Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972. Band 1: Kirchen ohne Land. Die Aufnahme von Pfarrern und Gemeindegliedern aus dem Osten im westlichen Nachkriegsdeutschland: Nothilfe - Seelsorge - kirchliche Eingliederung 9783666557118, 3525557116, 9783525557112


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Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972. Band 1: Kirchen ohne Land. Die Aufnahme von Pfarrern und Gemeindegliedern aus dem Osten im westlichen Nachkriegsdeutschland: Nothilfe - Seelsorge - kirchliche Eingliederung
 9783666557118, 3525557116, 9783525557112

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ARBEITEN ZUR KIRCHLICHEN ZEITGESCHICHTE REIHE B: DARSTELLUNGEN · BAND 11

ARBEITEN ZUR KIRCHLICHEN ZEITGESCHICHTE Herausgegeben im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte von Georg Kretschmar und Klaus Scholder

R E I H E B: D A R S T E L L U N G E N

Band 11

Hartmut Rudolph Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972

G Ö T T I N G E N · V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T · 1984

Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972 Band I: Kirchen ohne Land Die Aufnahme von Pfarrern und Gemeindegliedern aus dem Osten im westlichen Nachkriegsdeutschland: Nothilfe - Seelsorge - kirchliche Eingliederung

von Hartmut Rudolph Mit einem Geleitwort des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof D. Eduard Lohse

Mit 5 Karten

G Ö T T I N G E N · V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T · 1984

R e d a k t i o n e l l e B e t r e u u n g dieses B a n d e s : Gertraud Grünzinger-Siebert

CIP-KurztiteUufnahme Rudolph,

der Deutschen

Bibliothek

Hartmut:

Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 [neunzehnhundertfünfundvierzig] bis 1972 [neunzehnhundertzweiundsiebzig] / von Hartmut Rudolph. Mit e. Geleitw. d. Ratsvorsitzenden d. Evang. Kirche in Deutschland, Landesbischof D. Eduard Lohse. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte: Reihe B, Darst.;...) Bd. 1. —* Rudolph, Hartmut: Kirchen ohne Land Rudolph,

Hartmut:

Kirchen ohne Land: d. Aufnahme von Pfarrern u. Gemeinden aus d. Osten im westl. Nachkriegsdeutschland; Nothilfe - Seelsorge - kirchl. Eingliederung / von Hartmut Rudolph. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1984. (Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972 / von Hartmut Rudolph; Bd. 1) (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte: Reihe B, Darst.; Bd. 11) ISBN 3-525-55711-6 N E : Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte/B

© Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984. - Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanische Wege zu vervielfältigen. - Satz und Druck: Guide-Druck, Tübingen. - Bindearbeit & Co., Göttingen.

INHALTSVERZEICHNIS

Geleitwort des Ratsvorsitzenden der Ev. Kirche in Deutschland, Landesbischof D. Eduard Lohse

IX

Vorwort von Pastor i. R. D. Günter Besch

XI

Einleitung

XV

Teil A Voraussetzungen und Anfänge

1

Kapitel 1 Wanderung und erste Ankunft

3

1. Flucht und Aufnahme der ersten Ostflüchtlinge im Westen in den letzten Kriegsmonaten 2. Die Vertreibung aus den Ostgebieten und das Ausmaß der N o t im Aufnahmegebiet

11

Kapitel 2 Gundlagen der Vertriebenenarbeit des Hilfswerks der EKD

27

1. Die Ökumene 2. Der Selbsthilfegedanke als Interpretament der Vertriebenenhilfe

27 32

Teil Β Die Vertriebenenarbeit des Hilfswerks

39

Kapitel 3 Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

44

Kapitel 4 Die Entfaltung der Selbsthilfe

52

1. Zu den Ansätzen vor der Gründung und außerhalb des Hilfswerks . . . 2. Die Bildung der Hilfskomitees und ihre Vertretung in den Gremien des Hilfswerks 3. Die Hilfe zur Ansiedlung 4. Überblick über weitere Bereiche der Vertriebenenhilfe

3

52 61 99 136

VI

Inhalt

Kapitel 5 D i a k o n i e u n d S o z i a l p o l i t i k : R ü c k b l i c k auf die Vertriebenenarbeit des H i l f s w e r k s 1. Die Entfaltung der Aufgabe in den ersten Monaten 2. Der Ruf an die ganze Kirche: Das Eisenacher Memorandum vom 21. Oktober 1947 3. Vertriebenenhilfe und „politische Diakonie"

161 166

Teil C Kirchliche A u f n a h m e u n d gegenseitige A n n a h m e

177

Kapitel 6 M i t den Vertriebenen k a m Kirche 1. Das geistliche Gut der vertriebenen Pfarrer und Gemeindeglieder . . . . 2. Flüchtlingsgemeinde oder Eingliederung?

182 182 192

Kapitel 7 Kirchliche Vertriebenenarbeit in der A u f n a h m e g e m e i n d e 1. Fürsprache bei den Machthabern 2. Vertriebene und Einheimische als Adressaten der Seelsorge 3. Zum Inhalt und Ziel der Seelsorge

213 213 215 272

Kapitel 8 Dienstliche Ü b e r n a h m e u n d V e r s o r g u n g der O s t p f a r r e r 1. Umfang und Probleme der Ostpfarreraufnahme 2. Ostpfarrerversorgung und Finanzausgleich

320 320 353

Teil D G e s t a l t u n g des Z u s a m m e n l e b e n s

381

D a s E r b e der ersten N a c h k r i e g s jähre

383

Kapitel 9 D e r "Weg z u r endgültigen R e g e l u n g der O r g a n i s a t i o n s - und Verfassungsfragen 1. Zur Stellung des Ostkirchenausschusses 2. Die Herauslösung der Hilfskomitees aus dem Hilfswerk 3. Die Königswinterer Vertriebenentagung und die Gründung des „Konvents der zertreuten evangelischen Ostkirchen" 4. Die Frage einer zentralen Repräsentanz und Koordination der kirchlichen Vertriebenenarbeit Kapitel 10 Soziale u n d wirtschaftliche Eingliederung

158 159

390 390 403 412 432

447

Inhalt

VII

1. Der kirchliche Ruf zum Lastenausgleich 2. Die Hilfe zur Um- und Ansiedlung

447 462

Kapitel 11 Das innerprotestantische Konfessionsproblem 1. Das innerevangelische Konfessionsproblem auf der Ebene des „Traditionschristentums" 2. Konfession und Territorialismus 3. Zusammenfassung

480 484 520

Schlußbemerkung

522

Liste der Beauftragten bzw. Bearbeiter der „Hilfskomitees" für die D o k u m e n t a t i o n „Ev. Kirche und Vertriebene"

525

Liste der (landes)kirchlichen Beauftragten bzw. Bearbeiter f ü r die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene"

526

Quellen- und Literaturverzeichnis

527

Abkürzungen

545

Personenregister/Biographische Angaben

549

Ortsregister

605

Institutionen- und Sachregister

608

480

ZUM GELEIT Es ist mir eine Freude, der nachfolgenden umfassenden Arbeit „Evangelische Kirche und Vertriebene" das Geleitwort mitzugeben. Die Arbeit zu erstellen, hat viel Zeit und Mühe gekostet. Die ältere und mittlere Generation unter uns kann sich noch erinnern, welche Zeit großer Not vor allem die Jahre 1945 bis 1948 waren. Damals war so gut wie jeder auf sich selbst zurückgeworfen und hatte noch Schwächere zu versorgen - da blieb ganz selten Zeit und Gelegenheit, Aufzeichnungen zu machen. Manche schwere Stunde blieb in die Erinnerung eingebrannt, aber der zeitliche Abstand verschob auch manches. Deshalb ist es gut, daß es diese Arbeit unternimmt, eine Ubersicht im großen und im kleinen über die das ganze Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland treffenden Aktionen und Reaktionen zu geben. Sie ist in gewisser Weise auch eine Ergänzung zu der aus dem Bereich des Diakonischen Werkes 1974 erschienenen Darstellung „Beistand" von Herbert Krimm, die vor allem die caritative Hilfe der ersten Stunde für die Erinnerung festhalten wollte. Die vorliegende Darstellung ist die Arbeit eines Historikers, die ihren Ausgang von den Bemühungen um eine Dokumentation nahm. Sie untersucht die im kirchlichen Leben erkennbaren Ursachen und Wechselwirkungen des tiefgreifenden Geschehens, welches die Aufgabe der Aufnahme der Heimatvertriebenen bedeutet. Der erfaßte Zeitraum reicht bis in die 70er Jahre; die Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Auseinandersetzung um sie sind im zweiten Band ausführlich behandelt. Damals waren Konflikte unter denen, die, Objekt und Subjekt zugleich, handeln mußten, unvermeidlich. Glaube, Hoffnung, Liebe bewähren sich oft unerkannt und oft erkennbar. Wenn der Leser plötzlich erneut Unmut oder gar Arger, Enttäuschung oder Schmerz, doch auch Überraschung und Freude empfinden sollte, möge er sich der Worte eines Vertriebenen vergegenwärtigen, der sich bei der Vorbereitung dieser Arbeit an immer noch unruhige Schicksalsgefährten wandte: „Vorsicht, Vorsicht! Wenn die Vertreibung in umgekehrter Richtung, nämlich nach Osten geschehen wäre - wer ist so sicher, daß wir als die dann Betroffenen mit größerer Liebe und Zuwendung gehandelt hätten?" Der Strom der aus dem Osten Gekommenen ist nie verebbt, aber nach den Ostverträgen hat er durch das Eintreffen der Aussiedler bedeutend

χ

Geleitwort

zugenommen. Auch sie erwarten menschliche Zuwendung und brüderliche Aufnahme. Dafür, wie auch diese Aufgabe in den gößeren Zusammenhang einzuordnen ist, kann die vorliegende Arbeit manchen Hinweis geben. Der von Hartmut Rudolph übernommene Auftrag hat mit dieser Dokumentation eine weitreichende und sorgfältige Erfüllung gefunden. Mein Wunsch begleitet diese Arbeit, daß sie bei allen unseren Mitbürgern, bei den Vertriebenen und Einheimischen, bei den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, bei staatlichen und kommunalen Stellen und in der Gesellschaft überhaupt, ja auch über unsere politischen Grenzen hinaus, die Beachtung finde, welche die schweren Ereignisse von damals und unsere Reaktion auf sie verdienen. Hannover, den 31. Oktober 1981 Eduard Lohse Landesbischof Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

VORWORT

Die vorliegende, zwei Bände umfassende Arbeit „Evangelische Kirche und Vertriebene", die von der Aufnahme von Gemeinden und Pfarrern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in die westlichen Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland handelt, erscheint mehr als 35 Jahre nach Beendigung des zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen Vertreibung von Millionen Deutscher aus ihrer angestammten Heimat. Während dieser Zeitspanne sind bereits zahlreiche Einzeldarstellungen der damaligen Vorgänge erschienen. Es sind teilweise sehr persönlich gehaltene Erlebnisberichte, teilweise regional begrenzte Berichte über das Vertreibungsgeschehen. Manche versuchen darüber hinaus die innere Problematik des Geschehens zu erfassen. Aber es gibt auch zwei große Gesamtdarstellungen jener Ereignisse, auf die besonders hingewiesen sein mag. In den Jahren 1955-1960 gab das damalige „Bundesministerium für Vertriebene" die mehrbändige „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa" heraus, in Verbindung mit Adolf Diestelkamp, Rudolf Laun, Peter Rassow und Hans Rothfels bearbeitet von Theodor Schieder. Daneben steht das dreibändige Werk „Die Vertriebenen in Westdeutschland, ihre Eingliederung und ihr Einfluß auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben", herausgegebn von Eugen Lemberg und Friedrich Edding in Verbindung mit Max Hildebert Boehm, Karl Heinz Gehrmann und Alfred Karasek-Lander (Kiel 1959). In dem zuletzt genannten Werk werden auch die Probleme behandelt, die sich durch die „Eingliederung" oder, wie man wohl besser sagt, die „Aufnahme" der Vertriebenen für die Kirchen ergaben. - Diese Problematik ist auch in einer Reihe von Publikationen dargestellt, die von Vertriebenen aus dem Raum der Kirche verfaßt worden sind. Erinnert sei an die vom Ostkirchenausschuß herausgegebene Reihe „Die Unverlierbarkeit evangelischen Kirchen turns aus dem Osten". Wenn der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland seinerzeit dennoch diese nun vorliegende Arbeit in Auftrag gegeben hat, so hat dies verschiedene Gründe. 1. Es handelt sich bei der Auflösung ganzer Landeskirchen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten und ihre Aufnahme in die westlichen

XII

Vorwort

Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland um einen in der Geschichte des Protestantismus einmaligen Vorgang, der einer sorgfältigen Analyse aus einem gewissen zeitlichen Abstand heraus bedarf. Zwar bietet die Aufnahme der Salzburger Emigranten und der französischen Hugenotten gewisse Parallelen. Und doch sind diese Vorgänge nicht ohne weiteres vergleichbar. Einmal ist die Zahl der Betroffenen bei den hier geschilderten Vorgängen unvergleichlich viel größer. Dazu kommt etwas anderes: Die Salzburger Emigranten und die fanzösischen Hugenotten verließen, mehr oder weniger freiwillig oder auch unfreiwillig, um ihres Glaubens willen die Heimat. Die Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten war die Folge kriegerischer und politischer Ereignisse. N u r bei der Frage der Aufnahme ergeben sich aufschlußreiche Parallelen. 2. Diese Aufnahme ist noch keineswegs abgeschlossen. Es handelt sich dabei, wie die genannten Parallelen zeigen, um einen Prozeß, der mindestens die Zeitspanne einer, wenn nicht mehrerer Generationen umfaßt. Zudem treffen auch jetzt noch Jahr um Jahr sogenannte „Aussiedler" in großer Zahl bei uns ein. Zum nicht geringen Teil kommen sie aus denselben ehemaligen deutschen Ostgebieten, aus denen schon die Vertriebenen von 1945 kamen. Sie sind gewissermaßen wie Nachzügler der Vertriebenen von damals. Auch sie wollen aufgenommen und beheimatet werden. 3. Es schien an der Zeit zu sein, den Versuch zu machen, sich der besonderen Problematik zu stellen, die sich durch die Vertreibung und Aufnahme für die evangelischen Landeskirchen ergeben hatte, und zwar für beide Seiten, sowohl für die aufgenommene wie für die aufnehmende. Es waren ja die kirchliche Tradition, die konfessionelle Ausprägung und die Art der Frömmigkeit im Osten und Westen Deutschlands sehr verschiedenartig. Es ergaben sich sofort eine Fülle von Fragen: Inwieweit sollen und können die evangelischen Vertriebenen ihr Erbe bewahren, einbringen und für die aufnehmenden Landeskirchen fruchtbar machen? Inwieweit können und sollen die aufnehmenden Landeskirchen sich öffnen und sich selbst durch den Zustrom der Vertriebenen verändern lassen? Ist eine gewisse Veränderung, die sich notwendigerweise ergab, als Verarmung oder Bereicherung zu werten? Bei der Antwort auf alle diese Fragen muß naturgemäß sehr differenziert werden. Diese Antworten lassen sich überhaupt nur aus einer gewissen zeitlichen Distanz heraus geben. So ist es kein Schaden, wenn sich Fertigstellung und Drucklegung dieser Arbeit über die ursprünglich vorgesehene Zeitplanung hinaus verzögert haben. Die Vorgeschichte dieser Arbeit reicht weit zurück. Der erste Anstoß zu ihr wurde im Jahre 1968 gegeben. Im Zuge der damaligen Auseinandersetzungen um die Denkschrift der E K D „Die Lage der Vertriebenen

Vorwort

XIII

und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn", also um die sogenannte „Ostdenkschrift", wurden immer wieder Fragen laut wie die: Was hat die evangelische Kirche für die Aufnahme der Vertriebenen, besonders „ihrer" Vertriebenen getan? Hat sie genug getan? Oder hat sie ihnen gegenüber versagt? Wenn auf diese Fragen eine Antwort gesucht wurde, so stand dahinter nicht das Bedürfnis, sich vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Man wollte sich vielmehr selbst Rechenschaft geben. So erteilte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland mir als dem damaligen „Beauftragten für Umsiedler- und Vertriebenenfragen" den Auftrag, eine „Dokumentation" über die aufgeworfenen Fragen in die Wege zu leiten. Bei den Bemühungen, die alsbald einsetzten, wurde schnell klar: 1. Die Arbeit konnte nur geleistet werden in enger Zusammenarbeit mit den Landeskirchen, den Hilfskomitees der zerstreuten Ostkirchen, dem Kirchlichen Hilfsausschuß für die Ostvertriebenen (Ostkirchenausschuß), dem Diakonischen Werk u.a.m. Alle diese Institutionen und Organisationen wurden gebeten, geeignete Persönlichkeiten mit der Sammlung und Sichtung des Materials aus ihrem Bereich zu beauftragen. Die Namen dieser Beauftragten, die eine sorgfältige und langwierige Arbeit geleistet haben, sind im Quellenverzeichnis aufgeführt. Sie erarbeiteten in mehreren Sitzungen Richtlinien für ihre Arbeit, der sie sich mit großer Hingabe unterzogen. 2. Es mußte ein geeigneter Wissenschaftler gesucht werden, der für eine zunächst ungewisse Zeitspanne für die Bearbeitung des Materials, das alsbald in Fülle zusammenkam, und für die Erstellung des Manuskriptes zu Verfügung stand. In Dr. Hartmut Rudolph, einem schon durch frühere wissenschaftliche Arbeiten ausgewiesenen Kirchenhistoriker, wurde diese Persönlichkeit gefunden. Die Arbeit benötigte die ständige Beratung und Begleitung durch ein wissenschaftliches Institut. Für diesen Dienst stellte sich die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FESt) in Heidelberg zur Verfügung. Eine alsbald gebildete „Projektgruppe" hat dann die gesamte Arbeit all die Jahre hindurch begleitet. All den vielen Mitarbeitern und Helfern auf den verschiedenen Ebenen sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Diejenigen unter ihnen, die selbst Vertriebene waren, haben sich naturgemäß mit großem Engagement der ihnen gestellten Aufgaben angenommen. Aber auch jene, die nicht Vertriebene waren, haben sich mit großem Verständnis in die Materie eingearbeitet. Auch hier hat sich gezeigt, daß nur in einem vertrauensvollen Miteinander von Vertriebenen und Einheimischen die Aufgaben bewältigt werden können, die uns durch die Vertreibung gestellt waren und heute noch gestellt sind. So ist dieses nun vorliegende Werk in jahrelanger mühevoller Arbeit entstanden. Es ist nicht das Werk eines Einzelnen, so gewiß Herr D r . Hartmut Rudolph die Wissenschaft-

XIV

Vorwort

liehe Verantwortung für die Arbeit trägt. Ihm gebührt in besonderer Weise Dank. Die Arbeit ist mehr geworden als eine Dokumentation. Sie ist zugleich Verarbeitung des Dokumentierten. Sie ist keine kirchliche Rechtfertigungsschrift, sondern enthält eine z . T . durchaus kritische Analyse der geschilderten Vorgänge. Gerade aber darin liegen Wert und Bedeutung dieser Arbeit für Öffentlichkeit und Kirche. Nach dem Wort eines alten Kirchenvaters geschieht alle Geschichte hominum confusione et Dei Providentia. Das heißt: Alle Geschichte ist ein unentwirrbares Knäuel von menschlicher Schuld und menschlichen Verirrungen auf der einen Seite und von Gottes Vorsehung auf der andern Seite. Menschliche Schuld und menschliche Verirrungen sind rückschauend leicht erkennbar. Gottes Vorsehung, in der sein Gericht und seine Gnade wirksam werden, sind nur dem Glauben zugänglich. Möchte bei der Lektüre dieses Buches dem Leser etwas von der Providentia Dei deutlich werden und ihn bereit machen, auch die Zukunft, sowohl seine persönliche Zukunft wie die von Kirche, Volk und Menschheit dieser providentia Dei anzuvertrauen. D. Günter Besch bis 1978 Beauftragter des Rates der E K D für Umsiedler- und Vertriebenenfragen

EINLEITUNG

N u r wenige Jahre nach dem Erscheinen der sogenannten „Ost-Denkschrift" der Evangelischen Kirche in Deutschland ( E K D ) wurde in einem Gespräch des Rates der E K D mit den Vertriebenenverbänden und Landsmannschaften 1968 eine Dokumentation zum Thema „Evangelische Kirche und Vertriebene 1 angeregt. Das Interesse an einem solchen Vorhaben war sicher unterschiedlich motiviert. Ein bestimmtes gruppen- oder verbandsspezifisches Engagement mag dabei ebenso eine Rolle gespielt haben wie dann das Bedürfnis, Rechenschaft abzulegen. Unter dem Arbeitstitel „Dokumentation über die Aufnahme der Pfarrer und Gemeindeglieder aus den zerstreuten evangelischen Kirchen des Ostens in die damaligen westlichen Gliedkirchen der E K D " sollte zusammengestellt werden, welchen Anteil die E K D und ihre westlichen Gliedkirchen an der Aufnahme des Millionenheeres der Flüchtlinge, Umsiedler und Vertriebenen aus dem Osten hatten und welche Einflüsse und Wandlungen von diesem Vorgang auf das Kirchentum des Westens ausgingen; auf der anderen Seite wurde von der Dokumentation beispielsweise auch die Antwort auf die Frage erwartet, ob die Vertriebenen hier im Westen inzwischen eine neue Heimat gefunden haben oder - wie man gelegentlich sagt - hier, besonders in der Kirche, „beheimatet" sind. U m dem Ziel der historischen Aufarbeitung des komplexen Themas näherzukommen, wurden nach ersten Beratungen zwischen den Gremien der kirchlichen Vertriebenenarbeit und der Kirchenkanzlei der E K D alle Landeskirchen und Hilfskomitees, d. h. die nach ihrer lands1 Vgl. das Vorwort, oben S. X I I , und Band II. Es geht in dieser Arbeit also ausschließlich um die Aufnahme der „Vertriebenen", d. h. solcher Personen deutscher Staatsangehörigkeit oder Volkszugehörigkeit, die ihren Wohnsitz am 1 . 9 . 1939 in den ehemaligen deutschen Ostgebieten (Gebietsstand: 31. 12. 1937) oder im ost- sowie südosteuropäischen Ausland hatten. Zugewanderte und Flüchtlinge aus der S B Z bzw. D D R sowie Ost-Berlin zählen also nicht zu dieser Personengruppe. Diese Eingrenzung entspricht dem „Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge", also dem Bundesvertriebenengesetz, vom 19. 5. 1953 (§§ 1-4). Vgl. dazu etwa: STATISTISCHES BUNDESAMT, Bevölkerung, S. 6 ff. Diese Definition hatte sich erst im Laufe der Jahre herausgebildet. In der unmittelbaren Nachkriegszeit gab es den „Vertriebenen"-Begriff kaum. A m gebräuchlichsten war der Ausdruck „Flüchtling"; entsprechende Derivate lauteten daher „Landesflüchtlingsausweis", „Flüchtlingsgemeinde" und ähnliches. Daneben wurden noch andere Begriffe gebraucht wie ζ. B. „Umsiedler", „Ausgeheimatete", „ N e u b ü r g e r " . In den Abschnitten, welche diese frühe Zeit betreffen, wird häufig der damaligen Nomenklatur gefolgt, besonders mit dem Begriff „Flüchtlinge", um so den sprachlichen Bezug zu den Quellen zu erhalten.

XVI

Einleitung

mannschaftlichen Herkunft konstituierten kirchlichen Organisationen der Vertriebenen, aufgefordert, die Aufnahme der Vertriebenen in ihrem jeweiligen Bereich zu dokumentieren. Das daraufhin zusammengestellte Dokumentationsmaterial 2 nähert sich nur in wenigen Einzelfällen dem Ideal, daß bestimmte Vorgänge innerhalb der kirchlichen Vertriebenenarbeit von beiden Seiten zugleich, der aufnehmenden Landeskirche und der in sie Eingegliederten, dargestellt und bewertet werden. Die Landeskirchen beauftragten großenteils Pfarrer, die selbst Vertriebene waren und häufig auch ein Amt innerhalb der landeskirchlichen Vertriebenenarbeit ausübten, die Dokumentationsberichte zu erstellen. Diese Berichte bestehen zumeist aus einer Summierung von Daten und Leistungen; sie sind zuweilen im Stil eines Rechenschaftsberichtes abgefaßt und nur gelegentlich mit kritischen Bemerkungen versehen. Einige Berichte lassen ein gewisses landeskirchlich orientiertes „Opportunitätsprinzip" in der Auswahl der dargestellten Tatbestände sowie eine Tendenz zu harmonisierender Darstellung zu erkennen. Historisch reflektierte Beiträge bleiben deutlich in der Minderheit. Die Berichte der Hilfskomitees vermögen die Mängel des landeskirchlichen Materials kaum auszugleichen, auch wenn sie, rein äußerlich, von größerer thematischer Gleichmäßigkeit sind als der Großteil der landeskirchlichen Berichte. Dies geht auf einen Fragebogen zurück, den die Beauftragten der einzelnen Komitees zusammen erarbeitet hatten. Anhand dieses Fragebogens sollte sichergestellt werden, daß jeder Bericht - wenigstens ansatzweise oder in Form einer kurzen Übersicht den Charakter des Kirchentums in der früheren Heimat, die Entstehungsgeschichte des jeweiligen Hilfskomitees, die Schwerpunkte der diakonischen und seelsorgerlichen Arbeit sowie das Verhältnis des Hilfskomitees zu den Landsmannschaften beschreibt. Sowohl die Berichte der Landeskirchen als auch die der Hilfskomitees unterscheiden sich im Ganzen erheblich in Niveau und Umfang. Manche bestehen nur aus wenigen Seiten, andere dagegen enthalten mehrere hundert Blätter Dokumentationsmaterial. Bei genauerer Durchsicht des Materials wurde deutlich, daß Mängel und unterschiedliche Ausstattung keineswegs nur im Formalen begründet liegen; sie sind vielmehr unmittelbarer Ausdruck der Problematik des kirchlichen Aufnahmevorgangs selbst. Unterschiedliche Schwerpunkte, Lücken oder auch offensichtlich auf Harmonisierung angelegte Berichterstattung belegen divergierende Erfahrungen oder auch Zielvorstellungen der an der kirchlichen Vertriebenenarbeit Beteiligten; sie zeigen freilich auch, daß über gravierende 2 Dieses Material ist unter der Bezeichnung „Dokumentation über die Aufnahme der Pfarrer und Gemeindeglieder aus den zerstreuten evangelischen Kirchen des Ostens in die damaligen westlichen Gliedkirchen der E K D " (im folgenden zitiert: V D ) im E Z A Berlin hinterlegt.

Einleitung

XVII

Fragen, etwa wie das Ostpfarrerproblem gelöst werden könnte, in welcher Form die früheren Kirchen des Ostens nach ihrer Zerstreuung im Westen fortbestehen könnten oder welche Bedeutung die Ostdenkschrift für die Vertriebenenarbeit habe, tiefgehende Meinungsverschiedenheiten bestanden. Trotz solcher - eben kaum vermeidbarer - Mängel der einzelnen Dokumentationsberichte boten die Ausgangsbedingungen dieser Arbeit doch unzweifelhaft besondere Chancen. Zwar konnten gewisse Erwartungen, die an das Vorhaben geknüpft worden sein mögen, nicht erfüllt werden: Die Frage etwa nach der (kirchlichen) „Beheimatung" der Vertriebenen berührt eine Ebene, die sich dem Zugriff historisch oder sozialwissenschaftlich objektivierender Forschung weitgehend verschließt. Anhand des vorliegenden Materials kann vorerst nur konstatiert werden, was an Hoffnungen, Bemühen, Enttäuschung, an Initiativen und Engagement zur Gestaltung oder Kritik mit dem Ziel einer Beheimatung wie mit der kirchlichen Vertriebenenarbeit überhaupt verbunden war. Dagegen war es doch immerhin möglich, den Weg der kirchlichen Vertriebenenarbeit in ihren verschiedenen Bereichen nicht einfach summarisch den getroffenen Entscheidungen und den dabei aufgelaufenen Daten nach zu beschreiben, sondern dem Hergang der Entscheidungen, den damit verknüpften Auseinandersetzungen, den Gründen für das Durchsetzen der einen, das Scheitern der anderen Vorstellung sowie dem Widerhall und den Folgen, die bestimmte Entscheidungen bei den davon Betroffenen ausgelöst haben, im Rahmen des Weges der evangelischen Kirche in Deutschland nach Kriegsende intensiv nachzugehen. Der Auftrag der Kirchenkanzlei hatte mich verpflichtet, „die notwendige Vervollständigung, Sichtung, Aufarbeitung des Dokumentationsmaterials vorzunehmen mit dem Ziel, eine ausgewogene, die regionalen Unterschiede berücksichtigende, möglichst typische Darstellung zu erarbeiten" 3 . Dazu war es allerdings nötig, bestimmte thematische Lücken zu schließen. Eigenes Forschen und Sammeln in zentralen Archiven und Registraturen der evangelischen Kirche, gezielte Anfragen an einzelne Landeskirchen und Hilfskomitees sowie endlich eine Reihe von Gesprächen mit an bestimmten Vorgängen unmittelbar beteiligten Zeugen ermöglichten ein tieferes Eindringen in den Gesamtvorgang der kirchlichen Vertriebenenarbeit 4 . 3

Werkvertrag vom 31. 5. 1972 ( A K K , 4 3 3 0 / 3 . 8 1 , Bd. I).

4

Außerdem wurde mir während des Regensburger Ostkirchentags 1973 Gelegenheit

gegeben, dem Ostkirchenausschuß Problematik und Konzept der zusammenfassenden Darstellung vorzutragen und Anregungen entgegenzunehmen. Zuvor hatten bereits mit dem Berliner Konvent der Hilfskomitees der zerstreuten evangelischen Ostkirchen sowie

XVIII

Einleitung

Mehrere der Angesprochenen konnte ich bewegen, zu den betreffenden Fragen in F o r m von Aufsätzen und Exposes schriftlich Stellung zu beziehen. Hervorzuheben sind etwa ein 24 Seiten umfassender Aufsatz von O s k a r Söhngen „ D i e Evangelische Kirche der (Altpreußischen) Union und das Problem der Heimatvertriebenen", ein E x p o s e von Friedrich Bartels zur Vertriebenenarbeit und Ostpfarreraufnahme in Hannover, eine Stellungnahme von Karl Ahme zur Flüchtlings- und Vertriebenenseelsorge, ein Expose von Stewart Herman und Carl Mau jun. zur Vertriebenenarbeit des Lutherischen Weltbundes in Westdeutschland, ausführliche Stellungnahmen von Heinrich Riedel z u m bayerischen Dokumentationsbericht und von Erich Dietrich zur Vertriebenenarbeit im Rheinland. Die schließlich erzielte Ausführlichkeit, ja in einigen Teilgebieten sogar erreichte Vollständigkeit der Behandlung des Themas wurde sodann möglich durch das Studium der einschlägigen Akten in den Archiven der E K D und des Diakonischen Werkes 5 , des Ostkirchenausschusses und der V E L K D sowie der Nachlässe von Carl Brummack, Claus H a r m s und Reinhard Wester. So wurde allmählich eine Materialbasis geschaffen, die es erlaubte, an die zusammenfassende Darstellung im Sinne des Auftrages heranzugehen. Gleichzeitig hatte es sich jedoch als undurchführbar erwiesen, wie vermutlich zuerst gedacht, durch bloßes Zusammenfügen und notfalls Ergänzen der vorliegenden Berichte zu einer „Dokumentation" zu kommen. D i e Dokumentationsberichte sind vielmehr selbst noch weitgehend als Quellen für die Behandlung der Vertriebenenfrage innerhalb der evangelischen Kirche zu Beginn der siebziger Jahre anzusehen. D a s gesamte Dokumentationsvorhaben und die erwähnten Schwierigkeiten seiner Verwirklichung stehen noch zu sehr im Zusammenhang des ganzen kirchlichen Eingliederungsvorgangs und der Frage nach einer Bewahrung des Vertriebenenerbes. Es galt daher zu versuchen, die einzelnen Probleme und Konflikte, wie sie in der kirchlichen Vertriebenenaufnahme an vielen Stellen aufgebrochen waren und zum Teil noch in das Dokumentationsvorhaben hineinwirkten, im größeren historischsystematischen Zusammenhang zu thematisieren, zu erläutern und von daher eine Grundlinie für die Gesamtdarstellung zu entwickeln und diesen Zusammenhang abzugrenzen. auf einer Zusammenkunft der landeskirchlichen Dokumentationsbeauftragten Beratungen solcher Art stattgefunden. 5 Das E K D - A r c h i v befand sich 1972/73 noch in Soest und ist jetzt Teil des E Z A Berlin. Die Akten aus der laufenden Registratur der Kirchenkanzlei der E K D konnte ich in Hannover einsehen ( A K K ) . Die Akten des Diakonischen Werkes, die sich jetzt in Berlin befinden, wurden von mir 1973 noch in Stuttgart eingesehen.

Einleitung

XIX

In der kirchlichen Vertriebenenarbeit ging es um so disparate Bereiche wie etwa die Förderung des Siedlungsbaus, den Finanzausgleich unter den Landeskirchen zur Versorgung der Ostpfarrer, die Genehmigung von Vertriebenengottesdiensten in eigener liturgischer Gestalt, die Auseinandersetzung mit dem Schuldproblem oder die Vertriebenenseelsorge angesichts der neuen Ostpolitik zu Beginn der 70er Jahre. Allein schon eine solche weitgespannte Fächerung erschwerte es zunächst, eine innere, d. h. aus den Quellen selbst zu gewinnende, durchgängige Grundlinie zu finden, mit der es gelingen konnte, die Vielfältigkeit des Geschehens nach einem einheitlichen Grundmuster von genuin kirchengeschichtlicher Bestimmung zu ordnen, darzustellen und zu bewerten. Je intensiver den Auseinandersetzungen und Differenzen oder auch den Schwierigkeiten und Hemmnissen im einzelnen nachgespürt wurde, desto deutlicher wurde schließlich, daß allen Vorgängen, wenn auch auf jeweils unterschiedlicher Ebene, eine gesamt-kirchliche Relevanz innewohnt. So zielt zum Beispiel der „ Aufruf zur Selbsthilfe" des Ratsvorsitzenden der E K D von 1945 nicht einfach darauf ab, daß die evangelische Kirche ihren vielen Aufgaben mit der äußeren Nothilfe einen weiteren Schwerpunkt hinzufügt, sondern daß sich die ganze Kirche als notlindernde und helfende Kirche versteht und so ah ganze zum Hilfswerk wird. Ebenso strebte die Baugemeindebewegung nicht eine bloße Verstärkung diakonischer Bemühung im Siedlungswesen an, sondern wurde von der Vision getragen, daß die Gemeinde als ganze, bzw. jede Gemeinde zur Baugemeinde werde. Der Ruf nach Lastenausgleich erlangt seine kirchengeschichtliche Bedeutung nicht einfach darin, daß die kirchlichen Gremien entsprechende Appelle an Staat und Gesellschaft richteten, sondern daß in bestimmten Erwartungen und Hoffnungen der Betroffenen die Kirche insgesamt gefordert war, mit ihrem Besitz selbst zu einem Lastenausgleich beizutragen. In der Diskussion über den Fortbestand der zerstreuten Kirchen des Ostens ging es nicht bloß um das Problem einer angemessenen Repräsentanz dieser ehemaligen Kirchen im Westen, sondern die aufnehmenden Gemeinden und Landeskirchen sahen sich in der auf Landeskirchentum und Territorialprinzip gegründeten Legitimation hinterfragt und mit dem Bild einer solchen Sicherungen entsagenden „Flüchtlingskirche" konfrontiert. Bei der Bewältigung des Heimatproblems ging es nicht bloß um abstrakte theologische Reflexion des Heimatbegriffs und entsprechende seelsorgerliche Applikationen oder den politischen Beistand der Kirche, sondern um Erwartungen der Heimatlosen, die Kirche als ganze möge zu einer neuen Heimat, die einzelne Gemeinde als ganze zur neuen „Lebensgemeinschaft" werden. Die Auseinandersetzungen um die verschiedenen Vorhaben, Pro-

XX

Einleitung

gramme und Aktionen, die Beschlüsse und entsprechenden Reaktionen der davon Betroffenen erlangen ihre Bedeutung nicht als partielle Fragen innerhalb eines breiten Spektrums kirchlicher Aktivitäten und Probleme, sondern sie werden hier insofern dargestellt und bewertet, als sie davon bestimmt sind, daß im jeweiligen Vorgang die Kirche als ganze angesprochen, gefordert oder hinterfragt wird. Mit der Frage nach der gesamtkirchlichen Relevanz, wie sie hier an einigen Beispielen erläutert werden sollte, war eine Grundlinie für die zusammenfassende Darstellung gefunden worden. Vor diesem Hintergrund erscheint die kirchliche Vertriebenenhilfe und -seelsorge als ein bedeutender Faktor für die Bestimmung des Weges der evangelischen Kirche nach 1945. Die theologischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen, die sich an der Konfrontation mit den Vertriebenen entzündeten, berühren Punkte, die in der evangelischen Kirche auch heute noch umstritten sind: das Okumeneproblem, die Strukturdebatte der E K D oder die aktuell bleibende Frage nach Grenze und Legitimation gesellschaftlicher und politischer Diakonie der Kirche. Selbstverständlich führte die Konzeption, die kirchliche Vertriebenenarbeit auf dem Hintergrund ihrer Bedeutung für die Kirche als ganze zu untersuchen, zu gewissen Einschränkungen und Wandlungen gegenüber einigen zunächst mit dem Dokumentationsvorhaben verbundenen Intentionen. So ist zum Beispiel die auf die Phänomenologie gegenwärtigen und früheren Kirchentums zielende Frage, in welcher Weise die Aufnahme der Vertriebenen das westliche Kirchentum in seinen regionalen Prägungen verändert hat, ein wenig zurückgetreten. Auch konnte der Bezug einzelner kirchlicher Vorgänge zum (profan-) historischen Kontext manchmal nur angedeutet, die Aufnahmepraxis in anderen gesellschaftlichen Bereichen nur gelegentlich zum Vergleich herangezogen werden. Doch gerade solche Fragestellungen sind in der Literatur schon früher behandelt worden, so vor allem von F. SPIEGEL-SCHMIDT und P. P. NAHM. Für den Teilbereich der diakonischen Hilfe bieten die Arbeiten von J. DEGEN und H. KRIMM eine Reihe wertvoller ergänzender Gesichtspunkte im eben genannten Sinn. Dasselbe gilt für die von E. LEMBERG und L. KRECKER herausgegebenen Fallstudien und für die Darstellung von G. WEBER. Verwiesen werden kann zudem auf die Fülle von Veröffentlichungen der kirchlichen Vertriebenenorgane, die der Geschichte der östlichen Heimatkirchen und zum geringeren Teil dem Weg ihrer Gemeindeglieder nach 1945 gewidmet sind. Als Beispiel seien die verschiedenen Bände der vom Ostkirchenausschuß herausgegebenen Reihe „Die Unverlierbarkeit evangelischen Kirchentums aus dem Osten" genannt. Die Darstellung von A. SMITH-VON OSTEN konnte nicht mehr berücksichtigt werden, da der betreffende Teil meiner Arbeit bereits abgeschlossen war. Besondere Erwähnung verdient die Soziolo-

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gie der Heimatvertriebenen von Η . M . JOLLES. In der Auseinandersetzung mit den dort anhand des Wanderungs- und Eingliederungsprozesses herausgearbeiteten Hypothesen und der dabei angewandten Methode wurden mir sowohl die Begrenztheit als auch die Nützlichkeit des der zusammenfassenden Darstellung zugrundeliegenden Rasters noch deutlicher. Zwar erreicht Jolles einen höheren Grad von Allgemeinheit seiner theoretischen Aussagen, dies aber eben auf Kosten der historischen Transparenz einzelner Prozesse; d. h. diese werden nicht als Handlungen bestimmter Menschen und Gruppen in einem bestimmten einmaligen historischen Kontext sichtbar, als Verlauf und Ergebnis von Auseinandersetzungen, Intentionen, Reaktionen usw. Sie erscheinen andererseits aber auch zu wenig in ihrer Zuordnung zur allen gemeinsamen Erfahrung der Zerstörung und Auslöschung des gewohnten Kirchentums in seinen gewachsenen Strukturen und Institutionen, einem, wenn man es so nennen will, wesentlichen makrosozialen und makrokulturellen Datum des Eingliederungsprozesses, aus dem so sich neue Kulturinhalte bilden könnten, etwa ein neues Verständnis von Kirche oder eine neue Praxis des Gemeindelebens. Dem skizzierten kirchengeschichtlichen Konzept dieser Arbeit entsprechend markieren eine Reihe von Vorgängen in den Jahren 1948 bis 1950 eine besondere Zäsur, wie sie im Abschnitt „Das Erbe der ersten Nachkriegsjahre" als Einleitung zu Teil D zusammenfassend umschrieben wird. Die Jahre von etwa 1948, dem Jahr der Eisenacher Grundordnung der EKD, bis etwa 1950, dem Jahr der Synode der EKD in BerlinWeißensee, bilden einen besonderen Zeitabschnitt, in welchem der Prozeß der Klärung und Herausbildung der Kirche in ihrer im wesentlichen bis heute beibehaltenen Form und Verfassung sowie in ihrer Stellung zu den restituierten staatlichen und politischen Institutionen der westdeutschen Gesellschaft als zunächst einmal abgeschlossen gelten kann. Die in Teil D geschilderten Vorgänge der rund zwei Jahrzehnte bis zur Ratifizierung der Ostverträge werden im Licht jener Ausgangslage, Voraussetzungen und Entscheidungen dargestellt und bewertet, welche die in den Teilen Α, Β und C beschriebenen Situationen und Prozesse der unmittelbaren Nachkriegszeit kennzeichnen. In der dadurch gewonnenen, fast möchte man sagen: von den Quellen selbst aufgezwungenen, inneren Einheit nahezu aller beschriebenen Vorgänge und Bemühungen liegt m. E. das entscheidende Ergebnis dieser Arbeit. Von daher erscheint es auch unerläßlich, die dem II. Band vorbehaltene Darstellung der politischen Diakonie im Lichte der Vertriebenenseelsorge und der Frage nach der Bewahrung des ostkirchlichen Erbes als unlöslich verbunden mit den im vorliegenden I. Band behandelten Teilen anzusehen. Der innere sachliche Zusammenhalt betrifft jedoch auch die übrigen einzelnen Teile untereinander, d. h. vor allem die Vertriebenenarbeit im

XXII

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Rahmen des Hilfswerks (Teil B ) und die Vertriebenenseelsorge ihrer Form und ihrem Gehalt nach (Kap. 6 und 7) ebenso wie die Aufnahme und Versorgung der Ostpfarrer (Kap. 8), die Frage nach angemessener kirchlicher Vertretung der vertriebenen Pfarrer und Gemeinden (Kap. 4, 6 und 9) oder sozialpolitischer Initiative (Kap. 4, 5 und 10) und schließlich das innerprotestantische Konfessionsproblem (Kap. 11). Sofern dies notwendig erschien, wird am Eingang der einzelnen Teile noch genauer auf solche Zusammenhänge abgehoben. Die Initiative zum gesamten Dokumentationsvorhaben reicht - wie erwähnt - in die Jahre der zum Teil heftigen Auseinandersetzungen um die Vertriebenen- und Ostdenkschrift der E K D . Man darf vermuten, daß über bloßes historisches Interesse hinausgehend manche der damaligen Kontrahenten die jetzige Darstellung auf die Stringenz der von ihnen in jenem Streit verwendeten Argumentation hin überprüfen und dementsprechend diese Arbeit bewerten werden. Die historische Analyse der hier vorgelegten und beschriebenen Quellen nötigt m. E. alle Seiten in der Kontroverse um die politische Diakonie der Kirche zur Besinnung auf die Frage, ob sie in ihrer jeweiligen Position dem inneren Zusammenhang dieser Auseinandersetzung mit dem Weg der Kirche seit 1945, mit den kirchlichen Reaktionen auf die vielschichtige Herausforderung des Vertreibungsund Aufnahmegeschehens genügend Rechnung tragen. Ich darf zu diesem Komplex schon jetzt auf den II. Band, besonders auf die Kapitel „Vertriebene und Kirche - Zur Auseinandersetzung um die Denkschrift", .„Vertreibung und Versöhnung' - Zur Einholung der Denkschrift in die Vertriebenenseelsorge", „Vertriebenenseelsorge angesichts der ostpolitischen Entscheidungen", sowie auf die Schlußbemerkung des II. Bandes verweisen. Diese Arbeit wäre nicht zustandegekommen, wenn mir nicht von allen Seiten, und das heißt: von einer großen Zahl von Persönlichkeiten über viele Jahre hinweg großzügige Hilfe und Unterstützung gewährt worden wären. Ich bin bei meinem Bemühen auf eine Bereitschaft zur Klärung der vorgetragenen Fragen und Probleme gestoßen, der ich nur mit größtem Dank begegnen kann und der ich mich besonders verpflichtet weiß. Alle Gesprächspartner und Informanten sind im Quellenverzeichnis aufgeführt. Besonders herzlich danken möchte ich Herrn Pastor D . Günter Besch und denen, die in der Heidelberger Projektgruppe unter seiner Leitung über sieben Jahre hinweg (1972-79) mit Kritik und ständiger Ermunterung das Entstehen des Ganzen begleitet und mit ermöglicht haben; es sind dies Frau Dr. Gerta Scharffenorth, die Professoren D r . Wolfgang Huber und Dr. Kristian Hungar, Oberkirchenrat D r . Rolf Krapp. Letzterem gilt dieser Dank gerade auch für vielerlei Hilfe, die er als zuständiger Referent der Kirchenkanzlei der E K D gewährte und vermittelte. Der Ev. Arbeitsgemeinschaft für kirchliche

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Zeitgeschichte, besonders ihrem Vorsitzenden, Herrn Prof. D . Georg Kretschmar, danke ich dafür, daß das umfang- und klippenreiche Manuskript zur Veröffentlichung in den „Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte" angenommen wurde. In monatelanger Zusammenarbeit zwischen Autor und Geschäftsstelle der Ev. Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte wurde das Manuskript für den Druck vorbereitet. Dabei habe ich in vielen Fällen Änderungsvorschläge von Frau Hannelore Braun Μ. Α., Frau Gertraud Grünzinger-Siebert und Herrn Dr. Carsten Nicolaisen übernommen. Frau Grünzinger-Siebert danke ich darüber hinaus für die Zusammenstellung der Biogramme, Frau Braun für die Erarbeitung der Register. Dem Leiter des Ev. Zentralarchivs in Berlin, Herrn Dr. Hartmut Sander, sowie seiner Mitarbeiterin Frau Helga Tönges schulde ich für ihre Hilfe in dieser Phase der Druckvorbereitung ebenso Dank wie dem Leiter des früheren EKD-Archivs, Dr. Hermann Delfs, und des früheren EKU-Archivs, Dr. Gerhard Fischer, dem damaligen Geschäftsführer des Ostkirchenausschusses, Gerhard Rauhut, und seiner Mitarbeiterin, Frau Gertrud Spiegel-Schmidt ( f ) für die Unterstützung bei meiner Archivarbeit, und nicht zuletzt allen Archiven und Privatpersonen, die mit ihren Auskünften zur Herstellung der biographischen Angaben im Personen-Index beitrugen. Danken möchte ich aber schon jetzt besonders der Leserin und dem Leser, die bereit sind, sich mit dem Thema anhand dieses Buches auseinanderzusetzen. Es ist nur ein erster Versuch, die vielfältigen Quellen und Zeugnisse der kirchlichen Vertriebenenarbeit in ihren verschiedenen Bereichen vorzustellen, einander zuzuordnen und zu bewerten. Inwieweit der Aufwand lohnte, bemißt sich daher nicht zuletzt daran, was diese Veröffentlichung an Zustimmung, Auseinandersetzung, Kritik und Korrekturen sowie an neuer Besinnung auszulösen vermag.

Α. VORAUSSETZUNGEN UND ANFÄNGE

Kapitel 1 WANDERUNG U N D ERSTE ANKUNFT

1. Flucht und Aufnahme der ersten Ostflüchtlinge im Westen in den letzten Kriegsmonaten Bereits im vorletzten Kriegsjahr begann eine Bevölkerungsbewegung, in deren Verlauf bis 1950 insgesamt 4,4 Millionen Deutsche aus den Reichsgebieten östlich der Oder-Neiße-Linie und 3,5 Millionen Auslandsdeutsche aus den osteuropäischen Staaten, darunter allein 1,9 Millionen Sudetendeutsche, in die drei westlichen Besatzungszonen einströmten. Flucht der Bevölkerung aus den Gebieten östlich von Oder-Neiße in der Zeit bis zur Kapitulation der deutschen Wehrmacht (kurzer Uberblick) In den überaus strengen Kältemonaten Januar bis März 1945 flohen allein fünf Millionen, das ist die Hälfte der Bewohner Ostdeutschlands, in endlosen Trecks vor der sowjetischen Gegenoffensive in Richtung Westen. Diese Deutschen hatten damit das bitterste Stück Erbe des Naziregimes angetreten. Zwar gab es gebietsweise und bei einigen zivilen Verwaltungsstellen und Wehrmachtsbefehlshabern - im Gegensatz zu den Parteiorganen der NSDAP - bereits seit dem Sommer 1944 Erwägungen und teilweise sogar detaillierte Räumungspläne für den Fall, daß der Roten Armee der Einbruch in die von Deutschen bewohnten Gebiete gelingen sollte, doch ließ der tatsächliche Verlauf der dann erfolgten sowjetischen Offensive alle diese Überlegungen und Vorbereitungen als „absolut unzulänglich" erscheinen1. Bis auf geringe Ausnahmen vollzog sich die „Evakuierung" der ostdeutschen Bevölkerung vor den anrückenden russischen Truppen in panikartiger Fluchtbewegung, in deren Verlauf es zu zahllosen Katastro1

DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1/1, S. 13 E . Vgl. dazu insgesamt S. 10 Ε - 13 Ε ,

vgl. auch S. 4 2 Ε und Bericht des Hilfskomitees D a n z i g - W e s t p r e u ß e n s S. 3ff. ( V D 2 5 . 1 ) ; darin w e r d e n für dieses Gebiet in „der zweiten Hälfte des J a h r e s 1 9 4 4 " „Vorsorgen für den Eventualfall", „ M a ß n a h m e n und P l ä n e " s o w o h l v o n Seiten des Danziger Konsistoriums wie auch des Gauleiters, b z w . Reichsstatthalters bezeugt. Dabei ging es jedoch lediglich u m eine Evakuierung in die westpreußischen Gebiete diesseits der Weichsel und gegebenenfalls bis W e s t p o m m e r n .

4

Wanderung und erste A n k u n f t

phen kam. Hunderttausende, die in den ersten Monaten des Jahres 1945 in das mittlere und westliche Reichsgebiet strebten, kamen dabei um, sie fielen entweder unmittelbaren Kriegshandlungen zum Opfer, in die sie verwickelt wurden, erlagen der schneidenden Kälte, starben an Entkräftung oder setzten aus Verzweiflung ihrem Leben selbst ein Ende. Ein Schaubild 2 in der vom Bundesvertriebenenministerium herausgegebenen achtbändigen „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa" veranschaulicht die Hauptströme dieser Fluchtbewegung im ersten Vierteljahr 1945: Aus Ostpreußen, vor allem aus dem Raum Königsberg, führen zwei Stränge nach Westen, der eine über das Frische Haff oder die Nehrung nach Danzig und Pommern - auf diesem Weg versuchten etwa 650000 Personen 3 zu fliehen - , der andere von Pillau über die Ostsee; ca. 450000 Menschen kamen so zu den Häfen im westlichen Reichsteil und nach Dänemark. Weitaus höher lag die Zahl der Flüchtlinge, die aus der Danziger Bucht und von ostpommerschen Häfen aus auf dem Seeweg nach Westen, d.h. nach SchleswigHolstein und Dänemark gebracht werden konnten. Etwa 900000 Flüchtlinge mögen von Ende Januar bis Ende April von dort nach Westen verschifft worden sein4. Das Weichsel-Mündungsgebiet wurde angesichts der Abschnürung Ostpreußens und des Vorstoßes der russischen Truppen nach Pommern zum wichtigsten Auffang- und Durchgangsgebiet für die Flüchtlinge aus den ostpreußischen, westpolnischen, westpreußischen und ostpommerschen Gebieten. Für die Bewohner aus diesem Raum bot der Seeweg bald die einzige Fluchtmöglichkeit; über den Landweg dürften kaum mehr als 200000 bis 300000 aus Pommern in die westlichen Gebiete gelangt sein. Etwa 1,5 bis 2 Millionen Deutsche gerieten „trotz unermüdlichen Einsatzes der Kriegsmarine" hier unter sowjetische Herrschaft 5 . Auch auf dem Seeweg waren viele Tausende Opfer zu beklagen, weil die mit Flüchtlingen voll beladenen Schiffe nicht von Fliegerangriffen oder Minengefahren verschont blieben 6 . B d . 1/1, S. 22 E . E b d . , S. 4 1 E . D e r L a n d w e g - Eisenbahn oder Treck aus Ostpreußen in Richtung Westen - war schon eine Woche nach Beginn der allgemeinen Fluchtbewegung (19./20. 1. 1945) durch den Vorstoß der russischen T r u p p e n bis Elbing (26. 1.) abgeschnitten. A u f diesem Weg waren etwa 2 5 0 0 0 0 Menschen in Richtung Westen gezogen. Bereits im H e r b s t 1944 war es wegen der russischen Offensive nahezu zur völligen Evakuierung der nördlichen und östlichen Teile Ostpreußens gekommen. Vgl. Dokumentationsbericht/ Ostpreußen, Pkt. 1, S. 1 ( V D 32) und ausführlicher Bericht des Superintendenten Paul Bernecker in: DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1/1, S. 65f. 2 J

4 Vgl. ebd., S. 50 E . Einen Eindruck der Schwierigkeiten, die dabei zu bewältigen waren, vermittelt der Bericht des Leiters der Seeleitstelle Heia, Major U . Ritgen (ebd., S. 318 ff.). 5 E b d . , S. 50 E f . und Dokumentationsbericht/Danzig Westpreußen, S. 9f. ( V D 25.1). ' A m bekanntesten ist die Versenkung der „Wilhelm G u s t l o f f " und „General Steuben"

F l u c h t und A u f n a h m e im W e s t e n

5

Ein weiterer Pfeil in dem oben genannten Schaubild führt ziemlich geradlinig aus den westpolnischen Gebieten und Ostbrandenburg über die Oder in das mittlere Reichsgebiet. Dieser Raum, der im Osten durch den Weichselbogen und im Westen durch den Mittellauf der Oder begrenzt ist, wurde von der Roten Armee in nur 18 Tagen durchschritten, während auf der südlichen Flanke, in Schlesien, und der nördlichen Flanke, in Ost- und Westpreußen, sowie in Pommern, noch monatelang Kämpfe tobten 7 . Deshalb verlief die Fluchtbewegung hier auch ganz anders als in den oben genannten Gebieten. Sie begann am 20. Januar 1945 und war bereits Ende Januar im wesentlichen abgeschlossen. Der Stadtbevölkerung, besonders aus den westlichen Teilen Polens, stand immerhin noch ein intaktes Eisenbahnnetz zur Verfügung. Die Landbevölkerung, aber auch viele Städter, zogen in Trecks nach Westen, sie wurden jedoch häufig von der Front überrollt, besonders wenn sie ihren Ausgangspunkt weiter östlich hatten und der Weg bis zur alten Reichsgrenze dadurch länger wurde. In Ostbrandenburg wirkte sich die Tatsache, daß nationalsozialistische Parteibehörden die Bevölkerung an einer rechtzeitigen Flucht zu hindern suchten, noch verhängnisvoller aus als in den anderen OstGebieten. O b w o h l schon etwa seit dem 22. Januar die Trecks aus den westpolnischen Gebieten, besonders dem Warthegau, diesen Raum durchquerten, sah sich die Masse der ostbrandenburgischen Bevölkerung, besonders in den nördlichen und südlichen Kreisen, wenige Tage darauf am 28. Januar mit russischen Vorstößen konfrontiert, denen sie sich zum größten Teil nicht mehr über die Oder entziehen konnte. Die Zahlenangaben für diesen Raum sind sehr ungesichert. Die Dokumentation des Bundesvertriebenenministeriums 8 schätzt den deutschen Bevölkerungsanteil in diesen Gebieten auf 1,4 Millionen, von denen sich 40 bis 60 Prozent auf die Flucht begeben haben sollen. Aus Schlesien, der volkreichsten Provinz, in der mit 4,7 Millionen rund 40 Prozent der gesamten ostdeutschen Bevölkerung wohnten, führten zwei etwa gleich starke Flüchtlingsströme nach Westen (Sachmit Tausenden v o n Flüchtlingen (DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1/1, S. 71, 146). Vgl. auch U n t e r g a n g der „ K a r l s r u h e " und „ A n d r o ß " (ebd., S. 151 ff.) und der „ G o y a " (ebd., S. 3 2 3 f f . ) . 7

Vgl. ebd., S. 2 6 E .

8

E b d . , S. 3 2 E . I m Bericht des ostbrandenburgischen Hilfskomitees wird die Zahl der

Geflüchteten und Vertriebenen allein aus O s t b r a n d e n b u r g auf 6 5 0 0 0 0 bis 7 5 0 0 0 0 geschätzt ( V D 3 4 , S. 2). Im B e r i c h t des Hilfskomitees der Polendeutschen heißt es: „ E t w a 3 0 0 0 0 0 Menschen

unserer Volksgruppe sind geflüchtet,

davon gelangten ca. 2 2 0 0 0 0

in die

Bundesrepublik, w ä h r e n d ca. 8 0 0 0 0 in der sowjetisch besetzten Z o n e verblieben. E t w a 7 0 0 0 0 sind u m g e k o m m e n , die entweder auf den Fluchtwegen, durch Kriegseinwirkung o d e r in polnischen L a g e r n verstorben sind" ( V D 3 5 , S. 1).

6

Wanderung und erste Ankunft

sen) und Süden (Tschechoslowakei). Die Zahl der Flüchtlinge, die sich im Winter 1945 nach Sachsen durchschlugen, kann mit 1,6 Millionen etwa gleich hoch geschätzt werden wie die Zahl derjenigen, die in die Gebiete der Tschechoslowakei flüchteten. Auch hier verursachte der viel zu spät erteilte Evakuierungsbefehl der Gauleitung ein katastrophales Flüchtlingselend: Auf dem Weg in das Gebiet der Tschechoslowakei kamen allein Tausende von Kindern in der eisigen Nachtkälte ums Leben'. Der Luftangriff auf Dresden in der Nacht vom 13. auf 14. Februar forderte gerade unter den Flüchtlingen aus Schlesien eine hohe Zahl an Opfern. Viele Flüchtlinge brachen unter solchen Bedingungen die Flucht wieder ab und kehrten heimlich in ihre Heimatstädte zurück. Die Nachricht vom Schicksal der Flüchtlinge veranlaßte andererseits Tausende, zumal in den Städten, die Flucht erst gar nicht zu wagen10. Allein in Breslau, um das die russischen Truppen Mitte Februar den Belagerungsring geschlossen hatten, waren so noch 250000 Zivilpersonen zurückgeblieben". Entsprechend hoch waren dort die Verluste unter der Zivilbevölkerung durch Luftangriffe und sonstige Kampfhandlungen: Bis zur Kapitulation der zur Festung erklärten Stadt am 6./7. Mai sind schätzungsweise 40000 Zivilpersonen ums Leben gekommen 12 . Auf eine Besonderheit der schlesischen Situation weist der Berichterstatter der Gemeinschaft evangelischer Schlesier hin. In Schlesien hatten schätzungsweise eine Million Flüchtlinge und Bombengeschädigte aus anderen Teilen des Reiches Zuflucht gesucht, denn das Land galt bis Ende 1944 als der „Luftschutzkeller" des Reiches. Unübersehbar sei auch das nach Schlesien ausgelagerte Gut aus den Gebieten, die durch Luftangriffe besonders gefährdet waren, gewesen13. Sicherlich gelang es überhaupt nur einer Minderheit der Flüchtenden, sich vor dem Vorstoß der Roten Armee in die mittleren und westlichen Reichsgebiete zu retten. Ein Großteil der Trecks wurde von der anrükkenden russischen Front überrollt, geriet in die Kampfhandlungen oder fiel Racheakten russischer Soldaten zum Opfer, andere irrten umher oder änderten mehrmals die Richtung ihres Fluchtweges, um den Truppen auszuweichen. Für die meisten aber wurde diese Flucht ein „Weg durch das Tal des Todes" 14 . ' Dokumentationsbericht/Schlesien, Pkt. 1, S. 1 (VD 38.1). Ebd. 11 So die Angabe im Bericht der Gemeinschaft ev. Schlesier (ebd.). In der DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG wird die Zahl auf 150000 bis 250000 geschätzt (1/1, S. 54 E, Anm. 7). Dieser Tatsache kam später große Bedeutung zu bei den Auseinandersetzungen um die Führung der schlesischen Kirche. 12 13 Ebd., S. 54 E. Dokumentationsbericht/Schlesien, Pkt. 1, S. 1 (VD 38.1). 14 So im Erlebnisbericht einer Abiturientin aus Lyck/Ostpreußen (DOKUMENTATION 10

DER VERTREIBUNG 1 / 1 , S. 8 2 ) .

Flucht und Aufnahme im Westen

7

Bereits in den letzten Januartagen setzte innerhalb der Gebiete östlich von Oder und Neiße eine Rückwanderungsbewegung ein, in deren Verlauf Tausende ihre Heimat wieder zu erreichen suchten und dabei häufig Strapazen und Gefahren zu erleiden hatten, welche diejenigen der Flucht noch weit übertrafen 15 . Die eigentliche Rückwanderungsbewegung aus Gebieten außerhalb der Ostprovinzen erfolgte allerdings erst nach der Kapitulation. Die westlichen Reichsgebiete, um die es hier geht, waren jedoch von dieser Bewegung nicht betroffen, da die Besatzungszonengrenzen den Flüchtlingen die Rückkehr in den Osten versperrten 16 . Die ersten Flüchtlinge im westlichen Reichsgebiet In dieser ersten Phase der Flüchtlingsbewegung gelangte ein Teil von ihnen in die nördlichen Gebiete des Westens und nach Dänemark. U b e r die Ostsee nach Dänemark sind etwa 2 4 0 0 0 0 Personen transportiert worden, die dort in 1101 Lagern untergebracht wurden 17 . Ein Großteil wurde mit Flüchtlingsdampfern zu den Häfen der schleswig-holsteinischen Ostseeküste gebracht, ein Teil der Eingeschifften erreichte, vor allem in den ersten Monaten, über Rügen (Saßnitz) die mittleren und westlichen Reichsteile 18 . Auch die meisten Trecks, die ausschließlich den Landweg benutzt hatten, zogen über Pommern und Mecklenburg nach Schleswig-Holstein 19 . Neben Schleswig-Holstein führten die Hauptwege der Flüchtlingstrecks nach Niedersachsen und Bayern, wobei generell wohl angenommen werden kann, daß die Flüchtlinge der mittleren und nördlichen Ostprovinzen in die Gebiete Nord- und Nordwestdeutschlands, die schlesischen Flüchtlinge jedoch vor allem nach Bayern gezogen waren 20 . Mit diesen ersten Flüchtlingsströmen kamen auch Teile der auslandsdeutschen Gruppen in die westlichen Reichsgebiete. Die meisten dieser 15 Vgl. ebd. S. 70 Ε ff. und die in den Anm. dieser Seiten genannten Erlebnisberichte. " Eine Rückkehr erfolgte also nur aus den Aufnahmegebieten, die bei Kriegsende von russischen Truppen besetzt waren, bzw. bald von diesen besetzt wurden, wie etwa Thüringen, und aus der Tschechoslowakei (vgl. ebd., S. 71E). Eine Tabelle (S. 78 E) gibt Aufschluß über das Ausmaß dieser Bewegung. 17

E . PÜSCHEL, H i l f e , S. 1 1 .

18

V g l . z . B . F l u c h t b e r i c h t N r . 3 1 (DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1 / 1 , S. 1 4 6 ) .

" Vgl. dazu die Beschreibung einer Flucht aus Gumbinnen/Ostpreußen im August 1944 und am 23. 1. 1945 von Braunsberg, die erst am 28. 3. in Schleswig-Holstein endete (ebd., S. 118 ff.). In einem weiteren Bericht wird eine Flucht von Westpreußen nach Ostholstein geschildert, die vom 23. 1. bis 1. 5. 1945 dauerte (ebd., S. 161 ff.). 20 Vgl. z.B. die Berichte Nr. 38 von Westpreußen nach Niedersachsen (ebd., S. 164ff.), Nr. 56 von Pommern nach Helmstedt (ebd., S. 217ff.) und Nr. 95 aus dem Warthegebiet nach Celle (ebd., S. 357ff.).

W a n d e r u n g und erste A n k u n f t

8

Gruppen waren im Zuge der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik unter der Parole „Heimholung ins Reich" in die vom Reich okkupierten westpolnischen Gebiete, vor allem den „Warthegau", umgesiedelt worden, teilweise auch in die Tschechoslowakei, vor allem in das Sudentenland und nach Osterreich 21 . In den „Warthegau" oder auch nach Westpreußen waren vornehmlich die Deutschbalten, „Ostumsiedler", also Rußlanddeutsche, die Bessarabiendeutschen, Teile der Dobrudschadeutschen und Teile der Deutschen aus Ostgalizien gezogen 22 . Etwa die Hälfte der Buchenländer (Bukowina-) Deutschen wurde in Schlesien angesiedelt, Teile der Dobrudschadeutschen kamen in die Südsteiermark, ein kleiner Teil der Deutschen aus Galizien, der Bukowina, aus Siebenbürgen und dem Banat in die Tschechoslowakei. Ein Großteil der Deutschen aus den südosteuropäischen Gebieten, vor allem aus Ungarn, Jugoslawien und Siebenbürgen, flüchtete nach Osterreich und kam von dort weiter nach Bayern 23 . Im Zuge der - hier nur in groben Zügen geschilderten - Wanderungsbewegungen dürften die ersten Ostflüchtlinge im Laufe des Februar 1945 die westlichen Reichsgebiete erreicht haben. Da eine erste statistische Erfassung des Flucht- und Vertreibungsgeschehens erst eineinhalb Jahre später möglich war, ist es sehr schwer, eine genauere Übersicht zu gewinnen oder sich gar auf gesicherte Zahlen zu stützen. Die Berichte der Landeskirchen, die Flüchtlinge aufnahmen, setzen mit ihren Schilderungen frühestens mit dem Sommer, meist jedoch erst mit dem Herbst 1945 oder erst im darauffolgenden Jahr ein. Aus diesen Berichten der N o t und Hilfe und aus einigen persönlichen Aufzeichnungen läßt sich so allenfalls ein begrenztes Bild dieser ersten Phase der Flüchtlingsaufnahme im Westen gewinnen. Inwieweit diese Schlaglichter allerdings typisch sind für das Gesamtgeschehen, muß dahingestellt bleiben. 21

Vgl. das Referat

„Zwangsumsiedlungen

und Vertreibungen in der

europäischen

Geschichte v o r 1 9 4 4 " , das G. RHODE auf dem 1. Barsinghausener Gespräch am 2 8 . 2 . 1 9 5 8 hielt (Standort, S. 7 - 3 0 , bes. S. 2 2 - 2 7 ) , v o r allem aber auch G . RHODE, Phasen und F o r m e n , bes. S. 2 8 ff. 22

Besonders sei auf das Geschick der Litauendeutschen hingewiesen, die im Z u g e dieser

Bevölkerungspolitik zunächst nach U n t e r z e i c h n u n g des Umsiedlungsvertrages zwischen der U d S S R und d e m D e u t s c h e n Reich v o m 10. 1. 1941 ins Reichsgebiet umgesiedelt wurden. V o n diesen über 5 0 0 0 0 Umsiedlern w u r d e n ca. 3 0 0 0 0 im Laufe des Jahres 1 9 4 2 „rückgesiedelt" und begannen einen neuen Aufbau. I m Verlauf der sowjetischen G e g e n o f fensive begann für diese U m s i e d l e r aber im S o m m e r

1944 die Zeit der F l u c h t

und

Vertreibung. Bis Mai 1 9 4 5 gelang es den meisten dieser Litauendeutschen in die westlichen Reichsgebiete

zu flüchten

(VD

30/Litauen,

S. 2).

Zur Wanderbewegung

der

bisher

genannten Volksgruppen vgl. die Dokumentationsberichte der entsprechenden Hilfskomitees und für die Rumäniendeutschen DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG III, S. 41 E - 5 1 E , bes. die Tabelle ( A n m . 4 9 , S. 50 E . ) . 23

Vgl. die D o k u m e n t a t i o n s b e r i c h t e der Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und

Banater Schwaben ( V D 4 0 ) und der Deutschen aus U n g a r n ( V D 42).

Flucht und Aufnahme im Westen

9

Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu dieser Dokumentation führte die Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck eine Fragebogenaktion unter den Pfarrern durch, in der auch um Auskunft über die „ersten Hilfsmaßnahmen für die Vertriebenen in den Gemeinden und durch die Pfarrämter" nachgesucht wurde. Die eingegangenen Berichte vermitteln eine Vorstellung, mit welchen besonderen Schwierigkeiten man zu kämpfen hatte. Ein Pfarrer aus dem Kirchenkreis Fritzlar schreibt: „Die Beschaffung von Wohnraum für die Flüchtlinge war nicht leicht, weil bereits infolge der Zerstörung Kassels durch Fliegerangriffe viele Obdachlose aus dieser Stadt in G. und Umgebung Zuflucht gefunden hatten. Außerdem waren schon durch die Räumung des Saargebietes am Anfang des Krieges Evakuierte in den Dörfern untergebracht. Nach dem Einmarsch der Amerikaner belegten auch diese das D o r f mit einer Einquartierung, in dem sie für eine gewisse Zeit eine Neubauansiedlung beschlagnahmten, deren Bewohner ihre Häuser räumen und im D o r f untergebracht werden mußten. . . . Es gab Schwierigkeiten und Widerstände. Das Pfarrhaus ging mit gutem Beispiel voran und hat mehreren Familien über viele Jahre hinaus in seinen Räumen Unterkunft geboten. Mit den Wohnungen mußte Mobiliar und Hausrat gestellt werden. . ," 2 4

In einem weiteren Pfarrbericht desselben Kirchenkreises heißt es: „. . . Neben Beispielen der Hilfsbereitschaft gab es auch solche, daß z . B . die Anbringung eines Brettes mit Haken in einer Türfüllung zu der notwendigen Unterbringung von Kleidung nur nach äußerst schwierigen Verhandlungen erreicht werden konnte." 2 5 Ein anderer Pfarrer erinnert sich: „In meiner Gemeinde . . . wurde solche Hilfe in verhältnismäßig großem Umfang geleistet, sogar ein Kirchenvorsteher, der nicht mittun wollte, zum Rücktritt veranlaßt." 26 Diese Beispiele zeigen, daß in den Kirchengemeinden durchaus unterschiedliche Vorstellungen bestanden, inwieweit man den Flüchtlingen entgegenkommen oder gar selbst Opfer für sie bringen sollte. Sie wurden auch hier nicht selten als Störenfriede empfunden, die Unruhe in das Gemeindeleben brachten. Die Antworten der Pfarrer aus Kurhessen-Waldeck lassen erkennen, daß zwar überall bereitwillig mit Kleidung, Nahrung und Hausrat ausgeholfen wurde, daß die Hilfsbereitschaft aber oft dort ihre Grenzen fand, wo es um persönliche Einschränkung ging, etwa das Abtreten von Wohnraum, der sowieso knapp war. Welchen Eindruck ein Gesamtüberblick über die ersten Hilfsmaßnahmen vermitteln würde, läßt sich nicht ohne weiteres feststellen. Sicherlich sind die Bilder, die auf beiden Seiten gezeichnet werden, ganz entscheidend von den persönlichen Erfahrungen mit dem Verhalten der Einheimischen oder der Aufgenommenen bestimmt. So stellt ein Super24 Fragebogen N r . 5/8, S. 1 ( V D 10.3). Der Einmarsch der Amerikaner (1. US-Armee) fand in der zweiten Aprilhälfte statt. 25

Fragebogen N r . 5 / 1 1 , S. 1 (ebd.).

26

Fragebogen N r . 13/1, S. 1 (ebd.).

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W a n d e r u n g u n d erste A n k u n f t

intendent aus Ostpreußen am Schluß seines Fluchtberichtes fest: „Die Flüchtlingszüge, die von Saßnitz abgingen, wurden auf die einzelnen Länder verteilt, hauptsächlich auf Schleswig-Holstein, wahrscheinlich je nach Zahl und Möglichkeit der Unterbringung. Wir wurden nach Glashütte, Kreis Stormarn, gebracht, wobei der Parteiapparat bei der Verteilung der Flüchtlinge auf Glashütte wieder unangenehm in Erscheinung trat27. Aber auch die Kirche mit ihren Pfarrern brachte nicht das Verständnis auf, das man von ihr und ihnen für den Flüchtlingsstrom der Armen und Ärmsten erwarten sollte." 28 Andererseits zeigt die Durchsicht der umfangreichen Fragebogenaktion in Kurhessen-Waldeck, daß sich die aufnehmenden Gemeinden insgesamt der bedrängenden N o t der Flüchtlinge nicht verschlossen haben und wohl auch, unmittelbar damit konfrontiert, nicht verschließen konnten. Ein Pfarrer führt das menschliche Mitempfinden, das er auf seiten der einheimischen Bevölkerung feststellen konnte, darauf zurück, daß „man sich gemeinsamer geschichtlicher Vergangenheit wie NS-Zeit und Krieg mit all seinen bitteren Folgen bewußt war" 29 . Gerade diejenigen, die die N o t des Krieges am eigenen Leib erfahren hatten, waren nun am ehesten bereit, den in N o t geratenen Fremden zu unterstützen. Dies war eine Erfahrung, die sich auf vielfältige Weise in den Berichten der Flüchtlinge niedergeschlagen hat: Häufig waren es gerade die weniger Bemittelten, die den in N o t geratenen Fremden, gerade auch auf der Flucht selbst, jede ihnen mögliche Hilfe zukommen ließen. Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes leistete besonders die evangelische Bahnhofsmission wichtige Arbeit für die Flüchtlinge 30 ; ihr Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Flüchtlingselend bezeichnet K. Janssen als „unübersehbar" 31 . Die Unsicherheit und Sorge über das Schicksal der Familienangehörigen, die in den Wirren der Flucht auseinandergerissen wurden, stellten sicher für viele eine ebenso schmerzliche N o t dar wie die erbärmlichen materiellen Lebensbedingungen. 27 D e r Berichtende spricht damit wohl eine auch sonst häufiger bezeugte Erscheinung an, daß sich Parteigenossen u n d Funktionäre der N S D A P inmitten der katastrophalen Verhältnisse, in denen sich die Bevölkerung befand, eine bevorzugte Behandlung und luxuriöse Extravaganzen zubilligten. 28

DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1/1, S . 71.

F r a g e b o g e n N r . 26/11, S. 1 ( V D 10.3). 30 D o k u m e n t a t i o n s b e r i c h t / H a n n o v e r ( D V 8.1). 31 B a h n h o f s m i s s i o n , Sp. 844. D i e B a h n h o f s m i s s i o n wurde 1939 verboten, sie dürfte also allgemein erst nach d e m Z u s a m m e n b r u c h des N S - R e g i m e s wieder tätig geworden sein. Beispiele für die B e d e u t u n g der B a h n h o f s m i s s i o n in der Zeit v o n E n d e 1945 bis A n f a n g 1946 bringt der Bericht der braunschweigischen Landeskirche: „ D i e B a h n h o f s m i s s i o n H e l m s t e d t hat im J a n u a r 1946 rd. 50000 Getränke u n d 2 0 0 0 0 Portionen Essen ausgegeben; 12000 U b e r n a c h t u n g e n w u r d e n g e w ä h r t " ( V D 4). 29

Die Vertreibung und die N o t im Aufnahmegebiet

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2. Die Vertreibung aus den Ostgebieten und das Ausmaß der Not im Aufnahmegebiet Die bisher geschilderten Wanderungsbewegungen, soviel Verluste und Opfer sie auch bedeutet haben, waren größtenteils und streng genommen Evakuierungen, wie sie in allen gefährdeten Gebieten des Reiches zum Erscheinungsbild des „totalen" Krieges gehörten, wenn auch unter beispiellos harten Bedingungen, nämlich der strengen Kälte des Winters 1945, der teilweise verbrecherischen Beschwichtigungs- und Verzögerungstaktik der verantwortlichen Parteistellen und dem außergewöhnlich schnellen Durchbruch der Roten Armee vom Beginn der Großoffensive aus dem Baranow-Brückenkopf an der Weichsel am 12. Januar bis zur Oder und der Ostseeküste, mit der Unterbrechung des Landwegs nach Westen am 10. März 1945. Daß ein Großteil der Betroffenen selbst die Flucht als einen vorübergehenden, durch die momentane kriegsbedingte Situation diktierten Evakuierungsvorgang ansah, zeigt der Strom der Rückkehrer, bzw. der Rückkehrwilligen in den Wochen vor und nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht32. Im Nachhinein muß jedoch das Zurückweichen der ostdeutschen Bevölkerung vor den sowjetischen Truppen und der damit verbundene Verlust der Heimat als Auftakt zu einer umfassenden Vertreibung bewertet werden: „Die Abtretung beträchtlicher Gebiete Ostdeutschlands an Polen und die Ausweisung der in diesen Gebieten lebenden Deutschen [war] spätestens seit Anfang 1944 von den Alliierten geplant und über dieses Vorhaben bereits Monate vor Kriegsende zwischen den Großen Drei grundsätzliche Einmütigkeit erzielt worden."33 Für die in den Wintermonaten 1945 Flüchtenden und für diejenigen, die diesen Hilfe in unmittelbarer Not zukommen ließen, stellte sich - zum größten Teil wenigstens - der Vorgang jedoch nicht in dem Zusammenhang dar. Nur wenige werden damals die historische Tragweite dieser Flucht vorausgesehen haben. Erst die Tatsache, daß den Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat verwehrt wurde, macht sie zu Vertriebenen und stellt sie denjenigen gleich, die aufgrund ihrer nach der deutschen Kapitulation verfügten und durch das Potsdamer Abkommen endgültig sanktionierten Ausweisung aus den deutschen Ostgebieten und östlichen Staaten zu Vertriebenen und Umsiedlern wurden34. 52

Vgl. oben S. 7, Anm. 16.

Vgl. zu dieser Argumentation die Einleitung zur DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1/1 (S. 23 Ε f.) und bei P. P. NAHM (Mensch, S. 8), vor allem die dort zitierte Begriffsbildung „Flüchtling" und „Vertriebener" durch die US-Militärregierung am 10. 4. 1946. 33

34

DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG 1/1, S. 138 E .

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Wanderung und erste Ankunft

Auch wenn die Quellenlage keine bis ins einzelne gehende Beweisführung erlaubt, als sicher kann doch gelten, daß der Unterschied, ob die Bevölkerung aus Ostdeutschland evakuiert oder vertrieben worden ist, im Verhalten beider Seiten, der Hilfebedürftigen ebenso wie der Hilfeleistenden, sich niedergeschlagen hat35. Kurzer Uberblick über das Ausmaß der Vertreibung und das Einströmen der Vertriebenen nach Westdeutschland Es erscheint im Rahmen dieser Darstellung unmöglich, die Ereignisse im einzelnen zu schildern, wie sie sich seit der deutschen Kapitulation bis in das Jahr 1950/51, dem Auslaufen der Vertreibungs- und Umsiedlungsaktionen in den Ostgebieten, auf dem Weg nach Westen abgespielt haben. Uber die in der „Dokumentation der Vertreibung" 36 gesammelten Berichte hinaus enthält auch das vom Ostkirchenausschuß und den Hilfskomitees zusammengetragene Dokumentationsmaterial eine Fülle erschütternder Erlebnisberichte, die einer gesonderten Auswertung und Darstellung bedürften 37 , da sie zeitlich und örtlich außerhalb unseres Themas, das der Vertriebenenaufnahme im Westen gewidmet ist38, stehen. Die Kenntnis des Geschehens in den Vertreibungsgebieten, wie es sich in solchen Berichten niedergeschlagen hat, kann aber andererseits die Darstellung des Aufnahmegeschehens, seiner materiellen, seelsorgerlichen und politischen Seite, nicht unbeeinflußt lassen. Der Bearbeiter der Dokumente des Aufnahmegeschehens wird bei seiner Darstellung das Schicksal der Ostvertriebenen vor und während der Vertreibung ebenso wenig außer acht lassen oder gar verdrängen dürfen, wie er den historischen Zusammenhang, in den das Schicksal der deutschen Bevölkerung 55 Im schleswig-holsteinischen Bericht heißt es dazu: „Denn 1945 war es keinesfalls so, daß sich die Einheimischen und die Flüchtlinge liebend in die Arme fielen. Wer dachte denn damals überhaupt schon an's Hierbleiben? Die Heimatvertriebenen glaubten noch jahrelang an ihre Rückkehr in die Heimat, jedenfalls in ihrer Masse, und die Einheimischen wünschten, daß dieser Spuk sich bald verzöge" (VD 18.1, S. 31). In welcher Weise sich dieses Problem in den folgenden Jahren differenzierte und weiter entwickelte, wird unten S. 273 ff. näher behandelt.

Vgl. oben S. 4. Z u m Großteil wurden diese Berichte von Geistlichen oder deren Frauen verfaßt. Umfangreichere Berichte oder Sammlungen liegen aus Pommern, Ostpreußen, Schlesien, Danzig-Westpreußen, Posen und Ungarn vor ( A K K , 310b Beiheft). 38 Der pommersche Superintendent Otto Gehrke beginnt seinen Bericht mit den Fragen: „Wer bin ich, daß ich es wage, einen Erlebnisbericht zu geben aus den Tagen des deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1945? Wird nicht vielleicht das eigene Erleben von all dem -Furchtbaren und Grauenvollen, welches andere erfahren haben, in den Schatten gestellt? U n d bleibt dann nicht unser Erleben für andere doch so unwesentlich?" (Ebd.; Erlebnisberichte Pommern, S. 1.) 36

37

Die Vertreibung und die N o t im Aufnahmegebiet

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und der evangelischen Gemeinden im Osten eingebettet ist, stets mitzubedenken und zu berücksichtigen hat. Die damalige Bevölkerungsverschiebung mit genauen Zahlen zu belegen, ist angesichts der Kriegs- und Besatzungsverhältnisse nahezu unmöglich. Millionenfache Kriegs- und Vertreibungsverluste 39 , Deportationen von Hunderttausenden, Rückwanderungsbewegungen, aber auch rechtliche Fragen wie z.B. die der Staatsangehörigkeit verursachen statistische Ungenauigkeiten und Widersprüche. Es kann nicht Aufgabe einer kirchlichen Dokumentation sein, auf diesem Gebiet bisherige Ergebnisse überbieten zu wollen; vielmehr mag ein ungefähres Bild des Ausmaßes von Vertreibung und Aufnahme im Westen genügen40. Grundlage der Statistik bieten die Volkszählungen vom 29. Oktober 1946 und vom 13. September 1950, in denen auch der Stand der deutschen Bevölkerung in den östlichen Reichsgebieten und im Ausland ermittelt wurde 41 . Danach lebten bei Kriegsende fast 16,5 Millionen Deutsche in den Ostgebieten, und zwar innerhalb der alten Reichsgrenzen 9,3 Millionen, in der Tschechoslowakei 3,5 Millionen und 3,8 Millionen in den osteuropäischen Staaten42. Nicht mitaufgeführt sind die Rußlanddeutschen oder Ostumsiedler, deren Zahl bei Kriegsausbruch 1,553 Millionen umfaßte 43 . Seit Kriegsende wurden bis 1950 von diesen fast 16,6 Millionen Deutschen rund 11,7 Millionen umgesiedelt oder vertrieben, davon aus den östlichen Reichsgebieten 6,9 Millionen, aus der Tschechoslowakei 2,9 Millionen und den übrigen Ländern im Osten 1,9 Millionen44. 39 Die Zahl wird im Bilanzierungsverfahren auf 3,2 Millionen angesetzt, das sind ca. 19%, also nahezu ein Fünftel der in den Vertreibungsgebieten 1939 ansässigen deutschen Bevölkerung (STATISTISCHES BUNDESAMT, VertreibungsVerluste). 40 Dazu dienen im wesentlichen folgende Quellen: 1. STATISTISCHES BUNDESAMT, Vertreibungsverluste; 2. STATISTIK DER BRD, Bd. 114; 3. die statistischen Angaben in der

DOKUMENTATION DER VERTREIBUNG; 4 . d a s v o m K i r c h e n s t a t i s t i s c h e n A m t d e r E K D f ü r

die Dokumentation bereitgestellte Material (AKK, Anlage zu 4330/3 VII vom 16. 9.1970); 5. W. NELLNER, Grundlagen. 41 Dabei wurde nach dem Wohnort am 1.9. 1939 gefragt, um die Bevölkerung nach Herkunftsgebieten zu gliedern. Da bei den Auslands- oder Volksdeutschen die Staatsangehörigkeit allein wegen der ungeklärten Verhältnisse kein ausreichendes Kriterium bilden konnte, wurde stattdessen die deutsche Muttersprache als Kriterium herangezogen (vgl. STATISTIK DER B R D , B d . 1 1 4 , S. 11). 42 Baltische Staaten und Memelland, Danzig, Polen, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien. Die Zahlen errechnen sich aus dem Bevölkerungsstand 1939 zuzüglich Geburtenüberschuß, abzüglich Kriegsverluste. 43 Dokumentation Ostumsiedler, S. 3 (VD 33.1). In dieser Zahl sind die Deutschen in den baltischen Ländern, in Kongreßpolen, Westwolhynien und Bessarabien nicht enthalten. 44 Von den 350000 Rußlanddeutschen, die zwischen 1942 und 1944 vor allem in den Warthegau umgesiedelt worden waren, wurden 250000 in die UdSSR zurückgesiedelt und

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W a n d e r u n g und erste A n k u n f t

Von diesen 11,7 Millionen Ostvertriebenen und -Umsiedlern befanden sich 1950 7,9 Millionen in der Bundesrepublik Deutschland, das sind 6 8 % , 3,2 Millionen lebten in der D D R , das entspricht 2 7 % , der Rest verteilte sich auf Osterreich oder andere westliche Länder. Über sechs Millionen waren bereits bis zum Oktober 1946 45 in die westlichen Besatzungszonen gekommen, weitere knapp zwei Millionen Vertriebene wurden in den darauffolgenden Jahren umgesiedelt. Bis zum Inkrafttreten des Ausweisungsplans, wie er von den Siegermächten auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens im November 1945 beschlossen wurde, sind schätzungsweise bereits 2,5 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge nach Westdeutschland gekommen 46 . Neben den im vorigen Abschnitt kurz dargestellten Flüchtlingsströmen vor der deutschen Kapitulation kam es in den Wochen nach Kriegsende noch einmal zu einer Fluchtbewegung aus den Restgebieten Schlesiens, Mitteldeutschlands und der Tschechoslowakei, die nun erst von der Roten Armee besetzt wurden. Hunderttausende gelangten in jenen Tagen in häufig panikartiger Flucht nach Süddeutschland, vor allem nach Bayern, in das bereits Hunderttausende Auslandsdeutscher aus Südosteuropa eingeströmt waren. Aufnahmebedingungen O b w o h l der größte Teil der Ostvertriebenen, nämlich mehr als zwei Drittel, erst mit den vom Alliierten Kontrollrat geplanten Ausweisungsaktionen in die westlichen Zonen kam, waren die aufnehmenden Länder auch schon in der Zeit bis Ende 1945 durch die Masse der Flüchtlinge überfordert. Sie hatten kaum genug, um die primitivsten Bedürfnisse zu befriedigen. Vieles gestaltete sich in dieser ersten Nachkriegszeit noch sehr viel schwieriger als später. Dafür gibt es drei Gründe:

verschleppt. Bei der A n - und Rücksiedlung sind etwa 7 0 0 0 0 Menschen u m g e k o m m e n , 1 0 0 0 0 0 k a m e n in die westlichen Besatzungszonen (vgl. ebd., S. 4 f. und 9 f . ) . 45

H . W . SCHOENBERG schätzt die Zahl der in dieser Zeit in die westlichen B e s a t z u n g s z o -

nen Vertriebenen auf 4 , 8 Millionen ( G e r m a n s , S. 37), die 1 9 4 7 - 1 9 5 0 in Westdeutschland Eingetroffenen auf 2 , 2 Millionen. A u ß e r d e m n i m m t er eine Zahl v o n 9 0 0 0 0 0 an, die im Z u g e „geplanter Evakuierungs- und U m s i e d l u n g s m a ß n a h m e n " (planned transfers, planned evacuations) bis Kriegsende nach Westdeutschland kamen. Dabei hat Schoenberg jedoch den Anteil der 1 9 4 7 - 1 9 5 0 Eingetroffenen zu h o c h veranschlagt. Diese Zahl - 1,9 Millionen -

ist d u r c h die Volkszählungen exakt zu ermitteln (vgl. dazu die Tabelle A 3 in: DIE

VERTRIEBENEN I, S. 128). D e r Fehler liegt v o r allem in dem mit 8 0 0 0 0 0 wesentlich zu h o c h angesetzten Anteil der Volksdeutschen A n k ö m m l i n g e 1 9 4 7 - 1 9 5 0 . E r beträgt n o c h nicht einmal 4 6 0 0 0 0 . Sehr schwer zu ermitteln ist die Zahl der bis Kriegsende nach W e s t d e u t s c h land geflüchteten Vertriebenen. Sie überschreitet aber mit Sicherheit erheblich die Millionengrenze. 46

Vgl. G . MÜLLER/H. SIMON, A u f n a h m e , S. 3 0 6 .

Die Vertreibung und die Not im Aufnahmegebiet

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1. In den ersten Nachkriegsmonaten fehlten, besonders auf örtlicher Ebene, funktionierende Behörden 47 . Nachdem die staatlich organisierte Hilfe erst einmal weitgehend ausfiel, wurden der spontane persönliche Einsatz und das Einspringen der kirchlichen Stellen ganz besonders wichtig. Diese Bedeutung hatte die kirchliche Hilfe später höchstens noch in Ausnahmefällen 48 . 2. In dieser frühen Nachkriegszeit bildeten die Vertriebenenströme aus dem Osten nicht die einzige Belastung für das ausgeblutete Land. Bei Kriegsende befanden sich etwa 9,6 Millionen ausländische Arbeitskräfte auf westdeutschem Boden, die teilweise in ihre Heimatländer zurückstrebten oder als sogenannte „Displaced Persons" in Westdeutschland blieben. Außerdem drängten Hunderttausende entlassener Wehrmachtsangehörige nach Hause; soweit sie aus den Ostgebieten stammten, waren sie nun ebenfalls Vertriebene. „Sie irrten hin und her auf der Suche nach ihren Angehörigen, die sie irgendwo unterwegs vermuteten."49 Daneben versuchten Hunderttausende Evakuierter in ihre zerbombten Städte zurückzukehren 50 . 3. Damit ist auf den gravierendsten Notstand bei der Flüchtlingsaufnahme schon hingewiesen: den katastrophalen Wohnungsmangel. Unmittelbar nach Kriegsende war der Anteil der zerstörten Wohnungen natürlich am höchsten. Standen zum Beispiel 1,6 Millionen Hamburgern vor der Bombardierung noch 563000 Wohnungen zur Verfügung, so kamen 1945 auf 1,4 Millionen Einwohner nur noch 260000 Wohnungen. 1947 „wohnte" jeder fünfte Hamburger - insgesamt 215 000 - in NotunEbd., S. 307. Die oben S. 9 erwähnten Fragebogen aus Kurhessen-Waldeck vermitteln beispielsweise einen Eindruck über die konstitutive Rolle des Pfarrhauses für die damalige Vertriebenenhilfe. 49 Vgl. Anm. 47. 50 Im Bericht der hamburgischen Landeskirche wird über die damalige Situation der größten Stadt in Westdeutschland gesagt: „Was die Lage in Hamburg damals so furchtbar schwer machte, war das Zusammenströmen von Ostvertriebenen und Hamburger Rückkehrern. Im Schriftverkehr mit dem Zentralbüro Stuttgart wird. . . unter dem 16. 5. 1946 die Zahl der ,Flüchtlinge', die Hamburg aufgenommen hat, mit ca. 75600 angegeben. Von diesen sei etwa 70000 privat untergebracht und 5600 in Lagern und Bunkern, gleich viel wie Hamburger Rückkehrer. . . Es sei zu berücksichtigen, schreibt Pastor von Hennigs, daß in Hamburg das Rückkehrerproblem weit schwerwiegender ist als das der Flüchtlinge. Da fast 50% der Hamburger Bevölkerung durch Bombenterror obdachlos geworden und in die östlichen Provinzen des Reiches evakuiert waren, sind im Laufe des letzten Jahres 1945 diese selben Evakuierten zum größten Teil völlig mittellos und ausgeplündert nach Hamburg zurückgeströmt. Deshalb spielt das Rückkehrerproblem in Hamburg eine besonders wichtige Rolle. Weitere Rückkehrer sind nach Bayern evakuierte Hamburger, die sich dort nicht wohl fühlen und ebenfalls in ihre Stadt zurückdrängen. Auch die Gemeinden in Bayern haben Interesse am Abzug der Hamburger. Durch diese vielen Rückkehrer von Ost und Süd ist es damals in Hamburg zu einer natürlichen und verständlichen Sperre gegenüber Vertriebenen gekommen" (VD 7, Blatt 2). 47 48

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Wanderung und erste Ankunft

terkünften wie „Nissenhütten, Baracken, Bunkern" 5 1 . Diese Notsituation verschärfte sich in den Jahren 1946/47 noch einmal: Zum einen stieg der Zustrom der Vertriebenen 1946 rapide an, zum anderen wird im Lauf des Jahres 1947 ein deutlicher Wandel im Verhältnis von Einheimischen und „Neubürgern" sichtbar. Während die westdeutsche Bevölkerung, zumindest solange sie die Unterbringung der Flüchtlinge als vorübergehende Einschränkung ansah, bereit war, den vorhandenen Wohnraum aufzuteilen, verstärkte sich ihre Reserve gegenüber den Flüchtlingen in dem Maße, in dem die Westdeutschen sich bewußt wurden, daß an eine Rückkehr der Vertriebenen nicht so bald oder sogar überhaupt nicht mehr zu denken sei. Umgekehrt distanzierten sich die Vertriebenen nun auch mehr von den Einheimischen 52 als früher. Zu diesem Zeitpunkt versuchten die kirchlichen Stellen bei der Bewältigung der sich abzeichnenden Konflikte auf ihre Weise zu helfen. Bei der einheimischen Bevölkerung setzten sie mit einer verstärkten seelsorgerlichen Betreuung ein, bei den Vertriebenen mit der Förderung zur Selbsthilfe, gerade im Bereich des Siedlungswesens; denn wesentliche Voraussetzung für die Eingliederung der Flüchtlinge war es, ein Obdach für sie zu finden, erst dann war daran zu denken, ihnen eine ökonomische Existenz zu verschaffen. Viele der obdachlosen Vertriebenen aber sind den „Strapazen des behelfsmäßigen Hausens nicht gewachsen" gewesen und daran zugrunde gegangen53. In wie vielfältiger Weise Obdachlosigkeit oder beengte Wohnverhältnisse die Lebensmöglichkeiten und -bedürfnisse der Vertriebenen beeinträchtigten, belegen viele ihrer Erlebnisberichte. Vertriebene, die in Ostbayern eine erste Unterkunft suchten, nannten es „die erste Liebestat

51 Ebd., Blatt 1. „Von 15,2 Mio. Wohnungen des Vierzonengebietes (ohne Berlin) waren 2,5 Mio. = 16% total zerstört und 3 Mio. = 20% erheblich beschädigt" (P. P.

N A H M , M E N S C H , S. 1 4 ) . 52 In der Sitzung des Hilfswerk-Ausschusses der schleswig-holsteinischen Landeskirche vom 10. 12. 1947 wurde z.B. festgestellt, „daß eher eine Versteifung der einheimischen Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen eingetreten ist, ja vielleicht sogar eine Zunahme der Ablehnung. Auch die Flüchtlinge distanzieren sich mehr von den Einheimischen" (VD 18.1/Schleswig-Holstein, S. 37). In einem Erlebnisbericht aus Bayern von W. KOLLER heißt es: „Wir Flüchtlinge glaubten, ein Recht auf Verständnis und Rücksichtnahme zu haben. Wir waren mürbe und nervös nach überstandener Flucht. Selbstverständlich wollten wir so schnell wie möglich wieder in die Heimat zurück" (Flüchtlingsdiaspora, S. 8). Aus einem anderen Bericht: „Aber auch die Unterkunftgeber rechneten nur mit einem Aufenthalt von ein paar Wochen. Sie fühlten sich eingeengt und in ihren Lebensgewohnheiten beobachtet" (ebd.).

" G. MÜLLER/H. SIMON, Aufnahme, S. 313. Im Jahre 1955 befanden sich noch über 150000 Vertriebene in Flüchtlingslagern, sogenannten „kriegsbedingten Lagern", davon fast 140000 allein in den drei Haupteinströmungsländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern (vgl. Tabelle 17; ebd., S. 417).

D i e Vertreibung und die N o t im Aufnahmegebiet

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in Bayern" oder „ein hochherziges Angebot", wenn ihnen Einheimische stundenweise einmal eine Schreibgelegenheit verschafften 54 . Die Schwerpunkte der Vertriebenenaufnahme im Westen bildeten die drei Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern, als natürliche Nahtstellen zum Osten. Ein Vergleich der beiden Volkszählungen von 1946 und 1950 zeigt, daß sich in den ersten fünf oder sechs Jahren daran nichts entscheidend geändert hatte. Diese Länder hatten auch dann noch den größten Zustrom von Flüchtlingen zu bewältigen, wenn man die aus der sowjetischen Besatzungszone bzw. der D D R „Zugewanderten", wie die Flüchtlinge in der dortigen Statistik heißen, außer acht läßt. Die Volkszählung vom 29. Oktober 1946 ergab eine Zahl von 6,1 Millionen Vertriebenen, das entspricht einem Anteil von 13,9% der Gesamtwohnbevölkerung. Schleswig-Holstein wies mit 847000 einen Vertriebenenanteil von 32,7% auf, in Niedersachsen befanden sich 1,5 Millionen, das sind 23,7% der dortigen Bevölkerung, und in Bayern lebten 1,77 Millionen Flüchtlinge, das bedeutete, daß 20,1% der Bevölkerung aus dem Osten gekommen waren. Die Volkszählung vom 13. September 1950 ergibt für SchleswigHolstein noch immer einen Vertriebenananteil, der doppelt so hoch ist wie der Bundesdurchschnitt, nämlich 3 3 , 1 % , das sind 860000 Vertriebene; Niedersachsen zählt jetzt 1,86 Millionen Vertriebene, das sind 27,3% der dortigen Wohnbevölkerung, und Bayern hat mit über 1,9 Millionen einen Vertriebenenanteil von 21,1% Alle übrigen Länder und vor allem die Stadtstaaten liegen meistenteils erheblich unter dem Bundesdurchschnitt von 16,6%. Am geringsten ist der Vertriebenenanteil in der französischen Besatzungszone, in der 1948/49 „die erste amtlich eingeleitete Vertriebenenaufnahme" erfolgte55. In Rheinland-Pfalz z . B . befanden sich 1946 nur 35226 Vertriebene, das sind 1,3% der Wohnbevölkerung. Trotz der seit 1948/49 eingeleiteten und ab März 1950 verstärkt betriebenen Aufnahme war im September 1950 der Abstand zum Bundesdurchschnitt dort noch fast ebenso groß wie 1946: Mit 152267 betrug der Anteil nur 5,1% der Gesamtbevölkerung. Lediglich Hessen hat sowohl 1946 wie 1950 einen Vertriebenenanteil, der etwa dem Bundesdurchschnitt entspricht. Den Ausschlag hierfür 54

W . KOLLER nennt ein Beispiel: „In einem Schulhaus waren in den U n t e r r i c h t s r ä u m e n

Massenlager für F r a u e n und Kinder eingerichtet w o r d e n . Eine alte Lehrerin hatte in d e m Schulhaus ihre kleine D i e n s t w o h n u n g . Sie begriff eine der größten N ö t e der F r a u e n und ließ v o n Mittag an die F r a u e n abwechselnd allein in ihrer K ü c h e sein, damit sie ungestört Briefe schreiben k ö n n t e n " (Flüchtlingsdiaspora, S. 9). 55

D o k u m e n t a t i o n s b e r i c h t ( V D 15, S. 47). Diese erste amtliche A u f n a h m e in Rheinland-

Pfalz betraf allerdings nur 6 0 0 0 Flüchtlinge, die „ 1 9 4 5 auf d e m Seeweg nach D ä n e m a r k geflüchtet und nach Kriegsende dort interniert w a r e n " (ebd.).

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Wanderung und erste Ankunft

gaben in erster Linie die nord- und osthessischen Aufnahmegebiete, in die bereits bis Herbst 1946 Hunderttausende Vertriebener von Niedersachsen, vor allem aber von Bayern her eingeströmt waren. Betrachtet man die Entwicklung bis 196656, so läßt sich zwar eine minimale Angleichung der Länder untereinander erkennen, die grundsätzlichen Unterschiede aber bleiben, in den Größenverhältnissen von 1946, bestehen. Lediglich Hessen wird mehr und mehr zu einem „Vertriebenenland", das 1966 mit 2% über dem Bundesdurchschnitt rangiert. NordrheinWestfalen, das Bundesland, das am dichtesten besiedelt ist, besitzt mit fast 2,3 Millionen Vertriebenen auch den größten absoluten Anteil und hat sich damit bis auf 2% dem Bundesdurchschnitt von 15,7% angenähert, während es 1950 noch 6,5% unter dem Bundesdurchschnitt lag. Das heutige Baden-Württemberg, das wegen der Zugehörigkeit der früheren Länder Südwürttemberg-Hohenzollern und (Süd-)Baden zur französischen Besatzungszone 1950 noch eine Differenz von 3% gegenüber dem Bundesdurchschnitt aufzuweisen hatte, lag 1966 mit 15,2% Vertriebenenanteil an der Gesamtbevölkerung nur knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Faßt man diese statistischen Daten zusammen, so ergeben sie für die Beschreibung der diakonischen Seite der Vertriebenenhilfe, der „Leibsorge", von Anfang an einen Schwerpunkt in den „klassischen" Vertriebenenländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und - wegen der absoluten Größenverhältnisse - in Nordrhein-Westfalen, Württemberg und Hessen. Wenn in dieser Darstellung diese Schwerpunkte sich gleichwohl nicht in dem Maße niederschlagen, wie es nach dem oben skizzierten statistischen Befund berechtigt erscheint, so liegt dies in der eingangs genannten mehr kirchengeschichtlich ausgerichteten Fragestellung begründet. Sicherlich traten Probleme, die diesem Bereich zugehören, in den Ballungszentren der N o t verschärft auf, - entsprechend groß war das Gewicht der Lösungsversuche im Leben der jeweiligen Landeskirche - , aber nicht immer handelt es sich bei den kirchengeschichtlich beachtenswerten Erscheinungen um solche, die auch von der Statistik am meisten ins Auge springen. Die materielle Notlage der Vertriebenen scheint schon durch die bloßen Zahlen hindurch, wie sie bisher zusammengetragen wurden. Das damalige Elend in Deutschland ist mannigfach beschrieben worden. Deutschland, dessen Regime den Krieg in die meisten seiner Nachbarländer und zum Teil weit darüber hinaus getragen hatte, nahm teil an dem Chaos und der Not, wie sie von fast allen vom Krieg berührten 56 Quelle für 1966: STATISTISCHES BUNDESAMT, Bevölkerung, S. 12. Vgl. ansonsten das oben in Anm. 40 genannte Material des Kirchenstatistischen Amtes der EKD.

D i e Vertreibung und die N o t im A u f n a h m e g e b i e t

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Völkern in Europa getragen und abgebaut werden mußten. In mancher Hinsicht waren die Bedingungen zwar günstiger, in anderer Hinsicht aber noch katastrophaler als in den übrigen Ländern. Die Flüchtlingsmassen, aus der weiten Landschaft des Ostens in die dichtbesiedelten westlichen Gebiete getrieben, gaben der deutschen Notsituation eine einzigartige Schärfe. In den ersten Monaten und Jahren nach ihrer Ankunft wurden die Ostvertriebenen vor allem in den ländlichen Gebieten untergebracht, weil die Lebensbedingungen dort noch etwas besser waren als in den ausgebombten Groß- und Mittelstädten. 1950 lebten 8,5% aller Vertriebenen in Gemeinden unter 500, 14,4% in Gemeinden zwischen 500 und 1000, und 23,9% in Gemeinden zwischen 1000 und 3000 Einwohnern. N u r knapp 16% lebten in den Großstädten 57 . Zum Wohnungselend in den Städten kam nun allerdings eine vorher nicht gekannte Wohnraumenge auf dem Land. „Eine hart durchgeführte Wohnraumbewirtschaftung preßte die Wohnungen voll. Es gab Bauernhöfe, in die 10 und mehr Familien eingewiesen worden waren. Es stand jedoch nur eine Herdstelle zur Verfügung." 5 8 Die Mittel aber, um diese Wohnungsnot auch nur ansatzweise zu beheben, fehlten in den Städten ebenso wie auf dem Land 59 . Ahnlich schwierig war es, die Hungersnot und den Mangel an notwendigster Kleidung 60 zu lindern, denn das deutsche Volk war großenteils der Möglichkeit beraubt, hier wirksam Abhilfe zu schaffen. Die Kapazitätsverluste, die der Wirtschaft durch den Krieg entstanden waren, wurden durch die Demontagemaßnahmen der Siegermächte noch gesteigert. Das wiederum hatte den weiteren Abbau von Arbeitsmöglichkeiten und eine verstärkte Arbeitslosigkeit im industriellen Bereich zur Folge 61 . 57 P. P. NAHM, Mensch, S. 15. 1956 wohnten noch insgesamt 3 1 , 2 % - gegenüber 4 6 , 8 % 1950 - in G e m e i n d e n bis 3000 Einwohnern. Zwischen 1950 und 1956 sind rund eine Million Vertriebene zusätzlich in die Großstädte und rund 500000 in Mittelstädte mit 2 0 0 0 0 - 1 0 0 0 0 0 Einwohnern gezogen. 1949 wird auf der Flüchtlingstagung der Ev. A k a d e mie H e r m a n n s b u r g festgestellt, daß 7 5 % der Vertriebenen in die Landkreise g e k o m m e n sind (vgl. A K K , 6454, Anlage zu 8494 v o m 28. 11. 1949). S» P. P. NAHM, Mensch, S. 10. 5 ' „ I m April 1946 haben die Flüchtlingskommissare von Bayern, Großhessen u n d W ü r t t e m b e r g - B a d e n f ü r die damaligen Verhältnisse astronomische M e n g e v o n B a u s t o f f e n aufgezählt, die allein für die Herstellung der notwendigen G r e n z - und Verteilungslager beschafft werden müßten. D e r lange K a t a l o g Schloß mit d e m resignierenden Satz: , V o m A u s b a u halbzerstörter W o h n u n g e n oder einem N e u b a u bescheidener kleiner Siedlungen f ü r die Flüchtlinge kann unter den heutigen U m s t ä n d e n keine R e d e sein'" (P. P. NAHM, L e b e n , S. 38). 60 Z u m K a m p f gegen die H u n g e r s n o t vgl. vor allem J . ROHRBACH, Im Schatten des Hungers. " Allerdings darf das A u s m a ß der A u s w i r k u n g von Kriegszerstörung und D e m o n t a g e

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W a n d e r u n g und erste A n k u n f t

Die materielle Situation war für die ländliche Bevölkerung zwar im wesentlichen günstiger als für den Städter. Diese relative Gesichertheit der Existenz begünstigte aber auch die Entwicklung von Konflikten zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Die Masse der Vertriebenen, selbst vom Land stammend, kam nun wieder in die Dörfer. Sie sahen die Bauern, denen doch wenigstens ihr Hof geblieben war, die sich selbst ernähren konnten, während sie selbst alles verloren hatten. Hieraus erwuchs ein Problem, das besonders auf kirchlichem und diakonischem Gebiet in der Zeit nach der ersten Nothilfe Bedeutung erlangen sollte: Viele Vertriebene entwickelten das Bewußtsein, als bloße „Habenichtse" den Einheimischen gegenüberzustehen. Peter Paul N a h m erläutert dies folgendermaßen: „Die Massierung der Vertriebenen in den vom Bombenkrieg weitgehend verschonten Landkreisen hatte negative Folgen. Sie verhinderte die unmittelbare Berührung mit dem Elend der Bewohner der zerbombten Städte. Der Vertriebene sah den Bauern oder Gewerbetreibenden, dem Haus und Habe geblieben waren. Er verglich sein armseliges Bündel mit dem intakten Hausstand der Landbewohner und stellte die Ernährung eines Selbstversorgers den Zuteilungen aus der Lebensmittelkarte gegenüber. So fing es zu kriseln an. . Der Bericht eines Pfarrers aus der Oberpfalz zeigt, wie der objektiv bestehende Gegensatz von Einheimischen und Vertriebenen durch das individuelle Verhalten einzelner zugespitzt werden konnte. Er schildert die Verhältnisse in der evangelischen Flüchtlingsgemeinde Immenreuth. Sicherlich darf das Bild, das dieser Bericht vermittelt, nicht verallgemeinert werden, er wirft aber doch ein Schlaglicht auf die damalige Situation: „ D i e evangelische Flüchtlingsgemeinde Immenreuth besteht aus den Predigtstationen: Immenreuth, K u l m a i n , A h o r n b e r g , O b e r w a p p e n ö s t , Babilon, Waldeck, K e m n a t h , und hat etwa 1300 Seelen. D i e besondere N o t l a g e ist in der H a u p t s a c h e darin begründet, daß es sich u m Schlesier handelt, die auf d e m Wege ihrer Flucht durch das Gebiet der T s c h e c h o slowakei fast ihre gesamte H a b e verloren. D u r c h das H i l f s w e r k der Inneren M i s s i o n wurden sie nach allgemeinen A u s s a g e n bisher noch nicht unterstützt, die Caritas hilft in erster Linie den katholischen Flüchtlingen des Gebietes, die ebenfalls zahlreich sind. Bisher konnten aus dem H i l f s f o n d s des Pfarramts nur sehr geringe Beträge ausgegeben werden, da bei einer fast reinen Flüchtlingsgemeinde naturgemäß die Kollekteneinnahmen sehr gering sind. E s fehlt an allem! Ein großer Teil der Kinder besitzt kein H e m d , so daß die Mütter versuchen, aus Militärzeltbahnen welche anzufertigen. D e r Mangel an Schuhwerk übersteigt das Maß des Erträglichen. S o konnten im vergangenen Winter die H ä l f t e

auf den Kapazitätsverlust der westdeutschen Industrie nicht überschätzt werden. D e m zeitgenössischen Beobachter und Beteiligten mag das A u s m a ß erheblich höher erschienen sein als es sich im Nachhinein herausstellte. Vgl. d a z u die kritischen Bemerkungen in: E.U. HUSTER u . a . , Determinanten, S. 9 2 f f . 62 P. P. NAHM, Leben, S. 40.

Die Vertreibung und die Not im Aufnahmegebiet

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der Schüler den Unterricht nicht besuchen. Eine fast 50jährige Frau aus Guttenberg bei Waldeck läuft den fast 30 km weiten Weg nach Bayreuth barfuß. Ihre einzige Schuhbekleidung sind ein paar unter die Füße gebundene Holzsohlen. Schuhwerk wird wegen Mangels an Material von den einheimischen Schustern nicht repariert. Man kennt dort überhaupt keine Näh- und Schusterstuben, die für die Flüchtlinge tätig sind. Über die Hälfte der Flüchtlinge sind arbeitslos. Die Aufnahme seitens der einheimischen Bevölkerung läßt im allgemeinen zu wünschen übrig. Es fehlt nicht an kleinlichen Schikanen. Eine über 50 Jahre alte Frau mußte mit ihrer körperlich sehr schwächlichen Tochter auch im Winter unmittelbar unter dem Dach schlafen. In einem anderen Fall verbietet man die Aufstellung eines Weihnachtsbaumes. Hausgerät wird meistens nicht zur Verfügung gestellt, so daß es vorkommt, daß die Flüchtlinge in ihren Leerzimmern auf einer Schutte Stroh, statt eines Bettes schlafen müssen. Oder ein Quartiergeber verbietet einer Mutter, daß ihre leibliche Tochter sie besucht. Diese Fälle sind nicht einzeln, wo den Flüchtlingen seitens der Quartiergeber Beschränkungen auferlegt werden. Wo Flüchtlinge bei ihren Quartiergebern mitarbeiten, fehlt in fast allen Fällen die entsprechende Vergütung. Man verlangt für die Zurverfügungstellung des Wohnraumes Arbeitsleistungen, die in keinem Verhältnis zum Mietwert stehen und beschimpft bei Einwendungen die Flüchtlinge und droht dafür Sorge zu tragen, daß sie in Massenlagern untergebracht werden." 63

Nachträglich könnten solche Unzulänglichkeiten und Konflikte, die mit der Aufnahme der Vertriebenen einhergingen, leicht als Versagen einzelner interpretiert werden, sie waren aber sicherlich Ausdruck objektiver Schwierigkeiten, wie sie schon beschrieben wurden. Da die Städte kaum ausreichende Lebensbedingungen boten, drängten die Flüchtlinge auf das Land. „Das Flüchtlingsproblem ist zuallererst ein Problem des Dorfes", meinte Oberlandeskirchenrat Bartels auf der Ostkirchen- und Flüchtlingsreferententagung in Rothenburg ob der Tauber am 7. April 1948 64 . Damit waren nicht nur die schwerwiegenden materiellen Probleme, etwa das der Arbeitsplatzbeschaffung, angesprochen, sondern mehr noch Konflikte sozialer und psychologischer Art, die entstehen können, wenn verschiedene Gruppen aufeinandertreffen. Die Flüchtlinge, zum großen Teil zwar selbst aus dem bäuerlich-ländlichen Bereich stammend, sahen sich nun als Entwurzelte einer, zumindest scheinbar, weitgehend intakten Dorfgemeinschaft gegenüber. Hier trat ihnen in eigentlich vertrauter Form das entgegen, was sie selbst verloren hatten. Die aus dem Baltikum stammende Leiterin der Forschungsstelle der Ev. Akademie Hermannsburg, Stella Seeberg, hat bereits seit Herbst 1947 auf dieses Problem hingewiesen65. In einem Aufsatz, den sie im Sommer 1949 für das „Sonntagsblatt" verfaßte, beschreibt sie die Ursachen des Problems so:

" A D W , 480/01, Bd. I (ca. Juni 1946). 64 Protokollentwurf von Prof. Scheuner, S. 1 ( A O K A , C 2/1948). 65 Das geht aus Bartels' Referat hervor (ebd.). Allerdings haben sich diese Erkenntnisse in den nach der Hermannsburger Tagung vom 24.-28. 10. 1947 verschickten Resolutionen noch nicht niedergeschlagen (ADW, 480/01 vom 12. 11. 1947).

22

Wanderung und erste Ankunft

„Die alten Familien der Einheimischen bilden in jedem Dorf eine durch Verwandtschaft und Zusammenleben bis in die Vorfahren hinein festgefügte Gemeinschaft, in der jeder den anderen so genau kennt, daß er ihn auch ohne Worte versteht. Fremde wurden zunächst als störend empfunden, die Flüchtlinge aber in ganz besonders hohem Maße, weil sie durch ihre Überzahl die alten Formen des Gemeinschaftslebens aufzulösen drohen, an denen die Einheimischen auf kirchlichem und außerkirchlichem Gebiet hängen. Die Flüchtlinge ihrerseits haben alles verloren. Sie müssen ihr Leben ohne Eigentum neu anfangen und sind entsprechend - ob sie es wollen oder nicht - auf die Einheimischen angewiesen. Sie drängen in ihre Häuser und viele begreifen nicht, daß es möglich ist, daß sich für die Einheimischen wenig verändert hat, während sie selbst alles verlieren mußten. Oft können sie nicht einmal ihren früheren Beruf ausüben. Wenn sie zu Hause in Not geraten wären, würden Verwandte und Freunde in ihrem Dorf für sie eingetreten sein. Dieser Kreis hat aber ebenso zu existieren aufgehört wie ihr Eigentum, und sie können sich nicht damit abfinden, daß sie die Hilfsbereitschaft, die sie zu Hause ihren eigenen Dorfgenossen gegenüber gehabt hätten, in der Fremde nicht finden, und daß ihre Not so groß ist, daß alle ihnen geleistete Hilfe immer zu klein erscheinen muß. . ," 66

Die Einheimischen selbst empfanden freilich das Eindringen der Flüchtlinge in ihre angestammte Heimat als Bedrohung ihrer geordneten Welt: „Es darf nicht verkannt werden: auch die einheimische Bevölkerung brachte im Zeichen der Vertreibung große Opfer; sie verlor ein Stück Heimat im umfassenden soziologischen Sinn: den Frieden; die Ordnung und die Geschlossenheit der Wohnung wurden durch Flüchtlinge gestört." 67 Die kirchliche Vertriebenenarbeit mußte auf diese Situation der Ungleichheit sowohl mit karitativen als auch mit wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen reagieren. Die seelsorgerliche Betreuung und die Gemeindebildung waren genauso wichtig wie die Landbeschaffung und bäuerliche Ansiedlungen. Die führenden Männer des Hilfswerks waren sich der Brisanz dieser Probleme bald bewußt und versuchten mit ihrer Arbeit die „Proletarisierung" und „Vermassung", die ihrer Meinung nach den Flüchtlingen drohte, zu verhindern. Bezeichnend für die Entwicklung der deutschen Nachkriegszeit ist, daß sich die allgemeinen Lebensbedingungen zwischen 1949 und 1950 nicht besserten, sondern eher noch verschlimmerten. Das gilt für die materiellen Voraussetzungen ebenso wie für die atmosphärischen, also das Verhältnis von Einheimischen und „Neubürgern" 68 . Ein Situations66 Frau Seeberg geht im weiteren noch auf die spezifischen Schwierigkeiten einzelner Gruppen ein, wie der städtischen Vertriebenen, der vor der Vertreibung selbständigen Bauern und der Landarbeiter. Eine besondere Schwierigkeit für die beiden letzteren Gruppen besteht nach ihrer Ansicht in der geringen verbalen Verständigungsmöglichkeit: „Sie haben in ihrem bisherigen Leben nie geübt, menschliche Fragen in Worten auszudrükken und den anderen aus Worten zu verstehen. Jetzt fehlt ihnen diese Fähigkeit. . . " („Sonntagsblatt" von 4. 7. 1949).

V. Müller, Das östliche Deutschland, S. 772f. (zit. in: P. P. NAHM, Leben, S. 40). Vgl. zu den letzteren die oben S. 16 angestellten Erwägungen im Zusammenhang mit der schwindenden Hoffnung auf baldige Rückkehr. 67

68

Die Vertreibung und die Not im Aufnahmegebiet

23

bericht des Hilfswerk-Zentralbüros vom November 19466' stellt fest, daß die Möglichkeiten zur Lösung der gewaltigen Probleme, nämlich der Unterbringung, der Ernährung und der Ingangsetzung der lebenswichtigen Wirtschaftszweige, „ausgeschöpft sind" und daß „nur noch rasche Hilfe von draußen die Katastrophe verhindern kann" (S. 1). Der Bericht beschreibt die „bedrohliche Ernährungslage", er verschweigt aber auch nicht, daß die Vertriebenen schwerer als die Einheimischen „meist die völlige Unmöglichkeit, sich Haushaltungsgegenstände und Kleider und Schuhe zu beschaffen", empfänden. Allein in SchleswigHolstein lebten zu Beginn des Winters 300000 Menschen „ohne Betten und ohne Strohsäcke - auf Strohschütten - , viele von ihnen ohne Decken. Heiz- und Beleuchtungsmaterial sind Mangelware: . . . es gibt Flüchtlingslager, in denen selbst das Operationszimmer des Arztes ohne Lampe ist" (S. 5). Nach wie vor fehlten auch die einfachsten Mittel zur Selbsthilfe: „Die vielfach eingerichteten Schuh- und Schneiderwerkstätten, mußten bereits teilweise wieder geschlossen werden, weil kein Reparaturmaterial. . . beschafft werden [kann]" (S. 5). Es ist leicht vorstellbar, daß das Scheitern solcher Ansätze nicht nur die materiellen Hilfsmöglichkeiten langfristig beeinträchtigte, sondern auch den Willen der Betroffenen, die Not durchzustehen, schwächte. Der Tätigkeitsbericht 1946, den das Hilfswerk gegen Ende des Winters 1946/47, also etwa ein Vierteljahr darauf, erstattete70, spricht von einer „Verschärfung der Ernährungslage in einigen großen Teilen der drei westlichen Zonen", hervorgerufen durch das weitere Einströmen von Vertriebenen. In diesem Bericht wird zum erstenmal auch konkret davon gesprochen, daß die Moral der Menschen durch die langdauernden Leiden des Krieges und der Vertreibung empfindlich erschüttert sei. Das war in diesen Tagen des Neuanfangs eine gefährliche Entwicklung, die sich freilich schon seit längerem abgezeichnet hatte. „Es kann nicht geleugnet werden, daß diese Situation die sittliche Haltung der deutschen Bevölkerung beeinflußt und vielerorts die Hoffnung zerstört hat, ein neues Leben auf einer besseren politischen, sozialen und sittlichen Grundlage beginnen zu können" (S. 2 f.). Selbst bei gradueller und punktueller Milderung kann die Last der Not für die, die sie zu tragen haben, allein durch die Dauer schwerer werden. Im Jahrbuch des Hilfswerks 1945-1950 wird für das Jahr 1950 immer noch eine erhebliche Notlage festgestellt, die vor allem die Wohnungsfrage, die Arbeitslosigkeit und die Situation der Jugendlichen betrifft.

" A D W , 450, Bd. I. 70 Ebd.

24

Wanderung und erste Ankunft

Gegenüber den Berichten der frühen Nachkriegszeit fällt deutlich die unterschiedliche Entwicklung auf, die sich in diesen Bereichen für die Einheimischen und für die Vertriebenen ergeben hat71.

71 Vgl. JAHRBUCH 1945-1950, S. 52 ff. Abgesehen davon, daß 1950 in SchleswigHolstein, Niedersachsen und Bayern noch 250000 Menschen in teilweise völlig unzureichenden Lagern leben müssen, ist auch beim verfügbaren Wohnraum in den Städten eine Diskrepanz festzustellen: Bei der einheimischen Bevölkerung kommen 1,9 Personen, im Gegensatz zu drei Personen bei Vertriebenen, auf einen Wohnraum. Bei einem Vertriebenenanteil von 16,5% waren von 100 registrierten Arbeitslosen mehr als doppelt so viele, nämlich 38, Vertriebene. Vier Fünftel der vagabundierenden Jugendlichen sind Vertriebene. In einem Memorandum des Bundesvertriebenenministeriums vom 30. 4. 1956 wird für diesen Zeitpunkt geschätzt: 4 0 % befinden sich in einer Phase, in der es dem Vertriebenen noch nicht gelungen ist, sich eine Erwerbstätigkeit zu beschaffen und in der er noch auf öffentliche Fürsorgeeinrichtungen angewiesen ist, um seinen Lebensunterhalt decken zu können. Etwa 4 0 % der Vertriebenen ist die Begründung einer Erwerbstätigkeit gelungen, die jedoch nach Art, Sicherheit und Einkommenshöhe „noch nicht dem leistungsbedingten berechtigten Streben des Vertriebenen" entspricht. Etwa 50% der Vertriebenen sind „am Sozialprodukt nach Leistung und Können beteiligt" (AKK, 6454, Flüchtlinge, Anlage zu 1477 vom 22. 5. 1956, S. 4 u. 8).

Anteil der Evangelischen an der Wohnbevölkerung in den Kreisen. Stand vom 13.9.1950

Karte: Regina Bangert (nach Anlage zur Statistik der Bundesrepublik Deutschland Band 35, Heft 2)

Anteil der Vertriebenen an der Gesamtbevölkerung der Kreise. Stand vom 1.1.1956

EH3

35-53 Prozent

EID

30-35 Prozent

CHI I

25-30 Prozent I

HZ!

. Ländergrenze

.—

20-25 Prozent 15-20 Prozent

I

I

I

I 4,1-10 Prozent

10-15 Prozent

Kreisgrenze

Karte: Regina Bangert (nach „Die Vertriebenen In Westdeutschland" Bd. 1 Kiel 1959, S. 144)

Kapitel 2 G R U N D L A G E N DER VERTRIEBENENARBEIT DES HILFSWERKS DER EKD

Die Flüchtlings- und Vertriebenenarbeit der evangelischen Kirche wurde in diesen ersten Nachkriegsjahren vornehmlich vom Hilfswerk der evangelischen Kirche(n) in Deutschland ermöglicht und getragen. Es war für eine Zeitlang viel mehr als ein kirchliches Werk unter anderen: die ganze Kirche schien sich in ein Hilfswerk zu verwandeln. Von daher erscheint es sinnvoll, die materiellen, organisatorischen und ideellen Grundlagen des evangelischen Hilfswerkes im Rahmen der Voraussetzungen und Anfangsbedingungen kirchlicher Vertriebenenarbeit zu skizzieren. Als die wesentlichen Grundpfeiler der Arbeit des Hilfswerkes lassen sich Auslandshilfe und der Gedanke der Selbsthilfe ansehen. Dies gilt für die ideenmäßige und organisatorische Initiative ebenso wie für die materiellen Mittel der geleisteten Nothilfe, die aus beiden Quellen wenn auch in sehr verschiedenem Umfang - geschöpft wurden und noch für weit über das Vertriebenenproblem hinausreichende Perspektiven des wirtschaftlichen und politischen Wiederaufbaus, wie sie im Umkreis des Hilfswerkes entwickelt wurden.

1. Die Ökumene Die Bedeutung der Ökumene für die Entstehung des Hilfswerkes Die Anfänge der Pläne für ein Hilfswerk reichen in die ersten Kriegsjahre zurück. Eberhard Bethge 1 erwähnt eine ökumenische Arbeitstagung unter dem Thema „Die Verantwortung der Kirche für die internationale Ordnung" im April 1940. Die Veranstalter waren die Forschungsabteilung des Ökumenischen Rates in Genf und das Kirchliche Außenamt der DEK. Schon auf dieser Tagung soll es zu ersten Erörterungen über die Bildung eines ökumenischen Hilfswerks gekommen sein. Hans Schönfeld, der Direktor der ökumenischen Forschungsabteilung, übermittelte die Überlegungen, die in amerikanischen Kirchenkrei1

E. BETHGE, Bonhoeffer, S. 753.

28

Grundlagen der Vertriebenenarbeit des Hilfswerkes

sen und in der Genfer Zentrale aufgestellt wurden, an Eugen Gerstenmaier, den damaligen Konsistorialrat unter Bischof Theodor Heckel im Kirchlichen Außenamt. Das international wirksame Hilfswerk „sollte in Aktion treten, sobald die Waffen schwiegen - und auch Deutschland solle nicht ausgeschlossen sein". Schönfeld drängte Gerstenmaier, in Deutschland die Vorbereitungen für dieses Hilfswerk zu treffen, „die unerläßlich seien, wenn wir rechtzeitig damit kooperieren wollten", so berichtet Gerstenmaier später und fährt fort: „Da niemand wollen konnte, daß das geschlagene Deutschland zum bloßen Objekt, auch nicht zum bloßen Fürsorgeobjekt anderer, wurde, ging ich daran zu tun, was mir damals möglich war." 2 Daß die Vorbereitungen in Deutschland nur unter streng konspirativen Bedingungen möglich waren - schließlich bildete die Niederlage der deutschen Wehrmacht die „Arbeitshypothese" des Vorhabens - , bedeutete ein erhebliches Hemmnis für die Arbeit 2 *, die im Winter 1942/43 in Angriff genommen wurde 3 . Außer Schönfeld und Gerstenmaier waren noch Peter Graf Yorck von Wartenburg 4 und der Tegeler Gefängnispfarrer Harald Poelchau an den Vorbereitungen beteiligt 5 . Im Frühjahr 1943 legte Gerstenmaier dem „dafür in Frage kommenden Kirchenführerkreis der Deutschen Evangelischen Kirche z . H d . von Landesbischof Dr. Wurm" den Plan vor, „unmittelbar nach dem Zusammenbruch in der Verbindung mit dem römischkatholischen Episkopat Deutschlands ein Hilfswerk zu organisieren, das auf dem Gedanken der Selbsthilfe steht und versuchen soll, mit allen erreichbaren Mitteln dem Chaos zu begegnen" 6 . 2 2a 3

E. GERSTENMAIER, C o l l m e r , S. 13. Vgl. A . BOYENS, Kirchenkampf, S. 2 3 7 . „Hilfe für D e u t s c h l a n d " . R e d e in K i r c h h e i m / T e c k am 1. 1. 1946 (E. GERSTENMAIER,

Reden, S. 62). Vgl. zu den Einzelheiten, bes. dem Anteil des Einigungswerkes

unter

B i s c h o f W u r m an den Vorbereitungen für das Hilfswerk in Deutschland (Beschluß zur E r r i c h t u n g des „Selbsthilfewerks" der D E K v o m F e b r u a r 1 9 4 4 ) A. BOYENS, K i r c h e n kampf, S. 2 3 7 f f . 4

E r w a r Oberregierungsrat (später im Wehrwirtschaftsamt) und gehörte zu den G r ü n -

dern des Kreisauer Kreises. Vgl. H . ROTHFELS, O p p o s i t i o n , S. 120 und E . BETHGE, Bonhoeffer, S. 841 und 845. 5

E. GERSTENMAIER, R e d e n , S. 6 2 . A u c h Poelchau gehörte dem Kreisauer Kreis an. Vgl.

dazu und z u r kirchenpolitischen Orientierung dieser Personen E . BETHGE (Bonhoeffer) unter den im N a m e n s r e g i s t e r angegebenen Seitenzahlen. Z u den Beziehungen zwischen O R K und d e m Kirchlichen A u ß e n a m t vgl. A. BOYENS, Kirchenkampf, S. 19ff. Gerstenmaier hatte E n d e A u g u s t 1 9 3 9 das bis dahin v o n Friedrich-Wilhelm K r u m m a c h e r betreute zwischenkirchliche Referat im Kirchlichen A u ß e n a m t ü b e r n o m m e n . 6

M e m o r a n d u m v o m 16. 6. 1 9 4 5 betr. Selbsthilfewerk der Deutschen Kirchen (auszugs-

weise in: H . KRIMM, Quellen III, S. 187). D e r Gedanke einer Verbindung mit der römisch-katholischen Kirche entfällt dann nach Kriegsende angesichts der unterschiedlichen E n t w i c k l u n g der karitativen Organisationen beider Kirchen. D a ß er 1943

von

Gerstenmaier vorgebracht wird, hat jedoch Gründe, auf die unten S. 33 f. näher eingegangen wird.

Die Ökumene

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Während des Krieges hatte der Ökumenische Rat mit der Gründung einer „Abteilung für zwischenkirchliche Hilfe und Flüchtlingsdienst" die organisatorische Grundlage für das Hilfswerk geschaffen 7 , das entsprechend den evangelischen Kirchen der einzelnen Länder gegliedert war und dem auch das Hilfswerk der E K D eingegliedert wurde 8 . Die Urheberschaft der Ökumene bei der Errichtung des „Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland" tritt deutlich in dem Gründungsbeschluß hervor, wie er von der Kirchenversammlung in Treysa (27.-31. August 1945) gefaßt wurde 9 : Zugleich mit der Gründung des Hilfswerks wird darin der „im Rahmen des ökumenischen Aufbauwerkes arbeitende Nationale Wiederaufbau-Ausschuß der Evangelischen Kirche in Deutschland" konstituiert, der den „deutschen Zweig des Wiederaufbauwerkes des ökumenischen Rates der Kirchen" darstellt. Folgerichtig werden in dem vom Ratsvorsitzenden Bischof Wurm unterzeichneten Beschluß die „dem Ökumenischen Rat der Kirchen angehörenden deutschen Freikirchen. . . eingeladen, um den Nationalen Wiederaufbau-Ausschuß des gesamten im Ökumenischen Rat vertretenen deutschen Kirchen turns zu bilden". Dieser Einladung sind die Freikirchen gefolgt: Die Alt-Katholische Kirche, die Heilsarmee, der Bund Freier Ev. Gemeinden Deutschlands, der Bund Evang. Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, die Methodistische Kirche, auch die Brüderunität und die Mennoniten waren im Wiederaufbau-Ausschuß durch Bevollmächtigte /vertreten. Auf seiner Sitzung am 11./12. Juni 1947 in Bethel trug der Wiederaufbau-Ausschuß dieser Tatsache dadurch Rechnung, daß die Bezeichnung „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" in „. . . Kirchen. . ." abgeändert wurde 10 .

7 A . Vissert't H o o f t in: DANK, S. 7. Vgl. zur organisatorischen Struktur der ökumenischen Hilfe auch die Darstellung „Die zehn Aufbaujahre 1 9 3 8 - 1 9 4 8 " (Genf 1948), die in Auszügen bei H . KRIMM (Quellen III, S. 221 ff.) abgedruckt ist. Von größter Bedeutung war die Denkschrift „Reconstructions of Christian institutions in E u r o p e " , die Visser't H o o f t im September 1942 nach Gesprächen des Generalsekretärs des Nordamerikanischen Kirchenbundes, S. M c C r e a Cavert, mit dem Vorläufigen Ausschuß des O R K verfaßt hatte. Vgl. dazu A. BOYENS, Kirchenkampf, S. 233 ff.

' Vgl. CHR. BERG, Kirche, S. 30. Die ökumenische Wiederaufbauhilfe überhaupt wurde seit dem Frühjahr 1944 im „Department for Reconstruction and Inter-Church A i d " koordiniert (vgl. Α. BOYENS, Kirchenkampf, S. 236). 9

Abgedruckt in: H . KRIMM, Quellen III, S. 191 f.

Protokoll von Sitzungen des W A u. a. in: A D W . - Wenn J . DEGEN die Einbeziehung der Freikirchen lediglich auf die Frage des Empfangs und der Verteilung der von den nordamerikanischen Kirchen gestifteten Spenden reduzieren will, ist dem die konstitutive Bedeutung der ökumenischen Urheberschaft des Hilfswerks entgegenzuhalten (Diakonie, S. 19 ff.). 10

30

Grundlagen der Vertriebenenarbeit des Hilfswerkes

Die Bedeutung der ökumenischen Urheberschaft für die kirchliche Vertriebenenhilfe Die Mobilisierung der deutschen Selbsthilfe, die Tatsache, daß das diakonische Amt nach Kriegsende in einer Weise ins Zentrum des kirchlichen Handelns gestellt wurde wie nie zuvor, das bewußte Anknüpfen an kirchlich-soziale Traditionen des deutschen Protestantismus durch führende Persönlichkeiten des Hilfswerks sowie die ökumenische Verankerung der Arbeit des Hilfswerks bildeten die entscheidende materielle Voraussetzung für Entwicklung und Ausmaß der kirchlichen Flüchtlingshilfe, wie der diakonischen Arbeit der EKD überhaupt. Das gilt zunächst im Blick auf den materiellen Umfang der Hilfeleistungen. Zur Veranschaulichung mag eine Zahlenangabe des Hilfswerks der Ev. Kirche von Westfalen dienen: In der Zeit vom 1. Januar 1947 bis zum 30. Juni 1960 sind aus dem Ausland Spenden im Wert von 24247500,- D M eingegangen11. So muß darüber hinaus festgestellt werden, daß es vor allem die ökumenischen Grundlagen - und das heißt konkret: die internationalen Verbindungen, über welche die Leitung des Hilfswerks verfügte, gewesen sind, die das besondere Gewicht der Kirche im gesellschaftlichen Leben Nachkriegsdeutschlands, gerade auch im Vergleich zu den staatlichen Organen, ermöglicht haben. Auch darauf soll weiter unten noch eingegangen werden. Die ökumenische Verankerung der diakonischen Arbeit des Hilfswerks ist auch nicht ohne Einfluß auf dessen organisatorische Struktur geblieben, die schon allein entsprechend den Anforderungen der Vermittlung und Verteilung der internationalen Hilfsmaßnahmen in Deutschland zentralistisch ausgerichtet sein mußte: „Die Bevollmächtigten müssen in ihrem Gebiet die Notstände nach Dringlichkeitsstufen festlegen, sie dem Zentralbüro melden, wir leiten sie an das Reconstruction Committee in Genf, das Reconstruction Committee stellt für das Hilfswerk Güter zur Verfügung, das Zentralbüro verteilt wieder nach Dringlichkeitsstufen. Eingaben der regionalen Hilfswerke an das Reconstruction Committee sind völlig sinnlos, da Genf sie an das Zentralbüro zurückweist." 12

So beschrieb Gerstenmaier das Verteilungsverfahren auf der ersten Sitzung des Wiederaufbau-Ausschusses am 12. Dezember 1945. Diese aus der Auslandshilfe entspringenden Erfordernisse haben sich auch in der Wahl Stuttgarts als Dienstsitz des Zentralbüros des Hilfswerks niedergeschlagen: 1. war Stuttgart damals Sitz des Ratsvorsitzenden der EKD und bot von da aus die besten Möglichkeiten zur Zentralisation der

11 12

Dokumentation/Westfalen, S. 68 f. (VD 19). Protokoll der 1. Tagung des WA vom 12. 12. 1945, S. I f . (ADW).

Die Ökumene

31

Arbeit. 2. bot diese Stadt in der amerikanischen Besatzungszone optimale Kontaktmöglichkeiten zur Ökumene und zum Ausland überhaupt. Schließlich sei noch auf eine - historisch gesehen - wohl eher zufällige Tatsache hingewiesen, die sich aus der ökumenischen Verankerung des evangelischen Hilfswerks ergab, nämlich dessen günstigere Ausgangsbedingungen für eine großangelegte Nothilfe gegenüber denen der katholischen Caritasarbeit 13 . Zwar war die Caritas dem Wesen der römischkatholischen Kirche entsprechend von vornherein in einen internationalen - im Vergleich zum Ökumenischen Rat auch festeren - organisatorischen Zusammenhang eingebettet. Jedoch fehlt auf römisch-katholischer Seite allem Anschein nach14 eine den Aktivitäten des Ökumenischen Rates in den Kriegsjahren vergleichbare Vorbereitung auf das zu erwartende Elend und die notwendigen Hilfeleistungen nach Kriegsende. „Das Hilfswerk hatte von Anbeginn Fürsprache vom amerikanischen und britischen Hauptquartier (Dokument gezeichnet Dr. Michelfelder), sehr früh Auslandsbeziehung Organisation - Hilfe (Reconstruction Committee). Die Caritas hatte all das nicht. Ihre Zentrale,"der Vatikan, ist in komplizierter weltpolitischer Lage. Italien ist selbst bedürftig, die zweite katholische Macht Frankreich ebenfalls, Beziehung zu den im russischen Schatten stehenden Polen sind abgebrochen. Spanien und Südamerika lagen in den letzten Jahren auf der falschen Seite. Trotzdem ist eine Erhöhung der Caritas zum Hilfswerk der katholischen Kirche im Wachsen und der Kampf in den Hauptquartieren wird bald von uns nicht mehr allein geführt zu werden brauchen." 15

In dieser Situation lag der Schwerpunkt der Hilfeleistungen auf Seiten der nicht-römischen Kirchen Nordamerikas, des zum größten Teil nicht-römischen Vereinigten Königsreichs und des größtenteils protestantischen Schwedens. Aus allem erhellt die hervorragende Bedeutung, die für Entwicklung und Ausmaß der Nothilfe an den Vertriebenen, wie sie durch das Hilfswerk ermöglicht wurde, der ökumenischen Verankerung, den mehrjährigen Vorbereitungen auf seiten des Weltrates der Kirchen und der Verbindung zukommt, die einige kirchliche Persönlichkeiten des Widerstandes gegen Hitler, etwa über das Kirchliche Außenamt, zu diesen ökumenischen Kreisen pflegen konnten16.

13 Vgl. dazu die v o m Deutschen Caritas-Verband hg. Dokumentation von E. PÜSCHEL, Hilfe.

Wenigstens enthielt Püschels Dokumentation keinen Hinweis darauf. Einleitender Bericht auf der 1. Sitzung des W A am 12. 12. 1945, S. 2 ( A D W ) . 16 Das Hilfswerk ist dabei auch durch den Umstand geprägt worden, daß es sich bei diesen Kontaktleuten um eine bestimmte Fraktion im Widerstand gegen Hitler handelte. 14

15

32

Grundlagen der Vertriebenenarbeit des Hilfswerkes

2. Der Selbsthilfegedanke

als Interpretament

der

Vertriebenenbilfe

Mehr noch als die Bedeutung der Ökumene für Ausmaß und Durchführung der großen Nothilfe nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bewegte der Gedanke der „Selbsthilfe" die damals Beteiligten und erschien ihnen als bestimmende Kraft für die Arbeit des Hilfswerks. Wie aus Gerstenmaiers Memorandum „Betrifft: Selbsthilfewerk der Deutschen Kirchen" 17 vom 16. Juni 1945 hervorgeht, wurde dieser Gedanke bereits in dem ersten, im Frühjahr 1943 an den „Kirchenführerkreis der D E K " gerichteten Plan als grundlegend für den Aufbau eines Hilfswerks bezeichnet. Und in dem „Aufruf zur Selbsthilfe", mit dem sich Landesbischof Wurm als der erste Ratsvorsitzende der E K D und der Vorsitzende des neu errichteten Hilfswerks der E K D am 31. August 1945 an „die ganze evangelische Christenheit in Deutschland" wandte, heißt es: „Die Christenheit in Deutschland ist zur Selbsthilfe herausgefordert. Es geht um unsere eigenen Brüder und Schwestern." 18 In einem Vortrag über das Hilfswerk im Oktober 1945 stellte der - damals noch stellvertretende Generalsekretär des Hilfswerks die Selbsthilfe an die erste Stelle der Kräfte, deren Deutschland „abgesehen von der. . . in Erscheinung tretenden Hilfe des trotz allem noch freundlich gebliebenen Auslands" z,ur Hilfe in der N o t bedürfe19. Doch nicht nur im Zusammenhang unmittelbarer Nothilfe, sondern auch angesichts darüber weit hinausreichender sozialer und wirtschaftlicher Perspektiven der diakonischen Arbeit erscheint der Selbsthilfegedanke als ein Motor der Verwirklichung, sieht sich das Hilfswerk als ein Motor der Selbsthilfe: das Hilfswerk will sich, wie Pfarrer Christian Berg auf der vierten Tagung des Wiederaufbau-Ausschusses am 3. Mai 1946 sagt, zum „Sprecher und Förderer aller Bemühungen machen, um die Selbsthilfe der Flüchtlinge bei genossenschaftlichem Zusammenschluß für Siedlung und Arbeit zu wecken und zu fördern" 20 . Der Selbsthilfegedanke konnte aber auch, sobald die Linderung der ersten N o t auch einmal ein kurzes Stillehalten und Uberdenken erlaubte, mehr und mehr zum Leitbild der Forderung einer auf sämtliche Bereiche der Gesellschaft, gerade auch auf die Wirtschaft, auszurichtenden kirchlichen Diakonie werden, wie Gerstenmaiers Rede auf der ersten Kundgebung des Hilfswerks im Juli 1947 erkennen läßt21.

17

18 Vgl. oben S. 28. Abgedruckt bei H.KRIMM, Quellen III, S. 192 ff. 20 " CHR. BERG, Kirche, S. 13. Ebd., S. 35. 21 E. GERSTENMAIER: „Heimatlose - Flüchtlinge - Vertriebene, ihr Schicksal als Forderung an die Kirche." Rede bei einer Kundgebung des Hilfswerks der EKiD in Stuttgart am 24. 7. 1947 (Reden, S. 83 und S. 84f.).

Der Selbsthilfegedanke

33

Handelt es sich bei alledem immer um denselben Vorstellungsbereich oder verbergen sich hinter dieser häufig und gern geübten Verwendung des Begriffs „Selbsthilfe" nicht vielmehr Vorstellungen verschiedener Herkunft und je nach Arbeitsbereich, Personenkreis oder auch der jeweiligen Zeitumstände wechselnder Intention? Die Wurzeln des Selbsthilfegedankens im bürgerlich-nationalen Denken und im Widerstand gegen Hitler „Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland steht auf dem Gedanken der Selbsthilfe. W i r waren nie der Meinung, daß mit dem letzten Schuß dieses Krieges der Kaffee und der Zucker, die Butter und das Mehl uns nur so zufließen würden aus dem Ausland. W e r auch nur einigermaßen Welt- und Auslandkenntnis besaß und wußte, wie man über uns dachte, der mußte die naive Spekulation auf die Auslandshilfe bemitleiden und sich mit allem Ernst auf den Gedanken der schwersten Selbsthilfe einstellen. W i r haben das von Anfang an getan, nicht nur aus einer zutreffenden Beurteilung der Situation heraus, sondern vor allem auch deshalb, weil es uns entwürdigend erscheint, um fremde Hilfe zu bitten, solange wir nicht selbst das Äußerste versucht und getan haben." 2 2

Dieses Zitat ist Teil einer der ersten programmatischen Reden des Leiters des Hilfswerks. Gerstenmaier hielt sie unter dem Thema „Hilfe für Deutschland" am Neujahrstag in seiner Heimatstadt Kirchheim/ Teck. Die Rede offenbart wie keine andere den inneren Zusammenhang zwischen Selbsthilfegedanken und den nationalen Motiven, die einen Teil der Widerstandsbewegung gegen Hitler zum Staatsstreichversuch am 20. Juli 1944 veranlaßten. Gerstenmaier nennt diese militärische Aktion den „größten und opfervollsten Versuch der deutschen Selbsthilfe" 23 . E r galt nicht mehr der Abwendung der Niederlage, sondern nur noch ihrer Steuerung, konnte aber die „ungesteuerte Niederlage" dennoch nicht verhindern. „Wenn wir alle jenen Versuch der deutschen Selbsthilfe mitgetragen hätten, wenn wir. . . wachsamer und - ich muß es sagen - Deutschland getreuer gewesen wären", hätten - so Gerstenmaier - die nichtgesteuerte Niederlage und ihre Folgen vermieden werden können: „Tausende geschändeter Frauen, Zehntausende, Hunderttausende im Elend Umgekommener, 14 Millionen heimatloser Flüchtlinge." 2 4 Doch die Pflicht zur Selbsthilfe sieht Gerstenmaier auch in diesem Augenblick, in dem es darum geht, die Hilfsaufgaben größten Ausmaßes, vor die alle, Staat und Kirchen, durch die Folgen der ungesteuerten Niederlage gestellt sind. „Und so sicher es auch sein werde, daß wir diese Aufgaben aus eigener Kraft. . . nicht würden lösen können, so unerläßlich würde es doch sein, sie mit dem Rest unserer

22

E. GERSTENMAIER am 1. 1. 1946 (Reden, S. 64). Vgl. auch oben Anm. 3.

23

Ebd., S. 5 7 ; vgl. auch S. 60f.

24

Ebd.

34

Grundlagen der Vertriebenenarbeit des Hilfswerkes

Kraft und den letzten Mitteln, über die wir verfügten, anzugehen. So entwarfen wir den Plan des Hilfswerks." 25 Dieses aus bürgerlich national gesonnenen Kreisen des Widerstandes gegen Hitler entstammende Moment im Selbsthilfegedanken mag für die Vorbereitung und Gründung des Hilfswerks von einigem Gewicht gewesen sein. Bestimmend für die Entfaltung des Gedankens in der vielseitigen Praxis kirchlicher Vertriebenenhilfe ist es wohl nicht geworden. Immer deutlicher, besonders, seitdem mit den Hilfsmaßnahmen längerfristige Ziele und nicht bloß unmittelbare Nothilfe verbunden wurden, trat eine andere Komponente des Selbsthilfegedankens in den Vordergrund, ohne daß allerdings das nationale Moment dabei völlig herausfallen würde. Das „christlich-soziale" Erbe im Selbsthilfegedanken („Wiehern II") Sieht man von den im ersten Abschnitt behandelten materiellen Grundlagen der Nothilfemaßnahmen ab, so hat das christlich-soziale Moment im Selbsthilfegedanken wohl am sichtbarsten Form und Verlauf der kirchlichen Vertriebenenhilfe bestimmt, wie sich daran wohl auch am ehesten die Frage nach dem Verhältnis von gestecktem und erreichtem Ziel beantworten läßt. Nicht ohne Grund dringt die Selbsthilfeidee auf dem Feld der Gestaltung des sozialen Lebens erst zu einem Zeitpunkt stärker in die Öffentlichkeit, zu dem der Kampf um Linderung der unmittelbarsten N o t vieler Millionen im Elend befindlichen Menschen ein erstes Einhalten ermöglichte oder - anders gesehen - die genauere Bestimmung der nächsten längeren Wegstrecke notwendig machte. Die ersten Zeugnisse dieses Aufsehens von der Arbeit unmittelbarer Nothilfe finden sich im Sommer 1947. Sowohl in organisatorischer Hinsicht als auch im Sinne umfassender Bestimmung der kirchlichen Vertriebenenarbeit trifft man neue Anstrengungen. Standen sich bisher Hunger, Obdachlosigkeit, Kälte auf der einen und die Mobilisierung notwendiger Hilfskräfte und -mittel auf der anderen Seite gegenüber, gewannen nun auch andere Gegensätze schärfere Konturen, die von Besitzenden und Besitzlosen, von Berufstätigen und Arbeitslosen, von solchen, die in gesicherten Verhältnissen leben, und Ungesicherten. Neben die Hilfe zum Uberleben sollte die Hilfe zur Gerechtigkeit treten. „Die Hilfe der Kirche kann und darf sich nicht auf das Wenige beschränken, was ihr mit ihren eigenen freigespendeten Mitteln möglich ist. Diese Hilfe ist erste Hilfe und zusätzliche Hilfe, aber sie schuldet darüber hinaus den besitz- und heimatlos Gewordenen nicht nur ihren Trost und Rat, sondern das ungeteilte Eintreten für ihr Recht. Mit Improvisation 25

Ebd., S. 61.

Der Selbsthilfegedanke

35

und charitativen Maßnahmen ist es hier nicht getan. Wir werden zu einer Neuordnung der Besitzverhältnisse kommen müssen, die der Lage, in der wir uns heute befinden, angemessen ist und die Ausdruck der Solidarität eines Volkes sein soll, das unter schwerem Leiden das Recht und die Gerechtigkeit liebt. . . Hilfe zur Gerechtigkeit! Auch in diesem Zusammenhang ist von grundlegender Bedeutung die Hilfe, die uns nach Lage der Dinge heute nur von außen kommen kann. Die Zulassung des deutschen Volkes zur Arbeit als wichtigster Selbsthilfe ist ein Gebot der Gerechtigkeit, dem die Kirchen der Welt ebenso verpflichtet sind, wie die Kirchen Deutschlands. . . Weder die deutschen noch die Kirchen der Welt können die Entwicklung der Arbeitsverhältnisse und der Wirtschaft in Zukunft ignorieren. . . Die Freiheit zur Initiative, zum produktiven Versuch, zum konstruktiven Experiment ist nicht nur V o r recht des kirchlichen Werkes, sondern heute wieder eine seiner Pflichten. . ," 2 6

Dies sind Ausschnitte der programmatischen Rede „Heimatlose Flüchtlinge - Vertriebene, ihr Schicksal als Forderung an die Kirche", die Gerstenmaier auf der ersten öffentlichen Kundgebung des Hilfswerks am 24. Juli 1947 hielt. Er zeigte der Kirche damit einen Weg auf, der, von Johann Hinrich Wichern, Victor Aime Huber, Adolf Stoecker herkommend, über die Reform der Kirche zu einer Gesellschaftsreform führen sollte27. Etwas mehr als ein Jahr danach, bei der Jahrhundertfeier der Inneren Mission in Bethel, ging Gerstenmaier auf Ursprung und Ziel dieses Weges ausdrücklich ein28. Die kirchliche Flüchtlingsarbeit erscheint als Beispiel und Bestandteil einer „christlich rettenden Liebesarbeit", so Gerstenmaier in Wicherns Worten, die „mit gleichen Waffen und gleicher Rüstung wie ihre Gegner auf den Kampf- und Tugendplatz der Bewegungen [tritt], welche jetzt die Welt erschüttern" 29 . Und vorher heißt es: „In der Gestaltung der Selbsthilfe und der gegenseitigen Hilfe

E. GERSTENMAIER, Reden, S. 81 ff. Vgl. dazu den grundlegenden Aufsatz von E. GERSTENMAIER, Wichern Zwei. „Wichern I I " bedeutet den gesellschaftspolitisch relevanten 2. Teil des diakonisch-missionarischen Programms, während „Wichern I " rein karitative Leistungen der Kirche betrifft. 26

27

28 „Kirche und Öffentlichkeit". Rede bei der Jahrhundertfeier der Inneren Mission in Bethel am 29. 9. 1948 (E. GERSTENMAIER, Reden, S. 87-109). 29 Ebd., S. 103. Das Zitat ist Wicherns Denkschrift „Die innere Mission der deutschen evangelischen Kirche" entnommen (H. KRIMM, Quellen II, S. 250). Wie zur Zeit des Wittenberger Kirchentages die Denkschrift über die innere Mission eine eindeutige Stoßrichtung gegen Teile der damaligen demokratischen und sozialistischen Bewegung besaß (vgl. in Wicherns Rede am 22. 9. 1848 etwa die Hinweise auf die „radikalatheistische und kommunistische Partei in der französischen Schweiz", die namentliche Erwähnung von Johann Adam v. Itzstein, Friedrich Hecker und Robert Blum; J . H. WICHERN, Sämtliche Werke, Bd. I, S. 157f.), so wendet sich auch Gerstenmaier ausdrücklich gegen soziale Emanzipationsbestrebungen, die sich gegen die bürgerliche Gesellschaft überhaupt richten. Vgl. „Bleibende Aufgaben und neue Wege in der Arbeit des Hilfswerks." Vortrag am 30. 8. 1949 vor der Konferenz der Hauptgeschäftsführer (29./31. 8. 1949), Niederschrift vom 16. 9. 1949 ( A D W , 327, S. 5), sowie seinen Vortrag auf der Hamburger Flüchtlingstagung vom 2 2 . - 2 5 . 2 . 1 9 4 9 (HAMBURGER BERICHT, S. 9). Vgl. auch unten, S. 122 ff.

36

Grundlagen der Vertriebenenarbeit des Hilfswerkes

über Gemeinde-, Länder-, ja Reichsgrenzen hinweg, sind unsere Kirchen in den letzten Jahren ,ernsthaft an die Verwirklichung dieser Aufgabe' 30 gegangen. Unter dem Dach der evangelischen Kirchen in Deutschland leben heute nicht weniger als 20 Flüchtlingskirchen und Flüchtlingsorganisationen, im strengen Sinn des Wortes christliche Assoziationen der Hilfsbedürftigkeit selbst31, die einen gemeinsamen Kampf um ihr Dasein kämpfen." 32 Kirchliche Flüchtlingsarbeit erscheint als Modell für eine Kirche der Tat, die sich in ihrem diakonischen Handeln wesenhaft als Kirche äußert. Diakonie entzieht als Motor der Selbsthilfe „dem Subjekt-Objekt-Verhältnis, das die dauernde Gefahr der Fürsorge und Wohlfahrtspflege ist", den Boden33. Scharf die Diakonie von der Sozialpolitik des Staates trennend, mißt Gerstenmaier jener doch die Aufgabe zu, „experimentell und modellhaft für die Sozialpolitik des Staates wirksam zu sein"34. Kann hier in derselben Weise wie bei der ökumenischen Urheberschaft von einer unmittelbaren Bedeutung und Auswirkung auf die kirchliche Vertriebenenhilfe gesprochen werden, oder ist nicht auch die kirchliche Vertriebenenarbeit in das Scheitern einer an „Wichern II" orientierten Diakonie hineingezogen worden? Fast zwei Jahrzehnte nach der ersten öffentlichen Propagierung von „Wichern II" zog Gerstenmaier das Resümee, „Wichern II" habe sich „nicht wirklich" durchgesetzt35. In der Gründung der Hilfskomitees habe das Hilfswerk 1945 allerdings nach den Grundsätzen von „Wichern II" „nicht nur den Flüchtlingskirchen, sondern den Flüchtlingsmassen" Selbstgliederung und den Start zur landsmannschaftlichen Selbsthilfe36, allgemein: „Hilfe zur Selbsthilfe" angeboten. Blickt man auf das äußere Gefüge der kirchlichen Vertriebenenhilfe, so scheint sie tatsächlich einen Neuanfang im Sinne der Ideen von 1848 zu markieren: Das Hilfswerk wird der Kirche nicht als freier Verband angeschlossen, sondern wird ihr mit der in Treysa beschlossenen Regelung eingegliedert: Der Ratsvorsitzende ist der Vorsitzende des Wiederaufbau-Ausschusses, des Aufsichts- und Leitungsorgans des Hilfswerkes. Dessen Gliederung folgt der Gliederung der EKD, vom Zentralbüro über die landeskirchlichen Hauptbüros bis hin zur einzelnen 30

Ebenfalls ein Wichern-Zitat. Dies ist der mit dem Ausdruck „Hilfskomitee" verbundene Sinn, während das von Wichern zuweilen benutzte Wort „Hilfskomitee" wohl nur in technisch-organisatorischer Bedeutung benutzt wird (vgl. ζ. Β. H. KRIMM, Quellen II, S. 244). 32 E. GERSTENMAIER, Reden, S. 102 f. 33 E. GERSTENMAIER, Wichern Zwei, S. 474. 34 Ebd., S. 494. 35 Ebd., S. 475. 36 Ebd. 31

D e r Selbsthilfegedanke

37

Gemeinde. In der Grundordnung der E K D wird das Diakonat ins Zentrum kirchlicher Wesens- und Lebensäußerungen gerückt 37 . N u r der Blick auf den Verlauf der Arbeit in den ersten fünf Jahren des Hilfswerks kann aber die Frage beantworten helfen, ob die Vertriebenenarbeit tatsächlich dem an sie gestellten Anspruch genügt hat. Ist es sowohl der organisatorischen Form nach („christliche Assoziationen der Hilfsbedürftigen selbst") als auch in bezug auf die materielle Erfüllung der „sozialen Zwecke" der Vertriebenen zur modellhaften Entfaltung einer an „Wichern I I " ausgerichteten Diakonie gekommen, welche die Hilfsbedürftigen aus ihrer Atomisierung, ihrem bloßen Objektdasein als Empfänger kirchlicher und öffentlicher Wohlfahrt herausgehoben hat? Und im Blick auf die Kirche als ganze erhebt sich die Frage, ob die als kirchliche Lebens- und Wesensäußerung unverzichtbare Diakonie tatsächlich ihren Ausgang in der Gemeinde genommen hat, im gelebten und praktizierten „allgemeinen Priestertum", wie es Wichern in seiner Denkschrift über die innere Mission propagierte?

37

A r t . 15, A b s . 1: „Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen sind

gerufen, Christi Liebe in W o r t und T a t zu verkündigen. Diese Liebe verpflichtet alle Glieder der Kirche z u m Dienst und gewinnt in besonderer Weise Gestalt im Diakonat der K i r c h e ; d e m g e m ä ß sind die diakonisch-missionarischen W e r k e W e s e n s - und Lebensäußerungen der K i r c h e . " Allerdings vollzog sich diese „Verkirchlichung" der Diakonie nicht ohne Widerstände (vgl. E . GERSTENMAIER, W i c h e r n zwei, S. 5 1 0 und A n m . 9 auf S. 518). W i e n o c h zu zeigen sein wird, brachen zu Beginn des 6. Jahrzehnts die Widerstände gegen die „ W i c h e r n I I " - K o n z e p t i o n überhaupt auf der Synode der E K D offen aus. Weiterhin birgt die Z u s a m m e n s e t z u n g „diakonisch-missionarisch" in A r t . 15 einen W i d e r spruch z u m K o n z e p t einer sozialen oder politischen Diakonie in sich, auf den aber hier nicht weiter eingegangen werden kann. Vgl. dazu die Ausführungen über das Verhältnis v o n Leib- und Seelsorge unten S. 179 ff.

Β. DIE VERTRIEBENEN ARBEIT DES HILFSWERKS

VORBEMERKUNG

Angesichts der Schilderungen, Berichte, Statistiken, der Reden und Maßnahmen, die alle die millionenfache Flüchtlingsnot in Deutschland seit den letzten Kriegsmonaten und die Versuche der Linderung und Abhilfe betreffen, erscheint es unmöglich, das Geschehene einfach nach abstrahierenden Gesichtspunkten aufzugliedern, die Darstellung einzugrenzen - etwa mit typischen oder exemplarischen „Fällen" - , übergeordnete oder auch „vorwärtsweisende" Beurteilungsmaßstäbe daran anzulegen, ohne daß sofort der Eindruck entsteht, hier werde in ganz und gar unangemessener Weise beschrieben und beurteilt; beides, das millionenfache Elend und die millionenfache Hilfe, würde verfehlt werden in dem, was es für die damals Leidenden und Helfenden bedeutet hat. Die unmittelbare Hilfe für dreihundert Flüchtlingskinder, die dem Hungertode nahe von einem Pfarrer auf den Planken eines abgelegenen Oderkahns in Berlin entdeckt werden, die regungslos, mit ausgehöhlten Gesichtern, bedeckt von Geschwüren und Krätze daliegen, ist etwas so grundlegend anderes als die Regelung von liturgischen Fragen in einer Flüchtlingsgemeinde oder als diese oder jene vielleicht anstößige Praxis der Aufnahme eines Ostpfarrers in den Dienst einer Landeskirche, daß die Darstellung dieses Teils der Vertriebenenarbeit wohl nicht angegangen werden kann als bloßes Kapitel eines von durchgehender Systematik bestimmten Exposes, sondern nur im Bewußtsein der großen Distanz zwischen Darstellung und Geschehen und unter ausdrücklichem Verzicht auf jeden Anspruch, Wörter und Taten oder auch Wörter und Leiden auf eine Ebene heben zu wollen. Die vorliegenden Dokumentationsberichte und die Literatur zur Flüchtlingsarbeit des Hilfswerks spiegeln einige Male diesen Mangel wider, wenn sie bei der Schilderung der unmittelbaren N o t und der Hilfsmaßnahmen den gewohnten sprachlichen Duktus nach der einen oder anderen Seite hin einfach verlassen. Die Satz an Satz fügende Darstellung bricht ab, nur Einzelwörter, die ein Schlaglicht auf einen kleinen Ausschnitt der damaligen Situation werfen, sollen etwas von der Gewalt des Ganzen widerspiegeln. Oder der Berichterstatter versucht in anderer Richtung dieses Ganzen habhaft zu werden: in Zahlen. Das Gesamtgewicht der ausländischen Hilfssendungen, die einer bestimmten Landeskirche zugekommen sind, habe „11895897 kg" betragen, Bücher, Medikamente, Holzhäuser, Kälber und Kakaopulver zählen dazu. In beidem, Expression und Statistik, schlägt sich das Ausmaß des Geschehens nieder und wird etwas

42

Vorbemerkung

von der nahezu völligen Unmöglichkeit deutlich, jenes Geschehen angemessen beschreiben zu können. Wenn dem Abschnitt über die Vertriebenenarbeit des Hilfswerks eine solche Erwägung vorangestellt wird, dann nicht, um die folgende Darstellung der Kritik zu entziehen („so ist es nicht gewesen"), sondern um den Verzicht auf den Anspruch zu verdeutlichen, mit dieser Darstellung oder mit der Dokumentation überhaupt werde dieser Teil der kirchlichen Vertriebenenarbeit „dokumentiert" oder zusammengefaßt. Selbst wenn auf vielen hundert Seiten Teil auf Teil, Zahl an Zahl gefügt würden, käme damit das Ausmaß des Ganzen zum Vorschein? Soweit sie statistisch erfaßbar sind, sollen die damaligen Vorgänge - zumindest anhand einiger Beispiele - beschrieben werden. Damit soll und kann aber die Beschränkung der folgenden Darstellung nicht durchbrochen werden. Dargestellt werden sollen die Hilfsmaßnahmen vor allem, soweit sie von bestimmten kirchlichen Persönlichkeiten und Gremien geplant und eingeleitet wurden und damit bestimmte allgemeine Zielvorstellungen und Hoffnungen verbunden waren. Dargestellt werden soll das Bild der Kirche, das jene Persönlichkeiten und Gremien verwirklichen wollten, und es soll anhand des historischen Materials auf die Frage zu antworten versucht werden, inwieweit sich jene Hoffnungen verwirklichen ließen, welche Grenzen dabei sichtbar wurden. Es geht - anders ausgedrückt - im folgenden nicht um eine Darstellung der Gesamtheit der Hilfsmaßnahmen im kirchlichen Raum, angefangen vom einzelnen Gemeindeglied bis zu den zentralen Gremien der EKD, und der Wirkungen dieser Maßnahmen, sondern vor allem um die Darstellung der Anleitung der kirchlichen Hilfsmaßnahmen auf zentraler Ebene, die damit verbundenen unterschiedlichen Intentionen der damals Handelnden. Die Aufgliederung dieses Abschnitts ist deshalb auch an der Entwicklung des zentralen Gremiums der kirchlichen Flüchtlingsarbeit, also des Hilfswerks, ausgerichtet. Zäsuren, die in dessen Entwicklung festzustellen sind, sollen daher die Gliederung bestimmen. Wie sich bald herausstellen wird, ist dieser Ansatz keineswegs willkürlich gewählt, sondern liegt in der Struktur der evangelischen Flüchtlingsarbeit in den ersten Nachkriegs jähren in Deutschland. Sie war wesentlich Verteilung der Auslandshilfeleistungen. Darüberhinaus liegen die Wurzeln der Hilfswerk-Institution selbst im ökumenischen Bereich. Das Zusammentreffen dieses Faktors mit dem politischen Ansatz, den die Gründer mit dem Hilfswerk verwirklichen wollten („Wichern II"), und mit den ideellen und verfassungsmäßigen Strukturen der evangelischen Kirche im Nachkriegsdeutschland bestimmen die Entwicklung des Hilfswerks, seiner Struktur oder Grundordnung und seiner Arbeit. Diesen Momenten soll deshalb im folgenden nachgegangen werden.

Vorbemerkung

43

Allein schon das materielle Gewicht der Flüchtlingsnot seit 1945 bedeutet, daß damit auch Grundlagen der diakonischen Arbeit überhaupt und deren Entwicklung beschrieben werden.

Kapitel 3 DIE Ö K U M E N I S C H E HILFE FÜR DIE DEUTSCHEN VERTRIEBENEN

Die Situation in den ersten Nachkriegsmonaten ist von einem derartigen Massenelend gekennzeichnet, daß sich die wohlgemeinten Hilfevorbereitungen in den Kriegsjahren als unzureichend erwiesen. Die ersten Vertreter der Ökumene, Sylvester C. Michelfelder und Stewart Herman, beide führende Persönlichkeiten der nordamerikanischen lutherischen Kirchen, die nach Kriegsende Deutschland besuchten, waren gekommen, um die Frage der Mithilfe beim kirchlichen Wiederaufbau zu klären. Das, was sie dann in Deutschland an Ausmaß der materiellen Not, an Nahrungs- und Kleidungsmangel sahen, ließ sie den Schwerpunkt ihrer Arbeit erheblich verschieben 1 . A m 27. Juli 1945 richtete Michelfelder als Vertreter der amerikanischen Sektion des Lutherischen Weltkonvents beim Ökumenischen Rat der Kirchen aus Genf folgende „Botschaft an die Kirchen in Deutschland": „Gnade sei mit euch und Frieden in Jesus Christus, unserem Herrn! Liebe Brüder! Eure lutherischen Brüder in Amerika wissen um die Zerstörungen und die Kriegsschrekken, die über Euch gekommen sind. W i r sind uns darüber klar, daß die Zerstörungen Eurer Häuser, Kirchen und Städte vieles vernichtet hat, was Euch lieb und heilig war. W i r wissen, daß Krankheit, Hungersnot und Tod durch Euer Land schreiten. Unsere Herzen schlagen Euch in herzlicher Teilnahme entgegen. Unsere Gebete steigen für Euch alle zu Gottes Thron empor und dies nicht nur in unseren Gottesdiensten, sondern auch in der häuslichen Andacht. Eure lutherischen Brüder in Amerika suchen nach den besten Mitteln, um Euch zu helfen. Im Augenblick sind uns durch die alliierte Besatzungsbehörde Beschränkungen auferlegt. W i r möchten schon jetzt vieles unternehmen, - können es aber noch nicht tun. Die amerikanische Sektion des Lutherischen Weltkonvents, die ich vertrete, hat Pläne für die Euch zu leistende Hilfe ausgearbeitet. Wenn w i r die Glaubensverbundenheit, die einst so stark war, zwischen uns wieder neu erwecken können, dürfen wir hoffen, daß uns Millionen von Dollar als Spenden zufließen werden.

1 Vgl. E. GERSTENMAIER, „Hilfe für Deutschland". Rede in Kirchheim/Teck am 1 . 1 . 1946 (Reden, S. 70).

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

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Die Amerikanische Sektion des Lutherischen Welt-Konvents hat mich für ein Jahr zum Generalsekretär des Oekumenischen Rates der Kirchen nach Genf entsandt. Ich werde mich hier an den Beratungen des Wiederaufbau-Comitee beteiligen. Wir wollen Euch so wirksam und so rasch wie möglich helfen. Ich hoffe, daß ich bald selbst zu Euch kommen kann. Das amerikanische Volk war immer von einem großzügigen Geist beseelt; es hat ihn nicht verloren. Ich habe nicht nur die Aufgabe, unseren Freunden in Amerika über die Nöte der Pfarrer und der Völker im heimgesuchten Europa, sondern auch über den jetzt dort herrschenden Geist zu berichten. Darum warte ich gespannt auf Nachrichten. Wir wissen, daß viele unter Euch Gefangenschaft und Verfolgung erlitten haben um ihres Glaubens willen und wegen ihres Widerstandes gegen jene satanischen Mächte, die es versuchten, die Kirche Jesus Christus zu zerstören. Wir waren erschüttert, als wir erfuhren, daß so viele von Euch Brüdern für die Sache gelitten haben. Das Blut der Märtyrer ist immer noch der Samen der Kirche. Wir glauben, daß diese teuren Toten nicht umsonst gestorben sind. Wir glauben, daß sich im Lande der Reformation eine stärkere Kirche aus diesen Trümmern erheben wird. Gott haßt noch immer die Sünde, aber Er liebt den Sünder. Wo Ihr an Eurem Urteil geirrt habt, erkennt es an und wendet Eure Schritte zum Kreuze Christus, unseres Heilandes, zurück. Wenn Ihr grausamen und gotteslosen Führern vertraut habt, die Euch irregeleitet und betrogen haben, so bittet Gott um die Gnade und den Mut, es auszusprechen: ,Ich habe gefehlt.' - ,Wir haben gefehlt.' Ich betrachte es als ein besonderes Vorrecht, Euch die Grüße Eurer Brüder in Amerika zu übermitteln. Sie warten mit Spannung auf eine Botschaft von Euch. Vor Gottes Thron haben wir alle gesündigt und sind auf Irrwegen gegangen. Der Gott des Friedens und der Hoffnung sei Euch allen gnädig und erhalte uns in der Gemeinschaft des Glaubens an unseren Herrn Jesus Christus. Er kennt und versteht uns. Er ist bereit, uns zu helfen. Möchten wir uns wieder gemeinsam dem Dienste Dessen widmen, der gesagt hat: ,Ich will bauen meine Gemeinde.' Laßt uns in aller Müdigkeit und Versuchung niemals seine Verheißung vergessen: .Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Weltende'. Amen." 2

Seiner in den Kriegsjahren bereits eingerichteten Wiederaufbau-Abteilung gliederte der Ökumenische Rat die Sonderabteilung „Materielle Nothilfe" ein, deren Leitung Michelfelder ausübte. Als Richtpunkt für die Verwendung der Hilfsmittel wurde zunächst das Verhältnis 4 : 1 zugunsten der Nothilfe - später 2 : 1 und dann 1 : 1 festgelegt. Im Jahrbuch des Hilfswerkes heißt es dazu: „Die akute Daseinsbedrohung der Menschen, wie sie bei jeder Ankunft eines Transportes aus dem Osten von neuem ins Bewußtsein trat, machte es unmöglich, der Versorgung mit Bibeln und Gesangbüchern den Vorrang gegenüber der Rettung vor dem Verhungern und Erfrieren einzuräumen." 3 Mit einem Geldbetrag von 2 0 0 0 0 US-Dollar im Sommer 1945, die dem Hilfswerk zum Ankauf der „im Augenblick in Deutschland am dringendsten nötigen Gegenstände" von Michelfelder zur Verfügung gestellt worden waren, begann eine internationale Hilfsaktion, die dem 2

ADW, 450,1.

3

JAHRBUCH 1945-1950, S. 14.

46

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

Hilfswerk in den ersten fünf Jahren seines Bestehens die Verteilung von Gütern im Wert von rund 200 Millionen DM und von 28,5 Millionen D M an Geldspenden aus dem Ausland ermöglichte". Mit der Übergabe der 20000 Dollar wurde erstmalig eine Mauer durchbrochen, die sich um das Elend in Deutschland gezogen hatte. Ohne die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen wäre diese Mauer sicherlich noch geraume Zeit unüberwindbar geblieben. Dies mag allein daraus deutlich werden, daß es ein Jahr gedauert hat, ehe die Regierungen der Siegerstaaten das Verbot, karitative Hilfe nach Deutschland zu senden, aufzuheben bereit waren 5 . Das Hilfswerk war von seiner Entstehung her6 eine ökumenische Institution, Teil des ökumenischen Wiederaufbauwerkes, das zur Vermittlung der Hilfeleistungen bereits in den Kriegsjahren gegründet worden war. Der Wiederaufbau-Ausschuß, oberstes Leitungsorgan des Hilfswerks, dem der Ratsvorsitzende der E K D von Amts wegen präsidierte, arbeitete „im Rahmen des ökumenischen Aufbauwerkes", wie es in der Treysaer Gründungserklärung vom 31. August 1945 heißt7. Vertreter des deutschen Wiederaufbau-Ausschusses nahmen im November 1945 „als Gleichberechtigte" an der Sitzung des ökumenischen Wiederaufbau-Ausschusses teil®, so wie im selben Monat erstmalig deutsche Vertreter auf der Ebene völliger Gleichberechtigung an der ersten Sit5 Ebd., S. 18. Ebd., S. 17 und 131. 7 H. KRIMM, Quellen III, S. 191. Vgl. dazu oben S. 27ff. 8 JAHRBUCH 1 9 4 5 - 1 9 5 0 , S. 18. Obwohl angesichts der Genese des Hilfswerkes ohnehin eine Folgerichtigkeit in der deutschen Teilnahme am ökumenischen Aufbauwerk liegt, darf hier doch nicht völlig die Stuttgarter Erklärung vom 18. 10. 1945 in ihrer Bedeutung außer acht gelassen werden. Das eminente Gewicht des Hilfswerkes und seines ökumenischen Grundpfeilers bildet aber einen Faktor in den gestaltenden Kräften der evangelischen Kirche im Nachkriegsdeutschland, der wohl mit vollem Recht als eigenständiger neben der Bekennenden Kirche und den Erfahrungen des Kirchenkampfes anzuerkennen und davon zu differenzieren ist. Das Problem „Bekennende Kirche und Hilfswerk" (so der Titel einer kurzen Ansprache des Generalsekretärs des Hilfswerkes, Pfarrer CHR. BERG (Hilfswerk, S. 137ff.), kann hier nicht erörtert, sondern nur angezeigt werden. Der Blick auf die führenden Persönlichkeiten gibt kaum näheren Aufschluß. So haben Leute wie Schönfeld, Gerstenmaier, Herbert Krimm und Poelchau sich nicht der Bekennenden Kirche zugerechnet, andererseits finden sich unter den führenden Mitarbeitern auch Anhänger der Bekennenden Kirche, wie ζ. B. Poeichaus Nachfolger, Christian Berg. Zur Erörterung der Frage müßte vielmehr auf die unterschiedliche Gewichtung der kirchlichen Arbeit und des kirchlichen Lebens im Volk durch die führenden Persönlichkeiten des Hilfswerkes und durch die Kräfte der Bekennenden Kirche und des Reichsbruderrates gelenkt werden. Die Auseinandersetzungen um die Grundordnung des Hilfswerkes, die Weißenseer Synode der E K D und die Entscheidung von 1951 (Hilfswerkgesetz) wären dabei ebenso zu berücksichtigen - gerade auch in ihrem politischen Bezugsrahmen („Wichern I I " ) - wie einzelne Aussagenbereiche, ζ. B. zu den Ursachen der deutschen Notlage. Möglicherweise liegt ein Schlüssel für die kirchen- und allgemein politische Entwicklung der Hilfswerkarbeit gerade auch schon in den kirchlichen Auseinandersetzungen zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes. 4

6

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

47

zung des Exekutiv-Komitees des Ökumenischen Rates teilnahmen, was zu Recht als Folge der Stuttgarter Erklärung vom 18. Oktober 1945 angesehen wird. Andererseits zeigt die Vorgeschichte des Hilfswerks der EKD, daß außer der Verbindung, die aufgrund des Kirchenkampfes der Bekennenden Kirche bald nach Kriegsende zwischen EKD und Ökumene zustande kam, auch eine damit nicht unmittelbar zusammenhängende Verbindung durch Vorgeschichte und Arbeit des Hilfswerkes bestarid, die - zumindest im kirchlichen Bereich - Deutschland aus seiner Isolation herauszuführen vermochte. Die bisherige Schilderung der Hilfsaktionen und damit zusammenhängender Vorgänge darf allerdings nicht zu der Annahme verleiten, als wären sie gewissermaßen automatisch aus der ökumenischen Verankerung der Hilfe hervorgegangen. U m in Nordamerika, in der Schweiz, in Schweden und woher sonst Hilfe nach Deutschland gekommen sein mag, die Bereitschaft in den einzelnen Kirchen und Gemeinden zu wecken, für Deutschland zu spenden und Opfer zu bringen, bedurfte es erheblicher Anstrengungen sowohl auf Seiten der Ökumene als auch des deutschen Hilfswerkes. Als wichtigstes Instrument dazu dienten möglichst ins einzelne gehende, sachlich abgefaßte Berichte des Hilfswerkes über die Flüchtlingssituation in Deutschland. Mit diesen Berichten, die häufig noch durch photographisches Material ergänzt waren, sollte das „Komplott des Schweigens", wie Gerstenmaier 9 es einmal nannte, in der Weltöffentlichkeit durchbrochen werden. Wie für das Ausmaß der Schwierigkeiten bei der Bewältigung der deutschen Flüchtlingsnot, so wirkte sich gerade auch bei diesem „Kampf um die Wahrheit" 10 eine Tatsache besonders negativ aus, daß nämlich die großen Flüchtlingshilfeorganisationen der Vereinten Nationen, U N R R A und - als Nachfolgerin - IRO, sich für das deutsche Flüchtlingselend nicht verantwortlich fühlten, wenn man von den nichtdeutschen Flüchtlingsgruppen in Deutschland, den sogenannten DP's (displaced persons) absieht11. Diese Tatsache verleiht der ökumenischen Hilfe an den deutschen Vertriebenen ein noch höheres Gewicht im Kampf um das Aufmerken der Weltöffentlichkeit. Ein frühes Zeugnis hierfür findet sich in einer Aktennotiz, die der Amerikaner Dr. Zigler und der Schwede Birger Forell am 23. 9. 1945 aufzeichneten:

' E. GERSTENMAIER, R e d e n , S. 79. 10

(S.

So überschreibt das JAHRBUCH 1945-1950 das Kapitel über das Berichtswesen

19).

11

Die Aberkennung des Flüchtlingsstatus wurde damit begründet, daß die Vertriebenen ja nicht in das Ausland, sondern lediglich in ihr Land oder innerhalb ihres Landes geflüchtet seien.

