grauweiß, opak bis transluzid, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt – Oberfläche: rau, 5YR 5/2 (grayish brown) – Bruch: geklüftet, 5YR 5/1 (brownish gray) Gl. 3 red. wenig bis mittel Glimmer 0,2–0,8 mm, gut sortiert, regelmäßig verteilt; wenig Quarz unter 0,5 mm, grauweiß, opak bis transluzid, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt – Oberfläche: rau, 10YR 4/1–3/1 (brownish gray–brownish black) – Bruch: geklüftet, 10YR 4/1–3/1 (brownish gray–brownish black) Gl. 4 Mischbrand wenig bis mittel Glimmer 0,1–0,6 mm, plattig, silbrig, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt; wenig Quarz 0,1–0,5 mm, grauweiß, opak, schlecht sortiert, regelmäßig verteilt; wenig Eisenkonkretionen 0,2– 0,8 mm, rötlich, gut sortiert, regelmäßig verteilt – Oberfläche: rau, 2.5YR 4/2–2/1 (grayish red–reddish black) – Bruch: geklüftet, 2.5YR 4/1 (reddish gray) Gl. 5 red. wenig Glimmer 0,2 mm, plattig, silbrig, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt; wenig bis mittel Quarz/Feldspat 0,2–0,8 mm, grauweiß, opak bis transluzid, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt – Oberfläche: rau – Bruch: geklüftet, 5BG 4/1 (dark bluish gray) Graph. 1 Mischbrand mit Ansätzen zu red.-ox. mittel bis viel Graphit 0,1–1 mm, gut sortiert, unregelmäßig verteilt; wenig Quarz/Feldspat unter 0,5 mm, grauweiß, opak bis transluzid, schlecht sortiert, gleichmäßig verteilt – Oberfläche: rau, 5YR 7/4 (dull orange) – Bruch: geklüftet, N5/0 (gray)
Referenzscherbe (Fnr.) 73/4 (red.-ox.), 43/9 (red.)
33/3 a
125/2
33/2 (= Kat.-Nr. 14)
177/6
30/3 (53/1 = Kat.-Nr. 36 zeigt deutlicheren red.ox. Charakter)
Tab. 1: Scherbentypen.
Im vorliegenden Material überwiegt deutlich die mit Glimmer gemagerte Keramik (Gl. 1–5), lediglich eine hochmittelalterliche Materialgruppe mit Graphitmagerung (Graph. 1) ließ sich feststellen. Sowohl Graphit als auch Glimmer gelten in entsprechend markanter Beimengung immer noch als die maßgeblichen Magerungsvarianten für hochmittelalterliche Keramik. 14 Die Scherbentypen Gl. 1 bis Gl. 4 zeigen durch die Art der Glimmerbeimengung auch tatsächlich noch eine deutliche hochmittelalterliche Prägung, die gut zu den vorliegenden Randformen passt. Gl. 5 wiederum zeigt bereits spätmittelalterliche Tendenzen. Insofern verwundert es nicht, dass gerade dieser Scherbentyp mit den vergleichsweise jüngeren Randformen Kra. 6 und Kre. 1 (siehe unten) kombiniert 13 Wildpretmarkt 8–10 (GC: 1983_01; Gaisbauer 2006); Michaelerplatz (GC: 1992_01; Kaltenberger 2007); Am Hof 10 (GC: 2008_02; Gaisbauer 2013); Sterngasse 5–7 (Berghof) und Ruprechtsplatz 4–5 (GC: 1962_01 und 1970_01; Felgenhauer-Schmiedt 1992); Alte Universität, Postgasse 7–9 (GC: 1997_30; Kühtreiber 2006). 14 Kaltenberger 2007, 73. 15 Gaisbauer 2013, 38. 16 Gaisbauer 2006, 160 f. 17 Gaisbauer 2013, 39.
vorliegt. Versucht man sich an einer vorsichtigen Parallelisierung der hier vorliegenden Scherbentypen mit anderen Fundmaterialien aus Wien, so fällt auf, dass die Scherbentypen Gl. 1 und Gl. 2 in ihrer Zusammensetzung in etwa den im Material der Ausgrabung Am Hof 10 festgestellten Typen Red. 4 (relativ gut dem 12./13. Jh. zuordenbar) und Misch. 2 entsprechen. 15 Eine relativ deutliche Übereinstimmung findet sich auch in der Keramik vom Wildpretmarkt in Form des Scherbentyps Glimmerkeramik 1. 16 Gl. 3 und Gl. 4 lassen sich mit den generell als hochmittelalterlich eingestuften Scherbentypen Red. 5 bzw. – und das gilt eher für Gl. 4 – auch mit Misch. 3 von Am Hof parallelisieren. 17 Be-
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züglich der Keramik vom Wildpretmarkt würde sich hier ein Vergleich mit Glimmerkeramik Typ 4 anbieten. 18 Gl. 5 wiederum weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem Am Hof festgestellten Typ Red. 5 auf und tendiert deutlich in Richtung spätmittelalterliche Keramikentwicklung. 19 Der einzige graphithaltige Scherbentyp aus der Neutorgasse wiederum ist vergleichbar mit Misch. 1, einem hochmittelalterlichen Scherbentyp von der Grabung Am Hof, bzw. mit den Graphitkeramik-Scherbentypen 4–6 vom Wildpretmarkt. 20 Formen Aufgrund des Mangels an vollständigen bzw. großflächiger erhaltenen oder restaurierbaren Gefäßen sind gefäßtypologische Überlegungen im klassischen Sinn nicht möglich und die Auswertung wird dadurch vor allem für die – wie in den meisten Fällen – überwiegende Grundform G1.6 (Topf) auf eine reine Randtypologie beschränkt. An weiteren Formen treten noch Flachdeckel (G5.1/F1, F3) ebenso wie ein Schüsselfragment (G4.5/F1, F2) und zwei Fragmente einer Bügelkanne (G1.5.1/F2, F3) auf. Die Flachdeckel weisen zum Teil einen recht guten Erhaltungszustand auf, während die Bügelkanne lediglich durch ein kleines Rand- und Tüllenfragment vertreten ist. Es zeigt sich damit sehr deutlich eine gewisse typologische Unausgewogenheit, die sich allerdings nicht nur mit der Einbeziehung des verlagerten hochmittelalterlichen Altmaterials erklären lässt, da sich gerade in den hochmittelalterlichen befundeten Komplexen in erster Linie die Grundform G1 vertreten findet. Ob es sich dabei um eine lokale Eigenheit handelt, kann wegen der Bruchstückhaftigkeit der vorliegenden Informationen nicht festgestellt werden. Töpfe (G1.6/F1, F3) L1 – Leistenrand mit spitz ausgeformtem Randscheitel und Randabschluss, kantiger Kontur und kurzer Halszone Diese Form findet sich bei den Fragmenten Kat.-Nr. 2, 11, 12, 14, 56 und 64 (Taf. 1 und 4). Mit gewissen Einschränkungen ist auch das Randfragment Kat.-Nr. 51 (Taf. 3) hinzuzurechnen, allerdings ist hier der Rand im Gegensatz zu den anderen angeführten Stücken horizontal ausgebogen, wodurch die leistenartige Verstärkung untergriffig wirkt. Auf den weiteren Verlauf der Gefäßform kann nur mit Vorsicht geschlossen werden. So weist Kat.-Nr. 2 eine flach ansteigende Schulter auf, was auf einen eher kugeligen Körper hinweisen könnte. Während aus dem Bereich der Ausgrabungen am Michaelerplatz keine entsprechenden Fragmente vorliegen, finden sich in den Materialkomplexen der Untersuchungen Am Hof 1021, am Ruprechtsplatz22 und in der Alten Universität23 ähnliche Randformen mit einer allerdings weniger lang ausgezogenen Randzone. Bei den beiden parallelisierbaren Randfragmenten aus der untersten Verfüllung im ersten nachweislich mittelalterlichen Graben 24 und aus dem Bereich Wien 1, Fischerstiege25 stimmt nicht nur die Kontur, sondern auch die Länge des Randes und – soweit feststellbar – die weitere Gefäßform mit den Fragmenten aus der Neutorgasse überein. Bei den Vergleichsstücken beider Fundstellen handelt es sich um glimmergemagerte Keramik.
18 Gaisbauer 2006, 161. 19 Gaisbauer 2013, 39. 20 Gaisbauer 2013, 39; Gaisbauer 2006, 159. 21 Gaisbauer 2013, 43 Taf. 1 KE12.KE18 (12./13. Jh.). 22 Felgenhauer-Schmiedt 1992, 78 Taf. 10,2–6 (2. H. 12./1. H. 13. Jh.). 23 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A279. 24 Felgenhauer-Schmiedt o. J. [1982], 52 Taf. 6,2. Zum Graben siehe I. Gaisbauer, Von Mauer und Graben – Überlegungen zur ersten mittelalterlichen Stadtbefestigung Wiens. FWien 7, 2004, 224–233. 25 Felgenhauer-Schmiedt o. J. [1982], 52 Taf. 6,5.
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An weiter entfernten Parallelen fallen hier vor allem Fragmente aus dem Material vom Blasenstein (OÖ)26 – im Besonderen für das Fragment Kat.-Nr. 51 – auf. Auch aus Möllersdorf (NÖ)27 liegt eine Parallele für Kat.-Nr. 51 aus dem Horizont der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vor. Die Vergleiche zeigen eine Streuung der Datierungsansätze vom 12. bis ins 13. Jahrhundert, allerdings mit einem Schwerpunkt im 12. Jahrhundert. Aus diesem Grund wird auch hier mit Vorsicht eher für eine Datierung ins ausgehende 12. Jahrhundert plädiert. L2 – Leistenrand mit schwach gerundetem Randscheitel, schwach abgerundetem Randabschluss und rechteckigem Leistenprofil Diese Beschreibung trifft auf drei Randfragmente – Kat.-Nr. 3, 16 und 34 (Taf. 1 und 2) – zu. Über den weiteren Verlauf der Gefäßkontur lassen sich keine Aussagen treffen. Die Form L2 unterscheidet sich vor allem durch die deutlich gerundetere und nicht trichterförmige Ausbildung der inneren Randzone von der 26 Kaltenberger 1997, 28 f. (12. Jh.); 53 f. (2. H. 12. Jh.). 27 Hofer 1999, 427 Kat.-Nr. A18 (mit Datierung). 28 Gaisbauer 2013, 43 Taf. 1 KE10.KE16 (12./13. Jh.). 29 Felgenhauer-Schmiedt o. J. [1982], 52 Taf. 6,4. 30 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A45 ist tendenziell ähnlich. 31 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16 Taf. 9,31 (steinchengemagert, 11./12. Jh.); 13,3 (Graphit, 12. Jh.); 13,7 (ohne Datierung). 32 Kaltenberger 1997, 88 Kat.-Nr. 31 (12. Jh.), tendenziell auch 86 Kat.-Nr. 24 (2. H. 11.–1. H. 12. Jh.) und 90 Kat.-Nr. 39 (2. H. 12.–1. H. 13. Jh.). 33 Gaisbauer 2013, 43 Taf. 1 KE17.KE18 (12. Jh.); 44 Taf. 2 KE43.KE45 (12./13. Jh.). 34 Kaltenberger 2007, 95 f. Kat.-Nr. 4; 5 (2. H. 11.–1. H. 12. Jh.). 35 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A30, Bd. 1, 134 (Datierung des Fundkomplexes); A180, Bd. 1, 192 – es handelt sich um ein Altstück in einem Fundkomplex des 13.–14. Jahrhunderts. 36 Kaltenberger 1997, Kat.-Nr. 87 (2. H. 12. Jh.) – vor allem geeignet als Vergleich für Kat.Nr. 31; ebenso Kat.-Nr. 14 (2. H. 11.–1. D. 12. Jh.). 37 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16 Taf. 7,13 (Kat.-Nr. 17 und 41); 7,14 (Graphit, 11. Jh.) und 7,16 (beide für Kat.-Nr. 31 und 33); 16,5; Hofer 1999, 427 Kat.-Nr. A48 (spätes 13. Jh. – für Kat.-Nr. 67); A9 (2. H. 12. Jh. – für Kat.-Nr. 17 und 41); A38 (spätes 13. Jh. – für Kat.-Nr. 61) und generell 427 Kat.Nr. A28 (1. H. 13. Jh.).
sonst durchaus ähnlichen Form L1. Während sich keine entsprechenden Stücke aus den Materialkomplexen Michaelerplatz und Ruprechtsplatz aufzeigen lassen, finden sich im Material der Grabung Am Hof zumindest formal ähnliche Fragmente 28, ebenso bei der Keramik aus Wien 1, Graben29 und dem Material von der Alten Universität30. Im weiteren Umfeld bieten sich Vergleiche wiederum aus Möllersdorf 31 wie auch vom Blasenstein32 an. Auch hier kann man von einer Datierung ins 12. mit einem Ausgreifen ins 13. Jahrhundert ausgehen. L3 – Leistenrand mit gerundetem Randscheitel und Randabschluss Hierbei handelt es sich um eine verhältnismäßig große Gruppe an Fragmenten – Kat.-Nr. 4, 17, 23–25, 33, 41, 60 und 67 (Taf. 1–4). Ergänzen lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Boden Kat.-Nr. 22. Die Schulterausbildung scheint bei dieser Form tendenziell eher steil ansteigend zu sein (z. B. Kat.-Nr. 67, Taf. 4): Soweit sich – auch unter Einbeziehung der Bodenfragmente – auf eine Gefäßform rückschließen lässt, dürfte es sich um eher ellipsoide Körper handeln. An Verzierungselementen ist, wie auf Kat.-Nr. 67 erhalten, Rollstempeldekor anzumerken. Auch für L3 bieten sich mit Glimmer gemagerte Parallelen im Fundmaterial von Am Hof33 an, ebenso vom Michaelerplatz34 und im Material aus der Alten Universität35, während sich am Ruprechtsplatz keine entsprechenden Stücke finden. Des Weiteren wird man in diesem Zusammenhang im Material vom Blasenstein36 sowie in Möllersdorf37 fündig. Zieht man in Betracht, dass es sich bei den Datierungen Nikolaus Hofers zu Möllersdorf nur um eine Zeitstellungsangabe für den Horizont handelt und Altstücke nicht einzeln ausgewiesen werden können, zeigt sich hier eine leichte Überbetonung des 12. Jahrhunderts als Datierungsspielraum, wobei natürlich der Anfang des 13. Jahrhunderts nicht ausgeschlossen werden kann.
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L4 – Leistenrand/Kragenrand, sehr schwach untergriffig, mit einem spitz ausgeformten Randscheitel und Randabschluss, kurze Halszone Diese Randform liegt mit Kat.-Nr. 52 (Taf. 3) nur einmal vor. Fragmente aus dem Material vom Blasenstein38 legen eine Datierung ins 12. Jahrhundert nahe. Für diese zeitliche Einordnung spricht hier auch der Scherbentyp (Graph. 1). L5 – Leistenrand/Kremprand (?) mit spitz ausgeformtem Randabschluss Ein Leistenrand, der tendenziell schon fast ein Kremprand ist, liegt mit Kat.-Nr. 57 und 61 (Taf. 4) vor. Ein entsprechendes Stück der Grabungen von Am Hof datiert ins 12./13. Jahrhundert39, ein Vergleichsexemplar im Material aus der Alten Universität40 dürfte ähnlich datieren, ebenso wie ein Fragment aus Möllersdorfs41. Kra. 1 – Kragenrand, sehr schwach untergriffig mit spitz ausgeführtem Randscheitel und gerundetem Randabschluss Bei dem vorliegenden Fragment Kat.-Nr. 19 (Taf. 1) zeigt sich deutlich eine flach ansteigende Schulter. Vergleichbare Fragmente finden sich am Michaelerplatz42 mit einer Datierung ins 12. Jahrhundert bis an den Anfang des 13. Jahrhunderts sowie in den keramischen Fundkomplexen aus Möllersdorf 43 und vom Blasenstein44. Die Parallelen sprechen für eine Datierung ins 12. Jahrhundert. Kra. 2 – Kragenrand, sehr schwach untergriffig mit schwach gerundetem Randscheitel und spitz ausgeformtem Randabschluss Das vorliegende Exemplar dieser Form Kat.-Nr. 32 (Taf. 2) weist eine flach ansteigende Schulter auf. Auch für diesen Formentyp bieten sich neben einem Vergleichsstück vom Wildpretmarkt45 und einem in groben Zügen vergleichbaren Fragment von Am Hof46 sowie einem aus dem Bereich der Alten Universität47 vor allem Exemplare aus Möllersdorf48 und vom Blasenstein49 an. Aufgrund der Parallelen ist für Kat.-Nr. 32 eine Zeitstellung ins 12./13. Jahrhundert anzunehmen. Kra. 3 – Kragenrand, schwach bis mäßig untergriffig mit stumpf ausgebildetem Randscheitel und einem spitz ausgeformten Randabschluss Das Fragment Kat.-Nr. 9 (Taf. 1) zeigt eine tendenziell steil ansteigende Schulter, wie sie auch Kat.-Nr. 30 (Taf. 2) und Kat.-Nr. 54 (Taf. 3) besessen haben werden. Diese Stücke sind zwar bezüglich der Kontur einem Randtyp zuordenbar, unterscheiden sich aber im Grad der Untergriffigkeit. Während Kat.-Nr. 9 mehr einen Übergang vom Leisten- zum Kragenrand darstellt, ist Kat.-Nr. 54 ein deutlich ausgebildeter Kragenrand. Parallelen für Kat.-Nr. 9 finden sich in Wien am Michaelerplatz50 und begegnen im Material aus Möllersdorf 51 und vom Blasenstein52. Mit Kat.-Nr. 54 vergleichbare Stücke stammen in Wien von der Grabung Wildpretmarkt53 sowie auch aus Möllersdorf54. Bezüglich dieser Form zeigt sich ein relativ breiter Datierungsspielraum, was sich durchaus mit einer gewissen Unschärfe der Randform(en) erklären lässt.
38 Kaltenberger 1997, 84 Kat.-Nr. 19–21 (1. H. 12. Jh.); 90 Kat.-Nr. 41; 42 (2. H. 12. Jh.). 39 Gaisbauer 2013, 44 Taf. 2 KE35. 40 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A45, Bd. 1, 151 (Datierung des Komplexes 1. H. 13. Jh.). 41 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16–18 (allgemein zur Datierung); 40 Taf. 13,11. 42 Kaltenberger 2007, 98 Kat.-Nr. 8; 9. 43 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16 Taf. 8,20 (Graphit, 12. Jh.). 44 Kaltenberger 1997, 86 Kat.-Nr. 26 (1. H. 12. Jh.) bzw. Kat.-Nr. 28 und 29 (12. Jh.). 45 Gaisbauer 2006, 43 Kat.-Nr. 29 und 30 (E. 12. Jh.). 46 Gaisbauer 2013, 43 Taf. 1 KE21 (12./13. Jh.). 47 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A4, Bd. 1, 140 (Datierung des Komplexes 2. H. 12.–1. H. 13. Jh.). 48 Hofer 1999, 427 (Datierung); 432 Kat.-Nr. A42; A43 (spätes 13. Jh.). 49 Kaltenberger 1997, 102 Kat.-Nr. 83; 84 (E. 12./1. D. 13. Jh.). 50 Kaltenberger 2007, 97 Taf. 1,9 (Anf. 13. Jh.). 51 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16–18 (Datierung); 33 Taf. 6,7; 7,17; Hofer 1999, 427 Kat.-Nr. A17 (1. H. 13. Jh.). 52 Kaltenberger 1997, 82 Kat.-Nr. 12 (2. H. 11./Anf. 12. Jh.). 53 Gaisbauer 2006, 169 Taf. 2,16 (12. Jh.). 54 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 18 Taf. 13,5 (2. H. 11. Jh.).
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Zusammenfassend betrachtet und gestützt auf die Magerungszusammensetzungen Graphit und Glimmer wird als Datierung das fortgeschrittene 12. bzw. das 13. Jahrhundert angenommen. Kra. 4 – Kragenrand, deutlich unterschnitten mit spitz ausgebildetem Randscheitel und Randabschluss Das einzige Fragment dieser Art (Kat.-Nr. 71, Taf. 4) hat eine steil ansteigende Schulter. Für dieses Fragment findet sich ein Vergleich am Wildpretmarkt 55 sowie am Ruprechtsplatz56, weitere ähnliche Stücke stammen aus den Materialkomplexen Möllersdorf57 und Blasenstein58. Auch aufgrund des reduzierenden-oxidierenden Brandes und der Glimmerbeimengung wird eine Datierung ins 12. Jahrhundert vorgeschlagen. Kra. 5 – Kragenrand, untergriffig mit spitz ausgebildetem Randscheitel und gerundet ausgeformtem Randabschluss Für das Fragment Kat.-Nr. 47 (Taf. 3) lassen sich keine weiteren formalen Beobachtungen festhalten. Ein nicht nur formal, sondern auch bezüglich der Magerung des Scherbens mit Glimmer übereinstimmendes Fragment stammt aus Wien, vom Platz Am Hof59, ein weiteres aus dem Bereich der Alten Universität60. Weitere Parallelen finden sich in den Fundkomplexen Möllersdorf 61 und 55 Gaisbauer 2006, 31 f. (E. 12. Jh.) 56 Felgenhauer-Schmiedt 1992, 78 Taf. 10,1 (2. H. 12./E. 12. Jh.). 57 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16–18 (Datierung); 36 Taf. 9,32. 58 Kaltenberger 1997, 96 Kat.-Nr. 61 (2. H. 12. Jh.). 59 Gaisbauer 2013, 43 Taf. 1 KE4.KE20 (12./13. Jh.). 60 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A29, Bd. 1, 137 (12./13. Jh.); Kat.-Nr. A5, Bd. 1, 140 (Datierung des Komplexes 2. H. 12.–1. H. 13. Jh.). 61 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 18 Taf. 15,2 (13. Jh.). 62 Kaltenberger 1997, 96 Kat.-Nr. 60 (2. H. 12. Jh.) 63 Kaltenberger 2007, 97 Taf. 1,11 mit entsprechend hoher Halszone (13. Jh.). 64 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16–18 (Datierung); 38 Taf. 11,51; 42 Taf. 15,12. 65 Kaltenberger 1997, 96 Kat.-Nr. 53 (2. H. 12.–2. H. 13. Jh.). 66 Gaisbauer 2013, 47 Taf. 3 KE52 (12./13. Jh.). 67 Gaisbauer 2006, 169 Taf. 2,15 (E. 12./1. D. 13. Jh.) bzw. auch Taf. 2,16.20 (12. Jh.). 68 Kühtreiber 2006, Kat.-Nr. A61 a (gemagert mit grobschuppigem Glimmer), Bd. 1, 151–153. 69 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 18 (Datierung); 38 Taf. 11,55; 41 Taf. 14,3 (13. Jh.).
Blasenstein62. Als Datierung ist der Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert bzw. die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts anzunehmen. Kra. 6 – Kragenrand, schwach untergriffig mit spitz ausgebildetem Randscheitel und Randabschluss Bei den Fragmenten Kat.-Nr. 38 und 68 (Taf. 3 und 4) lässt sich keine weitere Aussage über die Gefäßkontur treffen, das Randstück Kat.-Nr. 38 zeigt allerdings den Ansatz einer steil ansteigenden Schulter. Ein entsprechendes Fragment findet sich im Material der Grabung Michaelerplatz. 63 Ähnliche Stücke liegen auch aus Möllersdorf64 und vom Blasenstein65 vor. Herstellungstechnik wie auch formale Parallelen lassen auf eine Datierung ins 13. Jahrhundert schließen. Diese Form weist schon deutlich in Richtung spätmittelalterliche Keramik. Kre. 1 – Kremprand, schwach untergriffig mit spitz ausgebildetem Randabschluss Die Randform von Kat.-Nr. 43 (Taf. 3) ist ausgesprochen unklar ausgebildet, entspricht aber mehr einem Kremprand als einem Kragenrand. Die Untergriffigkeit wird mehr durch das Umbiegen als Umklappen des Randes erzielt. Aus der Grabung Am Hof66 liegt ebenso eine Parallele vor wie aus dem Bereich Wildpretmarkt67 und Alte Universität68 sowie aus Möllersdorf69. Als Datierungsspielraum ist der Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert anzunehmen, der Charakter des Scherbens (Gl. 5) ist aber noch hochmittelalterlich.
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Flachdeckel (G5.1/F1, F3) FD1 – Flachdeckel mit aufgestelltem, innen verstärktem Rand und abgestrichenem Randscheitel Bei dem vorliegenden Fragment Kat.-Nr. 58 (Taf. 4) findet sich Rollstempeldekor am Randscheitel. Das Anführen von formalen Parallelen für Flachdeckel erweist sich für gewöhnlich nur bedingt als zielführend, als Vergleich bietet sich hier aber auf jeden Fall ein Fragment vom Wildpretmarkt 70 an. Formal und aufgrund des Scherbentyps (Gl. 1) ist hier eine Datierung ins 12. Jahrhundert vorzuschlagen. FD2 – Flachdeckel mit aufgestelltem, sehr schwach verstärktem Rand, dessen Randscheitel zum Teil deutlich abgestrichen wurde Während die Fragmente Kat.-Nr. 37 (Taf. 3), 62 und 72 (Taf. 4) keine Verzierungselemente zeigen, findet sich auf Kat.-Nr. 65 (Taf. 4) Rollstempeldekor. Zu den formalen Parallelen und zur Datierung siehe die Erläuterungen zu FD1. Bügelkanne (G1.5.1/F2, F3) B1 – Bügelkanne Zwei Fragmente – Rand und Tülle Kat.-Nr. 49 und 50 (Taf. 3) – können mit einiger Sicherheit als Fragmente einer Bügelkanne angesprochen werden. Vergleiche – mit dem hier vorliegenden (Gl. 1) oder einem ähnlichen Scherbentyp – datieren generell ins 12./13. Jahrhundert. 71 Weitere, allerdings glasierte Fragmente aus dem 13./14. Jahrhundert kennen wir aus Wien aus dem Bereich der Alten Universität. 72 Der Glimmergehalt in den beiden Fragmenten ist zwar hoch, der recht gut beherrschte reduzierende Brand weist aber eher auf eine Datierung ins 13. Jahrhundert hin. Schüssel (G4.5/F1, F2) S1 – Schüssel mit nach innen verstärktem und schräg abgestrichenem Rand Mit Kat.-Nr. 44 (Taf. 3) liegt das einzige Randfragment einer hochmittelalterlichen Schüssel vor. Ein ähnliches Schüsselfragment vom Wildpretmarkt 73 kann ins 12. Jahrhundert datiert werden, ein Stück aus dem Material von den Untersuchungen Wien 1, Graben ins 12./13. Jahrhundert 74. Für einen weiteren Vergleich bietet sich ein Fragment aus Möllersdorf an. 75 Als Datierung kann hier vor allem auch ausgehend vom Scherbentyp (Gl. 3) eher das 12. als das 13. Jahrhundert angenommen werden. Gl. 1 Gl. 2 Gl. 3 Gl. 4 Gl. 5 Graph. 1
L1 2 4 – 1 – –
L2 – 1 – 2 – –
L3 3 4 – 1 – 1
L4 – – – – – 1
L5 – 2 – – – –
70 Gaisbauer 2006, 177 Taf. 7,56 (12. Jh.) bzw. Taf. 7,53–55. 71 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16–18 (Datierung); 37 Taf. 10,43.44; S. FelgenhauerSchmiedt, Keramik im Wandel – Niederösterreichische Keramik des 12. und 13. Jahrhunderts. Prave˘ k 6, 1996 (1997) 233 Abb. 4 (13. Jh.; in diesem Fall stimmt allerdings der Scherbentyp nicht überein). 72 Kühtreiber 2006, 147 f. 73 Gaisbauer 2006, 176 Taf. 6,47 (12. Jh.). 74 Felgenhauer-Schmiedt o. J. [1982], 52 Taf. 6,3. 75 Felgenhauer-Schmiedt 1986, 16–18 (Datierung); 36 Taf. 9,38.
Kra. 1 Kra. 2 Kra. 3 Kra. 4 Kra. 5 Kra. 6 Kre. 1 FD1 – – – 1 – – – 1 – 1 1 – – – – – – – – – 1 – – – 1 – 1 – – 1 – – – – – – – 1 1 – – – 1 – – – – –
FD2 1 – 2 – 1 –
B1 2 – – – – –
S1 – – 1 – – –
Tab. 2: Scherbentypen und Formen im Überblick.
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Lokale Bezüge Für fast alle Formen finden sich Parallelen in anderen Materialkomplexen, die in Wien in den letzten Jahrzehnten geborgen wurden. Besonders groß sind die Übereinstimmungen mit Keramikfragmenten von der Grabung Am Hof 10 und dem Material der Alten Universität. Hier begegnen Vergleiche für die Randformen L1 bis L3, L5, Kra. 2 und Kra. 3 (für die Letztgenannte existiert keine Parallele aus dem Bereich Alte Universität), Kra. 5 und Kre. 1. Ebenfalls gute Übereinstimmungen lassen sich mit der Keramik vom Wildpretmarkt aufzeigen (Kra. 2 bis Kra. 4, Kre. 1 sowie die – an sich eher insignifikanten – FlachdeckelFormen und das Schüsselfragment). Ähnlichkeiten mit Formen vom Michaelerplatz (Kra. 1, Kra. 3, Kra. 5), Ruprechtsplatz (L1 und Kra. 4) oder dem Material aus Wien 1, Graben (L1 bis L2) sind vorhanden, halten sich aber in Grenzen. Ähnliche Flachdeckelformen finden sich am Michaelerplatz. Für das Randstück einer Bügelkanne ist leider in Wien keine direkte formale Parallele bekannt, auch wenn ein Fragment aus dem Bereich der Alten Universität eine ähnliche Randausprägung aufweist. 76 Fundkomplexe aus hochmittelalterlichen Befunden (Tab. 3) Beobachtungen in Schnitt 1 In Schnitt 1 (Abb. 1) der Grabung konnten auf einer Höhe zwischen 3,18/3,65 und 3,00/3,17 m über Wr. Null Pfostenlöcher (Objekt 1) und ein Balkengräbchen (Objekt 2) festgestellt werden; weiters wurde eine Grube (Objekt 3), etwa 40 cm höher gelegen, erfasst. Diese drei Objekte setzten sich aus verschiedenen Befunden und Interfaces zusammen, die nur teilweise dokumentiert werden konnten. Zusätzlich zeichneten sich einige Einzelbefunde in mehr oder weniger klarer Lage zu den komplexeren Objekten ab, die aufgrund der hochmittelalterlichen Keramikkomplexe, mit denen sie assoziiert werden, hier vorgelegt werden. Tatsächlich handelt es sich allerdings weit mehr um Einzelbeobachtungen als um eine stringente Abfolge von Befunden. Dennoch wird hier versucht, die einzelnen Fundkomplexe, Befunde und Objekte mit dem stratigraphisch tiefsten beginnend „aufsteigend“ anzuordnen. Bef.-Nr. 63 (Kat.-Nr. 1) Hierbei handelt es sich um eine sandige, von Norden nach Süden abfallende Planierschicht, die auf einem Niveau von 3,22/3,39 bis 3,18/3,29 m über Wr. Null dokumentiert werden konnte. Sowohl die Objekte 1 als auch 2 sind in diese Schicht eingetieft. Objekt 1 Unter der Bezeichnung Objekt 1 (Abb. 2) werden mehrere Befunde zusammengefasst, die in vergleichbarer bzw. eng beieinander liegender stratigraphischer Situation in Schnitt 1 angetroffen wurden. Es handelt sich dabei um – soweit feststellbar – sechs Pfostenlöcher/-gruben mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 20 cm, von denen nur drei sehr deutliche Grenzen erkennen ließen. Sie waren in zwei Nordwest-Südost gerichteten Reihen, mehr oder we76
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niger parallel zueinander angeordnet. Bei zwei weiteren Strukturen – eine etwas
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nördlich und zwischen den beiden Reihen gelegen, die zweite westlich davon – könnte es sich ebenfalls noch um Pfostenlöcher gehandelt haben. Alle Befunde waren sowohl in eine dünne, dunkelbraun-schwarze Schicht, bei der es sich um eine von mehreren in diesem Bereich dokumentierten Schwemmschichten mit geringer Stärke und etwas unregelmäßigem Verlauf handeln dürfte, als auch in die bereits beschriebene Bef.-Nr. 63 eingetieft. Ob die Pfostenlöcher auch noch in den zuunterst liegenden hellgelben Lehm einschnitten, konnte nicht festgestellt werden. Objekt 2/Bef.-Nr. 71 (Kat.-Nr. 2–10) Unmittelbar östlich von Objekt 1 und parallel zu diesem orientiert konnte eine Struktur, die als Balkengräbchen (Abb. 3) interpretiert wird, dokumentiert werden. Auf einem Niveau von 3,18/3,65 m über Wr. Null und bis zu 20 cm tief war es auf einer Länge von ca. 1 m verfolgbar. An seinem nordwestlichen Ende gab es Hinweise auf eine rechtwinkelig ansetzende Verlängerung. Der weitere Verlauf konnte nicht dokumentiert werden. Was die stratigraphische Einbindung anbelangt, ist hier mit derselben Abfolge wie bei den Pfostenlöchern zu rechnen. Östlich des Balkengräbchens und direkt an dessen Oberkante anschließend zeigte sich allerdings über der dünnen dunkelbraun-schwarzen Schwemmschicht ein stark rötliches, lehmig-sandiges und offenbar mit Holzkohle durchsetztes Stratum, das mit aller Vorsicht auf Brandeinwirkung der einen oder anderen Art zurückgeführt werden kann (Abb. 4). Über seine Ausdehnung kann keine Aussage getroffen werden. Was die Schichtstärke anbelangt, so dürfte diese zwischen ca. 5 und 15 cm gelegen haben, mit einem unregelmäßig sich verdünnenden Verlauf. Mit der Verfüllung von Objekt 2 (Bef.Nr. 71) sind die Kat.-Nr. 2–10 assoziierbar. Auffallend ist ein allgemein guter Erhaltungszustand des Materials, die Stücke weisen kaum Verrundungen auf und zeigen ein hohes Maß an Homogenität. Bef.-Nr. 41 (Kat.-Nr. 11–22) Bef.-Nr. 4177 wurde als Planierschicht mit einer Stärke von ca. 3 cm beschrieben und dürfte sich direkt über den Objekten 1 und 2 auf einem Niveau von ca. 3,30 m über Wr. Null befunden haben. Dieses enge räumliche Nahverhältnis lässt sich auch aus der deutlichen Verknüpfung der Inv.-Nr. MV 77.048 und MV 77.033 (Kat.-Nr. 8 und 22) und dem Vorkommen derselben Leistenrandformen erschließen. Bedauerlicherweise kam es entweder während der Ausgrabung oder im Zuge der Restaurierung ganz offensichtlich zu einer Materialvermischung. Der Großteil der dem Befund zuordenbaren Keramik ist hochmittelalterlich, sehr homogen und in einem guten Zustand, der auf eine primäre Deposition oder lediglich einfache Umlagerung hinzuweisen scheint. Nicht nur aufgrund des Scherbentyps, sondern auch wegen des Verlaufes der Gefäßform lassen sich ganze Gruppen von Wandscherben den entsprechenden Randstücken zuweisen. Es fand sich mit derselben Fundnummer aber auch Material, das ins 15. Jahrhundert datiert. Diese Scherben weisen einen vollkommen anderen, bedeutend schlechteren Erhaltungszustand auf und waren überdies auch noch
77 Aus diesem Befund liegen auch zwei Rinderknochen vor, freundl. Mitt. Sigrid Czeika (Stadtarchäologie Wien).
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Abb. 2: Wien 1, Neutorgasse 4–8, Schnitt 1 mit Objekt 1; Richtung Nordwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 4: Wien 1, Neutorgasse 4–8, Schnitt 1, Objekt 2: Detail der rechtwinkelig ansetzenden Verlängerung mit der anschließenden brandigen Schicht (ohne Bef.-Nr.); Richtung Osten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 3: Wien 1, Neutorgasse 4–8, Schnitt 1 mit Objekt 1 und Objekt 2 (am rechten Bildrand; im Hintergrund dessen rechtwinkelig ansetzende Verlängerung); Richtung Nordwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
eher inhomogen bezüglich Form und Scherbentyp. Es scheint sich dabei um mehrfach umgelagertes spätmittelalterliches Material zu handeln. Man darf hier wohl davon ausgehen, dass es sich bei dem „ursprünglichen“ Materialkomplex mit der Inv.-Nr. MV 77.033 um zeitlich klar abgrenzbare hochmittelalterliche Fragmente gehandelt hat und als solche werden sie hier auch vorgelegt. Die spätmittelalterlichen Fragmente werden im entsprechenden Zusammenhang publiziert. Bef.-Nr. 40 (Kat.-Nr. 23–29) Der als Planierschicht angesprochene Befund 40 steht in einem unklaren stratigraphischen Verhältnis zu den Objekten 1 und 2. Es handelte sich dabei um eine gelbe Lehmschicht mit einer Oberkante bei 3,45/3,52 m und einer Unterkante bei 3,31/3,33 m über Wr. Null. Es zeichnete sich ein Nord-Süd-Gefälle ab. Aus diesem Fundkomplex lassen sich keine Fragmente mit der Keramik aus den tiefer liegenden Befunden rekonstruieren. Ein entsprechendes Naheverhältnis zeigt sich allerdings zu Bef.-Nr. 57 (Inv.-Nr. MV 77.043 – unter Miteinbeziehung der nicht näher verortbaren Inv.-Nr. MV 77.035). Im Vergleich mit den anderen Fundposten fällt hier der schlechte Erhaltungszustand der Fragmente auf.
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Abb. 5: Wien 1, Neutorgasse 4–8, Schnitt 1: Grube Objekt 3 mit Spuren von Brandeinwirkung im Westprofil. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 6: Wien 1, Neutorgasse 4–8, Überblick über Schnitt 1 nach Westen. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Bef.-Nr. 57 (Kat.-Nr. 30–33) Aus der sandigen Schicht Bef.-Nr. 57 stammt relativ homogenes, aber nicht besonders gut erhaltenes Material. Objekt 3 Mit einer deutlichen Oberkante 40 cm über den Objekten 1 und 2 zeichnete sich im West-Profil ein Objekt ab (Abb. 5 und 6), das mangels weiterer Informa-
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Abb. 7: Wien 1, Neutorgasse 4–8, Schnitt 6: hochmittelalterliche Schicht Bef.-Nr. 261 in der linken unteren Bildecke; Richtung Norden. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
tionen als Grube bezeichnet wird. An seiner Oberkante waren diffuse Brandspuren zu erkennen. Das Objekt selbst verjüngte sich zu seiner Sohle hin deutlich, die Sohle befand sich noch ca. 10 cm über den Objekten 1 und 2. Was die Brandspuren anbelangt, ist ein Zusammenhang mit der an der Oberkante des Balkengräbchens Objekt 2 anschließenden Brandschicht denkbar – beide Befunde dürften sich auf einem vergleichbaren Niveau befunden haben. Es gibt kein diesem Objekt zuordenbares Fundmaterial, es wird sich hier allerdings aufgrund der Lage um eines der jüngsten hochmittelalterlichen Objekte in diesem Bereich gehandelt haben. Beobachtungen in Schnitt 6 In Schnitt 6 (Abb. 1) wird die durch das Baugeschehen erzwungene Beschränkung auf „streiflichtartiges“ Erfassen der hochmittelalterlichen Befunde noch viel deutlicher. Hier zeichnet sich nur ein einziger Befund ab, der wegen seiner stratigraphischen Lage und des mit ihm assoziierbaren Fundmaterials einer hochmittelalterlichen Phase zugeordnet werden kann. Eine nachvollziehbare Schichtenabfolge konnte für das Hochmittelalter wiederum nicht beobachtet werden. Eines der Profile machte aber deutlich, dass sich auch hier eine Abfolge von teils recht starken, hellen Lehmplanierungen und unregelmäßigen, dünnen, dunklen Schwemmschichten befand. Bef.-Nr. 261 (Kat.-Nr. 34 und 35) Hierbei handelt es sich um eine als sandig beschriebene helle Schicht (Abb. 7) mit einer Oberkante bei 2,93/3,34 m über Wr. Null (von Osten nach Westen abfallend); die Unterkante wurde nicht ergraben. An Keramik liegen lediglich zwei Fragmente vor, allerdings sind beide in einem recht guten und wenig verschliffenen Zustand.
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Kat.-Nr. Ansprache SCHNITT 1 Bef.-Nr. 63 1 WS/Topf (G1.6/F1, F3)
Bef.-Nr. 2 3 4 5 6 7
71 (Objekt 2) RS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) 11 WS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3) 4 WS/Topf (G1.6/F1, F3)
8
5 WS/Topf (G1.6/F1, F3)
9
RS/Topf (G1.6/F1, F3)
10 Bef.-Nr. 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
WS/Topf (G1.6/F1, F3) 41 RS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) 38 WS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) 9 WS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) 24 WS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3) 19 WS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3)
Bef.-Nr. 40 23 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 24 25 26 27 28 29 Bef.-Nr. 30 31 32
RS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3) 10 WS/Topf (G1.6/F1, F3) WS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3) 57 RS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3)
33 RS/Topf (G1.6/F1, F3) SCHNITT 6 Bef.-Nr. 261 34 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 35 WS/Topf (G1.6/F1, F3)
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Beschreibung
Scherbentyp
Inv.-Nr. MV Maße (cm)
aufgrund der erhaltenen Steigung kann eher auf einen ellipsoiden Bauch des Gefäßes geschlossen werden
Gl. 1
77.047/1
Wst 0,4–0,5
L1 – auf Schulter drei umlaufende Rillen L2 L3 – auf Schulter drei umlaufende Rillen schlecht scheibengedreht schlecht scheibengedreht tendenziell red.-ox., schlecht scheibengedreht tendenziell red.-ox., schlecht scheibengedreht Kra. 3
Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl.
2 2 2 2 2 2
77.048/1 77.048/3 77.048/2 77.048 77.048 77.048
RDm 18; Wst 0,6; erh. H 6 RDm 16; Wst 0,3; erh. H 4,2 RDm 8 Wst 0,3–0,5 Bst 0,5; Wst 0,4–0,5 Wst 0,5
Gl. 2
Wst 0,3–0,7
Gl. 4
77.048 + 77.033 77.054/1
–
–
77.054
L1 L1 zu Kat.-Nr. 12 L1 zu Kat.-Nr. 14 L2 L3 zu Kat.-Nr. 17 Kra. 1 – – –
Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl. Gl.
L3 – schlecht erhalten, Ansatz zu Mischbrand L3 – Ansatz zu Mischbrand L3 – schlecht erhalten, Ansatz zu Mischbrand Ansatz zu Mischbrand Ansatz zu Mischbrand sehr schlecht erhalten –
2 2 2 4 4 4 2 2 4 2 2 2
RDm 12; Wst 0,4–0,5; erh. H 5,7 Wst 0,4–0,5
77.033/1 77.033/4 – 77.033/2 – 77.033/5 77.033/3 – 77.033/1a 77.033/6 – 77.033 + 77.048 + 77.036/2
RDm 18; Wst 0,6; erh. RDm 18; Wst 0,6; erh. Wst 0,3–0,6 RDm 18; Wst 0,6; erh. Wst 0,4–0,6 RDm 18; Wst 0,5; erh. RDm 22; Wst 0,6; erh. Wst 0,4–0,6 RDm 16; Wst 0,5; erh. BDm 11; Wst 0,5 Wst 0,3–0,6 –
H 5,1 H 3,3
Gl. 1
77.036/1
RDm?
Gl. 1 Gl. 1
77.036/3 77.036/4
RDm 12; Wst 0,5; erh. H 0,9 RDm?
Gl. 1 Gl. 1 Graph. 1 Gl. 3
77.036/2 77.036 77.036 77.034/1
BDm? Wst 0,4–0,6 Wst 0,4 BDm ca. 10
Kra. 3 zu Kat.-Nr. 33? Kra. 2
Gl. 2 Gl. 2 Gl. 2
L3 – zu Kat.-Nr. 31?
Gl. 2
77.043/1 77.043/2 77.043/4 + 77.036 77.035/1
RDm 14? Wst 0,5; erh. H 2,4 Bst 0,6; Wst 0,5 RDm 24; Wst 0,5–0,6; erh. H 5,4 RDm 16; Wst 0,4–0,5; erh. H 3
L2 –
Gl. 4 Gl. 4
77.193/1 77.0193
RDm 16; Wst 0,3; erh. H 2,1 Wst 0,5
H 2,4 H 1,5 H 2,4 H 4,5
Tab. 3: Hochmittelalterliche Befunde/Funde der Grabung Neutorgasse.
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Taf. 1: Keramik aus den hochmittelalterlichen Befunden der Grabung Neutorgasse. M 1:3 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug; Dig.: G. Gruber)
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Taf. 2: Keramik aus den hochmittelalterlichen Befunden der Grabung Neutorgasse. M 1:3 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug; Dig.: G. Gruber)
Verlagerte Keramik hochmittelalterlicher Zeitstellung (Tab. 4) Im Folgenden werden Fundkomplexe mit einem Anteil an Keramik hochmittelalterlicher Zeitstellung nach Grabungsschnitten lokalisiert und vorgestellt. In den Katalog fanden dabei nur die hochmittelalterlichen Scherben selbst Eingang, das spätmittelalterliche Material, mit dem sie vergesellschaftet waren, wird Teil der entsprechenden Spätmittelaltervorlage sein. Generell wurde dabei darauf geachtet, in jedem Schnitt mit den Objekten zu beginnen, die in einem möglichst engen stratigraphischen Nahverhältnis zu den genuin hochmittelalterlichen Befunden dokumentiert werden konnten. Beobachtungen in Schnitt 1 (Kat.-Nr. 36–42) Bef.-Nr. 79, eine von Osten nach Westen ansteigende und von Norden nach Süden fallende, lehmige Planierschicht, konnte mit einer Oberkante bei 3,44/ 3,60 m und einer nur sehr eingeschränkt eruierbaren Unterkante bei 3,48/ 3,56 m über Wr. Null in einem relativen Nahverhältnis zu den hochmittelalterlichen Schichten dokumentiert werden. Bei der Keramik aus diesem Bereich handelt es sich allerdings in erster Linie um Fragmente – vor allem Wandscherben – des 14. bzw. 15. Jahrhunderts. Lediglich zwei Bruchstücke mit unterschiedlichem Erhaltungszustand (Kat.-Nr. 36 und 37) sind als hochmittelalterlich zu bezeichnen. Der Boden Kat.-Nr. 36 ist nur noch sehr fragmentarisch
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erhalten, das Flachdeckelbruchstück Kat.-Nr. 37 hingegen ist in einem guten Zustand. Bef.-Nr. 61 (OK 3,59/3,68 m, UK 3,45/3,48 m über Wr. Null) stellt eine von Norden nach Süden ansteigende, sandige Planierschicht östlich der bastionszeitlichen Mauer 3 dar. Der Keramikkomplex besteht aus ausgesprochen klein zerscherbten, inhomogenen spätmittelalterlichen Fragmenten. Mehr oder weniger noch dem Hochmittelalter zuzuordnen, allerdings schon mit deutlichen spätmittelalterlichen Tendenzen, ist ein sehr gut erhaltener Kragenrand (Kat.Nr. 38) mit einer doch noch deutlichen Glimmerbeimengung. Ein weiteres Argument – neben dem guten Zustand des Randfragmentes – für eine moderate Verlagerung der hochmittelalterlichen Bruchstücke ist in diesem Fall der Umstand, dass offenbar sowohl das Bodenstück Kat.-Nr. 39 als auch die Wandfragmente Kat.-Nr. 40 zu dem Randstück gehören. Die Keramikkomplexe mit den Inv.-Nr. MV 77.027 und MV 77.030 kommen beide aus Bef.-Nr. 19, einer rotbraunen, ungefähr 5 cm dicken Lehmschicht (OK 3,61 m über Wr. Null). Die Keramik ist weitestgehend inhomogen und entstammt großteils dem 14./15. Jahrhundert. An hochmittelalterlichen Funden sind Kat.-Nr. 41 und 42 anzuführen. Beobachtungen in Schnitt 3 (Kat.-Nr. 43–50) Bef.-Nr. 123 wird als gelbsandige Lehmschicht beschrieben (OK 3,03/3,09 m, UK ca. 3,00 m über Wr. Null). Der zuordenbare Fundkomplex ist inhomogener als der zuvor erläuterte und klein zerscherbt, er weist einige Altstücke (Kat.-Nr. 43–46) aus dem Hochmittelalter auf. Bef.-Nr. 104 wird als sandige, hellgelbe – von Norden nach Süden ansteigende – Verfüllung angesprochen (OK 2,53/2,97 m, UK 2,27/2,87 m über Wr. Null). Bemerkenswert ist hier, dass lediglich zwei Keramikfragmente (Kat.-Nr. 47 und 48) aus diesem Befund vorliegen, die beide als hochmittelalterlich einzustufen sind. Das zu erwartende spätmittelalterliche Material fehlt hier. Bef.-Nr. 107, eine Planierschicht unter den Bastionsmauern M4, M6 und M9 (Abb. 1) beinhaltete einige stark fragmentierte, deutlich spätmittelalterliche Fragmente, allerdings auch die einzigen Nachweise einer Bügelkanne, vertreten durch ein Rand- und ein einfach geformtes Tüllenfragment (Kat.-Nr. 49 und 50). Beobachtungen in Schnitt 4 (Kat.-Nr. 51–61) Bef.-Nr. 155 stellt eine Grubenverfüllung dar und wurde mit einer Oberkante bei 3,62/3,82 m und einer Unterkante bei ca. 3,55 m über Wr. Null verortet. Der Keramikkomplex setzt sich ausnahmslos aus sehr stark fragmentierter Keramik zusammen und ist, auch was die spätmittelalterlichen Funde anbelangt, auffällig inhomogen. Bei den hochmittelalterlichen Scherben (Kat.-Nr. 51–53) zeigt sich zwar ebenfalls nur ein mäßig guter Erhaltungszustand, die geborgenen Wandscherben dürften aber zu Kat.-Nr. 51 der Randform L1 gehören. Bef.-Nr. 159, eine von Norden nach Süden ansteigende Planierschicht (OK 3,63/3,90 m, UK 3,50/3,68 m über Wr. Null), enthielt einen inhomogenen Keramikkomplex, dessen hoher Fragmentierungsgrad, zusammen mit deutlichen
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Verrundungen und Beschädigungen, die an den Stücken festzustellen sind, auf mehrfache Verlagerung der Keramik hinweisen dürfte (Kat.-Nr. 54 und 55). Der Fundkomplex Inv.-Nr. MV 77.171 (Bef.-Nr. 235) stammt aus einer leicht nach Süden abfallenden Planierung mit einer OK bei 3,08/3,18 m und einer UK bei 2,74/3,17 m über Wr. Null. Das spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Keramikmaterial, das den Befund datiert, ist in sehr unterschiedlichem, zumeist aber stark fragmentiertem Zustand. Dagegen ist der Erhaltungszustand der hochmittelalterlichen Stücke (Kat.-Nr. 56–59) erstaunlich gut und weist zumindest nicht auf mehrfache Verlagerungen hin. Um einen aufgrund seines Erhaltungszustandes bemerkenswerten Fundkomplex handelt es sich bei jenem aus Bef.-Nr. 241, einer nach Süden abfallenden Planierschicht (OK 2,74/3,17 m, UK 2,04/2,58 m über Wr. Null). Alle vorliegenden Fragmente zeigen nur sehr wenig Beschädigung und sind relativ großformatig erhalten. Dementsprechend gut ist auch der Zustand der beiden hochmittelalterlichen Fragmente (Kat.-Nr. 60 und 61) – zumindest bei Letztgenanntem zeigt sich nicht nur die Ausformung des Randes, sondern auch der Ansatz eines weiteren Konturverlaufs. Beobachtungen in Schnitt 6 (Kat.-Nr. 62–66) Der in der Planierung Bef.-Nr. 274 (OK 2,60 m über Wr. Null) verortete Keramikkomplex umfasst fast ausschließlich formal vielfältige spätmittelalterliche Keramik in sehr gutem Zustand. Von den beiden hochmittelalterlichen Fragmenten (Kat.-Nr. 62 und 63) ist zumindest der Flachdeckel ebenfalls bemerkenswert gut erhalten. Bei 3,32 m über Wr. Null (UK 3,22 m) fand sich eine stark mit Asche versetzte lehmige Schicht (Bef.-Nr. 257), möglicherweise handelte es sich um eine Planierung. Der zugehörige Fundkomplex ist nicht nur kleinfragmentiert, sondern auch deutlich inhomogen bezüglich Form, Magerung und Datierung. Zumindest ein Fragment (Kat.-Nr. 64) kann trotz des schlechten Erhaltungszustandes klar als hochmittelalterlich angesprochen werden. Das Flachdeckelfragment Kat.-Nr. 65 zeigt deutlich Beschädigungen durch Umlagerungsprozesse und entspricht damit dem restlichen inhomogenen Material aus der Verfüllung einer Abfallgrube (Bef.-Nr. 214, OK 3,00/3,82 m, UK 2,93 m über Wr. Null). Die Keramik umfasst Stücke des Hoch- und Spätmittelalters wie auch der Neuzeit. Um einen nur ungefähr innerhalb der Kurtine verortbaren (PS5) Fundkomplex handelt es sich bei Inv.-Nr. MV 77.004 (Kat.-Nr. 67–70). Aufgrund des mäßigen Erhaltungszustandes der Wandfragmente kann keine mögliche Zugehörigkeit zu einem der beiden erhaltenen Randfragmente festgestellt werden. Ebenfalls nur ungefähr ist die Verortung des Fundkomplexes Inv.-Nr. MV 77.064 in Schnitt 3 möglich, der unter anderem auch einige relativ gut erhaltene hochmittelalterliche Fragmente enthielt (Kat.-Nr. 71–74).
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Kat.-Nr. Ansprache SCHNITT 1 Bef.-Nr. 79 36 BS/Topf (G1.6/F1, F3) 37 Flachdeckel (G5.1/F1, F3, F3) Bef.-Nr. 61 38 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 39 BS/Topf (G1.6/F1, F3) 40 4 WS/Topf (G1.6/F1, F3) Bef.-Nr. 19 41 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 42 2 WS/Topf (G1.6/F1, F3) SCHNITT 3 Bef.-Nr. 123 43 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 44 RS/Schüssel (G4.5/F1, F2) 45 3 WS 46 BS/Topf (G1.6/F1, F3) Bef.-Nr. 104 47 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 48 WS/Topf (G1.6/F1, F3) Bef.-Nr. 107 49 RS/Bügelkanne (G1.5.1/F2, F3) 50 Tülle/Bügelkanne (G1.5.1/ F2, F3) SCHNITT 4 Bef.-Nr. 155 51 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 52 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 53 4 WS/Topf (G1.6/F1, F3) Bef.-Nr. 54 55 Bef.-Nr. 56 57 58
159 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 2 WS/Topf (G1.6/F1, F3) 235 RS/Topf (G1.6/F1, F3) RS/Topf (G1.6/F1, F3) Flachdeckel (G5.1/F1, F3)
59 6 WS/Topf (G1.6/F1, F3) Bef.-Nr. 241 60 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 61 RS/Topf (G1.6/F1, F3) SCHNITT 6 Bef.-Nr. 274 62 Flachdeckel (G5.1/F1, F3) 63 Bef.-Nr. 64 Bef.-Nr. 65
RS/Topf (G1.6/F1, F3) 257 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 214 Flachdeckel (G5.1/F1, F3)
Beschreibung
Scherbentyp
Inv.-Nr. MV Maße (cm)
– FD2
Graph. 1 Gl. 3
77.053/1 77.053/2
– BDm 17; Bst 0,3–1; Wst 1; H 2,1
Kra. 6 – –
Gl. 5 Gl. 5 Gl. 5
77.052/1 77.052 77.052
RDm 18; Wst 0,4; erh. H 3,9 Bst 0,5; Wst 0,4–0,5 Wst 0,4–0,5
L3 zu Kat.-Nr. 41
Graph. 1 Graph. 1
77.027/1 77.027
RDm 12; Wst 0,5; erh. H 3,3 Wst 0,5–0,6
Kre. 1 S1 zu Kat.-Nr. 44 –
Gl. Gl. Gl. Gl.
5 3 3 3
77.089/1 77.089/2 77.089 77.089
RDm 18; Wst 0,6; erh. H 2,4 RDm 18; Wst 0,6; erh. H 3,6 Wst 0,5–0,6 Bst 0,5; Wst 0,3–0,4
Kra. 5 –
Gl. 3 Gl. 3
77.097/1 77.097
RDm 28; Wst 0,6; erh. H 2,4 –
B1 – Tendenz zu Mischbrand
Gl. 1
77.078/4
RDm 12; Wst 0,4; erh. H 4,8
B1 – Tendenz zu Mischbrand
Gl. 1
77.078/3
RDm 0,9–1,8; Wst 0,3
L1 L4 zu Kat.-Nr. 51; bei einem WS findet sich ankorrodiertes Metall
Gl. 1 Graph. 1 Graph. 1
77.122/7 77.122/1 77.122
RDm 22; Wst 0,3; erh. H 1,8 RDm 22; Wst 0,6; erh. H 3 Wst 0,6–0,7
Kra. 3 – deutlich red.-ox. –
Graph. 1 Graph. 1
77.127/8 77.127
RDm 28; Wst 0,4; erh. H 3 Wst 0,4–0,6
L1 L5 FD1
Gl. 1 Gl. 2 Gl. 1
77.171/2 77.171/10 77.171/15
–
Gl. 1
77.171
RDm 16; Wst 0,4; erh. H 2,4 RDm 14; Wst 0,3; erh. H 2,7 BDm 20; Bst 0,5; Wst 0,8; H 1,8 Wst 0,3–1
L3 L5
Gl. 2 Gl. 2
77.176/28 77.176/33
RDm 20; Wst 0,6; erh. H 3,9 RDm 13; Wst 0,3; erh. H 3,9
FD2
Gl. 3
77.209/1
zu schlecht erhalten für eine Bestimmung
Gl. 3
77.209
BDm 14; Bst 0,5–0,6; Wst 0,9; H 2,1 Wst 0,5
L1
Gl. 2
77.191/2
RDm 18; Wst 0,5; erh. H 3,6
FD2
Gl. 5
77.157/4
–
Gl. 5
77.157
BDm 14; Bst 0,5; Wst 1,1; H 2,1 Wst 0,4–0,5
77.004/2 77.004/1 77.004 77.004
RDm 12; Wst 0,5; erh. H 3,3 RDm 20; Wst 0,5; erh. H 2,4 Wst 0,4–0,6 Bst 0,6; Wst 0,4–0,6
RDm 14; Wst 0,4; erh. H 3 BDm 13; Bst 0,5; Wst 1,0; H 1,8 Wst 0,5–0,6 Bst 0,6; Wst 0,5–0,6
66 WS/Topf (G1.6/F1, F3) OHNE VERORTUNG/PS5 ohne Bef.-Nr. 67 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 68 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 69 5 WS/Topf (G1.6/F1, F3) 70 1 BS/Topf (G1.6/F1, F3) OHNE VERORTUNG/SCHNITT 3 ohne Bef.-Nr. 71 RS/Topf (G1.6/F1, F3) 72 Flachdeckel (G5.1/F1, F3)
L3 Kra. 6 – –
Gl. Gl. Gl. Gl.
Kra. 4 FD2
Gl. 1 Gl. 1
77.064/11 77.064/5
73 74
– –
Gl. 2 Gl. 2
77.064 77.064
3 WS/Topf (G1.6/F1, F3) BS/Topf (G1.6/F1, F3)
4 4 4 4
Tab. 4: Verlagerte hochmittelalterliche Funde der Grabung Neutorgasse.
