Etymologien: Band 2 Zu FEW 22¹, 22² und 23 [Reprint 2014 ed.] 9783110930290, 3484522887, 9783484522886

The 2nd supplement to Volumes 21-23 of Walter von Wartburg's "Französisches Etymologisches Wörterbuch" (F

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German Pages 677 [680] Year 1998

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Table of contents :
Vorwort
Etymologien
Untersuchungen zu Band 221
Untersuchungen zu Band 222
Untersuchungen zu Band 23
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Etymologien: Band 2 Zu FEW 22¹, 22² und 23 [Reprint 2014 ed.]
 9783110930290, 3484522887, 9783484522886

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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE

PHILOLOGIE

BEGRÜNDET VON GUSTAV GRÖBER FORTGEFÜHRT VON WALTHER VON WARTBURG UND KURT BALDINGER HERAUSGEGEBEN VON MAX PFISTER

Band 288

Kurt Baldinger

Etymologien Untersuchungen zu FEW 21-23 Band 2 zu FEW 221, 222 und 23

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1998

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme [Zeitschrift für romanische Philologie / Beihefte] Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie / begr. von Gustav Gröber. Tübingen : Niemeyer Früher Schriftenreihe Reihe Beihefte zu: Zeitschrift für romanische Philologie ISSN 0084-5396 Bd. 288. Baldinger, Kurt: Etymologien Bd. 2. Zu FEW 22 und 23. - 1998 Baldinger, Kurt: Etymologien: Untersuchungen zu FEW 21-23 / Kurt Baldinger. Tübingen : Niemeyer, 1998 (Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie ; ...) Bd. 2. Zu FEW 22 und 23. - 1998 (Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie ; Bd. 288) ISBN 3-484-52288-7

ISSN 0084-5396

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1998 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Buchbinderei Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

VII

Etymologien Untersuchungen zu Band 22' Untersuchungen zu Band 222 Untersuchungen zu Band 23

1 140 256

V

Vorwort

Der erste Band zu den galloromanischen Wörtern unbekannter oder unsicherer Herkunft betraf FEW 21, erschienen zum Internationalen Kolloquium Discours étymologiques (16. bis 18. Mai 1988) in Basel, Freiburg und Mülhausen (Actes, Tübingen/Niemeyer, 1991). Dieser erste Band zu den Unbekannten umfasste 1997 Artikel und wurde sehr positiv aufgenommen. Max Pfister bezeichnete ihn als «l'ouvrage le plus considérable [avec le FEW] des dernières années dans le domaine de l'étymologie galloromane» (RLiR 53, 1989, 236-240). Weitere kritisch würdigende Besprechungen erschienen in Years Work of Modern Language Studies 50, 1988, 479481, im Rapport du Glossaire des patois de la Suisse romande 90/91, 1988/ 1989 [1990], 27-28 (P.-H. Liard); Rom. Jahrbuch (Hamburg) 41, 1990, 165168 (Eduardo Blasco Ferrer: positiv kritisch mit Ergänzungen); Anuario galego de filoloxia 17, 1990, 479-481 (Ramón Lorenzo, positiv); ZfSL 101, 1991, 43-45 (Hans-Dieter Bork: kritisch positiv mit Ergänzungen); Indogermanische Forschungen 96, 1991, 340-343 (Otto Jänicke: «wertvolle Ergänzung», «überaus nützliches Hilfsmittel»), J.-P. Chambón (Beiträge zur Namenforschung, N.F. 25, 1990, 196-198: «indispensable complément au FEW»). Mehr informierende Anzeigen erschienen in Lexique 8, 175-176 (M.-G. Boutier und in Salesianum 51, 1989, 603b-604a (R. Bracchi). Natürlich ging auch die etymologische Forschung weiter. Allen voran die Wallonen: M.-G. Boutier/Jean Lechanteur, A propos du FEW 21 (DialWall 17, 1989, 51-136) ergänzen in idealer Weise unseren Band 1 . Weitere solche regionalen Ergänzungen wären ausserordentlich wünschenswert, denn niemand ist so mit den regionalen sprachlichen und aussersprachlichen Gegebenheiten vertraut wie die aus dem betreffenden Gebiet stammenden Dialektologen. Auch auf methodologischer Ebene gab es neue Anstösse: J.-P. Chambón publizierte nicht nur eine Bilanz mit dem Titel Etymologie française (et galloromane), un bilan (1971-1991), in Travaux de Linguistique française (23, 1991, 69-89), sondern auch eine methodologisch neue Wege weisende Studie zur Démimologie, die mit der onomatopoetischen Forschung verwandt, aber nicht identisch ist: Démimologiques: délocutivité et zoonymie dans le domaine galloroman, BSL 84, 1989, 81 ff. Und zur 1

Für den 3. Band liegen uns bereits weitere wichtige wallonische Ergänzungen von Marie-Thérèse Counet vor. VII

Vorwort

Delokutivität gibt es unterdessen schon eine ganze Reihe von Beiträgen. Theoretisch orientiert ist auch Chambons Beitrag Tradition et innovation dans la refonte du FEW (Actes du XVII e Congrès de Phil. rom. [Trêves 1986] 1989, 327-337). Der zweite Band zu den Wörtern unbekannter oder unsicherer Herkunft betrifft die Bände 221 und 222 (zu Band 221 erschienen bisher drei Faszikel: 1976, S. 1-96; 1986, S. 97-192; 1990, S. 193-288; zu Band 222 erschienen bisher zwei Faszikel: 1973, S. 1-96; 1993, S. 97-192) und 23 (1967-1970, 262 S.). Dieser zweite Band enthält wiederum rund 2000 Artikel, und zwar einerseits von uns selbst (d. h. von mir und Doris Diekmann-Sammet, den DEAF-Redaktoren, Möhren, Städtler und Dörr als Nebenprodukte der D E A F Redaktion und von Frau Popelar als Nebenprodukt der Redaktion der beiden altokzitanischen Wörterbücher DAO und DAG) erarbeitete Artikel sowie auch resümierende Hinweise auf in der weit verstreuten Fachliteratur publizierte Beiträge zu unserer Problematik, soweit sie uns bekannt wurden. Dazu kommen beratende und redaktionelle Beiträge von Fachkollegen, mit denen wir schon seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden sind, Raymond Arveiller (f), Jacques Chaurand, Gilles Roques, J.-P. Chambon, Jean Lechanteur, M.-G. Boutier, zahlreiche Beiträge zur Fachterminologie der Schiffahrt von Jan Fennis (zu Band 23). Auch mit der Redaktion des GPSR in Neuchâtel blieben wir in Kontakt, um das Glossaire sinnvoll für unsere Thematik auszuwerten. Ein Teil davon wird allerdings erst in unserem dritten und letzten Band zum Tragen kommen. Auf die Mitarbeit von Studenten mussten wir in diesem Band weitgehend verzichten, da ich seit meiner Emeritierung im Frühjahr 1989 keine Hauptseminare mehr abhalte. Ein dritter Band wird notwendig werden, er ist bereits in Arbeit. Die Nachtragsartikel und Ergänzungen häufen sich, vor allem zu Band 1; aber auch in Band 2 konnte manches nicht mehr aufgenommen werden. Die Arbeit an den 'Unbekannten' ist ja eine Sisyphusarbeit, bei der höchstens theoretisch ein Ende abzusehen ist. Dazu kommt, dass auch in den Bänden FEW 1 bis 20 noch manches ungewiss bleibt («Der ursprung der Wortfamilie ['GROLLA "schuh"] ist unbekannt» FEW 4,273a) oder neu in Frage gestellt wird (s. z. B. Möhrens Artikel groïr im D E A F zu mndl. GROEYEN "wachsen"). Wir haben im Vorwort zu Band 1 gesagt, dass die Arbeit an den 'Unbekannten' eine etymologische Spielwiese bleibt. Auch uns selbst hat sie schon manchen Anstoss zu einer vertieften Beschäftigung mit Einzelproblemen gegeben. So in den letzten Jahren in folgenden Beiträgen, die gleichzeitig auch u. a. Wörter bisher unbekannter Herkunft bei Rabelais betreffen: Des Marais de Camarine en Sicile jusqu'aux halles sacrées de la Sorbonne (Miscellanea Aurelio Roncaglia 1988 [1989]); Eon, plante énigmatique chez Rabelais, et le Pantagruélion (EtRab 29, 1993); Le lexique de la botanique VIII

Vorwort

chez Rabelais (Blois-Seillac 1993 [1995]); François Rabelais en face de l'astrologie divinatrice: Défilé des termes scientifiques en -mantie (1546, Tiers Livre, chap. 25) (Festschrift Antonio M. Badia 1995); Les noms d'officiers de Quinte Essence d'origine hebraïque chez Rabelais, 5e Livre, chap. 19 (Colloque international sur le moyen français, Paris 1997). S. ausserdem die Beiträge Médor, Azor, Cador, Lindor - eine hündische Angelegenheit zwischen Literatur und Sprachwissenschaft (Festschrift Fritz Nies 1994) und Das Argotsuffix -zingue (Von être dans les brindezingues "être ivre" über banquezingue "banquier " bis zu pompezingue "pompier ", papezingue "papier" und plumzingue "plumard"), (Festschrift Horst Geckeier 1995). Die Bände 21-23 werden noch lange eine etymologische Spielwiese bleiben. Das von uns und andern Bearbeitete ist ja nur ein kleiner Teil. So bleibt dieses Exerzierfeld für Etymologen und solche, die es werden wollen, noch lange erhalten. Der dritte Band wird natürlich nur weitere Bruchstücke liefern. Er dürfte aber, so hoffen wir, nicht so lange auf sich warten lassen wie der zweite. Er wird ausserdem auch ein vollständiges Register zu allen drei Bänden enthalten. Wie im ersten Band ist der weitaus grösste Teil der behandelten Fälle den in den bald 25 Bänden schon publizierten Etyma zuzuordnen. Immerhin gibt es auch neue Artikel einzufügen, so z. B. gr. olkädes (sg. ÓLKAS) zu Band 7, lt. AGNA "ähre" zu Band 2 4 ; Artikel zu Personennamen wie TINSEAU zu Band 13 1 , TRIAL zu Band 13 2 , ZURLINDEN zu Band 14; engl. JAHOO zu Band 18, ar. CHBEB und syro-aramäisch QURABLAJ ZU Band 19. Die Arbeit an den 'Unbekannten' ist immer wieder faszinierend, gleicht oft einem Kriminalroman und bringt immer wieder neue Erkenntnisse für die Fehlertypologie. Drei Beispiele sollen einige Aspekte deutlich werden lassen: Argot hit m. "corde, lien" findet sich mit Berufung auf Villatte [1912] bei den 'Unbekannten' (FEW 23,130a). Dahinter steht als sprachhistorische Realität einzig und allein ein Beleg aus den Jargonballaden von Villon: «Plantez vos hiscz jusques elle rappasse» (SainéanSourcArg 133); hiscz ist ein Wort mit unbekannter Bedeutung und unbekannter Herkunft! Im Glossar versieht Sainéan hiscz mit Fragezeichen und definiert es mit Verweis auf die phantasiereiche Villoninterpretation von Vitu (1884; 1889) mit "cordes". Selbst Vitu schreibt, aber vorsichtig: «Il n'est pas impossible que hiscz signifie ici des cordes» (SainéanSourcArg 2, 38)! Von Vitu gelangte hitz (sic) zu Delesalle 1896, der die sehr vorsichtige Formulierung aber schlicht zur Gewissheit werden lässt ("cordes"), allerdings in Klammern (V) wenigstens auf Villon verweist. Bei Bruant (1901) schliesslich finden wir hit "corde" im Singular ohne jeden Verweis auf Villon, aber immerhin mit * (= 'ancien, démodé ou tombé en désuétude'). Villatte 1912 bildet den Schlusspunkt dieser langen Reihe von Mutationen: hit m. mit der noch IX

Vorwort

präzisierten Bedeutung "Seil, Band, Fessel" wird zu einem modernen Wort der Gauner- und Diebessprache "(Galgenzeichen)"! Villon redivivus! Man sieht, dem Sprachhistoriker - und nicht zuletzt dem Etymologen - wird oft kriminalistischer Spürsinn abverlangt. Das zweite Beispiel ist noch komplexer und verwirrender: Argot bourdon 1° "mauvais cheval" (pop. Paris 1882, soldats 1901); 2° "vile prostituée" (Paris 1848; peu réatt.) Esnault 1965. Esnault sieht darin eine Var. von bourdin "mulet" < afr. bordon "mulet" (< lt. BÜRDO "mulet", FEW 1,632b), das im Afr. Mfr. öfters belegt ist. An der Zuordnung von bourdon zu dieser Familie, bzw. zu BÜRDUS "maulesel", das nach Wartburg in der Ablt. bmanc. ang. bourdin "âne" weiterlebt (FEW 1,633b), besteht kein Zweifel. Auch die Bed. "prostituée", «où bourdon est syn. d'âne, de bourrin et autres noms de montures» geht darauf zurück. Zu Komplikationen führte das homonyme bourdon "Hummel" (FEW 1,631b sub onomat. BÜRD-), wie Esnault ausführt: «Quant à l'insecte bourdon, il donne bourdon n. m. "idées noires, 'cafard'" (soldats 1915); mais ses parents abeille, guêpe, désignant la femme galante, sont plutôt familiers qu'outrageants. La note fr.-arg. de Macé (1889), ,88b]) und adroit; habile 22',88b Norm, obiche f. "adresse, talent" Dm, St-SauveurV. "esprit, raison, habileté", Cherb. "adresse, finesse", Dol aubiche "adresse, habileté", mal. 1

2000-2001

esprit, intelligence

"adresse" Coulabin ( F E W 22>,88b) (-> esprit [s. o.]). - D a z u de Gorog, R L i R 42, 1978, 441: «... peut-être à rattacher à l'afr. avise f. "jugement, esprit" [sous Visus "gesehen", F E W 14,536a], cp. afr. avis m. "raison, sagesse, habileté" [FEW 14,535a]». Aber de G o r o g korrigiert sich selbst: «Les arguments sont faibles. N o r m , obiche f. "adresse, talent" (22',88b) correspond à Nivelles avice "jugement, ruse", M ö n s a visse "procédé ingénieux", de l'afr. avise (14,536a) [zu Nivelles avice "jugement; ruse" vgl. im F E W 14,537b die A n m . 10: ]. Pour le [o] cp. Le Havre ormoire "armoire" [FEW 25,257a ARMARIUM] et p o u r le [i] cp. norm, cacher "chasser" [FEW 2,319a/b *CAPTIARE "jagen"]; voir C. Maze, Etude sur le langage de la banlieue du Havre, Paris-Rouen-Le Havre 1903, p. 125 et p. 183» (de Gorog, R L i R 42, 1978, 441). Die Z u o r d n u n g zu VISUS "gesehen" ( F E W 14,536a) bleibt bestehen. - K . B.

2000 esprit, intelligence 2 2 ' , l a St-SauveurV. tuche f. "intelligence", hag. tûche, sair. "id., savoir-faire" Bir 94, Valognes avoir de la tûche "de l'idée, d u g o û t " ( F E W 22 1 ,la). - D a z u de G o r o g (RLiR 42, 1978, 441): «A rattacher au fr. astuce [cp. mfr. frm. astuce f. "ingéniosité, habileté, intelligence (sans idée défavorable)" etc. sous ASTUTIA "astuce, habileté", F E W 25,645a] qui aurait abouti à tuche p a r confusion de la voyelle initiale avec l'article précédent. Puisque le fr. astuce est attesté depuis le XIII e s., il n'est pas exclu que le s se soit amuï dans les dialectes». Semantisch und formal (norm.) überzeugend, auch wenn im FEW-Artikel bisher deglutinierte Formen fehlen. - K. B.

esprit, intelligence 2 2 ' , l a Segré se debesiller v. r. "avoir u n regard assuré; revenir à la raison; se dit aussi d'un jeune garçon dont l'intelligence commence à se développer" ( F E W 22",la) ( - » maltraiter [22',77b/78a]>. - Ist behandelt mit afr. mfr. besillier v. a. "maltraiter, tourmenter, blesser, massacrer" etc., hier 22',77b/ 78a sub "maltraiter".

2001 esprit, intelligence 22',1a HBroye chamot (adj.) "malin, débrouillard" A R o m 23, 295 ( F E W 2 2 ' , l a ) . G e h ö r t mit Sicherheit zu CAMÊLUS "kamel", F E W 2,129a (vgl. dort Schweiz chameau "coquin, vaurien; ...", sav. chameau "imbécile" etc.), s. G P S R 3, 286a/b chameau, tsamô ... chamot (district de la Broyé), unter Bed. 4°: "malin, débrouillard" (fr. rég. FBroye), mit Hinweis auf F E W 2,129 ( G P S R R a p p 79, 1977, 19). - K . B.

2

intelligent - étourdi

2002-2006

intelligent 22',1a Nfr. être sur ses ergots loc. "être alerte, intrigant et intelligent" (FEW 22',la) (-> ergot [22 2 ,llb-13a]). Gondc. argotei adj. "avancé pour son âge". Gehört vielleicht zu fr. ergot (FEW 22',la) (-> ergot [222,1 lb-13a]). - Vgl. dazu fr. argot m. etc., hier 2 2 2 , l l b - 1 3 a sub "ergot". 2002

intelligent 2 2 ' , l b Pik. 'hasteux adj. "ingénieux, intelligent, intrigant" (FEW 22',lb). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 441) zu anfrk. *HAIST "heftigkeit", F E W 16,123b, gestellt, mit Hinweis auf mfr. [nfr.] hâtif "précoce (d'une intelligence)" (seit Amyot) (FEW 16,123b) und auf afr. haste "alerte". Für die Bewahrung des -s- verweist de Gorog auf lütt, hàsté "prématuré" (16,124a). - K. B.

2003 intelligent 221,1 b Norm, dégoté adj. "intelligent, rusé" (FEW 22',lb) (—> jeu de la fossette [22>,201b]). - Ergänze Verweis auf -> chasser [21,367a]; s. BaldEtym 1, Nr. 1118. - Doris Diekmann-Sammet. 2004 expérimenté 2 2 ' , l b Mfr. endue adj. f. "expérimentée" Cotgr 1611 (FEW 22',lb). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 441) zu ÏNDUCËRE "überziehen, hineinführen" (FEW 4,651b) gestellt unter Hinweis auf afr. enduire v. a. "enseigner" AlgT (FEW 4,651b). - K. B. étourdi 22', 2a Charl. tchafô m. "personne étourdie" ( F E W 22',2a) (-> hibou [21,238a]). S. BaldEtym 1, Nr. 665. 2005 étourdi 22',2a LLouv. badréye f. "écervelée (femme)"; badrot m. "écervelé" (FEW 22',2a). - Dazu Herbillon (DialWall 8/9, 1981, 117): «C'est un sens figuré de pic. badrée "boue liquide", F E W 1,263b *BARRUM ["lehm"], comme pic. badrée "grande femme cagnarde", etc. ibid. 265a. Le mot est largement répandu en pic. au sens de "bouillie; pâte à gaufres; marmelade". Notons sa présence à Liège, en 1604: 'pour faire tourte badree', VW 44, 1970, 413». Badrot stellt die maskuline Form zu badréye dar (Herbillon, ibid.). - K. B. 2006

étourdi 22',2a Alençon une petite trutru f. "petite personne écervelée" Brière 98 (FEW 22',2a). - Vgl. Alençon trutru "brouillon, évaporé" DT, Tinch. "brouillon, petit esprit" F E W 20,17a sub TRÔ "sauer (von der milch)". - Angelika Tritsch. 3

2007-2009 2007

étourdi

étourdi 22',2a Jers. évassé adj. "étourdi"; s'évasser v. r. "se laisser choir" (FEW 22',2a). Ergänze Verweis auf —> tomber; chute [21,349a]; s. BaldEtym 1, Nr. 1076. Doris Diekmann-Sammet.

2008 étourdi 22',2b Châten. outata (m. f.) "écervelé, qui agit sans réflexion". Wohl zu *HALON, hier 16, 132b/752b (FEW 22',2b) und évaporé 22', 19a Tulle altatas "en l'air, évaporé" M (FEW 22\19a). - Straka, Deux régionalismes nancéiens: cheulard et haltata. Note étymologique, in: Festschrift Hubschmid 1982, 715-729, bestätigt für die Formen Châten. outata und die im FEW 16,132b/752b Nachträge aufgeführten Formen von haltata für die erste Silbe die etymologische Zuordnung zu halen "die Ernte einbringen" (so z. B. im Fläm.), die Wartburg, FEW 16,133a (sub *HALON (westgerm.) "herbeibringen; holen") vornimmt (S. 723 ff.). Die zweite Silbe ist nach Straka (S. 725) zur onomatopoetischen Basis TAT-, FEW 13',127b, zu stellen, mit der Kernbedeutung "geräusch, das die schnatternde zunge einer geschwätzigen person macht" (FEW 13',128b) «et à rapprocher par conséquent de différents dérivés comme wall, ratata f. "bavarde" ou "bavardage", fr. mod. Madame tata "personne qui se mêle de tout" (Bescherelle 1845Larousse 1875), Chablis (près d'Auxerre, Yonne) tata "personne qui se mêle de tout, femme bavarde", etc. ([FEW 13',]128a), liégeois ram'tata "femme bavarde" (FEW 10,38a, s.v. RAMM-; V. aussi Haust, Dict. liégeois, s.v. tarata). En somme, un haltata est à Nancy essentiellement, si l'on peut créer ce néologisme, un 'remue-parlote' ou 'secoue-parlote', qui ne fait que s'agiter et parler, donc un bon à rien» (S. 725). Nach Straka (S. 723 mit Anm. 23) ist im Artikel "étourdi", FEW 22',2b zu ergänzen: Ranrupt (Bas-Rhin) en haltatà f. "personne gauche" (Gertrud Aub-Büscher, Le parler rural de Ranrupt (Bas-Rhin), Paris 1962, §339, p. 186). Vgl. weitere Ergänzungen im Zusammenhang mit haltata Straka, S. 728 Anm. 24, mit Verweis auf FEW 16,132b und 752b Nachträge. Im Zusammenhang mit der etymologischen Basis HALEN vgl. noch mfr. nfr. halebreda, hier 21,281a sub "mal bâti" (BaldEtym 1, Nr. 809), sowie mfr. hallepiguaille m. "voleur", hier 23,126a, und havr. haledaci "malheureux qui vit avec peine en travaillant" [dazu FEW 22',24b: «Im ersten teil steckt haier "tirer" < *HALON, hier 16,131»]. - Baldinger. 2009 étourdi 22',2b Bourn. m ç m ï f. "fille étourdie" ('était le nom d'une femme à moitié folle, morte vers 1840') (FEW 22',2b). - Steht jetzt sub AMICUS, -A "ami, -e" FEW 24,449b, mit Hinweis in Anm. 33, daß diese Form im FEW 221 zu streichen ist. Vgl. weitere Formen aus FEW 21-23, die zu AMICUS, -A 4

étourdi - lourdaud

2010-2013

gehören und jetzt F E W 24 verzeichnet sind, hier zusammengestellt unter "poirier; poire" F E W 21,80a, s. BaldEtym 1, Nr. 342. - K. B. 2010 étourdi 22',3a Entremont bairlelai adj. "étourdi, brouillon" ( F E W 22',3a). - Lies: bairletai (sie Bridel ms.), identisch mit barlatai, s. GPSR 2, 258b [bes. Bed. 2° "trompeur, brouillon; étourdi" ...: «Dérivé en -ARIUS du précédent [barlata] ...», das seinerseits wohl eine Ablt. von baril darstellt] (GPSR Rapp 79, 1977,19). S. in diesem Zusammenhang noch die Ausführungen zu HSav. barlatä v. n., sub "se mouvoir", BaldEtym 1, Nr. 1096. - K. B. 2011 naïf 22',3b Saun, mçvâ m. "jeune homme sans expérience", MoselleV. mçvâ (FEW 22>,3b). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 441) vielleicht zu fr. morveux [adj. "qui a la maladie de la morve (d'un cheval)" ..., m. "gamin inexpérimenté, mais prétentieux" (seit Oud 1656), Tinch. "enfant jeune; jeune garçon qui veut se faire valoir", s. Artikel anfrk. *WORM "eiter", F E W 17,610b/611a] gestellt. Für den Verlust des -r- verweist de Gorog auf Moselle mèté "marteau" [vgl. F E W 6',308b die Formen unter MARCÜLUS "hammer"], sèkieu "sarcler" [vgl. Moselle sçkyqi "sarcler", F E W 11,225a sub SARCÜLARE "jäten"], sowie auf pët "perte" [vgl. M o s e l l e p ë t "perte", F E W 8,224b sub PËRDËRE "verlieren"]. «Pour la coexistence de formes avec ou sans -r-, cp. Metz mourvayon "morveux", Moselle sape, Fensch et Vosgien sorpe "serpe", Léon Zéliqzon, Dictionnaire des patois romans de la Moselle, Strasbourg et Paris 1922-24» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 441). Allerdings müßten dann diese Formen getrennt werden von MoselleV mövä Zz, BanR. mâvais (f. -che [~xl, Châtel mèvâ (f. -he) Adam 104 u. a., die Baldinger im F E W (6',96a) zu MALIFATIUS "unglückselig" gestellt hat. - Doris Diekmann-Sammet. 2012 naïf 22',3b Limagne chupâ "naïf, imbécile" (FEW 22',3b) und imbécile, sot, etc. 22',10b Limagne chupa "imbécile, n a ï f " (f. -ado) (FEW 22',10b). - Gehört sicher zu TSUPP, F E W 132,378b, vgl. dort Aigle tsupa "femme déréglée, imbécile", Hérém. tsyupa, sowie den Kommentar. - Angelika Tritsch. 2013 lourdaud 22',4a Guern. yahoue m. "hébété, lourdaud" (FEW 22',4a). - «... à rattacher à l'angl. yahoo, un nom inventé par le romancier Swift en 1726 pour désigner une race imaginaire de brutes ayant la forme humaine, et qui désigne, par extension, un être humain de type dégradé ou bestial. Voir l'Oxford English Dictionary pour ces données» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 441). Neues Etymon zu F E W 18,134b. - K. B. 5