48

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

„Im Anschluß an die Gründung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche ist ein Telegramm von Herrn Landesbischof Wurm an den Erzbischof von Schweden gerichtet worden mit der Bitte um jede moralische und materielle Unterstützung. Daraufhin haben Freundeskreise in Amerika, England und Schweden Fühlung miteinander genommen, um die Situation in diesen verschiedenen Ländern zu klären. Wir als Vertreter zwei dieser Nationen, USA und Schweden, haben festgestellt, daß ein großes Verständnis vorliegt für eine tatkräftige Hilfe der christlichen Kirche nicht nur in dem sogenannten „Reconstruction Committee" sondern für eine weitgehende Hilfsaktion, die sich über das ganze Volk erstreckt. Dr. Zigler, hier anwesend als Vertreter der Amerikanischen Brüdergemeinde und gleichzeitig Kriegsgefangenenhilfe vom Y.M.C.A., und Pfarrer B. Forell als Vertreter des Herrn Erzbischof in Upsala und der Kriegsgefangenenhilfe vom Y.M.C.A. (Schweden) geben folgendes bekannt: In England hat der Freundeskreis durch den Bischof von Chichester in Zusammenarbeit mit Victor Gollancz, Prof. Gilbert Murray aus Oxford und der Vizekanzler der Universität Oxford, Prof. Lindsay, einen Aufruf an die englische Öffentlichkeit durch die englische Presse gerichtet, in dem gebeten wird, daß alle, die bereit sind, von ihren Rationen einen Teil für Verpflegung von deutschen Kindern abzugeben, eine Meldung an die Adresse „Safe Europe N o w " , London, machen sollen. Es besteht die Absicht, sobald man einige Tausend solcher Adressen gesammelt hat, sich damit an die Regierung zu wenden und um Erteilung der Erlaubnis zu bitten, diese gesparten Rationen nach Deutschland abzugeben. Es ist kein Zweifel darüber, daß viele Leute, besonders in der Kirche, diese Meldung machen werden. Pfarrer Forell hat im April mit Elsa Brändström verhandelt, die erklärt hat, sie wäre bereit, wieder nach Deutschland zu gehen, um dem deutschen Volk in der größten N o t seiner Geschichte zu helfen. Daraufhin sind Verhandlungen geführt worden mit Herrn Dr. Lilje und Pastor von Bodelschwingh, die den Vorschlag unterstützt haben, an Elsa Brändström die Bitte auszusprechen, im Rahmen des Hilfswerks der evangelischen Kirche die Organisation besonders für die Kinderfürsorge in ganz Deutschland zu übernehmen. Pfarrer Forell bittet den Herrn Landesbischof und die Kirchenleitung um eine Zustimmung hierzu und wird dann sofort ein Telegramm an Elsa Brändström abschicken und bitten, daß sie sich für diese Aufgabe bereitstellt. Unsere amerikanischen Freunde haben Verhandlungen geführt mit der Militärregierung in der Britischen Zone und die Frage gestellt, wie sich die Regierung stellen würde, wenn von außerhalb Sammlungen an Kleidern etc. unternommen würden und ob mit Unterstützung von Seiten der Regierung für Transport zu rechnen wäre. Eine wohlwollende Zusage, vorläufig nur mündlich, ist abgegeben und vorläufig auch nicht bekanntgegeben worden, aber der Kirchenleitung zur Kenntnis gebracht. Wir rechnen damit, daß wir sofort gewisse in Amerika und Schweden schon eingesammelte Mittel zur Verfügung stellen können und würden diese Sammlungen gerne dann an die Adresse des Hilfswerks der evangelischen Kirche schicken. Wir bitten darum, daß wir sobald wie möglich - am besten vielleicht zu leiten an den Schwedischen Erzbischof - die Mitteilung bekommen, welche Vertreter in den verschiedenen Landeskirchen als Hauptbeauftragte dieses Hilfswerks eingesetzt sind. U m unsere Arbeit im Auslande zu unterstützen, sind gewisse Unterlagen für uns unbedingt notwendig, weil die Kenntnisse über die tatsächliche Situation in Deutschland im Auslande sehr spärlich sind, und weil die wildeste Fantasie von der Entfernung aus sich nicht ausmalen kann, wie es wirklich in Deutschland aussieht. Wir legen deswegen Wert darauf, sobald wie möglich aus den verschiedenen Zonen und Landeskirchen solche Unterlagen zu bekommen. Es ist zu empfehlen, daß man dabei in engster Fühlung mit den offiziellen kirchlichen Verbindungsoffizieren, die in den verschiedenen Zonen arbeiten, bleibt." 12 12

A D W , 450, I.

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

49

Anfang des Jahres 1946 verabschiedete der Vorläufige Ausschuß des Ökumenischen Rates eine Resolution über „Umsiedlungen von Bevölkerungen". Sie wurde im Ökumenischen Pressedienst vom Februar 1946 veröffentlicht. Da sie wie kaum ein anderes Dokument im ökumenischen Bereich die Notlage in Deutschland offen ausspricht und bereits zu einem so frühen Zeitpunkt zu Fragen der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung Deutschlands Stellung bezieht, die weit über die unmittelbare Nothilfe hinausreichen, sei auch sie hier im Wortlaut wiedergegeben: „Die Potsdamer Konferenz hat beschlossen, daß alle Umsiedlungsmaßnahmen auf geordnete und menschliche Weise zu erfolgen hätten. Sie erkannte an, daß das Einströmen einer großen Zahl von Deutschen in das verkleinerte Deutschland die bereits von den Behörden des Landes getragene Last erheblich vermehren würde, und daß daher das Problem mit besonderer Berücksichtigung der gerechten Verteilung dieser Deutschen auf die einzelnen Besatzungszonen zu prüfen sei. Sie ordnete an, daß die Verteilung der Aussiedlung unter Berücksichtigung der bestehenden Lage in Deutschland auf eine bestimmte Zeitspanne abgeschätzt werde. Die Konferenz hat verlangt, daß während der Dauer dieser Prüfung von weiteren Vertreibungsmaßnahmen vorläufig abzusehen sei. Diese Vorschläge der Potsdamer Konferenz sind nicht ausgeführt worden; vielmehr haben die Umsiedlungsmaßnahmen große Härten, Not und Leid für Millionen Menschen, einschließlich sehr vieler Frauen und Kinder mit sich gebracht. Krankheit und Tod in erschreckendem Ausmaß sind die Folge. Dieser Zustand ist eine Herausforderung des christlichen Gewissens; er hat die christlichen Kirchen erneut zu ihrer Verantwortung für die leidende Menschheit wachgerufen. Obwohl der V.A. anerkennt, daß neuerdings einige Anstrengungen zur Einhaltung der Bedingungen des Potsdamer Abkommens erfolgt sind, ersucht er dringlich die Alliierten Regierungen sowie die Organisation der Vereinigten Nationen, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um 1. angemessene Hilfe für die bereits Ausgesiedelten sicherzustellen, die sich in Not und Elend befinden; 2. um für die Einhaltung der Potsdamer Vereinbarungen bei weiteren Aussiedlungsmaßnahmen zu sorgen, d.h. daß diese auf geordnete und menschliche Weise vor sich gehen; insbesondere, daß geeignete Transportmittel, persönlicher Schutz und angemessener Reiseproviant zur Verfügung stehen; daß geeignete Vorkehrungen im voraus für den Empfang der Deportierten in ihrem Bestimmungsorte getroffen werden; 3. um schließlich eine Aufsicht seitens der Organisation der Vereinigten Nationen über die Durchführung der zweckmäßigen Seßhaftmachung aller Ausgesiedelten in ihren neuen Heimstätten herbeizuführen. Außerdem ist die Politik der an der Besetzung Deutschlands beteiligten Mächte, wenn auch noch unbestimmt und ohne Zusammenhang, dennoch deutlich auf eine so radikale Beschränkung der deutschen Industrie und Ausfuhr gerichtet, daß diese einzig und allein durch eine lange militärische Besetzung erzwungen werden könnte. Der V.A. ist überzeugt, daß diese Politik, die durch die zwangsmäßige Uberführung großer Volksgruppen aus anderen Ländern in das verkleinerte Deutschland erschwert wird, nochmaliger Prüfung unterworfen werden sollte. Falls dies nicht geschieht, so wären Millionen von Deutschen dazu verurteilt, entweder auf unbestimmte Zeit als Wohlfahrtsempfänger ihr Leben zu fristen oder aber Hungers zu sterben, bis daß die überlebende Bevölkerung innerhalb der neuen Grenzen existieren kann. Solche Politik aber wäre nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa verderblich. Ferner bittet der V.A. die alliierten Regierungen und die Organisation der Vereinigten

50

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

Nationen dringend, das altüberlieferte Asylrecht für politische Flüchtlinge, die keines gemeinen Verbrechens schuldig sind, neu zu bestätigen und durchzuführen, und diese Flüchtlinge vor zwangsweiser Heimschaffung gegen ihren eigenen Willen zu schützen. Genf, Februar 1946." 13

Die oben bereits abgewiesene Vorstellung einer ökumenischen Automatik der Flüchtlingshilfe hält noch in anderer Hinsicht den Aussagen der Quellen nicht stand: Der Einsatz der ökumenischen Gremien war nicht immer von dieser Klarheit und Entschiedenheit, wie sie die eben zitierte Resulution des Vorläufigen Ausschusses kennzeichnet. Vielmehr wurde auf deutscher Seite die Mahnung an die ökumenischen Kreise für nötig gehalten, sich noch deutlicher zum Anwalt des deutschen Elends in der Weltöffentlichkeit zu machen und gegen das „Komplott des Schweigens" in der Weltpresse und -öffentlichkeit noch stärker anzugehen. In diesem Sinne forderte Gerstenmaier im Juli 1947, „daß noch mehr glaubwürdige Zeugen der Christenheit jenseits der deutschen Grenzen auftreten" 14 . Mehr als ein halbes Jahr zuvor hatte der Generalsekretär des Hilfswerkes deutliche Kritik (wenn auch „wie es einem Deutschen heute zukommt, mit sparsamen Worten und verhalten") an der Flüchtlingskommission des Ökumenischen Rates geübt: „Mit Schmerz und Enttäuschung. . . vernehmen wir, daß die Flüchtlingskommission des Weltrats sich. . . offenbar nur am Rande mit der unerträglichen deutschen Flüchtlingssituation, in deren Strudel Millionen gerissen sind, beschäftigt hat. Dabei ist sie über diese Flüchtlingslage in Deutschland durch eine Fülle von vorbildlich-sachlichen wie erschütternd-konkreten Berichten unseres Flüchtlingskommissars West im ZB. 15 des Hilfswerks genau orientiert. Weil unser Mund aus sehr naheliegenden Gründen zu schwach ist, die Not hörbar und wirksam genug hinauszuschreien, müßte sich nicht Genf auch zum Mund der deutschen Flüchtlingsnot vor aller Welt in der gebührenden Stärke machen? Nicht nur aus der Erwartung nach wirksamer Hilfe, wie sie alle unsere Bemühungen allein nicht herbeiführen können, sagen wir das: Noch viel mehr aus der Sorge heraus, daß das Schweigen und zaghafte Handeln der dazu Berufenen - und das sind vor den Völkern der Welt unsere Brüder in der Ökumene - neue schwere Gerichte nach sich zieht."' 6

Diese Mahnung läßt etwas davon ahnen, daß auch im ökumenischen Bereich, wenigstens teilweise, um Verständnis für die Notlage der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge geworben werden mußte. Dieses Bemühen darf in seiner Bedeutung für die Linderung der Flüchtlingsnot in Deutschland überhaupt auf keinen Fall unterschätzt werden, waren doch die kirchlichen - sowohl die ökumenischen als auch die

13 EZA BERLIN, E K D 1/442 (Umlauf vom 12. 4. 1946). Elfan Rees, Leiter der Flüchtlingsabteilung des Ökumenischen Rates, würdigte diese Entschließung drei Jahre später in

s e i n e m V o r w o r t z u m H A M B U R G E R B E R I C H T , S . 4 f. 14

E . GERSTENMAIER, R e d e n , S. 79.

D. h. „Zentralbüro", die damalige Hauptgeschäftsstelle des Hilfswerks in Stuttgart. Referat von CHR. BERG „Flüchtlingshilfe als Aufgabe der Kirche" am 8. 1. 1947 (Auftrag, S. 75). 15

16

Die ökumenische Hilfe für die deutschen Vertriebenen

51

römisch-katholischen - Kanäle damals die beinahe einzige Möglichkeit, umfassend für Hilfsmaßnahmen im Ausland zu werben. Von da aus wird wohl auch verständlich, daß die Art und Weise, in der das Flüchtlingsproblem auf der Konferenz des Lutherischen Weltbundes 1947 in Lund und auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates 1948 in Amsterdam behandelt wurde, genauer gesagt: die Tatsache, daß es überhaupt behandelt wurde, in den Kreisen, die mit der Flüchtlingshilfe in Deutschland befaßt waren, dankbar als Unterstützung angenommen wurde 17 . Den Höhepunkt des propagandistischen Einsatzes der Ökumene für die deutsche Vertriebenenhilfe bildet zweifellos die Hamburger Konferenz vom 22. bis 25. Februar 1949 18 . Auf Beschluß der Flüchtlingskommission des Ökumenischen Rates galt diese internationale Konferenz, die vom Weltrat und vom Hilfswerk der E K D gemeinsam vorbereitet worden war, ausschließlich dem deutschen Flüchtlingsproblem". Wenn - auch rückblickend - der kirchlichen Flüchtlingshilfe bei der Lösung des deutschen Vertriebenenproblems insgesamt ein einzigartiges Gewicht beigemessen werden muß, so liegt der Hauptgrund hierfür mit Sicherheit in dieser ökumenischen Hilfe, die über das Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland an die Vertriebenen weitergeleitet werden konnte oder diesen indirekt auf andere Weise zugute kam.

17

D i e Resolutionen v o n L u n d und A m s t e r d a m sind abgedruckt in: H . KRIMM, Quellen

III, S. 2 3 0 f f . K r i m m überschreibt die Erklärung v o n L u n d : „ D u r c h b r u c h durch die M a u e r des internationalen V e r s c h w e i g e n s . " D i e A m s t e r d a m e r Resolution geht ausdrücklich auf die „Flüchtlinge deutscher A b s t a m m u n g " ein und fordert, sie „unter den Schutz der Internationalen Flüchtlingsorganisation der Vereinten N a t i o n e n zu bringen". Dieser Passus w u r d e auf A n t r a g der deutschen Vertreter in die Resolution aufgenommen. Allerdings k o n n t e die F o r d e r u n g bei den Vereinten N a t i o n e n nicht durchgesetzt werden.

Vgl.

außerdem die Stellungnahme v o n E . Rees auf der A m s t e r d a m e r K o n f e r e n z (zit. von H . - J . I w a n d in: BETHEL 1 9 4 9 , S. 130). 18

Vgl. dazu HAMBURGER BERICHT.

" Z u den auf der H a m b u r g e r K o n f e r e n z entwickelten Vorstellungen vgl. unten S. 125, 131, 3 1 9 , 4 3 3 . Ein J a h r später fand in Salzburg (vom 17. bis 19. 1 . 1 9 5 0 ) eine K o n f e r e n z des Ö k u m e n i s c h e n Rates über die österreichischen Flüchtlingsprobleme statt (vgl. unten S. 172).

Kapitel 4 DIE E N T F A L T U N G DER SELBSTHILFE

1. Zu den Ansätzen

vor der Gründung

und außerhalb

des

Hilfswerks

Die Notwendigkeit, die karitativen kirchlichen Hilfsmaßnahmen, die vielfältigen Formen materieller Nothilfe in dieser Arbeit unter der Gesamtüberschrift „Vertriebenenarbeit des Hilfswerks" darzustellen, wurde bereits in der Vorbemerkung kurz erläutert und begründet 1 . Diese Beschränkung auf die zentrale Organisation, das Hilfswerk der E K D , wird unter anderem aber auch von der historischen „Materialsituation" her bestimmt. So gesichert die Kenntnis ist, daß sich angesichts unmittelbarer N o t eine vielfältige Hilfsbereitschaft innerhalb der Gemeinden, Landeskirchen und der Hilfsbedürftigen selbst untereinander entfaltet hat, so verständlich erscheint es andererseits auch, daß gerade diese unmittelbar erbrachte und zunächst spontane Hilfe kaum einen Niederschlag in historischen Zeugnissen gefunden hat. Es sei denn, man würde stichprobenartig die damaligen Zeit- und Schicksalsgenossen selbst befragen. Die Diskrepanz zwischen Ausmaß und Bedeutung dieses Bereichs kirchlicher Vertriebenenhilfe und dem quantitativen Gewicht, das jenem hier beigemessen wird, ist deshalb dem Bearbeiter deutlich und wird als ein im Rahmen dieser Aufgabe kaum behebbarer Mangel empfunden. Die wenigen Beispiele, die in diesem Abschnitt erwähnt werden, sind sämtlich auf zufällige Weise und aus Quellen ganz verschiedener Art ins Blickfeld geraten. Sie mögen für den gesamten Bereich der Hilfsmaßnahmen stehen. Auf der anderen Seite muß jedoch das Mißverständnis abgewehrt werden, als habe es sich bei den spontanen Hilfsmaßnahmen und bei denjenigen des Hilfswerks um zwei getrennte Bereiche gehandelt. Das würde dem Selbstverständnis des Hilfswerks oder der Gremien und Personen, die es ins Leben riefen, völlig widersprechen. „Die Kirche hat überall Hilfswillen und Aktivität gezeigt. Einzelaktionen werden immer mehr im gemeinsamen Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengefaßt. Man ist überall bemüht, die Selbsthilfe zu wekken. Auf diesem Wege ist schon viel geleistet worden. . ," 2 1 2

Vgl. dazu oben S. 42. Gerstenmaier im W A am 3. 5. 1946 in Treysa (Protokoll S. 1; A D W ) .

D i e ersten A n s ä t z e

53

In den Landeskirchen Das Hilfswerk versteht seine Arbeit also gerade nicht als von selbständiger Initiative auf allen kirchlichen Ebenen losgelöste Sonderaktion, sondern es will, wie aus dem eben zitierten Votum Gerstenmaiers hervorgeht, solcherart Initiative wecken und planvoll zusammenfassen, um sie zu effektivieren. Ansätze und Hilfsmaßnahmen „vor der Gründung und außerhalb des Hilfswerks" sind also letztlich nichts anderes als das, was sich das Hilfswerk selbst zum Inhalt gesetzt hat: Selbsthilfe zu fördern und zu ermöglichen. „Selbsthilfe aber heißt Ausgleich nach festem Plan." 3 Die bereits beschriebenen Aktivitäten zur Wohnraumund Hausratbeschaffung in Kurhessen-Waldeck und mit Sicherheit überall, wo die Ostflüchtlinge ohne Mittel und Habseligkeiten auf Hilfe angewiesen waren, sind deshalb ein Beispiel eines solchen Ausgleichs von Gütern und Lasten. Daß solche Hilfe auch auf höherer kirchlicher Ebene organisiert werden konnte, zeigt die Initiative der Kirchenleitung in Frankfurt/M. Sie rief „noch bevor das Hilfswerk der Kirche auf den Plan trat, zur Evgl. Volkshilfe auf, durch die wesentliche Kräfte zur Linderung der N o t wachgerufen wurden" 4 . In einer Predigt über 1. J o 4 , 9 - 1 4 , „Zur gegenwärtigen Aufgabe der evang. Christenheit" 5 berichtet Pfarrer Martin Niemöller von einer Hilfsaktion, von der er bei seinem ersten Besuch in seiner Gemeinde Berlin-Dahlem Ende Oktober 1945 erfuhr. In den „christlichen Gemeinden um Dahlem" war es Sitte geworden, „an jedem Morgen die erste Schnitte Brot beiseitezulegen. Später kommen die jungen Mädchen aus der Gemeinde und holen von Tür zu Tür diese Brotschnitten ab. Dann gehen sie damit auf die Bahnhöfe und auf die Straßen und teilen das Brot aus unter die vielen tausend Flüchtlinge, die dort herumliegen und für deren Verpflegung niemand sorgt." Die meisten Glieder dieser vormals - nach Niemöllers Auskunft - reichsten Kirchengemeinde in Deutschland ernährten sich mit der Lebensmittelkarte Nr. 5, auf der man im O k t o b e r 1945 lediglich 1000 Kalorien zugeteilt bekam 6 . Eine Initiative, anderer Art schon deshalb, weil sie erst im September 1947 verwirklicht wurde, stellt die „Evangelische Vertriebenenhilfe" in Bremen dar, die ihre Arbeit bereits mehr auf volksmissionarische Aufgaben ausrichtete 7 . Teilweise durch den Einsatz zweier vom Missionsfeld 3

E . GERSTENMAIER, Reden, S. 6 4 .

4

P a s t o r O t t o F r i c k e auf d e m Kirchentag der E v . Kirche in Hessen, in Nassau und in

F r a n k f u r t / M . 3 0 . 9 . - 1 . 10. 1 9 4 7 in Friedberg ( D o k u m e n t a t i o n , S. 1; V D 9). Seit d e m 1. 7. 1 9 4 5 hatte die Evgl. Volkshilfe 1 7 5 4 1 6 R M an Kollekten und 3 8 4 3 4 9 R M an Beiträgen gesammelt, wie F r i c k e in Friedberg bekanntgab. 5

A b g e d r u c k t in: KJ 1 9 4 5 - 1 9 4 8 (S. 2 9 - 4 2 ) .

6

Vgl. ebd., S. 3 7 .

1

Vgl. D o k u m e n t a t i o n s b e r i c h t / B r e m e n

(II-2,

1. Blatt; V D 5 . 1 ) und in den B r e m e r

54

Die Entfaltung der Selbsthilfe

in Asien zurückgekehrter Missionsschwestern, teilweise durch die Anregung einiger Pfarrer, einheimischer wie ostvertriebener, wurde im Rahmen der „Norddeutschen Missionsgesellschaft" ein Ev. Flüchtlingsdienst, später Ev. Vertriebenenhilfe, ins Leben gerufen. Trotz satzungsmäßiger Schwierigkeiten nahm sich die Missionsgesellschaft anstelle der traditionellen Tätigkeit im Ausland, von der sie vorerst ausgeschlossen war, nun des neuen „Missionsfeldes" in der Heimat an, der Vertriebenen und Flüchtlinge. Der „Arbeitsausschuß für Flüchtlingsfürsorge bei der Norddeutschen Missionsgesellschaft" bemühte sich wenige Monate nach Aufnahme dieser Arbeit um den Einbau dieser Vertriebenenhilfe „in den Gesamtrahmen des Ev. Hilfswerks der EKiD und die Brem. Ev. Kirche" 8 , was am 17. Dezember 1947 ohne Schwierigkeiten auch gelang. Bezeichnend für diese Entwicklung ist die Tatsache, daß sie zu einem großen Teil gerade von Vertriebenen in Gang gesetzt und forciert wurde. So organisierte die aus dem Baltikum stammende und 1945 aus Ostpreußen geflüchtete Baronesse von der Ropp einen Helferdienst, dem sich nach und nach ein immer größer werdender Kreis von Menschen anschloß. „Unabhängig von Organisationen und Konfessionen und doch mit ihnen in enger Verbindung", wie eine Bremer Tageszeitung damals schrieb 9 , fand auch diese Arbeit im Rahmen der Vertriebenenhilfe statt. In einem Bericht wird ein selbst vertriebener Pfarrer in dem an Bremen angrenzenden Landkreis Hoya-Syke, in dem viele Vertriebene Zuflucht gefunden hatten, erwähnt. Er versuchte, wie es heißt, „auf eigene Faust" der Flüchtlingsnot abzuhelfen, in dem er zusätzlich zu den Gemeindeschwestern sechs „Flüchtlingsbetreuungsschwestern" einstellte, deren Unterhalt - monatlich 1200 R M - durch Spenden bestritten wurde 10 . Als die Vorbereitungen zur Gründung des Hilfswerks in den letzten Kriegsjahren angelaufen waren, bestanden bereits Ansätze, auf der Ebene einer vertriebenen Volksgruppe oder einer Landeskirche alle Hilfsmaßnahmen organisatorisch zusammenzufassen. A m 17. Juli 1945 trafen sich in Nürnberg im Haus der Geschäftsstelle der Inneren Mission unter Karl Nicol „Männer der Inneren Mission", wie der Berichterstatter sagt", um über die Gründung eines „Evangelischen Hilfswerks der Inneren Mission" zu beraten. Der Besprechung lag

Dokumenten die Stücke D 15, 1 7 f f . und 4 4 f f . (VD 5.2). Dieses Beispiel wird unten S. 2 4 7 f . eingehender dargestellt. 8 Ebd., D 28. 9 Ebd., D 20. 10 Ebd., D 17, S. 4. 11 Dokumentationsbericht/Bayern, S. 8 (VD 2.1).

D i e ersten Ansätze

55

ein Entwurf zugrunde, der am 20. August 1945 sämtlichen „Evangelischen Kirchenregierungen Deutschlands" zugeleitet wurde 12 . Dieser Entwurf bildete die Grundlage für die Entschließung des Landeskirchenrates in München, eines Aufrufs des Landesbischofs an die Gemeinden am 13. August 1945 und eines Rundschreibens des „Landesvereins für Innere Mission" 13 . Die Initiative ist aus mehreren Gründen von Bedeutung: 1. Zunächst bildet sie ein weiteres Beispiel im Rahmen der hier aufgezählten Initiativen für Hilfsmaßnahmen, auf die sich das Hilfswerk stützen konnte im Sinne seiner selbstgestellten Aufgabe einer Koordinierung und Stärkung der Selbsthilfe, entsprechend der Treysaer Gründungserklärung des Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wurm, am 31. August 1945, in der es heißt: „Ich begrüße dankbar die in den verschiedenen Landes- und Provinzialkirchen, in großen und kleinen Gemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland bereits im Aufbau begriffenen Hilfsorganisationen und Hilfsmaßnahmen der Kirchen, der Inneren Mission und der anderen kirchlichen Verbände." 14 2. Der Entwurf zeigt wesentliche Elemente, die auch im Gründungsaufruf enthalten sind, den Bischof Wurm ebenfalls am 31. August 1945 an die „ganze evangelische Christenheit in Deutschland" gerichtet hatte15. Zu solchen Elementen gehört z.B. der Ausgleichsgedanke.· Ein Güterausgleich zwischen den einzelnen Gemeinden und Kirchenbezirken wird in dem bayrischen Entwurf sogar durch einen festgelegten Verteilungsschlüssel geregelt16. Im Gründungsaufruf der EKD wird vom „Ausgleich über die Verwaltungsbezirke und Besatzungszonen hinaus" gesprochen. Auch wird das Verhältnis zu den Hilfsmaßnahmen staatlicher Organe in beiden Konzepten gleich bestimmt, nämlich im Sinne klarer Abgrenzung einerseits (keine Konkurrenz), notwendiger Ergänzung und gegenseitiger Unterstützung andererseits. 12 Ein Exemplar des fünfseitigen Entwurfs findet sich in den Hilfswerk-Akten ( A D W , 450/1 v o m 20. 8. 1945). In welchem (traditionsgeschichtlichen) Verhältnis diese Initiative zu den Vorbereitungen durch Gerstenmaier und die Ökumene steht, konnte bisher nicht festgestellt werden. Die Unterschiede zum Hilfswerk, wie es Ende August in Treysa gegründet wurde, auf die hier noch eingegangen wird, machen aber jeden unmittelbaren Zusammenhang unwahrscheinlich. 13

Vgl. den Vorspann des Schreibens v o m 20. 8. 1945 (ebd.). H. KRIMM, Quellen III, S. 192. 15 Ebd., S. 192 ff. 16 „In der Einzelgemeinde sollten, wenn sie nicht eigens Notstandsgebiet ist, nicht mehr als ein Fünftel der eingegangenen Spenden verwendet werden, in den Kirchenbezirken nicht mehr als höchstens zwei Fünftel. Mindestens drei Fünftel aller Gaben müssen dem Landesverein für besondere Notgebiete der Kirche und der Gemeinden und für die überfüllten Anstalten der Inneren Mission zur Verfügung gestellt werden" (vgl. Anm. 12, S. 5). 14

56

Die Entfaltung der Selbsthilfe

3. Deutlich geht aus dem bayrischen „Entwurf" wie aus dem Gründungsaufruf der EKD die Einsicht hervor, daß das Ausmaß der Notlage besondere Anstrengungen erfordert, die im Rahmen herkömmlicher christlicher Liebestätigkeit nicht zu bewerkstelligen sind. Umso mehr fällt dabei aber - allerdings erst im historischen Rückblick - ein Unterschied ins Auge, der sicherlich nicht in unterschiedlichen Intentionen begründet ist, wohl aber in der Art, wie die angestrebten Hilfs- und Ausgleichsmaßnahmen ergriffen und organisatorisch gefaßt werden sollen, auf die Dauer zu einer divergierenden Entwicklung der Arbeit führen kann: „Die Träger des Evangelischen Hilfswerkes sind die Kirchengemeinde, der Kirchenbezirk und der als Organ der Kirchenbehörde vom Landesbischof mit der Durchführung dieses Hilfs- und Liebeswerkes in der ganzen Landeskirche betraute Landesverein für Innere Mission." So lautet die Bestimmung des Entwurfs, der weiter unten die Frage behandelt: „5. Welche persönlichen Arbeitskräfte werden vom Evangelischen Hilfswerk der Inneren Mission um ihre Mitarbeit gebeten? Zu allererst die Kirchenvorsteher der Gemeinden, ferner die Gemeindepfarrer, deren tatkräftige Mithilfe und Beratung unentbehrlich, die aber durch Laien möglichst entlastet werden sollen, evangelische Lehrkräfte, Diakone und Diakonissen, Pfarrfrauen und Diakonenfrauen, die ehrenamtlichen Gemeindehelfer. . . , Schulkinder u.a." Was zunächst wie ein aus der Entstehungsgeschichte erklärbarer belangloser Unterschied aussieht, nämlich die unterschiedliche Bezeichnung des Hilfswerks in Bayern und der gesamten EKD 17 , erweist sich bei näherer Betrachtung doch auch als unterschiedliche Konzeption und zwar gerade an den Punkten, die in den Entwürfen des Hilfswerks der EKD am meisten hervorstechen. Die bayrische Initiative zielt offensichtlich18 auf eine angesichts der extremen Notlage vorübergehend 19 notwendig erscheinende Sonderaktion zur Unterstützung der in das „Ressort" der Inneren Mission fallenden kirchlichen Liebestätigkeiten. Die im Entwurf genannten Aufgaben sind ohne Ausnahme auf Spendensammlung und -Verteilung beschränkt. Eine darüber hinausgehende Aufgabenstellung wird nicht sichtbar. Dies alles soll hier keineswegs in einem abwertenden Sinn festgestellt werden. Ganz im Gegenteil: Kaum eine andere Landeskirche hat zu

17 „Evangelisches Hilfswerk der Inneren Mission" - „Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland". 18 Sie ist ja praktisch nach der Gründung eines die gesamte EKD umfassenden Hilfswerks nicht weitergeführt worden. " So heißt es in Pkt. 1: „Es will das umfassende Hilfswerk unserer Kirche sein mit dem bestimmten Auftrag, der augenblicklichen und der in den kommenden Monaten zu erwartenden N o t rechtzeitig und wirksam zu begegnen" (vgl. Anm. 12).

Die ersten Ansätze

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einem derartig frühen Zeitpunkt mit so weitgehenden Schritten auf die damals vorhandene und noch zu erwartende Notsituation reagiert 20 . Wenn das dem bayrischen Hilfswerk vor Ende August zugrundeliegende Konzept hier eingehender behandelt wurde, dann um zu zeigen, in welcher Weise das Hilfswerk der E K D von seiner Konzeption her über die damals zunächst für möglich gehaltenen Ansätze und Maßnahmen hinauszielte: „Wir danken den Gemeinden für alle die Hilfsmaßnahmen, die sie bereits in den letzten Monaten in die W e g e geleitet haben. Aber das alles genügt nicht, u m jener N o t zu begegnen, vor die uns die kommenden Monate stellen werden. . . Jeder von uns, jeder Diener der Kirche, jede Gemeinde, jedes ihrer Glieder wird in dieser Stunde aufgerufen, in persönlicher T a t von ganzem H e r z e n und mit allen Kräften zu helfen. . . E s ist auch nicht möglich, das W e r k der Hilfe, zu dem G o t t die Christenheit in Deutschland herausfordert, allein den bestehenden Einrichtungen der Inneren Mission aufzutragen und an sie abzutreten. W i r selbst sind gemeint, die ganze Kirche. . . W i r wissen, daß wir von der Christenheit anderer Länder nicht vergessen sind, aber wir dürfen nicht auf die Hilfe warten, die sich von jenseits der nationalen und konfessionellen Grenzen aufmachen wird.

Die

Christenheit in Deutschland ist zur Selbsthilfe herausgefordert. . . Die Lebenshilfe der Kirche umfaßt zwei Aufgabengebiete: Die Leibsorge und die Seelsorge. . ." 2 1

Natürlich gilt es hier die Tatsache zu berücksichtigen, daß ein von Treysa aus an die evangelischen Christen in Deutschland gerichteter Aufruf rein formal etwas anderes ist und andere Gesichtspunkte hervorheben muß als eine interne Beschlußgrundlage. Doch sind andererseits die inhaltlichen Unterschiede nicht zu übersehen: Ausdrücklich wird eine Verankerung der Hilfsaktionen lediglich in den stehenden Einrichtungen der Inneren Mission für nicht ausreichend erachtet, um der Notlage Herr zu werden. Die ganze Kirche ist Träger des Hilfswerks, nicht bloß bestimmte Ressorts. Das Ausmaß der N o t wird im Treysaer Aufruf - mehrere Wochen, in denen u. a. auch das Potsdamer Abkommen geschlossen wurde, sind seit dem bayrischen Entwurf vergangen(!) - der tatsächlich eingetretenen Entwicklung entsprechend dargestellt. Es ist bereits bewußt geworden, daß man auf ökumenische Hilfe angewiesen ist, und wie damit regionale und nationale Grenzen überschritten werden, so führt andererseits der Selbsthilfegedanke, auch wenn er im Aufruf vom 31. August 1945 noch nicht in allen seinen Dimensionen („Wichern I I " ) entfaltet wird, über die bisher üblichen Formen christlicher Nothilfe hinaus.

20 A u c h auf unterer Ebene war es in Bayern schon sehr frühzeitig zu vergleichbaren Aktionen g e k o m m e n : „Schon ehe Landesbischof Meiser zum .Evangelischen Hilfswerk' aufrief, hatte man in Regensburg angesichts der sich immer deutlicher enthüllenden Situation ein örtliches Hilfswerk geschaffen" ( W . KOLLER, Flüchtlingsdiaspora, S. 20). Regensburg war der Zentralort des ostbayrischen Flüchtlingsaufnahmegebiets. 21

H . KRIMM, Quellen III, S. 193 f.

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

So erhellt die größte Differenz zwischen beiden Ansätzen nicht aus einer im Wortlaut der jeweiligen Dokumente faßbaren Bestimmung oder Linie. Vielmehr ist das bayrische Hilfswerkkonzept im Sommer 1945 von der Notwendigkeit bestimmt, innerhalb einer Landeskirche und ausgehend von der überkommenen diakonischen Arbeit einer exzeptionellen akuten Notlage zu begegnen. Das Hilfswerk der E K D dagegen wurde von den in Treysa versammelten Vertretern der Landeskirchen in „einmütigem" Beschluß 22 als ein in die ökumenische Hilfe eingegliedertes deutsches Gesamtwerk, gegründet 23 . Die „Zusammenfassung der Kräfte im Kampf mit der N o t " erfordert, daß „Planung und Hilfe nach vordringlichen Notständen, also nach Schwerpunkten - und nicht einfach nach Schlüsseln" erfolgt 24 . Das Mitte August ins Leben gerufene bayrische Hilfswerk konnte so als Hilfswerk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern dem Gesamtwerk der E K D eingegliedert werden. Bei den Vertriebenen Auch auf seiten der Umsiedler und Vertriebenen wurde häufig schon sehr frühzeitig die Initiative ergriffen. Manchmal ist wohl aus einer relativ geschlossenen Treckbewegung heraus in einem ersten Sammelbereich eine umfassende Hilfsaktion entwickelt worden. „Im Falle des evangelischen Teiles des Deutschtums aus Jugoslawien wurde die kirchliche Tätigkeit einfach fortgesetzt, allerdings in Anpassung an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten." So umschreibt ein Bericht 25 - freilich in wohl sehr englisch-unterkühlter Art - die Hilfsmaßnahmen, die an verschiedenen Sammelpunkten in Osterreich zumeist von den ehemaligen Kirchenführern organisiert und eingeleitet worden waren. Bereits im April 1945 entstand eine Hilfsstelle im ev. Pfarramt Salzburgs, in der der ehemalige weltliche Landeskirchen-Präsident Franz Hamm (Batschka) 22

U n d z w a r n o c h vor der Gründung der E K D (vgl. das Schreiben Gerstenmaiers an die

Kirchenkanzlei der E K D v o m 10. 2. 1 9 4 7 ; A D W , 327 v o m 15. 3. 1947). 23

„Die Auslandshilfe erfordert ebenso wie die Selbsthilfe die Geschlossenheit des

Gesamtwerks, für das eine zentrale Lenkung und Kontrolle nicht zu entbehren ist. Aus organisatorischen Gründen ist das Zentralbüro zur Zeit noch außerstande, eine ausreichende, alle Gebiete erfassende Kontrolle auszuüben. Diese wird daher einstweilen auch insoweit den landeskirchlichen Organen überlassen, als die H a u p t b ü r o s GesamtwerksFunktionen zu erfüllen haben" (Rundschreiben v o m 15. 3. 1 9 4 7 ; A D W , 327). 24

Schreiben Gerstenmaiers an den Ratsvorsitzenden der E K D v o m 4. 12. 1950 ( H .

KRIMM, Quellen III, S. 2 4 5 ) . A u f die organisatorische Entwicklung, die Frage einer G r u n d o r d n u n g des Hilfswerks und der gesamten diakonischen Arbeit im Bereich der E K D kann hier nicht näher eingegangen werden. Letztlich ging es bei jenen Auseinandersetzungen um eine angemessene organisatorische Einfassung der hier erwähnten neuen G r u n d sätze. 25

Material N r . 1 des Hilfskomitees für die E v . Landeskirche aus Jugoslawien ( V D 29).

Die ersten Ansätze

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wirkte, ähnliche Zentren bildeten sich um den Banater Bischof Franz Hein in Bad Ischl und in Wien unter der Leitung des geistlichen Kirchenpräsidenten aus der Batschka, Senior Heinrich Meder. In einem Rückblick auf die Arbeit von April bis August 1945 beschreibt Franz Hamm seine Tätigkeit in Salzburg, der „Umschlagstelle an der Schwelle zur neuen Seßhaftwerdung in Osterreich, in Teilen Deutschlands, in anderen Ländern Europas. . . , in Ubersee" 2 6 . Im Vordergrund standen Bemühungen um das Zusammenfinden der zerrissenen Familien, Besuche in den Baracken, Bunkern und sonstigen Behausungen, Eingaben und Denkschriften wurden abgefaßt, „um die neueingesetzten Behörden über unsere Menschen zu unterrichten und sie davon abzubringen, daß sie sie in Lager einweisen und zum Rücktransport nach Jugoslawien sammeln" 27 . Diese Aktivitäten konnten dann in Form des Hilfskomitees in die Hilfswerkarbeit einbezogen werden. Eine wohl ziemlich einzigartige Initiative der Selbsthilfe stellt das „Hilfswerk für ev. Umsiedler innerhalb der ev. Landeskirche Württemberg" dar28. Die Evakuierungs- und Fluchtbewegung aus den westpolnischen Gebieten 29 hatte bereits im ersten Vierteljahr 1945 Tausende „Umsiedler", Auslandsdeutsche aus dem südosteuropäischen Raum, „Schwabenumsiedler" nach Württemberg geführt. Die Nöte der Unterbringung, Ernährung und Familiensuche ließen den Diplom-Ingenieur Rüb auf Abhilfe sinnen. Er gewann das Interesse des „verdienten und ehrwürdigen General-Konsuls" Wanner, mit dem R ü b sich einig wurde, „daß unter den obwaltenden Umständen nur die Kirche erfolgversprechend arbeiten könne, umsomehr als es sich zunächst um eine rein caritative Tätigkeit handeln wird". Wie in den darauffolgenden Monaten noch für andere Vertreter der Auslandsdeutschen aus den Donauländern, so war auch für Rüb der Oberkirchenrat in Stuttgart die geeignete Anlaufstelle, um sein Vorhaben verwirklichen zu können, ein Hilfswerk für die evangelischen Umsiedler zu schaffen. Am 2. Juli wurde dieses als eine vom Oberkirchenrat beaufsichtigte „Dienststelle innerhalb der ev. Landeskirche" gegründet und Rüb mit der Organisation und Leitung beauftragt. Sofort nach Gründung des Hilfswerks der württembergischen Landeskirche wurde das Umsiedler-Hilfswerk diesem eingegliedert. Abgesehen vom frühen Zeitpunkt dieser Initiative fällt die Breite der Aufgaben ins Auge, die sich das Umsiedler-Hilfswerk gestellt hatte: Neben Such- und Meldedienst sowie der Unterstützung der Umsiedler in Behördenangelegenheiten enthält das Programm, wie es im „Zwischenbericht" skizziert und teilweise schon in die Tat umgesetzt worden 26 27 28 29

Bericht Franz Hamm „Zehn Jahre Hilfskomitee" vom 21. 8.1955, S. 1 (VD 29). Ebd., S. 4. Einzige Quelle: „Zwischenbericht vom 1. 10. 1945" (EZA BERLIN, E K D 1/442). Vgl. dazu oben S. 5.

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

war, Perspektiven, die bereits der vom Hilfswerk in den darauffolgenden Jahren angestrebten „Selbsthilfe" entsprechen, etwa auf dem Gebiet der Ansiedlung und Landbeschaffung im Rahmen eines genossenschaftlichen Siedlungsverbandes („Landsiedlung G m b H " ) oder der Arbeitsvermittlung, z . B . für „eine Anzahl Lehrer und Kindergärtnerinnen". Als möglicherweise einzigartige Aktion der Arbeitsbeschaffung und Selbsthilfe sei hier ein Einsatz geschildert, durch den die Hilfsbedürftigen selbst zu Helfern für andere wurden: „Ein anderes Arbeitsgebiet nimmt uns weit mehr in unserer Geschäftsstelle in Anspruch. Es handelt sich dabei um Einsatz von Fuhrgespannen, die aus Umsiedler-Trecks stammen. Das Hilfswerk erbot sich, dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Klett einen Beitrag zum Aufbau der Stadt Stuttgart zu leisten, indem es zunächst 30 Fuhrgespanne zwecks Lösung des brennenden Transportproblems zur Verfügung stellt. Herr Dr. Klett beantwortete dies Anerbieten wie folgt: Der Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart

Stuttgart, den 18. 9.1945

An das Hilfswerk für ev. Umsiedler z. Hd. v. Herrn Ing. Rüb Stuttgart Moltkestr. 87 Sehr geehrter Herr Rüb! Für Ihre liebenswürdigen Zeilen vom 9. 9. 45, und für Ihren persönlichen Besuch danke ich Ihnen. Mit großem Interesse und großer Freude habe ich davon Kenntnis genommen, daß die nach Württemberg und Stuttgart gezogenen Schwabenumsiedler einen Beitrag am Aufbau der Stadt Stuttgart leisten wollen, obgleich sie als unschuldigerweise obdachlos und mittellos gewordene Menschen in ganz besonderer Weise unter der vergangenen Wahnsinnspolitik zu leiden hatten und noch zu leiden haben. Es erfüllt mich mit Zuversicht, namens der von Ihnen betreuten Schwabenumsiedler die Versicherung entgegennehmen zu dürfen, daß ihnen immer noch die Schwielen Hände, der entschlossene Wille und der ungebrochene Mut geblieben sind, am Aufbau der Stadt Stuttgart und ihres öffentlichen Lebens mitzuarbeiten. Ich bitte Sie, den Schwabenumsiedlern für diese aufrichtige Bereitwilligkeit meinen besonderen Dank zum Ausdruck zu bringen und sie bitten zu wollen, mit der ihnen eigenen Energie und Tatkraft sobald als möglich die Probleme, die noch zu lösen sind, mit anzufassen und ihre Arbeitskraft und ihre Transportmittel in den Dienst des Wiederaufbaus zu stellen. Die weiteren von Ihnen angeschnittenen Fragen haben wir ja in persönlicher Aussprache schon behandelt, und ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß die städt. Dienststellen Ihnen und den Schwabenumsiedlern mit Rat und Tat gerne zur Seite gestanden sind und weiterhin zur Seite stehen werden. Mit verbindlichen Grüßen gez. Dr. Klett Der größte Teil der Gespanne ist bereits im Einsatz bei der Stadt und werden tarifmäßig entschädigt. Die Pferde für obigen Einsatz sind in städt. Stallungen untergebracht, während für die

Die Bildung des Hilfskomitees

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noch hinzukommenden Trecks und deren Familien das Hilfswerk ein Barackenlager Soedam übernommen hat. In diesem können ca. 30-40 Pferde untergebracht werden, sowie ungefähr 30 Familien. Z.Zt. wird das Lager umgebaut und wohnlich eingerichtet. Es wird vom Hilfswerk verwaltet, und ist geplant in diesem Lager eine Reparaturwerkstatt: Huf- und Wagenschmiede und Schreinerei unterzubringen; sowie Schneiderei für Männer und Frauen, Schusterei und Sattlerei. Ein eigener Laden soll Lebensmittel, Brennholz und Futtermittel für Gespanne, Brennstoff für Schlepper und Lastkraftwagen herbeischaffen. Das Lager soll eine Wohlfahrtspflegerin erhalten, die den Kindergarten betreut, Frauen beaufsichtigt, seelsorgerisch tätig ist, Lesestoff beschafft, die Badeeinrichtung beaufsichtigt usw. . . ." 30

So verschiedenartig die hier als Beispiel erwähnten Hilfsmaßnahmen nach Art, Ausmaß und Trägerschaft auch sein mögen, so trugen sie doch sämtlich dazu bei, daß das Hilfswerk sich in seiner Vertriebenenarbeit zum Teil auf bereits vorhandene organisatorische Initiativen der Selbsthilfe stützen, sie koordinieren und weiter ausbauen konnte. Das gilt für beide Seiten: die aufnehmende wie die der Aufgenommenen. Die Beispiele zeigen bei aller Begrenztheit und vor allem Willkürlichkeit der Auswahl, daß sich inmitten der katastrophalen Notlage Selbsthilfeaktionen entfalten konnten, nicht nur im Sinne einer nationalen Mobilisierung der Hilfskräfte angesichts der zur Linderung der Not unabdingbaren Auslandshilfe, sondern auch im „Mikrokosmos" einzelner Volksgruppen, Gemeinden oder sogar Individuen.

2. Die Bildung der Hilfskomitees und ihre Vertretung in den Gremien des Hilfswerks Kirchliche Vertriebenen- und Flüchtlingshilfen als Hilfe zur Selbsthilfe in die Tat umzusetzen, das wurde, je zahlreicher und anhaltender die Menschen aus dem Osten in den Westen strömten, vor allem auch 30 „Zwischenbericht" S. 5 ff. Leider ließ sich der weitere Weg dieser Selbsthilfeorganisation bisher nicht verfolgen. Sicher liegen bei den Umsiedlern aus dem Donauraum besonders günstige Verhältnisse vor, soweit sie als Schwaben in die alte Heimat zurückgekehrt waren, was in der Aufklärungsarbeit des Umsiedler-Hilfswerk auch in den Vordergrund gestellt wurde (vgl. Zwischenbericht, S. 11). Der Dokumentationsbericht/ Dobrudscha (Pkt. 5; V D 27) erwähnt kurz ein „1945 in Stuttgart gegründetes Hilfswerk der Bessarabiendeutschen", das „sowohl die Bessarabier als auch die Dobrudschadeutschen anfangs nach Württemberg, geholt und hier betreut" habe. Dieses Hilfswerk ist mit Sicherheit mit dem oben geschilderten Umsiedler-Hilfswerk identisch, hat sich aber, nach dem „Zwischenbericht" zu urteilen, keineswegs auf die Bessarabiendeutschen ( = nördlich der Donau-Mündung zwischen Dnjestr und Pruth) und die Dobrudschadeutschen (südlich der Donaumündung) beschränkt, sondern sämtliche Umsiedler aus den schwäbischen Siedlungsgebieten im Donauraum (ehemals Groß- Rumänien), also ζ. B. auch der Bukowina, dem Sathmar-Gebiet und Banat, angesprochen. In einem Bericht von F. HAMM heißt es: „Am 5. September 1945 traf ich Herrn Ing. Rüb, der damals eine Hilfsstelle der Bessarabiendeutschen leitete, und nahm mit ihm Verbindung auf" (Jahre, S. 1).

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D i e Entfaltung der Selbsthilfe

eine Frage der Organisierung dieser Flüchtlingsmassen. Am folgenreichsten für die gesamte kirchliche Vertriebenenarbeit dürfte sich dabei wohl die Tatsache ausgewirkt haben, daß die landsmannschaftliche und regionale oder genauer: die gebietskirchliche Herkunft der Vertriebenen zur Grundlage der Organisierung gemacht wurde. Im Nachhinein mag dies als ein durchaus folgerichtiger und selbstverständlicher Weg zur Verwirklichung des Selbsthilfegedankens, zur Assoziierung der Hilfsbedürftigen selbst31 erscheinen. Historisch gesehen erscheint aber die Bildung solcher Art von Selbsthilfeorganisationen, die später dann „Hilfskomitees" genannt wurden, weniger als ein nach vorgefaßtem Leitbild ausgeführter Beschluß, sondern oft eher als Aufnahme und Uberführung bereits vorhandener Ansätze zur Selbsthilfe auf Seiten einzelner Vertriebenengruppen durch die E K D und besonders das Hilfswerk. So gewiß dabei den im vorigen Abschnitt erwähnten beiden Initiativen der Umsiedler aus dem Donauraum (Jugoslawien und Bessarabien) eine herausragende Bedeutung als Vorreiter auf diesem organisatorischen Weg zukommt 3 2 , so gewiß behalten andererseits diese Initiativen in vielerlei Hinsicht ihre jeweilige Einzigartigkeit. Sie boten zwar einen nahezu idealen Ansatz zur Organisierung der vom Hilfswerk angestrebten Selbsthilfe; doch konnte der Natur der Sache nach die Herausbildung kirchlicher Hilfsorganisationen der einzelnen Vertriebenengruppen ebensowenig ein einheitlicher Vorgang sein, wie die vergangene Gestalt der zerstreuten Ostkirchen einheitlich ausgesehen haben oder die Umsiedlung ihrer Glieder einheitlich verlaufen sein dürfte. Deshalb ist neben der Darstellung der Vorgänge, die zur Konstituierung dieser Organisationen führten, auch ein Blick auf die verschiedenartigen Ansätze nötig, aus denen die einzelnen Hilfskomitees gebildet werden konnten. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, wie und inwieweit bei der Verwirklichung des Selbsthilfegedankens auf organisatorische Initiativen der Hilfebedürftigen selbst zurückgegriffen werden konnte. Danach soll im weiteren Verlauf dieses Abschnitts gefragt werden, wie der Selbsthilfegedanke dann innerhalb der geschaffenen organisatorischen Formen im Verlauf der Vertriebenenarbeit des Hilfswerkes seinen Niederschlag gefunden hat oder welchen Einschränkungen er unterlag.

31

Vgl. dazu oben S. 3 6 und W i c h e r n s Denkschrift „Die innere Mission der deutschen

evangelischen K i r c h e " ( H . KRIMM, Quellen II, S. 2 5 0 ) . 32

„ M a n griff" im Juli 1 9 4 6 auf einer K o n f e r e n z in F r a n k f u r t / M a i n „auf Beispiele v o n

Hilfskomitees zurück, die v o n den Kirchenführern aus Bessarabien und Jugoslawien ins L e b e n gerufen w o r d e n waren, und schlug vor, daß jede H e i m a t k i r c h e für ihre Glieder eine solche Organisation ins L e b e n rufen sollte" (F. SPIEGEL-SCHMIDT, Wandlungen, S. 59). Vgl. auch H . W . SCHOENBERG, G e r m a n s , S. 148.

Die Bildung des Hilfskomitees

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Gründung und Status der Hilfskomitees Der Vorstoß zu einer einheitlichen kirchlichen Organisierung wurde auf einer Arbeitstagung der Kanzlei der E K D mit Vertretern deutscher Ostkirchen vom 29. bis 31. Juli 1946 in Frankfurt am Main unternommen, zu der auf Einladung des damaligen Präsidenten der Kirchenkanzlei, Hans Asmussen, Vertreter von 15 Ostkirchen oder deren regionalen Untergliederungen, der Kirchenkanzlei, des Hilfswerks, des GustavAdolf-Vereins, des Martin-Luther-Bundes, der Reformierten Kirche Ungarns und der Mennoniten erschienen waren". Soweit es sich bei den Vertretern nicht um bereits vorher anerkannte Sprecher ihrer verdrängten Kirche handelte, wie z . B . bei den anwesenden Vertretern der ehemaligen Provinzialkirchen der altpreußischen Union 34 oder beim Vertreter der evangelisch-lutherischen Baltendeutschen, konnten die einzelnen Personen der Kirchenkanzlei zumeist vom Hilfswerk als Vertreter benannt werden, weil sie sich zuvor selbst an das Hilfswerk in der Sache ihrer vertriebenen Landsleute und Kirchenglieder gewandt hatten35. 33 Quelle u. a.: A O K A , A/7 von 1946. Die Anwesenheitsliste weist folgende Teilnehmer auf: Pastor Asmussen, D D . (Kanzlei der E K D ) , Pastor Mochalski (Kanzlei der E K D ) , Frl. Filter (Kanzlei der E K D ) , Pastor Dr. Krimm (Hilfswerk der E K D , Zentralbüro), Dr. v. Gersdorff (Hilfswerk der E K D , Zentralbüro), Dr. v. Freyberg (Hilfswerk der E K D , Zentralbüro), Dr. Collmer (Hilfswerk der E K D , Zentralbüro), Pfarrer Schumacher (Hilfswerk der E K D , Frankfurt/M.), Frau Heine (Hilfswerk der E K D , Frankfurt/M.), Kirchenrat Milde, Breslau (Schlesische Kirche), Pastor Dr. Gehlhoff, Lippstadt (Pommersche Kirche), Pfarrer Kruska, Berlin (Posensche Kirche), Pfarrer Gülzow, Lübeck (DanzigWestpreußische Kirche), Pastor D. Dr. Girgensohn, Lübeck (deutschbaltische Gemeinden), Pastor Paul Otto, Ansbach (Evang.-Augsb. Kirche in Polen), Pastor Gerhard Richter, Kiel (Evang.-Augsb. Kirche in Polen), Pastor Baumann, Memmingen (Bessarabische Gemeinden), Pastor Lebherz, Nattheim (Batschka-Gemeinden, Siebenbürgische Gemeinden), Pastor Edgar Müller, Göppingen (Bukowina Gemeinden), Pastor Sommer, Wettringen (Deutsche ev. Kirche Α. B. in Jugoslawien), Pastor Fr. Spiegel-Schmidt, Bad Wörishofen (Ev. Kirche in Ungarn), Pastor Skrabak, Schwäbisch Gmünd (Slowakische Gemeinden), Pastor Walloschke, Schwäbisch Hall (Galizische Gemeinden), Superintendent Ladenberger, Weißenburg, Bayern (Deutsche Gemeinden im ehem. Generalgouvernement), Pastor Nagy, Landshut (Ungarisch-ref. Kirche), Generalsekretär Pastor Muth, Erlangen (Martin Lutherbund), Kreisdekan Dr. Kern, Ansbach (Gustav-Adolf-Verein), Prof. Dr. Lie. Unruh, Karlsruhe-Rüppur (Vertreter der Mennoniten).

Die ostpreußische Provinzialkirche war auf der Frankfurter Tagung nicht vertreten. Der ungarndeutsche Pastor Spiegel-Schmidt berichtet z . B . : „ . . . so gab es bei den Amtern der deutschen evangelischen Kirche in Stuttgart [gemeint ist das Hilfswerk], und Schwäbisch Gmünd [Kirchenkanzlei der E K D ] , viele Vorsprachen. U . a. war auch ich mit einem sudetendeutschen Amtsbruder bei der Zentralstelle des Evang. Hilfswerks in Stuttgart, wo wir diese Fragen durchsprechen konnten" (EZA BERLIN, E K D 1/360, Nr. 13041/1946 vom 6. 9. 1946). Ein Vertreter der (sudetendeutschen) „Deutschen evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien" war auf der Frankfurter Tagung allerdings nicht anwesend. Vgl. dazu den unten S. 69 geschilderten Vorgang Wehrenfennig aus dem Jahre 1947. 34

35

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

Einige hatten auch unmittelbar mit der Kirchenkanzlei Kontakt aufgenommen. Es waren auf dieser Arbeitstagung zwei Referenten des Hilfswerks, Paul Collmer und Pastor Herbert Krimm, die das Konzept der geplanten Selbsthilfeorganisationen näher erläuterten. Der Hauptgeschäftsführer im Stuttgarter Zentralbüro des Hilfswerks, Krimm, nannte eine doppelte Aufgabe, deren Lösung die Organisierung in Hilfskomitees dienen soll36: „Unsere Aufgabe ist 1. gegen die Wortführer der Kirche die, sie mit aller Leidenschaft aufzurufen, den Flüchtlingen die Liebe zu geben, daß sie sie in ihrer Eigenart sehen. Das Entsetzliche ist, daß der Mann, der hierher kommt, sich in die unterschiedlose Breimasse der Flüchtlinge hineingeworfen sieht und zu allen äußeren Verlusten nicht einmal mehr das sein darf, was er immer war. 2. gegen die Flüchtlinge, die Nutzlosigkeit und Sünde des Jammerns in eine höhere Sphäre zu heben, ihren Blick auf die unverkürzten Gaben ihrer Kirche, Wort und Sakrament zu lenken und die Einschmelzung zu fördern. So soll die Kluft zwischen eingesessener Bevölkerung und Eingeströmten allmählich zugeschüttet werden. Alle Organisation muß so einfach wie möglich sein. Wir haben teils schon einige Hilfskomitees entsprechend der früheren landeskirchlichen Zugehörigkeit gründen helfen und möchten jede Gruppe dazu auffordern. Der Vorsitzende soll möglichst derselbe sein, der die kirchliche Vertretung hat. Wir wollen auch helfen, die auseinandergerissenen Pfarrer und Gemeinden wieder zueinanderzubringen. Wir brauchen zu dieser Arbeit kristallklare Nüchternheit, ja Geschäftstüchtigkeit ebenso wie brennende Liebe. Das Hilfskomitee soll die praktische Hilfe zu seiner Aufgabe machen, und zwar nicht die Augenblickshilfe mit Geld- und Sachunterstützungen, die durch die örtlichen Pfarrämter erfolgt, sondern die Dauerhilfe/Neuansiedlung, Auswanderung, berufliche Unterbringung und Fortbildung."

Paul Collmer, ebenfalls vom Stuttgarter Zentralbüro, ergänzte diese Überlegung des Hilfswerks noch durch folgende Aussagen: „Es ist das Ziel, die Flüchtlingsmassen in übersehbare Gebilde aufzugliedern. Außer der Familienbindung ist die Kirche die einzige Bindung. Diese Beziehungen aufrecht zu erhalten und als Grundlage für das Hineinwachsen in die Kirche in Deutschland zu benützen ist Sache des Hilfswerks Maßnahmen durchführen können, wie sie in der Problematik des Flüchtlingsdaseins liegen. Die Aufgabe besteht aber nicht nur gegenüber den Flüchtlingen, sondern auch gegenüber denjenigen, die ihren Besitz behalten durften. . . . Das Hilfswerk muß den Anforderungen des Tages entsprechend bereit sein, damit alles getan wird, was heute möglich ist, innerhalb der Volksdeutschen Gemeinschaften, der kirchlichen Gemeinschaften, der Volksdeutschen Gruppen und den ehemaligen Gebieten Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen sollen die Flüchtlinge unter kirchlichem Schutz gesammelt werden. Alle Diasporakirchen und die Kirchen der Altpr. Union haben gesetzliche Vertreter zu bestellen, die zusammen mit dem Rat Entscheidungen treffen. (Es ist nicht Angelegenheit des Hilfswerks, festzustellen, wer diese kirchlich legitimierten Vertreter sind.) Von dieser Leitung einer Flüchtlingskirche werden Geistliche und Laien

36 Das Referat von Dr. Krimm ist in der „Niederschrift über die Arbeitstagung. . . " vom 31. 7. 1946 (Abschrift Α Ο Κ Α , A 7/1946), nicht einmal erwähnt, sondern wird in dem Bericht F. Spiegel-Schmidts (vgl. Anm. 35) zusammengefaßt (S. 5). Eine zuverlässige und ausführliche Niederschrift über diese wichtige erste Ostkirchentagung war in den benutzten Archivbeständen nicht aufzufinden.

Die Bildung des Hilfskomitees

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aus den verschiedenen Zonen in einem Gremium zusammengefaßt, das als Hilfskomitee im Rahmen des Hilfswerks arbeitet. Die amerikanische Militärregierung ist gegen eine Organisation von Flüchtlingsgruppen. Sie sollen als Besonderheit nicht in Erscheinung treten. Den Flüchtlingen kann nur geholfen werden, wenn man sie gleichberechtigt eingliedert. Die Amerikaner sehen eine Hemmung in der Verabsolutierung des Flüchtlingsdaseins. In Beziehung auf die völlige Eingliederung stimmt das Hilfswerk mit den Amerikanern überein. - Die gegebenen Bindungen müssen erhalten bleiben, um die Eingliederung vorzunehmen. Für den Ubergang kann jedoch vertreten werden, daß die Flüchtlingshilfskomitees unter kirchlicher Leitung im Rahmen des Hilfswerks gebildet werden. Nachdem eine kirchliche autoritäre Leitung entstanden ist und ein Gremium aus Pfarrern und Laien geschaffen wurde, soll von diesem ein Mann bestimmt werden, der dem Hilfswerk berichtet und der beauftragt ist, vom Hilfswerk die notwendigen Aufgaben in Angriff zu nehmen und durchzuführen. Das Hilfswerk ist bereit, diesem Manne die äußerlichen Möglichkeiten für seine Arbeit zu geben. Die erste Aufgabe ist die karteimäßige Erfassung aller örtlichen und bezirklichen Stellen innerhalb einer Diasporakirche. Diese Erfassung ist für eine evtl. Auswanderung sehr wichtig. Von hier kann die Auslese durchgeführt werden, was auch für die Siedlung innerhalb Deutschlands gilt. Die anderen Aufgaben ergeben sich im weiteren Verlauf der Flüchtlingsfragen. Die einzelnen Gemeindeglieder müssen wissen, daß eine Stelle da ist, an die sie sich in allen Dingen wenden können. Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Stellen ist unbedingt erforderlich. Die Finanzierungsfrage hängt mit dem Umfang der Arbeit zusammen. Das Hilfswerk ist bereit, die Reisekosten für das Hilfskomitee zu übernehmen, Rundbriefe drucken zu lassen usw. Die Arbeit darf nur unter streng kirchlichen Gesichtspunkten getan werden. Es bleibt die Frage, wie weit die seelsorgerliche Betreuung durch das Hilfswerk durchgeführt werden kann." 37

Das in diesen Ausführungen angesprochene und zumindest im überlieferten Text schillernde Verhältnis zwischen Hilfskomitee und Vertretung der jeweiligen Kirche, zwischen deren diakonischer und im engeren Sinne geistlicher und kirchenregimentlicher Arbeit sollte in den nachfolgenden Monaten und Jahren noch problematisch werden und zu Auseinandersetzungen unter den verschiedenen „Gremien" führen. Auf der Arbeitstagung in Frankfurt selbst allerdings scheinen hierzu keine Probleme gesehen worden zu sein. Nach allem, was sowohl aus schriftlichen Zeugnissen wie aus mündlichen Äußerungen damals Beteiligter hervorgeht, wurde das Angebot der E K D und des Hilfswerkes mit großer Dankbarkeit aufgegriffen38. Die Ostkirchenvertreter sahen darin entweder eine wertvolle Absicherung und Autorisierung bereits begonnener Arbeit oder die Ermöglichung einer solchen. „Niederschrift" vom 31. 7. 1946 (vgl. Anm. 36), S. 13f. So heißt es z . B . im Protokoll der Konferenz, die zur Bildung eines Hilfskomitees für die deutschen Evangelischen aus Ungarn am 6. 9. 1946 in Augsburg abgehalten wurde: „Der Bericht [über die Frankfurter Arbeitstagung] wird mit herzlichem Dank zur Kenntnis genommen und die Besprechung stellt fest, daß sie mit den Grundsätzen der in Frankfurt beschlossenen Fürsorgetätigkeit einverstanden ist und die diesbezügliche Anregung. . . mit tiefgefühltem Dank zur Kenntnis nimmt" (EZA BERLIN, E K D 1/360, Nr. 13041/1946, S. 1). 57 38

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D i e Entfaltung der Selbsthilfe

D i e W o r t e der R e f e r e n t e n des H i l f s w e r k s ließen m a n c h e O s t k i r c h e n vertreter z u d e m darauf schließen, daß E K D und H i l f s w e r k den verdrängten u n d zerstreuten Kirchen t r o t z des damaligen Z u s t a n d s einen Status beimaßen, der demjenigen der a u f n e h m e n d e n L a n d e s k i r c h e n in mancher H i n s i c h t vergleichbar sei. So wie diese im R a h m e n des H i l f s w e r k s d u r c h ihre H a u p t b ü r o s vertreten seien, s o jene durch die H i l f s k o mitees. M e h r n o c h als dieses M o m e n t der A n e r k e n n u n g aber m a g die kirchlichen Vertreter der Vertriebenen die mit d e m F r a n k f u r t e r A n g e b o t eröffnete M ö g l i c h k e i t beeindruckt und befriedigt haben, endlich einen auch g e g e n ü b e r den alliierten Siegermächten abgesicherten organisatorischen Status z u b e k o m m e n und unter diesem arbeiten z u können. D e n n bis z u m S o m m e r 1948 herrschte f ü r die deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge ein von den B e s a t z u n g s m ä c h t e n ausgeübtes Koalitionsverbot 3 9 , in der Weise, wie im R e f e r a t v o n C o l l m e r a u s g e f ü h r t : E i n e O r g a n i s a t i o n auf der G r u n d l a g e der landsmannschaftlichen H e r k u n f t o d e r des Vertriebenenstatus wäre den V o r s c h r i f t e n der B e s a t z u n g s m ä c h t e z u w i d e r g e l a u f e n , nicht aber eine organisatorische Z u s a m m e n f a s s u n g der Vertriebenen in kirchlichem R a h m e n z u m Z w e c k der völligen E i n g l i e d e r u n g . D i e dahingehenden Intentionen des H i l f s w e r k s und ents p r e c h e n d das E r g e b n i s der F r a n k f u r t e r A r b e i t s t a g u n g d ü r f t e n a m präzisesten in einem R u n d s c h r e i b e n des Z e n t r a l b ü r o s „ b e t r e f f e n d : B i l d u n g v o n H i l f s k o m i t e e s der ehemaligen deutschen Kirchen O s t e u r o p a s " v o m 14. A u g u s t 1946 40 f o r m u l i e r t w o r d e n sein: „ E s w u r d e in Aussicht g e n o m m e n , für jede ehemalige deutsche Ostkirche eine v o m R a t der E K D anerkannte Vertretung dieser Kirchen z u bilden. V o n dieser L e i t u n g einer Flüchtlingskirche werden mehrere Geistliche und Laien aus verschiedenen Z o n e n in einem G r e m i u m zusammengefaßt, das für die jeweilige Kirchengemeinschaft als H i l f s k o m i t e e im R a h m e n des H i l f s w e r k s der E K D tätig ist. D i e s e H i l f s k o m i t e e s werden in V e r b i n d u n g mit d e m Zentralbüro des H i l f s w e r k s ihre Arbeit in allen Zonen durchführen. D i e Militär-Regierungen wünschen eine möglichst rasche und gleichberechtigte Eingliederung der Flüchtlinge in die einheimische Bevölkerung. D i e s e A u f f a s s u n g einer vollen und unterschiedslosen Gleichstellung der Flüchtlinge entspricht den bisher schon v o m H i l f s w e r k vertretenen G r u n d s ä t z e n . D i e Bildung der H i l f s k o m i t e e s steht der A b s i c h t der Militär-Regierung nicht im Wege, sondern soll sie verwirklichen helfen. D i e mit der vollen Eingliederung der Flüchtlinge z u s a m m e n h ä n g e n d e n Fragen, sind bei den bestehenden Verhältnissen nicht kurzfristig z u lösen. D i e Zugehörigkeit zur ehemaligen Heimatkirche ist die einzig ansprechbare B i n d u n g , welche die Flüchtlinge noch haben, und die den Flüchtlingen auch aus G r ü n d e n seelsorglicher Betreuung und geistiger F ü h r u n g z u erhal39 Eine genaue A u f k l ä r u n g über das Z u s t a n d e k o m m e n des Verbotes (ob z . B . auch deutsche Regierungsstellen daran beteiligt waren) und seine A u f h e b u n g steht noch aus. Vgl. d a z u H . ROGGE, Vertreibung, S. 189. Sicher ist aber die Tatsache, daß dieses „ K o a l i t i o n s v e r b o t " in einer Reihe von Fällen durchbrochen werden konnte. Vgl. d a z u außer den in diesem Abschnitt weiter unten noch zu schildernden V o r g ä n g e n die Beispiele bei L . LANDSBERG, Situation, S. 7 und P. P. NAHM, L e b e n , S. 71 ff. 40

In: E Z A BERLIN, E K D 1/360; A D W , 327.

Die Bildung des Hilfskomitees

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ten ist. Die Bildung der Hilfskomitees schafft die Voraussetzung dafür, daß die Flüchtlinge selbst in mitverantwortlicher Weise an der Lösung der Flüchtlingsfragen und hierbei insbesondere bei ihrer Eingliederung in die einheimische Bevölkerung mitarbeiten. Vor allem gehört zu ihren Aufgaben die Beratung und Hilfevermittlung, nicht aber die caritative Betreuung der Flüchtlinge (Lebensmittel, Kleider und Geld). Diese findet vielmehr ausschließlich in der regionalen Gliederung durch die Hauptbüros statt. Es ist dies allen Vertretern der Hilfskomitees mitgeteilt worden."

Ein Großteil der auf die Frankfurter Tagung hin gegründeten 18 Hilfskomitees konstituierte sich in den folgenden zwei Monaten, teilweise schon bevor in dem Schreiben der Kirchenkanzlei vom 12. September 1946 „An die Vertreter der ehemaligen deutschen Ostkirchen" das Ergebnis der Frankfurter Tagung zusammengefaßt und die Vorgehensweise im einzelnen erläutert wurde 41 : „In Verfolg unserer Arbeitstagung in Frankfurt/Main bitten wir Sie, 1. das Hilfskomitee Ihrer Heimatkirche durch Wahl seitens der Pfarrer und verantwortlicher Gemeindeältester zu bilden. Das Hilfskomitee soll aus einem Vorsitzenden und seinem Stellvertreter und einer Anzahl von Mitgliedern bestehen. Der Vorsitzende muß ein Geistlicher sein. Der Name des Hilfskomitees soll so abgefaßt sein, daß aus ihm der Name der Heimatkirche ersichtlich ist, z.B. Hilfskomitee der Evang.-luth. Deutschen. . . Die Aufgabe des Hilfskomitees ist es, innerhalb des Hilfswerkes der Evang. Kirche in Deutschland den karitativen Dienst an Pfarrern und Gemeindegliedern der ehemaligen Heimatkirche auszuüben, die Anliegen der Pfarrer und Gemeindeglieder gegenüber den Kirchen ihres jetzigen Aufenthaltsgebietes zu vertreten und um die kirchliche Versorgung der ihm zugehörigen Pfarrer und Gemeindeglieder - in Wahrung und Zuständigkeit landeskirchlicher Stellen und im Einvernehmen mit diesen - bemüht zu sein. Außerdem haben die Hilfskomitees über die ihnen zugehörigen Pfarrer, die keinen landeskirchlichen Beschäftigungsauftrag haben, die Disziplinargewalt auszuüben. Wir bitten Sie, uns durch ein ordnungsmäßiges Protokoll von der Bildung Ihres Hilfskomitees Mitteilung zu machen. Der Rat der Evang. Kirche in Deutschland wird dann aufgrund des vorliegenden Protokolls Ihr Hilfskomitee anerkennen und zu seinen Dienst beauftragen."

Auf seiner 8. Sitzung am 10./11. Oktober 1946 in Frankfurt/Main fällte der Rat der E K D dann den Beschluß, der die Grundlage für die Hilfskomitees bildet42: Die durch Wahl von Pfarrern und Altesten zustande gekommenen Hilfskomitees der ehemaligen deutschen Ostkirchen werden anerkannt. Uber ihre Anerkennung wird folgende Beauftragung ausgestellt: Beauftragung: Das Hilfskomitee der. . . (folgt Name des Hilfskomitees) wird hiermit vom Rat der Evang. Kirche in Deutschland als kirchliche Vertretung der Pfarrer und Gemeinden der ehemaligen. . . (Name der Kirche) anerkannt. Das Hilfskomitee vertritt die ihm zugehörigen Pfarrer und Gemeindeglieder gegenüber den Landeskirchen. Es ist - in Wahrung der Zuständigkeit landeskirchlicher Stellen und im Einvernehmen mit diesen - mit der kirchlichen Versorgung der ihm zugehörigen Pfarrer und Gemeinden beauftragt. Der Rat der Evang. Kirche in Deutschland bittet alle kirchlichen und staatlichen Stellen, dem Hilfskomitee bei der Durchführung seiner Aufgaben jede Unterstützung zuteil werden zu lassen. 41

EZA BERLIN, EKD 1/360.

42

Pkt. 3a (EZA BERLIN, EKD 1/45).

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

Diesem Beschluß gemäß wurden die einzelnen Hilfskomitees vom Rat nach und nach anerkannt und entsprechend beauftragt, - ein Prozeß, der sich bis in das Jahr 1947 hinzog43. Diese Prozedur hinderte die Hilfskomitees nicht daran, sobald sie sich ordentlich konstituiert hatten, ihre Arbeit im Rahmen des Hilfswerks aufzunehmen bzw. fortzusetzen. Das Zentralbüro konnte am 30. Januar 1947 bereits von zwölf der insgesamt dann achtzehn Hilfskomitees den Vorsitzenden und die Adresse der Geschäftsstelle mitteilen44. Wie die oben zitierten Vorgänge zeigen, liefen die Initiativen vom Zentralbüro des Hilfswerks 45 und von der Kirchenkanzlei46 nach der 45 Die ersten Beauftragungen datieren vom März und April 1947 für folgende Hilfskomitees: der evangelisch-lutherischen Deutschen aus Polen, der evangelischen Deutschbalten, der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, der Galiziendeutschen A. und H. B., der Evgl. Deutschen aus der Bukowina, der Evgl.-Luth. Deutschen aus Bessarabien und Dobrudscha, der Evgl. Slowakeideutschen und der evangelischen Deutschen aus Ungarn (EZA BERLIN, E K D 1/360, Nr. 3009/1947).

Am 20. 6. 1947 erhielten die Hilfskomitees der ev. Sudetendeutschen und der ev.-luth. Ostumsiedler (Rußlanddeutsche) ihre Beauftragung. Bei diesen beiden Hilfskomitees konnte die Gründung nicht in vollem Umfang dem Ratsbeschluß entsprechend vollzogen werden, weshalb das Beauftragungsschreiben für das Hilfskomitee der Ev. Sudetendeutschen den Zusatz enthält: „Sollten sich wider Erwarten Schwierigkeiten in der Richtung ergeben, daß das Hilfskomitee nicht von allen Pfarrern und Gemeindegliedern Ihrer Heimatkirche als Vertretung anerkannt wird, so bleibt eine neue Stellungnahme vorbehalten." Die Gründung eines Hilfskomitees für die Ostumsiedler (Rußlanddeutsche) war mit politischen Schwierigkeiten verbunden: Für die Rußlanddeutschen bestand die Gefahr, (ähnlich wie für einige Volksgruppen aus dem Donauraum) daß sie von der UdSSR mit Unterstützung der westlichen Besatzungsmächte gegen ihren Willen zurückgeholt werden. Nach Auskunft des Dokumentationsberichts der Ostumsiedler (vgl. dort S. 4f. und S. 10; V D 33) sind auf diese Weise 250000 Rußlanddeutsche 1945/46 an die UdSSR ausgeliefert worden, weil sie als sogenannte „Administrationsumsiedler" von den Besatzungsmächten nicht als deutsche Staatsangehörige anerkannt wurden. Unter diesen Umständen war bei den Einladungen zur Gründungsversammlung des Hilfskomitees äußerste Vorsicht geboten, auch in der Namengebung wurde dies berücksichtigt (Ostumsiedler anstatt Rußlanddeutsche), was aber der Anerkennung durch den Rat nicht im Wege stehen sollte. Dem Schreiben der Kirchenkanzlei wurde, wie schon bei den Beauftragungen der Galiziendeutschen, der Deutschen aus der Bukowina, aus Bessarabien und der Dobrudscha, folgender Zusatz beigefügt: „Wir haben davon Kenntnis genommen, daß die Entstehung der Hilfskomitees nicht in vollem Umfange dem Wortlaut des genannten Ratsbeschlusses entspricht, weil technische Schwierigkeiten dies verhindert haben." Aus technischen Gründen (Termin- und Reiseschwierigkeiten über die Besatzungszonengrenzen hinweg) verzögerte sich die Anerkennung und Beauftragung durch den Rat bei den Litauendeutschen und den Jugoslawiendeutschen um weitere Wochen (EZA BERLIN, E K D 1/360; Verfügung vom 20. 6. 1947). Gerstenmaier am 30. 1. 1947 (ADW, 327, 133/1546/47, Anlage). Am 1 4 . 8 . 1946, 3 0 . 9 . 1946. Zentralbüro am 3 0 . 1 . 1947, an Kirchenkanzlei: „. . . Ich wäre für eine Nachprüfung dankbar, ob die von uns bezeichneten Leiter der Hilfskomitees auch seitens der Kirchenkanzlei legitimiert sind" (EZA BERLIN, E K D 1/360 46 12. 9. 1946, 7. 11. 1946 (ebd.). und A D W , 327). 44 45

Die Bildung des Hilfskomitees

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Frankfurter Arbeitstagung nebeneinander her und überschnitten sich teilweise. Dieses Nebeneinander hat jedoch die Bildung und Arbeit der Hilfskomitees in jenen Monaten nicht beeinträchtigen können 47 . Obwohl naturgemäß die Quellen über jene Vorgänge im einzelnen unvollständig sind, bezeugen aber eine Reihe von Vorgängen bei allem Nebeneinander, daß es als Ergebnis der Bemühungen des Zentralbüros angesehen werden muß, wenn in relativ kurzer Zeit, nämlich in wenigen Monaten, nahezu alle Vertriebenengruppen durch ein arbeitsfähiges Hilfskomitee vertreten waren. Einige auslandsdeutsche Hilfskomitees, wie die der Galizien-, Sudeten- und Rußlanddeutschen, leiten ihre Gründung unmittelbar aus einem Anstoß oder der Beteiligung des zuständigen Referenten im Zentralbüro, Collmer, her48. Dieses Nebeneinander im Vorgehen von Zentralbüro und Kirchenkanzlei wäre wohl nicht weiter von Bedeutung, wenn damit nicht ein Nebeneinander unterschiedlicher Auffassung vom Status der Hilfskomitees, der organisatorischen Zuordnung von eng kirchlicher und diakonischer Aufgabenstellung, einherginge, das nicht ohne Auswirkung auf bald einsetzende Auseinandersetzungen über den Fortbestand der verdrängten Ostkirchen bleiben sollte49. Bei näherem Zusehen wird die unterschiedliche Konzeption bereits in den oben ausführlich zitierten Rundschreiben von Kirchenkanzlei und Hilfswerk deutlich: Das Hilfswerk sah die Hilfskomitees als Organe der vom Rat der E K D anzuerkennenden Leitungen der verdrängten Ostkirchen an. Ihre Stellung zu diesen Kirchenleitungen entspricht derjenigen der Hauptbüros des Hilfswerks zu den jeweiligen Landeskirchen 50 . 47 In einzelnen, allerdings wohl kaum schwerwiegenden Fällen, entstanden Kompetenzunklarheiten oder zeitliche Verzögerungen. So konnte zwischen der Kirchenkanzlei und dem früheren Kirchenpräsidenten Wehrenfennig (Böhmen, Mähren, Schlesien) erst durch mehrere Schreiben zwischen Oktober und Dezember 1947 der Status des Hilfskomitees und die Frage der kirchlichen Vertretung geklärt werden (EZA BERLIN, E K D 1/362, Tgb.N r . 10949 und 12032/1947). 48 So teilte Superintendent i . R . Theodor Zöckler, dem vom Rat der E K D im April 1946 die kirchliche Betreuung der geflüchteten ev. Galiziendeutschen übertragen wurde, am 9. 12. 1946 der Kirchenkanzlei mit, er sei „durch den Erlaß des Zentralbüros des Hilfswerkes vom 12. September 1946" - auf Grund seiner „Anerkennung durch den Rat beauftragt und ermächtigt" worden, ein Hilfskomitee im Hilfswerk der E K D zu begründen ( E Z A BERLIN, E K D 1/360, T g b . - N r . 15370 vom 9. 12. 1946). Der sudetendeutsche Pfr. Robert Janik wurde - wahrscheinlich im Frühjahr 1947 - von Collmer mit der Aufgabe betraut, „die Konstituierung des Hilfskomitees in die Wege zu leiten" (Wehrenfennig am 3. 12. 1947 an die Kirchenkanzlei; ebd., 1/362, T g b . - N r . 12032/1947). Auch bei der Bildung des Hilfskomitees der Ostumsiedler (Rußlanddeutschen) war Collmer beteiligt (ebd., 1/361; Vermerk 6753 vom 20. 6. 1947, Ziffer 1).

Vgl. dazu unten S. 195 ff. A m deutlichsten ist diese Position in dem Rundschreiben Gerstenmaiers vom 30. 1. 1974 (also nach dem Ratbeschluß vom Oktober 1946) ausgedrückt: „Die Hilfskomitees sind Organe der vom Rat der E K i D anerkannten Leitungen verdrängter Kirchen. Die 49 50

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

Die Position der Kirchenkanzlei und vor allem des Rates der EKD kennt dagegen keine Unterscheidung von anzuerkennenden Kirchenleitungen und den Hilfskomitees als deren Organe. Sowohl im Schreiben der Kirchenkanzlei vom 12. September 1946, wie vor allem im entscheidenden Ratsbeschluß vom 10./II. Oktober 1946 selbst, wird einzig und allein das Hilfskomitee als „Vertretung der Pfarrer und Gemeindeglieder der ehemaligen" Heimatkirchen anerkannt und beauftragt. Eine davon gesonderte und vorgeordnete Kirchenleitung erscheint weder in dem vorbereitenden Referentenbericht 51 noch im Ratsbeschluß selbst. Darin liegt der Unterschied zur Position des Zentralbüros, nicht dagegen in der Differenzierung der Aufgaben nach im engeren Sinne kirchlichen und diakonischen Bereichen, wobei sich die Beauftragung des Rates eindeutig auf den kirchlichen Bereich bezog. Es blieb allerdings nicht aus, daß die in mancher Hinsicht noch ungeklärten und ungeregelten kirchlichen Verhältnisse im Raum der EKD auch das Verständnis des Status dieser ostkirchlichen Vertretungen berührten. Nach weniger als einem Jahr sah sich der Rat der E K D genötigt, seinen grundlegenden Beschluß vom 10./ 11. Oktober 1946 zum Teil zu revidieren, ohne daß dadurch - im nachhinein betrachtet - eine in sich widerspruchsfreie Festlegung, welcher Natur die „Vertretung" sei, erfolgt wäre. Auf Initiative der Kirchenkanzlei nahm der Rat am 6. Juni 1947 seine Anerkennung der Hilfskomitees von Ostpreußen, Danzig-Westpreußen, Posen, Ostpommern und Ostbrandenburg zurück 52 , also der Vertretungen der zerstreuten östlichen Provinzialkirchen bzw. -kirchenteile der Altpreußischen Union". Mit diesem Beschluß sollte den Bestrebungen Rechnung getragen werden, die Ev. Kirche der Altpreußischen Union neu zu konstituieren". Soweit sich erkennen läßt, blieb der Ratsbeschluß vom 6. Juni Aufgaben der Hilfskomitees im Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland sind: 1. die Seßhaftmachung ihrer Gemeinden und Flüchtlinge zu unterstützen, 2. ihre organische Verbindung mit den Kirchen des Aufnahmelandes zu fördern, 3. gemeinsame Belange der Selbsthilfe wahrzunehmen, 4. Auswanderungswillige zu registrieren, zu beraten und zu unterstützen, 5. die Suche nach Familien und Gemeindeangehörigen durchzuführen. Die Hilfskomitees sind mit diesen Funktionen Organe des Hilfswerks und in dieses eingegliedert. Ihre Stellung ist den Hauptbüros als Organen der Landeskirchen bzw. Freikirchen zu vergleichen. . ." (ADW, 327, 133/1546/47). 51 Erstattet am 11.9. 1946 von Pfr. Mochalski, dem damals zuständigen Referenten der Kirchenkanzlei, auf der 8. Sitzung, die am 10./11. 10. 1946 in Frankfurt/M. abgehalten w u r d e ( E Z A BERLIN, E K D 52

1/54).

13. Sitzung am 6. 6. 1947 in Treysa (ebd., 1/46, Pkt. 24). 53 Die Vertretung der schlesischen Kirchenglieder wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt einheitlich geregelt. 54 Die Ev. Kirche der altpreußischen Union gehörte 1945 zu den sogenannten „zerstörten" Lindeskirchen. Die Neuordnung ihrer kirchlichen Verhältnisse war durch zwei gegenläufige Tendenzen bestimmt:

Die Bildung des Hilfskomitees

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1947, der formell zwei Klassen von Hilfskomitees schuf, ohne praktische Auswirkungen 55 . Erst nach der Neukonstituierung der Ev. Kirche der Union - so die Bezeichnung seit 1953 - wurden die ApU-Hilfskomitees in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengefaßt56, ein Vorgang, der wohl kaum mit diesem Ratsbeschluß in Verbindung gebracht werden kann, sondern als Ausfluß der neugeschaffenen Zusammengehörigkeit der früheren ApU-Kirchen angesehen werden muß. Der Ratbeschluß vom 6. Juni 1947 könnte deshalb weitgehend unbeachtet bleiben, wenn er nicht im Zusammenhang mit weiteren Vorgän1. die besonders von den ehemaligen westlichen ApU-Provinzialkirchen Rheinland und Westfalen ausgehenden Dezentralisierungs- und Verselbständigungsbestrebungen, die in den Beschlüssen der Kirchenkonferenz in Treysa vom 27. und 31. August 1945 einen Niederschlag fanden (allerdings waren die Träger dieser Bestrebungen auf der EKD-Ebene andere als auf der ApU-Ebene; vgl. dazu Oskar Söhngen in: W. ELLIGER, Kirche, S. 157), 2. die bald nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes in Gang gekommenen Bestrebungen, eine von allen anerkannte altpreußische Gesamtkirchenleitung zu installieren. Dieser unter der Führung des damaligen Generalsuperintendenten und Präsidenten des Ev. Oberkirchenrats, Otto Dibelius, unternommene Versuch fand vor allem in den östlichen Kirchenprovinzen Unterstützung, die eine „Beibehaltung ihres engeren Zusammenschlusses untereinander" und eine „stärkere Handlungsvollmacht der [ApU-] Gesamtkirche" anstrebten (ebd., S. 158). Diese östliche ApU-Provinzialkirchen erkannten deshalb am 2. 10. 1945 im Treysaer Abkommen („Treysa II") der ApUGesamtkirche grundlegende Kompetenzen, darunter auch das Disziplinarrecht, zu. Die westlichen Gliedkirchen, Rheinland und Westfalen, beließen der ApU-Kirchenleitung allerdings weiterhin bloß Minimalfunktionen: „im wesentlichen ,die Regelung derjenigen finanziellen und verwaltungsmäßigen Angelegenheiten, welche die Kirchen der Provinzen für sich allein nicht ordnen können'. . . , sowie das Recht, den Kirchen der Provinzen Vorschläge für einheitliche Ordnungen auf innerkirchlichem Gebiet zu machen" (ebd.). Auf dieser Grundlage konnte die ApU-Gesamtkirchenleitung in folgenden Jahren eine Reihe von Maßnahmen durchsetzen, die einer einheitlichen Entwicklung der ehemaligen ApU-Provinzialkirchen dienlich waren. Zu einer von allen diesen Kirchen getragenen Neukonstituierung der ApU kam es - nicht zuletzt als Reaktion auf den vorläufigen Fehlschlag der Bemühungen, die kirchlichen Verhältnisse im Sinne einer wirklich kirchlichen Einheit der evangelischen Kirche in Deutschland neu zu ordnen - auf der außerordentlichen Generalsynode der Ev. Kirche der ApU im Dezember 1950 und Februar 1951 (vgl. ebd., S. 160). So stellt O . Söhngen in seinem eigens für diese Dokumentation verfaßten Aufsatz „Die Evangelische Kirche der (altpreußischen) Union und das Problem der Heimatvertriebenen" fest: „Die Möglichkeit eines gesamtkirchlichen Aufgreifens der Frage der Heimatvertriebenen ergab sich erst, nachdem die Evangelische Kirche der altpreußischen Union. . . neu konstituiert war" (S. 4, V D 46). 55 Der Ratsbeschluß findet weder in den Dokumentationsberichten der ApU-Hilfskomitees Erwähnung, noch hat ihn - soweit ich sehe - R. R. MAYER in seiner Dissertation (Rechtsstellung) berücksichtigt. 56 „Die Arbeitsgemeinschaft bemüht sich gemeinschaftlich mit den beteiligten Kirchenleitungen und in Fühlungnahme mit der Kirchenkanzlei [der Ev. Kirche der Union] um die Schaffung vorbildlicher Formen für die kirchliche Eingliederung der Heimatvertriebenen in die Gliedkirchen der APU. Gleichzeitig vertritt sie die berechtigten Interessen der Heimatvertriebenen aus der A P U gegenüber anderen Landeskirchen." (Tätigkeitsbericht der Kirchenkanzlei/EKU 1953, S. 44; V D 21).

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D i e Entfaltung der Selbsthilfe

gen bezeugte, wie schillernd und unterschiedlichen Interpretationen offen der kirchliche Status der Selbsthilfeorganisationen beschrieben wurde: „Diese Beauftragung [mit Ratsbeschluß v o m 10./11. Oktober 1946] geschah nur deswegen und hatte nur darum einen Sinn, weil bei den meisten Ostkirchen eine geordnete Organisation nicht mehr vorhanden ist und die Uberleitung in die neuen Verhältnisse irgendwie geregelt werden mußte. Diese Voraussetzung trifft jedoch bei den zur Evang. Kirche der Union gehörenden Gebieten nicht zu, weil diese Kirche als solche in ihren Leitungs- und Verwaltungsorganen noch vorhanden ist. Der Rat der E K D kann nicht daran vorbei gehen, daß eine Kirchenleitung der Evang. Kirche der altpreußischen Union besteht und auch arbeitet. Für die in dem Beauftragungsschreiben genannten Funktionen der Hilfskomitees ist hinsichtlich der altpreußischen Kirchengebiete deswegen kein Raum, so daß auch eine Anerkennung dieser Hilfskomitees im Sinne des Ratsbeschlusses vom 10./ 11. 10. 1946 nicht möglich ist. Die Hilfskomitees. . . können sich daher nur caritativ im Rahmen des Hilfswerks betätigen. D a z u ist aber ihre Anerkennung und Beauftragung gemäß dem Ratbeschluß v o m 10./11. Oktober 1946 nicht nötig. . ," 5 7

Eine solche Argumentation und der entsprechende Beschluß des Rates sind doch wohl nur dann sinnvoll, wenn der Anerkennung und Beauftragung durch den Rat dem jeweiligen Hilfskomitee auch tatsächlich eine rechtlich relevante Q u a l i t ä t als kirchliches Leitungsorgan verbleibt. In diesem Sinne hatte ja, wie oben bereits erwähnt, der Leiter des Hilfswerks in einem Rundschreiben v o m 30. Januar 1947 festgestellt, die Hilfskomitees seien „ O r g a n e der v o m Rat der E K i D anerkannten Leitungen verdrängter Kirchen". Eben diese Interpretation ist aber durch den Ratsbeschluß v o m 10./11. O k t o b e r 1946 und die damit einhergehenden Erläuterungen der Kirchenkanzlei nicht abgedeckt. G a n z entsprechend protestierte die Kirchenkanzlei gegen die Verwendung jenes Satzes in einem Rundschreiben des ostpreußischen Hilfskomitees 5 8 . 57 Schreiben der Kirchenkanzlei der E K D an die Hilfskomitees der A p U v o m 20. 6. 1947 ( E Z A BERLIN, E K D 1/361, N r . 6753/1947). 58 Ebd., N r . 6762 vom 20. 6. 1947. - In seiner Antwort verwies das Hilfskomitee auf das Rundschreiben des Hilfswerkes vom 30. 1. 1947, worauf die Kirchenkanzlei das Zentralbüro umgehend um Klärung bat. D a s Antwortschreiben des Zentralbüros v o m 25. 9. 1947 (ebd., 1/362, N r . 9827/47) bezeichnet den Widerspruch genau, anerkennt aber die Entscheidung des Rates der E K D : „ E s ist zuzugeben, daß dieser Satz nach den heutigen Gegebenheiten Anlaß zu Mißverständnissen geben kann. Die erste Tagung der Ostkirchen in Frankfurt/Main im August 1946 [gemeint ist die Frankfurter Arbeitstagung Ende Juli 1946] ging noch davon aus, daß außer den Hilfskomitees mit ihren caritativen Aufgaben von jeder verdrängten Ostkirche auch ein Führungsgremium herausgestellt wird, welches ausschließlich eine Vertretung nach der geistlichen Seite wahrnimmt. Erst durch den Beschluß des Rates vom 10./11. Oktober 1946 sind die Hilfskomitees gleichzeitig. . . auch mit der Vertretung der Pfarrer und Gemeindeglieder gegenüber den Landeskirchen und mit der kirchlichen Versorgung ihrer Glieder beauftragt worden. Genau genommen will der erwähnte Satz. . . nur besagen, daß die Hilfskomitees Organe der Flüchtlingskirchen sind und deren kirchliche Leitung vom Rat aus anerkannt wurde." Obwohl der letzte Satz sicher wiederum Anlaß zu beliebiger Fortsetzung der Kontroverse geboten hätte, einigten sich Zentralbüro und Kirchenkanzlei darauf, wie es im Schreiben des Zentralbüros heißt, „nicht durch eine neue Klarstellung Anlaß zu weiteren Diskussionen zu geben".

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War aber mit der im Ratsbeschluß genannten „Vertretung" nicht ein kirchenregimentlich relevantes Organ, sondern die nach kirchlicher Herkunft abgegrenzte und organisierte kirchliche, das heißt: seelsorgerliche und diakonische Betreuung der Vertriebenen und kirchliche Hilfe zu deren Eingliederung gemeint - und dies liegt mit Sicherheit eher im Sinne der vom Rat vertretenen Linie als die kirchenregimentlich relevante Vertretung 5 ' - dann ist wohl nur schwer einzusehen, warum die altpreußischen Hilfskomitees nicht wie alle anderen im Sinne des Ratsbeschlusses vom 1 0 . / I I . Oktober 1946 anerkannt bleiben sollten, zumal das Kriterium, daß „Leitungs- und Verwaltungsorgane" der betreffenden Ostkirchen noch vorhanden seien, keineswegs auf die verdrängten ehemaligen ApU-Provinzialkirchen allein zutraf. Es gilt ebenso für die Evangelischen aus Ungarn und Rumänien (Siebenbürger). Wenn dem Beschluß des Rates vom 6. Juni 1947, mit dem die Beauftragung im Sinne des Ratsbeschlusses vom 10./11. Oktober 1946 für die ApU-Hilfskomitees zurückgenommen wurde, eine sichtbare Wirkung versagt blieb, so liegt dies sicher nicht an der mangelnden kirchenrechtlichen Feinabstimmung, wie sie hier sichtbar wurde, sondern daran, daß die historischen Bedingungen eine Konstituierung intakter Flüchtlings- oder Ostkirchenleitungen mit vollwertiger kirchenregimentlicher Qualität im Rahmen der sich neu ordnenden Evangelischen Kirche in Deutschland und des westlichen Landeskirchentums nicht zuließen; dabei ist sowohl an die Intentionen der kirchlichen Leitungs-

59 Dazu sei hier noch auf die Frage der Disziplinargewalt über die noch nicht in den Dienst einer westlichen Landeskirche aufgenommenen Ostpfarrer eingegangen: Das Referentenvotum der Kirchenkanzlei vom 11. 9. 1946 (EZA BERLIN, E K D 1/45), mit dem der Ratsbeschluß vom 10./11. 1946 vorbereitet wurde, versteht die Beauftragung der Hilfskomitees auch dahin, daß die Hilfskomitees „über die ihnen zugehörigen Pfarrer, die keinen landeskirchlichen Beschäftigungsauftrag haben, die Disziplinargewalt auszuüben" haben (S. 3). Entsprechend lautet das Rundschreiben der Kirchenkanzlei vom 12. 9. 1946 „An die Vertreter der ehemaligen Ostkirchen" (ebd., 1/360). Der Textvorschlag der Kirchenkanzlei für die Beauftragungsschreiben an die Hilfskomitees wurde vom Rat wörtlich so beschlossen, so daß aus der Tatsache, daß im Ratsbeschluß von dieser Disziplinargewalt nicht gesprochen wird, nicht gefolgert werden kann, daß der Rat sie ausschließen wollte. Trotzdem darf dieser Vorgang nicht als Zeugnis für eine „Vertretung" im kirchenregimentlichen Sinn herangezogen werden, sondern allenfalls für die Unsicherheit, mit der sich die Kirchenkanzlei damals in jener Materie noch bewegte. Denn die Frage der Disziplinargewalt über die noch unbeschäftigten Ostpfarrer war vom Rat bereits am 21. 6. 1946 durch die Verordnung „betr. Versorgung und Verwendung von Ostpfarrern" (ebd., 1/45; 7. Sitzung am 21./22. 6. 1946 in Speyer) geregelt worden. Nach Pkt. V dieser Verordnung wurde ein nicht im Dienst einer Landeskirche stehender Ostpfarrer der „Disziplinargewalt der Landeskirche seines Wohnsitzes" unterstellt. Das bedeutet, daß die Hilfskomitees von dieser kirchenregimentlichen Funktion zugunsten der Landeskirche gerade ausgeschlossen waren.

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

organe als auch die äußeren technischen Möglichkeiten des Aufbaus von Diasporakirchen im viergeteilten Nachkriegsdeutschland zu denken 60 .

Organisatorische Ansätze zur Bildung einzelner Hilfskomitees In seiner ausführlichen Darstellung „Gruppenbildung und Organisationswesen" äußert Max Hildebert Boehm die Vermutung, daß im Unterschied zu den katholischen Vertriebenengruppen bei den evangelischen Vertriebenen „der organisatorische Impuls von den einheimischen Glaubensbrüdern ausgegangen" sei, die „so etwas wie eine Initialzündung und den notwendigen finanziellen Rückhalt haben" 61 . Dies ist sicher insoweit richtig, als damit die Bildung der Selbsthilfeorganisationen in ihrer endgültigen Form gemeint ist. Auf der anderen Seite steht aber ebenso fest, daß ohne die vielfältigen und teilweise schon weitgreifenden „Impulse" und Ansätze auf Seiten der Vertriebenengruppen diese Selbsthilfeorganisationen nicht hätten geschaffen werden können. Wenn Collmer auf der Frankfurter Arbeitstagung im Juli 1946 feststellte, der Wunsch nach einer Organisation sei „von den Ostpfarrern selbst an das Hilfswerk herangetragen worden" 6 2 , so geht daraus einerseits hervor, daß die Initiative für die grundlegende Frankfurter Ostkirchentagung und die Vorbereitungen des dort erzielten Ergebnisses wohl eindeutig vom Hilfswerk ausgegangen sind. Andererseits weist Collmers Feststellung bereits auf die von den vertriebenen Pfarrern und Gemeindegliedern selbst entfalteten Unternehmungen der Selbsthilfe hin, auf denen nach der Frankfurter Tagung aufgebaut werden konnte. Von den bereits beschriebenen Hilfsstellen der Jugoslawiendeutschen und der Umsiedler aus dem Donauraum (vor allem Bessarabien), die 60 Auf eine eingehende juristische Analyse des Status der verdrängten Ostkirchen und ihrer Hilfskomitees muß hier verzichtet werden. Vgl. dazu das Gutachten „Die Rechtsstellung der Ostkirchen", das von der Außenstelle Assenheim des Hilfswerk-Zentralbüros erstattet wurde (Scheuner-Gutachten; EZA BERLIN, E K D 1/362 Nr. 2693 vom 30. 3. 1948). Vgl. weiter vor allem R. R. MAYER, Rechtsstellung. Eine solche Analyse kann nicht Gegenstand der historischen Darstellung sein. Hier geht es lediglich darum, die Intentionen der damals an der Bildung der Hilfskomitees beteiligten Gremien zu klären und ihre Tragweite und Relevanz im Vollzug kirchlicher Vertriebenenarbeit, hier also der Benutzung des Hilfswerks um Hilfe zur Selbsthilfe, zu prüfen. (Wie waren die Selbsthilfeorganisationen konzipiert, und welche Momente haben sich als beständig erwiesen?) Die kirchenpolitische Auseinandersetzung um den Fortbestand der Ostkirchen als Moment der Entwicklung, die die kirchliche Vertriebenenarbeit genommen hat, soll im nächsten Kapitel dargestellt werden. 61 Μ. H. BOEHM, Gruppenbildung, S. 528. Boehm stand den damaligen Vorgängen im Bereich der kirchlichen Vertriebenenarbeit nicht fremd gegenüber. So nahm er an der ersten Tagung des O K A und der Hilfskomitees am 1 . 5 . 1947 in Marburg (Lahn) als Referent teil (EZA BERLIN, E K D 1/361, Nr. 5362/1947, S. 2). 62

Niederschrift ΑΟΚΑ, A 7/1946, S. 13.

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b e i d e m i t R e c h t als V o r b i l d f ü r d i e H i l f s k o m i t e e s a n g e s e h e n w e r d e n 6 3 , bildet die Initiative d e r evangelischen D e u t s c h e n aus J u g o s l a w i e n

für

l ä n g e r e Z e i t d e n e i n z i g e n A n s a t z , d e r a u c h in E i n z e l h e i t e n d e m B i l d d e r angestrebten kirchlichen Selbsthilfeorganisationen entsprach und

ohne

w e i t e r e s i n F o r m d e s „ H i l f s k o m i t e e s f ü r d i e e v . K i r c h e aus J u g o s l a w i e n " weitergeführt werden konnte. F r a n z H a m m , der weltliche Kirchenpräsid e n t d e r D e u t s c h e n E v a n g e l i s c h e n L a n d e s k i r c h e in d e r B a t s c h k a ,

be-

schrieb auf d e r Z e h n j a h r e s f e i e r seines H i l f s k o m i t e e s ( „ Z e h n j a h r s t u n d e " ) a m 2 1 . A u g u s t 1 9 5 5 in R e u t l i n g e n d e n W e g , d e r v o n d e r H i l f s s t e l l e in S a l z b u r g z u r e r s t e n B i l d u n g eines H i l f s k o m i t e e s e i n e r z e r s t r e u t e n O s t k i r c h e geführt hatte u n d engstens m i t seiner P e r s o n v e r b u n d e n ist: „Mit Anhalter fuhr ich am 20. August 1945 nach Stuttgart. Im Oberkirchenrat sprach ich mit den Oberkirchenräten Dr. Sautter, Pressel und Dr. Ostmann. Letzterer wirkt im Gustav-Adolf-Werk und kennt das Werbaßer Diakonissenhaus. In schriftlichen Berichten gab ich Schilderung der Lage unserer Menschen. O K R Pressel sagte mir, es sei Fügung, daß ich gerade jetzt komme, denn für Ende August sei nach Treysa eine Kirchentagung einberufen. Am 21. August empfing mich Landesbischof D . Theophil Wurm. Er erinnerte sich an Jarek, wohin er zur 150-Jahrfeier eingeladen war, jedoch wegen Verweigerung der Ausreise nicht fahren konnte. Ich gab ihm einen schriftlichen Bericht und bat ihn, dafür zu sorgen, daß das Ausland richtig unterrichtet werde über das Geschehen in unserer Heimat. Er sagte zu, in Treysa mit den dorthin kommenden Vertretern der Ökumene über unsere Lage zu sprechen und deren Hilfe zu erwirken. Er versicherte mir, daß unsere Kirche in Württemberg in jeder Hinsicht aktive Hilfe an die Heimatvertriebenen leisten werde. Anschließend besuchte ich Prälat Lie. Lempp, der in der Gustav-Adolf-Arbeit steht und gab ihm Bericht. Damit war unsere aktive Einschaltung in das Gustav-Adolf-Werk vollzogen und wirkt sich seither aus. Wir haben Sitz in seinem Vorstand und empfingen mancherlei Hilfe für unsere Landsleute und unseren Dienst. Schon im Sommer 1945 brachte das Gustav-Adolf-Werk, damals als Notzeitung, einen eingehenden Bericht über uns. Der langjährige Vorsitzende, Prälat D . Konrad Hoffmann, Ulm, hat uns stets seine Hilfsbereitschaft bekundet. An der Ausgestaltung der Gustav-Adolf-Tage wirken wir stets mit. Am 3. September 1945 teilte mir O K R Pressel in Stuttgart mit, daß die Kirchenkonferenz in Treysa Landesbischof D. Wurm zum Ratsvorsitzenden gewählt habe. Meine Berichte seien auf der Konferenz den Vertretern der Ökumene bekanntgegeben worden. Es sei über die Vertriebenenfrage ein Wort an die Weltöffentlichkeit ins Auge gefaßt worden, und zwar gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche. Am 14. Oktober 1945 sprach ich in Gschwend mit Pfarrer D. Hans Asmussen, der die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche Deutschlands als Präsident leitet. Er bestätigte, daß in Treysa über meine Eingaben berichtet wurde. Er sprach mir Mut zu, die Arbeit fortzusetzen. Mit Landeskirchenpfarrer Heinrich Lebherz, der damals in Nattheim tätig war, und mit Stadtpfarrer Friedrich Mornau, damals in Königsbronn, hatte ich über den kirchlichen Briefdienst Fühlung gewonnen. Am 15. November entschloß ich mich, beide zu besuchen, und am 16. November besprachen wir bei Lebherz in Nattheim die Lage unserer Kirche. Wir beschlossen, mit der Kirchenkanzlei, die damals in Schwäbisch Gmünd

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F. SPIEGEL-SCHMIDT, W a n d l u n g e n , S. 5 9 .

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

untergebracht war, die Fühlung aufzunehmen und uns als Vertreter unserer heimatlichen Kirche bestätigen zu lassen. In dem Schreiben baten wir, unsere Kirchenmitglieder über die Pfarrämter zu erfassen und in die Betreuung durch das Hilfswerk einzubeziehen. Ebenso meldeten wir uns als Vertretung beim Gustav-Adolf-Verein in Freiburg/Br. bei Prof. Dr. Greber, bei Bischof D. Heckel und beim Martin-Luther-Bund in Erlangen. Unser Anliegen war, zu erreichen, daß wir als die in Deutschland lebenden Leitungsmitglieder unserer heimatlichen Kirche als Vertreter auch in der Heimatlosigkeit anerkannt werden. Das Schreiben überreichte ich am 20. November 1945 in der Kirchenkanzlei zu Schwäbisch Gmünd. Es wurde sogleich zur Kenntnis genommen, daß wir die Vertretung unserer Kirche weiterführen und mitgeteilt, daß alle schriftlichen Mitteilungen für uns an Landeskirchenpfarrer Lebherz geleitet werden. Somit war unser Hilfskomitee in seiner ersten Gestalt Wirklichkeit geworden. Ich fuhr in den Wochen nachher öfter nach Stuttgart, wo im Hause Stafflenbergstraße 20 der Aufbau des Hilfswerkes der Evangelischen Kirchen Deutschlands, geleitet von O K R Dr. Eugen Gerstenmaier, begonnen hatte. Mit O K R Pressel, Dr. Ostmann, Pfarrer Schubert wurden die Beziehungen immer reger. Verkehrsschwierigkeiten, Lebensmittelmangel, Papiernot, dazu nackte Existenzsorgen ließen indes keine weitgezogene Tätigkeit aufkommen, auch war die Zahl der in Deutschland lebenden Landsleute noch nicht groß. Man ermutigte mich, unsere Tätigkeit auszubauen, denn es werde der Zustrom von Vertriebenen anheben und da sei es gut, die Aufnahme rechtzeitig im voraus vorzubereiten. U m mit Lebherz und Mornau ständige Verbindung zu sichern, übersiedelte ich Anfang Januar 1946 nach Königsbronn an der Brenz, wo wir häufiger Beratungen abhielten. Pfarrer Daniel Hinkel aus Bayern und Pfarrer Frank aus Crailsheim stießen zu uns; wir gaben einen Erfassungsbogen heraus und beschlossen, die Landsleute seelsorgerlich und diakonisch zu betreuen. Der Bahnverkehr und die Post waren wieder im Gange und die anwachsende Flüchtlingswelle machte die Erfassungsarbeit nötig. Rückschauend dürfen wir feststellen, daß unsere Arbeit, die im Hilfskomitee als Repräsentanz unserer heimatlichen Kirche ihren Ausdruck gefunden hat, in Deutschland auf den August 1945 zurückreicht. Anfangs trug es die Bezeichnung Hilfsausschuß und gab sich 1946 seinen jetzigen Namen. Heinrich Lebherz wurde als Landeskirchenpfarrer schon am Anfang an die Spitze gewählt, auf der Königsbronner Beratung am 30. 4. 1946 wurde er darin bestätigt und die heimatkirchliche Zusammenkunft im Stuttgarter Torhospiz am 27./ 28. August 1946, die zahlreiche Teilnehmer aufwies, stellte folgende Spitze des Hilfskomitees heraus: Vorsitzender Pfarrer Lebherz, Vorstandsmitglieder Senior Christian Jung, Senior Karl Peter, Pfarrer Sommer, zugleich für Fragen des Bosnien-Deutschtums. Die Geschäftsführung wurde in den Händen von Franz Hamm bestätigt. Die Bezeichnung Hilfskomitee war auf der Tagung der Ost- und Flüchtlingskirchen am 29. bis 31. Juli 1946 in Frankfurt/M. festgelegt worden, die den Ostkirchenausschuß begründet hat, dem Pfarrer Lebherz von der Gründung an bis zu seiner 1950 erfolgten Auswanderung nach Amerika angehört hat. In den ersten Jahren gehörten den Leitungen der heimatkirchlichen Hilfskomitees nur Geistliche an. Sitz des Hilfskomitees wurde das stark bombenzerstörte Haus Stuttgart, Archivstraße 18, erster Stock, in dem es heute noch wirkt, allerdings jetzt im Kellergeschoß. Die Hilfsstelle für Donauschwaben, die im gleichen Haus tätig war, ist vom Hilfskomitee übernommen worden. Mit dem Hauptbüro des Hilfswerks der evangelischen Kirche Württemberg, das von O K R Pressel geleitet wurde, entwickelte sich herzliche Zusammenarbeit, ebenso mit dem Zentralbüro, an dessen Spitze Dr. Gerstenmaier stand. Von beiden Stellen bekamen wir nicht nur Hilfe, um unsere Arbeit zu sichern, sie versetzten uns auch in die Lage, Hilfe an Kleidung und Lebensmitteln zu verteilen. Sie machten das Ausland und auch das Inland mit unserer Lage bekannt Sie ermöglichten uns die Durchführung von Freizeiten, Tagungen, Siedlungsplanungen." 64 64

„Zehn Jahre Hilfskomitee", S. 5ff. (VD 29).

Die Bildung des Hilfskomitees

77

Fast ein Jahr, bevor auf zentraler kirchlicher Ebene die einheitliche kirchliche Organisierung der Vertriebenen angegangen wurde, arbeitete mit dem in Stuttgart installierten „Hilfsausschuß" bereits eine Selbsthilfeorganisation, die nahezu sämtliche Elemente besaß, wie sie für die späteren Hilfskomitees konstitutiv waren, vornehmlich die Anerkennung des „Hilfsausschusses" als Vertretung der verdrängten Kirche. Auch vom Inhalt der Arbeit her enthält die Initiative Franz Hamms ein Element, das für die Vertriebenenhilfe, zumindest solange die Wirkungsmöglichkeiten staatlicher Behörden und säkularer Vertriebenenorganisationen noch beschränkt oder untersagt blieben, ganz entscheidend und mit der „Hilfskomitee"-Idee unlöslich verbunden war: die Ausrichtung der Hilfsmaßnahmen auf alle Teile und Glieder der betreffenden Vertriebenengruppe, ungeachtet ihrer religiösen oder sozialen Herkunft 65 . In den ersten Monaten der Arbeit drückte sich dies unter anderem in den vielfachen Bestrebungen aus, die kirchliche Öffentlichkeit im Inund Ausland auf das Los der Jugoslawiendeutschen und des „gesamten Deutschtums Südosteuropas, namentlich in den Staaten Ungarn, Slowakei, Rumänien, Jugoslawien, Polen"66 aufmerksam zu machen, dies war wohl ziemlich singulär und zudem sehr früh gelungen, so daß dadurch entsprechende Hilfsaktionen ausgelöst wurden. Zu den ersten kirchlichen Treffen der Jugoslawiendeutschen im Salzburger Pfarramt (Mai/ Juni 1945) waren auch amerikanische Soldaten erschienen, die aus den deutschjugoslawischen Gebieten stammten und über ihre Feldpost die Nachrichten über das Vertriebenenschicksal in die U S A brachten67. 65 Dieses Motiv hat nach Auskunft ihres ersten Geschäftsführers, Gerhard Rauhut, auch noch 1950 im Jahr ihrer Gründung die Gemeinschaft ev. Schlesier dazu bewogen, in ihren Namen den Ausdruck „(Hilfskomitee)" aufzunehmen. Hilfe an jedermann zu üben, ungeachtet dessen religiöser, konfessioneller, sozialer und nationaler Herkunft oder politischer Anschauung, gehörte auch zu den Grundsätzen der Arbeit des Hilfswerks: „Anerkannter Grundsatz für das Hilfswerk der EKD: Die vordringlichste Not kommt zuerst, dem am meisten Bedrohten muß zuerst geholfen werden ohne Ansehung der Konfession, Rasse, Nation oder politischen Anschauung" (Dokumentation/Diakonisches Werk, Teil 2, 5.1 „2. Kirchentag in Treysa - 1. Mai 1946"; VD 22). 66 Schreiben F. Hamms an W u r m vom 20. 8. 1945 (Archiv H a m m ; VD 29). H a m m war auch schon in Osterreich in dieser Richtung tätig geworden (vgl. den im Dokumentationsmaterial vorhandenen Brief vom 31. 7. 1945 an die Leitung der Ev. Kirchengemeinde Salzburg, bes. S. 3). Im Falle des jugoslawiendeutschen, wie in späteren Jahren auch anderer auslandsdeutscher Hilfskomitees (z.B. Ungarn 1956), erstreckte sich die Arbeit auch noch auf das Heimatgebiet. So teilte H a m m am 20. 1. 1948 auf dem 4. Württembergischen Ev. Landeskirchentag, dem er als Abgeordneter zugehörte, mit: „Meine Gruppe, die noch einen großen Teil ihrer Angehörigen in der alten Heimat weiß, die dort unter grausamen Umständen leben müssen, hat es sich zur Aufgabe gemacht, vor allem für diese Menschen sich einzusetzen und fürbittend für sie zu wirken" (VD 29). 67 Nach mündlicher Auskunft von F. Hamm. In Nord- und Südamerika bildeten sich bald Hilfsvereine dortiger Donauschwaben für ihre in Not geratenen Landsleute in

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Die Entfaltung der Selbsthilfe

Schon allein diese jugoslawiendeutsche Initiative läßt das Ausmaß deutlich werden, das den Heimatvertriebenengruppen selbst am Zustandekommen der kirchlichen Vertriebenenorganisationen zukommt. Auch wenn in keinem anderen Fall die Eigeninitiative der Vertriebenen und Form und Praxis des Hilfskomitees so nahtlos ineinander übergingen wie bei den Jugoslawiendeutschen, so regten sich doch bei nahezu allen Gruppen Initiativen zur Organisierung der Selbsthilfe oder -Vertretung gegenüber den aufnehmenden Körperschaften. Das in diesem Zusammenhang oft erwähnte Hilfswerk der Schwabenumsiedler, besonders aus Bessarabien, kann in bezug auf die karitativen Aufgaben der Hilfskomitees als eine der jugoslawiendeutschen vergleichbare Initiative angesehen werden. Die Gründung des „Hilfskomitees der ev.-luth. Deutschen aus Bessarabien und der Dobrudscha" 68 wurde im August 1946 auf einer Zusammenkunft vorgenommen, an der „fast alle Pastoren der früheren ev.-luth. Gemeinden Bessarabiens" teilnahmen". Das „Hilfswerk" des Ingenieur Rüb wird in dem Gründungsbericht nicht erwähnt. Es scheint eine Zeitlang noch ein Nebeneinander beider Organisationen bestanden zu haben, das am Anfang nicht ohne Spannungen blieb70. Die Vorgänge im Zusammenhang der Konstituierung und Arbeitsaufnahme dieses Hilfskomitees zeigen jedoch, welches Gewicht dem Moment der kirchlichen Vertretung, ihrer Autorisierung durch die Träger des kirchlichen Lebens im Heimatgebiet bei der Anerkennung durch den Rat der EKD und der Unterstützung durch das Hilfswerk zukamen. Auch von anderen auslandsdeutschen Gruppen sind Selbsthilfeaktionen im kirchlichen Raum bekannt. Die Quellen erlauben es allerdings Europa. Vgl. F. HAMM: Was wir nicht vergessen wollen. Vgl. bes. das dort geschilderte „Hilfswerk der Donauschwaben in Brooklyn" (United Friends of Needy and Displaces People of Yugoslavia, Inc.), gegründet am 6. 5. 1946. " Die Dobrudschadeutschen bildeten später ein eigenes Hilfskomitee. "

B e r i c h t i n E Z A BERLIN, E K D 1 / 3 6 1 z u N r . 9 1 9 9 v o m 4 . 9 . 1 9 4 7 ( S . 2 7 ) .

A m 23. 10. 1946 richtet der E O K in Stuttgart eine Anfrage an die Kirchenkanzlei der E K D , in der diese Spannungen zum Ausdruck kommen. Darin wird über den Vorsitzenden des Hilfskomitees Klage geführt. Er schaffe „mit seinen Auswanderungsplänen" Verwirrung bei den Bessarabiendeutschen. Während das Hilfswerk für ev. Umsiedler „seit IV2 Jahren. . . zuverlässig und pünktlich" arbeite (innerhalb der Ev. Landeskirche W ü r t tembergs), habe der Vorsitzende des Hilfskomitees „bis jetzt nach meinen Beobachtungen nur gestört und gehindert" (EZA BERLIN, E K D 1/441, Nr. 13664 vom 23. 10. 1946). Nach Einschaltung des Zentralbüros des Hilfswerks und nochmaliger Reklamation der württembergischen Landeskirche, in der auch das Verhalten des Vorsitzenden in der NS-Zeit angesprochen wird, kommt es nach Ende 1946 zu einer Klärung im Sinne des Hilfskomitees, dessen Vorstand einstimmig hinter seinem Vorsitzenden steht (ebd., 1/360, Nr. 15232 vom 17. 12. 1946). 70

79

Die Bildung des Hilfskomitees

nicht, ein ähnlich ausführliches Bild von der Arbeit und deren Entwicklung zu zeichnen wie im Fall der evangelischen Jugoslawiendeutschen. So ist z . B . zu vermuten, daß die Ansätze, aus denen das „Hilfskomitee der ev.-luth. Deutschen aus Polen" hervorgegangen ist, denen der Jugoslawiendeutschen durchaus vergleichbar sind71: „Am 25. Oktober 1945 faßte angesichts der N o t unserer Flüchtlinge und Vertriebenen ein Kreis von Pastoren und Laien unserer Heimatkirche den Entschluß, ein Hilfskomitee zu gründen." 72 Dieser Kreis nahm mit der Kirchenkanzlei der E K D Verbindung auf mit dem Ergebnis, daß diese dem polendeutschen Pastor Paul Otto am 16. Mai 1946 die Legitimation aussprach, „bis zur endgültigen Klärung durch die Ende Juli stattfindende kirchliche Versammlung der Glieder der früheren Evangelisch Augsburgischen Kirche in Polen die kirchlichen Belange dieser Glieder gegenüber dem Hilfswerk der Evang. Kirche in Deutschland zu vertreten" 73 . Diese Legitimation führte dazu, daß der Leiter des Hilfswerks am 3. Juni 1946 Pastor Otto mit der Gründung eines „Hilfskomitees" beauftragte74. 71

Vgl. zum Weg der Deutschen in der Ev. Augsburgischen Kirche Polens die kurze

D a r s t e l l u n g in H . K R I M M , A n t l i t z , S . 71 f f . ; A . S C H M I D T , S c h i c k s a l ; S . 9 0 - 9 5 , 2 0 6 - 2 2 1 ; P .

GÜRTLER, Nationalsozialismus. Die Teilung Polens (Okt. 1939) führte auch zur Zerreißung der kirchlichen Organisation. Das westpolnische Gebiet („Reichsgau Wartheland") wird kirchlich einmal der Ev.-Unierten Kirche in Posen eingegliedert, für den anderen, östlichen Teil wird die sogeannte „I. Litzmannstädter [Litzmannstadt = Lodz] Ev. Kirche im Wartheland" gebildet, zu der die Kirchenkreise Lodz (Stadt und Land), Pabianitz, Kaiisch, Leslau und Konin gehörten. Die geistliche Leitung hatte O K o n s R Alfred Kleindienst inne. Der Kirchenkreis Lipno wurde dem Danziger Konsistorium, der Kirchenkreis Plozk dem Königsberger Konsistorium treuhänderisch unterstellt (vgl. A. SCHMIDT, Schicksal, S. 228-231). Die „Deutsche Evangelische Kirche im Generalgouvernement" (Leiter: Superintendent E. Ladenberger) trat an die Stelle der Ev.-Augsburgischen Kirche in Polen und der Ev. Kirche A. und Η. B. in Polen/Galizien (vgl. ebd., S. 232). Die Betreuung der deutschen Kirchengemeinden in Restpolen wurde von der Deutschen Ev. Kirche dem Ev. Oberkirchenrat der ApU in Berlin übertragen. Diesen Auftrag legte der Berliner E O K am 12. 2. 1946 „in die Hände der Gesamtkirche" zurück (Quelle: EZA BERLIN, E K D

1/120, Dibelius

am

12. 2.

1 9 4 6 an d e n R a t d e r E K D ,

Tgb.-Nr.

5174;

Antwort der E K D am 8. 3. 1946; Berliner Stelle der EKD-Kanzlei am 27. 2. 1946 an die östl. Landeskirchenleitungen). Dieser Vorgang entspricht nicht in allem der Darstellung in H. KRIMM (Antlitz, S. 73) wo von einer Ablösung des Betreuungsauftrags der ApU durch das Kirchliche Außenamt der D E K gesprochen wird. 72 Schreiben des Hilfskomitees an die Kirchenkanzlei der E K D vom 24. 9. 1946 (EZA BERLIN, E K D 1/360, Nr. 13211). In demselben Schreiben wird auch mitgeteilt, daß die Litzmannstädter Ev. Kirche in Rothenburg o./T. eine Abwicklungsstelle unter Leitung des Litzmannstädter O K o n s R Kleindienst eingerichtet hatte. 73 Zitiert ebd. 74

Das Beauftragungsschreiben

G e r s t e n m a i e r s ist a b s c h r i f t l i c h e b d . ( 1 / 4 4 2 , N r . 9 0 9 4 /

1946) vorhanden. Die darin enthaltenen Weisungen dürften im wesentlichen allen anderen Beauftragungen entsprechen, die durch das Hilfswerk vor der Frankfurter Ostkirchenta-

80

Die Entfaltung der Selbsthilfe

Die einzelnen Weisungen des Beauftragungsschreibens tragen deutlich die Spuren des für die Flüchtlings- und Vertriebenengruppen damals bestehenden Koalitionsverbots, das es zu beachten galt; sie zielen auf eine strenge Unterordnung des zu gründenden Hilfskomitees unter das Zentralbüro und die einzelnen Hauptbüros ab. Einen ähnlichen Verlauf scheinen die Selbsthilfeansätze genommen zu haben, aus denen heraus das galiziendeutsche Hilfskomitee gebildet werden konnte. N o c h im Jahre 1945 wandte sich „eine Anzahl ehemaliger alter Gemeindeglieder und Mitarbeiter" an Theodor Zöckler75, mit der Bitte, sich „mit (s)einer Autorität für eine gemeinsame Aktion womöglich auch eine geschlossene Ansiedlung der alten Galiziendeutschen einzusetzen". Der bald Achtzigjährige entzog sich trotz seines Alters und seiner Taubheit dieser Bitte nicht. Anfang 1946 wurde ein „Ausschuß" gegründet, „der die dem Hilfskomitee [vom Hilfswerk] gestellten Aufgaben erfüllte". Wie im Fall der Polendeutschen beauftragte auch hier der Rat der EKD am 5. April 1946 den Vertrauensmann der evangelischen Galiziendeutschen mit der kirchlichen Betreuung der aus Galizien geflüchteten evangelischen Deutschen. Nach dem Bericht des Stellvertreters von Zöckler auf der Frankfurter Ostkirchentagung 76 sah es der Ausschuß als seine Aufgabe an, „1. die Galiziendeutschen statistisch zu erfassen, 2. den vielen Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, 3. Gebiete aufzufinden, in denen die Flüchtlinge sich neu ansiedeln können (Lüneburger Heide)". gung Vertretern einzelner Ostkirchen erteilt wurden: „. . . Die Tätigkeit des Hilfskomitees vollzieht sich im Rahmen des Hilfswerks der evangelischen Kirche in Deutschland nach den Weisungen und unter der Aufsicht des Zentralbüros. Die Ausnützung des Hilfskomitees für die Verfolgung politischer Ziele irgend welcher Art ist zu verhindern. Die Entgegennahme von Mitgliedsbeiträgen ist unzulässig, hingegen die Annahme von Spenden oder sonstigen freiwilligen Zuwendungen gestattet. Die charitative Betreuung bedürftiger Glieder der früheren ev.-augsburgischen Kirche erfolgt ausschließlich durch die bestehenden Organe des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland. Entsprechende Wünsche oder Anregungen sind an die örtlich bzw. regional zuständigen Stellen des Hilfswerks (Hauptbüros) zu richten. Eine unmittelbare Fühlungsnahme mit Vertretungen ausländischer Staaten, den Militärregierungen in Deutschland oder den innerdeutschen Dienststellen in die Auswanderung betreffenden Fragen ohne vorherige, ausdrückliche Genehmigung seitens des Zentralbüros des Hilfswerks ist unstatthaft. . . Es wird gebeten, von der Erteilung von Untervollmachten. . . dem Zentralbüro stets Kenntnis zu geben. Das Hilfswerk in Ansbach [ = Wohnort von Pastor Otto] ist vom Inhalt dieses Schreibens unterrichtet. Eine laufende Fühlungsnahme zwischen dem Hilfskomitee und dem dortigen Hilfswerk ist erwünscht." 75

Vgl. zu dieser überragenden Gestalt der Ev. Kirche A. und Η . B. in Galizien H. KRIMM, Antlitz, S. l l l f . ; W. LEMPP, Heimat, S. 151 („Leben und Werk von Theodor Zöckler") und als Quelle für den oben geschilderten Vorgang Zöcklers Schreiben an die Kirchenkanzlei der EKD vom 9. 12. 1946 (EZA BERLIN, EKD 1/360, Nr. 15370). 76 Niederschrift des Berichts von Senior Walloschke vom 31. 7.1946 (ΑΟΚΑ, A 7/1946, S. 4).

D i e Bildung des Hilfskomitees

81

Diese Arbeit konnte ohne besondere Umstellungen bald nach der Frankfurter Tagung in Form des „Hilfskomitees im Hilfswerk der Ev. Kirchen in Deutschland" fortgeführt werden. Als Besonderheit mag der neben dieser Initiative zur Selbsthilfe bereits im „Warthegau" arbeitende und nach dem Krieg fortbestehende „liquidierende Superintendentialausschuß" erwähnt werden, dessen Funktion in den Aufgaben bestand, die aus der durch die Teilung Polens 1939 verursachten Auflösung des größten Teils der galizischen Kirche (endgültig aufgelöst 1945) erwuchsen 77 . Bei einigen auslandsdeutschen Gruppen boten säkulare oder zumindest nicht unmittelbar aus dem heimatkirchlichen Lebenszusammenhang entstandene Ansätze der Selbsthilfe organisatorische Grundlagen zur Bildung eines Hilfskomitees. In diesen Fällen war die Verkirchlichung oder Konfessionalisierung der Arbeit meist eine direkte Folge der Durchsetzung des Koalitionsverbots. Am sichtbarsten vollzog sich dieser Weg bei den Siebenbürger Sachsen: Im Herbst 1945 gründete Dr. Otto Appel in München eine „Hilfs- und Beratungsstelle für Südostdeutsche" unter dem Patronat des Bayrischen Roten Kreuzes 78 . Sie machte es sich zur Aufgabe, den vertriebenen Deutschen aus Ungarn, Jugoslawien und Rumänien „bei der Beschaffung von Zuzugsgenehmigungen, Wohnraum und Hausrat zu helfen, auseinandergerissene Familien zusammenführen und den Verkehr mit den alliierten und deutschen Behörden zu erleichtern" 7 '. Dazu hatte diese erste Selbsthilfeinitiative der Deutschen aus Südosteuropa besondere Länderreferate (für Ungarn, Jugoslawien und die Bukowina) eingerichtet. A m 1. Juli 1946 sah sich das Rote Kreuz auf amerikanischen Druck hin genötigt, die Stelle zu schließen80. Nach Verhandlungen Appels und anderer mit dem bayrischen Landeskirchenrat wurde die Stelle nicht nur in einem kirchlichen Gebäude neu errichtet, sondern gliederte sich fortan „in die Entwicklung der Evangelischen Hilfskomitees" ein81. 77 Z u r Geschichte der E v . Kirche in Galizien vgl. E. LADENBERGER, Entwicklung, S. 119-128; O . WAGNER, Kirche, S. 173ff. 78 79

Vgl. Μ . H . BOEHM, G r u p p e n b i l d u n g , S. 568. Ebd.

10 E b d . , S. 560 f. „ D i e neue Stelle mußte sich von den katholischen Mitarbeitern trennen" (ebd.), so daß sich dann auch die katholische Seite organisierte. B o e h m berichtet allerdings, die Hilfsstelle habe bis z u m Frühjahr 1947 arbeiten können (ebd., S. 568). Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung v o r ; denn nach dem Dokumentationsbericht des H i l f s k o m i t e e s der Siebenbürger Sachsen wurde die Stelle am 1. 7. 1946 geschlossen. D a r a u s w u r d e dann zunächst eine „ H i l f s - u n d Beratungsstelle f ü r Rumäniendeutsche im evang. H i l f s w e r k " , aus der sich dann das H i l f s k o m i t e e gebildet hat (am 20. 2. 1947). Vgl. D o k u m e n t a t i o n s b e r i c h t des H i l f s k o m i t e e s , S. 13 ( V D 40). 81 In d e m - nicht vor 1952 erschienenen - S o n d e r d r u c k „Kirchliche Arbeit an H e i m a t vertriebenen in der Evang.-luth. Landeskirche in B a y e r n " der „Blätter für Innere M i s s i o n in B a y e r n " ( D o k u m e n t a t i o n s m a t e r i a l / B a y e r n II, 1 - 2 ; V D 2.2) wird D r . Wagner, später

82

Die Entfaltung der Selbsthilfe

Die Bildung des „Hilfskomitees der ev.-luth. Deutsch-Balten im Hilfswerk der E K i D " geht auf formal vergleichbare Vorgänge zurück, die sich jedoch aufgrund anderer völkerrechtlicher Voraussetzungen vor einem anderen Hintergrund abspielten 82 : Bereits im Oktober 1945 gelang es einem Kreis führender baltendeutscher Persönlichkeiten, bei der britischen Militärregierung die Genehmigung zur Gründung eines Hilfskomitees (Baltic Relief Committee) zu erwirken. Zu den Initiatoren zählten u. a. die beiden Pastoren Girgensohn und Eduard Steinwand. Neben dieser Organisation bildeten sich ebenfalls in der britischen Besatzungszone - lokale Baltenverbände. Diese Organisationen konnten sich solange ungehindert entfalten, wie die Frage der Staatsangehörigkeit dieser Volksgruppe noch nicht geklärt war. Als die Deutschbalten im Frühjahr 1946 als deutsche Staatsangehörige anerkannt wurden, ließen die entsprechenden Maßnahmen nicht mehr lange auf sich warten. Nacheinander wurden das Baltic Relief Committee (Juni 1946) und die Baltenverbände (Dezember 1946) offiziell von der Militärregierung aufgelöst. Auf Girgensohns Initiative bildete sich daraufhin eine kirchliche Selbsthilfeorganisation unter der Bezeichnung „Hilfskomitee der ev.-luth. Deutsch-Balten im Hilfswerk der EKiD" 8 3 . Im Unterschied zu den älteren säkularen Organisationen in der britischen Zone konnte dieses Hilfskomitee de jure in allen vier, de facto in den drei westlichen Zonen tätig werden. Die leitenden Persönlichkeiten des bisherigen Zusammenschlusses übernahmen auch in dem neuen Gremium die führenden Positionen. Angesichts der Berichte über organisatorische Ansätze bei auslandsdeutschen Volksgruppen und ihre Entwicklung zu kirchlichen Hilfskomitees wäre es aber verfehlt, auf eine Art von Automatismus zu schließen,

der Sprecher der Bukowinadeutschen, als Vertreter des Hilfskomitees im bayr. Konvent der Hilfskomitees genannt (S. 8). Der Ungarn-Referent in der Appelschen Hilfsstelle, Heinrich Reitinger, wurde von Juni 1948 Hauptgeschäftsführer des ungarndeutschen Hilfskomitees, das unabhängig von den Münchner Vorgängen auf Initiative von SpiegelSchmidt am 27. 8. 1946 in Augsburg gegründet worden war (vgl. Dokumentationsbericht des ungarndeutschen Hilfskomitees, Pkt. I X ; V D 42). Vgl. den ausführlichen Bericht in: UNVERLIERBARKEIT II/3, S. 26ff. Bereits im Frühjahr sprach auf Veranlassung von Girgensohn Baron Joachim Hahn als „Bevollmächtigter und Vertreter der Deutsch-Balten" bei Dr. Gerstenmaier vor. A m 29. 5. 1946 erhielt Girgensohn daraufhin vom Rat der E K D die Beauftragung, das Hilfskomitee zu gründen. Als Aufgaben des Komitees nennt der Bericht der Deutschbalten: „1. durch Seelsorge und karitative Betreuung die Gefahr einer Atomisierung der Deutsch-Balten und ihr Versinken in eine soziale Unterschicht zu verhindern, 2. karteimäßige Erfassung der Landsleute und ihre Eingliederung in die örtlichen Gemeinden, 3. einen Uberblick über die materielle Situation der Landsleute zu gewinnen, 4. Fühlungnahme mit örtlichen Vertretern des Hilfswerks der E K i D , 5. Einsetzen von Vertrauenspersonen im Lande." (S. 2 8 ; V D 26). %1 83

Die Bildung des Hilfskomitees

83

der, durch das Koalitionsverbot in Gang gesetzt, notwendig zur Verwirklichung und Konfessionalisierung säkularer Ansätze hätte führen müssen. Vielmehr sah sich das Hilfswerk gelegentlich wohl auch Ansätzen säkularer Selbsthilfe gegenüber, die trotz des Koalitionsverbotes eine andersartige Entwicklung genommen haben. Zeugnisse über derartige Situationen sind allerdings im Dokumentationsmaterial spärlich und in Form zufälliger Ausschnitte aus anderen Vorgängen vorhanden. So erreichte den Leiter des Zentralbüros im Dezember 1945 ein Aktenvermerk aus dem bayrischen Landeskirchenrat 84 : „Am 19. Dezember erschienen auf dem Landeskirchenrat Herr Schütz als Vertreter der sudetendeutschen Flüchtlinge und Herr Dr. Bruckner als Vertreter der Volksdeutschen Flüchtlinge aus dem Südosten. Beide berichteten über die Entstehung des Christlichen Flüchtlingswerkes. . . Das Christliche Flüchtlingswerk ist ein Selbsthilfewerk der deutschen Flüchtlinge aus folgenden Gebieten: Schlesien (Aktionsausschuß Schlesien), Südosten (Betreuungsstelle für Volksdeutsche aus Jugoslawien, Ungarn und Rumänien), Sudetenland (sudetendeutsche Hilfsstelle) München, Wagmüllerstr. 23, und Ostdeutschland. Das Anliegen der obengenannten Herren ging dahin, daß 1. der Landeskirchenrat erwägen möge, ob er das Flüchtlingswerk in der angegebenen Form anerkennt oder fördert, 2. ob Herr Landesbischof D. Meiser das Protektorat dieses Flüchtlingswerkes mit übernehmen würde. Herr Kardinal Faulhaber ist seinerseits bereit, das Protektorat zu übernehmen, wenn Herr Landesbischof D. Meiser es ebenfalls übernimmt. Auf kath. Seite wird im Ordinariat das Projekt von Dompfarrer Stadler behandelt. Wichtig zu wissen ist, daß in der nächsten Zeit ein antifaschistisches Flüchtlingskomitee „Rote Hilfe" kommen wird, dessen Plakate bereits gedruckt sind und hinter dem ein Kapital von 12 Mill. R M stehen soll (Kommunistisch). Von mir wurde darauf hingewiesen, daß im Hilfswerk der Evang. Kirche in Deutschland schon ein großes Flüchtlingswerk gegeben ist und von meiner Seite aus ohne Fühlungsnahme mit den zuständigen Stellen keine bindende Absprache erfolgen kann. Ich versprach, den Entwurf den beteiligten Herren (OKR Schmidt, Rektor Nicol, Konsistorialrat Dr. Gerstenmaier) zuzuleiten, in der Hoffnung, daß anläßlich der Tagung in Rummelsberg am 3. Januar eine Besprechung zwischen den genannten Herren stattfinden kann. Für eine Besprechung mit dem Christlichen Flüchtlingswerk in München wurde von mir die Zeit zwischen 10.-12. Jan. angegeben. Von den vorläufigen Vertretern des Christlichen Flüchtlingswerkes wurde wegen der antifaschistischen Flüchtlingskomitee um Beschleunigung gebeten."

Obwohl dieser Vorgang in den Akten nicht weiter zu verfolgen war, erscheint es doch angesichts der oben geschilderten Entwicklung der südostdeutschen Betreuungsstelle (Dr. Appel) als höchst unwahrscheinlich, daß es zu einer Selbsthilfeorganisation „Christliches Flüchtlingswerk" unter dem Protektorat beider Kirchen in Bayern gekommen ist. Wurde die Entwicklung der Südostgruppe bereits geschildert, so läßt sich der Verlauf der sudetendeutschen Initiative dem bereits mehrfach genannten Aufsatz von Max Hildebert Boehm entnehmen85.

84

A D W , 480/01 I (20. 12. 1945).

85

Μ . H . BOEHM, G r u p p e n b i l d u n g , S. 5 2 5 f. u n d 5 6 2 f.

84

D i e Entfaltung der Selbsthilfe

Danach wurde (wohl im Herbst) 1945 in München als erster Selbsthilfeansatz eine „Sudetendeutsche Hilfsstelle" gegründet, die unter dem Protektorat des Roten Kreuzes stand und sich nicht auf karitative Maßnahmen beschränken wollte, sondern weitergehende Selbsthilfemaßnahmen anstrebte wie die planmäßige Umsiedlung und Neuansiedlung heimischer Industrien im Westen. Diese Stelle, die bald nach ihrer Gründung von dem früheren Zentralpräses der Katholischen Gesellenvereine in der Tschechoslowakei, dem sudetendeutschen Priester Dr. Franz Haibach, geleitet wurde, mußte nach etwa einem Jahr im Herbst 1946 geschlossen werden. Abgesehen davon, daß die darin begonnene karitative Arbeit großenteils von der katholischen Kirche und deren Caritasverband übernommen wurde, versuchten die Gründer, P. Stark und R. Herlinger, auch außerhalb dieses Rahmens die sudetendeutsche Arbeit, konzentriert auf Probleme der wirtschaftlichen Selbsthilfe und Interessenvertretung, fortzuführen 86 . Die Tatsache, daß es wohl nicht zu dem von den Vertriebenenvertretern angestrebten Christlichen Flüchtlingshilfswerk gekommen ist, darf aber auf keinen Fall zu dem Schluß verleiten, das Hilfswerk habe solchen Initiativen mit Distanz und Skepsis gegenübergestanden, nur weil sie nicht unmittelbar im kirchlichen Raum entstanden oder auf ihn ausgerichtet gewesen seien. Im Gegenteil: Zumindest in der Zeit erster Ansätze einer Organisierung der Selbsthilfe war das Hilfswerk bereit, solche Initiativen von sich aus zu fördern, nach dem Grundsatz: ohne Ansehen der Person, bloß dem Grad der Hilfsbedürftigkeit entsprechend, zu helfen und Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. So findet sich im Protokoll der ersten Sitzung des Nationalen Wiederaufbau-Ausschusses am 12. Dezember 1945 die Feststellung des Leiters des Hilfswerks: „Ein Flüchtlings-Selbsthilfewerk, wie die von Dr. Reiner, München, erwähnte Landsmannschaft Schlesien, ist durchaus zu fördern." 87 86

W i e B o e h m berichtet, geschah dies in F o r m einer Wirtschaftshilfe G m b H , die sich

„eine Erfassung des sudetendeutschen N a t i o n a l v e r m ö g e n s als Unterlage für W i e d e r g u t m a c h u n g s f o r d e r u n g e n " z u r Aufgabe gestellt hatte, 1 9 5 0 aber liquidiert wurde. A u ß e r d e m w u r d e im Juli 1 9 4 7 von d e m im zitierten A k t e n v e r m e r k genannten H a n s Schütz z u s a m m e n (er k a m aus der Gewerkschaftsbewegung und war damals Landesflüchtlingsausschußvorsitzender der C S U ) und anderen (darunter der sudetendeutsche Sozialdem o k r a t R . Reitzner, sowie W a l t e r Becher, E . Franzel) eine „Arbeitsgemeinschaft

zur

W a h r u n g der sudetendeutschen Interessen" gegründet. U b e r den „Aktionsausschuß Schlesien" konnte nichts N ä h e r e s in Erfahrung gebracht werden. Μ . H . BOEHM (Gruppenbildung, S. 5 5 6 ) erwähnt als früheste Organisation eine schlesische Landesgruppe, die sich 1946 unter dem Tarnnamen „ W i r U s i n g e r " in N o r d r hein-Westfalen gebildet hatte. Bei der Entwicklung der sudetendeutschen Hilfsorganisation ist zu berücksichtigen, daß die katholische Kirche die entscheidende Rolle im Sudetendeutschtum spielte, dessen protestantischer Anteil kaum 5 % betrug (UNVERLIERBARKEIT I I / 1 , S . 3 6 f.). 87

W A - P r o t o k o l l v o m 12. 12. 1945, S. 6 ( A D W ) . Später, als sich, besonders nach

Die Bildung des Hilfskomitees

85

Während sich die relativ kleinen evangelischen Vertriebenengruppen unter den Auslandsdeutschen in erster Linie mit dem Zweck unmittelbarer Nothilfe organisierten, schlossen sich die sehr viel größeren reichsdeutschen Vertriebenengruppen vorwiegend als Vertretungen ihrer zerstreuten Heimatkirchen im Raum der Kirche zusammen. In einem Rückblick aus dem Jahre 1950 schilderte der pommersche Pastor Gehlhoff die Anfänge einer Organisierung der kirchlichen Arbeit seiner Heimatkirche im Westen 88 : „Es war in den Augusttagen des Jahres 1945, als sich in Schleswig-Holstein, in Rendsburg, zum ersten Mal pommersche Pfarrer trafen. Dreißig, vierzig etwa waren es, die zum Teil als Vertriebene, zum Teil aus den großen Gefangenenlagern in Dithmarschen und Ostholstein entlassen, sich zusammenfanden und miteinander berieten, was in dieser zerbrochenen und völlig umgestürzten Welt nun zu tun sei. Sie dachten an ihre Familien und an sich selber, sie dachten auch an ihre Gemeinden. Es war ein bewegtes Wiedersehen. Professor Rendtorff aus Stettin sammelte uns unter das Wort Gottes, Pastor Wendt aus Penkun, der jetzt schon längst wieder in seiner alten Gemeinde arbeitet, berichtete über den Anfang des Gemeindesuchdienstes und Professor Laag leitet das Ganze. Kurz danach erfuhr ich selber, daß ich auf der ersten Konferenz in Treysa, bei der sich die evangelischen Landeskirchen trafen und den Anfang zu einer neuen Ordnung nach dem großen Zusammenbruch machten, dazu bestimmt worden war, die Sammlung und Betreuung der vertriebenen pommerschen Landsleute zu übernehmen. Von da an regte es sich überall, auch bei den Ostpreußen, den Schlesiern und den vielen anderen Kirchen, die alle aus dem Osten vertrieben waren."

Diese Rendsburger Zusammenkunft wurde bald als der erste Konvent pommerscher Amtsbrüder angesehen, kann aber wohl kaum bereits als Schritt zu einer gesonderten Organisierung im Westen gelten, wenigstens gibt dies Gehlhoffs Bericht nicht zu erkennen. Zu einer festeren Ordnung, zum „Zusammenschluß der pommerschen Pastoren und der anderen Träger der kirchlichen Lebens" kam es erst allmählich nach diesem Konvent 89 . Ein entscheidender Anstoß dazu mag sicher von der Beauftragung Gehlhoffs mit der Sammlung und Betreuung durch den Rat der E K D ausgegangen sein. Es folgten weitere Beauftragungen, z.B. 1946 die Iwands, des Vorsitzenden des Ostpreußischen Bruderrats, durch den Ratsvorsitzenden Wurm 90 und die Beauftragung Pastor Girgensohns, ebenfalls durch Bischof Wurm, am 29. Mai 1946 9 '.

Aufhebung des Koalitionsverbotes, starke Tendenzen einer säkularen Organisierung bei den verschiedenen Vertriebenengruppen zeigen, tritt in dieser Linie eine deutliche Änderung ein. (Vgl. dazu besonders die weiter unten noch zu behandelnde 8. WA-Sitzung am 9./10. 12. 1948 zu Pkt. d). 88 Quelle: EKU-Material Nr. 4 vom 11. 10. 1950 (VD 36). 89 So auch Gehlhoff in dem genannten Bericht (S. 1). 90 Dokumentationsbericht/Ostpreußen, Pkt. 9, S. 6 (VD 31). 91 UNVERLIERBARKEIT II/3, S. 28. Einen Sonderfall bildet Sup. Günther Leppin, der von

86

D i e Entfaltung der Selbsthilfe

Im Juli 1946, wenige Tage vor der Frankfurter Arbeitstagung, trafen sich doppelt so viele pommersche Pastoren wie im Jahr zuvor erneut in Rendsburg. Die Geistlichen, die erstmalig aus allen westlichen Besatzungszonen angereist waren92, schlossen sich als „Konvent pommerscher Pastoren in der westlichen Zone" organisatorisch fest zusammen und wählten den vom Rat der E K D als Vertrauensmann bestellten Pastor Gehlhoff zum Vorsitzenden. Neben weiteren Pastoren wählten sie auch Laien in den Vorstand. Den Frankfurter Beschlüssen und dem oben genannten Schreiben des Zentralbüros vom 14. August 1946 entsprechend wurde das „Hilfskomitee Ev. Deutscher aus Pommern im Hilfswerk der E K D " gebildet als eine, wie es im ersten Rundbrief des Konvents vom Oktober 1946 heißt, „der Leitung [des Konvents] angegliederte Selbsthilfeorganisation" 93 , als der diakonische Arm des Konventes, wie es in einem vom Geschäftsführer des Hilfskomitees, Hans-Jürgen von Kleist-Retzow, abgefaßten Flugblatt heißt94. Auf dem „Pommerschen Kirchentag" vom 15. bis 17. Juli 1947 in Oldenburg wurde die Zuordnung von „Konvent evangelischer Gemeinden aus Pommern" 9 5 und Hilfskomitee so bestimmt, daß beide „innerhalb der ihnen gesetzten Grenzen und in Ergänzung der Arbeit der landeskirchlichen Stellen die Seel- und Leibsorge an den pommerschen Flüchtlingen zu leiten und selbst wahrzunehmen" haben96. Im Unterschied etwa zum jugoslawiendeutschen Hilfskomitee liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit des pommerschen Hilfskomitees anfangs auf der Behandlung von im engeren Sinn kirchlichen Fragen. So beriet

der Kirchenleitung Berlin-Brandenburg 1947 eine Beauftragung mit der Bildung und Leitung eines Hilfskomitees für die ehemals ostbrandenburgischen Kirchengemeinden erhielt (Rundschreiben Leppins v o m 12. 8. 1947; V D 34). Leppin war vom Konsistorium Berlin-Brandenburgs bereits z u m Flüchtlingsbeauftragten der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg bestellt worden ( Q u e l l e : Bericht/Superintendent Schendel im Dokumentationsbericht Berlin, S. 12; V D 3). A u c h die Schlesische Kirchenleitung, die am 1. Advent 1946 von Breslau nach G ö r l i t z übergesiedelt war, ernannte den zunächst als Referenten in der Kirchenkanzlei der E K D (zuständig für Flüchtlingsfragen) tätigen Pfr. Mochalski z u m „Flüchtlingsbeauftragten der Evang. Kirche von Schlesien", dessen Stelle die A u f g a b e n eines Hilfskomitees wahrnahm. (Vgl. Dokumentationsbericht/Schlesien Pkt. 9; V D 38.) 92 Q u e l l e : E Z A BERLIN, Hilfskomitee P o m m e r n Κ 10 (Duplikate im Dokumentationsmaterial; V D 36). 93 E Z A BERLIN, E K D 1/360 ( O k t o b e r 1946) und Dokumentationsmaterial des Konvents der ev. Gemeinden aus P o m m e r n ( V D 36). 94 N r . 2, S. 1 ( V D 21). 95 Dies der in O l d e n b u r g beschlossene N a m e der kirchl. Organisation, der dann auf einer weiteren T a g u n g in Lippstadt den Zusatz „ H i l f s k o m i t e e " erhielt (vgl. Protokoll des Oldenburger Kirchentages; V D 21). 96 „ O r d n u n g und A u f g a b e n " des Konvents (zitiert nach dem Dokumentationsbericht/ P o m m e r n , Pkt. 7; V D 36).

Die Bildung des Hilfskomitees

87

der Konventsvorstand vor Beginn des Oldenburger Kirchentags 1947 vor allem Fragen der kirchlichen Verhältnisse in Pommern, nach dem Fortbestand des Bruderrats, dem Gehlhoff angehört hatte, und dem Verhältnis zur (vor-)pommerschen Kirchenleitung. Die diakonische Arbeit beschäftigte den Vorstand vor allem unter dem Gesichtspunkt der Zuordnung zu den kirchlichen Aufgaben' 7 . Die Anfänge der ostpreußischen Vertriebenenarbeit sind unlöslich mit der Person Iwands verbunden 98 . Auch hier fanden seit 1945 Pfarrkonvente statt, erstmalig im September 1945 in Hannover, die seit 1950 als „Beienroder Konvent" den Namen des Ortes in der Nähe Helmstedts tragen, in dem das Zentrum der ostpreußischen Vertriebenenarbeit, das „Haus der helfenden Hände" steht. Noch augenfälliger als beim Pommerschen Konvent erscheint hierbei der enge Zusammenhang zwischen den Organen der Bekennenden Kirche und den am Aufbau des Hilfskomitees Beteiligten. Der Dokumentationsbericht spricht einmal von der „Einheit Bruderrat der ostpr. Bekenntnissynode, Hilfskomitee der evgl. Deutschen aus Ostpreußen, Haus der helfenden Hände"". In anderer Weise als bei den Ostpreußen und auch den Pommern entwickelte sich die Vertriebenenarbeit für Danzig-Westpreußen, wenngleich sich auch hier aus kirchlichen, aber eher im Sinne von kirchenregimentlichen, Fragen heraus die organisatorischen Ansätze bildeten, die die Konstituierung eines Hilfskomitees ermöglichten. Der erste Konvent evangelischer Pfarrer aus Danzig-Westpreußen kam 1946 in Bethel zustande. Im Unterschied zu den Konventen der beiden vorher erwähnten altpreußischen Provinzialkirchen leiteten die in Bethel versammelten Pfarrer aus ihrer fortbestehenden Verantwortung für ihre Gemeinden und der Gemeinschaft mit ihnen die Feststellung ab, „daß unsere Danzig-westpreußische Kirche noch besteht, und daß wir in Ubereinkunft mit den bisher in Geltung stehenden provinzialkirchlichen Stellen eine vorläufige Danzig-Westpreußische Kirchenleitung gebildet haben"100. Gleichzeitig gründete der Konvent in Bethel, „um die Erfas-

97

Protokoll der Sitzung am 15. 7. 1947 (VD 21). " Dokumentationsbericht des Hilfskomitees der ev. Deutschen aus Ostpreußen, S. 1 ff. (VD 31). 99 Das „Haus der helfenden Hände" wurde 1949 vom Hilfskomitee angemietet und 1951 käuflich erworben. Es gilt zu Recht als Symbol der Selbsthilfe in der kirchlichen Vertriebenenarbeit. Bereits 1946 hatte Iwand zusammen mit seiner Frau eine Paketdienstaktion eingerichtet, die aus Spenden gespeist wurde, zu denen der Professor auf seinen Vortragsreisen im Ausland aufrufen konnte. 100 Vgl. dazu H. NEUMEYER, Kirchengeschichte, S. 173. - Zum Vorsitzenden der Kirchenleitung wurde OKonsR Gülzow bestimmt. Zum Betheler Konvent vgl. den Aufruf „An die Glieder unserer Danzig-westpreußischen Kirchengemeinden in der Zerstreuung" (Dokumentationsmaterial/Danzig-Westpreußen, Anlage zu Pkt. 10; VD 25).

88

Die Entfaltung der Selbsthilfe

sung und karitative Betreuung unserer verstreuten Gemeindeglieder zu fördern und in allen Fragen der Ansiedlung, Rücksiedlung und notfalls Auswanderung zu helfen", das „Hilfskomitee der Evangelischen aus Danzig-Westpreußen im Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland" ebenfalls unter der Leitung von Gülzow, das in dieser Form von den betreffenden Gremien der E K D anerkannt wurde. So ist es erklärlich, wenn noch in dem 1972 eingereichten Dokumentationsbericht des Hilfskomitees festgestellt wird: Das Hilfskomitee „hat die Funktion eines Hauptbüros für diakonischen Dienst, wie sie allenthalben in den westlichen Landeskirchen nach Begründung des Evangelischen Hilfswerks ins Leben gerufen waren" 101 . Diese Interpretation ist sicher einzigartig, die damit vollzogene Gleichstellung des Hilfskomitees mit den Hauptbüros der westlichen Landeskirchen hat aber zu keiner erkennbaren Differenz zwischen der Arbeit und dem Status dieses Hilfskomitees und den übrigen geführt. Die hier im Abriß geschilderten Ansätze, aus denen sich die Hilfskomitees entwickelten oder die ihre Gründung ermöglichten, spiegeln die zu Beginn dieses Abschnitts erwähnte Vielgestaltigkeit der jeweiligen Vertriebenengruppen wider. Größe, Herkunft, Verlauf der Wanderung nach Westen und teilweise völkerrechtlicher Status bestimmen Ausmaß, Form und Inhalt der Ansätze zur Selbsthilfe, die bei keiner Vertriebenengruppe fehlen. Daß nächst der Familie die heimatkirchliche Zusammengehörigkeit ein entscheidendes Moment bei der Verwirklichung von Selbsthilfeinitiativen wurde, geht, wie sich zeigte, bei den jeweiligen Gruppen nicht immer auf dieselben Ursachen zurück. Zum großen Teil erhielten die Kirchen ihre hervorragende Bedeutung bei der Organisierung der Vertriebenen wegen des Koalitionsverbotes 102 . Dies belegen gerade solche Initiativen, die aus völkerrechtlichen Gründen (bei den Balten-Deutschen und mit Einschränkung auch den Danzigern), oder weil die Militärverwaltung im Anfang gelegentlich noch kein Koalitionsverbot aussprach (wie in Bayern im Falle der Sudetendeutschen oder der Deutschen aus Südosteuropa) sich zunächst noch im säkularen Bereich entfalten konnten. Es wäre nun aber verfehlt, die Bedeutung des Kirchlichen und der Kirchen allein auf das Koalitionsverbot zurückzuführen. Uberblickt man die Ansätze zur Selbsthilfe gerade bei einigen auslandsdeutschen Gruppen, so haben sie sich auch abgesehen von äußeren rechtlichen Verhältnissen in jene Richtung entwickelt, in die dann für nahezu alle Vertriebenengruppen der organisatorische Weg führte. So sind z . B . die Initiativen zur Sammlung und Betreuung der Jugoslawiendeutschen

101

S. 28 (ebd.).

102

V g l . Μ . H . BOEHM, G r u p p e n b i l d u n g , S. 5 3 0 .

Die Bildung des Hilfskomitees

89

durch führende Persönlichkeiten der Heimatkirche in Österreich und später in Württemberg, die Einschaltung kirchlicher Stellen zur Aufklärung einer internationalen Öffentlichkeit über das Schicksal des östlichen Auslandsdeutschtums usw. sämtlich unbeeinflußt vom Koalitionsverbot durchgeführt worden. Darüber hinaus kommt bestimmten auslandsdeutschen Vertriebenengruppen in noch anderer Weise besondere Bedeutung zu: Der Blick über die verschiedenartigen Ansätze der Selbsthilfe läßt den Eindruck entstehen, daß es in erster Linie die Initiativen einiger auslandsdeutscher Gruppen waren, die einer organisatorischen Umsetzung des Selbsthilfegedankens in der Form der dann gebildeten kirchlichen Hilfskomitees im Hilfswerk die Richtung gewiesen haben. Unschwer lassen sich eine Reihe von Faktoren - teilweise zufälliger Natur - nennen, die damals zusammenwirkten. Zuerst sei auf die Bedeutung und Auswirkung der Tatsache verwiesen, daß die Zentrale des Hilfswerks ihren Sitz in Stuttgart hatte, in der Metropole des Landes, das als Urheimat einer Reihe auslandsdeutscher Gruppen aus dem Donauraum viele von diesen anzog. Selbst wenn diese historische Beziehung nicht mehr so stark im Bewußtsein einzelner verankert gewesen sein sollte, dürfte die Tendenz dahin doch - so weit dies die äußeren Gegebenheiten zuließen - schon aus Gründen der engen Sprachverwandtschaft bestanden haben. Auch in kirchlicher Hinsicht mag sich die Verbindung Schwabens zu solchen auslandsdeutschen Gruppen ausgewirkt haben, worauf der oben zitierte Zehnjahresbericht von Franz Hamm schließen läßt103. Weiterhin kommt auch dem Umstand Bedeutung zu, daß einige Personen in der Leitung des Hilfswerks aus ihrer früheren Tätigkeit heraus mit den auslandsdeutschen Gemeinden und Kirchen vertraut waren: an erster Stelle Gerstenmaier selbst, der durch seine Tätigkeit im Kirchlichen Außenamt unter Bischof Heckel hinreichend Gelegenheit hatte, mit diesen Gruppen, ihren Eigenarten und Problemen bekannt zu werden104, dann der Hauptgeschäftsführer und spätere Leiter des Hilfswerks, Krimm, von dem Spiegel-Schmidt auf der Gründungsversammlung des ungarndeutschen Hilfskomitees berichtete, er habe in Stuttgart die Vertriebenenfragen mit einerh Mann durchsprechen können, „der uns seit langem verbunden ist und weitgehendstes Verständnis für unsere Fragen hat,. . . der selbst aus dem österreichisch-ungarischen Raum stammt, einige Jahre Referent des

10) Vgl. oben S. 75. Hamm berichtet dort über eine Einladung des württembergischen Landesbischofs v o r dem Krieg nach Jarek. 104 F. Hamm berichtet in seinem Schreiben an die Leitung der Ev. Kirchengemeinde in Salzburg v o m 31. 7. 1945: „Zum Kirchlichen Außenamt in Berlin, namentlich zu Herrn Bischof Dr. Heckel waren die Beziehungen rege, wenn auch durch die Kriegsverhältnisse erschwert." (Dokumentationsmaterial/jugoslawien-deutsches Hilfskomitee; V D 29.)

Der Protestantismus in Ost- und Mitteleuropa SeeJenzahlen und Anteil an der Gesamtbevölkerung

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Vgl. ebd. Vgl. ebd., S. 83. Noch länger dauerte es in der Regel, bis die Pfarrer über die für ihren Beruf notwendigsten Bücher wieder verfügen konnten. Zwar erhielten sie Hilfe von Amtsbrüdern und durch kirchliche Mittel aus dem In- und Ausland, aber gemessen am verlorenengegangenen Bestand blieben solche Unterstützungen ziemlich gering. 1972 gaben 19 der 70 befragten Pfarrer an, in den Jahren 1952 bis 1970 ihren Bücherbestand von 1945 wieder erreicht zu haben, 40 der Befragten hatten ihn bis dahin nicht wieder erreicht (vgl. ebd.); dabei hat sicher das Alter der Pfarrer eine Rolle gespielt. Die Regelung über die Lastenausgleichshauptentschädigung, bei der augenscheinlich von Buchmetern ausgegangen worden war, galt den meisten als unzureichend (vgl. ebd., S. 84). 30

31 Vgl. ebd., S. 86. N u r zwei Pfarrer gaben Schwierigkeiten bei der Umstellung von heimatkirchlicher Tradition auf die neuen Verhältnisse an, davon ein auslandsdeutscher. 52 Pfarrer vermerkten positive Auswirkungen ihres Kontaktes mit den Flüchtlingen für ihren Dienst an der Gemeinde.

330

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Auch die Berichte aus dem Raum anderer Landeskirchen32 bezeugen, daß die Vertriebenen und die vertriebenen Pfarrer überall ähnliche Erfahrungen machten: Sie litten N o t und wurden menschlich enttäuscht, stießen aber auch auf Hilfsbereitschaft und Verständnis von seiten der Einheimischen. Ebenfalls hinsichtlich der ökonomischen und beruflichen Seite des Aufnahmevorgangs - Aufnahme in Versorgung und Dienst der Landeskirche - lassen sich bei den Ostpfarrern dieselben äußeren Lebensbedingungen, sozialen Schwierigkeiten und inneren Probleme wiederfinden, denen die Vertriebenen, Flüchtlinge und Umsiedler insgesamt ausgesetzt waren. Doch schließt der Vorgang der Ostpfarreraufnahme Anstöße mit ein, die über jenen allgemeinen Erfahrungsbereich hinausweisen und die Kirche selbst betreffen, darin vergleichbar und sachlich verbunden mit den bereits dargestellten Erwartungen und Auseinandersetzungen, etwa im Zusammenhang mit dem Aufbruch zur Kirche als dem großen Hilfswerk in den Zeitnöten, mit der Frage des Fortbestands der Ostkirchen, sowie des Schuld- und Heimatproblems. Die Wohnungsnot, eines der Grundprobleme der Vertriebenenaufnahme überhaupt, konnte den Ostpfarrer in besonderer Weise belasten. In Ausübung seines geistlichen Amtes brauchte er zur eigenen Sammlung, für die Vorbereitung von Predigten und Amtshandlungen und für seelsorgerliche Gespräche ein eigenes Amtszimmer. Gehlhoff berichtete 1950 über einen besonders krassen, aber sicher nicht singulären Fall: Er 32 So enthält z.B. das Dokumentationsmaterial der bayrischen Landeskirche die Berichte einer Reihe von Pfarrfrauen und -witwen aus dem Osten (III, 3; VD 2.2; vgl. Dokumentationsbericht, S. 32 f.; VD 2.1). Ein Teil von ihnen stieß auf eine heute nur noch schwer verständliche Ablehnung und diskriminierende Behandlung durch die Pfarrfamilie des Aufnahmeortes, so z.B. wenn ein Pfarrer es zu verhindern wußte, daß einer schlesischen Pfarrfrau mit zwei Kindern ein Registratur-Raum eines Kirchdorf-Pfarrhauses überlassen wurde, weil dort die Möbel seiner Schwiegermutter untergestellt waren. Die Pfarrfrau mußte deshalb mit den Kindern weiterhin einen ungeheizten Raum bewohnen. Ahnliche Diskriminierung wird im Zusammenhang mit der Lebensmittelversorgung bezeugt.

Der bayrische Berichterstatter bemerkt zu solchen Erfahrungen: „Bei vielen Pfarrfrauen haben sich diese Mißverhältnisse tief eingeprägt und wirken bis heute fort" (ebd., S. 33). Sicherlich wird eine Verallgemeinerung solcher Erfahrungen den Verhältnissen insgesamt nicht gerecht, wie Riedel in seiner Stellungnahme vom 25. 7. 1973 (S. 3) bemerkt. Andererseits handelt es sich ebenso sicher nicht um Einzelfälle und keineswegs um einen spezifisch bayerischen Sonderfall. In den Berichten werden auch gegenteilige Erfahrungen bezeugt. Es hat den Anschein, als sei das Verständnis für die Lage der Ostpfarrerfamilien bei den Dekanen oder gar Kreisdekanen zumeist sehr viel größer gewesen als auf der örtlichen Ebene. Soweit Einzelberichte aus den Landeskirchen vorhanden sind (Bayern, Hessen, Pfalz), reicht das Spektrum vom Dank für erfahrene Hilfe bis zum Schweigen über „sehr schmerzliche Erinnerungen", einmal sogar unter Berufung auf Ps 39,10 (Dokumentationsbericht/Kurhessen-Waldeck, S. 70; VD 10.1).

Umfang und Probleme

331

verbreitete abschriftlich den - wie er es nannte - „Notschrei" eines pommerschen Pfarrers, der seit etwa fünf Jahren im Rahmen eines Dienstauftrags eine auf 15 Dörfer verstreute, durch den Flüchtlingsstrom auf 16000 Mitglieder angewachsene Gemeinde mitzubetreuen hatte. Für diese Gemeinde waren bereits vor dem Krieg zwei Pfarrstellen vorhanden, deren eine jedoch seit 15 Jahren vakant blieb. Im Bericht des 61jährigen Ostpfarrers heißt es dazu u.a.: „Aus reiner Selbstsucht läßt der Ortsgeistliche die Besetzung der 2. Pfarre nicht zu, weil er, wie er selbst sagt, mit keinem zusammenarbeiten kann. Ich habe Yt der Gemeinde, drei Dörfer, fernab bekommen und habe bis zur Kirche und dem einen Friedhof 9-10 km Anmarsch. Man läßt uns bei den üblichen 250 D M in einer Stube von 12 qm sitzen, mit Familie (meiner Frau und unserer Tochter), und diese Stube dient als Eß-, Schlaf-, Wohnund Arbeitszimmer, obendrein auch noch als Amtszimmer, und das 5 Jahre lang, obwohl ein 2. Pastorat vorhanden ist, und der Ortsgeistliche (auch nur drei Personen) insgesamt 8-10 Räume in seinem Pastorat bewohnt."

Und an die Schilderung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse schließt der Ostpfarrer die Bemerkung an: „Alle unsere Aufgaben . . . lassen sich, - das ist ja wohl der Sinn unserer Pfarreranstellung - nur recht erfüllen, wenn man wenigstens einigermaßen mit Lebensgrundlagen versehen ist, die es einem ermöglichen, sich den Sorgen anderer zu widmen, ohne immer nur an den eigenen festzuhängen."

Er habe mit all den Fragen eine „ganz große C r u x " anschneiden wollen: „Es gibt keine Bruderschaft unter den Pastoren." Im Blick auf die Lage der nicht fest angestellten Ostpfarrer und seine persönlichen Schwierigkeiten gerade auch mit den „Ungereimtheiten (milde ausgedrückt)" im Verhalten des Ortspfarrers, auf die Petitionen, mit denen er sich an Vorgesetzte und Landeskirchenleitung gewendet hatte, stellt der sich als „Hilfskraft nebensächlicher, . . . fast . . . lästiger, überflüssiger Art" fühlende Geistliche wohl nicht ohne Bitterkeit fest: „Die ganze Kirche ist ein schrecklicher Büroladen geworden, sie unternimmt 1000-erlei, aber die einzelnen Seelen haben nichts davon. Die persönliche Berührung und Aussprache des Gemeindeglieds mit seinem Pastor fehlt. U n d das ist doch das einzige, das noch hilft. Wir wollen ja gar nichts Außergewöhnliches, nur im Kreise der Bruderschaft eine Stelle auf gleicher Ebene. Die Gemeinden vermerken es mit .Erstaunen und Kopf schütteln', wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird." 5 5

Die äußeren Lebensbedingungen in den überfüllten Flüchtlingsgebieten und ganz besonders das Wohnungsproblem konnten den Ostpfarrer in innere Bedrängnis führen, besonders dann, wenn jene Fragen die Entscheidung für die Übernahme eines Pfarramtes bestimmten. So lassen einige Briefe, wiederum an Carl Brummack gerichtet34, den 55 Anlage zum Schreiben Gehlhoffs an Brummack vom 3. 2. 1950 (NACHLAß BRUMMACK, Akte „Post Schlesw. Holst. Pastoren", Bd. I). 54 Schreiben vom 6. 8., 12. 8. und 23. 9. 1948 (ebd.). Es sei gerade in diesem Zusam-

332

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

schweren Gewissenskonflikt erkennen, dem sich ein Ostpfarrer ausgesetzt sah. Die Notwendigkeit, seine Familie versorgen, Wohnraum für sie beschaffen zu müssen, hatte ihm Entscheidungen unter Umständen abverlangt, die ihn zweifeln ließen, ob er seinen Dienstauftrag noch als „Ruf Gottes" ansehen dürfe oder „ob da nur die menschlichen Erwägungen ausschlaggebend waren" 35 . Doch die Ausübung des Amtes in der neuen Gemeinde konnte dem Ostpfarrer auch dann innere N o t bereiten, wenn alle jene äußeren Bedingungen keinen besonderen Anlaß zur Klage boten. Allein das Unvertraute mit der landsmannschaftlichen Besonderheit der neuen Gemeinde und der Andersartigkeit ihres Kirchentums ließen bisweilen Vorbehalte gegenüber den Menschen entstehen, die dem Pfarrer anvertraut waren, konnten ihn daran hindern, sich voll seiner Aufgabe hinzugeben, wie er es von seiner Heimat her vielleicht gewohnt war, und brachten Unruhe und Unstetigkeit in sein Leben. Eine solche Situation veranschaulicht der Brief eines Ostpfarrers, der 1946 von Württemberg aus in eine Pfarrstelle nach Rheinhessen berufen worden war und dort über ein geräumiges Pfarrhaus verfügen konnte. Nach einem Vierteljahr quälten ihn jedoch, wie er schreibt, „schwere innere Nöte um der hiesigen kirchlichen Lage willen, ob es", der Fortgang aus Württemberg nämlich, „recht war": „Der fundus ist reformiert, auch wenn die Kirche offiz. uniert ist. Die Menschen sind lieb zu uns und hielten uns gerne, auch dürfen wir dankbar sein für kleine Hilfen, seit meine Frau und Kinder seit 4 Wochen hier sind. . . Aber es ist kein Bekenntnisstand da, es ist überhaupt keine kirchliche Haltung da. Bester Beweis, es ist überhaupt kein Taufstein vorhanden, den nahmen oder stahlen 1900 die Katholiken aus unserer bis dahin simultanen Kirche u. man ist froh darüber, denn das ,ist ja katholisch'. Auch das Kreuz ist katholisch. Im Aktenschrank Fascikel 17 heißt es: Taufen werden grundsätzlich nur im Hause gehalten. Daß es dann natürlich keine Liturgie mehr gibt, kein krucifixus und Leuchter und ein Amen in der Kirche, das sind dann ja nur noch Selbstverständlichkeiten. Ich leide und friere innerlich unter der Wärme des Landes. Der Wein ist eben, um den sich alles menhang auf die in der Einleitung getroffene Feststellung verwiesen, daß ein Großteil des Dokumentationsmaterials eher zufällig der Auswertung zur Verfügung steht und sich von daher bestimmte Generalisierungen verbieten. So wäre es ungerechtfertigt, die schleswigholsteinische Landeskirche zu apostrophieren, aus deren Bereich auf Grund des reichen Materials aus dem NACHLAß BRUMMACK die angeführten Beispiele stammen. Dies wird gerade an dem hier vorgetragenen Beispiel deutlich, für das sich eine - wiederum zufällige Entsprechung aus dem Raum der E K H N findet. 35 Nachdem dieser Pfarrer gewählt worden war, nicht ohne dabei durch den Kirchenvorstand kompromittiert zu werden, drückte er in einem Brief an Brummack seine Bereitschaft aus, der Gemeinde nach besten Kräften zu dienen, „und das will ich auch versuchen", schreibt er weiter, „nur weiß ich wirklich nicht, wie ich mit einem so bedrückten Herzen das Evangelium, die frohe Botschaft, als Quelle unserer inneren Kraft und unseres inneren Friedens verkünden soll, wenn ich an mir selbst diese Kraft und diesen Frieden so gar nicht verspüre und sich jeder neue Tag mit einer Zentnerlast auf meine Seele legt" (ebd.).

Umfang und Probleme

333

dreht, da muß der liebe Gott auch halt sich umstellen. Das Gefährlich[e] ist nur, daß die Pfarrer dabei ruhig bleiben und warnen[,] die schönen alten Bräuche zu verletzen. Also mein Ble[i]ben ist hier noch fraglich, zumal ich andere Möglichkeiten durchaus noch habe "36

Als dem Pfarrer jedoch, wohl nicht zuletzt als Hilfe aus der von ihm beschriebenen Not, drei Jahre später die Möglichkeit geboten wurde, ein Pfarramt in einer lutherischen Gemeinde in Norddeutschland zu übernehmen, die in ihrem Kirchentum seiner früheren Heimatkirche eher entsprach als die rheinhessische, entschied sich der Geistliche nach längeren Erwägungen doch für den Verbleib in seiner Gemeinde. Neben familiären Gründen und den günstigeren Wohnverhältnissen hatte wohl auch eine gewisse - jetzt bestehende - innere Bindung an die Landeskirche diese Entscheidung bewirkt37. Die unterschiedliche Ausprägung der Landeskirchen im deutschen Protestantismus, besonders im Bekenntnis, konnte jedoch in ganz anderer Weise Mißverständnisse und in einzelnen Fällen Verbitterung zeitigen, die bis heute nachwirken. Hier muß vor allem auf das in einigen lutherischen Landeskirchen obligate „Colloquium" hingewiesen werden, das der Übernahme eines Ostpfarrers in den Dienst der Landeskirche vorausging. So läßt zum Beispiel Martin Brügmann, der aus Schlesien stammende, also selbst betroffene, Berichterstatter der bayerischen Landeskirche, eine gewisse Verletztheit spüren, wenn er dieses Verfahren schildert: „Zum Zwecke der ,Übernahme' wurde zuerst ein Colloquium gefordert, später mußten die .Kandidaten' dem L K R , wie beim ersten oder zweiten Examen, eine Predigt und eine Katechese einreichen und wurden vom zuständigen Dekan in beiden abgehört. Dieser Modus rief allgemein, besonders bei denen, die aus jahrelanger Gefangenschaft .heimkehrten', ein Gefühl der Demütigung und Verbitterung hervor." 38

36 Vom 8. 7. 1946 (NACHLAE BRUMMACK, Akte „Post Posener Pastoren", Buchst. R). Zu den konfessionellen Differenzen und Anstößen im Kirchentum westlicher unierter Landeskirchen vgl. allgemein noch unten S. 480 ff. 37 Vgl. die Schreiben des Pfarrers vom 29. 6. und 14. 9. 1949 (vgl. Anm. 36). Wohl auf Vermittlung von Brummack war ihm das Pfarramt angeboten worden. Die Übernahme hätte zudem eine bessere Verbindung zu den Amtskollegen seiner früheren Heimatkirche, zu seinem Hilfskomitee und die Nähe zur Heimat seiner Frau ermöglicht. Gleichzeitig mit dem Ruf nach Norden erreichte ihn jedoch das Angebot neuer und größerer Aufgaben in der E K H N . 38 S. 31 ( V D 2. 1). - Brügmann erwähnt im selben Zusammenhang auch das Verfahren bei der Übernahme von Pfarrern, die aus der damaligen sowjetischen Besatzungszone geflüchtet waren. Vor deren Anstellung wurde regelmäßig über die Berliner Stelle der EKD-Kirchenkanzlei ein Votum der Heimatkirche des betreffenden Pfarrers eingeholt. Obwohl diese Behandlung damals von den Betroffenen in engem Zusammenhang mit der Übernahme der aus den Ostgebieten vertriebenen Pfarrer gesehen wurde, gehört sie doch einem anderen Problemkreis der EKD-Geschichte an, dem hier nicht weiter nachgegangen werden soll, auch wenn eine gewisse Parallelität in Einzelaspekten unbestritten ist. Vgl.

