Forderungsmanagement: Miete und Wohnungseigentum 9783504381967

Gerade bei Miete und Wohnungseigentum sind Fälle von Zahlungsunfähigkeit oder massiven Rückständen inzwischen an der Tag

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German Pages 280 [296] Year 2005

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Forderungsmanagement: Miete und Wohnungseigentum
 9783504381967

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HorsVFritsch Forderungsmanagement Miete und Wohnungseigentum

.

Forderungsmanagement Miete und Wohnungseigentum von

RA Hans Reinold Horst Hannover/Solingen

RA Rüdiger Fritsch Solingen

2005

oUs

~rlag

Dr.OttoSdlmidt

Köln

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Verlag Dr. Otto Schmidt KG Gustav-Heinemann-Ufer 58, 50968 Köln Tel.: 02 21/9 37 38-01, Fax: 02 21/9 37 38-9 43 e-mail: [email protected] www.otto-schmidt.de ISBN 3-504-45036-3 © 2005 by Verlag Dr. Otto Schmidt KG Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das verwendete Papier ist aus chlorfrei gebleichten Rohstoffen hergestellt, holz- und säurefrei, alterungsbeständig und umweltfreundlich. Umschlaggestaltung: ]an P. Lichtenford, Mettmann Satz: ICS, Bergisch Gladbach Druck und Verarbeitung: Bercker, Kevelaer Printed in Germany

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Vorwort

Deutschland befindet sich in der grßten Insolvenzwelle der Nachkriegsgeschichte. Nach aktuellen Schtzungen lag das Insolvenzaufkommen im Jahr 2004 bei bis zu 116 000 Fllen und stieg damit um insgesamt ca. 16 %. Der Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) rechnet mit mindestens 37 000 Firmenzusammenbrchen im Jahr 2004, wobei die Prognosen des Vereins Creditreform sich bis hin zu 40 000 Unternehmenspleiten bewegen. Private Insolvenzen haben drastisch zugenommen. Bis zu 76 000 Verbraucher und ehemalige Selbststndige werden bis Ende 2004 den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Die Schden, die Insolvenzen in der Volkswirtschaft verursachten, belaufen sich fr das Jahr 2004 auf geschtzte 40 Milliarden Euro. Der ffentlichen Hand fehlen ca. 12 Milliarden Euro, private Glubiger bleiben auf insgesamt ca. 28 Milliarden Euro sitzen. Dies bedeutet noch einmal eine alarmierende Entwicklung gegenber den Vorjahren. Bereits 2003 kam es in Deutschland zu 100 723 Insolvenzfllen. Davon entfielen 39 320 auf Unternehmen und 61 403 auf Privatschuldner. Dies war gegenber dem Jahre 2002 eine Zunahme der Gesamtinsolvenzen um 19 Prozent, der Unternehmensinsolvenzen um 4,6 Prozent und der Insolvenzen der brigen Schuldner um 31 Prozent. Die Insolvenzen der brigen Schuldner verteilen sich auf 33 609 Verbraucher (+ 57 Prozent), 25 401 ehemals selbststndig Ttige und Gesellschafter (+ 10 Prozent) und 2 393 Nachlassinsolvenzen (+ 1,1 Prozent). Dadurch wurden Schden in Hhe von 40,5 Milliarden Euro (+ 5,5 Prozent gegenber 2002) verursacht. 613 000 Arbeitnehmer haben durch Unternehmensinsolvenzen ihren Arbeitsplatz im Jahre 2003 verloren, whrend nur 324 000 Arbeitspltze durch Neugrndung geschaffen worden sind. Fr die Privatinsolvenzen sind vor allem gescheiterte Schritte in die Selbststndigkeit, die hohe Arbeitslosigkeit, hufiger auftretende Ehescheidungen und ein stark gestiegenes Konsumausgabeverhalten verantwortlich. Trotz stndig gegenteiliger Beteuerungen gehren auch die mit der Einfhrung des Euro drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten als Ursache dazu. Nach Untersuchungen von Creditreform ist jeder zehnte Haushalt bereits berschuldet. Ein Beispiel sind die Verhltnisse in Hamburg (vgl. Die Welt v. 9. 9. 2003, S. 37 und v. 27. 1. 2004, S. 40). Hier ist jeder zweite Haushalt ohne finanziellen Spielraum. Dies bedeutet, dass nach Abzug aller monatlichen Ausgaben entweder nichts oder weniger als 300 Euro zur freien Planung im monatlichen Haushaltsbudget verbleiben. Die Schuldnerberatungsstellen in Hamburg schlagen Alarm. Sie werden dem Ansturm der Rat suchenden V

6 Vorwort

Schuldner nicht mehr gerecht. Sie beklagen Wartefristen von bis zu einem Jahr. Der Wohnungswirtschaft droht eine doppelte Pleitewelle, die sich auf dem Vermietungssektor ebenso abspielt wie bei der Verwaltung von Wohnungseigentum. Fr den Vermieter liegt der Grund der finanziellen Misere neben Wohnungsleerstnden in einem hufig schlechten Zahlungsverhalten der Mieter, bedingt durch die wirtschaftlich negative Entwicklung der betroffenen Privathaushalte. Soweit die Mietrckstnde durch die Organisationen der betroffenen privaten Vermieter und Wohnungsunternehmen in Verbnden berhaupt erfasst werden knnen, ist festzuhalten: im Bereich der organisierten Wohnungsunternehmen belaufen sich die Mietaußenstnde pro Jahr auf rund 796 Millionen Euro. Im Bereich der organisierten privaten Haus-, Wohnungs- und Grundeigentmer sind Außenstnde an Mietforderungen von rund 1,1 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das ergibt ein Forderungsvolumen allein an Mietaußenstnden von rund 1,9 Milliarden Euro. Die nicht in Verbnden organisierten Vermieter sind dabei nicht bercksichtigt und bilden die Dunkelziffer. Als gesamtvolkswirtschaftlicher (Zins-)Schaden ergibt sich hieraus eine Summe von 247 Millionen Euro, wenn man von einem Kreditfinanzierungszins von 13 Prozent im kurzfristigen Kontokorrent- und Dispositionskreditbereich ausgeht. Der Wohnungsleerstand, der ebenfalls gravierende Mietausflle produziert, tritt hinzu. Weniger Einnahmen bedeuten aber auch weniger Mittel, um ntige Investitionen einzubringen. Hier geht es vor allem um die Modernisierung und Instandsetzung von Bestandsimmobilien. Die ausbleibenden Finanzmittel und die damit einhergehende Notwendigkeit einer Ersatzbeschaffung durch Fremdfinanzierung fhren bei den Vermietern nicht selten selbst zur Zahlungsunfhigkeit. Dies bildet sich an der stetig steigenden Zahl von Zwangsversteigerungen ab. Fr das Wohnungseigentum stellt die sich rapide beschleunigende Verschuldung der Haushalte und die Zunahme der Insolvenzanflligkeit von Unternehmen und Privaten gleichfalls als große Herausforderung dar, was die eklatante Zunahme von Zwangsversteigerungs- und Zwangsverwaltungsverfahren, gerade betreffend Wohnungseigentumseinheiten, zeigt. Die negativen Auswirkungen des Zusammenbruchs wirtschaftlicher Solvenz knnen sich im Wohnungseigentum aufgrund des Prinzips der Solidarhaftung sogar kumulieren, sofern mehrere Wohnungseigentmer insolvent werden. Der Eigentmer, der aus steuerlichen Grnden und/oder zu Vermietungszwecken Eigentum erworben hat und nicht selten mangels Eigenkapital vollfinanzieren msste, gert allzu schnell in eine existenzbedrohende Schieflage, wenn aufgrund der wirtschaftlichen Krise das Wohnungseigentum leersteht. Kommen dann noch zustzliche unvorhergesehene AufwenVI

7 Vorwort

dungen fr die Instandhaltung und Instandsetzung des Objekts hinzu, tritt nicht selten ein regelrechter Dominoeffekt ein. Durch Leerstnde und das Hinausschieben erforderlicher Instandsetzungsmaßnahmen leidet die Vermietbarkeit des Objekts und die finanzielle Substanz der Wohnungseigentmergemeinschaft wird weiter geschwcht. Hinzu kommt, dass angesicht der Krise der Bauwirtschaft die Erwerber von Wohnungseigentum regelmßig kostenintensive Restherstellungs- und Mangelbeseitigungsarbeiten anstelle des illiquiden Bautrgers/Bauherrn leisten mssen. Das in der besonderen Struktur des Wohnungseigentums liegende Gefhrdungspotential muss durch den Eigentmer, insbesondere den Wohnungseigentumsverwalter erkannt werden, um rechtzeitig geeignete Instrumentarien zur Erhaltung der finanziellen Handlungsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft bereitzustellen. Die dauerhafte Sicherung und Realisierung von Mietforderungen und wohnungseigentumsrechtlichen Beitragsforderungen setzt ein funktionierendes Forderungsmanagement, d. h. eine aus kaufmnnischen und juristischen Komponenten bestehende Organisationsstruktur zur Vermeidung und Begrenzung von Forderungsausfllen voraus. Die Wege hierzu aufzuzeigen, ist Zweck des vorliegenden Buches. Hannover, Solingen im September 2005 Hans Reinold Horst Rdiger Fritsch

VII

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abkrzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Teil 1: Forderungsmanagement bei Wohn- und Gewerbemietverhltnissen

Rz.

Seite

A. Mieterinsolvenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1

I. Mglichkeiten zur Beendigung des Mietverhltnisses . . . .

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1

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3 3 3

....

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III. Rechtliche Folgerungen fr den Vermieter . . . . . . . . . . . . .

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4

B. Sicherung von Mietforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4

I. Vertragsanbahnungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Mieterauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Beurteilung des Erscheinungsbildes das Mieters . . . . b) Gesprchsfhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Identitt das Mieters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Mieterselbstauskunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Bankauskunft ber den Mieter . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Schufa-Ausknfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Einsichtnahme ins Schuldnerverzeichnis . . . . . . . . . h) Mieter-Solvenzcheck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i) Einschaltung sonstiger Auskunfteien . . . . . . . . . . . . j) Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . k) Erkundigung beim Arbeitgeber des Mieters . . . . . . . l) Erkundigung beim gegenwrtigen Vermieter oder beim Vorvermieter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . m) Besuch des Mietinteressenten in dessen Wohnung . . n) Vereinbarung mit dem Trger der Sozialhilfe zur direkten Zahlung der Miete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . o) Anweisungserklrung versus Abtretung von Ansprchen auf ffentlich-rechtliche Sozialleistungen . . . .

17 17 21 31 37 41 60 65 72 79 80 83 85

4 4 5 7 9 9 15 16 19 20 20 20 21

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II. Herausgabe der Mietsache zur Anschlussvermietung . 1. Aussonderungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Schadensersatz gegen den Verwalter . . . . . . . . . . . 3. Nutzungsentschdigung nach beendetem Mietverhltnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

10 Inhaltsverzeichnis

p) Abbruch von Verhandlungen . . . . . . q) Wenn man „reingefallen“ ist . . . . . . aa) Anfechtung . . . . . . . . . . . . . . . bb) Rcktritt . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Kndigung . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Schadensersatz . . . . . . . . . . . . . ee) Schadloshaltung beim Sozialamt ff) Strafanzeige . . . . . . . . . . . . . . . gg) Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Mietvorvertag . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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II. Form das Mietvertrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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III. Gestaltung des Mietvertrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Einzugsermchtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Kaution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Barkaution/Sparbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Brgschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Andere Anlageformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Zustzliche Sicherheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Anweisungserklrung versus Abtretung von Ansprchen auf ffentlich-rechtliche Sozialleistungen . . . . . . . . . . . 5. Vorausabtretung von Arbeitseinkommen . . . . . . . . . . . 6. Persnlich haftender Mieter bei juristischen Personen . 7. Betriebspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel . . . . . . . . 9. Schufa-Klauseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

133 134 136 144 149 163 165

32 32 33 34 36 38 38

167 180 182 186 191 192

39 44 44 45 46 46

IV. Vollzug des Mietverhltnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Bonittsprfung whrend der Nutzung . . . . . . . . . . . . 2. Signale fr bevorstehende Zahlungsunfhigkeit . . . . . a) Ausbleibende oder unpnktlich eingehende Mieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) nderung der Zahlungsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Neue Bankverbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Reaktion auf bekannt werdende Vermgensverschlechterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Taktisches Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Abmahnung wegen Zahlungsverzugs mit der Miete . . 6. Abmahnung wegen Zahlungsverzugs mit der Kaution . 7. Kndigung wegen Zahlungsverzugs mit der Miete . . . a) Kndigungszeitpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Kndigungsadressat bei Insolvenz . . . . . . . . . . . . .

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195 195 200

48 48 49

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201 202 203

49 49 50

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204 205 213 216 218 220 224

50 50 53 55 55 55 56

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11 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

c) Materielle Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Verschulden des Sozialamts . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

227 255

57 65

8. Kndigung wegen nicht gezahlter Kaution . . . . . . . . . .

257

65

9. Einschaltung des Sozialamtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

259

66

C. Realisierung von Mietforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .

262

67

I. Realisierung gegen den Mieter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

262

67

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262 262 276 277 280 282

67 67 70 70 71 71

2. Vermieterpfandrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

285

72

3. Verwertung sonstiger Sicherheiten . . . . . . . . . . . . . . .

300

75

4. Einschaltung von Inkassounternehmen.. . . . . . . . . . . . a) Verwertung durch Abtretung der Mietforderung . . . b) Forderungseinzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

301 301 312

75 75 78

5. Zulssige und unzulssige Formen der Selbsthilfe a) Intensives Mahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Psychische oder krperliche Gewalt . . . . . . . . c) Ausfrieren des Mieters . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Austausch der Schlsser und Besitzentziehung

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315 315 323 327 329

78 78 80 81 82

6. Außergerichtliche Verhandlungen . . . . . . . . . . a) Teilzahlungsvergleich, Schuldanerkenntnis) b) Umsatzmiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Befristete Mietnderungen . . . . . . . . . . . . . d) Vereinbarung zur Untervermietung . . . . . . e) Angebot einer Ausweichwohnung . . . . . . . f) Aufhebungsvertrag als Schadensbegrenzung

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330 330 336 337 338 339 340

82 82 85 86 86 87 87

7. Einstweilige Verfgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

344

88

8. Mahnbescheid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

345

88

1. Kautionsverwertung . . . . . . . . . . . . a) Verwertung durch den Vermieter b) Pfndung durch Drittglubiger . . aa) Der Mieter ist Schuldner . . . bb) Der Vermieter ist Schuldner . cc) Insolvenzflle . . . . . . . . . . .

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9. Klage im Urkundsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Zwangsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Rumungsvollstreckung – Kostenminimierung . b) Gleichzeitige Rumungs- und Zahlungsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Vermieterpfandrecht in der Zwangsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zwangsvollsteckung und Insolvenz . . . . . . . . . e) Sonstige taktische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . .

348

89

... ...

353 354

91 91

...

365

93

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367 372 376

94 95 95 XI

12 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

11. Schadensersatz fr Mietausfall bei Amtspflichtverletzungen im Zahlungs- und Rumungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

381

96

II. Realisierung gegen (ausgezogene) Mitmieter . . . . . . . . . .

384

97

III. Realisierung im Scheidungsverbundverfahren des Mieters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

386

98

IV. Realisierung gegen den Arbeitgeber des Mieters . . . . . . . .

392

100

V. Realisierung gegen die Bank des Mieters . . . . . . . . . . . . .

396

101

VI. Realisierung gegen den Brgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

399

102

VII. Realisierung gegen den Vormieter . . . . . . . . . . . . . . . . . .

401

102

VIII. Realisierung gegenber dem Nachmieter . . . . . . . . . . . .

406

103

IX. Realisierung gegenber unterhaltspflichtigen Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

407

103

........ ........

416 416

106 106

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422 423 426

107 107 108

X. Realisierung gegen das Sozialamt . . . . . . . . . . 1. Vereinbarung zur direkten Mietzahlung . . . 2. Anweisungserklrung/Abtretungserklrung des Mieters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Pfndbarkeit von Sozialhilfeleistungen . . . . 4. Rumungsklage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI. Realisierung gegen einzelne Gesellschafter bei Gewerbevermietung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Nachhaftung ausgeschiedener Gesellschafter 2. Haftung neu eingetretener Gesellschafter . . . 3. Durchgriffshaftung auf die Gesellschafter . . .

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431 433 434 436

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XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters . . . . . . . . . . . 1. Befriedigungsabreden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verbot der Einzelzwangsvollstreckung . . . . . . . . 3. Vermieterpfandsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Absonderungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ersatzabsonderungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . c) Auskunftsanspruch gegen den Verwalter . . . . d) Zeitpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Aufrechnungsmglichkeiten gegen den Kautionsrckzahlungsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Verwertung von Brgschaften . . . . . . . . . . . . . . . 6. Ansprche gegen die Insolvenzmasse . . . . . . . . . a) Mietforderungen vor Verfahrenserffnung . . . b) Mietforderungen nach Verfahrenserffnung . .

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438 445 447 450 451 455 456 458

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463 471 472 473 482

118 120 121 121 123

XII

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13 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

484 486 487

123 124 124

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488 489 495 496 497

125 125 126 126 127

8. Restschuldbefreiungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . .

498

127

9. Verbraucherinsolvenzverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . .

505

129

10. Prozessuale Durchsetzung der Vermieteransprche bei Wohnraummietverhltnissen . . . . . . . . . . . . . . .

510

130

XIII. Minderung des finanziellen Aufwandes . . . . . . . . . . . . . .

517

131

c) Masseunzulngliches Verfahren . . . . . . . . . . . . . . d) Anspruch auf Zahlung der Kaution . . . . . . . . . . . . e) Anspruch auf Zahlung von Nebenkosten . . . . . . . 7. Haftung des Insolvenzverwalters . . . . . . . . . . a) Im vorlufigen Insolvenzverfahren . . . . . . b) Nach Verfahrenserffnung . . . . . . . . . . . . c) Im masseunzulnglichen Verfahren . . . . . d) Bei nicht beachtetem Vermieterpfandrecht

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1. Rechtsschutzversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

517

131

2. Prozessfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

518

131

3. Prozesskosten- und Beratungshilfe . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Steuererleichterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Grundsteuererlass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Rumungskosten als Werbungskosten . . . . . . . . . .

520 521 523

132 132 133

XIV. Besondere Flle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

525

133

1. Realisierung von Mietforderungen bei eingetretener Pflegebedrftigkeit des Mieters . . . . . . . . . . . . . . . . .

525

133

2. Realisierung von Mietforderungen beim verschwundenen Mieter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

530

134

3. Realisierung von Mietforderungen bei Tod des Mieters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

534

135

XV. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

544

137

A. Forderungsmanagement als aktuelle Herausforderung . . .

1

139

I. Das wirtschaftliche Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2

139

II. Die Solidarhaftung der Wohnungseigentmer . . . . . . . . .

3

141

1. Die Haftung der Wohnungseigentmer im Außenverhltnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Bisherige Rechtslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die aktuelle Rechtsprechung des BGH . . . . . . . . . .

3 4 4

141 141 142

Teil 2: Wohnungseigentum

XIII

14 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

2. Die Haftung der Wohnungseigentmer im Innenverhltnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

143

3. Fazit fr die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

6

145

B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer . . . . . .

11

146

I. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

12

146

1. Die Normenhierarchie des § 10 WEG . . . . . . . . . . . . . .

13

146

2. Rechtsgrundlagen der Beitragsforderungen . . . . . . . . . .

15

147

II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen . . . . . . . . . . . . .

16

148

. . . . . . . . . . . . . .

17 20 21 24 25 26 29 33 35 38 39 40 42 43

148 149 149 150 151 152 152 154 155 156 156 156 157 157

2. Beitragsforderungen aus Vereinbarungen . . . . . . . . . . . a) Dingliche Vereinbarungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Schuldrechtliche Vereinbarung . . . . . . . . . . . . . . . .

52 53 54

162 162 162

3. Unmittelbare Anspruchsgrundlagen aus WEG . . . . . . . a) Unmittelbare Regelung von Beitragsforderungen . . . b) Gerichtliche Festlegung von Beitragsforderungen . . .

55 55 56

163 163 164

III. Der Schuldner der Beitragsforderung . . . . . . . . . . . . . . . . .

57

164

1. Objektbezogenheit der Beitragsforderung . . . . . . . . . . .

57

164

2. Eigentmerwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Rechtsgeschftliche bertragung . . . . . . . . . . . aa) Verhltnis von Wirtschaftsplan und Jahresabrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Eigentmerwechsel auf Schuldnerseite . . . cc) Eigentmerwechsel auf Glubigerseite . . . dd) Der werdende Wohnungseigentmer . . . . . ee) Bedeutung der Grundbucheinsicht . . . . . . . b) Tod des Wohnungseigentmers . . . . . . . . . . . .

.... ....

58 59

165 165

. . . . . .

61 63 69 74 75 76

166 166 168 170 170 172

1. Beitragsforderungen aus Beschlssen . . . . . . . a) Anspruchsgrundlage Wirtschaftsplan . . . . . aa) Beschluss als Wirksamkeitserfordernis bb) Inhalt der Beschlussfassung . . . . . . . . . cc) Flligkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Verzug und Verzugsfolgen . . . . . . . . . . ee) Einwendungen und Einreden . . . . . . . . ff) Gestaltungsvorschlag . . . . . . . . . . . . . b) Anspruchsgrundlage Sonderumlage . . . . . . c) Anspruchsgrundlage Jahresabrechnung . . . aa) Entstehung, Flligkeit und Verzug . . . . bb) Einwendungen und Einreden . . . . . . . . cc) Gestaltungsvorschlag . . . . . . . . . . . . . d) Anspruchsgrundlage Direktbelastung . . . .

XIV

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

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. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . .

. . . . . .

15 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

aa) Eintritt des Erben in die Wohnungseigentmergemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Der Vermchtnisnehmer . . . . . . . . . . . . . . . . . .

77 79

172 172

C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters . . . . . . . . . . . . . .

80

173

. . . . .

81 82 83 84 85

173 173 174 174 175

II. Haftungsrisiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

86

176

III. Zusatzvergtungen des Verwalters . . . . . . . . . . . . . . . . . .

90

178

IV. Beitreibungsttigkeit und Rechtsberatungsgesetz . . . . . . .

95

180

D. Außergerichtliches Forderungsmanagement . . . . . . . . . . .

97

181

. . . .

98 99 101 102

182 182 183 183

....

103

183

.... .... ....

105 108 110

185 186 187

I. Rechte und Pflichten des Verwalters . . 1. Gesetzliche Grundlagen . . . . . . . . . 2. Die konkreten Handlungspflichten . 3. Der Umfang der Vertretungsmacht . 4. Gestaltungshinweis . . . . . . . . . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

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. . . . .

. . . . .

. . . . .

I. Forderungsmanagement des Verwalters . . . . . . . . . . . 1. Bonittsprfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Registrieren von Bonittsverlustsignalen . . . . . . . 3. Anforderungen an die Buchhaltung des Verwalters a) Einrichten von Forderungskonten gem. §§ 366, 367 BGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Richtiger Umgang mit sog. Altforderungen und -erlsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Persnliches Inkasso/Schuldnerberatung . . . . . . . 5. Abschluss von Ratenzahlungsvereinbarungen . . . .

. . . . .

. . . .

. . . . .

. . . .

. . . . .

. . . .

II. Forderungsmanagement durch Dritte . . . . . . . . . . . . . . . .

112

188

III. Kostenrisiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

114

188

E. Schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

115

189

I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . 1. Regelungen im Verwaltervertrag . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Regelungsmglichkeiten durch Beschluss . . . . . . . . . a) Koppelung der Vorflligkeit an Verwaltererklrung b) Auflsende Bedingung der Vorflligkeit . . . . . . . . c) Hausgeldausfallversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Regelung durch Vereinbarung . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Sicherungskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Exotische Sicherungsmittel . . . . . . . . . . . . . . bb) Vollstreckungsunterwerfungsklauseln . . . . . .

116 117 119 120 121 122 123 124 125 126

189 189 190 191 192 192 193 193 193 193

. . . . . . . . . .

. . . . . . . . . .

XV

16 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

. . . .

127 129 130 131

194 195 195 196

II. Maßnahmen zur Ausfalldeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

132

196

cc) Gesamtschuldnerhaftung von Verußerer und Erwerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Vorausabtretung von Mieteinnahmen . . . . . . b) Sanktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Bedeutung fr die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . .

1. Kreditaufnahme durch den Verwalter . . . . . . . . . . . . . .

133

196

2. Rckgriff auf Instandhaltungsrcklage . . . . . . . . . . . . .

134

196

3. Sonderumlage zur Ausfalldeckung . . . . . . . . . . . . . . . .

135

196

F. Beitreibungsmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

136

197

I. Titulierung von Beitragsforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . .

137

197

1. Außergerichtliche Titulierung . . . . . a) Gte- und Schlichtungsverfahren b) Anwaltsvergleich . . . . . . . . . . . . c) Schiedsverfahren . . . . . . . . . . . . .

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138 139 140 141

198 198 198 198

2. Gerichtliche Titulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Allgemeine Verfahrensfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das wohnungseigentumsrechtliche Mahnverfahren c) Erstinstanzliches Verfahren gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Hauptsacheantrge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Verfahrensantrge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Antrge zur Vollstreckbarkeit . . . . . . . . . . . . . dd) Formulierungsvorschlge fr das Hausgeldverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zahlungen des Schuldners in laufenden Verfahren . aa) Zahlungen im außergerichtlichen Beitreibungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Zahlungen nach Rechtshngigkeit . . . . . . . . . . e) Zweitinstanzliches Verfahren nach §§ 43 ff. WEG . . f) Die weitere sofortige Beschwerde . . . . . . . . . . . . .

. .

142 143 145

198 198 199

. . . .

146 147 148 149

199 200 200 200

. .

150 151

201 202

. . . .

152 153 154 157

202 202 203 204

II. Zwangsvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

158

204

1. Mobiliarvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Sachpfndung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Forderungspfndung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

159 160 161

204 204 205

2. Immobiliarvollstreckung . . . . . . . . . . . . . . a) Zwangsversteigerung . . . . . . . . . . . . . . b) Zwangsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Vermietetes Sondereigentum . . . . . . bb) Selbstgenutztes Wohnungseigentum

163 164 166 167 168

205 206 207 207 207

XVI

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

. . . . .

17 Inhaltsverzeichnis

cc) Rechtsschutzinteresse an nachrangiger Zwangsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Ertragslose Zwangsverwaltung . . . . . . . . . . . . . c) Geschftsfeld Zwangsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . aa) Berufsbild des Zwangsverwalters . . . . . . . . . . . bb) Wirtschaftliche Rahmenbedingungen . . . . . . . .

Rz.

Seite

169 170 171 172 174

208 208 209 209 210

175

211

176

211

III. Weitere Sanktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Versagung der Verußerungszustimmung gem. § 12 WEG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Hausgeldrckstand grundstzlich kein Versagungsgrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Identitt von Verußerer und Erwerber . . . . . . . . . . 2. Entziehung des Wohnungseigentums gem. §§ 18, 19 WEG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Ausfrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Anprangerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

177 179

211 212

180 183 185

212 214 215

G. Beitreibungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

186

216

I. Die Verfahrenskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorschusszahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Kostenfestsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

187 188 189

216 216 216

II. Die außergerichtlichen Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Neuregelung des anwaltlichen Gebhrenrechts . . . 2. Die Kosten außergerichtlicher Beitreibung in Zivilsachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Kosten gerichtlicher Beitreibung . . . . . . . . . . . . . . a) Das Mahnverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das Hausgeldverfahren gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG 4. Auswirkungen des RVG auf die Ttigkeit in WEG-Sachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Vertretung oder Verfahrensstandschaft? . . . . . . . . . . . . 6. Vollstreckungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Kosten der Hausverwaltung (Sonderhonorare) . . . . . . . 8. Kostenerstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Materiell-rechtliche Kostentragungspflicht . . . . . . . b) Prozessuale Erstattungspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Die Abrechnung von Beitreibungskosten . . . . . . . . . . . a) Abrechnung externer Streitigkeiten . . . . . . . . . . . . b) Abrechnung interner Streitigkeiten . . . . . . . . . . . . c) Abrechnung von Vorschssen . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Vergtungsvereinbarungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

190 190

217 217

191 194 195 196

217 218 218 218

197 198 201 202 203 204 205 207 208 209 214 215

219 220 221 221 222 222 222 224 224 224 226 227 XVII

18 Inhaltsverzeichnis Rz.

Seite

H. Der insolvente Wohnungseigentmer . . . . . . . . . . . . . . . .

217

230

I. Zwangsversteigerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

218

230

II. Zwangsverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Stellung des Zwangsverwalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Haftung fr Beitragsrckstnde . . . . . . . . . . . . . . . . . .

222 223 224

232 232 232

. . . . . . . . . . . . .

227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 240

234 234 234 234 234 234 235 236 237 237 237 238 238

I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft . . . . . .

241

239

I. Insolvenz mehrerer Wohnungseigentmer . . . . . . . . . . . .

242

239

II. Insolvenz des Mehrheitseigentmers . . . . . . . . . . . . . . . .

243

239

244 245 248 252 253 254 255

240 240 241 243 243 243 244

III. Insolvenzverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Regelinsolvenzverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Stellung des Insolvenzverwalters . . . . . . . . . . . . . . b) Haftung fr Beitragsforderungen . . . . . . . . . . . . . . aa) Einfache Insolvenzforderungen . . . . . . . . . . . . bb) Masseverbindlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Masseunzulnglichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zwangsmaßnahmen gegen den Insolvenzverwalter d) Freigabe durch den Insolvenzverwalter . . . . . . . . . . e) Abweichende Regelung durch Vereinbarung . . . . . . 2. Verbraucherinsolvenzverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Schuldenbereinigungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . b) Restschuldbefreiung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

III. Konsequenzen fr den Verwalter . . . . . . . . . . . . . 1. Haftungsfallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verhalten im Falle der Obstruktion . . . . . . . . 3. Verhalten nach der Niederlegung . . . . . . . . . . a) Anzeige des Wegfalls der Verwalterstellung b) Honorarfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Abwicklungsprobleme . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . .

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. . . . . . .

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247

XVIII

19

Abkrzungsverzeichnis

a. A. a. a. O. Abs. AG AG AnwBl. Art

anderer Ansicht an angegebenem Orte Absatz Aktiengesellschaft Amtsgericht Anwaltsblatt, Zeitschrift Artikel

BayObLG BDSG BGB BGBl BGH BGHZ BSHG II. BV BVerfG

Bayerisches Oberstes Landesgericht Bundesdatenschutzgesetz Brgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofs, amtliche Sammlung in Zivilsachen Bundessozialhilfegesetz II. Berechnungsverordnung Bundesverfassungsgericht

DB DGVZ DVBI DWE DWW

Der Betrieb Deutsche Gerichtvollzieherzeitung Deutsches Verwaltungsblatt Der Wohnungseigentmer, Zeitschrift Deutsche Wohnungswirtschaft

f. ff.

folgende fortfolgende

GbR GE GG GmbH GVGA

Gesellschaft brgerlichen Rechts Grundeigentum Berlin Grundgesetz Gesellschaft mit beschrnkter Haftung Gerichtsvollziehergeschftsanweisung

HausratsVO

Hausratsverordnung

InsO

Insolvenzordnung

JW JZ

Juristische Wochenschrift Juristen-Zeitung XIX

20 Abkrzungsverzeichnis

KG KO

Kommanditgesellschaft Konkursordnung

LG

Landgericht

m. w. N. MDR MietRB MM

mit weiteren Nachweisen Monatsschrift fr Deutsches Recht Mietrechtsberater, Zeitschrift Mieter-Magazin

n. v. NJ NJW NJW-RR Nr. NWB NZM

nicht verffentlicht Neue Justiz Neue Juristische Wochenschrift Neue Juristische Wochenschrift – RechtsprechungsReport Nummer Neue Wirtschafts-Briefe Neue Zeitschrift fr Mietrecht

OHG OLG OVG

offene Handelsgesellschaft Oberlandesgericht Oberverwaltungsgericht

Rz.

Randziffer

S. StGB

Seite, Satz Strafgesetzbuch

T.

Teil

VGH vgl.

Verwaltungsgerichtshof vergleiche

WE WEG WM WoBindG

Wohnungseigentum, Zeitschrift Wohnungseigentumsgesetz Wohnungswirtschaft und Mietrecht Wohnungsbindungsgesetz

z. B. Ziff. ZMR ZPO ZWE

zum Beispiel Ziffer Zeitschrift fr Miet- und Raumrecht Zivilprozessordnung Zeitschrift fr Wohnungseigentumsrecht

XX

21

Literaturverzeichnis

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22 Literaturverzeichnis

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XXV

26

1

Teil 1: Forderungsmanagement bei Wohn- und Gewerbemietverhltnissen A. Mieterinsolvenz I. Mglichkeiten zur Beendigung des Mietverhltnisses § 108 Abs. 1 InsO trifft eine ausdrckliche Regelung ber das Fortbestehen von Dauerschuldverhltnissen. Danach bestehen auch Mietverhltnisse des Schuldners mit Wirkung fr die Insolvenzmasse fort. Der Mieter hat also aus dem Gesichtspunkt seiner berschuldung kein Recht zur außerordentlichen Kndigung des Mietvertrages.1 Der Vermieter hat kein schutzwrdiges Interesse an der Beendigung des Mietverhltnisses, solange die Mietzahlung sichergestellt ist. Er kann daher zur Vermeidung von Mietausfllen weder außerordentlich zu dem Zeitpunkt kndigen, zu dem die Mietforderungen nicht mehr als Masseverbindlichkeit zu befriedigen sind, noch ordentlich zu einem spteren Termin. Ein berechtigtes Interesse besteht gemß § 573 Abs. 1 BGB nicht, solange der Schuldner seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommt. Die Insolvenz des Mieters alleine beendet das Mietverhltnis also nicht. Im Einzelnen:

1

Bei einer eintretenden Mieterinsolvenz nach Abschluss des Mietvertrags ist zu unterscheiden, ob die Insolvenz vor bergabe der Mietsache (§ 109 Abs. 2 InsO) oder nach bergabe der Mietsache (§ 109 Abs. 1 InsO) eintritt. Ist die Mietsache noch nicht bergeben, so kann der Vermieter vom Vertrag zurcktreten. Nach Besitzbergabe an den Mieter wird das Rcktrittsrecht durch die Kndigung verdrngt. Abweichend zur bisherigen Rechtslage in § 19 Abs. 1 Satz 1 KO hat der Vermieter kein insolvenzbedingtes Sonderkndigungsrecht mehr. Damit ist er auf die allgemeinen Kndigungsbestimmungen des BGB verwiesen. Dafr gelten Kndigungssperren (§ 112 InsO), die nach § 119 InsO unabdingbar sind. Deshalb sind „Lsungsklauseln“ insbesondere im Wohnraummietrecht unwirksam. Ob sie im Gewerberaummietrecht Bestand haben knnen, ist in der Fachliteratur zumindest sehr umstritten.2

2

§ 112 InsO legt fr die Zeit zwischen dem Antrag auf Erffnung des Insolvenzverfahrens und der Verfahrenserffnung3 fest, dass eine Kndigung des Mietverhltnisses ausgeschlossen ist

3

– wegen eines Verzugs mit der Entrichtung der Miete, der in der Zeit vor dem Erffnungsantrag eingetreten ist, 1 Horst, Praxis des Mietrechts, Rz. 2049, S. 516. 2 OLG Hamm, Urt. v. 7. 3. 2001 – 30 U 192/00, NZM 2002, 343; Minuth/Wolf, NZM 1999, 289 (291 Fn. 14 m. w. N.). 3 LG Karlsruhe, Urt. v. 13. 2. 2003 – 5 S 149/02, NZM 2004, 137 f.

1

2 A. Mieterinsolvenz

– wegen einer Verschlechterung der Vermgensverhltnisse des Schuldners. 4

Diese Kndigungssperre gilt nicht nur fr die Kndigung wegen Zahlungsverzugs, sondern auch wegen stndig unpnktlicher Mietzahlungen oder wegen Verschlechterung der Vermgensverhltnisse des Mieters.4

5

Eine Kndigungserklrung wird von § 112 Nr. 1 InsO nicht betroffen, wenn sie vor dem Insolvenzantrag zugegangen ist. Kndigt der Vermieter also vor der Stellung des Insolvenzantrags, so erlangt er eine vergleichsweise komfortable Rechtstellung. Denn er kann das Angebot des Insolvenzverwalters, die ausstehenden Mietforderungen zu begleichen, annehmen, ohne dass er dabei seinen Rckgabeanspruch auf die Mietsache verliert. Anders verhlt es sich nur im Bereich von Wohnraummietverhltnissen. Hier bewirkt die nachtrgliche Begleichung der aufgelaufenen Mietschulden die Unwirksamkeit der bei Ausspruch berechtigten Kndigung wegen Zahlungsverzugs (§ 569 Abs. 3 Ziff. 2 BGB). Daraus folgt, dass der Vermieter in diesem Stadium genau so nach allgemeinem BGB wegen Zahlungsverzuges kndigen kann, ohne dass es auf die Insolvenz des Mieters ankommt. Ein berechtigtes Interesse des Vermieters zur Kndigung ergibt sich aber nicht allein aus der Insolvenz des Mieters oder aus einer Erklrung des Verwalters nach § 109 Abs. 1 Satz 2 InsO.

6 P Æ Hinweis: Der Insolvenzverwalter kann ein Miet- oder Pachtverhltnis ohne Rcksicht auf die vereinbarte Vertragsdauer unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kndigen. Kndigt er, so kann der Vermieter wegen der vorzeitigen Beendigung des Vertragsverhltnisses als Insolvenzglubiger Schadensersatz verlangen (§ 109 Abs. 1 InsO). Ebenso kann der Vermieter als Insolvenzglubiger wegen der vorzeitigen Beendigung des Vertragsverhltnisses Schadensersatz verlangen, wenn die Mietsache noch nicht an den Mieter berlassen war und der Verwalter deshalb vom Vertrag zurck tritt (§ 109 Abs. 2 S. 1 InsO). 7

Der Vermieter hat eine weitere Kndigungsmglichkeit. Er kann wegen Zahlungsverzugs kndigen, wenn die Voraussetzungen dieses Kndigungstatbestandes erst nach Stellung des Erffnungsantrags eintreten und folglich die Kndigungserklrung erst nach Antragstellung erfolgt. In diesem Fall muss die Kndigung gegenber dem vom Insolvenzgericht eingesetzten Insolvenzverwalter (§ 21 Abs. 2 Nr. 1 InsO) erklrt werden.

8 P Æ Hinweis: Zahlungsunfhige Mieter kommen dieser Mglichkeit zuvor, indem sie selbst durch einen Insolvenzantrag dem Vermieter die Kndigung wegen der Zahlungsrckstnde unmglich machen. Das Resultat: Mancher Vermieter bleibt auf seinen Forderungsaußenstnden sitzen. 4 Fritz, Rz. 630, S. 306.

2

3 II. Herausgabe der Mietsache zur Anschlussvermietung

Auch nach der Stellung des Insolvenzantrags kann der Vermieter wegen § 112 Nr. 2 InsO nicht wegen Vermgensverfalls des Mieters kndigen. Denn sonst wre es mglich, dem Mieter auch wegen indizierter allgemeiner Verschlechterung der Vermgenslage zu kndigen, auch wenn er mit Mietzahlungen im konkreten Mietverhltnis noch nicht im Verzug ist.

9

II. Herausgabe der Mietsache zur Anschlussvermietung In den Fllen, in denen eine Kndigung noch wirksam mglich ist, stellt sich die Frage, wie die Mietsache im Insolvenzverfahren des Mieters zu behandeln ist, konkret, inwieweit Herausgabeansprche geltend gemacht und durchgesetzt werden knnen.

10

1. Aussonderungsrecht Muss die Mietsache aufgrund einer wirksamen Kndigung des Mietverhltnisses im Insolvenzverfahren ber das Vermgen des Mieters herausgegeben werden, so hat der Vermieter einen Anspruch auf Aussonderung der Mietsache.5 Dieses Aussonderungsrecht (§ 47 InsO) verleiht dem Vermieter die Befugnis, den Herausgabeanspruch aus § 546 Abs. 1 BGB außerhalb des Insolvenzverfahrens zu verfolgen. Dieses Aussonderungsrecht hat der BGH allerdings mit Urteil vom 5. 7. 20016 begrenzt. Es geht nicht weiter als der Eigentumsherausgabeanspruch aus § 985 BGB. Daraus ergibt sich, dass der Vermieter gegen den Insolvenzverwalter zwar ungeachtet des Insolvenzverfahrens auf Herausgabe der Mietsache klagen kann.7 Weitergehende Ansprche wegen der Beendigung des Mietverhltnisses sind aber nicht als bevorrechtigte Forderungen geltend zu machen.

11

2. Schadensersatz gegen den Verwalter Der Insolvenzverwalter ist verpflichtet, bei der Aussonderung der Mietsache mitzuwirken, wenn der Vermieter wirksam fristlos gekndigt hat. Andernfalls macht er sich schadensersatzpflichtig.

12

3. Nutzungsentschdigung nach beendetem Mietverhltnis Der Anspruch auf Nutzungsentschdigung nach beendetem Mietverhltnis regelt sich nach BGB-Mietrecht. Einschlgig ist § 546 a Abs. 1 BGB. Er kann als Masseforderung geltend gemacht werden, wenn der Verwalter der Herausgabepflicht nicht nachkommt.8 5 Pape, Insolvenz im Mietrecht, NZM 2004, 401 (406) m. w. N. 6 BGH, Urt. v. 5. 7. 2001 – IX ZR 327/99, NJW 2001, 2966 ff. 7 OLG Celle, Beschl. v. 6. 10. 2003 – 2 W 107/03, ZMR 2004, 505; LG Karlsruhe, Urt. v. 13. 2. 2003 – 5 S 149/02, NZM 2004, 137 f. 8 Pape, Insolvenz im Mietrecht, NZM 2004, 401 (406) m. w. N.

3

13

4 B. Sicherung von Mietforderungen

III. Rechtliche Folgerungen fr den Vermieter 14

Aus der Insolvenz des Mieters entstehen dem Vermieter rechtliche Nachteile. Zunchst wird die eigene kostendeckende Bewirtschaftung der Immobilie durch verlorene Zahlungseingnge gefhrdet. Der Vermieter haftet darber hinaus fr den Vermieter im Verhltnis zu Dritten. So darf eine Kommune sogar die nicht bezahlten Mllgebhren des Mieters hilfsweise vom Vermieter eintreiben.9

15

Die rechtlichen Nachteile knnen von der Bewertung der Immobilie bis hin zu Schadensersatzverpflichtungen des Vermieters reichen. So spielt beim Kauf eines Mehrfamilienhauses die Frage der jhrlichen Mietertrge fr Erwerber eine wesentliche Rolle. Deshalb ist immer fraglich, in welchem Umfang sich die Mietertrge realisieren lassen, insbesondere ob noch Mieten ausstehen. Der Verkufer muss grundstzlich auf bestehende Mietrckstnde hinweisen und dem Erwerber alle Umstnde darlegen, die dazu gefhrt haben.10 Wegen arglistigen Verschweigens und Fehlens einer zugesicherten Eigenschaft haftet der Verkufer dem Erwerber auf Schadensersatz. Als zugesicherte Eigenschaft ist in diesen Fllen die Versicherung eines bestimmten Mietertrages zu sehen.

B. Sicherung von Mietforderungen 16

Bei der gezeigten wirtschaftlichen und rechtlichen Situation des Vermieters im Falle der Insolvenz des Mieters wird die Sicherung der Mietforderungen zu einem erstrangigen Thema. Sie muss als Prophylaxe in jeder Phase des Mietverhltnisses betrieben werden. Zu unterscheiden sind hierbei die vorvertragliche Anbahnungsphase, der Abschluss des Mietvertrages sowie der Vollzug des Mietverhltnisses.

I. Vertragsanbahnungsphase 1. Mieterauswahl 17

Schon im Vorfeld gibt es eine Reihe von Mglichkeiten, um bei der Mieterauswahl dem Risiko von Forderungsausfllen vorzubeugen oder dieses Risiko zumindest zu verringern. Denn den Vermieter muss im Hinblick auf ein strungsfrei verlaufendes Mietverhltnis interessieren, – ob der Mieter ausreichend wirtschaftlich leistungsfhig ist (Bonitt), und – ob der Mieter von seiner sozialen Grundstruktur her in das Mietverhltnis hineinpasst. 9 OVG Koblenz, Sddeutsche Wohnungswirtschaft 2002, 602. 10 OLG Celle, Urt. v. 21. 11. 1997 – 4 U 174/96, MDR 1998, 767.

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4 B. Sicherung von Mietforderungen

III. Rechtliche Folgerungen fr den Vermieter 14

Aus der Insolvenz des Mieters entstehen dem Vermieter rechtliche Nachteile. Zunchst wird die eigene kostendeckende Bewirtschaftung der Immobilie durch verlorene Zahlungseingnge gefhrdet. Der Vermieter haftet darber hinaus fr den Vermieter im Verhltnis zu Dritten. So darf eine Kommune sogar die nicht bezahlten Mllgebhren des Mieters hilfsweise vom Vermieter eintreiben.9

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Die rechtlichen Nachteile knnen von der Bewertung der Immobilie bis hin zu Schadensersatzverpflichtungen des Vermieters reichen. So spielt beim Kauf eines Mehrfamilienhauses die Frage der jhrlichen Mietertrge fr Erwerber eine wesentliche Rolle. Deshalb ist immer fraglich, in welchem Umfang sich die Mietertrge realisieren lassen, insbesondere ob noch Mieten ausstehen. Der Verkufer muss grundstzlich auf bestehende Mietrckstnde hinweisen und dem Erwerber alle Umstnde darlegen, die dazu gefhrt haben.10 Wegen arglistigen Verschweigens und Fehlens einer zugesicherten Eigenschaft haftet der Verkufer dem Erwerber auf Schadensersatz. Als zugesicherte Eigenschaft ist in diesen Fllen die Versicherung eines bestimmten Mietertrages zu sehen.

B. Sicherung von Mietforderungen 16

Bei der gezeigten wirtschaftlichen und rechtlichen Situation des Vermieters im Falle der Insolvenz des Mieters wird die Sicherung der Mietforderungen zu einem erstrangigen Thema. Sie muss als Prophylaxe in jeder Phase des Mietverhltnisses betrieben werden. Zu unterscheiden sind hierbei die vorvertragliche Anbahnungsphase, der Abschluss des Mietvertrages sowie der Vollzug des Mietverhltnisses.

I. Vertragsanbahnungsphase 1. Mieterauswahl 17

Schon im Vorfeld gibt es eine Reihe von Mglichkeiten, um bei der Mieterauswahl dem Risiko von Forderungsausfllen vorzubeugen oder dieses Risiko zumindest zu verringern. Denn den Vermieter muss im Hinblick auf ein strungsfrei verlaufendes Mietverhltnis interessieren, – ob der Mieter ausreichend wirtschaftlich leistungsfhig ist (Bonitt), und – ob der Mieter von seiner sozialen Grundstruktur her in das Mietverhltnis hineinpasst. 9 OVG Koblenz, Sddeutsche Wohnungswirtschaft 2002, 602. 10 OLG Celle, Urt. v. 21. 11. 1997 – 4 U 174/96, MDR 1998, 767.

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5 I. Vertragsanbahnungsphase

Um dies herauszufinden, stehen insbesondere folgende Mglichkeiten zur Verfgung:

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– Beurteilung des Erscheinungsbildes des Mieters – Beurteilung des Mieters im Gesprch und nach der Vorlage einschlgiger Dokumente – Mieterselbstauskunft – Bankauskunft ber den Mieter – Schufa-Selbstauskunft des Mieters – Einsichtnahme in das Schuldnerverzeichnis – Inanspruchnahme sonstiger Auskunfteien – Erkundigungen beim Arbeitgeber – Erkundigungen beim derzeitigen Vermieter und/oder beim Vorvermieter – Besuch des Mietinteressenten in dessen Wohnung. Ob und inwieweit diese Kriterien zur Auswahl eines Mieters in der Praxis umgesetzt werden knnen, hngt zunchst von der Marktlage ab. So liegt es auf der Hand, dass der Vermieter bei einer Verknappung des Wohnungsangebots zwischen vielen Mietinteressenten auswhlen kann, was seine Stellung auch im Hinblick auf die Auswahlkriterien strkt. Umgekehrt ist seine Stellung bei einem Angebotsberhang von Mietrumen schwcher.

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Andererseits sind das Sicherheitsbedrfnis des Vermieters und sein persnliches Geschmacksempfinden einschlgig. Hier ist zu bedenken, dass es sich bei einem Mietverhltnis um ein auf Jahre hinaus angelegtes Dauerschuldverhltnis handelt. Ein solches Vertragsverhltnis kann nur dann strungsfrei funktionieren, wenn eine beiderseitige Vertrauensgrundlage bei Vollzug dieses Vertrages besteht. Im Zweifel gilt deshalb der Grundsatz „soviel wie ntig und sowenig wie mglich“. Die folgenden Punkte verstehen sich als Leitlinien zur eigenen Entscheidungsfindung.

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a) Beurteilung des Erscheinungsbildes des Mieters Insbesondere dem professionellen Vermieter oder juristischen Fachkrften mgen die folgenden Hinweise profan vorkommen. Dennoch entscheiden sie in der Praxis sehr hufig ber Wohl und Wehe. Denn die findigsten Recherchen ersetzen nicht die eigene Entscheidung der Frage, ob der geprfte Mietinteressent in Frage kommt oder nicht. Hufig sind das Erscheinungsbild des Mieters sowie die Gesprchsfhrung bei seiner Prsentation das „Znglein an der Waage“. Mit diesem Vorverstndnis mag der geneigte Leser die folgenden Darlegungen gewichten.

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Man sollte sich stets selbst mit einem Mietinteressenten auseinandersetzen. Auf ein eigenes Urteil sollte man nie verzichten. Dies gilt insbesondere in

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6 B. Sicherung von Mietforderungen

Fllen, in denen ein Mietinteressent durch Dritte prsentiert wird, wie z. B. durch Makler, Verwandte, Freunde, Kollegen, den Arbeitgeber oder durch Nachbarn. All diese Personen sollten ruhig nach Einzelheiten und ihrer gesamten Meinung ber den Mietinteressenten befragt werden – schließlich empfehlen sie ihn ja! Dennoch sollte man sich immer sein eigenes Urteil bilden. Dazu ist auch der Rat einer Person wertvoll, deren Urteil besonders geschtzt wird oder die nahe steht. 23

Man sollte sich niemals durch das ußere Erscheinungsbild eines Mietinteressenten blenden lassen. Denn soweit man kein Modefachmann ist, kann nicht beurteilt werden, ob die freundliche und chic gekleidete Dame tatschlich ein Businesskostm von Channell oder Dior trgt. Selbst wenn dies so ist, kann dieses Kostm geliehen oder gemietet sein. Dies gilt auch fr Schmuck, insbesondere dann, wenn dieser Schmuck einen berdurchschnittlich teuren Eindruck erweckt. Zur Frage seiner Echtheit weiß man dennoch nichts. Insbesondere ein Schmuckzertifikat wird nicht unaufgefordert gleich mit prsentiert.

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Auch bei dem entsprechend gewandeten Herrn hat man keine Gewhr, ob der teuer aussehende Anzug tatschlich von Armani stammt und mit einer Versace-Krawatte kombiniert wird und – wenn ja, ob diese Garderobe tatschlich zum normalen Lebensstil des Gesprchpartners gehrt. Dasselbe gilt auch fr die teure Diamantenuhr am Handgelenk, von der unklar bleibt, ob es sich um ein Originalstck eines ebenso renommierten Herstellers oder um eine billige Ramsch-Nachbildung handelt.

25

Schließlich gilt dies auch fr das Auto, das „auffllig und als Blickfang“ geparkt wird. Je dicker ein Gesprchspartner auftrgt, desto misstrauischer sollte man werden. Denn: wer angibt, hat's ntig.

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Natrlich rechtfertigt dies nicht den Umkehrschluss, nur einen Interessenten in „Sack und Asche“ sowie mit einem Gesichtsausdruck und einer Krperhaltung zu akzeptieren, die ihn auf einem „Gang nach Canossa“ ausweisen. Entscheidend ist, dass das ußere Erscheinungsbild dem Anlass des Gesprches angemessen erscheint. Insoweit sind ein gepflegtes ußeres, ein dezenter Chic sowie hfliche und souverne Umgangsformen des Gesprchspartners als positive Zeichen zu deuten. Außerdem mssen „Look“ und Auftreten harmonieren. Dann kann am ehesten davon ausgegangen werden, dass keine Komdie vorgespielt wird, die ber die wahren Eigenschaften eines Mietinteressenten hinwegtuschen sollen.

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Die verschiedentlich zu lesenden „Idealvorstellungen“ von einem Wunschmieter mit Demutsverhalten sind nicht nur weltfremd, sondern eher ein schlechtes Zeichen. Wer sagt denn, dass gerade dieser demtig auftretende Mietinteressent nicht nach der Unterzeichnung des Vertrages zum „Rambo“ wird? Wnschenswert ist vielmehr ein souvernes Auftreten, kein berzeichnetes Gehabe. Ein bisschen Nervositt sollte aber jedem Mietinteres6

7 I. Vertragsanbahnungsphase

senten in seiner „Bewerbersituation“ zugestanden werden, insbesondere dann, wenn er jnger und deshalb wahrscheinlich noch unerfahrener im Abschluss von Vertrgen ist. Ganz und gar abqualifizierend wirkt angeberhaftes Verhalten des Mietinteressenten, so z. B., wenn er sein Handy demonstrativ und offen auf den Tisch legt (Aussagewert: Ich bin berall und immer wichtig!). Bei der Tragweite der Anmietung eines Mietobjekts darf vom Vertragspartner erwartet werden, dass er sich bei abgeschaltetem Handy voll auf den Anlass der Zusammenkunft konzentriert, so dass das Handy in der Tasche versteckt bleiben kann.

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Bei der Vermietung an Firmen gilt ergnzend: Auch hier ist vor allem gesunder Menschenverstand gefragt. Zu große Autos knnen ebenso ein Warnzeichen sein wie der fehlende Eintrag im Telefonbuch oder die Tatsache, dass die Firma nur ber Handy zu erreichen ist, ohne ein richtiges Bro zu haben. Nicht selten trifft man auch auf „Geschftsfhrer“ oder „Generalbevollmchtigte“, die als einzige in der Firma etwas zu sagen haben, whrend der im Handelsregister oder dem Briefkopf genannte Inhaber meist eine Inhaberin ist und nie zu sehen oder zu hren ist oder zumindest keine Ahnung vom Geschft hat. In diesen Fllen hat der direkte Verhandlungspartner oft schon ein wenig erfolgreiches Vorleben als Inhaber einer anderen Firma. Und nach dem Gesetz der Serie ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die zweite maßgeblich von ihm betriebene Firma den Weg der ersten in die Insolvenz geht.

29

Hat man erst einmal solche Warnzeichen ausgemacht, dann sollte man berlegen, bei einem Auskunftsdienst anzufragen. Auch wenn deren Informationen nicht immer tagaktuell sind, so enthalten sie doch oft wertvolle Hinweise auf das wirtschaftliche Vorleben der Beteiligten und auf den ungefhren Geschftsverlauf des Mietinteressenten. Dazu spter mehr.11

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b) Gesprchsfhrung Gesprche und Verhandlungen sollten nicht allein gefhrt werden, sondern im Beisein einer vertrauenswrdigen Person. Diese Person kann nicht nur ihre Einschtzung des Mietinteressenden als Ergebniskontrolle der eigenen Beurteilung vermitteln. Sie dient gleichzeitig als Zeuge und Beweismittel.

31

Gesprche sollten stets freundlich und hflich gefhrt werden, aber souvern und bestimmt. Dabei sollte ruhig getestet werden, ob der Gesprchspartner „nach dem Mund“ redet. Widerspruch sollte ruhig bei Mietinteressenten einmal provoziert werden, um seine Souvernitt zu testen. Das Gesprch sollte in unerwartete Richtungen gefhrt werden. Die Reaktionen des Gegenbers sollten dabei beobachtet werden.

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11 Vgl. hierzu Teil 1, Rz. 60, 80.

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8 B. Sicherung von Mietforderungen

33 P Æ Hinweis: Verhandeln ist erlaubt, feilschen keinesfalls. Die eigene Verhandlungsmasse sollte vor dem Gesprchsbeginn klar definiert werden. Die eigenen Eckpositionen sollten festgelegt sein, von denen keinesfalls abgerckt werden darf. Man sollte sich auch mit Marktanalysen des Mietinteressenten oder seiner dezent vorgetragenen eigenen Einschtzung als Wunschkandidat, Edelmieter etc. nicht unter Druck setzen lassen. Im Gegenteil gilt: Zeit nehmen! 34

In einem oder gar mehreren lngeren Gesprchen sollten neben dem eigentlichen Gesprchsanlass – der Anmietung des Mietraums – auch allgemeine Themen wie Hobbys, Sport, Bildung und Freizeit zum Tragen kommen. Einerseits erreicht man so eine zwanglose Atmosphre, andererseits gewinnt man schon erheblichen Aufschluss ber die Bildungsgrad, Interessen und Mentalitt des Mietinteressenten, kurz ber sein soziales Strickmuster. Vor allem kann man damit Anhaltspunkte gewinnen, ob der Interessent in eine bestehende Hausgemeinschaft, in eine Gemeinschaft anderer Gewerbemieter oder schlicht und einfach zum Vermieter selbst „passt“. Thematische Einzelheiten sollten dabei nicht gescheut werden. In einem lngeren Gesprch zeigt sich dann schnell, ob der Mietinteressent seine von ihm selbst vorgegebene Rolle „durchhlt“, oder ob er nur mit einigen einstudierten Floskeln Oberflchlichkeit zeigt. Ist dies so, so kann davon ausgegangen werden, dass ein Theaterstck vorgespielt werden soll.

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Als Gesprchsergebnis in rein tatschlicher Hinsicht kann man nach diesem Vorgehen auf eventuelle Widersprche zwischen dem optischen Erscheinungsbild und dem persnlichen Auftreten des Mietinteressenten schließen. Gleichzeitig kann sein Verhalten nach lngeren Gesprchen einer ersten Analyse unterzogen werden. Dabei sollte man sich aber vor schnellen Schlssen hten. Schließlich kann man erkennen, ob die erkannten wirtschaftlichen und persnlichen Strukturen des Gesprchspartners nach eigener Einschtzung den Schluss auf ein spteres gedeihliches Miteinander whrend des Mietverhltnisses zulassen.

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In rechtlicher Hinsicht sollte nicht versumt werden, gleich zu Beginn des ersten Gesprches klar darauf hinzuweisen, dass ein Mietvertrag nur schriftlich abgeschlossen wird. Denn ein Mietvertrag kommt auch durch mndliche Vereinbarungen und sogar durch schlssiges Handeln zustande.12 Dies aber hat fr den Vermieter gravierende Nachteile. Denn im Zweifel gilt fr mndliche oder sogar durch schlssiges Handeln zustande gekommene Mietvertrge das Gesetz. Das Mietrecht des BGB ist aber außerordentlich mieterfreundlich. So kann der Vermieter die Betriebskosten nicht umlegen. 12 Sternel, Mietrecht, Teil I, Rz. 213–220, S. 254; LG Mannheim, Urt. v. 13. 5. 1998 – 4 S 187/97, WuM 1998, 659 ff.

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9 I. Vertragsanbahnungsphase

Darber hinaus muss der Vermieter dem Mieter die von ihm genutzte Wohnung auch noch renovieren (§ 535 Abs. 1 Satz 2, 538 BGB). Schon deshalb, aber auch aus Beweisgrnden, ist aus Sicht des Vermieters ein schriftlicher Mietvertrag zwingend.13 c) Identitt des Mieters Der Vermieter muss von Anfang an wissen, mit wem er es zu tun hat. Die Identitt des Mietinteressenten als spterem Schuldner der eigenen Mietforderungen ist zur Forderungssicherung unverzichtbar. Denn wer nicht ber geprfte persnliche Daten seines Schuldners verfgt, hat schon eine große und hufig unberwindbare Hrde bei der Sicherung und bei der Realisierung seiner Forderungen zu berspringen. Deshalb muss sich der Mietinteressent zunchst mit einem gltigen Personalausweis oder Reisepass identifizieren. Die dort ausgewiesenen Daten mssen mglichst durch entsprechende Ausweiskopien fr die Mieterakte sofort gesichert werden. Andere Dokumente, wie etwa Fhrerscheine, Studentenausweise u. a. drfen nicht akzeptiert werden. Ihnen kann kein entsprechender amtlicher Erklrungswert ber die Person des Mietinteressenten beigemessen werden.

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Diese „Ausweispflicht“ gilt fr smtliche einziehenden erwachsenen Personen. Im brigen sollten die Dokumente auf Gltigkeit geprft werden. Bei auslndischen Mitbrgern muss ebenfalls die Aufenthaltserlaubnis vorgelegt werden.

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Bei Gewerbemietverhltnissen ist entsprechend zu verfahren. Dies gilt zunchst fr Einzelkaufleute genauso wie fr persnlich haftende Gesellschafter von Firmen, wie z. B. den Geschftsfhrer einer GmbH.

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Bei Vermietungen an Firmen sollte zustzlich ein entsprechender Handelsregisterauszug verlangt werden. Bei Vermietungen an eingetragene Vereine ist ein entsprechender Vereinsregisterauszug notwendig. Aus diesen Auszgen kann entnommen werden, ob die Angaben zu der Firma oder zum Verein korrekt sind und vor allem, wer persnlich haftender Gesellschafter oder Vereinsvorstand ist. Neben dem Vereinsvorstand kann auch der Geschftsfhrer eines Vereins handlungsberechtigt sein, wenn dies entsprechend § 30 BGB in der Satzung ausgewiesen ist. Vor allem kann aus diesen Angaben geschlossen werden, ob der unmittelbare Gesprchspartner handlungsbefugt fr die Firma oder den Verein ist.

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d) Mieterselbstauskunft Wohnungen und Gewerberume sind bedeutende Vermgensgter, die gleichzeitig stndig Geld kosten. Zu denken ist nur an Annuitten, ffentliche Abgaben sowie an Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten. Folg13 Zu den Einzelheiten vgl. Teil 1, Rz. 127 ff., 133 ff.

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10 B. Sicherung von Mietforderungen

lich hat der Vermieter ein Interesse daran, dass die laufenden Kosten gedeckt, der Vermgenswert pfleglich behandelt und erhalten und ein Ertrag hieraus erwirtschaftet wird. Dies aber funktioniert nur, wenn er seinen Mietraum an einen Mieter vermietet, dessen Bonitt und soziale Struktur gesund sind. In Rechsprechung und Literatur ist heute grundstzlich das Interesse des Vermieters anerkannt, durch eine mndlich oder schriftlich abgegebene Selbstauskunft des Mieters Einzelheiten ber seine Person zu erfahren, soweit sie fr den Abschluss des Mietvertrags aus objektiver Sicht von ausschlaggebender Bedeutung sind. 42

Gleichzeitig ist auch der Schutz der Persnlichkeit des Mieters zu beachten. Insbesondere dienen hierzu sein Persnlichkeitsrecht sowie sein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Auch der Mieter hat also ein berechtigtes Interesse daran, nicht mehr zu persnlichen und privaten Angelegenheiten bekannt zu geben, als er unbedingt muss. Damit hier kein Missverstndnis entsteht:

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Der Mieter ist nicht verpflichtet, eine Selbstauskunft in mndlicher oder schriftlicher Form abzugeben. Dem Vermieter bleibt es dann aber natrlich unbenommen, aus der unterlassenen Abgabe seine Schlsse zu ziehen und den Kreis der Mietbewerber neu zu definieren.

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Literatur und Rechtsprechung unterscheiden bei der mndlichen und schriftlichen Mieterselbstauskunft zwischen zulssigen und zwischen unzulssigen Fragen. Die Unterscheidung hat folgende Bedeutung: Zulssige Fragen muss der Mieter wahrheitsgemß beantworten. Tut er dies nicht und war seine falsche Antwort fr den Abschluss des Mietvertrags urschlich, so kann der Vermieter vor Einzug des Mieters den Mietvertrag wegen arglistiger Tuschung anfechten.14 Daraus folgt, dass der Mietvertrag nichtig ist. Der Vermieter kann den Mietinteressenten am Einzug hindern.

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In folgenden Fllen hat die Rechtsprechung eine Anfechtung des Mietvertrags vor Einzug des Mieters fr begrndet gehalten: Befragt der Vermieter den Mietinteressenten nach seiner Solvenz, so rechtfertigt eine Falschauskunft die Anfechtung des Mietvertrags.15 Erklrt eine Mietinteressentin auf ausdrckliche Frage des Vermieters wahrheitswidrig, Designerin zu sein und gut zu verdienen, so kann der Vermieter den Mietvertrag anfechten.16 Der Vermieter kann den Mietvertrag wirksam wegen arglistiger Tuschung und wegen Irrtums anfechten, wenn der Mietinteressent in der Selbstauskunft wissentlich falsche Angaben zu seinem Arbeitsverhltnis und zu seinem Einkommen macht.17 Ebenso kann der Vermieter den Mietvertrag wegen arg14 AG Hamburg, Urt. v. 6. 5. 2003 – 48 C 636/02, ZMR 2003, 744. 15 AG Miesbach, Urt. v. 5. 8. 1986 – 3 C 919/86, WuM 1987, 379; LG Wuppertal, Urt. v. 17. 11. 1998 – 16 S 149/98, WuM 1999, 39. 16 AG Saarlouis, Urt. v. 17. 9. 1999 – 29 C 739/99, NZM 2000, 459. 17 AG Bonn, Urt. v. 23. 7. 1991 – 6 C 271/91, WuM 1992, 597, AG Hamburg, Urt. v. 6. 5. 2003 – 48 C 636/02, ZMR 2003, 744.

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11 I. Vertragsanbahnungsphase

listiger Tuschung anfechten, wenn der Mieter verschweigt, dass ihn die Miete bei einem sehr geringen Einkommen finanziell geradezu unertrglich belastet.18 Ist in diesen Fllen arglistiger Tuschung die Wohnung aber vom Mieter schon bezogen worden, so ist umstritten, ob der Vermieter anfechten, ordentlich kndigen oder fristlos kndigen darf.19

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Æ Hinweis: P

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Fr den Vermieter hat die Anfechtung des Mietvertrags wegen arglistiger Tuschung gegenber einer fristlosen Kndigung wegen Zahlungsverzugs den Vorteil, dass keine Schonfristen eingehalten werden mssen und der Vermieter daher schneller zu einem Rumungstitel kommt, der ihm die Rumung und die Weitervermietung der Wohnung ermglicht.20 Schon in dieser kurzen Zusammenstellung von Gerichtsentscheidungen zeigt sich: Fragen nach dem Nettoeinkommen, dem Arbeitsverhltnis einschließlich des Arbeitgebers sowie insgesamt nach der Zahlungsfhigkeit des Mietinteressenten knnen zulssig gestellt werden.21 Der Mieter sollte im Zusammenhang mit der Frage nach seinem Nettoeinkommen und seinem Arbeitgeber aufgefordert werden, eine aktuelle Gehaltsabrechnung vorzulegen. Zweckmßigerweise sollte die Abrechnung im Original vorgelegt werden, so dass verglichen werden kann, ob die Kopie dieser Abrechnung fr die eigenen Unterlagen mit dem Original bereinstimmt. So erhlt man nicht nur einen aktuellen Beleg ber die Antwort des Mietinteressenten zu seinem Nettoeinkommen, sondern gewinnt auch einen Ausweis der Legitimation fr eventuelle Folgefragen beim Arbeitgeber des Mietinteressenten, wenn er sich damit vorher einverstanden erklrt hat.

18 AG Frankfurt/Main, Urt. v. 27. 8. 1987 – 33 C 627/87, NJW-RR 1988, 784. 19 Brstinghaus, MietPrax Fach 1 Rz. 62/2; fr Anfechtung: AG Saarlouis, Urt. v. 17. 9. 1999 – 29 C 739/99, NZM 2000, 459; AG Miesbach, Urt. v. 5. 8. 1986 – 3 C 919/86, WuM 1987, 379; AG Hagen, WuM 1984, 296; KG, MDR 1999, 923; LG Wuppertal, Urt. v. 17. 11. 1998 – 16 S 149/98, WuM 1999, 39; AG Hamburg, Urt. v. 6. 5. 2003 – 48 C 636/02, ZMR 2003, 744, hier aber mit einer zeitlichen Grenze von 5 Jahren; fr fristlose Kndigung: LG Hamburg, WuM 2001, 281; LG Wiesbaden, Urt. v. 29. 4. 2004 – 2 S 112/03, WuM 2004, 399. 20 Zur Kndigung wegen Zahlungsverzugs und zur Schonfrist vgl. Teil 1, Rz. 218 ff. 21 LG Kln, Urt. v. 1. 12. 1983, WuM 1984, 297 (wie hoch ist Ihr Einkommen?); AG Miesbach, Urt. v. 5. 8. 1986, WuM 1987, 379 (sind sie in der Lage, die Miete aufzubringen?); AG Kaiserslautern, Urt. v. 29. 1. 1987, WuM 1987, 378 (sind Sie in der Schuldnerkartei eingetragen?); AG Hagen, Urt. v. 5. 7. 1984, WuM 1984, 286 (mussten Sie bereits eine eidesstattliche Versicherung abgeben?); ebenso: LG Wiesbaden, Urt. v. 29. 4. 2004 – 2 S 112/03, WuM 2004, 399; LG Essen, Urt. v. 29. 8. 1984, WuM 1984, 299 und AG Bonn, Urt. v. 23. 7. 1991, WuM 1992, 597 (haben Sie einen festen Arbeitsplatz?); AG Hamburg, Urt. v. 6. 5. 2003 – 48 C 636/02, ZMR 2003, 744 (Frage nach den Einkommens- und Vermgensverhltnissen).

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12 B. Sicherung von Mietforderungen

Vorteilhafter als die Frage nach der Einkommenshhe ist die Frage nach den Einkommensverhltnissen. Denn die Einkommenshhe ist nur eine Momentaufnahme. ber die Zahlungsmoral oder ber den Lebensstil des Mieters sagt sie nichts. Zudem geht dessen Konsumverhalten den Vermieter nichts an.22 Aus der Schilderung der Einkommensverhltnisse, also der gesamten Einkommenssituation, kann der Vermieter aber weitergehende Rckschlsse ziehen und bei unrichtigen Angaben gegebenenfalls den Mietvertrag anfechten.23 49

Bedenklich ist allerdings die Frage nach Teilzahlungskrediten des Mietinteressenten. Die Antwort gibt weder Aufschluss ber die Zahlungsmoral noch ber die Zahlungsfhigkeit. Das Konsumverhalten des Mietinteressenten ist aber fr den Abschluss eines Mietvertrages nicht bedeutsam und geht daher den Vermieter nichts an.

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Differenzierter sind Fragen zu persnlichen Angaben zu bewerten. Nach Name und Geburtsdatum sollte gefragt werden. Denn das Geburtsdatum ist wichtig, um zu prfen, ob der Mietinteressent noch minderjhrig ist. Im brigen spielt das Geburtsdatum fr die Prfung der Bonitt eine wichtige Rolle. Auch sind Fragen nach dem Familienstand zulssig.24 Unzulssig sind dagegen Fragen nach einer Entmndigung, einer Geistesschwche, einer sonstigen Behinderung oder der Anordnung einer Betreuung.25 Unzulssig sind ebenfalls Fragen nach bestehenden Schwangerschaften, nach Familienplanung sowie nach der Auslndereigenschaft von Ehepartnern oder sonstigen Personen, die mit in die Wohnung einziehen sollen.26 Auch Fragen nach laufenden oder abgeschlossenen Strafverfahren oder Ermittlungsverfahren27, nach Konfession und Staatsangehrigkeit sowie nach Mitgliedschaft in Parteien oder Verbandszugehrigkeiten wie dem Mieterverein28 oder nach einem frheren Mietverhltnis und dem Grund seiner Beendigung29 drfen vom Mieter auch falsch beantwortet werden, da sie unzulssig sind.

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Gleichwohl knnen derartige unzulssige Fragen vom Vermieter gestellt werden, da sie fr ihn ber die bereits eingangs erluterten Folgen hinaus sanktionslos bleiben. Wie gesagt hat die Unterscheidung zwischen einzelnen Fragen als zulssig oder unzulssig nur Bedeutung fr das Recht des Mietinteressenten zur Lge. 22 Horst, Praxis des Mietrechts, S. 10. 23 AG Saarlouis, Urt. v. 17. 9. 1999 – 29 C 739/99, NZM 2000, 459: Mieterin gab wahrheitswidrig an, als Designerin gut zu verdienen; LG Mannheim, ZMR 1990, 303 und AG Bonn, WuM 1992, 597: Mieter gab an, Bautechniker zu sein, war aber Sozialhilfeempfnger. 24 Sternel, Mietrecht, Teil I, Rz. 263, S. 122. 25 BVerfG, ZMR 1991, 366; zustimmend: Derleder, Die Anbahnung des Mietverhltnisses, NZM 1998, 550 (552) sowie dort, Fn. 19. 26 AG Nrnberg, Urt. v. 27. 3. 1981, WuM 1984, 295. 27 AG Rendsburg, WuM 1990, 507; AG Hamburg, WuM 1992, 598. 28 Sternel, Mietrecht, Teil I, Rz. 262, S. 122; AG Wiesbaden, WuM 1992, 593. 29 LG Braunschweig, WuM 1984, 297.

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13 I. Vertragsanbahnungsphase

Fr den Vermieter gilt: Antwortet der Mieter auf eine unzulssige Frage nicht, so bleibt es unbenommen, ihn von der Bewerberliste herunterzunehmen. Antwortet er, so kann die Antwort auf Stimmigkeit geprft werden. Wieweit mit einzelnen Fragen gegangen wird, ist eine Frage des persnlichen Geschmacks und auch der Marktlage. Wird berzogen, wird auch der geduldigste und der gutmtigste Mietinteressent keinen Zweifel daran lassen, dass fr ihn ein weiteres Verhandeln nicht mehr in Betracht kommt. Kann deshalb das Mietobjekt lngere Zeit nicht vermietet werden, so ist dies der beste Beleg dafr, dass man sich mit den eigenen Fragen zurcknehmen sollte.

52

Gefragt werden sollte aber in jedem Fall danach, ob in den letzten fnf Jahren Pfndungen ausgebracht wurden, ein Antrag auf Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung gegen den Mietinteressenten oder ein Konkursantrag ber sein Vermgen gestellt worden sind. So erhlt man weitere Erkenntnisse ber die Bonitt des Interessenten. Schließlich sollte man sich danach erkundigen, ob der Mieter bereit und in der Lage ist, eine Mietkaution in Form einer Bankbrgschaft zu erbringen. Diese Bankbrgschaft wird der Mietinteressent nur erhalten, wenn er mit der brgenden Bank bereits seit einiger Zeit Geschftskontakte hat und es im Verhltnis zur Bank bisher keine Probleme gegeben hat. Auch so knnen Einkommens- und Vermgensverhltnisse gecheckt werden.

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Gefragt werden sollte auch danach, ob gegen den Mietinteressenten ein Verbraucherinsolvenzverfahren luft. Ist dies der Fall, sollte dieser Interessent gestrichen werden. Denn in der so genannten Wohlverhaltensphase hat er weder eigenes Vermgen noch pfndbares Einkommen. Gert ein solcher Mieter in Zahlungsschwierigkeiten, ist er unpfndbar!

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Unabhngig von der konkreten Frage und der eigenen Aufforderung zur Mieterselbstauskunft ist ein Mietinteressent von sich aus ber folgen Punkte auskunftspflichtig:

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– Er ist bei Vertragsabschluss berhaupt zahlungsunfhig30. – Die Miete fr die in Aussicht genommene Wohnung betrgt 75 % des Nettoeinkommens.31 – Eine eidesstattliche Versicherung wurde bereits abgegeben.32

Æ Hinweis: P 1. Der Mietinteressent sollte innerhalb der Mieterselbstauskunft zustzlich aufgefordert werden, eine Eigenauskunft der Schufa sowie einer Bank beizubringen. 30 AG Stuttgart-Bad Canstatt, Urt. v. 8. 8. 1986, WuM 1986, 331. 31 AG Frankfurt/M., Urt. v. 27. 8. 1987, WuM 1989, 620. 32 AG Hagen, Urt. v. 5. 7. 1984, WuM 1984, 296.

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Denn der BGH erlaubt die Einholung bankblicher Bonittsausknfte, sofern dem Kunden – also dem Mietinteressenten – klargemacht wird, welche Daten abgefragt werden.33 Globalanfragen sind hingegen unzulssig. Sollte der Vermieter Daten des Mieters bermittelt erhalten, empfiehlt es sich, dem Mieter in der Selbstauskunft zu versichern, diese alsbald zu vernichten und unwiederbringlich zu lschen. So wird dem Interesse des Mietinteressenten am sensiblen Umgang mit seinen Daten entsprochen und die Motivation erhht, das Einverstndnis abzugeben.

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2. Es besteht keine Pflicht eines Maklers zur nachtrglichen Bonittsprfung eines Mietinteressenten, wenn der Vermieter ohne Einholung einer Selbstauskunft den Mietvertrag bereits am Tag nach der ersten Besichtigung abschließt.34

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Abschließend empfiehlt sich folgende Checkliste zur Mieterselbstauskunft: e Der Mietinteressent sollte die schriftliche Mieterselbstauskunft am besten ausfllen, bevor die Wohnung besichtigt wird. Falls dies nicht mglich ist, sollte der Fragebogen direkt im Anschluss an die Besichtigung ausgehndigt werden. Ausdrcklich sollte darum gebeten werden, den Fragebogen vollstndig auszufllen. e Der Vermieter sollte unbedingt auf einer Schufa-Auskunft des Mietinteressenten oder auf einer Bankauskunft des Mietinteressenten als Eigenauskunft ergnzend zur Mieterselbstauskunft bestehen. e Dem Mietinteressenten darf keine Mietzusage gemacht werden, bevor die Mieterselbstauskunft zurckgereicht und geprft worden ist. e Dabei ist darauf zu achten, dass die Mieterselbstauskunft von allen Mietinteressenten ausgefllt und unterzeichnet ist. e Zu kontrollieren ist, ob das Formular vollstndig ausgefllt wurde. Fehlende Angaben sollten nacherbeten werden. e Eigene Angaben auf dem Formular sollten unbedingt vermieden werden, um den Beweiswert als Erklrung des Mieters nicht zu schmlern. e Alle gemachten Angaben sollten berprft und auf Stimmigkeit hin durchgesehen werden. e Der Mietinteressent sollte einen aktuellen Verdienstnachweis beifgen. e Angaben zu laufenden Zahlungsverpflichtungen sollten mit dem angegebenen Nettoeinkommen verglichen werden. e Angaben zur eidesstattlichen Versicherung sollten unbedingt berprft werden. Notfalls ist eine Kreditauskunft einzuholen. 33 BGH, Urt. v. 23. 1. 2003 – III ZR 4/02, NZM 2003, 367. 34 OLG Celle, Urt. v. 22. 8. 2002 – 11 U 254/01, Anwaltsreport Mietrecht, Ausgabe 1/ 2003.

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15 I. Vertragsanbahnungsphase

e Mit allen einziehenden Personen, also auch mit Kindern, sollte ein persnliches Gesprch gefhrt werden. e Weigert sich der Mietinteressent, die Selbstauskunft auszufllen bzw. einige der Fragen zu beantworten, sollte von einer Vermietung Abstand genommen werden. e) Bankauskunft ber den Mieter Bei gewerblichen Mietern kann eine Bankauskunft auf der Grundlage der „Grundstze fr die Durchfhrung des Bankauskunftsverfahrens zwischen Kreditinstituten“35 hilfreich sein. Sie ist auch ohne spezielles Einverstndnis des gewerblichen Mietinteressenten zu erhalten, wenn der Mieter eine juristische Person oder im Handelsregister eingetragen ist und nicht ausdrcklich widerspricht. Die Bankauskunft ist zu beantragen. Dies funktioniert folgendermaßen:

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Name, Firma und Adresse des Gewerbemietinteressenten sind gemeinsam mit dessen Bankverbindung unter Angabe des Zwecks der Anfrage einem Geldinstitut/einer Bank einzureichen. Bei der angegebenen Bankverbindung muss es sich nicht notwendig um die Bankverbindung beim angefragten Geldinstitut handeln. Auf der oben erwhnten Grundlage besorgt und berreicht das Geldinstitut die erfragten Ausknfte insbesondere zu Name, Rechtsform, Grndung und Eintragung der Firma im Handelsregister, zur Anzahl der Mitarbeiter, Jahresumsatz, Immobilieneigentum, Aktiva, Passiva, Bankverbindungen, Zahlungsweisen, zu bisherigen Kreditantrgen und Tilgungsverlufen und zur Einschtzung der Geschftsverbindung als Grundfrage der Kreditwrdigkeit. Rechtsgrundlage hierfr ist mangels ausdrcklichen vorherigen Widerspruchs des Betroffenen § 28 Abs. 1, 2 und 4 BDSG.

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Anders ist dies bei Privatpersonen. Hier werden derartige Ausknfte nicht gegeben, es sei denn die betroffene Privatperson hat vorher der Bank hierzu ausdrcklich die Ermchtigung erteilt. Diese Schwche im Falle privater Wohnraumvermietungen lsst sich dadurch umgehen, dass der Mietinteressent eine Eigenauskunft seiner Bank beibringt und der Mieterselbstauskunft beifgt.

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In gewerblichen wie in privaten Fllen ist darauf hinzuweisen, dass die Bank auch zur Vermeidung eigener Haftung fr Negativausknfte in der Gesamtbeurteilung der Geschftsentwicklung und der Zahlungsfhigkeit zurckhaltend und bisweilen verklausuliert formuliert. Dabei kann folgende Zusammenstellung als Orientierung dienen:

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35 Nr. 10/7 AGB-Banken, dazu nher: Feuerborn, Sparkasse, Heft 8/1987, S. 347 ff.

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16 B. Sicherung von Mietforderungen Nachteiliges ist ber den Angefragten Das Kreditinstitut pflegt nur eine lose nicht bekannt. Bankverbindung zum Angefragten und mchte keine weiteren Ausknfte erteilen. Eingegangene Verpflichtungen wurden Das Kreditinstitut ußert sich vorsichtig bisher pnktlich erfllt. und hat insgesamt einen positiven Eindruck. Es werden berziehungen beansprucht.

Das Kreditinstitut gibt den Hinweis, dass der Kunde Liquidittsprobleme hat.

Die Kontoverbindung lsst keine boni- Es handelt sich nur um ein Nebenkonto. ttsmßige Beurteilung des Kunden zu. Das Kreditinstitut will oder kann sich nicht ber den Kunden ußern. Weitere Ausknfte mssen bei der Hauptbankverbindung eingeholt werden. Es besteht seit Jahren eine angenehme Das Kreditinstitut arbeitet seit Jahren mit Kontoverbindung. dem Kunden gut zusammen. Es erteilt eine gute Auskunft. Unseres Wissens sind wir einzige Kon- Das Kreditinstitut bringt dem Kunden Vertoverbindung. Wir stellen Kredit auf ge- trauen entgegen, hat sich jedoch die Kredeckter Basis zur Verfgung. dite absichern lassen.

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Hufig werden regelrechte „Benotungen“ oft ebenfalls verklausuliert vorgenommen. Folgende Beispiele dienen zur Orientierung: Der Kunde ist unbedenklich gut fr . . . Euro.

Sehr gut

Der Kunde geht keine Verpflichtung ein, die seine Ver- Gut hltnisse bersteigen. Der Kunde drfte keine Verpflichtungen eingehen, die Befriedigend seine Verhltnisse bersteigen. Das Kreditengagement liegt im Rahmen des Ge- Ausreichend schfts. Das Kreditengagement drfte noch im Rahmen des Mangelhaft Geschfts liegen Jegliche Kreditvergabe ist Vertrauenssache

Ungengend

f) Schufa-Ausknfte 65

Sowohl im gewerblichen als auch im privaten Vermietungsbereich ist es im Gegensatz zur Bankauskunft heute nicht mehr mglich, als Vermieter die Schufa direkt anzurufen.36 Der Bundesgerichtshof hatte im Jahre 1984 der bis 36 Siehe aber den Hamburger Pilottest der Schufa-Niederlassung Hamburg nach Abstimmung mit der Hamburgischen Datenschutzaufsichtsbehrde und dem Dsseldorfer Kreis (lnderbergreifendes Abstimmungsgremium der Datenschutzaufsichtsbehrden), dazu: Schoeler, Hamburger Grundeigentum 1999, S. 174 f.

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17 I. Vertragsanbahnungsphase

dahin blichen direkten Anfrage von privaten Interessenten an die Schufa einen Riegel vorgeschoben.37 Er hat hervorgehoben, dass nur die direkten Vertragspartner der Schufa (Schutzgemeinschaft fr allgemeine Kreditsicherung als Gemeinschaftseinrichtung von Wirtschaftsunternehmen, die ihren Kunden Geld- oder Warenkredite einrumen) Auskunftsmglichkeiten eingerumt bekommen. Dies sind vor allem Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, Kreditkarten- und Leasinggesellschaften, Einzelhandels-, Versandhandels- und Telekommunikationsunternehmen. Fr den hier interessierenden Bereich kann mit dem Hinweis auf das Recht zur Eigenauskunft eines jeden Betroffenen geholfen werden. Der Mietinteressent hat also gegenber der Schufa Anspruch darauf, mndliche oder schriftliche Eigenausknfte zu erhalten. Mndliche Eigenausknfte sind kostenlos, schriftliche Eigenausknfte werden gegen einen Unkostenbeitrag in Hhe von 8 Euro inklusive Mehrwertsteuer sofort erteilt.38 Zur Anforderung der Eigenauskunft existieren eigene Formulare der Schufa, die Teil eines kleinen allgemeinen Informationsbriefes der Schufa sind. Dieses Faltblatt kann bei der Bundes-Schufa39 oder bei einer Schufa-Landesgeschftsstelle zur eigenen weiteren Information sowie auch zur Information des Mietinteressenten ber diese Auskunftsmglichkeit bezogen werden. Dem Faltblatt hngt ein vorbereitetes Formular zur Schufa-Eigenauskunft an. Deshalb sollte das vorab beschaffte Flugblatt dem Mietinteressenten gemeinsam mit der schriftlich auszufllenden Selbstauskunft bergeben werden. Es sollte gebeten werden, die Selbstauskunft zusammen mit der eingeholten Eigenschufa-Auskunft zurckzureichen. Zur Bearbeitung der Eigenauskunft bentigt die Schufa in der Regel etwa eine Woche. Dabei enthlt die Auskunft folgende Informationen: – Angaben zur Person – Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, Anschrift, frhere Anschriften – Informationen ber die Aufnahme und vertragsgemße Abwicklung eines Geschfts, z. B. Kredit- oder Leasingvertrag mit Betrag und Laufzeit sowie gegebenenfalls die vorzeitige Erledigung, Erffnung eines Girokontos, Abgabe einer Kreditkarte, Einrichtung eines Telekommunikationskontos – Daten ber die nicht vertragsgemße Abwicklung von Geschften. z. B. die Kndigung wegen Verzugs oder Vollstreckungsmaßnahmen, Einspruch/ Widerspruch gegen einen Mahn- bzw. Vollstreckungsbescheid und dessen Erledigung. 37 BGH, Urt. v. 6. 11. 1984 – K ZR 20/83, NJW 1986, 49 f. 38 Zur Gebhrenhhe vgl. LG Berlin, Urt. v. 14. 1. 1999 – 14 – O 417/97, wonach der Einzahler der Gebhr (damals 15 DM) aus datenschutzrechtlichen Grnden bei Selbstausknften 12 DM zurckverlangen kann. 39 Bundes-Schufa, Kronprinzenstr. 28, 65185 Wiesbaden, Tel.: 06 81/5 60 01, Fax: 06 81/5 64 01, Internet: www.schufa.de.

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18 B. Sicherung von Mietforderungen

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Einige Merkmale knnen auch nach Ausgleich des Schuldbetrags nicht durch einen Erledigungsvermerk ergnzt werden, z. B. die Einziehung einer Kreditkarte oder die Kndigung eines Girokontos wegen missbruchlicher Nutzung.

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Darber hinaus erfasst und speichert die Schufa Daten aus ffentlichen Verzeichnissen und amtlichen Bekanntmachungen, so z. B. den Haftbefehl zur Erzwingung der eidesstattlichen Versicherung, eidesstattliche Versicherung, Erffnung eines Verbraucher-/Insolvenzverfahrens bzw. Konkursverfahrens, Abweisung und Einstellung eines Verbraucher-/Insolvenzverfahrens bzw. Konkursverfahrens mangels Masse.

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Nicht erfasst sind Daten zum Einkommen oder zum Vermgen, Daten zum Arbeitgeber und Informationen ber den Familienstand. Zu beachten ist, dass die Schufa Informationen ber Privatpersonen nur in der Regel fr eine Zeit von drei Jahren speichert und danach lscht. Die Schufa-Auskunft kann als Zertifikat ber die Kreditwrdigkeit privater Kunden gelten. Sind also bei der Schufa keine negativen Eintrge ber den Mietinteressenten vermerkt, so drfte er in aller Regel zuverlssig und zahlungsfhig sein. Andererseits ist Vorsicht angebracht, wenn in den erwhnten Punkten Eintrge offenbar werden, noch dazu, wenn dies in mehreren Sparten zu verzeichnen ist. Weitere Informationen und Ausknfte zur Schufa und deren Arbeitsweise sind ber das Internet – www.schufa.de – zu beziehen.

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Fr die gewerbliche Wohnungswirtschaft existiert ein Rahmenabkommen mit der Schufa. Vereinzelt sind Haus-, Wohnungs- und Grundeigentmervereine dieser Rahmenvereinbarung ebenfalls beigetreten. Danach knnen die Haus- und Grundeigentmervereine als Processing-Unternehmen Ausknfte und Meldungen an die Schufa leiten und fr ihre Mitglieder – den einzelnen Vermieter – von der Schufa bekommen. Der Vermieter sollte sich bei dem fr ihn rtlich zustndigen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentmerverein erkundigen, ob er an diesem Rahmenabkommen beteiligt ist. Die Adresse ist ber Haus & Grund Deutschland – Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentmer e. V.40 zu erfahren.

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Zusammengefasst: Wer bei der Schufa keine negativen Eintrge stehen hat, drfte in aller Regel als zuverlssig und zahlungsfhig gelten. Hellhrig sollten vor allen die folgenden Merkmale in der Schufa-Auskunft machen: – Gekndigtes Girokonto wegen missbruchlicher Nutzung – Abgelehnter beantragter Konsumentenkredit – Vertragskndigung wegen verspteter Ratenzahlung fr einen Kredit – Unwidersprochener gerichtlicher Mahnbescheid 40 Mohrenstr. 33, 10117 Berlin, Postfach 08 01 64, 10001 Berlin, Tel.: 0 30/2 02 16-0, Fax 0 30/2 02 16-5 55, E-Mail: [email protected].

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19 I. Vertragsanbahnungsphase

– Zwangsvollstreckung – Eidesstattliche Versicherung (Offenbarungseid) – Scheckkartenmissbrauch oder Scheckbetrug – Scheckrckgabe mangels Deckung – Fruchtlose Pfndung g) Einsichtnahme ins Schuldnerverzeichnis Liegt bereits eine Schufa-Auskunft ber den Mietinteressenten vor, so kann man sich den Gang zum Amtsgericht und die dortige Einsicht in das gefhrte Schuldnerverzeichnis sparen. Denn die Schufa verwertet die Eintrge des Schuldnerverzeichnisses und macht sie damit zum Gegenstand der ihnen vorliegenden Eigenauskunft.

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Das Schuldnerverzeichnis beinhaltet nach § 915 ZPO diejenigen Personen, die eine eidesstattliche Versicherung (frher Offenbarungseid) nach § 807 ZPO abgegeben haben oder gegen die nach § 901 ZPO die Haft angeordnet wurde. Es geht also um Flle von Zahlungsunfhigkeiten oder Zahlungsunwilligkeiten.

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Fr die Einsichtnahme ins Schuldnerverzeichnis muss ein anerkannter Grund vorliegen. So muss glaubhaft gemacht werden, dass der Antragsteller durch den Auskunftsantrag „wirtschaftliche Nachteile von sich abwenden“ mchte. Dies kann man aber im Falle der Bonittsprfung eines Mietinteressenten ohne weiteres darlegen.

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Die Einsichtnahme ins Schuldnerverzeichnis muss schriftlich beantragt werden und ist kostenlos. Folgende Formulierung bietet sich an:

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Bitte informieren Sie mich darber, ob Herr/Frau (Name) ins Schuldnerverzeichnis eingetragen ist. Ich bentige die Auskunft, weil Herr/Frau (Name) eine Wohnung von mir mieten mchte. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass jedes Amtsgericht sein eigenes Schuldnerverzeichnis fhrt. Zentrale Meldestellen gibt es nur in wenigen Bundeslndern. Deshalb ist der Antrag auf Einsichtnahme ins Schuldnerverzeichnis zweckmßigerweise an das Amtsgericht zu richten, in dessen Geschftsbezirk der Mietinteressent in den letzten drei Jahren gewohnt hat.

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Fr Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg gelten Besonderheiten. Dort gibt es zentral gefhrte Schuldnerverzeichnisse. In Nordrhein-Westfalen kann jedes Amtsgericht ber das Amtsgericht Hagen, Heinitzstr. 42, 58097 Hagen, auf die zentrale Schuldnerkartei zugreifen. In Hamburg ist zustndig das Amtsgericht – Zentrales Schuldnerverzeichnis, Sievekingplatz 1, 20348 Hamburg. In Berlin ist das Gesuch an das Amtsgericht Sch-

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20 B. Sicherung von Mietforderungen

neberg – Zentrales Schuldnerverzeichnis, Grunewaldstr. 66–67, 10823 Berlin zu richten. 78

Allgemein ist aber als Schwachstelle des Schuldnerverzeichnisses hervorzuheben, dass nur Aussagen fr die letzten drei Jahre ableitbar sind. Aktuelle Zahlungsschwierigkeiten, die noch nicht zu Eintrgen ins Schuldnerverzeichnis gefhrt haben, sind dort nicht verzeichnet! h) Mieter-Solvenzcheck

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Viele Ortsvereine der Haus- und Grundeigentmerorganisation bieten in Zusammenarbeit mit deren Landesverbnden einen so genannten „MieterSolvenzcheck“ fr ihre Mitglieder an. Bonittsausknfte ber Mietinteressenten werden unter Beachtung datenschutzrechtlicher Gesichtspunkte von der Infoscore Consumer Data GmbH/Baden-Baden eingeholt. Dabei handelt es sich um ein Auskunftei-Unternehmen, das fr den Großversandhandel ttig ist und ber eine tglich aktuell gefhrte Datenbank von 7,3 Millionen Eintrgen verfgt. Die Bonittsauskunft wird fr brutto 23,20 Euro angeboten und ist binnen weniger Werktage (in der Regel vier Werktage) verfgbar. i) Einschaltung sonstiger Auskunfteien

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Zur Informationsbeschaffung knnen auch sonstige serise Wirtschaftsauskunfteien in Anspruch genommen werden. Insbesondere im gewerblichen Vermietungsbereich stehen Bonittsausknfte von Creditreform und Brgel oder Ausknfte von Dun & Bradstreet zur Verfgung. Die Ausknfte erhalten in der Regel aktuelle Angaben zu Handelsregistereintragungen, der Kapitalausstattung, den Vermgens- Haftungs- und Inhaberverhltnissen, dem Geschftsgegenstand, der Anzahl der Mitarbeiter, den Umstzen, der Bankverbindung und der Zahlungsweise.

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Die Informationen werden von den einzelnen Vereinen vor Ort aus ffentlichen Registern und anderen Informationsquellen, Rckmeldungen der Mitglieder und Befragungen der Unternehmen selbst zusammengestellt.41

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Selbstverstndlich knnen auch Recherchen ber Privatpersonen beauftragt werden. Dass diese Ausknfte in jedem Fall kostenpflichtig sind, ist selbstverstndlich. j) Internet

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Seit einiger Zeit ist eine bundesweite Kampagne eines gewerblichen privaten Anbieters im Internet zu beobachten, dort so genannte „Warndateien im Wohnungswesen“, auch „Negativ-Mieter-Datenbanken“ genannt, einzustel41 Nhere Informationen im Internet: www.alexis.de und unter www.soldan.de/ bonitaet2.html.

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21 I. Vertragsanbahnungsphase

len. Ihr Zweck besteht darin, schon im Vorfeld von Mietvertragsabschlssen fr die Mitglieder dieses Anbieters die Mglichkeit zu erffnen, durch Recherche Mietinteressenten herauszufiltern, die in der Vergangenheit sumig geworden sind. Mittlerweile drften datenschutzrechtliche Bedenken zum Procedere ausgerumt sein.42 Hinzuweisen ist auch auf die Verordnung zu ffentlichen Bekanntmachungen von Insolvenzverfahren im Internet.43 Ermchtigungsgrundlage ist § 9 Abs. 1 InsO. Danach sind ffentliche Bekanntmachungen von Insolvenzverfahren unter genauer Angabe des Schuldners, seiner Anschrift und gegebenenfalls seines Geschftszweiges im Internet abrufbar.

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k) Erkundigung beim Arbeitgeber des Mieters Ob der Arbeitgeber des Mietinteressenten nach dessen Bonitt, insbesondere der Lage seines Arbeitsverhltnisses im Hinblick auf eine zu erwartende oder schon ausgesprochene Kndigung, Gehaltsabtretung oder Lohnpfndung befragt wird, sollte gut berlegt werden. Sicher steht diese Mglichkeit zur Verfgung, noch dazu, wenn man bereits ber eine Fotokopie einer aktuellen Gehaltsabrechnung verfgt. Knnen diese Unterlagen nicht beigebracht werden, so bietet sich die Einsicht in den Arbeitsvertrag an. Hierbei ist es wichtig, auf die Vertragsdauer und auf vereinbarte Probezeiten zu achten. Auch hier sollten nach Mglichkeit Fotokopien gesichert werden.

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Zu bedenken ist aber auch, dass man im Zweifel beim Arbeitsgeber, insbesondere aber beim Mietinteressenten selbst als eventuellen zuknftigen Vertragspartner Befremden hervorruft, wenn derart „intensiv“ recherchiert wird. Die Kontaktaufnahme zum Arbeitgeber ist also nur zu empfehlen, wenn sich aus den vorher besprochenen Gesichtspunkten ernstliche Zweifel an der gegenwrtigen oder zuknftigen Bonitt des Mietinteressenten ergeben haben. Zu bedenken ist auch, dass aus datenschutzrechtlichen Grnden das schriftliche Einverstndnis des Mietinteressenten vorliegen sollte.

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Æ Hinweis: P

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Besttigt der Arbeitgeber die Gehaltsangaben des Mieters, so ist nichts darber gesagt, ob der Mieter nicht lngst schon gekndigt worden ist und dadurch in naher Zukunft eine ganz andere Einkommenssituation hinnehmen muss. 42 Bereits im Jahre 2001 hatte die Rechtsprechung Gelegenheit, sich zu derartigen Schuldnerspiegeln im Internet zu ußern. Derartige Datenbanken oder Internetportale wurden aus zivilrechtlichen, datenschutzrechtlichen und auch aus strafrechtlichen Grnden einmtig als unzulssig abgelehnt; vgl.: OLG Rostock, Urt. v. 21. 3. 2001 – 2 U 55/00, NJ 2001, 654 f. mit Anm. von Walter; BVerfG, Beschl. v. 9. 10. 2001 – 1 BVR 622/01, NJ 2002, 250 f. 43 Verordnung zu ffentlichen Bekanntmachungen im Insolvenzverfahren im Internet v. 12. 2. 2002, BGBl I 2002, S. 677.