2014-2015 2014 lourdaud

lourdaud - imbécile, sot, etc. 22',4b

Aix galhofo m. "butor, lourdaud" (16. jh., M) (FEW 22',4b) (—» gourmand [21,462b]). - Ergänze Verweis auf personne sale [23,191b]; zum Gesamtkomplex siehe 22',256a (arg. gailloterié). - Doris Diekmann-Sammet. 2015 imbécile, sot, etc. 22',4b Afr. entulle adj. "sot, fou, insensé, extravagant" (13. jh.), enfuie (13. j h 1340), anfülle (13. jh.), enturle (2. hälfte 13. jh.), pik. anturle m. "homme lourd, sans énergie". Ablt. Mfr. entulleiz adj. "assoté, insensé", enturlez (beide 14. jh.), judfr. anturlé, antorlé (beide LevyRechlex; LevyContr), pik. enturlé "lourd, sans énergie, un peu sot". Nach Schultz-Gora StM 9 [korr.: 3], 301-304 (1930) aus mit. antula "antilope", weil die antilope in den Bestiaires als leichtsinniges tier dargestellt wird. Doch ist diese etymologie lautlich und sachlich nicht überzeugend (FEW 22',4b). - Eckard (Gilles Eckard, L'antithèse sen(s)-folie dans la littérature française du moyen-âge (des origines au début du XIII e s.), Thèse d'Etat, Strasbourg 1980) 365 weist in seiner Thèse auf einen neuen Erstbeleg hin: ca. 1180, Roman d'Alexandre ('il ne viora mais gaires, vieus est et radotés. / Molt est fei et entulles, nus n'en puet avoir gres' (v. 1582-1583). Er erklärt dazu: «D'après Schultz-Gora, Studi Medievali nouv. sér. III [so richtig, nicht 9 wie im FEW], 1930, p. 301-304, ce mot serait en rapport avec ANTULA "antilope", cet animal étant paraît-il considéré comme insensé dans les Bestiaires (73 bis). Le sens de "fou, stupide, insensé, extravagant" est en tout cas retenu par les dictionnaires» (Eckard 365). Schultz-Gora gibt in der Tat - nach Erwähnung früherer abwegiger Erklärungsversuche durch Foerster, Scheler und Barth (und im Gegensatz zum FEW-Kommentar) - eine überzeugende Erklärung. Er weist auf Antholops im Physiologus hin (auf ihm beruht auch Antilope): «Die Bezeichnung «Antholops» erfuhr späterhin in den einzelnen Sprachen die mannigfaltigsten Veränderungen und Umgestaltungen ... Was uns interessiert, ist, dass bei lateinischen Schriftstellern des frühen Mittelalters die Form antula auftaucht ... Was die in afr. Sprache geschriebenen Thierbücher betrifft, die ja auf lat. Quellen zurückgehen, so haben zwar Philippe de Thaon und Guillaume le Clerc das ursprüngliche Aptalon, Aptalos (aptalops, astalon, antalops) [Im Waldensischen Physiologus heisst es andolap, s. R F 5, 414], bei Pierre le Picard (Cahier, Mélanges archéologiques II, 116) aber und bei Gervaise (Romania 1, 432 v. 449) stösst man auf die Form antule [vgl. Mann, Franz. Stud. VI, 105], die sich dann zu den it. Bestiarien als entulla fortsetzt [Goldstaub und Wendriner, Ein tosko-venezianischer «Physiologus», S. 114 und Romanic Review XI, 317] ...». Die Bedeutungsentwicklung zu "sot, fou, insensé ..." erklärt Schultz-Gora folgendermassen: «Wir erfahren von den langen Hörnern des Antolops, welche Jäger abschrecken. Wenn er durstig ist, begiebt er [sie] zum Euphrat und trinkt aus dem Fluss. 6

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2016-2018

Nachher aber spielt er mit den biegsamen Zweigen eines dort wachsenden Buschwerkes ericina ..., verfängt sich mit den Hörnern in demselben, so dass er nicht mehr loskommen kann, schreit darauf und wird nunmehr von den herzueilenden Jägern getötet. In den abendländischen Versionen folgt dann die Ausdeutung auf den Menschen, welcher sich in die Laster und Eitelkeiten dieser Welt verstrickt und so eine Beute des Teufels wird» (S. 302f.). Für den Übergang vom Eigennamen zu adj. Appellativa führt er Fulbert > foubert, sowie renart "rusé" an. Schultz-Gora hat sicher recht, in entulle ein literarisches Wort der Tierbücher zu sehen, welches von «mehr oder weniger gelehrten Verfassern gebraucht wurde» (S. 304). «Seine Lebenszeit scheint daher auch eine ziemlich begrenzte gewesen zu sein, denn über das Ende des 13. Jahrhunderts hinaus dürfte es sich nicht mehr nachweisen lassen» (S. 304). Neuer Artikel ANTHOLOPS (gr.) "Antilope" zu FEW 24,648b. - Baldinger. 2016 imbécile, sot, etc. 22',4b Apr. bazan ... centr. baziot adj. "bête, niais" (FEW 22',4b und Fn. 2 und 3). - Der Artikel BASILE FEW 1,270 ist überholt; 22',llb Fn. 3 wird auf die Neuredaktion FEW 26 hingewiesen. Ergänze LourdSM bazyo m. "sot, niais". - K. B. 2017 imbécile, sot, etc. 22',5a Mfr. vari m. "idiot (?)" (Mich 1466; ZFSL 64, 66) (FEW 22',5a). - Le FEW suit le Gl. de l'édition Walton de 1931. Le texte: «De ce jeu [de dés] cy convient que vous usez Discrètement, c'est le sens des escoles. Soyez adjoints deux ou trois gueux ruséz, Et faignez d'estre ignorans par paroles, Et puis trouvez ces sotz, ces testes foies, Et ces varis que simplesse gouverne, Sy les menés jouer en la taverne.» (1466, Mich X 484-490). Le mot est à rattacher à l'article VICARIUS "Stellvertreter", FEW 14,407a et correspond à voirie (c'est pourquoi il est très probablement f.); cp. pour la forme bmanc. vâri "lieu où l'on porte les ordures, les immondices" et pour le sens voirie "rebut de la société" (Montaigne; Charron), "personne vile, méprisable" (1674, LaFont) FEW ib. - Baldinger. 2018 imbécile, sot, etc. 22',5a Nfr. guibollard m. "imbécile" (FEW 22',5a) (-»jambe [21,310b]) und jambe 21,310b ... nfr. guibollard "imbécile" Lar 1930 (FEW 21,310b). - Nach Esn 1965 ist Guibollard "grand niais" als Übername belegt (pop., 1875). S. noch BaldEtym 1, Nr. 908. - K. B. imbécile, sot, etc. 22',5a Nfr. marpaud "stupide" Oud 1660 (FEW 22',5a) (-> vaurien [22',127b7

2019

imbécile, sot, etc.

129a]). - 1st behandelt mit afr. marpaut m. "vaurien, individu méprisable ..." etc., hier 22',127b-129a sub "vaurien; gueux". 2019 imbécile, sot, etc. 22',5a Argot bajaf m. "gros butor" (1894, SainéanPar). Blois baja (m. f.) "personne niaise", Langres "nigaud". Formerie bagé adj. "privé d'intelligence, idiot" G 13. Blois abagé m. "imbécile", Sologne "niais"; loch, abager v. a. "abrutir", Blois "énerver, ahurir, rendre un peu niais", Sologne "effaroucher". Blois èbager "énerver, ahurir, rendre un peu niais". —» s'éloigner [23,253b]. St-Augustin-des-Bois bajole f. "grand dadais, nigaud". Npr. bajaulâ v. "baliverner, plaisanter"; Toulouse bajaulo f. "cassade; bourde, sornette" D (FEW 22',5a) et id. 22>,10a Pr. bayofi m. "stupide, sot". Puiss. baiocas "imbécile, nigaud", baioucas "nigaud, badaud"; baioucado f. "niaiserie", bajoucado, Toulouse "folie". Vgl. auch kat. bajoc "benêt, homme de peu d'intelligence" AlcM [v. maintenant CoromCat 1, 1980, 558-560] (FEW 22', 10a) et grossier; malotru; brutal 22',171b Argot bajaf m. "gros butor" (1894, SainéanParis) (FEW 221,171b et s'éloigner 23,253b Loch, ébagé adj. "écarté (p. ex. animal d'un troupeau)", centr. "effaré, dispersé par la frayeur", abagé (FEW 23,253b) (—> imbécile [s. o.]). Dazu Esnault 1965 sub bajaf m. 1° "sot bredouilleur: «c'est un bajaf ou un babïan» (bas langage, Lyon 1926); 2° "butor" (pop., Paris 1866 [sans doute au sens de "personne grossière"]). Esnault renvoie à pr. baiofi "sot" et Lyon bajaflar "déraisonner" 1 . Son renvoi à bayaffe "pistolet" (v. notre article à propos de FEW 23,133a) qui s'explique par le sens de base "aboyer" (FEW 1,299b sub BAU), est beaucoup moins sûr, pour des raisons sémantiques (il faudrait des cas parallèles pour l'évolution de "aboyer" à "bavarder" et "sot"). SainéanPar 300 le cite comme mot régional, en rappellant champ, bajas "sot, goujat" (cp. les formes citées ci-dessus) et bmanc. bajard "homme pesant, empêtré" [bajar "pesant, difficile à monter (Ernée); homme peu leste, empêtré" Dottin], mais sans proposer une étymologie. Le renvoi d'Esnault au pr. baiàfi "sot" ne nous avance guère plus (Mistral le cite pour Marseille, avec les var. baiàfi, basàfi et atteste baiofi chez le poète Marius Bourrelly, né à Aix en 1820); il renvoie à bedigas "mouton d'un an" [zu VITELLUS FEW 14,548a?]. CoromCat 1, 1980, 558a, explique cat. bajoc "benêt" par un lt. vulg. tardif *BAJOCCUS, -A qui serait 1

San-Antonio (Frédéric D a r d ) qui est originaire de la région lyonnaise, se sert, en effet, de bajaffer "bavarder" («puis il bajaffe avec l'un des jules» 1957, J'ai peur des mouches, p. 174). 8

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2020

une variante morphologique de BAJANUS, -ANA [FEW 1,205b: "eingeweicht", où l'on trouve, en effet, p. ex. apr. bajan "insipide", npr. "nigaud", pr. bajanot "niais" etc.]. Mistral rapproche bayofî de même de caiofo "cosse de légume" (rangé dans le F E W 17,90b sub germ. *SKALJA "schale"). Mais tous ces rapprochements restent bien fragiles et hypothétiques, de sorte qu'il faut admettre que le problème étymologique reste t o u j o u r s n o n résolu. Baldinger. 2020 imbécile, sot, etc. 22',5b Paris schnock m. "nigaud" (1863, EsnaultArg; 1914; B); duschnock "bête" B, du Schnock B, Guign. duchenoque "individu qui tient des propos peu sensés" P t A r d 14.4.1927. Zuss. Paris schnokobol "sobriquet d o n n é à l'Allem a n d " (1901). SainéanPar 107 unwahrscheinlich ( F E W 22',5b). - Ergänze: als Adj. schnock "sot et laid" (pop., 1872, Esn) und schnocke adj. "imbécile" (1897 bei Rictus, s. CellRey). Als s. besonders in der Wendung un vieux schnock (1936 Céline [schnoque], s. Steegmüller 1981, 489 u n d Z r P 100, 149; 1950 V. Gibeau [schnock], s. CellRey; 1951 René Fallet [schnock], s. R o b 1986), aber auch schnoc "imbécile" (1935, F. Carco, R o b 1986), chnoque (1967, Rob 1986). Faire le chnoque à faire qch. "sich so d u m m verhalten und etwas t u n " ebenfalls 1936 bei Céline (Steegmüller 490). - Als Ablt. zitiert Esn: schnockobol "allemand", "prussco" (Bruant 1901) [suffixé comme fusibole]; schnockoter v. tr. "chaparder", "annexer" (Arts, Paris 1929) [mot à m o t "germaniser"?] (Esn 1965). Die Etymologie ist sehr umstritten. Sicher abwegig SainéanPar 107, der in chenoque eine Ablt. von chien sah (er zitiert espèce de Schnock 1900 Rictus, Cœur 88) und in bol das Verbum boler "amuser". Esnault: «Origine ambiguë: chenaque m. " s o t " (Fribourg 1868); schnock m. "Allemand" (Genève 1913); Hans im Schnokeloch (Hans dans le trou [des] Schnoke [= Schnake "moustique"]) veut ce qu'il n'a pas et ne veut rien de ce q u ' o n lui offre (chans. lorraine traditionnelle, av. 1890)». Aber CellRey 1980 bleiben mit Recht skeptisch: «Le rapport avec H a n s im Schnokeloch ... n'est pas établi». Ebenso Rob 1986: «origine incertaine, p.-ê. de la chanson alsacienne H a n s im Schnokeloch ' H a n s dans le coin (Loch) à moustiques (Schnok)'». In der Tat gibt es keine stichhaltigen Argumente f ü r eine Verbindung zwischen dem Lied und schnock, und der Typ des Unzufriedenen passt zudem auch semantisch nicht zu schnoc. Hingegen gewinnt ein Vorschlag von Pierre Guiraud, Dictionnaire érotique, Paris (Payot) 1978 bei näherem Zusehen trotz seiner Kühnheit an Wahrscheinlichkeit: in noc sieht er eine Inversion von con - diese ist in der Tat schon 1611 bei Cotgr ( F E W 2,1540b CÜNNUS) u n d noch heute in Paris belegt ( F E W 22',5b; s. folgenden Artikel); s. auch Z r P 95, 1979, 686 F n . 1. Sch- als Anlaut wie in dem 1896 belegten schtiv "Penis" (tiv < vit) wird von ihm nicht erklärt, findet sich aber öfters in 9

2020

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Argotwörtern, besonders deutscher Herkunft 2 , aber auch etwa in chié, das vulgär ebenso häufig verwendet wird wie dt. Scheisse. Hier eine Stelle aus San-Antonio (Frédéric Dard), Le trouillomètre à zéro, 1987, 189: «T'es chié, mon vieux! Ça, pour être chié, t'es chié. J'en ai déjà rencontré des mecs chiés, mais des aussi chiés que to, jamais! T'es chiément chié, quoi!» Die Parallele von schnoc und schtiv ist verblüffend; die Parallele geht aber noch weiter: «La forme Duschnoc (duchnoc, duschnock ...) est employée - comme Ducon, Duconneau - comme appellatif injurieux» (CellRey 1980, mit Beleg von 1938 aus Carco; vgl. auch Du Chenoc Esn 1965 sub firts). Dazu Belege bei San Antonio (Frédéric Dard): «L'ingénieur Ducon-Aveccédille» (1968, Viva Bertaga, 79), «Bon, j'vous passe Ducon, l'v'là» (1987, Galantine de volaille pour dames frivoles, 30); «Qu'est-ce qu'il raconte, ce grand duconneau?» (1950, Laissez tomber la fille, 91); «vous avez chargé ce grand duconneau de m'amener ici» (1953, Des dragées sans baptême, 75); «Quant à ta tournée de grands duconnots, tu l'auras, espère un peu» (1963, En peignant la girafe, 133). Ebenfalls mit der Bed. "imbécile, n'importe qui" werden auch Wörter mit der Bed. "Penis" verwendet (vgl. im Schweizd. sehr geläufiges e blöde Seggel [= Säckel "Penis"]): «M. Dunœud» (1982, Les aventures galantes de Bérurier, 219) «le comte Dunœud ne bronche pas» (1977, Remets ton slip, gondolier, 170); «bye-bye m'sieur Dunœud» (1985, Dégustez, gourmandes! 158), «le mont Dunœud» (1970, Ma langue au Chah, 16); «la joaillerie Dunœud» (1988, Les morues se dessalent, 30); «Et mon vieux camarade Duzob est en folie» (1985, Poison d'Avril, 78), «Mister Dupaf» (1988, Ça baigne dans le béton», 211), «T'as lu ça, Dupaf.>> (1986, Le casse de l'oncle Tom, 77); «Madame Dugland, née Ducon» (1967, Faut être logique, 41). Vermutlich gehört auch Pétaouschnock n. propre "ville imaginaire, inconnue, située très loin" (Caradec) in diesen Zusammenhang. Wenn man gleichzeitig die Vorliebe des Argot für (auch komplizierte) Verhüllungs- und Verdrehungsmechanismen bedenkt - ich erinnere an das largonji mit über 40 Bildungen, sowie an das noch heute im français avancé häufig belegte verlan (< l'envers; sp. vesre < rêvés), aber auch das javanais (s. Esnault 1965 s. v.) und das von mir so genannte jaganais (zu -aga s. Baldinger Faszination 1990, 798-807 mit 39 Bildungen) - dann ist

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So auch Ch.-Th. Gossen zu schtib: «l'initiale de ce mot fait penser à une origine germanique» (Mélanges ... offerts à M. Maurice Delbouille, I, 1964, 265). Der semantische Übergang von "nigaud" zu "allemand" ist leicht verständlich und wird durch den Anlaut noch gefördert. So erklärt sich auch die germanisierende Schreibung mit ck (Schnock "allemand", schnockobol "id." (1901) und schnockoter (Esn). Schnock ordnet sich somit ein in die lange Reihe fr. Argotwörter deutscher Herkunft: schlague, schlinguer, schlass, schlof, schloffer, schmecter, schmoutz, schnouffe, se schnouffer, schpile etc., alle bei CellRey 1980, wo z. B. sub schbeb erklärt wird: . 10

2021-2024

imbécile, sot, etc.

zweifellos der Vorschlag G u i r a u d ' s (schnoc < sch + noc < con) der bisher überzeugendste Vorschlag. - Baldinger. 2021 imbécile, sot, etc. 22 1 ,5b Paris noc m. "imbécile achevé" (Delv 1867-Vill 1912). N a c h Vill umgestellt aus con (< lt. CUNNUS) ( F E W 22',5b). - Die Erklärung von Villatte ist sicher richtig. Die Umstellung ist alt: mfr. noc " p u d e n d u m muliebre" ('verhüllende metathese', Cotgr 1611) F E W 2,1540b sub CÜNNUS. Ergänze noc (1619 Espadon Satyrique 80) und in der modernen Literatur Felix Scherwinsky, Die Neologismen in der modernen fr. Science-Fiction, 1978 (dazu Z r P 95, 1979, 686 Fn. 1). - Baldinger. 2022

imbécile, sot, etc.

22',6a

... Blon. tumi adj. "simple, niais" (f. tumiya) ... ( F E W 22',6a). - Stehen jetzt F E W 24,539a sub ANATOMIA "dissection" mit Anm. 7: «Ici 22,1,6a; cf. encore ici 13,1,314a, s. v. THOMAS, avec la famille duquel une confusion a pu se produire», und Anm. 13 [zu tumi]: «Du f. tumiya, sur le modèle d'ami, f. amiya». Vgl. weitere Formen aus F E W 21 und 22 1 , die zu ANATOMIA gehören und jetzt F E W 24 verzeichnet sind, zusammengestellt sub "gros; gras; obèse", hier F E W 21,291b, BaldEtym 1, Nr. 848. - K. B. 2023 imbécile, sot, etc. 22',6a N o r m , léican m. "benêt" D m ( F E W 22',6a). - N a c h de G o r o g ( R L i R 42, 1978, 441) wird norm, léican m. "benêt" von Edélestand und Alfred Duméril, Dictionnaire d u patois n o r m a n d , Caen 1849, mit isländ. LEIKA "spielen" in Verbindung gebracht. D e G o r o g (ibid.) macht des weiteren auf guern. / ëkà "l'amusement" A L F S u p p l (Paris 1920) p. 8 aufmerksam, das von der Bedeutung her norm, léican näher stehe; anord. LEIKA "spielzeug; spielen" (liegt näher als de Gorogs isländischer Vorschlag) ist neues Etymon zu F E W 16,455b. - Baldinger. 2024 imbécile, sot, etc. 22>,6b Jers. âmice m. "niais" ( F E W 22',6b). - Vgl. dazu de G o r o g ( R L i R 42, 1978, 441): «... peut-être à rattacher à l'afr. nice "niais" [< NÉSCIUS "unwissend", F E W 7,104a]. Pour le passage de -m- à -n- cp. havrais nié vre "espiègle" à côté d u fr. mièvre [v. an. SNAEFR "schnell, flink", F E W 17,158a], havrais mitouche "nitouche" [vgl. nfr. sainte-nitouche / sainte mitouche etc., F E W 13 2 ,8b sub TOKK-], meille < latin MESPULA, fr. nèfle [v. F E W 6 2 ,44b MËSPÎLUM "mispel"; zum Anlaut m-tn- vgl. im Kommentar, F E W 6 2 ,47a: 'Im gleichen glossar wie mespula findet sich auch die f o r m nespula. N a c h allgemeiner a n n a h m e ist sie durch dissimilation der beiden labialen konsonanten aus mespula entstanden, vgl. Niedermann Gloses 32; Schopf 116'], Maze. L'hypothèse de F. Le Maistre, Glossaire jersiais-français, Jersey 1966, qui voudrait que ce m o t provienne d ' u n n o m de baptême, ne paraît 11

2025-2027

imbécile, sot, etc.

guère admissible» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 441). Trotz der w/n-Parallelen ist Gorogs Erklärung nicht überzeugend; u. a. bleibt auch a- ungeklärt. Hier der ganze Passus von Frank Le Maistre, Dict. jersais-français, Jersey 1966: «âmice, s. m. ou f. "un niais". 'Ch'en est là, un pouôrre triste âmice!' Le terme s'emploie quelquefois pour désigner un insensé et nous avons entendu cette expression dans le Centre de l'île: 'Ch'est un âmice; faut s'en méfier!' Des Trinitais nous avons recueilli: 'En v'là-t-i', un amîce fliête!' "peu malin". C'est aussi sans doute un vieux nom de baptême jersiais: 'Ph'lippe Luce, fis Âmice fis Âmice fis Âmice' - c'est ainsi qu'on trouvera enregisté un Philippe Luce quelconque pour distinguer d'avec d'autres du même nom de baptême. Nous aurions dit que le nom était suranné depuis quelques années si nous n'avions noté tout récemment le décès d'un enfant de quelques mois nommé John Âmice ..., en 1959. Cf. N. amice "ami(?)". Quant à l'origine du terme nous serions tenté de lui comparer le VF. aumuce ou F. aumusse "espèce de pèlerine avec capuchon, vêtement de certaines communautés religieuses. Un amîce serait-il ainsi appelé par allusion à un individu affublé donc peu dégourdi (?). ... Cependant le prénom daterait du 16e siècle, probablement introduit d'après Messire Amias Poulet, Gouverneur de Jersey. Au 18e siècle on trouve encore les formes, souvent pour le même homme, Aymes, Amice» (Frank Le Maistre, Dict. jersiais-français, ... S. 17a/b). Der Übergang vom Vornamen zu "Dummkopf" u. ä. wäre plausibel (vgl. Hans, in der Schweiz Klaus, Heini, etc.); allerdings bleibt auch die Etymologie des Namens Amice zu klären. - Baldinger. 2025 imbécile, sot, etc. 22',7b Yonne pinaguet adj. m. "niais, imbécile, engourdi", Auxerre id. BullYonne 13, 258 (FEW 22',7b). - Zu *PINNACÜLUM "fittich; giebel", FEW 8,536b (vgl. dort lütt, pinaguet m. "pivot sur lequel on fait tourner une pièce" BSLW 34, 216; wallon, pinaguè "gamin"). - Nicoline Hörsch. 2026 imbécile, sot, etc. 22',7b Chablis aloi "imbécile, niais". Dazu auch land. alày (adj. s.) "niais", s. unten? (FEW 22',7b). - Chablis aloi adj. "imbécile, niais" steht jetzt FEW 25,218b sub ARIËS "bélier". S. dazu Anm. 23 FEW 25,219b: «Nous proposons de biffer ce mot ici 22',7b, étant donné sa localisation et son sens: -1-) ne paraît pas insurmontable, surtout dans un mot isolé. En tout cas, le rapprochement proposé ici 221,7b avec land. alày (ici 22',1 lb), qui contient le suffixe gascon -oy, est superficiel». - K. B. 2027

imbécile, sot, etc. 22',8a Nied à%tyë (m. adj.) "imbécile, maladroit", Rém. à%tyî m., Ajoie âtyç "imbécile, fou" Gl 1, 475; Langres, Epinal, Ajol, Vesoul, Pierrec., Froide12

imbécile, sot, etc.