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I. Gaisbauer, Vor der Stadt, aber nicht vorstädtisch
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Auswertung Fundkomplexe aus hochmittelalterlichen Befunden/Objekten – Planierungen und Verlagerungsprozesse Alle befundeten hochmittelalterlichen Keramikfragmente liegen nicht nur in einem relativ engen zeitlichen Rahmen, es zeigt sich auch, dass einige von ihnen befundübergreifend zu Formen rekonstruiert werden können. Die wahrscheinlichste Erklärung hierfür ist, dass die Fragmente im Rahmen von verschiedenen Verfüll-, Aufplanierungs- und Oberflächenbefestigungsprozessen kleinräumig verlagert und einplaniert wurden. Tatsächlich dürfte es sich bei den wiederholt beobachteten gelben, lehmigen Schichten um Planierungen gehandelt haben, deren Aufgabe es unter anderem war, nach Wassereinwirkungen, die sich noch als dünne, schwarze Schwemmschichten abzeichneten, wieder eine benutzbare Oberfläche zu schaffen. Dass es sich bei den Verlagerungen um kleinräumige Prozesse gehandelt hat, wird aus dem relativ guten und praktisch nicht verrundeten Zustand der Keramik geschlossen. Neben diesem Erscheinungsbild spricht auch eine gewisse Geschlossenheit der Komplexe – Argumente dafür sind die Anzahl der anpassenden und typologisch wie herstellungstechnisch entsprechenden Fragmente – dafür, dass die Keramik kleinräumig verlagert wurde. Darüber hinaus dürfte es sich auch um eine primäre Entsorgung gehandelt haben. Dadurch verkleinert sich der Datierungsspielraum für die Fundeinbringungsmaßnahmen selbst von einem weiträumigen Spatium post quem „um 1200“ mit unklarer Ausdehnung ins 13. Jahrhundert auf ein engeres Zeitfenster Ende 12. bis Anfang 13. Jahrhundert. Verlagerte mittelalterliche Keramik – Streuungsmuster als Zerstörungsmarker In Schnitt 4 ließ sich – wie im Rahmen der geplanten Monographie noch näher beleuchtet werden wird – zum Teil eine besonders starke Verlagerung von spätmittelalterlicher Keramik feststellen. Die Umlagerungsszenarien waren so massiv, dass sich stellenweise über einer Schicht, die Material enthielt, womit sich der jeweilige Bauprozess datieren lässt, eine Schichtenabfolge mit ausschließlich umgelagerter spätmittelalterlicher Keramik befand, ohne dass sich in ihr datierende Fragmente gefunden hätten. Es ist markant, dass die verlagerten hochmittelalterlichen Scherben diese gekippte Sequenz mehr oder weniger einrahmen. Sie fanden sich sowohl in der zuunterst liegenden, den Arbeitsvorgang datierenden Schicht Bef.-Nr. 241 (Kat.-Nr. 60 und 61) wie auch in den Schichten 155 und 159 (Kat.-Nr. 51– 55), deren Fundmaterial sich sonst aus Fragmenten des (14./)15. Jahrhunderts zusammensetzt und die sich im obersten Bereich dieser umgelagerten spätmittelalterlichen Schichten befinden. 78 Durch die Tatsache, dass es sich hier um so extensive Verlagerungen handelte, liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass es in Schnitt 4 selbst nie hochmittelalterliche Befunde zu erfassen gegeben hätte und das Material aus einem anderen Bereich stammt. In Schnitt 6 fand sich in Befund 214 hochmittelalterliche Keramik (Kat.-Nr. 65– 66) zum einen deutlich und zum anderen vermutlich mehrfach (siehe folgende
78 Dieser neuzeitlich zu datierende Prozess wird in der geplanten Monographie näher erläutert.
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Taf. 3: Verlagerte hochmittelalterliche Keramik der Grabung Neutorgasse. M 1:3 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug; Dig.: G. Gruber)
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Taf. 4: Verlagerte hochmittelalterliche Keramik der Grabung Neutorgasse. M 1:3 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug; Dig.: G. Gruber)
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Überlegungen zu den erhaltenen Höhen) umgeschichtet und vergesellschaftet mit Keramik des 18./19. Jahrhunderts. Alle weiteren verlagerten Fragmente in diesem Schnitt stehen offenbar in direktem Zusammenhang mit den massiven spätmittelalterlichen Bauaktivitäten, die in diesem Bereich der Grabung festgestellt werden konnten. Auffallend ist hier, dass die Materialarmut an umgelagerter Keramik durchaus mit der sehr geringen Menge an Fundmaterial in der einzigen genuin hochmittelalterlichen Schicht (Bef.-Nr. 261) korrespondiert. Erhaltungszustände im Vergleich Vergleicht man die erhaltenen Gefäßhöhen der in hochmittelalterlichen Befunden eingelagerten Fragmente mit den Maßen jener Keramik, die mit jüngeren Befunden in Verbindung gebracht werden kann, zeigen sich deutliche Unterschiede. Bei der Keramik aus hochmittelalterlichem Kontext – und damit auf jeden Fall weniger Verlagerungen ausgesetzt – bewegt sich die erhaltene Höhe der Fragmente zwischen 1,8 und 6 cm, wobei sich doch einige Stücke im oberen Bereich zwischen 4 und 6 cm befinden. Bei der verlagerten Keramik hingegen pendeln die Werte lediglich zwischen 1,8 und 3,9 cm – der kleinformatigere Erhaltungszustand ist evident. Die hochmittelalterliche(n) Phase(n) im Spiegel der Keramik und abschließende Interpretation der Befunde Angesichts der in Katalog und Text vorgestellten Reihe von Einzelbeobachtungen stellt sich die Frage, welche Schlüsse nun – basierend auf den doch sehr unterschiedlich als Informationsträger zur Verfügung stehenden/verwertbaren hochmittelalterlichen Befunden/Objekten/Fundkomplexen und verlagerten Fundkomplex-Überresten – zulässig sind. Was die datierende Aussage des gesamten hochmittelalterlichen Materials anbelangt, stellt sich die Situation folgendermaßen dar: In den hochmittelalterlichen Befunden der Schnitte 1 und 6 zeigt sich eine deutliche Häufung der vermutlich ältesten, auf jeden Fall einfachsten Leistenrandformen (L1–L3), die tendenziell eher dem 12. als dem 13. Jahrhundert zuzurechnen sind, was die zugehörigen Befunde am ehesten an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert bzw. an den Anfang des 13. Jahrhunderts stellen würde (Tab. 5). Ein bemerkenswertes Auftreten eben dieser älteren Leistenrandtypen im an sich von hochmittelalterlichen Befunden freien Schnitt 4 könnte auch auf durchgreifende Zerstörungsprozesse hindeuten. Ob ähnliche, mit jenen in Schnitt 1 bzw. 6 vergleichbare Objekte nun im Bereich von Schnitt 4 ursprünglich bestanden haben oder in nächster Nähe, lässt sich aufgrund der umfassenden Verlagerungen nicht einmal mutmaßen. Kragenrand 4 bis 6 (Kra. 4–Kra. 6) und Kremprand 1 (Kre. 1) repräsentieren jüngere formale Entwicklungen und tendieren eher ins 13. Jahrhundert, und tatsächlich finden sich diese Fragmente ausschließlich als verlagertes Fundmaterial und nicht in hochmittelalterliche Befunde eingelagert. Diese Funde könnten durchaus darauf hindeuten, dass es sich um einen zweistufigen hochmittelalterlichen Prozess baulicher Maßnahmen bzw. von Boden-
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eingriffen gehandelt hat, dessen erste Stufe noch in Rudimenten erhalten blieb, während eine zweite Stufe – geringfügig später im 13. Jahrhundert anzusetzen –, zumindest was die Befunde anbelangt, vollständig getilgt wurde. Dass auch der Horizont der ersten Nutzungsphase deutlich beeinträchtigt wurde, zeigen verlagerte Flachdeckelfragmente, die eher noch dem 12. Jahrhundert zugeordnet werden können, ebenso wie zwei Fragmente vermutlich ein und derselben Bügelkanne (Kat.-Nr. 49–50) in Schnitt 3. Ob die stark beeinträchtigten hochmittelalterlichen Befunde ein direktes Ergebnis des Bastionsbaues sind oder ob bereits die Baumaßnahmen des Spätmittelalters hier wirksam wurden, bleibt natürlich offen. Bef.-Nr.
Formen L1 L2 L3 L4 L5 hochmittelalterliche Befunde aus Schnitt 1 und 6 71 1 1 1 – – 41 3 1 1 – – 40 – – 3 – – 57 – – 1 – – 261 – 1 – – – verlagertes Material aus Schnitt 1 79 – – – – – 61 – – – – – 19 – – 1 – – verlagertes Material aus Schnitt 3 123 – – – – – 104 – – – – – 107 – – – – – o. Bef.-Nr. – – – – – verlagertes Material aus Schnitt 4 155 1 – – 1 – 159 – – – – – 235 1 – – – 1 241 – – 1 – 1 verlagertes Material aus Schnitt 6 274 – – – – – 257 1 – – – – 214 – – – – – nicht verortbares Material aus PS5 o. Bef.-Nr. – – 1 – –
Kra. 1 Kra. 2 Kra. 3 Kra. 4 Kra. 5 Kra. 6 Kre. 1 FD1
FD2
B1
S1
– 1 – – –
– – – 1 –
1 – – 1 –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – – – –
– – –
– – –
– – –
– – –
– – –
– 1 –
– – –
– – –
1 – –
– – –
– – –
– – – –
– – – –
– – – –
– – – 1
– 1 – –
– – – –
1 – – –
– – – –
– – – 1
– – 2 –
1 – – –
– – – –
– – – –
– 1 – –
– – – –
– – – –
– – – –
– – – –
– – 1 –
– – – –
– – – –
– – – –
– – –
– – –
– – –
– – –
– – –
– – –
– – –
– – –
1 – 1
– – –
– – –
–
–
–
–
–
1
–
–
–
–
–
Tab. 5: Verteilung der Formen nach Befunden.
Überlegungen zur Funktion der Befunde, vor allem aber der in Ausschnitten erhaltenen „Objekte“ können nur mit besonderer Vorsicht angestellt werden, denn wenn sich Befunde nur in einem willkürlich und räumlich stark begrenzten Ausschnitt abzeichnen, bewegt sich jeder Interpretationsversuch naturgemäß zwischen den Polen „schwierig“ und „fahrlässig“. Dass von den befundeten Pfostenlöchern (Objekt 1) in Kombination mit einem Balkengräbchen (Objekt 2) nicht mit Sicherheit auf eine bestimmte Konstruktion geschlossen werden kann, versteht sich von selbst. Zu vielfältig sind die Möglichkeiten der Nutzung derselben, die von Besiedlungsresten bis zu Wasserbaumaßnahmen 79 der unterschiedlichsten Art reichen. Dennoch soll hier im Zusammenspiel mit den bereits dargelegten Überlegungen zum keramischen Fundmaterial zumindest eine grobe Einordnung versucht werden. Stellt man die Aussagen von Befund und Keramik hinsichtlich ihrer Funktion einander gegenüber, zeigt sich, dass die Keramik deutlich Siedlungsresten im Sinne eines Lebensraumes/Wohnbereiches/Haushalts (vielleicht auch Waren-
79 Zu den verschiedenen Maßnahmen siehe M. Untermann (Hrsg.), Wasserbau in Mittelalter und Neuzeit. Mitt. Deutsche Ges. Arch. Mittelalter u. Neuzeit 21 (Paderborn 2009); bes. I. Schalies, Wasserbaumaßnahmen im mittelalterlichen und neuzeitlichen Lübeck, a. a. O. 73–75.
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I. Gaisbauer, Vor der Stadt, aber nicht vorstädtisch
transfers?) zugerechnet werden kann. Die Befunde lassen in dieser Hinsicht bedauerlicherweise keine klaren Rückschlüsse zu. Wie schon dargelegt wurde, spricht einiges dafür, dass es sich bei der Keramik um kleinräumig verlagerte und primär deponierte Objekte handelt. Es ist also durchaus damit zu rechnen, dass in der näheren Umgebung zumindest Aktivitäten gesetzt wurden, die einen siedlungstypischen Keramikabfall zur Folge hatten, mit einer ähnlichen Zusammensetzung, wie sie auch „in der Stadt“ festzustellen ist. Eine Entsorgung von „städtischem“ Abfall in diesem Bereich ist nicht anzunehmen, es scheint sich hier um Aktivitäten im „vorstädtischen“ Bereich gehandelt zu haben. Objekt 1 und 2 könnten im Zusammenhang mit den hier ebenfalls festgestellten aufeinanderfolgenden Schwemm- und Planierschichten weniger für wasserbedrohten Siedlungsbereich im engeren Sinne als für eine Uferbefestigung/ Nutzbarmachung der einen oder anderen Art sprechen. Der keramische Abfall wäre in diesem Fall einfach durch Aufplanierungs- und Ausbesserungsmaßnahmen verfrachtet und abgelagert worden. Zusammenfassung und Ausblick Für das Spätmittelalter wird auf dem ergrabenen Areal im Bereich der Neutorbastion mit der Existenz eines nicht nur dem Namen nach vorstädtischen Bereichs des 14./15. Jahrhunderts gerechnet. Mit dieser Problematik wird sich die Vorlage der spätmittelalterlichen Befunde und Funde detailliert auseinandersetzen. Im Rahmen dieses Artikels stellte sich allein die Frage nach der hochmittelalterlichen Nutzung. Was sich klar abzeichnet, ist ein Ausgreifen hochmittelalterlicher Aktivität zum Fluss hin, einem Seitenarm der Donau. Ein solches Vorgehen war auf die eine oder andere Art zu erwarten, bislang fehlte allerdings der archäologische Nachweis. Auch wenn für das 12. Jahrhundert mit zunehmender Aktivität nicht nur im ehemaligen römischen Legionslager selbst (Wildpretmarkt, Am Hof 10, Ruprechtsplatz), sondern auch südlich davon, in den ehemaligen canabae legionis (Michaelerplatz), gerechnet werden muss, war die Bezugnahme auf den Fluss lange Zeit nur eine logische, aber theoretische Option. Die hochmittelalterlichen Befunde im Bereich der Neutorgasse belegen diese Intention erstmals. Auch wenn über die Funktion der freigelegten Strukturen nur gemutmaßt werden kann, zeichnet die Keramik bezüglich der Datierung doch ein klares und durchaus differenziertes Bild. In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzuhalten, dass die hochmittelalterlichen Relikte in diesem Bereich nicht nur Informationsträger für die Entwicklung des mittelalterlichen Siedlungsgeschehens darstellen, sondern auch für die für Wien so wichtige Flusslandschaft. Flussgeschichte wird für gewöhnlich von anderen Disziplinen geschrieben, tatsächlich aber geben archäologische Befunde und Funde klare Antworten auf die Frage nach dem Verlauf eines Flussarmes in einem bestimmten Zeitraum. 80 Siehe S. Grupe/Ch. Jawecki, Geomorphodynamik der Wiener Innenstadt. FWien 7, 2004, 14–30 bes. 22 mit Abb. 8.
Die hier vorgelegten Ergebnisse zeigen deutlich, dass der sogenannte Salzgriesarm80 an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert bzw. im 13. Jahrhundert (zumindest in seiner ersten, hochmittelalterlichen Hälfte) zwar einen
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I. Gaisbauer, Vor der Stadt, aber nicht vorstädtisch
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starken und durch Schwemmschichten belegten Einfluss ausübte, das fragliche Areal sich aber definitiv nicht dauerhaft unter Wasser befand. Abgekürzt zitierte Literatur FELGENHAUER-SCHMIEDT O. J. [1982] – S. Felgenhauer-Schmiedt, Überblick über die mittelalterliche Keramik aus Wien. Katalog. In: Keramische Bodenfunde aus Wien. Mittelalter – Neuzeit. Kat. Museen Stadt Wien (Wien o. J. [1982]) 20–24; 35–126. FELGENHAUER-SCHMIEDT 1986 – S. Felgenhauer-Schmiedt, Die hochmittelalterliche Burg Möllersdorf. BeitrMAÖ 2, 1986, 1–45. FELGENHAUER-SCHMIEDT 1992 – S. Felgenhauer-Schmiedt, Früh- bis hochmittelalterliche Funde aus Wien I., Ruprechtsplatz und Sterngasse. BeitrMAÖ 8, 1992, 61–84. GAISBAUER 2006 – I. Gaisbauer, Mittelalterliche Keramik vom Wildpretmarkt im 1. Wiener Gemeindebezirk. FWien 9, 2006, 152–181. GAISBAUER 2013 – I. Gaisbauer, Keramisches Fundmaterial aus dem Bereich des mittelalterlichen Abwasserkanals Am Hof. In: M. Mosser et al., Ein mittelalterlicher Abwasserkanal zwischen dem Wiener Herzogshof und dem jüdischen Viertel. FWien 16, 2013, 29–51. HOFER 1999 – N. Hofer, Neue archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Burg Möllersdorf, NÖ. FÖ 38, 1999, 412–450. KALTENBERGER 1997 – A. Kaltenberger, Das Fundmaterial des Burgstalles Ober-Blasenstein in St. Thomas am Blasenstein, Bez. Perg, OÖ. JbOÖMV 142, 1997, 53–127. KALTENBERGER 2007 – A. Kaltenberger, Die mittelalterliche Keramik aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991). FWien 10, 2007, 72–126. KÜHTREIBER 2006 – Th. Kühtreiber, Die Ausgrabungen in der Alten Universität in Wien (1997–2002), 2 Bde. (Diss. Univ. Wien 2006).
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona Eleni Eleftheriadou Einleitung Mit rund 100 Gefäßindividuen aus Vindobona und ca. 20 Fragmenten 1 aus anderen, nicht allzu weit entfernten Fundorten stellen die römischen Keramikgefäße mit tropfenförmigem Barbotinedekor eine beachtenswerte Gruppe dar, die hier einer genaueren Analyse unterzogen werden soll. Das sog. Barbotinetropfendekor besteht aus auf den Kopf gestellten „Tropfen“ aus Barbotine, die flächendeckend oder in musterförmiger Anordnung auf die Gefäßwand aufgebracht wurden (Abb. 1 und 2). Die Häufigkeit von Gefäßkeramik mit dieser Verzierungsart in Vindobona, vor allem im 2. Jahrhundert, spricht für eine lokale Produktion. Eine erste ausführlichere Auseinandersetzung mit dieser Keramikgruppe erfolgte durch Patrizia Donat bei der Publikation der Fragmente aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz. Eine umfassende Betrachtung von zwei lokal hergestellten Exemplaren wurde bei der Publikation eines Töpferofens im Auxiliarkas1 Auch nicht anpassende Fragmente können unter Vorbehalt aufgrund gemeinsamer Eigenschaften demselben Gefäßindividuum (GI) zugeordnet werden. Diese Zuordnung ist wichtig, um eine ungefähre Anzahl der Gefäße zu erhalten, die unter Umständen aussagekräftiger sein kann, als die Menge an Fragmenten. Siehe z. B. Kat.-Nr. 56. 2 Siehe Literatur in Tab. 1. 3 Ausnahmen bilden zwei bereits veröffentlichte Altfunde (Kat.-Nr. 1 und 3), die aufgrund ihrer besonderen Machart eine umfassende Neuaufnahme notwendig machten. 4 Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Michaela Kronberger (Wien Museum) für die Einsichtnahme in die Bestände des Wien Museums und für die gute Kooperation, bei Doris Delmas (roche bobois paris, Wipplingerstr. 27/Ecke Renngasse) für den Zugang zu den Ausstellungsstücken der Grabung Renngasse 9, bei Beatrix Petznek für die Informationen zu den Stücken aus der Grabung Wien 1, Reitschulgasse 2, bei den engagierten Helfern der Seniorarchäologie und vor allem bei meinen Kolleginnen und Kollegen von der Stadtarchäologie Wien für die konstruktive Zusammenarbeit. 5 Grünewald 1979, Taf. 13,16; gefolgt von Pollak 1980, 137 Taf. 139,1 und Gassner 1992, 448. 6 Donat 1999, 36; H. Sedlmayer in: Groh/ Sedlmayer 2006, 265; 483.
tell von Carnuntum vorgelegt. Die jüngsten Bewertungen wurden aufgrund von Funden aus dem Vicus Ost von Favianis und aus dem Legionslager Vindobona vorgenommen. 2 Für den vorliegenden Beitrag wurde versucht, möglichst alle Stücke zu eruieren (siehe Tab. 1), in den Katalog wurden jedoch nur jene Fragmente aufgenommen, die noch nicht publiziert worden sind. 3 Davon, es handelt sich um 73 Gefäßindividuen aus Wien, sind die meisten Altfunde bzw. stammen aus älteren Ausgrabungen, nur ein kleiner Teil kommt aus jüngeren Grabungen der Stadtarchäologie Wien. 4 Bei den folgenden Ausführungen, etwa zu den Charakteristika, zur Verbreitung, Produktion und Datierung, werden alle bekannten Stücke – soweit möglich – berücksichtigt. Dieser Artikel versteht sich als aktuelle Bestandsaufnahme dieser Keramikgruppe bzw. Verzierungsart – zu der auch Betrachtungen zur Entstehungsgeschichte, zu möglichen Vorbildern und gegenseitigen Beeinflussungen gehören – und somit auch als ein Beitrag zur Forschung über die provinzialrömische, im Speziellen über die vindobonensische Gefäßkeramik und ihre Produktion. Das tropfenförmige Barbotinedekor Einen Zusammenhang mit Tropfen bei der Benennung dieser Dekorationsform stellte erstmals Mathilde Grünewald her, indem sie über „tropfenförmige Appliken“ spricht. 5 Später wird von Donat die Bezeichnung „Barbotinetropfendekor“ eingeführt und bei Helga Sedlmayer ist auch von „tropfenförmigem Barbotinedekor“ die Rede. 6
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Aufsätze
Abb. 1: Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona – flächendeckendes Muster. (Foto: S. Czeika)
Die Bezeichnung als Barbotinetropfendekor hat sich zwar etabliert, ist aber in gewisser Weise irreführend, da schon allein die Orientierung zeigt, dass es wohl nicht die Intention des Handwerkers war, Tropfen im eigentlichen Sinne darzustellen. 7 Die Benennung als tropfenförmiges oder tropfenähnliches Barbotinedekor ist deshalb treffender (siehe auch unten, S. 152). Grundmuster Unter den bekannten Fragmenten kristallisieren sich zumindest zwei Grundmuster des tropfenförmigen Barbotinedekors heraus: einerseits der flächendeckende Auftrag und andererseits ein geometrisches Muster, das sich aus einer Abfolge von hängenden Dreiecken alternierend mit senkrechten Reihen tropfenförmiger Elemente sowie Ratterdekor zusammensetzt. Flächendeckendes Muster (Abb. 1, 3, 10) Bei diesem Muster sind die Barbotinetropfen von der Schulter bis zum Bodenbereich des Gefäßes flächendeckend relativ dicht nebeneinander aufgetragen. Die Dekorzone ist meist durch Rillen, Leisten oder sonstige Abstufungen oben und unten klar abgegrenzt. Bei einem besonders schön gestalteten Gefäß wird die Dekorzone mit einer zarten Wellenranke aus Barbotine eingeleitet (Abb. 3 Kat.-Nr. 3). Anhand der vorhandenen Materialbasis kann man davon ausgehen, dass dieses Grundmuster nur bei geschlossenen Gefäßformen Anwen-
7 Möglicherweise Ausnahmen bzw. wegen des Dekornamens falsch orientiert abgebildete Stücke stellen ein Exemplar vom Michaelerplatz (Donat 1999, 43 MP 1066/17 Abb. 8,7) und die Fragmente aus Straning (siehe Tab. 1) dar. Die Richtigkeit der Wiedergabe konnte nicht überprüft werden.
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Aufsätze
E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Abb. 2: Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona – geometrisches Muster. (Foto: S. Czeika)
dung fand. Diese Becher haben offensichtlich sowohl innen als auch außen ei8 H. Sedlmayer in: Groh/Sedlmayer 2006, 265 Anm. 628 f. und K. Szirmai, Elo˝ zetes jelentés a budatétényi római telep feltárásáról, 1972–1973 (Vorbericht über die Freilegung der römischen Siedlung von Budatétény, 1972–1973). Arch. Ért. 105, 1978, 62 Abb. 6,4 mit „ornées de boutons“. Zu weiteren Gefäßen mit mehr oder weniger flächiger Verzierung siehe z. B. A. Schörgendorfer, Die römerzeitliche Keramik der Ostalpenländer. So SchrÖAI 13 (Brünn, Wien 1942) 25 Taf. 16,233; F. Humer (Hrsg.), Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionsadler zur Donaumetropole. Katalogbd. ([St. Pölten] 2006) 156 Abb. 215,501; 275 Abb. 436,984; E. Schindler-Kaudelka, Die dünnwandige Gebrauchskeramik vom Magdalensberg. AForschMB 3 (Klagenfurt 1975) Taf. 8,34 a.b und 35 a–c; Ch. Simonett, Tessiner Gräberfelder. Ausgrabungen des archäologischen Arbeitsdienstes in Solduno, Locarno-Muralto, Minusio und Stabio 1936 und 1937. Monogr. Ur- u. Frühgesch. Schweiz 3 (Basel 1941) Taf.
nen Überzug und wurden in allen Siedlungsbereichen von Vindobona gefunden. Geschlossene Formen, die flächendeckend oder zumindest im Bauchbereich mit Noppen, Warzen, Blättern, Schuppen und Ähnlichem verziert wurden, sind keine Seltenheit in der römischen Gefäßkeramik. Als ähnliche Variante zu unserer Dekorationsart führt Sedlmayer etwa Gefäße mit Noppendekoration aus Pannonien, Noricum und Moesien an. 8 Lokal gefertigte bauchige Becher mit anscheinend flächendeckender Punktverzierung sind auch aus Aventicum/ Avenches (CH) aus dem 2. bis 3. Jahrhundert bekannt (Abb. 7,1). 9 Ebenso bei der frühen Sigillata-Form Consp. 50 ist Schuppendekor im Bauchbereich zu finden. 10 Am besten vergleichbar mit unserem flächendeckenden Muster ist ein bauchiger Becher aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts mit großflächigem Barbotine-Blattdekor („feuilles d’eau“) aus der Feinkeramikproduktion von Lyon-La Butte (F; Abb. 7,2). 11 Ein früher Becher (claudischneronische Zeit) aus Cosa (I) kommt unserem Muster ebenfalls sehr nahe. Hier wurde das Gefäß mit „tearshaped elements“ verziert, allerdings wurden diese nicht appliziert, sondern eingedrückt (Abb. 7,3). 12
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Abb. 3: Randfragment eines Bechers mit flächendeckendem, tropfenförmigem Barbotinedekor, Kat.-Nr. 3. (Foto: S. Czeika)
Aufsätze
Abb. 4: Wandfragment eines Bechers mit geometrischem Muster, Kat.Nr. 31. (Foto: S. Czeika)
Geometrisches Muster (Abb. 2, 4, 6, 13) Das zweite Grundmuster setzt sich aus in Form eines hängenden Dreiecks angeordneter abwechselnd mit einer senkrechten Reihe tropfenförmiger Barbotineelemente zusammen. Im Gegensatz zum flächendeckenden Muster treten hier auch Ratterdekorbänder auf. Diese übernehmen einerseits die Eingrenzung der Dekorzone, finden sich aber auch anscheinend bei Becherformen in regelmäßigen Abständen dazwischen (siehe Abb. 5). Diese Verzierung „aus einzelnen, deutlich voneinander abgesetzten Ratterbändern findet sich wiederholt auf Bechern [...] des späten 2. und des 3. Jahrhunderts“. 13 Auch der letzte Dekorationsstil der sog. rätischen Ware – insbesondere Drexel 3 b, den Fischer anhand des Materials aus Regensburg von ca. 180 bis 260 datiert – zeigt Ratterdekorbänder, die anscheinend dem Zeitgeschmack entsprachen. Bei der vermutlich ab der Mitte des 2. Jahrhunderts produzierten Trierer Keramik, darunter auch Spruchbecherkeramik, ist das mehrzonige Ratterbanddekor ebenfalls Standard. 14 Auch was die Gefäßformen anbelangt, gibt es im Vergleich zum flächendeckenden Muster eine größere Bandbreite: Sowohl offene als auch geschlossene Gefäßformen wurden mit dem geometrischen Muster geschmückt. Üblicherweise haben diese Gefäße nur außen einen Überzug. Bezüglich der topographischen Verteilung ist bemerkenswert, dass die mit diesem Grundmuster verzierten Becher bisher fast ausschließlich 15 in der Zivilsiedlung von Vindobona gefunden wurden. Kein Fragment von offenen Gefäßformen, wie zum Beispiel Schüsseln, stammt aus den zwei Grabungen (Michaelerplatz, Rennweg 44) mit dem größten Fundanteil an Keramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor. Außerhalb von Vindobona scheinen je zwei Stü-
15,2.4.6–8; Ritterling 1913, z. B. Taf. XXXIII Typ 82; XXXVI Typ 106; Brulet et al. 2012, 334 (Abb.); F. Mayet, Les céramiques à parois fines dans la Péninsule Ibérique. Publ. Centre Pierre Paris 1 (Paris 1975) z. B. Taf. VII 57.58; LXX 589.590. 9 Kaenel 1974, 35 f. 80 Taf. XX 3–6. 10 Ettlinger 1990, 138 Taf. 44 Form 50.5.1. 11 Bertrand 2000, Bd. 1, 197 f.; Bd. 2, Taf. 27,7.8; 33,24; 112,1 (50/80 n. Chr.); 125,1; E. Bertrand, La production des céramiques à paroi fine à Lyon: une typologie pour les ateliers du 1er siècle apr. J.-C., 2005, http:// www.academia.edu/2604702 (4.9. 2014) 5; 7 Fig. 8,23. 12 Marabini Moevs 1973, 243; 255 f. Taf. 52,487; 90,487. 13 Homberger 2013, 120. 14 Th. Fischer, Das Umland des römischen Regensburg. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 42 (München 1990) 35 Abb. 12 Drexel 3 b; Homberger 2013, 120; Harsányi 2013, 110 mit zahlreichen Beispielen im Tafelteil. 15 Bei den Stücken aus der Grabung Wien 1, Reitschulgasse 2 scheinen manche Becherfragmente dieses geometrische Muster zu haben. Freundl. Mitt. Beatrix Petznek. Siehe hier Tab. 1.
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cke aus Carnuntum, Gerulata und Unterlaa sowie eines aus Velký Meder mit dieser Dekorform verziert zu sein. 16 Die Form des hängenden Dreiecks lässt einen sofort an stilisierte Weintrauben denken. Die dazwischenliegende Vertikalreihe könnte demzufolge eine Ranke symbolisieren. Weintrauben und Weinranken werden nicht nur auf römischer Keramik, sondern auch auf allen anderen Bildträgern gerne dargestellt. 17 Bei Abb. 5: Schematische Darstellung des geometrischen Grundmusters nach Kat.-Nr. 31.
den Trauben handelt es sich zumeist um eine standardisierte Darstellung, das heißt eine sich nach unten reduzierende Abfolge von Punkten. Auch heute finden sich noch derart gestaltete Weintrauben etwa auf Trinkgläsern. Trauben aus Barbotinepunkten mit oder ohne stilisiertem Stiel und Ranken sind als Verzierung häufig bei der frühen grauen Ware mit schwarzem Überzug, dem sog. Fabrikat E, zu finden, wie bei zwei Exemplaren von der Grabung Rennweg 44
16 Siehe Tab. 1; Carnuntum: Gassner 1992, Abb. 4 unten; V. Gassner in: Gassner/Jilek/ Sauer 1997, Abb. 19; 44,65; Gerulata: Krekovicˇ 1998, Taf. 1,10.11; Unterlaa: Adler-Wölfl 2003, Taf. 15,17.18. 17 Etwa auf einem Grabpilaster aus Dakien: Rusu-Bolindet¸ 2007, Taf. XI 2; auf einer Reliefsäule aus Carnuntum: F. Humer/G. Kremer (Hrsg.), Götterbilder – Menschenbilder. Religion und Kulte in Carnuntum. Kat. Niederösterr. Landesmus. N. F. 489 ([St. Pölten] 2011) 390 f. Abb. 816; und in einem Mosaik in Tunesien: K. W. Weeber, Wasser, Wein und Öl. Die Lebenssäfte der römischen Welt (Darmstadt 2013) 99. 18 MV 38.635/510; MV 38.583/510. 19 Donat 1999, 33–35; 40–42 Abb. 2; 3,1.3–5; 5; laut Adler-Wölfl 2010, 288 Anm. 645 handelt es sich um Barbotinetechnik. Auch bei der sog. rätischen Ware aus Halimba (Pannonien) sind stilisierte Weintrauben als Verzierungselement zu sehen: E. T. Szo˝ nyi, Zur Verbreitung und Herstellung der sog. rätischen Keramik in Pannonien. Acta Arch. Acad. Scien. Hungaricae 25, 1973, 88 Abb. 1,8. 20 Donat 1999, 34. 21 Ettlinger 1990, 120; 128 Taf. 35 Form 39; Taf. 39 Form 43; Gabler 2004, 104 f. 123; 134–136 Taf. 1,10.12; 2,13–15.19.21–24. 22 Hölder 1897, 9; 21; 32 Taf. VII 10 (freundl. Hinweis Rita Chinelli); Garbsch 1982, 84 Nr. 128; zu Brigetio siehe Fényes 2003, 159 Abb. 44,14. 23 Kaenel 1974, 35 f. 80 („triangle“); 108; 122 Taf. XX 1.2; XXXIV 1.2; XLI 3.4. 24 Zu Bacchus siehe R. Chinelli, Drei Gefäßfragmente mit bacchischer Darstellung vom Michaelerplatz. FWien 4, 2001, 30–62, zu Trauben und Weinblättern ebd. 44 f. 25 Nur ein Exemplar, aus der Grabung Wien 1, Reitschulgasse 2, wurde mit Tierfiguren in Barbotinetechnik kombiniert (freundl. Mitt. Beatrix Petznek). Solche Tierdarstellungen finden sich zahlreich auf Terra Sigillata und auch auf anderer Feinkeramik.
(Wien 3; Abb. 7,4). 18 Es gibt eine Reihe vermutlich in Vindobona hergestellter, kleiner, dünnwandiger, hellbrauner Trinkgefäße, die Ranken und Weintraubenappliken zeigen. 19 Die Wellenranke auf dem Gefäß mit flächendeckendem Dekor Kat.-Nr. 3 (Abb. 3) ist auch als Weinranke zu interpretieren. Donat meint, dass Wellenranken vor dem Beginn des 2. Jahrhunderts kaum auftreten, jedoch von diesem Zeitpunkt an bis ins 3. Jahrhundert sehr verbreitet sind. 20 Bei den frühen italischen Sigillaten, wie Teller der Form Consp. 39 und Schalen der Form Consp. 43, die auch in Wien vorkommen, sind stilisierte Trauben, „die aus einem Herzblatt herauswachsen“, und stilisierte Lilien mit Knospen zu sehen (Abb. 7,6). 21 Vergleichbare Musterfolgen, wie sie unser zweites Grundmuster präsentiert, finden sich auch andernorts. Ein bauchiger Becher der Form Drag. 54 aus Westerndorf zeigt in der Bauchzone alternierend stehende und hängende Dreiecke in Glasschlifftechnik mit dazwischenliegenden Blättern (Abb. 7,7). Solch ein Gefäß kann nicht nur als Vorbild für die Verzierung, sondern auch für die Gefäßform an sich gesehen werden, wie sie etwa zahlreich in Brigetio imitiert wurde. 22 Ebenfalls mit Glasschliffdekor wurde bei lokal produzierten Bechern mit Glanztonüberzug aus Aventicum gearbeitet. Es handelt sich um „traubenförmige“ Anordnungen, die sich mit länglichen Gebilden abwechseln (Abb. 7,8). Zu diesen Gefäßen gehören auch bauchige Becher mit Barbotinepunkten, die ein hängendes Dreieck bilden (Abb. 7,5). 23 Generell kann man schließen, dass derart verzierte Gefäße jedenfalls in der Tischkultur, möglicherweise sogar im Kultritus (Stichwort Bacchus) 24 eine Rolle gespielt haben dürften. Kombinationen mit weiteren Dekorelementen Das tropfenförmige Barbotinedekor wurde anscheinend auch noch mit anderen wie den bereits beschriebenen Elementen kombiniert. Bei dem Fragment Kat.-Nr. 71 (Abb. 8 Taf. 4) etwa ist zusätzlich eine gebogene/ums Eck geführte Reihe aus Barbotinepunkten zu sehen. 25 Jedenfalls aus der Reihe von den bereits erwähnten Grundmustern fallen einzelne tropfenförmige Elemente bzw. auch vertikale Reihen von diesen, die wahrscheinlich nicht das dominierende Dekor bilden. Sie kommen in Kombination mit anderen aus der Keramik gut bekannten Verzierungselementen aus Barbotine wie Hufeisen, Halbkreisen und
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Abb. 6: Wandfragment einer Knickwandschüssel mit geometrischem Muster, Kat.-Nr. 10. (Foto: S. Czeika)
Abb. 7: Verzierungsvergleiche zu den Gefäßen mit tropfenförmigem Barbotinedekor. (1: nach Kaenel 1974, Taf. XX 5; 2: nach Bertrand 2000, Bd. 2, Taf. 33,24; 3: nach Marabini Moevs 1973, Taf. 52,487; 4: Foto S. Czeika; 5: nach Kaenel 1974, Taf. XX 1; 6: nach Gabler 2004, Abb. 1 Kat.-Nr. 10; 7: nach Hölder 1897, Taf. VII 10; 8: nach Kaenel 1974, Taf. XXXIV 2)
Medaillons vor. Vertreter dieser Gruppe haben sich bislang nur im Material aus der Grabung Rennweg 44 (Abb. 9 Taf. 3, 4, 6; Kat.-Nr. 25, 32, 40, 41) gefunden. 26 Technologische Merkmale Das Aussehen der „Tropfen“ ist bezüglich Größe (Länge ca. 0,3–2,5 cm) und
Abb. 8: Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor und Barbotinepunkten, Kat.Nr. 71. (Foto: Ch. Ranseder)
handwerklicher Fertigkeit sehr unterschiedlich. Immer wieder ist eine oft leichte oder auch stärkere Orientierung nach links unten zu beobachten (z. B. Abb. 10), die wohl mit dem Arbeitsprozess zusammenhängt. Einige Fragmente, vor allem vom Michaelerplatz (Kat.-Nr. 19)27, zeigen eine ganz eigene Gestaltung: die tropfenförmigen Elemente sind relativ lang, besitzen eine ausgeprägte Spitze und können sich auch gegenseitig berühren (Abb. 11). Dies hängt mit der Konsistenz der Barbotine sowie mit der Arbeitsweise des Töpfers zusammen. Das Dekor wurde in der Regel vor dem Überzug und, wenn vorhanden, nach dem Ratterdekor auf das Gefäß gesetzt. Ausnahmen bilden hier nur je ein hoch gebranntes Bodenfragment aus dem Legionslager (Abb. 10 Kat.-Nr. 1; siehe auch unten Scherbentyp VTBD-D-1) und aus den canabae legionis (Abb. 10 Kat.-Nr. 15) sowie ein Wandfragment aus der Zivilsiedlung (Kat.-Nr. 24), bei ih-
26 Zum Verzierungselement bei Kat.-Nr. 32 vgl. auch Ritterling 1913, 314 Taf. XXXIII Typ 82 („aus aufgesetzten, schuppenartig angeordneten Wulsten“); bei Kat.-Nr. 40 und 41 vgl. Bertrand 2000, Bd. 2, Taf. 111,7. 27 Sowie Donat 1999, 43 MP 0066/2; 0069/ 4; 0156/14; 1066/17; 1087/159; 1095/10 Abb. 8,1.2.7; 10; 14 und hier Kat.-Nr. 4 und 5 sowie ein Beispiel aus Unterlaa (Adler-Wölfl 2003, Taf. 15,16).
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Abb. 9: Reduzierend gebranntes Wandfragment eines Bechers mit Barbotinemedaillons, Kat.-Nr. 40. (Foto: S. Czeika)
Abb. 10: Bodenfragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor, Kat.-Nr. 1 und 15. (Foto: S. Czeika)
nen wurde das Barbotinedekor auf das bereits mit Überzug versehene Gefäß aufgetragen. Auffällig bei den ersten zwei Stücken ist auch die nicht sehr sorgfältige Ausführung des Dekors – eine Diskrepanz hinsichtlich der Feinheit der Gefäße an sich. Hier scheint eine ungeübte Person am Werk gewesen zu sein, die eventuell ein bereits fertiges Produkt auf Kundenwunsch oder aus irgendeinem anderen Grund nachträglich mit diesem Dekor versehen hat. Generell kann angenommen werden, dass Unterschiede in der Machart des Dekors ein Indiz für bestimmte Töpfer bzw. Werkstätten sein können. Weitere Charakteristika der Gefäße mit tropfenförmigem Barbotinedekor Von dieser auf der Drehscheibe hergestellten provinzialrömischen Keramikgruppe gibt es sowohl oxidierend als auch reduzierend gebrannte Exemplare, wobei der Oxidationsbrand bei weitem überwiegt. Die bekannten reduzierend gebrannten Stücke von Wien (Abb. 9, 12, 13; Kat.-Nr. 35–42, 51–53) stammen alle aus dem Bereich der Zivilsiedlung. Je zwei Exemplare aus Carnuntum und Gerulata sowie alle aus dem Barbaricum bekannten Stücke sind reduzierend gebrannt (siehe Tab. 1). Bei sechs Fragmenten (Kat.-Nr. 17, 20) 28, alle von der Grabung Michaelerplatz, ist ein Reduktionsbrand mit abschließender oxidierender Phase feststellbar. 28 Vier Fragmente in Donat 1999, 43 f. MP 1066/17; 1090/4; 1140/19; 1246/12 Abb. 8,7.8. 29 Ritterling 1913, 225 f. Taf. XXVI 1–5; XXVII; XXXII 18 Hofheim Typ 18 (40–110 n. Chr.); E. Gose, Gefäßtypen der römischen Keramik im Rheinland. Beih. Bonner Jahrb. 1 (Köln 1975) 8 Taf. 2,22–24; M. Passelac/ A. Vernhet, Céramique sigillée sud-gauloise. In: M. Py (Éd.), Dictionnaire des céramiques antiques en Méditerranée nord-occidentale (VIIème s. av. n. è – VIIème s. de n. è.) (Provence, Languedoc, Ampurdan). Lattara 6 (Lattes 1993) 573 f.; G. Gazzetti in: M. Balzano/ A. Camilli (a cura di), Ceramica romana. Guida allo studio 1 (Roma 1994) 145; 147 Taf. 1,3–5; 148 Taf. 2,1–4; Brulet et al. 2012, z. B. 67 f. 70; 81; 105; Homberger 2013, 98.
Mehrere Fragmente, sowohl oxidierend als auch reduzierend gebrannte, erinnern an die sog. pannonische Glanztonware bzw. könnten als Terra-SigillataImitiation betrachtet werden, hier werden jedoch alle Stücke allgemein als Feinkeramik angesprochen, ohne nähere Unterteilung. Gefäßformen Tropfenförmiges Barbotinedekor scheint hauptsächlich – was die offenen Formen anbelangt – auf zylindrischen Schüsseln bzw. Schalen angebracht worden zu sein sowie – die geschlossenen Formen betreffend – auf bauchigen Bechern. Offene Formen Die dickwandigen, zylindrischen, breiten Schüsseln (Taf. 1, 3; Kat.-Nr. 2, 10, 11, 21, 44–46, 48, 54, 55, 58, 60, 62, 65) und auch die kleineren Schalen
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Abb. 11: Wandfragmente von der Grabung Michaelerplatz (Wien 1) mit langgezogenen, tropfenförmigen Barbotineelementen. (Foto: S. Czeika)
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Abb. 12: Reduzierend gebrannte Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor von der Grabung Rennweg 44 (Wien 3). (Foto: S. Czeika)
(Taf. 1, 3, 6; Kat.-Nr. 12, 25, 51–53) zeichnen sich, soweit dies anhand des fragmentierten Keramikmaterials beurteilt werden kann, durch eine senkrechte Wandung und einen Knick zur Bodenzone hin aus. Dekoriert wurde scheinbar nur der vertikale Oberteil. Als Vorbild bietet sich die reliefverzierte Terra-Sigillata-Schüssel Drag. 30 an (Abb. 14,1). Diese in Südgallien äußerst beliebte Form wurde vermutlich zuerst Anfang des 1. Jahrhunderts in La Graufesenque hergestellt.
29
Terra-Sigillata-Gefäße der Form Drag. 30 kommen in Vindobona
selbst nicht so zahlreich vor wie zum Beispiel die Form Drag. 37. Aus der Grabung Rennweg 44 etwa, wo die südgallische Ware nach 80/85 n. Chr. datiert wird, liegen neun Exemplare vor, aber keine Schüsselnachahmungen mit tropfenförmigem Barbotinedekor. 30 Das Profil des lokal hergestellten Gefäßes mit bacchischer Darstellung vom Michaelerplatz erinnert laut Rita Chinelli entfernt an die Form Drag. 30. 31 Unter den lokal produzierten Schüsseln aus Savaria, die ebenfalls die Form Drag. 30 als Vorbild haben und die sog. rätische Ware imitieren, kommt bei einem Exemplar eine „richtig orientierte“ tropfenförmige („cseppfomát“) Verzierung vor (Abb. 14,2). 32 Geht man von Kat.-Nr. 44 (Taf. 1) aus, so kann angenommen werden, dass die Schüsseln mit senkrechter Wandung wie die Form Drag. 30 einen geraden Rand mit einer rundlich verdickten Lippe (Rundstablippe) gehabt haben. Allerdings liegt nur dieses eine Randstück (RDm 18 cm) einer Schüssel vor. Die meisten Exemplare haben scheinbar nicht den für die Form Drag. 30 sehr charakteristischen scharfkantigen Wandknick, der zum unteren Gefäßteil überleitet, sondern einen weniger ausgeprägten Übergang. Dieser ist auch bei den übrigen Imitationen dieser Gefäßform, wie zum Beispiel bei Stücken aus Brigetio und Savaria (Abb. 14,2.3), sowie bei den Glasgefäßen zu beobachten. 33 Eine Ausnahme bildet die Kat.-Nr. 12 (Taf. 3), die einen verdickten Wandknick aufweist. Sie ist ebenso wie die Kat.-Nr. 25 und 51 bis 53 (Taf. 1, 3, 6) klein dimensioniert und daher sind alle als Schalen anzusprechen.
30 Bei der Zusammenstellung der reliefverzierten Terra Sigillata aus dem Legionslager und den canabae legionis von Vindobona listet I. Weber-Hiden, Die reliefverzierte Terrasigillata aus Vindobona. Teil 1: Legionslager und canabae. WAS 1 (Wien 1996) nur 12 Exemplare (387 Nr. 6 und Taf. 2,5; 4,8; 6,10; 8,1; 14,1; 21,2; 32,7; 33,1; 42,1; 45,1; 152,1) der Form Drag. 30 im Gegensatz zu einer Überzahl an Drag.-37-Stücken. Im Material der Grabung Rennweg 44 (Zivilsiedlung) stehen 9 Stücken der Form Drag. 30 165 der Form Drag. 37 aus Südgallien gegenüber (Gabler 2004, 107 f. 137–141 Abb. 4,37; 5,49). 31 Chinelli (Anm. 24) 37; 48 f. Abb. 6 D; 10. 32 Varga 2009, 236 f. 253 bes. Nr. 181; 260 Abb. 3 links unten; Abb. 5 G forma; Abb. 20,1–4. 33 D. Castella/M.-F. Meylan Krause, La céramique gallo-romaine d’Avenches et de sa région. Esquisse d’une typologie. Bull. Assoc. Pro Aventico 36, 1994, 46 Typ 123–126; Kaenel 1974, 15; 35; 48 Taf. IV 33–36; Varga 2009, 236; 253; 260 Abb. 5 G forma; 20,1– 4; Fényes 2003, 159 Abb. 43,5; Harsányi 2013, 62 Abb. 10,1; siehe auch Glasform AR 98: Rütti 1991, Bd. 1, Formentaf. 3; Bd. 2, 90 f. z. B. Taf. 78,1732 und Bar. 29: L. Barkóczi, Pannonische Glasfunde in Ungarn. Studia Arch. 9 (Budapest 1988) 69 f. Taf. VI 59– 62; LXXI 59.61. Siehe auch Anm. 29.
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Abb. 13: Reduzierend gebranntes Randfragment mit geometrischem Muster, Kat.-Nr. 52. (Foto: S. Czeika)
Abb. 14: Formvergleiche zu den Gefäßen mit tropfenförmigem Barbotinedekor. (1: nach Ritterling 1913,Taf. XXXII 18; 2: nach Varga 2009, Abb. 20,4; 3: nach Fényes 2003, Abb. 26,4; 4: nach Brulet et al. 2012, 156 Déch 72; 5: nach Rusu-Bolindet¸ 2007, Taf. XXXIII 146; 6: nach Fényes 2003, Abb. 2,4)
Das einzige reduzierend gebrannte Randfragment (RDm 13 cm; Abb. 13 Taf. 1 Kat.-Nr. 52) hat einen leicht ausgebogenen, dreifach gerippten Rand und wohl einen zylindrischen Gefäßkörper. Diese Randbildung kann durch Glasbecher etwa der Form AR 45/Isings 21 (flavisch bis hadrianisch) beeinflusst sein, von denen auch welche in Vindobona zu finden sind und sehr oft als Vorbild für Tonimitationen gedient haben. 34 Eine solche Imitation aus Brigetio ähnelt entfernt unserem Exemplar, vor allem bezüglich der Verzierung – das nachgemachte Glasschliffdekor lässt einen Vergleich mit dem tropfenförmigen Dekor zu (Abb. 14,6). Unser Randfragment gehört aber eher zu einer Schale, wie eine entsprechende Imitation einer Drag.-30-Schüssel in Brigetio nahelegt (Abb. 14,3). 35 Von den offenen Gefäßformen sind keine Bodenstücke erhalten.
34 Rütti 1991, Bd. 1, Formentaf. 2; Bd. 2, 58–60 Taf. 51,1196; 52,1200; Isings 1957, 37 f.; S. Sakl-Oberthaler/K. Tarcsay, Römische Glasformen aus Wien. FWien 4, 2001, 84 f. G 8 Taf. 1,8 a–c.g; I. Pavic´, Zum Formenspektrum der pannonischen Glanztonkeramik von Wien 1, Michaelerplatz – Grabungen 1990/ 91. FWien 7, 2004, 150 Be 9 Taf. 10; von der Grabung Rennweg 44 ist eine solche Tonimitation bekannt (MV 38.088/500). 35 Fényes 2003, 153 Abb. 2,4; 29,1 d und 159 Abb. 26,4; 43,5. 36 Donat 1999, Abb. 8,2.3; Adler-Wölfl 2003, Abb. 15,16. 37 Hier kann man in zwei Untergruppen unterteilen: Kat.-Nr. 56 und Donat 1999, Abb. 8,5 sowie Adler-Wölfl 2003, Abb. 15,17 und Donat 1999, Abb. 8,1.
Geschlossene Formen Unter den geschlossenen Gefäßen sind mehrere Varianten an Becherformen feststellbar, was wohl mit der größeren Zahl an erhaltenen Randfragmenten begründet werden kann. Bei den zum Teil sehr dünnwandigen, mehr oder weniger ausgeprägt bauchigen Bechern sind folgende Randbildungen zu beobachten (Taf. 1): leicht oder stärker ausgebogener Rand mit rundlich verdickter Lippe, unterstrichen von einer Rille und einer eher hohen Halspartie (Kat.-Nr. 3, 34, 49, 67, 70 sowie Stücke vom Michaelerplatz und aus Unterlaa 36), leicht oder stärker ausgebogener, rundlicher Rand mit kürzerer oder längerer, eher konkaver Halspartie (Kat.-Nr. 56 sowie Stücke vom Michaelerplatz und aus Unterlaa 37), fast gerader, vertikaler Rand (Kat.-Nr. 4) sowie Schrägrand (Kat.-Nr. 20). Meistens wird der Übergang zur Schulter durch eine oder mehrere Rillen sowie oft auch durch eine feine Abstufung markiert. Sechs von zwölf messbaren Randdurchmessern lie-
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gen zwischen ca. 9 und 9,9 cm, die restlichen Fragmente haben Werte von 7 bis 11,4 cm. Alle drei erhaltenen Bodenfragmente (Taf. 2 Kat.-Nr. 1, 15, 63) gehören zu Bechern und haben jeweils einen unterschiedlich ausgebildeten Standring (BDm 3–5 cm). Der Standring ist in der Regel typisch für feines Geschirr und lässt an ähnliche Ausformungen bei Terra Sigillata und Glas denken. 38 Der Übergang vom Bauch zur glatten Fußzone wird meistens durch Rillen bzw. Leisten markiert. Auch zwei Wandfragmente (Taf. 2 Kat.-Nr. 7, 13) der unteren Gefäßzone aus benachbarten Fundorten scheinen zu sehr ähnlichen Becherformen mit Standring zu gehören (siehe auch unten, S. 152 ff.). Manche dieser bauchigen Becherformen könnten wieder Vorbilder aus der Terra-Sigillata-Produktion haben, wie zum Beispiel die Terra-Sigillata-Formen Drag. 54 bzw. Déch. 72 (Abb. 7,7 und 14,4). 39 Fragmente von zwei Bechern der Form Drag. 54, die wie schon erwähnt in Brigetio imitiert wurden, sind zuletzt auch im Legionslager von Vindobona geborgen worden, einer davon mit Barbotinedekor, bestehend aus einem herzförmigen Blatt mit Stiel. 40 Eine verblüffende Ähnlichkeit zu unserer erstgenannten Randbildung zeigt das Randfragment eines Déch.-72-Bechers (150–190 n. Chr.) aus Rheinzabern, der in Napoca (Dakien) gefunden wurde (Abb. 14,5). 41 Die Randgestaltung, wie sie bei Kat.-Nr. 56 (Taf. 1) vorliegt, könnte sich aus der sog. rätischen Ware ableiten und jene wie bei Kat.-Nr. 4 (Taf. 1) zeigt Ähnlichkeiten mit Terra-NigraTöpfen. 42 Die reduzierend gebrannten Wandfragmente vom Rennweg 44 (Taf. 6 Kat.-Nr. 35–42) scheinen auch zu Becherformen zu gehören. Bei vier mit Ratterdekor versehenen Wand-/Schulterfragmenten (Kat.-Nr. 37, 39–41) ist der Übergang zum Schulterbereich durch einen leichten, eckigen Knick abgesetzt. Dies spricht für die gleiche Becherform mit einer Randbildung eventuell ähnlich dem Randstück aus der Renngasse 9 (Taf. 1 Kat.-Nr. 4). 43 Auch ein oxidierend gebranntes Exemplar aus der Grabung Rennweg 44 (Taf. 5 Kat.-Nr. 33) könnte zu einer ähnlichen Becherform gehören. Anzumerken ist weiters, dass die übrigen reduzierend gebrannten Stücke (Taf. 1, 6; Kat.-Nr. 51–53), obwohl sie aus einem nahe gelegenen Fundort (Rennweg 93A) stammen, wohl anderen Gefäßformen zuzuordnen sind. Fast alle Gefäße haben zumindest außen einen Überzug, der nicht selten glänzend sein kann und meistens sorgfältig aufgetragen worden ist. Auf der Innenseite sind oft Reste bzw. Flecken des unabsichtlich nach innen geflossenen Überzugs deutlich zu sehen. Die dominierende Farbe bei den oxidierend gebrannten Stücken ist Rot in verschiedenen Schattierungen, bei den reduzierend gebrannten Exemplaren Dunkelgrau. Bei mehreren Fragmenten ist sowohl außen als auch innen die Überzugsfarbe identisch. Die Wandstärke kann sehr variieren und hängt von der Gefäßform ab. Während die oxidierend gebrannten zylindrischen Schüsseln meistens sehr dickwandig sind (etwa bis zu ca. 0,7 cm bei Kat.-Nr. 10), kommen bei den Bechern sowohl dünnwandige (Wst ca. 0,2–0,3 cm bei Kat.-Nr. 3) sowie auch dickwandigere Exemplare vor.
38 Siehe Anm. 29; 33; 34; 83. 39 Brulet et al. 2012, z. B. 156; 178; 185 (série 35); M. Thomas, Terra Sigillata mit Weissbarbotine-Verzierung aus Rheinzabern. In: RCRF Acta 37 (2001) 244 Abb. 2,8; Gose (Anm. 29) 14 f. Taf. 10,161–163.165; Garbsch 1982, 21. Offensichtlich sind die Formen Drag. 54, Déch. 72 und Lud. Vd vergleichbar. 40 Fényes 2003, 159 Abb. 44,14; S. Radbauer in: M. Mosser et al., Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VII: Der Abwasserkanal der via praetoria – Wien 1, Wipplingerstraße 6 (Altes Rathaus). FWien 15, 2012, 97–100 Taf. 2 TS11 (+ TS20); TS10. 41 Rusu-Bolindet¸ 2007, 165; 188 f. Tab. 4 Taf. XXXIII 146. 42 Fischer (Anm. 14) Abb. 12 Drexel 3 b; B. Tober, Untersuchungen auf dem Kaiser-Josef-Platz in Wels 1993. Quellen u. Darst. Gesch. Wels 7 (Wels 2001) Taf. 12,134; W. Czysz/S. Sommer, Römische Keramik aus der Töpfersiedlung von Schwabmünchen im Landkreis Augsburg. Kat. Prähist. Staatsslg. 22 (Kallmünz/Opf. 1983) 21 f. Taf. 13,3. 43 Dieser Schulterknick erinnert auch an den gallisch-germanischen Keramiktyp Niederbieber 33, der Anfang des 3. Jahrhunderts ausgereift war. Siehe Eleftheriadou 2012, 129 Abb. 7 sowie Harsányi 2013, Abb. 10 a; 11 c und zahlreiche Beispiele im Tafelteil. Sowohl Importe als auch Imitationen von dieser Gefäßform findet man in Vindobona, unter anderem im Material der Grabung Rennweg 44.
143 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Auffallend sind die auf der Gefäßoberfläche beobachtbaren horizontalen, wohl umlaufenden (Vor-)Ritzlinien, die in ihrer Stärke und Häufigkeit variieren. Sie könnten einerseits als eine Art Hilfslinie für den Dekorauftrag gedient haben oder andererseits einfach bei der Herstellung des Gefäßes entstanden sein. 44 Fundorte und Verbreitung Es gibt einen eindeutigen Schwerpunkt, was die Verbreitung dieser Keramik betrifft. Wie schon in der Einleitung erwähnt, stammt der weitaus größte Teil aus Vindobona mit 28 Fundpunkten, sieben weitere Fundorte befinden sich in der mehr oder weniger näheren Umgebung (Abb. 15 und Tab. 1). Obwohl statistische Auswertungen von Grabungen und Fundbergungen, was die Verteilungsverhältnisse anbelangt, eher mit Vorsicht zu genießen sind, kann für Vindobona ein gewisser Trend herausgelesen werden: Nur vereinzelte Exemplare (4 Gefäßindividuen) sind dem Legionslager zuzuordnen, der Rest kann etwa zu gleichen Teilen in den canabae legionis (ca. 44 Gefäßindividuen) und in der Zivilsiedlung (ca. 53 Gefäßindividuen) verortet werden. Dabei ist zu bedenken, dass ein Großteil der Exemplare aus nur zwei Fundstellen, Michaelerplatz (Wien 1) und Rennweg 44 (Wien 3), stammt. Bei allen anderen Fundorten haben wir es meistens mit ein bis zwei Gefäßindividuen zu tun, und zwar vor allem mit Wandfragmenten. 45 Erschwerend kommt noch hinzu, dass von vielen Stücken aus Altgrabungen/Fundbergungen der genaue Befundzusammenhang nicht bekannt ist. Lediglich das Gefäßindividuum (Kat.-Nr. 56) aus der Grabung Klimschgasse 19–21 stammt mit Sicherheit aus einem Gräberfeld. Ähnlich mager verhält es sich mit den Fundmengen in den übrigen Fundorten. In Pannonien sind dies Unterlaa – im Umland von Vindobona bzw. im Nahbereich des Reiterkastells Ala Nova/Schwechat gelegen –, Carnuntum und 44 V. Gassner in: Gassner/Jilek/Sauer 1997, 195 Abb. 19; Donat 1999, 40 Abb. 12; Thomas (Anm. 39) 244. 45 Der unmittelbare Rand- und Bodenbereich dieser Gefäße ist nicht verziert und daher sind Fragmente dieser Keramikgruppe meist nicht zuordenbar.
Gerulata/Bratislava-Rusovce (SK), in Noricum Aelium Cetium/St. Pölten und Favianis/Mautern sowie im damaligen sog. Barbaricum Straning (NÖ) und Velký Meder (SK). Somit lässt sich auch bezüglich der Streuung der Fundorte eine Tendenz erkennen: Diese liegen alle im Nahbereich des norisch-pannonischen Donaulimes mit Vindobona im Zentrum.
PANNONIEN Vindobona/Wien Bereich Legionslager
Fundort (Grabungscode) 1., Am Hof 2 [früher 14] (1914_01)
erhalten 1 BS
Legionslager
1 WS
Legionslager
1., Salvatorgasse 8 (1911_01) 1., Judenplatz (1997_01)
Canabae Legionis
1., Renngasse 1 (1907_06) 1 RS
Canabae Legionis
1., Renngasse 9 (1992_04) 1 RS, 1 WS/2 GI 1., Neuer Markt 9–13 1 WS (1984_03)
Canabae Legionis
2 WS/2 GI
144
Kat.-Nr./Publikation Anmerkung Kat.-Nr. 1 Gabler 1978, 230 K 211; Donat 1999, 36–41; 44 Abb. 7; 9,1; 15 Kat.-Nr. 2 Adler-Wölfl 2010, Bd. I, 293 f. 302 KE31; 304 KE1813; 493 KE31; Bd. II, 174 KE31; 275 KE1813 FK-Taf. 2 KE31; 63 KE1813 Kat.-Nr. 3 Kenner 1909, 70 a; Fig. 33; Gabler 1978, 230 K 210; Donat 1999, 34; 37; 40 f. 44 Abb. 7; 9,2 Kat.-Nr. 4–5 Musilová/Turcˇ an et al. 2012, 21 (Abb.) Kat.-Nr. 6
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Aufsätze
PANNONIEN Vindobona/Wien Canabae Legionis Canabae Legionis Canabae Legionis Canabae Legionis Canabae Legionis Canabae Legionis Canabae Legionis Canabae Legionis
Canabae Legionis
1., Neuer Markt 10–11 (1897_25) 1., Neuer Markt (1975_09) 1., Wipplingerstraße 25 (1896_11) 1., Augustinerstraße (1935_18) 1., Freyung 7 (1907_45) 1., Fleischmarkt 17 (1909_03) 1., Schenkenstraße 4 (1971_07) 1., Michaelerplatz (1992_01)
Zivilsiedlung Zivilsiedlung
1., Reitschulgasse 2, Stallburg (2005_03) 3., Rennweg 14 (1904_14) 3., Rennweg 44 (1990_01)
Zivilsiedlung
3., Rennweg 58 (1912_24)
Zivilsiedlung
3., Rennweg 92–102/Aspangstraße (1907_22) 3., Rennweg 93A/Landstraßer Hauptstraße 148B (2010_03) 3., Klimschgasse 2–14 (1909_01) 3., Klimschgasse 19–21 (2004_08) 3., Klimschgasse 40 (2005_06) 3., Keilgasse 2–6 (1910_27)
Zivilsiedlung
Zivilsiedlung Zivilsiedlung (Gräberfeld) Zivilsiedlung Zivilsiedlung Zivilsiedlung
Zivilsiedlung Zivilsiedlung Zivilsiedlung
1 WS
Kat.-Nr. 7
4 WS/2 GI 4 WS/3 GI
Kat.-Nr. 8–9 Kat.-Nr. 10–12
2 WS/1 GI
Kat.-Nr. 13
1 WS 1 BS
Kat.-Nr. 14 Kat.-Nr. 15
1 WS
Kat.-Nr. 16
5 RS, 23 WS/ 24? GI
Kat.-Nr. 17–20 Donat 1999, bes. Abb. 7–15; SaklOberthaler/Donat et al. 2002, 593; 603 Abb. 4; Donat et al. 2003, 13 Anm. 11; 22; 29; 47; 50; 53 Taf. 5,1; Donat et al. 2005, 44; 62; 64; 77; 81; 83; Ranseder et al. 2011, 28 f. (Abb.) Petznek (in Vorbereitung)
2 RS, 6 WS/6 GI 2 WS/2 GI 22 WS, 1 RS/ 20? GI 4 WS, 1 RS/4 GI 2 WS/2 GI
Kat.-Nr. 21–22 Kat.-Nr. 23–42 Müller et al. 2011, 86 (Abb.) Kat.-Nr. 43–46
insgesamt 6 Fragmente red. ox. gebrannt; Donat 1999 Abb. 8,7 Tropfen richtig orientiert; Donat et al. 2003,Taf. 5,1 Fragment falsch orientiert
in Kombination mit Tierfiguren aus Barbotine 8 GI red. gebrannt
Kat.-Nr. 47–48
2 RS, 6 WS/5 GI
Kat.-Nr. 49–53
2 WS/2 GI
Kat.-Nr. 54–55
3 GI red. gebrannt
2 RS, 15 WS/1 Kat.-Nr. 56 GI 4 WS/4 GI Kat.-Nr. 57–60 1 BS, 3 WS/4 GI 1 RS, 6 WS/4 GI
3., Hohlweggasse 1–3/ Obere Bahngasse 12–14 (1905_26) 3., Steingasse 27 (1996_03) 1 WS 3., Kleistgasse 2–14 1 RS (1909_??) 3., Schützengasse 24/ 3 WS/3 GI Rennweg 57 (2005_01)
Kat.-Nr. 61–64 Kat.-Nr. 65–68
Kat.-Nr. 69 Kat.-Nr. 70 Kat.-Nr. 71–73
Vindobona Umland Streusiedlung Unterlaa
10., Unterlaa (1978_02, 1979_05, 1995_07, 1997_03)
2 RS, 2 WS/3 GI
Adler-Wölfl 2003, 17; 75 f. 140 FW 6– Adler-Wölfl 2003, Taf. 15,17 RatterFW 8 Taf. 15,16–18; Adler-Wölfl 2010, dekor auf Schulter nicht wiedergegeBd. I, 293 f. ben; Taf. 15,18 Fragment falsch orientiert
Carnuntum/Bad Deutsch-Altenburg, Petronell Legionslager Canabae Legionis? Mühläcker? Auxiliarkastell Töpferofen
1 WS 1 WS 2 WS
Grünewald 1979, Taf. 13,16 Gassner 1992, 448 Abb. 4 unten red. gebrannt Gassner/Jilek/Sauer 1997, 198 f. 211; Gassner/Jilek/Sauer 1997, Abb. 19 218 Kat.-Nr. 14 Abb. 19 u. 39,14 Fragment falsch orientiert Farbtaf. 3,1; 226 Kat.-Nr. 65 Abb. 19 u. 44,65 Farbtaf. 3,1; zu Scherbentyp B: 191–196; 245–255 Farbtaf. 1,3–5; 4; 5; 7 A–D Anscheinend gibt es aus Carnuntum noch drei unpublizierte Fragmente: ein red. gebranntes Stück aus dem südlichen Graben der jüngeren Steinperiode des Legionslagers (Gassner/Jilek/Sauer 1997, 199 Anm. 69), ein ox. gebranntes Stück aus den canabae legionis/Grabung Mühläcker (Gassner 1992, 448; Gassner/Jilek/Sauer 1997, 199 Anm. 70) und ein weiteres ox. gebranntes Wandfragment (Rauchenwald 2014, Abb. 140).