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22 B. Sicherung von Mietforderungen

l) Erkundigung beim gegenwrtigen Vermieter oder beim Vorvermieter 88

Dasselbe gilt im Grunde auch fr etwaige Erkundigungen beim gegenwrtigen Vermieter. Hier sollte nur eingehakt werden, wenn Zweifel entweder an der Bonitt oder aber an der „passenden“ sozialen Struktur des Mietinteressenten bestehen, deshalb aber nicht schon der Kandidat als solcher verworfen werden soll. Die Literatur hat sich dieses Fragenkreises bereits angenommen und die Forderung nach einem Vermieter-Zeugnis ber die wirtschaftliche Bonitt und ber die soziale Struktur des Mieters erhoben.44 In der Sache drfte ein solches Zeugnis aber kaum weiterhelfen. Denn es ist zu bedenken, dass gegenwrtige Vermieter ihren Noch-Mieter auch wegloben knnen, wenn sich in dem aktuellen Mietverhltnis tatschlich Spannungen aufgebaut haben. Abgesehen von diesen tatschlich-praktischen Erwgungen wird in der Literatur auch vertreten, dass rechtlich eine solche Rckfrage aus Datenschutzgrnden nur dann zulssig sein soll, wenn der Mietbewerber ausdrcklich damit einverstanden ist.45 m) Besuch des Mietinteressenten in dessen Wohnung

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Falls man dies mit dem eigenen persnlichen Geschmack noch vereinbaren kann, bietet es sich an, den Mietinteressenten berraschend in dessen Wohnung zu besuchen, um etwa noch notwendig zu klrende Vorfragen zum Ausfllen des Mietvertrags vor dessen Unterzeichnung zu besprechen. Ob dies noch mit den Anstandsregeln des „Knigge“ zu vereinbaren ist, kann stark bezweifelt werden. Wie gesagt, es ist eine Frage des persnlichen Geschmacks.

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Wird man hereingebeten, so entsteht die Mglichkeit, sich ber den Wohnungsausstattungsstandard sowie ber die „Stuben- und Spindordnung“ des Mietinteressenten zu informieren. Die so gewonnenen Erkenntnisse knnen das Bild abrunden.

91 P Æ Hinweis: Der Mietvertrag darf niemals in der bisherigen Wohnung des Mietinteressenten geschlossen werden. Denn auf einen solchen Mietvertrag sind die Vorschriften ber den Widerruf von Haustrgeschften anwendbar, die dem Mietinteressenten gestatten, den Mietvertrag binnen der dort geregelten Fristen zu widerrufen.46

44 Brstinghaus, Das Zeugnis in Mietsachen – eine Alternative zu Auskunfteien und schwarzen Listen?, NZM aktuell Heft 1/2004, S. V. 45 So: Weichert, WuM 1993, S. 723 f.; ebenso: Strzer/Koch, Vermieterlexikon, unter dem Stichwort „Selbstauskunft“, S. 42. 46 OLG Braunschweig, RE v. 15. 9. 1999 – 1 RE-Miet 2/99, ZMR 2000, 16 ff. = NZM 1999, 996 ff. = WuM 1999, 631 ff.; LG Konstanz, Urt. v. 24. 9. 1999 – 1 S 109/99 M, WuM 1999, 633 ff.

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23 I. Vertragsanbahnungsphase

n) Vereinbarung mit dem Trger der Sozialhilfe zur direkten Zahlung der Miete Ergeben sich Anhaltspunkte dahin, dass der Mietinteressent Sozialhilfeempfnger ist oder als Berechtigter einen Anspruch auf Sozialhilfeleistungen hat, so ist zunchst mit dem Sozialamt zu klren, ob die Miete in der verlangten Hhe vom Sozialamt bernommen wird. Ist dies der Fall, so sollte weiter vereinbart werden, dass das Sozialamt die Miete direkt an den Vermieter zahlt. Vor allen Dingen braucht der Vermieter eine Miet- und Kostenbernahmeerklrung. Dabei ist darauf zu achten, dass sie unbedingt und ohne Vorbehalt abgegeben wird. Als goldene Regel gilt: Keinen Vertrag unterzeichnen, bevor er nicht dem Sozialamt vorgelegt wurde.

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Æ Hinweis: P

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Gerade bei der Vermietung an einen Sozialhilfeempfnger kommt es immer wieder vor, dass der allein Sozialhilfeberechtigte Wert darauf legt, auch als alleiniger Mieter aufzutreten und seinen Partner aus dem Vertrag herauszuhalten. Der Hintergrund ist klar: Erscheint im Mietvertrag, der dem Sozialamt vorgelegt wird, eine weitere und nicht hilfsbedrftige Person, so knnten die Sozialleistungen gekrzt werden. Der Vermieter sollte einem solchen Gestaltungsansinnen auf keinem Fall nachgeben. Er sollte also den Partner immer mit in den Vertrag als Mieter aufnehmen. Andernfalls wrde er einen weiteren Schuldner, der mglicherweise zahlungsfhig ist, verlieren. Deshalb gilt: Bei der Vermietung an mehrere Personen, von denen nur einer Sozialhilfe bezieht, mssen alle Personen als Mieter in den Vertrag aufgenommen werden. Ebenso mssen alle die aufgenommenen Personen den Vertrag unterschreiben.

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Besteht bei Wohnungsvermietungen Anlass zu der Annahme, der Mietinteressent beziehe Sozialhilfe oder sei aufgrund seiner Lebens- und Einkommensverhltnisse zum Sozialhilfebezug berechtigt, so sollte unbedingt darauf hingewirkt werden, dass der Mietinteressent mit dem Trger der Sozialhilfe eine Vereinbarung zur direkten Zahlung der Miete an den Vermieter abschließt und eine Zweitausfertigung dieser Vereinbarung berreicht. Ohne eine solche Vereinbarung gibt es keinen Anspruch gegen den Trger der Sozialhilfe auf direkte Auszahlung der Miete als Hilfe zum tglichen Lebensunterhalt direkt an den Vermieter. Auch wenn eine Vereinbarung geschlossen wird, so muss sie bestimmten Kriterien gengen, damit sich aus ihr eine eigene Berechtigung des Vermieters gegenber dem Trger der Sozialhilfe auf Auszahlung der Mietbetrge ableitet.47

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47 Vgl. dazu nher unter Teil 1, Rz. 167 ff.

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24 B. Sicherung von Mietforderungen

o) Anweisungserklrung versus Abtretung von Ansprchen auf ffentlich-rechtliche Sozialleistungen 96

Vor dem Abschluss des Mietvertrags sollte man sich vom Mietinteressenten eine Anweisung fr das Wohngeld und fr Unterkunftsbeihilfen als Formen der Sozialhilfe (§§ 1, 31 WoGG, §§ 12, 15 a BSHG) unterzeichnen lassen. Ab dem 1. 1. 2005 gilt § 29 SGB XII. Abs. 1 der Vorschrift regelt, dass generell Leistungen fr die Unterkunft in Hhe der tatschlichen Aufwendungen erbracht werden. Vor Abschluss eines Mietvertrages ber die neue Unterkunft haben Leistungsberechtigte den zustndigen Trger der Sozialhilfe ber die nach den Stzen 2 und 3 der Vorschrift maßgeblichen Umstnde in Kenntnis zu setzen.

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Derartige Erklrungen stellen klar, dass der Mietinteressent und Wohngeldberechtigte damit einverstanden ist, dass die monatlichen Mieten einschließlich der Nebenkosten direkt vom Sozialamt an den Vermieter gezahlt werden (vgl. z. B. § 28 Abs. 1 WoGG). Ab dem 1. 1. 2005 kommt es auch fr diese Frage auf § 29 Abs. 1 SGB XII an. Dort ist bestimmt, dass Leistungen fr die Unterkunft an den Vermieter oder andere Empfangsberechtigte gezahlt werden sollen, wenn die zweckentsprechende Verwendung durch den Leistungsberechtigten nicht sichergestellt ist; die Leistungsberechtigten sind hiervon schriftlich zu unterrichten.

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Das bedeutet, das nach wie vor sichergestellt ist, dass bei notleidenden Mietverhltnissen das Geld direkt von der Kommune bzw. dem Trger der Sozialhilfe an den Vermieter geht und dieser sich das Geld nicht erst von dem Mieter, holen muss.

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Soweit ffentlich rechtliche Ansprche des Mieters als Berechtigtem auf Leistung von Sozialhilfeleistungen nicht abtretbar und nicht pfndbar sind, muss mit einer Anweisungserklrung des Mieters an dem Trger der Sozialhilfe gearbeitet werden. Handelt es sich um begrenzt pfndbare Ansprche, die auch abtretbar sind, so sollte sich der Vermieter diese Ansprche abtreten lassen.48

p) Abbruch von Verhandlungen 100

Stellt man als Ergebnis der Recherchen fest, dass der Mietinteressent als Vertragspartner nicht in Betracht kommt, so wird man von weiteren Vertragsverhandlungen Abstand nehmen. Das dies in aller Regel ohne rechtliche Konsequenzen bleibt, ist im Grunde selbstverstndlich. Denn grundstzlich sind die Beteiligten bis zum Abschluss des angestrebten Mietvertrags wegen des Prinzips der Vertragsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG, § 311 Abs. 1 BGB) in ihrem Entscheidungsspielraum in keiner Weise eingeschrnkt. Selbst lnger andauernde Vertragsverhandlungen fhren nicht zur Einengung der Ent48 Zum Wortlaut einer solchen Erklrung vgl. unter Teil 1, Rz. 167 ff.

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25 I. Vertragsanbahnungsphase

schließungsfreiheit der Verhandlungspartner. Dies gilt selbst dann, wenn einer der Verhandlungspartner in Erwartung des Vertragsabschlusses bereits Aufwendungen gemacht hat, die sich im Falle des Scheiterns der Verhandlungen als nutzlos erweisen (§ 284 BGB). Eine Ersatzpflicht besteht aufgrund der Verpflichtung zur Rcksichtnahme auf die Belange des Partners allerdings dann, wenn eine der Parteien die Verhandlungen ohne triftigen Grund abbricht, nach dem sie in zurechenbarer Weise beim anderen Teil Vertrauen auf das Zustandekommen des Vertrages geweckt hat, wenn er also nach seinen Vorstellungen mit Sicherheit vom Abschluss des Vertrages ausgehen konnte.49

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Æ Hinweis: P

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Wenn der Vermieter also nachweislich durch sein vorausgegangenes Verhalten im Mietinteressenten bewusst oder leichtfertig das Vertrauen geweckt oder genhrt haben sollte, der Vertrag werde mit Sicherheit zustande kommen, und der Verhandlungspartner hat sich hierauf eingerichtet und auch einrichten drfen, dann ist nicht ausgeschlossen, dass der Vermieter fr einen dadurch entstehenden Schaden aufzukommen hat.50 Voraussetzung ist aber, dass der Vermieter schuldhaft gehandelt hat. Allerdings ist ein Anspruch auf den Schaden begrenzt, der durch die irrige Vorstellung entstanden ist, der Vertrag werde zustande kommen. Dazu zhlen Fahrt-, Umzugs- und Maklerkosten, nicht aber Kosten, die nach Abbruch der Vertragsverhandlungen entstanden sind wie etwa fr Verdienstausfall und Fahrkosten, die im Rahmen der nachtrglichen Suche anfallen.51

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Selbst dann, wenn ein Vermieter ußert, „von mir aus ist alles klar“ oder der Mieter knne von der berlassung der Wohnung ausgehen, ist bei einem spteren Abbruch der Vertragsverhandlung keine Vertrauenshaftung aus Verschulden bei Vertragsschluss (culpa in contrahendo) begrndet, wenn ein schriftlicher Mietvertrag abgeschlossen werden sollte und ber die angesprochenen regelungsbedrftigen Punkte noch keine abschließende Klrung erzielt worden ist.52

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q) Wenn man „reingefallen“ ist Erweist sich die eigene Einschtzung des Mietinteressenten dagegen nach Abschluss des Vertrages als falsch und ergeben sich Probleme, so sollte man 49 OLG Dsseldorf, Urt. v. 25. 4. 1991 – 10 U 154/90, DWW 1991, 240 zur Aufgabe der Verhandlungen wegen eines gnstigeren Angebots; OLG Celle, Urt. v. 24. 11. 1999 – 2 U 16/99, ZMR 2000, 168; zum Ganzen: Sternel, Mietrecht, Teil I, Rz. 254 ff. 50 BGH, NJW 1961, 169. 51 Zutreffend: Derleder, NZM 1998, 550 (551 m. w N.). 52 Sternel, Mietrecht, Teil I, Rz. 254 m. w. N.

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26 B. Sicherung von Mietforderungen

folgende Aspekte durchdenken, um die Angelegenheit zu „reparieren“ oder um zumindest den Schaden zu mindern. aa) Anfechtung 106

Ist der Mieter noch nicht eingezogen und wurde der Vertrag aufgrund einer arglistigen Tuschung des Mieters abgeschlossen, so sollte der Mietvertrag sofort nach §§ 123, 142 BGB angefochten werden. Gleichzeitig sollte der Einzug verweigert werden. Dieser Weg funktioniert – wie dargelegt – nur dann, wenn der Mieter eine zulssig gestellte Frage im Rahmen der Mieterselbstauskunft arglistig falsch beantwortet hat. Ausdrcklich muss darauf hingewiesen werden, dass der Mieter aus dem geschlossenen Mietvertrag einen Anspruch auf berlassung der Mietsache hat, solange die Anfechtung nicht erfolgreich mit der Rechtsfolge einer Nichtigkeit des Vertrages erklrt wurde. Wird dem Mieter dann der Besitz vorenthalten, so macht sich der Vermieter schadensersatzpflichtig. Neben Fahrt-, Umzugs- und Maklerkosten knnen auch bei zustande gekommenem Mietvertrag Schadenspositionen wie Verdienstausfall und Fahrtkosten im Rahmen der nachtrglichen Suche in Betracht kommen. Anspruchsgrundlage ist wegen des schon zustande gekommenen Mietvertrags eine positive Vertragsverletzung aus §§ 280 Abs. 1, 281 Abs. 1 Satz 1, 282, 241 Abs. 2 BGB.53 bb) Rcktritt

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Seit langem ist sich die Rechtsprechung darber einig, dass ein Mietverhltnis bereits gekndigt werden kann, wenn die Mietsache noch nicht an den Mieter bergeben wurde.54 Damit stellt sich die Frage nach einem etwaigen Konkurrenzverhltnis zwischen Kndigung und Rcktritt vom Mietvertrag.

108 P Æ Hinweis: Die Mglichkeit eines Rcktritts ist fr den Vermieter vorteilhafter. Denn die Kndigung ist im Verhltnis zum Rcktritt vom Vertrag einschrnkenden Voraussetzungen unterworfen: – Die Kndigung ist an bestimmte, vom Gesetz anerkannte Kndigungsgrnde gebunden. Der Rcktritt kann – abgesehen von den gesetzlichen Rcktrittsgrnden – bei entsprechender Vereinbarung auch ohne Grund erfolgen. – Der Rcktritt vom Vertrag kann rckwirkend erklrt werden. Die Kndigung wirkt nur fr die Zukunft. 109

Zu unterscheiden sind ein gesetzliches und ein vertragliches Rcktrittsrecht. § 572 Abs. 1 BGB regelt fr den Bereich der Wohnraummiete das vertraglich vereinbarte Rcktrittsrecht. Vor der bergabe der Mietsache gilt es 53 Derleder, NZM 1998, 550 (551). 54 LG Krefeld, NZM 2003, 309.

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fr Mieter und Vermieter gleich. Nach berlassung kann sich nur noch der Mieter darauf berufen. Dies soll verhindern, dass die zu Gunsten des Wohnraummieters bestehenden Kndigungsschutzvorschriften durch die Vereinbarung eines Rcktritts zu Gunsten des Vermieters umgangen werden.55 Hat der Vermieter die Wohnung also berlassen, so kann er nicht mehr vom Vertrag zurcktreten. § 572 BGB gilt nicht fr die Geschftsraummiete.56

Æ Hinweis: P

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Daraus folgt, dass bei Geschftsraumvermietungen ein vertragliches Rcktrittsrecht auch noch fr den Fall nach der berlassung der Mietsache vereinbart werden kann. Ausgangstatbestand des gesetzlichen Rcktrittsrechts ist der Rcktritt wegen einer Pflichtverletzung nach Ablauf der gesetzlichen Nachfrist. Die Nachfrist muss bei allen Pflichtverletzungen gesetzt werden. § 323 Abs. 2 BGB fhrt die Ausnahmeflle hierzu auf. Nach Nr. 3 dieser Vorschrift ist der Rcktritt auch in allen sonstigen Fllen einer besonders schwerwiegenden Pflichtverletzung ohne vorher gesetzte Nachfrist zur Bewirkung der geschuldeten Leistung mglich. Das Rcktrittsrecht ist verschuldensunabhngig. Der Schuldner muss die Pflichtverletzung also nicht zu vertreten haben.

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Die arglistige Tuschung ber die eigene Bonitt ist eine schwerwiegende Vertragsverletzung des Mieters gegenber dem Vermieter. Gleichwohl verdrngt das Recht zur Kndigung nach berlassung der Mietsache das gesetzliche Rcktrittsrecht des Vermieters (§ 543 Abs. 1 BGB). Der Vermieter ist also auf das mietrechtliche Kndigungsrecht beschrnkt.

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Vor der berlassung der Mietsache gelten vereinbarte und gesetzliche Rcktrittsrechte neben einem Kndigungsrecht.57 In diesem Fall empfiehlt sich also aus Praktikabilittsgrnden der Rcktritt fr den Vermieter, da er erleichterten Voraussetzungen unterliegt. Insbesondere bedarf der Rcktritt mangels besonderer Vereinbarung keiner gesonderten Form und keiner Begrndung. Gleichwohl ist aus Beweisgrnden und aus Grnden der Rechtsklarheit Schriftform zu empfehlen.

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cc) Kndigung Sowohl vor berlassung der Mietsache als auch nach berlassung der Mietsache kann fristlos gekndigt werden, wenn dem Vermieter das Mietverhltnis nicht mehr zumutbar ist. Dies ist eine Frage des Einzelfalls. Hat der Mieter ber seine Bonitt arglistig getuscht, zahlt er aber dennoch pnktlich, so 55 Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht § 572 BGB Rz. 2. 56 Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht, § 572 BGB Rz. 1. 57 Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht, § 572 BGB Rz. 6.

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ist eine fristlose Kndigung wegen der vorvertraglichen arglistigen Tuschung nicht mehr mglich. Zahlt er nicht, kommt eine fristlose Kndigung wegen arglistiger Tuschung und auch wegen Zahlungsverzugs bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen in Betracht. Springt das Sozialamt ein, so ist auch dieser Weg verbaut. Verschleppt das Sozialamt die Zahlungen, so kommt es darauf an, ob dies dem Mieter zurechenbar ist.58 dd) Schadensersatz 115

Dem Vermieter ist smtlicher Schaden, der ihm aus der arglistigen Tuschung des Mieters erwachsen ist, zu ersetzen.

116 P Æ Hinweis: § 325 BGB lsst neben dem Rcktritt vom Vertrag auch Schadensersatzansprche zu. Das nach altem Recht bestehende Alternativverhltnis wurde mit der Schuldrechtsreform zum 1. Januar 2002 aufgehoben. Bei einem gegenseitigen Vertrag wird das Recht auf Schadensersatz durch den Rcktritt nicht ausgeschlossen. 117

Allerdings stellt sich gerade in Fllen mangelnder Bonitt die Frage des Zwangsvollstreckungsrisikos. Dies bedeutet: Selbst dann, wenn der Vermieter ein zusprechendes Urteil ber seinen Schadensersatzanspruch hat, muss er dieses Geld erst einmal von dem zahlungsunfhigen oder auch zahlungsunwilligen Mieter im Wege der Zwangsvollstreckung beitreiben. Dazu ist der Einsatz weiteren Geldes im Hinblick auf die diversen Zwangsvollstreckungsversuche ntig. ee) Schadloshaltung beim Sozialamt

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Bestehen keine tatschlichen und rechtlichen Chancen, den Mieter in absehbarer Zeit wieder aus der Wohnung herauszuklagen oder sind sie unsicher, so kann versucht werden, dass Sozialamt auf der Grundlage des Bundessozialhilfegesetzes zur bernahme der Zahlungsverpflichtungen des Mieters aus dem Mietverhltnis heranzuziehen, soweit zuvor im Stadium der Vertragsverhandlung keine Anweisungs- oder entsprechende Abtretungserklrungen abgegeben worden sind.

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Antragsberechtigt ist insoweit aber der Mieter als eventuell Anspruchsberechtigter zur Sozialhilfe. Der Vermieter kann das Sozialamt allerdings unter Hinweis auf die ansonsten drohende und durchzufhrende fristlose Kndigung des Mietverhltnisses dazu bewegen, die ausstehenden Mietschulden zu bernehmen. Allerdings muss das Sozialamt auf ein Betreiben des Vermieters hin nicht reagieren, soweit diesbezglich Erklrungen des sozialhilfeberechtigten Mieters nicht eingereicht werden knnen. Erklrt die Sozialbehrde dennoch die bernahme der Mietschulden, so erwchst dem 58 Dazu Wilms, GE 1999, 26 f.

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29 I. Vertragsanbahnungsphase

Vermieter hieraus kein eigener Anspruch gegenber dem Sozialhilfetrger.59 Denn sozialhilfeberechtigt ist allein der Mieter. Also ist auch grundstzlich an ihn auszukehren, wenn nicht weitergehende Vereinbarungen zwischen Vermieter und dem Trger der Sozialhilfe getroffen werden. So kann das Sozialamt es im Auftrag des Mieters bernehmen, die von ihm geschuldete Miete unmittelbar an den Vermieter zu zahlen (Anweisungserklrung).60 Diese Praxis ist auch durch die Rechtsprechung gedeckt.61 Eine derartige Verfahrensweise ist gerechtfertigt, um die Gefahr auszuschließen, dass ein sozialhilfeberechtigter Mieter die an ihn gezahlten Betrge fr die Unterkunft nicht oder nicht rechtzeitig an den Vermieter weiterleitet. Zwar gibt es keinen Anspruch – oder ein Antragsrecht – des Vermieters gegen das Sozialamt. Doch zahlen Sozialmter auf eine entsprechende Anregung des Vermieters im Regelfall die Miete direkt an den Vermieter, wie es auch in § 15 a Abs. 1 Satz 3 BSHG vorgesehen ist. Ab dem 1. Januar 2005 gilt § 29 Abs. 1 Satz 6 SGB XII. Danach sollen generell Leistungen fr die Unterkunft an den Vermieter oder andere Empfangsberechtigte gezahlt werden, wenn die zweckentsprechende Verwendung durch den sozialhilferechtlich Leistungsberechtigten nicht sichergestellt ist. Diese Regel ist also im Unterschied zu dem bis zum 31. Dezember 2004 geltenden Recht (§ 15 a Abs. 1 Satz 3 BSHG) zum allgemeinen Programmsatz erklrt worden. Ein Rechtsanspruch des Vermieters wird aber auch hier nicht begrndet. Leistungen fr Unterkunft und Heizung werden ebenso unmittelbar an den Vermieter gezahlt, wenn erwerbsfhige Hilfsbedrftige bis zum Alter von 25 Jahren in die dreimonatige Sperrfrist fallen, weil sie

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– eine zumutbare Erwerbsttigkeit oder Eingliederungsmaßnahme in den Arbeitsprozess abgelehnt haben, oder – sich nicht selbst ausreichend um einen Arbeitsplatz bemht haben. In diesem Fall werden Leistungen bis auf das zum Lebensunterhalt Unerlssliche eingeschrnkt (§ 26 SGB XII).

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Æ Hinweis: P

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Deshalb sollte bei ausbleibenden Mietzahlungen des sozialhilfebeziehenden Mieters sofort das Sozialamt hiervon in Kenntnis gesetzt werden. Gleichzeitig sollte ermittelt werden, ob das Sozialamt im Rahmen der Sozialhilfe auch Mietbeihilfen oder vollstndige Mietbernahmen gewhrt. Allerdings ist es in Einzelfllen schwer, den zustndigen Sachbearbeiter im Sozialamt beim Ausbleiben der Zahlung fr eine Auskunft zu 59 OVG Bremen, Urt. v. 14. 11. 1989 – 2 BA 26/89, NJW 1990, 1313; LG Hamburg, Urt. v. 16. 9. 1999 – 333 S 31/99, Grundeigentum Hamburg, 1999, 381. 60 Dazu: LG Mnchengladbach, Urt. v. 19. 2. 1993 – 2 S 345/92, ZMR 1993, 571; Kinne, Das Sozialamt im Spannungsfeld zwischen Mieter und Vermieter, GE 2002, 1178 (1179 f). 61 BVerwG, NJW 1994, 2968.

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30 B. Sicherung von Mietforderungen

erreichen. Dabei muss festgehalten werden, dass die Sachbearbeiter aufgrund des Datenschutzes nicht zur Auskunftserteilung verpflichtet sind. In jedem Fall schtzt eine mglichst frhe Kontaktaufnahme vor weiterem wirtschaftlichem Schaden!62 ff) Strafanzeige 123

Liegt ein strafbarer Einmietbetrug des Mieters vor, so sollten neben zivilrechtlichen und sozialrechtlichen Schritten auch strafrechtliche Schritte ergriffen werden. Insbesondere sollte Strafanzeige gestellt werden, um – legal – Druck aufzubauen, damit der Mieter vielleicht doch noch zahlt. gg) Fazit

124

Von den hier vorgestellten Mglichkeiten sollte man nur mit Augenmaß Gebrauch machen. Soviel wie ntig und so wenig wie mglich! Der Vermieter sollte nicht zum „Big Brother“ des Mieters werden und seine lckenlose persnliche und wirtschaftliche Durchleuchtung zur Voraussetzung eines Vertragsabschlusses machen. Gleichwohl gilt es, frhzeitig zu erkennen und damit zu wissen, mit wem man Vertrge schließt. Diese Kenntnisse sind umso ntiger, als es sich bei dem Vertragsgegenstand um ein kostenintensives Vermgensgut von hohem Substanzwert handelt. 2. Mietvorvertrag

125

Wenn man sich aufgrund der dargestellten Recherchemglichkeiten ber die Beurteilung des zuknftigen Mieters noch nicht sicher ist, so kann es in Betracht kommen, statt eine Hauptmietvertrags einen Mietvorvertrag abzuschließen. Einerseits bindet der Mietvorvertrag den Mieter, andererseits hlt sich der Vermieter die Mglichkeit offen, im Falle des Falles den Vertrag anzufechten, oder vom Vertrag zurckzutreten, wenn ein besonderer Grund hierfr vorliegt. Dieser besondere Grund kann z. B. in der Tuschung des zuknftigen Mieters ber seine wirtschaftlichen Verhltnisse liegen. Insoweit ist nach oben zu verweisen.63

126

Beim Abschluss des Vorvertrags ist aber immer darauf zu achten, die fr den Vermieter wichtigen Punkte wie z. B. Sicherheitsleistung, Schnheitsreparaturen, Betriebskosten vom Gesetz abweichend mitzuregeln. Andernfalls knnen fr den Vermieter verheerende Folgen entstehen. Denn nach § 535 BGB muss der Vermieter z. B. die Betriebskosten fr den Mieter bezahlen und die Renovierungsarbeiten auf seine Kosten ausfhren. Bei fehlender oder nicht mehr beweisbarer Regelung im Vormietvertrag knnte ein geschickt taktierender Mieter den Vermieter auf Abschluss eines dem Brgerlichen Gesetzbuch entsprechenden Hauptmietvertrags verklagen. 62 Zur Mietbernahmegarantie des Sozialamtes an den Vermieter vgl. Teil 1, Rz. 445 ff. 63 Vgl. Teil 1, Rz. 41 ff.

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31 II. Form des Mietvertrags

II. Form des Mietvertrags Schon die gewhlte Form des Mietvertrags kann zuknftig entstehende Mietforderungen sichern. So ist es insbesondere bei Gewerberaummietvertrgen von Vorteil, den Vertrag notariell mit Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel beurkunden zu lassen. Dies versetzt den Vermieter bei drohender Insolvenz des Mieters und bei ausbleibenden Mietzahlungen in die Lage, sich sofort eine vollstreckbare Ausfertigung des Mietvertrags zu besorgen und die Zwangsvollstreckung gegenber dem sumigen Mieter zu betreiben. Die notarielle Urkunde wird einem gerichtlichen Zahlungstitel gleichgesetzt (§ 794 Abs. 1 Nr. 5 ZPO). Deshalb muss kein gerichtliches Klageverfahren zeitaufwendig und kostenintensiv durchlaufen werden. Dieses Vorgehen ist nicht nur arbeitssparend und vermeidet weitere Kosten der Rechtsverfolgung, sondern bewahrt den Vermieter auch vor zustzlichen Mietausfllen, die sich whrend der Zeit des betriebenen gerichtlichen Verfahrens aufhufen. Schließlich wird man in der Zwangsvollstreckung schneller und sichert sich im Zweifel den Rang vor anderen Glubigern eines Gewerbemieters.

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Bei der Vermietung von Gewerberaum vermittelt die notarielle Beurkundung des Vertrags auch Vorteile, was die Rumung des Mietobjekts nach Vertragsende angeht. Denn bei einem gewerblichen Mietverhltnis kann sich der Mieter wirksam mit einer notariellen Urkunde der sofortigen Rumungszwangsvollstreckung unterwerfen.64 Allerdings kann der Notar die Vollstreckungsklausel nur erteilen, wenn die vertraglich vereinbarten Voraussetzungen vorliegen.

128

In dem vom LG Wuppertal entschiedenen Fall sollte die Erteilung einer vollstreckbaren Ausfertigung in Frage kommen, wenn dem Notar der Verpchter durch Vorlage eines mit Grnden versehenen Kndigungsschreibens die Beendigung des Pachtvertrags glaubhaft gemacht hat. Hierfr gengt aber nicht die bloße Vorlage eines Kndigungsschreibens, in dem irgendwelche Grnde fr die Kndigung aufgefhrt sind. Vielmehr darf der Notar bei einer solchen Regelung die Vollstreckungsklausel nur dann erteilen, wenn er auf der Grundlage der in dem vorgelegten Kndigungsschreiben angegebenen Grnde feststellen kann, dass diese nach dem Vertrag die Kndigung rechtfertigen und deshalb die Beendigung des Vertragsverhltnisses glaubhaft gemacht worden ist.65

129

Auch hier muss z. B. nach einer Kndigung wegen Zahlungsverzugs also kein Rumungsrechtsstreit vor Gericht mehr ausgetragen werden. Auch hier kommt es dann whrend der ansonsten ntigen Verfahrensdauer nicht mehr zu weiteren Mietausfllen.

130

64 LG Wuppertal, Beschl. v. 10. 3. 2000 – 6 T 91/00, ZMR 2000, 836. 65 Dazu nher: Groh, Rumungsvollstreckung aufgrund notarieller Urkunde nach Beendigung der Mietzeit bei gewerblich genutzten Immobilien, NZM 1999, 698 ff.

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32 B. Sicherung von Mietforderungen

131

Ob man auch Wohnraummietvertrge notariell beurkunden lsst, ist eine Frage des eigenen Geschmacks und der persnlichen Risikobereitschaft. Denn zur Betrachtung innerhalb des Gewerbemietrechts zeigen sich zwei Unterschiede:

132

Zum einen handelt es sich bei Wohnungen in aller Regel nicht um so hochwertige Mietobjekte wie bei Gewerberumen, in denen z. B. noch Anlagen und Maschinen mitvermietet werden. Zum anderen ist die Rumungsvollstreckung bei Wohnraum aufgrund einer notariellen Urkunde mit entsprechender Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel nicht mglich.

III. Gestaltung des Mietvertrags 133

Zuknftige Mietforderungen lassen sich insbesondere durch eine entsprechende Gestaltung des Mietvertrags sichern. Folgende Punkte sind unverzichtbar: 1. Einzugsermchtigung

134

Der Lastschrifteinzug bietet dem Vermieter die Mglichkeit, mit wenig Verwaltungsaufwand die pnktliche Zahlung der Miete zu berwachen. Beim Lastschrifteinzug wird zwischen dem Abbuchungs- und dem Einziehungsverfahren unterschieden. Ob der Mieter formularmßig zur Erteilung einer Abbuchungsermchtigung wirksam verpflichtet werden kann, ist umstritten.66 Die verneinende Auffassung fhrt ins Feld, dass dem Mieter bei diesem Verfahren keine Rckrufmglichkeit z. B. durch Widerspruch eingerumt ist. Bei einer Minderung oder Aufrechnung msste er also klagen und wrde das Insolvenzrisiko tragen.

135

Bei einer Einzugsermchtigung hat der Mieter die Mglichkeit, die Lastschrift durch einen Widerspruch rckgngig zu machen, weshalb auch die formularmßige Erteilung grundstzlich fr zulssig gehalten wird.67 Dabei wird aber verlangt, dass die verwendete Formulierung dem Mieter nicht darber hinwegtuschen darf, dass er die Ermchtigung auch gegenber dem Vermieter widerrufen kann. Ein solcher Widerruf konnte nach Auffassung des BGH unbefristet durch den Mieter geschehen.68 Zum 1. April 2002 haben die Banken ihre Allgemeinen Geschftsbedingungen zu diesem Punkt unter Nr. 7 Abs. 3 „Genehmigung von Belastungen aus Lastschriften“ ergnzt. Sofern der zahlungspflichtige Mieter die Belastungsbuchung nicht schon 66 Dafr: AG Hamburg, Urt. v. 25. 6. 1991 – 47 C 467/91, WuM 1991, 678; dagegen: LG Kln, Urt. v. 7. 3. 1990 – 10 S 532/89, WuM 1990, 380. 67 BGH, Urt. v. 10. 1. 1996 – XII ZR 271/94, MDR 1996, 998 = NJW 1996, 988 = WuM 1996, 205 = NZM 1996, 248; Bub, in: Bub/Treier, Handbuch der Geschfts- und Wohnraummiete, Teil II, Rz. 423 m. w. N.; jetzt auch LG Frankfurt/Oder, Urt. v. 22. 7. 2003 – 12 O 58/03, ZMR 2003, 741. 68 BGH, Urt. v. 6. 6. 2000 – XI ZR 258/99, ZMR 2001, 171.

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33 III. Gestaltung des Mietvertrags

genehmigt hat, hat er Einwendungen hiergegen sptestens vor Ablauf von sechs Wochen nach Zugang des Rechnungsabschlusses zu erheben. Wird die Einwendungsfrist versumt, so gilt dies als Genehmigung der Belastung. Der Vermieter gewinnt mit dieser eingeschrnkten Frist zwar keine sofortige absolute Sicherheit, die eingezogene Miete behalten zu knnen. Sein Risiko eines Genehmigungswiderrufs durch den Mieter wird jedoch zeitlich gravierend eingeschrnkt. In jedem Fall gewinnt der Vermieter im Hinblick auf Miete und Nebenkosten die Mglichkeit, dass er Zahlungseingnge auch auf eigene Initiative veranlassen kann. 2. Kaution Eine Kaution ist zur Sicherung von Mietforderungen und sonstigen Zahlungsansprchen aus dem Mietverhltnis schlicht unverzichtbar. Im preisfreien Wohnraum dient die Kaution zur Sicherung aller Forderungen des Vermieters aus dem Mietverhltnis (§ 551 Abs. 1 Satz 1 BGB).

136

Bei ffentlich gefrderten Wohnungen ist der Sicherungszweck der Kaution durch § 9 Abs. 5 Satz 1 WoBindG auf die Sicherung von Ansprchen gegen den Mieter aus Schden an der Wohnung oder aus unterlassenen Schnheitsreparaturen begrenzt. Deshalb darf die Kaution nicht zur Sicherung des Mietausfalls eingesetzt werden.

137

Im Bereich der Gewerbevermietung besteht grundstzlich Vertragsfreiheit. Denn § 551 BGB gilt nur fr die Wohnraummiete. Deshalb existieren fr Gewerbevermietungen im Bereich des Sicherungsumfangs der Kaution weder Einschrnkungen, noch Besonderheiten. Sie dient deshalb zur Sicherung aller Forderungen aus dem Mietverhltnis.

138

Bei der Wohnraummiete ist die Kautionshhe durch § 551 Abs. 1 BGB auf die dreifache Nettomiete pro Monat begrenzt. Sie ist zumindest mit dem gesetzlichen Zinssatz zu verzinsen. Zinsen und Ertrge erhhen die Sicherheit und stehen dem Mieter zu (§ 551 Abs. 3 Satz 3 und 4 BGB). Bei Wohnraumvermietungen hat der Mieter das Recht zur Teilleistung, wenn die Kaution in einer Geldsumme als Barkaution oder durch ein Sparbuch zu leisten ist (§ 551 Abs. 2 Satz 1 BGB). Die erste Teilleistung ist zu Beginn des Mietverhltnisses fllig. Die Kaution darf also vertraglich nicht auf einmal verlangt werden. Solche vertraglichen Vereinbarungen sind bei Wohnraum im Falle der Barkaution nichtig. Dabei war streitig, ob abweichende Regelungen im Mietvertrag, die gegen die zwingende Flligkeitsregelung im § 551 Abs. 2 BGB verstoßen, die Kautionsabrede insgesamt nichtig machen69 oder nur dazu fhren, dass der nichtige Teil durch die gesetzliche Regelung ersetzt wird70. Der Bundesgerichtshof hat jngst die Streitfrage entschieden. Danach bleibt im Wohnraummietverhltnis eine Kautionsvereinbarung auch bei

139

69 LG Mnchen I, Urt. v. 14. 3. 2001 – 15 S 1317/00, GE 2001, 699. 70 LG Berlin, Urt. v. 22. 10. 2002 – 65 S 66/02, GE 2002, 1562 (1563).

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34 B. Sicherung von Mietforderungen

einer nicht ausdrcklichen oder sogar unwirksamen Flligkeitsregelung im brigen wirksam.71 140 P Æ Hinweis: Die jngste Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 30. 6. 2004 erging zu einem Fall, in dem die schriftliche Mietvertragsklausel keine ausdrckliche Flligkeitsregelung im Bezug auf die Kaution vorsah und der Vermieter die bergabe der Wohnungsschlssel und damit die Einrumung des Wohnungsbesitzes mndlich von der vollstndigen Bezahlung der Kautionsleistung abhngig machte. 141

Dass der Mieter die Kaution ratenweise zahlen darf, muss ihm im brigen nicht gesagt werden.72

142

Betrgt die Kaution bei Wohnraumvermietung mehr als drei Monatsmieten, so ist sie im berschießenden Betrag unwirksam vereinbart.73 Zwar knnen mehrere Kautionsarten wie z. B. eine Barkaution und eine Brgschaft miteinander kombiniert werden, doch gilt auch fr diese Gestaltung die insgesamte Hchstgrenze von drei Monatsmieten.

143

Bei Gewerbevermietungen kann vertraglich eine Kaution vereinbart werden, die die Summe von drei Monatsmieten bersteigt. Hier gilt Vertragsfreiheit. § 551 BGB gilt nicht. Ebenso ist die Kaution nicht auf Nettomieten begrenzt, sondern kann auch die Nebenkostenvorauszahlungen und die Mehrwertsteuer absichern. Auch kann die Kaution bei Vertragsschluss sofort fllig gestellt werden. Die bergabe des Mietobjekts kann von der Zahlung einer Kaution abhngig gemacht werden.74 Bestehen keine ausdrcklichen abweichenden vertraglichen Vereinbarungen, so ist die Barkaution auch im Gewerbemietverhltnis vom Vermieter zu verzinsen.75 a) Barkaution/Sparbuch

144

Erhaltene Barkautionen sind auf einem Treuhandkonto bei einer ffentlichen Sparkasse oder einer Bank zu dem fr Spareinlagen mit dreimonatiger Kndigungsfrist blichen Zinssatz anzulegen. Die Zinsen wachsen dem Kautionsguthaben zu. Der Vermieter muss also eine erhaltene Barkaution 71 BGH, Urt. v. 30. 6. 2004 – VIII ZR 243/03, n. v.; BGH, Urt. v. 25. 6. 2003 – VIII ZR 344/02, BGHReport 2003, 1259 = MDR 2003, 1349 = DWW 2003, 261 f.; BGH, Urt. v. 3. 12. 2003 – VIII ZR 86/03, BGHReport 2004, 576 = MDR 2004, 565 = DWW 2004, 83 f.; BGH, Urt. v. 17. 3. 2004 – VIII ZR 166/03, WuM 2004, 269. 72 AG Berlin-Mitte, Urt. v. 12. 4. 2001 – 12 C 227/00, GE 2002, 265. 73 BGH, Urt. v. 30. 6. 2004 – VIII ZR 243/03, n. v.; OLG Kln, Urt. v. 30. 8. 1988 – 22 U 83/88, ZMR 1988, 429; OLG Hamburg, Urt. v. 31. 1. 2001 – 4 U 197/00, NZM 2001, 375. 74 Fritz, Gewerberaummietrecht, Rz. 141 ff., S. 77. 75 BGH, Urt. v. 21. 9. 1994 – XII ZR 77/93, NJW 1994, 3287; OLG Dsseldorf, Urt. v. 18. 2. 1993 – 10 U 110/92, ZMR 1993, 219.

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35 III. Gestaltung des Mietvertrags

getrennt von seinem brigen Vermgen aufbewahren (§ 541 Abs. 3 Satz 1 und 3 BGB). Das Sparbuch sollte unbedingt auf den Namen des Vermieters lauten und durch ihn angelegt werden. Als Kaution verpfndete oder abgetretene Sparbcher des Mieters sollten mglichst nicht akzeptiert werden.

145

Zwar hat die Kautionsanlage durch den Vermieter auf dessen Namen steuerliche Nachteile fr die Entwicklung der Kaution. Denn der Vermieter kann das Kautionskonto nicht in seinen Freistellungsauftrag einbeziehen, da das Geld nicht ihm gehrt (er ist lediglich Treuhnder), der Mieter kann es aber auch nicht, weil er nicht der Kontoinhaber ist. Folglich unterliegt ein solches Konto zunchst einmal der Zinsabschlagsteuer zuzglich Solidarittszuschlag. Allerdings ist dieser Abzug bei genauerem Hinsehen in der Praxis betragsmßig nur marginal.

146

Um diesem Nachteil zu entgehen, ist es mglich, die Mietsicherheit auf einem Konto des Mieters anzulegen und dieses Konto an den Vermieter zu verpfnden oder abzutreten. Banken empfehlen diesen Weg hufig und begrnden dies damit, die Kaution knne nur auf einem Sparbuch angelegt werden, das auf den Namen des Mieters ausgestellt werde und danach an den Mieter verpfndet werde. Diese Behauptung ist falsch und irrefhrend. Manche Geldinstitute erteilen diese Auskunft ohne jede gesetzliche Grundlage. Wie gesagt, sollte diese Anlageform auch nicht akzeptiert werden. Denn fr den Vermieter ist es wichtig, rasch ber eine vom Mieter geleistete Sicherheit verfgen zu knnen, wenn dies aktuell erforderlich ist. Hat der Mieter ein Kautionssparbuch an den Vermieter verpfndet, so muss der Vermieter in der Regel einen vollen Monat warten, bis er ber die Kontovaluta verfgen kann. Denn in der Verpfndungsurkunde ist regelmßig vermerkt, dass die Bank zuvor den Mieter von Vorhaben des Vermieters schriftlich zu unterrichten hat. Erhebt der Mieter danach Einspruch, besteht die Gefahr, dass erst nach gerichtlicher Klrung eine Auszahlung des Sparbuchs erfolgten kann. Dies ist vor dem Sicherungszweck der Kaution nicht akzeptabel. Rechtlich nachteilig ist fr den Vermieter das verpfndete Kautionssparbuch auch in dem Fall der Abrechnung ber die Kaution nach dem Ende des Mietverhltnisses. Hier steht dem Vermieter grundstzlich eine berlegungsfrist zu, in der er Gegenansprche aus dem Mietverhltnis gegen den Mieter prfen kann, mit denen er die Kaution verrechnen will. Kann er seine Ansprche noch nicht endgltig beziffern, weil z. B. eine Betriebskostenabrechnung abschließend noch nicht erstellt werden kann, so muss er auf das Sparbuch zugreifen. Andernfalls kann der Mieter auf Herausgabe der Verpfndungserklrung klagen. Auch kann er unmittelbare Herausgabe des verpfndeten Sparbuches an sich fordern, wenn er es dem Vermieter bergeben hat.

147

Lautet das Sparbuch dagegen auf den Namen des Vermieters, so hat der Vermieter vor der Abrechnung der Kaution ein Zurckbehaltungsrecht an Tei-

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36 B. Sicherung von Mietforderungen

len des Betrages in Hhe der Forderungen, die er abschließend noch nicht beziffern kann.

b) Brgschaft 149

Die Bankbrgschaft unterliegt im Prinzip den gleichen Beschrnkungen des § 551 BGB wie die Barkaution, bietet dem Vermieter von Wohnraum insoweit also keine Vorteile.76

150

Zunchst bedarf es keiner besonderen Erklrung, dass eine Brgschaft von Angehrigen des Mieters, insbesondere durch den Ehegatten oder durch die Eltern, nicht zu akzeptieren ist. Abgesehen davon, dass eine solche Brgschaft im Falle eines finanziell krass berforderten Brgen (z. B. Ehegatte) nichtig sein kann, ist die Solvenz des Brgen in einem solchen Fall in keiner Weise gesichert oder berhaupt berprfbar. Deshalb kommen berhaupt nur Brgschaften einer ffentlichen Sparkasse oder Großbank in Betracht. Die große Gefahr bei der Akzeptanz von Brgschaften als Kaution besteht aber mangels weitergehender Vereinbarungen in drei Punkten:

151

– Bei der Grundform der Brgschaft kann der Brge den Vermieter auf die Einrede der Vorausklage gegen den Mieter verweisen. Deshalb kommt nur eine selbstschuldnerische Brgschaft auf erstes Anfordern als Kautionsform berhaupt in Betracht.

152

– Die Brgschaft ist mit der Frist kndbar, mit der auch der Vermieter den Mietvertrag kndigen kann. Daneben kann die brgende Bank aus wichtigem Grund kndigen. Erhebliche Verschlechterungen der Vermgenslage des Mieters als Hauptschuldner fllen einen solchen wichtigen Kndigungsgrund aus.77 Die Mietbrgschaft kann also durch die Bank immer dann gekndigt werden, wenn sie auch die Geschftsbeziehung mit ihrem Kunden (dem Mieter) aus wichtigem Grund kndigt (Nr. 19 Abs. 3 AGBBanken). Damit funktioniert die Brgschaft als Sicherungsform genau dann nicht, wenn der Mieter Zahlungsschwierigkeiten bekommt. Deshalb muss zumindest das Recht zur ordentlichen Kndigung des Brgschaftsvertrags durch den Brgen ausgeschlossen werden bis zum Ablauf von sechs Monaten nach Rckgabe der Mietsache.

153

– Der Brge kann sich bei seiner Inanspruchnahme durch Hinterlegung beim Amtsgericht auch bei einer selbstschuldnerischen Verpflichtung von der Zahlungspflicht befreien, wenn der Schuldner beispielsweise das Bestehen der Hauptforderung (Mietforderung) bestreitet. Deshalb muss der Brge aus Sicht des Vermieters auf sein Hinterlegungsrecht verzichten. 76 Wilms, Brgschaft statt Barkaution, DWW 1998, 304 f. 77 OLG Dsseldorf, Urt. v. 25. 2. 1999 – 10 U 117/98, NZM 1999, 620; OLG Dsseldorf, Urt. v. 24. 11. 1998 – 24 U 264/97, ZMR 2000, 89 ff.

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37 III. Gestaltung des Mietvertrags

Diese Schwchen der Brgschaft als Kautionsform gelten sowohl fr das Wohnraum- wie auch fr das Gewerbemietverhltnis.

154

Zusammengefasst: Der Vermieter muss darauf bestehen, dass eine Brgschaft als Kautionsform auf Zeit, und zwar ber das Ende des Mietvertrags hinaus, vereinbart wird. Dies ist im Hinblick auf die Rckgabepflicht der Brgschaftsurkunde und dem zur Verfgung stehenden Abrechnungszeitraum ber die Kaution auf mindestens sechs Monate nach Rckgabe der Mietsache zu befristen.78

155

Die Brgschaft besitzt aber fr den Vermieter noch weitere Unzutrglichkeiten. Bei Barkautionen hat der Vermieter die Mglichkeit, wegen der erwarteten Nachforderung an der Kaution ein Zurckbehaltungsrecht in Hhe des erwarteten Nachzahlungsbetrages geltend zu machen.79 Ein solches Zurckbehaltungsrecht steht dem Vermieter an der Brgschaftsurkunde nicht zu.

156

Bei einer Barkaution kann der Vermieter nach dem Ende des Mietvertrags auch noch mit verjhrten eigenen Forderungen gegen den Kautionsrckzahlungsanspruch des Mieters aufrechnen, wenn sich die beiden Forderungen nur einmal unverjhrt und aufrechenbar gegenber gestanden haben (§ 215 BGB). Bei einer Brgschaft ist dies nicht mglich. Hier kann der Brge sich darauf berufen, dass die Hauptforderung verjhrt ist.80

157

Daraus folgt: Brgschaften sollten bei Wohnraumvermietungen als Kautionsform nur ausnahmsweise akzeptiert werden. Vorzugswrdig aus Sicht des Vermieters ist die Barkaution. Sie sollte durch ein Sparbuch auf den Namen des Vermieters angelegt sein. Denn hier kann der Vermieter bei Eintritt des Sicherungsfalles im Gegensatz zum Fall eines Sparbuches auf den Namen des Mieters mit bergebener Verpfndungserklrung sofort auf das Geld zugreifen.

158

Im Gewerberaummietrecht kann eine andere Wertung geboten sein, wenn die herausgearbeiteten Sicherheitsmechanismen fr den Vermieter bei der Abfassung der Brgschaftserklrung beachtet werden. Denn aus Grnden der eigenen Liquiditt haben viele Gewerbemieter den Wunsch, statt einer Barkaution eine Brgschaft als Mietsicherheit zu stellen. Hinzu kommt die bereits erwhnte Tatsache, dass die Mietsicherheit im Geschftsraummietverhltnis nicht auf drei Monatsmieten begrenzt sein muss, sondern hher liegen kann.

159

Wenn sich der Vermieter in diesem Fall trotz der genannten Nachteile fr eine Mietsicherheit in Form der Bankbrgschaft entscheidet, so muss er unbedingt darauf achten, dass diese nicht nur unbedingt, unbefristet und

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78 OLG Hamm, Urt. v. 3. 12. 1991 – 7 U 101/91, NJW-RR 1992, 1036. 79 OLG Karlsruhe, Beschl. v. 7. 1. 1987 – 3 RE Miet 2/86, ZMR 1987, 148. 80 BGH, Urt. v. 28. 1. 1998 – XII ZR 63/96, NJW 1998, 981.

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38 B. Sicherung von Mietforderungen

selbstschuldnerisch gilt, sondern dass der Brge sich auch verpflichtet, auf erstes Anfordern des Vermieters ohne Prfung der Rechtmßigkeit und Flligkeit der Vermieterforderung zu zahlen und auf sein Recht zur Hinterlegung zu verzichten. 161

Eine weitere berlegung kommt im Falle eines Gewerbemietverhltnisses hinzu: Bietet der Mieter eine Bankbrgschaft durch eine ffentliche Bank oder Sparkasse als Mietsicherheit an, so kann der Vermieter von einer gewissen Solvenz seines Mieters zumindest in dem Zeitpunkt ausgehen, in dem die Bank die Brgschaft bernimmt. Denn kein Geldinstitut wird Brge eines Kunden (hier des Mieters) sein wollen, dessen Zahlungsverhalten in der Vergangenheit bereits auffllig und dessen Geschftsbeziehung deshalb bereits angespannt verlaufen ist.

162

Verwaltungsmßig ist die Brgschaft ebenso leichter zu handhaben, als eine Barkaution. Der Vermieter nimmt die Brgschaftsurkunde in Empfang, heftet sie in der Mieterakte ab und braucht sich whrend der Laufzeit des Mietverhltnisses nicht weiter darum zu kmmern. Der Verwaltungsaufwand bei der Barkaution ist grßer: Das Sparbuch muss sicher verwahrt werden, jhrlich sind die Zinsen fortzuschreiben, der Mieter muss jhrlich seine Zinsbescheinigung bekommen etc. c) Andere Anlageformen

163

Neben den genannten Anlageformen knnen Mieter und Vermieter alle Sicherheiten als Kaution vereinbaren, also insbesondere die Hinterlegung von Geld, Wertpapieren, die Verpfndung beweglicher Sachen, die Bestellung von Hypotheken (§ 232 BGB). Grundstzlich ist auch jede Anlageform mglich, die Ertrge in Form von Zinsen oder Dividenden abwirft (z. B. Aktien). Allerdings ist hier auch ein Verlustrisiko zu bedenken, das sich im Extremfall nicht nur auf zwischenzeitlich bezogene Ertrge, sondern auf die gesamte Stammforderung bis hin zu einem Forderungswert Null entwickeln kann. In diesem Fall wrde der Vermieter seine Kaution als Sicherheit verlieren.

164

Abzuraten ist auch von der Vereinbarung einer Lohnabtretung als Mietsicherheit in Hhe der jeweiligen Mietforderung. Denn diese Abtretung ist bei berschreitung der gesetzlichen Pfndungsfreigrenzen nichtig, ohne dass es darauf ankommt, ob sich die Kautionshhe noch innerhalb der gesetzlichen Hchstgrenzen in § 551 Abs. 1 BGB bewegt.81 3. Zustzliche Sicherheiten

165

Zustzlich zu dem besprochenen Grundmodell der Mietkaution kann der Vermieter in einzelnen Fllen weitere Sicherheitsleistungen fordern bei 81 BAG, Urt. v. 21. 11. 2000 – 9 AZR 692/99, WuM 2001, 116.

38

39 III. Gestaltung des Mietvertrags

– Mietermodernisierungen – Behindertengerechtem Umbau der Wohnung (Barrierefreiheit nach § 554 a BGB) und beim – Ausbau von Einrichtungen und Einbauten (§ 539 Abs. 2 BGB in Verbindung mit § 258 Satz 2 BGB). In diesen Fllen darf die in § 551 BGB festgesetzte Hchstgrenze bei Kautionen in Wohnraummietverhltnissen also berschritten werden.

166

4. Anweisungserklrung versus Abtretung von Ansprchen auf ffentlichrechtliche Sozialleistungen Es wurde bereits herausgearbeitet, dass der Vermieter aus dem Gesetz keine Ansprche gegen den Trger der Sozialhilfe auf unmittelbare Auszahlung von Mietbeihilfen hat. Ansprche bestehen aus dem Mietvertrag nur unmittelbar gegenber dem Mieter. In der Praxis kommt es hufig dazu, dass die empfangenen Sozialhilfeleistungen als Kosten der Unterkunft, Heizungskosten und sonstigen Betriebskosten nicht zweckentsprechend vom empfangenden und sozialhilfeberechtigten Mieter an den Vermieter weitergegeben werden. Der Vermieter geht leer aus. Um diese Konsequenz zu vermeiden, sind zwei Punkte zu beachten:

167

– Anweisungs- und Abtretungserklrung des Mieters – Mietbernahmegarantie des Sozialamts Der Mietinteressent sollte vor Abschluss des Mietvertrags eine Erklrung abgeben, mit der er das Sozialamt anweist, Unterkunftsbeihilfen und Wohngeld (bis zum 31. 12. 2004) direkt an den Vermieter zu zahlen. Dabei kann bezglich des Wohngeldes mit einer Abtretungserklrung vom Mieter an den Vermieter und bezglich der brigen Unterhaltsbeihilfen als Formen der Sozialhilfe mit einer Anweisungserklrung gearbeitet werden. Denn gemß § 4 BSHG sind Ansprche auf Hilfen zum Lebensunterhalt nicht abtretbar, sonstige Geldleistungen wie z. B. Wohngeldanteile aber nach § 68 Ziff. 11 SGB I in Verbindung mit §§ 53 Ziff. 2, 37 SGB I aber doch. Denn das Wohngeldgesetz und das Wohngeldsondergesetz sind besondere Teile des SGB I, fallen also nicht unter das bertragungsverbot des § 4 BSHG fr Hilfen zum Lebensunterhalt.

168

Die damit mgliche kombinierte Anweisungs- und Abtretungserklrung des Mietinteressenten knnte wie folgt lauten:

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40 B. Sicherung von Mietforderungen

An das Sozialamt der Landeshauptstadt Hannover Arndtstr. 1 30167 Hannover

Anweisungs- und Abtretungserklrung Ergnzend zum Mietvertrag ber die Wohnung (Straße, Hausnummer, Geschoss, Postleitzahl, Ort) zwischen (Name, Adresse)

– Vermieter –

und (Name, Adresse)

– Mieter –

schließen die Vertragsparteien folgende Anweisungs- und Abtretungserklrung als Zusatzvereinbarung zu oben genanntem Mietvertrag: 1. Soweit dem Mieter jetzt oder zuknftig von der Landeshauptstadt Hannover mit Bezug auf das Mietverhltnis Geldleistungen nach dem Wohngeldgesetz bewilligt werden, tritt er diese mit Abschluss dieser Zusatzvereinbarung bzw. vom Zeitpunkt der Bewilligung an bis zur jeweiligen Hhe des Anspruchs des Vermieters aus dem Mietvertrag unter Hinweis auf §§ 28 Abs. 1, 33 Abs. 3 WoGG in Verbindung mit § 53 Abs. 2 Ziff. 2 SGB I an den Vermieter ab. Der Vermieter nimmt die Abtretung an. 2. Mieter und Vermieter werden im Falle von Bewilligungen von Geldleistungen nach dem Wohngeldgesetz an den Mieter diese Zusatzvereinbarung der Landeshauptstadt Hannover offen legen, damit dem Vermieter die ihm bertragenen Geldleistungen direkt berwiesen werden. Der Mieter ermchtigt die Landeshauptstadt Hannover, den Vermieter ber nderungen der Hhe der bewilligten Geldleistungen direkt zu unterrichten und befreit insoweit ausdrcklich von bestehenden Verbotsvorschriften des Datenschutzrechts. Im brigen weist der Mieter die Landeshauptstadt Hannover – Sozialamt – unwiderruflich an, ihm sozialhilferechtlich zu gewhrende Hilfen zum Lebensunterhalt in Gestalt von Unterkunftsbeihilfen, Heiz- und Nebenkosten sowie Kautionsleistungen direkt an den Vermieter zu zahlen.

40

41 III. Gestaltung des Mietvertrags

Hannover, den _________________ _______________________________ (Mieter)

______________________________ (Mieter)

_______________________________ (Vermieter)

Ab dem 1. Januar 2005 gilt das SGB XII. Danach werden die Sozialleistungen knftig folgende Strukturen haben:

170

– Personen, die das 65. Lebensjahr und Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und vollerwerbsgemindert sind, erhalten Hilfe zur Grundsicherung nach dem SGB XII. Das Grundsicherungsgesetz wird aufgehoben und in das SGB XII inhaltsgleich eingepasst (§§ 41 bis 46). – Erwerbsfhige Hilfsbedrftige ab 15 Jahre bis 64 Jahre erhalten das Arbeitslosengeld II nach dem SGB II. Ihre nicht erwerbsfhigen, zur Bedarfsgemeinschaft gehrenden hilfsbedrftigen Angehrigen beziehen Sozialgeld gemß § 28 SGB II. – Bedrftige, die weder Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld nach dem SGB II und keine Leistungen der Grundsicherung erhalten, bekommen Hilfe zum Lebensunterhalt gemß §§ 27 ff. SGB XII. Fr die Frage der Abtretbarkeit derartiger Ansprche gilt: Durch die Zusammenfhrung von bisheriger Arbeitslosenhilfe mit den brigen Formen der Sozialhilfe zum Lebensunterhalt zum Arbeitslosengeld II entsteht die Frage, ob die gesamte Hilfeleistung als Paket anzusehen ist und gemß § 17 Abs. 1 SGB XII daher auch insgesamt unpfndbar, also nicht abtretbar ist, oder ob die Entgeltanteile fr Arbeitsfrderungsmaßnahmen weiterhin unter § 54 Abs. 4 SGB I fallen, und damit die Arbeitseinkommen pfndbar, also auch im selben Maße abtretbar sind. Die insgesamte Reduktion der Bezge auf das Sozialhilfeniveau sowie die zuknftige Zusammenziehung verschiedener Unterarten der bisherigen Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II scheinen fr die Unpfndbarkeit insgesamt82 zu sprechen. Im Zweifel ist daher auch davon auszugehen, dass nicht mehr mit Abtretungen gearbeitet werden kann. Denn was nicht pfndbar ist, kann auch nicht abgetreten werden (§ 400 BGB).

171

Das bisher bekannte Arbeitslosengeld bleibt als Arbeitslosengeld I auch ab dem 1. Januar 2005 bestehen (§§ 117 ff. SGB III). Arbeitslosengeld ist nach

172

82 Das Bundesministerium fr Wirtschaft und Arbeit geht dagegen von der grundstzlichen Pfndbarkeit von Ansprchen auf Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Grundsicherung fr Arbeitssuchende) gemß § 54 Abs. 4 SGB I wie Arbeitseinkommen aus. Zu beachten seien lediglich die Pfndungsfreigrenzen (Schreiben an den Autor v. 19. 10. 2004).

41

42 B. Sicherung von Mietforderungen

§ 54 Abs. 4 SGB I wie Arbeitseinkommen pfndbar, wenn die Pfndung der Billigkeit entspricht. Dies hat die Rechtsprechung wiederholt im Bezug auf die Pfndung wegen ausstehender Mietforderungen bejaht.83 Zu beachten sind jedoch die Pfndungsfreigrenzen fr Arbeitseinkommen (§ 850 c ZPO). In diesem Rahmen bleibt das Arbeitslosengeld I ab dem 1. Januar 2005 aufgrund seiner Pfndbarkeit auch abtretbar. Deshalb kann ab dem 1. Januar 2005 mit folgender Erklrung gearbeitet werden: Agentur fr Arbeit Arndtstr. 1 30167 Hannover Anweisungs- und Abtretungserklrung Ergnzend zum Mietvertrag ber die Wohnung (Straße, Hausnummer, Geschoss, Postleitzahl, Ort) zwischen (Name, Adresse)

– Vermieter –

und (Name, Adresse)

– Mieter –

schließen die Vertragsparteien folgende Anweisungs- und Abtretungserklrung als Zusatzvereinbarung zu oben genanntem Mietvertrag: 1. Soweit der Mieter jetzt oder zuknftig von der Landeshauptstadt Hannover – Agentur fr Arbeit – Arbeitslosengeld I (§§ 117 ff. SGB III) bezieht, tritt der Mieter den jeweils gemß § 850 c ZPO pfndbaren Teil mit Bezug auf das Mietverhltnis in Hhe der jeweils aktuellen Nettomiete zuzglich Nebenkostenanteile an den dies annehmenden Vermieter ab. 2. Der Mieter ermchtigt die Landeshauptstadt Hannover – Agentur fr Arbeit, direkt an den Vermieter auszuzahlen und den Vermieter ber nderungen der Hhe der bewilligten Geldleistungen direkt zu unterrichten. Der Mieter befreit insoweit ausdrcklich von bestehenden Vorschriften des Datenschutzrechtes. 3. Im brigen weist der Mieter unwiderruflich die Landeshauptstadt Hannover – Agentur fr Arbeit/Trger der Sozialhilfe – an, gewhrte Hilfen zum Lebensunterhalt mit Bezug auf das Mietverhltnis in Form von Mietbeihilfen, Beihilfen fr Heizung und sonstige Nebenkosten sowie Kautionen direkt an den Vermieter zu zahlen. 83 LG Flensburg, Beschl. v. 6. 1. 1977 – 1 C 227/76, ZMR 1978, 22; OVG NW, Urt. v. 17. 11. 1998 – 9 A 3822/97, NZM 1999, 773.

42

43 III. Gestaltung des Mietvertrags

Der Mieter ermchtigt die Landeshauptstadt Hannover auch insoweit, den Vermieter ber nderungen der Hhe der bewilligten Geldleistungen unter Befreiung von bestehenden Verbotsvorschriften des Datenschutzrechts zu unterrichten, soweit diese abdingbar sind. 4. Sollte eine oder mehrere der vorstehenden Vereinbarungen unwirksam sein oder zuknftig unwirksam werden, so vereinbaren die Vertragsparteien, eine vertragliche Regelung zu treffen, die den wirtschaftlichen Zweck der unwirksamen Regelung am nchsten kommt. Hannover, den _________________ _______________________________ (Mieter)

______________________________ (Mieter)

_______________________________ (Vermieter) Aus Grnden ußerster Sorgfalt wird ausdrcklich darauf hingewiesen, dass fr die endgltige gerichtliche Haltbarkeit der hier vorgeschlagenen Vereinbarungen aufgrund der ab 1. Januar 2005 eingreifenden vllig neuen und bei Redaktionsschluss noch nicht endgltig und abschließend gesetzlich verkndeten sozialhilferechtlichen Materie (stndige Nachbesserung zu Hartz IV) keine irgendwie geartete rechtliche Gewhrleistung bernommen werden kann.

173

In jedem Fall sollten die Vereinbarungen mglichst als Individualabreden geschlossen werden, um den Charakter einer AGB-rechtlich zu berprfenden Formularklausel zu vermeiden.

174

Unverzichtbar ist daneben eine Mietbernahmegarantie des Sozialamtes84.

175

Æ Hinweis: P

176

Eine Erklrung des Sozialamtes, dass die Mietkosten als angemessen anerkannt werden, reicht nicht aus, wenn in der Erklrung gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass der Vermieter dadurch keine Rechte erwirbt, die Verpflichtungen aus dem Mietvertrag nicht bernommen werden und eventuelle Mietberweisungen nur im Wege der Erfllungsbernahme erfolgen. Auch dann erhlt der Vermieter keinen Mietzahlungsanspruch gegen das Sozialamt.85

84 Vgl. dazu auch Teil 1, Rz. 410 ff. 85 LG Berlin, Urt. v. 23. 9. 2003 – 64 S 205/03, GE 2004, 426 f.

43

44 B. Sicherung von Mietforderungen

177

Aber auch eine wirkliche Mietbernahmegarantie des Sozialamtes sollte mit Vorsicht genossen werden. Denn eine solche Erklrung steht grundstzlich unter dem Vorbehalt der Sozialhilfebedrftigkeit des Mieters.86 Dies bedeutet:

178

Erklrt das Sozialamt sich nur einschrnkend dazu bereit, die Mietkosten solange zu bernehmen, wie beim Mieter die sozialhilferechtliche Bedrftigkeit andauert – und das drfte der Regelfall sein –, hat der Vermieter keinen Anspruch gegen das Sozialamt, wenn dieses davon ausgeht, dass das sozialhilferechtliche Bedrfnis nicht (mehr) besteht.87

179 P Æ Hinweis: Der Mieter muss sich in regelmßigen Abstnden beim Sozialamt melden. Tut er das nicht, stellt das Sozialamt die Mietzahlungen ein und geht von mangelnder Sozialhilfebedrftigkeit aus. Die Praxis zeigt also, wie stumpf auch das Schwert einer Mietbernahmegarantie sein kann. Die bernahmeerklrung des Sozialamts kann zudem nur dann einen Zahlungsanspruch des Vermieters begrnden, wenn der Sozialhilfetrger seinen Rechtsbindungswillen eindeutig zum Ausdruck gebracht hat.88 5. Vorausabtretung von Arbeitseinkommen 180

Mit seinem pfndbare Teil ist Arbeitseinkommen abtretbar (§ 400 BGB). Ob man allerdings einem Mietinteressenten – abgesehen von den Konfliktfllen der Arbeitslosigkeit und des Eintritts der Sozialhilfebedrftigkeit – eine solche Vertragsklausel unterbreitet, ist nicht nur eine Frage des persnlichen Geschmacks, sondern will in Zeiten eines Wohnungsberangebotes (Mietermarkt) sehr gut berlegt sein.

181

In jedem Falle gilt: Arbeitseinkommen kann nur soweit gepfndet werden, wie die fr den Lebensunterhalt des Arbeitnehmers gesetzlich bestimmten Pfndungsgrenzen berschritten werden. Nur insoweit ist Arbeitseinkommen als Forderung auch abtretbar (§ 400 BGB). Eine entgegen stehende Vereinbarung ist nichtig (§ 134 BGB). Dass der Vermieter dem Arbeitnehmer unter Vorausabtretung der unpfndbaren Lohnanteile fr die jeweiligen Lohnzahlungszeitrume Wohnraum berlassen hat, ndert daran nichts.89 6. Persnlich haftender Mieter bei juristischen Personen

182

Bei Gewerbemietvertrgen ist es notwendig, neben der Firma als Mieter auch den Firmeninhaber bzw. den persnlich haftenden Gesellschafter zustzlich als Mieter mit aufzunehmen. Dadurch wird sichergestellt, dass der 86 87 88 89

44

BVerwG, NJW 1994, 2968 ff. LG Berlin, GE 2001, 420. BVerwG, NJW 1994, 2968. BAG, Urt. v. 21. 11. 2000 – 9 AZR 692/99, NJW 2001, 1443 ff. = WuM 2001, 116 ff. = MDR 2001, 650 f.

45 III. Gestaltung des Mietvertrags

Firmeninhaber bzw. der persnlich haftende Gesellschafter fr die Verbindlichkeiten aus dem Mietvertrag zustzlich persnlich haftet. Wird an eine Personengesellschaft (GbR, OHG, KG) vermietet, so sollte eine Erklrung ber die zustzlich persnliche Haftung aller Gesellschafter in den Vertrag aufgenommen und von allen Gesellschaftern als Mieter unterzeichnet werden. Bei Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH, AG) mssen die geschftsfhrenden Gesellschafter/Vorstnde zustzlich zur Gesellschaft Mieter werden.

183

Auch fr den Einzelkaufmann als Mieter sollte der Vertrag unter dem Firmennamen (§ 17 HGB) abgeschlossen werden. Unter den Mietvertrag gehren also zwei Unterschriften: eine Unterschrift fr die Firma und eine zweite Unterschrift als persnlich mithaftender „privater“ Mieter. So lsst sich die Unterstellung ausschließen, der Geschftsfhrer/Vorstand/Einzelkaufmann wolle nur fr seine Firma haften!

184

Selbstverstndlich muss vorher berprft werden, ob der unterzeichnende persnlich haftende Gesellschafter berhaupt fr die Firma vertretungsberechtigt ist. Dies gilt auch fr den Vorstand oder fr den Geschftsfhrer eines eingetragenen Vereins (§§ 26, 30 BGB). Wer handlungsberechtigt ist, ergibt sich aus dem Handelsregister bzw. aus dem Vereinsregister. Beide Register sind also vorher einzusehen. Ferner sollten sich die fr die Firma bzw. fr den Verein auftretenden vertretungsberechtigten Personen durch einen Personalausweis oder Reisepass sowie durch einen beglaubigten Vereinsregisterauszug/Handelsregisterauszug als vertretungsberechtigt legitimieren.

185

7. Betriebspflicht Unbedingt sollte bei Gewerbemietvertrgen eine Betriebspflicht des Mieters in den gemieteten Rumen vereinbart werden. Denn eine automatische vertragsimmanente Betriebspflicht des Mieters im Hinblick auf die Ausbung seines Gewerbes in den Mietrumen wird nicht angenommen.90 Vielmehr ist eine eindeutige Vereinbarung erforderlich.91

186

Æ Hinweis: P

187

Lediglich bei der Anmietung einer Verkaufsflche in einem Einkaufzentrum kann sich die Frage einer auf stillschweigend vereinbarten Betriebspflicht ohne ausdrckliche Vertragsabrede stellen. Das LG Hannover92 geht von einer derartigen Pflicht aus, wenn das Geschft wegen seines Warensortiments als Zugpferd dienen soll und eine Monopolstellung hat.

90 Jendrek, Die Betriebspflicht im Gewerberaummietvertrag, NZM 2000, 526; Fritz, Gewerberaummietrecht, Rz. 234. 91 Schmidt-Futterer/Eisenschmid, § 535 BGB Rz. 197. 92 LG Hannover, ZMR 1993, 280; a. A. LG Lbeck, NJW-RR 1993, 78.

45

46 B. Sicherung von Mietforderungen

Eine Betriebspflicht kann entfallen, wenn der Vermieter an einen Konkurrenten in unmittelbarer Nachbarschaft vermietet hat und dadurch das Geschft des Mieters unrentabel geworden ist93, ebenso bei zuvor vereinbarter Umsatzmiete.94 188

Wird eine Betriebspflicht vereinbart, so bestimmt der Vermieter die Ladenschlusszeiten seines Mieters. Anderenfalls kann der Mieter seinen Laden auf- und zumachen, wann er will. Macht der Gewerbemieter aber zu wenig Umsatz, sind unpnktliche oder ausbleibende Mietzahlungen meist schnell die Folge. Dem kann mit einer fest vereinbarten Betriebspflicht begegnet werden. Folgende Klausel wurde vom OLG Dsseldorf95 als wirksam angesehen:

189

Der Mieter verpflichtet sich, die Mietrume whrend der gesamten Mietzeit entsprechend ihrer Zweckbestimmung ununterbrochen zu nutzen.

190 P Æ Hinweis: Eine vertraglich vereinbarte Betriebspflicht fr ein Ladengeschft in einem Einkaufszentrum kann durch den Erlass einer einstweiligen Verfgung durchgesetzt werden.96 Ein gerichtliches Hauptsacheverfahren ist also zur Durchsetzung der Betriebspflicht nicht notwendig. Dies kann bereits durch einstweiligen Rechtsschutz erfolgen. 8. Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel 191

Gewerbliche Mietvertrge sollten notariell beurkundet werden. Aufzunehmen ist eine Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel im Hinblick auf Mietzahlungen und auch auf Rumung des Mietobjekts. Zahlt der Mieter nicht oder unpnktlich, so kann sich der Vermieter sofort eine vollstreckbare Ausfertigung der Notarurkunde besorgen und damit ein gerichtliches Klageverfahren vermeiden. Er spart nicht nur Zeit und Geld, sondern wird in der Zwangsvollstreckung auch schneller und kann sich im Zweifel den Rang vor anderen Glubigern sichern. 9. Schufa-Klauseln

192

Der Mietvertrag sollte eine so genannte „Schufa-Klausel“ enthalten. Damit wird der Vermieter ermchtigt, Kreditdaten an die Schufa weiterzuleiten. Wer der Schufa eigenen Kundeninformationen weitergibt, darf – bei nachgewiesenem Interesse – andere Informationen abfragen! Im Falle eines privaten 93 94 95 96

46

Fritz, Gewerberaummietrecht, Rz. 157. BGH, NJW 1979, 2351. OLG Dsseldorf, Beschl. v. 24. 9. 1998 – 10 W 93/98, NZM 1999, 124. LG Bamberg, Urt. v. 21. 11. 2003 – 1 O 563/03, ZMR 2004, 581 f.

47 III. Gestaltung des Mietvertrags

Einzelvermieters kann dies zumindest – vermittelt durch Haus & Grund – ber die „Rahmenvereinbarung Wohnungswirtschaft“ mit der Schufa erfolgen. In diesem Fall stehen folgende Leistungen zur Verfgung: – Auskunftserteilung bei Vertragsabschluss – Kurzabfrage vor Beitreibungsmaßnahmen – Nachmeldungen mit laufenden Bonittsinformationen ber Kunden – Adressermittlung bei unbekannt verzogenen Schuldnern – Individuelle Bestandsauswertungen Idealerweise wird die Schufa-Klausel nicht nur im Mietvertrag selbst verankert, sondern bereits zum Gegenstand des Mietantrags – der Mieterselbstauskunft gemacht. Sie kann dann im Falle der spteren Vermietung ausdrcklich auch als Anlage in den Mietvertrag einbezogen werden.

193

Folgender Wortlaut ist gebruchlich:

194

Schufa-Klausel zu Mietantrgen Ich willige ein, dass der Vermieter (Name des Vermieters) der Schufa GmbH Daten ber die Beantragung, Aufnahme und Beendigung dieses Mietvertrages bermittelt und Ausknfte ber mich von der Schufa erhlt. Unabhngig davon wird der Vermieter (Name des Vermieters) der Schufa auch Daten aufgrund nicht vertragsgemßen Verhaltens (z. B. Forderungsbetrag nach Kndigung) bermitteln. Diese Meldungen drfen nach dem Bundesdatenschutzgesetz nur erfolgen, soweit dies nach Abwgung aller betroffenen Interessen zulssig ist. Die Schufa speichert und bermittelt Daten an ihre Vertragspartner im europischen Binnenmarkt, um diese Informationen vor Beurteilung von Kreditwrdigkeit von natrlichen Personen zu geben. Vertragspartner der Schufa sind vor allem Kreditinstitute, Kreditkarten- und Leasinggesellschaften. Daneben erteilt die Schufa Ausknfte an Handels-, Telekommunikations- und sonstige Unternehmen, die Leistungen und Lieferungen gegen Kredit gewhren. Die Schufa stellt personenbezogene Daten nur zur Verfgung, wenn ein berechtigtes Interesse hieran im Einzelfall glaubhaft dargelegt wurde. Zur Schuldenermittlung gibt die Schufa Adressdaten bekannt. Bei der Erteilung von Ausknften kann die Schufa ihren Vertragspartnern eine aus dem Schufa-Datenbestand errechnete Prognose ber ein etwaiges Ausfallrisiko mitteilen (Score). Ich willige ein, dass im Falle eines Wohnsitzwechsels die Daten an die dann zustndige Schufa bermittelt werden. 47

48 B. Sicherung von Mietforderungen

Ich kann Auskunft bei der Schufa ber die mich betreffenden gespeicherten Daten erhalten. Weitere Informationen ber das Schufa-Auskunfts- und Score-Verfahren enthlt eine Broschre, die auf Wunsch zur Verfgung gestellt wird. Die Adresse der Schufa lautet:

______________________________________ ______________________________________ ______________________________________

_______________________________ (Ort, Datum Unterschrift)

IV. Vollzug des Mietverhltnisses 1. Bonittsprfung whrend der Nutzung 195

Sowohl ber die Schufa als ber die Info-Score Consumer Data GmbH/BadenBaden als auch ber sonstige große Auskunfteien kann die Bonitt des Mieters auch whrend des Mietverhltnisses geprft werden. Gerade bei Gewerbemietverhltnissen empfiehlt sich darber hinaus eine Bankauskunft, die vom vorherigen Einverstndnis des Mieters unabhngig ist. Diese Bonittsprfung sollte zur Prophylaxe ruhig turnusmßig in etwa ein bis zweijhrigem Abstand vorgenommen werden. Sie sollte aber insbesondere dann erfolgen, wenn Umstnde bekannt werden, die an einer weiteren ungestrten wirtschaftlichen Solvenz des Mieters und damit an der Regelmßigkeit seines zuknftigen Zahlungsverhaltens Zweifel aufkommen lassen. In diesem Falle schadet auch die Einsicht in das Schuldnerverzeichnis des rtlich zustndigen Amtsgerichts nichts.

196

Weitere externe Informationsquellen sind die verffentlichten Jahresabschlsse/Geschftsberichte von Unternehmen, an die vermietet wird. Auch – kostenpflichtige – Ausknfte von Wirtschaftsauskunfteien z. B. ber die Haftungslage und Bilanzen der Unternehmen, an die vermietet wird, sind zu erwhnen.

197

Verfgt der Mieter ber Immobilien und sind diese bekannt, so sollte auch ein Einblick ins Grundbuch zumindest dann erfolgen, wenn Hinweise auf zuknftige Zahlungsschwierigkeiten als rechtliches Interesse an der Einsichtnahme in das Grundbuch dem Grundbuchamt gegenber glaubhaft gemacht werden knnen. Hier lassen sich – wechselnde – Eigentumsverhltnisse oder Eigentumsanteile, Realkredite aus jngerer Zeit mit dinglicher Absicherung, Zwangsverwaltungs- oder gar Zwangsversteigerungsvermerke ersehen. 48

49 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

Vor allen Dingen aber ist es unverzichtbar wichtig, durch eine effiziente und stndig berwachte Mietenbuchhaltung stndig zu berprfen, ob die im Mietvertrag festgesetzten Zahlungstermine und die Betragshhen korrekt eingehalten werden. Diese stndige berwachung ist notwendig, damit man daraus resmierend in regelmßigen Abstnden Kenntnisse ber das Zahlungsverhalten und ber die Zahlungsfhigkeit des Wohnraum- oder Gewerberaummieters gewinnt.

198

Sollte man im Falle von Gewerbevermietungen selbst auch Geschftsbeziehungen oder zumindest persnliche Kontakte zu Geschftspartnern des Gewerbemieters unterhalten, so lsst sich hier in einem „lockeren“ Gesprch vielleicht ermitteln, welche Zahlungsziele der Gewerbemieter gegenber seinem Geschftspartner in Anspruch nimmt und wie oft er diese berschreitet, ob bisherige Bestellmengen sinken, ob Auftrge gar storniert werden oder ob Skontofristen nicht mehr genutzt werden. All diese Signale knnen auf Zahlungsschwierigkeiten hindeuten.

199

2. Signale fr bevorstehende Zahlungsunfhigkeit Neben den bereits erwhnten Indizien bei Gewerbevermietungen sind folgende Signale fr bevorstehende Zahlungsunfhigkeiten stndig zu beobachten:

200

a) Ausbleibende oder unpnktlich eingehende Mieten Es bedarf keiner weiteren Errterung, dass ausbleibende oder unpnktlich eingehende Mieten sowie nur eingehende Mietanteile die strksten Signale fr eine bevorstehende oder bereits eingetretene Zahlungsunfhigkeit darstellen. Sptestens dann sollte unbedingt parallel eine Bonittsprfung des Mieters auf den beschriebenen Wegen erfolgen und der Mieter selbst persnlich kontaktiert und auch angeschrieben werden.97

201

b) nderung der Zahlungsart Starke Signale fr bevorstehende Zahlungsunfhigkeit bilden auch nderungen der Zahlungsart. So ist z. B. durch persnliche Kontaktaufnahme zum Mieter zu hinterfragen, aus welchen Grnden vertraglich vereinbarte Einzugsermchtigungen oder Abbuchungsauftrge widerrufen werden, erteilte Dauerauftrge gekndigt werden und nunmehr eine Zahlung per berweisung oder gar per Scheck erfolgt. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man gebeten wird, sich mit der Einlsung des Schecks „noch ein wenig Zeit“ zu lassen. Geradezu alarmierend ist der Ersatz von bisher unbaren Zahlungen durch Barzahlungen. Dies legt den Schluss nahe, dass der Mieter entweder mit seinem Geldinstitut Probleme bekommen hat oder gar seine Konten einschließlich der Kreditlinie gepfndet worden sind. In all diesen Fllen sollte 97 Vgl. dazu sogleich Teil 1, Rz. 204, 205 ff.

49

202

50 B. Sicherung von Mietforderungen

mglichst zgig hinterfragt werden, aus welchen Grnden die Zahlungsarten gendert wurden, und zwar auch dann, wenn monatlich geschuldete Miete und Nebenkostenanteile noch vollstndig und pnktlich eingehen. Hier sollte man mit der Kontaktaufnahme nicht warten, bis die soeben angesprochenen Flle ausbleibender, unpnktlich eingehender oder nur ratenweise eingehender Mietern eintreten. c) Neue Bankverbindung 203

Auch eine neue Bankverbindung sollte sehr wachsam zur Kenntnis genommen werden. Natrlich kann der Grund harmlos sein. Gnstigere Konditionen, ein Umzug oder auch Disharmonien mit dem bisherigen Kreditinstitut, deren Ursache nicht in Zahlungsschwierigkeiten oder gar Zahlungsunfhigkeiten liegen, knnen Ursache sein. Diese Disharmonien knnen sich aber auch gerade wegen eingetretener Zahlungsschwierigkeiten ergeben haben. Als Beispiele seien nur die Sperrung des Girokontos, die Streichung der Kreditlinie, der Einzug der EC-Karte oder mehrere geplatzte Schecks genannt, die die Geschftsverbindung aus Sicht der Bank oder aus Sicht auch des Mieters unzutrglich erscheinen lassen. Wird zur neuen Bankverbindung dann auch noch die Zahlungsart gendert, so vertieft sich das Indiz. In jedem Falle sollte mit dem Mieter in einem lockeren und informatorischen Gesprch die Ursache fr die neue Bankverbindung geklrt werden. 3. Reaktion auf bekannt werdende Vermgensverschlechterungen

204

Bei Vermgensverschlechterungen des Mieters kann der Vermieter eine Sicherheitsleistung verlangen (§ 321 BGB) oder vor bergabe des Mietobjekts die bergabe verweigern. Zu einer Kndigung nach bergabe ist er jedoch nicht berechtigt. Bei der Wohnraummiete mssen die zahlungsverzugsbedingten Kndigungsgrnde erst eingetreten sein, um eine Kndigung gemß §§ 543, 569 BGB zu rechtfertigen. Bei der Gewerbemiete kommt es darauf an, ob die Vermgensverschlechterung ausdrcklich als Kndigungsgrund im Mietvertrag aufgenommen und dort genauer definiert ist, welche Umstnde vorliegen mssen, um die Vermgensverschlechterungen zu indizieren. Ist das der Fall, so kann im Gewerbemietverhltnis gekndigt werden, andernfalls nicht. 4. Taktisches Verhalten

205

Kommen Mietzahlungen unpnktlich oder bleiben sie aus, so muss der Vermieter oder sein Rechtsberater mglichst schnell folgende Fragen klren: – Ist der Mieter als Anspruchsgegner solvent, also zahlungsunwillig oder tatschlich zahlungsunfhig? – Welche weiteren Forderungsschuldner kommen als Gesamtschuldner in Betracht? 50

51 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

– Wie knnen Zahlungsansprche gesichert werden? – Besteht die Mglichkeit einer außergerichtlichen Regelung? – Ist der Mieter oder seine mithaftenden Gesamtschuldner pfndbar? – Gibt es Forderungen des Mieters gegen Dritte, die sich pfnden und zur Einziehung berweisen lassen? Oder hat er sonstige vermgenswerte Rechte, auf die im Wege einer Zwangsvollstreckung zurckgegriffen werden kann? Zur Beantwortung dieser Fragen ist es unabdingbar, bei Zahlungsunregelmßigkeiten oder ausbleibenden Zahlungen sofort mit dem Mieter Kontakt aufzunehmen. Es gilt, mglichst umfangreiche Informationen ber die Grnde des gestrten Zahlungsverhaltens zu sammeln. Man muss sofort die Nhe des Mietschuldners suchen. Die gestellten Fragen sind weiter am Mietvertrag und unter Zuhilfenahme der vorgestellten Recherchemglichkeiten zu beantworten. Der Vermieter und sein Berater mssen sich sofort umfassend Klarheit darber verschaffen, welche Sicherungsmittel fr die entstandenen und zuknftig entstehenden Mietforderungsausflle zur Verfgung stehen.

206

Als Grundsatz gilt: Jedes Stillhalten und Abwarten des Vermieters im Hinblick auf schon fllige Mietforderungen muss die Sicherheit, also die Werthaltigkeit der Mietforderung erhhen. Dies kann z. B. durch notarielle Schuldanerkenntnisse oder Teilzahlungsvergleiche, mglichst als Rechtsanwaltsvergleich (§§ 796 a ff. ZPO) abgeschlossen, erreicht werden. Damit erspart man sich ein gerichtliches Klageverfahren mit entsprechendem Prozessrisiko.

207

Jedes Stillhalten muss den Schuldner weiteres Geld (Stundungszinsen) kosten. Es muss ein konkreter Zahlungsplan erarbeitet werden, der konkret Zahlungsdaten und Zahlungshhen ausweist und der zum Ziel hat, neben der strungsfreien Begleichung aktuell weiter fllig werdender Mietforderungen Zahlungsrckstnde aufzuholen und auszugleichen. Dieser Zahlungsplan muss mit einer Verfallsklausel bewehrt werden. Danach wird der gesamte Forderungsaußenstand fllig gestellt, wenn der Zahlungsplan nicht eingehalten wird. Eigene Zahlungsschwierigkeiten durch zu hoch auflaufende Forderungsaußenstnde mssen unbedingt vermieden werden.

208

Parallel zur persnlichen Kontaktaufnahme mit dem Mieter muss er angeschrieben und umgehend aufgefordert werden, die rckstndigen Mietforderungen zu erfllen. Dies kann wie folgt geschehen:

209

51

52 B. Sicherung von Mietforderungen

Absender Adresse

Datum

Mietzahlungsaufforderung Mietverhltnis (Name) ./. (Name) Sehr geehrte . . ., in obiger Angelegenheit nehmen wir Bezug auf den beiderseitigen Mietvertrag vom (Datum) ber das Mietobjekt (Lage der Wohnung/des Geschftsraums, Ort, Straße). Wir mssen feststellen, dass Sie entgegen § . . . des Mietvertrags die bis zum 3. Werktag des laufenden Monats fllige Miete bislang nicht entrichtet haben. Zahlungsziel war der (Datum). Damit befinden Sie sich seit dem (Datum) mit der Zahlung Ihrer Miete im Verzug. Wir mssen Sie deshalb bitten, Ihren mietvertraglichen Zahlungsverpflichtungen umgehend nachzukommen. Bitte zahlen Sie den oben ausgewiesenen noch rckstndigen Betrag in Hhe von . . . Euro bis sptestens zum (Datum) auf das im Mietvertrag angegebene Konto. Sollten Sie Ihrer Zahlungspflicht bis zu diesem Termin nicht nachkommen, weisen wir rein vorsorglich darauf hin, dass wir den Erlass eines Mahnbescheides beantragen bzw. Zahlungsklage erheben knnen. Zudem entsteht gemß §§ 569 Abs. 3, 543 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BGB im Falle eines Zahlungsverzuges unter den dortigen Voraussetzungen das Recht, das Mietverhltnis fristlos zu kndigen. Wir hoffen in beiderseitigem Interesse, dass diese Schritte nicht notwendig sein werden und unser bisher erfreuliches Mietverhltnis auch weiterhin reibungslos funktionieren kann. Wir behalten uns allerdings einen Antrag gegen Sie auf Verbraucherinsolvenz vor, wenn wir aufgrund Ihres Zahlungsverhaltens von Ihrer Zahlungsunfhigkeit weiter ausgehen mssen. Mit freundlichen Grßen ______________________ (Vermieter)

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53 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

Bei der persnlichen und schriftlichen Reaktion auf notleidendes Zahlungsverhalten des Mieters muss dem Mieter darber hinaus unmissverstndlich verdeutlicht werden, welche tatschlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen aus einem weiterhin gezeigten vertragswidrigen Zahlungsverhalten (stndig unpnktliche Mietzahlungen oder – teilweise – unterbleibende Mietzahlungen) resultieren.

210

Insbesondere Wohnungsunternehmen oder grßere Mietverwaltungsgesellschaften bieten ihren unpnktlich oder nicht mehr zahlenden Mieter auch Schuldnerberatungen an oder halten Informationsschriften staatlicher Schuldnerberatungsstellen zur Erstinformation bereit. Die Maßnahmen reichen bis zum Angebot einer kleineren und kostengnstigeren Wohnung.

211

Auf der Grundlage der so zusammengetragenen Informationen zu den eingangs formulierten Fragen ist zu entscheiden, ob in der Sache streitig – intensives Mahnen, Mahn- und Klageverfahren, Forderungsabtretung an Inkassounternehmen oder Beauftragung zum Forderungseinzug –, oder kooperativ – Ratenzahlungen, Stundungen, in extremen Ausnahmefllen Aufhebungsvertrge als Mittel der Schadensbegrenzung u. a. – vorzugehen ist.

212

5. Abmahnung wegen Zahlungsverzugs mit der Miete Um der eigenen Verhandlungsposition den ntigen Nachdruck zu verleihen und um etwaige notwendig werdende Kndigungen wegen Zahlungsverzugs vorzubereiten, sollte der sumige Mieter nach einem ersten persnlichen Kontakt und der schriftlichen Mietzahlungsaufforderung sptestens am Ende des ersten Monats wegen Zahlungsverzugs abgemahnt werden, fr den er die Miete schuldig geblieben ist.

213

Es handelt sich hier um die kndigungsvorbereitende Abmahnung eines vertragswidrigen Verhaltens. Die Mietvertrge sehen die vorschssige Zahlung der Miete fr den laufenden Monat bis zum 3. Werktage beim Vermieter eingehend vor. Damit ist ein Leistungsdatum nach dem Kalender bestimmt. Wird der Zahltermin nicht eingehalten, so verletzt der Mieter den Mietvertrag und gert ohne weitere Mahnung mit der fllig gewordenen Mietforderung in Verzug.

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54 B. Sicherung von Mietforderungen

215

Fr die Abmahnung bietet sich folgender Wortlaut an: Absender Adresse

Datum

Abmahnung wegen Mietzahlungsverzugs Mietverhltnis (Name) ./. (Name) Sehr geehrte . . . , mit Mietvertrag vom (Datum) haben Sie die in (Lage der Wohnung, Ort, PLZ, Straße) gelegenen Rumlichkeiten angemietet. Es ist festzustellen, dass sie teilweise versptet / teilweise berhaupt keine Mietzahlungen leisten. Sie befinden sich derzeit mit folgenden Mieten in Verzug: Miete fr Monat Mai 2005, fllig am (Datum) Miete fr Monat Juni 2005, fllig am (Datum) usw:

. . . Euro . . . Euro

Summe

. . . Euro

Wir fordern Sie auf, die oben ausgewiesene rckstndige Miete bis zum ____________________ (Datum) auf das Ihnen bekannte und im Mietvertrag angegebene Konto zu zahlen. Verstreicht die Frist fruchtlos, mssen Sie je nach Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen mit der fristlosen oder fristgemßen Kndigung Ihres Mietverhltnisses wegen Zahlungsverzugs und wegen vertraglicher Pflichtverletzung rechnen. Dieselbe Sanktion drohen wir ausdrcklich an, wenn Sie zuknftig ein hnliches oder gleichgelagertes Verhalten zeigen. Im brigen machen wir wegen der rckstndigen Mieten bereits jetzt unser Vermieterpfandrecht gemß §§ 562 a ff. BGB geltend. Sachen, die dem Vermieterpfandrecht unterliegen, drfen Sie nicht aus der Wohnung herausschaffen. Andernfalls machen Sie sich strafbar. Mit freundlichen Grßen ______________________ (Vermieter)

54

55 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

6. Abmahnung wegen Zahlungsverzugs mit der Kaution Zahlt der Mieter die Kaution vertragswidrig nicht, so kann er auch insoweit abgemahnt werden. Der Vermieter kann bei rechtswidrig unterbleibender Zahlung den Mieter auf Zahlung der offen stehenden Kaution oder offen stehender Kautionsteile verklagen.98 Besser ist allerdings der Antrag auf Erlass eines Mahnbescheides. Dadurch wird das sonst in einigen Bundeslndern (Baden-Wrttemberg / Bayern / Brandenburg / Hessen / Nordrhein-Westfalen/ Saarland / Sachsen-Anhalt / Schleswig-Holstein) notwendige zwingende vorgerichtliche Streitschlichtungsverfahren vermieden. Als Vorbereitung einer Kndigung des Mietvertrags wegen unterlassener Zahlung der Kaution sollte der Mieter ebenfalls abgemahnt werden.

216

Æ Hinweis: P

217

Bei Gewerbemietverhltnissen, fr die die Flligkeitsregel einer Barkaution in § 551 Abs. 3 BGB nicht gilt, sollte immer das Mietobjekt erst dann bergeben werden, wenn die Kaution geleistet ist. Fr Wohnraummietverhltnisse ist auf die obigen Ausfhrungen99 zu verweisen. 7. Kndigung wegen Zahlungsverzugs mit der Miete Mit der angedrohten Kndigung wegen Zahlungsverzugs sollte der Vermieter Ernst machen, sobald ihre materiellen Voraussetzungen vorliegen.100

218

Sie sollte sofort erklrt werden, um weiteren Verzgerungen und damit sich weiter aufhufenden Mietaußenstnden vorzubeugen. Folgende Punkte sind zu beachten:

219

a) Kndigungszeitpunkt Die Kndigung muss zum richtigen Zeitpunkt ausgesprochen sein. Sie kann unwirksam sein, weil sie zu frh oder auch zu spt erklrt wird.

220

Die Kndigungserklrung sollte sofort abgesandt werden, wenn die Kndigungsvoraussetzungen vorliegen – nicht frher und nicht spter. In der Praxis werden vorzeitige Kndigungen bei Zahlungsverzug hufig auf die Annahme gegrndet, ihre Voraussetzungen seien bei Kndigungszugang gegeben. Die Frage des Kndigungszugangs als maßgeblicher Zeitpunkt fr das Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen wird aber streitig beurteilt,101 so dass eine Kndigung, die erst beim Zugang berechtigt geworden ist, auch zur Abweisung der Rumungsklage fhren kann.102

221

98 99 100 101 102

Ausfhrlich: Ltzenkirchen, Anwalts-Handbuch Mietrecht, Teil G, Rz. 184. Vgl. unter Teil 1, Rz. 136 ff. Vgl. dazu nher unter Teil 1, Rz. 227 ff. A.A. z. B. LGH Kln, WuM 1992, 123, Sternel, Mietrecht aktuell, Rz. 520. So z. B. LG Kln, WuM 1992, 123.

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56 B. Sicherung von Mietforderungen

222

Die Flle einer zu spt erklrten Kndigung sind hufiger. In der Praxis spielen versptete Kndigungserklrungen eine Rolle, wenn mit einer außerordentlichen oder gar fristlosen Kndigung trotz Kenntnis vom Kndigungsgrund zu lange abgewartet wird. Unabhngig von der Frage, ob man § 314 Abs. 3 BGB mit der im allgemeinen Schuldrecht fixierten 14-tgigen Kndigungsfrist bei außerordentlichen Kndigungen von Dauerschuldverhltnissen auf mietrechtliche Kndigungstatbestnde anwendet, sollte sie zeitnah erfolgen. Dies liegt schon aus den dargelegten wirtschaftlichen Grnden im Gebot eigenen Interesses. Abgehen davon hat es die Rechtsprechung bisher stets als Widerspruch mit der Folge der Unwirksamkeit einer fristlosen Kndigung beurteilt, wenn einerseits Grnde vorgetragen werden, die besonderes schwergewichtig sind und das Weiterfhren des Vertragsverhltnisses unzumutbar machen, andererseits aber lngere Zeit seit Eintritt des Vorkommnisses oder der Tatbestandsvoraussetzung mit der Kndigungserklrung abgewartet wird. Dieser Gedanke wurde gerade bei der fristlosen Vermieterkndigung wegen Zahlungsverzuges bekrftigt.103

223

Ferner ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass ein Insolvenzantrag entweder des in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Mieters selbst oder eines sonstigen Glubigers Kndigungen wegen derjenigen Zahlungsrckstnde sperrt, die vor dem Antrag bereits entstanden sind (§ 112 InsO). Dieser Hinweis ist nicht nur fr Gewerbemietverhltnisse bedeutsam, sondern mit der zunehmenden Anzahl von Verbraucherinsolvenzen auch fr zahlreiche Wohnraummietverhltnisse.104 b) Kndigungsadressat bei Insolvenz

224

Als Faustformel zur richtigen Bestimmung des Kndigungsadressaten gilt, dass die Kndigung grundstzlich an alle Mieter zu richten ist, die im Mietvertrag aufgefhrt sind oder spter dem Mietverhltnis beigetreten sind. Davon zu unterscheiden sind Flle, in denen die eigene Verfgungs- und Verwaltungsbefugnis des Mieters wegfllt. So ist z. B. im Falle der Zwangsverwaltung ber das Vermgen des (Gewerbe-) Mieters die Kndigung dem Zwangsverwalter gegenber zu erklren (§ 148 Abs. 2 in Verbindung mit § 152 Abs. 2 ZVG). Dies gilt – abgesehen von der Ausnahme in § 109 Abs. 1 Satz 2 InsO – grundstzlich auch nach Erffnung des Insolvenzverfahrens. Hier ist der Insolvenzverwalter zustndiger Kndigungsadressat.