2028-2029

conche, Magny-lès-Jussey ätyö f. "sotte, maladroite". Juret, Z 38, 175 (FEW 22',8a) und Npr. lande m. "nigaud, imbécile, maladroit" M 2, 1161. Lallé lândo "nigaud, imbécile, inintelligent" (FEW 22',9b) und laid

22\51b

Rive-de-Gier tantôra f. "femme laide" (FEW 22>,51b) und paresseux; sans énergie; nonchalant 22', 94a Chatbr. tantias s. (ou adj.?) "indolente, insensible, indifférente, nonchalante (femme), personne que rien ne peut émouvoir" (FEW 22',94a) und fée 23,148b/149a Montbél. (antairie f. "fée bienfaisante, qui récompense les enfants selon leur mérite, et qui arrive sur un âne, la veille de Noël, apportant aux uns des présents, et aux autres, une verge trempée dans du vinaigre; fig. Noël; cadeaux de Noël" (FEW 23,148b/149a) und animal fabuleux 23,151b Bearn. tantoure f. "bête fantastique des contes; vilaine femme; terme injurieux à l'égard d'une tante" (FEW 23,151b) und Noël 23,160a Montbél. tantairie f. "Noël" (FEW 23,160a) (-> fée [23,148b/149a]). - Zu obigen Formen s. jetzt den Artikel AMÏTA "tante, sœur du père", FEW 24,452b ff., mit den Anmerkungen 16/17, 19/10, 30, 32, 31 und 41, sowie die einzelnen Artikel hier FEW 221 und 23 unter den entsprechenden begrifflichen Stichwörtern. Speziell zu Nied. â%tyë "imbécile, maladroit" (etc., FEW 22',8a) siehe FEW 24,453a (Langres ätyö f. "sotte, maladroite" Z 38, 17516 ... Jussey ätyö f. "sotte, maladroite" (tous Z 38, 17516); Ajoie âtyç m. "imbécile, fou" Gl 1, 47517) mit dem Hinweis in Anm. 16 und 17, daß diese Formen in FEW 22',8a/9b zu streichen sind; Anm 17 (zu Ajoie ä t y ç ) : «... D'un nom de personne, selon Gl». - K. B. 2028 imbécile, sot, etc. 22',9b Beaur. micca f. "nigaude" (FEW 22',9b). - Gehört wohl zu AMICUS, -A "ami, -e" FEW 24,450b, vgl. dort rég. mique, grand(e) mique "grande fille niaise et dégingandée"; vgl. weitere Formen aus FEW 21-23, die zu AMICUS, -A gehören und jetzt FEW 24 verzeichnet sind, hier zusammengestellt unter "poirier; poire", FEW 21,80a, BaldEtym 1, Nr. 342. - Angelika Tritsch. 2029 imbécile, sot, etc. 22',9b Npr. landè m. "nigaud, imbécile, maladroit" M 2, 1161. Lallé lândo "nigaud, imbécile, inintelligent" (FEW 22',9b). - Obige Formen stehen 13

2030-2031

imbécile, sot, etc.

jetzt sub AMÏTA "tante, sœur du père", FEW 24,453a und 452b (vgl. dort Lallé lândo (s., adj.?)) mit Anm. 19 und 10. Vgl. weitere Formen, die zu AMÏTA gehören und jetzt FEW 24,452b ff. verzeichnet sind, hier sub "imbécile, sot, etc.", FEW 22',8a/9b (oben). K. B. 2030 imbécile, sot, etc. 22', 10a Daupha. tsüle adj. (f. tsûlo) "nigaud, niais, imbécile; cruche", Nice choula f. "imbécile"; Barc. "homme faible, sans énergie". Zur familie von it. dial. (mail.) ciolatto, daraus entlehnt nfr. choulato m. "niais, bêta" Daudet 1874. Dazu auch piem. ciola "scempione", gen. sciollo "sciocco, babeo", Alessandria ciûla "ignorante"; ciulada "asineria" (FEW 22',10a) und paresseux; sans énergie; nonchalant 22',95b Barc. choula f. "rossard, homme faible, sans énergie" (FEW 22',95b). - A propos de ce dernier écrit de Gorog: «Peut-être de l'esp. chulo "mauvais garçon, gommeux, souteneur"» (RLiR 42, 1978, 448). De Gorog n'a pas pris connaissance des formes citées FEW 22',10a qui excluent la provenance espagnole. Mais l'esp. chulo "individuo del pueblo bajo de Madrid ..." etc. (AcEsp 201984) s'explique de même comme emprunt à l'it. ciullo "enfant" qui est lui-même né par aphérèse de fanciullo, dim. de fante < lat. INFANS, -NTis "enfant" (Corom 2 2, 1980, 405). A ajouter sub INFANS "kleines kind" FEW 4,661b parmi les emprunts à l'italien. - Baldinger. imbécile, sot, etc. 22',10a Pr. bayofi m. "stupide, sot" ... (FEW 22',10a). - Ist behandelt mit argpt bajaf m. "gros butor", etc., hier 22',5a, auch sub "imbécile, sot, etc.". 2031 imbécile, sot, etc. 22',10b Cantal tindou "sot" Fau 2, 174, St-Simon "idiot" (f. tindouno) (FEW 22',10b). - Ergänze (nach Chambon, RLiR 47, 1983, 329): Cantal tintoun "niais" ('ordinairement tindoun'", Malvezin Gloss sub tint), entspricht Cantal tindou adj. "imbécile" L 122 [L für Malvezin, Liaûrotorso, Poème en langue romane par Malvezin, 1860 (éd. 1870; zitiert nach Chambon RLiR 47, 1983, 320)]. Dazu Chambon (ibid.): «à rattacher probablement à TÏNNÎTARE ["widerhallen"], F E W 13',346a [korrigiere: 347a/b], cf. npr. tindoun f. "femme querelleuse et criarde" et, pour le sens, Nice tintât m. "individu qui a le timbre fêlé" [13',346b], Cf. encore Carlat tindoun "idiot" (L. Delhostal, Los Piados), broun A tindou "niais" (RLR 67, 463). Le rapport avec tint "chacune des deux pièces de bois qui soutiennent un tonneau" [s. Cantal tint, hier 222,93a sub "cale; caler"] (d'où la forme tintoun méritant probablement l'astérisque) ne semble pas à retenir». K. B. 14

imbécile, sot, etc. - habile, habileté

2032-2034

imbécile, sot, etc. 22',10b Mauriac quinaou m. "imbécile" Mt ... (FEW 22',10b). - Dazu BaldEtym 3 (Nachtrag zu mfr. quin m. "singe", FEW 21,218a und BaldEtym 1, Nr. 604). imbécile, sot, etc. 22', 10b Limagne chupa "imbécile, naïf" (f. -ado) (FEW 22',10b). - Ist behandelt hier 22>,3b sub "naïf". 2032 imbécile, sot, etc. 22',11a Vd'Azun palalà f. "femme de haute taille et peu intelligente" (FEW 22',lla). - Wohl verwandt mit sp. pelele (Belegzeit ca. 1800), welches aber selbst unsicherer Herkunft, wahrscheinlich expressiver Herkunft ist (Coram2, Bd. 4, 1981, 462b) (Hinweis de Gorog, RLiR 42, 1978, 442). - K. B. 2033 imbécile, sot, etc. 22',llb Land, alày adj. "niais" (FEW 22 1 ,llb). - Siehe dazu Chablis aloi, hier 22',7b in demselben Artikel "imbécile, sot, etc.", sowie FEW 25,219b, Anm. 23. - K. B. fou 22',llb Gâtin. cascaret adj. "fou, toqué" (FEW 22',lib) (-> chétif [21,288a]). - S. BaldEtym 1, Nr. 834. 2034 habile, habileté 22', 12a Paris faire un mipe "jouer au plus habile, défier un camarade au jeu" BL 1808, argot mibe "chose où l'on excelle, tour de force quelconque" Delv 1867, mibre Delv 1867. SainéanPar 386; s. auch EsnaultArg (FEW 221,12a). - Zu ergänzen: mipe "provocation" (faire un mipe à qn "le provoquer") bei Deles 1899 (argot des malfaiteurs) dürfte auf BL 1808 beruhen. Im übrigen wiederholt er Delvau 1867; ebenso France 1907 (mib "chose dans laquelle on excelle"). SainéanPar 386 sieht in mibe/mipe eine Var. von mabe/mape "marbre", bzw. "bille à jouer" (FEW 6',364b): «La var. mibe ou mipe n'en a gardé que l'acception métaphorique". Esn 1965 zitiert auch propre à mibe "... à rien" und Sa darone ne vaut que mibe aus dem Diet, complet de l'Argot employé dans les Mystères de Paris von Eugène Sue (1844), aber im Text SainéanSourcArg 2, 197 steht sicher richtig propre à nibe (dieses ist im FEW 7,73a sub NËC verzeichnet) und an der zweiten Stelle dürfte auch ein Irrtum für nibe vorliegen. Sicher ist auch, dass der Hinweis von SainéanPar 386 auf Cotgr 1611 (faire le mib "to do a thing foolishly, or ill-favouredly, unhandsomely to go about it") völlig fehl am Platz ist: Cotgr kürzt nämlich nach dem Stichwort mibaudichon ab: faire le mib. "to doe a thing foolishly ..."! Deshalb völlig richtig im FEW: faire la mibaudichon "agir follement" Cotgr 1611 (FEW 15',32a sub anfrk. *BALD "kühn, dreist") [nur la ist in le 15

2035-2037

trace - individu

zu korrigieren]! (auch bei Esn zu streichen!). Die Herkunft von mibe-lmipebleibt ungeklärt. - Baldinger. léger (de caractère) 22',12b Hér. farandèl adj. "léger" M, ... (FEW 22',12b). - Ist behandelt mit argot fanandel m. "camarade" (1628-anf. 20. jh.) etc., hier 221,169b/170a sub "camarade". 2035

trace 22',13a Blon. me'hë m. "trace, signe, marque" (vieilli) (FEW 22',13a). - Nach de Gorog (RLiR 42, 1978, 442) «à rattacher à l'afr. mfr. mehain "défaut physique, blessure, maladie" (FEW 16,500b, s.v. *MAIDANJAN [anfrk. "verstümmeln"]». Vgl. dazu aber eine Stellungnahme im GPSR 80,1978, 19: «La forme de Vd Blon est méhin avec une fricative palatale qui repose sur un groupe palatal du type -ky-, -(s)ty-, -fy-, etc. et ne peut donc représenter un germ. maidanjan [sic]»; keine weiteren Angaben GPSR 80, 1978, 19 zu einer Etymologie. - K. B.

2036

avoir froid; transi, engourdi de froid 22',13a Nam. ebansî adj. "engourdi" Gdg, LLouv. imbanci "engourdi par le froid", s'imbanci v. r. "engourdir par le froid", rouchi embanché adj. "engourdi par le froid" (FEW 22>,13a) und engourdir; dégourdir 21,416a Rouchi embanché adj. "engourdi par le froid" (FEW 21,416a). - Siehe dazu Herbillon (Dial Wall 8/9, 1981, 125/126): «Nous proposons de les [les mots] rattacher à wallon, banse "manne" avec est-wallon, banseler "rouler sur ellemême la lisière d'une pièce de drap, en la couvrant d'une bande de papier ou d'étoffe", FEW lS^óób *BANST [(anfrk.) "grosser korb"]. Le sens propre serait "entortiller (comme les brins d'osier pour la fabrication de la banse)", d'où "engourdir"». - K. B.

2037 individu 22',14a Argot orgue s. "homme" (1829); monorgue "moi", tonorgue "toi" (beide 1829-Ch 1931), sonorgue "lui" (Delv 1867-Ch 1931); leur orgue "eux" (1913, SainéanPar). Redensarten: argot jaspiner sur l'orgue "médire de qn" (1828; 1856, s. Ch); manger sur l'orgue "dénoncer qn" (1837-Delv 1896); prendre tout sur son orgue "prendre toute la responsabilité" (Larch 1889-Ch 1931). S. noch EsnaultArg (FEW 22',14a). - Le FEW l'a rangé sous MË "mich": argot monorgue "moi" 3 (1828 [1829]) (FEW 6',565b): Le FEW 6>,566a note 3 renvoie - en suivant Sainéan - à furbesco monarca et hésite de partir de moi ou de mon. Pour SainéanPar 520 -orgue est comme -(g)nière une finale argotique déformative, devenant un nom au sens d'"individu", de "perlé

individu

2038

sonne", d'"homme". Il contredit V. Hugo (Misérables livre VII chap. II) qui avait expliqué: «La nuit se dit la sorgue\ l'homme, l'orgue. L'homme est un dérivé de la nuit». SainéanPar 520 n. 1: «Cet orgue est tout simplement la finale moderne, abstraite du pronom argotique, qui n'a rien de commun avec l'ombre ni avec la nuit». Esn 1965 ajoute mon orguibus (Dict. compi., 1844), mes zergues et tes zergues (Lyon, 1902); notre orgue "nous" (forçats, 1847). D'après Esnault il s'agit d'un radical ignoré. Une parenté avec le calò espagnol orqui, "âme, courage", est moins probable qu'un lien avec le fourb. monarca, "moi"; cf. pour mon arga, quant à moi (forçats, Rochefort, 1842). De la série des pronoms sort orgue n. m.». S. jetzt dazu BaldFasz 464. Baldinger. individu 22',14a Argot marpaut m. "homme, individu" (1628) (FEW 22',14a) (—> vaurien [221,127b— 129a]). - Ist behandelt mit afr. marpaut m. "vaurien, individu méprisable (sorte d'injure)" etc., hier 22',127b-129a, sub "vaurien; gueux". 2038 individu 22', 14a Argot conce du castuz "homme qui vide les ordures de l'hôpital" (1628), nfr. gonze "homme quelconque, vulgaire" (1684, La Fontaine; Vadé), argot id. (seit 1836), f. "niais, dupe" (1828), gonse m. (1827), gonce "homme quelconque" (seit Delv 1867), "homme facile à duper" (Lar 1872-1922), Montjean gonse "gamin, galopin", kan. gonze "gamin, moutard", Chatt. Cum. "niais, homme qui se laisse conduire". Ablt. Argot goncier "individu" (1846), "homme rusé" (Delv 1867; Vili 1888), "homme qui court les femmes" B, goncier de pain d'épice "individu sans valeur" (1864; 1900); argot gonzesse f. "femme quelconque; maîtresse" (seit 1836) [seit 1811, Esn] "maîtresse, concubine" (1847-Vili 1912), ang. "petite fille; jeune fille (en mauv. part)". EsnaultArg; SainéanPar; SainéanSourc; Br 6. Entlehnt aus dem seit dem 16. jh. belegten it. gonzo "uomo goffo", das unbekannten ursprungs ist (FEW 22',14a) und infirmier 23,116a Argot conce de castu m. "domestique d'hôpital" (1628), couce (1849)1) [Fn. 1: «Nach Sainéan druckfehler für conce»], cousse de castu "infirmier d'hôpital" (Delv 1876 [korr.: 1867]; Lar 1869) (FEW 23,116a) und homme

21,280a

Paris gonce "homme" B (FEW 21,280a) (-> individu [s. o.]) und fille 21,450a Montjean gonzesse f. "gamine, petite fille; jeune fille (t. péj.)" (FEW 21,450a) (-» individu [s. o.]) und 17

2038

individu

jeune fille 21,451b Arg. gonzesse f. "fille, femme en général" (FEW 21,451b) (—> individu [s. o.]). - Gonze wird auch von Guiraud Argot 1956, 49 und 87, zu den Entlehnungen aus dem it. furbesco gezählt. Im FEW nicht berücksichtigt sind manche Belege bei Esn 1965. In den Wörterbüchern bisher nicht erfasst wurde die Bildung gonzman: 1975 SAnt Bonj 204, etc. (s. BaldFasz 791 f.) Ausser gonze findet sich ganz besonders häufig gonzesse bei San Antonio (Frédéric Dard), und zwar stets in der Bedeutung: "type, individu" ("Mann", bzw. "Mädchen"): gonze 11 Belege seit 1950 ('les gonzes se baguenaudent' Fille 12; 'tandis que le gonze San-Antonio ignore ...' 80; 'il y a des gonzes qui sont marqués par le destin' 1954 Joconde 22, etc.) bis 1985 ('un gonze qui écluse'), auch bei Boudard Cinoche 1974 ('un gonze qui surgit' 142; 'tout de suite deux gonzes sont apparus sur le seuil' 245); weitaus häufiger ist gonzesse "fille quelconque": 103 Belege bei San-Antonio von 1950 bis 1987, davon 44 allein zwischen 1950 und 1959 ('les gonzesses qui prennent leur figredé pour le Panthéon' Fille 1950, 18; 'Faut être une gonzesse pour penser à ça' 176; 'la prétendue chasteté des gonzesses 1959, Souris 127; 'J'ai une sainte horreur des gonzesses qui se croient obligées de tomber en digue-digue' Dragées 1953, 50; 'Ah! les gonzesses, toutes les mêmes!' Desc 1953, 154; 'y a des gonzesses qui ont de l'éducation' Plomb 1953, 94; 'un tas de choses qui font rougir les gonzesses bien élevées' Sérénade 1954, 185; 'Des serments de gonzesse, on sait ce que ça vaut' Mouron 1955, 40; 'la gonzesse de la poste' Anges 1957, 33; 'Des nouvelles de ta gonzesseT Plaisir 1959, 187; 'être loqué en gonzesse' Pope 1966, 151; 'travesti en gonzesse' Slip 1977, 173; 'une gonzesse pour couverture de magazine' Pipe 1982, 102; 'des belles gonzesses sortant' Prés 1986, 45; 'pour trouver une gonzesse comestible' 94; 'Il est flanqué d'une gonzesse dont je ne te dis que ça' Friv 1987, 62, etc.); auch bei Boudard: 'des gonzesses majors de Polytechnique' (Cinoche 1974, 249). Die Ablt. gonzier "type, individu" findet sich bei San-Antonio erst seit 1975, aber seither häufig (46 Belege): 'T'as les gonziers qui prennent la vie par le manche' (Bonj 1975, 42), 'les gonziers se radinaient' (Chauve 1975, 22; 'y'a pas deux gonziers comme moi' 88, 'un pauvre gonzier' 150); 'un gonzier implacable' (Slip 1977, 128); 'des gonziers surviennent en hurlant' (Champ 1981, 13); 'le gonzier d'Assimil qui ...' (Avril 1985, 50); 'les gonziers de l'entrepôt' (Prés 1986, 194; 'un gonzier répondant au signalement de notre tordu' (Tom 1986, 253); 'le médecin légiste et deux gonziers de l'Identité judiciaire' (Friv 1987, 31); 'qui est ce gonzier inconnu ...?' (241), etc. Conce ist zweifellos nur eine Variante von gonze, wohl assimilatorisch veranlasst durch castu. Argot castu "hôpital; prison" (seit 1628, SainéanSourc[Arg]; SainéanPar 522)2) [Fn. 2: «Zur bed. vgl. Alessandria castru "zuchthaus"»] (FEW 2,468a sub CASTELLUM "schloss"); vgl. auch argot chasteau "hôpital" (16. jh., BG1 2, 69), château "hôpital où sont soignées les filles vénériennes" Le (FEW 18

individu

2039-2040

2,468a). Zu arg. fr. castu "prison, hôpital" s. auch Gossen, Mél. Delbouille 1964, 260 ('formation ironique'); aus dem Okzit. entlehnt (GebhOkzit). S. noch ergänzend Esn 1965; u. a. mfr. par le saint sabre [bâton ou fouet] du castud "juron d'ivrogne" bei Beroald de Verville, le Moyen de parvenir (ca. 1610), éd. Charles Royer [Reprint 1970], 1, 86 (Kap. Occasion); éd. H. Moreau/A. Tournon 1984, S. 50. Zur eigenwilligen Verwendung und Deutung von castus "hôpital" bei Victor Hugo s. Willi Hirdt, ZfSL 97, 1987, S. 265. - Baldinger.

2039 individu 22',14a Paris mironton m. "individu (péj.)" [1929] B (FEW 22',14a). - Gehört wohl primär zur Familie von arg. miro "myope, 'bigleux"' (pop., écol, 1928, Esn 1965; F E W 6 2 ,154a sub MIRARI "mit bewunderung hinblicken"), "borgne" (1930, Esn), "aveugle" ('pop', 1933); auch miraud geschrieben (so 1982 SAntMoule 44). Vom Stamm mir- abgeleitet arg. miroter "regarder" (1889, Esnault; Ds; F E W 6 2 ,151a); derselbe Polizist (G. Macé) hat 1889 neben miroter auch miroiter belegt. Von miroter abgeleitet *miroton "œil", das im Argot nur in der Form mironton "œil" (voy., 1928 und 1945, Esn) bezeugt ist. Der Wandel von miroton (in dieser Form auch "plat de bœuf bouilli" seit 1691; unbekannter Herkunft, F E W 21,490a sub "mets de viande") zu mironton "drôle d'individu; homme quelconque" (zuerst 1901 in frér 's mirontons bei Bruant, s. TLF) könnte auf den Refrain des einst sehr populären Liedes von Béranger zurückgehen 'Toi, mironton, mirontaine, Prends l'arme de ce héros; Puis, en vrai Croquemitaine, Tu feras peur aux marmots' (Malbrough s'en va-t-en guerre) TLF, ein Refrain (mironton-ton-ton mirontaine, s. CellRey sub mirontaine), der auch in andern Chansons vorkommt. Mironton "individu" ist laut CellRey 1980 und Rob 1986 seit ca. 1930 belegt, aber frér's mirontons "id." findet sich schon 1901 bei Bruant (s. o., laut T L F 11, 1985, der auch einen Beleg von 1947 zitiert: 'les frères mirontons de l'autre rive' bei Vialar). Rob 1986 gibt als freies Beispiel un vieux mironton; dieses kommt in der Tat oft auch bei SAnt vor (1954 Joconde 16; 1958 Polich 57; 1959 Graine 143; 163; 1959 Paquet 142; 1962 Loup 15), aber auch un miroton quelconque (1957 Tombola 186) etc. (insgesamt 18 Belege; aber 16 bis 1962 und nachher selten). Der Gedanke liegt nahe, dass auch tonton "oncle" (FEW 1,189a AVUNCULUS "oheim"; kindersprachliche Reduplikation von oncle mit t von tante), das schon 1712 bei Fénelon belegt ist (Rob 1986) an der Umbildung von mironton zu miroton beteiligt sein mag (vgl. auch die Umbildung von toton "jouet ..." zu toton, z. B. bei Balzac, s. Rob 1986 sub tonton). - Baldinger.

2040 individu 22', 14a Maug. dache "personne imaginaire" (22',14a) und 19

2041-2044

individu - prouver

personne méchante 221,131 b Tourn. vyçl das "vieille femme méchante", flandr. vieille dache "terme injurieux". Das gleiche wort wie dache "clou", —» clou, hier 222,92a? (22',131b). - Zu ergänzen sub DIABOLUS "teufel" (FEW 3,63b, wo dache "diable" schon verzeichnet ist). Ein Zusammenhang mit dache "clou" (als Frage gestellt 22',131b), ist nicht erkennbar (zu "clou" s. auch BaldEtym 1, Nr. 1356). - Baldinger; Doris Diekmann-Sammet. 2041 individu 22', 14b Terrt. zir "personne" (FEW 22*,14b). - Doch wohl identisch mit nfr. sir m. "t. d'appellation correspondant à monsieur (en Angleterre)" (seit 1779) FEW 18,114a sub e. SIR "herr". Land, pire m. "individu" (22>,14b, auch sub "individu" verzeichnet) könnte eine humoristische Kreuzung von personne + sir(e) sein. - K. B. individu 22', 14b Land, pire m. "individu" (FEW 22',14b). - Siehe dazu terrt. zir "personne", hier in demselben Artikel "individu" oben. 2042

penser, songer, réfléchir 22',15a Bmanc. ko me v. n. "songer sans penser à rien"; a ko me "rester à ne rien faire" (FEW 22>,15a). - Ergänze Verweis auf "sommeil; dormir" [21,405a/ b]; s. BaldEtym 1, Nr. 1257. - Doris Diekmann-Sammet.