Gerulata/Bratislava-Rusovce (SK) Militärlager Gräberfeld
2 WS 1 WS
Krekovicˇ 1998, 8; 62 Taf. 1,10.11 beide red. gebrannt Kraskovská 1974, 56; 171 f. Taf. XLI 1; Krekovicˇ 1998, 8
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
NORICUM Aelium Cetium/St. Pölten Munizipium
Rathausplatz
2 (?)
Kronberger 2002, 230 f. Tab. 4–5
2 WS
Groh/Sedlmayer 2006, 265; 483; 495; 501; 1065; 1078 Abb. 214 Mautern 0934–2942/33 Taf. 202,935/328; 231,2942/33; zu Referenzgruppe 19 (Scherbentyp B): 570–572; 747 Beil. 38 B; 39 B
3 WS
Pollak 1980, 124; 137 Taf. 139,1; Stuppner 1991, Teil I, 434; Teil II, Taf. 188,4; Stuppner 1997, Teil I, 52 Abb. 3,37
alle drei red. gebrannt, Tropfen richtig orientiert
1 WS
Varsik 2004, 261 Abb. 4,7; Varsik 2005, 284 Abb. 3,11; Tejral 2011, Abb. 27,7
red. gebrannt
Favianis/Mautern Vicus Ost
BARBARICUM Straning (Bezirk Horn, NÖ) Siedlung
Velký Meder (Südmähren, SK) Siedlung
Tab. 1: Fundorte von Keramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor. GI – Gefäßindividuum
Produktion und Datierung Da die überwiegende Mehrheit an Gefäßindividuen mit tropfenförmigem Barbotinedekor in Vindobona gefunden wurde, kann man davon ausgehen, dass es hier eine eigene Produktion gegeben haben muss. 46 Eine Vielzahl an Fundstellen, sowohl in den canabae legionis als auch in der Zivilsiedlung, die Befunde wie Töpfer- und andere Brennöfen, Werkstatteinrichtungen und -abfälle usw. – zuletzt bei den Ausgrabungen auf den ehemaligen Aspanggründen und auf dem Grundstück Rennweg 64 (beide Wien 3) – erbrachten, belegen eine rege lokale Keramikproduktion. 47 Beim Großteil der Fragmente handelt es sich um Altstücke, deren Fundumstände wie bereits erwähnt nicht immer ausreichend dokumentiert worden sind und daher keine verlässlichen Antworten bezüglich Produktion und Datierung liefern können. Die Beschriftung etwa auf zwei Altstücken (Kat.-Nr. 47, 48) weist zwar auf eine Herkunft aus einem Töpferofen, diese ist aber nicht mehr nachvollziehbar (siehe auch unten, S.152 ff.). Es gibt nach wie vor keinen dezidierten Nachweis für eine Herstellung unserer Gefäße in Vindobona, aber vorläufige naturwissenschaftliche Untersuchungsergebnisse von Stücken aus den Grabungen Rennweg 44 und Michaelerplatz 46 Siehe Donat 1999, 39; 41. 47 Aspanggründe: M. Mosser/S. JägerWersonig/K. Adler-Wölfl, Zur Peripherie der römischen Zivilsiedlung von Vindobona. Vorbericht zu den Grabungen Wien 3, Aspanggründe (Rennweg 94–102/Ziakplatz/Aspangstraße 59–65). FWien 14, 2011, 202; 209 Abb. 1; 10; Rennweg 64: R. Igl, KG Landstraße, 3. Bezirk. FÖ 50, 2011, 456; siehe weiters R. Chinelli, Die Reibschalen der Grabung Michaelerplatz 1990–91: Archäometrische Analysen. FWien 1, 1998, 155 Abb. 4; M. Kronberger in: Krinzinger 2005, 200; Müller et al. 2011, 57–59. 48 Donat 1999, 37–41 und Literatur in Tab. 1. 49 Freundl. Mitt. Michaela Müller.
sprechen für diese Annahme (siehe unten, S.152 ff.). Die Keramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor von der Grabung Michaelerplatz wird von P. Donat als lokal angesprochen und von der flavischen Zeit bis in das 2. Jahrhundert datiert. 48 Von der Grabung Rennweg 44 gibt es drei stratifizierte Gefäßindividuen (Kat.Nr. 33, 34, 42), deren Fundzusammenhänge eine Datierung über das 2. Jahrhundert hinaus zulassen. 49 Die hier besprochenen Gefäße sind mit Bechern und Faltenbechern mit Überzug und zum Teil auch Grießbewurf vergesellschaftet, die im Großen und Ganzen in das 2. Jahrhundert zu datieren sind. Im Fundkomplex von Kat.-Nr. 34 befinden sich auch mehrere Fragmente von sog. rätischer Ware der Stilgruppe Drexel 1, die man als lokale Imitationen ansprechen kann. Es wird angenommen, dass im Laufe der zweiten Hälfte des 2.
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Abb. 15: Kartierung der Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor. (Karte: M. Mosser, E. Eleftheriadou)
E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Jahrhunderts erstmals die sog. rätische Ware imitiert und lokal in Pannonien produziert wurde. 50 Alle Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor der Grabung Wien 1, Reitschulgasse 2 werden als lokale Produkte angesehen und nach derzeitigem Stand in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts gesetzt. Ein Stück mit Ratterdekor stammt aus einer Phase, die bis an den Anfang des 3. Jahrhunderts läuft. 51 Bei dieser Grabung wurde auch ein „fast vollständig erhaltener, offensichtlich bei einem Brennvorgang eingestürzter Töpferofen“ 52 entdeckt. In diesem, „in der Zeit um 100 n. Chr. in Betrieb“ stehenden Ofen wurde „grobtonige, oxidierend gebrannte Ware hergestellt“. 53 Datierungsansätze auf Basis des Befundes liefern auch vier Gefäßindividuen aus der Grabung Wien 3, Rennweg 93A (Kat.-Nr. 49–52). Sie waren Teil einer Grubenverfüllung, die aufgrund von Terra-Sigillata-Funden in die Zeit vor 180 n. Chr. datiert werden kann. 54 Interessant ist in unserem Zusammenhang, dass an dieser Fundstelle auch ein römischer Ofen dokumentiert wurde, in dessen Verfüllung sich nach einer ersten Durchsicht Keramik des 2./3. Jahrhunderts 50 Varga 2009, 260; G. Fényes, Die Auswertung der Keramikfunde der Ausgrabung 1992– 1996 in Brigetio (Komárom/Szo˝ ny-Vásártér). In: M. Šašel Kos/P. Scherrer (Eds.), The Autonomous Towns of Noricum and Panonnia (Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien). Pannonia II. Situla 42 (Ljubljana 2004) 237; Stuppner 1997, 44; Szo˝ nyi (Anm. 19) 101 f. 51 Freundl. Mitt. Beatrix Petznek. 52 M. Krenn/P. Mitchell/J. Wagner, Wien 1 – Reitschulgasse 2, Stallburg. FÖ 44, 2005, 69 Abb. 92; M. Krenn/N. Hofer/P. Mitchell/ J. Wagner, Wien 1 – Stallburg. FÖ 43, 2004, 78. 53 Adler-Wölfl 2010, Bd. I, 460. 54 Freundl. Mitt. Sabine Jäger-Wersonig. 55 I. Mader, 3. Bezirk, Rennweg 93A. FÖ 49, 2010, 483; dies., Wien 3, Rennweg 93A (ehem. Rennwegkaserne). FWien 14, 2011, 244 f. Abb. 2. 56 Freundl. Mitt. Sabine Jäger-Wersonig; zur Grabung siehe S. Jäger-Wersonig/Ch. Öllerer, Wien 3, Schützengasse 24 und Rennweg 57. FWien 9, 2006, 285–288. 57 Gabler 1978, 230 K 210; K 211. 58 Freundl. Mitt. Kristina Adler-Wölfl und Adler-Wölfl 2010, Bd. I, 293 f. 59 Freundl. Mitt. Kristina Adler-Wölfl; AdlerWölfl 2003, 45 f. 84; Adler-Wölfl 2010, Bd. I, 461. 60 Kronberger 2002, 231 Tab. 5; Krekovicˇ 1998, 8; Kraskovská 1974, 171 f. 61 Varsik 2004, 260–262 Abb. 4,7; Varsik 2005, Abb. 3,11; Tejral 2011, Abb. 27,7; Stuppner 1997, 52 Abb. 3,37, er setzt diese Fragmente in die Reihe der bauchigen Becher des Keramiktyps Niederbieber 33.
befand. 55 Alle drei Exemplare aus Wien 3, Schützengasse 24 (Kat.-Nr. 71– 73) fanden sich in Planierschichten, zwei davon kann man zeitlich auf Basis von Terra-Sigillata- und Farbrikat-E-Fragmenten einordnen: Kat.-Nr. 72 in die Zeit vor 180 n. Chr und Kat.-Nr. 71 in das 3. Jahrhundert, somit erhalten wir einen Hinweis auf eine mögliche spätere Datierung eines der Fragmente mit anscheinend geometrischem Barbotinedekor. 56 Die Altfunde von Am Hof 2 (Kat.-Nr. 1) und Renngasse 1 (Kat.-Nr. 3), beide 1. Bezirk, werden von Dénes Gabler ins 2.–3. Jahrhundert datiert. 57 Die Fragmente vom Judenplatz sowie auch diejenigen aus Unterlaa können zur Feindatierung dieser Keramik nichts Entscheidendes beitragen. Man kann die insgesamt fünf Gefäßindividuen von diesen beiden Fundstellen nur allgemein in das 2. Jahrhundert setzen. 58 In Unterlaa wurde eine Töpferwerkstätte mit zwei Töpferöfen ausgegraben, die vom Ende des 2. bis ins 3. Jahrhundert in Betrieb war. Die Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor haben aber nicht denselben Scherbentyp wie die Erzeugnisse aus diesen Öfen. 59 Ähnliche zeitliche Ansätze werden auch für die Fragmente aus St. Pölten (bis Ende 2. Jahrhundert) und auch aus Gerulata/Rusovce (2. Jahrhundert) angegeben. 60 Das reduzierend gebrannte Fragment aus der germanischen Siedlung Velký Meder, unweit des römischen Limes, wird als Importkeramik der jungkaiserzeitlichen Phase B der Siedlung, die zwischen 180/200–250/270 angesetzt wird, betrachtet. Alois Stuppner stellt alle drei Stücke aus Straning in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts. 61 Es zeigt sich generell, dass Gefäße mit tropfenförmigem Barbotinedekor, vor allem jene mit geometrischem Muster, auch in das 3. Jahrhundert datiert werden können. Die Verwendung von Ratterdekorbändern als gliedernde Verzierungselemente, wie bereits oben erwähnt, schließt auch einen solchen Datierungsansatz nicht aus.
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Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Neben der durch starke Indizien anzunehmenden lokalen Produktion für Vindobona gibt es zwei Orte, nämlich Carnuntum und Favianis, wo wir auch von einer lokalen Herstellung ausgehen können. Aus dem Töpferofen auf dem Areal des Auxiliarkastells von Carnuntum wurden zwei Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor geborgen. Das Eine war ungebrannt und ist daher als vor Ort hergestellt einzustufen, das Zweite „dürfte […] beim Brennen gebrochen sein“ und wurde naturwissenschaftlich untersucht. Die Stücke sind laut Verena Gassner und Roman Sauer aus lokalem Ton (Scherbentyp B) hergestellt (siehe auch unten, S.152 ff.). Der Ofen selbst war vermutlich nicht sehr lange in Betrieb, „grob gesprochen das letzte Drittel des 2. Jh.s n. Chr.“62 Laut Sedlmayer könnten die Stücke aus dem Vicus Ost von Mautern/Favianis auf das „Wirken pannonischer oder westmoesischer Handwerker vor Ort hinweisen“. Sie werden anhand einer Ähnlichkeit zu der dort definierten Referenzgruppe 19 als lokale Produkte aus der Periode 3.3 (Periode 3: 130/140–170) eingestuft (siehe unten, S.152 ff.). 63 Das Dekor – zu den möglichen Vorbildern und Einflüssen Es gibt eine Vielzahl an Verzierungselementen, die unserem tropfenförmigen Dekor ähneln, nicht nur auf Keramik-, sondern auch auf Glas- und Metallgefäßen. Aus den zahlreichen Beispielen und der enormen Vielfalt an derartigen Verzierungen wird hier nur eine kleine Auswahl präsentiert. Keramik Terra Sigillata Am variationsreichsten ist die Verzierung der Terra Sigillata: Hier gibt es unzählige tropfen-, dreiecks- und blattförmige Elemente. Als Beispiele für derartiges Dekor sind zwei kleine südgallische Terra-Sigillata-Fragmente anzuführen: Das eine Stück aus der Produktion von La Graufesenque 64 stammt aus Wien 3, Rennweg 44 und zeigt aneinandergereihte erhabene, längliche und nach unten sich verjüngende Elemente. Das andere südgallische Fragment wurde in Gorsium gefunden. Die Verzierung wird als Blattreihe beschrieben und weist eng beieinanderliegende und sehr breite, tropfenförmige Gebilde auf (Abb. 16,1). Beide scheinen durch ein Model geformt zu sein.
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Ein dreihenkeliger, bauchiger Pokal der Form Drag. 53 aus Westerndorf ist im Bauchbereich unter anderem mit Ranken verziert, deren Blätter formal sehr an unsere „Tropfen“ erinnern (Abb. 16,2). 66 Ebenfalls eine gestielte Blattreihe, hier ausschließlich senkrecht stehende Blätter in einem horizontalen Band, ist auf einem bauchigen Becher aus dem mittelgallischen Produktionszentrum Les Martres-de-Veyre (F) zu sehen (Abb. 16,3). 67 Eine horizontale Reihe aus schräggestellten Blättern mit Stiel zusammen mit menschlichen und tierischen Figuren wurde auf einem Terra-Sigillata-Gefäß aus Bregenz angebracht. Bemerkenswert ist hier nicht nur das Dekor, sondern auch die Gefäßform mit einem Wandknick (Abb. 16,4). 68 Glasschliffdekor auf Terra Sigillata kann ebenfalls tropfenförmig aussehen, wie die Verzierung bei ei-
62 Siehe Gassner/Jilek/Sauer 1997, 212; 218 Kat.-Nr. 14 und Literatur in Tab. 1. 63 H. Sedlmayer in: Groh/Sedlmayer 2006, 483 und Literatur in Tab. 1. 64 Freundl. Mitt. Silvia Radbauer. 65 MV 38.506/4 und Bànki 1979, 206 Taf. X 157. Weber-Hiden (Anm. 30) 66 Taf. 8,1 bezeichnet ähnliche Elemente wie auf dem Fragment vom Rennweg 44 als „Schuppendekor“; siehe auch Brulet et al. 2012, 79 (Abb.) Curle 11. 66 Garbsch 1982, 77; 83 Nr. 126; Kellner 1973, 16 Abb. 1. 67 Terrisse 1968, Taf. 30 zweite Reihe von oben in der Mitte. 68 Hild 1930, 140–142 Abb. 64; freundl. Hinweis Rita Chinelli.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
nem Randfragment aus der römische Kaiserzeit aus dem Burgenland zeigt: Hier ist „eine Reihe senkrecht stehender Kerben“ zu sehen. 69 Weitere Feinware Auch die übrige Feinware wurde unter anderem zahlreich mit stilisierten Blättern, meistens mit Stiel bzw. Ranken sowie auch Knospen, die tropfenförmig aussehen, verziert. Es handelt sich zumeist um feine, sowohl oxidierend als auch reduzierend gebrannte, kleine Schälchen und Becher. Zahlreiche Beispiele aus Pannonien führt Éva Bónis an, eine weiter gespannte Zusammenstellung legte Andreina Ricci vor (Abb. 16,5). 70 Aus Wien ist ein feines, dünnwandiges Schälchen von der Grabung Schützengasse 24 (Wien 3) anzuführen, das ein längliches Barbotineblatt als Teil einer floralen Verzierung aufweist. Der Befundzusammenhang legt eine Datierung vor 150 n. Chr. nahe. 71 Ein weiteres Beispiel ist ein Fragment mit rotbraunem Überzug aus Napoca (Dakien), welches blatt-/tropfenförmige Vertiefungen aufweist und an Glasschliffdekor erinnert. 72 In diese Reihe gehören auch die bereits weiter oben erwähnten Beispiele, und zwar der Becher aus Lyon (Abb. 7,2), die Imitation einer Drag.-30-Schüssel 69 J. Matouschek/H. Nowak, KG Apetlon, MG Apetlon, VB Neusiedl am See. FÖ 40, 2001, 616 Abb. 387. 70 É. B. Bónis, Die kaiserzeitliche Keramik von Pannonien (außer den Sigillaten). I. Die Materialien der frühen Kaiserzeit. Diss. Pann. II 20 (Budapest 1942) Taf. XIX–XXI; Ricci 1985, z. B. Taf. CV–CVII; CIX–CXIII. 71 MV 70.620/5, Bef.-Nr. 348 Planierung, mit Terra Sigillata aus Banassac. Freundl. Mitt. Sabine Jäger-Wersonig. 72 Rusu-Bolindet¸ 2007, 63; 454 Tab. 1 V.47 695 Taf. I; Fig. 3; siehe auch V. Jauch, Vicustöpfer. Keramikproduktion im römischen Oberwinterthur. Vitudurum 10 = Monogr. Kantonsarch. Zürich 45 (Zürich, Egg 2014) 74–81; 146 f. Abb. 1 Taf. 39,148–40,173; 41,183–184. 73 Baumann 2010, 109–123 Fig. 1,2.4–7; 2,8.21; 4,1.3.8.9; unter den Gefäßformen kommen auch Imitationen von Drag. 30 vor: ebd. 119 Kat.-Nr. 19 u. 20 Fig. 7,19.20. Zu Beispielen aus Moesien siehe auch G. Kabakcˇ ieva, Rotfirniskeramik aus Butovo in Ulpia Oescus. RCRF Acta 27/28, 1990, 70 Abb. 4–5. 74 Baumann 2010, 113 Nr. 4 („Pica˘ turi de apa˘ “) Fig. 4,12.13; 6,27; 8,12.13. 75 http://de.slideshare.net/bularcheo/con bustica-an-early-roman-military-camp-andlate-roman-settlement-27430377, Folie 43 (1.8. 2014), freundl. Hinweis Rita Chinelli; siehe allgemein http://archaeologydigs.blog spot.co.at/2009/04/conbustica-excavating-ro man-military.html (1.8. 2014). 76 H. Sedlmayer in: Groh/Sedlmayer 2006, 265; 483; 495. Zu Moesien siehe auch Eleftheriadou 2012, 129 f. Abb. 11.
aus Savaria (Abb. 14,2), das Gefäß aus Cosa (Abb. 7,3) und die frühen italischen Sigillaten vom Rennweg 44 (Abb. 7,6; siehe oben, S.135 ff.). Hervorzuheben sind in unserem Zusammenhang verzierte Keramikgefäße aus den benachbarten östlichen Provinzen. In Noviodunum (Moesien) wurden Gefäße aus dem 2. bis 3. Jahrhundert gefunden, bei denen 15 Barbotineverzierungselemente unterschieden werden konnten. Der Großteil sind Blätter, vorwiegend lanzettförmig, die mit und ohne Stiel auftreten können und sehr ähnlich wie unser Dekor aussehen (Abb. 16,7). 73 Ein anderes Verzierungselement wird als länglicher Wassertropfen angesprochen und findet sich vertikal ausgerichtet rund um die Gefäßschulter laufend. 74 Aus Conbustica, einem frühen römischen Militärlager in Moesien, ganz an der Grenze zu Pannonien gelegen, ist ein Exemplar bekannt, welches von der Ausrichtung her richtige Barbotinetropfen aufweist (Abb. 16,8). 75 Helga Sedlmayer geht auch von einer Imitation pannonischer bzw. moesischer Vorbilder bezüglich der Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Mautern/Favianis aus und meint weiters, dass es sich um „pannonisch-moesische Formen bzw. Dekorvarianten“ handelt. 76 Ähnlich ist auch das Barbotinedekor von mehreren Keramikgefäßen aus Porolissum (Dakien). Diese Verzierungstechnik („decor lipit“) war laut Nicolae Gudea vor der Eroberung des Gebietes durch die Römer nicht bekannt und wohl von den Siedlern aus Pannonia Inferior und Moesia Superior mitgebracht worden. Diese im 2. bis zum 3. Jahrhundert höchstwahrscheinlich in Porolissum produzierten, sowohl oxidierend als auch reduzierend gebrannten Schüsseln von sehr guter Qualität zeigen nicht nur Verzierungselemente bzw. -kombinationen, die mit unseren Fragmenten vergleichbar sind, auch bezüglich der Gefäßform sind Ähnlichkeiten festzustellen. Wieder handelt es sich um eine große Bandbreite an Blattformen, mit und ohne Stiel, bemerkenswert sind hier jedoch auch
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Abb. 16: Verzierungsvergleiche zu den Gefäßen mit tropfenförmigem Barbotinedekor. (1: nach Bánki 1979, Taf. X 157; 2: nach Kellner 1973, Abb. 1; 3: nach Terrisse 1968, Taf. 30; 4: nach Hild 1930, Abb. 64; 5: nach Ricci 1985,Taf. CV 12; CX 9; 6: nach Gudea 1998, Fig. 6; 9; 7: nach Baumann 2010, Fig. 4,8; 8: siehe Anm. 75; 9: nach Varsik 2011, Abb. 87,5; 10: nach Berger 1960,Taf. 8,129.136; 11: nach Rütti 1991, Bd. 2, Taf. 45,991)
die zwischen den Blättern aufgebrachten Reihen aus punktförmiger Barbotine („perla“) (Abb. 16,6). 77 Eine mögliche Beeinflussung zwischen den Provinzen Moesien, Dakien und auch Pannonien liegt nahe und könnte vielleicht auch im Zusammenhang mit den Truppenverschiebungen zu sehen sein (Stichwort „Legionsware“). 78 Jenseits des Donaulimes, im sog. Barbaricum, gibt es auch germanische Feinkeramik mit vergleichbaren plastischen Verzierungen, welche zwischen den Markomannenkriegen und dem Zeitraum um die Mitte des 3. Jahrhunderts datiert wird. Es handelt sich dabei um kleinere ovale oder tränenartige („slzicˇ kovité“) Applikationen, die unter anderem zu dreieckförmigen Kombinationen angeordnet wurden, wie bei der hier behandelten Keramik mit geometrischem Muster. Zwei solche Exemplare mit plastischer Verzierung sind aus Velký Meder, wo auch das etwa zeitgleiche provinzialrömische Stück gefunden wurde (siehe oben, S. 146 ff.), bekannt. Je ein Fragment kommt aus den weiter entfernt liegenden germanischen Ortschaften im heutigen Brod nad Dyji und Ocˇ kov (Abb. 16,9). Eine ähnliche Situation scheint für das pannonische Gerulata vorzuliegen: Auch hier gibt es neben römischen Exemplaren ein germanisches Gefäß mit Buckeln. Aus der germanischen Siedlung in Straning, wo drei römische Fragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor gefunden wur-
77 Gudea 1998, 151; 158 f. 212 f. Fig. 1 oberste Reihe; Fig. 3–12 und Tafeln mit zahlreichen Beispielen. 78 Fényes 2003, 130–136; V. Gassner/ S. Jilek in: Gassner/Jilek/Sauer 1997, 230– 244; siehe auch M. Mosser, Die römischen Truppen in Vindobona. FWien 8, 2005, 128 Tab. 1 Abb. 2.
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den (Tab. 1), ist keine vergleichbare Verzierung auf Exemplaren der einheimischen Keramik bekannt. 79 Glas und Metall Eine Reihe von Glasgefäßen aus Vindonissa, die als „leicht konische Becher mit Tränendekor“ kassifiziert werden, haben vergleichbare Verzierungen. Der Ursprung dieser Gefäße, die in Vindonissa in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden, wird im Osten vermutet (Abb. 16,10). 80 Diese geblasenen Glasbecher werden von Beat Rütti als konische Reliefbecher bzw. Knospenbecher (Form AR 33.1 – Variante Isings 31) angesprochen (Abb. 16,11),81 Simonetta Biaggio Simona bezeichnet sie als Becher mit Tropfendekor („a gocce“) und datiert sie bis in das erste Drittel des 2. Jahrhunderts. 82 79 Varsik 2004, 257; 260–262 Abb. 4,7; 5,7; Varsik 2005; Varsik 2011, 162 f. 220; 222 Abb. 74,9; 87,2.3.5–7; 103,17; Tejral 2011, 39; 59; 62 Abb. 27,7; 29,7; 30,2; E. Hrncˇ iarik, Römisches Kulturgut in der Slowakei. Herstellung, Funktion und Export römischer Manufakturerzeugnisse aus den Provinzen in der Slowakei. Univforsch. Prähist. Arch. 222 (Bonn 2013) Teil 1, 86 f. Abb. 5. 80 Berger 1960, 52–54 Taf. 8,129–136; A. v. Saldern, in: ders. et al., Gläser der Antike. Sammlung Erwin Oppenländer (Mainz am Rhein 1974) 166 Abb. 455; Humer (Anm. 8) 235 f. (Lotusbecher) Abb. 350 Kat.-Nr. 835. 81 Rütti 1991, Bd. 1, Formentaf. 1; Bd. 2, 49 Taf. 45,991.995.996; Isings 1957, 45 f. 82 S. Biaggio Simona, I vetri Romani. Provenienti dalle terre dell’attuale Cantone Ticino (Locarno 1991) Bd. 1, 97 f. Taf. A Is.f. 31; Taf. 9,134.2.060 u. 011.1.023 Fig. 9; 45; Bd. 2, Nr. 011.1.023 u. 134.2.060; B. Lepri, Vetro. In: M. Bergamini (a cura di), Scoppieto II. I materiali (Borgo San Lorenzo 2011) 399 f. Tab. 3 Isings 31 Fig. 5,7.8. 83 R. Lierke, in: dies., Antike Glastöpferei. Ein vergessenes Kapitel der Glasgeschichte (Mainz/Rhein 1999) 98 f. Abb. 246; Saldern (Anm. 80) 184 Abb. 507; siehe auch die Verzierung eines Glasbechers bei G. Sennequier, La verrerie romaine en Haute-Normandie. Monogr. Instrumentum 45 (Montagnac 2013) 89 f. 312; 368 (Abb.) Taf. 7,13. 84 B. Niemeyer, Tränen-, tropfen- oder delphinförmige Füßchen an römischen Metallgefäßen. Bull. Instrumentum 28, 2008, 11 f.; D. Božicˇ , Roman bronze vessels on three tear-shaped feet. Bull. Instrumentum 19, 2004, 30; M. Feugère, Supports de vase en forme de goutte. Bull. Instrumentum 12, 2000, 32. 85 Hölder 1897, 7 f. 86 Gabler 1978, 230 K 210; K 211.
Vermutlich aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammen gläserne Kannen (Ende 1.–Anfang 2. Jahrhundert) mit einem flächendeckenden Facettenschliffdekor, die sowohl das Dekor wie auch die Gefäßform betreffend, eine gewisse Ähnlichkeit zu unseren Gefäßen haben (siehe auch Glasimitation Abb. 14,6). 83 Im Spektrum der römischen Metallgefäße fallen lediglich Exemplare aus dem 1. Jahrhundert auf, die auf dem Boden flache tränen-, tropfen- oder delphinförmige Füßchen aufweisen. 84 Die vielen Vergleichsbeispiele zum Dekor haben gezeigt, dass der Ursprung unserer Verzierungselemente am ehesten im Bereich der vegetabilen Darstellungen zu suchen ist. Dies spiegelt sich auch in seiner Benennung wider. Bereits 1897 merkte Oskar Hölder zur Barbotineverzierung von Terra-Sigillata-Gefäßen aus Italien an, dass man „nur Blättchen von einfachster Form, und meist von den Stielen oder Ranken getrennt, höchstens noch runde zu Trauben vereinigte Tropfen“ findet. 85 Auch Dénes Gabler bezog sich bei der Beschreibung des Dekors zweier Altfunde aus Wien (Abb. 3, 10; Kat.-Nr. 1, 3) auf pflanzliche Vorbilder: „mit langen, senkrecht gestellten Spitzblättern in Barbotine-Technik verziert“. 86 Das heißt, man stellte schon sehr früh fest, dass Blätter auch ohne Stiele und Ranken dargestellt wurden und benannte diese auch dementsprechend. Erst später wurden unsere Dekorelemente in Bezug auf ihre Form als „Tropfen“ bezeichnet. Die „Barbotinetropfen“ können also eigentlich „Blätter“ sein, die in der Feinkeramik sehr oft begegnen. Sie haben sich sozusagen verselbstständigt und wurden auch ohne Stiel und Ranke dargestellt. Für diese Annahme spricht auch, dass die Spitze des Verzierungselements, wie bei Blättern, nach unten weist. Scherbengruppen (SG) und Scherbentypen (STyp) Die Dokumentation der Scherbenbeschaffenheit gehört seit längerer Zeit in der Keramikaufarbeitung zu den Methoden, die eine Provenienzbestimmung möglich machen. Es können dadurch auch weiterführende Aussagen zu den Produktionsabläufen, zur Verbreitung usw. getroffen werden (siehe oben, S. 146 ff.).
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Im Zuge der Aufarbeitung der Ausgrabung in Wien 3, Rennweg 44 wurden zwei von den einzigen drei stratifizierten Gefäßindividuen mit tropfenförmigem Barbotinedekor (Kat.-Nr. 33, 34, 42) beprobt, und zwar das oxidierend gebrannte Randfragment Kat.-Nr. 34 (Probe Nr. 49) sowie das reduzierend gebrannte Wandfragment Kat.-Nr. 42 (Probe Nr. 50). Die von Roman Sauer 87 durchgeführten naturwissenschaftlichen Analysen erbrachten als vorläufiges Ergebnis, dass Probe Nr. 49 sicher aus einer lokalen Produktion, das heißt vermutlich Vindobona, stammt und zwar höchstwahrscheinlich aus Hernalser Ton („Hernalser Tegel“) gefertigt wurde. Probe Nr. 50 hingegen weist einen ganz anderen Rohstoff auf, kann aber auch aus Vindobona sein. Die Ergebnisse der Analyse eines Randfragments mit tropfenförmigem Barbotinedekor von der Grabung Wien 1, Michaelerplatz (Probe Nr. 11) zeigen, dass dieses Exemplar gröber gemagert ist als das oxidierend gebrannte Fragment aus der Zivilsiedlung (Probe Nr. 49) und eine Herkunft aus Vindobona oder Carnuntum angegeben werden kann. 88 Auch die Keramik mit entsprechendem Dekor der Grabung Wien 1, Reitschulgasse 2 wird aufgrund der Scherbentypen als lokal eingestuft. 89 Die beiden Keramikfragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus dem Töpferofen des Auxiliarkastells von Carnuntum weisen den feintonigen Scherbentyp B auf, der lokaler Herkunft ist. Eines dieser Fragmente wurde auch einer naturwissenschaftlichen Untersuchung durch Sauer unterzogen. Der Scherbentyp konnte bisher außerhalb des Töpferofens nicht beobachtet werden. 90 Von den Wandfragmenten mit Barbotinetropfendekor aus Mautern/Favianis liegen keine naturwissenschaftlichen Analysen vor. Ihre Scherben werden als ähnlich der Mauterner Referenzgruppe F19 des Scherbentyps B klassifiziert, dessen verwendeter Rohstoff laut Sauer in der Umgebung von Mautern vorkommt. 91 Nicht für alle Stücke der in den Katalog aufgenommenen Wiener Exemplare war eine Bestimmung der Scherbengruppe oder des Scherbentyps möglich. Einerseits verhinderte oftmals die geringe Größe eine Beprobung, andererseits sollten vor allem die sehr dünnwandigen, fragilen und dekorierten Fragmente nicht noch mehr „zerstört“ werden. 92 Die Aussage von Donat, dass „bei den Bechern mit Barbotinetropfendekor [...] eine Einheitlichkeit der Scherbenstruktur“ feststellbar ist93, kann durch die hier vorgelegten Fragmente bestätigt werden: Ein Großteil scheint aus demselben Rohstoff, einer karbonathältigen Scherbengrundmasse, angefertigt worden zu sein. Das Barbotinedekor besteht, soweit feststellbar, in der Regel aus einer feineren Tonmischung als das Gefäß. Es kristallisierten sich drei Scherbengruppen (SG A, SG B und SG C) heraus, für die jeweils ein repräsentativer Scherbentyp (STyp) vorgestellt wird. Des Weiteren liegen drei vereinzelte Scherbentypen vor. Obwohl aus den oben genannten Gründen nicht alle Fragmente bestimmt werden konnten, so ist aus dieser Auswahl doch mehr oder weniger eine allgemeine Tendenz bzw. das Spektrum der Scherbenbeschaffenheit der Gefäße mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona erkennbar.
87 Universität für angewandte Kunst Wien, Abteilung Archäometrie. 88 Donat 1999, 43 MP 1551/7 Abb. 8,5; 11; Donat et al. 2003, 13 mit Anm. 11. Die ausführliche Präsentation der Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Analysen wird voraussichtlich bei der Endpublikation der Grabung Rennweg 44 (MSW) vorgelegt. An dieser Stelle möchte ich mich bei Roman Sauer für die Informationen und die Unterstützung bei der mikroskopischen Beurteilung der hier vorgelegten Stücke herzlich bedanken. 89 Freundl. Mitt. Beatrix Petznek. 90 Literatur siehe Tab. 1: Gassner/Jilek/ Sauer 1997, 218 Kat.-Nr. 14 Inventar/Probennr. 34. Ausgewählte Proben der Keramik aus Gerulata wurden von R. Sauer naturwissenschaftlich untersucht. Dabei zeigten sich Ähnlichkeiten zwischen den Scherbentypen von Gerulata und jenen aus dem Töpferofen des Auxiliarkastells von Carnuntum. Krekovic´ 1998, 47–59 (R. Sauer) und 44. 91 Literatur siehe Tab. 1. 92 Im Katalog ist ersichtlich, welche Stücke bestimmt werden konnten. 93 Donat 1999, 40.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Abb. 17: Mikrofoto STyp VTBD-A-2, Kat.-Nr. 31. (Foto: G. Zimmert)
Abb. 18: Mikrofoto STyp VTBD-B-1, Kat.-Nr. 56. (Foto: G. Zimmert)
Abb. 19: Mikrofoto STyp VTBD-C-1, Kat.-Nr. 71. (Foto: G. Zimmert)
Abb. 20: Mikrofoto STyp VTBD-D-1, Kat.-Nr. 1. (Foto: G. Zimmert)
Abb. 21: Mikrofoto STyp VTBD-E-1, Kat.-Nr. 40. (Foto: G. Zimmert)
Abb. 22: Mikrofoto STyp VTBD-F-1, Kat.-Nr. 20. (Foto: G. Zimmert)
Die Eigenschaften der Scherben werden anhand eines festgelegten Beschrei94 Siehe Eleftheriadou 2012, 131 f.; Farbbestimmung nach Munsell Soil-Color Charts (Revised Edition 2009); Lichtmikroskop Binokular (Olympus SCPT 11). 95 Hiermit möchte ich mich herzlich bei Gerhard Zimmert (Wien) für die Mikrofotos bedanken. 96 Zu dieser Scherbengruppe scheinen auch folgende Randfragmente zu gehören: Kat.-Nr. 4, zwei Stücke aus Unterlaa (Adler-Wölfl 2003, Taf. 15,16.17) und ein Stück vom Michaelerplatz (Donat 1999, 43 MP 1095/10 Abb. 8,1.10), das aber mit zum Teil sehr großen, braunen Partikeln (0,95, 1,15 mm) sowie größeren Quarz-/Feldspatpartikeln (0,75 mm) gemagert ist. 97 I. Pavic´, Feinware: Becher und Faltenbecher des 2. und 3. Jahrhunderts von Wien 1, Michaelerplatz – Grabungen 1990/1991. FWien 10, 2007, 143–160; 180 Foto-Taf. 1 STyp 7.1–2; Foto-Taf. 2; 3 STyp 8.6; R. Sauer, II. Mineralogisch-petrographische Analysen von ei- und birnenförmigen Gefäßen und Vergleich mit analysierten Amphorenproben aus Vindobona. In: Krinzinger 2005, 173 f. 176 Scherbentyp B; Taf. 1,4–10; 2,1–6. 98 Das Kürzel setzt sich zusammen aus: V für Vindobona, TBD für tropfenförmiges Barbotinedekor, A usw. für Scherbengruppe bzw. -typ.
bungsverfahrens nach optisch-taktilen Kriterien und unter Zuhilfenahme eines Binokulars, hier bei einer 40-fachen Vergrößerung, an der frischen Scherbenbruchfläche bestimmt. 94 Neben der verbalen Beschreibung ergänzt ein Mikrofoto der frischen Bruchfläche die Dokumentation. 95 Scherbengruppe A – Karbonatpartikel-Gruppe Zu dieser hier mit Abstand größten Gruppe gehören 28 Gefäßindividuen (Kat.Nr. 2, 3, 7–11, 13, 19, 21–23, 28–31, 43–48, 55, 61, 63–65, 70), die wiederum in sechs Scherbenuntergruppen (SUG A-1 bis SUG A-6) eingeteilt werden können. Charakteristisch sind der durchgehend oxidierend gebrannte Scherben sowie eine ursprünglich karbonathältige Scherbengrundmasse, die unter anderem aus Wien-Hernals („Hernalser Tegel“) stammen kann. 96 An Wiener Vergleichen sind der Scherbentyp 7 und 8 der oxidierend gebrannten, glatten und begrießten Becher und Faltenbecher vom Michaelerplatz sowie der Scherbentyp B der ei- und birnenförmige Gefäße anzuführen. 97 Scherbentyp VTBD-A- 298 (Kat.-Nr. 31; Abb. 17) Brand: oxidierend. – Bruch: Farbe 5YR 6/6 (reddish yellow); Härte: hart; Struktur geklüftet. – Matrix: Porenanteil etwa 5%; Porenform blasenartig, gebuchtet; Porenlänge 50,025–0,1 mm, vereinzelt 0,2–0,25 mm. – Magerung: Magerungsanteil normal; Sortierung mäßig heterogen. – Partikelart (Größe, Rundung, Form, Häufigkeit): durchsichtige und hellgraue oder milchig durchscheinende Partikel, 0,1–0,175 mm, eckig, gerundet, mäßig länglich, häufig; Karbonatpartikel, 0,05– 0,1 mm, gerundet, sphärisch, häufig; schwarze Partikel, 50,025–0,025 mm, gerundet, sphärisch, selten; orange-braune Partikel, 0,075–0,15 mm, gerundet, sphärisch, häufig; dunkelbraune
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Partikel, 0,1–0,2 mm, gerundet, mäßig länglich, häufig; schwarze Partikel, bis 0,15 mm, im Schnitt nadelförmig, selten; dunkelbraune Partikel, bis 0,15 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; extrem feiner, silberner Glimmer.
Scherbenuntergruppe A-1 Zu dieser Untergruppe gehören sechs Fragmente (Kat.-Nr. 3, 7, 13, 22, 63, 70) – jeweils drei aus der Zivilsiedlung und aus den canabae legionis – von eher eleganten, zum Teil sehr dünnwandigen Bechern mit wohl flächendeckendem Dekor und Überzug innen und außen. Die gelblichen, hellorangefarbenen Scherben sind zwar nicht identisch, haben aber alle eine feine Scherbenstruktur, die zum Teil extrem feinkörnig ist, gut sortiert und arm an Poren. Die feinste Magerung weisen Kat.-Nr. 13 und 22 auf. Zwei Exemplare aus den canabae legionis (Kat.-Nr. 7, 13) dürften auch zu einer sehr ähnlichen Becherform gehören. 99 Kat.-Nr. 7 stammt aus der Grabung Neuer Markt 10–11, während der auch ein Töpferofen entdeckt wurde, der hier eine Keramikproduktion belegt. 100 Scherbenuntergruppe A- 2 Elf Fragmente können dieser Untergruppe zugeordnet werden (Kat.-Nr. 2, 21, 31, 43–46, 55, 61, 64, 65). 101 Sie gehören zu größeren Schüsseln und Bechern mit tropfenförmigem Barbotinedekor in Form von hängenden Dreiecken. Die Mehrheit der Fragmente ist dickwandig und besitzt einen gut anhaftenden, rötlichen und zum Teil glänzenden Überzug, der nur außen aufgetragen wurde. Der ziegelrote, hoch gebrannte Scherben ist grob gemagert, sehr hart und schlecht sortiert. Unterschiede zeigen sich vor allem in Häufigkeit und Größe der Magerungspartikel, die zum Teil sehr groß (Quarz/Feldspat 0,325 mm, orangefarbene Partikel 0,35 mm) sein können. Mit Ausnahme von Kat.-Nr. 2 (Legionslager) stammen alle aus dem Bereich der Zivilsiedlung. Scherbenuntergruppe A-3 Eine eigene Untergruppe bilden die zwei Wandfragmente aus der Grabung Wien 3, Rennweg 92–102/Aspangstraße (Kat.-Nr. 47, 48), die scheinbar ein geometrisches Muster als Verzierung zeigen und innen keinen Überzug aufweisen. Sie haben beide einen ähnlichen, hellorangefarbenen, harten, dichten, nicht gut durchgeschlämmten, fein gemagerten Scherben, der im Bruch längere dunkle Schlingen zeigt. Größere Einschlüsse wie bei den vorigen Scherbenuntergruppen konnten keine festgestellt werden. Die Beschriftung der beiden Altfunde („Aspang BHF 2. Töpferofen“) weist auf einen Töpferofen, ob sie wirklich aus einem solchen geborgen wurden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Jedenfalls wurden im Jahr 1907 zwei Töpferöfen auf dem nahe gelegenen Grundstück Rennweg 96 entdeckt. 102 Scherbenuntergruppe A- 4 Hierzu zählen vier Wandfragmente (Kat.-Nr. 23, 28–30) 103 mit dem Fundort Rennweg 44, die alle scheinbar zu Bechern mit einem geometrischen Muster sowie mit einem glänzenden, orangefarbenen Überzug, der nur außen aufge-
99 Alle diese Charakteristika weist auch ein Fragment vom Michaelerplatz auf: Donat 1999, 43 MP 1084/17 Abb. 8,6. 100 M. Kronberger in: Krinzinger 2005, 200 bes. Anm. 115: ein zweiter Töpferofen wurde später im Jahr 1913 am Neuen Markt vor Haus Nr. 13 ausgegraben (GC: 1913_04). 101 Möglicherweise gehört auch das kleinteilig gebrochene Wandfragment Kat.-Nr. 62 dazu. 102 Kenner 1909, 82–84; ganz in der Nähe konnte vor ein paar Jahren (GC: 2010_02) Töpfereiabfall dokumentiert werden: Mosser et al. (Anm. 47) 202 mit Anm. 5; 209 Abb. 1 (mit Verortung der Töpferöfen aus dem Fundjahr 1907). 103 Möglicherweise gehört auch Kat.-Nr. 25 dazu.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
tragen wurde, gehören. Der hellorange-braune, fein gemagerte Scherben ist weich und bröselig. Die größte Ähnlichkeit zeigen Kat.-Nr. 23 und 28 mit einem eher porenarmen Scherben, wobei bei Kat.-Nr. 28 ein extrem großer (ca. 1,425 mm) Karbonatpartikel sogar mit freiem Auge zu sehen war. Scherbenuntergruppe A-5 Die beiden Wandfragmente Kat.-Nr. 10 und 11 aus der Grabung Wipplingerstraße 25 gehören zu großen, dickwandigen, zylindrischen Knickwandschüsseln mit einer geometrischen Verzierung. 104 Die Gefäße besitzen nur außen einen Überzug. Sie haben einen sehr ähnlichen, harten, dichten, hellorangefarbenen Scherben, der vereinzelt extrem große, orangebraune Partikel (bis 0,7 mm) zeigt. Bei einem Fragment war ein großer länglicher Riss (7,5 mm) zu sehen, der Reste von einem dunkelbraunen Partikel enthielt. Scherbenuntergruppe A-6 Drei Wandfragmente aus den canabae legionis (Kat.-Nr. 8, 9, 19) waren Teile von Bechern mit flächendeckender Verzierung und weisen sowohl innen als auch außen einen Überzug auf. Sie zeigen einen weiß gesprenkelten – also reich an Karbonatpartikeln –, dunkelorangefarbenen, porösen, gut sortierten Scherben mit wenigen, aber großen, dunkelbraunen Partikeln. Die beiden Exemplare vom Neuen Markt (Kat.-Nr. 8, 9) scheinen von der Scherbenstruktur her identisch zu sein. Scherbengruppe B – Glimmerplättchen-Gruppe Diese Scherbengruppe wird von drei Exemplaren (Kat.-Nr. 49, 56, 58) aus der Zivilsiedlung gebildet. Der Scherben ist dunkelbraun, sehr weich, sehr bröselig, zum Teil auch sehr porös, durchgehend oxidierend gebrannt und reichlich mit Glimmerplättchen gemagert. Alle drei Fragmente gehören höchstwahrscheinlich zu Gefäßen mit geometrischer Verzierung und einem nicht gut anhaftenden, rötlichen Überzug. Eine entfernte Ähnlichkeit gibt es zu dem Scherbentyp VGmsF-1ox. der Gefäße mit schrägen Furchen, der arm an Karbonatpartikeln und reich an Glimmerplättchen ist und zu dem Stücke aus der Zivilsiedlung gehören. 105 Scherbentyp VTBD-B-1 (Kat.-Nr. 56106; Abb. 18) Brand: oxidierend. – Bruch: Farbe 5YR 5/8 (yellowish red); Härte: sehr weich; Struktur glatt. – Matrix: Porenanteil etwa 5%; Porenform blasenartig, gebuchtet; Porenlänge 50,025– 0,175 mm, vereinzelt längliche Risse 0,25, 0,55, 0,625, 1, 1,5 mm. – Magerung: Magerungsanteil 104 Das dritte dickwandige, extrem verwitterte und sehr weiche Fragment aus derselben Grabung (Kat.-Nr. 12) könnte aber auch einen sehr ähnlichen Scherben haben. 105 Eleftheriadou 2012, 132 Abb. 12. 106 Die Scherbentypbestimmung wurde mit den Fragmenten Inv.-Nr. MV 40.001/12 und 40.097/451 gemacht, das Mikrofoto von MV 40.001/12.
normal; Sortierung mäßig heterogen. – Partikelart (Größe, Rundung, Form, Häufigkeit): durchsichtige und hell-dunkelgraue oder milchig durchscheinende Partikel, 0,05–0,25 mm, eckig, mäßig länglich, sphärisch, häufig; Karbonatpartikel, 0,075 mm, gerundet, sphärisch, selten; schwarze Partikel, 0,025–0,225 mm, eckig, mäßig länglich, sphärisch, selten; orangefarbene Partikel, 0,025–0,25 mm, gerundet, mäßig länglich, sphärisch, häufig; dunkelbraune Partikel, 0,075– 0,2 mm, gerundet, mäßig länglich, sphärisch, selten; schwarze Partikel, bis 0,1 mm, im Schnitt nadelförmig, selten; orange-braune Partikel, bis 0,25 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; silberne, glänzende Partikel, 0,05–0,1 mm, linsenförmig, dominierend; extrem feiner, silberner Glimmer.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Scherbengruppe C – Quarz-/Feldspatpartikel-Gruppe Zur Scherbengruppe C gehören drei Exemplare (Kat.-Nr. 15, 71, 72) 107, die alle durch einen extrem hohen Anteil an Quarz-/Feldspatpartikeln charakterisiert sind. Die drei oxidierend gebrannten Scherben – zwei aus der Zivilsiedlung (Schützengasse 24), ein Stück aus den canabae – sind nicht identisch, am ähnlichsten sind sich Kat.-Nr. 15 und 72. Das extrem hoch gebrannte, helle, elegante Wandfragment Kat.-Nr. 71 fällt nicht nur durch seine Scherbenbeschaffenheit auf, sondern auch durch die einmalige Barbotinepunktreihenverzierung und dem fehlenden Überzug. Das Stück dürfte laut R. Sauer nicht aus Vindobona stammen. 108 Auch ein grob gemagertes, wenig elegantes Exemplar ohne Überzug vom Michaelerplatz ist reichlich mit extrem großen Quarz-/Feldspatpartikeln (bis 0,75 mm), Karbonat- und braunen Partikeln gemagert. 109 Unter den glatten und begrießten, oxidierend gebrannten Bechern und Faltenbechern aus derselben Grabung befinden sich auch Scherbentypen (STyp 12 und 14), die durch ihren hohen Anteil an Quarz-/Feldspatpartikeln charakterisiert sind. Zu diesen Scherbentypen gehört nur eine geringe Anzahl von Exemplaren. 110 Scherbentyp VTBD-C-1 (Kat.-Nr. 71; Abb. 19) Brand: oxidierend. – Bruch: Farbe Kern 2.5Y 7/1 (light gray), Rinde 7.5YR 8/3 (pink); Härte: sehr hart; Struktur glatt. – Matrix: Porenanteil etwa 2,5–5%; Porenform länglich, blasenartig; Porenlänge 50,025–0,1 mm, vereinzelt 0,25, 0,375 mm. – Magerung: Magerungsanteil reichlich; Sortierung mäßig heterogen. – Partikelart (Größe, Rundung, Form, Häufigkeit): durchsichtige und hellgrau oder weißlich durchscheinende Partikel, 50,025–0,325 mm, eckig, gerundet, mäßig länglich, sphärisch, dominierend; Karbonatpartikel, 0,05–0,1 mm, vereinzelt 0,325, 0,425 mm, gerundet, sphärisch, häufig; schwarze Partikel, 50,025–0,05, gerundet, sphärisch, häufig; orange-braune Partikel, 50,025–0,075 mm, vereinzelt 0,15, 0,225, 0,35 mm, gerundet, mäßig länglich, sphärisch, dominierend; orange-braune Partikel, bis 0,1 mm, im Schnitt nadelförmig, häufig; extrem feiner, silberner Glimmer.
Vereinzelte Scherbentypen Scherbentyp VTBD-D-1 (Kat.-Nr. 1; Abb. 20) Brand: oxidierend. – Bruch: Farbe 7.5YR 7/4 (pink); Härte: sehr hart; Struktur glatt. – Matrix: Porenanteil etwa 1–2,5%; Porenform gebuchtet; Porenlänge 50,025–0,05 mm, vereinzelt Risse 0,1, 0,225 mm. – Magerung: Magerungsanteil normal; Sortierung gut homogen. – Partikelart (Größe, Rundung, Form, Häufigkeit): durchsichtige und milchig durchscheinende Partikel, 0,025–0,125 mm, vereinzelt 0,25 mm, eckig, gerundet, mäßig länglich, häufig; Karbonatpartikel, 0,05 mm, gerundet, sphärisch, selten; schwarze Partikel, 50,025–0,075 mm, gerundet, mäßig länglich, sphärisch, dominierend; orange-braune Partikel, 50,025–0,05 mm, gerundet, sphärisch, häufig; schwarze Partikel, bis 0,125 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; braune und dunkelbraune Partikel, bis 0,1 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; silberne, glänzende Partikel, 50,025–0,025 mm, vereinzelt 0,125 mm, linsenförmig, dominierend; feiner, silberner Glimmer.
Das dünnwandige, elegante Boden-/Wandfragment Kat.-Nr. 1 aus dem Legionslagerbereich fällt durch seine Machart bzw. Scherbenbeschaffenheit auf und scheint hier ohne Vergleich zu sein. Der extrem dichte, gelblich beigefarbene, oxidierend und extrem hoch gebrannte Scherben hat fast keine Poren und ist ausgesprochen fein gemagert. Vereinzelt kommen größere Quarz-/ Feldspatpartikel vor. Das tropfenförmige Dekor scheint aus der gleichen Tonmischung gemacht worden zu sein, dürfte aber später bei niedrigerer Tempe-
107 Auch das Wandfragment Kat.-Nr. 5 scheint reich an Quarz-/Feldspatpartikel zu sein. 108 Die extrem helle Farbe des Scherbens erinnert an charakteristische Stücke aus Mautern. 109 Donat 1999, 37; 40; 43 MP 0160/103+; MP 0208/22 Abb. 12. 110 Pavic´ (Anm. 97) 168–172 Foto-Taf. 3 STyp 12.1 Foto-Taf. 4 STyp 12.2–3 und 14.1–2.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
ratur als das Gefäß selbst gebrannt worden sein und ist daher poröser (siehe oben, S. 135 ff.). Scherbentyp VTBD-E-1 (Kat.-Nr. 40; Abb. 21) Brand: reduzierend. – Bruch: Farbe 5YR 6/1 (gray); Härte: weich; Struktur glatt. – Matrix: Porenanteil etwa 2,5–5%; Porenform vor allem blasenartig, gebuchtet; Porenlänge 50,025–0,05 mm, vereinzelt 0,075, 0,1 mm, vereinzelt Risse 0,125–0,3 mm. – Magerung: Magerungsanteil reichlich; Sortierung gut/mäßig homogen. – Partikelart (Größe, Rundung, Form, Häufigkeit): durchsichtige und milchig durchscheinende Partikel, 0,075 mm, vereinzelt 0,175, 0,275 mm, gerundet, eckig, sphärisch, selten; Karbonatpartikel, 0,05–0,075 mm, gerundet, sphärisch, selten; schwarze Partikel, 50,025–0,05 mm, gerundet, sphärisch, dominierend; orange-braune Partikel, vereinzelt 0,05, 0,075, 0,1 mm, 160,25 mm, gerundet, mäßig länglich, sphärisch, selten; schwarze Partikel, bis 0,125 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; dunkelbraune Partikel, bis 0,125 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; schwarze, glänzende Partikel, vereinzelt 0,25 mm, linsenförmig, selten; silberne, glänzende Partikel, 50,025–0,025 mm, vereinzelt 0,05, 0,075, 0,1 mm, linsenförmig, dominierend; extrem feiner, silberner Glimmer.
Reduzierend gebrannte Exemplare sind aus Vindobona nur von den Fundstellen Rennweg 44 und 93A bekannt (Kat.-Nr. 35–42, 51–53). Von der Mehrheit der scheinbar eher fein gemagerten Fragmente konnte aus oben angeführten Gründen keine frische Probe entnommen werden. Kat.-Nr. 42 wurde von R. Sauer untersucht und als eventuell aus Vindobona stammend klassifiziert (siehe oben). Die Bestimmung von Kat.-Nr. 40, ein Wandfragment mit gut haftendem, glänzendem Überzug außen, der an die pannonische Glanztonware erinnert, zeigt einen durchgehend reduzierend gebrannten, eher dichten, feinkörnigen Scherben mit reichlich Glimmerplättchen. Laut Sauer sind die beiden letztgenannten Scherben vom Rennweg 44 nicht gleich. Scherbentyp VTBD-F-1 (Kat.-Nr. 20; Abb. 22) Brand: reduzierend oxidierend. – Bruch: Farbe Kern 7.5YR 5/1 (gray), Rinde 5YR 6/6 (reddish yellow)111; Härte: hart; Struktur glatt. – Matrix: Porenanteil etwa 5%; Porenform blasenartig, gebuchtet; Porenlänge: 0,025–0,075 mm, vereinzelt längliche Risse 0,3 mm. – Magerung: Magerungsanteil reichlich; Sortierung mäßig heterogen. – Partikelart (Größe, Rundung, Form, Häufigkeit): durchsichtige und milchig oder hellgrau durchscheinende Partikel, 0,025–0,1 mm sowie 0,275–0,475 mm, gerundet, eckig, mäßig länglich, dominierend; Karbonatpartikel, 0,025– 0,075 mm, gerundet, sphärisch, dominierend; schwarze Partikel, 50,025–0,025 mm, gerundet, sphärisch, häufig; orange-braune Partikel, 0,1–0,35 mm, gerundet, sphärisch, häufig; dunkelbraune Partikel, 0,05–0,075 mm, gerundet, sphärisch, mäßig länglich, selten; orange-braune Partikel, bis 0,125 mm, im Schnitt nadelförmig, dominierend; silberne, glänzende Partikel, 50,025– 0,1 mm, linsenförmig, dominierend; extrem feiner, silberner Glimmer.