225

Besondere Aufmerksamkeit ist im Insolvenzerffnungsverfahren erforderlich, also in dem Zwischenstadium zwischen Insolvenzantrag und Verfahrenserffnung. Wird in dieser Zeit ein vorlufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, sind zwei Fallgestaltungen denkbar: 103 OLG Kln, ZMR 2000, 459 (461). 104 Zu Problemen bei der Anwendung des § 112 InsO vgl. KG, GE 2003, 740; LG Karlsruhe, NJW-RR 2003, 1167; OLG Celle, ZinsO 2002, 326.

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57 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

Der vorlufige Verwalter kann ein so genannter starker Verwalter sein. Das ist der Fall, wenn gegen den Schuldner ein allgemeines Verfgungsverbot verhngt wird und dem vorlufigen Verwalter diese Verfgungs- und Verwaltungsbefugnis bereits vollstndig bertragen wird. In diesem Fall ist der vorlufige Insolvenzverwalter der alleinige Adressat einer Kndigungserklrung. Die weitaus hufigere Variante ist der so genannte schwache Verwalter. Von ihm ist auszugehen, wenn gegen den Schuldner nur ein allgemeiner Zustimmungsvorbehalt verhngt wird, er aber mit dieser Einschrnkung seine Verwaltungs- und Verfgungsbefugnis behlt. In diesem Fall muss noch gegenber dem Schuldner gekndigt werden.105

226

c) Materielle Anforderungen Es muss zunchst Zahlungsverzug vorliegen. Er unterscheidet sich vom Mietrckstand. Ein Mietrckstand liegt vor, wenn fllige Mieten zur Zahlung ausstehen. Ein Verzug liegt dagegen erst vor, wenn der Zahlungsrckstand auch verschuldet ist (kein Verzug ohne Verschulden (§ 286 Abs. 4 BGB).

227

Der Vermieter von Wohnraum kann unter den Voraussetzungen von §§ 543 Abs. 2 Nr. 3, 569 Abs. 3 BGB fristlos wegen Zahlungsverzugs kndigen. Folgende Flle sind zu unterscheiden:

228

– Der Mieter ist fr zwei aufeinander folgende Termine mit der Entrichtung der Miete in Verzug. – Dem steht der Fall gleich, dass der Mietrckstand eine Monatsmiete fr zwei aufeinander folgende Zahlungstermine bersteigt. – Der Mieter ist in einem Zeitraum, der sich ber mehr als zwei Zahlungstermine erstreckt, mit der Entrichtung der Miete in Hhe eines Betrages in Verzug, der die Miete fr zwei Monate erreicht. In den genannten Fllen ist die Kndigung ausgeschlossen, wenn der Vermieter vorher befriedigt wird. Dies hat sptestens bis zum Ablauf von zwei Monaten nach Zustellung der Rumungsklage zu geschehen (Schonfrist). Teilzahlungen des Mieters auf den Rckstand fhren nicht zum Erlschen des Kndigungsrechts. Das Kndigungsrecht kann vielmehr erst dann nicht mehr ausgebt werden, wenn der Vermieter vollstndig befriedigt wurde.106

229

Eine Heilung durch Zahlung innerhalb der zweimonatigen Schonfrist soll auch bei einer ordentlichen Kndigung wegen Mietrckstnden gemß § 569 Abs. 3 Nr. 2 BGB analog eintreten.107

230

105 So: OLG Celle, ZinsO 2002, 326 (328). 106 LG Kln, Urt. v. 20. 2. 2002 – 10 S 325/01, ZMR 2002, 428 f.; AG Dortmund, Beschl. v. 31. 3. 2003 – 125 C 11799/02, WuM 2003, 273; ein geringfgiger Rest von wenigen Euro/Cent soll unschdlich sein: LG Hamburg, Urt. v. 16. 11. 2000 – 334 S 53/00, WuM 2001, 80. 107 AG Pinneberg, Urt. v. 2. 5. 2003 – 67 C 384/02, ZMR 2003, 850.

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58 B. Sicherung von Mietforderungen

231

In dieselbe Richtung zielt eine Entscheidung des LG Berlin.108 Danach soll auch eine hilfsweise wegen Zahlungsverzuges erklrte ordentliche Kndigung wegen Vertragsverletzung unwirksam werden (Rechtsmissbrauch), wenn eine hauptweise erklrte fristlose Kndigung wegen dieses Zahlungsverzugs aufgrund der innerhalb der Schonfrist ausgeglichenen Rckstnde unwirksam geworden ist. Der BGH ist dieser Rechtsprechung mit Urteil vom 16. 2. 2005109 entgegengetreten. Er hat darauf hingewiesen, dass ein nachtrglicher Ausgleich der Zahlungsrckstnde innerhalb zweier Monate nach Rechtshngigkeit des Rumungsanspruchs nur die fristlose Kndigung nach § 569 Abs. 3 Nr. 2 BGB unwirksam werden lsst, nicht dagegen die hilfsweise ausgesprochene fristgemße Kndigung.

232 P Æ Hinweis: 1. Hat der Mieter nach Zustellung der Rumungsklage noch bis zu zwei Monaten Zeit, die aufgelaufenen Mietrckstnde nachzuzahlen, so kann er vor Ablauf der Schonfrist grundstzlich nicht zur Rumung verurteilt werden. Fr den Vermieter bedeutet dies, dass sich der Mietausfall weiter erhht, der von einem Mieter, der wegen Zahlungsverzugs gekndigt wurde, oftmals nicht mehr zu holen ist. 2. In solchen Verfahren kommt es hufig vor, dass der auf Rumung verklagte Mieter trotz Aufforderung und Fristsetzung durch das Gericht nicht einmal seine Verteidigungsbereitschaft anzeigt. In diesem Fall kann nach einem neuen Beschluss des LG Hamburg110 gegen den Mieter auch schon vor Ablauf der zweimonatigen Schonfrist ein Versumnisurteil im schriftlichen Vorverfahren erlassen werden. Der Vermieter kommt dadurch frher zu einem vollstreckbaren Rumungstitel, der ihm die Rumung und Weitervermietung der Wohnung ermglicht. 233

Fr alle anderen Mietverhltnisse, insbesondere fr Gewerbevermietungen, gilt nur § 543 Abs. 2 Nr. 3 BGB.

234

Zahlt der Mieter die Mieten nachhaltig unpnktlich, so kommt eine fristlose Kndigung des Vermieters von Wohnraum auch aus §§ 543 Abs. 1, 569 Abs. 2 BGB in Betracht. Fr sonstige Mietformen gilt auch hier nur § 543 Abs. 1 BGB. Es handelt sich jeweils um die Kndigung wegen Unzumutbarkeit der Vertragsfortsetzung.111

235

Die Wirksamkeit einer fristlosen Kndigung wegen Zahlungsverzugs setzt ausnahmsweise eine Abmahnung gegenber dem sumigen Mieter voraus, wenn sich dem Vermieter der Schluss aufdrngen muss, dass die unterblie108 LG Berlin, Urt. v. 28. 11. 2003 – 65 S 172/03, GE 2004, 27 (27). 109 BGH, Urt. v. 16. 2. 2005 – VIII ZR 6/04. 110 LG Hamburg, Beschl. v. 5. 3. 2003 – 311 T 16/03, NZM 2003, 432; ebenso jetzt auch LG Kln, Beschl. v. 21. 10. 2003 – 1 T 375/03, NZM 2004, 65. 111 OLG Karlsruhe, Urt. v. 10. 12. 2002 – 17 U 97/02, NJW 2003, 2759 fr eine fortdauernde unpnktliche Zahlung der Miete.

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59 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

bene Zahlung der Miete nicht auf Zahlungsunfhigkeit oder Zahlungsunwilligkeit beruht.112 Bei Wohnraumvermietungen kommt eine Kndigung mit Kndigungsfrist wegen geringerer Zahlungsrckstnde, die noch kein fristloses Kndigungsrecht begrnden, ebenfalls in Betracht (§ 573 Abs. 2 Nr. 1 BGB). Dabei soll dieses Kndigungsrecht nicht nur fr rckstndige Mieten, Mietzuschlge und Betriebskosten gelten, sondern auch nicht periodisch wiederkehrende Zahlungsverpflichtungen, wie z. B. Nachzahlungssalden aus Betriebskostenabrechnungen umfassen.113

236

Æ Hinweis: P

237

Neben der Mglichkeit der Kndigung bleibt dem Vermieter sein Anspruch auf Zahlung der Miete als vertraglicher Erfllungsanspruch erhalten (§ 535 Abs. 2 BGB). Er kann selbstverstndlich kndigen und gleichzeitig Zahlungsansprche geltend machen. Die genannten Grundstze gelten unabhngig davon, ob der Mieter zahlungsunfhig oder zahlungsunwillig ist. Denn als Schuldner einer Geldforderung ist er ohne Rcksicht auf eigenes Verschulden zur Leistung verpflichtet (§ 276 Abs. 1 Satz 1 BGB).

238

Æ Hinweis: P

239

Sumige Mieter verteidigen sich gerne mit dem Argument, die Mietsache sei mangelhaft, deshalb htten sie die Miete gemindert. Die Berechtigung der Mietminderung ist dann Vorfrage des Anspruchs des Vermieters auf vollstndige Zahlung der Miete. Ebenso ist die Berechtigung zur Mietminderung Vorfrage im Hinblick auf die Wirksamkeit erklrter Kndigungen wegen Zahlungsverzugs. Bei einer vom Mieter veranlassten fristlosen Kndigung wegen Zahlungsverzugs hat er dem Vermieter alle Nachteile zu ersetzen, die ihm entstehen. Dieser Schadensersatzanspruch des Vermieters umfasst insbesondere auch den Mietausfall, dass heißt die ihm entgehende Miete fr die vereinbarte feste Vertragsdauer oder wie z. B. bei einem unbefristeten Mietverhltnis bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Mieter erstmals htte ordentlich kndigen knnen.114 Der Anspruch ist zeitlich maximal jedoch bis zu einer vorzeitigen Neuvermietung begrenzt.

240

Dabei ist nach Auffassung des BGH grundstzlich nicht zu beanstanden, wenn der Vermieter mit seiner Klage fr die Zeit bis zur Neuvermietung die Bruttomiete geltend macht, auf die darin enthaltenen Nebenkostenvoraus-

241

112 OLG Dsseldorf, Urt. v. 25. 3. 2004 – 10 U 109/03, DWW 2004, 190. 113 Vgl. zu den Kndigungsmglichkeiten wegen Zahlungsverzugs und unpnktlicher Mietzahlungen: Schmidt-Futterer/Blank, Kommentar zum Mietrecht, § 543 BGB Rz. 158 und § 573 BGB Rz. 27 ff. 114 OLG Schleswig, WuM 2000, 355.

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60 B. Sicherung von Mietforderungen

zahlungen die nach seiner Abrechnung geschuldeten Nebenkosten anrechnet und den zugunsten des Mieters verbleibenden Saldo mit der geschuldeten Nettomiete verrechnet, da der Mieter dadurch im Ergebnis wirtschaftlich nicht schlechter gestellt wird als bei einer isolierten Nebenkostenabrechnung.115 242 P Æ Hinweis: In der Praxis ist hufig zu beobachten, dass Vermieter nach dem Ausspruch einer fristlosen Kndigung dazu neigen, ihnen vom Mieter angebotene Zahlungen auf die Rckstnde mit dem Hinweis abzulehnen, dass ja fristlos gekndigt worden sei. Vor einem solchen Verhalten kann nur gewarnt werden. Alles, was der Mieter zu einem frheren Zeitpunkt noch freiwillig zahlt, knnte bei einer sich anschließenden Zwangsvollstreckung mglicherweise gar nicht mehr durchgesetzt werden. Daher sollte jeder Vermieter auch in einem laufenden Kndigungsverfahren alle Zahlungen, welche ihm freiwillig angeboten werden, annehmen. In diesem Zusammenhang ist wiederholend nochmals hervorzuheben, dass die Kndigung in diesem Falle solange immer noch durchsetzbar bleibt, wie noch Restforderungen offen sind. 243

Der Bundesgerichtshof hat in zwei grundlegenden Entscheidungen116 zu den formellen Begrndungsanforderungen einer Kndigung wegen Zahlungsverzugs Stellung genommen. Wie der 8. Zivilsenat in beiden Beschlssen ausfhrt, gengt der Vermieter bei einer Kndigung wegen Zahlungsverzuges des Mieters bei einer klaren und einfachen Sachlage seiner Pflicht zur Angabe des Kndigungsgrundes (§ 569 Abs. 4 BGB), wenn er in dem Kndigungsschreiben den Zahlungsverzug als Grund benennt und den Gesamtbetrag der rckstndigen Miete beziffert. Die Angabe weiterer Einzelheiten, die Daten des Vollzugseintritts oder Aufgliederung des Mietrckstandes fr einzelne Monate, ist bei einfacher gelagerten Sachverhalten entbehrlich. Auch der Umstand, dass der Vermieter einer Kndigung zustzlich einen nicht nher erluterten Auszug aus dem Mieterkonto beigefgt hat, macht sie nicht unwirksam. Selbst wenn im Kndigungsschreiben ein Saldo genannt ist, der von dem im Mietkontoauszug abweicht, ist weiterhin eine einfache und klare Fallgestaltung gegeben, die keine erhhten Begrndungsanforderungen formuliert. Auch die Angabe einer nicht einschlgigen Vorschrift oder ein falsch bezeichneter Zahlungsmonat im Kndigungsschreiben soll unschdlich sein.117

244

Zu klren bleibt, wann von einem schwierigen Sachverhalt auszugehen ist, fr den diese Formel des BGH nicht gilt. Vage Hinweise dazu gibt der Beschluss des LG Wuppertal vom 13. 1. 2003.118 Ein einfacher und klarer Fall kann danach nur angenommen werden, wenn 115 BGH, Urt. v. 22.1.2003 – VIII ZR 244/02, ZMR 2003, 413. 116 BGH, Beschl. v. 22. 12. 2003 – VIII ZB 94/03, WuM 2004, 97 f. = NJW 2004, 850 f. = NZM 2004, 187 f. = DWW 2004, 53; BGH, Beschl. v. 30. 6. 2004 – VIII ZB 31/04, WuM 2004, 489. 117 LG Berlin, Beschl. v. 21. 1. 2003 – 65 C 102/02, NJW 2003, 3063 f. 118 LG Wuppertal, Beschl. v. 13. 1. 2003 – 9 S 247/02, n. v.

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61 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

– der Mieter vollstndig die Miete alleine zahlt, also keine Zahlungen Dritter, wie z. B. des Sozialamtes vorliegen, – die Miete unverndert geblieben ist, – der Rckstand in den letzten beiden Monaten aufgelaufen ist. In allen anderen Fllen ist zumindest ußerst zweifelhaft, ob es sich um eine einfache und klare Rechtslage handelt.

245

So hat das LG Dortmund119 in einem „schwierigen Fall“ die Begrndungsanforderung an eine Zahlungsverzugskndigung wesentlich strenger gefasst und judiziert:

246

„Eine in wesentlichen Punkten nicht nachvollziehbare, nur nach vermieterseitigen Erluterungen verstndliche Forderungsaufstellung trgt eine Kndigung des Mietvertrags wegen Zahlungsrckstands nicht; dies gilt insbesondere dann, wenn in diese Aufstellung – zudem in Folge von Abkrzungen nur mit Aufwand entschlsselbar – Guthaben- bzw. Nachforderungspositionen aus Betriebkostenabrechnungen eingestellt sind, die mangels Angabe einer Jahreszahl nicht nher zugeordnet werden knnen.“ Daraus folgt fr die Praxis:

247

Der Vermieter oder sein Anwalt hat im eigenen Interesse den „sichersten Weg“ zu whlen, mit dem seine Zahlungsverzugskndigung wirksam bleibt. Fr den Rechtsanwalt sowie fr sonstige befugte Berater ist dies aus berufsrechtlichen sowie berufshaftungsrechtlichen Grnden sowieso eine Selbstverstndlichkeit. Deshalb sollte die zahlungsverzugsbedingte Kndigung immer so detailreich begrndet werden wie mglich. Faustformel sollte sein, dass das Kndigungsschreiben aus sich heraus auch dem juristisch und kaufmnnisch nicht vorgebildeten Mieter verstndlich sein muss. Es sollte sich aus dem Kndigungsschreiben deshalb eindeutig ergeben, mit welchen Betrgen fr welche Monate der Mieter in Verzug ist.120

119 LG Dortmund, Beschl. v. 5. 1. 2004 – 1 T 3/03, NZM 2004, 189 = ZMR 2004, 584. 120 AG Dortmund, Beschl. v. 31. 3. 2003 – 125 C 11799/02, WuM 2003, 273; AG Dortmund, Urt. v. 1. 4. 2003 – 125 C 239/03, NJW-RR 2003, 1095 = NZM 2003, 596; AG Dortmund, Beschl. v. 5. 12. 2003 – 125 C 10656/03, ZMR 2004, 115; LG Dortmund, Beschl. v. 4. 3. 2004 – 1 T 104/03, WuM 2004, 205; LG Mannheim, Beschl. v. 23. 2. 2004 – 4 T 289/03, NZM 2004, 255 = WuM 2004, 204, wonach die Schriftform der Kndigungserklrung mit Kontoauszug als Anlage nur gewahrt ist, wenn die Kndigungserklrung entweder fest mit der Anlage verbunden ist oder wenn sich aus der Kndigungserklrung als solcher ergibt, dass zur Begrndung der Kndigung auf die Anlage Bezug genommen wird; anderer Ansicht und fr vereinfachte Anforderungen in jedem Fall: LG Dortmund, Beschl. v. 4. 3. 2004 – 1 T 5/04, WuM 2004, 205; LG Berlin, Urt. v. 18. 8. 2003 – 67 S 86/03, WuM 2003, 628 f.

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62 B. Sicherung von Mietforderungen

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Dem entsprechend ist die Verweisung auf einen dem Kndigungsschreiben beigefgten Kontoauszug nur ausreichend, wenn daraus hervorgeht, woraus der Rckstand resultiert. Nicht ausreichend ist, wenn der Kontoauszug mit einem Saldovortrag beginnt, aus dem nicht ersichtlich ist, welche Rckstnde im Einzelnen vorliegen. Eine in dieser Weise abgefasste Kndigung ist unwirksam.121

250

Besondere Anforderungen wurden formuliert, wenn der Vermieter sich anwaltlicher Hilfe bedient. In diesem Fall muss die Kndigung wegen Zahlungsverzugs so detailliert begrndet sein, dass dem Mieter nachvollziehbar wird, mit welchen Mieten genau er sich nach Meinung des Vermieters im Rckstand befindet, wie sich also der zur Kndigung berechtigende Rckstand konkret errechnet.122

251

Allgemein lsst sich festhalten: Die Kndigungsgrnde mssen so ausfhrlich angegeben werden, dass der damit geltend gemachte Sachverhalt ausreichend von vergleichbaren anderen Sachverhalten abgegrenzt wird und der Mieter erkennen kann, welcher Umstand zur fristlosen Kndigung gefhrt hat.123

252 P Æ Hinweis: In Anbetracht der nicht einheitlichen Rechtsprechung sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die jeweiligen Rckstnde im Kndigungsschreiben detailliert und zutreffend angegeben werden. 253

Eine fristlose Kndigung und eine fristgemße Kndigung wegen Zahlungsverzugs knnten wie folgt abgefasst werden: Absender Adresse

Datum

Fristlose Kndigung Ihres Mietverhltnisses Sehr geehrte . . . , Sie haben von uns mit Mietvertrag vom (Datum) die im ersten OG gelegene Wohnung im Hause (PLZ, Ort, Straße) angemietet. Hiermit kndige ich dieses zwischen uns bestehende Mietverhltnis gemß §§ 573 Abs. 2 Nr. 3, 569 Abs. 3 BGB fristlos wegen Zahlungsverzugs.

121 LG Hamburg, Urt. v. 8. 7. 2003 – 316 S 43/03, WuM 2003, 504. 122 AG Dortmund, Beschl. v. 28. 5. 2003 – 131 C 1627/03, NZM 2003, 596. 123 So die Begrndung des Rechtsausschusses zum Mietrechtsreformgesetz, Deutscher Bundestag, Drucksache 14/5663, S. 82, abgedruckt auch in NZM 2001, 798.

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63 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

Gemß § . . . des Mietvertrages haben Sie die Miete fr den laufenden Monat im Voraus bis zum 3. Werktage dieses Monats zu zahlen. Diese Pflicht haben Sie wie folgt verletzt: Die Mieten fr Mai und Juni 2005 haben Sie bislang berhaupt nicht entrichtet. Die Mieten von Januar bis April 2005 kamen jeweils unpnktlich wie folgt: Miete Januar 2005 Miete Februar 2005 Miete Mrz 2005 Miete April 2005

fllig am (Datum) fllig am (Datum) fllig am (Datum) fllig am (Datum)

gezahlt am (Datum) gezahlt am (Datum) gezahlt am (Datum) gezahlt am (Datum)

Dieses Verhalten ist bereits mit Schreiben vom (Datum) abgemahnt worden. Gleichwohl haben Sie danach Ihr vertragswidriges Zahlungsverhalten weiter fortgesetzt. Ich bitte Sie, die Wohnung nebst allen gemieteten Zubehrrumen gerumt und entsprechend den Bestimmungen des Mietvertrages mit allen dazugehrigen Schlsseln binnen 7 Tagen seit Zugang dieses Schreibens zu bergeben. Ich bitte Sie weiter, dass Sie sich bis zum (Datum) mit mir in Verbindung setzten, damit ein Abnahmetermin vereinbart werden kann. Sollten Sie die Wohnung nicht rechtzeitig rumen, werde ich unbeschadet weiterer Rechte ab dem Endtermin des Mietverhltnisses Nutzungsentschdigung in Hhe der ortsblichen Vergleichsmiete zuzglich bislang gezahlter Nebenkostenvorschsse verlangen. Die Geltendmachung weiteren Schadens aus der verzgerten Rumung behalte ich mir ausdrcklich vor. Sollten Sie die Wohnung nicht rechtzeitig rumen, werde ich ohne weitere vorgerichtliche Korrespondenz sofort Rumungsklage gegen Sie erheben. Eine stillschweigende Verlngerung des Mietverhltnisses nach § 545 BGB lehne ich ab. Mit freundlichen Grßen ______________________ (Vermieter)

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64 B. Sicherung von Mietforderungen

Absender Adresse

Datum

Kndigung Ihres Mietverhltnisses Sehr geehrte . . . , Sie haben von mir mit Mietvertrag vom (Datum) die im ersten OG gelegene Wohnung im Hause (PLZ, Ort, Straße) angemietet. Hiermit kndige ich dieses zwischen uns bestehende Mietverhltnis gemß §§ 573 Abs. 2 Nr. 1 BGB wegen Zahlungsverzugs mit einer Frist von ___ Monaten zum ________________. (Datum) Gemß § . . . des Mietvertrages sind Sie verpflichtet, die monatliche Miete zuzglich Nebenkostenvorauszahlungen bis zum 3. Werktage des laufenden Monats im Voraus zu zahlen. Diese vertragliche Verpflichtung haben Sie durch stndige unpnktliche Mietzahlungen wie folgt verletzt: Miete Januar 2005 Miete Februar 2005 Miete Mrz 2005 Miete April 2005

fllig am (Datum) fllig am (Datum) fllig am (Datum) fllig am (Datum)

gezahlt am (Datum) gezahlt am (Datum) gezahlt am (Datum) gezahlt am (Datum)

Die Miete fr Mai 2005 haben Sie im brigen nicht in der vertraglich geschuldeten Hhe, sondern nur in Hhe von (Euro) entrichtet. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie dieser Kndigung widersprechen knnen. Der Widerspruch muss schriftlich erfolgen. Fr dieses Fall verlange ich vorsorglich unverzgliche Auskunft ber die Widerspruchsgrnde. Der Widerspruch muss sptestens zwei Monate vor dem oben genannten Endtermin des Mietverhltnisses, also bis zum (Datum) bei mir eingegangen sein. Ich bitte Sie, mir die Wohnung nebst aller Zubehrrume bis zum genannten Termin gerumt und entsprechend des Mietvertrages mit allen dazugehrigen Schlsseln zu bergeben. Ich bitte Sie weiter, dass Sie sich rechtzeitig mit mir in Verbindung setzen, damit ein Abnahmetermin vereinbart werden kann. Sollten Sie die Wohnung nicht rechtzeitig rumen, so werde ich unbeschadet weiterer Rechte ab dem Endtermin des Mietverhltnisses Nutzungsentschdigung in Hhe der ortsblichen Vergleichsmiete zuzglich bislang gezahlter Nebenkostenvorschsse verlangen. 64

65 IV. Vollzug des Mietverhltnisses

Eine stillschweigende Verlngerung des Mietverhltnisses nach § 545 BGB lehne ich ab. Mit freundlichen Grßen ______________________ (Vermieter)

d) Verschulden des Sozialamts Kein Zahlungsverzug ohne ein entsprechendes Verschulden des Mieters – dies wurde bereits herausgearbeitet. Zu vertreten hat der Mieter Vorsatz und Fahrlssigkeit (§ 276 Abs. 1 Satz 1 BGB). Verzgerungen bei der Mietzahlung hat der Mieter auch dann verschuldet, wenn sie ihren Grund in mangelnder Leistungsfhigkeit oder in Fehlern bei den geschftlichen Dispositionen haben. Ebenso ist dem Mieter das Verschulden eines Dritten, der die Zahlungspflicht bernommen hat, ber § 278 BGB zuzurechnen. Der Dritte ist Erfllungsgehilfe des Mieters. Dementsprechend sind dem Mieter auch Zahlungsverzgerungen durch das Sozialamt, das die Mietzahlungen bernommen hat, zuzurechnen.124 Das Sozialamt wird als Erfllungsgehilfe des Mieters gesehen.125

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Æ Hinweis: P

256

Wenn das Sozialamt, das die Wohnungsmiete eines Sozialhilfeempfngers bernommen hat, Mietzahlungen ber mehrere Monate auf ein falsches Konto berweist und der Vermieter des Sozialhilfeempfngers deshalb einen Rechtsanwalt mit der fristlosen Kndigung des Mietvertrags wegen Zahlungsverzugs beauftragt, haftet der Mieter auch dann auf Ersatz der entstandenen Rechtsanwaltskosten (§§ 280 Abs. 2 286 BGB), wenn das Mietverhltnis schließlich fortgesetzt wird.126 8. Kndigung wegen nicht gezahlter Kaution Erklrt der Mieter, die Kaution bei Mietbeginn nicht sofort zahlen zu knnen, ist dies ein wichtiger Grund zur fristlosen Kndigung nach §§ 543 Abs. 1, 569 Abs. 2 BGB bei Wohnraum. Dabei ist fr Kautionen in Form einer Geldsumme der Hinweis geboten, dass der Mieter berechtigt ist, in drei 124 LG Berlin, Urt. v. 15. 3. 2002 – 64 S 300/01, ZMR 2002, 824. 125 VerfGH Berlin, Beschl. v. 27. 9. 2002 – 63/02, 63 A/02, Mietermagazin 2003, 189 ff.; LG Berlin, Urt. v. 15. 3. 2002 – 64 S 300/01, ZMR 2002, 824; KG, GE 1998, 120; Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht, § 543 BGB Rz. 91; a. A. KG, RE v. 11. 12. 1997 – 8 RE-Miet 1354/96, NZM 1998, 100 f.; LG Mainz, Urt. v. 18. 6. 2003 – 3 S 57/03, WuM 2003, 629 f. 126 AG Kln, Urt. v. 3. 2. 1999 – 207 C 366/98, NZM 2000, 380.

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257

66 B. Sicherung von Mietforderungen

gleichen monatlichen Teilbetrgen zu zahlen. Nur die erste Teilzahlung ist zu Beginn des Mietverhltnisses fllig (§ 551 Abs. 2 BGB). Insoweit ist auf die obigen Ausfhrungen zu verweisen.127 258

Bei Gewerberaum ist eine Kndigung nach § 543 Abs. 1 BGB mglich, wenn die unterbleibende Zahlung der Kaution auf einer Verschlechterung der Vermgenslage des Mieters im Verhltnis zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses oder schlicht auf Willkr beruht.128 Auch bei gewerblichen Mietverhltnissen ist die fristlose Kndigung aus wichtigem Grund jedenfalls dann gerechtfertigt, wenn die Kaution nicht geleistet wurde und die Erbringung der Sicherheit zuvor mehrfach angemahnt wurde.129 9. Einschaltung des Sozialamtes

259

Zahlt der Mieter die Miete nicht mehr, so kann unter den gesetzlichen Voraussetzungen wegen Zahlungsverzugs gekndigt werden. Dies wurde bereits entwickelt. Dieser Weg bietet sich vor allem deshalb an, um das Mietverhltnis so schnell wie mglich zu beenden und um die auflaufenden Mietausflle gering zu halten. Er kann aber auch noch einem anderen Zweck dienen – der nachtrglichen Realisierung bereits entstandener Mietforderungen. Denn das Sozialamt kann im Falle der Bedrftigkeit des Mieters durch die Kndigung des Mietverhltnisses dazu bewogen werden, die Mietschulden zu bernehmen und die (fristlose) Kndigung wegen Zahlungsverzugs damit zu heilen.

260

Dies kann einmal durch eine direkte Zahlung und zum anderen durch eine bindende Verpflichtung zur bernahme der Mietrckstnde erfolgen. Auf diese Weise knnen schwer realisierbare Forderungen noch einzubringen sein (§§ 543 Abs. 2 Satz 2, 569 Abs. 3 Nr. 2 BGB).130 Ohne eine erfolgte oder mit Sicherheit in naher Zukunft zu erwartende Wohnraumkndigung steht dem Mieter gegen das Sozialamt kein Anspruch auf Sozialhilfe fr angefallene Mietschulden zu.131 Der Vermieter schafft mit seiner Kndigung also gewissermaßen eine Voraussetzung des Sozialhilfebezugs durch den Mieter in Form von Beihilfe zur Unterkunft mit.

261

Insbesondere bieten sich fr den Vermieter drei Mglichkeiten, um mit Hilfe des Sozialamts doch noch an schon verloren geglaubte Mietaußenstnde zu gelangen, bzw. um zuknftig noch fllig werdende Mietforderungen zu sichern:

127 Vgl. unter Teil 1, Rz. 136 ff. 128 OLG Dsseldorf, Urt. v. 12. 1. 1995 – 10 U 36/94, ZMR 1995, 465; OLG Celle, Urt. v. 20. 2. 2002 – 2 U 183/01, ZMR 2002, 505 ff. 129 OLG Mnchen, Beschl. v. 17. 4. 2000 – 3 W 1332/00, NJW-RR 2000, 1251. 130 Vgl. hierzu nher unter Teil 1, Rz. 416 ff. 131 VG Hamburg, Beschl. v. 26. 8. 1992 – 8 VG 3166/89, WuM 1995, 1998.

66

67 I. Realisierung gegen den Mieter

– Das Sozialamt zahlt im Auftrag des Mieters direkt an den Vermieter (Anweisungs- und Abtretungserklrung).132 – Der Mietvertrag wird im Einvernehmen mit dem bisherigen Mieter auf das Sozialamt als Mieter umgestellt. – Der Vermieter belegt durch seine Kndigung, dass dem sozialhilfebedrftigen Mieter „Wohnungslosigkeit“ droht und dass die grundstzlich an den Mieter zu leistende Sozialhilfe nicht zweckentsprechend zur Deckung von Mietforderungen verwendet wird (§ 15 a Abs. 1 BSHG, ab 1. Januar 2005 § 29 Abs. 1 Satz 6 SGB XII).133

C. Realisierung von Mietforderungen I. Realisierung gegen den Mieter 1. Kautionsverwertung a) Verwertung durch den Vermieter Sowohl whrend des bestehenden Mietverhltnisses als auch nach seiner Beendigung darf der Vermieter seine offenen Forderungen aus dem Mietverhltnis mit dem Kautionsbetrag verrechnen, soweit dies vom Sicherungszweck der Kaution umfasst ist. Diese Einschrnkung ist insbesondere beim preisgebundenen Wohnungsbau zu beachten (§ 9 Abs. 5 Satz 1 und 2 WoBindG). In diesem speziellen Fall darf die Kaution nur zur Befriedigung von Schadenseratzansprchen und von Ansprchen auf Ersatz der Kosten fr unterlassene Renovierungen des Mieters verwendet werden. Im preisfreien Wohnungsbau und bei Gewerbemietverhltnissen besteht diese Einschrnkung nach dem Gesetz nicht.

262

Whrend des noch bestehenden Mietverhltnisses darf der Vermieter Betrge aus dem Kautionskonto entnehmen, wenn er fllige Forderungen gegen den Mieter in der entsprechenden Hhe hat und mit Ihnen gegen die Kaution aufrechnen will. Die Forderung des Vermieters muss aber mit hinreichender Sicherheit bestehen. Nur dann ergibt sich aus der Kautionsabrede und aus dem Sicherungszweck, dass der Vermieter auf die Kaution zugreifen darf. Nach Auffassung des LG Mannheim134 darf der Vermieter whrend des Mietverhltnisses auf die Kaution zur Befriedigung mietvertraglicher Forderungen zugreifen, wenn sie rechtskrftig festgestellt oder unstreitig oder so offensichtlich begrndet sind, dass ein Bestreiten mutwillig erscheint. Das LG Mannheim begrndet diese Einschrnkungen damit, dass der Mieter ansonsten im Falle der Insolvenz des Vermieters sein Aus-

263

132 Vgl. dazu unter Teil 1, Rz. 167 ff. 133 Vgl. dazu nher unter Teil 1, Rz. 416 ff. 134 LG Mannheim, Urt. v. 20. 3. 1996, WuM 1996, 269.

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67 I. Realisierung gegen den Mieter

– Das Sozialamt zahlt im Auftrag des Mieters direkt an den Vermieter (Anweisungs- und Abtretungserklrung).132 – Der Mietvertrag wird im Einvernehmen mit dem bisherigen Mieter auf das Sozialamt als Mieter umgestellt. – Der Vermieter belegt durch seine Kndigung, dass dem sozialhilfebedrftigen Mieter „Wohnungslosigkeit“ droht und dass die grundstzlich an den Mieter zu leistende Sozialhilfe nicht zweckentsprechend zur Deckung von Mietforderungen verwendet wird (§ 15 a Abs. 1 BSHG, ab 1. Januar 2005 § 29 Abs. 1 Satz 6 SGB XII).133

C. Realisierung von Mietforderungen I. Realisierung gegen den Mieter 1. Kautionsverwertung a) Verwertung durch den Vermieter Sowohl whrend des bestehenden Mietverhltnisses als auch nach seiner Beendigung darf der Vermieter seine offenen Forderungen aus dem Mietverhltnis mit dem Kautionsbetrag verrechnen, soweit dies vom Sicherungszweck der Kaution umfasst ist. Diese Einschrnkung ist insbesondere beim preisgebundenen Wohnungsbau zu beachten (§ 9 Abs. 5 Satz 1 und 2 WoBindG). In diesem speziellen Fall darf die Kaution nur zur Befriedigung von Schadenseratzansprchen und von Ansprchen auf Ersatz der Kosten fr unterlassene Renovierungen des Mieters verwendet werden. Im preisfreien Wohnungsbau und bei Gewerbemietverhltnissen besteht diese Einschrnkung nach dem Gesetz nicht.

262

Whrend des noch bestehenden Mietverhltnisses darf der Vermieter Betrge aus dem Kautionskonto entnehmen, wenn er fllige Forderungen gegen den Mieter in der entsprechenden Hhe hat und mit Ihnen gegen die Kaution aufrechnen will. Die Forderung des Vermieters muss aber mit hinreichender Sicherheit bestehen. Nur dann ergibt sich aus der Kautionsabrede und aus dem Sicherungszweck, dass der Vermieter auf die Kaution zugreifen darf. Nach Auffassung des LG Mannheim134 darf der Vermieter whrend des Mietverhltnisses auf die Kaution zur Befriedigung mietvertraglicher Forderungen zugreifen, wenn sie rechtskrftig festgestellt oder unstreitig oder so offensichtlich begrndet sind, dass ein Bestreiten mutwillig erscheint. Das LG Mannheim begrndet diese Einschrnkungen damit, dass der Mieter ansonsten im Falle der Insolvenz des Vermieters sein Aus-

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132 Vgl. dazu unter Teil 1, Rz. 167 ff. 133 Vgl. dazu nher unter Teil 1, Rz. 416 ff. 134 LG Mannheim, Urt. v. 20. 3. 1996, WuM 1996, 269.

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68 C. Realisierung von Mietforderungen

sonderungsrecht verliert, soweit die Kaution in das Vermgen des Vermieters bergeht. 264

Im gewerblichen Mietverhltnis ist der Vermieter berechtigt, whrend der Mietzeit auf die Kaution zurckzugreifen, wenn die Forderungen, mit denen er verrechnen mchte, streitig sind.135

265

Hat der Mieter die Kaution in Form einer Brgschaft geleistet, so gelten diese Grundstze entsprechend. Bei einem an den Vermieter verpfndeten Sparbuch wird sich die Frage, ob der Vermieter vor Ende des Mietvertrags die Kaution bereits in Anspruch nehmen kann, in der Praxis so nicht stellen: denn wenn er seine Ansprche bei der Bank anmeldet, wird diese zunchst den Mieter benachrichtigen. In der Regel widerspricht der Mieter der Auszahlung an den Vermieter, worauf die Bank sie oftmals verweigern wird.

266

Natrlich ist der Vermieter nicht verpflichtet, sich whrend der Mietzeit aus der Kaution zu befriedigen. Er kann den Mieter stattdessen auch auf Erfllung der Forderung in Anspruch nehmen und/oder im Falle des Zahlungsverzuges klagen.

267

Hat sich der Vermieter aus Teilen der Kaution wegen ihm zustehender Forderungen befriedigt, so hat er einen Anspruch auf „Wiederauffllung“ der Mietkaution gemß § 240 BGB.136

268

Statt diesen Anspruch geltend zu machen, kann der Vermieter bei ausbleibenden Mietzahlungen des Mieters auch zuwarten, bis die Mietrckstnde des Mieters einen Stand erreicht haben, der den Vermieter zur fristlosen Kndigung wegen Zahlungsverzugs berechtigt. In diesem Fall sollte umgehend vom fristlosen Kndigungsrecht Gebrauch gemacht werden, um das Mietverhltnis schneller zu beenden und um die auflaufenden Mietausflle mglichst gering zu halten.

269

Die Kaution bleibt wirksam und steht als Sicherungsmittel zur Verfgung, auch wenn ein Insolvenzverfahren ber das Vermgen des Mieters luft.137

270

Barkautionen werden durch Aufrechnung mit den Gegenforderungen des Vermieters verwertet. Lautet ein Sparbuch auf den Namen des Vermieters, so kann der Vermieter sofort auf das Konto zugreifen. Besteht die Barkaution dagegen in Form eines Sparbuches auf den Namen des Mieters mit einer entsprechenden Verpfndungserklrung an den Vermieter, so kann der Vermieter in aller Regel nicht sofort ber die geleistete Sicherheit verfgen. Denn in 135 LG Berlin, Urt. v. 2. 6. 2003 – 67 S 378/02, n. v. 136 OLG Dsseldorf, Urt. v. 23. 3. 2000 – 10 U 160/97, DWW 2000, 122 ff.; OLG Dsseldorf, Urt. v. 20. 1. 2000 – 10 U 182/98, DWW 2000, 307 ff.; LG Dsseldorf, Urt. v. 4. 9. 2001 – 24 S 196/01, WuM 2001, 487; AG Berlin-Neuklln, Urt. v. 29. 1. 1996 – 14 C 54/95, Mietermagazin 1996, 207 f. 137 Schlger, ZMR 1999, 522 (523).

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69 I. Realisierung gegen den Mieter

diesem Fall muss der Vermieter in der Regel einen vollen Monat warten, bis er an das Geld herankommt. In der Verpfndungsurkunde ist regelmßig vermerkt, dass die kontofhrende Bank zuvor den Mieter vom Vorhaben des Vermieters schriftlich zu unterrichten hat. Erhebt der Mieter in diesem Falle Einspruch, besteht die Gefahr, dass erst nach gerichtlicher Klrung eine Auszahlung berhaupt erfolgen kann. Als Kaution geleistete Brgschaften mssen innerhalb einer Frist von sechs Monaten nach Beendigung des Mietverhltnisses verwertet werden, wenn die Brgschaft in ihrer Laufzeit auf sechs Monate nach der Beendigung des Mietverhltnisses befristet ist. Anderenfalls ist sie herauszugeben, wenn der Vermieter bis dahin seine Ansprche nicht geltend macht.138 Die Frist kann aber auch im Einzelfall verkrzt sein, so z. B., wenn der Vermieter bereits zu einem frheren Zeitpunkt seine Ansprche vollstndig offen legt.139

271

Hat der Vermieter den Brgen (Geldinstitut) vor Eintritt der Verjhrung in Anspruch genommen und die Brgschaftssumme erhalten, entsteht durch die dem Brgen bermittelte Forderungsaufstellung gegenber dem Mieter keine Bindungswirkung hinsichtlich einer Verrechnung. Vielmehr ist der Vermieter berechtigt, die vereinnahmte Kautionssumme auf eine andere Mietforderung zu verrechnen.140 Sogar Verrechnungsversuche des Mieters vor Eintritt der Flligkeit des Rckforderungsanspruchs sind bedeutungslos.141

272

Ist dagegen die im Mietrecht hufig kurze Verjhrungsfrist von sechs Monaten fr die Ansprche des Vermieters seit Rckgabe der Mietsache abgelaufen, ohne dass der Brge in Anspruch genommen wurde oder geleistet hat, ist eine Aufrechnung im Gegensatz zur Barkaution nicht mehr mglich. Der Brge kann sich darauf berufen, dass die Hauptforderung verjhrt ist.142 Der Vermieter muss die Brgschaft in diesem Falle herausgeben und verliert seine Sicherheit.

273

Der Vermieter hat im Unterschied zur Barkaution auch keine Zurckbehaltungsrechte an Teilen des Kautionsbetrages, wenn er noch Forderungen an den Mieter hat, die er aber zurzeit noch nicht beziffern kann. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn eine Betriebskostenabrechnung noch nicht erteilt werden konnte, jedoch bereits klar ist, dass sich ein Nachzahlungssaldo gegenber dem Mieter ergeben wird. In solchen Fllen steht dem Vermieter also bei einer Brgschaft als Sicherheit kein Zurckbehaltungsrecht an der Brgschaftsurkunde zu. Dies kme einer Verlngerung der berlegungs- und Abrechnungsfrist gleich.143

274

138 139 140 141 142 143

OLG Hamm, Urt. v. 3. 12. 1991 – 7 U 101/91, NJW-RR 1992, 1036. OLG Kln, Urt. v. 12. 1. 1998 – 16 U 67/97, ZMR 1998, 346. Ltzenkirchen, Mietrecht kompakt, Heft 6/2002, S. 92 (94). OLG Dsseldorf, WuM 2000, 212. BGH, Urt. v. 28. 1. 1998 – XII ZR 63/96, NJW 1998, 981. OLG Hamm, Urt. v. 3. 12. 1991 – 7 U 101/91, NJW-RR 1992, 1036.

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70 C. Realisierung von Mietforderungen

275

Der Vermieter muss also nach Ablauf der berlegungsfrist, sptestens aber nach sechs Monaten, wegen Ansprchen, die erst spter auch in der Hhe konkretisiert werden knnen, den Brgen in Anspruch nehmen. Anderenfalls kann der Mieter oder der Brge Herausgabe der Brgschaftsurkunde verlangen, ohne eine Zug-um-Zug-Verurteilung befrchten zu mssen.144

b) Pfndung durch Drittglubiger 276

Pfndungen von Mietkautionen durch Drittglubiger nehmen in Folge stndig wachsender Zahlungsunfhigkeiten zu. Gemessen an der Funktion der Mietkaution als Sicherungsmittel fr de Vermieter ist diese Entwicklung besonders bedenklich.

aa) Der Mieter ist Schuldner 277

Pfnden Glubiger des Mieters in die Kaution, so ist der Vermieter Drittschuldner. Konkret wird der Anspruch des Mieters auf Rckgewhr der geleisteten Kaution bei der Beendigung des Mietverhltnisses gepfndet. Dies kann einschließlich der aufgelaufenen Zinsen nach §§ 828 ff. ZPO auch schon vor der Flligkeit des Rckzahlungsanspruches erfolgen. Die berweisung erfolgt nach § 835 ZPO, kann aber vor Eintritt der Flligkeit nicht verlangt werden.

278

Die Pfndung erfolgt im Falle einer Barkaution durch Pfndung der gegen den Vermieter als Drittschuldner bestehenden Geldforderung (Kautionsrckzahlungsanspruch bei Vertragsende gemß § 829 ZPO). Eine Vorpfndung (§ 845 ZPO) soll mglich sein.145 Ist die Kaution auf einem Konto angelegt, das auf den Namen des Mieters lautet, erfolgt die Pfndung durch Kontenpfndung. Lautet das Kautionskonto auf den Namen des Vermieters, kann der Glubiger nicht in das Guthaben vollstrecken, da nur der Inhaber ber das Konto verfgen kann. Der Glubiger muss den Anspruch des Mieters gegen den Vermieter auf Auskehrung der Betrge pfnden. Wurde die Kaution auf ein Sparkonto eingezahlt, das auf den Namen des Mieters lautet, der aber nur mit Zustimmung des Vermieters verfgen darf, ist der Auszahlungsanspruch des Mieters an die Bank zu pfnden. Drittschuldner ist in diesem Falle die Bank. Die Pfndung wird mit der Zustellung des Beschlusses an sie wirksam.

279

Der Vermieter als Drittschuldner muss die erforderlichen Erklrungen und Ausknfte erteilen, behlt aber ebenfalls als solcher alle Einwendungen gegenber dem Pfndungsglubiger, die er bereits gegenber dem Mieter hatte (§§ 829, 835, 836, 840 ZPO in Verbindung mit § 551 BGB, § 406 BGB). Deshalb kann er zunchst whrend des bestehenden Mietverhltnisses der 144 Ltzenkirchen, Mietrecht kompakt, Heft 6/2002, S. 95. 145 LG Wiesbaden, Beschl. v. 24. 7. 2003 – 4 T 386/03, DGVZ 2003, 156.

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71 I. Realisierung gegen den Mieter

Pfndung die Sicherungseinrede entgegenhalten, der die geleistete Kaution unterliegt. Bezglich des Rckerstattungsanspruchs des Mieters auf die unverbrauchten Kautionsanteile kann er ebenfalls wegen der Sicherungsabrede und des fortbestehenden Mietverhltnisses mangelnde Flligkeit der Rckzahlungsforderung entgegen halten. Ebenfalls kann er analog § 406 BGB gegenber der gepfndeten Rckzahlungsforderung alle die Positionen aufrechnen, die er auch gegenber dem Mieter als ursprnglichem Forderungsglubiger mit Gegenforderungen aus dem Mietverhltnis aufrechnen konnte. Im Falle des preisgebundenen Wohnungsbaus ist insoweit einschrnkend auf § 9 Abs. 5 WoBindG zu verweisen. bb) Der Vermieter ist Schuldner Pfnden Glubiger des Vermieters in eine geleistete Kaution des Mieters und ist sie – wie es in § 551 BGB verlangt ist – treuhnderisch und gesondert vom Vermgen des Vermieters angelegt, so kann der Mieter dieser Pfndung nach § 771 ZPO widersprechen. Zudem ist er im Konkurs- und Insolvenzfalle aussonderungsberechtigt (§ 47 InsO). Die Pfndung verluft damit im Regelfalle fruchtlos. Die Kaution kann dem Zugriff der Glubiger des Vermieters entzogen werden.

280

Wurde die Kaution pflichtwidrig nicht treuhnderisch angelegt, so geht die Pfndung „durch“. Der Mieter wird „normaler Drittschuldner“. Er kann zwar als Drittschuldner alle Einwendungen gegen den einzelnen Glubiger geltend machen, die er auch gegenber seinem ursprnglichen Forderungsglubiger (Vermieter) hatte, doch reduziert sich hier seine Rechtsstellung auf einen Anspruch auf Herausgabe der unverbrauchten Kautionsanteile nach Beendigung des Mietverhltnisses und nach Verrechnung mit der Gegenforderung. Diese Forderung ist dann normale Insolvenzforderung. Sie wird daher nur quotal oder im Extremfalle gar nicht bedient. Der Mieter gewinnt wegen der vertrags- und gesetzwidrigen Anlage der Kaution ungetrennt vom Vermgen des Vermieters als Schuldner des pfndenden Glubigers Schadensersatzansprche gegen den Vermieter.

281

cc) Insolvenzflle Ist das Insolvenzverfahren ber das Vermgen des Mieters angeordnet, sind Einzelzwangsvollstreckungsmaßnahmen unzulssig. Die Frage einer einzelnen Forderungspfndung stellt sich daher nicht mehr.

282

Der Vermieter kann gemß §§ 314, 50 InsO mit den dortigen Maßgaben die Kautionsleistung behalten und muss sie nicht an den Insolvenzverwalter herausgeben. Ist das Mietverhltnis beendet, kann der Vermieter gegen den Anspruch des Mieters auf Rckzahlung der Kaution mit seinen Gegenforderungen aus dem Mietverhltnis innerhalb des Sicherungsumfangs (§§ 551 Abs. 1 Satz 1 BGB, 9 Abs. 5 WoBindG) aufrechnen (§ 94 InsO). Sie stellen

283

71

72 C. Realisierung von Mietforderungen

eine Masseverbindlichkeit dar. Der Vermieter kann sich also vorab befriedigen. 284

Anderenfalls fllt die Kaution in die Insolvenzmasse und steht damit allen Glubigern – eventuell quotal – zur Verfgung, wenn keine Verrechnung mehr stattfinden muss. 2. Vermieterpfandrecht

285

Der Vermieter von Wohnraum und Gewerberaum hat fr seine Forderungen aus dem Mietverhltnis ein Pfandrecht an den eingebrachten Sachen des Mieters, soweit sie pfndbar sind (§§ 562 bis 562 d, § 578 BGB).

286

Die praktische Bedeutung des Vermieterpfandrechts ist zumindest bei Wohnraumvermietungen sehr gering. Zum einen weiß der Vermieter in den meisten Fllen nicht, ob und welche pfndbaren Wertgegenstnde im Eigentum des Mieters stehen und in dessen Wohnung gelagert sind. In der Praxis wird gegen ein Vermieterpfandrecht regelmßig eingewandt, die Sachen seien nicht im Eigentum des Mieters, sondern geleast, an Dritte zur Sicherheit bereignet, oder noch im Eigentumsvorbehalt Dritter. Solche Einwnde sind erst dann zur Kenntnis zu nehmen, wenn der Mieter sie belegt.

287

Zum anderen ist das Selbsthilferecht des Vermieters auf eine „Verhinderung der Entfernung“ bei Auszug des Mieters beschrnkt (§ 563 b Abs. 1 Satz 2 BGB). Der Vermieter darf sich also keine Gegenstnde zur Verwertung aneignen, die sich noch in der Wohnung des Mieters befinden und die nicht erkennbar vom Mieter unmittelbar aus der Wohnung ausgelagert werden.

288

Will der Mieter aber auslagern, so wird er kaum abwarten, bis der Vermieter anwesend ist, sondern wird „bei Nacht und Nebel“ also heimlich und ohne Kenntnis des Vermieters ttig. Zwar erlischt das Pfandrecht des Vermieters in diesen Fllen nicht (§ 562 b Abs. 2 Satz 1 BGB), doch sind nun der Aufenthaltsort der pfndbaren Gegenstnde sowie die Besitz- und Eigentumsverhltnisse unbekannt. Deshalb ist der Anspruch darauf, dass der Mieter die heimlich weggeschafften Sachen wieder in die Wohnung zurckschafft (§ 562 b Abs. 2 BGB), in der Praxis nur schwer oder gar nicht durchzusetzen.

289 P Æ Hinweis: Immerhin kann der Vermieter im Wege der einstweiligen Verfgung Auskunft ber weggeschaffte Sachen verlangen, um dadurch das Erlschen des Vermieterpfandrechts gemß § 562 b BGB zu verhindern.146 Auf diese Weise kann der Anspruch auf Rckschaffung der Sachen in die Wohnung des Mieters wenigstens vorbereitet werden.

146 OLG Rostock, Urt. v. 13. 4. 2004 – 3 U 68/04, MietRB 2004, 231.

72

73 I. Realisierung gegen den Mieter

Er ist aber in der Praxis im Zweifel gerichtlich durchzusetzen, also durch ein Verfahren, das wieder zeitaufwendig und teuer ist. Ist der Vermieter dagegen beim Auszug des Mieters anwesend, erwischt er ihn also „auf frischer Tat“, so darf er an sich in Ausbung seines Selbsthilferechts die Entfernung der Sachen, die seinem Vermieterpfandrecht unterliegen, auch ohne Anrufung des Gerichts verhindern, soweit er zum Widerspruch gegen die Entfernung der Sachen berechtigt ist. Bei Auszug des Mieters darf der Vermieter diese Sachen in seinen Besitz nehmen (§ 562 b Abs. 1 BGB). Damit sind schon rechtliche Unwgbarkeiten beschrieben. Hinzu kommt das nie auszuschließende eigene (gesundheitliche) Risiko des Vermieters, wenn er sich seinem Mieter „in den Weg stellt“. Die Literatur ist ohnehin ußerst zurckhaltend bei der Beantwortung der Frage, ob krperliche Gewalt gegen den Mieter zur Durchsetzung des Vermieterpfandrechts angewendet werden darf.147

290

Ob die Polizei zugunsten des Vermieters eingreift, ist zudem fraglich. Denn ihr obliegt nach den Polizeigesetzen der Lnder die ffentlich-rechtliche Gefahrenabwehr, nicht der Schutz privater Rechte, soweit gerichtliche Hilfe in Anspruch genommen werden kann. Im brigen kommt ein Eingreifen auch hufig zu spt.

291

Das Vermieterpfandrecht funktioniert deshalb nur als Druckmittel gegen den Mieter. Der Vermieter sollte dieses Druckmittel so ausben, dass er seinem sumigen Mieter die Versteigerung dessen Vermgens schriftlich androht, wenn die Voraussetzungen des Vermieterpfandrechts vorliegen. Im brigen sollte er klar machen, dass die Entfernung der dem Vermieterpfandrecht unterliegenden Sachen aus der Wohnung eine strafbare Pfandkehr darstellt.

292

Die fr Wohnraummietverhltnisse gemachten Ausfhrungen zur praktischen Bedeutung des Vermieterpfandrechts gelten fr Gewerbemietraumverhltnisse im Grunde entsprechend. Einerseits hat das Vermieterpfandrecht bei gewerblichen Mietverhltnisses erhebliche Bedeutung, da es fr den Vermieter hufig die einzige Mglichkeit darstellt, fr seine bereits entstandenen bzw. entstehenden Verluste Ausgleich zu erlangen; andererseits bleibt das Vermieterpfandrecht auch hier in vielen Fllen in der Praxis bedeutungslos. Zwar ist in Gewerbemietverhltnissen wegen des eingebrachten betrieblichen Anlagevermgens (Maschinen u. a.) und des Umlaufvermgens (Warenlager u. a.) offenbarer, welche Wertsachen der Mieter in die Mietrume eingebracht hat, doch nutzt dem Vermieter dieses Wissen nichts. Denn das Vermieterpfandrecht besteht nicht im Hinblick auf unpfndbare Sachen 147 von Martius, in: Bub/Treier, Handbuch der Geschfts- und Wohnraummiete, Teil III, Rz. 894–896, S. 817; Sternel, Mietrecht, Teil III, Rz. 69, S. 710.

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74 C. Realisierung von Mietforderungen

(§ 562 Abs. 1 Satz 2 BGB in Verbindung mit § 811 Nrn. 4–7, 9 ZPO). Arbeitsmittel, die auch zur Fortfhrung eines Gewerbes bentigt werden, sind unpfndbar. Pfndbar wre allenfalls das Warenlager des Mieters, soweit es in seinem Eigentum steht. Dies ist aber in der Praxis nur die Ausnahme. Denn typischerweise werden Waren unter Eigentumsvorbehalt angeliefert oder es wird bei der Anlieferung von Rohprodukten oder Halbfertigprodukten vom Lieferanten vorgegeben, dass diese gelieferten Sachen auch nach einer Verarbeitung durch den Mieter bis zur endgltigen Zahlung im Eigentumsvorbehalt des Lieferanten bleiben. 294

Hier hilft nur die gesetzliche Vermutung in § 1006 Abs. 1 BGB weiter. Zugunsten des Mieters als Besitzer der Sachen wird vermutet, dass er auch Eigentmer ist. Entkrftet der Mieter diese Vermutung mit dem Hinweis auf den Eigentumsvorbehalt zugunsten seiner Lieferanten, so muss der Vermieter sofort die Adresse des Verkufers beim Mieter in Erfahrung bringen. Es entsteht ein entsprechender Auskunftsanspruch.

295

Der Vermieter hat danach die Mglichkeit, die offenstehenden Zahlungsraten fr den Mieter an dessen Verkufer/Lieferanten zu zahlen, den Eigentumsvorbehalt des Verkufers damit zugunsten des entstehenden Eigentums des Mieters zu erledigen und danach die Sachen zu pfnden. Unter dem Strich wird sich diese Methode nur rechnen, wenn der Vermieter durch die Verwertung der gepfndeten Sachen sowohl alle seine bisherigen Haupt- und Nebenforderungen als auch die fr den Mieter an dessen Verkufer gezahlten Raten zurckerhlt.

296 P Æ Hinweis: Belegt der Mieter behauptete Eigentumsvorbehalte Dritter oder Sicherungsbereignungen an Dritte nicht, so sind sie nicht zur Kenntnis zu nehmen. Das Vermieterpfandrecht ist auszuben. 297

Ist ber das Vermgen des Mieters das Insolvenzverfahren erffnet, so kann der Vermieter, gesttzt auf sein bestehendes Vermieterpfandrecht, abgesonderte Befriedigung erlangen. Es besteht also ein Recht zur Absicherung der Ansprche aus dem Mietvertrag. Die Gegenstnde die dem Vermieterpfandrecht unterliegen, sind der Insolvenzmasse entzogen und dienen ausschließlich der Erfllung der offenen Ansprche des Vermieters.

298

Dieses Absonderungsrecht besteht aber nur fr offene Mietforderungen, die in den letzten zwlf Monaten vor der Erffnung des Verfahrens fllig geworden sind (§§ 304 Abs. 1, 55 Abs. 2 InsO). Weiter zurckliegende Mietforderungen sind dagegen nicht bevorrechtigte allgemeine Insolvenzforderungen. Sie werden also maximal mit der Konkursquote befriedigt. Etwas anders gilt nur dann, wenn das Insolvenzgericht einen Insolvenzverwalter bestellt hat und dieser die Mietsache genutzt hat. In diesem Fall ist die Mietforderung, die seit der Erffnung des Insolvenzverfahrens entstanden und fllig gewor74

75 I. Realisierung gegen den Mieter

den ist, gemß § 55 Abs. 2 InsO eine Masseverbindlichkeit.148 Diese Forderungen knnen dann in voller Hhe realisiert werden. 299

Hat der Mieter ein Absonderungsrecht, so hat das folgende Konsequenzen: – Der Insolvenzverwalter darf die Gegenstnde freihndig verwerten und den Erls an den Vermieter auskehren. – Der Insolvenzverwalter ist verpflichtet, dem Vermieter mitzuteilen, wie er verußern will. Der Vermieter hat eine Woche Zeit, auf eine andere Verwertungsmglichkeit hinzuweisen. Er kann die Gegenstnde auch selbst bernehmen. – Der Insolvenzverwalter ist verpflichtet, den Erls aus der Verwertung nach Abzug der Kosten unverzglich an den Vermieter abzufhren. Kommt er dieser Verpflichtung nicht nach, haftet er persnlich auf Schadensersatz. 3. Verwertung sonstiger Sicherheiten Hier kommen alle Sicherheiten in Betracht, die der Vermieter vom Mieter im Verlaufe des Mietverhltnisses erhalten hat. Dies knnen Sicherungsbereignungen, rechtsgeschftlich eingerumte Pfandrechte, abgetretene Forderungen, Sicherungshypotheken, Vorauszahlungen, Brgschaften, Teilzahlungsvergleiche, Schuldanerkenntnisse oder Rechtsanwaltsvergleiche (§§ 796 a bis 796 c ZPO) sein. Insbesondere Schuldanerkenntnisse, Rechtsanwaltsvergleiche und Teilzahlungsvergleiche sollten mglichst notariell beurkundet werden, um als vollstreckbare Ausfertigung Grundlage einer schnelleren Zwangsvollstreckung sein zu knnen (§ 794 Abs. 1 Nr. 5 ZPO).

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Denn gerichtliche Klageverfahren sollten nach Mglichkeit vermieden werden. Sie sind zeitaufwendig, teuer und sichern in der nachfolgenden Zwangsvollstreckung nicht gerade „den Platz in der ersten Reihe“. 4. Einschaltung von Inkassounternehmen a) Verwertung durch Abtretung der Mietforderung Die Abtretung von notleidenden Forderungen gegen Dritte an Inkassobros ist eine seit vielen Jahrzehnten bekannte Verwertungsmglichkeit. Dies kann auch im Hinblick auf entstandene und fllig gewordene Mietforderungen geschehen, ohne dass damit gleichzeitig anderweitige Pflichten aus dem Mietvertrag vom Zessionar bernommen werden mssen.149

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Als Forderungsglubiger kommen in erster Linie Inkassounternehmen in Betracht. Zur Abtretung von Mietforderungen an ein Inkassounternehmen

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148 Brstinghaus, DWW 1999, 205 (206 m. w. N.). 149 BGH, Urt. v. 2. 7. 2003 – XII ZR 34/02, NJW 2003, 2987 = MDR 2003, 1286 = ZMR 2003, 732.

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76 C. Realisierung von Mietforderungen

wird es aber in der Praxis selten kommen. Denn die Mieter und Schuldner der abgetretenen Forderung haben nach § 404 BGB smtliche Gegenrechte gegenber dem Inkassounternehmen als Forderungskufer, die auch gegenber dem Vermieter bestehen. Dadurch setzen sich die Inkassounternehmen aufgrund der mietrechtlichen Gegebenheiten einem hohen wirtschaftlichen Risiko aus. Deshalb ist als Erfahrungswert fr den erzielbaren Kaufpreis einer Mietforderung lediglich eine Quote von 1 bis 2,5 Prozent der Hauptforderung anzusetzen, je nach Alter der Forderung und nach Durchschnittswert der Forderung. Beim Verkauf ist ebenso zu bedenken, dass die Inkassounternehmen in solchen Fllen nur grßere Forderungspakete ab ca. 1000 Forderungen bernehmen, um eine Risikostreuung zu erzielen. Denn das Kostenund Auslagenrisiko wird durch das Inkassounternehmen bernommen. 303

Abgesehen von der praktischen Realisierbarkeit dieses Weges hat eine Forderungsabtretung fr den Vermieter als Forderungsglubiger den Nachteil, dass er einen hohen Forderungsabschlag hinnehmen muss und gleichzeitig seine mietrechtlichen Sanktionsmglichkeiten gegen den Mieter verliert. Denn im Falle des Forderungsverkaufs hat der Vermieter keine eigenen offenen Mietforderungen gegen den Mieter mehr und kann deshalb nicht mehr wegen Zahlungsverzugs kndigen.

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Zwar bietet es sich an, den ausgefallenen Forderungsanteil als weiteren Verzugsschaden gegen den Mieter geltend zu machen, denn ohne die Sumigkeit des Mieters wre ein Verkauf der offenen Mietforderungen an ein Inkassounternehmen mit einem entsprechenden Forderungsabschlag im Kaufpreis nicht notwendig gewesen. Der Mieter wird einer solchen Argumentation aber entgegenhalten, den Vermieter treffe eine Schadensminderungspflicht (§ 254 BGB). Er htte zur Wahrung dieser Schadensminderungspflicht zunchst versuchen mssen, die Forderung auf „herkmmlichem Wege“ gegen den Mieter geltend zu machen, bevor er durch ihren Verkauf an ein Inkassounternehmen einen Forderungsabschlag im Kaufpreis als eigenen Schaden „produziert“.

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Der Vermieter tut also gut daran, eigene Anstrengungen zur Beitreibung der Mietforderung zu unternehmen, bevor er die Forderung verkauft. Insbesondere bei der Gefahr eigener Zahlungsunfhigkeit durch zu hohe Forderungsaußenstnde wird der Vermieter aber zu dem Instrument des Forderungsverkaufs an ein Inkassounternehmen greifen knnen und auch mssen.

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Denn unterstellt, der Vermieter findet ein Inkassounternehmen, das die notleidenden Mietforderungen bernimmt (in der Regel nicht bei privaten einzelnen Vermietern, sondern eher bei Wohnungsunternehmen mit hohen Forderungspaketen), so entsteht beim Verkufer und Vermieter eine Arbeitsentlastung. Seine Rechts-/Mahnabteilung muss sich nicht mehr lnger mit der notwendigen berwachung und Verarbeitung dieser Altflle beschftigen. Das Personal kann sofort fr andere Aufgaben freigestellt werden. Einsparung von Sachkosten (Bromiete, Personal, Porto, Telefon, Bromaterial u. a.) sind 76

77 I. Realisierung gegen den Mieter

die positive Folge. Eine weitere Kostenbelastung durch entstehende Auslagen wie z. B. Gerichts- und Gerichtsvollzieherkosten, Kosten fr Anschriftenermittlungen u. a. entsteht ebenfalls nicht mehr. Vor allem gewinnt man sofortige Barmittel und damit Liquiditt durch den Verkauf der Forderungen. Mit diesem Vorzeichen aber kann der Forderungsverkauf – die Abtretung der notleidenden Mietforderung – an ein Inkassounternehmen durchaus Sinn machen. Es wrde zu weit fhren, die Forderungsabtretung an ein Inkassounternehmen nur als „Hilfskrcke“ zu bezeichnen. Denn neben der Erhhung der eigenen Liquiditt durch reduzierte Kosten und eingehende Forderungsverkaufspreise nimmt man mit diesem Vorgehen die emotionale Komponente aus der Sache heraus. Man ist nicht mehr selbst „der bse Glubiger“, sondern kann darauf verweisen, dass das Inkassounternehmen die Angelegenheit bernommen hat. Insbesondere fr private Vermieter gilt:

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Nirgendwo werden streitige Auseinandersetzungen hrter gefhrt, als auf einer persnlich emotionalen Ebene. Dies belegt die „Streitkultur“ insbesondere in Erbschafts-, Familien- und Nachbarrechtsstreitigkeiten. Hufig sieht der Mietschuldner das Inkassounternehmen im Vergleich zum Vermieter auch als „offiziellere Stelle“, die mehr Respekt einflßt und so schneller zur Zahlung veranlasst.

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Als Variante zum klassischen Forderungsverkauf bietet es sich an, die Mietforderung im Internet zum Kauf anzubieten, sie dann – ebenfalls mit einem Forderungsabschlag – zu verkaufen und den hinzunehmenden Forderungsabschlag dadurch zu kompensieren, dass man selbst nach Forderungen anderer Anbieter gegen seinen Mieter sucht, um sie ebenfalls mit einem Abschlag zu erwerben. In diesem Fall neutralisieren sich Idealerweise der selbst hingenommene Abschlag beim Verkauf der eigenen Forderung und der ausgehandelte Abschlag beim Ankauf einer bislang fremden Forderung. Diese „gnstig“ erworbenen Forderungen lassen sich dann in voller Hhe gegen den Mieter verrechnen. Interessant ist dieser Weg besonders dann, wenn man die ursprnglich gegen den Mieter bestehende Mietforderung auf die beschriebene Weise gegen eine Forderungsart auswechseln kann, denen gesetzlich weniger materielle Einrede- und Einwendungsmglichkeiten gegenberstehen als einer Mietforderung und die auch prozessual ohne einen so umfangreichen Vollstreckungsschutz, wie er im Mietrecht besteht, beigetrieben werden kann. Dieser Weg wird in der Praxis nur bei Gewerbemietverhltnissen in Frage kommen. Hier geht es insbesondere um den einzelnen Ankauf von Lieferanten- und Kundenforderungen. Das Internet bietet aber eine solche „Forderungsbrse“ mittlerweile in Form eines Portals an.150

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Hier kann man den Charme des Internets als weltweit prsentes Informationsmedium mit entsprechender Inhaltsdichte positiv nutzen. Mittel des Forderungsmanagements sind dabei Abtretung und Aufrechnung.

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150 Nher dazu: Schnfeld, Anwaltsreport, Heft 5/6/2002, S. 28 f.

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78 C. Realisierung von Mietforderungen

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Gelingt die „Refinanzierung“ der eigenen verkauften Mietforderung nicht, so kann man den bei Verkauf erlittenen Forderungsabschlag immer noch als Verzugsschaden an den Mieter mit den obigen Maßgaben durchreichen.

b) Forderungseinzug 312

Einen Mittelweg bietet auch die Mglichkeit, selbst Forderungsglubiger zu bleiben und ein Inkassounternehmen lediglich mit dem Forderungseinzug zu beauftragen. Der Vermieter kann als Auftraggeber des Inkassounternehmens jederzeit, wenn es in seinem Interesse liegt, einzelne Flle oder alle Flle gegen Erstattung der entstandenen Auslagen sowie – in den meisten Fllen – einer Honorarpauschale an das Inkassounternehmen zurckziehen.

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Fr den Vermieter ist dieses Vorgehen arbeits- und auch Kosten sparend. Denn er gibt das gesamte Mahnwesen im Zusammenhang mit der notleidend gewordenen Forderung an das Inkassounternehmen ab. Insoweit gelten die obigen Ausfhrungen entsprechend. Zumeist wird in dieser Variante auf der Basis eines vereinbarten Erfolgshonorars gearbeitet, das sich zwischen 40 und 50 Prozent aller eingenommenen Betrge bewegt. Diese Zahlungen werden – wie gesagt – erst dann fllig, wenn auch an den Vermieter Geld fließt. Ob die somit vorzunehmende Verrechnung nach § 367 BGB oder nach Wegen erfolgen, die fr den Vermieter gnstiger sind, ist Verhandlungssache zwischen dem Inkassounternehmen und dem Vermieter als Auftraggeber.

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Diese Variante ist auch insoweit sinnvoll, als das eigene Kndigungsrecht des Vermieters innerhalb des Mietverhltnisses bestehen bleibt. Denn die Mietforderung bleibt in der Hand des Vermieters und wird nicht abgetreten. Es kommt hinzu, dass durch intensive Vorgehensweise die Kosten der Rechtsverfolgung durch Inkassounternehmen so hoch ansteigen, dass der Schuldner oft Zinsen und Kosten zahlt, nicht aber auf die Hauptforderung, die unverndert hoch bestehen bleibt. Statt die Schuldenhhe durch Zahlungen zu mindern, wird sie eher noch erhht! Dies wird ein Schuldner erkennen. Aus dieser Erkenntnis heraus wird er die Verhandlungssituation mit dem Glubiger suchen, um weiteren Beitreibungsmaßnahmen durch das beauftragte Inkassounternehmen zu entgehen.

5. Zulssige und unzulssige Formen der Selbsthilfe a) Intensives Mahnen 315

Innerhalb des Forderungsmanagements darf durch intensives Mahnen in den gesetzlich zulssigen Grenzen Druck auf den Mieter ausgebt werden. Dabei darf dieses intensive Mahnen ruhig auch lstig sein. Dies kann sich einmal auf die Hufigkeit und andererseits auch auf die Art und Weise des Mahnens 78

79 I. Realisierung gegen den Mieter

wegen der ausstehenden Mietforderungen beziehen. Unzulssig sind nur Mahnungen zur Unzeit, so z. B. nachts.151 Die Tatsache, dass aufgrund der Hufigkeit und der Art und Weise der Mahnungen des Mieters als Schuldner die ffentlichkeit von seinem Zahlungsverzug erfhrt, macht die Mahnung noch nicht unzulssig. Die Grenze zur Unzulssigkeit ist aber berschritten, wenn die Kenntnis der ffentlichkeit gezielt als Druckmittel gegen den Mieter eingesetzt wird, der Mieter also gleichsam an den ffentlichen Pranger gestellt wird.152

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Folgende „Maßnahmen“ sind z. B. unzulssig:

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– Ein in aufflliges Schwarz nach dem Vorbild eines englischen Geschftsmannes gekleideter „schwarzer Schatten“ begleitet den Mieter auf Schritt und Tritt in der ffentlichkeit, spricht ihn aber nicht an, sondern wartet, bis er vom Mieter angesprochen wird. Erst dann bergibt er seine Visitenkarte und erklrt den Zweck seines Auftretens. Dieses Verhalten ist unzulssig.153 – Der sumige Mieter wird von einem „Pleitegeier“ in belriechenden Lumpen gekleidet begleitet oder von „rosa Schuldenhoppeln“ in Hasenkostmen, deren Anzahl mit dem Hher werden und dem lter werden der Verbindlichkeiten steigt. – Vor dem Haus des sumigen Mieters parkt stndig ein „Schuldenbeitreibungsmobil“. – Der sumige Mieter erhlt einen Eintrag auf dem schwarzen Brett des von ihm bewohnten Hauses mit den Worten „der rckstndige Mieter X hat die Miete zum 1. des Monats zu zahlen, heute ist der 5. Der Hauswirt“.154 – Der Vermieter mahnt seinen Geschftsraummieter whrend der Hauptgeschftszeit durch Megafonansprachen vor dem Ladenlokal und vor seinen Kunden. In diesen Fllen geht es speziell darum, den Mieter als „faulen Schuldner“ in der ffentlichkeit bloßzustellen, die ffentlichkeit damit als Druckmittel einzusetzen und den Schuldner durch diesen psychologischen Zwang zur Zahlung zu bewegen. Rechtsprechung und Literatur sehen in diesem Verhalten bei 151 Vgl. zu nchtlichen Telefonanrufen und deren strafrechtlicher Relevanz insbesondere als Krperverletzung: OLG Dsseldorf, Beschl. v. 22. 5. 2002 – 2a Ss 97/02-41/02, NJW 2002, 2118. 152 Eingehend: Edenfeld, JZ 1998, 645 ff. 153 LG Leipzig, Urt. v. 31. 8. 1994 – 6 O 4342/94, NJW 1995, 3190 f.; LG Bonn, Beschl. v. 29. 11. 1994 – 4 T 742/94, NJW-RR 1995, 1515 ff. – Verstoß des Vereinszwecks gegen die guten Sitten – „Schwarze Mnner – als Schuldenbetreuer“; Scheffler, Zur Strafbarkeit der Schuldeneintreibung mittels des „Schwarzen Mannes“, NJW 1995, 573 f. 154 OLG Dresden, Urt. v. 11. 12. 1929 – 1 O St 286/29, JW 1930, 1317 (1318).

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80 C. Realisierung von Mietforderungen

Privatpersonen eine Verletzung des allgemeinen Persnlichkeitsrechts (§ 823 Abs. 1 BGB in Verbindung mit Art. 2 Abs. 1 GG), sowie strafrechtlich eine Formalbeleidigung (§ 185 StGB) und eine – zumindest versuchte – Erpressung in Tateinheit mit Ntigung (§§ 240, 253 StGB). Bei Gewerbemietern kommt eine Verletzung des Rechts am eingerichteten und ausgebten Gewerbebetrieb hinzu, die ebenso einhellig durch dieses Verhalten angenommen wird. 319

Die dargelegten Grundstze gelten erst recht fr das ffentliche Bloßstellen von Schuldnern durch Datenbanken im Internet. Das Internet als Verbund weltweiter Computernetze entfaltet noch eine erheblich strkere Publikationswirkung als die Anprangerung eines Mietschuldners z. B. durch eine Zeitungsanzeige oder am schwarzen Brett des von ihm bewohnten Hauses. Deshalb lehnt die bisher ergangene Rechtsprechung zum Schuldnerspiegel im Internet – einer Datenbank, in die sumige Schuldner eingetragen werden – diese Darstellung einmtig ab.155 Die zitierte Rechtsprechung kommt insbesondere im Fall des Internets „als ffentlichem Druckmittel“ zu den schon oben genannten Rechtsverletzungen, wenn die Schuldnereigenschaft ausschließlich im privaten Interesse der beteiligten Glubiger zur Beitreibung ihrer Forderungen offen gelegt wurde.

Æ Hinweis: P 320

Mahnkosten werden nur ersetzt, wenn sie sinnvoll sind. Ist offensichtlich, dass der Schuldner zahlungsunwillig oder zahlungsunfhig ist, sind Mahnungen wegen Aussichtslosigkeit berflssig. Die hierfr entstandenen Kosten drfen nicht mehr verlangt werden.

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Grundstzlich sind aber auch angefallene Inkassokosten als Verzugsschaden ersatzfhig. Als Obergrenze gelten dabei die Kosten, die ein Mahnanwalt verlangen kann.

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Im Prozessfalle drfen die Inkassokosten nicht zustzlich zu den Kosten des Rechtsanwalts geltend gemacht werden. Dies gilt nicht, wenn der Glubiger aus besonderen Grnden darauf vertrauen durfte, dass der Schuldner ohne gerichtliche Hilfe zahlen werde. b) Psychische oder krperliche Gewalt

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Repressalien und Drohungen des Vermieters als Forderungsglubiger gegen den sumigen Mieter als Forderungsschuldner sind keine Alternativen zum gerichtlichen Erkenntnisverfahren und zum staatlichen Zwangsvollstreckungsverfahren! Bis auf wenige Ausnahmen verbietet unsere Rechtsordnung jede Form der Selbstjustiz. Dabei wird nicht verkannt, dass derartige 155 OLG Rostock, Urt. v. 21. 3. 2001 – 2 U 55/00, NJ 2001, 854 f. mit Anm. von Walter; BVerfG, Beschl. v. 9. 10. 2001 – 1 BvR 622/01, NJ 2002, 250 f.; grundlegend zum ffentlichen Interesse an Schuldnerlisten: BGH, Urt. v. 28. 11. 1952 – I ZR 21/52, BGHZ Bd. 8, S. 142 (143).

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81 I. Realisierung gegen den Mieter

Methoden in der Praxis hufig zum Erfolg fhren. Grundstzlich ist aber jede Form von „Selbstjustiz“ außerhalb der §§ 562 ff. BGB (Vermieterpfandrecht) und §§ 229 ff. BGB (Allgemeines Selbsthilferecht) verboten. So ist es unzulssig, dem sumigen Mieter die Heizung abzudrehen oder den Strom und das Wasser abzusperren, ihm Fenster und Tren auszuhngen oder ihm sogar eigenmchtig die Wohnung oder das gemietete Grundstck auszurumen.156 Vereinzelt werden derartige Maßnahmen als notwendige Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen getarnt („Hinausmodernisierung“ des Mieters). In all diesen Fllen liegt zivilrechtlich eine verbotene Eigenmacht (§§ 858 ff. BGB) vor. Daraus gewinnt der Mieter das Recht, schon im einstweiligen Rechtsschutz seine Besitzschutzansprche aus §§ 861 ff. BGB gegen den Vermieter durchzusetzen. Strafrechtlich kommen je nach Fallkonstellation die Ntigung (§ 240 StGB), der Hausfriedensbruch (§ 123 StGB) und – je nach Lage des einzelnen Falles – auch eine versuchte oder vollendete Erpressung (§§ 253, 22 StGB) in Betracht.157

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So ist das Beitreiben von Forderungen durch Gewaltmaßnahmen in jedem Falle rechtswidrig und unzulssig, sei es durch krperliche Gewalt oder Drohung („handfeste Schuldeneintreiber“) oder durch psychische Gewalt wie z. B. das bereits errterte Bloßstellen in der ffentlichkeit.

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Auch die Drohung mit einer Strafanzeige fr den Fall, dass der Mieter weiterhin nicht zahlt, kann eine Ntigung nach § 240 StGB darstellen, selbst wenn sie – isoliert betrachtet – aufgrund eines tatschlich verwirklichten Straftatbestandes durch den Mieter zulssig wre. Entscheidend ist hier die ZweckMittel-Relation und der daraus folgende Schluss auf ein verwerfliches Vorgehen des Vermieters. Die Ntigung ergibt sich in diesem Fall aus der unzulssigen Verknpfung zwischen Mittel und Zweck. Davon ist zumindest dann auszugehen, wenn der verwirklichte Straftatbestand aus einem anderen Lebenssachverhalt entspringt, der mit der Sumnis der Mietzahlungen nichts zu tun hat.158 Zulssig wre die Androhung mit einer Strafanzeige nur, wenn der straftatbegrndende Umstand unmittelbar aus der Sumnis des Mieters als Schuldner der Mietforderung entsteht. Dies kann z. B. in Gewerbemietverhltnissen von Bedeutung sein, wenn es um Konkursstraftaten geht, oder generell, wenn es sich um einen Einmietbetrug handelt.

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c) Ausfrieren des Mieters Der Vermieter ist nicht berechtigt, die Versorgung seines Mieters mit Wasser und Heizung sowie sonstigen Energien zu unterbrechen, selbst wenn dieser mit der Zahlung der laufenden Betriebskosten in Verzug ist. Dem Vermieter 156 Nher dazu: Horst, NZM 1998, 139 ff.; Hausrand, NWB Fach 19, S. 2681 (2687 f.); Edenfeld, JZ 1998, 645 (649 f.). 157 OLG Kln, Urt. v. 25. 7. 1995 – Ss 340/95, NJW 1996, 472 f. 158 Hausrand, NWB Fach 19, S. 2681 (2688).

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steht insoweit kein Zurckbehaltungsrecht zu. Denn nach herrschender Meinung kann der Vermieter von ihm geschuldete Nebenleistungen zur Versorgung des Mieters mit Wrme, Strom und Wasser nicht gemß §§ 273, 320 BGB zurckhalten, obwohl die Voraussetzungen der Vorschriften bei Zahlungsverzug des Mieters gegeben sind.159 Nach herrschender Meinung soll in diesen Fllen das an sich gegebene Zurckbehaltungsrecht nach § 242 BGB ausgeschlossen sein. Deshalb erfllt das Ausfrieren des Mieters den Tatbestand der verbotenen Eigenmacht (§ 858 BGB). 328 P Æ Hinweis: Der Mieter kann sich hiergegen mit einer einstweiligen Verfgung erfolgreich wehren.160 d) Austausch der Schlsser und Besitzentziehung 329

Genauso wenig darf der Vermieter eigenmchtig die Schlsser an der Wohnung austauschen und damit ihren Besitz dem Mieter entziehen.161 Dies gilt sogar dann, wenn der Mieter die Wohnung gar nicht mehr bewohnt.162 Auch dies stellt eine unzulssige Repressalie im Hinblick auf notleidend gewordene Mietforderungen dar. 6. Außergerichtliche Verhandlungen a) Teilzahlungsvergleich, Schuldanerkenntnis

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Wie gezeigt, kann der Schuldner durch ein intensives Mahnen auch mit ffentlichem Reflex in die Situation gebracht werden, dass er Vereinbarun159 OLG Kln, Beschl. v. 26. 4. 2004 – 1 U 67/03, NZM 2005, 67; LG Gttingen, Beschl. v. 7. 3. 2003 – 5 T 282/02, WuM 2003, 626; LG Berlin, Beschl. v. 19. 6. 2003 – 67 S 376/02, WuM 2003, 508 f.; AG Flensburg, Beschl. v. 24. 9. 2003 – 61 C 350/03, WuM 2004, 32; OLG Hamburg, WuM 1978, 169 (Heizung); LG Kassel, WuM 1979, 51 (Wasser); LG Heilbronn, WuM 1965, 46 (Strom); Sternel, Mietrecht, Teil II, Rz. 81, S. 252 f.; Beuermann, Darf der Vermieter den zahlungsunwilligen Mieter ausfrieren?, GE 2002, 1601 ff.; differenzierend: Ulrici, Liefersperren als verbotene Eigenmacht, ZMR 2003, 895 ff.; a. A.: von Martius, in: Bub/ Treier, Handbuch der Geschfts- und Wohnraummiete, Teil III A, Rz. 1152, S. 962 f.; a. A. auch: KG, Beschl. v. 26. 11. 2001 – 24 W 7/01, n. v., fr den Wohnungseigentmer mit Wohngeldrckstnden gegenber der Wohnungseigentmergemeinschaft sowie fr dessen Mieter (Ausfrierungsmglichkeit bejaht); KG, Urt. v. 8. 7. 2004 – 12 W 21/04, NZM 2005, 65 fr ein Gewerbemietverhtnis. 160 Eisenschmid, in: Schmidt-Futterer/Blank, Mietrecht, § 535 BGB Rz. 86 m. w. N. zur Rspr.; Horst, Selbsthilfemglichkeiten bei der Abwicklung beendeter Mietverhltnisse, NZM 1998, 139 (139 f.). 161 Im Einzelnen: Horst, NZM 1998, 139 (140 m. w. N. zur Rspr.); OLG Koblenz, Urt. v. 16. 10. 2003 – 5 U 197/03, NJW 2004, 77 f. = NZM 2004, 39 = WuM 2003, 693 f. = ZMR 2003, 499 f. = DWW 2004, 18 ff. 162 AG Braunschweig, Urt. v. 26. 2. 2002 – 117 C 4321/01, ZMR 2003, 499 f.

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83 I. Realisierung gegen den Mieter

gen abschließen mchte. Natrlich ist dieser Weg ultima ratio. Einem in seiner Wohnung verwurzelten privaten Mieter wird daran gelegen sein, sein privates Umfeld zu behalten. Dies gilt erst recht fr den Geschftsraummieter, der mit seiner Firma eine „eingelaufene Adresse“ aufrechterhalten mchte und vor allem bei seinen Kunden wie bei seinen Lieferanten auf einen unangetasteten „Good Will“ achten muss. Denn nicht selten ist der Schuldner auch bei der Schufa oder bei großen Auskunfteien, wie Creditreform, Schimmelpfennig, Brgel, u. a. eingetragen. Zwar kann er gemß § 35 BDSG selbst Lschung dieser Daten verlangen, doch bentigt er hierfr die Quittung des Glubigers.163 Auch hier lsst sich durchaus zulssiger Druck aufbauen. Denn auch andere Kunden und Glubiger des Mieters als Schuldner schauen z. B. ins Schuldnerverzeichnis! Deswegen wird ein Mieter in einer Vielzahl von Fllen nach entsprechender Abmahnung des vertragswidrigen Zahlungsverhaltens, nach entsprechender Mahnung und vor allen Dingen nach entsprechender Kndigungsandrohung schon von sich aus die Verhandlungssituation mit dem Vermieter als Glubiger suchen. Als oberster taktischer Verhandlungsgrundsatz aus der Sicht des Glubigers gilt, dass sich der Mieter als Schuldner ein weiteres Zuwarten mit der Realisierung der Mietforderung etwas kosten lassen muss. Dies bedeutet im Einzelnen: – Als Verhandlungsergebnis muss sich die Sicherheit fr den Vermieter erhhen. Dies kann z. B. dadurch erfolgen, dass ein Vollstreckungstitel geschaffen wird, der ein gerichtliches Erkenntnisverfahren mit Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwand fr den Vermieter berflssig macht. In Betracht kommen: eine notarielle Urkunde z. B. als Schuldanerkenntnis, ein notariell beglaubigter Teilzahlungsvergleich als Rechtsanwaltsvergleich (§§ 796 a ff. ZPO) oder die Erklrung des Schuldners, er werde gegen einen beantragten Mahnund Vollstreckhangsbescheid keinen Widerspruch bzw. Einspruch einlegen. – Der Vermieter muss sich ein weiteres Zuwarten mit seinen Forderungen durch entsprechende Stundungszinsen abgelten lassen. Andernfalls fungiert er als zinsloser Kreditgeber. – Die Zahlung eines Teilbetrages muss sofort bei Abschluss der Verhandlungen erfolgen. Weitere Zahlungstermine und Ratenhhen mssen exakt festgelegt sein. – In die Vereinbarung ist eine Verfallsklausel aufzunehmen, nach der der gesamte ausstehende Forderungsrest auf einmal fllig wird, wenn der Mieter mit dem Ratenplan erneut in Verzug gert. – Der Mieter muss sich ausdrcklich zur bernahme aller Kosten verpflichten, die im Zusammenhang mit der Vereinbarung entstehen und als Kosten notwendiger Rechtsverfolgung bis jetzt entstanden sind. 163 OLG Mnchen, Urt. v. 13. 10. 1981 – 5 U 2200/81, NJW 1982, 244.

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Diese Vereinbarung knnte wie folgt formuliert werden: Teilzahlungsvergleich Anerkenntnis Zwischen 1. __________________________________________________________________ Vermieter (Name, Adresse) 2. __________________________________________________________________ Mieter (Name, Adresse) §1 Die Parteien nehmen Bezug auf den beiderseitigen Mietvertrag vom (Datum) bezgl. der vom Mieter genutzten Rumlichkeiten (genaue Bezeichnung) im Hause (Adresse) EG/ . . . . OG §2 Der Mieter erkennt an, dem Vermieter einen Betrag in Hhe von Euro (Betrag) aus rckstndigen Mieten zuzgl. Nebenkostenvorauszahlung fr die Monate (genaue Bezeichnung z. B. Mai, Juni, Juli 2004) zuzgl. 5 % / 8 % Zinsen seit dem (Datum) ber dem jeweils aktuellen Basiszinssatz zu schulden. Einwendungen gegen diese Forderungen nach Grund und Hhe sind nicht gegeben. §3 Der Vermieter gestattet dem Mieter die Rckzahlung dieser Forderung neben der Erfllung der aktuell monatlich entstehenden und fllig werdenden Zahlungsverpflichtungen aus dem Mietverhltnis in monatlichen Raten zu je Euro (Betrag), fllig jeweils am 1. eines jeden Monats, erstmals am (Datum der Vereinbarung) Die Zahlung der ersten Rate erfolgt Zug-um-Zug mit Abschluss dieses Vergleiches. Gert der Mieter mit einer Rate ganz oder teilweise lnger als zehn Tage in Verzug, so ist die gesamte offene Restforderung zur Zahlung fllig. §4 Der Mieter unterwirft sich wegen der in diesem Vergleich anerkannten Zahlungsverpflichtung wie auch wegen knftig entstehender Mietforderungen einschließlich Nebenkostenvorauszahlungen der sofortigen Zwangsvollstreckung aus dieser Urkunde. 84

85 I. Realisierung gegen den Mieter

Wegen der Unterwerfung des Mieters unter die sofortige Zwangsvollstreckung vereinbaren die Parteien, dass dieser Vergleich von dem Notar (genaue Bezeichnung, Name, Amtssitz) in Verwahrung genommen und fr vollstreckbar erklrt werden soll (§ 796 c Abs. 1 ZPO). Der Vermieter wird diesen Vergleich nach Abschluss an den bezeichneten Notar bergeben und ihn mit der Vollstreckbarkeitserklrung beauftragen. Die Kosten dieser Vereinbarung (insbesondere die Rechtsanwaltskosten) trgt der Mieter. Der Notar wird unwiderruflich angewiesen, dem Vermieter sogleich eine vollstreckbare Ausfertigung des Vergleiches zu erteilen. Ort, Datum

Ort, Datum

______________________________ Rechtsanwalt des Vermieters

______________________________ Rechtsanwalt des Mieters

Gelingt eine solche Vereinbarung, dann hat man als Glubiger des Mieters das gerichtliche Erkenntnisverfahren bersprungen, befindet sich in der Zwangsvollstreckungssituation, behlt aber das Zwangsvollstreckungsrisiko.

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Um das Zwangsvollstreckungsrisiko zu minimieren, bietet es sich an, den Mieter aufzufordern, eigene Vermgenswerte zur Sicherheit zu bereignen, wobei als Sicherungszweck die Tilgung der ausstehenden Mietforderung bezeichnet wird. ber das gesetzliche besitzlose Vermieterpfandrecht hinaus kommt es auch in Betracht, rechtsgeschftlich ein Pfandrecht an bestimmten Sachen des Mieters zu vereinbaren und die Pfandgegenstnde in den Besitz des Vermieters zu berfhren (§§ 1207, 1257 BGB). Dabei gilt die Abrede, dass das Pfandrecht an den bergebenen Gegenstnden bei Tilgung der ausstehenden Mietforderungen erlischt, die Sachen also zurckzugeben sind oder verwertet werden knnen, wenn der Mieter erneut mit dem Ratenzahlungsplan in Verzug kommt.

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Um wenigstens eine gewisse Sicherheit ber die Eigentumsverhltnisse an den Pfandsachen zu erhalten, bietet es sich ebenso an, den Mieter ber die Bedeutung einer entsprechenden eidesstattlichen Versicherung zu belehren und eine entsprechende eidesstattliche Versicherung darber, dass der Mieter Eigentmer der Pfandsachen ist, zu der getroffenen außergerichtlichen Vereinbarung hinzuzunehmen.

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b) Umsatzmiete Bei Gewerbe- und Geschftsraummietverhltnissen sollte berlegt werden, dem Mieter bei geschftlichen Engpssen zur Vermeidung von Liquidationsproblemen eine Umsatzmiete vorzuschlagen, soweit dies gesetzlich zulssig 85

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86 C. Realisierung von Mietforderungen

ist. Dabei versteht man unter einer Umsatzmiete die Ankoppelung der Miethhe ber eine prozentuale Beteiligung an dem Geschftsumsatz oder – Gewinn des Mieters.164 Der Mieter gewinnt aus einer solchen Abrede den Vorteil, dass er bei geringen Einknften entsprechend weniger Miete zahlen muss. Der Vermieter partizipiert andererseits von geschftlich positiven Entwicklungen seines Mieters. Mit dieser „Botschaft“ kann einem Geschftsraummieter in schwierigen Zeiten seines Geschftsbetriebes wirksam geholfen werden. Durch die Anbindung an Umstze, Ertrge, oder Gewinne lsst sich auch fr den Vermieter ein zeitweiliges Akzeptieren niedrigerer Mieten darstellen. Umsatzmieten drfen nicht in Miet- oder Pachtvertrgen zum Betrieb einer Apotheke vereinbart werden (§ 8 Satz 2 ApothG).165 c) Befristete Mietnderungen 337

Lsst sich das Modell der Umsatzmiete nicht verhandeln oder entspricht es nicht dem eigenen Geschmack des Vermieters, so ist an die Vereinbarung einer festbefristeten Mietnderung zu denken. Dies gilt sowohl im Falle von Gewerbe- als auch im Falle von Wohnraummietvertrgen. Gegenber der Umsatzmiete, die ohnehin nur fr Gewerbemietverhltnisse von Bedeutung ist, bietet dieses Modell der befristeten Mietnderungen den Vorteil, dass man als Vermieter einen festen Zeitraum kalkulieren kann, in dem man eine nach unten vernderte Miete als Beitrag zur Erhaltung oder zur Wiedergewinnung der Liquiditt seines Mieters akzeptiert. Grundstzlich sollte man sich bei diesen berlegungen vor Augen fhren, dass ein zeitbefristeter Mietnachlass immer besser ist, als die Insolvenzsituation mit entsprechend herabgesetzten Chancen der Forderungsrealisierung. Ebenfalls ntzt es z. B. dem Gewerbevermieter nichts, wenn sein Gewerbemieter – auch trotz mietvertraglicher Betriebspflicht – wegen wirtschaftlicher Probleme seinen Laden schließt und den Vermieter auf die rechtliche Durchsetzung eventueller Schadensersatz- und Mietforderungen verweist. Dieser Hinweis bekommt insbesondere vor der aktuellen Situation auf dem Immobilienmarkt und dem Angebotsberhang an Gewerbeimmobilien mit korrespondierenden stndig zunehmenden Leerstnden auch in exponierteren Lagen in Innenstadtbereichen Gewicht. d) Vereinbarung zur Untervermietung

338

Ebenfalls sowohl im Gewerbemietverhltnis als auch im Wohnraummietverhltnis kann es sich zur Konfliktlsung anbieten, dem Mieter eine Untervermietung zu gestatten, wenn auf andere Weise die Miete nicht mehr aufgebracht werden kann. Diesbezgliche Vereinbarungen sollten unbedingt 164 BGH, NJW 1979, 2351. 165 Dazu im Einzelnen: BGH, Urt. v. 27. 11. 2003 – IX ZR 76/00, ZMR 2004, 328 f. = MDR 2004, 439.

86

87 I. Realisierung gegen den Mieter

schriftlich getroffen werden. Insbesondere sollte sichergestellt werden, dass der Vermieter Einfluss auf die Auswahl des Untermieters nehmen kann. Selbstverstndlich sind auch Abreden zur Dauer einer Untervermietung aufzunehmen. So ist zu bestimmen, ob sie unbefristet oder fest zeitlich befristet erfolgen darf. Fr Wohnraum ist ergnzend darauf hinzuweisen, dass der Mieter unter den Maßgaben von § 553 Abs. 1 BGB Anspruch auf Erlaubniserteilung zur Untervermietung hat. e) Angebot einer Ausweichwohnung Bei einem umfangreicheren privaten Vermietungsportfolio oder bei Wohnungsunternehmen kommt das Angebot einer kleineren und billigeren Ausweichwohnung in Betracht, wenn entsprechender Wohnraum zur Verfgung steht. Auch so knnen Mietbelastungen des Mieters gedrckt und entstandene Zahlungsrckstnde mglicherweise ausgeglichen werden. Diese Erkenntnis ist Ergebnis eines Gesprches mit dem Mieter, in dem seine wirtschaftliche Situation und die Mglichkeiten von Einsparungen errtert werden kann. Manche grßere Wohnungsgesellschaften und Wohnungsunternehmen fhren derartige Schuldnerberatungen durch. Dabei ist darauf zu achten, dass sie in den erlaubten Grenzen des Rechtsberatungsgesetzes erfolgt.

339

f) Aufhebungsvertrag als Schadensbegrenzung Ist geklrt, dass bei dem Mieter nichts mehr zu holen ist und gibt es auch keinen weiteren Gesamtschuldner neben ihm oder ffentliche Stellen wie das Sozialamt, die fr ihn einspringen, dann bietet sich als letzter Ausweg fr den Vermieter der Aufhebungsvertrag als Schadensbegrenzung an. Hier wird das Mietverhltnis einvernehmlich beendet. Dies sollte mglichst zeitnah erfolgen, um die auflaufenden Mietforderungen vor der Mglichkeit einer weiteren Vermietung mglichst gering zu halten. Der Vermieter sollte den Aufhebungsvertrag durchaus auch mit Eigeninitiative vorbereiten und dem Mieter gnstigere Wohnungen nachweisen. Schließlich sollte er ihm als „Anreiz“ eine Umzugsbeihilfe anbieten. Dabei ist absolut geklrt, dass dieser Weg sehr unwirtschaftlich ist. Er dient tatschlich nur der Schadensbegrenzung und ist ultima ratio. Er ist insbesondere dann einzuschlagen, wenn der Vermieter selbst durch die immer weiter anwachsenden Forderungsaußenstnde in Zahlungsnte zu geraten droht und wenn jede Realisierung der offenen Forderungen fern liegend erscheint.