2043 critiquer 22', 16a Mfr. noller "critiquer" (hap. 16. jh.) (FEW 22',16a). - «A rattacher au mfr. nuller "anéantir" [cp. afr. nuller "détruire" sub NÛLLUS "keiner", FEW 7,232b] et à l'afr. nolir "ne pas vouloir" [cp. afr. noloir v. a. "ne pas vouloir" sub NOLLE "nicht wollen", FEW 7,174b]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 442). Der einzige Beleg wird von Huguet zitiert: 'Je ne sçaurois mieulx à propoz parler de la justice qu'au lieu où elle est establie principale et souveraine; non poinct en intention de reprendre, arguer ou noller en vous aulcune chose' ([Michel de] L'Hospital f 1573], Harangues II, 123). Statt einer Definition setzt Huguet ein Fragezeichen. Ein Anschluss an NÜLLUS ist lautlich ausgeschlossen. Es handelt sich zweifellos um einen Latinismus, eine Entlehnung < NOLLE "nicht wollen" (FEW 7,174b); vgl. ebenfalls eingepaßt apr. noler und afr. mfr. vereinzelt noloir (FEW). Die Bedeutung knüpft an die schon lt. Bedeutung "nicht wohlwollen, nicht günstig sein" (Cicero, s. Georges) an. - Baldinger. 2044 prouver 221,16b Dauph. deitubli\. a. "établir, prouver, démontrer" (FEW 22',16b). - «Peutêtre un dérivé de STABILÏRE ["befestigen"]; cp. afrpr. destaubli "priver, enlever" [FEW] 12,220b; le préfixe n'indique pas toujours la privation; cp. frpr. dësêsà "cesser", désèbrô "séparer les deux trains d'une voiture" 20

oui

2045

Duraffour Gloss [nos 2362 et 2388]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 442). Semantisch höchst unwahrscheinlich: die beiden ¿¿-Formen als Stütze unterstreichen das Aufhören, bzw. die Trennung, so dass eine Art Tautologie vorliegt. Dies ist aber hier nicht der Fall. - K. B. 2045 oui 22',16b Argot gis interj. "oui" (1562), gy (1628-Lc; B), gi (Lc; seit Lar 1901; B), Möns gi "certes, certainement". Argot girolle "oui" (1628); gigo MSLP 7, 45. Dazu im argot von La Roche-Derrien goje "bien, oui" RCelt 14, 279. SainéanSourc; EsnaultArg (FEW 22>,16b). - Ergänze gi (1835; 1916, Esn 1965 sub jy [und 1952 bei Céline, CellRey]; ji? - ji! "entendu? - entendu" (voy., 1954, ib.): «Origine ignorée, comme celle de xion, gion "oui" (germ. [arg. esp.], nach 1609). On conjecture quelque ellipse: celle du verbe de j'y fais "je le fais, j'y joue" (typogr., 1874), donnant en mot-à-mot 'je-cela' (ce serait l'inverse du o-je, o-tu, o-il, cela-je, -tu, -il, devenu oui); celle d'un lat.: ego ipse [volo], devenu je-is [le veux]; mais, entre 1460 et 1560, le mot menis a le même emploi (v. is). Le franç. a, au XIII e s., un verbe geh ir "avouer". [Quant à faire ji "faire attention, se méfier" (filles, 1953 [faire gy id. 1954 bei Simonin, CellRey]), ce peut être l'angl. pop. to gee "id."]» (Esn sub jy). Esn ergänzt auch die im FEW zitierten Formen: dji\ "ça va!" (écol., 1935), gihuè1. "si fait!" (bret., Vannes, 1744), gigot "oui!" («Vous avez entravé? - Gigot» combrioleurs, 1879), gigot noch bei Céline, s. CellRey [graphie due à l'attraction du mot conventionnel] und in einem Filmszenario, s. Rob 1986; ji-go bei Marcel Aymé (s. TLF); mit Metathese gojél "oui" (arg. bret. de couvreurs, 1886), und mit Apokope go! "ça va!" (340. Inf. reg. in Grenoble [neben gi\ 1916]; dazu go beiti, go vére, gau "oui vraiment" (Niort 1662-1864), être de go "être prêt" (Laval, 1890). Ausserdem jyblet "oui" (Tignes [neben jy\), jidé\ "oui" (malfaiteurs, 1928) [vgl. dé\ "oui" (ouvriers marbriers, 1866)],javi "oui" 1926 (mit -av- als javanais-Form), woraus mit Apokope jav \926),jag "oui" (voyous, 1936) als elliptische -ag(a)-Form aus jagui; zu -aga s. BaldFasz 798-807); schliesslich als largonji-Form ligodu (< gigo) "oui" (voyous, 1948). SainéanPar 521 zitiert zwei Belege für gy "oui" aus Courteline (1888) und aus Jehan Rictus, Soliloques (1897), 72 (gì); weitere Belege: 1903 bei Lorrain et Fabrice (CellRey), 1919 bei Carco (TLF), 1951 bei René Fallet (Rob 1986). Die Herkunft vermutlich aus j'y (vais) (< EGO "ich", FEW 3,207a und < HIC "hier", FEW 4,423a), vgl. o il (+ Verb) > oui. Am besten fassen CellRey (sub gy) den aktuellen Stand zusammen: «Hist. Fin du 16e siècle, usuel après 1914. Origine inconnue. Un élément -is, -ys est très ancien et a fourni dès le début du 15e siècle une série de pronoms personnels composés du type mézigue, dont on connaît toutes les personnes. Mais la première du singulier est menis (tézis, cézis, etc.) [s. dazu Baldinger Faszination 1990, 458 menis und 460 mézigue] comme il est normal dans ce type de formations, et 21

2046-2048

oui - non; pas du tout; ne ... pas

non je-is qui permettrait à la rigueur d'expliquer ji, gi par contraction. Une lexicalisation d'un abrègement J'y (vais) ou j'y (fais) est possible en théorie. Elle répéterait la formation de oïl devenu oui à partir du latin 'oc-ill' (hoc'illë), mot-à-mot: cela-il (sous-entendu: le fait). Mais l'hypothèse est aventurée». - Baldinger. 2046

oui 22',17a Rouerg. moi adv. "certes, certainement" ... St-André per moios\ "ma foi! par ma foi!" ... (FEW 22',17a). - Dazu wohl auch Cantal moueita (per ~) "par ma foi" ('contraction horrible', Malvezin Gloss), entspricht per mouyto L 121 [L fur Liaûrotorso, Poème en langue romane, par Malvezin ... 1860 [éd. 1870], zitiert nach Chambon, RLiR 47, 1983, 320] (Chambon, RLiR 47, 1983, 327; probablement ad FEW 3,504a, FIDES. - Chambon). K. B.

2047

d'ailleurs 22*,17b Eglis. mâgnemi "au reste" (FEW 22', 17b). - Chambon RLiR 48, 1984, 92 zitiert Ambert menimi adv. "enfin, cependant, pourtant, néanmoins, quand même, quoi qu'il en soit, malgré tout, tout de même" (s. auch MichaliasGramm 75, 131) und schreibt: «Nous n'avons pas trouvé ce mot dans le FEW, mais Eglis. màgnemi [sic] "au reste; néanmoins" figure parmi les matériaux d'origine inconnue (FEW 22',17a [lies: 17b]). Ce type semble propre à la Basse-Auvergne orientale: St-Amant-Roche-Savine menimi "au moins" (L'Alauza d'Auvernha 108, 16; trad. "ma foi"), "pourtant" (ibid. 92-93, 14; 106-107, 12), Aubignat menimi [-nyi-] "tout de même" (Jars 213, 325), "pourtant" (Jars 3, 317), Baffie menemi "néanmoins" Chataing. Pour Ambert, Michalias atteste souvent le mot, avec les valeurs indiquées dans le Glossaire, dans ses œuvres littéraires et en a même fait le titre de ses poèmes les plus réussis, 'Menimi' (MichaliasEP 154); cf. Michalias EP 48, 52, 124, 154, 156, 170, 177, 188, 200, 222; MichaliasES 40, 52, 86, 92, 94, 136, 166. Il semble qu'on ait affaire, à l'origine, à une locution adverbiale formée des r e p r é s e n t a n t s d e MAGIS NEC MINUS; cf., p o u r le t r a i t e m e n t d e MINUS,

Ambert pami "cependant" (MichaliasEP 60, 172), Eglis. pàmi "toutefois, pourtant", A p i n a c p a m i (FEW 62,128a, MÏNUS ["weniger"])» (Chambon, RLiR 48, 1984, 92). - K. B. 2048 non; pas du tout; ne ... pas 221,17b Péz. massânos de Clarmoun "expression employée avec un sens négatif" (FEW 22',17b). - Dazu Chambon, RLR 83, 1979, 262: «... à rattacher à MATIANUS ["des Matius", FEW] 6>,493a» (vgl. dort arouerg. massanna f. "pomme sauvage" ..., rouerg. massana RLR 24, 235, Rodez mossono); vgl. noch aveyr. mossô, -no adj. "bâtard, sauvage (en parlant d'un fruit)", FEW 21,44b, MélCamproux 2, 1978, 879, sowie BaldEtym 1, Nr. 202. 22

pourtant - protester

2049-2052

2049 pourtant 22',17b Waadt porro "pourtant; peut-être", porre, aost. peura conj. "pourtant" (FEW 22',17b) und peut-être 22',30a Waadt porro adv. "pourtant, peut-être", porre (FEW 22',30a). - Wohl zu HÖC "dieses", FEW 4,442a (vgl. afr. poro "à cause de cela", ... adauph. pero "pourtant, néanmoins" 6 S [Anm. 6: «Bed. wohl entstanden in negativen Sätzen ... Auch akat. pero "aber" EstRom 2, 46, it. pero»]). Vgl. auch de Gorog, RLiR 42, 1978, 442: «... à rattacher à l'afr. poruec "pour cela" ou à l'it. perd "pourtant"». - K. B. 2050 suggestion 221,18 a Metz epieu m. "suggestion" (FEW 221,18a). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1972, 442) zu Unrecht mit afr. espirer "inspirez, suggérer" (< INSPIRARE "einhauchen", FEW 4,720a) in Verbindung gebracht. Metz epieu gehört zu anfrk. *SPEHÔN "spähen", FEW 17,174a, wo es auch bereits verzeichnet ist, vgl. dort Metz çpyqe "suggestion". - Doris Diekmann-Sammet. 2051 médiateur 22', 18a Jonzac entrecheun m. "intermédiaire, médiateur" (FEW 22', 18a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 442): «A rattacher au mfr. entreschelon m. "échelon, intermédiaire". On aurait donc affaire à la simplification du groupe de consonnes [¿7] en [s]». Mfr. entrechelon m. "échelon intermédiaire" ist hap. 15. jh. belegt (FEW 11,265b sub SCALA "leiter" [1464, Lagadeuc]). Allerdings ist zu bedenken, dass in allen eschelon-Belegen in den Mundarten das / sehr stabil ist, ebenso -on (oder -ouri) und -ä sonst nicht belegt ist. Lautlich ist deshalb Gorogs Erklärung höchst fragwürdig. - Baldinger. 2052 protester 221,18b Ré rouskis m. "protestation, tapage" (FEW 22',18b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 442): «A rattacher à l'afr. rustie f. "grossièreté, violence, tapage" [< ROSTÎCUS "ländlich, bäuerisch, grob", FEW 10,592b] avec changement de suffixe. Le suffixe -is semble assez répandu dans les patois de l'Aunis et de la Saintonge: cp. pâquis "pâturage", patrouillis "lieu où l'on patauge et action de patauger", plantis "jeune vignoble", préchis "prêche, sermon", pressis "vin de presse", rabâtis "grand bruit, vacarme", retaillis "petits morceaux d'étoffes", rafraichis "action de mettre des terres en bon état ...", ragouillis "gargouillis; plat de victuailles". Pour le remplacement du [t] par [k], cp. dans la même région pâquis "pâturage", patraque f. "patate", kiosque, kioste m. "toast", patique "patati-patata". Pour la confustion de [u] et [y], cp. poué m. "puits", pouéssance f. "puissance", rouêner "ruiner", roupille, rupille "lambeau, loque", et ruler "rouler". Pour 23

2053-2054

attention - informer

toutes ces formes, voir Musset». Aber Ré rouskis ist sicher nicht zu trennen von arg. rousquim. "réclamation bruyante, «pétard»" (pop., 1904), das Esn wohl zu Recht zu rouscailler und rouspéter stellt, d. h. zu ROSS- (onom.) FEW 10,489a (nfr. rouscailler "protester"). Im Suffix könnte in der Tat das "Lärm"-Suffix -is vorliegen, s. Baldinger Kollektivsuffixe 67 ff. - Doris Diekmann-Sammet, K. B. attention 22>,18b Montana ç%riâ v. "faire attention", etc. (FEW 22>,18b). - Ist behandelt mit Lens çhriâ v. "garder le bétail", FEW 222,57a sub "garder". 2053

attention

221,19a

Labouh. chaou s. "attention" (FEW 22',19a). - «Peut-être à rattacher à l'afr. escolt, escout m. "action d'écouter, attention"; cp. mouz. choûter, meus, chouter de AUSCULTARE ["anhören", FEW] 1,184b» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 442). Völlig willkürliche Bezugsetzung einer gaskognischen zu lothringischen Formen! - K. B. évaporé 22',19a Tulle altatas "en l'air, évaporé" M (FEW 22',19a). - Ist behandelt mit Châten. outata (m. f.) "écervelé, ...", hier 22',2b sub "étourdi". 2054 informer 22',19a Ergänze: Argot rencard m. "renseignement confidentiel" (1889; 1904), rencard}, "avis!" (voyous, 1947) (Esn 1965; fehlt im FEW, auch 22>,19a); dazu rencarder v. a. "renseigner" (Nouguier 1899), se rencarder v. pron. "s'informer, et s'avertir l'un l'autre" (malfaiteurs, Bruant 1901); rencardeur m. "indicateur, mouchard" (Nouguier 1899). «Le verbe dont rencard dériverait paraît être le vieux recorder, racorder "instruire" [FEW 10,160a] (bagne de Rochefort, 1842, et en Bresse), influencé par renseigner» [FEW 4,713b] (Esn 1965). S. auch ZrP 100, 1984, 149 (zu Céline). Zu recorder s. FEW 10,159b sub RECÖRDARI "(einer sache) gedenken"; zu renseigner FEW 4,713b sub *INSÎGNARE "bezeichnen". Nicht gesichert ist das Verhältnis zu rencard m. "rendez-vous confidentiel" (voyous, 1898, Esn); "lieu de rendez-vous commode" (1905, Esn) (fehlt FEW 22',169b sub "rendez-vous"). Zur Herkunft («origine douteuse») zwei Vorschläge bei Esnault: «1° subst. verbal de rencarrer précisé par l'idée du but; 2° le fr. rencontre "jadis" s. m. (encore aus XVIII e s.) et resté tel à Marseille (jusqu'au moins en 1830) [vgl. FEW 2,1115b, wo nur f. vermerkt ist]». Beide mit Fragezeichen. CellRey halten diese 2. Erklärung (< rencontre «sous l'influence de rencard "renseignement confidentiel"») für weniger wahrscheinlich als eine deverbale Ableitung zu rencarrer "rentrer chez soi ou dans un lieu sûr après un coup" [vgl. argot encarrer "entrer" (1837), 24

ignorant - émouvoir

2055-2056

FEW 2,1394a sub QUADRARE "viereckig machen, zuhauen"]. «D'où l'idée du (rendez-vous> chez moi. Est resté très usuel» (mit Beleg bei F. Carco). Ein drittes rencard ist sicher von beiden zu trennen: mettre au rencart "mettre au rebut" (FEW 3,316a sub *EXQUARTARE "vierteilen"); dazu auch Rob 1986. - Baldinger. 2055 ignorant 22',19b Mfr. amasie f. "ignorance (?)" (hap. 16. jh.) (FEW 22M9b). - Humanistische Entlehnung von gr. AMATHÎA Lid/Scott 76a ("ignorance, stupidity"); ThesLL 1, 1826 ein lat. Beleg (Paulus Pellaeus, 5. Jh.). Die Transkription -sfür mgr. th steht nicht vereinzelt da, cf. zahlreiche -s-Formen sub ARITHMETICA, FEW 25,235. Erneute fachsprachliche Entlehnung amathie mit Erstbeleg 1957 cf. TLF 2, 682a. Neues Etymon zu FEW 24,39. - Weinhold. 2056 émouvoir 22',20a Nivelles apowé adj. "étranglé par l'émotion" (FEW 22',20a) (—> rassasié [21,459b/460a] und stupéfié, ahuri, troublé 22',33a MarcheE. apôwer v. a. "frapper de stupeur", LLouv. apower "empiffrer, ébahir" (FEW 22',33a) (-> rassasié) und s'évanouir; étourdir

21,414b

Nivelles apowé adj. "pâmé après une course" (FEW 21,414b) und rassasier; repu; gonflé de nourriture 21,459b/460a Mfr. nfr. apoué adj. "repu, gorgé de nourriture" (Est 1549-Cresp 1637), Philipp, apowi "gavé (d'un animal)", NivB. apawé "presque étouffé pour avoir trop mangé; pâmé après une course", Nivelles apowé "id., exténué, harassé de fatigue; étranglé par l'émotion, troublé, interloqué", Soign. apowè, Tournai apoweû, rouchi apoer v. a. "rassasier entièrement", pik. apoué "rassasié", Vraignes id. Cr 196, Romény id., norm. id. Dm. Pik. rapoé "rassasié", Guign. rapoué PtArd 2.6.1927, raproué. Troyes époué "(animal) qui a perdu l'appétit" G. Nivelles s'apower v.r. "gaver, empiffrer", Viesville v. a. "remplir à l'excès, gaver, étouffer", Framerie apowèy, Maub. apoer "v. r. s'empiffrer; v. a. interloquer, troubler" 1 [Anm. 1: «Wahrscheinlich nicht v. a., sondern nur als adj. gebraucht»]; MarcheE. apôwer v. a. "frapper de stupeur" 2 [Anm. 2: «Als beispiel wird nur ein satz mit dem adj. apôwè angeführt»]. Nivelles apowâdje m. "gavage". BWall 21, 17, 41 (FEW 21,459b/460a). - Dazu Herbillon (DialWall 12, 1984, 39): «Apower pourrait être simplement le picard apoier "appuyer": FEW 25,41b [sous *APPÖDIARE "stützen"]; la forme n'offre pas de difficulté; pour le sens, appuyer a pu signifier: "remplir à l'excès", d'où: "gaver, étouffer", et au sens moral: "frapper de stupeur, ébahir"». - K. B. 25

2057-2058 2057

tempérament - humeur

tempérament 22',20a Brotte snçz m. "tempérament" (FEW 22',20a). - Gehört zu germ. SÏNNÔ"richtung; körperliches und geistiges streben; verstand", FEW 17,72a (vgl. dort GrCombe sne "esprit", Boum, s snë "id., intelligence" etc.) (Chambon, RLR 83, 1979, 264). - K. B.

2058 humeur 22',20a Dol regoustin adj. "de bonne humeur", nant. rigoustin (FEW 22',20a) (-4 gai [FEW 22',25b]) und joie, gaieté; joyeux, gai 22',25b Dol rigoustin adj. "guilleret, enjoué", renn, regoustin "de bonne humeur", nant. rigoustin "réjoui, de bonne humeur", Chatbr. "gai, joyeux, alerte, éveillé", ang. petit rigoustin m. "jeune garçon vif, nerveux et maigre" (FEW 22',25b) (-» vif [FEW 22»,54b]) und vif, éveillé 22',54b Chatbr. rigoustin "éveillé", bmanc. ragwisti adj. "réjoui, alerte", rakestwi "qui a une gaieté vive", Segré rigousti "réveillé, alerte, intelligent"; risticoui. Loué se recouistir v. r. "se réveiller, se débarbouiller" (FEW 22",54b) (-> gai [FEW 22>,25b]) und revolver 23,133b Argot riboustin m. "revolver" Le (FEW 23,133b). - Obige Formen gehören zusammen; vgl. dazu Arveiller (ZrP 95, 1979, 312), der dort rigoustin als Beispiel für semantische Interferenzen aufgrund lautlicher Nähe heranzieht: «Le phénomène est bien connu, en argot. Ainsi par exemple, rigoustin "gai", mot originaire de l'ouest, où il est bien attesté (FEW 22',20a, 25b et 54b), rapproché de rigolo "drôle" [v. FEW 10,399a sous RÏDËRE "lachen"] et argotiquement "revolver" [v. Paris rigolo m. "revolver" (seit Lar 1907), FEW 10,399a sous RÏDËRE; mais attesté dès 1886 comme terme des malfaiteurs par Esn]3, a pu servir à son tour à désigner un revolver (sens attesté en 1953 par Esnault [1965] sub ribouldingue 2)» (Arveiller, ZrP 95, 1979, 312). Argot ribouldingue "revolver" (t. d'artilleurs 1916; écoliers 1935)4 ist nach Esn eine «déformation plaisante de rigolo et de ribarbère, plutôt que de ribosta et de rubattin "id." (arg. ital., malf., 1910)». Ribarbère "revolver" (voyous, 1952) seinerseits ist eine «déformation plaisante de 3

4

SainéanPar 219 erläutert: «propr. joyeux compère»; vgl. loustic "revolver" (Esn sub rigolo). Im FEW finde ich nur das homonyme ribouldingue "noce, partie de plaisir" (FEW 16,702b sub ahd. RIBAN "reiben"); vgl. noch norm, boulinguer "envoyer promener, éconduire vertement" (FEW 1,611a sub BULLA "blase"), wo sich auch reg. rebouler "vagabonder", auf das CellRey verweisen (neben dinguer "vaguer" FEW 3,81b) befindet (FEW 1,61 lb), neben ribouler "rouler les yeux" etc. Aber diese Hinweise beziehen sich auf das Homonym. 26

humeur - plaisir; plaire

2059-2061

réverbère "revolver" (1874)». Dazu findet sich auch ein interessanter Fall im FEW: St-Seurin revolbère "Strassenlaterne", das in Fn. 3 erläutert wird: «Wortspiel mit revolver, s. auch argot réverbère "revolver" (1874, Chaut)» (FEW 10,354a/b, sub REVERBERARE "zurückwerfen". Die Variante riboustin "revolver" verdankt ihr b zweifellos den Synonymen ribouldingue und ribarbère. Es ist andererseits sehr wohl denkbar, dass das homonyme ribouldingue "noce, fête" auf Grund des damit verbundenen freudigen Lärms die Bed. "revolver" erhalten hat: damit hätten wir einen weiteren Fall einer 'dérivation synonymique', parallel zu rigolo und rigoustin, sowie bayaffe "pistolet" und Synonyma aus der Grundbedeutung "aboyer" (vgl. faire aboyer le rigolo SainéanPar 219), und man könnte sogar noch mon camarade oder mon ami tu-tues "revolver, pistolet" bei San Antonio (Frédéric Dard) hinzufügen 5 . - Baldinger. 2059 humeur 22',20a Guern. achie f. "accès d'humeur" (FEW 22',20a) (-> averse [21,7b]). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 24. 2060

grincheux; maussade; hargneux 22',20b Jers. nâgueux [-dz-] m. "hargneux"; nâguin [-dz-] "discours d'un hargneux", nâgueries [-dz-] f. pl. "hâbleries"; nâguir [-dz-] v. "conter du nâguin" (FEW 22',20b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 442): «Peutêtre de l'angl. nag v. "gronder", s. "hargneux"; nâguin pourrait alors provenir de l'angl. nagging "action de gronder"». Engl, to nag "nörgeln" passt semantisch gut. Zu klären wäre allerdings das Verhältnis zu bmanc. nagr adj. "hargneux, rude" etc. (FEW 22',21a), bzw. zu den Artikeln *NASÎCARE "schnüffeln" (FEW 7,25-28), auf den dort hingewiesen wird, und NAK- (onom.) FEW 7,2-4 (vgl. nagzë "petit être irritable, volontaire"; Mâcon gnacoux "hargneux", etc.), auf den im FEW sub *NASÏCARE (7,27b) hingewiesen wird, Probleme und mögliche Zusammenhänge, die de Gorog nicht einmal anspricht. - Baldinger.