334

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Aus der Sicht der Kirchenleitung war ein solches Vorgehen gegenüber den Ostpfarrern jedoch notwendig. Wie Riedel erläutert, fehlten ihr jegliche Unterlagen der Heimatkirche, vor allem die Personalakten, über die Ostpfarrer: „Man mußte sie erst notdürftig kennen lernen, um sie dann richtig einsetzen zu können. Es gab sogar mehrere Fälle, daß Betrüger sich als Pfarrer ausgaben, bei denen sich dann herausstellte, daß sie nie Pfarrer gewesen waren, sondern das Durcheinander und die Notlage ausnützten, um sich rasch irgendeine Position zu schaffen." 39

Der Bericht eines Pfarrers, der Anfang 1947 aus Schlesien in den Bereich der hannoverschen Landeskirche umgesiedelt war, zeigt, daß nicht nur äußere Umstände zu den Prüfungen bzw. Kolloquien führten, sondern auch konfessionelle Gründe den Anlaß boten. Nachdem er wegen der Wohnungsfrage das Angebot eines Pastorats in der hamburgischen Kirche ausgeschlagen hatte und die Kirchenleitungen der A P U Kirchen sich nicht in der Lage gesehen hatten, den schlesischen Pfarrer zu übernehmen - „deren Bedarf an Pfarrern [war] offenbar inzwischen mehr als gedeckt" - , wurde er vom Kirchenvorstand einer Gemeinde der Nordheide „übereinstimmend" zur Berufung in die dort vakant gewordene Pfarrstelle vorgeschlagen: „Es wurde aber daraus zunächst nur ein kommissarischer Auftrag mit einem minimalen Übergangsgehalt, da ich aus der [alt]preuß[ischen] Union gekommen war und darum noch lange auf das Colloquium zur Überprüfung meiner Einstellung zum lutherischen Bekenntnis warten mußte. Nach einem harten Kirchenkampf daheim und allem schweren Erleben nach dem Zusammenbruch beim Ausharren bei der Gemeinde 40 ist mir das Verstehen für dies Hindernis zur Anstellung nicht leicht geworden." 41

dazu das umfangreiche Material in der Akte „Pfarrer, die ihr Amt eigenmächtig verlassen haben" (EKD-Kirchenkanzlei) sowie unten, S. 367, und die Arbeit der „Notgemeinschaft evangelischer Pfarrer und kirchlicher Mitarbeiter aus Mitteldeutschland e.V.", einer Selbsthilfeorganisation der Betroffenen. 39 Anlage zum bayrischen Dokumentationsbericht, S. 3. (VD 2.1). 40 Der Pfarrer hatte als Pastor einer Gemeinde im Riesengebirge allem Drängen nach Aussiedlung gegenüber darauf hingewiesen, „daß wir erst zuletzt mit dem kirchlichen Kinderheim und dem ehemaligen städtischen Altersheim mit den betreffenden Frankensteiner Diakonissen die Gemeinde verlassen könnten, weil diese ohne die lebendig zusammenhaltende gottesdienstliche Gemeinde und deren Opfer verhungert wären" (Bericht Bittermanns an Lippert vom 26. 2. 1972; VD 8.1). So war er bis November 1946 dort geblieben und wurde dann mit neun Pastoren bzw. Pfarrwitwen, den Heiminsassen, Schwestern und ca. 400 Gemeindegliedern in die damalige SBZ zwangsausgesiedelt. Zum Weg der Frankensteiner Diakonissen vgl. zwei von Altvorsteher W. SCHÜSLER geschriebene Titel: Frankenstein und Frankenstein-Wertheim. 41 Vgl. Anm. 40. Bekannt ist das Beispiel des Licentiaten K. Harms, eines führenden Geistlichen des pommerschen Konvents. Er war 1946 aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Niedersachsen entlassen worden und erhielt dort einen Vertriebenen-Seelsorgeauftrag. „Eines Tages", so berichtet Harms, „trat an mich der Kirchenvorstand einer Gemeinde heran, man hätte mich einmütig - 18 Herren an der Zahl - zu ihrem Pfarrer gewählt. Man bat mich, mich zu bewerben. Ich habe es getan. Die Antwort des Landeskir-

Umfang und Probleme

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Diese kurzen Andeutungen sind ein Beispiel dafür, daß die Erfahrungen des Kirchenkampfes ebenso wie die der Verdrängung und Zerstreuung den Hintergrund auch für die Bewältigung des Ostpfarrerproblems abgeben, vor dem dieses gesamtkirchliche Bedeutung gewinnen kann 42 . Der Zusammenhang zwischen Kirchenkampf und Behandlung der Ostpfarrer wird deutlich in einem Schreiben an die Landeskirchen um die Jahreswende 1945/46, in dem Iwand sich darüber beschwerte, daß die Ostpfarrer, die Pfarrwitwen und -waisen in den meisten Kirchengebieten schlecht oder gar nicht versorgt würden und sich von ehedem deutschchristlichen Pröpsten oder deutsch-christlich bestimmten Konsistorien überall zurücksetzen lassen müßten 43 . Wenn auch, rückblickend geurteilt, eine solche Aussage überzogen und dem realen Aufnahmevorgang insgesamt als nicht entsprechend erscheint, so wirft sie doch ein Licht auf die Spannungen, die das Verfahren der dienstlichen Übernahme in einigen Bereichen damals auszulösen vermochte. Mit keinem anderen Wort lassen sich Anstöße, Ärgernisse und zuweilen auch Verbitterung in den ersten Jahren besser zusammenfassen als mit dem damals häufig verwendeten Attribut vom „Pfarrer zweiter Klasse". Dieser Eindruck herrschte vor allem wegen des im Vergleich zu einheimischen Pfarrern geringeren Entgeltes vor, das solche Ostpfarrer bei gleicher Arbeitsleistung bezogen, die nicht in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen werden konnten 44 . Dies war sicher die offensichtlichste Zurücksetzung. „Es ist eine Uberforderung, wenn sie - von allem irdischen Gut entblößt - nun auch in der Besoldung ,Pastoren 2. Klasse'

chenamts in Hannover ist unvergeßlich: ,Ihre Bewerbung um die Pfarrstelle S. fällt selbstverständlich unter den Tisch. O b und wann Sie jemals in die Dienste der ev. luth. Landeskirche übernommen werden, ist völlig ungewiß.' Daß das Schreiben ohne Anrede war, auch keinen G r u ß oder Wunsch enthielt, daß ich, der ich für eine Frau und drei Kinder zu sorgen hatte, bald einen Wirkungskreis finden möchte, sondern daß nur der Name des hochwürdigen Oberlandeskirchenrates unter diesem trostlosen Schreiben stand, zeigt, daß es sehr unangebracht ist, über das Verhalten des anderen die Nase zu rümpfen. W e r mit Steinen werfen will, sehe zu, daß er die Glaswände seines eigenen Hauses nicht zertrümmere!" (K. Harms, Dokumentationsbericht/Lippe, Teil 9, S. 4; V D 11). Diese letzte Bemerkung bezog sich auf die Kritik von lutherischer Seite an gewissen Eingliederungspraktiken in unierten oder reformierten Kirchen(-gebieten); vgl. zu diesem Komplex unten S. 492 ff. Harms war dann - „ohne daß ich mich jemals beworben hatte" (ebd., S. 4), in die lutherische Klasse der Lippischen Landeskirche berufen worden, also als Lutheraner aus einer APU-Provinzialkirche in die reformierte Landeskirche mit lutherischer Klasse (vgl. dazu unten S. 494 ff.). Vgl. dazu oben S. 1 9 5 - 2 1 2 . Der Inhalt des Schreibens kann hier nur nach dem Dokumentationsbericht der Hamburgischen Kirche (Blatt 4; V D 7) wiedergegeben werden. Eine wörtliche Fassung von Iwands Intervention konnte leider bisher nicht gefunden werden. Vgl. dazu unten S. 33 7 f. 44 Vgl. dazu im einzelnen S. 353 ff. 42

43

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

bleiben sollen", klagt der pommersche Konvent in seiner Eingabe an den Rat der E K D am 2. Juli 1946 45 . Es gab allerdings auch nicht-materielle Gründe dafür, daß die Geistlichen unter dem minderen Status litten, der ihnen gegenüber den ortsansässigen Pfarrern zugebilligt wurde. Viele Ostpfarrer mußten vornehmlich in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft im Westen inmitten der Masse von Heimatlosen untätig verharren, weil die betreffende Landeskirchenleitung sich nicht bereit oder in der Lage fand, ihnen einen Auftrag als Seelsorger zu erteilen: „Die Kirchenbehörde begegnet uns Flüchtlingspastoren mit halber Ablehnung" oder „Die Hüter des Weinbergs hindern die Arbeit im Weinberg des Herrn", so lauteten entsprechende Klagen46. Doch auch die mit einem „Beschäftigungsauftrag" versehenen oder als „Amtsaushilfe" eingestellten Pfarrer fühlten sich in einigen Landeskirchen diskriminiert. In manchen Landeskirchen, so auch in Schleswig-Holstein 47 , war es ihnen etwa grundsätzlich verwehrt, den Vorsitz in den kirchlichen Körperschaften zu übernehmen. Außerdem wurden Ostpfarrer „immer wieder ohne Möglichkeit der Rechtfertigung hin und her versetzt" 48 . Schließlich wurde das Verfahren als entwürdigend 45 EZA Berlin, E K D 1/121, Nr. 12104. Die Eingabe war von Bartelt und Gülzow formuliert worden. - Auf der 1. Tagung der· Vorläufigen Gesamtsynode der schleswigholsteinischen Landeskirche vom 14. bis 16. 8. 1945 berichtete der Synodale Halfmann, die stark angestiegene Zahl von Hilfesuchenden habe eine Kürzung der Bezüge für die mit Beschäftigungsauftrag versehenen Geistlichen notwendig gemacht. Geistliche ohne Familie erhielten danach höchstens 150 R M , mit Familie höchstens 250 R M im Monat. Das war weit weniger als die Hälfte der normalen Besoldungsgrößen für Geistliche (Synodalbericht in: Dokumentationsmaterial/Schleswig-Holstein; V D 18.2). Die Gemeinschaft Ev. Sudetendeutscher faßte 1970 die Erinnerung an jene Anfangsbedingungen der Ostpfarreraufnahme in der Feststellung zusammen, trotz dringenden Pfarrerbedarfs durch das Anwachsen der Gemeinden seien in einigen Landeskirchen die „,Ostpfarrer' aus den vertriebenen Ostkirchen aber jahrelang nur als ,Amtsaushilfe' mit einer Entlohnung von 200-300 D M monatlich beschäftigt" worden (UNVERLIERBARKEIT II/L, S. 32). 46 Diese Zitate ostpreußischer Pfarrer aus nord- und mitteldeutschen Landeskirchen wurden von einer Lehrerin aus Ostpreußen (vgl. oben S. 233) Anfang 1946 gesammelt und in einem Schreiben am 1. 4. 1946 der EKD-Kirchenkanzlei mitgeteilt (EZA BERLIN, E K D 1/442, Nr. 6735). Die Lehrerin, sie war Mitglied der B K gewesen, forderte die Anstellung der „Flüchtlingspastoren" im Blick auf die „unsagbare Not der vielen, vielen Flüchtlinge", die nach Seelsorge „schreit". Die meisten Landgemeinden, so berichtet sie aus Holstein, blieben „ohne Bibelstunden, Passionsandachten, Jugendarbeit u. Frauenhilfe. . . Die Ernte ist groß, und es sind genug Arbeiter da, die mit heißem Herzen auf Arbeit warten. Warum gibt man ihnen keinen Auftrag? Seit Barmen habe ich unsere Kirche lieb, und es schmerzt mich tief, wenn etwas geschieht oder unterlassen wird, wodurch der Herr der Kirche nicht geehrt wird." 47 Vgl. die §§ 12, 37 der dortigen Kirchenverfassung (Hinweis im Brief der Lehrerin; ebd.). 48 Eingabe des Konvents pommerscher Pfarrer in der westlichen Zone an den Rat der

E K D v o m 2 4 . 7. 1 9 4 6 ( E Z A BERLIN, E K D 1 / 1 2 1 , N r . 1 2 1 0 4 , P k t . I I ) . D a r i n m o n i e r e n die

Betroffenen auch, daß sie zu kirchlichen Tagungen nicht eingeladen werden.

Umfang und Probleme

337

empfunden, mit dem die Pfarrer zur Anstellung ausgewählt wurden. Einen Eindruck davon vermittelt das Schreiben der „Vertreter der nordostdeutschen Kirchen" an den Präsidenten der EKD-Kirchenkanzlei am 10. Juli 1946, also wenige Wochen vor der Frankfurter Ostkirchentagung: „Unsere Pastoren sind weitgehendst schutzlos der Meinung und dem Geschmack von Kirchenbehörden und eingesessenen Gemeindevorständen ausgeliefert. Praktisch führen die westlichen Landeskirchen eine Aussiebung der Pfarrerschaft des Ostens durch mit dem Ergebnis, daß vor der Hand und vielleicht auf immer Pastoren des Durchschnittsmaßes und geringerer Begabung, vor allem auch höheren Alters ohne Beschäftigungsauftrag bleiben und in ein geistliches Proletariat gestoßen werden oder in besserem Falle mit Aushilfsarbeit beschäftigt werden. Hingegen ist, soweit wir sehen, von keiner Landeskirche bisher vorgesehen, daß sie in gleicher und gerechter Weise den eigenen Pfarrerstand einer entsprechenden Prüfung und Siebung unterzieht." 4 '

Der pommersche Konvent monierte in seiner Eingabe vom 24. Juli 1946 den landeskirchlichen „Egoismus", den einheimischen Pfarrern und oft sogar nicht bloß diesen, sondern „Ersatzkräften aller Art, bei denen das ,rite vocatus' nicht mehr zutrifft", bei Einstellungen den Vorzug zu geben50. Im Herbst 1947 nannte es der Bruderrat der ostpreußischen Bekenntnissynode „schwer tragbar, daß Pfarrer der ,Deutschen Christen', sofern sie den Westkirchen angehören, ohne weiteres Anstellung finden, während diese Ostpfarrern der Bekennenden Kirche versagt wird"51. Entsprechend forderte der Bruderrat, „den Flüchtlingen, insbesondere den Laien, die sich in der Heimat als Fachkräfte im Dienst der Bekennenden Kirche bewährt haben", müsse Gelegenheit gegeben werden, „ihre Gaben in Wortverkündigung und Liebestätigkeit fruchtbar zu machen", und bat um eine bevorzugte Anstellung dieser Kräfte52. Auch angesichts der zunehmenden Zahl fest angestellter Ostpfarrer blieb bei einigen Betroffenen der Eindruck einer Zurücksetzung gegen-

49

AOKA, C 8/1946. Pkt. II (EZA BERLIN, E K D 1/121, N r . 12104). 51 Eingabe an den Rat der E K D vom 14. 10. 1947 (ebd., 1/362, Nr. 10677/47). 52 Diese Forderung zur Vertriebenenaufnahme wurde allen Landeskirchenleitungen durch die EKD-Kirchenkanzlei mitgeteilt und nahegebracht. Vgl. Rundschreiben vom 4. 11. 1947 (ebd., N r . 10525/47). - Es kann auch keinem Zweifel unterliegen, daß ein Ostpfarrer, der sich im Kirchenkampf durch persönlichen Einsatz im Sinne bekenntnismäßiger Verkündigung oder als Mitglied der Bekennenden Kirche bewährt hatte, gegenüber anderen Bewerbern mit ansonsten gleichen Einstellungsvoraussetzungen in der Regel die besseren Einstellungschancen besaß. Eine Regelung in diesem Sinne scheint etwa auch in Schleswig-Holstein praktiziert worden zu sein, wenn entsprechend einem Entwurf des Kieler Landeskirchenamtes „Betrifft: Übernahme von Ostpfarrern" vom Februar 1947 verfahren worden ist. Die Voten der „Kirchenleitung und des Bruderrates der Heimatkirche" seien „für die Entscheidung maßgeblich zu werten", heißt es außerdem. Andererseits 50

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

über den einheimischen Kandidaten und Pfarrern bestehen - selbst in der schleswig-holsteinischen Landeskirche, die überdurchschnittliche Anstrengungen der dienstlichen Eingliederung unternommen hatte, wie die oben behandelte Statistik zeigt. So wies der im schleswig-holsteinischen Hauptbüro des Hilfswerks beschäftigte Ostpfarrer HansJoachim Bahr in einer Randbemerkung vom 31. Oktober 1949 zum Bericht von Bischof Halfmann auf der Landessynode darauf hin, daß ein Teil der fest eingestellten Ostpfarrer in Pfarrstellen gelangt sei, die von der aufnehmenden Kirche gar nicht hätten besetzt werden können. Diese Pfarrer seien also „Lückenfüller", die auch „in normalen Zeiten wegen des Mangels an einheimischen Pastoren sehr willkommen gewesen" wären. Ohne die „tatsächlich bedeutende Flüchtlingsfreundlichkeit der Landeskirche" anzweifeln zu wollen, führte der aus Pommern stammende Pfarrer außerdem als Erschwernis für die Ostpfarrer den Zwang zum wirtschaftlichen Wiederaufbau ihrer Existenz an. Aus diesem Grunde und wegen der besonderen Anforderungen ihrer um die Flüchtlinge vermehrten Gemeinden hätten die Ostpfarrer dann kaum noch Kraft und Zeit „für eine besondere Betreuung der Flüchtlinge über den Rahmen ihrer Gemeinde hinaus etwa zu Flüchtlingsgottesdiensten in Gemeinden ohne Flüchtlingspastoren" 53 . Anfang 1949 hatte der pommersche Konvent in einer Eingabe an die in Bethel tagende EKD-Synode die Forderung nach „Anstellung und Besoldung der Ostpfarrer" sowie der „Versorgung ihrer Witwen und Waisen" mit der Feststellung

fordert der Entwurf, das Urteil der Pröpste, in deren Bereich der zu übernehmende Pastor bisher amtiert habe, sei „zu hören und für die Entscheidung zu berücksichtigen" (Dokumentationsmaterial/Schleswig-Holstein; VD 18.2). 55 Ebd., S. 63. - Die von Bahr für 1947 genannten Zahlen weichen etwas von denen in Anlage 3 des Entwurfs vom Februar 1947 (vgl. Anm. 52) ab. Während Bahr bei einer Gesamtzahl von knapp 500 Pfarrstellen von einem nur durch außen zu deckenden Bedarf von ca. 130 Pfarern ausgeht, wird dieser Bedarf in der amtlichen Uberschlagsrechnung mit 60 bis maximal 90 angegeben. Da Anfang 1947 bereits 43 Ostpfarrer fest übernommen worden waren, ergab sich ein Bedarf für die folgenden Jahre in etwa derselben Höhe. Das Landeskirchenamt Kiel setzte Anfang 1947 deshalb einen numerus clausus von 90 fest anzustellenden Ostpfarrern. Den Rest - ca. 70 - könne man „mit gutem Gewissen" an die anderen westlichen Landeskirchen überweisen. Die Anlage 5 des Entwurfs schließt mit der Feststellung: „Unter den 115 ,Ostpfarrern' werden sich 45 herausfinden lassen, die einen Gewinn für unsere Landeskirche bedeuten", - eine Aussage, welche die oben (S. 337 zu Anm. 49) erhobene Klage zu beleuchten vermag. Denn in der Berechnung des Landeskirchenamts wird selbstverständlich von der Übernahme aller einheimischen Kandidaten ausgegangen, während man unter den sich bewerbenden Ostpfarrern eine Auslese von ca. 40% vornehmen konnte. Wie aus den Tabellen 1 und 2 hervorgeht (vgl. oben S. 323 f.), verlief die tatsächliche Entwicklung 1950/1956 in Schleswig-Holstein nach absoluten Zahlen wohl etwas günstiger für die Ostpfarrer; an den im Entwurf projizierten Relationen hat sich freilich kaum etwas geändert.

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begründet, die Pfarrer seien „noch nach drei Jahren auf dem kirchlichen Arbeitsmarkt als billige Hilfsarbeiter wohl begehrt, aber nicht als gleichberechtigt anerkannt" 54 . Um die Wende zum neuen Jahrzehnt, als die landeskirchlichen Maßnahmen zur provisorischen Versorgung und Beschäftigung der Ostpfarrer allmählich zum Abschluß kamen, veranlaßte die schlechte personelle Situation der Landeskirchen in der sowjetischen Besatzungszone einige westliche Landeskirchen zu einem Vorgehen, das bei den davon betroffenen Ostpfarrern zum Teil tiefe Bitterkeit hervorrief. Die Wanderungsbewegung der Vertriebenen, Flüchtlinge, Evakuierten und Heimkehrer, d. h. vor allem die Bewegung von Ost nach West, schufen ein Ungleichgewicht in der geistlichen Versorgung innerhalb der E K D , von dem die Ostpfarreraufnahme nicht unberührt bleiben konnte: Während in vielen westlichen Gliedkirchen, besonders denen der Flüchtlingsländer wie z.B. Schleswig-Holstein, Bayern, Hannover, die Zahl der Geistlichen die der ausgewiesenen Pfarrstellen überstieg, litten die Kirchen der sowjetischen Besatzungszone unter zunehmendem Mangel an Geistlichen und Pfarrernachwuchs. Immer stärker erhoben die östlichen Landeskirchen Klage über diese Versorgungsnot und drängten auf personellen Ausgleich. Es hat den Anschein55, daß die Währungsreform mit ihren für den Etat der Landeskirchen einschneidenden Folgen die eine oder andere Kirchenleitung veranlaßte, das Versorgungsproblem der nicht fest angestellten Geistlichen in ihrem Bereich stärker als bis dahin im Sinne einer Linderung des Pfarrermangels im Osten anzugehen. So richtete das Kieler Landeskirchenamt am 20. August 1948 ein Rundschreiben an alle Synodalausschüsse56. Unter Hinweis auf die über Landeskirche und Gemeinden gekommene „finanzielle Not" 5 7 werden die Pröpste darin um vertraulichen Bericht gebeten, „1. welche Pastoren mit Dienstauftrag entbehrlich und nach ihren persönlichen Verhältnissen (Familienstand, Kinderzahl) am ehesten in der Lage sind, einem Ruf in die russisch besetzte Zone zu folgen, 2. für welche Ostpastoren mit Dienstauftrag die Besoldungsmittel jetzt oder in absehbarer Zeit nicht mehr aus örtlichen Mitteln bestritten werden können."

54

S. 2 und 4 (VD 36).

ss

Im einzelnen konnte dem Material zu diesem Thema nicht nachgegangen werden (vgl.

auch oben S. 333 f., Anm. 38). 56

J . N r . 1 0 3 6 7 (IV.), unterzeichnet vom Personaldezernenten C . Brummack ( V D 18.2).

57

Ausschlaggebend war angesichts der damaligen Dienstverhältnisse in Schleswig-

Holstein die finanzielle Situation der Propsteien und Gemeinden. Denn diesen oblag die Einstellung und Besoldung der mit Dienstauftrag versehenen Pfarrer. N u r für den Fall, daß die örtlichen Mittel nicht ausreichten, stellte die Landeskirche aus ihrem Etat die nötigen Beträge zur Verfügung. Nach der Währungsreform waren die Propstei- und Gemeindekassen in ständig zunehmender Zahl auf solche Hilfe angewiesen.

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Im Vordergrund dieser Initiative standen damals keineswegs die Ostpfarrer, sondern Geistliche aus den Landeskirchen in der damaligen sowjetischen Besatzungszone: „Die Abgabe dieser Pastoren an Landeskirchen und Gemeinden in den westlichen Zonen hat schon immer schwere Bedenken hervorgerufen. Sie werden heute ernster genommen als bisher, zumal Fälle der Behinderung des pastoralen Wirkens in der Ostzone nicht bekannt geworden sind. Wir sehen wenig Möglichkeit, diese Pastoren . . . in den Dienst unserer Landeskirche zu übernehmen, und müssen ihret- und ihrer Zukunft wegen aufs neue mit ihren heimischen Landeskirchen in Verbindung treten."

Das Kieler Landeskirchenamt hielt ein abweichendes Verfahren offensichtlich nur dann für vertretbar, wenn einer Rückkehr in den Osten „schwerste Behinderungen im Wege stehen" oder der Verbleib in der schleswig-holsteinischen Landeskirche „von ganz außerordentlichem Nutzen" sei58. Für die Ostpfarreraufnahme scheint dieses Problem spätestens Anfang 1950 mit den aus Kriegsgefangenschaft entlassenen Geistlichen Aktualität erlangt zu haben. Diese Heimkehrer bewarben sich in der Regel in der Landeskirche um eine Pfarrstelle, in welcher ihre Familien bereits seit längerem ihren Wohnsitz genommen hatten59. So entschied sich zum Beispiel Anfang 1950 der Oberkirchenrat der badischen Landeskirche gegen die Verwendung eines aus Hinterpommern stammenden Pfarrers und empfahl diesem, sich bei seiner Kirdie im Osten zurückzumelden, in diesem Fall sogar, obwohl die dortige Kirchenleitung in Greifswald ihr Einverständnis zur Anstellung in einer westlichen Kirche ausgesprochen hatte60. Dasselbe widerfuhr heimgekehrten Pfarrern in Schleswig-Holstein. Dort erhielten mehrere Heimkehrer außer dem entsprechenden Bescheid des Landeskirchenamtes ein ausführliches Schreiben von Bischof Halfmann „Betrifft: Hilfe für die Kirchen in der Ostzone". Zur näheren Erläuterung verwies er auf die inzwischen angelaufene Osthilfe"601, für die 1950 ein Betrag von 1,2 Millionen D M veranschlagt worden war. Nach dem Verlust für den Protestantismus in Osteuropa falle der evangelischen Kirche im Westen nun als „große kirchengeschichtliche Aufgabe", bei der es „um die eigene Existenz" gehe, der Kampf um das „eigentliche Kerngebiet des Protestantismus, das Ursprungsland der lutherischen Reformation" zu. Die Kirche im Westen werde nur im Zusammenhang damit und „in der gläubigen Bewährung unter der Aufgabe, die ihr jetzt mit der Ostkirchenhilfe

58

Vgl. Pkt. 2 (vgl.Anm. 56). Vergleiche das Material des aus Pommern stammenden Pfarrers H.-J. Belitz (Beipack zum Pfälzer Dokumentationsbericht; VD 15). 60 Vgl. Schreiben Gehlhoffs an den O K A vom 3. 4. 1950 (ebd.). "" Vgl. dazu unten S. 354 ff. 59

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gestellt ist", bestehen bleiben. Diese sei aber keine bloß finanzielle Angelegenheit, sondern „sie erfordert den Einsatz persönlicher geistlicher Kräfte. Der Rat der Evangelischen Kirche hat auf Grund der Beratungen der Kirchenkonferenz am 30. November 1949 an alle Kirchenleitungen der Westzonen ein Rundschreiben ausgehen lassen, in dem die Westkirchen zur personellen Hilfe aufgerufen werden. Die Ostkirchen leiden an einem bedrückenden Pfarrer- und Nachwuchsmangel. . . . Wir wenden uns an Sie, sehr geehrter Amtsbruder, mit der dringlichen Bitte, ernsthaft zu überlegen, ob Sie dem Ruf nach Osten folgen wollen. Die Fragen, die dabei entstehen, sind in zahlreichen Gesprächen und Briefen zwischen uns schon besprochen worden, Ihre Einwendungen sind uns bekannt, Sie beziehen sich meistens auf die Lebensverhältnisse und die politische Lage in der Ostzone. Unter diesen Verhältnissen aber leben 17 Millionen Deutsche und arbeiten Tausende von Amtsbrüdern - und viele von ihnen sagen: Wir sind dankbar, daß wir hier arbeiten dürfen, wo die Menschen für den Trost des Evangeliums aufgeschlossener sind als im Westen. Berührungen mit der Besatzungsmacht bestehen kaum. Gewisse Zeitungsnachrichten über Behinderung von Pastoren in der Ausübung ihres Amtes, körperliche Arbeit um des Brotes willen u.dgl. sind mit aller Vorsicht aufzunehmen oder einfach unwahr. Allen Einwendungen gegenüber steht die Tatsache, daß Sie hier im Westen in ungewisser Lage abwartend verharren, während Ihnen im Osten eine ordentliche Pfarramtstätigkeit geboten wird. Das Amt des Pfarrers ist nicht dazu da, Sicherheit und Versorgung zu verschaffen, sondern im Sinne des in der Ordination übernommenen Auftrages das Evangelium zu predigen, wo die Kirche Jesu Christi danach ruft. Es geht hier um die Ehre des Pfarrerberufes vor Gott und den Menschen. Sie stehen in einem losen Verhältnis zu unserer Landeskirche, entweder in einem jederzeit kündbaren Dienstauftrag oder als Empfänger einer Unterstützung. Die Kirchenleitung ist auf Grund des Modus der Pfarrstellenbesetzung durch Gemeindewahl nicht in der Lage, Ihre Übernahme auszusprechen. Die finanzielle Lage der Landeskirche ist so angespannt, daß wir die Last der Ostpfarrerversorgung aus landeskirchlichen Mitteln nicht lange mehr tragen können. Angesichts des zahlreichen Nachwuchses können wir es nicht verantworten, die wenigen zur Besetzung anstehenden Pfarrstellen mit nicht-landeskirchlichen Geistlichen zu besetzen und den Kandidaten, die unter schweren Opfern ihre Ausbildung vollendet haben, die Türe zuzuschlagen. Sie wollen bedenken, daß jetzt, im 5. Jahr nach Kriegsschluß, ein Zeitabschnitt zu Ende geht: Die Zeit des Heranreifens einer jüngeren Generation, nach der die Gemeinden rufen. Darum ist eine ernste Lage für die noch nicht zu Pfarrämtern gelangten Geistlichen entstanden. Sie müssen jetzt Ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und den guten Weg zu gehen versuchen, den wir Ihnen zeigen. «61

Ein solches Verfahren einiger westlicher Kirchenleitungen mußte den davon Betroffenen als Unrecht erscheinen. Nicht nur die jahrelange Kriegsgefangenschaft, die damit verbundenen Entbehrungen, die Trennung von der Familie, die lange Unterbrechung des Pfarrdienstes benachteiligten sie gegenüber den Amtsbrüdern, die unmittelbar nach Kriegsende in den Westen umgesiedelt waren, sondern sie sahen sich nun gewissermaßen auch als Ostpfarrer zweiter Klasse, der Möglichkeit beraubt, dort, wo ihre Familien lebten, oder zumindest irgendwo in

61

Schreiben der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung vom 4. 3. 1950 (ebd.).

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

einer westlichen Landeskirche angestellt zu werden62. In welchem Ausmaß die betroffenen Ostpfarrer jenem „Ruf nach Osten" gefolgt sind, konnte bislang nicht festgestellt werden. Die Verknüpfung der Osthilfe mit dem Versorgungsproblem der später heimgekehrten Ostpfarrer hatte, wie Gehlhoff im April 1950 berichtet, „überall großes Ärgernis" erregt" und war auch vom O K A , wohl schon im Februar 1950, als Unrecht kritisiert worden 64 . Wahrscheinlich gelang es jedoch den meisten Ostpfarrern, ihrem Wunsch gemäß, eine Tätigkeit im Westen zu finden65.

62 Diejenigen Pfarrer, die damals aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft heimkehrten dies war wohl der größte Teil der Betroffenen - , dürften dem Ansinnen einer Verwendung in den östlichen Gliedkirchen der E K D noch reservierter gegenübergestanden haben. 63 Schreiben vom 3. 4. 1950 an Belitz (ebd.). 64 Vgl. oben Anm. 60. 65 Wie Gehlhoff dem später in den Dienst der Pfälzer Landeskirche übernommenen Pfr. Belitz am 3. 4. 1950 (vgl. Anm. 63) mitteilte, hatten sich „auch der Rat selber bzw. die Kanzlei . . . wohl schon dahin ausgesprochen, daß hier eine Ehrenpflicht und zugleich eine christliche Liebespflicht der Kirchen vorliegt". Entsprechende Äußerungen konnte ich allerdings in den Akten nicht finden. Die Kirchenkanzlei befürwortete aber in ihren Rundschreiben an die Landeskirchenleitungen - auch die östlichen in denen sie auf noch unbeschäftigte Ostpfarrer hinwies, eine bevorzugte Berücksichtigung der Anträge der „erst vor kurzem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Bewerber" (Az. 1222. VI. vom 8. 2. 1950; A K K , 518 Beiheft Liste unbeschäftigter Ostpfarrer). - Eine Gruppe von Ostpfarrern, deren Situation noch am ehesten mit der von Pfarrern aus den damaligen östlichen Gliedkirchen der E K D verglichen werden könnte, bilden die Geistlichen aus Siebenbürgen, die nach Kriegsende in Hermannstadt ausgebildet worden waren und als Spätaussiedler der weiterhin bestehenden „Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien" den Dienst aufkündigten. Davon zu unterscheiden sind die Siebenbürger Geistlichen, die im Zuge der Evakuierungsmaßnahmen der Reichsregierung nach dem 23. 8. 1944, vor allem aus Nordsiebenbürgen, zusammen mit ihren Gemeinden nach Österreich und in das Reichsgebiet kamen. Die Kirchenleitung in Rumänien unter Bischof Friedrich Müller ersuchte die E K D mit ihren Gliedkirchen, diese Geistlichen, die ohne Genehmigung ihrer Kirchenleitung ihr Amt verlassen hatten, nicht ohne weiteres anzustellen. Der Appell, der von Müllers Nachfolger, Bischof Albert Klein, erneut vorgetragen wurde, führte zu Differenzen unter den Siebenbürger Sachsen und brachte die betroffenen Pfarrer selbst in Bedrängnis. Das Hilfskomitee Schloß sich der Bitte Bischof Müllers an, weil es dessen Sorge um die Aufrechterhaltung der kirchlichen Arbeit an den Gemeinden in Siebenbürgen teilte. Die Landsmannschaft dagegen bzw. „eine landsmannschaftliche Stelle" (Dokumentationsbericht/Siebenbürgen, S. 10; V D 40), setzte sich für die Pfarrer ein. Einige Landeskirchenleitungen übergingen jedoch das Anliegen der siebenbürgischen Landeskirche und stellten Pfarrer ein, so z . B . auch die Berliner Kirchenleitung in WestBerlin, die „ohne irgendeine Konsultation und irgendwelches Nachdenken über die besondere Lage dieses Falles", wie im Dokumentationsbericht/Berlin (S. 51; V D 3) kritisch vermerkt wird, einen Geistlichen in den Dienst übernahm. Einige jener spätausgesiedelten Pfarrer fanden im Ausland eine Anstellung oder wechselten in einen anderen Beruf über. Vgl. zum Problem insgesamt den Dokumentationsbericht/Siebenbürgen, S. 9 f. (VD 40) und /Berlin, S. 51 (VD 3). Das Problem der Übernahme von Pfarrern aus Siebenbürgen, wie überhaupt der Spätaussiedler aus Rumänien hat nichts von seiner Brisanz

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Im ganzen widerfuhr also auch den Ostpfarrern, was viele Vertriebene erleben mußten, die sich um ihre wirtschaftliche Eingliederung bemühten: Als Vertriebenen wurden ihnen - allgemein wie besonders im öffentlichen Dienst - bei der Stellenbewerbung geringere Chancen eingeräumt als den Einheimischen. Unter diesen Umständen forderte bereits im Sommer 1946 der Leiter des Hilfswerks von Rat und Landeskirchenleitungen der E K D , die vertriebenen Pfarrer und kirchlichen Mitarbeiter den einheimischen Kräften grundsätzlich gleichzustellen, wie dies den Grundsätzen des Hilfswerks in der Flüchtlingshilfe entspreche. Gerstenmaier bezog sich zunächst auf den Flüchtlingsausschuß des Länderrates der amerikanischen Besatzungszone, der am 28. Mai 1946 zur „Einstellung von Fachkräften aus den Kreisen der Flüchtlinge" geäußert hatte 66 : „Es gilt, die aufzunehmenden Flüchtlinge wirksam der Landesbevölkerung einzugliedern. Dies kann jedoch nicht gelingen, wenn die Flüchtlinge wie Fremdkörper in der Bevölkerung behandelt werden. Die Staatskomissare für das Flüchtlingswesen weisen insbesondere darauf hin, daß bei der Einstellung von Fachkräften aus Flüchtlingskreisen seitens der Behörden unverständliche Zurückhaltung gewahrt wird. Dies muß auf jeden Fall vermieden werden. Die Flüchtlinge sollten vielmehr grundsätzlich den Landesbewohnern bei Einstellungen gleichgestellt werden. Der Flüchtlingsausschuß bittet den Länderrat, auf die Länder einzuwirken, daß bei Einstellung von Fachkräften, Lehrern, Ärzten, Juristen usw. aus den Kreisen der Flüchtlinge seitens der Behörden weniger Zurückhaltung geübt wird, daß diese Personen vielmehr bei der Besetzung von Stellen den Landeseinwohnern gleichgestellt werden."

Auch bei den Ostpfarrern bestehe, kritisierte Gerstenmaier, dieses Problem „trotz der verschiedensten Bemühungen von Seiten der Kirche" immer noch. „Auch Sie bleiben .Fremdkörper', nicht aus eigenem Willen oder innerem Widerstand, sondern infolge der Zurückhaltung, die ihnen gegenüber öfters geübt wird. Sie empfinden sich - wie aus ihren Kreisen fast ausnahmslos zum Ausdruck gebracht wird - als Pfarrer zweiter Klasse, solange 1. sie nur kommissarisch mit der Verwaltung von Stellen beauftragt werden, 2. sie für die gleiche Arbeit nicht das gleiche Entgelt wie die eingesessenen Pfarrer erhalten, 3. sie bei Neubesetzung einer Pfarrstelle erst in zweiter Linie kommen, während ein einheimischer Pfarrer ihnen nur deshalb vorangestellt wird. Ohne die Schwierigkeiten zu verkennen, vor die sich die Landeskirchenleitungen gestellt sehen und in dankbarer Anerkennung der in manchen Landeskirchen gemachten besonderen Anstrengungen für die Lösung dieser Aufgabe, muß sich das Hilfswerk der Evangeli-

verloren. Pfr. Möckel schrieb am 12. 3. 1973 an den Verf.: „Gewiß ist es ein Sonderfall in bezug auf die Aufnahme von Ost-Pfarrern, aber ein Sonderfall, der noch ständig Probleme, um nicht zu sagen böses Blut schafft und eine schwer um ihre Existenz ringende Kirche trifft". Informationen aus dem Frühjahr 1979 zufolge haben in den vergangenen 20 Jahren 102 Pfarrer, davon 85 im aktiven Dienst ihre Kirche und ihr Land verlassen. Die Gesamtzahl der Pfarrer im aktiven Dienst der Ev. Kirche A.B. in Rumänien beträgt 160. 66

Gerstenmaier am 9. 7. 1946 (ADW, 480/01, Bd. I, Nr. 8729/46).

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

sehen Kirche in Deutschland die Stellungnahme des Ausschusses für das Flüchtlingswesen beim Länderrat in ganzem Umfang zu eigen machen, weil sie den Grundsätzen des Hilfswerks in der Flüchtlingshilfe entspricht. Die Leitungen der Landeskirchen und anderer kirchlicher Organe werden deshalb gebeten, bei Einstellung von Geistlichen und kirchlichen Angestellten wie Diakonen, Pfarrgehilfinnen, Gemeindehelferinnen, kirchlichen Fürsorgerinnen, Kindergärtnerinnen usw. Flüchtlinge den Landesbewohnern bzw. Ortsansässigen nicht nachzuordnen, sondern gleichzustellen und dabei zu erwägen, daß sie ein Los tragen, das uns alle ohne Unterschied verpflichtet. Die Kirche sollte nicht warten, bis die unvermeidlich erscheinenden Zwangsmittel, zu denen der Staat wird greifen müssen, angewandt werden. Es sollten vielmehr baldmöglichst aus eigenem Entschluß angemessene Lösungen mit dem Ziel der grundsätzlichen und faktischen Gleichstellung herbeigeführt werden."

Diese Intervention blieb sicher nicht ohne Wirkung auf die Landeskirchen, zumindest konnten sich die Ostpfarrer selbst in ihrem Anliegen dadurch bestärkt fühlen67. Vor allem aber enthält das Dokumentationsmaterial Zeugnisse dafür, daß im Sinne der Gleichstellungsforderung verfahren oder doch wenigstens Anstrengungen in dieser Richtung von den Landeskirchenleitungen unternommen wurden. Der Hamburgische Landeskirchenrat etwa beschloß auf seiner ersten Sitzung am 3. Januar 1946, daß „Pfarrer aus dem Ostraum bei uns zur Bewerbung zugelassen sind" 68 . A m 28. März 1946 folgte der Beschluß, die acht über 70 Jahre alten Pastoren zum 1. Juli 1946 in den Ruhestand zu versetzen, um „jüngeren Kräften beim Neubau der Kirche die Möglichkeit der Mitarbeit zu gewähren", wie es im Sitzungsprotokoll heißt. Der Berichterstatter, Ulrich Strege, ein selbst aus dem Osten stammender Pastor in Hamburg, bewertete dies 1971 als „schönes Beispiel, für solche hundertprozentige Eingliederung der Ostpastoren Raum zu schaffen" 69 . Auf der

67 Die Resolution des pommerschen Konvents an den Rat der E K D vom 24. 7. 1946 (EZA BERLIN, E K D 1/121) scheint in Kenntnis der Vorstellungen des Leiters des Hilfswerks formuliert worden zu sein. Die Frankfurter Ostkirchentagung im Juli 1946 beriet über die Ostpfarrerversorgung eindeutiger im Sinne des Hilfswerks; vgl. den Bericht F. Spiegel-Schmidts zum 6. 9. 1946 (EZA BERLIN, E K D 1/360, Anl. zu Nr. 13041/46, S. 7). Vgl. auch die Berufung auf das Hilfswerk durch Gehlhoff im 2. Rundbrief des pommerschen Konvents Pfingsten 1947 (ebd., 1/361, Nr. 6967/47, S. 5). - Wie sich die Intervention Gerstenmaiers zur Ostpfarrer-Verordnung der E K D vom 21. 6. 1946 verhält, dazu vgl. unten S. 368. 68 Dokumentationsbericht/Hamburg, Blatt 4 (VD 7). Bereits an der ersten Sitzung der Geistlichen der Hamburgischen Landeskirche nach dem Krieg am 12. 9. 1945 hatten acht Geistliche aus den Ostgebieten teilgenommen (vgl. ebd.). 69 Ebd. - Strege erwähnt als erste positive Erfahrung der Ostpastoren eine bevorzugte Behandlung durch die Gemeinden. So vermerkte das Kirchenratsprotokoll vom 15. 8. 1946 zur Neubesetzung von zwei Pfarrstellen in der Hamburger Kirchengemeinde St. Markus-Hoheluft: „Es ist auffällig, daß auch in Hoheluft die Hamburgischen Kandidaten kaum Aussicht hatten, auf den Wahlaufsatz gestellt zu werden. Es ist dadurch zu erklären, daß die auswärtigen Bewerber qualitativ über unsern jungen Kandidaten stehen. Dieses Problem muß von uns im Auge behalten werden." Die beiden Pfarrstellen wurden, wie

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gleichen Linie liegt die Entscheidung der Lübecker Kirchenleitung, 64jährige Pfarrer zu übernehmen und dann auch ihre Pension zu zahlen70. Mehrfach berichten Ostpfarrer, daß sie aufgrund von persönlicher Vorsprache sofort angestellt wurden 71 . In besonderer Weise nahm sich Bischof Dibelius der Pfarrer aus dem Osten an, nicht nur über den ihm unterstellten Kirchendienst Ost, sondern häufig durch persönliche Initiative in Einzelfällen, bei der Unterstützung von Betreuungskomitees, schließlich auch bei der Regelung von Versorgungsfragen 72 .

Strege berichtet, tatsächlich mit Ostpfarrern besetzt. Zur besoldungsmäßigen Gleichstellung vgl. unten, S. 373. - Allerdings belegt dieser Vorgang andererseits die Härte der Auslese,· von der nicht bloß die Hamburger „jungen Kandidaten", sondern eben aüch die „älteren und zum Durchschnitt gehörenden" Ostpfarrer (vgl. die Eingabe des pommerschen Konvents vom 24. 7. 1946 an den Rat der E K D , Pkt. II; EZA B e r l i n , E K D 1/121, Nr. 12104) betroffen waren. 70 Vgl. Niederschrift über die Tagung der Sprecher des O K A am 9. 10. 1953 in Konstanz (ΑΟΚΑ, A 7/1953, o.Az., S. 1). 71 Vgl. etwa den Bericht des aus dem Wartheland geflüchteten Pastors E. Salzwedel vom 30. 6. 1946, den sein Weg nach Westen über Hamburg, Hannover - hier war er vergeblich beim Landeskirchenamt vorstellig geworden - ins Ravensberger Land führte, wo er den damaligen Aufenthaltsort des westfälischen Präses Koch ausfindig machte und ihn dort aufsuchte. Dieses Gespräch genügte, um ihn in der E K v W unterzubringen (NachLAß Brummack, Akte „Posener Pastoren", Buchst. S). Daß eine durch persönliche Vorsprache erreichte Zusage der Kirchenleitung oder des Bischofs allerdings Schwierigkeiten oder erhebliche Hindernisse nicht ausschloß, zeigt der Bericht des im Februar 1946 aus Kriegsgefangenschaft entlassenen westpreußischen Pfarrers G. Engel (Dokumentationsbericht/Kurhessen-Waldeck, S. 161-168; V D 10.1). Engel hatte trotz fester Zusagen zweimal am betreffenden Ort selbst erfahren müssen, daß er Opfer eines Irrtums geworden war. Nach jahrelanger, teilweise schmerzvoller Odyssee erlangte er schließlich zum 1 . 1 1 . 1949 eine feste Anstellung in Kurhessen-Waldeck. 72 Vgl. die Dokumentation/Berlin-Brandenburg, S. 4 f. (VD 3). Dibelius war in mehrfacher Hinsicht mit der Ostpfarrerfrage befaßt, weil sowohl die A P U insgesamt durch den Verlust ihrer Ostprovinzen als auch die Provinz Berlin-Brandenburg durch den Verlust von Ostbrandenburg unmittelbar betroffen waren. Vgl. etwa die Ankündigung in einem Brief vom 5. 10. 1945 an einen aus dem Osten geflüchteten Geistlichen, dessen Tochter sich offensichtlich in einer akuten Notlage befand: „Ich schicke Ihnen für Ihre Tochter 400 M. Reicht das? Herzlichst Ihr getreuer Dibelius" (Anlage zum Schreiben des Geistlichen vom 25. 9. 1973 an Verf; ebd.). - Sicherlich ist auf dieser Ebene manches geschehen, was allerdings keinen Eingang in die Dokumentation gefunden hat. Weiterhin sei noch auf nichtpekuniäre Hilfe verwiesen, die Kirchenleitungen leisten konnten, auch wenn ihnen finanzielle Mittel fehlten. Einen Aufruf zur Sammlung von Möbeln, Kleidern, Wäsche usw. zugunsten der Ostpfarrer erließ ζ. B. die rheinische Kirchenleitung mit Beschluß vom 16.8. 1946 (Dokumentationsmaterial/Rheinland, Bl. 2; V D 16). Der bayrische L K R bewirkte in Verhandlungen mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium die Freigabe einer größeren Menge des von den Pfarrern dringend benötigten schwarzen Stoffes, der gegen Bezugsschein, die der L K R vergab, vom Wirtschaftsverband für ev. Geistliche in Nürnberg abgegeben wurde. Ahnliche Aktionen zur Beschaffung von Talarstoffen sind auch aus anderen Landeskirchen bekannt. Vgl. z . B . den Beschluß der rheinischen Kirchenleitung vom 6. 8. 1948 (Akte K L , Blatt 5; ebd.). Außerdem erwähnt Brügmann für Bayern, daß zur

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Wie schon mehrfach deutlich wurde, vermochte der Einsatz führender und anerkannter Persönlichkeiten aus dem Osten manche N o t zu lindern, gerade wenn es um die Vermittlung solcher Pfarrer ging, die die Konkurrenz der Bewerber nicht ohne weiteres erfolgreich durchstehen konnten. So entfaltete beispielsweise Iwand für den ostpreußischen Bruderrat über den Bruderrat der E K D eine bedeutende Vermittlungstätigkeit73. Wesentliches konnten bei solchen Selbsthilfebemühungen vor allem Amtsträger aus den Ostkirchen beitragen, die in eine westliche Kirchenbehörde berufen worden waren, wie etwa der ehemalige Posener Konsistorialrat Brummack, später Personaldezernent im Kieler Landeskirchenamt. Auch der Gustav-Adolf-Verein leistete wertvolle Hilfe zur Betreuung und Versorgung von Ostpfarrem 74 . E r war zur Förderung der Vertriebe-

Anschaffung von Büchern ein Kredit von 400 D M gewährt wurde, „der aber bald zurückgezahlt werden mußte" (S. 30; V D 2.1). 73 Vgl. die Schreiben in: EZA BERLIN, E K D 1/116. So schickte Iwand z . B . am 4. 11. 1946 an führende Persönlichkeiten der B K in verschiedenen Landeskirchen, wie Joachim Beckmann (Düsseldorf), Theodor Dipper (Nürtingen), Kloppenburg (Oldenburg) u.a. eine Liste ostpreußischer Pfarrer mit der Bitte, den einen oder anderen dienstlich zu übernehmen. Iwand hatte für jeden Pfarrer eine Charakteristik beigefügt und bot zusätzlich ein Gutachten der Geschäftsstelle des ostpreußischen Bruderrates an. In anderen Bruderräten dürfte es ähnlich gewesen sein, so wohl v.a. auch bei den Pommern über den Konventsvorsitzenden, Gehlhoff. - Auf Iwand geht auch eine andere in der damaligen Notsituation bedeutende Selbsthilfeinitiative zurück: Da die ostpreußischen Pfarrer wie die meisten übrigen Ostpfarrer zunächst noch ohne theologische Literatur auskommen mußten, gab Iwand bereits seit 1945 Predigtmeditationen heraus, in denen ostpreußische Theologen wie z . B . Herbert Braun, E. Burdach, G. Friedrich, D. Frindte monatlich die vorgeschriebenen Predigttexte auslegten. Diese wurden zunächst mit handbetriebenen Apparaten vervielfältigt, bis sie 1947 als „Göttinger Predigt-Meditationen" vierteljährlich im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erscheinen konnten (vgl. Dokumentationsbericht/ Ostpreußen, Pkt. 7f.; V D 31). - Einen anderen Weg zur Linderung jener Not beschritt der Kirchendienst Ost. Er rief unter dem Stichwort „Wir wollen ausgleichen" alle Empfänger seiner „Kirchlichen Ostnachrichten" zur Spende theologischer Literatur auf, die von den „Flüchtlingspfarrern" dringend benötigt werden (KIRCHLICHE OSTNACHRICHTEN 3, S. 12). 74 Vgl. H. KRUSKA, Jahre, S. 199. Vgl. auch oben S. 246f. Bereits in seinen ersten Rundschreiben nach dem Krieg - Ende 1945 - kündigte die GAV-Zentralleitung „umfassende Hilfe" an. Dieses Engagement beruhte auf der Verbindung des G A V zu den ev. Diasporakirchen im Osten und Südosten. Als Beispiel personeller Verknüpfungen sei hier auf Richard Kammel verwiesen. Er war Direktor der Inneren Mission und des Ev. Preßverbandes der Posener Ev. Kirche gewesen und hatte schon vor 1945 wie auch nach dem Krieg der GAV-Zentralleitung angehört. Kammel wurde von Dibelius zum Direktor des Kirchendienstes Ost berufen. Sein Nachfolger in diesem Amt, der ebenfalls aus Posen stammende Kruska, gehörte seit 1946 dem engeren Vorstand des Berlin-Brandenburgischen G A V an. Vgl. Dokumentationsbericht/Berlin, S. 37 (VD 3) und H. KRUSKA, Jahre, S. 198, Anm. 1. - Seit 1947 war Ilse Rhode, die „Seele der Arbeit" genannt, Mitarbeiterin

i m K D O (UNVERLIERBARKEIT 1 / 1 , S. 9 7 ) .

Umfang und Probleme

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nenarbeit bereit, selbst „Flüchtlingspfarrer" mit den Rechten eines ordentlichen Pfarrers einzustellen 75 und griff gerne bei der Vergabe von Aufträgen vor allem von Stellen für Reiseprediger auf Geistliche aus dem Osten zurück 76 . Neben den Schwierigkeiten und Ärgernissen gab es also auch, wofür diese wenigen Beispiele stehen mögen, dankbar aufgenommene Initiativen und engagierten Einsatz zugunsten einer gerechten Lösung des Ostpfarrerproblems 77 . Was die Ostpfarrer irritierte und verletzte, läßt sich im bisher geschilderten Rahmen nicht vollständig begreifen und bewerten. Die Eingliederung der vertriebenen Geistlichen stellt zwar einen Teil der Bewältigung des gesamten Vertriebenenproblems im Westen dar; die evangelische Kirche war mit dieser Aufgabe jedoch in einer besonderen Weise gefordert. Denn mit den heimatlos gewordenen Pfarrern aus dem Osten und ihren Gemeindegliedern trat der evangelischen Kirche, wie im Verlust der Ostgebiete insgesamt, ein Stück ihrer Geschichte entgegen, vor deren Hintergrund sie aus den Trümmern der D E K heraus den Weg zu kirchlicher Neuordnung und geistlicher Erneuerung zu beschreiten suchte. Sicherlich trat dieser Zusammenhang vor der Last der Anfangsschwierigkeiten, besonders der materiellen Notlage, der Sorge um Unterbringung und dienstliche Übernahme zurück, bildete aber doch den Rahmen für das gesamte Ostpfarrerproblem. Bereits die Treysaer Kirchenführerkonferenz vom 27. August bis 1. September 1945 hatte es nicht versäumt, unter dem Tagesordnungspunkt „Versorung und Unterbringung der verdrängten Pfarrer usw." 78 wenigstens anrißhaft jenes Problem anzusprechen und der gesamtkirchlichen Aufgabe zuzuordnen. In einem Wort „An die aus den

75 So z . B . im Herbst 1947 für Schleswig-Holstein. D o r t sollte je ein Pfarrer aus Ostpreußen und Pommern vom G A V angestellt werden, was vom pommerschen Konvent „mit Freuden begrüßt" wurde. Vgl. Rundschreiben Gehlhoffs vom 18. 11. 1947, S. 2 ( E Z A BERLIN, E K D 1/362, N r . 1 2 0 9 6 / 4 7 ) . Die Währungsreform schränkte jedoch auch hier wie in anderen kirchlichen Bereichen die Möglichkeit für derartige Initiativen erheblich ein. n Vgl. z . B . das Schreiben eines Posener Pfarrers v o m 14. 9. 1949 (Anm. 37, S. 333), sowie den Bericht Engels (Dokumentationsbericht/Kurhessen-Waldeck, S. 166; V D 10.1). 77 Das Gesamtverfahren der Ostpfarrerversorgung nach seiner Durchführung und seinem finanziellen Umfang wird unten S. 353 ff. dargestellt. 78 Das Thema wurde am 29. 8. nachmittags anhand von zwei Referaten erörtert; der zweite für den Nachmittag vorgesehene Komplex betraf die „Flüchtlingsfürsorge". O K R Kleindienst referierte aus der Sicht der Betroffenen. E r hatte unter der Kirchenaufsicht des E O K der A P U die Leitung der 1939 gebildeten Ev.-luth. Kirche im östlichen Wartheland, der später sogenannten „Litzmannstädter Evangelischen Kirche", innegehabt (vgl. den

V o r g a n g in E Z A BERLIN, E K D

1 / 1 2 0 , N r . 5 5 1 7 v o m 2 7 . 2 . 1 9 4 6 u n d H . KRUSKA, J a h r e ,

S. 216). D e r württembergische O K R Pressel berichtete über die Erfahrungen der Landeskirchen.

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

östlichen Kirchengebieten Deutschlands verdrängten und geflüchteten kirchlichen Amtsträger und ihre Angehörigen" 79 versicherten die in Treysa versammelten Landeskirchenführer, Mitglieder des Bruderrates der BK und des Beirates im Einigungswerk die Geistlichen aus dem Osten zunächst ihrer Verbundenheit und Teilnahme: „In unseren Beratungen stand immer wieder eure große Not vor unseren Augen, und wir haben Mittel und Wege gesucht, wie wir euch am besten helfen könnten. Heimatlos, oft ohne eure Gemeinden, viele von euch getrennt von ihren nächsten Angehörigen, erlebt ihr die Stunde des Kriegsendes noch bitterer und schwerer als die meisten anderen."

Dann aber wiesen sie die so Betroffenen auf den der Kirche aufgegebenen neuen Weg: „Und doch rufen wir euch auf, über der Not der gegenwärtigen Stunde das große Ziel nicht zu vergessen, dem wir nachjagen. Solange uns das vor Augen steht, werden wir nicht müde werden und dürfen lebendig sein in der Hoffnung. Laßt uns nicht vergessen, wo die tieferen Gründe liegen für das furchtbare Gericht, das über uns ergangen ist. In der Besinnung darauf liegt das Geheimnis wahrer Erneuerung. Es wird besonders schwer sein für diejenigen unter euch, die in den vergangenen Jahren gegen den antichristlichen Geist gekämpft und unter der Unabwendbarkeit des Kommenden gelitten haben. Es wird schwer sein für alle, die heute aus der Gefangenschaft heimkehren und doch nicht wirklich heimkehren können. Es wird schwer sein für die, die nicht einmal ihre Frau und ihre Kinder hier finden. Wir wissen das und versuchen, es mit euch zu tragen. Es wäre dies alles unerträglich, wenn wir nicht die eine große Hoffnung hätten, daß die das Ende eines Weges ist, der nicht gut war, und wir nun umkehren dürfen, als Kirche und Volk, um mitzubauen an einer Neuordnung unseres kirchlichen und öffentlichen Lebens im Sinne eines dauerhaften Friedens und eines besseren Verstehens unter den Völkern vom Evangelium her. Laßt euch durch eure gegenwärtige Not nicht den Glauben an diesen unseren Auftrag nehmen. W o Gott uns führt, stehen wir in der Welt allezeit als die .Unbekannten und doch bekannt, als die Sterbenden, und siehe, wir leben, als die Gezüchtigten und doch nicht ertötet' 80 . Laßt uns so in aller Drangsal und Not Gottes Wege erkennen und auf seine Hilfe hoffen."

Die Ostpfarrer hatten das „furchtbare Gericht" nicht bloß im Zerbrechen des historisch gewachsenen Kirchentums im Osten allgemein erfahren, sondern zusätzlich in der - wie Girgensohn es nannte - „Zertrümmerung ihrer pfarrherrlichen Situation" 81 . Auch wenn es vor allem galt,

79 KJ 1945-48 (S. 160 ff.). - Das Wort war auf Betreiben Iwands - Brunotte nennt ihn den Vater der „Erklärung" (am 5. 9. 1973 im Gespräch mit Verf.) - von einem Ausschuß der Treysaer Konferenz formuliert worden, dem M. Niemöller, KonsR Rudolf Hardt (vgl. 2. Verordnung über die Leitung der Ev. Kirche der A P U vom 2. 10. 1945 zur Urkunde vom 31. 8. 1945, in: EZA BERLIN, E K D 1/107, Nr. 1412/45), Iwand, J . Konrad, Gehlhoff, Pressel und Heinz Brunotte angehörten. Vgl. Bericht über die Kirchenkonferenz vom 6. 9. 1945 (ebd., 1/48, Nr. 850/45, S. 7 und 11).

2 Kor 6,9. Flüchtlinge und Kirche, S. 21. Girgensohn erwähnt diesen Gedanken im Zusammenhang mit der Vertriebenenseelsorge: „Es ist ein wirkliches Gottesgeschenk, das zahlreichen Ostpfarrern beschieden worden ist, daß mit der Zertrümmerung ihrer pfarrherrlichen 80 81

Umfang und Probleme

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die Krisis der beruflichen Existenz zu überwinden, so lagen daneben in diesen spezifischen Erfahrungen doch genügend Anstöße zu der in Treysa erhofften „wahren Erneuerung", die gelegentlich mit einem noch nicht erschütterten pfarrherrlichen Gebaren bzw. mit bestimmten in den Augen des Bittstellers wohl zu unbedarft erscheinenden landeskirchlichen Ansprüche kollidieren konnten. Dies begann, wie gezeigt, schon äußerlich in der Konfrontation der eigenen materiellen Not mit den relativ intakten Lebens- und Wohnverhältnissen des einheimischen Pfarrers. Und es mag, wenn auch nicht immer ausgesprochen, die Verbitterung verstärkt haben, mit welcher der Ostpfarrer sich selbst mit seinem erlittenen Geschick, seinen Erfahrungen und auch mit seinem Bekenntnisstand gegenüber dem von der jeweiligen Landeskirche vertretenen Anspruch auf Wahrung ihrer materiellen Interessen und Eigenart zurückgesetzt sah. Auch hier wird die Aporie der „Erneuerung" des deutschen Protestantismus sichtbar, die wesentlich vom Festhalten am landeskirchlichen Besitzstand geprägt war82. Dabei darf andererseits nicht übersehen werden, daß eben dieses Landeskirchentum gerade auch die materielle Grundlage für die organisatorische und finanzielle Bewältigung des Ostpfarrerproblems bereitzustellen vermochte. Die eben angedeutete Ambivalenz sei noch einmal an zwei ausführlich zitierten Äußerungen verdeutlicht, die von den jeweiligen Verfassern der landeskirchlichen Dokumentationsberichte - beide persönlich betroffen - für besonders signifikant gehalten wurden. So unterschiedlich sie in der Behandlung des Ostpfarrerproblems auch erscheinen mögen, so sind doch beides Zeugnisse jener skizzierten landeskirchlichen Basis. Das erste Dokument stammt aus Berlin und damit aus jenem Bereich der Ev. Kirche der Altpreußischen Union, der kirchlich und personell noch am engsten mit dem östlichen Kirchentum verwandt und verknüpft war83. Am 14. Februar 1946 wandte sich der Berliner Bischof an die „Brüder im Amt aus den abgetrennten Gebieten". Unter dem Motto von Eph 2,19 f. ging er auch auf die Erfahrungen der Pfarrer in ihrem neuen Arbeitsfeld im Westen ein: „In dieser Ihrer neuen Arbeit werden Sie gewiß von mancherlei Freundlichkeit und Mitgefühl getragen sein. Aber es wird auch nicht ausbleiben, daß Sie ein wirkliches Verständnis für Ihre Lage nicht glauben finden zu können, bei Ihren Gemeindegliedern nicht, bei Ihren Amtsbrüdern nicht, vielleicht auch bei Ihren Kirchenleitungen nicht.

Situation der W e g zu den Herzen der Schicksalsgenossen geöffnet wurde. Das ist auch der Grund, weshalb diejenigen, die aus den Wogen auf eine Insel gerettet sind, nicht für sich die Rettung genießen können, so dankbar sie sie empfinden, sondern denen die Hand reichen müssen, die noch in den Wogen kämpfen." Vgl. dazu oben S. 2 3 2 - 2 4 0 . 12

Vgl. oben S. 208f.

83

Vgl. z . B . oben S. 345, Anm. 72.

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Sie werden bisweilen den Eindruck haben, daß man Sie nach so viel schweren Flüchtlingswegen als Fremdlinge und Eindringlinge betrachtet und daß Menschen, die in unzerstörten Wohnungen ruhig und sicher ihrer Arbeit leben dürfen, nicht gewillt sind, Sie als gleichberechtigte Brüder und Amtsgenossen zu betrachten. Ich bitte Sie herzlich: lassen Sie sich durch solche Erfahrungen nicht verbittern! Wir, die wir mit besonderen Verantwortungen für die Brüder aus dem Osten betraut sind, wollen tun, was in unseren Kräften steht, um Verständnis für Ihre Lage zu wecken, und wollen helfen, Ihnen und Ihren Gemeinden das Einwurzeln in eine neue Heimat zu erleichtern. In diesem Bemühen wissen wir uns getragen und unterstützt von den großen Werken der Kirche, vom Gustav-Adolf-Werk und den andern. Wir dürfen Ihnen auch sagen, daß uns bei allen Besprechungen, die wir mit Kirchenregierungen gehabt haben, eine warmherzige Bereitschaft entgegengetreten ist, Ihnen in jeder Weise zu helfen. Schwierigkeiten wird es natürlich immer geben, persönliche und sachliche. Die finanzielle Lage der Gemeinden und der Landeskirchen ist überall ernst; sie ist nicht selten katastrophal. Und für diejenigen Kirchen, die einen festgeprägten Bekenntnisstand und eine bestimmte gottesdienstliche Tradition haben, ist es eine sehr schwere Aufgabe, großzügiges, seelsorgerliches Entgegenkommen gegenüber den Glaubensgenossen aus der Fremde mit der Verantwortung für das Erbe der eigenen Väter in rechter Weise zu verbinden. Das müssen Sie verstehen! Aber noch einmal: Der Wille zum Helfen und Verstehen ist da! Und wir wollen alles tun, um diesen Willen zu stärken! Alle Schwierigkeiten lassen sich überwinden, wenn wir miteinander ausgerichtet sind auf die große Botschaft, von der der Apostel im Brief an die Epheser redet. In dieser irdischen Welt sind wir alle Fremdlinge und Gäste. Gewiß ist es ein wundervolles Geschenk Gottes, eine irdische Heimat zu haben. Denn in dem Wort ,Heimat' umarmen sich, wie jemand gesagt hat, alle guten Geister unseres menschlichen Lebens. Heimatlos werden, ist schweres Geschick! Aber Gottes Gnade hat uns, die wir unsern Herrn Christus lieb haben, in eine andere Heimat versetzt, in der wir nicht als Gäste und Fremdlinge leben, sondern als Bürger mit allen Genossen des Glaubens und als Kinder eines großen Vaterhauses. Unser irdisches Haus kann durch einen Krieg zerstört werden. Aber das Haus, in dem Gott die Seinigen für alle Ewigkeit wohnen lassen will, ruht auf unzerstörbarem Grunde. Jesus Christus der Eckstein und die Apostel und die Propheten, die auf ihre irdische Heimat verzichtet haben, um dem Rufe ihres Herrn zu folgen, die Quadersteine, die den Bau zusammenhalten! Hier sind wir geborgen! Und alle irdische Unsicherheit ist etwas Geringes gegenüber diesem Geborgensein! Und wenn die Not der äußeren Existenz Sie einmal übermannen will, dann denken Sie bitte daran, daß Sie eine Aufgabe haben, und zwar eine Aufgabe, die nur Sie erfüllen können! Wir haben alle das Evangelium zu verkündigen. Aber dies große Amt will in unseren Tagen in besonderer Weise ausgerichtet sein. Der bloßen Worte sind die Menschen müde geworden. Glaubwürdig ist ihnen nur noch, was wir heute die .existentielle Verkündigung' nennen, d.h. die Verkündigung, die durch die gesamte Haltung des Predigers als wahr und zuverlässig bekräftigt wird. Dem Pastor, der im Gefängnis gesessen hat, nimmt es die Gemeinde ab, wenn er ihr sagt, daß man Gott mehr gehorchen müsse, als den Menschen. Und dem Flüchtlingspfarrer, der, arm geworden, mit fröhlichem Angesicht unter ihnen lebt, glaubt sie seine Verkündigung, wenn er davon redet, daß unsere wahre Heimat das ewige Vaterland ist, in dem wir aus Gottes Gnade das Bürgerrecht - ein herrliches Bürgerrecht! - haben. Nach dieser Verkündigung aber verlangen, bewußt oder unbewußt, unsere Gemeinden, die in ihrer bürgerlichen Existenz erschüttert, in ihren irdischen Lebenszielen verwirrt und in der Tiefe ihrer Seelen haltlos geworden sind. Hier ist Ihre große Mission, liebe Brüder! und ich bitte Gott, daß er Ihnen Kraft und Freudigkeit gebe, diese Mission zu erfüllen! Dann werden Ihre persönlichen Nöte und Schwierigkeiten leichter zu tragen sein! Und die Kirche wird es Ihnen danken, wenn Sie ihr diesen großen Dienst leisten! . . ." 84 84

Dokumentationsbericht/Berlin, S. 26 f. (VD 3).

Umfang und Probleme

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Dieselbe Thematik wird in einem Schreiben, das der damalige Personaldezernent der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck, Prälat Hans Wilhelm Hertzberg, am 1. November 1946 an die „Brüder aus dem Osten" richtete85, angesprochen: „Je länger die Zeit währt, die Ihr nun schon im Raum unserer Landeskirche zubringt und je mehr Ihr Wurzel zu schlagen meint als neue Bürger des Hessenlandes, um so ungeduldiger stellt Ihr die Frage, wann denn endlich der Tag kommen werde, an dem Ihr als vollgültige Stelleninhaber Euch eingegliedert fühlen könnt in den Kreis der kurhessischen Amtsbrüder und Gemeinden. Das hat gewiß auf der einen Seite äußere, wirtschaftliche Gründe. Die sind es aber nicht allein. Wer aus seiner Heimat vertrieben und in die Unsicherheit hinausgestoßen ist, möchte endlich wieder Boden unter den Füßen haben. Und wenn er Pfarrer ist, möchte er zugleich mit vollem Rechte und voller Verantwortung in seiner Gemeinde stehen. Das alles ist nur allzu begreiflich. Seid überzeugt, daß unter uns keiner ist, der das nicht ganz und gar verstünde. Aber Ihr seid lange genug bei uns, um zu sehen, wie hier die Dinge liegen. Wir sind wohl diejenige Landeskirche gewesen, die den stärksten Nachwuchs besaß. Als dieser Krieg begann, betrug die Zahl unserer Hilfspfarrer und Kandidaten etwa ein Viertel der Gesamtzahl der vorhandenen Pfarrstellen. Das hat sich durch die Kriegsverluste etwas verändert, natürlich. Aber zu klein ist die Zahl der Anwärter immer noch nicht. Es ist keiner Landeskirche zu verdenken, wenn die Fürsorge für diejenigen, die in ihrer Mitte aufgewachsen sind, als vordringliches Anliegen empfunden wird. Nicht nur aus moralischen Gründen. Sondern auch deswegen, weil hier im Verhältnis zwischen Pfarrer und Gemeinden gleichsam blutmäßig die Imponderabilien vorhanden sind, die oft wesentlicher als alles andere für das gedeihliche Zusammenarbeiten sind. Daher erklärt sich die manchmal kritisierte Bestimmung, daß grundsätzlich nur diese hessischen Anwärter sich um freie Pfarrstellen bewerben dürften und daß andere, von außen gekommene Brüder zu solcher Bewerbung erst die Genehmigung des Herrn Bischofs nachzusuchen hätten. Dennoch macht uns die Frage, wie wir Euch auch über die vereinzelten Fälle hinaus, in denen es bei Brüdern aus dem Osten zu einer Pfarrstellenverleihung gekommen ist, helfen können, je länger desto mehr Gedanken und mir besonders, der ich ja selbst ein Mann des Ostens bin. Aber bei nüchterner Betrachtung aller Umstände müssen wir sagen, daß wir einfach mehr Anwärter unter uns haben, als wir in absehbarer Zeit werden einstellen können. Darum müssen wir es aussprechen, daß diejenigen Brüder, die aus der von den Russen besetzten Zone kommen, im allgemeinen mit einer Anstellung bei uns überhaupt nicht rechnen können. So entspricht es auch den Richtlinien, die aus der Gesamtheit der EKiD zu uns gekommen sind. Wir werden diesen Brüdern nicht von heute auf morgen den Stuhl vor die Tür setzen, aber sie sollen die Brücke zu ihrer alten Heimat wieder aufzuschlagen trachten, die sie aus irgendwelchen Gründen abgebrochen haben. Einzelne Fälle, die besonders liegen, sind nur als Ausnahmen zu werten, die die Regel bestätigen. Es sollte sich ja von selbst verstehen, daß die Brüder den Vorrang verdienen, deren Heimat ein für allemal verloren ist, besonders nun auch die, die bis zuletzt im polnisch besetzten Gebiet die Stellung gehalten haben. Zugleich möchte ich einmal folgendes sagen: Wir haben des öfteren beobachtet, daß, wenn Brüder aus dem Osten in eine Gemeinde kamen, alsbald eine große Begeisterung vorhanden war, so in dem Sinne: Der oder Keiner! Und dann kam nach einigen Monaten eine merkliche Abkühlung, ja mitunter Ablehnung. Der Gründe sind mancherlei, z.B. auch gelegentlich eine als übertrieben empfundene Neigung, wirtschaftliche Vorteile zu erlangen. Öfter aber und wesentlicher erscheint uns, daß manche Brüder offenbar im Ton

85

Dokumentationsbericht/Kurhessen-Waldeck, S. 159 f. (VD 10.1).

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

und in der Art, ihr Amt zu handhaben, sich vergriffen haben, vielleicht weil die Stellung des Pfarrers im Osten bei der dortigen Art der Bevölkerung eine etwas andere, mehr dem Typ des Pfarrherrn angenäherte ist. Der hessische Mensch ist ein schlichter Mensch und will auch seine Pfarrer so haben. Der Pfarrer soll,keinen Unterschied' machen, wie man das hier nennt. Die Fähigkeit, als Pfarrer in der Gemeinde dazustehen, der voll als solcher geachtet ist, und dennoch ein Mensch mitten im Volke zu sein, erscheint mir als Nichthessen als ein besonders wertvolles Stück hessischer kirchlicher Tradition. Diese Andeutungen werden, denke ich, genügen, um die Bitte an unsre Brüder aus dem Osten verständlich zu machen, hier nicht einfach ihren Stil anzuwenden, sondern sich der guten hessischen Uberlieferung einzuordnen, die die schlichte Predigt und die den Einzelnen nachgehende Seelsorge an die erste Stelle rückt. Euer Problem ist im Grunde das Problem der Tausende, die aus dem Osten hierher gekommen sind, nachdem sie ihre Heimat verloren haben. Die Schwierigkeit der Beantwortung der sich hier ergebenden Fragen liegen auf beiden Seiten. Und von beiden Seiten muß es auch angegangen werden. Unsre Kirchenleitung möchte Euch bitten, die Dinge doch auch von der kurhessischen Seite her zu sehen, wenn es auch, das wissen wir, nicht leicht ist. Aber je mehr wir davon abkommen, daß .jeder auf seinen Weg sieht', um so mehr werden wir zu wirklicher und segensreicher Arbeit kommen."

Beide Zeugnisse belegen die Schwierigkeiten, die einer völligen Gleichstellung der Ostpfarrer mit den einheimischen Amtsträgern entgegenstanden, und vermitteln damit indirekt ein Bild von der Leistung, die jede einzelne Landeskirche vollbracht hat. Es wäre verfehlt, wollte man die beiden Positionen gegeneinander ausspielen und etwa der Kirchenleitung in Kurhessen-Waldeck die von Bischof Dibelius konstatierte „warmherzige Bereitschaft" der „Kirchenregierungen" zum Teil absprechen. Sicherlich nahmen manche Ostpfarrer daran Anstoß, daß und auf welche Weise bestimmte Gesichtspunkte, wie sie der kurhessische Prälat in das Mythologem der „gleichsam blutmäßig [vorhandenen] Imponderabilien" gefaßt hatte, als Argument für ihre Zurücksetzung gegenüber einheimischen Stellenanwärtern benutzt wurden. Und sicherlich empfanden einige Ostpfarrer großes Unbehagen, wenn sie an diese Form landsmannschaftlicher oder landeskirchlicher Usancen und Strukturen, sowie personaler Belange den Maßstab des von ihnen erstrebten christlichen Ethos anlegten87. Aber die „einheimischen" Interessen geltend zu machen, gerade auch in derartig offener Weise, wie am Beispiel Kurhessen-Waldeck gezeigt, (entfällt). Vgl. etwa Schreiben Gehlhoffs an Brummack vom 3. 2. 1950: Es müsse doch das Ziel sein, „daß die rechtliche Gleichstellung aller Brüder, auch derer, die nun zum Teil alt und wunderlich und nicht mehr voll leistungsfähig geworden sind (ohne ihre Schuld!), endlich erreicht werden muß. Und christlich gesehen ist es doch so, daß die vertriebenen Pastoren von den Brüdern nicht fordern können, daß sie gleichgestellt werden, daß aber die anderen es doch einfach christlich gesehen nicht mehr länger tragen sollten, unter soviel günstigeren persönlichen Bedingungen für dieselbe Arbeit so viel mehr zu erhalten als die vertriebenen" (NACHLAC BRUMMACK, Akte „Post Schlesw. Holst. Pastoren", I. Bd. - Hervorhebung von Gehlhoff). 86

87

Umfang und Probleme

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darf weniger als Indiz mangelnder Hilfsbereitschaft angesehen werden denn als Ausdruck einer Ordnung des etablierten Landeskirchentums, wie sie sich der deutsche Nachkriegsprotestantismus geschaffen hatte. Was bereits für die Ostkirchenfrage insgesamt festgestellt wurde88, gilt eben auch für das Ostpfarrerproblem. Auf jener Grundlage war auch hierbei, von graduellen Unterschieden oder lediglich atmosphärisch wirkenden Varianten abgesehen, kaum eine andere Behandlung und Bewertung dieses Komplexes durch die Verantwortlichen in den Landeskirchen und der E K D denkbar.

2. Ostpfarrerversorgung

und

Finanzausgleich

Erste Versorgungsmaßnahmen in den Landeskirchen Die Geschichte der Ostpfarrerversorgung reicht in die Zeit der D E K selbst zurück. So stattete die schlesische Kirchenleitung die Pfarrer vor dem Zusammenbruch mit einem Vierteljahresgehalt aus; andere östliche Provinzialkirchen mögen in ähnlicher Weise Vorsorge getroffen haben89.

»8 Vgl. oben S. 210. 89 Vgl. Dokumentationsbericht/Bayern, S. 29 (VD 2.1). Die schlesische Kirchenleitung setzte sich am 2 9 . 1 1 . 1945 in einem Bittschreiben an alle Kirchenleitungen innerhalb der E K D für die schlesischen Pfarrfrauen im Westen ein. Bischof Hornig schrieb damals: „Infolge des kirchlichen Notstandes in Schlesien können wir den Dienst der Brüder im Amt, deren Familien im Reich sind, unmöglich entbehren. Zudem sind wegen des großen Pfarrermangels in Schlesien eine Reihe von Brüdern, die geflüchtet waren, ohne ihre Familien wieder zurückgekehrt. Eine Rückkehr der Pfarrfrauen, zumal mit Kindern, nach Schlesien östlich der Görlitzer Neiße ist nur in ganz seltenen Fällen möglich gewesen. Aus diesem Grunde sieht sich die Kirchenleitung gezwungen, die Kirchenleitungen der Landeskirchen wie der Provinzialkirchen innerhalb der Preußischen Landeskirche herzlich zu bitten, sich der Pfarrfrauen, die ohne ihre Männer im Reiche leben müssen, im Geiste Jesu Christi annehmen zu wollen. Wohl haben die meisten Amtsbrüder versucht, ihren Frauen und Kindern Geldmittel zukommen zu lassen. Das war bis zum Herbst 1945 noch möglich, da bis dahin noch vielfach die deutsche Markwährung in Schlesien in Geltung war. Seitdem aber die Zlotywährung eingeführt ist, sind die hier gezahlten Gehälter für den allernötigsten Lebensunterhalt nur einer Person völlig unzureichend. . . Ein Unterhaltsgeld seitens der schlesischen Pfarrer kann bei dieser Sachlage nunmehr an ihre Frauen nicht mehr gezahlt werden. Die Kirchenregierungen in Bayern und Württemberg haben uns erklärt, daß sie bereit sind, allen schlesischen Pfarrfrauen, deren Männer im schlesischen Kirchendienst stehen, monatlich 150 R M oder womöglich 200 R M Unterhaltungsbeihilfen zu zahlen, zuzüglich 10 R M für jedes Kind. Für solche Hilfe wären wir um des finanziellen Notstandes willen, in den unsere Kirche durch die hier herrschenden Währungsverhältnisse geraten ist, allen Kirchenleitungen von Herzen dankbar, umsomehr als dadurch unsere Pfarrer von der drückenden Sorge um ihre

354

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Wohl bald nach Einsetzen der Fluchtbewegung richtete die Kirchenkanzlei der D E K an alle Landeskirchen die Bitte, die Pfarrer aus den östlichen Provinzialkirchen der A P U zunächst zu versorgen und zu beschäftigen, bis dann eine Regelung mit der APU-Kirchenleitung getroffen werden könne90. Die DEK-Kanzlei, wegen der Kriegsereignisse von Berlin über Stolberg im Harz nach Göttingen verlegt, nutzte ihre noch zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zu einer ersten zentralen Ostpfarrerversorgung - freilich war diese noch sehr spontan, eher von Zufälligkeiten als von festen Regelungen bestimmt. Die Kirchenkanzlei zahlte jedem Pfarrer, der aus der Wehrmacht entlassen, nicht in seinen Heimatort im Osten zurückkehren konnte und bei der Kirchenkanzlei vorsprach, eine Starthilfe von 2 0 0 , - RM. Da sich dies schnell herumsprach, dürften nicht wenige Ostpfarrer durch einen Besuch in Göttingen erste Unterstützung im Westen erhalten haben". Die Landeskirchen, in denen Ostpfarrer, sonstige Kirchenbeamte sowie deren Angehörige eingetroffen waren, sahen sich zum Teil noch inmitten der Wirren des Kriegsendes vor die Aufgabe gestellt, rasche Hilfe zu leisten, ging es doch weithin um das bloße Uberleben der Ostflüchtlinge. Von herausragender Bedeutung, nicht bloß für den Bereich der eigenen Landeskirche, war in dieser Situation die Initiative des Bayerischen Pfarrervereins unter dem Vorsitz von Kirchenrat Fritz Klingler92. Diesem stand mit der „Amtsbrüderlichen Hilfskasse" eine einzigartige Grundlage zu unbürokratischem Handeln zur Verfügung93. Familien, die sie zu allen Nöten noch zu tragen haben, befreit werden würden." (Dokumentationsmaterial/Rheinland, Akte K L ; V D 16.) - Die E K i R zahlte wie wohl auch die E K v W diesen Pfarrfrauen die Unterstützungssätze der von diesen beiden Kirchen gegründeten „Osthilfe"; vgl. unten S. 355f. und Aktenvermerk vom 25. 3. 1946 (Dokumentationsmaterial/Rheinland; V D 16). Auskunft von Heinz Brunotte am 5. 9. 1973. Nach Auskunft Brunottes konnte die D E K K damals noch über ca. 430000 R M verfügen. 92 Vgl. Dokumentationsbericht/Bayern, S. 29f. (VD 2.1) und Schreiben Städtlers an Brügmann vom 19. 4. 1972 (Dokumentationsmaterial/Bayern, III, 3; V D 2.2). Klingler war damals gleichzeitig Reichsbundesführer des „Reichsbundes der ev. Pfarrervereine Deutschlands", dem Vorläufer des Verbandes der Pfarrervereine in Deutschland. 93 „Dieses A H K war entstanden unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg, als deutschstämmige Pfarrer mit ihren Familien aus Südrußland nach Bayern kamen und auf Hilfe seitens der Standesgenossen angewiesen waren. Als sich die Lebensverhältnisse der von der A H K Betreuten normalisiert hatten, wurde die A H K zwar stillgelegt, aber nicht aufgelöst. Zu neuem Leben wurde sie erweckt in der Mitglieder- und Obmännerversammlung des Pfarrervereins vom 29. Juni 1937; hier wurden alle Obmänner beschlußmäßig verpflichtet, dafür zu sorgen, daß jeder Amtsbruder zugunsten dieser Kasse einen monatlichen Gehaltsabzug auf sich nähme. Mit den auf diese Weise gesammelten Geldern sollte die Möglichkeit geschaffen werden, Familien von Pfarrern, die vom NS-Staat verhaftet worden waren, über Wasser zu halten. Da es in Bayern selber nur wenige solcher in N o t geratener Pfarrfamilien gab, ging der Großteil dieser Gelder in außerbayerische Gebiete, hauptsäch90

91

Versorgung und Finanzausgleich

355

Während aus den ersten Monaten und nach dem Zusammenbruch keine genauen statistischen Angaben zur Verfügung stehen - eine Folge der spontanen, unmittelbar den Bedürftigen geleisteten Hilfe-, gibt der Bayerische Pfarrerverein für die Zeit vom 1. Dezember 1945 bis 31. März 1947 folgende Zahlen an: Es wurden 207 Geistliche aus den Ostgebieten, 510 Angehörige von Geistlichen, 67 kirchliche Beamte und Angestellte, 40 Angehörige von kirchlichen Beamten und Angestellten und 79 Geistliche aus Ungarn mit ihren Angehörigen unterstützt. Als normaler Richtsatz für eine Familie galten 200 RM im Monat. Differenzierungen je nach persönlichen Verhältnissen waren bei dieser Art der Hilfe selbstverständlich und bereiteten keine Schwierigkeiten. So wurden im genannten Zeitraum vom Bayerischen Pfarrerverein insgesamt 647794 RM verteilt'4. Diese beträchtlichen Mittel wurden nicht nur innerhalb Bayerns, sondern „in ganz Deutschland" ausgezahlt. Darüber hinaus initiierte Klingler bei Pfarrervereinen anderer Landeskirchen entsprechende Hilfskassen, die jedoch erst allmählich wirksam werden konnten. Die Unterstützungsmaßnahmen der Pfarrervereine auf nationaler Ebene wurden über die „Amtsbrüderliche Nothilfe" des Gesamtverbandes organisiert. Wie Städtler, der damals zum Vorstand des Bayerischen Pfarrervereins zählte, berichtet, hat dieser Verein in jener ersten Zeit „mehr geleistet als alle übrigen Pfarrervereine Deutschlands zusammen", was jene Nothilfe betrifft, die als „erste Hilfsaktion einer deutschen Standesorganisation in ganz Deutschland überhaupt, die für ihre Angehörigen tätig wurde" zu gelten habe95. Richtungsweisend für das Gesamtwerk der Ostpfarrerversorgung in der E K D sollte die Initiative der rheinischen und westfälischen Kirchenleitung vom Sommer 1945 zur Gründung einer „Nothilfe (Osthilfe)" werden, deren ideelle Grundlage der Gedanke des Ausgleichs bildete, sowohl zwischen den einheimischen Geistlichen und ihren mittellosen Amtsbrüdern aus dem Osten - also ganz im Sinne des so bedeutenden Vorbildes der „Amtsbrüderlichen Hilfskasse" - als auch unter den einzelnen Landeskirchen, die ja in ganz unterschiedlicher Weise zur Lösung des Ostpfarrerproblems aufgefordert und finanziell ausgestattet waren. Am 21. September 1945, d.h. nur drei Wochen nach der Treysaer Kirchenkonferenz 9 ', beschlossen die Kirchenleitungen der beilich nach Sachsen. N o c h während des Krieges wurde der monatliche Gehaltsabzug von 5 R M in einen solchen von 5 % umgewandelt. Durch einen Beschluß der Landessynode wurden die Voraussetzungen geschaffen dafür, daß er steuerfrei blieb" (ebd.). 91

Vgl. ebd.

95

Vgl. ebd.

96

A m 31. 8. 1945 hatten die in Treysa anwesenden Vertreter der bisherigen altpreußi-

schen Kirchenprovinzen eine Vereinbarung über die Neuordnung der Ev. Kirchen der

356

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

den westlichen APU-Provinzialkirchen in Bethel die „Errichtung einer kirchlichen Nothilfe" 9 7 , für welche folgende Bestimmungen festgelegt wurden 9 8 : „Die Nothilfe ist eine gemeinsame freiwillige Einrichtung der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche der Rheinprovinz. Ihre Mittel erhält sie aus freiwilligen Gaben (Kollekten, Opfern usw.). Die Verwendung von kirchlichen Haushalts-(Steuer-)Mitteln zu Gunsten der „Nothilfe" ist nicht vorgesehen. Die Nothilfe bezweckt die Unterstützung von in Westfalen und in der Rheinprovinz wohnenden a) einkommenslosen aktiven Pfarrern, die zuletzt ein Pfarramt im russisch oder polnisch besetzten Gebiet innehatten. b) Pfarrern i.R., die früher ein Pfarramt im russisch oder polnisch besetzten Gebiet innehatten. c) Witwen und Waisen der zu a) und b) bezeichneten Pfarrer. Ebenso werden behandelt diejenigen Hilfsprediger, Kirchenbeamten, Kirchengemeinde(Parochial-, Verbands-)Beamten, Vereinsgeistlichen pp. (und ihre Angehörigen bzw. Hinterbliebenen), die zuletzt im kirchlichen Dienst im russisch oder polnisch besetzten Gebiet hauptberuflich tätig waren. Die Unterstützung wird nach Prüfung der Verhältnisse jedesmal für den Einzelfall von der Kirchenleitung bewilligt, und zwar vom Ersten des Monats der polizeilichen Anmeldung, frühestens jedoch vom 1. Juli 1945 an. Ein Rechtsanspruch wird durch solche Bewilligung nicht begründet. Die Unterstützung beträgt für A. Aktive Pfarrer 1. Ledig (verw.): 2. Verheiratete:

150,-RM monatlich, 2 0 0 , - R M monatlich.

Dazu ein Zuschlag von 20,- RM für jedes Kind unter denselben Bedingungen, wie sie bisher für die Gewährung von Kinderzuschlag maßgebend waren. (Verheiratete Pfarrer, deren Ehefrau und Kinder im Ostgebiet verblieben sind, erhalten den Satz für Ledige (Verw.). 3. Diensttuende (mit Beschäftigungsauftrag der Kirchenleitung) erhalten zu der obigen Unterstützung (ausschließlich Kindergelder) einen Zuschlag von 50,- RM. Es ist ihnen freie Unterkunft von der Beschäftigungsgemeinde zu stellen. Über die Aufbringung der Mittel entscheidet in jedem einzelnen Fall die Kirchenleitung.

APU getroffen. Statt des E O K üben die neuen, bekenntnisgebundenen Kirchenleitungen der Provinzen nach Art. 2 „selbständig aus das Notverordnungsrecht, das Recht der Errichtung, Besetzung und Einziehung von Pfarrstellen . . .". Nach Art. 8 bleibt der Kirchenleitung der APU u.a. vorbehalten „die Regelung derjenigen finanziellen und verwaltungsmäßigen Angelegenheiten, welche die Kirchen der Provinzen für sich allein nicht ordnen können, insbesondere auf dem Gebiet einer einheitlichen Regelung der Besoldung der Geistlichen und der Kirchenbeamten sowie der Versorgung der Ruheständler und der Hinterbliebenen". Nach Art. 4 üben die Kirchenleitungen von Rheinland und Westfalen für diese westlichen Gliedkirchen die Funktion der Kirchenleitung der APU gemeinsam aus, „solange die Schwierigkeiten des Verkehrs zwischen den östlichen und den westlichen Provinzen bestehen" (EZA BERLIN, E K D 1/107, Nr. 1412/45; abgedruckt KJ 1945-48, S. 121). 97

Dokumentationsmaterial/Rheinland, Akte KL, Bl. 1 (VD 16).

98

K A B L E K I R N r . 1 / 1 9 4 6 , S . 11.

Versorgung und Finanzausgleich

357

B. Pfarrfrauen Frauen von solchen aktiven Pfarrern, die im russisch oder polnisch besetzten Gebiet verblieben oder kriegsgefangen oder vermißt sind, erhalten eine Unterstützung nach dem Satz für ledige (verw.) aktive Pfarrer, dazu gegebenenfalls den Zuschlag für Kinder. C. Pfarrer im Ruhestand, Pfarrwitwen, -waisen Ruhestandspfarrer erhalten eine Unterstützung nach den Sätzen unter Α., jedoch nicht mehr als ihr Ruhegehalt. Pfarrwitwen und Halbwaisen erhalten eine Unterstützung nach den Richtlinien unter B., jedoch nicht mehr als ihre Hinterbliebenenbezüge. Für Vollwaisen beträgt die Unterstützung 70,- R M monatlich. D . Die übrigen kirchlichen Amtsträger, ihre Frauen, Kinder und Hinterbliebenen Diese erhalten eine ihren bisherigen Bezügen gegenüber angemessene Unterstützung, mindestens jedoch 120,- R M und höchstens bis zur Grenze der den Geistlichen zugebilligten Unterstützungen."

Diese rückwirkend vom 1. Juli 1945 in Kraft getretene Unterstützung bedeutete für die in N o t geratenen Ostpfarrer und deren Angehörige im Gebiet der beiden Landeskirchen eine materielle Grundlage, um zu überleben und ihre Existenz aufzubauen. Aus späterer Sicht ist neben dieser materiellen Seite die Tatsache von Gewicht, daß die Nothilfe ausdrücklich, also wohl ganz bewußt, als freiwilliges „Liebeswerk der Kirche" 99 konzipiert worden war, das nicht aus dem Kirchensteueraufkommen, sondern durch Opfer und Kollekten gespeist werden sollte. Dieses Konzept schloß einen Rechtsanspruch auf die zugesagten Mittel also aus. Hierfür lassen sich zwei Gründe vermuten: 1. Die westlichen APU-Gliedkirchen vermieden damit, die Frage des Fortbestandes der verdrängten östlichen Provinzialkirchen, d.h. in diesem Fall der Verpflichtung für die Besoldung und Versorgung von deren Amtsträgern, in negativem Sinn zu präjudizieren 100 . 2. Die kirchlichen Etatmittel und -erwartungen, sowie die Unsicherheit über den Umfang der notwendigen Unterstützungsleistungen ließen möglicherweise eine rechtlich relevante Verpflichtung der beiden Kirchen nicht zu101.

99

So auch L K R Dr. Glaser (Dokumentationsmaterial/Rheinland, Sammelmappe; V D

16). 100 Für die eigenen kirchlichen Amtsträger, die vermißt oder in Kriegsgefangenschaft waren, erließen beide Kirchenleitungen dagegen am 21. 9. 1948 eine „Notverordnung über Zahlungen an kirchliche Amtsträger, die aus kriegsbedingten Gründen nicht in der Lage sind, ihr Amt auszuüben, und an deren Angehörige" ( K A B l EKiR Nr. 1/1946, S. 11). Diese „Notverordnung" wurde im Sinne des Art. 2 der Treysaer Neuordnung der A P U Kirchenleitung erlassen. 101 Ein ähnliches Problem stellte sich dann bei der Ostpfarrerversorgung der E K D , allerdings nicht in numerisch-materieller, sondern fiskalrechtlicher Hinsicht. Vgl. dazu unten S. 361 ff.

358

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Im Herbst ging man daran, sich einen ungefähren Überblick über den Kreis der Nothilfeempfänger zu verschaffen und legte im Rheinland - in Westfalen dürfte in etwa ähnlich vorgegangen worden sein - aus „vorhandenen Kollektengeldern" einen „Grundstock" in Höhe von 50000 RM102. Am 23. November 1945 richtete die Kirchenleitung schließlich den Vorschlag an alle kirchlichen Amtsträger, fünf Prozent ihres Gehalts als „Notopfer für die Osthilfe" zur Verfügung zu stellen. Diese Gehaltsopfer der rheinischen Pfarrer, Kirchenbeamten und Angestellten machten den weitaus größten Teil der Osthilfeeinnahmen aus. Sie betrugen in der Zeit vom 1. Juli 1945, dem Beginn der Unterstützungen, bis zum 30. Juni 1948, dem Monat der Währungsreform, die neue Regelungen erforderlich werden ließ, 2352000 RM, dazu kamen aus 13 Kirchenkollekten 763 000 RM103, und aus Überschüssen von Gemeindeblättern und kleinen Spenden 440000 RM; insgesamt waren das 3555000 RM. Im selben Zeitraum wurden an die Ostverdrängten im Rheinland 902000 RM ausbezahlt. Mehr als doppelt so viel, nämlich 1936000 RM, führte die Ev. Kirche im Rheinland an den Finanzausgleich ab, zugun102 16. und 17. Beschluß der EKiR-Leitung vom 26. 10. 1945 (Dokumentationsmaterial/ Rheinland, Akte KL, Blatt 1; VD 16). 103 Als Beispiel eines Kollektenaufrufs sei hier die Empfehlung der Kirchenleitung vom 26. 1. 1947, die auch noch für die Sonntage am 30. 3., 8. 6., 10. 8. und für Silvester 1947 galt, wiedergegeben, wie sie im KABl EKiR (1947, S. 12) veröffentlicht wurde: „Die kirchliche Osthilfe ist das tägliche Brot für alle vertriebenen und verdrängten Brüder und Schwestern im kirchlichen Dienst der östlichen Kirchenprovinzen, soweit sie bei uns wohnen, also für die Ostpfarrer, Kirchenmusiker, Kirchengemeindebeamten, ihre Ehefrauen, ihre Kinder und ihre Hinterbliebenen. Ihre Zahl geht in die Tausende. Größtenteils mittellos und aller ihrer Habe beraubt, sind sie auf die tatkräftige Hilfe der Kirchen angewiesen, in deren Bereich sie vorläufige oder bleibende Zuflucht fanden. Die Gemeinden oder auch Provinzialkirchen, in denen sie einst Dienst taten, bestehen nicht mehr und sind nicht mehr in der Lage, sich ihrer anzunehmen. Die einzelnen Aufnahmegemeinden können bei der oft zufälligen Zerstreuung die Last der Versorgung nicht allein tragen. Es haben sich daher die evangelischen Landeskirchen der britischen Zone zu der kirchlichen Osthilfe zusammengetan. Ihre Zuwendungen sollen diesen Brüdern und Schwestern aus dem Osten ein bescheidenes Auskommen ermöglichen und sie vor drückender N o t bewahren. W o es die Verhältnisse erlauben, tun sie dafür auch einen kirchlichen Dienst in ihren Gastkirchen, aus dem sie entweder in ihre alte Arbeit zurückkehren oder endgültig in den westlichen Kirchendienst durch feste Anstellung in einer Gemeinde übertreten. Der Anteil der rheinischen Kirche an dieser Osthilfe entspricht der Größe ihres Kirchengebietes im Verhältnis zu den übrigen Kirchen der britischen Zone. Alle rheinischen Pfarrer und Gemeindebeamten geben monatlich gern eine Berufsabgabe für ihre Brüder und Schwestern aus dem Osten in Form einer freiwilligen Gehaltskürzung. Diese reicht aber bei weitem nicht aus, die dringenden Bedürfnisse zu decken. Die rheinische Kirche ist daher auf die Mithilfe der Gemeinden angewiesen und bittet durch die Ausschreibung der Kollekten für die kirchliche Osthilfe alle Gemeinden herzlich um eine brüderliche Handreichung, von der das Wort des Apostels Paulus gelten möge: ,Denn die Handreichung dieser Steuer erfüllt nicht allein den Mangel der Heiligen, sondern ist auch überschwenglich darin, daß viele Gott danken für diesen unsern treuen Dienst' (2. Kor. 9,12)."

Versorgung und Finanzausgleich

359

sten derjenigen Landeskirchen, welche noch wesentlich höhere Mittel für die Ostpfarrerversorgung benötigten104. Die Praxis dieser Ostpfarrerversorgung schuf in der rheinischen Pfarrerschaft einige Unruhe. Das, was bereits zum Stichwort „Pfarrer zweiter Klasse" an kritischen Reaktionen aus Kreisen der betroffenen Ostgeistlichen selbst referiert wurde105, läßt sich teilweise auch von den einheimischen Geistlichen berichten. Sie zeigten sich darüber bekümmert und beunruhigt, daß ihre Amtsbrüder aus dem Osten mit Beschäftigungsauftrag mit einem Gehalt auskommen mußten, das nur etwa die Hälfte ihres früheren Pfarrergehaltes ausmachte, obwohl sie doch wie die einheimischen Geistlichen ihren vollen pfarramtlichen Dienst ausübten. So erreichten die Kirchenleitung im Sommer 1947 mehrere Bitten um gerechtere Gestaltung und Verbesserung der Ostpfarrerbesoldung 10 '. Am 16. September 1947 bat die Mitgliederversammlung des rheinischen Pfarrervereins die rheinische Kirchenleitung, „das den Ostpfarrern gewährte Beschäftigungsgeld von 5 0 , - RM monatlich auf 150,- bis 2 0 0 , RM je nach Dienstalter zu erhöhen" 107 . In der Antwort der Kirchenleitung vom 30. Januar 1948108 haben sowohl die Schwierigkeiten als auch die Chancen im Problem der Ostpfarrerversorgung ihren Niederschlag 104 Vgl. dazu im 43050 D M (nach übernommen. Vgl. kirchenamtes vom

einzelnen unten S. 360. - Der verbleibende Betrag von 714000 R M = der Währungsreform) wurde auf den nächsten Haushaltsabschnitt Dokumentationsmaterial/Rheinland, Akte K L , Schreiben des Landes12. 3. 1949 (VD 16).

Vgl. oben S. 336 ff. Am 20. 6 . 1 9 4 7 bat der Synodalvorstand des Kirchenkreises Duisburg die Kirchenleitung, „die Besoldungsfrage der Ostpfarrer möglichst bald in gerechterer Weise zu regeln". Der Duisburger Superintendent Otto Vetter berichtete am 7. 7. 1947 der K L von „einer großen Beunruhigung" in der Duisburger Pfarrerschaft und äußerte die Meinung, „daß es auf die Dauer für eine Kirche untragbar ist, daß die eigenen Pfarrer ihr Gehalt bekommen, daß daneben Amtsbrüder, die gegen ihren Willen aus ihren Gemeinden herausgerissen worden sind, für die Beträge der Osthilfe ihren Dienst verrichten müssen". Ahnlich äußerte sich der Superintendent des Kirchenkreises Wuppertal-Elberfeld, Hermann Klugkist Hesse am 8. 9. 1947. Zusätzlich berichtet er: „Es ist bei mir angeregt worden, ich möchte der K L den Vorschlag machen, daß alle Pfarrer, die das Normalgehalt bekommen, von der K L aufgefordert werden, freiwillig einen Prozentsatz zur Verfügung zu stellen, um den Brüdern aus dem Osten, die hier im Rheinland leben, diese Prozente zukommen zu lassen, und zwar so, daß sie den festangestellten Pastoren gleichstehen. Ahnliches geschah ja auch in der Zeit des Kirchenkampfes der bekennenden Kirche" (Dokumentationsmaterial/Rheinland, Akte KL, Abt. „Ostpfarrerversorgung"; V D 16). 105

106

107 D . h . anstatt der bisher gezahlten 200 R M für ledige und 250 R M für verheiratete Ostpfarrer mit Beschäftigungsauftrag dann 300-350 R M für Ledige, 350-400 R M für Verheiratete. Diese Bitte bedurfte in der Sicht des Pfarrervereins angesichts der „wirtschaftlichein) Notlage der Ostpfarrer. . . keiner weiteren Begründung. Zu den Mehrkosten sind die Gemeinden u . E . sicherlich willig. Wenn eine Eingruppierung nach den Grundsätzen der Pfarrbesoldung möglich sein sollte, würden wir das sehr begrüßen" (ebd.). 108

Ebd.

360

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

gefunden. Auch im Urteil der rheinischen Kirchenleitung enthielt die damalige Regelung Unbilligkeiten, die ein Überdenken und die Neuordnung der Grundsätze erforderlich erscheinen ließen. Die finanziellen Möglichkeiten setzten solchen Erwägungen jedoch aus der Sicht der Kirchenleitung enge Grenzen. Noch Ende 1947 hatte sich diese gezwungen gesehen, zur Deckung eines Fehlbetrages in Höhe von 875000 RM von den Gemeinden eine „besondere Gabe aus Mitteln der Armen- und Gemeindepflege" zu erbitten109. Diese finanziellen Schwierigkeiten gründeten nun aber keineswegs in der Situation der rheinischen Kirche, die sehr wohl „ihr" Ostpfarrerproblem im Sinne der angestrebten Gerechtigkeit hätte alleine lösen können, sondern entstanden aus der Tatsache, daß sich die rheinische Kirchenleitung wie alle übrigen Landeskirchen für eine Regelung verantwortlich wußte, die eine zufriedenstellende Lösung im gesamten Bereich der E K D , also auch in den Landeskirchen mit überdurchschnittlich hohem Ostpfarreranteil ebenso einschloß wie den dazu erforderlichen solidarischen Lastenausgleich unter den Landeskirchen der EKD 1 1 0 . Dies gewährleistete nicht nur eine gleichmäßige Heranführung der Ostpfarrer an den Status ihrer einheimischen Amtskollegen, sondern ließ die Ostpfarrerversorgung zu einer bedeutenden Gemeinschaftsaufgabe der Landeskirchen werden, deren integrative

, m Beschluß der K L vom 5. 12. 1947 (ebd., Bl. 4). Diese Zuschußgabe sei, so schreibt die K L am 30. 1. 1948, „vielfach als sehr drückend" empfunden worden. „Die Leitung der Evgl. Kirche der Rheinprovinz glaubt von sich aus keine Änderung der Ostpfarrerabfindung durchführen zu können, da die Nothilfe-Grundsätze von allen beteiligten Landeskirchen übereinstimmend vereinbart waren. Eine Neuordnung wurde aber allgemein seit längerer Zeit erwogen. Die E K i D hatte Entwürfe entsprechender Richtlinien zur Beratung gestellt. Einerseits war die Unbilligkeit der bisherigen Regelung nicht länger zu verkennen. Andererseits aber reichten schon bei uns die amtlichen Mittel nicht aus, um auch nur die bisherigen Sätze an die Ostpfarrer, insbesondere ihre Versorgungsberechtigten, unter gleichzeitiger Gewährung der vereinbarten Ausgleichszahlungen an die mit Ostpfarrern übersättigten Kirchen von Schleswig-Holstein, Hannover und Bayern zu leisten, so daß wir jetzt zum Januar die Kirchengemeinden zu einer vielfach als sehr drückend empfundenen Zuschußgabe aufrufen mußten. Hinzu kam, daß die erwähnten, näher zur Sowjetzone gelegenen Kirchen sich außerstande erklärten, aus eigener Kraft die beschäftigten Ostpfarrer gehaltlich ihren eingesessenen Pfarrern gleichzustellen, daß aber eine wesentlich unterschiedliche Besoldungsregelung der verschiedenen Kirchen erst recht zu Verbitterung und zu unsachgemäßer Binnenwanderung der Ostpfarrer führen würde. . . Von dem uns mehrfach anempfohlenen Aufruf an die ganze Pfarrerschaft, sich um der Brüder aus dem Osten willen mit einer stärkeren als der bisher erbetenen fünfprozentigen Gehaltskürzung zu belasten, meinen wir aus verschiedenen Gründen z. Zt. noch absehen zu sollen" (Schreiben der Leitung der E K i R an den Vorsitzenden des Ev. Pfarrervereins der Rheinprovinz vom 30. 1. 1948; ebd.). - Der Anteil der E K i R am Gesamtaufkommen der EKD-Ostpfarrerversorgung lag bei 2 1 % , das waren nach Angabe Dr. Glasers (Sammelmappe, Abt. „Übernahme der Ostpfarrer"; V D 16) 1972 ca. 7 Mill. D M aus dem Haushalt der Landeskirche, ausschließlich der von der Bundesrepublik Deutschland gewährten Zuschüsse zum Finanzausgleich (vgl. dazu unten S. 337 f.).

Versorgung und Finanzausgleich

361

W i r k u n g in R i c h t u n g auf die kirchliche E i n h e i t in der E K D sicherlich n i c h t gering v e r a n s c h l a g t w e r d e n darf. D i e materielle G r u n d l a g e hierfür erhielt die O s t p f a r r e r v e r s o r g u n g Kirchenkanzlei wurden

durchgeführten

der E K D

m i t d e m v o n der

Finanzausgleich.

w i e in allen L a n d e s k i r c h e n

In diesem

a u c h die schrittweise

EKD-

Rahmen erfolgten

V e r b e s s e r u n g e n innerhalb der rheinischen L a n d e s k i r c h e durchgeführt 1 1 1 .

D i e O s t p f a r r e r v e r s o r g u n g als G e m e i n s c h a f t s a u f g a b e der E K D u n d ihrer Gliedkirchen W i e bereits e r w ä h n t , w u r d e das O s t p f a r r e r p r o b l e m s c h o n auf der G r ü n d u n g s v e r s a m m l u n g der E K D in T r e y s a als eine der v o r r a n g i g z u l ö s e n d e n A u f g a b e n angesehen 1 1 2 . D a s E r g e b n i s der B e r a t u n g e n hat sich in d e m W o r t der K i r c h e n k o n f e r e n z an die Ostpfarrer 1 1 3 niedergeschlagen. D a z u j e n e m Z e i t p u n k t d e r U m s i e d l u n g s - u n d V e r t r e i b u n g s v o r gang ja n o c h keineswegs abgeschlossen w a r , ist es verständlich, w e n n damals n o c h „an erster Stelle" die H i l f e genannt w i r d , „für alle, die es wagen wollen, zu ihren Gemeinden im Osten zurückzukehren. Wir dürfen die evangelischen Christen, die im östlichen Raum zurückgeblieben sind, nicht allein lassen. Sie brauchen heute mehr denn je ihren Pfarrer. Wir werden versuchen, denen, 111 So trat mit dem 1. 2. 1948 eine Verbesserung ein. Entsprechend einer von der westfälischen Kirchenleitung getroffenen Regelung erhielten die Ostpfarrer mit Beschäftigungsauftrag im „vollen pfarramtlichen Dienst" 50% des erdienten Gehaltes, „mindestens aber das Pfarreranfangsgehalt ( = höchste Stufe der Hilfspredigerbezüge) lt. Beschluß der KL der EKiR vom 16. 1. 1948 (ebd., Bl. 4). Zum 1. 4. 1948 wurden lt. Beschluß vom 27. 2. 1948 (ebd.) die Ruheständler, Witwen und Waisen in diese Verbesserung einbezogen. Am 1. 7. 1948 sollte, falls die westfälische Kirchenleitung keine Einwendungen erhebe, an die Stelle des bis dahin von allen Pfarrern und Kirchenbeamten freiwillig entrichteten Notopfers in Höhe von 5% ein durch Notverordnung einzuführender „allgemeiner Lohnabzug" treten (Beschluß vom 23. 4. 1948; ebd.). Dies erfolgte dann mit

N o t v e r o r d n u n g v o m 2 1 . 12. 1 9 4 8 u n d n o c h m a l s v o m 11. 3. 1 9 4 9 (vgl. K A B L E K I R , N r . 4 /

5 vom 26. 3. 1949, S. 15f.). Danach betrug der Osthilfeabzug bei einem Monatslohn von über 700 DM 6%. Bei den Gehaltsstufen zwischen 200 und 700 DM war der Abzug gestaffelt von vier bis 40 DM. Die Ostpfarrer mit Beschäftigungsauftrag, die vom 1. 10. 1947 ab „aus der Sonderbewirtschaftung der Nothilfe herausgenommen" und von den Gemeinden besoldet wurden (vgl. Beschluß der KL vom 25. 7. 1947; VD 16), erhielten ab 1. 4. 1951 die „vollen Bezüge eines rheinischen Pfarrers " (Dr. Glaser am 22. 8. 1972; vgl. Anm. 110). Ab 1.4. 1957 wurde für die nicht fest übernommenen Ostpfarrer im Ruhestand eine Zulage der EKiR zusätzlich zur Nothilfeunterstützung gewährt, die bei einer Beschäftigungszeit im Rheinland von fünf Jahren 50%, sechs Jahren 70% und von acht Jahren ab 100% des Unterschiedsbetrages zwischen der Nothilfeunterstützung und dem Ruhegehalt eines rheinischen Pfarrers betrug. 1972 waren hiervon noch acht Ruheständler bzw. deren Witwen betroffen (Dr. Glaser; ebd.). - 1956 standen 10 Ostpfarrer mit Beschäftigungsauftrag im Dienst der EKiR (vgl. oben S. 324, Tabelle 2, Sp. 7). 112 113

Vgl. oben S. 320f. und 347f. Vgl. ebd., Anm. 79.

362

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

die dazu bereit und freudig sind, den Weg zurück zu ermöglichen. Wir sind das auch den Brüdern schuldig, die dort geblieben sind und auf nahezu verlorenem Posten ihres Trostamtes warten. Es sind aber derer viel zu wenige, und wir brauchen eure Hilfe. Wer freiwillig dazu bereit ist, möge uns das mitteilen. Für die Familien, die zunächst hierbleiben müssen, werden wir sorgen."

Auch wenn dieser Ruf keineswegs ungehört verhallte114, so war doch wohl bereits der Kirchenführerkonferenz bewußt, daß mit einer solchen Aufforderung die den Landeskirchen im Gebiet der vier Besatzungszonen gestellte Aufgabe keine nennenswerte Entlastung erfahren würde. Dementsprechend konzentrierten sich die Kirchenführer auf die Nothilfe und Versorgung der Ostpfarrer im Westen. Daß dieses Problem nur in einer über eine Reihe von Jahren sich hinziehenden komplizierten Prozedur gelöst werden konnte, scheint damals noch nicht bewußt gewesen zu sein. Vielmehr erweckt das Treysaer Ostpfarrerwort den Eindruck, daß die Betroffenen ziemlich rasch einen, Alter und Begabung angemessenen, Dienst in der Kirche finden können, wenn auch zunächst nur in Form einer „Ubergangsregelung" 115 . Ausschuß116 und Kirchenführerkonferenz sahen die Landeskirchen grundsätzlich als zuständig für die Ostpfarrerübernahme und -Versorgung an: „Die Hilfeleistung soll grundsätzlich zunächst durch die Landeskirchen erfolgen, in deren Bereich ihr untergekommen seid. Wendet euch also zuerst an die Leitung dieser Landeskirche." 117 Abgesehen davon, daß schon die damaligen Verkehrs- und Kommunikationsbedingungen ein anderes Verfahren, also etwa mit einem Zentralbüro als erster Anlaufstelle, ausschlossen, entsprach diese Feststellung auch dem verfassungspolitischen Ergebnis von Treysa, das die „Selbständigkeit der Landeskirchen unberührt" ließ, wie sie in der „Vorläufigen Ordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland" festgeschrieben wurde118. Neben dieser eindeutigen Präponderanz der Landeskirchen enthielten die Vorstellungen in Treysa jedoch auch ein starkes zentralistisches Element. Die Kirchenführer beschlossen, eine 1,4 Vgl. ζ. B. oben S. 341, Anm. 61. - Dieser Appell zur Rückkehr ist, soweit das knappe Protokoll (EZA BERLIN, E K D 1/48, N r . 850/45, S. 7) erkennen läßt, erst vom Ausschuß (vgl. dazu oben S. 348, A n m . 79) in Erwägung gezogen worden. Das Referat von O K R Kleindienst (vgl. S. 347, A n m . 78) war noch vollständig auf die Aufgabenstellung im Westen beschränkt. In den von Kleindienst vorgelegten „Richtlinien" ( = Anlage 4 des Protokolls) werden sogar bloß die Landeskirchen in den drei westlichen Besatzungszonen als Aufnahmegebiete vorgesehen. 115 Als Verwendungsmöglichkeiten solcher Art werden in dem Wort angeführt der „pfarramtliche Dienst in großen Gemeinden, in den Notgebieten der zerstörten Städte, in der Lager- und Gefangenenseelsorge" sowie der kirchliche Unterricht und der Einsatz als Lehrer im Schuldienst (KJ 1 9 4 5 ^ 8 , S. 161). 116 Vgl. oben S. 348, Anm. 79. 117 K J 1945-48, S. 161. "» Ebd., S. 15 f.

Versorgung und Finanzausgleich

363

zentrale „Fürsorgestelle" einzurichten und sprachen sich im Blick auf die Landeskirchenleitungen für „Richtlinien" aus, „die nach einem bestimmten Schlüssel eure Unterbringung und Versorgung regeln"119. Die Erfahrung der nächsten Monate ließ solche Vorstellungen einer geordneten, nach individuellen Fähigkeiten, Aufnahmebedürfnissen und -kapazitäten ausgewogenen Verteilung als kaum praktikabel erscheinen. Der angestrebte personelle Ausgleich zwischen den Landeskirchen durch eine EKD-Zentralstelle blieb auf das bloß Informatorische beschränkt, eine Funktion, die jedoch in ihrer Wirkung auf die Lösung des Ostpfarrerproblems nicht unterschätzt werden darf120. Organisatorische Konsequenz dieses in Treysa bekundeten Willens der Kirchenführer, das Ostpfarrerproblem gemeinsam zu lösen, war die Gründung eines, wie man in Treysa noch sagte, „Ostsekretariats", zu dessen Errichtung der Rat sein Mitglied, den Berliner Bischof Dibelius, bevollmächtigte. Knapp einen Monat nach Treysa, am 28. September 1945, wurde mit der Bezeichnung „Der evangelische Bischof von Berlin. Kirchendienst Ost" unter Leitung von Kammel die Arbeit aufgenommen121. Unmittelbare Nothilfe für gerade eingetroffene Ostpfarrer oder Die Zitate sämtlich aus dem Treysaer Wort an die Ostpfarrer (ebd., S. 160 ff.). Leider waren diese „Richtlinien" ebensowenig auffindbar wie der Verteilerschlüssel. Zusammen mit dem „Fragebogen zur Erfassung der Ostpfarrer", von dem ein Exemplar an die Landeskirche geschickt werden sollte, in deren Gebiet sich der Ostpfarrer aufhält, das andere an die zentrale „Fürsorgestelle", befinden sich diese Dokumente in der Anlage 5-8 zum Treysaer Protokoll (EZA BERLIN, E K D 1/48, Nr. 840/45). In etwa dürften die Kriterien für den Verteilerschlüssel den von Kleindienst unter Pkt. V. entwickelten Gesichtspunkten ( = Anlage 4; ebd.) entsprechen, wenn auch die von Kleindienst für diese Zentralstelle vorgesehenen Kompetenzen - z.B. sollte sie den Ausgleich unter den Landeskirchen durchführen und bei Ablehnung eines Ostpfarrers von der betr. Landeskirche „Mitteilung mit Grundangabe" fordern können - von den Kirchenführern eingeschränkt worden sein dürften. - Man vergleiche die in ähnlichem Zusammenhang von Dibelius auf der Ratssitzung vom 13. 12. 1945 gegen einen entsprechenden Vorschlag der Kirchenkanzlei getroffene Feststellung: Diese bzw. eine ihr zugeordnete Stelle „können doch keinen in eine Landeskirche versetzen". Darauf Asmussen, seinen Entwurf einschränkend interpretierend: „Gestatten Sie, das war schon nach dem alten Recht so, vorausgesetzt natürlich, daß die betreffende Landeskirche damit einverstanden ist." Der Präsident der Kirchenkanzlei gab dann zu erkennen, daß hier unterschiedliche Auffassungen bestünden (Protokoll; ebd., 1/44, S. 8). Die Präponderanz der Landeskirche bei der Ostpfarrerversorgung wird etwa auch aus der Tatsache deutlich, daß es kein Beschwerderecht der Betroffenen geben konnte, nicht bloß, weil die Unterstützungsmaßnahmen ausdrücklich als freiwillig deklariert wurden, sondern weil eine höhere Stelle, die über eine Beschwerde entscheiden könnte, „einen entschiedenen Eingriff in die Autonomie der Landeskirche" bedeutet hätte. Vgl. das Votum des Ratsmitglieds R. Smend (ebd., S. 36). 120

Vgl. EZA BERLIN, Handakten Benn, Akte Ostpfarrerversorgung, und AKK, 518 Beiheft Liste unbeschäftigter Ostpfarrer, passim. Näheres dazu unten S. 377. 121 Vgl. oben S. 346 f., Anm. 74. Von 1953 an wurde der K D O von Kruska (vgl. UNVERLIERBARKEIT 1/1, S. 97ff.) geleitet. Die Arbeit verlagerte sich mit den Jahren zunehmend auf die Betreuung der ev. Gemeinden in der Volksrepublik Polen und lief zum

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Ü b e r n a h m e und Versorgung der O s t p f a r r e r

deren Familien, Beihilfen zur Anschaffung notwendigen Hausrats oder die Vermittlung an diakonische Stellen, Bücherhilfe und nicht zuletzt persönliche Auskünfte, Hinweise auf die berufliche Situation in den Landeskirchen und auch Beratung in Rechts- und Dienstangelegenheiten zählten am Anfang zu den Hauptaufgaben. In einer Kartei wurden sämtliche erreichbaren Angaben über die kirchlichen Amtsträger aus dem Osten gesammelt, wodurch der K D O in der Lage war, mehrmals eine „Anschriftenliste der evangelischen Ostpfarrer, Ruheständler und Hinterbliebenen" herauszugeben 122 . Einen ersten auf die spätere Ostpfarrerversorgung zielenden Beschluß faßte der Rat auf seiner 3. Sitzung am 13./14. Dezember 1945 in Frankfurt/M. 1 2 3 : „ D e r R a t empfiehlt, daß die Landeskirchen der in Bethel beschlossenen Nothilfe 1 2 4 für die Flüchtlingspfarrer beitreten. Einzelheiten der Nothilferegelung werden den Landeskirchen überlassen. D i e Schaffung einer zentralen Ausgleichskasse bei der Kirchenkanzlei w i r d in A u s s i c h t g e n o m m e n . "

Auf dieser Sitzung konnten die Ratsmitglieder aus den westlichen Provinzialkirchen der A P U erstmals mit Bischof Meiser, dem Kirchenführer einer vom Ostpfarrerproblem stark betroffenen Landeskirche, Informationen und Erfahrungen austauschen 125 . Die Notwendigkeit eines Finanzausgleichs zwischen den so unterschiedlich belasteten Landeskirchen war von Anfang an unbestritten. Schon aus Gründen der Finanzhoheit jeder einzelnen Landeskirche, aber auch um zu vermeiden, daß sich „eine Landeskirche ihren Dienst von einer andern bezahlen läßt" 126 , waren sich die Ratsmitglieder darin einig, den anvisierten Finanzausgleich zunächst nur auf die unbeschäftigten Amtsträger aus dem Osten anzuwenden. Das gemeinsame Bestreben, sämtlichen Ost-

3 1 . 8. 1 9 7 0 , auf den Tag genau ein Vierteljahrhundert nach d e m Gründungsbeschluß v o n T r e y s a , aus. „In verringertem U m f a n g " w u r d e diese Aufgabe des K D O -

seit 1 9 6 6

übrigens „ E v . Kirchendienst O s t " genannt - v o m sog. „ B ü r o K r u s k a " fortgeführt (vgl. ebd., 1/2, S. 87ff). D i e N o m e n k l a t u r „ D e r ev. Bischof. . ." war seinerzeit v o n Dibelius m i t B e d a c h t gewählt w o r d e n , in der Meinung, die Besatzungsmächte, gerade auch die sowjetischen Autoritäten, träten einer so mit derartigem Titel versehenen Institution mit g r ö ß e r e m R e s p e k t entgegen als einer schon v o n der Bezeichnung her als untergeordnet erscheinenden kirchlichen Dienststelle (vgl. O . Söhngen: D i e ev. Kirche der altpreußischen U n i o n und das P r o b l e m der Heimatvertriebenen, S. 4 ; V D 46). Die Personal- und Sachkosten w u r d e n über die Berliner Stelle der E K D - K i r c h e n k a n z l e i dem E K D - H a u s h a l t e n t n o m m e n . Später k o n n t e die A P U / E K U sich als Hauptbetroffene stärker finanziell engagieren (vgl. H . KRUSKA, Jahre, S. 199). 122

Vgl. ebd., S. 2 0 0 ff.

123

P r o t o k o l l ( E Z A BERLIN, E K D 1 / 4 4 , Beschlüsse, Pkt. 10).

124

Vgl. oben S. 3 5 5 ff.

125

E Z A BERLIN, E K D 1 / 4 4 , S. 3 6 f.

126

Beide M o m e n t e w u r d e n v o n Meiser geltend gemacht.

Versorgung und Finanzausgleich

365

pfarrern, gleich in welcher Landeskirche sie Aufnahme gefunden hatten, eine möglichst gleiche Behandlung und Unterstützung zuteil werden zu lassen127, lag den Beratungen stillschweigend zugrunde. Wenn der Rat am Ende des Jahres 1945 trotzdem nicht schon die Einrichtung einer zentralen Versorgung mit Ausgleichskasse in Angriff nahm und sich auf jene Empfehlung an die einzelnen Landeskirchen beschränkte, dann liegen die Gründe nicht in mangelnder Bereitschaft zu helfen oder landeskirchliche Partikularinteressen vor der gemeinsamen Aufgabe zurückzustellen, sondern in der noch zu unübersichtlichen Situation, im Gefälle der Lebensbedingungen, der ökonomischen und personellen Verhältnisse in den vier Besatzungszonen 128 . Dies wird indirekt auch daraus ersichtlich, daß auf der Grundlage der Betheler Vereinbarung zunächst nur die Kirchen in der britischen Besatzungszone handeln konnten129, bevor sich dann sämtliche Landeskirchen im Westen zu einer einheitlichen Regelung einschließlich des Finanzausgleichs zusammenfanden. Im März 1946 legte die EKD-Kirchenkanzlei einen „Entwurf über Vgl. dazu schon oben S. 360 f. So ergab die Aussprache z . B . , daß die 100 R M , die unbeschäftigten Ostpfarrern in Bayern ausbezahlt wurden - nach Mitteilung des rheinischen Präses - im Rheinland nicht das Existenzminimum sichern würden, weshalb dort der Satz auf 150 R M festgelegt worden war, was wiederum Meiser im Blick auf das bayerische Niveau als zu hoch erschien. Zum damaligen Zeitpunkt wurden in Bayern die Ostpfarrer vornehmlich in neu geschaffene Stellen der ostbayrischen Flüchtlingsdiaspora eingewiesen, eine Situation, wie sie sich in dieser Weise z . B . im Rheinland, in Westfalen oder gar in der französischen Besatzungszone nicht ergab (vgl. EZA BERLIN, E K D 1/44, S. 37). Wieder andere Verhältnisse kennzeichnen den damaligen Stand in der sowjetischen Besatzungszone, weshalb Dibelius das in Diskussion stehende Ostpfarrerproblem im Rat als „eine westliche Angelegenheit" bezeichnete. „Wir haben ja auch unsere Flüchtlinge, beschäftigen sie alle, aber können nur lokal bezahlen. Wir können niemanden die Garantie geben, daß er ständig unterstützt wird" (ebd.). 127

128

129 Vgl. Bericht Glasers vom 22. 8. 1972, S. 1 (Sammelmappe, V D 16). - Die Einigung sämtlicher Landeskirchen der britischen Besatzungszone auf Grundlage des Betheler Modells und ein entsprechender finanzieller Lastenausgleich galten wohl vom 1. 10. 1945 ab (vgl. das Schreiben der EKD-Kirchenkanzlei an die Landeskirchenregierungen in der amerikanisch besetzten Zone vom 8. 10. 1946; EZA BERLIN, E K D 1/364, Nr. 13333). Wie zuvor schon in materieller Hinsicht wenigstens die Regelungen angeglichen worden waren, zeigt den Bericht des Synodalen Halfmann vor der 1. Tagung der Vorläufigen Gesamtsynode Schleswig-Holsteins am 14. 8. 1945. Danach erhielten die Ostpfarrer mit Beschäftigungsauftrag zunächst - d.h. seit Ende April 1945 - die Hälfte ihrer Normalbezüge, für die andere Hälfte sollten „später einmal" die „heimatlichen Kirchenkassen aufkommen", dann auf Grund des starken Ansteigens der zu versorgenden Geistlichen Ledige höchstens 150 R M , mit Familienanhang höchstens 250 R M im Monat (Bericht, S. 2; V D 18.2). Ein ähnliches Bild bietet die Unterstützung der Ostpfarrer in der hannoverschen Landeskirche. Vgl. die beiden Rundverfügungen des Landeskirchenamtes Hannover vom 16. 1. 1945 und 1. 1. 1946 (Anlage zum Schreiben an die EKP-Kirchenkanzlei vom 2 . 2 . 1946); EZA BERLIN, E K D 1/364, Nr. 4634. Vgl. dazu oben S. 355 ff.

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

einen Beschluß des Rates der E K D zur Frage der Ostpfarrer" vor130. Darin werden erstmals die für die Ostpfarrerregelung relevanten Themen behandelt und zusammengefaßt: Lastenausgleich, Versorgung, Verwendung, Dienstaufsicht, Uberprüfung und Begriffsbestimmung des Ostpfarrers. Der Rat sah sich außerstande, hierüber zu beschließen, ohne zuvor die Stellungnahmen der Landeskirchenleitungen eingeholt zu haben131. Wie die weiteren Beratungen ergaben, bedurfte vor allem die „Begriffsbestimmung", d.h. die Eingrenzung des Kreises der unter die Ostpfarrerversorgung fallenden Geistlichen, noch länger dauernder, gründlicher Klärung. Im Entwurf, wie er den Landeskirchen am 25. März 1946 zuging, werden als Ostpfarrer bezeichnet: „a) alle Pfarrer - einschließlich der von der Bekennenden Kirche installierten - in den jetzt von den Polen besetzten Gebieten der Ev. Kirche der Altpreußischen Union, einschl. der kirchenrechtlich zur Ev. Kirche der apU gehörigen Kirchen im polnischen Staatsgebiete mit den Grenzen vom 1. Sept. 1939; außerdem alle Pfarrer der Deutschen Ev. Kirche im Sudetenland und in Böhmen und Mähren. b) alle Pfarrer - einschließlich der von der Bekennenden Kirche installierten - der in der russischen Besatzungszone liegenden Landeskirchen." 132

Abgesehen von seinen definitorischen Ungenauigkeiten133, ist dieser Entwurf vor allem deshalb bemerkenswert, weil hier noch die Geistlichen aus den östlichen Gliedkirchen der E K D , d.h. aus der sowjetischen EZA BERLIN, E K D 1/44 (Entwurf zu Pkt. g) der Tagesordnung vom 21./22. 3.1946). Vgl. Protokoll der 5. Sitzung am 21./22. 3. 1946 (Beschluß 15; ebd.). Der Rat wollte dann auf seiner nächsten Sitzung am 2. 5. 1946 „endgültig entscheiden". 132 Anlage zum Protokoll vom 1./2. 5. 1946, Nr. 6027 (ebd., E K D 1/45). - Unter den sogenannten „kirchenrechtlich zur Ev. Kirche der A P U gehörigen Kirchen im polnischen Staatsgebiete" ist neben den kleineren Gebieten, die den ev. Kirchen Ostpreußens und Danzig-Westpreußens angegliedert wurden, vor allem auch die „Ev.-luth. Kirche im östlichen Wartheland", die später sog. „Litzmannstädter Ev. Kirche" gemeint, deren Betreuung und Leitung nach Kriegsausbruch 1939 von der D E K der Ev. Kirche der A P U übertragen worden war. „In Anbetracht der außerordentlichen Schwierigkeiten unserer Finanzlage" legte der E O K den Auftrag - „Die Entwicklung der Verhältnisse im Osten haben diesen Auftrag gegenstandslos gemacht" - am 12. 2. 1946 mit Schreiben an den Rat der E K D „in die Hände der Gesamtkirche" zurück. Dibelius verband diese Mitteilung mit der Bitte, daß die Gesamtkirche „sich ihrerseits der Pfarrer und Amtsträger aus dem Litzmannstädter Gebiet, insbesondere ihrer Unterbringung und finanziellen Versorgung annimmt". Vgl. den Vorgang in: EZA BERLIN, E K D 1/120, Nr. 5176 und 5517. Die deutschen lutherischen Gemeinden im Generalgouvernement waren dem Kirchl. Außenamt der D E K unterstellt worden, das die Pfarrer „mit all ihren Rechten und Ansprüchen auf Altersversorgung und Witwenrenten, in die Pfarrliste der Auslandspfarrer aufgenommen" hatte, wie Ladenberger auf der Frankfurter Ostkirchentagung am 31. 7. 1946 (Niederschrift, S. 5; Α Ο Κ Α , A 7/1946) berichtete. Vgl. dazu insgesamt oben S. 79. 1)0

131

133 So fällt streng genommen - z . B . der unter sowjetischer Verwaltung stehende nördliche Teil Ostpreußens heraus. Außerdem fehlen die meisten auslandsdeutschen Geistlichen, von denen die hier erwähnten Pfarrer aus dem tschechoslowakischen Gebiet nur einen Teil bilden.

Versorgung und Finanzausgleich

367

Besatzungszone, mit einbezogen werden sollten. Nach Anhörung der Landeskirchenleitungen und weiteren Überlegungen im Rat wurde diese Gruppe von Ostpfarrern jedoch nicht mehr berücksichtigt134. Die endgültige Fassung der „Verordnung des Rates der EKD vom 21. Juni 1946, betr. Versorgung und Verwendung von Ostpfarrern"135 lautete: „Unter die Bezeichnung ,Ostpfarrer' fallen alle Pfarrer aus dem Gebiet der ehemaligen D E K östlich der Oder-Neiße-Linie einschließlich der evangelischen Kirchen des Warthelandes und des Sudetengaues. Als .Ostpfarrer' gelten auch diejenigen Pfarrer, die jetzt östlich der Linie Oder-Neiße tätig sind und vorher in einer anderen Landeskirche beschäftigt waren. Unter die Bezeichnung ,Ostpfarrer' fallen die Pfarrer nicht, die einer Kirchenleitung im Gebiet der russischen Besatzungszone westlich der Linie Oder-Neiße unterstanden." 13 '

Diese Versorgungsregelung entsprach im wesentlichen der Betheler Vereinbarung, sofern man davon absieht, daß die Unterstützung für die aktiven Pfarrer um 50 RM monatlich niedriger angesetzt war137. Die Ausschließung des Rechtsanspruchs, d.h. also Freiwilligkeit und jederzeitige Widerrufbarkeit der Leistungen, werden wie in Bethel auch jetzt ausdrücklich festgelegt138. Zudem entzieht die Verordnung allen Ost134

Der Rat konnte auf seiner 6. Sitzung am 1./2. 5. 1946 noch nicht, wie vorgesehen, Beschluß fassen, da die Stellungnahmen der Landeskirchen großenteils noch ausstanden. Er legte aber bereits fest, daß die Pfarrer „aus dem russisch besetzten Gebiet westlich der Oder-Neiße-Grenze. . . nicht in die Regelung eingeschlossen werden" können. Eine Übernahme dieser Pfarrer könne nur auf Grund von Verhandlungen mit der betroffenen Landeskirche im Osten erfolgen. Die schlesischen Pfarrer sollten nur als Ostpfarrer anerkannt werden, wenn sie ein „Attest ihrer Kirchenleitung über die Unmöglichkeit ihrer Rückkehr" vorweisen könnten (Beschlüsse des Rates vom 1./2.5 1946, Pkt. 14; EZA BERLIN, E K D 1/45). In beiden Fällen wurde geltend gemacht, daß die Kirchenleitungen ihre Pfarrer zum Teil aus dem Westen zurückriefen (Protokoll vom 1./2. 5. 1946; ebd., S. 17f.). Die schlesische Kirchenleitung amtierte damals unter Bischof Hornig noch in Breslau. 135 Die Stellungnahmen der Landeskirchenleitungen zum Schreiben der Kirchenkanzlei vom 26. 3. 1946 konnte ich leider nicht finden. Die Ostpfarrerverordnung ist in VONBL EKD 1946, N r . 24, abgedruckt. 136 Der Verzicht auf die ausdrückliche Einbeziehung der „von der Bekennenden Kirche installierten" Pfarrer - so noch im Entwurf vom 26. 3. 1946 - bedeutet natürlich keine Eliminierung dieser Gruppe aus der Ostpfarrerregelung. Sie zählen vielmehr selbstverständlich unter die Kategorie „alle Pfarrer" (vgl. dazu unten S. 374). - Am Schluß der Ostpfarrerverordnung (VII.) wird festgelegt: „Pfarrer, die bisher in einer Kirche der russischen Besatzungszone tätig waren und sich jetzt in einer westlichen Zone aufhalten, dürfen in den Dienst einer in einer westlichen Zone gelegenen Landeskirche erst nach Zustimmung der für sie zuständigen Landeskirche übernommen werden". Aus späterer Sicht ist der Bemerkung in DIE WESTDEUTSCHE OSTPFARRERVERSORGUNG (S. 2) zuzustimmen, dieser Abschnitt VII stehe „ohne erkennbaren Zusammenhang mit der OPV". Aus der Entstehungsgeschichte der Verordnung, besonders der damaligen Lage der östlichen Gliedkirchen der EKD, wird der Zusammenhang allerdings deutlich. 137 Bei „Leistungsfähigkeit der auszahlenden Stelle" können, so die Verordnung, die Sätze aber auch auf den Betheler Stand erhöht werden (Pkt. II, 2). 138 Pkt. II, 9.

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

pfarrern, „die trotz vorhandener Leistungsfähigkeit die Übernahme einer Dienstleistung ablehnen", die Unterstützungsberechtigung 139 . Die Aussagen zur „Verwendung" und zum „Lastenausgleich" lassen gegenüber dem Entwurf vom März 1946 eine stärkere Profilierung der landeskirchlichen Kompetenz erkennen. Zunächst wird jedoch in für eine „Verordnung" ungewöhnlicher Weise ein Katalog von Verwendungsmöglichkeiten aufgeführt; ein Ausdruck dafür, wie sehr das Bemühen um tatsächliche Ver-Sorgung und Hilfe im Vordergrund stand: „a) Wiederbesetzung eingezogener Pfarrstellen; b) Errichtung von Hilfspfarrstellen in aller.» großen Parochien; c) Besetzung der von D C freigemachten Pfarrstellen; d) Rückkehr emeritierter Pfarrer, die Vertretungen übernommen hatten, in den Ruhestand und Ausscheidung anderer Hilfskräfte; e) Einheitliche Festsetzung des Pensionsalters - von Ausnahmen abgesehen - auf 65 Jahre; f) Erteilung von Aufträgen zur Betreuung von Flüchtlingslagern; g) Verstärkter Einsatz in der Inneren Mission; h) Seelsorge an Kriegsgefangenen in den Kriegsgefangenenlagern, evtl. in Austausch gegen kriegsgefangene dort diensttuende Pfarrer; i) Einsatz in der kirchlichen Unterweisung und im Religionsunterricht der Schule." 140

Die „endgültige Übernahme" der Ostpfarrer sollten die Landeskirchen vorbereiten „nach Maßgabe der ihnen gegebenen Möglichkeiten", wie es nun gegenüber dem Entwurf in der Verordnung abschwächend heißt141. Der Modus, wie die Verordnung ihn beschreibt, ist nicht mehr so eng spezifiziert wie im Entwurf, wenn auch der Tendenz nach unverändert, nämlich auf die bevorzugte dienstliche Übernahme der Pfarrer zielend, die sich gegen die nationalsozialistische Kirchenpolitik gewendet oder in ihrem Amt im Osten ausgeharrt haben: „Bei der vorübergehenden Beschäftigung oder endgültigen Übernahme in den Kirchendienst werden in erster Linie eingewiesen oder bestätigt: a) die Pfarrer, die bis zu ihrer Ausweisung amtiert haben; b) die Pfarrer, die in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft im Staat und in der Kirche aus kirchenfremden Gründen abgesetzt oder nicht anerkannt waren oder eine sonstige gleich zu beurteilende Maßregelung erfahren haben." 142

Ebd., Pkt. III. Ebd. 141 Ebd. Dort heißt es weiter: „Nach einer zeitlich angemessenen Tätigkeit eines Ostpfarrers in einer Landeskirche und gegebenenfalls nach einem Kolloquium wird ihm die Möglichkeit eröffnet, sich um eine Pfarrstelle zu bewerben." Der Schlesien betreffende Ratsbeschluß vom 1./2. 5. 1946 (vgl. oben S. 367, Anm. 134) wurde in die Ostpfarrerverordnung übernommen, wobei ausdrücklich die Ev. Kirchenleitung „für Nieder- und Oberschlesien in Breslau" als zuständige Instanz genannt wird. 142 Pkt. III, 5. 139

140

Versorgung und Finanzausgleich

369

D e r E n t w u r f h a t t e a u ß e r d e m n o c h die B e v o r z u g u n g a u c h „ g e g e n ü b e r den D C

d e r eigenen L a n d e s k i r c h e "

verordnet. T r o t z d e m

bleibt die

O s t p f a r r e r v e r o r d n u n g u n v e r k e n n b a r in das B e m ü h e n u m die „Selbstrein i g u n g d e r K i r c h e " e i n b e z o g e n , w i e sie gerade z u v o r v o m R a t der E K D i m E i n v e r n e h m e n m i t den K i r c h e n l e i t u n g e n a m 1. M a i 1 9 4 6 in T r e y s a d u r c h Richtlinien geregelt w o r d e n war 1 4 3 . N e b e n der

entsprechenden

B e v o r z u g u n g bei der dienstlichen Ü b e r n a h m e soll v o r allem die „ U b e r prüfung" der Ostpfarrer dazu beitragen: „Bei allen Erstbeauftragten und Anstellungen von Ostpfarrern befragen die Landeskirchen die Kanzlei der EKD über die kirchliche Vergangenheit und besondere Eignung des betreffenden Ostpfarrers. Durch dieses Verfahren können die Landeskirchen über solche Pfarrer, die in den vergangenen Jahren durch ihre Haltung mit zur Zerstörung ihrer Heimatkirche beigetragen haben und über Pfarrer mit besonderen Gaben und Arbeitsgebieten unterrichtet werden. Wo Dienstaufträge an Ostpfarrer schon erteilt sind, holen die Landeskirchen diese Befragung nach."144 Materielle G r u n d l a g e n aller dieser V o r h a b e n w u r d e d e r F i n a n z a u s gleich, dessen D u r c h f ü h r u n g n o c h eine R e i h e v o n P r o b l e m e n aufwarf. D i e V e r o r d n u n g legte d a z u u n t e r P k t . I V „ L a s t e n a u s g l e i c h " folgendes fest: „1. Die Kanzlei der EKD führt einen finanziellen Lastenausgleich herbei. Zu diesem Zweck geben die Landeskirchen der Kanzlei der EKD vierteljährlich ihren tatsächlichen Aufwand für Ostpfarrer und deren Angehörige, getrennt nach Beschäftigten und nicht Beschäftigten, an. Nach Feststellung des Aufwandes aller Landeskirchen wird die Kanzlei der EKD den finanziellen Lastenausgleich unter Zugrundelegung des Umlageschlüssels vornehmen. Den in der russischen Besatzungszone liegenden Landeskirchen ist es freigestellt, sich diesem finanziellen Lastenausgleich anzuschließen oder ihren Aufwand für Ostpfarrer und deren Angehörige nach der obigen oder nach einer eigenen Regelung selbst zu tragen145. 143 Anlage 4 zum Beschlußprotokoll der Ratssitzung am 1./2. 5. 1946 (EZA BERLIN, EKD 1/45); vgl. auch KJ 1945-48, S. 200. Mit dem Ausdruck „Selbstreinigung" wurde damals angesichts der von den Militärregierungen durchgeführten Entnazifizierungsmaßnahmen bewußt auf das Recht der Kirche abgehoben, in eigener Vollmacht „in das Geistliche Amt zu berufen und es abzuerkennen"; vgl. die Erklärung der EKD vom 2. 5.

1 9 4 6 = A n l a g e 2 des P r o t o k o l l s ( E Z A BERLIN, E K D 1 / 4 5 ) ; K J 1 9 4 5 - 4 8 , S. 1 9 9 , u n d die

gleichzeitig mit der Ostpfarrerverordnung vom Rat verabschiedete „Verordnung betr. Wiedereingliederung verdrängter Pfarrer in den landeskirchlichen Dienst" vom 21. 6. 1946 V O N B L E K D 1946, N r . 24..

Ostpfarrerverordnung, Pkt. VI. In der sowjetischen Besatzungszone bestand bereits seit 1945 die Regelung, daß grundsätzlich jede Landeskirche ihre „eigenen" Ostpfarrer betreut und versorgt. Bei Geistlichen aus den Ostgebieten der APU waren dagegen der EOK in Berlin und die Konsistorien in Berlin, Magdeburg und Greifswald zuständig; in den lutherischen Landeskirchen von Mecklenburg, Sachsen-Land und Thüringen nur der EOK. Für die auslandsdeutschen Ostpfarrer aus Kirchengebieten, die nicht der APU zugehörten, hatte die Berliner Stelle der EKD-Kirchenkanzlei Betreuung und Versorgung übernommen, soweit die Pfarrer ohne Beschäftigungsauftrag waren. Für diese Fälle bestand bereits ein Umlageverfahren unter den 144

145

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

2. Das einem Ostpfarrer nach seiner endgültigen Übernahme in den Kirchendienst zu zahlende reguläre Pfarrgehalt entfällt für den Lastenausgleich. Die Kanzlei der E K D errichtet eine Kartei von allen in den westlichen Besetzungszonen befindlichen Ostpfarrern und den Angehörigen von Ostpfarrern. Zu diesem Zwecke geben die Landeskirchen der Kanzlei die in ihrem Bereich untergebrachten Ostpfarrer getrennt nach Beschäftigten und nicht Beschäftigten an und halten die Kanzlei über alle Veränderungen auf dem Laufenden."

Die Ostpfarrerverordnung vom 21. Juni 1946 erhält ihre Bedeutung für die zentrale, auf gleichmäßige Versorgung und dienstliche Eingliederung der kirchlichen Amtsträger aus dem Osten ausgerichtete Regelung kaum in dem Sinne, daß sie schon eine praktikable Grundlage für die Durchführung geboten hätte, sie ermöglichte vielmehr erst den Beginn eines gemeinsamen Vorgehens sämtlicher Landeskirchen. Das galt zunächst noch vorrangig dem Bemühen um eine Regelung, die der tatsächlich gegebenen Situation und Aufgabenstellung gerecht wurde, nämlich die Erwartung der Ostpfarrer auf ausreichende Versorgung und gerechte Behandlung sowohl mit dem personellen Bedarf als auch den finanziellen Möglichkeiten der Landeskirchen in Einklang zu bringen. Diese Bemühungen beanspruchten noch etwa zwei Jahre. Wie schwierig eine Durchführung des Ratsbeschlusses werden sollte, mag etwa daraus ersehen werden, daß die Kirchenkanzlei sich allein zur Erläuterung der von ihr entworfenen Formblätter A I a/b, II a/b, B, C, D, in denen die Aufwendungen der einzelnen Landeskirchen für die verschiedenen Kategorien von Empfängern festgehalten werden, siebenseitiger „Ausführungsbestimmungen" bedienen mußte, die den Landeskirchenregierungen am 9. September 1946 zugingen146. Schon die Reaktion aus der britischen Besatzungszone und von seiten der A P U ließ die vorgesehene sofortige Durchführung vom 1. Juli 1946 an scheitern. Zwar übernahmen Kirchenleitungen die Verordnung des Rates vom 21. Juni 1946 in eigene Beschlüsse147, doch sahen sich die östlichen Gliedkirchen der E K D . Der E O K , der dies am 16. 8. 1946 der EKD-Kirchenkanzlei mitteilte, schlug gleichzeitig einen der Ostpfarrerversorgung im Westen entsprechenden Lastenausgleich in der östlichen Zone vor, „da wir befürchten, daß unsere durch Räumung der Ostgebiete erheblich verkleinerte Kirche an ihren großen Versorgungslasten z u s a m m e n b r e c h e n w i r d " ( E Z A BERLIN, E K D 1 / 3 6 4 , N r . 1 2 0 4 4 ) . 146 Ebd., Nr. 12500. Vgl. bereits die Ankündigung vom 23. 8. 1946 (Nr. 11917). Die Ermächtigung dazu erteilte der Rat allerdings erst am 10./11. 10. 1946 (Beschluß 2 d ; ebd., E K D 1/45). - Am 8. 10. 1946 bot die EKD-Kirchenkanzlei den Landeskirchen der amerikanischen Besatzungszone an, unter diesen einen Lastenausgleich entsprechend dem in der britischen Besatzungszone (vgl. oben, S. 365, Anm. 129) für die Zeit vom 1. 10. 1945 bis 30. 6. 1946 durchzuführen. Da sich jedoch bloß die davon begünstigten Zonenrandkirchen von Bayern und Kurhessen-Waldeck zustimmend äußerten, Baden, Württemberg und die vorläufige Kirchenleitung in Frankfurt/M. abwinkten, kam der Ausgleich nicht zustande (vgl. EZA BERLIN, E K D 1/36, Nr. 13333, 13632, 14005, 14060, 14088 u. 14332). 1,7

So z . B . die E K i R am 20. 7. 1946 (vgl. Dokumentationsmaterial/Rheinland, Akte

Versorgung und Finanzausgleich

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Kirchenleitungen der britischen Zone am 8. November 1946 veranlaßt, ihre Betheler Vereinbarung bis zum 31. März 1947 beizubehalten. Das Landeskirchenamt Hannover teilte am 12. November 1946 der E K D Kirchenkanzlei mit, es sei an der Verordnung „wieder scharfe Kritik" geübt worden. Wegen der „schlechten Begriffsbestimmung" und wegen der „Sätze, die entgegen der Verabredung in Treysa von den sogenannten Betheler Sätzen abweichen", komme eine Verrechnung über die E K D nicht infrage148. Im Gegensatz zu Bedenken aus der A P U hinsichtlich der Dienstverhältnisse von Ostpfarrern aus den APU-Kirchengebieten 14 ', entsprach der Rat jener Kritik, indem er am 25. Januar 1947 „Richtlinien für den Finanzausgleich unter den Landeskirchen hinsichtlich der finanziellen Versorgung der Ostpfarrer" mit Geltung vom 1. Oktober 1946 an die Stelle der entsprechenden Bestimmungen der Verordnung vom 21. Juni 1946 treten ließ150. Die Höhe der Versorgungssätze war nun der Betheler Vereinbarung angepaßt, der Kreis der Ostpfarrer neu abgegrenzt worden: „KAB1", Bl. 4 ; V D 16) und Württemberg mit einer „Kirchlichen Verordnung", die der Ständige Ausschuß des Landeskirchentages am 7. 2 . 1 9 4 7 erließ (vgl. E Z A BERLIN, E K D 1/ 36 o . N r . ) . Dabei wurde dem Stuttgarter Oberkirchenrat das Recht zugestanden, „den Ostpfarrern. . . Pfarrer aus anderen Kirchengebieten gleichzustellen, die infolge der Kriegsverhältnisse ihre frühere Pfarrstelle aufzugeben genötigt waren". Dies war eine Reaktion der württembergischen Kirche, die relativ viele auslandsdeutsche Pfarrer aus Südosteuropa aufgenommen hatte, auf die unzureichende Begriffsbestimmung der E K D Verordnung. 148

E Z A BERLIN, E K D 1 / 3 6 4 , N r . 1 5 0 3 8 .

D e r Rat hatte am 10./11. 10. 1946 die Ostpfarrerverordnung erstmals interpretiert (vgl. 2. Beschluß; E Z A BERLIN, E K D 1/45). Neben der Einbeziehung von Pfarrern „der Volksdeutschen Kirchen Südost- und Osteuropas" in die Ostpfarrerregelung (2, a) beschloß der Rat die Beibehaltung der APU-Dienstaufsicht: „Die aus den altpreußischen Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie stammenden Pfarrer und Kirchenbeamten unterstehen dienstrechtlich der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union und, soweit sie von einer anderen Landeskirche beschäftigt werden, in Ansehung dieses Beschäftigungsverhältnisses auch dieser Landeskirche." Hierauf wurden jedoch bald Bedenken geäußert, wie aus dem Referentenvermerk (ebd.) hervorgeht, so daß der Rat auf der Sitzung am 26./27. 11. 1946 vor allem auf Grund eines Berichtes der schlesischen Kirchenleitung feststellte, „daß der Beschluß keine Abänderung der Ostpfarrer-Verordnung bedeuten solle" (Beschluß 7 vom 26./27. 11. 1946, ebd.), was praktisch der Aufhebung des einen Monat zuvor gefaßten Beschlusses gleichkommt (vgl. Pkt. V der Verordnung vom 21. 6. 1946; VONBL EKD 1946, Nr. 24). 149

150 ABL E K D 1947, N r . 4, Sp. 7f. Die von der Notgemeinschaft ev. Pfarrer und kirchl. Mitarbeiter aus Mitteldeutschland in dem Zusammenhang (DIE WESTDEUTSCHE OSTPFARRERVERSORGUNG, S. 4) angerührte Problematik, hier werde eine „Verordnung" durch bloße „Richtlinien" außer Kraft gesetzt, dürfte damals unerheblich gewesen sein, als die praktische Bewältigung einer schwierigen Aufgabe die Überlegungen bestimmte, zumal die Geschichte der ev. Kirche in Deutschland für das Ostpfarrerproblem kein Modell bot, das als Ansatzpunkt in der besonderen Situation des kirchlichen Neuaufbaus hätte dienen können.

372

Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

„Ostpfarrer im Sinne dieser Richtlinien sind alle Pfarrer, die selbst oder deren Angehörige aus dem jetzt sowjetisch und polnisch verwalteten Teil des Gebietes der ehemaligen D E K und den Volksdeutschen Kirchen Ost- und Südosteuropas in ein westlich gelegenes Kirchengebiet zugewandert sind." 151

Mit diesen Richtlinien waren jedoch neue Komplikationen geschaffen worden, die einen Zielkonflikt zwischen Ostpfarrerversorgung und Lastenausgleich hervorriefen. So hatte der Rat den bisherigen Regeln noch einen Abschnitt „Grundsätze" vorangestellt: „1. Die Kanzlei der E K D führt einen finanziellen Lastenausgleich unter den Landeskirchen der drei westlichen Besatzungszonen hinsichtlich der Lasten herbei, die bei der Verwendung und Versorgung von Ostpfarrern entstehen. Der Ausgleich erfolgt unter Zugrundelegung des Umlageschlüssels. 2. Das einem Ostpfarrer, der einen Beschäftigungsauftrag erhalten hat, zu zahlende Gehalt sowie das einem Ostpfarrer nach seiner endgültigen Übernahme in den Kirchendienst zu zahlende reguläre Pfarrgehalt entfällt für den Lastenausgleich."

Während im ersten Absatz gerade die „Verwendung" als Gegenstand des Ausgleichs genannt wird, erklärt der zweite Absatz die Lasten solcher „Verwendung", die ja nur entweder durch Beschäftigungsauftrag oder feste Anstellung erfolgen konnte, als für eben diesen Finanzausgleich irrelevant. So konnte es nicht ausbleiben, daß gerade die Landeskirchen der Hauptauffanggebiete gegen diese Bestimmung protestierten. Das Landeskirchenamt Hannover machte geltend, daß dort unbeschäftigte Ostgeistliche „gar keine Rolle mehr" spielten, auch die Lasten für Ruheständler, Witwen und Familien hinter dem Aufwand für die rund 350 beauftragten Ostgeistlichen „weit zurück" ständen. Den Einsatz der „Hilfskräfte" habe sich die Landeskirche nur in Erwartung des kommenden Lastenausgleichs leisten können152. Besonders betroffen zeigte sich der Lübecker Kirchenrat. Neben 14 festangestellten Ostpastoren hatte die Lübecker Kirche zum damaligen Zeitpunkt elf Ostgeistlichen Beschäftigungsaufträge erteilt. Sollte der Ausgleich für diese entfallen, sehe sie sich vor die Notwendigkeit gestellt, „die Beschäftigungsaufträge zu beenden und die betroffenen Ostpfarrer als reine Unterstützungsempfänger zu behandeln"153. 151 Hinter dieser Formulierung steht nicht bloß die Einbeziehung aller auslandsdeutschen Pfarrer aus dem (Süd-)Osten, sondern vor allem der zahlenmäßig nicht geringen Gruppe von Ostpfarrern, die aus der sowjetischen Besatzungszone in das Gebiet einer westlichen Landeskirche gekommen sind (vgl. Schreiben der EKD-Kirchenkanzlei an die wesentlichen Landeskirchenregierungen vom 11.3. 1947; EZA BERLIN, E K D 1/364, Nr. 2277). 152 Schreiben vom 5. 3. 1947 (ebd., Nr. 2282). - Die Braunschweigische Landeskirche bezeichnet es in ihrem Schreiben vom 1. 4. 1947 als „nicht möglich. . . , die Landeskirchen, die, um den Ostpfarrern zu helfen, einen wesentlichen Teil derselben fest anstellen, nun dadurch noch mit einem höheren Finanzausgleichsbetrag" zu belasten (ebd., N r . 3152). 153 Schreiben vom 14. 4. 1947 an die EKD - Kirchenkanzlei (ebd., N r . 3697). - Ein

Versorgung und Finanzausgleich

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Auf Vorschlag des EKD-Finanzbeirats vereinbarten die Landeskirchen zur Lösung dieser Schwierigkeit eine Übergangsregelung: Bis zum 1. Oktober 1947 sollte bei dem Lastenausgleich noch ein Drittel des Gesamtbetrages mitberücksichtigt werden, der von den einzelnen Landeskirchen für die von ihnen beschäftigten Ostpfarrer aufgewandt worden ist, abzüglich je 50 R M für jeden beschäftigten Ostpfarrer. Nach dem 1. Oktober 1947 sollten dann die Richtlinien des Rates vom 25. Januar 1947 ohne Einschränkung durchgeführt werden154. Die - wenn auch geringfügig verzögerte - Beschränkung des Finanzausgleichs auf die inaktiven Ostpfarrer und deren Angehörige, kennzeichnet das Bestreben nach baldiger Wiederverwendung der aktiven Ostgeistlichen im pfarramtlichen Dienst und der Einordnung in die Pfarrerschaft der aufnehmenden Landeskirche im Sinne der Gleichstellung. Der Lastenausgleich sollte dann nur noch den Rest der nicht einzugliedernden Pfarrer und der Pfarrangehörigen bzw. -hinterbliebenen betreffen, d. h. auf die Versorgung beschränkt bleiben. Jenes Bestreben entsprach denn auch eher den 1947/48 verstärkt erhobenen Forderungen nach dienstlicher Übernahme der Ostpfarrer ohne diskriminierende Zurücksetzung gegenüber den einheimischen Amtskollegen und -bewerbern 155 .

ähnlicher Zielkonflikt wie der hier geschilderte entstand durch die Frage der Anrechnung der bisherigen Dienstzeit auf das Besoldungsdienstalter und das Pensionsdienstalter. Vgl. dazu die Beratung der landeskirchl. Finanzreferenten der amerikanischen und französischen Besatzungszone am 26. 2. 1947 (Aktenvermerk Elß' vom 27. 2. 1947; ebd., o.Nr.). Eine der Gleichstellungsforderung entsprechende Lösung, wie sie etwa der E O K der A P U vorschlug, stieß besonders bei der bayerischen und württembergischen Landeskirche auf das Bedenken, eine so weitgehende Gleichstellung werde sich ungünstig auf die Bereitwilligkeit der Landeskirchen auswirken, Ostpfarrer fest anzustellen. „Im Ergebnis sei es daher für die Ostpfarrer günstiger und barmherziger, wenn man möglichst viele von ihnen endgültig übernähme, auch wenn dies nur zu ungünstigen Bedingungen geschehen könne, als bei den entsprechenden einheimischen Pfarrern." 154 Vgl. Rundschreiben der E K D vom 6. 5. 1947 an die westlichen Landeskirchenregierungen (ebd., Nr. 5251). 155 Vgl. bereits oben S. 335 ff. Von größerer Bedeutung hierfür waren die Beratungen der Rothenburger Flüchtlingstagung der E K D am 8./9. 4. 1948 bzw. des Fortsetzungsausschusses am 14. 6. 1948 in Speyer, der die volle Gleichberechtigung und dienstliche Übernahme forderte (vgl. ebd., E K D 1/362, Nr. 4122/48 und Anlage zu Nr. 4171/48). Auch der Bruderrat der B K machte sich zum Anwalt vorbehaltloser Gleichstellung der Ostgeistlichen mit den einheimischen Pfarrern (vgl. ebd., Nr. 8658/48). Eine gehaltsmäßige Gleichstellung „möglichst bald im Rahmen der gesamten E K D " war auch hinsichtlich der Ostpfarrerfrage die herausragende Forderung der viel beachteten Hermannsburger Flüchtlingstagung vom 24. bis 28. 10. 1947 (ADW; 480/01, Bd. III, Pkt. III der Vorschläge). Die Gleichstellungsforderung war im übrigen ja bereits auf der Frankfurter Ostkirchentagung Ende Juli 1946 lautgeworden (vgl. Bericht F. Spiegel-Schmidts, S. 7; EZA BERLIN, E K D 1/360). Auch die Wittenberger Ostpfarrerkonferenz (vgl. dazu H. KRUSKA, Jahre, S. 203) hatte sich wenige Monate danach in dem Sinne geäußert und hatte

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

Die dritte Fassung, wie sie der Rat der E K D auf Grundlage einer einstimmig gefaßten Entschließung der landeskirchlichen Finanzreferenten vom 4. August 1948 in neuen „Richtlinien" am 6. September 1948 verabschiedet hat156, weist bereits in ihrer Präambel auf jene Schwerpunkte hin, wobei die kirchliche Lage in der sowjetischen Besatzungszone, wie bereits dargelegt157, mitberücksichtigt wurde: „Da es die vornehmste Aufgabe der Kirche ist, für den Lauf des Wortes Gottes in den Gemeinden Sorge zu tragen und deswegen auf eine ausreichende Versorgung der Gemeinden mit Wort und Sakrament bedacht zu sein, wird sie die Pfarrer, die durch den Krieg und seine Folgen ihr bisheriges Pfarramt verloren haben, an einer anderen Stelle nach Möglichkeit wieder in den Dienst setzen. Unter diesem Gesichtspunkt fordert gegenwärtig der große Pfarrermangel in den Kirchen der Ostzone, daß die vertriebenen Ostpfarrer die Aufnahme ihres Dienstes vorzugsweise in einer dieser Kirchen anstreben und daß nur in den Fällen, in denen unüberwindliche Schwierigkeiten vorhanden sind, oder in denen der endgültige Übergang in eine andere Landeskirche bereits erfolgt ist, von diesem kirchlich gebotenen Grundsatz abgesehen wird. Zugleich aber weiß sich die Kirche durch das Gebot der Liebe verpflichtet, dafür zu sorgen, daß möglichst alle diese Pfarrer um ihrer selbst willen eine ihrer kirchlichen Eignung und Bewährung entsprechende Verwendung und Versorgung erhalten. Den alten und kranken Pfarrern, sowie den Pfarrwitwen und -waisen aber wird die Kirche durch die Tat helfender Liebe beistehen. Damit diese Aufgaben im Gesamtbereich der E K D möglichst einheitlich und gleichmäßig durchgeführt werden können, bitten wir alle Landeskirchen, die rechtlichen Verhältnisse der Ostpfarrer und ihre Angehörigen nach den folgenden Richtlinien zu regeln." 158

Die dann folgenden vom 1. Oktober 1948 an gültigen Richtlinien enthalten eine Begriffsbestimmung, die nach über zweijährigem Bemühen endlich ein von allen Beteiligten anerkanntes gleichmäßiges Verfahren ermöglichte. Im wesentlichen hat diese Umschreibung des „persönlichen Geltungsbereichs" der Ostpfarrerversorgung bis heute ihre Gültigkeit behalten159: „1. Ostpfarrer im Sinne dieser Richtlinien sind alle Pfarrer, einschließlich der von der Bekennenden Kirche eingewiesenen Pfarrer, der Hilfsprediger (nicht fest angestellte Geistliche nach bestandenem 2. Examen), der Vereins- und Anstaltsgeistlichen, der Strafanstaltsgeistlichen usw., die vor dem Zusammenbruch zuletzt östlich der Oder-NeißeLinie oder in einer Volksdeutschen Kirche Ost- oder Südosteuropas im aktiven kirchlichen Dienst gestanden und die ihre bisherige Stellung im kirchlichen Dienst oder ihre Versorgungsansprüche durch den Krieg und seine Folgen verloren haben 160 . dabei gerade auch eine gerechte Regelung der Ruhestandsversorgung gefordert (Schreiben des Beirats des K D O vom 14. 2. 1947; AOKA, C 2/1947). 156 ABL EKD 1948, Nr. 27, S. 133; vgl. Rundschreiben der E K D - Kirchenkanzlei vom 20. 9. 1948 an alle Landeskirchenleitungen (ΕΖΑ BERLIN, Handakten Benn 7). 157 Vgl. oben S. 340 ff. 158 Zu solchen Regelungen rechtlicher Art durch einzelne Landeskirchen ist es jedoch nicht gekommen (vgl. DIE WESTDEUTSCHE OSTPFARRERVERS ORGUNG, S. 6). 15 ' Vgl. die §§ Iff. der inzwischen weit über zwanzigmal geänderten „Richtlinien". 160 Hierzu kam in späteren Richtlinien noch folgende Ergänzung: „Die Zugehörigkeit zu

Versorgung und Finanzausgleich

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2. Den Ostpfarrern können gleichgestellt werden andere Pfarrer deutsch-evangelischer Gemeinden, die durch den Krieg und seine Folgen ihre bisherige Stellung im kirchlichen Dienst verloren haben oder aufgeben mußten. Hierüber entscheidet im Einzelfall, soweit daraus Verpflichtungen für die E K D entstehen, die Kanzlei der E K D , andernfalls die Landeskirche des jetzigen Wohnsitzes der betreffenden Pfarrer. Vor der Entscheidung soll die frühere Landeskirche, oder, wenn diese nicht mehr besteht, der Ostkirchenausschuß gehört werden 1 ". 3. Die Bestimmungen dieser Richtlinien über Ostpfarrer sind auf Kirchenbeamte und Kirchengemeindebeamte entsprechend anzuwenden. 4. Witwen und Waisen von Pfarrern und kirchlichen Amtsträgern, die ihre bereits vor dem Zusammenbruch gegenüber einer deutschen oder Volksdeutschen evangelischen Kirche im Sinne von Absatz 1 oder 2 erworbenen Versorgungsansprüche durch die Auswirkungen des Krieges und seiner Folgen verloren haben, werden im Sinne dieser Richtlinien so behandelt, als ob sie Hinterbliebene von Ostpfarrern wären."

Entscheidend für die Wiederverwendung wurde die Verpflichtung der Landeskirchen, aktive Ostpfarrer „grundsätzlich" 162 in ein festes pfarramtliches Dienstverhältnis zu übernehmen, Beschäftigungsaufträge nur

den Ostpfarrern geht nicht dadurch verloren, daß der Ostpfarrer nach dem Zusammenbruch vorübergehend in der Deutschen Demokratischen Republik ( D D R ) gewohnt hat oder in einer Landeskirche im Gebiet der D D R ohne feste Anstellung tätig gewesen ist." Vgl. etwa die Richtlinien vom 2. 12. 1966 (ABL EKD 1967, N r . 40, S. 65). 161 Der O K A war durch seinen Sprecher, Gülzow, auf der Tagung der Finanzreferenten am 4. 8.1948 dafür eingetreten, in den hier unter 2. behandelten Sonderfällen, vor allem von auslandsdeutschen Geistlichen das zuständige Hilfskomitee anzuhören. Die Landeskirchen weigerten sich jedoch, da ihnen diese nicht ausreichend legitimiert, sondern, wie Gülzow berichtet, „eben doch im Grunde genommen nur als caritative Einrichtungen" erschienen. Die Anhörung des O K A stellte einen Kompromiß dar. Vgl. Schreiben Gülzows an die ΟΚΑ-Mitglieder vom 10. 8.1948 „Vertraulich!", S. 1 (NACHLAC BRUMMACK, Akte „ O K A bis einschl. 1952"). - Mit dieser Bestimmung waren auch die sog. „uneigentlichen" Ostpfarrer, d.h. die aus der sowjetischen Besatzungszone in den Westen umgesiedelten kirchl. Amtsträger berührt, die so in den Finanzausgleich einbezogen werden konnten. Vgl. zu diesem Personenkreis und den besonderen Versorgungsproblemen neben den Studien und Denkschriften der „Notgemeinschaft ev. Pfarrer und kirchlicher Mitarbeiter aus Mitteldeutschland" z . B . den Tätigkeitsbericht der EKU-Kirchenkanzlei 1953, S. 22-27 (VD 21). Eine weitere Gruppe von EKU-Ostpfarrern und deren Angehörigen, die außerhalb der Ostpfarrerversorgung standen und nach Westen übergesiedelt waren, wurde seit 1954 aus einer gesonderten Unterstützungsaktion der E K i R und E K v W zusätzlich zur Wohlfahrtsunterstützung mit Monatssätzen zwischen 300 und 450 D M versorgt. Diese Gruppe konnte 1964 dann an die Ostpfarrerversorgung der E K D - auf Widerruf angeschlossen werden. Außerhalb dieser werden seit der Währungsreform solche A P U / EKU-Ostpfarrer - mit Ausnahme der Versorgungsberechtigten von Berlin-Brandenburg die in West-Berlin wohnen, nach den Sätzen der Ostpfarrerversorgung unterstützt. Hierfür kommen die rheinische, westfälische und berlin-brandenburgische Kirche auf. Der rheinische Beitrag für diese Gruppe betrug 1972 rd. 500000 D M (vgl. Bericht Glaser vom 22. 8. 1972, S. 2f.; Sammelmappe V D 16). 162 Dieser Begriff wurde durch Intervention von Gülzow anstelle der Worte „nach Möglichkeit" in die Richtlinien aufgenommen, weil letztere, wie Gülzow schrieb, der „Laune der Landeskirchen zuviel Spielraum" ließen (Schreiben vom 10. 8. 1948; NACHLAS BRUMMACK, Akte „ O K A bis einschl. 1952", S. 2).

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in Ausnahmefällen neu zu vergeben und bestehende als Übergangsmaßnahmen zu betrachten. Bis zum 31. März 1950163 wollten die Landeskirchen den Ostpfarrern mitteilen, ob sie mit einer festen Anstellung rechnen könnten oder nicht164. Ostpfarrer, die sich „ohne zwingenden Grund" weigerten, eine ihnen angebotene Verwendung im kirchlichen Dienst anzunehmen, sollten aller Unterstützungen aus der Ostpfarrerversorgung verlustig gehen. Gerade an dieser Bestimmung entzündete sich allerdings ohne Erfolg - die Kritik des O K A . Konnten nicht dadurch Ostpfarrer verpflichtet werden, Pfarrstellen anzunehmen, „in die kein einheimischer Pastor gehen will", wie Gülzow meinte165? Zu einer Gleichstellung der Ruheständler mit den einheimischen Pfarrern hinsichtlich der Anrechnung ihrer Dienstjahre sollte es erst nach Jahren kommen. Die Landeskirchen fühlten sich damit finanziell vorerst überfordert 166 . Dieses Thema beschäftigte immer wieder den Ostpfarreraufnahmeausschuß, den die E K D zur Regelung offenstehender Fragen und zur Weiterentwicklung der „Richtlinien" gebildet hatte167. Entsprechend den Richtlinien vom 6. September 1948 und der in der Präambel ausgesprochenen Zielsetzung konnte die E K D als zentrale Instanz für Ostpfarrer und Landeskirchen ihre Ausgleichstätigkeit nunmehr voll entfalten. Neben dem 1947 in Gang gesetzten Umlageverfah16) Ein früherer, nicht datierter Entwurf (EZA BERLIN, E K D 1/367) hatte sogar den 31. 3. 1949 als Termin genannt. 164 D e r O K A forderte daraufhin die schnellstmögliche Erklärung der Landeskirchen und die tatsächliche Übernahme der Ostpfarrer zu diesem Termin, der mit Rücksicht auf die noch in Gefangenschaft befindlichen einheimischen Pfarrer nach Ansicht der Landeskirchen nicht vorverlegt werden konnte. 145 Schreiben vom 10. 8. 1948, S. 3 (NACHLAS BRUMMACK, Akte „ O K A bis einschl. 1952"). Ein besonderes Problem hätte dann noch ein Stellenangebot aus den östlichen E K D Gliedkirchen an einen Ostpfarrer bereiten können, dessen Familie sich im Westen aufhielt. Die Landeskirchen wiesen jedoch darauf hin, daß „ernsthaft dieser Fall wohl nicht praktiziert worden ist oder werden dürfte" (ebd.). Inwieweit diese Bestimmung, die in sämtlichen Richtlinien beibehalten wurde, praktische Bedeutung erlangt hat, könnte nur durch Kenntnis landeskirchlicher Ostpfarrerakten erhellt werden. I M In seinem Bericht über die Finanzreferententagung am 4. 8. 1948 bestätigte Gülzow den Landeskirchen „durchweg vorhandene Willigkeit", sämtliche Dienstjahre anzurechnen (ebd., S. 4). Die bedrängende Finanznot nach der Währungsreform erlaubte eine solche Regelung jedoch nur auf Kosten der Bereitschaft, Ostpfarrer in die Landeskirche zu übernehmen. 167 Vgl. z . B . den Jahresbericht des O K A 1952/53, Pkt. C ( A O K A , A 7/1953). Neben Finanz- und Ostpfarrerreferenten gehörte dem Ausschuß auch der OKA-Geschäftsführer an. - 1968 konnte der Rat der E K D schließlich mitteilen: „In der Ostpfarrerversorgung noch vorhandene Lücken, die dazu geführt hatten, daß in Einzelfällen kirchliche Dienstzeiten bei der Altersversorgung keine Berücksichtigung fanden, konnten inzwischen im Einvernehmen mit den Gliedkirchen geschlossen werden" (EKD-RECHENSCHAFTSBE-

RICHT, 1 9 6 8 , S. 1 3 4 ) .

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ren des Finanzausgleichs gehörte hierzu bis Anfang der 50er Jahre die Vermittlung noch unbeschäftigter Ostpfarrer168. Zu diesem Zweck wurden seit dem 28. Januar 1948'" allen Landeskirchen Listen dieser Pfarrer übersandt, in denen neben ihrem momentanen Aufenthaltsort die Heimatkirche und der „Grund der Nichtbeschäftigung" angegeben wurden170. Die evangelische Kirche hatte - wie übrigens in vergleichbarer Weise auch die katholische Kirche171 - mit ihren Nothilfe- und Versorgungsmaßnahmen gegenüber den Amtsträgern aus dem Osten vieles vorweggenommen, was im staatlichen Bereich erst seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland an Soforthilfe, Lastenausgleich und Eingliederungshilfe gesetzlich geregelt werden mußte. Gerade bei der Gesetzgebung zum Artikel 131 des Grundgesetzes172 mit den mehrfach erfolgten Novellierungen werden Probleme und Verfahrensweisen sichtbar, die durchaus ihre Parallelen in der Ostpfarrerversorgung, den dabei aufgetretenen Zielkonflikten, den Schwierigkeiten eines Ausgleichs von kirchenpolitischem oder auch diakonischem Bestreben und materiellen Möglichkeiten, sowie zwischen zentralen und föderativen Interessen finden. Diese Bundesgesetze führten zur Einbeziehung staatlicher Mittel in die Ostpfarrerversorgung und schließlich auch zu einer Änderung der in den Nachkriegsjahren zwischen Landeskirchen und EKD-Zentrale herausgebildeten Struktur. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Soforthilfegesetzes173 wurde zwischen dem Hauptamt für Soforthilfe und kirchli168

Vgl. oben Anm. 120. Ebd., Az. 609/49. 170 Solche Gründe waren z.B.: „hat nicht um Verwendung gebeten", „früherer D C " , „will in Landwirtschaft arbeiten", „kränklich", „im Probeauftrag nicht bewährt und ungünstige Auskunft der Heimatkirche", „hohes Alter", „Lungenleiden", „z.Zt. krank", „Sprachschwierigkeiten", „für örtliche Verhältnisse nicht geeignet, guter Gemeinschaftsprediger", „kein Verhältnis zur Landeskirche, guter Flüchtlingspfarrer", „keine Stelle frei", „Ehescheidungsprozeß schwebt", „Auftrag nach Westfalen abgelehnt", „Finanzlage", „Heimkehrer, schonungsbedürftig", „frühere politische Betätigung", „infolge Kriegsbeschädigung dem Dienst unter örtlichen Verhältnissen nicht gewachsen" (ebd., passim). 171

Vgl. A. KINDERMANN, Wandlungen, S. 129ff. „Die Rechtsverhältnisse von Personen einschließlich der Flüchtlinge und Vertriebenen, die am 8. Mai 1945 im öffentlichen Dienste standen, aus anderen als beamten- oder tarifrechtlichen Gründen ausgeschieden sind und bisher nicht oder nicht ihrer früheren Stellung entsprechend verwendet werden, sind durch Bundesgesetz zu regeln. Entsprechendes gilt für Personen einschließlich der Flüchtlinge und Vertriebenen, die am 8. Mai 1945 versorgungsberechtigt waren und aus anderen als beamten- oder tarifrechtlichen Gründen keine oder keine entsprechende Versorgung mehr erhalten. Bis zum Inkrafttreten des Bundesgesetzes können vorbehaltlich anderweitiger landesrechtlicher Regelung Rechtsansprüche nicht geltend gemacht werden." 172

175

„Gesetz zur Milderung dringender sozialer Notstände" (SHG) vom 8. 8. 1949.

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Übernahme und Versorgung der Ostpfarrer

chen Vertretern beider Konfessionen eine Übereinkunft getroffen, nach welcher die Unterhaltshilfen für Ostpfarrer nicht individuell ausgezahlt, sondern an die kirchlichen Zentralstellen abgeführt werden sollen174. Zu einem stärkeren Eingriff führte das Gesetz zur Regelung der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen vom 1. April 1951, das sog. „G 131" 175 . In zwei Abkommen vom 16. April 1951 und 27. Juni 1958 zwischen der E K D und der Bundesrepublik Deutschland verpflichtete sich die letztere zu Leistungen an die E K D , während die in der E K D repräsentierten evangelischen Kirchen sich zu ihrer Verpflichtung bekennen, die kirchlichen Amtsträger aus dem Osten zu versorgen und die staatlichen Zuschüsse ausschließlich einem dem „G 131" entsprechenden Zweck zu verwenden176. Die Abkommen und die Mittel aus dem Soforthilfegesetz ermöglichten zunächst eine Erhöhung der Versorgungssätze und Bezüge der Ostpfarrer von 50% auf 75% der gesetzlichen Versorgungsbezüge 177 . Langfristig begünstigten sie - und darin liegt eine im Blick auf die Verfassungsstruktur der evangelischen Kirche nicht unerhebliche Bedeutung - die stufenweise Zentralisierung der Ostpfar-

174 Vgl. Rundschreiben der EKD-Kirchenkanzlei vom 8. 9. 1949 an alle westlichen Landeskirchenleitungen (AKK, 518 Beiheft Ostpfarrer - Soforthilfe Allg., Bd. I, Az. 5952). Die Zahlungen gingen auf ein neu errichtetes EKD-Sonderkonto „Ostpfarrerhilfe" ein und betrugen zunächst ca. 60 000 bis 70000 D M monatlich. Sie wurden ausschließlich zur Ostpfarrerversorgung und Ostpfarrer-Notstandsbeihilfe umgelegt (vgl. Rundschreiben der EKD-Kirchenkanzlei vom 2. 12. 1949; ebd., Az. 8295. VI). 175 Vgl. A K K , 518 Beiheft Art. 131 G G , passim; DIE WESTDEUTSCHE OSTPFARRERVERSORGUNG (S. 13-20); DIE OSTPFARRERVERSORGUNG (S. 16-49, 71-83). 176 Auf die Darstellung der sehr komplizierten Rechtsthematik, die hiermit verbunden ist, mag hier verzichtet werden. Die E K D hatte das Bestreben, den Ostpfarrern usw. eine Versorgung zuteil werden zu lassen, die de facto der gesetzlichen und d.h. gerichtlich einklagbaren Regelung des G 131 entspricht. Eine Rechtsgleichstellung im Sinne eines Rechtsanspruchs der Ostpfarrer auf diese Versorgung konnte jedoch nach Ansicht der EKD-Leitung nicht erfolgen, weil die E K D einen solchen Rechtsanspruch aus fiskalischen, wie aber auch dienstrechtlichen Gründen - so sieht sie die Heimatkirchen, d.h. in der weitaus größten Zahl der Fälle die A P U / E K U , als prinzipiell weiterhin versorgungspflichtig an - nicht vergeben kann (Auskunft von O K R Nuyken, vom 22. 2. 1973 an Verf.). Die Leistungen der Ostpfarrerversorgung bleiben daher bis heute freiwilliger Natur und sind widerrufbar. 177 Vgl. Rechenschaftsbericht des Rates der E K D 1952 (Anhang zum Synodalbericht ELBINGERODE 1952, S. 335). Dort wird ein Betrag von 27,8 Mill. D M an staatlichen Gesamtzuschüssen für die Ostpfarrerversorgung angegeben. Warum im Protokoll der Kirchl. Westkonferenz vom 21. 1. 1954 unter T O P II, 1 von einem „laufenden Absinken d e r . . . Bundeszuschüsse" die Rede ist, das „von den westdeutschen Landeskirchen von vornherein in Rechnung gestellt" wurde und „in Kauf genommen werden" müsse (AKK, 05 d Beiheft Kirchl. Westkonferenz, Bd. I, Az. 556.11., S. 2), wird mir nicht ersichtlich. Vielmehr zeigen die Rechenschaftsberichte des Rates der E K D mit dem Ansteigen der Gesamtaufwendungen auch ein Ansteigen der Bundeszuschüsse zur Ostpfarrerversorgung (vgl. das Folgende).

Versorgung und Finanzausgleich

379

rerversorgung, wie sie seit dem 1. Januar 1978 eingesetzt hat und bis 1980 durchgeführt worden ist178. Auf diese Weise hat sich nach mehr als drei Jahrzehnten in der Ostpfarrerversorgung doch noch das Gewicht zugunsten einer in Treysa 1945 von mancher Seite erstrebten, kirchenpolitisch und angesichts der materiellen Bedingungen damals nicht durchsetzbaren, stärkeren zentralen Kompetenz verschoben. Ganz abgesehen davon zählt die Ostpfarrerversorgung allein schon vom finanziellen Volumen her179 zu den bedeutenden Gemeinschaftsleistungen der E K D . Langfristig gesehen und in materieller Hinsicht stellt die Aufnahme und Versorgung der Ostpfarrer zugleich wohl den bedeutendsten Beitrag zur Lösung des kirchlichen Vertriebenenproblems dar.

178 Vgl. Rundschreiben der EKD-Kirchenkanzlei vom 25. 10. 1977 Az. 2 8 2 2 / 1 . 0 2 3 / L K an die Kirchenleitungen der EKD-Gliedkirchen (Beipack zum Material Ostpfarrerversorgung; V D 44). Ausgelöst wurde diese Zentralisierung durch vom Bundesrechnungshof aufgestellte Gewährungsbedingungen der Bundeszuschüsse (vgl. Vorlage zur 59. Sitzung des Rates der E K D vom 26./27. 8. 1977, Az. 2800/1.21, S. 2, in: ebd.). 179 So stieg die Zahl der Versorgungsempfänger von 1965 = 3 0 4 8 , 1 9 7 0 = 3369 auf 1971 = 3429. 1971 betrugen die Aufwendungen rd. 46,8 Mio. DM, davon 25,6 Mio. D M von den Gliedkirchen und 21,2 Mio. D M vom Bund. 1972 wurde erstmals die 50 Mio. D M Grenze überschritten.

D. GESTALTUNG DES ZUSAMMENLEBENS

DAS ERBE DER ERSTEN N A C H K R I E G S J A H R E

Blickt man auf die verschiedenen Bereiche der kirchlichen Vertriebenenarbeit zurück, auf Diakonie und Seelsorge, auf die Lösung der strukturellen und organisatorischen Probleme, so lassen sie - bei allen Unterschieden im einzelnen - gegen Ende der 40er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrzehnts sämtlich eine Zäsur erkennen: Bestimmte Entwicklungen sind zum Abschluß gekommen, sei es in dem Sinn, daß sie ihre Bedeutung für die Vertriebenenaufnahme verloren haben, sei es, daß nach Jahren der Orientierung und Auseinandersetzung eine Festlegung erfolgt war, die den weiteren Verlauf bestimmen sollte, oder daß eine Neuorientierung und -bestimmung erforderlich wurden. N u n prägten nicht mehr bloß die Folgen des Krieges, sondern auch bereits das Erbe der ersten Nachkriegsjahre mit den irreversiblen Entscheidungen die Arbeit und deren weitere Entwicklung. Daß ein bestimmter Zeitabschnitt als historisch abgeschlossen erfahren wurde, kommt etwa in der Weihnachstpredigt Gehlhoffs von 1949 an die - frühere - Lupower Gemeinde Ausdruck: „Seit Kriegsende haben wir in der Hoffnung auf eine entscheidende Änderung unserer äußeren Lage gelebt. . . . zuletzt sind alle auffunkelnden Sterne nur ein schnellversprühendes Strohfeuer gewesen, hinter dem die Nacht unseres Leidens immer schwärzer hereinbrach. . . . Ich meine im allerweitesten Sinne die trübe Erfahrung, daß auch dieser fürchterliche Zusammenbruch den Menschen nicht verwandelt hat. Er lernt nicht zu. Er denkt immer noch zuerst an sich selbst. .

Dieses Bewußtsein, am Ende eines Abschnitts der Vertriebenenarbeit zu stehen und in eine neue Phase oder g a r - w i e gelegentlich gesagt wurde - „Epoche" einzutreten, spricht aus einer ganzen Reihe von Äußerungen Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre. Am deutlichsten geschieht dies in den Stellungnahmen von Seiten des Hilfswerks. Nicht ohne Grund, handelt es sich doch hierbei um diejenige kirchliche Institution, in der wie in keiner anderen die damalige Vertriebenenarbeit konzentriert, zentralisiert und bewußt Schritt für Schritt geplant werden konnte. „Der erste große Abschnitt der Flüchtlingsbewegung in Deutschland ist abgeschlossen. Wir stehen an einem wichtigen Einschnitt. . . . Die einstweilige Sicherung der primitivsten Lebensbedürfnisse . . . erfolgte im Wege des Provisoriums. Diese Provisorien gehen zu Ende. . . . Der zweite Abschnitt der deutschen Flüchtlingsbewegungen ist gekennzeichnet durch die Koalition der vom gleichen Schicksal in gleicher Weise geschlagenen Gruppen und Schichten. . . . Sie wollen selbst eingreifen und drängen zur Mitgestaltung." 1

S. 1 (VD 43).

384

D a s E r b e der Nachkriegsjahre

Mit diesen Worten kennzeichnete bereits Anfang 1949 der Leiter des Hilfswerks die Wende in der Ausrichtung der Arbeit2. Es sind mehrere Momente, anhand deren in solchen Äußerungen der Wandel in der Vertriebenenarbeit beschrieben wurde: etwa die langfristige Vertretung der sozialen, wirtschaftlichen und sonstigen politischen Interessen der Vertriebenen anstelle einer bloß aktuellen kurzfristigen Bewältigung und Steuerung der Probleme 3 , die Bildung großer säkularer Vertriebenenorganisationen zur Durchsetzung dieser Interessen oder zur Festigung des landsmannschaftlichen Zusammenhalts4. Während die Ausrichtung auf längerfristige Ziele, wie oben dargestellt, den Bemühungen der kirchlichen Vertriebenenarbeit durchaus entsprach und von dieser sogar forciert wurde, sah man im Hilfswerk und in den Hilfskomitees der organisatorischen Entwicklung im säkularen Bereich nicht ohne Sorge entgegen. Obwohl die Bildung säkularer Organisationen oft unter Beteiligung kirchlich aktiver Vertriebenenvertreter oder - im Falle einiger auslandsdeutscher Gruppen - direkt aus der kirchlichen Organisation heraus erfolgte, schien doch der Prozeß insgesamt so gut wie unabhängig von den kirchlichen Vertriebenengremien oder an diesen vorbei zu verlaufen. Aus einigen Äußerungen der damaligen Zeit sprechen Enttäuschung darüber, wie wenig man sich in den Vertriebenenorganisationen der Bedeutung des kirchlichen Anteils an der Lösung des Vertriebenenproblems anscheinend bewußt war, und die Sorge, gegenüber der säkularen Entwicklung völlig ins Hintertreffen zu geraten5. Dies war eine nicht unberechtigte Befürchtung, mußte Gersten-

2

E . Gerstenmaier in seinem Referat auf der H a m b u r g e r Flüchtlingstagung des Ö k u m e -

nischen Rates (HAMBURGER BERICHT, S. 8). W e i t e r e n Ä u ß e r u n g e n in derselben Richtung in: A D W , 3 2 7 , 2 . 8. 1 9 4 9 , S. 3 ( Ü b e r g a n g auf „ W i c h e r n I I " ) ; 2 9 . / 3 1 . 8. 1 9 4 9 , S. 5 ( N e u e Aufgaben, bloße „ F l ü c h t l i n g s m a ß n a h m e n " seien sinnlos); 2 0 . 3. 1 9 5 0 ( V o n den P r o v i s o rien zu „ E n d l ö s u n g e n " ) ; 19. 5. 1 9 5 0 (Information N r . 8 : ähnlich wie bereits in H a m b u r g 1949). Vgl. dazu oben S. 1 2 0 f f . , 166ff. 3

Auf

der

kirchlichen

Vertriebenentagung

vom

19.-21.9.