Es handelt sich um einen oxidierend gebrannten, reichlich grob gemagerten, schlecht sortierten Scherben mit einem dunklen Reduktionskern, der aus einer karbonathältigen Scherbengrundmasse besteht. Vereinzelt kommen größere Quarz-/Feldspat- sowie braune Partikel vor und reichlich silberne Glimmerplättchen. Zu diesem Scherbentyp gehören die einzigen zwei reduzierend-oxidierend gebrannten Fragmente, Kat.-Nr. 17 und 20 vom Michaelerplatz. Zwei 111 Wird als „Sandwich-Effekt“ bezeichnet. 112 Donat 1999, 43 MP 1154/22 Abb. 8,8 und MP 1090/4.
weitere Wandfragmente von derselben Grabung, offensichtlich auch flächendeckend verziert, scheinen, wenn nicht überhaupt denselben, einen sehr ähnlichen Scherbentyp aufzuweisen. 112
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Ausblick Die Vorlage aller bisher bekannten, etwa 120 Gefäßindividuen mit tropfenförmigem Barbotinedekor schafft eine Basis für weiterführende Forschungen. Durch die Zusammenstellung konnten gewisse Gestaltungstendenzen herausgefiltert werden – wie etwa das Auftreten von zwei Grundmustern oder die Feststellung, dass nur bestimmte Gefäßformen derartige Verzierungen aufweisen – sowie ein deutlicheres Bild bezüglich der regionalen Verteilung und Produktion gezeichnet werden. Die gezeigten Einflüsse bzw. Vorbildwirkungen bestimmter Gefäßformen und Verzierungen anderer Feinwareerzeugnisse oder auch von Glasprodukten machen deutlich, dass es sich bei unserer Keramikgruppe zwar um sehr spezifische, vorwiegend aus Vindobona stammende Produkte handelt, diese sich jedoch in das Gesamtspektrum römischer Erzeugnisse einfügen. Es handelt sich um Varianten, die anscheinend angepasst an die Bedürfnisse einer regional begrenzten Gruppe hergestellt wurden. Welche Art von Bedürfnissen das waren, kann nicht beantwortet werden. Es ist bislang unbekannt, wofür diese Gefäße dienten bzw. ob sie überhaupt einen allein ihnen zugewiesenen Zweck erfüllten, was mit dem Dekor assoziiert wurde bzw. wie und warum diese Verzierungsart entwickelt wurde. Die Auswertung einer in sich geschlossenen Keramikgruppe ist schon deshalb von Nutzen, da dadurch zukünftige Fundstücke eventuell viel schneller und leichter bewertet werden können. Zielführend wäre, wenn weitere Vorlagen bestimmter Materialgruppen folgen würden. Katalog In den Katalog wurden nur jene Stücke aufgenommen, die noch nicht publiziert worden sind. Ausnahmen bilden die Kat.-Nr. 1 und 3. Alle Fragmente sind der Feinkeramik zuzuordnen. Insgesamt handelt es sich um 11 Rand-, 3 Bodenund 90 Wandfragmente, die hier 73 Gefäßindividuen ausmachen. Drei sehr kleine Fragmente (Kat.-Nr. 57, 59, 73) sind nicht abgebildet und bei Kat.-Nr. 13, 43 und 49 nur die größeren Stücke. Die Farbbestimmung erfolgte nach den Munsell Soil-Color Charts (Revised Edition 2009), nur bei den drei stratifizierten Fragmenten von der Grabung Rennweg 44 (Kat.-Nr. 33, 34, 42) wurden die Revised Standard Soil Color Charts (1991) von M. Oyama und H. Takehara verwendet. Legionslager Kat.-Nr. 1 (Taf. 2 Abb. 10; 20) FO: Wien 1, Am Hof 2 [früher 14] (GC: 1914_01). – Inv.-Nr.: MV 22.462/1 Erh.: 1 BS. – Maße: BDm 3 cm, H (erh.) 5,4 cm, Wst ca. 0,2–0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – STyp: VTBD-D-1 Beschreibung: massives Boden-/Wandfragment eines kleinen, feinen, bauchigen Bechers mit deutlich abgesetztem Standring, auf dem Bauch flächendeckend tropfenförmige Barbotineelemente, diese schlampig, unregelmäßig, unterschiedlich geformt und groß (zum Teil sehr klein ca. 0,3 cm), auf das bereits mit einem Überzug versehene Gefäß gesetzt, der Übergang zur glatten Fußzone wird durch mehrere (Vor-)Ritzungen/Rillen markiert Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 7.5YR 7/4 (pink); matt
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Lit.: Gabler 1978, 230 K 211; Donat 1999, 36–41; 44 Abb. 7; 9,1; 15. Dat.: 2.–3. Jh. (nach Gabler) Kat.-Nr. 2 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 1, Salvatorgasse 8 (GC: 1911_01). – Inv.-Nr.: MV 26.747 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,6–0,7 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Schüssel, oben Reste eines einfachen Ratterdekors, gefolgt von geometrisch angeordneten, tropfenförmigen Barbotineelementen (hängendes Dreieck, Vertikalreihe); sekundär verbrannt oder stark verwittert? Oberfläche: rau. – Überzug: außen schlecht, innen gut erhalten; Farbe außen: 5YR 6/6 (reddish yellow), innen: 2.5YR 6/6 (light red); matt
Canabae Legionis Kat.-Nr. 3 (Taf. 1 Abb. 3) FO: Wien 1, Renngasse 1 (GC: 1907_06). – Inv.-Nr.: MV 9.668 Erh.: 1 RS. – Maße: RDm 9,6 cm, H (erh.) 6 cm, Wst ca. 0,2–0,3 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-1 Beschreibung: Randfragment eines sehr fein gearbeiteten, dünnwandigen, bauchigen Bechers, ausgebogener Rand, rundlich verdickte Lippe, durch eine feine Rille unterstrichen, der hohe Hals ist durch Rille von Schulter abgesetzt, auf der Schulter zartes Barbotine-Wellenrankendekor, darunter flächendeckend kleine und unregelmäßig ausgeführte, tropfenförmige Barbotineelemente Oberfläche: rau. – Überzug: besonders außen sehr gut aufgetragen und auch erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 5/8 (red), außen glänzend, innen matt. – Bearbeitungsspuren: auf der Innenseite Fingerabdrücke Lit.: Kenner 1909, 70 a; Fig. 33; Gabler 1978, 230 K 210; Donat 1999, 34; 37; 40 f. 44 Abb. 7; 9,2 Dat.: 2.–3. Jh. (nach Gabler) Kat.-Nr. 4 (Taf. 1) FO: Wien 1, Renngasse 9 (GC: 1992_04). – Inv.-Nr.: – Erh.: 1 RS. – Maße: RDm ca. 7 cm, Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: Randfragment eines bauchigen Bechers, fast gerader Rand, leichte Neigung nach innen, auf Hals sowie am Übergang zur Schulter Rille, auf dem Bauch flächendeckend zum Teil sich berührende, tropfenförmige Barbotineelemente, diese z. T. mit dünnen Spitzen Oberfläche: rau. – Überzug: schlecht erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (light red); außen zum Teil glänzend, innen matt Anm.: Aufstellung in Vitrine des Geschäftslokals Wipplingerstraße 27/Ecke Renngasse Lit.: Musilová/Turcˇ an et al. 2012, 21 (Abb.) Kat.-Nr. 5 (Taf. 5) FO: Wien 1, Renngasse 9 (GC: 1992_04). – Inv.-Nr.: – Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dünnwandiges Wandfragment wohl eines Bechers, flächendeckend zum Teil sich berührende, tropfenförmige Barbotineelemente, diese z. T. mit dünnen Spitzen, mehrere (Vor-) Ritzlinien, eine davon sehr ausgeprägt Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 5/8 (red); außen glänzend, innen matt Anm.: Aufstellung in Vitrine des Geschäftslokals Wipplingerstraße 27/Ecke Renngasse Lit.: Musilová/Turcˇ an et al. 2012, 21 (Abb.) Kat.-Nr. 6 (Taf. 5 Abb. 1) FO: Wien 1, Neuer Markt 9–13 (GC: 1984_03). – Inv.-Nr.: MV 30.169/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dickwandiges Wandfragment, anscheinend flächendeckend eher rundliche, tropfenförmige Barbotineelemente; stellenweise sekundär verbrannt Oberfläche: rau. – Überzug: sehr schlecht erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (light red); matt
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Taf. 1: Randfragmente der Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona. M 1:2 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug/ C. Litschauer/G. Reichhalter; Dig.: L. Dollhofer)
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Kat.-Nr. 7 (Taf. 2 Abb. 1) FO: Wien 1, Neuer Markt 10–11 (GC: 1897_25). – Inv.-Nr.: MV 576 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2–0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-1 Beschreibung: Wandfragment eines bauchigen Bechers, flächendeckend eher längliche, tropfenförmige Barbotineelemente, der Übergang zur glatten Fußzone wird durch eine plastische Leiste akzentuiert, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau? – Überzug: nicht gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 5/8 (red), innen: 2.5YR 6/6 (light red); außen glänzend (?), innen matt Anm.: Fragment sehr verschmutzt Kat.-Nr. 8 (Taf. 5 Abb. 1) FO: Wien 1, Neuer Markt (GC: 1975_09). – Inv.-Nr.: MV 9.012/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-6 Beschreibung: Wandfragment eines Bechers, flächendeckend tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (light red); matt Kat.-Nr. 9 (Taf. 5) FO: Wien 1, Neuer Markt (GC: 1975_09). – Inv.-Nr.: MV 9.012/412 Erh.: 3 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-6 Beschreibung: drei dickwandige Wandfragmente eines Bechers, flächendeckend tropfenförmiges Barbotinedekor, (Vor-)Ritzlinien; zum Teil sekundär verbrannt Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (light red); 2 WS außen glänzend, 1 WS matt Kat.-Nr. 10 (Taf. 3 Abb. 6) FO: Wien 1, Wipplingerstraße 25 (GC: 1896_11). – Inv.-Nr.: MV 30.213 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,5–0,7 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-5 Beschreibung: zwei dickwandige Wandfragmente einer zylindrischen Knickwandschüssel, Knick akzentuiert durch eine tiefe Rille und eingefasst von Ratterdekorband, darüber ein geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck, Vertikalreihe), oberhalb lockeres Ratterdekor, mehrere (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red); größeres Fragment matt, kleineres Fragment glänzend Kat.-Nr. 11 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 1, Wipplingerstraße 25 (GC: 1896_11). – Inv.-Nr.: MV 30.214 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-5 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment wohl einer zylindrischen Knickwandschüssel, unter zwei tiefen Rillen Ratterdekorband, auf diesem und darunter geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck, Vertikalreihe), (Vor-)Ritzlinie Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 5YR 6/8 (reddish yellow); matt Kat.-Nr. 12 (Taf. 3) FO: Wien 1, Wipplingerstraße 25 (GC: 1896_11). – Inv.-Nr.: MV 30.215 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,5–0,65 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Knickwandschale, unmittelbar über dem Knick einfaches Ratterdekor, darüber wohl geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor; extrem verwittert Oberfläche: sehr rau. – Überzug: schlecht erhalten; Farbe außen und innen (?): 10R 5/6 (red); matt? Kat.-Nr. 13 (Taf. 2 Abb. 1) FO: Wien 1, Augustinerstraße (GC: 1935_18). – Inv.-Nr.: MV 25.513 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,3–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-1 Beschreibung: zwei Wandfragmente eines bauchigen Bechers, flächendeckend tropfenförmige Barbotineelemente, diese zum Teil länglich (bis zu 0,16 cm), der Übergang zur glatten Fußzone wird durch eine plastische Leiste akzentuiert Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten; Farbe außen und innen: 10R 5/8, 4/8 (red); außen glänzend (?), innen matt
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Taf. 2: Boden-/Wandfragmente der Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona. M 1:2 (Zeichnungen: G. Reichhalter; Dig.: L. Dollhofer) Kat.-Nr. 14 (Taf. 5 Abb. 1) FO: Wien 1, Freyung 7 (GC: 1907_45). – Inv.-Nr.: MV 25.061 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 10R 5/8 (red); matt Kat.-Nr. 15 (Taf. 2 Abb. 10) FO: Wien 1, Fleischmarkt 17 (GC: 1909_03). – Inv.-Nr.: MV 424 Erh.: 1 BS. – Maße: BDm 3,7 cm, H (erh.) 6,3 cm,Wst ca. 0,3–0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SG: C Beschreibung: Boden-/Wandfragment eines feinen, bauchigen Bechers mit abgesetztem Standring, auf dem Bauch flächendeckend tropfenförmige Barbotineelemente, diese verschieden groß und unterschiedlich geformt, sowohl senkrecht als auch im unteren Bereich schräg ausgerichtet, auf das bereits mit Überzug versehene Gefäß aufgetragen, am Übergang zur glatten Fußzone begrenzt durch plastische Leiste, darunter Rillen Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red), 5/8 (red); matt Bearbeitungsspuren: unten am Boden kleine Tonklumpen, Standring scheint händisch nachbearbeitet bzw. angefertigt worden zu sein Kat.-Nr. 16 (Taf. 5 Abb. 1) FO: Wien 1, Schenkenstraße 4 (GC: 1971_07). – Inv.-Nr.: MV 36.160/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3–0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen (?): 10R 5/8 (red); glänzend Kat.-Nr. 17 (Taf. 5) FO: Wien 1, Michaelerplatz (GC: 1992_01). – Inv.-Nr.: MV 94.876/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: red. ox., sehr klar abgegrenzter grauer Kern
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Beschreibung: Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor, mehrere (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red), innen: 2.5YR 5/8 (red); matt Anm.: ohne Kleinfundnr. Kat.-Nr. 18 (Taf. 5) FO: Wien 1, Michaelerplatz (GC: 1992_01). – Inv.-Nr.: MV 94.876/2 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: kleines, dünnwandiges Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten, fleckig; Farbe außen und innen: 10R 6/8 (light red); matt Anm.: ohne Kleinfundnr. Kat.-Nr. 19 (Taf. 5 Abb. 11) FO: Wien 1, Michaelerplatz (GC: 1992_01). – Inv.-Nr.: MV 94.878 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-6 Beschreibung: Wandfragmente, flächendeckend zum Teil sich berührende, tropfenförmige Barbotineelemente, diese eng gesetzt, auffallend langgezogen (16 ca. 2,5 cm) mit feiner Spitze Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 5/8 (red); matt Anm.: Kleinfundnr. MP 84/3 und 84/48 Kat.-Nr. 20 (Taf. 1 Abb. 22) FO: Wien 1, Michaelerplatz (GC: 1992_01). – Inv.-Nr.: MV 94.888 Erh.: 1 RS. – Maße: RDm 9 cm, H (erh.) 4,2 cm, Wst ca. 0,5 cm. – Brennatmosphäre: red. ox., sehr klar abgegrenzter grauer Kern. – STyp: VTBD-F-1 Beschreibung: dickwandiges Randfragment eines Bechers mit Schrägrand, am Übergang zur Schulter feine Rille, darunter tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red), innen: 2.5YR 6/6 (light red); leicht glänzend Anm.: Kleinfundnr. MP 1256/21
Zivilsiedlung Kat.-Nr. 21 (Taf. 3) FO: Wien 3, Rennweg 14 (GC: 1904_14). – Inv.-Nr.: MV 30.203 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer wohl zylindrischen Knickwandschüssel, geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck, evtl. Vertikalreihe), (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 5/8 (red); matt? Kat.-Nr. 22 (Taf. 5 Abb. 1) FO: Wien 3, Rennweg 14 (GC: 1904_14). – Inv.-Nr.: MV 34.346 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2–0,3 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-1 Beschreibung: Wandfragment eines bauchigen Bechers, oben mit feiner, horizontaler Rille, darunter flächendeckend tropfenförmige Barbotineelemente, diese langgezogen und breit (ca. 0,10 cm breit), (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: glatt. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 5/6, 5/8 (red), innen: 10R 5/8, 4/8 (red); außen glänzend, innen matt Bearbeitungspuren: bei manchen Barbotinetropfen Bearbeitungsspuren bzw. Produktionsspuren zu sehen Kat.-Nr. 23 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.137/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3–0,7 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 4 Beschreibung: dickwandiges Hals-/Schulterfragment wohl eines Bechers, auf der Schulter sehr feingliedriges Ratterdekorband, darunter tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red); glänzend
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Taf. 3: Wandfragmente offener Gefäßformen mit geometrischem Muster aus Vindobona. M 1:2 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug/C. Litschauer/ G. Reichhalter; Dig.: L. Dollhofer) Kat.-Nr. 24 (Taf. 5) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.137/501 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,25 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines, dünnwandiges Wandfragment, tropfenförmige Barbotineelemente, diese sehr klein, auf das bereits mit einem Überzug/Tonschlicker versehene Gefäß aufgebracht Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten, eher Tonschlicker; Farbe außen: 5YR 7/8 (reddish yellow); matt Kat.-Nr. 25 (Taf. 3) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.325/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Schale, in der Mitte Umriss eines abgeplatzten Barbotine-Hufeisens, links davon zwei untereinander liegende und rechts nur mehr ein tropfenförmiges Barbotineelement erhalten, darunter Ratterdekor, (Vor-)Ritzlinien; stellenweise sekundär verbrannt? Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nicht sehr gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red), innen: 10R 6/8 (light red); matt Kat.-Nr. 26 (Taf. 5 Abb. 1) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.370/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,25 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dünnwandiges Wandfragment eines sorgfältig gearbeiteten, kleinen, bauchigen Bechers, flächendeckend tropfenförmiges Barbotinedekor, auch ein einziger Barbotinepunkt (?) erhalten Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten, innen nicht flächendeckend, klare Abgrenzung von Fläche mit und ohne Überzug; Farbe außen und innen: 10R 5/8 (red); matt Kat.-Nr. 27 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.432/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2–0,3 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines, dünnwandiges Wandfragment, sehr kleine, nicht sehr sorgfältig ausgeführte, tropfenförmige Barbotineelemente, evtl. nicht flächendeckend gesetzt, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: sehr schlecht erhalten? Kat.-Nr. 28 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.475/537 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 4 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment eines Bechers, breites Ratterdekor, darunter zwei vereinzelte, tropfenförmige Barbotineelemente und eine breite Rille Oberfläche: außen und innen glatt. – Überzug: nur außen, nicht gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red)? glänzend Anm.: viell. dasselbe Gefäß wie Kat.-Nr. 29 und 30 Kat.-Nr. 29 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.475/538 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 4 Beschreibung: Wandfragment wohl eines Bechers, Reste eines Ratterdekors sowie einzelne tropfenförmige Barbotineelemente Oberfläche: außen und innen glatt. – Überzug: nur außen, nicht gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red)? glänzend Anm.: viell. dasselbe Gefäß wie Kat.-Nr. 28 und 30 Kat.-Nr. 30 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.475/539 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 4 Beschreibung: Wandfragment wohl eines Bechers, anscheinend geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck), (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: außen und innen glatt. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red); glänzend Anm.: viell. dasselbe Gefäß wie Kat.-Nr. 28 und 29 Kat.-Nr. 31 (Taf. 4 Abb. 4; 17) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.830/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,55 cm. – Brennatmosphäre: ox. – STyp: VTBD-A-2 Beschreibung: dickwandiges Hals-/Schulter-/Wandfragment eines bauchigen Großbechers, im oberen Teil (Übergang vom Rand zur Schulter) plastische Leiste mit Querstrichen, evtl. nicht durchlaufend, auf Schulter/Bauch drei feingliedrige, lockere Ratterdekorbänder, geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck, Vertikalreihe), (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, innen zum Teil nur heruntergeronnen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red); matt
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Taf. 4: Wandfragmente geschlossener Gefäßformen mit geometrischem Muster aus Vindobona. M 1:2 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug/ C. Litschauer/G. Reichhalter; Dig.: L. Dollhofer) Kat.-Nr. 32 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.265/504+38.271/500+38.316/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox.? sekundär verbrannt? Beschreibung: Wandfragment, Reste von Ratterdekor sowie evtl. zwei Barbotinehalbkreise und anscheinend drei senkrechte Reihen aus kleinen, locker gesetzten, tropfenförmigen Barbotineelementen, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: –. – Überzug: nur außen; Farbe außen: 7.5YR 4/2 (brown)? glänzend? Kat.-Nr. 33 (Taf. 5) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01); Verfüllung von GR100. – Inv.-Nr.: MV 38.484/ 503 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: kleines Wandfragment mit Halsansatz eines Bechers, Hals durch markanten Knick bzw. Rille von Schulter abgesetzt, darunter längliche, tropfenförmige Barbotineelemente Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (orange); außen glänzend, innen matt Dat.: ca. 2. Jh.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Kat.-Nr. 34 (Taf. 1) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01); Verfüllung des Brunnens GR1. – Inv.-Nr.: MV 38.806/500, 38.811/529 Erh.: 1 RS, 1 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: RDm (?), H (erh.) 6,2 cm, Wst ca. 0,35 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: Rand- und Wandfragmente eines dünnwandigen, bauchigen Bechers mit leicht ausgebogenem Rand und rundlich verdickter Lippe, betont durch Rille und feine plastische Leiste, hoher Hals durch markanten Knick bzw. Rille von Schulter abgesetzt, auf dem Bauch flächendeckend tropfenförmiges Barbotinedekor, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten, innen nicht sorgfältig aufgetragen; Farbe außen: 5YR 5/3 (dull reddish brown), innen: 2.5YR 6/8 (orange); außen metallisch glänzend, innen matt Anm.: bei R. Sauer (Probe Nr. 49) Dat.: ca. 2. Jh. Kat.-Nr. 35 (Taf. 6 Abb. 12) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.031/502 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: kleines Wandfragment mit relativ großen, rundlichen, tropfenförmigen Barbotineelementen, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, nicht gut erhalten; Farbe außen: 2.5Y 4/1 (dark gray); matt Kat.-Nr. 36 (Taf. 6 Abb. 12) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.243/502 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,25 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: sehr kleines, dünnwandiges Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor, (Vor-)Ritzlinie Oberfläche: glatt. – Überzug: nur außen, sehr schlecht erhalten; Farbe außen: 2.5Y 4/1 (dark gray); matt Kat.-Nr. 37 (Taf. 6 Abb. 12) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38. 250/507, 38.265/500 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinliche dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,3–0,4 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: Wandfragmente eines Bechers, auf der abgesetzten Schulter feines Ratterdekorband, darunter wohl geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: glatt. – Überzug: nur außen, nicht sehr gut erhalten; Farbe außen: 2.5Y 4/1 (dark gray); glänzend Kat.-Nr. 38 (Taf. 6 Abb. 12) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.265/501 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: sehr kleines Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor, (Vor-)Ritzlinie Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, nicht gut erhalten; Farbe außen: 2.5Y 5/1 (gray); glänzend Kat.-Nr. 39 (Taf. 6 Abb. 12) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.265/502, 503 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,3 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: Wandfragmente eines Bechers, auf der abgesetzten Schulter feines Ratterdekorband, darunter wohl geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor, (Vor-)Ritzlinie Oberfläche: glatt. – Überzug: nicht gut erhalten, innen nicht flächendeckend?; Farbe außen und innen: 10YR 4/1 (dark gray); matt Kat.-Nr. 40 (Taf. 6 Abb. 9; 21) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.312/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3–0,4 cm. – Brennatmosphäre: red. – STyp: VTBD-E-1 Beschreibung: Wandfragment eines bauchigen Bechers, auf abgesetzter Schulter feines Ratterdekorband, darunter zwei vertikal angeordnete Barbotine-Medaillons (plastische Kreise mit erhabenem Mittelpunkt), rechts davon Rest eines tropfenförmigen Barbotineelements Oberfläche: außen sehr glatt, innen glatt. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5Y 3/1 (very dark gray); glänzend
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Taf. 5: Wandfragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona. M 1:2 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug/C. Litschauer/G. Reichhalter; Dig.: L. Dollhofer) Kat.-Nr. 41 (Taf. 6 Abb. 12) FO: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01). – Inv.-Nr.: MV 38.312/501+38.324/500 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,35 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: Wandfragment eines Bechers, auf abgesetzter Schulter breites, feines Ratterdekorband, darunter tropfenförmiges Barbotinedekor sowie Reste evtl. eines Barbotine-Medaillons (plastischer Kreis mit erhabenem Mittelpunkt) Oberfläche: glatt. – Überzug: nur außen, nicht sehr gut erhalten; Farbe außen: 10YR 3/1 (very dark gray); glänzend Kat.-Nr. 42 (Taf. 6) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 44 (GC: 1990_01); Verfüllung von GR32. – Inv.-Nr.: MV 38.665/ 505 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2–0,4 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: Wandfragment aus dem Bodenbereich eines Bechers, mehrere (Vor-)Ritzlinien und zwei tiefere Rillen am Übergang zur glatten Fußzone, auf der Wand flächendeckend tropfenförmige Barbotineelemente, diese werden zum Fuß hin weniger und kleiner Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 10YR 4/1 (brownish gray); glänzend Anm.: bei R. Sauer (Probe Nr. 50) Dat.: ca. 2. Jh.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Kat.-Nr. 43 (Taf. 4) FO: Wien 3, Rennweg 58 (GC: 1912_24). – Inv.-Nr.: MV 1.940 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,55 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandige Hals-/Schulter-/Wandfragmente eines Bechers mit plastischer Leiste, diese mit Querkerben, darunter auf der Schulter ein breites, feines Ratterdekorband gefolgt von einem geometrisch angeordneten, tropfenförmigen Barbotinedekor (hängendes Dreieck) Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, nur sehr wenig erhalten; Farbe außen: 10R 4/8 (red); matt? Kat.-Nr. 44 (Taf. 1) FO: Wien 3, Rennweg 58 (GC: 1912_24). – Inv.-Nr.: MV 1.941 Erh.: 1 RS. – Maße: RDm 18 cm, H (erh.) 10,1 cm, Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandiges Rand-/Wandfragment einer zylindrischen Knickwandschüssel mit geradem, gerundetem, verdicktem Rand, im oberen Wandteil schmales, dichtes Ratterdekorband, darunter geometrisch angeordnetes Barbotinedekor (hängendes Dreieck), darunter eine zweites lockeres Ratterdekorband, das den nur mehr im Ansatz erhaltenen Wandknick markiert, (Vor-)Ritzungen Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, schlecht erhalten, innen hineingeronnen; Farbe außen: 10R 6/8 (light red); glänzend Kat.-Nr. 45 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 3, Rennweg 58 (GC: 1912_24). – Inv.-Nr.: MV 1.942 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Schüssel, geometrisch angeordnete, tropfenförmige Barbotineelemente (hängendes Dreieck), diese unterschiedlich groß (ca. 0,8–1,8 cm), (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 10R 5/8 (red); matt Kat.-Nr. 46 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 3, Rennweg 58 (GC: 1912_24). – Inv.-Nr.: MV 1.943 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Knickwandschüssel, geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck), Betonung des Wandknicks durch ein einfaches Ratterdekor, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 5/8 (red); glänzend Kat.-Nr. 47 (Taf. 4 Abb. 2) FO: Wien 3, Rennweg 92–102/Aspangstraße (GC: 1907_22). – Inv.-Nr.: MV 30.204 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3–0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-3 Beschreibung: Wandfragment mit geometrisch angeordnetem, tropfenförmigem Barbotinedekor (hängendes Dreieck) Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 4/8 (red); leicht glänzend? Anm.: Beschriftung auf Rückseite „Aspang BHF 2. Töpferofen“ Kat.-Nr. 48 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 3, Rennweg 92–102/Aspangstraße (GC: 1907_22). – Inv.-Nr.: MV 30.205 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-3 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer wohl zylindrischen Schüssel, geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck), darunter einfaches Ratterdekor Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, nicht gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 5/8 (red); glänzend Anm.: Beschriftung auf Rückseite „Aspang BHF 2. Töpferofen“ Kat.-Nr. 49 (Taf. 1) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 93A/Landstraßer Hauptstraße 148B (GC: 2010_03); Abschnitt 1 Befund 9, Verf. Grube. – Inv.-Nr.: MV 92.019/1–4
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Taf. 6: Reduzierend gebrannte Wandfragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor aus Vindobona. M 1:2 (Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug/ C. Litschauer; Dig.: L. Dollhofer) Erh.: 1 RS, 3 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: RDm ca. 8 cm, Wst ca. 0,3– 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SG: B Beschreibung: Rand- und Wandfragmente eines bauchigen Bechers mit leicht ausgebogenem Rand, rundlich verdickter Lippe, durch darunterliegende tiefe Rille unterstrichen, hohe Halspartie, durch feine Rille und Abstufung von Schulter abgesetzt, auf Schulter Ratterdekorband, teilweise darauf und darunter wohl geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor, feine (Vor-)Ritzlinie Oberfläche: rau. – Überzug: schlecht erhalten; Farbe außen und innen: 10R 5/8 (red); außen glänzend, innen matt Dat.: vor 180 n. Chr. Kat.-Nr. 50 (Taf. 5) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 93A/Landstraßer Hauptstraße 148B (GC: 2010_03); Abschnitt 1 Befund 9, Verf. Grube. – Inv.-Nr.: MV 92.010/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dünnwandiges Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (light red); außen glänzend, innen matt Dat.: vor 180 n. Chr. Kat.-Nr. 51 (Taf. 6) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 93A/Landstraßer Hauptstraße 148B (GC: 2010_03); Abschnitt 1 Befund 9, Verf. Grube. – Inv.-Nr.: MV 92.010/2 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2–0,35 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: kleines Wandfragment wohl einer Schale mit Ratterdekor und tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: glatt? – Überzug: sehr schlecht erhalten; Farbe außen: 10YR 2/1 (black), innen: ?; außen glänzend, innen? Dat.: vor 180 n. Chr. Kat.-Nr. 52 (Taf. 1 Abb. 13) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 93A/Landstraßer Hauptstraße 148B (GC: 2010_03); Abschnitt 1 Befund 9, Verf. Grube. – Inv.-Nr.: MV 92.010/3 Erh.: 1 RS. – Maße: RDm 13 cm, Wst ca. 0,3 cm. – Brennatmosphäre: red.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Beschreibung: Randfragment einer wohl zylindrischen Schale mit leicht ausgebogenem, ausschwingendem Rand, durch drei tiefe, breite Furchen gegliedert, darunter einfaches, grobes Ratterdekor bzw. einfache, schräge, grobe Striche sowie geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck), (Vor-)Ritzlinien, eine kurze Vertikalrille Oberfläche: rau. – Überzug: sehr schlecht erhalten; Farbe außen: 10YR 2/1 (black), innen: (?); außen glänzend, innen? Dat.: vor 180 n. Chr. Kat.-Nr. 53 (Taf. 6) FO/Befund: Wien 3, Rennweg 93A/Landstraßer Hauptstraße 148B (GC: 2010_03); Abschnitt 1 Befund 6. – Inv.-Nr.: MV 92.013/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,2–0,4 cm. – Brennatmosphäre: red. Beschreibung: dünnwandiges Wandfragment einer zylindrischen Schale mit Ratterdekor, darunter schlampig ausgeführtes, geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor, (Vor-) Ritzlinie Oberfläche: glatt. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 10YR 2/1 (black); glänzend Kat.-Nr. 54 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 3, Klimschgasse 2–14 (GC: 1909_01). – Inv.-Nr.: MV 30.206 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4–0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer wohl zylindrischen Schüssel, nach einem markanten Schulterabsatz Rille, darunter feines Ratterdekorband sowie geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck) Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, gut erhalten; Farbe außen: 10R 6/8 (light red), 5/8 (red); glänzend Kat.-Nr. 55 (Taf. 3 Abb. 2) FO: Wien 3, Klimschgasse 2–14 (GC: 1909_01). – Inv.-Nr.: MV 30.207 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,6–0,7 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: extrem dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Schüssel, oben Rille, darunter geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck) Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten, innen nicht flächendeckend; Farbe außen und innen (?): 2.5YR 6/8 (light red); matt Kat.-Nr. 56 (Taf. 1 Abb. 18) FO/Befund: Wien 3, Klimschgasse 19–21 (GC: 2004_08); Verfüllung Graben 7. – Inv.-Nr.: MV 40.001/12, 16, 22, 55, 69, MV 40.097/407, 428, 449, 451, 458, 493, 495, 499, 509, 510, 511, 568 Erh.: 2 RS, 15 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: RDm (außen) 9 cm, Wst ca. 0,3–0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. – STyp: VTBD-B-1 Beschreibung: Rand- und Wandfragmente eines bauchigen Bechers mit leicht ausgebogenem Rand, hohe, fast zylindrische Halspartie durch Rille von Schulter abgesetzt, auf Schulter feines Ratterdekorband, auf dem Bauch wohl geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor, im unteren Gefäßteil feines Ratterdekorband Oberfläche: rau. – Überzug: sehr schlecht erhalten; Farbe außen und innen: 10R 5/8, 4/8 (red); matt? Anm.: bei MV 40.001/16 Überzug nur innen erhalten, höchstwahrscheinlich abgerieben Kat.-Nr. 57 FO: Wien 3, Klimschgasse 40 (GC: 2005_06). – Inv.-Nr.: MV 40.380/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotindekor Oberfläche: rau. – Überzug: fast nichts erhalten; Farbe außen: 10R 5/8 (red)? innen?; außen: matt, innen? Kat.-Nr. 58 (Taf. 3) FO/Befund: Wien 3, Klimschgasse 40 (GC: 2005_06); Verfüllung Graben 379. – Inv.-Nr.: MV 40.430/6 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,3–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SG: B
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Beschreibung: Wandfragment einer wohl zylindrischen Knickwandschüssel, anscheinend geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor, darunter Ratterdekor, welches den Wandknick markiert, (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, sehr schlecht erhalten; Farbe außen: 10R 5/8 (red); matt Kat.-Nr. 59 FO/Befund: Wien 3, Klimschgasse 40 (GC: 2005_06); Verfüllung Graben 379. – Inv.-Nr.: MV 40.432/2 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst nicht bestimmbar, weil abgeplatzt. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen gut erhalten, Farbe außen: 10R 5/8 (red); glänzend? Kat.-Nr. 60 (Taf. 3) FO/Befund: Wien 3, Klimschgasse 40 (GC: 2005_06); Verfüllung Graben 379. – Inv.-Nr.: MV 40.441/8 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: dickwandiges Wandfragment wohl mit einer Vertikalreihe aus tropfenförmigen Barbotineelementen Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, sehr schlecht erhalten; Farbe außen: 10R 5/8 (red); matt Kat.-Nr. 61 (Taf. 4 Abb. 2) FO: Wien 3, Keilgasse 2–6 (GC: 1910_27). – Inv.-Nr.: MV 1.617 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,4–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: dickwandiges Wandfragment eines Bechers, zwei Ratterdekorbänder, auf diesen ein geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck, Vertikalreihe), (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: gut erhalten, innen nicht flächendeckend; Farbe außen: 10R 6/8 (light red), innen (?): 2.5YR 6/8 (light red); glänzend Kat.-Nr. 62 (Taf. 3) FO: Wien 3, Keilgasse 2–6 (GC: 1910_27). – Inv.-Nr.: MV 30.201 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,45 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines, dickwandiges Wandfragment mit breitem, feinem Ratterdekor, darauf geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: glatt. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen: 5YR 6/8 (reddish yellow), innen: 2.5YR 6/ 8 (light red); außen glänzend, innen matt Kat.-Nr. 63 (Taf. 2) FO: Wien 3, Keilgasse 2–6 (GC: 1910_27). – Inv.-Nr.: MV 21.729 Erh.: 1 BS. – Maße: BDm 5 cm, H (erh.) 2,5 cm, Wst ca. 0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-1 Beschreibung: dickwandiges Boden-/Wandfragment eines Bechers mit abgesetztem Standring, darüber tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten, innen evtl. nicht flächendeckend; Farbe außen und innen: 2.5YR 5/8, 4/8 (red); matt Bearbeitungsspuren: Fingerabdrücke auf der Außenseite Kat.-Nr. 64 (Taf. 4 Abb. 2) FO: Wien 3, Keilgasse 2–6 (GC: 1910_27). – Inv.-Nr.: MV 21.746/2 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,25–0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2 Beschreibung: Wandfragment eines Bechers, auf dem Bauch geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck, Vertikalreihe), darunter und darüber (?) Ratterdekor, mehrere (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: außen zum Teil glatt, innen rau. – Überzug: nur außen, schlecht erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red); glänzend Kat.-Nr. 65 (Taf. 3) FO: Wien 3, Hohlweggasse 1–3/Obere Bahngasse 12–14 (GC: 1905_26). – Inv.-Nr.: MV 30.200/1 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A- 2
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
Beschreibung: dickwandiges Wandfragment einer zylindrischen Schüssel, glatte Zone, darunter erhabene Leiste, gefolgt von einer breiten Rille, darunter geometrisch angeordnetes, tropfenförmiges Barbotinedekor (hängendes Dreieck?), (Vor-)Ritzlinie; stark verwittert Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen: 2.5YR 5/8 (red), innen: (?); matt Kat.-Nr. 66 (Taf. 5) FO: Wien 3, Hohlweggasse 1–3/Obere Bahngasse 12–14 (GC: 1905_26). – Inv.-Nr.: MV 30.200/2 Erh.: 3 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,5–0,6 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: drei kleine, dickwandige Wandfragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen: 2.5YR 6/8 (light red); außen glänzend, innen matt Kat.-Nr. 67 (Taf. 1) FO: Wien 3, Hohlweggasse 1–3/Obere Bahngasse 12–14 (GC: 1905_26). – Inv.-Nr.: MV 30.208/1 Erh.: 1 RS. – Maße: RDm (?), H (erh.) ca. 3,5 cm, Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: Randfragment eines Bechers mit ausgebogenem Rand, rundlich verdickter Lippe, durch darunterliegende tiefe Rille unterstrichen, hoher Hals durch breite, seichte Rille von Schulter abgesetzt, auf Schulter tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: nicht gut erhalten; Farbe außen und innen: 10R 5/8 (red); außen glänzend, innen matt Kat.-Nr. 68 (Taf. 5) FO: Wien 3, Hohlweggasse 1–3/Obere Bahngasse 12–14 (GC: 1905_26). – Inv.-Nr.: MV 30.208/2 Erh.: 2 WS, höchstwahrscheinlich dasselbe Gefäß. – Maße: Wst ca. 0,4 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: zwei kleine Wandfragmente mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: außen glatt, innen rau. – Überzug: nicht gut erhalten; Farbe außen: 10R 5/8 (red), innen: 10R 5/6 (red); außen glänzend, innen matt Kat.-Nr. 69 (Taf. 5 Abb. 1) FO/Befund: Wien 3, Steingasse 27 (GC: 1996_03); Verfüllung Graben 3. – Inv.-Nr.: MV 99.973 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,35 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines Wandfragment mit relativ großen (ca. 1,7 cm lang, ca. 0,8 cm breit), tropfenförmigen Barbotineelementen Oberfläche: rau. – Überzug: nicht sehr gut erhalten; Farbe außen und innen: 10R 5/8 (red); außen glänzend, innen matt Kat.-Nr. 70 (Taf. 1) FO: Wien 3, Kleistgasse 2–14 (GC: 1909_??). – Inv.-Nr.: MV 31.717 Erh.: 1 RS. – Maße: RDm 9,6 cm, H (erh.) 4,4 cm, Wst ca. 0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SUG: A-1 Beschreibung: Randfragment eines dickwandigen, bauchigen Bechers mit ausgebogenem Rand, rundlich verdickter Lippe, durch darunterliegende Rille unterstrichen, hoher Hals durch breite Rille von Schulter abgesetzt, auf Schulter tropfenförmiges Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: schlecht erhalten; Farbe außen und innen: 10R 6/8 (light red), 5/8 (red); matt Kat.-Nr. 71 (Taf. 4 Abb. 8; 19) FO/Befund: Wien 3, Schützengasse 24/Rennweg 57 (GC: 2005_01); Bef.-Nr. 59/60/65, Planierung am Ende von Phase 2. – Inv.-Nr.: MV 70.155/20 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,25–0,35 cm. – Brennatmosphäre: ox. – STyp: VTBD-C-1 Beschreibung: dünnwandiges Wandfragment wohl eines Bechers mit anscheinend geometrisch angeordnetem, tropfenförmigem Barbotinedekor (hängendes Dreieck?), daneben eine Reihe kleiner Barbotinepunkte, sehr feine (Vor-)Ritzlinien Oberfläche: rau. – Überzug: keiner Bearbeitungsspuren: stellenweise beschädigt! Dat.: 3. Jh.
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E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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Kat.-Nr. 72 (Taf. 5) FO/Befund: Wien 3, Schützengasse 24/Rennweg 57 (GC: 2005_01); Löss-/Lehmplanierung, Phase 2. – Inv.-Nr.: MV 70.304/22 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,5 cm. – Brennatmosphäre: ox. – SG: C Beschreibung: dickwandiges Wandfragment mit tropfenförmigen Barbotineelementen, diese langgezogen mit sehr feinen Spitzen, am unteren Ende deutliche Kante/tiefe Rille, höchstwahrscheinlich der Übergang zum Bodenbereich Oberfläche: rau. – Überzug: gut erhalten; Farbe außen und innen: 5YR 6/6 (reddish yellow); außen und innen matt Dat.: spätestens 180 n. Chr. Kat.-Nr. 73 FO/Befund: Wien 3, Schützengasse 24/Rennweg 57 (GC: 2005_01); Bef.-Nr. 77, LZ Planierung, Zerstörung Phase 2. – Inv.-Nr.: MV 71.105/2 Erh.: 1 WS. – Maße: Wst ca. 0,35 cm. – Brennatmosphäre: ox. Beschreibung: sehr kleines Wandfragment mit tropfenförmigem Barbotinedekor Oberfläche: rau. – Überzug: nur außen, sehr schlecht erhalten; Farbe außen: 2.5YR 6/8 (light red); außen matt?
Abgekürzt zitierte Literatur und Typenansprachen ADLER-WÖLFL 2003 – K. Adler-Wölfl, Die römische Siedlung von Wien-Unterlaa (Grabungen 1974–1999) (Diss. Univ. Wien 2003). ADLER-WÖLFL 2010 – K. Adler-Wölfl, Keramik. In: M. Mosser et al., Die römischen Kasernen im Legionslager Vindobona. Die Ausgrabungen am Judenplatz in Wien in den Jahren 1995–1998. MSW 5/I–II (Wien 2010) 267–508. AR – Rütti 1991. BÁNKI 1979 – Zs. Bánki in: J. Fitz et al., Forschungen in Gorsium im Jahre 1976. Alba Regia 17, 1979, 205–213. BAR. – L. Barkóczi, Pannonische Glasfunde in Ungarn. Studia Arch. 9 (Budapest 1988). BAUMANN 2010 – V. H. Baumann, Introducere în studiul ceramicii fine de la Noviodvnvm. Peuce S. N. 8, 2010, 109–146. BERGER 1960 – L. Berger, Römische Gläser aus Vindonissa. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 4 (Basel 1960). BERTRAND 2000 – E. Bertrand, La production des céramiques à paroi fine à Lyon. Les céramiques attribuées ou apparentées à l’atelier de la Butte (typologie, chronologie et diffusion). Bd. 1–2 (Diss. Univ. Louis Lumière Lyon 2000). BRULET ET AL. 2012 – R. Brulet/F. Vilvorder/R. Delage, La céramique Romaine en Gaule du Nord. Dictionnaire des céramiques (Turnhout 2012). CONSP. – Ettlinger 1990. DÉCH. – J. Déchelette, Les vases céramiques ornés de la Gaule romaine (Narbonnaise, Aquitaine, Lyonnaisse) (Paris 1904). DONAT 1999 – P. Donat, Feinkeramik aus Vindobona – Hinweise auf eine lokale Produktion? FWien 2, 1999, 32–46. DONAT ET AL. 2003 – P. Donat/S. Sakl-Oberthaler/H. Sedlmayer, Die Werkstätten der canabae legionis von Vindobona. Befunde und Funde der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991) – Teil 1. FWien 6, 2003, 4–57. DONAT ET AL. 2005 – P. Donat/S. Sakl-Oberthaler/H. Sedlmayer et al., Die Wohnbereiche der canabae legionis von Vindobona. Befunde und Funde der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991) – Teil 2. FWien 8, 2005, 24–90. DRAG. – H. Dragendorff, Terra Sigillata, ein Beitrag zur Geschichte der griechischen und römischen Keramik. Bonner Jahrb. 96, 1895, 18–155. DREXEL – F. Drexel, Das Kastell Faimingen. ORL B 35 (Heidelberg 1911). ELEFTHERIADOU 2012 – E. Eleftheriadou, Römische Keramik mit schrägen Furchen aus Pannonien. FWien 15, 2012, 120–150. ETTLINGER 1990 – E. Ettlinger (Hrsg.), Conspectus formarum terrae sigillatae Italico modo confectae. Mat. röm.-germ. Keramik 10 (Bonn 1990). FÉNYES 2003 – G. Fényes, Untersuchungen zur Keramikproduktion von Brigetio. Acta Arch. Acad. Scien. Hungaricae 54, 2003, 101– 163. GABLER 1978 – D. Gabler, Die Keramik von Vindobona. In: Vindobona – die Römer im Wiener Raum. 52. Sonderausst. HMW (Wien 1978) 118–136; 215–243. GABLER 2004 – D. Gabler, Zur frühen Terra Sigillata der Zivilsiedlung von Vindobona. In: Ausgewählte Funde vom Rennweg 44 in Wien. WAS 6 (Wien 2004) 103–161. GARBSCH 1982 – J. Garbsch, Terra Sigillata. Ein Weltreich im Spiegel seines Luxusgeschirrs. Ausstellungskat. Prähist. Staatsslg. 10 (München 1982). GASSNER 1992 – V. Gassner, Feinware in Carnuntum. Import und lokale Produktion. In: RCRF Acta 31/32 (1992) 445–463. GASSNER/JILEK/SAUER 1997 – V. Gassner/S. Jilek/R. Sauer, Der Töpferofen von Carnuntum. In: H. Stiglitz (Hrsg.), Das Auxiliarkastell Carnuntum 1. Forschungen 1977–1988. SoSchrÖAI 29 (Wien 1997) 179–268.
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Aufsätze
E. Eleftheriadou, Römische Gefäßkeramik mit tropfenförmigem Barbotinedekor
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R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
Eine italische Reibschüssel in Vindobona – ein bisher einzigartiges römerzeitliches Produkt in Wien Rita Chinelli/Christoph Öllerer Einleitung (Ch. Öllerer) Anlässlich der geplanten Unterkellerung des Hofes des Gebäudes der Universität für angewandte Kunst (Wien 1, Oskar-Kokoschka-Platz 2) zur Errichtung neuer Depoträume wurden mehrere Schächte angelegt und Kernbohrungen durchgeführt, die die Beschaffenheit des Untergrundes und die Fundamenttiefen des Baubestandes abklären sollten. Die Stadtarchäologie Wien war in diese Arbeiten des Jahres 2012 eingebunden. 1 Aufgrund der Enge der Schnitte und des Umstandes, dass ständig gepölzt werden musste, war die Aufnahme einer Schichtenabfolge nicht möglich. Die anwesenden Archäologen und Archäologinnen beschränkten sich daher auf die Beobachtung des Aushubes, das Aufsammeln von Funden und – sofern möglich – auf die Dokumentation der Fundtiefen. So sollten einerseits Überschüttungen, andererseits der zeitliche Rahmen allfällig vorhandener früherer Siedlungsspuren und die Tiefe des Fundhorizontes erhoben werden. Topographie und Bodenverhältnisse Das Gelände liegt am Ostrand der Stadtterrasse, im Alluvialbereich des Wienflusses. Wegen des Geländeabfalles lag das ursprüngliche Oberflächenniveau hier deutlich tiefer als im Bereich der Innenstadt. Erst im Zuge des Ausbaus der Wiener Stadtbefestigung nach der Türkenbelagerung des Jahres 1529 2 und der damit verbundenen Anlage des Glacis wurde das Areal mit Aufschüttungen und Einplanierungen angeglichen, bei der Errichtung des hier behandelten gründerzeitlichen Gebäudes kam es erneut zu Aufplanierungen. So ließen sich Überschüttungen von bis zu 3 m Höhe erkennen, eine detaillierte Schichtenabfolge war aus genannten Gründen jedoch nicht zu beobachten. Das Fundmaterial daraus kann nicht vor dem 19. Jahrhundert datiert werden. Unterhalb dieser massiven Planierschichten waren Schwemmschichten des bis 1895 unregulierten Wienflusses festzustellen. Römisches Fundhoffnungsgebiet In römischer Zeit lag das betroffene Areal in oder knapp außerhalb der Lagersiedlung, den canabae legionis. 3 Teile davon sind in unmittelbarer Nähe nachgewiesen. So wurden beim benachbarten Museum für angewandte Kunst (Stubenring 5) Reste eines römischen Gebäudes entdeckt, 4 ebensolche hinter dem Museum, in der Weiskirchnerstraße 35. In der Schallautzerstraße 6 wurden eine römische Inschrift, nämlich der sogenannte Acaunus-Altar, Münzen und ein Skelett gefunden,6 das auf weitere Bestattungen hinweisen könnte. Die letzten beiden Fundstellen lagen zwischen 8 und 9,50 m unterhalb des re-
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R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
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Abb. 1: Mortarium aus Wien 1, Oskar-Kokoschka-Platz 2 (Inv.-Nr. MV 102.929). (Zeichnung: R. Chinelli; Fotos: N. Piperakis)
zenten Niveaus, was zu den in den Untersuchungsschnitten erreichten Tiefen passt und wohl mit der oben erwähnten Hanglage an der Böschung zum Wienfluss im Zusammenhang steht. Funde aus der weiteren Umgebung lassen darüber hinaus den Schluss zu, dass im Bereich südlich des Universitätsgebäudes eine römische Straße verlief. 7 Zumal abgesehen von diesen Fundmeldungen keine zusammenhängenden Befunde in der Gegend bekannt sind, können über die hier befindlichen römischen Siedlungsreste keine weiteren konkreten Aussagen gemacht werden. Das hier vorzustellende Mortarium ist der einzige sicher als römisch zu identifizierende Fund dieser Untersuchungen. Es fällt auf, dass die Oberfläche und die Kanten des Stücks nicht verschliffen sind, was darauf hinweist, dass es nicht mehrmals verlagert wurde oder in einer Schotter-Schwemmschicht lag, sondern ursprünglich aus der näheren Umgebung stammt. Dieser Umstand war auch bei der Keramik anderer Zeitstellung zu beobachten. Das Mortarium (R. Chinelli) Bei dem einzigen römerzeitlichen Fund dieser Untersuchungen handelt es sich um das Fragment einer großen und schweren Reibschüssel (Abb. 1). Ein mortarium (Reibschale/-schüssel, Mörser) aus Ton wurde hauptsächlich zum Zerkleinern und Mischen von organischen Stoffen wie zum Beispiel bei der Essenszubereitung verwendet. 8 Beschreibung/Fabrikat Randscherben Inv.-Nr. MV 102.929 gefunden am 3.9. 2012 in Schnitt S13, Fnr. 29 Schichtbefund: keine genaueren Angaben Maße: erh. H 5,3 cm, erh. L 9,3 cm; Kragenbreite 6,7 cm; rek. Dm innen 27 cm; rek. Dm außen 37,6 cm Bruch-Farbe nach Munsell Soil Color Charts (Revised Edition 2010): 2.5YR 8/4 pink; Oberfläche: 10YR 8/2 very pale brown Scherben (optische Klassifizierung unter Lichtmikroskop Binokular Olympus SC-PT 11, 25-fache Vergrößerung)9: hart Oberflächenstruktur: seifig; Bruchstruktur: muschelig
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R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
Abb. 2: Regionale Imitation einer italischen Reibschale Dramont D2 aus Wien 1, Michaelerplatz (Inv.-Nr. MV 94.1376/1041107/31). (Zeichnung: R. Chinelli) Matrix Sortierung schlecht sortiert schlecht sortiert
Anteil 5% 30%
Form mäßig länglich –
Größe/mm 0,004–1,28 bis 1,32
Kalk verwitterte rostige Partikel monokristalliner Quarz polykristalliner Quarz schwarze Einschlüsse
Rundung gerundet gerundet sehr angular angular sehr angular
Anteil 3% 3% 3% 7% 5%
Größe/mm 0,00860,04 bis 0,88 0,24–0,52 bis 0,36 0,04–0,8
grauer Sandstein Feldspat weiße Steine
sehr gerundet angular zerstört
3% 3% 3%
Form sphärisch sphärisch sehr sphärisch sehr sphärisch sehr länglich bis sehr sphärisch mäßig sphärisch viereckig zerstört
Poren Magerung Einschlüsse
bis 1,32 bis 1,12 bis 0,88
Der Kragenrand ist sehr breit, ausgebogen und der Randabschluss ist leicht gerundet. An der inneren Wandung ist eine deutliche Rille zwischen zwei Rippen zu sehen, unmittelbar darunter setzt der Reibbelag an. Die äußere Wandung ist unterhalb des Randes durch eine Rippe geringfügig abgesetzt. Der rosa-beigefarbene Scherben mit grober Matrix und zahlreichen zusätzlichen Magerungspartikeln ist sehr dicht, das spezifische Gewicht sehr hoch. Dies sind Charakteristika des opus doliare10, das bei sehr großen oder auch kleineren Vorratsgefäßen (dolia oder doliola) begegnet, ebenso bei gliraria, das sind durchlochte Vorratsgefäße, wie sie in der Siebenschläferzucht eingesetzt wurden. 11 Das opus doliare kam auch als Baumaterial zur Anwendung und war weiters für Sarkophage (arcae) geeignet. 12
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Mit diesem Terminus wurden Endprodukte versehen. Er ist zum Beispiel durch Ziegelstempel in Ostia und Rom bzw. im Tibertal belegt. 13 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass die beigefügten Namensstempel zum Teil dieselben Personen nennen, wie sie auch auf mortaria begegnen. 14 Die Herstellung des opus doliare war sehr komplex und erforderte hoch qualifizierte Arbeitskräfte. Wie aus epigraphischen Quellen hervorgeht und durch archäologische Untersuchungen bestätigt wird, war das Produktionsverfahren ein annähernd industrielles mit genormten Arbeitsabläufen und Qualitätskriterien (siehe unten). 15 Typologie/Datierung Das vorliegende mortarium kann als Typ Dramont D216 (das entspricht Hartley 2 bzw. Olcese 1217) bezeichnet werden. Westlich vor dem Cap Dramont (St. Raphaël), an der Küste der Provence, ist der Fundort eines Schiffswracks gelegen, dessen Ladung vor allem aus mortaria der so benannten Typen Dramont D1 und D2 bestanden hat. Datiert wird das Wrack gegen die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. 18 Im Unterschied zu diesem seltenen Fund von Handelsware 19 zeugen einzelne mortaria dieses Typs innerhalb des Fundbestandes anderer Schiffe von deren Verwendung im Rahmen des täglichen Lebens an Bord 20. Die Gefäßform folgt keinen ästhetischen Anforderungen, sondern ist rein funktionell. 21 Deshalb variiert sie nur minimal. Diese Details können aber trotzdem einen Hinweis auf den Herstellungsort wie auch auf die chronologische Einordnung liefern. Der hier entsprechende Typ Dramont D2 wurde in Latium und Umbrien, besonders im Tibertal, in Werkstattverbänden hergestellt, deren Besitzer meist dem Senatorenstand angehörten. 22 Der Transport durch das Flusstal war der einfachste und wahrscheinlich ökonomischste Weg, das fertige Produkt nach Rom zu schicken. 23 Die Produktion und Verbreitung der mortaria Dramont D2 ist vor allem im Zeitraum ab 40/70 bis 140/160 n. Chr. nachgewiesen. 24 Sie ist großteils Werkstätten zuzuordnen, die – wie sich belegen lässt – in antoninischer Zeit eine wirtschaftliche Krise erlebten. 25 Einige produzierten aber wahrscheinlich bis in die Regierungszeit des Commodus und sogar bis in jene des Diokletian weiter. 26 Die archäologische Untersuchung von Produktionsstätten für opus doliare hat gezeigt, dass – wie schon früher vermutet27 – die Produktion zwar länger andauerte, sich dann aber großteils auf Ziegel konzentrierte. 28 Im Zuge archäologischer Ausgrabungen wurden mehrfach Exemplare von mortaria Dramont D2 auch aus Schichten geborgen, die nach dem 2. Jahrhundert datieren,29 doch betrifft das einerseits vor allem die padanische Variante (siehe unten)30 und andererseits ist in Erwägung zu ziehen, ob diese Gefäße aufgrund ihres hohen Wertes und ihrer Haltbarkeit zum Teil nicht auch sehr lange in Verwendung standen. 31 Tatsächlich ist oftmals der Reibbelag teilweise abgeplatzt, Gefäße wurden repariert und erst dann entsorgt, nachdem sie durch ein Loch im Boden – wie vielfach nachgewiesen – unbrauchbar geworden waren. 32
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Mehrmalige Umlagerungsprozesse von bereits entsorgten Stücken müssen in der Beurteilung ebenso Berücksichtigung finden. 33 Inzwischen wurde erkannt, dass sich die Produktion dieses Gefäßtyps nicht nur auf Mittelitalien beschränkte und somit eine Unterscheidung in Typenvarianten sinnvoll ist. Zum Beispiel gilt es für Mailänder Material aus einer Grabung im Zuge des U-Bahn-Baus 1990 als wahrscheinlich, dass nur 10% der in opus doliare hergestellten mortaria aus Umbrien und Latium stammen, der Rest wurde einem „voralpinen Gebiet“ zugewiesen. 34 Archäometrische Untersuchungen von Funden aus Oberitalien bestätigen eine Differenz zu den Produkten Mittelitaliens und deuten auf eine Herkunft aus dem padanischen Gebiet hin. 35 Hier zeigt der Scherben eine orange/rote Farbe und steht damit der oxidierend gebrannten, fein gemagerten Gebrauchskeramik näher. 36 Das spezifische Gewicht dieser oberitalischen Variante ist auch nicht so hoch, die Wandstärke ist geringer und die entlang der Leiste verlaufende Rille der mittelitalischen Exemplare findet sich hier unterbrochen. 37 Auch auf epigraphischer Basis lassen sich Unterschiede sowohl bei den Namen als auch in der Dekoration des Stempelfeldes erkennen. 38 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der Nachweis übereinstimmender Namen auf gestempelten mortaria wie auch auf Terra-Sigillata-Gefäßen. 39 Die hier gelisteten „Unterscheidungskriterien“ sind jedoch mit Vorsicht zu bewerten und können nicht immer als Basis einer eindeutigen Zuordnung dienen. Weiters besitzen wir Hinweise darauf, dass in den nördlichen Provinzen Nachahmungen des Typs hergestellt wurden, wie zum Beispiel ein Fundstück aus dem Areal einer Werkstätte in den canabae legionis (Wien 1, Michaelerplatz – Abb. 2) vermuten lässt. 40 Eine archäometrische Untersuchung legt für dieses Gefäß eine Herkunft aus Noricum/Pannonien nahe. 41 Man kann die padanische Variante Dramont D2 in eine Entwicklungsstufe stellen, die zwischen jenen Mittelitaliens und den Nachahmungen in den nördlichen Provinzen steht. Weiters ist festzuhalten, dass im Gegensatz zu den meisten Produkten der Nordprovinzen die Exemplare sowohl aus Oberitalien wie auch die weiter südlich produzierten normalerweise den Stempel rechtwinklig zum Rand positioniert haben. 42 Verwendung/Verbreitung Gefäße dieser Art wurden im Altertum unter anderem zur Aufbereitung von Lebensmitteln verwendet: zum Aufweichen (terere) und Zermahlen (fricare),43 wie durch die Benutzungsspuren im Inneren der Gefäße ersichtlich ist. Tatsächlich wurden sie in Wohnbereichen gefunden,44 in einigen glücklichen Fällen sogar im Küchenkontext. 45 Die heute noch erkennbaren Rückstände organischen Materials innerhalb der mortaria lassen sich vor allem als Pflanzenreste, aber auch als tierische Fette identifizieren. 46 Die Verwendung der mortaria hing auch von der Härte des Materials ab, aus welchem das Gefäß gemacht war (Holz, Stein, Ton, Metall). 47 So waren harte steinerne Exemplare zum Beispiel zum Pulverisieren im Zuge der Herstellung von Farben/Pigmenten geeignet. 48
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Abb. 3: Scherben des italischen Mortarium aus Wien (Inv.-Nr. MV 102.929). (Foto: R. Sauer)
Die groß dimensionierte und schwere Keramikform, wie sie aus Wien vorliegt – normalerweise mit einem größeren Ausguss in Form eines Entenschnabels ausgestattet –, könnte im Zuge der Getreideverarbeitung eingesetzt worden sein. Unter Zugabe von Wasser und durch Bearbeiten mit einem Stößel befreite man die Körner von ihrer Schale;49 oder die Form wurde – wie schon angesprochen – einfach nur zum Vermischen und Zerkleinern von Zutaten verwendet. 50 Eine derartige Vorbereitung der Lebensmittel kann – wenn auch seltener – ebenso in Verbindung mit rituellen Handlungen gestanden haben, wie Funde aus sakralem Umfeld vermuten lassen. 51 Die Verwendung des Symbols der Menorah, des siebenarmigen Leuchters, als Stempelmotiv von mortaria – wie aus Mailand vorliegend – deutet in eben diese Richtung. 52 Doch auch schon im griechischen, großgriechischen und etruskischen Milieu wird die Verwendung entsprechender Gefäße – in anderer formaler Ausprägung – im Zuge der Zubereitung von Fladenbroten, die eine gewisse Rolle spielten, um die Götter für sich zu gewinnen, vermutet. 53 Mit den Römern gelangten mortaria auch in die Gebiete nördlich der Alpen,54 wobei sowohl ihre äußere Form wie auch ihre Materialbeschaffenheit in der Folge Änderungen unterlagen, die einerseits auf lokalen Gewohnheiten basierten, chronologisch bedingt sein konnten, andererseits aber auch geänderte Anforderungen oder die Verfügbarkeit der Produktionsstoffe wie auch bestimmter Nahrungsmittel widerspiegeln. So konnte der Reibbelag ganz entfallen oder – wie für spätantike Exemplare typisch – auch glasiert sein, oder sogar – wie für Friaul-Julisch-Venetien und Venetien typisch – aus Eisenpartikeln bestehen. 55 Der Typ Dramont D2 war beinahe im gesamten römischen Reich verbreitet. Die Distribution erfolgte scheinbar gemeinsam mit anderer qualitativ hochwertiger Ware wie zum Beispiel Feinware und mit Produkten, wie sie in Amphoren trans-
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portiert wurden. 56 Abgesehen von seiner Verbreitung rund um das Mittelmeer, lässt sich anhand der Funde eine deutliche Konzentration in den Provinzen entlang der Flussläufe und Hauptverkehrsrouten feststellen. 57 Für die Verbreitung spielte letztlich der Transfer römischer Ernährungs- und Kochgewohnheiten, ob vom Militär oder der Zivilbevölkerung getragen, eine bedeutende Rolle. 58 Einordnung des Wiener Exemplares Eine große Hilfe für die Herkunftsbestimmung sind Stempel. Ein solcher ist auf dem Mörserfragment aus Vindobona nicht zu sehen. Ebenso hilfreich für eine Herkunftsbestimmung ist der Scherbentyp. Der Scherben entspricht – nach makroskopischer und mikroskopischer Begutachtung von Mörsern des Typs Dramont D2 zu urteilen – mit einiger Wahrscheinlichkeit jenen aus Mittelitalien, deren Einschlüsse wie in unserem Fall auch Bestandteil des Reibbelags und künstlich zugesetzt sind (Abb. 3). 59 Diese Einschränkung der regionalen Zuordnung muss bestehen bleiben, da eine umfassende archäometrische Untersuchung nicht durchgeführt wurde. Aber auch die Analyse der mineralogisch-petrographischen Zusammensetzung könnte nur bedingt Auskunft geben über den Produktionsort. Denn das natürliche Vorkommen der bestimmbaren Scherbeneinschlüsse lässt sich meist nicht nur in einer Region festmachen. So hat denn auch die Untersuchung von mortaria des Typs Dramont D2 in Aquileia gezeigt, dass sich der verwendete Rohstoff lediglich auf den Mittelmeerraum eingrenzen lässt und Italien als Herkunftsort gleichermaßen wahrscheinlich ist wie die griechischen Inseln der Ägäis. 60 Erst eine ausreichende Basis an Referenzproben – betreffend die genaue Partikelzusammensetzung und somit die Qualität des Scherbens – ließe eine bessere Beurteilung zu. Grundvoraussetzung wäre aber in diesem Zusammenhang eine quantitative wie auch qualitative Übereinstimmung der Untersuchungen, die derzeit regional noch sehr voneinander abweichen, wodurch ein direkter Vergleich erschwert wird. Auch darf in diesem Zusammenhang darauf verwiesen werden, dass, wenn es sich um gestempelte Ware handelt, eine Verknüpfung der Ergebnisse der epigraphischen Untersuchungen mit jenen der Archäometrie und Archäologie Grundbedingung einer weiteren Vergleichsbasis sein sollte. 61 Nach den bisher vorliegenden Referenzproben zu urteilen, scheint die Erstbestimmung des Wiener Exemplares als italisches mortarium Dramont D2 zuzutreffen. Gemäß archäometrischer Untersuchungen von Funden in Scoppieto (Umbrien) wurden die mortaria vom Typ Dramont D2 mit einer Brenntemperatur von maximal 800° hergestellt. 62 Die rekonstruierbare Größe des Wiener Stückes scheint eine Art Konfektionsgröße gewesen zu sein. Wie Silvia Pallecchi anhand eines Corpus von 456 italischen mortaria mit Stempeln zeigte,63 war eine bestimmte Größenvorgabe im Herstellungsverfahren von Bedeutung. Sie konnte insgesamt sechs „Konfektionsgrößen“ feststellen, wobei die von ihr als pedales geführte Norm (Mittelwert des inneren Durchmessers 29,6 cm und des äußeren max. 40,7 cm) unserem Gefäß entspricht. 64 Die epigraphische Auswertung der Stempel lässt
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weiters erkennen, dass scheinbar mehrfach ein Zusammenhang bestand zwischen einzelnen Personen und der Herstellung einer bestimmten Konfektionsgröße. 65 So konnte zum Beispiel beobachtet werden, dass die figlinae Marcianae und Domitianae höchstwahrscheinlich keine bessales66, dabei handelt es sich um die kleinste Größe, produzierten. Das lässt generell auf eine Spezialisierung innerhalb des Produktionsverfahrens schließen. Solche aus Italien importierten mortaria Dramont D2 wurden in Noricum und Pannonien bislang selten gefunden (Tab. 1). Scheinbar hatte das große Gewicht einen Einfluss auf ihre Verbreitung. Doch muss in diesem Zusammenhang darauf verwiesen werden, dass Aussagen zur Distribution besonders bei derartigen Funden nur auf Grundlage einer Autopsie getroffen werden können. Allein mithilfe der oftmals nicht ausreichenden, weil zum Beispiel nicht farbig publizierten Abbildungen ist eine eindeutige Bestimmung des Typs kaum möglich. Der Versuch einer typologischen Bestimmung der im Folgenden gelisteten Funde erfolgte allein auf Basis der Publikationen. Im Idealfall bieten Gefäßform und Scherbentyp sowie Verzierung und Stempel die Grundlagen ein mortarium als Dramont D2 zu identifizieren. Eine Durchsicht aller Datenquellen, wie zum Beispiel des Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL), die Stempel von mortaria D2 beinhalten könnten, musste für diese erste Präsentation aus Zeitmangel unterbleiben und ist späteren epigraphischen Untersuchungen vorbehalten. Verwiesen werden darf in diesem Zusammenhang auf weitere Exemplare in Iuvavum und Flavia Solva, die hier noch nicht Berücksichtigung fanden, da ihre Publikation in Vorbereitung ist. 67 Fundort Noricum Aguntum/Dölsach
Publikation
Bestimmungsgrundlage
*1. W. Alzinger, Kleinfunde von Aguntum aus den Jahren 1950 bis 1952. Beitr. zur römerzeitl. Bodenforsch. in Österreich I (Wien 1955) Taf. 9,187; 23 Inschr. 34 •2. a. a. O. Taf. 10,193 *3. a. a. O. Taf. 23 Inschr. 36 Brixen-Bressanone •A. Waldner, Römerzeitliche Fundkomplexe im Brixner Becken (Südtirol): Stufels 12-Mitterutzner, Stufels 10 B und Stufels Russo (Dipl. Univ. Wien 2003) Taf. 27,1 Cannabiaca/Zeisel•B. Muschal, Römische Gefäßkeramik aus dem Kohortenkastell Zeiselmauer (Cannabiaca?), mauer NÖ (Diss. Univ. Wien 1995) Taf. 53,1 Favianis/Mautern •1. St. Groh/H. Sedlmayer, Forschungen im Vicus Ost von Mautern-Favianis. Die Grabungen der Jahre 1997–1999. RLÖ 44 (Wien 2006) Taf. 292,598/5 (Periode 5.2: 270/280–360/370 n. Chr.) *2. a. a. O. Taf. 255,3467/1 (Periode 4.1: 170/180–250/260 n. Chr.) *3. a. a. O. Taf. 42,992/50 (Periode 2:100/110–130/140 n. Chr.) •4. a. a. O. Taf. 68,2062/1 (Periode 2:100/110–130/140 n. Chr.) Augustiana/Traismauer •J.-W. Neugebauer, Rettungsgrabungen im Unteren Traisental in den Jahren 2000 und 2001. FÖ 40, 2001, 212 Abb. 9,44/1/5 (2. H. 1./2. Jh. n. Chr.) Lentia/Linz *E. M. Ruprechtsberger, Römerzeit in Linz – Bilddokumentation. LAF 11 (Linz 1982) 92 Abb. 122 Ovilava/Wels *1. K. Holter/W. Rieß/S. Zabehlicky-Scheffenegger (Hrsg.), Stadtmuseum Wels. Kat. Jahrb. Wels 22, 1979/1980, 92 R 337 *2. Pallecchi 2002, 254 Kat.-Nr. 424 Iuvavum/Salzburg •1. Pallecchi 2002, 52 aber *Pallecchi 2002, 193 Kat.-Nr. 252 (Stempel entspricht Hartley 1973, 53 Kat.-Nr. 16; Varga 2010, 181 Fig. 27,2) •2. A. Krammer, Ein mittelkaiserzeitlicher Zerstörungshorizont in Iuvavum/Salzburg. Bayer. Vorgeschbl. 72, 2007, 65 Abb. 17,288 f. (Zerstörungshorizont des 2. Jh. n. Chr.) •3. F. Narobe, Römische Funde in Salzburg. ÖJh 28, 1933, Bleibl. 144 Abb. 51 •4. M. Seebacher, Römisches aus einem Brunnen und einer Zisterne in der sog. Dietrichsruh in Salzburg. ÖJh 68, 1999, 377 Taf. 27,168 (Verfüllung um 170 n. Chr.) Immurium/Moosham •1. Fleischer/Moucka-Weitzel 1998, 207 Taf. 33,1 *2. a. a. O. 206 Taf. 32,18–20
1. Form/Stempel 2. Form 3. Stempel Form Form/(Stempel) 1. Form/Stempel 2.–3. Form/Scherben 4. Form/Stempel
Form Form 1. Form/(Stempel) 2. Stempel 1. 2. 3. 4.