340

Æ Hinweis: P

341

1. Manche Vermieter verweigern sich dieser Lsung und wollen dem bereits „schlechten Geld nicht noch weiteres gutes Geld“ hinterherwerfen. In diesem Zusammenhang sei der Hinweis erlaubt, dass der Vermieter in aller erster Linie Kaufmann sein muss und dementsprechend kaufmnnisch denken muss, um seine Immobilien mglichst mit Erfolg 87

88 C. Realisierung von Mietforderungen

bewirtschaften zu knnen. Dies gilt insbesondere in den aktuellen Zeiten immer knapper werdender Ressourcen. Deshalb sollte der Blick nie nur einseitig rechtlich ausgerichtet sein, sondern unter klaren kaufmnnischen Gesichtpunkten immer die mglichst wirtschaftlichste und am wenigsten teuere Lsung vorgezogen werden. 2. Ob man den Weg einer außergerichtlichen Lsung mit dem Mieter einschlgt oder ob man intensiv mahnt, kompromisslos und hart seine Ansprche verfolgt und dazu die Gerichte bemht, sollte an zwei Eckpunkten entschieden werden: 342

Zunchst sollte man sich umgehend Klarheit darber verschaffen, ob der Mieter tatschlich und mglicherweise auch noch unverschuldet wirklich im Moment nicht zahlen kann oder schlicht nicht zahlen will und auf Zeit spielt. Informationen zu dieser Frage knnen durch das oben empfohlene sofortige persnliche Gesprch mit dem Mieter und durch die im brigen vorgestellten ergnzenden Recherchemglichkeiten gewonnen werden.166

343

Der gleichrangig daneben tretende zweite Aspekt sollte immer die ermittelte kaufmnnische Ausgangsbasis sein. Insbesondere sind Erkenntnisse ber die Chance einer Forderungsbeitreibung in der Zukunft und vor allen Dingen ber das gegenwrtige wirtschaftliche Szenario beim Mieter unerlsslich. Nur so kann beurteilt werden, ob z. B. mit Ratenvergleichen gearbeitet werden kann, die schon gegenwrtig und außergerichtlich Sinn machen. Nur so kann beurteilt werden, ob insbesondere die rechtliche Verfolgung der Mietaußenstnde hinreichende Erfolgsaussicht bietet oder nur wieder zu erhhten Mehrausgaben in Form von Personaleinsatz, Zeiteinsatz sowie Gerichts- und Anwaltsgebhren und Kosten fhren. 7. Einstweilige Verfgung

344

Eine Einstweilige Verfgung zur Beitreibung eine Mietforderung ist unzulssig. Als Verfgungsanspruch kommt ein Anspruch auf die Zahlung einer Geldsumme in aller Regel nicht in Betracht. Denn mit der Zahlung der Geldsumme wre die Hauptsache vorweggenommen. Nur ausnahmsweise ist der Erlass einer einstweiligen Verfgung auf Zahlung einer Geldsumme zulssig, wenn die Miete Unterhaltscharakter hat.167 8. Mahnbescheid

345

Es klang bereits an, dass es eine rechtliche und eine wirtschaftliche Frage betrifft, ob man eine Forderung gerichtlich durchsetzt oder nicht.

166 Vgl. dazu unter Teil 1, Rz. 205 ff. 167 Schneider, in: Herrlein/Kandelhard, S. 861, Rz. 57.

88

89 I. Realisierung gegen den Mieter

Aus wirtschaftlichen Grnden sollte man von einem Rechtsstreit Abstand nahmen, wenn die Forderung weder gegen den Mieter, noch gegen seine Gesamtschuldner, noch gegen andere Stellen erfolgreich geltend gemacht werden kann.168 Dies sollte allerdings nur der Ausnahmefall bleiben. Denn es ist zu bedenken, dass ein titulierter Anspruch dreißig Jahre lang zwangsvollstreckt werden kann (§ 197 Abs. 1 Nr. 3 u. 4 BGB). Nicht selten wird allerdings in der Praxis der Rat erteilt: „Wirf deinem bereits schlechten Geld nicht noch weiteres gutes Geld hinterher“.

346

In rechtlicher Hinsicht muss geprft werden, ob die ausstehenden Forderungen noch nicht verjhrt sind und ob sie voraussichtlich unstreitig bestehen. In der Praxis werden Mietforderungen hufig mit dem Einwand der Mietminderung oder mit dem Einwand der Unwirksamkeit oder Unzulssigkeit von vorangegangenen Mieterhhungen bestritten. Liegen derartige Einwnde nahe, so sollte am besten gleich – mglichst im Urkundsverfahren – geklagt werden.

347

9. Klage im Urkundsprozess Der Urkundsprozess (§§ 592 ff. ZPO) beschleunigt die Titulierung in Fllen, in denen alle Anspruchsvoraussetzungen mittels Urkunden bewiesen werden knnen. In Betracht kommen z. B. schriftliche Schuldanerkenntnisse oder Vertrge. So kann der Vermieter im Urkundsprozess seinen Anspruch auf Mietzahlung durch Vorlage einer beweiskrftigen Urkunde (§ 592 ZPO) durchsetzen. Dies ist in der Regel der Mietvertrag, kann aber auch ein schriftliches Schuldanerkenntnis in Form eines Teilzahlungsvergleiches oder eines Rechtsanwaltsvergleiches sein. So kann der Vermieter sowohl einen Gewerbemietvertrag als auch einen Wohnungsmietvertrag als Grundurkunde zum Beweis seiner geltend gemachten Mietzahlungsansprche vorlegen.169 In beiden Fllen ist der Urkundsprozess also zur Verfolgung von Mietforderungen zulssig und statthaft. Der Vorteil des Urkundsverfahrens liegt darin, dass als Beweismittel nur die Vorlage von Urkunden und die Parteivernehmung mglich sind. Mit anderen Beweismitteln ist der Mieter also ausgeschlossen, wenn er sich gegen die Klage wehren will. Auch eine Widerklage ist ausgeschlossen (§ 595 Abs. 1 ZPO). Kann der Mieter also durch die genannten Beweismittel seine Einwendungen gegen den Klageanspruch 168 Vgl. dazu unter Teil 1, Rz. 384–437. 169 Fr den Gewerberaummietvertrag: BGH, Urt. v. 10. 3. 1999 – XII ZR 321/97, NJW 1999, 1408 = NZM 1999, 401 = GE 1999, 568 = ZMR 1999, 380 = WuM 1999, 345; BGH, Urt. v. 8. 1. 2004 – III ZR 401/02, MDR 2004, 705; OLG Oldenburg, Urt. v. 10. 2. 1999 – 3 U 121/98, WuM 1999, 225 ff.; fr Wohnraummietverhltnisse: OLG Braunschweig, Urt. v. 31. 8. 2000 – 1 ReMiet 1/00, NZM 2001, 371 = WuM 2001, 186; LG Hamburg, Urt. v. 14. 4. 2000 – 311 S 205/99, NZM 2000, 541; LG Bonn, Urt. v. 30. 9. 1985 – S 248/85, NJW 1986, 264; LG Dsseldorf, MDR 1997, 928; Zller/Greger, Kommentar zur ZPO, § 592 ZPO Rz. 2; Malitz, MDR 1997, 899.

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348

90 C. Realisierung von Mietforderungen

nicht sttzen, so ist er auf das Nachverfahren verwiesen (§§ 595 Abs. 2, 598 ZPO). Es ergeht ein Vorbehaltsurteil (§ 599 Abs. 1 ZPO) aus dem der Vermieter gemß § 708 Nr. 4 ZPO ohne Sicherheitsleistung vollstrecken kann. 349 P Æ Hinweis: 1. Der Mieter msste also zunchst zahlen, obwohl er z. B. berechtigt Mietminderungen geltend machen kann. Mit diesen Einwendungen ist er auf das Nachverfahren verwiesen. Ob ihm dies zugemutet werden kann, ist streitig. Die herrschende Meinung votiert dafr.170 2. Die getrennte Verfolgung des Rumungs- und Zahlungsanspruchs gegen den Mieter ist grundstzlich pflichtwidrig, so dass dem Rechtsanwalt des Vermieters gegen seinen Auftraggeber nur die Vergtung aus dem fiktiven Streitwert eines einheitlichen Verfahrens zusteht.171 Gleichwohl kann sich ein getrenntes Vorgehen anbieten. Ggf. muss der Vermieter ber die Kostenrisiken einer getrennten Prozessfhrung in Bezug auf Rumung und Zahlung aufgeklrt werden. Vor- und Nachteile sind darzulegen. 350

Ein getrenntes Vorgehen hat den Vorteil, dass der Rumungstitel schneller zu erhalten ist. Ebenso bietet es sich an, wenn die Zahlungsansprche trotz § 259 ZPO noch nicht abschließend beziffert werden knnen. Auch in der Zwangsvollstreckung kann ein getrenntes Vorgehen sinnvoll sein. Denn im Falle eines einheitlichen Urteils ber Rumung und Zahlung kann whrend der Rumungsvollstreckung die Zahlung nur im Wege der gleichzeitigen Mobiliarvollstreckung vollstreckt werden. Auch Forderungspfndungen und Zwangshypotheken sind nur mglich, wenn der Glubiger zunchst eine weitere vollstreckbare Ausfertigung erwirkt (§ 733 ZPO). Dies aber verzgert die Rumung, wodurch weitere Kosten entstehen. Das Verfahren ber die Erteilung einer weiteren vollstreckbaren Ausfertigung wird kostenrechtlich als gesonderte Angelegenheit angesehen und lst zustzliche Vollstreckungsgebhren aus.

351 P Æ Hinweis: Hat das Sozialamt bisher die laufenden Mietzahlungen geleistet, hat der Mieter bei einer fristlosen Kndigung wegen Zahlungsverzugs als Verzugsschaden die Kosten des Rumungsprozesses zu tragen, wenn er es nach Ausspruch der fristlosen Kndigung versumt, zur Vermeidung der Klage bei dem Sozialamt die Fortsetzung der laufenden Mietzahlungen fr den sozialhilfebedrftigen Bewohner zu erreichen.172 170 So z. B. Brstinghaus, NZM 1998, 89; Leupertz, Tcken der Mietzinsklage im Urkundsverfahren, Mietrecht kompakt, Heft 6/2004, S. 99 f., Leupertz, Die Mietzinsklage im Urkundsverfahren, Mietrecht kompakt, Heft 1/2003, S. 1 ff.; a. A.: OLG Dsseldorf, Urt. v. 1. 4. 2004 – I 24 U 227/03, WuM 2004, 416 f. 171 OLG Koblenz, Urt. v. 22. 9. 2003 – 5 U 763/03, MietRB 2004, 6 f. 172 AG Kln, Urt. v. 24. 10. 2003 – 220 C 144/03, MietRB 2004, 38 f.

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91 I. Realisierung gegen den Mieter

Natrlich wird auch bei dieser schnell laufenden Verfahrensart nicht verkannt, dass der Vermieter als Klger ein Prozesskosten- und Zwangsvollstreckungsrisiko behlt. Beide Risiken lassen sich dadurch vermeiden, dass der Vermieter so taktiert, dass er nicht selber in der Klgerrolle steht, sondern sich vom Mieter verklagen lsst. Dieses Vorgehen bietet sich immer an, wenn eine Kaution geleistet wurde. Denn hier kann der Vermieter seine Forderungen mit der Kaution des Mieters verrechnen und sich auf diese Weise befriedigen. Dann muss der Mieter auf Herausgabe der Kaution klagen.

352

10. Zwangsvollstreckung Im Rahmen dieses Werkes wrde es zu weit fhren, smtliche Spielarten der Zwangsvollstreckungsmglichkeiten abzuhandeln. Dies wrde eigene Bnde fllen. Deshalb soll themenbezogen nur auf folgendes hingewiesen werden:

353

a) Rumungsvollstreckung – Kostenminimierung Bei Wohnraum kann die Vollstreckung nur aus einem Rumungsurteil sowie aus einem gerichtlichen Vergleich erfolgen. Bei gewerblichen Mietverhltnissen kann ebenfalls aus notariellen Urkunden und aus Rechtsanwaltsvergleichen vollstreckt werden. Selbstverstndlich mssen die allgemeinen Vollstreckungsvoraussetzungen – Vollsteckungstitel, Vollstreckungsklausel, sowie Zustellung – komplett vorliegen.

354

Bei Wohnraum hat der Schuldner Vollstreckungsschutzmglichkeiten aus § 765 a Abs. 2 ZPO sowie aus § 721 ZPO (Rumungsschutzfristen).

355

Probleme knnen sich aus der Titulierung ergeben, wenn nur der Mieter selbst als Vollstreckungsschuldner im Titel aufgefhrt ist.173 Dieser Aspekt soll bis auf die zitierten Quellen nicht weiter vertieft werden, da es hier um Kostengesichtspunkte geht.

356

Bei der Geschftsraummiete bereitet die Rumungsvollstreckung keine Probleme, da es hier Rumungsfristen gemß § 721 ZPO nicht gibt. Sie gelten nur fr Wohnraum. Mglich ist aber ein Antrag gemß § 712 Abs. 1 ZPO auf Zahlung von Sicherheitsleistung zur Abwendung der Zwangsvollstreckung. Auch § 765 a ZPO (Gewhrung von Vollstreckungsschutz) ist anwendbar.

357

173 Vgl. im Falle von Ehegatten und Familienmitgliedern: OLG Frankfurt/Main, Beschl. v. 23. 6. 2003 – 26 W 24/03, WuM 2003, 640; BGH, Urt. v. 25. 6. 2004 – IX a ZB 29/04, n. v.: Rumungstitel jeweils gegen beide Ehepartner erforderlich, selbst wenn nur einer Mietvertragspartei ist; keine Rumungsvollstreckung gegen einen Untermieter, wenn im Vollstreckungstitel nur der Hauptmieter bezeichnet ist: BGH, Beschl. v. 18. 7. 2003 – IX a ZB 116/03, ZMR 2004, 324 = WuM 2003, 577 = MietRB 2004, 7 f.; kein gesonderter Rumungstitel gegen minderjhrige Kinder, da sie weder Besitzer noch Mitbesitzer der Wohnung sind: OLG Hamburg, MDR 1991, 453; Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 885 ZPO Rz. 7.

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92 C. Realisierung von Mietforderungen

Bei Mischmietverhltnissen kommt es darauf an, welche Nutzungsart berwiegt.174 358

Besonders kostenintensiv ist die Rumungsvollstreckung in Bezug auf den Transport, die bergabe und die Verwahrung des Rumungsgutes. Grundstzlich hat der Gerichtsvollzieher dem Schuldner das Rumungsgut zu bergeben. Geht das aus praktischen Grnden – wie hufig – nicht, so beauftragt der Gerichtsvollzieher eine Speditionsfirma, die das Rumungsgut transportiert und einlagert. Fr diese Kosten ist der Glubiger vorschusspflichtig. Lohn- und Einlagerungskosten der Speditionsfirma machen die Zwangsvollsteckung deshalb teuer.

359

Deshalb ist zu berlegen, ob der Vollstreckungsglubiger aus Kostengrnden eigenes Personal zur Rumung der Mietsache zur Verfgung stellt oder sogar Raumteile der Mietsache als Pfandkammer anbietet, und dem Gerichtsvollzieher die Schlssel dafr aushndigt. Denn der Gerichtsvollzieher muss innerhalb der Pfandzeit das jederzeitige Verfgungsrecht haben. Gerichtsvollzieher lehnen derartige Ansinnen hufig aus haftungsrechtlichen Grnden ab.

Æ Hinweis: P 360

Das AG Frankfurt/Main175 hat auf Betreiben eines Zwangsvollstreckungsglubigers den zustndigen Obergerichtsvollzieher angewiesen, die Rumung statt mit einer Spedition wie vom Glubiger vorgeschlagen mit seinen eigenen fachkundigen Helfern durchzufhren, Unrat mit einem von der Glubigerin gestellten Kleinlaster abzufahren und das Rumungsgut in einem von ihr gestellten abgetrennten und abschließbaren Kellerabteil aufzubewahren. Der von Obergerichtsvollzieher verlangte Rumungskostenvorschuss in Hhe von 7000 Euro blieb dem Vollstreckungsglubiger damit erspart. Er konnte auf 750 Euro reduziert werden. Die Begrndung des Gerichts:

361

Die ersparten Kosten kommen letztlich nicht nur dem Glubiger, sondern auch dem Rumungsschuldner zugute, weil die Rumungskosten als Kosten der Zwangsvollstreckung vom zu rumenden Mieter zu tragen sind. Im brigen sei dem Rumungsglubiger eine so hohe Kostenbelastung unzumutbar, wenn sie sich reduzieren lsst. Denn bei einem Mieter, der ohnehin zumeist aufgrund erheblicher Mietrckstnde zu rumen sei, sei ohnehin kein Geld mehr zu holen. Der Vermieter bleibe ansonsten auf den Vollstreckungskosten sitzen.

362

Das AG Frankfurt/Main formulierte folgende Bedingungen fr diesen Weg: – Das Rumungsgut muss in einem bereit gestellten und abgetrennten Kellerabteil eingelagert werden. 174 BGH, WuM 1977, 234. 175 AG Frankfurt/Main, Beschl. v. 1. 12. 2003 – 33 M 5 9/3 28, DWW 2004, 21 f. = NZM 2004, 359.

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93 I. Realisierung gegen den Mieter

– Dem Gerichtsvollzieher ist eine Zugangsmglichkeit durch die bergabe eines Schlssels zum Keller zu verschaffen. – Der Gerichtsvollzieher ist von einer etwaigen Haftung freizustellen. – Die Vollstreckungsglubigerin verpflichtet sich, dem Schuldner einen etwaigen an den Gegenstnden des Schuldners entstehenden Schaden zu ersetzen. – Das Rumungspersonal muss fachkundig und in der Lage sein, z. B. Mbel fachgerecht abzubauen. Das AG Frankfurt/Main hielt diese Art der Rumung jedenfalls dann fr unproblematisch, wenn kein teures Mobiliar zu erwarten ist und persnliche Sachen des Schuldners kaum ins Gewicht fallen.

363

Æ Hinweis: P

364

Ob und wie sich andere Gerichte zu dieser Praxis stellen, bleibt abzuwarten. Ein diesbezglicher Versuch zur Kostenreduzierung sollte aber immer unternommen werden. b) Gleichzeitige Rumungs- und Zahlungsvollstreckung In der vorliegenden Betrachtung geht es um die Rumung der Mietsache wegen entstandener Mietrckstnde. Zumeist enthalten dann z. B. Rumungsurteil oder Rumungsvergleich auch gleichzeitig einen Zahlungstitel ber die Mietrckstnde. Dies kann auch knftig fllig werdende Nutzungsentschdigungen bis zur Herausgabe der Mietrume einschließen. Denn die Rumungsklagen knnen mit diesen Antrgen verbunden werden.176 Es entspricht der berwiegenden Meinung, dass der Gerichtsvollzieher im Zuge der Rumungsvollstreckung dann auch den Zahlungstitel ohne zustzliche richterliche Ermchtigung nach § 758 a Abs. 1 Satz 1 ZPO vollstrecken darf.177 Der Gerichtsvollzieher darf also gleichzeitig rumen und pfnden.

365

Æ Hinweis: P

366

Will der Gerichtsvollzieher mit der Rumung allerdings auch Titel anderer Glubiger, die nicht die Rumungsvollstreckung mitbetreiben, in der Wohnung gegen den Widerspruch des Schuldners vollstrecken, bedarf er dafr einer gesonderten richterlichen Ermchtigung (§ 758 a Abs. 1 Satz 1 ZPO). Denn der Rumungstitel befreit nur den Rumungsglubiger von einer entsprechenden Verpflichtung.178

176 BGH, Beschl. v. 20. 11. 2002 – VIII ZB 66/02, WuM 2003, 280. 177 Schuschke, Ausgewhlte Probleme der Rumungsvollsteckung, NZM 2004, 206 ff.; Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 885 ZPO Rz. 21 mit Rz. 4. 178 Schuschke, Ausgewhlte Probleme der Rumungsvollstreckung, NZM 2004, S. 206 ff.

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94 C. Realisierung von Mietforderungen

c) Vermieterpfandrecht in der Zwangsvollstreckung 367

Wegen der Mietrckstnde des Rumungsschuldners beschrnken Vermieter oft Ihre Rumungsauftrge und beantragen, bestimmte in der Wohnung befindliche Gegenstnde dort zu belassen, weil an diesen Gegenstnden das Vermieterpfandrecht geltend gemacht werde.

368 P Æ Hinweis: Eine solche Beschrnkung reduziert nicht den zu zahlenden Rumungsvorschuss.179 369

Sie ist zwar grundstzlich mglich, doch ist dies in Fllen umstritten, in denen der Glubiger die Zurcklassung von Gegenstnden beantragt, die nach §§ 811, 811 c, 811 ZPO nicht pfndbar sind und an denen deshalb nach § 562 Abs. 1 Satz 2 BGB auch kein Vermieterpfandrecht entstehen kann. Die zu dieser Frage vertretenen Meinungen sind vielfltig. Teilweise wird angenommen, dass der Gerichtsvollzieher in diesen Fllen den Wunsch des Glubigers nicht zu folgen und die benannten Gegenstnde aus der Wohnung herauszuschaffen hat.180 Nach anderer Auffassung sind alle Gegenstnde in der Wohnung zu belassen und nur der Schuldner aus ihr zu entfernen.181 Weiter wird vertreten, dass der Gerichtsvollzieher die benannten Gegenstnde zu entfernen und in eigenen Gewahrsam zu nehmen hat.182

370

berwiegend183 wird allerdings angenommen, dass der Gerichtsvollzieher auch in diesen Fllen die Rumung nur in dem vom Vermieter als Vollstreckungsglubiger gewnschten Umfange durchfhren darf, und der Mieter auf dem Klageweg gegen den Vermieter bzw. den Weg des einstweiligen Rechtsschutzes verwiesen ist.

371 P Æ Hinweis: Der letztgenannten Auffassung hat sich jetzt das AG Wedding184 angeschlossen: Macht der Vermieter auch an unpfndbaren Sachen des Mieters sein Vermieterpfandrecht geltend und beschrnkt er deshalb den Rumungsauftrag im Ergebnis auf die Schlossauswechselung, so umfasst der vom Gerichtsvollzieher anforderbare Kostenvorschuss nur seine eigenen Auslagen sowie jene fr einen Schlosser (hier 400 Euro statt geforderter 3000 Euro). Das Gericht berief sich fr seine Auffassung auf eine Entscheidung des BGH vom 14. 2. 2003.185 Nach dieser Entscheidung sei es allein Sache des Glubigers zu bestimmen, an welchen Sachen er sein 179 180 181 182 183

LG Baden-Baden, DGVZ 2003, 24. AG Knigswinter, MDR 1982, 1028. Schneider, DGVZ 1982, 73. Thomas/Putzo, ZPO, § 885 ZPO Rz. 6. BGH, DGVZ 2003, 88; Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 885 ZPO Rz. 20; Schuschke, NZM 2004, 206 ff. 184 AG Wedding, Beschl. v. 12. 7. 2004 – 35 M 8075/04, NZM 2004, 720. 185 BGH, Beschl. v. 14. 2. 2003, DGVZ 2003, 88.

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95 I. Realisierung gegen den Mieter

Vermieterpfandrecht ausbe, mit der Folge, dass er seinen Vollstreckungsauftrag dahin beschrnken knne, diese Gegenstnde nicht zu entfernen. Eine Unterscheidung zwischen pfndbaren und unpfndbaren Sachen nhme der BGH dabei nicht mehr vor. Die Entscheidung des BGH stehe auch im Einklang mit den dienstlichen Anweisungen in § 180 Nr. 4 GVGA, wonach ein Gerichtsvollzieher bewegliche Sachen im Falle der Rumung nicht zu entfernen habe, wenn ein Glubiger der Entfernung wegen eines Pfand- oder Zurckbehaltungsrechts widerspreche. Auch die GVGA unterscheide nicht zwischen pfndbaren und unpfndbaren Gegenstnden. Dann aber komme es bei der hier gebotenen rein verfahrensrechtlichen Betrachtung auf die materielle Rechtslage in § 562 Abs. 1 S. 2 BGB, wonach ein Vermieterpfandrecht nur an den pfndbaren Sachen des Mieters ausgebt werden knne, nicht an. d) Zwangsvollsteckung und Insolvenz Verlaufen die Pfndungen fruchtlos, so kann der Vermieter als Glubiger Antrag auf Verbraucherinsolvenz stellen (§§ 304 Abs. 1 306 Abs. 3 InsO i. V. m. § 14 InsO).

372

Dieses Vorgehen kann durchaus sinnvoll sein, wenn der Schuldner z. B. seine Lohnansprche wirksam an einen Dritten abgetreten hat und grßere Betrge pfndungsfrei sind oder wegen bevorstehenden Wegfalls von Unterhaltspflichten pfndungsfrei werden.

373

Wirtschaftlichkeit kann auch in dem Fall vorliegen, dass sich im Zuge der Lohn- oder Rentenpfndung die vorrangige Pfndung eines Dritten herausstellt.186 Denn im Insolvenzverfahren verlieren Abtretungen und Pfndungen von Bezgen im Rahmen des § 114 InsO ihre Wirkung. Dies muss sich entsprechend in einem Schuldenbereinigungsplan niederschlagen.

374

Innerhalb seines Insolvenzantrages muss der Vermieter die Zahlungsunfhigkeit des Mieters glaubhaft machen (§ 306 Abs. 3 InsO i. V. m. § 14 InsO). Dazu dient die Unpfndbarkeitsbescheinigung, die im Hinblick auf vorausgegangene Pfndungen erteilt worden ist. Auch die eidesstattliche Versicherung reicht aus. Der Antrag fhrt dazu, dass das Gericht dem Schuldner die Gelegenheit dazu gibt, ebenfalls einen Insolvenzantrag zu stellen und einen Schuldenbereinigungsplan vorzulegen (§ 306 Abs. 3 InsO).

375

e) Sonstige taktische Hinweise Bestehen keine Informationen ber das Schuldnervermgen, wird die Sachpfndung beantragt. Sie ist Voraussetzung fr die eidesstattliche Versicherung (Offenbarungseid). Hier muss der Schuldner smtliche Vermgensgegenstnde und -forderungen schriftlich in einem Protokoll niederlegen. Aus 186 Schlger, ZMR 1999, 522 (528).

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376

96 C. Realisierung von Mietforderungen

diesem Protokoll ber die eidesstattliche Versicherung erfhrt man sptestens, welches Vermgen der Schuldner hat. 377

Unabhngig davon besteht das gesetzliche Vermieterpfandrecht (§ 562 ff. BGB). Es handelt sich um ein materiell-rechtliches gesetzliches Pfandrecht, das auch unabhngig von der Zwangsvollsteckungssituation vom Vermieter ausgebt werden darf und mit Zwangsvollstreckungsmaßnahmen nicht zu verwechseln ist.

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Hat der Schuldner Grundvermgen, so bietet sich die Zwangssicherungshypothek an, um den eigenen Anspruch zu sichern. Ihr folgt die Sachpfndung sowie die Entscheidung nach, ob die Zwangsverwaltung oder die Zwangsversteigerung betrieben werden muss.

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Hat der Schuldner Forderungen, z. B. aus Arbeitseinkommen, Bankguthaben, Lebensversicherungen u. a.187, so muss die Vorpfndung (§ 845 ZPO) betrieben und gleichzeitig Antrag auf Erlass eines Pfndungs- und berweisungsbeschlusses bzgl. der jeweiligen Forderung gestellt werden.

380

Will man parallel Forderungspfndung und Sachpfndung betreiben, so schickt man den Vollstreckungstitel zunchst zum Vollstreckungsgericht fr eine Forderungspfndung und stellt gleichzeitig den Sachpfndungsantrag. Dabei kndigt man dem Gerichtsvollzieher die bersendung des hier ebenfalls notwendigen Vollstreckungstitels durch das Vollstreckungsgericht an. Der Gerichtsvollzieher kann die Sache dann schon in seine Terminplanung aufnehmen. 11. Schadensersatz fr Mietausfall bei Amtspflichtverletzungen im Zahlungs- und Rumungsverfahren

381

Rumungsprozess und Rumungsvollstreckung erreichen in der Praxis eine Lnge, die sich aus Sicht der klagenden Vermieter wegen der sich eklatant aufhufenden Mietrckstnde als unzumutbar darstellt. Der Mieter nutzt die Mietsache im Ergebnis kostenlos. Denn wenn es zahlungsverzugsbedingt erst mal zum Rumungsverfahren, insbesondere der Rumungsvollstreckung kommt, ist bei dem zu rumenden Mieter so gut wie nie mehr etwas zu holen. Die Literatur behandelt deshalb in jngster Zeit die Frage, ob man sich als klagender und rechtssuchender Vermieter in den Fllen wegen des erlittenen Mietausfalls beim Fiskus schadlos halten kann, in denen sich die Lnge des Rumungsprozesses und der Rumungsvollstreckung aufgrund von staatlich zu verantwortenden Verzgerungen ergibt.188 Insofern ist zwi187 Vgl. dazu nher unter Teil 1, Rz. 392 ff., 396 ff. 188 Dazu: Brstinghaus, Miete vom Justizminister?, Mietrecht kompakt, Heft 11/ 2003, S. 161 ff.; Ltzenkirchen, Klagen wegen Amtspflichtverletzungen des Gerichts im Rumungsverfahren, Mietrecht kompakt, Heft 2/2004, S. 33 ff.; zur korrekten Bezeichnung des Beklagten in diesen Fllen vgl. die Zusammenstellung fr die einzelnen Bundeslnder im Mietrecht kompakt, Heft 4/2004, S. 70.

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97 II. Realisierung gegen (ausgezogene) Mitmieter

schen staatlichem Handlungsverschulden und Organisationsverschulden zu unterscheiden.189 Anspruchsgrundlage kann § 839 BGB sein. Dabei ist geklrt, dass eine Amtspflicht besteht, Gerichtsentscheidungen ohne Verzgerung zu treffen (§ 839 Abs. 2 S. 2 BGB, Art. 6 Abs. 1 S. 1 EMRK). Auch das Bundesverfassungsgericht betont eine Pflicht zu zgiger Entscheidung aus dem Anspruch auf wirksamen Rechtsschutz (Art. 20 Abs. 3 GG).190

382

Ob und inwieweit dieser Weg in der Praxis Erfolg verspricht bleibt abzuwarten.191 383

Æ Hinweis: P In jedem Fall sollte zur Vorbereitung eines solchen Anspruchs auf Schadensersatz in Hhe des Mietausfalls bei berlang dauernden Rumungsverfahren wegen Amtspflichtverletzung Einsicht in die Verfahrensakten beantragt werden. Brstinghaus192 verweist in diesem Zusammenhang auf die Analyse und Kontrolle der Daten von internen Verfgungen und der anschließenden Bearbeitervermerke. Daraus kann genau geschlossen werden, wo sich eine Akte wie lange befunden hat.193

II. Realisierung gegen (ausgezogene) Mitmieter Besteht das Mietverhltnis mit beiden Ehegatten oder mit beiden Partnern der nichtehelichen Lebensgemeinschaft, so fhrt allein der trennungsbedingte Ausfall eines Partners nicht dazu, dass er aus dem Mietvertrag entlassen wird. Auch der ausziehende Partner haftet gesamtschuldnerisch (§ 421 BGB) fr die Miete.194 Diese Haftung endet nach dem Auszug eines Ehegatten erst dann, wenn das Familiengericht dem anderen Ehegatten gemß § 5 HausratsVO im Rahmen des Ehescheidungsverbundverfahrens die Wohnung zuweist.195 189 Vgl. die diesbezgliche Checkliste: „Fehlerquellen im Rumungsverfahren, unterschieden nach Geschftsstellen und Kanzleibereich, richterlichem Bereich, Bereich des Gerichtsvollziehers“, bei: Brstinghaus, Miete vom Justizminister?, Mietrecht kompakt, Heft 11/2003, S. 161 f. sowie ebenfalls dort die Checkliste „berwachung von Amtspflichtsverletzungen“. 190 BVerfG, Beschl. v. 6. 5. 1997 – 1 BvR 711/96, NJW 1997, 2811 ff.; BVerfG, Beschl. v. 17. 11. 1999 – 1 BvR 1708/99, NJW 2000, 797. 191 Vgl. aber den Bericht von Brstinghaus zu einem insoweit erfolgreich fr den Vermieter verlaufenen Verfahren, das beim OLG Celle betrieben wurde (S. 162). 192 Brstinghaus, S. 162. 193 Vgl. die Checkliste bei Brstinghaus „berwachung von Amtspflichtverletzungen“, (S. 162). 194 OLG Dsseldorf, Urt. v. 11. 12. 2001 – 24 U 17/01, ZMR 2002, 1; LG Berlin, Urt. v. 12. 2. 2002 – 63 S 189/02, GE 2002, 738, LG Mnchengladbach, Urt. v. 13. 9. 2003 – 2 S 401/01, n. v.; LG Koblenz, Urt. v. 15. 6. 2000 – 14 S 263/99, n. v.; AG Ludwigsburg, Urt. v. 27. 8. 2004 – 10 C 1517/04, WM 2004, 608. 195 LG Berlin, Urt. v. 11. 12. 2000 – 62 S 457/00, GE 2001, 205; BayObLG, Beschl. v. 21. 2. 1983 – Allg. Reg. 112/81, DWW 1983, 71 f.

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384

98 C. Realisierung von Mietforderungen

385

Fr das Ausscheiden eines Mitmieters aus dem Mietverhltnis bedarf es einer dreiseitigen Vereinbarung zwischen dem ausscheidenden Mieter, dem verbleibenden Mieter und dem Vermieter.196 Auch aus einer jahrelangen Trennung der Partner nach dem Auszug kann kein allseitiges Einvernehmen mit der Entlassung aus den Verpflichtungen des Mietvertrages hergeleitet werden.197 Dies gilt bei Ehen selbst dann, wenn die Ehe nach dem Auszug geschieden wird, ohne dass ein frmliches Zuweisungsverfahren im Hinblick auf die Ehewohnung angeschlossen wird.198 Auch in diesem Falle muss also der Mietvertrag gemeinsam von den getrennten Eheleuten gekndigt werden. Entsprechendes gilt fr homosexuelle eingetragene Lebenspartnerschaften und – heterosexuelle – nichteheliche Lebensgemeinschaften. Unter den Mietern besteht ein Anspruch auf Mitwirkung an der Kndigung.199 Wird der Mieter insolvent, so bleiben Ansprche gegen den mithaftenden Mieter in vollem Umfange bestehen.200

III. Realisierung im Scheidungsverbundverfahren des Mieters 386

In Bezug auf die Sicherheit seiner Mietforderungen sollte der Vermieter auch hellhrig werden, wenn ihm mitgeteilt wird, dass sich seine Mieter trennen. Denn innerhalb des Scheidungsverfahrens kann auf Antrag die Ehewohnung einem Ehegatten endgltig zugewiesen werden (§ 5 HausratsVO).201

387

Bei der endgltigen Zuweisung einer Mietwohnung an einen Ehepartner kann der Familienrichter durch richterlichen Hoheitsakt den Mietvertrag umfassend verndern. Dies kann er auch gegen den Willen des Vermieters vornehmen, es sei denn, der Antrag auf Auseinandersetzung ber die Ehewohnung wird spter als ein Jahr nach Rechtskraft des Scheidungsurteils gestellt (§ 12 HausratsVO). Umgekehrt bedeutet dies, dass der Mietvertrag im Rahmen einer Wohnungszuweisung innerhalb eines Jahres nach Rechtskraft der Scheidung auch gegen den erklrten Willen des Vermieters erfolgen kann. 196 Stndige Rspr.: BGH, Urt. v. 3. 3. 2004 – VIII ZR 124/03, ZMR 2004, 42 (493) = NZM 2004, 419 = NJW 2004, 1797. 197 OLG Dsseldorf, ZMR 2002, 1. 198 Strzer/Koch, Vermieter-Lexikon, S. E 6. 199 OLG Hamburg, Urt. v. 18. 5. 2001 – 8 U 177/00, NZM 2001, 640; OLG Kln, Beschl. v. 21. 6. 1999 – 16 W 16/99, WuM 1999, 541. 200 Schlger, ZMR 1999, 522 (526). 201 Davon zu unterscheiden ist die vorlufige Zuweisung der Ehewohnung innerhalb der Trennungsphase, die der Scheidung vorgeschaltet ist. Bei dieser vorlufigen Zuweisung whrend der Trennungsphase wird der Vermieter nicht beteiligt. Denn die vorlufige richterliche Zuweisung der Ehewohnung hat grundstzlich keine Auswirkung auf den geschlossenen Mietvertrag, da lediglich im Innenverhltnis zwischen den Ehegatten eine Regelung getroffen wird. Fr den Vermieter bedeutet dies, dass ihm gegenber immer noch dieselben Personen auf Miete haften, auch wenn eine Person aus der Wohnung ausgezogen ist.

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99 III. Realisierung im Scheidungsverbundverfahren des Mieters

Æ Hinweis: P

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Dies kann fr den Vermieter gravierende Auswirkungen im Hinblick auf die Sicherung und Realisierung seiner Mietforderungen haben, so z. B. dann, wenn der bisherige Mieter, der solvent ist, aus dem Mietvertrag auszuscheiden hat und der andere – weniger oder nicht solvente – Ehegatte als alleiniger Mieter im Mietvertrag verbleibt oder erstmals darin aufgenommen wird. Hier gilt: Der Vermieter hat grundstzlich keine Mglichkeit, auf die Zuweisung der Ehewohnung Einfluss zu nehmen. Er ist aber am Verfahren zu beteiligen, insbesondere um seine Ansprche gegenber den zuknftigen Mietern zu sichern (§ 5 Abs. 1 Satz 2 HausratsVO). Der Richter kann also Maßnahmen zur Sicherung von Zahlungsansprchen des Vermieters ber den Zeitpunkt der Scheidung hinaus treffen. Entsprechende Anregungen sollte ein Vermieter als Beteiligter des Zuweisungsverfahrens im Rahmen seines Anhrungsrechts immer geben. Derartige Maßnahmen des Familiengerichts werden zum Inhalt des bestehenden Mietvertrags.202 So kann der Richter gesamtschuldnerische Mithaftung des ausziehenden Ehegatten fr Mietverbindlichkeiten aus dem Mietverhltnis anordnen. Dies kann in Gestalt eines Schuldbeitritts oder einer Brgschaft des weichenden und zahlungskrftigen Ehegatten geschehen. Bei einem Schuldbeitritt haften beide Ehegatten als Gesamtschuldner fr die Miete (§ 421 ff. BGB). Dagegen muss der Vermieter zunchst den weiternutzenden Mieter in Anspruch nehmen, bevor er auf die Brgen Zugriff nehmen kann. Anders ist dies, wenn eine selbstschuldnerische Brgschaft auf erstes Anfordern vereinbart worden ist, was in jedem Fall zu empfehlen ist. Dann stehen Brge und Hauptschuldner im Range gleich, knnen daher auch wahlweise direkt in Anspruch genommen werden. Auch die Anordnung einer Sicherheitsleistung kann die Vermieteransprche sichern. Wird die Miete nicht gezahlt, so kann der Vermieter hierauf zurckgreifen. Ein Schutzbedrfnis des Vermieters kann auch fr den Fall gegeben sein, dass die Ehegatten sich darber einig sind, wer zuknftig die bisherige Ehewohnung allein nutzen will.203

389

In der Entscheidung trifft das Familiengericht gemß § 15 HausratsVO die im Zusammenhang mit der weiteren Nutzung der Ehewohnung stehenden Anordnungen.

390

Mit der Anregung, Vorbereitung und Umsetzung derartiger Anordnungen zu den Zahlungspflichten und zur Zahlungsabsicherung in Bezug auf die Miete lassen sich Mietforderungen auch im Scheidungsverbundverfahren noch gegen dritte Personen – den ausziehenden Ehegatten oder sonstigen Brgen – realisieren.

391

202 Palandt/Diederichsen, § 5 HausratsVO Rz. 3. 203 Zu den Sicherungsmglichkeiten der Zahlungsansprche des Vermieters vgl. nher: Straßberger, in: Bub/Treier, Handbuch der Geschfts- und Wohnraummiete, Teil II, Rz. 975, S. 501 f.

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100 C. Realisierung von Mietforderungen

IV. Realisierung gegen den Arbeitgeber des Mieters 392

„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Diese Volkswahrheit greift insbesondere bei der Verfolgung von Zahlungsansprchen. Folglich gilt es, mglichst schnell Informationen ber Forderungen und Vermgenswerte des Mieters zu erhalten, die sich pfnden lassen. Dabei spielt der Arbeitgeber des Mieters eine wichtige Rolle. Denn auch wenn eigene Vermgens- und Forderungswerte nicht bestehen, so bleibt wenigstens zu hoffen, dass der Mieter regelmßige Lohn- und Gehaltseinknfte hat. Diesbezgliche Informationen sind also mglichst schnell zu sichern. Dazu dient zunchst die – hoffentlich – vom Mieter selbst bereits erhaltene Gehaltsbescheinigung im Rahmen der vertraglichen Vorverhandlungen.204 Aus der Gehaltsbescheinigung ist ersichtlich, bei welchem Arbeitsgeber der Mieter beschftigt ist. Hat er inzwischen den Arbeitgeber gewechselt, so ist es zumindest mglich, dort mit der Informationsbeschaffung anzusetzen.

393

Bevor der Glubiger den blichen Weg der Zwangsvollstreckung beschreitet – Gerichtsvollzieherauftrag – ergebnislose Mobiliarvollstreckung – Unpfndbarkeitsnachweis – Verfahren zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung, gibt es durchaus andere Mglichkeiten, den Arbeitgeber des Schuldners zu ermitteln. So kann es zweckmßig sein, Nachbarn, das mit dem Schuldner arbeitende Kreditinstitut, grßere Auskunfteien, das Gewerbeamt, die Industrie- und Handelskammer oder die Handwerkskammer zu befragen. Auch eine Anfrage beim Handelsregister kommt in Betracht. Schließlich kann der Glubiger auch eine Detektei mit der Ermittlung der Anschrift oder der Arbeitsstelle des Schuldners einschalten.

394 P Æ Hinweis: Detektivkosten fr die Ermittlung der Anschrift des Schuldners und dessen Arbeitsstelle sind dann grundstzlich als Kosten der Zwangsvollstreckung erstattungsfhig, wenn der Glubiger die Anschrift nicht auf eine einfachere und billigere Weise wie z. B. durch die Anfrage beim Einwohnermeldeamt – hat ermitteln knnen. Detektivkosten sind als notwendige Kosten der Zwangswollstreckung anzuerkennen, wenn diese Ttigkeit erforderlich ist, um die Vollstreckung durchzufhren, nicht aber, wenn sie nur dazu dient, den Schuldner allgemein zu berwachen.205 395

Fr den Pfndungsumfang bei Dienst- und Arbeitseinkommen (§§ 832, 833 ZPO) sowie fr den Pfndungsschutz (§ 850 ZPO), insbesondere aber fr die Pfndungsfreigrenzen (§§ 850 c bis h ZPO sowie fr die Unterscheidung fortlaufender Bezge in unpfndbare Bezge (§ 850 a ZPO) und bedingt pfndbare Bezge (§ 850 b ZPO) gibt es besondere Vorschriften. Auf diese Vorschriften 204 Vgl. dazu unter Teil 1, Rz. 45 ff. 205 LG Hannover, MDR 1989, 364.

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101 V. Realisierung gegen die Bank des Mieters

sowie auf die dazu ergangene Rechtsprechung ist an dieser Stelle zu verweisen.206

V. Realisierung gegen die Bank des Mieters Der BGH hat jngst207 die Zwangsvollstreckung in Bankguthaben des Schuldners wesentlich erleichtert. Danach knnen Glubiger, die sich ber die bestehenden Bankverbindungen ihrer Schuldner nicht hinreichend im Klaren sind, grundstzlich bei bis zu drei verschiedenen Geldinstituten vor Ort eine Kontenpfndung einleiten. Darin liege weder eine Ausforschungspfndung, noch eine Verdachtspfndung. Mit diesem Ergebnis erteilte der BGH der Gegenauffassung eine Absage, der Glubiger knne doch zunchst den Gerichtsvollzieher beauftragen, Vollstreckungsmaßnahmen am Wohnsitz des Schuldners vorzunehmen und nach Erteilung der Fruchtlosigkeitsbescheinigung das Offenbarungsverfahren zu beantragen. Dieses vom Gesetz vorgesehene Verfahren – so der BGH – ermgliche keine effektive Sachaufklrung. Zwar msse der Schuldner im Offenbarungsverfahren nach § 807 ZPO seine Bankverbindungen angeben, doch werde ein bedrngter Schuldner im Zweifel seine Konten leer gerumt haben, bevor er die eidesstattliche Versicherung abgebe.

396

Mit dieser Begrndung zieht Hess208 sogar die vom BGH gezogene Obergrenze von drei Kreditinstituten in Zweifel und pldiert dafr, diese Obergrenze ersatzlos fallen zu lassen. Mache man mit der Effektivitt der Sachaufklrung ernst, dann msse es dem Glubiger gestattet sein, grundstzlich bei allen Geldinstituten vor Ort eine Kontenpfndung einzuleiten, wenn die bestehende Bankverbindung der Schuldner nicht hinreichend bekannt sei.

397

Diese fr bestehende Kontenvaluten geltende Entscheidung hat der BGH auf offene Kreditlinien ausgedehnt.209 Gegenstand dieses Rechtstreites war die Rechtmßigkeit der Pfndung von Ansprchen eines Bankkunden aus einem vertraglich vereinbarten Dispositionskredit. Der BGH hielt auch eine solche Pfndung fr zulssig und verwarf insbesondere den Einwand, sie stelle eine Blockade des Kontos dar, die mit Sinn und Zweck der Zwangsvollstreckung nicht zu vereinbaren sei. Der BGH hielt dementgegen den entstandenen Anspruch des Schuldners auf Auszahlung des Darlehens (offene Kreditlinie) fr pfndbar. Dass der Bankkunde aus seiner Sicht die ihm von der Bank zur Verfgung gestellten Geldmittel nicht zugunsten des Vollstreckungsglubigers abgerufen habe, sondern um sie fr andere Zwecke zu verwenden, stelle die Beschlagnahmewirkung der zuvor erlassenen Pfndungsmaßnahme nicht in Frage. Denn es sei dem Schuldner nicht gestattet, einen Teil seines Verm-

398

206 207 208 209

Nher: Hintzen, Forderungspfndung, S. 58 ff. BGH, Urt. v. 19. 3. 2004 – IX a ZB 229/03, NJW 2004, 2096 ff. Hess, Effektuierung der Forderungspfndung, NJW 2004, 2350 f. BGH, Urt. v. 29. 3. 2001 – IX ZR 34/00, n. v.

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102 C. Realisierung von Mietforderungen

gens der Zwangsvollstreckung zu entziehen. Eine Blockade des Kontos und eine dadurch bewirkte Insolvenz sei nicht die zwangslufige Folge einer Pfndung „in die offene Kreditlinie“ bei bewilligtem Dispositionskredit. Diese Mglichkeit der Pfndung setzt allerdings im Ergebnis voraus, dass der Glubiger nachweisen kann, dass tatschlich ein Dispositionskredit vereinbart worden ist. Das kann mit dem Hinweis darauf streitig werden, dass die Bank die berziehungen nur stillschweigend geduldet habe. Fr die bloße Duldung einer Kontoberziehung hatte der BGH bereits entschieden, dass sich daraus gegen die Bank kein pfndbarer Anspruch auf Kredit ergebe.210 Auf Bankkonten eingehende Sozialleistungen sind trotz § 55 Abs. 4 SGB I grundstzlich pfndbar. Der Schuldner kann sich aber mit der Vollstreckungserinnerung dagegen wehren.211

VI. Realisierung gegen den Brgen 399

Bei der hier vorgeschlagenen Form der Brgschaft – der selbstschuldnerischen Brgschaft auf erstes Anfordern – kann sich der Vermieter sofort bei Sumigkeit des Mieters als Hauptschuldner an den Brgen wenden, ohne dass dieser dem Vermieter die Einrede der Vorausklage entgegenhalten kann. Der Vermieter muss den Brgen auch nicht zuvor ber die notleidend werdende Entwicklung der Hauptschuld – also der Mietforderung – unterrichten. Vielmehr liegt es allein im Interesse des Brgen, sich fortlaufend ber die Entwicklung der Hauptschuld zu unterrichten. Macht der Brge hiervon keinen Gebrauch, so kann er sich gegenber seiner spteren Inanspruchnahme nicht auf eine Verletzung vertraglicher Informationspflichten berufen.212

400

Bei Insolvenz des Hauptschuldners bleiben Ansprche des Vermieters gegen einen Brgen in vollem Umfange bestehen.213

VII. Realisierung gegen den Vormieter 401

Der Vormieter kann fr die Mietschulden seines Nachfolgers unter zwei Aspekten in Anspruch genommen werden:

402

Zunchst einmal kann er als Brge haften, wenn der Vermieter den Vormieter nur unter der Bedingung aus dem Mietvertrag vorzeitig entlassen hat, dass dieser als Brge fr die Mietforderungen seines Nachmieters zur Verfgung steht.214 210 211 212 213 214

102

So: BGH, Urt. v. 29. 3. 2001 – IX ZR 34/00 m. w. N. BGH, Beschl. v. 16. 7. 2004 – IXa ZB 44/04, NJW 2004, 3262 ff. OLG Dsseldorf, Urt. v. 25. 10. 2001 – 10 U 116/00, n. v. Schlger, ZMR 1999, 522 (526). OLG Dsseldorf, Urt. v. 25. 10. 2001 – 10 U 116/00, n. v.; vgl. aber KG Berlin, Urt. v. 22. 11. 2001 – 3584/00, GE 2002, 329: Keine Haftung des Vormieters, selbst wenn er nur bis zur Weitervermietung fr den Mietausfall haften sollte.

103 IX. Realisierung gegenber unterhaltspflichtigen Personen

Der Vormieter kann aber auch fr Mietschulden seines Nachfolgers unter dem Gesichtspunkt des Kndigungsfolgeschadens (Mietausfallschaden) in Anspruch genommen werden. Wird dem Vormieter wegen Zahlungsverzuges vorzeitig gekndigt, so muss er dem Vermieter den durch die Kndigung entstandenen Schaden ersetzen. Der Schaden liegt im vollen Gewinn, den der Vermieter bei der Fortfhrung des Mietvertrags erzielt htte, wovon ersparte Aufwendungen abzuziehen sind. Schließt der Vermieter nach der Kndigung des Vormieters einen Mietvertrag mit einem Nachmieter, ist dies eine direkte Folge der Vertragsverletzung des Vormieters, der die Miete schuldig geblieben ist. Denn der Vermieter versucht auf diese Weise, die Einbuße durch den Mietausfall so gering wie mglich zu halten. Wenn der Nachmieter spter ganz oder teilweise zahlungsunfhig wird, so darf dies nicht zu Lasten des Vermieters gehen. Deshalb trgt der Vormieter, dem selbst wegen Zahlungsverzuges gekndigt wurde, in diesem Fall das Insolvenzrisiko, also die Gefahr der Zahlungsunfhigkeit des Nachmieters.215

403

Die Zahlungsunfhigkeit des Nachfolgemieters muss allerdings feststehen. Dies setzt in der Regel die gerichtliche Geltendmachung und den Versuch der Zwangsvollstreckung voraus und ist nur bei klarer Sachlage hinsichtlich der Vermgenssituation des Nachmieters verzichtbar.216

404

Zeitlich haftet der Mieter fr den Mietausfall bis zur Neuvermietung. Dabei muss sich der Vermieter aufgrund seiner Pflicht zur Zahlungsminderung (§ 254 Abs. 2 BGB) in zumutbarer Weise um die anderweitige Vermietung des Mietobjekts bemhen. Allerdings ist der Vermieter nicht verpflichtet, die Mietsache sofort zu einer reduzierten Miete anzubieten, um mglichst schnell einen neuen Mieter zu finden.

405

VIII. Realisierung gegenber dem Nachmieter Hier geht es um den umgekehrten Fall, nmlich um die Frage, ob der Nachmieter fr Mietschulden seines Vormieters haftbar gemacht werden kann. Dies kann unter dem Gesichtspunkt der Vertragbernahme nahe liegen. Wenn aber ein Mieter in einen Mietvertrag eintritt und die gleichen Verpflichtungen bernimmt wie der Vormieter, so ist er doch nicht verpflichtet, rckstndige Mietschulden seines Vormieters zu begleichen.217

406

IX. Realisierung gegenber unterhaltspflichtigen Personen Hier geht es um die Frage, ob und inwieweit Unterhaltsansprche des sumigen Mieters gegen dritte unterhaltspflichtige Personen gepfndet und zur Ein215 OLG Dsseldorf, Urt. v. 18. 1. 2001 – 10 U 152/99, ZMR 2001, 529. 216 KG Berlin, Urt. v. 22. 11. 2001 – 20 U 3584/00, MDR, 2002, 692. 217 LG Frankfurt/Main, Urt. v. 26. 4. 1966 – 2 11 S 87/65, MiewoE 1967, Gruppe 1, Ziff. 990, S. 1454.

103

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104 C. Realisierung von Mietforderungen

ziehung berwiesen werden knnen. Insbesondere geht es um Unterhaltsansprche der Eltern gegenber ihren Kindern und umgekehrt der Kinder gegenber ihren Eltern aus §§ 1601 ff. BGB. Ebenso angesprochen sind Unterhaltsansprche der Ehegatten untereinander einschließlich des Taschengeldanspruchs des erwerbslosen und haushaltsfhrenden Ehegatten gegen den Ehegatten mit Einkommen (§§ 1360, 1360 a ff. BGB). Gerade dem Taschengeldanspruch des haushaltsfhrenden Gatten gegen den finanzkrftigen Ehepartner, Lebenspartner oder sonstigen Verwandten kommt in der Praxis erhebliche Bedeutung zu. Denn es ist immer wieder zu beobachten, dass Schuldner ohne eigenes Einkommen in guten wirtschaftlichen Verhltnissen leben, da sie von finanzkrftigen Ehegatten Lebenspartnern oder Verwandten untersttzt werden. 408

Grundstzlich sind diese Ansprche nach § 850 b Abs. 1 Ziff. 2 ZPO unpfndbar, es sei denn, dass die bisherige Vollstreckung in das sonstige bewegliche Vermgen des Schuldners zu einer Befriedigung des Glubigers nicht gefhrt hat oder voraussichtlich nicht fhren wird und wenn nach den Umstnden des Falles, insbesondere nach der Art der beizutreibenden Ansprche und der Hhe der Bezge die Pfndung der Billigkeit entspricht. In diesen Fllen knnen die Bezge wie Arbeitseinkommen gepfndet werden (bedingte Pfndung gemß § 850 b Abs. 2 ZPO). In der Praxis kommt es deshalb vor allem auf die Pfndungsfreigrenzen fr Arbeitseinkommen in § 850 c ZPO an.

409

Dies bedeutet im Einzelnen: Solange die besonderen Voraussetzungen des § 850 b Abs. 2 ZPO zur bedingten Pfndbarkeit der genannten Unterhaltsrenten nicht dargetan sind, sind sie gemß § 850 b Abs. 1 Ziff. 2 ZPO voll unpfndbar. Deshalb ist auch die Vorpfndung nach § 845 ZPO, mit der sich ein Glubiger einen hheren Rang innerhalb der Zwangsvollstreckung sichern kann, ausgeschlossen.218

410 P Æ Hinweis: ber die bedingte Pfndbarkeit entscheidet das Vollstreckungsgericht mit Erlass des Pfndungsbeschlusses, nicht aber selbstndig.219 Das bedeutet, dass der Vermieter als Forderungsglubiger die Voraussetzungen zur Zulassung bedingter Pfndbarkeit in seinem Antrag auf Erlass eines Pfndungs- und berweisungsbeschlusses darlegen muss. Ebenfalls hat er die Voraussetzungen erforderlichenfalls zu beweisen. Deshalb sollte die schlssige Darlegung unter Beweisantritt erfolgen. Auf substantiierten und schlssigen Tatsachenvortrag ist Gewicht zu legen. Nur allgemeine Formulierungen, insbesondere eine sonst inhaltlose Wiederholung des Gesetzeswortlautes, sind nicht ausreichend.220 218 Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 850 b ZPO Rz. 11 m. w. N. 219 Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 850 b ZPO Rz. 12. 220 Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 850 b ZPO Rz. 13.

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105 IX. Realisierung gegenber unterhaltspflichtigen Personen

Dieser Tatsachenvortrag ist Entscheidungsgrundlage des Vollstreckungsgerichtes, nach dem sowohl dem Mieter als Schuldner als auch dem Drittschuldner (Unterhaltsverpflichteter) rechtliches Gehr gewhrt worden ist. Dabei kann die Anhrung schriftlich oder mndlich erfolgen. Vom Schuldner oder Drittschuldner bestrittenes Vorbringen muss der Glubiger beweisen. Glaubhaftmachung (§ 294 ZPO) gengt nicht.221

411

Die Erfolglosigkeit der Zwangsvollstreckung in das bewegliche Vermgen kann durch Bescheinigung des Gerichtsvollziehers nachgewiesen werden. Von sonstigen, nicht im Wege der Mobiliarpfndung zu erfassenden Vermgenswerten des Schuldners hat der Glubiger zumeist keine Kenntnis. Deshalb muss eine Versicherung gengen, dass ihm solche Werte nicht bekannt sind.

412

Die Anforderung an die Billigkeit der Pfndung richtet sich nach den Umstnden des Einzelfalls.222 In diesem Zusammenhang ist jedoch hervorzuheben, dass nicht nur die Pfndung von Arbeitseinkommen, sondern auch die Pfndung von Arbeitslosengeld und von Arbeitslosenhilfe zur Befriedigung von Mietschulden nach der Auffassung der Rechtsprechung der Billigkeit entspricht.223

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Æ Hinweis: P

414

Neben dem Verweis auf diese Quellen zur Billigkeit der bedingten Pfndung sollten alle Tatsachen umfnglich dargelegt werden, die die Pfndung aus der Sicht des Vermieters als unumgnglich erscheinen lassen. Abgestellt werden sollte dabei insbesondere auf die Bewirtschaftungs- und Ertragslage der Immobilie. So ist der Nachweis hilfreich, dass ohne die Mieteinknfte negative Einknfte aus der Bewirtschaftung der Immobilie drohen oder bereits eingetreten sind, die dann im Verhltnis zur ebenfalls darzustellenden eigenen Vermgenslage des Vermieter-Glubigers zum kurz- oder mittelfristigen Verlust der Immobilie durch Verkauf oder durch Zwangsversteigerung fhren knnen. Neben den eigenen Einkommensund Vermgensverhltnissen ist deshalb insbesondere auf Kreditbelastungen aus der Immobilie sowie auf sonstige mit ihrer Bewirtschaftung in Zusammenhang stehende Verbindlichkeiten explizit einzugehen. Entschieden wird ber den Antrag auf Pfndung der Unterhaltsbezge nach § 850 b Abs. 1 ZPO entweder durch Zurckweisung als unbegrndet oder 221 Zum Nachweis der Voraussetzungen einer bedingten Pfndbarkeit des Taschengeldanspruches des haushaltfhrenden Ehegatten: BGH, Beschl. v. 19. 3. 2004 – IX a ZB 57/03, NJW 2004, 2450 (2451); Der Mieter als Schuldner hat zur Berechnung seines Taschengeldanspruches und damit zur Vorbereitung seiner bedingten Pfndung das Nettoeinkommen des verpflichteten Ehepartners anzugeben: BGH, Beschl. v. 19. 5. 2004 – IX a ZB 224/03, NJW 2004, 2452 f.; KG, Beschl. v. 3. 5. 1999 – 25 W 218/98, NJW 2000, 149 ff. 222 Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 850 b ZPO Rz. 15 m. w. N. zur Kasuistik. 223 LG Flensburg, Beschl. v. 6. 1. 1977 – 1 T 227/76, ZMR 1978, S. 22 f. fr das Arbeitslosengeld; OVG NW, Urt. v. 17. 11. 1998 – 9 A 3822/97, NZM 1999, 773 = NVwZ 1999, 1120 fr die Pfndung von Arbeitslosenhilfe.

105

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106 C. Realisierung von Mietforderungen

durch Erlass des Pfndungsbeschlusses (§ 829 Abs. 1 ZPO). Die Entscheidung ist zu begrnden.224 Gegen die Entscheidung stehen Schuldner und Glubiger jeweils die sofortige Beschwerde (§ 793 ZPO) als Rechtsbehelf zu.

X. Realisierung gegen das Sozialamt 1. Vereinbarung zur direkten Mietzahlung 416

Im Falle der Bedrftigkeit des Mieters nach dem Sozialhilferecht kann zunchst versucht werden, dass das Sozialamt direkt an den Vermieter im Auftrag des Mieters zahlt. Daneben kann im Einvernehmen mit dem bisherigen Mieter der Mietvertrag auch auf das Sozialamt als Mieter umgestellt werden. In diesem Fall entstehen die Zahlungsansprche unmittelbar zwischen dem Vermieter und dem Sozialamt. Parallel sollte bei Vorliegen der Voraussetzungen einer zahlungsverzugsbedingten Kndigung sofort gekndigt werden. Denn dadurch belegt der Vermieter, dass dem sozialhilfebedrftigen Mieter „Wohnungslosigkeit“ droht und dass die grundstzlich an den Mieter zu leistende Sozialhilfe nicht zweckentsprechend und nicht zur Deckung von Mietforderungen verwendet wird (§ 15 a Abs. 1 BSHG; ab 1. 1. 2005 § 29 Abs. 1 Satz 6 SGB XII). Die Vorschriften bestimmen, dass Geldleistungen zur Abdeckung von Mietschulden direkt vom Sozialamt an den Vermieter gewhrt werden sollen, wenn dies gerechtfertigt und notwendig ist, damit der Mieter seine Wohnung behalten kann und wenn die zweckentsprechende Verwendung der erhaltenen Geldleistung zur Tilgung der Mietforderungen durch den hilfesuchenden Mieter selbst nicht sichergestellt ist. In diesem Fall ist der Mieter vom Sozialamt ber die direkt an den Vermieter fließenden Zahlungen nur zu unterrichten. Er muss also sein Einverstndnis hierzu nicht geben.

417 P Æ Hinweis: 1. Nach dem Wortlaut der Vorschriften besteht kein Rechtsanspruch des Vermieters gegen das Sozialamt, in diesen Fllen die Miete direkt an ihn zu leisten. Gleichwohl wird das Sozialamt in den praktisch hufigen Fllen mangelnder kommunaler Unterbringungsmglichkeiten bei sonst drohender Wohnungslosigkeit des Mieters einspringen. 2. In jedem Fall sollte versucht werden, das Sozialamt zu einer Mietbernahmegarantie zu bewegen. Aber auch eine solche Mietbernahmegarantie kann einen Zahlungsanspruch des Vermieters direkt gegen das Sozialamt nur begrnden, wenn der Sozialhilfetrger seinen Rechtsbindungswillen hierzu in der Erklrung unzweideutig zum Ausdruck gebracht hat.225 Des224 Zller/Stber, Kommentar zur ZPO, § 850 b ZPO Rz. 16. 225 LG Berlin, Urt. v. 26. 9. 2000 – 63 S 16/00, GE 2001, 420 f. = SM 2001, 275 f. = NJW-RR 2001, 1090 f.; OVG Mnster, Urt. v. 17. 10. 2000 – 22 A 5519/98, WuM 2001, 119 f. = NZM 2001, 716 = NVwZ 2001, 1073, OVG Bremen, Urt. v. 14. 11. 1989 – 2 BA 26/89, NJW 1990, 1313 = ZMR 1990, 356; VGH Mnchen, Urt. v. 2. 2. 1989 – 12 B 88/01259, NJW 1990, 1868.

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107 X. Realisierung gegen das Sozialamt

halb ist eine Erklrung des Sozialamtes, das die Mietkosten als angemessen anerkannt werden, nicht ausreichend, wenn in der Erklrung gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass der Vermieter dadurch keine Rechte erwirbt, die Verpflichtungen aus dem Mietvertrag nicht bernommen werden und eventuelle Mietberweisungen nur im Wege der Erfllungsbernahme erfolgen. In diesem Fall stehen dem Vermieter keine Mietzahlungsansprche gegen das Sozialamt zu.226 Wird eine Mietbernahmegarantie abgegeben, so ist zu beachten: Einerseits bedarf diese Erklrung keiner besonderen Form, kann also auch durch Telefax erfolgen,227 andererseits sind derartige Erklrungen mit Vorsicht zu genießen. Denn sie stehen grundstzlich unter dem Vorbehalt der Sozialhilfebedrftigkeit des Mieters.228 Das bedeutet:

418

Erklrt sich das Sozialamt nur einschrnkend dazu bereit, die Mietkosten solange zu bernehmen, wie beim Mieter die sozialhilferechtliche Bedrftigkeit andauert, so hat der Vermieter keinen Anspruch gegen das Sozialamt, wenn es davon ausgeht, dass die sozialhilferechtliche Bedrftigkeit nicht (mehr) besteht.229 Davon gehen die Sozialhilfebehrden in der Praxis schon dann aus, wenn der anspruchsberechtigte Mieter seiner Mitwirkungspflicht nicht mehr gengt und sich schlicht bei der Behrde nicht mehr meldet.

419

Zudem steht eine Mietbernahmegarantie unter dem Vorbehalt, dass der Hilfeempfnger die Wohnung auch tatschlich bewohnt.

420

Æ Hinweis: P

421

Die bernahme von Schulden des Bedrftigen aus einer Zeit, zu der der Behrde der Bedarf nicht bekannt war, ist aus Sozialhilfemitteln generell nicht mglich230. 2. Anweisungserklrung/Abtretungserklrung des Mieters Liegt die Anweisungs- und Abtretungserklrung des Mieters im Bezug auf seine sozialhilferechtlichen Ansprche zur Gewhrung von Unterkunftskosten etc. vor, so kann daraus gegenber dem Sozialamt vorgegangen werden.

422

3. Pfndbarkeit von Sozialhilfeleistungen Liegt eine Anweisungs- und Abtretungserklrung des Mieters zur direkten Zahlung des Sozialamtes an den Vermieter nicht vor und kann auch das Sozialamt mit oder auch ohne Hilfestellung des Mieters nicht dazu bewo226 227 228 229 230

LG Berlin, Urt. v. 23. 9. 2003 – 64 S 205/03, GE 2004, 426 f. LG Berlin, GE 1999, 905. BVerwG, NJW 1994, 2968 ff. LG Berlin, GE 2001, 420. VG Hamburg, Beschl. v. 26. 8. 1992 – 8 VG 3166/89, WuM 1995, 198.

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423

108 C. Realisierung von Mietforderungen

gen werden, Mietbernahmegarantieerklrungen abzugeben, so stellt sich als dritter Weg einer Realisierung von Zahlungsansprchen gegen das Sozialamt die Frage nach der Pfndbarkeit von Sozialhilfeleistungen. Dies funktioniert im Hinblick auf Hilfen zum Lebensunterhalt in Form von Unterkunfts- und Heizungsbeihilfen nicht. Denn nach § 4 Abs. 1 S. 2 BSHG knnen diese Leistungen nicht gepfndet werden. Ab 1. 1. 2005 folgt dies aus § 17 Abs. 1 S. 2 SGB XII. 424

Dagegen sind Arbeitslosenhilfe und Arbeitslosengeld gemß § 54 Abs. 4 SGB I wegen ausstehender Wohnungsmieten pfndbar, da dies der Billigkeit entspricht.231 Ebenfalls nach § 54 SGB I gepfndet werden kann Wohngeld dann, wenn wegen der Miete fr die Wohnung vollstreckt wird, fr die dem Schuldner ein Wohngeldanspruch zusteht.232

425

Nicht geklrt ist, wie die Pfndbarkeit von Arbeitslosengeld (I) und den (bisherigen) Wohngeldanteilen in der Sozialhilfeleistung „Arbeitslosengeld II“ ab dem 1. 1. 2005 zu beurteilen ist. Denn durch die Zusammenfhrung von Arbeitslosenhilfe mit den brigen Formen der Sozialhilfe zum Lebensunterhalt zum Arbeitslosengeld II entsteht die Frage, ob die genannte Hilfeleistung als Paket anzusehen ist und gemß § 17 Abs. 1 SGB XII daher auch insgesamt unpfndbar ist, oder ob die Entgeltanteile fr Arbeitsfrderungsmaßnahmen weiterhin unter § 54 Abs. 4 SGB I fallen, der nicht aufgehoben wird. Die insgesamte Reduktion der Bezge auf das Sozialhilfeniveau sowie die zuknftige Zusammenziehung verschiedener Unterarten der bisherigen Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II scheinen fr die Unpfndbarkeit insgesamt zu sprechen.233 Letzte Klarheit wird hier erst durch Richterspruch zu erlangen sein. Fr die Praxis ist dennoch keine hohe Bedeutung dieser Frage zu prognostizieren. Denn die Pfndungsfreigrenzen sind in jedem Fall zu beachten, unter die die Beitrge ohnehin hufig fallen werden.

4. Rumungsklage 426

Es wurde bereits dargetan, dass dem Ernst der Situation dadurch Ausdruck zu verleihen ist, dass dem sumigen Mieter bei Eintritt der Voraussetzungen in jedem Fall – mglichst fristlos – wegen Zahlungsverzuges gekndigt werden muss. Bezogen auf das Sozialamt ist dies auch deshalb bedeutsam, weil einem Mieter kein Anspruch auf Sozialhilfe fr rckstndige Mietschulden 231 OVG NW, Urt. v. 17. 11. 1998 – 9 A 3822/97, NZM 1999, 773 fr die Arbeitslosenhilfe; LG Flensburg, Beschl. v. 6. 1. 1977 – 1 T 227/76, ZMR 1978, 22 f. fr das Arbeitslosengeld. 232 So: Hintzen, Forderungspfndung, Rz. 541 ff., 138 m. w. N. zur Rspr. 233 Das Bundesministerium fr Wirtschaft und Arbeit (Schreiben an den Verfasser vom 19. 10. 2004) geht allerdings von der grundstzlichen Pfndbarkeit von Ansprchen auf Leistungen nach dem SGB II (Grundsicherung fr Arbeitssuchende) gemß § 54 Abs. 4 SGB I aus. Zu beachten seien allerdings die Pfndungsfreigrenzen.

108

109 XI. Realisierung gegen einzelne Gesellschafter bei Gewerbevermietung

zusteht, wenn wegen dieses Mietrckstandes keine wirksame Kndigung ausgesprochen wurde und dies auch knftig nicht zu erwarten ist.234 Um dem Ernst der Situation weiteren und erhhten Nachdruck zu verleihen, kann der Vermieter auch nach Ablauf der Kndigungsfrist oder nach Ablauf einer Geh- und Ziehzeit von sieben Tagen nach Ausspruch einer fristlosen Kndigung wegen Zahlungsverzugs Rumungsklage erheben. § 15 a Abs. 2 BSHG bestimmt in diesem Fall, dass das Gericht dem zustndigen Sozialamt folgende Mitteilung macht:

427

– den Tag des Eingangs der Klage, – die Namen und die Anschriften der Parteien – die Hhe der monatlich zu entrichtenden Miete – die Hhe des geltend gemachten Mietrckstandes und der geltend gemachten Entschdigung und – den Termin zur mndlichen Verhandlung, sofern dieser bereits bestimmt ist. Außerdem kann mitgeteilt werden, an welchem Tag die Klage dem beklagten Mieter zugestellt worden ist. Die gerichtliche Mitteilung unterbleibt, soweit unterlassene Mietzahlungen nach dem Inhalt der Klageschrift offensichtlich nicht auf Zahlungsunfhigkeit des Mieters beruhen (§ 15 a Abs. 2 Satz 3 BSHG). Dies kann z. B. bei Mietminderungen des Mieters, die nach Auffassung des Vermieters unberechtigt sind und daher zu einem Zahlungsverzug gefhrt haben, der Fall sein.

428

Voraussetzung fr § 15 a BSHG ist aber in jedem Fall, dass der sumige Mieter als „Hilfesuchender“ dem Sozialamt bekannt ist. Das bedeutet, dass ein Antrag auf Sozialhilfe vorliegen muss. Antragsberechtigt ist aber der Mieter als Alleinanspruchsberechtigter zur Sozialhilfe. Deshalb bedarf der Vermieter letztlich doch der Mitwirkung des Mieters.

429

Ab dem 1. 1. 2005 regelt § 34 SGB XII inhaltsgleich zu § 15 a BSHG die Beteiligung des Sozialamtes durch das Gericht bei eingegangenen zahlungsverzugsbedingten Rumungsklagen.

430

XI. Realisierung gegen einzelne Gesellschafter bei Gewerbevermietung Insbesondere Gewerbevermieter trifft die immer schlechter werdende Wirtschaftlage. Die Umstze ihrer Gewerbemieter bleiben aus. Dies fhrt zu Mietaußenstnden, hufig sogar zu der Schließung des Geschfts. In der Pra234 VG Hamburg, Beschl. v. 26. 8. 1992 – 8 VG 3166/89, WuM 1995, 198.

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431

110 C. Realisierung von Mietforderungen

xis wird dabei hufig auf vereinbarte Vertragslaufzeiten keinerlei Bedacht mehr genommen, ebenso wenig auf vereinbarte Betriebspflichten. 432

Insbesondere fr Kapitalgesellschaften wie z. B. eine GmbH oder eine AG oder fr sonstige selbstndige juristische Personen ist es typisch, dass sie nur mit ihrem Gesellschaftskapital haften. Eine persnliche Haftung der hinter den Gesellschaften stehenden Gesellschafter oder Geschftsfhrer scheidet aus rechtlichen Grnden in der Regel aus. Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Bevor man als Vermieter aufgibt und sich auf wirtschaftlich unsinnige Verhandlungen einlsst oder sich gar um die Miete prellen lsst, sollte man prfen, ob nicht bereits ausgeschiedene Gesellschafter doch persnlich fr entstandene Schden der Gesellschaft haften mssen, ob neu eingetretene Gesellschafter nicht schon fr entstandene Altverbindlichkeiten der Gesellschaft in Anspruch genommen werden knnen oder ob schließlich generell ein Haftungsdurchgriff auf die Gesellschafter persnlich mglich ist. 1. Nachhaftung ausgeschiedener Gesellschafter

433

Ein aus der OHG ausgeschiedener oder in die Stellung eines Kommanditisten zurckgestufter Gesellschafter haftet noch fr fnf Jahre fr die bis zu seinem Ausscheiden oder bis zu seiner gesellschaftsrechtlichen Zurckstufung begrndeten Verbindlichkeiten der Gesellschaft. Die Frist beginnt mit der Eintragung des Ausscheidens bzw. der Umwandlung der Gesellschafterstellung (§ 160 Abs. 1 und 3 HGB). Dies gilt genauso fr BGB-Gesellschaften (§ 736 Abs. 2 BGB). Diese Nachhaftung gilt fr Mietrckstnde aus Mietvertrgen, die vor dem Ausscheiden des Gesellschafters oder seiner gesellschaftsrechtlichen Zurckstufung abgeschlossen worden sind und zwar selbst dann, wenn diese Mietrckstnde erst nach seinem Ausscheiden fllig geworden sind. Denn die Schuldverpflichtung (Mietforderung) ist mit dem Vertragsschluss entstanden, auch wenn sie als einzelne Verpflichtung erst spter fllig wird. Dies gilt nicht nur fr unbefristete Mietvertrge, sondern auch fr befristete Mietvertrge mit Verlngerungsklausel, wenn eine Kndigung oder ein Widerspruch gegen die Verlngerung unterblieben ist. Denn die Pflicht des Mieters zur Mietzahlung ist in den bestehenden Mietverhltnissen bereits so angelegt, dass die einzelnen Mieten entstehen und fllig werden, ohne dass es einer weiteren Handlung der Beteiligten bedarf. Deshalb erstreckt sich die Nachhaftung eines Gesellschafters auch auf die rckstndigen Mieten, die nach seinem Ausscheiden aus der Gesellschaft fllig geworden sind.235 2. Haftung neu eingetretener Gesellschafter

434

Grundstzlich haftet der neu in eine BGB-Gesellschaft eintretende Gesellschafter auch fr bestehende Altverbindlichkeiten der Gesellschaft persn235 BGH, Urt. v. 29. 4. 2002 – II ZR 330/00, Mietrecht kompakt, Heft 8/2002, S. 131.

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111 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

lich, also mit seinem privaten Vermgen.236 Mit dieser Entscheidung rckte der BGH von seiner bisherigen Rechtsprechung ab. Denn nach der bis dahin vorherrschenden Ansicht in Rechtsprechung und Lehre gab es keine persnliche Haftung des Neugesellschafters fr Altverbindlichkeiten der Gesellschaft. Aus diesem Grunde betont der BGH den Vertrauensschutz fr die Gesellschafter, die bis zur Verkndung des Urteils am 7. 4. 2003 einer BGBGesellschaft neu beigetreten sind. Fr diese Flle soll es noch bei der alten Rechtslage bleiben. Fr Beitrittsflle ab dem 7. 4. 2003 soll dagegen eine Haftung fr Altverbindlichkeiten der Gesellschaft analog § 130 HGB entstehen. Die gilt auch fr die OHG. Andere Grundstze gelten, wenn erstmals eine Gesellschaft gegrndet wird, und sich ein neu eintretender Gesellschafter mit einem bisher als Einzelfirma ttigen Gewerbetreibenden zusammenschließt. In diesem Fall soll der neu aufgenommene Gesellschafter nicht entsprechend § 28 Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit § 128 Satz 1 HGB fr die im Betrieb des bisherigen Einzelkaufmanns begrndeten Verbindlichkeiten haften.237

435

3. Durchgriffshaftung auf die Gesellschafter Fr Kapitalgesellschaften wie z. B. eine GmbH oder eine AG ist es typisch, dass der Gesellschafter nur mit seinen Gesellschaftsanteilen am Gesellschaftsvermgen, nicht jedoch mit seinem Privatvermgen haftet. Von diesem gesellschaftsrechtlichen „Haftungsschirm“ gibt es Ausnahmen. Abgesehen von Fllen der sittenwidrigen vorstzlichen Schdigung (§ 826 BGB) haftet z. B. der GmbH-Gesellschafter persnlich, wenn er auf das Gesellschaftsvermgen in einer Weise zugreift, die eine angemessene Rcksichtnahme auf die Erhaltung der Fhigkeit der Gesellschaft zur Bedienung ihrer Verbindlichkeiten im Außenverhltnis vermissen lsst und die Gesellschaftsglubiger deshalb von der Gesellschaft nicht mehr befriedigt werden knnen.238

436

Mit diesen Maßgaben kann also ein Vermieter als Glubiger auch auf Gesellschafter direkt zugreifen, wenn sie nicht selbst neben der Gesellschaft Mieter und damit Vertragspartei des notleidend gewordenen Mietvertrags geworden sind.

437

XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters Wird der Schuldner zahlungsunfhig, droht die Zahlungsunfhigkeit oder ist der Schuldner berschuldet, so greift das Insolvenzrecht mit dem Zweck ein, 236 BGH, Urt. v. 7. 4. 2003 – II ZR 56/02, n. v. fr den Eintritt eines neuen Sozius in eine bestehende Rechtsanwalts-GbR. 237 BGH, Urt. v. 22. 1. 2004 – IX ZR 65/01, n. v. 238 BGH, Urt. v. 24. 6. 2002 – XII ZR 300/00, NJW 2002, 3024 f., stndige Rechtsprechung.

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438

112 C. Realisierung von Mietforderungen

die Glubiger gleichmßig zu befriedigen (§§ 17 ff. InsO). Dieser Grundsatz der gleichmßigen Glubigerbefriedigung tritt dann an die Stelle des Priorittengrundsatzes der Einzelzwangsvollstreckung. Rechtsgrundlage ist die Insolvenzordnung (InsO). Sie unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Forderungen, je nachdem, wie sie in der Insolvenz geltend gemacht werden knnen: – Insolvenzforderungen (§§ 38 f. InsO) – Masseverbindlichkeiten (§ 55 InsO), also Forderungen gegen die Masse – Rechte zur Aussonderung und Absonderung (§§ 47, 49 InsO). 439

Insolvenzforderungen sind alle Vermgensansprche gegen den Schuldner, die im Zeitpunkt der Erffnung des Insolvenzverfahrens begrndet sind (§ 38 InsO). Die Insolvenzglubiger knnen diese Forderungen nur nach den Vorschriften ber das Insolvenzverfahren verfolgen (§ 87 InsO). Dies bedeutet insbesondere, dass diese Forderungen zur Insolvenztabelle anzumelden sind und im Ergebnis in den meisten Fllen nur mit einer Insolvenzquote bedient werden knnen. Masseverbindlichkeiten erwachsen aus Forderungen, die erst nach Erffnung des Verfahrens begrndet werden,239 seien es Kosten oder sonstige Verbindlichkeiten (§§ 54 f. InsO). Sie sind vom Insolvenzverwalter außerhalb des Insolvenzverfahrens aus der Insolvenzmasse vorweg zu berichtigen (§ 53 InsO).

440

Der Erffnungszeitpunkt des Insolvenzverfahrens entscheidet darber, ob eine Forderung als Insolvenzforderung oder als Forderung gegen die Masse einzuordnen ist. Vor Erffnung begrndete Forderungen sind Insolvenzforderungen, danach entstandene Verbindlichkeiten sind Masseverbindlichkeiten. Bezogen auf Mietforderungen gegen den insolventen Mieter bedeutet dies, dass in der Regel vor Erffnung des Insolvenzverfahrens fllig gewordene Mietforderungen Insolvenzforderungen sind, die zur Tabelle anzumelden sind und nur mit einer Quote befriedigt werden. Nach Erffnung des Verfahrens fllig gewordene Mietforderungen stellen fr die Insolvenzmasse dagegen Masseverbindlichkeiten dar. Von diesem Grundsatz gibt es eine Ausnahme fr das Insolvenzerffnungsverfahren (§ 55 Abs. 2 Satz 1 InsO). Das Insolvenzerffnungsverfahren beschreibt die Phase zwischen dem Antrag auf Erffnung und der Erffnung der Insolvenz. Werden von einem in dieser Phase eingesetzten vorlufigen Verwalter Verbindlichkeiten begrndet, so sind diese solchen Verbindlichkeiten gleichzustellen, die nach Erffnung begrndet werden. Die Rechtsprechung reduziert diese Aussage auf den so genannten starken vorlufigen Verwalter.240

239 Beachte aber § 55 Abs. 2 InsO fr Mietforderungen, wenn der Mietvertrag vom vorlufigen Insolvenzverwalter abgeschlossen oder bernommen worden ist. 240 Dazu im Einzelnen unter Teil 1 Rz. 473 ff., 482 ff.

112

113 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

Das Aussonderungsrecht erwchst dem Glubiger dieses Rechts aufgrund eines dinglichen oder persnlichen Rechts. Damit kann geltend gemacht werden, dass ein Gegenstand nicht zur Insolvenzmasse gehrt (§ 47 InsO).

441

Abgesonderte Befriedigung steht dagegen Inhabern von Sicherungsrechten, Pfandrechten an beweglichen und unbeweglichen Gegenstnden sowie diesen gleichgestellten Rechten zu (§§ 49 ff. InsO). Derartige Sicherheiten wirken sich im Rahmen der Verwertung des Gegenstandes aus. Sie fhren zu einer vorrangigen Beteiligung am Verwertungserls.

442

Im Rahmen der grundstzlichen Bemerkungen zum Verstndnis des Insolvenzrechtes ist in Bezug auf Mietforderungen noch kurz auf das Schicksal des Mietvertrags innerhalb des Insolvenzverfahrens einzugehen. Dazu wurde bereits entwickelt,241 dass der Vermieter das Mietverhltnis im Regelfalle nicht einseitig beenden kann. Vielmehr ordnet das Insolvenzrecht die Initiative zur Bestimmung des weiteren Schicksals eines laufenden Vertragsverhltnisses dem eingesetzten Insolvenzverwalter zu. Er kann zwischen der weitern Erfllung des Vertrages oder ihrer Ablehnung whlen (§ 103 Abs. 3 InsO). Lehnt der Verwalter die weitere Erfllung ab, so muss er keine weiteren Mittel aus der Insolvenzmasse fr die Erfllung der vertraglichen Ansprche des Vertragspartners, hier fr die Mietforderungen des Vermieters, aufwenden. Die Masse erhlt aber auch keine Leistung vom Vertragspartner. Die vermieteten Rume sind deshalb herauszugeben. Der Vermieter als Vertragspartner bleibt in diesem Falle darauf verwiesen, seine Ansprche wegen der Nichterfllung des Vertrages geltend zu machen. Es handelt sich um einfache Insolvenzforderungen, die er zur Tabelle anzumelden hat (§ 103 Abs. 2 InsO). Entscheidet sich der Verwalter dagegen fr die Erfllung des Vertrags, soll das bestehende Mietverhltnis also weiterlaufen, so muss er die noch offene Forderung des Vertragspartners mit Massemitteln, also außerhalb des Insolvenzverfahrens, vorweg befriedigen. Er kann seinerseits vom Vertragspartner Leistung an die Masse verlangen. Dies bedeutet, dass die Mietforderungen aus der Insolvenzmasse vorweg zu befriedigen sind und im Gegenzug die vermieteten Rumlichkeiten weiter zu berlassen sind.242

443

Die folgende Darstellung untersucht zunchst, inwieweit der Vermieter wegen seiner Mietforderungen vorweg Befriedigung erlangen kann (Befriedigungsabreden, Treuhandabreden, gerichtliche Ermchtigungen, Ausbung des Vermieterpfandrechts), widmet sich sodann seinen Ansprchen gegen die Insolvenzmasse und unterscheidet hier insbesondere zwischen der Mietfor-

444

241 Vgl. unter Teil 1, Rz. 1 ff., 10 ff. 242 Vgl. eingehend zur Insolvenz im Mietrecht: Pape, Insolvenz im Mietrecht, NZM 2004, 401 ff.; Derleder, Die Rechtsstellung des Wohn- und Gewerberaummieters in der Insolvenz des Vermieters, NZM 2004, 568 ff.; Lke, Der Mieter in der Insolvenz, Vortrag anlsslich des 23. Fachgesprches des Evangelischen Siedlungswerks in Deutschland e. V. am 21. bis 23. 4. 2004 in Berchtesgaden; Brstinghaus, Welche Auswirkungen hat die neue Insolvenzordnung auf Mietverhltnisse und die Mietenverwaltung, DWW 1999, 205 ff.

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114 C. Realisierung von Mietforderungen

derung als Masseverbindlichkeit oder als einfache Insolvenzforderung, prft dann, inwieweit ein Insolvenzverwalter fr Forderungsausflle haftbar gemacht werden kann, und widmet sich abschließend den Besonderheiten des Restschuldbefreiungsverfahrens und des Verbraucherinsolvenzverfahrens mit Hinweisen zur prozessualen Durchsetzung der Vermieteransprche. 1. Befriedigungsabreden 445

In der Praxis versuchen Vermieter hufig, im Insolvenzerffnungsverfahren die Befriedigung von Mietrckstnden aus der Zeit vor Verfahrenserffnung zu erzwingen mit dem Hinweis, entweder werden die Mietrckstnde ausgeglichen, oder die vermieteten Rume werden nicht weiter an den Mieter berlassen. Dies ist besonders typisch bei Gewerbemietverhltnissen. Hier ist der Mieter auf die Fortfhrung seines Betriebes sowie darauf angewiesen, seine Kundenadresse nach außen aufrecht zu erhalten. Dem Vermieter bringen solche Befriedigungsabreden „am Insolvenzverfahren vorbei“ aber nichts. Denn auch bei erfolgter Zahlung sind entsprechende Befriedigungsabreden regelmßig anfechtbar. Sie knnen vom Insolvenzverwalter nach Verfahrenserffnung selbst dann angefochten werden, wenn sie von diesem selbst als vorlufigen Insolvenzverwalter getroffen worden sind.243 Sie bringen dem Vermieter also nichts. Hat allerdings der vorlufige Insolvenzverwalter selbst etwaige Befriedigungszusagen gemacht, so ist deshalb an seine Haftung zu denken.244

446

Stattdessen kann der Vermieter im vorlufigen Insolvenzverfahren versuchen, den vorlufigen Insolvenzverwalter dazu zu bewegen, eine gerichtliche Einzelermchtigung zur Begrndung von Masseverbindlichkeiten zu erwirken, damit aufgelaufene Mietrckstnde eingeordnet werden knnen. Ebenso wird diskutiert, ob der vorlufige Insolvenzverwalter zur vollstndigen Erfllung von Mietforderungen Teile der Insolvenzmasse einem Treuhandkonto mit diesem Zweck zufhren darf. Beide Wege werden aber in der Literatur von ihrer Machbarkeit her bezweifelt.245 Wegen bislang fehlender ober- oder hchstrichterlicher Entscheidung dieser Fragen sollte ein Versuch aber in jedem Falle unternommen werden. 2. Verbot der Einzelzwangsvollstreckung

447

§§ 88 bis 90 InsO formulieren das Verbot der Einzelzwangsvollsteckung nach Erffnung des Insolvenzverfahrens. Hat ein Insolvenzglubiger im letzten Monat vor dem Erffnungsantrag oder danach durch Zwangsvollstreckung eine Sicherung an den zur Insolvenzmasse gehrenden Vermgensgegenstnden des Schuldners erlangt, so wird diese Sicherung mit der 243 Pape, NZM 2004, 401 (405) m. w. N. zur Rspr. 244 Dazu unter Teil 1, Rz. 488 ff. 245 Vgl. Pape, NZM 2004, 403 m. w. N. zur Rspr.

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115 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

Erffnung des Verfahrens unwirksam (§ 88 InsO). Hatte das Insolvenzgericht selbst Sicherungsmaßnahmen nach §§ 21, 22 InsO angeordnet, kann es zugleich bereits eingeleitete Zwangsvollstreckungsmaßnahmen gegen den Schuldner gnzlich untersagen oder einstweilig einstellen, es sei denn, der Vermieter vollstreckt wegen Geldforderungen in das unbewegliche Vermgen des Schuldners (§ 21 Abs. 2 Nr. 3 InsO). Auch Maßnahmen der Rumungsvollstreckung aufgrund eines Vollstreckungstitels aus der Zeit vor dem gestellten Erffnungsantrag knnen vom Gericht untersagt oder eingestellt werden. Geschieht dies nicht, so ist die Vollstreckung aus einem zuvor erlangten rechtskrftigen Rumungsurteil noch bis zu Erffnung des Insolvenzverfahrens mglich.

448

Æ Hinweis: P

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Wie bei der Zwangsvollstreckung fhrt die Erffnung des Insolvenzverfahrens auch zu einer Zsur im gerichtlichen Erkenntnisverfahren. Hier gilt § 249 ZPO. Danach ist im Falle der Erffnung des Insolvenzverfahrens ber das Vermgen einer Prozesspartei das gerichtliche Verfahren zu unterbrechen, wenn es die Insolvenzmasse betrifft. Die Unterbrechung reicht solange, bis das Verfahren entweder von Insolvenzverwalter aufgenommen wird (§§ 85, 86 InsO) oder dass Insolvenzverfahren beendet wird. 3. Vermieterpfandsrecht Das Vermieterpfandrecht (§ 862 ff. BGB) stellt fr den Vermieter hufig die einzige Mglichkeit dar, sich wegen aufgelaufener Mietrckstnde aus der Zeit vor der Verfahrenserffnung noch schadlos zu halten. Denn der Vermieter kann sich wegen solcher Rckstnde nicht auf ein Zurckbehaltungsrecht berufen und der Insolvenzmasse den weiteren Gebrauch der Mitsache entziehen. Dies folgt aus § 108 InsO. Eine Aufrechnung ist ebenfalls ausgeschlossen (§ 96 Abs. 1 Nr. 1 InsO). Das Vermieterpfandrecht aber geht durch die Insolvenz des Mieters nicht unter und kann im erffneten Insolvenzverfahren gegenber dem Insolvenzverwalter geltend gemacht werden.

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a) Absonderungsrecht Das Vermieterpfandrecht gewhrt im Insolvenzverfahren ein Recht auf abgesonderte Befriedigung (§ 50 Abs. 1 InsO). In der Insolvenz des Mieters kann es nur fr rckstndige Mieten aus einem Zeitraum von 12 Monaten vor Erffnung des Insolvenzverfahrens geltend gemacht werden (§ 50 Abs. 2 InsO). Das Pfandrecht sichert auch nicht den Anspruch auf Entschdigung wegen Kndigung oder in den Fllen nach § 109 Abs. 1 Satz 2 InsO. Hier ist auf die obigen Darlegungen zu verweisen, wonach solche Entschdigungsansprche normale Insolvenzforderungen darstellen. Im brigen ist § 562 Abs. 2 BGB zu beachten. Danach kann das Vermieterpfandrecht fr eine sp115

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116 C. Realisierung von Mietforderungen

tere Zeit als das laufende und das folgende Mietjahr nicht geltend gemacht werden. In diesem Umfang wird die nach Erffnung fllige Miete durch ein Vermieterpfandrecht gesichert. In der Erffnungsphase des Insolvenzverfahrens kann dagegen ein Vermieterpfandrecht fr die whrend dieser Zeit anfallenden Mieten analog § 91 InsO nicht entstehen.246 452

Das Pfandrecht erfasst auch die sonstigen Forderungen aus dem Mietverhltnis, die vor der Erffnung des Insolvenzverfahrens entstanden sind, wie z. B. Forderungen wegen unterlassener Renovierungsarbeiten oder wegen Beschdigungen des Mietobjekts. Auf die zeitliche Einschrnkung fr Mietforderungen wurde bereits hingewiesen.

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Die Verwertungsbefugnis liegt beim Insolvenzverwalter (§ 166 InsO). Der Vermieter darf also die Sache nicht aus dem Mietobjekt entfernen. Er kann der Entfernung auch nicht widersprechen. Das Pfandrecht setzt sich aber am Verwertungserls fort, den der Verwalter erzielt. Vor Auskehrung an den Vermieter ist der Verwalter gesetzlich zu folgenden Abzgen (§ 171 Abs. 1 u. 2 InsO) gehalten: zunchst errechnet der Verwalter nach Feststellung des Gegenstandwertes z. B. durch die Versteigerung die Kosten von mindestens neun Prozent des Erlses zuzglich Umsatzsteuer und fhrt diesen Betrag der Insolvenzmasse zu. Von diesen Feststellungskosten (§ 171 Abs. 1 InsO) sind die Kosten der inventarmßigen Feststellung des Gegenstandes und die Feststellung des Absonderungsrechts selbst umfasst. Dies bereitet erhebliche Arbeit. Deshalb arbeitet der Gesetzgeber mit Pauschalen. Anzusetzen sind vier Prozent des Bruttoerlses, wobei eine Erhhung oder Verringerung nicht in Betracht kommt. Abweichend sind Verwettungskosten zu behandeln (§ 171 Abs. 2 InsO). Hier gilt die Pauschale in Hhe von 5 Prozent des Bruttoerlses nur grundstzlich. Sie ist den tatschlichen Kosten anzupassen. Der Vermieter kann eine Reduzierung bei geringerem Aufwand verlangen, der Insolvenzverwalter kann hingegen hhere Kosten ansetzen, wenn sie entstanden sind. Voraussetzung eines Anpassungsrechts ist eine erhebliche Abweichung (weniger als 2,5 Prozent oder mehr als 10 Prozent). Ansonsten bleibt es bei der Pauschale. Beide Pauschalen zusammen gerechnet ergeben neun Prozent des Erlses. Auf diesen Betrag fllt Umsatzsteuer an. Verbleibt ein berschuss nach Abzug dieses Bruttobetrages, so wird er an die Glubiger verteilt.

454

Ist zur Sicherung der Forderung des Vermieters eine Forderung des Schuldners (Mieters) an den Vermieter abgetreten, sind auch hier §§ 166 ff. InsO einschlgig. In diesem Fall kann der Insolvenzverwalter die Verwertung vornehmen, muss jedoch den Verwertungserls an den absonderungsberechtigten Glubiger auskehren und darf wiederum fr die freie Insolvenzmasse gemß §§ 170 Abs. 1, 171 Abs. 1, 2 InsO einen Anteil von neun Prozent der zur Sicherung abgetretenen Forderung einbehalten. 246 LG Mnchengladbach, ZiP 2003, 1311; ebenso: Lke, Vortrag, S. 23 f.

116

117 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

Æ Hinweis: P Sind allerdings Forderungen zur Sicherheit an den Vermieter verpfndet und wurde die Verpfndung nach § 1280 BGB offengelegt, besteht ein solches Verwertungsrecht des Insolvenzverwalters nicht. b) Ersatzabsonderungsrecht Dem Vermieter steht ein Ersatzabsonderungsrecht in Ausbung seines Vermieterpfandrechtes zu (§ 48 InsO analog).247

455

c) Auskunftsanspruch gegen den Verwalter Um sein Vermieterpfandrecht ausben zu knnen bentigt der Vermieter entsprechende Informationen ber pfndbare Sachen des Mieters, die er in die Mietrumlichkeiten eingebracht hat. Der BGH billigt dem Vermieter gegen den Insolvenzverwalter einen entsprechenden umfassenden Auskunftsanspruch zu. Er erstreckt sich insbesondere auf den Verbleib der seinem Pfandrecht unterliegenden Gegenstnde. Er umfasst auch Ausknfte, die im Zusammenhang mit der Entfernung von Sachen durch einen frheren Insolvenzverwalter oder den vorlufigen Insolvenzverwalter stehen.248 Schließlich erstreckt sich der Auskunftsanspruch auf etwaige Ersatzabsonderungsrechte des Vermieters.

456

Æ Hinweis: P

457

Der Insolvenzverwalter kann nicht einwenden, die Auskunftserteilung sei ihm unmglich, da er die Masse in Besitz zu nehmen hat und deshalb ber entsprechende Informationen verfgt. d) Zeitpunkt Als goldene Regel zur Geltendmachung des Vermieterpfandrechts in der Insolvenz des Mieters gilt der Grundsatz „so schnell wie mglich.“ Dafr gibt es mehrere Grnde.

458

Zunchst knnte der Insolvenzverwalter im spteren Verfahren eine Geltendmachung des Vermieterpfandrechts anfechten (§§ 129 ff. InsO). Insbesondere im Verbraucherinsolvenzverfahren kann die Anfechtung auch durch andere Insolvenzglubige erfolgen (§ 313 Abs. 2 InsO).

459

Das Vermieterpfandrecht sollte aber auch zur Vermeidung von sonstigen Rechtsverlusten sofort geltend gemacht werden, wenn der Vermieter von

460

247 Lke, Vortrag, S. 23 sowie S. 23 Fn. 311 m. w. N. zur Lit. und zu den Gesetzgebungsmaterialien. 248 BGH, Urt. v. 4. 12. 2003 – IX ZR 222/02, WuM 2004, 222 = ZMR 2004, 331; der BGH lsst offen, ob ein Auskunftsanspruch aus § 167 Abs. 1 Satz 1 InsO oder aus § 50 Abs. 1 InsO abzuleiten ist.

117

118 C. Realisierung von Mietforderungen

dem Antrag auf Erffnung des Insolvenzverfahrens ber das Vermgen des Vermieters erfhrt. Pape249 weist darauf hin, eine mglichst schnelle Umsetzung des Vermieterpfandrechts sei wichtig, um die persnliche Verantwortung des Insolvenzverwalters fr die Beachtung des Absonderungsrechts zu sichern. Dazu sei das Vermieterpfandrecht schon gegenber dem vorlufigen Insolvenzverwalter geltend zu machen, um sich so vor einer unerlaubten Verwertung im Erffnungsverfahren zu schtzen und um die Voraussetzungen fr eine Ersatzabsonderung bei einer derartigen Verwertung zu schaffen. 461 P Æ Hinweis: Entfernt der vorlufige Insolvenzverwalter als schwacher Verwalter ohne Wissen des Vermieters oder gegen seinen Widerspruch die eingebrachten Sachen des Mieters vom Grundstck, so ist die Klagefrist in § 562 b Abs. 2 Satz 2 BGB (1 Monat seit Kenntnis von der Entfernung der eingebrachten Sachen) zu beachten, damit die eingebrachten Sachen des Mieters bis zur Verfahrenserffnung nicht enthaftet werden. Die Klage ist in diesem Fall gegen den Schuldner, nicht gegen den vorlufigen Insolvenzverwalter (schwacher Verwalter) zu richten. 462

Nach Verfahrenserffnung kann der Vermieter der Verwertung durch den Insolvenzverwalter nicht mehr widersprechen, denn er ist – wie dargelegt – zur Verwertung nach Maßgabe der §§ 166 ff. InsO berechtigt. 4. Aufrechnungsmglichkeiten gegen den Kautionsrckzahlungsanspruch

463

Kann das Mietverhltnis zulssig beendet werden, so sind erhaltene Kautionen in die Insolvenzmasse zurckzuzahlen, soweit ein Sicherungsbedrfnis des Vermieters entfallen ist. Damit stellt sich die Frage, mit welchen offenen Forderungen der Vermieter gegen die Forderung der Insolvenzmasse auf Zahlung der Mietkaution aufrechnen darf. Hier gelten die allgemeinen Regeln zur Aufrechnung in der Insolvenz (§§ 94 bis 26 InsO). Danach gilt:

464

Vor Erffnung erworbene Aufrechnungsbefugnisse verliert der Glubiger im Insolvenzverfahren nicht (§ 94 InsO). Auch dann, wenn zur Zeit der Erffnung des Insolvenzverfahrens die aufzurechnenden Forderungen oder eine von ihnen noch aufschiebend bedingt oder noch nicht fllig sind, kann die Aufrechnung erfolgen (§ 95 Abs. 1 Satz 1 InsO). Die Aufrechnung ist allerdings ausgeschlossen, wenn der Vermieter nach Erffnung des Insolvenzverfahrens etwas zur Masse schuldig wird (§ 96 Abs. 1 Nr. 1 InsO).