2061 plaisir; plaire 22',22a Mdauph. gçrno f. "plaisir" (FEW 22»,22a) (-> caprice [22>,82b]) und 5

Sämtliche Graphien kommen vor: sie spiegeln den Übergang vom fingierten Eigennamen zum Appellativum: Tu-Tues 14 Belege von 1956-1986 (1956: «lui donner le bonjour de Tu-Tues» Gaffe 145; 1961: «son ami Tu-Tues» Haricots 196; 1963: «mon camarade Tu-Tues» François 93; 1966: «mon copain Tu-Tues» Pope 175 ...; 1979: «mon Tu-Tues» Tire 33; 1986: «mon pote Tu-Tues» Alice 126 ...), Tu Tues (1963 Girafe 68; 168), «tu tues» (1961: «avec l'ami 'tu tues' dans la poche» A à Z 1), Tu-tues (1965, Béru 146; 1966 Pope 120; 1967 Bon 118; 1979 Tire 161; 1981 Champ 123; 1981 Pute 157; 1986 Tom 261), tu-tues (1957 Anges 201; 1960 Berceuse 70; 1968 Eléphant 201; Envel 106; 1969 Moujik 67), bis zu in einem Wort geschriebenen Tutues (1970: «son ami Tutues» Chah 103; 1975: «mon ami Tutues» Bonj 141). 27

2062-2063

amuser; s'amuser - (s')ennuyer; ennuyeux

caprice 221,82b Mdauph. gçrno f. "fantaisie, caprice, plaisir, signe d'impatience" (FEW 22',82b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 442): «Peut-être d'origine germanique, cf. all. gern "volontiers", mais l'absence de mots dérivés de ce mot en français milite contre une telle hypothèse». In der Tat keine ernst zu nehmende Hypothese. - K. B. satisfaire; contenter 22',22a Argot godiller "être content" (FEW 22',22a) (-> rame [23,106a/b]). - Ist behandelt mit nfr. godille f. "aviron ...", hier 23,106a/b sub "rame". être à l'aise 22',22b Manc. s'épivauder v. r. "se prélasser (?)" (1624, Dial), bmanc. s epivâode "se réjouir au soleil (poule)", hmanc. s'épivauder "se prélasser" (FEW 22',22b). - Ist behandelt mit rouchi épilvauder v. a. "séparer en effarouchant (surtout les poules)" etc., hier 222,15b sub "chasser, effaroucher (les poules, etc.)". 2062 amuser; s'amuser 22',22b LLouv. ès' déyubîv.x. "se délasser, se divertir" (vieux) (FEW 22',22b). Ergänze - nach Herbillon (Dial Wall 8/9, 1981, 122) - Braine-le-Comte 5' déyubi "se distraire"; dèhubi "amuser, distraire" (G. Tondeur/C.Dulait, Glossaire en wallon de Braine-le-Comte, Braine-le-Comte, Hiernaut, 1956, p. 36). Obige Formen gehören zu anfrk. *hubbjan "aufspringen", FEW 16,256b/ 257a (vgl. dort mfr. hubir v. r. "se développer bien, croître", havr. hubir "hérisser le poil ou la plume comme des animaux en colère"; ... havr. hubi "mal à l'aise", norm, "triste, malade (d'une poule)". Die semantische Entwicklung geht dabei von "se hérisser" zu "être de méchante humeur" (Hinweise von Herbillon, Dial Wall 8/9, 1981, 122). - K. B. 2063 (s')ennuyer; ennuyeux 22',24a Saint, bigailler "causer du tracas, de l'embarras, de l'ennui" (FEW 22',24a) und troquer 222, [375/376 Druckfahnen] Lallé bigar v. "échanger en nature, troquer", lang, bigâ S 2, ... Ablt. ... DSèvres, Vienne biguailler v. a. "troquer, changer du bétail pour d'autre", bgât. bigailler RPh 7, 26, saint, "causer du tracas, de l'embarras, de l'ennui" etc. Die Zugehörigkeit dieser Wörter zu *bik- (hier 1, 358), die SainéanEt 1, 73 annimmt, ist nicht sehr wahrscheinlich (FEW 222,[375/376 Druckfahnen]). - Ergänze nach RézeauOuest 60 bigaille s. f. "à l'aluette, ensemble des cartes de force faible ou moyenne"; p. méton. "l'une de ces cartes"; bonne/grosse bigaille "les doubles"; la petite bigaille "les as et les figures". Dazu Ré28

malheur; malheureux - accident

2064-2067

zeauOuest: «Attesté en 1892 ds. A. Thibault, Glossaire du pays blaisois. Dér. du verbe biguer "changer, troquer (notamment aux cartes)" (cf. Littré et aussi bigu et bigue dans Huguet), d'origine incertaine comme le laisse entendre FEW 22',24a et que P. Guiraud, 109 propose de rattacher au rad. BIG-, issu du latin bigus» (RézeauOuest 60). - Vgl. wohl homonymes bigue "boiteuse" ..., bigane "de travers" ... (BaldEtym 1, Nr. 1386). - K. B. 2064 malheur; malheureux 22',24b Argot méchi "malheur" Vidocq. SainéanSourc 2, 396 sieht darin eine kurzform von méchance, während EsnaultArg es zu méchef, das noch im 17. jh. belegt ist, stellt. S. CAPUT, hier 2,337b (FEW 22",24b). - Esn 1965 gibt als Beleg nur Vidocq 1836 (so auch SainéanSourc 2, 142) mit den Formen méchi und michi und weist auf afr. méchef (meschief) hin, das in flandr. feu de méchef "incendie criminel" weiterlebe (ebenso SainéanArg 49). SainéanSourcArg 2, 396 hingegen sieht darin eine Abkürzung von méchance [FEW 2,27a sub CADËRE "fallen"] (lautlich nicht begründet) und gibt nur die Form méchi. Die Form michi finde ich nicht bestätigt. Baldinger. 2065

malheur; malheureux 22',24b Havr. haledaci "malheureux qui vit avec peine en travaillant". Im ersten teil steckt haier "tirer" < *HALON, hier 16,131 (FEW 22',24b). - Vgl. dazu Châten. outata (m. f.) "écervelé, qui agit sans réflexion ...", hier 22',2b sub "étourdi". - K. B.

2066 accident 22',25a Ostwallon. achêye f. "accident, incident, scène désagréable" BWall 5, 19 (FEW 22',25a) (-> noch peur [22>,40b]) und peur; craindre 22',40b Gleize atchêye f. "peur". Zu CACARE, hier 2,18? Vgl. dazu QDial 24 n (FEW 22',40b). - Ostwallon. achêye wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 442-443) zu afr. achaison, ochoison f. "occasion malheureuse, accident" [OCCASIO "gelegenheit", FEW 7,295] gestellt; es könnte sich nach de Gorog um eine Rückbildung handeln, wie bei mfr. achoise f. "occasion, motif". Zu OCCASIO wäre auch Gleize atchêye f. "peur" zu stellen. Remacle schreibt im Glossar zu La Gleize (1980): «Le rattachement à CACARE, proposé par Wartburg, est douteux». Marie-Guy Boutier schreibt mir dazu: «'achoise'1 n'est pas mal, mais il faut justifier -y- au lieu de -h2- attendu. Comparer la var. -âye du suf. -âhe, p. ex. fènâhe / fènâye, v. DFL s. v. fenaison, etc.». K. B. 2067 accident 22',25a Arsimont avèrète f. "mésaventure" BSLW 60, 248 (FEW 22',25a). - On peut penser à un dérivé en -ÎTTA de ravoirer"', représenté par Esneux avurer 29

2068-2069

accident - triste

"amener (un objet vers celui qui parle)", Gleize aveûrer (FEW 4,362b, "haben"). - Marie-Guy Boutier [abwegig R. de Gorog, RLiR 42, 1978, 443. - K. B.]. HABËRE

2068 accident 22',25a Guern. dég'houet m. "révélation d'un accident fâcheux" (FEW 22',25a). Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 443): «Peut-être à rattacher à l'afr. dehait "malheur" [afr. mfr. deshait "déplaisir, tristesse, malheur" (12. jh.-Cresp 1637 ...), norm, déhait ... hag. Dol dehait "affliction" Mée dehet "état de langueur" ... sub anfrk. *HAID FEW16,117a], Pour le développement de [g] pour éviter le hiatus, cp. Le Havre higuère "hier" [< HERI "gestern", FEW 4,413b], Maze». Nicht unmöglich. - K. B. joie, gaieté; joyeux, gai 22',25b Afr. gäin [korrigiere: gain] m. "gaîté" (hap. ende 12. jh.) (FEW 22',25b). Ergänze Verweis auf —» chanter, gazouiller; crier [21,220a]; s. BaldEtym 1, Nr. 608. joie, gaieté; joyeux, gai 22',25b Dol rigoustin adj. "guilleret, enjoué" etc. (FEW 22',25b). - Ist behandelt mit Dol regoustin adj. "de bonne humeur" etc., hier 22',20a sub "humeur". joie, gaieté; joyeux, gai 22',26a Gers arrisclad adj. "riant, bien mis, glorieux" (FEW 22',26a). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 1925. 2069 triste 22',26b Apr. aburzit p. p. "fâché, attristé" (Marcabru, Rn), abruzit (12. jh.), abrossit (hap. 13. jh.). Die von Appel FestsBehrens 181 vorgeschlagene etymologie ist, besonders in lautlicher hinsieht, nicht überzeugend (FEW 221,26b). «Pour aburzit!abruzit!abrossit "fâché, attristé", forme manifestement mal fixée ou sur laquelle les scribes hésitaient, ... il est probable que le mot contient le suffixe -(e)zir, dont la valeur souvent incohative convient bien au sens du mot. Il paraît aussi probable qu'il ne s'agit pas d'une formation occitane médiévale (type aigre —> aigrezir "devenir aigre", dur —» durzir "devenir dur"), car dans ce cas la base (adjectif) ne serait pas opaque. L'origine de -(e)zir a donné lieu à diverses hypothèses (-IDIRE, -ICIRE, *-ICESCERE; cf. Adams 365 sqq.; Ronjat 3, 403) et l'on a renoncé à l'idée de Diez (-ESCERE). Mais dans ce cas-ci, il faut reconnaître que ABHORRESCERE "se détourner de" irait bien pour le sens (pour le cheminement inverse, cf. les représentants de *AD-IRARE au sens de "avoir en aversion", "se détourner de", "abandonner le nid") et s'offre tout naturellement. Il a contre lui: 1) le maintien de -b- intervocalique, mais il peut bien s'agir d'un mot semi-savant (cf. esp. aburrir), d'autant plus que les formes dialectales occitanes du type rabourir1!rabourif citées FEW 24,31b [sous ABHORRËRE 30

triste - souci, se soucier

2070-2072

"verabscheuen"], me paraissent difficilement devoir passer pour de purs cultismes du type de mfr. abhorrir; 2) le vocalisme -u- majoritaire, mais cf. esmortir/esmurtir (Anglade 107). Donc trois objections, ce qui est beaucoup, mais dont aucune n'est insurmontable (on peut toujours faire appel à une suffixation secondaire). Tout bien pesé ABHORRESCERE (OU ABHORRËRE + suffixe autre ?) ne me paraît à rejeter» (briefliche Mitteilung von Chambon, 26/11/1989); siehe auch Chambon, RLR 83, 1979, 255. - K. B. 2070 triste 22',26b Ambert faire le gorgne loc. "garder une attitude maladive, triste". Zu GRÜNDIRE, hier 4,291b (FEW 22',26b). - Ambert faire le gorgne ist auch im FEW 21,408b sub "maladif" verzeichnet; die Zuordnung zu GRÜNDLRE "grunzen, knurren", FEW 4,291b wird von Chambon, RLR 83, 1979, 260 für wahrscheinlich gehalten; s. auch Chambon, RLiR 48, 1984, 74 Anm. 3, sowie BaldEtym 1, Nr. 1269. - K. B. chagrin, peine, ennui 22',27b Lang, laghi m. "chagrin, souci, inquiétude" S 1+2, etc. (FEW 22',27b). - Ist behandelt mit alang, lagui m. "peine, fatigue" (13.-14. jh.) etc., hier 221,114a/b sub "(se) fatiguer; fatigué; fatigue". 2071 chagrin, peine, ennui 22',28a Cantal gibe s. "chagrin, inquiétude"; ... Cantal gipre "chagrin, inquiétude"; ... (FEW 22',28a). - Vgl. dazu FEW 25,478a Anm. 65: «... prendre garde que les formes simples citées ici 21,28a [corr.: 22',28a] ont de grandes chances de n'être que des formes fictives dégagées par Malvezin, cf. RLiR 47, 1983, 311 sqq.) ...». - K. B. 2072 souci, se soucier 22',28b Mfr. souche f. "souci" (1378) (FEW 22>,28b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 443): «Peut-être une forme dialectale de souci. Selon le FEW, aucune forme dialectale du fr. souci n'a s, mais pour souci "[sorte de] plante" [ < SOLSEQUIA "ringelblume" FEW 12,73a] on a relevé des formes avec s: voir ALF, Carte 1247, Points 811, 813 et 814». Der Beleg steht bei Lac 9, 485a («Il commença celle escarmouche; Les Alemans orent grant souche» (Martène, nouv. collection, II, p. 333, an. 1378). Lacurne zitiert ihn nicht direkt, sondern aus DC VII, 505 sub sochire, wo ein mit. Beleg für das Jahr 1344 aus einem volkssprachlich durchsetzten Text zitiert wird ('quod ipse non sochivit ja' "qu'il ne s'en soucioit plus"); volkssprachlich im gleichen Text non unam festucam und non valebant festucam als affektive Negationsverstärkung, so Möhren Val 120-124. DC zitiert sodann souche pro souci aus obigem Text (im Reim mit escarmouche) aus Guillaume de La Penne [Perene], Gestes des Bretons en Italie, publ. d'après le ms. unique, par Martène et Durand, Thesaurus novus anecd., t. III, 1717, coll. 1457-1504 31

2073-2076

souci, se soucier - peut-être

und D. Morice, Mémoires, II, 133-72 (Bossuat N° 5120, ann. 1378 nach Martène). DC 10, 361 definiert "souci, chagrin, inquiétude". An der Identifizierung mit souci (FEW 12,70a sub SOLLICITARE "beunruhigen; aufwiegeln; auffordern") kann kein Zweifel bestehen. Das -ch- erklärt sich aus der Latinisierung (sochire), die reduzierte Form souche aus dem Reim mit escarmouche. - Baldinger. 2073

souci, se soucier 22',28b Albertv. s'èstoeucher v. r. "se soucier d'une affaire" (FEW 22',28b) (—> fouler, 21,434a). - Korrigiere: fouler (21,434b). - K. B. farceur 22',29b Metz, Isle, Paysh. fçrlii m. "farceur; original" (FEW 22',29b) (—» se moquer [22',73b]). - Ist behandelt mit Fraize feurlute f. "parole en l'air" etc., hier 22',73b sub "railler, se moquer".

2074 inquiet 22',30a Agask. [korr.: apr.] basca f. "train, tapage" (ende 13. jh.), alang, "malaise" (ca. 1300), bearn. basque "inquiétude, souci, ennui" (schon 18. jh.); basca "v. n. inquiéter; v. r. se soucier, se mettre en peine de" (schon 18. jh.). Dieser worttypus ist auch im iberorom. vertreten; die ältesten belege finden sich im kat. schon im 13. jh., s. Corom 1, 418 f., wo auch die etymologische frage diskutiert wird (FEW 22',30a). - Agask. ist zu korrigieren in apr. (Beleg bei Amanieu de Seseas, Lv). Die Bedeutung ist sowohl bei Seseas (Bartsch definiert "Streit" im Glossar; Chabaneau "embarras", s. Lv) als auch im Breviari d'Amor (Glossar: "train, tapage") "malaise", "Missbehagen" (Lv). Im Sp. ist basca nach Corom 2 1, 1980, seit Berceo belegt: «origen incierto, probablemente del celta WASKÄ "opresión" (nach Prüfung lat. und arab. Vorschläge). Im Kat. ist basca seit dem 13. Jh. belegt (Corom Cat 1, 1980, 699b). Zur gleichen Familie gehört sp. bascosidad "inmundicia" (dazu auch Lexis (Lima) VII, 1, 1983, 32. - Baldinger. 2075 inquiet 22',30a Havr. être en feton "être inquiet" (FEW 22',30a). - Gehört zu anord. FESTR "tau, seil", FEW 152,121b (vgl. dort bereits verzeichnet havr. être en féton "dans l'inquiétude"); wird schon von de Gorog, RLiR 42, 1978, 443, mit anord. FESTR in Verbindung gebracht. - Doris Diekmann-Sammet. 2076 peut-être 22',30a Bmanc. [à Saint-Germain-le-Fouilloux] samçtr adv. Vielleicht als schnellsprechform aus semb ' + être [SIMÏLARE, FEW 11,623b ff. und ESSE, FEW 3,246a ff] entstanden (FEW 22',30a). - Die scherzhafte Formel für "peutêtre" im Spanischen Kolumbiens spricht für diese Erklärung: 'puede ser que si, puede ser que no, pero lo más probable es que quien sabe!' - Baldinger. 32

croire - dégoût

2077-2080

peut-être 22',30a Waadt porro adv. "pourtant, peut-être", porre (FEW 22',30a). - Ist behandelt mit Waadt porro "pourtant; ...", hier 22',17b sub "pourtant". 2077

croire 22',30b Argot scouper "croire (?)" (hap., SainéanSourc) (FEW 22',30b). - Textstelle: «Ne rouscaille jamais avoir payé; si tu la casses, fais scouper que ce sont des sapements politiques» (hap. 19. jh., Maximes de voleurs); «cette pièce, de date incertaine, est attribuée par Hogier-Grison (Le Monde où l'on vole, 1887, p. 293 à 303) à "un La Rochefoucauld inconnu, qui avait probablement du temps à perdre entre quatre murs"» (SainéanSourcArg 2, 203; Textstelle 205). Sainéan versieht scouper mit Fragezeichen und definiert "croire": «C'est probablement couper (dans le pont), même sens» (ib. 447). Couper "diviser les cartes battues en 2 paquets avant que celui qui à la main donne" ist seit Oud 1640 belegt (FEW 2,874b sub CÖLÄPHUS "schlag"): Auch pont ist ein Ausdruck des Kartenspiels: nfr. faire un pont "courber quelques-unes des cartes et les arranger de sorte que celui contre qui on joue ne pourra guère couper qu'à l'endroit qu'on veut" 4 [note 4:«Weil die karte leicht gewölbt ist»] (Ac 1718-1935) FEW 9,169b, faire le pont (seit Ac 1835); couper dans le pont "couper à l'endroit où le partenaire a fait le pont" (seit ca. 1850, s. Larch 1878), und deshalb "se laisser prendre à un piège grossier" (seit 1868), ebenso wie faucher dans le pont "donner dans un piège" (1849-Del 1896). Zu ergänzen ist im FEW donner un pont à faucher (1842, Eugène Sue, Mystères de Paris I 107). Faire scouper bedeutet also mit Sicherheit "faire croire" und ist aus dem Kartenspiel mit seinen Tricks übertragen. Das Fragezeichen bei Sainéan bezieht sich auf das s- von scouper, das in der Tat Schwierigkeiten bereitet. Wahrscheinlich ist es als s(e) zu interpretieren (vgl. se dcouper "se contredire soi-même" etc. FEW 2,871b, hier "se tromper"); s- < ex- ist aber nicht völlig ausgeschlossen. Baldinger.

2078 dégoût 22',31a Conthey arsbno adj. "dégoûtant, désagréable, triste" Gl 2, 22 (FEW 22',31a). - Jetzt sub ARSENICUM "arsenic", FEW 25,351a und Fn. 22 (VGünther). - K. B. 2079 dégoût 22',31a Mouscron âque! "exclamation de dégoût", ... (FEW 22',31a). - Dazu Herbillon (Dial Wall 14, 1986, 69): «Onomatopoée; correspond à w. liég. âtch! (ou: bâtch!) "pouah!" DL». - K. B. 2080 dégoût 22',31a/b 1. Ste-Sabine poui "fi! exclamation de dégoût", frcomt. id. Brun, Châten. pouih "interj. exprimant la répulsion matérielle et non morale", poui-baic, 33

2081-2082

s'étonner, surprendre - stupéfié, ahuri, troublé

Doubs pouih "interj. exprimant le dégoût", Montbél. poui, G r C o m b e p w i , pwç (zuss. pwikäkä) [+ CACA, FEW 2,17b], LonsS. poui, Chaussin pouih. 2. Mars, pfoui "terme marquant l'horreur qu'on a d'une chose sale ou dégoûtante" A 345, Mauriac fouy "interj. qui exprime le dégoût", Arrens fouè. Man ist versucht, diese formen an d. PFUI (dazu einige gallorom. belege im Jura, hier 16,622) anzuknüpfen, doch bietet dazu der p- anlaut bei 1 Schwierigkeiten. Ob 2 zu 1 gehört ist nicht sicher (FEW 22 1 ,31a/b). - Der T L F (mehr als Rob 1986) belegt weit mehr Varianten mit mehreren Bedeutungen: es bezeichnet das Entweichen eines Gases u. ä. (pft, p f f , pfft), das plötzliche Verschwinden von etwas ( p f f f f pfit), einen Seufzer ( p f f f u e 1914, p f f u 1933), Abneigung und Ekel ( p f f f 1832, p f f , p f f t , p f f t t 1902, ppf pfou, pffou 1936 Céline, pfui 1928 und 1932 M. du Gard, pfffuiii (1885). Ausserdem (ohne Belege) pfut, pfuit, pfuitt. Es fällt auf, dass pfoui bei diesen Varianten fehlt, aber bei absoluter Frequenz mit 16 Belegen am häufigsten belegt ist. Die starke Variation spricht eindeutig für eine einheimische onomatopoetische Entwicklung (PU-), wobei aber bei der Var. pfoui durchaus der deutsche Einfluss dazukam (dies erklärt auch seine literarische Frequenz). Lokal übernommen sind sicher die Formen im Jura (FEW 16,622a sub d. PFUI). Die poui- Formen scheinen sprachgeographisch doch mit den pfoui- Formen im Zusammenhang zu stehen (alle frcomt., eine bourg.), d. h. angrenzend an die els.-schweiz. pfui- Zone, und erklären sich vielleicht dadurch, dass das im Französischen ungewohnte pf- (der Rob 1986 verzeichnet einzig das Lehnwort pfennig) als p- adaptiert wurde (obwohl onom. pf ja auch im Fr. entstand, s. o.; aber bei der Übernahme eines Lehnworts fehlt die unmittelbare onom. Motivation). - Baldinger. 2081 s'étonner, surprendre 22',32b Mfr. s'estomirer v.r. "s'étonner (?)" (ca. 1610) (FEW 22>,32b). - Ergänze nfr. estomirer v. tr. "ébahir, étonner" (1930, C. Mauclair, Les Métèques contre l'art fr., 122 (Ed. de la Nouv. r. critique) (Dat 17, 1980, 95). - K. B. 2082 stupéfié, ahuri, troublé 22',33a Mfr. habaliné adj. "bouleversé" (1534, Rab). S. dazu SainéanRab (FEW 22»,33a) und en désordre; embrouiller 23,211b Mfr. habaliné adj. "bouleversé" (1534, Rab). Nach Sainéan Rab wäre das eine von Rab gebildete ablt. von npr. baiin (-balet) "confusément, en désordre", dieses s. hier 1,219a (< BALLARE) (FEW 23,211b). - Der Rabelaisbeleg steht in Garg. Kap. 17 [53] (1534) der Ag. Abel Lefranc: «Croyez que le lieu auquel convint le peuple tout folfré [A: solfié; SainRab 2, 210 korrigiert in solfié "extrêmement troublé"] et habaliné». Die Ag. Abel Lefranc definiert "bouleversé" ('mot d'origine inconnue'). Dazu SainRab 2, 34

stupéfié, ahuri, troublé

2083

221 f.: «Habaliné. - Ce mot est associé a folfré (cité ci-dessus), pour exprimer le grand ahurissement du peuple parisien à la vue des faits et gestes de Gargantua [«qui les compissa si aigrement qu'il envoya 260 418 ..., sans les femmes et petitz enfans» und die Glocken der Notre Dame mitnahm, um sie seiner Stute umzuhängen]. C'est un dérivé du languedocien baiin (-balet), confusément, en désordre. L'aspiration initiale est purement graphique et propre à Rabelais. Les deux termes employés par notre auteur pour peindre la profonde consternation des Parisiens, et qui ont tant embarrassé les commentateurs, sont en réalité des métaphores: l'une, tirée de la musique, peint le plus haut degré d'intensité; l'autre exprime le branle ou le balancement, d'où une attitude chancelante. C'est ainsi que solfié fait allusion au troublé de l'âme et habaliné, à l'ébranlement du corps; les deux, réunis, représentent un complet bouleversement, physique et moral». Sainéan bringt somit wohl mit Recht solfié mit dem Synonym sesolfié in Verbindung, das wir 1552 im Quart Livre finden: «Et restions tous pensifz, matagrabolisez, sesolfiez et faschez: sans mot dire les uns aux aultres» {solfier les poincts des savatiers findet sich schon 1532 im Pantagruel (II 12 [106]). Im FEW findet sich mfr. sesolfié "exprime le plus haut degré d'intensité, un trouble extrême" (1534, Rab, SainRab 2, 211; 277) sub SÔLVËRE "loslösen, bezahlen" (FEW 12,82b). Im obigen Zitat zeigt es sich auch, dass Sainéan mit languedocien in Wirklichkeit okzitanisch meint (im FEW npr., eine im Laufe der FEWRedaktion immer mehr als zu unbestimmt vermiedene 'Lokalisierung'). Es handelt sich um pr. balin-balant "clopin-clopant", BAlpes balin-balèt "confusément; manque d'ordre" (FEW 1,219a sub BALLARE "tanzen"). Diese Etymologie ist lautlich, semantisch und morphologisch vertretbar. Doch kommt auch ein in der Normandie und in den Ardennen belegtes Verbum in Frage, das Wartburg sub anfrk. *BALLA "ballen" aufführt: PtAud. abaler "v. a. courber, faire pencher; v. r. se renverser, pencher (en parlant du blé qui mûrit)", Guign. "abaisser, courber vers la terre en tirant dessus" (FEW 15',43a). In diesem Falle hätten wir es mit einer metaphorischen Verwendung mit affektiver -('«-Erweiterung zu tun. - Baldinger. 2083 stupéfié, ahuri, troublé 22',33a Nfr. ébervigé adj. "étourdi, effaré, distrait" GSand, "ahuri, étourdi" Daudet, IlleV. "fou", Vendôme ébeurvigé "étourdi", centr. ébervigé "id., effaré", berr. "qui écarquille les yeux, étonné" RD, Sanc. adj. "simple d'esprit". Varennes ébrevager v. "ahurir, effarer, ne pas être docile" (FEW 221,33a). Ajoutez LourdSM. ebœrvizâ p. p. "ébloui". Cp. épilvauder, éparveuder etc. "effaroucher" FEW 222,15b de structure semblable et de sens apparenté. K. B.