Stempel Form Stempel Form
1.–2. Form
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Aufsätze
R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
Fundort Kalsdorf
Publikation *Pallecchi 2002, 143 Kat.-Nr. 140; G. Jeschek, Die römische Reibschale – ein kleiner Exkurs, anhand eines gestempelten Fragmentes aus Kalsdorf. Kalsdorfer Kulturber. 3, 1996, 11 Abb. 2; Varga 2010, 169 •B. Schrettle/S. Tsironi, Die Ausgrabungen der Jahre 2005 bis 2007 in der Villa Rannersdorf. Kaiserzeitliche und spätantike Funde und Befunde. FÖ 46, 2007, 309 Taf. 20,12 (Periode 1: 100–170 n. Chr.) #1. Sedlmayer/Tiefengraber 2006, Taf. 2,174/1/20 (Periode 1: 70–100/110 n. Chr.) •2. a. a. O. Taf. 8,78/30/20 (Periode 3: 130/140–170/180 n. Chr.) #3. a. a. O. 141 (Periode 4: 170–230 n. Chr.) *über 30 Exemplare: Pallecchi 2002, 263; S. Zabehlicky-Scheffenegger, Rote Reibschüsseln: eine Sonderform der mortaria vom Magdalensberg. RCRF Acta 33 (Abingdon 1996) 161 Abb. 2 •1.–2. S. Zabehlicky-Scheffenegger, Übersicht über das Fundmaterial der Grabungen 1995 und 1996 in Virunum. Carinthia 187, 1997, 189 Abb. 5,46.47 •3. S. Zabehlicky-Scheffenegger/K. Gostencˇ nik, Übersicht über das Fundmaterial der Grabungen 1997 und 1998 in Virunum. Carinthia 189, 1999, 136 Abb. 4,27 *4. S. Zabehlicky-Scheffenegger, Übersicht über das Fundmaterial der Grabungen 1999 und 2001 in Virunum. Carinthia 192, 2002, 120 Abb. 3,28 (spätes 2. Jh. n. Chr.) •5. a. a. O. 120 Abb. 3,30 #6. Hartley 1973, 52 Kat.-Nr. 5 = CIL III 12011,3
Rannersdorf
Saazkogel (Paldau)
Magdalensberg
Virunum (Zollfeld)
Feldkirchen
*1. S. Schretter, KG Feldkirchen. FÖ 32, 1993, 730 Abb. 560 (spättiberisch bis claudisch); dies., Ein frührömischer Fundkomplex aus Feldkirchen. Carinthia 186, 1996, 199 Abb. 6,8 •2(?).–3. angeblich Feldkirchen: A. Galik/Ch. Gugl/G. Sperl, Feldkirchen in Kärnten. Arch. Forsch. 9 (Wien 2003) Taf. 13,84(?). 85 •Steinklauber 2013, 476 Taf. 196 D857
Duel (Feistritz a. d. Drau) Pannonien Carnuntum/Petronell, *1. Mladoniczki 2007, 213 Tav. I 15; Krekovicˇ 2004, 97 Taf. 2,5; Grünewald 1983, Taf. 43,9 Bad Deutsch-Altenburg •2. Mladoniczki 2007, 213 Tav. I 21; M. Grünewald, Keramik und Kleinfunde des Legionslagers von Carnuntum (Grabungen 1976–1977). RLÖ 20 (Wien 1986) Taf. 6,4 *3. Mladoniczki 2007, 213 Tav. I 18; V. Gassner/R. Sauer, Archäometrische Untersuchungen zur Keramikproduktion in Carnuntum. RLÖ 37 (Wien 1991) Abb. 6,1.3 *4. Pallecchi 2002, 126 Kat.-Nr. 95 = CIL III 13550,2 Gomolava (Hrtkovci) *O. Brukner, Rimska keramika u Jugoslovenskom delu provincije Donje Panonije. Diss. et Monogr. 24 (Beograd 1981) Taf. 60,2 Savaria/Szombathely *1. Mladoniczki 2007, 215 Tav. III 61; Varga 2010, 181 Fig. 27,2 *2. Mladoniczki 2007, 216 Tav. IV 70; Varga 2010, 181 Fig. 27,2 Salla/Zalalövo˝ *Varga 2010, 147 Fig. 2,12 (75–90 n. Chr.); 3,12 (Stempel) Poetovio/Ptuj *1. I. Mikl Curk, Poetovio I. Kat. in monogr. 13 (Ljubljana 1976) 3544 Pl. 7,51; Mladoniczki 2007, 214 Tav. II 40; Krekovicˇ 2004, 98 Fig. 3,19; Varga 2010, 169; 181 Fig. 27,2 •2. I. Žižek, Das dritte Mithräum von Ptuj im Hinblick auf die materielle Kultur. In: Ptuj im römischen Reich. Mithraskult und seine Zeit. Arch. Poetovionensis 2 (Ptuj 2001) 153 Taf. 17,2 Hajdina •? Pallecchi 2002, 52 = CIL III 13550,1
Bestimmungsgrundlage Form/Stempel
Form/(Stempel)
1.–3. Form
Form/Stempel (siehe Lit.)
1. Form/Stempel nicht lesbar 2. Stempel 3. Form/Stempel nicht lesbar 4. Form 5. Form/Stempel nicht lesbar 6. Stempel 1. Form 2. Form 3. Form/(Stempel) Form/Stempel
1. Form/(Stempel) 2. Form/Stempel 3. Form/Scherbentyp/ (Stempel) 4. Stempel Form 1. (Stempel) 2. (Stempel) Form/Stempel 1. Stempel 2. Form/(Stempel)
Stempel/Dekor
Tab. 1: Überblicksmäßige Zusammenstellung der Funde von mortaria vom Typ Dramont D2 in Noricum und Pannonien auf Basis publizierter Abbildungen/Beschreibungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). • – wahrscheinlich D2 padanisch, * – wahrscheinlich D2 mittelitalisch, # – Provenienz unsicher/(Stempel), in Italien bislang ohne Vergleich.
Morphologische Vergleiche Die Form des hier vorgestellten Exemplars gehört, wie schon mehrfach betont wurde, zu Typ Dramont D2 und findet sich – abgesehen von der Rille innen – wieder bei mortaria aus Scoppieto in Umbrien. Hier wurde eine Produktion für das sogenannte opus doliare lokalisiert. Die Funde, die unserem Exemplar entsprechen, wurden allerdings aus modernen Verfüllungen geborgen, woraus sich keine exakte Datierung erschließen lässt. 68 Weitere ähnliche Mörser, jedoch abweichender Größe, liegen aus einer der vermuteten Werkstätten der Domitii in Buconera-Rota Rio (Mugnano in Teverina), die wahrscheinlich von 14 bis 305 n. Chr. produzierte,69 und mit in Latium hergestellten Exemplaren aus Lugnano (ebenfalls im Tibertal) aus spätantiken Schichten vor. 70 In Rom selbst begegnen sie unter den Funden aus den Trajansthermen, aus Schichten der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. 71 Vom Export zeugt zum
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Aufsätze
Beispiel auch ein vergleichbares Stück in Luni (Ligurien), es stammt aus einem Stratum, das ab der Mitte des 3. Jahrhunderts bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. datiert. 72 Die Wiener Formenvariante wurde weit verschifft. Exemplare fanden sich in Frankreich – abgesehen von dem schon erwähnten namengebenden Schiffswrack wurden sie nochmals als Ladung eines Wracks in der Gallia Narbonensis („Grand Bassin C“ 123–155/161 n. Chr.) festgestellt. 73 In Gallia Aquitania fand sich ein gestempeltes Altstück in einer Schicht, die zwischen 250 und 300 n. Chr. datiert,74 und sogar aus Libyen ist ein Stück bekannt, das in diesem Fall als oberitalisches Fabrikat ausgewiesen wurde. 75 Als Beleg eines entsprechenden Exemplares in den nördlichen Provinzen kann ein mortarium in Cambodunum/Kempten (Bayern) angeführt werden, das einen zweizeiligen Stempel besitzt (SIXPVB/ICICONS). 76 Das Profil ist dem Wiener Exemplar ähnlich. Es wird als italischer Import angesprochen und datiert zwischen der Mitte des 1. und der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. In Noricum wurde eine entsprechende Formenvariante in Moosham (Salzburg Land) gefunden. 77 Zusammenfassung Der Fundkontext des mortarium aus Vindobona trägt nichts zu einer exakteren chronologischen Einordnung des Typs Dramont D2 bei. Zusammenfassend lässt sich aber festhalten, dass es nach derzeitigem Forschungsstand sehr wahrscheinlich ist, eine Herkunft des mortarium aus Mittelitalien anzunehmen. Diese Provenienz ist bisher einzigartig für eine in Wien geborgene Reibschüssel beziehungsweise konnte für andere Fundstücke eine entsprechende Herkunft noch nicht festgestellt werden. 78 Im Gesamten betrachtet, reiht sich dieser Fund unter andere nachgewiesene Importe von Gebrauchskeramik aus Italien ein. 79 So ist vor allem entlang der Limesstraße eine Konzentration von pompejanisch-roten Tellern festzustellen. 80 Dabei handelt es sich um den Import von mit dem mortarium zeitgleichen Produkten, in diesem Fall jedoch aus Süditalien, die ebenso hohe technologische Eigenschaften besitzen. Festgestellt wurden jene auch im nahe gelegenen Carnuntum. 81 Anmerkungen 1 GC: 2012_09; I. Gaisbauer/Ch. Öllerer, Wien 1, Oskar-Kokoschka-Platz 2 – Universität für angewandte Kunst. FWien 16, 2013, 196– 198. 2 Zur Stadtbefestigung siehe H. Krause et al., Mauern um Wien. Die Stadtbefestigung von 1529 bis 1857. WA 6 (Wien 2009). 3 M. Kronberger, Siedlungschronologische Forschungen zu den canabae legionis von Vindobona. Die Gräberfelder. MSW 1 (Wien 2005) 38. 4 GC: 1962_05; FP 2/1962; A. Neumann, Forschungen in Vindobona (1948–1967). I. Teil: Lager und Lagerterritorium. RLÖ 23 (Wien 1967) 75; ders., Wien I, Stubenring 5.
FÖ 8, 1961–1965 (1974) 132. 5 GC: 1874_20; F. Kenner, Die archäologischen Funde aus römischer Zeit. In: Geschichte der Stadt Wien 1 (Wien 1897) 98; ders., Bericht über römische Funde in Wien in den Jahren 1896 bis 1900 (Wien 1900) 86 Fig. 88 C. 6 GC: 1899_14; FT III, 43 ff. 50 a; 75; Kenner 1900 (Anm. 5) 82; 85 f. Fig. 88; F. Kenner, Römische Funde in Wien. Mitt. ZK, N. F. 26, 1900, 120; CIL III 14359/27; zur Inschrift zuletzt G. Alföldy, Eine umstrittene Altarinschrift aus Vindobona. Tyche 26, 2011, 1–22; F. Dick, Die Fundmünzen der römischen Zeit in Österreich IX, Wien (Wien 1978) Nr. 3435. 7 M. Kronberger, Die canabae legionis und
die Gräberfelder von Vindobona. In: F. Krinzinger (Hrsg.), Vindobona. Beiträge zu ausgewählten Keramikgattungen in ihrem topographischen Kontext. AForsch 12 (Wien 2005) 24 und zuletzt M. Kronberger/M. Mosser, Die Straßen von Vindobona. In: I. Gaisbauer/ M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. Ein archäologisch-historischer Streifzug. MSW 7 (Wien 2013) 107–155 bes. 137. 8 Zur lateinischen Bezeichnung vgl. z. B. eine Reibschüssel aus Gorsium mit dem Graffito: AEL(ius) IV(lianus) MORTARIVS, M. Hainzmann/Zs. Visy (Hrsg.), Instrumenta Inscripta Latina. Das römische Leben im Spiegel der Kleininschriften. Ausstellungskat. (Pécs 1991)
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Aufsätze
R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
101 Kat.-Nr. 120 (Zs. Bánki); W. Hilgers, Lateinische Gefäßnamen. Bezeichnungen, Funktion und Form römischer Gefäße nach den antiken Schriftquellen. Bonner Jahrb. Beih. 31 (Bonn 1969) 68 f.; Matteucci 1987, 248. 9 Für die Kontrolle der Bestimmung danke ich Roman Sauer (Universität für angewandte Kunst). 10 Steinby 1981, 237–245. 11 Nicoletta 2007, 153. 12 Pallecchi 2002, 270; Steinby 1974–1975, 11 f.; Hartley 1973, 49. 13 So auch vereinzelt als Abkürzung o. d. auf italischen Reibschalen: Pallecchi 2002, 158 Punzone 18.69. 14 Steinby 1974–1975, 12; M. David/ X. Gonzáles Muro, „Opus doliare“ e nuovi bolli laterizi dall’insula IV, IX di Ostia. SFECAG, Actes du Congrès d’Arles 2011 (Marseille 2011) 392 Fig. 5; A. Digeva/A. Manni, Bollo su mortaio da Civitanova Marche (Marcerata). Picus 31, 2011, 255. Allgemein Gasperoni 2003, z. B. Kat.-Nr. 19; 21; 37–39. 15 Nicoletta 2007, 160. Vgl. die Stempel ex figlinis/ex praediis: Steinby 1986, 107; Steinby 1993, 11; Carandini/Ricci 1985, 59; Chinelli 2002, 38. 16 J.-P. Joncheray, Contribution à l’étude de l’épave Dramont D, dite ‘des Pelvis’. Cahiers Arch. Subaquatique 1, 1972, 23. 17 Hartley 1973, Fig. 2 Typ 2; Olcese 2003, Tav. XXXIX 5–7. 18 Pallecchi 2002, 263. 19 Vgl. z. B. auch die Ladung des Wracks von Gallipoli (Apulien): Auriemma/Silvestrelli 2013, 444 mit Literatur. 20 A. J. Parker, Ancient Shipwrecks of the Mediterranean and the Roman Provinces. BAR Internat. Ser. 580 (Oxford 1992); Steinby 1993, 10. 21 Nicoletta 2007, 154. 22 Nicoletta 2007, 161 f. 179 Typ M2 a. – Archäometrische Analysen: Olcese 2003, 68; 105; M.-H. Santrot/J. Santrot (éd.), Fouilles de l’Ecole Française de Rome à Bolsena (Poggio Moscini) 7. La citerne 5 et son mobilier: production, importations et consommation: III siècle/début Ier siècle av. J.-C. et deuxième tiers du Ier siècle ap. J.-C. (Paris 1995) 217 Fig. 51; Soren/Soren 1999, 319 (impasto 2). – Epigraphik: Steinby 1974–1975, 12; Pallecchi 2002. 23 Steinby 1981, 238; Soren/Soren 1999, 384. 24 30–160 n. Chr.: Vilvorder 2010, 373. – S. Willems, Roman Pottery in the Tongeren Reference Collection. Mortaria and Coarse Wares. VIOE-Rapporten 01 (Brussel 2005) 16; Santrot/Santrot 1979, Pl. 40 Kat.-Nr. 191. – Antoninischer Kontext: M. Ceci, Un contesto medio imperiale dall’area dei Mercati di Traiano. In: R. Meneghini/R. Santangeli Valen-
zani (a cura di), Roma. Lo scavo dei Fori imperiali, 1995–2000: I contesti ceramici (Roma 2006) 25–56 bes. 42 Fig. 26. – Bis severische Zeit: Nicoletta 2007, 159 f. – Nach Caracalla ?: Gasperoni 2003. 25 Steinby 1993, 12; demgegenüber Steinby 1986, 107 (nach Caracalla). Dazu und mit Hinweis auf die Rolle der Frauen der kaiserlichen Familie in Zusammenhang mit den Werkstätten: F. Chausson/A. Buonopane, Una fonte della ricchezza delle Augustae – Le figlinae urbane. In: A. Kolb (Hrsg.), Augustae. Machtbewusste Frauen am römischen Kaiserhof? Akten der Tagung in Zürich, 18.–20.9. 2008 (Berlin 2010) 93; 109. Zu dieser Zeit lässt sich eine Monopolisierung der Werkstätten in der Hand des Kaiserhauses feststellen. 26 Gasperoni 2003, 48; 148; Nicoletta 2007, 179 Typ M2a (Parallelen). 27 Steinby 1986, 153 (bis Konstantin). 28 Siehe Anm. 26. 29 Bis 3. bzw. Mitte 3. Jh.: Carandini/Ricci 1985, 220; Olcese 2003, 105; A. Frova (a cura di), Scavi di Luni. Relazione preliminare delle campagne di scavo 1972–1973–1974 (Roma 1977) Tav. 126,1 CM 3783 (Gruppo 5 b und später); D. Riccobono, Mortai. In: Ch. Morselli, Trieste Antica. Lo scavo Crosada 2 (Trieste 2007) 104; J. A. Riley, The Coarse Pottery from Berenice. In: J. A. Lloyd (Ed.), Excavations at Sidi Khrebish Benghazi (Berenice) 2. Libya Ant. Suppl. 5 (Tripoli 1979) 296. 30 Mariotti 2004, 241 (2.–M. 4. Jh.); F. Maselli Scotti/V. Degrassi/G. Mian, Gli scarichi della domus di Piazza Barbacan a Trieste: un contesto di II–inizi III sec. d. C. Atti e Mem. Soc. Istriana Arch. 103–1, 2003, Tav. VI 5–7 (US 38: 2.–1. H. 3. Jh.); Arslan 2002, 312 f. mit Anm. 40 (M. 3.–M. 4. Jh.); Sena Chiesa/Lavizzari Pedrazzini 1995, 172. 31 Als Altfund in einer Nekropole: Santrot/ Santrot 1979, 113; Sena Chiesa/Lavizzari Pedrazzini 1995, 171. Siehe auch Steinklauber 2013, 109; 476 Taf. 196 D857; Nicoletta 2007, 159. 32 Digeva/Manni (Anm. 14) 256. 33 R. Natalizi Baldi/L. Ragazzi, Mortai in opus doliare. In: D. Caporusso (a cura di), Scavi MM3. Ricerche di archeologia urbana a Milano durante la costruzione della linea 3 della metropolitana 1982–1990 (Milano 1991) 165– 167 bes. 166; Sena Chiesa/Lavizzari Pedrazzini 1995, 172; Nicoletta 2007, 159; 179 Typ M2a. 34 Natalizi Baldi/Ragazzi (Anm. 33) 165; Nicoletta 2007, 160. 35 G. Olcese (a cura di), Ceramiche in Lombardia tra II sec. a. C. e VII sec. d. C. Raccolta dei dati editi. Documenti arch. 16 (Mantova 1998) 295; Mariotti 2004, 241. 36 Maselli Scotti et al. (Anm. 30) 52 f. 55 Tav. VI 5–7.
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37 Pallecchi 2002, 45 f.; Arslan 2002, 313 f. 38 Pallecchi 2002, 57; 69–73. 39 Olcese (Anm. 35) 295; Mariotti 2004, 241. 40 Inv.-Nr. MV 94.1376/1041107/31 (Steinbauphase 2.1: um 300/350 n. Chr.); Fragm. Inv.-Nr. MV 94.1462/1 (Streufund). 41 Vgl. R. Chinelli, Die Reibschalen der Grabung Michaelerplatz 1990–91: Archäometrische Analysen. FWien 1, 1998, 153–159 Abb. 5 u. 6 WR1462/1. 42 Pallecchi 2002, 56. 43 Quellen zusammengestellt bei: Pallecchi 2002, 279–291. 44 Nicoletta 2007, 160; Di Giuseppe 2009, 198; 204; Symonds 2012, 172; Fleischer/ Moucka-Weitzel 1998, 206 Taf. 32,18. 45 M. Annecchino, L’instrumentum domesticum di Ercolano e Pompei. Quad. Cultura Materiale 1 (Roma 1977) 110. – Für die republikanische Zeit: Di Giuseppe 2009, 204. In der Küche eines Offiziershauses: Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen im Gebiet der spätlatènezeitlichen Befestigung von Vindonissa. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2004, 32 Abb. 27. 46 Symonds 2012, 172. 47 Chinelli 1993, 84. 48 Chinelli 1993, 83; 85 f.; S. Rossi, I mortai in ceramica depurata e semidepurata in Veneto: tipo-cronologia e ipotesi su funzione ed uso. Padusa 37, 2001, 214; F. R. Stasolla, Tra forma e funzione: i mortai nel Medioevo. Scien. dell’Ant., Storia, Arch. e Antr. 11, 2001–2003 (Roma 2005) 212. 49 Carandini/Ricci 1985, 24; Matteucci 1987, 243 f.; Chinelli 2002, 33. 50 Matteucci 1987, 250. 51 Arslan 2002; Rossi (Anm. 48) 214; S. Rossi, Uso alimentare o ritualità alimentare? Il caso dei mortai in ceramica di tipo etrusco padano in Veneto: analisi tipocronologica, aspetti tecnologici e ipotesi su funzione ed uso. In: P. Attema et al. (Eds.), Papers in Italian Archaeology VI. Communities and Settlements from the Neolithic to the Early Medieval Period. Proc. 6 th Conference of Italian Archaeology held at the University of Groningen Institute of Archaeology, The Netherlands, April 15–17, 2003. BAR Internat. Ser. 1452 (I) (Oxford 2005) 426–434 bes. 433; Di Giuseppe 2009, 204; G. Cassani/P. Donat/R. Merlatti, La ceramica grigia nel Friuli Venezia Giulia: una proposta tipologica per mortai ed olle. Aquileia Nostra 80, 2009, 133; 146 f. Für ein Stück aus Duino hinterfragt: V. Degrassi et al., Paesaggi costieri dal Timavo alla penisola muggesana: merci e circuiti preferenziali. In: G. Lipovac Vrkljan et al. (a cura di), Atti del colloquio archeologico internazionale „Officine per la produzione di ceramica e vetro in epoca romana. Produzione e commercio nella regione Adriatica“, Crikvenica, 23–24 ottobre 2008
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R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
(Crikvenica 2011) 242 Fig. 3 mit Lit. – In funeralem Kontext z. B. A. Giuntella, Cornus 1,2. L’area cimiteriale orientale. I materiali (Oristano 2000) 279. 52 Arslan 2002, 310 mit Literatur. Zu Hinweisen auf sakrale Speisen in antiken Quellen Matteucci 1987, 245; Pallecchi 2002, 36. 53 Rossi (Anm. 51) 433 mit Literatur. 54 Symonds 2012, 171; 173; M. V. Peinado Espinosa, Mortaria Beaticae. La producción de morteros en la Bética durante el alto imperio. Cuad. Prehist. y Arqu. 21, 2011, 285. 55 U. Gross, Frühmittelalterliche Reibschüsseln und Reibschüsselderivate. Arch. Inf. 13, 1990, 211; Chinelli 1993, 77; 79; 85. 56 Steinby 1981, 245; M. A. Sánchez Sánchez, Producciones importadas en la vajilla culinaria romana del Bajo Guadalquivir. In: X. Aquilué/M. Roca (ed.), Ceràmica comuna romana d’època Alto-Imperial a la Península Ibèrica. Estat de la qüestió. Monogr. Emporitanes 8 (Barcelona 1995) 251–279 bes. 259 Fig. 7; M. Jurišic´, Ship Cargoes on the Adriatic from the Western Mediterranean during the Early Roman Empire. Šibenik County from Prehistoric to Medieval Times, Conference Šibenik, 18–20 October 1995. Izdanja Hrvatskog Arh. Društva 19 (Zagreb 1998) 143–158 bes. 145 Fig. 2,6.7; 148 Fig. 5, 6.7; 157; Nicoletta 2007, 162. 57 Siehe z. B. Vilvorder 2010, 373. Eine Ausnahme sind die in der Schweiz und in Bayern gefundenen mortaria: Steinby 1981, 244. Zum Adriaraum: Degrassi et al. (Anm. 51) 242 Fig. 3; F. Tassaux et al. (éd.), Loron (Croatie). Un grand centre de production d’amphores à huile istriennes (Ier–IVe s. p. C.) (Bordeaux 2001) 213 Fig. 34 (pompejanisch?). – Zu den Routen: Auriemma/Silvestrelli 2013, 444. 58 Auriemma/Silvestrelli 2013, 443; J. Lund, Italian-made Fine Wares and Cooking Wares in the Eastern Mediterranean before the Time of Augustus. In: J. Poblome et al. (Eds.), Early Italian Sigillata: The Chronological Framework and Trade Patterns. Proceedings of the First International ROCT-Congress, Leuven, May 7
and 8, 1999. Bull. Ant. Beschaving Suppl. 10 (Leuven 2004) 11 f. 59 Siehe Abb. bei Vilvorder 2010, 373. Die Vergleiche wurden auf Basis der Abbildungen in der hier zitierten Literatur gemacht, aber auch mit von Roman Sauer (Universität für angewandte Kunst, Abteilung Archäometrie) untersuchten Proben (Dünnschliffe/Schwermineralanalysen) von Reibschalen Dramont D2 aus der Sammlung des Museo Nazionale in Aquileia (Inv.-Nr. 5230 mit Stempel, Inv.-Nr. 5215 bzw. ohne Inv.-Nr.). Schon der Stempel weist ein Exemplar als mittelitalisches Produkt aus (Pallecchi 2002, 195 Kat.-Nr. 260 a/b), für die beiden anderen macht die Untersuchung diese Herkunft wahrscheinlich. Die Einschlüsse des Vindobonenser Fundes sind im Vergleich dichter. 60 Siehe Anm. 59. Ich danke R. Sauer für die Mitteilung noch unpublizierter Ergebnisse und dem Kooperationspartner der Stadtarchäologie Wien, dem Museo Nazionale di Aquileia. 61 Zu dieser bestehenden Problematik Olcese 2003, 67 f. Anm. 296; Symonds 2012, 201. 62 P. Comodi et al., Dolia e mortaria: analisi archeometriche. In: M. Bergamini (a cura di), Scoppieto I. Il territorio e i materiali (Borgo S. Lorenzo, Firenze 2007) 194; 197. 63 Pallecchi 2002, 78. 64 Einige dieser Größen sind auch bei Produktion anderer Keramik von Bedeutung (Terra Sigillata): R. Marichal, Les graffites de la Graufesenque. Gallia Suppl. 47 (Paris 1988) 88; 92 f. 65 S. Pallecchi, I mortarie di Pompei. In: P. G. Guzzo (a cura di), Pompei: scienza e società. 250. anniversario degli scavi di Pompei. Convegno internazionale, Napoli, 25–27 novembre 1998 (Milano 2001) 259. 66 Steinby 1993, 11 (Größe 2/3 Fuß: 19,7 cm). Für die Ziegelproduktion aber ist die Verwendung von bessales inzwischen belegt: Gasperoni 2003, 39. 67 Reinhold Wedenig (Österreichische Akademie der Wissenschaften) sei an dieser Stelle
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68 für geleistete Hilfestellung und Diskussion herzlich gedankt. 69 M. Bergamini, Scoppieto (Terni). Scavo di un complesso produttivo di età romana (anni 1995–1998). Not. Scavi Ant. Ser. 9, 13/14, 2002/2003, 71 Fig. 31,230. 70 Gasperoni 2003, 145 Tav. LXII 1. 71 Soren/Soren 1999, Fig. 258,37. 72 T. Bertoldi, Terme di Traiano: materiali dal saggio III. M. Mél. École Française Rome 120, 2008, 454; 465 Tav. IV 39.40. 73 Gruppo 5 b bei Frova (Anm. 29) Tav. 126,1 CM 3783. 74 Pallecchi 2002, 263 mit Literatur. 75 Santrot/Santrot 1979, Pl. 40,191. 76 Es enthält eine Art Feldspat, der für den Piemont typisch ist: Riley (Anm. 29) 295 mit Fig. 112,669. 77 S. F. Pfahl, Mortaria mit Namenstempel aus dem Limesgebiet. Saalburg-Jahrb. 54, 2004, 61–92 bes. 74 Nr. 89 Abb. 8,89. 78 Fleischer/Moucka-Weitzel 1998, 206 Taf. 32,20. 79 Zu lokalen/regionalen Produkten siehe Chinelli (Anm. 41) 153; Chinelli 2002, 29. 80 R. Chinelli et al.,Vindobona. Prodotti italici tra la zona padana-adriatica e il Danubio. La testimonianza di alcune classi materiali. Ant. Altoadriatiche 65, 2007, 817–841: www.stadt archaeologie.at/projekte/AAAD652007.pdf (27.5. 2014). Bei manchen Produkten muss es sich aber nicht unbedingt um Handelsware gehandelt haben, sie konnten auch als Einzelstücke in die Region gelangt sein, Olcese 2003, 66. 81 Tyrrhenische Produkte scheinen in diesem Raum generell nur eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben, vgl. U. Ehmig, Über alle Berge. Früheste mediterrane Warenlieferungen in den römischen Ostalpenraum. RÖ 34/ 35, 2011–2012, 13–35 bes. 32. In bedeutender Menge in der Zivilsiedlung – Wien 3, Rennweg 44 und Schützengasse 24, Chinelli et al. (Anm. 79) 828. 82 Grünewald 1983, 28. In allen Teilen Noricums verbreitet: Sedlmayer/Tiefengraber 2006, 146.
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R. Chinelli/Ch. Öllerer, Eine italische Reibschüssel in Vindobona
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse Martin Penz Der Fundort Unmittelbar vor der Stadtgrenze Wiens zu Schwechat befindet sich nördlich anschließend an die Simmeringer Hauptstraße eine ausgedehnte archäologische Fundzone, die seit den 1920er Jahren bekannt ist. 1 Entlang der mittleren bis südlichen Abschnitte der heutigen Csokorgasse (bis 1971 als Mühlsangergasse bezeichnet) wurden im Zuge einzelner Bauarbeiten immer wieder spätbronzezeitliche Urnengräber zerstört bzw. wurde ihr Fundmaterial verschleppt, nur ein verschwindend geringer Anteil konnte noch fachmännisch geborgen werden. 2 Beiderseits des nördlichen Abschnittes der Csokorgasse konnten einige Zeit später zugehörige Siedlungsspuren der älteren Urnenfelderzeit im Zuge mehrerer Rettungsgrabungen zumindest teilweise erfasst sowie ein bedeutendes frühmittelalterliches Gräberfeld awarischer Zeit freigelegt werden (Abb. 1). 3 Bei einem vereinzelt angetroffenen Grubenrest mit Leichenbrand und Bronzefragmenten dürfte es sich um ein mittelbronzezeitliches Brandschüttungsgrab handeln. 4 Während die urnenfelderzeitlichen Siedlungsreste bereits vorgelegt und ausgewertet wurden,5 sind vorhandene spätneolithische (kupferzeitliche) Siedlungsfunde bis vor kurzem hingegen nicht erkannt bzw. nicht entsprechend beachtet worden. Der Vollständigkeit halber 1 Lindinger 2008, 55–64 mit Beschreibung und Fundgeschichte (Hinweis: im Lageplan Abb. 49 wurden Fst. 9 und Fst. 10 irrtümlich vertauscht). 2 V. Wanschura, Gräber der älteren Urnenfelderzeit aus Wien XI. – Mühlsangergasse. MAG 72, 1942, 291–297. 3 L. Streinz, Wien 11 – Csokorgasse. FÖ 16, 1977, 475–531; K. Kobrc, Wien 11 – Csokorgasse. FÖ 16, 1977, 356; N. Piperakis, Wien 11, Csokorgasse/Etrichstraße. FWien 1, 1998, 163–165. 4 E. H. Huber, Neu entdeckte Awarengräber in Wien, Simmering. FWien 1, 1998, 120; 128; 133 und Abb. 15 (Grab 40). Zusätzlich wurden, in einer frühmittelalterlichen Grabschachtverfüllung verlagert (Grab 36), zwei kleine bronzene Ringe mit Spiralenden gefunden: ebd. 128 Abb. 13 und Taf. 10,36/1–2. 5 Lindinger 2008. 6 FP 1938/23; Wien Museum Inv.-Nr. MV 9991. 7 Streinz (Anm. 3) 475. 8 GC: 1977_01; Lindinger 2008, 65–71; das awarische Fundmaterial befindet sich im Wien Museum.
soll auch ein aus nächster Umgebung stammendes, früh- bis mittellatènezeitliches Keramikfragment (Randscherbe eines flaschenförmigen Gefäßes) erwähnt werden, das das Spektrum der hier nachgewiesenen Kulturperioden erweitert. 6 Topographisch gesehen liegt der Fundort auf den flachen Abhängen einer Niederterrasse (sog. Stadtterrasse), einem mit Lössen und Lehmen bedeckten glazialen Schotterkörper, der hier nach Norden zur Donau und nach Osten zur Schwechat – unmittelbar vor deren Mündungsbereich – abfällt. Das betroffene Fundgebiet liegt auf ca. 158–171 m Seehöhe; ursprünglich dürfte eine durchwegs markanter ausgeprägte Abbruchkante vorhanden gewesen sein, die durch neuzeitliche landwirtschaftliche Nutzungen verschliffen wurde. 7 Durch diesen Umstand lässt sich wohl auch die überkommene Bezeichnung des westlich anschließenden Bereiches als „Leberberg“ besser erklären. Eine Siedlungsgrube der Boleráz-Gruppe Im Zuge der Bearbeitung der urnenfelderzeitlichen Siedlungsfunde wurde auch ein spätneolithischer Fundposten entdeckt, der sich gemeinsam mit den anderen Stücken aus der Rettungsgrabung 1976/77, die hauptsächlich ein awarisches Gräberfeld betraf, im Bezirksmuseum Simmering befand. 8 Aufgrund des Fundzettelvermerks „Kiste Nr. 13, Csokorgasse 24.10.76, Grube westl.
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
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Abb. 1: Überblicksplan über die archäologischen Befunde am nördlichen Ende der Csokorgasse. (Plan: Stadtarchäologie Wien)
Grab 283, spätneolithisch?“ und des Gräberfeldplanes ist der Fundverband einwandfrei zuorden- und verortbar (Abb. 1). Angaben zum Befund können nur anhand des Gräberfeldplanes ermittelt werden, auf dem auch die wichtigsten Siedlungsstrukturen verzeichnet wurden. Allerdings konnten bei der Grabung nur die Gräber gezielt untersucht werden, alle anderen Befundobjekte wurden mehr oder weniger beiläufig bzw. je nach Gelegenheit durch freiwillige Mitarbeiter des Bezirksmuseums ohne eingehendere Dokumentation ausgegraben. In dem uns interessierenden Fall handelte es sich um eine unregelmäßige, annähernd ovale Grube mit den Ausmaßen von 3,0662,25 m, die, im nordwestlichen Teil des Gräberfeldes gelegen, im Osten von Grab 283 überlagert war. Man muss davon ausgehen, dass es sich dabei ursprünglich um keine völlig isoliert gelegene Siedlungsgrube gehandelt hat und zeitgleiche Siedlungsbefunde unter den fundleeren und damit undatierbaren Gruben zu finden sind oder auch überhaupt nicht erfasst werden konnten. 9 Grundsätzlich kann man aber von einer durchwegs lockeren Streulage der Siedlungsobjekte ausgehen, wie die zeitgleichen Flachlandsiedlungen des Jungneolithikums zeigen. 10
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Vgl. Lindinger 2008, 71; 175. Vgl. auch Nevizánsky 2005, 274 f.
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
Fundkatalog (Taf. 1–2) Alle Funde befinden sich im Kellerdepot des Bezirksmuseums Simmering, 11 in einer Schachtel mit der Bezeichnung „Kiste Nr. 13“; die Scherben selbst sind mit „283“ beschriftet. Die Keramik weist insgesamt eine sehr einheitliche Machart auf, es dominieren die Farben Ocker und Hellbraun bis Graubraun. Wenn nicht gegenteilig vermerkt, ist die Keramik in der Regel mäßig gut bis hart gebrannt, nur sehr vereinzelt wenig fein steinchen- und glimmergemagert, stets aber lassen sich Schamotte-Einschlüsse feststellen (bis zu 4 mm groß, kaum scharfkantig, sondern meist verrundet, tonklastenartig). Obwohl die Oberflächen und die Bruchkanten fast durchgehend verrundet bzw. verwaschen erscheinen, ist eine etwaig vorhanden gewesene Oberflächenglättung zumindest in Resten erkennbar; mitunter ist auch eine (für das Jungneolithikum charakteristische) weiche, seifige Oberfläche wahrnehmbar. Taf. 1,1 – 2 RS eines Gefäßes, steiler, leicht nach außen gestellter Rand und umlaufend gekerbter Mundsaum; dunkelgrauer Ton, wenig fein steinchen- und schamottegemagert; Oberfläche außen hellrötlich braun, innen dunkelgraubraun, matt; RDm 20 cm Taf. 1,2 – RS eines Gefäßes, abgerundeter und geglätteter Mundsaum; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellgraubraun bis ockerfarben, matt; kleinteilige, organisch-pflanzliche Abdrücke (Gras); RDm 22 cm Taf. 1,3 – RS einer Tasse, geschwungener Hals- und Randteil; feiner, dunkelgrauer Ton; Oberfläche graubraun, sekundär verbrannt und stark verwittert bzw. abgerollt; RDm ca. 9 cm Taf. 1,4 – RS eines Gefäßes, gerade abgestrichener Mundsaum; schwarzgrauer Ton; Oberfläche außen hellbraun, geglättet, innen graubraun, matt; RDm ca. 30 cm Taf. 1,5 – Randteil eines Topfes (anpassend RS, WS) mit randständigem, englichtigem Bandhenkel; dunkelgrauer, schamottegemagerter Ton; Oberfläche graubraun bis hellrötlich braun, matt, uneben; RDm 17 cm Taf. 1,6 – 3 (nicht anpassende) RS eines Topfes, an der Außenseite des nach außen abgerundeten Mundsaumes umlaufende, schmale Kerben, unmittelbar darunter flächig eingedrücktes, derb ausgeführtes Fischgrätmuster (mehrzeilig und horizontal ausgeführt); dunkelgrauer, fein sand-, steinchen- und schamottegemagerter Ton; Oberfläche außen hellgraubraun, uneben, aufgeraut, innen dunkelgraubraun, matt; RDm 18 cm Taf. 1,7 – RS eines Gefäßes, knapp unter dem abgerundeten, nach außen leicht verdickten Mundsaum seichte (flüchtige) schräge Kannelur; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellbraun, matt; RDm nicht bestimmbar Taf. 1,8 – RS eines Topfes mit einem randständigen, englichtigen Bandhenkel, am (nur so erhalten gebliebenen) Übergang zwischen dem abgerundeten Mundsaum sowie dem Rand des Henkelansatzes beidseitig schmale Kerben; dunkelgrauer, fein sand-, steinchen- und schamottegemagerter Ton; Oberfläche außen graubraun, uneben, matt, innen hellgraubraun, geglättet; RDm ca. 14 cm Taf. 1,9 – RS eines großen (amphorenförmigen?) Gefäßes, abgerundeter, nach außen leicht verdickter Mundsaum; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellbraun, geglättet; RDm ca. 22 cm Taf. 1,10 – 2 RS eines großen (amphorenförmigen?) Gefäßes, abgerundeter und nach außen gebogener Mundsaum; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellgraubraun, geglättet; RDm 24 cm Taf. 1,11 – 2 (nicht anpassende) RS einer Trichterrandschüssel; dunkelgrauer Ton, wenig fein sandgemagert; Oberfläche hellgraubraun, matt; RDm 30 cm Taf. 1,12 – 2 RS, WS einer Trichterrandschüssel; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellgraubraun bis ockerfarben, matt; RDm 32 cm 11 Der Leiterin des Bezirksmuseums, Petra Leban, sei für die entgegenkommende Unterstützung herzlich gedankt.
Taf. 2,13 – 2 anpassende RS eines Gefäßes, steil bis trichterförmig ausladender Rand (exakte Orientierung unsicher), Mundsaum innen abgeflacht; dunkelgrauer, fein schamottegemagerter Ton; Oberfläche rötlich braun, matt; RDm ca. 32 cm
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
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Taf. 2,14 – RS eines Gefäßes, trichterförmig ausladender Rand (exakte Orientierung unsicher), nach außen verdickter und mit Kerbeindrücken versehener Mundsaum; dunkelgrauer, fein schamottegemagerter Ton; Oberfläche außen ockerfarben, matt, innen dunkelgraubraun, gut geglättet; RDm ca. 30 cm Taf. 2,15 – Hälfte eines Eckzahns vom Braunbären, gehört zu einem Dauerzahn, dessen Wurzel noch nicht vollständig ausgebildet ist, und stammt somit von einem älteren Jungtier;12 stark korrodiert; weist im Zahnwurzelbereich eine Lochung auf Taf. 2,16 – 2 WS eines Gefäßes mit Fischgrätmuster, wie Taf. 1,6 (wohl diesem zugehörig) Taf. 2,17 – WS eines bauchigen Gefäßes, auf der Schulterzone flächig fein eingeritztes Fischgrätmuster (mehrzeilig und horizontal ausgeführt); dunkelgrauer, wenig fein steinchengemagerter Ton; Oberfläche dunkelgrau, matt Taf. 2,18 – WS eines großen (amphorenförmigen?) Gefäßes mit runder, flacher Knubbe mit undeutlich ausgeführter, kreuzförmiger Einkerbung an der Oberseite; dunkelgrauer Ton mit Schamottemagerung; Oberfläche hellbraun bis graubraun, matt; außen kleinteilige, organisch-pflanzliche Abdrücke Taf. 2,19 – WS eines bauchigen Gefäßes, flächenfüllend schmale und seichte Kanneluren, in horizontal bis leicht schrägen Liniengruppen angebracht, die durch leicht schräge Vertikallinien begrenzt sind, die erste Liniengruppe erscheint stärker schräg gestellt bzw. radial angeordnet; dunkelgrauer, fein steinchen- und schamottegemagerter Ton; Oberfläche dunkelgraubraun, geglättet, außen großteils abgeplatzt bzw. verwittert Taf. 2,20 – 2 HS eines flachen, weitlichtigen Bandhenkels; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellgraubraun, matt Taf. 2,21 – BS eines großen Gefäßes; graubrauner, schamottegemagerter Ton; Oberfläche hellbraun bis ockerfarben, matt, uneben; außen kleinteilige, organisch-pflanzliche Abdrücke; BDm ca. 30 cm Taf. 2,22 – BS eines Gefäßes, abgesetzter Boden; dunkelgrauer, grob schamottegemagerter Ton; Oberfläche außen hellgraubraun, innen hellrötlich braun, matt; BDm 8 cm Taf. 2,23 – BS eines Gefäßes, abgesetzter Boden; im Bruch und Oberfläche graubraun, matt; BDm 8 cm Taf. 2,24 – BS eines Gefäßes; dunkelgrauer Ton; Oberfläche hellgraubraun, matt; BDm 6 cm Taf. 2,25 – BS eines Gefäßes; schwarzgrauer, schamotte- und vereinzelt quarzsteinchengemagerter Ton; Oberfläche innen dunkelgrau, außen ockerfarben, matt; BDm ca. 22 cm ohne Abbildung 59 Fragmente, zumeist WS und einige BS mittelfeiner bis grober Machart; dunkelgrauer, wenig fein steinchen- und schamottegemagerter Ton; Oberfläche hellgraubraun bis ocker- bzw. hellrötlich braun, matt bis rau 106 Kleinstfragmente, zumeist WS mittelfeiner bis grober Machart; dunkelgrauer, wenig fein steinchen- und schamottegemagerter Ton; matte bis raue Oberfläche hellgraubraun bis ocker- bzw. hellrötlich braun, matt bis rau Fragment eines Dornfortsatzes (Spina dorsalis) eines Lendenwirbels von einem großen Huftier 2 Backenzähne aus dem Oberkiefer (M3 dext., juveniler Molar dext.); gehören zu zwei unterschiedlichen Individuen von Schaf/Ziege Wirbelfragment eines kleinen bis mittelgroßen Huftieres (Schaf/Ziege?)
Auswertung Die zeitlich-kulturelle Stellung dieses kleinen Fundkonvoluts kann vor allem über das kennzeichnende, flächig angebrachte Fischgrätmuster zweifelsfrei mit der Frühphase der Badener Kultur (Boleráz-Gruppe) angegeben werden, auch wenn man kein abruptes Ende seines Auftretens mit Beginn der nachfolgenden klassischen Phase erwarten darf. 13 Das Muster erscheint einmal in flüchtig und grob eingedrückter Manier auf einer charakteristischen Topfform (Taf. 1,6; möglicherweise zugehörig: Taf. 2,16)14, ein weiteres Mal in sehr feiner Ausführung auf einem bauchigen Gefäß (Taf. 2,17). Neben dem herkömmlichen Topftypus mit zylindrischem bis konischem Oberteil und abgerundetem Mundsaum, der in der Regel randständige, englichtige Henkel besitzt (Taf. 1,5. 8), ist
12 Für die Bestimmung sei Martina Pacher (Institut für Paläontologie, Univ. Wien) gedankt. 13 Ch. Mayer, Mappings of the Late Neolithic Cultures in the Austrian Danube Region. In: M. Furholt/M. Szmyt/A. Zastawny/E. Schalk (Eds.), The Baden Complex and the Outside World. Proceedings of the 12 th Annual Meeting of the EAA in Cracow 19 th–24 th September 2006. Stud. Arch. Ostmitteleuropa 4 (Bonn 2008) 168. 14 Ruttkay 2001, 520. Vergleichsstücke z. B. bei V. Ne˘ mejcová-Pavúková, Ka problematike trvania a konca bolerázskej skupiny na Slovensku. Zur Problematik von Dauer und Ende der Boleráz-Gruppe in der Slowakei. Slovenská Arch. 32, 1984, 75–146 bes. Abb. 8,6; 10,10–12; Nevizánsky 2005, Abb. 6,8.
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Taf. 1: Bolerázzeitliche Funde von der Grabung 1976/77. M 1:2 (Fotos: M. Penz; Grafik: C. Scollard/L. Dollhofer)
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Taf. 2: Bolerázzeitliche Funde von der Grabung 1976/77. M 1:2 (Fotos: M. Penz/S. Czeika; Grafik: C. Scollard/L. Dollhofer)
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unter Umständen mit dem Fragment eines weitlichtigen Henkels (Taf. 2,20) auch eine spezifischere ostösterreichische Formung (Trichterrand-Henkeltopf nach Elisabeth Ruttkay) vertreten. 15 Als ebenfalls allgemein sehr häufiger Typ 15 Ruttkay 1999, 615 Taf. 2,26 und Taf. 3,27; Ruttkay 2001, 521. 16 Vgl. etwa Ne˘ mejcová-Pavúková 1979, Abb. 2,9; 4,12.15; Ne˘ mejcová-Pavúková (Anm. 14) Abb. 2,7.9.11. 17 Vgl. z. B. Ruttkay 1999, Taf. 1,8; Nevizánsky 2005, Abb. 7,12; Ne˘ mejcová-Pavúková 1979, Abb. 6,3. 18 Vgl. z. B. Ne˘ mejcová-Pavúková 1979, Abb. 2,13.18; 5,7.10.12. 19 Wahrscheinlich zu einem Vorratsgefäß gehörend; große, abgeplattete runde Knubben z. B. bei M. Kaus, Ein jungneolithisches Gefäßdepot von Donnerskirchen-Kreutberg. WAB 69 (Eisenstadt 1984) Taf. II 3. 20 Vgl. Nevizánsky 2005, Abb. 3,10. 21 Ruttkay 2001. 22 Für die Bestimmung der archäozoologischen Funde bedanke ich mich herzlich bei Sigrid Czeika. 23 E. Pucher/M. Schmitzberger, Einige Bemerkungen zu den bisher in Österreich geborgenen Tierknochenfunden der Boleráz-Gruppe. FÖ 38, 1999, 623–625. 24 M. Pacher, Die Verwendung von Bärenzähnen als Schmuck im Paläolithikum. In: D. Nagel (Hrsg.), Festschrift für Prof. Gernot Rabeder. Mitt. Komm. Quartärforsch. Österr. Akad. Wiss. 14 (Wien 2005) 135–151. 25 J. Krumpel, Vier Gräber der Badener Kultur aus Ratzersdorf, Niederösterreich. Eine Neubewertung der Bestattungssitten der Badener Kultur in ihrer österreichischen Verbreitung. FÖ 47, 2008, 114 f. und 137 f. (Beitrag H. Böhm). 26 Ruttkay 1999, 615; Verbreitungskarte mit Fundortliste und Literaturverweisen bei E. Ruttkay, Boleráz-Gruppe. In: E. Lenneis/Ch. Neugebauer-Maresch / E. Ruttkay (Hrsg.), Jungsteinzeit im Osten Österreichs. Wiss. Schriftenr. Niederösterr. 102–105 (St. Pölten, Wien 1995) 145–160 bes. 157 f. und Abb. 20 a; ergänzend dazu: H. Schwammenhöfer, KG Probstdorf, SG Großenzersdorf, VB Gänserndorf. FÖ 38, 1999, 752–754. 27 P. Stadler et al., Absolute Chronology for Early Civilizations in Austria and Central Europe Using 14C dating with Accelerator Mass Spectrometry with Special Results for the Absolute Chronology of the Baden Culture. In: P. Roman/S. Diamandi (Hrsg.), Cernavoda˘ III – Boleráz. Ein vorgeschichtliches Phänomen zwischen dem Oberrhein und der unteren Donau. Internat. Symposium Mangalia/Neptun, 18.–24. Oktober 1999. Stud. Danubiana, Ser. Symposia 2 (Bucures¸ti 2001) 544.
treten die Trichterrandschüsseln zweimal in Erscheinung (Taf. 1,11.12); 16 die Randscherben mit stark ausbiegendem Mundsaum (Taf. 1,10) lassen sich wahrscheinlich einem amphorenförmigen Gefäß zuordnen. 17 Nur ein einziges kleines und äußerst schlecht erhaltenes Fragment ist der Feinware (Tasse) zuzurechnen (Taf. 1,3). Randverzierungen treten in Form von schmalen Kerben und auch breiteren Eindrücken am Mundsaum auf (Taf. 1,1.6. 8 und 2,14). 18 An weiteren Gestaltungs- bzw. Verzierungselementen sind eine runde, flache Knubbe (Taf. 2,18),19 flächenfüllende Strichgruppen in schmaler und seichter Kannelurtechnik (Taf. 2,19) und eine uncharakteristische (nur leicht angedeutete?) schräge Kannelur (Taf. 1,7)20 zu nennen. In Anlehnung an die slowakische Forschung (Viera Ne˘ mejcová-Pavúková) hat zuletzt Elisabeth Ruttkay den Typenbestand der „österreichischen“ BolerázGruppe eingehend systematisiert und charakterisiert. 21 Das vorliegende Material aus der Csokorgasse kann jedoch aufgrund fehlender aussagekräftiger Formen sowie der schlechten Erhaltung (kleinteilige und oft auch verwitterte/ erodierte Scherben) nicht detaillierter eingeordnet werden. Ebenso dürfen einige Auffälligkeiten dieses Fundpostens, wie zum Beispiel das Fehlen von Kerbleisten, die relative Häufigkeit von Randverzierung oder aber die Verzierungsarmut der Trichterrandschüsseln, wegen seines geringen Umfanges keinesfalls überbewertet werden. Auch die geringfügigen Tierknochenreste22 erlauben keine weitergehenden Aussagen, passen sich aber grundsätzlich in das bekannte mittelkupferzeitliche Haustierspektrum ein, in dem kleine Wiederkäuer (Schaf/Ziege) gegenüber Rind und Schwein zunehmend an Bedeutung gewinnen. 23 Durchlochte Eckzähne von Bären wie das Fragment Taf. 2,15 wurden bereits seit dem Jungpaläolithikum als Amulette bzw. Schmuckanhänger verwendet 24, innerhalb der Badener Kultur sind diesbezüglich aber auch die Zähne von Hunden, Wölfen oder Mardern nachgewiesen. 25 Der Fundort Csokorgasse in Wien-Simmering fügt sich gut in das bekannte Siedlungsbild der Boleráz-Gruppe im Wiener Raum ein: Neben den in dieser Zeitstufe erstmals besiedelten Höhenlagen am Ostrand des Wienerwaldes (hervorzuheben sind etwa Mödling, Jennyberg; Wien 13, Gemeindeberg) existierten zeitgleich auch offene Freilandsiedlungen in flacher Hang- oder Becken (rand)lage (Wien 12, Jägerhausgasse; Vösendorf), gehäuft auch unmittelbar am Auengürtel der Donau (Wien 11, Csokorgasse; Schwechat; Mannswörth bei Schwechat; Wien 22, Stadlau; Probstdorf bei Groß-Enzersdorf). 26 Absolutchronologisch lässt sich dieser frühe Abschnitt der Badener Kultur in Ostösterreich durch
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C-Messreihen zwischen 3640 und 3370 v. Chr. eingrenzen. 27
Glockenbecherzeitliche Siedlungsgruben Die bei den Grabungen 1997 verstreut angetroffenen Siedlungsobjekte westlich der Csokorgasse (Abb. 1) wurden ursprünglich alle als urnenfelderzeitlich
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angesprochen,28 tatsächlich müssen aber zumindest drei Gruben davon als endneolithisch eingestuft werden29. Einzig Objekt 1 erbrachte reichlich spätbronzezeitliches Fundmaterial, Objekt 2 blieb völlig fundleer und die wenigen Funde aus dem – nicht vollständig ausgegrabenen – großen, amorphen Grubenkonglomerat Objekte 6–15 erwiesen sich ohnedies als zeitlich vermischt (urgeschichtlich, römisch, mittelalter- bis frühneuzeitlich). 30 Bei Objekt 3 handelt es sich um eine annähernd runde Grube (Dm 2 m, T 0,60 m), die an mehreren Stellen am oberen Rand durch muldenförmige Abflachungen und Ausbuchtungen unregelmäßig erweitert erscheint (Abb. 2). Es konnten Keramik, abgerollte Hüttenlehmfragmente und eine relativ große Menge an Tierknochen daraus geborgen werden. Das Größenspektrum der Huftiere ließ erste Zweifel an der ursprünglich spätbronzezeitlichen Datierung aufkommen. Diesem Umstand ist auch die vorgenommene Radiokarbondatierung eines Tierknochens zu verdanken, die ein kalibriertes Alter von 3810 ±50 BP erbrachte (im 2-Sigma-Bereich 2460–2130 v. Chr.). 31 Objekt 4 stellt einen unterschiedlich abgetieften Grubenkomplex von unregelmäßiger Form dar (Dm annähernd 3 m, max. T 0,70 m), in welchem sich neben Keramik einige wenige verbrannte, kleinteilige Knochenfragmente und Holzkohlestückchen befanden (Abb. 3). Objekt 5 zeichnete sich in Planum 1 als sehr unregelmäßiger Grubenkomplex von ca. 4,3063,50 m ab, dessen Ränder sich nach weiterem Abtiefen in seichteren, unregelmäßig muldenförmigen Gruben auflösten; mittig befand sich eine im Durchmesser ca. 2,50 m große, annähernd runde Grube, die sich durch ihre Steilwandigkeit ca. 0,50 m tief deutlicher absetzte. Die seichtere Mulden-Akkumulation, die die zentrale runde Grube ursprünglich kranzartig umschloss, wurde in der Westhälfte vor ihrer weiteren Untersuchung durch einen Bagger entfernt (Abb. 4, im Vordergrund). Insgesamt ähnelt diese Grubenanlage (eine zentrale tiefere Grube mit umlaufenden, seichteren, muldenartigen Strukturen) sehr auffällig dem weiter südwestlich gelegenen Objekt 6, auf das hier aber wegen des Fehlens entsprechender Funde nicht weiter eingegangen wird. 32 Zudem sei hier auch noch auf das Grubenobjekt 376 (Grabung 1976/77) hingewiesen, aus dem zwei Keramikfragmente vorgelegt wurden, die typologisch ebenfalls ins Endneolithikum passen würden, 33 allerdings konnten diese Funde nicht eingesehen und überprüft werden. Der Verfüllungsvorgang der Gruben ist meines Erachtens als ein relativ einheitlicher zu sehen,34 wenn auch durch unterschiedlich vermischte Einfüllmaterialien zahlreiche Schichten differenziert werden konnten. Gleichartige amorphe Grubenkomplexe aus unregelmäßig gegliederten Einzelgruben (am besten verdeutlicht durch Objekt 5) sind im glockenbecherzeitlichen Milieu öfter belegt und werden in der Regel als Materialentnahmegruben interpretiert. 35 Trotz eventueller Überprägungen, Störungen und Intrusionen 36 sind die hier vorgestellten Fundverbände als authentisch einzustufen. Die Keramik stammt zu großen Teilen aus bodennahen Grubenbereichen und wirkt in Machart als auch im typologischen Erscheinungsbild insgesamt äußerst homogen, und nicht zuletzt das 14C-Datum des Tierknochens aus Grube 3 unterstreicht diese Zeitstellung.