465

Die Aufrechnung ist gegenber dem Insolvenzverwalter zu erklren. Dies kann auch zeitlich nach Erffnung des Insolvenzverfahrens erfolgen.

249 Pape, NZM 2004, 401 (407).

118

119 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

In Bezug auf Mietforderungen soll dies an folgendem Beispiel verdeutlicht werden:

466

Beispiel: Der Mieter eines Gewerbemietverhltnisses hat eine Kaution von 10 000 Euro gestellt. Die monatliche Miete betrgt 2000 Euro und ist bis zum 3. Werktag im Voraus fllig. Die Mieten Juni und Juli 2005 werden nicht gezahlt. Das Mietverhltnis wird am 8. 7. 2005 gekndigt. Am 9. 7. 2005 stellt der Mieter Insolvenzantrag. Das Insolvenzverfahren wird am 1. 9. 2005 erffnet. Die Nutzungsentschdigungen fr August und September 2005 werden ebenfalls nicht entrichtet. Das Mietobjekt wird zum 30. 9. 2005 zurckgegeben.

Bezglich der Aufrechnungsmglichkeiten gilt folgendes: Die Mieten Juni bis August 2005 sind durch die Kaution abgedeckt. Denn sie wurden mit Insolvenzerffnung fllig. (§ 94 InsO). Zu diesem Zeitpunkt bestand eine Aufrechnungslage, da die Mieten und Nutzungsentschdigungen fllig waren und der Kautionsrckzahlungsanspruch bereits durch Beendigung des Mietverhltnisses entstanden, aber noch nicht fllig war. Aufgerechnet werden kann auch die Nutzungsentschdigung fr September 2005 (§ 95 InsO). Denn der Anspruch auf Zahlung der Nutzungsentschdigung fr diesen Monat ist bereits vor Verfahrenserffnung entstanden (aufgrund des Mietvertrags). Er war nur noch nicht fllig. Ebenso ist der Kautionsrckzahlungsanspruch aufgrund des Mietvertrags bereits entstanden, aber ebenfalls noch nicht fllig (§ 95 Abs. 1 Satz 1 InsO). Wre der Kautionsrckzahlungsanspruch jedoch schon vor dem dritten Werktag im September 2005 fllig geworden, knnte die Nutzungsentschdigung fr September 2005 nicht aufgerechnet werden (§ 95 Abs. 1 Satz 3 InsO). Davon ist aber nicht auszugehen. Denn der Kautionsrckzahlungsanspruch wird nicht vor Beendigung des Mietverhltnisses fllig, sondern erst in dem Zeitpunkt, in dem der Vermieter berblicken kann, ob er zur Befriedigung seiner Ansprche auf die Sicherheit zurckgreifen muss, also im Beispielsfall nicht vor Rckgabe des Mietobjekts.

467

Zu klren bleibt, ob abweichende Regeln fr den Fall gelten, dass das Mietverhltnis erst nach Erffnung des Insolvenzverfahrens endet. Denn insoweit ist § 109 InsO zu beachten. Kndigt danach der Insolvenzverwalter den Mietvertrag oder der Vermieter in den gesetzlich mglichen Fllen wegen Zahlungsverzugs, so ist die Kaution vom Vermieter an den Insolvenzverwalter zur Masse zurckzuzahlen. In diesem Fall knnte eine Aufrechnung wegen § 96 Abs. 1 InsO ausscheiden. Denn diese Vorschrift bestimmt, dass eine Aufrechnung unzulssig ist, wenn der Glubiger – hier der Vermieter – etwas erst nach Erffnung des Insolvenzverfahrens zur Masse schuldig wird, wie z. B. die Rckzahlung der Kaution. § 96 Abs. 1 Nr. 1 InsO greift allerdings nicht, da die Vorschrift voraussetzt, dass die Forderung der Insolvenzmasse gegen den Vermieter erst nach Erffnung des Insolvenzverfahrens entsteht. Entstanden ist der Rckzahlungsanspruch jedoch bereits mit Abschluss des Mietvertrags und Aushndigung der Kaution an den Vermieter. Er ist lediglich aufschiebend bedingt durchsetzbar bei Beendigung des Miet-

468

119

120 C. Realisierung von Mietforderungen

verhltnisses und bei eintretender Abrechnungsreife.250 Deshalb ist die Frage ber § 95 Abs. 1 InsO mit dem Ergebnis zu lsen, wonach die Aufrechnung auch dann mglich ist, wenn sich zum Zeitpunkt der Erffnung des Insolvenzverfahrens zwei Forderungen gegenberstehen, wenn die eine zwar entstanden und nicht fllig ist (Anspruch auf Zahlung der Miete/Nutzungsentschdigung fr den Zeitraum nach Insolvenzerffnung) und die andere mindestens entstandenen, wenn auch aufschiebend bedingt durchsetzbar ist (Kautionsrckzahlungsanspruch). Fr die Frage der Aufrechenbarkeit gelten dieselben Grundstze wie bei der Beendigung des Mietverhltnisses vor Erffnung des Insolvenzverfahrens. Insoweit ist auf die obigen Darlegungen zu verweisen. 469

Ist das Mietobjekt dem Mieter noch nicht berlassen und endet das Mietverhltnis nach Erffnung des Insolvenzverfahrens, so knnen der Vermieter und der Insolvenzverwalter vom Vertrag zurcktreten (§ 109 Abs. 2 InsO). Tritt der Vermieter zurck, so hat er keinerlei Zahlungs- oder Schadensersatzansprche. Die Kaution ist ohne Abzge dem Insolvenzverwalter auszuhndigen. Tritt der Insolvenzverwalter zurck, so entsteht fr den Vermieter ein Schadensersatzanspruch wegen der Nichterfllung des Mietvertrags. Damit kann gegen den Kautionsrckzahlungsanspruch aufgerechnet werden. Insoweit gelten ebenfalls die obigen Ausfhrungen.

470 P Æ Hinweis: Im preisfreien Wohnungsbau sowie bei der Gewerbemiete deckt die Kaution alle Forderungen aus dem Mietverhltnis (§ 551 BGB). Deshalb kann die insolvenzfeste Kaution zur Realisierung von Zahlungsansprchen verwendet werden.251 Im preisgebundenen Wohnungsbau ist der Sicherungszweck der Kaution dagegen eingeschrnkt. Er besteht nur fr Schadensersatzansprche des Vermieters (§ 9 Abs. 5 WoBindG). Ist das Vertragsverhltnis beendet und bestehen keine Schadensersatzansprche, so gehrt die Kaution zur Insolvenzmasse. Der Sicherungszweck besteht dann nicht mehr. Der Vermieter hat wegen anderer Forderungen, also in diesem Fall wegen Mietschulden, kein Zurckbehaltungs- oder Aufrechnungsrecht an der Kaution mehr.

5. Verwertung von Brgschaften 471

Hat der Vermieter zur Sicherung der Erfllung von Verbindlichkeiten aus dem Mietvertrag eine Brgschaft erhalten, so kann er sie fr alle Forderungen aus dem Mietverhltnis unabhngig davon in Anspruch nehmen, ob das Mietverhltnis vor oder nach Insolvenzerffnung endet. Denn die Inanspruchnahme einer solchen Sicherheit stellt keine Aufrechnung dar, so dass 250 Dazu nher: Horst, Praxis des Mietrechts, NJW Schriftenreihe Bd. 19, Rz. 1735, S. 442 m. w. N. zur Rspr. 251 Schlger, ZMR 1999, 522 (523).

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121 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

§§ 94 ff. InsO nicht anwendbar sind. Bei der Mieterinsolvenz bleiben Ansprche gegen einen Brgen oder auch gegen einen mithaftenden Mieter also voll bestehen.252 Fr die gesetzliche Restschuldbefreiung ergibt sich dies aus § 301 Abs. 1 InsO. Dies muss allerdings in einer außergerichtlichen Regelung bzw. in einem Schuldenbereinigungsplan klargestellt werden, damit die genannten weiteren Anspruchsgegner nicht aus § 423 BGB bzw. aus § 767 BGB eine Beschrnkung auf die Quotenhaftung ableiten knnen. 6. Ansprche gegen die Insolvenzmasse Kann sich der Vermieter wegen eingetretener Mietrckstnde in den bisher beschriebenen Wegen nicht vorweg oder abgesondert befriedigen, so ist er zunchst auf Ansprche gegen die Insolvenzmasse verwiesen. Hier ist einerseits danach zu unterscheiden, ob es sich bei den Mietforderungen um Masse- oder um einfache Insolvenzforderungen handelt und andererseits, ob es sich um Mietforderungen aus der Zeit vor Verfahrenserffnung oder nach Verfahrenserffnung handelt. Schließlich ist das Schicksal der Mietforderung im masseunzulnglichen Verfahren zu klren.

472

a) Mietforderungen vor Verfahrenserffnung Vor Verfahrenserffnung knnen Mietforderungen durch den Vermieter in der Regel nur als Insolvenzglubiger nach § 38 InsO geltend gemacht werden (§ 108 Abs. 2 InsO).

473

Æ Hinweis: P

474

Das ist ausnahmsweise in dem Falle anders, wenn das Insolvenzgericht im Erffnungsverfahren einen starken vorlufigen Insolvenzverwalter bestellt, dem auch das Verfgungsrecht ber die Insolvenzmasse – mit korrespondierend angeordnetem Verfgungsverbot fr den Mieter als Schuldner – bertragen wird (§ 22 Abs. 2 Nr. 1, Nr. 2, 1. Alt. InsO). Dadurch erhlt auch der vorlufige Insolvenzverwalter die in § 22 Abs. 1 InsO beschriebene Stellung. In diesem Fall begrndet der vorlufige starke Insolvenzverwalter Masseverbindlichkeiten (§ 55 Abs. 2 InsO), die auch nach Verfahrenserffnung vollstndig vorab zu befriedigen sind. In der Praxis ist es aber zur Regel geworden, keinen starken Insolvenzverwalter zu bestellen. Deshalb knnen die Vermieter regelmßig auch nicht damit rechnen, whrend des Erffnungsverfahrens die volle Miete zu erhalten, wenn Mietzahlungen zunchst unterbleiben.

475

Æ Hinweis: P

476

In der Praxis ist es vielmehr typisch, lediglich vorlufige Insolvenzverwalter zu bestellen, die den Verfgungen des Schuldners zuzustimmen haben 252 Schlger, ZMR 1999, 522 (526).

121

122 C. Realisierung von Mietforderungen

(§ 21 Abs. 2 Nr. 1 InsO in Verb. mit § 21 Abs. 2 Nr. 2 2. Alt. InsO). Dieser Verwalter wird „schwacher“ vorlufiger Verwalter genannt. Mittlerweile hat der BGH geklrt, dass ein solcher schwacher vorlufiger Insolvenzverwalter nicht analog § 55 Abs. 2 InsO Masseverbindlichkeiten begrnden kann, wenn er nach außen wie ein starker vorlufiger Insolvenzverwalter auftritt und das Gericht mglicherweise sogar dazu ermchtigt, alle erforderlich erscheinenden Rechtshandlungen selbst vorzunehmen. Dazu hat der BGH entschieden, dass eine entsprechende Anwendung des § 55 Abs. 2 InsO ausgeschlossen ist und auch bei Rechtshandlungen schwacher vorlufiger Insolvenzverwalter regelmßig nur Insolvenzforderungen begrndet werden.253 Fr die Abwicklung des Mietverhltnisses und fr das Schicksal der Not leidend gewordenen Mietforderungen hieraus bedeutet das, dass der Vermieter selbst dann nur eine Insolvenzquote erhlt, wenn ihm vom schwachen vorlufigen Insolvenzverwalter mitgeteilt wird, im Erffnungsverfahren anfallende Mieten wrden durch die Masse beglichen. Wichtig: Fr den Vermieter sind solche Zusagen nach der dargelegten Entscheidung des BGH wertlos. Er kann sich nur insoweit sicher sein, im Erffnungsverfahren keine weiteren Verluste zu erleiden, wenn die Miete bei einer schwachen vorlufigen Insolvenzverwaltung tatschlich unverzglich bezahlt wird (Bardeckung).254 477

In diesem Stadium des Insolvenzverfahrens werden in aller Regel nur Insolvenzforderungen begrndet. Dasselbe gilt fr das Zwischenstadium von der Antragstellung bis zur Erffnung des Insolvenzverfahrens (vorlufige Insolvenzverwaltung).

478

Fr das Vorgehen des Vermieters folgt daraus: Der Vermieter muss seine Ansprche bis zur Zeit der Verfahrenserffnung schriftlich beim Insolvenzverwalter/Treuhnder (§ 313 Abs. 1 Satz 1 InsO) unter Beifgung belegender Urkunden anmelden (§ 174 InsO). Der Insolvenzverwalter trgt die Forderungen in die Insolvenztabelle ein. Im Prfungstermin werden diese auf ihre Berechtigung geprft. Das Ergebnis wird in der Tabelle vermerkt (§ 178 Abs. 2 InsO). Dieser Eintrag wirkt wie ein rechtkrftiges Urteil (§ 178 Abs. 3 InsO).

479

Aus einem eventuellen Verwertungserls der Insolvenzmasse kann der Vermieter allenfalls eine Quote auf seine Rckstnde erwarten (§ 187 InsO). Nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens kann er als Glubiger die Zwangsvollstreckung gegen den Mieter aufgrund eines vollstreckbaren Tabellenauszugs betreiben (§§ 200, 201 Abs. 1 InsO).

253 BGH, NZM 2002, 859. 254 So: Pape, NZM 2004, 401 (403, rechte Spalte erster Absatz).

122

123 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

Ausnahme: Dies gilt nicht, wenn dem Schuldner Restschuldbefreiung gewhrt wurde. Um diese Wirkung der Restschuldbefreiung zu vermeiden, empfiehlt sich folgendes:

480

Der Vermieter muss ermitteln, ob seiner Mietforderung eine vorstzlich unerlaubte Handlung zugrunde liegt. Dies kann z. B. der Fall sein, wenn der Mietvertrag trotz einer zuvor abgegebenen eidesstattlichen Versicherung durch den Mieter abgeschlossen wurde oder wenn der Mieter ber sonstige zulssig abgefragte wirtschaftliche Gesichtspunkte in der Mieterselbstauskunft arglistig getuscht hat. In diesen Fllen muss sich der Vermieter bei seiner Forderungsanmeldung ausdrcklich auf die Vorstzlichkeit berufen. Der Schuldner muss bei persnlicher Anwesenheit im Termin diesen Vorwurf bestreiten. Geschieht dies nicht, bewirkt die als vorstzlich unerlaubte Handlung angemeldete Forderung, dass diese von der beantragten Rechtschuldbefreiung ausgenommen bleibt (§ 302 InsO). Daraus folgt, dass der Vermieter aufgrund des vollstreckbar ausgefertigten Insolvenztabellenauszugs weiter gegen den Mieter vollstrecken kann.

481

b) Mietforderungen nach Verfahrenserffnung Werden Mietforderungen nach der Verfahrenserffnung fllig, so mssen sie durch den Verwalter erfllt werden (§ 108 Abs. 1 InsO). Sie stellen Masseverbindlichkeiten dar (§ 55 Abs. 1 Nr. 2 2. Alt. InsO). Sie sind aus der Insolvenzmasse also vorweg zu befriedigen (§ 52 InsO). Die Privilegierung von Mieteinnahmen als vorweg zu berichtigende Masseverbindlichkeiten gilt auch im vorlufigen Insolvenzverfahren, wenn durch richterlichen Beschluss auf den vorlufigen Insolvenzverwalter die Verfgungsbefugnis bergegangen ist (starker Insolvenzverwalter).

482

Æ Hinweis: P

483

Ergeben sich die Mietforderungen aus der Zeit nach der Erffnung des Insolvenzverfahrens, sind sie abweichend vom Gesetzeswortlaut ebenfalls als einfache Insolvenzforderungen gemß § 38 InsO einzuordnen, wenn der Verwalter das Objekt zwar nicht fr die Masse nutzbar macht, es aber ber die Verfahrenserffnung hinaus durch den Schuldner genutzt werden kann.255 c) Masseunzulngliches Verfahren Zeichnet sich ab, dass der Insolvenzverwalter/Treuhnder die Masseverbindlichkeiten nicht begleichen kann, liegt Masseunzulnglichkeit vor. Dies muss der Verwalter dem Insolvenzgericht anzeigen (§ 208 Abs. 2 InsO). Der Vermieter verliert mit der Anzeige der Masseunzulnglichkeit durch den 255 Mock, Das mssen Vermieter bei Insolvenz des Mieters beachten, Mietrecht kompakt, Heft 11/2003, S. 169 (172).

123

484

124 C. Realisierung von Mietforderungen

Insolvenzverwalter fr die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Mietforderungen sein Vorwegbefriedigungsrecht aus §§ 53, 55 Abs. 1 Satz 1 InsO. Er kann nur noch anteilige Befriedigung verlangen (§ 209 Abs. 1 Nr. 3 InsO). Dabei sind vorhandene Erlse rangmßig zu befriedigen. Andererseits gehrt der Vermieter unter bestimmten Voraussetzungen, nher beschrieben in § 209 Abs. 2 Nr. 2 u. 3 InsO, zu den „Neumasseglubigern“ (§ 209 Abs. 1 Nr. 2 InsO). Deshalb kann er fr die Zeit nach Anzeige der Masseinsuffizienz die vollstndige Befriedigung seiner Mietforderungen geltend machen.256 485

Wegen des nicht befriedigten Teils seiner Ansprche kann der Vermieter u. U. Schadensersatzansprche gegen den Verwalter/Treuhnder geltend machen (§ 61 InsO). Dies ist etwa der Fall, wenn es der Verwalter versumt, von seinem vorzeitigen Kndigungsrecht nach § 109 Abs. 1 InsO Gebrauch zu machen, obwohl die Mietrume leer stehen. d) Anspruch auf Zahlung der Kaution

486

Hat der Mieter bei Erffnung des Insolvenzverfahrens eine vereinbarte Mietkaution noch nicht entrichtet, so hat der Vermieter nur eine einfache Insolvenzforderung. War die Kaution zum Zeitpunkt der Verfahrenserffnung durch den Mieter bereits gezahlt, fllt der Rckforderungsanspruch in die Insolvenzmasse.257 Dennoch darf der Vermieter whrend des weiterlaufenden Mietverhltnisses die Kautionsleistung behalten. Denn es besteht weiterhin das Sicherungsbedrfnis in Bezug auf die Forderungen, die aus dem Mietverhltnis erwachsen. Die Kaution ist also insolvenzfest. Sie ist whrend des laufenden Mietverhltnisses nicht an die Masse auszuzahlen. Auch eine Verrechnung mit laufenden Mietforderungen muss nicht hingenommen werden.258 e) Anspruch auf Zahlung von Nebenkosten

487

Auch Nebenkostenforderungen aus der Zeit vor Verfahrenserffnung kann der Vermieter ebenfalls nur als einfacher Insolvenzglubiger beanspruchen. Ab Erffnung des Insolvenzverfahrens begrndete und fllig gewordene Nebenkostenforderungen bilden eine Masseverbindlichkeit. Beinhaltet der Abrechnungszeitraum Zeiten vor und nach der Erffnung des Insolvenzverfahrens, ist genau zu differenzieren: Die Vorauszahlungen sind danach zu unterscheiden, ob sie bereits aus der Masse vom Insolvenzverwalter geleistet wurden oder noch zuvor vom 256 BGH, Urt. v. 4. 12. 2003 – IX ZR 222/02, WuM 2004, 222 ff. = ZMR 2004, 331 f. 257 Vgl. bereits Teil 1, Rz. 463 ff. 258 Ebenso Mock, Mietrecht kompakt, Heft 11/2003, S. 169 (172).

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125 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

Gemeinschuldner. Fr die Heizkostenabrechnung wird eine Zwischenablesung oder eine Aufteilung nach Gradtagen fr erforderlich gehalten.259 7. Haftung des Insolvenzverwalters Dem Eingangs skizzierten Gedankengang folgend ist als Letztes fr den Vermieter zu prfen, ob er sich beim etwa haftenden Insolvenzverwalter schadlos halten kann, wenn er weder vorweggenommene noch abgesonderte Befriedigung seiner Mietforderung verlangen kann und auch – was die Regel ist – aus der Insolvenzmasse nicht oder nicht vollstndig befriedigt worden ist.

488

a) Im vorlufigen Insolvenzverfahren Bezglich der Haftung des vorlufigen Insolvenzverwalters ist wiederum zwischen dem starken und dem schwachen vorlufigen Insolvenzverwalter zu unterscheiden.

489

Die persnliche Haftung des starken vorlufigen Verwalters fr die Begrndung unerfllbarer Masseverbindlichkeiten folgt aus § 61 InsO. § 21 Abs. 2 InsO erstreckt diese Haftungsgrundstze auch bereits auf das Erffnungsverfahren. Danach kann der vorlufige Verwalter persnlich in Anspruch genommen werden, obwohl die Masse voraussichtlich zur Erfllung aller vom vorlufigen Verwalter begrndeten Verbindlichkeiten nicht ausreicht.

490

Æ Hinweis: P

491

Von einem Nutzen des Mietobjekts ist noch nicht auszugehen, wenn der Verwalter fllige (Unter-)Mietzahlungen vor Anzeige der Masseunzulnglichkeit entgegen nimmt und zwar auch dann nicht, wenn die Mitzahlungen anteilig einen Zeitraum nach Anzeige der Masseunzulnglichkeit mit abgelten.260 Fr die Annahme eines weiteren Nutzens der Mietsache ist also die tatschliche Entgegennahme der Gegenleistung – hier der Mietzahlungen – nicht entscheidend. Vorausgesetzt ist vielmehr, dass der Insolvenzverwalter die Gegenleistung, also die Nutzung der Mietsache, weiterhin in Anspruch genommen hat (§ 55 Abs. 2 Satz 2 InsO). Entscheidend ist, dass er die Mietsache nach Anzeige der Masseunzulnglichkeit nutzt, obwohl er dies pflichtgemß htte verhindern knnen. Zur Vermeidung seiner eigenen Haftung ist der Insolvenzverwalter insoweit gehalten, von sich aus alles zu unternehmen, um die weitere Inanspruchnahme der Mietsache durch Nutzung zu verhindern. Soweit er durch eine noch laufende Kndigungsfrist gebunden sein sollte, hat er den Vermieter im Zusammenhang mit der Anzeige der Masseunzulnglichkeit aus dessen 259 Heilmann, Die Mieterinsolvenz, Anwaltsinfo Mietrecht, Heft 7/2004, S. 122 (124). 260 BGH, Urt. v. 3. 4. 2003 – III ZR 101/02, MDR 2003, 1015 ff.

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492

126 C. Realisierung von Mietforderungen

berlassungspflicht freizustellen, indem er ihm die weitere Nutzung der Mietsache anbietet. Dies kann durch das Angebot auf Rckgewhr des unmittelbaren Besitzes erfolgen. Ist dies wegen einer fortdauernden Unter-, Zwischen- oder Weitervermietung nicht mglich, so ist die bergabe des mittelbaren Besitzes anzubieten. Dazu gehrt auch das Recht, Mietforderungen wieder unmittelbar einzuziehen.261 493

Es wurde bereits festgehalten, dass als vorlufiger Insolvenzverwalter aber typischerweise ein schwacher Insolvenzverwalter bestellt wird.

494 P Æ Hinweis: Hier ist es in der Praxis ebenso typisch, dass der schwache vorlufige Insolvenzverwalter den Vermieter durch die Erklrung, dafr sorgen zu wollen, dass die Ansprche des Vermieters aus der Masse befriedigt werden, zum Stillhalten bewegt, dann aber im erffneten Verfahren nur eine Insolvenzforderung angemeldet werden kann, die nur mit der Insolvenzquote zu bedienen ist. Derartige Befriedigungszusagen des schwachen vorlufigen Insolvenzverwalters262 verpflichten die Insolvenzmasse nicht, soweit sie ber die bloße Insolvenzforderung, also ber die bloße Insolvenzquote, hinausgehen. Der schwache vorlufige Insolvenzverwalter haftet in diesen Fllen aber persnlich wegen einer Garantiebernahme oder wegen Verschuldens bei Vertragsschluss.263 b) Nach Verfahrenserffnung 495

Hier gelten die bereits oben dargelegten Haftungsgrundstze fr die Nichterfllung von Masseverbindlichkeiten aus § 61 InsO. Daneben haftet der Insolvenzverwalter aus § 60 InsO auf Schadensersatz, wenn er seine Pflichten nach der Insolvenzordnung schuldhaft verletzt (§ 60 Abs. 1 InsO). Setzt er Angestellte des Schuldners – hier des Gewerbemieters – fr seine Verwalteraufgaben ein, so ist er nur fr deren berwachung und Entscheidungen von besonderer Bedeutung verantwortlich. Darber hinaus kommt diesem Personenkreis keine Erfllungsgehilfeneigenschaft zu, woraus folgt, dass der Verwalter fr das Verschulden dieser Personen nicht gemß § 278 BGB eintreten muss (§ 60 Abs. 2 InsO). c) Im masseunzulnglichen Verfahren

496

Nimmt der Verwalter Leistungen des Vermieters – hier den fortgesetzten Gebrauch der Mietsache – entgegen, die zur Entstehung von Masseverbind261 So ausdrcklich: BGH, Urt. v. 3. 4. 2003 – 9 ZR 101/02, MDR 2003, 1016 (1017 rechte Spalte oben). 262 Vgl. dazu unter Teil 1, Rz. 445 ff. 263 Nher: Pape, NZM 2004, 401 (404 bis 405).

126

127 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

lichkeiten – hier von Mietforderungen – fhren, so muss er beachten, dass diese bei Flligkeit aus der Masse auch erfllt werden knnen (§ 61 InsO). Erleidet der Vermieter wegen (teilweiser) Uneinbringlichkeit derartiger Mietforderungen einen Verlust, weil er sie nach der Masseunzulnglichkeitsanzeige nicht mehr vollstndig realisieren kann, so kommt eine persnliche Haftung des Insolvenzverwalters aus § 61 InsO in Betracht. Nach dieser Vorschrift ist die Haftung des Verwalters nur fr solche Masseverbindlichkeiten ausgeschlossen, die ihm aufgezwungen sind, weil er sich z. B. aufgrund von Kndigungsfristen noch nicht von Vertrgen des Schuldners lsen kann. Aus § 61 InsO erwchst dem Verwalter aber die Pflicht, fr jeden Zeitabschnitt, in dem er die Leistung des Vermieters entgegennimmt, erneut zu prfen, ob die entstehende Masseforderung voraussichtlich durch die Insolvenzmasse gedeckt ist. Ist das nicht der Fall, darf er entsprechend den vom BGH aufgestellten Grundstzen die Leistung des Vermieters auch nicht mehr entgegen nehmen.264 Lsst er eine Nutzung der Mietsache weiter zu, drfte dies zu einem Schadensersatzanspruch des Vermieters aus § 61 InsO fhren.265 d) Bei nicht beachtetem Vermieterpfandrecht Nach Abzug der Kostenbeitrge der Masse (§§ 170, 171 InsO) muss der Insolvenzverwalter den Erls aus der Verwertung der dem Pfandrecht unterliegenden Gegenstnde an den Vermieter unverzglich abfhren.266 Verletzt er diese Pflicht, so haftet er persnlich auf Schadensersatz (§ 60 InsO). Zieht der Verwalter pflichtwidrig den Erls zur Masse, so kann der Vermieter daneben einen Ersatzabsonderungsanspruch sowie einen Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung der Insolvenzmasse geltend machen. Diese Ansprche sind bevorzugt zu befriedigen (§ 55 Abs. 1 Nr. 3 InsO).

497

Æ Hinweis: P Voraussetzung zur Durchsetzung dieser Ansprche ist, dass der Vermieter sein Vermieterpfandrecht gegenber dem Insolvenzverwalter geltend gemacht hat. 8. Restschuldbefreiungsverfahren Mit dem Restschuldbefreiungsverfahren (§§ 286 ff. InsO) kann sich eine natrliche Person von Verbindlichkeiten gegenber Insolvenzglubigern befreien lassen, die im Insolvenzverfahren nicht erfllt werden knnen. Das Restschuldbefreiungsverfahren findet entsprechend dem Gesetzeswortlaut (natrliche Person) auf Verbraucherinsolvenz- oder sonstige Kleinverfahren fr Verbraucher267, auf Kleingewerbetreibende sowie fr brige natrliche Personen 264 265 266 267

BGH, MDR 2003, 1016 (1017 rechte Spalte oben). Nher: Pape, NZM 2004, 401 (409). Vgl. dazu bereits unter Teil 1, Rz. 450 ff. Dazu sogleich unter Teil 1, Rz. 505 ff.

127

498

128 C. Realisierung von Mietforderungen

innerhalb des Regelinsolvenzverfahrens Anwendung.268 Bei Gewerbemietverhltnissen mit juristischen Personen ist zwischen der insolvenzrechtlichen Stellung dieser sowie der persnlich haftenden Gesellschafter zu unterscheiden. Der persnlich haftende Gesellschafter einer Gesellschaft kann nicht aufgrund eines Insolvenzverfahrens ber das Vermgen der Gesellschaft, sondern nur durch ein Insolvenzverfahren ber sein eigenes Vermgen im Wege der Restschuldbefreiung von seiner Mithaftung fr die Gesellschaftsverbindlichkeiten befreit werden. Aber auch die Ehefrau eines insolventen Unternehmers, die durch Brgschaft oder durch Schuldbeitritt die Mithaftung fr dessen Verbindlichkeiten bernommen hat, kann von dieser Haftung nur nach einem gesonderten Insolvenzverfahren ber ihr Vermgen befreit werden.269 499

Bekannter Weise liegt der Restschuldbefreiung der Gedanke zugrunde, dass der Schuldner sein pfndbares Arbeitseinkommen sowie vergleichbare Bezge fr die sechsjhrige Dauer der Wohlverhaltensperiode an einen Treuhnder abtritt, der vom Gericht bestellt wird (§ 292 InsO). Der Schuldner muss sich innerhalb der Wohlverhaltensperiode mit dem pfndungsfreien Arbeitseinkommen begngen und alle darber hinausgehenden Betrge den Glubigern zur Verfgung stellen. Smtliche Forderungen des Schuldners sind dann an den Treuhnder zu zahlen. Die eingehenden Vermgensmassen bilden ein Treuhandvermgen, auf das die Glubiger nicht zugreifen drfen. Der Treuhnder hat ein Verteilungs- oder Schlussverzeichnis zu erstellen und verteilt danach die Betrge an die Glubiger (§ 197 Abs.1 Nr. 2 InsO). Bercksichtigt werden nur die Glubiger, die ihre Forderung rechtzeitig im Verfahren angemeldet haben (§ 203 InsO). Die Verteilung an die Glubiger erfolgt whrend der Wohlverhaltensperiode einmal pro Jahr.

500

Auch hier sind whrend der Wohlverhaltensperiode Einzelzwangsvollstreckungsmaßnahmen in das Vermgen des Schuldners nicht zulssig, bzw. erst dann wieder zulssig, wenn der Antrag auf Restschuldbefreiung rechtskrftig versagt wurde (§ 294 InsO). Zahlungen an Glubiger erfolgen ausschließlich ber den Treuhnder. Den Schuldner trifft das Pflichtenprogramm nach § 295 ZPO.

501

Nach Ablauf von vier Jahren soll dem Schuldner auch ein Teil der pfndbaren Bezge als Anreiz verbleiben, fr geregelte Einknfte zu sorgen (§ 292 Abs. 1 Satz 3 InsO).

502

Nach Ablauf der Wohlverhaltensperiode entscheidet das Insolvenzgericht durch Beschluss ber die Erteilung der Restschuldbefreiung (§§ 290, 299, 300 Abs. 1 InsO). Die Restschuldbefreiung wirkt gegen alle Insolvenzglubiger (§ 301 Abs. 1 InsO). Sie fallen mit allen ihren nicht erfllten Forderungen oder Forderungsteilen endgltig aus (§ 286 InsO).

268 Schmidt-Rntsch, Kommentar zur Insolvenzordnung, § 286 InsO, S. 421. 269 Schmidt-Rntsch, Kommentar zur Insolvenzordnung, § 286 InsO, S. 422.

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129 XII. Realisierung bei Insolvenz des Mieters

Ausnahme: Der Schuldner wird nicht von einer Verbindlichkeit befreit, die aus einer vorstzlich begangenen unerlaubten Handlung herrhrt, sofern der Glubiger die entsprechende Forderung unter Angabe dieses Rechtsgrundes nach § 174 Abs. 2 InsO angemeldet hatte (§ 302 Ziff. 1 InsO). Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass in diesem Zusammenhang arglistige Tuschungen des Mieters im Zusammenhang mit den anzugebenden wirtschaftlichen Eckpunkten innerhalb einer Mieterselbstauskunft von ausschlaggebender Bedeutung sind.

503

Fr Mietforderungen bedeutet das, dass der Vermieter bei erteilter Restschuldbefreiung vorbehaltlich § 302 Ziff. 1 InsO mit seinen Forderungen endgltig ausfllt, soweit die Mietforderungen Insolvenzforderungen darstellen. Ungeklrt ist dagegen, was aus Zahlungsrckstnden wird, die als Masseverbindlichkeiten zu befriedigen gewesen wren, die jedoch aufgrund der Anzeige der Masseunzulnglichkeit von Verwalter nicht erfllt werden konnten. Dazu wird vertreten, der Treuhnder habe die noch offenen Forderungen des Vermieters als Masseglubiger aus den vom Schuldner abgetretenen Betrgen vorrangig zu befriedigen. Dies wird aber mangels gesetzlich eindeutiger Grundlage (§ 292 Abs. 1 Satz 2 InsO) in Zweifel gezogen.270

504

9. Verbraucherinsolvenzverfahren bt der Schuldner keine oder nur eine geringfgige selbstndige wirtschaftliche Beschftigung aus, wird das Restschuldbefreiungsverfahren in der Form des Verbraucherinsolvenzverfahrens durchgefhrt (§§ 304 ff. InsO). Dem gerichtlichen Insolvenzverfahren ist zwingend ein außergerichtliches Eingangsverfahren mit den Glubigern vorgeschaltet, dessen Scheitern nach § 305 Abs. 1 Nr. 1 InsO nachzuweisen ist. Andernfalls gilt der Erffnungsantrag nach Abs. 3 der Vorschrift als zurckgenommen.

505

Zunchst hat der Schuldner einen Schuldenbereinigungsplan zu erstellen. Auf dessen Grundlage soll (erneut) eine gtliche Einigung zwischen Schuldner und Glubigern versucht werden (§ 305 Abs. 1 Nr. 4 InsO).

506

Kommt der Schuldenbereinigungsplan zustande, muss das Insolvenzverfahren nicht mehr durchgefhrt werden. Bis ber den Schuldenbereinigungsplan entschieden ist, wird das Insolvenzverfahren nicht erffnet (§ 306 InsO). Whrend dieser Zeit sind allerdings Sicherungsmaßnahmen des Insolvenzgerichts zulssig (§ 21 InsO). So knnen insbesondere Einzelzwangsvollstreckungsmaßnahmen eingestellt und ein vorlufiger Treuhnder bestellt werden.

507

Im Hinblick auf die Annahme des Schuldenbereinigungsplans kann die Zustimmung einzelner Glubiger durch das Insolvenzgericht ersetzt werden (§ 309 InsO). Der Schuldenbereinigungsplan hat die Wirkung eines Vergleichs und ist Vollstreckungstitel (§ 308 Abs. 1 Satz 2 InsO i. V. m. § 794 Abs. 1 Nr. 1

508

270 Nher: Pape, NZM 2004, 401 (411).

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130 C. Realisierung von Mietforderungen

ZPO). Glubiger und Schuldner erhalten vom Gericht je eine Ausfertigung des Plans und des Feststellungsbeschlusses. Nicht bercksichtigte Forderungen oder Teilforderungen erlschen unter den Voraussetzungen von § 307 InsO. 509

Zusammengefasst: Der Inhalt des zustande gekommenen Schuldenbereinigungsplans entscheidet als Vergleich und Vollstreckungstitel ber die Realisierbarkeit notleidend gewordener Mietforderungen. Kommt keine Einigung ber den Schuldenbereinigungsplan zustande, so wird das Insolvenzverfahren wiedererffnet (§ 311 InsO). Das Restschuldbefreiungsverfahren kann sich hieran anschließen. 10. Prozessuale Durchsetzung der Vermieteransprche bei Wohnraummietverhltnissen

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Bei Wohnraummietverhltnissen tritt an die Stelle des Kndigungsrechts des Insolvenzverwalters sein Recht zu erklren, dass nach Ablauf der gesetzlichen Kndigungsfrist fllig werdende Ansprche – hier Mietforderungen – nicht im Insolvenzverfahren geltend gemacht werden knnen (§ 109 Abs. 1 Satz 2 InsO). Gibt der Insolvenzverwalter die Erklrung ab, so kann der Vermieter wegen der Folgen der Erklrung als Insolvenzglubiger Schadenersatz verlangen. Dies bedeutet, dass z. B. Mietrckstnde als Insolvenzforderung angemeldet werden mssen.

511

Fhrt der Insolvenzverwalter jedoch das Mietverhltnis ohne die Erklrung nach § 109 Abs. 1 Satz 2 InsO fort, so muss er die Mietforderungen aus der Insolvenzmasse bedienen. Da es sich hierbei nicht um eine insolvenzmßige Befriedigung handelt, kann der Vermieter auch den Mieter klageweise in Anspruch nehmen. Allerdings gilt § 90 InsO. Danach ist die Zwangsvollstreckung wegen Masseverbindlichkeiten, die nicht durch Rechtshandlungen des Insolvenzverwalters begrndet worden sind, fr die Dauer von sechs Monaten seit Erffnung des Insolvenzverfahrens nicht statthaft.

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Ausnahme: Der zeitweilige Vollstreckungsschutz gilt nicht bei sog. oktroyierten Masseverbindlichkeiten. Dazu gehren alle Mietforderungen, die der Verwalter aufgezwungen bekommen hat, die er also gar nicht verhindern konnte. Insoweit besteht das Vollstreckungsverbot nicht, wenn die Vermieteransprche rechtzeitig htten verhindert werden knnen. Dies sind alle Forderungen, die fr die Zeit nach dem ersten Termin, zu dem der Verwalter htte kndigen knnen, entstehen (§ 90 Abs. 2 Nr. 2 InsO). Wegen solcher Ansprche darf der Vermieter also vollstrecken.

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Dies soll auch gelten, wenn der Verwalter die Mietsache fr die Masse nutzt. Denn dem Vermieter ist es nicht zuzumuten, seine Leistung erbringen zu mssen, aber seine berechtigten Ansprche auf die Gegenleistung nicht durchsetzen zu knnen.271 271 Mock, Mietrecht kompakt, Heft 11/2003, S. 169 (171).

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131 XIII. Minderung des finanziellen Aufwandes

Hat der Verwalter eine Erklrung nach § 109 Abs. Satz 2 InsO abgegeben, so schuldet nur der Mieter gegenber dem Vermieter die Miete. In diesem Fall ist der Mieter der richtige Beklagte. Der Verwalter bleibt hinsichtlich des Mietvertrages verwaltungsbefugt.272

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Reicht die nach Anzeige der Masseunzulnglichkeit zu erwirtschaftende Insolvenzmasse nicht aus, um alle Neumasseglubiger voll zu befriedigen, ist auf den Einwand des Insolvenzverwalters hin auch fr diese Glubiger nur noch eine Feststellungsklage zulssig. Mietforderungen als brige Masseverbindlichkeiten im Sinne von § 209 Abs. 1 Nr. 3 InsO knnen nach Anzeige der Masseunzulnglichkeit also nicht mehr mit der Leistungsklage verfolgt werden.

515

In dem Verfahren hat der Insolvenzverwalter die Voraussetzungen der Masseunzulnglichkeit im Einzelnen darzulegen und erforderlichenfalls nachzuweisen.273

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XIII. Minderung des finanziellen Aufwandes 1. Rechtsschutzversicherung Wird ein Prozess oder eine Zwangsvollstreckung unumgnglich, so kann der Vermieter das Kostenrisiko minimieren, indem er zuvor eine entsprechende Rechtsschutzversicherung abschließt. Auf die in den meisten Fllen seit Abschluss des Versicherungsvertrages laufende Karenzzeit bis zum Streitfall ist nachdrcklich hinzuweisen.

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2. Prozessfinanzierung Seit Mitte 1998 steht Klgern in Deutschland die Mglichkeit offen, auch ohne Rechtsschutzversicherung einen Rechtsstreit zur Durchsetzung eines vermgenswerten Anspruchs ohne eigenes finanzielles Risiko zu fhren. Denn es gibt Anbieter, die Rechtsstreitigkeiten fr den Glubiger einer Forderung finanzieren (Prozessfinanzierer). bernommen wird der volle Umfang des mit der Prozessfinanzierung verbundenen Kostenrisikos, wenn die Durchsetzung des streitigen Anspruchs Erfolg versprechend ist und der Schuldner hinreichend solvent erscheint. Im Erfolgsfall erhlt der Prozessfinanzierer dafr aus dem Prozesserls eine Erfolgsbeteiligung in Hhe von bis zu 50 Prozent der tatschlich realisierten Klagesumme nach Abzug eventuell zu tragender Verfahrenskosten.274 272 Zur Beteiligung des Verwalters innerhalb der Rumungsklage vgl. Lke, Vortrag, S. 25 f. 273 BGH, Urt. v. 3. 4. 2003 – IX ZR 101/02, MDR 2003, 1015 (1016). 274 Vgl. dazu nher: Frechen/Kochheim, Fremdfinanzierung von Prozessen gegen Erfolgsbeteiligung, NJW 2004, 1213 ff.; Dethloff, Vertrge zur Prozessfinanzierung gegen Erfolgsbeteiligung, NJW 2000, 2225 ff.; Wilde, Prozessfinanzierer – Das Risikogeschft kommt in Schwung, BRAK-Magazin, Heft 2/2002, S. 4 f.; Filges, Prozessfinanzierung aus Anwaltssicht, BRAK-Magazin, Heft 2/2002, S. 6.

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132 C. Realisierung von Mietforderungen

3. Prozesskosten- und Beratungshilfe 519

Ist der Vermieter auch Hauseigentmer, so stehen die Chancen fr eine eigene Prozesskosten- und Beratungshilfe schlecht. Denn das OLG Koblenz hat entschieden, dass Hauseigentmer grundstzlich keine Prozesskostenhilfe beanspruchen knnen. Ihnen sei zuzumuten, ihre Immobilie als Sicherheit einzusetzen, um so die Kosten des Prozesses zu finanzieren.275 Trotz dieser Entscheidung sollte unbedingt und insbesondere bei eigener drohender Zahlungsunfhigkeit Antrag auf Prozesskosten- und Beratungshilfe gestellt werden. 4. Steuererleichterungen

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Auch Steuererleichterungen sollten bei der Minderung des finanziellen Aufwandes „mitgenommen“ werden. a) Grundsteuererlass

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§ 33 GrStG ermglicht eine Verminderung der Besteuerung, wenn die Ertrge bebauter Grundstcke ohne Verschulden des Eigentmers um mindestens 20 Prozent sinken. Erfasst werden jedoch nur außergewhnliche, sich zeitlich auswirkende Mindereinnahmen. Allgemeine Rckgnge aufgrund rezessionsbedingter Umstnde deckt die Vorschrift nicht ab.276 Solche konjunkturell begrndeten Defizite sind hinzunehmen. Sie mssen nach § 88 BewG bei der Bewertung des Grundstcks bercksichtigt werden, was dann zur erwnschten Minderbelastung fhrt.

522

Andererseits wurde jedoch auch entschieden, dass die Zahlungsunfhigkeit des Mieters einen typischen Grund zum Erlass der Grundsteuer darstellt, wenn der Vermieter alle notwendigen Schritte zur Durchfhrung seiner Forderungen unternimmt, insbesondere eine Zahlungs- und Rumungsklage erhebt. Die Dauer dieser Gerichtverfahren sind vom Vermieter nicht zu vertreten.277 Damit bieten sich zur Reduzierung der Grundsteuerlast im Falle erlittener Mietaußenstnde zwei Wege. – Antrag auf Grundsteuererlass – Antrag auf neue Bewertung des Grundstcks.

275 OLG Koblenz, Urt. v. 11. 1. 2001 – 9 WF 1/01, MDR 2001, 960. 276 BVerwG, Urt. v. 4. 4. 2001 – 11 C 12.00, NVwZ 2001, 1415; besttigend: OVG Lneburg, Beschl. v. 3. 12. 2003 – 13 LA 213/03, NJW 2004, 1267 = NVwZ 2004, 370 = DWW 2004, 31 f., jeweils entschieden fr strukturell bedingte fehlende Mieternachfrage und Wohnungsleerstand. 277 OVG Saarland, Beschl. v. 28. 9. 2001 – 1 Q 26/01, ZMR 2002, 707 f.

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133 XIV. Besondere Flle

b) Rumungskosten als Werbungskosten Kosten im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung der vermieteten Rume stehen den Einknften aus Vermietung und Verpachtung gegenber. Sie vermindern daher als Werbungskosten die Einknfte, die im Rahmen der Lohn- und Einkommensteuererklrung aus Vermietung und Verpachtung anzugeben sind und der Einkommensteuer unterliegen. So knnen z. B. Kosten der Zwangsrumung eines Grundstcks als Werbungskosten abziehbar sein.278

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Auch Aufwendungen fr eine Wohnung, die nach auf Dauer angelegter Vermietung leer steht, sind als Werbungskosten bei den Einknften aus Vermietung und Verpachtung einsetzbar. Voraussetzung ist, dass der Steuerpflichtige seine Einknfteerzielungsabsicht nicht endgltig aufgegeben hat. Solange sich der Steuerpflichtige ernsthaft und nachhaltig um eine Vermietung der leer stehenden Wohnung bemht, kann regelmßig nicht von einer endgltigen Aufgabe der Einknfteerzielungsabsicht ausgegangen werden. Dies gilt auch dann, wenn er die Wohnung gleichzeitig zum Verkauf anbietet.279

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XIV. Besondere Flle 1. Realisierung von Mietforderungen bei eingetretener Pflegebedrftigkeit des Mieters In diesen praktisch hufigen Fllen entsteht insbesondere die Frage, von wem die Wohnung zu kndigen und zu rumen ist, und vor allem, wie lange die Miete von wem gezahlt wird.

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Mietrechtlich bietet der Fall keine Besonderheiten. Zunchst berhrt der Umzug oder sogar die Einweisung in ein Pflegeheim den Mietvertrag nicht. Er besteht fort und muss gekndigt werden. Dafr gelten zunchst die gesetzlichen Kndigungsfristen (§ 573 c Abs. 1 Satz 1 BGB). Danach gilt fr den Mieter generell eine Kndigungsfrist von drei Monaten, es sei denn, es handelt sich um einen Zeitmietvertrag oder einen Vertrag aus der Zeit vor dem Inkrafttreten der Mietrechtsreform am 1. 9. 2001. In dem zuletzt angesprochenen Fall gelten vorbehaltlich gesetzgeberischer Aktivitten noch die alten und auch fr den Mieter lngeren, je nach Dauer des Mietverhltnisses zeitlich gestaffelten Kndigungsfristen von drei bis zwlf Monaten. Jeweils bergreifend stellt sich die Frage, ob die Kndigungsfrist durch den Anspruch des Mieters auf vorzeitiges Entlassen aus dem Mietvertrag abgekrzt werden kann, was wiederum unmittelbare Bedeutung fr die Dauer des Mietzahlungsanspruchs hat.

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278 Dazu eingehend: Hollatz, Kosten der Zwangsrumung eines Grundstcks als sofort abziehbare Werbungskosten, NWB Nr. 51/2002, Fach 3, S. 4313 ff. 279 BFH, Urt. v. 9. 7. 2003 – IX R 102/00, DWW 2004, 32.

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134 C. Realisierung von Mietforderungen

527

Der Anspruch auf vorzeitiges Entlassen aus dem Mietvertrag setzt voraus, dass der Mieter dem Vermieter einen geeigneten und zumutbaren Nachmieter stellt sowie weiterhin, das der Mieter ein berechtigtes Interesse an der vorzeitigen Beendigung des Mietverhltnisses hat.280 Die Einweisung des pflegebedrftigen alten Mieters in ein Pflegeheim wird dabei einmtig als berechtigtes Interesse an der vorzeitigen Auflsung des Mietvertrags anerkannt.

528

Fr die Abgabe entsprechender Erklrungen, sei es die Kndigung des Mietvertrages oder sei es die Erhebung des Anspruchs auf vorzeitiges Entlassen aus dem Mietverhltnis, ist der Mieter zustndig. Nur dann, wenn er nicht mehr geschftsfhig ist, muss dies ein vorab bestellter Betreuer erledigen.

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Besonderheiten im Bezug auf die Rumung, die Mietzahlungen oder die Durchfhrung von Renovierungsarbeiten gibt es nicht. 2. Realisierung von Mietforderungen beim verschwundenen Mieter

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Die Verfolgung eigener Mietforderungen stellt insbesondere in der Praxis dann ein Problem dar, wenn der Mieter ber Nacht ausgezogen und verschwunden ist, die neue Adresse aber nicht hinterlassen hat. In jedem Fall ist aber die neue Adresse des Mieters zu ermitteln, um entweder die Rumungsklage zuzustellen, oder/und Folgeansprche sowie Zahlungsansprche aus dem Mietverhltnis geltend machen zu knnen.

531 P Æ Hinweis: Der Mieter hat die nachvertragliche Pflicht, seinem Vermieter die neue Adresse mitzuteilen, solange noch nicht alle Ansprche ausgeglichen sind. Verletzt der Mieter diese Pflicht, so kann der Vermieter im Falle der nachfolgenden erfolgreichen Adressenermittlung die dafr angefallenen Kosten als Schadensersatz von Mieter zurckverlangen.281 532

Um die zustellfhige Anschrift des Mieters zu ermitteln, bestehen mehrere Mglichkeiten, die parallel verfolgt werden mssen: – Auskunft beim Einwohnermeldeamt – Anschriftenberprfung bei der Post AG – Komfortauskunft der Telekom – rtliche Ermittlungen – Recherchen in der Nachbarschaft sowie bei Bekannten und Freunden des Mieters

280 BGH, Urt. v. 22. 1. 2003 – VIII ZR 244/02, NZM 2003, 277. 281 AG Berlin-Kpenick, Urt. v. 24. 11. 1995 – 8 C 521/96, MM 1996, 35.

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135 XIV. Besondere Flle

– Recherchen durch Dritte, wie z. B. einen Detektiv282 – Internetrecherche Lsst sich die Anschrift nicht ermitteln, so kann mit ffentlicher Zustellung nach § 132 Abs. 2 BGB gearbeitet werden.283

533

3. Realisierung von Mietforderungen bei Tod des Mieters Das Problem, zur Weiterfhrung oder zur Beendigung des Mietverhltnisses und damit zur langfristigen Sicherung der Einknfte aus dem Mietobjekt einen Ansprechpartner zu finden, stellt sich verschrft beim Tod des Mieters. Hier geht es nicht nur um Mietforderungen, Nebenkosten und die Durchfhrung von Renovierungsarbeiten, sondern vor allem um Schadensersatz. Typisch ist der Fall des allein lebenden Mieters, der in der Wohnung verstirbt und lange nicht gefunden wird. Die sich dann ergebenden Schden an der Bausubstanz durch das Verwesen des verstorbenen Mieters sind immens. Hufig ist eine Rckfhrung der Wohnung bis in den Rohbauzustand zur Schadensbeseitigung erforderlich.284 Entsprechend groß ist das Interesse des Vermieters an der zgigen Ermittlung der Erben des Mieters, um die eigenen Zahlungsansprche zu verfolgen und um das Mietverhltnis mit dem Ziel einer schnellen Weitervermietung zgig abzuwickeln.

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Nach dem Tod des Mieters treten dessen Erben in das Mietverhltnis ein (§§ 580, 1922 BGB). Soweit der Mieter mit einem Ehegatten, einem Familienangehrigen, einem heterosexuellen oder homosexuellen Lebenspartner oder mit einem Partner einer auf Dauer angelegten Haushaltsgemeinschaft in der Wohnung gelebt hat, ergibt sich aus §§ 563, 563 a, 563 b BGB eine Sonderrechtsnachfolge. In jedem der genannten Flle bestehen Sonderkndigungsrechte (§§ 563 Abs. 4, 563 a Abs. 2, 564 Satz 2, 580 BGB). Die Haftung der eintretenden Personen im Rahmen des Mietverhltnisses ergibt sich dabei aus § 563 b BGB. In diesen Fllen sind die genannten Personen Ansprechpartner mit entsprechender rechtlicher Kompetenz.

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Hufig sind aber die Flle, in denen ein Mieter allein lebte und seine Erben dem Vermieter nicht bekannt sind. Um den Erben zu ermitteln, knnen Ermittlungen beim Nachlassgericht, beim Standesamt und bei Nachbarn, sowie innerhalb des Freundeskreises des Mieters angestellt werden.285

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Lsst sich der Erbe nicht (zeitnah) ermitteln, so drohen dem Vermieter Mietausflle. Denn er ist nicht berechtigt, die Mietsache selbst zu rumen und

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282 Nher zu diesen Mglichkeiten Ltzenkirchen, Anwaltshandbuch Mietrecht, K Rz. 268 ff., S. 1564 ff. 283 Nher: Ltzenkirchen, S. 1567 f. 284 Zum Schadensersatzanspruch des Vermieters wegen Verwesungsschden: AG Biedenkopf, Urt. v. 8. 10. 1995 – C 195/95, NJWE-MietR 1997, 196 f. 285 Nher dazu: Ltzenkirchen, Rz. 282 ff., S. 1568 ff.

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136 C. Realisierung von Mietforderungen

das Inventar zu vernichten. Auch unbekannte Erben erlangen gemß § 857 BGB Wohnungsbesitz, Deshalb wrde der Vermieter verbotene Eigenmacht begehen, wenn er selbst handeln wrde (§ 858 BGB). Ferner kommt seine Strafbarkeit insbesondere aus §§ 123, 303 StGB in Betracht. Um seinen Mietausfallschaden mglichst gering zu halten, muss der Vermieter daher das Mietverhltnis so schnell wie mglich beenden. 538

Denn Mietausfallschaden droht ihm sogar dann, wenn vom Verstorbenen im Hinblick auf die Zahlung von Miete und Betriebskosten Einzugsermchtigung oder Dauerauftrag erteilt wurde und dem Vermieter daher der monatlich geschuldete Betrag zunchst noch zufließt. Fr alleinlebende und dann versterbende Mieter ist es typisch, dass wegen fehlender Todesnachricht an den Rentenversicherer und das Geldinstitut die Rente ber den Tod hinaus fortentrichtet wird und erteilte Dauerauftrge sowie Einzugsermchtigungen weiter bedient werden. Der Rentenversicherer kann damit zu unrecht erbrachte Geldleistungen zurckverlangen. Ist dies aus der vorhandenen Kontovaluta des Verstorbenen nicht mehr mglich (§ 118 Abs. 3 SGB VI), sind diejenigen Personen zur Erstattung verpflichtet, die die Geldleistung in Empfang genommen oder ber den entsprechenden Betrag verfgt haben (§ 118 Abs. 4 SGB VI). Satz 1 der Vorschrift umfasst auch Personen, die Gelder aufgrund einer noch vom Rentenberechtigten stammenden Verfgung (z. B. Dauerauftrag, Einzugsermchtigung, berweisungsauftrag) empfangen haben. Damit gehren auch Vermieter im Hinblick auf noch erhaltene Mieten zum Kreis der Rckzahlungspflichtigen.286

Æ Hinweis: P Der Vermieter ist nur dann zur Erstattung verpflichtet, wenn dem Rentenversicherungstrger kein vorrangiger Ersatzanspruch gegen das Geldinstitut (§ 118 Abs. 3 S. 2 SGB VI) zusteht. Erst dann, wenn das Geldinstitut den Entreicherungseinwand nach § 118 Abs. 3 S. 3 und 4 SGB VI fhren kann, kommt ein Anspruch gegen den Vermieter nach § 118 Abs. 4 S. 1 SGB VI berhaupt in Betracht. Dazu muss der Rentenversicherungstrger folgende Punkte vortragen287: – Kontostand zum Zeitpunkt der Gutschrift („Abrufprsenz“) – Falls im Zeitpunkt der Gutschrift ein Guthaben bestand: Kontostand bei Eingang der Rckforderungsverlangen. – Soweit bei Eingang der Rckforderungsverlangen kein Guthaben auf dem Konto bestand: Rechtshandlungen des Geldinstituts nach der Gutschrift, welche den Schutzbetrag gemindert oder aufgehoben haben. 286 Schleswig-Holsteinisches LSG, Urt. v. 6. 12. 2001 – L 5 RI 179/00, Die Wohnungswirtschaft, Heft 10/2004, S. 72; BSG, Urt. v. 8. 6. 2004 – B 4 RA 42/03, NZM 2005, 113. 287 BSG, NZM 2005, 114.

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137 XV. Fazit

– Soweit das Geldinstitut nicht in den Schutzbetrag eingegriffen hat: Namen und Anschriften der Personen, die (im Verhltnis zum Geldinstitut rechtswirksam) den Schutzbetrag (ganz oder teilweise) abgehoben oder berwiesen haben, die jeweiligen Verfgungszeitpunkte und der jeweils verbliebene Rest des Schutzbetrags. Der einfachste Weg zur Beendigung des Mietverhltnisses ist die außerordentliche Kndigung des Vermieters bei Tod des Mieters (§§ 580, 564 Satz 2 BGB). Im Unterschied zum davor geltenden Recht (§ 569 BGB a. F.) bentigt der Vermieter seit der Mietrechtsreform mit Wirkung zum 1. September 2001 kein berechtigtes Interesse als Kndigungsgrund mehr.

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Bleibt der Erbe unbekannt, gibt es aber Personen, die sich um den Nachlass kmmern, ohne Erbe zu sein oder ohne in das Mietverhltnis eintreten zu wollen, so bietet es sich an, diese Personen fr den unbekannten Erben kndigen zu lassen und fr den Erklrenden eine Freistellungsvereinbarung zu treffen.288 Derartige Kndigungen knnen ber eine nachtrgliche Genehmigung durch den Erben gemß § 185 BGB wirksam werden.

540

Findet sich niemand, der fr den Nachlass handeln kann oder ist ein Mietrckstand entstanden, der eine fristlose Kndigung wegen Zahlungsverzugs rechtfertigt, bleibt nur der Weg, eine Nachlasspflegschaft nach § 1960 BGB zu beantragen.289 Denn im Falle des Todes des Mieters ist eine ffentliche Zustellung der Kndigung nach § 132 BGB nicht mglich. Damit schafft sich der Vermieter einen Adressaten, dem er eine Kndigung zustellen kann oder jedenfalls eine Person, die fr den Nachlass handeln, also auch eine Kndigung aussprechen kann.

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Parallel sollte eine entsprechende Erklrung auch gegenber dem Landesfiskus abgegeben werden. Denn in dem Fall, dass sich keine anderen Erben finden lassen, ist der Landesfiskus nach § 1936 BGB gesetzlicher Erbe, haftet aber im Ergebnis nur fr den Nachlass (§ 2011 BGB). Ist in diesem Falle der Nachlass nichts wert, bleibt der Vermieter auf seinen Forderungen sitzen.

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Auch der Versuch einer Einbindung des Sozialamts bleibt erfolglos, wenn der Mieter verstorben ist und die Miete schuldig geblieben ist. Denn hier hat der Vermieter keinen Anspruch darauf, dass das Sozialamt noch nachzuzahlende Miete bernimmt. Nur die „gegenwrtige“ Bedrftigkeit wird gedeckt.290

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XV. Fazit Einen „Knigsweg“ im Hinblick auf die Beitreibung offener Mietforderungen gibt es nicht. Von den hier aufgezeigten Mglichkeiten ist diejenige auszu288 Hinweisend: Ltzenkirchen, Rz. 286, S. 1570. 289 Nher zum Antragsinhalt: Ltzenkirchen, Rz. 289 ff., S. 1571 ff. 290 OVG NW – 22 A 5519/98.

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138 C. Realisierung von Mietforderungen

whlen, die im einzelnen Fall unter wirtschaftlichen aber auch persnlichemotionalen Gesichtspunkten beim Schuldner und beim Glubiger die Erfolg versprechendste ist. Entscheidungsprozesse und deren Umsetzung durch taktisches Vorgehen sollten immer kaufmnnische Gesichtspunkte mit Prioritt verfolgen.

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139

Teil 2: Wohnungseigentum A. Forderungsmanagement als aktuelle Herausforderung Eines der tragenden Prinzipen des Wohnungseigentums ist die solidarische Aufbringung der fr die Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums erforderlichen finanziellen Mittel durch smtliche Wohnungseigentmer1. Ist das wirtschaftliche Leistungsvermgen eines oder gar mehrerer Wohnungseigentmer dauerhaft gemindert bzw. aufgehoben, ist die ordnungsgemße Verwaltung der Wohnungseigentumsanlage bedroht2. Die sich rapide erhhende Verschuldung privater Haushalte sowie die eklatante Zunahme von Unternehmensinsolvenzen stellt also nicht nur ein allgemeines wirtschaftliches oder juristisches Problem dar, sondern wirkt sich in besonderem Maße im Bereich des Wohnungseigentums aus.

1

I. Das wirtschaftliche Umfeld Da der Erwerb von Wohnungseigentum zu einem hohen Anteil kreditfinanziert erfolgt, ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gerade auf dem Immobiliensektor eine erhhte Insolvenzanflligkeit festzustellen3. In den letzten Jahren musste neben der – rasanten Erhhung der Anzahl der beantragten Insolvenzverfahren4 eine eklatante Zunahme der Anzahl der Zwangsversteigerungs- und Zwangsverwaltungsverfahren5, – insbesondere von Wohnungseigentumseinheiten6, verzeichnet werden.

1 Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. I. 2 ff. 2 Drasdo, AnwBl. 2000, 65 (66). 3 Brmann/Seuß, Praxis des Wohnungseigentums, Rz. A 834 ff.; Deckert/Wlfrath, Die Eigentumswohnung, Grp. 9 I, Rz. 2. 4 Vgl. z. B.: Statistik zur Geschftsttigkeit der Insolvenzgerichte in NRW, www. justiz.nrw.de/IndexSeite/Organisation/Statistiken/index.html. 5 Anzahl der Zwangsversteigerungen im 1. Halbjahr 2004: 473 939. 6 Von 1995 bis 2000 um 34 % lt. dem Bundesministerium fr Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Pressemitteilung Nr. 188/04 v. 17. 5. 2004.

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2

140 A. Forderungsmanagement als aktuelle Herausforderung

Schaubild7:

Schaubild8:

7 Quelle: Creditreform,  Copyright cher Genehmigung des Verband straße 12, 41460 Neuss. 8 Quelle: Creditreform,  Copyright cher Genehmigung des Verband straße 12, 41460 Neuss.

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Vereine Creditreform e. V., Neuss, mit freundlider Vereine Creditreform e. V., HellersbergVereine Creditreform e. V., Neuss, mit freundlider Vereine Creditreform e. V., Hellersberg-

141 II. Die Solidarhaftung der Wohnungseigentmer

II. Die Solidarhaftung der Wohnungseigentmer Die negativen Auswirkungen des Fortfalls der wirtschaftlichen Leistungsfhigkeit eines Schuldners infolge drohender oder bereits eingetretener Insolvenz werden im Wohnungseigentum aufgrund des Prinzips der Solidarhaftung der Wohnungseigentmer besonders verstrkt9.

3

Auch wenn aufgrund der aktuellen Rechtsprechung des BGH zur Teil-Rechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft eine akzessorische gesamtschuldnerische Haftung des einzelnen Eigentmers fr Verwaltungsschulden im Außenverhltnis nicht weiter anzunehmen ist10, bleibt das Haftungsrisiko des einzelnen Wohnungseigentmers wegen der gesamtschuldnerischen Solidarhaftung fr Hausgeldausflle im Innenverhltnis gleichwohl immens. 1. Die Haftung der Wohnungseigentmer im Außenverhltnis Das Haftungssystem der Wohnungseigentmergemeinschaft im Außenverhltnis hat durch die aktuelle Rechtsprechung des BGH eine tiefgreifende nderung erfahren. a) Bisherige Rechtslage Nach der bislang herrschenden Rechtsprechung kam der Wohnungseigentmergemeinschaft eine eigene Rechtspersnlichkeit nicht zu11. Im Außenverhltnis hafteten die Wohnungseigentmer den Glubigern der Gemeinschaft daher nach h. M. grundstzlich persnlich gesamtschuldnerisch fr die Begleichung der Verwaltungsverbindlichkeiten (§ 10 Abs. 1 WEG, §§ 741, 427, 421 BGB)12. Dies bedeutete, dass ein Glubiger einen einzelnen Wohnungseigentmer auf Erfllung der gesamten fr smtliche Wohnungseigentmer bestehenden Verbindlichkeiten in Anspruch nehmen konnte13. Hinzu kam, dass nach jngst vom BGH besttigter Auffassung die Wohnungseigentmer als Haftungsverband in ihrer jeweiligen Zusammensetzung infolge zumindest stillschweigender Schuldbernahme regelmßig auch fr die vor dem Eintritt des jeweiligen Wohnungseigentmers in die 9 Rll/Sauren, Handbuch fr Wohnungseigentmer und Verwalter, Rz. 152 f. 10 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 ff. 11 BGH, Urt. v. 9. 2. 2004 – II ZR 218/01, ZWE 2004, 362 m. Anm. Kreuzer = NZM 2004, 466 = NJW-RR 2004, 874; Drasdo, NJW 2004, 1988. 12 BGH, Beschl. v. 17. 1. 1980 – VII ZR 42/78, NJW 1980, 992; BGH, Beschl. v. 29. 6. 1977 – VIII ZR 23/76, NJW 1977, 1964; KG, Beschl. v. 29. 5. 2002 – 24 W 185/01, ZWE 2002, 363 = MDR 2002, 1186; KG, Beschl. v. 29. 4. 2002 – 24 W 26/01, ZWE 2002, 413 = NZM 2002, 745; Brmann/Pick/Merle, WEG, Einl., Rz. 37; § 16, Rz. 140 m. w. N.; MKo/Rll, BGB, § 16 WEG, Rz. 18. 13 BayObLG, Beschl. v. 20. 3. 2002 – 2 Z BR 84/01, ZWE 2002, 357 = NZM 2002, 609 (610); VG Frankfurt/M., Urt. v. 15. 11. 2001 – 15 E 1296/99 (V), WE 2003, 198; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28, Rz. 4.

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4

142 A. Forderungsmanagement als aktuelle Herausforderung

Gemeinschaft begrndeten Forderungen Dritter persnlich einzustehen hatten14. Anspruchsgegner und damit Beklagte im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung waren somit stets die einzelnen jeweiligen Wohnungseigentmer. Im Regelfall unterblieb zwar eine unmittelbare Inanspruchnahme des jeweiligen Wohnungseigentmers auf Ausgleich gemeinschaftlicher Verbindlichkeiten, da die Glubiger der Gemeinschaft sich unmittelbar an den Verwalter wandten und von diesem aus den Mitteln der Wohnungseigentmergemeinschaft befriedigt wurden15. Waren jedoch keine ausreichenden Mittel vorhanden, etwa wegen Insolvenz eines Mehrheitseigentmers oder aufgrund Illiquiditt mehrerer Wohnungseigentmer, konnte die gesamtschuldnerische Haftung im Außenverhltnis den einzelnen Wohnungseigentmer finanziell empfindlich treffen16. b) Die aktuelle Rechtsprechung des BGH Der BGH nimmt neuerdings eine sog. Teilrechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft als solcher an, sofern Rechtsgeschfte nach außen mit Dritten im Zusammenhang mit derVerwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums vorgenommen werden17. In diesen Fllen tritt die Wohnungseigentmergemeinschaft im Rechtsverkehr nach außen als rechtsfhiger Verband eigener Art auf. Die Wohnungseigentmergemeinschaft als solche ist dann Trgerin von Rechten und Pflichten. Forderungen und Verbindlichkeiten der Wohnungseigentmergemeinschaft bilden im Rechtsverkehr nach außen eine vom einzelnen Wohnungseigentmer abzugrenzende selbstndige Vermgensmasse, nmlich das sog. Verwaltungsvermgen18. Der BGH hat damit einen „gordischen Knoten“ des Wohnungseigentumsrechts durchgeschlagen, nmlich die Antwort auf die lange umstrittene, aber hchstrichterlich bislang unbeantwortete Frage gegeben, welche Rechtsnatur das „Verwaltungsvermgen“ der Wohnungseigentmer sei und wie eine Rechtsnachfolge neu eintretender Wohnungseigentmer in bereits bestehende Rechtsverhltnisse der Gemeinschaft mit Dritten zu begrnden sei19. Die bislang herrschende Auffassung, wonach der Wohnungseigentmergemeinschaft keine eigene Rechtspersnlichkeit zukam, fhrte angesichts der 14 BGH, Urt. v. 9. 2. 2004 – II ZR 218/01, ZWE 2004, 362 m. Anm. Kreuzer = NZM 2004, 466 = NJW-RR 2004, 874; Drasdo, NJW 2004, 1988. 15 Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. I. 5, 10–12; Weitnauer/Hauger, WEG, § 16 Rz. 30. 16 Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 361; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 342. 17 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547. 18 Abramenko, ZMR 2005, 585. 19 Elzer, ZMR 2004, 873.

142

143 II. Die Solidarhaftung der Wohnungseigentmer

Tatsache der faktischen Existenz eines „Verwaltungsvermgens“, bestehend aus den von den Wohnungseigentmern im Rahmen der Verwaltung begrndeten Forderungen und Verbindlichkeiten gegenber Dritten sowie den aus Gemeinschaftsmitteln angeschafften Vermgensgegenstnden, zu erheblichen dogmatischen Problemen. Zudem konnte die Eintrittspflicht eines Sondernachfolgers im Eigentum fr solche Verbindlichkeiten, die dessen Rechtsvorgnger im Außenverhltnis begrndet hatte, mangels ausdrcklicher Schuldbernahme des Nachfolgers kaum dogmatisch berzeugend gelst werden20. Zu Recht beruft sich der BGH in den Grnden seiner aktuellen Entscheidung darauf, dass die Annahme einer teilweisen Rechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft diese Unstimmigkeiten vermeidet (vgl. Teil 2, Rz. 69–73)21. Materiell-rechtlich befreit die neue Rechtsauffassung des BGH den einzelnen Eigentmer zumindest auf den ersten Blick von der unkalkulierbaren persnlichen akzessorischen Gesamtschuldnerhaftung fr Verwaltungsschulden gegenber Dritten22. Verfahrensrechtlich wird der Glubiger der Wohnungseigentmer im Außenverhltnis auch davon entlastet, zeitraubend und mhsam die Namen und ladungsfhigen Anschriften der derzeitigen Wohnungseigentmer in Erfahrung bringen zu mssen, damit diese als Beklagte in einem gerichtlichen Verfahren benannt werden knnen. Konsequenz der Rechtsprechung des BGH ist die Partei- und Beteiligungsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft im gerichtlichen Verfahren23. 2. Die Haftung der Wohnungseigentmer im Innenverhltnis Trotz allen Jubels ber die neue Rechtsprechung des BGH zur Teilrechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft und der Absage an das persnlich-gesamtschuldnerische Haftungsmodell zu Gunsten des einzelnen Eigentmers darf nicht bersehen werden, dass im Innenverhltnis die Wohnungseigentmer die Lasten und die Kosten der Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums nach dem Prinzip der Solidarhaftung tragen. Diese gesamtschuldnerische Solidarhaftung in Verbindung mit den neuen Zugriffsmglichkeiten des vollstreckenden Glubigers einer Wohnungseigentmergemeinschaft geben keinen Anlass, das Haftungsrisiko des Wohnungseigentmers geringer als zuvor einzuschtzen. So sind die Wohnungseigentmer einander verpflichtet, nach dem Verhltnis der Grße ihrer Miteigentumsanteile oder gemß eines sonst vereinbarten Kostenverteilungsschlssels zu den Lasten und Kosten des Gemeinschafts20 21 22 23

Drasdo, NJW 2004, 1988 (1989); Elzer, ZMR 2004, 873. BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 (551). Abramenko, ZMR 2005, 585 (586). BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 (552).

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5

144 A. Forderungsmanagement als aktuelle Herausforderung

eigentums beizutragen (§ 16 Abs. 2 WEG)24. Dabei sind etwaige Forderungsausflle infolge Zahlungsunfhigkeit einzelner Wohnungseigentmer von den brigen Wohnungseigentmern wiederum gesamtschuldnerisch auszugleichen (§ 16 Abs. 2 WEG, §§ 748, 426 Abs. 1 Satz 2 BGB)25. Hinzu kommt, dass der Glubiger der Wohnungseigentmergemeinschaft, der durch Vollstreckungsmaßnahmen in das primre Verwaltungsvermgen der Gemeinschaft (vor allem Bank- und Rcklagenkonto) keine vollstndige Befriedigung zu erlangen vermag, in die Sozialansprche der Gemeinschaft gegenber dem einzelnen Wohnungseigentmer hineinpfnden kann26. Der Wohnungseigentmergemeinschaft steht laut BGH nmlich ein pfndbarer Anspruch gegen den einzelnen Wohnungseigentmer auf Leistung beschlossener Beitragszahlungen aus Wirtschaftsplan, Jahresabrechnung oder Sonderumlage zu. Darber hinaus kann auch mangels aktuell bestehendem Beitragsbeschluss der Anspruch der Gemeinschaft auf ordnungsmßige Verwaltung, d. h. Beschlussfassung ber Nachschusszahlungen, gepfndet werden. Kommen die Wohnungseigentmer diesen Pflichten nicht nach, so steht der Gemeinschaft gem. § 280 BGB ein entsprechender Schadensersatzanspruch zu, den der Glubiger ebenfalls pfnden kann27. Realisiert sich dieses Ausfallhaftungsrisiko in einer Mehrzahl von Fllen und kann nicht auf ausreichende Rcklagen zurckgegriffen werden, so kann sich die Beitragspflicht der brigen Wohnungseigentmer empfindlich erhhen28. Wird das Solidarprinzip derart erschttert, ist zum einen die Finanzierung der erforderlichen Verwaltungsmaßnahmen im Außenverhltnis nicht mehr gesichert und zum anderen die Solvenz der brigen Wohnungseigentmer und damit der Gemeinschaft insgesamt bedroht29. Hinzu kommt, dass wegen der Unauflslichkeit der Gemeinschaft gem. § 11 WEG eine „Trennung“ vom insolventen Miteigentmer nicht bzw. nicht ohne weiteres mglich ist, whrend der insolvente Eigentmer bzw. dessen Mieter zunchst nach wie vor in den Genuss von Gemeinschaftsleistungen kommt.

24 BGH, Beschl v. 21. 4. 1988 – V ZB 10/87, BGHZ 104, 197 (202); Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 272. 25 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28, Rz. 4 m. w. N.; Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. I. 13; Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 361 m. w. N. 26 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 (554 f.). 27 Abramenko, ZMR 2005, 585 (586/587). 28 BGH, Beschl. 15. 6. 1989 – V ZB 22/88 = BGHZ 108, 44; BGH, Urt. v. 25. 9. 1980 – VII ZR 276/79, NJW 1981, 282 (284). 29 Drasdo/Mller/Riesenberger/Briesemeister, FS fr Deckert, 31 (44 ff.).

144

145 II. Die Solidarhaftung der Wohnungseigentmer

3. Fazit fr die Praxis Das in der besonderen Struktur der Wohnungseigentmergemeinschaft liegende Gefhrdungspotential muss frhzeitig erkannt werden, um geeignete Instrumentarien zur Sicherung der finanziellen Handlungsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft rechtzeitig bereitzustellen30.

6

Die dauerhafte Sicherung und Realisierung von Beitragsforderungen setzt ein funktionierendes Forderungsmanagement, d. h. eine aus kaufmnnischen und juristischen Komponenten bestehende Organisationsstruktur zur Vermeidung und Begrenzung von Zahlungsrckstnden voraus. Dies bedeutet vor allem, dass nicht erst reagiert werden darf, wenn eine Beitragsforderung bereits notleidend oder gar uneinbringlich geworden ist.

7

Echtes Forderungsmanagement setzt bereits bei der Implementierung wohnungseigentums- und schuldrechtlicher Mechanismen ein, um die Voraussetzungen fr eine rechtzeitige und erfolgreiche Realisierung von Beitragsforderungen zu schaffen. Hier ist der anwaltliche Berater in besonderem Maße gefordert.

8

Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer mssen bereits mit Blick auf deren sptere Durchsetzbarkeit sachgerecht begrndet werden. Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft muss in der Lage sein, die Forderungen und Verbindlichkeiten transparent und rechtssicher darzustellen. Ferner muss das Instrumentarium der außergerichtlichen und gerichtlichen Realisierung von Forderungen sicher gehandhabt werden.

9

Mit diesem Forderungsmanagement hat auch ein Schuldenmanagement einherzugehen, um dem Schuldner – und damit auch dem Glubiger – die Chance zu geben, Verbindlichkeiten realistischerweise abdecken zu knnen. Greifen Dritte auf das Vermgen eines Wohnungseigentmers zu, sind weiter Kenntnisse des Insolvenz-, Zwangsversteigerungs- und Zwangsverwaltungsrechts erforderlich. Anderenfalls setzt sich der Verwalter und dessen Anwalt als Erfllungsgehilfe den Regressansprchen der Gemeinschaft aus31. Neben diesen Herausforderungen bietet die Bewltigung finanzieller Krisen des Wohnungseigentums aber auch die Mglichkeit, sich am Markt zu profilieren und gegebenenfalls weitere Geschftsfelder zu erschließen.

30 Vgl. auch Wolicki, in: Khler/Bassenge, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 1 f. (S. 1367 f.). 31 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27, Rz. 201; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1175 ff.; Hublein, ZWE 2004, 48 (49).

145

10

146 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer 11

Bevor ber die Art und Weise der Realisierung eines vermeintlichen gegen einen Wohnungseigentmer gerichteten Beitragszahlungsanspruchs entschieden wird, ist die Forderung auf ihre Anspruchsgrundlage und auf ihre Durchsetzbarkeit hin zu prfen.

I. Grundlagen 12

Nach der neuen Rechtsprechung des BGH ist die Wohnungseigentmergemeinschaft im Rechtsverkehr nach außen teilrechtsfhig (vgl. Teil 2, Rz. 4)32. Fraglich ist, ob die grundstzlich zum Innenverhltnis der Eigentmergemeinschaft zhlenden Beitragsansprche damit dem internen, nicht rechtsfhigen Bereich der Wohnungseigentmergemeinschaft zugeordnet werden. Der BGH ist jedoch, insofern konsequent, der Auffassung, dass das sog. Finanz- und Rechnungswesen der Gemeinschaft wegen der Bedeutung des rechtlich selbstndigen Verwaltungsvermgens, welches ja die Haftungs- und Vollstreckungsmasse fr externe Glubiger darstellt, ebenfalls als rechtlich verselbstndigt angesehen werden msse33. Somit steht nicht nur jedem Eigentmer im Innenverhltnis ein Anspruch auf Begrndung ausreichender Beitragszahlungsansprche gem. § 21 Abs. 4 WEG, sondern aus der Treuepflicht derWohnungseigentmer untereinander auch dem Verband der Wohnungseigentmer ein ebensolcher Anspruch zu34. 1. Die Normenhierarchie des § 10 WEG

13

Zentrale Norm fr die Regelung des Verhltnisses der Wohnungseigentmer untereinander ist § 10 WEG. Vereinfacht ausgedrckt, regelt § 10 WEG die Wertigkeit und Rangfolge der Bestimmungen, von denen sich die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentmer ableiten35. Gem. § 10 Abs. 1 S. 1 WEG sind die im WEG enthaltenen Bestimmungen vorrangig. Als Ausfluss des Prinzips der Vertragsfreiheit gibt § 10 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 WEG den Wohnungseigentmern die Mglichkeit, ihr internes Verhltnis, soweit keine zwingenden Bestimmungen betroffen sind, durch sog. Vereinbarung abweichend vom Gesetz zu regeln. Zur Anwendung dieser Normen auf die von Gesetz oder Vereinbarung nicht geregelten Besonderheiten des jeweiligen konkreten Einzelfalls stellt das

32 33 34 35

BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547. BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 (551 u. 553). Abramenko, ZMR 2005, 585 (586). Palandt/Bassenge, BGB, § 10 WEG, Rz. 1.

146

147 I. Grundlagen

WEG das Regelungsinstrument des Beschlusses gem. § 10 Abs. 3 WEG zur Verfgung36. Ergibt sich eine Regelung weder aus dem WEG, noch aus einer Vereinbarung, so ist gem. § 10 Abs. 1 S. 1 WEG ergnzend auf die Bestimmungen des BGB zur Gemeinschaft (§§ 741 ff. BGB), und in Ermangelung solcher, auf die allgemeinen Normen des BGB zurckzugreifen. Hieraus folgt, dass die Rechte und Pflichten der Wohnungseigentmer untereinander, insbesondere Beitragsforderungen, auf verschiedenen, gegebenenfalls ergnzend zu bercksichtigenden Anspruchsgrundlagen basieren knnen.

14

2. Rechtsgrundlagen der Beitragsforderungen Der oben dargestellten Systematik des § 10 WEG folgend, ergeben sich fr die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer untereinander ebenfalls verschiedene Anspruchsgrundlagen. Neben den im WEG ausdrcklich geregelten Anspruchsgrundlagen folgen Beitragsansprche aus Beschlssen, die zur Konkretisierung der Bestimmung des § 16 II WEG gefasst wurden. Ferner knnen sich Beitragsforderungen unmittelbar sowie aus Beschlssen zur Konkretisierung einer Vereinbarung der Wohnungseigentmer ergeben. Ferner sind die ergnzend eingreifenden Regelungen des BGB zu beachten. bersicht:

36 BGH, Beschl. v. 20. 9. 2000 – V ZB 58/99, ZWE 2000, 569 ff.; Brmann/Seuß/ Schmidt, Praxis des Wohnungseigentums, Rz. B 33.

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15

148 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen 16

Ist die Rechtsgrundlage der Beitragsforderung festgestellt, ist anhand deren spezifischer Voraussetzungen die Durchsetzbarkeit der Forderung zu prfen. bersicht:

1. Beitragsforderungen aus Beschlssen 17

§ 16 Abs. 2 WEG legt als Grundsatz fest, dass smtliche Wohnungseigentmer zu den Lasten sowie den Kosten des gemeinschaftlichen Eigentums (also dessen Verwaltung) beizutragen verpflichtet sind, untereinander im Verhltnis der Grße ihrer Miteigentumsanteile. Damit ist nur gesagt, dass und gegebenenfalls in welchem grundstzlichen Verhltnis zueinander die Wohnungseigentmer zur Bestreitung der Lasten und Kosten verpflichtet sind. Eine konkrete individualisierte Zahlungspflicht ist damit noch nicht entstanden37.

18

Gem. §§ 20 Abs. 1, 21 Abs. 1 WEG obliegt die Verwaltung des Gemeinschaftseigentums den Wohnungseigentmern grundstzlich gemeinsam, wobei gem. § 21 Abs. 3 WEG konkrete Verwaltungsmaßnahmen im Zweifel gem. §§ 23 ff. WEG durch Mehrheitsbeschluss getroffen werden38.

37 BayObLG, Beschl. v. 12. 12. 2002 – 2 Z BR 117/02, DWE 2003, 52; Brmann/Pick/ Merle, WEG, § 16 Rz. 26. 38 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 4. 4. 2001 – 3 Wx 7/01, ZWE 2001, 499.

148

149 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

Die Finanzverfassung des WEG sieht gem. §§ 28 Abs. 5 WEG hierfr ausdrcklich zwei Regelungsinstrumente vor, nmlich die mehrheitliche Beschlussfassung ber Wirtschaftsplan und Jahresabrechnung39.

19

Praxis und Rechtsprechung kennen ergnzend hierzu den Beschluss ber die sog. Sonderumlage40 sowie die sog. Sonderbelastung im Beschlusswege41. bersicht:

Auf die vielfltigen Voraussetzungen des formell und materiell rechtmßigen Zustandekommens von Beschlssen42 gerade im Bereich der Finanzverwaltung der Wohnungseigentmergemeinschaft soll nachfolgend nur insoweit eingegangen werden, als dass Probleme der Forderungsrealisierung betroffen sind. a) Anspruchsgrundlage Wirtschaftsplan Der „laufende“ Finanzbedarf zur Bestreitung der im Außenverhltnis bereits begrndeten bzw. zuknftig entstehenden Verwaltungsschulden sowie zur Ansammlung einer angemessenen Instandhaltungsrcklage ist gem. § 28 Abs. 2 WEG durch Vorschusszahlungen der Wohnungseigentmer im Innenverhltnis zu decken43.

20

aa) Beschluss als Wirksamkeitserfordernis Der Vorschusszahlungsanspruch aus § 28 Abs. 2 WEG entsteht erst durch Beschlussfassung der Wohnungseigentmergemeinschaft ber den Wirt39 BGH, Beschl. v. 21. 4. 1988 – V ZB 10/87, BGHZ 104, 197 (202 f.); BayObLG, Beschl. v. 28. 6. 2002 – 2 Z BR 52/02, ZWE 2002, 522 (523); OLG Zweibrcken, Beschl. v. 4. 6. 2002 – 3 W 46/02, ZWE 2002, 542 (543); Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 3; Weitnauer/Hauger, WEG, § 16 Rz. 5 m. w. N. 40 BayObLG, Beschl. v. 4. 4. 2001 – 2 Z BR 13/01, NJW-RR 2001, 1020; Deckert/Drabek, Die Eigentumswohnung, Grp. 5, Rz. 344 m. w. N.; Palandt/Bassenge, BGB, § 28 WEG, Rz. 19 m. w. N. 41 KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 189/02, MietRB 2003, 12; BayObLG, Beschl. v. 15. 1. 2003 – 2 Z BR 101/02, NZM 2003, 239. 42 Vgl. nur: BGH, Beschl. v. 19. 9. 2002 – V ZB 37/02, NJW 2002, 3629 f. = NZM 2002, 992 ff.; BGH, Beschl. v. 19. 9. 2002 – V ZB 30/02, MDR 2002, 1424 f.; BGH, Beschl. v. 23. 8. 2001 – V ZB 10/01, ZWE 2002, 372 ff. = NJW-RR 2002, 732 ff.; BGH, Beschl. v. 20. 9. 2000 – V ZB 58/99, ZWE 2000, 569 ff. 43 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 2 m. w. N.

149

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150 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

schaftsplan gem. §§ 28 Abs. 5, 23–25 WEG44, auf dessen Aufstellung nicht verzichtet werden kann45. Mangels Aufstellung und Beschlussfassung ber Gesamt- und Einzelwirtschaftsplan entsteht ein durchsetzbarer Anspruch auf Vorschussleistung grundstzlich nicht, selbst wenn Außenverbindlichkeiten, die getilgt werden mssen, bereits bestehen46. 22

Da der jeweilige Wirtschaftsplan grundstzlich nur fr den Wirtschaftszeitraum gilt, fr den er beschlossen wurde, sollte dringend durch sog. Fortgeltungsbeschluss mitgeregelt werden, dass der soeben beschlossene Wirtschaftsplan auch whrend des konkret nachfolgenden Wirtschaftszeitraums bis zum Beschluss des Folge-Wirtschaftsplans Wirkung entfalten soll47.

23

Ein solcher Organisationsbeschluss (im weiteren: „Orga-Beschluss“)48 muss in der Tagesordnung nicht zustzlich angekndigt werden49. Ein genereller, auf Fortgeltung eines jeden Wirtschaftsplans bis zur Beschlussfassung ber einen neuen Wirtschaftsplan gerichteter Orga-Beschluss ist indes nach h. M. mangels Beschlusskompetenz der Eigentmerversammlung nichtig50. Nach hier vertretener Auffassung trifft dies allerdings auch auf eine Beschlussfassung ber die dauerhafte Fortgeltung des beschlossenen Wirtschaftsplans auch ber das Folgewirtschaftsjahr hinaus zu. bb) Inhalt der Beschlussfassung

24

Der Beschluss muss seinem Inhalt nach klar erkennen lassen, welcher Wirtschaftsplan mit welchem konkreten Inhalt genehmigt werden soll, insbesondere dann, wenn verschiedene Entwrfe vorlagen, nderungen vorgenom44 BayObLG, Beschl. v. 7. 8. 2001 – 2 Z BR 63/01, ZWE 2002, 34; BayObLG, Beschl. v. 6. 9. 2001 – 2 Z BR 107/01, ZWE 2001, 593; BayObLG, Beschl. v. 21. 10. 1999 – 2 Z BR 134/99, ZWE 2000, 264 (265). 45 BGH, Beschl. v. 21. 4. 1988 – V ZB 10/87, NJW 1988, 1910; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 9 m. w. N. 46 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 30 u. 134; Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 14, 73 u. Rz. V. 5; Palandt/ Bassenge, BGB, § 28 WEG, Rz. 15. 47 KG, Beschl. v. 29. 5. 2002 – 24 W 185/01, ZWE 2002, 363 (364); KG, Beschl. v. 29. 4. 2002 – 24 W 26/01, ZWE 2002, 413 (414); KG, Beschl. v. 27. 2. 2002 – 24 W 16/02, ZWE 2002, 367 (368); BayObLG, Beschl. v. 12. 12. 2002 – 2 Z BR 117/02, DWE 2003, 52; BayObLG, Beschl. v. 28. 6. 2002 – 2 Z BR 41/02, ZWE 2002, 580 (583); OLG Dsseldorf, Beschl. v. 2. 6. 2003 – 3 Wx 75/03, NZM 2003, 854; weitergehend: OLG Hamburg, Beschl. v. 23. 8. 2002 – 2 Wx 4/99, NZM 2003, 203 (204) = WE 2003, 104. 48 Als dessen „Vater“ Deckert bezeichnet werden kann. 49 KG, Beschl. v. 11. 7. 1990 – 24 W 3798/90, NJW-RR 1990, 1298 (1299); Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 65. 50 BGH, Beschl. v. 2. 10. 2003 – V ZB 34/03, NJW 2003, 3550; OLG Dsseldorf, Beschl. v. 11. 7. 2003 – 3 Wx 77/03, NZM 2003, 810; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 48 a. E.; Merle, PiG 63, 165 (169/170).

150

151 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

men wurden bzw. der Wirtschaftsplan unter Bedingungen angenommen wurde51. Der sich gegen den einzelnen Eigentmer richtende konkrete Vorschussanspruch hat sich grundstzlich aus dem jeweiligen Einzelwirtschaftsplan zu ergeben52. Nur im Ausnahmefall, wenn sich bei feststehenden Kosten die Einzelbelastung des jeweiligen Wohnungseigentmers unproblematisch errechnen lsst, wird dies entbehrlich sein knnen53. Teilweise wird sogar die abzulehnende Auffassung vertreten, dass der Verwalter im Rahmen seines Anforderungsrechts gem. § 28 Abs. 2 WEG die Hhe der einzelnen Vorschussleistungen bestimmen knne54. Fehlt ein Beschluss ber den Einzelwirtschaftsplan, besteht nach zutreffender Auffassung nicht nur ein Anspruch auf beschlussweise Ergnzung55, sondern (auch) ein zur gerichtlichen Ungltigerklrung fhrender Anfechtungsgrund gem. § 23 Abs. 4 WEG56. cc) Flligkeit Gem. § 28 Abs. 2 WEG wird die durch Beschlussfassung ber den Wirtschaftsplan begrndete Vorschusszahlungspflicht des jeweiligen Eigentmers nicht unmittelbar, sondern erst mit dem Abruf durch den Verwalter fllig, d. h. im Zeitpunkt des Zugangs einer entsprechenden Zahlungsaufforderung beim betreffenden Wohnungseigentmer57. Ratsam ist es daher, allein schon wegen der mit dem Zugangsnachweis einhergehenden Probleme, im Zuge der Verabschiedung des Wirtschaftsplan durch Mehrheitsbeschluss Hhe, Anzahl und Flligkeit der Vorschsse mitzuregeln58. 51 BayObLG, Beschl. v. 21. 10. 1999 – 2 Z BR 134/99, ZWE 2000, 264 (265) = NZM 2000, 683; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 29; Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 62 u. 75. 52 Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 51 u. 63, Rz. V. 3; Palandt/Bassenge, BGB, § 28 WEG, Rz. 5; a. A.: KG, Urt. v. 6. 2. 1991 – 24 U 5167/90, NJW-RR 1991, 912. 53 KG, Urt. v. 6. 2. 1991 – 24 U 5167/90, NJW-RR 1991, 912; Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 46 m. w. N.; a. A.: BayObLG, Beschl. v. 12. 6. 1991 – BReg. 2 Z 49/91, NJW-RR 1991, 1360. 54 Palandt/Bassenge, BGB, § 28 WEG, Rz. 6; so wohl auch Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 46. 55 So aber: Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. II. 89. 56 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 30 m. w. N. 57 KG, Beschl. v. 15. 9. 2000 – 24 W 747/99, ZWE 2000, 532 (533). 58 BGH, Beschl. v. 2. 10. 2003 – V ZB 34/03, NJW 2003, 3550; BayObLG, Beschl. v. 28. 6. 2002 – 2 Z BR 41/02, ZWE 2002, 581 (583); Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. V. 11.

151

25

152 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

blich, aber nicht immer sinnvoll, sind zwlf gleich hohe, jeweils zum Monatsbeginn fllig werdende Vorschusszahlungen (vgl. hierzu Teil 2, Rz. 119–122). dd) Verzug und Verzugsfolgen 26

Nicht zu vernachlssigen sind die sich aus dem Verzug eines Wohnungseigentmers mit der Erfllung seiner Beitragspflicht ergebenden zustzlichen Ansprche der brigen Wohnungseigentmer, die mitzuverfolgen sind59. Als Folge des Verzugs haben die brigen Wohnungseigentmer Anspruch auf Ersatz des Verzugsschadens gem. §§ 280 Abs. 1 u. 2, 286 BGB, d. h. aller Nachteile, die adquat kausal auf dem zu vertretenden Verzug des Zahlungspflichtigen beruhen. Hierunter fallen insbesondere Sonderhonorare des beitreibenden Verwalters sowie die Beitreibungskosten (insbesondere Anwaltskosten). Ferner hat der sumige Zahler den Rckstand gem. §§ 288, 286 BGB zu verzinsen.

27

In Verzug gert der Wohnungseigentmer mit seiner Vorschusszahlung gem. § 286 Abs. 1 S. 1 BGB jedoch grundstzlich erst mit Zugang einer Mahnung des Verwalters oder ermchtigten Wohnungseigentmers, so dass die Kosten einer erst verzugsbegrndenden Ttigkeit des Verwalters oder beauftragten Rechtsanwalts (Mahnung) vom Schuldner nicht zu bernehmen sind60. Diese Nachteile knnen durch einen Orga-Beschluss zum Wirtschaftsplan, der gem. § 286 Abs. 2 Ziff. 1 BGB einen kalendermßig bestimmten oder kalendermßig fest zu berechnenden Leistungszeitpunkt festlegt, vermieden werden61.

28

Die Verzugsregelung des § 286 Abs. 3 BGB kommt fr Beitragsansprche der Wohnungseigentmer nicht in Betracht, da es sich hierbei nach h. M. nicht um Entgeltforderungen handelt62. ee) Einwendungen und Einreden

29

Gegen die Geltendmachung des konkreten Vorschussanspruchs sind zunchst eine Vielzahl wohnungseigentumsrechtlicher Einwendungen denkbar. Solche Einwendungen gegen die formelle oder materielle Richtigkeit eines beschlossenen Wirtschaftsplanes hindern allerdings die Durchsetzbarkeit der darauf basierenden Beitragsforderungen grundstzlich ebenso wenig wie die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens gem. §§ 43 ff. WEG mit dem 59 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 151 ff.; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 337 ff. 60 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 101. 61 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 32 (noch zweifelnd); Wenzel, ZWE 2001, 226 (237). 62 Merle, ZWE 2003, 231 (234 f.) m. w. N.

152

153 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

Ziel, die Ungltigkeit oder Nichtigkeit des Beschlusses aussprechen zu lassen63, erst recht nicht im Falle bestandskrftiger Beschlussfassung64. Dies gilt grundstzlich gerade auch fr den Fall leerstehenden oder noch nicht vollstndig fertiggestellten Wohnungseigentums, etwa bei Bautrgerobjekten65. Gegenber Beitragsforderungen ist der Wohnungseigentmer auch mit weiteren zivilrechtlichen Einwendungen, wie etwa der Geltendmachung von Zurckbehaltungsrechten66 oder Aufrechnungserklrungen67 mit Gegenforderungen, soweit nicht rechtskrftig festgestellt, anerkannt oder aus Notgeschftsfhrung (§§ 21 Abs. 3 WEG, 683 BGB) stammend, ausgeschlossen. Erfllung gem. § 362 BGB tritt weder durch Befriedigung eines Glubigers der Wohnungseigentmergemeinschaft ein, noch durch Zahlung an einen einzelnen Wohnungseigentmer, sondern nur durch Zahlung an den Verwalter zu Hnden smtlicher Wohnungseigentmer68.

30

Vorschussansprche aus Wirtschaftsplan verjhren gem. §§ 195, 199 Abs. 1 BGB grundstzlich innerhalb von drei Jahren, beginnend mit dem Ende des Flligkeitsjahrs69. Entsprechendes gilt fr Zinsansprche.

31

Beispiel: Die Eigentmerversammlung beschließt am 25. 4. 2004 den Gesamt- und Einzelwirtschaftsplan fr das Wirtschaftsjahr 2004 und stellt die jeweiligen Hausgeldzahlungen zum Ablaufe des dritten Werktags eines jeden Monats zur Zahlung fllig. Der Lauf der Verjhrungsfrist beginnt fr smtliche im Kalenderjahr 2004 fllig werdenden und unbezahlt bleibenden Hausgelder mit Ablaufe des 31. 12. 2004. Der Lauf der Verjhrungsfrist endet somit am 31. 12. 2007.

Eine Unterbrechung des Laufs der Verjhrung kennt das BGB n. F. fr Beitragsforderungen nicht mehr. Der Lauf der Verjhrung kann nur noch gehemmt werden, insbesondere durch Einleitung des gerichtlichen Mahnverfahrens bzw. durch Antragstellung im WEG-Verfahren. 63 BayObLG, Beschl. v. 30. 11. 1999 – 2 Z BR 114/99, ZWE 2000, 128 (129); BayObLG, Beschl. v. 11. 3. 1993 – 2 Z BR 2/93, NJW-RR 1993, 788; AG Hannover, Beschl. v. 8. 12. 1999 – 72 II 372/99, WE 2000, 247; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 97 m. w. N. 64 OLG Kln, Beschl. v. 12. 9. 2003 – 16 Wx 156/03, NZM 2003, 806 (807). 65 KG, Beschl. v. 19. 9. 2001 – 24 W 6354/00, ZWE 2002, 38; OLG Dsseldorf, Beschl. v. 20. 3. 1998 – 3 Wx 7/98, NJW-RR 1998, 1547; zu § 242 BGB als Regulativ: Hgel/ Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 383 – 385; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 324 f. 66 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 150 m. w. N.; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 316. 67 KG, Beschl. v. 29. 5. 2002 – 24 W 185/01, ZWE 2002, 363; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 99 u. 148 m. w. N. 68 Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. V. 138 ff. 69 Beutler/Vogel, ZMR 2002, 802 (804 f.); Merle, ZWE 2003, 231 (237).