1950

in

Königswinter

beschrieb Gerstenmaier diesen W a n d e l als eine Schwerpunktverlagerung v o m „karitativen M o m e n t " auf den „ K a m p f u m das R e c h t " (Lastenausgleich). Niederschrift in: Α Ο Κ Α , A 7/1950, S.7. 4

Hierbei ist nicht bloß an den „Zentralverband der vertriebenen D e u t s c h e n " ( Z v D ) und

die einzelnen, später im „ V d L " zusammengefaßten Landsmannschaften gedacht, sondern an Berufsorganisationen

der Vertriebenen,

z.B.

„Verbaost"

(=

öffentlicher

Dienst),

Ä r z t e v e r b a n d , Landwirtschaftsorganisationen, v o r allem aber an politische O r g a n i s a t i o nen, wie z . B . die „ N o t g e m e i n s c h a f t " in W ü r t t e m b e r g - B a d e n , die dort bei den Bundestagswahlen 1 9 4 9 ein M a n d a t errang und in deren E x i s t e n z m a n in den Hilfswerkgremien einen A u s d r u c k der „Radikalisierung", der T e n d e n z z u m „Klassenkampf" sah, sowie an die bedeutendste politische Vertriebenenpartei, den B H E . Vgl. Μ . H . BOEHM, Gruppenbildung, S. 5 7 9 - 5 8 9 ; Η . M . JOLLES, Soziologie, S. 2 8 0 f f . und H . W . SCHOENBERG, G e r m a n s , S. 1 5 9 ff. 5

A u f der Sitzung der Vorsitzenden der Hilfskomitees am 4. 1. 1 9 4 9 hatte G ü l z o w v o n

D a s E r b e der Nachkriegsjahre

385

maier 1950 doch das Resume ziehen, daß „der von uns . . . gemachte Versuch, durch eigene Flüchtlingsgruppierungen auf diese Entwicklung [der - wie Gerstenmaier es nennt - ,Formierung von Kampforganisationen'] Einfluß zu nehmen, im großen und ganzen mißglückt ist. Wir stehen vor der Tatsache, daß kirchliche Einflüsse in der Formation der deutschen Vertriebenenbewegung . . . auf ein Minimum zurückgedrängt sind." 6 Diese Feststellung steht am Ende eines geschichtlichen Abschnitts, dessen Anfang von einer einmaligen und ganz außergewöhnlichen Bedeutung der Kirche für die materielle, seelische oder auch organisatorische Behandlung des Vertriebenenproblems gekennzeichnet ist. Die Bildung säkularer Organisationen ging mit der gleichzeitigen Reetablierung deutscher staatlicher Zentralorgane und dem Anwachsen des staatlichen Handlungsspielraums einher. Diese Entwicklung ließ das vormals exzeptionelle Gewicht kirchlicher Stellen bei der Bewältigung der Probleme schnell geringer werden. Der staatliche Gesetzgeber übernahm seine Aufgaben. E r regelte den Rechtsstatus der Vertriebenen, die Betreuungs- und Soforthilfemaßnahmen, schließlich die Schadenfeststellung und einen Lastenausgleich 7 . So wurden staatliche Organe zum hauptsächlichen Adressaten für die Propagierung und Durchsetzung von Vertriebenenpolitik. Auch kirchliche Stellen hatten sich an den Staat zu halten, sofern es um allgemeine Vertriebeneninteressen ging. Dies war auch dann der Fall, wenn man, wie beispielsweise im Siedlungswesen, gesellschaftspolitische Anstöße geben wollte oder, wie bei der Verwirklichung des Lastenausgleichs, subsidiär tätig wurde. Wenngleich die kirchliche Vertriebenenarbeit in jener Zeit kritischen Fragen, gerade im Bereich der Seelsorge, dem Schuld- und Heimatproblem, ausgesetzt war, so liegen dem Rollenwechsel und Bedeutungsverlust innerhalb der Vertriebenenarbeit doch zunächst und vor allem Vorgänge zugrunde, die durch kirchliche Bemühungen nicht beeinflußbar waren und die zu beeinflussen man kirchlicherseits auch gar keinen Anlaß gehabt hätte. Die staatliche Entwicklung minderte zwangsläufig die Bedeutung der kirchlichen Hilfe bei der längerfristigen Lösung des Vertriebenenproblems, in dessen Mittelpunkt jetzt uneingeschränkt die wirtschaftliche Eingliederung stand, sei es in Form gesetzlich verbürgter Soforthilfemaßnahmen oder längerfristiger Lastenausgleichsprojekte; andere Bereiche der Vertriebenenarbeit traten demgegenüber zurück 8 .

einer starken Gefährdung der Arbeit der Hilfskomitees durch die „säkularen Flüchtlingsbew e g u n g e n " gesprochen ( P r o t o k o l l , S. 3 ; A D W , 327, N r . 1 / 1 5 5 v o m 18. 1. 1 9 4 9 ) . 6

Vgl. oben S. 157.

7

Vgl. zu diesem K o m p l e x P. P. NAHM, L e b e n S. 2 6 f f . , 30ff., 54ff. und unten S. 4 4 7 f .

' Vgl. Η . M . JOLLES, Soziologie, S. 2 5 9 f.

386

Das Erbe der Nachkriegsjahre

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß mit dieser Entwicklung auch die Voraussetzungen für das besondere Verhältnis von Leib- und Seelsorge, Diakonie und Mission verlorengingen, wie sie in der unmittelbaren Nachkriegszeit bestanden hatten'. So liegt eine gewisse Folgerichtigkeit darin, daß bei der Planung der Vertriebenenarbeit zu Beginn des neuen Jahrzehnts der Seelsorge im engeren Sinn ein neues Gewicht zugemessen wurde 10 . Einige Äußerungen deuten jedoch darauf hin, daß man jene „Säkularisierungs"- und „Politisierungs"-vorgänge nicht einfach als normale Begleiterscheinungen des erwünschten Eingliederungs- und Normalisierungsprozesses ansah, sondern daß man die seelsorgerliche Arbeit teilweise in Reaktion auf diese Entwicklung konzipierte, sei es direkt gegen die in Verbindung mit jenem Prozeß befürchtete „Proletarisierung" 11 gerichtet, sei es auch nur mit dem Ziel kirchlicher Einflußnahme auf die entscheidenden Gremien 12 . Es erhoben sich dabei wohl Bedenken, den kirchlichen Dienst „in der Angst vor der Radikalisierung" begründet sein zu lassen13. Doch auch bei denen, die, wie zum Beispiel Girgensohn, solche Bedenken äußerten, konnte eine starke ideologische Reserve gespeist aus einem romantisierend kulturkritischen Sentiment - gegen die Eingliederung der Vertriebenen in die Massen-„zivilisation" der „Industriegesellschaft" ein wesentliches Motiv und Interpretament der seelsorgerlichen Aufgabenstellung bilden14. ' Siehe oben S. 173 f. 10 So z . B . im OKA-Jahresbericht 1950, S. 7 ( Α Ο Κ Α , A7): Durch die „Politisierung verlagere sich das Schwergewicht vom Diakonischen aufs Seelsorgerische". Ähnlich E. Gerstenmaier am 19.-21. 9. 1950 in Königswinter (vgl. oben Anm. 3). 11 Vgl. dazu die oben S. 122ff. genannten Belege. 12 So heißt es in einer im O K A nach der Tagung in Königswinter 1950 entwickelten „Gesamtplanung der Flüchtlingsseelsorge": „Mit der zunehmenden Politisierung der Flüchtlingsfrage gewinnt die Seelsorge an den Männern, die verantwortlich in der Vertriebenenbewegung stehen, zunehmend an Bedeutung" (AOKA, C 2, Nr. 1722 vom 17. 11.1950, Anlage, S. 5). l J So Girgensohn in seinem Einleitungsreferat in Königswinter vom 19. bis 21. 9. 1950 (Niederschrift, S. 1; vgl. Anm. 3). Vgl. auch das S. 131, Anm. 226 zitierte Referat Iwands auf der Hamburger Flüchtlingstagung im Januar 1949. 14 Vgl. H. GIRGENSOHN, Vertriebene. Girgensohn bezieht sich in seinem Referat ausdrücklich auf den Soziologen Hans Freyer und resümiert das kirchliche Versäumnis gegenüber den Vertriebenen so: „Vielleicht ist ein Teil der Entkirchlichung dieser Menschen darauf zurückzuführen, daß die kirchlichen Stellen diese seelsorgerliche Aufgabe" [gemeint ist: ohne Simplifizierungen „in die ganze Problematik des Ostens in geschichtlicher und aktueller Sicht hinabzusteigen", davon „nicht zu abstrahieren"] nicht gesehen haben und diese Menschen nicht voraussetzungslos als das, was sie wirklich waren, genommen haben. Die Massen haben sich dann, als die Möglichkeit sich bot, in die Arbeit in der Industrie gestürzt, um Ersatz für die Verluste in materiellem Vorwärtskommen zu suchen, und stehen nun in einem gewissen Wohlstande, aber meist innerlich völlig ausgebrannt und beziehungslos zur Welt des Glaubens und der Kirche da. Die Aufnahme in die Geborgenheit und

Das Erbe der Nachkriegsjahre

387

Der Abstand solcher Erwägungen und Konzepte zur Bedeutung, wie sie der Kirche selbst bei der Bewältigung der Probleme, der Schicksalsfrage, der Heimat- und Schuldfrage, kurz: für die Aufnahme der Vertriebenen in den 40er Jahren noch zugemessen wurde, ist unübersehbar: Jetzt steht nicht mehr die Kirche als ganze, die „ecclesia" im Sinne einer aus den Bindungen „dieser" Welt „herausgerufenen" Kongregation von Einheimischen und Vertriebenen, als der Ort, an dem „echte Lebensgemeinschaft" verwirklicht werden könne, im Zentrum der Aufgabenstellung. Jetzt wird auch nicht mehr die - im Sinne der Zusammengehörigkeit von Leib- und Seelsorge - „ganze" Kirche gefordert, auch nicht mehr die kirchliche Diakonie als Motor für die Assoziierung der Hilfsbedürftigen in Selbsthilfeorganisationen, verstanden. Jetzt heißt es lediglich, das „Schwergewicht" verlagere sich aufs „Seelsorgerische". Der Abstand zu jenen Konzepten der unmittelbaren Nachkriegszeit ist bereits so groß, daß sich die damals Beteiligten offensichtlich gar nicht mehr voll dessen bewußt waren, unter welchem „seelsorgerlichen" Anspruch stehend die Kirche als ganze, die Gemeinden und die Diakonie in der Vertriebenenarbeit zuvor gesehen worden waren. Von da aus könnte es sich nämlich kaum um eine Verlagerung „aufs Seelsorgerische" handeln, allenfalls um eine Verlagerung des „Seelsorgerischen" bei der kirchlichen Vertriebenenarbeit in den Bereich der kirchlichen Gruppenarbeit, und das würde bedeuten Verlagerung weg vom Zentrum und „Ganzen" der Kirche und Gemeinde hin zum Partikularen und Speziellen. Dies ist nicht im Sinne einer tatsächlich erfolgten Schwerpunktverlagerung zu verstehen, sondern der Abstand und die Zäsur gegenüber der unmittelbaren Nachkriegszeit werden darin signalisiert, wie sich die Erwartungen, Planungen und Vorstellungen geändert haben. Daß auch in den 40er Jahren in nur sehr begrenztem Umfang von einer Realisierung der entsprechenden Ansätze die Rede sein kann, gehört gerade zum Ergebnis der Vertriebenenarbeit im ersten Nachkriegsjahrfünft; denn solcherart Ansätze hatten sich - wie bereits mehrfach betont - als außerhalb der Möglichkeiten liegend erwiesen, die der Entwicklung des kirchlichen Lebens im Rahmen der EKD gesetzt waren. Dementsprechend galt es nun in der Kirche zu planen und zu arbeiten. Die Vertriebenenfrage war kirchlich „eingegliedert", die Vertriebenenarbeit „atomisiert", ressortiert, und das erforderte wiederum Koordinierung. „Eingegliedert" war sie in doppelter Hinsicht: 1. Die Kirchen Nestwärme, die sie nach der Flucht als Lebensnotwendigkeit brauchten und suchten, haben sie sich in den landsmannschaftlichen Verbänden geschaffen, die nun in der Versuchung standen und stehen, im Gegenschlag zu der Aberkennung ihrer geschichtlichen Existenz die Bejahung derselben in einer A r t kultischen Ubersteigerung zu suchen" (S. 24).

388

Das Erbe der Nachkriegsjahre

übernahmen innerhalb des säkularen Vertriebenenproblems das Ressort „Seelsorge". So ging es etwa darum, das Verhältnis der Hilfskomitees zu „ihren" jeweiligen Landsmannschaften zu gestalten15 oder seelsorgerlich im Sinne des Lastenausgleichsgedankens zu wirken oder den kirchlichen Einfluß unter den Vertriebenen bei der Durchführung der Umsiedlungsmaßnahmen geltend zu machen". 2. Das Ressort „Vertriebenenarbeit" wurde nun in jeder Hinsicht, nicht wie bereits bisher bloß im Geschäftsplan der Kirchenbehörden, der innerkirchlichen Arbeitsteilung eingeordnet. Das erforderte eine teilweise Neufestlegung oder Fixierung der Aufgaben und Kompetenzen aller in der Vertriebenenarbeit wirkenden Stellen, Organisationen und Institutionen, sowie Überlegungen einer Zusammenfassung und angemessenen zentralen Repräsentanz17. Soweit hierzu noch eine Organisationsdebatte geführt wurde, ist sie keineswegs einfach als Fortsetzung der Auseinandersetzungen zwischen 1946 und 1949 anzusehen - dafür sind die ekklesiologischen Fragen, vor allem nach der Art des Fortbestands der zerstreuten Ostkirchen, zu sehr in den Hintergrund getreten-, sondern im Sinne einer angemessenen, effektiven Vertretung und Gewichtung der Vertriebenenarbeit innerhalb der gesamtkirchlichen Aufgaben. Zusammenfassend: Sektoralismus und Gruppenorientierung kennzeichnen die Ausrichtung der Vertriebenenarbeit in den späteren Jahren. Auch die Arbeit in den ersten Nachkriegsjahren ließe sich wenigstens zum Teil in dieser Weise charakterisieren. Der Unterschied zu jener Zeit liegt jedoch in der generellen Fixierung und - bei allen weiterhin bestehenden Vorbehalten, die noch zu behandeln sein werden - im Akzeptieren der neuen Aufgabenstellung und Ordnung der Vertriebenenarbeit. Es wäre jedoch völlig verfehlt, wenn man die Bedeutung der kirchlichen Vertriebenenarbeit in den ersten Nachkriegsjahren bloß an der Herausbildung dieses Resultates messen würde. Das wäre allein schon angesichts der wohl unbestritten imponierenden Leistungen bei der Organisierung materieller Nothilfe, aber sicherlich auch angesichts der seelsorgerlichen Bemühungen bei der Betreuung der heimatlos Gewordenen unangemessen. Das „Erbe" der ersten Nachkriegsjahre reicht darüber hinaus. Es beruht zu einem Gutteil auf eben jenen die Kirche als ganze einbeziehenden und fordernden Konzeptionen, sei es im Diakonischen, im Missionarisch-Seelsorgerlichen, in der Schuld- und Heimatfrage, vor allem auch im Ekklesiologischen. Die Bedeutung beschränkt sich nicht darin und ist auch gar nicht darin erfaßt, die historische

15 16 17

Vgl. dazu unten S. 4 0 7 f . und H . RUDOLPH, EV. Kirche und Vertriebene, Bd. 2. Vgl. dazu unten S. 447ff. Vgl. dazu unten S. 432 ff.

Das Erbe der Nachkriegsjahre

389

Unrealisierbarkeit oder das beschränkt Realisierbare jener Ansätze und Konzepte aufgewiesen zu haben, sondern mit diesen anhand der Vertreibungs- und Aufnahmeproblematik grundlegende Fragen kirchlicher Legitimation, Struktur, Verfassung, kirchlichen Lebens und die Frage von Kirche und Staat, Kirche und Öffentlichkeit aufgeworfen zu haben, die allesamt weit über die Vertriebenenaufnahme als einen kirchlichen Sektor unter anderen hinausreichen! Wie noch zu zeigen sein wird, sind jene die Kirche als ganze tangierenden Fragen, sei es die Heimat- und Schuldfrage, das Konfessionsproblem, die Problematik des Besitz- oder Volkskirchentums, ja alles andere als erledigt! Die Spannung zwischen der subsidiär angelegten, gruppenorientierten Vertriebenenarbeit als sektoralem Engagement der Kirche und jenen gesamtkirchlichen Implikaten des Vertreibungs- und Aufnahmegeschehens besteht trotz des deutlichen Abstandes zur unmittelbaren Nachkriegszeit und trotz der mit der Säkularisierung des Vertriebenenproblems und der Wiedergewinnung staatlicher Autorität bezeichneten Zäsur um die Wende zum neuen Jahrzehnt weiter fort und vermag die bleibende Bedeutung des Vertriebenenproblems für die Kirche zu signalisieren. Dies soll im folgenden schwerpunktmäßig erhellt werden.

Kapitel 9 D E R W E G ZUR E N D G Ü L T I G E N REGELUNG DER ORGANISATIONS- UND VERFASSUNGSFRAGEN 1. Zur Stellung des Ostkirchenausschusses Der Wandel in der Aufgabenstellung, eine sich mehr und mehr abzeichnende endgültige Einordnung der kirchlichen Vertriebenenarbeit als einen Teilbereich in den Fächer kirchlicher Arbeitsbereiche, riefen Ende der 40er Jahre allenthalben Bemühungen hervor, auch in organisatorischer Hinsicht zu längerfristigen Festlegungen zu gelangen. Was in dem Zusammenhang auf landeskirchlicher Ebene geschehen ist, wurde oben bereits dargestellt1. Auf seiten der EKD-Gremien setzten gleich Anfang 1949 Bestrebungen ein, der Vertriebenenarbeit eine dauerhafte angemessene organisatorische Form zu verleihen, vornehmlich unter dem Blickwinkel einer wirksamen Vereinheitlichung und Konzentration. Die ersten Schritte in dieser Richtung trugen allerdings die Tendenz einer noch größeren Vielfalt der Stellen und Kompetenzen in sich, wenn auch meistens im einzelnen der Wunsch nach Vereinfachung und Zusammenfassung dahinterstand. Ohne hier Vollständigkeit garantieren zu können, lassen sich schon auf Anhieb neben den landeskirchlichen Referenten und sonstigen Amtern, den Arbeitsgemeinschaften, „Diensten", „Beauftragten", auf zentraler Ebene Zuständigkeiten bzw. Engagements der EKD-Kirchenkanzlei, des Gustav-Adolf-Werkes, des Zentralbüros des Hilfswerks, des Kirchlichen Außenamtes (!), der V E L K D , des Bruderrates nennen, die sich neben Hilfskomitees, Ostkirchenausschuß und Kirchendienst Ost auf irgendeine Weise mit dem Vertriebenenproblem befaßten. Die in früherem Zusammenhang bereits erwähnte Konferenz der Vorsitzenden der Hilfskomitees, die am 4. Januar 1949 vom Zentralbüro des Hilfswerks durchgeführt wurde2, befaßte sich eingehend mit Organisations· und Repräsentationsfragen. Unter dem Eindruck der Entwicklung säkularer Vertriebenenorganisationen sprach Gerstenmaier von einer „Art Gesamtvertretung der evangelische Flüchtlingskirchen in Deutschland". Diese sei notwendig, um in der „Gesamtvertretung" der Vertriebenen „ein Mandat der Kirche im strengen Sinne" ausüben zu 1 2

Vgl. oben S. 192ff.; S. 223ff. Protokoll in: ADW, 327, Nr. 1/155 vom 18. 1. 1949.

Stellung des Ostkirchenausschusses

391

können. In der Ausprache einigte man sich dann darauf, zu diesem Zweck und um eine „gleichartige Bearbeitung von Grundaufgaben" zu ermöglichen, „eine gemeinsame Arbeitsstelle der Hilfskomitees" zu schaffen3. Daß hierfür die Arbeit des Ostkirchenausschusses neu belebt werden müsse, der dazu eine gesicherte Finanzierung und „volle Anerkennung" durch den Rat der E K D brauchte, scheint in dem Zusammenhang ebenfalls gefordert worden zu sein4. Zu jener „Zentralstelle" der Hilfskomitees ist es nicht gekommen. Der Ostkirchenausschuß wandte sich mit einer Eingabe an den Rat der E K D , und wenige Tage später kam es in Bethel auf der ersten Tagung der Synode der E K D zu einer Initiative: Die Synode benannte auf Vorschlag des sächsischen Landesbischofs und Mitglieds des Rates der E K D , Hugo Hahn, Professor Iwand und den hannoverschen Superintendenten Johannes Schulze für einen „Ausschuß zur Behandlung der kirchlichen Flüchtlingsprobleme" 5 . Ein solcher „Ausschuß" oder - wie es während der Synodaltagung und auch später hieß - eine „Flüchtlingskammer" mit Iwand und Schulze als Mitgliedern sind nie in Aktion getreten, wohl aber sah man in den beiden Benannten zu Recht so etwas wie Synodalvertreter für Vertriebenenfragen 6 . Eine Neubelebung des Ostkirchenausschusses, vor allem aufgrund einer neuen Legitimation und einer darauf basierenden Neuwahl der Ausschußmitglieder, die man sich im Ostkirchenausschuß von der Initia-

Ebd., S. 6 und 8. Das Protokoll gibt dies nicht zu erkennen. Hier ist immer von der „Zentralstelle innerhalb der Hilfskomitees" die Rede, während ein „Zwischenbericht über die Bemühungen zur Neuregelung des Ostkirchenausschusses" vom 20. 4. 1949 (AOKA, A 4 ) erklärlicherweise den Diskussionsbericht auf diesen Punkt abhebt. 3

4

5 So die Bezeichnung im Votum Hahns auf der Betheler Synode (BETHEL 1 9 4 9 , S. 132). In den offiziellen Bericht scheint sich ein Ubertragungsfehler eingeschlichen zu haben: Hahn erwähnt zu Beginn seines Votums (S. 131) Gespräche, die er in Bethel mit seinem Landsmann „Bruder Jürges" gehabt habe, „der ja der Vorsitzende des kleinen Ausschusses der verdrängten Ostkirchen ist". Mit ziemlicher Sicherheit dürfte es sich hier um Girgensohn, den aus dem Baltikum stammenden Vorsitzenden des O K A handeln, nicht um den lippischen Präses Jürges, der Mitglied der Eisenacher Kirchenversammlung 1948 (vgl. EZA BERLIN, E K D 042, Teilnehmerliste, Nr. 5355/1948) und der 1. Synode der E K D war (vgl.

z . B . ELBINGERODE 1 9 5 2 , S . 3 9 0 ) . 6 Da die Synode keinen eindeutigen und verbindlichen Beschluß gefaßt hatte, konnte Unklarheit darüber eintreten. So sprach Girgensohn in einem Schreiben an Sup. Schulze vom 24. 1. 1949 von den „vordringlichsten Aufgaben dieser Kammer" (nämlich der „Flüchtlingskammer"). Der „Zwischenbescheid" vom 2 0 . 4 . 1949 (AOKA, A 4 ) enthält wieder eine andere Version. Auf eine ins einzelne gehende Darstellung kann jedoch verzichtet werden, weil die tatsächliche Entwicklung einen anderen Weg nahm, wie im folgenden gezeigt wird. Am zutreffendsten ist sicher die Bezeichnung „von der Synode der E K D als Sachverständige für Flüchtlingsfragen besonders benannten Herren. . . Iwand und. . . Schulze", wie sie der Referent der Kirchenkanzlei gebrauchte (Aktenvermerk Rankes vom 7. 3. 1949, Abschrift S. 6; ebd., C 12).

392

Organisations- und Verfassungsfragen

tive des Landesbischofs Hahn erhofft hatte 7 , wurde nicht ausgelöst. Aber um eine solche Möglichkeit, auf anerkannter Basis als arbeitsfähiges O r gan der Koordinierung der Vertriebenenarbeit und Repräsentierung der Vertriebenen in der E K D tätig zu werden, ging es dem Ostkirchenausschuß vor allem 8 . Die grundsätzlicheren ekklesiologischen und kirchenrechtlichen Fragen traten, wie in anderem Zusammenhang bereits erläutert, gegenüber diesen Bemühungen zurück 9 . Richtungsweisend für die weitere Entwicklung wurde eine Besprechung Ende Februar 1949 am Rande der Hamburger Flüchtlingskonferenz des Ökumenischen Rates 10 , zu der mehrere führende Persönlichkeiten der kirchlichen Vertriebenenarbeit zusammenkamen". Zu diesem Zeitpunkt lag eine Reihe von Vorschlägen verschiedener Gremien vor, die einmal auf eine verstärkte synodale Vertretung der Vertriebenen, zum anderen aber vor allem auf die Schaffung wirksamer zentraler Institutionen abhoben. So forderte der Bevollmächtigtenausschuß des Hilfswerks in der britischen Zone eine Neubildung des Ostkirchenausschusses als „Ausschuß der Evang. Kirche in Deutschland für besondere Flüchtlingsprobleme und gemeinsame Arbeitsstelle der Hilfskomitees"; dieselbe Forderung hatte auch der Ostkirchenausschuß selbst erhoben, und darüber hinaus einen „Flüchtlingsreferenten" der E K D verlangt. Der Bruderrat stellte im wesentlichen zwei Anträge: die Beauftragung der von der E K D Synode genannten Flüchtlingsvertreter „mit der Durchführung dringender Flüchtlingsangelegenheiten in der Evangelischen Kirche in Deutsch-

7

Vgl. z . B . Girgensohn an Schulze am 24. 1. 1949 (ebd., A 1).

Vgl. das in Anm. 6 genannte Schreiben, den ebd. erwähnten Vermerk Rankes und das Schreiben Girgensohns an Ranke vom 17. 3. 1949 (AOKA, A 1). 8

' Vgl. oben S. 208. Kennzeichnend für die Verlagerung der Gewichte ist auch folgender Vorgang: Gehlhoff hatte für die ΟΚΑ-Sitzung am 3. 1. 1949 einen umfangreichen Entwurf eines Antrags an die E K D - S y n o d e ausgearbeitet, in dem noch einmal ausführlich auf die ekklesiologischen Fragen im Sinne früherer Diskussionen eingegangen wird (Entwurf in: P o m m e r n / E K U - M a t e r i a l ; V D 36). Die weitestgehende Forderung, die aus diesen Erwägungen heraus Gehlhoff erhob, zielte auf die Einrichtung eines „Ostkirchenamtes" neben Kirchenkanzlei und Kirchlichem Außenamt der E K D (S. 2). Der Entwurf fand im O K A als „zu umfangreich" nicht die notwendige Zustimmung. Statt dessen wurde ein kurzer Antrag an den Rat zur Verhandlung in der Synode vorbereitet, der dann zu der erwähnten Initiative geführt hat. Vgl. Protokoll der ΟΚΑ-Sitzung, Pkt. 3 (AOKA, C 8/ 1949). 10

Vgl. zu dieser Konferenz oben S. 51.

V o m Zentralbüro des Hilfswerks: Gerstenmaier, Prof. Scheuner (Assenheim) und von Zahn; v o m O K A : Girgensohn und G ü l z o w ; dann die beiden von der E K D - S y n o d e benannten Vertreter für Vertriebenenfragen, Iwand und Schulze, sowie Frau Seeberg von der Hermannsburger Forschungsstelle (vgl. Aktenvermerk Rankes vom 7. 3. 1949, S. 2 ; A O K A , C 12). 11

Stellung des Ostkirchenausschusses

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land" und die Einrichtung einer „Flüchtlingskammer". Die Hermannsburger Forschungsstelle, d.h. also vor allem Frau Seeberg, und das hannoversche Landeskirchenamt plädierten für die „Einrichtung einer autoritativen und repräsentativen Spitze der Flüchtlingsarbeit der Evang. Kirche in Deutschland mit besonderen Hilfskräften als Zusammenfassung der bisher geleisteten Arbeit" 12 . Das entscheidende Ergebnis der Hamburger Gesprächsrunde ist in der übereinstimmenden Ablehnung aller Pläne zu sehen, die auf die Errichtung zusätzlicher Instanzen und Gremien in der kirchlichen Vertriebenenarbeit hinauslaufen, einschließlich einer „Flüchtlingskammer" und des Amtes eines besonderen EKD-Beauftragten etwa als Pendant zum Amt des „Flüchtlingsbischofs", wie es die römisch-katholische Kirche seit 1946 besaß13. Man sah es vielmehr als geboten an, vornehmlich die Kräfte zu fördern, die „bisher schon in der Flüchtlingsarbeit tätig" waren - „besonders unter den Flüchtlingen selbst". Mittel dazu sollte eine „Aktivierung der seelsorgerlichen Befugnisse der Flüchtlingsorganisationen", also der Hilfskomitees und des Ostkirchenausschusses, sein. Vor allem eine Stärkung und zureichende verfassungsmäßige und finanzielle Ausstattung des Ausschusses, der „in der gegenwärtigen Verfassung nicht leben und nicht sterben" könne, wurden für notwendig erachtet. Was die Frage seiner ausreichenden Legitimation betrifft, so dachte man in Hamburg an eine Beauftragung durch den Rat und eine Neubildung durch Wahlen, die aus ihm eine „möglichst breit fundierte (synodale) Vertretung der Flüchtlinge" werden lasse14. Faßt man diese Erwägungen zusammen, so zielen sie im wesentlichen auf die Konzentrierung der seelsorgerlich-kirchlichen Aufgaben in einem von oben (Rat der EKD) und unten (als gewähltem Vertretungsorgan) ausreichend legitimierten Ostkirchenausschuß, der in einer Verbindung mit den Organen der E K D zu stehen habe, während die diakonische Seite der Vertriebenenarbeit weiterhin vom Hilfswerk betreut werden sollte15.

12

Zitate sämtlich aus Rankes Aktenvermerk v o m 7. 3. 1949 (S. 1 f., ebd.). A m 24. 6. 1946 hatte Papst Pius XII. den Bischof von Ermland, Maximilian Kaller, zum päpstlichen Sonderbeauftragten für die „Betreuung der katholischen Ostflüchtlinge" ernannt (vgl. A. KINDERMANN, Wandlungen, S. 116f.). - In seinem Aktenvermerk vom 7. 3. 1949 (S. 2; vgl. Anm. 11) erwähnt Ranke ausdrücklich, daß die beiden Synodalvertreter Iwand und Schulze in der Ablehnung der Pläne übereinstimmt hätten. 13

14

Zitate sämtlich aus Rankes Aktenvermerk vom 7. 3. 1949, S. 2, 3, 4 (ebd.). Ranke hatte in seinem Aktenvermerk eine enge Bindung des O K A an das Flüchtlingsreferat der Kirchenkanzlei vorgeschlagen, die durch ein (geistliches) Hilfsreferat beim (juristischen) Flüchtlingsreferenten gewährleistet werden sollte. Eine solche Konstruktion stieß beim O K A auf Bedenken. Vgl. das Schreiben Girgensohns an Ranke vom 17. 3 . 1 9 4 9 (AOKA, A 1). 15

394

Organisations- und Verfassungsfragen

Auf seiner Sitzung am 22. März 1949 legte der Rat der E K D fest, wie die organisatorischen Fragen weiter gehandhabt werden sollten. Als Grundlage für alle Regelungen galt die „einhellige Meinung", daß „die karitative Arbeit an den Flüchtlingen Aufgabe des Hilfswerks, die seelsorgerliche Arbeit Aufgabe der Landeskirchen" sei16. Auf dieser Grundlage beschloß der Rat die weitere Unterstützung des Ostkirchenausschusses, d.h. die Finanzierung der Geschäftsstelle. Darüber hinausgehende Beschlüsse, die eine Neubildung des Ostkirchenausschusses im oben erwähnten Sinn ermöglicht hätten, wurden nicht gefaßt17. Der Rat ließ damit die in Hamburg als notwendig erachtete Stärkung des Elements der Selbstorganisation als Mittel zur Eingliederung der Vertriebenen hinter die Sorge um strikte Einhaltung der aufnahmekirchlichen Kompetenz zurücktreten 18 . Auf der anderen Seite schloß sich der Rat den Argumenten an, die auch beim Hamburger Gespräch gegen die Errichtung zusätzlicher Instanzen vorgetragen worden waren. Er sprach sich gegen die Einsetzung eines „Flüchtlingsbeauftragten der Ev. Kirche in Deutschland" aus und sah auch von der Berufung einer „Flüchtlingskammer" ab. Die beiden von der EKD-Synode benannten Sachverständigen wurden vielmehr in die bereits bestehende „Kammer für soziale Angelegenheiten" berufen. Für die Bearbeitung der gesamtkirchlichen

16 Vgl. oben S. 211. Wie dort bereits dargestellt, entsprach dies der kirchenpolitischen Entwicklung in der EKD. 17 Schreiben Rankes an Girgensohn vom 24. 3. 1949 (AOKA, A 1). Ranke hatte diese Frage dem Rat nicht vorgetragen, sondern nur mit Bischof Dibelius besprochen, der eine mögliche Neubildung nicht durch Wahlen, sondern auf dem Wege der Kooptation befürwortete. 18 Es handelte sich in damaliger Sicht um einen Konflikt über die Wahl der Mittel zur Erreichung des von allen Seiten unangefochtenen Zieles, wie oben S. 198 bereits dargelegt wurde. Rankes Aktenvermerk vom 7. 3. 1949 (vg. Anm. 11) enthält eine Passage, welche dies noch einmal veranschaulicht: Man sei in Hamburg von der „Tatsache" ausgegangen, „es werde notwendig sein, die Aktivität der Flüchtlinge selbst für die kirchliche Behandlung der Flüchtlingsfrage zu fördern. Das bedeutete wiederum - so wenig erforderlich es prima facie für die Frage der Assimilation der Flüchtlinge in den Landeskirchen erscheinen möge - eine Aktivierung der seelsorgerlichen Befugnisse der Flüchtlingsorganisationen . . . Es bestand Ubereinstimmung darüber, daß die Eingliederung der Flüchtlinge in die Landeskirchen in dem erforderlichen Maße in den letzten Jahren - von erfreulichen Einzelversuchen abgesehen - nicht gelungen sei. Die Forderung, nun die kirchlichen Flüchtlingsorganisationen an der Arbeit für diese Eingliederung zu beteiligen, bedeute also, es seien die Flüchtlinge als Subjekte und nicht lediglich als Objekte der Eingliederung ernst zu nehmen. Die Flüchtlingsorganisationen der O K A wurden als der Pfahl im Fleisch der Landeskirchen bezeichnet, den man jedoch um der Wahrheit willen ernst zu nehmen habe. N u r wenn man ihn ernst nehme, werde es gelingen, zu einer wirklichen Eingliederung der Flüchtlinge in die Landeskirchen zu gelangen" (S. 2 f.). Vgl. zu diesem Problem auf diakonischer Ebene oben S. 93-97.

Stellung des Ostkirchenausschusses

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Aspekte der Vertriebenenarbeit sah der Rat die EKD-Kirchenkanzlei und das entsprechende Referat darin als zuständig an". Daraufhin fanden mehrere Verhandlungen statt, in denen Vertreter des Ostkirchenausschusses, des Zentralbüros und der Kirchenkanzlei, zeitweilig auch des Gustav-Adolf-Werkes, des Kirchlichen Außenamtes, der VELKD und des Wiederaufbau-Ausschusses über die Umformung des Ostkirchenausschusses berieten und eine „Verordnung" entwarfen, die vom Rat in Kraft gesetzt werden sollte20. Dieser Entwurf, am 18. Mai 1949 abschließend in kleinerem Kreis beraten, auferlegte dem Ausschuß „in der ihm und dem ganzen deutschen Volk gesetzten Ubergangszeit die Sorge der Kirche um die geistliche und diakonische Betreuung der Ostvertriebenen". Der Ostkirchenausschuß ist vorgesehen als das Organ, in dem sämtliche Zweige der kirchlichen Vertriebenenarbeit „gelenkt" und koordiniert werden und die kirchliche Vertriebenenarbeit sich repräsentiert findet21. Im Ostkirchenausschuß gab man sich der Meinung hin, dieser Entwurf werde vom Rat „in Kürze in Kraft gesetzt werden"22. Die Erörte-

" So die Mitteilung Rankes an Girgensohn vom 24. 3. 1949 (ΑΟΚΑ, A 1). Vgl. Aktennotiz Herbsts vom 7.4. 1949 (Abschrift), Zwischenbericht über die Bemühungen zur Neuregelung des O K A vom 20. 4. 1949 (ΑΟΚΑ, A 4), Telegramm und Schreiben Rankes an Girgensohn vom 5. 5. 1949, dasselbe vom 10. 4. 1949, Gülzow an Tietze vom 19. 5. 1949, Gülzow an die Mitglieder des O K A vom 20. 5. 1949 (soweit nicht anders vermerkt, immer in: ebd., A 1). Am 17. 5.1949 übergab Ranke Girgensohn, Gülzow und Brunotte den „Entwurf einer Verordnung des Rates der EKD über die kirchliche Versorgung der Ostvertriebenen". 21 Die entscheidenden Passagen des Entwurfs lauten: „§ 1. Der Ostkirchenausschuß betreut im Namen der EKiD und im Rahmen ihrer durch die Grundverordnung gegebenen Zuständigkeit die evangelischen Ostvertriebenen . . . § 3. Er hat insbesondere die Aufgabe a) in seelsorgerlicher und geistlicher Hinsicht die Erfassung der evangelischen Ostvertriebenen durch die Hilfskomitees anzuregen und zu lenken, die Arbeit der Hilfskomitees zusammenzufassen und zu betreuen. Er erstrebt nicht die Bildung besonderer Flüchtlingskirchen. b) der Fühlungnahme mit den Landeskirchen und ihre Beratung in den Angelegenheiten der Förderung der Seelsorge an den Ostvertriebenen und der Ostpfarrer, der Mitwirkung bei der Seelsorge an den Ostvertriebenen im Einvernehmen mit den Landeskirchen und Ortsgeistlichen. c) der Beratung und Anregung der Organe der EKiD in den Angelegenheiten der Ostpfarrer und der geistlichen Versorgung der Ostvertriebenen. d) der gesamtkirchlichen Beratung und Anregung der Arbeit des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen in Deutschland auf dem Gebiet diakonischer und sozialpolitischer Betreuung der Ostvertriebenen." 22 So z.B. Gülzow 19.5. 1949 an Tietze (ΑΟΚΑ, A 2). In diesem Schreiben teilt Gülzow mit, der O K A werde einen Hauptgeschäftsführer wählen, der in der Kirchenkanzlei der E K D als „Hilfsreferent" mit vollem Gehalt angestellt werde, in seiner Arbeit aber an die Beschlüsse und Weisungen des O K A gebunden sei. Auch das Gustav-Adolf20

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Organisations- und Verfassungsfragen

rungen des Rates zeitigen jedoch ein anderes Ergebnis, nämlich die oben erwähnte23 „Geschäftsordnung für den Kirchlichen Hilfsausschuß für die Ostvertriebenen (Ostkirchenausschuß)" vom 1. Juli 1949. Die Unterschiede zwischen Entwurf und Ratsbeschluß sind erheblich. Dies beginnt schon beim Formalen: Nicht die in den vorbereitenden Gesprächen für notwendig erachtete „Verordnung", sondern lediglich ein Statut bildete nun die Grundlage der künftigen Arbeit24. Des weiteren deutet bereits die Bezeichnung „Hilfsausschuß" (§ 1) auf ein grundlegend anderes Konzept, wie es in den Einzelbestimmungen der §§ 1, 3 und 4 sichtbar wird. Nannte der Entwurf noch die „Betreuung" der ev. Ostvertriebenen als Aufgabe des Ostkirchenausschusses (§ 1), so spricht der Rat in § 1 (2) lediglich davon, der Ostkirchenausschuß „tut seinen Dienst für die evangelischen Vertriebenen" usw. Eine entsprechende Abschwächung enthält § 3, in dem diese Aufgabe näher bezeichnet wird. Im Entwurf hieß es lapidar: Dem Ausschuß „ o b l i e g t . . . die Sorge der Kirche um die . . . Betreuung der Ostvertriebenen 25 ". Der Rat sah die Aufgabe nur noch darin, „. . . die kirchliche Versorgung der Ostvertriebenen zu fördern. . . . Durch seinen Dienst soll er die Arbeit der kirchlichen Stellen an den Ostvertriebenen unterstützen; kirchenleitende Befugnisse stehen ihm nicht zu." Auch der Modus der Bestellung eines Vertrauensmannes für die jeweilige Landeskirche erfährt im Ratsbeschluß eine kennzeichnende Modifizierung des Entwurfs. Bedurfte es hiernach lediglich der „Fühlungnahme mit den Kirchenleitüngen", so schreibt der Rat nun das „Einvernehmen mit den zuständigen Kirchenleitungen" vor (§ 4). Die „Geschäftsordnung" ist Ausdruck davon, wie sich die ressortmäßige und kirchenrechtliche Behandlung der Ostkirchen- und Vertriebenenfrage in den Nachkriegsjahren überhaupt entwickelt hatte. Mit seinen Modifikationen des Entwurfs einer „Verordnung" hat der Rat nichts anderes getan, als das am 22. März 1949 festgestellte Prinzip konsequent anzuwenden, daß die seelsorgerliche Arbeit an den Vertriebenen „Aufgabe der Landeskirchen" sei. Und das entsprach eben genau der BedeuWerk werde voraussichtlich einen finanziellen Beitrag dazu leisten. Außerdem sei geplant, in einem zweiten Schritt eine besondere Stelle des O K A in Stuttgart zu schaffen. Diese solle „im Zusammenhang mit dem Zentralbüro" eine „Intensivierung der sozialpolitischen und caritativen Arbeit. . . erreichen". Diese v o m O K A ursprünglich nicht angestrebte Regelung geht auf eine Konstruktion zurück, die O K R Ranke im März entwickelt hatte. 23 Vgl. oben S. 212. D e r in UNVERLIERBARKEIT 1/1 (S. 57ff.) wiedergegebene Wortlaut entspricht in § 2 der ursprünglichen, nicht aber der endgültigen, auf der Sitzung des Rates der E K D am 11./12. 1. 1951 beschlossenen Fassung, wie sie dann im Amtsblatt der E K D 1951 veröffentlicht wurde. 24 Eine v o m Rat verabschiedete „Verordnung" hätte den Rang eines Kirchengesetzes bekommen. Vgl. Art. 2 9 (2) der E K D - G r u n d o r d n u n g von 1948. 25

Vgl. den vollständigen Wortlaut des § 3 oben S. 395, Anm. 21.

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tung, die den Landeskirchen beim Aufbau der E K D zukam 26 . Man kann nicht umhin, den „Entwurf" mit der darin konzipierten weitgehenden Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Ostkirchenausschusses als eines ostkirchlichen Führungsorgans der Selbsthilfe und -organisation als reichlich illusionär anzusehen, führt er doch weit über den damaligen kirchenpolitischen Rahmen hinaus und ignoriert den Ratsbeschluß vom 22. März 1949 - wenigstens die darin enthaltene Intention, denn dem Wortlaut vermochte man mit seinem Verständnis im Ostkirchenausschuß sicher zuzustimmen. Die Nachricht von diesem Beschluß erreichte Girgensohn durch das Schreiben Rankes vom 15. Juli 1949 27 . Die erste Reaktion bei Mitgliedern des Ostkirchenausschusses, soweit sie sich in den Akten niedergeschlagen hat, spiegelt Betroffenheit, ja teilweise Verletztheit und Auflehnung wider 28 ; ein Beweis wiederum dafür, daß man sich - wohl aus der täglichen Konfrontation mit den Problemen und Erfordernissen der Vertriebenenarbeit - der Grenzen nicht voll bewußt war, die der Behandlung der Verfassungs- und Organisationsfragen auf der E K D Ebene gesetzt waren. Ein solches Gremium, wie es die Ausschußmitglieder als notwendig ansahen, mit derartig weitgehenden Kompetenzen im Bereich der Seelsorge, wie sie der „Verordnungs"-Entwurf Vgl. dazu oben S. 203 u. ö. AOKA, A 1. 28 Beredtes Zeugnis dafür gibt ein Brief, den Gülzow am 21. 7. 1949 an Girgensohn schrieb (ebd.). Gülzow nennt die Behandlung der Sache durch den Rat einen „Skandal": „Für mich ist es nur höchst bezeichnend und in keiner Weise überraschend, daß man den Ausschuß der verdrängten Ostkirchen jetzt umfrisieren möchte in einen kirchlichen Hilfsausschuß. . . " Der O K A solle „schleunigst seine Selbstauflösung beschließen. . . , wenn wir uns unter dieses Joch des Rates der E K D - sprich der satten, in ihrem Machtbewußtsein angetasteten Landeskirchen - beugen müßten. . . " Besonderen Anstoß nahm Gülzow auch an der Behandlung der finanziellen Probleme. Die in den vorbereitenden Gesprächen entwickelte Konstruktion eines geistlichen Hilfsreferenten, angestellt bei der Kirchenkanzlei, als Geschäftsführer des O K A , war vom Rat verworfen worden. Stattdessen beließ er es bei seinem im März 1949 auf 600 D M und einen Sonderzuschuß zur Entschädigung eines weiteren Mitarbeiters begrenzten Engagement. Dazu Gülzow: „Jedes einzelne Hilfskomitee bekommt ja vom Zentralbüro trotz der drastischen Einschränkungen mehr!" An späterer Stelle erwägt Gülzow den Gedanken eines „Ostpfarrer-Notbundes", „damit man einmal in den eigenen Reihen die Möglichkeit der Selbsthilfe sichert und zum anderen mit revolutionärem Schwung und öffentlich die Kirche anklagt wegen der unglaublichen Behandlung der finanziellen Betreuung." Natürlich handelt es sich bei solchen Äußerungen um spontane Äußerungen, die bald anderen Erwägungen Platz machten. Trotzdem zeigt dieser Vorgang, wie auch gerade an solchen Verfassungs- und Organisationsfragen ein „Trauma", eine Wunde, aufbrechen konnte, das auf die Kirche bezogene „Trauma der Vertriebenen": Man glaubte sich nicht genügend ernstgenommen sowohl hinsichtlich der Werte, die man in der Heimat hatte zurücklassen müssen, als auch hinsichtlich der Bemühungen, die im Aufnahmeland zur Bewältigung des Vertriebenenproblems nötig waren. Vgl. zu den wirtschaftlichen und kulturellen Wurzeln des „Traumas" z . B . F. SPIEGEL-SCHMIDT, Die Vertriebenen, S. 152ff. 26

27

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beinhaltete, wäre in der Tat ein völliges Unikum im Bereich der E K D gewesen. Gülzow - damals noch stellvertretender Vorsitzender des Ostkirchenausschusses - unterrichtete sofort sämtliche Hilfskomitees und erbat eine baldige Stellungnahme zum Ratsbeschluß. Daß und warum er selbst „entschiedenen Widerspruch erheben muß", teilte er gleich mit. E r nahm Anstoß an der neuen Bezeichnung „Hilfsausschuß . . . für die Ostvertriebenen", weil es zum einen „lächerlich erscheinen" und „Verbitterung hervorrufen" müsse, daß die E K D der „tiefschichtigen und brandigen N o t der Ostvertriebenen durch einen ,Hilfsausschuß' beikommen" wolle, zum anderen der Charakter des Ostkirchenausschusses als einer „Selbsthilfeeinrichtung der verdrängten Ostkirchen" beseitigt werde. Weiter kritisierte Gülzow Aussagen über „die Ostvertriebenen" in der Präambel als „nicht nur unbegreiflich sondern sachlich grundfalsch" 29 . Das, was in den Akten an Antworten enthalten ist, und die Beurteilung der „Geschäftsordnung" durch einzelne ΟΚΑ-Mitglieder decken sich großenteils mit Gülzows Beurteilung. Zunächst muß aber festgestellt werden, daß nur wenige Hilfskomitees eine Stellungnahme zurückschickten. Abgesehen von einem Schreiben, in dem sich Gehlhoff zustimmend zur Kritik Gülzows am Ratsbeschluß äußerte, fehlt eine Reaktion der reichsdeutschen Hilfskomitees völlig30. Von den kleineren auslandsdeutschen Komitees trafen nur wenige Antworten ein. Keine davon enthält ein W o r t der Zustimmung zum Ratsbeschluß, es werden lediglich teilweise noch andere Schwerpunkte als bei Gülzow gesetzt31. 29 In der Präambel der Geschäftsordnung heißt es u.a.: „Daneben empfinden sie [die Ostvertriebenen] eine Verpflichtung, zu ihrer organischen Einfügung in die Landeskirchen, in die sie eingetreten sind, mit Rat und Tat hilfreich beizutragen. Die Ostvertriebenen sind ferner bemüht, der hier und da auftretenden Gefahr des Absinkens in Unkirchlichkeit und Bindungslosigkeit des Abwanderns zu Sekten und der politischen Radikalisierung zu wahren." Dazu Gülzow: es sei „doch einfach nicht wahr", daß die Ostvertriebenen eine solche Verpflichtung empfinden: „Ich frage mich, in welcher Welt der Rat. . . lebt, wenn er solche Behauptungen aufstellt. Wahr ist, daß die Ostvertriebenen in wachsendem Maße erbittert der Kirche gegenüberstehen und ihr den Rücken kehren. . . , daß die Ostvertriebenen bei aller Anerkennung dessen, was gewollt und versucht worden ist, von der Kirche sich in ihrem Kampf um ihr Recht und ihre Existenz verlassen fühlen. Wahr ist, daß die Ostvertriebenen Anklage gegen die Kirche erheben, weil ihr tatsächliches Handeln im Widerspruch steht zu ihrer Verkündigung. Darum gehen die Ostvertriebenen zu ihren Kampforganisationen, zu Sekten usw." (Schreiben vom 21. 7. 1949; vgl. Anm. 28). Der „Verordnungs"-Entwurf hatte jene Aussagen in der Präambel anders bezogen, nicht als subjektive Aussage über die Vertriebenen, sondern im Sinne objektiver Tatsachenfeststellung: „Mit Rücksicht auf die Verpflichtung der Ostvertriebenen" usw. 50 Schreiben Gehlhoffs an Gülzow vom 26. 7. 1949 ( Α Ο Κ Α , A 4). Hatte Gülzow die Gründung eines „Ostpfarrer-Notbundes" als Gegenmaßnahme in Erwägung gezogen, so schlug Gehlhoff vor, die großen, also die APU-Hilfskomitees, müßten „sich zusammentun und eine Flüchtlingssynode der A P U abhalten". 31 So sieht der schwarzmeerdeutsche Pastor Heinrich Roemmich das Hauptgewicht

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Ende Juli berichtete Girgensohn dem Referenten der Kirchenkanzlei, die Äußerungen, die ihm bisher zugegangen seien, enthielten „schwerwiegende Bedenken", die er auch persönlich teile. Der Ostkirchenausschuß äußere deshalb die „dringende" Bitte, die Veröffentlichung im Amtsblatt solange hinauszuschieben, „bis der Ostkirchenausschuß zu Worte gekommen ist". Girgensohn hoffte noch auf eine Korrektur des Ergebnisses. Die Veröffentlichung des Ratsbeschlusses war jedoch zu dem Zeitpunkt nicht mehr rückgängig zu machen 32 . Der Bitte Girgennicht in der „Form der Zusammenarbeit mit der E K D " , die „Entscheidung über den Erfolg unserer Arbeit" liegt vielmehr „im Geist und in der Praxis, welche die Zusammenarbeit. . . mit der E K i D und den Landeskirchen bestimmen". Im übrigen macht Roemmich seine Stellungnahme von einer „eingehenden Besprechung und Klärung der einzelnen Fragen" abhängig (Schreiben vom 29. 7. 1949; A O K A , Al/1949). Der Vorsitzende des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, F. H. Reimesch, pflichtet Gülzow völlig bei, geht aber bei der Benennung der Motive vom Gegensatz „volksdeutsch" „reichsdeutsch" aus. Er sieht hinter dem Ratsbeschluß „die gleiche Arroganz, über die wir Volksdeutschen uns in früheren Zeiten oft so bitter gekränkt haben", die „gleichen Gründe, aus denen uns die amtlichen Stellen ablehnen, weil man uns nämlich als minderwertig betrachtet". Dabei - so Reimesch an späterer Stelle - könnten „die reichsdeutschen Kirchen und noch mehr ihre Diener sehr viel von den Heimatvertriebenen lernen. . ., weniger in theologisch-wissenschaftlicher Weise, sondern in echtem, tat- und opferbereitem Christentum". In dem Zusammenhang erscheint auch ein Passus in Gehlhoffs Schreiben aufschlußreich (vgl. Anm. 30), in dem es heißt: „Freilich werden die auslandsdeutschen Kleinkomitees sich unter die liebesgabenspendende Hand der Kirche gern beugen. Sie haben ja kein kirchliches Selbstbewußtsein." Der Hauptgeschäftsführer des polendeutschen Hilfskomitees, Ο . E. Günther, stimmt Gülzows Kritik ebenfalls zu. Er vermißt beim Rat eine Würdigung des „großen Schicksals, das über die Kirchen gekommen ist". Die Formel „Seelsorge an den Ostpfarrern" (§ 3, b) findet er „wenig würdig. . ., während die Ostpfarrer sich in erfolglosen Bemühungen um eine seelsorgerliche Betreuung ihrer Glaubensgenossen aus der alten Heimat verzehren und feststellen müssen, wie gerade infolge dieses Versäumnisses die Menschen von der Kirche abbröckeln und politisch schwankend und unzuverlässig werden". Er fordert den „Mut", dem O K A „Rechte und Würde zu geben". 32 Die Geschäftsordnung wurde im ABL E K D 1949, S. 138 veröffentlicht. 1981 kam es zu einer Neufassung der Geschäftsordnung des Ostkirchenausschusses; die Ostkirchliche Information ( O K I ) 1981/VII/VIII, S. 3f. berichtet folgendes: „Nach Vorgesprächen in der Kirchenkanzlei hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland eine Abänderung der Aufgabenstellung des Kirchlichen Hilfsausschusses für die Ostvertriebenen (Ostkirchenausschuß) beschlossen. Die veränderten Verhältnisse 35 Jahre nach dem Zusammenbruch haben es erforderlich gemacht, die Arbeit des O K A zu überdenken und der inzwischen erfolgten Entwicklung anzupassen. Die neue Fassung des Paragraphen 3 der Geschäftsordnung, die nachfolgend wiedergegeben wird, verankert die Zusammenarbeit mit dem für Umsiedler und Vertriebenenfragen Beauftragten des Rates, Propst Horst Schubring, Gießen, ferner mit dem Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen e.V. sowie mit dem Aussiedlerpfarrer bei der E K D , Siegfried Springer, Hannover, und dem Diakonischen Werk der E K D . Neufassung von § 3 Der Ostkirchenausschuß hat die Aufgabe, in enger Zusammenarbeit mit dem für Umsiedler- und Vertriebenenfragen Beauftragten des Rates der E K D die kirchliche

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sohns, zu einem „wirklichen Gespräch zu kommen, was ich . . . die ganze Zeit über angestrebt habe", konnten sich Kirchenkanzlei und Rat nach Lage der Dinge nicht verschließen. Denn angesichts des starken Widerspruchs auf Seiten des Ostkirchenausschusses stellte sich folgende Alternative: Entweder blieb es bei der Geschäftsordnung und, was ebenso wichtig war, bei den eingeschränkten Finanzverhältnissen. Das hätte den Rücktritt eines Teils der Ausschuß-Mitglieder, vor allem der beiden Vorsitzenden Girgensohn und Gülzow, zur Folge gehabt. Oder es kam zu einem Vermittlungsversuch und einer Revision des Ratsbeschlusses. Die erste „Lösung" hätte für jede der beiden Seiten unerwünschte Folgen gezeitigt. Es war Girgensohn, der dies am deutlichsten aussprach und sich entsprechend um einen Ausgleich bemühte: „Ich für meine Person bin mir jedenfalls darüber im klaren, daß ich bei dieser Sachlage den Vorsitz niederlegen muß, denn ich bin mit meinen Versuchen als Exponent einer Richtung, die die friedliche Zusammenarbeit erstrebte, gescheitert. Auf der anderen Seite wird der dadurch entstehende Bruch im Rat doch sehr schwere Konsequenzen nach sich ziehen. In irgendeiner Form müßte unser Schritt doch publiziert werden. Das würde in jedem Falle in der Richtung einer weiteren Entkirchlichung der Flüchtlingsmassen wirken und andererseits bei der ganzen politischen Situation, auch im Osten den kirchlichen Gegnern ein geeignetes Hetzmaterial in die Hand geben. Es liegt also eine ungeheuere Verantwortung im Geschehen, die wir nur im äußersten Fall vor Gott tragen können." 3 3

Versorgung der Vertriebenen zu fördern und bei der geistlichen Ausrichtung der an ihnen geleisteten diakonischen Arbeit mitzuwirken. Durch seinen Dienst soll er die Arbeit der kirchlichen Stellen an den Vertriebenen unterstützen; kirchenleitende Befugnisse stehen ihm nicht zu. In diesem Zusammenhang hat er insbesondere folgende Aufgaben: a) Den Dienst der im .Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen e.V.' zusammengeschlossenen Hilfskomitees (Gemeinschaften) an den Gliedern ihrer früheren Kirchen innerhalb der Gliedkirchen der E K D anzuregen und zu unterstützen, sowie den Dienst an den Aussiedlern in Zusammenarbeit mit dem von der E K D berufenen Pfarrer und dem Diakonischen Werk der E K D e.V. zu fördern; b) Tagungen anzuregen und zu veranstalten sowie an der Arbeit Interessierte zu sammeln; c) die Organe der E K D und ihrer Werke in der geistlichen Versorgung der Vertriebenen zu beraten und Anregungen zu geben; d) die nachwachsenden Generationen für das kirchliche Leben im Osten zu interessieren und Jugendbegegnungen zu fördern; e) die kirchlichen Vorgänge und Entwicklungen im Osten zu beobachten und hierüber in geeigneter Weise zu informieren; f) die Verbindung zur katholischen sowie zur nichtkonfessionellen Vertriebenenarbeit zu halten und die evangelischen Belange zur Geltung zu bringen; g) die kirchengeschichtliche Arbeit über die früheren Kirchengebiete anzuregen und zu fördern." 33 Schreiben Girgensohns an Gülzow vom 8. 8. 1949 (ΑΟΚΑ, A 1). Doch auch aus der Sicht des Rates ließen sich innere kirchenpolitische Gründe gegen einen solchen Bruch finden. Ein Ausscheiden Girgensohns würde, wie O K R Ranke am 5. 8. 1949 an den Präsidenten der Kirchenkanzlei, Brunotte, schrieb, „praktisch ein starkes Uberhandnehmen des Einflusses von Professor Iwand" mit einer dezidiert bruderrätlichen Linie „und

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Anfang August kam, zunächst durch Girgensohn und Ranke, ein Vermittlungsprozeß in Gang 34 . Am wenigstens Schwierigkeiten bereitete noch das Problem einer angemessenen finanziellen Absicherung, wohingegen Änderungen der bereits amtlich veröffentlichten Geschäftsordnung erheblich schwieriger waren. Auf der Sitzung des Ostkirchenausschusses am 16. August 1949 gelang es, eine auf Ausgleich bedachte Linie durchzusetzen. Zur Diskussion stand zunächst der Entwurf eines Schreibens an den Rat, von Girgensohn und Gülzow eingebracht, in dem die bisherige Kritik aufrechterhalten wurde: Die weitere Mitarbeit des Ausschusses sollte davon abhängig gemacht werden, „daß der Ostkirchenausschuß als unabhängige Vertretung der .verdrängten Ostkirchen' anerkannt würde" 35 . W o r auf schon das Echo auf Gülzows Anfrage vom 21. Juli 1949 schließen ließ 36 , das zeigte auch diese Sitzung: Es herrschte zwar auf der einen Seite große Erregung über die Behandlung durch den Rat, doch gab es auch Stimmen, die den Vorgang „wesentlich ruhiger" betrachteten, wie Brunotte berichtet. Zu diesen gehörten Brummack und Spiegel-Schmidt 37 . Brunotte erläuterte dann den Werdegang des Ratsbeschlusses im einzelnen und vermochte den gesamten Ostkirchenausschuß davon zu überzeugen, daß der Rat keine „Bagatellisierung der Flüchtlingsfrage" im Sinne gehabt hätte. Man einigte sich auf die Bitte, im Rat die Anliegen vortragen zu dürfen. Girgensohn und Gülzow fertigten in diesem Sinne ein neues Schreiben, in dem zunächst dem Rat gedankt wurde, daß er sich „erneut zu seinem Beschluß vom 10./11. Oktober 1946 bekannt und damit den Charakter des Ostkirchenausschusses als eines selbstgewachsenen kirchlichen Organs und Sprachrohres der Ostvertriebenen anerkannt hat" und daß „die Geschäftsordnung unsere Arbeit im Einklang mit unseren Vorschlägen ermöglicht". Die Kritik an der Präambel und an der vom Rat gewählten neuen Bezeichnung des Ostkirchenausschusses wurde nochmals vorgetragen, jedoch nicht mehr eine statutarische Änderung zur Voraussetzung der Weiterarbeit gemacht. Statt dessen heißt es nun: „Den

damit leider das Anwachsen der Schwierigkeiten mit den lutherischen Landeskirchen bedeuten" ( A K K 518, Beiheft OKA-Hilfskomitees-Finanzen, I, N r . 5338). 34 Treffen zwischen beiden am 5. 8. 1949. Vgl. Schreiben Girgensohns vom 5. 8. 1949 ( A O K A , A 1) und Ranke an Brunotte am 5. 8. 1949 (vgl. Anm. 33). 35 So der Bericht Brunottes im Aktenvermerk vom 17. 8 . 1 9 4 9 (vgl. Anm. 33, N r . 5712). Brunotte war wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit selbst zu dieser Sitzung nach Bethel gereist. Sein Vermerk ist die ausführlichste Quelle. Außerdem existiert noch das offizielle Ο Κ Α - P r o t o k o l l , verfaßt von Gehlhoff ( A O K A , A 1).

Vgl. oben S. 398. Iwand sowie der frühere jugoslawiendeutsche Kirchenpräsident H a m m waren auf der Sitzung nicht anwesend. 36 37

402

Organisations- und Verfassungsfragen

besten Weg zur zukünftigen Vermeidung solcher Mißverständnisse sehen wir in einer brüderlichen Zusammenarbeit."38 Die Ratssitzung am 6./7. September 1949 bot Gelegenheit zur endgültigen Klärung. Girgensohn und Gülzow, die als Vertreter des Ostkirchenausschusses erschienen waren, fanden, wie sie selbst berichteten39, „eine außerordentliche Aufmerksamkeit und Freundlichkeit gegenüber unserer kirchlichen Arbeit an den Flüchtlingen" vor. Die vom Ausschuß beanstandeten Formulierungen in der Präambel und vor allem die Bezeichnung „Kirchlicher Hilfsausschuß für die Ostvertriebenen (Ostkirchenausschuß)" gehen auf eine Überarbeitung zurück, die der Entwurf vom Mai 1949 in der Berliner Stelle der E K D Kirchenkanzlei unter dem Gesichtspunkt einer Abstimmung mit der kirchlichen Lage im Osten erfahren hatte. Dem Rat war dieser Vorgang bei seinem Beschluß im einzelnen nicht gegenwärtig gewesen40. Entscheidendes Ergebnis der Aussprache war eine wesentlich bessere finanzielle Ausstattung des Ostkirchenausschusses, die ihm nunmehr eine ordentliche Geschäftsführung ermöglichte. Es konnte noch im selben Jahr mit Pfarrer SpiegelSchmidt, dem Vorsitzenden des ungarndeutschen Hilfskomitees, ein Geschäftsführer bestellt werden, der fast ein Jahrzehnt (bis zum Frühjahr 1958) das Wirken des Ostkirchenausschusses entscheidend mitgestaltete. Spiegel-Schmidt, der an der organisatorischen Ausbildung der Vertriebenenarbeit in der bayerischen Landeskirche maßgeblich beteiligt war41, kennzeichnete noch vor seiner Berufung die Linie, derentsprechend die Arbeit des Ausschusses zu bestimmen sei: Diese sei „in erster Linie nicht. . . eine Angelegenheit der kirchlichen Bürokratie", sondern wichtigste Aufgabe sei „die Schaffung eines geistlichen Zentrums für die Flüchtlingsarbeit" 42 . Damit war wohl allein der Rahmen auszufüllen, wie er durch die Ratsbeschlüsse vom 1. Juli und 6./7. September 1949 für die Arbeit des Ostkirchenausschusses abgesteckt und von seinen Mitgliedern mehr oder weniger bereitwillig akzeptiert worden war. Das Gewicht, das der Ausschuß in der kirchlichen Vertriebenenarbeit gewinnen konnte, lag nicht in der Verfassung, mit der ihn der Rat

38

Schreiben des O K A an den Rat der E K D v o m 29. 8. 1949 ( A O K A , A l ) .

39

Schreiben Gülzows an die ΟΚΑ-Mitglieder vom 30. 9. 1949 (ebd., A 2). Vgl. Schreiben Gülzows an Spiegel-Schmidt vom 10. 9. 1949 (ebd., A 4, N r . 1855).

40

41 Spiegel-Schmidt war Leiter des volksmissionarischen Arbeitskreises der Hilfskomitees (vgl. obenS. 253 f.). 42 Schreiben Spiegel-Schmidts an Gülzow und Girgensohn v o m 11. 10. 1949 (AOKA, A 2). Spiegel-Schmidts Brief wurde auf der Ο Κ Α - S i t z u n g am 17. 10. 1949 verhandelt und fand - soweit aus dem Protokoll ersichtlich - keinen Widerspruch. Iwand, der nicht anwesend war, befürwortete diese Gewichtung der Aufgaben in einem Schreiben am 11. 11. 1949 (ebd.) und verwandte ebenfalls den Ausdruck „geistliches Zentrum" in dem Zusammenhang.

Hilfskomitees und Hilfswerk

403

ausgestattet hatte, und war auch nicht durch weitere Anstrengungen auf kirchenrechtlichem oder statuarischem Gebiet zu vergrößern. Der Ostkirchenausschuß war in dieser Hinsicht der „Hilfsausschuß", wie ihn der Ratsbeschluß vom 1. Juli 1949 bestimmt hatte, geblieben und nicht nachträglich doch noch zum Vertretungsorgan der verdrängten, ehemaligen Ostkirchen geworden. Daran hatten die anschließenden Verhandlungen nichts geändert. Die Frage einer „repräsentativen Spitze", einer kirchlichen „Generalvertretung" der Vertriebenenarbeit war bei dieser Ausstattung noch nicht geregelt, sondern stand weiter im Raum.

2. Die Herauslösung der Hilfskomitees aus dem Hilfswerk Für den Ostkirchenausschuß beendeten die Ratsbeschlüsse von 1949 einen mehrjährigen Schwebezustand. Erstmals wurde eine ordentliche Geschäftsführung ermöglicht. Anders wirkten sich dagegen die Wende und Neuausrichtung der Vertriebenenarbeit für die Hilfskomitees aus, die mit ihrer organisatorischen und materiellen Verankerung im Hilfswerk bislang eine vergleichsweise stabile Grundlage besessen hatten. Eben zu dem Zeitpunkt, als sich endlich eine Klärung für den Ostkirchenausschuß abgezeichnet hatte, erreichte diesen die Nachricht, daß sich das Hilfswerk nicht länger in der Lage sähe, die Hilfskomitees finanziell zu tragen43. Diese Nachricht traf die Ausschußmitglieder und die Vorsitzenden der Hilfskomitees ziemlich unvorbereitet. Zwar waren - wie in früherem Zusammenhang bereits erwähnt44 - seit der Währungsreform Finanzierungsschwierigkeiten und mögliche organisatorische Veränderungen auf verschiedenen Sitzungen des Hilfswerks bereits besprochen worden, doch konnten die Vertriebenenvertreter bis zum Sommer 1949 davon ausgehen, daß man im Wiederaufbau-Ausschuß und im Zentralbüro eine Fortführung der Arbeit, gerade der auslandsdeutschen Hilfskomitees, für unerläßlich hielt45. So nimmt es nicht wunder, daß die Nachricht aus Stuttgart im Ostkirchenausschuß und bei den Hilfskomitees zu Vermutungen und Spekulationen führte, deren Sachgehalt heute nur schwer nachzuprüfen ist46. Zu einer ersten Aus43 Schreiben des Zentralbüros an die Vorsitzenden der Hilfskomitees vom 16. 9. 1949 und an den O K A v o m 26. 9. 1949 (ΑΟΚΑ, A 2/1949). Vgl. dazu die Schreiben Girgensohns an Gülzow v o m 26. 9. 1949, Gülzows an die ΟΚΑ-Mitglieder vom 30. 9. 1949 und des O K A an die Vorsitzenden der Hilfskomitees vom 4. 11. 1949 ( A K K , 518, Ostpfarrer Beiheft O K A , I, N r . 8059). 44

Vgl. oben S. 95.

45

Vgl. oben S. 97.

So soll Gerstenmaier auf einer Tagung der Geschäftsführer der Hauptbüros, auf der aber keine Vertriebenenvertreter anwesend waren, über den Plan der Auflösung der 46

404

Organisations- und Verfassungsfragen

spräche und Klärung kam es auf der Sitzung des Ostkirchenausschusses am 17. Oktober 1949, an der Dr. Maurer vom Zentralbüro und Oberkirchenrat Ranke teilnahmen47. Maurer stellte klar, daß ab 1. Januar 1950 nicht mehr mit einer finanziellen Hilfe von seiten des Zentralbüros gerechnet werden könne. Auf Vorschlag von Ranke überschlug man den Mindestbetrag, der zur Aufrechterhaltung der einzelnen Hauptgeschäftsstellen der Hilfskomitees nötig sein werde und stellte an Rat und Zentralbüro den Antrag, die errechnete Summe jeweils zur Hälfte zu übernehmen. Die anschließenden Verhandlungen führten jedoch in andere Richtung. Am 12. Dezember 1949 rief Gerstenmaier die Vorsitzenden der Hilfskomitees zusammen. Man beschloß, die Arbeit der Hauptgeschäftsstellen in vier Arbeitsgemeinschaften zusammenzufassen, in München, Stuttgart, Lippstadt und Lübeck48. Der Beschluß erwies sich jedoch bald als nicht oder nur zum Teil durchführbar, da abgesehen von München 4 ' die Interessen der jeweils betroffenen Hilfskomitees nicht einfach dem organisatorischen (Lippstadt) oder finanziellen (Lübeck, Stuttgart) Rahmen eingeordnet werden konnten. Die Gefahr erschien zu groß, daß die Arbeit an bestimmten Heimatgruppen überhaupt eingestellt werden müsse oder - vor allem im Falle der reichsdeutschen Hilfskomitees - nur auf Kosten der heimatkirchlichen Prägung aufrechterhalten werden könne. N u r wenige Wochen später zeigte sich jedoch ein anderer Weg, das anstehende Problem zu lösen. Es gelang Spiegel-Schmidt nämlich, bei der Kirchlichen Westkonferenz 50 Gehör zu finden. Schon auf der ersten Sitzung dieses Gremiums konnte der Vorsitzende des Ostkirchenausschusses über den Stand der kirchlichen Vertriebenenarbeit referieren. Die Westkonferenz nahm seine Bitte um finanzielle Absicherung der Hilfskomiteearbeit „ausgesprochen freundlich" auf51. Erstmalig - und darin liegt Hilfskomitees gesprochen haben. Dann ging das Gerücht um, Gerstenmaier habe auf Grund der Erfahrungen im Bundestagswahlkampf das Interesse an den Hilfskomitees verloren (vgl. Schreiben Gülzows an Maurer vom 22. 9. 1949; ΑΟΚΑ, A 2, N r . 1881). Diese „Interpretation" wurde dann in einem Schreiben Maurers an Gülzow vom 4. 10. 47 1949 als „irrig" zurückgewiesen (ebd., C 8). Protokoll ebd., A 7 und C 8. 48 Vgl. Bericht des ΟΚΑ-Geschäftsführers zum 27. 2. 1950, S. 1 (AKK, 518, Ostpfarrer Beiheft O K A , 1). 49 Dort war bereits eine entsprechende Vorarbeit geleistet worden. Vgl. oben S. 251 ff. 50 Ein von den Leitungen der westlichen Gliedkirchen der E K D beschicktes Gremium, das - im Gegensatz zur Kirchenkonferenz - in der Grundordnung der EKD von 1948 nicht gesondert erwähnt wird. Das Bedürfnis, ein solches Gremium neben der - gesamtdeutschen - Kirchenkonferenz zu haben, ergab sich aus der staatlichen Entwicklung in Deutschland. 51 Bericht des ΟΚΑ-Geschäftsführers vom 27. 2. 1950 (vgl. Anm. 48). Zur Sitzung am 10. 1. 1950 in Hannover vgl. Protokoll, S. l f . (AKK, 05d Beiheft Kirchl. Westkonferenz, I). Es wurde auch über die kirchliche Siedlungsarbeit gesprochen. Vgl. oben S. 132 und das Rundschreiben des Zentralbüros vom 24. 1. 1950, das sich in seiner Zuständigkeit übergangen fühlte (ADW, 327).

Hilfskomitees und Hilfswerk

405

die Bedeutung des Vorgangs - war das Problem der Hilfskomitees, ihre Existenzberechtigung und -Sicherung, von dem Gremium zur Kenntnis genommen und wohlwollend behandelt worden, das sich wie kein anderes der kirchenpolitischen Entwicklung und den Strukturen innerhalb der EKD gemäß, dafür zuständig wissen konnte52. Abgesehen davon, daß als Folge der Sitzung vom 10. Januar den Hilfskomitees sehr bald schon einmal zwei Drittel des erbetenen Betrags von den westlichen Landeskirchen gewährt wurden, konnte der Ostkirchenausschuß von nun an überhaupt auf erheblich mehr Interesse und Verbindlichkeit rechnen, wenn er sich in Sachen „Hilfskomitees" an die Leitungen der Landeskirchen wandte. Die Kirchliche Westkonferenz hatte jedoch zugleich der EKD-Kirchenkanzlei und dem Ostkirchenausschuß vorgeschlagen, mit dem Beginn des neuen Rechnungsjahres eine endgültige Neuregelung der Hilfskomiteearbeit vorzubereiten und reif für einen Ratsbeschluß zu machen". Es bedurfte jedoch noch eines langwierigen Klärungsprozesses über die Stellung der Hilfskomitees, Zuständigkeiten der Zentralgremien usw., bis es dahin kommen konnte. Im Kern liefen die Auseinandersetzungen auf die Frage hinaus, in welcher Beziehung die Hilfskomitees zum Hilfswerk ständen. Die Mühsal der Verhandlungen hatte, wie man allerdings erst später feststellte, einen ihrer Gründe in der Unkenntnis des Zentralbüros über den ursprünglichen Charakter der Hilfskomitees. In einem Gespräch, zu dem am 22. Februar 1950 Ranke und Spiegel-Schmidt mit Gerstenmaier und von Lukowicz vom Zentralbüro in Bonn zusammentrafen, um zur Entwirrung der Kompetenzenfrage beizutragen, stellte man überrascht fest, daß Leitung und Zentralbüro des Hilfswerks keine Kenntnis des Ratsbeschlusses vom 10./11. Oktober 194654 besaßen. Man war im Hilfswerk vielmehr immer davon ausgegangen, daß die Hilfskomitees nach Aufgabenstellung und Charakter völlig integrale Bestandteile des Hilfswerks seien. Daß der Rat ihnen in einem konstitutiven Beschluß auch kirchlich-seelsorgerliche Aufgaben zugewiesen hatte, die Zuständigkeit der Hilfskomitees also über den karitativ-diakonischen Bereich hinausreichte, war dem Zentralbüro mithin fast dreieinhalb Jahre verborgen geblieben55. Diese Tatsache wirft ein Licht auf die kommunikativen

52 Es sei nochmals auf den Beschluß des Rates vom 22. 3 1949 verwiesen. Vgl. oben S. 2 1 1 . 53 Vgl. Bericht des ΟΚΑ-Geschäftsführers v o m 27. 2 . 1 9 5 0 (Anm. 48), S. 2. 54 Vgl. dazu oben S. 67. 55 Bericht Rankes an Brunotte ( A K K , 518, Ostpfarrer Beiheft O K A , 1, Nr. 8 7 1 1 , IV v o m 23. 2. 1950).

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Organisations- und Verfassungsfragen

Schwierigkeiten, denen die E K D in ihrer Aufbauphase ausgesetzt war56, dies war gleichzeitig aber auch ein Umstand, dem die Hilfskomitees in ihrer entscheidenden Anfangsphase die materielle Absicherung verdankten57. Unmittelbares Ergebnis des Bonner Gesprächs war ein Schreiben des Zentralbüros. Darin nahm erstmalig das Hilfswerk verbindlich zur Kenntnis, daß die Hilfskomitees noch andere als diakonische Aufgaben an den Vertriebenen zu erfüllen hätten58. Es akzeptierte im Ergebnis, daß es nur in beschränktem Umfang für die Hilfskomitees zuständig war. Das bedeutete, daß das Hilfswerk nicht mehr darauf bestand, daß ein Zuschuß der E K D bzw. der Landeskirchen für die Hilfskomitees in seinem Haushalt verrechnet werden müsse; vielmehr trennte es die Aufwendungen für die karitativ-diakonische Arbeit von den „rein" kirchlichen Zwecken dienenden Finanzmitteln. Letztere sollten, so schlug das Zentralbüro nun vor, über den O K A verteilt werden, während die ersteren wie bisher vom Hilfswerk aufgebracht würden 59 . 56 Ranke spricht in einem Referentenvotum vom 14. 3. 1950 von einer „entschuldbaren oder unentschuldbaren Unkenntnis" (ebd., zu Nr. 25-29/11). 57 Diese war ganz beträchtlich. In der Zeit seit der Währungsreform bis Ende 1950 hatte das Zentralbüro den Hilfskomitees über 400000 D M zukommen lassen. Schreiben des Zentralbüros an die Kirchenkanzlei vom 21. 12. 1950 (AKK, 518 Beiheft OKA-Hilfskomitees-Finanzen, Nr. 13573). 58 Schreiben des Zentralbüros, gez. Dr. Krimm, an O K R Friedrich Merzyn von der Kirchenkanzlei der E K D vom 28. 2. 1950 (Abschrift AOKA, A 1, Nr. 216). Allerdings fehlt auch in diesem Schreiben der klare Bezug auf den Ratsbeschluß vom 10./11.10. 1946. Stattdessen heißt es, der O K A betrachte die Hilfskomitees als Träger eines kirchlichen Auftrags, „nämlich des Auftrages der .kirchlichen Versorgung der ihm zugehörigen Pfarrer und Gemeinden'. Dieser Auftrag ist den Hilfskomitees, als sie seinerzeit von der Leitung des Hilfswerks im Jahre 1946 ins Leben gerufen sind, tatsächlich nicht gegeben worden und konnte ihnen nicht gegeben werden, da. . . seitens des Hilfswerks eine Betrauung mit einer kirchlichen Versorgung im allgemeinen, die zudem in der Hauptsache von den Landeskirchen wahrgenommen wird, nicht stattfinden kann. Nun liegt aber die Tatsache vor, daß der Rat der E K D diese Aufgaben der Hilfskomitees offensichtlich akzeptiert hat und daß der Ostkirchenausschuß unter diesem Gesichtspunkt eines Auftrags mit kirchlicher Versorgung die Hilfskomitees als die verlängerten Arme und ausübende Organe seiner eigenen Zuständigkeit betrachtet. Nach Meinung Herrn Dr. Gerstenmaiers ist diese Auffassung zwar nach dem Buchstaben des Kirchenrechts nicht haltbar, doch nimmt auch Herr Dr. Gerstenmaier die vorliegenden Tatsachen selbstverständlich zur Kenntnis und kann im Blick auf die Situation der Flüchtlinge selbst und die zahlreichen Mängel, die hinsichtlich ihrer seelsorgerlichen oder volksmissionarischen Versorgung festzustellen sind, keinen Einspruch dagegen erheben, daß derartige Verpflichtungen von den Hilfskomitees wahrgenommen werden. . ." Man kann nicht behaupten, daß diese Darstellung dem tatsächlichen Hergang des Jahres 1946 entspricht (vgl. oben S. 63ff.). Die Genese der Sicht des Hilfswerks dürfte nicht bloß aus der Unkenntnis des betr. Ratsbeschlusses resultieren, sondern in der vom Hilfswerk 1946 vertretenen unterschiedlichen Position liegen (vgl. dazu oben S. 69f. bes. Anm. 50). Es fällt in dem Zusammenhang auf, daß selbst in der jüngsten, sehr aufschlußreichen Darstellung der Vertriebenenarbeit des Hilfswerks aus der Feder des späteren Leiters, H. KRIMM (Beistand, S. 60 ff.), die ursprüng-

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Erstmals waren damit unter sämtlichen beteiligten Gremien Klarheit und Einverständnis über Status und Aufgabenstellung der Hilfskomitees erreicht worden, und zwar auf der Grundlage des Ratsbeschlusses von 1946. Das Hilfswerk warf seine Mittel nur noch für die diakonische Arbeit der Hilfskomitees aus, die seelsorgerliche Arbeit war folglich von der E K D bzw. den Landeskirchen zu finanzieren. Eine feste Regelung verzögerte sich jedoch noch erheblich. Für 1950/51 war eine Etatisierung der Mittel von seiten der EKD nicht mehr möglich 60 . So wandte sich der Ostkirchenausschuß, unterstützt vom Rat der EKD, direkt an die Landeskirchen mit der Bitte um finanzielle Hilfe. Bis auf sechs leisteten diese den erbetenen Beitrag61. Die zahlenden Landeskirchen drängten angesichts der zahlungsunwilligen nun auch ihrerseits auf eine „gerechtere" Lösung. Dabei gab es aber nun Bestrebungen, nur die Arbeit der Hilfskomitees im Bereich der eigenen Landeskirche unterstützen zu wollen, nicht aber die „Hauptgeschäftsstelle", also die für ganz Westdeutschland zuständige Zentrale der jeweiligen heimatkirchlichen Gruppe. Der Ostkirchenausschuß versuchte demgegenüber, die Notwendigkeit einer einheitlichen, die Landeskirchen übergreifenden Organisation plausibel zu machen62: „Wenn . . . nur die landeskirchliche Arbeit bliebe und die Hauptgeschäftsstellen verschwinden würden, dann würde gerade das wesentliche Moment, nämlich das Weiterwirken der Heimatkirche, die ihre Glieder behutsam in die neuen kirchlichen Verhältnisse hinüberführt, wegfallen. Die landeskirchlichen Arbeitsgemeinschaften, die sich dann nicht mehr auf ihre übergreifenden Hilfskomitees stützen könnten, würden zu allgemeinen Vertriebenenvertretungen und müßten den Charakter der Pfleger und Erhalter letzter Bindungen verlieren."

Er wies auf die besonderen Aufgaben hin, die nicht innerhalb einer Landeskirche, sondern bloß gesamtkirchlich zu lösen seien, wie Familienzusammenführung, „Wahrung des kirchlichen Einflusses auf die landsmannschaftlichen Vertretungen, planmäßige Ausgleichung der katholischen Beeinflussung einzelner Flüchtlingsgruppen (Schlesien), liehe unkorrigierte Sicht des Hilfswerks wiedergegeben wird, aber der Ratsbeschluß und damit die kirchlich-seelsorgerliche Seite der Hilfskomitee-Arbeit unerwähnt bleiben. 59 Schreiben vom 28. 2. 1950, S. 2. Krimm teilte in dem Zusammenhang auch die Absicht des Zentralbüros mit, die Zuschüsse nicht mehr unmittelbar an die einzelnen Hilfskomitees, sondern nur noch an die „vier Knotenpunkte der zusammengefaßten Arbeit dieser Hilfskomitees" auszuwerfen (ΑΟΚΑ, A 1, N r . 216). 60 Ein Grund dafür waren die Verhandlungen zwischen dem EKD-Finanzreferenten, Merzyn, und Krimm, die noch auf der irrtümlichen Grundlage einer Alleinzuständigkeit des Hilfswerks geführt worden waren. Auf Grund dieser Verhandlungen hatte Merzyn die auf Betreiben Rankes im Etat angesetzten Mittel wieder gestrichen. Ein Neuansatz war dann, nach Klärung zwischen den betr. Referaten, nicht mehr möglich. Vgl. Schreiben Rankes an Merzyn vom 14. 3. 1950 (ebd., dort Vermerk vom 28. 3. 1950). 61 Tätigkeitsbericht des O K A von Anfang Dezember 1950, S. 3 (ebd., C 12). 62 Schreiben des O K A an den Rat der E K D vom 1. 12. 1950 (ebd., Β 23).

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Schaffung von geistlichen Zentren (Ostpreußen in Beienrode, Balten, Ungarndeutsche Siedlung in Darmstadt)", ferner die Betreuung der Landsleute, die in der Heimat verblieben sind, und die Arbeit in den Landeskirchen, in denen das einzelne Hilfskomitee keine besondere Vertretung hat. Vor allem konnte der Ostkirchenausschuß ein Moment geltend machen, auf das im nächsten Abschnitt noch gesondert einzugehen sein wird: „Schließlich ist ein wesentlicher Grund . . . das große Interesse der Ökumene für die Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auf die Ökumene würde es einen sehr merkwürdigen Eindruck machen, wenn dieselbe Kirche, die dauernd um ihrer Flüchtlinge willen ihre Hilfe in Anspruch nimmt, ihre eigene Hilfsorganisation für die Vertriebenen auflösen würde."

All diese Argumente finden sich in einem Antrag, den der Ostkirchenausschuß am 1. Dezember 1950 an den Rat der E K D richtete. Entsprechend der Entschließung der Flüchtlingstagung von Königswinter 63 wird darin gebeten, daß ein auf 72000 D M jährlich errechneter Mindestbetrag, den die Hilfskomitees zur Aufrechterhaltung ihrer Arbeit benötigen, „in einen gesamtkirchlichen Etat aufgenommen oder durch eine Sonderumlage der E K D aufgebracht werde". Hierbei galt es noch zu berücksichtigen, daß sich das Hilfswerk mit Beginn des Geschäftsjahres 1951/52 überhaupt nicht mehr bereit und in der Lage sah, zur Finanzierung der Hauptgeschäftsstellen der Hilfskomitees beizutragen 64 . Die Kirchenkanzlei reichte am 2. Dezember 1950 den Antrag des Ostkirchenausschusses befürwortend an die Landeskirchen weiter, fügte dem jedoch noch den Vorschlag bei, mit Abschluß des Rechnungsjahres 1951/52 die Hauptgeschäftsstellen der Hilfskomitees aufzulösen65. Es sei zu berücksichtigen, „daß die Landeskirchen ihre eigene Flüchtlingsarbeit ständig weiter ausbauen. Auch die Eingewöhnung der Flüchtlinge in die Kirchen ihrer Aufnahmegebiete nimmt mit jedem 63 V o m 1 9 . - 2 1 . 9. 1950 trafen in Königswinter die Flüchtlingsreferenten der westdeutschen Landeskirchen, der Kirchenkanzlei, Vertreter des Hilfswerks, der Hilfskomitees, des Ökumenischen Rates und des Luth. Weltbundes zusammen (vgl. dazu unten S. 412 ff.). Die Resolution der Flüchtlingstagung ist abgedruckt in: UNVERLIERBARKEIT 1/1 S. 66ff.; zur Finanzierung vgl. ebd., S. 69. 64 Zuletzt in Schreiben des Zentralbüros an die EKD-Kirchenkanzlei vom 21. 12. 1950 (vgl. Anm. 57). Als Grund wurden die ständig sinkenden Umlagen der Landeskirchen für das Hilfswerk angegeben, wobei zusätzlich die tatsächlich eingegangenen Mittel nochmals unter den Soll-Beträgen lagen. Einzelne Landeskirchen wollten sogar den Betrag, den sie für die Arbeit der Hilfskomitee-Hauptgeschäftsstellen zahlen mußten, von der Umlage für das Zentralbüro des Hilfswerks abziehen. 65

Schreiben der E K D - K a n z l e i an die Leitungen der westdeutschen Landeskirchen vom

2. 12. 1950 (ebd., N r .

13128).

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Jahr zu. Nach den weiteren Aussichten dieser Entwicklung zu urteilen, sollte es daher genügen, wenn die Hauptgeschäftsstellen ihre Arbeit noch für ein Jahr fortführen. Danach müßte es möglich sein, die spezifisch landsmannschaftliche Flüchtlingsarbeit der E K D auf einen etwas erweiterten Ostkirchenausschuß zu beschränken."

Diese Wendung mag im Blick auf die Entstehung der Hilfskomitees als Selbsthilfeeinrichtungen und hinsichtlich des Selbstverständnisses, das damit häufig verbunden war, überraschen. Der Vorschlag ist jedoch nicht von daher, sondern nur aus der Situation von 1950 zu verstehen: Es ging darum, die weitere Arbeit der Hauptgeschäftsstellen überhaupt zu ermöglichen. Dafür galt es, das finanzielle Engagement der Landeskirchen zu wecken, die sich ja - wie oben gezeigt66 - in jenen Jahren in neuer Weise um das kirchliche Vertriebenenproblem bemühten und darangingen, es auf landeskirchlicher Ebene zu lösen und eine landeskirchliche Vertriebenenarbeit zu organisieren. Der Vorschlag zielte darauf ab, verständlich zu machen, daß zusätzlich die Hauptgeschäftsstellen und damit eine landsmannschaftlich gegliederte Arbeit über die landeskirchlichen Grenzen hinaus auch weiterhin noch vonnöten seien67. Die Reaktion der Landeskirchen war durchweg positiv. Bis auf Braunschweig und Oldenburg erklärten sie sich zu einer Beteiligung an einer einmaligen Sonderumlage von 72 000 D M bereit68. Einer Verwirklichung

Vgl. oben S. 256. Daß dies den Landeskirchen zunächst einsichtig gemacht werden mußte, zeigt der Beschluß des Finanzausschusses der EKD-Synode im Herbst 1950. Darin heißt es, daß der Rat nicht sofort über die Finanzierung der Hilfskomitees beschließen, „sondern den Landeskirchen einsichtig machen [möchte], warum die Hauptgeschäftsstellen. . . notwendig sind" (Aktenvermerk vom 30. 11. 1950 über ein Gespräch zwischen Merzyn, Dibelius und Spiegel-Schmidt; vgl. Anm. 57, dort Nr. 13133). In diesem Gespräch waren auch der OKA-Antrag vom 1. 12. und die Initiative der Kirchenkanzlei vom 2. 12. 1950 vorbereitet worden. 66

67

68 Schreiben der EKD-Kanzlei an den O K A vom 20. 3. 1951 (ebd., Nr. 11331 VI.). Allerdings schränkten einige Landeskirchen ihre Bereitschaft ein. Vor allem das rheinische Landeskirchenamt plädierte dafür, nicht erst mit Ablauf des Geschäftsjahres 1951/52, sondern schon im Herbst 1951 „die Arbeit der Hilfskomitees in die Hände der Landeskirchen und Gemeinden zu überführen" (ebd., Nr. 13498, vom 19. 12. 1950). Aufschlußreich ist, wie das L K A die Tatsache interpretierte und begründete, daß im Gebiet der rheinischen Kirche, deren Organisationspolitik oben (S. 242) kurz charakterisiert wurde, keines der 17 Hilfskomitees seinen Hauptsitz genommen hatte: „Wir haben uns der Flüchtlinge in unserem Gebiet von der Kirche aus durch Errichtung vieler neuer Pfarrstellen und durch den Einsatz von Katecheten und Gemeindehelfern sehr nachdrücklich angenommen. Besonders aber hat unser Evangelisches Hilfswerk einen großen Stab von Flüchtlingsfürsorgerinnen in den Gemeinden eingesetzt. Unsere Rheinische Kirche einschließlich des Hilfswerks hier hat sich durch diese Maßnahmen schon sehr stark finanziell belastet." Abgesehen davon, was eine solche Begründung an Wertung der Vertriebenenarbeit solcher Landeskirchen impliziert, in deren Gebiet sich Hilfskomitees mit ihren Hauptgeschäftsstellen niedergelassen haben, lassen sich wohl durchaus noch „weitere"

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des Ratsbeschlusses vom \\J\2. Januar 1951, die Landeskirchen künftig nicht mehr mit der Finanzierung der Hauptgeschäftsstellen zu belasten, stand damit nichts mehr im Wege". Doch schon lange bevor diese Art der Finanzierung auslief, hatte man auf seiten der Vertriebenenvertreter, besonders des Ostkirchenausschusses, zu überlegen begonnen, auf welchem Weg die zentrale Hilfskomiteearbeit auch nach dem 1. April 1952 ermöglicht werden könne. Diese Frage bildete bereits einen Schwerpunkt bei den Beratungen in Ratzeburg im August 1951, wo, ähnlich wie ein Jahr zuvor in Königswinter, Vertreter der kirchlichen Vertriebenenarbeit, der Ökumene und der heimatlosen Ausländer (Displaced Persons) zusammentrafen. Man beschloß, daß eine Abordnung des Ostkirchenausschusses und des in Königswinter gebildeten „Konvents" sämtliche westliche Landeskirchen besuchen sollten, um mit ihnen nicht nur die Finanzierung der Hilfskomitees, sondern alle wesentlichen Fragen der Vertriebenenseelsorge und der Ostpfarreraufnahme zu besprechen. Das Ergebnis dieser Besuche lag bereits auf der Sitzung des Ostkirchenausschusses im Dezember 1951 vor 70 . Sämtliche Landeskirchenleitungen hatten die Delegation „mit größter Aufmerksamkeit" empfangen, wie Spiegel-Schmidt berichten konnte. So gut wie alle Landeskirchen erklärten sich bereit, die Kosten für die Arbeit der Hilfskomitees auch über das Rechnungsjahr 1951/52 hinaus mitzutragen. Die meisten stimmten dabei einem Vorschlag des Ausschusses zu, die Finanzierung im Rahmen direkter Patenschaft zwischen einzelnen Landeskirchen und Hilfskomitees durchzuführen. Einige Landeskirchen, darunter Schleswig-Holstein, sprachen sich jedoch für die Beibehaltung des Umlageverfahrens aus. War sicherlich der Kontakt mit der kirchlichen Westkonferenz Anfang 1950 schon von großer Bedeutung für das Verständnis der Landeskirchen gewesen, so hat jene Rundreise wohl endgültig den Boden für eine Lösung bereitet, die bis in die 70er Jahre fortbestehen sollte. Wie sehr es gelungen war, die Landeskirchen neu zu motivieren, mag daran gesehen werden, daß diejenigen, die ihren Beitrag für 1951/52 noch nicht voll geleistet hatten, sich zur Nachzahlung bereiterklärten. Das gilt auch für die rheinische Kirche, die aus den oben genannten Gründen eine Finanzierung über den Herbst 1951 hinaus zunächst abgelehnt hatte. Der Finanzierungsmodus sollte sich im Laufe der Jahre noch ändern.

Gründe für o . a . Tatbestand finden, die mit der Stellung der Kirchenleitung zu den Gremien und Zusammenschlüssen der ehemaligen Ostkirchen zusammenhängen. 69

Ebd., N r . 1 0 3 3 3 . VI., vom 24. 1 . 1 9 5 1 .

70

Vgl. den Bericht für die Sitzung (ΑΟΚΑ, A 7; C 8 / 1 9 5 1 , S. 4) und OKA-Jahresbe-

richt 1 9 5 1 / 5 2 (ebd., A7, v o m 1. 4. 1952, S. 6 f.).

Hilfskomitees und Hilfswerk

411

Der Ostkirchenausschuß schlug angesichts des Ergebnisses der Rundreise vor, die „gemeinsame Kasse", also das Umlageverfahren, beizubehalten, weil so eine ausreichende Finanzierung aller Hilfskomitees eher gewährleistet werden könne, auch wenn eine Landeskirche einmal säumig werden sollte. Gleichzeitig jedoch sollte die „Herstellung direkter Patenschaftsverhältnisse zwischen Landeskirchen und Hilfskomitees . . . mit allen Mitteln gefördert" und den Landeskirchen freigestellt werden, ob sie ihren Beitrag direkt an das Partnerkomitee entrichten wollten71. Dieser letztere Modus wurde mehr und mehr üblich. 1955 lief die Finanzierung des weitaus größten Teils der Gelder im Rahmen einer Partnerschaft und nur noch ein Bruchteil davon über die „Ausgleichskasse O K A " 7 2 . 1 9 5 6 wurde die Finanzierung dann endgültig geregelt: Im Januar berieten der EKD-Finanzbeirat und der Finanzausschuß der EKD-Synode im Beisein von Gülzow und Spiegel-Schmidt eingehend die Arbeit des Ostkirchenausschusses und der Hilfskomitees. Es bestand Einmütigkeit, „daß gerade jetzt vor den Hilfskomitees noch eine unaufgebbare Aufgabe liegt". Zudem treten „die Aufgaben der geistigen und geistlichen Bewältigung des Vertriebenenschicksals und der Neugestaltung der Nachbarschaft zu den osteuropäischen Völkern erst jetzt nachdem die ersten Nöte überwunden sind und ein gesunder Abstand von der Katastrophe erreicht ist - an die Kirche heran. U m zu gewährleisten, daß diese Arbeit der Hilfskomitees sich in lebendiger Verbindung mit den Landeskirchen bewährt, haben Finanzbeirat und Finanzausschuß . . . einmütig den Wunsch ausgesprochen, daß in diesem besonderen Fall die Finanzierung auch weiterhin wie bisher auf dem Wege von Patenschaftsverhältnissen . . . erfolgen möchte, und zwar derart, daß jede Landeskirche sich künftig für ein bestimmtes Hilfskomitee wirklich verantwortlich weiß und mit ihm und seiner Arbeit lebendige Verbindung hält. Es ist auch die vom Ostkirchenausschuß vertretene Uberzeugung des Finanzausschusses und des Finanzbeirats der E K D , daß die gestellten Aufgaben nur in engster Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen und Hilfskomitees erfüllt werden können. Es wird den Hilfskomitees nur förderlich sein, wenn ihre Patenkirche nicht nur durch Bewilligung erbetener Mittel, sondern vor allem auch durch ein eingehendes und wenn nötig auch kritisches Raten und Mittragen ihre Verantwortung bestätigt." 73

Auf dieser Grundlage kam es dann sehr bald zur endgültigen verbindlichen Patenschaften-Regelung, wie sie großenteils bis in unsere Tage fortbesteht, und zwar in folgender Weise 74 :

71 Schreiben an die Landeskirchenleitungen vom 28. 12. 1951 (Nr. 2729/b/23). Dieser Vorschlag wurde dann am 17. 1. 1952 von der EKD-Kirchenkanzlei (Nr. 10242. V I ; vgl. Anm. 57) befürwortend an die Adressaten weitergeleitet. 72 Vgl. die Aufstellung des O K A vom 21. 11. 1955 (ebd., Nr. 13607, Anlage). 7J Protokoll der Sitzung vom 26.Λ27. 1. 1956, Pkt. 52 (ebd.). 74 EKD-Kanzlei Nr. 10310. II. vom 5. 4. 1956 (ebd.).

412

Organisations- und Verfassungsfragen

Landeskirche: 1 Rheinland 2 Westfalen 3 Württemberg 4 Hannover 5 Bayern 6 Hessen-Nassau 7 Schleswig-Holstein 8 Hamburg 9 Baden 10 Kurhessen-Waldeck 11 Bremen 12 Pfalz 13 Braunschweig 14 Oldenburg 15 Lippe 16 Lübeck 17 Ref. Nordwestdeutschland 18 Eutin 19 Schaumburg-Lippe

Patenschaftskomitee: Deutschbalten, Dobrudschadeutsche, Litauendeutsche Pommern, Ostbrandenburg Galiziendeutsche, Ostumsiedler, Slowakeideutsche Schlesier, Bessarabiendeutsche, Litauendeutsche Siebenbürgendeutsche, Ungarndeutsche Ostpreußen Posen Danzig-Westpreußen Jugoslawiendeutsche Sudetendeutsche Danzig-Westpreußen Bukowinadeutsche Polendeutsche Schlesier Sudetendeutsche Danzig-Westpreußen Schlesier Danzig-Westpreußen Schlesier

Der Weg des Hilfskomitees, der ein Jahrzehnt dauerte und in dessen Verlauf die einmal als Selbsthilfeorganisationen konstituierten, teilweise sogar mit kirchenrechtlich relevanten ostkirchlichen Ansprüchen belegten Gremien mehrmals in ihrem Fortbestand bedroht waren, veranschaulicht wohl zweierlei: zum einen und vor allem das Gewicht der Landeskirchen gegenüber den kirchlichen Zentralinstanzen, zumindest was die Verantwortung für die seelsorgerliche Arbeit betrifft, zum anderen aber auch die Erfahrung, daß die mit der Vertreibung aufgeworfenen kirchlichen Fragen im Rahmen und unter der Dominanz der Landeskirchen nur unvpllständig gelöst werden konnten.

3. Die kirchliche Vertriebenentagung in Königswinter und die Gründung des „Konvents der zerstreuten evangelischen Ostkirchen" Am Endpunkt der eben geschilderten Vorgänge stand die weitgehende Herauslösung der Hilfskomitees und damit der kirchlichen Vertriebenenarbeit aus dein Hilfswerk - eine organisatorische Konsequenz aus der

Vertriebenentagung in Königswinter

413

Tatsache, daß die staatlichen Organe wieder weitgehend die Aufgaben übernommen hatten, die in der Ausnahmesituation der ersten Nachkriegszeit von der Kirche wahrgenommen worden waren, und aus der Tatsache, daß die Vertriebenenfrage auch innerhalb der Kirche mehr und mehr zu einer bloßen Betreuungsaufgabe, vergleichbar derjenigen an anderen Sondergruppen, wurde. Eine oben bereits gebrauchte Wendung aufnehmend75, könnte man so in der Zuordnung der Hilfskomitees zu den Landeskirchen einen organisatorischen Ausdruck dafür sehen, wie die Vertriebenenfrage kirchlich „eingegliedert" worden ist. Die Klärung der Hilfskomiteearbeit wie schon vorher die Fixierung des Status des Ostkirchenausschusses blieben jedoch nicht die einzigen organisatorischen Konsequenzen. Mehr oder weniger spontan, aber durchaus jener allgemeinen Entwicklung entsprechend, wurde 1950 ein neues Organ der kirchlichen Vertriebenenarbeit geschaffen, der „Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen" 76 . Anlaß und Rahmen dazu bot eine Flüchtlingstagung, die, im Sommer 1950 geplant, zum 19. bis 21. September 1950 nach Königswinter einberufen wurde. Wie schon bei früheren sogenannten Flüchtlingstagungen kam auch dieses Mal die Einladung wieder von der Kirchenkanzlei der E K D . Und doch stellt die Königswinterer Tagung insofern ein Novum dar, als die Initiative nicht von den bis dahin gewohnten Gremien ausging; der Impuls dazu kam vielmehr aus der Ökumene. Die materielle Hilfe der Ökumene und ihre grundlegende Bedeutung für die kirchliche Vertriebenenhilfe in den ersten Nachkriegsjahren war bereits oben Gegenstand der Darstellung78. Entsprechend der Gewichtsverschiebung der Vertriebenenarbeit im Raum der E K D läßt sich auch eine Periodisierung der ökumenischen Hilfe vornehmen: „The first period of Christian reconstruction in Europe is over . . . the first wave of post-war emergency has passed", stellt das „Department of InterChurch-Aid and Service to Refugees" in seinem Europaprogramm 1950 fest79. Aufgrund dieser Erkenntnis wandten die ökumenischen Institutionen ihre Bemühungen stärker kirchlichen Problemen im engeren Sinn zu, somit der Stärkung des innerkirchlichen Lebens (strengthening of the inner life of the Church) und der Förderung gegenseitiger Hilfe von

75

Vgl. S. 3 8 8 .

76

Vgl. die Schilderung „Aufgaben, denen wir uns stellen" v o n F . H a m m (UNVERLIER-

BARKEIT I / I , S. 1 2 ff.). 77

Siehe oben S. 6 3 .

78

Vgl. oben S. 2 7 f f . und 4 4 f f .

" A V E L K D , Β I X . 16a, 1 9 5 0 P r o g r a m m e für E u r o p a , S. 2. Die Zäsur drückt sich bereits in der N a m e n s ä n d e r u n g dieser Abteilung des Ö k u m e n i s c h e n Rates aus, die auf einen Beschluß v o m Juli 1 9 4 9 in Chichester zurückgeht. Bis dahin nannte sich die Abteilung D e p a r t m e n t o f R e c o n s t r u c t i o n and Service to Refugees.

414

Organisations- und Verfassungsfragen

„Kirchen". Mit diesem Wandel erweiterte sich gleichzeitig der Kreis der Adressaten dieser ökumenischen Hilfsleistungen: Sowohl der Ökumenische Rat als auch der Lutherische Weltbund kümmerten sich zunächst hauptsächlich um die Gruppe der Displaced Persons, um dann auch die Volksdeutschen und schließlich sämtliche deutschen Vertriebenen miteinzubeziehen80. Der sichtbarste und wirksamste Vorstoß in diese neue Richtung ging vom Lutherischen Weltbund aus. Wie bereits erwähnt81, hatte die Vollversammlung des Weltbundes 1947 in Lund die Aufgabe der Flüchtlingshilfe in den Vordergrund gerückt und dem Exekutivkomitee einen entsprechenden Auftrag erteilt. So war es zur Gründung einer gesonderten Abteilung für Displaced Persons und Flüchtlinge, des „Flüchtlingsdienstes", gekommen82. Dessen Direktor, Stewart W. Herman83, traf am 17. April 1950 erstmals mit Spiegel-Schmidt in Hannover zusammen, um mit ihm „ausführlich" die Arbeit an den Vertriebenen zu erörtern84. Der Ostkirchenausschuß und dessen Geschäftsführer waren ihm offensichtlich geeignet erschienen, um zur kirchlichen Vertriebenenarbeit in Deutschland Kontakte anzuknüpfen und diese auch zu unterstützen. In weiteren Kontakten entwickelte Herman sein Vorhaben einer christlichen FlüchtlingsKonferenz, die vom Ostkirchenausschuß vorbereitet und organisiert werden sollte. Diese Aufwertung aus der Ökumene heraus verlieh dem Ostkirchenausschuß mit einem Mal eine eigenständige Bedeutung, wie er sie bis dahin nicht besessen hatte. Die Gründe für Hermans Engagement lassen sich im einzelnen der damaligen Korrespondenz entnehmen. Der Lutherische Weltbund wollte, wie Stewart W. Herman am 6. Juni 1950 aus Genf schrieb, „das Fluechtlingsproblem in Deutschland auf ein christliches Niveau bringen. . ., um die Machenschaften der politisierenden Volksleiter im Keim zu ersticken".

80

Im 1 9 5 0 P r o g r a m m e for E u r o p e (S. 8) heißt es dazu: „Public opinion [die internationa-

le Öffentlichkeit] has hither t o seen only the problem of the Displaced Persons, whereas the problem of the second category [u. a. Auslandsdeutsche] is the m o s t difficult and that of the third [Reichsdeutsche] the largest." 81

Vgl. oben S. 4 4 .

82

Vgl. R . SOLBERG, Leib, S. 101 ff.

83

Vgl. ebd., S. 108. H e r m a n war mit den Verhältnissen in Deutschland schon von seiner

Tätigkeit als Gesandtschaftspfarrer der U S - B o t s c h a f t in Berlin vertraut. Im Juli 1 9 4 5 trat er in die Wiederaufbauabteilung des O R K in Genf ein, wohin er zusammen mit Michelfelder g e k o m m e n war (vgl. ebd., S. 2 8 f . ) . H e r m a n war als einziger Vertreter der amerikanischen Kirchen auf der Treysaer Konferenz zugegen (vgl. ebd., S. 32). 84

Schreiben H e r m a n s an den Verf. v o m 2 9 . 8. 1973. - Zu den Motiven des Lutherischen

Weltbundes vgl. unten S. 4 2 9 ff.

Vertriebenentagung in Königswinter

415

Auf der geplanten Konferenz sollten konkrete Vorschläge erarbeitet werden für die wirtschaftliche, soziale und kirchliche Eingliederung der Vertriebenen, „und zwar alles unter dem Zeichen der Kirche"85. Wichtiger als Regierung und Öffentlichkeit „immer wieder" darauf hinzuweisen, „was die sekuläre Welt zu tun hat", sei es, „sowohl der Kirche wie auch der Christlichen Bevölkerung zu sagen, worin ihre Aufgabe besteht"86. Herman schrieb, er sehe sein Vorhaben auch dann als gescheitert an, wenn es auf der Konferenz nicht gelänge, „die wahre Stimme der Flüchtlinge" selbst zu Gehör zu bringen, weshalb er von vornherein nur wenige andere Redner einladen wollte87. Auf diese Weise - das war Hermans Uberzeugung - würden auch die „wahren christlichen Grundsätze der Flüchtlinge zu Tage kommen" können 88 . Auf drei „Planungssitzungen", an denen neben Herman und SpiegelSchmidt u. a. auch die Referenten der EKD-Kirchenkanzlei, des Hilfswerks und des Ökumenischen Rates teilnahmen, wurde die Konferenz vorbereitet 89 . Dabei wurden drei Themenkreise abgesprochen, und diesen Themen entsprechend wurde die Bildung von Arbeitsgruppen vereinbart: 1. Verkündigung (Leitung: Girgensohn), 2. Landeskirchen und Flüchtlingsgemeinden (Leitung: Brunotte) 90 , 3. Organisation und Finanzierung (Leitung: Ranke). Als Referenten waren neben Herman und SpiegelSchmidt noch Gerstenmaier, der CDU-Bundestagsabgeordnete Kunze als fachkundiger Referent über Lastenausgleich, Staatssekretär Schreiber über den Stand der Politisierung der Flüchtlingsfrage und Mr. Swope von der Alliierten Hohen Kommission über die deutsche Flüchtlingsfrage im internationalen Urteil vorgesehen. Dieser Ansatz und die damit verbundene Aufwertung, die der Ostkirchenausschuß durch die Initiative des Lutherischen Weltbundes erfahren hatte, stießen nicht bei allen an der Vertriebenenarbeit beteiligten Stellen auf uneingeschränktes Verständnis und Zustimmung. Das Hilfswerk

85 An Spiegel-Schmidt (AOKA, C 8, Nr. 840). Herman ging zunächst noch von dem Gedanken aus, es handele sich vor allem um ein Problem der „Volks"-, also Auslandsdeutschen, deren Stimme zu Gehör gebracht werden müsse, im Gegensatz zu Reichsdeutschen und auch den Displaced Persons. Spiegel-Schmidt riet jedoch davon ab, „im heutigen Stadium der Flüchtlingsfrage" eine solche Trennung vorzunehmen (vgl. Schreiben an St. Herman vom 13. 6. 1950; ebd., Nr. 843). Vgl. zu dieser Frage noch den Bericht der Königswinterer Tagung ielbst (unten S. 417ff.). 86 Schreiben Hermans an Spiegel-Schmidt vom 20. 7. 1950 (AOKA, C 8, Nr. 1068). 87 Schreiben Hermans an Spiegel-Schmidt vom 23. 8. 1950 (ebd., Nr. 1211). 88 Vgl. Anm. 86. 89 Vgl. Anm. 84, S. 2. 90 Der Präsident der EKD-Kirchenkanzlei sollte auch die Gesamtleitung der Konferenz übernehmen, war jedoch terminlich daran gehindert (vgl. AKK, 518 Ostpfarrer Beiheft OKA, Vermerk auf „Tagesordnung für die Flüchtlingstagung in Königswinter").

416

Organisations- und Verfassungsfragen

legte zunächst scharfen Widerspruch gegen das Vorhaben in Königswinter ein. Am 28. August 1950, also in einem fortgeschrittenen Stadium der Konferenzvorbereitungen, protestierte Gerstenmaier bei der E K D Kirchenkanzlei dagegen, daß eine Tagung des Ostkirchenausschusses sich mit Fragen befassen solle, „die in die Kompetenz des Hilfswerks gehören und nicht zum Ostkirchen-Ausschuß". Der Ausschuß sei „weder in personeller noch in materieller weder juristischer, noch politischer Hinsicht in der Lage, die Themen, die er am 20. September unter seiner Ägide anzugreifen beabsichtigt, in der Zukunft sachgerecht zu behandeln". Für den Fall, daß die Thematik nicht auf die „strikt innerkirchliche Linie" begrenzt werde, erwäge er, „den WiederaufbauAusschuß, den Rat und notfalls auch die Synode mit der Sache zu befassen"91. Gerstenmaiers Demarche war keineswegs überraschend gekommen. Schon zu einem früheren Zeitpunkt hatte Spiegel-Schmidt Herman gegenüber entsprechende Befürchtungen geäußert, war aber von dem Amerikaner beruhigt worden92. In ihren Antworten machten sowohl Ranke als auch Spiegel-Schmidt geltend, daß der Ostkirchenausschuß sich keineswegs der sozialen Arbeit annehmen wolle und sich hier auch keine Kompetenzen anmaße. Es gehe vielmehr um die seelsorgerlich-kirchliche Aufgabe an den Vertriebenen. Deren konkrete Lage müsse jedoch mitbehandelt werden, um - wie Spiegel-Schmidt schreibt - „der Verkündigung aus ihrem weltfernen Dornröschenschlaf herauszuhelfen"93. Eine so verstandene Bemühung um die seelsorgerliche Betreuung der Vertriebenen konnte die Kompetenz des Hilfswerks doch wohl kaum gefährden. Und so nimmt es nicht wunder, daß in einem klärenden Gespräch am 13. September, also nur eine Woche vor Beginn der Tagung, Ubereinstimmung festgestellt und die Teilnahme Gerstenmaiers sowie anderer Vertreter des Zentralbüros gesichert wurden94. Unter diesen Umständen konnte es auch bei der ursprünglich vorgesehenen Tagesordnung bleiben, nach der u.a. sowohl Gerstenmaier („Erwägungen zum Dienst der Kirche an den Vertriebenen") als auch Kunze („Der Lastenausgleich als kirchliche Verpflichtung") und Schreiber („Der Stand der Politisie-

"

Schreiben Gerstenmaiers an Ranke vom 28. 8. 1950 (AOKA, C 8, N r . 1250). Vgl. Schreiben Hermans an Spiegel-Schmidt vom 23. 8. 1950 (ebd., N r . 1211). 95 Schreiben Spiegel-Schmidts an Gerstenmaier vom 4. 9. 1950 (ebd., N r . 1250). 94 In einem Bericht an Girgensohn schreibt Spiegel-Schmidt, Gerstenmaier habe gerade das gesagt, „was wir ihm gesagt hätten: Sozialpolitisch ist von der Kirche nichts Entscheidendes mehr zu erwarten, es kommt alles auf die Seelsorge an, die die echte politische Führungsaufgabe der Kirche ist'." Spiegel-Schmidt glaubte jedoch, daß Gerstenmaier „diese Seelsorge etwas vordergründig politisch" sehe (ebd., N r . 1317 v o m 14. 9. 1950), womit er wohl die Zielsetzung der Seelsorge meinte. 92

Vertriebenentagung in Königswinter

417

rung der Flüchtlingsfrage im Blick auf den Dienst der Kirche") das Wort nehmen sollten. Der geschilderte Vorgang vermag die Richtung anzuzeigen, in der sich die kirchliche Vertriebenenarbeit damals bewegte 95 . Er war von einem Mann ausgelöst worden, der zwar wenige Monate zuvor auf der Weißenseer E K D - S y n o d e die sozialpolitische Mission der Kirche beschworen hatte 96 , der jedoch in jenen Jahren zwischen 1949 und 1951 als Bundestagsabgeordneter, Sonderbeauftragter des Bundeskanzlers und schließlich 1951 mit seinem Rücktritt von der Leitung des Hilfswerks 97 den Wandel hin zur Säkularisierung des Vertriebenenproblems und des damit verbundenen weitgehenden Rückzugs der Kirche auf traditionell kirchlich-seelsorgerliche Aufgabenstellungen selbst verkörperte. Die Initiative Stewart Hermans und des Lutherischen Weltbundes, die zur Königswinterer Tagung führte, konnte in den Augen aller Beteiligten ein Erfolg werden, weil sie dieser Verengung auf spezifisch kirchliche Aufgabenstellungen und Möglichkeiten entsprach. Gerstenmaiers Einspruch basierte letztlich wohl auf der Annahme, Herman wolle seine Initiative bewußt am Hilfswerk vorbei durchführen. In der Tat scheint Herman im Ostkirchenausschuß und nicht im Hilfswerk das Gremium gesehen zu haben, das unter den gegebenen Verhältnissen am ehesten einer „Verkirchlichung" der Vertriebenenarbeit dienlich sein konnte 98 . Auf der Königswinterer Tagung vom 19. bis 21. September 1950 gelang es tatsächlich, die Diskussion der einzelnen Teilbereiche, des Wirtschaftlich-Sozialen, der Schicksalsbewältigung, des Organisatorischen einschließlich des Verhältnisses zu den Aufnahmekirchen und des Ostpfarrerproblems, auf die besonderen Aufgaben und Möglichkeiten der Kirchen zu konzentrieren. Die umfangreiche Resolution von Königswinter 99 95

Vgl. dazu oben S. 3 8 4 f f .

"

Vgl. dazu oben S. 121 f.

97

Vgl. dazu auch oben S. 171 f.

98

D a s gilt jedoch nur v o n dieser Initiative H e r m a n s und ist v o n dem außerordentlichen

G e w i c h t z u unterscheiden, das dem Hilfswerk v o m L W B und der gesamten Ö k u m e n e im Z u s a m m e n h a n g der Nothilfe und Vertriebenenarbeit ansonsten beigemessen wurde (vgl. oben S. 1 7 2 f . , A n m . 54). E n t s p r e c h e n d wurde das B ü r o des L W F - S R in Deutschland (Rev. G e r h a r d D i e t r i c h ) auch am Sitz des Hilfswerk-Zentralbüros in Stuttgart eingerichtet. Bei seiner B e m ü h u n g , die Vertriebenenfrage in Deutschland „auf ein christliches N i v e a u " zu heben, sah H e r m a n jedoch im O K A den geeignetem P a r t n e r : „While I was aware that s o m e of the leading people in the Hilfskomitees w e r e politically motivated, I strongly resisted the extension o f such political efforts into the Ostkirchenausschuß and I respected P a s t o r Spiegel-Schmidt as a nonpolitical c h u r c h m a n " (Schreiben H e r m a n s an Verf. v o m 2 0 . 9. 1973). Spiegel-Schmidt interpretiert diese Aussage in einem Brief an Verf. v o m 16. 1 0 . 7 3 s o : „Die auf Seite 4 erwähnte politische Schlagseite k a m ja durch Gerstenmaiers Bundestagskandidatur hinein. W a s wir beide [ H e r m a n und Spiegel-Schmidt] damals Gerstenmaier z u m V o r w u r f machten, war ja, daß er es für selbstverständlich hielt, v o n den Hilfskomitees politisch unterstützt z u w e r d e n . " 99

A b g e d r u c k t in: UNVERLIERBARKEIT, 1/1, S. 6 6 f f .

418

Organisations- und Verfassungsfragen

ist ein wichtiger Markstein in der kirchlichen Vertriebenenarbeit, wie sie in den der unmittelbaren Nachkriegszeit folgenden Jahren bis in unsere Tage kirchlicherseits geleistet wurde und wird. Vergleicht man diese Resolution mit den Aussagen früherer Vertriebenentagungen, wird der oben bezeichnete Wandel deutlich: Hinsichtlich der kirchlichen Aufnahme und der Seelorge wird nicht mehr von einem die Kirche als ganze bewegenden und fordernden Geschehen ausgegangen, sondern von der auch noch im Jahre 1950 feststellbaren besonderen sozialen, kirchlichen und seelischen Situation des einzelnen Vertriebenen. So richtet sich die Resolution zum Beispiel in ihrem seelsorgerlichen Teil an „alle, die es mit der Vertriebenenseelsorge zu tun haben", und umschreibt deren Aufgabe so: „Entscheidend f ü r die kirchliche Vertriebenenarbeit ist die nachgehende Einzelseelsorge, die auf die persönlichen Nöte des Einzelnen hört und auf sie eingeht. Sie hat zu ihrem Mittelpunkt den Zuspruch und den Empfang der Vergebung." (S. 67)

Man bittet die Aufnahmekirchen und ihre Gremien um eine angemessene Berücksichtigung der besonderen Situation der Vertriebenen, zum Beispiel in Fragen der Gottesdienstordnung, um Gehör für deren Anliegen, um die Beteiligung bei der Behandlung und Lösung der Vertriebenenprobleme und um die zur Aufrechterhaltung eigener Arbeit (Hilfskomitees) nötigen Finanzmittel. Auch der Eingliederung und Versorgung der Ostpfarrer ist ein Abschnitt gewidmet. Damit wurde Hermans Bestrebungen entsprochen, wie er sie in seinem Referat in Königswinter formuliert hatte: „Das Ziel unserer Konferenz sollte meiner Auffassung nach eine Neuordnung der Beziehungen zwischen den Vertriebenen und den deutschen Kirchen sein."100. Entsprechend wurde in Königswinter eine bessere Repräsentanz der Vertriebenen innerhalb der Kirche, andererseits ein stärkerer kirchlicher Einfluß auf die Vertriebenen und deren säkulare Organisationen gefordert101. Kirche, Staat, säkulare Interessenvertretung und Organisation sowie die Organe der Öffentlichkeit, Presse und Rundfunk, wurden in ihrer gegebenen gesellschaftlichen Bedeutung akzeptiert, die kirchlichen Aufgaben dem traditionellen Verständnis der jeweiligen Institutionen entsprechend bestimmt. Ein diese Verhältnisse sprengendes Konzept, „Die Kirche Christi v o r der Vertriebenenfrage", S. 6 ( A O K A , C 8/1950). Vgl. neben den Forderungen in der Resolution selbst auch das Referat SpiegelSchmidts „Unsere dringlichen Aufgaben" (ebd.), besonders „Praktische Wege" (= S. 7f.). So wird u.a. gefordert: „Die Landeskirchen möchten mit den führenden Männern der Flüchtlingsorganisationen das Gespräch aufnehmen und pflegen" (Resolution, Pkt. II, b) oder O K A , EKD-Kanzlei und Landeskirchen „sollten sich darum bemühen, daß Presse und Rundfunk den Anliegen der kirchlichen Flüchtlingsarbeit Raum geben" (ebd., II, c). U n d andererseits z.B.: „Soweit es noch nicht geschehen ist, bitten wir die Landeskirchen, in die kirchlichen Körperschaften und Synoden Vertreter der Vertriebenen aufzunehmen. . .", dasselbe gilt auch für die E K D - S y n o d e (ebd., III). 100 101

Vertriebenentagung in Königswinter

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etwa im Sinne einer auf das Politische zielenden Motivation und Legitimation des seeslorgerlichen Auftrags stand in Königswinter von vornherein nicht zur Diskussion 102 . Diesen Zusammenhang gilt es im Auge zu behalten, wenn es um eine Einschätzung des auf lange Sicht wichtigsten Anstoßes der Königswinterer Konferenz geht, nämlich des Zusammenschlusses der Hilfskomitees, aus dem sich dann der „Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen" (Ostkirchenkonvent) entwickelte. Von wem die Initiative dazu ausgegangen war und welche Gründe sie im einzelnen veranlaßt haben, lassen weder die Materialien zur Vorbereitung der Konferenz noch das Konferenzprotokoll selbst erkennen. Bei der Behandlung der Organisations- und Finanzierungsfragen, denen Spiegel-Schmidt ein eigenes Referat widmete 103 und die sowohl von einem besonders konstituierten Arbeitsausschuß wie vom Plenum beraten wurden, wird dieser spätere Ostkirchenkonvent nicht erwähnt. Spiegel-Schmidt berichtete lediglich, daß ein Zusammenschluß der Hilfskomitees aus „Gründen der Arbeit" nicht zustande gekommen sei, daß aber auf landeskirchlicher Ebene (München, Stuttgart, Frankfurt/Main, Hannover, Bielefeld, Hamburg, Kiel) innerhalb von Arbeitsgemeinschaften zusammengearbeitet werde104. Für die Aufgabe einer strafferen seelsorgerlichen Arbeit benannte Spiegel-Schmidt ausdrücklich den Ostkirchenausschuß. Auch Herman erwähnte in seinem Referat in ähnlichem Zusammenhang lediglich den Ostkirchenausschuß, dem er sogar zutraute, „die Vertriebenen viel wirksamer vertreten (zu können) als alle landsmannschaftlichen Organisationen zusammen. Wir Christen aus dem Ausland können mit ihm eng und gut zusammenarbeiten . . ." 105 . Da weder die Unterlagen zur Vorbereitung der Tagung in Königswinter noch das offizielle Protokoll einen Hinweis auf den Zusammenschluß der Hilfskomitees geben, scheint gesichert, daß der Anstoß dazu nicht von den Veranstaltern der Tagung, sondern aus den Reihen der Hilfskomitees kam. Am 21. September trafen sich nämlich die in Königswinter anwesenden Vertreter der Hilfskomitees zu einer gesonderten Beratung, stellten fest, daß solche Zusammenkünfte auch künftig notwendig seien und bestellten Hamm, den früheren Präsidenten der Deutschen Ev. Lan102 Hierzu sei nochmals auf das Schreiben Hermans vom 6. 6. 1950 (vgl. oben S. 4 1 4 ) verwiesen. Diesen Intentionen des L W B , „das Flüchtlingsproblem in Deutschland auf ein christliches Niveau [zu] bringen", entsprach in Königswinter der OKA-Vorsitzende Girgensohn in seinem Einleitungsreferat.· „Der Dienst an den Vertriebenen ist ein gemeinsames Anliegen der Christenheit und muß in brüderlichem Gespräch aufgenommen werden. Seine Begründung kann nicht in der Angst vor der Radikalisierung liegen, sondern im Auftrag Jesu Christi an die Kirche" (Niederschrift der Konferenz; A O K A , A 7/1950, 103 Ebd., C 8/1950. S. 1). 104 105

Ebd., S. 3. Vgl. zu diesen Zusammenschlüssen oben S. 404 und 407. Referat: „Die Kirche Christi vor der Vertriebenenfrage", S. 6 ( A O K A , A 7/1950).

420

Organisations- und Verfassungsfragen

deskirche in der Batschka, zum Vorsitzenden. Die Anregung zu diesem informellen Gespräch scheint von Gülzow ausgegangen zu sein106. Dieses Gespräch war ein erster Schritt zur Verbreiterung der Arbeitsbasis der Hilfskomitees. Die weitere Organisation stand allerdings noch aus, und von seiten des Ostkirchenausschusses konnten die Beteiligten keine finanzielle Unterstützung erwarten 107 . Die eigentliche Gründung des Ostkirchenkonvents erfolgte auf der Tagung in Hannover-Herrenhausen und Kästorf vom 1. bis 3. März 1951 108 . Auf der ersten Sitzung des Ostkirchenausschusses nach der Tagung in Königswinter am 16. November 1950 war von solchen Plänen noch nicht die Rede. Im Gegenteil, der Geschäftsführer gab dem Ausschuß eine Anregung der Münchner Arbeitsgemeinschaft weiter. Diese schlug einen „eigenen persönlichen Zusammenschluß der Mitarbeiter der Hilfskomitees zu einer Art Orden, d.h. zu einer echten Gemeinschaft des Wollens und Arbeitens" vor. Die Mitarbeiter - so Spiegel-Schmidt - klagten oft, „daß sie sich verlassen fühlen" 10 '. Außer den Vertretern, meist Vorsitzenden, von 17 Hilfskomitees nahmen der Referent der Kirchenkanzlei, Dibelius, des Hilfswerk-Zentralbüros, Maurer, und Kammel vom Kirchendienst O s t an der Konferenz teil. Den Schwerpunkt bildeten naturgemäß Geschäftsordnungsfragen. Es setzte sich dabei folgendes Konzept durch, wie es dann in der „Geschäftsordnung des Konvents der Hilfskomitees" 110 seinen Ausdruck fand: Der Konvent stelle die Zusammenfassung aller Hilfskomitees dar „zur Wahrnehmung ihrer gemeinsamen [kirchlich-seelsorgerlichen und diakonischen] Aufgaben" (Pkt. II). Sein Verhältnis zum Ostkirchenausschuß lasse sich dem von Parlament und Regierung, Legislative und Exekutive, vergleichen: „Ständiges O r g a n des K o n v e n t s der Hilfskomitees ist der Ostkirchenausschuß. E r führt dessen Beschlüsse d u r c h und vertritt die gemeinsamen Belange der Hilfskomitees gegenüber allen O r g a n e n der Evangelischen K i r c h e in D e u t s c h l a n d . " 1 "

106

Vgl. F . H a m m (UNVERLIERBARKEIT 1/1, S. 14).

107

Z u n ä c h s t w a r man sich bloß darüber einig, daß m a n in diesem gesonderten R a h m e n ,

sozusagen „unter sich" zusammentreffen und beraten müsse. In einem Schreiben an die Vorsitzenden der Hilfskomitees und landeskirchlichen Sprecher des O K A v o m 5. 10. 1 9 5 0 ( A O K A , C 2, N r . 1 4 3 2 ) stellt Spiegel-Schmidt fest: M a n werde „auch in der nächsten Zeit a i c h t in der L a g e sein. . . einen K o n v e n t der Hilfskomitees zu finanzieren". 108 10

Niederschrift der T a g u n g (ebd., A 7 / 1 9 5 1 ) .

' Bericht, S. 6 ( = Anlage z u r Niederschrift; A O K A , A 7 / 1 9 5 0 ) .

110

E b d . (Anlage 2 zur Niederschrift über die Konventstagung v o m 1 . - 3 . 3. 1 9 5 1 , u . ö . ) .

111

P k t . V I I I . Spiegel-Schmidt hatte gleich zu Beginn der T a g u n g in seinem B e r i c h t über

die vorhergehende Ο Κ Α - S i t z u n g

festgestellt:

„ D e r Ostkirchenausschuß

sieht in den

Hilfskomitees gesamtkirchliche O r g a n e , die über den Föderalismus der Kirchen z u s a m menfassend wirken und die doppelte Aufgabe der Seelsorge und der Diakonie haben, die

Vertriebenentagung in Königswinter

421

Von da aus war es nur folgerichtig, wenn in den Beratungen sogar der - allerdings nicht in die Satzung aufgenommene - Vorschlag aufkam, daß der Ostkirchenausschuß von den Hilfskomitees gewählt werden müsse, auch wenn dies wegen der EKD-Verordnung vom 1. Juli 1949112 zur Zeit noch nicht möglich sei113. N o c h am 3. März 1951 teilte der Vorsitzende des Ostkirchenausschusses dem Rat der E K D mit, daß die Hilfskomitees sich zu einem Konvent zusammengeschlossen und eine Geschäftsordnung gegeben hätten; er bat um Bestätigung dieser Ordnung und deren Veröffentlichung im Amtsblatt114. Mit dieser Bitte wurden Bemühungen wieder aufgenommen, die bereits in den Auseinandersetzungen der ersten Nachkriegszeit um den Status der Hilfskomitees und vor allem des Ostkirchenausschusses erfolglos gewesen waren. Vergegenwärtigt man sich noch einmal, wie der Rat durch seinen Beschluß vom 1. Juli 1949, der sog. OstkirchenausschußVerordnung, die Diskussion beendet hatte und wie sehr dieser Ausgang der kirchenpolitischen Entwicklung im Raum der E K D entsprach115, so muß dieser erneute Versuch, die EKD-Gremien zur Anerkennung selbständiger Ostkirchenorgane zu bewegen, zumal auch die Unbekümmertheit, in der er unternommen wurde, zunächst verwundern. Es gibt jedoch mehrere Gründe, äußere wie innere, die den Vorstoß plausibel machen: Ein äußerer Anlaß, der in den Diskussionen in Hannover/Kästorf auch breiten Raum beanspruchte, waren die Pläne für eine Neuordnung des Hilfswerks 116 . Die Betheler EKD-Synode von 1949 hatte dafür nur eine „vorläufige Ordnung" verabschiedet. Die endgültige Ordnung, die am 5. April 1951 als „Kirchengesetz zur Ordnung des Hilfswerks" von der E K D - S y n o d e in Hamburg ratifiziert wurde 117 , regelte die noch offenen Fragen, besonders das Verhältnis des Hilfswerks zur Inneren Mission und die Möglichkeit zentraler Leitung angesichts der föderativ strukturierten EKD. Je weniger die zu erwartende Ordnung dem Hilfswerk gesamtkirchlichen Charakter verleihen, je mehr sich das Gewicht auf die landeskirchlinicht zu trennen sind. Der Konvent der Hilfskomitees sei als Plenum anzusehen, der den Ostkirchenausschuß als delegierte Stelle mit Exekutiwollmachten versieht" (Niederschrift, 112 Vgl. oben S. 221 und S. 396. ebd., S. 2). 115 So Gülzow (Niederschrift, S. 3; ΑΟΚΑ, A 7/1951). 114 Ebd., A 1, Nr. 454 vom 3. 3. 1951. Gleichzeitig richtete der O K A (ebd., Nr. 455 vom 3. 3. 1951) an die Kirchenkonferenz der E K D die Bitte, sich für eine stärkere Vertretung der Vertriebenen im Leitungsgremium des Hilfswerks einzusetzen, als sie in beiden Entwürfen bis dahin vorgesehen war. Der O K A berief sich dabei u.a. auf die ausdrückliche Erwartung „ökumenischer Stellen" und auf die „zentrale Bedeutung der Vertriebenenfrage für das gesamte diakonische Handeln der Kirche". 116 Vgl. oben S. 119, Anm. 189. 115 Vgl. oben S. 203. 117 ABL EKD 1951, S. 89ff.

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Organisations- und Verfassungsfragen

chen Kompetenzen verlagern würde, desto mehr war zu befürchten, daß die im Hilfswerk ja noch immer verankerten Hilfskomitees eine wichtige Grundlage gesamtkirchlicher Repräsentanz verlieren würden. In welche Richtung die Neuordnung auch immer zielen mochte 118 , die Hilfskomitees mußten befürchten, daß ihnen dabei ihre gesamtkirchliche Grundlage, das bedeutet vor allem auch der Fortbestand einer Hauptgeschäftsstelle, verlorengehen würde. Der Zusammemschluß zum Konvent sollte deshalb dazu dienen, wie Girgensohn am 3. März 1951 an den Rat der E K D schreibt, „unabhängig von der Gestalt, die die Ordnung des Hilfswerks durch die Synode bekommen wird, die Hilfskomitees stärker in sich selbst rechtlich zu verankern, ohne jedoch von uns aus in ihrem bisherigen Rechtsstatus eine Änderung vorzunehmen" 1 ".

Ebenso ausschlaggebend für die Konventsgründung dürfte jedoch ein „innerer" Grund gewesen sein, nämlich die bereits mehrfach erwähnte Schwerpunktverlagerung in der kirchlichen Vertriebenenarbeit vom Karitativ-Diakonischen zum Seelsorgerlichen120. Die Wahrnehmung der Aufgaben auf der „eigentlichen kirchlich-seelsorgerlichen Ebene" sei wie Girgensohn dem Rat der E K D schrieb - „wesentlich erschwert. . ., wenn die Hilfskomitees ausschließlich nach ihrer diakonischen Seite rechtlich verankert sind". Die EKD-Gremien fanden sich nicht bereit, dem Antrag des Ostkirchenausschusses vom 3. März 1951 zuzustimmen, hätten sie damit doch ihre bisherige Linie in der Organisationsfrage vollständig aufgeben müssen. Am 8. Mai 1951 verwies die Kirchenkanzlei auf die Unvereinbarkeit der Ziffer VIII. des Entwurfs der Geschäftsordnung des Konvents 11S Die beiden entgegengesetzten Konzepte, gesamtkirchlich zentrales oder föderativ strukturiertes, den einzelnen Landeskirchen untergeordnetes Werk, schlugen sich in zwei Entwürfen nieder, dem des WA und dem der Kirchenkanzlei (vgl. z . B . HAMBURG 1951, S. 142, Votum Held). Vgl. Anm. 114. Während im Entwurf des Hilfswerks immerhin die „Hilfskomitees der verdrängten Ostkirchen" Erwähnung finden (§ 2,1) und der „Konvent der Hilfskomitees" als ein Organ des Hilfswerks bezeichnet wird (§ 2,3), werden die Hilfskomitees im Entwurf der Kirchenkanzlei überhaupt nicht genannt, der O K A ist dagegen als eine der Körperschaften aufgeführt, die einen Vertreter in den Hilfswerkausschuß zu entsenden haben (§ 5,2). Vgl. Spiegel-Schmidts Arbeitsbericht zur ΟΚΑ-Sitzung am 1. 3 . 1 9 5 1 , S. 2f. (AOKA, A 7). Die Hervorhebung der Hilfskomitees im Entwurf des Hilfswerks - dort wird das Hilfswerk als die „Zusammenfassung der Hilfswerke der Gliedkirchen und der Hilfskomitees" bezeichnet (so Spiegel-Schmidt, ebd., S. 3) - konnte noch in dem Bestreben gegründet sein, die gesamtkirchlichen, über die landeskirchliche Kompetenz hinausreichenden Elemente der Hilfswerkarbeit zu stärken, um so den föderalisierenden Tendenzen entgegenzuwirken. Diese Vermutung legt sich deshalb nahe, weil der Entwurf im weiteren keine die Hilfskomitees oder den Konvent betreffende Regelung mehr enthält, also z . B . auch nicht bei der Aufzählung der Zuständigkeiten oder der Frage einer finanziellen Absicherung. Aus diesem Grunde stieß auch der Hilfswerk-Entwurf im O K A auf Skepsis (vgl. SpiegelSchmidt, ebd.). 120

Vgl. oben S. 169.

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der Hilfskomitees mit dem Ratsbeschluß vom 1. Juli 1949 und empfahl dem Ausschuß, den Antrag zurückzuziehen: „Wir nehmen an, daß der Rat der E K D , nachdem er Zweck und Arbeitsweise des Ostkirchenausschusses durch die Geschäftsordnung vom 1. 7. 49 eingehend geregelt hat, es nicht als seine Aufgabe betrachten wird, eine Ordnung des Konvents der Hilfskomitees zu genehmigen."121

Auch die Hilfswerk-Zentrale hatte Einspruch erhoben 122 . Diese Situation veranlaßte den Ostkirchenausschuß am 21. Mai 1951 zu einer eingehenden Erörterung der gesamten Aufnahmeproblematik, insbesondere ihrer ekklesiologischen Seite. Alles, was an Erfahrungen in den sechs Jahren seit der Ankunft im Westen gesammelt worden war, was sich an grundlegenden Fragen an die ganze Kirche, aber auch gerade an die Hilfskomitees als kirchliche Institutionen ergeben hatte, klang in der Diskussion an. Sie zählt wegen dieser Bestandsaufnahme sicher zu den bedeutendsten in der Geschichte des Ostkirchenausschusses und endete, soweit aus der Niederschrift erkennbar, in großer Einmütigkeit über den weiteren Weg, den man innerhalb der E K D , in den Landeskirchen und auch im Verhältnis zu den säkulären Vertriebenenorganisationen gehen wollte. Daß man sich der Bedeutung dieser Sitzung bewußt war, ist aus dem Beschluß ersichtlich, allen Mitarbeitern in den kirchlichen Vertriebenenorganisationen die wesentlichen Äußerungen in Form eines Sonderprotokolls zugänglich zu machen 123 . Darüber hinaus erlangte diese Sitzung ihre besondere Bedeutung durch den erstmalig vollzogenen Wechsel im Amt des ersten Vorsitzenden. Girgensohn legte „mit Rücksicht auf seine Gesundheit" den Vorsitz nieder, als sein Nachfolger wurde der bisherige zweite Vorsitzende, Oberkonsistorialrat Gülzow, gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde nun Pastor Gehlhoff 124 . Jener Diskussion und Bestandsaufnahme lagen ein persönliches Wort, das Girgensohn zum Abschluß seiner fünfjährigen Tätigkeit im Mai 1951 an die Mitglieder des Ostkirchenausschusses verschickt hatte 125 , und ein programmatisches Referat Gehlhoffs über „Die Stellung der verdrängten Ostkirchen und der neue Aufbau ihrer Arbeit" 1 2 6 zugrunde. Gehlhoff griff darin die kritischen Fragen der unmittelbaren Nachkriegsjahre auf und knüpfte außerdem an die Diakonie-Diskussion der Hamburger 121 Schreiben der EKD-Kirchenkanzlei an den O K A vom 8. 5. 1951 (ΑΟΚΑ, A 1, Nr. 876). Punkt VIII des Entwurfs vgl. oben S. 420. 122 Vgl. Niederschrift über die Konventssitzung am 28. 8. 1951, S. 4 (ΑΟΚΑ, A 7). 123 Rundschreiben des O K A vom 4. 6. 1951 (NACHLAB BRUMMACK, Akte „OKA bis

einschl.

1952").

Niederschrift der ΟΚΑ-Sitzung vom 2 1 . 5 . 1951, S. 1 (ebd.). Girgensohn blieb weiterhin Mitglied des OKA. m

125

ΑΟΚΑ, A 3/1951.

126

Zusammenfassung im Rundschreiben des O K A vom 4. 6. 1951 (vgl. Anm. 123).

424

Organisations- und Verfassungsfragen

EKD-Synode 1951 an. Besonders Bischof Liljes Anprangerung des „Solipsismus" in der Kirche127 veranlaßte ihn, den „Solipsismus der Landeskirchen . . . in der Behandlung der Heimatvertriebenen" zur Sprache zu bringen und die Frage nach der „Glaubwürdigkeit der Kirche" zu stellen: „Sucht sie Macht statt Dienst? Hat sie eine Theologie des Glaubens statt Glauben? Eine Lehre vom rechten Tun statt Tun? Ist alle Selbstkritik einschließlich des diakonischen Wortes der Synode nur Deklamation? . . . " Im Blick auf die Stellung der Kirchen zu den Hilfskomitees, die Behandlung der Ostpfarrerfrage, auf die „Tendenz" der Landeskirchen, „Recht ohne Liebe zu üben und Verwaltung über Leben zu setzen - das alles zur Selbstsicherung-", auf das kirchliche Versagen - wie Gehlhoff meint - gegenüber den gestellten Aufgaben entwickelt er „denkbare konkrete Forderungen", wie zum Beispiel die „Anerkennung der Hilfskomitees als einer Art ,einstweiliger' Kirchen innerhalb der Landeskirchen und durch diese hindurch", deren „Dotierung gemäß der %-Zahl der Vertriebenen" und eine „Neuorganisation und Neubenennung der bisherigen Hilfskomitees'. Unter Umständen deren Zusammenfassung gemäß ihrer alten Zugehörigkeit zur altpreußischen Union und zum Außenamt". Gehlhoff stellte damit die faktisch vollzogene Entwicklung in dieser Frage erneut von Grund auf zur Disposition. Die Aussprache nahm jedoch - und darin liegt ihre Bedeutung für die weitere Arbeit - einen anderen Verlauf, diese Position in einer Richtung ergänzend und korrigierend, wie sie durch Girgensohns Abschiedsschreiben bereits vorgezeichnet war. Auch darin hatte es nicht an kritischen Äußerungen über die Aufnahmekirchen gefehlt128, doch zielte der scheidende Vorsitzende auf einen Neuanfang „aus der Gemeinschaft der Gemeinde Jesu Christi heraus", die allerdings und unübersehbar nicht mehr mit jener Dringlichkeit der früheren Jahre als neue „Lebensgemeinschaft" (koinonia) aus Einheimischen und Vertriebenen129 gefordert wird, - dies klingt wohl auch noch an - , sondern als Aufgabe der in der Vertriebenenhilfe tätigen kirchlichen Arbeiter: „Wichtig . . . scheint mir vor allen Dingen, daß die in dieser Arbeit stehenden sich zu einer wirklichen Gemeinschaft zusammenfinden, die den einzelnen trägt und hält, die die notwendige Klärung für die Arbeit gibt und vor allem die innere Glaubenshilfe. D e r uns 127

Vgl. dazu HAMBURG 1 9 5 1 , S. 83. Vgl. noch Liljes zweites Votum (ebd., S. 105)

gegen die „Ohne-mich-Philosophen" und den Nachhall in den Voten anderer Synodaler, z . B . von Eduard Putz (ebd., S. 114) und Hermann Dietzfelbinger (ebd., S. 119). 121 Girgensohn bedauert, daß es ihm nicht gelungen sei, einen engeren Kontakt untereinander herzustellen, und nennt als einen Grund dafür die „Bindung der meisten von uns an eine hauptamtliche Tätigkeit; die kirchliche Flüchtlingsarbeit wird zum großen Teil nebenamtlich und mit unzureichenden Mitteln betrieben, vielleicht ein Symptom(!) für die Stellung dieser Arbeit im kirchlichen Gesamtrahmen" (AOKA, A 3 / 1 9 5 1 ) . 129

Vgl. oben S. 315 u . ö .

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befohlene Dienst kann nur aus solch einer ,Bruderschaft' heraus in rechter Weise geschehen, und es ist das große Anliegen, daß wir in diesem Dienst wirklich zu einer Bruderschaft werden, sowohl innerhalb der einzelnen Hilfskomitees untereinander, als auch mit den Einheimischen, die sich in den Dienst in dieser Sache gestellt haben, die mit die schwerste Belastung unseres Volkes in dieser Zeit darstellt."

In der Aussprache wurde zwar immer wieder der „Institutionalismus" der Landeskirchen angeführt, aber es wurde auch - gerade von Girgensohn - vor der Einbildung gewarnt, „daß es Kirche ohne Gestalt geben kann". Jedoch dürfe die Gestalt „nicht zur allein Gültigen gemacht werden". Das sei „Institutionalismus" 130 . Andererseits übersahen die Mitglieder des Ostkirchenausschusses auch nicht die Gefahren eines solchen „Institutionalismus" auf Seiten der Hilfskomitees, an dessen Stelle die Herausbildung einer „Bruderschaft" untereinander treten müsse, einer „Gemeinschaft der Aufgebrochenen", wie Spiegel-Schmidt sagte. Die „Institution" wurde nicht schwärmerisch abgetan, wohl aber relativiert durch die Frage nach ihrer Lebenskraft, nach der „kirchlichen Substanz" 131 . Nicht das „Gespräch mit den Kirchenleitungen", das bloße Bemühen um institutionelle Absicherung, sondern der Aufbau der Bruderschaft, die „geistliche Führung" stellten sich als die Aufgabe dar. Konkret bedeutete das, den Schwerpunkt auf Mitarbeiter-Rüstzeiten zu legen132, wie sie zwar von Anfang an Bestandteil der kirchlichen Vertriebenenarbeit gewesen waren, jedoch seit der großzügigen Hilfestellung des Lutherischen Weltbundes in verstärktem Maße durchgeführt werden konnten. Es herrscht Einmütigkeit, daß es einerseits „ohne Institutionen nicht geht", so Gehlhoff, und daß deshalb nach Girgensohn der Anspruch besteht, „daß wir", die Hilfskomitees nämlich, „erhalten werden", andererseits, daß nicht in dieser Richtung die Arbeit zu entfalten sei, sondern auf das Wachsen der „Bruderschaft" hingearbeitet werden müsse. „Es kommt auf das Wirken als Salz und Licht an", betonte Gehlhoff zusammenfassend. 133 . Das Diskussionsergebnis führte zwar nicht dazu, daß man im Ostkirchenausschuß nun die „Politik" der E K D - G r e m i e n und Landeskirchen gegenüber den kirchlichen Vertriebenenorganisationen nachträglich billigte, wohl aber zu einer Offenheit gegenüber der faktisch bestehenden Situation, und das bedeutet im Fall der Konventssatzung die Bereitschaft zu einer Revision im Rahmen der Vorstellungen von Kirchenkanzlei und

ΟΚΑ-Rundschreiben vom 4. 6. 1951, S. 4 (vgl. Anm. 123). Ebd., S. 5; vgl. auch die Voten Gülzows (S. 4), Brummacks (S. 5) und anderer. Girgensohn verwies darauf, daß Wichern aus der Not der Erstarrung der Landeskirchen nach den „freien Associationen" gegriffen habe und fragte: „Haben wir noch kirchliche Substanz genug solche zu bilden?" 132 Vgl. die Voten Brummacks (ebd., S. 5; 7) und Girgensohns (S. 7). 133 Ebd., S. 7. 130 131

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Organisations- und Verfassungsfragen

Hilfswerk-Zentrale. Es bedurfte allerdings noch klärender Auseinandersetzungen und redaktioneller Anstrengungen auf einer weiteren Ausschuß-Sitzung 134 , vor allem aber auf der Tagung des Konvents selbst am 28. August 1951 135 . Der Ostkirchenausschuß hatte einen neuen Satzungsentwurf vorgelegt, in dem jedoch - wie sich während der Aussprache mehr und mehr herausstellte - zu viele Fragen ungeklärt blieben: Welchen Status sollten beispielsweise die Delegierten der Landeskirchen, der O r gane der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Ökumene besitzen? Sollten sie als Gäste oder als ordentliche Mitglieder teilnehmen können? Welche Möglichkeiten sollten geboten werden, unabhängige, in der Vertriebenenarbeit bewährte Persönlichkeiten heranzuziehen? Bezeichnete das Wort „Hilfskomitee" diese Organisationen lediglich als diakonische Organe oder als „Restorgane der verdrängten Ostkirchen" ? Sollte nach Hilfskomitees oder nach Vertretern abgestimmt werden? Und weiterhin galt es noch die alte Frage nach dem Verhältnis des Konvents zum Ostkirchenausschuß endgültig zu klären. Das Ergebnis aller Gespräche war die endgültige „Geschäftsordnung des Konvents der zerstreuten evangelischen Heimatkirchen "13ί·, wie sie vom Konvent am 28. August 1951 dann einstimmig angenommen wurde. Im Gegensatz zum Entwurf vom März 1951 war nun eine positive wie negative Abgrenzung des Aufgaben- und Kompetenzbereiches vorgenommen worden. Im § 1 stellt sich der Konvent die „Aufgabe, maßgebliche Vertreter, die in der kirchlichen, sozialen und politischen Arbeit der Vertriebenen stehen, zur Fühlungnahme und Beratung zusammenzufassen. Indem er sich bewußt auf die beratende Funktion beschränkt, verzichtet er darauf, ein eigenes kirchliches Organ sein zu wollen. Er hofft jedoch, daß die Ergebnisse seiner Beratung hilfreich sein können sowohl für den Dienst in den Gemeinden und in den Landeskirchen, als auch für die gesamtkirchliche Ausrichtung der Vertriebenenarbeit im Sinne der Evangelischen Kirche in Deutschland."

Dieser Aufgabenstellung sollte mit folgender Zusammensetzung Rechnung getragen werden (§§ II und I I I ) : „Der Konvent besteht aus je zwei Vertretern der verschiedenen Hilfskomitees, aus fünf berufenen Vertretern, die in der sozialen oder politischen Vertriebenenarbeit stehen, zwei Vertretern der Jugendarbeit an Vertriebenen, drei Vertretern aus dem Kreise der D.P.-s; außerdem sollen folgende Organisationen gebeten werden, regelmäßig Vertreter für den

134

Am 15. 8. 1951 in Hannover (Niederschrift in: NACHLAI? BRUMMACK, Akte „OKA

bis e i n s c h l .

1952").

Niederschrift, S. 4 (ΑΟΚΑ, A 7). 136 Vgl. ebd. Die Bezeichnung „Konvent der zerstreuten evangelischen Heimatkirchen" zog man auf der Tagung der bisherigen („Konvent der Hilfskomitees") vor, um - wie es im Protokoll (ebd., S. 4) heißt - „das Ghetto der Hilfskomiteearbeit wirklich zu durchbrechen". Endgültig durchgesetzt hat sich jedoch der kurz darauf gewählte Name „Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen". 135

Vertriebenentagung in Königswinter

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Konvent zu bestimmen: Die Landeskirchen insgesamt drei, der Weltkirchenrat einen, der Lutherische Weltbund einen, sowie je ein Vertreter der Kirchenkanzlei, des Rates der E K D und des Hilfswerks. Der Konvent wählt aus seiner Mitte auf zwei Jahre einen Vorstand, bestehend aus einem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter und einem Schriftführer. Der Vorstand hat das Recht, einzelne Mitglieder des Konvents zu gesonderten Beratungen zusammenzurufen, wie auch bewährte Persönlichkeiten zu den Sitzungen einzuladen."

Damit war der ursprünglich anvisierte Rahmen (Konvent der Hilfskomitees) gesprengt. Das aufgegebene Konzept blieb jedoch insoweit berücksichtigt, als man außer diesem bloß beratenden „Großen Konvent" noch eine - wie es im Protokoll (S. 4) heißt - „innere Arbeitsbesprechung der Hilfskomitees mit Beschlußrecht" schuf. Den Hilfskomitees sollte dadurch die Möglichkeit eröffnet werden, ihrem besonderen Charakter als Selbsthilfeorgane Geltung zu verschaffen137. Uber diesen „Kleinen Konvent" bestimmt die Geschäftsordnung im § VII: „Nach den Beratungen des Konvents treten die Hilfskomitees und die Vertreter der Kirchenkanzlei und des Hilfswerks in eigener Sitzung zusammen, um die notwendige Beschlußfassung im Hinblick auf ihre Arbeit zu vollziehen."

Diesem Gremium wurde auch die Aufgabe zugewiesen, neu zur Berufung anstehende Mitglieder des Ortskirchenausschusses zu benennen sowie die beiden Vertreter zu wählen, die entsprechend dem neuen Hilfswerkgesetz von 1951 in den Hilfswerkausschuß von den Hilfskomitees zu entsenden waren138. 137 Dies war ja die eigentliche Intention, wie sie mit dem Zusammenschluß der Hilfskomitees in Königswinter 1950 angestrebt worden war. Daß die Hilfskomitees mit einem solchen Schritt auch zum Ausdruck bringen wollten, mehr als bloße „diakonische Organe" zu sein, wurde bereits auf der Tagung des Konvents Anfang März 1951 und anhand des ΟΚΑ-Schreibens an den Rat der E K D vom 3. 3. 1951 deutlich. In den Diskussionen seither, schließlich auf der Konventstagung am 28. 8. 1951 selbst scheint sich in dem Zusammenhang aber immer klarer als eine Gefahr abgezeichnet zu haben, daß jene Konstruktion zu einer noch stärkeren Selbstabkapselung der Hilfskomitees führen könnte, aus der heraus die Politik und Arbeit der säkularen Vertriebenenverbände und die Masse der Vertriebenen ebensowenig beeinflußbar wäre, wie man andererseits von da aus innerhalb der Kirche größeren Einfluß auf die Vertriebenenarbeit gewinnen könnte.

Die in der Geschäftsordnung vorgesehene Aufteilung in einen „Großen Konvent" als beratendes und einen „Kleinen Konvent" als beschlußfähiges Organ sollte beidem gerecht werden. In diesem Sinne ist wohl auch der Satz im Protokoll zu verstehen: „Dadurch werden die Hilfskomitees gewahrt, als auch das Ghetto überwunden" (S. 4). 138 § V I I I der Geschäftsordnung. Der „Kleine Konvent" tagte in den folgenden Jahren fast ausschließlich zusammen mit dem O K A . Die Entsendung von „zwei Vertretern der Hilfskomitees, die der Konvent der Hilfskomitees bestimmt", entspricht dem § 6 (6) des Hilfswerkgesetzes vom 5. 4. 1951. Der Hilfswerkausschuß (neben dem Verwaltungsrat und dem Zentralbüro „Organ des Hilfswerks der E K i D " ) konnte nach § 6 (1) Richtlinien zur Durchführung der Aufgaben des Hilfswerks erlassen und hatte den Haushalts- sowie den Stellenplan des Hilfswerks der E K i D aufzustellen. Vgl. dazu auch § 3 des Hilfswerkgesetzes.

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Organisations- und Verfassungsfragen

So hatte sich der Konvent eine Satzung gegeben, die weitgehend von Erfordernissen bestimmt war, wie sie damals die führenden kirchlichen Mitarbeiter in der Vertriebenenarbeit als aufgegeben ansahen. Der Konvent war ein freiwilliger Zusammenschluß der Hilfskomitees unter Teilnahme landeskirchlicher Vertreter, der zentralkirchlichen Organe, Rat und Kirchenkanzlei, des Hilfswerkes sowie der Ökumene. Sein Ziel war, eine organisatorische Ebene zu besitzen, von der aus man einerseits wirksamer als bisher in die säkularen Vertriebenenverbände in kirchlichem Sinne einwirken und andererseits innerhalb der Kirche die Vertriebenenanliegen besser zur Geltung bringen könnte. Von seiner Verfassung her konnte der Konvent kaum allzu großes Gewicht beanspruchen. Frühere Intentionen, den kirchlichen Vertriebenengremien wenigstens teilweise kirchenleitende und den Fortbestand der Ostkirchen sichernde Funktionen zu übertragen, scheinen in den Hintergrund getreten zu sein. Versuche, solche Intentionen mit Hilfe der Konventsgründung doch noch zu verwirklichen, lassen sich nicht belegen. Dem Ostkirchenausschuß war der Konvent, was seine kirchenamtliche Stellung betrifft, keineswegs ebenbürtig, von der zunächst beabsichtigten Uberordnung und Weisungsbefugnis ganz zu schweigen. Das heißt aber nichts anderes, als daß die Bedeutung des Konvents allein von Gewicht und Qualität seiner Arbeit bestimmt wurde, von der Ausstrahlungskraft und dem Vermögen, im säkularen wie im kirchlichen Raum Einfluß auszuüben. Es soll hier nicht ein Gesamturteil über die Arbeit abgegeben werden, die der Ostkirchenkonvent in den mehr als dreißig Jahren seit seinem Bestehen geleistet hat139, aber es sei wenigstens gesagt, daß von den anfangs jährlich, seit 1960 zwei)ährlich 140 veranstalteten Konventstagungen wesentliche Impulse ausgingen141.

139

E i n e n Ü b e r b l i c k über die Tagungen des Konvents bieten F . H a m m (UNVERLIERBAR-

KEIT 1/1, S. 1 4 - 3 4 ) und H . K r u s k a (ebd., 1/2, S. 5 9 - 7 6 ) . 140

Seit 1 9 6 0 wechselten die Konventstagungen mit ebenfalls zweijährlich stattfindenden

„ O s t p f a r r e r t a g e n " ab. - Vgl. auch H . RUDOLPH: EV. Kirche und Vertriebene, B a n d II. 141

Dies gilt, wie sich zeigen wird, v o r allem für zwei Bereiche: D i e

Behandlung

kirchlicher, kultureller und politischer F r a g e n O s t e u r o p a s als Aufgabe der Vertriebenenarbeit und das P r o b l e m des H e i m a t - und Selbstbestimmungsrechtes im Z u s a m m e n h a n g einer N e u o r d n u n g E u r o p a s . - N a c h der Tagung in R a t z e b u r g 1951 wurde die Satzung n o c h zweimal geändert: A u f der T a g u n g am 2 4 . 9 . 1 9 5 9 in Königswinter wurde der Katalog in § II der Satzung folgendermaßen erweitert: „ D e r K o n v e n t besteht aus je zwei Vertretern der Hilfskomitees, aus fünf berufenen Vertretern, die in der sozialen und politischen Arbeit stehen, zwei Vertretern der Jugendarbeit an Vertriebenen, zwei Vertretern aus den Kreisen der heimatlosen Ausländer, außerdem sollen folgende Vertreter berufen w e r d e n : ein Vertreter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, ein Vertreter der Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland, z w ö l f Vertreter der Landeskirchen, der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland für Umsiedler- und Vertriebenenfragen, ein

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Doch bereits im Blick auf die Ausgangssituation 1950/51, auf die Vorbereitung und Beachtung, die den ersten Tagungen selbst zuteil wurden, kann festgestellt werden, daß dem Konvent von Anfang an ein großes Gewicht beigemessen wurde. Dies mag man zum Beispiel daraus ersehen, daß der Rat der E K D dem Ersuchen des Konvents nachkam und eines seiner Mitglieder, den Magdeburger Präses Kreyssig, mit der besonderen Wahrnehmung der Vertriebenenfragen beauftragte. Dieser sollte nach Möglichkeit auch an den Konventstagungen teilnehmen142. Die Bedeutung des Konvents in der Anfangsphase seines Bestehens ist sicher auf das vielfach herrschende Unbehagen über den geringen Wirkungsgrad der bestehenden Organe - Hilfskomitees und Ostkirchenausschuß - und die damit verknüpfte Hoffnung zurückzuführen, neu organisiert mehr kirchlichen Einfluß auf die Vertriebenen ausüben zu können. Zu unterschätzen ist vor allem aber auch nicht das Engagement ökumenischer Kreise: Wie bereits erwähnt, hat die Initiative des Lutherischen Weltbundes die Entwicklung erst in Gang gebracht, die mit der Bildung des Konvents ihren Abschluß fand. So mag es erlaubt sein, noch einmal genauer nach den Gründen dieses Engagements zu suchen. Auf die Ziele, wie sie in den Resolutionen und Berichten des Weltbundes bzw. des Ökumenischen Rates sowie in Äußerungen Hermans formuliert wurden, ist bereits eingegangen143. Was trieb jedoch die Weltorganisation der lutherischen Kirchen zu dieser Art Hilfe? Hat der Weltbund nach dem Auslaufen der großen Nothilfeprogramme

Vertreter des Kirchlichen Außenamtes, ein Vertreter des Weltrates der Kirchen, ein Vertreter des Lutherischen Weltbundes, ein Vertreter der Hauptgeschäftsstelle der Inneren Mission und des Evangelischen Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland, ein Vertreter der Arbeitsgemeinschaft evangelischer Jugend Deutschlands, ein Vertreter der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland, eine Vertreterin der Fauenarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland" (vgl. Jahresbericht des O K A und des Konvents 1959/60, S. 5; Α Ο Κ Α , A 7/1960). Damit sollte der Konventsarbeit eine breitere Grundlage gegeben werden. Es hat allerding den Anschein, daß diese Änderung in der Praxis ohne erkennbare Folgen blieb. Die zweite Änderung betrifft die Umwandlung des Konvents in einen eingetragenen Verein 1962 (vgl. F. Hamm, UNVERLIERBARKEIT 1/1, S. 32), womit er größere Selbständigkeit erhielt. 142 F. Hamm richtete als Vorsitzender des Konvents am 1. 10.1951 einen entsprechenden Antrag an den Rat der E K D (Nr. 2058, in: A O K A , C 14/1951). Der Rat bat daraufhin am 25. 10. 1951 Dr. Kreyssig, „sich für die unmittelbare persönliche Verbindung des Rates zu den Hilfskomitees der zerstreuten Heimatkirchen verantwortlich zu wissen" (Kirchenkanzlei am 11. 11.1951 an O K A , Nr. 14662; A K K , 518 Ostpfarrer). Entsprechend bat die Kirchenkonferenz, die Teilnahme der landeskirchlichen Vertreter am Konvent betreffend, auf ihrer Sitzung am 6. 12.1951 O K R Riedel (München), Präsident Dr. Fokken (Aurich) und O K R Boue (Düsseldorf), das bedeutet also: je einen Vertreter der lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen, an den Konventssitzungen teilzunehmen (vgl. EKD-Kirchenkanzlei am 20. 12.1951 an O K A , Nr. 15304; ebd.). ,4)

Vgl. oben S. 412.

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Organisations- und Verfassungsfragen

seine Aufmerksamkeit auf die Masse der (reichsdeutschen) Vertriebenen gelenkt, weil ihm deren lutherisches Christentum in der neuen, nicht immer „rein" lutherischen Umwelt als besonders gefährdet und besonderer Zuwendung bedürftig erschien? Das hieße dann, daß die auch vom Ökumenischen Rat vollzogene Gewichtsverlagerung auf das innerkirchliche Leben in der Vertriebenen- und Flüchtlingsarbeit 144 gleichzeitig zu einer stärkeren Konfessionalisierung der Hilfe geführt hätte sowohl hinsichtlich des Urhebers als auch der Adressaten, so daß es - zugespitzt gesagt - dem Lutherischen Weltbund mit seiner Stärkung der Vertriebenengremien um die Stärkung der lutherischen Bastion innerhalb des deutschen Protestantismus zu tun gewesen sein könnte? Eine solche auf den ersten Blick vielleicht naheliegende Annahme 145 trifft jedoch nicht nur auf einhelligen Widerspruch der damals Beteiligten146, sondern würde auch im äußeren Verfahren ökumenischer Hilfeleistungen wenig Anhaltspunkte finden. In der Tat erklärt sich das Vorgehen des Weltbundes zu einem Teil einfach aus einer damaligen innerökumenischen Arbeitsteilung: Es gab eine gegenseitige Übereinkunft zwischen Lutherischem Weltbund und Weltkirchenrat, daß der Flüchtlingsdienst des Lutherischen Weltbundes sich hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich („primarily but not exclusively") der Lutheraner annehmen, während dem Weltkirchenrat (ebenfalls „primarily but not exclusively") die Betreuung der „Nicht-Lutheraner" obliegen solle147. Auf Grund dieser Vereinbarung konnte sehr gut gearbeitet und, wie Herman berichtet, unnütze Doppelarbeit vermieden werden. Dies gilt jedoch fast ausschließlich für die kirchliche Arbeit an der Gruppe der DPs. In bezug auf die Auslandsdeutschen und reichsdeutschen Vertriebenen bestanden noch besondere Verhältnisse. Der Weltkirchenrat hing in seiner Flüchtlingsarbeit finanziell stark von der I R O ab, der satzungsgemäß jede Hilfe an „non-DPs" untersagt war. Der L W F / S R füllte nun, auf Betreiben Hermans, darum diese Lücke aus und schuf für die Arbeit an den „nonD P s " , und das heißt hauptsächlich an den Vertriebenen, Sonderfonds. Neben diesen äußeren Gründen sprechen jedoch auch Impuls und Charakter der ökumenischen Hilfe des Lutherischen Weltbundes gegen die

144

Vgl. oben S. 413 f.

Naheliegend z . B . auch wegen der in jenen Jahren auftretenden innerevangelischen Konfessionsprobleme bei der kirchlichen Vertriebeneneingliederung (vgl. dazu unten S. 484 ff.). 145

146 Verf. hat diese anhand der vorliegenden Quellen nur unzureichend zu klärende Fragen dem zuständigen Referenten des Lutherischen Kirchenamtes, Herrn O K R Gottfried Klapper, sowie den damals als LWB-Vertretern Beteiligten Carl Mau J r . und Stewart Herman vortragen dürfen und von diesen in dankenswert offener und ausführlicher Weise näheren Aufschluß erhalten. 147

Schreiben Hermans an Verf. v o m 29. 8 . 1 9 7 3 (S. 4).

Vertriebenentagung in Königswinter

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Annahme einer bloßen lutherischen „Machtpolitik". Sicherlich hat es innerhalb des Weltbundes Bestrebungen in dieser Richtung gegeben, wie solche ja auch innerhalb der V E L K D nicht ganz abzuleugnen sind148. Solche Motive scheinen jedoch dem damaligen Engagement des Lutherischen Weltbundes nicht zugrundegelegen zu haben. So weist C . H . Mau jr.149 zunächst einmal auf den hohen finanziellen Anteil hin, den die im Weltbund verbundenen lutherischen Kirchen für den Weltkirchenrat aufbringen, und auf die lutherischen Kirchen, die durch Ermutigung des Weltbundes den Weg in die Ökumene, d.h. in den Weltkirchenrat, gefunden haben. Auch das Motto „Wir wollen einander helfen", wie es auf Vorschlag J . A . Moreheads von der 1. Tagung des Lutherischen Weltkonvents in Eisenbach (1923) als Leitmotiv für die Organisierung des Weltluthertums aufgegriffen worden war150, entstammt alles anderem als engem Konfessionalismus. Es war als Antwort auf die Herausforderung gedacht, vor welche sich die Kirchen angesichts der sozialen und politischen Situation in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gestellt sahen151. Vor allem aber schildert Herman, der damalige Direktor des L W F / S R und Hauptinitiator der Königswinterer Tagung, selbst seine Position gegenüber jener Art von Konfessionalismus: „I gave them [ = confessional tensions] no place in my own thinking, therefore they had little or no influence on L W F / S R policy." So habe er, „even at the expense of V E L K D " sowohl in Deutschland selbst wie auch in Genf der E K D Unterstützung gewährt, soweit er konnte, „simply because I regarded Christian unity of action as more important at that time than a confessio-

148 Konfessionelle Gesichtspunkte blieben schon bei den Verhandlungen um eine Freistellung Spiegel-Schmidts für die Geschäftsführung des O K A nicht unberücksichtigt. Vgl. dazu Schreiben Rankes an Girgensohn vom 10. 5. 1949 (ΑΟΚΑ, A 1/1949). Gerstenmaier glaubte bereits Ende 1947 bei seiner Reise in die Schweiz, das „stärkere Hervortreten des denominationellen Denkens in der praktischen Hilfsarbeit der ausländischen Kirchen" feststellen zu können. Vgl. Protokoll der Tagung des Exekutiv-Komitees des WA vom 16. 1. 1948, Pkt. 1 (ADW). Auch Herman spricht in seinem Brief von „unleugbaren konfessionellen Spannungen nach dem Krieg" (vgl. Anm. 147, S. 3). 149

Schreiben an Verf. vom 20. 9. 1975.

150

V g l . R . SOLBERG, L e i b , S. 2 1 f.

Vgl. auch H. LILJE, Memorabilia, S. 213: „Ich habe es immer als ein Ruhmesblatt der Lutherischen Kirchen angesehen, daß nicht in erster Linie konfessionelle oder dogmatische Gedankengänge sie zusammengeführt haben, sondern.. . der Wille zu helfen." Der am 15./16. 12. 1952 im Rahmen der Vollversammlung des LWB in Hannover gegründete Lutherische Weltdienst (LWS) war von seiner Satzung her gehalten, im Falle materieller Notstände die vorhandenen Gaben ohne Rücksicht auf die Konfession der Empfänger zu verteilen (vgl. Meiser am 23. 12. 1952 an Zänker; Α V E L K D , D N K , A II a). Angesichts von Einsätzen des LWB in Weltregionen wie dem Nahen Osten kann man noch ergänzen: ohne Rücksicht auf die Religion der Empfänger. 151

432

Organisations- und Verfassungsfragen

nal emphasis. In the well-known parlance I sympathized with the bekennende rather than the Bekenntnis concept." 152 Ungeachtet solcher gewiß eindeutiger Zeugnisse muß man sich andererseits vor Augen halten, daß - wie oben bereits erwähnt - mit einer bestimmten Zwangsläufigkeit konfessionelle Gesichtspunkte in dem Maße auftreten mußten, wie sich der Schwerpunkt in der kirchlichen Vertriebenenarbeit von materieller Hilfeleistungen auf seelsorgerliche Aufgaben verlagerte. Bei aller Universalität des Anspruchs konnte man bei der Erfüllung solcher Aufgaben nicht einfach die konfessionellen Verhältnisse der Adressaten, Vertriebenen und Aufnahmekirchen, übergehen, besonders soweit es dabei um die „Verkirchlichung", um Kirchenbildung und kirchliche Integration ging. Dies bildet auch den Hintergrund von Hermans Bemerkung in einem Votum auf der Königswinterer Tagung: „Auf gemeinsame Erlebnisse baut man keine Kirche, sondern auf den Glauben."

4. Die Frage einer zentralen Repräsentanz und Koordination der kirchlichen Vertriebenenarbeit Das Problem einer zentralen Instanz begleitete die kirchliche Vertriebenenarbeit in dieser oder jener Form nahezu von Anfang an. Schon 1946 sollte die Ernennung von „Flüchtlingskommissaren", Propst Grüber für den Osten, Dr. von Freyberg (Zentralbüro) für die Westzonen, den Mangel einer zentralen Reichsstelle für Flüchtlingshilfe ausgleichen, zumindest für das weite Arbeitsfeld des Hilfswerks153. In späteren Jahren richteten sich deshalb besondere Hoffnungen auf den Ostkirchenausschuß. Besonders der zuständige Referent der EKD-Kirchenkanzlei, Ranke, bemühte sich in dieser Richtung und sah in der Geschäftsordnung vom 1. Juli 1949 einen wichtigen Schritt dahin. Es werde notwendig sein, so Ranke in seinem grundlegenden Referat in Hermannsburg 1949 „die verschiedenen Bestrebungen der Landeskirchen, der Hilfskomitees, des Ostkirchenausschusses, des Hilfswerks und der Ökumene einander zu koordinieren". Das sei „im Ansatz durch die Geschäftsordnung des Ostkirchenausschusses geschehen. Die ersten Früchte der Koordination zeigen sich bereits. An den Sitzungen des Ostkirchenausschusses nehmen die Vertreter der Kirchenkanzlei, des Zentralbüros des Hilfswerks, des Kirchendienstes Ost und der für die Diaspora arbeitenden Werke teil."154 152 153 154

Vgl. Anm. 147, S. 3. Beschluß des W A vom 3-/4. 5. 1946 in Treysa (Protokoll, S. 9 f . ; ADW). In: A K K , 6454, Beiheft Flüchtlingsarbeit der Kirche, S. 10.

Repräsentanz und Koordination

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Ranke hoffte so, ein Problem der Lösung zuführen zu können, das nicht zufällig 1949, im Zusammenhang mit der Um- und Neuorientierung in der kirchlichen Vertriebenenarbeit aufgebrochen war. Die Hamburger Flüchtlingstagung des Weltkirchenrates Ende Februar 1949 hatte einem Kreis von Verantwortlichen Gelegenheit zur Erörterung der Frage geboten155. Wie man schnell feststellen konnte, waren bis dahin schon mehrere recht unterschiedliche Vorschläge von verschiedenen Gremien und Kreisen in der E K D zu der Frage unterbreitet worden. Dem Bruderrat der E K D schwebte die Errichtung neuer Zentralinstitutionen vor, nämlich einer Flüchtlingskammer, ähnlich der auf der EKD-Synode in Bethel geschaffenen Sozialkammer der E K D , und der Beauftragung der beiden von jener Synode benannten „FlüchtlingsVertreter", Iwand und Schulze156, mit der Durchführung dringender Flüchtlingsangelegenheiten in der E K D , was letztlich auf eine Art von E K D Flüchtlingsbeauftragtem oder -bischof abzielte. Andere Gremien, zum Beispiel der Ostkirchenausschuß und der Bevollmächtigtenausschuß des Hilfswerkes in der britischen Zone, verfolgten ein ähnliches Ziel mit einer Umbildung des Ostkirchenausschusses, wobei der Bevollmächtigtenausschuß sich zusätzlich noch für einen EKD-,.Flüchtlingsreferenten" ausgesprochen hatte. Das Landeskirchenamt Hannover forderte zumindest die „Einrichtung einer autoritativen und repräsentativen Spitze" der EKD-Vertriebenenarbeit. Die Gesprächsteilnehmer in Hamburg äußerten sich jedoch sämtlich sehr skeptisch über solche Pläne und Vorschläge. Man befürchtete nur neue Verwirrung, wenn „im gegenwärtigen Augenblick eine neue kirchliche Stelle, die bisher nicht mit der Angelegenheit befaßt sei" gebildet werde, also etwa die eines Flüchtlingsbischofs oder einer Flüchtlingskammer der E K D . Allenfalls wurde die Bitte an den EKD-Ratsvorsitzenden für möglich und sinnvoll erachtet, er möge sich „besonders der Flüchtlingsfragen annehmen". Wie bereits oben157 erwähnt, sah man in Hamburg in der Stärkung vorhandener Organe, vor allem des Ostkirchenausschusses und der Hilfskomitees, eher den Weg zu einer Lösung. Wie sich bald herausstellte, dachte auch der Rat der E K D selbst damals nicht daran, eigens einen „Flüchtlingsbischof" zu bestellen158. Trotz solcher Einmütigkeit und der auch unter diesem Aspekt 1949 beschlossenen Neuordnung des Ostkirchenausschusses blieb das Problem einer zentralen Repräsentanz weiterhin bestehen. Deshalb wurde 155 Aktenvermerk Rankes vom 7. 3. 1949 (AOKA, C 12/1949). An dem Gespräch nahmen teil: Gerstenmaier, Girgensohn, Gülzow, Iwand, Prof. Scheuner, Sup. Schulze, Frau Seeberg und von Zahn. 156 Vgl. oben S. 391. 157 Vgl. oben S. 392. 158 Vgl. Schreiben Gülzows an O K A vom 20. 5. 1949 (AOKA, A 1/1949).

434

Organisations- und Verfassungsfragen

weiterhin nach L ö s u n g e n gesucht. Im H e r b s t 1949 ergriff Frau Seeberg nochmals die Initiative, nachdem sie aus der politischen Entwicklung neue Eindrücke gewonnen hatte, die ihr eine „repräsentative Spitze" der EKD-Vertriebenenarbeit dringlich erscheinen ließen. So schrieb sie am 24. September 1949 an Bischof Lilje: „ D i e Persönlichkeit des Flüchtlingsministers Lukaschek gewährleistet in ganz besonders hohem Maße einen christlichen Einfluß auf die kommende Flüchtlingspolitik. Dieser Einfluß wird aber weitgehend von der katholischen Kirche ausgeübt werden, weil Minister Lukaschek selbst katholisch ist. Außerdem bemüht die zentrale Flüchtlingsrepräsentation der katholischen Kirche sich seit Jahren um einen solchen Einfluß, und Minister Lukaschek ist selbst Präsident des Beirates bei dem katholischen Flüchtlingsbischof und beim H o h e n päpstlichen Protektor für das Flüchtlingswesen. Bei einer eingehenden Unterredung im Januar d . J . sagte Präsident Lukaschek mir, daß ihm ausgesprochen daran läge, mit der evangelischen Kirche zusammen zu arbeiten. Eine repräsentative Spitze für das Flüchtlingswesen der evangelischen Kirche, wie sie in der ersten Resolution der Hermannsburger Tagung des Vorjahres erbeten worden ist, scheint ihm ein geeigneter Weg zu sein. Auch der verstorbene Flüchtlingsbischof hat sich sehr positiv geäußert. Eine repräsentative Spitze in dieser oder einer der evangelischen Kirche mehr entsprechenden anderen F o r m wird nach der Schaffung des Flüchtlingsministeriums nicht zu umgehen sein." 1 5 9

D a s A r g u m e n t konfessioneller „Parität", das seit vielen Jahrzehnten das Engagement der evangelischen Kirche in Staat und Öffentlichkeit beeinflußt hatte, verfehlte hier jedoch seine Wirkung. A u f g r u n d der

159 N r . 6679, in: A K K , 6454. Der katholische Flüchtlingsbischof trug offiziell die Bezeichnung „Beauftragter der Fuldaer Bischofskonferenz für die Seelsorge der Heimatvertriebenen" (vorher: päpstlicher Beauftragter). Mit dem verstorbenen Flüchtlingsbischof ist der Limburger Bischof Ferdinand Dirichs gemeint, in dessen Diözese das katholische Vertriebenenzentrum in Königstein aufgebaut worden war. Dirichs hatte den früheren Bischof von Ermland und ersten Flüchtlingsbeauftragten, Maximilian Kaller, abgelöst. Darüber hinaus ernannte Pius X I I . den Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz und Kölner Erzbischof, Josef Kardinal Frings, zum „ H o h e n Protektor" des gesamten, d.h. „sittlichen" wie materiellen, Flüchtlingsproblems. Die Arbeitsgemeinschaft „Kirche und H e i m a t " , die 1950 mit Zustimmung der Fuldaer Bischofskonferenz als eingetragener Verein mit Sitz in München gegründet wurde (andere Angaben allerdings in Herbert Czajas Artikel im „Lexikon für Theologie und Kirche", 2. Aufl., Band 6, Sp. 288), ist in organisatorischer Hinsicht mit dem Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen zu vergleichen. - Wie Spiegel-Schmidt in seinem Rechenschaftsbericht an den Rat der E K D ( A O K A , C 12/1950, S. 7) mitteilt, wird der Verein durch das Kuratorium der heimatvertriebenen Ordinarien, der Vertreter aller deutschen Ordinariate und der kirchlichen Hauptverbände geleitet. Seine Mitglieder sind die katholischen landsmannschaftlichen Vereinigungen und Diözesenflüchtlingsseelsorger. Präsident ist der päpstliche Flüchtlingsbeauftragte, Prälat Hartz. Als Ziel gibt Spiegel-Schmidt an „die Förderung der sittlichen Bewältigung des Flüchtlingsproblems, Bewahrung des religiösen und kulturellen Heimatgutes der Vertriebenen, L ö s u n g der Spannung zwischen den Alteingesessenen und Neuangesiedelten. In allen Diözesen sollen entsprechende Aktionsausschlüsse gebildet werden." (Vgl. dazu die genaueren Angaben bei A . KINDERMANN, Wandlungen, S. 116f., 122f.).