28 GC: 1997_04; Fst. 8 bei Lindinger 2008, 63; 130–155 (mit ausführlichen Befundbeschreibungen und Fundkatalogen). 29 Vgl. Penz 2010, 26 f. Da der ebd. Anm. 29 erwähnte Tagungsbeitrag bislang nicht in gedruckter Form publiziert werden konnte, sollen diese neu bewerteten Funde nochmals hier vorgestellt werden. 30 Übernommen aus dem Katalog der nicht abgebildeten Funde bei Lindinger 2008, 149; 154. 31 Czeika 2002, 23 mit Anm. 11: Probennr. VERA- 0814, mit irreführender Bef.-Nr. „Grube 7“ (= Zählung bei der Grabung 1997), im Zuge der Aufarbeitung wurden neue Nummern vergeben (die Gruben 6, 7 und 8 lt. Fundzettelangabe entsprechen den Gruben 4, 3 und 5 bei Lindinger 2008). 32 Vgl. Lindinger 2008, 144–146. 33 Lindinger 2008, 102 mit Abb. 1 und 2. 34 Anders hingegen Lindinger 2008, 138; 144 f. im Falle der Gruben 5 und 6. 35 Vgl. A. Mate˘ jícˇ ková, Sídlište˘ kultury zvoncovitých poháru° v Žádovicích (okr. Hodonín). Siedlung der Glockenbecherkultur in Žádovicích (Okr. Hodonín). Prave˘ k Suppl. 5 (Brno 1999) Taf. 3; 6 oder 9; J. Turek/P. Dvor˘ ák/ J. Peška, Archaeology of Beaker Settlements in Bohemia and Moravia. An Outline of the Current State of Knowledge. In: J. Czebreszuk/M. Szmyt (Eds.), The Northeast Frontier of Bell Beakers. Proceedings of the symposium held at the Adam Mickiewicz University, Poznan´ (Poland), May 26–29, 2002. BAR Internat. Ser. 1155 (Oxford 2003) 184; Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, 9. 36 Diesbezüglich sind jedoch durchwegs andere Gruben als die drei hier behandelten betroffen: vgl. oben und Anm. 28 sowie Czeika 2002 und S. Czeika, Über die Datierbarkeit archäozoologischer Funde – ein Nachtrag. FWien 6, 2003, 226 f.
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Abb. 2: Grubenobjekt 3 der Grabung 1997. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 3: Grubenobjekt 4 der Grabung 1997. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 4: Grubenobjekt 5 der Grabung 1997. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
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Fundkatalog (Taf. 3–6) Die hier aufgenommenen Funde befinden sich derzeit bei der Stadtarchäologie Wien, werden aber in Zukunft in das Depot des Wien Museums eingegliedert. Sie decken sich weitgehend mit jenen in der Publikation von Volker Lindinger angeführten37 und stellen alle aussagekräftigen Stücke dar. Da einige grundlegende Revisionen bei der Interpretation der Keramikfragmente (Ansprache, Orientierung, technische und typologische Merkmale) vorgenommen werden mussten, die gerade in Hinblick auf ihre archäologische Neubewertung wichtig erscheinen, wurde eine neuerliche Wiedergabe eines Fundkataloges – zumindest in knapper Form – als notwendig erachtet. Die angeführten Inventarnummern (Cs) geben die Scherbenbeschriftung wieder (Fund- und Zählnummer). Das farbliche Erscheinungsbild der Keramik kann mit rötlich braun/dunkelbraun bis dunkelgraubraun/schwarz umrissen werden; im Bruch überwiegend dunkelgraubraun. Des Öfteren ist unterhalb einer dunklen Keramikoberfläche (sowohl innen als auch außen) eine hellere rötlich braune Färbung sichtbar, wobei der innere Kern wiederum dunkel ist. Dies kann ein Anzeichen für bewusste Manipulationen während des Brennvorganges sein (kurzfristige Sauerstoffzufuhr bei sonst reduzierter Atmosphäre), andererseits dürften hierbei zusätzlich auch spezifische Techniken der Oberflächenbehandlung (Schlickerung/Engobierung) zum Tragen gekommen sein. 38 Da diese von einer (Nass-) Glättung nicht eindeutig differenzierbar ist, wird hier nur pauschal der Begriff „geglättet“ angeführt, sobald es sich nicht um eine formungsraue, matte Oberfläche handelt. Der überwiegende Anteil der Keramik weist sowohl außen als auch an der Innenseite eine geschlickerte sowie überglättete, ehemals oft glänzende Oberfläche auf. Ein generell hoher Anteil an sekundär verbrannten bzw. verwitterten/verrundeten Oberflächen erschwert diesbezüglich oft definitive Ansprachen. Der Ton wurde in der Regel hart gebrannt und erscheint durchwegs fein steinchengemagert, mitunter auch mit sichtbarem Sand- und schwachem Glimmeranteil; Beimengungen von Schamotte sind nur sehr selten erkennbar. Da die osteologischen Grunddaten der ausgewerteten Tierknochen aus Grube 3 bislang nur im Rahmen einer unpubliziert gebliebenen Dissertation vorliegen,39 werden auch diese im hier folgenden Fundkatalog wiedergegeben. Grube 340 Taf. 3,1 – RS und WS einer Tasse; hellgraubraun, sandgemagert; gut geglättet; RDm 6 cm; Inv.Nr. Cs 48/6–7 Taf. 3,2 – RS einer Tasse, Ansatz einer randständigen Knubbe oder eines Henkels (eher letzteres, Bruchstelle stark verrundet); dunkelgraubraun, sandgemagert; gut geglättet; RDm 9,3 cm; Inv.Nr. Cs 48/5 Taf. 3,3 – RS, gerade abgestrichener und außen leicht verdickter Rand; innen sekundäre Beschädigung (Abrasion); dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 48/3 Taf. 3,4 – RS, knapp unterrandständige Leiste oder längliche Knubbe mit (Finger?-)Eindrücken; rötlich braun; geglättet; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 48/4 Taf. 3,5 – HS, bandförmiger Querschnitt; graubraun; grob geglättet; Inv.-Nr. Cs 48/8 Taf. 3,6 – 2 RS einer Schale, lanzettförmiger, nach innen verdickter Rand, randständiger, englichtiger Bandhenkel; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm 26 cm; Inv.-Nr. Cs 48/1–2 Taf. 3,7 – BS, abgesetzte Wandung; dunkelbraun; geglättet, außen Reste von Schlickrauung, Oberfläche jedoch stark verbrannt bzw. verwittert; BDm 13 cm; Inv.-Nr. Cs 48/9
37 Lindinger 2008, 131–143. 38 Vgl. Penz 2010, 22 f. mit Anm. 8. 39 S. Czeika, Archäozoologische Fundkomplexe im Wiener Stadtgebiet (Diss. Univ. Wien 2008) Kap. 5 bes. Tab. 1–3. 40 Siehe Lindinger 2008, 131 f.
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Taf. 3,8 – 3 BS, 7 WS (amphorenförmiges Gefäß?), am Bauchumbruch langovale Knubbe; dunkelgraubraun, wenig fein steinchen- und schamottegemagert; außen geglättet; BDm 12 cm; Inv.Nr. Cs 48/11 Taf. 3,9 – WS mit Fingertupfenleiste am Bauchumbruch; hellrötlich braun bis dunkelgraubraun; grob geglättet; Inv.-Nr. Cs 48/13 Taf. 3,10 – WS mit englichtigem Bandhenkel nahe des Bauchumbruchs; dunkelgraubraun; grob geglättet; Inv.-Nr. Cs 48/12 Tierart Pferd Rind Schaf/Ziege Schwein Größe Rind/Pferd unbestimmbar Summe
KNZ 34, 29, 3, 5, 21, 102, 194,
KNZ (%) 17,5 14,9 1,6 2,6 10,8 52,6 100,
KGew (g) 1303,5 854,0 16,5 44,0 285,5 266,5 2770,0
KGew (%) 47,1 30,8 0,6 1,6 10,3 9,6 100,
MIZ 4 2 1 2 – – –
Tab. 1: Auflistung der Tierreste aus Grube 3. KNZ – Knochenanzahl, KGew – Knochengewicht, MIZ – Mindestindividuenanzahl. Pferd 2 4 2 6 – – 1 – – – – 3 1 1 1 5 3 5
Cranium Mandibel Dentes sup. Dentes inf. Costae Vertebrae Scapula Humerus Radius Ulna Carpalia Metacarpus Pelvis Femur Tibia Tarsalia Metatarsus Phalanges
Rind 1 6 2 1 – 3 1 2 3 1 1 – 1 – 4 2 1 –
Schaf/Ziege – – 1 – – – – – 1 – – – – – 1 – – –
Schwein – – – – 2 – – – – – – – 3 – – – – –
Tab. 2: Knochenanzahl der Skelettelemente bestimmbarer Tierarten. PFERD Mandibula M2 (max.) M1 (mand.) M3 (mand.) Scapula Calcaneus Astragalus* Centrotarsale* Centrotarsale Metatars. III Phalanx 1 Phalanx 1* Phalanx 1 Phalanx 2* RIND Tibia Calcaneus Centrotarsale
Höhe vor P2 L 26,6 L 27,4 L 28,6 KLC 62,5 GB (53) GB 62,8 GB 52,0 GB 52,5 Bp (43,1) GL (83) GL 87,5
(62,0) B 25,7 B 15,5 B 13,3 GLP 92,7
GL 44,5
Alter ++ Alter ++ Alter ++ LG 56,9
BG 47,6
Bp 56,5
BFp 51,6
Tp 36,2
Bp 53
BFp 46,7
Tp 30,8
GH 58,0
KD (34,1) KD 36,3 KD (33,2) KD 45,4
Bd 47,7
BFd 45,2
Bd 49,3
Bd (69) GB (46) GB 54,5
Tab. 3: Maße (mm) der Tierreste. Bezeichnungen nach A. von den Driesch, Das Vermessen von Tierknochen aus vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen (München 1976). Maße in Klammer – Bereich nicht vollständig, * – reartikulierbar.
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Taf. 3: Spätglockenbecherzeitliche Funde aus Grubenobjekt 3. M 1:3 (Zeichnungen: A. Kilfeather/M. Penz)
Grube 441 Taf. 4,1 – RS einer Tasse, randständig englichtiger Bandhenkel; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm 5,7 cm; Inv.-Nr. Cs 53/14 Taf. 4,2 – RS einer Tasse; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm 7,2 cm; Inv.-Nr. Cs 52/4 Taf. 4,3 – RS einer Tasse; hellrötlich braun; RDm 8,4 cm; Inv.-Nr. Cs 53/8 Taf. 4,4 – RS (einer Tasse?); rötlich braun, fein steinchen- und sandgemagert; sekundär verbrannt; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 53/13 Taf. 4,5 – BS, WS einer Tasse; hellgraubraun bis rötlich braun; geglättet; sekundär verbrannt; BDm 3,5 cm; Inv.-Nr. Cs 53/11–12 Taf. 4,6 – RS,WS eines Topfes, schwach abgesetzter, zylindrischer Hals und gestreckter, eiförmiger Körper; hellrötlich braun bis schwarzbraun; gut geglättet; RDm 15,5 cm; Inv.-Nr. Cs 52/1–2 Taf. 4,7 – RS (eines Topfes?); hellgraubraun; sekundär verbrannt; RDm ca. 13 cm; Inv.-Nr. Cs 52/7 Taf. 4,8 – RS (eines Topfes?); dunkelgraubraun; geglättet; RDm 14,5 cm; Inv.-Nr. Cs 53/16 Taf. 4,9 – RS eines Topfes; randständig langovale Knubbe (stark abgestoßen/verrundet); dunkelgraubraun; grob geglättet; stark steinchen- und sandgemagert; RDm 17 cm; Inv.-Nr. Cs 53/29 Taf. 4,10 – RS eines Topfes, randständig Ansatz eines Henkels oder einer Knubbe; graubraun; RDm 10,5 cm; Inv.-Nr. Cs 52/3 Taf. 4,11 – RS; graubraun; geglättet; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 53/10 Taf. 4,12 – RS einer Schale, gerade abgestrichener Rand; graubraun; gut geglättet; RDm 14,5 cm; Inv.-Nr. Cs 53/15
41
Siehe Lindinger 2008, 133–137.
203 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
Taf. 4,13 – WS mit englichtigem Bandhenkel am Bauchumbruch (Amphore), vom Henkelansatz führen insgesamt drei glatte Leisten weg (zwei senkrecht und eine waagrecht); rötlich braun bis dunkelgraubraun; grob geglättet; Inv.-Nr. Cs 53/33 Taf. 4,14 – WS mit englichtigem Bandhenkel am flach gewölbtem Bauchumbruch (Amphore); dunkelgraubraun; Inv.-Nr. Cs 53/34 Taf. 4,15 – WS eines Henkeltopfes mit englichtigem Bandhenkel am Hals-Schulter-Übergang; hellgraubraun; Bruch dunkelgrau; Inv.-Nr. Cs 53/32 Taf. 4,16 – WS mit Ansatz eines Bandhenkels (Henkeltopf); graubraun bis rötlich braun, fein schamotte- und sandgemagert; ohne Inv.-Nr. (Fnr. K71–97) Taf. 4,17 – 3 RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter Rand; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm 34,3 cm; Inv.-Nr. Cs 53/1–3 Taf. 4,18 – 2 RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; graubraun, wenig fein steinchen- und schamottegemagert; geglättet; teilweise sekundär verbrannt; RDm 35,4 cm; Inv.-Nr. Cs 53/4–5 Taf. 4,19 – RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; ockerfarben; sekundär verbrannt; RDm 24 cm; Inv.-Nr. Cs 53/6 Taf. 4,20 – RS einer Schale, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; hellbraun bis dunkelgraubraun; geglättet; RDm 19,5 cm; Inv.-Nr. Cs 53/7 Taf. 4,21 – 2 WS mit unregelmäßiger Besenstrichrauung; dunkelgraubraun, fein steinchen- und sandgemagert; Inv.-Nr. Cs 53/21–22 Taf. 4,22 – 2 WS mit senkrechtem, dicht geführtem Zinken- bzw. Besenstrich; dunkelgraubraun; Inv.-Nr. Cs 52/8 und 53/28 Taf. 4,23 – BS mit Ansatz einer Besenstrichrauung; dunkelgraubraun; BDm 12 cm; Inv.-Nr. Cs 53/26 Taf. 4,24 – BS, annähernd senkrechter Zinken- bzw. Besenstrich; graubraun, wenig fein schamottegemagert; innen geglättet; BDm 11 cm; Inv.-Nr. Cs 53/27 Taf. 4,25 – BS, abgesetzte Wandung; dunkelgraubraun; innen geglättet; BDm 13,5 cm; Inv.-Nr. Cs 52/5
Grube 542 Taf. 5,1 – RS eines Kruges (Henkeltasse?); rötlich braun bis graubraun, wenig fein sandgemagert; gut geglättet; RDm 10,5 cm; Inv.-Nr. Cs 38/1 Taf. 5,2 – RS eines Kruges (Henkeltasse?); rötlich braun bis dunkelgraubraun; geglättet; teilweise sekundär verbrannt; RDm 11 cm; Inv.-Nr. Cs 37/6–7 Taf. 5,3 – RS; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm ca. 14 cm; Inv.-Nr. Cs 49/4 Taf. 5,4 – 2 BS einer Tasse; außen rötlich braun, sonst graubraun; verwittert; BDm 5 cm; Inv.-Nr. Cs 39/4–5 Taf. 5,5 – RS (eines Topfes?), knapp unterrandständig eine langovale, mittig stark eingedellte Knubbe, daran anschließend schwach ausgeprägte, waagrechte Leiste (?) mit Fingernagelkerben; evtl. Ansatz zweier senkrechter plastischer Leisten (?); schwarz; gut geglättet/geschlickert; stark fein steinchengemagert; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 46/2 Taf. 5,6 – RS (eines Topfes?); rötlich braun bis hellgraubraun; sekundär verbrannt bzw. verwittert; RDm 18 cm; Inv.-Nr. Cs 26/1 Taf. 5,7 – 2 RS; rötlich braun bis dunkelgraubraun; geglättet; RDm 13 cm; Inv.-Nr. Cs 39/6–7 Taf. 5,8 – RS (eines Topfes?); rötlich braun bis graubraun; geglättet; innen stark verwittert; RDm 22,2 cm; Inv.-Nr. Cs 39/9 Taf. 5,9 – RS einer Schale, unregelmäßig gerader, abgestrichener Rand, randständig langovale Knubbe; graubraun; RDm 16,5 cm; Inv.-Nr. Cs 37/1 Taf. 5,10 – RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm 16,8 cm; Inv.-Nr. Cs 41/1 Taf. 5,11 – RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; hellrötlich braun bis graubraun; gut geglättet; RDm 22 cm; Inv.-Nr. Cs 46/1 Taf. 5,12 – RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm 23 cm; Inv.-Nr. Cs 22/5 Taf. 5,13 – RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; grau42
Siehe Lindinger 2008, 138–143.
braun; RDm 24,6 cm; Inv.-Nr. Cs 49/7
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
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Taf. 4: Spätglockenbecherzeitliche Funde aus Grubenobjekt 4. M 1:3 (Zeichnungen: A. Kilfeather/M. Penz)
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
Taf. 5: Spätglockenbecherzeitliche Funde aus Grubenobjekt 5. M 1:3 (Zeichnungen: A. Kilfeather/M. Penz)
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Taf. 6: Spätglockenbecherzeitliche Funde aus Grubenobjekt 5 (Fortsetzung). M 1:3 (Zeichnungen: A. Kilfeather/M. Penz)
Taf. 5,14 – 3 RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter Rand; dunkelgrauer Ton, sonst graubraun; gut geglättet; RDm 32,4 cm; Inv.-Nr. Cs 22/1–3 Taf. 5,15 – 2 RS, 4 WS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand, knapp unterrandständig Ansatz eines englichtigen Bandhenkels; hellrötlich braun bis hellgraubraun, im Bruch dunkelgrau; sekundär verbrannt und verwittert; RDm 32,8 cm; Inv.-Nr. Cs 44/1–6 Taf. 5,16 – RS einer Schale, lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; rötlich braun bis dunkelbraun; geglättet; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 22/6 Taf. 5,17 – 2 RS einer Schale; lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; rötlich braun bis dunkelgraubraun; gut geglättet; teilweise verbrannt bzw. verwittert; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 37/2–3 Taf. 5,18 – RS einer Schale; lanzettförmiger, innen verdickter und stufig abgesetzter Rand; rötlich braun bis dunkelgraubraun; gut geglättet; RDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 39/8 Taf. 6,1 – WS mit englichtigem Bandhenkel am flachen Bauchumbruch (Amphore); dunkelbraun bis schwarz; gut geglättet; Inv.-Nr. Cs 22/4 Taf. 6,2 – WS mit englichtigem Bandhenkel am Bauchumbruch (Amphore); rötlich braun bis graubraun; Inv.-Nr. Cs 22/4 Taf. 6,3 – WS mit waagrechter, flacher Kerbleiste; rötlich braun bis dunkelbraun; geglättet; Inv.Nr. Cs 39/14 Taf. 6,4 – BS mit Ansatz zweier zäpfchenförmiger Füßchen (abgestoßen bzw. abgerundet; Dm 1,7 cm); graubraun bis grauschwarz; der leicht gewölbte Boden im Gegensatz zur ansetzenden Wandung nicht überglättet; BDm nicht bestimmbar; Inv.-Nr. Cs 39/13 Taf. 6,5 – WS mit senkrechtem Zinken- bzw. Kammstrich; hellbraun bis schwarzgrau; geglättet; Inv.-Nr. Cs 39/10 Taf. 6,6 – WS mit senkrechtem Zinken- bzw. Kammstrich; hellbraun bis schwarzgrau; geglättet; Inv.-Nr. Cs 39/11 Taf. 6,7 – 2 WS mit annähernd senkrechtem Zinken- bzw. Kammstrich; rötlich braun bis graubraun; geglättet; Inv.-Nr. Cs 7/8–9
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
Taf. 6,8 – WS mit senkrechtem und waagrechtem, sich kreuzendem Zinken- bzw. Kammstrich; schwarzgrau; geglättet; Inv.-Nr. Cs 22/10 Taf. 6,9 – WS mit senkrechtem Zinken- bzw. Kammstrich; rötlich braun bis schwarzgrau; geglättet; Inv.-Nr. Cs 22/8 ohne Abbildung 4 WS; hell- bis dunkelgraubraun, fein bis mittelgrob steinchen-, schamotte- und sandgemagert, insgesamt hart gebrannt; außen unregelmäßig aufgerauter, grober Schlickerauftrag, raue bis körnige Oberfläche durch Magerungsbestandteile, innen gut geglättet; insgesamt hart gebrannt; Inv.Nr. Cs 48 43 Z. B. Neugebauer/Neugebauer-Maresch 2001, Fig. 2,1.2.7.8.10; 3,5.6; 5,1–3.13; D. Kern, Endneolithisches Gräberfeld mit Glockenbechern von Zwingendorf/Alicenhof, VB Mistelbach, Niederösterreich. ArchA 84/85, 2000/2001, 307–328 Taf. 5,11–2.12–2; 7,16–1.16–3. 44 Z. B. Penz 2010, Taf. 1,1–3; 2,1–6; Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, Taf. 29–32 passim. 45 Vgl. Mate˘ jícˇ ková/Dvor˘ ák 2012, Bd. II, Taf. 128 (Übersicht) oder z. B. Taf. 40,3 (unten) oder 58,4. Diese Formen werden aber mitunter auch als Kannen (Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/ Mate˘ jícˇ ková 2005, 12) oder eben auch als (Henkel-)Krüge angesprochen (Ch. Neugebauer-Maresch/J.-W. Neugebauer, [Glocken-] Becherzeitliche Gräber in Gemeinlebarn und Oberbierbaum, NÖ. MAG 123/124, 1993– 1994, 202; 215 Abb. 6,2.3; 12,3; 14 unten). 46 Z. B. Penz 2010, 21 Taf. 2,7–11; Kern (Anm. 43) Taf. 5,12/1; 7,16/4.17/1; 8,18/2; Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, Taf. 22 und 23. 47 Vgl. z. B. Mate˘ jícˇ ková/Dvor˘ ák 2012, Bd. II, Taf. 133–136 bes. Nr. 898–4; 943–4; 951–1; Neugebauer/Neugebauer-Maresch 2001, Fig. 5,5. 48 D. Kern/K. Wiltschke-Schrotta, Nicht nur „prachtvolle liegende Hocker“ – Endneolithische Altfunde aus Frauenhofen und Gars am Kamp, Niederösterreich. ArchA 92, 2008, 22 f.; A. Endro˝ di, Footed vessels of the Bell Beaker culture in the Carpathian Basin. In: J. Bátora/V. Furmánek/L. Veliacˇ ik (Hrsg.), Einflüsse und Kontakte alteuropäischer Kulturen. Festschr. Jozef Vladár zum 70. Geburtstag. Arch. Slovaca Monogr. Commun. 6 (Nitra 2004) 141–150; vgl. Neugebauer/Neugebauer-Maresch 2001, Fig. 3,1; Mate˘ jícˇ ková/ Dvor˘ ák 2012, Bd. II, 267 Taf. 136 (Übersicht „polypod bowls“). 49 Vgl. Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, 11. 50 Vgl. Mate˘ jícˇ ková/Dvor˘ ák 2012, Bd. II, Taf. 128. 51 Dazu wiederum beste Vergleiche aus Brno-Obr˘ any: Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, Taf. 26,105; 28,140. 52 Vgl. z. B. Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, Taf. 24 und 25 (passim).
Auswertung Bei den (Henkel-)Tassen findet man, soweit es an den fragmentierten Stücken ersichtlich wird, sowohl flau profilierte Formen (Taf. 3,2; 4,1) als auch kugeligbauchige Formen mit gut abgesetztem Halsteil (Taf. 3,1; 5,4). Passende Vergleiche lassen sich zur Genüge in den spätglockenbecherzeitlichen Gräbern Ostösterreichs finden,43 eine große Variationsbreite der Tassen ist aber ebenso aus zeitgleichen Siedlungsfunden bekannt. 44 Die formal nahestehenden Henkeltassen Taf. 5,1 und 2 kann man aufgrund ihrer Machart, Proportionierung und größeren Dimensionierung schon den Henkeltöpfen bzw. Krügen zurechnen. 45 Überaus charakteristisch sind die zahlreich auftretenden Schalen mit konischem oder kalottenförmig gerundetem Körper, deren Ränder nach innen verdickt und/oder schräg abgestrichen wurden und so oft ein im Querschnitt lanzettförmiges Profil erhalten haben (zum Beispiel Taf. 4,17–20; 5,10–18). Zum weiteren Wandungsverlauf hin sind sie hier durch eine Stufe (mitunter wulstig oder auch gratartig gekantet) mehr oder weniger deutlich abgesetzt. Diese Art der Randgestaltung als auch die randständige Anbringung englichtiger Bandhenkel (Taf. 3,6; 5,15) tritt sowohl in endneolithischen Grab- als auch in Siedlungsmaterialien Ostösterreichs und angrenzender Gebiete überaus prägnant in Erscheinung. 46 Einfach ausgeformte Ränder bei den Schalen (Taf. 4,12; 5,9) bleiben hingegen die absolute Ausnahme. 47 Bei dem leider sehr unvollständigen Bodenfragment Taf. 6,4 handelt es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um eine Füßchenschale, wie sie im Endneolithikum weit verbreitet war. 48 Der gerundete Bereich zwischen den zapfenartigen Füßchen ist aufgrund der nur hier fehlenden Oberflächenglättung als ein nicht abgesetzter Boden identifizierbar. Die charakteristischen Topfformen weisen einen geschwungenen bis zylindrisch-geraden Halsteil auf, welcher mehr oder weniger deutlich abgesetzt ist und einem eher schlanken („eiförmigen“) Körper aufsitzt (Taf. 4,6.7.9; 5,5– 8);49 bei den mit Henkeln versehenen Varianten überbrückt ein weitlichtiger Bandhenkel den Hals-Schulter-Übergang der Gefäße (Taf. 4,15.16). 50 Zahlreiche Wandfragmente mit englichtigen, aber großen Bandhenkeln belegen eine starke Präsenz von Amphoren mit bauchigem Gefäßkörper (Taf. 3,10; 4,13.14; 6,1.2); in einem Fall führen vom Henkel mehrere glatte Zierleisten weg (Taf. 4,13). 51 Als weitere Akzidenzien auf der Gefäßkeramik erscheinen Leisten mit Eindrücken und Kerben (Taf. 3,4.9; 5,5; 6,3), auch die beliebten, rand- oder knapp unterrandständig angebrachten, langovalen Knubben wurden mitunter eingedellt (Taf. 5,5). 52 Im Fall einer am Bauchumbruch situierten
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
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Abb. 5: Häufigkeit der nachgewiesenen Tierarten von den spätglockenbecherzeitlichen Gruben 3/1997 (Csokorgasse) und 236 (Rennweg 16).
Knubbe dürfte ein amphorenförmiges Gefäß vorliegen (Taf. 3,8). 53 Die unteren Gefäßhälften (von zumeist Töpfen) wurden zuweilen mit unregelmäßigem Besenstrich oder vorwiegend senkrecht geführtem Kamm- bzw. Zinkenstrich verziert bzw. aufgeraut (Taf. 4,21–24; 6,5–9); 54 gleichzeitig war jedoch ebenso Schlickrauung diesbezüglich üblich (siehe Taf. 3,7 und Katalog, Grube 5, ohne Abb.). Das endneolithische Fundmaterial aus der Grabung Csokorgasse kann jenem von Wien 3, Rennweg 16 zur Seite gestellt werden, von dem ebenfalls bestens in Einklang zu bringende 14C-Datierungen vorhanden sind (fünf Werte liegen in einer kalibrierten Zeitspanne von 2488 bis 2134 v. Chr., im 2-Sigma-Bereich). 55 Auch eine weitere Siedlungsgrube aus Schwechat,56 die auf derselben Niederterrassenkante nur etwa einen Kilometer weiter südöstlich der Csokorgasse liegt, datiert in dieselbe Zeitstufe, nämlich in eine späte Phase der Glockenbecherkultur. 57 Anhand von entsprechenden Grabfunden wird dieser Abschnitt in der österreichischen Forschung in eine „Ragelsdorf-Oberbierbaum-Gruppe“ und die darauf folgende „Oggau-Wipfing-Gruppe“ unterteilt. 58 Zusammen mit den ebenfalls erst vor kurzem aufgedeckten Grubenbefunden in Maissau59 stellen die oben genannten Fundorte die einzigen besser befundeten Siedlungshinterlassenschaften dieser Zeit in Österreich dar. Enge kulturelle Verbindungen lassen sich in das Donaueinzugsgebiet Süddeutschlands, 60 in erster Linie aber nach Mähren und Ungarn feststellen 61. Gerade über die beiden letzteren Nachbarregionen wird dabei auch ein gemeinsames kulturelles Substrat in Form von westlichen bis nördlichen Einflüssen (Schnurkeramische Kultur) sowie der karpatenländischen Gruppen (vor allem Kosihy-Cˇ aka-Makó) offensichtlich. 62 Außer Keramikobjekten konnten lediglich Tierreste, und zwar ausschließlich in Grubenobjekt 3, gefunden werden (vgl. Tab. 1–3). Analog zu den Keramikfunden sind auch diese Knochenreste in ihrer Erhaltung, Größe und Morphologie sehr homogen. Neben Schaf/Ziege und Schwein sind hauptsächlich Rind und Pferd nachgewiesen, besonders herausragend ist dabei aber die Domi-
53 Vgl. Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, Taf. 26,108. 54 Z. B. Ondrácˇ ek/Dvor˘ ák/Mate˘ jícˇ ková 2005, Taf. 25,85.87.88; 27,128; 40/16– 18.20–23; Mate˘ jícˇ ková/Dvor˘ ák 2012, Bd. II, Taf. 11,802–5; 84,932–2. 55 Penz 2010. 56 E. Ruttkay/P. Stadler, Schwechat. FÖ 18, 1979, 308–310. 57 Penz 2010, 23 f. 58 Neugebauer/Neugebauer-Maresch 2001. 59 O. Schmitsberger, Ausgrabungen auf der Trasse der Ortsumfahrung Maissau 2008/Fläche „1-Süd“. Befunde vom Altneolithikum bis zum Frühmittelalter. FÖ 47, 2008, 438–499 bes. 468–480. 60 V. Heyd/L. Husty/L. Kreiner (mit einem Beitrag von H. Manhart), Siedlungen der Glockenbecherkultur in Süddeutschland und Mitteleuropa. Arb. Arch. Süddeutschland 17 (Büchenbach 2004) 147–154. 61 Turek/Dvor˘ ák/Peška (Anm. 35); A. Endro˝ di, Results of Settlement Archaeology in Bell Beaker Culture Research in Hungary. In: M. Benz/S. v. Willigen (Eds.), Some new approaches to the Bell Beaker “phenomenon”: lost paradise ...? Proceedings of the 2 nd meeting of the “Association Archéologie et Gobelets”, Feldberg (Germany), 18 th–20 th April 1997. BAR Internat. Ser. 690 (Oxford 1998) 141–160. 62 D. Kern, Ostösterreich im Endneolithikum – Am Ende der Welt? In: Th. Doppler/B. Ramminger/D. Schimmelpfennig (Hrsg.), Grenzen und Grenzräume? Beispiele aus Neolithikum und Bronzezeit. Fokus Jungsteinzeit. Ber. AG Jungsteinzeit 2 (Kerpen-Loogh 2011) 25–36.
209 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
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M. Penz, Spätneolithische Funde aus dem Bereich Wien 11, Csokorgasse
63 Czeika 2002; Czeika (Anm. 39) Kap. 5.2 (mit weiteren Daten); S. Czeika, Pferde aus der Jungsteinzeit. Endneolithische Tierreste vom Rennweg 16, Wien 3. FWien 13, 2010, 32–49. Zur Berichtigung der Befundnummer in allen eben angeführten Stellen siehe Anm. 31. 64 R. Kyselý, Souhrnná analýza osteozoologických nálezu° z období kultury zvoncovitých poháru° v Cˇ echách a na Morave˘ (A review of archaeozoological finds from the Bell Beaker Culture in Bohemia and Moravia). In: A. Mate˘ jícˇ ková/P. Dvor˘ ák (Eds.), Funerary Areas of the Bell Beaker Period on the D1 Vyškov – Mor˘ ice Motorway. Prave˘ k Suppl. 24 (Brno 2012) 431– 451 bes. 450. 65 Penz 2010, 25; Czeika 2010 (Anm. 63) 40 f. 66 S. Czeika, Glockenbecherzeitliche Pferdereste aus Wien – ein Diskussionsbeitrag. Beitr. Archäozoologie u. Prähist. Anthropologie 9, 2013, 51–58.
nanz von Pferderesten (fast 48%), die in der etwa zeitgleichen Fundstelle Wien 3, Rennweg 16 (Grube 236) mit 82,3% sogar noch deutlicher hervortritt (Abb. 5). 63 Im Gegensatz dazu beläuft sich beispielsweise der Pferdeanteil in den sonst bestens vergleichbaren glockenbecherzeitlichen Siedlungen Tschechiens, von wo aktuell immerhin Datenmaterial (insgesamt ca. 3.600 Stücke) aus 18 verschiedenen Siedlungen zur Verfügung steht, auf lediglich 0,4% der bestimmbaren Knochen. 64 Die außergewöhnliche Präsenz des Pferdes spricht für eine spezifisch ausgerichtete Wirtschafts- und eventuell auch Lebensform dieser Bevölkerung und verbindet in dieser Hinsicht die beiden Wiener Fundstellen mit der ungarischen Csepel-Gruppe sowie den reiternomadisch geprägten Steppengebieten Osteuropas. 65 Darüber hinaus liefern diese Funde wichtige Beiträge zur Domestikationsgeschichte der Pferde, welche ein bedeutendes – und aufgrund der dünnen Quellenbasis nach wie vor vieldiskutiertes – Kapitel der gesamten Menschheitsgeschichte darstellt. 66
Abgekürzt zitierte Literatur CZEIKA 2002 – S. Czeika, Über die Datierbarkeit archäozoologischer Funde – Fallbeispiel Csokorgasse. FWien 5, 2002, 18–29. LINDINGER 2008 – V. Lindinger, Urnenfelderzeitliche Siedlungen in Wien. Untersuchungen zum Siedlungswesen der älteren Urnenfelderzeit in Ostösterreich (Saarbrücken 2008). MATE˘ JÍCˇ KOVÁ/DVOR˘ ÁK 2012 – A. Mate˘ jícˇ ková/P. Dvor˘ ák (Eds.), Pohr˘ ebište˘ z období zvoncovitých poháru na trase dálnice D1 Vyškov – Mor˘ ice. Funerary Areas of the Bell Beaker Period on the D1 Vyškov – Mor˘ ice Motorway. Prave˘ k Suppl. 24 (Brno 2012). NE˘ MEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1979 – V. Ne˘ mejcová-Pavúková, Pocˇ iatky Bolerázkej skupin na Slovensku (Die Anfänge der Boleráz-Gruppe in der Slowakei). Slovenská Arch. 27, 1979, 17–55. NEUGEBAUER/NEUGEBAUER-MARESCH 2001 – J.-W. Neugebauer/Ch. Neugebauer-Maresch, Bell Beaker Culture in Austria. In: F. Nicolis (Ed.), Bell beakers today. Pottery, people, culture, symbols in prehistoric Europe. Proceedings of the International Colloquium Riva del Garda (Trento, Italy), 11–16 May 1998 (Trento 2001) 429–437. NEVIZÁNSKY 2005 – G. Nevizánsky, Nové poznatky o bolerázskej skupine na západnom Slovensku (Neue Erkenntnisse über die Boleráz-Gruppe in der Westslowakei). In: I. Cheben/I. Kuzma (Hrsg.), Otázky neolitu a eneolitu našich krajín – 2004. Arch. Slovaca Monogr. Commun. 8 (Nitra 2005) 241–276. ONDRÁCˇ EK/DVOR˘ ÁK/MATE˘ JÍCˇ KOVÁ 2005 – J. Ondrácˇ ek/P. Dvor˘ ák/A. Mate˘ jícˇ ková, Siedlungen der Glockenbecherkultur in Mähren. Katalog der Funde. Prave˘ k Suppl. 15 (Brno 2005). PENZ 2010 – M. Penz, Eine Siedlungsgrube der späten Glockenbecherkultur aus Wien 3, Rennweg 16 (Vorbericht). FWien 13, 2010, 20– 31. RUTTKAY 1999 – E. Ruttkay, Siedlungsfunde der Boleráz-Gruppe aus Wien und dem norddanubischen Niederösterreich. FÖ 38, 1999, 609–622. RUTTKAY 2001 – E. Ruttkay , Jennyberg I – Eine Siedlung in Mödling bei Wien. In: P. Roman/S. Diamandi (Hrsg.), Cernavoda˘ III – Boleráz, ein vorgeschichtliches Phänomen zwischen dem Oberrhein und der unteren Donau. Internat. Symposium Mangalia/Neptun, 18.– 24. Oktober 1999. Stud. Danubiana, Ser. Symposia 2 (Bucures¸ ti 2001) 516–540.
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Aufsätze
J. Bichler, Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing
Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing Julia Bichler Fundstelle und Fundgeschichte Im Wien Museum befindet sich unter der Herkunftsbezeichnung „Kaltenleutgeben“ ein kleiner Posten neolithischer Funde, der im Rahmen einer Proseminararbeit am Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien bearbeitet wurde und hier vorgestellt werden soll. Sowohl die Funde selbst als auch ihr Fundort wurden innerhalb der Fachwelt bislang nicht registriert. 1 Einzig Heinrich Michna präsentierte 1929 in einem kurzen Bericht einige kupferzeitliche Funde aus Kaltenleutgeben, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Gemeindegebiet aufgesammelt worden waren. Ein Großteil war bereits zu seiner Zeit wiederum verlorengegangen, nur 20 von ursprünglich etwa 500 Fundobjekten wurden für das Museum in Mödling sichergestellt. Genauere Fundortangaben sind nicht überliefert, Michna konnte nur ganz allgemein „mehrere Fundstellen am Eichkogel“, am „Fischerriegel“ sowie „die Anhöhe bei der Kirche“ in Erfahrung bringen. 2 Die hier besprochenen Keramikfunde wurden 1942 vom Römischen Museum der Stadt Wien im Tauschweg mit dem Museum der Landesfreunde in Baden übernommen. 3 Als Fundortangabe wurde „Wien 25/Kaltenleutgeben, am Eichkogel bei der Wald[mühl]e“ vermerkt. Das Beil HMW Inv.-Nr. 5287 (Taf. 1,8) befand sich innerhalb eines Konvoluts mehrerer Lesefunde unterschiedlicher Provenienz, das als private Schenkung 1939 ans Museum kam, ist aber durch die Aufschrift „Eichkogel bei Kaltenleutgeben“ eindeutig zuordenbar. 4 Bei dem Serpentinitbeil HMW Inv.-Nr. 5809 (Taf. 1,7) handelt es sich um einen Lesefund aus Kaltenleutgeben von 1924, 1 An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei folgenden Personen bedanken: Ass.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Krenn-Leeb für die Betreuung der Arbeit, Mag. Martin Penz (Stadtarchäologie Wien) für die Anregung, Vermittlung und Hilfestellungen sowie Mag. Dr. Michaela Kronberger (Wien Museum) für die Erlaubnis und Möglichkeit der Materialaufnahme. 2 H. K. Michna, Funde aus Kaltenleutgeben (NÖ). WPZ 16, 1929, 109–112. 3 Wien Museum, FP 8/1942. 4 Wien Museum, FP 65/1939. 5 Wien Museum, (HMW) Inventarbuch neu 1938–44B. 6 F. Brix, Kurze geologische Betrachtungen über den 23. Wiener Bezirk, Liesing. In: F. Opll, Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte (Wien, München 1982) 224.
der 1941/42 im Rahmen von Fundtauschen von der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien dem Römischen Museum der Stadt Wien übergeben wurde. 5 Der 428 m hohe Eichkogel liegt knapp innerhalb der heutigen südwestlichen Stadtgrenze Wiens, in der Katastralgemeinde Rodaun (Wien 23 – Liesing). Bis 1938 gehörte der Eichkogel (vormals auch Matthias-Ruhe genannt) zur niederösterreichischen Wienerwaldgemeinde Kaltenleutgeben, die während der NS-Zeit „Groß-Wien“ eingegliedert wurde. Bei der erfolgten Rückführung Kaltenleutgebens an Niederösterreich 1954 verblieb jedoch der Bereich des Eichkogels im Wiener Stadtgebiet (Abb. 1). Der Eichkogel ist Teil des Wienerwaldes und der Nördlichen Kalkalpen und besteht hauptsächlich aus Kalkschiefer, der vor allem im Gipfelbereich und am Südosthang im Zuge von langjährigen Steinbruchtätigkeiten abgebaut wurde. 6
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J. Bichler, Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing
Aufsätze
Abb. 2: Der Eichkogel im 23. Wiener Gemeindebezirk mit den Spuren des Kalkabbaues. (MA 41 – Stadtvermessung: DGM Wien, Schummerung 50 cm Auflösung)
Abb. 1: Stadtgebiet von Wien mit der Lage des Eichkogels am Ostrand des Wienerwaldes. (Plangrundlage: MA 14 – ADV, MA 41 – Stadtvermessung)
Nach Süden fallen die Hänge relativ steil zur Dürren Liesing, im Westen zum Taleinschnitt des Wiener Grabens ab, unmittelbar nach Norden hin schließen weitläufig hügelige Waldflächen an. Um die (ehemaligen) Gipfelbereiche deuten sich zwar mögliche Siedlungsflächen an, jedoch kann die prähistorische Topographie durch die Zerstörungen des Kalkabbaues heute nur noch schwer nachvollzogen werden (Abb. 2). Selbst nach mehrmaligen Begehungen lässt sich kein absolut sicheres Siedlungsareal ausmachen. Es wären hierzu genauere Untersuchungsmethoden wie beispielsweise Geomagnetik oder -radar notwendig. Katalog Taf. 1,1 – RS/WS eines Topfes mit aufgesetzter Fingertupfenleiste am Hals/Schulterumbruch und leicht nach oben ausgezipfeltem Grifflappen; Rand gerade abschließend, Hals minimal einziehend, Bauchteil stark ausladend gerundet; Hals bis kurz unterhalb der Zierleiste geglättet, Bauch mit Besenstrichrauung. Maße: RDm 14,5 cm, Rst 0,5 cm Hart gebrannt, außen grau-brauner Mischbrand, innen bräunlich mit dunkelgrauen Flecken, Kern dunkelgrau; grober Ton mit kleinen Steinchen gemagert; wahrscheinlich zu Inv.-Nr. MV 37.011/7 (Taf. 1,6) zugehörig. WM, Inv.-Nr. MV 37.011/1 Taf. 1,2 – RS/WS eines Topfes mit aufgesetzter Fingertupfenleiste am Hals/Schulterumbruch; Rand leicht nach oben gerundet, Hals gerade, Bauchstück nur wenig ausladend; Hals geglättet, Bauch mit Besenstrichrauung. Maße: RDm 17 cm, Rst 0,4 cm Hart gebrannt, außen hellbraun bis dunkelbraun, innen rötlich braun bis dunkelgrauschwarz, Kern grau; gröberer Ton mit kleineren Steinchen gemagert. WM, Inv.-Nr. MV 37.011/2 Taf. 1,3 – RS/WS eines Topfes mit aufgesetzter Fingertupfenleiste am Hals/Schulterumbruch sowie leicht nach oben ausgezipfeltem Grifflappen; Rand gerade nach oben abschließend, Hals gerade, Bauch leicht konvex ausladend; Hals geglättet, am Bauch Besenstrichrauung. Maße: RDm 16 cm, Rst 0,6 cm Hart gebrannt, außen graubraun gefleckt, im Farbverlauf von hellgrau bis dunkelgrau, innen dunkelgrau-hellbraun gefleckt, im Kern dunkelgrau; feiner Ton mit kleinsten Steinchen gemagert. WM, Inv.-Nr. MV 37.011/3
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Aufsätze
J. Bichler, Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing
Taf. 1,4 – RS, Rand gerade nach oben abschließend, Halsteil gerade; sehr gut geglättet. Maße: RDm 14,5 cm, Rst 0,4 cm Hart gebrannt, außen eher dunkelbraun, innen hellbraun, Kern dunkelgrau; sehr feiner Ton mit Sand und kleinsten Steinchen gemagert. WM, Inv.-Nr. MV 37.011/4 Taf. 1,5 – WS eines Topfes mit aufgesetzter Fingertupfenleiste sowie leicht nach oben ausgezipfeltem Grifflappen; sehr gut geglättet. Maße: Dm 18 cm, Wst 0,7 cm Hart gebrannt, außen graubräunlich, innen dunkelgrau-braun, im Kern dunkelgrau; grober Ton mit kleinen Steinchen gemagert. WM, Inv.-Nr. MV 37.011/5 Taf. 1,6 – WS eines Topfes mit ausgeprägter Besenstrichrauung, die teilweise tief eingedrückt wurde. Maße: Dm 28 cm, Wst 0,8 cm Hart gebrannt, außen dunkelgrau-braun gefleckt, innen dunkelgrau-hellbraun gefleckt, im Kern dunkelgrau; grober Ton mit kleinen Steinchen gemagert. WM, Inv.-Nr. MV 37.011/7 Taf. 1,7 – Walzenbeil aus Serpentinit, gut poliert, grünlich schwarz schimmernd, Schneidenbereich sehr glatt, Körper mit Kratzern; Nackenbereich schmal, Körper leicht trapezförmig ausziehend mit gerader Schneide. Maße: L 8,5 cm, Nacken 2,3 cm, Schneide 4 cm, D max. 3 cm HMW, Inv.-Nr. 5809 Taf. 1,8 – Dechsel aus unbestimmtem grünlich grauem Felsgestein, sehr fein bearbeitet und geglättet; Nackenbereich schmal, Körper stärker trapezförmig ausziehend, Schneide konvex mit angedeuteter Spitze. Maße: L 4,5 cm, Nacken an breitester Stelle 1,9 cm, Schneide an breitester Stelle 3,4 cm, D max. 0,9 cm HMW, Inv.-Nr. 5287
Auswertung Die Gefäßformen, vor allem die Töpfe dieser Kultur, zeichnen sich durch ein typisches Erscheinungsspektrum aus. So findet sich bei den Großgefäßen bzw. Töpfen ein zylindrischer oder leicht eingezogener Hals, der vom mehr oder weniger bauchig gerundeten Gefäßkörper mittels einer durchgehenden Fingertupfen- oder Formstichleiste mit Knubben bzw. Lappen abgesetzt ist. Darunter 7 E. Ruttkay, Über einige Fragen der Laibach-Vucˇ edol-Kultur in Niederösterreich und im Burgenland. Arh. Vestnik 14, 1973, 49 f. 8 E. Ruttkay, Mödling-Zöbing-Gruppe. In: E. Lenneis/Ch. Neugebauer-Maresch/E. Ruttkay, Jungsteinzeit im Osten Österreichs. Wiss. Schriftenr. Niederösterreich 102–105 (St. Pölten 1995) 188. 9 A. Medunová-Benešová, Jevišovice-Starý Zámek. Schicht B – Katalog der Funde. Fontes Arch. Moravicae 6 (Brno 1972) z. B. Taf. 16,3; 17,4 oder 19,3 sowie auch Taf. 31. 10 O. Schmitsberger, Die Siedlung zum „Doppelgrab von Palt“ der Jevišovicekultur. In: A. Krenn-Leeb/K. Grömer/P. Stadler (Hrsg.), Ein Lächeln für die Jungsteinzeit. Festschr. E. Ruttkay. AÖ 17/2, 2006, 145 Abb. 3,11. 11 E. Hoffmann, Lexikon der Steinzeit (München 1999) 79; 392.
setzt eine durch Besenstrich aufgeraute Oberfläche an. 7 Mit ihrem bauchig-gerundeten Gefäßkörper im Gegensatz zu früheren Formen mit eher betonten Umbrüchen und Knickwandgefäßen sind die vorliegenden Formen charakteristischerweise der jüngeren/entwickelten Jevišovice-Kultur zuzurechnen (Jevišovice IIb – auch Mödling-Zöbing-Gruppe). 8 Sie korrelieren sehr gut mit einigen Fundstücken aus Jevišovice, Schicht B. 9 Weitere Entsprechungen finden sich beispielsweise auch unter den Funden von Furth/Keramikstraße. 10 Auch die bearbeiteten Steinwerkzeuge sprechen für eine Datierung ins Spätneolithikum. Sowohl die Walzenform als auch der Dechsel sind gängige Typen dieser Epoche. Ein Walzenbeil, also ein Kernbeil, zeichnet sich durch einen fast runden bzw. ovalen Querschnitt aus, wobei die Länge des Beils die Breite übersteigt. 11 Der Dechsel, charakterisiert durch eine flache Unterseite sowie eine gewölbte Oberseite, kann sowohl als lang-schmale Form als auch als eher breit-quadratischer Typ auftreten.
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J. Bichler, Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing
Aufsätze
Taf. 1: Keramikfunde sowie geschliffene Steingeräte der Jevišovice-Kultur aus dem Gebiet des Eichkogels, Wien 23. M 1:3 (Zeichnungen: J. Bichler)
Auffällig an beiden Fundstücken ist hier, dass die Länge jeweils 5 cm übersteigt, also die für die Jevišovice-Kultur neuerdings herausgearbeitete, häufig vorkommende Beilgröße übertrifft. 12 Jedoch sind aus dieser Kultur auch längere Beile bekannt. Es ist wohl der geringen Fundanzahl zuzuschreiben, dass diese Beile hier nicht dem zu erwartenden Größenspektrum entsprechen. Bei der Jevišovice-Kultur (ca. 3000–2700 v. Chr.) handelt es sich um eine endneolithische bzw. spätkupferzeitliche Kulturerscheinung mit einem Verbreitungsgebiet vom südmährischen/westslowakischen Raum bis nach Niederösterreich. 13 Entsprechende Funde wurden erstmals im Jahre 1925 durch Oswald Menghin als sogenannte Jaispitzer-Kultur zusammengefasst; in den frühen 1970er Jahren wurde durch die Vorlage der namensgebenden Fundstelle Jevišovice/Jaispitz in Südmähren durch Anna Medunová-Benešová die-
12 J. Maurer, Steyregg-Windegg. Eine Siedlung der Chamer Kultur – Struktur und Fundmaterial. Mit einem Katalog der mittelneolithischen Funde. LAF 44, 2013, 91 f. 13 A. Krenn-Leeb, Höhensiedlungen der Jevišovice-Kultur in Niederösterreich: Eine Bestandsaufnahme. In: A. Krenn-Leeb (Hrsg.), Wirtschaft, Macht und Strategie. Höhensiedlungen und ihre Funktionen in der Ur- und Frühgeschichte. AÖ Spezial 1, 2006, 118 f.
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Aufsätze
J. Bichler, Funde von einer endneolithischen Höhensiedlung am Eichkogel in Wien-Liesing
se Kulturerscheinung etabliert. 14 Etwa zeitgleich erarbeitete Elisabeth Ruttkay den Begriff „Mödling-Zöbing“ für das entsprechende Material in Ostösterreich, das heute in drei Phasen, die Facies Wachberg als älteste, die Facies Spielberg als mittlere und schließlich die Facies Mödling-Zöbing als jüngste Stufe, gegliedert wird. 15 Eine durch die hier vorgelegten Funde belegte Höhensiedlung am Eichkogel in 14 M. Hoernes/O. Menghin, Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa von den Anfängen bis um 500 vor Christi3 (Wien 1925) 770 f.; Medunová-Benešová (Anm. 9). 15 A. Krenn-Leeb, Die jung- und endneolithische Besiedlung von Spielberg-Pielamünd (VB Melk, Niederösterreich). Eine Notgrabung der Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes in den Jahren 1969/70 (Diss. Univ. Wien 1998). 16 Krenn-Leeb (Anm. 13) 38 f. 17 Siehe dazu die Verbreitungskarte von Krenn-Leeb (Anm. 13) Abb. 18.
Wien passt sich in die von Alexandra Krenn-Leeb herausgearbeiteten Kriterien der Siedlungsplatzwahl der Jevišovice-Kultur bestens ein. So wurden zumeist kleinere Spornlagen mit Plateaus auf höher gelegenen Örtlichkeiten, zwischen 250 bis 300 Meter über Meereshöhe, mit Wassernähe bevorzugt. 16 Die von ihr publizierte Verbreitungskarte zeigt einen Siedlungsschwerpunkt im östlichen Waldviertel (inklusive Dunkelsteinerwald südlich der Donau), andererseits ist eine Ballung am Ostrand des Wienerwaldes erkennbar. Hier reiht sich nunmehr auch der Eichkogel ein, in nächster Nähe zu den bekannten Fundstellen am Wiener Gemeindeberg sowie in Perchtoldsdorf/Hochberg oder in Mödling-Maria Enzersdorf/Hirschkogel. 17
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Tätigkeitsbericht
M. Müller/C. Dworsky, Stadt, Land, Fluss
Stadt, Land, Fluss: Archäologie als aufregende, vielfältige und lustige Herausforderung – eine Forschungswoche der KinderuniWien 2013 Michaela Müller/Cyril Dworsky Als Sonderprogramm der KinderuniWien gestaltete die Stadtarchäologie Wien (Michaela Müller) in Kooperation mit dem Kuratorium Pfahlbauten (Cyril Dworsky)1 für das Kinderbüro Universität Wien eine Forschungswoche für Kinder von 7 bis 10 Jahren mit dem Titel „Zeitwerkstatt“. 2 Vom 5. bis zum 9. August 2013 hatten die jungen Forscherinnen und Forscher täglich über drei bis vier Stunden die Möglichkeit, in vergangene Zeiten zu reisen und selbst in die Rolle von Archäologinnen und Archäologen zu schlüpfen. Nach dem Vorbild der Studienpläne für Klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichte wurde ein kindgerechtes Programm zusammengestellt. Wissenschaftsvermittlung ist für Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren besonders prägend. Programme wie die KinderuniWien unterstützen den Hunger der Kinder nach Wissen und Antworten und animieren gleichzeitig zu neuen Fragen und kritischem Denken. Die Darstellung unterschiedlicher Wissenschaftssparten zeigt auch vielfältige Bildungsmöglichkeiten auf. Bei der Forschungswoche ging es nicht um den reinen Wissenserwerb, sondern auch um den Kontakt zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den dahinter stehenden Institutionen. Das Grundprinzip der Forschungswoche war also, neugierig zu machen, große Zusammenhänge einfach darzustellen, aber auch bei Bedarf auf Detailfragen einzugehen, ohne den Schwerpunkt auf die Vermittlung von Faktenwissen zu legen. Es wurde angestrebt, dass die Kinder Spaß haben und ihr Selbstvertrauen ausbauen können. Wichtig ist es dabei, die Kinder immer ernst zu nehmen und an ihre Interessen anzuknüpfen. Durch Erzählen und Zuhören werden Beziehungen hergestellt, die dem Lernen – nach aktuellen Erkenntnissen – am meisten dienen. Wir wollten den Kindern ein Rüstzeug mitgeben, damit sie selbst je nach Neigung weiter forschen können, zum Beispiel auch in der eigenen Familie, und aufmerksam durch die Welt gehen. In der Arbeit mit den Kindern sollte so wenig wie möglich 1 Das Kuratorium Pfahlbauten koordiniert alle Aktivitäten um das UNESCO Welterbe Prähistorische Pfahlbauten in Österreich. Monitoring und Schutz der Seeufersiedlungen sowie die Vermittlung und der Anstoß neuer Forschungsinitiativen gehören zu den Hauptaufgaben des Kuratorium Pfahlbauten (www. pfahlbauten.at). 2 Vielen Dank an Ruth Lhotzky-Willnauer, Annika Wolfsteiner, Nicole Haas und Theresa Punz vom Kinderbüro Universität Wien für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung.
korrigierend eingegriffen werden und damit, auch in Bezug auf eigenes Nichtwissen und auf die Dinge, die wir speziell zur Veranschaulichung für die Kinder manipuliert haben, ein ehrliches Bild vermittelt werden. Die Aktivitäten während der Forschungswoche Am ersten Tag unterhielten wir uns mit den Kindern im Zuge einer Kennenlernrunde darüber, was sie über Archäologie schon wussten und was sie erfahren wollten. Anhand einer Musikkassette und eines Kugelschreibers wurde unter anderem erklärt, wie man Fundzusammenhänge interpretiert und was man be-
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M. Müller/C. Dworsky, Stadt, Land, Fluss
Abb. 1: Simulierte Ausgrabung. (Foto: N. Piperakis)
Tätigkeitsbericht
Abb. 2: Rätsel und Spiele am letzten Tag auf dem Universitätscampus. (Foto: Hanur)
denken muss, wenn man versucht, sie zu verstehen. Dann hatten die Kinder Gelegenheit, sich in Teams zusammenzufinden und künstlerisch-kreativ Plakate zum Thema zu gestalten. Sie wurden auch ermuntert, erste Fragen zu formulieren oder darzustellen. Dieses Angebot wurde von den Kindern gut angenommen, nur wenige brauchten Anregungen, Vermittlung im Team oder zunächst etwas mehr Zeit. Danach ging es darum, eine Vorstellung von Vergangenheit und von der Dauer langer Zeiträume zu erhalten. Maßstäbe und Zeitleisten halfen dabei, die Epochen zu erfassen. Im großen Hof des Campus der Universität Wien (Altes AKH) rollten wir ein 46 m langes Band3 aus, welches die Zeit von der Entstehung der Erde bis zur Menschheitsgeschichte erfahrbar machte. Nur wenige Kinder beteiligten sich zunächst daran und ein paar interessierten sich punktuell dafür. Mindestens ein Kind war wirklich verblüfft und fasziniert von dem Faktum, dass menschliche Wesen (Homo) frühestens vor 2,5 Millionen Jahren, welche durch die letzten beiden Zentimeter des Bandes angedeutet wurden, in Erscheinung traten. Am zweiten Tag besuchte die Ferien-Kindergruppe die Stadtarchäologie Wien in der Oberen Augartenstraße. In der Bibliothek der Stadtarchäologie waren in zwei Regalfächern Bücher (Kindersachbücher, geeignete Ausstellungskataloge und reich bebilderte Bände über Grabungen des Bundesdenkmalamtes sowie populärwissenschaftliche Publikationen der Stadtarchäologie) für die jungen Forschenden bereitgestellt. Das anstrengendste für die Kinder war eine Präsentation des Denkmalschutzgesetzes. Manche hörten dennoch aufmerksam zu und diskutierten die darauffolgenden Erläuterungen unsererseits. Danach wurde „Sicherheitskleidung“4 ausgeteilt, um die Kinder dazu anzuregen, auf ihre eigene Sicherheit zu achten. Sie wurden auf mögliche Gefahren bei der archäologischen Arbeit hingewiesen, bekamen vereinfachte Sicherheitsformulare und wurden gebeten, diese zu unterschreiben. Nach einer Pause gab es ein Rollenspiel zur Grabungsvorbereitung. Jedes Kind zog ein Kärtchen mit einer kleinen Aufgabe wie zum Beispiel Kontakt zum Bauherrn herzustellen oder eine Grabungsgenehmigung zu besorgen. Dazu konnten sie bei der Leiterin der Stadtarchäologie Karin Fischer Ausserer anrufen und schließlich von ihr die benötigte Unterschrift holen. Weitere Mitar-
3 Anregung dafür war das breitere (und längere) „Schwarze Band“, das Maria Montessori (Ärztin und Pädagogin, 1870–1952) und ihr Sohn Mario Montessori zur Veranschaulichung der Erdgeschichte verwendeten. 4 Warnwesten stellte uns die AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) und Sonnenhüte ASPERN+ (Die Seestadt Wiens) zur Verfügung.