153

32

154 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

ff) Gestaltungsvorschlag 33

Es handelt sich um einen „Basisbeschluss“, der den m. E. ratsamen Mindestbeschlussinhalt bercksichtigt (vgl. Teil 2, Rz. 119–122): Beschlussentwurf: Die Eigentmerversammlung beschließt den von der Verwaltung als Anlage zur Einladung vorgelegten Gesamtwirtschaftsplan nebst Einzelwirtschaftsplnen vom . . . fr den Zeitraum von . . . bis . . . Die sich aus den jeweiligen Einzelwirtschaftsplnen ergebenden Hausgeldvorauszahlungen sind fllig und zahlbar jeweils im voraus bis zum Ablaufe des dritten Werktags eines jeden Monats auf das vom Verwalter angegebene Konto. Fr die Rechtzeitigkeit der Zahlung kommt es auf den Zeitpunkt der Gutschrift auf dem Verwaltungskonto an. Liegt eine Einzugsermchtigung vor, wird die Hausverwaltung zum angegebenen Termin von dieser Gebrauch machen. Der soeben beschlossene Gesamtwirtschaftsplan sowie die Einzelwirtschaftsplne gelten als Anspruchsgrundlage auch ber das angegebene Wirtschaftsjahr hinaus bis zur Beschlussfassung ber einen neuen Wirtschaftsplan, lngstens jedoch bis zum Ablaufe des folgenden Wirtschaftsjahres.

34

Fr den Fall, dass der vorgelegte Wirtschaftsplan aufgrund eigentmerseitig gewnschter oder sachlich erforderlicher nderungen oder Vorbehalte nicht wie vorgelegt beschlossen werden kann, empfehlen sich z. B. folgende Formulierungen: Beschlussentwurf: Die Eigentmerversammlung beschließt den von der Verwaltung als Anlage zur Einladung vorgelegten Gesamtwirtschaftsplan nebst Einzelwirtschaftsplnen vom . . . fr den Zeitraum von . . . bis . . . mit der Maßgabe, dass a) die im Gesamtwirtschaftsplan angesetzten Kosten fr die Pflege der Außenanlagen von 1000 Euro auf 2000 Euro angehoben und unter Beibehaltung der Wirtschaftsplananstze im brigen die jeweiligen Einzelwirtschaftsplne entsprechend korrigiert werden, b) der im Gesamtwirtschaftsplan ausgewiesene Betrag zur Instandhaltung nach beschlussgemß bertragener Entscheidung des Verwaltungsbeirats ber die Auswahl des Handwerksunternehmens zur Durchfhrung des beschlossenen Neuanstrichs der Fassade binnen zwei Wochen, gerechnet ab dem Tage der heutigen Beschlussfassung, um die sich aus dem Angebot der ausgewhlten Fachfirma ergebenden Kosten zzgl. eines Sicher154

155 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

heitsaufschlags von 15 % erhht und unter Beibehaltung der Wirtschaftsplananstze im brigen die jeweiligen Einzelwirtschaftsplne entsprechend korrigiert werden.

b) Anspruchsgrundlage Sonderumlage Nach herrschender Auffassung ist die Beschlussfassung ber eine Sonderumlage kein selbstndiges Instrument der Finanzverfassung der Wohnungseigentmergemeinschaft, sondern eine (meist stillschweigende) beschlussweise nderung des Wirtschaftsplans, weshalb die vorstehend entwickelten Grundstze anzuwenden sind70.

35

Auch die Sonderumlage besteht wie der Wirtschaftsplan aus Gesamt- und Einzelsonderumlage, weshalb nach h. M. darauf zu achten ist, dass der auf den jeweiligen Eigentmer entfallende Einzelanteil an der Sonderumlage konkret beziffert ist71. Ausnahmsweise reicht die sich durch Vornahme einfacher Berechnungen ergebende Feststellbarkeit des Einzelanteils aus72. Bei vlligem Fehlen kann richtiger Auffassung nach eine Verteilung nicht ohne weiteres in Anwendung des vereinbarten oder gesetzlichen Kostenverteilungsschlssels erfolgen73.

36

Wie die Beitragsforderung aus Wirtschaftsplanbeschluss ist die Sonderumlage erst nach Anforderung durch den Verwalter gem. § 28 Abs. 2 WEG fllig, weshalb ohne Mahnung oder ausdrckliche Flligkeitsbestimmung kein Verzug eintritt74.

37

Beschlussentwurf Sonderumlage: Die Eigentmerversammlung beschließt, die vorbeschlossene außerplanmßige Maßnahme durch Erhebung einer Sonderumlage i. H. v. insgesamt . . . Euro (gegebenenfalls im brigen zu Lasten der Instandhaltungsrcklage) zu finanzieren, wobei sich die Einzelanteile der jeweiligen Sondereigentmer an der Sonderumlage nach dem Verhltnis der Grße der Miteigentumsanteile bestimmen, und zwar wie folgt: 70 Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 654 m. w. N. 71 BayObLG, Beschl. v. 4. 4. 2001 – 2 Z BR 13/01, NJW-RR 2001, 1020. 72 BayObLG, Beschl. v. 20. 11. 2002 – 2 Z BR 144/01, NJW 2003, 2323 (2324) = NZM 2003, 66 (67); OLG Dsseldorf, Beschl. v. 17. 8. 2001 – 3 Wx 187/01, ZWE 2002, 90 (91); Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 21 (S. 1373). 73 Palandt/Bassenge, BGB, § 28 WEG, Rz. 19; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 38; a. A.: Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmer gemeinschaft, Rz. II. 79. 74 Merle, ZWE 2003, 231 (232); a. A.: KG, Urt. v. 6. 2. 1991 – 24 U 5167/90, NJW-RR 1991, 912; Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. V. 13.

155

156 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

MEA insgesamt: . . . Euro; Sonderumlage insgesamt: . . . Euro, Anteil pro MEA: . . . Euro;Anteil des Sondereigentmers X . . ., etc. Die Sonderumlage ist sofort fllig, zinslos gestundet jedoch bis zum Ablaufe des . . . Liegt eine Einzugsermchtigung vor, macht die Verwaltung in Ansehung des Sonderumlagenanteils zum genannten Datum davon Gebrauch. Abrechnungs- und buchungstechnisch wird die Sonderumlage ber die Position „Instandhaltungsrcklage“ abgewickelt.

c) Anspruchsgrundlage Jahresabrechnung 38

Fr Nachzahlungsansprche aus einer beschlossenen Jahresabrechnung gelten im wesentlichen ebenfalls die fr die Beitragspflicht aus Wirtschaftsplan geltenden Grundstze75. aa) Entstehung, Flligkeit und Verzug

39

Auch bei der Jahresabrechnung, die aus Jahresgesamt- und jeweiliger Jahreseinzelabrechnung besteht76, gelangt die Beitragspflicht erst mit Beschlussfassung der Wohnungseigentmer gem. §§ 28 Abs. 5 i. V. m. Abs. 3, 25 ff. BGB zur Entstehung77. Beitragsforderungen aus der Jahresabrechnung werden gem. § 271 Abs. 1 BGB grundstzlich schon im Zeitpunkt der Beschlussfassung fllig, weshalb der sumige Wohnungseigentmer ohne Mahnung oder kalendermßige Bestimmung der Flligkeit nicht in Zahlungsverzug gert78. Daher empfiehlt es sich auch hier ein Orga-Beschluss zur Abrechnung zur Regelung der Flligkeit. bb) Einwendungen und Einreden

40

Wohnungseigentumsrechtlich wird die Durchsetzbarkeit der Nachzahlungsforderungen aus der Jahresabrechnung ebenfalls grundstzlich durch Anfechtung gem. §§ 23 Abs. IV i. V. m. 43 Abs. 1 Ziff. 4 WEG oder Antrag auf Feststellung der Nichtigkeit nicht gehindert79.

41

Im Gegensatz zur frheren Rechtslage verjhren Beitragsansprche aus Jahresabrechnungen nun nicht mehr gem. § 196 BGB a. F. in 30 Jahren, sondern gem. §§ 195, 199 Abs. 1 BGB n. F. grundstzlich nach drei Jahren, beginnend ab dem Ablauf des Kalenderjahres80. 75 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 100–117. 76 Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. III. 108, 139 ff.; Weitnauer/Hauger, WEG, § 28 Rz. 22. 77 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 140. 78 BayObLG, Beschl. v. 15. 12. 1994 – 2 Z BR 115/94, DRsp. 1995/3324 = WE 1995, 350 (351); Merle, ZWE 2003, 231 (232). 79 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 113 ff.; Weitnauer/Hauger, WEG, § 28 Rz. 30. 80 Sauren/Rupprecht, NZM 2002, 585.

156

157 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

Die gesetzlichen bergangsregelungen krzen die Verjhrungsfrist vor dem 1. 1. 2002 beschlossener und fllig gestellter Abrechnungsforderungen auf maximal drei Jahre, beginnend ab dem 1. 1. 2002, sofern nicht schon nach altem Recht die Verjhrung frher eintrat81. Beispiel neues Verjhrungsrecht: Die Eigentmerversammlung beschließt die Jahresabrechnung fr den Wirtschaftszeitraum 2003 am 15. 4. 2004 und stellt die jeweiligen Einzelsalden zum 30. 4. 2004 fllig. Die Jahresendverjhrung beginnt demnach mit Ablauf des 31. 12. 2004 zu laufen und die dreijhrige Verjhrungsfrist luft somit am 31. 12. 2007 ab. Beispiel altes Verjhrungs- und bergangsrecht: Die Eigentmerversammlung beschloß die Jahresabrechnung fr den Wirtschaftszeitraum 1998 am 15. 4. 1999 und stellte die jeweiligen Einzelsalden zum 30. 4. 1999 fllig. Die Jahresendverjhrung nach BGB a. F. begann mit Ablauf des 31. 12. 1999 zu laufen. Nach altem Recht ist die dreißigjhrige Verjhrungsfrist noch nicht abgelaufen, wird aber entsprechend der bergangsregelung Art. 229 § 6 Abs. 4 EGBGB auf eine dreijhrige Verjhrungsfrist begrenzt, deren Fristbeginn auf den 1. 1. 2002 angesetzt wird, demnach am 31. 12. 2004 abluft.

cc) Gestaltungsvorschlag 42

Beschlussentwurf: Die Eigentmerversammlung beschließt fr den Wirtschaftszeitraum . . . die von der Verwaltung als Anlage zur Einladung vorgelegte Jahresgesamtabrechnung nebst den beigefgten Jahreseinzelabrechnungen. Die sich aus der Jahresgesamtabrechnung bzw. den jeweiligen Einzeljahresabrechnungen ergebenden Abrechnungsguthaben und -fehlbetrge sind mit Beschlussfassung fllig, gelten jedoch bis zum Ablaufe des . . . als zinslos gestundet. Fr die Rechtzeitigkeit der Zahlung etwaiger Fehlbetrge kommt es auf den Zeitpunkt der Gutschrift auf dem Verwaltungskonto an. Liegt eine Einzugsermchtigung vor, wird die Hausverwaltung zum angegebenen Termin von dieser Gebrauch machen.

d) Anspruchsgrundlage Direktbelastung Umstritten ist die Frage, ob die Wohnungseigentmer durch Mehrheitsbeschlussfassung eigenstndige Anspruchsgrundlagen schaffen knnen82. Im 81 Art. 229 § 6 Abs. 4 EGBGB, Stichtag fr Altforderungen daher regelmßig 31. 12. 2004. 82 OLG Kln, Beschl. v. 12. 9. 2003 – 16 Wx 156/03, NZM 2003, 807; Briesemeister/ Kingreen, ZMR 2004, 644; Briesemeister, ZWE 2003, 307 ff.; Wenzel, NZM 2004, 542.

157

43

158 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

hier interessierenden Zusammenhang stellt sich dabei die Frage, ob selbstndige Beitragsforderungen gegen einen einzelnen Wohnungseigentmer durch Mehrheitsbeschluss geschaffen werden knnen. 44

Wird durch einen Beschluss der Eigentmerversammlung einem einzelnen Wohnungseigentmer gegenber ein Anspruch formuliert, so stellt sich zunchst die Frage, ob der Inhalt des Beschlusses konstitutive Wirkung haben soll oder reinen deklaratorischen Inhalts ist83. Hier vertretener Ansicht nach drfte es sich in der ganz berwiegenden Anzahl der Flle um Beschlsse rein deklaratorischen Inhalts handelnden, insbesondere dann, wenn diese sich auf die Geltendmachung von normierten wohnungseigentumsrechtlichen Ansprchen und deren Durchsetzung beziehen84. Beispiel: Die Eigentmerversammlung beschließt den Eigentmer X aufzufordern, die von ihm durchgefhrte ungenehmigte bauliche Vernderung zu entfernen. Fr den Fall, dass der Eigentmer X dieser Aufforderung nicht nachkommt, soll der Verwalter mit anwaltlicher Hilfe den Anspruch auf Beseitigung gerichtlich durchsetzen.

Hiesiger Auffassung nach handelt es sich bei einem solchen Beschluss nicht um die Formulierung einer vom Gesetz unabhngigen Anspruchsgrundlage, sondern darum, dass die Wohnungseigentmer auf der Grundlage einer bestehenden Anspruchsgrundlage ihren Willen kundgeben, ihnen ihrer Auffassung nach zustehende Ansprche auch durchzusetzen. Eine solche Erklrung hat nur deklaratorischen Inhalt. 45

Ergibt die Auslegung jedoch, dass die Eigentmerversammlung ihrem Beschluss rechtssetzende Wirkung beigemessen hat, so stellt sich die Frage, ob die Eigentmerversammlung hierbei im Rahmen der ihr zustehenden Beschlusskompetenz handelte, d. h. ob ein solcher Beschluss berhaupt wirksam gefasst werden kann oder ob Nichtigkeit vorliegt85. Beispiel: Die Eigentmerversammlung beschließt, dass die vom Eigentmer X vorgenommene Maßnahme eine ungenehmigte bauliche Vernderung sei. Es wird beschlossen, dass der Eigentmer verpflichtet ist, diese bauliche Vernderung binnen 14 Tagen bei Meidung des gerichtlichen Verfahrens zu beseitigen.

Solche konstitutiv gemeinten Anspruchsbegrndungen sind gerade im Zusammenhang mit Zahlungsansprchen hufig:

83 BayObLG, Beschl. v. 15. 1. 2003 – 2 Z BR 101/02, NZM 2003, 239; OLG Kln, Beschl. v. 23. 6. 2003 – 16 Wx 121/03, ZMR 2004, 215. 84 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 22 Rz. 269 m. w. N. 85 BGH, Beschl. v. 20. 9. 2000 – V ZB 58/99, ZWE 2000, 569 ff.

158

159 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen Beispiel : Der beschlossene Verwaltervertrag billigt dem Verwalter eine Sondervergtung i. H. v. 150 Euro fr die Abhaltung außerordentlicher Eigentmerversammlungen neben der blichen jhrlichen ordentlichen Versammlung zu. Da der Eigentmer X aufgrund seiner nach Auffassung der brigen Wohnungseigentmer obstruktiven Haltung zu einem Streitpunkt die Abhaltung zweier außerordentlicher Eigentmerversammlungen notwendig gemacht hat, beschließt die Eigentmerversammlung, ihm die Tragung der hierfr angefallenen vertraglichen Sondervergtung des Verwalters allein aufzuerlegen und ihn zu deren Zahlung an den Verwalter zu verpflichten.

Die Begrndung einer originren Zahlungspflicht kann aber auch durch eine vom anzuwendenden Verteilungsschlssel abweichende „Direktbelastung“ im Rahmen der Jahresabrechnung geschehen:

46

Beispiel: Der beschlossene Verwaltervertrag billigt dem Verwalter eine Sondervergtung i. H. v. 15 Euro fr die Mahnung zahlungssumiger Eigentmer neben der ordentlichen Vergtung zu. Im Rahmen der Jahresgesamt- und Einzelabrechnung wird das angefallene besondere Verwalterentgelt fr erfolgte Mahnungen des zahlungssumigen Wohnungseigentmers X diesem unmittelbar in Rechnung gestellt. Jahresgesamt- und Einzelabrechnung 1.1. – 31. 12. 2005 WEG Y Einheit Nr. 3, Eigentmer: X Kostenart Abfallbeseitigung

Gesamtbetrag

Schlssel

3 554,00 MEA

Betrge in Euro

Berechnung

Betrag

507/10 000

180,19

... Mahnkosten

15,00 Direktbelastung 1/1

15,00

Die obergerichtliche Rechtsprechung geht berwiegend im Ergebnis davon aus, dass insoweit eine Beschlusskompetenz der Eigentmerversammlung besteht, insbesondere dann, wenn im Rahmen der Beschlussfassung ber Beitragsforderungen (klassischerweise im Rahmen der Beschlussfassung ber die Jahresabrechnung) einzelnen Wohnungseigentmern Sonderbelastungen auferlegt werden86. Nach berwiegender Auffassung der Rechtsprechung sollen solche Beschlsse zwar rechtswidrig, jedoch nicht nichtig sein, weshalb derartige Beschlsse in Bestandskraft erwachsen knnen und in diesem Fall eine taugliche Anspruchsgrundlage durch sog. Direktbelastung darstellen87.

86 Hans. OLG Hamburg, Beschl. v. 4. 3. 2003 – 2 Wx 148/00, ZMR 2003, 447; KG, Beschl. v. 17. 1. 2001 – 24 W 5898/00, NZM 2001, 294 = ZWE 2001, 218. 87 OLG Kln, Beschl. v. 23. 6. 2003 – 16 Wx 121/03, ZMR 2004, 215; OLG Kln, Beschl. v. 12. 9. 2001 – 16 Wx 156/03, NZM 2003, 806.

159

47

160 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

Das BayObLG geht sogar so weit, einen derartigen Beschluss fr rechtmßig zu halten, wenn er in bereinstimmung mit der materiellen Rechtslage steht88. Das Kammergericht ist der Auffassung, dass die eine Sonderbelastung enthaltende Abrechnung zwar nicht nichtig, jedoch in jedem Falle (auch im Falle der bereinstimmung von Beschlussinhalt und materieller Rechtslage) rechtswidrig und auf Anfechtung hin ohne weiteres fr ungltig zu erklren ist89.

Æ Hinweis: P Gerade bei Mahnkosten ist aber zu bercksichtigen, dass das Sonderentgelt gemß der (leider) blichen verwaltervertraglichen Regelungen oftmals bereits fr ein erstes Mahnschreiben anfllt, dessen Kosten aber u. U. als erst verzugsbegrndend nicht vom sumigen Eigentmer zu tragen sind. 48

Folgt man der Auffassung des Kammergerichts, so ergibt sich, dass die Eigentmergemeinschaft bei der Weigerung des einzelnen Eigentmers, etwa Mahnkosten allein zu tragen, wie folgt vorzugehen hat: Eine der (gegebenenfalls der materiellen Rechtslage widersprechende) Kostenverteilung nach § 16 Abs. 2 WEG ist vorzunehmen und zustzlich die Durchfhrung eines gerichtlichen Verfahren zu beschließen, durch welches der betreffende Eigentmer auf Ersatz der von den anderen Eigentmern anteilig zu viel geleisteten Zahlung auf das Mahnhonorar des Verwalters in Anspruch genommen wird90. Beispiel: Im Rahmen der Jahresgesamt- und Einzelabrechnung wird das angefallene besondere Verwalterentgelt fr Mahnungen des zahlungssumigen Wohnungseigentmers X der Gemeinschaft insgesamt gem. § 16 Abs. 2 WEG abgerechnet. Hinsichtlich des Differenzbetrags von 14,24 Euro beschließt die Versammlung, den Eigentmer X zum Ausgleich des Betrags aufzufordern und fr den Fall der Weigerung ihn gerichtlich auf Erstattung in Anspruch zu nehmen. Jahresgesamt- und Einzelabrechnung 1.1. – 31. 12. 2005 WEG Y Einheit Nr. 3, Eigentmer: X Kostenart Abfallbeseitigung

Gesamtbetrag

Schlssel

Betrge in Euro

Berechnung

Betrag

3 554,00 MEA

507/10 000

180,19

15,00 MEA

507/10 000

0,76

... Mahnkosten

88 BayObLG, Beschl. v. 15. 1. 2003 – 2 Z BR 101/02, NZM 2003, 239. 89 KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 189/02, MietRB 2003, 12 m. abl. Anm. Jennißen = ZMR 2003, 874 = NZM 2003, 979 Ls. 90 KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 189/02, MietRB 2003, 12 m. abl. Anm. Jennißen = ZMR 2003, 874 = NZM 2003, 979 Ls.

160

161 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

Die obergerichtliche Rechtsprechung berzeugt hiesiger Auffassung nach nicht91.

49

Ob dem Grunde und gegebenenfalls dem Inhalt (der Hhe) nach ein Anspruch der Wohnungseigentmergemeinschaft besteht, ist eine Frage des materiellen Rechts. Beschlusskompetenz der Eigentmerversammlung ist nur insoweit gegeben, als dass ein ausdrcklich kraft Gesetzes der Beschlussfassung zugeordneter Anspruch auszufllen ist, so wie dies etwa bei der Beschlussfassung ber die Verteilung der Lasten und Kosten des Gemeinschaftseigentums im Rahmen der Jahresabrechnung geschieht. Wird diese Anspruchsausfllung dann im Einzelfall und ohne Regelungswirkung ber den Beschlussinhalt selbst hinaus nicht in bereinstimmung mit dem materiellen Recht vorgenommen, liegt bloße Rechtswidrigkeit vor, weshalb ein solcher Beschluss in Bestandskraft erwachsen und eine Anspruchsgrundlage darstellen kann. Beispiel: Die Eigentmerversammlung beschließt die Jahresabrechnung, in der aufrgund eines fehlerhaften Abrechnungsschlssels sowie eines Buchungsfehlers einem Eigentmer Beitragsforderungen auferlegt werden, die nicht der rechtmßigen Verteilung entsprechen.

Dieser Beschluss kann mangels Nichtigkeit in Bestandskraft erwachsen, da insoweit die Kompetenz der Gemeinschaft ausdrcklich fr den Beschluss ber die Verteilung der Lasten und Kosten des Gemeinschaftseigentums gilt. Es liegt allerdings nicht in der Kompetenz der Eigentmerversammlung, selbstndige, von den Zuweisungen des WEG und dem materiellen Recht abgekoppelte Anspruchsgrundlagen originr zu schaffen; die Versammlung ist rechtsanwendungs-, aber nicht rechtssetzungsbefugt92. Soweit die Eigentmer einer im Wohnungseigentumsgesetz nicht vorgesehenen Anspruchsgrundlage beschlussweise Geltung verschaffen wollen, fehlt ihnen, unabhngig von der materiellen Rechtslage, schlichtweg die Beschlusskompetenz. Beispiel: Die Eigentmerversammlung beschließt innerhalb der Jahresabrechnung, dem Eigentmer X einen Schadensersatzbetrag wegen angeblicher Beschdigung des Gemeinschaftseigentums in Rechnung zu stellen.

Dieser Beschluss kann nach hier vertretener Auffassung wegen Nichtigkeit nicht in Bestandskraft erwachsen, da eine Beschlusskompetenz der Gemeinschaft fr die Regelung von Schadensersatzansprchen nicht besteht.

91 Kmmel, Info-Letter Arge Miet- und Grundstcksrecht 1/2003, 23; Wenzel, NZM 2004, 542. 92 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 16. 7. 2003 – 3 Wx 149/03, NZM 2003, 805.

161

50

162 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

51

Es ist davor zu warnen, derartige Flle in das oftmals fr die Beurteilung der Nichtigkeit oder bloßen Rechtswidrigkeit verwendete Schema zu pressen, wonach der einen Einzelfall abschließend regelnde Beschluss nicht nichtig, sondern allenfalls anfechtbar sein kann. Es kommt vielmehr entscheidend auf die gewollten Rechtswirkungen des Beschlusses an. Soll der Beschluss sich seiner Rechtswirkung nach mit der konkret getroffenen Regelung erschpfen (dann nur rechtswidrig) oder soll eine Rechtsfolgenwirkung eintreten (dann nichtig)93. 2. Beitragsforderungen aus Vereinbarung

52

Von den Regelungen der Beitragspflicht im Wege der Vereinbarung wird regelmßig bei der Gestaltung der Gemeinschaftsordnung Gebrauch gemacht. a) Dingliche Vereinbarungen

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Durch Vereinbarung der Wohnungseigentmer nebst Eintragung als Inhalt des Sondereigentums im Grundbuch gem. § 10 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 WEG knnen Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer ebenfalls begrndet werden94. Dies insbesondere dann, wenn die konkreten Verhltnisse des Objekts eine grundstzliche Abweichung vom Prinzip der gemeinschaftlichen Kostentragung (Bildung von Wirtschaftseinheiten bei Mehrhaus- und separaten Garagenanlagen, Vergabe von Sondernutzungsrechten, etc.) oder eine vom gesetzlichen Kostenverteilungsschlssel des § 16 Abs. 2 WEG (Installation von Verbrauchserfassungsgerten, berbrdung der Pflicht zur Kostentragung besonderer Instandsetzungen und Instandhaltungen, etc.) nahe legen. In der Regel sind diese Bestimmungen allerdings ebenfalls gem. §§ 28, 23 ff. WEG im Beschlusswege noch zu konkretisieren. Auf die Mglichkeit, im Vereinbarungswege der schnelleren und leichteren Durchsetzbarkeit von Beitragsforderungen dienende Regelungen zu schaffen, die der Beschlusskompetenz der Eigentmerversammlung entzogen sind, wird nach folgend nher eingegangen. b) Schuldrechtliche Vereinbarung

54

Ein Sonderproblem stellen Beitragsforderungen aus sog. schuldrechtlicher Vereinbarungen dar95. Hiervon ist dann die Rede, wenn smtliche Wohnungseigentmer bereinstimmend vereinbarten, etwa einen Kostenverteilungsschlssel abweichend von der Gemeinschaftsordnung zu handhaben 93 Wenzel, NZM 2004, 542. 94 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 10 Rz. 34. 95 Briesemeister, PiG 63, 139 (151 f.).

162

163 II. Die verschiedenen Anspruchsgrundlagen

und dies auch jahrelang praktizierten, jedoch versumten, die Grundbucheintragung herbeizufhren96. Beispiel: Smtliche Wohnungseigentmer vereinbarten anlsslich einer Eigentmerversammlung schriftlich, dass die Kostentragungspflicht hinsichtlich der Instandhaltung und Instandsetzung der Fenster im Bereich des Sondereigentums unter Ausschluss der brigen Wohnungseigentmer vom betreffenden Sondereigentmer zu bernehmen sei. Eine Grundbucheintragung unterblieb indes.

Die Rechtsprechung steht hierzu auf dem Standpunkt, dass jeder an der Vereinbarung mitwirkende Wohnungseigentmer an diese gebunden ist, wenn jedoch ein Eigentumswechsel stattfindet, fr den nachteilig betroffenen Erwerber (und nur fr diesen) diese Bindung jedoch wegfllt, sofern er keinen Beitritt zur schuldrechtlichen Vereinbarung erklrt97. Wird der Erwerber hingegen vorteilhaft betroffen, soll er auf Einhaltung der nur schuldrechtlichen Vereinbarung bestehen drfen98. Beispiel: Smtliche Wohnungseigentmer vereinbarten anlsslich einer Eigentmerversammlung schriftlich, dass die in der Gemeinschaftsordnung vorgesehene Kostentragungspflicht hinsichtlich der Instandhaltung und Instandsetzung der Fenster im Bereich des Sondereigentums unter Ausschluss der brigen Wohnungseigentmer durch den betreffenden Sondereigentmer nicht praktiziert werde. Eine Grundbucheintragung unterblieb indes. Der Erwerber einer Sondereigentumseinheit verlangt nun Kostenbernahme fr die Instandsetzung eines Fensters im Bereiche seines Sondereigentums.

3. Unmittelbare Anspruchsgrundlagen aus WEG Regelungen ber den Inhalt und die Durchsetzbarkeit von Beitragsforderungen ergeben sich auch unmittelbar aus dem Wohnungseigentumsgesetz. a) Unmittelbare Regelung von Beitragsforderungen Unmittelbar durch das WEG geregelt sind: – der Aufopferungsanspruch des Duldungspflichtigen einer Instandhaltungsund Instandsetzungsmaßnahme unter Inanspruchnahme dessen Sondereigentums gem. §§ 16 Abs. 4, 14 Abs. IV WEG, 96 BayObLG, Beschl. v. 14. 11. 2002 – 2 Z BR 107/02, NZM 2003, 199 (200); BayObLG, Beschl. v. 13. 6. 2002 – 2 Z BR 1/02, NJW-RR 2003, 9 (10). 97 BGH, Beschl. v. 4. 4. 2003 – V ZR 322/02, NJW 2003, 2165 (2166) = NZM 2003, 480 (481). 98 BayObLG, Beschl. v. 10. 1. 2002 – 2 Z BR 180/01, ZWE 2002, 268 (269); OLG Dsseldorf, Beschl. v. 14. 2. 2001 – 3 Wx 392/00, ZWE 2001, 383 (384) = DWE 2001, 152 (153); a. A.: Deckert/Ott, Die Eigentumswohnung, Grp. 3, Rz. 166 (167).

163

55

164 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

– der Aufopferungsanspruch des Duldungspflichtigen gem. §§ 21 Abs. VI i. V. m. Abs. 5 Ziff. 6 WEG, – der Ersatzanspruch aus Notgeschftsfhrung gem. §§ 21 II, 27 Abs. 1 Ziff. 3, Abs. 2 Ziff. 4 WEG, 683 BGB99, – die Kostenbefreiung des nicht zustimmenden Eigentmers bei einer baulichen Vernderung gem. §§ 16 Abs. 3, 22 I WEG100, – die Nicht-Zugehrigkeit von außergerichtlichen und gerichtlichen Kosten eines Verfahrens nach §§ 43 ff. WEG gem. § 16 Abs. 5 WEG mit Ausnahme des Verfahrens nach §§ 18, 19 WEG gem. § 16 Abs. 4 WEG101. b) Gerichtliche Festlegung von Beitragsforderungen 56

Umstritten ist, ob das Wohnungseigentumsgericht selbstndig Beitragsforderungen festlegen102 oder nur auf entsprechenden Antrag hin die brigen Wohnungseigentmer verpflichten kann, einen vom Antragsteller gewnschten bestimmten Wirtschaftsplan, eine bestimmte Sonderumlage oder einer bestimmte Jahresabrechnung zu beschließen103. Hiesiger Auffassung nach ist das Gericht befugt, selbstndig Beitragsforderungen, etwa durch Festsetzung eines Wirtschaftsplans oder einer Abrechnung festzulegen, sofern der Antragsteller nachweist, erfolglos die Herbeifhrung des gewnschten Beschlusses versucht zu haben104. Der gerichtliche Beschluss ersetzt dann in jedem Falle die Willensbildung der Wohnungseigentmer gem. § 45 Abs. 2 WEG.

III. Der Schuldner der Beitragsforderung 1. Objektbezogenheit der Beitragsforderung 57

Schuldner einer flligen Beitragsforderung ist grundstzlich derjenige, der zu diesem Zeitpunkt im Grundbuch eingetragener Eigentmer der betreffenden Sondereigentumseinheit ist. Die Haftung fr Beitragsschulden ist somit dinglich strukturiert, also objekt- und nicht personenbezogen. Als sog. Flligkeitsprinzip formuliert, haftet ein Wohnungseigentmer grundstzlich fr 99 100 101 102

Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 68. Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 109. Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1233 ff. KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 189/02, MietRB 2003, 12; KG, Beschl. v. 26. 11. 2001 – 24 W 50/01, ZWE 2002, 224 (225); KG, Beschl. v. 22. 10. 1990 – 24 W 4800/ 90, NJW-RR 1991, 463; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 42. 103 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1177 (S. 343/344); Weitnauer/Hauger, WEG, § 28 Rz. 10. 104 KG, Beschl. v. 3. 3. 1999 – 24 W 3566/98, ZWE 2000, 40 (41); Brmann/Pick/ Merle, WEG, § 28 Rz. 62; Jennißen, Die Verwalterabrechnung nach dem Wohnungseigentumsgesetz, VI. Rz. 20.

164

165 III. Der Schuldner der Beitragsforderung

die Forderungen, die whrend der Dauer seiner Zugehrigkeit zur Wohnungseigentmergemeinschaft wirksam entstanden und fllig geworden sind105. Daher ist es auch unerheblich, ob die auf einer Einzelabrechnung oder einem Einzelwirtschaftsplan angegebene Eigentmerbezeichnung nebst Anschrift unvollstndig oder falsch geschrieben, vertauscht oder (etwa nach einem Eigentmerwechsel) unzutreffend ist. Der Beschluss betrifft den grundbuchlich eingetragenen Eigentmer, gilt also auch nach dem Willen der Beschlussfassenden objektbezogen106. 2. Eigentmerwechsel Die Wohnungseigentmergemeinschaft ist kein statisches Gebilde. ndert sich deren Zusammensetzung, stellt sich die Frage, ob der Rechtsvorgnger (noch) oder der Rechtsnachfolger (schon) Schuldner einer Beitragsforderung ist.

58

a) Rechtsgeschftliche bertragung Besondere Probleme bereitet die richtige Zuordnung der Schuldnereigenschaft nach einer rechtsgeschftlichen bertragung des Wohnungseigentums deshalb, weil die konsequente Anwendung der Regeln der Objektbezogenheit und der Flligkeitstheorie zu praktisch unerwnschten, da den Erwerber einseitig belastenden Ergebnissen fhrt.

59

Beispiel: Eigentmer E verußert sein Sondereigentum an den K. Alsbald nach Eintragung des K im Grundbuch beschließt die Wohnungseigentmergemeinschaft die Jahresgesamt- und Einzelabrechnung des Vorjahres. Der berraschte K erfhrt, dass E Zahlungsrckstnde auf den Wirtschaftsplan i. H. v. 5000 Euro hatte, die nun zu einem Abrechnungssollsaldo i. H. v. 6000 Euro fhren. Ausgehend von der Objektbezogenheit der Beitragsschulden fordern die brigen Eigentmer den Betrag in voller Hhe von K, da dieser eingetragener Eigentmer des Objekts der Abrechnung ist.

Auf den ersten Blick gebietet das Flligkeitsprinzip als Ausfluss der Objektbezogenheit von Beitragsforderungen die Haftung des Erwerbers fr alle als fllig beschlossenen Forderungen. Eine ausschließliche Haftung des Erwerbers ließe jedoch außer acht, dass die nun als Saldo abgerechneten Hausgeldrckstnde als Vorauszahlungen schon einmal beschlossen und monatlich fllig gestellt wurden, nmlich im Rahmen des Wirtschaftsplans. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch der Verußerer noch Eigentmer.

105 BGH, Beschl. v. 23. 9. 1999 – V ZB 17/99, NJW 1999, 3713 (3715). 106 BGH, Beschl. v. 30. 11. 1995 – V ZB 16/95, BGHZ 131, 228 ff. = NJW 1996, 725 (726); OLG Hamburg, Beschl. v. 18. 6. 2001 – 2 Wx 72/97, NZM 2002, 129 (130).

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166 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

Aus dieser Fallkonstellation ergibt sich die grundstzliche Frage, in welchem Verhltnis Vorschussforderungen aus Wirtschaftsplan gegenber Abrechnungssaldoforderungen stehen, insbesondere dann, wenn Eigentmerwechsel zu verzeichnen sind. aa) Verhltnis von Wirtschaftsplan und Jahresabrechnung 61

Wird eine Jahresabrechnung beschlossen, so stellt sich die Frage nach dem Schicksal der durch Beschluss ber den Wirtschaftsplan begrndeten Beitragsforderungen. Nach der Auffassung des BGH und der h. M. fllt mit dem Beschluss ber die Jahresabrechnung der Wirtschaftsplan als Anspruchsgrundlage nicht fort, da der Abrechnungsbeschluss nur besttigend bzw. verstrkend zum Wirtschaftsplan hinzutritt107.

62

Bestehen Beitragsrckstnde, so begrndet der Beschluss ber die Jahresabrechnung einen originren Anspruch nur in Hhe der sog. Abrechnungsspitze, d. h. des Betrags, um den der Abrechnungssollsaldo die bereits aus rckstndigen Zahlungen auf den Wirtschaftsplan geschuldete Summe bersteigt108. Ist der Abrechnungssollsaldo niedriger als der aus Wirtschaftsplan geschuldete Betrag, so kann der verbleibende Differenzrestbetrag auf der Grundlage des Wirtschaftsplans begrndet werden109. bb) Eigentmerwechsel auf Schuldnerseite

63

In konsequenter Fortfhrung der oben dargestellten Grundstze zum Verhltnis von Wirtschaftsplan und Jahresabrechnung sowie unter Bercksichtigung des Grundsatzes, dass nur der Schuldner von Beitragsforderung sein kann, der im Zeitpunkt deren Flligkeit grundbuchlich eingetragener Wohnungseigentmer ist110, haben Rechtsprechung und h. M. eine Systematik zur Erwerberhaftung fr Beitragsrckstnde und Abrechnungssalden entwickelt111.

64

Gleich, ob ein Erwerb durch Rechtsgeschft oder im Wege der Zwangsversteigerung vorliegt, ist demgemß Schuldner einer nach Eigentumsbergang beschlossen Abrechnungsnachforderung stets der Erwerber, dies aber nach den o. g. Grundstzen beschrnkt auf die sog. Abrechnungsspitze112. 107 BGH, Beschl. v. 30. 11. 1995 – V ZB 16/95, BGHZ 131, 228 ff. = NJW 1996, 725 (726); OLG Dsseldorf, Beschl. v. 4. 2. 2000 – 3 Wx 448/99, ZWE 2000, 190 (192). 108 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 46 m. w. N. 109 BayObLG, Beschl. v. 21. 10. 1999 – 2 Z BR 93/99, ZWE 2000, 470 (471); Weitnauer/Hauger, WEG, § 28 Rz. 7 a. E. 110 BGH, Beschl. v. 21. 4. 1988 – V ZB 10/87, BGHZ 104, 197 (201 ff.); BGH, Beschl. v. 24. 3. 1983 – VII ZB 28/82, BGHZ 87, 138 (142); Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. V. 79; Deckert/Ott, Die Eigentumswohnung, Grp. 3, Rz. 222 m. w. N. 111 Deckert/Gottschalg, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1240 ff. m. w. N. 112 BGH, Beschl. v. 30. 11. 1995 – V ZB 16/95, BGHZ 131, 228 ff. = NJW 1996, 725 (726); kritisch: Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 683 (686).

166

167 III. Der Schuldner der Beitragsforderung

Selbst ein bestandskrftiger Beschluss ber eine diesen Grundstzen widersprechende Jahresabrechnung bindet den Erwerber nicht, weshalb dieser auch nicht zur Anfechtung gezwungen ist113. Anders im Falle der sog. Nachtragsumlage, wenn die Wohnungseigentmer den vom Verußerer geschuldeten rckstndigen Wohngeldbetrag aus Wirtschaftsplan im Wege der Ausfalldeckungssonderumlage beschlussfinanzieren114.

65

Checkliste: 66

Der Erwerber zahlt: e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern nach Umschreibung des Eigentums im Grundbuch fllig, e auf der Grundlage der Abrechnungsspitze der folgenden Jahresabrechnung, e auf der Grundlage einer Sonderumlage zur Ausfalldeckung nach Umschreibung im Grundbuch, e auf der Grundlage eines nach Umschreibung des Eigentums im Grundbuch beschlossenen Wirtschaftsplans, (auch fr rckwirkend geltende Beitrge).

67

Demnach zahlt der Erwerber nicht: e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern vor Umschreibung des Eigentums im Grundbuch fllig, e auf der Grundlage von Wirtschaftsplnen frherer Wirtschaftszeitrume, e auf der Grundlage vor Umschreibung des Eigentums flliger Abrechnungssalden, e auf der Grundlage vor Umschreibung des Eigentums flliger Sonderumlagen. Die Abrechnung gegenber dem Erwerber soll daher etwaige Rckstnde auf den Wirtschaftsplan, fr die der Verußerer nach obigen Grundstzen auf der Grundlage des zu Zeiten seines Eigentums beschlossenen Wirtschaftsplans forthaftet, nicht enthalten, sondern soll den vollen Wirtschaftsplanbetrag ausweisen115. Diese Meinung ist zu Recht abzulehnen, da die Abrechnung buchhalterisch und logisch falsch dargestellt wrde. Die Darstellung der Abrechnungsspitze 113 BGH, Beschl. v. 23. 9. 1999 – V ZB 17/99, NJW 1999, 3713 (3714); kritisch: Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 142 f. m. w. N. 114 KG, Beschl. v. 2. 12. 2002 – 24 W 92/02, NZM 2003, 116 (117). 115 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 88.

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168 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

kann nur als zustzlicher informatorischer Hinweis zur Richtigstellung verstanden und als solcher auch nur der Abrechnung angefgt werden116. cc) Eigentmerwechsel auf Glubigerseite 69

Die Rechtsfolgen eines auf Glubigerseite eintretenden Eigentmerwechsels waren bis zur aktuellen nderung der Rechtsprechung des BGH zur Frage der Rechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft117 heftig umstritten, was an der ungeklrten rechtlichen Einordnung der Gegenstnde des sog. Verwaltungsvermgens, zu dem auch Beitragsforderungen gegen andere Miteigentmer gehren, lag118. Beispiel: Eigentmer S ist nicht in der Lage, den Abrechnungssollsaldo des Jahres 2000 auszugleichen. Die Wohnungseigentmer im brigen verschaffen sich einen Titel, vollstrecken aber zunchst fruchtlos. Eigentmer X verußert seine Einheit im Laufe des Jahres 2003 an den Erwerber E. Nach dem Eigentumsbergang an E gelingt es, die Forderungen gegen S im Jahre 2005 beizutreiben. X reklamiert anteilige Auszahlung.

(1) Frhere Rechtsauffassung 70

Folgte man der als Mindermeinung vertretenen sog. Gemeinschaftslsung, gingen die entsprechenden Anteile des Verußerers am Verwaltungsvermgen, da dieses Bestandteil des Gemeinschaftseigentums sein sollte, ohne weiteres kraft Gesetzes mit dem Erwerb des Miteigentumsanteils auf den Erwerber ber. Zu entsprechenden Ergebnissen gelangte die sog. Gesamtlsung, da der Anteil des Verußerers am Verwaltungsvermgen als wesentlicher Bestandteil des Wohnungseigentums auf den Erwerber bergehen sollte119. Folgte man hingegen der sog. Bruchteilslsung, so ergab sich in Anwendung des § 747 S. 1 BGB, dass zur bertragung des Anteils am Verwaltungsvermgen eine Abtretung an den Erwerber ausreichend, aber auch erforderlich ist, ein gesetzlicher bergang somit nicht stattfindet120.

71

Als ergebnisorientierte vermittelnde Lsung konnte man den Versuch bezeichnen, in analoger Anwendung des § 314 BGB a. F./§ 311 c BGB n. F. i. V. m. § 97 BGB mangels ausdrcklicher erwerbsvertraglicher Abrede in den 116 117 118 119

Drasdo, NZM 2003, 297 ff. BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547. Deckert/Ott, Die Eigentumswohnung, Grp. 3, Rz. 74 ff. m. w. N. KG, Beschl. v. 31. 1. 2000 – 24 W 7323/98, ZWE 2000, 224 (225); KG, Beschl. v. 31. 1. 2000 – 24 W 7617/99, ZWE 2000, 274 (275); KG, Beschl. v. 15. 2. 1988 – 24 W 3007/87, NJW-RR 1988, 844; OLG Kln, Beschl. v. 6. 2. 1998 – 16 Wx 12/98, NZM 1998, 874 (875); Brmann/Pick/Merle, WEG, § 21 Rz. 20. 120 BayObLG, Beschl. v. 23. 2. 1995 – 2 Z BR 113/94, BayObLGZ 1995, 103 = NJWRR 1995, 852; OLG Hamm, Beschl. v. 22. 10. 1990 – 15 W 331/90, NJW-RR 1991, 212; Palandt/Bassenge, BGB, § 1 WEG, Rz. 15; Weitnauer/Weitnauer, WEG, § 1 Rz. 21.

168

169 III. Der Schuldner der Beitragsforderung

Bestimmungen der Parteien zum Besitzbergang eine stillschweigende Abtretung der Anteile am Verwaltungsvermgen zu sehen121. Nach der sog. Bruchteilslsung schied ein gesetzlicher Erwerb eines Anteils am sog. Verwaltungsvermgen durch Zuschlag in der Zwangsversteigerung richtigerweise aus122. Nach der Gemeinschafts- sowie Gesamtlsung ging der Anteil am Verwaltungsvermgen kraft Gesetzes auf den Erwerber ber123. Problematisch war, dass, sofern die Parteien keine ausdrcklichen anderslautenden Regelungen trafen, nach frher auch hier vertretener Auffassung eine stillschweigende Abtretung der Anteile am Verwaltungsvermgen anzunehmen sein sollte124.

72

(2) Die aktuelle Rechtsprechung des BGH Der BGH nimmt neuerdings eine sog. Teilrechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft an, sofern Rechtsgeschfte nach außen mit Dritten im Zusammenhang mit der Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums vorgenommen werden125. In diesen Fllen tritt die Wohnungseigentmergemeinschaft im Rechtsverkehr nach außen als rechtsfhiger Verband eigener Art auf. Die Wohnungseigentmergemeinschaft als insoweit rechtsfhiger Verband eigener Art ist dann Inhaberin der Forderungen und Verbindlichkeiten, die im Rechtsverkehr nach außen eine vom einzelnen Wohnungseigentmer abzugrenzende selbstndige Vermgensmasse, nmlich das sog. Verwaltungsvermgen, bilden (vgl. Teil 2, Rz. 4)126. Das Verwaltungsvermgen ist insoweit gegenber den einzelnen Wohnungseigentmern rechtlich verselbstndigt und infolgedessen ist der Bestand des Verwaltungsvermgens vom Wechsel der Mitglieder der Wohnungseigentmergemeinschaft unabhngig127. Damit hat sich der oben dargestellte Theorienstreit erledigt.

121 KG, Beschl. v. 15. 2. 1988 – 24 W 3007/87, NJW-RR 1988, 844; Bub, Das Finanzund Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. V. 47 ff. 122 BayObLG, Beschl. v. 23. 2. 1995 – 2 Z BR 113/94, BayObLGZ 1995, 103 = NJWRR 1995, 852; BayObLG, Beschl. v. 25. 7. 1984 – 2 Z BR 108/83, BayObLGZ 1984, 198; Weitnauer/Weitnauer, WEG, § 1 Rz. 21. 123 KG, Beschl. v. 15. 2. 1988 – 24 W 3007/87, NJW-RR 1988, 844. 124 Deckert, NZM 2004, 523. 125 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547. 126 Abramenko, ZMR 2005, 585. 127 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 (551).

169

73

170 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

dd) Der werdende Wohnungseigentmer 74

Eine weitere Durchbrechung des Grundsatzes des Flligkeits- bzw. Objektprinzips stellt die Figur der sog. werdenden Wohnungseigentmergemeinschaft dar. Vorstehenden Grundstzen gemß erfolgt bei Bautrgerobjekten die rechtliche Invollzugsetzung der Wohnungseigentmergemeinschaft erst durch Eintragung eines Erwerbers als weiterer Wohnungseigentmer neben dem Bautrger im Grundbuch. Da dies jedoch regelmßig erst nach vollstndiger Abwicklung des Bautrgervertrags geschieht, zuvor jedoch durch Inbenutzungnahme des Bautrgerobjekts durch die Erwerber eine faktische Verwaltungsnotwendigkeit besteht, stellt sich hier ebenfalls die Frage nach der Schuldnereigenschaft des Bautrgers oder der des Erwerbers128. Das sich ergebende Problem wird nach herrschender Meinung zutreffend durch die Annahme einer sog. werdenden Wohnungseigentmergemeinschaft entschrft129. Auf den mit einem wirksamen Erwerbsvertrag versehenen sowie durch Eintragung einer Auflassungsvormerkung im Wohnungsgrundbuch gesicherten Erwerber, dem der Besitz an der bezugsfertigen Sondereigentumseinheit eingerumt wurde, sind die Bestimmungen des WEG ber das Innenverhltnis der Wohnungseigentmer entsprechend anwendbar. Der werdende Wohnungseigentmer haftet daher fr die nach Eintritt in die werdende Gemeinschaft begrndeten und fllig gestellten Beitragsforderungen. Beispiel: E erwirbt vom Bautrger B eine Sondereigentumseinheit in einem soeben fertig gestellten Bautrgerobjekt. Zugunsten des E wird im Grundbuch eine Auflassungsvormerkung eingetragen. Die bezugsfertige Wohnung wird dem E am 31. 5. 2005 bergeben. Ab Juni 2005 ist E verpflichtet, die Hausgeldvorauszahlungen gemß dem am 3. 2. 2005 beschlossenen Wirtschaftsplan 2005 zu entrichten. Der Bautrger B ist ab dem 31. 5. 2005 von der Zahlungspflicht in Ansehung der dem E berlassenen Sondereigentumseinheit befreit.

ee) Bedeutung der Grundbucheinsicht 75

Bevor gegen einen vermeintlichen Schuldner von Beitragsforderungen vorgegangen wird, ist wegen der vielfltigen Mglichkeiten der Vernderung der Zusammensetzung der Wohnungseigentmergemeinschaft zu prfen, ob die vorhandenen Angaben zutreffend sind. 128 BGH, Beschl. v. 1. 12. 1988 – V ZR 6/88, BGHZ 106, 113 (118) = NJW 1989, 1087 (1088). 129 Brmann/Pick/Merle, § 25 Rz. 9a, vor § 43 Rz. 4 ff. m. w. N.; Brych/Pause, Bautrgerkauf und Baumodelle, Rz. 453 m. w. N.; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 26 u. 609.

170

171 III. Der Schuldner der Beitragsforderung

Besteht der geringste Anlass, an der Vollstndigkeit und Richtigkeit der Eigentmerliste zu zweifeln, ist dringend eine Grundbucheinsicht vorzunehmen130. Ganz abgesehen von dem Risiko schlichtweg einen Nicht-Schuldner in Anspruch zu nehmen, besteht zudem die Gefahr etwaige Miteigentmer zu bersehen bzw. nicht smtliche Wohnungseigentmer korrekt an einem etwaigen gerichtlichen Verfahren zu beteiligen. Anlsslich der bernahme der Beitreibung durch einen Dritten (Inkassounternehmen, Rechtsanwalt, etc.) empfiehlt es sich, entweder eine routinemßige Grundbucheinsicht vorzunehmen oder einen entsprechenden Hinweis zu erteilen. Formulierungsvorschlag anwaltliches Mandatsbesttigungsschreiben: In obiger Angelegenheit bedanken wir uns fr den erteilten Auftrag und besttigen gerne die bernahme des Mandats fr die Wohnungseigentmergemeinschaft. Wir haben die Angelegenheit bereits in Bearbeitung genommen und werden Sie ber den weiteren Verlauf sowie die wesentliche Korrespondenz stets unterrichtet halten. Soweit eine Besprechung oder eine schriftliche Stellungnahme Ihrerseits erforderlich wird, erhalten Sie von uns entsprechende Nachricht. Zur Feststellung der tatschlichen Eigentumsverhltnisse auf der Schuldnerseite sowie zur Vorbereitung und Beschleunigung von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, die zu einem spteren Zeitpunkt gegebenenfalls einzuleiten sind, bitten wir Sie in Ihrer Eigenschaft als Verwalter der Wohnungseigentmergemeinschaft bereits jetzt, uns ber bekannte Vermgenswerte der Schuldner zu unterrichten. Sofern Ihnen die grundbuchliche Bezeichnung des Sondereigentums der Schuldner bekannt ist, bitten wir um entsprechende Mitteilung (Registergericht, Grundbuch, Grundbuchblattnummer). Hren wir diesbezglich nichts weiter von Ihnen, so gehen wir davon aus, dass Ihnen die entsprechenden Daten nicht bekannt sind und dass wir bereits jetzt interessewahrend einen unbeglaubigten Grundbuchauszug anfordern sollen. Oftmals sind Ihnen aber auch weitere Daten bekannt, die uns helfen, zielfhrende Vollstreckungsmaßnahmen einzuleiten wie etwa weiteres Immobilienvermgen, Bankverbindung, Arbeitgeber, selbstndige oder freiberufliche Ttigkeit, Kraftfahrzeuge und sonstige Vermgenswerte der Schuldner. 130 AG Kln, Beschl. v. 15. 8. 2002 – 204 II 184/92, n. v.; Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 17, Rz. 67 f., Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 55 f., 151.

171

172 B. Die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer

Wir bedanken uns bereits jetzt fr Ihre freundliche Mitwirkung. Mit freundlichen Grßen ______________________ Rechtsanwalt

b) Tod des Wohnungseigentmers 76

Eine andere Form der Rechtsnachfolge tritt durch die sog. Universalsukzession, den Erbfall, ein. aa) Eintritt des Erben in die Wohnungseigentmergemeinschaft

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Mit dem Tod des Erblassers tritt der Erbe aufgrund letztwilliger Verfgung (Testament, Erbevertrag) oder gesetzlicher Erbfolge in dessen gesamte Rechtsposition ein, ohne dass es hierzu irgendwelcher weiteren Rechtshandlungen bedrfte. Mit Eintritt des Erbfalls gehen die Forderungen und Verbindlichkeiten des Erblassers kraft Gesetzes auf die Erben ber, nicht erst mit der Berichtigung des Grundbuchs131. Insofern ndert die Rechtsnachfolge im Wege des Erbgangs nichts am Bestand der Beitragsforderungen, da der Erbe in diese Haftung unmittelbar eintritt.

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Allerdings handelt es sich bei rckstndigen und auch nach dem Erbfall, etwa durch Abrechnung, begrndeten Beitragsforderungen um Nachlassverbindlichkeiten, hinsichtlich derer der Erbe die sog. Drftigkeitseinrede gem. § 1990 BGB erheben kann132, sofern er sich diese Einrede im Rahmen eines gerichtlichen Beitreibungsverfahrens ausdrcklich hat vorbehalten lassen (§ 780 ZPO analog). Davon unabhngig ist die Frage des Nachweises der Erbenstellung. Diese kann rechtssicher nur durch Vorlage des Erbscheins im Original (§ 2353 BGB) nachgewiesen werden. bb) Der Vermchtnisnehmer

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Anders, wenn der Erblasser ein Sondereigentum als Vermchtnis ausgesetzt hat. Hier sind zum Vollzug der letztwilligen Verfgung noch weitere Schritte, insbesondere Auflassung Eintragung des Vermchtnisnehmers im Grundbuch erforderlich. 131 BayObLG, Beschl. v. 18. 3. 1993 – 2 Z BR 108/92, Haufe WEG-Office, Index 544621; AG Mnchengladbach-Rheydt, Beschl. v. 22. 2. 2002 – 23 UR II 19/01, NZM 2003, 403 (404); Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 402. 132 BayObLG, Beschl. v. 7. 10. 1999 – 2 Z BR 73/99, ZWE 2000, 414; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1248.

172

173 I. Rechte und Pflichten des Verwalters

Der Eigentumsbergang erfolgt somit rechtsgeschftlich, weshalb die zur rechtsgeschftlichen Eigentumsbertragung zu Lebzeiten entwickelten Regeln auch hier anzuwenden sind133.

C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters Dem Verwalter wird im Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, insbesondere bei der Realisierung von Beitragsforderungen, eine zentrale Rolle zugewiesen (§§ 27, 28 WEG).

80

I. Rechte und Pflichten des Verwalters Die Handlungspflichten und -befugnisse des Verwalters bei der Realisierung von Beitragsforderungen ergeben sich, ebenso wie die Beitragsforderungen selbst, vorrangig aus den Bestimmungen des WEG, alternativ aus Vereinbarungen der Wohnungseigentmer, aus konkretisierenden Beschlssen der Wohnungseigentmer, dem Verwaltervertrag und ergnzend aus den Bestimmungen des BGB. Die gesetzlichen Aufgaben und Befugnisse des Verwalters drfen dabei nur erweitert, gem. § 27 Abs. 3 WEG jedoch nicht ber den Gesetzesstand des § 27 Abs. 1 u. 2 WEG hinaus eingeschrnkt werden.

81

1. Gesetzliche Grundlagen Gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 1 u. 2 WEG ist der Verwalter (und nicht der einzelne Wohnungseigentmer) berechtigt und verpflichtet, insbesondere die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer untereinander anzufordern (vgl. § 28 Abs. 2 WEG) und auch ohne besondere Vollmacht außergerichtlich geltend zu machen134. Fr die gerichtliche Beitreibung von Beitragsforderungen bentigt der Verwalter gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 5 WEG allerdings eine -widerrufliche- Ermchtigung (Vollmacht), die sowohl durch Vereinbarung, Beschluss oder auch Verwaltervertrag erteilt werden kann135. Darber hinaus hat der Verwalter auch ohne ausdrckliche Bevollmchtigung gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 4 WEG alle Maßnahmen zu treffen oder zu veranlassen, die zur Wahrung einer Frist oder zur Abwendung eines sonstigen Rechtsnachteils von der Wohnungseigentmergemeinschaft erforderlich 133 Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 84 (S. 1387). 134 BGH, Beschl. v. 20. 4. 1990 – V ZB 1/90, NJW 1990, 2386; BayObLG, Beschl. v. 6. 9. 2001 – 2 Z BR 107/01, ZWE 2001, 593; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 100; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 137 u. § 27 Rz. 164; a. A.: Hgel/ Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 505. 135 Weitnauer/Hauger, WEG, § 27 Rz. 21 m. w. N.

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173 I. Rechte und Pflichten des Verwalters

Der Eigentumsbergang erfolgt somit rechtsgeschftlich, weshalb die zur rechtsgeschftlichen Eigentumsbertragung zu Lebzeiten entwickelten Regeln auch hier anzuwenden sind133.

C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters Dem Verwalter wird im Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, insbesondere bei der Realisierung von Beitragsforderungen, eine zentrale Rolle zugewiesen (§§ 27, 28 WEG).

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I. Rechte und Pflichten des Verwalters Die Handlungspflichten und -befugnisse des Verwalters bei der Realisierung von Beitragsforderungen ergeben sich, ebenso wie die Beitragsforderungen selbst, vorrangig aus den Bestimmungen des WEG, alternativ aus Vereinbarungen der Wohnungseigentmer, aus konkretisierenden Beschlssen der Wohnungseigentmer, dem Verwaltervertrag und ergnzend aus den Bestimmungen des BGB. Die gesetzlichen Aufgaben und Befugnisse des Verwalters drfen dabei nur erweitert, gem. § 27 Abs. 3 WEG jedoch nicht ber den Gesetzesstand des § 27 Abs. 1 u. 2 WEG hinaus eingeschrnkt werden.

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1. Gesetzliche Grundlagen Gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 1 u. 2 WEG ist der Verwalter (und nicht der einzelne Wohnungseigentmer) berechtigt und verpflichtet, insbesondere die Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer untereinander anzufordern (vgl. § 28 Abs. 2 WEG) und auch ohne besondere Vollmacht außergerichtlich geltend zu machen134. Fr die gerichtliche Beitreibung von Beitragsforderungen bentigt der Verwalter gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 5 WEG allerdings eine -widerrufliche- Ermchtigung (Vollmacht), die sowohl durch Vereinbarung, Beschluss oder auch Verwaltervertrag erteilt werden kann135. Darber hinaus hat der Verwalter auch ohne ausdrckliche Bevollmchtigung gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 4 WEG alle Maßnahmen zu treffen oder zu veranlassen, die zur Wahrung einer Frist oder zur Abwendung eines sonstigen Rechtsnachteils von der Wohnungseigentmergemeinschaft erforderlich 133 Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 84 (S. 1387). 134 BGH, Beschl. v. 20. 4. 1990 – V ZB 1/90, NJW 1990, 2386; BayObLG, Beschl. v. 6. 9. 2001 – 2 Z BR 107/01, ZWE 2001, 593; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 100; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 137 u. § 27 Rz. 164; a. A.: Hgel/ Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 505. 135 Weitnauer/Hauger, WEG, § 27 Rz. 21 m. w. N.

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174 C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters

sind. Dies trifft insbesondere bei drohender Verjhrung von Beitragsansprchen, Einhaltung von Rechtsmittelfristen oder beim drohenden Fortfall lohnender Vollstreckungsmglichkeiten zu136. Ferner fungiert der Verwalter richtiger Auffassung nach auch nach Fortfall des § 189 ZPO als Zustellungsvertreter der Wohnungseigentmer gem. § 27 Abs. 2 Ziff. 3 WEG137. 2. Die konkreten Handlungspflichten 83

Der Verwalter hat im Zusammenhang mit Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer insbesondere zeitnah: – die Entstehungsvoraussetzungen der Beitragsforderungen zu schaffen (§ 28 WEG) bzw. die Voraussetzungen fr eine sachgerechte Beschlussentscheidung der Gemeinschaft schaffen, – die Voraussetzungen fr die Durchsetzbarkeit der Beitragsforderungen durch Flligstellung bzw. Anforderung schaffen, – Zahlungseingnge zu berwachen, korrekt zu verbuchen und Sumige zu mahnen, sowie rckstndige Forderungen außergerichtlich beizutreiben138, – die Voraussetzungen fr eine notwendige Beitreibung durch eigene Ttigkeit oder die Beauftragung rechtskundiger Dritter mit der auch gerichtlichen Durchsetzung der Forderungen zu schaffen139, – die Eigentmer bzw. den Beirat ber nicht bloß unbeachtliche Rckstnde sowie die eingeleiteten Maßnahmen zu deren Realisierung informieren140, – auf sachgerechte Entscheidungen der Wohnungseigentmer zur Deckung etwaiger Liquidittsausflle hinzuwirken (Sonderumlagen)141. Die einzelnen Aspekte dieser Pflichtaufgaben werden nachfolgend, was den außergerichtlichen Teil der Ttigkeit anbetrifft, unter dem Begriff des Forderungsmanagements, was den gerichtlichen Teil der Ttigkeit anbetrifft, im Zuge der Darstellung der Beitreibungsmaßnahmen nher behandelt. 3. Der Umfang der Vertretungsmacht

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Der Verwalter, dem gesetzlich oder rechtsgeschftlich Vollmacht zur Beitreibung, insbesondere zur gerichtlichen Geltendmachung, ohne besondere Ein136 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 134 f. 137 Zustellungsreformgesetz v. 25. 6. 2001, BGBl. I, 1206; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 120. 138 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1667 (S. 892 u.). 139 AG Idstein, Beschl. v. 30. 10. 2003 – 3 UR II 111/01, NZM 2004, 983. 140 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 121; Hublein, ZWE 2004, 48 (53). 141 KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 177/02, NZM 2003, 484 (485).

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175 I. Rechte und Pflichten des Verwalters

schrnkungen erteilt wurde, kann im Außenverhltnis zwar alle Rechtshandlungen vornehmen, die zur Anspruchsverfolgung sachlich und prozessual erforderlich sind142, tut aber gut daran, vor Vergleich, Verzicht, Anerkenntnis sowie Rcknahme von gerichtlichen Antrgen oder Rechtsmitteln sich im Zweifel im Innenverhltnis durch (bestandskrftigen) Beschluss das Einverstndnis der Wohnungseigentmer geben zu lassen. Ohne vorherigen Beschluss etwa geschlossene Vergleiche sollten stets mit einer angemessenen Widerrufsfrist ausgestattet sein, die eine beschlussweise Genehmigung erlaubt. Formulierungsbeispiel: Die Eigentmerversammlung beschließt, den Verwalter zu beauftragen, den Rechtsstreit gegen den Miteigentmer . . . vor dem AG . . ., Az.: . . ., im Vergleichswege zu beenden. – a) bereits ausgehandelter Vergleich Hierbei soll als vom Gegner per . . . zu zahlende Vergleichssumme ein Betrag i. H. v. . . . Euro bei folgender Kostenregelung . . . vereinbart werden. – b) noch nicht ausgehandelter Vergleich Hierbei soll als vom Gegner per . . . zu zahlende Vergleichssumme mglichst ein Betrag i. H. v. . . . Euro, nicht jedoch weniger als . . . Euro bei folgender Kostenregelung . . ., mindestens jedoch . . . vereinbart werden. Sollten die vorstehenden Vorgaben nicht durchsetzbar sein, kann der Verwalter nach Rcksprache mit dem Verwaltungsbeirat einen abweichenden gerichtlichen Vergleich unter Vorbehalt einer angemessenen Widerrufsfrist schließen.

4. Gestaltungshinweis 85

Formulierungsvorschlag fr Vollmachtsklausel: 1. Zur Ausbung seiner Aufgaben wird dem Verwalter Vollmacht erteilt, die Eigentmer außergerichtlich gegenber Dritten sowie einzelnen Eigentmern sowohl auf der Aktiv-, als auch auf der Passivseite zu vertreten. 2. Bei anhngigen gerichtlichen oder behrdlichen Verfahren gegen die Eigentmergemeinschaft (Passivverfahren), insbesondere auch Verfahren nach §§ 43 ff. WEG (auch sog. Beschlussanfechtungsverfahren), besitzt der Verwalter neben seiner gesetzlichen Zustellungsbevollmchtigung ebenfalls Vertretungsbefugnis der beteiligten, beklagten bzw. in Antrags142 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 155 ff.

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176 C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters

gegnerschaft stehenden restlichen Eigentmer einschließlich der Berechtigung zur Beauftragung eines Rechtsanwalts. 3. Die vom Verwalter vertretenen Eigentmer sind von ihm ber den Verfahrensstand in geeigneter Weise fortlaufend zu informieren. Im Falle eines Interessenkonflikts des Verwalters ist dessen Vertretungsmacht sowie Zustellungsbevollmchtigung ausgeschlossen. 4. Zur Anstrengung von Aktiv-Prozessen (mit Ausnahme von Verfahren zur Beitreibung von Beitragsforderungen) sowie zur endgltigen (nicht nur vorsorglich fristwahrenden) Einlegung von Rechtsmitteln, ebenfalls mit der Berechtigung zur Beauftragung eines Rechtsanwalts, bedarf der Verwalter jedoch eines mehrheitlichen Beschlusses der Eigentmerversammlung und, sofern deren Abhaltung aus Termins- oder Fristgrnden nicht rechtzeitig durchfhrbar ist, der Zustimmung des Verwaltungsbeirats (gegebenenfalls mehrheitlich), die durch Mehrheitsbeschluss der nchsteinzuberufenden Eigentmerversammlung zu besttigen ist. 5. Die Erklrung von Anerkenntnissen/Vergleichen/Anspruchsverzichte, die Rcknahme von Antrgen sowie Rechtsmitteln bedarf der (bestandskrftigen) Beschlussfassung der Eigentmerversammlung; gegebenenfalls ist die zu erteilende Anwaltsvollmacht entsprechend einzuschrnken.

II. Haftungsrisiko 86

Der Verwalter haftet den Wohnungseigentmern bei der Ausbung seiner Verwaltungsttigkeit gem. §§ 280 ff., 276, 675, 611 BGB fr jede schuldhafte Verletzung der ihm gesetzlich oder aus dem konkret geschlossenen Verwaltervertrag obliegenden Pflichten dem Grunde nach auf Schadensersatz und Ersatz vergeblicher Aufwendungen143. Bei der Wahrnehmung der o. g. Pflichten im Zusammenhang mit dem Finanzwesen der Gemeinschaft sind die Anforderungen an ein geordnete kaufmnnische Buchhaltung, Forderungsberwachung sowie Veranlassung der Beitreibung hoch, der Verschuldensmaßstab dagegen gering, da diese Ttigkeiten zur Erfllung kardinaler Vertragspflichten gerechnet werden144.

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Mit Blick auf diese Umstnde sowie unter Bercksichtigung der Neuordnung des Verbraucherschutzes ab dem 1. 1. 2002 (§§ 305 ff. BGB) wird die Wirksamkeit von Haftungsbeschrnkungs- bzw. Haftungsfreizeichnungsklauseln in Verwaltervertrgen zunehmend kritisch gesehen145. 143 Gottschalg, Der Immobilienverwalter 2003, 73 ff. 144 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1648 ff. 145 Gottschalg, DWE 2003, 41 (42 f.).

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177 II. Haftungsrisiko

Dem Umfang nach haftet der Verwalter fr jeden auf seiner konkreten Pflichtverletzung adquat kausal beruhenden Schaden der Wohnungseigentmer, also gegebenenfalls fr die gesamte ausgefallene Forderung nebst Zinsen und Kosten146. Das Verschulden des Verwalters wird gem. § 280 Ans. 1 S. 2 BGB vermutet; die Beweislast fr Haftungsgrund und -hhe liegt im Streitfall jedoch bei den Wohnungseigentmern147. Zu beachten ist, dass der Verwalter gem. § 278 BGB fr das Verschulden seiner Erfllungsgehilfen (auch Rechtsanwlte!) wie fr eigenes Verschulden haftet. Dieses Haftungsrisiko ist tunlichst durch den Abschluss einer ausreichenden Vermgensschadenversicherung abzudecken. Ferner ist auf eine mglichst lckenlose Dokumentation wesentlicher Geschftsvorgnge zu achten148. Schadensersatzansprche gegen den Verwalter wegen schuldhafter Pflichtverletzung verjhren gem. §§ 195, 199 BGB innerhalb von drei Jahren, gerechnet ab dem Ende des Jahres der Entstehung, Flligkeit und Kenntnis der Wohnungseigentmer vom Anspruch, lngstens jedoch innerhalb von 10 Jahren.

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Fr etwaige Ansprche, deren Verjhrungsfrist von frher regelmßig 30 Jahren vor dem 1. 1. 2002 zu laufen begann, gilt die bergangsvorschrift des Art. 229, § 6 Abs. 4 EGBGB. 89

Formulierungsvorschlag: – Haftungsausschluss und -begrenzung (umstritten!) Schadensersatzansprche aus Verzug, Pflichtverletzung und aus unerlaubter Handlung sind ausgeschlossen, soweit der Schaden nicht durch vorstzliches oder grob fahrlssiges Handeln verursacht wurde. Schadensersatzansprche gegen den Verwalter aus leicht fahrlssiger Pflichtverletzung sind subsidir, auf den unmittelbaren Schaden begrenzt und im Einzelfall auf . . . Euro begrenzt. Gleiches gilt fr die Haftung des Verwalters nach § 278 BGB. Diese Haftungsausschlsse und -begrenzungen gelten nicht fr den Fall, dass eine Haftung des Verwalters fr Schden, die auf einer Verletzung des Lebens, des Krpers oder der Gesundheit, die auf einer fahrlssigen Pflichtverletzung des Verwalters oder einer fahrlssigen oder vorstzlichen Pflichtverletzung eines Erfllungsgehilfen oder gesetzlichen Vertreters des Verwalters beruhen, vorliegt.

146 AG Idstein, Beschl. v. 30. 10. 2003 – 3 UR II 111/01, NZM 2003, 983. 147 Gottschalg, Der Immobilienverwalter 2003, 73 (76) m. w. N. 148 Gottschalg, NZM 2003, 457 (462).

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178 C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters

– Verjhrungsregelung (umstritten!) Gegenseitige Ansprche aus diesem Vertrag und der Verwalterstellung verjhren in drei Jahren von dem Zeitpunkt an, in dem Anspruch entstanden ist und die Eigentmer von den den Anspruch begrndenden Umstnden und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt oder ohne grobe Fahrlssigkeit Kenntnis erlangen mssten, sptestens jedoch drei Jahre nach Beendigung des Verwalteramtes. Dies gilt nicht fr die Verjhrung vorstzlich herbeigefhrter Schden sowie nicht dann, wenn eine Haftung des Verwalters fr Schden, die auf einer Verletzung des Lebens, des Krpers oder der Gesundheit, die auf einer fahrlssigen Pflichtverletzung des Verwalters oder einer fahrlssigen oder vorstzlichen Pflichtverletzung eines Erfllungsgehilfen oder gesetzlichen Vertreters des Verwalters beruhen, vorliegt. Fr die Kenntnis bzw. das Kennenmssen von Umstnden kommt es auf die Kenntnis eines der Eigentmer an.

III. Zusatzvergtungen des Verwalters 90

Die Ttigkeit des Verwalters im Zusammenhang mit der Anforderung von Beitragsforderungen ist regelmßig personal- und damit kostenintensiv. Der Verwalter wird daher darauf achten, ein ausreichendes Honorar fr seine Bemhungen zu erhalten. Obgleich die Ttigkeit des Verwalters im Zusammenhang mit der Realisierung der Beitragsforderungen der Wohnungseigentmer zum Kernbereich seiner Ttigkeit gezhlt wird, und damit grundstzlich mit der Regelvergtung des Verwalters abgegolten wre, lassen Rechtsprechung und Literatur die Abrechnung zustzlicher Entgelte auf der Grundlage entsprechender Vereinbarungen, Beschlsse und Regelungen im Verwaltervertrag zu149.

91

Es ist daher zu empfehlen, im Verwaltervertrag ausdrcklich zwischen einer Regelvergtung fr die grundlegenden Ttigkeiten und Sondervergtungen fr besondere Verwaltungsleistungen zu unterscheiden. Aufgrund der Anwendbarkeit der §§ 305 ff. BGB (Bestimmungen zur Wirksamkeit sog. Allgemeiner Geschftsbedingungen150) sollte auf eine mglichst klare Formulierung dieser Bestimmungen zur Vermeidung spterer Unwirksamkeit grßter Wert gelegt werden151. 149 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 123. 150 Bis 31. 12. 2001 niedergelegt im Gesetz zur Regelung der Allgemeinen Geschftsbedingungen (AGBG), durch das Schuldrechtsmodernisierungsgesetz (SchuldRModG) in das BGB n. F. als §§ 305 ff. integriert. 151 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 6. 1. 2003 – 3 Wx 364/02, NZM 2003, 119.

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179 III. Zusatzvergtungen des Verwalters

So ist die Vereinbarung insbesondere folgender Sonderentgelte im Zusammenhang mit der Verfolgung von Beitragsansprchen ratsam: Formulierungsvorschlge: – Sonderentgelt fr die Mahnung zahlungssumiger Eigentmer i. H. v. 7,50 Euro zzgl. jeweiliger gesetzlicher Mehrwertsteuer je Mahnung, nicht jedoch fr ein erst verzugsbegrndendes Aufforderungsschreiben, ab einem Rckstand von mehr als 100 Euro sowie fr mehrere in einem Mahnlauf gemahnte Beitrge nur einmal152 – Aufwendungsersatz fr eigentmerseits gewnschte oder zur Unterrichtung ber außergerichtliche oder gerichtliche Streitigkeiten der Eigentmergemeinschaft erforderliche Anfertigung von Kopien i. H. v. 0,50 Euro zzgl. jeweiliger gesetzlicher Mehrwertsteuer sowie Erstattung darber hinaus anfallender Schreib- und Portoauslagen (fr Rundschreiben, etc.)153 – Sonderentgelt fr die Zuarbeit, Unterlagenzusammenstellung, Fhrung von Schriftverkehr, Anfertigung von Kopien, Wahrnehmung von Besprechungen und/oder gerichtlichen Terminen bei der ber einen Rechtsbeistand abgewickelten gerichtlichen Beitreibung rckstndiger Beitragsforderungen sowie sonstiger gerichtlicher Verfahren der Wohnungseigentmergemeinschaft im Zusammenhang mit der Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums i. H. v. . . . Euro pro angefangener Zeitstunde zzgl. jeweiliger gesetzlicher Mehrwertsteuer, zzgl. Schreib-, Kopier- und Portoauslagen154 – Sonderentgelt fr verwalterseits auf Wunsch der Eigentmer eigenstndig (d. h. ohne Beauftragung eines Rechtsanwalts) gefhrte gerichtliche Verfahren zur Beitreibung von Beitragsforderungen gegen einzelne Wohnungseigentmer bzw. sonstige gerichtliche Aktiv- und Passivverfahren im Zusammenhang mit der Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums in Anwendung der Bestimmungen des RVG155 – Sonderentgelt fr jede zustzlich einzuberufende, zu leitende und zu protokollierende Eigentmerversammlung, mit einem Entgelt i. H. v. . . . Euro pro angefangener Zeitstunde/pauschalierten Entgelt i. H. v. 200 Euro, jeweils zzgl. jeweiliger gesetzlicher Mehrwertsteuer, zzgl. Schreib-, Kopier- und Portoauslagen, wobei dies nur fr eigentmerseits veranlasste und objektiv erforderliche Eigentmerversammlungen gilt, die nicht infolge einer dem 152 Gottschalg, DWE 2003, 41 (45); a. A.: Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 126. 153 BayObLG, Beschl. v. 19. 12. 2002 – 2 Z BR 104/02, NZM 2003, 154; a. A.: LG Berlin, Urt. v. 15. 10. 2002 – 63 S 488/01, GE 2002, 1563. 154 Gottschalg, DWE 2003, 41 (45); a. A.: Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 126. 155 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 127; Deckert/Gottschalg, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1126; KostRModG, BGBl. I 2004, Nr. 21, 718 (RVG ab S. 788).

179

92

180 C. Aufgaben und Befugnisse des Verwalters

Verwalter schuldhaft zurechenbaren Pflichtverletzung oder aufgrund Vereinbarung erforderlich wurden – Sonderentgelt fr die Teilnahme an Beiratssitzungen außerhalb der blichen Brozeiten, ansonsten bei mehr als zwei Terminen jhrlich mit einem Entgelt i. H. v. . . . Euro pro angefangener Zeitstunde/pauschalierten Entgelt i. H. v. 200 Euro, zzgl. jeweiliger gesetzlicher Mehrwertsteuer, zzgl. Schreib-, Kopier- und Portoauslagen, wobei dies nur fr eigentmerseits veranlasste oder objektiv erforderliche außerordentliche Beiratssitzungen gilt, die nicht infolge einer dem Verwalter schuldhaft zurechenbaren Pflichtverletzung erforderlich wurden 93

Zu bercksichtigen ist stets, dass ohne besondere Bestimmung Schuldner solcher Entgelte stets die Wohnungseigentmer insgesamt nach dem in § 16 II WEG oder gemß Vereinbarung festgelegten Kostenverteilungsschlssel fr Verwaltungsaufwand sind und nicht etwa der gemahnte oder sonst die Ausgaben veranlassende einzelne Wohnungseigentmer156.

94

Bei der Aufnahme einer entsprechenden auf den einzelnen Eigentmer zugeschnittenen Haftungsklausel ist fr den Verwalter zu bedenken, dass er fr den Fall der Insolvenz des z. B. gemahnten Hausgeldschuldners seine Forderung nicht bei den brigen Wohnungseigentmern realisieren kann. Hierzu ist zudem umstritten, ob durch bloße Regelung im Verwaltervertrag eine vom Verteilerschlssel des § 16 Abs. 2 WEG abweichende Sonderzahlungspflicht des einzelnen Eigentmers geschaffen werden kann. Teilweise wird hierfr ein Beschluss der Eigentmerversammlung gefordert. Schließlich handelt es sich um Kosten der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums, fr die im Zweifel die Regelung des § 16 Abs. 2 WEG gilt. Die Mglichkeit der sog. Direktbelastung des verursachenden Eigentmers ist zudem mit weiteren rechtlichen und abrechnungstechnischen Risiken verbunden (vgl. hierzu Teil 2, Rz. 43)157.

IV. Beitreibungsttigkeit und Rechtsberatungsgesetz 95

Nach einhelliger Meinung kann der zur Einziehung von Beitragsrckstnden umfassend ermchtigte Verwalter diese auch ohne Einschaltung eines Rechtsanwalts außergerichtlich und gerichtlich beitreiben. Der Verwalter kann in Zivil-, und Wohnungseigentumssachen, soweit kein Anwaltszwang herrscht, selbstndig die Wohnungseigentmer vertreten, Schriftstze einreichen und verhandeln. Damit kann der Verwalter in Konflikt mit den Bestim156 Schmidt, WE 2003, 196 (197). 157 AG Mnchengladbach-Rheydt, Beschl. v. 22. 2. 2002 – 23 UR II 19/01, NZM 2003, 403.

180

181 IV. Beitreibungsttigkeit und Rechtsberatungsgesetz

mungen des Rechtsberatungsgesetzes (RberG) geraten, welches eine Rechtsberatung durch nicht besonders zugelassene Personen verbietet158. Nach entsprechenden Grundsatzentscheidungen kollidiert diese rechtsbesorgende Ttigkeit des Verwalters nicht mit dem Verbot des Art 1, § 1, Abs. 1 RBerG, da nach der Rechtsprechung hier die Ausnahmevorschrift des Art. 1, § 3, Ziff. 6 RBerG anzuwenden ist159. Dies gilt aber ausdrcklich nur fr die Ttigkeit des WEG-Verwalters bei der Beitreibung gemeinschaftlicher Forderungen im Rahmen der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums160. Nach dem Entwurf des Bundesministeriums der Justiz zum Gesetz zur Neuregelung des Rechtsberatungsrechts soll das bisherige Rechtsberatungsgesetz mit all seinen Rechtsverordnungen aufgehoben und durch ein Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) ersetzt werden161. Die damit einhergehende ausdrckliche Einbeziehung des Wohnungseigentumsverwalters gem. § 5 Abs. 2 Ziff. 2 RDG in den Kreis der Personen, die als Nebenleistungen Rechtsdienstleistungen erbringen knnen, drfte die o. g. Erwgungen obsolet machen, sofern das Gesetzgebungsvorhaben so realisiert wird.

96

D. Außergerichtliches Forderungsmanagement Die Summe aller Ttigkeiten, die bei der Sicherung und Realisierung von Beitragsforderungen anfallen, bezeichnet man als sog. Forderungsmanagement.

158 Sauren, NZM 2004, 966 ff. 159 BGH, Urt. v. 6. 5. 1993 – V ZB 9/92, NJW 1993, 1924; OLG Dsseldorf, Urt. v. 18. 4. 2000 – 24 U 29/99, ZWE 2001, 117 (120); Calibe, Potsdamer Tage zum Wohnungseigentum 2000, 175 (179 f.); Riecke, ZMR 2000, 493 (498); im Ergebnis gleich, nur abweichend in der Begrndung die Lehre: Art. 1, § 5, Ziff. 3 RBerG; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 182 f. m. w. N. 160 Riecke, WE 2002, 188 f., 212 ff., 236 ff. u. 260 ff. 161 Diskussionsentwurf des Bundesministeriums der Justiz, Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechtsberatungsrechts, Beilage zu NJW 38/2004.

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181 IV. Beitreibungsttigkeit und Rechtsberatungsgesetz

mungen des Rechtsberatungsgesetzes (RberG) geraten, welches eine Rechtsberatung durch nicht besonders zugelassene Personen verbietet158. Nach entsprechenden Grundsatzentscheidungen kollidiert diese rechtsbesorgende Ttigkeit des Verwalters nicht mit dem Verbot des Art 1, § 1, Abs. 1 RBerG, da nach der Rechtsprechung hier die Ausnahmevorschrift des Art. 1, § 3, Ziff. 6 RBerG anzuwenden ist159. Dies gilt aber ausdrcklich nur fr die Ttigkeit des WEG-Verwalters bei der Beitreibung gemeinschaftlicher Forderungen im Rahmen der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums160. Nach dem Entwurf des Bundesministeriums der Justiz zum Gesetz zur Neuregelung des Rechtsberatungsrechts soll das bisherige Rechtsberatungsgesetz mit all seinen Rechtsverordnungen aufgehoben und durch ein Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) ersetzt werden161. Die damit einhergehende ausdrckliche Einbeziehung des Wohnungseigentumsverwalters gem. § 5 Abs. 2 Ziff. 2 RDG in den Kreis der Personen, die als Nebenleistungen Rechtsdienstleistungen erbringen knnen, drfte die o. g. Erwgungen obsolet machen, sofern das Gesetzgebungsvorhaben so realisiert wird.

96

D. Außergerichtliches Forderungsmanagement Die Summe aller Ttigkeiten, die bei der Sicherung und Realisierung von Beitragsforderungen anfallen, bezeichnet man als sog. Forderungsmanagement.

158 Sauren, NZM 2004, 966 ff. 159 BGH, Urt. v. 6. 5. 1993 – V ZB 9/92, NJW 1993, 1924; OLG Dsseldorf, Urt. v. 18. 4. 2000 – 24 U 29/99, ZWE 2001, 117 (120); Calibe, Potsdamer Tage zum Wohnungseigentum 2000, 175 (179 f.); Riecke, ZMR 2000, 493 (498); im Ergebnis gleich, nur abweichend in der Begrndung die Lehre: Art. 1, § 5, Ziff. 3 RBerG; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 182 f. m. w. N. 160 Riecke, WE 2002, 188 f., 212 ff., 236 ff. u. 260 ff. 161 Diskussionsentwurf des Bundesministeriums der Justiz, Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechtsberatungsrechts, Beilage zu NJW 38/2004.

181

97

182 D. Außergerichtliches Forderungsmanagement

Hierzu gehrt im außergerichtlichen Bereich im Einzelnen:

I. Forderungsmanagement des Verwalters 98

Der Erfolg des Forderungsmanagements des Verwalters hngt im wesentlichen davon ab, dass neben ausreichenden personellen und technischen Mitteln das rechtliche Know-how vorhanden ist, um zgig und sicher Forderungen beizutreiben. 1. Bonittsprfung

99

Fr Verwaltungen lohnenswert drfte die Einrichtung eines Datenanschlusses zu einer Auskunftei bzw. Inkassoorganisation (z. B. Schufa oder Creditreform) sein, ber den online Bonittsausknfte zu Eigentmern und – im Falle der Sondereigentumsverwaltung – auch Mietern sowie mgliche Vertragspartnern der Gemeinschaft eingeholt werden knnen162. Hierbei sind heute nicht nur Freiberufler, Gewerbetreibende und Wirtschaftsunternehmen erfasst, seit 1997 bietet z. B. die Creditreform Consumer GmbH (CEG) online Bonittsausknfte zu Privatpersonen an163. 162 Pietsch, WE 2003, 257. 163 Schfer, Creditreform Sonderausgabe 9/2004, S. 12.

182

183 I. Forderungsmanagement des Verwalters

Zur Bonittsprfung gehrt auch die schriftlich zu beantragende sog. Einsichtnahme in das Schuldnerverzeichnis gem. § 915 ZPO bei den Amtsgerichten. Per Internet kann auf die amtlichen Insolvenzbekanntmachungen zugegriffen werden164. Durch rechtzeitiges Erkennen von sog. Negativmerkmalen wie das Vorliegen von Haftbefehlen oder die bereits erfolgte Abgabe der eidesstattlichen Vermgensversicherung gem. §§ 899 ff. ZPO knnen langwierige und erfolglose Beitreibungsversuche vermieden werden.

100

2. Registrieren von Bonittsverlustsignalen Neben der bloßen Verbuchung der Zahlungseingnge und deren Kontrolle auf Vollstndigkeit und Rechtzeitigkeit der Zahlung sollte auch auf das Auftreten von Signalen geachtet werden, die einen Bonittsverlust ankndigen:

101

Hierzu gehren besonders: – Wechsel langjhriger Bankverbindung – Unregelmßige/versptete Zahlungseingnge – Zahlung von Teilbetrgen – Bareinzahlungen – Abstandnahme vom Lastschrifteinzugsverfahren/Dauerauftragsverfahren – Lastschriftrckgaben/berweisungsrckrufe 3. Anforderungen an die Buchhaltung des Verwalters Die Buchhaltung eines WEG-Verwalters ist leider oftmals an den recht geringen Anforderungen der reinen Einnahmen/Ausgaben-Rechnung orientiert.

102

a) Einrichten von Forderungskonten gem. §§ 366, 367 BGB Leider ist festzustellen, dass die meisten am Markt erhltlichen Computerprogramme fr Immobilienverwalter das Erfordernis einer an §§ 366, 367 BGB orientierten Buchhaltung ignorieren und sich auf einfache kaufmnnische Buchhaltung beschrnken. Jedoch ist die korrekte Verbuchung von (Teil-)Zahlungen des Schuldners mit und ohne Tilgungsbestimmung auf die jeweils verschiedenen Forderungen aus Kosten, Zinsen und Hauptforderung unerlsslich, um rechtssicher beitreiben und abrechnen zu knnen165. Werden z. B. die anfallenden Kosten- und Hauptforderungszinsen aus Verzug nicht korrekt erfasst und Zahlungen des Schuldners nicht entsprechend 164 www.insolvenzbekanntmachungen.de. 165 Palandt/Heinrichs, BGB, § 367 Rz. 2 ff.

183

103

184 D. Außergerichtliches Forderungsmanagement

§§ 366, 367 BGB verrechnet, so kann es bei einem einfachen kaufmnnischen Buchhaltungsprogramm sogar vorkommen, dass die auf Zinsen geleisteten Zahlungen mangels Sollstellung als „echte“ Zahlung des Schuldners verbucht werden und diesem im Rahmen der Jahresabrechnung u. U. sogar als „Mehrzahlung“ gutgeschrieben werden. Demgegenber sind am Markt leistungsfhige Programme fr Rechtsanwaltskanzleien erhltlich, die auf die Forderungsverwaltung mit komfortabler Zahlungsverrechnung unter korrekter Bercksichtigung der Anforderungen gemß §§ 366, 367 BGB spezialisiert sind. 104

Beispiel eines aus einer verbreiteten Rechtsanwalts-Software166 entnommenen Forderungskontos: Forderungskonto Nr.: 763/03 Stand: 6.11.2003 Glubiger: . . . Schuldner: . . . Forderung/Titel: Rckstndige Mieten aus MV Schuldnerwiese 13, Pleitingen Hauptforderung: 430 Euro nebst 5,00 % Zinsen ber Basiszins ab 6.8.2003 Nr.

Datum

1 2

11.8.2003 4.9.2003

3 4

8.9.2003 4.10.2003

5

21.10.2003

6 7

5.11.2003 6.11.2003

8

6.11.2003

Betrag

Text

7,50 Mahnkosten 430,00 Miete 9/2003 Basiszins +5 % 7,50 Mahnkosten 430,00 Miete 10/2003 Basiszins +5 % 10,00 Auskunft Schuldnerverzeichnis 50,00 Inkassokosten 430,00 Miete 11/2003 Basiszins +5 % – 430,00 Zahlung/Gutschrift

K.Zinsen

Kosten H.Zinsen

H.Ford.

0,00 0,00

7,50 7,50

0,44 2,20

430,00 860,00

0,00 0,00

15,00 15,00

2,86 6,68

860,00 1 290,00

0,00

25,00

10,50

1 290,00

0,00 0,00

75,00 75,00

13,80 14,01

1 290,00 1 720,00

0,00

0,00

7,19

1 371,82

(– 75,00 Euro Zahlung auf unverzinsliche Kosten) (– 6,81 Euro Zahlung auf Zinsen Hauptforderung Nr. 1) (– 348,18 Euro Zahlung auf Hauptforderung Nr. 1) Gesamtforderung 1379,01 Euro zuzglich 6,22 % Zinsen aus 81,82 Euro 7.11.2003 (5 %-Pkte ber Basiszins) 6,22 % Zinsen aus 430,00 Euro 7.11.2003 (5 %-Pkte ber Basiszins) 6,22 % Zinsen aus 430,00 Euro 7.11.2003 (5 %-Pkte ber Basiszins) 6,22 % Zinsen aus 430,00 Euro 7.11.2003 (5 %-Pkte ber Basiszins) entsprechend 0,30 Euro Zinsen ab 7.11.2003 tglich

166 Forderungskonto aus dem Zwangsvollstreckungsmodul der Rechtsanwalts- und Notarsoftware „RA-MICRO Kanzleisoftware“,  Copyright RA-MICRO Software GmbH, Berlin – Abdruck mit freundlicher Genehmigung der RA-MICRO Software GmbH, Am Borsigturm 60, 13507 Berlin.

184

185 I. Forderungsmanagement des Verwalters Kumulierte Betrge Gesamtkosten unverzinsliche Kosten verzinsliche Kosten Kostenzinsen

75,00 Euro 75,00 Euro 0,00 Euro 0,00 Euro

anfngliche HF Hauptf.zinsen Zahlungen

1 720,00 Euro 14,01 Euro 430,00 Euro

b) Richtiger Umgang mit sog. Altforderungen und -erlsen Buchungs- und Abrechnungsprobleme ergeben sich insbesondere bei der Darstellung von Rckstnden auf Beitragsforderungen aus vergangenen Wirtschaftszeitrumen sowie bei der Realisierung betagter Forderungen.

105

Klar muss sein, dass die Aufnahme sog. Vorjahressalden in die Buchhaltung des Verwalters zu unterbleiben hat. Insbesondere verbietet sich die Aufnahme von Saldenvortrgen in nachfolgende Abrechnungen. Solche Abrechnungen sind als rechtswidrig mit Erfolg anfechtbar167. In der Jahresabrechnung kann und sollte m. E. in eine ausdrcklich als rein informativ bezeichnete Saldenbersicht dargestellt werden, auf die sich die Beschlussfassung ausdrcklich nicht bezieht168. Was die Darstellung der im konkret abzurechnenden Wirtschaftszeitraum geflossenen Nachzahlungen auf das Vorjahresabrechnungsergebnis anbetrifft, so kann hier mit der Einnahmen-Position „Zahlungen auf Vorjahressalden“ operiert werden, der auf der Ausgabenseite die Position „Ausgleichszahlungen Vorjahressalden“ gegenber gestellt wird.

106

Beispiel: Eigentmer S glich seinen Abrechnungssollsaldo fr das Wirtschaftsjahr 1999 zunchst nicht aus. Da trotz erfolgter Titulierung der Forderung die wirtschaftliche Lage des eine erfolgreiche Beitreibung nicht erwarten ließ, veranlasste der Verwalter im Jahre 2000 den Beschluss einer Sonderumlage zur Ausfalldeckung des Rckstands des X. Eigentmer G, der allen Zahlungsverpflichtungen, auch hinsichtlich seines Anteils an der o. g. Sonderumlage nachkam, verußerte Ende 2001 seine Sondereigentumseinheit an den E. Im Jahre 2002 zahlt der wirtschaftlich wieder erholte S den Saldo aus 1999 nach. G, der dies erfuhr, verlangt nun vom Verwalter V, hilfsweise vom Erwerber E, anteilige Auskehrung des Guthabens aus der Zahlung des S im Verhltnis seiner damaligen Beteiligung an der Sonderumlage 2000. Zu Recht?

Werden betagte Forderungen realisiert, so ist eine gesplittete Abrechnung, die etwa zwischenzeitlich eingetretene Vernderungen in der Zusammensetzung der Eigentmergemeinschaft bercksichtigt, nicht durchzufhren (vgl. Buchst. B., Ziff. III. 2. b, Rz. 76).

167 KG, Beschl. v. 15. 4. 1992 – 24 W 2066/91, ZMR 1992, 354 = WuM 1992, 388. 168 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 114 f. u. 1230 ff.

185

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186 D. Außergerichtliches Forderungsmanagement

Etwaige Guthaben aus Zahlungen auf betagte Forderungen stehen dem Erwerber zu169.

4. Persnliches Inkasso/Schuldnerberatung 108

In der Praxis ist hufig ein intensives schriftliches Mahnwesen zu beobachten, welches aber in fast allen Fllen außer einem erhhten Arbeitsaufwand keinen messbaren Erfolg zeitigt. Der in Geldsorgen befindliche Schuldner neigt begreiflicherweise dazu, diejenigen seiner Glubiger vorrangig zu bedienen, die auf ihn den als am strksten empfundenen Druck ausben. Auf der Empfindlichkeitsskala eines Schuldners werden daher schriftliche standardisierte, womglich mehrfach stereotyp wiederholte Mahnungen einen der hinteren Pltze einnehmen. Es empfiehlt sich daher, an ein zeitlich gestrafftes schriftliches Mahnwesen unter Einschaltung des Objektbetreuers ein individuelles Inkasso anzuschließen, um dem Anwachsen von Rckstnden rechtzeitig entgegen zu wirken.

109

Mglichst unmittelbar nach dem Ausbleiben einer flligen Zahlung (z. B. der ersten Hausgeldrate) sollte eine schriftliche Zahlungserinnerung, verbunden mit einem ausdrcklichen persnlichen Gesprchsangebot, dem Schuldner zugehen. Kurz vor der Flligkeit der nchsten Zahlung sollte im Idealfall persnlich/ telefonisch nachgefasst und mglichst ein Gesprch stattgefunden haben, dessen ußere Umstnde, Inhalt und Verlauf oftmals schon relativ genauen Aufschluss ber das bestehende Problem geben. Ferner kann (unter Wohnungseigentmern kein Datenschutz) ber andere Wohnungseigentmer oder Mitglieder des Beirats ein Kontakt vermittelt werden. Hier kann untersttzend eingegriffen werden. Hierzu gehren besonders folgende Hilfestellungen: – Vermittlung professioneller Hilfsangebote (Wohnungs-/Sozialamt) – Untersttzung von Verkaufsbemhungen – Untersttzung eines Wohnungswechsels bei eigengenutztem Wohnungseigentum mit nachfolgender Vermietung – Vermittlung sachverstndiger finanzieller Hilfe (Hausbank) Sofern die fr den Fall des Ausbleibens auch der Folgezahlung zu versendende Mahnung bzw. die persnliche Kontaktaufnahme allerdings erfolglos bleiben, sollte die Sache rechtshngig gemacht werden. 169 KG Berlin, Beschl. v. 9. 4. 2001 – 24 W 6844/00, ZWE 2001, 438; Deckert/Ott, Die Eigentumswohnung, Grp. 3, Rz. 80 ff.

186

187 I. Forderungsmanagement des Verwalters

5. Abschluss von Ratenzahlungsvereinbarungen Der Abschluss einer Ratenzahlungsvereinbarung mit einem erkennbar finanzschwachen Schuldner entspricht auch ohne Titulierung der Forderungen ordnungsgemßer Verwaltung170.

110

Beim Abschluss von Ratenzahlungsvereinbarungen ist Vorsicht geboten, da die vereinbarte Stundungswirkung im Falle der Nichteinhaltung der Vereinbarung durch den Schuldner nicht ohne weiteres entfllt171. Hier ist neben anderen juristischen Sicherungen eine sogenannte Vorflligkeitsklausel fr den Fall der Nichtzahlung aufzunehmen.

111

Formulierungsbeispiel: Der Schuldner erkennt an, dem Glubiger den vorgenannten Forderungsbetrag gemß beigefgtem Forderungskonto zuzglich weiterer Zinsen zu schulden. Der Schuldner verpflichtet sich zur Zahlung dieser Gesamtschuld wie folgt: Monatliche Raten i. H. v. 250 Euro jeweils am dritten Werktag eines jeden Monats fllig und zahlbar, beginnend ab dem . . . . Der Schuldner verzichtet auf Einwendungen jeglicher Art hinsichtlich des Grundes und der Hhe der Schuld. Soweit bereits ein Schuldtitel vorliegt, verzichtet er darber hinaus auf die Erhebung einer Vollstreckungsgegen-, Nichtigkeits- oder Restitutionsklage. Der Schuldner erklrt, dass er bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Verhltnissen zur Zahlung der vereinbarten Betrge in der Lage ist und seinen hier bernommenen Verpflichtungen pnktlich nachkommen wird. Er beabsichtigt deshalb auch nicht, gerichtlichen Vollstreckungsschutz in Anspruch zu nehmen. Der Glubiger verpflichtet sich, falls der Schuldner die Raten pnktlich zahlt, keine Vollstreckungen einzuleiten. Ausgebrachte Vollstreckungen bleiben jedoch bestehen und ruhen, solange die Vereinbarungen eingehalten werden. Die jeweilige Restforderung ist zur Zahlung sofort fllig, wenn der Schuldner mit einer Rate ganz oder teilweise lnger als zehn Tage im Rckstand ist, sptestens jedoch mit Ablauf von zwei Wochen, sofern dem Schuldner nicht ausdrcklich eine weitere Stundung gewhrt wird.