Repräsentanz und Koordination

435

Einwände Rankes reduzierte Frau Seeberg ihre Forderung auf eine „noch bessere" Zusammenarbeit zwischen Kirchenkanzlei, Zentralbüro, Ostkirchenausschuß und Central-Ausschuß der Inneren Mission, um wenig später160 den Gedanken ganz aufzugeben, so daß er auf der Flüchtlingstagung in Hermannsburg Ende November 1949 keine Rolle mehr spielte161. Es lag nicht an der für die beiden großen Kirchen gleichermaßen belastenden Aufgabe, daß es der EKD nicht gelang, ihre Vertriebenenarbeit ähnlich zentral wie die katholische Kirche zu organisieren. Die Schwierigkeiten auf evangelischer Seite hatten vielmehr mit der vom landeskirchlichen Partikularismus bestimmten Struktur der Spitze zu tun. So wenig man geneigt sein kann, den Ostkirchenausschuß als Pendant zum katholischen „Flüchtlingsbischof" anzusehen, so vergeblich würde man andererseits nach einer Entsprechung des Ratsbeschlusses vom 22. März 19491'2 im katholischen Bereich suchen. Auf landeskirchlicher Ebene bereitete dagegen die Zentralisierung kaum Schwierigkeiten. Hier gab es häufig einen „Landesflüchtlingspfarrer" oder eine entsprechende andere zentrale Instanz163. „Um die Zersplitterung der Flüchtlingsarbeit zu überwinden", hatte der Bruderrat der EKD bereits 1950 die Gründung eines „Flüchtlingsausschusses" beschlossen und Pastor Wischmann damit betraut, diese Arbeit in die Wege zu leiten164. Doch dieser Schritt des Bruderrates wurde abgeblockt und blieb - im Gegensatz zu seinem Einsatz für die „Baugemeinde" im Jahre 1949 165 - ohne erkennbare Wirkung. Ebenfalls erfolglos blieb die Initiative des Ostkirchenausschusses im Sommer 1950 zur Gründung eines „Flüchtlingsbeirates der EKiD"166. Diese beiden Vorgänge zeigen nur, wie begründet die 1949 in Hamburg geäußerte Skepsis gegenüber allen Versuchen war, durch Errichtung einer neuen Institution zu einer Koordinierung und Repräsentanz der bereits vorhandenen zu kommen. Der Vertriebenenbeauftragte der EKD Was 1949/50 auf anscheinend unüberbrückbare Bedenken stieß, wurde einige Jahre später ohne größeres Aufheben und offensichtlich 160

Aktenvermerk Rankes vom 3. 11. 1949 (AKK, 6454). Dasselbe gilt für eine Referentennotiz Rankes vom 13. 12. 1949: „In der nächsten Zeit im Rahmen des Flüchtlingsreferats der Evangelischen Kirche in Deutschland wichtige Angelegenheiten " (Nr. 9009; ebd., Band Sept. 1949 bis März 1951). 162 Das heißt also: Die seelsorgerliche Arbeit an den Vertriebenen ist Aufgabe der Landeskirchen (vgl. oben S. 211, Anm. 87). Vgl. oben S. 256. 164 Bericht Spiegel-Schmidts auf der ΟΚΑ-Sitzung am 16. 11.1950 (ΑΟΚΑ, A 7/1950). 165 Vgl. oben S. 130. 166 Vorgang Nr. b 247. IV vom 9. 6.1950 (AKK, 6454). 161

436

Organisations- und Verfassungsfragen

auch ohne Kompetenzschwierigkeiten in die Tat umgesetzt. Auf seiner Sitzung am 7./8. November 1957 in Frankfurt/M. beschloß der Rat der E K D „auf Anregung von Bundesminister Oberländer", Bischof Wester zu bitten, „die Flüchtlings- und Lagerseelsorge im Auftrage der E K D zu betreuen. Bischof D. Wester gab telefonisch seine Zusage."167 Welche veränderten Bedingungen ließen einen solchen Schritt zu? Im März 1957 hatte in der Ev. Akademie Loccum zwischen Bundesvertriebenenminister Oberländer und den Kirchenleitungen der westdeutschen Landeskirchen eine Besprechung stattgefunden 168 . Die Landeskirchen waren teils durch ihre Bischöfe - unter ihnen auch Dibelius als Ratsvorsitzender der E K D - , teils durch die Flüchtlingsreferenten oder Landesflüchtlingspfarrer vertreten. Ostkirchenausschuß, Hilfswerk und Kirchenkanzlei hatten ebenfalls Vertreter entsandt. Dieses Treffen veranschaulicht die Bedeutung, die von den staatlichen Stellen dem kirchlichen Beitrag zur Vertriebeneneingliederung, besonders zur Durchführung der staatlichen Eingliederungsmaßnahmen 169 , beigemessen wurde. Hatte bereits der erste Vertriebenenminister Lukaschek sich mehrfach in dieser Richtung geäußert, so bat sein Nachfolger Oberländer darüberhinaus auch bei Einzelvorhaben unmittelbar um kirchliche Unterstützung 170 . Wie aus dem einführenden Referat Oberländers deutlich wurde, bildete die Zuspitzung des Flüchtlingsproblems den Anlaß für das Gespräch in Loccum: Zu den neun Millionen Vertriebenen, die in den ersten Nachkriegsjahren in das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gelangten, kamen in den darauffolgenden Jahren zusätzlich Millionen DDR-Flüchtlinge, Spätheimkehrer, Spätaussiedler und Flüchtlinge aus dem Ausland, vor allem aus Ungarn. Zwischen 1953 und 1956 mußte das Bundesgebiet ca. 2,8 Millionen Menschen aufnehmen, darunter besonders viele Jugend-

167

N r . 3329/1957 (ebd., Beiheft Beauftragter der EKD für die Flüchtlingsarbeit). Vorgang AKK, 6454, N r . 969. VII. vom 6. 4.1957. 169 Vgl. dazu ausführlicher unten S. 447ff. 170 Als Beispiel seien hier Briefe erwähnt, in denen Oberländer sich an die Landesbischöfe mit der Bitte um kirchliche Hilfe bei der Eingliederung der Spätheimkehrer und Flüchtlinge wandte. So heißt es z.B. in einem die Heimkehrerfrage betreffenden Schreiben an den Oldenburger Landesbischof Jacobi vom 20. 12. 1956: „. . . nur zu klar wird immer deutlicher sichtbar, daß unser Volk sich zu ausschließlich dem Materiellen zugewandt hat und es mitunter sehr am Verstehen von Mensch zu Mensch, an echter tätig werdender christlicher Nächstenliebe fehlt. . . Ich werde mich auch an Kardinal Frings wenden, möchte vor allem aber Sie bitten, zu erwägen, was die Evangelische Kirche Deutschlands tun kann, um von sich aus aufzurufen, diesen Menschen . . . zu helfen, und ich wäre Ihnen herzlich dankbar, wenn Sie Mittel und Wege fänden, diese Hilfe aktiv und wirksam zu gestalten. Es kommt meines Erachtens alles darauf an, weil in dieser Frage naturnotwendig die Möglichkeiten des Staates nicht ausreichen können, daß aus echtem christlichem Empfinden von Mensch zu Mensch ganz unmittelbar geholfen wird" (Nr. 6453/1957; AKK, 6454). 168

Repräsentanz und Koordination

437

liehe und ca. 30000 Spätaussiedler. 1957 rechnete die Bundesregierung, wie Oberländer berichtete, mit 250 000 Flüchtlingen aus der „SBZ" und 85 000 oder mehr Spätaussiedlern, d. h. mit 300 000 bis 400 000 Menschen, die in Westdeutschland eingegliedert werden mußten. 1957 zählten bereits 22,8% der westdeutschen Bevölkerung zu diesen Gruppen; die Evangelischen überwogen dabei mit rund vier Fünfteln. 397000 Menschen lebten Anfang 1957 in Lagern; ein Teil von ihnen waren noch sogenannte „Altvertriebene". Die der Kirche angesichts dieser Situation gestellte Aufgabe sah Oberländer vor allem der Einzelgemeinde gestellt, in der es Laienkräfte zu aktivieren gelte: „Jedem Christen, der als Vertriebener oder Flüchtling ankommt, sollte ein anderer Christ zur Seite treten und ihm in Liebe begegnen." Die Aussprache ergab, daß zur Erfüllung einer solchen Aufgabe auf den verschiedenen Ebenen Verantwortliche zur Verfügung stehen müßten; in den Einzelgemeinden sollte sich ein ganzer Kreis von Menschen der Neuankömmlinge annehmen. Wichtig dafür sei es, den kirchlichen Stellen rechtzeitig bekanntzugeben, wenn Flüchtlinge vom Lager in einen neuen Wohnort eingewiesen würden oder den Wohnort wechselten. Dibelius faßte das Gespräch zusammen: „Es ist eine wohltuende Erfahrung in unserer zerrissenen Zeit, zu erleben, daß die Sorgen eines Bundesministers so direkt in die Verantwortung der Kirche hineinreichen und das, was uns am Herzen liegt, so unmittelbar berühren". Ein Gutachten, das die EKD-Kirchenkanzlei aufgrund der Loccumer Konferenz verfaßt hatte und an alle Landeskirchenleitungen versandte und in dem eine ganze Reihe praktischer Konsequenzen aufgezählt und empfohlen werden, läßt erkennen, daß die evangelische Kirche den ihr zugewiesenen Aufgabenbereich annahm: „Eingliederung ist. . . nicht nur eine Frage des Lebensstandards, sondern eine Frage der Liebe und der Menschlichkeit. Diese Aufgabe kann der Staat mit seinen Mitteln nur teilweise lösen. Sie ist die genuine Aufgabe der Kirche. Darum soll die Kirche die Eingliederung dort weiterführen, wo der Staat nicht weiterkommen kann, nämlich auf dem Gebiete der geistig-seelischen Eingliederung "m

Appelle genügten nach Ansicht der Kirchenkanzlei nicht. Die Amtsträger müßten vielmehr immer wieder auf ihre Verantwortung hingewiesen werden. „In jeder Landeskirche sollte ein ,Motor' sein, der dafür sorgt, daß die Frage der Flüchtlingsarbeit nie zur Ruhe k o m m t . . . " Neben gemeindlichen und landeskirchlichen Aktivitäten und dem Einsatz der kirchlichen Werke wird in dem Gutachten die gesamtkirchliche Verantwortung auf eine Weise beschrieben, die für die Bestellung des Vertriebenenbeauftragten nicht unwesentlich gewesen sein dürfte: 171

Vgl. Anm. 168. - Hervorhebungen im Original.

438

Organisations- und Verfassungsfragen

„Die öffentliche

Meinung

steht bisher der E r ö r t e r u n g des Flüchtlingsproblems weitge-

hend ablehnend gegenüber. D i e Presse verniedlicht es oder übergeht es ganz. H i e r müssen Staat und Kirche zusammenarbeiten, damit in der Öffentlichkeit ein Klima geschaffen wird, das der i m m e r weiteren Eingliederung der Flüchtlinge günstig ist. V o n Seiten des Staates kann dies über den Bundespressechef geschehen, von Seiten der Kirche durch immer neue Artikel in der kirchlichen Presse. A u c h Rundfunk und Fernsehen müssen hier mitwirken. Die Öffentlichkeit m u ß erkennen, daß die Lösung der Flüchtlingsfrage die Aufgabe unseres Volkes in unserer Zeit ist. Hirtenbriefe,

die nur verlesen werden oder irgendwo abgedruckt sind, sind allein nicht

ausreichend. W e n n aber die maßgeblichen kirchlichen Stellen bereit sind, die Arbeit der Eingliederung der Flüchtlinge in stärkerem Maße als seither in die Verantwortung der Kirche zu nehmen, so kann ein Hirtenbrief oder ein öffentliches W o r t von oberster Stelle eine gute Hilfe sein."

Obwohl nach dem Protokoll der Loccumer Konferenz die Frage eines evangelischen „Flüchtlingsbischofs" nicht zur Debatte stand, sind doch wohl entsprechende Erwägungen angestellt worden und ist es möglicherweise zu weiteren Kontakten zwischen Oberländer und der E K D gekommen, wie der Ratsbeschluß vom 7./8. November 1957 über die Bestellung Westers vermuten läßt172. Die Beauftragung des Bischofs von Schleswig ging auf die Anregung des EKD-Bevollmächtigten am Sitz der Bundesrepublik, Kunst, zurück 173 . Selbst kein Vertriebener oder Flüchtling, war Reinhard Wester aufgrund seiner Tätigkeit in der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung mit den Vertriebenen und Flüchtlingsproblemen gut vertraut, ohne dabei im Zusammenhang mit früheren Auseinandersetzungen einzelner Gruppen und Gremien „vorbelastet" zu sein. Zudem erleichterte der Bischofstitel ihm in mehrfacher Hinsicht die Arbeit, sei es im Umgang mit Behörden, bei Besuchen in den Flüchtlingslagern oder wenn er sich an die Öffentlichkeit wandte. V o r allem aber besaß die evangelische Kirche damit ein Pendant zum katholischen „Flüchtlingsbischof" - dieser Name bürgerte sich dann auch im evangelischen Bereich sofort ein. „Die Kirche sollte in einem Amt dasein", wenn sie von den Problemen der Flüchtlingsarbeit „gefordert" werde. So äußerte sich Wester selbst später über den Grund zu seiner Beauftragung im Jahre 1957 174 . Das neu geschaffene Amt war etwas anderes als jene 1949/50 geforderte Koordinations- und Repräsentationsinstanz zur stärkeren kirchli-

172

K R Gundert, der Referent der E K D - K i r c h e n k a n z l e i , schrieb am 25. 1. 1958 an den

Vizepräsidenten der Hauptgeschäftsstelle v o n Innerer Mission und Hilfswerk, Collmer, daß die L o c c u m e r Besprechung, die auf W u n s c h Oberländers stattgefunden habe, „ein wesentlicher Anlaß dafür war, daß der Rat einen Beauftragten für die Flüchtlingsarbeit berufen h a t " ( N r . 2 5 3 . V I I . ; A K K , 6 4 5 4 , Beiheft Tagung der Flüchtlingsreferenten in Kassel 1958). 173

Vgl. A. WESTER, N i e m a n d , S. 147.

174

In einem Gespräch mit Verf.

Repräsentanz und Koordination

439

chen Einflußnahme auf die Lösung der Vertriebenenprobleme. Es wurde geschaffen aufgrund einer neu entstandenen Situation, in der die Kirche vor allem in den Lagern und in den Aufnahmegemeinden, aber eben auch auf zentraler Ebene der E K D Aktivitäten zu entfalten hatte, „dasein" und das heißt in diesem Fall nicht zuletzt: repräsentiert werden mußte. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, daß der neu berufene Beauftragte keine dienstlichen Anweisungen erhielt, ebensowenig wie ein Gespräch Westers mit dem EKD-Ratsvorsitzenden in dieser Richtung irgendeine Festlegung erbracht hätte174. Auf seiner ersten Sitzung nach dem Ratsbeschluß stellte der Ostkirchenausschuß fest, daß er durch die „Ernennung von Bischof Wester zum Flüchtlingsbischof von Seiten des Rates völlig überrascht worden" sei175. Es scheint sich jedoch bald herausgestellt zu haben, daß der Ausschuß weder de facto noch von seiner Struktur und Verfassung her die Aufgabe hätte erfüllen können, die dem Vertriebenenbeauftragten zugedacht war. Obwohl sich der Ostkirchenausschuß während Westers Vorbereitung des Treffens der kirchlichen Flüchtlingsreferenten am 17./18. Februar 1958 in Kassel noch einmal darüber beklagte, daß er nicht genug beteiligt werde, konnte doch rasch Einverständnis darüber erzielt werden, daß der Ausschuß seine bisherigen Aktivitäten uneingeschränkt weiter verfolgen könne. Das vorliegende Material vermittelt denn auch ausnahmslos den Eindruck eines guten Einvernehmens zwischen Wester und dem Ausschuß. Bischof Wester nahm sich sofort der Verhältnisse an, in denen die Flüchtlinge leben mußten, und zwar auf eine Weise, die den besonderen Möglichkeiten eines „Flüchtlingsbischofs" entsprach, durch angemeldete bischöfliche Visiten, aber auch durch plötzliches unangemeldetes Auftreten in den Durchgangs- und Aufnahmelagern. Bereits im Dezember 1957 unternahm Wester eine solche Reise, die ihn zum Beispiel auch in das größte nordrheinwestfälische Landesdurchgangslager Unna-Massen 176 führte 177 . So konnte sich der Bischof leichter über Mißstände oder Ärgernisse Kenntnis verschaffen, als wenn er sich einem wohlvorbereiteten Besuchsprogramm unterworfen hätte178. Diese ausgedehnten Reisen, 175

Niederschrift der ΟΚΑ-Sitzung am 27. 11. 1957 ( Α Ο Κ Α , A 7, N r . 249).

176

D a es seit 1951 planmäßig zu einer „Wohnsiedlung" ausgebaut wurde, gab man

diesem Lager mit 4 3 0 0 Plätzen die Bezeichnung „Durchgangswohnheim" (vgl. Dokumentationsbericht/Westfalen, S. I l l ; V D 19). 177

Vgl. Schreiben des Heimatlosen-Lagerdienstes v o m 27. 5. 1958 an E K D - K i r c h e n -

kanzlei (vgl. Anm. 172, N r . 1654). 178

In einem Gespräch mit Verf. schilderte Bischof Wester als eindrucksvollstes Beispiel

eines unangemeldeten Blitzbesuches sein Erscheinen im Flüchtlingslager Esterwegen (südöstlich von Papenburg). Es war von Mauern umgeben, die noch aus der Zeit dastanden, in der Esterwegen als nationalsozialistisches Konzentrationslager verwendet wurde. D e r U n m u t der Flüchtlinge war beträchtlich, zumal nicht nur die Mauern, sondern vor allem

440

Organisations- und Verfassungsfragen

„von Flensburg bis Reichenhall", wie Anna Wester179 schreibt, dienten neben jener fürsorglichen Bemühung, die Lebensverhältnisse für die Lagerbewohner zu verbessern180, natürlich auch der seelsorgerlichen Zuwendung181. Ein weiterer Schwerpunkt in Westers Arbeit war das Bemühen um Koordinierung sämtlicher in der Flüchtlings- und Aussiedlerarbeit tätigen Werke und Verbände auf der Ebene der EKD. Schon bald nach seiner Berufung plante er das bereits erwähnte Treffen der kirchlichen Flüchtlingsreferenten, das dann in Kassel stattfand. Diese Tagung sollte, wie Collmer über ein vorbereitendes Gespräch mit Bischof Wester berichtete, der „Unterrichtung über die Flüchtlingsarbeit innerhalb des kirchlichen Bereiches" dienen und einer Besinnung darüber, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit der verschiedenen Träger der Flüchtlingshilfe „gegeben" seien. Am ersten Tage war die „Seelsorge an Flüchtlingen als das legitime Thema der landeskirchlichen Flüchtlingsreferenten" vorgesehen, am zweiten Tag sollten die Flüchtlingsreferenten der Hauptgeschäftsstelle von Innerer Mission und Hilfswerk, also des heutigen Diakonischen Werkes, „ihre Arbeitsgebiete darstellen"182. Im Blick auf Oberländers Initiative zu dem Loccumer Gespräch 1957 hielt es die Kirchenkanzlei für angebracht, den Bundesminister zu dieser Tagung einzuladen183. Der Plan, neben den beiden Vertretern der Hauptgeschäftsstelle zusätzlich Referenten aus dem Bereich der kirchlichen Flüchtlingsarbeit einzuladen, veranlaßte Collmer zu der sicher nicht ganz unberechtigten Kritik, es solle „bei Anwesenheit von Herrn Bundesminister, Professor Dr. Oberländer, eine Heerschau der kirchlichen Flüchtlingsarbeit gehalten werden". Flüchtlingsbeauftragter und Kirchenkanzlei waren jedoch bemüht, einen solchen Eindruck zu verhindern und es bei der vorgesehenen gegenseitigen Unterrichtung der verschiedenen kirchlichen Träger über ihre Flüchtlingsarbeit zu belassen184. die Aufseher z u m Teil noch dieselben waren wie zu jenen Zeiten. Als Wester dies zur Sprache brachte, wurde ihm versichert, daß in Esterwegen alles nicht so schlimm gewesen sei. D o c h daraufhin „platzte die B o m b e " (so Wester), weil eine Lagerhelferin den Mut aufbrachte, auf die Gräber hinzudeuten, in denen Zehntausende begraben lagen. Niemand, S. 147. „So konnte er womöglich vorhandene Notstände gleich aufdecken, mit der Begleitung besprechen und in manchen Fällen sogar sofort abstellen. Auf jeden Fall erging nach dem Besuch sehr bald ein Bericht an die entscheidende Stelle zur Abarbeit der besprochenen Dinge, damit nichts in Vergessenheit geriet" (ebd., S. 147f.). 179 1,0

181 Neben Einzelgesprächen mit den Lagerinsassen pflegte Bischof Wester seinen Besuch mit einem Gottesdienst oder einer Andacht abzuschließen (vgl. ebd., S. 148). 182 Schreiben A n m . 172).

Collmers

an

EKD-Kirchenkanzlei

vom

21. 1.

1958

(Fundort

vgl.

Vgl. Schreiben Gunderts an Collmer v o m 25. 1. 1958 (ebd.). So verzichtete man z . B . auf eine Pressekonferenz und begnügte sich mit einer epdMeldung über die Flüchtlingstagung. 185 184

Repräsentanz und Koordination

441

Thematisch stand auf der Tagung in Kassel am 18./19. Februar 1958 das Problem der DDR-Flüchtlinge im Vordergrund; die „traditionelle" Vertriebenenarbeit wurde in den Referaten von Girgensohn und Maurer und in Spiegel-Schmidts Bericht über die Arbeit des Ostkirchenausschusses behandelt185. Blickt man auf die Anwesenheitsliste, so wird deutlich, daß es in Kassel in der Tat um eine „Bestandsaufnahme unter den Werken und Verbänden der Kirche" 186 ging: Die westlichen Landeskirchen waren durch ihre Referenten in der Kirchenleitung oder im Hilfswerk oder die Landesflüchtlingspfarrer mehrfach vertreten, außerdem der Kirchendienst Ost (durch Prof. Kruska), der Verband der Ev. Bibelgesellschaften in Deutschland, der Ev. Reichsverband weiblicher Jugend und das Kirchliche Außenamt 187 . Welche erkennbaren Auswirkungen hat die Kasseler Tagung gezeitigt? Zunächst dürfte durch sie, hierin liegt auch die Bedeutung der Anwesenheit Oberländers, die Vielfalt der evangelischen Flüchtlingsarbeit einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen geführt worden sein. Längerfristig erscheinen jedoch die Auswirkungen im kirchlichen Bereich selbst und zwar besonders in den Landeskirchen, das entsprach ja auch eher der Zielsetzung dieser Tagung. Den Landeskirchen wurde die ausführliche Niederschrift mit sämtlichen Referaten zugesandt188, so daß

185 Die Hauptreferate und zum Teil die Kurzberichte über die Träger der kirchlichen Flüchtlingsarbeit wurden von der Hauptgeschäftsstelle Innere Mission und Hilfswerk der E K D in einer Broschüre veröffentlicht (FLÜCHTLINGE). Neben Girgensohn „Vertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler in der Anfechtung ihres Schicksals als Hörer des Wortes G o t t e s " und H . Maurer „Aktuelle Hilfen für Flüchtlinge, Vertriebene und Verschleppte in der Bundesrepublik, nach Ost-Mittel-Europa und in die Sowjetunion" sprachen Bundesminister Oberländer, der Friedländer Lagerpfarrer J . Lippert über „Die Kirchengemeinden und die Aussiedler", der westfälische Landesflüchtlingspfarrer Herbert N e ß über den pfarramtlichen Dienst in den Hauptdurchgangslagern für Flüchtlinge, Kirchenrat Balther D y r o f f über die Lagerseelsorge in Bayern, der Leiter der Berliner Flüchtlingsseelsorge Ahme über „Das deutsche Flüchtlingsproblem in Berliner Sicht", H . v. Schönberg von der Hauptgeschäftsstelle der Inneren Mission über die Rechtsstellung und soziale Lage der Flüchtlinge aus Mitteldeutschland, Günther Collatz (ebenfalls Hauptgeschäftsstelle) über die Arbeit an den jungen Flüchtlingen, der rheinische L K R v. Staa über die „Leitstelle für SBZ-Oberschüler und -Studenten", Spiegel-Schmidt über den O K A , F . D . PatersonMorgan vom W C C , Stuttgart, über die Arbeit an heimatlosen Ausländern. In die Broschüre wurde noch der Bericht von M . Unterschmidt über den fürsorgerischen Dienst des Hilfswerkes in den Flüchtlingslagern aufgenommen. 186 Bischof Wester im Vorwort zu FLÜCHTLINGE (S. 7). 187 T r o t z dieser eindrucksvollen breiten Fächerung war die „Runde" jedoch keineswegs vollständig. So fehlte z . B . das G A W . D e m K D O war trotz seiner Bedeutung nicht ein eigener Bericht gewidmet worden. Dasselbe gilt für den Heimatlosen-Lagerdienst des C V J M / Y M C A . In diesem Fall scheinen jedoch Spannungen hinderlich gewesen zu sein, wie sie bei sich überschneidenden Kompetenzen zwischen verschiedenen Organisationen gelegentlich einmal vorkommen. 188 EKD-Kirchenkanzlei am 11. 3. 1958 (vgl. Anm. 172, N r . 809, VII). Zuvor hatte die

442

Organisations- und Verfassungsfragen

den Kirchenleitungen in zusammengefaßter Form die Probleme der Flüchtlingsarbeit vor Augen geführt wurden, vor allem das Gewicht der kirchlichen Arbeit in den Flüchtlingslagern und der Sorge um die Neuankömmlinge in der Einzelgemeinde. Wester selbst richtete unmittelbar nach der Kasseler Tagung zudem an sämtliche Kirchenführer die doppelte Bitte: Besucht selbst die Lager und benennt einen Flüchtlingsbeauftragten, der sowohl in der praktischen Flüchtlingsarbeit steht als auch über eine enge Verbindung zur Kirchenleitung verfügt. Seine Aufgabe solle sein: „1. eine Koordinierung und Intensivierung der Flüchtlingsarbeit im Bereich der Landeskirche durchzuführen, 2. Verbindung zu halten zum Beauftragten der E K D für Umsiedler- und Vertriebenenfragen."' 8 '

Ein weiteres Ergebnis der Kasseler Tagung war die Gründung des „Flüchtlingsbeirates der Evangelischen Kirche in Deutschland". Bereits am ersten Tag in Kassel hatte Wester einen Ausschuß zusammengerufen, dem Collmer für Innere Mission und Hilfswerk, Gülzow für den Ostkirchenausschuß, Gundert für die Kirchenkanzlei, von Staa für die landeskirchlichen Flüchtlingsreferenten angehörten, „zur Besprechung des weiteren Vorgehens", wie es im Kasseler Protokoll heißt. Aus diesem kleinen Ausschuß entstand, ohne daß es dazu weiterer kirchenoffizieller Zustimmung oder sonstiger Legitimation bedurft hätte, jener „Flüchtlingsbeirat" unter Vorsitz des Vertriebenenbeauftragten' 90 . Bischof Wester befürwortete einen solchen Ausschuß als Organ der Zusammenfassung der Träger kirchlicher Vertriebenenarbeit, wie sie in Kassel vertreten waren, und vor allem auch zu seiner eigenen Beratung 1 " und Stärkung bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben. Der Beirat befaßte sich über Jahre hin-

Kirchenkanzlei den Landeskirchenleitungen bereits als Ergebnis der Tagung einen Katalog von Vorschlägen und Aufgaben zukommen lassen, der jedoch so gut wie ausschließlich dem DDR-Flüchtlings- und Spätaussiedlerproblem gewidmet war (Nr. 750. VII. vom 6. 3. 1958; ebd., Beiheft Flüchtlingsbeirat der EKD). 189 Ebd. (ähnlich auch im Protokoll der Kasseler Tagung, S. 4). Der Vorgang ansonsten in: EZA BERLIN, Nachlaß Wester, Bd. 6. Dort findet sich eine Antwort des badischen Landesbischofs Bender vom 11. 3. 1958, in der Bischofsbesuche in den Flüchtlingslagern sehr kritisch betrachtet werden. Die Empfindlichkeit der Flüchtlinge angesichts ihrer großen Not nach innen und außen lasse viele von ihnen „auf Besuche von außen, auch vom Bischof, geradezu sauer reagieren: Der kommt im Mercedes angefahren, sagt ein paar schöne Worte, setzt sich wieder in seinen Wagen und fährt nach Hause in sein gepflegtes Heim, und wir bleiben in unseren Massensälen!" Die Situation des Lagerpfarrers und der Fürsorgerin sei - so Bender - „viel besser, weil diese Leute wenigstens ein gut Teil ihrer Zeit unter den Lagerinsassen leben". 150 Es wurden sofort Ahme und Landesflüchtlingspfarrer Neß (wohl als für die Lagerseelsorge kompetent) in den Beirat aufgenommen. Später kam der braunschweigische O L K R Adolf Quast für den Heimatlosenlagerdienst hinzu. 1,1 Bischof Wester in Gespräch mit Verf.

Repräsentanz und Koordination

443

aus mit den aktuellen Fragen der kirchlichen Flüchtlingsarbeit und konnte mehrfach durch seine Vorschläge unmittelbaren Einfluß auf diese nehmen, besonders im Bereich des fürsorgerischen Wirkens"2. Auch die Ernennung der landeskirchlichen Flüchtlingsbeauftragten vollzog sich ohne Schwierigkeiten binnen relativ kurzer Zeit1'3. Die Kasseler Tagung wurde so sicherlich für die kirchliche Arbeit an den Neuankömmlingen und Lagerbewohnern von großer Bedeutung, hinter der die „traditionelle" Vertriebenenarbeit sichtlich zurückgetreten war. Vergleicht man sie mit anderen Flüchtlingstagungen der EKD in den ersten Nachkriegsjahren, so wird auch hier die bereits"4 bezeichnete Wende deutlich: Die Flüchtlingsarbeit, vor allem auf die Hunderttausende jährlich eintreffenden DDR-Flüchtlinge bezogen, erscheint als partielles Problem kirchlicher Hilfsmaßnahmen, kirchlicher Unterstützung bei der Eingliederung in ein fest gefügtes Gesellschaftssystem und in eine darin integrierte und so etablierte Kirche. Von dem „Zündstoff", den die Vertriebenenaufnahme als Frage an die Kirche in der ersten Nachkriegszeit in sich barg, ist nichts mehr zu spüren"5.

1.2

Vgl. die Protokolle in: EZA BERLIN, Nachlaß Wester, Bd. 2-5, und in: AKK, 6454 Beiheft Tagungen der Beauftragten der Landeskirchen und des Flüchtlingsbeirats, I u. II. Die 1. Sitzung fand am 24. 6. 1958 statt. Der Beirat wurde dann ein- bis zweimal jährlich zusammengerufen. Die letzte Sitzung fand m.W. am 26. 4. 1967 unter Vorsitz des damaligen Vertriebenenbeauftragten der EKD, Pastor G. Besch, statt (vgl. N r . 1110. VII; ebd., Beiheft II). Die erste Sitzung aller landeskirchlichen Beauftragten für die Flüchtlingsarbeit fand bereits am 20. 1. 1959 in Frankfurt/M. statt (Niederschrift in: Nr. 293. VII. vom 20. 1. 1959; ebd.), in deren Mittelpunkt die Wanderungsbewegung innerhalb der Bundesrepublik, das Meldewesen und Flüchtlingsseelsorge in Lager und Gemeinde standen. Die Sitzung am 21. 11. 1961 (Niederschrift in: N r . 3010. VII.; ebd.) stand unter dem Eindruck des Berliner Mauerbaus. Die Flüchtlingssituation in Berlin und die Verbindungen in die D D R waren deshalb vorrangige Themen. Die m.W. letzte Tagung der Beauftragten am 23./24. 10. 1962 in Frankfurt/M. stand unter dem Thema: „In den Fesseln des Diamat. Zur Seelsorge an Flüchtlingen." Die drei Hauptreferate wurden in einer Broschüre mit gleichlautendem Titel im Verlag des Amtsblattes der E K D 1963 veröffentlicht. Darin befindet sich auch das durch die Vertriebenendenkschrift breiter bekanntgewordene Referat H . Girgensohns, Die Vertriebenen und die kirchliche Seelsorge (S. 5-14). 1.3 Auf der 1. Beiratssitzung am 24. 6. 1958 umfaßte die Liste der Beauftragten bereits 17 Landeskirchen. Vgl. Anhang zur Niederschrift der Sitzung (EZA BERLIN, Nachlaß Wester, Bd. 2). 1.4 Vgl.S. 383 ff. 195 Dies gilt in Kassel auch für die im Zusammenhang der jugendlichen DDR-Flüchtlinge behandelte Problematik des „Diamat". Die dialektisch-materialistische Weltanschauung wurde weniger als Frage an Kirche und Glauben, sondern fast ausschließlich als ein den Menschen eingeimpfter Irrtum angesehen, bei dessen Beseitigung man helfen (und sich zu dem Zweck auch die Kenntnis des dialektischen Materialismus aneignen) müsse. Vgl. das Rundschreiben N r . 809 VII, S. 2; 5; 8f. (vgl. Anm. 188) und noch deutlicher das Loccumer Gespräch im März 1957 (vgl. oben S. 436).

444

Organisations- und Verfassungsfragen

Dieser inneren Gewichtsverlagerung korrespondiert die äußere: Weg vom Vertriebenenproblem, hin zur Hilfe an den DDR-Flüchtlingen und Spätaussiedlern! In diesem Zusammenhang muß das Amt des Flüchtlingsund Vertriebenenbeauftragten gesehen werden. Was oben schon von der Einrichtung dieses Amtes überhaupt festgestellt wurde, zeigt sich noch einmal an der so reibungs- und problemlos vollzogenen Gründung des „Flüchtlingsbeirates der E K D " , eines kleinen Ausschusses, in dem tatsächlich alle Zweige der kirchlichen Flüchtlings- und Vertriebenenarbeit mehr oder weniger direkt vertreten und zusammengefaßt waren. Der Vorgang wirft zudem ein Licht auf das Amt des EKD-Beauftragten, auf dessen Gewicht und Autorität als Koordinations- und Repräsentationsorgan, wie sie bis dahin kein Vertriebenengremium so von allen Beteiligten akzeptiert für sich beanspruchen durfte. Aber - dies gilt es gleichfalls festzuhalten - die hier geschilderten Vorgänge um die Einrichtung des neuen Amtes und die Amtsführung der ersten Jahre, d. h. bis zum Versiegen des Flüchtlingsstroms aus der D D R infolge des Mauerbaus, berühren das Thema der kirchlichen Vertriebenenarbeit nur am Rande. Wenn sich dies in den späteren ost- und vertriebenen-politischen Auseinandersetzungen im Raum der E K D ändern sollte, so aus dem Grunde, weil sich in den 60er Jahren, in einer nun wiederum gewandelten Situation die Gewichte in der kirchlichen Flüchtlings- und Vertriebenenarbeit erneut verschoben hatten. Das Amt des Flüchtlingsbeauftragten wandelte sich seinem Charakter entsprechend und konnte so in jene Auseinandersetzungen um die Frage des Heimatrechts und die neue Ostpolitik, um Recht und Versöhnung, derart hineingezogen werden, daß es sogar zu einem personellen Wechsel im Amt selbst kam. Doch lassen sich die betreffenden Vorgänge nur im Zusammenhang jener Auseinandersetzungen darstellen1'6. Zunächst aber stand die Arbeit an den Flüchtlingen und Spätaussiedlern im Vordergrund und übten die organisatorischen Vorgänge seit Ende 1957 eine starke Wirkung auch auf die Arbeit der kirchlichen Vertriebenengremien, den Ostkirchenausschuß und Ostkirchenkonvent, aus197. 1.6

Vgl. dazu H . RUDOLPH, EV. Kirche und Vertriebene, B d . 2. - Verf. w a r nicht in der

L a g e zu prüfen, inwieweit diese T h e m a t i k z u m damaligen Zeitpunkt etwa an den theologischen Fakultäten theologisch und ethisch reflektiert wurde. 1.7

So w i d m e t e der O s t k i r c h e n k o n v e n t einen Teil seiner Arbeitstagung v o m 2 7 . bis

3 0 . 10. 1 9 5 8 in Königsfeld der Lage der Aussiedler und Flüchtlinge und faßte dazu eine Entschließung, in der die Landeskirchen aufgefordert werden, sich der N e u a n k ö m m l i n g e a n z u n e h m e n ( E Z A BERLIN, N a c h l a ß W e s t e r , B d . 10 und ö f t e r ; zur

Konventstagung

insgesamt A O K A , C 1 4 / 1 9 5 8 ) . I m O k t o b e r 1958 hatten auch die L a n d e s s y n o d e n v o n H a n n o v e r und Westfalen sowie der württembergische Landeskirchentag ihre Gemeinden,

Repräsentanz und Koordination

445

Die alten Organisations- und Verfassungsprobleme der kirchlichen Vertriebenenarbeit traten in jener Situation sicherlich vor den neuen Aufgaben zurück, waren deshalb aber nicht beseitigt. Das mag ein Vorgang belegen, der bei allen beteiligten Gremien nicht ohne Eindruck blieb. Am 5. November 1958 richtete Friedrich Bartels, der damalige Flüchtlings- und Vertriebenenreferent im hannoverschen Landeskirchenamt, ein Schreiben an den Rat der E K D . Darin gibt Bartels angesichts der großen Bedeutung der Arbeit des Ostkirchenkonvents, wie sie gerade auch bei der jüngsten Tagung in Königsfeld1'8 wieder zutage getreten sei, zu erwägen, „neben der offiziellen Anerkennung und dem formalen Einbau in die Evangelische Kirche in Deutschland die Arbeit des Konvents der E K D so [zuzuordnen]. . ., daß sie fruchtbar auszuwerten ist". Bartels hebt zur Begründung dieses Vorschlags die „Sachkunde, Erfahrung und viel persönliche Kenntnis" hervor, die dem Konvent „in besonderer Weise den Zugang zu den Problemen" erschließen. Es seien längst nicht mehr spezielle Fragen der Vertriebenen- oder Flüchtlingsarbeit, sondern Probleme, „die die ganze evangelische Kirche in Deutschland angehen und entscheidend ökumenische Anliegen des Protestantismus berühren" 1 ". Diese Initiative eines der von der Kirchenkonferenz mit der Vertretung der Landeskirchen im Ostkirchenkonvent beauftragten, langjährigen Sachverständigen wurde natürlich vom Ostkirchenausschuß und Konvent erfreut aufgenommen200. Der Rat der E K D befaßte sich am 15./16. Januar 1959201 mit diesem Thema anhand eines Berichts, den der Vorsitzende des Ostkirchenausschusses erstattet hatte. Die Kirchenkanzlei wurde aufgefordert, die Anregung zu einer stärkeren Zusammenarbeit von Ostkirchenausschuß und Konvent mit den Landeskirchen in einem Rundschreiben an diese weiterzugeben202. 1959 kam es dann neben der oben erwähnten Sat-

Pfarrer und Helfer auf die Aufgaben an den Neuankömmlingen hingewiesen (vgl. ebd). Die Tagung der Hauptgeschäftsführer der Hilfskomitees am 1 \ . l \ 2 . 2. 1959 in Hofgeismar widmete sich ebenfalls diesen Fragen, besonders der Lage der älteren Menschen (vgl. Nr. 1378; ebd., C 4 vom 13. 5. 1959). Vgl. Anm. 197. m AKK, 518, Ostpfarrer Band II, Nr. 4006. 200 Vgl. z.B. das Schreiben des Konventsvorsitzenden, F . H a m m , an Bartels vom 18. 11. 1958 (AOKA, C 14/1958): „Ich habe ihn [den Brief von Bartels] gleich mehrmals gelesen, so sehr finde ich darin bestätigt, was uns bewegt. . 201 Ratsprotokoll, Pkt. 9 (AKK 518, II, zu Nr. 226. VII). 202 Circulare der EKD-Kirchenkanzlei vom 9. 2. 1959 (ebd.). - Das Problem einer engeren Bindung der Ostkirchenkonvents an die E K D selbst, das bei Bartels im Mittelpunkt stand, wurde dagegen nicht weiter behandelt. Rat und Kirchenkanzlei sowie auch Bischof Wester schien es durch die Vertretung des O K A im Flüchtlingsbeirat der E K D

446

Organisations- und Verfassungsfragen

Zungsänderung des Ostkirchenkonvents mit dem Ziel einer stärkeren Präsenz der Landeskirchen (10 Vertreter), der EKD-Jugend- und Männerarbeit darin203 noch zu weiteren Zusammenschlüssen der Hilfskomitees auf der Ebene einzelner Landeskirchen, in denen es bis dahin noch keine Arbeitsgemeinscahften o. ä. gegeben hatte204. Längerfristig betrachtet, vermochte die Initiative von Bartels keine Wirkungen zu zeitigen. Was hätte auch verfassungsmäßig an Bindungen zwischen den Vertriebenengremien, gerade dem Ostkirchenkonvent, und den EKD-Organen geändert, welche Legitimation hinzugefügt werden können? Die Entwicklung der Vertriebenenarbeit, deren Organisierung und Einordnung in die E K D war so sehr mit der E K D Entwicklung selbst verknüpft, daß dagegen alle alternativen Vorstellungen letztlich illusionär bleiben mußten. So läßt sich im Blick auf die organisatorischen Vorgänge in den 50er und 60er Jahren feststellen, daß die kirchliche Vertriebenenarbeit ihrer Verfassung und Organisation nach im wesentlichen durch die Entwicklung in den ersten Nachkriegsjahren festgelegt war. Spätere Bemühungen, die auf Veränderungen abzielten, vermochten keinen Wandel des einmal geschaffenen Status herbeizuführen. Sie beleuchten aber die als Erbe jener unmittelbaren Nachkriegszeit bis in unsere Zeit fortbestehenden Widersprüche und Probleme in der kirchlichen Vertriebenenarbeit.

bereits gelöst. Vgl. dazu schon das Schreiben Rauhuts (Nachfolger Spiegel-Schmidts als Geschäftsführer des O K A ) an Gülzow vom 21. 11. 1958, in welchem von Gesprächen berichtet wird, die Bartels mit Präsident Brunotte und Bischof Wester in dieser Angelegenheit geführt hatte (AOKA, C 14/1958, Nr. 3044). 203 Vgl. dazu oben S. 262. 204 Vgl. dazu UNVERLIERBARKEIT 1/1, S. 34 ff. und 88.

Kapitel 10 SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE EINGLIEDERUNG

Kirchliche Vertriebenenarbeit war von Anfang an auf soziale und wirtschaftliche Eingliederung ausgerichtet. Gerade an Entwicklung und Wandlung der Schwerpunkte dieser Hilfe, ihrer materiellen Grundlage, wie der damit verknüpften Hoffnungen, waren die Probleme und Zäsuren der Vertriebenenarbeit hervorgetreten. Ein Großteil jener Hoffnungen nährte sich an der außergewöhnlichen Bedeutung, die der kirchlichen Diakonie bei der Durchführung ausländischer Hilfsprogramme wie aber auch beispielhafter Selbsthilfe zugekommen war. Mit der Rückgewinnung deutscher staatlicher Autorität und Handlungsspielräume, der Bildung großer säkularer Interessenverbände, mußten Ansprüche revidiert, Ebene und Zielsetzung kirchlichen Wirkens solcher Entwicklung angepaßt werden1. Es war besonders die Durchführung des staatlichen Lastenausgleichsprogramms und staatlicher Um- und Aussiedlungsmaßnahmen, die den Kirchen neue Aufgaben zuwies, neue Erwartungen auf sie zu lenken und so einen neuen, von der unmittelbaren Nachkriegszeit abgelösten Abschnitt diakonischer Arbeit zu markieren vermochte. Diese Erwartungen und Aufgaben wären jedoch kaum entstanden und zu verstehen ohne jenen historischen Hintergrund, nämlich die besondere Bedeutung des kirchlichen Wirkens in Verkündigung und Diakonie der ersten Jahre nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes.

1. Der kirchliche Ruf zum Lastenausgleich Lastenausgleich als „Neuordnung der Besitzverhältnisse" Der Ruf zum Lastenausgleich hatte von Anfang an das diakonische Handeln der E K D begleitet. In dem „Aufruf zur Selbsthilfe" vom 31. August 1945 hatte Bischof Wurm den „Besitz" unmittelbar in die Spannung von Unglauben und Glauben gerückt: ' Vgl. dazu oben S. 383 ff. und die dort angegebenen Rückverweise.

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Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

„Bannt. . . aus eurer Seele die Furcht, ihr kämet zu kurz, wenn ihr euch trennt von einem Besitz, der euch lieb ist. Wer glaubt, wird nicht zuschanden werden." 2

Daß es dabei um mehr und anderes als einen bloßen Spendenappell gehen sollte, wurde in den folgenden Jahren wiederholt zum Ausdruck gebracht, wie ζ. B. im Eisenacher Memorandum von 1947: „Die Seelsorge der Kirche kann und darf nicht an der Existenzfrage von Millionen unter und mit uns lebender heimat- und besitzloser Menschen vorbeigehen. Sie brauchen Heimstatt, Lebens- und Arbeitsmöglichkeit. Diese Lage wird einschneidende Maßnahmen des Lastenausgleichs, eine Neuordnung der Besitz- und Arbeitsverhältnisse nötig machen, wenn das Chaos gebannt und eine neue tragfähige Gemeinschaft ermöglicht werden soll. Die Kirche ist dabei unüberhörbar zur Hilfe gerufen. Sie kann diese Hilfe gewähren, wo wirkliche Gemeinden vorhanden sind, in denen das Evangelium mächtig ist. Das Evangelium ist die Kraft, die den Krieg aller gegen alle bannen kann. Es läßt den Menschen nach dem Menschen fragen und schafft neue Lebensmöglichkeiten." 3

Die ganze Kirche und die einzelne Gemeinde als Motor einer Umgestaltung der Produktionsverhältnisse und einer gesellschaftlichen Reform - vor dem Hintergrund dieses im Eisenacher Memorandum ausgerufenen diakonischen Programms wurde der Lastenausgleichsgedanke zunächst entfaltet4. Eine noch intensivere geistliche Begründung findet der Gedanke in Girgensohns Ende 1948 veröffentlichter Schrift „Flüchtlinge und Kir-

2

H . KRIMM , Q u e l l e n I I I , S. 1 9 4 .

Vgl. oben S. 161. 4 Vgl. aus dem Bereich des Hilfswerks neben diesem Memorandum vom 21. 10. 1947 vor allem die Reden von E. GERSTENMAIER aus jenen Jahren vor der Währungsreform, z . B . „Hilfe für Deutschland" am 1. 1. 1946 (Reden, I, S. 53-73, bes. S. 61, 64), „Heimatlose - Flüchtlinge - Vertriebene, ihr Schicksal als Forderung an die Kirche" vom 24. 7. 1947 (ebd., S. 74-86, bes. S. 81-84), „Wahrheit - Gerechtigkeit - Freiheit" vom 4. 7. 1947 ( E P D Ausg. B, Nr. 16, S. 11 f.), „Drei Forderungen für die Flüchtlinge" vom September 1947 (ADW, 480/01, I). - Zum politisch-ideologischen Hintergrund dieser Vorstellungen vgl. die Ausführungen von J . DEGEN, Diakonie, S. 14 ff., 20 ff. Einen Beleg der gesellschaftspolitischen Tragweite jener frühen Lastenausgleichsvorstellungen bildet indirekt auch die sichtlich in modifizierender Absicht vorgetragene Mahnung des bayrischen O K R Riedel, damals selbst Mitglied führender Hilfswerkgremien, auf der Obmännertagung der Inneren Mission am 27. 1. 1948 in Rummelsberg: „Es wird heute viel die Frage des ,Lastenausgleichs' diskutiert. Die katholischen Bischöfe haben dazu bereits ein gemeinsames Wort gesprochen und sich für einen Lastenausgleich eingesetzt, allerdings eindeutig klargestellt, daß sie damit nicht die Stellungnahme radikaler Sozialisten teilen, die ,Eigentum als Diebstahl' erklären. Alle Lösungen des Lastenausgleichs stehen immer nahe an kommunistischen Ratschlägen und damit auch in den Gefahren, die von daher kommen. Auch die evangelische Kirche steht auf dem Standpunkt, daß der Staat an diesen Fragen des Lastenausgleichs nicht vorübergehen könne. Freilich wird es dabei auch wieder zu manchen Härten und Ungerechtigkeiten kommen, wie sie aus jeder gesetzlichen Regelung sich ergeben. Der schönste .Lastenausgleich' wird sich immer in einer gesunden Liebestätigkeit auf dem Boden echter christlicher Gemeinschaft in den Gemeinden selbst gestalten können" (Anlage zum bayerischen Dokumentationsbericht, S. 8; V D 2.1). 3

Ruf zum Lastenausgleich

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che"5. Die „Lebensgemeinschaft der christlichen Gemeinde" erscheint gleichsam als das „positive Gegenstück zu [der] sozialen Aufspaltung in der Welt", womit einer der führenden Vertriebenenseelsorger keineswegs auf den Sinn eschatologischer Transzendenz weltlicher Unzulänglichkeit abheben, sondern auf eben deren Beseitigung hinzielen wollte: „Aus ihr", der „vollen Gemeinschaft" der Kirche, „kann und soll die Tat der Uberwindung dieses [sozialen] Gegensatzes erfolgen"6. Dies war in der Tat die einzige Hoffnung, die der gerade im Blick auf die Folgen der Währungsreform äußerst skeptische Vorsitzende des Ostkirchenausschusses7 angesichts der bevorstehenden Lastenausgleichsgesetzgebung zu äußern wagte: „Eine Neuordnung des Besitzes ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und nicht eine der Wohlfahrt. Doch auch sie allein schafft noch keine Gemeinschaft. Die aber tut not. Die Sorge um eine Gemeinschaft ist Voraussetzung und Bedingung einer neuen Besitzverteilung. So ist es auch bei der Urgemeinde gewesen. Dort führte die schon vorhandene Gemeinschaft zum Lastenausgleich und nicht umgekehrt. Und hier liegt die bleibende Aufgabe der Kirche in allen Zeiten. So wie die Dinge liegen, treiben wir einer sozialen Katastrophe entgegen, auf die die Kirche wieder einmal ihren Einfluß nicht zu gewinnen vermag. Sie erfaßt die Massen nicht mehr, erst recht nicht die Massen der Flüchtlinge. Und doch bleibt ihre Aufgabe, in diese N o t hinein mit der umwandelnden Macht des Evangeliums zu kommen. Es ist im letzten Grunde eine evangelisatorische Aufgabe, aber in ganz neuen Formen, die zum Teil noch gesucht werden müssen, für die die kirchliche Arbeit in ihrer bisherigen landeskirchlichen Gestalt einfach nicht zureicht." 8

Schon das etwa gleichzeitig entstandene Wort des Ostkirchenausschusses zum Lastenausgleich vom 18. August 1948 läßt solche weitreichenden auf die Kirche zielenden Ansprüche und Hoffnungen zurücktreten vor dem Bemühen, das die politische Diakonie der kommenden Jahre vornehmlich kennzeichnen sollte, nämlich kirchlichen Beistand zu leisten bei der Durchführung säkularer, und das heißt vor allem staatlicher Hilfsmaßnahmen, sowie zu versuchen, diese weitestmöglich mit christlichem Geist zu durchdringen'. Zunächst stellt sich der Ostkirchenausschuß in dieser, soweit ich sehe, ersten an die Öffentlichkeit gerichteten Kundgebung als ein Organ vor, „unter dem" die aus dem Osten „verdrängten evangelischen Kirchen und ihre Glieder zusammengefaßt" seien, um dann zum Gegenstand zu äußern: „In der Sorge, daß im Zuge des Lastenausgleichs eine tiefgreifende und radikale soziale Aufspaltung droht, wendet sich der Ostkirchenausschuß an die maßgebenden Instanzen 5

Vgl. dazu bereits oben S. 270. ' H . GIRGENSOHN, Flüchtlinge und Kirche, S. 25. 7 Vgl. etwa Girgensohns Bemerkung zur Währungsreform (ebd., S. 11); vgl. dazu oben S. 166. 8 H . GIRGENSOHN, Flüchtlinge und Kirche, S. 27. 9 Vgl. dazu noch unten S. 454.

450

Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

mit der Warnung und Bitte, dem Lastenausgleich so Gestalt und Inhalt zu geben, daß eine echte Besitz-Neuordnung vorbereitet wird, in der Rechte und Pflichten in gesundem Maße verteilt und ein Neuanfang zu verantwortlichem Handeln und Gestalten des persönlichen wie des gemeinschaftlichen Lebens geschaffen wird. Voraussetzung ist, daß der Ausgleich der Kriegs- und Kriegsfolgeschäden - in erster Linie bei den Flüchtlingen, Vertriebenen und Kriegsgeschädigten - nicht auf die Grundsätze einer Wohlfahrt und Fürsorge abgeschoben wird, sondern daß ein grundsätzlicher Rechtsanspruch auf Entschädigung festgestellt wird. Der Ausgleich ist unter allen Umständen auf die Person unter Ausschluß der öffentlichen Hand abzustellen und hat auf das Maß der Arbeitsfähigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit Rücksicht zu nehmen. Der Ausgleich muß in erster Linie die Schaffung und den Aufbau wirtschaftlicher Existenz für die Geschädigten (Arbeitsplatz, Privateigentum, Wohnungsbau) zum Ziel haben. Der Ausgleich darf weder die öffentliche Hand bereichern, noch die Geschädigten in Abhängigkeit von der öffentlichen Hand stellen, noch einer neuen Bürokratie Nahrung geben. Leistungen aus dem Lastenausgleich dürfen vorhandene Rechtsansprüche auf zurückgelassenen Besitz nicht berühren, deren Behandlung und Befriedigung nicht zuletzt den abzuschließenden Friedensverträgen obliegt. Es ist unter allen Umständen dafür Sorge zu tragen, daß eine Vertretung der Geschädigten maßgeblich an der Gestaltung des Lastenausgleichs beteiligt ist. Wenngleich der Lastenausgleich selbst noch keine echte, soziale Neuordnung schaffen kann, so wird seine Gestaltung eindeutig auf dieses Ziel ausgerichtet sein müssen. Der Ostkirchenausschuß betont, daß das Gelingen des Ausgleiches im wesentlichen mit bedingt ist durch das Ereignis einer inneren Umwandlung und Neubesinnung. Darum wendet sich der Ostkirchenausschuß mit Ernst und Dringlichkeit an die Flüchtlinge, Vertriebenen und Kriegsgeschädigten mit der Warnung und Bitte, vor dem Lastenausgleich alle Illusionen abzulegen, der Radikalisierung zu wehren und um die innere Bereitschaft zu ringen, einer neuen Lebensgemeinschaft echter sozialer Ordnung Gestalt zu geben." 10

Der Ostkirchenausschuß hatte damit im wesentlichen das Ergebnis einer Tagung zusammengefaßt, zu der das Zentralbüro des Hilfswerks die Hauptbüros und die Hilfskomitees am 16./17. August 1948 in die Diakonenanstalt Karlshöhe bei Ludwigsburg eingeladen hatte". Zu diesem Zeitpunkt waren auf der staatlichen Ebene bereits wichtige Vorentscheidungen über die Gestaltung des Lastenausgleichs gefallen. Den auf einen quotalen Ersatz für die durch den Krieg entstandenen Vermögensverluste zielende „Homburger Plan", nach welchem der Lastenausgleich an die Währungsreform gekoppelt werden sollte, hatten die 10

ADW, 327 (Rundschreiben), o.Az. " Vgl. „Mitteilungen aus dem Hilfswerk der ev. Kirchen in Deutschland", Sonderdruck o . D . (ebd.). Aktuellen Anlaß bot die Währungsreform mit ihren für die diakonische Arbeit unübersehbaren materiellen Folgen (vgl. oben S. 168, Anm. 38). Gerstenmaier, Girgensohn, Scheuner und der Rechtsanwalt Russ-Schindelaer gingen in ihren Referaten auf den zu erwartenden Lastenausgleich ein. 12 Den „Homburger Plan" hatten die Finanzverwaltungen des Vereinigten Wirtschaftsgebietes am 18. 4. 1948 vorgelegt. Die Koppelung an die Währungsreform sollte, wie P. P. NAHM berichtet, „durch die gleichzeitige Bewältigung der beiden einschneidendsten

Ruf zum Lastenausgleich

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Besatzungsmächte abgelehnt12. Zwei Tage vor der Währungsreform übertrugen sie den deutschen Stellen die Aufgabe, bis zum Ende des Jahres den Lastenausgleich so zu regeln, daß „die zur Durchführung des Lastenausgleichs erforderlichen Mittel durch besondere Vermögensabgaben aufzubringen sind, deren Erträge zu diesem Zweck einem außeretatmäßigen Ausgleichsfond zuzuführen sind"; dasselbe sollte für die durch die Währungsreform entstandenen Schuldnergewinne gelten". Die Militärregierung strebte keine Vermögensneuverteilung, keine Neuordnung der Besitzverhältnisse an, sondern lediglich ertragsabhängige Abgaben zur sozialen Hilfe, um den durch Krieg und Vertreibung Geschädigten die Gründung einer neuen Existenz zu ermöglichen. Die deutschen Stellen versuchten in dieser Situation der alliierten Zielsetzung gerecht zu werden, ohne den Restitutionsgedanken eines umfassenden, allgemeinen Lastenausgleichs völlig aufgeben zu müssen14. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist das Wort des Ostkirchenausschusses in seiner doppelten Ausrichtung zu verstehen. Zum einen versucht das kirchliche Vertriebenengremium gegen Illusionen anzugehen, die das Lastenausgleichsvorhaben unter den Besitzlosen und ihrer Habe Beraubten wecken könnte. Es versucht, den Blick nach vorne, auf die beschränkten Möglichkeiten zu richten, wie sie das Konzept der Besatzungsmächte für die Betroffenen bereithält: „. . . in erster Linie die Schaffung. . . wirtschaftlicher Existenz". Weitergehende Lösungen sind davon gerade nicht zu erwarten. Dies vor Augen zu führen, darf getrost als das seelsorgliche Hauptanliegen des Wortes zum Lastenausgleich angesehen werden15. Dem entspricht dann die andere Seite des Wortes, der Appell an die Kriegsfolgen der Bevölkerung einen doppelten Schock" ersparen (Lastenausgleich, S. 7); vgl. auch das V o r w o r t von P. P. Nahm zur Dokumentation LASTENAUSGLEICHSGESETZE, B d . 1/1 ( S . V I I ) u n d A . H A R T M A N N , L a s t e n a u s g l e i c h , S p . 2 8 5 . 13 Gesetze zur Neuordnung des Geldwesens vom 18. 6. 1948; zit. bei P. P. NAHM (Lastenausgleich, S. 7). 14 Vgl. ebd. - Prof. Scheuner und Rechtsanwalt Russ-Schindelaer hatten auf der Tagung als Aufgaben des kommenden „Lastenausgleichs" nur noch genannt: „1. Rentenzahlung, 2. Mittel f ü r Hausratsbeschaffung, 3. Existenzaufbau f ü r Vertriebene." Die Mittel dazu könnten nur aus „Teilen des laufenden Arbeitseinkommens des Volkes abgetragen" werden. Das Ziel sei, „in die Zukunft hinein Arbeit und Brot für die Flüchtlinge zu schaffen und nicht mit dem Blick nach rückwärts ihnen ihre Ansprüche auf ihr verlorenes Eigentum zu erfüllen" (Mitteilungen aus dem Hilfswerk der ev. Kirche in Deutschland; A D W , 327). Dies war also der Informationsstand, nach dem der O K A sein „Wort" formulierte. 15 Der O K A entsprach damit auch gerade der Einschätzung, wie sie der Leiter des Hilfswerks auf der Tagung geäußert hatte. Gerstenmaier hielt es in jener Situation f ü r vordringlich, v o r Illusionen zu warnen, um nicht möglicherweise einer „Radikalisierung" angesichts damit zwangsläufig einhergehender Enttäuschung Vorschub zu leisten (vgl. den Bericht in: ebd.).

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Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

„maßgebenden Instanzen", mit der Gestaltung des Lastenausgleichs weitergehende Möglichkeiten - und das heißt eben: die von vielen verlangte „echte Besitz-Neuordnung" - für die Zukunft nicht auszuschließen. Gewiß, das sich damals abzeichnende Verfahren würde kaum zu mehr als zu Sozialhilfe oder, wie der deutsche Gesetzgeber nicht ohne polemischen Unterton ein Jahr später formulierte, „Soforthilfe"" reichen. Aber die Option auf den „echten" Lastenausgleich müsse offengehalten, ein „grundsätzlicher Rechtsanspruch" auf Entschädigung für das Verlorene gewahrt werden. Die aktuelle Wirkung jenes Wortes vom 18. August 1948 darf nicht allzu hoch veranschlagt werden. Das Zentralbüro sorgte zwar in seinen „Mitteilungen aus dem Hilfswerk" für die Weitergabe an nachgeordnete Stellen; eine breitere Masse der Vertriebenen wird es dadurch aber nicht erreicht haben. Trotzdem behält diese für die Öffentlichkeit bestimmte Aktion kirchlicher Vertriebenenarbeit eine gewisse Bedeutung: Signalisiert doch die Beschreibung der real zu erwartenden Maßnahmen mit der gleichzeitigen Warnung vor Illusionen den künftigen Kurs, den die evangelische Kirche dann in ihrer Hilfe zur Verwirklichung des Lastenausgleichsprogramms eingeschlagen hat17. Gleichzeitig ist aber mit dem Plädoyer für „die vorhandenen Rechtsansprüche auf zurückgelassenen Besitz" in dieser wohl ersten Proklamation des Ostkirchenausschusses eine Tendenz nicht zu übersehen, die zwar in der damaligen Lastenausgleichsdiskussion nicht ungewöhnlich war, die aber erst in dem noch viel größeren Zusammenhang späterer Vertriebenenseelsorge ihr eigenes Gewicht bekommen sollte. Das „Gesetz Christi" (Gal 6,2) und die Lastenausgleichsgesetze Zur Beteiligung der Kirchen an der Durchführung des Lastenausgleichs Schon die Vorgeschichte des Lastenausgleichs legt erhebliche Schwierigkeiten und Widersprüche offen. In welcher Richtung man die Lösung auch anstrebte, sie würde immer Ungenügen und Unzufriedenheit im Gefolge haben, sei es innerhalb des Kreises der Geschädigten oder zwischen diesen und den Ausgleichspflichtigen. Im ersten Fall entzündete sich der Konflikt vermutlich an der Notwendigkeit, allen Kriegsgeschädigten den Neuanfang einer Existenz zu ermöglichen18, unabhängig 16

Vgl. die B e m e r k u n g P . P. N a h m s z u m Gesetz, das nach fast einjähriger Auseinander-

setzung mit den Besatzungsmächten endlich am 8. 8. 1 9 4 9 für die amerikanische und britische Z o n e in Kraft gesetzt werden konnte: „Das Gesetz erhielt den demonstrativen N a m e n ,Gesetz zur Milderung dringender sozialer N o t s t ä n d e (Soforthilfegesetz)'" (P. P. NAHM, Lastenausgleich, S. 7). 17

Vgl. dazu unten S. 4 5 3 ff.

" Eine rein quotale L ö s u n g unter Vernachlässigung aktueller sozialer Bedürfnisse hätte, abgesehen v o n ihrer finanziellen Undurchführbarkeit - nach P. P. NAHM (Lastenausgleich,

Ruf zum Lastenausgleich

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davon, ob sie nun viel oder wenig Vermögen verloren hatten. Der Interessengegensatz zwischen denen, die von ihrem bewahrten Vermögen abgeben sollten, und den Empfängern solcher Opfer bedarf keiner weiteren Erläuterung. Bereits das sogenannte „Soforthilfegesetz" vom 8. August 1949", mit dem die Lastenausgleichsgesetzgebung eröffnet wurde, ließ die gesamte Problematik deutlich hervortreten, obwohl es nach dem Willen der Besatzungsmächte nahezu ausschließlich Sozialhilfefunktion besaß20. Unmittelbar vor Inkrafttreten dieses Gesetzes sprach der Rat der E K D am 6. August 1949 ein „Wort zum Lastenausgleich" 21 . Es war die erste öffentliche Stellungnahme der E K D zu diesem Problem und sollte, sieht man von einem Schreiben an die Mitglieder des Bundestages22 ab, auch ihr einziges öffentliches, ausschließlich zum Lastenausgleich geäußertes „Wort" bleiben: „Mit dem Soforthilfegesetz wird für die drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands der Versuch gemacht, die Nöte, die der Krieg über uns gebracht hat, wenigstens teilweise zu lindern. Er legt vielen Gliedern unseres Volkes neue Lasten auf und wird doch nur in beschränktem Umfang und nur in dringenden Einzelfällen den Schwerbetroffenen die ersehnte Hilfe bringen können. So besteht die Gefahr, daß sich beide Teile gegen einen solchen Lastenausgleich auflehnen: diejenigen, die opfern sollen, weil sie meinen, daß die neuen Opfer wirtschaftlich nicht tragbar seien; die anderen aber, die Hilfe erwarten, besonders die Flüchtlinge aus dem Osten, weil sie sich in der Hoffnung enttäuscht sehen, daß sie noch einmal ihre alte Stellung im Leben der Volksgemeinschaft zurückgewinnen können. Hier erwächst der Christenheit in unserem Volke eine große Aufgabe. Keine staatliche Gesetzgebung kann jemals ausgleichen, was ein Krieg an Not und Leid über ein Volk bringt. Und keine noch so redliche Bemühung kann die Lasten einer Notzeit so verteilen, daß niemandem Unrecht geschieht und daß doch das Volk als ganzes lebensfähig bleibt. Echter Ausgleich und wirkliche Befriedigung kann nur von innen her erwachsen. W o die Liebe Augen und Herzen für die Not des anderen öffnet und darum freudig Opfer bringt und wo gleichzeitig die Not in der Gewißheit getragen wird, daß sie aus Gottes Händen kommt und daß darum eine Kraft des Segens in ihr verborgen liegt, nur da wird auf beiden Seiten die Bitterkeit und das Murren überwunden. Nur da kann auch inmitten aller Verschiedenheit der Lebensführungen echte Gemeinschaft erwachsen. Nur S. 5) waren allein an Vertreibungsschäden 65 Mrd. D M , an Kriegssachschäden in Westdeutschland und West-Berlin 36 Mrd. D M auszugleichen - , die früheren sozialen Gegensätze in verschärfter Form reproduziert; eine rein soziale Lösung hätte die Empörung der materiell am stärksten Geschädigten geweckt (vgl. A. HARTMANN, Lastenausgleich, Sp. 287). 19 Vgl. ebd., Sp. 285 und zur Entstehungsgeschichte einschließlich der zögernden Behandlung durch die Besatzungsmächte P. P. NAHM, Lastenausgleich, S. 7. 20 Das Gesetz ermöglichte gezielte Sozialhilfeleistungen zur Unterhalts-, Aufbau-, Ausbildungs- und Hausratshilfe, sowie die Förderung von Jugend- und Altersheimen. Die Mittel dazu wurden - und hierin liegt überhaupt nur das Ausgleichsmoment - im wesentlichen durch eine Sonderabgabe aufgebracht, die sich nach dem Vermögensstand am 21. 6. 1948, also am Währungsstichtag, richtete. Vgl. zur Problematik dieser Festlegung P. P. Nahms Vorwort zur Dokumentation LASTENAUSGLEICHSGESETZE (Bd. 1/1, S. VIII). 21 22

ABL EKD 1949, Nr. 155; abgedruckt in: K J 1949, S. 48f. Vgl. unten S. 457f.

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da wird erkannt, daß wir alle, Altbürger und Neubürger, Bewahrte und Getroffene, Entlastete und Sühne-Verpflichtete, in gemeinsamer Schuld vor Gott stehen und die gemeinsame Aufgabe haben, miteinander und füreinander einen Anfang zu machen. Deshalb rufen wir alle in die Nachfolge unseres gekreuzigten Herrn, in der die Versuchung zu Neid und Gehässigkeit, aber auch die kaltherzige Abkehr von dem leidenden Bruder siegreich überwunden wird durch den Geist der Liebe, der Opferfreudigkeit und der Dankbarkeit. In solcher Nachfolge wollen wir uns in das schicken, was jetzt gefordert wird und was geleistet werden kann. Wir wollen das Vorrecht des Christen üben, den Zwang gesetzlicher Vorschriften in eine freie Tat dankbarer Liebe umzuwandeln. Den Flüchtlingen, die unter unsäglichen Entbehrungen die Entwurzelung aus der angestammten Heimat haben durchmachen müssen und die bisher stellvertretend für uns alle die Hauptlast des Krieges getragen haben, muß so durchgreifend geholfen werden, daß sie in Zuversicht eine neue Existenz beginnen können. . . Hier muß die Pflicht der Liebe erfüllt werden. Wir wollen als Christen den Beauftragten des Staates helfen, daß bei der Hilfe, die der Staat zu bringen versucht, alles recht und ordentlich zugehe und daß, soweit es in Menschenkraft steht, auch gerecht verteilt wird. In das gesetzliche Handeln des Staates aber wollen wir den Geist der herzlichen Liebe hineinlegen, ohne den alle Hilfe unfruchtbar bleiben muß. In solcher Bereitschaft müssen wir uns auch an die Besatzungsmächte mit der dringenden Bitte wenden, dem deutschen Volk in seiner schweren, ja fast unlösbar erscheinenden Aufgabe zu helfen und ihm die noch bestehenden Beschränkungen in der wirtschaftlichen Bewegungsfreiheit nach innen und außen abzunehmen. Gott löse unser aller Herzen aus dem Bann der Selbstsucht. Er lehre uns die Nachfolge dessen, der um unsertwillen sein Kreuz getragen hat! Er erwecke den Geist der Liebe in unserer Mitte! Er schenke uns und aller Welt einen wirklichen Frieden."

Die Akzentverschiebung gegenüber den Äußerungen früherer Jahre ist deutlich. Es wird nicht mehr der Ruf nach einer „neuen Besitzverteilung" erhoben, es werden auch nicht bestimmte Einzelforderungen aufgestellt; die Kirche bietet sich mit ihrem geistlichen und volkskirchlichen Potential an bei der Verwirklichung der Ausgleichsvorhaben, wie sie der Gesetzgeber nun festgelegt und in Gang gebracht hat. Das „gesetzliche Handeln des Staates" kann die Konflikte und Aporien des Lastenausgleichs nicht vermeiden. Es kann wohl auf ein Höchstmaß an Gerechtigkeit ausgerichtet sein, zu „echtem Ausgleich", „wirklicher Befriedigung" wird es nicht führen. Dies vermag nur im „Geist der herzlichen Liebe" zu geschehen, wie sie den Christen in der „Nachfolge unseres gekreuzigten Herrn" geschenkt wird. Auch wenn das Wort nicht ausdrücklich die Kirche selbst und die von ihr verkündigte christliche Nachfolge als unerläßlich für eine wirkliche Hilfe zum Lastenausgleich erscheinen läßt, sondern nur den dazu notwendigen „Geist der herzlichen Liebe" anpreist, ist die Forderung nach „christlicher Durchdringung" der staatlichen Maßnahmen 23 , um sie effektiver zu gestalten, dabei schon in die Nähe gerückt.

23 Vgl. den Titel des Referats von H . - H . v. Scheliha „Christliche Durchdringung staatlicher Maßnahmen" (S. SEEBERG, Immer noch Aufgaben, S. IVff.).

R u f zum Lastenausgleich

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Die evangelische Kirche entsprach mit ihrem „Wort zum Lastenausgleich" den Erwartungen, die ihr der Staat, oder genauer: Sprecher der führenden Regierungspartei und der Bundesregierung, entgegenbrachten: „Man muß aber den reinen Besitzgedanken und den Gedanken der Forderung überwinden; beides kann nur vom Christlichen her überwunden werden." Diese Auffassung vertrat der Bundesvertriebenenminister Lukaschek, damals gleichzeitig Präsident des katholischen Flüchtlingsbeirates, in seinem Referat „Probleme des Lastenausgleichs" auf der Arbeitstagung der Hermannsburger Forschungsstelle 24 . E r sah in 24 V o m 29. 10.—1. 11. 1949 (S. SEEBERG, Probleme, S. 8). Frau Seeberg wandte sich am 28. 11. 1949 an die Kirchenleitungen und die EKD-Kirchenkanzlei mit „Folgerungen der Hermannsburger Flüchtlingstagung für die Landeskirchen" ( A K K , 6454, Flüchtlinge, Bd. I, Anlage zu Az. 8494/49). D e r Vortrag von Lukaschek dient ihr als Beleg für das von ihr geforderte kirchliche Engagement. Dieser habe „letztlich nicht nur den Tagungsteilnehmern" gegolten, „sondern der evangelischen Kirche als solcher". Lukaschek vertrete die Uberzeugung, „daß nur die Kirchen beider Konfessionen imstande sind, uns fähig zu machen, die Lasten der kommenden Zeiten zu tragen". Er erwarte „binnen kurzem" Enttäuschung bei den Vertriebenen über das dem Staat mögliche geringe Ausmaß der Hilfe. „Die Enttäuschung des einzelnen Vertriebenen wird weniger groß sein, wenn er sich als Glied einer Gemeinschaft fühlen kann, die seine Enttäuschung mit ihm trägt. Darum ist die Seelsorge durch die Pastoren und Laien heute notwendiger denn je. Gerade die christliche Gemeinschaft kann jene irrationalen Kräfte schaffen und unterstützen, die auch dort noch zu helfen vermögen, wo die Macht der ratio zu Ende ist" (S. SEEBERG, Probleme, S. 1 f.). D e r Referent der EKD-Kirchenkanzlei, O K R Ranke, der an der Tagung teilgenommen hatte, unterstützte das Anliegen (vgl. den Vorgang zu 8494). Minister Lukaschek beschied am 17. 5. 1952 den Antrag des O K A auf eine Beihilfe von 2 0 0 0 0 D M positiv mit der Begründung: „Die seelsorgerliche Arbeit der Kirchen halte ich für einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung der Vertriebenen vor Verzweiflung und Radikalismus und zu ihrer Verwurzelung in der neuen Heimat." ( Α Ο Κ Α , A 4/1952, N r . 1081); vgl. zu diesem Problem in anderem Zusammenhang oben S. 436ff. Hingewiesen sei auch auf J . Kunze, früher Schatzmeister des Centraiausschusses der Inneren Mission, der als Vorsitzender des Lastenausgleichsausschusses im Deutschen Bundestag entscheidenden Anteil an der Lastenausgleichsgesetzgebung hatte. In seinen Äußerungen scheint allerdings der Gedanke einer Verchristlichung der Gesellschaft und ihrer ethischen Standards durch den Staat als Gesetzgeber zu dominieren; vgl. W . Güldenpfennigs Aufsatz über J . Kunze (Nachdruck in: H . KRIMM, Quellen, III, S. 237ff.). D o c h sein Referat „Lastenausgleich als christliche Verpflichtung", das Kunze auf der Königswinterer Flüchtlingstagung vom 1 9 . - 2 1 . 9. 1950 hielt und das den Grundproblemen des damals noch in der Beratung stehenden Lastenausgleichsgesetzes gilt, schließt mit folgender Beschreibung der Aufgabe von Kirche und Seelsorge:

„Es ist nicht Aufgabe der Kirche, auf dem gesetzgeberischen Gebiet sich mit der materiellen Seite des Problems und seinen technischen Einzelheiten zu befassen. Ihr Dienst ist Mahnung, Warnung und Wegweisung ihrer in der politischen Verantwortung stehenden Glieder. Wohl aber soll die Kirche darüber hinaus in Predigt und Seelsorge jedem Einzelnen das Gewissen schärfen. Sie soll dem Abgabepflichtigen, wo sie ihn ansprechen kann, die Verantwortung, die er trägt, zeigen, und sie soll dem Vertriebenen sagen, daß er auch an den Abgabepflichtigen denken muß. Sie soll bei beiden die Opferbereitschaft und den Dienst der Nächstenliebe wecken. Bei den Organisationen beider Teile macht sich das Negative als Gefahr bemerkbar. Die Menschen innerlich lösen von dem Verhetztwerden,

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Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

dieser Prämisse die einzige Möglichkeit für eine Lösung der im Soforthilfegesetz wie in der gesamten Lastenausgleichsproblematik verborgenen Konflikte. Auch wenn in anderen Äußerungen aus der evangelischen Kirche, soweit sie das Thema Lastenausgleich berühren, die kirchliche Aufgabenstellung kaum so unmittelbar und ausdrücklich von der Durchführung des staatlichen Gesetzes her formuliert worden ist wie im Wort vom 6. August 1949, weisen sie doch sämtlich auf einen Konsens für das kirchliche Engagement hin; die Unterschiede der Akzentuierung bleiben dabei geringfügig25. Dies tritt gerade im Jahr 1949 besonders hervor, in dem die Frage nach dem natürlichen und staatlichen Recht aus der Sicht des Gottesrechts, nach der Beziehung zwischen staatlicher Rechtsordnung und christlichem Ethos in den Vordergrund kirchlicher Diskussion gerückt war. Die Betheler EKD-Synode vom 9. bis 13. Januar 1949 hatte mit dem Vortrag „Kirche, Recht und Rechtsbewußtsein" des Mainzer Theologen Friedrich Delekat und der Replik Heinrich Vogels26 die vorhandenen theologischen Differenzen in deutlicher Schärfe sichtbar werden lassen. Im selben Jahr verabschiedete der Bruderrat der E K D sein „Sendschrei-

das kann kein Gesetzgeber, sondern nur der Mensch, der aus seiner letzten Gebundenheit an G o t t bereit ist, die Nächstenliebe zu predigen und im Opfer voranzugehen" (Anlage zur Niederschrift der Tagung in: Α Ο Κ Α , A 7/1950, als Sonderdruck aus der „Ev. W e l t " vom 1. 1 0 . 1 9 5 0 ) . 25 Vgl. etwa die Behandlung der Frage - zum Teil andeutungsweise - in den Referaten Gerstenmaiers, H . Albertz' und Iwands auf der Hamburger Flüchtlingskonferenz des Weltrates der Kirchen vom 2 2 . - 2 5 . 2 . 1949 (HAMBURGER BERICHT, S. 10, 13ff., 21 f.) oder die Entschließung der Arbeitsgruppe I I des Kirchentages in Essen ( K J 1950, S. 19); aus der Diskussion vgl. besonders die Voten Klaus v. Bismarcks und H . Albertz' (NACHLAS BRUMMACK, „Akte O K A bis einschl. 1952", Bericht über den Deutschen Ev. Kirchentag in Essen, S. 2 f . ) . Die Betheler E K D - S y n o d e vom 9 . - 1 3 . 1. 1949 verabschiedete ein vom Bruderrat der E K D vorgelegtes „Wort zur Flüchtlingsfrage" (vgl. K J 1949, S. 14ff.); der Bruderrat hatte dieses Wort am 7. 1. 1949 in Detmold beschlossen (vgl. BETHEL 1949, (S. 121); darin heißt es jedoch nur andeutungsweise: „Wir Deutschen. . . müssen heute schon das Menschenmögliche tun, um unsere Last miteinander zu tragen und einer dem anderen zu gleichem Recht zu verhelfen" (Abschnitt II). Eine Diskussion über den Lastenausgleich gab es auf keiner Synode der E K D in jenen Jahren 1949-1951, sondern lediglich kurze Erwähnungen (vgl. ebd., S. 99 u. 150; BERLIN-WEIBENSEE 1950, S. 282 f.). Die Weißenseer E K D - S y n o d e sprach in einer Entschließung die Erwartung aus, daß „. . . heimatlos Gewordenen und anderen schwer Getroffenen im Rahmen des Lastenausgleichs geholfen wird, das vom Gesetzgeber verlangte Eigenkapital aufzubringen" (ebd., S. 295). Das W o r t der Hamburger E K D - S y n o d e vom 1.-5. 4. 1951 „Dienet dem Menschen", das als diakonischer Aufruf an alle Gemeinden gerichtet war, enthält eine Passage zu den „Menschen zweiter Klasse", in welcher u.a. der „freiwillige Lastenausgleich" zwischen zwei Nachbarn unter „Gottes Verheißung und Wohlgefallen" gestellt wird (HAMBURG 1 9 5 1 , S. 218; vgl. im übrigen noch ebd., S. 164ff. und 170). 26

BETHEL 1 9 4 9 , S. 3 2 - 1 0 3 , 1 4 3 - 1 5 3 .

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ben an die Christenheit zur Flüchtlingsnot" 27 und ging in Anspielung auf Gal 6,2 auch auf den Lastenausgleich ein: „In der Gemeinde der Fremdlinge und Pilgrime bitten und mahnen wir: Verachtet nicht den Nächsten, weil er ein Flüchtling ist. Verachtet nicht den Nächsten, weil er ein Einheimischer ist. Den einen wie den anderen hat der Herr in seinen Gehorsam gerufen. Erniedrigt darum nicht den Flüchtling zum Objekt, an das nur Forderungen gestellt werden. Helft beiden in der Freiheit stehen, zu der das Wort ihres Herrn sie berief. Der Flüchtling hüte sich davor, daß er in einem krampfhaften Bemühen um bürgerliche Sicherheit die gnädige Heimsuchung Gottes vergißt. Helft ihm, auch in seinem Geschick den Auftrag Gottes zu finden und mit seinen besonderen Gaben der Gemeinde zu dienen. Der Einheimische achte seinen besonderen Stand nicht gering. Helft ihm, daß er seinen Besitz verwalte als Haushalter Gottes und ihn habe, als hätte er ihn nicht. Laßt nicht weltliche Mindestforderungen die Richtschnur eines Lastenausgleichs sein. U m der Liebe Christi willen, die uns trägt, darf einer des anderen Last tragen. Laßt uns eifrig sein in der Liebe und allezeit einander begegnen als solche, die die zukünftige Stadt suchen, weil sie hier keine bleibende haben. Versagt darum ja nicht dem Flüchtling die Bruderschaft in der Gemeinde seines Herrn. In ihr gibt es keine Rechte, die der Einheimische besitzt und der Flüchtling nicht."

Trotz des erkennbar anderen theologischen Hintergrundes entspricht der Bruderrat mit dieser Anknüpfung an den Lastenausgleich sachlich doch dem Angebot im Wort des Rates vom 6. August 1949. Die Zeit bis zur Verabschiedung des Gesetzes über den Lastenausgleich vom 14. August 1952, der äußerst langwierige und kontroverse parlamentarische Beratungen vorausgegangen waren28, ist durch zahlreiche kirchliche Aktivitäten zur Durchführung der Soforthilfegesetzgebung wie zur Vorbereitung des eigentlichen Lastenausgleichsverfahrens gekennzeichnet. Sowohl der Ostkirchenausschuß als auch die auf der EKD-Synode in Bethel 1949 eingerichtete Kammer für soziale Ordnung29 berieten über den kirchlichen Beitrag zur Gestaltung und Durchführung des staatlichen Programms 30 . Wohl durch die Sozialkammer vorbereitet und nicht ohne Beratungen mit den an der Gesetzgebung beteiligten Politikern, wie Kunze und Gerstenmaier 31 und verschiedenen Beamten, richtete der Rat 1951 an die KJ 1949, S. 83 ff. Vgl. die oben Anm. 12, S. 451 genannte Literatur. 29 Sie sollte sich auf Vorschlag des Synodalen Otto v. der Gablentz besonders der Flüchtlingsfrage annehmen. Geschäftsführer der Kammer war O K R Ranke. 30 Vgl. Schreiben des O K A an die Kirchenkanzlei der E K D vom 11.11. 1950; Antwort vom 13. 11. 1950 (AKK, 518, Ostpfarrer Beiheft O K A , Az. 12934). Hierbei ging es vor allem um die Vorbereitung eines Wortes, das der Rat der E K D zur Verabschiedung des L A G veröffentlichen sollte. Ranke wies den O K A darauf hin, daß bei der Vorbereitung die Sozialkammer genügend zum Zuge kommen müsse, sagte aber eine Prüfung der O K A Vorstellungen durch die Sozialkammer zu. - Der O K A setzte am 16. 11. 1950 einen Redaktionsausschuß ein, der eine Handreichung zum Lastenausgleich vorbereiten sollte (Niederschrift, S. 2 f . ; ΑΟΚΑ, A 7/1950). 27

28

31

Vgl. Schreiben Rankes an O K A (vgl. Anm. 30).

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Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

Mitglieder des Bundestags ein Schreiben, in dem er sich teilweise kritisch zu beabsichtigten Einzelvorhaben wie zum Beispiel zur Belastung des Althausbesitzes sowie zugunsten einer Sozialstaffelung bei der Ertragsbelastung oder zur Absicherung der Lastenausgleichsempfänger gegen mögliche Kaufkraftminderung äußerte32. Neben solchen Sozialgesichtspunkten lag der Initiative des Rates zweifellos der Wunsch nach einer stärker in die bestehenden Vermögensverhältnisse eingreifenden Regelung zugrunde: „Die Solidarität unseres Volkes erfordert fühlbare Opfer von allen seinen Gliedern. W i r halten eine weitgreifende Vermögensumschichtung für unerläßlich. Wir haben uns nicht davon überzeugen können, daß der vorliegende E n t w u r f . . . dieser Notwendigkeit genügend Rechnung trägt." 5 3

Sieht man von dem wohl allseitigen Bemühen um eine Lösung ab, die zur Minderung der Gegensätze zwischen Geschädigten und Verschonten führen könnte, so läßt sich die sozialpolitische Linie des Rates in der Lastenausgleichsfrage, wie sie in diesem Brief zum Ausdruck kommt, vielleicht am ehesten mit der von Gerstenmaier vertretenen Maxime identifizieren, die Kirchen sollten „weder Protektoren noch Aggressoren des Besitzes" seil}34. Auch auf anderen kirchlichen Ebenen bis hinunter in die einzelnen Gemeinden weckte das Lastenausgleichsvorhaben sozialpolitische und seelsorgerliche Aktivitäten. Der Ostkirchenausschuß hatte bereits vor der Verabschiedung des Lastenausgleichsgesetzes eine Broschüre zusammengestellt als Handreichung für jeden Pfarrer, in dessen Gemeinde die Lastenausgleichsfrage brennend wurde 35 . Neben den erwähnten KontakK J 1951, S. 182 f. Ebd. 34 Einführungsreferat auf der Tagung der Vorsitzenden der Hilfskomitees am 4. 1. 1949 ( A D W , 327, Rundschreiben, N r . 1-155/49, S. 2). - D e r Frage, inwieweit die vom Rat vorgetragenen Forderungen noch Berücksichtigung im weiteren Verfahren gefunden haben, kann hier im einzelnen nicht nachgegangen werden. Sicherlich blieben das L A G und die weitere Gesetzgebung hinter der allgemeinen Forderung nach „weitgreifenden Vermögensumschichtungen" zurück. Selbst wenn man die erbrachten Leistungen gegen die auszugleichenden Kriegslasten aufwiegt und dabei zu durchaus eindrucksvollen Ergebnissen gelangt, bleibt noch ein großer Ermessensspielraum der Beurteilung übrig, abgesehen von technischen Bedenken, etwa der Frage, inwieweit die günstige Konjunkturentwicklung ein Abwälzen der LA-Abgaben auf die Preise durch die gewerbliche Wirtschaft ermöglichten (vgl. A. HARTMANN, Lastenausgleich, Sp. 291). Zur Beurteilung aus späterer Sicht vgl. z . B . die Bemerkungen von Κ. H . SCHAEFER/H. FECHER, Lastenausgleich, Sp. 6 1 7 f . Bis Ende 1958 wurden nach dem S H G und L A G insgesamt fast 30 Mrd. D M ausgegeben, wovon der größte Teil sozialen Zwecken galt. Erst seit 1957 verlagerte sich das Gewicht stärker auf die sog. Hauptentschädigung im Sinne des „quotalen Ersatzes verlorenen Vermögens". Vgl. P. P. NAHM, Mensch, S. 3 0 f . ; spätere und detaillierte Angaben bei A. HARTMANN (Lastenausgleich) und Κ. H. SCHAEFER/H. FECHER (Lastenausgleich). 32

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35

Dies berichtete Gehlhoff am 28. 7. 1952 dem Flüchtlingsausschuß der Ev. Kirche von

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ten der EKD-Gremien, zumeist über die Bonner Stelle der Kirchenkanzlei, vereinbarten kirchliche Stellen, vor allem auch solche der Vertriebenenarbeit, „laufende Gespräche" mit den Landsmannschaften „bis hinunter zu den untersten Organen" 3 6 . Die Landeskirchenleitungen organisierten Informationsveranstaltungen, um die Pfarrer und sonstige kirchliche Mitarbeiter auf die mit dem Lastenausgleich verbundenen seelsorgerlichen Aufgaben vorzubereiten 37 . Schon 1951 nahm etwa der Laienmitarbeiter im Amt für Gemeindedienst der bayerischen Landeskirche, Schapitz, in sein Vortragsprogramm für die Diasporagemeinden das Thema „Der Lastenausgleich und die Kirche" auf. Die Ortspfarrer der beiden ostbayrischen Vertriebenenbezirke Grafenau und Viechtach hatten ausdrücklich um die Behandlung des Themas gebeten, wie Schapitz in einem Bericht an den E K D Ratsvorsitzenden darstellt38. Zu diesem Zeitpunkt versuchte man auf allen Ebenen vorrangig den Lastenausgleichsgedanken zu propagieren, die Opferbereitschaft der Zahlungspflichtigen zu wecken, Illusionen der Empfänger zu dämpfen, ohne Hoffnungen auf einen neuen Anfang zu zerstören. Erst mit dem Erlaß des Lastenausgleichsgesetzes und der Novellierungsgesetze rückten dann die Probleme der praktischen Auswirkungen stärker in den Vordergrund kirchlichen Beistands 39 . Vor

Westfalen (Dokumentationsbericht, S. 28; V D 19). Er war damals Landesflüchtlingspfarrer. 36 Bericht Gehlhoffs vor dem Flüchtlingsausschuß der EKvW am 2. 2. 1951 (S. 26f.; ebd.). Diese Sitzung ist zugleich Beleg dafür, daß Landeskirchenleitungen damals sich der LAG-Probleme annahmen. 37 So beschloß etwa der westfälische Flüchtlingsausschuß auf Anregung von Präses Wilm am 28. 7. 1952, den Landesflüchtlingspfarrer vor der Superintendentenkonferenz und der Landessynode über den Lastenausgleich sprechen zu lassen (ebd., S. 28). 38 Schreiben Schapitz' an Dibelius vom 22. 11. 1951 (AKK, 6454, Beiheft Umsiedlung von Flüchtlingen in Westdeutschland, o. Az.). - Grundlage derartiger Informationsvorträge war vermutlich die Arbeit von M. DONATH (Besinnung, S. 282-298), in der nicht nur rechtliche und ökonomische Fragen behandelt werden, sondern die Verpflichtung zum Lastenausgleich - im quotalen Sinn - aufgrund der Gebote Gottes christlich begründet wird. 39 Die E K D wurde auch in späteren Jahren im Zusammenhang mit dem Lastenausgleichsgedanken beim Gesetzgeber vorstellig. Vgl. etwa den Vorstoß, den Bischof Kunst zusammen mit dem katholischen Weihbischof Heinrich Tenhumberg unternahm, als sie im Januar 1968 in einem Schreiben an den Bundeskanzler die Gleichstellung der DDR-Flüchtlinge mit den Vertriebenen und die entsprechende Verabschiedung eines „Leistungsgesetzes" forderten (vgl. EPD-ZA, Nr. 10, v. 12. 1.1968). Schon zuvor hatte die E K D in der Vertriebenenund Ostdenkschrift 1965 auf die noch unzureichende Entschädigung hingewiesen, besonders hinsichtlich des Unterschiedes im Schadensausgleich der Kriegsverluste in der Bundesrepublik und in den Vertreibungsgebieten: „Wenn von den Vertriebenen das J a zum Gericht Gottes gesprochen werden soll, wenn es nur in der Solidarität mit der Gesamtheit des ganzen Volkes gesprochen werden kann, dann müßte das in dieser Gesetzgebung seinen wirtschaftlichen Ausdruck finden. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall, so daß es hier dringend

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allem die einzelnen H i l f s k o m i t e e s bildeten ü b e r viele J a h r e die A n l a u f stelle für R a t - u n d Hilfesuchende 4 0 . I n s g e s a m t gesehen w a r also ein g r o ß e r Teil der seelsorgerlichen A k t i vitäten d e r K i r c h e an das B e m ü h e n u m den L a s t e n a u s g l e i c h g e b u n d e n . D i e in ihr geistliches V e r m ö g e n

und

ihr volkskirchliches

Potential

g e s e t z t e n E r w a r t u n g e n v o n säkularer Seite, b e s o n d e r s d e r staatlichen O r g a n e , w a r e n h o c h gespannt, trafen aber a u c h z u s a m m e n m i t d e m v o r h e r r s c h e n d e n d i a k o n i s c h e n K o n z e p t , w i e es sich in der E K D w ä h r e n d d e r ersten N a c h k r i e g s j a h r e herausgebildet hatte. W e n n a u c h n i c h t völlig l o s g e l ö s t v o n den D i f f e r e n z e n , die sich an den F r a g e n v o n K i r c h e

weiterer Verbesserungen bedarf" (DENKSCHRIFTEN 1/1, S. 86 f.) - Hierauf spielte übrigens der BdV-Präsident Wenzel Jaksch auf dem „Tag der Heimat" 1966 in Berlin mit einer aus der Polemik um die Vertriebenendenkschrift heraus zu deutenden Kritik am Engagement der EKD für den Lastenausgleich an: „Ich wiederhole hier. . ,Wir sind keine Demokraten auf Kündigung, wir wollen aber als ein gleichberechtigter Bestandteil des deutschen Volkes behandelt werden.' Wir werden mit unseren besten Kräften für die Einheit Deutschlands und für die Einigung Gesamteuropas wirken. Voraussetzung dieser konstruktiven Politik unseres Verbandes ist ein Mindestmaß von Verständnis der Bundesregierung und der politischen Parteien. Voraussetzung ist auch eine Sinnesänderung in den Führungsgremien der Evangelischen Kirche Deutschlands in den Fragen des Vertriebenenschicksals und der deutschen Ostpolitik. Es besteht der fatale Eindruck, daß die Bezugnahme auf die Lage der Vertriebenen in der bekannten EKD-Denkschrift nur ein Aufhänger war, um gegen das Heimatrecht der vertriebenen Deutschen argumentieren zu können. In dieser Denkschrift wird zugegeben, daß die westdeutsche Gesellschaft ,den Vertriebenen offenbar Vieles und Wesentliches schuldig geblieben ist'. Wir lesen dort das Eingeständnis, daß der Prozeß der Eingliederung .nicht in dem gewünschten Maße gelungen ist'. . . Das berechtigt uns zur Frage: Warum setzen sich jene kirchlichen Kreise, die den Vertriebenenverbänden hochmütige Belehrungen geben, nicht für eine Verbesserung des Lastenausgleichs ein? Warum schweigen die Herren Prof. Raiser, Oberkirchenrat Wilkens und auch Bischof Scharf zur Verschleppung der längst versprochenen 19. LAG-Novelle durch die Bundesregierung? Ich frage weiter: Liegt eine kirchenpolitische Frontstellung gegen Millionen seelisch verwundeter Menschen, liegen Pauschalverdächtigungen gegen die Berliner Heimatvertriebenen im Rahmen des religiösen Auftrages der Evangelischen Kirche vor? Wäre es nicht besser, den Weg der Versöhnung innerhalb des zerrissenen deutschen Volkes zu gehen, statt den Machthabern von Pankow oder Warschau nach dem Munde zu reden?" (HANDAKTEN WILKENS, X/22, Ansprache, S. 5). 40 Vgl. als Beispiel für viele den Bericht der Landesstelle Bayern des ungarn-deutschen Hilfskomitees 1953 zur Vorstandssitzung am 30. 1. 1954 (Ergänzungsmaterial Pfr. Schrödl; VD 42): „Die meiste Arbeit hat sicherlich in diesem Berichtzeitraum die Beratung über Schadensfeststellung- und Lastenausgleichsfragen gemacht. Beratungen und Ausfüllhilfen, die von uns gemacht wurden, gehen in die Tausende. Viele von unseren Landsleuten waren anfänglich sehr zurückhaltend, doch als sie merkten, worum es geht, gingen sie entschlossen an die Ausfüllung der Schadensfeststellungsbogen heran. Es gibt nur noch kleine Gruppen aus der Budapester Umgebung, die nicht gewillt sind, ihren Schaden feststellen zu lassen und Hilfe aus dem Lastenausgleich entgegenzunehmen. Diese Gruppe ist aber unbedeutend." Daß sich diese Hilfe über Jahre erstreckte, zeigt etwa der Brief eines Ungarndeutschen vom 12. 2. 1961 an den Geschäftsführer des Hilfskomitees, Reitinger (ebd.).

Ruf zum Lastenausgleich

461

und Recht (Bethel 1949), bzw. Kirche und Sozialpolitik (Weißensee 1950) und Diakonie (Hamburg 1951) entzündet hatten, beruhte das kirchliche Engagement auf einem breiten Konsens sonst nicht kongruenter Gruppierungen im Nachkriegsprotestantismus. Vorbereitung und Durchführung des - ja nicht bloß formal gesehen - mit biblischchristlichem Sozialethos übereinstimmenden Lastenausgleichsprogramms verliehen auf diese Weise der Kirche, ihrem volkskirchlichen Gewicht in Seelsorge und Diakonie, noch einmal eine aus den übrigen gesellschaftlichen Kräften herausgehobene Bedeutung für die Lösung der Vertriebenenfrage, auch wenn sie in diesem Fall nicht mehr so unmittelbar und umfassend zur Geltung kommen konnte wie in den Monaten und Jahren der Flucht, Vertreibung und ersten Nothilfe. Trotz des breiten äußeren Konsenses und der weitreichenden Ubereinstimmung von kirchlicher Motivation und staatlicher Erwartung bieten jene oben angedeuteten Differenzen in der rückschauenden Beurteilung doch unterschiedliche Möglichkeiten der Bewertung an. So erfährt das kirchliche Engagement im Rückblick Gerstenmaiers, der damals zu den treibenden Kräften des Lastenausgleichsgedankens und seiner christlichen Durchdringung gehörte, eine eher kritische Beurteilung. Er schrieb: „Der Kirchentag von 1860 in Barmen hat die Schaffung von ,Baugesellschaften' empfohlen. Die Synode der E K D von Weißensee hat 1950 diakonisch richtiger ein konkretes Programm beschlossen und dafür ein präzises Mandat erteilt. Hingegen hat der Rat der E K D 1951 zu den Fragen des damals in Vorbereitung befindlichen Lastenausgleichsgesetzes zwar einigermaßen konkret Stellung genommen, aber der Gedanke, geschweige gar die Ingangbringung eines innerkirchlichen Lastenausgleichs, der völlig in der Hand der Kirche liegt, wurde dabei nicht einmal berührt. . . die Diakonie der Kirche [muß] dort, wo sie - fallweise - sozialpolitisch aktiv wird, d.h. in einem bestimmten öffentlichen Notstand Stellung nimmt, programmatisch, d.h. zielklar, konkret, d.h. methodisch auf die Tatbestände eintretend, und praktisch, d.h. tathaft verwirklichend sein. . . . Diese diakonischen Aktionen können den sozialpolitischen Maßnahmen des Staates oder anderer öffentlicher Mächte vorauslaufen, sie können sie ergänzen, sie können sie korrigieren oder sie können sich mit ihnen verbinden."41

Sicherlich sind die Vorstellungen über die Art eines solchen „innerkirchlichen Lastenausgleichs" vielfältig42. Aber klingt in dieser Kritik Gerstenmaiers nicht ein Stück Resignation an angesichts der Diskrepanz zwischen dem diakonischen Anspruch am Anfang der E K D , der in die Forderung „die ganze Kirche muß zum Hilfswerk werden" gipfelte, den unter dem Stichwort „Wichern II" provozierten Hoffnungen und der nun vorherrschenden Tendenz zur Sektoralisierung der Diakonie,

41 42

E. GERSTENMAIER, Wiehern zwei, S. 493. Vgl. dazu im einzelnen oben S. 108, Anm. 152.

462

Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

die sie zu einem unter anderen Werken der Kirche werden ließ? Speziell auf die kirchliche Vertriebenenarbeit bezogen stellt sich die Frage, ob nicht auch der kirchliche Beitrag zur Verwirklichung des Lastenausgleichs jenes Nebeneinander von wirksamer Hilfe auf der einen und einer Diskrepanz zu den damit verknüpften Hoffnungen auf der anderen Seite, die auf die Kirche als ganze gerichtet waren, aufweist43.

2. Die Hilfe zur Um- und Ansiedlung Zu Beginn der 50er Jahre spitzte sich die Situation wegen der nicht endenwollenden Flüchtlings- und Aussiedlerströme in den Hauptaufnahmeländern teilweise bedrohlich zu. Die Notlage erforderte vor allem in Schleswig-Holstein eine besondere Art von „Lastenausgleich". Der Bevölkerungszuwachs betrug dort gegenüber dem Stand von 1939 nahezu 70% 44 . Zu den in der unmittelbaren Nachkriegszeit eingewanderten sog. „Altvertriebenen" stießen zunehmend neue Flüchtlinge aus der DDR. Anfang 1952 lebten über 100000 Flüchtlinge in Barackenlagern45, die in der Regel jeder Familie einen einzigen Raum als Wohn-, Koch- und Schlafstelle boten. Die zumeist aus der Kriegs- und Vorkriegszeit stammenden Holzbaracken wiesen häufig undichte Dächer und Fenster auf. Eine Renovierung der stark abgenutzten Baulichkeiten unterblieb in der Hoffnung auf baldige Räumung. In den Lagern wie in den Einzelunterkünften standen jedem Bewohner kaum mehr als drei Quadratmeter Raum zur Verfügung: „Uber die Belegungsdichte sowohl der Baracken wie der Einzelunterkünfte macht man sich in unserem Lande keinen Begriff", berichtete der Bevollmächtigte der rheinischen Kirche für das französisch besetzte Gebiet, Sachsse, am 20. Juli 1950 nach einer Rundreise durch die norddeutschen Flüchtlingsländer4'. Zeitgenössische Berichte unterstreichen häufig, daß die Bereitschaft der Betroffenen zur Beibehaltung tradierter sittlicher Normen, von Ausnahmen abgesehen47, erstaunlich hoch war.

43

Vgl. auch unten S. 524 f.

Vgl. Schreiben der Landeskirche Schleswig-Holsteins an die „Kirchen der Aufnahmeländer für Umsiedler" v o m 17. 3. 1952 ( A K K , 6454, Beiheft Umsiedlung von Flüchtlingen in Westdeutschland, Abschrift o . A z . , S. 2). Z u m Vertriebenenanteil in den Hauptflüchtlingsländern vgl. oben S. 17. 44

45 Rundschreiben des HW-Zentralbüros v o m 27. 3. 1952 ( A D W , 327, A z . 111-61). H . Grimm v o m Hauptbüro des Hilfswerks Schleswig-Holsteins nannte bereits auf der Η Ψ Flüchtlingstagung am 16./17. 8. 1948 (Mitteilungen; ebd.) 9 0 0 0 0 Barackenbewohner. 46

Bericht, S. III (Dokumentationsmaterial/Schleswig-Holstein; V D 18.2).

47

Vgl. hierzu die Angaben über die Auffanglager Sandbostel und Westertimke für

Hilfe zur U m - und Ansiedlung

463

Die Hilfe zur Ansiedlung gehörte zu den Aufgaben, bei denen die Kirche auf ihren Vorarbeiten in den Nachkriegsjahren48 aufbauen und im Sinne eines Lastenausgleichs tätig werden konnte. Hier wurden wohl auch am ehesten die Ansätze weiterverfolgt, die Gerstenmaier im kirchlichen Engagement für den Lastenausgleich ansonsten zu vermissen glaubte49. Kirchliche Unterstützung der Umsiedlungsmaßnahmen Das staatliche Umsiedlungsprogramm kam etwa gleichzeitig und in sachlichem Zusammenhang mit den Soforthilfe- und Lastenausgleichsgesetzen in Gang50. Nach Artikel 119 G G setzte die Bundesregierung zum 29. November 1949 die „Verordnung über die Umsiedlung von Heimatvertriebenen aus den Ländern Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein" in Kraft. Nach diesem ersten Umsiedlungsprogramm sollten - immer auf freiwilliger Basis - 150000 Vertriebene aus Schleswig-Holstein, je 75 000 aus Niedersachsen und Bayern im wesentlichen in die Länder der französischen Besatzungszone und nach Nordrhein-Westfalen, zu geringeren Quoten auch nach Württemberg, Baden, Hessen und in die beiden Stadtstaaten umgesiedelt werden. Der in der Verordnung gesetzte Termin vom 31. Dezember 1950 mußte wegen der erheblichen Schwierigkeiten bei der gleichzeitigen Wohnraum- und Arbeitsbeschaffung, verschen Besatzungszone und nach Nordrhein-Westfalen, geringere lungsprogrammen, angefangen mit dem Gesetz vom 22. Mai 1951 und der Ergänzung am 23. August 1952 dann stärker berücksichtigt. Nach weiteren Programmen fand die staatlich gelenkte Umsiedlung mit der Durchführung der Verordnung vom 15. Juni 1956 einen „zumindest vorläufigen Abschluß" 51 . Am 30. Juni 1958 hatten die Aufnahmeländer 918000 der 1,05 Millionen ihnen zugewiesenen Umsiedler aufgenommen52. 1957/58 im Dokumentationsbericht des hannoverschen Hilfswerks (S. 12) und Sachsses Bericht (Dokumentationsmaterial/Schleswig-Holstein; V D 18.2, S. IV): „Die Zahl der unehelichen Geburten und der wilden Ehen ist daher unverhältnismäßig groß. Es erscheint mit als ein Zeichen für das gesunde sittliche Empfinden der Flüchtlinge, daß die Zustände nicht noch wesentlich schlechter sind, daß vor allem nicht mehr Inzest vorkommt. Aber je länger diese Verhältnisse dauern, umso mehr muß die sittliche Widerstandskraft erschlaffen." 48

Vgl. oben S. 9 9 - 1 3 6 . Vgl. oben S. 461.

50

Zu Einzelheiten des Programms und der Gesetz- und Verordnungsgebung vgl. G.

M Ü L L E R / H . S I M O N , A u f n a h m e , S. 3 9 1 — 4 1 0 . 51 52

Ebd., S. 406. Ca. 3 9 5 0 0 0 aus Schleswig-Holstein, 2 8 8 0 0 0 aus Niedersachsen und 2 5 3 0 0 0 aus

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Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

Gerade in den Anfangsjahren stieß die Durchführung des im Vergleich zur großen Wanderungsbewegung von Ost nach West zahlenmäßig ja durchaus überschaubaren Umsiedlungsprogramms nicht bloß auf ökonomische und technische Schwierigkeiten, sondern ließ auch Konflikte zwischen den Interessen der Umsiedler und der Aufnahmeländer aufbrechen. Hier konnte die Kirche vermitteln. Am 21. Oktober teilte der Flensburger Synodalausschuß der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung beispielsweise folgenden Tatbestand mit: „Am Dienstag, dem 17. Oktober 1950, sollte ein größerer Umsiedlertransport von Flüchtlingen aus Flensburg nach Württemberg-Hohenzollern abgehen. Wenige Tage vor dem Beginn der Umsiedlung erhielten die Umsiedler die Nachricht, daß der Transport wegen Überfüllung in den süddeutschen Durchgangsländern nicht stattfinden könne. Dadurch wurden die Umsiedlerfamilien aufs Härteste betroffen, da sie bereits ihre Sachen gepackt, ihren Arbeitsplatz aufgegeben oder neue Arbeitsplätze nicht angenommen, ihre Kinder aus der Lehre genommen, Vieh, Feuerung und eingelagerte Kartoffeln verkauft hatten und ihre Wohnräume von den Behörden bereits für anderweitige Belegung vorgesehen waren. Die Verzweiflung über diesen Akt der Behörden, der die Flüchtlingsfamilien in eine sehr ernste Notlage brachte und eine Mißachtung von Menschenschicksalen darstellt, ist sehr groß. Im Namen des Synodal-Ausschusses der Propstei Flensburg und der evangelischen Bevölkerung Flensburgs bitte ich die Kirchenleitung, die durch den plötzlichen Abbruch der Umsiedlung entstandene N o t der zuständigen Kirchenleitung der Württembergischen Landeskirche zur Kenntnis zu geben mit der Bitte, mit allen Mitteln die Durchführung der begonnenen Umsiedlung bei den zuständigen Behörden zu bewirken. Zugleich bitte ich die Kirchenleitung, die Landesregierung wissen zu lassen, daß auch kirchlicherseits gegen diese bürokratische Handlungsweise des Aufnahmelandes Protest erhoben wird und alle Maßnahmen der Landesregierung begrüßt werden, die geeignet sind, der entstandenen Notlage abzuhelfen." 5 '

Die Kieler Kirchenleitung griff den Fall auf und richtete entsprechende Bittschreiben an die Landesregierung von Schleswig-Holstein und an den Ev. Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche54. Kirchliche Stellen waren von Anfang an in die Umsiedlungsaktionen einbezogen. Schon am 3. November 1949, also vor der Verordnung vom

Bayern. Hauptaufnahmeländer waren Nordrhein-Westfalen mit 444000, Baden-Württemberg mit 259000 und Rheinland-Pfalz mit 122000 Binnenumsiedlern (vgl. Tab. 16; ebd., S. 409). 55 In: Dokumentationsmaterial/Schleswig-Holstein (Nr. 1422/50; VD 18.2). 54 Vgl. Aktenvermerk (ebd.). - Als Umsiedler 1948 aus den dänischen Flüchtlingslagern über die Grenze bei Flensburg in westdeutsche Aufnahmegebiete weitergeleitet wurden, konnte durch Vermittlung kirchlicher Stellen für eine bessere Betreuung auf den Bahnhöfen und Ankunftsstellen gesorgt werden. Der Vorgang vermag zugleich die relativ gute Kommunikationsstruktur über die Zonengrenzen und verschiedenen kirchlichen Ebenen hinweg zu veranschaulichen. Kenntnis erhielt zunächst das Zentralbüro des H W von Unzulänglichkeiten und Enttäuschungen, denen die Umsiedler aus Dänemark in Deutschland ausgesetzt waren, durch ein Schreiben vom 19. 10. 1948 aus Württemberg-Hohenzollern, einem der

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29. November, schrieb die „Bürogemeinschaft Schleswig-Holstein der Hilfskomitees der verdrängten Ostkirchen" in Kiel, die sich bald darauf „Landeskirchlicher Dienst der Hilfskomitees" nannte, an die Pfarrerschaft, neben der Wohnraumbeschaffung, Neusiedlung, Auswanderung und dem Lastenausgleich sei die Umsiedlung eine der Aufgaben, „die nicht ohne Wort und Rat und Verantwortung der Kirche erfüllt werden dürfen"55. Der Kieler „Landeskirchliche Dienst der Hilfskomitees" handelte mit den zuständigen Behörden der französischen Zone als dem Hauptaufnahmegebiet unter Einbeziehung der dortigen Stellen des Hilfswerks ein Verfahren aus, das die kirchliche Präsenz und die Berücksichtigung kirchlicher Gesichtspunkte bei den einzelnen Umsiedlungsaktionen gewährleisten sollte56. Die staatlichen Umsiedlungsrichtlinien für 1950 legten neben der wirtschaftlichen die „konfessionelle Lage" als einen Faktor fest, der „soweit irgend möglich" berücksichtigt werden müsse. Die für die Zusammensetzung der einzelnen Transportgruppen zuständigen Behörden erhielten zu diesem Zweck eine Aufstellung der Konfessionszugehörigkeit der Bevölkerung jedes Kreises im Aufnahmegebiet57. Die kirchliche Mitwirkung bei der Zusammenstellung der für 1950 vorgesehenen sechs Transportgruppen wurde über die Synodalausschüsse geregelt: „Wir bitten die betreffenden Synodalausschüsse, eine geeignete Persönlichkeit - möglichst mit Erfahrung in der sozialen Arbeit der Kirche - an den bekanntgemachten Tagen mit einem entsprechenden schriftlichen Auftrag, den sie vorweisen können, an die Trefforte zu entsenden. Eine vorläufige Aufstellung der Trefforte legen wir bei, desglei-

Aufnahmegebiete dieser Gruppe von Flüchtlingen und Vertriebenen. Das Zentralbüro unterrichtete die Kieler Verbindungsstelle des schleswig-holsteinischen Hauptbüros, die am 8. 11. 1948 dem Landeskirchenamt die Unterlagen mit der Bitte zukommen ließ, dem Flensburger Kirchenbüro einen Hinweis auf diese Transporte zu geben, damit die Ankömmlinge aus Dänemark „in würdiger Form angesprochen und begrüßt werden". Zugleich informierte das Hauptbüro von sich aus schon das Flensburger Propstei-Hilfswerk im selben Sinn. Am 10. 11. 1948 folgte eine entsprechende Verfügung des Landeskirchenamtes in Kiel an den Flensburger Synodalausschuß, so daß die örtlichen kirchlichen Stellen bald darauf die nötigen Recherchen anstellen und für eine Verbesserung in ihrem Bereich sorgen konnten (vgl. den Gesamtvorgang; VD 18.2). Im Schreiben der Kieler Verbindungsstelle des Hilfswerks vom 8. 11. 1948 wird aus einem Bericht des „deutschen leitenden Arztes" aus den dänischen Lagern zitiert: „Da der überwiegende Teil der Dänemark-Flüchtlinge evang. Bekenntnisses ist, entstehen hier für Hilfswerk und Innere Mission besonders große Aufgaben, zumal gerade das H W durch die in den vergangenen Jahren in Dänemark erfolgte Fürsorge unter den Vertriebenen in diesen Kreisen besonders bekannt ist." 55

Vgl. ebd., S. 3; vgl. auch oben S. 259. Vgl. dazu die Verfügung Nr. 2291. IV des Landeskirchenamtes Kiel vom 13. 2. 1950 (VD 18.2). 57 Vgl. Pkt. C der Anlage zu Nr. 2291. IV (ebd.). 56

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chen eine Liste aller Aufnahmekreise mit den Prozentzahlen für die Konfessionszugehörigkeit. Wir bitten ferner, auf diese Mithilfe die Kirchenvorstände hinzuweisen, ihnen den Beauftragten zu nennen und eine Benachrichtigung der Umsiedler etwa durch Kanzelabkündigung oder Anzeige am schwarzen Brett zu erreichen. Die Beauftragten können mit dem ,Landeskirchlichen Dienst der Hilfskomitees' in Kiel jederzeit Verbindung aufnehmen, und vor wie bei der Umsiedlung ihm besondere Vorfälle zur weiteren Bearbeitung mitteilen. Wünsche der Umsiedler an die Aufnahmegemeinden können ebenfalls auf diesem Weg eingereicht werden. Wir bitten die Namen der Beauftragten dem ,Landeskirchlichen Dienst der Hilfskomitees' mitzuteilen, damit dieser besonders kurz vor den Sammlungsterminen schnell unmittelbar Nachrichten weitergeben kann."

Ebenso arbeiteten die Kirchen im Aufnahmegebiet mit den Behörden zusammen. So erließ der Pfälzer Landeskirchenrat am 22. Februar 1950 folgende Richtlinien für die Pfarrer: „1. Die entscheidende Aufgabe der Geistlichen im Hinblick auf die kommenden Flüchtlinge ist nicht so sehr die Behebung der materiellen N o t (so gewiß wir uns auch hier verantwortlich wissen). Wenn wir hier Mängel feststellen, so haben wir uns immer und immer wieder an die Amtsstellen zu wenden, die dafür in erster Linie die Verantwortung tragen. Es ist selbstverständlich, daß wir sie durch Wort und Rat bei diesen Maßnahmen unterstützen. 2. Entscheidend ist die seelsorgerliche Aufgabe. Hier darf es kein Versagen geben. Folgende Hinweise, bei denen vor allem an ländliche Verhältnisse gedacht ist, dürften angebracht sein: a) Die Pfarrämter werden gleichzeitig mit den Bürgermeisterämtern von der Ankunft der Flüchtlinge durch den Landrat benachrichtigt. Es ist dabei selbstverständlich, daß der Geistliche in Begleitung eines oder mehrerer Presbyter (auf keinen Fall allein) bei der Begrüßung gegenwärtig ist. Wo es möglich ist, sollten der Pfarrer und seine Presbyter die Flüchtlinge in ihre neue Wohnung begleiten, sich mit einem guten Wort verabschieden, um gleichzeitig dem Hauseigentümer ein gutes Wort zu geben. b) Am ersten Samstag, der der Ankunft folgt, gehen ein Presbyter, ein Mann aus dem Männerkreis, eine Frau aus der Gemeinde, ein Jugendlicher aus der jungen Gemeinde zu den Flüchtlingsfamilien, bringen ihnen ein kirchliches Blatt und laden sie zu dem Gottesdienst des kommenden Sonntags ein. A m Sonntagvormittag holt ein Presbyter die Familie ab und weist ihnen ihren Platz im Gotteshaus an, der mit einigen Blumen geschmückt werden kann, auf den aber auf jeden Fall ein Gesangbuch zu legen ist. Daß der Pfarrer in irgendeiner Form der Neuankömmlinge gedenkt, ist selbstverständlich. c) Nach etwa 14 Tagen besucht der Geistliche die Flüchtlingsfamilie in ihrem neuen Heim und führt ein Gespräch, das nicht nur bei den äußeren Dingen hängen bleibt, sondern wirklich in die Tiefe führt. Er läßt sich Zeit, vor allen Dingen auch die Klagen anzuhören, um dann, soweit es notwendig erscheint, am gleichen oder am kommenden Tage, wenn möglich in Begleitung eines Presbyters, mit den Hausleuten zu reden. d) Wenn der Pfarrer oder einer seiner Mitarbeiter sehen, daß irgendein Möbelstück, ein Wäschestück o. ä. fehlen, werden sie keine Versprechungen machen, aber am kommenden Sonntag oder bei einem seelsorgerlichen Besuch in der Woche wird der Geistliche vor allen Dingen an die Leute der Gemeinde, die keine Flüchtlinge aufgenommen haben, die Frage richten, ob nicht irgendjemand leih- oder geschenkweise hier aushelfen könne. e) Das alles vollzieht sich immer wieder bei und nach der Ankunft jeder neuen Flüchtlingsfamilie. Sind alle Flüchtlinge angekommen, was ja durch den Bürgermeister zu erfahren ist, so veranstaltet der Pfarrer einen Gemeindeabend, in dessen Mittelpunkt die

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Flüchtlinge stehen. Wir halten es für sehr angebracht, daß neben den Beiträgen der Gemeinde, die in Kleidern und Lebensmitteln bestehen mögen, die Flüchtlinge selbst ausgiebig zu Wort kommen. Der eine oder andere kann gebeten werden, aus seinem eigenen Leben zu erzählen. Wir könnten uns denken, daß gerade diese Tatsache die Gemeinde an ihre Verantwortung erinnert und sie willig macht, die nun einmal notwendigen Lasten zu tragen. Es scheint uns aber ebenso notwendig, daß der Pfarrer den Flüchtlingen nahelegt, ein Verständnis dafür zu gewinnen, daß nicht alle Wünsche erfüllt werden können. 3. Es sei noch der Erwartung Ausdruck gegeben, daß dort, wo Räume im Pfarrhaus vorhanden sind, die nicht für einen in absehbarer Zeit aufziehenden Pfarrer benötigt werden, diese einer Flüchtlingsfamilie einzuräumen sind. Der Landeskirchenrat, der für die Vergebung des Wohnraumes in Pfarrhäusern zuständig ist, und das Presbyterium sind rechtzeitig zu verständigen. Räume, die für die Gemeindearbeit dringend benötigt werden, bleiben davon ausgenommen." 58

Zweifelhaft bleibt freilich, ob die Kirchengemeinden überall oder überhaupt nur in einem einzigen Fall diesem strengen Schema folgten. Daß die Hinweise des Landeskirchenrates jedoch eine Reihe von Aktivitäten zur Umsiedlerhilfe auszulösen vermochten, angefangen von der Begrüßung bei der Ankunft über erste Sach- und Lebensmittelhilfen bis hin zur Wohnraumbeschaffung und seelsorgerlichen Betreuung, lassen die Berichte aus einer Reihe von Gemeinden deutlich erkennen59. In den

58

ABL 1950, S. 21 f. (Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 51 ff.; VD 15). - Das Pfälzer Hauptbüro des H W hatte schon 1947 für den Fall der Ankunft von Vertriebenen Grundsätze, Richtlinien und Hinweise gegeben (vgl. ebd.). 59 Der Pfälzer Berichterstatter hat dazu u.a. Gemeindeblätter und die Jahresberichte einzelner Gemeinden für 1950 herangezogen (vgl. ebd., S. 53 ff.). Im Bericht aus Landstuhl heißt es z.B.: „Trotz dieser Schwierigkeit in der Arbeitsvermittlung fühlen sich unsere Heimatvertriebenen hier recht wohl. Allgemein hat man den Eindruck, daß sie sich in die neuen Verhältnisse gut einleben. Jede Familie wurde bei ihrem Eintreffen besucht und nach Möglichkeit vom Hilfswerk betreut. Gerade dadurch wurde ihnen das Einleben in die Gemeinde erleichtert. Eine große Anzahl unserer Heimatvertriebenen zählt schon zu den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern" (ebd., S. 58). - Mehrfach geht aus den Berichten hervor, daß die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sich gemeinsam der Umsiedler annahmen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel stellt der Appell dar, mit dem sich das Pfälzer Hauptbüro und der Caritas-Verband für die Diözese Speyer gemeinsam an die einheimische Bevölkerung wandten: „Lieber Mitchrist! Das Evangelische Hilfswerk und der Caritasverband rufen vor Eintritt in die Wintermonate Dich noch einmal besonders zur Liebestat für die Heimatvertriebenen auf. Sie, unsere Brüder und Schwestern, sind bei uns in den Dörfern und Städten, sind zu Nachbarn und zu Hausgenossen geworden. Es ist in ungezählten Fällen viel Grund vorhanden, die Hilfsbereitschaft bei der Unterbringung hoch anzuerkennen. Aber das Einpflanzen allein genügt nicht. Bis sie Wurzeln gefaßt haben, ist eine besondere Betreuung notwendig. Eine Betreuung mit Liebe und Wärme, mit Verständnis und helfender Hand. Alle behördliche und organisierte Hilfe, und wäre sie noch so vollkommen, kann die persönliche Verbindung von Mensch zu Mensch niemals ersetzen. Laß Dich deshalb ansprechen und bitten, übernimm eine Patenschaft bei einer Flüchtlingsfamilie oder wähle Dir einen alleinstehenden Heimatvertriebenen. Sie sollen Dir zum ,Nächsten' werden im Sinne des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter. Geh einmal in die Wohnung! Schau Dich um! Siehe, woran

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übrigen Aufnahmegebieten, so vor allem in Württemberg, löste das U m siedlerprogramm ähnliche Initiativen aus60. Die Durchführung der ersten Umsiedlungsmaßnahmen führte zwar zu einer geringen Entlastung, schuf jedoch teilweise neue Probleme. Die vorgesehenen Quoten konnten nicht eingehalten werden". Nicht nur die Verzögerungen, sondern vor allem die Auswahlkriterien, nach denen die Kommissionen der Aufnahmeländer ihre Auslese betrieben, weckten größte Empörung. Offensichtlich hatten diese genaue Aufträge, wieviel Angehörige bestimmter Berufe sie „anwerben" sollten, wobei sie auch noch die besten Arbeitskräfte auswählten. Diese Praxis trug den Kommissionsmitgliedern das Beiwort „Sklavenhändler" ein62. Zwar verteidigten die Aufnahmeländer ein solches Vorgehen mit dem Hinweis auf technische und finanzielle Schwierigkeiten sowie auf die Bedeutung der Arbeitsmarktsituation für eine erfolgreiche Neuansiedlung63, die weiteren Programme enthielten trotzdem eine stärkere Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte, d.h. praktisch die stärkere Einbeziehung der Alten, Frauen, Kinder, Kranken und Erwerbsunfähi-

es fehlt und hilf, soweit D u helfen kannst! Ist Deine Möglichkeit erschöpft, so gehe Deine Nachbarn um Mithilfe an. Sind auch diese Mittel zu Ende, dann gehe zum Hilfswerk bzw. zum Pfarrer und weitere Wege werden sich finden. Bedenke, ein liebendes H e r z vermag viel, sehr viel. Wäre das nicht eine schöne Aufgabe, welche Dich selbst höchst befriedigt und Deinen Nächsten echtes Einleben in der neuen Heimat vermittelt?" (ebd., S. 56). 60

Vgl. Dokumentationsbericht Diakonisches Werk/Württemberg, S. 13 ( V D 20).

" Vgl. G. MÜLLER/H. SIMON, Aufnahme. - Im Dokumentationsbericht/SchleswigHolstein wird allein für dieses Land ein Uberhangzuwachs von 3 6 5 1 9 - aus dem Programm 1949/50 - auf 9 8 4 9 3 - aus 1952 - angegeben (S. 46; V D 18.1). 62 Vgl. den Bericht der „Neuen Zeitung" vom 1 1 . 3 . 1952 „Vertriebenenschicksal vor der Entscheidung" (zit. nach Rundschreiben des HW-Zentralbüros vom 27. 3. 1952, N r . 111/61; A D W , 327, S. 3) und Dokumentationsbericht/Schleswig-Holstein, S. 46 ( V D 18.1). 63 Es hat wenig Sinn, aus der Sicht späterer Jahre, vor allem in Kenntnis des erfolgten wirtschaftlichen Aufschwungs, dieses harte Ausleseverfahren der Aufnahmeländer in bestimmter Richtung moralisch zu apostrophieren. Die Umsiedlungsprogramme dienten eben auch der Regulierung bestimmter ökonomischer Bedürfnisse und waren an entsprechenden Perspektiven der einzelnen Aufnahmeländer ausgerichtet. Wie selbstverständlich solche Gesichtspunkte die Erwägungen bestimmten, mag man etwa der Bemerkung entnehmen, wie sie im Bericht der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung vom 4. 5. 1953 vor der Landessynode im Zusammenhang der kirchlichen Siedlungsarbeit enthalten ist. Hier ging es nicht wie beim Umsiedlungsprogramm um den „Vertriebenenlastenausgleich" unter den westdeutschen Ländern, sondern um die Ansiedlung, und d.h. die dauerhafte Aufnahme von Vertriebenen. Und dabei trug der Bischof des Aufnahmelandes SchleswigHolstein eben das Anliegen vor, welches die Kirchenleitung des Flüchtlingslandes Schleswig-Holstein im Falle der Umsiedlung als Kriterium gerade eher zurückgestellt sehen wollte: „Uns muß daran liegen, gerade besonders wertvolle Flüchtlinge auf diese Weise" d.h. durch kirchliche Förderung des Siedlungswesens - „in das Leben des Landes einzufügen" (Bericht, S. 2 o.Az.; V D 18.2).

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gen, wie man damals sagte: des „Sozialgepäcks", in die Umsiedlungstransporte. Dennoch blieb eine gehörige Differenz zwischen den in die Programme gesetzten Erwartungen und den tatsächlich erzielten Ergebnissen, deren psychologischen und politischen Auswirkungen bei Lagerbewohnern und Zwangsuntermietern nicht zu übersehen waren. Bereits gegen Ende 1951, als sich absehen ließ, daß noch nicht einmal ein Zehntel der bis dahin vom zweiten Umsiedlungsprogramm 64 vorgesehenen Transporte durchgeführt worden war, beschloß der Rat der E K D , eine Eingabe an die Regierungen des Bundes und der Aufnahmeländer 65 zu richten zugunsten einer bevorzugten Behandlung dieses Problems. Nach eingehenden Beratungen zwischen der Kirchenkanzlei und dem Vertriebenenministerium 66 wandte sich der Ratsvorsitzende am 8. Januar 1952 an den Bundeskanzler und die betreffenden Ministerpräsidenten. Nach einer Schilderung der erwähnten Mängel und Konflikte legte Dibelius die seelsorgerlichen Gründe dar, welche die Kirche zu ihrem Engagement bewögen. Sie berücksichtige zwar die ihr bekannten Erwägungen der Aufnahmeländer und die Wohnungsschwierigkeiten: „Andererseits hat gerade die Kirche durch ihre Seelsorge in besonderer Weise Einblick in die innere Haltung der Vertriebenen. Diese Haltung ist gekennzeichnet durch ein Absinken des Vertrauens zu den regierenden Stellen und durch eine wachsende Bereitschaft zu radikalen Maßnahmen. Verzweiflungsschritte der Vertriebenen können aber ihre N o t nicht beseitigen. Versuche der Vertriebenen, im Wege der Selbsthilfe eine Besserung ihrer Lage zu erzwingen, werden die einheimische Bevölkerung weitgehend verhärten und damit weiter in den Unfrieden führen. In dieser Lage halten wir es für unsere Pflicht, uns dafür einzusetzen, daß die gesetzlich beschlossene Umsiedlung durchgeführt wird, ehe die Vertriebenen den letzten Halt verloren haben." 6 7

Die E K D beließ es jedoch nicht bei solchen verbalen Maßnahmen, sondern unternahm im diakonischen Bereich noch einmal Anstrengungen in einem Ausmaß, wie es seit den Nothilfemaßnahmen der ersten Jahre nach dem Zusammenbruch nicht mehr geschehen war. Äußeres Signal dazu gab das Entstehen einer Selbsthilfebewegung, die ihren Schwerpunkt an der schleswig-holsteinischen Ostküste zwischen Schleswig und Flensburg hatte und später auch in Niedersachsen und Bayern ähnliche Initiativen auslöste: Vertriebenen- und Flüchtlingsgruppen schlossen sich zu Treckvereinigungen zusammen, um anstelle der staatli64 N a c h dem Gesetz vom 22. 5. 1951 sollten bis Ende 1951 aus den drei Flüchtlingsländern 3 0 0 0 0 0 Vertriebene umgesiedelt werden. 65 Sitzung v o m 7. 12. 1951, Pkt. 10 ( A K K , 6454 Beiheft Umsiedlung von Flüchtlingen in Westdeutschland). 66 Vgl. die Referentenschreiben vom 18. 12. 1951, A z . : 1815. IV u.v. 4. 1. 1952, A z . : Β 3 IV (ebd.). 67

Abschriften in: ebd., A z . 1 0 0 3 5 . V I .

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Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

chen Maßnahmen, die teils doch fehlgeschlagen waren, aus eigener Kraft ihre N o t zu beheben. 34000 Umsiedlungswillige hatten sich allein in Schleswig-Holstein in die Liste der Treckvereinigung eingetragen68. Selbstverständlich herrschte in der Treckbewegung keine einheitliche Vorstellung darüber, wie das gesteckte Ziel zu erreichen war. So gab es beispielsweise politische Organisationen, wie die KPD oder den BHE, die sich den Gruppen als Bündnispartner anboten". Es bestanden auch unterschiedliche Meinungen über die Zusammenarbeit mit staatlichen Organen, über Zeitpunkt und Funktion einzelner Treckbewegungen, wie sie in kleinerem Maßstab bereits mehrfach in Gang gekommen waren70. Die Treckidee erwies sich als äußerst wirksam. Es gelang den Vorständen der Landesvereinigungen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen71 und Bayern Anfang 1952, Bundesminister Lukaschek sowie die staatlichen Umsiedlungsbevollmächtigten der Aufnahmeländer zu e i n e r allerdings zunächst nur mündlichen - Zusage zu bewegen, bis August des Jahres 200 000 Vertriebene umzusiedeln 72 . Doch der Druck auf die Sprecher der Treckvereinigungen seitens der Mitglieder nahm zu, sich angesichts bisheriger Erfahrungen mit solchen Zusagen nicht zufriedenzugeben, sondern selbsttätig zu handeln und die Trecks in Gang zu setzen73. Den Sprechern gelang es jedoch, solche Aktivitäten vorerst noch unter Hinweis auf weitere Verhandlungen mit Regierungsstellen und Behörden zurückzudrängen 74 . In diese äußerst gespannte Situation griff nun das Zentralbüro des Hilfswerks ein und erreichte durch die Mitwirkung der Landeskirchen, vor allem der Hauptbüros, eine „Entspannung", die schließlich zur Aufgabe der Treckvorhaben führte. Nach Verhandlungen mit den Führern der Treckvereinigung am 6. März 1952, besonders mit Reinhard Noback aus Süderbrarup, unterrichtete das Zentralbüro des Hilfswerks 68

Dokumentationsbericht/Schleswig-Holstein (VD 18.1). Vgl. dazu nähere Einzelheiten bei R. Noback: Initiative von unten. Geschichte der Treckbewegung. Unveröffentl. Manuskripte (ADW, 480/01, Bd. I, S. 48 ff.). 70 Vgl. etwa das Beispiel von 13 Familien, die aus der Nähe Bambergs teils mit LKW, teils mit der Bahn nach Württemberg-Hohenzollern treckten und dort in ein Barackenlager eingewiesen wurden (ebd., S. 50). 71 Diese schlossen sich zur „Arbeitsgemeinschaft der Norddeutschen Treckvereinigungen" zusammen, die im Gegensatz zur bayrischen Organisation auf strikte parteipolitische Neutralität achtete, während die bayrischen Vereinigungen in näherer Beziehung zum B H E standen (vgl. ebd., S. 48). 72 Schreiben des HW-Zentralbüros vom 27. 3. 1952 (ADW, 327, Az. 111-61, S. 2). 71 Vgl. dazu Nobacks Kapitel „Chance für die Kommunisten" (S. 18; ebd., 480/01, Bd. I). 74 Gerade jedoch die Behörden der Abgabeländer weigerten sich, an solchen Verhandlungen teilzunehmen. 69

Hilfe zur U m - und Ansiedlung

471

am 27. März 1952 die Bevollmächtigten und Hauptgeschäftsführer, sowie die Leitungen aller westlichen Landeskirchen von seiner Bereitschaft, diese Bewegung als eine Selbsthilfeorganisation anzuerkennen und die kirchlichen Stellen zu wirksamen Umsiedlungshilfen zu drängen: „Die bisherige Fühlungnahme zeigt, daß es sich bei den Treckvereinigungen um soziale Selbsthilfeorganisationen handelt, die nur noch durch Umsiedlungsmaßnahmen davon abgehalten werden können, die geplanten Trecks aufzugeben [gemeint ist sicher: auszuführen]. Durch die Treckvereinigungen steht den staatlichen Behörden ein Kontrollorgan gegenüber, das zwar in der Verfassung nicht vorgesehen ist, das aber zweifellos den demokratischen Intentionen entspricht und das aus der Unmittelbarkeit der Betroffenen selbst legitimiert ist." 75

Tatsächlich löste diese Initiative des Hilfswerks zahlreiche Aktivitäten zur Wohnraum- und Arbeitsbeschaffung in den Gemeinden der Aufnahmekirchen aus, besonders in der Pfalz und in "Württemberg. In den Abgabeländern wurden zur Durchführung der Hilfe kirchliche Umsiedlungsstellen gegründet76. Auf dem Hamburger Kirchentag 1953 konnte

75 Diesem Rundschreiben ist ein Schreiben vom 17. 3. 1952 der schleswig-holsteinischen Landeskirche „an die Kirchen der Aufnahmeländer für Umsiedler" beigefügt; diese werden darin um wirksame Unterstützung der jeweiligen HW-Hauptbüros bei der Umsiedlerhilfe gebeten. Gleichzeitig werden die über die Treckvereinigungen umlaufenden Qualifizierungen - „gelenkte Bewegung" - mit detaillierteren Informationen und Bewertungen zurückgewiesen: „Seit Monaten hat uns immer wieder die Frage bewegt, was angesichts der Tatsache, daß die staatlichen Instanzen in ihren Bemühungen um die Umsiedlung der Heimatvertriebenen nicht zu dem gesteckten Ziel gekommen sind, von Seiten der Kirche getan werden könne. Daß uns diese Frage in besonderer Weise bewegt, hat seinen Grund in der Tatsache, daß der Unwille der Flüchtlinge über das Versagen des Bundesumsiedlungsgesetzes durch das Treckvorhaben Süderbrarup konkrete Gestalt angenommen hat. Dieses Vorhaben läßt sich nicht mehr ungeschehen machen, und wir sind der Meinung, daß dieser ,Aufstand gegen die N o t ' auch nicht ohne positives Ergebnis bleiben darf. Die Sorge, daß sich in dem Treck kommunistische Einflüsse geltend machen könnten, hat sich auch auf Grund der Untersuchungen von Beamten der Polizeigruppe N o r d als gegenstandslos erwiesen. Das Vorhaben bewegt sich durchaus auf legaler Ebene, und sowohl durch die tapfere und verständige Art des Süderbraruper Gemeindepastors wie auch durch die kluge Lenkung des Bürgermeisters von Süderbrarup, Herrn Staatsanwalt a.D. Ehlers, wurde die Treckorganisation zeitig diszipliniert und ihre Konstitution so gehalten, daß schädliche Tendenzen unterbunden sind. Darum meinen wir, in den verschiedenen Treckvorhaben - unabhängig von den zur Zeit an ihrer Spitze stehenden Vorsitzenden eine echte .Association der Hilfsbedürftigen' (Wichern) sehen zu müssen und damit eine Aufgabe, die unabweisbar auf die Kirche zukommt" (Dokumentationsmaterial/SchleswigHolstein; VD 18.2). 76 Die bedeutendste Stelle arbeitete seit dem 1.5. 1952 in Kiel, „deren sechs Beauftragte in alle damals vorliegenden 250000 Umsiedlungsanträge Einsicht nehmen konnten. Mit ihrer Hilfe wurden vom 1. 5. bis 31. 12. 1952 428 Familien mit 1533 Personen umgesiedelt. Vom 1. 9. bis 31. 12. 1952 wurden weitere 2500 Personen von ihr betreut. Kurze Zeit später waren 534 Familien mit 1957 Personen durch die kirchliche Umsiedlungsstelle umgesiedelt worden. 750 Familien mit 3 bis 4000 Menschen hofft man noch 1952 umsiedeln zu können. Aber noch immer liegen dann 8000 dringendste Notfälle vor, die bei

472

Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

Diakon Unterschmidt vom württembergischen Hauptbüro über die U m setzung des Aufrufs „Jede evangelische Gemeinde baut eine Ausbauwohnung für eine heimatvertriebene Familie" in seiner Landeskirche berichten; über 200 evangelische Hausbesitzer hatten sich bereiterklärt, eine Ausbauwohnung zu bauen. Nach einem Jahr konnten fast 200 Familien solche Wohnungen beziehen 77 . Ihren besonderen Charakter und ihr materielles Gewicht erhielt diese kirchliche Initiative, die im übrigen in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Caritas-Verband verwirklicht wurde 78 , durch ihre Verbindung mit einer Umsiedlungsaktion der deutschen Arbeitgeberverbände, die nach dem Generaldirektor der Deutschen Kohlenbergbauleitung, Kost, unter dem Namen „Kost-Plan" bekannt wurde 79 . Dieser Plan ging davon aus, daß von den rund 51000 Arbeitslosen unter den etwa 300000 Lagerinsassen nach den Erfahrungen der Arbeitsämter 7 5 % der Männer und 2 5 % der Frauen ein konkretes Arbeitsangebot annehmen würden, die Zahl der unterzubringenden Erwerbspersonen damit etwa 30000 betragen würde, dazu kämen annähernd 70 000 Familienangehörige 80 . Bei etwa 15 Millionen Arbeitnehmern hätte dies - statistisch gesehen - bedeutet, daß ein Betrieb mit 1000 Beschäftigten nur zwei zusätzliche Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen und für diese zwei samt ihren Familien Wohnungen zu bauen hätte. Da die Belastungen für diesen Wohnungsbau über den Lastenausgleich verrechnet werden konnten 81 , würde sich so mit relativ geringem finanziellen Aufwand des einzelnen Unternehmens aufs Ganze gesehen ein großer Effekt zur Lösung des Umsiedlungsproblems erzielen lassen.

der kirchlichen Umsiedlungsstelle gemeldet sind" (Dokumentationsbericht, S. 4 7 ;

VD

18.1). 77

Referat in Arbeitsgruppe V I des H a m b u r g e r Kirchentages, Anlage 2 z u m D o k u m e n -

tationsbericht des württembergischen H a u p t b ü r o s ( V D 2 0 ) . U n t e r s c h m i d t rechnete den Kirchentagsteilnehmern v o r , daß bei rund 5 6 0 0 0 ev. Gemeinden durch Befolgung des Aufrufs ca. V4 Million Vertriebene in menschenwürdige W o h n u n g e n untergebracht werden könnten. 78

Vgl. das Rundschreiben des H W - Z e n t r a l b ü r o s v o m 2 7 . 3. 1 9 5 2 ( A D W , 3 2 7 , A z . I I I -

6 1 ) ; A . N o b a c k , Initiative v o n unten. Geschichte der T r e c k b e w e g u n g (ebd.,

480/01,

B d . I ) ; danach traten Sprecher des H W und des D C V gemeinsam auf Versammlungen der Treckvereinigung auf. Vgl. auch E . PÜSCHEL, Hilfe, S. 52 ff. 79

Vgl. G . MÜLLER/H. SIMON, A u f n a h m e , S. 4 1 4 f . - A u c h w e n n die beiden A u t o r e n

anderen, besonders den staatlichen L a g e r r ä u m u n g s p r o g r a m m e n , zu R e c h t ein wesentlich größeres G e w i c h t beimessen (vgl. S. 4 1 4 - 4 2 0 ) , k o m m t d e m „ K o s t - P l a n " im Z u s a m m e n hang mit der kirchlichen Umsiedlungshilfe seit 1 9 5 2 d o c h eine herausragende Bedeutung zu. 80

Vgl. A n m . 6 9 , d o r t S. 6 5 . A u f der H e r m a n n s b u r g e r Flüchtlingstagung stellte der

Staatssekretär im niedersächsischen Vertriebenenministerium, v. G r o l m a n , andere Zahlen vor, die auf eine Belegschaftsvermehrung u m 1 0 0 0 0 0 = 0 , 7 % hinausliefen (S. SEEBERG, I m m e r n o c h Aufgaben, S. 6 7 f . ) . 81

Vgl. A n m . 6 9 (S. 66).

Hilfe zur U m - und Ansiedlung

473

Wie Prälat Kunst am 2. Oktober 1952 dem EKD-Ratsvorsitzenden mitteilte, war der Anstoß, die Kirchen in die Durchführung dieses Plans einzuschalten, von Kost ausgegangen. Dieser hatte am 4. August 1952 sein Vorhaben dem EKD-Bevollmächtigten unterbreitet und seinen Wunsch um kirchliche Mithilfe so begründet: „Diejenigen Wirtschaftsbetriebe, welche die Menschen aus den Flüchtlingslagern aufnehmen werden, erhalten das Recht, zu Lasten des Lastenausgleichs Wohnungen für die Flüchtlinge in einer noch zu bestimmenden Qualität zu errichten. In Wirklichkeit werden dann die für den Lastenausgleich zu zahlenden Beträge zum Teil in den Wohnungsbau gesteckt. . . Die Schwierigkeit bei Durchführung dieses Planes wird darin liegen, daß die hier betroffenen Menschen nicht ohne weiteres gewillt sind, einer Verteilung, wie sie vorgenommen wird, zuzustimmen. Es ist aber grundsätzlich unmöglich, Wünsche einzelner zu erfüllen. Hier muß rasch und zielbewußt gehandelt werden. U m den Widerstand bei den betroffenen Menschen zu überwinden, ist es notwendig, daß die Kirchen diesen Plan unterstützen und seine Durchführung mitbeeinflussen. Die Einschaltung der Kirchen ist deshalb erforderlich, weil die Flüchtlinge zu den Kirchen allein Vertrauen haben. So müssen denn Wirtschaft und Kirche innerhalb kürzester Zeit darum besorgt sein, die Flüchtlingslager, wie oben vorgeschlagen, aufzulösen. Gleichzeitig werden im ganzen Bundesgebiet die Wohnungen für die Flüchtlinge gebaut und überall erkannt, daß nunmehr endgültig für die Flüchtlinge etwas Sichtbares getan wird. Die Auswirkung auf die Stimmung der Flüchtlinge und Bevölkerung kann nur gut und staatstejahend sein." 82

Kunst stellte den Kontakt zum Zentralbüro des Hilfswerks her, das die Initiative als „in voller Übereinstimmung mit den. . . Beschlüssen des Hilfswerksausschusses" stehend begrüßte83. Das Hilfswerk organisierte vor allem über die Kieler Umsiedlungsstelle die nötige Vermittlung zwischen den Umsiedlungswilligen und den aufnahmewilligen Mitgliedern der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 84 . Wenn das Programm dennoch nicht im erhofften Umfang verwirklicht werden konnte 85 , so liegen die Gründe dafür nicht in einem mangelnden A K K , 6454 Flüchtlinge, Bd. 1,4323. Ebd. 84 Vgl. Schreiben Krimms an Kunst vom 23. 11. 1953 (ADW, 480/01/Kost, Az. 111-61/ 52). - Die kirchliche Verpflichtung bezog sich auf die „Gestellung von Umsiedlungswilligen, die überprüft und beleumdet sind und Zeugnisse der Pfarrer in der Hand haben", an die Unternehmen, die im Rahmen des Kost-Planes Arbeitsplätze zur Verfügung stellen (vgl. ebd., S. 3). 82

83

85 Vgl. etwa die kritischen Ausführungen des Synodalen Leitz zur Durchführung des Kost-Plans vor der 1. Synode der E K H N vom 4.-8. 5. 1953 (Bericht, S. 442-444; V D 9), die gleichzeitig zeigen, daß von dieser Aktion weitere Hilfeaktionen für die Umsiedler ausgehen konnten, die nicht unbedingt an den Kost-Plan geknüpft sein mußten: „In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Kost-Plan verweisen, der zur Zeit anläuft, eine große Aktion der Arbeitgeberverbände, um grade den Flüchtlingen, die seit 1945, nämlich den sogenannten Alt-Flüchtlingen, die nun in den Lagern von SchleswigHolstein etc. effektiv verkommen wie die Tiere, um die sich niemand bekümmert (Beifall) ich bitte keinen Beifall, die Sache ist zu traurig-, um diesen Leuten wieder etwas menschenwürdige Verhältnisse zu schaffen. Hier sehe ich eine positive Möglichkeit, anzusetzen für jeden Einzelnen und für jede Einzelgemeinde. Der Kost-Plan sieht - in

474

Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

Angebot von Umsiedlungswilligen oder von Arbeitsplätzen, sondern an den Schwierigkeiten, die bei der Durchführung der Baumaßnahmen entstanden. Auch wenn das kirchliche Einwirken auf die Treckbewegung und die Unterstützung des Kost-Plans nur einen Teil der kirchlichen Umsiedlungshilfe ausmachten, so wird doch daran in besonderer Weise die Fortentwicklung der frühen Siedlungshilfeansätze und des Selbsthilfegedankens in der diakonischen Arbeit der E K D vor dem Hintergrund der konsolidierten staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Westdeutschland deutlich. Bei diesem Prozeß ist eine weitgehende Kongruenz der Motive, welche der damaligen gesellschaftlichen Diakonie zugrundelagen, mit den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen unverkennbar. Hilfe zur Ansiedlung vertriebener Landwirte Kaum eine andere Berufsgruppe dürfte an der Last des Vertriebenenschicksals schwerer getragen haben als die Landwirte. Gleichzeitig stieß deren berufliche Eingliederung wegen der Bodenknappheit im Westen auf besondere Schwierigkeiten. Die Zahl der vertriebenen Bauernfamilien wird auf rund 3 0 0 0 0 0 geschätzt 86 . Wie im gesamten Siedlungsproganz großen Linien nur gezeigt - folgendes vor: Die westdeutsche Industrie hat sich durch ihre Vertretung in den Arbeitgeberverbänden verpflichtet, in Prozentualzahlen zu ihren Belegschaften nun diese wirklich Ausgesteuerten, den Schutt - wie es hier auf der Synode schon geheißen hat - wieder dergestalt unterzubringen, daß man einfach zusätzlich Arbeitsplätze schafft, die in keiner Weise eine Rentabilität des Einsatzes zu bieten brauchen, und gleichzeitig verpflichtet sich die Industrie, dafür Wohnungen zu schaffen. Der Kost-Plan läuft augenblicklich über das Evangelische Hilfswerk, das mit ein Initiator dieser Idee ist, an. Wir müssen zu unserm Bedauern feststellen, daß die Industrie zwar willens ist, daß aber der Bund, der Westdeutsche Bund, die Adenauer-Regierung, viel zu langsam arbeitet, denn die Finanzierung dieser Häuser, die hier gebaut werden sollen, nutzt nichts, wenn wir Leute, die zum Teil 8 Jahre in Lagern sitzen, wenn wir die nun in Arbeit und Brot bringen, aber ihre Familien in Schleswig-Holstein oder in andern Notgebieten lassen. Die Finanzierung dieser Häuser ist gedacht durch eine Vorwegnahme, wie man finanztechnisch sagt, des Lastenausgleichs.. . Wir kommen durch die langsame Gesetzmaschine nicht weiter, um die entsprechenden Gesetze nun durchzuführen. Deshalb, glaube ich, wäre das mit eine Aufgabe, die jeder Synodale. . ., sei es, in welcher politischen Partei er stehe, sei es, wo er irgendwie Einfluß hat, daß er darauf dringt, daß diese Dinge nun gesetztechnisch ablaufen. Ich kann hier als Arbeitgeber-Vertreter erklären, die Arbeitgeberschaft, die ach so viel geschmähten Kapitalisten sind absolut willens, sehen das Problem und werden helfen. Wir benötigen nur die rein gesetztechnische Basis. . . Weder unser Bruder Fricke noch Herr Bußmann ist da. Das sind die Stellen, die zur Zeit die Verhandlungen führen. . . Wir rechnen damit, daß einige hunderttausend der Ärmsten der Armen, wie ich vorhin schon sagte, damit Wohnung bekommen und eine Arbeitsstelle." " Vgl. Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 92 (VD 15). Auf einer Flüchtlingstagung am 4./5. 4. 1952 wurde von folgenden Daten ausgegangen: „Von 300000 Bauernfamilien sind

Hilfe zur U m - und Ansiedlung

475

gramm fielen auch bei diesem Problem den Kirchen besondere Aufgaben der Vermittlung zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen zu. Als Auftakt wird allgemein die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft zur Eingliederung der Heimatvertriebenen auf dem Lande" am 8. April 1949 in Köln angesehen. Zu den Initiatoren zählte neben dem Direktor der Verwaltung für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, SchlangeSchöningen, unter anderem auch der aus der Baugemeindebewegung bekannte Frankfurter Oberkirchenrat Otto Fricke87. Der Kölner Erzbischof, Josef Kardinal Frings, und Landesbischof Lilje unterzeichneten einen Aufruf dieser Arbeitsgemeinschaft für die beiden Kirchen, weitere Unterzeichner waren Vertreter von Behörden und Verbänden88. Die einheimische Dorfbevölkerung wird darin aufgefordert, Land bereitzustellen, um den vertriebenen Bauern „wieder eine gesunde Existenzgrundlage" zu schaffen. „Zwingt sie nicht, zu Almosenempfängern des Dorfes zu werden! Macht sie zu mitschaffenden Gliedern Eurer Dorfgemeinde!" Das in engem Zusammenhang mit dem Soforthilfegesetz vom 8. August 194989 erlassene „Gesetz zur Förderung der Eingliederung von Heimatvertriebenen in die Landwirtschaft", das sogenannte Flüchtlingssiedlungsgesetz, vom 10. August 1949'° sollte die materiellen Grundlagen für das Vorhaben schaffen. Es wurden eine Reihe von Wegen eröffnet, die auf freiwilliger Basis Anreiz schaffen sollten, den Vertriebenen Land bereitzustellen. Die Hermannsburger Forschungsstelle unter Frau Seeberg bot im Herbst 1949 und den darauffolgenden Jahren den an der Durchführung des Programms Beteiligten - vor allem aus dem norddeutschen Raum Gelegenheit zu Erfahrungsaustausch und weiterer Planung". Diese heute [ = 1 9 5 2 ] etwa noch 1 5 0 0 0 0 in der Lage, landwirtschaftliche Betriebe zu führen. . . R u n d 2 5 0 0 0 dieser Familien haben bereits landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen oder Bauernstellen erhalten. A b e r 1 2 5 0 0 0 Familien müssen noch mit Land versorgt werden, davon 2 / 3 mit bäuerlichen Stellen. D a z u sind etwa 1 Million ha, d . h . rund 7 %

der

landwirtschaftlichen Nutzfläche des Bundesgebietes nötig." (S. SEEBERG, Lage, S. 1 7 4 f . ) Die Landwirte wiesen zudem den höchsten Anteil an den arbeitslosen Vertriebenen auf (vgl. S. PALMER, Eingliederung, S. 84). 87

Vgl. ebd., S. 90. N a c h Palmer, in dessen Verantwortungsbereich die Durchführung

des Flüchtlingssiedlungsgesetzes lag, war Fricke bereits an den Voriiberlegungen in der „Zweizonenverwaltung für Ernährung, Landwirtschaft und F o r s t e n " als „Mittler und G e burtshelfer" dieses Gesetzes beteiligt (ebd., S. 90). 18

D e r Aufruf findet sich u. a. in: WEGE. Die Broschüre wurde von der Kirchenkanzlei

der E K D an alle westlichen Landeskirchenleitungen zur Weitergabe an die Gemeindepfarrer verschickt. 89

Vgl. oben S. 4 5 3 .

90

Vgl. hierzu N ä h e r e s bei H . - H . HERLEMANN, Bauern, S. 65 ff.

91

Vgl. die Tagungsberichte bei S. SEEBERG, Probleme, S. 1 9 - 3 1 und 8 0 ; Aufgaben,

S. 1 0 7 - 1 4 5 ; Lage, S. 5 2 - 7 5 ; 1 7 4 - 1 8 2 . F r a u Seeberg gelang es, auf diesen Tagungen den Bundesvertriebenenminister, Landesminister und Fachreferenten der Verwaltungen, Kir-

476

Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

Tagungen waren nicht zuletzt deshalb wertvoll, weil sie auch immer konkrete Initiativen und Hilfen zur Folge hatten. So besuchte etwa der Kieler Finanzminister Gülich auf der Rückfahrt von der Tagung Anfang November 1949 ein Dorf, auf welches ihn Frau Seeberg aufmerksam gemacht hatte. Sie hatte in diesem Dorf erlebt, daß Kirchenland auf Anordnung des Kreisbauernführers trotz entgegengesetzter Bemühungen nicht an vertriebene, sondern an einheimische Bauern neu verpachtet wurde. Nachdem der Minister mit dem Pastor des Dorfes eingehend die Probleme durchgesprochen hatte, konnte dieser den Kirchengemeinderat bewegen, 20000 qm Land für 20 Kleinstsiedlungshäuser mit je 1000 qm Land zur Verfügung zu stellen. Auch die hannoversche Landeskirche setzte sich nach der Tagung dafür ein, daß Land für solche Kleinstsiedlungen oder sonstige bäuerliche Siedlungen bereitgestellt werden sollte92. Auf der Tagung im Herbst 1950 konnten bereits eine Reihe von Initiativen aus dem kirchlichen Raum vorgestellt werden, die in unterschiedlichster Weise arbeiteten. Eineinhalb Jahre darauf traten in den Hermannsburger Beratungen jedoch die Schwierigkeiten in den Vordergrund, die sich einer wirksamen Durchführung der Programme in den Weg stellten. Sie rührten einmal von Unzulänglichkeiten des Bodenrechtes sowie der Bodenreformgesetzgebung, zum anderen jedoch von erheblichen Finanzengpässen her, die in mehrfacher Hinsicht eine Landbeschaffung größeren Ausmaßes, etwa durch Ödlandkultivierung, behinderten. Besonders Palmer führte diese Schwierigkeit jedoch auf die mangelnde allgemeine Uberzeugung zurück, „daß die Seßhaftmachung der vertriebenen Bauern unter allen Umständen erfolgen muß" 93 . Zwei Jahre zuvor sei die Bereitschaft der einheimischen Bauern dazu größer gewesen94. Die Landeskirchen informierten die Gemeindepfarrer, zum Teil durch eigens dazu veranstaltete Tagungen95 oder über ihre Amtsblätter96, über die Möglichkeiten des Flüchtlingssiedlungsgesetzes und riefen sie auf, die Einheimischen dafür zu gewinnen. Impulse gingen auch von den Kirchentagen in Essen 1950 und Stuttgart 1952 aus. Auf dem Essener Kirchentag wurde von einem Bauern ein Appell verlesen, der auch an die Tausende von Bauernfamilien erinnerte, die aus der D D R geflüchtet waren:

chenbehörden und Verbände, Abgeordnete, Pfarrer, Sozialarbeiter sowie auch Landwirte zusammenzuführen. 92

Vgl. S. SEEBERG, Probleme, S. 79 f.

95

S. SEEBERG, Lage, S. 180.

94

Ebd.

95

Vgl. z . B . den Bericht von F . Bartels (ebd., S. 181).

94

Vgl. z . B . Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 91 ( V D 15).

Hilfe zur Um- und Ansiedlung

477

„. . . Der deutsche Bauer des Westens. . . muß als erster nach Mitteln und Wegen suchen, die Bauern, die vom Hof weichen mußten, aufzunehmen, damit sie wieder Vertrauen gewinnen. Verhindert, daß diese bäuerlichen Menschen in langem Lagerleben zermürben und verzagen. . . Noch ist der Großteil der ostvertriebenen Landwirte und Bauern aus den Jahren 1945-1947 nicht wirksam versorgt. Die neue Bauernflucht ruft noch einmal zur Hilfe auf. Jetzt ist die Stunde, der alten und neuen Not durch Abhilfe für alle zu begegnen. . . "' 7

Sichtbare Ergebnisse zeitigten die Beratungen und eine Kundgebung des Stuttgarter Kirchentages 1952. Der Aufruf, jede evangelische Gemeinde möge eine vertriebene Bauernfamilie aufnehmen, löste Aktionen aus, in deren Verlauf etwa 120 bis 160, zumeist sogenannte „auslaufende", Höfe vermittelt werden konnten98. Vor allem aber erwuchs aus dieser Erfahrung die Initiative zur Gründung einer „Evangelischen Aktionsgemeinschaft zur Eingliederung vertriebener Landwirte", die auf Anregung des EKD-Ratsvorsitzenden Dibelius am 8. Juni 1955 in der Bonner Stelle der EKD-Kirchenkanzlei erfolgte. Unter Constantin von Dietze als erstem Vorsitzenden, Hermann Maurer als Geschäftsführer und in der Trägerschaft des Hilfswerk-Zentralbüros wurde versucht, vor allem über die Landesverbände und Hauptbüros von Innerer Mission und Hilfswerk in die Einzelgemeinde hineinzuwirken, um einen stärkeren Durchbruch in der Ansiedlung der Landwirte zu erreichen. Solchen Bemühungen lag wohl die Rechnung zugrunde, daß ein Großteil der ansiedlungswilligen Bauernfamilien auf eigenem Hof, zur Pacht oder Verrentung untergebracht wäre, wenn in jedem der insgesamt etwa 40 000 Dörfer nur ein bis zwei Siedlungsstellen geschaffen würden. In den Gemeinden sah die Aktionsgemeinschaft ihre Aufgabe darin, 1. die Besitzer auslaufender Höfe über die Möglichkeit einer Abgabe aufzuklären, 2. dafür zu sorgen, daß „bewußt evangelische Familien in unsere Gemeinden kommen", 3. nach Übernahme eines Hofes die Betreuung des Neubauern „seitens der ev. Gemeinde als besonders notwendige, stärkende Hilfe" zu ermöglichen". Die Widerstände, auf welche die Pfarrer in ihren Gemeinden zumeist stießen, erwiesen sich jedoch als zu groß, so daß sich die Aktionsgemeinschaft nach zweijährigem fehlgeschlagenen Bemühen wieder auflöste. Sie hatte im Berichtsjahr 1956/57 lediglich 125 Objekte bearbeiten können, 19 Eingliederungen abgeschlossen und noch rund 250 Bewerbungen vorliegen100. Auch nach der Auflösung der Aktionsgemeinschaft wurden die Bemühungen in vielen Gemeinden fortgesetzt. Zitiert nach S. PALMER, Eingliederung, S. 90 f. Vgl. ebd., S. 91, und Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 90 (VD 15). 99 Ebd., S. 9 2 . 100 JAHRESBERICHT 1956/57, S. 28. Ihre Hauptarbeitsgebiete lagen in Süd- und Südwestdeutschland sowie im Rheinland. In der Pfalz wurden 1955/56 von der Aktionsgemeinschaft 21 Objekte bearbeitet (Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 92; VD 15). 97

98

478

Soziale und wirtschaftliche Eingliederung

Von größerer Kontinuität war die Arbeit der „Deutsch-Schwedischen-Flüchtlingshilfe eV. K , die Birger Forell 1952 ins Leben gerufen hatte101. Bis zu ihrer Liquidation im Frühjahr 1960 gelang es ihr, mit finanzieller Hilfe - vor allem der schwedischen Bauernverbände - rund 2600 Wiederansiedlungen durchzuführen 102 . Diese Arbeit fand ihre Fortsetzung in der noch 1960 durch die E K D gegründeten „Birger-Forell-Stiftung eV." 103 . Der Stiftung geht es nicht bloß um vorbereitende Vermittlung und finanzielle Beihilfen zur Wiederansiedlung vertriebener und geflüchteter Bauern, sondern auch um die Fortführung begleitender Hilfen, zum Beispiel durch Freizeiten für die Frauen wiederangesiedelter Bauern104, durch die Unterstützung der kirchlichen Arbeit „Dienst auf dem Lande" und andere Betreuungsaufgaben. Rückblickend scheint dieser Teil kirchlicher Ansiedlungshilfe für die Beteiligten, gemessen am verheißungsvollen Aufbruch der Jahre 1949/50 und an den damals erwogenen Möglichkeiten, eher ein wenig enttäuschend verlaufen zu sein. Zu einer wohl erhofften Mobilisierung der Dorfgemeinde, die zu einer auch zahlenmäßig ins Gewicht fallenden Entlastung hätte führen können, war es im allgemeinen nicht gekommen, oder es blieb bei den Ansätzen. Diese Feststellung ist allerdings vor dem Hintergrund der allgemeinen landwirtschaftlichen Entwicklung in Westdeutschland zu bewerten, für die ein ständiger Rückgang an Erwerbsstellen und landwirtschaftlicher Nutzfläche bei gleichzeitiger Maschinisierung oder

Vgl. vor allem H . V. KOENIGSWALD, Forell, S. 473 ff. Vgl. dazu auch H. v. KOENIGSWALD, Birger-Forell-Stiftung. Über das Wirken der Forellschen Flüchtlingshilfe in der Pfalz vgl. den Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 93 f. und Anlage 19. Eine Umfrage im Regierungsbezirk Pfalz vom Frühjahr 1959 ergab, daß 54 vertriebene evangelische Bauernfamilien - zumeist in der Nordpfalz - von dort Finanzhilfe erhalten hatten (ebd., S. 94). Die Liquidation der Flüchtlingshilfe wurde wesentlich durch Forells T o d (1958) und wohl auch durch die Erwägung ausgelöst, die Beanspruchung schwedischer Hilfe sei angesichts der ökonomischen Konsolidierung Westdeutschlands nicht mehr verantwortbar. Daß die Auflösung jedoch nicht ohne interne Spannungen vollzogen wurde, lassen die Quellen erkennen. Vgl. H . v. KOENIGSWALD, Forell, S. 607, und die Niederschrift der Sitzung des Flüchtlingsbeirats der E K D vom 10. Mai 1960 ( Α Κ Κ , 6454, Beiheft Tagungen der Beauftragten der Landeskirchen und des Flüchtlingsbeirats, S. Iff.). 101

102

103 D e r Flüchtlingsbeirat hatte allerdings dagegen Bedenken angemeldet, vor allem aus betriebswirtschaftlichen (Tendenz zur Aufstockung kleinerer Betriebe, nicht aber zur Vergrößerung der Betriebseinheiten) und finanziellen Gründen („Es besteht die Gefahr, daß wir finanziell nicht durchkommen, wenn wir eine so große Aufgabe neu aufgreifen"; ebd.). Die Gründung der Stiftung wurde dann wohl vor allem angesichts der steigenden Zahl von Landwirten vorgenommen, die im Zuge der vorangetriebenen Agrarreform aus der D D R flüchteten. Vgl. H. v. KOENIGSWALD, Birger-Forell-Stiftung, S. 44. 104 Dieser Arbeit im Rahmen der Flüchtlingshilfe hat sich besonders M. HAMM angenommen (vgl. Unterwegs notiert).

Hilfe zur Um- und Ansiedlung

479

Intensivierung, also erhöhtem Kapitalbedarf kennzeichnend wurde. So nimmt sich insgesamt auch der Erfolg der staatlichen Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung der vertriebenen Landwirte trotz der aufgewendeten acht Milliarden DM, das sind über 25 000 D M pro Familie, nur bescheiden aus. Lediglich 25000 Vertriebene erhielten eine über 10 ha Größe hinausgehende Vollbauernstelle, während ca. 130000 Nebenerwerbsstellen die Abwanderung in andere Berufe anzeigen105. Die Kirchen haben trotz eindrucksvoller Bemühungen und in vielen Einzelfällen auch sehr effektiver Hilfen in diesem Bereich nur beispielhaft wirken können.

105

Vgl. zu diesen Erwägungen G. ZIEMER, Exodus, S. 219ff.

Kapitel 11 DAS I N N E R P R O T E S T A N T I S C H E KONFESSIONSPROBLEM

Das innerprotestantische Konfessionsproblem, das angesichts der konfessionellen Vielfalt in Deutschland bei einer Bevölkerungsverschiebung von derartig großem Ausmaß aufbrechen mußte, wirkte sich auf unterschiedlichen Ebenen aus. Soweit das Material kirchlicher Verwaltungsbehörden Aufschluß zu geben vermag, entzündeten sich die Auseinandersetzungen an der Frage, ob Konfessionsunterschiede einen besonderen Status der Mitgliedschaft innerhalb der Gemeinde oder Landeskirche erfordern oder rechtfertigen könnten. Einzelne Vertriebene gerieten in einen Konflikt, weil sie nicht bereit waren, sich von ihrer bestimmten konfessionellen Bindung zugunsten der aufnehmenden Landeskirche zu lösen. Solche individuellen und immer bewußt durchlebten Konflikte bilden sozusagen den Unterbau der theologischen, kirchenrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Divergenzen. Dieser Seite des innerevangelischen Konfessionsproblems soll die folgende Darstellung vornehmlich gewidmet werden. Sie berührt eine der Grundfragen des kirchlichen Selbstverständnisses der evangelischen Christenheit in Deutschland, eine Grundfrage, die nicht erst durch das Ausmaß des Vertreibungsgeschehens in das Bewußtsein der kirchlichen Öffentlichkeit zu gelangen brauchte, sondern sichtbar ist, seit es Bemühungen um eine institutionelle Zusammenfassung des kirchlichen Lebens in Deutschland gibt, und die im Kirchenkampf gegen die deutsch-christliche Bewegung ihre jüngste Zuspitzung erfahren hatte.

1. Das innerprotestantische Konfessionsproblem auf der Ebene des „Traditionschristentums" Das Konfessionsproblem hat aber noch eine andere Seite: Es trafen verschiedenartige kirchliche Sitten aufeinander. Diese, gewachsen unter dem wechselseitigen Einfluß der jeweiligen Lebensbedingungen in einer Landschaft einerseits und der konfessionellen Ausrichtung andererseits wurzelten tief im Bewußtsein der Menschen und prägten jeweils das Zusammenleben in Familie und Gemeinwesen. Die dadurch bedingte Fremdheit wurde von den Betroffenen damals besonders schmerzlich erfahren. Sie war weder durch einen möglichen theologischen Konsens

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noch durch kirchliche Verwaltungsakte aufzuheben, sondern konnte nur in einem langwierigen Prozeß gegenseitiger Annäherung von Einheimischen und Vertriebenen überwunden werden. Wesentlich für diesen Prozeß war die stetig fortschreitende Auflösung überkommener Lebensformen durch veränderte Lebens- und Arbeitsbedingungen, die sich in unserer Gesellschaft ständig einander angleichen. Streng genommen geht es also gar nicht um ein bloßes Konfessionsproblem, sondern um das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Formen und Lebensweisen eines „Traditionschristentums" 1 , das durch die Begegnung mit den „Fremdlingen" in eine Krise geraten mußte. Im Rahmen dieses Kapitels soll nicht die Begegnung ostdeutscher Protestanten mit vom Katholizismus geprägten dörflichen Gemeinschaften im Westen behandelt werden, sondern lediglich ein Blick auf die innerevangelischen Konfessionsunterschiede geworfen werden. Sich ihrer bewußt zu werden, war für den heimatlos Gewordenen in mancher Hinsicht wahrscheinlich schmerzhafter als die Konfrontation mit einer geschlossen katholischen Bevölkerung. War es doch die eigene „evangelische" Kirche, die ihm im neuen Land nun fremd werden konnte und deren Verlust ihm auf diese Weise erst deutlich spürbar geworden sein mag2. Die Leiterin der Forschungsstelle der Ev. Akademie Hermannsburg, Stella Seeberg, geht in ihrer Untersuchung über 105 vertriebene Bauernfamilien in der Grafschaft Bentheim aus dem Jahre 19513 auch auf die konfessionellen Verhältnisse ein. Die dort festgehaltenen Ergebnisse sind vielleicht besonders gut geeignet zur Veranschaulichung dieses vom „Traditionschristentum" geprägten Konfessionsproblems. Ihre Gespräche mit den Vertriebenen ergaben, daß sich diese Ebene nur schwer 1 Der Ausdruck wird hier ohne jede polemische Spitze verwendet, etwa im Sinne einer Umschreibung F. Spiegel-Schmidts: „Für den Traditionschristen ist sein Christenstand so in sein kleinbürgerlich-bäuerliches Leben eingebettet, daß er gar nicht Christ sein kann, wenn er aus dieser natürlichen Gemeinschaft herausfällt." A u s : Die Vertriebenen in der Kirche, Referat auf der Arbeitstagung der Forschungsstelle der Ev. Akademie Hermannsburg v o m 17. bis 21 November (S. SEEBERG, Aufgaben, S. 195). Hingewiesen sei auch auf den im „Memorandum zur Frage der Eingliederung der Ostkirchen" von Girgensohn schon 1 9 4 7 in ähnlichem Zusammenhang verwendeten Begriff „Traditionskirchentum": „ein Klebenbleiben an der in der Gestalt der Kirche liegenden Tradition" (vgl. UNVERLIERBARKEIT I/1,S. 48f.). 2 Zum Ausmaß der Verschiebungen in der Konfessionsstatistik vgl. W . MENGES, W a n del. Man muß sich aber bei solchen statistischen Abhandlungen vor Augen halten, daß darin die innerevangelischen Konfessionsunterschiede nicht berücksichtigt werden, somit das Konfessionsproblem bei der Vertriebenenaufnahme statistisch nicht in seinem wirklichen Umfang erfaßt worden ist. Die einzige mir bekannt gewordene Ausnahme bildet die 1950 im Regierungsbezirk Aurich vorgenommene Volkszählung, in der zwischen „reformiert", „lutherisch" und „evangelisch" unterschieden wurde. 1

Bauernfamilien, S. 51.

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trennen läßt von den allgemeinen Schwierigkeiten, wie sie beim Zusammenleben von Einheimischen und Vertriebenen überall zu beobachten waren. „Uber die dogmatischen Unterschiede [zwischen Reformierten einerseits, Lutheranern und Unierten andererseits] sind sich Einheimische und Vertriebene im allgemeinen nicht klar." 4 Es sind die unterschiedlichen kirchlich bestimmten Lebenssitten und Ordnungen, die zu teilweise schmerzhaften Erfahrungen führen können. Hierzu drei Beispiele: „Eine selbst nicht kirchliche Gastwirtsfrau, bei der es aber der Sitte entsprechend Sonntags kein Essen für Fremde gab, beklagte sich, die Flüchtlinge feierten ihre Konfirmation zu Hause mit Alkohol. Unmittelbar nachdem sie das gesagt hatte, kam eine Flüchtlingsfrau, um sich Likör- und Biergläser für die Konfirmation auszuleihen. Sie erhielt sie und merkte nicht einmal, daß sie damit Unwillen erregte." „Ein Flüchtlingsbauer brachte sich zu Weihnachten einen Tannenbaum nach Hause. Der einheimische Bauer war empört. Er zerbrach den Tannenbaum und erklärte, er dulde keine heidnischen Sitten auf seinem Hof. Auf einem anderen Hof starb die Großmutter. Die Flüchtlingsfrau ging den weiten Weg zur Stadt, um einen Kranz zu besorgen. Als sie ihn dem Bauern überreichte, warf er ihn auf den Misthaufen. Sie war über diese Kränkung schwer betroffen, bis ihr später einmal erklärt wurde, daß Kränze nicht üblich sind." 5

Trotz solcher unterschiedlicher Traditionen gab es in der Grafschaft Bentheim wie überall auch vielfältige Zeichen gegenseitiger Verständigung von Einheimischen und Vertriebenen; ihr Zusammenleben war also - wie Stella Seeberg sagt - durch eine „Mischung von Zusammengehörigkeit und Abwehr" gekennzeichnet. Die hier mit dem abkürzenden Begriff „Traditionschristentum" bezeichnete enge Verbindung 6 der dörflichen Lebensformen und -Ordnungen mit dem kirchlichen Leben und seiner jeweiligen konfessionellen Prägung, die in konfessionell einheitlichen Gebieten bestehende Kongruenz von Dorfgemeinschaft und Kirchengemeinde, mußte durch das Vertreibungs- und Eingliederungsgeschehen in eine Krise geraten, gleich ob es sich um das „Traditionschristentum" der Einheimischen oder das der Vertriebenen handelte: Mit der gewaltsamen Auflösung der tief 4 Ebd., S. 24. Frau Seeberg erwähnt lediglich den „Prädestinationsglauben der Reformierten", der zu der Vorstellung führe, „die Flüchtlinge hätten sich mit dem von Gott gegebenen Schicksal abzufinden" (ebd., Anm. 2). 5 Ebd., S. 25. 6 Spiegel-Schmidt spricht in seinem Referat (vgl. Anm. 1) von der Kirchengemeinde als einer „sakralen Überhöhung der Dorfgemeinschaft" (ebd., S. 191) und wendet diesen Begriff polemisch gegen ein geistlich ausgerichtetes Verständnis der Kirchengemeinde („die Jüngerschar Jesu Christi mitten in der gottlosen Welt"). Dieser Begriff soll in die historische Darstellung nicht übernommen werden, weil er von der historischen Erscheinungsform abstrahiert, für die ja gerade eine Dichotomie von weltlicher Gemeinschaftsform und sakraler Überhöhung nicht bezeichnend war, sondern vielmehr die lebendige Kongruenz beider.

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verwurzelten dörflichen Lebensformen durch Vertreibung und Zerstreuung wurde dem dörflichen Vertriebenen auch seine „Gemeinde" genommen. Die Begegnung mit dem ihm fremden „Traditionschristentum", sei es in noch gewahrter oder schon in gebrochener Form, läßt aber auch den Einheimischen nicht unberührt. Mag er sich vielleicht dagegen zur Wehr setzen und den Fremden mit dessen Sitten und Gehabe zum „Unkirchlichen" und „Gottlosen" abstempeln, so wird er nicht verhindern können, daß mit der Begegnung nun auch seine eigene „Kirchlichkeit", sein bisher fest in das familiäre und dörfliche Leben eingefügtes „Christentum" eine Relativierung erfahren7. In dem über Jahre hinweg bestehenden Kreis von Personen, die Stella Seeberg zu den Arbeitstagungen der Forschungsstelle der Ev. Akademie Hermannsburg bzw. Loccum einlud, wurden solche Fragen des bäuerlichen Vertriebenenschicksals und mögliche Konsequenzen eingehend erörtert und teilweise auch in die Tat umgesetzt. Spiegel-Schmidts Referat auf der Arbeitstagung 1950 ist ein deutliches Beispiel dafür, wie diese Frage zugleich in ihrer theologischen und kirchenrechtlichen Relevanz erörtert werden konnte, wenn auch wohl mehr am Rande der Diskussion. Unter dem Leitgedanken des „Infragestellens unserer kirchlichen Sicherheit durch die Vertriebenen" führte Spiegel-Schmidt aus: „Das Infragestellen trifft zum anderen die Rechtsform der Kirche. Diese Rechtsform ist die Form des Landeskirchentums mit seiner eigentümlichen Verquickung von Regionalismus und Konfessionalismus. Ihre Wurzel ist das landesherrliche Kirchenregiment, das zumindest innerhalb des Protestantismus den alten Grundsatz .cuius regio eius religio' bis heute nicht überwunden hat. Es ist einerseits auch dort, wo es uniert ist, konfessionalistisch, denn es gibt auch einen unierten Konfessionalismus, der das Heil der Kirche allein in der Union sieht. Aber auch da, wo dies in einer Union nicht der Fall ist und die einzelnen Gemeinden frei ihre Bekenntnisse wahren können, ist die Glaubenswahl an den Ort, an die regio, gebunden, und wo der einzelne sie fordert, ist das Ärgernis da. So macht andererseits der Regionalismus die Echtheit des Bekenntnisdenkens unglaubwürdig. Weshalb ist man eigentlich lutherisch? Weil ich nach Luthers Katechismus glaube oder weil man in Hannover wohnt? Und ist man denn in Bentheim selbstverständlich reformiert und in Kaiserslautern uniert? Man darf es doch gar nicht anders sein. Bisher träumte man doch tatsächlich in den Kirchenbehörden aller Schattierungen allen Ernstes davon, daß man den Widerstreit dieser beiden Prinzipien durch behördliche Ordnungsmaßnahmen und, im Bauen auf die völlige Passivität, die Gemeinden am Auseinanderbrechen hindern kann. Kein Wunder, daß dann, ehe man sich's versieht, diese ,kirchliche Ordnung' zum Abgott der Kirchenregierungen wurde." 8 7

In seinem seelsorgerlich bestimmten Referat stellt Spiegel-Schmidt diese Gedanken in dem in Anm. 6 skizzierten polemischen Zusammenhang so dar: „Der Einheimische bezweifelt, daß der Flüchtling Christ ist und umgekehrt. Und damit fällt er notwendig selbst aus der Sicherheit seines rechten Glaubensstandes. Die Frage, ob ein herkömmliches Christentum der Säkularisierung standhält, ob es noch Christentum oder Heuchelei, wird heute nicht mehr bloß in den Großstädten diskutiert, sondern bis ins letzte Dorf hinein" (ebd., S. 197f.). » Ebd., S. 196f.

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2. Konfession und Territorialismus Obwohl das Konfessionsproblem die Aufnahme der Vertriebenen in das westliche Landeskirchentum von Anfang an begleitet hat, nahm es doch erst seit Ende der 40er Jahre die Kirchenleitungen stärker in Anspruch. Der größte Teil der Vertriebenen kam aus konfessionell weitgehend einheitlichen Gebieten der östlichen Landeskirchen der altpreußischen Union und stieß auf die konfessionelle Vielfalt im westlichen Landeskirchentum mit reformierten Landeskirchen und reformierten Gemeinden innerhalb der Unionskirchen, konsensus-unierten Landeskirchen und konsensus-unierten Gemeinden innerhalb verwaltungsunierter (föderativunierter) Landeskirchen und ebenfalls unterschiedlichen lutherischen Landeskirchen. Soweit es das Dokumentationsmaterial erlaubt, soll die Darstellung einiger exemplarischer Vorgänge an dieser konfessionellen Vielfalt entlang durchgeführt werden. Was für die kirchliche Vertriebenenaufnahme allgemein gilt, gilt für das mit der Vertreibung aufbrechende Konfessionsproblem in besonderem Maße: Einerseits bewirkte das Einströmen der Millionen von Vertriebenen in die westlichen Landeskirchen einen - zumindest in statistischer Hinsicht - oftmals weitgehenden Wandel der konfesionellen Gewichtung und beeinflußte auch ganz erheblich die Behandlung des gesamtkirchlichen Konfessionsproblems im Raum der E K D . Andererseits wurden die Auseinandersetzungen um eine Lösung der Vertriebenenfrage auf konfessioneller Ebene entscheidend mitbestimmt von der seit dem Kirchenkampf und der Gründung der E K D geführten Auseinandersetzungen um Konfession und Kirche. „Die E K D ist nach dem Willen ihrer Grundordnung die in sich territorial und konfessionell gegliederte Einheit aller Evangelischen im deutschen Volke." 9 So beschreibt der frühere Präsident der E K D Kirchenkanzlei, Brunotte, den institutionellen Charakter der E K D . Ging es bei den Diskussionen um die auf der verfassunggebenden Kirchenversammlung in Eisenach 194810 einstimmig beschlossene „Grundordnung" vor allem um die Bestimmung des kirchlichen Charakters dieser Einheit, so läßt sich das Konfessionsproblem, wie es durch die Vertriebenenaufnahme virulent wurde, mit der Frage umschreiben: In welchem Verhältnis stehen die territorialen und konfessionellen Bestimmungen des in Landeskirchen gegliederten evangelischen Kirchentums in Deutschland zueinander? Bei der Neubildung der kirchlichen Verhältnisse nach der Auflösung der D E K wurde sichtbar, daß ' H . BRUNOTTE, Kirche, S. 6 0 . 10

D i e Verhandlungen w u r d e n 1951 im A u f t r a g des Rates der E K D veröffentlicht unter

d e m Titel EISENACH 1 9 4 8 .