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Tätigkeitsbericht
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beiter und Mitarbeiterinnen der Stadtarchäologie übernahmen etwa die Rollen des Baupolizisten und des Bauherren. Bei anderen konnten Fundzettel und Befundformulare sowie ein Vermessungsplan geholt werden. Außerdem wurden die Kinder in den Keller begleitet, um Werkzeug zu holen. Diese teilweise sehr authentischen Tätigkeiten machten allen Spaß. Besonders die direkte Interaktion mit Menschen, die unmittelbar aus der Praxis kommen, ist für Kinder reizvoll. Die Vermittlung der eigenen Arbeit an Kinder gibt aber auch den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Anregungen für die Öffentlichkeitsarbeit und mitunter sogar auch Anstoß zu neuen Forschungsfragen. Im Garten, der zum Objekt gehört, in dem die Stadtarchäologie untergebracht ist, wurden danach Vermessungsmethoden präsentiert. Ein paar Kinder machten beim Abstecken eines Rechteckes mit Hilfe einer „Zwölf-Knoten-Schnur“ mit, die schon im Alten Ägypten Verwendung fand und zum Konstruieren eines rechten Winkels im Sinne des Pythagoräischen Lehrsatzes dient. Aufgrund der Hitze und Müdigkeit aller versuchten wir dann, nur noch die Höhenmessung mittels Nivelliergerät zu zeigen, wobei der spielerische Umgang im Vordergrund stand. Am dritten Tag fand eine Ausgrabung in einem präparierten Grabungsfeld in besagtem Garten statt (Abb. 1). Ideal wäre es gewesen, den Kindern auf einer echten Grabung die Wichtigkeit der Beachtung des Umfeldes von archäologischen Funden, ihre genaue Dokumentation und die daraus folgenden Erkenntnismöglichkeiten sowie generell die Faszination über die Errungenschaften der Vergangenheit und den bewussten Umgang mit Denkmalen nahezubringen. Wie gut solche Programme angenommen werden und in der Vermittlung von Kulturerbe einzusetzen sind, ist bereits in zahlreichen Projekten hinlänglich dargelegt worden. 5 Da aber in Wien zum damaligen Zeitpunkt keine geeignete Grabung stattfand, entschlossen wir uns, eine Grabungsfläche zu simulieren. 6 Zunächst wurde den Kindern ein kurzer Überblick über die notwendigen Arbeitsschritte gegeben und die Anwendungsweise der Werkzeuge vorgeführt. Das Mädchen, das am Vortag die Grabungsgenehmigung besorgt hatte, blieb mit Zustimmung der anderen Grabungsleiterin. Vier Teams zu je vier Kindern konnten sich jeweils ein Viertel der 262 m großen Grabungsfläche aussuchen. Die Kinder entfernten mit Begeisterung die Erde, freuten sich über Funde und 5 Zum Beispiel M. Schaub, Archäologie vor Ort vermittelt: Die Publikumsgrabung 2012.058 in Augusta Raurica. Jahresber. Augst u. Kaiseraugst 34, 2013, 93–98 bes. Text zu Abb. 3. 6 Solche Angebote gibt es auch an anderen Orten: M. Lagers/B. Michels, Ausgrabung mit Erfolgsgarantie. Arch. Deutschland 2, 2014, 60 f. Bei uns war es vorläufig ein singulärer Event. Etwas verkleinert wurden aus real existierenden Materialien – wie Löss, Lehm und Humus aus Aspern – in Wien häufig vorkommende Befunde modelliert und mit einigen echten Streufunden sowie Repliken versehen.
wollten sie natürlich oft gleich herausnehmen, wurden aber darauf aufmerksam gemacht, dass es wichtig sei, zuerst den Zusammenhang zu klären und zu dokumentieren. Eine Gruppe entdeckte selbstständig, dass sie ihre BefundFund-Situation zeichnen sollten und sie verstanden sofort, wie man von einem Maßstab aus im rechten Winkel und mit Lot messen kann. Alle Grabungsfelder wurden zeichnerisch dokumentiert. In einem fanden sich vier Pfostenlöcher, im zweiten ein römisches Brandgrab, im nächsten eine Grube mit neuzeitlichen Scherben und im vierten ein Gräbchen mit mittelalterlichen Objekten. Eine urgeschichtliche Speichergrube lag zentral unter allen anderen Befunden. Unter einer aufgebrachten Lössschicht waren noch kleine Spielzeuge verborgen, welche auch zeigen sollten, dass wir diese Befund-Fund-Situation künstlich ge-
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M. Müller/C. Dworsky, Stadt, Land, Fluss
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staltet hatten. Über die Gründe dafür wurde mit den Kindern gesprochen. Zum Schluss musste aufgeräumt werden. Am vierten Tag unternahmen die Pädagoginnen des Kinderbüros mit der Gruppe eine Exkursion ins Florarium Hirschstetten, wo sie einen Workshop zu „Tiere und Pflanzen der Urzeit“ anboten. Ein ganz besonderes Highlight war am Nachmittag eine Einheit zur Unterwasserarchäologie. Die Kinder bestaunten ein Stück eines 6000 Jahre alten Pfahls. Anhand eines Modells in einem Aquarium wurde demonstriert, wo und wie sich Baureste aus der Kupfer- bzw. Bronzezeit unter Wasser erhalten und wie man sie erforschen kann. Es wurde erläutert, wie sich in feuchten Erdschichten, in Seeböden oder in Mooren sonst leicht vergängliche Materialien, wie Holz,Textilien und sogar Nahrungsreste, erhalten können und dass Pfahlbausiedlungen in Österreich ursprünglich vorwiegend am mehr oder minder trockenen Seeufer lagen. Heute können spezialisierte Forscherinnen und Forscher die Holzkonstruktionen der Häuser, Werkzeuge aus Holz oder Knochen, Boote und viele andere Funde und Befunde direkt unter Wasser untersuchen. Die spezielle Ausrüstung dafür konnten die Kinder gleich testen: Ein alter Taucheranzug konnte anprobiert oder der Kopf hinter einer Vollgesichtsmaske unter Wasser gehalten werden. Es gab auch Experimente zur Tauchphysik (Funktionsweise eines Echolots, oder ein Mini-U-Boot). Die Kinder konnten auch selbst ausprobieren, wie man Fundobjekte unter Wasser zeichnet, was aufgrund der großen Sommerhitze auch besonders gut ankam. Am fünften und letzten Tag fassten wir gemeinsam die Grabungsergebnisse zusammen, schauten die Fundobjekte an und bestimmten sie. Es folgten einige Beispiele zu Datierungsmöglichkeiten. Einige Kinder zeichneten oder fotografierten Fundstücke und andere suchten Vergleiche in Büchern. Jedes Kind durfte sich ein gefundenes Spielzeug aussuchen und als Andenken behalten. Dabei wurde nochmals besprochen, wie mit echten archäologischen Funden umzugehen ist und wem sie gehören. Zur Jause wurde ein „archäologisches Sandwich“ zubereitet, anhand dessen die Geschichte und Entstehung von archäologischen Schichten an Land und im Wasser demonstriert werden konnte. Es folgte eine fruchtige Erfrischung zubereitet nach einem römischen Rezept. Dann konnten am Campus im Alten AKH Rätsel gelöst, Hieroglyphentexte entziffert und antike Spiele gespielt werden (Abb. 2). Am Nachmittag wurden rasch Präsentationen für Eltern und Angehörige vorbereitet. Die Kinder schrieben ihre Forschungstagebücher fertig und zeigten ihre Plakate oder erzählten über ihre Erkenntnisse. Fotos und eine von einem Gastkind aus Italien erstellte Präsentation, welche die Kinder bei der archäologischen Arbeit zeigten, boten einen guten Einblick darin, womit sich die Kinder in dieser Forschungswoche beschäftigt hatten. Den Abschluss bildete eine Urkundenverleihung, wodurch wir den Kindern unsere Anerkennung ihres und unseres Lernens zum Ausdruck brachten.
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Wien 1, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3 Vom 14. März bis zum 5. August 20121 sowie vom 3. Juni bis zum 17. September 2013 wurden die Aushubarbeiten für Wasserrohrauswechslungen und die Herstellung von Hauskanalanschlüssen rund um das restaurierte und für die Nutzung als Park-Hyatt-Hotel adaptierte Gebäude in der Bognergasse (vor Nr. 4), in der Seitzergasse (vor Nr. 1–3) sowie im östlichen Platzbereich Am Hof (vor Nr. 1–2) von der Stadtarchäologie Wien begleitet. Die Künetten waren in der Regel ca. 0,80 m breit und vom Straßenniveau aus gemessen mindestens 1,60 m tief, stellenweise (vor allem im Bereich Bognergasse/Ecke Am Hof) reichten sie sogar bis 3,20 m hinab. Fundmaterial konnte aufgrund der baubegleitenden Dokumentation nur in wenigen Fällen stratigraphisch zugeordnet werden, der Großteil hatte mehr oder weniger Streufundcharakter. Besonders vielfältig und umfangreich war jedoch das aus allen Epochen – ab der Römerzeit – stammende Ziegelmaterial. Lage und historischer Überblick Das untersuchte Areal liegt im südwestlichen Teil des ehemaligen römischen Legionslagers Vindobona. Hier standen von 98 n. Chr. bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts die Mannschaftsunterkünfte der Legionssoldaten sowie ein großes Werkstattgebäude (fabrica). Die Siedlungstätigkeit brach wohl spätestens gegen Mitte des 5. Jahrhunderts innerhalb des Legionslagers ab, das fort1 GC: 2012_03; M. Mosser, Wien 1, Bognergasse/Seitzergasse/Am Hof/Heidenschuß/ Naglergasse. FWien 16, 2013, 182–188; die Kampagne des Jahres 2013 lief unter demselben Grabungscode. 2 Zur Römerzeit im Bereich des Platzes Am Hof vgl. M. Jandl/M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil IV: Vallum, fabrica und Kasernen in der westlichen retentura – Vorbericht zu den Grabungen Am Hof im Jahr 2007. FWien 11, 2008, 4–34. 3 WM, Inv.-Nr. MV 99.606/1; Mosser (Anm. 1) 185–187 Abb. 5. 4 Zur mittelalterlichen Geschichte des Platzes Am Hof vgl. M. Mosser/H. Krause/ I. Gaisbauer, Ein mittelalterlicher Abwasserkanal zwischen dem Wiener Herzogshof und dem jüdischen Viertel. FWien 16, 2013, 4–63 bes. 4–6; P. Mitchell, Die Burg der Babenberger und das hochmittelalterliche Wien. BeitrMAÖ 18, 2002, 143–152. 5 R. Perger/W. Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wiener Geschichtsbücher 19/20 (Wien, Hamburg 1977) 132 f.; L. Eberle, Das Kriegskanzleihaus Am Hof (Wien 1913). 6 Dehio-Handbuch Wien. I. Bezirk – Innere Stadt (Horn, Wien 2003) 492 f. s. v. Ehem. Länderbank.
an verfiel. 2 Ein neues Licht auf die Nutzung oder Begehung dieses Raumes im frühen Mittelalter (siehe auch Beitrag Mosser/Tobias/Wiltschke-Schrotta, S. 80 ff. Abb. 9) wirft ein 2012 in der Bognergasse gefundener spätawarischer Pferdegeschirrbeschlag (8. Jahrhundert). 3 Um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Bereich des heutigen Platzes Am Hof eine Residenz des 1156 zum Herzog erhobenen Babenbergers Heinrich II. Jasomirgott. Über das Aussehen und den Umfang dieser frühen herzoglichen Pfalz liegen jedoch nur wenige Hinweise vor. Nach der Aufgabe des Herzogshofes und der Übersiedlung in die neue Burg (Hofburg) wurden die Gebäude zum landesherrlichen Münzhof umgewidmet, der wiederum 1386 den Karmeliten geschenkt wurde. Um den freien Platz „Am Hof“ gruppierten und gruppieren sich auch heute noch zahlreiche Parzellen, auf die sich seit dem 13. Jahrhundert schriftliche Quellen beziehen. 4 Ferdinand I. übergab im Jahr 1554 den Jesuiten die Kirche und das Kloster der Karmeliten (heute Am Hof 1–2) zur Errichtung eines Kollegiums, das 1607 bis auf die Mauern abbrannte. Das Gebäude wurde um 1625 wiederhergestellt und zum Profeßhaus der Jesuiten (Unterkunft für Priester und Missionare) umfunktioniert. 1773 beherbergte das Haus den Sitz des Hofkriegsrats. 5 Der Umbau 1774/75 behielt bis auf Aufstockungen, Portal- und Raumveränderungen die Grundmauern des Profeßhauses im Großen und Ganzen bei. 1913/14 wurde das Gebäude abgebrochen und ein Neubau für die Österreichische Länderbank errichtet. 6
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Römerzeit (Abb. 1) Bognergasse/Am Hof Insgesamt konnten sieben kurze Abschnitte von Mauerfundamenten identifiziert werden (OK 14,75–15,59 m über Wr. Null), die den Zenturionenquartieren von Kasernenbauten des Legionslagers zuzuweisen sind. Es handelte sich dabei um die für Vindobona typischen, mit sandigem Kalkmörtel durchsetzten Bruchsteinfundamente aus dem grünlich grauen Flyschsandstein des Wienerwaldes. Am besten dokumentiert werden konnte eine Mauer gegenüber dem Haus Bognergasse 11 (Bef.-Nr. 169), deren Oberkante bereits in 1,50 m Tiefe zum Vorschein kam (15,59 m über Wr. Null). Sie war Nordost-Südwest orientiert, 0,58 m breit und mindestens 1,50 m hoch erhalten, wobei ihre Unterkante nicht ergraben werden konnte. Ursprünglich bestand die aufgehende Mauer über dem Bruchsteinsockel aus Lehmziegeln. Diese zeigten sich in Versturzlage östlich neben dieser Mauer. Dazwischen traten zum Teil bunt bemalte Verputz- und Stuckbruchstücke zutage (Abb. 2). Unter den Wandmalerei-
Abb. 1: Fundpunkt 1 (GC: 2012_03). Wien 1, Am Hof 2: dokumentierte römische Überreste im Zuge der Bauarbeiten 1913–1915 bzw. 2012–2013 im Umfeld des neuen Hotelgebäudes (mit rekonstruierten römischen Legionslagerkasernen). (Plan: M. Mosser)
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Abb. 2: Römische Mauer (Bef.-Nr. 169) eines Zenturionenquartiers im Bereich der Bognergasse mit östlich (links) anschließendem Lehmziegelversturz, darüber die sogenannte Schwarze Schicht. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
fragmenten waren ein- und mehrfarbige Stücke (rot, grün, ocker und weiß) mit Linien und Streifen, die Rahmen bildeten. Als farbige Wandfassung ließ sich ein ockergelber Grund rekonstruieren, der durch breite rote Streifen in rechteckige Felder gegliedert war. An anderer Stelle waren darin noch Felder mit einem schmalen grünen Ornament (Pflanzenmotiv?) eingesetzt. Dazu kommen rot gefärbte Stuckfragmente und Reste einer vorspringenden Sockelzone oder eines Gesimses. Die erhaltenen Fragmente zeigen die kostbare Zimmerausstattung innerhalb eines Zenturionenquartiers. Die aus Lehmziegeln gemauerten Wände dieses Raumes verfielen samt ihrem mit Wandmalereien versehenen Verputz frühestens im 5. Jahrhundert und verstürzten nach und nach in das Innere. Dieser Versturz lag wiederum über einem massiven, 10 cm dicken Mörtelestrichboden, der als das jüngste Gehniveau (OK 14,50–14,59 m über Wr. Null, 2,50 m unterhalb des heutigen Straßenniveaus) in diesem Raum des Zenturionenquartiers anzusprechen ist. Darunter fanden sich noch ältere Mörtelböden, die wiederum ein Balkengräbchen der ältesten römischen Holzbauphase abdeckten. Seitzergasse Im südlichen Bereich der Seitzergasse konnten insgesamt vier römerzeitliche Mauerzüge (Bef.-Nr. 234, 239, 240, 259) erfasst werden. Dazu kommt ein Ausrissgraben (Bef.-Nr. 275), in welchem ursprünglich das Bruchsteinmauerwerk einer weiteren Mauer anzunehmen ist. Zwei Nord-Süd bzw. drei Ost-West verlaufende Mauern lassen sich somit zu drei Vorräumen von Mannschaftsunterkünften einer Kaserne des Legionslagers ergänzen. Zwei weitere, ganz im Süden der Künette lediglich im Profil dokumentierte Mauern dürften dagegen bereits dem den Mannschaftsunterkünften vorgesetzten Kopfbau des Zenturionenquartiers zuzurechnen sein. Ähnlich den Fundamenten in der Bogner-
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gasse wiesen die Bruchsteinmauern in der Seitzergasse eine Breite von 0,55 bis 0,60 m auf. Ihre Oberkanten kamen zwischen 14,33 und 14,95 m über Wr. Null, also erst in 1,90 bis 2,60 m Tiefe vom Straßenniveau der Seitzergasse gemessen, zum Vorschein. Die Gehniveaus der Kammern – in bis zu 2,80 m Tiefe – waren im Gegensatz zu den massiven, gemörtelten Estrichen der Zenturionenquartiere als Lehmstampfböden (OK 13,97–14,05 m über Wr. Null) oder sehr dünne Estrichlagen angelegt, auf welchen zum Teil Reste von Feuerstellen identifizierbar waren. Auch innerhalb dieser Mannschaftsunterkünfte wurden ältere Fundamentgräben und Pfostenstellungen der frühen Holzbauphase des Legionslagers (ab Ende 1. Jahrhundert n. Chr.) festgestellt, wobei ein 80 cm tiefer (UK 13,18 m = knapp 3,70 m unter dem Straßenniveau!) und 45 cm breiter, Ost-West verlaufender Graben auch vollständig dokumentiert werden konnte.
Abb. 3: Herzförmige Pferdegeschirranhänger, gefunden 2013 im Bereich Ecke Seitzergasse/ Bognergasse. (Foto: Mario Mosser)
Fundmaterial Im Bereich der Mannschaftsunterkünfte nahe dem Zenturionenquartier unter der Seitzergasse wurden auch zwei bronzene, blatt- bzw. herzförmige Pferdegeschirranhänger gefunden (MV 99.756/1 und MV 99.789/1, Abb. 3). Die beiden Anhänger dürften aufgrund vergleichbarer Stücke aus Vindonissa ca. ab dem Ende des 1. bzw. in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datieren. 7 Innerhalb der Grabungsaufschlüsse in der Seitzergasse konnten auch drei römische Münzen geborgen werden (Dupondius des Hadrian, MV 99.800/1; Antoninian der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, MV 99.816/1; Halbcentenionalis der Zeit zwischen 375 und 423 n. Chr., MV 99.895/1). 8 Beim übrigen römischen Fundmaterial sind vor allem Fragmente von Gebrauchskeramik, wenige Stücke Terra Sigillata und Reibschüsseln zu nennen. Mittelalter (Abb. 4) Ecke Bognergasse/Am Hof Im Bereich der Einmündung der Bognergasse in den Platz Am Hof trat eine etwa Nordost-Südwest streichende, festgefügte Bruchsteinmauer zutage, die nur sehr wenige römische und mittelalterliche Ziegelfragmente enthielt und eine römische Kasernenmauer durchschnitt (Bef.-Nr. 68 und 70). 9 Der untere Teil der Mauer wies eine Breite von 1,40 m auf. Bei 15,16 m über Wr. Null war ein Sockel- bzw. Fundamentrücksprung von etwa 0,55 m festzustellen, so dass das Mauerwerk darüber nur noch 0,85 m breit war (OK 15,52 m über Wr. Null). Diese Bruchsteinmauer konnte insgesamt über 1,50 m hoch dokumentiert werden. Unmittelbar an sie sind mit einer geringen Baufuge neuzeitliche Kellermauern angebaut worden. Die Flucht dieser Mauer liegt ca. 3 m vor der heutigen westlichen Parzellengrenze des Hauses Am Hof 2. Sie datiert frühestens ins 13. Jahrhundert und könnte die zum Platz gerichtete Frontseite eines mittelalterlichen Hauses darstellen. Im Jahr 1420 kam ein an dieser Stelle zu lokalisierendes Haus an das Kloster der Karmeliten. 10 8,60 m nordöstlich der Bruchsteinmauer folgte eine weitere, eventuell als mittelalterlich einzustufende Mauerecke (Bef.-Nr. 318; OK 16,97 m, UK 15,23 m über Wr. Null), die zu einem einstigen Innenraum gehört haben könnte. Die Wände wiesen einen zentime-
7 Ch. Unz/E. Deschler-Erb, Katalog der Militaria aus Vindonissa. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 14 (Brugg 1997) Nr. 1513; 1518 Taf. 55. 8 Für die vorläufige Bestimmung danken wir Constance Litschauer (Stadtarchäologie Wien). 9 Der südliche Teil dieser Mauer wurde bereits 2012 in der Wasserrohrkünette gefunden; Mosser (Anm. 1) 186 f. 10 Perger/Brauneis (Anm. 5) 127.
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Abb. 4: Wien 1, Am Hof 2: georeferenzierter Erdgeschoßplan des Kriegsministeriums aus dem Jahr 1802 in Überlagerung mit den im Zuge der Bauarbeiten 2012–2013 dokumentierten mittelalterlichen und neuzeitlichen Mauerbefunden. (Plan: M. Mosser)
terdicken Kalkauftrag auf, der auch auf dem dazugehörigen Bodenniveau anzutreffen war (OK 15,40 m über Wr. Null). Dieses liegt etwa 20 cm tiefer als das benachbarte am Platz Am Hof (siehe unten) nachgewiesene hochmittelalterliche Gehniveau. Seitzergasse Im Verlauf der Seitzergasse konnten vom nördlichsten Abschnitt (in 1,20 m Tiefe; OK 16,29–16,34 m über Wr. Null) vor der Seitzergasse 5 bis fast zur Einmündung in die Bognergasse, und hier bereits in 50 bis 80 cm Tiefe (OK
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Abb. 5: Wien 1, Am Hof 1–2: Blick auf das mittelalterliche Bruchsteinmauerwerk Bef.-Nr. 312, Richtung Osten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
16,27–16,46 m über Wr. Null), festgestampfte Schotterungen aus Kiesel- und Schottersteinen sowie zerkleinertem Ziegelbruch festgestellt werden, die über der sogenannten Schwarzen Schicht lagen und als Straßenoberflächen angesprochen werden. Die unmittelbar unter der Straßenschotterung gelegene Planierung enthielt nur Scherben hochmittelalterlicher Keramik (12./13. Jahrhundert). 11 Daher dürfte es sich hier wohl um den ältesten nachweisbaren Verlauf der heutigen Seitzergasse handeln, die im Mittelalter Kurbaunerstraße hieß und um 1300 erstmals als solche genannt wurde. 12 Aber auch jüngere, wohl bis ins 19. Jahrhundert erneuerte Pflasterungen bereits knapp unter der heutigen Oberfläche (OK 16,58–16,63 m über Wr. Null) konnten dokumentiert werden. Ein darin enthaltener Kremprand eines reduzierend gebrannten Topfes (MV 99.758/1) datiert in das späte Mittelalter. Am Hof (vor Nr. 1–2) Innerhalb der knapp bis an die Hauswand geführten Künette ließ sich eine Bruchsteinmauer (Bef.-Nr. 312; OK 16,78–17,22 m über Wr. Null) beobachten, die in das Fundament des bestehenden Baus einbezogen wurde. Sie verläuft leicht schräg aus der Flucht der Westmauer der Kirche Am Hof, unmittelbar südlich des Ganges zwischen Kirche und heutigem Hotelgebäude (Abb. 5). Sie ist mindestens 1,20 m hoch erhalten und besteht aus bis zu 40 cm großen, quaderähnlich zugehauenen, lagerhaft verlegten Bruchsteinen und wenigen Auszwickelungen mit Ziegelbruch in einem stark ausgewitterten Mörtel. Eine Mauerbreite war nicht zu ermitteln. Die Struktur des Mauerwerks lässt eine Datierung vom 13. bis ins 15. Jahrhundert zu. Auf und an diese Mauer wurde später ein neuzeitlicher, über 1 m breiter Ziegelbogen gesetzt, der möglicherweise ein Entlastungsbogen war und eventuell mit dem barocken Umbau der Kirche in Verbindung gebracht werden kann. An zahlreichen Stellen konnte, ähnlich wie in der Seitzergasse, auch das mittelalterliche Gehniveau (OK 15,62–15,68 m über Wr. Null) – dieses datiert vielleicht bereits ab der Babenbergerzeit – unmittelbar über der „Schwarzen
11 Für die Bestimmung der mittelalterlichen Keramikfragmente danken wir Ingeborg Gaisbauer (Stadtarchäologie Wien). 12 R. Perger, Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Ein Handbuch. Forsch. u. Beitr. Wiener Stadtgesch. 22 (Wien 1991) 133 s. v. Seitzergasse.
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Abb. 6: Wien 1, Seitzergasse 1: drei Abschnitte des Mauerwerks Bef.-Nr. 218. 1 – Ziegelbogen, 2 – Bruchsteinmauerwerk, 3 – Mischmauerwerk. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Schicht“, in ca. 1,60 m Tiefe vom heutigen Platzniveau gemessen, angetroffen werden. Keramikfragmente aus der ältesten Schotterung weisen ins 12./13. Jahrhundert (MV 99.772, MV 99.884, MV 99.941), was bedeutet, dass die Residenz der Babenberger zumindest im südöstlichen Abschnitt des Platzes Am Hof eine ca. 10 cm dicke, fest geschotterte Oberfläche aufwies. Mehrfach zeigte mindestens ein weiteres Schotterband oberhalb einer über der ältesten Schotterung feststellbaren schwemmschichtartigen Planierung eine Erneuerung des Platzniveaus frühestens im Spätmittelalter an. Aus dieser Schwemmschicht stammt unter anderem ein Flachdeckelfragment des 14./15. Jahrhunderts (MV 99.887/1). Auch an anderen Stellen wurden über den ältesten Schotterungen Planierschichten und jüngere Straßenoberflächen beobachtet, die spätmittelalterliche Keramikreste beinhalteten. Neuzeit (Abb. 4) An allen Seiten des nun als Hotel genutzten Gebäudes – in der Seitzergasse, Bognergasse und Am Hof – konnten in den Künetten massive Überreste des Jesuitenkollegs (1554–1773) bzw. des nachfolgenden Hofkriegsratsgebäudes (1774–1914) aufgedeckt und dokumentiert werden. Seitzergasse In der Seitzergasse wurden die Fundamente der östlichen Front der Vorgängergebäude nur wenige Zentimeter unterhalb des Straßenniveaus erfasst (Bef.-Nr. 80–83, 218; OK 16,21–16,47 m über Wr. Null). Über diesen befand sich einst die sogenannte Welsche Kapelle, die an dieser Stelle im Bereich des Profeßhauses der Jesuiten überliefert ist. Die Fundamente setzen sich aus drei Teilen zusammen (Abb. 6): einer zum Gebäudeinneren gekehrten, aus Ziegeln und Bruchsteinen gemauerten Nische mit ehemaligem Rundbogenabschluss aus Ziegeln, einem schmalen, daran anschließenden Bruch-
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steinmauerwerk sowie einem weiteren im Osten angebauten festen Mischmauerwerk, das entlang der Seitzergasse verläuft und die Außenmauer des Gebäudes darstellte. Daraus ergibt sich eine Breite des gesamten Mauerwerks von mindestens 2,65 m. Eine ähnliche Situation wurde weiter südlich nahe der Bognergasse angetroffen, wobei bei allen Mauerzügen die Unterkante nicht erreicht wurde. In diesem Kompositmauerwerk könnten demnach ebenfalls drei Phasen stecken, deren älteste möglicherweise noch von einem mittelalterlichen Vorgängerbau stammt. Bognergasse In der Bognergasse wurde im zum Platz Am Hof gelegenen Abschnitt ein Nordwest-Südost orientiertes, 1,80 m breites Mischmauerwerk festgestellt, das sich auf knapp 25 m Länge dokumentieren ließ (Bef.-Nr. 36; OK 16,33–17,06 m über Wr. Null). Dieses war meistens bereits 30 cm unterhalb des Straßenpflasters der Bognergasse aufzufinden. Die Mauer setzt sich Richtung Seitzergasse, allerdings etwas nach Südwesten versetzt, weiter fort. Anhand der Überlieferung könnte man das Profeßhausgebäude des 18. Jahrhunderts mit diesem Mauerwerk in Verbindung bringen. Mittels Überlagerung der Grabungsbefunde mit dem Bestandsplan von 1802 ließen sich einige mit Verputz versehene Mauern ehemaligen Innenräumen des Kriegsministeriums zuordnen. Weiter östlich folgten verschiedene Mauern unterschiedlicher Bauphasen, wie zum Beispiel der Rest einer 1,07 m breiten Bruchsteinmauer mit geringem Ziegelfragmentanteil in festem Kalkmörtel (Bef.-Nr. 25; OK 15,86–16,04 m), die im späten Mittelalter bzw. im 16. Jahrhundert entstanden sein könnte. Hier dürften wir es also mit einem Vorgängerbau zu tun haben, der in das spätere Gebäude integriert worden war. Ecke Bognergasse/Am Hof Den westlichen Abschluss des neuzeitlichen Gebäudes markiert ein Kellergewölbe aus Ziegeln (Bef. Nr. 66/67), das an das oben erwähnte mittelalterliche Mauerwerk (Bef.-Nr. 68 und 70) angesetzt worden war. Die Mauern unterschiedlichen Alters umschlossen gemeinsam mit einer im Nordosten folgenden, sekundär eingesetzten Ziegelmauer einen mindestens 2 m breiten Kellerraum mit Tonnengewölbe in der ehemaligen Südwest-Ecke des Gebäudes, in welchen ein aus Ziegeln gemauerter Kanal mit einer lichten Höhe von ca. 0,90 m und einer Breite von 1,20 m mündete. Dieser konnte auf über 9 m Länge unter dem Platz Am Hof verfolgt werden. Das hier aufgedeckte Ziegelmauerwerk ist jünger als das an anderen Stellen dokumentierte Mauerwerk aus Bruchsteinen und Ziegeln. Wir dürften es hier mit einem Keller zu tun haben, der in der Zeit der Nutzung des Gebäudes durch den Hofkriegsrat bzw. das Kriegsministerium entstanden ist. Weiter nördlich, bereits im Gehsteigbereich auf dem Platz Am Hof, folgten zwei weitere massive, zueinander parallel, ca. Nordost-Südwest verlaufende Mauern (Bef.-Nr. 317 und 319; OK 15,96– 16,33 m über Wr. Null), die nur 1,70 m voneinander entfernt waren. Die Mauer mit der Bef.-Nr. 317 dürfte der Rest des Fundamentes der zum Platz Am Hof gelegenen Fassade des Jesuitenkollegs sein, wobei der obere Teil des Mauer-
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werks großteils nur aus Ziegeln bestand. Ob der Befund 319 mit dem balkonartigen Vorbau des 18. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden kann, muss offen bleiben.
(H. K./M. M.)
Wien 1, Börseplatz 1 Die Immovate Projektentwicklungs GmbH beabsichtigt den Umbau des 1870 bis 1873 als „k.k. Telegrafen=Centrale“ (später Post- und Telegraphendirektion) errichteten Gebäudes in Wien 1, Börseplatz 1. Bei dieser Gelegenheit soll unter anderem ein Teil des Innenhofes zwecks Errichtung einer Garage bis zu 5 m tief abgegraben werden. Wie aus älteren Plänen, zum Beispiel dem Franziszeischen Kataster aus dem Jahr 1829, hervorgeht, sind auf dieser Fläche mehrere Vorgängerbauten, die zur Befestigung der Stadt Wien gehörten, zu erwarten: eventuell ein Teil der Kurtine, welche die Elendbastion und die Neutorbastion miteinander verband und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet worden war, und eventuell die weiter südlich, stadtinnenseitig gelegenen Reste der mittelalterlichen Stadtmauer. Im Zwickel zwischen beiden Mauern befanden sich zudem einst Gebäude, die zum kaiserlichen Arsenal gehörten. Bei allen erwähnten Objekten handelt es sich um Bodendenkmale im Sinne des Denkmalschutzgesetzes. Um vor Baubeginn abzuklären, in welchem Ausmaß hier archäologische Dokumentationsarbeiten notwendig werden, wurde bei einer Begehung am 9. August 2013 beschlossen, im nordwestlichen Bereich des Innenhofes einen Sondageschnitt anzulegen. Dieser sollte über das weitere Vorgehen Aufschluss geben.
Abb. 1: Fundpunkt 2 (GC: 2013_02). Wien 1, Börseplatz 1. Überblick über Lage und Befunde der Probesondage. (Plan: I. Mader)
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In der Nordhälfte des Hofes (OK ca. 15,10 m über Wr. Null) konnte zwischen bestehenden, aktiven Verrohrungen ein ca. 662 m großer Schnitt angelegt werden. Nach Entfernen des Asphalts zeigte sich eine Schotterschichte, die eine Dicke von ca. 15 bis 20 cm hatte. Die darunter liegende Aufschüttung bestand aus Kieseln und enthielt Bruchstücke von Ziegeln mit dem Stempel „HwD“ (Heinrich Drasche, ca. 1880–1890). Bei ca. 13,40 m über Wr. Null (ca. 1,70 m unter dem Hofniveau) wurde im Nordteil des Schnittes eine NO-SW orientierte Ziegelmauer (Befund 01) aufgedeckt. Die Mauer war noch mit vier Lagen erhalten, hatte eine Breite von ca. 0,60 m und eine erhaltene Länge von etwa 1,50 m. Sie war in ein Mörtelbett gesetzt, dessen Unterkante bei ca. 12,93 m über Wr. Null lag. Die orangefarbenen bzw. hellroten Ziegel mit dem Stempel „HwD“ waren etwa 2961466,5 cm groß. Die sandige Mörtelbindung hatte eine lockere Konsistenz mit gelegentlich festeren Einschlüssen wie Kieselsteinchen. Im südlichen Bereich kam bei ca. 12,50 m über Wr. Null eine NW-SO orientierte Ziegelmauer zutage. Durch notwendige Abstützmaßnahmen konnte nur die Nordseite der Mauer (Befund 02) zum Teil ausgegraben und dokumentiert werden. Sie hatte ca. eine erhaltene Breite von 0,29 m und eine erhaltene Länge von 1,30 m und war an der Nordseite grob verputzt (Abb. 2). Die maschinell gefertigten, rot gebrannten Ziegel hatten die Maße von ca. 2961467 cm. Die kalkige Mörtelbindung war von fester Konsistenz und wies Kalkspatzen und Kiesel als Zuschlagstoffe auf. Die Fugenbreite betrug ca. 1 cm. Die Mauer war auf einen Ziegelfußboden (Befund 04, OK ca. 11,50 m über Wr. Null) gesetzt worden. Die Ziegel des Bodens waren NO-SW orientiert in einer dünnen, sandigen Mörtelschichte verlegt. Dieser Mörtel diente auch als Fugenmasse (Fugenbreite 1–2 cm). Die hellroten, teilweise dunkelroten Ziegel hatten die Maße 3061467 cm. Ziegelstempel waren nicht zu erkennen. Im Norden war der Fußboden durch einen NO-SW orientierten, ca. 1,19 m lang erhaltenen und 10610 cm großen Holzbalken (Befund 06; OK ca. 11,56 m über Wr. Null) begrenzt. Ein weiterer, mehr nördlich gelegener Ziegelfußboden (Befund 05; OK max. ca. 11,70 m über Wr. Null) entsprach im Großen und Ganzen dem südlich gelegenen Ziegelfußboden (Befund 04). An der NO-Seite wurde der Fußboden durch eine NW-SO orientierte Ziegelmauer begrenzt. Die Mauer (Befund 07), von der nur die Südseite dokumentiert werden konnte, hatte eine erhaltene Länge von ca. 1,73 m und war teilweise noch 0,70 bis 0,92 m hoch. Ein ca. 2 cm starker, grober Verputz ließ keine weiteren Details (Verband, Struktur etc.) erkennen. Zwischen dieser (Befund 07) und der höher gelegenen Ziegelmauer Befund 01 befand sich eine Verfüllschichte (Befund 03; OK 12,80 m über Wr. Null). Sie hatte eine sandige, lockere Konsistenz und enthielt Fragmente von Ziegeln, Mörtel und wenige Steine (Größe bis 10 cm). Die unterste ergrabene Schichte ist Befund 08 (OK max. 11,85 m über Wr. Null). Die lockere, sandige Planierung oder Aufschüttung enthielt sehr viele Ziegelfragmente, sehr viele Kiesel und sehr wenig Steine (Größe bis 5 cm).
Abb. 2: Die Befunde 02, 04 und 06 von Norden gesehen. (Foto: I. Mader)
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Wien 1
Etwa 3,30 m unter dem Hofniveau musste die Voruntersuchung eingestellt werden. Die erreichte Tiefe und die Enge der Künette ließen an kein Weiterarbeiten weder von Mensch noch Maschine denken. Einzig die Verfüllschichte Befund 03 enthielt Funde: Fragmente einer Querleistenkachel (aus der Gründerzeit), ein Fragment einer Fliese, vermutlich aus dem 20. Jahrhundert, ein Alt-Stück, bei dem es sich um ein verlagertes spätmittelalterliches/frühneuzeitliches Gefäßbruchstück handelt, und eine neuzeitliche Silbermünze, 10 Kreuzer, mit dem Prägedatum 1869. 1 Die Probesondage zeigte, dass – trotz gegenteiliger Aufzeichnungen in den Akten der Baupolizei – Einbauten, die höchstwahrscheinlich der Gründerzeit 1 Für die Datierung der Funde sei Ingeborg Gaisbauer und Constance Litschauer (Stadtarchäologie Wien) gedankt.
zuzuordnen sind, im Hofbereich aufzufinden sind. Eine tiefer gehende archäologische Untersuchung des gesamten Hofbereiches verspricht neue Erkenntnisse zur (vor)neuzeitlichen Verbauung dieses Areals.
(I. M.)
Wien 1, Rabensteig 3 Vom 28. Oktober bis zum 12. November 2013 konnte die Stadtarchäologie Wien das Anlegen von 13 jeweils rund 161 m großen Schnitten im Gebäude Wien 1, Rabensteig 3 archäologisch begleiten (Abb. 1). Anlass hierfür war die geplante Einrichtung des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien 1 Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Wien. I. Bezirk – Innere Stadt (Wien 2003) 794. 2 G. Buchinger/P. Mitchell/D. Schön, Katalog des Projektes „Hausforschung in der Wiener Innenstadt“. ÖZKD 56/4, 2002, 528–531.
im sogenannten Lobenauer’schen Haus1, dem statische Voruntersuchungen vorangehen sollten. Dieses Gebäude nimmt die Osthälfte des auf das 14. und 15. Jahrhundert zurückgehenden, nach den damaligen Besitzern benannten Pempflingerhofes2 ein, in dessen Westhälfte heute die Synagoge in der Seitenstettengasse 4 untergebracht ist.
Abb. 1: Fundpunkt 3 (GC: 2013_06). Wien 1, Rabensteig 3: Lage der Sondagen. (Plan: C. Litschauer)
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Abb. 2: Renaissancezeitlicher Mauerpfeiler mit zweitverwendeten römischen Quadern, nach Norden. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
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Geologisch gesehen befindet sich das Grundstück am Nordrand des Plateaus der Wiener Stadtterrasse, am Rand des Steilabbruchs zum Donaukanal hin. Aufgrund der Lage im näheren Umfeld der damaligen NO-Ecke des römischen Legionslagers und der mittelalterlichen Stadtmauer war mit der Aufdeckung historisch relevanter Befunde zu rechnen. 3 Ergänzend dazu führte Paul Mitchell im Auftrag des Bundesdenkmalamtes eine Bauuntersuchung durch. 4 Das heutige Gebäude ging aus einem größeren Komplex, der vermutlich aus zwei Häusern bestand, hervor. Die älteste Phase datiert laut Baubefund in das 13. Jahrhundert, größere Ausbaumaßnahmen erfolgten im frühen 15. Jahrhundert, um 1580, um 1650/60 und 1785–1789 sowie kleinere Adaptierungen im 20. Jahrhundert. 5 Sechs Schnitte wurden im unter der Südhälfte des Hauses liegen-
Abb. 3: Zentraler Pfeiler mit Unterbau und Fußboden im Einstützenraum. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
den Keller geöffnet, sieben weitere im nördlich angrenzenden, nicht unterkellerten Erdgeschoßbereich. Ein Schnitt (S 1) an der westlichen spätmittelalterlichen Kelleraußenmauer aus unterschiedlich fein bearbeiteten Bruchsteinen mit einem geringen Ziegelanteil (UK 5,63 m über Wr. Null) zeigte, dass die Baunaht zu einem im rechten Winkel ansetzenden Mauerwerk bis in den Fundamentbereich läuft. Von Interesse waren dabei vor allem die ab der Fundamentunterkante (5,60 m über Wr. Null) in Zweitverwendung mittels dünner Ausgleichslagen aus spätmittelalterlichem bis renaissancezeitlichem Ziegelbruch versetzten römischen Quader (Maße: rund 406 125644 cm) aus Muschelkalk, die nachweislich nicht als in situ befindlich interpretiert werden können (Abb. 2). 6 Diese Baumaßnahme kann in die Renaissancezeit gesetzt werden. Die Schnitte im renaissancezeitlichen Einstützenraum im Nordwesten des Erdgeschoßes erbrachten den Nachweis einer jüngeren Raumteilung, da zwei Nord-Süd verlaufende Binnenmauern (S 12; UK 8,71–8,97 m über Wr. Null) in Ziegelbauweise den Raum in der Neuzeit – vielleicht im Zuge der Umbaumaßnahmen von 1829 – unterteilten. Eine Ost-West gerichtete Ziegelmauer (UK 8,74 m über Wr. Null) und ein Ost-West verlaufendes Mischmauerwerk (UK nicht erreicht) des 19. Jahrhunderts mit verbauten Spolien, das parallel zur nördlichen Außenmauer angelegt wurde, können auch Substruktionen darstellen. Der zentrale viereckige Steinpfeiler (ca. 60660650 cm) des Raumes, dessen Basis unter rezenten Fußbodenniveaus verschwunden war, stand mit einer nur wenig profilierten Plinthe (B 75 cm) auf einem sehr festen, 75 cm breiten Mörtelsockel (OK 8,98 m über Wr. Null). Dieser war auf einem im Verlauf etwas nach Westen abweichenden Mauerwerk (OK 8,71 m, messbare UK 8,09 m über Wr. Null) platziert, das entweder ein eigens errichtetes Fundament darstellt oder eine ältere Nord-Süd verlaufende Bruchsteinmauer mit Ziegelausbesserungen im oberen Bereich (Abb. 3). Ein mit dieser Bruchsteinmauer abschließendes Fußbodenniveau (OK 8,67–8,75 m über Wr. Null) aus Ziegelsteinen (Format: 13–21610–13,5614 cm) ergänzte hier den Baubefund
3 Zum Legionslager von Vindobona zuletzt: M. Mosser et al., Die römischen Kasernen im Legionslager Vindobona. Die Ausgrabungen am Judenplatz in Wien in den Jahren 1995– 1998. MSW 5/I (Wien 2010) bes. 28–39. 4 Vgl. dazu P. Mitchell, FÖ 52, 2013 (in Vorbereitung). 5 Buchinger/Mitchell/Schön (Anm. 2) mit Abb.; P. Mitchell, KG Wien 1, Rabensteig. FÖ 40, 2001, 737 f. und freundl. Mitt. Paul Mitchell (Wien). 6 Siehe zuletzt M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VI: Die Lagermauer – Profildokumentation auf der Parzelle Wien 1, Kramergasse 13. FWien 14, 2011, 177 und Buchinger/Mitchell/Schön (Anm. 2) 528.
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Abb. 4: Mauerrest (Bef.-Nr. 112), nach Süden. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Abb. 5: Verfüllter Graben (Bef.-Nr. 108), nach Osten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
und konnte auf ähnlichem Niveau (OK 9,25 m über Wr. Null) auch im östlich angrenzenden Raum dokumentiert werden. Unbekannter Zeitstellung ist eine sehr einheitliche sandig-lehmige, fundarme Planierung oder Verfüllung (UK 8,40–8,60 m über Wr. Null) mit kleinfragmentiertem Bauschutt, die in den in der NO-Hälfte des Gebäudes angelegten Schnitten angetroffen wurde. Da kein einziges Mal eine Außenkante erfasst werden konnte, kann derzeit nicht beantwortet werden, ob es sich um eine großflächige Planierung bzw. Aufschüttung zur Niveauanpassung oder um eine Grabenoder Grubenverfüllung handelt. Die NO-Ecke des Gebäudes wurde von zwei mittelalterlichen, miteinander verzahnten und direkt in das anstehende Material eingetieften Bruchsteinmauern (UK 8,30 m über Wr. Null) gebildet. Entlang der Ostseite im Bereich der Gebäudemitte kamen bereits rund 20– 30 cm unterhalb des jetzigen Gehniveaus Befunde zur hochmittelalterlichen Vorverbauung zum Vorschein (S 8). Abgedeckt von einem Versturz aus Bruchsteinen (durchschnittliches Niveau von 9,20 m über Wr. Null), ein Hinweis auf Zerstörungen am Gebäude, wurden neben dünnen Brand- und Planierschichten mittelalterliche Lehmfußbödenreste, Ziegellagen, Pfosten- und Steckenlöcher sowie der Negativabdruck eines Schwellbalkens freigelegt. Die Oberkanten variierten zwischen 8,80 und 9,15 m über Wr. Null, wobei die Befunde offenbar ein mittelalterliches Vorgängergebäude darstellen. Der aus
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Wien 1
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derzeitiger Sicht als Pfostenbau mit Schwellbalkenkonstruktion anzusprechende Bau nimmt bereits grob die heutige Orientierung des Gebäudes Rabensteig 3 vorweg. Die parallel zur West-Ost-Binnenmauer des Hauses verlaufenden und auf einer Länge von 1,20 m verfolgten Steckenlöcherpaare (UK 8,50– 8,65 m über Wr. Null, Dm ca. 6 cm, 6,566,5 cm) lassen auf eine West-Ost verlaufende Mauer schließen und der auf einer Länge von 0,70 m angetroffene Schwellbalken (UK 8,84 m über Wr. Null, B 35 cm) auf eine in etwa im rechten Winkel ansetzende Nord-Süd orientierte Mauer, die eine frühere östliche Außenmauer des Gebäudes dargestellt haben könnte. Auf die Bildung einer NO-Ecke weist eine Pfostengrube (UK 8,50 m über Wr. Null, Dm ca. 35 cm), sofern diese keiner jüngeren Bauphase angehört. In der Osthälfte des Kellers konnte nach dem Entfernen einer Ziegelmauer aus dem frühen 20. Jahrhundert in etwa auf der Oberkante des Gehniveaus (OK 6,15 m über Wr. Null) der kleine Rest einer Bruchsteinmauer in Kalkmörtelbettung beobachtet werden (Bef.-Nr. 112; Abb. 4). Ihre auf einer Länge von 1,70 m original erhaltene Ostwange lässt dabei auf einen Nord-Süd-Verlauf schließen. Wohl der Römerzeit zuzuordnen ist ein unterhalb der mittelalterlichen Siedlungsreste im Erdgeschoß angetroffener, Nord-Süd orientierter Graben (S 8; Bef.-Nr. 108; erh. OK 8,18 m über Wr. Null, UK nicht erreicht; Abb. 5). Seine westliche Kante zeichnet sich im oberen Bereich als eher wannenförmig, im unteren als sehr steile, schräge Form ab. Die Unter- und die östliche Grabenkante wurden nicht erreicht. Die Grabenverfüllungen lassen sich grob in zwei Gruppen zusammenfassen: die oberen, stark mit anthropogenen Resten durchsetzten sowie die unteren, im Bereich der steil abfallenden Grubenkante gelegenen mit einem sehr hohen Anteil an geologischem Material. Die vielen dünnen Verfüllschichten legen dabei nahe, dass der Graben lange offen gestanden haben muss. Die Lage und der Verlauf der beiden Befunde lassen gemeinsam mit Altfunden und -befunden in der näheren Umgebung vermuten, dass es sich um einen möglicherweise im Zuge der Hangrutschung im ausgehenden 3. Jahrhundert n. Chr. neu errichteten, etwas nach Westen versetzten Befestigungsabschnitt der östlichen Fortifikationslinie des Legionslagers handeln könnte. 7 Der Graben würde in der Folge bereits die Krümmung der NO-Ecke des Lagers ankündigen, die sich somit noch im heutigen Grundriss des Hauses und der Wiener Innenstadt abzeichnen würde. Aufgrund der Kleinheit der Schnitte können die beiden Befunde jedoch nicht sicher zeitlich eingeordnet werden. Es wäre auch möglich, dass es sich um die Reste der mittelalterlichen Befestigung des 12. Jahrhunderts handelt bzw. überhaupt um eine Mauer unbekannter Zeitstellung und Funktion (evtl. eines Vorläufers des jetzigen Gebäudes).
(C. L.)
7 Für die Diskussion und Interpretationsansätze danke ich Martin Mosser (Stadtarchäologie Wien); zur Hangrutschung siehe zuletzt auch M. Mosser et al. (Anm. 3) 13–16.
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Wien 1 und 9
Wien 1, Wipplingerstraße 6–8 (Altes Rathaus) Im Dezember 2011 führte die Stadtarchäologie Wien anlässlich der geplanten Errichtung eines Fluchtstiegenhauses im Hof III („Salvatorhof“) des Alten Rathauses erste Voruntersuchungen durch. Als bedeutendstes Ergebnis dieser archäologischen Analyse ist der Nachweis eines – wenn auch nur sehr kurzen – Abschnittes des Abwasserkanals der via praetoria zu nennen, dessen Auflassung wohl spätestens in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. anzunehmen ist. Des Weiteren konnte aus dem Fundmaterial eine Buntmetallwerkstätte im mittelkaiserzeitlichen Legionslager erschlossen werden, die man vermutlich in der näheren Umgebung lokalisieren kann. 1 Die eigentlichen Bauarbeiten begannen ohne Vorankündigung im Oktober Abb. 1: Fundpunkt 4 (GC: 2011_12). Wien 1, Wipplingerstraße 6–8 (Altes Rathaus).
2013 mit dem Aushub der Fundamentgräben, so dass die Mitarbeiter der Stadtarchäologie Wien nur mehr die bereits freiliegenden Strukturen vom 9. bis zum 10. Oktober 2013 dokumentieren konnten. Es wurden über die ge-
1 M. Mosser et al., Befunde im Legionslager Vindobona. Teil VII: Der Abwasserkanal der via praetoria – Wien 1, Wipplingerstraße 6 (Altes Rathaus). FWien 15, 2012, 74–118.
samte Baufläche mittelalterliche und neuzeitliche Mauerzüge und im Nordwesten des Hofes eine stratigraphische Abfolge inklusive römerzeitlicher Strukturen vollständig erfasst (siehe Beitrag M. Mosser/H. Krause, S. 4 ff.). (M. M./H. K.) Wien 9, Rooseveltplatz, vor Nr. 2–3 (Sigmund-Freud-Park) Bei einer kurzfristig durchgeführten Baubeobachtung im Rahmen einer Aufgrabung für eine Kälteleitung im Sigmund-Freud-Park konnte am 13. März 2013 innerhalb einer 1,30 m breiten und 1,30 m tiefen Künette ca. 30 m südlich der Votivkirche die Oberfläche einer (Straßen?-)Schotterung in 1,20 m Tiefe beobachtet und eingemessen werden. Sie war mindestens 20 cm hoch erhalten und bestand aus dicht in sandigen Mörtel gesetzten, bis zu 6 cm großen, schottrigen Bruchsteinen mit wenig Ziegelsplitt an ihrer Oberfläche. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Pölzung des Profils war die Breite der Schotterung nicht mehr zu ermitteln. Über der Schotterung folgten zwei braune, humose Vegetationsschichten, die sich nur durch einen unterschiedlich hohen Anteil an
Abb. 1: Fundpunkt 5 (GC: 2013_03). Wien 9, Rooseveltplatz, vor Nr. 2–3.
Kieselsteinen unterschieden. Bereits 1904 wurde in unmittelbarer Nähe der Fundstelle ebenfalls eine Schotterung festgestellt, die Friedrich Kenner als „Beton aus Stampflehm mit eingemengten Kieselsteinen“ beschrieb und die „über
1 GC: 1904_37; F. Kenner, Römische Funde in Wien aus den Jahren 1904 und 1905. JZK N. F., 3. Bd., 1. Teil, 1905, 192 f. Fig. 343 f–f; M. Kronberger, Siedlungschronologische Forschungen zu den canabae legionis von Vindobona. Die Gräberfelder. MSW 1 (Wien 2005) 83 f. Abb. 28 f–f; Taf. 11 E. 2 Vgl. dazu den Franziszeischen Kataster aus dem Jahr 1829 auf dem Webportal Wien Kulturgut: www.wien.gv.at/kulturportal/public/ (7.8. 2014).
einer Packung von Steinen gebreitet war“. 1 Da Kenner keine weiteren Angaben zum Niveau und zu etwaigen Funden machte, ist nicht zu entscheiden, ob es sich dabei um ein und dieselbe Schotterlage handelte. Eine chronologische Zuordnung der Schotterung ist aufgrund der fehlenden Funde schwierig, allerdings erscheint aufgrund der kaum vorhandenen Stratigraphie ein Zusammenhang mit den bis zur Schleifung der Bastionen vorhandenen Wegeanlagen auf dem Glacis vor dem Schottentor bzw. vor der Mölkerbastion nicht unwahrscheinlich. 2
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(M. M.)
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Wien 10 ,17 und 22
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Wien 10, Landgutgasse 38 Auf dem Grundstück in Wien 10, Landgutgasse 38 kamen bei Abbrucharbeiten an einer Tankstelle Skelette zutage, weshalb die weiteren Erdarbeiten von der Stadtarchäologie Wien baubegleitend archäologisch betreut wurden. In der Zeit vom 23. Mai bis zum 13. Juni 2013 konnten die Reste von 26 Gräbern mit Mehrfachbestattungen freigelegt und dokumentiert werden. Diese waren Teil des ehemaligen Matzleinsdorfer Friedhofs, eines jener fünf kommunalen Friedhöfe (neben dem St. Marxer, Hundsturmer, Schmelzer und Währinger Allgemeinen Friedhof), die unter Josef II. ab 1784 außerhalb des Linienwalls angelegt worden waren. Nach der Eröffnung des Zentralfriedhofs 1874 wurden hier keine Bestattungen mehr durchgeführt. 1 Der Großteil der Gräber war bereits stark gestört. Die besser erhaltenen wiesen drei bis vier Lagen an Bestattungen mit ca. 15 bis 20 Individuen pro Grab auf.
Abb. 1: Fundpunkt 6 (GC: 2013_04). Wien 10, Landgutgasse 38.
Holzreste und Sargbeschläge deuten darauf hin, dass zumindest ein Teil der Toten in Särgen bestattet wurde. Daneben fanden sich in diesem Zusammenhang zu erwartende Kleinfunde, wie Kreuzanhänger, Gewandschließen und Knöpfe. Interessant sind eine aus Grab 1 stammende Zahnprothese, mit Nachbildungen der vier Oberkiefer-Schneidezähne aus Keramik auf einer Trägerplatte aus Kautschuk2, sowie zwei Haarsteckkämme aus Grab 9, die aus Hartgummi oder „Ebonit“ bestehen3. Ein detaillierter Bericht zu dieser Grabung, mit einer eingehenden anthropologischen Auswertung, ist derzeit in Arbeit.
(M. Sch.)
1 C. Litschauer/Th. Pototschnig, Ein neuzeitliches Bestattungsareal im Bereich der Sensengasse in Wien 9. FWien 12, 2009, 5–8. 2 Für die Einführung in das Thema „Zahnmedizin im 19. Jh.“ danke ich sehr herzlich Johannes Kirchner und seinen MitarbeiterInnen vom Zahnmuseum Wien. 3 Herzlichen Dank an Mechthild Dubbi vom Technischen Museum Wien für ihre entsprechenden Hinweise.
Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62 Im Haus Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62 führte die Stadtarchäologie Wien im Zuge von Um- und Neubaumaßnahmen vom 25. Februar bis zum 22. März 2013 Ausgrabungen durch. Anlass dafür waren vorangegangene baubegleitende archäologische Untersuchungen im Objekt Hernalser Hauptstraße 60– 62/Jörgerstraße 47, die im Herbst 2012 stattgefunden hatten (siehe Beitrag K. Adler-Wölfl/S. Sakl-Oberthaler, S. 22 ff.). Die Ausgrabungen erbrachten drei Horizonte mit sowohl spätmittelalterlichen als auch neuzeitlichen Siedlungsbefunden. Das Gebäude gehörte in der frühen Neuzeit zu einer kurzen, parallel zum Alsbach gelegenen Häuserzeile an der Nordseite der Hauptstraße von Hernals. Zur Zeit des Biedermeier wurde ein Neubau errichtet, der in seiner – allerdings durch Umbauten erweiterten – Form bis zu den jüngsten Baumaßnahmen bestand.
(K. A.-W./S. S.-O.)
Abb. 1: Fundpunkt 7 (GC: 2012_13). Wien 17, Hernalser Hauptstraße 62.
Wien 22, Seestadt Aspern Auch bei den 2013 in Angriff genommenen Bauvorhaben in der Seestadt Aspern (Bereiche des ehem. Flugfeldes) war entsprechend den Auflagen nach dem UVP-Verfahren unter anderem die archäologische Befundlage vorab abzuklären. In diesem Jahr waren die Baufelder D5B, D9, D10, D12, D13, D16, D17 und D18–1 im Südwesten der Seestadt betroffen (Abb. 1), die sich alle im Anschluss an die zuletzt untersuchten Bereiche befanden. 1 Nachdem beim zeitlich vorgezogenen Humusabtrag unter archäologischer Kontrolle eine Fortsetzung der urgeschichtlichen Siedlungsbefunde festgestellt werden konnte,
1 Siehe zuletzt M. Penz, Wien 22, Aspern – ehemaliges Flugfeld. FWien 16, 2013, 215– 223; M. Penz, KG Aspern, 22. Bezirk. FÖ 51, 2012, 359–361; ders., Bericht zur Grabung Wien 22., Seestadt Aspern 2012, ebd. D3412–D3423.
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Wien 22
Abb. 1: Fundpunkt 8 (GC: 2013_01). Wien 22, Seestadt Aspern: Lage der untersuchten Baufelder. (Plan: M. Penz/S. Uhlirz)
wurden wiederum von der Stadtarchäologie Wien Rettungsgrabungen in die Wege geleitet und zwischen dem 18. März und dem 21. Juni 2013 durchgeführt. Letzte baubegleitende Untersuchungen fanden vom 26. bis zum 28. August 2013 statt (Wegnahme von verbliebenen Abraumstreifen), sporadische Kontrollen bis Anfang Dezember (Baugrundaushebungen). Wie bei den Ausgrabungen in den vergangenen Jahren konnten Reste einer ausgedehnten spätneolithischen (klassische Badener Kultur) sowie einer spätbronzezeitlichen Siedlung (frühe und ältere Urnenfelderkultur) erfasst werden. Darüber hinaus sind auch vereinzelte Pferdebestattungen der NapoleonSchlacht von 1809 sowie eine Schanzanlage aus dem Jahr 1866 zu erwähnen. Jüngere Spuren im Boden, sobald als solche erkannt, wurden aus ökonomischen Gründen nicht systematisch erfasst bzw. nur in Ausnahmefällen eingehender dokumentiert.
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Abb. 2: Die Baufelder D5B, D9 und D10 mit den unmittelbar angrenzenden Grabungsflächen von 2009 bis 2012 ergaben bislang die größte Befunddichte. (Plan: M. Penz)
Baufeld D5B Die ca. 3.100 m2 große Fläche stellt in etwa die nordöstliche Hälfte des Baufeldes D5 dar (Abb. 2) und wurde im Auftrag der Wohnbauvereinigung-GPA untersucht. Im Süden setzt sich die bereits 2012 auf Baufeld D5A erfasste Fundzone fort, wobei hier noch weitere zwölf spätneolithische Grubenobjekte aufgedeckt werden konnten. Im Norden und Süden ist das Siedlungsareal von dunkelbraunen, lehmig-humos verfüllten Erosionsrinnen und hellbraunen, schluffigen Bodenzonen eingegrenzt; nach Osten hin dürfte sich aufgrund der Befundleere bereits sein Ende abzeichnen. Die zumeist unregelmäßig muldenförmigen oder aber kesselförmigen Gruben waren in den anstehenden gelblichen Lösslehm eingetieft und dürften kaum intentionell mit Siedlungsabfall verfüllt worden sein. Die oft fundarmen, sehr homogen-feinlehmigen Verfüllungen lassen eher an Zuschwemmungen durch Hochwasserereignisse denken, die dann auch sporadischen Siedlungsabfall von der Oberfläche mitführen konnten.
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Wien 22
Abb. 3: Abgestellte (?) Tasse in spätneolithischer Grube V223. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Baufeld D9 Hier wurde eine Fläche von ca. 5.600 m2 abgedeckt und im Auftrag der BWSBauträgergruppe untersucht, wobei 44 Befunde erfasst werden konnten (Abb. 2). Davon sind 33 Grubenobjekte in spätneolithische Zeit zu stellen, der meist indifferente Rest ist undatierbar oder modern. Die großteils runden Gruben streuen im Norden und Südosten des Baufeldes, jeweils zwischen den hier West-Ost verlaufenden, befundleeren Geländesenken. Besonders erwähnenswert sind zwei Grubenbefunde im südöstlichen Bereich: In V223 befand sich nahe am Grubenboden und -rand unter einer Brandschutteinfüllung eine nahezu vollständig erhaltene (deponierte?) verzierte Tasse (Abb. 3). Bei V247 handelt es sich um eine zylindrische Grube (Dm 1,30 m,T 0,50 m), in deren Boden wiederum eine Grube gleicher Form (Dm 0,70 m, T 0,60 m) eingelassen war – möglicherweise zur Aufnahme eines organischen Behältnisses. Zusätzlich konnten hier (als eine der wenigen Ausnahmen) auch verschiedene fundreiche Verfüllschichten erfasst werden. Baufeld D10 Im Baufeld D10 wurde eine Fläche von ca. 7.550 m2 abgedeckt und im Auftrag des Österreichischen Volkswohnwerkes untersucht (Abb. 2); zusätzlich konnte auch der südliche Randbereich (Zwickelbereich zwischen einer bestehenden Fernwärmeleitung und der Baufeldgrenze) abgeklärt werden. Im äußersten Norden sowie im Südosten des Baufeldes zeichneten sich wiederum mit dunklem, humosem Lehm verfüllte Geländesenken ab, die weitgehend befundleer waren, ausgenommen neuzeitlich-moderner Objekte. Eine über ca. 48 m verfolgbare, NNO-SSW verlaufende Pfostenreihe (Pfb7) kann wohl als 2 Die Gärtnerei dürfte hier ab 1905 bis in die späten 1930er Jahre (knapp außerhalb des Flugfeldes) bestanden haben.