170 BayObLG, Beschl. v. 20. 11. 2003 – 2 Z BR 168/03, NJW-RR 2004, 1090. 171 Palandt/Heinrichs, BGB, § 271 Rz. 15.

187

188 D. Außergerichtliches Forderungsmanagement

II. Forderungsmanagement durch Dritte 112

Im Bereich der Sondereigentums- bzw. Mietverwaltung wird es bei grßeren Bestnden teilweise praktiziert, den Bereich des Forderungsmanagements auszugliedern, d. h. einem anerkannten Inkassoinstitut (z. B. Creditreform) zu bertragen. Dies kann mit Blick auf eine Verbesserung der Liquiditt wirtschaftlich durchaus interessant sein172. Das Inkassounternehmen bernimmt dabei die oben geschilderten Maßnahmen des außergerichtlichen Forderungsmanagements ganz oder teilweise. Die Vertragsgestaltungen gehen hierbei ber eine reine Beitreibungsabwicklung bis hin zu einem regelrechten Factoring, bei dem das Inkassoinstitut die Forderungen ankauft und zum Einzug abgetreten erhlt173. Dabei fließt unmittelbar eine bestimmten Prozentsatz der Forderungsbetrge an den Glubiger. Das Inkassoinstitut trgt dabei einen Teil des Ausfallrisikos. Eine solche Auslagerung originrer Verwalterttigkeit kann allerdings nur aufgrund entsprechenden Eigentmerbeschlusses erfolgen.

113

Um die Zahlungseingangsberwachung bzw. und das Mahnwesen kostengnstig und zuverlssig zu gestalten, bieten sich die heutigen Mglichkeiten der EDV durch Nutzung des Online-Banking und integrierte Direktverbuchung an. Hier besteht ferner die Mglichkeit, zeit- und damit lohnintensive Buchhaltungsarbeiten aus dem eigenen Unternehmen auszugliedern und von spezialisierten Dienstleistern durchfhren zu lassen. Voraussetzung ist, dass durch entsprechende Regelung im Verwaltervertrag die Mglichkeit der bertragung einzelner Verwaltungsttigkeiten auf Dritte ermglicht wird174.

III. Kostenrisiko 114

Im Falle der spteren gerichtlichen Beitreibung besteht fr den Fall des externen Forderungsmanagements ber ein Inkassounternehmen allerdings ein gewisses Kostenrisiko. Die Gerichte erkennen die grundstzlich aufgrund Verzugs geschuldeten vorgerichtlichen Inkassokosten (Honorar des Inkassoinstituts) als zustzliche Schadensposition neben den weiter angefallenen Rechtsanwaltskosten oftmals nicht an.

172 Pietsch, WE 2003, 257. 173 Palandt/Heinrichs, BGB, § 398 Rz. 35 ff. 174 Gottschalg, DWE 2003, 41 (44); Rll/Sauren, Handbuch fr Wohnungseigentmer und Verwalter, Rz. 317.

188

189 I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten

Dies mit der m. E. nicht zutreffenden Begrndung, dass die Eigentmer sofort einen Rechtsanwalt htten einschalten knnen, was die Entstehung der zustzlichen Inkassokosten verhindert htte175. Konnten die Wohnungseigentmer damit rechnen, dass der Schuldner auf die Aktivitt des Inkassounternehmens hin zahlen und keine substantiellen Einwendungen vorbringen wrde, was gerade bei Hausgeldbeitreibungen der Regelfall ist, so sind nach hier vertretener Auffassung die Inkassokosten in voller Hhe ersatzfhig176.

E. Schutzmaßnahmen Die Realisierung von Beitragsforderungen kann unter Bercksichtigung der vorstehend geschilderten Probleme durch eine vorausschauende Gestaltung der Gemeinschaftsordnung, der Beschlussfassung der Eigentmerversammlung sowie mittels entsprechender Regelungen im Verwaltervertrag wesentlich erleichtert werden.

115

I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten Streitig ist in diesem Zusammenhang insbesondere das zu beachtende Rangverhltnis der Regelungsmglichkeiten.

116

Hier stellt sich regelmßig die Frage, ob eine Regelung (oft die einfachste Variante) durch Verwaltervertrag, nur durch Beschluss oder gar ausschließlich im Wege einer Vereinbarung (der unpraktikabelste Weg) getroffen werden kann. Dabei gilt, dass eine Regelung, die im Verwaltervertrag enthalten sein darf, natrlich auch beschlossen oder erst recht durch Vereinbarung wirksam getroffen werden kann. Zu beachten ist jedoch, dass jede beschlussweise oder verwaltervertragliche Regelung nicht den vorrangigen gesetzlichen Bestimmungen bzw. der Gemeinschaftsordnung widersprechen darf. 1. Regelungen im Verwaltervertrag Die Regelung der Flligkeit der gemß Wirtschaftsplan, Sonderumlage bzw. Jahresabrechnung geschuldeten Hausgeldbeitrge kann verwaltervertraglich festgelegt werden177. Ebenso kann dem Verwalter vertraglich die Voll175 Palandt/Heinrichs, BGB, § 286 Rz. 49 m. w. N. 176 BGH, Urt. v. 24. 5. 1967 – VII ZR 278/64; OLG Frankfurt, Urt. v. 14. 11. 1989 – 11 U 14/89; LG Wuppertal, Urt. v. 7. 9. 1999 – 11 O 70/99; AG Mnchen, Urt. v. 15. 12. 1999 – 262 C 25769/99; AG Duisburg, Urt. v. 23. 12. 1999 – 53 C 1418/99. 177 KG, Beschl. v. 15. 9. 2000 – 24 W 747/99, ZWE 2000, 532; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 97; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 32 a. E.

189

117

189 I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten

Dies mit der m. E. nicht zutreffenden Begrndung, dass die Eigentmer sofort einen Rechtsanwalt htten einschalten knnen, was die Entstehung der zustzlichen Inkassokosten verhindert htte175. Konnten die Wohnungseigentmer damit rechnen, dass der Schuldner auf die Aktivitt des Inkassounternehmens hin zahlen und keine substantiellen Einwendungen vorbringen wrde, was gerade bei Hausgeldbeitreibungen der Regelfall ist, so sind nach hier vertretener Auffassung die Inkassokosten in voller Hhe ersatzfhig176.

E. Schutzmaßnahmen Die Realisierung von Beitragsforderungen kann unter Bercksichtigung der vorstehend geschilderten Probleme durch eine vorausschauende Gestaltung der Gemeinschaftsordnung, der Beschlussfassung der Eigentmerversammlung sowie mittels entsprechender Regelungen im Verwaltervertrag wesentlich erleichtert werden.

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I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten Streitig ist in diesem Zusammenhang insbesondere das zu beachtende Rangverhltnis der Regelungsmglichkeiten.

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Hier stellt sich regelmßig die Frage, ob eine Regelung (oft die einfachste Variante) durch Verwaltervertrag, nur durch Beschluss oder gar ausschließlich im Wege einer Vereinbarung (der unpraktikabelste Weg) getroffen werden kann. Dabei gilt, dass eine Regelung, die im Verwaltervertrag enthalten sein darf, natrlich auch beschlossen oder erst recht durch Vereinbarung wirksam getroffen werden kann. Zu beachten ist jedoch, dass jede beschlussweise oder verwaltervertragliche Regelung nicht den vorrangigen gesetzlichen Bestimmungen bzw. der Gemeinschaftsordnung widersprechen darf. 1. Regelungen im Verwaltervertrag Die Regelung der Flligkeit der gemß Wirtschaftsplan, Sonderumlage bzw. Jahresabrechnung geschuldeten Hausgeldbeitrge kann verwaltervertraglich festgelegt werden177. Ebenso kann dem Verwalter vertraglich die Voll175 Palandt/Heinrichs, BGB, § 286 Rz. 49 m. w. N. 176 BGH, Urt. v. 24. 5. 1967 – VII ZR 278/64; OLG Frankfurt, Urt. v. 14. 11. 1989 – 11 U 14/89; LG Wuppertal, Urt. v. 7. 9. 1999 – 11 O 70/99; AG Mnchen, Urt. v. 15. 12. 1999 – 262 C 25769/99; AG Duisburg, Urt. v. 23. 12. 1999 – 53 C 1418/99. 177 KG, Beschl. v. 15. 9. 2000 – 24 W 747/99, ZWE 2000, 532; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 97; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 32 a. E.

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190 E. Schutzmaßnahmen

macht zu auch gerichtlicher Verfolgung der Beitragsansprche erteilt werden178. 118

Zur Erleichterung der Zahlungsanforderung und -berwachung kann die Verpflichtung zur Teilnahme am Lastschrifteinzugsverfahren vereinbart werden179. Umstritten ist, ob durch Verwaltervertrag dem am vereinbarten Lastschrifteinzugsverfahren nicht teilnehmenden Eigentmer eine Sondergebhr auferlegt werden kann. Dies ist m. E. zu Recht zu verneinen, sofern diese Gebhr als Vertragsstrafe der Gemeinschaft geschuldet wird180. Allerdings drfte eine Regelung, die zu Gunsten des Verwalters wegen des mit der Nichtteilnahme am Lastschrifteinzugsverfahren verbundenen Mehraufwands eine vom Eigentmer dem Verwalter geschuldete Pauschale auferlegt, zulssig sein181. Formulierungsvorschlag: Der jeweilige Eigentmer ist zur Teilnahme am Lastschrifteinzugsverfahren verpflichtet und erteilt dem Verwalter Lastschrifteinzugsermchtigung zum Einzug flliger Beitragsforderungen vom Konto des Eigentmers. Nimmt der Eigentmer am Lastschrifteinzugsverfahren nicht teil, steht dem Verwalter eine Mehraufwandsvergtung i. H. v. 7,50 Euro pro Monat zu, die vom jeweiligen Eigentmer geschuldet wird. Dies gilt auch fr den Fall der bankseitigen Lastschriftrckgabe. Die Vergtung des Verwalters kann auch so kalkuliert werden, dass sich diese vermindert, sofern die Eigentmer am Lastschrifteinzugsverfahren teilnehmen. 2. Regelungsmglichkeiten durch Beschluss

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Zur Vermeidung der sich aus einer auf Leistung zuknftiger Beitragsforderungen analog §§ 257–259 ZPO gerichteten Antragstellung ergebenden Probleme kann zulssigerweise eine sog. Vorflligkeitsregelung fr das sog. 178 Brmann/Pick/Merle, § 27 Rz. 144 m. w. N. 179 BayObLG, Beschl. v. 28. 6. 2002 – 2 Z BR 41/02, ZWE 2002, 581 (583) = NZM 2002, 1665 (1666); Bub, Rz. V. 12; a. A.: Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 107; Merle, PiG 63, 165 (174) – m. E. inkonsequent, da ablehnend zu Beschlusskompetenz, aber fr verwaltervertragliche Regelung. 180 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 125. 181 OLG Hamm, Beschl. v. 19. 10. 2000 – 15 W 133/00, ZWE 2001, 81; Merle, ZWE 2001, 196 (198); a. A.: Deckert/Gottschalg, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1127 (S. 297); Gottschalg, ZWE 2002, 200.

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191 I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten

Hausgeld beschlossen werden182. Die in der Literatur diskutierte Frage, ob Beschlusskompetenz der Eigentmer insoweit besteht, drfte damit grundstzlich geklrt sein183. Klar muss allerdings sein, dass eine abstrakt-generelle Regelung nicht in Frage kommt, d. h. nichtig wre; die Beschlusskompetenz der Versammlung beschrnkt sich auf den jeweils zu beschließenden Wirtschaftsplan.184 a) Koppelung der Vorflligkeit an Verwaltererklrung Die unter Bercksichtigung der vorstehenden Ausfhrungen zur Frage der Erwerberhaftung gegebenenfalls nachteiligen Auswirkungen im Falle eines Eigentmerwechsels bzw. Zwangsverwaltung/Insolvenzverwaltung nach Eintritt der Flligkeit drften mit der nachfolgend vorgeschlagenen Option des Erklrungserfordernisses seitens des Verwalters zu lsen sein185. Formulierungsvorschlag: 1. Die Eigentmerversammlung beschließt den von der Verwaltung als Anlage zur Einladung vorgelegten Gesamtwirtschaftsplan nebst Einzelwirtschaftsplnen vom . . . fr den Zeitraum von . . . bis . . . 2. Die sich aus den jeweiligen Einzelwirtschaftsplnen ergebenden Hausgeldvorauszahlungen sind fllig und zahlbar jeweils im voraus bis zum Ablaufe des dritten Werktags eines jeden Monats auf das vom Verwalter angegebene Konto. Fr die Rechtzeitigkeit der Zahlung kommt es auf den Zeitpunkt der Gutschrift auf dem Verwaltungskonto an. Liegt eine Einzugsermchtigung vor, wird die Hausverwaltung zum angegebenen Termin von dieser Gebrauch machen. 3. Der soeben beschlossene Gesamtwirtschaftsplan sowie die Einzelwirtschaftsplne gelten als Anspruchsgrundlage auch ber das angegebene Wirtschaftsjahr hinaus bis zur Beschlussfassung ber einen neuen Wirtschaftsplan, lngstens jedoch bis zum Ablaufe des folgenden Wirtschaftsjahres. 4. Gert ein Eigentmer mit den Hausgeldvorauszahlungen ganz oder teilweise in einer Hhe von mehr als zwei monatlichen Raten in Verzug, so ist der gesamte dann noch ausstehende Jahreshausgeldvorschuss zur sofortigen Zahlung fllig, sofern der Verwalter dies dem betreffenden Wohnungseigentmer gegenber erklrt. 182 BGH, Beschl. v. 2. 10. 2003 – V ZB 34/03, NJW 2003, 3550; KG, Beschl. v. 28. 4. 2002 – 24 W 326/01, NZM 2003, 557 (558); damit berholt: OLG Zweibrcken, Beschl. v. 4. 6. 2002 – 3 W 46/02, ZWE 2002, 542 (543). 183 Hublein, ZWE 2004, 48 (51) m. w. N. 184 Rieck/v. Rechenberg, MDR 2004, 128 (129) m. w. N. 185 KG, Beschl. v. 28. 4. 2002 – 24 W 326/01, NZM 2003, 557 (558); Drasdo, NZM 2003, 588 ff.

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192 E. Schutzmaßnahmen

b) Auflsende Bedingung der Vorflligkeit 121

Um die negativen Auswirkungen eines Vorflligkeit des Hausgeld auszuschließen, wird als weitere Alternative das Wiederaufleben der monatlichen Zahlungspflichten mit dem Eigentmerwechsel oder der Beschlagnahme in der Zwangsverwaltung bzw. Insolvenzerffnung im Sinne einer auflsenden Bedingung genannt186. Formulierungsvorschlag: 1. – 3. wie vor. 4. Gert ein Eigentmer mit den Hausgeldvorauszahlungen ganz oder teilweise in einer Hhe von mehr als zwei monatlichen Raten in Verzug, so ist der gesamte dann noch ausstehende Jahreshausgeldvorschuss zur sofortigen Zahlung fllig. Fr den Fall des Ausscheidens eines Eigentmers aus der Wohnungseigentmergemeinschaft lebt die Verpflichtung zur Entrichtung der monatlichen Hausgeldvorauszahlungen fr den Rechtsnachfolger ab dem Zeitpunkt dessen Eintragung als Eigentmer im Grundbuch, im Falle der Zwangsversteigerung fr den Ersteigerer mit dem Zuschlag, im Falle der Insolvenz fr den Insolvenzverwalter mit deren Erffnung und im Falle der Zwangsverwaltung fr den Zwangsverwalter mit der Beschlagnahme des Grundstcks wieder auf.

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c) Hausgeldausfallversicherung Die Versicherungswirtschaft hat durch ein innovatives Produkt eine weitere m. E. zulssigerweise mehrheitlich zu beschließende Schutzmaßnahme geschaffen: die sog. Hausgeldausfallversicherung187. Die Hausgeldausfallversicherung kann als Annex zu einer Gebudeversicherung abgeschlossen werden und leistet je nach Vertragsabschluss fr die Dauer von 12 oder 24 Monaten Ersatz fr den Ausfall an Hausgeldzahlungen, die trotz streitiger gerichtlicher Titulierung und Vollstreckung nicht beigetrieben werden knnen. Die zu entrichtende Prmie betrgt i. d. R. 2,5– 4,5 ‰ des Volumens des Wirtschaftsplans als Versicherungssumme, wobei eine Selbstbeteiligung der Wohnungseigentmer i. H. v. 10 % des Ausfalls vereinbart wird. Die gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten der Titulierung sowie die Vollstreckungskosten sind vom Versicherungsschutz nicht umfasst. 186 Hublein, ZWE 2004, 48 (51) m. w. N. 187 Angaben zu diesem Spezialprodukt mit freundlicher Genehmigung der Caninberg & Schouten GmbH, Internationale Versicherungsmakler, Kunibertskloster 7–9, 50688 Kln.

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193 I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten

3. Regelung durch Vereinbarung Wie bereits angefhrt, bietet die grundstzliche Vertragsfreiheit bei der Gestaltung der Gemeinschaftsordnung großen Spielraum bei der Regelung von Sicherungskonzepten sowie Sanktionen im Falle von Zahlungsrckstnden.

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a) Sicherungskonzepte Zur Vermeidung von Problemen bei der Anspruchsdurchsetzung knnen Sicherungsmittel unmittelbar in der Gemeinschaftsordnung vereinbart werden.

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aa) Exotische Sicherungsmittel Einige der vorgeschlagenen Sicherungskonzepte haben m. E. eher rechtstheoretische Bedeutung, da die Vereinbarung von

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– Kautionen, – Vertragsstrafen, – Ausfallfonds, – der Eintragung von Sicherungsgrundschulden, – der Vereinbarung eines dinglichen Sicherungsvorrangs, an den wirtschaftlichen Realitten vorbeigeht188. bb) Vollstreckungsunterwerfungsklauseln Zulssig und etwas realistischer ist die Vereinbarung einer (dinglichen) Zwangsvollstreckungsunterwerfung des jeweiligen Wohnungseigentmers wegen rckstndiger Beitragsforderungen zur Vermeidung des u. U. langwierigen Titulierungsverfahrens189. Formulierungsvorschlag Vollstreckungsunterwerfung: Alternative 1: Jeder Sondereigentmer hat sich auf seine Kosten auf jederzeitigen Wunsch des Verwalters in einer Betragshhe, die auch knftige Erhhungen angemessen bercksichtigt, der sofortigen Zwangsvollstreckung in sein gesamtes Vermgen in notarieller Form zu unterwerfen, falls er trotz Hinweises auf diese Folgen einen angemahnten Rckstand an Hausgeldzahlungen innerhalb von 2 Wochen nicht restlos begleicht. 188 Bub, Das Finanz- und Rechnungswesen der Wohnungseigentmergemeinschaft, Rz. V. 206 f. 189 KG, Beschl. v. 20. 6. 1997 – 24 W 661/97, NJW-RR 1997, 1304; Brmann/Pick/ Merle, WEG, § 16 Rz. 154.

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194 E. Schutzmaßnahmen

Alternative 2: Jeder Sondereigentmer anerkennt, als Lasten- und Kostenbeitrag zur Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums einen Betrag in Hhe von mindestens . . . Euro zu schulden, und unterwirft sich mit Wirkung auch fr seinen Sondernachfolger im Eigentum in Ansehung dieser Verpflichtung, hchstens jedoch in Hhe eines Betrages von . . . Euro, zu Gunsten der jeweiligen anderen Sondereigentmer der sofortigen Zwangsvollstreckung in sein gesamtes Vermgen. Der Verwalter ist berechtigt, die Rechte aus dieser Erklrung gegen einen Sondereigentmer, der mit der Erfllung seiner Verpflichtungen zur Lasten- und Kostentragung in Rckstand gert, im Namen der anderen Sondereigentmer geltend zu machen.

cc) Gesamtschuldnerhaftung von Verußerer und Erwerber 127

Zur Umgehung der bereits geschilderten Beitreibungsprobleme im Falle des Eigentmerwechsels bietet sich die Vereinbarung einer gesamtschuldnerischen Haftung von Verußerer und Erwerber bei gleichzeitigem Ausschluss der Abrechnungsspitze an. Zu bercksichtigen ist jedoch, dass eine solche Regelung fr den bedeutsamen Fall der Zwangsversteigerung keinen Schutz bieten kann, da der BGH die Auffassung vertritt, dass wegen der Regelung des § 56 S. 2 ZVG eine vertragliche Haftungsbernahmeklausel gegenber dem Erwerber in der Zwangsversteigerung keine Wirkung entfalten knne190. Die sog. freihndige Verußerung des Wohnungseigentums unter Aufsicht des Grundpfandrechtsglubigers aufgrund des durch ein beantragtes Zwangsversteigerungsverfahrens ausgebten Drucks kann so allerdings unterbunden werden.

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Formulierungsvorschlag Verußerungsfall: Im Falle der Verußerung des Sondereigentums ist der verußernde Sondereigentmer im Verhltnis zur Gemeinschaft verpflichtet, etwa anfallende Notarkosten sowie eine dem Verwalter etwa zustehende Vergtung fr die Erteilung einer etwa erforderlichen Verußerungszustimmung gem. § 12 WEG allein zu tragen. Die Kosten eines etwa notwendigen Verwalternachweises tragen die Sondereigentmer gemeinsam im Verhltnis der Miteigentumsanteile. Smtliche etwa bereits vom Verußerer geleisteten Zahlungen, Rcklagen, Sonderumlagen und Vorauszahlungen wirken fr den Rechtsnachfolger. Eine nach Eigentumsumschreibung beschlossene Jahresgesamt- und Jahreseinzelabrechnung ersetzt im Falle rechtsgeschftlichen Erwerbs als Anspruchsgrundlage fr die konkreten Abrechnungsergebnisse den Wirtschaftsplan 190 BGH, Beschl. v. 22. 1. 1987 – V ZB 3/86, BGHZ 99, 358 (360 f.).

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195 I. Prventive Gestaltungsmglichkeiten

zum betreffenden Geschftsjahr als Grundlage angeforderter Wohngeldvorauszahlungen. Positive wie negative Abrechnungssalden fallen in voller Hhe in die aktive und passive Verantwortlichkeit des Sondereigentmers, der zum Zeitpunkt der Beschlussfassung im Grundbuch als Sondereigentmer eingetragen ist. Im Verhltnis zur Eigentmergemeinschaft haften Erwerber und Rechtsnachfolger fr den Fall des rechtsgeschftlichen Erwerbs als Gesamtschuldner fr etwaige Wohngeld-Rckstnde, Sonderumlagen und Nachzahlungen, auch wenn diese vor dem Zeitpunkt der Eigentumsumschreibung auf den Erwerber fllig geworden sind. Dies gilt auch fr Abrechnungssalden im Sinne der vorstehenden Ziffer. Zu einer abgrenzenden Teil-Abrechnung ist der Verwalter nicht verpflichtet. Die Auseinandersetzung und Abrechnung ist Sache von Verußerer und Erwerber. dd) Vorausabtretung von Mieteinnahmen Durch eine in der Gemeinschaftsordnung bereits vereinbarte Vorausabtretung von Ansprchen aus Mietverhltnissen zur Sicherung der Hausgeldzahlungsansprche knnen die Wohnungseigentmer sich ein langwieriges Titulierungs- und Vollstreckungsverfahren ersparen. Nutzlos ist eine solche Klausel allerdings im Falle selbstgenutzten Wohneigentums. Ferner drfte eine solche Klausel im Bereich gewerblich vermieteten Sondereigentums mit Blick auf dessen Finanzierung, zu deren Besicherung eine Vorausabtretung der Mietzahlungsansprche heutzutage gehrt, kaum marktgerecht sein.

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b) Sanktionen Ein gewisses „Trostpflaster“ knnen Sanktionsregelungen fr zahlungssumige Wohnungseigentmer sein, die allerdings nur bei vorbergehenden Rckstnden ansonsten liquider Wohnungseigentmer Sinn macht. Vereinbart werden kann etwa ein hherer als der gesetzliche Verzugszins191. Formulierungsvorschlag: Etwaige Zahlungsrckstnde auf Beitragsforderungen sind zugunsten der Gemeinschaft der Eigentmer mit dem jeweils geltenden gesetzlichen Verzugszinssatz zu verzinsen, mindestens jedoch mit 12 % p. a., wobei die Geltendmachung eines hheren Zinsschadens vorbehalten bleibt. 191 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 10 Rz. 52 a. E.; a. A.: Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 155; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 164, 1140 (S. 305).

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196 E. Schutzmaßnahmen

c) Bedeutung fr die Praxis 131

So effektiv sich Vollstreckungsunterwerfungsklauseln, Vorausabtretungen und sonstige Sicherungsmittel lesen mgen, werden diese jedoch m. E. kaum jemals grßere praktische Bedeutung erlangen192. Dies liegt zum einen daran, dass der in der Regel die Gemeinschaftsordnung errichtende Bautrger kein Interesse daran hat, potentielle Erwerber mit solch harschen Formulierungen zu verprellen. Zum anderen wird in ganz erheblichem Maße in die weitere finanzielle Bewegungsfreiheit des Wohnungseigentmers eingegriffen, dessen banktechnische Bonitt durch derartige Belastungen z. T. erheblich eingeschrnkt wird. Ferner verschlechtern dingliche Vollstreckungsunterwerfungen und sonstige Sicherungsmittel die Beleihungsfhigkeit des Wohnungseigentums bis zur Unfinanzierbarkeit.

II. Maßnahmen zur Ausfalldeckung 132

Ist der Ausfall von Beitragsforderungen vorherzusehen bzw. schon eingetreten, obliegt es dem Verwalter, die Liquiditt der Wohnungseigentmergemeinschaft zu sichern. Hierbei knnen entsprechend Bestimmungen des Verwaltervertrags, Beschlsse und Vereinbarungen hilfreich sein. 1. Kreditaufnahme durch den Verwalter

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Kurzfristige Liquidittsengpsse sollte der Verwalter durch Vereinbarung einer berziehungsmglichkeit des Kontos auffangen drfen193. Ansonsten bliebe ihm diese Mglichkeit mangels Kompetenz verwehrt194. 2. Rckgriff auf Instandhaltungsrcklage

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Auch der „Rckgriff“ auf Mittel der Instandhaltungsrcklage ist wegen deren ausdrcklicher Zwecksbestimmung dem Verwalter ohne besondere Ermchtigung verwehrt195. 3. Sonderumlage zur Ausfalldeckung

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Mittel- bis langfristige Forderungsausflle sollten durch Beschluss einer Sonderumlage bereinigt werden196.

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Hublein, ZWE 2004, 48 (57). Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 147, 1140, 1162, 1237 ff. BGH, Urt. v. 28. 4. 1993 – VIII ZR 109/92, NJW-RR 1993, 1227. Hublein, ZWE 2004, 48 (53) m. w. N. Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, 1249 (S. 396/397).

197 I. Titulierung von Beitragsforderungen

Dabei ist zu beachten, dass, solange die Insolvenz des Schuldners nicht endgltig feststeht, dieser bei der Berechnung und Auferlegung der Sonderumlage nicht vergessen wird. Auch der Wohnungseigentmer, dessen Sumnis erst zum Entstehen der Liquidittslcke gefhrt hat, ist durch Umlagebeschluss anteilig zu deren Deckung heranzuziehen197. Um dabei nicht „sehendes Auges“ mit Blick auf den zu erwartenden weiteren Ausfall am Anteil der Sonderumlage, diese zu gering zu beschließen, ist es mglich, die Hhe der Sonderumlage im vorhinein angemessen zu erhhen198. Beispiel: E, Mitglied einer aus 10 gleich großen Wohnungen (jeweils 100/1000 MEA) bestehenden Wohnungseigentmergemeinschaft, schuldet insgesamt 1000 Euro Hausgeld. Da der Betrag derzeit bei E nicht beizutreiben ist, beschließt die Eigentmerversammlung die Erhebung einer Sonderumlage i. H. v. insgesamt 1000 Euro, zu zahlen von den brigen Eigentmern zu je 111,11 Euro Anteil. Eigentmer N fechtet den Beschluss erfolgreich an. Die Eigentmerversammlung htte wie folgt beschließen mssen: Die Eigentmerversammlung beschließt die Erhebung einer Sonderumlage i. H. v. insgesamt 1.111,11 Euro, zu zahlen von smtlichen Eigentmern zu je 111,11 Euro Anteil.

F. Beitreibungsmaßnahmen Sind die Handlungsoptionen des außergerichtlichen Forderungsmanagements erschpft, mssen Beitragsrckstnde tituliert und auch vollstreckt werden. Zu bercksichtigen ist, dass die Beitragsforderungen nach der aktuellen Rechtsprechung des BGH nun nicht mehr smtlichen Wohnungseigentmern (mit Ausnahme des Schuldners) zustehen, sondern dass die insoweit rechtfhige Wohnungseigentmergemeinschaft als Verband den Anspruch geltend macht (vgl. Teil 2, Rz. 4 u. 12, 73)199.

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I. Titulierung von Beitragsforderungen Titel ist jede Urkunde, aus der die Zwangsvollstreckung betrieben werden kann. Gem. §§ 704, 794 ZPO sind dies insbesondere rechtskrftige Urteile, Vollstreckungsbescheide auf der Grundlage des gerichtlichen Mahnverfahrens, Prozessvergleiche und natrlich gem. § 45 Abs. 3 WEG rechtskrftige Entscheidungen, Vergleiche und vollstreckbare Anordnungen im wohnungseigentumsrechtlichen Verfahren. 197 BGH, Beschl. 15. 6. 1989 – V ZB 22/88 = BGHZ 108, 44 = NJW 1981, 3018; BayObLG, Beschl. v. 31. 1. 1992 – BReg. 2 Z 143/91, NJW 1993, 603 (604). 198 KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 177/02, NZM 2003, 484 (485). 199 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547.

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197 I. Titulierung von Beitragsforderungen

Dabei ist zu beachten, dass, solange die Insolvenz des Schuldners nicht endgltig feststeht, dieser bei der Berechnung und Auferlegung der Sonderumlage nicht vergessen wird. Auch der Wohnungseigentmer, dessen Sumnis erst zum Entstehen der Liquidittslcke gefhrt hat, ist durch Umlagebeschluss anteilig zu deren Deckung heranzuziehen197. Um dabei nicht „sehendes Auges“ mit Blick auf den zu erwartenden weiteren Ausfall am Anteil der Sonderumlage, diese zu gering zu beschließen, ist es mglich, die Hhe der Sonderumlage im vorhinein angemessen zu erhhen198. Beispiel: E, Mitglied einer aus 10 gleich großen Wohnungen (jeweils 100/1000 MEA) bestehenden Wohnungseigentmergemeinschaft, schuldet insgesamt 1000 Euro Hausgeld. Da der Betrag derzeit bei E nicht beizutreiben ist, beschließt die Eigentmerversammlung die Erhebung einer Sonderumlage i. H. v. insgesamt 1000 Euro, zu zahlen von den brigen Eigentmern zu je 111,11 Euro Anteil. Eigentmer N fechtet den Beschluss erfolgreich an. Die Eigentmerversammlung htte wie folgt beschließen mssen: Die Eigentmerversammlung beschließt die Erhebung einer Sonderumlage i. H. v. insgesamt 1.111,11 Euro, zu zahlen von smtlichen Eigentmern zu je 111,11 Euro Anteil.

F. Beitreibungsmaßnahmen Sind die Handlungsoptionen des außergerichtlichen Forderungsmanagements erschpft, mssen Beitragsrckstnde tituliert und auch vollstreckt werden. Zu bercksichtigen ist, dass die Beitragsforderungen nach der aktuellen Rechtsprechung des BGH nun nicht mehr smtlichen Wohnungseigentmern (mit Ausnahme des Schuldners) zustehen, sondern dass die insoweit rechtfhige Wohnungseigentmergemeinschaft als Verband den Anspruch geltend macht (vgl. Teil 2, Rz. 4 u. 12, 73)199.

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I. Titulierung von Beitragsforderungen Titel ist jede Urkunde, aus der die Zwangsvollstreckung betrieben werden kann. Gem. §§ 704, 794 ZPO sind dies insbesondere rechtskrftige Urteile, Vollstreckungsbescheide auf der Grundlage des gerichtlichen Mahnverfahrens, Prozessvergleiche und natrlich gem. § 45 Abs. 3 WEG rechtskrftige Entscheidungen, Vergleiche und vollstreckbare Anordnungen im wohnungseigentumsrechtlichen Verfahren. 197 BGH, Beschl. 15. 6. 1989 – V ZB 22/88 = BGHZ 108, 44 = NJW 1981, 3018; BayObLG, Beschl. v. 31. 1. 1992 – BReg. 2 Z 143/91, NJW 1993, 603 (604). 198 KG, Beschl. v. 26. 3. 2003 – 24 W 177/02, NZM 2003, 484 (485). 199 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547.

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198 F. Beitreibungsmaßnahmen

1. Außergerichtliche Titulierung 138

Bevor gerichtliche Schritte zur Titulierung eingeleitet werden, ist zu prfen, ob nicht etwa ein schiedsrichterliches Verfahren vorrangig oder ratsamer ist. a) Gte- und Schlichtungsverfahren

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In der Gemeinschaftsordnung kann geregelt sein, dass einer gerichtlichen Inanspruchnahme des Schuldners ein Gte- bzw. Schlichtungsverfahren (etwa durch Anrufung des Beirats oder der Eigentmerversammlung) vorauszugehen hat. b) Anwaltsvergleich

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Ist man sich mit dem ebenfalls anwaltlich vertretenen Schuldner ber die Hhe der Forderung und etwaige Zahlungserleichterungen einig, mchte aber den ausgehandelten Anspruch durch die Existenz eines vollstreckbaren Titels gesichert wissen, so empfiehlt sich der Abschluss eines sog. Anwaltsvergleichs gem. § 796 a ZPO200. c) Schiedsverfahren

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Durch besondere Vereinbarung oder Bestimmung in der Gemeinschaftsordnung kann der ordentliche Rechtsweg durch ein Schiedsverfahren gem. §§ 1025 ff. ZPO ersetzt werden201. Insbesondere kann vereinbart werden, dass das Deutsche Stndige Schiedsgericht fr Wohnungseigentumssachen mit Sitz in Leipzig angerufen wird. Dessen Schiedsspruch ist endgltig und kann mit Rechtsmitteln nicht angegriffen werden202. 2. Gerichtliche Titulierung

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Scheitert eine außergerichtliche Titulierung, ist das gerichtliche Hausgeldbeitreibungsverfahren einzuleiten. a) Allgemeine Verfahrensfragen

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Unabhngig von der Hhe des Gegenstandswerts ist fr die gerichtliche Titulierung von Beitragsforderungen gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG i. V. m. §§ 1–34 FGG das Amtsgericht als Gericht der freiwilligen Gerichtsbarkeit sachlich und rtlich zustndig, in dessen Bezirk die Wohnungseigentumsanlage liegt.

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Das Ausscheiden eines Wohnungseigentmers aus dem Kreis der Wohnungseigentmergemeinschaft (etwa durch Verußerung des Sondereigentums vor 200 Zller/Geimer, Kommentar zur ZPO, § 796 a Rz. 12. 201 Brmann/Pick/Merle, WEG, vor § 43 Rz. 13 ff. 202 Bielefeld, DWE 1997, 144 f.; Bosch, ZAP Fach 13, S. 787 ff.; Schmidt, WE 1998, 362 ff.

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199 I. Titulierung von Beitragsforderungen

Anhngigkeit eines gerichtlichen Verfahrens) fhrt nach der neueren Rechtsprechung des BGH nicht dazu, dass die Zivilgerichte zustndig wren, soweit Rechtsverhltnisse im Zusammenhang mit dem Wohnungseigentumsgesetz betroffen sind. Rckstndige Beitragsforderungen gegen ausgeschiedene Wohnungseigentmer sind also ber das Wohnungseigentumsgericht einzufordern203. b) Das wohnungseigentumsrechtliche Mahnverfahren Gem. § 46 a WEG i. V. m. §§ 688 ff. ZPO knnen Beitragsrckstnde im sogenannten Wohnungseigentums-Mahnverfahren tituliert werden.

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Zustndig ist entgegen dem „normalen“ Mahnverfahren grundstzlich das Amtsgericht, in dessen Bezirk die Wohnungseigentumsanlage belegen ist. Die Zuweisung des Mahnverfahrens an ein zentrales Mahngericht ist jedoch gem. § 689 Abs. 3 ZPO nicht ausgeschlossen, weshalb in der Praxis regelmßig dessen Zustndigkeit gegeben ist. Wird gegen den WEG-Mahnbescheid Widerspruch erhoben bzw. gegen den WEG-Vollstreckungsbescheid Einspruch eingelegt, endet das Mahnverfahren nach der ZPO und es erfolgt gem. § 46 a Abs. 1 S. 4 WEG die Abgabe an das fr die Wohnungseigentumsanlage zustndige WEG-Gericht, woraufhin das Verfahren als WEG-Streitverfahren gem. §§ 43 ff. WEG weitergefhrt wird. Die Durchfhrung des WEG-Mahnverfahrens bietet sich an, wenn die Forderungen unstreitig sind und vom Schuldner keine Verteidigung zu erwarten ist. In diesem Falle kann schnell und kostengnstig ein Titel, d. h. der sog. Vollstreckungsbescheid, erwirkt werden. Erhebt der Schuldner allerdings Widerspruch gegen den Mahnbescheid bzw. legt er gegen den Vollstreckungsbescheid Einspruch ein, tritt ein gegebenenfalls nicht unbetrchtlicher Zeitverlust ein, der durch die Abgabe des Mahnverfahrens und dessen berleitung ins eigentliche Streitverfahren vor dem Wohnungseigentumsgericht entsteht. Auch ein Kostenvorteil ist dann nicht mehr gegeben. c) Erstinstanzliches Verfahren gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG Ist zu erwarten, dass der Schuldner es auf ein streitiges Verfahren ankommen lßt, sollte unmittelbar der auf Zahlung gerichtete Antrag gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG beim rtlich zustndigen Amtsgericht eingereicht werden. Sachdienliche Hauptsache- und Verfahrensantrge knnen zu einer Verkrzung des Verfahrens und einer besseren Vollstreckungssituation fhren. 203 BGH, Beschl. v. 26. 9. 2002 – V ZB 24/02, WE 2002, 126 ff. = ZIP 2002, 2008 ff. = NJW 2002, 3709 = ZMR 2002, 941.

199

146

200 F. Beitreibungsmaßnahmen

aa) Hauptsacheantrge 147

So sollte berlegt werden, ob hinsichtlich des Hauptsacheantrags nicht nur die flligen und unbeglichenen Forderungen, sondern zustzlich auch die whrend der mutmaßlichen Verfahrensdauer fllig werdenden Beitragsforderungen geltend gemacht werden sollen. Analog §§ 258, 259 ZPO kann ein Antrag auf Zuerkennung noch nicht flliger Hausgeldzahlungen dann gestellt werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass diese bei Flligkeit nicht gezahlt werden204. bb) Verfahrensantrge

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Obgleich grundstzlich entbehrlich, sollte gleichwohl ein ausdrcklich auch die außergerichtlichen Kosten einbeziehender Kostenantrag gestellt werden205. Ferner sollte aus Zweckmßigkeitsgrnden fr den Fall einer nicht erfolgenden Verteidigung des Antragsgegners bzw. fr einen Umstand, der eine mndliche Verhandlung nicht sinnvoll erscheinen lßt, eine Entscheidung im schriftlichen Verfahren angeregt werden. Ferner sollte fr den Fall, dass zu erwarten steht, dass der Gegner sich nicht oder unzureichend verteidigt, bereits mit der Antragsschrift oder gegebenenfalls gegen Ende des Verfahrens analog § 105 Abs. 1 ZPO die vereinfachte Kostenfestsetzung beantragt werden. Hierbei kann (unter Umgehung des dem Verfahren zeitlich u. U. spt folgenden Kostenfestsetzungsverfahrens) die Festsetzung der vom Gegner zu erstattenden Kosten unmittelbar auf die gerichtliche Entscheidung gesetzt werden. Dies empfiehlt sich aufgrund der Regelung des § 105 Abs. 1 S. 4 ZPO allerdings nur, sofern die zur Erstattung angemeldeten außergerichtlichen Kosten vom Gericht auch sicher zugesprochen werden. cc) Antrge zur Vollstreckbarkeit

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Sinnvollerweise sollte auch bereits mit der Antragsschrift die Mglichkeit schneller Vollstreckung geschaffen werden, indem um Bescheinigung des Zustellungszeitpunkts und Erteilung der Vollstreckungsklausel gebeten wird. Auch sollte ein Antrag auf Beschluss ber die sofortige vorlufige Vollstreckbarkeit der gerichtlichen Entscheidung im Wege der Einstweiligen Anordnung, notfalls gegen Leistung einer Sicherheit durch die Glubiger, gestellt werden206. So kann noch vor Eintritt der Rechtskraft vollstreckt werden. Vorzutragen ist hierzu, dass ein Zuwarten der Antragsteller auf den Eintritt der Rechtskraft einen erheblichen finanziellen Nachteil bedeutet.

204 Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 163 ff. (S. 1403 f.). 205 Khler/Bassenge/Bassenge, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 17, Rz. 99 (S. 1223). 206 Niedenfhr/Schulze, WEG, § 44 Rz. 23; Schuschke, ZfIR 1999, 885.

200

201 I. Titulierung von Beitragsforderungen

dd) Formulierungsvorschlge fr das Hausgeldverfahren 150

Antragsvorschlag: A. Es wird beantragt, wie folgt zu erkennen: 1. Der antragsgegnerischen Partei (bei mehreren Antragsgegnern als Gesamtschuldnern) wird aufgegeben, an die Antragstellerin, zu Hnden der Verwalterin nach WEG, der Firma Hausverwaltung GmbH, X-Straße in Y-Stadt, vertreten durch deren Geschftsfhrer, Herrn Z, 1500 Euro nebst Zinsen i. H. v. 5 %-Punkten ber dem jeweiligen Basiszins von jeweils 150 Euro, jeweils ab dem 4. Werktag eines jeden Monats fr den Zeitraum Januar bis Oktober 2004 sowie 15 Euro an vorgerichtlichen Mahnkosten zu zahlen. 2. Der antragsgegnerischen Partei (bei mehreren Antragsgegnern als Gesamtschuldnern) wird weiter aufgegeben, an die Antragstellerin, zu Hnden der Verwalterin nach WEG, der Firma Hausverwaltung GmbH, XStraße in Y-Stadt, vertreten durch deren Geschftsfhrer, Herrn Z, jeweils 150 Euro jeweils am dritten Werktag eines jeden Monats fr den Zeitraum November 2004 bis Dezember 2004 nebst – fr den Fall des Verzugs – Zinsen i. H. v. 5 %-Punkten ber dem jeweiligen Basiszins von jeweils 150 Euro, jeweils ab dem 4. Werktag eines jeden Monats fr den Zeitraum November bis Dezember 2004 zu zahlen. 3. Der antragsgegnerischen Partei (bei mehreren Antragsgegnern als Gesamtschuldnern) werden sowohl die Kosten des Verfahrens, als auch die außergerichtlichen Kosten der antragstellenden Partei auferlegt. B. Weiter wird beantragt, 1. im schriftlichen Verfahren ohne mndliche Verhandlung zu entscheiden, womit sich die antragstellende Partei bereits jetzt ausdrcklich einverstanden erklrt207, 2. wegen der Eilbedrftigkeit, gegebenenfalls ohne mndliche Verhandlung, im Wege der einstweiligen Anordnung die vorlufige Vollstreckbarkeit der Entscheidung, auch hinsichtlich der Kostenentscheidung, ohne Sicherheitsleistung, notfalls gegen eine solche, anzuordnen208, 3. die Vollstreckungsklausel zu erteilen, falls die Entscheidung des Gerichts fr die antragstellende Partei einen vollstreckungsfhigen Inhalt hat,

207 OLG Celle, Beschl. v. 17. 8. 2000 – 4 W 172/00, WE 2001, 222 f.; a. A.: OLG Frankfurt, Beschl. v. 24. 5. 2000 – 20 W 200/00, NJW-RR 2001, 804 (805). 208 AG Bonn, Beschl. v. 2. 7. 1999 – 28 II 28/99 WEG, WE 2000, 8.

201

202 F. Beitreibungsmaßnahmen

4. den Zeitpunkt der Zustellung der Entscheidung des Gerichts an die antragsgegnerische Partei zu bescheinigen, 5. der antragstellenden Partei nachzulassen, Sicherheit auch in Form einer selbstschuldnerischen Brgschaft einer deutschen Großbank oder Sparkasse zu leisten, 6. den Geschftswert festzusetzen und gem. beigefgtem Festsetzungsantrag analog § 105 Abs. 1 ZPO den Festsetzungsbeschluss mit der gerichtlichen Hauptsacheentscheidung zu verbinden.

d) Zahlungen des Schuldners in laufenden Verfahren 151

Leistet der Schuldner whrend des Beitreibungsverfahrens Zahlungen, hat dies Auswirkungen sowohl auf die gestellten Hauptsacheantrge, als auch auf die Kostenfrage. aa) Zahlungen im außergerichtlichen Beitreibungsverfahren

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Leistet der Schuldner (Teil-)Zahlungen, so sind diese gem. §§ 366, 367 BGB zu verrechnen. Befand sich der Schuldner schon im Verzug, so sind Zahlungen vorrangig auf die entstandenen Beitreibungskosten und Verzugszinsen anzurechnen. bb) Zahlungen nach Rechtshngigkeit

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Geleistete (Teil-)Zahlungen des Schuldners im gerichtlichen Verfahren fhren nach Eintritt der Rechtshngigkeit (Zustellung der Antragsschrift beim Gegner/Schuldner) zu einer (Teil-)Erledigung des Verfahrens in der Hauptsache. Hier ist der Antrag zweckdienlicherweise auf die Entscheidung der Kostenfrage umzustellen, sofern der Gegner sich der abzugebenden Erledigungserklrung anschließt. Geschieht dies nicht, so ist nach h. M. die Feststellung der Erledigung nebst Kostenentscheidung zu beantragen. Beispiel: Gegen den Miteigentmer E wird wegen rckstndiger Zahlungen i. H. v. 2000 Euro ein gerichtliches Hausgeldverfahren eingeleitet. Nach Zustellung der Antragsschrift zahlt E an den Verwalter 2000 Euro nebst aufgelaufener Verzugszinsen.

Der Antrag ist wie folgt umzustellen: Die Antragstellerin erklrt die Erledigung des Verfahrens in der Hauptsache. Der Antragsgegner wird aufgefordert, sich der Erledigungserklrung anzuschließen. 202

203 I. Titulierung von Beitragsforderungen

Fr den Fall, dass dies geschieht, wird beantragt, dem Antragsgegner sowohl die Kosten des Verfahrens, als auch die außergerichtlichen Kosten der Antragstellerin aufzuerlegen. Fr den Fall, dass der Antragsgegner sich der Erledigungserklrung nicht anschließt, wird beantragt, festzustellen, dass das Verfahren in der Hauptsache erledigt ist, sowie die o. g. Kostenentscheidung zu fllen. Die Erledigungswirkung tritt ebenso ein, wenn Zahlungen zwischen Anhngigkeit und Rechtshngigkeit, also in dem Zeitraum zwischen Eingang der Antragsschrift bei Gericht und dem Zeitpunkt der Zustellung beim Antragsgegner erfolgen209. e) Zweitinstanzliches Verfahren nach §§ 43 ff. WEG Gegen Entscheidungen des Amtsgerichts in der Hauptsache ist das Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde gem. § 45 WEG gegeben, sofern die Beschwer des Beschwerdefhreres einen Gegenstandswert von 750 Euro bersteigt. Die sofortige Beschwerde ist gem. § 22 Abs. 1 S. 2 FGG binnen einer Notfrist von zwei Wochen, gerechnet ab der Bekanntmachung der erstinstanzlichen Entscheidung, entweder gem. § 21 Abs. 1 FGG beim erstinstanzlichen Gericht oder gem. § 19 Abs. 2 FGG bei dem Landgericht, welches aufgrund landesgesetzlicher Regelungen zum Beschwerdegericht bestimmt ist, einzulegen.

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Gegen unselbstndige Kostenentscheidungen des Amtsgerichts ist eine sog. isolierte Beschwerde hinsichtlich des Kostenausspruchs gem. § 20 a Abs. 1 FGG nicht zulssig. Unselbstndig ist eine Kostenentscheidung, sofern sie im Zusammenhang mit einer Endentscheidung des Gerichts in der Hauptsache ergeht.

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Dies betrifft insbesondere den Fall eines in der Hauptsache erfolgreichen Betreibungsverfahrens wegen rckstndiger Beitragsforderungen, bei dem das Amtsgericht nicht auf eine Kostentragungspflicht des Antragsgegners auch hinsichtlich der außergeichtlichen Kosten der Antragsteller erkennt. Beispiel: Die Wohnungseigentmergemeinschaft X nimmt den zahlungssumigen Y auf Hausgeldrckstnde gerichtlich in Anspruch. Y verteidigt sich mit der Aufrechnung angeblicher Gegenansprche. Obgleich relativ schnell klar wird, dass die Einwendungen des Y rechtlich nicht haltbar sind, erkennt das Gericht zwar auf eine Kostentragungspflicht des Y hinsichtlich der Verfahrens-, nicht aber hinsichtlich der außergerichtlichen Kosten der Antragsteller unter Berufung auf den Grundsatz des § 47 S. 1 WEG. Da eine Beschwer der in der Hauptsache obsiegenden Antragsteller nur in der NichtZusprechung eines Kostenerstattungsanspruchs in Ansehung der Anwaltskosten gegeben, die Einlegung einer selbstndigen Kostenbeschwerde aber gem. § 20 a Abs. 1 209 KG, Beschl. v. 13. 3. 1991 – 24 W 5437/90, WuM 1998, 369 (370).

203

204 F. Beitreibungsmaßnahmen FGG unzulssig ist, steht den Antragstellern kein Rechtsmittel (ausgenommen die Verfassungsbeschwerde zum BVerfG) gegen die greifbar rechtswidrige Kostenentscheidung des Gerichts zur Verfgung210.

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Eine sog. selbstndige Kostenentscheidung (Entscheidung nur ber die Kosten des Verfahrens nach Erledigung, Vergleich ohne Kostenregelung, Antragsrcknahme) ist, entsprechende Kostenbeschwer vorausgesetzt, dagegen gem. § 20 a Abs. 2 FGG mit der sofortigen Beschwerde angreifbar211. f) Die weitere sofortige Beschwerde

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Gegen die Entscheidung des Landgerichts steht der unterlegenen Partei die Einlegung gem. § 45 Abs. 1 WEG der weiteren sofortigen Beschwerde bei dem nach Landesrecht zustndigen Oberlandesgericht (Bayern: BayObLG, Rheinland-Pfalz: OLG Zweibrcken, ansonsten OLG des jew. Landgerichtsbezirks) binnen einer Notfrist von 2 Wochen offen. Die weitere sofortige Beschwerde gegen die Verwerfung der Beschwerde gegen eine unselbstndige Kostenentscheidung als unzulssig, ist die weitere Beschwerde gem. § 27 Abs. 1 FGG statthaft. Dagegen ist die weitere Beschwerde gegen eine zurckweisende Entscheidung des Landgerichts zu einer Beschwerde gegen eine selbstndige Kostenentscheidung nach § 27 FGG ausgeschlossen212.

II. Zwangsvollstreckung 158

Ist (endlich) ein rechtskrftiger Titel erwirkt, muss fr den Fall der Nichtzahlung die Forderungsvollstreckung eingeleitet werden. Hierbei wird zwischen Mobiliar- und Immobiliarvollstreckung unterschieden. 1. Mobiliarvollstreckung

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Die Vollstreckung in das bewegliche Vermgen des Schuldners findet gem. §§ 803 ff. ZPO durch Pfndung, die der zustndige Gerichtsvollzieher auf Glubigerantrag hin vornimmt, statt. a) Sachpfndung

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Vollstreckungsversuche durch Pfndung beweglicher Gegenstnde gem. §§ 808 ff. ZPO verlaufen, wenn nicht entbehrliche Gegenstnde von be210 BayObLG, Beschl. v. 4. 12. 2002 – 2 Z BR 120/02, NJW-RR 2003, 518; OLG Kln, Beschl. v. 20. 12. 2002 – 16 Wx 245/02, NZM 2003, 247. 211 Khler/Bassenge/Bassenge, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 17, Rz. 264 ff. m. w. N. 212 Khler/Bassenge/Bassenge, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 17, Rz. 331 ff. m. w. N.

204

205 II. Zwangsvollstreckung

trchtlichem Wert vorgefunden werden, in der Regel fruchtlos, da zur blichen Haushaltsausstattung gehrige Gegenstnde von Wert (TV, PKW, Computer, Musikanlagen, etc.) entweder Pfndungsverboten unterliegen213, der Berufsausbung dienen oder, da fremdfinanziert, regelmßig unter Eigentumsvorbehalt Dritter stehen. Auch ist das Verwertungsverfahren (Einlagerung und ffentliche Versteigerung) so kostenintensiv, dass ein nennenswerter Erls nicht zu erzielen ist. b) Forderungspfndung Grßere Bedeutung kommt der Pfndung von Forderungen und sonstigen Vermgenswerten gem. §§ 888 ff. ZPO zu, da hier (im Rahmen der Pfndungsfreigrenzen gem. §§ 850 ff. ZPO) auf Einknfte des Schuldners aus Arbeitslohn oder selbstndiger Ttigkeit zugegriffen und der Glubiger sich die Forderungen des Schuldners gegen Dritte zur Einziehung berweisen lassen kann.

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Als Vollstreckungsmglichkeiten bieten sich (oftmals dem Verwalter bekannte!) Bankkonten, Depots, Bauspar- und Versicherungsguthaben, Geschfts- und Genossenschaftsanteile und Rentenansprche an, die im Wege des sofortigen Zahlungsverbots gem. § 845 ZPO schon vor Erlass des Pfndungs- und berweisungsbeschlusses durch das Gericht fr lngstens einen Monat beschlagnahmt werden knnen. Beim Wohnungseigentum drngt es sich auf, Zahlungsansprche aus der Vermietung des Wohnungseigentums zu pfnden und sich zur Einziehung berweisen zu lassen. Wegen des bei Pfndungen zu beachtenden Priorittsprinzps (Vorrang der zeitlich vorgehenden Verfgung oder Pfndung) verlaufen jedoch diese Vollstreckungsmaßnahmen oft genug fruchtlos, weshalb gem. §§ 899 ZPO das Verfahren auf Abgabe der sog. Eidesstattlichen Vermgensversicherung gegen den Schuldner einzuleiten ist. Hufig sind Mietzahlungsansprche des Hausgeldschuldners vorrangig insbesondere an Kreditinstitute abgetreten oder bereits vorrangig gepfndet.

162

2. Immobiliarvollstreckung Da das Immobilienvermgen des Schuldners im Falle des Wohnungseigentums bekannt ist, soweit sich die Verwaltung hierauf erstreckt, bietet sich, gegebenenfalls vor Einleitung der Mobiliarvollstreckung, die Vollstreckung in das unbewegliche Vermgen des Wohnungseigentmers an. Mittels Eintragung einer Zwangssicherungshypothek gem. §§ 932, 916 ff. ZPO im Grundbuch des Wohnungseigentums kann die Rangstelle gesichert214 213 Ausweg: Austauschpfndung gem. § 811 a ZPO. 214 Stber, ZVG, Einl., Rz. 18.

205

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206 F. Beitreibungsmaßnahmen

und die Zwangsversteigerung bzw. Zwangsverwaltung des Grundstcks gem. ZVG i. V. m. der ZwVwV eingeleitet werden215. Die Mglichkeit der Eintragung eines Grundpfandrechts zugunsten der insoweit teilrechtsfhigen Wohnungseigentmergemeinschaft ist nach der neuen Rechtsprechung des VGH ausdrcklich erffnet (vgl. Teil 2, Rz. 4, 12, 75)216.

a) Zwangsversteigerung 164

Aufgrund der oftmals noch in erheblicher Hhe valutierenden erstrangigen Finanzierungsgrundpfandrechte der Kreditinstitute luft die Zwangsversteigerung des Wohnungseigentums allerdings oft genug ins Leere217. Durch das sog. Deckungsprinzip der Zwangsversteigerung fallen regelmßig die Forderungen des betreibenden nachrangigen Glubigers aufgrund der Bestimmungen ber die Rangfolge der Rechte gem. § 10 ZVG i. V. m. den Regelungen ber das geringste Gebot gem. §§ 44 ff. ZVG aus. Der in der Versteigerung erzielte Erls dient vorrangig dazu, die Kosten des Verfahrens sowie weitere bevorrechtigte Forderungen zu bedienen und sodann die dem betreibenden Glubiger vorgehenden Rechte zu decken218. Dabei ist zu beachten, dass die vorgehenden Rechte gem. § 52 ZVG bestehen bleiben (bernahmegrundsatz), whrend die nachrangigen Rechte erlschen219. Entweder (wie heute regelmßig) wird der Zuschlag im ersten Versteigerungstermin mangels Erreichung des geringsten Gebots gem. § 74 a ZVG versagt und es erfolgt ein Zuschlag zu entsprechend niedrigerem Gebot gem. § 85 a ZVG, oder das Objekt kann mangels Bietern nicht versteigert werden.

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Gleichwohl kann eine durch die Eintragung einer Zwangssicherungshypothek erlangte Grundbuchposition der Wohnungseigentmergemeinschaft im Falle des von den Banken der Zwangsversteigerung gern vorgezogenen freihndigen Verkaufs zur Zahlung eines sog. Lstigkeitsbetrages Zug um Zug gegen Lschung der dinglichen Sicherung fhren. Unter Umstnden kann es auch Sinn machen, wenn die Wohnungseigentmer im brigen gemeinschaftlich das Sondereigentum ersteigern und alsdann vermieten bzw. weiterverußern. Damit knnen Ertrge aus Mieteinnahmen zur Tilgung der Rckstnde erzielt und ein insolventer Eigentmer aus der Gemeinschaft „entfernt“ werden, was das Auflaufen weiterer uneinbringlicher Rckstnde verhindert. 215 216 217 218 219

206

BGH, Beschl. v. 13. 9. 2001 – V ZB 15/01, NZM 2001, 1078. BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547 (553). Drasdo, AnwBl. 2000, 65 (68). Stber, ZVG, § 44, Rz. 4 ff. Stber, ZVG, § 52, Rz. 2.

207 II. Zwangsvollstreckung

b) Zwangsverwaltung Die Anordnung der Zwangsverwaltung gem. ZVG i. V. m. der ZwVwV220 dient nicht der Verwertung des Objekts, sondern dessen Nutzbarmachung zur Schuldtilgung insbesondere durch die Ertrgnisse einer Vermietung, wobei der Zwangsverwalter in der Art eines amtlich bestellten Treuhnders ttig wird221.

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Anstelle des oftmals unfhigen oder unwilligen Schuldners sollen durch den Zwangsverwalter die laufenden Lasten und Kosten des Objekts gedeckt sowie das Objekt ordnungsgemß instandgehalten und notfalls instandgesetzt werden222. Etwa erzielte berschsse aus einer ordnungsgemßen Bewirtschaftung dienen der Befriedigung der Ansprche des Glubigers223. Hierzu hat der Zwangsverwalter das Objekt in Besitz zu nehmen. aa) Vermietetes Sondereigentum Scheiden Beweggrnde zur Anordnung der Zwangsverwaltung wie drohende Schden und Wertverfall des Objekts mangels ordnungsgemßer Verwaltung aus, ist das Verfahren regelmßig nur im Falle vermieteten Sondereigentums lohnend224.

167

Fr den Glubiger vorteilhaft ist, dass etwaige zwischen Schuldner, Mieter und Dritten gettigte Vorausverfgungen ber die Miete (Abtretung, Pfndung, etc.) gegenber dem Zwangsverwalter gem. § 8 ZwVwV, §§ 146, 148, 20 ff. ZVG, 1123 ff. BGB unwirksam sind225. bb) Selbstgenutztes Wohnungseigentum Ist der Schuldner Eigennutzer zu Wohnzwecken, so wird ihm gem. § 149 ZVG, § 5 Abs. 2 ZwVwV regelmßig der notwendige Wohnraum unentgeltlich zu berlassen sein; lediglich ein Kostenbeitrag zu den Verbrauchskosten ist zu entrichten226. Bei Wohnungseigentum ist dies zunchst das gemß Wirtschaftsplan zu entrichtende Hausgeld, wobei allerdings nur die reinen Betriebskosten zu berechnen sind (z. B. ohne Beitrag zur Ansammlung der Instandhaltungsrcklage)227. 220 Zwangsverwalterverordnung (ZwVwV) v. 19. 12. 2003, in Kraft ab dem 1. 1. 2004, BGBl. I 2003, 2804. 221 Stber, ZVG, § 152, Rz. 2. 222 BayObLG, Urt. v. 14. 2. 1991 – BReg. 2 Z 4/91, NJW-RR 1991, 723. 223 Stber, ZVG, § 146, Rz. 2. 224 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Handbuch zur Zwangsverwaltung, § 146 ZVG, Rz. 14. 225 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Handbuch zur Zwangsverwaltung, Teil 1, Kap. 2, Rz. 102 (S. 66 f.). 226 Stber, ZVG-Handbuch, Rz. 596. 227 Stber, ZVG, § 152 Rz. 16.

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208 F. Beitreibungsmaßnahmen

cc) Rechtsschutzinteresse an nachrangiger Zwangsverwaltung 169

Da die titulierten Ansprche der Wohnungseigentmer selten dinglich an vorderer Rangstelle im Grundbuch gesichert sind, gehen die Wohnungseigentmer wegen der Einordnung ihrer Ansprche in der niederen Rangklasse 5 des § 10 ZVG im Rahmen der Abrechnung der Zwangsverwaltung regelmßig leer aus, da die vorrangig gesicherten Grundpfandrechtsglubiger aus den Ertrgen zu bedienen sind. Gleichwohl hat der Zwangsverwalter jedoch aus den Einnahmen zuvor als Kosten der Verwaltung das laufende Hausgeld zu bedienen; die Eigentmer gehen somit nicht vllig leer aus. Gegen die Zulssigkeit der Anordnung einer solchen Zwangsverwaltung wird das Argument fehlenden Rechtsschutzbedrfnisses eingewandt228. Das Bestreben, sich zumindest zuknftige Hausgeldzahlungen durch Anordnung der Zwangsverwaltung zu sichern, macht nach richtiger Auffassung den Antrag der Eigentmer nicht rechtswidrig229. dd) Ertragslose Zwangsverwaltung

170

Reichen die Ertrge aus der Zwangsverwaltung nicht zur Bestreitung der Lasten und Kosten aus, wird die Zwangsverwaltung aufgehoben, sofern vom Zwangsverwalter angeforderte Vorschsse gem. § 161 Abs. 3 ZVG vom Glubiger nicht gezahlt werden. Blieben smtliche Vollstreckungsversuche fruchtlos und betreibt die vorrangig gesicherte Bank die Zwangsversteigerung nicht, kann versucht werden, fr den Fall der Zwangsversteigerung durch einen Antrag auf Anordnung der Zwangsverwaltung eine gnstigere Rangstelle einzunehmen230.

170

Werden aus der Zwangsverwaltung keine wesentlichen Einnahmen (etwa wegen Eigennutzung) erzielt, ist der Zwangsverwalter gehalten, von der betreibenden Gemeinschaft Vorschsse zur Kostendeckung (Hausgeldzahlungen, etc.) anfordern (siehe oben)231. Werden diese gezahlt, knnen diese Betrge gem. § 10 Abs. 1 Ziff. 1 ZVG im Falle der Zwangsversteigerung nach einer in der Rechtsprechung vertretenen Auffassung einen bevorzugten Rang erhalten232. Durch eine aktuelle Entscheidung des BGH ist diese Vorgehensweise jedoch erheblich eingeschrnkt worden233. Nach Auffassung des BGH sind nur noch 228 229 230 231 232

LG Hannover, Beschl. v. 4. 9. 2003 – 13 T 75/03, WE 2004, 128. Gaier, ZWE 2004, 323 (327 m. w. N.). A. A.: LG Hannover, Beschl. v. 4. 9. 2003 – 13 T 75/03, WE 2003, 128. Briesemeister, NZM 2003, 777. OLG Dsseldorf, Urt. v. 4. 10. 2002 – 14 U 93/02, NZM 2002, 1045 = WE 2003, 223; a. A.: OLG Frankfurt, Urt. v. 6. 3. 2002 – 23 U 150/01, NZM 2002, 627; OLG Braunschweig, Urt. v. 15. 4. 2002 – 7 U 113/01, NZM 2002, 626. 233 BGH, Urt. v. 10. 4. 2003 – IX ZR 106/02, NZM 2003, 602.

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209 II. Zwangsvollstreckung

solche Vorschsse in der Zwangsverwaltung bevorrechtigt, die unmittelbar der Erhaltung oder Verbesserung des Objekts dienen. Dies ist bei Hausgeldzahlungen grundstzlich, auch in Ansehung des Anteils an der Instandhaltungsrcklage, nicht der Fall234. c) Geschftsfeld Zwangsverwaltung Mit der steigenden Anzahl von Vollstreckungsverfahren stellt sich die Frage, ob sich der Rechtsanwalt oder Immobilienverwalter nicht im Bereich der Zwangsverwaltung eine zustzliche Einnahmequelle erschließen kann. Dies hngt von den Anforderungen an die Person des Zwangsverwalters sowie von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab, zumal die Neufassung der ZwVwV ab dem 1. 1. 2004 einige Vernderungen gegenber dem bisherigen Stand bewirkt hat235.

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aa) Berufsbild des Zwangsverwalters Zum Zwangsverwalter kann das Vollstreckungsgericht gem. § 150 ZVG i. V. m. § 1 Abs. 2 ZwVwV jede zur bernahme dieses Amtes bereite natrliche Person bestellen, die aufgrund ihrer Qualifikation und Geschftsausstattung die Gewhr fr eine ordnungsgemße Amtsausbung bietet236.

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Zustndig fr die Auswahl eines geeigneten Zwangsverwalters sind die Rechtspfleger, die insofern eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Nur wer als qualifizierter Zwangsverwalter bekannt ist, wird auch in Betracht gezogen werden. Regelmßig bestellen Rechtspfleger daher Ihnen persnlich als zuverlssig bekannte und im Bereich des Immobilienrechts ttige Rechtsanwlte. Dabei ist die Ttigkeit des Zwangsverwalters eigentlich dem Berufsbild und der Qualifikation des Immobilienverwalters wie auf den Leib geschrieben. Zudem besitzt der Verwalter einen auf die Bedrfnisse der Liegenschaftsverwaltung zugeschnittenen Verwaltungsapparat237. Zu bercksichtigen ist jedoch, dass im Falle der Zwangsverwaltung einer Sondereigentumseinheit in einer vom Interessenten verwalteten Gemeinschaft ein Fall der Interessenkollision vorliegt, der eine Bestellung unmglich macht238. Ferner sollte beachtet werden, dass nicht jede angeordnete Zwangsverwaltung in „ruhigen Bahnen“ verluft. Nicht kooperationswillige Schuldner und renitente Mieter knnen dem Zwangsverwalter gerade in 234 Schmidt, WE 2003, 28 ff.; Kappus, NZM 2003, V. 235 Zwangsverwalterverordnung (ZwVwV) v. 19. 12. 2003, in Kraft ab dem 1. 1. 2004, BGBl. I 2003, 2804. 236 Stber, ZVG, § 150, Rz. 2. 237 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Handbuch zur Zwangsverwaltung, Teil 1, Kap. 3, Rz. 4 ff. 238 Mette, AnwBl. 2003, 354 f.

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210 F. Beitreibungsmaßnahmen

einer „strmischen“ Phase der Beschlagnahme erhebliche tatschliche und vor allem rechtliche Probleme bereiten239. So etwa bei Problemen der zwangsweisen Inbesitznahme und Beschlagnahmewirkung, Geltendmachung der Unwirksamkeit von Vorausverfgungen sowie bei den im Falle der Gefhrdung der Verwaltung durch den Schuldner zu ergreifenden Maßnahmen240. Der Zwangsverwalter hat gerichtliche Verfahren das Objekt betreffend fr den Schuldner zu fhren. Allerdings drfen sich Nicht-Juristen jedoch hierbei eines Rechtsanwalts bedienen241. bb) Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 174

Verglichen mit dem gegebenenfalls zu treibenden Aufwand ist die grundstzliche Vergtung des Zwangsverwalters nach wie vor gering bemessen. Es kommt, wie etwa im Bereich des RVG und der StBGebVO, fr die Hhe des Honorars nicht auf den im Einzelfall zu betreibenden Arbeits- und Zeitaufwand, sondern auf die Hhe der erzielten Mietertrge an. Da die bis zur Neufassung der ZwVwV ab dem 1. 1. 2004 seit 1970 (!) unvernderten Stze nicht annhernd auskmmlich waren, ist in der Vergangenheit relativ großzgig von den Ausnahmeregelungen der §§ 25, 26 ZwVerwVO a. F. Gebrauch gemacht worden242. In der Folge hat der BGH die Regelvergtung der Zwangsverwalter durch Anhebung der Stufenbetrge geringfgig verbessert243, jedoch ist durch die Reform der ZwVwV keine wesentliche Besserung zu erwarten, vgl. § 18 ZwVwV244. Die Regelvergtung betrgt 10 v. H. der tatschlich eingezogenen Mieten. Im Falle des Leerstands (also wenn der tatschliche Arbeitsaufwand zur Vermietung besonders hoch ist) erhlt der Zwangsverwalter sogar nur 20 v. H. der Vergtung, die er im Falle der Vermietung erhalten htte. Zu bercksichtigen ist ferner, dass gem. § 1 Abs. 4 ZwVwV neuerdings eine Vermgensschadenshaftpflichtversicherung fr die Zwangsverwalterttigkeit mit einer Mindestdeckungssumme von 500 000 Euro nachzuweisen ist. Es kommt also darauf, neben unwirtschaftlichen Klein- und Problemobjekten auch sog. Cash-Cows in Form von grßeren gut vermieteten Gewerbeimmobilien in den Verwaltungsbestand zu erhalten.

239 Depr/Mayer, Die Praxis der Zwangsverwaltung, Rz. 447; Stber, ZVG, § 150, Rz. 3. 240 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Zwangsverwaltung, § 149 ZVG, Rz. 10. 241 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Zwangsverwaltung, § 23 ZwVerwVO, Rz. 17. 242 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Zwangsverwaltung, § 23 ZwVerwVO, Rz. 19. 243 BGH, Beschl. v. 12. 9. 2002 – IX ZB 39/02, NZM 2002, 1042 (1043). 244 Gottwald, ZAP 2004, 75 ff. (Fach 14, 487 ff.).

210

211 III. Weitere Sanktionen

III. Weitere Sanktionen Neben den „klassischen“ Vollstreckungsmaßnahmen bestehen weitere Sanktionsmglichkeiten im Wohnungseigentumsrecht, die gegen den sumigen Beitragsschuldner ergriffen werden knnen.

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1. Versagung der Verußerungszustimmung gem. § 12 WEG Ist eine Verußerungszustimmung i. S. d. § 12 WEG vereinbart, so wird deren Erteilung gerade bei der Verußerung des Wohnungseigentums von Hausgeldschuldnern hufig zum Zankapfel zwischen dem Verußerer und der Gemeinschaft bzw. deren Verwalter. Oftmals wird nmlich der Zustimmungsvorbehalt unter Verkennung des erheblichen Haftungsrisikos als unzulssiges Druckmittel zur Beitreibung rckstndiger Forderungen missverstanden245.

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a) Hausgeldrckstand grundstzlich kein Versagungsgrund Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass nach h. M. die Verußerungszustimmung gem. § 12 WEG nur aus wichtigem Grunde versagt werden kann, der Verußerer ansonsten einen Anspruch auf Zustimmung hat246. Ein solcher wichtiger Grund liegt nur vor, wenn konkret zu befrchten steht, dass durch die Verußerung die Solvenz oder Zusammensetzung der Wohnungseigentmergemeinschaft nachteilig betroffen wird.247

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Nur die allein in der Person des Erwerbers durch konkrete Anhaltspunkte begrndete Befrchtung, dass dieser aufgrund seiner wirtschaftlichen oder persnlichen Verhltnisse nicht Willens oder in der Lage ist, seinen wesentlichen Pflichten als Wohnungseigentmer nachzukommen, kann die Versagung der Zustimmung rechtfertigen248. Auf ein Verschulden kommt es dabei nicht an249. Ergeben sich keine Anhaltspunkte fr einen Versagungsgrund, ist der Berechtigte zur Erteilung der Zustimmung verpflichtet250. Außerhalb der Person des Erwerbers liegende Umstnde haben demnach unbercksichtigt zu bleiben251, insbesondere etwaige Hausgeldrckstnde 245 Khler/Bassenge/Fritsch, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 20, Rz. 7 (S. 1524). 246 Brmann/Seuß/Schmidt, Rz. B 15. 247 Brmann/Pick/Merle, § 12 Rz. 32. 248 BayObLG, Beschl. v. 4. 1. 1995 – 2 Z BR 114/94, DRsp Nr. 1995/3342; BayObLG, Beschl. v. 14. 3. 1990 – BReg 1b Z 7/89, NJW-RR 1990, 657; BayObLG, Beschl. v. 1. 2. 1990 – BReg. 2 Z 141/89, BayObLGZ 1990, 24 = DRsp Nr. 1998/13546; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1561. 249 BayObLG, Beschl. v. 22. 10. 1993 – 2 Z BR 80/92, NJW-RR 1993, 280 (281); OLG Frankfurt, Beschl. v. 15. 10. 1982 – 20 W 360/82, DWE 1983, 61. 250 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1560. 251 BayObLG, Beschl. v. 22. 10. 1992 – 2 Z BR 80/92, NJW-RR 1993, 280 (281); OLG Hamm, Beschl. v. 29. 9. 1992 – 15 W 199/92, NJW-RR 1993, 279 (280).

211

178

212 F. Beitreibungsmaßnahmen

des Verußerers252. Im Falle rechtswidriger Verzgerung oder Versagung der Zustimmungserklrung haftet der Verwalter dem Verußerer aus Verwaltervertrag unter dem Gesichtspunkt des Verzugs bzw. der Pflichtverletzung auf Schadens- bzw. Aufwendungsersatz253. Beispiel: Der um Verußerungszustimmung ersuchte Verwalter verkennt, dass nur in der Person des Erwerbers vorliegende wichtige Grnde die Versagung der Zustimmung rechtfertigen und verweigert die Zustimmung unter Hinweis auf erhebliche Hausgeldrckstnde des Verußerers. Aufgrund der ausbleibenden Zustimmung bt der Erwerber ein ihm zustehendes Rcktrittsrecht aus.

b) Identitt von Verußerer und Erwerber 179

Ist der Erwerber als Mitglied der Wohnungseigentmergemeinschaft bereits einschlgig als Hausgeldschuldner in Erscheinung getreten, so wird eine Zustimmungsversagung Erfolg haben254. Nach herrschender Lehre und Rechtsprechung greift der Zustimmungsvorbehalt nmlich auch, wenn der Erwerber bereits Wohnungseigentmer oder Bruchteilsinhaber an einem Wohnungseigentum ist. Auch wenn der Erwerber bereits Mitglied der Wohnungseigentmergemeinschaft ist, besteht ein berechtigtes Interesse der brigen Wohnungseigentmer daran, im Fall des Vorliegens entsprechender Grnde einer Verbreiterung der Position des Erwerbers entgegenzuwirken255. 2. Entziehung des Wohnungseigentums gem. §§ 18, 19 WEG

180

Entgegen der etwas martialischen Bezeichnung ist das Verfahren zur Entziehung des Wohnungseigentums ein stumpfes Schwert in den Hnden der Wohnungseigentmer256. Zwar liegen im Falle der Zahlungseinstellung eines Wohnungseigentmers die tatbestandlichen Voraussetzungen des § 18 Abs. 2 Ziff. 2 WEG regelm252 BayObLG, Beschl. v. 29. 12. 1983 – BReg. 2 Z 18/83, DWE 1984, 60; LG Frankfurt, Beschl. v. 14. 10. 1987 – 2/9 T 651/87, NJW-RR 1988, 598 (599). 253 BayObLG, Beschl. v. 22. 10. 1993 – 2 Z BR 80/92, NJW-RR 1993, 280 (281); LG Frankfurt, Urt. v. 15. 6. 1988 – 2/9 T 207/88, NJW-RR 1989, 15; Khler/Bassenge/Fritsch, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 20, Rz. 77 ff. (S. 1550 f.). 254 Khler/Bassenge/Fritsch, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 20, Rz. 7 m. w. N. (S. 1525) und Rz. 65 ff. (S. 1545 ff.). 255 BayObLG, Beschl. v. 29. 1. 1982 – BReg 2 Z 50/81, MDR 1982, 496; Khler/Bassenge/ Fritsch, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 20, Rz. 33 (S. 1535 f.). 256 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 51 Rz. 1; Rll/Sauren, Handbuch fr Wohnungseigentmer und Verwalter, Rz. 159; a. A.: Weitnauer/Lke, WEG, § 18 Rz. 1.

212

213 III. Weitere Sanktionen

ßig vor; der Weg bis zum tatschlichen Ausscheiden des betreffenden Wohnungseigentmers kann indes lang und teuer sein. Das Entziehungsverfahren ist zunchst durch Beschluss der Wohnungseigentmerversammlung einzuleiten. Eine Entziehung des Wohnungseigentums kann nicht beschlossen werden, vielmehr ist vom betreffenden Wohnungseigentmer die Verußerung seines Wohnungseigentums zu verlangen. Entfaltet der Schuldner hierzu keine Ttigkeit, muss gem. §§ 19 Abs. 1, 43 Abs. 1 Ziff. 1, 51 WEG Klage vor dem zustndigen Amtsgericht erhoben werden.

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Durch stattgebendes Urteil erfolgt wiederum keine Entziehung des Wohnungseigentums, sondern nur die Berechtigung, dass Verfahren der freiwilligen Versteigerung gem. §§ 53 ff. WEG beim zustndigen Notar einzuleiten. Der Erwerber muss im Falle des Zuschlags nmlich smtliche Belastungen bernehmen257. Als weiteres Risiko tritt hinzu, dass der Schuldner nicht daran gehindert ist, das Wohnungseigentum weiter zu belasten, da bei Verfahrenseinleitung, anders als bei der Anordnung der Zwangsversteigerung oder Zwangsverwaltung bzw. Eintragung einer Zwangshypothek keine Beschlagnahme nebst Grundbucheintragung stattfindet258. Hiergegen msste dann mit weiteren Kosten das Wohnungseigentumsgericht gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG angerufen werden, um dies im Wege einer Einstweiligen Anordnung zu unterbinden259. Formulierungsvorschlag: Die Wohnungseigentmergemeinschaft beschließt, 1. von dem Wohnungseigentmer . . ., Eigentmer der Sondereigentumseinheit im Hause . . . , in . . ., Einheit Nr. . . . gemß Aufteilungsplan als Anlage zur Teilungserklrung, eingetragen im Grundbuch von . . ., GrundbuchBlatt-Nr.: . . ., die Verußerung dessen Wohnungseigentums zu verlangen, 2. den Verwalter zu ermchtigen und zu beauftragen, namens und in Vollmacht sowie auf Kosten der Wohnungseigentmergemeinschaft unter Beauftragung eines geeigneten Rechtsanwaltes gegen den Miteigentmer . . . die Entziehungsklage gemß §§ 18, 19 WEG zu erheben, 3. den Verwalter bereits jetzt zu ermchtigten und zu beauftragen, namens und im Auftrage sowie auf Kosten der Wohnungseigentmergemeinschaft das Verfahren ber die freiwillige Versteigerung des Wohnungseigentums

257 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 54 Rz. 25. 258 Rll/Sauren, Handbuch fr Wohnungseigentmer und Verwalter, Rz. 417 f. 259 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 18 Rz. 54 und § 19, Rz. 19.

213

182

214 F. Beitreibungsmaßnahmen

des Miteigentmers . . . gemß §§ 53 ff. WEG ber einen geeigneten Rechtsanwalt durchzufhren.

3. Ausfrieren 183

Nach herrschender Meinung knnen die Wohnungseigentmer in Ausbung des ihnen gem. § 273 BGB zustehenden Zurckbehaltungsrechts gegen den zahlungssumigen Miteigentmer eine Sperre fr Versorgungsleistungen der Gemeinschaft beschließen260. Ein Betretungsrecht der betreffenden Sondereigentumseinheit kann indes besitzberechtigten Dritten (Mietern, o. a.) gegenber allerdings nicht erzwungen werden261. Diese Vorgehensweise stellt zudem die ultima ratio der Maßnahmen der Wohnungseigentmer dar, die das Prinzip der Verhltnismßigkeit und Interessenabwgung in besonderer Weise zu beachten hat262. Sie ist nur zulssig, wenn – erhebliche titulierte Beitragsrckstnde zu verzeichnen sind, die mindestens die Grenze des § 18 Abs. 2 Ziff. 2 WEG bersteigen, – die Zwangsvollstreckung fruchtlos verlief, – die Maßnahme fruchtlos angedroht wurde, – eine konkrete Hchstdauer der Maßnahme festgelegt ist, – bestimmt ist, unter welchen Voraussetzungen die Maßnahme aufzuheben ist.

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Formulierungsvorschlag: Die Eigentmerversammlung beschließt, dass 1. die Verwaltung wegen der bislang fruchtlos verlaufenen Vollstreckung der sich derzeit auf titulierte . . . Euro belaufenden Beitragsrckstnde beauftragt wird, die im Eigentum des . . . stehenden Sondereigentumseinheiten . . . nach fruchtlosem Ablauf der mit der schriftlichen Androhung der nachbeschlossenen Maßnahmen verbundenen Frist unverzglich von der gemeinschaftlichen Versorgung mit Heizenergie, Warm- und Kaltwasser 260 BayObLG, Beschl. v. 31. 3. 2004 – 2 Z BR 224/04, WuM 2004, 363 = NJW-RR 2004, 1382; OLG Celle, Beschl. v. 9. 11. 1990 – 4 W 211/90, NJW-RR 1991, 1118; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 16 Rz. 113 m. w. N.; a. A.: OLG Kln, Urt. v. 15. 3. 2000 – 2 U 74/99, ZMR 2000, 639 = NZM 2000, 1026; anders im Mietrecht: aktuell LG Gttingen, Beschl. v. 7. 3. 2003 – 5 T 282/02, WuM 2003, 626. 261 KG, Beschl. v. 26. 11. 2001 – 24 W 7/01, ZWE 2002, 182. 262 Armbrster, WE 1999, 14 ff., Gaier, ZWE 2004, 109 ff.; Jennißen, Die Verwalterabrechnung nach dem Wohnungseigentumsgesetz, XIII. Rz. 40.

214

215 III. Weitere Sanktionen

sowie Allgemeinstrom durch Einbau entsprechender gesicherter und reversibler Absperreinrichtungen abzutrennen. 2. zur Durchfhrung der Maßnahme durch den Verwalter ein Fachunternehmen zu beauftragen ist, 3. die Maßnahme bis zum Ausgleich von 70 % der Hausgeldzahlungsrckstnde/bis zum Ausgleich der o. e. Zahlungsrckstnde, zunchst lngstens befristet bis . . ., durchzufhren ist. 4. die beschlossene Maßnahme jedoch lngstens bis zum Eigentumswechsel auf einen Nachfolger, im Falle der Zwangsversteigerung bis zur Erteilung des Zuschlags und im Falle der Zwangsverwaltung bis zum Wirksamwerden der Beschlagnahme aufrechterhalten wird, 5. die Kosten fr die Maßnahme von der Eigentmergemeinschaft vorfinanziert werden und nachfolgend auf dem Schadensersatzwege ebenfalls gegen den Schuldner, notfalls gerichtlich, unter Zuhilfenahme eines Rechtsanwalts eingefordert werden. 6. fr den Fall, dass die Absperrvorrichtungen nur unter Inanspruchnahme des Sondereigentums des Sondereigentums des . . . zu installieren und das Betreten der Sondereigentumseinheit zum Zwecke der Durchfhrung der Maßnahme verweigert wird, die Gemeinschaft die Verwaltung bereits jetzt damit beauftragt wird, unverzglich das Betretungsrecht gerichtlich unter anwaltlicher Hilfe durchzusetzen.

4. Anprangerung Im Verhltnis der Wohnungseigentmer untereinander besteht nur ein eingeschrnkter Datenschutz, da jeder Wohnungseigentmer ein Recht auf Einsichtnahme und Auskunftserteilung, d. h. auch auf Information ber etwaige Hausgeldrckstnde seiner Mitwohnungseigentmer hat. Die Fertigung von Rundschreiben, die die brigen Wohnungseigentmer ber (nicht unerhebliche) Zahlungsrckstnde informieren, kann daher als probates Mittel dienen, erlaubten „sozialen“ Druck auf zahlungsfhige, aber nur zahlungsunwillige Wohnungseigentmer auszuben. Abzuraten ist dagegen von Maßnahmen der Anprangerung des sumigen Wohnungseigentmers, durch die Dritten vertrauliche Daten wie Beitragsrckstnde bekannt gegeben werden bzw. durch welche Dritte sich Kenntnis verschaffen knnen, etwa durch ffentlichen Aushang, Rundschreiben oder sonstige Verlautbarungen außerhalb der Wohnungseigentmergemeinschaft. Das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) sieht eine Schadensersatzverpflichtung sowie eine entsprechende Bußgeldandrohung bei Verstoß gegen den 215

185

216 G. Beitreibungskosten

Datenschutz vor263. Auch sind unter dem Gesichtspunkt des zivil- und strafrechtlichen Ehrenschutzes Maßnahmen zu unterlassen, die geeignet sind, den Schuldner gegenber Dritten herabzuwrdigen264.

G. Beitreibungskosten 186

Kostenfragen spielen bei der Willensbildung der Eigentmerversammlung stets eine große Rolle, insbesondere wegen der Vorschrift des § 47 S. 2 WEG, wonach grundstzlich auch im Obsiegensfalle jeder der Verfahrensbeteiligten seine außergerichtlichen Verfahrenskosten (d. h. insbesondere seine Anwaltskosten) selbst zu tragen hat.

I. Die Verfahrenskosten 187

Unter Verfahrenskosten versteht § 47 S. 1 WEG die Kosten des Gerichts. 1. Vorschusszahlung

188

Der Antragsteller ist verpflichtet, gem. § 48 Abs. 1 WEG i. V. m. § 8 Abs. 1 S. 1 KostO den zur Durchfhrung des Verfahrens erster Instanz erforderlichen Vorschuss an die Gerichtskasse zu zahlen. Dieser betrgt eine volle Gerichtsgebhr gem. KostO sowie fr jede Zustellung weitere 5,60 Euro. Ergeht eine gerichtliche Entscheidung, so fallen drei volle Gebhren an (§ 48 Abs. 1 S. 2 WEG). Wird der Vorschuss nicht gezahlt, so ruht das Verfahren, ohne dass der Antrag zurckgewiesen werden kann265. Unabhngig davon, wie das Gericht hinsichtlich der Kostentragung entscheidet, ist und bleibt der Antragsteller Kostenschuldner gem. § 2 Nr. 1 KostO, haftet also im Falle der Nichtbeitreibbarkeit der dem Antragsgegner auferlegten Verfahrenskosten. Obgleich die o. g. Grundstze auch fr das Beschwerdeverfahren gelten, ist die Anforderung von Kostenvorschssen dort nicht blich. 2. Kostenfestsetzung

189

Gem. § 43 WEG i. V. m. § 13 a Abs. 3 FGG i. V. m. §§ 103 ff. ZPO erfolgt die Festsetzung der zugesprochenen Kosten gegen den Verfahrensgegner. 263 §§ 7, 43 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). 264 LG Frankfurt, Beschl. v. 25. 7. 1994 – 2 T 50/94, HWO, Haufeindex 551399; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1289. 265 Khler/Bassenge/Bassenge, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 17, Rz. 118.

216

216 G. Beitreibungskosten

Datenschutz vor263. Auch sind unter dem Gesichtspunkt des zivil- und strafrechtlichen Ehrenschutzes Maßnahmen zu unterlassen, die geeignet sind, den Schuldner gegenber Dritten herabzuwrdigen264.

G. Beitreibungskosten 186

Kostenfragen spielen bei der Willensbildung der Eigentmerversammlung stets eine große Rolle, insbesondere wegen der Vorschrift des § 47 S. 2 WEG, wonach grundstzlich auch im Obsiegensfalle jeder der Verfahrensbeteiligten seine außergerichtlichen Verfahrenskosten (d. h. insbesondere seine Anwaltskosten) selbst zu tragen hat.

I. Die Verfahrenskosten 187

Unter Verfahrenskosten versteht § 47 S. 1 WEG die Kosten des Gerichts. 1. Vorschusszahlung

188

Der Antragsteller ist verpflichtet, gem. § 48 Abs. 1 WEG i. V. m. § 8 Abs. 1 S. 1 KostO den zur Durchfhrung des Verfahrens erster Instanz erforderlichen Vorschuss an die Gerichtskasse zu zahlen. Dieser betrgt eine volle Gerichtsgebhr gem. KostO sowie fr jede Zustellung weitere 5,60 Euro. Ergeht eine gerichtliche Entscheidung, so fallen drei volle Gebhren an (§ 48 Abs. 1 S. 2 WEG). Wird der Vorschuss nicht gezahlt, so ruht das Verfahren, ohne dass der Antrag zurckgewiesen werden kann265. Unabhngig davon, wie das Gericht hinsichtlich der Kostentragung entscheidet, ist und bleibt der Antragsteller Kostenschuldner gem. § 2 Nr. 1 KostO, haftet also im Falle der Nichtbeitreibbarkeit der dem Antragsgegner auferlegten Verfahrenskosten. Obgleich die o. g. Grundstze auch fr das Beschwerdeverfahren gelten, ist die Anforderung von Kostenvorschssen dort nicht blich. 2. Kostenfestsetzung

189

Gem. § 43 WEG i. V. m. § 13 a Abs. 3 FGG i. V. m. §§ 103 ff. ZPO erfolgt die Festsetzung der zugesprochenen Kosten gegen den Verfahrensgegner. 263 §§ 7, 43 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). 264 LG Frankfurt, Beschl. v. 25. 7. 1994 – 2 T 50/94, HWO, Haufeindex 551399; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1289. 265 Khler/Bassenge/Bassenge, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 17, Rz. 118.

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217 II. Die außergerichtlichen Kosten

II. Die außergerichtlichen Kosten 1. Die Neuregelung des anwaltlichen Gebhrenrechts Zu beachten ist, dass das am 1. 7. 2004 im Rahmen des Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes (KostRModG) in Kraft getretene Rechtsanwaltsvergtungsgesetz (RVG) zustzlichen Diskussionsstoff bietet266. Die Grundstrukturen des Gebhrenrechts sind im wesentlichen unverndert geblieben. Fr die Rechtsanwlte hat die Neuregelung der Vergtung zu einer Umschichtung des Gebhrenaufkommens gefhrt, da verschiedene Gebhren komplett gestrichen, andere Gebhren dafr angehoben wurden. Letztlich fhrt das Rechtsanwaltsvergtungsgesetz dazu, dass der Rechtsanwalt strker als frher gehalten ist, mit seinen Mandanten besondere Vereinbarungen ber Honorarfragen zu treffen.

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Das Vergtungsverzeichnis (VV) als Anlage zum RVG stellt die Ttigkeit in Wohnungseigentumssachen der Ttigkeit des Anwalts in Zivilsachen gleich. 2. Die Kosten außergerichtlicher Beitreibung in Zivilsachen Die Geschftsgebhr fr außergerichtliche Anwaltsttigkeit betrgt als Regelsatzgebhr 1,3 Gebhren. Abweichungen, die sowohl nach unten, als auch nach oben mglich sind, hat der Anwalt sptestens in der Vergtungsabrechnung genau zu begrnden und zu erlutern. Die frhere Besprechungsgebhr nach § 119 Ziff. 2 BRAGO wurde komplett gestrichen.

191

Vergleich BRAGO/RVG: Gesetzliche Vergtung des Rechtsanwalts fr außergerichtliche Ttigkeit inklusive Verhandlung mit dem Gegner BRAGO: RVG: 7,5/10 Geschftsgebhr § 119 Ziff. 1 BRAGO 1,3 Geschftsgebhr 7,5/10 Besprechungsgebhr § 119 Ziff. 2 BRAGO entfllt _______________________________________________________________________________ 15/10 Gebhrenaufkommen 1,3 Gebhrenaufkommen

Kann mit dem Gegner eine außergerichtliche Einigung gefunden werden, kommt als sog. Einigungsgebhr (frher Vergleichsgebhr) eine 1,5 Gebhr hinzu. Vergleich BRAGO/RVG: Gesetzliche Vergtung des Rechtsanwalts fr außergerichtliche Ttigkeit inklusive Verhandlung mit dem Gegner, die zu Vergleich fhrt: BRAGO: RVG: 7,5/10 Geschftsgebhr § 119 Ziff. 1 BRAGO 1,3 Geschftsgebhr 7,5/10 Besprechungsgebhr § 119 Ziff. 2 BRAGO entfllt 15/10 Vergleichsgebhr gem. § 23 BRAGO 1,5 Einigungsgebhr _______________________________________________________________________________ 30/10 Gebhrenaufkommen 2,8 Gebhrenaufkommen 266 BGBl. I 2004, 718 (788 ff.).

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192

218 G. Beitreibungskosten

Neben den Gebhren steht dem Anwalt Anspruch aus Auslagenersatz und die gesetzliche Mehrwertsteuer zu. 193

Nach der Rechtsprechung des BGH zur BRAGO waren die Kopierkosten des Rechtsanwalts fr die Anfertigung erforderlicher Ablichtungen von Urkunden und anderen Schriftstcken als allgemeine Geschftskosten gem. § 25 Abs. 1 BRAGO nicht mehr prozessual erstattungsfhig und auch nicht gegenber dem Mandanten abrechenbar. Die neue Regelung des RVG, VV Nr. 7000, ordnet eine Erstattungs- und Abrechnungsfhigkeit von Kopierkosten nur noch an, sofern mehr als 100 Kopien zu fertigen sind. 3. Die Kosten gerichtlicher Beitreibung

194

Fr die gerichtliche Beitreibung fallen die Gerichts- und Anwaltskosten der Titulierung sowie die weiteren Anwalts- und Vollstreckungskosten an. a) Das Mahnverfahren

195

Die Gerichtskosten des WEG-Mahnverfahrens gem. § 46 a Abs. 1 S. 2 WEG berechnen sich nicht nach dem GKG, sondern nach der Kostenordnung. Aufgrund der gegenber dem GKG geringeren Gebhren lohnt es sich oftmals, die nach Widerspruch gegen den WEG-Mahnbescheid ergehende Kostenanforderung des Mahngerichts betraglich zu berprfen, da oftmals der Differenzbetrag flschlicherweise nach GKG berechnet wird267. Die Gebhren anwaltlicher Ttigkeit im WEG-Mahnverfahren betragen fr den Antragsteller gem. VV 3305 1,0 Verfahrensgebhr und fr den Erlaß des Vollstreckungsbescheids gem. VV 3308 eine 0,5 Verfahrensgebhr. b) Das Hausgeldverfahren gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1 WEG

196

Die Gerichtskosten des WEG-Verfahrens bemessen sich nach der Kostenordnung. Was die anwaltliche Vergtung betrifft, so knnen Verfahrensgebhr, Terminsgebhr und Einigungsgebhr nebst Auslagenersatz und gesetzlicher Mehrwertsteuer anfallen. Die Prozessgebhr heißt jetzt „Verfahrensgebhr“ und betrgt 1,3 Gebhren; die Verhandlungsgebhr heißt jetzt „Terminsgebhr“ und betrgt 1,2 Gebhren. Die frhere Beweisgebhr des § 32 Ziff. 4 BRAGO wurde gestrichen. Die Einigungsgebhr betrgt nur 1,0 Gebhren gem. VV 1003. Das heißt, dass Prozesse ohne Beweisaufnahme jetzt etwas „teurer“ sind als frher, Prozesse mit Beweisaufnahme dafr heute „billiger“ sind als frher.

267 Khler/Bassenge/Wolicki, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 19, Rz. 279 f. m. w. N.

218

219 II. Die außergerichtlichen Kosten Vergleich BRAGO/RVG: Ohne Beweisaufnahme BRAGO: 20/10 Prozess- und Verhandlungsgebhr Mit Beweisaufnahme BRAGO: 30/10 Prozess-, Verhandlungs- und Beweisgebhr

RVG: 2,5 Verfahrens- und Terminsgebhr RVG: 2,5 Verfahrens- und Terminsgebhr

Zu beachten ist jedoch, dass die Anrechnung der außergerichtlichen Gebhren auf die gerichtlichen Gebhren neu geregelt wurde. Gingen die Gebhren fr die außergerichtliche Ttigkeit nach BRAGO regelmßig in den Kosten der gerichtlichen Ttigkeit auf, so werden nach RVG nur noch maximal 0,75 Gebhren auf die Vergtung fr die außergerichtliche Ttigkeit angerechnet. Entgegen der frheren Regelung der BRAGO erhht sich die Verfahrensgebhr des Anwalts im Beschwerdeverfahren gegenber der I. Instanz um 0,3 auf eine 1,6 Verfahrensgebhr gem. VV 3200, whrend sich die Terminsgebhr nicht erhht (VV 3202: 1,2 Gebhr). 4. Auswirkungen des RVG auf die Ttigkeit in WEG-Sachen Fr die Kosten anwaltlicher Ttigkeit in WEG-Sachen ist zu beachten, dass die Mehrvertretungsgebhr gem. § 7 RVG i. V. m. Nr. 1008 VV (frher § 6 BRAGO) unabhngig von der Hhe der konkreten Geschfts- oder Verfahrensgebhr gem. Nr. 2400 bzw. 3100 VV stets 0,3 bei Wert- bzw. 30 % bei Fest- oder Betragsrahmengebhren betrgt268. So kann die Mehrvertretungsgebhr schon bei kleinen Gemeinschaften bis 8 Eigentmern zu einer nicht unerheblichen Erhhung des anwaltlichen Gebhrenaufkommens fhren, wobei die Erstattungsfhigkeit der Mehrvertretungszuschlags zudem umstritten war269. Infolge der neuen Rechtsprechung des BGH zur Teilrechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft, wonach die Verfolgung der Beitragsansprche durch die Wohnungseigentmergemeinschaft als solche erfolgt, ist diese Form der Vergtungserhhung insoweit weggefallen270. Dies bedeutet fr Rechtsanwlte eine weitere Beeintrchtigung des Vergtungsaufkommens trotz des nicht unerheblichen Mehraufwands bei der Bearbeitung wohnungseigentumsrechtlicher Mandate und wird entsprechenden Rationalisierungsdruck auslsen. Beitreibungsverfahren in Wohnungseigentumssachen werden demnach frher oder spter nur noch im Rahmen einer standardisierten 268 Drasdo, MDR 2004, 428; Schneider, AnwBl. 2004, 129 (131). 269 Kmmel, ZWE 2002, 355 (356). 270 BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547.

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197

220 G. Beitreibungskosten

und automatisierten Bearbeitung ohne Einbeziehung von Fachkrften halbwegs kostendeckend zu bearbeiten sein. 5. Vertretung oder Verfahrensstandschaft? 198

Um auf der Basis der bisherigen Rechtsmeinung zur Nichtrechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft insbesondere Anwaltskosten fr die Wohnungseigentmer zu sparen, wurde Verwaltern teilweise geraten, gerichtliche Verfahren nicht namens und in Vollmacht der Wohnungseigentmer als deren Vertreter zu fhren und auf dieser Basis einen Anwalt zu beauftragen, sondern selbst als sog. Verfahrensstandschafter aufzutreten271. Dies wurde damit begrndet, dass im Falle der Vertretungslsung die Mehrvertretungsgebhr gem. § 6 BRAGO fr die Geschftsgebhr gem. § 118 Abs. 1 Nr. 1 BRAGO bzw. die Prozessgebhr gem. § 31 Abs. 1 Nr. 1 BRAGO anfiel. Teilweise wurde hierzu die Auffassung vertreten, dass unter Bercksichtigung der neueren Rechtsprechung des BGH zur Rechtsfhigkeit der GbR272 eine Mehrfachvertretung gegen das Gebot Kosten sparender Prozessfhrung verstoße und daher nicht erstattungsfhig bzw. festsetzbar sei273.