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beide, das Territorial- wie das Konfessionsprinzip, in der Zeit des Kirchenkampfes jeweils auf besondere Weise eine Stärkung erfahren hatten. Für die territoriale Gliederung gilt dies in doppelter Hinsicht: einmal hat der erfolgreiche Kampf gegen die deutsch-christliche Bewegung und ihre Bestrebungen, eine zentralistisch geleitete evangelische Einheitskirche durchzusetzen, das föderale Moment im deutschen Protestantismus gestärkt. Die Landeskirchen waren auf sich selbst zurückgezogen 11 . Die Dezentralisierungstendenzen wurden gerade in der ehemaligen preußischen Unionskirche besonders sichtbar. Was die zu Landeskirchen verselbständigten früheren Kirchenprovinzen der altpreußischen Gesamtkirche an Kompetenzen beließen, war minimal12. Andererseits lag aber in dieser Tendenz gleichzeitig ein neues Streben nach kirchlicher Einheit, das seinen Grund ebenfalls in den Erfahrungen des Kirchenkampfes und der darin geschaffenen Bekenntnissituation hatte. Wiederum sind es die unierten Kirchen, in deren Reihen dieses Streben besonders deutlich ausgeprägt war: Wenn der preußische Bruderrat 1945 gegen den Widerstand des Ev. Oberkirchenrates, vor allem seines Präsidenten Dibelius, die radikale Verselbständigung der Provinzialkirchen hatte durchsetzen können, so stand dahinter nicht ein kirchlicher Partikularismus, sondern wohl umgekehrt gerade der Wunsch, „für die aufgegebene Einheit in der Gemeinschaft der altpreußischen Kirche eine neue größere Einheit der evangelischen Kirche in Deutschland einzutauschen" 13 ; dieser hätte die altpreußische Unionskirche nur im Wege stehen können. Wie schon im Kirchenkampf selbst zeigten dann die Auseinandersetzungen um die Gründung der E K D und auch die Lösung des Konfessionsproblems im Zusammenhang der Vertriebenenaufnahme, daß in diesem Streben nach kirchlicher Einheit das stärkste und wirksamste Moment gegen ein an der Bekenntnisverschiedenheit ausgerichtetes Kirchenverständnis verborgen war. Der Reichsbruderrat, Träger dieses Einheitsstrebens, sah in der Theologischen Erklärung von Barmen 1934 eine Grundlage für die Uberwindung der Konfessionsunterschiede unter den deutschen Kirchen der Reformation. Die historische Wirksamkeit dieser Tendenzen ist wohl nicht zuletzt darin begründet, daß nicht versucht wurde, in „schwärmerischer" Weise die Konfessionsunterschiede aus außertheologischen, zum Beispiel kulturellen, ideellen oder nationalen Gründen beiseitezuschieben, sondern daß man in den Erfahrungen des Kirchenkampfes, besonders in der Barmer Erklärung, 11

Vgl. H . BRUNOTTE, K i r c h e , S. 54.

12

Vgl. dazu W. ELLIGER, Kirche, S. 157f. Vgl. ebd., S. 159.

13

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die Ansätze zu einer gerade theologischen Aufhebung der Konfessionsunterschiede oder genauer gesagt: ihrer kirchentrennenden Bedeutung erblickte. Dies festzustellen mag historisch zulässig sein, ohne auf die unterschiedliche Bewertung oder Bekenntnissituation nach Barmen im einzelnen einzugehen und sich auf eine der in der Bekennenden Kirche und nach 1945 vorhandenen Positionen festzulegen14. Die historische Bedeutung dieses aus dem Kirchenkampf erwachsenen Einheitsstrebens ist sicher nicht zu überschätzen, obwohl sich der Einheitsgedanke, wie er vom Reichsbruderrat getragen wurde, in den Nachkriegsjahren, vor allem in der 1948 verabschiedeten Grundordnung der E K D , nicht durchgesetzt hat, in deren Präambel ausdrücklich auf die jeweils für die einzelnen Kirchen geltenden Bekenntnisse der Reformation hingewiesen und in deren Artikel 1 die E K D als ein „Bund lutherischer, reformierter und unierter Kirchen " bezeichnet wird15. Das Gegenmoment zum Territorialismus bildet in den konfessionellen Auseinandersetzungen der Nachkriegszeit das Prinzip der Konfessionalität und Personalität16. Auf eine im Gegensatz zum Territorialprinzip unmittelbare Weise hat auch dieses Prinzip eine Stärkung im Kirchenkampf erfahren, die es seinen Verfechtern erlaubt, sich auf dessen Erfahrungen zu berufen, waren es doch schließlich Bekenntnisfragen, die den einzelnen vor die Entscheidung stellen und ihm die seine Entscheidungsfreiheit behindernde Wirkung des Territorialprinzips bewußt werden ließen17. Doch liegt hierin natürlich nicht schon der Gegensatz begründet, wie er sich dann in den Auseinandersetzungen der Nachkriegsjähre ausgewirkt hat. Dieser muß vielmehr genauer bestimmt werden als Gegensatz von Anerkennen oder Aberkennen der kirchentrennenden Bedeutung der unterschiedlichen reformatorischen Bekenntnisse18, oder wie Brunotte sagt: „Die eine Seite erstrebte eine einheitliche Kirche auf der theologischen Grundlage von ,Barmen'; die andere Seite wollte über den Vgl. d a z u u . a . E. WOLF, Barmen, S. 74-91, und H . BRUNOTTE, Erklärung. Vgl. vor allem auch A r t . 4,4 zur Frage der Zulassung z u m A b e n d m a h l . Vgl. d a z u oben S. 205 ff. und H . RUDOLPH, EV. Kirche u n d Vertriebene, B d . 2. 16 D e r Begriff „ K o n f e s s i o n a l i s m u s " soll möglichst nicht verwendet werden, u m jeden E i n d r u c k zu vermeiden, daß diese historische T e n d e n z hier in abschätziger Weise dargestellt werden soll. Dies geschieht in A n e r k e n n u n g der Gefahren, die H . BRUNOTTE in d e m Z u s a m m e n h a n g aus der E r f a h r u n g der Kirchenpolitik aufführt (vgl. K o n f e s s i o n e n , S. 14 f.). Im F o l g e n d e n wird deshalb zuweilen der Begriff des „Bekenntniskonservativen" gebraucht. 14

15

17 Vgl. H . BRUNOTTE, Personalitätsprinzip, S. 3 6 2 f f . ; z u m gesamten P r o b l e m ebd., S. 3 4 8 - 3 7 5 und das Referat von R. WEEBER (Personalitätsprinzip, S. 375-385) auf der Heidelberger T a g u n g 1960 der Mitarbeiter der Z e v K R . 18 D i e s sei an der unterschiedlichen Beurteilung der Erfahrungen des K i r c h e n k a m p f e s erläutert, die besonders deutlich aus d e m Briefwechsel zwischen d e m Leitenden Bischof

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Kirchenbund und die Geltung der verschiedenen historischen Bekenntnisse im Grunde nicht hinausgehen."19 Eine ziemlich drastische Formulierung des Gegensatzes vom lutherischen Standpunkt aus enthält das Schreiben des Geschäftsführers des Ostkirchenausschusses an Bischof Meiser vom 22. März 195120. Spiegel-Schmidt spricht von der „Not . . . . daß der, der unentwegt die Einigkeit der ev. Christenheit in Deutschland fordert und dies durch Verwischung der Bekenntniskirche will, notwendig intolerant und schuldig an seinem Bruder wird und daß umgekehrt rechtes Bekenntnisbewußtsein und rechte Toleranz zusammengehören. Umgekehrt ist hier wohl der Punkt, wo wir alle um die Entscheidung nicht herumkommen, ob uns die territoriale Integrität der Landeskirchen oder die Geltung des Bekenntnisses wichtiger ist." Wenn die Konfessionsproblematik, wie sie aus der Vertriebenenaufnahme erwuchs, hier unter dem Raster des Gegensatzes von Territorialismus und Konfession, von Territorial- und Personalitätsprinzip, dargestellt und beurteilt werden soll, dann nicht in dem Sinne, daß zwei kirchliche Parteien mit der Verfechtung ihres jeweiligen Prinzips die kirchlichen Probleme der Vertriebenenaufnahme lösen wollten, sondern daß es diese beiden historischen Momente waren, die im evangelischen Landeskirchentum in einen Widerspruch zueinander gerieten, der innerhalb der E K D zu teilweise unlösbaren Konflikten geführt hat. Das theologische Gutachten zur Frage der kirchlichen Eingliederung der Ostvertriebenen und Flüchtlinge (1950) Es dauerte einige Jahre, bis die aus den unterschiedlichen Bekenntnissen erwachsenden Probleme bei der Eingliederung der Vertriebenen in die westlichen Landeskirchen von den Kirchenleitungen und den zentralen kirchlichen Vertriebenengremien bewußt und in größerem Ausmaß der V E L K D , Meiser, und dem Präses der APU-Generalsynode, Kreyssig, hervorgeht (vgl. KJ 1951, S. 4 8 - 6 2 ) : „Es würde eine Verkürzung des theologischen und geistlichen Ertrages des Kirchenkampfes bedeuten, wenn man diese Erkenntnis [seil.: daß die Kirchen sich auf ihr Bekenntnis neu besonnen haben] allein, und das heißt einseitig, herausheben wollte. Von ebenso entscheidender Bedeutung war es, daß in Barmen Kirchen und Gemeinden mit verschiedenen reformatorischen Sonderbekenntnissen in der Stunde der Anfechtung der Kirche in großer Einmütigkeit untereinander den Herrn Christus bekannt haben" (Kreyssig an Meiser am 18. 5. 1951; ebd. S. 55). Meiser in seiner Antwort vom 13. 9. 1951: „Wir Lutheraner verkleinern nicht, was damals in der Abwehr kirchenzerstörender Irrlehre geschehen ist. Aber die Klärung der Bedeutung von Barmen scheint uns heute so weit fortgeschritten zu sein, daß wir sagen können: Uber die gemeinsame Abwehr hinaus haben die positiven Aussagen über das Verständnis von Barmen immer nur dahin geführt, daß uns die bekenntnismäßigen Unterschiede deutlicher geworden sind, um die das Gespräch zwischen den Konfessionen noch geführt werden m u ß " (ebd., S. 62). " Lutheraner, S. 70.

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A O K A , C 2/1951.

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angegangen wurden. Abgesehen von Verhandlungen, die am Ende der 40er Jahre vereinzelt - besonders mit reformierten Kirchenleitungen stattfanden, setzen die Vorgänge erst mit Beginn der 50er Jahre ein. Erstmalig geht die Flüchtlingstagung in Königswinter vom 19. bis 21. September 1950 in größerem Rahmen in einer Resolution21 auf die Schwierigkeiten ein, die einer Eingliederung der Vertriebenen in eine Landeskirche anderen Bekenntnisses und mit einem ihnen fremden Kultus im Wege stehen. Die Landeskirchen werden gebeten, bei der Errichtung neuer Pfarrstellen, die durch den Zustrom der Vertriebenen nötig geworden sind, auf deren Bekenntnis Rücksicht zu nehmen und „wo es erforderlich ist, die Bildung von Personalgemeinden ihres Bekenntnisses zu ermöglichen"22. Im selben Jahr noch veranlaßte der Ostkirchenausschuß23 ein „Theologisches Gutachten zur Frage der kirchlichen Eingliederung der Ostvertriebenen und Flüchtlinge", das von führenden Theologen der drei Kirchengruppen abgefaßt wurde, nämlich Otto Weber (reformiert), Ernst Wolf (lutherisch) und Peter Brunner (Lutheraner in der Union). Aus einem Schreiben Spiegel-Schmidts an Meiser24 gehen die Beweggründe zu diesem Schritt hervor: „ D u r c h das E i n s t r ö m e n der fast durchweg lutherischen Flüchtlinge, auch in reformierte oder v o m K a l v i n i s m u s geprägte unierte Kirchen Westdeutschlands sind sehr schmerzliche P r o b l e m e entstanden. . . D i e Vertriebenen, die ja z u m größten Teil aus der altpreußischen U n i o n k o m m e n , u n d daher z w a r ein evangelisches, aber kein lutherisches G l a u b e n s b e wußtsein hatten, entdeckten erst hier, daß evangelisch nicht, wie sie meinten, im ganzen deutschen Reich dasselbe ist. I n d e m sie die Gesetzlichkeit der reformierten G e m e i n d e n kennenlernten, w u r d e n sie sich z u m Teil ihres L u t h e r t u m s bewußt u n d verlangen nun immer wieder die Berücksichtigung desselben von ihren zuständigen Landeskirchen. D i e reformierten u n d unierten Kirchen sind aber. . . in Zugeständnissen mehr als zögernd. H i e r erwächst nun die G e f a h r , daß unter den Vertriebenen das andere Element obsiegt, daß sie, indem sie in der neuen Landeskirche nicht heimisch werden können, die Kirche überhaupt abschreiben. Wir können dafür leider manche erschreckende Beispiele anführen. D a r u m ging es uns nun d a r u m , den reformierten Brüdern M u t zu machen zu einem gewissen kirchlichen Minderheitenrecht, einer gewissen innerkirchlichen Bruderhilfe. . . "

Kennzeichnend für das Gutachten ist das Bestreben, innerhalb der seit 1948 bestehenden landeskirchlichen Verhältnisse und Ordnungen praktikable Vorschläge zu einer Entschärfung der Eingliederungskonflikte zu unterbreiten. Dagegen wird auf jede theologische Erörterung, die diese Verhältnisse und Ordnungen in Frage stellen, oder bestimmte Empfindlichkeiten auf seiten der betreffenden Landeskirchen wecken könnte, bewußt verzichtet25. 21 22 23 24 25

A b g e d r u c k t in: UNVERLIERBARKEIT 1/1, S. 6 6 f f . Abschnitt III, 3 der Resolution (ebd., S. 69). Vgl. Jahresbericht 1951/1952 ( Α Ο Κ Α , A 7). V o m 22. 3 . 1 9 5 1 (ebd., C 2). So vermeidet das Gutachten jede kirchenrechtliche D i s k u s s i o n des Bekenntnisstandes

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Dagegen appelliert das Gutachten an „alle Beteiligten", anstatt „kirchenregimentlichen Druck" auszuüben, sich „in brüderlicher Gemeinschaft" zu begegnen und „in dieser Gemeinschaft die Gewissensbindung des je anderen Teiles in Freiheit" anzuerkennen. Entsprechend wenden sich die Gutachter zum Beispiel gegen „Flüchtlingsgottesdienste", die nur für die Vertriebenen veranstaltet werden. Vielmehr sollten solche Gottesdienste, die sie bei hinreichender Zahl von Vertriebenen empfehlen, in der den Vertriebenen gewohnten Ordnung „stets Sache der ganzen Gemeinde sein". Respektiert das Gutachten also einerseits die bestehende landeskirchliche Situation, so ist doch andererseits hervorzuheben, daß unter den drei Gutachtern darüber Konsens bestand, daß in den unierten und reformierten Landeskirchen tatsächlich schwerwiegende Konfessionsprobleme bei der Aufnahme der verschiedenen Lutheraner aus den altpreußischen Provinzialkirchen entstehen. Diesem Sachverhalt kommt eine um so größere Bedeutung zu, als in der Sicht einzelner unierter Landeskirchen und der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland der konfessionelle Aspekt der Eingliederungsproblematik zuweilen eine erheblich geringere Rolle spielte. Das Gutachten empfiehlt, im kirchlichen Erbe der Vertriebenen zwischen Bestandteilen zu unterscheiden, „die kein grundsätzliches Hemmnis für den Anschluß an die Gemeinde des neuen Wohnsitzes darstellen können und daher nicht auf die Dauer konserviert werden sollten", und Bestandteilen, „auf die zu verzichten den Vertriebenen weder jetzt, noch auf absehbare Zukunft zugemutet werden sollte". Zur ersten Kategorie zählen die Gutachter das Liedgut, die liturgische Ordnung und konstatieren gleichzeitig „immer noch eine große Unkenntnis" der kirchlichen Gewohnheiten der Vertriebenen auf Seiten der Pfarrer und Kirchenvorstände. Wie kann die aufnehmende Gemeinde auf solche heimatlichen Gepflogenheiten eingehen? „Sie kann dabei die eigene landeskirchliche Ordnung nicht durchbrechen, muß sie aber in Weisheit und Freiheit handhaben." Weitaus wichtiger erscheint den Gutachtern die zweite Kategorie, die sie an der Bedeutung des Katechismus entwickeln: Der Katechismus, und für die Ostvertriebenen heißt das überwiegend Luthers Kleiner Katechismus, sei „für die, die in ihm erzogen worden sind, das konkrete Wort, in dem ihnen von den Vätern her die Botschaft des Evangeliums der Gemeindeglieder aus der A P U , es greift stattdessen die Katechismusfrage auf (vgl. A n m . 24). Auch auf eine betonte Herausstellung der Abendmahlsfrage, wie sie von Spiegel-Schmidt angeregt worden war, wurde von den Gutachtern bewußt verzichtet mit Rücksicht auf das noch unabgeschlossene Abendmahlsgespräch innerhalb der E K D (vgl. Schreiben Wolfs an O K A v o m 14. 1 2 . 1 9 5 0 ; ebd., C 2) und stattdessen der „Gesichtspunkt der brüderlichen Aufnahme der Vertriebenen" besonders hervorgehoben.

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übermittelt worden ist. Die Eltern und Paten der Kinder aus Gemeinden mit einem bestimmten Katechismus haben grundsätzlich das Recht und die Verantwortung, daß ihre Kinder auch in diesem Katechismus unterwiesen werden und ihnen mit ihren Kindern eine dadurch bestimmte Verkündigung zugänglich wird." Oft war es tatsächlich die Bindung an den Katechismus, die bei manchen lutherischen Vertriebenen in unierten Gebieten das Bewußtsein für die Bedeutung des Bekenntnisses ihrer Heimatkirchengemeinde weckten 26 . Die Gutachter erwägen sämtliche konfessionellen Möglichkeiten im westlichen Landeskirchentum und geben jeweils entsprechende Vorschläge zum Verfahren: 1. Für die lutherischen Landeskirchen und die lutherischen Gemeinden innerhalb der Verwaltungsunionskirchen sehen sie keine besonderen Schwierigkeiten gegeben. 2. In den reformierten Landeskirchen empfehlen die Gutachter, gegebenenfalls besondere Füchtlingsgemeinden mit einer an Luthers Katechismus ausgerichteten Unterweisung und Verkündigung und eine geordnete Betreuung der lutherischen Minderheiten sicherzustellen „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln", das bedeutet: kirchliche Gebäude und Einrichtungen, gemeinsame kirchliche Veranstaltungen und Gemeindetreffen, Mitbeteiligung an der gemeindlichen Verwaltung. (Dieselbe Regelung sollte umgekehrt für die an Zahl weitaus geringeren reformierten Ostvertriebenen in lutherischen Kirchen und Gemeinden getroffen werden.) 3. In den reformierten Gemeinden innerhalb der Unionskirchen gelte Ahnliches wie unter 2), wobei die Gutachter noch ausdrücklich auf eine Konstellation eingehen, wie sie vor allem in einigen reformierten Gemeinden am Niederrhein tatsächlich gegeben war und für die aufnehmende Gemeinde eine wirkliche Existenzfrage bedeuten konnte: „Für den Fall, daß die Vertriebenen in eine reformierte Gemeinde gekommen sind, die als Diaspora in römisch-katholischer Umgebung lebt, kann es sich ergeben, daß eine etwa sich bildende .Flüchtlingsgemeinde' mit Luthers Katechismus das zahlenmäßige Ubergewicht über die bestehende reformierte Gemeinde hat. In diesem Fall muß von der ,Flüchtlingsgemeinde' erwartet werden, daß sie gegenüber der bestehenden Gemeinde die gleiche brüderliche Rücksicht übt, die ihr selber zukommt." 2 7 4. Besondere Schwierigkeiten sehen die Gutachter in den konsens-unierten Landeskirchen und in den konsens-unierten Gemeinden innerhalb verwaltungsunierter Landeskirchen gegeben und zwar dadurch, „daß dem Grundsatz nach hier beide reformatorischen Bekenntnisrichtungen in einer neuen Einheit aufgegangen sind, ein Parochial- oder Aufsichtsrecht lutherischen Bekenntnisses also nicht mehr besteht. Insofern ist hier die für reformierte Landeskirchen mögliche Lösung schwer zu verwirklichen". Die Auseinandersetzungen in den folgenden Jahren, die in diesem Fall mit besonderer Heftigkeit geführt wurden, bestätigen die Sicht der Gutachter völlig. Das Gutachten empfiehlt ein Doppeltes: Einmal für den Fall, daß ein Pfarrer einer konsensus-unierten Gemeinde „persönlich in der Lage ist", die Unterweisung von Kindern nach Luthers Kleinem Katechismus zu verantworten, und andererseits aus dem Kreise der Vertriebenen „das Begehren darnach erhoben" wird, „sollte die Landeskirche ohne Änderung des in der Landeskirche bzw. in der Gemeinde bestehenden Katechismus die Erlaubnis zu einer solchen Unterweisung nicht

26 Dies geschah häufig dann, wenn die Kinder am landeskirchlichen Konfirmandenunterricht teilnehmen sollten. Näheres dazu unten S. 500 ff. 27 Fr. Spiegel-Schmidt verwendete in einem Gespräch mit Verf. hierfür den treffenden Ausdruck „doppelte Diasporasituation".

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verweigern". Z u m anderen wird auf die Möglichkeit verwiesen, Flüchtlingspfarrer anzustellen, „die nach Luthers Katechismus zu unterrichten gewohnt sind".

Die Empfehlungen zum vierten Beispiel lassen die kirchenpolitische Linie des Gutachtens besonders deutlich werden. Die Vorschläge gelten allesamt dem Ziel der Eingliederung der Vertriebenen in die jeweilige Landeskirche, deren Ordnung und Bekenntnisstand auf keinen Fall angetastet werden sollen. Es wird lediglich von dem „dienstbaren Charakter" aller kirchlichen Ordnung ausgegangen. „Die landeskirchliche Ordnung kann daher ihrem Wesen nach nicht zu einem Hemmnis werden, durch das den Flüchtlingen und Ostvertriebenen der offene Zugang zu Wortverkündigung, Taufe und Abendmahl erschwert würde." Genauer gesagt: Gerade die für die konsensus-unierten Landeskirchen gedachten Vorschläge zur Lösung des Konfessionsproblems zeigen an, wie sehr die Gutachter sich in ihrer hier vertretenen Linie auf das Ziel eines praktikablen Weges für alle in frage kommenden Landeskirchen konzentrieren, sogar auf Kosten ihrer sonst vertretenen theologischen Grundsätze in der Kirchen- und Konfessionsfrage 28 . Es ist also alles andere als ein bloßer Appell, vielmehr die im Gutachten selbst konsequent durchgeführte kirchenpolitische Linie, wenn es gegen Ende darin heißt: „Die hier vorgelegten Erwägungen gehen von der N o t der Vertriebenen als unserer Brüder aus. Das damit sich ergebende Problem sollte der Prüfstein dafür sein, ob wir innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland imstande sind, uns gegenseitig brüderlich zu achten, zu tragen und zu helfen. Die Lösung des weitergreifenden Problems der Konfession in der E K i D sollte in keinem Fall auf dem Rücken der Vertriebenen ausgetragen werden. . . "

Damit muß diesem Gutachten ein entscheidendes Gewicht für die historische Bewertung des Eingliederungsgeschehens und dessen Bedeutung für die Entwicklung der kirchlichen Integration im Rahmen der E K D zugemessen werden, selbst wenn sich herausstellen sollte, daß sein Beitrag in den darauffolgenden Auseinandersetzungen zu einer Lösung des Konfessionsproblems bei der Vertriebeneneingliederung nicht allzu hoch veranschlagt werden kann. Denn das Gutachten enthält mit der darin ausgeführten kirchenpolitischen Linie diejenigen Kriterien, die eine historische Bewertung der Vorgänge und ihre Beziehung zur kirchlichen Entwicklung auf der Ebene der E K D ermöglichen. Dies soll deshalb auch 28 Hierzu sei nur auf P. Brunner und auf dessen Einstellung zur Konsensusunion oder um einen noch bezeichnenderen Ausdruck Brunners zu verwenden - „absorptiven" Union verwiesen. Vgl. dazu vor allem P. BRUNNER, Bekenntnis; aber auch schon das 1946 in Wuppertal als Manuskript gedruckte Gutachten „Union und Konfession", in dem die grundlegende Unterscheidung von föderativer und absorptiver Union getroffen wird unter eindeutiger Ablehnung der letzteren. 29 Vgl. A O K A , C 2.

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den Leitfaden für die Darstellung einzelner Vorgänge in den verschiedenen Landeskirchen bilden. Welche Aufnahme das Gutachten in der E K D und in den einzelnen Landeskirchen gefunden hat, konnte bisher nur zum Teil ermittelt werden. Der Rat der E K D , dem es vom Ostkirchenausschuß zugeleitet worden war, konnte sich zumindest Anfang 1951 nicht zu einer Befürwortung verstehen, sondern gab es lediglich an die Landeskirchen zur Stellungnahme weiter2'. Bedenken scheint im Rat der damalige Leitende Bischof der V E L K D , Meiser, vorgebracht zu haben. In welche Richtung diese Bedenken zielten, ließ sich nicht feststellen, zumal das Landeskirchenamt der ev.-lutherischen Landeskirche Hannovers in einer Stellungnahme vom 18. Mai 195130 das Gutachten fast ausnahmslos befürwortet und darin seine bisherigen kirchlichen Maßnahmen bestätigt findet. Ebensowenig ist bekannt, ob von anderer als lutherischer (oder bayerischer?) Seite Einwände gegen das Gutachten im Rat geltend gemacht worden sind. In den weiteren Auseinandersetzungen in Nord Westdeutschland, Westfalen, Rheinland und Pfalz, scheint - wenigstens soweit ersichtlich - das Gutachten keine unmittelbare Bedeutung besessen zu haben, jedenfalls fehlen explizite Äußerungen dazu.

Vertriebeneneingliederung und konfessionelle Frage in den lutherischen Landeskirchen Wie schon das „Theologische Gutachten" erkennen ließ, boten die kirchlichen Verhältnisse in den lutherischen Kirchen kaum Anlaß zu spezifisch konfessionellen Schwierigkeiten bei der Vertriebeneneingliederung. Allerdings kam es in Einzelfällen zur Bildung freikirchlicher lutherischer Gemeinden im Bereich lutherischer Landeskirchen: Memmingen und Viechtach in Bayern, Varrel in Oldenburg und in der DDR 3 1 . Wenig aufschlußreich bleibt in dieser Hinsicht leider auch ein Schreiben Iwands an den Ostkirchenausschuß vom 6. Dezember 195132. 30 A V E L K D , 5 5 1 , 1 . Im Material befindet sich außerdem lediglich die Stellungnahme der Schleswig-Holsteinischen Kirche vom 18. 6. 1951, in der keine Einwände erhoben werden ( V D 18.2). 31 Hinweis in der wahrscheinlich von Spiegel-Schmidt stammenden Zusammenfassung: „Die konfessionelle Situation der Flüchtlinge in den Landeskirchen" ( A O K A , C 2 / 1 9 5 0 ) . Vgl. auch oben S. 195, Anm. 46. 32 Ebd. Darin beschwert sich Iwand über ein Rundschreiben des O K A v o m 28. 1 1 . 1 9 5 1 (ebd.) an die Hilfskomitees und den Landeskirchlichen Dienst, Kiel, in dem um Nachrichten über Eingliederungsschwierigkeiten in reformierten oder konsensus-unierten Gebieten nachgesucht wird. Iwand nahm dies zum Anlaß, Spiegel-Schmidt zu fragen, „ob Sie denn keine Beschwerden von solchen Gemeindegliedern kennen, die aus der Union stammen, und in lutherischen Kirchen auf Schwierigkeiten stoßen. . . Es geht nicht an, daß wir es so darstellen, als ob die Flüchtlinge in den lutherischen Kirchen zufrieden wären und ausgerechnet die Flüchtlinge im Bereich der unierten Kirchen unter einer Bedrückung ihres

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Die oben bereits erwähnte Stellungnahme des hannoverschen Landeskirchenamts zum „Theologischen Gutachten" enthält einen Passus, der allerdings eine deutliche Abweichung vom Konzept des Gutachtens in der Frage der liturgischen Ordnung erkennen läßt, wenn dort die Meinung vertreten wird, daß es dem „Wesen dessen, was unter Liturgie verstanden wird, widersprechen" würde, „wenn man hier in der gleichen Gemeinde nebeneinander verschiedene Möglichkeiten hat". Damit käme dann „trotz aller Gegenargumente" doch der Gedanke an eine heimatliche oder Flüchtlingsliturgie auf. Die Fragen der äußeren Gottesdienstgestaltung duldeten für die hannoversche Landeskirche deshalb nicht die „Freiheit" der Handhabung, wie sie im Gutachten aus Rücksicht auf die kirchliche und liturgische Sitte der neuen Gemeindeglieder gefordert worden war. Durch die im Bereich der lutherischen Landeskirchen vollzogene agendarische Neuordnung ist dieses Problem jedoch wohl so gut wie beseitigt worden". Nach der Stellungnahme der schleswig-holsteinischen Landeskirche zum Gutachten vom 18. Juni 1951 (verfaßt von dem aus der unierten Posener Kirche stammenden Oberkonsistorialrat Brummack) zu urteilen, entsprach die dortige konfessionelle Vertriebenensituation den im Gutachten für den lutherischen Bereich angenommenen Bedingungen: „ D a s Gemeinsame zwischen Heimat- und Aufnahmegemeinden ist wenigstens in unserer Landeskirche so stark, daß das Abweichende demgegenüber zurückbleibt, zumal es nicht kirchlich Entscheidendes betrifft. Wir denken dabei nicht nur an den Unterricht im lutherischen Katechismus, sondern auch an die gottesdienstlichen und gemeindlichen Formen im kirchlichen Leben. Die immer wieder angebotenen und durchgeführten Gottesdienste in den aus dem Osten vertrauten liturgischen Formen haben in unseren Gemeinden nicht fremdartig gewirkt und die Freudigkeit des Eingangs und der Eingewöhnung in die aufnehmenden Gemeinden vermehrt." 3 4

Vereinzelt rührt der Vorgang der Vertriebenenaufnahme an SpannunBekenntnisstandes zu leiden hätten. Damit würden wir nur jene Darstellung rechtfertigen, die von den lutherischen Kirchen gegeben ist, wonach die aus der Union stammenden Vertriebenen sich reibungslos in den lutherischen Kirchen als in ihrer ursprünglichen Heimat eingebürgert hätten. Diese Darstellung ist falsch. D a s weiß ich sowohl aus Hannover, als auch aus Bayern und es geht nicht an, daß der Ostkirchenausschuß sich einseitig in den Dienst der lutherischen Auffassung stellt." Iwand mag auf Vorgänge von der Art angespielt haben, wie sie auf der Tagung des Konvents ev. Gemeinden aus Pommern am 15. bis 17. 7. 1947 in Oldenburg zur Sprache kam. Die aus Pommern stammende Frau von Xylander berichtete, daß ihr nach ihrer Flucht in Hannover die Teilnahme am Abendmahl wegen Nichtzugehörigkeit zum hannoverschen Bekenntnis verweigert worden sei (Protokoll in: Pommern/EKU-Material; V D 36). 33 Vgl. nähere Ausführungen dazu oben S. 223 ff. Die Praxis der Ev.-luth. Kirche in Bayern deutet auf eine ähnliche Auffassung in der Heimatgottesdienstfrage hin wie in Hannover. N a c h den in Bayern erlassenen „Richtlinien" durften Heimatgottesdienste nur an Nachmittagen stattfinden (vgl. Dokumentation/Bayern, S. 71 ff.; V D 2.2). 34

Hingewiesen sei auf die im Schreiben der 1. ord. A P U - S y n o d e v o m Mai 1952 an die

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gen, wie sie auf dem Weg der lutherischen Landeskirchen in die EKD innerhalb des Luthertums in Deutschland ausgelöst werden konnten und wie sie in dem sehr diffizilen Verhältnis jener Landeskirchen und der VELKD zu den lutherischen Freikirchen ihren Ausdruck fanden34".

Vertriebeneneingliederung und konfessionelle Frage in den reformierten Kirchen Im Bereich der Lippischen Landeskirche35 haben sich kaum Konfessionsprobleme ergeben. Bereits seit dem landesherrlichen „Edict betr. die Gleichstellung der ev.-luth. Kirche mit der ev.-ref. im Fürstentum Lippe" vom 15. März 1854 leben dort reformierte neben lutherischen Gemeinden in einer Landeskirche, deren Leitung ebenfalls nach konfessionellen Gesichtspunkten zusammengesetzt ist. Entsprechend der Verfassung der Lippischen Landeskirche vom 17. Februar 1931 sind die reformierten Gemeinden in fünf reformierten Klassen und die lutherischen in einer lutherischen Klasse zusammengefaßt 36 . Es gibt keine unierten Gemeinden, vielmehr hat jeder sich zu entscheiden, ob er zu einer „evangelisch-reformierten" oder „evangelisch-lutherischen" Gemeinde gehören will. In der am 25. November 1963 von der Lippischen Landessynode beschlossenen „Anordnung zum Parochialrecht der Lippischen Landeskirche"37 wird dies näher festgelegt: Das Gebiet der Lippischen Landes-

EKD-Gliedkirchen getroffene Feststellung: „Aber auch dort, wo lutherische Gemeindeglieder der altpreußischen Union in lutherisch konfessionell bestimmten Gemeinden leben, brechen oft ernste Nöte auf, die sich aus einem verschiedenen Verständnis des lutherischen Bekenntnisses ergeben" (O. Söhngen, S. 12; VD 46). 341 Vgl. ΑVELKD, 450, passim ( = 1949-1959). In unserem Zusammenhang vgl. dort bes. Rundschreiben Nr. 3 vom 2. 12. 1949 der Hannoverschen Pfingstkonferenz (ebd.). D o r t wird berichtet, daß Pastoren der „Evg.-luth. Freikirche in Polen" eine „Flüchtlingsmissionskirche" gegründet haben, die nicht nur ihre eigenen an Zahl geringen Flüchtlinge, sondern auch andere Kirchenangehörige sammle. Diese Flüchtlingsmissionskirche kündigte wie die Altlutheraner (Breslauer) und die Missouri-Synode die. Abendmahlsgemeinschaft mit den lutherischen Landeskirchen auf. Die altlutherische Kirche hat diesen 1947 vollzogenen Schritt durch ihre Generalsynode 1958 wieder aufgehoben. Am 26. 11. 1949 berichtet der LKR München über Aktivitäten der Ev.-luth. Freikirche und der Ev.-luth. Flüchtlingsmissionskirche, die von der Wisconsin-Synode unterstützt wurde, in einzelnen Gebieten der bayerischen Landeskirche. Der Martin-Luther-Bund hatte 1949 beschlossen, sich trotz solcher Spannungen solange nicht von den Freikirchen zu trennen, wie diese bei ihm bleiben wollten. 55

Bericht/Lippe 201-16, vom 8. 5.1973 (VD 17) und Α VELKD, 4141 und II. Der Ausdruck geht auf den in der Reformationszeit in der Bedeutung von „Abteilung, Gruppe, Kirchenkreis" verwendeten Begriff „classis" zurück. 37 V O N B L N r . 20 vom 21. 1.1964, S. 119ff. 36

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kirche ist demnach in „Gemeinden mit Entscheidungspflicht" und „Gemeinden mit der Möglichkeit der Einzelentscheidung" eingeteilt. Die ersten sind diejenigen, „in denen evangelisch-reformierte und evangelisch-lutherische Kirchengemeinden das Parochialrecht ausüben"; die Zuziehenden sollen sich entscheiden, „zu welcher Kirchengemeinde sie gehören wollen". Die letzteren sind diejenigen, „in denen das evangelisch-lutherische Parochialrecht ruht, sofern nicht besondere Wünsche an die evangelisch-lutherischen Pfarrer herangetragen werden" (Artikel 1). Die Existenz einer lutherischen „Klasse" innerhalb der reformierten Landeskirche wurde in den Auseinandersetzungen, die um die Bewahrung des lutherischen Bekenntnisstandes innerhalb einiger unierter Kirchen stattfanden, vielen Lutheranern zu einem Modell, das sie für ihre Landeskirche anstrebten. In den 50er Jahren wurde in dem Zusammenhang zuweilen von der Lippischen Landeskirche als einer „ E K D in nuce" gesprochen. Ein solcher Begriff ist jedoch wenig brauchbar, weil die lippischen Verhältnisse in dem Fehlen unierter Gemeinden oder Klassen entschieden von der' EKD-Situation abweichen. Die Union ist aber, gleich welche kirchliche Linie in der Bekenntnisfrage zugrundegelegt wird, entscheidender Hebel bei der Lösung des Einheitsproblems entweder als beispielgebende historische Erscheinung oder als Haupthindernis auf dem Wege einer nach Konfessionen geordneten kirchlichen Einheit in Deutschland 38 . Trotz des Bestehens der lutherischen Klasse verlief die Regelung der konfessionellen Verhältnisse nach dem Einströmen der Ostvertriebenen in den Raum der lippischen Kirche nicht völlig ohne Konflikte 383 .

38

Vgl. dazu oben S. 4 8 4 ff. Die Bedeutung der U n i o n für die kirchl. Neugliederung

nach 1 9 4 5 im R a h m e n der E K D wird v o n H . BRUNOTTE (Personalitätsprinzip, S. 3 6 9 f . ) scharf herausgestellt, w e n n der F o r t b e s t a n d der Unionskirchen als G r u n d für die U n m ö g lichkeit einer Neugliederung im Sinne der sog. - v o n Bischof W u r m zeitweise vertretenen „großlutherischen L ö s u n g " verantwortlich gemacht w i r d : „ D e n Zusammenhalt der unierten Landeskirchen zu wahren, erschien wichtiger, als eine mit einem Risiko verbundene völlige N e u g l i e d e r u n g . " 38a

D a s gegenwärtig vorliegende Material reicht nicht zu einer eingehenderen Darstel-

lung. Insbesondere w ä r e die F r a g e zu prüfen, inwieweit nicht durch die entsprechende Gesetzgebung, v o r allem die Kirchengemeindeordnung v o m 18. 3. 1 9 5 7 , gerade eine B e grenzung in der Bildung weiterer lutherischer Gemeinden gezogen werden sollte, wie aus B e m e r k u n g e n in den V E L K D - A k t e n betr. Luth. Klasse in Lippe (sie ist der V E L K D assoziiert) z u entnehmen ist. Mit Sicherheit aber ist die Bedeutung der A n o r d n u n g v o m 2 5 . 11. 1963 für die hier behandelten Konfessionsprobleme der 50er J a h r e irrelevant, da sie zu einem Zeitpunkt erlassen wurde, als die Dinge z u m großen Teil gelaufen waren. D a z u bemerkt der lippische Pfr. Koderisch in einem Brief: D i e A n o r d n u n g „war gut gemeint; das Ergebnis w a r aber nicht der M ü h e wert, die m a n daran gewandt hat. Diese A k t i o n hätte mindestens 15 J a h r e früher durchgeführt werden müssen." ( V D 11).

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In anderer Hinsicht jedoch sind die Erfahrungen im Bereich der Lippischen Landeskirche für die Bewertung des Konfessionsproblems höchst aufschlußreich, gerade wenn man von der in Lippe schon lange vor dem Auftreten des Eingliederungsproblems bestehenden konfessionellen Regelung und den damit für die Lösung der Konfessionsfrage gegebenen Möglichkeiten ausgeht: Zwischen 1950 und 1956 stieg der Anteil der Vertriebenen an der evangelischen (einschließlich Freikirchen) Wohnbevölkerung von 14,8 auf 20% 39 . Der weitaus größte Teil dieser Vertriebenen kam aus lutherisch bestimmten Gemeinden der APU. Vom statistischen Gesichtspunkt aus kommt der Konfessionsfrage in Lippe also keine unbedeutende Rolle zu. Einem Schreiben des Superintendenten Th. Brandt (luth. Klasse) an den Präsidenten des Lutherischen Kirchenamtes vom 4. November 195540 zufolge wurden die Zuziehenden - zum Großteil in jenen Jahren Vertriebene - befragt, für welche der beiden Konfessionen sie sich entscheiden wollten: „Dabei erleben wir es in Bad Salzuflen, daß etwa 80% darauf keine Antwort gibt." Diese Unentschiedenen wurden nach damaligem Kirchengesetz in Lemgo den lutherischen, in allen übrigen lippischen Kirchenkreisen den reformierten Gemeinden zugeschrieben. Ohne diese Auskunft ungebührlich strapazieren oder vorschnell verallgemeinern zu wollen, muß doch eine erhebliche Disparität zwischen den zur Regelung des Konfessionsproblems in Lippe bestehenden Möglichkeiten und ihrer Nutzung oder auch dem Bedürfnis nach solchen festgestellt werden. Da diese Erfahrung ja gerade nicht die vorgefundenen lippischen Verhältnisse, sondern das Bewußtsein der Zuziehenden, also zum Großteil der Ostvertriebenen, beleuchtet, ist es nicht unangemessen, dem Ergebnis von Bad Salzuflen eine weit über die lippischen Grenzen reichende Bedeutung zuzuerkennen. Anders als in der Lippischen Landeskirche stieß die Lösung der Konfessionsfrage in den reformierten Gebieten Nordwestdeutschlands41 schon wenige Jahre nach Kriegsende auf besondere Schwierigkeiten. Regelungen zur Lösung des innerevangelischen konfessionellen Nebeneinanders in Ostfriesland (Regierungsbezirk Aurich) reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Danach gehören seit 1599 alle lutherischen Einwohner eines Dorfes rechtlich und damit auch kirchensteuermäßig zur reformierten Ortsgemeinde, wenn eine lutherische Gemeinde nicht vorhanden ist. Dasselbe gilt umgekehrt für die reformierten Einwohner42. Die lutherischen Gemeindeglieder in reformierten Gemeinden Anlage zum Protokoll vom 16. 9. 1970 (AKK, 4330/3. VII, Tab. 5a u. b). AVELKD, 414 II, 3958/1155. 41 Ebd., 5511 und A O K A , C 2/1952. 42 Dieses sog. ostfriesische Sonderrecht steht außer in Ostfriesland noch in der Herrschaft Plesse bei Göttingen in Geltung. 35 40

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hatten das Recht, jederzeit den Dienst eines Geistlichen ihrer Konfession an dessen Amtssitz in Anspruch zu nehmen. In einigen ostfriesischen Kirchengemeinden wurde im vorigen Jahrhundert den Lutheranern in ihren reformierten Wohnsitzgemeinden (und umgekehrt) das Recht der Wählbarkeit in den Kirchenvorstand zuerkannt. Parochiale Konflikte aus Konfessionsgründen traten im reformierten Nordwestdeutschland nicht erst mit dem Einströmen der Vertriebenen auf; die Bildung lutherischer Kirchengemeinden (z.B. in Emden vor mehr als zweieinhalb Jahrhunderten, in Leer vor über 200 Jahren, in Loga vor 70 und in Borkum vor etwa 50 Jahren) war stets nur „gegen den ausgesprochenen und heftigen Widerstand der Leitung der reformierten Kirche bzw. der reformierten Gemeinden" durchzuführen gewesen. Bereits im letzten Jahrhundert hatten die Lutheraner die Reformierten zahlenmäßig überholt. Der Zuzug Zehntausender zum weitaus größten Teil lutherischer Ostvertriebener veränderte das konfessionelle Kräfteverhältnis endgültig zugunsten der Lutheraner. Im „reformierten" Regierungsbezirk Aurich wurde aufgrund der Volkszählung von 1950 ein Anteil von 66,6% (= 256000) Lutheranern gegenüber 20,7% (= 90000) Reformierten ermittelt43. Aufgrund dieser Entwicklung war die evangelisch-reformierte Kirche schließlich nicht mehr gewillt, „die bisher geltenden Grundsätze hinsichtlich der Kirchengliedschaft zugewanderter Evangelischer weiterhin gelten zu lassen. Wie dem Bericht des Ostkirchenausschusses über „Die konfessionelle Situation der Flüchtlinge in den Landeskirchen" von 1952 zu entnehmen ist, hatten bereits im Jahre 1948 innerevangelische konfessionelle Auseinandersetzungen stattgefunden. Die Ostvertriebenen, denen in ihrer neuen (reformierten) kirchlichen Umgebung größtenteils wohl zum erstenmal ihr besonderer, nämlich lutherisch bestimmter Bekenntnisstand bewußt wurde, wurden in einem Beschluß des reformierten Kirchenrates Schüttorf (Grafschaft Bentheim, Emsland) am 28. Oktober 1948 folgendermaßen beschieden: „Zwischen reformierter und lutherischer Verkündigung bestehen keine Unterschiede, so daß keine besonderen lutherischen Gottesdienste (Passionsandachten und Bibelstunden in Schüttorf) notwendig sind. Es heißt den kirchengeschichtlichen Sinn unserer Zeit mißverstehen, wenn w i r sie . . . [die Gründung einer lutherischen Gemeinde in Schüttorf] begrüßen wollten. W i r bezweifeln auch, ob die lutherische Gemeinde ohne weiteres ein Anrecht auf die Unierten hat. W i r befürchten, daß durch die besonderen gottesdienstlichen Veranstaltungen die lutherischen Gemeinden. . . den . . . Vertriebenen das . . . Zusammenwachsen mit der christlichen Bevölkerung erschweren wird." 44 43 A l s bloß „evangelisch" bezeichneten sich lediglich 1 , 2 4 % . Der Volkszählung war in diesem Gebiet eine sorgfältige Aufklärung der Bevölkerung vorausgegangen. 44 Vgl. oben A n m . 31. Leider erscheint dieses Zitat in der Ο Κ Α - Ü b e r s i c h t ohne jeden Quellennachweis und ist daher nicht gesichert. Die inhaltliche Ubereinstimmung mit gesicherten Aussagen erlaubt jedoch, diese frühe Äußerung trotzdem mit heranzuziehen.

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Obwohl die konfessionellen Auseinandersetzungen noch weit in die 50er Jahre hinein andauerten - größere Beachtung fand 1953 ein Briefwechsel zwischen einigen lutherischen Pastoren Ostfrieslands und dem reformierten Landessuperintendenten 45 kam die Frage lutherischer Gemeindegründungen bereits 1951 zu einem vorläufigen Abschluß. Anlaß war die Gründung lutherischer Gemeinden in Weener und Bunde (Rheiderland). Nachdem Verhandlungen zwischen der Hannoverschen Kirchenleitung und dem Landeskirchenrat hierüber nicht zur Bildung der lutherischen Gemeinden geführt hatten, entschloß sich das Landeskirchenamt in Hannover „nunmehr, die ihm erforderlich erscheinenden Schritte künftig selbständig ohne Einholung der dortigen Stellungnahme zu tun". Das hannoversche Landeskirchenamt berichtete in dem Zusammenhang, daß ihm „aus Kreisen der Lutheraner im Rheiderlande bereits die Frage vorgelegt ist, ob es sich für sie nicht gebiete, aus der Evangelisch-reformierten Kirche auszutreten, um einem Zusammenschluß zu einer Kirchengemeinde unserer Landeskirche ungehindert zu sein"46. In einem zuvor (4. Mai 1951) dem Landeskirchenamt in Hannover zugegangenen Schreiben erläutert der reformierte Landeskirchenrat noch einmal seine Bedenken gegen eine lutherische Gemeindegründung im Rheiderland. Es sind im wesentlichen zwei Gründe, die ihn dazu veranlassen: 1. die konfessionelle Ordnung aus dem Jahre 1599 habe sich „durchaus bewährt". Die „alteingesessenen" Lutheraner in Weener, „so weit sie kirchlich sind", „hängen. . . an der reformierten Gemeinde und halten voll zu ihr". Daraus scheint hervorzugehen, daß der Antrieb zur Gründung lutherischer Gemeinden in diesem Gebiet vor allem von den vertriebenen Neubürgern ausgegangen ist. 2. erkennt der reformierte Landeskirchenrat zwar an, daß durch das Flüchtlingsproblem eine „neue Situation" entstanden sei: „Ganz ohne Zweifel hat sich die Zahl der Lutheraner durch die Umsiedlung evangelischer Christen aus dem Osten vermehrt." Daraus ergibt sich für den Landeskirchenrat aber keineswegs die Notwendigkeit einer „festen kirchlichen Neuordnung", einmal wegen der noch nicht abzusehenden Binnenwanderung, zum anderen wegen der „sehr oft" sich zeigenden Tatsache, „daß diese ,Lutheraner' bzw. Reformierten' sich selbst aber als .Evangelische' betrachten, ohne daß die Frage der Zugehörigkeit zu einer luth. bzw. ref. Konfessionskirche sie ernsthaft berührt". Die zur Verfügung stehenden Materialien lassen eine genauere Nachprüfung solcher Aussagen im einzelnen nicht zu. Deshalb soll hier die Darstellung auf die in den Auseinandersetzungen zum Ausdruck komVeröffentlicht in: K J 1952, S. 100-107. Schreiben des L K A Hannover an den LKR in Aurich vom 23. 5 1951 (AVELKD, 551 I). 45

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menden kirchenpolitischen Intentionen und Motive beschränkt bleiben. Sie treten in dem oben bereits erwähnten Briefwechsel zwischen lutherischen Pastoren und dem reformierten Landessuperintendenten aus dem Jahre 1953 besonders deutlich hervor. Offensichtlich, denn das wird von keiner der beiden Seiten bestritten, hat die durch das Einströmen der Ostvertriebenen geschaffene Situation eine Zuspitzung der innerevangelischen konfessionellen Auseinandersetzungen bewirkt und das „nach langen Zeiten eines guten Nebeneinanders" 47 - . Im Vordergrund der Argumentation der lutherischen Pfarrer steht die Uberordnung des Bekenntnisses über das Territorialprinzip, wie es im Abkommen von 1599 kodifiziert worden war. „Eine Kirche, die aus Langmut oder Existenzfurcht dieses Abkommen beibehält, begeht einen gottwidrigen Weg." Dem stellt der Landessuperintendent in seiner Erwiderung nicht einfach ein Territorialprinzip gegenüber, wie es historisch gesehen die Grundlage für das Abkommen von 1599 bildete. Vielmehr entspreche dieses Abkommen, „gleichviel aus welchen Motiven es seinerzeit zustande kam, . . . in seiner Auswirkung den Anliegen unseres ,EKDGesichts'". Dabei ruft Herrenbrück die Barmer Erklärung von 1934 und die damals gewonnenen Erfahrungen des Kirchenkampfes zum Hauptzeugen an48, ohne allerdings die Unterschiede des Bekenntnisstandes zu leugnen: „Wir sind der Meinung, daß die Gemeinsamkeit in einer Kirche schwerlich besser ausgedrückt werden kann, als durch das gemeinsame Hören des Einen Evangeliums in Einer örtlichen Gemeinde bei echter Respektierung - insofern ist Ihre Bezugnahme auf das ,cuius regio, eius religio' irrig - des je eigenen Bekenntnisstandes." (S. 106) Obwohl die vorliegenden Materialien nicht ausreichen, um die historische Bedeutung des Vertriebenenproblems für die Entwicklung dieser Auseinandersetzungen angemessen beurteilen zu können, so kann doch ohne weiteres gesagt werden, daß die Vertriebenenaufnahme ein ganz entscheidendes Movens für die Erörterungen des Konfessionsproblems und der Frage der kirchlichen Einheit darstellt. Ohne daß die aktive Rolle, die den Ostvertriebenen selbst bei der Weiterentwicklung dieser Probleme zuzusprechen ist, damit bereits berührt worden ist, wird weiterhin aufgrund der bisher dargestellten Vorgänge deutlich, daß durch die Vertriebenenaufnahme und die damit entstandenen oder verstärkten Konflikte das nach 1945 bis heute gestellte Problem der kirchlichen Einheit in der EKD und seine Fortentwicklung einen faßbaren Gegenstand gefunden hat, wie er in seiner Bedeutung für das kirchliche Leben wohl nur durch den Kirchenkampf selbst übertroffen wird.

47 48

KJ 1953, S. 101. Ebd., S. 104f.

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Zur konfessionellen Lage in den westlichen EKU-Kirchen Die in die Landeskirchen des Rheinlands und Westfalens aufgenommenen Vertriebenen blieben zum weitaus größten Teil konfessionsmäßig trotz ihrer Umsiedlung in der ihnen vertrauten Kirche der altpreußischen Union, die vor dem Zusammenbruch lediglich über 100 Gemeinden reformierten Bekenntnisses verfügte, von denen sich die Hälfte in den beiden westlichen Provinzialkirchen befand 49 . Innerprotestantische Konfessionsprobleme konnten bei dieser Umsiedlung in der großen Mehrzahl der Fälle nicht auftreten. Es kamen zumeist Lutheraner der A P U zu Lutheranern der A P U . Die in den 50er Jahren dennoch aufbrechenden konfessionsbedingten Konflikte zwischen Vertriebenen und Einheimischen blieben denn auch auf die vorwiegend reformierten Kirchenkreise am Niederrhein, im Siegerland und in Wuppertal beschränkt. Es ging dabei anders als bei den bisher geschilderten Fällen primär nicht um das nach dem Territorialprinzip restituierte Landeskirchentum in der E K D , sondern um Spannungen, die dem Bekenntnisstand innerhalb der A P U / E K U ohnehin innewohnten und durch die Vertriebenenaufnahme lediglich offen zutage traten. So sind die „Akteure" in erster Linie auch nicht Vertriebene, sondern Sprecher derer, die sich als Lutheraner in der Union zusammengefunden haben, unterstützt von der V E L K D , und die Leitungen der EKU-Kirchen sowie deren theologischen Berater. Besonders die Kontroversen um die neue rheinische Kirchenordnung vom 2. Mai 1952 weisen darauf hin50. Die ursprünglich vorgesehene Präambel war auf heftigen Widerstand des Lutherischen Konvents im Rheinland gestoßen 51 . Die dann endgültig verabschiedete Fassung der „Grundsätze" in der Kirchenordnung vermochte trotz Abschwächung der konsensus-unierten Tendenz zugunsten stärkerer Berücksichtigung der konfessionellen Differenzen zwischen Lutheranern und Reformierten ebenfalls nicht die Zustimmung der Konfessionalisten zu finden 52 .

49 Vgl. O . Söhngen, S. 12 ( V D 46). Mit den territorialen Veränderungen und Wanderungsbewegungen infolge des 2. Weltkrieges wurden auch die reformierten Gemeinden des Ostens ausgelöscht. Heute gibt es im Görlitzer Kirchengebiet noch eine ref. Gemeinde, die sich dem Deutsch-ref. Kirchenkreis in Berlin-Brandenburg angeschlossen hat (ebd.). 50 Vgl. A V E L K D , 436, Bd. I (dort auch mehrere Gutachten zur Präambel der rhein. K O ) und II. Verwiesen sei noch auf die grundlegende Arbeit von P. BRUNNER (Bekenntnis), die ebenfalls 1952 erschien, und die Kontroverse zwischen H . Brunotte und H . - J . Iwand in „Kirche in der Zeit" (Jg. 7, 1952, S. 52 f.) über Luthers Theologie und die konfessionelle Haltung des leitenden Bischofs der V E L K D . 51 Vgl. dazu im einzelnen die Korrespondenz des Luth. Kirchenamtes mit Pfarrer Mundle und vor allem Schreiben Brunottes an Beckmann vom 4. 4.1952 ( A V E L K D , 436, Bd. 1). 52 Vgl. ebd. und Bd. II, N r . 2258 vom 22. 7. 1953; Aktenvermerk O K R Hübners von 8. 1.1954.

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Dieses Konfessionsproblem der Union bildet von Anfang an die Grundlage für die Streitigkeiten, wie sie durch die Aufnahme lutherischer Vertriebener in die reformierten Gemeinden am Niederrhein aufflackerten. Eine Qualifizierung dieser Auseinandersetzungen als bloßen „Kerzenstreites" kann davon nur ablenken. Der von Niesei im Mai 1950 veröffentlichte Artikel „Sind Kerzen heilsnotwendig?" 53 legt die Grundlage der Kerzenfrage offen und scheint, gerade in seiner Polemik, die reformierte Position eindrücklich zu verdeutlichen: „Wir haben zwar im Kirchenkampf gelernt, daß es in der Kirche nicht um religiöse Meinungen gehen darf, sondern allein um das Wort Gottes. Darum war es auch den Reformatoren einzig und allein zu tun. Und so steht in den von ihnen verfaßten Bekenntnisschriften über die Heilsnotwendigkeit von Altarkerzen nichts geschrieben. Aber was kümmern manchen Pastor die Bekenntnisschriften, auf die er verpflichtet worden ist, wenn er in seiner Gemeinde sein Steckenpferd reiten will?. . . Worüber wir uns aber wundern - um nicht zu sagen: erschrocken sind, ist dieses, daß es sogar in der rheinischen Kirche Pastoren gibt, die scheint's an die Heilsnotwendigkeit der Kerzen glauben. Noch vor 50 Jahren kannte man in der rheinischen Kirche im gottesdienstlichen Gebrauch Kerzen überhaupt nicht. Darin war kein Unterschied zwischen reformierten und lutherischen Gemeinden. Die Gemeinden waren weithin lebendig. Gottes Wort wurde gepredigt und gehört. Heute ist das gemeindliche Leben arm an geistlicher Kraft, aber reich an Kerzen, Kruzifixen und allerlei Gepränge. Jetzt ist es soweit, daß in drei rheinischen Gemeinden ein Streit um Kerzen entstanden ist, wohlgemerkt in Gemeinden reformierter Herkunft! In anderen Gemeinden haben sich die Pastoren entgegen der guten rheinischen Tradition längst durchgesetzt und mit Hilfe von Kerzen und dergleichen das gottesdienstliche Leben bereichert, wie man zu sagen pflegt. Jetzt haben sich Gemeinden reformierter Herkunft Pastoren aufgeladen, die sich berufen fühlen, die Gemeinden erst richtig zu reformieren. Zum Teil sind es Ostpfarrer, die bei uns ohne Bedenken Aufnahme fanden. Flugs meinen sie in sonderbarer Dankbarkeit, sie müßten unseren Gemeinden nun zeigen, was eine rechte Gemeinde sei. Was hatten die Pastoren, ob sie aus dem Osten oder aus einer fremden Tradition [kommen], unseren Gemeinden zu bringen? Eine tiefere Erkenntnis des göttlichen Wortes? Kraftvolleres Gebet? Einen Anstoß zu hingebungsvollem Dienst an den Alten, Ausgebombten und Vertriebenen? Worin besteht die Reformation, die sie in unseren Gemeinden durchführen möchten? Sie bringen unseren Gemeinden Kerzen für den Abendmahlstisch. Unsere Altesten sind darüber verwundert. Sie haben das gesunde Gefühl, daß damit ein fremdes Wesen, das nicht auf Gottes Wort gegründet ist, in unsere Gemeinde einzieht. Das Presbyterium beschließt darum, daß die alte Ordnung im Gottesdienst wieder herzustellen sei. Die Pastoren setzen trotzdem weiterhin die Kerzen auf den Abendmahlstisch!... Wo sie [ = die Kerzen] wie weithin im Luthertum auf dem Abendmahlstisch stehen geblieben sind, lenken sie die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher in bedenklicher Weise auf diesen Ort und umgeben ihn mit etwas Geheimnisvollem, das er nach allgemeingültiger evangelischer Erkenntnis nicht hat. Denn Christus will nicht an einem bestimmten Ort im Kirchengebäude gegenwärtig sein, sondern in seinem lebendigen Wort unter seiner Gemeinde. Was geschieht nun heute, wenn sie dort, wo sie wie in unseren rheinischen Gemeinden dahingefallen waren, mit leidenschaftlichem Eifer eingeführt, ja der Gemeinde wider ihren Willen aufgezwungen werden? Offenbar folgendes: Hier machen Pastoren etwas, was für

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In: R K Z vom 15. 5. 1950.

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Luther eine Nebensache war, zur Hauptsache! Andernfalls würden sie nicht in solch unerhörter Weise diese Dinge den Gemeinden aufzwingen. Regelrechte Kerzen-Apostel sind unter uns am Werk. . . . Gottesdienst ohne Kerzen auf einem Altar! Keine rechte Erbauung der Gemeinde ohne Kerzen! Man möchte darüber lachen; aber es ist zum Weinen. Denn wo Nebendinge zur Hauptsache gemacht werden, wird die eine Hauptsache in den Schatten gerückt: Gottes Wort. Damit aber droht den Gemeinden der Tod; denn sie leben einzig und allein von dem verkündigten Wort Gottes, weil Christus in ihm unter uns gegenwärtig sein will. Wer den Gemeinden etwas anderes mit Leidenschaft vorhält, der setzt ihnen Steine vor an Stelle von Brot. .

Bereits 1947 hatte der Lutherische Konvent im Rheinland für die Vertriebenen aus lutherischen Gemeinden eine grundsätzlich geordnete kirchliche Versorgung gefordert. Man müsse es für einen „kirchlich nicht verantwortlichen Zustand" halten, daß „dankenswerterweise" reformierte Pfarrer bereit waren, den lutherischen Vertriebenen das Abendmahl in der diesen gewohnten Gestalt zu reichen und die Kinder nach dem Kleinen Katechismus zu unterrichten. Dieser Vorstoß blieb jedoch ohne Wirkung auf die rheinische Kirchenleitung, obwohl er 1952 und 1954 verbunden mit der Forderung nach Einrichtung eines Reisedienstes bzw. eines Landes-Pfarramtes für die Vertriebenen und Flüchtlinge wiederholt wurde 54 . Der weithin bekannte Rheydter Kirchenstreit führte zum offenen Ausbruch der Kontroversen. Bereits Anfang 1953 hatte ein mit seiner Familie aus Magdeburg, also ebenfalls der A P U , nach Rheydt geflüchtetes Gemeindeglied dem Leitenden Bischof der V E L K D folgende Klage vorgetragen: „In unserer Heimat sind wir in einer evangelischen Kirche groß geworden und erzogen, die ganz lutherisches Gepräge trug und Luthers Katechismus und die lutherische Gottesdienstordnung für unser kirchliches Leben maßgebend sein ließ. Jetzt sind wir hier in eine reformierte Gemeinde geraten, die rücksichtslos und schroff alle hierher gekommenen Evangelischen unter das Joch ihrer kalvinistischen Ordnungen und des Heidelberger Katechismus zwingen will. Das geht so weit, daß kürzlich bei der Trauerfeier für meinen Vater, die ein uns befreundeter lutherischer Geistlicher abhielt, das Anzünden von zwei Altarkerzen verboten und verhindert wurde in unserer Friedhofskapelle, die nüchtern und kahl nicht einmal ein Kreuz enthält. Auch das Spiel eines Harmoniums zur Begleitung der Choräle wurde verboten. Mein Anliegen ist, daß doch irgendeine Möglichkeit geschaffen würde, daß hier neben den reformierten auch Gottesdienste nach lutherischer Ordnung gehalten werden und für den Konfirmandenunterricht der Kinder aus den evangelisch-lutherischen Häusern der lutherische Katechismus verpflichtend wird. Gerade jetzt ist hier eine Kirche errichtet, die im Quartier vieler Flüchtlinge liegt, und es ist an sie ein Geistlicher gekommen, der bisher in einer Gemeinde in einem lutherischen Bezirk des Rheinlandes amtiert hat. Vielleicht wäre das der geeignete Augenblick, einen Status zu schaffen, der die kirchlichen Interessen der evangelisch-lutherischen Kreise hier sicherstellt. . 54 Vgl. den von der Luth. Arbeitsgemeinschaft in den Unionskirchen erstellten Bericht. „Die kirchliche N o t lutherischer Flüchtlinge am reformierten Niederrhein" (ebd., 436, Bd. II, Nr. 1577 vom 4. 5. 1955). 55 Schreiben von Frau A. Born an Meiser vom 12. 1. 1953 (ebd.).

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Bischof Meiser unterstützte dieses Anliegen in einem Brief vom 30. Januar 1953 an die rheinische Kirchenleitung56 unter Hinweis auf das Schreiben der E K U vom Mai 1952 an die EKD-Gliedkirchen, in dem diese gebeten werden, „bereitwillig Gottesdienste für die Vertriebenen einzurichten, wenn der Wunsch an sie herangetragen wird; in reformierten und konsensus-unierten Gemeinden die Einrichtung von lutherischen Gottesdiensten und Abendmahlsfeiern zu gestatten; darauf bedacht zu sein, daß die lutherischen Gemeindeglieder ihre Kinder in Luthers Kleinem Katechismus unterrichten lassen können (und vice versa in den selteneren Fällen die Kinder reformierter Gemeindeglieder in lutherischen Gemeinden im Heidelberger Katechismus); die brüderliche Zusammenarbeit mit den Hilfskomitees zu fördern." 57

Soweit erkennbar, blieb diese Initiative vorerst ohne Folgen. Die sieben reformierten Pfarrer in Rheydt zeigten sich solchen Wünschen gegenüber dem Kreis der ca. 3800 lutherischen Gemeindeglieder, davon der größte Teil aus Schlesien aber auch Einheimische, ablehnend58. Die interessierten Lutheraner bildeten 1954 eine ev.-lutherische Bekenntnisgemeinschaft mit einem verantwortlichen Bruderrat, der am 26. November 1954 ein Gespräch mit der rheinischen Kirchenleitung (Präses Held) führte59, das seine Fortsetzung im Dezember 1954 in Verhandlungen mit dem Rheydter Presbyterium fand. Der lutherische Bruderrat präzisierte seine Forderung darauf, es solle zunächst versucht werden, „innerhalb der evangelischen Gemeinde Rheydt eine lutherische Abteilung ohne Rechtsausstattung ins Leben zu rufen", was allerdings eine Änderung der rheinischen Kirchenordnung erforderlich gemacht hätte60. ' Die Lutheraner in Rheydt stießen jedoch trotz Unterstützung nicht nur des Lutherischen Konvents und indirekt - in Form von Beratung auch des Lutherischen Kirchenamtes, sondern auch von nichtkonfessionalistischer Seite, etwa auf der Ostkirchentagung 1954 in Willingen 61 , auf

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Ebd. So die Zusammenfassung der Anliegen durch O . Söhngen (S. 19; VD 46). - Der Leitende Bischof der V E L K D erklärte der KL in Düsseldorf außerdem, die VELKD empfinde „eine Verantwortung gegenüber unseren lutherischen Glaubensbrüdern in den unierten Kirchen", ein Passus, der den Referenten im Luth. Kirchenamt, Wilkens, zu der Randnotiz veranlaßt: „Wenn das nur gutgeht." Der Vorgang ist auch vor dem Hintergrund des Briefwechsels zwischen Bischof Meiser und dem Präses der APU-Generalsynode Kreyssig über den kirchlichen Charakter der EKU zu sehen; vgl. oben Anm. 18 und zum Hintergrund W. ELLIGER, Kirche (S. 163f.), O . Söhngen, S. 14ff. (VD 46). 57

" Vgl. Aktenvermerk N r . 4565 vom 30. 11. 1954 (AVELKD, 436, Bd. II. 5 ' Vgl. ebd. und Nr. 1577 vom 2. 5. 1955 (ebd.). Am selben Tag berichtete ein Vertreter des Vorstandes dem Luth. Kirchenamt über den Stand der Auseinandersetzung. 60 Vgl. Schreiben Kuhlens an die VELKD vom 4. 12.1954 (ebd., Nr. 4737). " Vgl. den Bericht „Die kirchliche N o t lutherischer Flüchtlinge am reformierten Niederrhein", S. 4 ( = Anlage zu N r . 1577 vom 2. 5. 1955; ebd.).

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die Ablehnung des Rheydter Presbyteriums, das eine Spaltung der Gemeinde verhindern wollte 62 . A m 27. März 1955 erfuhr der Konflikt eine bedeutende Zuspitzung. Die lutherische Bekenntnisgemeinschaft hielt in der Aula des Rheydter Gymnasiums unter Beteiligung von über 400 Gemeindegliedern einen lutherischen Abendmahlsgottesdienst ab, verbunden mit der Konfirmation einiger Kinder nach lutherischem Ritus. Der Gottesdienst wurde von dem lutherischen Pfarrer Dr. Reymann aus Wuppertal geleitet63. Von da an wurden ständig eigene Gottesdienste in der Kreuzkirche der Ev. Gemeinschaft und ein eigener Konfirmandenunterricht von auswärtigen lutherischen Pfarrern abgehalten. Das reformierte Presbyterium forderte von der Leitung der ev. Kirche im Rheinland, disziplinarische Maßnahmen gegen diese Pfarrer zu treffen. Die Bekenntnisgemeinschaft rief dagegen den Rat der E K U um Vermittlung an64. Die rheinische Kirchenleitung bemühte sich mit Unterstützung des damaligen EKU-Ratsvorsitzenden Lücking um einen Ausgleich, weil sie dem Anliegen der Lutheraner eine gewisse Berechtigung nicht absprechen wollte 65 . Das Ergebnis lief auf eine „kirchliche Minderheitenbetreuung" (O. Söhngen) hinaus mit folgender Regelung: »1. In der Hauptkirche findet alle 14 Tage um 8 Uhr ein Gottesdienst nach der Liturgie der altpreußischen Agende (1. Form) statt. 2. Es wird ein Katechumenen- und Konfirmandenunterricht überbezirklich eingerichtet für die Kinder, deren Eltern Wert auf die Unterweisung im kl. Katechismus M. Luthers legen. 3. Diese Minderheitenbetreuung wird von Pfarrern und Katecheten der Gemeinde Rheydt, die sich hierzu bereit erklären, vorgenommen. 4. Die Frage der Amtshandlungen wird durch einen Ausschuß geprüft und zur Beschlußfassung dem Presbyterium vorgelegt." 66

Diese Lösung fand die Zustimmung der meisten vertriebenen Lutheraner, wie sie auch in einem Dankschreiben der Bekenntnisgemeinschaft an den EKU-Ratsvorsitzenden ihren Ausdruck fand67. Eine 62

Vgl. O . Söhngen, S. 23 (VD 46). Vgl. ebd. und Anlage, S. 7, zu Nr. 1577 (AVELKD, 436, Bd. II). 64 Vgl. O . Söhngen (VD 46). ' 6 5 Dabei galt es zu berücksichtigen, daß diese bekenntniskonservative Bewegung nicht auf Rheydt beschränkt blieb, sondern sich in anderen Gemeinden am Niederrhein ähnliche Entwicklungen anzubahnen schienen. Vgl. den Bericht, S. 6 (Anlage zu N r . 1577; AVELKD, 436, Bd. II). 66 Schreiben Wilkens' an Rose vom 14. 6. 1955 (ebd.). So beschlossen vom Rheydter Presbyterium. 67 Vgl. ebd. Aus dem Dankschreiben vom 23. 6. 1955 (ebd.) geht hervor, daß bis zur Gründung einer 8. Pfarrstelle, auf die ein luth. Pfarrer gewählt werden sollte, die Betreuung der Lutheraner nach dem Willen des Presbyteriums von einem Rheydter Pfarrer durchgeführt werden sollte. Der luth. Pfarrer Reymann hatte nach dem Willen des Presbyteriums dagegen seine „Gemeinde" zu verlassen. Der Konfirmandenunterricht 63

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wegweisende Lösung im Sinne des Bekenntnisproblems der Union wird darin weder die lutherische noch die reformierte Seite erblickt haben können. Der Lutherische Konvent dagegen lehnte das Ergebnis ab. Der rheinische Pfarrer E. Rose zum Beispiel nannte die Vereinbarung ein „Begräbnis erster Klasse" 68 . Und dies galt für den bekenntniskonservativen Standpunkt überhaupt, gleichviel ob lutherisch oder reformiert, weil die Vereinbarung Elemente enthielt, welche die an ein bestimmtes reformatorisches Bekenntnis gebundene Gemeindebildung und Amtsführung in ihrem Wert zu mindern vermochte". Die Bekenntniskonservativen sahen in der Rheydter Vereinbarung, welche gegen ihren Rat die Zustimmung der lutherischen Bekenntnisgemeinschaft 70 erhalten hatte, ein „Interim", wie sie es durchweg nannten. Als ein solches muß die Lösung des Problems auch rückblickend angesehen werden, allerdings kaum in dem Sinne derer, die auf eine eigene lutherische Gemeindebildung hinarbeiten und deshalb die Lösung nicht akzeptieren konnten. Hinsichtlich der durch den Kirchenkampf erneut gestärkten Besinnung auf den gemeinde(nicht die Konfirmation selbst!) wurde fortan von einem luth. Religionslehrer gehalten; vgl. Schreiben Roses an Wilkens vom 28. 9. 1955 (ebd., N r . 3489). - Im Juli 1955 wurde der Streit mit einem von Präses Held gehaltenen Festgottesdienst begraben. Vgl. Schreiben Roses an Wilkens vom 15. 7.1955 (Nr. 2635; ebd.). 68 Ebd. Rose war wohl der wichtigste Verbindungsmann der luth. Konfessionalisten zu der Rheydter Bekenntnisgemeinschaft. Er zählte auch zu den luth. Pfarrern, die ohne Dimissoriale in Rheydt seit März 1955 Amtshandlungen durchgeführt hatten; vgl. Schreiben Smends an Brunotte vom 22. 6. 1955 (Nr. 2267; ebd.). 69 So kritisierte Wilkens damals, daß die Minderheitenbetreuung in der Vereinbarung einer einzelnen Gemeinde anderer Konfession („noch dazu eine so konfessionalistische wie die in Rheydt") und nicht der Leitung der E K i R selbst übertragen worden war: „Ich sehe hier die große Gefahr, daß das Anliegen der Lutheraner in Rheydt aus dem Bekenntnisund Lehrmäßigen herausgenommen und auf den sogenannten Ritus abgeschoben wird" (Schreiben an Rose vom 14. 6. 1955; ebd.). Rose bezog beide Konfessionen in diese Überlegung ein: „Die großen Verlierer sind vorerst die bekenntnistreuen Reformierten, die von einer pietistisch-liberalen Mehrheit überstimmt und. . . an die Wand gedrückt worden sind. Die zweiten Verlierer sind wir. Der Unionismus hat einen großen Erfolg erzielt. Hoffentlich finden sich nun endlich die echten Reformierten mit uns zusammen, wie wir es ihnen schon längst vorgeschlagen haben!" A m 19. 9. 1955 konnte Rose dann tatsächlich berichten, daß der führende reformierte Rheydter Pfarrer Langenohl, der ebenfalls die Vereinbarung aus Bekenntnisgründen ablehnte, mit dem Luth. Konvent in diesem Sinne Verbindung aufgenommen habe (Schreiben an Wilkens; ebd., N r . 3489). Brunotte teilte am 19. 7. 1955 Rose ebenfalls seine ablehnende Haltung mit (ebd.; N r . 2635). - Bei den Schreiben aus dem Luth. Kirchenamt handelt es sich jedoch lediglich um persönliche Stellungnahmen, da die V E L K D sich offiziell zurückhielt. Im Vorfeld der Vereinbarung hatte die Nachricht Unruhe verbreitet, der Leitende Bischof der V E L K D Lilje habe die Vermittlungsbemühung des rheinischen Präses Held begrüßt. Wie aus einer Aktennotiz von Brunotte (ebd.) hervorgeht, geschah dies in Unkenntnis der Einzelheiten des Kompromisses. 70 Auf reformierter Seite war wohl ähnlich der Beschluß des Presbyteriums gegen den Willen Langenohls zustandegekommen.

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bildenden Charakter der reformatorischen Bekenntnisse, wie sie auch auf reformierter Seite in Rheydt damals noch besonders wirksam war, entbehrt der Ausgang des Streites sicher nicht ganz des Anscheins, hier sei aus landeskirchlichen, auf das Territorialprinzip ausgerichteten Opportunitätserwägungen ein fauler Frieden geschlossen worden. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, vergleicht man die Rheydter Lösung mit der Behandlung, die das Problem in den reformierten Gebieten der westfälischen Kirche schon vorher gefunden hatte. Die Auseinandersetzung wurde hier am 6. Mai 1954 nach mehreren Schlichtungsverhandlungen durch folgendes Protokoll beigelegt71: „Beteiligte am Gespräch: 1. Vertreter der Kirchenleitung: Präses D. Wilm, Vizepräsident D. Lücking, Oberkirchenrat Brandes, 2. Vertreter des Presbyteriums: Pfarrer Steup, Pfarrer Kalff, Kirchenmeister Eckhardt, Presbyter Haardt, Presbyter Hollidt, 3. Vertreter der Lutheraner: Studienrat Mehnert, Herr Braune, Herr Albrecht, Frau Schmalenberg. Einleitend erklärt Herr Präses D. Wilm, daß die fünf Forderungen der Lutheraner, die dem Presbyterium am 15. Februar 1954 schriftlich vorgelegt wurden, heute zur Verhandlung kommen sollten. Es sind dies folgende 5 Punkte: 1. Die lutherische Minderheit bildet innerhalb der Gesamtgemeinde eine Sondergemeinde; d.h. neben den bestehenden reformierten Pfarrbezirken wird eine lutherische Personalgemeinde mit eigenem Pastor gebildet. 2. Die lutherische Minderheit wählt aus ihren Mitgliedern eine entsprechende Zahl von Presbytern. 3. Bis zur Verwirklichung dieser Sondergemeinde erhalten die Kinder der lutherischen Eltern, die es wünschen, kirchlichen Unterricht im lutherischen Katechismus. Es wird vorgeschlagen, hiermit bis auf weiteres Herrn Pastor Romberg zu beauftragen. Eltern und Kindern wird eine lutherische Konfirmation zugesichert. 4. Die Vertriebenengottesdienste werden in der bisherigen Weise als Gemeindegottesdienste mit Abendmahl beibehalten. 5. Bis zur Fertigstellung der Nikolaikirche oder bis zu einer anderweitigen Regelung finden monatlich zwei Gottesdienste mit Liturgie nach dem lutherischen Formular der A P U in 14-tägigem Wechsel um 8 Uhr und um 9.30 Uhr statt, wobei die Vertriebenen-Gottesdienste in dieser Zahl eingeschlossen sind. Im Gespräch einigt man sich bald darauf, sich auf die Punkte 3 und 5 - lutherischer Katechismus-Unterricht und lutherischer Gottesdienst - zu beschränken. Die Punkte 1 und 2 fallen weg, weil an die Bildung einer selbständigen lutherischen Gemeinde nicht gedacht wird. Punkt 4 erledigt sich von selbst, da die sog. „Vertriebenen-Gottesdienste" nie umstritten gewesen sind. Es wird ausdrücklich betont, daß bei allen bisherigen Gesprächen der Gedanke der Einheit leitend gewesen ist und daß das auch heute so sein soll. I. Die Frage des lutherischen Katechismus-Unterrichts. Herr Vizepräsident D. Lücking verliest den Art. 26 der seit dem 1. 4. 1954 in Geltung stehenden Kirchenordnung, der aussagt, daß die Gemeindeglieder, welche die Amtshandlung eines Pfarrers begehren, 71 Dokumentationsbericht/Westfalen, S. 261 ff. (VD 19). In der Praxis ließ sich die Regelung allerdings erst allmählich durchsetzen, wie der Berichterstatter bemerkt (S. 265)

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sich an den Pfarrer ihrer Gemeinde zu wenden haben. Wenn eine Amtshandlung von einem anderen als dem zuständigen Pfarrer begehrt wird, so ist eine pfarramtliche Abmeldebescheinigung erforderlich. Auf der Basis dieses Artikels 26 findet das weitere Gespräch statt, das folgende Ergebnisse hat, die beiderseitige Zustimmung finden: 1. Eine Abmeldebescheinigung ist in jedem Fall notwendig, wenn Eltern von einem anderen als dem Bezirkspfarrer, also in diesem Fall von Pfarrer Kalff, im lutherischen Bekenntnis unterrichtet werden soll. Diese Ordnung der Kirche muß von jedem Gemeindeglied geachtet werden. 2. Die Abmeldebescheinigung braucht nicht persönlich, sondern kann auch schriftlich beantragt werden. 3. Die Abmeldebescheinigung muß ausgestellt werden, wenn die Amtshandlung kirchenordnungsmäßig zulässig ist und Gründe der Kirchenzucht sowie die Ordnung der Kirchengemeinde nicht entgegenstehen. Es braucht also nicht befürchtet zu werden, daß der Bezirkspfarrer auf den Antragsteller einen Druck ausüben würde. 4. Auch da, wo nur ein Elternteil lutherischen Bekenntnisses ist, gilt der Antrag als begründet, wenn er von beiden Eltern gestellt wird. 5. Es ist dabei belanglos, ob das betreffende Kind etwa nach reformiertem Formular getauft sein sollte. 6. Die Lutheraner wünschen, allen Familien ihres Bekenntnisses mitteilen zu können, daß in Siegen ein gesonderter lutherischer Katechismus-Unterricht eingerichtet ist. Allerdings soll diese Bekanntgabe nicht den Charakter einer Werbeaktion annehmen. Der ordnungsgemäße Gang solcher Bekanntgabe wäre ein dreifacher: Die Bekanntgabe findet statt a) an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen in allen Gottesdiensten der Gemeinde b) durch das Sonntagsblatt „Unsere Kirche" c) durch Handzettel in möglichst allen Schulklassen. Die Bekanntgabe durch das Sonntagsblatt hält man für überflüssig. Umstritten ist der Weg über die Schulen. Man einigt sich dahin, daß in jedem Jahr Handzettel in allen in Frage kommenden Schulklassen zur Verteilung kommen sollen, auf denen das Presbyterium in sachlicher Form O r t und Zeit des Unterrichts im Heidelberger bzw. in Luthers Katechismus bekanntgibt. In jedem Jahr soll die Bekanntgabe nur in den betreffenden Katechumenen- und Konfirmandenklassen erfolgen, da der kirchliche Unterricht schon begonnen hat. 7. Werden die lutherischen Kinder in einer besonderen Gruppe unterrichtet, so soll auch eine gemeinsame und besondere Konfirmationsfeier den Unterricht abschließen, vorausgesetzt, daß die Zahl der lutherischen Kinder entsprechend hoch ist (etwa 20). 8. In Siegen ist die Feier des Hg. Abendmahls nicht unmittelbar mit der Konfirmation verbunden. Die Konfirmierten werden zur Teilnahme an einem Gemeindeabendmahl eingeladen. Für die Lutheraner bestehen keine Bedenken, sich dieser Übung anzuschließen. Am Sonntag nach dem Konfirmationstag könnte daher ein Gemeindeabendmahl nach lutherischer Form gefeiert werden. 9. Die Frage des Gelübdes bei der Konfirmation kann hier nicht entschieden werden, da darüber die Meinungen sowohl auf lutherischer als auch auf reformierter Seite auseinandergehen. 10. Pfarrer Kalff wird die lutherisch konfirmierten Kinder im Konfirmanden-Register besonders eintragen. Es empfiehlt sich der Vermerk, daß diese Kinder im lutherischen Katechismus unterwiesen wurden. Herr Vizepräsident D. Lücking legt als Zusammenfassung dieses Gesprächs folgende Formulierung vor, die allgemeine Zustimmung erfährt: 1) Wünschen Gemeindeglieder, die dem lutherischen Bekenntnis angehören, daß ihre Kinder den pfarramtlichen Unterricht (Katechumenen- und Konfirmandenunterricht) nach dem lutherischen Katechismus empfangen und entsprechend konfir-

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Das innerprotestantische Konfessionsproblem miert werden, so können diese Kinder an einem besonderen Unterricht teilnehmen, mit dem das Presbyterium Herrn Pfarrer Kalff beauftragt. Die betreffenden Eltern stellen mündlich oder schriftlich einen entsprechenden Antrag bei dem zuständigen Bezirkspfarrer. Dieser gibt den Antrag an Herrn Pfarrer Kalff weiter, falls keine Gründe der Kirchenordnung entgegenstehen. Der Antrag gilt auch dann als begründet, wenn nur ein Elternteil dem lutherischen Bekenntnis angehört, der Antrag aber von beiden Eltern gestellt wird. Die Eltern erhalten durch Pfarrer Kalff über die erfolgte Aufnahme in den Unterricht Bescheid. 2) Die Bekanntgabe dieses Beschlusses erfolgt rechtzeitig vor Beginn des kirchlichen Unterrichts a) an 2 aufeinanderfolgenden Sonntagen in allen Gottesdiensten der Gemeinde b) durch Handzettel in den Schulklassen, die altersmäßig dafür in Frage kommen (in diesem Jahr wegen der vorgerückten Zeit in allen Katechumenen- und Konfirmandengruppen).

II. Die Frage des Gottesdienstes Seit einigen Monaten findet der Früh-Gottesdienst in der Martini Kirche nach der 1. Form der Agende von 1895, also mit Responsorien statt. Die Lutheraner stellen den Antrag, daß künftig ein Früh-Gottesdienst um 8 U h r und ein Hauptgottesdienst um 9.30 U h r in jedem Monat in der Martinikirche in dieser Form gehalten wird. Folgende Regelung wird von beiden Seiten angenommen: 1. Am ersten Sonntag im Monat soll ein Früh-Gottesdienst um 8 Uhr und am dritten Sonntag im Monat ein Haupt-Gottesdienst um 9.30 Uhr nach Form I der Agende in der Martinikirche stattfinden. Nach Wiederherstellung der Nikolaikirche soll geprüft werden, ob noch weitere Gottesdienste in dieser Form gehalten werden sollen. 2. Alle Gottesdienste sind für alle Gemeindeglieder, für Reformierte und Lutheraner, da, und der gemeinsame Besuch derselben soll die Einheit und die Bemühung um die Einheit der Gemeinde immer wieder zeigen. 3. Dem Wunsch der Lutheraner, die nach dieser Form gehaltenen Gottesdienste mit besonderem Altarschmuck (Kreuz, Kerzen, Paramente) zu feiern, kann nicht stattgegeben werden, um das Empfinden der reformierten Gemeindeglieder nicht zu verletzen. Hier haben die Lutheraner um der Liebe und der Einheit der Gemeinde willen auf für sie wichtige Gebräuche zu verzichten. 4. Dagegen sollen die sog. Vertriebenen-Gottesdienste, die von Anfang an als Abendmahlsgottesdienste gehalten wurden und weiter vierteljährlich stattfinden sollen, dem bisherigen Brauch entsprechend in lutherischer Gestaltung mit Kreuz und Kerzen gefeiert werden. Diese Gottesdienste sollen in die monatlichen Hauptgottesdienste nach Form I eingereiht werden. 5. Damit jedes Gemeindeglied weiß, wann der Gottesdienst nach Form I der Agende gehalten wird, wird vorgeschlagen, in die kirchlichen Nachrichten den Vermerk hineinzubringen: „Ges. (gesungene) Liturgie". Folgende Zusammenfassung von Herrn Vizepräsident D. Lücking beschließt das Gespräch über die Gottesdienstfrage: 1. Einmal im Monat wird ein Hauptgottesdienst und einmal im Monat ein Frühgottesdienst mit der altpreußischen Liturgie gehalten. Die bisher schon üblichen Gottesdienste für die Vertriebenen werden in der bisherigen Zahl und Form in diese Hauptgottesdienste eingereiht. 2. Bei der Bekanntgabe der Gottesdienste soll darauf hingewiesen werden, daß die in Ziffer 1) erwähnten Gottesdienste mit altpreußischer Liturgie gehalten werden. 3. Diese Vereinbarung gilt bis zur Wiederherstellung der Nikolaikirche. Es soll dann

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erwogen werden, ob in einer der beiden Kirchen auch an den übrigen Sonntagen des Monats Frühgottesdienste mit altpreußischer Liturgie gehalten werden. Auch diese Vereinbarung soll dem Siegener Presbyterium zum Beschluß vorgelegt werden. Es muß hervorgehoben werden, daß das ganze Gespräch sich dadurch auszeichnete, daß es in großer Sachlichkeit geführt wurde. Es war getragen von dem Willen zur Einheit und Gemeinschaft und hatte darum dies gute und weiterführende Ergebnis. D a s Ergebnis beweist, daß beide Teile gewillt sind, alle weiteren Fragen, die noch offenstehen oder noch aufbrechen könnten, in brüderlichem Geiste und in der Bereitschaft, dem anderen entgegenzukommen, zu besprechen und zu lösen. gez. D . Wilm gez. D . Lücking gez. Brandes."

Im Rückblick aus über zwei Jahrzehnten erscheinen sowohl dieses westfälische Verhandlungsergebnis als auch das oben geschilderte „Interim" in der rheinischen Kirche eher als Vereinbarungen, die damals noch notwendig waren; besaß das bekenntniskonservative Element doch noch ein derartiges Gewicht, daß gemeinde- oder gar kirchentrennende Konsequenzen nicht ausgeschlossen werden konnten. Inzwischen hat das Problem im Bewußtsein der Gemeindeglieder wie auch im bewußten Aufeinanderzugehen der innerprotestantischen Konfessionen 72 viel von seiner damaligen Brisanz verloren.

Konfessionsprobleme in der Konsensus-Union In den Konsensusunionskirchen mußte der Konflikt zwischen Gemeindegliedern einer der beiden reformatorischen Bekenntnisrichtungen und der aufnehmenden Gemeinde zu besonderen Schwierigkeiten führen, da sich hier Lösungen, wie sie in reformierten Gebieten möglich waren, unter voller Beibehaltung des Territorialprinzips und des Landeskirchentums innerhalb der E K D kaum durchführen ließen. So mußte ein Vorgang von 1950 wenigstens zunächst unerledigt bleiben, 72 Vgl. dazu O . Söhngens Bemerkung am Ende der Darstellung des Briefwechsels Kreyssig-Meiser (KJ 1951, S. 48-62): „Die entscheidende theologische Differenz aber wird dann deutlich, wenn Meiser in seinem zweiten Brief betont fragt: ,Aus welchem Grunde und durch welchen Anlaß sind die Lehrunterschiede, die zweifellos vor 400 Jahren kirchentrennend gewesen sind, es heute nicht mehr?' Gerade das aber bestreitet die Evangelische Kirche der Union, daß angesichts der breiten gemeinsamen Bekenntnisbasis die gewiß noch bestehenden Lehrunterschiede heute noch kirchentrennenden Charakter haben können. U n d sie ist in dieser Auffassung durch die ,Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa' vom 16. März 1973, die sog. Leuenberger Konkordie, bestätigt worden. O b es abwegig ist anzunehmen, daß unter den mancherlei Gründen und Motiven, die heute fast alle lutherischen Kirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland willig gemacht haben, der Leuenberger Konkordie beizutreten, die irenische Haltung der in diese Kirchen eingeströmten Lutheraner aus der altpreußischen Union als Ferment mitgewirkt hat?" ( V D 46).

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den der Emeritus der ev.-lutherischen Kirche Altpreußens Lie. Stier, der über Schleswig-Holstein in die Pfalz umgesiedelt war, ausgelöst hatte. Am 31. Januar 1950 wandte er sich an den Bischof der lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins, der er zuletzt gedient hatte und bot sich an, zusammen mit einem Holsteiner Pastor die mit der damals anstehenden Umsiedlung der Vertriebenen aus Schleswig-Holstein in die französische Besatzungszone in der Pfalz eintreffenden Lutheraner zu sammeln und ihnen „Mut für die lutherische Kirche zu machen" 73 . Solchem Ansinnen konnte trotz möglicher Sympathie seitens der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung nicht entsprochen werden, ohne die Grundlagen der E K D zu gefährden, wie aus einer Stellungnahme des Lutherischen Kirchenamtes vom 5. April 1950 hervorgeht: „. . . Nur in solchen Gebieten, in denen eine reformierte und eine lutherische Landeskirche nebeneinander bestehen, wurde eine Klärung auf Grund des persönlichen Bekenntnisstandes des Zugezogenen vorgenommen. Da in der Pfalz als einer konsensusunierten . . . Kirche eine Trennung nach Konfessionen nicht möglich ist, würden nach bisher geltendem Kirchenrecht der E K D die zuziehenden Ostvertriebenen der pfälzischen Landeskirche zuwachsen. Bei der Kirchenleitung in Speyer wird kaum ein Verständnis für das vorliegende Problem zu erreichen sein, zumal von dort aus sicherlich darauf hingewiesen wird, daß die aus Schleswig-Holstein umzusiedelnden Flüchtlinge aus einer unierten Kirche (Altpreußen) kommen. Eine Lösung unter Festhalten am lutherischen Bekenntnis wäre in der Pfalz nur denkbar, wenn die Umsiedler sich entschließen würden, eine lutherische Freikirche zu gründen. Das ist z . B . im benachbarten Baden die einzige Möglichkeit, einer bekenntnisbestimmten lutherischen Gemeinde anzugehören. In Baden besteht ein Zweig der neuerdings vereinigten .Selbständigen Evangelisch-lutherischen Kirche in Baden, Hessen und Niedersachsen' 74 . Soviel wir wissen, hat diese lutherische Freikirche aber keine Gemeinden in der Pfalz. Es ist auch zu fragen, ob bei dem gegenwärtig gespannten Verhältnis zwischen den lutherischen Landeskirchen und den lutherischen Freikirchen die Landeskirchen die Hand dazu bieten sollen, landeskirchliche Gemeindeglieder an eine Freikirche zu verweisen. Eine besondere Bildung landeskirchlicher lutherischer Gemeinden in der Pfalz scheint uns durch die Verfassung der pfälzischen Landeskirche ausgeschlossen zu sein. Wir vermögen daher im Augenblick einen Ausweg aus den Schwierigkeiten noch nicht zu erblicken." 75

Auch wenn eine generelle Lösung auf derartiger Grundlage nicht möglich erschien, wurden doch innerhalb der Pfälzer Kirche Lutheranern Möglichkeiten eröffnet, kirchliche Veranstaltungen durchzuführen. Im Falle des Speyerer Ruheständlers Pfr. Stier zum Beispiel

73 Abschrift in: AVELKD (442, I, bei Nr. 452). - Vgl. noch den Vorgang W. Hinz (ebd., Nr. 1515), ausgelöst durch ein Schreiben des Laienhelfers in der Filialgemeinde Deidesheim an das Danzig-Westpreußische Hilfskomitee. 74 Vgl. zur weiteren Entwicklung in Baden (AVELKD, 441, I u. II). Die badische Landeskirche hatte bereits in den 30er Jahren mit der Altluth. Kirche eine Ubereinkunft hinsichtlich der in ihr Gebiet aus luth. Landeskirchen Hinzuziehenden getroffen (vgl. Dokumentationsbericht/Pfalz, Anlage 14, S. 328; V D 15). 75 AVELKD, 442, I, Nr. 452.

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erteilte der Protestantische Landeskirchenrat nach eigenem Bericht76 folgende Konzessionen: „Pfarrer D. Stier hat auf seine Bitte hin vom Prot. Landeskirchenrat in Speyer die Erlaubnis erhalten, seine beiden Enkelinnen nach der lutherischen Lehre für die Konfirmation vorzubereiten, sie in der größten ehemals lutherischen Kirche der Pfalz, in der Dreifaltigkeitskirche zu Speyer, lutherisch zu konfirmieren und ihnen nach lutherischer Lehre und Form das Heilige Abendmahl zu reichen. Pfarrer D. Stier hat in der zur Kirchengemeinde Speyer gehörenden Siedlung, in der viele Heimatvertriebene wohnen, von August 1950 bis Juli 1952 nicht weniger als 30 Gottesdienste gehalten, außerdem 14 Bibelstunden und in der Hauptkirche zu Speyer, in der Gedächtniskirche, 2 liturgische Gottesdienste für Heimatvertriebene gehalten, in denen er sich der lutherischen Liturgie bediente. In Bezug auf die Gottesdienste, die Herr Pfarrer D. Stier in der Speyerer Siedlung gehalten hat, hat er dem Kirchenpräsidenten am 27. September 1951 berichtet, daß er diese Gottesdienste im Einverständnis mit dem Prot. Dekanat Speyer ,nach lutherischer Art' gehalten habe77. Herr Pfarrer D. Stier hat am 18. Dezember 1951 die Erlaubnis erhalten, an den Weihnachtstagen einen Gottesdienst mit einer Abendmahlsfeier nach lutherischem Ritus für Flüchtlinge zu halten."

Dies spiegelt im wesentlichen eine Situation, wie sie der Geschäftsführer des Ostkirchenausschusses, Spiegel-Schmidt, am 11. Juli 1950 in seinem Uberblick „Die konfessionelle Situation der Flüchtlinge in den Landeskirchen" für die konsensusunierten Landeskirchen Badens und der Pfalz geschildert hat: „Hier hat sich im großen ganzen die Frage nicht zugespitzt. Für die luth. Flüchtlinge aus der altpreußischen Union werden von Zeit zu Zeit Abendmahlsgottesdienste mit heimischer Liturgie gehalten. Ein großer Teil der Flüchtlinge beschränkt seinen Abendmahlsgang auf diese Gottesdienste, während sie der ref. geprägten Abendmahlsfeier ihrer Heimatgemeinde mit Scheu gegenüberstehen." 7 '

Die Kontroverse belebte sich Ende 1952 erneut, zu einer Zeit also, in der auch in den reformierten Gebieten die Konfessionsfrage zu größerer Aktualität gelangte. Die VELKD veröffentlichte in ihrem „Informationsdienst"79 einen „Brief aus der Pfalz", wohl aus der Feder eben jenes Pfarrers Stier. Darin sind ein direkter Angriff gegen das Territorialprinzip und unter Anführung des Gottesdienstproblems 80 der Vorwurf an die Pfälzer Kirchenleitung enthalten, an ihr sei 76 Schreiben vom 22. 12. 1952 an den VELKD-Informationsdienst (ebd., Nr. Ρ 850/ 1952). 77 Diese Frage blieb kontrovers, da Pfr. Stier bestritt, die Erlaubnis zur Feier „lutherischer Gottesdienste" vom Pfälzer LKR erhalten zu haben. Es habe sich lediglich um „liturgische Gottesdienste" gehandelt, deren Erlaubnis die „bekenntnismäßig-lehrmäßige" Seite des Anliegens nach Meinung der konfessionalistischen Lutheraner und der V E L K D leugnet und lediglich als eine rituelle Frage erscheinen läßt; vgl. Schreiben Wilkens' an Stempel vom 17. 8. 1956 (Dokumentationsbericht/Pfalz, Anlage 33; VD 15). 7 » AOKA, C 2/1950 (S. 3). 79 N r . 10 vom November 1952 ( = Anlage 6; VD 15). m „. . . der Gottesdienst durfte nur als .liturgischer Gottesdienst', doch nicht als

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Das innerprotestantische Konfessionsproblem

„eine entschieden intransingente Stellungnahme [zu beobachten], die den vielen Tausenden von lutherischen Heimatvertriebenen das Recht auf ihre lutherische Kirche nicht einräumen will und also dabei ist, ihnen das Letzte, das ihnen nach all dem Zusammenbruch an höheren Werten noch blieb, ihre Heimatkirche, zu entziehen".

Der Brief Schloß mit der Hoffnung, die V E L K D werde „den Lutheranern in der Pfalz zu Hilfe kommen und diese nicht der reformierten Kirche überlassen". Etwa zur gleichen Zeit wandte sich der Leitende Bischof der V E L K D , Meiser, an den Pfälzer Kirchenpräsidenten mit der Bitte um Verhandlungen über die „Versorgung der lutherischen Flüchtlinge in der Pfalz", wobei er, wie ja auch gegenüber der rheinischen Kirchenleitung81, auf die der V E L K D „an diesem Punkt auferlegte Verantwortung" hinwies. Das gewünschte Gespräch scheiterte jedoch vorerst - wenigstens äußerlich daran, daß sich der VELKD-Informationsdienst weigerte, sein Bedauern darüber auszusprechen, den „Brief aus der Pfalz" veröffentlicht zu haben, ohne vorher eine Stellungnahme der Pfälzer Kirchenregierung einzuholen, und eine Gegendarstellung abzudrucken. Beides war vom Kirchenpräsidenten als Bedingung für die Erfüllung der Bitte genannt worden82. Zu beidem sah sich der Informationsdienst jedoch nicht in der Lage83. Eine neue Ebene erreichten die Bemühungen von lutherischer Seite im Laufe des Jahres 1953. Am 26. Juni 1953 traf in Speyer Kirchenrat Martin Kiunke vom Oberkirchenkollegium der Ev.-Lutherischen Kirche Altpreußens mit der Pfälzer Kirchenregierung zusammen, um deren Zustimmung zur Errichtung eines „Evangelisch-Lutherischen DiasporaPfarramtes" mit mehreren Filialgemeinden zu erhalten84. Dessen Aufgabe solle es sein, „die nach der Pfalz verzogenen Lutheraner einschließ,evangelisch-lutherischer Gottesdienst' bekannt gemacht werden. Damit war dann freilich der Zweck solchen Gottesdienstes vereitelt worden" (ebd.). !1 Vgl. oben S. 503, Anm. 57. 82 Vgl. Schreiben Meisers an Stempel vom 10. 11. 1952 (Dokumentationsbericht/Pfalz, Anlage 8; V D 15) und die Antwort vom 20. 12. 1952 (Anlage 9; ebd.). Stempel hatte Meiser auf der E K D - S y n o d e 1952 in Elbingerode die „grundsätzliche Bereitschaft" erklärt, an der sich nichts geändert habe, wie er am 20. 12. 1952 schrieb. Er hatte aber gleichzeitig darum gebeten, eine solche Aussprache zwischen der Pfälzer Kirchenregierung und Lutheranern nicht vorzubelasten „durch Veröffentlichungen unguter Art gegen die Unionskirchen". Man scheine nach den bisherigen Angriffen auf die Union „aber nun in verschärftem T e m p o weiterfahren zu wollen". 83 Vgl. das von Wilkens unterzeichnete Antwortschreiben des Luth. Kirchenamtes vom 31. 1. 1953 und die ebenfalls von ihm unterzeichnete Stellungnahme vom 22. 6. 1953 auf eine Anfrage in der „Jungen Kirche" vom 15. 6. 1953 (Dokumentationsbericht/Pfalz, Anlage 11; V D 15). Die „Junge Kirche" hatte sich des Konflikts angenommen und die Auseinandersetzung im April 1953 unter dem Thema „Generalangriff auf die U n i o n ? " dokumentiert. 84 Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 79 ( V D 15).

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lieh der landeskirchlichen Lutheraner geistlich zu betreuen, soweit sie deutlich den Willen nach kirchlichem Leben in einer lutherischen Gemeinde zu erkennen geben würden" 85 . Die Kirchenregierung stellte am 7. September 1953 eine Entscheidung in Aussicht. Zwei Tage zuvor hatte die altlutherische Kirche jedoch in einer Zeitungsannonce die Gründung eines lutherischen Diasporapfarramtes angezeigt, bei dem sich die Lutheraner anmelden sollten86. Wie der zuständige Referent des Pfälzer Landeskirchenrates, Richard Bergmann, am 17. Oktober 1953 der Pfälzer Landessynode berichtete, fand daraufhin ein Gespräch mit Vertriebenen aus Bad Dürkheim und Umgebung statt. Darin sei spürbar geworden, „daß die übergroße Mehrzahl der aus lutherischen Landeskirchen in die Pfalz gekommenen Heimatvertriebenen in unserer Kirche heimisch werden möchte. Diese baten nur, es möchten gelegentlich Gottesdienste nach lutherischem Ritus und mit lutherischer Abendmahlsfeier gestattet werden, was ihnen zugesichert wurde." 87

Nach Beratungen mit der Landessynode veröffentlichte die Kirchenregierung am 11. Dezember 1953 „Richtlinien für den kirchlichen Dienst an heimatvertriebenen oder von auswärts zugezogenen Gemeindegliedern" 88 . Sie bilden die bis heute geltende Antwort der Pfälzer Landeskirche auf das Problem der Bewahrung eines besonderen reformatorischen Bekenntnisses auf dem Boden einer Konsensusunion oder, wie man wohl genauer formulieren muß, einer „absorptiven Union" 8 9 unter Beibehaltung des Territorialprinzips: „1. Den Gemeinden der Pfälzischen Landeskirche wird es aufs neue anbefohlen, sich in brüderlicher Liebe der Heimatvertriebenen und Zugezogenen in ihrer Mitte anzunehmen, sie zu den Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen der Gemeinde einzuladen, ihnen in ihren äußeren Nöten soweit als möglich tatkräftig beizustehen, ihnen das sie peinigende Gefühl zu nehmen, als Außenstehende oder Fremde zu gelten, wie das auf Dörfern zuweilen noch der Fall ist, alle unchristliche Überheblichkeit ihnen gegenüber kräftig zu bekämpfen, also alles zu tun, um ihnen über das Äußere hinaus wirkliche Heimat in der Kirchengemeinde zu bieten. 2. Wo aus der Mitte der Heimatvertriebenen der Wunsch ausgesprochen wird, hin und wieder Gottesdienste mit einer reicheren Liturgie zu haben, als es in der Pfalz der Fall ist, wird empfohlen, von Zeit zu Zeit außerhalb der Gottesdienstordnung der Gemeinde und zu anderer Zeit Gottesdienste nach der Form und mit der Liturgie der Gottesdienste in der Altpreußischen Union halten zu lassen. 3. Mit diesen Gottesdiensten können Abendmahlsfeiern nach der in der Altpreußischen Union üblichen Form verbunden werden. 85 So im schriftlichen Antrag des Oberkirchenkollegiums vom 3. 7. 1953 (ebd., Anlage 14, S. 328). 86 Ebd. (Anlage 12). 87 Ebd. (Anlage 14, S. 331). 88 ABL 1953, S. 205; vgl. K J 1953 (S. 99) und Dokumentationsbericht/Pfalz S. 82ff. (VD 15). 89 P. BRUNNER, Bekenntnis, S. 30.

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4. Diese Gottesdienste sind in der Regel von solchen Pfarrern zu halten, die aus lutherischen Kirchen oder Gemeinden des deutschen Inlandes oder aus dem Volksdeutschen Bereich in unserer Pfälzischen Kirche Aufnahme gefunden haben und heimisch geworden sind. In besonderen Fällen können dazu auch Geistliche aus den Kirchen der Altpreußischen Union, vor allem aus dem Kreise ihrer Heimatvertriebenen, gerufen werden. Der Landeskirchenrat ist gerne bereit, geeignete Namen zu nennen und Dienste zu vermitteln. 5. Es ist auch der Gedanke geäußert worden, vor allem in städtischen Gemeinden, die häufigere Abendmahlsfeiern haben, ein- oder zweimal im Jahre eine Abendmahlsfeier im Rahmen der gemeindlichen Feiern zu halten, bei denen die straffe und traditionelle Form des Ganges zum Altar, getrennt nach Geschlechtern, nicht unbedingt zu wahren ist und bei der von der in der Pfalz vorgeschriebenen Form der Darreichung von Brot und Kelch im Einzelfalle abgewichen werden kann. Wir stellen es den Gemeinden anheim, in ihren Presbyterien zu beschließen, ob sie solche Abendmahlsfeiern halten wollen oder nicht. Auf sie wären Heimatvertriebene aus dem Bereiche lutherischer Landeskirchen aufmerksam zu machen. 6. Nur in ganz seltenen Ausnahmefällen ist bisher von einzelnen Familien der Wunsch geäußert worden, daß ihre Kinder im lutherischen Katechismus unterrichtet werden sollen. Wo ein solcher Wunsch geäußert wird, ist sorgfältig zu prüfen, ob es sich tatsächlich um eine ernste Glaubens- und Gewissensfrage des Bekenntnisses handelt. In solchen Fällen ist die Entscheidung des Landeskirchenrates einzuholen. Der jeweilige Gemeindepfarrer hat dabei zu berichten, ob ihm die Erfüllung dieses Wunsches berechtigt erscheint und welchen Weg er dazu vorschlägt. Es ist dabei zu erwägen, ob an Stelle der Teilnahme am Konfirmanden-Unterricht der Gemeinde eine private Unterweisung im lutherischen Katechismus von Seiten der Eltern oder Erziehungsberechtigten treten kann, oder ob eine Unterrichtung durch einen Geistlichen angebracht erscheint. Eine gleiche Regelung gilt natürlich auch in bezug auf etwaige Wünsche nach Unterrichtung durch den Heidelberger Katechismus. Wir erwarten das gleiche Entgegenkommen für überzeugte konsensunierte Glieder der Evangelischen Kirche, die ihren Wohnsitz in anderen Kirchengebieten gefunden haben. 7. Sollten Vertreter der lutherischen Freikirche an unsere Pfarrämter mit der Bitte um Überlassung von Kirchen oder kirchlichen Räumen für Gottesdienste und Amtshandlungen herantreten, so hat das Presbyterium darüber Beschluß zu fassen. Auch bedarf es nach § 9 Abs. 2 unserer Kirchenverfassung dazu der Zustimmung des Pfarrers. Wir stellen die Entscheidung darüber unseren Gemeinden anheim, empfehlen aber, bei entgegenkommender Stellungnahme als Bedingung dies zu verlangen, daß die Altlutherische Freikirche diese Gottesdienste und Amtshandlungen klar und unmißverständlich als solche der Altlutherischen Freikirche anzeigt. Die Altlutherische Freikirche hat zugestanden, jede Proselytenmacherei zu unterlassen. Wo dagegen verstoßen wird, bitten wir um Mitteilung."

Wer in der Bindung an eine der beiden reformatorischen Bekenntnisrichtungen das entscheidende gemeindegründende Moment sah, dem konnte eine solche Regelung kaum akzeptabel erscheinen, weil die Bekenntnisfrage in den Richtlinien eine im wesentlichen auf das Rituelle beschränkte Lösung erfährt. Ein Bekenntnisunterschied im Sinne lehrmäßig zu vermittelnder Glaubensgehalte erscheint dagegen als lediglich einer Ausnahmeregelung bedürftig (vgl. § 6). Eine zahlenmäßig geringe Minderheit unter den lutherischen Vertriebenen und Flüchtlingen sah nur noch den Weg in die lutherische Freikirche. Am 1. Oktober 1953 hatte die (altlutherische) Ev.-

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Lutherische Kirche in Kaiserslautern ein „Evangelisch-Lutherisches Diasporapfarramt" errichtet, in das der ordinierte Vikar F. Godduhn entsendet wurde 90 . Die V E L K D leistete Unterstützung, soweit dies die Grundlagen des in der E K D zusammengeschlossenen Landeskirchentums erlaubten". In diesem Rahmen lagen die materielle Hilfe über den Martin-Luther-Bund und das ständige, aber vergebliche Bemühen der Vereinigten Kirchenleitung, für die Lutheraner in der Pfälzer Landeskirche einen Minderheitenstatus zu erwirken' 2 ebenso wie andererseits die Weigerung, den in die Pfalz zuziehenden Lutheranern offen und ausdrücklich den Anschluß an die (altlutherische) Freikirche zu empfehlen93. 90 Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 80 (VD 15) und die Korrespondenz mit dem Luth. Kirchenamt ( A V E L K D , 442). - Die Pfälzer Kirche hat die Bezeichnung „Diasporapfarramt" nie akzeptiert, weil sie den Lutheranern ebensowenig Diasporastatus in der Pfalz zuerkannte wie den Gliedern der eigenen konsensusunierten Kirche, die in eine lutherische Landeskirche umzogen. - Zu den Auseinandersetzungen um die „St. Michaelis-Gemeinde", die sich bis in die 60er Jahre hinzogen, vgl. ebd. und Dokumentationsbericht/Pfalz, Anhang S. 138-183 (VD15). Die Anerkennung der Gemeinde als Körperschaft des öffentlichen Rechts erfolgte erst nach 15jährigen Verhandlungen mit dem Mainzer Kultusministerium, weil die Pfälzer Landeskirche auf einer Selbstbezeichnung bestand, die den „freikirchlichen" Charakter der Gemeinde sichtbar zum Ausdruck bringt. " Wichtigstes Instrument dazu war der Martin-Luther-Bund, das gemeinsame Diasporawerk der lutherischen Landes- und Freikirchen. Diesem sprach der Leitende Bischof der V E L K D am 6. 4. 1954 seinen Dank für das Engagement zugunsten der Lutheraner in der Pfalz aus: „. . . Nach Beratung in der Kirchenleitung möchte ich mitteilen, daß wir nach Lage der Dinge es für am besten halten, wenn diese Aufgabe an den Lutheranern in der Pfalz zunächst in direkter Weise vom Martin Luther-Bund betrieben wird, etwa auch im Zusammenwirken mit der altlutherischen Freikirche. Selbstverständlich wird die Vereinigte Lutherische Kirche die Aufgabe an den Lutheranern nach wie vor im Auge behalten. Sie weiß, daß sie in dieser Sache auch ihre eigenen Bemühungen fortsetzen muß und es wird in der Folgezeit ohne Zweifel dazu kommen, daß von unserer Seite laufende Fühlung mit dem Martin Luther-Bund gehalten wird. Andererseits muß die Vereinigte Kirche in der Erfüllung dieser Aufgabe an bestimmten Punkten eine gewisse Zurückhaltung wahren. Dem Martin Luther-Bund können wir jedoch für seine Initiative nur dankbar sein und hoffen, daß seine Bemühungen Erfolg haben" (AVELKD, 442, Bd. I, Nr. 1251). Auch stattete Wilkens vom Luth. Kirchenamt der St. Michaelis-Gemeinde und einzelnen profilierten Lutheranern in der Pfalz Besuche ab. Vgl. v. a. das Grußwort der V E L K D zur Einweihung der St. Michaelskirche am 16. 12. 1956 in Kaiserslautern (ebd., Bd. II, o. Nr.) und die intensiven brieflichen Kontakte zur Kaiserslauterer Gemeinde, aber auch zum Speyerer Studienrat R. Michael, der innerhalb der Landeskirche für einen Minderheitenstatus eintrat und dem Luth. Kirchenamt regelmäßig über die Entwicklung in der Pfalz berichtete (vgl. ebd.). Michael resignierte jedoch gegen Ende der 50er Jahre und bemühte sich 1959 vergeblich um die Gründung einer Speyerer Filialgemeinde der Kaiserslauterer St. Michaelis-Gemeinde (vgl. Dokumentationsbericht/Pfalz, S. 74f.; V D 15). 92 Vgl. z . B . Niederschrift vom 5./6. 2. 1957, Pkt. c (AVELKD, 442, Bd. II, o . N r . ) ; E P D - Z A Nr. 34 vom 9. 2. 1957. 93 Vgl. z . B . Schreiben Wilkens' an Godduhn vom 16. 5. 1955 (AVELKD, 442, Bd. II, Nr. 1483). Wilkens teilte nicht den, wie er es nannte, „Alles-oder Nichts-Standpunkt der Freikirchler": „Ich halte diesen Standpunkt sowohl uns, den Landeskirchen, wie den

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Das innerprotestantische Konfessionsproblem

Die Pfälzer Landeskirche glaubte schon wegen des zahlenmäßig geringen Gewichts 94 nicht auf weitergehende Forderungen als in ihren Richtlinien zugestanden eingehen zu müssen55. Die Kirchenleitung der V E L K D andererseits sah für die bekenntniskonservativen Lutheraner in diesem Fall schließlich keinen anderen Weg als den in die lutherische Freikirche und Schloß trotz aller Differenzen am 11. Juli 1963 eine Übereinkunft mit der Ev.-Luth. Kirche (Altlutheraner) ab, mit welcher die kirchenrechtlichen Grenzen des Konfessionalismus innerhalb der E K D sicher ausgeschöpft sein dürften96. So gewiß hinter der Frage der Lutheraner in der Pfalz in systematischer Hinsicht die der E K D innewohnende Spannung zwischen Bekenntnisstand und Territorialprinzip wirksam geworden ist, so deuten die relativ geringe Zahl der Betroffenen wie auch Verlauf und Ergebnis des Vorgangs darauf, daß historisch-faktisch gesehen das Problem doch begrenzt war. Für den Einzelnen war es sicher schmerzlich, so unmittelbar mit der konfessionellen Spaltung im deutschen Protestantismus persönlich konverschiedenen Unionskirchen gegenüber theologisch-grundsätzlich wie geschichtlich für falsch. Die ,Vereins-Lutheraner' in der Preußischen Union sind immerhin diejenigen, die jetzt die Pommersche Kirche dem Lutherischen Weltbund zugeführt haben, die auch weiterhin in anderen Gliedkirchen der E K U dieselbe Frage nicht ruhen lassen werden. An diesem einen Beispiel wird doch wohl deutlich, daß wir auch versuchen müssen, in größeren geschichtlichen Zusammenhängen zu denken" (ebd., o.Nr.). 94 Am 1. 1. 1973 betrug die Zahl der Gemeindeglieder der St. Michaels-Kirche in Kaiserslautern: 595, in Landau (seit 1. 10. 1962 selbständige Parochie): 188 nach Angaben der beiden ev.-luth. Pfarrämter in Kaiserslautern und Landau (Dokumentationsbericht, S. 181; V D 15). ' 5 Das Kaiserslauterer Presbyterium stellte zunächst die Friedenskirche den Neubürgern altluth. Glaubens zur Verfügung. Es kam jedoch dann bald zu Spannungen, als P. Godduhn unter der Bezeichnung „Evang.-Luth. Diasporapfarramt" für die Freikirche warb, ohne deren freikirchlichen Charakter offenzulegen, wie es im Jahresbericht der Kirchengemeinde Kaiserslautern 1953 berichtet wird (vgl. S. 80; ebd.). In Kaiserslautern wurden dann gemäß den Richtlinien von 1953 monatlich ein Gottesdienst mit der „lutherischen Liturgie Altpreußens" abgehalten, um - so der o.a. Jahresbericht - „das Verlangen vieler Ostflüchtlinge nach heimatlichem Ritus zu befriedigen". Den Gottesdienst hielt der aus Pommern stammende Pfr. Belitz, der den Pfälzer Dokumentationsbericht verfaßt hat (vgl. ebd.). Ahnliche Wege wurden z . B . in Speyer beschritten. % ABL V E L K D Nr. 14 vom 26. 7. 1963 (S. 35). - Die V E L K D erhebt keine Einwendungen dagegen, „daß die Evangelisch-lutherische (altluth.) Kirche solche Glieder lutherischer Landeskirchen in ihre Gemeinden aufnimmt, die um ihrer Bindung an das lutherische Bekenntnis willen in Unionsgebieten Anschluß an die lutherische Kirche suchen". Umgekehrt gilt entsprechendes. 97 Vgl. etwa den Hinweis Wilkens' auf den „eigentlich für alle unsere Gespräche auch mit den Herren in Speyer fast. . . wichtigste(n)" Punkt: „Was wollen Sie antworten, wenn Ihnen gesagt wird, daß beim Landeskirchenrat ein nennenswertes Bedürfnis nach besonderer lutherischer Betreuung - abgesehen jetzt von Kaiserslautern - nicht bekannt wäre? Diese Frage würde künstlich in die Pfalz hineingetragen. Nun, wir haben einiges darauf natürlich gesagt. Aber ein empfindlicher Punkt ist dieses jedenfalls" (Schreiben an K. Hensel vom 12. 9 . 1 9 5 7 ; Α V E L K D , 442, III).

Zusammenfassung

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frontiert zu werden und sehen zu müssen, daß der eigene Bekenntnisstand nicht in jedem Fall und unbedingt ausschlaggebendes Kriterium für die Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde war. Doch vermitteln Art und Weise wie schließlich auch das Ergebnis der Eingliederung lutherischer Vertriebener, gerade etwa in die pfälzische Unionskirche, andererseits das Bild einer ökumenischen Offenheit, die nicht notwendig zu einer Bedrängnis konfessionsgebundener Gewissen führen mußte, sondern diese Gewissen durchaus in eine neue Freiheit des Ertragens von Spannungen und Differenzen innerhalb des Protestantismus weisen konnte. Vielleicht liegt so auch oder gerade im Pfälzer Extremfall ein Hinweis für den Weg zu kirchlicher Einheit innerhalb der EKD 9 8 und darüber hinaus".

58 In dem Zusammenhang sei auf den Artikel des jugoslawiendeutschen luth. Pfarrers Karl Hamm 1953 verwiesen, der seinen Weg in die Pfälzer Landeskirche („Von Sarajevo nach Albersweiler") so beschrieb: „Es war mir zugesagt, mich in der pfälzischen Kirche zu beschäftigen. Neben den gewiß nicht geringen Nahrungssorgen eines Heimatlosen beschäftigte mich die Frage, was mich, den vom lutherischen Bischof Raffay in Budapest auf die Augsburgische Konfession ordinierten Pfarrer in der unierten Pfalz erwarten würde. Was werde ich abstreichen müssen, wird mein Gewissen belastet werden? Schon das erste Gespräch in Speyer ließ mich erkennen, daß hier die Freiheit des in Gottes Wort gebundenen Christenmenschen gilt. Was man von mir verlangte, war die Achtung der Ordnungen der pfälzischen Kirche. Ich habe es mit gutem Gewissen versprechen können und habe in den ersten Jahren immer noch darauf gewartet, daß es irgendwo einen Zusammenstoß meines lutherischen Erbes mit der Union geben würde. Mein Warten war vergeblich, es kann solchen Konflikt nicht geben. Ich habe, das sage ich mit herzlicher Dankbarkeit, in den Jahren meiner Arbeit in der Pfalz gelernt, daß die pfälzische Kirche so etwas wie verwirklichte Ökumene ist. Solches Lernen war beglückend und ließ mich erkennen, daß die Kirche wirklich vom Wort lebt und nicht untergehen muß, wenn sie sich nicht an eines der großen Bekenntnisse der Reformationszeit bindet. Das böse Wort von der unierten als der ruinierten Kirche ist falsch. Gerade die vereinigte Kirche kann in unserer Zeit der Massenaustreibungen allen vertriebenen Glaubensgenossen Heimat bieten. Sie hat Platz für die Lutheraner, und sie kann auch die Reformierten aufnehmen. Es ist geradezu ein Sinnbild für die königliche Freiheit dieser Kirche, daß sie aus unserer lutherischen Kirche in Jugoslawien zwei Amtsbrüder und einen Bruder aus der dortigen reformierten Kirche in ihren Dienst nehmen konnte. Sie hat damit den späten Nachfahren der Auswanderer die Union neu geschenkt" (Dokumentationsbericht, S. 118f.; V D 15). In dieselbe Richtung zielt der Pfälzer Berichterstatter, Belitz, selbst; vgl. etwa seinen Artikel „Die pfälzische Landeskirche und die Heimatkirche" von 1954 (ebd., Anlage 22) und seine Kommentierung der geschilderten Vorgänge (S. 182 f.; ebd.) - Ohne die Ebene der in der V E L K D vereinigten luth. Landeskirchen zu verlassen, gibt der Synodale G. Merz vor der Generalsynode der V E L K D am 23.-27. 4. 1955 in Weimar einen Anstoß in ähnlicher Richtung, wenn er sich nicht einverstanden mit den Berichten des Leitenden Bischofs, der Kirchenleitung, der lutherische Bruderkreise erklärt. So greift er Äußerungen über die badische Kirche auf, „daß dort die Männer, die nach Baden berufen werden oder in Baden eine Stelle annehmen, mit den ausgewanderten Gliedern der lutherischen Kirche verglichen werden, die nach Ubersee gehen, nur mit dem Unterschied, daß sie in Baden eine besondere Anfechtung haben, die sie in Kanada nicht haben". Unter Hinweis auf so anerkannte lutherische Theologen wie Schlink und Brunner, die beide in einer unierten Kirche lebten, lehnt Merz den Weg der Bildung von freikirchlichen Gemeinden in unierten

Die westlichen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (1948-1968)

Karte: Regina Bangert (nach „Die Vertriebenen in Westdeutschland" Bd. 1 Kiel 1959, S. 144)

lutherische Kirchen unierte Kirchen reformierte Kirchen

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Ev.-Iuth. Landeskirche Schleswig-Holsteins Ev.-Iuth. Landeskirche Eutin Ev.-Iuth. Kirche in Lübeck Ev.-Iuth. Kirche im Hamburgischen Staate Ev.-ref. Kirche in Nordwestdeutschland Ev.-Iuth. Kirche in Oldenburg Bremische Ev. Kirche Ev.-Iuth. Landeskirche Hannovers Ev.-Iuth. Landeskirche von Schaumburg-Lippe Lippische Landeskirche Braunschweigische Ev.-Iuth. Landeskirche Ev. Kirche von Westfalen Ev. Kirche im Rheinland Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck Ev. Kirche in Hessen und Nassau Vereinigte Protestantisch-EvangelischChristliche Kirche der Pfalz Ev. Landeskirche in Baden (bis 1957: Vereinigte Evangelisch-Protestantische Landeskirche Badens) Ev. Landeskirche in Württemberg Ev.-Iuth. Kirche in Bayern Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg

• Sitz der Kirchenleitung

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D a s innerprotestantische Konfessionsproblem

Überblickt man die in diesem Kapitel geschilderten Vorgänge, so erscheint kirchengeschichtlich zunächst bedeutsam, daß es sich um Zuspitzungen handelt, die vor dem Hintergrund des gesamten Eingliederungsgeschehens in den vielen hundert Kirchenkreisen Sonderfälle bleiben. Die Konfessionsunterschiede innerhalb des deutschen Protestantismus haben so gesehen also kaum zu unüberwindbaren oder gravierenden Schwierigkeiten bei der Eingliederung der Vertriebenen in die Kirchengemeinden in Westdeutschland geführt. Die Spannungen traten zudem erst in den 50er Jahren auf d. h. zu einer Zeit in der die Linderung der äußeren Bedrängnis eine Besinnung auf jene im engeren Sinn kirchlichen Probleme ermöglichte. Weitaus verbreiteter und spürbarer dürften dagegen Spannungen in der frühen Nachkriegszeit gewesen sein, die von den unter dem Stichwort „Traditionschristentum" bezeichneten Differenzen im äußeren Erscheinungsbild des protestantischen Kirchentums in den verschiedenen deutschen Landschaften herrührten. Gleichwohl ist die kirchengeschichtliche Bedeutung der geschilderten innerprotestantischen Konfessionskonflikte mit diesen Bemerkungen keineswegs erschöpft. Die durch die Wanderungsbewegung nach Kriegsende ausgelösten Spannungen rühren vielmehr an ein bis in die heutige Diskussion der Kirchen in Deutschland wie in der Ökumene wirkendes Grundproblem protestantischen Kirchentums, nämlich inwieweit Bekenntnisunterschieden gemeinde- und kirchentrennende Relevanz zukomme. Die damaligen Auseinandersetzungen - gerade zwischen den Theologen der V E L K D und der E K U - ließen erkennen, wie sehr auch in dieser Frage die für die gesamte kirchliche Entwicklung nach Kriegsende entscheidenden Erfahrungen des Kirchenkampfes und deren unterschiedliche Interpretation die beteiligten Parteien in ihrer jeweiligen Position mit motivieren. Für die lutherischen Konfessionalisten erschienen manche der getroffenen Vereinbarungen mit den Kirchenleitungen der E K U Kirchen bzw. der konsensusunierten Landeskirchen nicht frei vom Geruch einer bloßen, vornehmlich von Opportunitätsgründen geleiteten Verwaltungsmaßnahme, durch die das Bekenntnisproblem mit leichter Hand abgedrängt werden sollte. Auch hielten sie es für problematisch, wenn ein und derselbe Pfarrer einmal nach diesem, ein andermal nach Gebieten ab: „Ja, w e n n m a n bei den einströmenden Vertriebenen darauf hätte w a r t e n müssen, bis irgendeine freikirchliche Mission sich ihrer annimmt, dann w ä r e die Hälfte katholisch geworden und die andere Hälfte kommunistisch. . . W i r konnten für diese L e u t e nicht anders sorgen als volkskirchlich." U n t e r Anspielung auf die Lutheraner in der U n i o n rief M e r z dazu auf, „unsere wirklichen Aufgaben [zu] sehen und [zu] erfüllen und dann zu den Diasporaaufgaben. . . die freie Bahn [zu] gewinnen und die Kräfte und W e g e frei [zu] m a c h e n " (GENERALSYNODE 1 9 5 5 , S. 2 0 4 , 2 0 6 ) . "

In d e m Z u s a m m e n h a n g sei nur auf den Abschluß einer Kanzel- und Abendmahlsge-

meinschaft m i t d e m International Congregational C o u n c i l (Kongregationalisten) hingewiesen. Vgl. S. 165 ff. (ebd.) und Α V E L K D , 4 4 2 .

1956

Zusammenfassung

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jenem Katechismus unterweisen, einmal nach dieser, dann nach jener Lehre das Abendmahl austeilen konnte. Dieser Gruppierung standen Vertreter eines Unionschristentums gegenüber, die von der im Kirchenkampf erfahrenen neuen kirchlichen Einheit ausgingen. Sie versuchten, sich sowohl gegen die „Pharisäer"haltung eines rigiden „Konfessionalismus" als auch - dies kommt bei Theologen der altpreußischen Union hinzu - gegenüber dem „Enthusiasmus" einer XJnionskonfession abzugrenzen. Diese doppelte Abgrenzung dürfte, mehr oder weniger reflektiert, die die Haltung der Mehrzahl der lutherischen Pastoren aus dem Osten bestimmt haben, die ihren Dienst in den Gemeinden der E K U oder der übrigen unierten Landeskirchen versahen.

SCHLUSSBEMERKUNG

Zum Ergebnis der kirchlichen Vertriebenenarbeit in ihren einzelnen Teilbereichen finden sich zumeist am Ende der jeweiligen Kapitel bereits entsprechende Bemerkungen, die hier nicht wiederholt werden sollen. Stattdessen sei es erlaubt, einige grundsätzliche Erwägungen zum bisher dargestellten historischen Befund vorzutragen, ohne der dem folgenden Band vorbehaltenen Würdigung des gesamten Ergebnisses vorzugreifen. Das gesamte kirchliche Aufnahmegeschehen zeigt sich als ein von manchen Spannungen durchzogener Prozeß, die keineswegs bloß in den extremen materiellen Bedingungen gründeten, unter denen Vertriebenenhilfe und -eingliederung in den Nachkriegsjahren durchzuführen waren. Doch entstanden auch schon hieraus der evangelischen Kirche einzigartige Impulse und Aufgaben. EKD und Landeskirchen waren nicht nur zu außergewöhnlichen karitativen Anstrengungen aufgerufen, sondern aus der umfassenden Notlage des Volkes und gleichzeitig weitgehender Einschränkung staatlicher Autoritäten erging der Ruf an die Kirche, als ganze zu einem diakonischen Werk zu werden, um so auch gerade ihrem seelsorgerlichen Auftrag genügen zu können. Die Gemeinde sollte dabei zu einer den ganzen Menschen umfassenden Lebensgemeinschaft werden, einer Gemeinde des praktischen Lastenausgleichs im Sinne von Gal 6,2 etwa, jenseits der Besitzgrenzen, die sich bisher bürgerliches Staats- und Kirchendenken gezogen hatten. Dieser Ruf hat, wie einzelne Beispiele zeigten, an vielen Stellen zu eindrucksvollen Initiativen geführt, deren Ergebnis, vor allem bei der Linderung unmittelbarer N o t und im Siedlungswesen, die Dimension des bloß Beispielhaften zum Teil übersteigen und auch materielle Bedeutung für die Nothilfe erlangen konnte. Die diakonische Arbeit war jedoch zwangsläufig bestimmt von der sozialen Entwicklung in Westdeutschland und den politischen Bedingungen, unter denen es zu der Wiederherstellung eines Staatsapparates und dem Aufbau großer säkularer Vertriebenenverbände kam. Der Rückgriff im Hilfswerk auf sozialreformerische Vorstellungen des deutschen Protestantismus, wie sie mit dem Stichwort „Wichern II" angedeutet sind, fügte sich den vorherrschenden gesellschaftspolitischen Maximen im wesentlichen ein. Der Rahmen, innerhalb dessen die Kirche in ihrer gesellschaftlichen Diakonie schließlich wirkte, und die Weise, wie Hilfswerk und Innere Mission dem gesamtkirchlichen Aufgabenbereich eingeordnet wurden, markieren ebenfalls die Grenzen, an die jener Aufbruch der frühen Nachkriegszeit gestoßen war.

Schlußbemerkung

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Die gesamtkirchliche Entwicklung hat nicht nur dabei wesentliche Anstöße erfahren. Parallel zu den außergewöhnlichen Anstrengungen im Karitativ-Diakonischen veranlaßte die Konfrontation mit den vielen Tausend Neubürgern, die als Fremdlinge, herausgerissen aus ihren sozialen und kirchlichen Bindungen, außerhalb des Lebens der aufnehmenden Gemeinden standen, die Kirchen der Hauptaufnahmeländer von einer bestimmten Zeit an zugleich zu einem außergewöhnlichen volksmissionarischen Aufbruch zu neuen Formen kirchlicher Arbeit jenseits traditionellen Gemeindelebens und eingefahrenen „Traditionschristentums". Grundlegend berührt wurde die ganze evangelische Kirche jedoch von den im engeren oder traditionellen Sinne seelsorgerlichen und kirchenregimentlichen Problemen des Aufnahmevorgangs. Die Zerstörung der vertrauten Lebenszusammenhänge durch den Verlust der Heimat, die mit Flucht und Vertreibung häufig erlittene äußerste N o t und existentielle Bedrohung, wie sie von Millionen einzelner Gemeindeglieder erlebt worden waren, und die Auslöschung einer Zahl bedeutender protestantischer Landeskirchen in ihrer äußeren Gestalt und Verfassung kamen zusammen. Durch die Millionen Vertriebenen sahen sich die Kirchen und Gemeinden im Westen mit dieser Zerstörung und Auslöschung leibhaftig und unabweisbar als mit einem Teil ihrer eigenen Geschichte konfrontiert. In diesem Zusammentreffen liegt die einzigartige kirchengeschichtliche Bedeutung des Vertreibungs- und Aufnahmegeschehens begründet. Sie erlaubt es nicht, den Vorgang lediglich unter dem Gesichtspunkt außerordentlicher karitativer Beanspruchung oder als einen Fall von Gruppenseelsorge zu würdigen. T r o t z aller Überschneidungen im einzelnen bildet jene Erfahrung ein eigenständiges Element in den Auseinandersetzungen und Bemühungen um A u f b a u und Weg der E K D neben dem Erlebnis neuer Gemeinschaft in der Bekennenden Kirche und der Bewahrung landeskirchlichen Gefüges in den sogenannten „intakten" Kirchen zur Zeit des Kirchenkampfes. Die Kirchen aus den früheren deutschen Ostgebieten, die mit dem Territorium auch ihre äußere Gestalt verloren hatten, mußten innerhalb der sich wieder etablierenden Landeskirchen und der E K D Anlaß z u m Konflikt bieten, solange sie sich weiterhin als Kirche begriffen. Soweit ein solcher Anspruch lediglich auf der Ebene kirchenregimentlicher Gewalt und im Sinne der Konservierung bestimmter Rechtstitel geltend gemacht wurde, blieb er relativ wirkungslos. Er scheiterte einfach an den durch den Kriegsausgang geschaffenen Machtverhältnissen, mit denen sich die Kirche zu arrangieren hatte. Zu einem grundlegenden ständigen Anstoß konnten jene vertriebenen Kirchen jedoch dann werden, wenn sie sich in einem geistlichen Sinn an E K D , Landeskirchen und Gemeinden mit der Forderung wandten, als ganze zur „Flüchtlings"- oder Pilgrimskirche,

524

Schlußbemerkung

zur „Kirche unter dem Kreuz" zu werden. Das bedeutete letztlich, sich als innerhalb eines staatlichen oder gesellschaftlichen Machtgefüges etablierte Größe aufzugeben, eine Lebensgemeinschaft -koinonia- und damit eben auch eine lebendige Heimat für die Vertriebenen aufzubauen. Der tatsächliche Verlauf der kirchlichen Neuordnung, wie er in Eisenach 1948 seinen vorläufigen Abschluß fand, enthält kaum Momente, die auf eine solche „Kirche" hinzielten. Dies gilt auch für das Ergebnis der Auseinandersetzungen um den Status der Hilfskomitees und des Ostkirchenausschusses, und zwar für die aufnehmende wie die aufgenommene Seite. Es wäre historisch sicherlich verfehlt, in solchen Forderungen, wie sie hier zudem noch zugespitzt aus den Vorstellungen einiger führender ostkirchlichen Sprecher herauskristallisiert worden sind, den Ausdruck einer den Weg der E K D so bestimmenden Größe zu sehen, wie es das lutherische Landeskirchentum mit seinen „intakten" Kirchenleitungen oder das Erbe der Bekennenden Kirche oder schließlich auch die „Restauration" des sozialen Gefüges waren. Welchen Niederschlag hätte jene „Kirche" denn auch in einer Kirchenverfassung und -struktur finden können? Der Ruf an die ganze Kirche, „Flüchtlingskirche" zu werden, wirkte jedoch als ein Element der Spannung in der jungen Geschichte der evangelischen Kirche im Nachkriegsdeutschland. Diese Spannung nährte sich keineswegs einfach aus dem Gegenüber von Neubürgern und Einheimischen. Sie zog sich vielmehr mitten durch beide Seiten, die der Vertriebenen und ihrer kirchlichen Organisationen wie die der Aufnahmekirchen und -gemeinden. Es hat den Anschein, daß jener aus der Konfrontation mit dem Vertriebenenschicksal geweckte Ruf mit zunehmender Teilhabe der vertriebenen Gemeindeglieder und Pfarrer am Leben der Aufnahmekirchen und -gemeinden schwächer wurde. Das Bemühen um eine angemessene Vertretung der Vertriebenen innerhalb der aufnehmenden Landeskirchen, das Werben für bestimmte politische Ziele, etwa in der Behauptung des Rechts auf die verlorene Heimat, die Sammlung der zerstreuten Gemeinde in Heimatgottesdiensten und Konventen, die sorgfältige Bewahrung und Pflege des Erbes der früheren Ostkirchen stehen neben der übrigen ständigen seelsorgerlichen Betreuung und Hilfe zur Bewältigung des Vertriebenenschicksals, der kirchlichen Verkündigung in den Raum säkularer Vertriebenenarbeit hinein nunmehr im Vordergrund und bilden so einen gewiß eindrucksvollen Zweig kirchlichen Wirkens. Wenn trotzdem aus manchen Quellen und Zeugnissen jener Arbeit der Eindruck des Unzureichenden, einer gewissen Distanz und Reserve aufkommt oder sich diese sogar gelegentlich deutlicher artikulieren, wie im II. Band im Zusammenhang der Auseinandersetzung um die politische Diakonie noch dargestellt werden soll, so bleibt darin wohl immer noch ein Element jener bis heute ungelösten Spannung wirksam.

LISTE DER BEAUFTRAGTEN BZW. BEARBEITER DER „HILFSKOMITEES" FÜR DIE DOKUMENTATION „EV. KIRCHE UND VERTRIEBENE"

Baltikum/Deutschbalten: Bessarabien: Bukowina: Danzig/Westpreußen: Dobrudscha: Galizien: Jugoslawien: Litauen: Ostbrandenburg: Ostpreußen/Hilfskomitee: Ostpreußen/Gemeinschaft: Polen: Pommern: Posen/Posener Deutsche: Schlesien: Siebenbürgen und Banat: Slowakei/Slowakeideutsche: Sowjetunion/Rußlanddeutsche Sudetenland/Sudetendeutsche: Ungarn:

Baronesse Else von Rahden (Hannover) Albert Kern (Stuttgart) Edgar Müller (Kirchheim/Teck) Kurt Kamberg (Lübeck) Herbert Hahn (Göppingen) Martin Zöckler (Göttingen) Franz Hamm (Bad Godesberg) Hermann Jaekel (Göttingen) Günther Leppin (Detmold 17) Emmy Walther (Beienrode üb. Helmstedt) Werner Marienfeld (Dortmund-Manen) Arthur Schmidt (Schwabach) Hans-Joachim Bahr (Soest) Dr. Arnold Starke (Lüneburg) Eva Lindner (Göttingen) Dr. Richard Alberti (Lindau); Franz Herberth (München) Karl Kautz (Oberboihingen) Irmgard Stoldt (Frommern) Dr. Alfred Eckert (Amberg) Hans Schrödl (Schwandorf)

LISTE DER (LANDES)KIRCHLICHEN BEAUFTRAGTEN BZW. BEARBEITER FÜR DIE DOKUMENTATION „EV. KIRCHE UND VERTRIEBENE"

Baden: Herbert Scholz (Heidelberg); Erik Turnwald (Kirnbach) Bayern: - Landeskirche: Martin Brügmann (München) - Diasporamission des Gustav-Adolf-Werkes: Ulrich Fischer (Neuendettelsau) Berlin-Brandenburg (Bereich Berlin-West): Walter Schian (West-Berlin) Braunschweig: Dr. Arnold Quast (Braunschweig) Bremen: Dr. Karl Hansch (Bremen) Diakonisches Werk: Friedrich Wilhelm Neriich (Bad Neuenahr) Ev. Kirche der Union (Bereich West): Dr. Gerhard Fischer Hamburg: Ulrich Strege (Hamburg) Hannover: Dr. Fritz Nordhoff (Hannover); Johannes Lippert (Klein-Schneen) Hessen-Nassau: Johannes Leuchtmann (Hünfeld) Kurhessen-Waldeck: Johannes Leuchtmann (Hünfeld) Lippe (Detmold): Dr. Claus Harms (Detmold) Lübeck: Lie. Karl Hanne (Lübeck) Oldenburg: Fritz Konukiewitz (Delmenhorst) Pfalz: Dr. Hans-Joachim Belitz (Ludwigshafen) Rheinland: Albrecht Eggert (Düsseldorf); Dr. Hermann Glaser (Düsseldorf); Walter Harder (Düsseldorf); Dr. Erich Dietrich (Düsseldorf) Schaumburg-Lippe: Erich Hinz (Bad Eilsen) Schleswig-Holstein: Hermann Grimm (Rendsburg); Walter Lenke (Ahrensburg) Westfalen: Herbert Neß (Münster)

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

I. U N V E R Ö F F E N T L I C H T E Q U E L L E N a. Archivalische Quellen

Archiv des Diakonischen Werkes, Berlin (ADW) Protokolle von Sitzungen Wiederaufbau-Ausschuß u. a. 327 Rundschreiben I. 450 Geschichte des Hilfswerks. 3 Bände. 480/01 Flüchtlingshilfe I - V .

Evangelisches Zentralarchiv in Berlin (EZA Berlin) Bestand E K D : Ε K D 1/35 Synode in Treysa 1947 (auch Treysa 1945 betr.). Bd. 1. E K D 1/36 Synode in Treysa 1947. Bd. 2. E K D 1/44 Rat. August 1945 bis März 1946. E K D 1/45 Rat. April 1946 bis Dezember 1946. E K D 1 /47 Rat. April 1949 bis Juli 1949. E K D 1/48 Neubildung der Kirchenleitung. April 1945 bis Oktober 1946. E K D 1/54 Personalakten der Beamten der Kirchenkanzlei. November 1948 bis September 1949. E K D 1/107 Leitende Organe der Landeskirchen. Januar 1944 bis März 1949. E K D 1/115 Brandenburg. November 1944 bis März 1948. E K D 1/116 Ostpreußen. Oktober 1945 bis Juli 1948. E K D 1/120 Wartheland. Dezember 1945 bis Juni 1948. E K D 1/121 Pommern. Januar 1946 bis Dezember 1947. E K D 1/132 Hannover (lutherisch). April 1944 bis März 1949. E K D 1/360 Ostkirchen-Ausschuß. Hilfskomitees. Juni 1946 bis April 1947. E K D 1/361 Ostkirchen-Ausschuß. Hilfskomitees. April 1947 bis Oktober 1947. E K D 1/362 Ostkirchen-Ausschuß. Hilfskomitees. September 1947 bis Januar 1949. E K D 1/364 Ostkirchen-Ausschuß. Finanzausgleich. November 1945 bis August 1947. E K D 1/367 Ostkirchen-Ausschuß. Finanzausgleich. März 1948 bis September 1948. E K D 1/380 Kriegseinsatz der Geistlichen. April 1936 bis April 1945. E K D 1/441 Seelsorge an Umsiedlern. Juli 1945 bis August 1946. E K D 1/442 Seelsorge an Flüchtlingen. November 1945 bis August 1946. Sammlung Vertriebenendokumentation (VD): 1 Evangelische Landeskirche in Baden. 2 Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern. 2.1 Dokumentationsbericht. 2.2 Dokumentationsmaterial. 2.3 Sonstiges Dokumentationsmaterial. 3 Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg (Berlin-West).

528 4 5 5.1 5.2 6 7 8 8.1 8.2 9 10 10.1 10.2 10.3 11 12 13 14 15 16 17 18 18.1 18.2 19 20 21 22 23 24 25 25.1 25.2 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

Quellen- und Literaturverzeichnis Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig. Bremische Evangelische Kirche. Dokumentationsbericht. Dokumentationsmaterial. Evangelisch-lutherische Landeskirche Eutin. Evangelisch-lutherische Kirche im Hamburgischen Staate. Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Dokumentationsbericht. Dokumentationsmaterial. Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Lippische Landeskirche. Evangelisch-lutherische Kirche in Lübeck. Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland. Evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg. Evangelische Kirche der Pfalz. Evangelische Kirche im Rheinland. Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe. Evangelisch-lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins. Dokumentationsbericht. Dokumentationsmaterial. Evangelische Kirche von Westfalen. Evangelische Landeskirche in Württemberg. Evangelische Kirche der Union. Diakonisches Werk. Hilfskomitee der evangelisch-lutherischen Kirche aus Bessarabien. Hilfskomitee für die evangelischen Umsiedler aus der Bukowina. Hilfskomitee für die Evangelischen aus Danzig-Westpreußen. Dokumentationsbericht. Rundbriefe. Hilfskomitee für die evangelisch-lutherischen Deutschbalten. Hilfskomitee für die evangelische Kirche aus der Dobruscha. Hilfskomitee der Galiziendeutschen A. u. H . Bekenntnisses. Hilfskomitee der evangelischen Landeskirche aus Jugoslawien. Hilfskomitee der evangelischen Deutschen aus Litauen. Hilfskomitee der evangelischen Deutschen aus Ostpreußen. Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen. Hilfskomitee für die evangelischen Ostumsiedler. Hilfskomitee für die ostbrandenburgischen Kirchengemeinden. Hilfskomitee der evangelisch-lutherischen Deutschen aus Polen. Konvent der evangelischen Deutschen aus Pommern. Hilfskomitee der Glieder der Posener evangelischen Kirche. Gemeinschaft evangelischer Schlesier. Hilfskomitee der evangelisch-lutherischen Slowakeideutschen. Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben. Gemeinschaft evangelischer Sudetendeutscher. Hilfskomitee der evangelischen Deutschen aus Ungarn. Sammlung von Ostpfarrer-Predigten. Diverse Materialien der Kirchenkanzlei der E K D .

Quellen- und Literaturverzeichnis 45 46

529

Material Kirchenrat Ahme (Berlin). O . Söhngen: Die evangelische Kirche der (Altpreußischen) Union und das Problem der Heimatvertriebenen.

Handakten Ernst Viktor Benn: 7 Ostpfarrerversorgung. 1946-1950. Nachlaß Reinhard Wester: 1—16b

Der Beauftragte für Umsiedler- und Vertriebenenfragen. 1957-1965.

Nachlaß Carl Brummack Nachlaß Claus Harms

Registratur der Kirchenkanzlei (jetzt Kirchenamt) der EKD, Hannover (AKK) 05 Kirchliche Westkonferenz. Beiheft Protokolle Bd. 1 und 2. 05 d Kirchliche Westkonferenz. Beiheft Protokolle Bd. 1 und 2. 202 Beiheft I (Ordnung des Hilfswerks). 310 b Deutsche Notstände. Beiheft 1: Erlebnisberichte. 518 Beiheft Liste unbeschäftigter Ostpfarrer. 518 Beiheft Pfarrer, die ihr Amt eigenmächtig verlassen haben. 518 Beiheft Ostpfarrer- Soforthilfe Allg. Bd. I. 518 Beiheft Art. 131 G G . 518 Beiheft O K A - Hilfskomitees - Finanzen I. 518 Beiheft O K A I. 518 Ostpfarrer Beiheft O K A 1. 518 OstpfarrerBd.il. 518 II 4330/3 Anlage zu 4330/3 6454 6454 Flüchtlinge Bd. I. 6454 Beiheft „Umsiedlung von Flüchtlingen in Westdeutschland". 6454 Beiheft Tagungen der Beauftragten der Landeskirchen und des Flüchtlingsbeirats I und II. 6454 Beiheft Tagungen der Beauftragten der Landeskirchen und des Flüchtlingsbeirats. 6454 Beiheft Flüchtlingsarbeit der Kirchen. 6454 Beiheft Beauftragter der E K D für die Flüchtlingsarbeit. 6454 Beiheft Tagung der Flüchtlingsreferenten in Kassel 1958.

Akten des Ostkirchenausschusses, Hannover (AOKA) Α A1 A 2 A 3 A 7 A 8

Der Ostkirchenausschuß (jeweils Bd. 1946-49; 1950ff.): Geschäftsordnung. Mitglieder. Etat. Jahresberichte, Protokolle, Aktennotizen. Rundschreiben.

Β Β 1

Die Hilfskomitees: Deutschbalten.

530

Quellen- und Literaturverzeichnis

Β2 Β3 Β4 Β5 Β6 Β7 Β8 Β9 BIO Β 11 Β12 Β13 Β 14 Β15 Β16 Β17 Β18 Β19 Β 22 Β 23

Deutsche aus Bessarabien. Bukowinadeutsche. Danziger- und Westpreußen. Galiziendeutsche. Jugoslawiendeutsche. Litauendeutsche. Ostpreußen. Pommern. Deutsche aus Posen. Deutsche aus Polen. Slowakeideutsche. Sudetendeutsche. Siebenbürger Sachsen. Schlesier. Ostumsiedler. Ungarndeutsche. Dobrudschadeutsche. Ostbrandenburger. Rundschreiben. Finanzierung.

C C1 C 2 C 3 C6a C 6b C 7 C 9 Cll C12 C 13 C 14

Arbeitsgebiete des Ostkirchenausschusses: Ostkirchen-Institut. Seelsorge. Ostpfarrer. Pressearbeit allgemein. Pressearbeit O K I (Ostkirchliche Informationen). Wissenschaftliche Arbeit I-VII. Landsmannschaften. Deutsche Jugend des Ostens. Deutsche Ostgebiete. Synoden. Tagungen anderer Stellen. Konvent der zerstreuten evangelischen Ostkirchen. b. Tagungen. c. Rundschreiben an die Hilfskomitees. d. Verschiedenes. e. Protokolle.

D Die Landeskirchen und Landeskonvente der Hilfskomitees. Mitarbeiterbrief des Ostkirchenausschusses

Archiv der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Hannover (AVELKD) 414 436 441 442 442 Β 450 451 551

Kirche Deutschlands,

Lutherische Klasse inLippe. I—II. Provinz Rheinland. I—III. Baden. I—II. Pfalz. I-V. Pfalz (Birkenheide). I. Allgemeines. Lutherische Freikirchen. I. Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche. I—III. Evangelisch-reformierte Kirche Nord Westdeutschland. I.

Quellen- und Literaturverzeichnis B.II.1,3 Π

Exekutiv-Komitee.

B . I X . (16 a) Lutherischer Weltbund. Flüchtlings-Abteilung. Deutsches Nationalkomitee: A II a. Allgemeines. b. Lutherischer Weltbund und Weltdienst in Deutschland. Archiv O K R Dr. Hübner: 13 L W F Sektion III (Hannover 1952).

Im Besitz von Propst Eberhard

Schwarz, Bad

Segeberg

Material Walter Schwarz. b. Auskünfte und Informationen Pastor Hans Joachim Bahr, Soest: Oberlandeskirchenrat Prof. Dr. Horst Balz, Kiel: Pfarrer Wilhelm Becker,Stuttgart Pfarrer Dr. Hans Joachim Belitz, Ludwigshafen: Pastor D. Günter Besch, Bremen: Frau Charlotte Brummackf, Preetz: Oberstudiendirektor Friedrich-Wilhelm Brummack, Kiel: Präsident i.R. D. Heinz Brunotte, Hannover: Pfarrer i.R. Friedrich Buschbeck, Heidelberg: Vizepräsident Dr. D. Paul Collmerf, Stuttgart: Dr. Hermann Delfs, Soest: Superintendent Dr. Erich Kurt Dietrich, Düsseldorf: Dr. Wolfgang Eger, Speyer: Dr. Gerhard Fischer, West-Berlin: Oberkonsistorialrat D. Gerhard Gülzowf, Lübeck: Oberkirchenrat Wilhelm Gundert, Hannover: Kirchenpräsident Franz Hamm, Bonn-Bad Godesberg: Pfarrer Karl H a m m f , Landau: Frau Marianne Hamm, Bonn-Bad Godesberg: Pfarrer Stewart W. Herman, Shelter Island Heights (New York): Pastor Erich Hinz, Bad Eilsen: Oberkirchenrat Kurt Horn, München: Altbischof Ernst Hornigf, Bad Vilbel: Prof. Dr. Wolfgang Huber, Heidelberg: Prof. Dr. Kristian Hungar, Heidelberg: Pastor i.R. C. W. Helmut Intelmann, Archiv Schloß Gestorf: Oberkirchenrat Herbert Keller, Stuttgart: Oberkirchenrat DD. Gottfried Klapper, Hannover: Pfarrer i.R. Werner Koderisch, Lemgo: Oberkirchenrat Dr. Rolf Krapp, Hannover: Prof. Dr. Herbert Krimm, Heidelberg: Prof. Dr. Harald Kruska, West-Berlin: Pfarrer Alfred Hans Kuby, Speyer: Pfarrer Johannes Leuchtmann, Hünfeld:

23. September 1972 19. April 1973 23. Oktober 1973 16. Oktober 1972, 14. März 1973 mehrfach 1972-1981 8. Oktober 1972 18. April 1973 5. September 1973 29. Juni 1972 23. Oktober 1973 23. September 1972 3. September 1973 6. Juli 1972 25. Juli 1972 18. April 1973 25. September 1972 28. Juli 1972 19. Juli 1972 28. Juli 1972 29. August 1973 27. Juli 1972 13. Juni 1973 22.Januar 1976 mehrfach 1972-1981 mehrfach 1972-1981 31. Mai 1972 29. Januar 1973, 20. Sept. 1973 20. Februar 1973 17. Februar 1973 mehrfach 1972-1981 23. November 1972 18. September 1972 15. September 1972 25. September 1973

532

Quellen- und Literaturverzeichnis

Prof. Dr. Heinz Liebing, Marburg: Dr. Gerhard Liedke, Heidelberg: Dekan Gerhard Lierse, Karlsruhe-Durlach: Secretary General Carl H. Mau jun., New York: Oberkirchenrat Wessel Nuyken, Hannover: Konsistorialrat i. R. Wilhelm Pagel, Hannover: Pastor Dr. Herbert Patzelt, Lübeck: Oberlandeskirchenrat Adolf Quast, Braunschweig: Verwaltungsdirektor Gerhard Rauhut, Hannover:

Frühjahr 1981 3. Januar 1973 10. September 1972 20. September 1973 5. Dezember 1972 4. Dezember 1972 18. April 1973 30. Oktober 1973 5. Oktober 1972, 28. November 1972, 1. Dezember 1972 12. Juni 1973 mehrfach 1972-1981 31. Oktober 1973 20. Februar 1973 25. September 1973 25.Januar 1973

Oberkirchenrat Heinrich Riedel, München: Frau Dr. Gerta Scharffenorth, Heidelberg: Pastor i.R. Wilhelm Schmidt, Hamburg: Präsident Hugo Schnell, Hannover: Propst Horst Schubring, Gießen: Propst Eberhard Schwarz, Bad Segeberg: Frau Dr. Stella Seeberg, Göttingen: Vizepräsident i.R. Prof. D. Oskar S ö h n g e n W e s t - B e r l i n : Prodekan i . R . Pfarrer Friedrich Spiegel-Schmidt, München: Pfarrer Erik Turnwald, Kirnbach: Diakon Max Unterschmidt, Stuttgart:

17. Februar 1973 10.Januar 1974 12. Juni 1972 2. September 1972 29. Januar 1973, 20. September 1973 20. September 1973 31. Oktober 1973 8. Dezember 1972

Vizepräsident D. Dr. Rudolf Weeber, Stuttgart: Bischof D . Reinhard Westert, Eutin: Vizepräsident D . Erwin Wilkens, Hannover:

II. V E R Ö F F E N T L I C H T E Q U E L L E N U N D

DARSTELLUNGEN

AMTSBLATT DER EKD. Hg. von der Kanzlei der Evangelischen Schwäbisch Gmünd. 2. Jg. 1948. AMTSBLATT DER EKD. Hg. von der Kanzlei der Evangelischen Hannover. 3. Jg. 1949. AMTSBLATT DER EKD. Hg. von der Kanzlei der Evangelischen Hannover. 5. Jg. 1951. AMTSBLAT DER EKD. Hg. von der Kanzlei der Evangelischen Hannover. 21. Jg. 1967. AMTSBLATT DER VEREINIGTEN EVANGELISCH-LUTHERISCHEN

Kirche in Deutschland in Kirche in Deutschland in Kirche in Deutschland in Kirche in Deutschland in KIRCHE

DEUTSCHLANDS.

Nr. 14 vom 26. 7.1963. AMTSBLATT FÜR DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHE IN BAYERN. A m t l i c h h g . v o m

Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenrat 36. Jg. 1949. AMTSBLATT FÜR DIE VEREINIGTE PROTESTANTISCH-EVANGELISCH-CHRISTLICHE

KIRCHE

DER PFALZ. 33. Jg. Speyer 1953. BALFOUR, Michael: Vier-Mächte-Kontrolle in Deutschland 1945-1946. Düsseldorf 1959. BALZER, Ernst Detlef: Entwicklungen im Handwerk. In: Die Vertriebenen in Westdeutschland. Ihre Eingliederung und ihr Einfluß auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Geistesleben. Bd. II. Kiel 1959, S. 166-204. BARTH, Karl: Die evangelische Kirche in Deutschland nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches. Stuttgart 1946. BARTH, Karl: Ein Wort an die Deutschen. Stuttgart 1946. BECKMANN, Joachim: Hoffnung für die Kirche in dieser Zeit. Beiträge zur kirchlichen Zeitgeschichte 1946-1974 (AKiZ.B.10). Göttingen 1981.

Quellen- und Literaturverzeichnis

533

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ABKÜRZUNGEN

A.B. Abg. ABl Abt. a. D. ADW Apg AG AGK AHK AKiZ AKK allg. amtl. AOKA APU, apU ARD Art. AVELKD Bd. BdV BEK bes. betr. BHE bibl. BK Bl. BRD CDU CFK CSU CVJM D. DC DCSV DCSVP DCV DD DDR

Augsburger Bekenntnis Abgeordneter Amtsblatt Abteilung außer Dienst Archiv des Diakonischen Werks (Berlin) Apostelgeschichte Arbeitsgemeinschaft Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Amtsbrüderliche Hilfskasse Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Registratur der Kirchenkanzlei der E K D (Hannover) allgemein, Allgemeines amtlich Akten des Ostkirchenausschusses (Hannover) Altpreußische Union Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten der B R D Artikel Archiv der V E L K D (Hannover) Band Bund der Vertriebenen Bremer Evangelische Kirche besonders betreffend Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten biblisch Bekennende Kirche Blatt Bundesrepublik Deutschland Christlich-Demokratische Union Christliche Friedenskonferenz Christlich-Soziale Union Christlicher Verein Junger Männer Doktor der Theologie (ehrenhalber) Deutsche Christen Deutsche Christliche Studentenvereinigung Deutsch Christlich-Soziale Volkspartei Deutscher Caritasverband Doctor of Divinity Deutsche Demokratische Republik

546 DEK DEKK DFG DM DNK DNVP Dt., dt. ebd. ehem. EKD, EKiD EKHN EKiR EKU EKvW EOK Eph EPD ERP e.V. ev., evang., evg. EZA FJA Fl. Gal GAV GAW GB Gensup. gez. GG G.m.b.H. GSG GTB GVOB1 Hab Η . B. Hebr Hg-, Hg. Hos HW IHK Inc. Ing. i. R. IRO Jer Jes

Abkürzungen Deutsche Evangelische Kirche Kirchenkanzlei der D E K Deutsche Forschungsgemeinschaft Deutsche Mark Deutsches Nationalkomitee Deutschnationale Volkspartei deutsch ebenda ehemals, ehemalig Ev. Kirche in Deutschland Ev. Kirche in Hessen und Nassau Ev. Kirche im Rheinland Ev. Kirche der Union Ev. Kirche von Westfalen Ev. Oberkirchenrat Epheserbrief Ev. Pressedienst European Recovery Program eingetragener Verein evangelisch Ev. Zentralarchiv (Berlin) Freiwillige Jugendarbeit Flüchtling Galaterbrief Gustav-Adolf-Verein Gustav-Adolf-Werk Gesamtdeutscher Block Generalsuperintendent gezeichnet Grundgesetz Gesellschaft mit beschränkter H a f t u n g Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft Gütersloher Taschenbuch Gesetz- und Verordnungsblatt Habakuk Heidelberger Bekenntnis Hebräerbrief herausgegeben, Herausgeber Hosea Hilfswerk Industrie- und Handelskammer Incorporated (eingetragener Verein) Ingenieur in Ruhe, im Ruhestand International Refugee Organization Jeremia Jesaja

Abkürzungen Jg· Jo KAB1 Kap. kath. KDO KGVOB1 kirchl. KJ KL KO KonsR. Kor KPD KZ LAG Lk LKR LKW luth. LWB LWF MdB MdL MdR Mio MPTh Mrd. Muna Mt NF NS, ns NT o. Az. o. D. ORK o.J. OKA OKI OKonsR 0(L)KR OPV ord. OSA OStDir P. Pfr.

Jahrgang Johannesevangelium Kirchliches Amtsblatt Kapitel katholisch Kirchendienst Ost Kirchliches Gesetz- und Verordnungsblatt kirchlich Kirchliches Jahrbuch Kirchenleitung Kirchenordnung Konsistorialrat Korintherbriefe Kommunistische Partei Deutschlands Konzentrationslager Lastenausgleichsgesetz Lukasevangelium Landeskirchenrat Lastkraftwagen lutherisch Lutherischer Weltbund Lutheran World Federation Mitglied des Bundestags Mitglied des Landtags Mitglied des Reichstags Millionen Monatsschrift für Pastoraltheologie Milliarden Munitionsanstalt Matthäusevangelium Neue Folge Nationalsozialismus, nationalsozialistisch Neues Testament ohne Aktenzeichen ohne Datum Ökumenischer Rat der Kirchen ohne Jahr Ostkirchenausschuß Ostkirchliche Informationen Oberkonsistorialrat Ober(landes)kirchenrat Ostpfarrerversorgung ordiniert Ordo Sancti Augustini Oberstudiendirektor Pastor Pfarrer

547

548 Phil preuß. Prof. prot. Ps RAD rd. ref. RGG RKZ RM Rom SBZ seil. SHG sog. SPD SR SS Sup. Tgb. Thess TOP u.a. UdSSR UNICEF UNRRA u.ö. USA V. A. VD VdL VELKD Verf. verw. vgl. VONB1 WA

wcc

WDR YMCA ZA z.B. ZevKR zit. z.T. z.Zt.

Abkürzungen

Philipperbrief preußisch Professor protestantisch Psalm Reichsarbeitsdienst rund reformiert Die Religion in Geschichte und Gegenwart Reformierte Kirchenzeitung Reichsmark Römerbrief Sowjetische Besatzungszone scilicet Soforthilfegesetz sogenannte Sozialdemokratische Partei Deutschlands Service to Refugees Schutzstaffel Superintendent Tagebuch Thessalonicherbriefe Tagesordnungspunkt und andere, unter anderem Union der sozialistischen Sowjetrepubliken United Nations International Children's Emergency Fund United Nations Relief and Rehabilitation Administration und öfter United States (of America) Vorläufiger Ausschuß Vertriebenen-Dokumentation Verband der Landsmannschaften Vereinigte Ev.-Luth. Kirche Deutschlands Verfasser verwitwet vergleiche Verordnungs- und Nachrichtenblatt Wiederaufbau-Ausschuß der Ev. Kirche(n) in Deutschland World Council of Churches Westdeutscher Rundfunk Young Men Christian Association Zentralausgabe zum Beispiel Zeitschrift für ev. Kirchenrecht zitiert zum Teil zur Zeit

PERSONENREGISTER/BIOGRAPHISCHE ANGABEN

T r o t z vielfältigster Recherchen war es nicht möglich, die biographischen Daten aller Personen in der erwünschten Vollständigkeit und Eindeutigkeit zusammenzustellen; dies bedeutet auch, daß sich wandelnder Sprachgebrauch für Amter und Institutionen nicht berücksichtigt und damit deren korrekte Bezeichnung nicht immer angegeben werden konnten. Die Geschäftsstelle der Ev. Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte (Schellingstr. 3, 8000 München 40) ist deshalb dankbar für alle Ergänzungen und Berichtigungen, die ihr in diesem Zusammenhang zugehen. ADENAUER, Konrad ( 1 8 7 6 - 1 9 6 7 )

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Politiker, 1949-1963 dt. Bundeskanzler. AHME, Karl X X I , 3 0 2 , 4 4 1 , 4 4 3 geb. 10. 8. 1893 Bielefeld, gest. 22. 10. 1979 Berlin, ord. 23. 7. 1922, 1921 Landesjugendpfarrer Oldenburg in Oldenburg, 1925 Pfr. Neuenbrok/Oldenburg, 1927 Wilhelmstift Frankenhausen/Thüringen, 1929 Pfr. Teichel/Thüringen, 1938 Pfr. und Superintendent Zossen, seit 15. 6 . 1 9 5 2 Leiter der Ev. Flüchtlingsseelsorge Berlin-Zehlendorf, 1. 10. 1952 Provinzialpfarrer für Flüchtlinge, Mitglied des Flüchtlingsbeirats der E K D , Kirchenrat, 1963 i. R . ALBERTI, Richard, D r . phil. 525 geb. 24. 8. 1901 Lechnitz/Siebenbürgen, ord. 5. 1. 1927, Studium der Theologie und Philosophie in Wien, Leipzig, Greifswald, 1925/26 Hilfslehrer an Mädchenmittelschule und Gymnasium Bistritz, Vikar, 1927 Pfr. Alzen, 1933 Mettersdorf/Siebenbürgen, 1 9 3 7 1940 Kreisschulinspektor, Studienaufenthalt in Deutschland, 1. 5. 1940 wiss. Angestellter am Reichsamt für Bodenforschung, 1. 10. 1941 Wehrgeologe (auf Anforderung der Waffen-SS), 1942 Einbürgerung in das Deutsche Reich, 4. 5 . 1 9 4 5 - 2 0 . 7 . 1 9 4 7 Gefangenschaft und Internierung, Hilfsarbeiter, Entnazifizierung 7, 1 . 5 . 1952-15. 6. 1954 Referent im A m t für kirchl. Vertriebenenarbeit im Landeskirchenamt München, zugleich Hauptgeschäftsführer im Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen, 1954 Pfr. Treuchtlingen, 1958 Lindau-Reutin, 1967 i. R . , Beauftragter des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und ev. Banater Schwaben für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". ALBERTZ, Heinrich 125,456 geb. 22. 1. 1915 Breslau, ord. 2 7 . 9 . 1939, 1 . 3 . 1942 Pfr. Röstfelde/Schlesien, nach Kriegsende Leiter der kirchlichen Flüchtlingsbetreuung in Celle, 1946-1948 Leiter des Flüchtlingsamtes für Celle und den Regierungsbezirk Lüneburg, 1947-1955 M d L , 9. 6. 1 9 4 8 - 1 2 . 6. 1951 Staatsminister für Flüchtlingswesen in Niedersachsen, 13. 6. 1951— 26. 5. 1955 für Soziales und Gesundheit, 1955-1959 Senatsdirektor beim Senator für Volksbildung von Berlin, 1959-1961 Senatsdirektor und Chef der Senatskanzlei von Berlin, 1961-1966 Senator für Inneres und (seit 1963) Bürgermeister, zugleich Senator für Sicherheit und Ordnung, Dezember 1966 bis Juli 1967 Regierender Bürgermeister von Berlin (Rücktritt), 1974-31. 3 . 1 9 7 9 Pfr. Berlin-Schlachtensee. ALBRECHT, Edgar 506 geb. 12. 11. 1888 Erfurt/Thüringen, gest. 13. 5. 1969 Siegen/Westfalen, Vermessungsingenieur. APPEL, O t t o , D r . agr. 81 ff. geb. 22. 9. 1918 Krakau/Österreich, 1940/41 Mitglied der Reichsumsiedlungskommis-

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Personenregister/Biographische Angaben

sion für Bukowinadeutsche, 1941-1945 Wehrdienst, 1945-1946 Leitung des SüdostReferats im Präsidium des Bayrischen Roten Kreuzes, 1946-1949 Bundesgeschäftsführer der Hilfs- und Beratungsstelle für Südostdeutsche, später der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Ev. Hilfswerk, 1946-1952 Ausschußvorsitzender im Flüchtlingsnotparlament Bayern für Südostdeutsche und im Landessiedlungsausschuß, 1949-1952 Siedlungs- und Finanzreferent bei der bayrischen Landessiedlung Regensburg, zugleich Stadtrat, 1952-1953 Referendar im bayrischen Staatsdienst, 1953-1957 Landjugendberater für Oberfranken, 1953-1980 Höherer Staatsdienst bei der Regierung von Oberfranken und verschiedenen Landwirtschaftlichen Ämtern (Direktor), zuletzt Lauingen/Schwaben. ASMUSSEN, Hans 63, 75, 93, 196, 198, 205, 207f., 210, 222, 236, 238f., 287f„ 290, 295, 300, 363 geb. 21. 8. 1898 Flensburg, gest. 30. 12. 1968 Speyer, 1923 Pfr. Diakonissenanstalt Flensburg, 1925 Albersdorf, 1932 Altona, 1933 suspendiert, 15. 2.1934 in den Ruhestand versetzt, 1934 Mitglied des Reichsbruderrates, Wintersemester 1935/36 Leiter der Kirchl. Hochschule Berlin, 1936 Pfr. Berlin-Lichterfelde, 1943 Schwäbisch-Gmünd, 1945 Präsident der Kirchenkanzlei der EKD, 30. 5. 1948 ausgeschieden, 1948-1955 Propst von Kiel. BAHR, Hans-Joachim 259, 338,525, 531 geb. 28. 6. 1895 Plathe/Pommern, ord. 13. 4. 1924 Stettin, 1924/1925 Pfarrvikar Neuwuhrow, 1. 8. 1925 Pfr. Petershagen, 1. 3. 1930 Jassow/Pommern, Wehrdienst, 19461950 Hilfswerk der Landeskirche Schleswig-Holstein, 1950-1952 Leiter des Internats am Timmendorfer Strand, 1952-1961 Pfr. Lauenburg/Elbe, 1961 i. R. Soest/Westfalen, 1963-1978 Schriftleiter der „Pommerschen Heimatkirche", 1963-1973 Vorsitzender des Konvents ev. Deutscher aus Pommern, seit 1973 Ehrenvorsitzender, Beauftragter des Konvents der Ev. Gemeinden aus Pommern (Hilfskomitee) für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". BALZ, Horst, Dr. theol. 531 geb. 21. 3. 1937 Leipzig, 1969 Habilitation, 1969-1972 Universitätsdozent Kiel, 1972 Oberlandeskirchenrat Kiel, 1974 o. Prof. für Neues Testament Bochum. BARTELS, Friedrich XXI, 21,321,445 f., 476 geb. 28. 1. 1903 Nienburg, gest. 29. 6. 1973 Hemmingen-Westerfeld/Hannover, ord. 28. 10. 1928, 1930-1936 Pfr. Neuhaus/Elbe, 1. 10. 1936 Landeskirchenrat Hannover, zugleich Schuldezernent, 19. 3. 1943 Oberlandeskirchenrat, 1. 9. 1965 geistlicher Vizepräsident des LKA, 31. 3.1969 i. R. BARTELT, Johannes 316,336 geb. 9. 6. 1901 Schmolsin/Pommern, 1. 7. 1932-Ende November 1945 Pfr. Glowitz/ Pommern, Oktober 1946-Oktober 1948 Religionslehrer, November 1947-Juli 1969 Oberkirchenrat im Kirchl. Außenamt, 1953 Leiter des Konvents ev. Gemeinden aus Pommern in Hessen, Mitglied des Konvents ev. Gemeinden aus Pommern. BARTH, Karl, D. theol. D.D. L.L. D. 286,288,292 geb. 10. 5. 1886 Basel, gest. 10. 12. 1968 Basel, 1911 Pfr. Safenwil/Schweiz, 1921 Prof. für reformierte Theologie (Systematik) Göttingen, 1925 Münster, 1930-1935 Bonn, 1935-1962 Basel. BAUMANN, Immanuel 63,236 ff., 257 geb. 21. 12. 1900 Gnadental, 1929 Pfr. Klöstiz/Bessarabien, 1936 Oberpfr. ebd., nach dem Krieg Landesvorstand der Landesstelle N o r d und Vorstandsmitglied des Hilfskomitees der ev.-lutherischen Deutschen aus Bessarabien und Dobrudscha. BECHER, W a l t e r , D r . r e r . p o l .

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geb. 1. 10. 1912 Karlsbad, 1936 Promotion Wien, Redakteur Prag und Reichenberg, 1939-1945 Wehrdienst, 1947 Generalsekretär des Sudetendeutschen Rates (vormals: Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudentendeutscher Interessen), 1950-1962 MdL Bayern (GB/BHE), 1965-1981 MdB (CSU), 1968-1982 Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Personenregister/Biographische Angaben

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BECKER, Wilhelm 213,531 geb. 3. 1. 1903 Hennweiler/Rheinland, gest. 16. 6. 1973 Iserlohn, ord. 1927 Daaden, 1929 Pfr. Schwelm, Wehrdienst, 1952-1966 Studienleiter der Ev. Akademie RheinlandWestfalen (Haus Ortlohn) und Landesmännerpfarrer. BECKMANN, Joachim, Lie. D r . D . 2 9 9 , 3 4 6 , 500 geb. 18. 7. 1901 Wanne-Eickel, 1926 Pfr. Wiesbaden, 1928 Soest, 1933-1948 Düsseldorf, 1945 Mitglied der Leitung der Ev. Kirche im Rheinland und Dozent, 1951 Prof. an der Kirchl. Hochschule Wuppertal, 1958-1971 Präses der Ev. Kirche im Rheinland, 1960 Vorsitzender des Rates der E K U , 1961 Honorarprofessor Bonn. BEHRENS, Joachim Bernhard 226 geb. 6. 1. 1914 Krotoschin/Posen, ord. 11. 8. 1939 Breslau, 1940 Hilfspfarrer Reibritz/ Schlesien, 7. 3. 1943 Pfr. ebd., 1. 7. 1946 Auftrag Lehrte/Hannover, 3. 5. 1947 Zeven, 16. 1 . 1 9 4 9 Seelze, Landeskirchlicher Beauftragter für Lektorenarbeit, 1. 2 . 1 9 7 9 i. R. BELITZ, Hans-Joachim, D r . theol.

3 4 0 , 3 4 2 , 5 1 6 f . , 526, 531

geb. 7. 5. 1910 Grünberg/Schlesien, gest. 9. 4. 1983 Ludwigshafen, 1937 Hilfsdienstjahr Kirchhain/Niederlausitz, 1. 1 1 . 1 9 3 8 Pfr. Zülzefitz/Pommern, Juli 1939-Dezember 1949 Kriegsdienst und Gefangenschaft, 1. 5. 1950 Pfr. Waldmohr/Pfalz, 1960 Ludwigshafen am Rhein, Mitarbeit in Ausschüssen der Landeskirche und der Gesamtkirchengemeinde Ludwigshafen, 1 . 6 . 1972 i. R., 1973-1975 Studium Fachbereich Geschichte Mainz, Dezember 1981 Promotion, Beauftragter der Pfälzer Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". BELL, George Kennedy Allen 48 geb. 4. 2. 1883 Hayling Island Hants/England, gest. 3. 10. 1958, ord. 1908, 1914 Chaplain beim Erzbischof von Canterbury, 1924 Dompropst von Canterbury, 1929-1958 Bischof von Chichester, 1932-1936 Vorsitz der britischen Sektion des Universal Council for Life and W o r k , 1934-1936 Vorsitzender des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum, 1948-1954 des Zentral- und Exekutivausschusses, 1955 Ehrenpräsident. BENDER, Julius 125 f., 442 geb. 30. 8. 1893 Michelfeld/Baden, gest. 19. 1. 1966 Karlsruhe, 1922 Pfarrverweser Meßkirch, 1928 Vorsteher des Diakonissenhauses Nonnenweier, 1946-1964 Landesbischof von Baden. BENN, Ernst Viktor, D r . jur. 374 geb. 18. 6. 1898 Sellin bei Königsberg/Neumark, 1. 4. 1928 Konsistorialrat beim Konsistorium Königsberg, 8. 3 . 1 9 3 0 Hilfsarbeiter und Konsistorialrat im E O K der A P U , 1. 7. 1934 Oberkirchenrat, 1 . 3 . 1936 Oberkonsistorialrat und Mitglied des E O K , 1940 Kriegsdienst, nach Entlassung aus russischer Gefangenschaft wieder beim E O K , 1. 7. 1951 Leiter der Berliner Stelle der Kanzlei der E K D , 1. 7. 1952-30. 9 . 1 9 5 2 Präsident des L K A Hannover. BERG, Christian, Dr. 3 2 , 4 6 , 1 5 1 , 1 6 2 f., 269 geb. 30. 3. 1908 Wesenberg/Mecklenburg, 1933 Pfr. Boizenburg, 1934 Pfr. Basse/Mecklenburg, 1937 Haifa, 1939 Kirchheim/Teck, 1945 Mitarbeit im Zentralbüro des Hilfswerks der Ev. Kirche in Stuttgart, 1946 Stellv. Generalsekretär, seit 1. 4. 1947 Generalsekretär des Hilfswerks der E K D , 1949-1961 Leiter des Zentralbüros O s t des Hilfswerks (seit 1953: Berliner Stelle; seit 1957: Berliner Stelle der Hauptgeschäftsstelle des Werkes Innere Mission und Hilfswerk der E K D ) , 1956-1957 kommissarischer Leiter des Zentralbüros, 1957-1961 Leiter der ökumenischen Abteilung der Hauptgeschäftsstelle des Werkes Innere Mission und Hilfswerk der E K D , Berater im Vorstand der Abteilung Zwischenkirchliche Hilfe im O R K , seit 1950 im Kuratorium der Goßner Mission, seit 1960 dessen Vorsitzender, 1962-1971 Missionsdirektor der Goßner-Mission. BERGMANN, Richard August, D . 513 geb. 7. 12. 1890 Zeiskam/Pfalz, gest. 3. 12. 1972 Speyer, ord. 1913, 1913-1919 Vikar Kaiserslautern, 1918 Feldgeistlicher, 1919-1926 Pfr. Mittelbrunn, 1926-1930 Kirchheimbolanden, 1930-1946 Ludwigshafen, 1946 im Landeskirchenrat, 1948-1960 Oberkir-

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Personenregister/Biographische Angaben

chenrat Speyer, Vorsitzender des Pfälzer Pfarrervereins, 1956 Bevollmächtigter für das Hilfswerk der EKD (Pfälzische Landeskirche). BERNECKER, Paul Wilhelm 4 geb. 4. 6. 1892 Königsberg, gest. 21. 5. 1973 Detmold, ord. 8. 2. 1920, Hilfsprediger Clausen/Kreis Lyck, 1920 Pfr. Gowarten/Ostpreußen, 1927 Aulowönen, 1936 Superintendent Heiligenbeil/Ostpreußen, 1945 Pfr. Nordenham/Oldenburg, 1947-31. 3. 1960 Pfr. Elberfeld, 1955 Aufsichtsratsvorsitzender der Ev. Familienfürsorge, 1947 Vertrauensmann der Ostpfarrer, 1957-1960 Synodalassessor. BESCH, Günter, D. XXVI, 443,531 geb. 17. 8. 1904 Altdöbern/Brandenburg, 1. 10. 1928-30. 9. 1931 Studieninspektor Predigerseminar Stettin, ord. 21. 4. 1929 Berlin, 1. 10. 1931-30. 6. 1937 Pfr. Stargard, 1. 7. 1937 bis Kriegsende Provinzialpfarrer für Volksmission in Stettin, während des Krieges zugleich stellvertretender Wehrkreispfarrer, Mai 1945-30. 4 . 1 9 4 6 Pfr. Eckardtsheim, 1. 5. 1946-30. 8. 1974 Pfr. an Unserer Lieben Frauen-Kirche Bremen, 1953 Wahl in den Kirchenausschuß, 1959 Schriftführer des Kirchenausschusses, 1967-31. 12. 1978 Beauftragter für Umsiedler- und Vertriebenenfragen des Rates der EKD, 1 . 1 . 1974— 31. 12. 1978 Präsident des Gustav-Adolf-Werkes, bis 8. 2. 1936 Leiter der Bruderschaft junger Theologen in Pommern. BETHGE, E b e r h a r d , D . D D

27

geb. 28. 8. 1909 Warchau/Magdeburg, 1934 Predigerseminar Wittenberg, 1935 Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde, 1937-1940 Studieninspektor, 1940— 1945 Missionsinspektor bei der Goßner-Mission Berlin, 1944 Wehrdienst, als Soldat von der Gestapo verhaftet, 1945 Assistent von Bischof Dibelius, 1946-1953 Studentenpfarrer Berlin, 1953-1961 Auslandspfarrer London, 1961-1975 Leiter des Pastoralkollegs der rheinischen Kirche in Rengsdorf, 1969 Honorarprofessor für Praktische Theologie Bonn. BEYER, Hans, Dr. phil. habil. 93 geb. 14. 6. 1908 Geesthacht/Lauenburg, gest. 25. 8. 1971, 1934 Dozent Hochschule für Lehrerbildung, 1937 Leiter der Arbeitsstelle für ausländische Volksforschung, 1940 Universitätsdozent Berlin, 1943 o. Prof. Deutsche Universität Prag, 1947 Mitarbeiter der Pressestelle des Landeskirchenamtes Kiel, 1951 Prof. Pädagogische Hochschule Flensburg, 1961 o. Prof. (zur Wiederverwendung) für Geschichte einschließlich neuerer Kirchengeschichte, Soziologie, Mitglied der Südostdeutschen Historischen Kommission der Pestalozzi-Gesellschaft. BIDAULT, G e o r g e s

151

geb. 5. 10. 1899 Moulins/Frankreich, gest. 27. 1. 1983, September 1944-Juni 1946 französischer Außenminister, danach wiederholt Ministerpräsident, Verteidigungs- und A u ßenminister (bis Juni 1954), lebte von 1963-1968 im Exil in Brasilien und Belgien. BISHOP, William Henry Alexander 114 f. geb. 20. 6. 1897, 1933-1935 Dienst im War Office, 1937-1939 Colonial Office, 19391944 Dienst in Afrika, 1944-1945 Director of Quartering, War Office, 1945-1945 Chief of Information Services and Public Relations, 1946-1948 Deputy Chief of Staff, 19481950 Regional Commissioner in Nordrhein-Westfalen, 1951 Assistant Secretary C o m monwealth, Relations Office, 1953-1957 Principal Staff Officer to Secretary of State for Commonwealth Relations. BISMARCK, Klaus von 258,456 geb. 6. 3. 1912 Jarchlin/Pommern, Maschinenschlosser-Praktikum, landwirtschaftliche Ausbildung, nach 1945 Leiter des Jugendamtes Herford und Gründer des Jugendhofes Vlotho, 1949-1961 Leiter des Sozialamtes der Ev. Kirche von Westfalen Haus Villigst bei Schwerte, 1961-1976 Intendant des W D R , 1963/64 Vorsitzender der A R D , 1957-1964 Präsident der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, seit 1970 Präsidialmitglied des Dt. Ev. Kirchentages und der Synode der EKD, seit 1976 Präsident des Goethe-Instituts. BITTERMANN, J o h a n n e s

334

geb. 2 1 . 3 . 1 8 9 8 Kupferberg/Schlesien, gest. 5 . 2 . 1973 Buchholz (?), ord. 1 1 . 4 . 1924

Personenregister/Biographische Angaben

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Breslau, 1. 12. 1924 Pfr. Kunzendorf, 1933 Nimmersath Kreis Bolkenhain/Schlesien, 1. 5 . 1 9 3 3 Schmiedeberg/Schlesien, 1. 9. 1948 Buchholz/Nordheide, 1. 7 . 1 9 6 5 i. R. BLAU, Paul

188

geb. 15. 5. 1861 Suhl/Thüringen, gest. 19. 12. 1944 Posen, 1885 Pfr. Jüterbog, 1897 Berlin, 1902 Hofprediger Wernigerode, seit 1910 Generalsuperintendent Posen. BLUM, Robert 35 geb. 10. 11. 1807 Köln, gest. 9. 11. 1848 Wien, Theaterkassierer in Leipzig, trat als volkstümlicher Redner und politischer Schriftsteller hervor, Schloß sich 1845 der deutschkatholischen Bewegung an, 1848 Führer der demokratischen Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, wegen seiner Teilnahme am Wiener Oktoberaufstand wurde er standrechtlich erschossen. BODELSCHWINGH, Friedrich von 4 8 , 1 0 2 geb. 14. 8. 1877 Bethel, gest. 4. 1. 1946 ebd., 1901 Mitarbeiter seines Vaters in den Anstalten Bethel, Sarepta und Nazareth, 1910 dessen Nachfolger, 1921 Leiter der vereinigten „von Bodelschwinghschen Anstalten", im Frühsommer 1933 Reichsbischof, nach drei Wochen Rücktritt, nach 1945 begann er das stark beschädigte Bethel wieder aufzubauen. BODELSCHWINGH, Gustav von 102 geb. 3. 11. 1872, gest. 2 6 . 2 . 1944 Bethel, 1899 Hilfsprediger Miechowitz, Berufung durch das Konsistorium als Vikar nach Crombach, 1900 persönlicher Hilfsprediger des Vaters und Diakonissenarbeit, 1901 Hilfsprediger Dünne, 1907 Pfr. ebd., 1909-1910 Dienst beim Vater in Bethel, 1910-1912 Anstaltsleiter in Freistatt, 1912-1913 Arbeit in Usambara, Januar-September 1914 Idschwi, 1914-1915 Kirinda, 1915-1916 LazarettDienst bei der Truppe, 1916-1917 belgische, englische und französische Kriegsgefangenschaft, 1917-1918 Internierung in der Schweiz, Frühjahr-Herbst 1918 Gütersloh, 1918— 1920 Bethel, 1920-1923 Übernahme der Gemeinde Holsen-Ahle, 1923 i. R . , Übersiedlung nach Dünne und Siedlungsarbeit, 1923-1935 Bau von 600 Einfamilienhäusern, Gründung der Lehmbauschule, 1930-1935 Stadtrandsiedlung im Ruhrgebiet, 1935 Schließung der Lehmbauschule durch den Staat, 1937 Gründung des Predigerseminars im Heimathaus von Dünnerholz, 1938 Umzug nach Berlin-Friedrichsfelde, 1940 Siedlungsprojekt im Warthegau, 1941 Rückkehr nach Berlin nach dem Scheitern des Projekts, 1942 Rückkehr nach Oberbauerschaft. BOECKH, T h e o d o r 266 f. geb. 17. 4. 1919 Linden/Bayern, 1939-1945 Wehrdienst, 1946-1949 Studium der Staatsund Sozial-wissenschaften (nebenberuflich), Flüchtlingsbeauftragter des bayrischen Hilfswerks beim Regierungskommissar Augsburg, 1949-1956 Bayerisches Staatsministerium des Inneren, Vertretung des Bayrischen Landesjugendamtes in verschiedenen Werken der Jugendarbeit, 1956-1978 Bundeswehr (Oberst). BOEHM, Max Hildebert, D r . phil. X I , 74, 83 f. geb. 16. 3. 1891 Birkenruh/Livland, gest. 11. 11. 1968 Lüneburg, Ende 1920 Leiter der „Arbeitsstelle für Nationalitätenprobleme", 1925 geschäftsführender Vorsitzender im „Ausschuß für Minderheitenrecht", Vorstandsmitglied im „Deutschen Schutzbund", im Verein für das Deutschtum im Ausland" und in der „Baltischen Arbeitsgemeinschaft", 1 9 2 6 - 1 9 4 5 Leiter des Instituts für Grenz- und Auslandstudien Berlin, 1928-1935 Dozent an der D t . Hochschule für Politik, O k t o b e r 1933 Lehrauftrag für Nationalitätenkunde und gleichzeitig Leitung des neu errichteten Seminars für Nationalitätenkunde an der Universität Berlin, dann o. Prof. Jena, nach dem Krieg-November 1951 Vorsitzender des „Notverbandes amtsverdrängter Hochschullehrer" und Leiter der angeschlossenen Vermittlungsstelle, 1958 i. R . Göttingen, 1950 Johann Georg Herder-Forschungsrat, 1954 Leiter der Ostdeutschen Akademie. BONHOEFFER, Dietrich 189,288 geb. 4. 2. 1906 Breslau, 9. 4. 1945 Hinrichtung im K Z Flossenbürg, ord. 15. 11. 1931, 1928 Vikariat Barcelona, 1. 8. 1931 Privatdozent Berlin, 17. 10. 1933 Pfr. London, 28. 8.