Grenzzaun der alten Parzelle 640/1 identifiziert werden, zahlreiche Bodenspuren im östlichen Anschluss daran sind mit dem hier einst ansässigen Gärtnereibetrieb Lettner in Verbindung zu bringen. 2 Ebenfalls hier im Osten des
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Fundchronik
Abb. 4: Der spätbronzezeitliche Pfostenbau 3 am SW-Rand von D10, Richtung Südosten. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Baufeldes wurden die Reste von vier Pferdebestattungen entdeckt, die der Napoleonschlacht von 1809 zuzuordnen sind (V47,V62,V65,V82). Sie alle waren, in jeweils unterschiedlicher Art und Weise, nur mehr äußerst schlecht erhalten. Bei den meisten der 155 auf Baufeld D10 erfassten Befundobjekten handelt es sich um Pfostengruben oder um kleine, mehr oder weniger unförmig-muldenförmige Grubenreste, deren nähere zeitliche oder funktionale Einordnung nicht möglich ist. Die unstrukturierten „Pfostengruben“-Akkumulationen sind aufgrund ihrer Beschaffenheit, Lage und Anordnung ohne Relevanz – zumeist handelt es sich dabei um Krotowinen (Tierbauten) oder um Störungen durch moderne Bodeneingriffe (Traktor- oder Baggerspuren, Schichtreste, Pflanzgruben, Bohrlöcher etc.). Einige wenige Strukturen heben sich jedoch davon ab: Bei dem streng Nord-Süd ausgerichteten Pfostenbau Pfb2 handelt es sich ebenso wie bei der Pfostenreihe Pfb6 um Spuren neuzeitlich-moderner Bauten. Hingegen ist in vier Fällen von einer urgeschichtlichen Zeitstellung auszugehen (Pfb1, 3, 4 und 5). Es handelt sich dabei in der Regel um kleine, einschiffige Gebäude (Vier- bzw. Sechspfostenbauten, vgl. Abb. 4); Pfb1 und Pfb3 erscheinen zudem in gleicher NW-SO-Orientierung wie ein benachbarter Pfostenbau aus dem westlich gelegenen Grabungsbereich Dg1-Nord (Grabung 2010) – aufgrund von Funden als auch der stratigrafischen Einbindung konnte dieser der Spätbronzezeit sicher zugewiesen werden. 3 Über die gesamte Fläche von D10 verstreut fanden sich sowohl spätneolithische als auch spätbronzezeitliche Gruben, ohne dass auffällige Konzentrationen bzw. Verteilungsmuster festgestellt werden konnten. Ihr vereinzeltes Vorkommen sowie die größeren befundfreien Flächen in den Lösslehm-Zonen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit durch unterschiedliche Erhaltungsbedingungen verursacht. Zumeist handelt es sich dabei um runde (kesselförmige) Gruben bzw. Grubenreste, die selten tiefer als 0,50 m erhalten geblieben sind. Ausnahmen sind zum Beispiel die Objekte V30, der Grubenkomplex V153 oder V118, bei welchem sich erst nach einer 0,80 m starken sterilen (eingeschwemmten und eingebrochenen?) Erdschicht am Grubenboden eine ca.
3 M. Penz, Wien 22, Aspern – ehem. Flugfeld. FWien 14, 2011, 254.
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Wien 22
Abb. 5: Lage der Baggerschnitte in den Baufeldern D12 und D16 durch die ehem. Schanze XXV. (Plan: M. Penz)
0,20 m starke brandige Einfüllung mit frühurnenfelderzeitlichem Fundmaterial zeigte. Die mit 1,22 m tiefste Grube V81 am nordwestlichen Baufeldrand ist wahrscheinlich als eine Anlage aus neuzeitlicher bis moderner Zeit einzustufen, obwohl sie zahlreiches älterurnenfelderzeitliches Fundmaterial erbrachte. Es fanden sich nämlich in der oberen von zwei differenzierbaren Verfüllschichten auch neuzeitliche Beimengungen und auch der scharf abgrenzbare Verfärbungsrand spricht für ein jüngeres Entstehungsdatum. Allerdings ist es in diesem und in ähnlichen Fällen auch möglich, dass es sich um eine bronzezeitliche Grube handelt, die bereits aus- bzw. angegraben worden ist. Aus den 1920er bis 1930er Jahren sind nämlich in Aspern zahlreiche punktuelle, großteils unsystematische Ausgrabungen und Fundbergungen überliefert, die insbesondere im Bereich der Baufelder D10/Hannah-Arendt-Park/D18 (allerdings nicht exakt) zu lokalisieren sind. Überhaupt ist die zuverlässige Datierung der Befunde ein stets wiederkehrendes Problem am gesamten Gelände. Oftmals fehlen aussagekräftige Funde, doch selbst beim Vorhandensein datierender Funde erscheint die Authentizität des Fundverbandes sowie die Befunddatierung oftmals sehr unsicher, etwa wenn eine bereits ausgegrabene Grubenverfüllung wiederum zur Einplanierung derselben Grube diente. Mehrmalige (!) großflächige maschinelle Oberbodenabtragungen sowie Planierungen und Störungen aus jüngerer Zeit verunklaren das Bild zusätzlich. Baufelder D12, D13, D16 und D17 In den Bereichen der Baufelder D12, D13, D16 und D17 wurde unter der Humusdecke großflächig ein modern umgelagertes, inhomogenes Lehmpaket angetroffen; es konnten hier weder der helle Lösslehm-Unterboden noch urgeschichtliche Befunde festgestellt werden. Auf D12 und D16 sind jedoch Teile des ehemaligen militärischen Schanzwerkes Nr. XXV zu lokalisieren, das als Teil eines Befestigungsgürtels im Zuge des Preußenkonfliktes 1866 errichtet wurde. Hier wurde im Auftrag der EBG-Baugenossenschaft bzw. der ARWAG
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Wien 22
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Abb. 6: Die spätbronzezeitlichen eingetieften Siedlungsobjekte V185 und V186 in Baufeld D18–1. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
punktuell jeweils ein Baggerschnitt angelegt (Abb. 5), um dieses Erdwerk mittels archäologischer Daten verifizieren zu können. In beiden Fällen konnten jedoch aus arbeitstechnischen Gründen keine aussagekräftigen Schnittprofile erzielt werden, zudem waren die Befunde auch durch moderne Einbauten und Störungen stark überprägt. 4 Zumindest in der ca. 6625 m langen und bis zu 3,50 m tiefen Sondage auf D12 ließen sich mittels eines Profilschnittes quer durch den Graben an der NO-Flanke der Schanzanlage folgende Eckdaten ermitteln: Der an seiner Basis ursprünglich ca. 5–6 m breite, flache Sohlgraben wurde ca. 3,05 m unter Humusoberkante erreicht. Die Breite war nicht näher zu bestimmen, da die äußere Grabenwand von einem künettenartigen Einbau gestört war, der noch 0,60 m tiefer als die Grabensohle reichte. Zuunterst wurde ein maximal 0,20 m starker Bodenbildungshorizont angetroffen (graubrauner, feiner, leicht sandiger Lehm), auf den bereits Verfüllungen mit modernem Bauschutt folgten. Unterschiedliche Verfüllschichten zeugten von mehreren Einplanierungsvorgängen, wobei der jüngste Eingriff eine Tiefe von ca. 2,40 m unter Humusoberkante erreichte und auch die oberen Bereiche des Schanzgrabens kappte. Neuzeitliche militärische Feldbefestigungen (Schanzen), die als Holz-Erde-Konstruktionen angelegt wurden, sind im Gegensatz zu den architektonischen Befestigungswerken im Bauverband mit Burgen, Schlössern oder Städten bisweilen kaum erforscht. 5 Im „transdanubischen“ Wien sind neben napoleonischen Verschanzungen in der Lobau vor allem im Bereich Bisamberg-Stammersdorf etliche Anlagen aus dem Jahr 1866 (mit jüngeren Veränderungen) einigermaßen gut erhalten geblieben. 6 Baufeld D18–1 Bei Baufeld D18–1 handelt es sich um den ersten Bauabschnitt des zukünftigen Schulcampus am Südrand der Seestadt Aspern, unmittelbar angrenzend an den Hannah-Arendt- und den Madame-d’Ora-Park (Abb. 1). Dieses ca.
4 Bereits auf einem Luftbild aus dem Jahr 1938 erscheint das Schanzwerk als einplaniert, teilweise parzelliert und bebaut; spätestens im darauffolgenden Jahr mussten diese Einbauten für die Flugfelderweiterung wieder geschleift und das Terrain planiert werden. 5 H. Neumann, Festungsbau-Kunst und -Technik. Deutsche Wehrbauarchitektur vom XV. bis XX. Jahrhundert (Augsburg 2000) 325–331. Weiterführend siehe auch: Meyers Konversationslexikon 64 (Leipzig, Wien 1888) 105–107 s. v. Feldbefestigung (Lexikon online: https://peter-hug.ch/); W. Blasi/F. Sauer, Die Kuruzzenschanze zwischen Petronell und Neusiedl am See. FÖMat A Sonderh. 19 (Horn 2012) bes. 29–34. 6 E. A. Grestenberger, Befestigtes Wien. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart (Wien, Graz 2002) 63–100; E. Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, 1. Teil. Rund um den Bisamberg. Ein Heimatbuch 2, 1961, 112–131; ders., 2. Teil. Rund um den Bisamberg. Ein Heimatbuch 3, 1966, 88–105.
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Wien 22
16.000 m2 große Areal wurde nach erfolgtem Humusabtrag im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft archäologisch untersucht, wobei aber nördliche bis zentrale Teile bereits früher sondiert worden sind (Suchschnittbereiche von 2009 sowie Grabungen 1979/80). 7 Auch einige punktuelle Altgrabungen aus der Zwischenkriegszeit und von 1939 sind hier zu lokalisieren; nicht zuletzt deshalb müssen auch hier etliche der 31 festgestellten urgeschichtlichen Grubenbefunde als bereits alt gestört bzw. wiederverfüllt eingestuft werden (zu dieser Problematik siehe auch Baufeld D10). Unter der Humusauflage wurde durchwegs steriler, sandiger Lösslehm angetroffen, im SW-Teil befand sich ein breiterer, Nord-Süd gerichteter, mit dunklem, humosem Lehm verfüllter Suttenbereich. Darüber hinaus wurden vor allem in den zentralen Bereichen des Baufeldes auch überdurchschnittlich viele Gruben und Gräben aus der Zeit Abb. 7: Krug der Badener Kultur aus V10, Baufeld D5B. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
von 1945 bis 1955 aufgedeckt,8 welche neben großen Mengen an Bauschutt auch Metallschrott, Waffenteile und Munition beinhalteten und intensivere Einsätze einer professionellen Kriegsmittelbergung erforderlich machten. Die urgeschichtlichen Siedlungsbefunde in D18–1 datieren ausnahmslos in die späte Bronzezeit und wurden in sehr weitläufiger Streulage angetroffen, was aber wahrscheinlich (wie wohl überall hier am ehem. Flugfeld) auf ungleichmäßige Erhaltungsbedingungen zurückzuführen ist. Zur kesselförmigen Grube V202 (1,5062 m, T 0,58) dürften vier trapezförmig
Abb. 8: Urnenfelderzeitliche Schale aus V118, Baufeld D10. (Foto: Stadtarchäologie Wien)
angeordnete Pfostengruben gehören (V203–V206), die möglicherweise auf eine oberirdische Überdachung der Grube V202 hinweisen. Neben geringfügig erhaltenen Grubenresten, runden, kesselförmigen Gruben (z. B. V191, V193, V195) oder amorphen Grubenakkumulationen (V201, V207–V209) wurden auch annähernd rechteckige, wannenförmige Gruben mit flachem Boden erfasst (V192, V210). Die Grube V190 im äußersten Süden des Baufeldes erwies sich mit Unmengen an großteiligen Scherben und Hüttenlehm als außerordentlich fundreich, obwohl sie aufgrund einer rezenten Leitungskünette kaum zur Hälfte erhalten geblieben war. Besonders hervorzuheben sind zwei nebeneinander eingetiefte Siedlungsobjekte im südlichen Bereich des Baufeldes, unmittelbar außerhalb der Nord-Süd verlaufenden Geländesenke (Abb. 6). Das westliche Objekt V186 war mit 2,45 m Seitenlänge von annähernd quadratischer Form (mit einer 0,55 m langen, rampenartigen Erweiterung [?] an der nördlichen Westseite) und wies in ca. 0,30 m Tiefe einen flachen Boden auf. Das ebenfalls flach wannenförmig eingetiefte Objekt V185 hatte eine abgerun-
7 Vor allem das flächig freigelegte „Areal A“ der Grabungen anlässlich der Errichtung des General-Motors-Werkes ist hier zu nennen; vgl. O. Harl/Ch. Spiegel, Wien 22 – Aspern. FÖ 19, 1980, 432 f. 8 Durch russische Waffen- und Munitionstypen können einige dieser Gruben in die Zeit der russischen Besatzung gestellt werden. 9 Zum Großteil unter Mithilfe von Volontären im Rahmen der „Initiative Seniorarchäologie“ und einer Kooperation mit der Volkshochschule Meidling. 10 M. Penz, Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung in Aspern, Wien 22 – ein Überblick. FWien 16, 2013, 84–95.
det-rechteckige Form (2,3562,70 m) und war 0,40 m tief erhalten. Diese beiden ebenmäßig angelegten Gruben waren mit fundreichen Siedlungsabfällen verfüllt und dürften ursprünglich wohl als Erdkeller gedient haben. Ausblick Das Fundmaterial umfasst jeweils charakteristische Spektren der Badener Kultur (Stufe Ossarn, Abb. 7) sowie der frühen und älteren Urnenfelderkultur (Abb. 8) und wird laufend in der Werkstätte der Stadtarchäologie Wien restauriert. 9 Nach Beendigung der Grabungskampagnen sollen die Ergebnisse in weiterer Folge unter Berücksichtigung der großen Menge an Altfunden/-befunden wissenschaftlich ausgewertet werden. 10 (M. P.)
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Negativkataster/Fundmeldungen
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Negativkataster Adresse/Vorhaben Wien 1, Palais Schwarzenberg: Aufgang/geplante Tiefgarage Wien 2, Hafen Albern: Rodung Wien 3, Rennweg 71–73: Neubau Wien 7, Europaplatz bis Urban-Loritz-Platz: Gürtel, Mittelstreifenerneuerung Wien 10, Fontanastraße 1: AUA-Gelände, Neubau Wien 10, An der Kuhtrift: Fernwärmeleitung Wien 12, Tivoligasse, „Marillenalm“: Neubau Wien 12, Schönbrunner Straße 232–236: Kometgründe, Bauvorhaben in Planung Wien 17, Hernalser Hauptstraße 59–63: Neuund Umbau
mögliche Bodendenkmale römische Straße, mittelalterliche Vorstadtverbauung Friedhof der Namenlosen, neuzeitliche Bestattungen römische Siedlungsspuren, Gräber Linienwall
Beobachtung keine Befunde
Das Vorhaben wurde bisher nicht realisiert. keine Befunde
hallstattzeitliche Siedlungsspuren
Das Vorhaben wurde bisher nicht realisiert.
hallstattzeitliche Siedlungsspuren römische Wasserleitung römische Wasserleitung römische Legionsziegelei, spätmittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Siedlungsspuren
keine Befunde Das Vorhaben wurde bisher nicht realisiert. Abtrag Gebäude, noch keine Tiefbaumaßnahmen Abtrag Gebäude, noch keine Tiefbaumaßnahmen
Objekte Ziegelschacht Tierknochen in Betonschacht
Bestimmung rezent rezent
keine Befunde
Fundmeldungen Adresse Wien 13, Bergheidengasse 12 Wien 19, Leopoldsberg
(J. G./Ch. Ö.)
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Tagungsbericht
Tagungsbericht
„Nahaufnahme – Forschung im Kunsthis-
lung (von Jänner bis Mai 2013) „Im Schatten
gament produzierte sog. Purpurmanuskript
torischen Museum Wien“
der Pyramiden. Die österreichischen Gra-
auch wirklich mit echtem Purpur gefärbt wurde.
Wien (A)
bungen in Giza“, bei der die Exponate mittels
Jedoch, wie man nun wisse, befinde sich die
11. Dezember 2013
multimedialer Präsentationsformen in ihrem
einzige, bislang nachweislich mit Purpur ge-
Die vom Kunsthistorischen Museum in Wien,
„ursprünglichen“ Kontext gezeigt wurden. Be-
färbte mittelalterliche Handschrift aus dem 8.
im Dezember 2013, halbtägig anberaumte For-
reits das Thema des Vortrags lässt anklingen,
Jahrhundert in der Biblioteca Apostolica Vati-
schungskonferenz wurde zum ersten Mal ver-
dass es sich bei den zu untersuchenden Fun-
cana. Die besondere Faszination dieses früh-
anstaltet. Wie auch schon der metaphorische
den nur um solche handeln kann, die seit langer
mittelalterlichen Buches liege auch in der Male-
Titel der Tagung, „Nahaufnahme“, anklingen
Zeit in den „Tiefen“ des Depots der äußerst um-
rei, die Einflüsse der antiken Kunst des Mittel-
lässt, sollte den Besuchern einerseits ein fokus-
fangreichen Ägyptisch-Orientalischen Samm-
meerraums zeige und daher möglicherweise
sierter Einblick in die aktuellen Forschungspro-
lung (Bestand ca. 15.000 Objekte) in Verges-
Buchmalern aus Italien oder Byzanz zuzu-
jekte des Museums, andererseits auch ein
senheit geraten sind und nun einer Neuaufnah-
schreiben sei. Den Besuchern der Tagung wur-
Überblick über diese geboten werden.
me und Bewertung unterzogen werden. Dabei
de vor Ort die Möglichkeit geboten, das Faksi-
Sabine Haag, die Generaldirektorin des Kunst-
wird auch die Grabungsdokumentation dieser
mile zu besichtigen.
historischen Museums, ging in ihrer Begrü-
Ausgrabungen vom Beginn des 20. Jahrhun-
Eine Auseinandersetzung mit der Lösung von
ßungsrede auf die grundlegenden Aufgaben
derts in Ägypten und Nubien gesichtet und
konservatorischen Problemen bot der Beitrag
des öffentlichen Museums ein, das als Institu-
ausgewertet. Zielsetzung des Projekts ist es,
von René Traum (Restaurierwerkstatt des
tion mit Bildungsauftrag und außeruniversitäre
die Objekte der internationalen Fachwelt zu-
Münzkabinetts) und Martina Grießer (s. o.) über
Forschungsstätte mit Publikumsorientierung
gänglich zu machen, wobei eine multimediale
„Neue Einblicke in Herstellungstechnik und
zu verstehen sei. Wissenschaftliche Recher-
Dokumentation der Fundobjekte und der Archi-
Korrosion an antiken Bronzemünzen durch
chen seien nicht nur die Basis jeder Ausstel-
valien ausgearbeitet wird. Gemäß dem Auftrag
den Einsatz modernster analytischer Metho-
lung, sondern notwendig zur Erforschung der
des Museums werden diese Ergebnisse auch
den“. Zum Inventar des Münzkabinetts im
zahlreichen Objekte des heterogenen Bestan-
dem allgemeinen, nicht-fachlichen Publikum
KHM gehören zahlreiche antike griechische
des der Sammlungen des Kunsthistorischen
präsentiert.
Bronzemünzen aus bleihaltigen Legierungen,
Museums. Die Forschungsprojekte werden
Der folgende Vortrag von Franz Kirchweger
die als lokale Währungen in den östlichen Pro-
großteils selbstfinanziert, wobei dem seit
(Kurator, Kunstkammer und Schatzkammer)
vinzen des römischen Reichs produziert wur-
2011 existierenden internen Wissenschafts-
und Martina Grießer (Leiterin des naturwissen-
den (Datierung 50–280 n. Chr.). Da sie schwe-
ausschuss Beratungsfunktionen in wissen-
schaftlichen Labors) über „Kunsthistorische
re Schädigungen durch Korrosion aufweisen,
schaftlichen Agenden zukommen. Michael Al-
und technologische Untersuchungen am Wie-
war es notwendig, durch unterschiedliche ana-
ram, einem Mitglied dieses Gremiums, war es
ner Krönungsevangeliar (WS XIII 18)“ basiert
lytische Verfahren einerseits die Ursachen die-
angesichts der angesprochenen finanziellen
auf der Aufgabenstellung, den karolingischen
ser Zerstörung zu finden und andererseits –
Probleme des Hauses ein Anliegen nochmals
Codex fotomechanisch als Faksimile zu verviel-
da man von einem kausalen Zusammenhang
zu betonen, dass der Forschung im Kunsthis-
fältigen, um es so mit dem ebenso fertiggestell-
mit den mikroklimatischen Bedingungen in
torischen Museum als wissenschaftliche An-
ten Kommentarband einem größeren Interes-
den historischen Eichenholzkästen, die als Auf-
stalt öffentlichen Rechts eine zentrale Stellung
sentenkreis zugänglich zu machen. Im Zusam-
bewahrungsort der Münzen dienten, ausging –
zukomme.
menhang damit ergab sich die Gelegenheit zu
dementsprechend andere Lagerungsmöglich-
Nach diesem Einblick in die schwierige Aus-
genaueren Untersuchungen dieser bedeuten-
keiten bereitzustellen. Um die Korrosionssta-
gangssituation stellten Regina Hölzl (Direktorin
den Handschrift vom Hof Karls des Großen,
dien zu dokumentieren, wurden optische Fluo-
der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung) und
die Bestandteil der Reichskleinodien war. Zent-
reszenz-
Iman Kulitz (Digitale Architektur und Raumpla-
rale Fragestellungen betrafen kunsthistorische
verwendet. Zur Analyse der Legierungszusam-
nung, Institut für Architekturwissenschaften,
(Aufbau, Gestaltung …) und technologische
mensetzung wurden einige Münzen mittels
Technische Universität Wien) unter dem an-
Details. Das Buch – von dem in der Schatz-
Neutronendiffraktometrie in den Rutherford Ap-
schaulichen Titel „,Ausgrabungen‘ im Mu-
kammer nur der Prunkeinband den Besuchern
pleton Laboratories, ISIS, in Oxfordshire (GB)
seum – Wissenschaftliche Auswertung und
gezeigt wird, das Buch selbst wird extra
zerstörungsfrei untersucht. Dadurch konnte
multimediale Dokumentation archäologischer
verwahrt – besteht aus 236 purpurfarbenen
der vermutete hohe Bleigehalt der Legierungen
Funde“ das Forschungsprojekt „Die frühen
Pergamentblättern
von
bestätigt werden. Weitere zerstörungsfreie Un-
Grabungen der Akademie der Wissenschaften
32625 cm, auch ein Linierungssystem, Zirkel-
tersuchungsverfahren wie die Röntgen- und
in Ägypten und Nubien (1910–1912)“ vor. Die
löcher, Gold und Silbertinten usw. sind zu se-
Neutronenradiographie
erste öffentliche Präsentation des Pilotprojekts
hen. Es galt auch herauszufinden, ob dieses,
wurden in Bezug auf die Korrosion im Inneren
erfolgte bereits im Rahmen der KHM-Ausstel-
wie sich herausstellte, aus feinstem Kalbsper-
der Münzen am Paul Scherrer Institut (PSI) in
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mit
dem
Format
und
Rasterelektronenmikroskopie
bzw.
-tomographie
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Tagungsbericht
der Schweiz durchgeführt. Um das Fortschrei-
und Hinweisen auf die produzierende Werk-
Der letzte Beitrag der Vortragsreihe, referiert
ten der nicht nur außen vorhandenen, sichtba-
statt nachzugehen. Als prominentester Besit-
von Wencke Deiters (Projektmitarbeiterin, Ge-
ren Korrosion – besonders problematisch sind
zer sei hier Joseph II. hervorgehoben, doch
mäldegalerie), hatte die Geschichte der Gemäl-
die potenziellen Zerstörungsherde durch blei-
auch etliche andere berühmte Personen wie
degalerie von 1911 bis 1938 zum Thema. In
reiche Einschlüsse im Inneren der Münzen –
Wolfgang Amadeus Mozart oder Gustav Mah-
der Ära der drei Museumsdirektoren Gustav
zu stoppen, werden die Münzen nun nicht
ler wurden im Zusammenhang mit dem Flügel
Glück, Arpád Weixlgärtner und Alfred Stix wur-
mehr in den säurehältigen Eichenholzkästen
erwähnt.
de der Schritt von der einst kaiserlichen Samm-
deponiert, sondern allmählich in einem mit
Im Kunsthistorischen Museum befindet sich –
lung zum modernen Museum vollzogen. Unter
Stickstoff gespülten Metallschrank.
dank der großen Beliebtheit jener Bildgattung
dem Kunsthistoriker Glück wurden in Europa
Beatrix Darmstädter (Kuratorin, Sammlung al-
bei den Habsburgern – die weltweit umfang-
zum ersten Mal Gemälde mit Röntgenstrahlen
ter Musikinstrumente) schilderte die ereignisrei-
reichste Sammlung an Gemälden von Jacopo
untersucht. Das für zwei Jahre anberaumte
che Geschichte des Hammerflügels SAM 364,
Bassano (um 1510/12–1592) und seinen Söh-
Forschungsprojekt geht von bislang unpubli-
der 1921 ohne Aktenverkehr aus dem Hofmo-
nen bzw. anderen Mitgliedern aus der Schule
ziertem Aktenmaterial aus, wobei Sammlungs-
biliendepot in die Sammlung alter Musikinstru-
des Künstlers. Francesca Del Torre-Scheuch
politik, Neupräsentation und Depotneuentde-
mente des KHM überführt wurde. Durch ihre
(Kuratorin, Gemäldegalerie) berichtete über die
ckungen im Fokus der Untersuchungen ste-
intensiven Recherchen, die im Vorfeld von Res-
Untersuchung von 86 Gemälden, die einer kriti-
hen.
taurierungsarbeiten und Spielbarmachung des
schen Neubewertung unterzogen wurden.
Die interessante, in viele unterschiedliche geis-
Flügels durchgeführt wurden, gelang es der
Durch die intensive kunsthistorische Auseinan-
teswissenschaftliche Themenbereiche Einblick
Wissenschafterin nicht nur die lückenlose Ab-
dersetzung mit diesen Gemälden gelang es,
gebende Tagung endete um 13 Uhr mit dem
folge der Besitzerwechsel darzulegen, sondern
die einzelnen Künstler der Familie zu differen-
Vorhaben, dieser Forschungskonferenz weite-
auch den Instrumentenbauer zu identifizieren
zieren.
re folgen zu lassen.
(U. E.-K.)
249 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Rezensionen
Rezensionen
chischen Archäologischen Institut und der Ös-
Steindenkmäler erfassen. Die Denkmäler set-
terreichischen Akademie der Wissenschaften
zen sich dabei zum überwiegenden Teil aus
(ÖAW), als langfristig aufzuarbeitende Projekte
Weihealtären bzw. altarförmigen Postamenten
übernommen wurden. Eine systematische
zusammen (59%), gefolgt von rundplastischen
siedlungsarchäologische
des
Objekten (22%) sowie Weihereliefs (9%) und In-
Großraums Carnuntum begann ab der Mitte
schrifttafeln (4%). Dazu kommen Architektur-
der 1990er Jahre durch den verstärkten Ein-
teile wie reliefierte Giebel, Bauquader oder Pi-
satz photogrammetrischer Methoden und der
laster sowie Votivsäulen, die aus diversen Hei-
Luftbildarchäologie, deren Auswertungen mit
ligtümern in Carnuntum stammen. Bemerkens-
den Arbeiten von Michael Doneus und Chris-
wert ist auch die Verteilung der Gottheiten, für
tian Gugl bahnbrechende Ergebnisse zur ar-
welche die Weihungen bestimmt waren. Den
Erforschung
chäologischen Topographie Carnuntums er-
höchsten Anteil nimmt dabei Silvanus mit
brachten. Auf Basis der dabei aufgebauten
19% aller Weihungen ein, gefolgt von Iuppiter
Geografischen Informationssysteme wird es in
mit 11%. Häufiger treten auch noch Genius-
Zukunft möglich sein, diverse archäologische
weihungen, vor allem im militärischen Kontext,
Gabrielle Kremer mit Beiträgen von
Fragestellungen und Fundanalysen unmittelbar
und Weihungen im Zusammenhang mit dem
Christian Gugl, Christian Uhlir und
in einen siedlungsgeschichtlichen Kontext zu
Mithraskult auf. Zu den entsprechenden Zahlen
Michael Unterwurzacher, Götterdarstel-
stellen. Eine der ersten, die diesen Zugang zu
existieren Verbreitungskarten und Diagramme,
lungen, Kult- und Weihedenkmäler aus
nutzen suchte, war Gabrielle Kremer, die – im
welche jeweils die Anzahl der Dedikanten aus
Carnuntum
Rahmen eines durch das Institut für Kulturge-
den verschiedenen Milieus (Militär, Zivilbevölke-
Corpus signorum Imperii Romani – Österreich,
schichte der Antike der ÖAW, die Abteilung
rung, Frauen, Magistrat, Freigelassene, Skla-
Carnuntum Supplement 1
Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich
ven, diverse Vereine etc.) darstellen, begleitet
Verlag der Österreichischen Akademie der
sowie den Wissenschaftsfonds geförderten
von ausführlichen Analysen.
Wissenschaften, Wien 2012
Projekts – die Götterdarstellungen und die Kult-
Auch wenn der Band innerhalb der CSIR-Reihe
696 Seiten, 55 Abbildungen, 213 Tafeln;
und Weihedenkmäler aus Carnuntum umfas-
(Corpus signorum Imperii Romani) als „Supple-
21629,7 cm, broschiert
send bearbeitet hat. Seit Jahrzehnten mit
ment“ zu den bisher erschienenen Bänden von
ISBN 978–3-7001–6950-5, EUR 139,–
dem Denkmalbestand von Carnuntum vertraut
Carnuntum ausgewiesen wird, so hat diese
und – belegt durch ihre Arbeiten – als eine der
Publikation quantitativ und vor allem qualitativ
Carnuntum als wichtigste und größte archäolo-
besten Kennerinnen der römischen Steindenk-
mit den Vorgängern praktisch nichts mehr ge-
gische Stätte Österreichs und mittlerweile mit
mäler im norisch-pannonischen Raum, war Ga-
mein. Die in den 1970er Jahren erschienenen
seinem Archäologiepark auch ein bedeutendes
brielle Kremer prädestiniert, eine „sakrale To-
drei Bände enthielten insgesamt nur 187 rein
kulturelles und touristisches Zentrum hat eine
pographie“ Carnuntums zu erstellen. Bereits
katalogartig erfasste Objekte, die mit Fotos
sehr wechselvolle Forschungsgeschichte hin-
von ihr vorgelegt und daher in der hier rezen-
von schlechter Qualität abgebildet wurden. Ga-
ter sich. Den überaus erfolgreichen Pionierjah-
sierten Publikation – ebenso wie die Denkmäler
brielle Kremer dagegen bemühte sich um eine
ren am Ende des 19. Jahrhunderts bis zum
vom Heiligtum auf den „Mühläckern“ – nicht be-
umfassende Auswertung, die neben einer For-
Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die erst das
rücksichtigt sind die Skulpturen aus dem Tem-
schungsgeschichte (S. 13–24) und einem nach
Ausmaß des römischen Legionsstandortes
pelbezirk des Iuppiter Optimus Maximus vom
funktionalen Kriterien geordneten und ausführ-
bzw. der Provinzhauptstadt der Pannonia Su-
Pfaffenberg. Im Zuge dieses Projekts war ihr
lich das jeweilige Objekt beschreibenden Kata-
perior erschließen ließen, folgten eher durch-
auch die Möglichkeit gegeben, im Rahmen
log (S. 25–312) auch viele weitere auswertende
wachsene Jahrzehnte mit vielen strukturellen
der Niederösterreichischen Landesausstellung
Aspekte bearbeitet. So wurde den Problemen
Problemen, die eine systematische wissen-
2011 im Museum Carnuntinum das Thema Re-
der Datierungsmöglichkeiten ebenso ein eige-
schaftliche Forschung kaum zuließen. Ab den
ligion und Kulte in Carnuntum mit der Ausstel-
nes Kapitel gewidmet (S. 313–324) wie den
späten 1960er Jahren fanden allerdings eine
lung „Götterbilder – Menschenbilder“ zu prä-
vom Co-Autor Christian Gugl vorgestellten
Reihe bereits gut dokumentierter Ausgra-
sentieren. Sowohl in der damaligen Ausstellung
und mit übersichtlichem Kartenmaterial doku-
bungskampagnen statt, wie jene 1968 bis
als auch in dem nun vorliegenden Buch sind die
mentierten Fundstellen in den diversen Heiligtü-
1977 im Legionslager, die langjährigen Gra-
innovativen Ansätze erkennbar, welche jedes
mern und sakralen Bereichen von Carnuntum
bungen im Auxiliarkastell oder die Freilegung
einzelne Objekt sowohl in seinen funktionalen
(S. 325–371). Hier wird auch auf die bereits in
des großen Iuppiterheiligtums auf der Flur
als auch in seinen topographischen Kontext
der Antike vorkommende sekundäre Verwen-
„Mühläcker“, welche in weiterer Folge von den
zu stellen versucht.
dung und Verbauung der Denkmäler (wie zum
verantwortlichen Institutionen, dem Österrei-
Für ihre Arbeit konnte Kremer insgesamt 772
Beispiel im „Heidentor“ feststellbar) eingegan-
250
Seite original: 250
Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Rezensionen
gen (S. 365–371). Dem Spektrum der in Car-
weisung der häufigsten in Carnuntum an den
mals die österreichisch-ungarische Grenze ver-
nuntum anzutreffenden Götterwelt widmet sich
Denkmälern
danach ebenso ein eigener Abschnitt (S. 372–
dem sogenannten detritären Leithakalk (Kalk-
lief. Pläne, wie die Verlängerung der Anlage bis Gyo˝ r/Raab oder gar bis Triest, konnten nicht
390) wie den Dedikanten der Weihungen
sandstein) – zu konkreten Steinbrüchen auch
umgesetzt werden. Der ursprünglich 64 km
(S. 391–403). Aufgrund stilistischer und hand-
von geologischer Seite kaum durchzuführen
lange Kanal stellt ein materielles Zeugnis aus ei-
werklicher Kriterien wird in einem kurzen Kapi-
war. Dies soll erst mit dem bereits laufenden
ner Zeit bedeutender gesellschaftlicher, wirt-
tel auf die Frage der Werkstätten, aber auch
Nachfolgeprojekt zu den Weihesteinen aus
schaftlicher und politischer Veränderungen
auf die zahlreichen mit Carnuntum in Verbin-
dem Umland von Carnuntum möglich werden,
dar. Dank des gründerzeitlichen Ausbaus von
dung stehenden modernen Fälschungen (im-
das ebenfalls von Gabrielle Kremer beantragt
Wien wurde der Kanal – trotz des einsetzenden
merhin 3% der bekannten Götter- und Weihe-
wurde und in Zusammenarbeit mit der Geologi-
Bahnbaus und des Scheiterns der Ausbauplä-
denkmäler) eingegangen (S. 404–411). Das
schen Bundesanstalt, der Universität Wien, der
ne – ein wirtschaftlicher Erfolg.
Formen- und Typenrepertoire der Reliefs, der
Technischen Universität Wien, dem Wien Mu-
Mit der vorliegenden Publikation nimmt sich die
Skulpturen, der Säulen und vor allem der zahl-
seum und der Stadtarchäologie Wien auch
Stadtarchäologie Wien einem Thema an, das
reichen altarförmigen Monumente wird zusam-
die Infrastruktur der antiken Steingewinnung
sich nicht nur auf die Archäologie beschränkt,
men mit einem kurzen Hinweis auf die Farbres-
im Raum Vindobona und Carnuntum zum In-
sondern auch die Verkehrs-,Technik- und Wirt-
te auf vielen Denkmälern in einem der letzten
halt hat. Abgesehen von diesem Aspekt ist al-
schaftsgeschichte gebührend berücksichtigt.
Kapitel zusammengefasst (S. 412–420). Chris-
lerdings das selbst erklärte Ziel der Autorin,
Wohltuend nahmen die beiden Autoren aber
tian Uhlir und Michael Unterwurzacher führten
die sakrale Landschaft von Carnuntum zum Le-
nicht lediglich eine Analyse „vom Schreibtisch“
an den Marmormonumenten Materialanalysen
ben zu erwecken, vollständig aufgegangen und
aus vor, sondern wagten sich auch ins „Feld“,
durch, über die sie zu einer entsprechenden
sowohl methodisch als auch inhaltlich Vorbild
nämlich zum Kanal selbst, was dieser Publika-
Herkunftsbestimmung gelangen wollten (S.
für jegliche Aufarbeitung römischer Steindenk-
tion zu einem „Freizeitnutzen“ verhalf: Als „Ka-
421–430). Auch wenn dies nicht für alle Mar-
mäler.
nalführer“ bringt der Band den Wanderern
anzutreffenden
Gesteinsart
–
(M. M.)
morobjekte zweifelsfrei gelang, so ist doch ne-
und Radfahrern die Einbettung der künstlichen
ben Importen aus dem ägäischen Raum in vie-
Wasserstraße in die Landschaft und die Über-
len Fällen eine alpine Herkunft der Denkmäler
reste der Einrichtungen näher.
aus den Steinbrüchen von Gummern und Po-
Die beiden Autoren, Johannes Hradecky und
horje erschließbar. Eine umfassende Literatur-
Werner Chmelar (wobei Letzterer als Archäolo-
liste beweist die Akribie der Autorin, die Monu-
ge bei der Stadtarchäologie Wien tätig ist), bie-
mente so vollständig wie möglich zu erfassen
ten eine eingehende Auseinandersetzung mit
und zu analysieren.
dem Kanal, womit dieses Technikdenkmal mit
Allein aus dieser inhaltlichen Übersicht ist der
seiner wichtigen wirtschaftlichen Bedeutung
stark erweiterte Forschungsansatz über die
nun eine umfassende Würdigung erfuhr. Aus-
Einzeldisziplinen hinweg erkennbar. Waren äl-
gangspunkt der Untersuchungen bildeten ar-
tere Publikationen dieser Thematik oft rein auf
chäologische Ausgrabungen, die zwischen
kunsthistorische Aspekte des jeweiligen Denk-
2009 und 2011 im Zuge der Verbauung der As-
malbestandes fokussiert, so fließen hier ver-
panggründe im 3. Wiener Gemeindebezirk
stärkt epigraphische, archäologische und zu
stattfanden. Die dabei aufgefundenen Reste
einem gewissen Grad petrographische Analy-
des ehemaligen (zweiten) Hafenbeckens legten
sen ein, die ja erst eine ganzheitliche Betrach-
eine weitergehende Recherche in Archiven und
tungsweise dieser speziellen Fundgattung ausmachen. Eventuell ist anzumerken, dass die Vielzahl an neuen Erkenntnissen, welche die Arbeit hervorbrachte, nicht in einem umfassenden Resümee zusammengefasst wurde. Eine „Schwäche“ der Arbeit wird von der Autorin selbst in der Einleitung angesprochen. Sie betrifft die fehlenden Gesteinsbestimmungen der Objekte, die zum überwiegenden Teil aus dem im Großraum Carnuntum (Leithagebirge, Hundsheimer Berge) in lokalen Steinbrüchen abgebauten Material bestehen. Die entsprechenden Analysen würden in weiterer Folge auch einen wesentlichen Einfluss auf die Frage nach den lokalen Werkstätten haben. Allerdings waren die Möglichkeiten, zu halbwegs seriösen petrographischen Bestimmungen zu gelangen, zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht gegeben, zumal eine gesicherte Zu-
Johannes Hradecky/Werner Chmelar, Wiener Neustädter Kanal. Vom Transportweg zum Industriedenkmal
Museen nahe, wodurch ein überaus reicher Quellenbestand (Dokumente, Pläne, Fotos) zutage trat. Das Ergebnis der jahrelangen Forschungen führte nicht nur zur vorliegenden
Wien Archäologisch 11
Publikation, sondern wurde auch in einer Son-
Phoibos Verlag, Wien 2014 192 Seiten mit zahlreichen Farb- und SW-Abbildungen; 22614 cm, Broschur
derausstellung des Bezirksmuseums Simmering der Öffentlichkeit vermittelt. Der reich bebilderte Band beschränkt sich aber
ISBN 978–3- 85161–069-7, EUR 21,90
nicht nur auf die Vermittlung des Verkehrs- und
Im Süden Wiens, zwischen Wiener Neustadt und Laxenburg, erstreckt sich über eine Distanz von 36 km der letzte noch erhaltene Abschnitt des Wiener Neustädter Kanals. Erbaut zwischen 1797 und 1803 führte dieser Wasserweg ursprünglich bis zum heutigen Bahnhof Wien-Mitte, im 3. Wiener Gemeindebezirk. 1811 erfolgte seine Verlängerung von Wiener Neustadt bis zur Pöttschinger Höhe, wo da-
Technikdenkmals, sondern bietet zunächst einen Überblick über den Bau von Wasserstraßen von der Antike bis ins 19. Jahrhundert (S. 17–19). In weiteren Einleitungskapiteln ist Wissenswertes über die Entwicklung des Straßen- und Kanalwesens in Österreich vor den ersten Eisenbahnen nachzulesen. Da DampfEisenbahnen erst ab 1837 in Österreich in Betrieb genommen wurden, ergab sich schon zuvor die Notwendigkeit zum Bau leistungsfähi-
251 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Rezensionen/MitarbeiterInnenverzeichnis
ger Wasserstraßen für den Transport von Mas-
einer Wien-Saloniki-Bahn (die aber schließlich
ges Laxenburg–Kottingbrunn“.
sengütern. Den Planungen eines Kanals vom Semmeringgebiet (Schottwien) und von Gyo˝ r
nur bis Aspang – „Aspangbahn“ – realisiert
Die Autoren nahmen in ihr Werk auch die Be-
werden konnte) einen zweiten Verkehrsträger
schreibung der archäologischen Funde und
nach Wien lag, gegen Ende des 18. Jahrhun-
einrichten wollte. Die Konkurrenz durch die Ei-
Befunde auf (S. 119–127), die sowohl beim
derts, der Transport von Kohle und Getreide
senbahn und geänderte Verkehrsströme führ-
Bau des Kanals (Gegenstände römischer Pro-
(neben der Entlastung der Triester Straße) in
ten ab 1880 zum Rückgang des Frachtauf-
venienz) als auch vor der heutigen Bebauung
die Reichshauptstadt zugrunde. Im Kapitel
kommens, zur Reduktion auf den Gelegen-
der Aspanggründe (Reste des Hafenbeckens)
über den Bau und die Finanzierung des Ver-
heitsverkehr und schließlich zur Verkürzung
ausgegraben wurden. Historische und aktuelle
kehrsweges (S. 39–41) wird von den Heraus-
des Kanals. Der Hafen bei der heutigen
Pläne ergänzen die zahlreichen Abbildungen
forderungen berichtet: Kriege (gegen Napo-
Schnellbahn- und U-Bahnstation Wien-Mitte
und vermitteln den (ehemaligen) Verlauf des
leon) verursachten Beschaffungsschwierigkei-
wurde bereits um 1850 außer Betrieb genom-
Kanals. Biographien von den Planern und Be-
ten beim Kapital und bei den Arbeitskräften
men (heute verläuft die S-Bahn entlang des
treibern des Kanals (S. 172–180) sowie eine
(zum Teil wurden Soldaten zum Bau herange-
ehemaligen Kanalprofils), allerdings behielt der
umfassende Bibliographie schließen die 192-
zogen); Baumängel führten zur Abberufung
Kanal aufgrund der Mühlen und Turbinen noch
seitige Publikation (die bisher umfangreichste
des Bauleiters und zu bedeutenden Kosten-
eine Bedeutung für die Industrie. Um 1935
der Reihe „Wien Archäologisch“) ab.
überschreitungen (von 3,7 Mio. Gulden auf 11
wurden einerseits der Kanalabschnitt in Wien
Johannes Hradecky und Werner Chmelar ge-
Mio. Gulden, ca. 143 Mio. Euro). 1803 konnte
zugeschüttet, andererseits gleichzeitig im rest-
lang mit ihrem Werk nicht nur eine Würdigung
der 1779 begonnene Bau beendet werden. Bis
lichen Abschnitt aber 13 Kleinkraftwerke errich-
des Technik- und Verkehrsdenkmals im Süden
1822 wurde der Kanal im Staatsbetrieb betrie-
tet, womit schließlich eine Nutzungsänderung
von Wien, sondern auch ein brauchbarer
ben. Die Verpachtung des Kanals bis 1871 –
für das Gewässer eintrat. Der Übergang in
„Kanalführer“ für den Radfahrer, Wanderer
Parallelen mit der Gegenwart zeigen sich – soll-
den Besitz des Landes Niederösterreich 1956
und „Industrie- und Verkehrs-Freizeitarchäolo-
te zur Sanierung der tristen Staatsfinanzen bei-
bedeutete schließlich die Erhaltung dieses his-
gen“. Dem Buch im handlichen Format ist da-
tragen. 1869 wurde die Wasserstraße schließ-
torischen Denkmals und eine abermalige Nut-
her eine weite Verbreitung zu wünschen.
lich an eine Bank verkauft, die mit dem Projekt
zungsänderung dank des „Radweitwanderwe-
(P. St.)
MitarbeiterInnen der Stadtarchäologie Wien 2013 Name
Projekt
Tätigkeit
Adler-Wölfl, Dr. Kristina
Unterlaa
Grabungsaufarbeitung
Hernalser Hauptstraße 62
Ausgrabung und Grabungsaufarbeitung
Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3
Ausgrabung
EDV
EDV-Ansprechpartner, Betreuung und Koordination, AutoCAD, GIS
Internetportal „Wien Kulturgut“
Projektleitung und Koordination
International Conference on Cultural Heritage and New Technologies
Tagungsorganisation
Initiative zur Harmonisierung von Kulturportalen österreichweit, Open Government Data
Vertreter der Stadt Wien
Börner, Mag. Wolfgang
Chinelli, Dott.ssa Rita
Rennweg 44
Grabungsaufarbeitung
Chmelar, Werner
Wipplingerstraße 33–35, Neutorgasse 4–8
Grabungsaufarbeitung
Steinergasse 16, U1-Süd, Hernalser Hauptstraße 62, Aspern – Seestadt, Landgutgasse 38, Börseplatz 1
Ausgrabung
Czeika, Dr. Sigrid
Am Hof, Gudrunstraße, Hernalser Hauptstraße 62, Herrengasse 10
Wissenschaftliche Bearbeitung der Tierknochenfunde, Restaurierung von Tierknochen
Dollhofer, Mag. Lotte
Publikationswesen
Redaktion, Lektorat, Recherche, Bild- und Planbearbeitung, Funddigitalisierung
Eisenmenger, Dr. Ursula
Rennweg 44, Schützengasse 24
Bearbeitung röm. Keramik
Landgutgasse 38
Ausgrabung
Eisenmenger-Klug, Dr. Ursula
Publikationswesen
Redaktion, Lektorat, Recherche
div. Projekte
Zeichnerische Fundaufnahme
Eleftheriadou, Mag. Eleni
Projekt Zivilsiedlung, Projekt Feinkeramik Vindobona/Pannonien
Grabungsaufarbeitung und Fundbearbeitung
Fischer Ausserer, Mag. Karin
Leitung Stadtarchäologie Wien
Projektkoordination, Management
Gaisbauer, Mag. Ingeborg
Öffentlichkeitsarbeit
Junior- und Seniorarchäologie, Ausstellungen
Neutorgasse 4–8, Herrengasse 10, Hernalser Hauptstraße 62, Gudrunstraße
Keramikbestimmung und Grabungsaufarbeitung
Groiß, Mag. Johannes
div. Grabungen
Keramikbestimmungen
Bodendenkmalpflege
Baustellenbeobachtung, Transporte
252
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Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
MitarbeiterInnenverzeichnis
Gruber, Dr. Gertrud
Publikationswesen
Redaktion, Lektorat, Recherche, Bild- und Planbearbeitung, Funddigitalisierung
Bibliothek
Inventarisierung, Bücherankauf und -tausch
Hanus, Petra
Restaurierung
Restaurierung von Keramik- und Knochenfunden in Zusammenarbeit mit der Initiative Seniorarchäologie
Helgert, Mag. Heidrun
Administration
Assistenz der Leitung, Personalangelegenheiten
Öffentlichkeitsarbeit
Medienkontakte, Veranstaltungen, Homepage
Schützengasse 24
Grabungsaufarbeitung
Rennweg 93
Fundbearbeitung
Herrengasse 10, Neutorgasse 4–8, Gudrunstraße
Bearbeitung der Metallobjekte
Aufforderung zum Tischgespräch. Die Bildsprache römischer Keramik
Ausstellungsgestaltung
St.-Bartholomäus-Platz, Zollergasse
Wien Archäologisch 10
Wipplingerstraße 33–35, Stadtbefestigung, Löwelstraße/Josef-Meinrad-Platz, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3, Am Hof 10
Aufarbeitung
Kulturvermittlung
Führungen
Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3,Wipplingerstraße 6 (Altes Rathaus), Rabensteig 3
Ausgrabung
Krüger, Doris
Restaurierung
Restaurierung von Keramik- und Knochenfunden in Zusammenarbeit mit der Initiative Seniorarchäologie
Litschauer, Mag. Constance
Münzfunde Wiens
Bearbeitung der Münzen
Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3,Wipplingerstraße 6 (Altes Rathaus), Aspern – Seestadt
Ausgrabung
Rabensteig 3
Grabungsleitung
Jäger-Wersonig, Mag. Sabine
Krause, Mag. Heike
Mader, Dr. Ingrid
Mosser, Dr. Martin
Rennweg 44
Aufarbeitung röm. Münzen, zeichnerische Dokumentation
St.-Bartholomäus-Platz
Aufarbeitung religiöser Medaillen
Friedhöfe Sensengasse
Posterausstellung und Führungen, Wien Archäologisch 10
Börseplatz 1
Grabungsleitung
Neutorgasse 4–8
Grabungsaufarbeitung
Kulturvermittlung
Vorträge
Rennweg 16, Wipplingerstraße 35, Wipplingerstraße 6 (Altes Rathaus), Steinergasse 16, Gudrunstraße
Grabungsaufarbeitung
Steinergasse 16, Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3
Grabungsleitung
Projekt römische Straßen
Forschungen zu den römischen Straßen von Vindobona
Müller, Mag. Michaela
Rennweg 44
Grabungsaufarbeitung
Kinderuni
Öffentlichkeitsarbeit
Öllerer, Dr. Christoph
Stellvertretende Leitung
Wissenschaftliche Koordination
Bodendenkmalpflege
Baustellenbeobachtung, Transporte
UVP-Gutachten
Gutachten Kulturgut
Penz, Mag. Martin Piperakis, Nikolaos
Ranseder, Mag. Christine
Reichhalter, Dipl. Graph. Gerhard
Aspern – Seestadt
Grabungsleitung, -aufarbeitung
Urgeschichtliche Funde Wien
Auswertung/Aufarbeitung
Projekt Zivilsiedlung
Planbearbeitung
Steinergasse 16, Landgutgasse 38, Rabensteig 3
Ausgrabung
Fundbearbeitung
Fotografieren
Publikationswesen
Konzept und Gestaltung von Publikationen und Werbemitteln
Ausstellungen
Konzept, Gestaltung
Hernalser Hauptstraße 62
Aufarbeitung
div. Projekte
Fundfotografie
div. Grabungen
Zeichnerische Aufnahme der Funde
Burgenprojekt
Burgeninventarisierung Wien u. Niederösterreich (Kooperation)
Am Hof 1–2/Bognergasse 4/Seitzergasse 1–3
Ausgrabung
Wipplingerstraße 33–35
Aufarbeitung
253 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
MitarbeiterInnenverzeichnis/Namenskürzel/Abkürzungsverzeichnis
Reisinger, Dr. Christian
Sakl-Oberthaler, Mag. Sylvia
Schulz, Mag. Michael
Stipanits, M. A. Ute
Tarcsay, Dr. Kinga
Uhlirz, DI Susanne
EDV
Aktualisierung der Fundort-Datenbank
Kulturgüterkataster
GIS-Anwendung (ArchKat)
Hoher Markt, Bognergasse, Löwelstraße/ Josef-Meinrad-Platz (Burgtheater), Naglergasse, Renngasse, Steinergasse 16
Ausgrabung
U-Bahn-Archäologie, Hernalser Hauptstraße 62
Baustellenbetreuung, Grabungsleitung
Rennweg 44, Rennweg 16, Am Hof, Schützengasse 24
Fundbearbeitung
Elendbastion, Hernalser Hauptstraße 62
Aufarbeitung, Koordination
Lampen von Vindobona
Fundbearbeitung
Kulturvermittlung
Ausstellungskonzepte, Vorträge, Führungen
Inventarisation
Diathek, Inventar, Depotverwaltung
Administration
Personalangelegenheiten
Landgutgasse 38
Grabungsleitung
Steinergasse 16, Hernalser Hauptstraße 62, Aspern – Seestadt
Ausgrabung
Publikationswesen
Redaktion, Lektorat, Recherche
Inventarisierung
Fundakten
Steinergasse 16
Ausgrabung
Stallburg, Hernalser Hauptstraße 62
Aufarbeitung der Glasfunde
Herrengasse 10
Projektplanung
div. Grabungen
Glasbestimmungen
Renaissance- und Barockglas
Inventar der Wiener Funde (Kooperationsprojekt)
EDV
GIS, Homepages, Systemadministration, User-Betreuung, Datenbanken
International Conference on Cultural Heritage and New Technologies
CD-ROM-Publikation, Tagungsorganisation
Namenskürzel C. L. Ch. Ö. H. K. I. M. J. G. S. S.-O.
Constance Litschauer Christoph Öllerer Heike Krause Ingrid Mader Johannes Groiß Sylvia Sakl-Oberthaler
M. M. M. P. M. Sch. P. St. K. A.-W. U. E.-K.
Martin Mosser Martin Penz Michael Schulz Peter Strasser Kristina Adler-Wölfl Ursula Eisenmenger-Klug
Abkürzungsverzeichnis Zitate und Abkürzungen basieren im Allgemeinen auf den Publikationsrichtlinien der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Abkürzungen antiker Autoren und deren Werke erfolgen nach Der Neue Pauly 1 (Stuttgart 1996).
Weitere Abkürzungen Abt. ADV
AE AForsch AForschMB Anf. Anm. AÖ ArchA B BAR BDA BDm Bef.-Nr. Beih. BeitrMAÖ
Abteilung Automationsunterstützte, elektronische Datenverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnologie L’Année Épigraphique Archäologische Forschungen Archäologische Forschungen zu den Ausgrabungen auf dem Magdalensberg Anfang Anmerkung Archäologie Österreichs (früher MUAG) Archaeologia Austriaca Breite British Archaeological Reports Bundesdenkmalamt Österreich Bodendurchmesser Befundnummer Beiheft/e Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich
254
BHBl BMAVW
Burgenländische Heimatblätter Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien BS Bodenstück Bst Bodenstärke CarnuntumJb Carnuntum Jahrbuch CIL Corpus Inscriptionum Latinarum D Dicke D. Drittel Dat. Datierung DenkschrWien Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse DGM Digitales Geländemodell Dig. Digitalisierung Dipl. Diplomarbeit Diss. Dissertation Dm Durchmesser dok. dokumentiert E. Ende
Seite original: 254
Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Abkürzungsverzeichnis
EAA ErgÖJh Erh., erh. EZ Fasz. FHKA FMZK Fnr. FNZ FO FÖ fol. FÖMat FP FRA Fragm. Fst. FT FWien GC GI H H. HDm HMA HMW Hrsg. HS Inschr. Inv.-Nr. JA JbOÖMV JbVGW JZK
KA Kat.-Nr. KG KHM Kom. KPS KS L LAF Lfg. Lfm. M M. MA MAG MIÖG Mitt. Mitt. ZK Mnr. MPK Mskr. MSW MUAG MV
Enciclopedia dell’arte antica classica e orientale (Roma) Ergänzungshefte zu den Jahresheften des Österreichischen Archäologischen Instiutes Erhaltung, erhalten Einlagezahl Faszikel Finanzhofkammerarchiv (ÖStA) Flächenmehrzweckkarte der Stadt Wien Fundnummer Frühe Neuzeit Fundort Fundberichte aus Österreich folio Fundberichte aus Österreich Materialheft Fundprotokolle des Wien Museum Karlsplatz Fontes Rerum Austriacarum Fragment Fundstelle Fundtagebücher des Wien Museum Karlsplatz; verfasst von J. H. Nowalski de Lilia und F. Kenner Fundort Wien Grabungscode Gefäßindividuum Höhe Hälfte Henkeldurchmesser Hochmittelalter Historisches Museum der Stadt Wien – jetzt Wien Museum Karlsplatz Herausgeber/in Henkelstück Inschrift Inventarnummer Jahrbuch für Altertumskunde Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines Jahrbuch des Vereins für die Geschichte der Stadt Wien Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmäler Kriegsarchiv (ÖStA) Katalognummer Katastralgemeinde Kunsthistorisches Museum Wien Komitat Karten- und Plansammlung (ÖStA) Kartographische Sammlung/Kartensammlung Länge Linzer Archäologische Forschungen Lieferung Laufmeter Maßstab Mitte Magistratsabteilung Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien Mitteilungen des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung Mitteilung Mitteilungen der Zentral-Kommission für Denkmalpflege Maßnahmennummer Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Manuskript Monografien der Stadtarchäologie Wien Mitteilungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte (ab 1990 AÖ) Museum Vindobonense – Inventarisationskürzel für Objekte aus der archäologischen Sammlung der Museen der Stadt Wien
MZK N N. F. NHM Wien NÖ NÖHA NZ O o. J. ÖAI ÖAW ÖJh OK ÖNB OÖ ORL ÖStA ox. ÖZKD PAR Parz. QGW r RCRF RDm red. rek. RGA RGZM RLÖ RÖ RS Rst RZ S SBWien sek. Slg. SMA SoSchrÖAI sp. STyp T Tab. Taf. TS UH UK Univ. unpubl. v V. VNumKomm VO W WA WAB WAS WGBl WM WPZ Wr. Null WS Wst WStLA Z.
Mehrzweckkarte der Stadt Wien Nord, Norden Neue Folge Naturhistorisches Museum Wien Niederösterreich Niederösterreichische Herrschaftsakten (ÖStA) Neuzeit Ost, Osten ohne Jahr Österreichisches Archäologisches Institut Österreichische Akademie der Wissenschaften Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts Oberkante Österreichische Nationalbibliothek Wien Oberösterreich Der obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches (Berlin, Leipzig, Heidelberg) Österreichisches Staatsarchiv oxidierend gebrannt Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege Pro Austria Romana Parzelle Quellen zur Geschichte der Stadt Wien recto Rei Cretariae Romane Fautores Randdurchmesser reduzierend gebrannt rekonstruiert Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Römisch Germanisches Zentralmuseum (Mainz) Der römische Limes in Österreich Römisches Österreich Randstück Randstärke Römerzeit Süd, Süden Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse sekundär Sammlung Spätmittelalter Sonderschriften des Österreichischen Archäologischen Institutes spätes Scherbentyp Tiefe Tabelle Tafel Terra Sigillata Unsere Heimat Unterkante Universität unpubliziert verso Viertel Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission Verwahrort West, Westen Wien Archäologisch Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland Wiener Archäologische Studien Wiener Geschichtsblätter Wien Museum Wiener Prähistorische Zeitschrift Wiener Null = 156,68 m über Adria Wandstück Wandstärke Wiener Stadt- und Landesarchiv Zeile
255 Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Abbildungsnachweis/Impressum/Inserentenverzeichnis
Abbildungsnachweis FWien 17, 2014 Die Stadtarchäologie Wien war bemüht, sämtliche Bild- und Urheberrechte zu eruieren und abzugelten. Bei Beanstandungen ersuchen wir um Kontaktaufnahme. Als Grundlage für Pläne und Kartogramme (Fundchronik) wurde, wenn nicht anders vermerkt, die MZK der Stadt Wien (MA 14 – ADV, MA 41 – Stadtvermessung) verwendet. Wir danken den Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit. Für die Drucklegung wurden sämtliche Pläne und Tafeln von L. Dollhofer und G. Gruber (Mittermüller) nachbearbeitet. Einband: Schloss Hernals und seine Umgebung, Matthäus Merian, 1649, Wien Museum, Inv.-Nr. 19.247 – S. 2, Foto: MDW/Wilke – S. 5, Abb. 1, Plangrundlage: Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 105.500/5 – S. 7, Abb. 3,Wien Museum, Inv.-Nr. HMW 031.021 – S. 7, Abb. 4,Wiener Stadt- u. Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P1–A–Städtische Amtshäuser: 100325 – S. 8, Abb. 5, Wiener Stadt- u. Landesarchiv, Pläne der Planund Schriftenkammer, P1–A–Städtische Amtshäuser: 109685 – S. 23, Abb. 1,Wien Museum, Inv.-Nr. 19.247 – S. 52, Abb. 17, Foto: Universität Wien, Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, Restaurierwerkstätten – S. 55, Abb. 19, Kunsthistorisches Museum Wien – S. 63, Abb. 20, Bildarchiv Österreichische Nationalbibliothek, Sign. +Z94945207_1 – S. 102, Abb. 5, Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett Inv.-Nr. GR 27099 – S. 154, Abb. 17–22, Fotos: G. Zimmert – S. 228, Abb. 4, Plangrundlage: Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, GVII1921.
Impressum
Inserentenverzeichnis
Fundort Wien. Berichte zur Archäologie erscheint einmal jährlich.
Albrechtsberger
Abonnement-Preis: EUR 25,60
BIG
133
Einzelpreis: EUR 34,–
Immovate
191
Herausgeber: Stadtarchäologie Wien. Leitung: Karin Fischer Ausserer
Wr. Geschichtsblätter
217
Redaktion und Lektorat: Lotte Dollhofer, Ursula Eisenmenger-Klug,
7reasons
211
191
Gertrud Mittermüller, Ute Stipanits Layout: Christine Ranseder Satz/Umbruch: Roman Jacobek Umschlaggestaltung: Christine Ranseder Anzeigenverwaltung: Heidrun Helgert Schriftentausch: Gertrud Mittermüller Obere Augartenstraße 26–28, A–1020 Wien Tel.: (+43) 1/4000 811 57 E-Mail: [email protected] Druck: Robitschek & Co Ges.m.b.H., 1050 Wien Auslieferung/Vertrieb: Phoibos Verlag Anzengrubergasse 16/9 A–1050 Wien, Austria Tel.: (+43) 1/544 03 191; Fax: (+43) 1/544 03 199 www.phoibos.at, [email protected] Kurzzitat: FWien 17, 2014 Alle Rechte vorbehalten © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie ISBN 978-3- 85161-119-9, ISSN 1561- 4891 Wien 2014
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Seite original: 256
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