35

2084-2086

stupéfié, ahuri, troublé - fier; orgueilleux

2084 stupéfié, ahuri, troublé 22',33a Nam. stambouie adj. "interdit, stupéfait" Gdg (FEW 22',33a). - «Peut-être un croisement de l'afr. essaboui "stupéfait" et le néerl. stamelen "bégayer, balbutier" ou le néerl. stom "muet"» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 443). Afr. essaboir ist selbst unbekannter Herkunft (s. BaldEtym 1, Nr. 989). - K. B. stupéfié, ahuri, troublé MarcheE. apôwer v. a. ébahir" (FEW 221,33a) behandelt mit Nivelles voir", FEW 22',20a.

22',33a "frapper de stupeur", LLouv. apower "empiffrer, (-» rassasier [21,459b/460a]). - Obige Formen sind apowé adj. "étranglé par l'émotion" sub "émou-

2085 stupéfié; ahuri; troublé 22',33a Tournai abôdi adj. "abasourdi, interloqué" (FEW 22',33a). - Dazu schreibt M.-G. Boutier auf Anfrage (Brief vom 16.9.91): «La source de ce mot est ZfSL 22, 80 [= étiquette habituelle TournH.]; la forme est correcte. Je l'analyse comme une variante secondaire de pic. abaubi (cf. notamment Corblet abaubi "étonné, effrayé"), v. FEW 1,210b (BALBUS "stammelnd"). Le -d- peut s'expliquer par dissimilation ou par l'interférence de baudet "âne" = "homme ignorant, stupide, etc.", attesté notamment en pic. (FEW l S ' ^ l b abfrq. *BALD "kühn; dreist")». Der Vorschlag von de Gorog (RLiR 42, 1978, 443) ist abwegig. - K. B. stupéfié, ahuri, troublé 22',33b Orne bescocer v. r. "se troubler" Dm (FEW 22',33b) M jeter [21,365b]). Siehe dazu BaldEtym 1, Nr. 1112. stupéfié, ahuri, troublé 22\33b Dompaire échotté "ahuri, étonné" (FEW 22>,33b). - Siehe dazu Meuse échotter "effrayer, disperser (les poules)" ..., hier 222,16a sub "chasser, effaroucher (les poules)". hardi, téméraire 22',37a Waadt détertin m. "garnement, débauché, mauvais sujet", etc. (FEW 22',37a). - Waadt détertin m. etc. ist behandelt mit Vd'Ill. detartanï v. a. "faire bouger, marcher qn", hier 21,365b sub "pousser", s. BaldEtym 1, Nr. 1111. 2086 fier; orgueilleux 22',37b Argot croie adj. "fier" (1800) (FEW 22',37b). - 'Si tu es si croie, passe, grinche, par les darioles' "si tu es si fier, passe, voleur, par-derrière" (1800, Leclair, Histoire des bandits d'Orgères, Esn 1965: «mot obscur, dans un exemple peu clair». Nicht ausgeschlossen ist eine metaphorische Verwendung von wall, crolle, croie "haarlocke" (Malm. lütt. Neufch. nam. Giv. Jam. LLouv. rouchi, flandr. croler v. n. "friser naturellement (des cheveux)") 36

arrogant; impertinent - se vanter; vantard; fanfaron

2087-2088

FEW 16,406b sub fläm. KROL "haarlocke", etwa über die Bed. "eitel". Auch reg. fr. erolle, crollé (Belgien), s. Rob 1986 (s. auch Gesch 90; Fs Jud 401). Etymologischer Vorschlag mit grossem Vorbehalt. - Baldinger. 2087 arrogant; impertinent 22',38a Mfr. nfr. pimbêche f. "fille rusée, jeune fille adroite, qui sait bien exécuter les ordres fripons de sa maîtresse" (1545; Cotgr 1611; Oud 1660), nfr. painbêche "femme fainéante ou malhabile" (Fur 1690-Trév 1752), pimbêche (Trév 1743, 1752), "femme impertinente qui se donne des airs de hauteur" (fam. seit 1668, Racine), Chablis pimbêche, Waadt, Genf primbêche Wissler; nfr. pimbêche adj. "qui a de la mauvaise humeur, du chagrin" (17. jh., s. Besch 1845; seit Lar 1874). Die von BlochW [1932; so noch BW5 1968] erwogene etymologie, wonach es sich bei diesem wort um eine zuss. von pince + bêche (imperative von pincer und bêcher "donner des coups de bec", letzteres im mittelalter gut belegt) handle, bedarf noch sicherer morphologischer und semantischer stützen (FEW 22',38a). - Damit wird die viel zuversichtlichere Formulierung des BW stark relativiert. Noch skeptischer TLF 13, 1988, 375f., der pimbêche als d'origine obscure bezeichnet. Offenbar kein Zusammenhang mit espimbêche "sorte de ragoût" (ca. 1393, Ménagier de Paris), das selbst unbekannter Herkunft ist (FEW 21,491b). - K. B. 2088 se vanter; vantard; fanfaron 22',38a/b Mfr. loricard m. "fanfaron, guilleret, qui fait le galant" (2. hälfte 15. jh. Cotgr 1611, Gdf; Hu; Palsgr), nfr. Loricards m. pl. "Frondeurs" (Angers ca. 1650, s. Mén 1694), pik. loricard m. "grognon, grondeur, personne d'humeur habituellement maussade, morose" Jouanc, bmanc. lorikar "vieux coureur, personne ridicule", ang. loricard1 [Anm. 1 fehlt] "id.; jambon". Mfr. loricarder v. n. "vagabonder" Palsgr 1530, ang. "espionner". Von Lac und Ménage wird das wort in Verbindung gebracht mit lt. lorica "panzer". Man habe die deutschen Söldner loricards genannt, weil sie ständig mit dem panzer bekleidet gewesen seien, lorica lebt jedoch im galloromanischen kaum, auch nicht als lehnwort, s. hier 5,423, sodass ein Zusammenhang damit fraglich erscheint (FEW 22',38a/b). - Belege: FarcT I 102 (s. ZrP 103, 1987, 420): 'Il faisoit tant du loriequart, Du temps qu'il estoit fiancé'. Huguet zitiert 4 Beispiele: 'un morveulx loricarf ([ca. 1500] AncPoés VI, 42); unsern obigen Beleg aus FarcT I 102 ([1455 nach Benecke]; = AncThéât I 19); 'ce maistre loricarf (ca. 1490 [éd. ca. 1500] AncPoés XII, 20: Fn.: "propre à rien"); 'Or, en effect, je me feroye/ Tuer pour elle et assommer/ Battre, navrer jusqu'à grand playe./ Foy de mon corps, elle est tant gaye/ Que je neis contrainct de l'aymer./ Si quelcun m'en venoit blasmer/ Contrefaisant le loriquartj Je lui dirais tost, sans chommer,/ Ung bien brief mot, pour le sommer/ Et faire taire le coquart.' (Roger de 37

2088

se vanter; vantard; fanfaron

Collerye [ca. 1475-ca. 1540], Monologue du Résolu, éd. Charles d'Héricault, 1855, S. 63); 'quelque gracieulx regard Getté dessus ung loricard (Jean Bouchet [1476-1557?]). Den interessantesten Beleg jedoch zitiert Lacurne, der loricard definiert als "nom donné aux Allemands mercenaires du XVI e siècle, puis aux frondeurs d'Angers"; «ils avoient toujours le pot en tête et la cuirasse (lorica) au dos. Parlant des folles nouveautés qu'on affectoit dans les habits et de l'affectation des Allemands qui se faisoient faire la moitié de leurs barbes: 'Et Dieu sçait se les Françoys qui laissent venir leurs barbes pour faire des loricars et ne sçavent en quel estât se mettre, ont part à cette satyre'» (Nef des Fols, fol. 7). Gemeint ist eine fr. Fassung von Sebastian Brants NarrenschifT (Strassburg 1494), aber sicher nicht diejenige Rivières, die 1497 in Paris erschien (Nef des fols du monde, une traduction en vers français, «qui, sans doute, n'est pas bien littérale»; elle «n'est guère qu'un recueil de sermons mal digérés et pleins de redites» (Lar 1874)). Diese erste fr. Übersetzung in gereimten Achtsilblern liegt jetzt in einer Ag. von Edelgard DuBruck vor (published by University Microfilms International, 2 Bde, 1977). Die von Lac zitierte Textstelle ist jedoch nicht in Achtsilblern, so dass sicher eine spätere Prosafassung zugrunde liegt. In Frage kommen zwei Prosaparaphrasen, eine von Jehan Droyn (Lyon, G. Baisarin, 1498) und yon Badius/ Droyn (Paris, Marnef 1498), s. DuBruck S. XXIX sowie eine anonyme Prosaadaptation der lat. Fassung Lochers, die 1499 in Paris (Marnef) erschien (s. DuBruck S. XXIX/XXX). Es handelt sich offensichtlich um diese zweite, anonyme Übersetzung, die wohl identisch ist mit derjenigen, die auf der Basis einer Ausgabe von Lyon 1529/1530 im Anhang zu Sebastian Brant, Narrenschiff, hgg. von Friedrich Zarncke, Leipzig 1854, Darmstadt 1964 [Nachdruck], S. 230 ff. in Auszügen abgedruckt ist. Wir können deshalb das Zitat Lacurnes überprüfen und ergänzen: «[cap. 4.] Des nouueaulx ritz et nouuelles coustumes. Aultre satyre. En quoy lacteur parle de leffemination des hommes et des nouuelles coustumes. Pourtant que les hommes de maintenant sont tant adonnez aux varietez et changemens de habiz quil nya quelque arrest. Et pourtant les appelle folz et les compare a vng ieune coquart qui maine vng fol par la main et le tire après soy. Ainsi font les folz qui sont effeminez et ne scauent en quel estât se mettre. Car par leur fol exemple ilz attirent a faire comme eulx les aultres folz qui sont de legiere voulente. Et dit ainsi. Asnon a rez la moitié de leur barbe et trenchie la moitié de leurs vestemens tant quilz sont descouuers iusques aux fesses. Car certainement les hommes estoyent tresuillainement confus. Et dit cecy lacteur pour les almans par expres ausquelz estoit honneur porter longue barbe et longz vestemens. Mais par vne nouuelle coustume les folz faisans faire la moitié de leur barbe. Et couper leurs vestemens par le col, tant que on leur veoit la moitié 38

se vanter; vantard; fanfaron

2089-2090

du dos. Pareillement du coste de lestomac, qui est vne grant follie de les faire trop cours aussi tant pour la santé naturelle que pour la maniéré de faire. Et dieu scait se les francoys qui laissent venir leurs barbes pour faire des loricars et ne scauent en quel estât se mettre ont point part en ceste satyre. Dit après lacteur. Malédiction soit ou monde ou il y a scandale. Car vous ieunes hommes portez courages de femme. Car la ou vous deussiez estre hommes vertueux vous estes tous effeminez. Et laverite porte couraige de homme. Car la ou les pucelles principalement, et les femmes deussent estre humbles et simples celles sont plus baudes et plus effrenees que les hommes ne sont dont met le prolude. Quiconques ayme porter et faindre coustumes vaines par celle nouueaulte instruant a sa follie les peuples. Celluy donne plusieurs mauuais ludibres et mocqueries a ieunesse cupide et appetitiue de nouueaultez. Et celluy qui est le plus fol tire laultre fol par la main. ... En général ceste satyre combien quelle fust faicte pour les almans si se entent elle pour tous folz qui difïigurent leur estât et treuuent nouuelles coustumes. Pourquoy veu le train de present selon mon iugement mieulx peust estre attribuee aux francoys que a aultres. Et que entre eulx ont trouueroit plus de folz a mener au nauire par telles follies que daultre nation.» (S. 232). Da lorica "Panzer" nur vereinzelt im Apr. (wohl aus sp. loriga) und im Afr. bei Jean de Priorat (Besançon ca. 1290) belegt ist, handelt es sich um einen Latinismus, was durchaus plausibel ist, da der Übersetzung ja die lat. Version Lochers (Stultifera Navis, 1498) zugrunde liegt, obwohl lorica in dieser lat. Version fehlt. Fazit: Mfr. loricard"fanfaron, guilleret" (2. H. 15.-1. H. 16. Jh.) ist im FEW (5,423b) sub LÖRICA "panzer" als gelehrte Ablt. nachzutragen. - Baldinger. 2089 se vanter; vantard; fanfaron 22',38b Nfr. pall-allant m. "vantard, fanfaron" Cotgr 1611, faire le palalan "faire le grand" (OudC 1640-0ud 1660); ... Gehören hierher auch die hier 7,485b sub PALAM II 1 aufgeführten formen? (FEW 22',38b). - Ergänze palalan s. m. (pop.). Beleg von 1615 ('il s'attaque à rodomon, à un palalan a un Roland le furieux', Advertissement du sieur de Bruscambille sur le voy. d'Espagne, 6 (s. 1.)), s. Dat 19, 1981, 179. - K. B. 2090 se vanter; vantard; fanfaron 22',38b Argot mengin m. "charlatan politique et littéraire" Delv 1867. Nach dem namen eines originellen strassenverkäufers in Paris (FEW 22',38b). - Delv 1867 fügt hinzu: «Encore un nom d'homme devenu type applicable à beaucoup d'hommes». Delesalle 1899 schreibt mangin "charlatan; banquiste (langage familier)": «Du nom d'un célèbre marchand de crayon, sur les places publiques». Daraus wird bei Vill 1912 "Marktschreier" in 39

2091

se vanter; vantard; fanfaron

der Gauner- und Diebessprache (fehlt Vill 1884). Nach Baude 1929 kennt das Wort sogar drei Bedeutungen: "charlatan, menteur; coquin; individu (défavorable)". Genaueres berichtet Lar 1974 (11, 29c): « M E N G I N (N.), une des célébrités de la rue, mort en janvier 1864. Pendant une quinzaine d'années, il s'est coiffé d'un casque doré et vêtu d'une houppelande bariolée pour vendre des crayons: voilà ce qui l'a rendu célèbre! Il avait un luxueux équipage, des chevaux superbes, et derrière lui tout un orchestre. Ses crayons, excellents du reste, étaient dorés; il ne les vendait qu'accompagnés d'un jeton portant son effigie, un beau jeton tout neuf qui ressemblait à un louis: 'Dans ce portrait frappant que chacun examine,/ Reconnaissez Mengin et sa barbe aux flots d'or./ Mais c'est en vain qu'ici chacun vante sa mine,/ Celle de ses crayons vaut beaucoup mieux encor'. Ce quatrain, œuvre du banquiste lui-même, accompagnait l'effigie placardée par ses soins chez les débitants de tabac, dépositaires de sa marchandise; conservons-le à la postérité. Bien d'autres peuvent faire comme lui, mais ils ne seront jamais Mengin. Mengin était amusant; il avait le génie de la parade, c'était le type du charlatan hâbleur. Il dessinait assez bien la charge en quelques coups de crayon: cela n'a rien de miraculeux; mais il taillait son crayon avec un sabre, ce qui est très-fort, et, pour prouver la solidité de la mine de plomp, il tapait dessus à grands coups de maillet, comme pour l'enfoncer dans une planche; inutile de dire que, par un tour de passe-passe, il substituait au crayon un morceau de bois doré. Ce qu'il avait d'ingénieux, c'étaient ses boniments, l'aplomb avec lequel il débitait son éloge et se moquait des braves gens qui perdaient leur temps à l'écouter; il avait de la verve, de l'imprévu, ne se répétait jamais, trouvait des inventions nouvelles pour faire arrêter les badauds, les retenir autour de sa voiture et bon gré mal gré leur faire acheter sa marchandise. 'Ce diable de Mengin! at-il de l'esprit! disait-on en s'en allant. Quel dommage qu'on ne sténographie pas ses discours!' Un littérateur contemporain, M.V. Fournel, s'est amusé à suivre Mengin et a recueilli quelques-unes de ses parades (les Artistes nomades, Revue de Paris d'octobre 1854). Eh bien, cela n'a rien de merveilleux. Il fallait l'entendre, voir sa mimique, son adresse à saisir l'àpropos. C'est ce qui avait fait sa vogue et ce qui est mort avec lui.». Baldinger. 209i

se vanter; vantard; fanfaron 22',39a Aspe farraguilhes f. pl. "vanteries"; farraguilhejâ v. "faire le vantard, se donner de l'importance". Bearn. farraman, -ande s. adj. "vantard, glorieux, esp. de fier-à-bras, bouffi d'orgueil"; farramande f. "vanterie"; farramandejà v. "faire le farraman" (FEW 22',39a). - Wartburg hat diese sicher zu derselben Familie gehörenden Wörter des Südwestens nicht in den Artikel bürg, f a r a m a n n u s "mann aus dem untern volk" (FEW 152,112b) aufgenommen, sicher aus semantischen Gründen (Lyon faraman "femme de 40

se vanter; vantard; fanfaron - prétentieux

2092-2093

mauvaise vie"), aber auch aus sprachgeographischen, da obige Wörter natürlich nicht in eine Familie burgundischer Herkunft paßten. Die burgundische Herkunft des lyon. Typus wurde von E. Schüle 1969 abgelehnt. Jänicke MélGossen 1976 (411 -426) stellte ihn zusammen mit anderen, einschließlich gask. farraman und Aspe farraguilhes zu lt. FERAMEN < FÉRUS (FEW 3,478). Wartburg, der im Artikel FARAMANNUS (FEW 152,113a) schrieb: «es ist unsicher, ob im ersten teil der zuss. fara "sippe" oder faran "fahren, wandern" steckt», übersah dabei die Gruppe nfr. faraud, -e "celui, celle qui se pavane dans ses beaux habits", for. id. "élégant, coquet", pr. farot "élégant, fier", mars. id. "qui fait l'important" (FEW 16,199b sub *HERIWALD "herold"); dazu bearn. faràut "faraud, mirliflore, petit-maître, impertinent" (Palay). Diese Formen sind hyperkorrekt und gehen auf die Entwicklung / > h im Gaskognischen zurück, s. Kurt Baldinger, Die hyperkorrekten Formen als Konsequenz der Scripta im Altgaskognischen, in: Romanica, Fs. für Gerhard Rohlfs, Halle 1958, 57-75. Agask. faraut "Herold" ist bereits 1483 belegt (ib. 60; Lv). Bearn. farraman etc. paßt demnach sowohl lautlich als auch semantisch zu anfrk. *HERIWALD "herold", dessen Ableitungen auf -aud eine für dieses Suffix typische pejorative Entwicklung durchgemacht haben (s. Kurt Baldinger, Die Entwicklung der Suffixe -aud und [~ard\ im Französischen, in: Baldinger Fasz 687-730), so daß sich auch die Formen sub bürg, FARAMANNUS (FEW 152,112b) semantisch in diese Wortfamilie einfügen könnten. Dagegen spricht allerdings das Nebeneinander von lyon. faraman "femme de mauvaise vie" - farlaud "homme vaniteux de ses habits" und for. farraman "grande femme de mœurs équivoques" - faraud "élégant, coquet" mit zu unterschiedlichen Bedeutungen. Wie bearn. farraman (*HERIWALD + -MANN; dazu Kurt Baldinger, Les suffixes -mann et -man en français argotique, in: Baldinger Fasz 779-797), ist auch Aspe farraguilhes eine Zusammensetzung aus zwei germanischen Wörtern, nämlich anfrk. "HERIWALD "herold" (FEW 16,199) und anfrk. *WIGILA "list" (FEW 17,579a, dort z. B. gask. guilhe "tromperie sans grande importance"). - Baldinger; Inge Popelar. 2092 se vanter; vantard; fanfaron 22',39a Bord, majadero m. "vantard" (argot des juifs, RL 38, 161) (FEW 22',39a). S. dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 443): «Probablement de l'esp. majadero "idiot"». Zu span. majadero "necio y porfiado" siehe Corom 2 3, 1980, 76a; Ablt. von majar, seinerseits Ableitung zu majo (< MALLEUS ["hammer, schlegel", FEW 6",116a ff.]). - K. B. 2093 prétentieux 22',39b Bearn. facâgn m. "fat, prétentieux, maniéré" (FEW 22',39b). - Dazu de 41

2094

peur; craindre

G o r o g (RLiR 42, 1978, 443): «A rattacher au mfr. faque " f a q u i n " et au fr. faquin (3,375b)» [ndl. FAK "tasche"; neu redigiert: mndl. FAC "abgeschlossener r ä u m " F E W 15 2 ,95a: mfr. nir. faquin " h o m m e de peu de mérite, sans cœur, méprisable" ..., nfr. faquin "petit-maître, h o m m e vaniteux", etc.]. Mfr. faque "bedeutet nicht "faquin", sondern "poche" ( F E W ib.). In Wirklichkeit gehört es zu engl, HACKNEY "zeiter" ( F E W 16,109a [me. hakeney F E W 16,752a]) mit den hyperkorrekten Formen agask. bearn. facaneye, faque in der ursprünglichen Bedeutung "haquenée". Z u den hyperkorrekten / - F o r m e n im Gask. s. K . Baldinger, Die hyperkorrekten Formen als Konsequenz der Scripta im Altgaskognischen, in Romanica, Festschrift f ü r Gerhard Rohlfs, hgg. von H. Lausberg und H. Weinrich, Halle (Niemeyer) 1958, 57-75 (spez. S. 60). Semantisch interessant die übertragenen Bedeutungen von bearn. enhacanâ "fatiguer, ennuyer par propos ou action" (16,109b) u n d mfr. acné " h o m m e sans esprit" (16,109a). Ferner bearn. hacanè m. "personne ennuyeuse, assommante, harceleuse", dazu hacà "ennuyer, harasser" (Palay). Die Bedeutung von bearn. facâgn "fat, prétentieux, maniéré" ist möglicherweise von der Wortfamilie faquin beeinflusst, deren Vertreter sich auch im Bearnesischen finden, z. B. faquî m. "faquin", faquinòt m. "petit f a r a u d " (Palay). Die F o r m facâgn gehört jedoch, ebenso wie facaneye oder pr. faco (Mistral; F E W 16,109b) zu engl, HACKNEY [me. hakeney F E W 16,752a], - Inge Popelar; Kurt Baldinger. 2094

peur; craindre 22',40a Argot flube f. " p e u r " (seit ca. 1880; Lc); flüber v. n. "avoir p e u r " (seit 1906, rare); flubard m. "poltron, peureux" (seit 1906; Le). EsnaultArg; Sainéan Par. Sainéan verbindet flüber mit dem gleichlautenden verbum, das im poit. u n d berr. "siffler" bedeutet (derjenige, der sich fürchtet, pfeift, u m sich verwegen zu geben). S. hier 3,613a, s.v. FLA-UTA ( F E W 22',40a). - Fluber "siffler" findet sich im F E W auch sub SIBILARE "pfeifen, zischen" (11,568b; s. auch C h a m b o n Mèi M a t o r é 177), aber die D e u t u n g von SainéanPar 296 ist wenig überzeugend u n d findet in den betroffenen FEW-Artikeln keine Stützen. Viel eher ist von flûtes "Beine" auszugehen ( F E W 3,613b sub FLAUTA), ZU dem flube j a eine regionale Variante darstellt. In diesem Sinne Esn 1965: flube m. "peur", «trac» (pop., vers 1880, 1888). U n sacré flube\ (transp., 1910). Surtout au plur.: avoir les flubes (sold., 1916). Filer [donner] les flubes (voy., 1941). Gerade der Plural spricht dafür, dass von der Bed. "Beine" auszugehen ist; vgl. weiche oder schlotternde Knie haben u n d die Parallelen zu grelotter, die Esnault zitiert: fluber paraît équivaloir à grelotter, avoir les flubes est syn. d'avoir les grelots "avoir peur" (pop., 1916), u n d flubard "téléphone" ist Synonym von grelot "sonnette électrique 'tremblante"' (1886); «les flubards, les jambes, seraient des "flageolantes"». Z u flubes "jambes" auch mettre les flubes " f u i r " (sold., 1918) u n d der ebenfalls 42

peur; craindre

2095-2096

von Esn 1965 zitierte Beleg von 1954: «Tremblant comme une bête, je me suis enfin dressé sur mes flubes» (voyous). Esn verzeichnet als Ablt.: flüber v. n. "avoir peur" (1906, Bruant, rare); flubeux adj. m. "peureux" (gamins, Troyes 1890); flubard adj. m. "froussard" (pop. 1906); m. "téléphone portatif à lame vibrante" (8e Génie, 1918); m. pl. "jambes" (voyous, 1928). Die FEW-Angaben sind entsprechend zu ergänzen und in den Artikel FLA-UTA FEW 3 einzuordnen (vgl. Paris jouer des flûtes "se sauver à toutes jambes" B; auch R 90, 545; ang. se tirer des flûtes (3,613b sub 3). - Baldinger. peur; craindre 22',40b Gleize atchêye f. "peur". Zu CACARE, hier 2,18? Vgl. dazu QDial 24 n (FEW 22',40b). - Ist behandelt mit ostwallon. achêye f. "accident, ...", hier 22\25a sub "accident". 2095 peur; craindre 22',40b LLouv. èscassouye f. "venette, épouvante; réprimande"; Beaumont foute l'ascassouye "donner peur" (FEW 22',40b). - Obige Formen gehören sicher zu QUASSARE "zerschlagen, zerbrechen", FEW 2,1431a (vgl. dort verv. èscàssé "empressé, précipité"); zu zahlreichen pejorativen Verben auf -ouiller s. FEW 152,75b, Artikel DROLLEN (Hinweise von Herbillon, Dial Wall 8/ 9, 1981, 124). - K.B. 2096 peur; craindre 22',40b Lunév. teusse f. "peur, inquiétude", Vosges "peur, frayeur, terreur panique" MAnt 6, 133, Remiremont "frousse", "peur" (fam. BlochLex 102) (FEW 22',40b). - Damit verwandt ist doch wohl arg. tusse f. "danger" (Arts, Châlons 1869), "peur" (ib., Cluny, 1927) Esnault 1965. Dazu auch faire la tuss "faire le guet" (Arts, 1855), tuss\ "attention!" (Châlons 1855; 1859; Lille 1905; Angers 1910, s. Esn); en tuss loc. adv. "en tapinois" (Angers 1911); "en fraude" (ib.); tussard m. "froussard" (Cluny 1927); alle Angaben nach Esn 1965, der auch verweist auf die Var. arg. duss (dusse, dus, duse, duce) "avertissement" (ca. 1840-1850, bei Clémens, einem Sträfling von Brest und Rochefort), "signal convenu entre joueurs, coup d'œil, geste ou autre" (tricheurs aux cartes, 1877), "renseignement confidentiel" (voyous, 1935). Die Etymologie sieht Esnault in Vosges teusse f. "peur" (1824; 1901), so dass wir uns im Kreise bewegen. Dieses (Fraize, bress. teusse) ist auch in der Bed. "toux" belegt (FEW 132,444a sub Tüssis "husten"), aber die genetische Verbindung zwischen beiden ist semantisch schwierig (das Räuspern = toussoter als Warnung vor einer Gefahr?). Vgl. noch ebenfalls ungeklärtes arg. yeps "attention" 22',66b. Die etymologische Frage bleibt für arg. tuss/duss "attention" und für Vosges teusse "peur" offen. - Baldinger. 43

2097-2101

aimer; amour - baiser, embrasser

attirer 22',41b Savièse p i w a f. "attrait, inclination" (FEW 221,41b). - Ergänze Verweis auf enivrer, s'enivrer [21,464b]; s. BaldEtym 1, Nr. 1526. - K. B. 2097 aimer; amour 22',41b Hérém. ëvidou adj. "qui aime" Lav 287 (FEW 22',41b). - «Hérém. invidoou (di fèmate) "qui aime (les femmes)" se rattache à invida "envie" (ad FEW 4,799 [ÏNVÏDÏA "neid"]» (GPSR RAPP 79, 1977, 19). - K. B. 2098

amoureux 22',42a Barèges lamounàyre m. "amoureux, celui qui fait l'amour" (FEW 22',42a). - Zu AMÖR "amour" s. FEW 24,467b und Fn. 28 (mit Agglutination des Artikels und -«-Konfusion, da -r in amoù verstummt war). - K. B.