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Personenregister/Biographische Angaben

1934 Kooptierung als Mitglied des Ökumenischen Rates, 26. 4.1935 Predigerseminar auf dem Zingsthof/Ostsee, 24. 6. Finkenwalde, 5. 8. 1936 Lehrbefugnis an der Universität entzogen, September 1937 Schließung des Predigerseminars, 11.1. 1938 Ausweisung aus Berlin, 29. 4 . 1 9 4 3 Anklage auf „Zersetzung der Wehrkraft", Inhaftierung. BORN, A . ( F r a u ) BOUE, E d g a r

502

429

geb. 9 . 7 . 1 8 8 8 Fiji-Inseln/Australien, gest. 2 9 . 1 0 . 1 9 7 4 Ratingen, ord. 1 2 . 9 . 1926 Gummersbach, 1928 Pfr. Lüdenscheid, 1933 Oberhassel bei Bonn, 1946 Superintendent des Kirchenkreises Bonn, 1948 hauptamtliches Mitglied der rheinischen Kirchenleitung, Oberkirchenrat bis 1963. BOYENS, Armin, Dr. theol. 2 0 7 , 2 8 9 geb. 1924, 1972-1976 Lehrbeauftragter für kirchliche Zeitgeschichte im Fachbereich Ev. Theologie der Universität Mainz, seit 1972 Militärdekan und theol. Referent im Ev. Kirchenamt für die Bundeswehr. BRÄNDSTRÖM, E l s a

48

geb. 26. 3. 1888 Petersburg, gest. 4. 3. 1948 Boston, 1908 Lehrerinnenseminar Stockholm, seit 1914 als schwedische Rot-Kreuz-Schwester in Petersburg, nach dem Ersten Weltkrieg gründete sie in Deutschland Sanatorien für ehemalige Kriegsgefangene in Marienborn/Sachsen, und Schreibermühle/Brandenburg, außerdem das Kinderheim in Schloß Neusorge/Sachsen, vor dem Zweiten Weltkrieg Ubersiedlung nach Cambridge/ USA, wiederum Hilfstätigkeit für die Kriegsgefangenen. BRANDES, Wilhelm 506,509 geb. 7. 7. 1894 Hagen, gest. 9. 3. 1966 Bielefeld, ord. 1924, 1924 Hilfsprediger Elsoff, 1925 Pfr., 1929 Pfr. Lengerich, 1934-1946 Superintendent Tecklenburg/Westfalen, 1945 Mitglied der Kirchenleitung, 1946 Konsistorialrat, 1949 Oberkonsistorialrat. BRANDT, Theodor, Lie. theol. Dr. theol. D. 496 geb. 9. 11. 1890 Kaiserslautern, gest. 12. 7. 1981 Bad Salzuflen, ord. 23. 2. 1919 Berlin, 1 . 4 . - 3 0 . 9 . 1914 Dom Kandidaten-Stift Berlin, 1914-1918 Kriegsdienst, 30. 12. 1918 Hilfsprediger Küstrin, 1. 3. 1919 Pfr. ebd., 1. 5. 1924 Leiter der Bibelschule des Deutschen Bundes der Mädchen-Bibelkreise Leipzig, 1933 Bundesleiter, 14. 1. 1934 Pfr. Dortmund, Kriegsdienst, 28. 5. 1945 Pfr. Bad Salzuflen/Lippe, zugleich seit 20. 5. 1946 Superintendent Lippe, 31. 12.1960 i. R. BRANDT, Wilhelm, Lie. theol. Dr. theol. 311 geb. 27. 8. 1894 Iserlohn, gest. 18. 10. 1973 Bethel, ord. 20. 8. 1921, 1. 11. 1919 Hilfsprediger Diakonissenhaus Witten, 1 . 4 . 1 9 2 0 - 3 1 . 3 . 1921 Diakonissenhaus Münster, 1. 9. 1922 Vorsteher ebd., zugleich von 1923-Ostern 1933 Privatdozent an der Universität Münster für Innere Mission, Diakonie und Neues Testament, 1. 4 . 1 9 2 7 D o z e n t an der Theologischen Schule Bethel für Neues Testament und Innere Mission,zugleich dort Leiter seit Ostern 1 9 3 3 - 3 0 . 6 . 1936, 1936 Pfr. Bethel und Konviktleiter, 3. 1. 1942 Geschäftsführer Ev. Reichsfrauenhilfe Berlin, 1945 Dozent für Neues Testament und Leiter der Theologischen Schule Bethel, 9. 9. 1950-30. 4. 1963 Pfr. und Leiter der Diakonissen-Anstalt Sarepta in Bethel. BRAUER, W i l h e l m

225

geb. 22. 3. 1902 Karthaus/Westpreußen, ord. 22. 4. 1928 Posen, während der Korridorzeit Pfr. Obornik/Provinz Posen, zugleich Jugendpfarrer der Ev. Unierten Kirche in Posen-Pommerellen, nach dem Krieg Mitarbeiter im Volksmissionarischen Amt der Westfälischen Landeskirche, dann fünf Jahre Direktor der Berliner Stadtmission, danach Pfr. an St. Lorenz Lübeck, 1972 i. R., zeitweise Mitglied der Synode in Lübeck, jahrelang aktiv in der Evangelischen Allianz, Mitarbeit in der kirchlichen Vertriebenenarbeit. BRAUN, Herbert, Lie. D. 281,302, 346 geb. 4. 5. 1903 Warlubien/Westpreußen, 1930 Pfr., 1. 10. 1931 Pfr. Lamgarben/Ostpreußen, 1948 Dozent Kirchliche Hochschule Berlin, 1949 Prof. für Neues Testament Mainz, 1953 o. Prof. ebd.

Personenregister/Biographische Angaben BRAUNE, E r i c h

555

506

geb. 14. 2. 1888 Westdorf/Provinz Sachsen, gest. 9. 4. 1973 Siegen/Westfalen, 19241945 Landwirt und Domänenpächter in Warnsdorf Kreis Bernburg/Saale (Anhalt), Bürgermeister Warnsdorf bis 1945, Amtsvorsteher der Gemeinde Giersleben (Anhalt), Kirchenvorstand Amesdorf bis 1945, Engagement in der Bekennenden Kirche, 1938 Major der Reserve, 1941 Oberstleutnant der Reserve, Kriegsteilnehmer 1914-1918,19391943,1945-1947 Militärgefängnis in Magdeburg (russische Zone), 1947 nach Entlassung und Ausweisung Flucht in den Westen nach Siegen/Westfalen, 1949-1955 Angestellter Landwirtschaftskammer Siegen, etwa 1951-1966 Beisitzer für Flüchtlingsfragen der Stadt Siegen. BRUCKNER, Wilhelm, Dr. phil. 83 geb. 23. 1. 1921 Hermannstadt/Siebenbürgen, 1931-1939 Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt, 1940-1944 Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität München, Vorsitzender des Bundes auslanddeutscher Studenten in München, 1945 Präsidium des Bayrischen Roten Kreuzes München (Betreuungsstelle für Südostdeutsche), Mitbegründer des Suchdienstes (heute Hamburg), 1946-1967 Lehrer und Stellv. Direktor am Privatgymnasium Dr. Schönhärl München, seit 1967 Geschäftsführer des Bayrischen zeitweilig auch des Deutschen - Philologenverbandes, 1947 Mitbegründer und zeitweilig Vorstandsmitglied des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und ev. Banater Schwaben, ein halbes Jahr auch dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer, 1949 Mitbegründer und seitdem Bundesvorstandsmitglied, seit 1977 auch Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. BRÜGMANN, Martin 252, 3 3 3 , 3 4 5 , 3 5 4 , 526 geb. 1. 4. 1905 Rüstern Kreis Liegnitz, gest. 5. 6. 1973 München, ord. 1929, 1930 Pfr. Tiefhartmannsdorf, 1. 6. 1934 Landeshut/Schlesien, 1949 Aushilfsämter Bayern, 1951 Pfr. Aschaffenburg, 1960 in den Landeskirchenrat einberufen, Beauftragter für die kirchl. Vertriebenenarbeit, 1961 Kirchenrat, 1970 i. R., Beauftragter der bayrischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". BRUMMACK, Carl X X I , 2 5 9 f „ 2 6 2 , 2 7 5 , 2 8 0 , 3 3 1 ff., 339, 3 4 6 , 3 5 2 , 4 0 1 , 4 2 5 geb. 1 . 6 . 1895 Bromberg, gest. 1 2 . 5 . 1971 Preetz/Schleswig-Holstein, ord. 17. 10. 1920 Posen, 1920-1945 Pfr. Posen, 1933 Konsistorialrat im Nebenamt, 1938 Konsistorialrat, 1945-1948 Pfr. Behlendorf bei Lübeck, dann Oberlandeskirchenrat Kiel, seit 1949 Klosterprediger in Preetz, 1948-1960 geistlicher Oberkonsistorialrat im Landeskirchenamt Kiel, 1960 i. R., Mitglied des O K A (Leiter des Arbeitskreises für Ethik und Recht und des religionspädagogischen Arbeitskreises), Mitglied des Hilfskomitees der Glieder der Posener ev. Kirche, 1946-1954 dessen Vorsitzender. BRUMMACK, C h a r l o t t e

531

geb. 24. 3. 1894 Märkisch Friedland/Pommern, gest. 7. 1. 1979 Preetz/Schleswig-Holstein. BRUMMACK, F r i e d r i c h - W i l h e l m

531

geb. 19. 3. 1932 Posen, Studium der Theologie und Germanistik Kiel, Lehrer an einem Kieler Gymnasium, seit 1962 Fachausbilder für Religion am Staatlichen Studienseminar Kiel, seit 1968 Oberstudiendirektor und Leiter des Studienseminars, 1973-1979 Mitglied der Kirchenleitung der V E L K D , seit 1967 im Vorstand des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein, verschiedene Ausschuß- und Synodaltätigkeiten. BRUNNER, Peter, Lie. D . 2 2 9 , 4 8 8 , 4 9 1 , 5 1 7 geb. 25. 4. 1900 Arheilgen/Darmstadt, gest. 24. 5. 1981 Heidelberg, 1927 Habilitation (Systematische Theologie) Gießen, Privatdozent, 1932-1936 Pfr. Ranstadt/Oberhessen, März bis Sommer 1935 verhaftet, 1936 Entzug der venia legendi, 1936 Dozent für Dogmatik an der Theologischen Schule Elberfeld, 1947-1968 o. Prof. für Systematische Theologie Heidelberg, 1960-1972 Mitglied der badischen Landessynode; Mitglied des Theologischen Ausschusses der V E L K D und der Theologischen Kommission des Lutherischen Weltbundes.

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Personenregister/Biographische Angaben

BRUNOTTE, Heinz, D . 348,354, 395,400 f., 4 0 5 , 4 1 5 , 4 4 6 , 4 8 4 , 4 8 6 , 5 0 0 , 5 0 5 , 531 geb. 1 1 . 6 . 1 8 9 6 Hannover, 1927-1936 Pfr. Hoyershausen/Südhannover, 1936-1946 Oberkirchenrat in der Dt. Ev. Kirchenkanzlei, 1946-1949 Oberlandeskirchenrat im L K A Hannover, 1. 6. 1949-31. 12. 1965 Präsident der Kirchenkanzlei der Ε K D , bis 31. 5. 1963 zugleich auch des Lutherischen Kirchenamtes der V E L K D in Hannover. BUNZEL, Hellmuth 2 5 1 , 2 5 5 , 3 1 0 , 3 1 2 geb. 23. 6. 1888 Lichtenau/Schlesien, gest. 8. 11. 1973 München, ord. 7. 11. 1912, 1912 Pfr. Ottendorf/Schlesien, 1927 Reichenbach, 1937-April 1947 Superintendent, 1948 Hilfsreferent im Landeskirchenrat München, 1 . 3 . 1948-Ende 1960 Beauftragter für die kirchliche Vertriebenenarbeit in der Ev.-luth. Kirche in Bayern mit dem Titel Kirchenrat, 1956 Leiter der Landesgeschäftsstelle für kirchliche Vertriebenenarbeit, 1958 i. R. BURDACH, Ernst Karl Rudolf 198,210,216,346 geb. 2 0 . 6 . 1 9 0 5 Passenheim/Ostpreußen, gest. 6 . 1 1 . 1 9 7 6 Königswinter, 1930-1932 Hilfsprediger Neubartelsdorf, 1932 Studieninspektor im Predigerseminar Klein Neuhof, 1934 Pfr. Geierswalde/Ostpreußen, 1937-1945 Pfr. Passenheim, 1945 Pinneberg und Preetz/Holstein, 1946-1951 Cappenberg/Westfalen, 1951-1955 Lünen, 1955-1970 Bonn, 1946 Mitglied des O K A . BUSCHBECK, Friedrich 531 geb. 7 . 1 2 . 1 8 9 6 Mittel-Steinkirch/Schlesien, gest. 4 . 8 . 1 9 8 0 Heidelberg, ord. 1. 10. 1922, 1923-1929 Pfr. Herrnstadt Kreis Guhrau, 1929 2. Pfr. an der Ev. Diakonissenanstalt in Frankenstein/Schlesien, 1939-1950 Offizier, dann Kriegspfarrer, fünf Jahre russische Kriegsgefangenschaft, 1950-1966 Vorsteher der Ev. Diakonissenanstalt Frankenstein in Wertheim/Main. BUSSMANN, Otto, Dr. jur. 474 verunglückt 1954, Rechtsanwalt, Tätigkeit als Jurist im Hilfswerk der E K H N . CARTER, Henry 105 geb. 1874 Plymouth, gest. 19. 6. 1951, 1901 Reverend der methodistischen Kirche, zehn Jahre Tätigkeit in den Kirchensprengeln von Bristol, London, Birmingham, 1911 Sekretär der Abteilung für Abstinenz innerhalb der methodistischen Kirche Englands, gründete die Methodist Peace Fellowship, besuchte Europa während der Kriege, unterstützte christliche und jüdische Opfer der Gewaltherrschaft Hitlers, nach dem Krieg Vorsitzender der Flüchtlingskommission des O R K , Aufbau neuer Kontakte zwischen den Methodisten in England und Europa. CAVERT, McCrea Samuel 29 geb. 9. 9. 1888 Charlton/New York, gest. 21. 12. 1976 Bronxville/USA, 1921 Generalsekretär des Federal Council, 1951 des National Council of the Churches of Christ in the USA, 1954 Geschäftsführender Sekretär im New Yorker Büro des O R K . COLLATZ, Günther 441 geb. 2 1 . 5 . 1 9 0 6 Breslau/Schlesien, 1925-1928 Studium der Jurisprudenz, 1928-1931 Ausbildung bei der Reichswehr, 1931-Mai 1945 Dienst als Offizier, seit 1941 im Generalstab, Dezember 1945 Entlassung aus der Gefangenschaft, 1946-1948 Ausbildung zum landwirtschaftlichen Gehilfen auf Gut Rottland, 1946-1950 Jugend-Erzieher in Rottland, 1949-1950 Heimleiter eines Jugendwohnheimes in Düsseldorf, 1950-1957 Geschäftsführer bei der Inneren Mission in Stuttgart, 1957 Geschäftsführer des Arbeitskreises „Ev. Jugendaufbaudienst", Referent für Jugendsozialarbeit im Centraiausschuß für die Innere Mission, 1959-1964 Dienst bei der Bundeswehr, 1965-1971 jeweils 1. Vorsitzender des Diakonischen Werkes Rosenheim und Bad Aibling, Oberstleutnant a. D. COLLMER, Paul, Dr. rer. pol., D . 63f., 6 6 , 6 9 , 7 4 , 4 3 8 , 4 4 0 f . , 443,531 geb. 2. 3. 1907 Bad Cannstadt, gest. 18. 4. 1979 Stuttgart, 1927-1929 Ev. Wohlfahrtsschule Rostock-Gehlsdorf, dann Mitarbeiter des Sozialamtes Stuttgart, Mitglied des C V J M und der ev. Jugendbewegung, 1931-1933 Leiter des Studentenwerks Tübingen und Frankfurt, Studium der Sozialwissenschaften, Nationalökonomie und des Fürsorgewesens in Tübingen und Frankfurt, 1936 Promotion, Assistent am Forschungsinstitut für

Personenregister/Biographische Angaben

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Fürsorgewesen und Sozialpädagogik der Universität Frankfurt, Tätigkeit auf dem Gebiet des Arbeitsrechts und Tarifwesens, Verbindungen zur Bekennenden Kirche, zur Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis und zur Studienabteilung des ORK, 1942 Gestapohaft, 1943 KZ Dachau wegen Hilfeleistung für Verfolgte und Juden, 1946 Leitung der Sozialpolitischen Abteilung des Hilfswerks der EKD, umfassende Tätigkeit auf dem Gebiet der Flüchtlingshilfe, im Vorstand des „Hilfswerks 20. Juli 1944", Mitglied des Beirats zur Neuordnung der sozialen Leistungen beim Bundesarbeitsministerium, 1957-1972 Vizepräsident des Diakonischen Werkes der EKD, 1970 Vorsitz des Diakonischen Werkes der württembergischen Landeskirche. CORDES

103

Oberbaurat, Synodaler der EKD. CZAJA, Herbert, Dr. phil 434 geb. 5. 11. 1914 Teschen/Ostschlesien, 1940-1942 Lehrer an der Deutschen Oberschule im Generalgouvernement, 1942-1945 Wehrdienst, ab 1946 Lehrer in Stuttgart, 19481978 Studienrat bzw. Oberstudienrat, 1947-1953 Stadtrat, seit 1952 Vorsitzender der Union der Vertriebenen in der C D U Nord-Württembergs, seit 1953 MdB, 1964-1969 Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier, seit 1967 Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, seit 1969 Sprecher der Landsmannschaft der Oberschlesier, seit 1970 Präsident des Bundes der Vertriebenen. DELEKAT, Friedrich, Dr. phil. D. theol. 456 geb. 4. 4. 1892 Stühren/Grafschaft Hoya, gest. 30. 1. 1970, 1919-1929 Pfr. Priebus/ Schlesien und Berlin, 1923 Dozent Religionspädagogisches Institut Berlin, 1929-1936 ao. Prof. Technische Hochschule Dresden, 1946 o. Prof. für Systematik, Grenzgebiet zwischen Theologie, Pädagogik und Politik Mainz. DELFS, Hermann, Dr. phil. 531 geb. 27. 11. 1920 Wittenberge, Wehrdienst, Studium der Theologie, Geschichts- und Literaturwissenschaft, 1954 Promotion in Kiel in Geschichte und Kirchengeschichte, dann Kirchen- und Schuldienst, 1962 Mitarbeiter und später Nachfolger von Prof. F. Siegmund-Schultze im Ökumenischen Archiv Soest, von 1972-1980 zugleich Leiter des Archivs der EKD ebd. (seit 1974 Berlin). DIBELIUS, Otto, Lie. theol. Dr. phil. D. D D . 71, 79, 108, 123, 169f., 173, 196, 200, 215, 282,292 f., 297,299, 345,347, 352,363 ff., 394,409,420,436 f., 459,469,477,485 geb. 15.5.1880 Berlin, gest. 31.1.1967 Berlin, 1907-1909 Archidiakonus Crossen, 1909-1910 Pfr. Danzig, 1911-1915 Oberpfarrer Lauenburg/Pommern, 1915-1925 Pfr. Berlin, 1918 (nebenamtl) Geschäftsführer des Vertrauensrates beim EOK, 1921 (nebenamtl.) Mitglied des EOK, 1925-1933 Generalsuperintendent der Kurmark, 1933-1945 amtsenthoben (in den Ruhestand versetzt), 1933-1934 Kurpastor San Remo, 1934-1945 Mitglied von Bruderräten der Bekennenden Kirche, 1945-1961 Bischof von Berlin, 19491961 Vorsitzender des Rates der EKD (nebenamtl.), 1954-1961 Präsident im Weltrat der Kirchen (nebenamtl.), Vorsitzender des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD. DIEM, H e r m a n n , D . t h e o l .

2 8 6 , 2 9 1 f., 2 9 9

geb. 2. 2. 1900 Stuttgart, gest. 27. 2. 1975 Tübingen, 1934-1956 Pfr. Ebersbach, 1937 Stellv. Vorsitzender des württembergischen Landesbruderrates, 1950 Lehrauftrag Tübingen, 1955 ao. Prof., 1957 o. Prof. für Systematische Theologie. DIESTELKAMP, H a n s - A d o l f

225

geb. 25. 8. 1907 Kamin Kreis Zempelburg/Westpreußen, gest. 10. 1. 1965 Hage/Ostfriesland, ord. 9. 4.1933, April 1933 Hilfsgeistlicher Weisseck, August 1933 Kruschwitz, November 1933 Rosenau und Josephowo, Mai 1934 Pfr. Orchheim/Warthe, 10. 10.1936 Weisseck Kreis Wirsitz, 16. 1.1947 Essenrode, 2. 1.1950 Hage/Hannover, 1950 Kirchlicher Kreisfürsorger für Flüchtlinge. DIETRICH, Erich Kurt, Dr. theol. 243,526,531 geb. 20. 4. 1911 Lodz/Polen, 1935-1945 Pfr. Lodz, 1945-1947 Urach und Reutlingen, 1947-1955 Hönau, 1955-1959 Alstaden-Oberhausen/Rheinland, 1959-1981 Düsseldorf,

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Personenregister/Biographische Angaben

ab 1963 Superintendent Düsseldorf, 1967-1980 Stadtsuperintendent Düsseldorf, seit 1946 Leiter der ehemaligen Lodzer Jugendgemeinde, Leiter des Hilfskomitees der Ev.lutherischen Deutschen aus Polen, seit 1955 Leiter des Hilfskomitees der Ev.-lutherischen Deutschen aus Polen im Rheinland, seit 1960 1. Vorsitzender des Konvents der zerstreuten Ostkirchen im Rheinland, 1964-1972 Landesbeauftragter für das Männerwerk im Rheinland, Beauftragter der rheinischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". DIETRICH, Gerhard 417 Reverend, (1955) Leiter von „Soziale Hilfe und Dienst an heimatlosen Ausländern" des Luth. Weltbundes. DIETZE, Constantin von, Dr. rer. pol. Dr. argr. h.c. D . 126,477 geb. 9. 8. 1891 Gottesgnaden, gest. 18. 3. 1973 Freiburg/i. Br., 1922 Privatdozent Berlin, 1925 ao. Prof. für Sozialwissenschaften Rostock, 1927 o. Prof. Jena, 1933 Berlin, 1937 Prof. für Agrarpolitik, Außenhandel, Sozialethik Freiburg, Direktor des Universitätsinstituts für Agrarwissenschaft, 1944 abgesetzt wegen Tätigkeit für die Bekennende Kirche, 1945 wieder eingesetzt, 1955 Präses der Synode der E K D . DIETZFELBINGER, Hermann 424 geb. 14. 7. 1908 Ermershausen/Unterfranken, 1933 Stadtvikar München, 1935 Pfr. Rüdenhausen, 1939 theologischer Hilfsreferent im Landeskirchenrat München, Studentenpfarrer, Lazarettseelsorger, Juni 1945 Rektor des Predigerseminars Nürnberg, 1953 Rektor der Diakonissenanstalt Neuendettelsau, 1 . 5 . 1955 bayrischer Landesbischof, 1967-1973 Ratsvorsitzender der E K D . DIPPER, Theodor 346 geb. 20. 1. 1903 Unterheinriet/Heilbronn, gest. 20. 8. 1969 Imperia/Italien, 1930 Pfr. Würtingen, 1933 Geschäftsführer des Ev. Gemeindedienstes Stuttgart, 1938 Pfr. Reichenbach an der Fils, Vorsitzender der Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg, 1945 Dekan Nürtingen, Mitglied der Synode der E K D , 1 1 . 4 . 1 9 5 6 Vorsitzender des Bruderrates der E K D , 1959 Dekan Ludwigsburg. DIRICHS, Ferdinand 434 geb. 24. 11. 1894 Frankfurt/Main, gest. 27. 12. 1948 (Autounfall), Priesterweihe 23. 12. 1922, 1923 Kaplan Montabaur, 1926-1930 Wiesbaden, 1931-1935 Subregens am Priesterseminar Limburg, 1931 Diözesanpräses des Katholischen Jungmännerverbandes, 1937-1939 Diözesanjugendseelsorger Limburg, 1940 Pfr. Winkel (Rheingau), 21. 11. 1947 Bischof Limburg. DRECHSLER, Adolf 93 geb. 8. 11. 1889 Picher/Mecklenburg, gest. 26. 2. 1970 Hamburg, ord. 1914, 1914-1938 Pfr. Hamburg-St. Pauli, 1934-1942 Oberkirchenrat, 1938-1945 Vertreter des Landesbischofs, 1940-1960 Hauptpastor Hamburg-St. Jacobi. DRIEMLER, Hugo-Paul 190 geb. 2 1 . 4 . 1 8 9 0 Reichenau/Sachsen, gest. 2 8 . 1 2 . 1 9 8 2 Wiesbaden, ord. 1 5 . 1 . 1922 Zittau, Ev.-lutherisches Predigerseminar für Nordamerika, Breklum, 1916-1918 Vikar Diakonissen-Mutterhaus Neuenberg, Ingweiler/Elsaß, 1920 Schloßprediger des Prinzen Reuß (jüngere Linie) auf Schloß Ernstbrunn bei Wien, 1922-1924 Vikar Dornfeld/ Galizien, 1926-1935 Pfarrverweser Schmiedeberg/Wongrowitz, 1935-1945 Pfr. Osche, 1945-1951 im Kirchendienst Lübeck. DYROFF, Balther 441 geb. 5. 11. 1904 Hofstetten, ord. 1935, 1935 Pfarrverweser Emetzheim/Bayern, 1938 Pfr. Emetzheim, 1947 Vereinsgeistlicher beim Landesverein für Innere Mission in Nürnberg, 1954 Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission in Bayern und des Hilfswerks (Hauptbüro Bayern), 1958 Landespfarrer des Landesverbandes der Inneren Mission bzw. des Diakonischen Werkes, 1971 i. R. ECKERT, Alfred Werner, Dr. theol. 525 geb. 17. 12. 1934 Marienbad, ord. 1962, 1963 Pfr. Murzzuschlag/Steiermark, 1966 Am-

Personenregister/Biographische Angaben

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berg, 1973 Religionslehrer Nürnberg, Beauftragter der Gemeinschaft ev. Sudetendeutscher für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". ECKHARDT, O t t o m a r

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geb. 23. 7. 1898 Eiershausen/Dillkreis, gest. 14. 11. 1968 Siegen, Wirtschaftsingenieur im Bergfach, Kirchmeister für innerkirchliche Angelegenheiten der Ev. Kirchengemeinde Siegen. EGER, Wolfgang, Dr. phil. 531 geb. 25. 10. 1928 Klingenthal/Sachsen, 1953-1957 Landeshauptarchiv Potsdam, seit 1957 Protestantisches Landeskirchenarchiv Speyer, seit 1957 Direktor. EGGERT, Albrecht 526 geb. 23. 3. 1903 Stettin, gest. 5. 1. 1977 Düsseldorf, 1920-1924 Ausbildung zum Landwirt, 1924-1930 Stellungen auf Gütern in Mecklenburg und Pommern, 1930-1945 landwirtschaftlicher Treuhänder und Generalbevollmächtigter für die von Blanckensee'schen Erben in Zipkow/Stolp, 1946-1948 Leiter eines statistischen Büros des Britischen Kontroll-Kommissars und Finanztreuhänder für landwirtschaftliche Grundvermögen, 19481949 Tätigkeit in der Saatgutwirtschaft, 1949-1958 in der Freiherr von Schorlemeschen Güterverwaltung Lieser, 1958-1970 Hauptgeschäftsführer und Abteilungsleiter im Diakonischen Werk der rheinischen Kirche, 1933-1945 Kirchenältester in Glowitz/Stolp und Abgeordneter der Provinzialsynode der Bekennenden Kirche in Pommern, 1947 (?)1975(?) Mitglied des Vorstandes des Konvents Ev. Gemeinden aus Pommern und des Pommerschen Hilfskomitees, 1951-1958 Presbyter der Ev. Kirchengemeinde Wittlich/ Trier, bis 1958 Mitglied des Kreissynodalvorstandes der Synode Trier, Beauftragter der rheinischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". EHLERS, Ernst 471 geb. 6. 6. 1896 Hopen/Dithmarschen, gest. 10. 12. 1970 Süderbrarup, Staatsanwalt 1951-1966 ehrenamtlicher Bürgermeister von Süderbrarup. EICHSTÄDT, Kurt Erich 247 geb. 14. 1. 1895 Culm/Weichsel, gest. 29. 12. 1977 Bremen, ord. 1921 Posen, 1921 Pfr. Schirotzen/Kreis Schwetz, 1927 Pfr. für Innere Mission Posen, 1934 Pfr. Bromberg, Leiter des Deutschen Wohlfahrtsbundes, 1940 Superintendent Bromberg, 1945-1947 Vertretungspfarrstellen in Asendorf und Bücken/Kreis Hoya, 1.4. 1947-31. 12. 1962 Pfr. und Vorsteher an der Ev. Diakonissenanstalt Bremen, August 1945 Mitglied des Flüchtlingsbeirates Kreis Hoya und Regierungsbezirk Verden/Aller, Vorsitzender des Hilfsausschusses für Innere Mission im Kreis Hoya/Niedersachsen, Ehrenratsmitglied des Pfarrervereins Bremen. EIDEM, Erling 48 geb. 23. 4. 1880 Göteborg, gest. 14. 4. 1972 Vänersborg, Pfr. Gärdstanga, Prof. für N T Uppsala und Lund, 1931-1950 Erzbischof von Uppsala, 1946/47 Präsident LWB, 19481950 einer der Präsidenten des ÖRK. ELSS, Eberhard, Dr. jur. 373 geb. 1. 10. 1908 Neuruppin, 1. 11. 1935-31. 5. 1940 Justitiar des Rates der Bekenntnissynode der APU, 1. 6. 1940—8. 5. 1945 Sachbearbeiter und Referatsleiter beim Oberpräsidenten der Provinz Oberschlesien in Kattowitz, 23. 7. 1942-26. 7. 1945 Wehrdienst und Gefangenschaft, 15. 4. 1946 juristischer Sachbearbeiter in der Kirchenkanzlei der EKD, 15. 2.1948-1. 1.1973 Oberkirchenrat in der EKHN in Darmstadt. ENGEL, G e r h a r d

345,347

geb. 18. 2. 1902 Fordon/Westpreußen, gest. 4. 3. 1975 Kassel, ord. 24. 10. 1926 Posen, Vikar Villisaß, Soldau, Grutschno und Schwetz/Westpreußen, 26. 1. 1926 Hilfsprediger Wittenburg, 1. 1. 1927 Pfr., 24. 9. 1943 Wehrdienst, nach dem Krieg Pfr. Fasanenhof/ Kassel.

ENGELBRECHT, E r i c h

283

geb. 26. 6. 1896 Rauschken/Ostpreußen, 1922 Pfr. West- und Ostpreußen, 1935 ao. Prof. Königsberg, 1939-1945 o. Prof. für Praktische Theologie ebd.

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Personenregister/Biographische Angaben

ESCHENBURG, Theodor, Dr. phil. 149 geb. 24. 10. 1904 Kiel, 1933-1945 Geschäftsführer industrieller Verbände, 1945-1947 Staatskommissar für das Flüchtlingswesen Württemberg-Hohenzollern, 1947-1952 Ministerial- und Staatsrat (1951) Innenministerium ebd., 1952 o. Prof. für Politik Tübingen, 1961-1963 Rektor, Mitglied des Staatsgerichtshofes Baden-Württemberg. FALT, Heimleiter (Rendsburg) 144 FAULHABER, M i c h a e l v o n

83

geb. 5. 3. 1869 Klosterheidenfeld/Unterfranken, gest. 12. 6. 1952 München, 1903-1910 Prof. für alttestamentliche Exegese und biblische Theologie Straßburg, 1911-1917 Bischof von Speyer, 1917 Erzbischof von München und Freising, 1921 Kardinal. FILTER (Fräulein, Kirchenkanzlei der EKD) 63 FISHER, Geoffrey Francis 213,296 geb. 5 . 5 . 1 8 8 7 Nuneaton/England, gest. 14.9.1972 (England), 1911 Deacon, 1912 Priester, 1914-1932 Direktor des Repton College, 1932-1939 Bischof von Chester, 19391945 Bischof von London, 1945-1961 Erzbischof von Canterbury, 1946-1954 Präsident des Weltkirchenrates, 1961 zum Baron of Lambeth erhoben. FISCHER, Gerhard, Dr. phil. 526, 531 geb. 10. 3. 1911 Spandau, 1936-1939 Assistent an der Kriegsgeschichtlichen Abteilung der Universität Berlin, 1940-1945 Kriegsgeschichtliche Abteilung des Oberkommandos der Wehrmacht, 1960-1964 Leiter von Archiv und Bibliothek der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer, 1964—1978 Leiter des Archivs der Ev. Kirche der Union Berlin, 1.1. 1979-31. 3. 1980 kommissarischer Leiter des Ev. Zentralarchivs in Berlin, 1964-1980 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Archivare, 1975-1980 des Arbeitskreises für die Erforschung der Geschichte der Ev. Kirche der Union, 1977-1980 der Preußischen Historischen Kommission, Beauftragter der Ev. Kirche der Union (Bereich West) für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". FISCHER, U l r i c h

526

geb. 19. 10. 1933 Nürnberg, ord. 16. 2. 1958, 1957-1958 Vikar Ochsenfurt, 1958-1962 Pfr. Jequita-ES/Brasilien, 1963-1971 Sao Paulo, 1972-1977 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Diasporadienste in Bayern, seit 1977 Lateinamerika-Beauftrager der Ev.-Lutherischen Kirche in Bayern, Beauftragter der Diaspora-Mission des GustavAdolf-Werkes für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". FOKKEN, Berthold Johannes Ulfert, Dr. jur. 429 geb. 13. 2. 1906, 1931-1932 Assistent Universität Berlin (Smend und Triepel), bis 1935 Assistent und Referendar am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches, öffentliches und Völkerrecht ebd., dann Gerichtsassessor, Kriegsrichter, Regierungs-Kriegs-, Oberkriegsgerichtsrat, Oberfeldrichter im Reichsluftfahrtministerium, seit 1946 stellvertretender, bzw. Präsident (1951) des Landeskirchenrates der Ev.-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland, Mitglied des Moderamens des Reformierten Bundes für Deutschland und der Synode der EKD. FORELL, Birger 47f., 114ff., 478 geb. 23. 9. 1893 Söderhamn/Schweden, gest. 4. 7. 1958 Boras, 1921 Seemannspfarrer Rotterdam, 1926 Tillinge/Schweden, 1930 Pfr.an der schwedischen Gesandtschaft Berlin, dann Boras, 1944 Betreuer der dt. Kriegsgefangenen in Großbritannien, 1951-1958 Leiter der Deutsch-Schwedischen Flüchtlingshilfe. FRANK, Friedrich 76 geb. 23. 12. 1898 Moslavina/Ungarn, 1919-1922 Lehrer und Levite Darkovac/Poschega, 1922-1924 Missionsseminar St. Chrischona bei Basel, 1929 Pfr. St. Egydi/Jugoslawien, 1935 Senior Velimirovac/Jugoslawien, 1944-1953 im unständigen württembergischen Kirchendienst, 1953 Pfr. Notzingen. FRANKEN, Joseph Paul 117 geb. 3. 1. 1900 Mönchengladbach, 1930-1945 Reichsarbeits- und -finanzminister, 19461949 Wiederaufbau- und Sozialminister in der Landesdirektion Schleswig-Holstein,

Personenregister/Biographische Angaben

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1949-1952 Präsident des Landessiedlungsamtes Nordrhein-Westfalen, dann Ministerialdirektor und Staatssekretär im Finanzministerium ebd., 1957-1963 Vorstandsmitglied des Gerling-Konzern, 1963-1966 Minister für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten in Nordrhein-Westfalen, seit 1961 Präsident des Deutsch-Französischen Akademikerverbandes. FRANZ, Agnes 273 geb. 1794 Mielitsch/Schlesien, gest. 1843, Vorsteherin einer Armenschule in Breslau, Liederdichterin. FRANZEL, Emil (Pseudonym: Carl von Boeheim), Dr. phil. 84 geb. 29. 5. 1901 Haan/Bezirk Dux, gest. 3. 7. 1976 München, Studium der Geschichte, Germanistik und Soziologie in München, Wien und Prag, seit 1919 Mitarbeiter der sozialdemokratischen Reichsstelle für Bildungswesen Prag, bis 1934 Leiter des Parteibildungswesens, 1934-1937 außenpolitischer Redakteur der Zeitung „Sozialdemokrat" Prag, 1937 Trennung von der Sozialdemokratie, bis 1939 Leiter des Prager Volksbildungshauses Urania, seit 1939 Bibliothekar am Böhmischen Landesmuseum, nach 1946 zunächst Gymnasiallehrer Weilheim/Oberbayern, anschließend bis 1951 Redakteur der „Augsburger Tagespost", seit 1951 Bibliotheksrat an der Bayerischen Staatsbibliothek München, bis 1963 Ministerialbeauftragter für die bayerischen Volksbüchereien, Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung der sudetendeutschen Interessen. FREUDENBERG, Adolf, Dr. jur. 105,288 geb. 4. 4. 1894 Weinheim/Bergstraße, gest. 7. 1. 1977 Bad Vilbel, 1921 Referendar, 1926-1928 Legationssekretär(?) an der Dt. Botschaft in Rom, 1934 Legationsrat, bis 1935 im Auswärtigen Amt Berlin, 1938 Lehrvikariat Neustadt/Dosse, bis Februar 1939 im Büro für Rasseverfolgte Berlin, ord., 1939 Sekretär des ökumenischen Komitees für Flüchtlingsdienst beim Ö R K , 1948-1960 Pfr. der Flüchtlingsgemeinde Heilsberg bei Bad Vilbel. FREYBERG, Hans von, Dr. phil. 63,163,432 geb. 22. 6. 1907 Dresden, gest. 8. 9. 1982 (Frankfurt), 1931 Hochschulabschluß als Diplom-Ingenieur, bis 1936 Assistent Rostock, Promotion zum Dr. phil., Landeswart der Bekennenden Kirche ebd., aus politischen Gründen Verlassen der Hochschule, 1936 Chemiker Höchst, nach dem Krieg Gründungsmitglied der C D U Frankfurt a. Μ., 1946 Flüchtlingskommissar des Hilfswerks der evangelischen Kirchen für die drei Westzonen, Mitglied des Flüchtlingsausschusses des O R K , März 1947 Delegierter auf der Internationalen Flüchtlingskonferenz Kopenhagen, 1948 Leiter des Zentralversuchsraums der Farbwerke Hoechst, Mitte der 60er Jahre Prokurist ebd., 1970 Abteilungsdirektor Geschäftsbereich Farbstoffe und Farbstoffvorprodukte der Hoechst A G (weltweit), 1972 i. R., 1952-1960 ehrenamtliche Tätigkeit Verwaltungsgericht Frankfurt a. M., 1956— 1972 ehrenamtlicher Stadtrat ebd., 1973-1979 Vorsitzender des Kirchenvorstandes Frankfurt-Unterliederbach und der Dekanatssynode Frankfurt-Hoechst. FREYER, Hans, Dr. phil. Dr. rer. pol. h.c. 386 geb. 31. 7. 1887 Leipzig, gest. 18. 1. 1969 Wiesbaden, 1920 Privatdozent Universität Leipzig, 1922 o. Prof. für Philosophie und Soziologie Kiel, 1925-1948 Leipzig, 19381944 Gastprofessur Universität Budapest, 1954-1955 Ankara, 1955 Münster (emeritiert). FRICKE, Otto, Lie. Dr. theol. D D . 53,104f., 132,135,474f. geb. 28. 2. 1902 Heinebach/Melsungen, gest. 8. 3. 1954 Frankfurt a. M., ord. 2. 4. 1926,1925-Frühjahr 1926 Studieninspektor Göttingen, Frühjahr 1926-31. 3.1927 Hilfspfarrer Kassel, 1. 4. 1927 Pfr. Frankfurt-Bockenheim, August 1929-1. 7. 1934 Hochschulpfarrer im Nebenamt, danach auf Dauer beurlaubt, 28. 10. 1930 und erneut 23. 7. 1933 Abgeordneter der Landeskirchenversammlung der Landeskirche Frankfurt, 9.11. 1934-1. 12. 1935 1. Dienststrafverfahren, 12. 3. 1936-19. 11. 1938 Mitglied der 2. VKL der DEK, 22.11. 1938-27.1. 1939 2. Dienststrafverfahren, 15.1. 1942-3.10. 1944 Wehrdienst, 8. 5. 1945-30. 9. 1947 Mitglied der „Vorläufigen Kirchenleitung Frankfurt am Main", 23. 5. 1945 Verleihung des Prädikats "Stadtpfarrer" durch die Vorläufige

Personenregister/Biographische Angaben

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Leitung in seiner Eigenschaft als Sprecher und Vertreter der Kirche bei Militärregierung und sonstigen Behörden, seit ca. 6. 6. 1945 Mitglied des offiziell erst am 23. 9. 1945 vereinbarten Verbindungsausschusses der Teilkirchen der ehemaligen Landeskirche Nassau-Hesen, seit ca. 1946/47 Bevollmächtigter für das Hilfswerk der EKD (Hauptbüro Hessen-Nassau), 1. 10. 1947-11. 4. 1950 Mitglied der Kirchenleitung der EKHN mit dem Titel „Oberkirchenrat", 14. 4. 1950 Berufung zum nebenamtl. Sacharbeiter für Diakonie und Werke der Kirchenverwaltung der EKHN durch die Synode, gleichzeitig Bestätigung als Bevollmächtiger für das Hilfswerk der EKHN durch die Kirchenleitung. FRIEDRICH, G e r h a r d , D .

346

geb. 20. 8. 1908 Jodszen/Ostpreußen, 1946 Leiter der Theologischen Schule für Kriegsgefangene Norton Camp/England, 1947 Dozent Kirchliche Hochschule Bethel, 1953 ao. beamteter Prof. Kiel, 1954 o. Prof. für Biblische Theologie Erlangen, 1968 Kiel, 1980 i. R.

FRINDTE, D i e t r i c h

346

geb. 27. 6. 1911 Osterode/Ostpreußen, 1936-1939 Vikar und Hilfsprediger Königsberg, 1945-1947 Großalmerode, Laudenbach, 1947-1950 Zierenberg/Kreis Wolfhagen, 19501957 Kassel-Kirchditmold, 1957-1976 Oberlandeskirchenrat LKA (Referat Schule), 1945-1950 Betreuung der ostpreußischen Pfarrwitwen in Kurhessen-Waldeck im Auftrag des Hilfskomitees der ev. Ostpreußen, 1973-1979 1. Vorsitzender der Bundesvereinigung ev. Eltern und Erzieher. FRINGS, Joseph 318,434,436,475 geb. 6. 2. 1887 Heuß, gest. 17. 12. 1978 Köln, 1924-1937 Pfr. Köln-Braunsfeld, 1937 Regens des Priesterseminars des Erzbistums Köln, 1942-1969 Erzbischof von Köln, 1946 Kardinal, 1945-1965 Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz. FÜLLKRUG, G e r h a r d , D .

247

geb. 6. 7. 1870 Krotoschin, gest. 11. 11. 1948 Neinstedt/Harz, ord. 16. 5. 1897, 1900 Pfr. Bentschen, 1915 Kassel, 1916-1932 Geschäftsführender Direktor des Central-Ausschusses für Innere Mission. GABLENTZ, Otto Heinrich von der, Dr. rer. pol. 457 geb. 11.9. 1898 Berlin, gest. 27. 4. 1972 Berlin, 1945 Abteilungsleiter an der Deutschen Hochschule für Politik Berlin, 1949 Privatdozent Berlin, 1953 ao. Prof., 1955 Direktor ebd., 1959 o. Prof. für Theorie der Politik, 1945 Mitglied des Rates der EKU. GEHLHOFF, Gerhard Fritz Walter, Dr. phil. 63, 85ff„ 196, 198, 201, 203ff., 210, 241, 258f., 287, 303, 316, 330f., 340, 342, 344, 346ff., 352, 383, 392, 398f., 401, 423, 425, 458 f. geb. 14.9.1896 Berlin, gest. 4 . 8 . 1 9 5 4 Hornheide über Münster, ord. 13.1. 1929 Berlin, 1920-1929 Schuldienst Berlin, 1. 2. 1929-30. 4. 1934 Pfr. Schlalach/Mark, 19341945 Lupow Kreis Stolp, 1939-1945 Wehrdienst, 2. 8. 1945-30. 4. 1946 Lazarettpfarrer Blankenese, 1. 5. 1946-31. 9. 1950 Direktor des ev. Mädchen-Gymnasiums Lippstadt, seit 1. 10. 1950 Landesflüchtlingspfarrer mit dem Sitz in Handorf/Münster, 1946 Mitglied des OKA. GEHRKE, O t t o

12,189

geb. 24.3.1889 Baldenburg/Westpreußen, gest. vor 1956, ord. 17.7. 1915 Danzig, Garnisonpfarrer Danzig, 1. 3. 1916 Marienwerder/Westfalen, 1. 9.1917 Köln, 1. 3.1918 Pfr. Wulfflatzke/Pommern, 1. 6. 1926 Stolp, 27. 3. 1931 Superintendent, nach 1945 Pfr. Bremerhaven. GENSCH, Bernhard 191 geb. 16. 5. 1887 Danzig, gest. 26. 6. 1952 Hannover, ord. 1. 8. 1920 Königsberg, 19041910 Bankkaufmann, 1920-1922 Hilfsprediger Königsberg-Kalthof, Juli 1922-1932 Pfr. Plibischken/Ostpreußen, 1932-1933 Borchersdorf, 1933-1934 Hermsdorf, 1934-März 1945 Peest/Pommern, Oktober 1941-23. 6. 1946 Beßwitz, Wussow und Hammermühle, 23. 6. 1946 Ausweisung aus Beßwitz, Juli-Oktober 1946 Aushilfe Heinsen/Pyrmont, 18. 10. 1946-1952 Algermissen/Hildesheim, dort Aufbau einer neuen ev. Gemeinde; 1937 vier Wochen Untersuchungshaft, sieben Monate Redeverbot.

Personenregister/Biographische Angaben

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GERBER, Hans, Dr. jur. Dr. theol. h.c. 76 geb. 29. 9. 1889 Altenburg/Thüringen, 1923 Privatdozent Marburg/Lahn, 1927 apl. Prof., 1929 o. Prof. für öffentliches Recht Tübingen, 1934 Leipzig, 1941-1957 Freiburg, 1934-1941 Präsident des Gustav-Adolf-Vereins, 1947-1948 Leiter der Außenstelle Assenheim des Zentralbüros des Hilfswerks. GERHARDT, P a u l ( 1 6 0 7 - 1 6 7 6 )

273,311

Liederdichter. GERSDORFF, Wolf von, Dr. jur. 63,107 geb. 13. 4. 1903 Bauchwitz/Oberschlesien, bis 1. 7. 1943 Rechtsanwalt und Notar, bis Kriegsende Kraftfahrer und Gefreiter, 1.5. 1946-30. 7. 1950 Referent und Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks (Justitiar und Vermögensverwalter, seit 1949 Geschäftsführer der Veredelungswirtschafg GmbH), dann wieder Anwalt und Notar, wanderte 1950 nach Chile aus, lebt in Spanien. GERSTENMAIER, Eugen, Lie. Dr. theol., D. 28, 30, 32f., 35f., 46f., 50, 53, 55, 58,68f., 76, 79, 82f., 89, 94ff., 98, 109, 113, 119ff., 125ff., 134, 138ff., 154, 156, 160, 165, 168ff., 173,246,319,343 f., 384 ff., 390,392,403 ff., 415ff., 431,433,450,456 ff., 461,463 geb. 25. 8. 1906 Kirchheim/Teck, 20. 4. 1936 theologischer Referent im Kirchl. Außenamt, 1937 Privatdozent Berlin, Entzug des Lehramtes, 10. 8. 1942 Konsistorialrat am Kirchl. Außenamt, 20. 7. 1944 verhaftet, Gefängnisstrafe, zuletzt Zuchthaus Bayreuth, 30. 8. 1945-30. 9. 1951 (Rücktritt) Leiter (und Begründer) des Hilfswerks der EKD, 1947 Oberkonsistorialrat, seit 14. 8. 1949 MdB, 1950 Sonderbeauftragter der Bundesregierung „für die Internationalisierung des Flüchtlingsproblems", 1954-1969 Bundestagspräsident. GERSTENMAIER, W a l t h e r

138

geb. 17. 1. 1914 Kirchheim/Teck, 1934-1936 Industriekaufmann, 1936-1939 Militärdienst und Direktionsassistent in der Industrie, 1939-1945 Wehrdienst, 1945-1953 Geschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks und seit 1949 geschäftsführender Gesellschafter der Veredelungswirtschaft GmbH, Inhaber einer Papierfabrik. GIESE, Ernst, Dr. theol. 189 geb. 4. 5. 1916 Stolp/Pommern, gest. 4. 8. 1981 Marburg/Lahn, Leiter eines Schülerbibelkreises und Bezirksjugendwart des CVJM, nach dem Krieg Seelsorge in Flüchtlingslagern, in Leuscheidt/Sieg geistliche Betreuung von Rußlandheimkehrern, seit 1950 Dienst bei der „Deutschen Zeltmission" und dem pfingstlerischen „Gemeinschaftsverband Mülheim/Ruhr", Mitglied des „Hauptbrüdertages" des Gemeinschaftsverbandes und dessen Theologischer Berater. GIRGENSOHN, Herbert Hermann Johannes, D. Dr. 63, 82, 85, 95,166, 180,197f., 204ff., 208f., 212, 219, 234, 244, 249, 258f„ 267ff., 276, 284f„ 300, 304ff., 314ff„ 318, 348, 386,391 f., 394 f., 397,399ff., 415f., 422 ff., 431,433,441,443,448 ff., 481 ff. geb. 27. 9. 1887 Wolmar, gest. 11.9. 1963 Glücksburg/Holstein, ord. 28. 9. 1914, 1914 Sprengelvikar des Walkschen, dann 1915-1918 des Wolmarschen Kreises, 1918 Kreisschulinspektor, 1919/1920 Feldprediger der Baltischen Landwehr, 1920 Stadtvikar Riga, 1921-1939 Oberpastor St. Peter Riga, 1940-1942 Pfr. Kreuzkirche, 1942-1945 Christuskirche Posen, 1945 Flüchtlingspfarrer, 1945/1946 Pfr. St. Marien Lübeck, seit 1946 Dozent, seit 1955 Prof. für Praktologie an der Theologischen Schule Bethel, Vorsitzender des Hilfskomitees der Deutschbalten, 1946-1951 Vorsitzender des OKA. GLASER, H e r m a n n , D r .

3 5 7 , 3 6 0 f., 3 6 5 , 3 7 5 , 5 2 6

geb. 9. 11. 1896 Brefeld/Saar, gest. 9.2. 1978, ord. 4. 12. 1921 Sulzbach/Saar, 19231946 Pfr. Malstatt, 1946 Odenkirchen, 29. 7. 1946-1. 12. 1966 Sulzbach, Beauftragter der rheinischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". GLEISBERG, Fritz, Dr. theol. 283 geb. 4. 3. 1899 Klein Rasselwitz/Kreis Breslau, gest. 16. 5. 1978 Bad Bevensen/Niedersachsen, ord. 13. 12. 1923, 1. 11. 1923 Hilfsgeistlicher und Studieninspektor im Predigerseminar Naumburg, 1. 8. 1926 Pfr. Groß Weigelsdorf/Breslau, 1. 10. 1931 Reichen-

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Personenregister/Biographische Angaben

bach/Schlesien, 2. 2. 1943 Militsch, 1. 12. 1943 Superintendent, 27. 8. 1945 Klinikpfarramt Göttingen, 1. 4. 1946 Pfr. Grone/Göttingen, 16. 6. 1947 Bremerhave-Lehe, 1. 8. 1953-1. 6. 1967 Superintendent Bleckede, 1939-1943 Obmann der Bekennenden Kirche der Kirchenkreise Schweidnitz-Reichenbach. GODDUHN, F r i e d r i c h

5 1 5 f.

geb. 15. 3. 1922 Fürstenwalde/Spree, ord. 19. 10. 1953, 1. 10. 1952-31. 3. 1953 Vikar Fürth/Saar, 1. 4. 1953-30. 9. 1953 Witten/Ruhr, 1. 10. 1953-31. 3. 1970 Pfr. Kaiserslautern, 1. 4.1970 Freiburg i. Br.

GOESSEL, H a n s H a r t w i g v o n

92,246

geb. 27. 3. 1928 Breslau, ord. 24. 6. 1954, 1952-1958 Pfr. Salzgitter-Beddingen, 19581962 Volksmissionarisches Amt der Ev. Kirche von Westfalen, 1962-1973 stellvertretender Leiter des Volksmissionarischen Amtes ebd., 1973 Rektor des Ev.-Lutherischen Diakoniewerkes Hohenbrunn/München, seit 1. 6. 1980 Polizeipfarrer der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, seit 1974 Vorsitzender der Ev. Arbeitsgemeinschaft für Verkehrsfragen in der EKD.

GOLLANCZ, V i c t o r , D r . h . c .

48

geb. 9. 4. 1893 London, gest. 8. 2. 1967 ebd., 1927 gründete er den Verlag Victor Gollancz Ltd., 1936 den sozialistischen Left Book Club, 1941 National Commitee for rescue from Nazi terror, organisierte die Hilfsbewegung „Save Europe Now", gründete 1951 Weltfriedensbewegung „War on Want" (vormals Association for World Peace), Chairman of Jewish Society for Human Service, organisierte Hilfsmaßnahmen für Araber und arabische Flüchtlinge, 1965 zum Knight erhoben. GRIMM, Hermann Gustav Wilhelm 462,526 geb. 9. 10. 1903 Groß Tuchen/Pommern, gest. Februar 1978, kaufmännische Ausbildung, Ende 1922 Auswanderung nach Paraguay, Ende 1924 Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, 1929 Referendar Oberlandesgericht Stettin, November 1934 bis Mai 1935 Stadtassessor Köslin, 1. 5. 1935 Rechtswahrer beim RAD (Arbeitsgau Stolp), 1936 Beamter im RAD, März 1945 Flucht aus Stolp, bis 8. 5. 1945 richterlicher RAD-Führer im Wehrmachteinsatz in Mecklenburg und Schleswig-Holstein, englische Kriegsgefangenschaft, Frühjahr 1947 Justitiar und Vermögensverwalter im Hauptbüro des Ev. Hilfswerks Schleswig-Holstein in Rendsburg, 31. 10. 1968 i. R., Beauftragter der schleswigholsteinischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". GROLMANN, Wilhelm Otto Helmuth von 472 geb. 6. 11. 1898 Reinshain/Schlesien, 16. 1. 1951-19. 3. 1959 Staatssekretär im niedersächsischen Vertriebenenministerium (anfangs im Rang eines Ministerialrates, dann eines Ministerialdirektors), danach Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags. GRÜBER, Heinrich 151,432 geb. 24. 6. 1891 Stolberg/Rheinland, gest. 29. 11. 1975 Berlin, 1920 Pfr. Dortmund, 1925/1926 2. Anstaltsgeistlicher und Leiter der Anstalten Alt-Düsseltal und Zoppenbrück, Erziehungsdirektor des Waldhofes Templin, 1934 Pfr. Berlin, 1938 Gründer und Leiter der ev. Hilfsstelle für nichtarische Christen („Büro Grüber"), 1940-1943 KZ Sachsenhausen und Dachau, 1945 Propst Berlin (Ost), 1946 Flüchtlingskommissar des Hilfswerks der ev. Kirchen für die damalige sowjetisch besetzte Zone, 1946-1956 Bevollmächtigter für das Hilfswerk der EKD Berlin-Brandenburg (Hauptbüro Berlin), 19491958 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Regierung der DDR. GÜLICH, Wilhelm Johannes Daniel Otto, Dr. sc. pol. 476 geb. 7. 6. 1895 Sachsenberg/Waldeck, gest. 15. 4. 1960 Bad Pyrmont, April 1924 Leiter der Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel januar 1946-August 1948 Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg, Sommer 1946-Herbst 1948 Vorsitzender des Schleswig-Holsteiner Landkreistages, Frühjahr 1947-Herbst 1948 Präsidialmitglied des Deutschen Landkreistages, Vorsitzender des Vereins für das Büchereiwesen in Schleswig-Holstein, Vorstandsmitglied der Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation, seit April 1947 Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtages, August 1949-

Personenregister/Biographische Angaben

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September 1950 Finanzminister von Schleswig-Holstein, 14. 8.1949 MdB (SPD), seit 1942 Honorarprofessor für Schrifttumskunde, sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Kiel, Präsident der Südosteuropa-Gesellschaft München. GÜLZOW, Gerhard, D. 63, 87f„ 94f., 97, 165, 195, 197f„ 201, 211, 250, 336, 375f„ 385, 392,395,397ff„ 400ff., 404,411,420f„ 423,425,433,443,446, 531 geb. 28. 10. 1904 Liepgarten/Ückermünde/Pommern, gest. 8. 12. 1980 Lübeck, ord. 5. 10. 1930 Stettin, Pfr. Kallies/Pommern, 1934 Pfr. Danzig, 1937-1940 Jugendpfarer ebd., 1. 4. 1940 Oberkonsistorialrat und geistlicher Stellvertreter des Bischofs von Danzig-Westpreußen, Vorsteher des Hauptvereins des Gustav-Adolf-Werkes ebd., Anfang 1945 nach der Amtsniederlegung Bischof Beermanns Leitung der Kirche, 1945-1971 Pfr. Lübeck, seit 1946 Mitglied des O K A , Mai 1951-Juni 1973 Vorsitzender des O K A , Vorstandsmitglied des 1950 gegründeten Konvents der zerstreuten ev. Ostkirchen, Mitglied der Synode der EKD, 1973 Ehrenvorsitzender des O K A . GÜNTHER, Oskar Eugen, Dr. phil 399 geb. 9. 2. 1902 Lodz/Polen, 1926-1928 Lehrer am Deutschen Knaben- und Mädchengymnasium Lodz (Entzug der Lehrerlaubnis wegen nationaler Gesinnung), 1931-1934 freiberufliche Tätigkeit in Wien, 1934-1938 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Osteuropa-Institut Breslau, 1938-1945 Erster Mitarbeiter am Institut für Kontinentaleuropäische Forschung Berlin (Schwarzenfeld/Oberpfalz während des Krieges), 1945-1954 Tätigkeit in der Vertriebenenarbeit, bis 1951 Hauptgeschäftsführer des Hilfskomitees der ev.-luth. Deutschen aus Polen, seit 1950 auch Leiter der Bayrischen Landesstelle des Hilfskomitees, 1950-1952 Mitglied der Landessynode der bayrischen Landeskirche (berufen) als Sachverständiger für Flüchtlingsfragen, 1951-1954 Kulturreferent in der Landesstelle für kirchliche Vertriebenenarbeit, 1954-1956 freiberufliche wissenschaftliche Tätigkeit (ostkundliche Vorträge an bayrischen Oberschulen und Lehrerbildungsanstalten), 1956— 1970 Mitarbeiter an der Studienstelle für Auslandsfragen. GUNDERT, Wilhelm 438,441,443,531 geb. 11. 3. 1915 Stuttgart, 27. 3. 1938-31. 10. 1938 Vikar in Württemberg, 1. 11. 193831. 3. 1950 nichtberufsmäßiger Wehrdienst, Kriegsdienst, Kriegsgefangenschaft und Heilbehandlung, Pfarrverweser und Pfr. in Württemberg, 1. 4. 1950-30. 9. 1956 E O K Stuttgart, 1. 10. 1956-31.3. 1980 Kirchenbeamter der EKD, 1. 10. 1963-31.3. 1980 Oberkirchenrat, Leiter der Abteilung Verkündigung und Werke, Innerdeutsche Ökumene in der Kirchenkanzlei. GUTHER, Hans 145 geb. 13. 3. 1903 Oberholzheim, gest. 21. 1. 1982 Ludwigsburg, 1931-1946 Lehrer am Diakonieseminar Bad Kreuznach, 1949 Leiter der Ev. Jugendhilfe Stuttgart, 1956 Geschäftsführer der Ev. Gesellschaft Stuttgart, 1963-1968 Pfr. an der Haftanstalt StuttgartStammheim. HAARDT, Karl 506 geb. 4. 3. 1893 Siegen, gest. 1. 7. 1981 Siegen, Maschinenschlosser und Schreiner, Presbyter der ev. Kirchengemeinde Siegen, Mitglied des Synodalvorstandes des Kirchenkreises Siegen, Vorstandsmitglied der Inneren Mission Siegen, Vorstandsmitglied der landeskirchlichen Gemeinschaft Hammerhütte. HAGEMANN, E b e r h a r d

289

geb. 29. 1. 1880 Hannover, Landeshauptmann Celle, 1945 Oberpräsident, 1946 Landgerichtspräsident Verden/Aller, Mitglied des Rates der EKD. HAHN, Herbert 525 geb. 14. 12. 1900 Kuloba/Krim, gest. 21. 2. 1983 Göppingen, Studium der Theologie in Leipzig, Marburg, Tübingen und Wien, 1926-1945 Pfr. Cobadin/Dobrudscha, 19521964 Göppingen-Oberhofen, 1. 1. 1949-1972 Vorsitzender der Landsmannschaft der Dobrudschadeutschen, seit 1.1. 1949 Vorsitzender des Hilfskomitees der ev. Kirche aus der Dobrudscha, Beauftragter des Hilfskomitees der ev. Kirche aus der Dobrudscha für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene".

Personenregister/Biographische Angaben

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HAHN, H u g o

2 3 5 , 3 9 1 f.

geb. 22. 9. 1886 Reval, gest. 5. 11. 1957 Dresden, 1910 Pfr. Estland, 1919 Worbis, 1927 Leipzig, 1930 Pfr. und Superintendent Dresden, 1938 aus Sachsen ausgewiesen, Pfr. bei Stuttgart, 1947-1953 Landesbischof von Sachsen. HAHN, Joachim Baron 82 geb. 25. 3. 1891 Menton/Frankreich, gest. 25. 1. 1982 Vancouver/Kanada, 1909 Freiwilliger in der kaiserlich-russischen Armee in Mitau, Reserveoffizier, Herbst 1910 Studium der Medizin in Genf, 1911 Jura in Petersburg, Herbst 1912 kaiserliche Rechtsschule Petersburg, Herbst 1914 Wehrdienst, Weihnachten 1914 Rechtsschulschlußexamen, Titulärrat in der russischen Reichskanzlei, Sommer 1917 Aufenthalt in Finnland, Januar 1918 nach Deutschland, Arbeit als Eleve auf einem Gut in Pommern, April 1918 Rückkehr auf das Gut Zawierz/Lettland, Eintritt in die Baltische Landeswehr, Entlassung am 31. 3.1921 als Kommandeur, Wiederaufbau der Wirtschaft in Zawierz, 1939 Umsiedlung in den Warthegau, landwirtschaftlicher Berater des Landwirtschaftsministerium in Berlin, 1945-1950 Vorsitzender des Auswanderungs-Ausschusses des Dt.-Baltischen Hilfskomitees. April 1950 Auswanderung nach Kanada, Tätigkeit in einem Baumschulenbetrieb und für den Palm-Verlag. HAHN, W i l h e l m

219

geb. 23. 6. 1912 Berlin, 1937 theol. Hilfsarbeiter E O K Berlin, 1938 Hilfsprediger BerlinPankow, 1939-1945 Pfr., 1939-1945 Wehrdienst, November 1945 Flüchtlingsseelsorger Landeskirche Kurhessen-Waldeck, 1947 Landesjugendpfarrer ebd., 1953 Pfr. Kassel, 1955 Saarbrücken, 1963 Pfr. und Superintendent Berlin-Zehlendorf, 1975-1978 Krankenhausseelsorger und Mitglied des Zeitungskollegiums Kirchenkreis Berlin-Spandau, 1949-1953 Geschäftsführer des Sozialen Bundes Ev. Jugend Deutschlands, Mitglied des Bundesjugendringes und anderer Gremien, Mitglied der Synode der E K D , seit 1976 Beisitzender Richter beim Kirchl. Verwaltungsgericht Berlin. HAIBACH, Franz, Dr. theol. 84 geb. 1 8 . 2 . 1 8 9 9 Pfraumberg/Tachau, gest. 9 . 1 . 1 9 5 8 München, 1923 Priesterweihe Leitmeritz, bis 1926 Kaplan Bilin, danach bis 1931 Domprediger Leitmeritz, 1931-1944 Religionslehrer an der Lehrerbildungsanstalt Reichenberg, seit 1926 zugleich Zentralpräses der kath. Gesellenvereine, seit 1945 Stellv. Direktor des kath. Jugendfürsorgevereins, Leiter karitativer Einrichtungen, 1946 Mitbegründer der Ackermann-Gemeinde, 1947 des Adalbert-Stifter-Vereins. HALFMANN, Wilhelm, D . theol. 2 1 5 , 2 1 9 , 2 2 2 , 2 3 6 f . , 2 3 9 , 2 6 0 , 2 9 3 , 3 3 6 , 3 3 8 , 340,365 geb. 12. 5. 1896 Wittenberg, gest. 8. 1. 1964 Kiel, ord. 1923, 1926 Pfr. Schönberg/Kieler Förde, 1933 Flensburg, 7. 8. 1936-25. 9. 1937 Oberkirchenrat im L K A Kiel (kommissarisch), 16. 8. 1945 Vorsitzender der Vorläufigen Kirchenleitung Schleswig-Holstein, 5. 9. 1946 Bischof für Holstein (Wahl), 15. 1. 1947 Einführung, 12. 11. 1946 beauftragt mit der Verwaltung des Bischofssprengeis Schleswig. HAMM, Franz 59, 76f., 8 9 , 9 2 , lOOff., 2 3 5 , 2 7 5 f . , 2 8 1 , 4 0 1 , 4 1 3 , 4 2 0 , 4 2 8 f . , 446,525, 531 geb. 18. 3. 1900 Neuwerbass/Batschka/Jugowlawien, 1924 Tätigkeit im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen, später zeitweilig in der Presse („Deutsches Volksblatt", verschiedene Zeitschriften im Schwäbisch-Deutschen-Kulturbund), Präsidiumsmitglied des jugoslawischen Presseverbandes, Presbyter und weltlicher Vorsitzender der dt.-ev. Kirchengemeinde Neusatz, Mitglied der Senioratsversammlung und des Landeskirchentages, 1941 weltlicher Landeskirchenpräsident, Organisation des Deutschtums im Schwäbisch-Deutschen Kulturbund, Leiter des Landesverbandes der dt. Akademiker, 1938 Abgeordneter zur Nationalversammlung Jugoslawiens in Belgrad und 1942 zum Abgeordnetenhaus in Budapest, beim Zusammenbruch im Herbst 1944 Betreuung der Trecks, nach dem Krieg Gründung des Hilfskomitees für die ev. Landeskirche aus Jugoslawien, dessen langjähriger weltlicher Vorsitzender, Mitarbeit im O K A , 1950-1966 Vorsitzender des Konvents der zerstreuten ev. Ostkirchen, 1950-1965 Tätigkeit im Bundesministerium für Vertriebene, Gründungsvorsitzender der Landsmannschaft der

Personenregister/Biographische Angaben

567

Deutschen aus Jugoslawien, Mitbegründer des Bundes der Vertriebenen, 1950 des Ostdeutschen Kulturrates, 1949 des Südostdeutschen Kulturwerkes, bis 1974 dessen Vorsitzender, Beauftragter des Hilfskomitees der Ev. Kirche aus Jugoslawien für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". HAMM, Karl

517,531

geb. 22. 1. 1906 Neuwerbass/Batschka Jugoslawien), gest. 12. 11. 1976 Albersweiler/ Pfalz, Vikar Zagreb, ab 1930 Pfr., ab 1935 Senior Sarajevo/Bosnien, Mititärseelsorger, Mitarbeit im Gustav-Adolf-Verein, 1945 Aufenthalt in Osterreich, dann Pfr. Weidental, Kandel, Albersweiler, Mitglied der pfälzischen Synode. HAMM, M a r i a n n e

174, 531

geb. 10. 11. 1902 Dresden, 1933 Landesleiterin des Christlichen Frauendienstes in Sachsen, nach dem Krieg Beauftragte für Flüchtlingsarbeit in der Kreissynode Mönchengladbach, Bau und Einrichtung eines Flüchtlingskinderheimes in Niederdorf bei Venlo, Mitglied der Landessynode der rheinischen Kirche mit dem Auftrage die Flüchtlingslager zu betreuen, Mitarbeit im Kuratorium der Ev. Adademie (Mülheim/Ruhr) und in der Ev. Frauenhilfe, Gründung und Einrichtung einer Mütterschule „Haus der Familie", Vortragsreisen nach Amerika, England und Holland. HAMMELSBECK, Oskar, Dr. phil. Dr. theol. h. c. 292 geb. 22. 5. 1899 Elberfeld, gest. 14. 5. 1975 Detmold, Stellung bei der Industrie- und Handelskammer Saarbrücken, Geschäftsführer einer Pianofortefabrik, 1927-1933 Direktor der Volkshochschule Saarbrücken, 1934 Lehrer an Volks- und Realschulen, 1937 Leiter des Katechetischen Seminars der Bekennenden Kirche Berlin, 1944 Pfr. Falkenhagen, 1946-1959 Prof. und Rektor der Pädagogischen Akademie Wuppertal, 1946-1971 Lehre im Nebenamt an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, 1946-1954 Vorsitzender der Kammer für Erziehung und Unterweisung beim Rat der E K D , viele Jahre Leiter des Arbeitskreises der Pädagogischen Hochschulen in der B R D und Präsident des Deutschen Pädagogischen Hochschultages. HANNE, Karl Georg Rudolf, Lie. 526 geb. 25. 6. 1898 Rosenberg/Westpreußen, gest. 29. 5. 1981 Mölln, ord. 2. 10. 1921 Pössneck/Thüringen, 1921-1923 Hilfsprediger Pössneck, 1923-1924 Heiligenwalde, 1930 Pfr. Wormditt/Ostpreußen, 1937 Neuroßgarten, 1941-März 1945 Superintendent Königsberg-Land, stellvertretender Superintendent Kölln-Stadt, 1. 4. 1945-September 1946 Pfr. in der Landeskirche Thüringen, 16. 12. 1947 Magdeburg, 16. 7. 1952-1. 10. 1963 Berlin (Passionskirche), Lehrer für Liturgik, Glaubenslehre und Kirchengeschichte an der Berliner Kirchenmusikschule, Beauftragter der Lübecker Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". HANSCH, Karl, Dr. theol. 526 geb. 16. 7. 1905 Kolberg/Pommern, ord. Oktober 1930 Stettin, 1931 Pfr. Gransee/ Nordbahn bei Berlin, 1934-1943 Berlin (Gethsemane-Gemeinde), 1943-1945 Wehrdienst, 1945-1970 Pfr. Bremen, Beauftragter der bremischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". HARDER, W a l t e r

526

geb. 2 1 . 3 . 1912 Frankfurt/Main, 1932/1933 Sekretärschule des C V J M Kassel, 19331937 Hauptberuflicher Jugendleiter des Ev. Jugendwerkes Frankfurt, 1937-1944 Kaufmännischer Angestellter, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Ev. Jugendwerk Frankfurt und zeitweise während der Inhaftierung des Leiters durch die Gestapo „amtlich benannter ehrenamtlicher Leiter", September 1944-Mail945 Wehrdienst, Mai 1945-Frühjahr 1951 Hauptamtlicher Jugendleiter Frankfurt, 1951-Frühjahr 1963 Bundessekretär des C V J M Westbundes/Wuppertal für „Soziale Dienste" (Flüchtlingsdienst, Heimatlosen-Lagerdienst, Bergarbeitermission, Heimleitungen für Bergarbeiter und Lehrlinge, Jungarbeiteraktion u. a.), Mitarbeit in den Jugendkammern Ev. Jugend (Land und Bund), Sozialamt der westfälischen Kirche Haus Villigst unter Klaus von Bismarck, Sozial-ethischer Ausschuß Rheinland, 1961-1963 Kommissarischer Generalsekretär des CVJM-Reichs-

568

Personenregister/Biographische Angaben

Verbandes (Kassel) für Soziale Dienste, 1963 Mitarbeit in der ev. Kirchengemeinde Düsseldorf-Wersten, zwei Jahre Synodalbeauftragter für Diakonie des Kirchenkreises Düsseldorf-Süd. 1963-Frühjahr 1975 Referent in der Abteilung Gesellschaft und ökumenische Diakonie des Diakonischen Werkes der rheinischen Kirche, Frühjahr 1975 i.R., Verwaltung des Orthodoxen Gemeindezentrums Düsseldorf-Wersten, Beauftragter der rheinischen Kirche für die Dokumentation "Ev. Kirche und Vertriebene". HARDT, Rudolf 348 geb. 22. 3. 1900 Hagen/Westfalen, gest. 29. 10. 1959 Bethel, seit 1927 Pfr. der Inneren Mission Bochum, 1939-1946 Konsistorialrat der Bekennenden Kirche in der Kirchenleitung Münster, seit 1946 Anstaltsleiter der Vereinigten Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, Vorsitzender des Provinzialverbandes der Inneren Mission Westfalen. HARMS, Klaus (Claus), Dr. theol. 334,526 geb. 20. 2. 1906 Maldewin/Pommern, gest. 6. 5. 1972 Detmold, ord. 18. 10. 1931 Neustettin, 1. 10. 1931-31. 3.1932 Hilfsprediger Kirchenkreis Neustettin, 1. 4. 1932-30. 4. 1932 Kreuz/Barth, 1. 5. 1932-31. 10. 1932 Augustwalde/Stettin, 1. 11. 1931-1945 Pfr. Gülzow, 1.5. 1946-31.3. 1947 Flüchtlingspfarrer Rotenburg/Hannover, 1.4. 194730. 9. 1971 Pfr. der ev.-reformierten Kirchengemeinde Detmold-West, 1962-1967 Superintendent der Klasse Detmold, Mitglied der Bekennenden Kirche, Vorsitzender des Hilfskomitees der ev. Deutschen aus Pommern, Mitglied des OKA, der Synode der Ev. Kirche der Union, der Prüfungskommission der Lippischen Landeskirche. Vorsitzender des Lippischen Pfarrervereins, 1961—1969 Vorsitzender des Verbandes Ev. Pfarrervereine in Deutschland, Beauftragter der lippischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". HARTENSTEIN, Karl Wilhelm, Dr. theol. D. 171 geb. 25. 1.1894 Bad Cannstadt, gest. 1. 10. 1952 Stuttgart, 1923-1926 Pfr. Urach, 1926 Direktor der Basler Mission, 1939 Arbeit für die Basler Mission in Deutschland, 1941 Prälat des Sprengeis Stuttgart, 1947 als Mitglied des Dt. Ev. Missionsrates zur Weltmissionskonferenz nach Witby, Mitglied des Internationalen Missionsrates und der Kommission für „Faith and Order", 1949-1952 Mitglied des Rates der EKD. HARTZ, Franz, Dr. theol. 434 geb. 15. 6. 1882 Hüls/Krefeld, gest. 15. 2. 1953 Hüls, 13. 6. 1908 Priesterweihe Münster, 1909 Kaplan Hochemmerich-Rheinhausen, bis 1912 Domvikar Münster, bis 1921 Regens im Collegium Dettenianum Münster, 1921—1924 Kaplan Berlin, 1924-1928 Curatus St.Elisabeth Berlin, 1928-1930 Pfr. Liebfrauenkirche Berlin, bis 22.2. 1931 Domkapitular St.Hedwigs-Kathedrale Berlin, 23.2. 1931 Prälat der Freien Prälatur Schneidemühl, nach 1945 päpstlicher Beauftragter für die Flüchtlingsseelsorge, Präsident der Arbeitsgemeinschaft „Kirche undHeimat". HASE, Hans Christian von, Lie. Dr. 246 geb. 4. 5. 1907 Großwandriß/Schlesien, ord. 14. 10. 1932 Berlin, 1. 4. 1935 Heerespfarrer in Jüterborg/Brandenburg, 7.1. 1954-30.9. 1957 Pfr. Herford-Münster, 1.10. 1957-1. 1.1973 Diakonisches Werk Stuttgart. HECKEL, Theodor, D. 28, 76, 89 geb. 15. 4. 1894 Kammerstein, gest. 24. 6. 1967 München, 1922 Reiseprediger München-Solln, 1925 Religionslehrer Erlangen, 1928 Oberkirchenrat im Kirchenbundesamt, 1934-1945 Leiter des Kirchlichen Außenamtes und Bischof, 1939 Leiter des Ev. Hilfswerks für Internierte und Kriegsgefangene, 1950-1964 Dekan München. HECKER, Friedrich 35 geb. 28. 9. 1811 Eichtersheim/Baden, gest. 24. 3.1881 St. Louis, Rechtsanwalt, seit 1842 Mitglied der badischen zweiten Kammer, Führer der radikalen Linken, floh nach mißglücktem Aufstandsversuch 1848 zunächst in die Schweiz, dann in die USA, Oberst der Unionstruppen im Sezessionskrieg. HEIN, Franz 59 geb. 29. 9. 1901 Mali Idjosch/Batschka, ord. 1926 Budapest (durch Bischof Raffay),

Personenregister/Biographische Angaben

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Studium der Theologie in Wien, Zürich und Basel, Kaplan Neuwerbass, Wehrdienst, Kaplan Sarajewo, Tscherwenka, 1929 Pfr. Petrovopolje/Bosnien, Tätigkeit in der J u gendarbeit und Kirchenmusik, Dienst in der benachbarten serbischen Stadt Bjelina, 1930 Wahl zum Präsidenten der Bosnischen Synode, damit wurde er für diese Synode auch Ehegerichtspräsident, 1931 Mitglied des Centraiausschusses für die Innere Mission, Mai 1935 Übersiedelung nach Franzfeld/Banat, 27. 1. 1942 Wahl zum Bischof der Kirchenprovinz Banat, 15. 3. 1942 Einführung durch Bischof Heckel in das Amt, 1944 Evakuierung durch die Militärbehörden nach Osterreich, Pfr. Bad Ischl, 5. 7. 1945 Gründung des Christlichen Hilfswerks, 1947 Übersiedlung nach Stuttgart, Pfr. ebd., 1950-1980 geistl. Vorsitzender des Hilfskomitees für die Ev. Landeskirche aus Jugoslawien, Vorsitzender des Aufsichtsrates der 1948 gegründeten Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Neues H e i m " , Vertretung der Heimatvertriebenen in der Oberen Siedlungsbehörde des Landes, Vorsitzender des Waisenvereins „Siloah", 1950 Mitarbeit im Vorstand des G u stav· Adolf-Werkes Württemberg, Tätigkeit im Konvent der zerstreuten ev. Ostkirchen, im ökumenischen Bereich und in der Vertriebenenbetreuung. HEINE (Frau) 63 HEINEMANN, Gustav W . , D r . jur. und rer. pol. 298 geb. 23. 7. 1899 Schwelm/Westfalen, gest. 7. 7. 1976 Essen, 1929 Anwaltspraxis Essen, Justitiar der Rheinischen Stahlwerke Essen, nach Kriegsende Vorstandsmitglied und Leiter der Hauptverwaltung ebd., 1 9 4 6 - 1 9 4 9 Oberbürgermeister Essen, 1947/48 zugleich Justizminister Nordrhein-Westfalen, 1949-1953 M d B , Innenminister der ersten Regierung Adenauer bis 1950 (zurückgetreten), seitdem wieder Rechtsanwalt und Notar, 1952 Austritt aus der C D U , 1953 Gründung der Gesamtdeutschen Partei, 1957 Mitglied der S P D , 1966—1969 Justizminister, 1 9 6 9 - 1 9 7 4 Bundespräsident, 1945-1967 Mitglied des Rates der E K D , 1949-1955 Präses der Synode der E K D , 1951 Mitbegründer der Notgemeinschaft für den Frieden Europas. HELD, Heinrich, D . 120f., 5 0 3 , 5 0 5 geb. 25. 9.1897 St. Johann, gest. 19. 9. 1957 Düsseldorf, ord. 9. 6. 1924 Köln, 1924 Hilfsprediger Wesseling, 1930-1949 Pfr. Rüttenscheid, seit 1946 Superintendent, O b e r kirchenrat, 1948-1957 Präses der Ev. Kirche im Rheinland. HENNINGS, Albrecht von 15 geb. 12. 5. 1911 Techlin/Vorpommern, ord. 8. 9. 1939 Stettin, 1. 10. 1939-31. 3. 1940 Hilfsprediger Torgelow/Pommern, 1 . 4 . 1940-20. 12. 1940 Eggesin, 21. 12. 1940 Pfr. Falkenwalde, 28. 8. 1945-31. 3. 1948 kommissarischer Seelsorger in den Flüchtlingslagern in Hamburg, 9. 12. 1945-31. 3. 1948 Geschäftsführer des Hilfswerks der E K D (Hamburg), 1. 4. 1 9 4 8 - 3 0 . 6. 1956 Leiter der Flüchtlings-, Lager- und Bunker-Seelsorge in Hamburg, 1. 5 . 1 9 5 6 - 3 1 . 5 . 1 9 7 6 Pfr. Hamburg-Hamm. HENSEL, Klaus 516 geb. 1924 Berlin, 1950 Pfr. Dorste/Osterode, 1956 Generalsekretär des Martin-LutherBundes (Erlangen), beratendes Mitglied des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, 1965 Superintendent Holzminden, 1966-1972 Konventuale des Klosters Amelungsborn, seit 1973 Pfr. Oberstdorf. HERBERTH, Franz 525 Geschäftsführer und Beauftragter des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". HERBST, Ferdinand 395 geb. 20. 2. 1890, (1929) Pfr. Den Haag/Niederlande, 1. 10. 1936 Pfr. im Zentralvorstand des Ev. Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung, Abteilungsleiter in der Stellung eines Generalsekretärs. HERLINGER, Roman 84 geb. 8. 11. 1895 Wien, gest. 25. 6. 1961 München, Jurastudium Deutsche Universität Prag, seit 1919 im Bankwesen tätig, 1945 Gründer der Hilfsstelle für Flüchtlinge aus den Sudetengebieten (München), 1946 Geschäftsführer des Hauptausschusses der Flüchtlinge

Personenregister/Biographische Angaben

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und Ausgewiesenen in Bayern, sowie Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Zentralverband der vertriebenen Deutschen in Bonn. HERMAN, Stewart Winfried 44,172f., 289,414ff., 429f., 431 f., 531 geb. 4. 8. 1909 Harrisburg/USA, ord. 1934, 1936-1941 Gesandschaftspfarrer Berlin (US-Botschaft), 1941 fünf Monate interniert Bad Nauheim, 1942-1948 D o z e n t in England und USA, 1944/45 Government Service USA, 1945-1947 Stellv. Direktor der Wiederaufbauabteilung des O R K Genf, 1948-1952 Direktor der Flüchtlingshilfe, 1952 Direktor der Lateinamerika Kommission des LWB und bis 1963 Exekutive Secretary of the Lutheran World Federation Affairs im National Lutheran Council N e w York, 19571959 Präsident of the Conference of N o n - G o v e r n m e n t a l Organizations Interested in Migration, nach 1959 Präsident der Lutheran School of Theology N e w York. HERNTRICH, V o l k m a r

171

geb. 8. 12. 1908 Flensburg, gest. 14. 9. 1958 H a m b u r g , 1932 Pfr. und Universitätsdozent Kiel, 1934 Entziehung der Lehrbefugnis, 1934-1939 D o z e n t Theologische H o c h schule Bethel, 1940-1942 Leiter des Burckhardthauses Berlin-Dahlem (Ev. Jugendwerk), 1942 H a u p t p a s t o r H a m b u r g (St. Katharinen), nebenamtlicher Leiter der Alsterdorfer Anstalten, 1946 hauptamtlich, 1945 Bevollmächtigter für das Hilfswerk der E K D (Hamburg), 1947 Oberkirchenrat, 1949 Prof. für Altes Testament Kirchliche Hochschule H a m b u r g , später Rektor der Universität, 1956 Landesbischof von H a m b u r g . HERRENBRÜCK, W a l t e r , D .

499

geb. 3. 4. 1910 Stockport/Großbritannien, gest. 31. 7. 1978 Oldenburg i. O . , ord. 25. 4. 1937, 1937-1950 Pfr. Tergast, 1950-1951 Leer, 1951-1963 Landessuperintendent der Ev.-reformierten Kirche Nordwestdeutschland, 1963-1975 Pfr. der ev.-reformierten Gemeinde Hannover. HERTZBERG, H a n s Wilhelm, Lie. theol. D. 351 geb. 16. 1. 1895 Lauenburg/Pommern, gest. 1 . 6 . 1965 Kiel, 1921 Privatdozent Berlin (Altes Testament), 1923 Propst und Verwalter des deutschen ev. Palästina-Instituts Jerusalem, 1931 ao. Prof. Marburg, 1932 gleichzeitg Pfr. Caldern, 1936 G e s u n d b r u n n e n / Kurhessen-Waldeck, Direktor des Ev. Predigerseminars Hofgeismar, 1946 Prälat Kassel, 1947 o. Prof. f ü r Altes Testament und Palästinakunde Kiel. HESSE, H e r m a n n Klugkist 359 geb. 16. 12. 1884 Larrelt, gest. 24. 8. 1949, 1 9 1 1 - 1 9 2 0 Pfr. Wybelsum, Weener und Loga, 1920 Elberfeld, seit 1946 Superintendent. HILBERT, G e r h a r d , D .

247

geb. 9. 11. 1868 Leipzig-Gohlis, 1896 Pfr. Annaberg, 1901 Leipzig, 1910 Dresden, 1913 Prof. f ü r Praktologie Rostock, 1925 Superintendent Leipzig. HINKEL, D a n i e l

76

geb. 12. 12. 1905 Alt-Werbas/Jugoslawien, ord. 24. 4. 1932, 1933 Pfr. Pivnica/Jugoslawien, 1944 Freiberg/Sachsen, 1946 Amtsaushilfe, 1948 Rottenburg/Laaber, 1955 Entenberg, 1971 i.R. HINZ, Erich

232,526,531

geb. 1 . 2 . 1914 Karlsruhe, ord. 1939, Mitglied der Bekennenden Kirche, 1937 Vikar Neustadt/Dosse, 1941 Wehrdienst, nach dem Krieg Pfr. Lauenhagen, Bad Eilsen, 1950— 1967 Vorsitz im Landesverein für Innere Mission und Ev. Hilfswerk der ev.-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, 1976-1980 Mitglied der Landessynode, N o v e m b e r 1980 i.R., Vorsitz im „Jugendhof Gotteshütte" Kleinbremen, Beauftragter der schaumburg-lippischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". HITLER, Adolf (1889-1945) 33 f., 214 Führer und Reichskanzler. HÖHNE, Ernst

191

HOFFMANN, Konrad, Dr. phil. D . 75 geb. 5. 9. 1867 Berlin, gest. 24. 2. 1959 Korntal/Württemberg, 1896 Pfr. Blaubeuren, 1903-1904 Prof. für Religion am Realgymnasium Stuttgart, zugleich Vorstand des w ü r t -

Personenregister/Biographische Angaben

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tembergischen Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung, 1904-1917 Hofprediger Stuttgart, 1912 Abgeordneter zur 8. Landessynode für Ravensburg, Ausschußmitglied des Ev. Presseverbandes für Württemberg, 1914 Lazarettpfarrer, 1917-1919 Oberhofprediger und Mitglied des Konsistoriums mit dem Titel Prälat, 1917-1921 ao. Mitglied des Strafanstalten-Kollegiums, 1919 Mitglied der Landeskirchen-Versammlung für Biberach-Blaubeuren-Ravensburg, des Landesvorstandes und Ausschusses des Ev. Volksbundes, 1919-1925 Pfr. Stuttgart (Leonhardskirche), zugleich ao. Mitglied des Ev. Konsistoriums, 1920 Mitglied des Zentralvorstandes des Gustav-Adolf-Vereins, 1921 Mitglied des deutschen Kirchentages Stuttgart, Berater des Justizministeriums für Gefangenen-Seelsorge, 1925 Prälat des Sprengeis Heilbronn, 1927 des Sprengeis Ulm, 1931 Mitglied des 2. Landeskirchentages für Ravensburg, 1904-1947 Vorsitzender des Gustav-Adolf-Werkes Württemberg. HOLLIDT, Karl

506

geb. 28. 4. 1891 Speyer, Generaloberst a.D., Presbyter der ev. Kirchengemeinde Siegen, Landesvorsitzender, später Ehrenvorsitzender des Verbandes der Heimkehrer Nordrhein-Westfalen. HORN, K u r t

531

geb. 28. 8. 1910 Bad Kissingen, ord. 1934,1936 Pfr. Filke, 1946 Theologischer Hilfsreferent Landeskirchenrat München, 1947 Dekan Bad Neustadt, 1953-1975 Rektor Predigerseminar Nürnberg, 1962 Oberkirchenrat. HORNIG, Ernst, D. 2 7 2 , 3 5 3 , 3 6 7 , 5 3 1 geb. 25. 8. 1894 Kohlfurt, gest. 5. 12. 1976 Bad Vilbel-Heilsberg, 1. 4. 1924 Pfr. Friedland/Waldburg, 1. 4. 1928-4. 12. 1946 Breslau, 23. 7. 1946 von der Synode der Ev. Kirche von Schlesien zum Bischof berufen, Anfang 1947-31. 12.1963 Bischof Görlitz. HUBER, Victor Aime (1800-1869) 35 Professor für romanische Sprachen und neuere Geschichte. HUBER, Wolfgang, Dr. theol. 531 geb. 12. 8. 1942 Straßburg, 1972 Privatdozent für Systematik Heidelberg, 1968-1972 Mitarbeiter der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft ebd., 1973-1980 Stellv. Institutsleiter, seit 1980 Prof. für Sozialethik Marburg, seit 1973 Mitglied der Kammer für öffentliche Verantwortung der E K D , seit 1978 Mitglied des Kuratoriums der Dt. Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung, 1978-1980 Vorsitzender des Konzils ebd., seit 1980 Mitglied des Präsidiums des Dt. ev. Kirchentages, 1983 dessen Präsident. HÜBNER, Friedrich, Lie. theol. Dr. 500 geb. 25. 6. 1911 Bangalore/Indien, Studium in Bethel, Erlangen, Tübingen, Kiel, ord. 1935, dann Assistent bei Schlink in Bethel, Missionarischer Dienst in Indien, Internierung während des Zweiten Weltkrieges, 1947 Pfr. Albersdorf, Wyk auf Föhr, 1950 theol. Referent für Missions- und Auslandsfragen im Luth. Kirchenamt, 1962 Propst der Propstei Stormarn, 1964 Bischof von Holstein, 1967 Vorsitzender der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung, Vorsitzender des Lateinamerika-Komitees des L W B , 1975 Mitglied des Zentralausschusses des O R K . HUNGAR, K r i s t i a n , D r . r e r . p o l .

531

geb. 14. 5. 1934 Dahme/Mark, Dipl.Volkswirt, 1974 Prof. für Soziologie und Ethik Heidelberg, korrespondierendes Mitglied der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft ebd., Kammer der E K D für kirchl. Entwicklungsdienst. ILGNER, M a x , D r . r e r . p o l .

115,117

geb. 28. 6. 1899 Biebesheim, 1924 Prokurist der L. Casella & Co. Frankfurt, später I G Farben, stellvertretendes Vorstandsmitglied der IG Farben, wurde im IG-Farbenprozeß verurteilt, studierte später in Münster Theologie, in den 50er Jahren Geschäftsführer der „Internationalen Gesellschaft für christlichen Aufbau", die 1955 aufgelöst wurde. INTELMANN, Karl Helmut 531 geb. 6. 4. 1904 Isaak/Baltikum, 1928/29 Vikar des Sprengeis Werroschen, 1929 Pfr. Werpel, nach der Umsiedlung 1940-1945 Pfr. Opalenitza/Warthegau, 1940-1945 Wehr-

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Personenregister/Biographische Angaben

dienst, amerikanische Kriegsgefangenschaft, 1945-1957 Pfr. Heringhausen/Kurhessen/ Waldeck, bis 1969 Münden, ordnete Archiv und Bücherei des Deutsch-Baltischen Kirchlichen Dienstes in Schloß Gerstorf. ITZSTEIN, Johann Adam von 35 geb. 28. 9. 1775 Mainz, gest. 14. 9. 1855 Hallgarten/Pfalz, 1809 Badischer Staatsdienst, 1819 Hofgerichtsrat Mannheim, 1822 in die Kammer und zu derem ersten Sekretär gewählt, schließt sich der Opposition an, bittet nach Auflösung der Ständekammer, um seiner Strafversetzung zu entgehen, um seine Entlassung, 1831 wieder zum Abgeordneten gewählt, Führung der liberalen Opposition, 1848 gehört er als Mitglied des Vorparlaments und der konstituierenden Nationalversammlung zur äußersten Linken, wird der Beteiligung an der badischen Erhebung und damit des Hochverrats beschuldigt, Flucht in das Elsaß und die Schweiz, 1850 wird seine Unschuld nachgewiesen und er kehrt zurück. IVERSEN, Johannes Theodor 216 geb. 2. 8. 1888 Munkbrarup/Angeln, gest. 28. 5. 1948 Rendsburg, ord. 22. 10. 1916 Kiel, Hilfsgeistlicher Kiel, 28. 10. 1917 Pfr. Neuenbrook, 1. 1. 1925 Rendsburg, Vorsitzender des schleswig-holsteinischen Pastorenvereins. IWAND, Hans-Joachim 85f., 94f., 131, 196, 302, 319, 335, 346, 348, 391 ff., 400ff„ 433, 456,492 f . , 5 0 0 geb. 11. 6. 1899 Schreibendorf/Schlesien, gest. 2. 5. 1960 Bonn, 1923 Stiftsinspektor des Lutherheims in Königsberg, 1934 Prof. am Herder-Institut Riga, 1935 Direktor des Predigerseminars der ostpreußischen Bekenntnissynode in Blöstau, 1937 Pfr. Dortmund, 1945 Prof. für Systematik Göttingen, 1952 Bonn, 1946 als Vorsitzender des Bruderrates der ostpreußischen Bekenntnissynode von Bischof Wurm mit der Sammlung und Betreuung der ev. Deutschen aus Ostpreußen beauftragt, dann Vorsitzender des Hilfskomitees der ev. Deutschen aus Ostpreußen, zeitweilig Mitglied des O K A , vom Rat der E K D berufenes Mitglied der verfassungsgebenden Kirchenversammlung 1948 in Eisenach und der ersten Synode der E K D , von dieser 1949 als einer der Sachveständigen für Flüchtlingsfragen benannt. JACOBI, Gerhard Justus Eduard 436 geb. 2 5 . 1 1 . 1 8 9 1 Bremen, gest. 1 2 . 7 . 1 9 7 1 Oldenburg, 1 . 6 . 1 9 2 1 - 3 1 . 3 . 1 9 2 3 Geschäftsführender Geistlicher der Gefängnisgesellschaft für die Provinz Sachsen und Anhalt, zugleich Pfr. am Gerichtsgefängnis in Halle, 1. 4. 1923-31. 1. 1927 Pfr. an der Pauluskirche ebd., 1. 2. 1927-31. 3. 1930 Domprediger zu Magdeburg, 1. 4. 1930-31. 3. 1954 Pfr. an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin, 1933-1939 Präses der Bekennenden Kirche Berlin, 1. 9. 1939-30. 12. 1940 Wehrdienst, 1. 10. 1945 Superintendent des Kreises Charlottenburg in Berlin, 1 . 1 . 1946 Generalsuperintendent von Berlin für den Sprengel I, 3. 9 . 1 9 5 4 - 1 9 6 7 Bischof von Oldenburg. JAEKEL, H e r m a n n

525

geb. 17. 12. 1901 Schaken/Litauen, gest. 8. 1. 1980 Göttingen, Studium der Theologie und Philosophie in Kowno, Marburg und Leipzig, seit 1933 einer der Senioren der Ev.Luth. Landessynode in Litauen, 1938 2. Senior, 1940 Domprediger Güstrow/Mecklenburg, 1941-1945 Pfr. auf mehreren kriegsvakanten Gemeinden Ostpreußens, 12. 10. 1951 Leiter des Hilfskomitees der Ev. Deutschen aus Litauen, 1948-1972 Pfr. Atzenhausen/Göttingen, Beauftragter des Hilfskomitees der ev. Deutschen aus Litauen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". JAKSCH, W e n z e l

460

geb. 2 5 . 9 . 1896 Langstrobnitz/Sudetenland, gest. 27. 11. 1966 Wiesbaden-Schierstein, Bauarbeiter Wien, nach 1918 organisatorische und journalistische Tätigkeit in der sudetendeutschen Arbeiterbewegung, 1929-1938 Abgeordneter des Prager Parlaments, 1938 Vorsitzender der SPD Sudetenland, 1939 Emigration nach England, 1950-1953 Leiter des Landesamtes für vertriebene Flüchtlinge und Evakuierte und Ministerialdirektor im hessischen Innenministerium, seit 1953 MdB (SPD), 1. 3.1964 Präsident des Bundes der Vertriebenen.

Personenregister/Biographische Angaben

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JANIK, Rober: 69 geb. 9. 6. 1902, 1937 Pfr. Neudeck/Böhmen, 1946 Pfarrverweser Pfeffingen und Liebenzell, 1951 Pfr. Gerabronn, 1959 Murr/Württemberg. JENSEN, Hans-Werner, Dr. theol. 262,293 geb. 15. 11. 1912 Kiel, ord. 19. 8. 1939, Generalsekretär der Ev. Wochen, November 1937-Oktober 1938 Vikar Altona, Oktober 1938-März 1939 Predigerseminar Gr.Schönwitz, 6. 9. 1939-8. 10. 1939 Polizeigefängnis Frankfurt/Oder, August/September 1939 Pfarramtsvertreter Buchholz/Fürstenwalde, Oktober 1939-Januar 1940 Hilfsprediger Langengrassau/Sachsen, Januar 1940-Juni 1945 Wehrdienst, 15. 9. 1945-30. 9. 1946 Theol. Referent in der Kirchenkanzlei der EKD, 17. 10. 1946 Pfr. Gelting/SchleswigHolstein, 18. 11. 1951 Kiel-Hassee, 10. 1. 1965 Schulpfarrer für höhere Schulen Kiel, 1. 12.1966-1. 7.1970 Oberlandeskirchenrat und Leiter des Katechetischen Amtes. JOCHMANN, Werner, Dr. phil. 292 ff. geb. 5. 8. 1921 Biesig/Görlitz, 1953 Assistent Universität Hamburg, 1959 Lehrbeauftragter an der Akademie für Politik und Wirtschaft, 1960 Leiter der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus, 1972 Direktor ebd. und der Hamburger Bibliothek für Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung, 1967 Lehrbeauftragter Universität Hamburg, 1971 Prof. für Geschichte der Neuzeit und Zeitgeschichte. JORDAHN, Bruno, Dr. theol. 259 geb. 5. 2. 1908 Marwalde/Osterode/Ostpreußen, ord. 1937 Goldap, 1933-1934 Vikar Saalfeld/Ostpreußen, 1934-1935 Vikar für die Stadtrandsiedlungen Königsberg, 1936 2. theol. Examen vor einer Kommission der Bekennenden Kirche, 1936-1937 Hilfsprediger Schillen/Tilsit-Ragnis, 1937-1945 Pfr. Schillen, 1939-1940 Wehrdienst, 14. 7. 194628. 2 1976 Pfr. Hamburg-Altona (bis 31. 10. 1976 Dienstauftrag), 1946-1948 Vertrauensmann für die ostpreußischen Pfarrer in Schleswig-Holstein, 1947(?)-1960(?) Mitglied der Landessynode der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche, 1956-1976 Vorsitzender der Liturgischen Kammer, 1948-1976 o. Mitglied der Lutherischen Liturgischen Konferenz Deutschlands, dann korrespondierendes Mitglied, 1951-1976 Mitglied des liturgischen Ausschusses der VELKD, seit 1965 o. Mitglied der „Societas Liturgica", seit 1953 Lehrauftrag für Liturgik im Fachbereich Theologie der Universität Hamburg. J u LIANA

153

geb. 30. 4. 1909 Den Haag, 1948-1981 Königin der Niederlande. JÜRGES, Wilhelm 391 geb. 8. 11. 1894 Barmen, gest. 25. 3. 1979 Detmold, ord. 6. 5. 1923 Bösingfeld, 19231933 Pfr. Bösingfeld/Lippe, 1. 10. 1933-31. 1. 1952 Leiter des Diakonissenhauses Detmold, 1. 2. 1952-30. 6. 1963 Pfr. Heiligenkirchen, 1. 1. 1965 i.R., während der Zeit des Kirchenkampfes gehörte er dem „Coetus Reformierter Prediger in Lippe" an, 1946-1951 Präses der Lippischen Landessynode, 1949-1964 Synodaler der EKD, zuletzt im Präsidium der Synode. JUNG, Christian 76 geb. 29. 6. 1897, (1937) Pfr. der Reformierten Kirche Jugoslawiens in Torza, Senior, seit 1946 Vorstandsmitglied des Hilfskomitees der Ev. Kirche aus Jugoslawien. KALFF, Johannes 228,272,506 ff. geb. 26. 6. 1904 Pr. Eylau/Ostpreußen, ord. 2. 11. 1930 Königsberg, 1931-19. 4. 1946 Pfr. Eckersdorf/Ostpreußen, 15.5. 1946-31.8. 1948 Hilfsprediger, 1.9. 1948-1.7. 1969 Pfr. Siegen. KALLER, Maximilian 393,434 geb. 10. 10. 1880 Beuthen/Oberschlesien, gest. 7. 7. 1947 Frankfurt/Main, 1903 Priesterweihe, Kaplan in Schlesien, Pfr. auf der Insel Rügen, Berlin, Prälat, 6. 7. 1926 Apostolischer Administrator von Schneidemühl, 23. 7. 1930 Bischof von Ermland, Päpstlicher Sonderbeauftragter für die Betreuung der katholischen Ostflüchtlinge. KAMBERG, Kurt 525 geb. 21. 9. 1898 Danzig-Petershagen, bis 1945 Polizeibeamter Danzig (Verwaltung),

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Personenregister/Biographische Angaben

Mitarbeit im Hilfskomitee der Evangelischen aus Danzig-Westpreußen, Leiter der Heimatortskartei Danzig-Westpreußen, Kirchenvorstand Lübeck-Lutherkirche, Schatzmeister Copernicus-Vereinigung, Mitarbeit am „Kirchenbrief Danzig-Westpreußen", Beauftragter der Gemeinschaft Evangelischer aus Danzig-Westpreußen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". KAMMEL, Richard, Lie. D r . 310f., 3 4 7 , 3 6 3 , 4 2 0 geb. 20. 12. 1882 Rawitsch/Bojanowo, gest. 1. 12. 1957 Berlin, ord. 12. 4. 1908, 1 9 0 9 1918 Pfr. Storchnest, dann Direktor der Inneren Mission und des Ev. Preßverbandes in Posen, 1949-1952 Leiter des Kirchendienstes Ost. KARL T H E O D O R ( 1 7 2 4 - 1 7 9 9 )

101

1 7 4 2 - 1 7 9 9 Kurfürst von der Pfalz, seit 1777 von Bayern. KAUTZ, Karl 525 geb. 5. 10. 1904 Mischdorf/Ungarn, 14. 7. 1929-30. 6. 1930 Vikar Kremnitz, 23. 7. 1930-16. 10. 1931 Senioratsvikar Preßburg, 1. 12. 1931-30. 9. 1940 Pfr. Grulich, 1. 10. 1940-26. 8. 1946 Würbenthai, 27. 8. 1 9 4 6 - 8 . 10. 1946 Flucht nach Württemberg, 9. 10. 1946-17. 10. 1951 Pfarrverweser in Kirchberg, 18. 10. 1951-12. 10. 1954 Pfr. Kirchberg, 13. 10. 1954-1971 Oberjesingen, Beauftragter des Hilfskomitees der ev.-luth. Slowakeideutschen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". KELLER, Herbert 531 geb. 22. 10. 1904 Isny/Württemberg, gest. 29. 11. 1982 Stuttgart, 1932-1935 Pfr. Biberach, 1 9 3 5 - 1 9 4 6 Stiftskirche Tübingen, 1946-1950 Leiter der Außenstelle des Ev. O b e r kirchenrates in Tübingen (Oberkirchenrat), 1950-1970 Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Diakonischen Werke der württembergischen Landeskirche, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks der Ev. Landeskirche und 1. Geschäftsführer des Landesverbandes der Inneren Mission Württemberg, 1946-1970 Mitglied des Ev. Oberkirchenrates Stuttgart, 1957-1970 Mitglied des Diakonischen Rates der E K D , 1971-1978 2. Vorsitzender des Diakonischen Werkes Württemberg, 1958-1980 2. Vorsitzender des Stiftungsrates der Gustav-Werner-Stiftung Reutlingen, 1952-1982 2. Vorsitzender der Ev. Heimatstiftung. KERN, Albert 63, 525 geb. 18. 10. 1899 Arcis/Bessarabien, 9. 5. 1925-5. 6. 1926 Vikar Bessarabien, 6. 6. 1 9 2 6 30. 9. 1939 Pfr. Adrejewka, 1. 10. 1939-13. 10. 1940 Tarutino, 14. 10. 1940-22. 10. 1940 Umsiedlung in den Warthegau, 23. 10. 1940-23. 2. 1941 Lagerpfarrer im Umsiedlungslager, 24. 2. 1941-31. 7. 1941 Lagerpfarrer im Durchgangslager Zgierz, 1. 8. 1 9 4 1 19. 1. 1945 Pfr. Briesen, 20. 1. 1945-5. 3. 1945 Flucht, 6. 3. 1945-21. 6. 1945 Pfarrverweser Zweedorf, 22. 6. 1945-31. 3. 1946 Pfr. Hamburg-Flottbek, 1. 4. 1946-31. 3. 1949 Pfarrverweser Sillenbuch, 1 . 4 . 1949-30. 11. 1962 Stuttgart-Riedenberg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der zerstreuten Heimatkirchen in Baden-Württemberg und Bayern, Beauftragter des Hilfskomitees der Ev.-Lutherischen Kirche aus Bessarabien für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". KIUNKE, Martin, D r . theol. 512 geb. 27. 8. 1898 Breslau, gest. 13. 4. 1983 Tübingen, ord. 11. 11. 1923 Breslau, 9. 11. 1923 Hilfsprediger Breslau, 21. 10. 1925 Groß-Justin und Schwirsen/Pommern, 4. 5. 1930 Pfr. Liegnitz/Schlesien (Ev.-Lutherische Freikirche), 6. 10. 1943 Ernennung zum Kirchenrat und Mitglied der Kirchenleitung der Ev.-Lutherischen Kirche Altpreußens (Altlutheraner), 6. 11. 1947 Beibehaltung der Stellung und Dozent der Theologischen Hochschule Oberursel, 1954 Austritt aus der altlutherischen Kirche, 16. 4. 1954 Pfr. Bremerhaven, 1. 1 2 . 1 9 6 0 - 1 . 6 . 1 9 6 5 J u i s t . KLAPPER, Gottfried, D D . D D 430, 531 geb. 3. 10. 1917 Nimptsch/Schlesien, 1950-1951 Vikariat in Kästorf, Hermannsburg und Imbshausen, 1951-1954 Pfr. Papenburg/Ems, 1952 sechs Monate zum Lutherischen Weltbund als Assistent des Generalsekretärs beurlaubt, 1954-1961 Pfr. London, Sekretär des Lutherischen Rates von Großbritannien und Senior der ev.-lutherischen Synode deutscher Sprache im Vereinigten Königreich, 1961-1962 Direktor der Ev. Akademie

Personenregister/Biographische Angaben

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Loccum, 1. 10. 1962-1982 Oberkirchenrat im Lutherischen Kirchenamt der V E L K D , Geschäftsführer des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, K o n ventual des Klosters Amelungsborn, Mitglied des O K A und des Arbeitskreises für Ethik und Recht des O K A , Stellv. Vorsitzender des Konvents der zerstreuten Ostkirchen, Ehrenritter des Johanniterordens, Stellv. Bundesleiter des Martin Luther-Bundes. KLEIN, Albert, D . 342 geb. 16. 3. 1910 Schäßburg/Rumänien, 1928 Reifeprüfung Hermannstadt, Lehre in einer Maschinenfabrik, Wehrdienst, 1930-1936 Studium der Physik und Chemie, später T h e o logie Marburg, Tübingen, Berlin, Klausenburg, 1936 Leiter der Dt. Burse Tübingen, 1 9 3 7 - 1 9 3 9 Gymnasialprofessor für Chemie, Physik und Religion Mühlbach, 1939-1941 Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt, 1941 Leiter des Referats der Höheren Schulen im Schulamt Hermannsburg, Wehrdienst, 1945 Deportation nach Rußland, Krankheit, Lehrer Brukenthal-Gymnasium, Februar 1946 Pfarrverweser Dobring, März Pfr. ebd., 1953-1958 Petersdorf (Senior), 1958-1968 Mühlbach, 1966 zum Dechanten gewählt, 1968 Pfr. Kronstadt, 1969 Bischof der Ev. Kirche A . B . in der Sozialistischen Republik Rumänien, 1 9 7 0 - 1 9 7 7 Mitglied der Studienkommission des Luth. Weltbundes, seit 1976 des Zentralkomitees des O R K . KLEINDIENST, Alfred Rudolf, D r . theol. h.c. 7 9 , 3 4 7 , 362 f. geb. 4. 11. 1893 Luck/Wolhynien, gest. 23. 11. 1978 Augsburg, 1917 Vikar bei Petersburg, 1918-1921 Pfr. Galka/Wolga, 1921-1938 Luck, Absetzung durch Bursche, 1 9 3 9 1945 Leiter der Litzmannstädter ev. Kirche im Wartheland, 1940 Oberkonsistorialrat, 1945 Flucht nach Rothenburg ob der Tauber, Teilnahme an Treysa, Verhaftung durch die Amerikaner, Uberführung ins Lager Dachau, November 1946 Auslieferung an Polen (Glatz), 1948 Freispruch im Prozeß in Lodz, Rückkehr nach Rothenburg, 1949-1959 Pfr. Augsburg, 1953 Kirchenrat. KLEIST-RETZOW, Hans-Jürgen von 86 geb. 1 . 1 1 . 1887 Kieckow/Pommern, gest. 27. 9. 1969 Bremen-Kattenesch, Besitzer der Güter Kieckow und Klein Croessin, Kirchenpatron, nach der Rückkehr aus Rußland, wohin er verschleppt worden war, Geschäftsführer des Konvents Ev. Gemeinden aus Pommern (Hilfskomitee) und des Pommerschen Hilfskomitees in Lippstadt, danach bis 1954 in Handorf/Münster, dann Bauherr der neu gegründeten Thomasgemeinde in Bremen-Kattenesch. KLETT, Arnulf, Dr. jur. 60 geb. 8. 4. 1905 Stuttgart, gest. 1974 (Stuttgart), seit 1930 Rechtsanwalt in Stuttgart, N o v e m b e r - D e z e m b e r 1933 K Z Heuberg wegen seines Kampfes gegen Reichsstatthalter Murr, 1944 notdienstverpflichtet zur Feststellungsbehörde für Kriegsschäden der Stadtverwaltung Stuttgart, 23. 4. 1945 Oberbürgermeister von Stuttgart, Präsident des Hilfswerks Berlin, Präsident des baden-württembergischen Roten Kreuzes. KLINGLER, Friedrich Wilhelm Gottlieb 354 geb. 23. 12. 1882 Schaffhausen, gest. 6. 3. 1951 Nürnberg, 1915 Pfr. Kammerstein, 1 9 1 4 - 1 9 1 9 Divisionsgeistlicher, 1926 Pfr. Nürnberg-Wöhrd, 1935 Senior des Dekanatsbezirks Nürnberg, 1936 Kirchenrat, 1946 Vizepräsident der bayrischen Landessynode, 1922 Begründer des Wirtschaftsverbandes der ev. Geistlichen Bayerns, 1. 6. 1926 Leiter der Ev.-luth. Gesamtkirchenverwaltung und Steuerverbandsvertretung Nürnberg, 8. 7. 1931 Vorsitzender des bayrischen Pfarrervereins, 1934 Stellv. Vorsitzender des Reichsbundes der dt. ev. Pfarrervereine, 19. 9. 1935 Reichsbundesführer der dt. ev. Pfarrervereine. KLOPPENBURG, Heinz, D r . h.c. 2 0 4 , 2 0 6 , 2 0 8 , 346 geb. 10. 5. 1903 Elsfleth/Wesermarsch, 1932 Pfr. Wilhelmshaven, 1937 abgesetzt, 1 9 4 5 1953 Oberkirchenrat Oldenburg, 1947-1950 Sekretär im Ö K R in Genf (Flüchtlingsabteilung), 1953 Beauftragter für katechetische und soziologische Fragen der Synode D o r t mund, Mitbegründer der Konferenz Europäischer Kirchen, einer der Vizepräsidenten der Christlichen Friedenskonferenz Prag.

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Personenregister/Biographische Angaben

KOENIGSWALD, Harald von 115,118 geb. 21. 3. 1906 Karlsruhe, Schriftsteller,Herausgeber der Kulturhefte des Sozialministeriums von Nordrhein-Westfalen zur Betreuung der Vertriebenen und Flüchtlinge. KÖRNER, Ernst 226 geb. 4. 12. 1889 Neufahrwasser/Danzig, gest. 15. 8. 1975 Weingarten, ord. 5. 12. 1915, 5. 12. 1 9 1 5 - 9 . 8. 1917 Stadthilfsprediger Königsberg, 10. 8. 1917-30. 3. 1930 MemelStadt, 31. 3. 1 9 3 0 - 2 2 . 1. 1945 Preußisch Holland-Stadt, 16. 9. 1945-31. 12. 1954 Stadtvikar Weingarten. KOCH, Karl, D . 114,295,345 geb. 6. 10. 1876 Witten, gest. 28. 10. 1951 Bielefeld, seit 1903 Pfr. Holtup, Ennigloh, Bad Oeynhausen, 25. 8. 1 9 2 7 - O k t o b e r 1948 Superintendent Vlotho, zugleich Präses der westfälischen Provinzialsynode, zugleich Mitglied des preußischen Landtags ( D N V P ) bis 1933, Mitglied des Reichstages September 1930-1932, 1945 Präses der Ev. Kirche von Westfalen, 7. 1 . 1 9 4 9 i . R . KODERISCH, Werner 4 9 5 , 5 3 1 geb. 17. 7. 1907 Kattowitz/Oberschlesien, ord. 6. 12. 1936 Kattowitz, 1. 4. 1 9 3 5 - 3 1 . 7. 1937 Lehrvikar und Pfarrvikar Schwientochlowitz, ab 1. 8. 1937 Pfr. Schwientochlowitz-Bismarckhütte, 1937-1939 durch die Polen seines Amtes enthoben, 1 . 2 . 1947 Amtsaushilfe in der bayrischen Landeskirche, 23. 5. 1945-31. 7. 1945 Verwaltung der Pfarrstelle Oberlauringen/Unterfranken, 1 . 9 . 1 9 4 7 - 3 1 . 8 . 1956 Pfr. Königsberg/Bayern, 1. 9. 1 9 5 6 - 3 0 . 6. 1969 Lemgo (St. Marien), bis 15. 4. 1970 Beschäftigungsauftrag ebd. KOLLER, Wilhelm 313 f. geb. 31. 5. 1894 Schornweisach/Bayern, ord. 24. 7. 1917, 1922 Pfr. Miltenberg, 1929 Missionsinspektor Neuendettelsau, 1936 Pfr. Göggingen, 1947 Regensburg (Dekan), 1952 Oberkirchenrat und Kreisdekan Regensburg, 1964 i . R . KONRAD, Joachim, Dr. theol. D r . phil. D r . h.c. 282 f., 310, 348 geb. 1. 6. 1903 Breslau, gest. 15. 4.1979 Bonn, ord. 30. 12. 1929, 1933-1935 Privatdozent Breslau, 1. 10. 1940 Stadtdekan St. Elisabeth Breslau, 1946 ao. Prof. für Systematik Münster, 1950 Ministerialrat im Kultusministerium Nordrhein-Westfalen, 1954-1971 o. Prof. für Praktologie und Systematik Bonn. KONUKIEWITZ, Fritz 526 geb. 1911 Posen, 1 9 3 6 - 1 9 3 9 Pfr. in der Unierten Ev. Kirche in Polen, 1939-1945 in der Posener Ev. Kirche, 1947-1978 in der Ev.-lutherischen Kirche in Oldenburg, 1957-1960 Vorsitzender des Hilfskomitees der Glieder der Posener Ev. Kirche, Beauftragter der oldenburgischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". KOST, Heinrich, Dr.-Ing. e.h. 472 ff. geb. 11. 6. 1890 Betzdorf/Sieg, 1925 Vorstandsmitglied der Magdeburger Bergwerksgesellschaft, der Zeche Königsgrube (Wanne-Eickel), 1932 Generaldirektor der Ges. Rheinpreußen, nach 1933 wiederholt verhaftet, Anfang 1945 in Zusammenhang mit den Vorgängen am 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt, das Urteil wurde von Reichsleiter Bormann bestätigt, aber nicht vollstreckt, nach Kriegsende Präsident der I H K Duisburg, Mitglied des D t . Rates der Europäischen Bewegung, seit 1947 Generaldirektor der Dt. Kohlenbergbauleitung Essen, 1953 Präsident der Wirtschaftsvereinigung Bergbau e . V . Bad Godesberg. KRAPP, Rolf, D r . med. 531 geb. 4. 4. 1921 Hannover, 1939-1945 Studium der Medizin, 1950-1956 der Theologie, 1945-1948 Assistenzarzt Stadtkrankenhaus Peine, 1948-1950 wiss. Mitarbeiter Ev. Stadtjugenddienst Hannover, 1 9 4 9 - 1 9 5 0 (auch) Geschäftsführer der Gesellschaft Ev. Akademie Niedersachsen, 1 9 5 0 - 1 9 6 0 Studentenpfarrer Universität Köln, 1960-1965 Studienleiter in der Ev. Akademie Bad Boll, 1965^1970 Direktor der Ev. Akademie SchleswigHolstein, seit 1970 Oberkirchenrat im Kirchenamt der E K D . KREYSSIG, Lothar, Dr. jur.

4 2 9 , 4 8 7 , 5 0 3 , 509

Personenregister/Biographische Angaben

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geb. 30. 10. 1898 Flöha/Sachsen, 1. 5. 1928 Landgerichtsrat Chemnitz, 1937 auf eigenen Wunsch an das Amtsgericht Brandenburg versetzt, 1. 7. 1941 zwangspensioniert, 1.11. 1945 Landgerichtsdirektor Potsdam, 1. 2. 1946 zum Konsistorialpräsidenten im Konsistorium Magdeburg berufen (auf Lebenszeit), 31. 10.1947 ausgeschieden infolge Bestellung zum hauptamtlichen Präses der Provinzialsynode (1. 11. 1947-29. 2. 1964), 1. 1. 1952 (kommissarisch bis 30. 9. 1952) Leitung der Kirchenkanzlei der APU, 1952-1970 Präses der Synode der EKU, 1949-1961 Mitglied des Rates der EKD, in Sachsen Mitglied des Landesbruderrates und Präses der Landessynode, er gehörte dem brandenburgischen Provinzialbruderrat und der Reichssynode der Bekennenden Kirche an, Leiter der Ev. Akademie in Sachsen, Vizepräsident des Dt. Ev. Kirchentages (bis Ende 1958). KRIMM, Herbert, Dr. theol. IX, XXIV, 46,63f., 89,155f., 406f., 473,531 geb. 6. 11. 1905 Przemysl/Galizien, 1927-1936 Vikar Wien, 1936-1940 Sachbearbeiter beim Centraivorstand des Gustav-Adolf-Vereins in Leipzig, Leitung des Franz-Rendtorff-Hauses, 1941 Wehrdienst, 1942-1946 Militärpfarrerund Gefangenschaft, 1. 5.1946 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, Privatdozent, 1. 10. 1951-31. 3. 1956 Leiter des Zentralbüros des Hilfswerks, 1954 Honorarprofessor, 1961 o. Prof. und bis 1971 Direktor des Diakonie-wissenschaftlichen Instituts an der Universität Heidelberg, 1956 Pfr. Heidelberg-Schlierbach. KRÜGER, Ferdinand, D r .

105

geb. 13. 4. 1891 Ketzur/Westhavelland, gest. 9. 4. 1952 Südafrika, seit 1925 als Missionar der Berliner Mission in Südafrika, 1940-1944 interniert, 1944-1947 Pfarramtsverwalter Brandenburg/Havel, 1947-1948 Vilbel-Espelkamp, seit Juli 1948 in der reformierten Kirche in Transvaal tätig. KRUMMACHER, F r i e d r i c h - W i l h e l m

28

geb. 3. 8. 1901 Berlin, gest. 19. 6. 1974 Berlin, 1928 Pfr. Essen-Werden, 1934 Oberkirchenrat Kirchliches Außenamt, 1945 Superintendent Berlin-Land und Pfr. Berlin-Weißensee, 1946 Generalsuperintendent Berlin (Ost-Sprengel II), 1955-1972 Bischof der pommerschen Kirche (seit 1968 Landeskirche Greifswald), 1960-1968 Vorsitzender der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR, 1961-1969 Mitglied des Rates der EKD. KRUSKA, Harald, Lie. theol. 63,328,346,363f., 428,441, 531 geb. 23. 10. 1908 Thorn, ord. 9. 4. 1933, 1934-1940 Pfr.Libau/Gnesen, 1940-1945 Posen, Dozent an der Kirchl. Hochschule Posen, nach 1945 Prof. an der Kirchl. Hochschule Berlin, 1953 Leiter des Kirchendienstes Ost, später „Büro Kruska", seit 1966 Vorsitzender des Konvents der zerstreuten ev. Ostkirchen, Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Hilfskomitees der Ev. Kirche der Union. KUBY, H a n s

531

geb. 1923 Edenkoben/Pfalz, seit 1968 Leiter der Ev. Akademie der Pfalz, Vorstandsmitglied im Landesverband Ev. Bund und Verein für pfälzische Kirchengeschichte. KUHLEN, (Carl Peter) Heinrich 503 geb. 1. 8. 1899 Rheydt, gest. 7. 1. 1971 (Rheydt), 1906-1908 Lehre als Textilkaufmann und Besuch der Handelsschule Braunschweig, nach dem Militärdienst Eintritt in die elterliche Weberei, 1914-1918 Kriegsdienst, dann Wiederaufbau der Firma. Starkes Interesse an religiösen Fragen, Anhänger des lutherischen Bekenntnisses in reformierter Umgebung, Teilnehmer an Veranstaltungen der Una Sancta Bewegung, Mitglied der Michaelsbruderschaft, Konvent Rheinland. KUNST, Hermann, Dr. theol. D. DD 115,117,438,459,473 geb. 21. 1. 1907 Ottersberg, 1932 Pfr. und 1940 Superintendent Herford, Wehrmachtspfarrer, 1945-1949 Mitglied der westfälischen Kirchenleitung, 1949-1977 Bevollmächtigter der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland und 1956-1972 Militärbischof für die Bundeswehr (im Nebenamt), 1949-1982 Aufsichtsratsvorsitzender der „Aufbaugemeinschaft Espelkamp. Gemeinnützige GmbH", Vorsitzender der Ev. Akademie Friedewald, der Ev. Zentralstelle für Entwicklungshilfe, des Ökumenischen Arbeitskreises

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Personenregister/Biographische Angaben

katholischer und evangelischer Theologen, Vorstandsvorsitzender der Hermann-KunstStiftung für Neutestamentliche Textforschung. KUNZE, Johannes 415 f., 455,457 geb. 6. 6. 1892 Wuppertal-Barmen, gest. 10. 10. 1959, kaufmännische Lehre, Studium Handelshochschule Köln, Diplom-Kaufmann, 1912-1914 Leiter der Abteilung Versicherung und Wohlfahrtswesen der D E M A G Duisburg, 1914-1917 Wehrdienst, Kriegsgefangenschaft, dann Fortsetzung des Studiums, 1920 Diplom-Handelslehrer, Lehrer an der höheren Handelsschule Essen und Dozent an der Verwaltungsschule Landkreis Essen, 1924 Verwaltungsdirektor der Diakonissenanstalt Sarepta, 1945 Schatzmeister des Central-Ausschusses-West der Inneren Mission, Mitglied des Vorstandes und des Finanzausschusses, 1946 auch einer der Vizepräsidenten, Mitglied des Kreistages Bielefeld, Fraktionsvorsitzender der C D U und Stellv. Landrat, Mitglied Provinzialrat Westfalen, Landtag Nordrhein-Westfalen, 1949 MdB, Mitglied des Vermittlungsausschusses, Vorsitzender des Ältestenrats und des Lastenausgleichsausschusses. LAAG, H e i n r i c h , D . L i e .

216

geb. 1 2 . 4 . 1892 Boizenburg/Elbe, gest. 21. 12. 1972, 1918 Pfr. Stojentin und GroßBünzow/Pommern, 1924 Privatdozent Greifswald, 1930 Superintendent Garz (Rügen), 1933 ao. Prof. Greifswald, 1934 Propst und Oberkonsistorialrat Stettin, 1946 Pfr. Schlüchtern und Caldern, 1950 Lehrbeauftragter für christliche Archäologie und modernen Kirchenbau in Marburg, 1953 Honorarprofessor, 1956 Direktor des Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart, 1961 Direktor des Christlich-Archäologischen Seminars. LADENBERGER, Emil 63, 7 9 , 3 6 6 geb. 22. 7. 1892 Deutsch Dabrowka/Neu Sandez, gest. 25. 5. 1975 Göppingen, Vikariat Lemberg, Superintendentialvikar Stanislau, 1925-1939 Pfr. Stryi/Galizien, Senior, 19391945 Pfr. und Superintendent, Kirchenleiter der Ev. Kirche im Generalgouvernement, nach dem Krieg Pfr. Göppingen. LANGENOHL, Wilhelm August 505 geb. 29.5.1895 Wermelskirchen, gest. 1 . 9 . 1 9 6 9 Rheydt, 1922 Pfr. Opladen, 1927 Düsseldorf, 1932-1964 Rheydt. LEBHERZ, Heinrich Karl 63, 75 f., 198 geb. 21. 5. 1899 Neusatz/Batschka, gest. 1978 Buenos Aires/Argentinien, ord. 1922 Schladming/Osterreich, Studium der Theologie in Preßburg, Wien, Leipzig und Basel, 1925-1928 Vikar Neuwerbass, Torschau, Sekitsch, Oktober 1928 Pfarrverweser, dann Pfr. Sombor mit Predigtstellen in Siwatz, Apatin, Hodschag und Palanka, Schriftleiter von „Grüß Gott" und „Kirche und Volk", Dienst in der Gustav-Adolf-Arbeit, nach dem 6. 4. 1941 (Batschka fällt an Ungarn) Landeskirchenpfarrer mit dem Sitz in Werbass, Stellvertreter des geistlichen Kirchenpräsidenten der Dt. Ev. Kirche Südungarns, Tätigkeit innerhalb der Inneren Mission für die unter dem Krieg leidenden Gemeinden, Oktober 1944 Evakuierung nach Österreich, dann nach Sachsen, Diakonissenhaus Dresden, dann Gemeindedienst, nach dem Krieg Pfr. Nattheim und Klingenberg/Württemberg, Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk der E K D , mit Hilfsstellen in Salzburg, Linz und Wien, Gründung des Hilfskomitees für die ev. Landeskirche aus Jugoslawien, Betreuung von Waisen, Kriegsgefangenen und Verschleppten, 1946-1950 Mitglied des O K A , Vorsitzender des Hilfskomitees, Mitglied des Wiederaufbauausschusses, 1950 Auswanderung nach Argentinien, Übernahme der Wolgadeutschen Gemeinde Lucas Gonzales in Entre Rios, später Leitung der Gemeinde Quilmes/Buones Aires, 1963 Vertretung der La Plata Synode im Luth. Weltbund bei der Tagung in Helsinki, 1964 i. R. LEITZ, E r n s t jun., D r . m e d .

473

geb. 16. 1. 1906 Wetzlar, gest. 1979, Fabrikant in Wetzlar, 1946 Synodaler der ev. Landeskirche Hessen-Nassau, (1955) Vertreter der Synode der E K D im Hilfswerkausschuß. LEMBERG, E u g e n , D r . phil

2 2 1 , 2 2 3 f., 2 7 4

Personenregister/Biographische Angaben

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geb. 27. 12. 1903 Pilsen, 1937 Privatdozent Dt. Universität Prag, 1947 Dozent Pädagogisches Institut Kassel, 1952 ao. Prof. am Hessischen Lehrerfortbildungswerk, 1957 o. Prof. für Soziologie des Bildungswesen am Dt. Institut für internationale pädagogische Forschung, 1957-1972 Abteilungsleiter, 1961-1963 Direktor, seit 1951 Mitglied des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates, 1959-1963 Präsident. LEMPP, Wilfried, Lie. theol. Dr. h.c. 187, 311 geb. 29. 5. 1889 Oberiflingen/Württemberg, gest. 29. 1. 1967 Stuttgart, 1919 Pfr. Stanislau/Galizien, 1929 Rektor der Anstalten in Stanislau, 1935 Pfr. Stuttgart, 1945 Prälat des Sprengeis Heilbronn, (1945-1951 Sitz in Schwäbisch Hall), Vorstand des GustavAdolf-Werks in Württemberg, Mitglied des Centrai-Ausschusses des deutschen GustavAdolf-Werks, 1947-1953 Mitglied des Landeskirchentags, 1956 theologischer Stellvertreter des Landesbischofs, 1959 i.R. LENKE, W a l t e r

526

geb. 22. 11. 1901 Stettin, 1920-1926 Studium in Bethel und Greifswald, Sommer 1933 Vikar Stolp, Oktober 1933-März 1935 Prädikant Belgard, Standemin, Naseband, April 1935-1945 Pfr. Wulfflatze/Neustettin, 1939-1945 Wehrdienst, Mai-August 1945 Internierung im Lager Eutin, 1945-1946 Pfr. mit Dienstauftrag Itzehoe und Gemeinden der Propstei Münsterdorf, 1. 12. 1946-31. 7. 1953 Pfr. Schlamersdorf/Segeberg, 1. 8. 195321. 12. 1969 Pfr. Steilhoop/Bramfeld, berufener Landessynodaler der schleswig-holsteinisclien Landeskirche, bis 1979 Stellv. Vorsitzender des Konvents ev. Gemeinden aus Pommern e. V., Vorstandsmitglied im Landeskonvent der zerstreuten ev. Ostkirchen der schleswig-holsteinischen, jetzt nordelbischen Kirche, Mitarbeit in den kirchlichen Zusammenschlüssen der APU, des Großen und Kleinen Konvents der zerstreuten ev. Ostkirchen, in der Verbindung zur Pommerschen Landsmannschaft und in der Pommerschen Gesellschaft für Altertumskunde, Geschichte und Kunst, Beauftragter der schleswig-holsteinischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". LEPPIN, Günther Horst Werner 86,525 geb. 18. 11. 1899 Berlin, gest. 1. 7. 1974 Gütersloh, ord. 4. 10. 1925, 1925 Hilfsprediger Z ü l l i c h a u , 1. 4 . 1 9 2 7 - 1 . 9 . 1 9 4 0 P f r . Z ü l l i c h a u , 1. 1 0 . 1 9 4 5 P f r . W i t t s t o c k , 1. 1 2 .

1945

Superintendent Wittstock, 1952 Pfr. Velpte, Beauftragter des Hilfskomitees für die ostbrandenburgischen Kirchengemeinden für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". LEUCHTMANN, Johannes 292, 328, 526,531 geb. 2. 4. 1902 Breslau/Schlesien, Juli/August 1925 CVJM-Sekretär Rostock, 1925-1927 Vikar Gremsdorf/Kirchenkreis Bunzlau, Lüben/Kirchenkreis Lüben, Falkenberg/Kirchenkreis Neisse, 1. 2. 1928-31. 12. 1932 Pfr. Graase/Oberschlesien, Kreisjugendpfarrer Neisse, 1. 1. 1933-31. 7. 1934 Pfr. Oels/Schlesien, bis 31. 1. 1937 Landesjugendpfarrer für Schlesien, 1. 2. 1937-30. 9. 1942 Pfr. Holzkirch/Queis und Standortpfarrer in Lauban, 1. 10. 1942-17. 3. 1945 Pfr. Neustadt/Oberschlesien, April/Mai 1945 Pfr. Waizendorf, Herbst 1945-30. 6. 1946 Vertretungen in der Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck, 1. 7. 1946 Pfr. Arnsbach/Homberg, 1. 8. 1950-31. 3. 1966 Pfr. Burghaun/Fulda, 1937-1942 Kreisjugendpfarrer Kirchenkreis Lauban, 1946-1950 Kirchenkreis Homberg, 1939-1943 Militärdienst als Offizier, Beauftragter der hessen-nassauischen und kurhessen-waldeckschen Kirchen für die Dokumentation „Kirche und Vertriebene". LIEBING, Heinz, Dr. theol. 139,532 1953 Promotion, 1957 Habilitation Tübingen, 1963 Prof. Tübingen, 1970-1972 Gastvorlesungen Genf und Lausanne, 1972 Wissenschaftlicher Rat und Prof. Bochum, 1975 o. Prof. für Kirchengeschichte Marburg. LIEDKE, Gerhard, Dr. theol. 532 geb. Karlsruhe, 1964-1966 Studieninspektor des Theologischen Studienhauses Heidelberg, 1966-1969 Universitätsassistent von Georg Picht am Religionsphilosophischen Lehrstuhl der Theologischen Fakultät Heidelberg, 1969-1971 als Pfr. der badischen Landeskirche „Gastarbeiter" am Kernforschungszentrum Karlsruhe, 1971-1978 wissen-

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Personenregister/Biographische Angaben

schaftlicher Referent an der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft Heidelberg, 1978-1982 Gemeindepfr. Heidelberg-Kirchheim, seit 1982 Umweltbeauftragter der badischen Landeskirche, seit 1962 Teilnehmer an den Physiker-Theologen-Gesprächen im Kernforschungszentrum Karlsruhe. LIERSE, Gerhard 532 geb. 1.9.1916 Breslau/Schlesien, 2.11. 1938 Reichsarbeitsdienst, Wehrdienst, 23.2. 1945-28. 5. 1948 russische Gefangenschaft, 1948 Predigerseminar Nürnberg, 1949-1952 Vikar Gernsbach/Murgtal, Bezirksjugendpfarrer, 1952-1958 Pfr. Baiertal bei Wiesloch/ Heidelberg, 1958-1968 Pfr. Lörrach, 1968-1975 Dekan Kirchenbezirk Durlach bis zu dessen Auflösung, 1975-1979 Pfr. Gernsbach-Staufenberg, Bezirksbeauftragter für Prädikanten und Lektoren, 1.9, 1979 i.R., seit 1964 Vertrauensmann des OKA in der Badischen Landeskirche, seit 1964 Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Baden der Gemeinschaft Ev. Schlesier, seit 1966 Vorsitzender des Landeskonvents Baden der zerstreuten ev. Ostkirchen, seit 1978 Mitglied im Vorstand des Konvents der zerstreuten ev. Ostkirchen, seit 1980 Seelsorgebeauftragter für Spätaussiedler Mittelbaden. LILJE, Johannes (Hanns) Ernst Richard, Dr. D. 48, 123f., 181, 236, 238, 294f., 424, 434, 475 geb. 20. 8. 1899 Hannover, gest. 6. 1. 1977 Hannover, 1917/18 Wehrdienst, 1924-1926 Studentenpfarrer Hannover, 1927-1936 Generalsekretär des DCSV, 1932-1935 Vizepräsident des Christlichen Studentenweltbundes, 1935-1945 Generalsekretär des Lutherischen Weltkonvents, 1945-1947 Oberlandeskirchenrat in Hannover, 1945-1973 Mitglied des Rates der EKD, 1945-1967 Stellv. Ratsvorsitzender, 1947-1971 Landesbischof von Hannover, seit 1950 Abt zu Loccum, 1946-1957 Präsident des CentraiAusschusses für die Innere Mission, 1947-1970 Mitglied des Exekutivkomitees des LWB, 1952-1957 Präsident des LWB, seit 1948 Mitglied des Zentralkomitees, seit 1961 des Exekutivkomitees des ORK, 1968-1975 des Präsidiums des ÖRK, 1955-1969 Leitender Bischof der VELKD, bis 1966 Mitglied des Präsidiums der Konferenz Europäischer Kirchen. LINDNER, E v a

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geb. Laskowitz/Schlesien, Soziale Frauenschule Breslau, Tätigkeit bei der ev. Bahnhofsmission, 1924-1933 Ev. Presseverband für Schlesien, hauptamtliche Archivarin in Breslau für die Kirchenprovinz Schlesien, nach 1945 im Dienst des Landeskirchenamtes von Kurhessen-Waldeck in Kassel, September 1947 Wiederaufbau des Dt. Verbandes ev. Büchereien durch den Ev. Presseverband für Deutschland (gleichsammit ihrem Breslauer Chef, Oberkonsistorialrat Walter Schwarz), Schriftleitung des Ev. Buchberaters, Mitarbeit in verschiedenen Gremien für das Jugendbuch, Beauftragte der Gemeinschaft ev. Schlesier für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". LINDSAY, Alexander Dunlop, First Baron of Birker 48 geb. 14. 5. 1879 Glasgow/Schottland, gest. 18. 3. 1952 (England), 1902-1922 Universitätsdozent Glasgow, Edinburgh und Oxford, 1922-1924 Prof. für Philosophie Glasgow, 1924-1949 Master of Balliot College Oxford, 1935-1938 Vizekanzler Universität Oxford, 1930 Chairman of Commission set up by International Missionary Council on Protestant Colleges in India, 1948 Chairman of Commission on reform of universities in British occupied zone of Germany. LIPPERT, Johannes 334,441,526 geb. 27. 2. 1910 Dieck/Pommern, ord. 1938,1938 Hilfsprediger Männerwerk, 1939 Pfr. Groß Jestin/Kolberg, 1939-1945 Wehrdienst, 1945-1949 Kriegsgefangenschaft UdSSR/ CSSR, 1950-1952 Lagerpfarrer Friedland-Sandbostel, 1952-1976 Pfr. Klein Schneen, gleichzeitig bis 1965 Lagerpfarrer Friedland, 1950-1965 geschäftsführendes Vorstandsmitglied für das Hilfswerk der EKD (Lager Friedland), 1976 i.R., Beauftragter der hannoverschen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". LORENTZEN, Johannes 262,293 geb. 9. 12. 1881 Hadersleben/Nordschleswig, gest. 8. 6. 1949 Kiel, ord. 5. 12. 1909

Personenregister/Biographische Angaben

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Schleswig, 5. 12. 1909 Vikar Nustrup, 13. 3. 1910 Pfr. Rom, 18. 10. 1914 Pfr. Hadersleben,30. 11.1919 Pfr. Kiel, 1945-1949 zusammen mit Prof. Rendtorff in der volksmissionarischen Arbeit tätig. LÜCKING, Karl 504, 506 f., 509 geb. 23.11.1893 Lüdenscheid, gest. 30.11.1976 Bad Salzuflen, 1922 Pfr. Bodelschwingh/Dortmund, 1929 Pfr. Dortmund, 1938-1942 Pfr. Jastrow/Schneidemühl, Hannover, Halle, Dezember 1942-6. 1. 1949 Barkhausen/Weser, 30. 4. 1945-6. 1. 1949 Superintendent des Kirchenkreises Minden, 13. 6. 1945-6. 1. 1949 nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung, 7. 1. 1949-31. 10. 1960 theol. Vizepräsident des Landeskirchenamts und hauptamtliches Mitglied der westfälischen Kirchenleitung, 1930-1934 Vorsitzender des Landesverbandes Westfalen im Bund Deutscher Bibelkreise, 1930-1960 Vorsitzender des Geschäftsführenden Vereins der Bibelkreise, Vorsitzender des Vorstandes des Ev. Studienwerkes, Vorstandsmitglied der ev. Studiengemeinschaft. LUKASCHEK, Hans, Dr. jur. 434,436,455,470 geb. 22. 5. 1885 Breslau, gest. 26. 1. 1960 Freiburg/Breisgau, 1914 Tätigkeit im Reichspatentamt Berlin, 1916 Bürgermeister, 1919 Landrat Rybrik/Oberschlesien, später Abstimmungskommissar, 1922-1927 Mitglied der Gemischten Kommission für Oberschlesien, Kattowitz, 1927-1929 Oberbürgermeister Hindenburg, 1929-1933 Oberpräsident Oberschlesien, dann Rechtsanwalt in Breslau, 1944 Konzentrationslager Ravensbrück, 1945 Mitbegründer der CDU Berlin, bis 1946 Dritter Vizepräsident des Landes Thüringen, 1947 Amtsgerichtsrat Königstein, 1948 Vizepräsident des Dt. Obergerichts Köln, dann Präsident des Hauptamtes für Soforthilfe Bad Homburg, 1949-1953 Bundesminister für Vertriebene. LUKOWICZ, J o a c h i m v o n

116,405

geb. 16. 9. 1906 Konitz/Westpreußen, 15. 9. 1945-31. 5. 1951 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks der EKD, später Direktor in der Industrie. LUTHER, Martin (1483-1546) 293,489f„ 502 Reformator. MARAHRENS, August 321 geb. 11. 10. 1875 Hannover, gest. 3. 5. 1950 Loccum, 1905 Pfr. und Konsistorialassessor Hannover, 1909 Studiendirektor Predigerseminar Erichsburg, 1920 Superintendent Einbeck, 1922 Generalsuperintendent Stade, 1925-1947 Landesbischof von Hannover, 1928-1950 Abt zu Loccum, 1936-1945 Mitglied des Rates der Ev.-Luth. Kirche Deutschlands, 1935-1945 Präsident des Lutherischen Weltkonvents. MARIENFELD, Werner 525 geb. 6.6.1908 Talksheim/Ostpreußen, ord. August 1935, Herbst 1934-15.1. 1936 Hilfsprediger Wielitzken, 1936-1944 Pfr. ebd. (1935 umbenannt in Wallenrode), März 1945-November 1948 nach Sibirien verschleppt, 1. 4.1949-Juni 1953 Pfr. Brandenburg/ Havel, zugleich Kreisjugendpfarrer, 1954-1973 Dortmund-Marten, Schriftführer der 1964 gegründeten Gemeinschaft ev. Ostpreußen, Herausgeber der Rundbriefe, Beauftragter der Gemeinschaft ev. Ostpreußen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". MARSHALL, George 140 geb. 31. 12. 1880 Union Town/Pennsylvania, gest. 16. 10. 1959 Washington, 1939 Generalstabschef und militärischer Berater Roosevelts, 1945 Sonderbotschafter in China, 1947-1949 Außenminister, 1950/51 Verteidigungsminister, Urheber des Marshall-Plans (5. 6.1947). MAU, Carl H. jun., Dr. D. 172f., 430f„ 532 geb. 22. 6. 1922 Seattle/Washington, ord. 1946, bis 1950 Pfr. Portland/Oregon, 19501956 Gemeindedienst in Deutschland für den LWB, Berater für zwischenkirchliche Hilfe, Pfr. der hannoverschen Landeskirche, 1957 Tacoma/Washington (Gefängnisseelsorge), 1960 Studentenpfarrer Universitiy of Wisconsin, Wisconsin Lutheran Student Foundation, 1962 Dienst im LWB, 1963-1972 beigeordneter Generalsekretär, 1972

582

Personenregister/Biographische Angaben

Generalsekretär des amerikanischen Nationalkomitees des LWB, 1974 Generalsekretär des LWB. MAURER, H e r m a n n , D r . phil.

404,420,441,477

geb. 15. 12. 1901 Ulm/Donau, gest. 9. 8. 1969 Stuttgart, 1. 4. 1948-31. 12. 1966 Referent der Flüchtlingsabteilung/Ökumenische Abteilung der Hauptgeschäftsstelle des Hilfswerks bzw. Diakonischen Werks, seit 1. 7. 1959 Leiter der Auswanderungsabteilung, seit 1935 kommissarischer, seit 1937 ernannter Dozent an der Hochschule Essen, Mitglied des Ausschusses der EKD für heimatlose Ausländer, stellvertretender Leiter des kirchlichen Suchdienstes der Heimatortskarteien, Vorstandsmitglied des OKA der EKD, „Senior Representative in Germany" des Weltrats der Kirchen, Vorsitzender des Ausschusses für heimatlose Ausländer Baden-Württemberg, stellvertretender Vorsitzender der „Ev. Aktionsgemeinschaft zur Eingliederung heimatvertriebener Landwirte".

MEDER, Heinrich 59 geb. 7. 11. 1904, ord. 1928,1925-1927 Studium der Theologie in Leipzig und Wien, 1928 Vikar Bulkeß/Jugoslawien, 1930 Pfr. ebd., 1934 Neuwerbaß, 1937 Leiter des Waisenhauses ebd., 1938 Konsenior des Batscher Seniorats, 1941 Kirchenpräsident der Batschka und Senior. MEHNERT, A r n o

506

geb. 11. 12. 1886 Wolgast/Pommern, gest. 5. 11. 1970 Sundern/Sauerland, Lehrer an der Staad. Aufbauschule Bad Warmbrunn/Schlesien, Vikar ebd., 1947-1953 Studienrat Städt. Gymnasium Siegen. MEISER, Hans, D. D. D. 57, 83, 124, 126, 220, 233, 364f., 431, 487, 492, 502f., 509, 512, 520 geb. 16. 2. 1881 Nürnberg, gest. 8. 6. 1956 München, 1905 Vikar, 1911-1915 Vereinsgeistlicher der Inneren Mission in Nürnberg, 1915-1922 Pfr. München-Sendling, 19221928 Direktor des Predigerseminars in Nürnberg, 1928-1933 Oberkirchenrat München, 4 . 5 . 1933-1.5. 1955 bayerischer Landesbischof, 1949-1955 Leitender Bischof der VELKD, Mitglied des Rates der EKD, des Exekutivausschusses des LWB, des Zentralausschusses des ÖRK. MEISSLER, W o l f g a n g

190

geb. 13. 10. 1928 Liegnitz/Schlesien, ord. 1957 Waldenburg, 1953-1957 Ausbildung zum Pfarrvikar der Ev. Kirche A.B. in Polen, 1963-1965 Studium der Pädagogik Lüneburg, 1957-1962 Seelsorger für 18 Gemeinden zwischen Breslau und Görlitz, 1962 an der Weiterführung des Amtes wegen fehlender polnischer Staatsangehörigkeit gehindert und nach West-Deutschland umgesiedelt, 1962-1963 Pressereferent der Gemeinschaft ev. Schlesier und des OKA, 1965-1966 Lehrer Schenefeld/Hamburg, 1966-1972 Pfarrvikar Hamburg-Altona, 1972 Pfr., ehrenamtliche Betreuung der ev. Schlesier in Hamburg. MENTZEL, Günther Johann Hugo 189 geb. 13. 9. 1901 Leipzig, gest. 30. 11. 1981, ord. 21. 3. 1929, 1. 4. 1929 Hilfsprediger Fiddichow-Nipperwiese/Pommern, 1. 7. 1929-31. 8. 1933 Pfr. Bahn-Liebenow/Greifenhagen, 1. 9. 1933-30. 11. 1938 Bramberg, 1. 12. 1938-21. 3. 1945 Stettin, 10. 4. 1945 Buxtehude, 1. 4.1947 Emden, 1. 11.1959-1. 5.1969 Baltrum. MERZ, Georg, D .

517,520

geb. 3. 3. 1892 Walkersbrunn/Oberfranken, gest. 16. 2.1959, 1918 Schuldienst, 1926 Pfr. und Studentenpfarrer München, 1930 Dozent an der Theologischen Schule Bethel, 1939 Pfr. Zionskirche Bethel, Leiter des Katechetischen Amtes Westfalen, 1942 Dekan Würzburg, 1946 Rektor des Pastoralkollegs, 1947 der Augustana Hochschule Neuendettelsau, Mitglied der Generalsynode der VELKD, 1957 i. R. MERZYN, Friedrich Heinrich Gerhard Ludwig, Dr. D. 406 f., 409 geb. 2. 6. 1904 Kassel, 21. 3. 1931-31. 3. 1936 Gerichtsassessor und Hilfsrichter beim Reichsjustizminister, 1. 4. 1936-30. 9. 1936 Juristischer Hilfsarbeiter bei der Dt. Ev. Kirchenkanzlei Berlin, 1. 10. 1936-30. 4. 1965 Kirchenbeamter der DEK bzw. EKD (ab 1. 10.1936 Konsistorialrat, ab 1. 4.1939 Oberkirchenrat), 1. 5.1965 i.R.

Personenregister/Biographische Angaben

583

MEYER, Peter 289 geb. 26. 11. 1888 Altenwerder, gest. 28. 7. 1967 Hamburg-Altona, 1932 Direktor der Oberrealschule Hamburg-Altona, aus politischen Gründen durch nationalsozialistische Behörden dienstenthoben, 1945 Wiedereinsetzung, 1946 Mitglied des Rates der EKD. MICHAEL, Rudolf 515 geb. 2. 4. 1900 Plauen/Dresden, 1906-1917 Bürger-, Real-, Handelsschule, 1917-1920 Kaufmannslehrling, Wehrdienst, 1924 Abitur als Externer, 1924-1928 Studium, 1929 Studienreferendar, 1921-1924 nach Arbeitslosigkeit Handlungsgehilfe, 1929-1932 im höheren Schuldienst in Sachsen, dann arbeitslos, 1933-1937 im privaten Schuldienst: Ev. Heimvolkshochschule, höhere Schule, 1938-1939 in der Industrie in Braunschweig und Buchverlag in München, 25. 8. 1939 bis Kriegsende Wehrdienst, 1946-1963 im höheren Schuldienst in Bayern und Rheinland-Pfalz. MICHELFELDER, Sylvester Clarence, D r .

3 1 , 4 4 f . , 171 f., 289,414

geb. 27. 10. 1889 New Washington/Ohio, gest. 30. 9. 1951 Chicago, 1914 Ordination und Promotion, Pfr. Willard/Ohio und Pittsburgh, 1926 Direktor der Pittsburgh Inner Mission Society, 1931-1945 Pfr. Toledo/Ohio, 1945 Commissioner of the American Section of the Lutheran Convention of the World Council of Churches in Genf, 1946 Director of the Material Aid Division of the Reconstruction Department of World Council of Churches, Executive Secretary of the Executive Committee of the Lutheran World Convention, 1947 Executive Secretary of the Lutheran World Federation. MIDDELMANN, Werner 125 geb. 10. 10. 1909 Offenbach/Main, 1928-1932 Angestellter in der Elektro- und Chemischen Industrie, 1933-1945 Büroleiter, Prokurist und Geschäftsführer in der Elektroindustrie, 1945-1946 Landrat Kreis Bruchsal/Baden, 1946-1947 Landesflüchtlingskommisar Karlsruhe, 1947-1949 Referent beim süddeutschen Länderrat, Stuttgart und Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der dt. Länderflüchtlingsverwaltung ebd., seitdem Abteilungsleiter Amt für Fragen der Heimatvertriebenen Frankfurt und im Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsbeschädigte, 1951 Ministerialdirigent, 1961-1965 Regionaldirektor für den Mittleren Osten, Kinderhilfswerk U N I C E F Sitz Beirut, seit 1966 Comptroller U N I C E F New York, 1951-1961 Dt. Delegierter beim Exekutivrat Flüchtlingskomm. der Vereinten Nationen Genf. MILDE, Kurt 63 geb. 3. 9. 1901 Breslau, gest. 28. 8. 1969, Realgymnasium, praktische und kaufmännische Tätigkeit im väterlichen Betrieb, Volontär bei den Linke-Hofmann-Werken, Höhere Deutsche Fachschule zu Aue/Sachsen, Gesellen- und Meisterprüfung, Eintritt in die väterliche Firma (technische Leitung), 1948 Übersiedelung in die BRD, Tätigkeit als Ingenieur, im Sommer 1951 vom Regierungspräsidenten in Darmstadt zum Sachverständigen bestellt, als solcher tätig an Amts- und Landgerichten in Hessen, Mitglied des Gemeindekirchenrates Oppeln, der Johannes-Gemeinde und des Parochialverbandes der Breslauer Gemeinden (stellv. Vorsitzender des Bauausschusses), Mitglied der Schlesischen Provinzialsynode, Mitglied der Bekennenden Kirche, Leitung des Bruderrates der Johannes-Gemeinde, Mitglied des Schlesischen Bruderrates und der Preußischen Bekenntnissynode, 1945 Berufung in die Kirchenleitung der Ev. Kirche von Schlesien, als letzter Kirchenrat in Breslau im Oktober 1947 von den Polen zwangsausgewiesen, kirchliche Tätigkeit in Görlitz. MOCHALSKI, H e r b e r t

63, 8 6 , 1 3 1 , 2 0 7 , 2 1 0

geb. 28. 10. 1910, 1941-1945 Verwalter der Pfarrstelle Martin Niemöllers in BerlinDahlem, nach 1945 Referent der Kirchenkanzlei der EKD, 1948-1951 Geschäftsführer des Reichsbruderrates, 1951-1961 Studentenpfarrer Darmstadt, 1949-1973 Chefredakteur der „Stimme der Gemeinde", leitender Funktionär der Prager Friedenskonferenz, Flüchtlingsbeauftragter der schlesischen Kirche (Hilfskomitee), 1950 Mitwirkung bei der Bildung der „Gemeinschaft ev. Schlesier". MÖCKEL, Gerhard 343

584

Personenregister/Biographische Angaben

geb. 28. 11. 1924 Hermannstadt/Rumänien, 1952-1953 wissenschaftliche Hilfskraft Universität Göttingen, 1953-1961 Pfr. Athen, 1962-1966 Studienleiter Ev. Akademie Berlin, 1966-1979 Pfr. Berlin-Dahlem, seit 1979 Studentenpfarrer Heidelberg, 19681978 Stellv. Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen, 1972-1976 Vorsitzender der „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste", 1976-1979 Stellv. Superintendent Kirchenkreis Berlin-Zehlendorf. MOHR, Ernst Johannes, Dr. 103 geb. 14. 10. 1895 Elmshorn/Holstein, gest. 26. 12. 1974 Meldorf, ord. 12. 8. 1923 Wankendorf/Holstein, 19. 8. 1923 Pfr. Uetersen, 1. 5. 1927 Flensburg, 26. 6. 1947 Leiter des Hilfswerks in Rendsburg, 21. 8.1949 Pfr. und Propst für Süderdithmarschen in Meldorf, 31. 1 2 . 1 9 6 1 i . R .

MOREHEAD, John Alfred 431 geb. 4. 2. 1867 Pulasky County/Virginia, gest. 1. 6. 1936,1898 Prof. für Systematik und Präsident des Roancke College, 1919 Vorsitzender der Europäischen Kommission des National Lutheran Council der USA, 1923 Direktor des National Lutheran Council, führend im Lutherischen Weltkonvent. MORNAU, Friedrich 75 f. geb. 1. 9. 1901, 1925 Pfarramtsprüfung, 1927 2. theologische Prüfung und Administrator für Neusatz/Jugoslawien, 1928 Pfr. ebd., 1937 Mitglied des „Jugendrats", 1945 Pfr. Königsbronn/Württemberg. MÜHLEN, Konrad von zur 186 geb. 25. 2. 1886 Reval, gest. 1. 2. 1945 Posen, ord. Mai 1894 Reval, 1895-1909 Pfr. Estlana, 1909 Reval, 1911-1919 Konsistorialassessor, seit 1921 Propst der dt. Gemeinden Estlands, zeitweise Religionslehrer, 1939 i.R. MÜLLER, E d g a r

63,525

geb. 4. 10. 1898 Czernowitz/Bukowina, 1922 Vikar Czernowitz und Storozynetz, 1923 Pfr. Storozynetz, 1940 Umsiedlung in den Warthegau, 1941 Pfr. Pabianice, seit 1942 Stellvertreter des Superintendenten, seit 1944 Superintendent ebd., 1945 Flüchtlingsseelsorger Straubing, 1946 Religionslehrer Göppingen, 1947 Tätigkeit beim Hilfswerk, 1948 im unständigen württembergischen Kirchendienst, 1952 Pfr. Hattenhofen, 1963 i.R., Gründer und Vorsitzender des Hilfskomitees für die ev. Umsiedler aus der Bukowina, Beauftragter des Hilfskomitees der Umsiedler aus der Bukowina für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". MÜLLER, Friedrich D. 342 geb. 28. 10. 1884 Langenthal/Siebenbürgen, gest. Anfang Februar 1969 Sibiu (Hermannstadt)/Rumänien, 1911 Studienrat Kronstadt, 1917 Leiter der ev. Lehrerinnen-Bildungsanstalt Schäßburg, 1922 Schulrat in Rumänien, 1928 Pfr. Hermannstadt, 1932 Bischofsvikar, 1945 Bischof der Ev. Kirche Α. B. in Rumänien. MUNDLE, Wilhelm Friedrich, Lie. theol. 500 geb. 28. 4. 1892 Stuttgart, gest. 20. 12. 1971 Marburg, 1917-1919 Hilfsprediger und Repetent, 1919 Privatdozent Marburg, 1925 a.o. Prof. für Neues Testamt ebd., 1927 Pfr. Hamborn-Marxloh, 1942 Boppard, 1963 i.R., bis 1971 Dozent an der Theologischen Hochschule der lutherischen Freikirchen Oberursel. MURRAY, George Gilbert Aime 48 geb. 2. 1. 1866 Sydney/Australien, gest. 20. 5. 1957 Oxford/England, 1888-1889 Fellow of New College Oxford, 1889-1899 Professor of Greek at Glasgow University, 1905 Fellow of New College, 1908-1936 Professor Oxford University, 1923-1928 Founder of League of Nations Union and Chairman of its executive council, 1945-1957 President of the United Nation Association. MUTH, Paul Theodor 63 geb. 6. 9. 1906 Lodz, gest. 26. 11. 1969 Bad Kissingen, ord. 1934, 1935 Pfr. Rogasen, 1939 Generalsekretär des Martin-Luther-Bundes Erlangen, 1947 Pfr. Zürich, 1951-1969 Kissingen.

Personenregister/Biographische Angaben

585

NAGY, Ernö Istvan 63 geb. 11. 3. 1935 Budapest, ord. 1967 München, 1966 Seelsorgedienst (Ungarn-Reformierte) und Religionslehrer Kastl, 1967-1968 Pfr. München, 1968-1969 Nürnberg und Kastl, 1969 Hannover. NAHM, Peter Paul, Dr. phil. 20,452 f. geb. 22. 11. 1901 Gensingen/Bingen, 1924-1933 Redakteur, 1934-1945 Weinbauer, nach Kriegsende Landrat, ab 1947 Leiter des hessischen Landesamtes für Flüchtlingsfragen, 1949-1952 Ministerialdirektor im hessischen Innenministerium, dann Umsiedlungsbeauftragter der Bundesregierung und Bundesbeauftragter für die Unterbringung der Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone (1953), 1953-1970 Staatssekretär im Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsbeschädigte und im Bundesinnenministerium (1967, Abt. für Vertriebene), seit 1960 Präsident des Kath. Flüchtlingsrates. NERLICH, Friedrich-Wilhelm 526 geb. 18. 4. 1902 Trier, gest. 9. 7. 1974 Sürth, Hilfsprediger Altenessen, 1929/30 Madrid, dann Wetzlar, 1934 Pfr. Altenessen, August 1935 verzichtet er auf die Rechte des geistlichen Standes, 6. 2. 1941 Wehrdienst, Mai 1945—Juli 1946 Lagerpfarrer Brüssel, 1. 9. 1946 Mitarbeit im Hilfswerk der EKD (Hauptbüro Rheinland), Redaktion des Nachrichtenblattes, 1954-1956 gleichzeitig Pressereferent für die Ev. Akademie Mülheim, 1. 7. 1956 Leiter des Zeitschriften-Beobachtungsdienstes der rheinischen Kirche, 1. 4. 1963 Leitung des Presseamtes des Kirchenkreises Köln, Beauftragter des Diakonischen Werks für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". NESS, H e r b e r t

441,443,526

geb. 28. 7. 1908 Breslau, ord. 15. 1. 1937, bis 12. 7. 1946 Pfr. Rothbach/Breslau, 1. 9. 1 9 4 5 - 3 1 . 10. 1955 D e l b r ü c k / P a d e r b o r n , 1. 11. 1 9 5 5 - 3 0 . 9. 1973 L a n d e s p f a r r e r i m E v .

Hilfswerk von Westfalen, Landesflüchtlingspfarrer, Beauftragter der westfälischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". NEUMANN, Carl 115 geb. 23. 11. 1896 Barmen, Textilfabrikant, Präsident des Gesamtverbandes der Textilindustrie in der BRD. NICOL, Karl Ludwig Dietrich, D. theol. 54, 83 geb. 1.7. 1886 Willmars, gest. 28.4. 1954 Rummelsberg, ord. 1909 München, 1910 Stadtvikar Bamberg, 1913 Pfr. Gleisenau, 1919 Rektor der Rummelsberger Anstalten, 1936 Kirchenrat, 1948-1953 Präsident des Landesverbandes der Inneren Mission Bayern. NIEMÖLLER, Martin, D. 53,126,133,289ff., 295,297,299,307, 348 geb. 14. 1. 1892 Lippstadt, 1912-1917 Marineoffizier, 1918 U-Boot-Kommandant, 1919-1924 Theologiestudium in Münster, 1924-1930 Geschäftsführer der Inneren Mission Münster, 1931-29. 5. 1933 Pfr. Berlin-Dahlem, Begründer des Pfarrernotbundes, bis Juni 1934 Mitglied des Rates der APU und der DEK, 1938-1945 in KZ-Haft, 31. 8. 1945-1956 Mitglied des Rates der EKD und Leiter des Kirchl. Außenamtes, 1947-1964 Kirchenpräsident der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, 1957 Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft, 1948-1961 Mitglied des Exekutivkomitees und 1961-1968 einer der Präsidenten des ORK. NIESEL, Wilhelm, Lie. D. DD. 196, 501 geb. 7. 1. 1903 Berlin, 1934 Mitglied des Rates der APU, 1935 Dozent für Systematische Theologie an der Kirchl. Hochschule Berlin, 1946 Wuppertal, 1946-1973 Präses und Moderator des Reformierten Bundes, 1945-1972 Mitglied des Rates der EKD, Mitglied des Zentralausschusses des ORK, Mitglied in der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung, 1964-1970 Präsident des Reformierten Weltbundes. NOBACK, R e i n h a r d

470,472

geb. 6. 4. 1897 Berlin-Lichterfelde, 1951 Geschäftsführer der Treckvereinigung Süderbrarup. NORDHOFF, Fritz, Dr. rer. pol. 526

586

Personenregister/Biographische Angaben

geb. 13. 2. 1903 Darmstadt/Hessen, 1928-1938 Tätigkeit in Banken in Finsterwalde und Berlin, 1938-formell April 1945 Geschäftsführer Mecklenburgische Heimstätte Schwerin, 1939-1945 Wehrdienst, 1945-1946 amerikanische Kriegsgefangenschaft, 1. 10. 1947 Ev. Hilfswerk (Sprengelgeschäftsführer Ostfriesland, Aurich), 1. 4. 1954 Mitarbeiter im Hauptbüro Hannover, 1959 Geschäftsführer (Diakonierat) im neuen Landesverband des Diakonischen Werkes der Ev.-luth. Landeskirche Hannover, 28. 1. 1970 i.R., 1978 Mitarbeit im Grenzdurchgangslager Friedland, im Leinerstift, Kinder-und Jugendheim der Inneren Mission in Großefehn, Bearbeiter der hannoverschen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". NUYKEN, W e s s e l

378,532

geb. 30. 12. 1925 Alleinstein/Ostpreußen, 20. 3. 1958-31. 12. 1960 Assessor bei der Bremischen Ev. Kirche, 1.1. 1961 Kirchenkanzlei der EKD (seit 1. 10. 1962 Oberkirchenrat). OBERLÄNDER, Theodor, Dr. agr. et rer. pol. 436ff., 441 f. geb. 1. 5. 1905 Meiningen/Thüringen, 1934 Prof. für Landwirtschaftspolitik Danzig, gleichzeitig Direktor des Instituts für osteuropäische Fragen Königsberg, seit 1937 auch ao. Prof., Oktober 1940 o. Prof. für Staatswissenschaft Universität Prag, 1939 Wehrdienst, 1943 aus dem Wehrdienst entlassen, unter Staatsarrest gestellt, ab 1946 Arbeit in der Landwirtschaft in Uelzen, später Rhön, 1950-1953 Staatssekretär im bayrischen Innenministerium, 1953-1960 (Rücktritt) Bundesminister für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen (seit 1957 für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsbeschädigte), 1933 Mitglied der NSDAP, seit 1939 Reichsführer des „Bundes dt. Osten", nach dem Krieg Mitglied der FDP, Mitbegründer des Gesamtdeutschen Blocks, Landesvorsitzender Bayern, 1954/55 Bundesvorsitzender des BHE, März 1956 Übertritt zur CDU. OSTMANN, H a n s , D r . j u r .

75 f.

geb. 16. 8. 1906 Schöppenstedt/Braunschweig, 1926-1928 Banklehre, 1928-1932 Studium der Rechtswissenschaft, 1932-1935 Referendar, 1935-1937 Hilfsreferent bei der Vorläufigen Leitung der DEK, Assessor beim Provinzialkirchenausschuß Berlin-Brandenburg, 1937-1972 juristisches Mitglied der württembergischen Kirchenleitung, 1947 Oberkirchenrat im EOK Stuttgart, 1940-1978 Schatzmeister des württembergischen Gustav-Adolf-Werkes, 1956-1972 Generalbevollmächtigter (Justitiar) des GustavAdolf-Werkes der EKD, seit 1979 Ehrenmitglied des Vorstandes des württembergischen Gustav-Adolf-Werkes, Mitglied des Verwaltungsrates des ev. Kinderdorfes Siloah in Isny, Gründung der Jugoslawiendeutschen Landsmannschaft.

OTTO, Paul 63, 79f. geb. 8.4. 1888 Sosnowiec/Polen, gest. 18. 10. 1950 Ansbach, ord. 25. 8. 1918, 19181920 Vikar Lodz, 1920-1924 Pfr. Ozorkow, 1924-1945 Leiter des Verbandes landeskirchlicher Gemeinschaften und des Verbandes für Entschiedenes Christentum innerhalb der ev.augsburgischen Kirche in Polen, 1946-1947 Vorsitzender des Hilfskomitees der ev.-luth. Deutschen aus Polen, 1947-1950 Verwalter der Pfarrstelle Mühlfeld. PAGEL, Wilhelm 532 geb. 14. 12. 1895 Hannover, gest. 28. 3.1976 Hannover, Tätigkeit im Landeskirchenamt Hannover, preuß. Kultusministerium (Verwaltung der Berliner Universitätskliniken), Konsistorialrat im Kirchlichen Außenamt, nach dem Krieg Mitarbeit beim Aufbau der Kirchenkanzlei der EKD, Übernahme der Ostpfarrerversorgung. PATERSON-MORGAN, F . , D .

441

(1956) Leiter des World Council of Churches-Zentrale für Deutschland Stuttgart (Abteilung für zwischenkirchliche Hilfe und Flüchtlingsdienst). PATZELT, Herbert, Dr. theol. 532 geb. 1. 4. 1925 Mosty/Tschechoslowakei, 1943 Wehrdienst, russische Kriegsgefangenschaft, 1954 Pfr. der Dt. Seemannsmission in New York, zugleich Gemeindepfarrer Manhattan, 1958 Pfr. in der Lüneburger Heide, 1966 Lübeck, zugleich Religionslehrer, 1973 bis Juni 1980 Vorsitzender des OKA.

Personenregister/Biographische Angaben

587

PAWLOWSKI, Karl Ludwig 114f., 117 geb. 9. 4. 1898 Hagen, gest. 22. 8. 1964 Bielefeld, ord. 27. 7. 1924, Hilfsprediger in der Bergarbeitergemeinde Radbod/Hamm, 1925 Leiter des Ev. Jugend- und Wohlfahrtsamtes Bielefeld, 1928 Pfr. Bielefeld-Altstadt, seit 1932 zugleich Vorsteher des Johannesstiftes Schildesche, nach dem Krieg Bevollmächtigter für das Hilfswerk der E K D (Westfalen), Mitarbeit beim Aufbau der Flüchtlingsstadt Espelkamp-Mittwald. PETER, Karl 7 6 , 9 2 , 2 4 6 geb. 2 0 . 1 1 . 1 8 9 4 Tscherwenka/Batschka, gest. 2 9 . 8 . 1 9 8 1 Riedenburg/Bayern, ord. 1918 Budapest, Studium der Theologie in Preßburg und Leipzig, 1924 Pfr. Beschka/ Syrmien, 1934 Senior von Syrmien, Teilnahme an der Tätigkeit des Landeskirchenrates, des Gustav-Adolf-Werkes, nach dem Krieg Amtsaushilfe Ingolstadt/Bayern, 1955-1961 Pfr. Riedenburg, Seelsorge an Kriegsgefangenen, 1945 Mitglied des Hilfskomitees für die Ev. Landeskirche aus Jugoslawien (Vertretung für Bayern), Hilfe für das Waisenhaus „Siloah" aus Neupasua/Syrmien, das zunächst nach Bayern evakuiert worden war und vor der Zwangsrückführung bewahrt werden mußte. PIESCH, H u g o

2 1 9 f.

geb. 18. 10. 1897, gest. 15. 6. 1963, (1937) Pfr. Prag, 1953 Pfr. Langenselbold/Kurhessen-Waldeck. Pius XII (Eugenio Pacelli) 318, 393,434 geb. 2. 3. 1876 Rom, gest. 9. 10. 1958 Castelgandolfo, 1914 Sekretär für die außerordentlichen kirchl. Angelegenheiten, 1917 Titularerzbischof von Sardes und Nuntius für Bayern (bis 1925), 1920-1929 zugleich Nuntius für das Dt. Reich, 1929 Kardinal, 1930 Kardinalstaatssekretär, 1939-1958 Papst. POELCHAU, Harald 2 8 , 9 9 geb. 5. 10. 1903 Potsdam, gest. 29. 4. 1972, 1933 Gefängnispfarrer (Seelsorger der Verurteilten vom 20. 7. 1944), 1945 Generalsekretär des Hilfswerks der E K D , 1946 vortragender Rat in der Zentralverwaltung für Justiz der Sowjetzone, 1949 Gefängnispfarrer, 1951 Sozialpfarrer der Ev. Kirche Berlin, 1946-1950 Lehrauftrag für Kriminologie und Gefängniskunde an der Humboldt-Universität, Aufbau eines „Amtes für Industrie- und Sozialarbeit". POELCHAU, Peter Harald 4 6 , 1 5 0 , 1 9 3 geb. 15. 1. 1870 Riga, gest. 13. 1. 1945 Ostrowo, 1896 Stadtvikar Riga, 1903-1905 Pfr. der dt. Gemeinde an der Jesus-Kirche, seit 1907 Oberpastor an St. Peter, 1916 Stellv. Generalsuperintendent Livlands, 1919 Vizepräsident der livländischen Konsistorien, 1921 Vorsitzender des Verbandes der dt. Gemeinden Lettlands, 23. 2. 1922 Bischof der dt. Gemeinden Lettlands, seit 1927 Mitglied des Zentralvorstandes des Gustav-Adolf-Vereins in Leipzig, seit 1939 emeritiert in Posen, mit beratender Stimme im Konsistorium. PÖTZSCH, A r n o

273.

PRESSEL, Wilhelm 75 f., 171,347 geb. 22. 1. 1895 Creglingen/Tauber, 1925 Stadtpfarrer Nagold, 1929-1933 Studentenpfarrer Tübingen, 15. 6. 1933-1945 Oberkirchenrat, 1945 auf eigenen Wunsch aus der Kirchenleitung ausgeschieden, 1945-1950 Leiter des Hilfswerks der ev. Landeskirche in Württemberg, 1950-1960 Krankenhauspfarrer Stuttgart. PREuß, Siegfried Georg Otto 285,287 geb. 16. 3. 1912 Beuthen/Schlesien, ord. 31. 10. 1937, bis 29. 4. 1939 Pfr. Bielwiese/ Schlesien, 13. 4. 1940 Dipl.-Volkswirt, 17. 5. 1940-15. 9. 1945 Wehrdienst, 1. 11. 1946 2. Vereinsgeistlicher des Landesverbands für Innere Mission von Kurhessen-Waldeck, zugleich Hauptgeschäftsführer des landeskirchlichen Hilfswerks, 28. 6. 1949 Landeskirchenrat Kassel, 1. 4. 1951 Hauptgeschäftsführer im Zentralbüro des Hilfswerks der E K D , 1. 2. 1954 Pfr. Kalefeld, 1. 12. 1962-1. 2. 1965 Parensen, nach dem Ausscheiden auf eigenen Wunsch als Graphologe und Psychologe tätig, 1949-1953 Schriftleiter der Zeitschrift „Der schlesische Gottesfreund", Anfang der 50iger Jahre Herausgeber der Zeitschrift „Das Hilfswerk", publizistische Tätigkeit.

588

Personenregister/Biographische Angaben

PUTZ, Eduard 424 geb. 9. 1. 1907 Altenschönbach/Mittelfranken, ord. 14. 7.1929,1931-1933 Vikar Nördlingen und München, 1933-1935 theol. Hilfsreferent im LKA München, 1935 Pfr. Fürth, 1954 Erlangen-Neustadt (Dekan), 1958 Kirchenrat, 1972 i.R. QUAST, Adolf Heinrich August, Dr. theol. 443, 526,532 geb. 6. 9. 1910 Hildesheim, 1933 Predigerseminar Wolfenbüttel, 1934 Vikar im LKA, Engelnstedt, 1935-1946 Pfarramtsvikar, Predigtamtskandidat, Pfr. Uthmöden, 1940— 1945 Wehrdienst, Kriegsgefangenschaft, 1946-1949 Pfr. Bahrdorf, 1949-1956 SalzgitterThiede, 1956-1964 Atzum, 1964-1975 Domprediger Braunschweig, 1953 Landeskirchenrat, 1953-1963 Beauftragter der Kirchenregierung unter Übertragung des Referats „Offentlichkeitsdienst", 1955-1971 Bevollmächtigter der Landeskirche bei der niedersächsischen Landesregierung, 1958 Beauftragung als Flüchtlingsreferent der Landeskirche, Oberlandeskirchenrat, ca. 1953 Mitglied der Dt. Gesellschaft für die Vereinten Nationen (für Niedersachsen), Mitglied des Flüchtlingsbeirates der EKD, des Arbeitskreises für Ostfragen im niedersächsischen Flüchtlingsministerium, des Landesbeirates des niedersächsischen Flüchtlingsministeriums, Vorsitzender des Heimatlosenlagerdienstes des CVJM, viele andere Nebenämter bei der Johanniter-Unfall-Hilfe und im Bereich der Jugendhilfe, Beauftragter der braunschweigischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". RÄDER, Friedrich 273 geb. 1815 Elberfeld/Rheinland, gest. 1872, Handlungsgehilfe. RAFFAY, Sandor (Alexander) 517 geb. 12. 6. 1866 Ungarn, gest. 4. 11. 1947 Budapest, 1896 Prof. an der ev.-luth. Akademie Preßburg, 1908 Pfr. Budapest, 1918-1945 Bischof des Montandistrikts (Budapest), beteiligt an der Entstehung des ersten luth. Weltkonvents, Vertreter eines religiös verbrämten magyarischen Nationalismus. RAHDEN, Baronesse Else von 525 geb. 29. 4. 1900 Mitau/Kurland, 1915-1917 Verbannung mit den Eltern nach Sibirien, seit 1928 beruflich in Deutschland tätig, Sekretärin in der Generalverwaltung der KaiserWilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften Berlin, 1954-1968 Geschäftsführerin der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft in Berlin, Beauftragte des DeutschBaltischen Kirchlichen Dienstes (Hilfskomitee) für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". RAISER, L u d w i g , D r . D .