199

Richtigerweise ist der Mehrvertretungszuschlag aber erstattungsfhig, da in der Anwendung der Vertretungslsung kein Verstoß gegen das Gebot der kostensparenden Prozessfhrung zu erblicken ist274. Da der Verwalter nach h. M. im Rahmen des § 27 Abs. 2 Ziff. 1, Ziff. 5 WEG als gesetzlicher Vertreter der Wohnungseigentmer auftritt, besteht allerdings keine Verpflichtung, stets als Verfahrensstandschafter aufzutreten275. Der Verwalter entscheidet nach pflichtgemßem Ermessen, ob er die Ansprche in gewillkrter Verfahrensstandschaft oder als gesetzlicher Verfahrensvertreter geltend macht276.

200

Fr den Verwalter hat die Verfahrensstandschaft indes auch konkrete Nachteile277. Sollte es whrend des laufenden Verfahrens zu einem Verwalter271 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 152 m. w. N. 272 BGH, Beschl. v. 29. 1. 2001 – II ZR 331/00, NJW 2001, 1056. 273 LG Braunschweig, Beschl. v. 5. 10. 2000 – 8 T 883/00, NJW-RR 2002, 304; AG Langenfeld, Beschl. v. 8. 11. 2002 – 35 UR II 7/02 WEG, n. v. 274 OLG Schleswig, Beschl. v. 13. 1. 2004 – 9 W 5/04, RVG-B 2004, 3; OLG Dsseldorf, Beschl. v. 10. 12. 2001 – 10 W 134/01, OLG-R 2002, 331; Hans. OLG Hamburg, Beschl. v. 16. 7. 2001 – 2 Wx 47/01, ZWE 2002, 375, m. Anm. Kmmel, ZWE 2002, 355 ff.; schwankend: KG, Beschl. v. 14. 4. 1993 – 24 W 829/93, ZMR 1993, 344 ff. 275 KG, Beschl. v. 14. 4. 1993 – 24 W 829/93, ZMR 1993, 344 ff.; OLG Dsseldorf, Beschl. v. 10. 12. 2001 – 10 W 134/01, OLGR 2002, 331; OLG Koblenz, Urt. v. 24. 3. 2000 – 10 U 675/99, OLGR 2000, 543. 276 BGH, Beschl. v. 21. 4. 1988 – V ZB 10/87, NJW 1988, 1910; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 510. 277 Becker, ZWE 2001, 346 ff.; Drasdo, MDR 2004, 1385 (1387 f.).

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221 II. Die außergerichtlichen Kosten

wechsel kommen, so wird die Prozessfhrungsbefugnis des bisherigen Verwalter hiervon zunchst nicht tangiert278. Erst durch ausdrcklichen Beschluss kann der neue Verwalter mit der Fortfhrung des Verfahrens unter entsprechendem Widerruf der Ermchtigung des bisherigen Verwalters beauftragt werden279. Ferner muss ein bestehender Titel im Falle des Verwalterwechsels umstndlich gem. § 727 ZPO analog umgeschrieben werden280. Zudem ist der Verwalter im Falle der Verfahrensstandschaft im Außenverhltnis Kostenschuldner, kann also von Rechtsanwlten und der Gerichtskasse fr Ausflle, auch der gegnerischen Partei, herangezogen werden. Die Problematik der Verfahrensstandschaft hat sich fr Hausgeldbeitreibungsverfahren indes erledigt, da nach der neuen Rechtsprechung des BGH zur Teilrechtsfhigkeit der Wohnungseigentmergemeinschaft der Verband als solcher die Beitragsansprche geltend macht und durch den Verwalter als Organ vertreten wird281. 6. Vollstreckungskosten Die Kosten der Vollstreckungsmaßnahmen hat der Schuldner unter dem Gesichtspunkt des Verzugs zu tragen. Hier entstehen neben der anwaltlichen Vergtung nicht unerhebliche Kosten und Auslagen fr Zustellungen, Ausknfte, Gerichtsvollzieherttigkeit und gerichtliche Vollstreckungshandlungen. Der Geschftswert bestimmt sich dabei nach dem gesamten Vollstreckungsbetrag, also der Hauptforderung zuzglich Kosten, Auslagen und Zinsen.

201

Fr die Einleitung des Verfahrens der Zwangsversteigerung oder Zwangsverwaltung erhlt der Glubigeranwalt eine 0,4 Verfahrensgebhr gem. VV 3311; bei Teilnahme am Versteigerungstermin im Rahmen der Zwangsversteigerung zustzlich eine 0,4 Terminsgebhr gem. VV 3312. Die Vergtung des Glubigeranwalts im Insolvenzverfahren betrgt eine 1,0 Verfahrensgebhr gem. VV 3317; erschpft sich die Ttigkeit in der Anmeldung von Insolvenzforderungen, so verringert sich diese auf eine 0,5 Verfahrensgebhr gem. VV 3320. 7. Kosten der Hausverwaltung (Sonderhonorare) Eine dem Verwalter gewhrte Sondervergtung ist gegenber dem Schuldner ebenfalls zu titulieren, da dieser auch fr deren Ausgleich materiell-rechtlich unter dem Gesichtspunkt des Verzuges haftet.

278 279 280 281

BayObLG, Beschl. v. 22. 6. 1989 – BReg. 2 Z 5/89, BayObLGZ 1989, 266 (268). BayObLG, Beschl. v. 30. 4. 1986 – BReg. 2 Z 72/85, BayObLGZ 1986, 128 (130). Brmann/Pick, WEG, § 17 Rz. 41. BGH, Beschl. v. 2. 6. 2005 – V ZB 32/05, ZMR 2005, 547.

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202

222 G. Beitreibungskosten

Umstritten ist jedoch die prozessuale Art der Geltendmachung. Whrend das BayObLG das Verwalter-Sonderhonorar als Teil der Hauptforderung ansieht, ist das LG Stuttgart der Auffassung, dass es sich um im Rahmen des Kostenfestsetzungsverfahrens anzumeldende Verfahrenskosten handelt282. 8. Kostenerstattung 203

Der Frage, wer letztendlich wirtschaftlich fr die Beitreibungskosten aufzukommen hat, ist besondere (auch psychologische) Bedeutung zuzumessen. Hierbei ist zwischen der materiell-rechtlichen und der prozessrechtlichen Pflicht zur Kostentragung zu unterscheiden. a) Materiell-rechtliche Kostentragungspflicht

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Die Regelung der materiellen Kostentragung ist relativ einfach. Der nach § 286 BGB im (Zahlungs-)Verzug befindliche Schuldner hat Zinsen in zumindest gesetzlicher Hhe (vgl. § 288 BGB) zu zahlen, es sei denn, ein hherer Zinsschaden der Gemeinschaft ist nachweisbar (§ 288 Abs. 4 BGB). Im brigen hat der Schuldner fr von ihm zu vertretende (also verschuldete) Vermgensschden des Glubigers (die Betreibungskosten) gem. § 286 Abs. 1 BGB Schadensersatz zu leisten, wobei im Falle der Nichtzahlung von Beitragsforderungen Verschulden zu unterstellen ist. Beispiel: Wohnungseigentmer X zahlt das am dritten Werktag eines jeden Monats im voraus zahlbare Hausgeld gemß Wirtschaftsplan fr zwei Monate nicht. Der entsprechend bevollmchtigte Verwalter beauftragt daraufhin einen Rechtsanwalt mit der außergerichtlichen Beitreibung der ausstehenden Hausgelder namens der brigen Wohnungseigentmer. Nach zwei ausfhrlichen Aufforderungsschreiben des Anwalts zahlt X die rckstndigen Hausgelder. Zustzlich schuldet X jedoch Zinsen i. H. v. 5 %-Punkten ber dem jeweiligen Basiszins vom jeweiligen Hausgeldbetrag ab dem jeweiligen Monatsvierten sowie Ersatz der Anwaltsgebhrenrechnung.

b) Prozessuale Erstattungspflicht 205

Fr den Bereich der im Rahmen eines gerichtlichen Beitreibungsverfahrens angefallenen Kosten gilt, dass die materiell-rechtlich durchaus als Schaden darstellbaren Verfahrenskosten im prozessualen Kostenfestsetzungsverfahren gem. §§ 13a Abs. 3 WEG, 103 ff. ZPO nicht unbedingt dem Grunde und der Hhe nach auch festsetzungsfhig sind. Betrblicherweise wird nmlich die Regelung des § 47 S. 2 WEG in der Praxis der Gerichte dahingehend interpretiert, dass grundstzlich jede Partei ihre 282 BayObLG, Beschl. v. 12. 2. 2004 – 2 Z BR 110/03, NZM 2004, 658 (659); LG Stuttgart, Beschl. v. 3. 3. 2003 – 2 T 70/03, ZMR 2004, 216 (217).

222

223 II. Die außergerichtlichen Kosten

außergerichtlichen Kosten (insbes. Anwaltskosten) zu tragen habe, wobei es auf den Ausgang des Rechtsstreits nicht ankomme. Im Falle der Beitreibung von Beitragsforderungen, gegen die der Verfahrensgegner keine durchgreifenden Einwendungen vorbringen konnte, sind allerdings grundstzlich auch die außergerichtlichen Kosten dem unterlegenen Schuldner aufzuerlegen283. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass gemß RVG VV, Teil 3, Vorbemerkung 3, Ziff. (4), bei identischem Streitgegenstand die außergerichtlich entstandene Geschftsgebhr gem. RVG VV 2400–2403 nur teilweise auf die im gerichtlichen Verfahren entstehende Verfahrensgebhr anzurechnen ist, nmlich lediglich zur Hlfte, maximal in Hhe eines Gebhrensatzes von 0,75. Diese von der antragstellenden Partei zustzlich zu zahlenden Anwaltsgebhren stellen im folgenden Verfahren keine Verfahrenskosten dar, die im Rahmen des gerichtlichen Kostenfestsetzungsverfahrens festsetzungsfhig wren. Es handelt sich um außergerichtliche Kosten, die wie Mahnkosten und sonstige außergerichtlichen Kosten des Antragstellers vom Antragsgegner nur unter Verzugsgesichtspunkten geschuldet werden. Daher ist zu beachten, dass diese Kosten im Rahmen der Antragsformulierung als Nebenforderung aufgenommen werden, wobei sich allerdings die Frage stellt, ob nicht wegen einer eventuellen Geringfgigkeit des Betrags auf die Geltendmachung verzichtet werden sollte, da im Falle des Bestreitens der Berechtigung der Gebhr seitens der antragsgegnerischen Partei das Gutachten der zustndigen Rechtsanwaltskammer zur Angemessenheit der abgerechneten Gebhren eingeholt werden mßte, was den Rechtsstreit erheblich verzgern kann. Formulierungsbeispiel: Ferner hat die antragsgegnerische Partei der antragstellenden Partei unter dem Gesichtspunkt des Verzugs die durch die außergerichtliche Ttigkeit der Verfahrensbevollmchtigten der antragstellenden Partei enstandenen Kosten, soweit diese nicht auf die im Rahmen dieses Verfahrens entstehenden Kosten anzurechnen sind, zu ersetzen. Ausweislich der beigefgten Berechnung beluft sich die gemß RVG VV Teil 3, Vorbemerkung 3, Ziffer (4), nicht auf die Verfahrensgebhr des gerichtlichen Verfahrens anzurechnende Geschftsgebhr der Verfahrensbevollmchtigten gem. RVG VV 2400–2403 der klgerischen Partei auf . . . Euro.

283 BayObLG, Beschl. v. 6. 3. 2003 – 2 Z BR 27/03 in: Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 2, S. 5414; BayObLG, Beschl. v. 14. 11. 2002 – 2 Z BR 116/02, NZM 2003, 521.

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224 G. Beitreibungskosten

9. Die Abrechnung von Beitreibungskosten 207

In der Praxis sind immer wieder Unsicherheiten und Auseinandersetzungen bei der Verteilung von Verfahrenskosten im Rahmen der Jahresabrechnung zu beobachten. Grundstzlich ist zwischen externern Streitigkeiten, also Verfahren unter Beteiligung gemeinschaftsfremder Dritter und internen Streitigkeiten gem. §§ 43 ff. WEG, an denen nur die Wohnungseigentmer beteiligt sind, zu unterscheiden. a) Abrechnung externer Streitigkeiten

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Bei den fr den Streit mit gemeinschaftsfremden Dritten angefallenen Verfahrenskosten handelt es sich unproblematisch um Kosten der Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums, die in der Jahresabrechnung als Ausgaben zu bercksichtigen sind und fr die, sofern keine abweichende Vereinbarung getroffen ist, der allgemeine Kostenverteilerschlssel des § 16 Abs. 2 WEG gilt. Allerdings zhlen hierzu gem. besonderer Bestimmung des § 16 Abs. 4 WEG auch die außergerichtlichen und gerichtlichen Kosten eines Entziehungsverfahrens gem. §§ 18, 19 WEG; wobei der Gegner eines solchen Verfahrens gem. § 16 Abs. 2 WEG anteilig zu den Kosten des gegen ihn selbst gerichteten Verfahrens mit heranzuziehen ist284. b) Abrechnung interner Streitigkeiten

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Handelt es sich aber, wie bei der Beitreibung von Beitragsforderungen, um ein Verfahren gem. §§ 43 ff. WEG, so bestimmt der Wortlaut des § 16 Abs. 5 WEG, dass die damit im Zusammenhang stehenden Kosten nicht zu den Kosten der Verwaltung im Sinne des § 16 Abs. 2 WEG zhlten. Hieraus wurde frher der Schluss gezogen, dass diese Kosten nicht in die Jahresabrechnung einzustellen seien285. Nach der herrschenden Auffassung in Rechtsprechung und Literatur ist die Bestimmung des § 16 Abs. 5 WEG indes nicht als Verbot der Abrechnung gemeinschaftlich verauslagter Verfahrenskosten in WEG-Sachen anzusehen, sondern als Verbot, den Verteilerschlssel des § 16 Abs. 2 WEG ungeachtet der gerichtlichen Kostenentscheidung anzuwenden286. Sind also Verfahrenskosten aus der Gemeinschaftskasse gezahlt worden, so ist (unter Ausschluss des Verfahrensgegners) der Betrag gemeinschaftlich unter Bercksichtigung der gerichtlichen Kostenentscheidung abzurechnen. 284 BayObLG, Beschl. v. 27. 11. 2003 – 2 Z BR 186/03, NZM 2004, 235. 285 BayObLG, Beschl. v. 12. 6. 1991 – 2 Z BR 49/01, NJW-RR 1991, 1360. 286 BayObLG, Beschl. v. 23. 2. 1995 – 2 Z BR 113/94, NJW-RR 1995, 852.

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225 II. Die außergerichtlichen Kosten

Umstritten ist dabei allerdings, welcher Kostenverteilungsschlssel in Anbetracht des Wortlauts des § 16 Abs. 5 WEG anzuwenden sei. Teilweise wird die Abrechnung nach dem Verhltnis der Grße der Miteigentumsanteile gem. § 16 Abs. 2 WEG fr allein zulssig gehalten287. Nach anderer Auffassung soll nur eine Verteilung nach Kopfteilen analog § 100 ZPO, § 5 KostO, § 426 BGB i. V. m. § 6 BRAGO bzw. § 7 RVG i. V. m. Nr. 1008 VV in Frage kommen288. Folgt man der insbesondere vom KG und einem Teil der Literatur289 vertretenen Auffassung, wonach gem. § 16 Abs. 2 WEG dahingehend auszulegen sei, dass § 16 Abs. 2 WEG unter Bercksichtigung der Kostenentscheidung des Gerichts gem. § 47 WEG grundstzlich als Verteilerschlssel anzuwenden ist, so fhrt dies, insbesondere fr den Fall einer die unterlegenen Beteiligten zur gesamtschuldnerischen Kostentragung verpflichtenden Kostenentscheidung des Gerichts, zu einer Kostentragung der Eigentmer untereinander nach dem Verhltnis der Grße ihrer Miteigentumsanteile290. Dabei werden Eigentmer grßerer oder mehrerer Sondereigentumseinheiten z. T. erheblichen Mehrbelastungen ausgesetzt, was dem von der o. g. Meinung stets angefhrten Argument291, dass einzelne Wohnungseigentmer nicht auf Kosten anderer prozessieren sollten, eigentlich widerspricht. Problematisch kann ferner der Fall werden, wenn das Gericht die „brigen Beteiligten“ mit den gerichtlichen und gegebenenfalls auch die außergerichtlichen Kosten des Gegners belastet. Hier stellt sich dann die Frage, ob der Verwalter nicht ebenfalls an den Kosten zu beteiligen ist. Vordergrndig befriedigend lsen lsst sich dieser Fall nur, wenn man der Auffassung folgt, das die Kosten nach Kopfanteilen zu verteilen sind. Mit der Grße des Miteigentumsanteils als Kostenmaßstab lsst sich die Hhe des Anteils des Verwalters an den Kosten jedenfalls nicht bestimmen. Unproblematisch wird dieser Fall aber dann, wenn man fr den Regelfall annimmt, dass die Eigentmer verpflichtet sind, den Verwalter von Verfahrenskosten freizustellen292.

287 KG, Beschl. v. 30. 3. 1992 – 24 W 6339/91, NJW-RR 1992, 845; Khler/Bassenge/ Khler, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 7, Rz. 104 ff. 288 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 18. 10. 2002 – 3 Wx 261/02, ZMR 2003, 228 = NZM 2203, 327; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 47 Rz. 9; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1303. 289 Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 346. 290 OLG Kln, Beschl. v. 16. 5. 2003 – 16 Wx 76/03, OLGR Kln 2003, 241; Khler/ Bassenge/Khler, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 7, Rz. 104 ff. 291 Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 346. 292 BayObLG, Beschl. v. 3. 2. 2000 – 2 Z BR 105/99, ZWE 2000, 306; Drasdo, WuM 1993, 226.

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226 G. Beitreibungskosten

Das OLG Frankfurt vertritt hierzu die Auffassung, dass aus § 16 Abs. 5 WEG zu folgern sei, dass es sich berhaupt nicht um Kosten der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums handele und kommt insoweit folgerichtig zu einer internen Kostentragungspflicht nach Kopfteilen293. 211

Teile der Literatur und der Rechtsprechung vertreten indes die bereits oben angesprochene Auffassung, dass § 16 Abs. 5 WEG zwar nicht bestimme, das Verfahrenskosten keine Gemeinschaftsangelegenheit seien, ein Rckgriff auf den Kostenverteilerschlssel des § 16 Abs. 2 WEG sich aber aufgrund des eindeutigen Wortlauts der Bestimmung verbiete294. Als Nachteil dieser Auffassung kann angesehen werden, dass eine Mehrheit von Eigentmern einer Sondereigentumseinheit (Ehegatten, Erbengemeinschaften, etc.) u. U. erheblich benachteiligt werden kann.

212

Das OLG Dsseldorf lsst allerdings eine Ausnahme fr den Fall der Uneinbringlichkeit abzurechnender Kosten eines Hausgeldinkassoverfahrens gem. § 43 Abs. 1 Ziff. 1. WEG zu. Nach Auffassung des OLG Dsseldorf soll aufgrund der besonderen Nhe des Hausgeldinkassoverfahrens zu Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums eine Abrechnung nach dem Verhltnis der Grße der Miteigentumsanteile ordnungsgemßer Verwaltung entsprechen295.

213

Dies erscheint nach der hier vertretenen Auffassung auch sachgerechter. Die Kostenverteilung nach Kopfteilen findet nur analoge Sttzen im Prozessund Kostenrecht, whrend der Kostenverteilungsschlssel des § 16 Abs. 2 WEG das gesetzliche Leitbild der anteiligen Kostentragung der Wohnungseigentmer der Hhe nach darstellt. Insofern regelt die Bestimmung des § 16 Abs. 5 WEG nur die Kostenverteilung dem Grunde nach unter Bercksichtigung der gerichtlichen Kostenentscheidung, will jedoch bei verstndiger Wrdigung die Kostentragung der Hhe nach nicht aushebeln. c) Abrechnung von Vorschssen

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Bei der Abrechnung von Vorschusszahlungen auf Verfahrenskosten soll es mglich sein, gem. § 16 Abs. 2 WEG alle Beteiligten zu belasten296. Hiervon ist jedoch in der Praxis abzuraten, gleich welchen Verteilungsschlssel man favorisiert.

293 OLG Frankfurt, Beschl. v. 26. 11. 1996 – 20 W 286/95, OLGR Frankfurt 1997, 26. 294 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 18. 10. 2002 – 3 Wx 261/02, ZMR 2003, 228; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 47 Rz. 9; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1303. 295 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 18. 10. 2002 – 3 Wx 261/02, ZMR 2003, 228. 296 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 47 Rz. 9; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1303; Khler/Bassenge/Drasdo, Anwalts-Handbuch Wohnungseigentumsrecht, Teil 2, Rz. 71; Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 346.

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227 II. Die außergerichtlichen Kosten

In den allerseltensten Fllen (Ausnahme Hausgeldverfahren) drfte in Ansehung des § 47 S. 1 WEG dem Antragsteller beispielsweise eines Beschlussanfechtungsverfahrens aufgegeben werden, auch die außergerichtlichen Kosten der brigen Beteiligten zu bernehmen. Somit wrden regelmßig Rckerstattungen anlsslich der Schlussabrechnung des Verfahrens notwendig. 10. Vergtungsvereinbarungen Grundstzlich ist der Verwalter ohne besondere Bevollmchtigung nicht befugt, hhere als die gesetzlichen Gebhren zu vereinbaren297.

215

Mit Blick auf das am 1. 7. 2004 in Kraft getretene Rechtsanwaltsvergtungsgesetz (RVG) stellt sich die Frage, ob der Verwalter nicht zuknftig Art und Hhe der Gebhren mit dem beauftragten Rechtsanwalt aushandeln knnen muss, dies auf der Grundlage entsprechenden Beschlusses oder verwaltervertraglicher Regelung. Bislang war es Verwaltern auch regelmßig verwehrt, mit Rechtsanwlten sogenannte Beratungsvertrge zu schließen, die fr ein ausgehandeltes Honorar laufende außergerichtliche Beratung und Vertretung bieten. Interessant kann dies auch fr Wohnungseigentumsgemeinschaften sein, die ber einen vom Verwalter abgeschlossenen Rahmenvertrag von diesen Dienstleistungen gegen ein Umlageentgelt profitieren knnen. Ferner ist zu bercksichtigen, dass die Neuregelungen zur Vergtung von Auslagen und Kopierkosten an den wirtschaftlichen Realitten vorbeigehen. Zudem zeigt die Praxis, dass sich die Regulierung von Rechtsschutzversicherungsfllen, gerade auf dem Gebiet des Wohnungseigentums- und Mietrechts, zunehmend schwierig und arbeitsintensiv gestaltet. Der Anwalt wird daher gut beraten sein, im Vorfeld der Mandatsannahme bei der Erfllung seiner Belehrungspflicht gem. § 49 b Abs. 5 BRAO die Wohnungseigentmer auf die Mglichkeit zum Abschluss von Vergtungsvereinbarungen hinzuweisen bzw. auf deren Abschluss zu zielen. Beispiel eines Belehrungsbogens fr WEG-Verwalter:

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Hinweis zur Berechnung der Anwaltsvergtung nach dem Gegenstandswert Die Vergtung des Anwalts richtet sich grundstzlich nach den Regelungen des Rechtsanwaltsvergtungsgesetzes (RVG) und besteht aus den Anwaltsgebhren und dem Anspruch des Anwalts auf Auslagenerstattung. Die Berechnung der Hhe der Anwaltsgebhren erfolgt im Regelfall nach dem Wert, den der Gegenstand der anwaltlichen Ttigkeit hat (Gegenstands297 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 127; § 27 Rz. 156.

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228 G. Beitreibungskosten

wert). Dies gilt insbesondere fr das Zivilrecht, also gerade fr das Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Welcher konkrete Wert fr die Bemessung des Gegenstandswerts zugrunde zu legen ist, bestimmt sich grundstzlich nach den Vorschriften fr die Bemessung des Gegenstandswerts in gerichtlichen Verfahren. Ergibt sich der Gegenstandswert nicht aus gesetzlichen Vorschriften oder handelt es sich um eine nicht-vermgensrechtliche Angelegenheit, ist der Gegenstandswert nach billigem Ermessen, mangels gengender Anhaltspunkte fr eine Schtzung regelmßig mit 4000 Euro anzusetzen, je nach Lage des Falles mehr oder weniger, keinesfalls jedoch ber 500 000 Euro. Hhere als die gesetzlichen Gebhren sind nur aufgrund einer schriftlichen Vergtungsvereinbarung in Rechnung zu stellen. Sollten der Umfang der Angelegenheit, deren Schwierigkeitsgrad, die Bedeutung der Sache oder der zu erwartende Zeitaufwand fr den Anwalt den Abschluss einer solchen Vergtungsvereinbarung nahe legen, so werden wir Sie zu gegebener Zeit gesondert ansprechen. Hinweis zur Kostenerstattung in wohnungseigentumsrechtlichen Verfahren Wir weisen darauf hin, dass in wohnungseigentumsrechtlichen Streitigkeiten im außergerichtlichen und im gerichtlichen Verfahren gem. § 47 S. 1 WEG regelmßig kein Anspruch auf Erstattung der Anwaltsvergtung besteht bzw. von den Gerichten regelmßig nicht ausgesprochen wird, dass der ganz oder teilweise unterlegene Beteiligte eines wohnungseigentumsgerichtlichen Verfahrens auch die außergerichtlichen Kosten des obsiegenden Beteiligten ganz oder teilweise zu tragen hat. In diesen Angelegenheiten trgt also unabhngig vom Ausgang jede Partei ihre außergerichtlichen Kosten (auch die Anwaltsvergtung) regelmßig selbst. Hinweis zur Bedeutung der Richtigkeit und Vollstndigkeit von Eigentmerlisten Im Rahmen gerichtlicher Auseinandersetzungen, an denen Wohnungseigentmer beteiligt sind, ist die korrekte und vollstndige Bezeichnung der Mitglieder der beteiligten Wohnungseigentmergemeinschaft von besonderer Bedeutung, da eine vom tatschlichen Grundbuchinhalt abweichende Angabe zu gegebenenfalls erheblichen Rechtsnachteilen fhrt. Dies gilt neben der Frage der Aktiv- bzw. Passiv-Legitimation der am Verfahren Beteiligten insbesondere auch fr die Erstreckung der Rechtskraft gerichtlicher Entscheidungen sowie fr die Beitreibung von Forderungen. Sofern eine Eigentmerliste vorzulegen ist, werden wir diese von Ihnen erbitten. Wir werden mangels entgegenstehender Erklrung Ihrerseits davon ausgehen, dass der Inhalt der Eigentmerliste von Ihnen aktuell geprft, vollstndig und zutreffend ist. Sollten Sie Zweifel 228

229 II. Die außergerichtlichen Kosten

haben, ob die Wohnungseigentmerliste den vollstndigen, korrekten und aktuellen Grundbuchinhalt wiedergibt, bitten wir hflich darum, sich durch Einsichtnahme in die jeweiligen Grundbcher von der Richtigkeit Ihrer Eigentmerliste zu berzeugen. Gegen Berechnung einer gesonderten Vergtung sind wir auf Wunsch natrlich gerne bereit, diese Aufgabe fr Sie zu bernehmen. Bitte sprechen Sie uns hierauf an. Hinweis zur Abwicklung von Rechtsschutzversicherungsfllen Gerne sind wir bereit, fr Sie bzw. fr die von Ihnen betreuten Eigentmer die Deckungszusage des Rechtsschutzversicherers einzuholen und die zugehrige Korrespondenz abzuwickeln. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich die Regulierung von Rechtsschutzversicherungsfllen, gerade auf dem Gebiet des Wohnungseigentums- und Mietrechts, zunehmend schwierig und arbeitsintensiv gestaltet. Hinzu kommt, dass eine Erstattung der Auslagen des Anwalts fr die Fertigung der fr die Abwicklung Ihres Rechtsschutzversicherungsfalls notwendigen Fotokopien nicht mehr vorgesehen ist (siehe folgenden Hinweis zur Erstattung von Auslagen). Nach den Bestimmungen des RVG sind wir berechtigt, zustzliche Gebhren fr die Ttigkeit im Zusammenhang mit Rechtsschutzversicherungen abzurechnen. Damit Sie bzw. die von Ihnen betreuten Eigentmer kein zustzliches Kostenrisiko eingehen und wir in diesem Bereich zumindest kostendeckend arbeiten knnen, werden wir Sie, sofern hierzu Anlass besteht, zu gegebener Zeit gesondert ansprechen. Hinweis zur Erstattung von Fotokopier-Auslagen Das neue Rechtsanwaltsvergtungsgesetz sieht vor, dass dem Rechtsanwalt fr die Anfertigung erforderlicher Kopien von Urkunden und sonstigen Schriftstcken ein Anspruch auf Auslagenerstattung nur noch in Ausnahmefllen zusteht. Gerade bei Miet- und Wohnungseigentumssachen entspricht diese Regelung wegen der Vielzahl der zu kopierenden Unterlagen (Mietvertrge, Teilungserklrungen, Gemeinschaftsordnungen, Versammlungsprotokolle, Abrechnungen, Wirtschaftsplne, . . .) nicht den wirtschaftlichen Realitten. Hier ist im jeweiligen Einzelfall der Abschluss einer Vergtungsvereinbarung geboten. Damit Sie kein zustzliches Kostenrisiko eingehen und wir in diesem Bereich zumindest kostendeckend arbeiten knnen, werden wir Sie hierauf jeweils zu gegebener Zeit gesondert ansprechen.

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230 H. Der insolvente Wohnungseigentmer

H. Der insolvente Wohnungseigentmer 217

Wie bereits zur Solidarhaftung der Wohnungseigentmer ausgefhrt, kann die Insolvenz des Sondereigentmers sich nicht nur in einem Ausfall von Beitragszahlungen ußern. Dritte knnen ebenfalls auf der Grundlage titulierter Forderungen die Vollstreckung in das Wohnungseigentum betreiben, was nicht ohne Auswirkungen auf die Verwaltung des Gemeinschaftseigentums bleibt298. Solche Wechselwirkungen bestehen insbesondere in Fllen der Zwangsversteigerung, der Zwangsverwaltung sowie bei Anordnung eines Insolvenzverfahrens.

I. Zwangsversteigerung 218

Im Falle der Zwangsversteigerung des Wohnungseigentums oder des sog. freihndigen Verkaufs unter dem Druck des von dem Realglubiger bereits eingeleiteten Zwangsversteigerungsverfahrens sind, was die Befugnis zur Geltendmachung bzw. Abrechnung von Beitragsrckstnden gegenber dem Rechtsnachfolger des insolventen Eigentmers anbetrifft, die bereits vorstehend beschriebenen Grundstze zum Verhltnis von Wirtschaftsplan und Jahresabrechnung sowie die Grundstze zur sog. Erwerberhaftung zu beachten.

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Gleich, ob ein Erwerb durch Rechtsgeschft oder im Wege der Zwangsversteigerung vorliegt, ist Schuldner einer nach Eigentumsbergang beschlossen Abrechnungsnachforderung stets der Erwerber, dies aber nach den vorgenannten Grundstzen beschrnkt auf die sog. Abrechnungsspitze299. Selbst ein bestandskrftiger Beschluss ber eine diesen Grundstzen widersprechende Jahresabrechnung bindet den Erwerber nicht, weshalb dieser auch nicht zur Anfechtung gezwungen ist300.

220

Anders im Falle der sog. Nachtragsumlage, wenn die Wohnungseigentmer den vom Verußerer geschuldeten rckstndigen Wohngeldbetrag aus Wirtschaftsplan im Wege der Ausfalldeckungssonderumlage nach Eigentumsbergang der Sondereigentumseinheit auf den Erwerber durch Beschluss zu finanzieren301. Gegebenenfalls knnen also die Wohnungseigentmer durch geschickte Wahl von Beschluss- und Flligkeitszeitpunkt nicht unerhebliche Betrge realisieren oder verlieren302. 298 Drasdo, AnwBl. 2000, 65 ff. 299 BGH, Beschl. v. 30. 11. 1995 – V ZB 16/95, BGHZ 131, 228 ff. = NJW 1996, 725 (726); kritisch: Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 683 (686). 300 BGH, Beschl. v. 23. 9. 1999 – V ZB 17/99, NJW 1999, 3713 (3714); kritisch: Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 142 f. m. w. N. 301 KG, Beschl. v. 2. 12. 2002 – 24 W 92/02, NZM 2003, 116 (117). 302 Hublein, ZWE 2004, 48 (50 f.).

230

231 I. Zwangsversteigerung Beispiel: Der zahlungsunfhige Wohnungseigentmer S schuldet Zahlungen i. H. v. 10 000 Euro auf den beschlossenen Wirtschaftsplan, was zu einem Liquidittsengpass der Gemeinschaft fhrt, der durch eine anlsslich einer einzuberufenden Eigentmerversammlung durch Beschlussfassung ber eine Sonderumlage finanziert werden muss. Im Versteigerungstermin erhlt der Ersteigerer E den Zuschlag. Variante a): Die Sonderumlage wurde vor der Versteigerung beschlossen und fllig. Der Erwerber E haftet nicht. Variante b): Die Sonderumlage wurde erst nach Zuschlag beschlossen und fllig. Der Erwerber E haftet sehr wohl. Variante c): Nachdem die Eigentmer die Sonderumlage beschlossen und fllig gestellt haben, erfahren sie von der Erwerbsabsicht des V und beschließen anlsslich einer eilig einberufenen Eigentmerversammlung, die Sonderumlage erst zu einem Zeitpunkt nach dem Versteigerungstermin fllig zu stellen.

In solchen Fllen wird zur Vermeidung des nicht sachgerecht empfundenen Ergebnisses einer Haftung des Erwerbers E auf den Zeitpunkt der Beschlussfassung abgestellt303. Checkliste: Der Ersteigerer zahlt demnach: e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern der Hausgeldbetrag nach Zuschlag fllig wurde, e auf der Grundlage der Abrechnungsspitze der auf den Zuschlag folgenden Jahresabrechnung, e auf der Grundlage einer Sonderumlage zur Ausfalldeckung nach Zuschlag304, e auf der Grundlage eines nach Zuschlag beschlossenen Wirtschaftsplans (auch fr rckwirkend geltende Beitrge). Demnach zahlt der Erwerber nicht: e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern vor Zuschlag fllige Betrge betroffen sind, e auf der Grundlage von Wirtschaftsplnen frherer Wirtschaftszeitrume, e auf der Grundlage vor Zuschlag flliger Abrechnungssalden, e auf der Grundlage vor Zuschlag flliger Sonderumlagen.

303 Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 294; Briesemeister, NZM 2003, 777 (781). 304 OLG Celle, Beschl. v. 5. 1. 2004 – 4 W 217/03, MietRB 2004, 111 (112).

231

221

232 H. Der insolvente Wohnungseigentmer

II. Zwangsverwaltung 222

Beantragt ein grundpfandrechtlich gesicherter Glubiger des Wohnungseigentmers, zumeist ein Kreditinstitut, die Zwangsversteigerung des Wohnungseigentums, so wird regelmßig zugleich Antrag auf Anordnung der Zwangsverwaltung des Objekts gem. §§ 146 ff. ZVG i. V. m. ZwVwV gestellt. Probleme fr den Wohnungseigentumsverwalter der betroffenen Wohnungseigentmergemeinschaft ergeben sich in zweierlei Hinsicht. Zu einem muss die rechtliche Stellung des Zwangsverwalters in der Wohnungseigentmergemeinschaft beachtet werden, zum anderen stellt sich die Frage nach der Haftung von Eigentmer bzw. Zwangsverwalter fr Beitragsrckstnde. 1. Stellung des Zwangsverwalters

223

Soweit die Rechte und Pflichten den Zwangsverwalters betroffen sind, tritt dieser hinsichtlich der Ausbungsberechtigung der Rechte und Pflichten der Zwangsverwalter an die Stelle des Wohnungseigentmers. Er ist daher im Zweifel immer zur Eigentmerversammlung einzuladen, hat Stimmrecht (fr mehrere Zwangsverwaltungen im Objekt auch mehrere Kopfstimmen)305 und ist Beteiligter im Verfahren gem. §§ 43 ff. WEG306. 2. Haftung fr Beitragsrckstnde

224

Entscheidend fr die Frage, ob (noch) der Eigentmer oder (schon) der Zwangsverwalter fr Beitragsforderungen aufzukommen hat, ist der Zeitpunkt der Beschlagnahme der Wohnungseigentumseinheit gem. §§ 150 Abs. 2, 151 Abs. 1 ZVG durch Inbesitznahme, da nur nach diesem Zeitpunkt fllige Beitragsansprche vom Zwangsverwalter zu entrichten sind307. Checkliste: Demnach zahlt der Zwangsverwalter nicht rckstndige Betrge e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern vor der Beschlagnahme fllig (auch dann nicht, wenn spter in der Jahresabrechnung nochmals ausgewiesen!), e auf der Grundlage von Wirtschaftsplnen frherer Wirtschaftszeitrume, e auf der Grundlage vor Beschlagnahme flliger Abrechnungssalden,

305 KG, Beschl. v. 19. 7. 2004 – 24 W 322/02, WuM 2004, 625. 306 KG, Beschl. v. 28. 4. 2004 – 24 W 313/01, ZWE 2004, 283; BayObLG, Beschl. v. 5. 11. 1998 – 2 Z BR 131/98, ZMR 1999, 121 = WE 1999, 157; Depr/Mayer, Die Praxis der Zwangsverwaltung, Rz. 397 ff. 307 OLG Hamm, Beschl. v. 24. 11. 2003 – 15 W 342/03, NJW-Spezial 2004, 194 = ZMR 2004, 456; Stber, ZVG, § 152, Rz. 16 (S. 1274 f.).

232

233 II. Zwangsverwaltung

e auf der Grundlage vor Beschlagnahme flliger Sonderumlagen (auch dann nicht, wenn spter in der Jahresabrechnung nochmals ausgewiesen)308, Demnach zahlt der Zwangsverwalter Betrge e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern nach Beschlagnahme fllig309, e auf der Grundlage eines nach Beschlagnahme beschlossenen Wirtschaftsplans (auch fr gegebenenfalls rckwirkend fllig gestellte Betrge – streitig310), e auf der Grundlage der Abrechnungsspitze der auf die Beschlagnahme folgenden Jahresabrechnung311, e auf der Grundlage einer Sonderumlage, die andere als die Rckstnde des Schuldners ausgleichen soll312. Ein etwa nach Beschlagnahme fllig gestelltes Abrechnungsguthaben steht dem Zwangsverwalter zu, gleich, ob das Guthaben auf eigenen Vorschssen oder auf denen des Zwangsverwaltungsschuldners vor Beschlagnahme beruht313. Zu unrecht gezahlte Betrge kann der Zwangsverwalter gem. §§ 812 ff. BGB zurckfordern314.

225

Der Zwangsverwalter haftet jedoch nicht persnlich fr die Zahlung der Beitragsforderungen. Er ist nur zur unverzglichen Zahlung verpflichtet, soweit die Zwangsverwaltungsmasse nach ihrem aktuellen Bestand im Zeitpunkt der Flligkeit der Beitragsforderung eine Zahlung zulßt. Steht keine ausreichende Masse zur Verfgung, ist der Zwangsverwalter verpflichtet, durch Vorschußanforderung beim Glubiger gem. § 163 Abs. 3 ZVG fr die erforderliche Massedeckung zu sorgen315. Zahlt der Glubiger nicht bzw. wird das Verfahren aufgehoben, so fallen die Wohnungseigentmer mit ihren Beitragsforderungen aus, sofern der Zwangsverwalter nachweist, dass er das ihm mgliche zur Liquidittsverschaffung unternommen hat316.

226

308 OLG Hamburg, Urt. v. 15. 6. 1999 – 8 U 214/98, WE 1999, 169. 309 Auch die im Hausgeld enthaltene Vergtung des Verwalters: OLG Hamm, Beschl. v. 24. 11. 2003 – 15 W 342/03, ZAP 2004, Fach 1, S. 50. 310 Abzulehnen: KG, Beschl. v. 15. 3. 2000 – 24 W 6527/98, WE 2001, 9. 311 BayObLG, Beschl. v. 30. 4. 1999 – 2 Z BR 33/99, ZMR 1999, 577, 649 (650). 312 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 10. 8. 1990 – 3 Wx 210/90, NJW-RR 1991, 724. 313 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Zwangsverwaltung, § 9 ZwVwV, Rz. 18. 314 Deckert/Drabek, Die Eigentumswohnung, Grp. 5, Rz. 317. 315 BGH, Urt. v. 17. 6. 2004 – IX ZR 218/03, NZM 2004, 718. 316 Haarmeyer/Wutzke/Frster/Hintzen, Zwangsverwaltung, § 154 ZVG, Rz. 2 und § 9 ZwVwV, Rz. 18.

233

234 H. Der insolvente Wohnungseigentmer

III. Insolvenzverfahren 227

Mit der Erffnung des Insolvenzverfahrens stellt sich ebenso die Frage nach der Stellung des Insolvenzverwalters und dessen Zahlungspflichten. Zu unterscheiden ist zwischen dem Regelinsolvenz- und dem Verbraucherinsolvenzverfahren. 1. Regelinsolvenzverfahren

228

Mit der Stellung eines Insolvenzantrags wird zunchst lediglich ein vorlufiges Insolvenzverfahren in Gang gesetzt, in welchem vom Insolvenzgericht geprft wird, ob die Verfahrensvoraussetzungen berhaupt vorliegen und ob nicht gegebenenfalls die Erffnung mangels Masse abgelehnt werden muss. Hierzu wird ein vorlufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. a) Stellung des Insolvenzverwalters

229

Erst mit der Erffnung des eigentlichen Insolvenzverfahrens geht die Verfgungsgewalt ber das Vermgen des Schuldners gem. § 80 BAs. 1 InsO auf den Insolvenzverwalter ber. Dieser ist verpflichtet, das erreichbare Vermgen des Schuldners fr dessen Glubiger zu verwerten. Der Insolvenzverwalter tritt vollumfnglich an die Stelle des insolventen Eigentmers, ist daher zur Eigentmerversammlung einzuladen, hat Stimmrecht und kann gem. §§ 43 ff. WEG Antrge stellen317. b) Haftung fr Beitragsforderungen

230

Entscheidend fr die Frage, ob die Beitragsforderungen der Eigentmergemeinschaft als bloße Insolvenzforderungen gem. § 38 InsO oder als vorab zu befriedigende Masseverbindlichkeiten gem. § 55 InsO anzusehen sind, ist der Zeitpunkt der Erffnung des Insolvenzverfahrens gem. § 27 InsO. aa) Einfache Insolvenzforderungen

231

Vor Insolvenzerffnung begrndete und fllig gestellte Beitragsforderungen sind einfache Insolvenzforderungen, die zur Insolvenztabelle anzumelden sind318. bb) Masseverbindlichkeiten

232

Nach Insolvenzerffnung begrndete und fllige Hausgeldforderungen sind dagegen als Verbindlichkeiten i. S. d. § 55 Abs. 1 Ziff. 1 InsO aus der Masse 317 OLG Hamm, Beschl. v. 15. 1. 2004 – 15 W 106/03, NZM 2004, 586. 318 BGH, Beschl. v. 15. 6. 1989 – V ZB 22/88, NJW 1989, 3018.

234

235 III. Insolvenzverfahren

zu befriedigen319. Das gilt auch fr die Anordnung der sog. „starken“ vorlufigen Insolvenzverwaltung320. Checkliste: Demnach handelt es sich um bevorrechtigte Masseverbindlichkeiten bei Forderungen e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern nach Erffnung fllig321, e auf der Grundlage der Abrechnungsspitze der folgenden Jahresabrechnung322, e auf der Grundlage einer Sonderumlage zur Ausfalldeckung323 (auch, wenn diese sich auf Rckstnde vor Erffnung bezieht – umstritten –), e auf der Grundlage eines nach Erffnung des Verfahrens beschlossenen Wirtschaftsplans324, Demnach handelt es sich um bloße Insolvenzforderungen bei Forderungen e auf der Grundlage des aktuellen Wirtschaftsplans, sofern vor Erffnung fllig325, (auch dann, wenn in der Jahresabrechnung nochmals aufgefhrt)326 e auf der Grundlage von Wirtschaftsplnen frherer Wirtschaftszeitrume, e auf der Grundlage vor Erffnungsbeschluss flliger Abrechnungssalden, e auf der Grundlage vor Erffnungsbeschluss flliger Sonderumlagen. Darber hinaus steht den Wohnungseigentmern in Ansehung des Gemeinschaftsvermgens, d. h. z. B. am Wohngeldkonto und dem Anteil an der Instandhaltungsrcklage, ein Recht abgesonderte Befriedigung zu327. cc) Masseunzulnglichkeit Die Erffnung des Insolvenzverfahrens in Verbindung mit der Begrndung einer Zahlungspflicht des Insolvenzverwalters fr das laufende Hausgeld als 319 320 321 322

323

324 325 326 327

Braun/Buerle, InsO, § 55, Rz. 7. OLG Brandenburg, Urt. v. 3. 7. 2003 – 8 U 58/02, NZI 2003, 552. BGH, Beschl. v. 15. 6. 1989 – V ZB 22/88, NJW 1989, 3018. BGH, Beschl. v. 10. 3. 1994 – IX ZR 98/93, NJW 1994, 1866 (1867); AG Dsseldorf, Beschl. v. 15. 5. 2002 – 291 II 215/01 WEG, NJW-RR 2003, 371 = NZM 2003, 245. BGH, Beschl. v. 15. 6. 1989 – V ZB 22/88, NJW 1989, 3018; KG, Beschl. v. 15. 9. 2000 – 24 W 747/99, ZWE 2000, 532; BayObLG, Beschl. v. 10. 8. 1989 – BReg. 2 Z 81/89, WuM 1990, 89; a. A.: BGH, Urt. v. 18. 4. 2002 – IX ZR 161/01, NJW-RR 2002, 1198; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 28 Rz. 39. BGH, Urt. v. 12. 3. 1986 – VIII ZR 64/85, NJW 1986, 3206 (3208). BayObLG, Beschl. v. 5. 11. 1998 – 2 Z BR 92/98, WE 1999, 155 (156). OLG Stuttgart, Urt. v. 18. 9. 2002 – WE 2003, 174. OLG Hamm, Urt. v. 11. 2. 1999 – 27 U 283/89, WuM 1999, 111.

235

233

236 H. Der insolvente Wohnungseigentmer

Masseverbindlichkeit fhrt indes oftmals nicht dazu, dass auch tatschlich Zahlungen geleistet werden. Da es gem. § 26 InsO fr die Erffnung des Insolvenzverfahrens ausreicht, dass die Massekosten i. S. d. § 54 InsO gedeckt sind, kommt es regelmßig vor, dass fr die Tilgung weiterer Verbindlichkeiten die Masse nicht ausreicht. Der Insolvenzverwalter hat in diesem Falle die Pflicht, die sog. Masseunzulnglichkeit dem Insolvenzgericht gem. § 208 InsO anzuzeigen. Diese Anzeige fhrt dazu, dass der Insolvenzverwalter die laufenden Beitragsforderungen nicht zu zahlen hat, sofern er die Bedienung der Ansprche der Rangfolge des § 209 InsO gemß vornimmt. Zu berichtigen sind hiernach zunchst vollstndig gem. § 209 Abs. 1 Ziff. 1 InsO die Massekosten gem. § 54 InsO, sodann die sog. Neumasseverbindlichkeiten gem. § 209 Abs. 1 Ziff. 2 InsO und weiter die sog. Altmasseverbindlichkeiten gem. § 209 Abs. 1 Ziff. 3 InsO. Neumasseverbindlichkeiten sind die nach der Anzeige der Masseunzulnglichkeit fllig gewordenen Beitragsforderungen, Altmasseverbindlichkeiten stellen die vor der Anzeige der Masseunzulnglichkeit flligen Beitragsforderungen dar. c) Zwangsmaßnahmen gegen den Insolvenzverwalter 234

Leider ist es oftmals zu beobachten, dass Insolvenzverwalter nicht oder nur sehr verzgert auf Zahlungsaufforderungen reagieren. Es fragt sich daher oftmals, ob nicht Zwangsmaßnahmen gegen den an sich zahlungsverpflichteten Insolvenzverwalter eingeleitet werden knnen. Anhngige gerichtliche Verfahren gem. § 240 ZPO sowie Vollstreckungshandlungen werden mit Erffnung des Insolvenzverfahrens, gegebenenfalls rckwirkend gem. §§ 88, 130 InsO, unterbrochen bzw. gem. § 89 ZPO unwirksam. Der Insolvenzverwalter kann wegen der Masseforderungen im Verfahren nach §§ 43 ff. WEG in Anspruch genommen werden328. Zeigt der Insolvenzverwalter indes gem. § 209 InsO die Masseunzulnglichkeit an, sind gem. § 210 InsO gegen den Insolvenzverwalter gerichtete gerichtliche Maßnahmen wegen Altmasseverbindlichkeiten i. S. d. § 209 Abs. 1 Ziff. 3 InsO unzulssig. Ein Vorgehen gegen den Insolvenzverwalter wegen Neumasseverbindlichkeiten wird jedoch als zulssig angesehen und fhrt zu einer persnlichen Haftung des Insolvenzverwalters gem. § 61 InsO329. Somit erleiden an sich gem. § 55 InsO privilegierte Masseglubiger gleichwohl einen Ausfall, wenn sich bei der Verteilung der Masse herausstellt, dass zum Ausgleich der Alt- und Neumasseverbindlichkeiten keine ausreichende Masse vorhanden ist. 328 Braun/Buerle, InsO, § 55 Rz. 46. 329 Braun/Buerle, InsO, § 210 Rz. 8.

236

237 III. Insolvenzverfahren

d) Freigabe durch den Insolvenzverwalter Um der u. U. nicht von der Masse gedeckten Belastungen durch Masseverbindlichkeiten zu entgehen, kann der Insolvenzverwalter in Ausbung pflichtgemßen Ermessens und gegebenenfalls Genehmigung gem. § 160 Abs. 1 InsO die Eigentumswohnung des Hausgeldschuldners auch durch sog. Freigabe aus der Masse und damit dem Insolvenzverfahren entlassen330. Die bis zur Freigabe entstandenen Insolvenz- bzw. Masseverbindlichkeiten bleiben allerdings als solche bestehen.

235

In diesem Fall wird die Eigentumswohnung insolvenzfreies Vermgen des Schuldners, weshalb Titulierungs- und Vollstreckungsmaßnahmen insoweit wieder mglich sind. e) Abweichende Regelung durch Vereinbarung Teilweise wird eine abweichende Regelung durch Vereinbarung fr mglich gehalten331.

236

Formulierungsvorschlag: Ein nach Beschlagnahme im Zwangsverwaltungsverfahren bzw. Erffnung des Insolvenzverfahrens beschlossener Nachzahlungsbetrag aus Jahresabrechnung unter Einbeziehung frher flliger Beitragsforderungen ist stets Ausgabe der Zwangsverwaltung gem. § 155 ZVG bzw. Masseverbindlichkeit i. S. d. § 55 InsO. 2. Verbraucherinsolvenzverfahren Ist der zahlungsunfhige Schuldner eine natrliche Person, kommt selbst bei frherer selbstndiger wirtschaftlicher Ttigkeit, sofern weniger als 20 Glubiger und keine Forderungen aus Arbeitsverhltnissen vorhanden sind, die Durchfhrung des sog. Verbraucherinsolvenzverfahren in Betracht. Dessen Besonderheiten liegen darin, dass zunchst ein sog. außergerichtliches Schuldenbereinigungsverfahren gem. §§ 305–310 InsO und erst fr den Fall dessen Scheiterns ein vereinfachtes Insolvenzverfahren gem. §§ 311–314 InsO durchgefhrt wird. Ferner kann mit dem Antrag auf Verfahrenserffnung ein Antrag auf Restschuldbefreiung gem. §§ 286–303 InsO verbunden werden.

330 BGH, Beschl. v. 26. 9. 2002 – V ZB 24/02, NZI 2003, 113; KG, Beschl. v. 20. 8. 2003 – 24 W 142/02, NZM 2004, 383. 331 Mller, Praktische Fragen des Wohnungseigentums, Rz. 293–302; a. A.: Deckert/ Drabek, Die Eigentumswohnung, Grp. 5, Rz. 356.

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237

238 H. Der insolvente Wohnungseigentmer

a) Schuldenbereinigungsverfahren 238

Auf entsprechende Anforderung hat der Glubiger binnen eines Monats dem Schuldner kostenfrei eine Forderungsaufstellung zur Vorbereitung des Schuldenbereinigungsverfahrens zu erteilen. Auf der Grundlage der Glubigerangaben hat der Schuldner unter Mithilfe eines Rechtsanwalts, einer Verbraucherberatungsstelle oder eines sog. Insolvenzbros ein Glubiger- und Schuldenverzeichnis, eine Vermgens- und Einkommensbersicht sowie einen Schuldenbereinigungsplan zu erstellen und den Glubigern mit der Bitte um Zustimmung zuzuleiten. Dabei ist die Aufstellung eines sog. Null-Plans nach h. M. zulssig, sofern von vornherein ersichtlich ist, dass eine Quote fr die Glubiger nicht zu erzielen sein wird (Erwerbsunfhigkeit, Einknfte unterhalb Pfndungsfreigrenzen, etc.)332. Stimmt auch nur ein Glubiger dem Schuldenbereinigungsplan nicht zu, leitet das Insolvenzgericht den Schuldenbereinigungsplan nach Erteilung einer Bescheinigung des Vertreters des Schuldners ber das Scheitern des Schuldenbereinigungsverfahrens den Glubigern nochmals zu. Glubiger, die nicht innerhalb eines Monats nach Vorlage des Schuldenbereinigungsplans ihre Forderungen anmelden oder erhhen, sind insoweit ausgeschlossen, die Forderungen erlschen.

239

Stimmen sodann mehr als die Hlfte der Glubiger mit einem Volumen von mehr als 50 % der Verbindlichkeiten dem Schuldenbereinigungsplan zu, gilt dieser mit Wirkung fr alle Beteiligten als angenommen. Kommt eine Einigung nicht zustande, bernimmt ein Treuhnder im vereinfachten Insolvenzverfahren die Rolle des Insolvenzverwalters.

b) Restschuldbefreiung 240

Tritt der Schuldner auf der Basis des Schuldenbereinigungsplans seine pfndbaren Einknfte fr die Dauer von sechs Jahren an einen Treuhnder ab, der einmal jhrlich aus den dadurch gewonnenen Einnahmen die Glubiger anteilig gleichmßig bedient, wird der Schuldner nach dem Ablauf von sechs Jahren von allen bis dato nicht erfllten Verbindlichkeiten befreit. Dies gilt auch fr Forderungen, die im Schuldenverzeichnis enthalten waren, aber nicht angemeldet wurden. Waren Verbindlichkeiten nicht Gegenstand des Verfahrens, bleiben diese von der Restschuldbefreiung unberhrt. Dies betrifft insbesondere die Hausgeldverbindlichkeiten, die nach Aufhebung des Verbraucherinsolvenzverfahrens und dem bertritt des Schuldners in die sog. Wohlverhaltensphase entstehen! 332 OLG Frankfurt a. M., Beschl. v. 9. 3. 2000 – 26 W 162/99, NJW-RR 2001, 560; Nerlich/Rmermann, InsO, § 305 Rz. 56 ff.

238

239 I. Insolvenz mehrerer Wohnungseigentmer

Whrend der Laufzeit der Schuldenbereinigung ist der Schuldner verpflichtet, eine zumutbare Erwerbsttigkeit auszuben bzw. sich ernsthaft um die Aufnahme einer solchen zu bemhen. Einzelzwangsvollstreckungen sind gem. § 294 Abs. 1 InsO nicht zulssig.

I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft Eine besondere Herausforderung fr den Verwalter stellt die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft dar.

241

Hier kumulieren sich die vorstehend dargestellten Probleme dadurch, dass entweder eine Mehrzahl verschiedener Wohnungseigentmer zahlungsunfhig wird oder dass ein Mehrheitseigentmer in die Insolvenz gert.

I. Insolvenz mehrerer Wohnungseigentmer Das erstgenannte Phnomen ist insbesondere bei vielen unseris betriebenen sog. Aufteilungsobjekten zu beobachten. Wirtschaftlich nicht hinreichend leistungsfhige Privatleute wurden vielfach auf der Basis von Hochglanzprospekten und Verkaufsargumenten wie Steuerersparnissen, Alterssicherung und Verkehrswertzuwchsen berredet, Wohnungseigentum zu Vermietungszwecken zu erwerben. Zudem erfolgte nicht selten mangels Eigenkapital eine sog. 100 %-Finanzierung.

242

Diese Engagements geraten oftmals schon dann in eine existenzbedrohliche Krise, wenn die Wohnung einige Monate leer steht oder fr die Instandhaltung und Instandsetzung des Gemeinschaftseigentums mangels ausreichender Instandhaltungsrckstellung Sonderumlagen erhoben werden. Dabei tritt nicht selten ein regelrechter Dominoeffekt ein, da die Wohnungseigentmer den Verwalter aus Kostengrnden bedrngen, keine Instandhaltungsund Instandsetzungsmaßnahmen durchzufhren bzw. diese hinauszuschieben. Dadurch leidet wiederum die Vermietbarkeit des Objekts und die Kosten fr dann unvermeidliche Sanierungen werden empfindlich erhht, was wiederum die Kapitalkraft der Eigentmer weiter schwcht.

II. Insolvenz des Mehrheitseigentmers Angesichts der Krise der Bauwirtschaft kommt es immer hufiger dazu, dass neu errichtetes Wohnungseigentum vom Bautrger nicht oder nur schleppend vermarktet werden kann333. Die vorerst nicht verußerbaren Sondereigentumseinheiten verbleiben dann entweder im Eigentum des Bautrgers bzw. werden auf Tochtergesellschaften oder Familienmitglieder bertragen. 333 Drasdo, AnwBl. 2000, 65 (69).

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239 I. Insolvenz mehrerer Wohnungseigentmer

Whrend der Laufzeit der Schuldenbereinigung ist der Schuldner verpflichtet, eine zumutbare Erwerbsttigkeit auszuben bzw. sich ernsthaft um die Aufnahme einer solchen zu bemhen. Einzelzwangsvollstreckungen sind gem. § 294 Abs. 1 InsO nicht zulssig.

I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft Eine besondere Herausforderung fr den Verwalter stellt die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft dar.

241

Hier kumulieren sich die vorstehend dargestellten Probleme dadurch, dass entweder eine Mehrzahl verschiedener Wohnungseigentmer zahlungsunfhig wird oder dass ein Mehrheitseigentmer in die Insolvenz gert.

I. Insolvenz mehrerer Wohnungseigentmer Das erstgenannte Phnomen ist insbesondere bei vielen unseris betriebenen sog. Aufteilungsobjekten zu beobachten. Wirtschaftlich nicht hinreichend leistungsfhige Privatleute wurden vielfach auf der Basis von Hochglanzprospekten und Verkaufsargumenten wie Steuerersparnissen, Alterssicherung und Verkehrswertzuwchsen berredet, Wohnungseigentum zu Vermietungszwecken zu erwerben. Zudem erfolgte nicht selten mangels Eigenkapital eine sog. 100 %-Finanzierung.

242

Diese Engagements geraten oftmals schon dann in eine existenzbedrohliche Krise, wenn die Wohnung einige Monate leer steht oder fr die Instandhaltung und Instandsetzung des Gemeinschaftseigentums mangels ausreichender Instandhaltungsrckstellung Sonderumlagen erhoben werden. Dabei tritt nicht selten ein regelrechter Dominoeffekt ein, da die Wohnungseigentmer den Verwalter aus Kostengrnden bedrngen, keine Instandhaltungsund Instandsetzungsmaßnahmen durchzufhren bzw. diese hinauszuschieben. Dadurch leidet wiederum die Vermietbarkeit des Objekts und die Kosten fr dann unvermeidliche Sanierungen werden empfindlich erhht, was wiederum die Kapitalkraft der Eigentmer weiter schwcht.

II. Insolvenz des Mehrheitseigentmers Angesichts der Krise der Bauwirtschaft kommt es immer hufiger dazu, dass neu errichtetes Wohnungseigentum vom Bautrger nicht oder nur schleppend vermarktet werden kann333. Die vorerst nicht verußerbaren Sondereigentumseinheiten verbleiben dann entweder im Eigentum des Bautrgers bzw. werden auf Tochtergesellschaften oder Familienmitglieder bertragen. 333 Drasdo, AnwBl. 2000, 65 (69).

239

243

240 I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft

Der Bautrger bleibt damit u. U. mit einer Vielzahl von Sondereigentumseinheiten nolens volens Mitglied der Wohnungseigentmergemeinschaft und wird Mehrheitseigentmer. Da bautrgerseits geschaffenes Wohnungseigentum seinerseits kreditfinanziert und die Kapitaldecke vieler Bautrgerfirmen als recht dnn einzuschtzen ist, kann die beim Bautrger verbleibende Zins- und Tilgungslast zur wirtschaftlichen Schieflage bis hin zur Insolvenz fhren, die dann auf die Wohnungseigentmergemeinschaft durch ausfallende Beitragsforderungen in erheblicher Hhe durchschlgt. Wegen der regelmßig in erheblicher Hhe eingetragenen Grundpfandrechte zur Absicherung diverser Bautrgerdarlehn ist an eine erfolgreiche Verwertung der Sondereigentumseinheiten meist nicht zu denken334. Erschwerend kommt oftmals hinzu, dass der illiquide Bautrger u. U. kostenintensive Restherstellungs- und Mangelbeseitigungsarbeiten schuldet, die zustzlich vom Rest der Wohnungseigentmergemeinschaft getragen werden mssen335. Haben die Wohnungseigentmer hier nicht rechtzeitig das Ihnen zustehende Zurckbehaltungsrecht sowie die Ihnen zustehenden Nacherfllungsansprche geltend gemacht und den gesamten Kaufpreis angewiesen, ist die Liquiditt der gesamten Gemeinschaft ernsthaft bedroht.

III. Konsequenzen fr den Verwalter 244

Die wirtschaftliche Krise der gesamten Wohnungseigentmergemeinschaft erfordert die besondere Aufmerksamkeit des Verwalters. Zum einen muss er darauf bedacht sein, trotz der finanziellen Problemen Gemeinschaft deren Verpflichtungen im Außenverhltnis bestmglich zu bedienen, zum anderen muss er seine eigenen berechtigten Interessen wahren. 1. Haftungsfallen

245

Es ist dem Verwalter zunchst mit Blick auf seine Haftung fr eine ordnungsgemße Instandhaltung und Instandsetzung gem. § 27 Abs. 1 Ziff. 2 u. 3 WEG dringend davon abzuraten, auf Druck der Eigentmer diese aus Kostengrnden zu vernachlssigen.

246

Stellt sich bei bestehenden Liquidittsengpssen die Frage, welche Verbindlichkeiten im Außenverhltnis vorrangig beglichen werden sollen, muss der Verwalter beachten, dass die Bedienung verschiedener Forderungen Vorrang hat:

334 Briesemeister, NZM 2003, 777 (779). 335 Ott, NZM 2003, 134 (135).

240

241 III. Konsequenzen fr den Verwalter

– Abfhrung der Sozialversicherungsbeitrge von Arbeitnehmern der Gemeinschaft336, – Ausgleich der Versicherungsprmien gem. § 21 Abs. 5 Ziff. 3 WEG, – Ausgleich von Forderungen zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherung. Die Entnahme der eigenen Vergtung vom Gemeinschaftskonto entspricht, sofern die Erfllung der o. g. Verbindlichkeiten gesichert ist, sodann ordnungsgemßer Verwaltung, da nach hiesiger Auffassung der Ausgleich der Verwaltervergtung den brigen Verpflichtungen, etwa denen gegenber Versorgungstrgern und sonstigen Dritten, vorgeht337. Denn durch den Ausgleich der Verwaltervergtung wird die Aufrechterhaltung der Verwaltung des Gemeinschaftseigentums bewirkt, die Voraussetzung der Erfllung der brigen Verbindlichkeiten ist.

247

2. Verhalten im Falle der Obstruktion Oftmals fassen Wohnungseigentmer aus ihrer finanziellen Notlage heraus Beschlsse, die nach Auffassung des Verwalters nicht ordnungsgemßer Verwaltung entsprechen bzw. verweigern nach Ansicht des Verwalters notwendige Entscheidungen. Da die Eigentmerversammlung in ihren Entscheidungen souvern ist, stellt sich die Frage, wie der Verwalter auf erkennbar nicht ordnungsgemßer Verwaltung entsprechendes Verhalten, Beschlsse und Anweisungen der Gemeinschaft reagieren soll.

248

Der Verwalter sollte keinesfalls versuchen, seine Auffassung der Wohnungseigentmergemeinschaft zu diktieren, da dies nur zu zustzlichen Konflikten fhrt. Der Verwalter sollte sich der h. M. in Literatur und Rechtsprechung gemß damit begngen, seine abweichenden Vorstellungen und Empfehlungen dazulegen sowie seine Bedenken gegen die von den Eigentmern gewollte Vorgehensweise zu formulieren. Dies sollte aus Beweisgrnden entweder im Protokoll der Eigentmerversammlung oder sonst nachweisbar dokumentiert werden338. Notfalls ist der Verwalter befugt (aber nicht verpflichtet), gem. §§ 43 Abs. 1 Ziff. 4 WEG Beschlsse der Wohnungseigentmer gerichtlich anzufechten, die ihn zu rechtswidrigem Handeln verpflichten339. Keinerlei Ermessensspielraum hat der Verwalter allerdings bei der Erfllung behrdlicher Auflagen sowie bei der Gefahrenabwehr, wenn die Notfallkom-

336 Nicht-Abfhrung trotz Einbehalts stellt eine Straftat dar – § 266 a StGB; Brmann/Seuß, Praxis des Wohnungseigentums, Rz. H 274 ff. 337 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 115. 338 Gottschalg, NZM 2003, 457 (462). 339 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 27 Rz. 26 m. w. N.

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242 I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft

petenz des Verwalters gem. § 27 Abs. 1 Ziff. 3, Abs. 2 Ziff. 4 WEG ohnehin eingreift340. 250

Erweist sich eine weitere Verwaltung des Gemeinschaftseigentums nach Abwgung der widerstreitenden Interessen als nicht mehr vertretbar, ist der Verwalter befugt, das Verwalteramt aus wichtigem Grund, gegebenenfalls mit sofortiger Wirkung, niederzulegen341. Mit Blick auf eine mgliche Verwirkung des Niederlegungsrechts in Anwendung auftrags- und dienstvertragsrechtlicher Grundstze gem. §§ 671, 662, 626 BGB sollte dies alsbald geschehen342. Zu beachten ist, dass in diesem Fall auch der Verwaltervertrag aus wichtigem Grund fristlos und/oder fristgerecht gem. § 626 Abs. 1 BGB gekndigt werden kann, aber nicht gekndigt werden muss343. Im Falle der Nicht-Kndigung bleibt nmlich der Vertrag bestehen und dem Verwalter steht das Verwalterhonorar unter Anrechnung ersparten Eigenaufwandes bis zum Ende der vereinbarten Vertragslaufzeit zu344. Als problematisch stellt sich in solchen Fllen weniger die Abgabe der Niederlegungs-/Vertragskndigungserklrung, als vielmehr die Bewirkung des Zugangs der entsprechenden Erklrung bei den Wohnungseigentmern, von denen einige schlichtweg unbekannten Aufenthalts sind.

251

Bei der Niederlegungs- und/oder Vertragskndigungserklrung handelt es sich um eine einseitige, aber empfangsbedrftige Willenserklrung, die, da an eine Mehrzahl von Personen gerichtet, jedem einzelnen Wohnungseigentmer zugehen muss. Abhilfe kann hier eine prophylaktische Bestimmung im Verwaltervertrag schaffen: Formulierungsvorschlag: Eigentmer und Verwalter knnen diesen Vertrag aus wichtigem Grund jederzeit fristlos kndigen bzw. aus wichtigem Grund die Verwalterstellung beenden. Seitens der Eigentmer bedarf es eines vorherigen Beschlusses ber die Abberufung des Verwalters bzw. der fristlosen Kndigung des Vertrags. Die Amtsbeendigungs- bzw. Kndigung bedarf der Schriftform. Sie gilt im Falle der verwalterseitigen Kndigung bzw. Amtsniederlegung den Eigen340 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 12. 12. 1994 – 3 Wx 619/94, NJW-RR 1994, 587; Deckert/Gottschalg, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1421. 341 BayObLG, Beschl. v. 29. 9. 1999 – 2 Z BR 29/99, ZWE 2000, 72; Bogen, ZWE 2002, 153 (155); Rll/Sauren, Handbuch fr Wohnungseigentmer und Verwalter, Rz. 305. 342 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 207. 343 Bogen, ZWE 2002, 153 (154). 344 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 208.

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243 III. Konsequenzen fr den Verwalter

tmern als wirksam zugestellt, wenn sie den Eigentmern zu Hnden eines von diesen zu bestimmenden Bevollmchtigten zugeht. Mangels anderweitiger beschlussweiser Regelung bevollmchtigen die Eigentmer den Vorsitzenden des Verwaltungsbeirats hiermit entsprechend. Fr den Fall, dass kein Verwaltungsbeirat/Beiratsvorsitzender gewhlt ist bzw. gewhlt wird, so ist durch Eigentmerbeschluss ein Bevollmchtigter zu bestimmen.

3. Verhalten nach der Niederlegung Die einseitige Beendigung der Verwaltungsttigkeit bereitet weiterhin besondere Probleme bei der Abwicklung.

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a) Anzeige des Wegfalls der Verwalterstellung Neben den blicherweise bei Abgabe einer Verwaltung zu beachtenden Abwicklungspflichten345 sollte es der Verwalter bei anhngigen Rechtsstreitigkeiten nicht versumen, den brigen Beteiligten (Gegner bzw. dessen Verfahrens-/Prozessbevollmchtigte und Gericht) sein Ausscheiden aus dem Verwalteramt bekannt zu geben.

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Hierbei empfiehlt sich der ausdrckliche Hinweis darauf, dass Zustellungen an den Verwalter als Vertreter der Wohnungseigentmer (§ 27 Abs.2 Ziff. 3 WEG) nicht mehr mglich und auch nicht erwnscht sind. Sind gerichtliche Verfahren anhngig, so hat der Verwalter die Pflicht, gegebenenfalls ber den eingeschalteten Anwalt, bei Gericht auf die Aussetzung von Fristen, Verlegung von Terminen bzw. das Ruhen des Verfahrens zu beantragen. b) Honorarfragen Nach Beendigung der Verwaltung darf der Verwalter grundstzlich nicht mehr fr die Wohnungseigentmer ttig werden346. Entfaltet der Verwalter gleichwohl noch Ttigkeiten, so steht ihm ein Honorar nur unter den Voraussetzungen der Geschftsfhrung ohne Auftrag gem. §§ 683, 684, 812 BGB zu347. Zu beachten ist, dass die Verwaltungsunterlagen Eigentum der Wohnungseigentmer und damit komplett348 herauszugeben sind und dem Verwalter daran kein Zurckbehaltungsrecht, etwa wegen rckstndiger Honorarforderungen, zusteht349. 345 Merle, ZWE 2000, 9 ff. 346 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1635. 347 BayObLG, Beschl. v. 26. 8. 1999 – 2 Z BR 53/99, ZWE 2000, 262 (263); Weitnauer/ Hauger, WEG, § 26 Rz. 37. 348 Khler, ZWE 2002, 255 (256). 349 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 105; Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1624.

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254

244 I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft

Allenfalls begrndet die vom Verwalter noch vorzunehmende Rechnungslegung und gegebenenfalls noch zu fertigende Jahresabrechnung ein temporres Besitzrecht350. Erfllungsort fr Herausgabe der Unterlagen ist allerdings der Sitz des Verwalters, da es sich fr die Wohnungseigentmer um eine Holschuld gem. § 269 Abs. 2 BGB handelt351. Ferner ist der ausgeschiedene Verwalter zu umgehenden Rechnungslegung (§ 666 BGB) und zur Auszahlung nicht bestimmungsgemß verbrauchter Gelder der Gemeinschaft verpflichtet352. c) Abwicklungsprobleme 255

Wurde die Verwaltung niedergelegt, kommt es oft vor, dass sich die Wohnungseigentmer in der Folge nicht um die Neubestellung eines Verwalters kmmern. Somit fehlt dem Verwalter der notwendige Ansprechpartner zur Vornahme der Abwicklungsgeschfte. Unabhngig davon, welcher der konkurrierenden Rechtsauffassungen zur Frage der Rechtsnatur der am Gemeinschaftsvermgen bestehenden Ansprche gefolgt wird353, kann der Verwalter im Falle des Fehlens eines Folgeverwalters die ihm obliegenden Abwicklungsverpflichtungen gegenber einzelnen Wohnungseigentmern nicht erfllen354. Die Herausgabe von Verwaltungsunterlagen oder gar die Auszahlung des Verwaltungsguthabens an einen einzelnen Wohnungseigentmer (auch den Beirat) fhrt nmlich im Verhltnis zu den brigen Wohnungseigentmern nicht zur Erfllung355.

256

Geraten die Verwaltungsunterlagen beim betreffenden Eigentmer in Verlust, trgt der Verwalter neben dem Risiko, beweisen zu mssen, dass die Unterlagen bei bergabe vollstndig waren, auch das Risiko der Nachbeschaffung356. Im Falle der Geldzahlung trgt der Verwalter die volle Ausfallhaftung.

350 OLG Dsseldorf, Beschl. v. 22. 12. 2000 – 3 Wx 378/00, ZWE 2001, 114 (115); a. A.: nur Einsichtsrecht bzw. Pflicht zur Kopienanfertigung: BayObLG, Beschl. v. 13. 9. 1993 – 2 Z BR 66/93, WE 1993, 288. 351 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1627 a. E. 352 Brmann/Pick/Merle, WEG, § 26 Rz. 107. 353 Hgel/Scheel, Rechtshandbuch Wohnungseigentum, Rz. 51 m. w. N. 354 BGH, Urt. v. 6. 3. 1997 – III ZR 248/95, NJW 1997, 2106; Brmann/Pick/Merle, WEG, § 21 Rz. 20 ff. (30). 355 Deckert/Deckert, Die Eigentumswohnung, Grp. 4, Rz. 1628. 356 Khler, ZWE 2002, 255 (256).

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245 III. Konsequenzen fr den Verwalter

Da das Verwaltungskonto im Außenverhltnis regelmßig auf den Namen des Verwalters als offenes Treuhandkonto angelegt wird, ist der Verwalter im Verhltnis zum Kreditinstitut zum Ausgleich eines etwaigen Soll-Saldos verpflichtet. Im Innenverhltnis steht dem Verwalter ein Aufwendungsersatzanspruch gem. §§ 675, 670 BGB zu357. Allenfalls kann der Verwalter durch Erklrung gegenber smtlichen Wohnungseigentmern die Gemeinschaft in Annahmeverzug setzen. Dies erlaubt es dem Verwalter, alsdann fr die Aufbewahrung nicht abgeforderter Verwaltungsunterlagen gem. §§ 304, 293 BGB ein angemessenes Lagerungsentgelt zu verlangen. Im Extremfall bietet sich die gerichtliche Hinterlegung der Gemeinschaftsgelder sowie der Verwaltungsunterlagen gem. §§ 372 ff. BGB an.

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Neben Geld knnen nmlich gem. § 372 BGB im Falle des Glubigerverzugs sowie bei Verhinderung der Erfllung in der Person des Glubigers auch Urkunden hinterlegt werden. Zustndig ist gem. § 374 BGB i. V. m. § 1 Abs. 2 HinterlO die Hinterlegungsstelle des fr den Geschftssitz des Verwalters zustndigen Amtsgerichts. Gem. §§ 382, 376 BGB wird der Verwalter, sofern er bei der Hinterlegung auf die Rcknahme verzichtet, von seiner Leistungspflicht frei. Die Hinterlegungskosten gehen gem. § 381 BGB zu Lasten der Wohnungseigentmer. Problematisch ist hier der mit der genauen Bezeichnung und Beschreibung der einzelnen Urkunden verbundene Arbeitsaufwand des Verwalters. Der vorausschauende Verwalter sollte daher Vorsorge treffen und im Verwaltervertrag eine entsprechende Abwicklungsklausel vorsehen. Formulierungsvorschlag: Die Eigentmer sind verpflichtet, fr die Vornahme der nach Beendigung des Verwalteramts bzw. des Vertrags erforderlichen Abwicklungsgeschfte (Herausgabe von Verwaltungsunterlagen, Rechnungslegung, Aushndigung sonstigen Verwaltungsvermgens, Auszahlung von Bankguthaben, etc.) einen Bevollmchtigten zu benennen. Mangels Benennung bzw. fr den Fall des Fehlens eines Verwalters gilt der Vorsitzende des Verwaltungsbeirats, dessen Stellvertreter oder ein vom Verwaltungsbeirat benannter Dritter als zur Vornahme der Abwicklungsgeschfte im Namen und Auftrag smtlicher Wohnungseigentmer bevollmchtigt, insbesondere zur Inempfangnahme von Urkunden und Gemeinschaftsgeldern.

357 BayObLG, Beschl. v. 28. 10. 1997 – 2 Z BR 77/97, BayObLGR 1998, 1.

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246 I. Die insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft

Ist ein derart Bevollmchtigter nicht vorhanden oder nach angemessener Aufforderung nebst Fristsetzung nicht benannt bzw. zur Vornahme der Abwicklungsgeschfte nicht bereit, so ist der Verwalter zur weiteren Aufbewahrung von Verwaltungsvermgen in geordneter, jederzeit abholbereiter Form gegen Entrichtung eines monatlichen Entgelts i. H. v. 30 Euro sowie gegen Zahlung der Auslagen (Bankspesen, etc.) oder wahlweise zur Hinterlegung auf Kosten der Wohnungseigentmer befugt.

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Stichwortverzeichnis Abmahnung – Kautionszahlungsverzug 1 216 – Mietzahlungsverzug 1 213 ff. Abrechnungsspitze 2 62, 64, 219 Abtretung – an Inkassounternehmen 1 301 – stillschweigende 2 73 – Vorausabtretung – Arbeitseinkommen 1 180 – Mieteinnahmen 2 129 – Regelung in Gemeinschaftsordnung 2 129 Anfechtung 1 106 Anweisungs- und Abtretungserklrung 1 96, 169 ff., 422 Aufhebungsvertrag 1 340 Beendigung des Mietverhltnisses – Anfechtung 1 106 – Kndigung 1 114 – Mieterinsolvenz 1 1 – Nutzungsentschdigung 1 13 – Rcktritt 1 107 ff. – Schadensersatz 1 115 ff. Beitragsforderungen – Anspruchsgrundlagen 2 12 ff., 15 – aus Beschlssen 2 17 – aus Vereinbarung 2 52 ff. – dingliche 2 53 – schuldrechtliche 2 54 – Ausfall – Kreditaufnahme 2 133 – Rckgriff auf Instandhaltungsrcklage 2 134 – Sonderumlage 2 135 – Beitreibung – Anprangerung 2 185 – außergerichtliche Titulierung 2 138 – Entziehungsverfahren 2 181 – gerichtliche Titulierung 2 141

– Sperre der Versorgungsleistungen 2 183 – Titulierung 2 137 – Versagung der Verußerungszustimmung 2 176 ff. – Wohnungseigentums-Mahnverfahren 2 145 – Eigentmerwechsel 2 69 – Gemeinschaftslsung 2 70 – Gesamtlsung 2 71 – Grundbucheinsicht 2 75 – stillschweigender Abtretung 2 73 – vermittelnde Lsung 2 72 – Flligkeitsprinzip 2 57 – Forderungen aus Beschlssen 2 17 – gerichtliche Festlegung 2 56 – Gesamtschuldnerhaftung 2 127 – Objektbezogenheit 2 59 – Regelung durch Beschluss 2 119 – Regelung durch Vereinbarung 2 123 – Regelung im Verwaltervertrag 2 117 – Regelung im WEG 2 55 – Schuldner – eingetragener Eigentmer 2 57 – rechtsgeschftliche bertragung 2 59 ff. – Rechtsnachfolge 2 58 – Verzugsschaden 2 26 f. – Vorausabtretung von Mieteinnahmen 2 129 Beitreibungskosten – Abrechnung – interner Streit 2 209 – Streit mit Dritten 2 208 – Verfahrenskosten 2 207 – Vorschusszahlungen 2 214 – anwaltliche Gebhren 2 190 ff. – Kostenerstattung – materielle 2 204 ff. 247

248 Stichwortverzeichnis

– prozessuale 2 205 – Kostenfestsetzung 2 189 – Mahnverfahren 2 195 – Vorschuss an Gerichtskasse 2 188 Beschluss – Beitragsforderungen – auflsende Bedingung 2 121 – Erwerberhaftung 2 120 – Vorflligkeitsregelung 2 119 – Beitragsforderungen, siehe dort – Beschlusskompetenz 2 47, 49, 119 – Entwurf 2 33, 42 – Entziehungsverfahren 2 181 – Fortgeltungsbeschluss 2 22 – Mehrheitsbeschluss 2 18, 43 – deklaratorische Wirkung 2 44 – konstitutive Wirkung 2 44 – nicht ordnungsgemße Beschlsse 2 248 – Organisationsbeschluss 2 23 – Sonderbelastung 2 19 – Sonderumlage 2 19, 35 ff., 135 Brgschaft – bei Gewerbemietverhltnis 1 159ff. – Brge 1 399f. – Einrede der Vorausklage 1 149 – Kaution 1 150 ff., 271 f. – Verwertung in der Insolvenz 1 471 Eigentmerwechsel – Beitragsforderungen, siehe auch dort 2 69 ff. Einstweilige Anordnung 2 149; 1 344 Einzugsermchtigung 1 134 ff. Forderungsmanagement – Abtretung an Inkassounternehmen 1 301 – Beitragsforderung 2 7 ff. – Bonittsprfung 2 99 f. – durch Inkassounternehmen – Factoring 2 112 – Kostenrisiko 2 114 – Forderungseinzug 1 312 – Verkauf im Internet 1 309 248

– Verwertung sonstiger Sicherheiten 1 300 Forderungssicherung 1 16 ff. – Anweisungserklrung des Mieters 1, 96 ff., 167 ff. – Betriebspflicht 1 186 ff. – Einzugsermchtigung 1 134 ff. – Form des Mietvertrages 1 127 ff. – Haftung bei juristischen Personen 1 182 ff. – Kaution 1 136 ff., 269 – Mieterauswahl 1 17 – Mitteilung an das Sozialamt 1 122 – Schufa-Klausel 1 192 f. – Vorausabtretung Arbeitseinkommen 1 180 Forderungssicherung – zustzliche Sicherheiten 1 165 – Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel 1 191 Form – Gewerberaummietvertrag – notarielle Beurkundung 1 127 f. – Zwangsvollstreckungsklausel 1 127 – Mietvertrag 1 127 ff. Gemeinschaftsordnung – abweichender Kostenverteilungsschlssel 2 54 – Vereinbarungen – Gte- u. Schlichtungsverfahren 2 139 – Sanktionen 2 130 – Schiedsverfahren 2 141 – Sicherungsmittel bei Zahlungsausfall 2 124 – Vorausabtretung 2 129 Gerichtliches Verfahren, Beitreibungsverfahren – allgemeine Verfahrensfragen 2 143 – Antrge – Antrag zur Vollstreckbarkeit 2 149 – Antragsvorschlag 2 150

249 Stichwortverzeichnis

– Hauptsacheantrge 2 147 – Verfahrensantrge 2 148 – Erledigungserklrung 2 153 – Sofortige Beschwerde 2 154 – Titulierung von Forderungen 2 142 – unselbstndige Kostenentscheidung 2 155 – Zahlung im laufenden Verfahren 2 151 ff. Gewerbemietvertrag – Betriebspflicht 1 186 ff. – Brgschaft 1 159 ff. – Form 1 128 – notarielle Beurkundung 1 127 f. – Zwangsvollstreckungsklausel 1 127 – Haftung neu eingetretener Gesellschafter 1 434 – Nachhaftung ausgeschiedener Gesellschafter 1 433 – persnlich Haftender 1 182 – Umsatzmiete 1 336 – Zwangsvollstreckungsunterwerfungsklausel 1 191 Glaubhaftmachung 1 411 Haftung – ausgeschiedener Gesellschafter 1 433 – ausgezogene Ehegatten 1 384 – Durchgriffshaftung 1 434 – Erwerberhaftung 2 63 – Insolvenzverwalter – bei Aussonderung der Mietsache 1 12 – bei masseunzulnglichen Verfahren 1 496 – bei Nichtbeachtung des Vermieterpfandrechts 1 496 – nach Erffnung 1 495 – vorlufiges Verfahren 1 489 ff. – Nachmieter 1 406 – neu eingetretener Gesellschafter 1 434

– persnliche Haftung bei juristischen Personen 1 182 ff. – Verwalter 2 86 – Wohnungseigentmer – Außenverhltnis 2 3 f. – Innenverhltnis 2 5 – Zwangsverwalter 2 222, 224 Herausgabe der Mietsache – Mieterinsolvenz 1 10 – Aussonderungsrecht 1 11 – Nutzungsentschdigung 1 13 – Schadensersatz gegen Verwalter 1 12 Insolvenz, Mieter – abgesonderte Befriedigung 1 442 – Antrag auf Verbraucherinsolvenz 1 372 – Aussonderungsrecht 1 11, 441 – Beendigung des Mietverhltnisses 11 – Befriedigungsabreden 1 445 – Brgschaft 1 471 – Einzelzwangsvollstreckung 1 447, 500 – Haftung des Insolvenzverwalters, siehe Haftung 1 488ff. – Kaution 1 282ff. – Kautionsanspruch 1 486 – Kautionsrckzahlungsanspruch 1 463 ff. – Kndigungsadressat 1 225 – Kndigungserklrung 1 5 – Kndigungssperre 1 2 ff. – Mietforderung nach Verfahrenserffnung 1 473 ff., 482 ff. – Mietforderungen 1 438 ff. – nach Abschluss des Mietvertrages 12 – Nebenkostenforderung 1 487 – Nutzungsentschdigung 1 13 – Restschuldbefreiungsverfahren 1 498ff. Insolvenz, Mieter – Schadensersatz gegen Insolvenzverwalter 1 12 249

250 Stichwortverzeichnis

– Verbraucherinsolvenz 1 54, 505 – Vermieterpfandrecht 1 450 Insolvenz, Wohnungseigentmer 2 217 Insolvenz, Wohnungseigentmergemeinschaft – Freigabe der Masse 2 235 – Insolvenzforderungen 2 230 f. – Masseunzulnglichkeit 2 233 – Masseverbindlichkeiten 2 230, 232 – mehrere Wohnungseigentmer 2 242 – Mehrheitseigentmer 2 243 – nicht ordnungsgemße Beschlsse 2 248 – Stellung des Insolvenzverwalters 2 229 – Verbraucherinsolvenz 2 237 – vorlufiges Insolvenzverfahren 2 228 – Vorrang von Forderungen 2 246 Insolvenzmasse – Freigabe der Masse 2 235 – Kautionsforderung 1 486 – Masseunzulnglichkeit 1 484ff.; 2 233 – Masseverbindlichkeiten 2 230, 232 – Mietforderung – bei Fortfhrung des Mietverhltnisses 1 511 – nach Verfahrenserffnung 1 482 ff. – vor Verfahrenserffnung 1 473 ff. – Nebenkostenforderung 1 487 Insolvenzverwalter – Haftung 1 12, 489 ff., 495 f. – Schadensersatz 1 12 – Stellung 2 229 Jahresabrechnung 2 19 – Abrechnungsspitze 2 62, 64, 219 – Anspruchsgrundlage 2 38 ff. – Erwerberhaftung 2 63 250

– Kosten der Verwaltung 2 208 – Nachtragsumlage 2 65, 220 – Nachzahlungsanspruch 2 38 – Beschlussentwurf 2 42 – Direktbelastung 2 46 ff. – Einwendungen, Einreden 2 40 – Entstehung, Flligkeit, Verzug 2 39 – Schuldnereigenschaft 2 60 Kaution 1 136 ff. – andere Anlageformen 1 163 ff. – Brgschaft 1 150 ff., 271 f. – Hhe 1 139 – Insolvenz der Mieters – Insolvenzforderung 1 486 – Kautionsrckzahlungsanspruch 1 463 ff. – Pfndung 1 276 – Rckzahlung 1 278 – Treuhandkonto 1 144 – Zahlungsverzug 1 216 – Verwertung 1 262 Kostenverteilungsschlssel 2 54, 208, 210 ff. Kndigung 1 114 – fristlose Kndigung – vorherige Mitteilung ans Sozialamt 1 119 – Kndigungsfolgeschaden 1 403 – wegen nicht gezahlter Kaution 1 257 – wegen Zahlungsverzugs 1 218 f. – Adressat 1 224 – Begrndungsanforderungen 1 243 ff. – formelle Begrndungsanforderung 1 235 – fristlose Kndigung 1 253 – Heilung durch Zahlung 1 230 ff. – Kndigungsschreiben 1 243, 253 – Kndigungszeitpunkt 1 220 ff. – Verschulden des Sozialamtes 1 255 f. – Voraussetzungen 1 227 ff. – Wirksamkeit 1 235

251 Stichwortverzeichnis

Kndigungsfolgeschaden 1 403 Kndigungssperre – Mieterinsolvenz 1 2ff. Mahnbescheid 1 345 Mietausfallschaden – Tod des Mieters 1 538 Mieter – eingetretene Pflegebedrftigkeit 1 525 – Tod des Mieters 1 534 – verschwundener Mieter 1 530 Mieter, persnliche Informationen – Arbeitgeber 1 85ff. – Arbeitsverhltnis 1 45 – Auskunfteien 1 80, 195ff. – Bankauskunft 1 60ff. – Besuch in der Wohnung 1 92 – eidesstattliche Versicherung 1 53 – Einkommen 1 45 – gegenwrtiger Vermieter 1 88 – Gehaltsabrechnung 1 48 – Handelsregisterauszug 1 40 – Internet 1 83 – persnliches Gesprch – Erscheinungsbild 1 21 – unzulssige Fragen 1 44 – zulssige Fragen 1 44 – Schufa-Auskunft 1 65 – Schuldnerverzeichnis 1 72 ff. – Solvenzcheck 1 79 Mietvertrag – Beendigung, siehe dort – Form 1 127 – Gestaltung 1 133 – Einzugsermchtigung 1 133 – Individualabreden 1 174 – Kaution 1 136 ff. – Schufa-Klauseln 1 192 – zustzliche Sicherheiten 1 165; 1 122 Mietzahlungsaufforderung 1 209 ff. Nachmieter – Zahlungsunfhigkeit 1 404 – Haftung fr Vormieter 1 406

Preisgebundener Wohnungsbau – Kautionsverwertung 1 262 Prozesskostenrisiko – Prozesskostenhilfe 1 519 – Rechtsschutzversicherung 1 517 – Prozessfinanzierung 1 518 Rumungsklage 1 426 ff. Rechtsanwaltsvergleich 1 207 Rcktritt 1 107 ff. Schadensersatz – bei Abbruch von Vertragsverhandlung 1 102 f. – gegen Insolvenzverwalter, siehe Haftung 1 12 – gegen Verwalter 2 86, 88 – nach Beendigung des Mietverhltnisses 1 115 Schadloshaltung – beim Sozialamt 1 118 ff. Scheidungsverbundverfahren 1 386 ff. Schufa – Mietvertragsklausel 1 192, 194 – Auskunft – gewerbliche Wohnungswirtschaft 1 70 – Mieterinformationen 1 65 Sonderumlage 2 19, 35 ff., 135 Sozialamt – Anweisungs- und Abtretungserklrung 1 169 – direkte Mietzahlung 1 416 ff. – Einschaltung bei Zahlungsverzug 1 261 – Mietbernahmegarantie 1 175, 417 – Mitteilung – der geplanten fristlosen Kndigung 1 119 – Mietrckstnde 1 122 – Schadloshaltung 1 118 – Verschulden bei Zahlungsverzug 1 255 Teilzahlungskredit 1 49 Teilzahlungsvergleich 1 330 ff. 251

252 Stichwortverzeichnis

Urkundenverfahren 1 348 Verbraucherinsolvenz 1 54, 372, 505; 2 237 Vermieterpfandrecht 1 285 – Insolvenz des Mieters 1 450 – Absonderungsrecht 1 451 ff. – Ersatzabsonderungsrecht 1 455 – Nichtbeachtung durch Insolvenzverwalter 1 496 – Zeitpunkt der Geltendmachung 1 458 ff. – Zwangsvollstreckung 1 367 Vermgensverschlechterung, Anhaltspunkte – Aufgabe des Verwalters 2 100 – nderung der Zahlungsart 1 202 – ausbleibende Miete 1 201 – neue Bankverbindung 1 203 Vermgensverschlechterung, mgliche Reaktionen – befristete Mietnderung 1 337 – konkreter Zahlungsplan 1 208 – Rechtsanwaltsvergleich 1 207 – Sicherheitsleistungen 1 204 – Umsatzmiete 1 336 – Vereinbarung zur Untervermietung 1 338 Vertragsabschlsse – Mieterauswahl 1 17 ff. – Mietvorvertrag 1 125 – Vertragsanbahnung 1 17 ff. Verwalter – Aushandlung von Vergtungsvereinbarungen 2 215 – Beitreibungsttigkeit 2 95 – Bonittsprfung 2 99 f. – Buchhaltung 2 102 – Forderungsmanagement, siehe auch dort 2 97 ff. – gesetzliche Grundlagen 2 82 – Haftung 2 86 ff. – Haftungsbeschrnkung 2 87 – Handlungspflichten 2 81, 83 – insolvente Wohnungseigentmergemeinschaft 252

– Haftung 2 245 – nicht ordnungsgemße Beschlsse 2 246 – Vorrang von Forderungen 2 246 – Ratenzahlungsvereinbarung 2 110 – Rechtsberatung 2 95 – Schuldnerberatung 2 108 f. – Sonderentgelt 2 92 – Verfahrensstandschaft 2 198, 200 – Vergtung 2 90 f. – Vertretungsmacht – Außenverhltnis 2 84 – Innenverhltnis 2 84 Verwaltervertrag – Abwicklungsklausel 2 258 – Beendigung – Abwicklung 2 253, 255 – Herausgabe von Verwaltungsunterlagen 2 256 f. – Honorarforderungen 2 254 – Flligkeit der Beitragsforderungen 2 117 – Haftungsbeschrnkung 2 87 – Haftungsklausel 2 94 – Kndigung 2 250 – Sonderentgelt 2 92 – Vergtungsvereinbarung 2 91 f. Verwaltungsvermgen 2 69 ff. Vorbehaltsurteil 1 348 Wirtschaftsplan 2 19 – nderung 2 35 – Beschlussentwurf 2 33 – konkreter Inhalt 2 24 – Organisationsbeschluss 2 23 – Verjhrung des Vorschussanspruchs 2 31 – Einwendungen, Einreden 2 29 f. – Flligkeit 2 25 – Verzugsschaden 2 26 f. – Wirksamkeit 2 21 ff. – Zahlungsaufforderung 2 25 Wohnungseigentmergemeinschaft – Ausscheiden 2 144 – Beschluss, siehe dort – Eintritt eines Erben 2 77

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– – – – – – – – – –

Gemeinschaftsordnung, siehe dort Haftungsverband 2 4 Hausgeldausfallversicherung 2 122 internes Verhltnis 2 13, 14 Jahresabrechnung, siehe auch dort 2 38 Jahresplan 2 19 Vernderung der Zusammensetzung 2 75 Vorschusszahlungsanspruch – Wirksamkeit 2 21 werdende Gemeinschaft 2 74 Wirtschaftsplan 2 19, 20

Zahlungsverzug – Abmahnung 1 213 ff. – Aufhebungsvertrag 1 340 – Ausfrieren des Mieters 1 327 – Einstweilige Verfgung 1 344 – Erlass der Grundsteuer 1 522 – Forderungsmanagement – Abtretung an Inkassounternehmen 1 301 – Forderungseinzug 1 312 – Verkauf im Internet (Forderungsbrse) 1 309 – Verwertung sonstiger Sicherheiten 1 300 – Gewaltanwendung 1 322 – Inkassounternehmen 1 301 – intensives Mahnen 1 315 ff. – Kontenpfndung 1 396 ff. – Kndigung, siehe auch dort 1 218 – Mahnbescheid 1 345 – Mietanpassung an Umsatz 1 336 – Mietzahlungsaufforderung 1 209 – Pfndung des Arbeitseinkommens 1 392 ff. – Rumungsklage 1 426 ff. – Schlsseraustausch 1 329 – Teilzahlungsvergleich 1 330 ff. – Urkundenverfahren 1 348 ff.

– Verzugsschaden 1 304 – Zwangsvollstreckung, – siehe auch dort 1 353ff. Zurckbehaltungsrecht – bei Beitragsforderungen 2 29 – bei Brgschaft 1 274 – von Wohnungseigentmern 2 183 – vor Abrechnung der Kaution 1 148 Zwangsverwalter – Aufgaben 2 172 ff. – Haftung fr Beitragsrckstnde 2 222, 224 – Stellung 2 223 – Vergtung 2 174 Zwangsverwaltung 2 222 – bei Eigennutzer 2 168 – bei vermietetem Sondereigentum 2 167 – Zweck 2 166 – ertragslose Verwaltung 2 170 f. Zwangsvollstreckung – Forderungspfndung 2 161 f. – gleichzeitiges Rumungs- und Zahlungsurteil 1 365 – Kontenpfndung 1 396 ff. – Pfndbarkeit von Sozialhilfeleistungen 1 423 ff. – Pfndung Dienst- und Arbeitseinkommen 1 392 ff. – Pfndung von Unterhaltsansprchen 1 407 ff. – Rumungsurteil 1 354 – Sachpfndung 2 159 – Titulierung von Beitragsforderungen 2 137 – Vermieterpfandrecht 1 367 – Vollstreckungskosten 2 201 – Zwangsversteigerung 2 164 – Haftung des Erwerbers 2 221 – Wohnungseigentmerinsolvenz 2 218 – Zwangsverwaltung, siehe dort

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Die Autoren Rechtsanwalt Hans Reinold Horst gehrt seit vielen Jahren zu den bekannten Gesichtern des deutschen Mietrechts. Ob als Anwalt in Mietsachen, als Chefredakteur der Haus & Grund Deutschland, als geschftsfhrender Vorstand und Vorsitzender des Landesverbandes Niederschsischer Haus-, Wohnungs- und Grundeigentmer e.V. oder als Verfasser einer Vielzahl von Fachaufstzen, Kommentaren, Lehr- und Handbchern – sein Name brgt fr Informationen, die aus der Praxis fr die Praxis aufbereitet worden sind. Weitere Informationen zum Autor finden Sie unter http://www.rechtsanwalt-horst.de.

Rechtsanwalt Rdiger Fritsch ist seit 1995 Rechtsanwalt und seit 2005 zugleich Fachanwalt fr Miet- und Wohnungseigentumsrecht in Solingen. Er ist Sozius der Kanzlei Krall, Kalkum & Partner GbR. Die Schwerpunkte seiner anwaltlichen Ttigkeit liegen auf den Gebieten des Wohnungseigentums-, Miet- und privaten Baurechts. Als Immobilienspezialist bert und vertritt er Verwalter, Vermietungsgesellschaften und Bautrger. Als beratendes Mitglied des Bundesfachverbands Wohnungs- und Immobilienverwalter e.V. (BFW) sowie als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Mietrecht und Immobilien im Deutschen Anwaltverein (DAV) leistet er Beitrge zur Interessenvertretung der Immobilienwirtschaft. Weitere Informationen zum Autor finden Sie unter http://www.krallkalkum.de.

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