2099 baiser, embrasser 22',42a Argot monfier v. "baiser" (1822, EsnaultArg; 1836 SainéanSourc) (FEW 22',42a). - Der Beleg von 1822 findet sich im Supplement des Jargon de l'argot pour l'instruction des bons Grivois von Chalopin, Buchhändler in Caen (firmiert Mézière). Von hier aus gelangte das Wort wohl in die Ausgabe von 1836 des Jargon de l'argot reformé (1628), s. SainSourcArg I, 211 (von Sainéan I 185 als 'obscur' bezeichnet). Esn 1965 erklärt monfier als «forme normande, sauf le n fautif, de moufler "baiser à la pincette"». Die norm. Herkunft hat in Caen (1822) eine Stütze. Baiser à la pincette "baiser en prenant doucement les 2 joues de la personne qu'on baise" (OudC 1640; Ac 1798-1878, FEW 8,543b) würde zu norm, moufler "faire la moue" (DT, Dm; Moisy) recht gut passen; n für u könnte einem Irrtum oder Druckfehler von Chalopin zu verdanken sein (es ist der vielleicht häufigste Abschreibirrtum). So könnte in der Tat *moufier/*moufler vorliegen, das zu d. MUFFEL "schnauze" (FEW 16,573a) zu stellen wäre - wenn alle Hypothesen stimmen! Zu MUFFEL gehört auch Hérém. mu%lasye v. "s'embrasser; frotter museau contre museau" (so schon FEW 22',42a vermerkt). - Baldinger. baiser, embrasser 22',42a Hérém. mu%iasye v. "s'embrasser; frotter museau contre museau". Zu MUFFEL, hier 16,573 (FEW 22\42a). - Siehe noch monfier v. "baiser" ..., hier 22',42a in demselben Artikel "baiser, embrasser", oben. 2100 baiser, embrasser 22',42a Romans miye f. "baiser" (FEW 22',42a). - Jetzt sub AMicus "ami" (FEW 24,450a und Fn. 40). Weitere Formen aus FEW 21-23, die jetzt sub AMICUS verzeichnet sind, s. BaldEtym 1, Nr. 342 sub "poirier; poire". - K. B. 2101 baiser, embrasser 22',42a Agen furlupâ v. a. "embrasser avec sensualité", furrupâ ... gehört zur familie 44

rancune - (s')exciter; (s')irriter

2102-2106

von npr. fourrupâ v. a. "humer", hier 21,465. —> boire ... (FEW 22',42a). Ergänze zusätzlichen Verweis auf —> sucer; téter [21,464b]. - K. B. 2102 rancune 22',43a Ambert raci v. a. "conserver la rancune d'un acte avec espoir ou désir de vengeance" (FEW 22',43a). - Dazu Chambon, RLiR 48, 1984, 94: «On doit partir, pour expliquer cet emploi [cf. des syntagmes tels que une haine bien rassise], du sens moral de rassis, "mûri par la réflexion" (FEW 11,401b, SËDËRE ["sitzen"]). Une haine rassise est en effet longuement mûrie intérieurement et amplifiée par le désir de vengeance. Sur le plan morphologique, on sait que rassis a été traité en auvergnat comme un participe passé du verbe en -ir (v. le féminin ràsàdà à Vinz., râchedâ à Eglis.); le parler d'Ambert est allé plus loin dans cette voie en créant le verbe potentiel, soit raci». - K. B. 2103 confiance 22',43a Vaudioux ara f. "confiance dans une personne" (FEW 22',43a). - Jetzt sub ARRA "arrhes" (FEW 25,296b und Fn. 11). - K. B. 2104 colère; (se) fâcher 22',45a Mfr. se deshager "monter en colère (?)" GuillAl (FEW 22',45a). - Einziger Beleg bei Guillaume Alexis I, 208 v. 548 (46.) (aus Œuvres Poétiques de Guillaume Alexis, Prieur de Bucy, SATF 1896): «Fol qui martyre Son corps et tyre Durant sa raige; Plus devient pire, Moins en souspire; Plus prent couraige, Tant plus enraige; Plus se deshage ...»; Variante: N P descharge. Mit der Variante wird die vermutete Bedeutung bestätigt, vgl. mfr. nfr. décharger sa bile, sa colère "donner libre cours à sa mauvaise humeur" (seit Est 1538) FEW 2,422a sub CARRICARE "beladen". Fraglich bleibt, ob ein Einfluss von enrager vorliegt, mit dem se deshage sich reimt, oder aber eine regionale Var., vgl. zu sh Juvigny deûar8ir3 ... lütt, dihèrdjeû ... (FEW 2,423a); zum r-Verlust vgl. Urim. dèchaijeuye ... (FEW 2,422a). - Petra Burckhardt. 2105 colère; (se) fâcher 22',45a Argot bocoter v. "enrager" (1827), baucoter "impatienter" (1837), "agacer" (1862, Larch 1878), bocotter "murmurer, marmotter entre ses dents, rechigner" Delv 1867. Nach EsnaultArg zu fr. bouc (FEW 22',45a). - Gehört zu gall. *BUCCO- "Ziegenbock" (FEW 1,588a), wo schon Paris bocotter "murmurer, gronder", boucoter "taquiner" (vgl. d. bocken, bockig) aufgenommen sind. Zu ergänzen auch Paris bocotements "grognements, d'un lion" (1945, Esn) und Metz faire les bocs "grogner" (Esn). - Baldinger. 2106 (s')exciter; (s')irriter 22',47a Die onissar "v. a. exciter, provoquer, irriter; v. r. se passionner, se hérisser", daupha. anissar, pr. s'anissâ "s'animer, s'échauffer dans la dispute ou la 45

2107

beau

querelle"; anissâ adj. "échauffé, animé; ébouriffé, (cheveux) en désordre", Vaucl. anissâ v. a. "exciter" M, mars, anissar v. a. "hérisser" A, s'anissar "se hérisser" A. Diese formen sind unter HITSEN 2, hier 16,210 nachzutragen (FEW 22',47a). - S. dazu 15',19a sub abfrq. *ANATTJAN "aufreizen, antreiben" und 16,210a sub ndl. HITZEN "hetzen". Geklärt von Chambon, Mèi Matoré 1987, 172. - K. B. 2107 beau 22',49b Argot d'altèque adj. "beau, bon, excellent"1 [Anm. 1: «Die form attigue (1847) ist lt. Sainéan eine falsche lesart für altèque»] (1837), "supérieur" (1899, EsnaultArg). Wäre nach EsnaultArg entlehnt aus kat. dalt "audessus" (< ALTUS), was jedoch sehr wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat (FEW 22',49b). - In Frage käme auch Suffw. aus altier "qui est haut, élevé, imposant" ..., "qui est d'une fierté hautaine" (seit 1578) FEW 24,374b (sub ALTUS); das Argotsuffix -(d)ec findet sich auch in wenn auch unsicherem faraudec "madame" und vor allem in féodec "arbitraire" (1836) mit Suffw. aus féodal, wobei Esn 1965 allerdings beifügt: «le suffixe est fort suspect»! In der prinzipiell gleichen Richtung (Suffw.) geht der Erklärungsversuch des TLF: «Remonte prob, au rad. du lat. ALTUS "haut", le suff. étant emprunté à aztèque, attesté au sens de "voleur" en argot parisien6. L'étym. proposée par Esn 1966, cat. dalt (de ait) "au-dessus" et suff. -ed-èque, n'est pas convaincante» (TLF 2, 1973, 622). CellRey 1980 gehen (Prigniel folgend, s. u.) in eine ganz andere Richtung: «Sans doute de l'italien populaire dal togo, "beau, réussi". Mis en circulation par Vidocq (Les Voleurs, compilation parfois suspecte), le mot a été repris jusqu'en 1910 par les dictionnaires7 et les argotiers littéraires et professionnels. Il n'a sans doute jamais eu de diffusion réelle et ne figure ici qu' à titre de curiosité (cf. M. Prigniel, Argot d'altèque, in Le Français 6

7

Die übliche Bed. von astec (1860), aztec (1876, Daudet), aztèque (Bauche) ist allerdings "homme chétif" (u. a.), s. FEW 20,57a (AZTEK). Die dortige Begründung, dass die Azteken «meist von schmächtiger gestalt sind» ist allerdings falsch; Esnault führt diese Bedeutung darauf zurück, dass ca. 1855 in einer Ausstellung zwei rachitische Azteken als letzte Exemplare ihres Stammes ausgestellt wurden (mit Einfluss von asticot "petit homme, gamin" 1836, Vidocq). Auch barbèque "viande" (1881, Var. von barbaque) und morbèque "pou, morpion" (1878, Var. von morbaquë) passen semantisch nicht zu altèque. Allerdings ist der Ausdruck nicht nur bei Vidocq bezeugt {frangine d'altèque "bonne sœur" TLF, parrain d'altèque "témoin à décharge" Esn; môme d'altèque "joli garçon" ib., ta frime d'altèque "ta mine piquante" FrMod 45, 1977, 52; ib. zahlreiche weitere Belege, ohne dass Prigniel an eine echte Vitalität im gesprochenen Argot glaubt): abatteur d'altèque "procureur général" (Bed. "supérieur") (1899, Nouguier, malfaiteur lyonnais, exécuté en 1900, Esn); «un pétard altèque s'il y en a» (1909, Casanova, CellRey); Carabelli (zur Quelle s. T L F 1, XCIV) «mentionne un emploi subst. du terme altèque avec la signification "voleur adroit". 46

beau

2107

moderne, janvier 1977, [52-56]). Hors d'usage au moins avant 1930». Prigniel gibt sich - nicht ohne gute Argumente - grosse Mühe nachzuweisen, dass nur eine lautliche Adaptation und kein Suffixwechsel vorliegt: Q > eu (vgl. grolleslgreulles, lardoss'/lardeuss, homme/heume) und eu > g (it. mok "uomo"/mèko; fr. pop. sék/sec, bék/bek). Deshalb sei -toc als -tèque transkribiert worden! Im It. ist togo in der Tat noch heute sehr lebendig: adj. (dial., scherz.) (ottimo) "vortrefflich, ausgezeichnet" (Diz. it.-ted., dir. V. Macchi, Sansoni 1970), "magnifico, eccellente, di gala, di lusso" (Zingarelli 1970). Am gründlichsten hat PratiGerg 1940 [Voci di gerganti, vagabondi e malviventi studiate nell' origine e nella storia], 200-203 [2. Ag. 1978, N. 360; s. ZrP 98, 1982, 708-709], Verbreitung und Herkunft von it. tògo (gergo della malavita romana) "buono" (tògo é anche d'altri gerghi) untersucht (lautliche Var. dogo, tiògo; Belege seit 18. Jh.): «è voce d'impronta gergale, burlesca, scherzevole, che a molto viaggiato» [202]; «essendo tògo più diffuso in Toscana è supponibile ch'esso sia partito di là per istallarsi altrove. Passato in luoghi dove esisteva tiòga, questa lo à attirato, mutandolo in tiògo» [203]. Prati sieht den Ursprung sicher mit Recht in lt. T O G A "toga" (FEW 132,2b) "veste lunga di magistrati, avvocati, dottori d'università in funzione solenne": «la toga, meglio di molt 'altre cose, può dare al popolo l'idea deH"eccellenza', al quale riguardo ricordo che nel valsuganotto usa le espressioni: come na marsina "nel modo migliore" (La vaca la camino come na marsina "la vacca cammina bonissimo"), dove marsina vale "giubba" ["Frack"] ..., e L'è na cana (o Le na cana è mèda) "è una cosa che sta benissimo, che va benissimo" (L ghe sta na cana, L ghe va na cana "gli sta bene bene, di vestito, ecc."), dove cana è "cappello a cilindro" [Zylinderhut], che per il popolo rappresenta il massimo del lusso, dell'eccellenza. Di tòga se n'è fatto quindi un aggettivo indicante 'eccellente'» [PratiGerg 202], Die Parallelen sind überzeugend8. Mit arg. toc "cuivre, mauvais bijoux", tocasse "méchant(e)" etc. (Vidocq, SainéanSourcArg 2, 161) hat tògo somit nichts zu tun (PratiGerg 203); s. FEW 132,14a sub T O K K - onomat.). Die Herkunft von it. arg. tògo < lt. T O G A steht somit ausser Frage. Vieles (s. Prigniel) spricht dafür, dass Vidocq d'altèque aus it. gerg. del tògo, dal tògo (z. B. tchouribé dal togo "ladro abile" in den Voci zingare nel gergo bolognese, FrMod 45, 1977, 55) übernommen hat, wobei er den Apostroph einführte, vielleicht weil er A L T U S im Wort zu erkennen glaubte. Vgl. noch den Artikel zu mfr. tocque FEW 21,530b-531b. - Baldinger. 8

Karl Treimer leitet it. gergo togo " g u t " aus dem Hebr. ab ( Z r P 61, 1941, 341). M. L. Wagner, der dies schon 1928 ( V K R 1, 89) vorgeschlagen hatte, äussert sich 1942 (ZrP 62, 354) aber sehr viel skeptischer dazu, weil «die lautliche, die begriffliche Frage damit nicht restlos geklärt» sei. - Andererseits f ü h r t Esnault 1965 arg. toc " m a l i n " auf it. togo " b o n " zurück; dieses findet sich jedoch im F E W 13 2 ,13b sub TOKK47

2108-2110

beau

2108 beau 22',49b Argot urffe adj. "élégant, bien fait" (1876), urf Larch 1878, urfe (ibid.), hurfe (1889), ang. hurf "chic, beau". Argot hurepois "excellent, très réussi" (1878). EsnaultArg. Kaum, wie SainéanSourcArg 2, 210 meint, Umgestaltung aus rupin "gentilhomme". Eher nach EsnaultArg zu turf "lieu où ont lieu les courses de chevaux" [FEW 17,388a] mit abfall des anlautkonsonanten (FEW 22',49b). - Neuer Erstbeleg zu urf. 1871, Le Grelot, numéro 3, 23 avr., 3a), s. Dat 20, 1982, 237. Belege: 1891 ('les gens urf L. Tailhade, Rob 1986); ca. 1900 ('c'est urf A. Bruant, CellRey, und 'une des piôles les plus urf de ce quartier' E. Pouget, CellRey); 1952 (Queneau, Rob 1986). - Die Erklärung von Esnault ist in der Tat überzeugender, obwohl auch Guiraud, L'argot, 1956, 89 f. die Deutung aus rupin übernahm. Die Aphärese ist im Argot häufig (s. unsern Beitrag in TraLiPhi XXVI, 1988, 277-283; z. B. (imaginer, (sa)cré, (ca)binet, (ca)pitaine, (a)cadémique, (e)xactement, (par)faitement, (in)terlocuteur, (in)dividu, (éjpilogue, (ajvion, (au)tobus, (automobiliste, etc.). Im vorliegenden Fall ist sie durch die von Esn zitierte Wendung c'est urffe (1876) verursacht, wobei das t als Bindungs-i von est aufgefasst wurde. Hinter * hurepois "excellent" (voyous, Rigaud 1881, der es zu urf stellt) setzt Esn 1965 ein skeptisches Fragezeichen (auch der Asterisk bedeutet 'suspekt'): «Simple fantaisie lettrée?». Im FEW zu ergänzen ist rupinos "coquet" (quelques typogr., 1878, Esn) als Kreuzung mit urpinos. Zu ergänzen im FEW 17,388a sub anfrk. *TURBA "torf". - Baldinger. 2109 beau 22',49b Paris schbèbe adj. "beau, admirable" (1870, 1897 [1. 1898], EsnaultArg; SainéanPar), argot schbeb "beau; pédéraste passif" (1912, EsnaultArg; Le [1972 Boudard, s. CellRey]). Aus ar. chbeb "joli" EsnaultArg (FEW 22',49b). - Von Soldaten in Afrika übernommen [Esn 1965; SainéanPar 316 ist überholt], «La graphie schbeb, sans valeur étymologique est due à l'attraction de la série en sch- d'origine allemande» CellRey. Zu ergänzender Artikel FEW 19. - Baldinger. 2110 beau 22',49b Paris mout adj. m. "beau" (1878, EsnaultArg), moute adj. f. (1900, EsnaultArg; 1905, SainéanPar) (FEW 22>,49b). - Esnault 1965 erklärt mout überzeugend als eine der im Argot so häufigen Verkürzungen (s. TraLiPhi XXVI, 1988, 255-276) aus mouchique adj. "de première qualité" (1829), welches sich seinerseits aus moult [mu] + chic erklärt (s. auch ein Beleg von 1844 bei Labiche, SainPar 452). Die Aussprache mu ist weit verbreitet (FEW 63,210b). Esn 1965 glaubt, dass «un adj. fém. moute "belle" (journal., 1900), ne prouve pas une valeur orale du t de mout». Es handelt sich aber um eine auch sonst belegte analoge Femininbildung auf -t (z. B. loute, 48

beau - orner

2111-2113

incongrute, etc., s. BaldFasz 467 Fn 8), nach sot/sotte, etc., eine Reaktion auf die diffuse Regel im gesprochenen Französisch, das Femininum durch Anfügung eines Konsonanten auszudrücken, der jedoch synchronisch nicht vorhersehbar ist. Mout und mouchique sind somit dem Artikel MÜLTUS "viel" FEW 63,210b hinzuzufügen. - Baldinger. 2111 beau 22',49b [Argot olkif "chic" (voyous, 1926) fehlt im FEW], - Esn 1965 erklärt es wohl richtig aus ar. ALKIF [magreb.-ar. KIF "angenehmer zustand" FEW 19,93a], wobei der Artikel al im Slang zu all (kif) umgedeutet wurde (vgl. olrèt, olrède [CellRey] "très bien" < all right). Daraus durch Umdeutung nach haut die volksetymologische Umbildung zu haut-le-pif (1917) mit pif "nez" (FEW 8,444a PIFF-); vgl. olpètt (haut-le-pète) "id." (FEW 24,372a ALTUS "hoch"; CellRey sub olpet). - Baldinger. 2112 orner 22',49b Wallis agantsi "orner, parer", acantcher Gl 1, 168 (FEW 22',49b). - Dazu Gorog (RLiR 42, 1978, 443): «Wallis agansti à rattacher à l'afr. agencier, agentir "parer, embellir" [mfr. agentir "embellir, parer" sub GËNÏTUS "geboren", FEW 4,103b]», doch macht Knecht in seiner Besprechung zu de Gorog (GPSR Rapp 80, 1978, 19) darauf aufmerksam, daß «agantsi (et non agansti) est une forme douteuse (cf. GPSR 1, 168b, référence qui figure dans FEW)». Vgl. GPSR 1, 168b: Wallis agantsi, acantcher v. tr. "orner, parer, embellir, agencer": «Verbe attesté seulement par Barman [Barman, Gloss. des patois valaisans, 1327], et dont la formation reste obscure. Le sens "agencer" paraît ajouté à cause de la ressemblance de forme». - Doris Diekmann-Sammet. 2113 orner 22',49b Stéph. déubî "couvrir, garnir, joncher" (FEW 22>,49b). - Gorog (RLiR 42, 1978, 443): «à rattacher à l'afr. dauber "enduire, garnir"». Il pense donc à afr. dauber "garnir, munir" (Gdf 2, 424b), c'est-à-dire à afr. daubé adj. "blanchi, badigeonné" (hap. 12. jh.), "revêtu d'une robe blanche" (MaurS, Gdf); dauber v. a. "badigeonner, blanchir" (MaurS; 13. jh.) (FEW 24,305b sub ALBUS; il s'agit plus précisément de DEALBARE, attesté dès Cicéron, v. n. 3). L'homonyme dauber "charger des coups, maltraiter en paroles" les deux homonymes sont encore réunis sous abfrq. *DUBBAN "schlagen" FEW 3,168a [1928]9, et dans BW5, 1968 - n'est plus reprise sous »DUBBAN 9

Zu afr. dauber "garnir, munir" und mfr. nfr. dauber "charger de coups, maltraiter en paroles": « D G will diese wortgruppe von lt. DEALBARE ableiten, was phonetisch nur möglich wäre, wenn DE noch lange als gesonderter bestandteil empfunden worden wäre. Es kann aber auch das verbum aus einer der mundarten, die vortoniges o nicht zu v wandeln, nach Paris gewandert und von hier aus in der bed. "prügeln" in die provinz gewandert sein. Die ursprüngliche bed. wäre 49