126,460

geb. 27. 10. 1904 Stuttgart, gest. 13. 6. 1980 Tübingen, Rechtsanwalt, Vorstandsmitglied verschiedener Versicherungsgesellschaften, 1945 Prof. für bürgerliches Recht, Handelsrecht, Wirtschaftsrecht Göttingen, 1948-1950 dort Rektor, Mitbegründer der Westdeutschen Rektorenkonferenz und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1952-1955 deren Präsident, 1961-1965 Vorsitzender des Wissenschaftsrates, 1955 Prof. Tübingen, 1967-1969 dort Rektor, seit 1949 Mitglied der Synode der EKD, 1970-1973 Präses der Synode, Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD. RANKE, Hans-Jürg 212,225,281,391 ff., 396 f., 400f„ 404 ff., 415f„ 431 ff., 435,455,457 geb. 9. 6. 1904 Arosa/Schweiz, 1923 Studium der Rechte in Erlangen, Kiel, Tübingen, 1930 Tätigkeit im Landeskirchenamt München, 1932 Kirchenbundesamt Berlin, im Konsistorium Breslau, 1933 Konsistorialassistent in der Kirchenkanzlei Berlin, 1934 Persönlicher Referent von Generalsuperintendent Zoellner, dem Vorsitzenden des Reichskirchenausschusses, 1936 Kirchenrat Berlin, 1939-1945 Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft in Frankreich und England, wo er bis Dezember 1946 Dozent für Kirchenrecht und Geschäftsführer der Theol. Schule im Lager Norton Camp war, 1946 von der Kirchenkanzlei der EKD als Sachbearbeiter für Nachkriegsfragen nach Schwäbisch-Gmünd, 1950 als Oberkirchenrat im Auftrage des Rates der EKD in die Außenstelle nach Bonn berufen (Arbeit an der Neuordnung des Staatskirchenrechts, bes. Sozialfragen und Fragen des Familien- und Eherechts), 1955 Sozialreferent der Kirchenkanzlei der EKD, 1960-1971

Personenregister/Biographische Angaben

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Konsistorialpräsident der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg, 1. 10. 1971 i.R., Anfang 1972-Ende 1975 Vorsitzender der Berliner Arbeitsgemeinschaft für kirchl. Publizistik. RAUHUT, Gerhard 77,229,273,318,532 geb. 2. 8. 1908 Breslau, Lehre als Großhandelskaufmann, anschließend mehrere Jahre arbeitslos, Hilfsarbeiter im Bergbau, seit 1935 in der Textilindustrie tätig, mehrere Jahre Generalhandlungsbevollmächtigter einer Webgarn-Importfirma in Bad Salzbrunn, 1946 als Lektor Pfarramtsverweser im Kreis Neumarkt/Schlesien, zuletzt in Maltsch/Oder, dann Flüchtlingsseelsorger im Kirchenkreis Uslar, ab 1. 10. 1947 Geschäftsführer des Arbeitskreises von Pastor Albertz in Celle, 1948 Hauptgeschäftsführer der Gemeinschaft ev. Schlesier, ab 1958 Geschäftsführer des OKA, von der schlesischen Kirchenleitung zum Verwaltungsdirektor ernannt, kaufmännische Leitung der Zeitung „Schlesischer Gottesfreund" und des Verlages „Unser Weg", 1.1. 1973 i.R., Stellv. Beisitzer des Präsidiums der VELKD. REDERN, H e d w i g v o n

2 8 3 f.

geb. 1866 Berlin, gest. 1935, Liederdichterin. REES, E l f a n

5 0 f.

geb. 26. 2. 1906 Brecon/Wales, 1926-1934 Pfr. der Congregational Church of England and Wales, 1934 Direktor des South Wales Council of Social Service, seit 1938 auch Chairman of the Welsh Comitee for the Care of Refugees, 1944 Senior Welfare Specialist for the Balkan Mission of UNRA serving in Palestine and Egypt as well as Greece and Albania, Direktor of the Disolaced Person Divisions of the UNRA Mission to Czechoslovakia, 1947 Direktor of the Refugee Divison of the Department of Relief and Reconstruction of the WCC, seit 1950 Permanent Representative of the Commission of the Churches on International Affairs in Europe, 1971 i.R. als Executive Secretary ebd., President of the Standing Conference of Voluntary Agencies for Refugees and of the Conference of Non governmental Organizations in Consultive status with the United Nations. REIMESCH, Fritz Heinz 399 geb. 10. 2. 1892 Kronstadt/Siebenbürgen, gest., Schriftsteller, Vorsitzender des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben. REINER, D r .

84

REITINGER, Heinrich Adam, Referatsleiter 82,460 geb. 11. 10. 1919 Sersekszöllös/Ungarn, 1935-1939 Landwirtschaftliche Akademie, 1940-1941 Beamten-Fachschule, 23. 8. 1945-1. 1. 1947 Ungarn-Referent in der SüdostAbteilung des Bayrischen Roten Kreuzes, 1947-1951 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Hilfskomitees im Hilfswerk der EKD (Landesverband Bayern), seit 1968 Referatsleiter im Diakonischen Werk in Bayern für Aussiedler, Heimatvertriebene, Asylbewerber, Flüchtlinge (DDR), Auswanderung und Ehen mit Ausländern, 1972-1976 Mitglied der Bezirkssynode München, seit 1950 Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, des Bundesvorstands des Ungarndeutschen Sozial- und Kulturrates, seit 1955 Stellv. Vorsitzender des Rates der Südost-Deutschen, seit 1947 Hauptgeschäftsführer des Hilfskomitees der Ungarn-Deutschen. REITZNER, R i c h a r d

84

geb. 19. 8. 1893 Einsiedel/Böhmen, gest. (1963), Lehrer, Mitglied des Parteivorstandes der Dt. Sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakei, 1938-1946 Emigration nach England, dort u. .a. Sekretär beim Sudeten Democratic Comittee, 1947-1948 2. Staatssekretär für das Flüchtlingswesen in Bayern, 1948-1949 Stellv. Landesvorsitzender der SPD ebd. RENDTORFF, F r a n z

187

geb. 1. 8. 1860 Gütergotz/Potsdam, gest. 17. 3. 1937 Leipzig, 1884 Pfr. Westerland/ Sylt, 1890 Eisenach, 1981 Preetz bei Kiel, 1896 Studiendirektor des Predigerseminars in Kiel, 1902 zugleich dort Prof., 1910 Prof. für Praktologie und Neues Testament Leipzig, 1916-1934 Präsident des Gustav-Adolf-Vereins.

590

Personenregister/Biographische Angaben

RENDTORFF, Heinrich, Lie. theol. D. theol. 85,262 geb. 9. 4. 1888 Westerland/Sylt, gest. 18. 4. 1960 Kiel, ord. 8. 12. 1918, 1918-1919 Hilfsgeistlicher Kiel, 1919-1921 Pfr. Hamwarde/Ratzeburg, 1921-1924 Pfr. im Landesverein für Innere Mission in Neumünster, 1924—1926 Studiendirektor des Predigerseminars und Klosterprediger in Preetz, 1926-1930 o. Prof. für Praktologie und Neues Testament Kiel, 1. 10.1930-15. 2.1934 Landesbischof in Mecklenburg-Schwerin (12. 8 8. 9. 1933 vorübergehende Amtsenthebung), 16. 2. 1934 Pfr. Stettin-Braunsfelde, Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche in Pommern, 1945-1956 Prof. Kiel. REYMANN, Heinz, Dr. theol. 504 geb. 30. 5. 1908 Breslau, ord. 9. 11. 1932 Breslau, Hilfsprediger Stettin, Witten, Bayern, 1 9 3 5 - 1 9 4 4 P f r . D ü s s e l d o r f (luth. G e m e i n d e ) , 1 9 4 4 - 1 9 4 5 S c h ü t t l a u / S c h l e s i e n , 1 9 4 5 - 1 9 4 6 W o n s e e s / O b e r f r a n k e n , 1. 1 2 . 1 9 4 6 - 3 0 . 6 . 1 9 4 7 B a d G o d e s b e r g , 1. 7. 1 9 4 7 - 3 0 . 4 . 1 9 4 8

München, 1948-1956 Elberfeld (luth.), 1956 Salzdetfurth, (1966) Superintendent Münden. RHODE, Ilse, D r .

346

geb. 16. 7. 1902 Schildberg/Posen, gest. 25. 9. 1959 Bonn, 1922-1926 Universität Greifswald, Marburg, Breslau, 1926-1945 Referentin in der Inneren Mission und im Ev. Preßverband in Posen und Schriftleiterin des Gemeindeblatts „Glaube und Heimat" und der Theologischen Monatszeitschrift „Posener Ev. Kirchenblatt" (beide 1940 eingestellt), 1945-1947 Mitarbeiterin bei der Ev. Frauenhilfe in Schleswig-Holstein mit Sitz in Neumünster, seit 1947 Mitarbeiterin bzw. Geschäftsführerin im Kirchendienst Ost, Kirchenrätin. RICHTER, Gerhard Albert 63 geb. 13. 7. 1911 Lodz, ord. 4. 7. 1937, 1936 Oekumenisches Seminar Genf, 1937-1939 Vikar Lodz, 1940 Cholm, 1940-1944 Pfr. Lublin, 1944-1945 Tschenstochau, Juni 1945 Kiel-Holtenau, Herausgeber des Mitteilungsblattes für die ehemaligen Glieder der Ev.Augsburgischen Kirche in Polen „Der Heimatbote". RIEDEL, Heinrich 116,146,164,222,252,260,266 ff., 330, 334,429,448, 532 geb. 17. 3. 1903 Nürnberg, Leiter des Ev. Schülerheims in Schweinfurt, Vikar Zirndorf, 1930-1934 Pfr. Thuisbrunn, nebenamtl. Leiter des Volkshochschulheims für Arbeiter in Kasberg, 1934-1943 Landesjugendpfarrer, 1943 Dekan Kulmbach, 1947-1972 Oberkirchenrat in München, ab 1962 Leiter der geistlichen Abteilung des LKR und Personalreferent, ständiger Vertreter des Landesbischofs, 1955-1967 Mitglied des Rates der EKD, 1958-1971 Vorsitz im Diakonischen Rat der EKD, 1959 Mitbegründer der Aktion „Brot für die Welt", Leiter des Verteilungsausschusses, 1963-1971 dt. Vertreter in der Kommission des Weltdienstes des LWB, ab 1969 Mitarbeiter im Ausschuß für den Kirchl. Entwicklungsdienst der EKD, 1.1. 1972 für sechs Jahre als Vertreter der Gruppe „Religionsgemeinschaften" in den bayrischen Senat gewählt. RINK, F r i e d r i c h

235

geb. 14. 6. 1889 Annette/Wolhynien, gest. 25. 3. 1967 Göttingen, ord. 18. 3. 1918 Rostow, 1918 Pfr. Heimtal/Wolhynien, 1919 Pfr. adj. Königsberg, 1920-1925 Betreuer der Wolhynien-Flüchtlinge in Berlin, 1925 Pfr. adj. Berlin-Neukölln, 1926-1929 Schweinen/Schwerin, 1929-1932 Bailethen/Ostpreußen, 1932-1938 Lichtenhagen, 1938-1945 Jaenickendorf, 1941-1944 Wehrdienst, 1945-1951 Vertretungen in Hannover, 1951-1956 Pfr. Gelliehausen/Hannover, Leiter und Mitarbeiter des Hilfskomitees der Ev.-Luth. Deutschen aus Rußland. RITGEN, U d o

4

Major RITTBERG, Elisabeth Gräfin von 114 geb. 11. 11. 1901 Metz, 1921-1924 Landwirtschaftliche Frauenschule und Praktikum, August 1946-November 1948 Betreuung vertriebener Kinder in Espelkamp, November 1948-Februar 1951 Leiterin eines englischen Hotels in Düsseldorf, dann Leiterin einer Hühnerfarm, seit 1956 eines Fremdenheims in Krün/Garmisch.

Personenregister/Biographische Angaben

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ROEMMICH, Heinrich 398 f. geb. 12. 5. 1888 Worm/Odessa, gest. 26. 9. 1980 Stuttgart, Studium der Theologie in Dorpat, 1935 Pfr. Possendorf/Sachsen, 1945 Religionslehrer Bad Cannstatt, dann bis 1954 Pfr. Zazenhausen/Württemberg, bis 1962 Vorsitzender der Kirchl. Gemeinschaft der Ev.-Luth. Deutschen aus Rußland (Hilfskomitee ev. Ostumsiedler). ROMBERG, Hermann 506 geb. 21. 2. 1886 Burbach, gest. 27. 12. 1977 Wiesbaden, ord. 29. 6. 1914, 21. 4. 1913 Synodalvikar Minden, 1. 11. 1913 Gelsenkirchen, 14. 5. 1914 Hilfsprediger Buer, 1 9 1 4 1916 Wehrdienst, 1916 Pfr. Netphen, 1921 Krombach, 1927 Gonzenheim/Hessen, 1933 Wiesbaden-Dotzheim, 1936 aus politischen Gründen aus Hessen ausgewiesen, 1 1 . 5 . 1936 einstweiliger Ruhestand, 1937 Hilfsprediger Siegen, 1944 Pfr., 30. 6 . 1 9 5 3 i. R. ROPP, Margaretha Baronesse von der 5 4 , 2 4 8 geb. 13. 3. 1893 Riga, gest. 11. 10. 1974 Bremen, Landwirtschaftliche Ausbildung als Gutssekretärin, 1920-1945 landwirtschaftliche Sekretärin auf einem Trakehner-Gestüt in Ostpreußen bei Graf Lehndorff, nach dem Krieg gemeinsam mit Domprediger Gerhard Tietze Hilfs- und Betreuungsdienst für Flüchtlinge in Bremen, 1950-1958 Mitglied des Bremer Kirchentages. ROSE, Eugen, Lie. theol. D r . phil. 504 f. geb. 4. 7. 1909 Barmen, ord. 5. 4. 1937 Köln-Mühlheim, Hilfsprediger Düsseldorf, Köln, Berlin, Vorläufige Kirchenleitung der D E K , 1937-1945 Pfr. Gröben, 1945-14. 7. 1946 Hilfsprediger Wupperfeld, 1 9 4 6 - 1 . 3. 1963 Pfr. ebd., 1. 3. 1963-1. 10. 1971 Pfr. Boppard, 1. 10. 1 9 7 1 - 1 . 8. 1974 Gefängnispfarrer Düsseldorf (Jugendvollzugsanstalt), seit 1. 8 . 1 9 7 4 Krankenhauspfarrer Düsseldorf, 1938-Kriegsbeginn 1939 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft luth. Pastoren im Rheinland (nach dem Krieg: Luth. Konvent im Rheinland), 1946-1975 Vorstand ebd., seit 1948 Geschäftsführer der lutherischen Arbeitsgemeinschaft in den Unionskirchen. RÜB, 59 f., 78

Ingenieur, Hilfswerk für ev. Umsiedler (Stuttgart). RUSS-SCHINDELAER

4 5 0 f.

Rechts anwalt SAALFELD, Hans, Lie. theol. 225 geb. 14. 11. 1902 Dessau, gest. 23. 9. 1978 Ingolstadt, ord. 6. 7. 1928, 1929-1945 Pfr. Geibsdorf/Lauban, 1945 Aushilfe in Ingolstadt, 1951 Pfr. Ingolstadt, 1. 1 0 . 1 9 6 8 i. R. SACHSSE, Karl Ernst Johannes, Lie. theol.

462 f.

geb. 8. 11. 1889 Herborn, gest. 18. 10. 1966 Oberwinter, 1913 Inspektor Göttingen (Stift), 1920-1959 Pfr. Oberwinter, seit 1941 Superintendent ebd., 1945 Kirchenrat, nach dem Krieg Bevollmächtigter der rheinischen Kirche für das französisch besetzte Gebiet. SALZWEDEL, Erhard 345 geb. 5. 8. 1914 Uschnendorf/Kolmar, gest. 29. 12. 1947 Halle/Westfalen, bis 1945 Pfr. Ostrowo/Posen, 1946 Halle. SAUTTER, Reinhold, D r . 75 geb. 29. 3. 1888 Buttenhausen, gest. 19. 11. 1971 Stuttgart, 1917-1923 Oberlehrer am Seminar Backnang, 1924 Pfr. Schalkstetten, 1928 Studienrat für Religionsunterricht in Stuttgart, 1936 Kirchenrat in Stuttgart, 1937-1953 Oberkirchenrat ebd. SCHAPITZ, Eberhard, D r . 108,459 geb. 20. 4. 1897 Stuttgart, Ingenieur, 1962-1969 A m t für Gemeindedienst Nürnberg. SCHARF, Kurt, D D 291,460 geb. 21. 10. 1902 Landsberg/Warthe, 1928 Pfr. Friesack, 1933 Sachsenhausen, 1935 Präses des Bruderrates Brandenburg, Vorsitzender der Konferenz der Landesbruderräte, 1945 Leiter der Abteilung Brandenburg beim Konsistorium Berlin-Brandenburg, 1951 Pfr. an der Marienkirche Berlin, mit Wohnsitz in Ost-Berlin, Februar 1961-März 1967 Vorsitzender des Rates der E K D , 1 9 5 7 - 1 9 6 0 Vorsitzender des Rates der E K U , bis 1977 Mitglied, 24. 8. 1961 Verweser des Bischofsamtes im östlichen Kirchengebiet, das Dibe-

592

Personenregister/Biographische Angaben

lius nicht mehr besuchen durfte, 15.2. 1966 Bischof von Berlin-Brandenburg, 5. 11. 1972-1976 Bischof von West-Berlin. SCHARFFENORTH, Gerta, Dr. phil. 532 geb. 8. 1. 1912 Stuttgart, Studium der Politologie und ev. Theologie Heidelberg, 19621966 Leitung des Ev. Gemeindedienstes, 1966-1977 Wissenschaftliche Referentin für Friedensforschung der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft Heidelberg, 1970— 1973 Mitglied des Rates der E K D , 1972-1976 Mitglied des Kuratoriums der Dt. Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung, 1973-1978 Mitglied der Synode der E K D , 1973-1978 Mitglied der Synode der Ev. Landeskirche in Baden, 1975-1980 Vorsitzende der Internationalen ökumenischen Studiengruppe für Frieden der Konferenz europäischer Kirchen, seit 1976 Mitglied des Kuratoriums des Ökumenischen Instituts Bossey/ Schweiz, 1971-1977 Mitglied des Steering Committee of Ecumenical Research Exchange Rotterdam, seit 1973 Leitung des Studienprojekts zur gemeinsamen Verantwortung von Männern und Frauen in der Kirche des Dt. Nationalkomitees des Luth. Weltbundes. SCHARRINGHAUSEN, H e r m a n n

248

geb. 2. 6. 1909 Bremen, 1931-1935 Lehrer (Vertretungen mit Unterbrechungen), 19351959 Lehrer, 1959-1972 Schulleiter (Rektor), 1947-1950 Leiter des Besuchs- und Beratungsdienstes der ev. Vertriebenenhilfe, 1952-1968 Mitglied des Kirchentages der Bremer ev. Kirche. SCHEFFER-BOYADEL, H i l d e g a r d von

220

geb. 11. 8. 1900 Münster/Westfalen, gest. 25. 8 . 1 9 6 7 Kassel, 1925-ca. 1939 Führung des Gutshaushalts in Boyadel/Schlesien, 1946-1949 tätig in der Flüchtlingsseelsorge im Kirchenkreis Witzenhausen/Kurhessen-Waldeck (im Auftrag der Inneren Mission Kassel), 1950-1962 Auslandsaufenthalt in Temuco/Chile (ehrenamtliche Tätigkeit für die dortige Kirchengemeinde), 1963-1966 Hausdame in der Ev. Akademie Hofgeismar, bis ca. 1941 tätig für die Ev. Frauenhilfe und die Innere Mission in Boyadel, ca. 1934-1945 Helferin im Deutschen Roten Kreuz, ca. 1941-1945 Vorsitzende der Ev. Frauenhilfe in Schlesien. SCHELIHA, Hans Heinrich von 454 geb. 2. 10. 1904 Karlsruhe/Baden, gest. 1. 11. 1973 Oldenburg/Niedersachsen, 1923 Eintritt in die Reichswehr, 1926 Leutnant, 1935 Hauptmann, 1939 Teilnahme am Weltkrieg in West und Ost, 1942 Oberstleutnant, Abteilungschef im Oberkommando des Heeres, am 20. 7. 1944 verhaftet wegen Beteiligung am „20. Juli", 8. 5. 1945 Entlassung aus der Wehrmacht als Oberst, 1947-1969 Flüchtlingsreferent für das Land Oldenburg (später niedersächsischer Verwaltungsbezirk), Beteiligung an einer Aktion, Kindern aus polnischen, lettischen und estnischen Familien (Displaced Persons), Ferienaufenthalte in niederländischen Familien zu vermitteln. SCHENDEL, E r h a r d

86,273,309

geb. 9. 8. 1900 Kossin/Pyritz, gest. 1. 10. 1933 Hohenkarzig/Brandenburg, 1926 Hilfsprediger Altkarbe, dann Pfr., 1934 Hohenkarzig, 1939 Verwalter der Superintendentur des Kirchenkreises Friedeberg/Brandenburg, seit 1941 Superintendent ebd., 29. 6. 1945 Ausweisung, Brüderpfarrer am Johannesstift Berlin, danach Pfr. Berlin-Schwarzendorf, von der berlin-brandenburgischen Kirchenleitung mit der Seelsorge an den ehemals ostbrandenburgischen Gemeindegliedern betraut. SCHEUNER, Ulrich, Dr. jur. 21, 7 4 , 1 9 5 , 1 9 9 , 2 8 2 , 3 9 2 , 4 3 3 , 4 5 0 f . geb. 24. 12. 1903 Düsseldorf, gest. 25. 2. 1981 Bonn, 1930 Privatdozent Berlin, 1933 o. Prof. Jena, 1940 Göttingen, 1941 Straßburg, 1950 Prof. für öffentliches Recht, Völkerrecht und Kirchenrecht, seit 1954 Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, 1972 i. R. SCHIAN, W a l t e r

526

geb. 1. 7. 1905, ord. 6. 3. 1936, 1. 12. 1936-21. 1. 1945 Pfr. Ober-Glauche/Schlesien, 16. 3. 1945-30. 9. 1945 Pfarrvertreter Goseck/Weißenfels, 1. 10. 1945 Superintendentur-Verwalter, 1 . 1 0 . 1 9 4 6 - 3 0 . 6 . 1949 Superintendent in Belzig/Brandenburg, 1 . 7 . 1949-30. 6. 1972 Kirchenrat, Geschäftsführender Direktor beim Verein zur Errichtung

Personenregister/Biographische Angaben

593

ev. Krankenhäuser, 1 . 7 . 1972 i. R., 1950-1975 stellvertretender Vorsitzender FürstDonnermarck-Stiftung für Schwerbehinderte, 1960-1970 Vorsitzender der Berliner Krankenhausgesellschaft, 1960-1970 Vorstandsmitglied der Dt. Krankenhausgesellschaft, 1953-1971 Vorstandsmitglied des Dt. ev. Krankenhausverbandes, seit 1971 Vorsitzender des Berliner Convents der Arbeitsgemeinschaft ev. Vertriebenenverbände, Beauftragter der berlin-brandenburgischen Kirche (Bereich Berlin-West) für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". SCHLANGE-SCHÖNINGEN, H a n s , D r . a g r . h . c .

475

geb. 17. 11. 1886 Schöningen/Pommern, gest. 20. 7. 1960 Bad Godesberg, Offizier, ab 1919 Leiter des elterlichen Gutes Schöningen, 1920-1928 MdL Preußen, 1924-1930 MdR ( D N V P bzw. Bauern- und Landvolkpartei), 1931-1932 Reichskommissar für die Osthilfe und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft im Kabinett Brüning, nach 1933 in ständiger Verbindung mit Gruppen der Widerstandsbewegung, nach Kriegsende Leiter des Zentralamtes für Ernährung und Landwirtschaft in der britischen Zone und Stellv. Vorsitzender des Ernährungs- und Landwirtschaftsrates für das amerikanische und britische Besatzungsgebiet, 1947-1949 Direktor für Ernährung im Verwaltungsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, 1949-1950 MdB ( C D U ) , dann Generalkonsul in London, Geschäftsträger (1951) und 1953 Botschafter der B R D in Großbritannien, Initiator der „Arbeitsgemeinschaft zur Eingliederung der Heimatvertriebenen auf dem Land". SCHLARB, Jakob, Bauer SCHLINK, E d m u n d

101

517

geb. 6. 3. 1903 Darmstadt, Studium der Mathematik und Psychologie bis 1927, dann Theologie, 1931 Pfr. in Hessen-Nassau, 1934 Dozent Bethel, 1939 Visitator der Bekennenden Kirche in Hessen-Nassau, 1945 Direktor des Predigerseminars der westfälischen Kirche, 1946 Prof. für dogmatische Theologie Heidelberg, Direktor des ökumenischen Instituts, 1948-1968 Mitarbeiter bei allen Vollversammlungen des O R K , 1962/65 offizieller Beobachter der E K D beim II. Vatikanischen Konzil. SCHMALENBERG, K a t h a r i n a

506

geb. 2. 1. 1909 Mülheim/Ruhr, gest. 4. 4. 1982 Siegen, Hausfrau. SCHMIDT, A r t h u r

525

geb. 28. 7. 1904 Alexandrow/Polen, ord. 1930, 1923-1926 Volksschullehrer Alexandrow, 1930-1932 Vikar Lodz, 1932-1945 Pfr. Lodz-Radogoszcz, 1940-1945 Superintendent des Kirchenkreises Litzmannstadt-Land, 1945-1947 Amtsaushilfe in Bayern, 19471970 Pfr. Schwabach, seit 18. 6. 1948 Vorsitzender des Hilfskomitees der ev.-luth. Deutschen aus Polen, seit 1946 Vorsitzender des Ev. Vereins Schwabach e.V., seit 1948 Herausgeber des Mitteilungsblattes des Hilfskomitees „Weg und Ziel", Beauftragter des Hilfskomitees der ev.-luth. Deutschen aus Polen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". SCHMIDT, Wilhelm Ferdinand, Dr. theol. D . theol. h.c. 83,188 geb. 7. 5. 1899 Merkendorf, gest. 2. 6. 1980 München, ord. 1924, 1927 Pfr. Wechingen, 1933 München, 1936 theol. Hilfsreferent im Landeskirchenrat, 1942 kommisarische Vertretung des Dekanats Selb, 1945 Dekan Regensburg, 1946-1969 Oberkirchenrat. SCHMIDT, Wilhelm Friedrich Karl 532 geb. 27. 1. 1908 Uchtspringe/Magdeburg, gest. 11. 6. 1983 Hamburg, ord. 15. 10. 1933 Königsberg, 1933-1935 Hilfsprediger Groß Schwansfeld/Ostpreußen und Riesenburg/ Westpreußen, 1. 4. 1935 Pfr. Groß Schwansfeld, 1. 12. 1945 Sachbearbeiter beim Zentralbüro West des Ev. Hilfswerks in Bielefeld, 1. 3. 1947 Berufung als Pfarrer der Ev. Kirche von Westfalen, 1. 4 . 1 9 4 8 Leiter des Ev. Hilfswerks in Hamburg, 1. 2 . 1 9 5 0 Leiter des Landeskirchlichen Amtes für Gemeindedienst (später umbenannt in Diakonisches Werk), 1958-1973 Leiter des Landesverbandes für Innere Mission e.V. Hamburg, 21. 1. 1960 Berufung als Kirchenrat/Dezernent, 25. 4. 1960 Berufung zum nebenamtlichen Mitglied des Landeskirchenamtes, 1933 Mitglied der Bekennenden Kirche und des Pfarrernotbundes, 1934-1937 des Bruderrates der ostpreußischen Bekenntnissynode.

Personenregister/Biographische Angaben

594

SCHNELL, H u g o

532

geb. 21. 5. 1911 Nürnberg, ord. 1934, (1934) Stadtvikar Nürnberg, 1939 Pfr. Ohrenbach, 1946 Aschbach und Bamberg, 1951 Dekan Wassertrüdingen, 1956 Oberkirchenrat im Luth. Landeskirchenamt Hannover, 1964-1976 Präsident ebd. SCHÖLLER, P a u l , D r . rer. p o l .

501

Volkswirt, (1956) Mitgleid der rheinischen Kirchenleitung, (1962) Mitglied des Rates der E K D , (1966) Mitglied der Synode der E K U . SCHÖNBERG, H e i n r i c h v o n , D r . j u r .

441

19. 5. 1952-30. 6. 1964 Referent im Zentralbüro des Hilfswerks der E K D und Leiter der Rechtsberatungsstelle für Flüchtlinge in der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werks (seit 1957). SCHÖNFELD, Hans, Dr. D . 2 7 , 4 6 geb. 25. 1. 1900 Fehrbellin, gest. 1. 9. 1954, Studium der Theologie in Greifswald, Rostock, Tübingen, Volkswirtschaft in Frankfurt und Kiel, 1926 Assistent beim Enquete-Ausschuß des Reichswirtschaftsrates (Produktions- und Absatzbewegungen der dt. Wirtschaft), 1928 Mitarbeiter am Internationalen Sozialwissenschaftlichen Institut Genf, 1931 der Forschungsabteilung des Ökumenischen Rates für Praktisches Christentum, 1948/49 ökumenischer Referent des Kirchl. Außenamtes der E K D . SCHOLZ, H e r b e r t

526

geb. 20. 3. 1904 Breslau, gest. 31. 5. 1971 Heidelberg, 30. 12. 1925 Eintritt in die Erste Schlesische Diakonenanstalt in Kraschnitz, Tätigkeit in Pommern, dann Langenbielau, ab 1937 Breslau (Jugendleiter), Wehrdienst, bis 1948 Kriegsgefangenschaft, dann Jugendarbeit in Heidelberg-Wieblingen, Mitarbeit in der Gemeinschaft ev. Schlesier, Beauftragter der badischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". SCHREIBER, Ottomar, Dr. phil. 101,415f. geb. 1. 5. 1889 Marienburg/Ostpreußen, 1919 Studienassessor, 1920-1922 Verlagsbuchhändler, 1922-1942 1. Syndikus der Industrie- und Handelskammer Memel (Entfernung durch NS-Gauleiter), 1932-1934 Landespräsident des Memelgebietes (Absetzung durch die litauische Regierung, Hochverratsverfahren, Polizeiaufsicht, 1935 Entzug der Staatsangehörigkeit, 1937 Wiederzuerkennung durch Internationales Schiedsgericht), nach Kriegsende Angestellter der Gemeinde Tegernsee/Bayern, 1946-1948 treuhänderische Tätigkeit ebd., 1949-1953 Staatssekretär im Bundesministerium für Vertriebene, 1948 Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Leiter des Amtes für Heimatvertriebene beim Frankfurter Wirtschaftsrat, seit 1952 Stellv. Vorsitzender des Dt. Heimatbundes, Mitglied des Präsidiums des Dt. Roten Kreuzes, Mitglied des O K A . SCHRÖDER, F e r d i n a n d , D r .

1 5 1 f.

geb. 1 0 . 9 . 1892 Nortorf/Holstein, gest. September 1978, 1921 im Auftrag der Ev. Gesellschaft für die protestantischen Deutschen in Amerika (Barmen) nach Brasilien, 1921-1923 Pfr. Barao do Triumpho (heute: Sertao de Santana/Rio Grande), 1923-1925 Säo Leopoldo/Rio Grande, 1925 Neuenbrook/Holstein, 1934 Brasilienreferent im Kirchl. Außenamt, 1936-1940 hauptamtl. Geschäftsführer der Ev. Auswandererfürsorge Berlin, 1940 Oberkirchenrat der D E K , 1946 Wartestand, 1946-1959 Referent im Zentralbüro des Ev. Hilfswerks Stuttgart. SCHRÖDL, J o h a n n

460,525

geb. 23. 4. 1932 Raab/Ungarn, ord. 1961, 1962 Pfr. Nabburg-Schwarzenfeld, 1967 Pfr. im Bundesgrenzschutz, Mitglied im O K A , Beauftragter des Hilfskomitees für die Deutschen Evangelischen aus Ungarn für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". SCHUBERT, D a n i e l

76

geb. 23. 10. 1886 Stuttgart, gest. 21. 5. 1975 Stuttgart, 1909-1910 Vikar Tailfingen, Stuttgart und Dusslingen, 1910-1911 Halle/Saale, 1911 Vaihingen, Möhringen, 1913 Pfr. Stuttgart-Möhringen, 1914-1918 Korntal, 1918-1931 Pfr. bei der Ev. Gesellschaft Stuttgart, 1931-1937 Pfr. Göppingen, 1937-1952 Pfr. der Ev. Gesellschaft Stuttgart. SCHUBRING, H o r s t

399, 532

Personenregister/Biographische Angaben

595

geb. 1912 Tempelburg/Pommern, ord. 8. 4. 1938 Stettin, Hilfsprediger Kolberg, nach dem Krieg Pfr. Gießen-Wieseck und Dekan des Ev. Dekanats Kirchberg, 12 Jahre Propst des Propsteibereiches Oberhessen, Mitglied des Leitenden Geistlichen Amtes der Landeskirche Hessen-Nassau, Sprecher des O K A ebd., 1975 i. R., seit 1. 1. 1979 Beauftragter des Rates der E K D für Umsiedler- und Vertriebenenfragen. SCHÜSSLER, Walther Max Gerhard 334 geb. 8. 11. 1879 Cottbus/Brandenburg, gest. 8. 12. 1966, ord. 19. 7. 1905 Breslau, 19051906 Vikar Tschirnau/Breslau, 1906-1911 Pfr. und Ortsschulinspektor Rüstern/Liegnitz, 1911-1923 Leiter der Breslauer Stadtmission, 1923-1946 (Ausweisung) Vorsteher der Diakonissenanstalt Frankenstein/Schlesien, 1946-1951 Pfr. am Mutterhaus Wertheim. SCHÜTZ, H a n s

8 3 f.

geb. 14. 2. 1901 Hemmehübel/Böhmen, gest. 24. 1. 1982 München, Schreinerlehre, ab 1920 Gewerkschaftssekretär und 1921 Geschäftsführer des Christi. Textilarbeiterverbandes im Sudetenland, 1923-1938 Vorsitzender der Christi. Gewerkschaft in der Tschechoslowakei, 1935 Abgeordneter des Prager Parlaments (DCSVP), nach mehrmaligem Berufswechsel kaufmännischer Angestellter in Teplitz-Schönau, 1941 Wehrdienst, nach Kriegsende Vorsitzender der Union der Ausgewiesenen in der CSU, seit 1946 Mitarbeiter der kirchl. Hilfsstelle für Heimatvertriebene München, 1948-1949 Mitglied des Frankfurter Wirtschaftsrates, Landesflüchtlingsausschußvorsitzender der CSU, Landesvorsitzender der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft, 1949-1963 MdB, Schwerpunkt seiner Arbeit war die Eingliederung der Heimatvertriebenen, 1962-1964 Staatssekretär und 1964-1966 Minister im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und soziale Fürsorge, 1946-1969 Mitbegründer und Vorsitzender der Sudetendt. Ackermann-Gemeinde. SCHULZE, Hans, Dr. theol. 245f., 301,393 geb. 22. 10. 1912 Georgshütte/Oberschlesien, ord. 29. 10. 1939, 1942 Pfr. Lundenburg, 1948 Auerbach/Mittelfranken, 1954 Nördlingen, 1957 Religionslehrer Erlangen, 1961 2. Pfr. beim Amt des Sozialpfarrers und Lehrauftrag für Christi. Gesellschaftslehre, 1968 Privatdozent und Kommissarischer Leiter des Instituts für Christi. Sozialethik an der Universität Erlangen-Nürnberg, 1971 apl. Prof., 1980 i. R., 1946 Gustav-Adolf-Werk Bayern. SCHULZE, Johannes 146,391,433 geb. 14. 1. 1901 Celle, gest. 3. 6. 1980 Langenhagen/Hannover, ord. 1. 10. 1925, 1925 Hilfspfarrer Diakonissenmutterhaus Rotenburg, 1931-1936 Pfr. Hankensbüttel, 1936— 1948 Pfr. und Superintendent Bremervörde, 1948-1957 Pfr. der Landeskirche und Landesbevollmächtigter für die Innere Mission, 1957 Landessuperintendent für den Sprengel Calenberg-Hoya, 1958 Konventual des Klosters Loccum, 1959-1969 Landessuperintendent und Pfr. Wunstorf, 1956 Mitglied der Kirchenleitung der V E L K D , Vorsitzender des Dt. Hauptausschusses des luth. Weltdienstes, Mitglied der Synode der E K D . SCHUMACHER, Arnold 63,133 geb. 13. 6. 1901 Düsseldorf, gest. 25. 12. 1972 Bonn, ord. 20. 6. 1926 Moers-Schafheim, 1926-1927 Hilfsprediger ebd., 1 . 1 1 . 1 9 2 7 - 2 4 . 2 . 1951 Vereinsgeistlicher und Geschäftsführer des Ev. Vereins für Innere Mission Frankfurt a. M., 12. 9. 1933 Geistlicher Stellvertreter des Präsidenten der Landeskirchenversammlung der Ev. Landeskirche Frankfurt, 18. 12. 1939-August 1945 Militärpfarrer, seit ca. 1947 Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks der E K D (Hauptbüro Nassau-Hessen) und zugleich Stellvertreter des Bevollmächtigten (?), Mitbegründer der Flüchtlingssiedlung Heilsberg, 25. 2. 19511. 10.1970 Pfr. Bonn. SCHWARZ, E b e r h a r d

532

geb. 18. 4. 1917 Posen, ord. 28. 10. 1951, 1935-1945 Offizier, 1951-1957 Pfr. Wyk auf Föhr, 1957-1960 Schleswig, 1960-1970 Mitglied des L K A Kiel (Landeskirchenrat, Oberlandeskirchenrat), seit 1970 Propst der Propstei Segeberg, seit 1963 Mitglied des O K A , ζ. Z. amtierender Vorsitzender, seit 1973 Vorsitzender der Gemeinschaft ev. Schlesier, seit 1977 Synodaler der Nordelbischen Ev.-luth. Kirche.

596

Personenregister/Biographische Angaben

SEEBERG, Stella, Dr. rer. pol. habil. 21 f., 392f., 433ff., 455,475f., 481 ff., 532 geb. 14. 7. 1901 Dorpat, 1942-1944 Lehrauftrag Universität Graz, 1944/45 beamtete Dozentin, 1948-1958 Leiterin der Forschungsstelle der Ev. Akademie Hermannsburg/ Loccum, 1961-1964 Lehraufträge Universität Göttingen, 1964-1971 Privatdozentin. SEIZ, O t t o

126

geb. 28. 10. 1887 Aalen, gest. 16. 7. 1957 Stuttgart, 1913 Finanzsekretär Mergentheim, 1916 Obersekretär beim Kultusministerium Stuttgart, 1920 Oberrechnungsrat, 1935 Kirchenrat beim E O K Stuttgart, 1937 Oberkirchenrat, 1953 Vorsitzender des Landesverbandes der Inneren Mission in Württemberg, 1. 9. 1953 i. R., 1949 Mitglied der Synode der E K D . SEVERING, C a r l

114

geb. 1. 6. 1875 Herford/Westfalen, gest. 23. 7. 1952 Bielefeld, 1901-1912 Gewerkschaftssekretär in Bielefeld, dann Journalist, 1907-1933 MdR und 1921-1933 gleichzeitig im preußischen Landtag, 1910-1920 Reichskommissar und preußischer Staatskommissar für Westfalen, 1920/21, 1921-1926,1930-1932 Minister des Inneren, 1928-1930 Reichsminister des Inneren, seit 1947 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags. SIEGEL, G ü n t h e r , D r . rer. p o l .

251

geb. 18. 10. 1903 Gnesen/Posen, 1921-1923 Lehre als Industriekaufmann, ord. 10. 11. 1933 Berlin, 1933-1942 Pfr. (im Nebenamt) Friedeberg und Kreisjugendpfarrer (im Nebenamt), 1943-1945 Pfr. und Superintendent Pyritz/Pommern, Berufung in die Kirchenleitung, 1945-1947 freigestellt von der württembergischen Landeskirche zum Dienst als theol. Dezernent in der Kirchenkanzlei der E K D (Schwäbisch Gmünd), 1947-1948 theol. Geschäftsführer im Hauptbüro des Ev. Hilfswerks der E K D (Württemberg), 1948-1957 Pfr. Wolfschlugen, 1957-1969 Dekan in Heilbronn, mit dem Wiederaufbau der Gemeinden in der völlig zerstörten Stadt betraut, viele kirchliche Ämter in der Männerarbeit, im Ev. Preßverband, im württembergischen Gustav-Adolf-Werk, Vorsitzender des Diasporahauses Bietenhausen, 1947 Gründer der Arbeitsgemeinschaft für Hausbibelkreise. SKRABAK, K a r l

63

geb. 19. 1. 1911 Limbach/Tschechoslowakei (bis 1918 Ungarn), 1934-1936 Vikar Bösing und Porubka, 1936 Deutschendorf (Poprad)/Zips, 1936-1938 Pfarrverweser Felka/Zips, 1938-1945 Leibitz/Zips, 1942-1945 Oberkirchenrat der Dt. Ev. Kirche A . B . in der Slowakei, 1945 Umsiedlung, Flüchtlingspfarrer Arnau/Sudentenland, 1946-1952 Pfr. Schwäbisch-Gmünd/Württemberg, 1952-1958 Eningen, 1958-1974 Gefängnispfarrer Ulm. SLADEK, Paulus, Dr. theol. habil. 280 geb. 28. 1. 1908 Trebnitz/Böhmen, 1932-1934 Seelsorge, 1934-1943 Vertretung der Lehrkanzel für Dogmatik Dt. theol. Fakultät Dt. Universität Prag, 1943-1945 Wehrmacht (Feldlazarett), 1945-1980 Leiter der Kirchl. Hilfsstelle München, ab 1950 Arbeitsstelle für Heimatvertriebene (Süd) der dt. Bischofskonferenz, 1946-1980 Bundesbeirat (Geistlicher) der Ackermann-Gemeinde, seit ca. 1950 Mitglied des Kath. Flüchtlingsrates. SMEND, R u d o l f

289,363,505

geb. 15. 1. 1882 Basel, gest. 5. 7. 1975 Göttingen, 1909 Prof. für öffentliches Recht und Kirchenrecht Greifswald, 1911 Tübingen, 1915 Bonn, 1922 Berlin, 1935-1950 Göttingen, 1945-1955 Mitglied des Rates der E K D , 1945 des Moderamens des Reformierten Bundes, 1945-1969 Leiter des Instituts für Kirchenrecht der E K D . SÖHNGEN, Oskar 2 0 0 , 3 6 4 , 4 9 4 , 5 0 0 , 5 0 3 f., 509,532 geb. 5. 12. 1900 Wuppertal, gest. 28. 8. 1983 Berlin, 1926 Pfr. Köln, 1932 Hilfsarbeiter im E O K , 1933 beurlaubt und Wartestand, 1936 Oberkirchenrat im E O K , 1945-1969 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des geistlichen Vizepräsidenten beauftragt, Leiter der Dienststelle der Kirchenkanzlei der E K U in West-Berlin, Vorsitzender der von Cansteinschen Bibelanstalt, Sekretär der historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus.

Personenregister/Biographische Angaben SOMMER, F e r d i n a n d

597

63, 7 6 , 2 1 7 , 2 2 1 , 2 7 5

geb. 24. 6. 1885,1937 Pfr. Glogovac, 1946 Wettringen/Westfalen. SPIEGEL-SCHMIDT, Friedrich 63, 89, 97f., 312, 318, 326, 344, 373, 401 f., 405, 409ff., 414ff., 4 2 2 , 4 2 5 , 4 3 1 , 4 3 4 , 4 4 1 , 4 4 6 , 4 8 1 ff., 487ff„ 492, 511,532 geb. 27. 2. 1912 Montreux/Schweiz, 1936-1938 Vikar Güns, 1938-1944 bischöflicher Vikar und Distriktsmissionspfarrer Raab, 1944-1945 Kriegspfarrer bei der ungarischen Armee, 1945-1949 Pfr. Bad Wörishofen, 1950-1958 Geschäftsführer des O K A , 19581969 Pfr. Berchtesgaden, 1969-1976 Prodekan München-West, 1950-1956 Mitglied der Synode der Ε K D , 1948-1958 des O K A , seit 1946 Vorsitzender des Hilfskomitees für die Ev. Deutschen aus Ungarn, 1947-1949 Mitglied des Wiederaufbauausschusses des Hilfswerks der E K D , 1971-1976 Stellv. Vorsitzender der Gesamtkirchenverwaltung München, 1959-1970 Vorsitzender des Konvents für Vertriebenenarbeit in Bayern, seit 1979 2. Vorsitzender des Diakonischen Werks Rosenheim. SPIEGEL-SCHMIDT, Gertrud X X V I geb. 30. 9. 1910 Agram (Zagreb)/Jugoslawien, gest. 16. 5. 1975 München, 1928-1930 Sekretärin, 1930-1938 verschiedene Tätigkeiten, 1938-1945 Sekretärin des Gebietsführers Westungarn des Volksbundes der Deutschen in Ungarn, 1945-1949 Gefängnis in Ungarn, 1950-1974 Sekretärin und Sachbearbeiterin im O K A . SPRINGER, S i e g f r i e d

399

geb. 18. 3. 1930 Min-Wody/Sowjetunion, ord. 16. 10. 1963, 1963-31. 10. 1976 Pfr. Bad Grund/Harz, Sulingen, 1. 11. 1976-31. 12. 1977 Geschäftsführer des O K A , ab 1. 1. 1978 Aussiedlerpfarrer der E K D . STAA, Friedrich Wilhelm von, D . 441,443 geb. 7. 12. 1911 Essen/Ruhr, ord. 1937 Köln (luth.), Hilfsprediger Köln, 1946-1949 Pfr. Köln, 1949-1952 Liblar, 1. 1. 1952-31. 7. 1952 Pfr., theol. Referent bei der EKD,1. 8. 1952 Kirchenrat, 1. 10. 1 9 5 4 - 3 1 . 3 . 1956 Oberkirchenrat in der Kirchenkanzlei der E K D , Geschäftsführer der publizistischen Kammer, bis 1978 Direktor des Diakonischen Werks der Ev. Kirche im Rheinland. STAATS, Walter Hermann Wilhelm 147 geb. 1. 11. 1897 Braunschweig, gest. 19. 4. 1983 (Braunschweig), ord. 23. 9. 1923, 1922 Erzieher in der Fürsorgeanstalt Kronsberg, 1922-1923 Vikar im Predigerseminar Wolfenbüttel, 1923-1926 Anstaltspfarrer Wohlau/Schlesien, 1926-1927 Pfarrkollaborator Greene, 1928-1933 Pfr. für ev. Wohlfahrtspflege in Braunschweig, 1933-1938 Pfr. SalzgitterBarum, 1935-1938 Propst der Propstei Lichtenberg, 1939-1943 Wehrdienst, 1938-1963 Pfr. Braunschweig, 1942 Kirchenrat, 1. 10. 1963 i. R., 1936 Vorsitzender des Landesverbandes für ev. Kleinkinderpflege, Mitglied des ständigen Beirates für Fragen der Rassenhygiene und Rassenpflege des Centraiausschusses für Innere Mission, Mitglied des Beirates des Ev. Vereins für Innere Mission im Land Braunschweig, 1963-1969 Beauftragter für die Seelsorge an Schwerhörigen und Ertaubten. STADLER, T h o m a s

83

geb. 6. 6. 1881 Echsheim/Bayern, gest. 24. 3. 1946 München, 20. 7. 1905 Kaplan Berchtesgaden, 6. 11. 1906 Koadjutor Unterammergau, 26. 6. 1907 Kooperator Berchtesgaden, 4. 7. 1909 Kaplan München-Neuhausen, 1. 9. 1914 Benefiziat Domkirche München, 15. 3. 1920 Kurat München-St. Franziskus, 28. 3. 1922 Stadtpfarrer ebd., 1. 4. 1935 Domkapitular, 1. 4. 1936 Dompfr. München, 1935-1946 1. Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes. STÄDTLER, L u d w i g

3 5 4 f.

geb. 10. 2. 1904 Kirchfembach/Bayern, gest. 1. 5. 1978 Obristfeld/Bayern, ord. 1931, 1935 Pfr. Mariesreuth, 1942-1972 Obristfeld. STARK, P e t e r

84

geb. 7. 1. 1909 Elbogen/Böhmen, Zahnarzt Prag, Reichenberg und Eger, 1947 München, bemühte sich nach dem Krieg um die wirtschaftliche und soziale Eingliederung der Heimatvertriebenen im Rahmen der Sudetendeutschen Hilfsstelle, des Hauptausschusses

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Personenregister/Biographische Angaben

der Flüchtlinge und Ausgewiesenen und in der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung der sudetendeutschen Interessen, Flüchtlingsreferent für die Vertriebenenfragen innerhalb seines Berufsstandes, gemeinsam mit Schütz und Becher gehörte er zu den Initiatoren der Sudetendeutschen Landsmannschaft^ Mitglied des Sudetendeutschen Rates, des Verwaltungsrates der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (Aufbau von Vertriebenen-Industrie), des Landesvertriebenenbeirates der S P D , des Bundesvorstands der Seliger-Gemeinde. STARKE, Arnold, D r . theol. 525 geb. 12. 10. 1904 Runowo Kreis Wirsitz/Provinz Posen, Studium der Theologie in Tübingen, Genf, Edinburgh, London und Greifswald, nach der theol. Prüfung in PosenTätigkeit für junge Theologen ebd., weitere Ausbildung in einem Pfarrhaus des Posener Landes, später Aushilfe in einer Gemeinde Westpreußens, auf Anforderung von Prof. Rendtorff Betreuer auslandsdeutscher Theologiestudenten in Leipzig, 1931-1935 Pfr. Schlehen, 1935-1945 Czarnikau, 1945-1952 Bad Schmiedeberg 1952-1969 Sonnwalde/ Brandenburg, Beauftragter der Gemeinschaft Evangelischer Posener für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". STEIL, Ludwig 117 geb. 29. 10. 1900 Tannenhof/Lüttringhausen, gest. 17. 1. 1945 im K Z Dachau, 1926 Studieninspektor am Predigerseminar in Preetz/Holstein, 19. 9. 1929 Pfr. Wanne-Eikkel-Holsterhausen, 1 1 . 9 . 1 9 4 4 verhaftet, seit 23. 1 2 . 1 9 4 4 im K Z Dachau. STEINWAND, Eduard 82 geb. 9. 7. 1890 Odessa, gest. 17. 2. 1960 Erlangen, 1912-1917 Studium der Medizin und Theologie in Dorpat, 1918/19 Pfr. und Schulleiter in Eugenfeld bei Melitopol, 1919-1925 Schuldirektor in Neusatz, 1925-1938 Lehrer in Dorpat, 1927-1939 Leiter der Baltischen Rußlandarbeit, 1931-1939 Dozent an der Lutherakademie Dorpat, 1940-1950 Pfr. Hannover, 1 9 4 1 - 1 9 5 0 auch Leiter des Katechetischen Amtes der Landeskirche, 1950-1958 Prof. für Praktische Theologie und Theologie des Ostens, 1951-1960 Vorsitzender der westlichen Zentralstelle der Leipziger Mission, 1952-1960 Stadtrat, 1947-1960 Mitglied des Bundesrates des Martin-Luther-Bundes. STEMPEL, Hans, D . 126, 511 f. geb. 8. 7. 1894, gest. 2. 11. 1970 Landau, zeitweilig Stellv. Schriftleiter der „Christlichen W e l t " , 1921 Verweser und Pfr. der durch Explosion zerstörten Industriegemeinde O p pau/Pfalz, 1926 Direktor des Predigerseminars Landau, 1934 Entlassung durch die Deutschen Christen, Gemeindepfarrer Landau, nach 1945 vorläufiger Präsident, 1948 Präsident der pfälzischen Landeskirche. STEUP, Alfred 506 geb. 31. 7. 1912 Siegen, 1944-1978 Pfr. Siegen, 1956-1977 Mitglied der Synode der westfälischen Kirche, 1968-1978 Mitglied der Synode der E K D , 1954-1980 Mitglied des Ausschusses der westfälischen Kirche für Bekenntnis und Einheit (seit 1959: Theologischer Ausschuß genannt). STIER, Johannes, Lie. theol. D r . phil. 510 f. geb. 11. 1. 1872 Berlin, gest. 17. 9. 1961, ord. 3. 5. 1899, 1900-1902 Hilfsprediger in der ev.-luth. (altluth.) Gemeinde Köln-Düsseldorf-Essen-Duisburg, 1 9 0 2 - 1 9 0 8 / 9 Pfr. in der altluth. Gemeinde Gemünden/Westerwald, 1908/9-1914 Seminardirektor am altluth. Seminar in Breslau, 1914-1945 Pfr. in der altluth. Gemeinde für den Südteil Berlins, i. R. in Leonberg. STOECKER, Adolf (1835-1909) 35,170 Theologe, Hofprediger und Gründer der Christlich-Sozialen Arbeiterpartei. STOLDT, Irmgard 525 geb. 28. 8. 1912 Odessa, 1932-1936 Studium der Theologie in Berlin, Tübingen und Hochschule der Bekennenden Kirche in Berlin, 1961/62 Kontaktstudium in Tübingen und München, 1941-1944 Pfarrfrau Marienburg/Westpreußen (Notgemeinde der Bekennenden Kirche), 1944-1951 Lehrerin und Hausmutter in Ludwigsburg/Württemberg am

Personenregister/Biographische Angaben

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Katechetischen Seminar (bis 1945 noch illegal), 1951-1961 ReligionslehrerinStuttgart, 1962-1968 Mitarbeit am Institut für Sowjetologie München, 1968-1970 Mitarbeiterin im Hilfskomitee der ev.-luth. Ostumsiedler, 1970 Vorsitzende und 1975 Geschäftsführende Vorsitzende der Kirchl. Gemeinschaft der ev.-luth. Deutschen aus Rußland (Hilfskomitee), Beauftragte der Kirchl. Gemeinschaft der ev.-luth. Deutschen aus Rußland für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". STOLZENBURG, Martin 283f., 307,310 geb. 23. 12. 1892 Sagan/Schlesien, gest. 4. 3. 1972 Simbach, ord. 30. 12. 1919 Breslau, 1919-1927 Pfr. Elsingen/Posen, 1927 Jablone, 1933-1937 Budsin/Kolmar, 1. 4. 1938Februar 1948 Graase/Oberschlesien, 1949-1961 Simbach/Bayern. STRASSMANN, Fritz 225 geb. 28. 4. 1910 Tillendorf/Schlesien, ord. 2. 12. 1938 Breslau, Hilfsprediger Reichau, 1943 Pfr. Rösnith, 1946-1951 Hilfsprediger Duisburg-Bisringheim, 1951-1974 Pfr. ebd. STREGE, Ulrich Hans Hermann 345 f., 526 geb. 19. 10. 1902 Stettin, gest. 25. 6. 1974 Hamburg, ord. 3. 7. 1927 Magdeburg, 19271929 Hilfsprediger Oschersleben/Sachsen, 1929 2. Geistlicher an der ev. Diakonissenund Krankenanstalt Bethanien in Stettin, 1936 Pfr. Falkenburg, 10. 6. 1945 kommissarischer Pfr. Rendsburg, 8. 8. 1945 kommissarischer Pfr. Windbergen/Meldorf, 1. 8 . 1 9 4 7 1. 11. 1970 Pfr. Hamburg-Barmbek, Beauftragter der hamburgischen Kirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". SUCKER, Wolfgang Friedrich Heinrich, D . 112 geb. 21. 8. 1905, gest. 30. 12. 1968,1931 Pfarrassistent Offenbach, 1933 Studentenpfarrer Gießen, 1935 Prof. für TheologieundMethodikdesReligionsunterrichts ander Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg, seit 1936 zugleich im Zentralvorstand des Ev. Bundes und Mitarbeit im Ev. Presseverband für Deutschland, 1945 Ostpfarrer des Dekanats Darmstadt und Pfr. Weiterstadt, 1947 theol. Mitarbeit im Landeskirchenamt, 1949 Direktor des Ev. Bundes und Leiter des konfessionskundlichen Instituts der Ev. Kirche, 1950 in die hessennassauische Kirchenleitung gewählt, 1957 Stellvertreter des Kirchenpräsidenten, 1963 Präsident des Ev. Bundes, 1964 Kirchenpräsident Hessen-Nassau. SWOPE (Hohe Kommission) 415 SYMANOWSKI, Horst 233 geb. 8. 9.1911 Nikolaiken/Ostpreußen, ord. 1940, 1936-1938 Vikar der Bekennenden Kirche Ostpreußens, 1939-1941 Wehrdienst, 1941/42 illegaler Pfr. der Bekennenden Kirche Ostpreußens, 1942-1974 tätig bei der Goßnerschen Mission Berlin, als Leiter der Zweigstelle West der Goßner Mission Mainz-Kastel (Aufbau und Leitung des Jugendheimes, des Seminars für kirchlichen Dienst in der Industrie, Leitung des Industriepraktikums für Theologiestudenten und Wahrnehmung der Geschäfte auf dem Gebiet der äußeren Mission). TENHUMBERG, Heinrich 459 geb. 4. 6. 1915 Lünten/Ahaus, gest. 16. 9. 1979 Münster, 1939 Priesterweihe, 1939 Kaplan Marl-Brassert, 1942-1945 Sanitätsdienst bei der Kriegsmarine, 1945-1947 Vikar Treckenhorst, 1947 Domvikar, 1954 Domkapitular, 1958 Weihbischof, 1969 Bischof von Münster. THIELICKE, Helmut, Dr. theol. Dr. phil. 286 geb. 4. 12. 1908 Barmen, 1936 Privatdozent Erlangen, dann Professurvertretung Universität Heidelberg, nach Absetzung 1940 Pfr. Ravensburg, 1942-1945 Leiter des Theol. Amtes der württembergischen Landeskirche, seither o. Prof. für Systematik, Religionsphilosophie, Sozialethik Tübingen, 1951/52 Rektor und Präsident der Westdt. Rektorenkonferenz, 1954 Prof. Hamburg. THOMSON, Waldemar 226 geb. 28. 8. 1897 Haggers/Estland, gest. Februar 1945 Posen, 1924-1934 Pfr. Pernau, 1934-1939 Oberpastor ebd., 1924-1939 auch Religionslehrer am Dt. Gymnasium, 1939 Propst des dt. Sprengeis Estland, 1939-1945 Pfr. Posen.

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Personenregister/Biographische Angaben

TIETZE, Gerhard 395 geb. 6. 1. 1907 Danzig-Oliva, ord. 31. 3. 1935 Posen, 1. 4. 1935-30. 11. 1935 Hilfsprediger Sossnow/Zempelburg, 1. 12. 1935-31. 3. 1936 Hilfsprediger Culm/Weichsel, 1. 4. 1936-22. 1. 1945 Pfr. Culm, 1. 4. 1945-1. 7. 1945 Pfarrverweser Badingen/Stendal, 1. 8. 1945-31. 7. 1946 Beauftragter für das Hilfswerk der EKD (Westfalen), 1. 8. 1946-31. 1. 1977 Pfr., Domprediger an St. Petri Bremen, 30. 5. 1947 Beauftragter des Männerwerks der Bremer Ev. Kirche, 17. 12. 1947 Beauftragter der Ev. Vertriebenenhilfe Bremen, Vorstandsmitglied des Landeskonvents der vertriebenen Ostkirchen, Delegierter der Landsmannschaft Westpreußens als Heimatkreisvertreter des Kreises Culm/Weichsel, Beauftragter der St.-Petri-Domgemeinde Bremen für die beiden Patengemeinden Gingst und Altefähr auf Rügen, 22. 4. 1958 Beauftragter für die Flüchtlingsarbeit der Bremer Kirche im OKA. TROEGER, Heinrich, Dr. jur. 117 geb. 4. 3. 1901 Zeitz, 1926-1933 Bürgermeister Neusalz/Oder (entlassen), später Verwaltungsrechtsrat Berlin, 1945-1946 Oberbürgermeister Jena, 1947 Ministerialdirektor im hessischen Finanzministerium, dann Generalsekretär des Exekutiv- und des bizonalen Länderrates Frankfurt a. M., bis Januar 1951 Ministerialdirektor im Finanzministerium von Nordrhein-Westfalen. TRUMAN, Harry S. (1884-1972) 153f. 1945-1953 Präsident der USA. TUCKERMANN, O t t o , Dr. agr.

2 4 9 , 2 5 7 , 2 6 4 ff., 2 7 6 , 3 1 2

geb. 1.3.1906 Weizenrodau/Schweidnitz/Schlesien, gest. 30.10. 1969 Bad VilbelHeilsberg/Hessen, 1934-1945 Landwirt in Weizenrodau, seit 1936 Kirchenältester in Schweidnitz, Mitglied der Bekennenden Kirche (Christopheri-Synode) in Schlesien, 1950-1969 Angestellter bei der Beratungsstelle der Ruhr-Stickstoff AG. in Oldenburg, seit 1955 in Hessen, 1947 Mitinitiator der Vertriebenenhilfe Bassum, 1950-1961 Vertreter der Laienschaft im OKA, Sprecher der Heimatvertriebenen in der ev.-luth. Landeskirche Hannover, berufenes Mitglied mehrerer Synoden, Mitglied des Kirchensenats, Mitglied der Gemeinschaft ev. Schlesier, Mitarbeit in den Vorständen des Hilfskomitees.

TURNWALD, Erik 526, 532 geb. 27. 12. 1918 Prag, Studium der Publizistik, Geschichte, Soziologie und Volkskunde in Berlin, München und Heidelberg, nach dem Krieg zunächst Journalist, dann Wiederaufnahme des Theologiestudiums in Erlangen, seit 1958 Vikar in Baden-Württemberg, 1962 Pfr. Kirnbach, 1976 Pfr. und Kurseelsorger Bad Rappenau-Obergimpern, gründete als persönlicher Referent von Kirchenpräsident Wehrenfennig gemeinsam mit Prof. W. Weizsäcker und Prof. E. Schneider 1957 die „Johannes-Mathesius-Gesellschaft" und das „Archiv für den sudetendeutschen Protestantismus", das später zum „Institut für Reformations- und Kirchengeschichte der böhmischen Länder" aufgebaut wurde, dessen Direktor er seit 1965 ist, Vorsitzender der deutschen Sektion der „Johannes-MathesiusGesellschaft", Vorstandsmitglied des „Instituts für protestantische Kirchengeschichte" Wien, seit 1976 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der „Gemeinschaft ev. Sudetendeutscher", Beauftragter der badischen Landeskirche für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". UNRUH, Benjamin Heinrich, Lie. Dr. h.c. 63 geb. 17. 9. 1881 Philippstal bei Waldheim/Rußland, gest. 12. 5. 1959 Mannheim, 18871900 Schulen in Rußland bis Lehrerexamen, 1901 Bibelschule Krischona/Basel, gleichzeitig Abitur in Basel, Studium der Theologie und Philosophie ebd., 1908 russisches Staatsexamen als Germanist, 1910-1920 Lehrer in Rußland an deutschen Schulen im Range eines Kaiserlich-Russischen Hofrats und eines Ritters des Stanislaus-Ordens höheren Grades, ab 1921 Bevollmächtigter des Mennonite Board of Colonization für Westeuropa als Vertreter der rußländischen Mennoniten, ab 1922 Lehrbeauftragter für OsteuropaKunde an der Fridericiana Karlsruhe, 1934 Vorsteher des Vorstandes der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden, Ende 1919 wurde er von der damaligen Regierung

Personenregister/Biographische Angaben

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(Ukraine) gebeten, Mitglied einer Studienkommision in den U S A zu werden und für die U k r a i n e ein Welthilfswerk in Verbindung mit der American Relief Administration sowie mit der N a n s e n - O r g a n i s a t i o n und sonstigen internationalen Verbänden gründen zu helfen, 1920-1942 staatenlos (Nansen-Paß), dann Einbürgerung in Deutschland, 1937 E h r e n d o k t o r der Theologie der Universität Heidelberg. UNTERSCHMIDT, M a x 441,472,532 geb. 18. 7. 1907 Ruhland/Schlesien, 1913-1924 Schule und Ausbildung in einer KunstSchloß- und Geldschrank-Lehrwerkstätte, 1925 Bibelschule-Jugendhochschule in Dassel im Solling, 1926-1929 Diakonenausbildung in H a m b u r g , 1936-1939 Schule und Praktika zur Kriminalbeamtenlaufbahn, 1940-1943 H ö h e r e Polizeiführerschule in Berlin, 19291936 Werbeleitung und Schriftleitung einiger Sonderausgaben beim Christi. Zeitschriftenverein Berlin u. a. 1943-1945 Kriminalkommissar bei der Kriminalpolizeileitstelle Gleiwitz/Oberschlesien, 1946-1976 Referent für Vertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler im Hilfswerk bzw. des Diakonischen Werkes der württembergischen Landeskirche, Tätigkeit beim Ständigen Arbeitskreis von Bischof Wester, Arbeitskreis Flüchtlingslager des H i l f s w e r k s der E K D , beim Statistischen A u s s c h u ß des Diakonischen Werks, bei der A k t i o n Gemeinsinn B o n n , Mitglied im Landesvertriebenenbeirat beim Innenministerium Baden-Württemberg, Geschäftsführender Vorstand der H O H - H a u p t a r b e i t s g e meinschaft der Organisation der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg, Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft des Weltflüchtlingsjahrs, Arbeitsgemeinschaft für H a u s bibelkreise in Wolfschlugen/Nürtingen. VETTER, O t t o 359 geb. 5. 9. 1899 Hagen/Westfalen, gest. 16. 9. 1966, ord. 28. 12. 1924 H a g e n , Hilfsprediger Bottrop/Westfalen, 1926-1930 Pfr. B o t t r o p , 1930-30. 6. 1966 Pfr. D u i s b u r g , seit 1946 Superintendent ebd., Landeswart der westfälischen Schülerbibelkreise. VISSER'T HOOFT, Willem A d o l f 29,288 geb. 20. 9. 1900 H a a r l e m , 1924 Sekretär im Weltbund des C V J M , 1931 Generalsekretär des Christlichen Studentenweltbundes, 1937 A u f b a u des O R K , 1938-1966 Generalsekretär des O R K . VOGEL, Heinrich 2 9 2 , 4 5 6 geb. 9. 4. 1902 Pröttlin/Westpriegnitz, 1928 Pfr. O d e r b e r g , 1932 D o b b r i k o w , 1935 D o z e n t an der Kirchl. Hochschule Berlin, 1946-1972 Prof. für Systematische Theologie ebd., 1946-1973 an der Universität Berlin. VRIES, Axel H e r m a n n Werner de 155 geb. 16. 6. 1892 Wredensitz/Estland, gest. 24. 1. 1963 B o n n , 1906-1910 Ritter- und D o m s c h u l e Reval, 1910-1911 Studium der Medizin, 1912-1918 J u r a in D o r p a t , 1917 Kurier der Estländischen Ritterschaft in Berlin, F e b r u a r - M ä r z 1918 nach Petrograd verschleppt, 1918-1920 Chef der Nachrichtenstelle im Baltenregiment, 1920-1921 Leitung eines Saatzuchtgutes, 1921 Chefredakteur des „Revaler B o t e n " bzw. der „Revaler Z e i t u n g " (1930-1934) und der "Estländischen Zeitung" (1934-1940), Stadtverordneter, 1924-1934 Abgeordneter der Estländischen Staatsversammlung, als einziger N i c h t - E s t e Mitglied des Staatsverteidigungsausschusses, 1926-1933 Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Partei in Estland, 1934 zeitweilig aus politischen Gründen verhaftet, 1940-1945 Landwirt im Warthegau, 1941-1944 Wehrdienst, Mitbegründer der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft in Baden-Württemberg, 1948-1949 Chefredakteur von „ D e i n W e g " , 1949-1953 von der „Ostdeutschen Zeitung, die Stimme der Vertriebenen", 1950 Sprecher der Ostdeutschen Landsmannschaften, 1952-1953 M d B ( F D P ) , Sprecher, Stellv. Vorsitzender und seit 1962 Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft. WAGNER, H a n s , D r . rer. pol. 81 geb. 8. 1. 1902 G r a u d e n z , 1925-1940 Geschäftsführer verschiedener gemeinnütziger Wohnungsunternehmen, 1940-1945 Ministerialdirektor, Reichswohnungskommissar, 1947-1950 kaufmännischer Angestellter, 1950 Siedlungsreferent im Zentralbüro des H i l f s w e r k s der E K D .

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Personenregister/Biographische Angaben

WALLOSCHKE, Rudolf 63, 80,198 geb. 3. 6. 1895 Krakau, gest. 16. 2. 1979 Schwäbisch Hall, ord. 10. 3. 1918, 1919-1923 Pfr. Neu Gawlow/Galizien, November 1923 Neu Sandez, 1927-1940 Senior-Dekan ebd., Stellvertreter des Superintendenten Galizien, 1940-1945 Pfr. Posen/Warthegau, 1945-1960 Pfr. Sulzdorf/Württemberg, 1946 Mitglied des OKA. WALTHER, E m m y

525

geb. 20. 6. 1911 Dortmund, 1928-1945 Bilanzbuchhalterin Dortmund, 1945-1960 Sekretärin bei Prof. Iwand, seit 1952 Geschäftsführerin des „Hauses der helfenden Hände" Beienrode, seit 1962 Geschäftsführerin der Hans-Iwand-Stiftung ebd., Beauftragte des Hilfskomitees der ev. Deutschen aus Ostpreußen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". WANNER, Theodor G., Dr. phil. h.c. 59 geb. 28. 1. 1875 Stuttgart, Kommerzienrat, schwedischer Generalkonsul für Württemberg, Ehrensenator der Universität Tübingen, Senator der Dt. Akademie, Mitglied des Beirats für Auswandererwesen Berlin, Ausschuß-Mitglied von wissenschaftlichen, künstlerischen, wirtschaftlichen und industriellen Vereinigungen, Vorstandsmitglied der württembergischen Vereinigung für Handelsgeographie, des Museums für Länder- und Völkerkunde. WEBER, Karl Friedrich Johannes 312 geb. 31. 10. 1906 Bonn, ord. 18. 11. 1934, Predigerseminar Elberfeld, 1933/34 Hilfsprediger Bergisch-Gladbach, 1934/35 Köln-Kalk, Juli-Dezember 1935 Synodalvikar Köln, 16. 12. 1935 Pfr. Otterstedt/Bremen, 17. 11. 1946 Kirchlinteln, 1. 9. 1951 Vorsteher des Wichern-Stiftes in Adelheide/Delmenhorst, 15. 4. 1955 des Henriettenstiftes Hannover, 1. 12.1971 i. R. WEBER, O t t o , D r . theol. D r . h.c.

229,488

geb. 4. 6. 1902 Köln-Mülheim, gest. 19. 10. 1966 St. Moritz, 1920 Dozent an der Theol. Schule Elberfeld, 1930 Direktor ebd., 1933 Mitglied des Geistlichen Ministeriums, 1934 o. Prof. für reformierte Theologie Göttingen. WEEBER, Rudolf, Dr. jur. D. 532 geb. 25. 2. 1906 Eßlingen/Württemberg, 1933-1934 Gerichtsassessor, 1935-1949 Justitiar beim Ev. Oberkirchenrat Stuttgart (bis 1936 als Assessor, bis 1944 Kirchenrat, bis 1949 Oberkirchenrat), 1949-1973 Direktor im Ev. Oberkirchenrat und juristischer Stellvertreter des Landesbischofs, zugleich Vorsitzender des Vorstandes der Ev. Seminarstiftung, seit 1955 mit dem Titel Vizepräsident, 1946-1954 Mitglied und bis 1963 Vorsitzender des Lutherischen Senats des Disziplinarhofes der EKD, 1951-1967 Mitglied und ab 1964 Vorsitzender des Finanzbeirats der EKD, 1960-1970 Vorsitzender des Kuratoriums der Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, bis 1975 Stellv. Vorsitzender, 1960-1975 Mitglied, zeitweise Stellv. Vorsitzender und zuletzt Vorsitzender des Vorstandes der Ev. Studiengemeinschaft in Heidelberg, 1967-1973 Mitglied des Rates der EKD, 1953-1970 Vorsitz im Ausschuß für das Hilfswerk der Ev. Landeskirche in Württemberg, 1964-1970 Vorsitz im Landesausschuß des Landesverbandes der Inneren Mission (zuletzt Fusionierung beider Werke zum Diakonischen Werk der ev. Kirche in Württemberg), 1963-1973 Mitglied des Diakonischen Rates, 1953-1977 Mitglied des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes, 1955-1977 Schatzmeister des Luth. Weltbundes, zugleich Mitglied und von 1962-1977 Stellv. Vorsitzender des Dt. Nationalkomitees des Luth. Weltbundes, 1948-1980 Vorsitz im Ev. Presseverband für Württemberg, 1951-1962 Stellv. Vorsitzender, ab 1962 Vorsitzender des Gemeinschaftswerkes der ev. Presse, 1950-1963 Stellv. Vorsitzender, ab 1964 Vorsitzender des Ev. Presseverbandes für Deutschland, 1970-1973 Vorsitzender des Ausschusses Publizistik im Struktur- und Verfassungsauschuß der EKD, 1973-1977 Vorsitzender des Vorstandes des Gemeinschaftswerkes der Ev. Publizistik, daneben zahlreiche weitere Amter im Bereich Entwicklungsdienst, Kirche und Mission, Ökumene, Kirche und Publizistik. WEERTS, Emil, Dr.

111

Personenregister/Biographische Angaben

603

geb. 16. 1. 1902 Arle/Ostfriesland, gest. 16. 11. 1976 Dünnerholz/Westfalen, Tätigkeit im Siedlungsdienst des Zentralbüros des Hilfswerks der EKD in Heidelberg, Leiter der GSG, Geschäftsführer der Dt.-Schwedischen Flüchtlingshilfe e.V. WEHRENFENNIG, Erich, D. 63,69 geb. 9. 4. 1872, gest. 13. 4. 1968, ord. 1897, Vikar Trautenau, 1909 Pfr. Gablonz, 1911 Leitung des Iser Seniorats, 1919 Kirchenpräsident der Dt. Ev. Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien (in der Zerstreuung) auf Lebenszeit. WENDT, Karl Ernst 85 geb. 19. 1. 1884 Oeynhausen, gest. 18. 5. 1971 Schnega/Lüneburg, 1. 10. 1907-30. 9. 1908 Lehrvikar Linden, 16. 5.1909 Synodalvikar Hagen, 1. 10.1910 Sekretär des Komitees für Liebesarbeit an der Nestorianischen Kirche, 17. 12. 1911 Gefängnisgeistlicher Hagen, 1. 4. 1914 Missionar der Nestorianer-Mission, 11. 4. 1915 Hilfsprediger Bünde/ Holsen-Ahle, 1. 10. 1921 Schriftleiter Gemeinschaftsverband Elberfeld, 1. 10. 1927 Pfr. Blumberg/Pommern, zugleich Superintendent Penkun, 1955 i. R. WESTER, Anna 440 geb. 28. 9. 1896 Leck/Schleswig-Holstein, Ausbildung in einer Krankenpflegeschule der Flensburger Diakonissenanstalt, 1928 im Burkhardt-Haus Berlin-Dahlem, als Ehefrau von Bischof Wester Mitarbeit im Dienst an den Flüchtlingen. WESTER, R e i n h a r d

2 3 6 , 4 3 6 , 4 3 8 f., 4 4 1 ff., 4 4 6 , 5 3 2

geb. 2. 6. 1902 Wuppertal-Elberfeld, gest. 16. 6. 1975 Fissau/Eutin, 1929 Jugendpfr. Kiel, 1932 Westerland, im Kirchenkampf Vorsitzender des Landesbruderrates der Bekennenden Kirche von Schleswig-Holstein, in der Kriegsgefangenschaft Lagerpfarrer in Ägypten, 1947-1967 Bischof von Schleswig, 1957-1965 Beauftragter des Rates der EKD für Umsiedler- und Flüchtlingsfragen, 1960-1961 Mitglied des Rates der EKD. WICHERN, J o h a n n H i n r i c h ( 1 8 0 8 - 1 8 8 1 )

35, 37, 6 2 , 1 7 4 , 4 2 5

ev. Theologe, Begründer der Inneren Mission. WILKENS, E r w i n , D .

4 6 0 , 5 0 3 ff., 5 1 1 f., 5 1 5 f., 5 3 2

geb. 11.7. 1914 Lingen/Ems, 1941 Hilfsgeistlicher Hannover-Herrenhausen, 1947 Pfr. Vöhrum/Peine, 1939-1945 Wehrdienst, 1951 theol. Referent und Leiter der Pressestelle im Luth. Kirchenamt, Mitglied der EKD-Kammer für öffentliche Verantwortung, 1964 Referent für Öffentlichkeitsarbeit in der Kirchenkanzlei und als solcher Geschäftsführer der Kammer für öffentliche Verantwortung, 1975-1980 Vizepräsident der Kirchenkanzlei der EKD. WILM, Ernst, D. 117,258,459,506,509 geb. 27. 8. 1901 Reinswalde/Brandenburg, ord. 16. 1. 1927, 1. 2. 1928 Pfr. Bethel, 1929 Lüdenscheid, 1931 Mennighüffen, 1942-1945 KZ Dachau, 7. 1. 1949 Präses der Ev. Kirche von Westfalen, 31. 12.1968 i. R., 1957-1969 Mitglied des Rates der EKD. WISCHMANN, A d o l f , D .

435

geb. 17. 10. 1908 Brockel/Rotenburg an der Wümme, gest. 27. 10. 1983 Rotenburg, 1936 Hilfsprediger Hannover-Bothfeld, 1936-1948 Studentenpfarrer Göttingen, nach 1945 Synodaler in Hannover, zeitweilig Vorsitz des Synodalausschusses, 1948-1955 Studienleiter und Direktor der Ev. Akademie Hermannsburg-Loccum, 1955 Landessuperintendent von Osnabrück und Mitglied des hannoverschen Bischofsrates, 1956-1974 Leiter des Kirchl. Außenamtes, seit 1974 Vorsitzender des Diakonissen-Mutterhauses Lotzen, 1948 Synodaler der EKD. WOLF, Ernst 229,299,488 f. geb. 2. 8. 1902 Prag, gest. 11.9. 1971 Walchensee, 1925 Privatdozent für historische Theologie Rostock, 1930 Tübingen, 1931 Prof. Bonn, 1935 Halle, 1945 Göttingen. WÜSTEMANN, A d o l f

220

geb. 30. 12. 1901, Kassel, gest. 22. 1. 1966 Kassel, 1934 Pfr. Kassel-Wehlheiden, 1945 zum ersten Bischof von Kurhessen-Waldeck gewählt, 1962 i. R. WURM, Theophil, D. 28, 32, 48, 55, 75, 77, 85, 94, 154, 156, 161, 213, 289, 297, 299, 3 2 0 f., 4 4 7 , 4 9 5

Personenregister/Biographische Angaben

604

geb. 7. 12. 1868 Basel, gest. 28. 1. 1953 Stuttgart, 1920 Dekan Reutlingen, 1927 Prälat Heilbronn, 1929 württembergischer Kirchenpräsident, 1933-1949 mit dem Titel „Landesbischof", 1945-1949 Vorsitzender des Rates der EKD. XYLANDER, Frau von 493 YORCK VON WARTENBURG, Peter Graf von, Dr. jur. 28 geb. 13.11.1904 Klein Oels/Schlesien, hingerichtet 8.8. 1944 Berlin, Oberregierungsrat. ZÄNKER, O t t o

1 5 1 , 1 9 3 f., 2 4 9 , 4 3 1

geb. 29. 6. 1876 Herzkamp/Westfalen, gest. 30. 1. 1960 Bielefeld, 1912 Studiendirektor des Predigerseminars in Soest, 1925 Generalsuperintendent für Breslau und Oberschlesien, 1933 Bischof in Schlesien, 30. 11. 1941 in den Ruhestand versetzt, 1950 Vorsitzender der „Gemeinschaft ev. Schlesier", 1951 Vorsitzender des Johannes-Werks. ZAHN, Hans-Christoph von 392,433 geb. 3. 12. 1911 Dresden, gest. Februar 1982 Sindelfingen, 11.4. 1948-31.1950 Referent im Flüchtlingsreferat des Hauptbüros des Hilfwerks der EKD, 1. 10. 1964-31. 12. 1976 Referent. ZIGLER, D r . ( U S A )

47 f.

ZÖCKLER, Martin 525 geb. 10. 9. 1911 Galizien, ord. 22. 11. 1936 Stanislau, 1. 12. 1936-25. 12. 1939 2. Anstaltspfarrer an den Ev. Anstalten in Stanislau, 25. 12.1939-31. 8. 1940 Umsiedlungszeit mit den Ev. Anstalten in Umsiedlungslagern Oberfrohna bei Chemnitz und bei Lodz, 1. 9. 1940-21. 1. 1945 Pfr. Groß-Elsingen/Westpreußen und Anstaltspfarrer des Diakonissenmutterhauses „Ariel", 28. 8. 1943-24. 8. 1945 Wehrdienst und Lazarettaufenthalt, 16. 11. 1945-30. 9. 1951 beauftragt mit der Krankenhausseelsorge in Stade und Pfr. am Diakonissenhaus Stade, 1. 10. 1951-1. 2. 1979 Krankenhausseelsorger Göttingen-Weende, Leiter des Diakonissenmutterhauses „Ariel" ebd., 16. 11. 1957 zum Pfr. der Landeskirche ernannt, 1949-1982 Bevollmächtigter des Hilfskomitees der Galiziendeutschen (Landesstelle Hannover), 1952-1982 im Vorstand der Zweiggruppe Göttingen des Gustav-Adolf-Werks, 1. 2. 1979 i. R., Beauftragter des Hilfskomitees der Galiziendeutschen für die Dokumentation „Ev. Kirche und Vertriebene". ZÖCKLER, Theodor 69,80,187,225 geb. 5. 3. 1867 Greifswald, gest. 18. 9. 1949 Stade, 1891 Judenmissionar in Galizien, 1896 Gründung und Leitung der Anstalten in Stanislau (Bodelschwingh des Ostens), als 1919 Galizien polnisch wurde, Aufbau des Kirchen- und Schulwesens, Vorkämpfer ökumenischer Verständigung mit Polen, im Ersten Weltkrieg floh er dreimal mit der Anstalt, Weihnachten 1939 Umsiedlung in den Warthegau, nach 1945 Siedlungswerk für Ostflüchtlinge in Stade.

ORTSREGISTER Ahornberg 20 Albersweiler 517 Altona 232 Amsterdam 51 Ansbach 80 Assenheim 74 Augsburg 6 5 , 2 6 6 Aurich 4 8 1 , 4 9 6 f. Babilon 20 Bad Dürkheim 513 Bad Ischl 59 Bad Oeynhausen 299 Bad Salzuflen 496 Bad Vilbel vgl. Heilsberg Bad Wörishofen 63 Baden-Baden 112,129 Bamberg 470 f. Barmen 271, 3 3 6 , 4 6 1 , 4 8 5 , 4 8 7 , 4 9 9 Bassum 1 6 5 , 2 4 9 , 2 6 4 , 2 7 6 Bayreuth 21 Beienrode 87,408 Berlin 1 6 , 4 1 , 6 3 , 7 9 , 8 9 , 1 2 8 , 2 3 1 , 2 9 7 , 3 0 2 , 321,351, 3 5 4 , 3 6 9 , 3 7 5 , 4 1 4 , 4 4 3 f. Berlin-Brandenburg 321 Berlin-Dahlem 5 3 , 2 0 2 Berlin-Weißensee 4 6 , 1 1 3 , 1 1 9 f „ 123, 126f„ 129f., 134 f., 1 5 7 , 1 6 5 , 1 6 8 , 4 6 1 Bethel 3 5 , 8 7 f . , 9 4 , 1 1 5 , 1 1 7 , 1 9 7 , 2 4 1 , 2 8 4 , 292,316,321,339,356,367,371,391, 396,401,433,461 Bielefeld 9 4 , 1 1 2 , 4 1 9 Bochum 172

Danzig 4 , 1 3 , 8 8 , 1 8 4 Darmstadt 9 5 , 1 3 3 , 2 9 9 f „ 302, 307,408 Deidesheim 510 Detmold 114,300 Dresden 6 Düsseldorf 503 Duisburg 359 Eisenach 9 5 , 1 4 1 , 1 4 9 , 1 6 1 ff., 209,221,250, 268,299,391,431,448,484,524 Elbing 4 Elbingerode 512 Emden 497 Erlangen 63, 76 Espelkamp-Mittwald 102,113ff„ 127,136, 146 Essen 1 2 8 , 4 5 6 , 4 7 6 f. Esterwegen 440 Fellbach 276 Flensburg 2 9 3 , 4 4 0 , 4 6 4 f., 469 Frankenstein 334 Frankfurt a.M. 53,63 ff., 70,72,74,76, 79 ff., 8 6 , 9 5 , 1 0 3 , 1 0 6 ff., 110,150, 196 ff., 202 ff., 208, 364 ff., 419,443 Freiburg 76 Friedberg 53 Fritzlar 9 Fulda 434

Bonn 172,405 ff., 459,477 Boostedt 118 Borkum 497 Braunsberg 7 Breslau 6 , 6 3 , 8 6 , 1 8 4 , 2 0 0 , 2 4 6 , 2 5 5 , 2 8 2 , 367f., 494 Budapest 9 2 , 4 6 0 , 5 1 7 Bunde 498

Gablonz 141 Geibsdorf 225 Genf 2 7 , 4 4 f., 1 0 5 , 2 8 8 , 4 1 4 , 4 3 1 Glashütte 10 Göppingen 63 Görlitz 86, 353, 500 Göttingen 354 Grafenau 459 Greifswald 340,369 Gschwen 75 Gumbinnen 7 , 1 8 4

Canterbury 213,296 Celle 7 Chichester 4 8 , 4 1 3 Crailsheim 76

Halle i.W. 218 Hamburg 1 5 , 3 5 , 5 1 , 1 1 9 , 1 2 5 , 1 8 4 , 2 3 2 , 2 6 4 , 2 9 3 , 3 2 3 , 3 2 7 , 3 3 4 f., 344 f., 384, 386,392ff., 4 1 2 , 4 1 9 , 4 3 5 , 4 5 0 , 4 6 1 , 519

606

Ortsregister

Hannover 87,164 f., 184,237f.,256ff., 261,263,281,321,414,419f.,426,471, 483 Harburg 232 Harkac 193 Heidelberg 111,486 Heilsberg 103 ff., 113,132,143 f., 146 Heilbronn 145 Helmstedt 7 , 1 0 , 87, 312 Hermannsburg 2 1 , 1 0 7 , 1 2 3 , 1 4 4 ff., 162 ff., 181,212,225,245,269,281,312,317, 3 7 3 , 3 9 2 f., 4 3 2 , 4 5 5 , 4 7 2 , 4 7 5 f., 480,483 Hermannstadt 342 Hersfeld 220 Hofgeismar 445 Hohn 141 Homburg 450 Hoya-Syke 54 Ibbenbüren-Laggenbeck 218 Immenreuth 2 0 , 2 1 8 Iserlohn 218 Jarek 75, 89 Kästorf 420 f. Kaiserslautern 483, 515 f. Kaliningrad 281 f. Kaiisch 79 Karlshöhe 450 Karlsruhe-Rüppur 63 Kassel 9 , 1 1 6 , 1 8 0 , 1 8 3 , 2 3 1 , 2 7 8 , 4 4 1 , 4 4 4 Kattowitz 184 Kemnath 20 Kiel 6 3 , 2 3 9 , 2 6 2 , 2 9 3 , 3 3 9 , 3 4 6 , 4 1 9 , 4 6 4 f., 471,473,476,492 Kirchheim 2 8 , 3 3 Kirchlinteln 312 KleinkerlOO, 102,111 Köln 318 Königsberg 4 , 2 8 1 , 2 8 3 Königsbronn 75 f. Königsfeld 445 Königstein 434 Königswinter 1 7 3 , 3 8 4 , 3 8 6 , 4 0 8 , 4 1 0 , 412 ff., 4 1 7 , 4 2 7 f . , 4 3 1 , 4 5 5 , 4 8 8 Konin 79 Konstanz 346 Kulmain 20 Landau 516 Landeshut 189 Landshut 63

Landstuhl 467 Leer 497 Lemgo 496 Leslau 79 Lipno 79 Lippstadt 63, 86,404 Litzmannstadt (Lodz) 7 9 , 1 8 9 , 1 9 5 , 2 3 7 Loccum 436 ff., 441,444 Loga 497 London 48 Lübeck 63,149f., 165,184,197,202,250, 284,309, 315,404 Lüdenscheid 218 Ludwigsburg 109 Lund 51,414 Lupow 383 Lyck 6 Magdeburg 369,502 Mainz 515 Marburg a. d. Lahn 7 4 , 1 9 3 , 2 2 2 , 2 3 1 , 2 3 5 Melsungen 142 Memmingen 6 3 , 1 9 5 , 4 9 2 München 5 5 , 8 1 , 8 4 , 2 6 0 , 4 0 4 , 4 1 9 f . , 434, 494 Münster 139 Nattheim 63, 75 Nehrung 4 Neiße 6 Neuendettelsau 280 Neugablonz 193 Neumark 184 Neumünster 110 f. Neuötting 283 Neutraubling 118 Nördlingen 193 Norton Camp 116 Nottingham 111 Nürnberg 346 Oberwappenöst 20 Oldenburg 86 f., 2 0 8 , 2 2 2 , 4 9 2 f. Ostberlin 123 Ostenfeld 111 Pabianitz 79 Pang 101 Pankow 460 Papenburg 440 Penkum 85 Peterstal 100 ff., 111 Pfieffetal 278

Ortsregister Pillau 4 Plesse 496 Pinneberg 216 Plozk 79 Poggenhagen 145 Potsdam 11,14,49,57 Rajevo Selo 101 Ratzeburg 410 Regensburg 246 Reichenhall 440 Rendsburg 85 f., 138,144,216,316 Reutlingen 75 Rheden 118 Rheydt 502 ff. Riedenburg 246,266 Rosenheim 101 Rothenburg o. d. Tauber 21,79,165,209 f., 249 ff., 264,267,271,282,304,314 Rummelsberg 83,103,146,218,222,448 Salzburg 51,58 f., 75,77, 89,172,188,311 Sandbostel 463 Sarajevo 517 Saßnitz 7,10 Schlarbhofen bei Rosenheim 101 f. Schleswig 438,469 Schüttorf 497 Schwäbisch Gmünd 63, 75 f. Schwäbisch Hall 63 Seesen 228 Siegen 228,507, 509 Sindlingen 133 Speyer 73,154,165,211,250,373,467, 510ff., 515 ff. Stammheim 145 Stanislau 187 Stettin 85,189 Stockholm 170 Stolberg 354 Stolp 189,191 Stuttgart 15,30,50,59 f., 63 f., 75 ff., 89,96, 109,116,145,169,231,260,295,396, 403 f., 417,419,476 f.

607

Süderbrarup 470 Tetschen-Bodenbach 193 Tilsit 189 Traunreut 118 Treysa 29,36,46,55,57f„ 70 f., 75,85,102, 173,196,198ff.,203f.,207,285,289ff., 296 ff., 320 f., 355,361 ff., 369,371,379, 414,432 Trutzhain 142 Tutzing 267 Ulm 75,231 Unna-Maßen 440 f. Varel 492 Velbert 326 Vilbel vgl. Heilsberg Viechtach 195,459,492 Vlotho 218 Waldeck 20 f. Waldkraiburg 118 Warschau 460 Weener 498 Weimar 517 Weingarten 228 Weipert 189 Weißenburg 63 Werbaß (Neuwerbaß) 75 Wertheim 334 Westertimke 463 Westberlin 321 Westringen 63 Wien 59 Willingen 503 Wipkingen 292 Wittenberg 216 Witzenhausen 142 Wuppertal 491,500, 504 Wuppertal-Elberfeld 359 Ziegenhain 141

INSTITUTIONEN- UND SACHREGISTER Abendland 124,216 Abendmahl 184,189 f., 227 f.,230,232, 2 3 7 , 2 6 5 , 4 8 6 , 4 8 9 , 4 9 1 , 4 9 3 f.; 501 ff., 5 0 4 , 5 0 6 f . , 511, 513f., 520f. Agende - altpreußische 2 2 8 f „ 504, 506,508f. - vgl. auch Ev. Kirche der Altpreußischen Union; Gottesdienst; Kirchenordnung; Liturgie Agnostizismus 287 Alliierte 1 1 , 1 4 , 3 1 , 4 4 , 4 9 , 5 7 , 6 6 , 8 1 , 1 0 3 , 168,214,295,415 - Allierter Kontrollrat 14,103,114,152, 213ff. - vgl. auch Besatzungsmächte; Besatzungszonen; Militärregierung Altarschmuck 501 ff., 508 Altbürger, Alteingesessene vgl. Einheimische Altlutheraner vgl. Ev.-luth. (altlutherische) Kirche Altpreußische Union vgl. Ev. Kirche der Altpreußischen Union Amtsbrüderliche Hilfskasse 354f. - vgl. auch Nothilfebeschluß; Osthilfe Ansiedlung 1 6 , 2 2 , 3 2 , 4 9 , 6 0 , 6 4 , 7 6 , 8 8 , 99 ff., 106,109 ff., 124,126,130ff., 142, 155,167,173,193,275,281,317,385, 4 0 5 , 4 3 5 , 4 6 2 ff.,474 ff. - Flüchtlingssiedlungsgesetz (10.8.1949) 475 f. - Siedlungstagung des Hilfswerks (1947) 103,106 ff., 110,112 - vgl. auch Lager; Wohnraum Anstalten 1 0 3 , 1 1 5 , 1 1 7 , 1 4 6 , 1 8 7 Anstellungsprüfung 333 f., 368 Arbeiter 124,298 f. Arbeiterwohlfahrt 111 Arbeitsbeschaffung, Arbeitslosigkeit 19, 21,23 f., 3 4 , 6 0 , 9 9 , 1 1 5 , 1 2 0 f „ 125,127, 136 ff., 141 ff., 145,160 ff., 164,166, 276 ff., 4 4 8 , 4 5 0 , 4 6 3 f., 467 f., 471,475 Arbeitsdienst - Reichsarbeitsdienst 142 - kirchlicher 144,146 Arbeitgeberverbände 472 ff.

Arbeitsgemeinschaft - zur Eingliederung der Heimatvertriebenen auf dem Lande 475 - vgl. auch Landwirte - Kirche und Heimat 434 - vgl. auch Römisch-katholische Kirche - der Landesbaugemeinden 133 - vgl. auch Baugemeinde - zur Wahrung der sudetendeutschen Interessen 84 - vgl. auch Sudetenland - vgl. auch Hilfskomitees Atheismus 35 Aufbaugemeinschaft Espelkamp 115 - vgl. auch Ansiedlung Aufnahme von Flüchtlingen 3 , 1 1 f., 70,279 - kirchliche 177ff., 181,184,194f.,211 ff., 2 3 4 , 2 4 0 , 2 4 2 ff., 2 6 1 , 2 6 3 , 2 7 5 , 3 0 3 f., 320 ff., 3 5 8 , 3 8 7 , 3 8 9 , 4 0 8 , 4 2 3 f., 432, 4 3 9 , 4 6 6 ff., 493,522 ff. - vgl. auch Gemeinde; Landeskirchen; Ortsgemeinden Aufnahmeländer 1 8 , 3 6 , 1 4 7 , 1 4 9 , 2 7 7 , 2 8 0 , 397,463 f . , 4 6 9 f. - vgl. auch Länder Augsburgische Konfession vgl. Confessio Augustana Ausland, Ausländer 15, 31, 46f., 54, 59, 75ff., 80, 87, 8 9 , 9 4 , 1 1 9 , 1 3 9 , 1 5 9 , 2 1 3 , 2 2 0 , 2 8 8 - vgl. auch Displaced Persons Auslandsdeutsche, Auslandsdeutschtum 3, 1 4 , 5 9 , 7 8 , 8 1 , 8 4 , 8 8 f „ 9 2 f „ 97f., 102, 183 ff., 186 ff., 1 9 5 , 1 9 7 , 2 1 0 f . , 2 2 4 , 2 2 6 , 235,266,275,311,330,366,369,372, 375, 3 8 4 , 3 9 8 , 4 0 3 , 4 1 4 f . , 419,430 Auslandshilfe 2 7 , 3 0 , 4 1 f., 44 ff., 5 8 , 6 1 , 9 9 , 116,134,136,143,158,161,163,168, 430,447 - vgl. auch Lutherischer Weltbund; Ökumene; Ökumenischer Rat der Kirchen Ausschuß der ehemaligen deutschen Ostkirche 197 ff. - vgl. auch Ostkirchenausschuß Außenamt vgl. Deutsche Evangelische Kirche und Ev. Kirche in Deutschland, Kirchliches Außenamt

Institutionen- und Sachregister Auswanderung, Auswanderungshilfe 59, 64f., 7 0 , 7 6 , 8 0 , 8 6 , 9 4 , 1 0 0 , 1 0 9 , 1 5 0 f f . , ' 280,517 - Provisorisches zwischenstaatliches Komitee 154 - Verband für Ev. Auswanderungsfürsorge 152 - Arbeitsgemeinschaft für Auswanderungsfragen 152 Ausweisung 1 4 , 1 0 6 , 2 1 4 , 2 7 4 f. Baden 1 8 , 1 2 9 , 1 6 0 , 1 9 3 , 4 6 3 - Ev. Kirche 145,323,340,370,412,510f., 517,519 - Landesbischof 442 - Landessynode 296 - Kirchenordnung 231 - Selbständige Ev.-luth. Kirche 510 Baden-Württemberg 18 - vgl. auch Baden; Württemberg; Württemberg-Baden Baltische Staaten, Baltendeutsche, Deutschbalten 8 , 1 3 , 2 1 , 5 4 , 8 2 , 8 8 , 9 5 , 1 0 4 , 147f., 1 8 6 , 1 9 7 , 2 3 9 , 3 9 1 , 4 0 8 - ev. deutschbaltische Gemeinden 63,188, 193,284 - vgl. auch Esten; Hilfskomitees; Letten; Litauer Banat 8 , 6 1 - vgl. auch Hilfskomitees; Rumänien; J u goslawien; Ungarn Barmer Theologische Erklärung 271,485 f., 499 - vgl. auch Bekennende Kirche Batschka 58 f., 101 - Deutsche Ev. Landeskirche 63, 75,420 - Hilfsstelle (Salzburg) 58 f., 75 - vgl. auch Jugoslawien, Ungarn Baugemeinde 130 ff., 3 1 7 , 4 3 5 , 4 7 5 - vgl. auch Ansiedlung Bautätigkeit 100 ff., 474 - vgl. auch Ansiedlung Bayern 7 , 1 4 , 1 6 ff. , 2 4 , 8 8 , 1 1 1 , 1 4 5 f . , 152, 221,247f., 2 6 6 , 3 5 4 , 4 6 3 f., 469f., 492 f. - Ev. Kirche 1 5 , 5 5 , 5 8 , 8 1 , 8 3 , 1 0 8 , 1 6 4 , 184,195,202,222,228 ff., 245 ff., 251 ff., 259 ff., 2 6 5 , 2 8 3 , 3 0 1 , 3 1 3 , 3 1 8 , 3 2 2 f., 327,333 f., 339,345 f., 353,360,364, 3 7 0 , 3 7 3 , 4 0 2 , 4 1 2 , 4 5 9 , 4 9 4 , 519 - Landesbischof 55 f., 253 - Landessynode 296 - A m t für Gemeindedienst 254, 459 - Flüchtlingsbeauftragter 195

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- Vertriebenenbeauftragter 251 f., 255 - Richtlinien für Vertriebenenarbeit 228 f., 254 - Landesgeschäftsstelle für Vertfiebünenarbeit 230,255 f., 258,263 - Volksmissionarische» fleferat 256 - Vertrauensbeirat der Heimatvertriebellen 252 ff. - Betreuungsausschüsse, schlesische 252, 255 - Hilfskomitees 255f., 4&0 - Ev. Hilfswerk der Inneren Mission 20, 54 ff., 81 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 102 £., 141,218,255 - Gustav-Adolf-Verein 245 - Pfarrerverein 354 f. - Wirtschaftsverband für ev. Geistliche 346 - Aufbauwerk junger Christen 146 - Münchner Gemcindej'ugend 222 - Wirtschaftsrtiinisterium 346 - Flüchtlingskommissar 19 - Rotes Kreuz 81, 84 Bayrischer Wald 141 Beauftragte für Flüchtlinge/Vertriebene/ Umsiedler - der EKD 394, 399,429,436 ff., 442 - vgl. auch Ev. Kirche in Deutschland - der Landeskirchen 164,251 f., 255 f., 258, 263,266,269,442 - vgl. auch Landeskirchen Beienroder Konvent 87 Bekennende Kirche (BK) 46 f., 85,87,93, 130 ff., 189,191,205 ff., 234,271,281, 288 f., 290ff„ 300,302f„ 336f„ 346,348, 366f., 373,486 f., 499,523 - vgl. Such Bruderrat: Kirchenkampf Bekenn tnis(stand) 206 ff., 349 f., 483, 485 ff., 488ff., 493,497,499,501,514, 516f.,520f. - vgl. auch Konfession Bekenntnissynode - Altpreußische Union 289 - Barmer 336,487 - Brandenburg 296 - Ostpreußen 302 Bentheim (Grafschaft) 2 7 6 , 4 8 1 , 4 8 3 , 4 9 7 Berlin-(Brandenburg) - Ev. (Provinzial)kirche 86,228,321 f., 345,347,375,519 - Bereich Berlin-West 321,342 - Bischof von Berlin 195,200 ff., 215,349; 363

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Institutionen- und Sachregister

- Deutsch-reformierter Kirchenkreis 500 - vgl. auch Ostbrandenburg Berliner Mission 105 Berliner Stelle, vgl. Ev. Kirche in Deutschland Beruf 144,146, 342 Berufsarbeiter, kirchliche 164, 246 ff., 253 f. - vgl. auch Mitarbeiter, Laien Besatzungsmächte 11,13 f., 4 9 , 5 7 , 1 1 4 , 189,220, 3 4 1 , 3 6 4 , 4 5 0 f f . , 454 - vgl. auch Alliierte; Besatzungszonen; Militärregierung Besatzungszonen 7 , 1 6 , 4 8 f., 65 f., 68,82, 1 1 2 , 1 3 9 , 1 4 5 , 1 5 8 , 1 9 3 , 1 9 9 f., 226,362, 365,432 - westliche 3 , 1 4 , 2 3 , 8 6 , 9 9 , 1 2 8 , 1 6 1 , 2 0 2 , 205,340, 3 6 2 , 3 6 7 , 3 7 2 , 4 5 0 , 4 5 3 - amerikanische 3 1 , 8 1 , 1 0 7 , 1 3 7 , 1 6 0 , 3 2 6 , 365,370,373,452 - britische 4 8 , 8 2 , 1 0 7 , 1 5 0 , 3 2 6 , 3 6 5 ff., 370, 3 9 2 , 4 3 3 , 4 5 2 - französische 17f., 365,373,462f., 465, 510 - sowjetisches, 1 4 , 1 7 , 1 4 8 , 1 8 9 , 2 0 0 f . , 333 f., 336,339 ff., 351,360,365 ff., 369, 371 f., 374 f. - vgl. auch Alliierte; Besatzungsmächte; Militärregierung Beschäftigungsauftrag 73,324 ff., 335 ff., 340 ff., 3 5 6 , 3 5 9 , 3 6 1 , 3 6 5 , 3 6 8 f., 372, 376 - vgl. auch Ostpfarrer Besetzte Gebiete - polnische 2 1 3 , 2 1 5 , 2 8 2 , 372 - russische 2 1 3 , 3 5 6 f . , 366,372 Besitz 106,109 f., 162,164,166,217, 447ff., 450 f., 454,522 Bessarabien, Bessarabiendeutsche 8,13, 61 ff., 7 4 , 7 8 , 186,235 f f . , 2 5 7 - ev. Gemeinden 63 - vgl. auch Hilfskomitees; Rumänien Besuchsdienst 164,225 f. - vgl. auch Hausbesuche; Reisedienst Betheler Vereinbarung vgl. Nothilfebeschluß Bevölkerungspolitik 13,186 - vgl. auch Nationalsozialismus; Umsiedlung Bibel, Bibelarbeit 1 3 9 , 1 9 0 , 2 5 1 , 2 5 3 , 2 6 5 , 2 7 3 , 2 8 0 , 2 8 3 , 2 8 6 , 3 1 0 f f . , 318,336,441, 511 - vgl. auch Evangelium; Verkündigung

Birger-Forell-Stiftung 478 - vgl. auch Ansiedlung Bischöfe, katholische vgl. Römisch-Katholische Kirche Bodenreform vgl. Landwirte; Pachtland Böhmen - Deutsche Ev. Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien 6 3 , 6 9 , 3 6 6 - vgl. auch Sudetenland; Tschechoslowakei Bolschewismus 151,122 ff., 150f., 216 Bosnien, Bosniendeutsche 221,275 - vgl. auch Jugoslawien Brasilien 110 Braunschweig - Ev.-lutherische Landeskirche 10,145, 2 2 2 , 2 2 8 , 2 6 2 , 3 2 2 f., 3 7 2 , 4 0 9 , 4 1 2 , 519 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 143,149 - Innere Mission 145 - Suchdienst Bremen 322 - Ev. Kirche 5 4 , 1 5 4 , 1 6 4 , 2 4 7 f . , 323,412, 519 - Ev. Vertriebenenhilfe 53,248 f. Breslauer Lutheraner 494 - vgl. auch Freikirche, altlutherische Bruderrat 85,124, 1 3 0 f f . , 2 0 6 f . , 2 1 0 , 2 2 0 , 234,243,268,271,289,298,300f., 3 1 6 f „ 3 3 5 , 3 3 7 , 3 4 8 , 3 7 3 , 3 9 0 , 3 9 2 f., 4 0 0 , 4 3 3 , 4 3 5 , 4 5 6 f., 485,503 - E K D 124,220,234,243,271,316,335, 3 4 6 , 4 3 3 , 4 3 5 , 4 6 5 f. - Reichsbruderrat 207,210, 3 0 0 , 3 0 2 , 4 8 5 f. - Ostpreußen 8 5 , 2 3 4 , 3 3 7 , 346 - Pommern 87, 346 Bruderschaften, kirchliche 300, 302, 425 Buchenländer vgl. Bukowina Bürogemeinschaft vgl. Schleswig-Holstein Bürokratie 331, 333 ff. Bukowina, Bukowinadeutsche 8 , 6 1 , 8 1 f., 1 3 3 , 1 4 7 , 2 2 5 f . , 235 - ev. Gemeinden 63 - vgl. auch Hilfskomitees; Rumänien Bund - Freier ev. Gemeinden in Deutschland 29, 504 - Ev. Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland 29 - vgl. auch Freikirchen - der vertriebenen Deutschen (BvD) 277f. - der Vertriebenen (BdV) 169, 460 - der Heimatvertriebenen und Entrechteten ( B H E ) 384,470

Institutionen- und Sachregister - vgl. auch Interessenvertretungen; Parteien; Vertriebenenorganisationen Bundesländer vgl. Länder Bundesrepublik Deutschland 5 , 1 4 , 1 2 7 , 184,293, 360,377f., 436,443 - Bundesregierung 148,441,455,460,463, 469,474 - Bundeskanzler 1 7 2 , 4 1 7 , 4 5 9 - Bundesvertriebenenminister,/-ministerium 4 , 2 4 , 4 3 4 , 4 3 6 ff., 4 5 5 , 4 6 9 , 4 7 5 - Bundestag 1 5 6 , 1 7 0 , 4 0 4 , 4 1 7 , 4 5 7 f . - Lastenausgleichsausschuß 455 Bundesrechnungshof 379 Buße 2 0 4 , 2 8 8 , 2 9 3 f., 299, 301 f., 307 Caritas vgl. Deutscher Caritasverband Chauvinismus 299 Christlich Demokratische Union ( C D U ) 124,170,455 - vgl. auch Parteien Christlich Soziale Union ( C S U ) 84 - vgl. auch Parteien Christlicher Verein Junger Männer ( C V J M ) 442 - vgl. auch Jugend Christliches Flüchtlingswerk (Plan) 83 Confessio Augustana 2 1 1 , 5 1 7 Dämonenlehre 285 ff. Dänemark 4 , 1 7 , 1 0 5 , 1 4 7 , 2 2 2 , 4 6 4 f. Danzig-Westpreußen - Ev. (Provinzial)kirche, Kirchengebiet 12, 6 3 , 8 7 f „ 1 8 9 , 2 0 9 , 2 8 3 , 3 0 1 f., 328 - Konsistorium 3, 79,202 - Konvent ev. Pfarrer 8 7 f „ 197,301 - vgl. auch Hilfskomitees; Westpreußen Darmstädter Wort 298ff., 302,307 Demokratie 35,460 Demontage 19,113 f., 140 Denkschrift der E K D („Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn") 242,293, 306, 4 4 3 , 4 5 9 f . Detmolder Kreis 206 Deutsch-Schwedische Flüchtlingshilfe e.V. 478 - vgl. auch Schweden Deutschbalten vgl. Baltische Staaten Deutsche Christen ( D C ) 185,321,335,337, 368f., 3 7 7 , 4 8 0 , 4 8 5 - vgl. auch Irrlehre; Kirchenkampf Deutsche Demokratische Republik 14,17, 145, 3 7 5 , 4 3 7 , 4 4 1 , 4 4 2 f f . , 4 6 2 , 4 7 6 , 4 7 8

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- vgl. auch Besatzungszone, sowjetische; Mitteldeutschland Deutsche Kriegsmarine 4 Deutsche Wehrmacht 3 , 1 1 , 1 5 , 2 8 , 1 4 7 , 216,354 Deutsche Evangelische Kirche ( D E K ) 28, 32,172f„ 189,211,320,328,347,372, 484 - Kirchliches Außenamt 27f., 79, 89 - Kirchenstatistisches A m t 224,328 - vgl. auch Ev. Kirche in Deutschland Deutscher Evangelischer Kirchenbund - Kirchenbundesamt 187 Deutscher Caritasverband 31,84,111, 148 ff., 1 6 0 , 1 7 5 , 4 6 7 , 4 7 2 Deutscher Ev. Kirchentag - Essen (1950) 1 2 8 , 4 5 6 , 4 7 6 f . - Stuttgart (1952) 476f. - H a m b u r g (1953) 471 Deutscher Katholikentag 124,172 Deutsches Reich 3 ff., 1 3 , 1 5 , 3 6 , 1 5 2 , 1 5 8 , 160,185,187,189,241,275,286 - Reichsregierung 342 - Reichsstatthalter 3 - vgl. auch Nationalsozialismus Deutsches Rotes Kreuz 81, 84,148 Deutsches Volksheimstättenwerk 111 f. - vgl. auch Ansiedlung Diakonie 1 8 , 2 0 , 3 0 , 3 2 , 3 5 f . , 4 3 , 5 8 , 6 1 , 8 8 , 9 9 , 1 1 5 , 1 1 9 f f . , 125,129,136,146, 158 ff-, 1 6 1 , 1 6 4 , 1 7 0 , 1 7 3 , 1 7 5 , 1 7 9 , 1 8 7 , 244,246,259,266,314,319,377,383, 386 ff., 393 f., 400,405 f., 4 2 0 f f „ 447f., 4 5 0 , 4 6 0 f . , 4 6 9 , 4 7 4 , 5 2 2 f. - politische 119,166ff., 449, 525 Diakonisches Werk der E K D 119,145,260, 399,440 - vgl. auch Hilfswerk der E K D ; Innere Mission Diakonissen 75, 334 f. Diaspora, Diasporakirchen 64 f., 74,92, 1 0 8 , 1 1 2 , 1 8 7 , 1 9 4 , 1 9 8 , 2 2 9 , 2 4 5 f., 248, 2 5 3 , 2 6 3 , 2 6 5 f., 3 0 1 , 3 1 3 f „ 346,365, 4 3 2 , 4 5 9 , 5 1 2 f . , 515f., 520 - vgl. auch Matin-Luther-Bund; Minderheit, kirchliche Dienst, kirchlicher vgl. Diakonie; Nothilfe; Seelsorge Displaced Persons (DPs) 15,47,152,410, 414f., 428, 430 - vgl. auch Ausland Dithmarschen 85 Dnjestr 61

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Institutionen- u n d Sachregister

D o b r u d s c h a , D o b r u d s c h a d e u t s c h e 8,61, 78,236 - vgl. auch Hilfskomitees; R u m ä n i e n D o n a u ( r a u m ) 5 9 , 6 1 f., 74, 8 9 , 1 0 4 D o n a u s c h w a b e n 76 f. - vgl. auch Jugoslawien, R u m ä n i e n ; U n garn Drittes Reich vgl. Nationalsozialismus D ü n n e r L e h m b a u g r u p p e 102 - vgl. auch Ansiedlung ecclesia viatorum 196 f., 211 Eigentum 106,121 ff., 125,127,129,131, 172,328 f. Eingesessene vgl. Einheimische Eingliederung - soziale u n d wirtschaftliche 6 5 , 6 7 , 1 0 1 f., 109,122 f., 1 3 6 , 1 6 6 f . , 2 4 2 f f . , 2 7 8 , 2 8 1 , 343f., 377,385f., 4 1 5 , 4 4 4 , 4 4 7 f f . , 460 - Gesetzgebung 377 - kirchliche 165,180f., 192ff„ 196f.,207, 210ff„ 230,232,234,240,242,255, 258 f., 271 f., 3 2 0 , 3 4 7 , 3 9 4 , 4 1 5 , 4 3 6 , 491,520 - theologisches Gutachten 487ff., 492 Einheimische 1 2 , 1 6 f . , 2 0 f f . , 67,110,120, 135,137,140,146,150,154,162,180, 210,215 ff., 226 ff., 229,235 f., 239,242, 250 ff., 263,265,279 f., 287,304,308, 312,328 ff., 336 f., 343 f., 349,352 (376 Pfr.), 4 5 2 , 4 5 7 , 4 6 9 , 4 7 5 f „ 481 f., 498, 503,524 - vgl. auch O r t s g e m e i n d e n Einheit, kirchliche 203 ff., 2 0 8 , 2 1 0 f „ 360, 485 f., 495, 5 0 6 , 5 0 8 , 5 1 7 Eisenacher M e m o r a n d u m 141,149,161 ff., 250,268,448 - vgl. auch W i e d e r a u f b a u - A u s s c h u ß Ekklesiologie 9 2 , 1 7 3 , 2 5 5 , 2 6 3 , 2 7 0 , 2 8 7 , 392,423 England vgl. G r o ß b r i t a n n i e n Entchristlichung. Entkirchlichung 240 ff., 248 f., 251,256 ff., 263 ff., 271,386 f., 398,488 Entnazifizierung 297,369 Erbe, heimatkirchliches 182,184,188, 191 f., 196,208 ff., 212,234 - vgl. auch Bekenntnis; H e i m a t k i r c h e ; Konfession; Liturgie; Tradition Ermland 1 0 4 , 1 8 5 , 4 3 4 - vgl. auch O s t p r e u ß e n Ernährungslage 1 9 , 2 3 , 5 9 , 1 0 0 , 1 5 0 f., 160f., 2 1 4 , 2 2 1 , 2 7 3 , 330

E r n e u e r u n g der Kirche 270,347, 349,524 Estland, Esten 1 5 9 , 1 8 6 , 1 9 3 - vgl. auch Baltische Staaten Europa 19,59,125,159,187,216,276f., 428 E u r o p e a n Recovery P r o g r a m (ERP) 140, 167 - vgl. auch Marshall-Plan Eutin - Ev.-lutherische Landeskirche 184,322 f., 412,519 Evakuierung 3 f., 6 , 9 , 1 1 f., 15,210,214 f., 274,279, 342 Evangelisation 247f., 251,264 - vgl. auch Volksmission Ev. Aktionsgemeinschaft zur Eingliederung vertriebener Landwirte 477 - vgl. auch Landwirte Ev. B r ü d e r - U n i t ä t 2 9 , 3 2 2 Ev. Frauenhilfe 2 5 9 , 2 6 5 Ev. Gemeinschaft vgl. Bund Freier ev. G e meinden in Deutschland Ev. H i l f s w e r k vgl. H i l f s w e r k Ev. Jugendhilfe (Stuttgart) 145 Ev. Kirche der Altpreußischen U n i o n ( A P U ) 63 f., 70 ff., 9 3 , 1 8 4 , 1 9 5 , 2 0 0 ff., 2 1 6 , 3 3 4 , 3 4 5 , 3 4 8 f., 353 f., 355 f., 364, 3 6 7 , 3 6 9 , 3 7 1 , 3 7 5 , 3 7 8 , 4 8 4 f., 488f., 493f., 512ff., 521 - vgl. auch Agende; Ev. Kirche der U n i o n ; Provinzialkirchen - Ev. O b e r k i r c h e n r a t ( E O K ) 79,202,321, 3 3 9 , 3 4 7 , 3 6 6 , 3 6 9 , 3 7 3 , 4 2 4 , 4 9 3 f., 496, 500ff., 509, 516 - Synoden 7 1 , 2 8 9 , 4 8 7 , 4 9 3 , 5 0 3 - Flüchtlingssynode (Plan) 398 - Bruderrat 485 Ev. Kirche in Deutschland ( E K i D ; E K D ) 36 f., 4 2 , 4 7 , 6 2 , 6 5 f., 7 1 , 7 9 , 8 8 , 9 9 , 197 f f . , 2 0 2 , 2 0 9 , 2 1 2 , 2 7 0 , 3 2 0 f . , 3 3 3 , 3 3 9 , 3 4 2 , 3 5 1 , 3 5 3 ff., 357,360f., 366 f., 3 6 9 , 3 7 1 , 3 7 3 , 3 7 8 f., 387,390 ff., 397, 406 ff., 420,425 f., 4 3 1 , 4 3 3 , 4 3 6 , 4 3 8 , 444 f., 4 5 9 , 4 7 8 , 4 8 4 , 4 8 7 , 4 8 9 , 4 9 1 f., 4 9 5 , 4 9 9 , 5 0 9 f . , 515ff., 522f. - Rat32,64,67ff., 70,72,78,80,82,85, 96 f., 1 0 8 , 1 1 6 , 1 2 0 , 1 2 7 , 1 3 4 , 1 8 2 , 1 9 6 , 198,201 ff., 205,208,210 ff., 213 ff., 233 f., 2 4 4 , 2 5 3 , 2 8 7 , 2 8 9 , 2 9 3 , 2 9 5 ff., 336 f., 341 ff., 363 ff., 369f., 373 f., 376, 3 9 1 , 3 9 3 , 3 9 5 ff., 400,402 ff., 4 0 7 f „ 416, 421 f., 427 ff., 434,445 f., 453,457,461, 469,484,492

Institutionen- und Sachregister - Ratsvorsitzender 3 0 , 3 2 , 3 6 , 4 6 , 5 8 , 7 5 , 107,119,433,436,439,473 - Ratssitzungen 196,364 f. (1945), 70,73, 154(1946), 70(1947), 116(1948) - Ratsbeschlüsse 67,70 ff., 405 ff. (1946), 70f., 73 (1947),421,423,435 (1949), 410 (1951), 438f., (1957) - Synode 3 7 , 3 3 9 , 4 1 6 f . , 4 3 3 , 4 5 6 , 5 1 2 - Finanzausschuß 409,411 - Bethel (1949) 220,241,292,316,338, 3 9 1 , 4 2 1 , 4 5 6 f., 461 - Berlin-Weißensee(1950)46,113,119f„ 123,127,129 f., 134 f., 157,268,417, 456,461 - Hilfswerkausschuß 120,123,126 - Hamburg (1951) 1 1 9 , 4 2 1 , 4 2 3 , 4 5 6 , 4 6 1 - Berlin-Spandau (1957) 292 - Kirchenkonferenz 171,341,404,421, 429,445 - Kirchliches Außenamt 187,366,390, 395,424,441 - Kirchenkanzlei 63 f., 67ff„ 72,75,78 ff., 86,108,119,150,197ff., 201 ff., 208, 215,233,235 f., 238 f., 242,275,281, 326,336 f., 342,354,363 ff., 367,369 ff., 375,378 f., 390 f., 393,395,397,399 f., 405 f., 408 ff., 413 ff., 422,427ff., 432, 435 f., 438,440 ff., 446,455,457,469, 484 - Berliner Stelle 79,200,202,333,364,369, 402 - Bonner Stelle 459,477 - Kirchenstatistisches A m t 13,18,321 - Ostpfarreraufnahmeausschuß 376 - Finanzbeirat 373,411 - Flüchtlingskammer (Plan) 391, 393 f., 433 - Flüchtlingsbeirat 435,442 f., 446,478 - Jugendkammer 147 - Kammer für soziale Angelegenheiten/ Ordnung 394,433 pr., 457 - Beauftragter für Flüchtlingsarbeit 399, 4 2 9 , 4 3 6 ff. - Beauftragter für Umsiedler- und Vertriebenenfragen 399 - Osthilfe 340 ff. - vgl. auch Diakonisches W e r k ; Grundordnung; Hilfswerk; Kirchenversammlung Ev. Kirche der Union (EKU) 375,378,500, 502f., 520f. - Rat 206f., 504 - Kirchenkanzlei 375

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- vgl. auch Ev. Kirche der Altpreußischen Union Ev. Reichs verband weiblicher Jugend 441 Ev. Siedlungswerk 112 - vgl. auch Ansiedlung Ev. Verein für sozialen Wohnungsbau und Siedlungsgründungen 133 - vgl. auch Ansiedlung; Wohnraum Ev. Vertriebenendienst (Bassum) 249,264, 276 Ev. Vertriebenenhilfe Bremen (Flüchtlingsdienst) 53,248 f. - vgl. auch Bremen Ev.-lutherische Bekenntnisgemeinschaft vgl. Rheinland Ev.-lutherische (altlutherische) Kirche/Ev.lutherische Kirche Altpreußens 494,510, 512 ff. - vgl. auch Freikirchen Evangelium 1 2 3 , 1 6 2 , 2 0 8 , 2 7 0 , 2 8 4 Existenz, wirtschaftliche vgl. Arbeitsbeschaffung; Finanzausgleich; Lastenausgleich; Währungsreform Familiennachrichten 157,225 - vgl. auch Rundbriefe; Suchdienste Familienzusammenführung 59,81, 147ff., 407 Faschismus 8 3 , 2 1 3 , 2 6 8 , 2 9 5 Finanzausgleich, kirchlicher 353 ff., 358, 360f., 364 ff., 376 f. - Richtlinien 371 - vgl. auch Lastenausgleich; Osthilfe; Ostpfarrer Flucht, 3 ff., 59,274 - vgl. auch Umsiedlung; Wanderung Flüchtlingsbischof - evangelischer (Plan) 3 9 3 , 4 3 3 , 4 3 5 , 4 3 8 ff. - vgl. auch Ev. Kirche in Deutschland - katholischer 393,434 f. - vgl. auch Römisch-Katholische Kirche Flüchtlingsdampfer 5, 7 Flüchtlingsdienst vgl. Lutherischer Weltbund Flüchtlingsgemeinde 192ff., 2 4 2 , 2 6 4 , 4 1 5 - vgl. auch Gemeinde; Ortsgemeinde Flüchtlings-/Vertriebenengottesdienst232, 338,489,506 - vgl. auch Gottesdienst; Heimatgottesdienst Flüchtlingshelfer vgl. Berufsarbeiter Flüchtlingskirchen 3 6 , 6 4 , 6 6 , 7 2 , 9 6 , 192 ff., 198 f., 2 6 4 , 3 1 5 , 5 2 4

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Institutionen- und Sachregister

- vgl. auch Heimatkirchen; Ostkirchen Flüchtlingskommissare, staatliche 19,343 Flüchtlingsmissionskirche 494 Flüchtlingstagung vgl. Tagung Flüchtlingszeitung 154 ff. - vgl. auch Heimatzeitung Föderalismus 207f., 420ff., 485 - vgl. auch Partikularismus Forschungsstelle Hermannsburg 21,144, 181, 392 f., 432,455,475 f., 480,493 - vgl. auch Tagung, Hermannsburg Fortsetzungsausschuß vgl. Rothenburger Fortsetzungsausschuß; Tagung, Speyer Frankfurt a.M. - Ev. Kirche 53,370 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 63 Frankfurter Konvention 148 - vgl. auch Deutsches Rotes Kreuz; Suchdienst Frankreich 31 Frauenarbeit, kirchliche der E K D 259,265, 429 Freikirche(n) 29,70,134,205,265,323, 492,496,517 - lutherische 195,254,494 - Ev.-lutherische (altlutherische) Kirche/ Ev.-Lutherische Kirche Altpreußens 494, 510,512 ff. - Selbständige Ev.-lutherische Kirche in Baden, Hessen und Niedersachsen 510 - Ev.-lutherische Freikirche Polens 494 Fremdlingschaft 309 ff. Frömmigkeit 190 ff. - vgl. auch Erbe Führerprinzip 144 Fürsorge, staatliche 24,98 - vgl. auch Wohlfahrt Galizien, Galiziendeutsche 8,225 f. - Ev. Gemeinden 63 - Ev. Kirche A. und Η . B. in Polen/Galizien 79 ff. - vgl. auch Generalgouvernement; Hilfskomitee; Litzmannstadt; Polen; Posen Gemeinden 9 f., 13,37,52,55 ff., 61,63,85, 130,135,162 f., 165,174,180f., 184 f., 187ff„ 192 ff., 204,209 f., 220,223,243, 246,253,258,281,283,291 f., 299 ff., 320,323,329,331 ff., 338,341,344,348, 350ff„ 437f., 442 f., 448 f., 456 f., 466 f., 471,477,482 ff., 489 f. - lutherische 195,333,494 f.

- freikirchliche 195, 512f. - reformierte 184,494 f. - unierte20 - Gemeindebildung22,126,240ff.,255, 264 f., 270 - vgl. auch Aufnahmekirchen; Baugemeinde; Flüchtlingsgemeinde; Ortsgemeinde Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft 111 f., 128,133 - vgl. auch Ansiedlung; Hilfswerk der E K D Gemeinschaft ev. Ostpreußen vgl. Hilfskomitees Gemeinschaft ev. Schlesier vgl. Hilfskomitees Generalgouvernement 93,366 f. - Ev. Gemeinden 63 - Dt. Ev. Kirche 79 - vgl. auch Galizien; Hilfskomitees; Litzmannstadt; Polen; Posen Gericht Gottes 203,304 f., 307, 348 - vgl. auch Schuld Gesellenvereine 84 Gesellschaft, Gesellschaftsordnung 35,109, 121 ff., 127,130,145,183,219,274,385, 448,474 - vgl. auch Sozialordnung Gewerkschaften 84,172 Gildenwesen 145 f. Gliedkirchen - der E K D 37,134,206,321,342,375,494, 503 - Konferenz der westlichen Gliedkirchen 132ff., 378,404 f., 410 - vgl. auch Landeskirchen - der A P U vgl. Provinzialkirchen Gnade 204,267f. Görlitz - Ev. Kirche 500 Görlitzer Neiße 353 Gottesdienst 132,184,188f„ 190,194,206, 208,219,231,234,249,262,313,418, 440,466,493,497, 501 ff., 506f„ 511ff. - vgl. auch Flüchtlingsgottesdienst; Heimatgottesdienst Grenzmark Posen-Westpreußen 185 - vgl. auch Danzig-Westpreußen; Posen; Westpreußen (-Posen) Großbritannien 31,48,105,111,113 f., 174,213,225,296 Großhessen - Flüchtlingskommissar 19 - vgl. auch Hessen; Hessen-Nassau; Kurhessen (-Waldeck); Nassau

Institutionen- und Sachregister Grund und Boden 106 f., 128 - vgl. auch Landwirte; Pachtland Grundgesetz 377f., 463 Grundordnung der E K D 37,122,173,209, 212,300, 396,404,484,486 - vgl. auch Kirchenordnung; Kirchenverfassung Gustav-Adolf-Verein/Werk (GAW) 63,75, 89 f., 187,238 f., 245 f., 346 f., 350,390, 395 f.,442 - vgl. auch Werke und Verbände Hamburg - Ev. lutherische Kirche 15,293,323,327, 334f., 344f., 412,519 Handwerk 136,138,144,167,277 Hannover - Ev.-lutherische Landeskirche 164f., 184, 202,229,235 ff., 245,261,263,280, 323 f., 334,339,360,365,412,476, 492f., 498,512,519 - Landesbischof 269,321,445,493,498 - Synode 445 - Landeskirchenamt256,335,345,371 f., 393,433,445,492,498 - Dienststelle für Vertriebenenarbeit 257f. - Kammer für die kirchliche Flüchtlingsarbeit 257 - Landesflüchtlingspfarrer 164,256f., 259 - Richtlinien für Flüchtlingsarbeit 256 f. - Ev.-reformierte Landeskirche - Synode 296 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 463 Harz 141 Haus der helfenden Hände (Beienrode) 87 Hausbesuche 246,249 - vgl. auch Besuchsdienst; Reisedienst Heilpflanzen 141 Heilsarmee 29 Heimat 11,16,22,35,66,104,109,160, 162,172,189,202,214,217f., 220ff., 224,248,252,255,273 ff., 281 f., 303, 309 ff., 320,330,336,348,350f„ 385, 387, 389,397,448,454,460, 523 - Heimatgottesdienst 226 ff., 240,257,493 vgl. auch Flüchtlingsgottesdienst; Gottesdienst - Heimatkirchen68,70,76,85,89,103, 195 ff., 203,208,211,223 ff., 232,235, 253,261,315,333 f., 377,404,407,426, 429,490,493,512,517 - vgl. auch Baltische Staaten; Batschka;

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Bessarabien; Böhmen, Bukowina; Flüchtlingskirchen; Galizien; Generalgouvernement ; Jugoslawien; Litzmannstädter Ev. Kirche; Mähren; Ostbrandenburg; Ostkirchen; Polen; Posen; Provinzialkirchen; Rumänien; Siebenbürgen; Slowakei; Sudetenland; Ungarn - Heimatortskarteien 149 vgl. auch Suchdienste - Heimatpfarrer vgl. Ostpfarrer - Heimatpolitik, Heimatrecht 274,278, 317ff., 428,444,524 - Heimattreffen 226 f., 231 f. - Heimatzeitung 230 - vgl. auch Flüchtlingszeitung Heimindustrie 141 Hessen 17f., 183,219,262,351 f., 463 - Ev. Kirche 53 - Selbständige Ev.-lutherische Kirche 510 - vgl. auch Großhessen; Hessen-Nassau; Nassau; Nassau-Hessen; KurhessenWaldeck Hessen-Nassau - Ev. Kirche 133,146,219,262,323,326 f., 332f., 412,519 - vgl. auch Großhessen; Hessen; Nassau; Nassau-Hessen; Kurhessen-Waldeck - Synode 473 f. - Hilfswerk der EKD 60,104,132,143, 149 Hilfs- und Beratungsstelle für Südostdeutsche 81 - vgl. auch Jugoslawien; Rumänien; Ungarn Hilfskomitees 8,12,36,61 ff., 96,100, 147f„ 152,154 ff., 165,169,172,195, 197f„ 202,210ff„ 222,224,226,235, 242,250 ff., 257ff., 262,271 f., 311,333, 375,384 f., 388,390 ff., 395,397f., 400 ff., 413,417ff„ 425 f., 432 f., 446, 450,458,460,492,503,524 - Finanzierung 65,95,98,401,403 ff., 410, 418,445 - vgl. auch Konvent der zerstreuten ev. Ostkirchen; Ostkirchenausschuß - Deutsch-Baltischer Kirchlicher Dienst e.V. (Hilfskomitee) 68, 82,412 - vgl. auch Baltische Staaten - Hilfskomitee der Ev.-Lutherischen Kirche aus Bessarabien 68, 78,236,238f., 412 - vgl. auch Bessarabien - Hilfskomitee der Umsiedler aus der Bukowina 68,412

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Institutionen- und Sachregister

- vgl. auch Bukowina - Gemeinschaft Evangelischer aus DanzigWestpreußen (Hilfskomitee) e.V. 3,70, 88,94,147f„ 322,412,510 - vgl. auch Danzig-Westpreußen - Hilfskomitee der ev. Kirche aus der Dobrudscha 68, 78,412 - vgl. auch Dobrudscha - Hilfskomitee der Galiziendeutschen 68 f., 80 f., 148,311,412 - vgl. auch Galizien - Hilfskomitee der Ev. Kirche aus Jugoslawien 59, 86,276,412 - vgl. auch Jugoslawien - Hilfskomitee der ev. Deutschen aus Litauen 412 - vgl. auch Litauen - Hilfskomitee für die ostbrandenburgischen Kirchengemeinden 5, 70, 86,412 - vgl. auch Ostbrandenburg - Hilfskomitee der ev. Deutschen aus Ostpreußen 70, 72, 87,94,302,412 - vgl. auch Ostpreußen - Gemeinschaft ev. Ostpreußen 227 - vgl. auch Ostpreußen - Hilfskomitee der ev.-lutherischen Deutschen aus Polen 5,68, 79f., 399,412 - vgl. auch Polen - Konvent der Ev. Gemeinden aus Pommern (Hilfskomitee) e.V. 70,86,315,412 - vgl. auch Pommern - Gemeinschaft Ev. Posener 226,412 - vgl. auch Posen - Kirchliche Gemeinschaft der Ev.-lutherischen Deutschen aus Rußland e.V. 69 - vgl. auch Ostumsiedler; Rußlanddeutsche - Gemeinschaft ev. Schlesier 6,77, 86,412 - vgl. auch Schlesien - Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und Ev. Banater Schwaben 8,68, 81, 342, 399,412 - vgl. auch Banat; Siebenbürgen - Hilfskomitee der ev.-lutherischen Slowakeideutschen 68,412, - vgl. auch Slowakei - Gemeinschaft Ev. Sudetendeutscher e.V. 69,336,412 - vgl. auch Sudetenland - Hilfskomitee für die Deutschen Evangelischen aus Ungarn 65, 68,402,412,460 - vgl. auch Ungarn

- Arbeitsgemeinschaften, landeskirchliche, regionale 253 ff., 404,407,419f., 446 - - Altpreußische Union 71, 73,201, 398 Bayern 252ff., 402,419f. Hamburg 419 Hannover 419 Hessen 419 Hessen-Nassau 419 Hessen-Nassau und Pfalz 231 f. Kurhessen-Waldeck 262 Oldenburg 231 Schleswig-Holstein 259 ff., 262,419, 465 f. Westfalen 419 Württemberg 238,260,419 Hilfsmaßnahmen vgl. Nothilfe Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 16,20,24,27ff., 39,42, 45 ff., 50 ff., 56 ff., 61 ff., 72,74,76,79, 89,93 ff., 100 ff., 114,119,129 ff., 136 f., 148f.,150ff.,165ff., 179,197,211,218, 246,253,255,263,266,279,281,285, 343 f., 383 f., 393,403 ff., 409,413,421 f., 426,429,432,436,440f., 443,448,465, 467f., 522 f. - Ordnung 46,119,421,427 - Verwaltungsrat 171,173 - Zentralbüro (Stuttgart) 15,23,30,36,50, 58,63 f., 66,69 f., 72,74,78,80,83,86, 95,97,102,110,115,119,134,136, 138f., 149f., 159,161,163,165,168, 170,172,199,266,274,390,392,395 ff., 403 ff., 408 f., 416f., 420,435,450,452, 462,464 f., 470 ff., 477 - Hauptbüros 36,95,107,112,115,122, 133 f., 139,141,143,149,162,164 ff., 172,174,243,338,403,415f., 470f. - Konferenz der Hauptgeschäftsführer (1949) 35,133 f., 139,143, vgl. auch Bayern; Braunschweig; Frankfurt a. M.; Hannover; Kurhessen-Waldeck; Lübeck; Oldenburg; Pfalz; Rheinland; Schleswig-Holstein; Westfalen; Württemberg - amerikanische Zone 107,162 - britische Zone 107,150,162,392,433 Hinterpommern 188, 340 - vgl. auch Pommern Holstein 222,336 - vgl. auch Schleswig-Holstein Homburger Plan 450 - vgl. auch Lastenausgleich Hunger, Hungersnot vgl. Ernährungslage

Institutionen- und Sachregister Industrie 20, 84,114f„ 131,386f„ 474 Innere Mission 10,20,55 ff., 81,108,119, 125,128,142,145,147,152,309,346, 368,421,429,440,443,448,465,477, 523 - Obmännertag (Rummelsberg) 218,222 - vgl. auch Diakonisches Werk; Hilfswerk; Mission Institution Kirche 132,179,182,272,425 Interessenvertretungen 277 f., 384,447, 460,470 - vgl. auch Landsmannschaften; Vertriebenenorganisationen International Refugee Organization (IRO) 47,152,430 Irrlehre 207,487 - vgl. auch Deutsche Christen; Kirchenkampf Italien 31 Juden, Judenvernichtung 214,220,288 ff. Jugend, Kinder 23,48,61,105,114f., 117, 143 ff., 174,215,222,231,259,265,336, 426,428 f., 437,441 f., 446 Jugoslawienjugoslawiendeutsche 8,13, 58f., 61 f., 68,74 ff., 77 ff., 81,83,88, 100 ff., 221,226f., 275,401,517 - Deutsche ev. Kirche 63,101,275,517 - Kirchenpräsident 281 - Hilfsstellen 58 f. - Landsmannschaft 102 ff. - vgl. auch Hilfskomitees Jütland 222 - vgl. auch Dänemark Junge Kirche 512 Kalvinismus 488,502 Kanada 152 - vgl. auch Nordamerika Kapitulation 3,6f., 11 f., 14 Katechismus 489 f., 493,502 ff., 506 f., 514, 521 Katholischer Siedlungsdienst 112 - vgl. auch Ansiedlung Katholizismus 112,189,195,216,234,237, 266,274,280,282,332,407,481,520 - vgl. auch Römisch-Katholische Kirche Kerzenstreit 501 f. - vgl. auch Konfession Kinder vgl. Jugend Kirche(n) - alt-katholische 29 - evangelische

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- - konsensus-unierte 484,490 ff., 502 f., 509 ff.,521 lutherische 202,206 f., 333,335,401, 429,484,486,488 ff., 494,500 ff., 510, 519,524 - - reformierte 335,429 f., 484,486 f., 488ff., 492,494, 500ff., 510,519 unierte 333,335,429,482 ff., 488 ff., 492,497,510,512,516,519 - methodistische 29 - vgl. auch Deutsche Ev. Kirche; Ev. Kirche der Altpreußischen Union; Ev. Kirche in Deutschland; Ev. Kirche der Union; Ev.-lutherische (altlutherische) Kirche; Freikirchen; Landeskirchen; Nordamerika; Provinzialkirchen; RömischKatholische Kirche; Selbständige Ev.-lutherische Kirche; Vereinigte Ev.-lutherische Kirche in Deutschland Kirche unter dem Kreuz 205,209 Kirche und Volkstum 185 ff., 197,260 Kirchenbeamte 324,328,354 ff., 375 Kirchenbildung 203,207,233 Kirchendienst Ost (KDO) 200 ff., 234,310, 321,345 ff., 363 f., 420,432,441 f. Kirchenführerkonferenz vgl. Kirchenversammlung Kirchenkampf 46 f., 92 f., 130,184,203, 207,209,243,267,270,334 f., 337,359, 480,484 ff., 499, 501, 505,520 f. - vgl. auch Bekennende Kirche; Bruderrat Kirchenmitgliedschaft 192,265,293 f., 480, 497 Kirchenordnung 85,208 f., 231,236,238, 240,243 f., 257,269,291,362,482 f., 488,491,493,498, 500,503,506 ff., 517 - vgl. auch Agende; Gottesdienst; Liturgie; Kirchenverfassung Kirchenprovinzen vgl. Provinzialkirchen Kirchenrecht 182,192 ff., 203 ff., 208, 242 f., 255,263,287, 392,488,510 - vgl. auch Recht Kirchenreform vgl. Erneuerung; Neuordnung Kirchenregiment 65,67,73,92,202 f., 209, 483,489, 523 Kirchensteuer 356 f., 496 Kirchentag - Barmen (1860) 461 - hessischer 53 - pommerscher 86 f., 227, 315, 493 - vgl. auch Deutscher Evangelischer Kirchentag

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Institutionen- und Sachregister

Kirchentum 172,215,223,232,243,248, 255,263,320,332 f., 348 f., 483 f., 490, 509,520 Kirchenverfassung 292,337 - vgl. auch Grundordnung; Kirchenordnung Kirchenversammlung der E K D - Treysa(1945) 29,32,36,46,55,57f., 71, 75,85,161,173,196,198ff.,203ff.,207, 289 ff., 296,320f„ 347 ff., 355,361 ff., 369,371,379 - Treysa (1946) 297 - Eisenach (1948) 221,299,391,484 - vgl. auch Ev. Kirche in Deutschland, Synode Kirchenzucht 107,321 Kirchliches Außenamt vgl. Deutsche Ev. Kirche; Ev. Kirche in Deutschland Kirchliches Einigungswerk 28,348 Kirchlicher Hilfsausschuß für die Ostvertriebenen 212, 396,402 - vgl. auch Ostkirchenausschuß Kirchlichkeit 242,259,261 ff., 483 Klassenkampf 123 f., 156,384 Koalitionsverbot 66, 80f„ 83, 88,98,277 Koinonia vgl. Lebensgemeinschaft Kollekte 20,238,356,357f. Kollektivismus 123,129,131 Kollektivschuld 294,305 ff. - vgl. auch Stuttgarter Erklärung Kolonisation 100,102,112 - vgl. auch Ansiedlung Kommunismus 35, 83,290,448,470 f., 520 Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 470 - vgl. auch Parteien Konferenz vgl. Gliedkirchen; Tagung Konfession 57,83,126,184 f., 187,192, 195,205,207,265,333 f., 389,430,437, 465 f., 480 ff., 509 - vgl. auch Bekenntnis; Lutheraner; Reformierte; Unierte Konfirmation 237,490,502,504 ff., 511, 514 Kongreßpolen 13 - vgl. auch Polen Konsensus-Union 509ff., 513ff. - vgl. auch Kirche, konsensus-unierte Konvent - Danzig-westpreußischer Pfarrer 87f., 197, 301 - vgl. auch Danzig-Westpreußen - pommerscher Pfarrer 85f., 182,196f.,

200,204 f., 210 f., 234,236,244 f., 287, 315,335 ff.,339,345, 347 - vgl. auch Pommern - der zerstreuten ev. Ostkirchen 166,173, 272,399 f., 410,412 ff., 419 ff., 428 f., 434,445 Geschäftsordnung 420 ff. - vgl. auch Hilfskomitees; Tagung, Königswinter Kost-Plan 472 ff. - vgl. auch Umsiedlung Krieg 3 ff., 10,13,28,272 ff., 285,293,321, 328,350f., 377,450 - vgl. auch Weltkrieg Kriegsdienst, Kriegsgefangenschaft 114, 141,147,189,225,237,328,333,335, 340f., 345,348,357,368,377 Kurhessen-Waldeck 142,220,231,262 - Ev. Landeskirche 9 f., 53,111,141,146, 194,323,328,345,347,351 ff., 370,412, 519 - Innere Mission 142 - Hilfswerk der Evangelischen Kirchen(n) in Deutschland 217,219,285 - vgl. auch Großheßen; Hessen; HessenNassau; Nassau; Nassau-Hessen Länder vgl. Aufnahmeländer; Baden(Württemberg); Bayern; Bremen; Hessen; Niedersachsen; Nordrhein-Westfalen; Rheinland-Pfalz; Saarland; Schleswig-Holstein ; Württemberg(-Baden) Länderrat der amerikanischen Zone - Ausschuß für das Flüchtlingswesen 137, 343 f. Lager 17,21,23 f., 59,122,142,146 f., 161 f., 192,215,244,262,274,368, 437ff., 442,462,469f., 472,477 - vgl. auch Ansiedlung; Wohnraum Laien, Laienhelfer 65 f., 86,132,226,234 f., 246,248,266 f., 292,337,437,459 - vgl. auch Berufsarbeiter Landesflüchtlingspfarrer 164,256 f., 259, 435., 441,459 - vgl. auch Beauftragte; Landeskirchen Landeskirchen(leitungen) 8,29,41,48,52, 55,57f„ 66 f., 69 ff., 73,79,96 f., 106, 108,110,119,126,133,140ff., 145,154, 156,163 f., 166,168f„ 181 f., 184f., 192 ff., 196ff.,202ff.,207ff.,215,220, 226 ff., 231 f., 234 ff., 241 ff., 248,250, 252 ff., 262 ff., 268,271,291,296,299, 302,320 ff., 333,335 f., 339,342 ff.,

Institutionen- und Sachregister

-

-

347 ff., 352 ff., 359 ff., 362 ff., 390,394, 396 ff., 405 ff., 412,415,417,421 ff., 427, 432,435 ff., 441 f., 445 f., 449,455,459, 470 f., 480,484 f., 4 8 7 , 4 9 2 , 5 1 5 , 5 2 0 f. in der amerikanischen Zone 370 in der britischen Zone 358 Beauftragte für Flüchtlinge/Vertriebene/ Umsiedler 164,195,251 f., 255 f., 258, 263,266,269,442 Finanzreferenten 373 ff. Flüchtlingsreferenten 165,440 vgl. auch Baden; Bayern; Braunschweig; Bremen; Eutin; Frankfurt a. M . ; Gliedkirchen; Görlitz; Hamburg; Hannover; Hessen; Hessen-Nassau; KurhessenWaldeck; Lippe; Lübeck; Mecklenburg; Nassau; Nassau-Hessen; Nordwestdeutschland; Oldenburg; Pfalz; Rheinland; Sachsen; Schaumburg-Lippe; Schleswig-Holstein; Westfalen; Württemberg

Landeskirchentum vgl. Kirchentum Landsmannschaften 84,97,102,156,227, 262,278,342,384,407,459 Landwirte 2 7 4 , 2 7 6 , 3 1 2 , 4 7 4 ff. - vgl. auch Ansiedlung; Pachtland Lastenausgleich 107f., 110 - staatlicher 127,149,155,162,164,167, 169,329,377 f., 384 f., 388,415 f., 450 f., 4 5 5 , 4 6 5 , 4 7 2 ff. - Gesetzgebung 457,463 - Wort der EKD (1949) 453 ff. - kirchlicher 108,110, 522 - vgl. auch Finanzausgleich; Osthilfe; Ostpfarrer Lebensgemeinschaft (koinonia) 132,175, 181,197,203,206,219,267,270 f., 305, 315 ff., 3 8 7 , 4 2 4 , 4 4 8 ff., 4 5 5 , 5 2 2 , 5 2 4 Lehrsiedlungen 111 - vgl. auch Ansiedlung Leibsorge 18,57, 8 6 , 1 6 5 , 1 7 3 ff., 179,386 f. - vgl. auch Diakonie; Nothilfe Lettland, Letten 1 5 9 , 1 8 6 f „ 193 - vgl. auch Baltikum Leuenberger Konkordie 509 Liebestätigkeit vgl. Nothilfe Lippe - Landeskirche 3 2 3 , 3 3 5 , 4 1 2 , 4 9 4 ff., 519 - Landessuperintendent 498 f. - Landessynode 494 Litauen, Litauendeutsche 8, 68,159 - vgl. auch Baltikum; Hilfskomitees; Memelland

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Liturgie 41,227 ff., 249,251,265,332,488, 493,506,508,511,513,516 - vgl. auch Agende; Gottesdienst Litzmannstädter Ev. Kirche 7 9 , 3 4 7 , 3 6 6 - vgl. auch Hilfskomitees; Polen; Posen; Warthegau Loccumer Gespräche 436ff., 441,444 Lübeck - Ev.-lutherische Kirche 165,184,250, 322 f., 326, 3 4 5 , 3 7 2 , 4 1 2 , 5 1 9 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 150 Lüneburger Heide 80,334 Ludwig-Steil-Hof 117,146 Luftangriffe 6 , 9 , 1 5 , 2 0 , 1 3 0 Lutheraner, Luthertum 44,184,186,195, 2 0 6 , 2 1 0 , 2 2 9 , 2 8 9 , 3 0 5 , 3 3 3 ff., 364,366, 4 3 0 , 4 8 7 , 4 9 2 , 4 9 4 f., 4 9 6 , 5 0 0 , 5 0 2 , 5 0 5 - vgl. auch Kirche(n) lutherische; Vereinigte Ev.-lutherische Kirche Deutschlands Lutherische Arbeitsgemeinschaft in den Unionskirchen 502 - vgl. auch Ev. Kirche der Union Lutherisches Kirchenamt vgl. Vereinigte Ev.-Lutherische Kirche Deutschlands Lutherischer Weltbund/Weltconvent 44 f., 51,111,152 f., 222,289,408,414 f., 417, 4 2 5 , 4 2 7 , 4 2 9 ff., 516 - Flüchtlingsdienst 417,430 Machthaber vgl. Alliierte Mähren - Deutsche Ev. Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien 6 3 , 6 9 , 3 6 6 - vgl. auch Sudetenland; Tschechoslowakei Männerarbeit, kirchliche 133,164,265, 429,446 Marshall-Plan 140,169 - vgl. auch European Recovery Program Martin-Luther-Bund 6 3 , 7 6 , 2 3 8 , 2 5 4 , 4 9 4 , 515 - vgl. auch Diaspora; Kirche(n), lutherische; Werke und Verbände Masse, Vermassung 22,121 ff., 166,192, 2 0 3 , 2 4 1 , 2 5 0 , 2 5 6 , 2 5 8 , 2 6 3 , 2 6 5 , 2 7 1 f., 386,400,449 Mecklenburg 7 - Ev.-Lutherische Landeskirche 369 - Landesregierung 214 Medien 418f., 438 Memelland 13,184,189 - vgl. auch Litauen; Ostpreußen Mennoniten 2 9 , 6 3 , 1 1 7 , 1 5 2

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Institutionen- und Sachregister

Militärregierung 48f„ 66, 80,116,293,451 - amerikanische 11,65,143,160 - britische 82 - vgl. auch Alliierte; Besatzungsmächte; Besatzungszonen Militärseelsorge 328 Minderheit - kirchliche 488, 504,514f. - vgl. auch Diaspora - nationale 186 f. Mission 35,37,54,122,169,175,247f„ 350,386,406,417 - vgl. auch Innere Mission; Volksmission Missouri-Synode 494 Mitarbeiter, kirchliche 158,165 f., 248ff., 334,343f., 371,375,459 - vgl. auch Berufsarbeiter, Laien Mitteldeutschland 14,334,336,371,375 - vgl. auch Besatzungszone, sowjetische; Deutsche Demokratische Republik Mittelfranken 217 Nassau - Ev. Kirche 53 - vgl. auch Großhessen; Hessen; HessenNassau; Kurhessen-Waldeck; NassauHessen Nassau-Hessen - Landessynode 296 - vgl. auch Großheßen Nationalgefühl, Nationalismus 33,187, 216,224,297 Nationalsozialismus 3,8,10,13,46,71,78, 93,112,124,139,156,184f., 188,193, 268,270,275,285f., 288,290f., 294 f., 298f., 301,303, 354,368,440,447 Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 3,5f., lOf. - vgl. auch Parteien Neumark 184 - vgl. auch Ostbrandenburg Neuordnung, kirchliche 85,132,197, 208 ff., 270,287,291 ff., 308,347,371, 418,493,495,498,524 Niederrhein 490,500 ff. Niedersachsen 7,16ff., 23 f., 322,334, 463 f., 470 - Selbständige Ev.-lutherische Kirche 510 - Vertriebenenministerium 472 Niederschlesien 185 - vgl. auch Schlesien Nordamerika 47f., 76f., 152f. - Kirchen 28, 31,44,117,152,289,414,494

- vgl. auch Kanada; Vereinigte Staaten Nordbaden 160 - vgl. auch Baden Norddeutsche Missionsgesellschaft 54, 247 f. - vgl. auch Mission Norddeutschland 247,262 ff., 293,333, 336,462 Nordhessen 183,219 - vgl. auch Hessen Nordostdeutschland 337 Nordosteuropa 275 Nordrhein-Westfalen 18,84,115,145,439, 463 - Landtag 114 Nordsiebenbürgen 342 - vgl. auch Siebenbürgen Nordwestdeutschland 7 - Ev.-reformierte Kirche 323,412,489, 492,496 ff., 519 Nordwürttemberg 160 - vgl. auch Württemberg Notgemeinschaft 156 - ev. Pfarrer und kirchlicher Mitarbeiter aus Mitteldeutschland e.V. 334,371,375 - in Württemberg-Baden 384 Nothilfe, kirchliche 9,22 f., 30,34,42,46, 51 ff., 61,67,82 ff., 87,93,109,114ff„ 129,134,136,150,155,158,168f., 173, 180,211,244,246,248,253,323,345 f., 354 ff., 363 f., 384,394,405 f., 417,430, 432,444,461,469, 522f. - vgl. auch Amtsbrüderliche Hilfskasse; Finanzausgleich; Osthilfe; Ostpfarrer Nothilfebeschluß (Betheler Vereinbarung) 356 ff., 364 f., 367,371 - vgl. auch Osthilfe Obdachlosigkeit vgl. Wohnraum Oberpfalz 20,246,266 Oberschlesien 184 f., 188,225 - vgl. auch Schlesien Odenwald 101 Oder 5f., 11 Oder-Neiße(-gebiet, -linie) 3,200 f., 274, 367,371 Ökumene 27ff., 32,35 f., 44 ff., 55,57f., 75,97,105,115f., 129,132,140,153, 187,268,288f., 295,298,302,408,410, 413,417,421,426,432,517,520 Ökumenischer Rat der Kirchen 28 f., 31,44, 47,153,169,288,384,408 ff., 414f„ 427, 429 ff., 433

Institutionen- und Sachregister -

Vollversammlung (Amsterdam 1948) 51 Generalsekretär 45 Vorläufiger Ausschuß 49 f. Forschungsabteilung 27 Abteilung f. zwischenkirchliche Hilfe und Flüchtlingsdienst 29,413 - Wiederaufbau-Ausschuß (Reconstruction Committee) 30,45 f., 48 - Flüchtlingskommission 50f., 151,288 Österreich 8,14,58 f., 77,89,135,159,187, 226,342 Oldenburg - Ev.-lutherische Kirche 108,111,142, 205,242,262,322f., 409,412, 519 - Landesbischof 436 - Landessynode 296 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 168 Opfer vgl. Kollekte Ordination 320,341 Ordnung vgl. Grundordnung; Hilfswerk der E K D ; Kirchenordnung Ortsgemeinde 194,215,219ff.,234 f., 241, 248 ff., 262 f., 266,271,315,331 - vgl. auch Aufnahmekirchen; Einheimische; Flüchtlingsgemeinde; Gemeinde Ostbayern 16,92,108,266,365 - vgl. auch Bayern Ostbrandenburg 5,70,184,345 - ev. Kirchengemeinden 86 - vgl. auch Berlin-(Brandenburg); Hilfskomitees Ostdenkschrift vgl. Denkschrift Ostdeutschland 3,5, 7,11 f., 15,276 - vgl. auch Deutsche Demokratische Republik Osteuropa 3 ff., 12f„ 15,17,19,61,66,92, 185 ff., 328,340,346, 371 f., 411,428 Ostfriesland 264,496 ff. - vgl. auch Nordwestdeutschland, Kirche Osthilfe 143,340,354 ff., 364 f., 367, 371 - vgl. auch Finanzausgleich Ostgalizien 8 - vgl. auch Galizien Ostholstein 7, 85 - vgl. auch Holstein; Schleswig-Holstein Ostkirchen 62,65 ff., 69 f., 72 f., 74 f., 80, 85,181 ff., 192,195 ff., 202 ff., 212,234, 239,257,286,311,320ff„ 330,336,341, 346 f., 388,391,398,401,403,409,423, 426,428,503,523 f. - vgl. auch Flüchtlingskirchen, Heimatkirchen, Provinzialkirchen

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Ostkirchenausschuß (OKA) 12,74,76,92, 95,180,194,196 f., 202,204,206 ff., 210 ff., 234,241,250 f., 269,311,340, 342,345,375 f., 390 ff., 402 ff., 406 ff., 414ff„ 418 ff., 425,427ff„ 433,435f„ 439,441,443,445 f., 449,451,455, 457f„ 487ff., 492f., 497, 511,524 - Finanzierung 211,391,393, 397,400,402 - Geschäftsordnung212,395ff„432ff. Ostkirchentag (Marburg 1947) 235 - vgl. auch Hilfskomitees; Konvent der zerstreuten ev. Ostkirchen Ostpfarrer, Ostpfarrerversorgung 41,64, 67,73 f., 76,108,164,198 ff., 202,212, 223 ff., 232,236,250,252,256,258,278, 309,320 ff., 335,338,344,353 ff., 373, 399,410,417f., 424,491,501,514 - Statistik 320 ff. - Richtlinien, Verordnung 363,367ff., 373 f., 376 - Ostpfarrertag 272,428 - vgl. auch Beschäftigungsauftrag; Osthilfe Ostpommern 4, 70 - vgl. auch Pommern Ostpreußen 4 f., 1 Off., 54,64,87,93,104, 109,185,188 f., 194,216,225,232f., 235,237,259,266,328,408 - Ev. (Provinzial)kirche 63,85,184,226, 322,328, 346 f.,367 - vgl. auch Hilfskomitees; Memelland - Konsistorium 79,321 - Bekennende Kirche 281 - Bruderrat 85, 87,234,337,346 - Bekenntnissynode 87,302 Ostsee 4,7,11,223 Ostsekretariat vgl. Kirchendienst Ost Ostumsiedler 8,13,69,147,412 - vgl. auch Rußlanddeutsche; Umsiedlung Pachtland 103,105 ff., 111,476 - vgl. auch Ansiedlung; Landwirte Paraquay 152 Parochialrecht 192,494 f. Parteien, politische 3,5f., 10f., 84,124, 156,170,297,384,455,460,470,474 Partikularismus 435,485 - vgl. auch Föderalismus Patenschaftskomitees 411 f. - vgl. auch Hilfskomitees Pfalz - Vereinigte Protestantisch-Ev.-Christliche Kirche 111,226,323,324,412,466 f., 471,477f., 492, 510ff., 516,519

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Institutionen- und Sachregister

- Landessynode 513 - Kirchenpräsident 512 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 467f. Pfarrervereine, Pastorenvereine 216,354 f., 359 ff. Pfarrfamilie 324 f., 330 f., 335,339,353 ff., 361 f., 364 ff., 372 ff. Pfarrherr 348 f., 352 Pietismus 185,188,505 Pilgerschaft 309 ff. Polen, Polendeutsche 5,11,13,31,77,80, 93,117,148,186,189,200f.,213,215, 223,276,351, 356 f., 363,366,372 - Ev. Augsburgische Kirche 63, 79 f., 200 - Ev.-lutherische Freikirche 494 - vgl. auch Galizien; Generalgouvernement; Hilfskomitees; Litzmannstadt, Polen; Warthegau; Wolhynien Politisierung 263,318, 384ff., 414ff. Pommern 4 f., 7,63 f., 85ff., 104,147f., 191,194 f., 216,227,259,303,331 - Ev. (Provinzial)kirche 12,63,86,182, 184 f., 205,322,338,340,347,516 - vgl. auch Hilfskomitees - Bruderrat 87,346 - vgl. auch Konvent pommerscher Pfarrer - Kirchentag (1947) 86 f.,208 - Heimatgottesdienst 232 Posen 12,189,226,275,401 - Ev. Kirche 63,79,193,226,328,333, 347,493 - Konsistorium 202 - Konferenz kirchlicher Amtsträger (1946) 275 - Ev. Preßverband 347 - vgl. auch Hilfskomitees; Polen Potsdamer Abkommen (2. 8. 1945) 11,14, 49,57 - vgl. auch Alliierte Predigt 234,237,273,283,289 f., 295,301, 303 Preußen 114 - vgl. auch Ev. Kirche der Altpreußischen Union Priestertum aller Gläubigen 37,162,174 Proletarisierung 22,123 f., 130,166,386 Propaganda, antikirchliche 188 f. Protestantismus 445,480 - deutscher 109,173,333,349,353,430, 461,485,517 - ost- und mitteleuropäischer 84,90 ff., 340 f.

Provinzen vgl. Provinzialkirchen Provinzialkirchen 55,63 f., 70f., 87,93, 184 f., 188,195,202,334 f., 342,345, 352f., 355ff., 365,485,489,500 - vgl. auch Berlin-Brandenburg; DanzigWestpreußen; Ev. Kirche der Altpreußischen Union; Ostpreußen; Pommern; Rheinland; Schlesien; Westfalen - (Arbeitsgemeinschaft) altpreußischer Hilfskomitees 71, 73,201,398 - vgl. auch Hilfskomitees Provinz Sachsen 195 Pruth 61 Radikalisierung 125,130,137,167,263, 386,398,419,450 ff., 455,469 Randsiedler, kirchliche 247,271 Ravensberger Land 226,345 - vgl. auch Westfalen Recht 273, 318,456,461 - vgl. auch Kirchenrecht Rechtfertigung 290,301 Rechtshilfe 149 ff. Reformierte 184,210 494 f., 500 ff. - vgl. auch Bekenntnis; Kirchen, reformierte Reichsbruderrat vgl. Bruderrat Reichsdeutsche 85, 92f., 97f., 147,152, 183 f., 188,398 f., 404,414f., 430,514 - vgl. auch Auslandsdeutsche Reisedienst, Reisepfarrer 234 f., 239,245 f., 249,251,261 f., 347, 502 - vgl. auch Besuchsdienst; Hausbesuche Restauration 207,291 f. - vgl. auch Sozialordnung Revolution, kirchliche 267, 270 Rheinland 129,146,477 - Provinzial-/Landeskirche 70 f., 128,164, 184,242 f., 322 ff., 345,354,365,370, 375,409f., 412,462,492,512 - Synode 164,220,296,326 - Osthilfe 324,354 ff. - Männerwerk, Flüchtlingsreferat 164 - Diakonischer Dienst 243 - Lutherischer Konvent 500,502, 505 - Pfarrerverein 359f. - ev.-lutherische Bekenntnisgemeinschaft (Rheydt) 503 ff. - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 122,174 Rheydter Kirchenstreit 502 ff. Rheinland-Pfalz 17,145,464 - Kultusministerium 515 Richtlinien, kirchliche

Institutionen- und Sachregister - Finanzausgleich 371 - Flüchtlingsarbeit 228,254,256 f. - Ostpfarrerversorgung363,369,373f., 376 Riesengebirge 334 Römisch-Katholische Kirche 31,51,74 f., 81,83 f., 106,108,148,318,377,400, 434,459,467,490 - Bischöfe 28,215,434,448 - Flüchtlingsbischof 393,434 f. - Flüchtlingsbeirat 445 - vgl. auch Katholizismus Rohstoffe 139,151 - vgl. auch Bautätigkeit Rote Armee 3 ff., 8,11,274,285 - vgl. auch Sowjetrußland Rote Hilfe 83 Rothenburger Fortsetzungsausschuß 165, 211,250,373 - vgl. auch Tagung, Speyer Rückkehrerwartung 163,272 ff., 280,310f. Rückwanderung 6,11,13,15,109,361 Rügen 7 Rüstzeiten 226,280 f.,425 Ruhrgebiet 193 - Baugemeinde 135 Rumänien, Rumäniendeutsche 8,13,61, 76f., 81, 83,133,147,186,225f„ 235 - Ev. Kirche A.B. 342f. - Hilfs- und Beratungsstelle 81 - vgl. auch Bessarabien, Bukowina, Hilfskomitees; Siebenbürgen Rundbriefe 224,233,273,278,283 - vgl. auch Familiennachrichten; Suchdienste Rußlanddeutsche 8,13,69,188,235,239, 398,412 - vgl. auch Hilfskomitees; Ostumsiedler Saargebiet, Saarland 9,145 Sachsen 6,355,369 - Ev. Kirche 322 Säkularisierung 184,263,318,386 Sathmar-Gebiet 61 Schaumburg-Lippe 111,242 - Ev. Kirche 232,323,412,512 Schlesien, Schlesier 5 ff., 12,14,20,64, 83 f., 85,93,104,109,114,147,160, 183 ff., 188 ff., 194 ff., 227f„ 230ff„ 252, 255,266,283,330,333ff., 367f„ 407, 503 - Ev. (Provinzial)kirche 6,63,69f., 86, 152,199 f., 322,328,353,371,494

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- Synode 199f. - Konsistorium 255 - Heimatgottesdienst 231 f. - Landsmannschaft 84 - nationalsozialistische Gauleitung 6 - vgl. auch Hilfskomitees Schleswig-Holstein 4 , 7 , 1 0 , 1 2 , 1 7 f . , 2 3 f „ 85,103,111,141 ff., 144 ff., 168,216, 219,222 f., 225,230,232,236,238 f., 259 ff., 274,323,327,336,347,352, 462 ff., 468 f., 470,473f.,510 - Ev. Kirche 16,215,227f„ 235f., 239, 281,322 f., 331 f., 339 f., 346,365,401, 410,412,465,492f„ 510,512,519 - Bischof 438,468,510 - Synode 215,259,261,336,338 - Synodalausschuß 464 - Flüchtlingsausschuß 258 f. - Bürogemeinschaft/Landeskirchlicher Dienst der Hilfskomitees 259 ff., 262 f., 465 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 216,263,338,462,465 - Gemeindesuchdienste 85,216 - Pastorenverein 216 - Kirchenverfassung 336 - Richtlinien zur Flüchtlingsbetreuung 228 - Landesregierung 144,464 - Handwerkskammern 144 - Jugendaufbauwerk 144 Schuld 131,273,282,286ff.,295,297,301, 303 ff., 313 £., 318f., 330,385,387,389 - vgl. auch Gericht Gottes; Stuttgarter Erklärung Schule 186,321,362,368 Schwarzmeerdeutsche 188,235,239 - vgl. auch Rußlanddeutsche Schweden 31,47f„ 478 Schweiz 35,47,105,144 - Hilfswerk 139 Seelsorge 16,22,57,65 f., 82,86,97,100, 131,165,169,173 ff., 179 ff., 189,203, 211 f., 215ff., 219,225 f., 233,244,246, 248 ff., 253 f., 272 f., 278 ff., 306 f., 309 f., 320,334,349 f., 352,362,368,383, 385 ff., 394 ff., 399,405f.,412,416ff., 420 f., 432,440 f., 443,448,451,455, 458 ff., 466,469, 522 Sekten 237,265,310,398 Selbständige Ev.-Lutherische Kirche in Baden, Hessen und Niedersachsen 510 - vgl. auch Freikirche(n), lutherische Selbsthilfe, Selbsthilfeorganisationen 27f.,

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Institutionen- und Sachregister

30,32 ff., 34 f., 52 ff., 70 ff., 74 f., 77, 82 f., 86ff.,92f.,98,100,102,105,110, 119,135ff„ 143,146,160,163,180f„ 346,384,387,393 f., 397f„ 408,412, 427,447,469,471,474 - vgl. auch Hilfskomitees - Selbsthilfe Siedlerbund 111 - Selbsthilfebund „Wichernsiedlung" llOf. Sendschreiben an die Christenheit 124,243, 271,316,456 f. - vgl. auch Bruderrat der E K D Seßhaftmachung 125,148 - vgl. auch Ansiedlung Siebenbürgen, Siebenbürger (Sachsen) 8, 73, 81,135,148,185,193,226,275, 342f. - Ev. Gemeinden 63 - vgl. auch Hilfskomitees; Rumänien Siedlung vgl. Ansiedlung Siegerland 273, 500 Slowakei, Slowakeideutsche 63,77,185, 226,231 - Dt. Ev. Kirche A.B. 186 - vgl. auch Hilfskomitees Soforthilfe 377, 385,452f. - Gesetz 168,456 f., 463,475 - vgl. auch Lastenausgleich Sondergemeinde 234,506 - vgl. auch Ortsgemeinde Sowjetrußland 4,8,13,31,68,147,213, 216,356 f., 364,372 Sozialismus 34f., 156,448 Sozialordnung, Sozialpolitik 36,110,127, 129 f., 155,159 ff., 168 ff., 173,207,242, 265,276,291 f., 294,314 f., 395 f., 416 f., 449,461,468 - vgl. auch Gesellschaft Sozialwerk f. Wohnung und Hausrat 112 - vgl. auch Wohnraum Spätaussiedler, Spätheimkehrer 118,342 f., 436 f., 442,444 f. Spanien 31 Spenden vgl. Auslandshilfe Sprache 186, 377 Suchdienste 85,94,147ff., 216,225,364 - vgl. auch Fmiliennachrichten Sudetenland, Sudentendeutsche 3, 8,63,84, 93,141,183,189,193,266,277f., 367 - Deutsche Ev. Kirche 328,366 - Hilfsstelle 83 f.,88 - vgl. auch Böhmen; Hilfskomitees; Mähren; Tschechoslowakei Südamerika 31, 77 Südbaden 193

- vgl. auch Baden Südbayern 266 - vgl. auch Bayern Süddeutschland 14,464,477 Südoldenburg 108 - vgl. auch Oldenburg Südosteuropa 8,14,59,77,81,83,89, 185ff., 275,346,371 Südrußland 354 - vgl. auch Sowjetrußland Südsteiermark 8 - vgl. auch Österreich Südwestdeutschland 225,274,477 Südwürttemberg (-Hohenzollern) 18,221, 225 - vgl. auch Württemberg Staat 114,145,155,168 f., 213,299,385, 389,436 ff., 447f., 454,460f., 463,522 Staatsangehörigkeit 13,68,82,135,152 Staatskirche 175,299 Stuttgarter Erklärung 46 f., 287,292 ff., 297f., 300,303,307 - vgl. auch Schuld Tagung - Frankfurt a. M.: Arbeitstagung ( 2 9 31. 7.1946)63ff., 72,74,76,79ff., 86, 95,103,150,196 ff., 202 ff., 208,337, 344,366,373 - Hamburg: Flüchtlingstagung ( 2 2 25. 2. 1949)35,51,125,131,264,319, 384,386, 392 f., 433,456 - Hannover-Kästorf: Hilfskomitees ( 1 3 . 3 . 1951)419 - vgl. auch Konvent der zerstreuten ev. Ostkirchen - Hermannsburg: Flüchtlingstagung - - (8./9. 1. 1947) 151,162 ff., 245,269 (24.-28. 10. 1947)21,123,146,245, 373 (1948) 434 (29. 10.-1. 11. 1949)145,212,225, 281,432,435 (17. 11.-21. 11. 1950)312 (27. l l . - l . 12. 1951)317,435 (4.-7. 11. 1952)472 - vgl. auch Forschungsstelle - Kassel: Flüchtlingstagung der E K D (17./18.2. 1958) 180,439,441 ff. - Königswinter: Vertriebenentagung der E K D (19.-21. 9. 1950)173,384,386, 408,410,412 ff., 417,427f„ 431 f., 455, 488

Institutionen- und Sachregister - vgl. auch Konvent der zerstreuten ev. Ostkirchen - Marburg: Tagung OKA/Hilfskomitees (30. 4.-3. 5. 1947) 74,222,311 - Ratzeburg: Vertriebenentagung (29./30. 8. 1951) 410,428 - Rothenburg o. d. T.: Flüchtlingstagung d e r E K D (7./8. 4. 1948) 21,209f.,241, 249 ff., 264,267,270 f., 282,304,314, 373 - vgl. auch Speyer - Salzburg: Flüchtlingstagung (17.-19. 1. 1950)51,172 - Speyer: Rothenburger Fortsetzungsausschuß (14./15. 6. 1948) 211,250,373 - vgl. auch Rothenburger Fortsetzungsausschuß Taufe 226,332 f., 491 Territorialprinzip 193 f., 207,483 ff., 499f., 506,509,511,513,516 - vgl. auch Landeskirchen; Kirchentum Thüringen 7,216,369 Tradition kirchliche 30,181 f., 185,209f„ 241,243 f., 251,257,263,265,329,350, 352,480f., 520, 523 - vgl. auch Erbe Theodizee 273,280,305 ff. Transport 4 f., 60,470 - vgl. auch Treck Treck 3ff., 58,60f., 147,223,225,274, 309 Treckvereinigung 469 ff. - vgl. auch Umsiedlung Tschechoslowakei 6 ff., 13 f., 20, 84,366 - vgl. auch Böhmen; Mähren; Slowakei; Sudetenland Übersee 54,275,517 Ukraine 104 Umsiedlung, Umsiedler 8,11 f., 13 f., 18, 49,58f., 69,74,78,84,106,108,136, 142,147,186,193,240f., 262,275,282, 311,334,361,399,447,462ff., 510 Ungarn, Ungarndeutsche 8,12f., 73,76 f., 81,83,89,109,133,148,193,275,281, 355,408,437 - Reformierte Kirche 63 - Ev. Kirche 63 - Konferenz kirchlicher Amtsträger (1946) 92

- vgl. auch Hilfskomitees Unierte, Union 200,210,495, 505 - vgl. auch Kirchen, konsensus-unierte und unierte; Konsensus-Union

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United Nations Organisation ( U N O ) 47, 49,51,151 United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) 47,152 - vgl. auch Displaced Persons Vatikan 31,148 - vgl. auch Römisch-Katholische Kirche Verband - der verdrängten Beamten, Behördenangestellten und Arbeiter (Verbaost) 384 - der Ev. Bibelgesellschaften 441 - vgl. auch Bibel - der Landsmannschaften (VDL) 384 - vgl. auch Landsmannschaften Verbände vgl. Werke und Verbände Veredelungswirtschaft G m b H 139,143 - vgl. auch Arbeitsbeschaffung Vereinigte Ev.-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) 229,323,390, 395,431,494 f., 500,505,511 f., 515 ff., 520 - Leitender Bischof 486,492,500,502 f., 512,515,517 - Generalsynode 517 - Lutherisches Kirchenamt 430,496,500, 503,510,512,515 - Informationsdienst 511 f. Vereinigte Staaten von Nordamerika 105, 153 - Botschaft (Berlin) 414 - Wirtschaftspolitik 140,167 - vgl. auch Nordamerika Vereinigtes Wirtschaftsgebiet 450 Vereins-Lutheraner 516 - vgl. auch Ev.-lutherische (altlutherische) Kirche Verfassung vgl. Grundordnung; Grundgesetz Verkündigung 125, 185,189,228,243, 267f„ 290,303,314,316,332,337,341, 350,374,415f., 447,490f., 497,524 Versorgung vgl. Ostpfarrer Vertriebenendenkschrift vgl. Denkschrift Vertriebenenorganisationen - kirchliche vgl. Hilfskomitees - säkulare 77,82 ff., 88,96,155,169, 384ff., 390,418,423,427f., 522 - vgl. auch Landsmannschaften Vertriebenentagung vgl. Tagung Verwahrlosung 143,146,241 Volksdeutsche 14,64,83,97,152,187,249, 371 f., 399,414,514

626

Institutionen- und Sachregister

- vgl. auch Auslandsdeutsche; Reichsdeutsche Volksheimstättenwerk 112 Volkskirche 53,204,271 f., 299, 389,520 Volksmission 122,174,240,244 ff., 252 f., 256 f., 259,262,267f„ 301,314,316, 402, 523 - vgl. auch Evangelisation Volkszählung 13,17,481,497 Währungsreform 95 f., 98,129,139,143, 165 ff., 231,248,276 ff., 339,347,358 f., 375 f., 403,406,448 ff. Wanderung 3 ff., 88,106,167,186,328, 339,443,464,498,500,520 - vgl. auch Flucht; Rückwanderung; Umsiedlung Warthegau, Wartheland 5,7f., 13,79,81, 93,193,345, 347,366f. - Ev. Kirche 79 - Superindententialausschuß 81 - vgl. auch Polen Weichsel 3 ff., 11 Weltkirchenrat vgl. Ökumenischer Rat der Kirchen Weltkrieg - Erster 145,186f„ 247,293f., 297,431 - Zweiter 186 ff. - vgl. auch Krieg Werke und Verbände, kirchliche 55,63, 75 f., 89 f., 187,238 f., 245 f., 254,346 f., 350,390,395 f., 432,438,440 ff., 462, 494,515 Werkgemeinschaften 140 Westdeutschland, Westgebiete 3 ff., 12,14, 16,19,61,160,166,179,203,274; 282, 285,320,341,423 Westfalen - Ev. Provinzial-/Landeskirche 30,70 f., 102,112,114,116,118,146,164,184, 213,217,219,231,258f., 261,263,323, 327,345,354 ff., 365,375,377,412,445, 492,500, 506,519 - Synode 220,296,445 - Ev. Frauenhilfe 259 - Landesflüchtlingspfarrer 164,259 - Flüchtlingsausschuß 259,458 - Sozialausschuß 258 - Osthilfe 354 ff. - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 113,115,139 Westkonferenz vgl. Konferenz der westlichen Gliedkirchen

Westpolen 4, 59,79,187 - vgl. auch Polen Westpommern 3 - vgl. auch Pommern Westpreußen(-Posen) 3 ff., 7f., 64,184, 225,237, 345 - vgl. auch Danzig-Westpreußen; Posen Wichern II 34 ff., 42,46,57,109,122,129, 132,158,164,167,170ff„ 281,384,461, 471,522 Widerstand 28, 33,295 Wiederaufbau-Ausschuß der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 30,32,36,46, 84,94 ff., 99,102f., 112,119,140 ff., 154, 161 ff., 165,169,260,395,403,416,422, 432 - Exekutivkomitee 94 f., 119,148,151 - vgl. auch Hilfswerk Wiedergutmachung 84,172 - vgl. auch Lastenausgleich Wirtschaft, Wirtschaftsleben 19,33,104, 127,131,139f„ 153,166,168,265, 275 f., 298,448,468,473,478 f. Wisconsin-Synode 494 Wohlfahrt 36f., 49, U l f . , 158,375,449 Wohnraum, Wohnraumbeschaffung 9, 15f„ 19,24,53,106 f., 118,120f., 127, 129f., 133,160f.,214,217ff.,221,273, 277,321,328 ff., 334,350,440,450, 463 f., 466 f., 469,471 ff. - Gesetzgebung 119f., 126 - vgl. auch Ansiedlung; Lager Wolhynien 13,186 - vgl. auch Polen Württemberg 60f„ 89,129,144,164,227, 231,251,463 f., 468,471 - Ev. Landeskirche 75,78,126,145,184, 220 f., 223,226,235 ff., 289,348,353, 370f., 373,412,464, 519 - Landeskirchentag (Synode) 77,275,371, 440,445 - Landesbischof 89 - Hilfswerk der Landeskirche 59, 76, 78 - Hilfswerk für ev. Umsiedler 59,136 - Hilfswerk der Evangelischen Kirche(n) in Deutschland 102f., 107,143,260,472 - Diakonisches Werk 468 - Bibelkreise 251 - vgl. auch Baden; Baden-Württemberg Württemberg-Baden - Flüchtlingskommissar 19 - Notgemeinde 384 Württemberg-Hohenzollern 464 f., 470

Institutionen- und Sachregister Young Men's Christian Association (Y.M.C.A.) 48

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Zentralverband der vertriebenen Deutschen (ZvD) 384 Zivilverwaltung 3,15, 81 Zone vgl. Besatzungszone

Hartmut Rudolph

Evangelische Kirche und Vertriebene 1945-1972 Band 2: Kirche in der neuen Heimat

Vertriebenenseelsorge - politische Diakonie - das Erbe der „Ostkirchen". (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte, Reihe B: Darstellungen, Band 12). 1984. Ca. 300 Seiten, geb. Die Eingliederung der heimatlos gewordenen Menschen aus dem Osten stellte die Kirche vor Aufgaben und Konflikte, die fast unlösbar schienen: Linderung der ärgsten materiellen Not in dem vom Krieg zerstörten Land, Seelsorge und geistige Wegweisung bei der Bewältigung des Flüchtlingsschicksals, politischer Dienst im Spannungsfeld zwischen Ost und West. Die weitgefaßte Konzeption ihrer Vertriebenenarbeit und ihr intensives Engagement trugen der Kirche zwar großes Ansehen ein, sie wurde aber auch kritisiert und angegriffen. Dem Autor gelingt in seiner Darstellung eine überzeugende Zusammenschau der materiellen und geistigen Hilfe der Kirche.

Das evangelische Militärkirchenwesen in Preußen Die Entwicklung seiner Verfassung und Organisation vom Absolutismus bis zum Vorabend des I. Weltkrieges. Mit einem dokumentarischen Anhang. (Studien zur Theologie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, Band 8). 1973. 433 Seiten, Leinen „In seiner theologischen, moderne sozialgeschichtliche Fragestellungen aufnehmenden Arbeit gelingt es Hartmut Rudolph in beeindruckender Weise, am preußischen Beispiel das Beziehungsgeflecht zwischen allgemein historischer Entwicklung und dem Militärkirchenwesen darzustellen. Die Untersuchung des Verhältnisses von Staat, Kirche und Gesellschaft stellt besonders für das 19. Jahrhundert eine wichtige Aufgabe moderner Sozialgeschichte dar." Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und „Eine sehr gründlich ausgereifte Darstellung."

Ostdeutschlands Das Neueste

Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen und Zürich