2114-2116

ornement - joli

FEW 152,77 [1968] (v. la note 8); mais dauber "battre" manque aussi sous ALBUS (FEW 24,305b) et parmi "les mots d'origine inconnue" (FEW 21,383 ff.; 22',77b). Il est donc orphelin pour le moment. Stéph. déubî est attesté chez P. Duplay, La clà do parlâ gaga, St-Etienne 1896: 'Lous aibrous sount déubits de frûtchï "les arbres sont recouverts, garnis de fruits" (plutôt "chargés de fruits"). Le verbe stéphanois ne peut remonter directement à DEALBARE, le -f ne pouvant provenir que de palatale + -ARE ou de -IRE. Mais l'idée de Gorog n'est peut-être pas tout à fait fausse: elle se laisserait défendre sur le plan sémantique, et il devrait s'agir d'un emprunt au français avec changement de conjugaison. - Baldinger; Straka. 2114 ornement 22',50a NO. chointe "chose bien ornée" B 1777 (FEW 22>,50a). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 443) mit afr. acointe "orné" in Verbindung gebracht: vgl. afr. mfr. cointe "gracieux, gentil, élégant" (seit ca. 1175, Gdf; TL; ...), mfr. coint, -e (Pléiade; Brantôme), nfr. id. (bis 1662, Brunot 3) FEW 2,843b sub CÔGNÏTUS "bekannt"; vgl. zudem afr. acointir "orner, parer" (14. jh.) sub ACCÖGNITUS "bekannt", FEW 24,77a. Phonetisch ist diese Erklärung jedoch nicht möglich (auch Fälle von ch-Graphie für ksind mir nicht bekannt). - K. B. 2115 joli 22',50a Paris pingaud adj. "joli, courtois" (Ds 1896 [fam.]; Vill 1912 [pop.]), "gentil, joli, élégant" (1901, SainéanPar) (FEW 221,50a). - Nur ein Beleg von 1901 bei Napoléon Hayard, Dict. d'argot, 1901. SainPar 310: «proprement mignon comme la pie (Dauphinois pingo)», das ich allerdings im FEW 8, 420ff., PICA nicht zu finden vermag. Ausserdem ist die Elster eher wegen ihrer Gefrässigkeit und ihrer Freude am Diebstahl (die diebische Elster) bekannt. Eine Beziehung zur Dauphiné ist auch nicht ersichtlich. - Baldinger. 2116 joli 22',50a Argot soua-soua adj. "joli" Le. Lt. EsnaultArg entlehnt aus ar. soua-soua "adv. symétriquement; adj. réussi, juste" (FEW 22',50a) (-> bon [23,215b]) und bon 23,215b Paris soua-soua (adj. invar, et adv.) "bon, gros, important; bien, très bien" B (FEW 23,215b). - Neuer Artikel zu FEW 19,160a. Zu ergänzen nach Esn 1965: souasoua adv. "avec élégance et confort" (sold., France, 1898); adj. "joli, correct" (1898); «s'écrit souvent, même à Alger, soi-soi»; soinsoin adj.

dieser auffassung günstig» ( F E W 3,168a/b). Ce commentaire est cité aussi par Alice Vollenweider, Vox 22, 1963, 401. 50

élégant

2117-2119

"confortable, comme il faut": pain de savon soinsoin (sold., 1916), Esn: «influencé par fait avec soin et par tso in-1so in» interj. "bravo!" (sold., 1917, Esn); adj. "gentil, soigné" das seinerseits von Esn 1965 aus soinsoin erklärt wird, «influencé par tchin '-tchin '». - Baldinger. 2117 élégant 22>,50a Paris chocnosoff adj. "chic, superbe" (Balzac, SainéanPar), chocnoso (Balzac [Cousine Bette], SainéanPar [498 n. 2]) (FEW 22',50a). - Ergänze chocnosof (1875, Le Journal amusant, 24 mai, 4a, s. Dat 17, 1980, 52) sowie chocnosoff, chocnosophe, chocnosogue adj. und s. m. (pop.) "brillant, fein, herrlich; reicher Fremder" (Vili 1884 und 1912); Ds 1896 (geprüft Ag. 1899) gibt ausserdem chocnoso (fam.) "beau, superbe, magnifique, qui a le chic russe". CellRey zitieren einen Beleg für choknozoff von ca. 1910 und bezeichnen das Wort als «vieux ou hors d'usage après 1920». Zu d. SCHICK "geschick" (FEW 17,34b), s. Add. 17,632b: «Adde Argot chocnosoff "élégant, brillant, distingué" (1839 [Balzac, Pierre Grassou]-1846, Balzac; Lar 1869); 'déformation de chic, auquel on donne une fausse terminaison russe, pour exprimer l'élégance des riches Russes' Lar 1929; tschock "chic" (1887). SainéanParis 460, 498». Dazu auch ein Beleg für ranchocnosof von 1848 (SainéanPar 498 n. 2). Zu tschock präzisiert SainéanPar 460: «Choc, forme parallèle à chic, prononcé tschock: 'Le tschock, lit-on dans le Gaulois de 1887, est l'expression parisienne qui a remplacé pschutt, lequel avait remplacé vlan [s. d.], qui luimême avait remplacé chic'». Vili 1912 sub tschock zitiert dieselbe Stelle aus dem Gaulois schon 8 Jahre vor Sainéan, aber ohne Jahresangabe. Das 1883 in Paris belegte tschotte m. "chic" (22',50b auch sub "élégant") ist laut SainéanPar 460 eine «simple variante orthoépique de tschoc: 'Les tschottes sont une catégorie de gommeux, le dessus du panier des beaux jeunes gens du jour' (1883, Journal pour rire ...)». - Baldinger. 2118 élégant 22>,50a Paris koxnoff adj. (Balzac, SainéanPar [498]) (FEW 22',50a). - Zu datieren 1839, Balzac, Pierre Grassou 72: «Les peintres ... faire des tableaux finis, chouettes, koxnoff et chocnosoff» (SainéanPar 498). Diese Form ist wohl durch Metathese aus chocnosoff entstanden. Vili 1884 und Vili 1912 verzeichnen koksnoff ou koxnoff als Variante von chocnosoff (s. dieses, oben). Baldinger. élégant 22>,50b Paris tschotte m. "chic" (1883, SainéanPar) (FEW 22',50b). - S. chocnosoff auch sub "élégant", 22',50a, oben. 2119 élégant 22',50b Paris dalleux adj. "très élégant" (1855, Vili 1888) (FEW 22>,50b). - Ablt. zu 51

2120-2121

élégant

Paris dalle "argent monnayé en gén." (FEW 17,303b sub d. TALER), das aus dem ndl. (fläm.) daaler in der Bed. "Taler" schon in der 2. H. des 16. Jhs entlehnt worden ist (SainéanPar 128). Vill 1912 gibt dalleux als Synonym von pschutteux/pschuttard "vornehm, aristokratisch" (Lorrain, Modernités). Vgl. zur Bedeutung von dalleux etwa d. betuchf, vgl. rubis und avoir du zinc (22',50b, unten). - Baldinger. 2120 élégant 22',50b Paris vlan m. "chic" (1867, s. Larch 1878), "personne élégante" Vill 1888, adj. "chic" (1886-Ds 1896, Larch 1889) (FEW 22',50b) (-> battre [21,384a]) und exclamations 22',66b ... Argot vlan adj. "chic, élégant" (1867-Vill 1912, s. Larch 1878) (FEW 22',66b). - Ergänze Paris v'lan "élégant" (1883, Le Triboulet), Paris vlan "société élégante et raffinée (t. de mœurs)". Belege von ca. 1889 und von 1890 s. Dat 17, 1980, 266. Dazu SainéanPar 460: Vlan, synonyme de chic\ à partir de 1867, est, comme les précédents, une onomatopée: «Les trois mondaines qui se trouvaient au dernier bal de l'Opéra appartiennent à tout ce qu'il y a de plus vlan dans la société parisienne» (mars 1886, Gaulois). SainéanPar 461 gibt einen 2. Beleg von 1900: «La sortie du public vlan des restaurants de nuit» (Jean Merlin, La Débauche à Paris, 11). Beleg von 1974 («les milieux vlan») s. Rob 1986 («Le mot semble avoir vécu jusqu'aux années folles»). Zu vlan onom. für "Schlag" s. auch SainéanPar 357; FEW 21,384a; zur Verstrickung mit germ. *FLADO "fladen" (FEW 152,132-134) s. BaldEtym 1, Nr. 1192 sub "battre". - Baldinger. 2121 élégant 22',50b Paris rubis adj. "élégant" (1889, SainéanPar); rousbi "épatant, chic" SainéanPar (FEW 22',50b). - Der Beleg von 1889 findet sich bei Frédéric Loliée, Parisianismes fin de siècle, in Revue des Revues, 1889,1.1, 480: «On a essayé depuis un quart de siècle bien des qualificatifs pour exprimer le dernier ton de l'élégance: c'était vlan [s. Paris vlan, 22',50b oben], c'était pschutt [ s. sub PSÜT (onomat.) FEW 9,502b] c'était zinc [argot avoir du zinc "avoir du chic" pop., 1866-Del 1896, FEW 17,630a], c'était rubis, c'est smart ... Chic seul aura survécu et nous suffit.» (SainéanPar 461). Rubis ist ohne Zweifel eine metaphorische Verwendung von rubis "pierre précieuse" (FEW 10,535b RUBEUS "rot"), vgl. dalleux [s. Paris dalleux adj., 22',50b oben] und avoir du zinc "avoir du chic" nach zinc "argent monnayé" FEW 17,630a, wo das Erstdatum in 1870 zu verbessern ist: «Qu'on mette son zinc dans une tire-lire» Denis Poulot, Le Sublime ou le Travailleur, 76, zitiert von SainéanPar 368. - Baldinger. 52

élégant - laid

2122-2125

2122 élégant 2 2 \ 5 0 b Paris sgoff adj. "chic" ('n'est que la finale de Strogoff, souvenir des splendeurs de la mise en scène de Michel Strogoff, au théâtre d u Châtelet' (SainéanPar) ( F E W 22>,50b). - SainéanPar 460 zitiert nach Brunot aus Petit de Julleville, Histoire de la langue et de la litt, fr., VIII, 835): «La préoccupation de la gomme [monde des jeunes élégants] des salons est de ne pas rester au chic q u a n d on est au pschutt [v. Esn 1965; F E W 9,502b, PSÜT (onomat.)], d'oser ... tenter le vlan [v. supra] ou le sgoff». N e u e r Artikel zu F E W 12,307a. - K . B. 2123 faraud 22',51a Argot faire pallas "faire le grand seigneur, faire de l'embarras p o u r peu de chose" (1835; 1837), faire du pallas (1889); pallas "discours, b o n i m e n t " (1894), "discours amphigourique" (t. de typogr.), faire des pallas "discourir avec emphase" (t. de typogr. 1827); pallasser (t. de typogr. 1878), pallasseur "bavard, phraseur" (t. de typogr. 1866). N a c h SainéanParis entlehnt aus sp. hacer pala "se mettre devant qn p o u r occuper son attention pendant q u ' o n le vole (image tirée d u jeu de paume, proprement recevoir et renvoyer la paume avec le battoir (= esp. pala), sans la laisser rebondir par terre)". EsnaultArg hingegen verbindet diese Wörter mit it. palese "clair", palesare "publier". D a s wort kann aber auch ohne Vermittlung einer der nachbarsprachen auf französischem boden entstanden sein; vielleicht als ablt. aus palam ["offenbar"] s. hier 7,485 ( F E W 22 1 ,51a). - Lautlich u n d semantisch ist die Erklärung von SainéanPar 249 a m überzeugendsten. D a s sp. Akademiewtb. ( 20 1981) definiert hacer pala "ponerse u n ladrôn delante de u n o a quien se quiere robar, p a r a ocuparle la vista (germania = argot)", C o r o m 2 4, 1981, 345a belegt diese sp. Argotwendung schon bei Juan Hidalgo, Vocabulario de Germania, 1609. - Baldinger. 2124 faraud 22',51a Jers. jingouais m. "guindé" ( F E W 22 1 ,51a). - Wird von de Gorog, R L i R 42, 1978, 443 mit Recht zu engl. JINGO "säbelrassler", F E W 18,75b gestellt: «De l'angl. jingo s. "chauvin, patriotard" avec le suffixe adjectival -ais. Le m o t anglais est attesté au XVII e s., [l]a locution by Jingo figurant en 1690 comme traduction d u par Dieu de Rabelais, mais jingo ne semble pas avoir eu le sens de "chauvin" avant 1878; F. Le Maistre dit p o u r t a n t , sans fournir des exemples, que le jers. jingouais s'employait déjà au début d u X I X e s.». Le Maistre 310a gibt noch die feminine F o r m jingouaise, ohne Belege. K. B. 2125 laid 22',51b Argot roupe adj. "laid [, vilain, sans valeur]" Le; roupillon Le [id.] ( F E W 22',51b) (-> roupie [21,419a/b]). - Beide fehlen sub roupie F E W 21,419a/b 53

2126-2130

laid - calmer

und BaldEtym 1, Nr. 1307. Roupe ist Apokope (häufig im Argot, s. TraLiPhi XXVI, 1988, 256-276). - K. B. laid 22',51b Argot tocard "personne laide" Larch 1878 (FEW 221,51b) (-> toque [21,531a]). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 1905. 2126 laid 22',51b Rive-de-Gier tantóra f. "femme laide" (FEW 221,51b). - S. jetzt AMÏTA "tante" FEW 24,453b und n. 30. Weitere Formen, die zu AMÏTA gehören (jetzt FEW 24,452b ff.) s. hier 22',8a/9b sub "imbécile, sot, etc." (s. Nied à%tyë etc.). - K. B. 2127 laid 22',51b Gren. gièna f. "femme dépourvue de grâce" B1 (FEW 22',51b). - «Peut-être à rattacher à l'afr. quenas "vilain" [cp. hmanc. quenas, guenas "petit enfant", norm, quenasses f. pl. "vauriens, enfants mal élevés" sub CANIS "hund", FEW 2',196a]; cp. aussi le fr.-prov. gtna F. "animal méchant, ânesse", relevé à Chalamont (Ain), Duraffour Gloss n° 4289» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 443^144). Die Familie von CANIS scheidet sicher aus. Der frpr. Hinweis ist stichhaltiger. Doch wohl etymologisch identisch mit Ruff. güna f. "fille de mauvaise vie" (FEW 14,115a) sub *WÂDANA- "wasser" (2. "lumpen; sittenloses weib"). - Baldinger. 2128 dévot; bigot 22',52a Möns canai "bigot, minutieux en dévotion" Dl; canaterie f. "dévotion affectée" DI (FEW 22',51a). - «On pourrait proposer de rattacher canat à anc. pic. caner "caqueter", rouchi canané "nasillard", FEW 2,166b KAN, mais la formation resterait à justifier» (Herbillon, DialWall 8/9, 1981, 121). - K. B. 2129 calmer

22\52b

Mfr. essauger v. a. "calmer" Gringore (FEW 22',52b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): « A rattacher à l'afr. assouagier, assouagir, ensuagir et souagier v. a. "adoucir, calmer" [= fr. assuagier "soulager, adoucir, apaiser, consoler, réparer" (PsOxf-ca. 1190; HaustMéd), es(s)ouaigier (13. jh.), essoagier (bourg. 13. jh.), FEW 12,325a sub *SUAVIARE "mildern"]». Aber -au- macht Schwierigkeiten. Der Text von Gringore ist nicht überprüfbar, da keine moderne Ausgabe existiert. - K. B. 2130 calmer 22',53a Moselle ramudiqe v. a. "apaiser" (FEW 22',53a). - «A rattacher au mfr. ramoderer v. a. "apaiser" [vgl. mfr. ramoderer v.r. "s'apaiser", ... v. a. "modérer" Cotgr 1611 FEW 63,5a/b sub MODERARI "tempérer"]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 444). - K. B. 54

calmer - harceler

2131-2135

2131 calmer 22',53a Fraize émaihhi v. a. "calmer". Urim. rèmèhé. Man kann sich fragen, ob diese verben mit dem oben dargestellten typus von apr. remaissar [vgl. apr. remaissar v. n. "cesser (du vent)" (hap. 13. jh.), Nice ramaissâ "cesser de pleuvoir" PI etc., in demselben Artikel "calmer", FEW 22*,52a/b] zusammenhängen (FEW 22',53a). - S. dazu GPSR 6, 263b èmazâv. tr., employé surtout au réfl. "apaiser". «Mot d'origine inconnue, qui se retrouve en Fche-Cté ... et dans le Midi.... P.-ê. même rad. dans amazouyî"amadouer" (v. ce mot)». Zu amazouyî s. GPSR 1, 331b [sowie jetzt FEW 24,395b, Artikel AMATOR "liebhaber": frb. amazuyi v. a. "amadouer", Gl 1, 331]. GPSR; K. B. 2132 harceler 22',53a LLouv. mourmayî v. a. "tracasser", borain mourmayer "gronder" Sigart; inmourmayî "id., tourmenter". Zum stamm *MURR-, hier 63,236a (FEW 22',53a). - Sigart gibt für Möns die Bedeutung "tramer, préparer" an (s. Herbillon, DialWall 10, 1982, 39). Bei Herbillon, der *MURR- für die 1. Silbe der Formen bestätigt, keine weiteren Angaben zur Etymologie der 2. Silbe mayi. - K. B. 2133 harceler 22',53a Centr. chavacher v. a. "tourmenter, tracasser" (FEW 22',53a). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 444) mit afr. chevalchier v. "monter à cheval, parcourir à cheval" in Verbindung gebracht; für die Bedeutung verweist er auf chevaler v. a. "monter, poursuivre, pérsécuter, tourmenter" [vgl. Gdf 2, 109c; FEW 2,6a/b sub CABALLICARE "reiten"], sowie auf fr. cravacher "frapper avec une cravache" (seit Lar 1869), FEW 19,95a sub türk. QÏRBÀC "peitsche", das de Gorog aber möglicherweise für zu jung hält, um einen Einfluß auf die semantische Entwicklung ausgeübt haben zu können. Doris Diekmann-Sammet. 2134 harceler 22>,53b Sancey gkèz'nav. "tracasser" RPh 14, 56 (FEW 22',53b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): «Peut-être à rattacher au mfr. gehiner "mettre à la torture, tourmenter" [mfr. gehiner v. a. "faire subir la torture, la question" sub *JEHHJAN (anfrk.) "sagen", FEW 16,282b]». Lautlich mit gh- nicht möglich (vgl. auch DEAF G 422 ff.). - K. B. 2135 harceler 22',53b Vaux sibornâ v. a. "harceler qn pour le déterminer à faire qch" (FEW 22',53b). - «Peut-être une forme locale du fr. suborner [SUBORNARE "préparer en dessous"]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 444). - Passt semantisch sehr gut. Aber lautlich wird in Vaux u nicht zu u, bzw. zu i, siehe Duraff Mat (um lautliche Stimmigkeit kümmert sich de Gorog ja höchst selten). 55

2136-2137

renfrogné - vif, éveillé

Hubschmid weist mich auf die Familie von vorrom. *TSIBURNUS "Schafbock" (FEW 132,344b) hin: dies würde lautlich und sprachgeographisch gut passen und wäre semantisch durchaus erklärlich. - K. B. harceler 22',53b Ruff. tarag'nâ v. a. "tourmenter, taquiner" ... (FEW 22>,53b). - Ist behandelt mit Sancerre arnailler v. a. "taquiner", hier 22',71b sub "taquiner, agacer". 2136 renfrogné 22',54a Montbél. rembeunai adj. "renfrogné". Zu *BRÜN, hier 15',308a, trotz des fehlenden -r-? Vgl. 1. c. Montbél. rembrun "mine sombre" (FEW 22',54a). Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): «A rattacher au mfr. renfrun adj. "renfrogné" [cp. mfr. nfr. refrogner "contracter et plisser le visage en signe de mauvaise humeur ou de mépris" sub *FROGNA (gall.) "nüstern", FEW 3,816b], peut-être croisé par brun». De Gorog fügt mit seinem Vorschlag zur Schwierigkeit mit dem r nur noch eine zweite hinzu! Noch eher käme für den r-Verlust Einfluss von frcomt. fougner "bouder" (FEW 3,868a sub *FÜNDIARE "herumstöbern") in Betracht. Aber alle diese Überlegungen werden hinfällig, wenn Montbél. rembeunai nicht von Montbél. beuse "niche, antre" und Aj. s'embeusenaie v. r. "se renfermer, se calfeutrer" (FEW 21,17b, s. BaldEtym 1, Nr. 65 mit Ergänzungen BaldEtym 3) zu trennen ist. - D. D.-S.; K. B. 2137 vif, éveillé 22',54a Mfr. hugre adj. "vif" (poit. 16. jh., N), hugrement adv. "vivement" (poit. 16. jh„ N; Rab 1532) (FEW 22',54a) und beaucoup 23,226a Argot hugrement adv. "beaucoup, victorieusement" Delv 1867, "beaucoup" (Del 1896-Lar 1930) (FEW 23,226a). - Les dictionnaires d'argot se basent sur Michel 1856 qui définit "beaucoup, victorieusement" et qui cite, à son tour, Rabelais, de sorte qu'il s'agit, en réalité, d'un mot du XVI e siècle très probablement poitevin. Mais Michel prétend l'avoir entendu: «Ce mot, que j'ai entendu sortir de la bouche de gens du peuple, doit être un mot d'argot». Je cite le passage de Rabelais d'après l'éd. classique publiée sous la direction d'Abel Lefranc: 'Aulcunes foys nous pensons l'un, mais Dieu faict l'aultre, et quand le soleil est couché, toutes bestes sont à l'ombre. Je n'en veulx estre creu si je ne le prouve hugrement par gens de plain jour' (1532, Rab II 12 [34]). Henri Clouzot définit en note "vivement" et renvoie à un noël poitevin de Jean Daniel (1520 - 1530): 'Hurelu, Noguet et Clabot Se sont hugrement esvoillez' (Lemaître et Clouzot, Noels poitevins, p. 62 et 70; REtR VII, p. 448). 56

vif, éveillé

2138

La lecture de Rabelais est assurée par A (1532), G (1533), H (1534) et M (1542), tandis que J (1537 Lyon, mais probablement pas revue par Rabelais) et K (1537, qui suit normalement H!) donnent la variante haigrement qui est sans doute à corriger. Huguet cite hugrement "vivement" et les deux passages du noël et de Rab II 12. Il ajoute hugre "vif, éveillé", mot dialectal, avec renvoi à un autre noël de Lucas Lemoigne, imprimé en 1520 ("très alerte, très vif", REtR VII, 1909,449. SainéanRab II, 164 cite le même passage): 'Ou s'en vint à mé/ Un poisant moult hugre,/ Qui m'a espousé/ Toute l'Escriture' (REtR VII, 449). Le Duchat (éd. 1732, t. 2, 141 n. 12) explique: «Ou haigrement, comme on lit dans l'édition de Dolet. Peut-être de volucrimente ou alacrimente. Bravement. Voiez Oudin, lettre H. de son Diction. Fr. Ital». Cette explication est purement fantaisiste. Les traductions modernes du passage rabelaisien ne le sont pas moins: «Man soll nur nicht glauben, wo ichs nicht handlich durch klare Mittagsleut erweis» (Régis, éd. Schräder 1964, 1, 190) «man braucht mir's nicht zu glauben, wenn ich's nicht bei Tag ans Licht bringe» [hugrement n'est pas traduit] (Hegaur/Owlglass, 41963, 190) «Man soll mir nicht ein Wort glauben, wenn ich's nicht unwiderleglich durch offenbare Leute bezeugen werde» (H. und E. Heintze [1974], éd. 1976, p. 234 [suit la traduction de Gelbcke 1880, 1.1, p. 227 s.]) «Man soll mir kein Wort glauben, wenn ich's nicht huschhusch durch Leute beweise, die das Licht nicht zu scheuen brauchen» (Walter Widmer, éd. 1968, p. 380). En frm.: «Je ne veux pas être cru si je ne le prouve dare-dare grâce à des gens de plein jour» (éd. Demerson (éd. du Seuil) 1973, p. 265). Quant aux dictionnaires d'argot moderne nous avons déjà cité Michel 1856, qui cite Rabelais. D'autres dict. d'argot copient Michel sans donner de source: Vill 1884 ('pop.', "viel, gewaltig"); l'éd. 1888 renvoie à bigrement. Virmaître 1894 (Esn 1965 p. XII le qualifie de 'peu sérieux') traduit par "beaucoup" et l'explique comme «corruption de l'expression bougrement, qui signifie "beaucoup" (Argot du peuple)». Delesalle (éd. 1899) suit Vill 1888: 'pop.' "beaucoup". Tout ceci est peu sérieux et se base sur Michel 1856. L'étymologie demeure inconnue. - Baldinger.

2138 vif, éveillé 22',54a Nivelles, LLouv. MarcheE. alicant "vif, leste" (FEW 22',54a). - Vgl. dazu Herbillon (DialWall 8/9, 1981, 113): «A notre avis, il faut retenir la glose du DA [= Jos. Coppens, Dictionnaire aclot wallon-français, Parler populaire de Nivelles, Nivelles [1950]], p. 27: ,62b/63a Stav. ablâye f. "cri de surprise, criaillerie", Nivelles, Braine-le-C. ablaye "blague, propos plaisant, bagatelle, niaiserie"; Charl. asblaye "hâblerie". BWall 1, 56. Ist zu ergänzen unter FABULARI, hier 3,345 (FEW 221,62b/ 63a). - Dazu Herbillon, DialWall 12, 1984, 38: «Comme le note le FEW 22',62b, ces mots, ainsi que w. (Nivelles) ablaye, f. "blague, plaisanterie" et w. (Charleroi) ablaye "hâblerie" auraient dû figurer t. 3,346a, sous lat. FABULARI ["plaudern; erzählen"] (section 3, fr. hâbler). On y trouve déjà: artésien hablayer, -ère "hâbleur" et St-Pol ablaye "hâbler; faire des embarras, se vanter". D'autres formes ont été méconnues par le FEW qui les a classées t. 15',132a, sous [anfrk.] *BLÄD ["feldfrucht"], malgré la différence sémantique; mais la distinction ne paraît pas toujours aisée. Il faut maintenir sous *BLÀD [15',132b]: anc. pic. ablais, pl. "déblai", flandrien, artésien ablais, "attirail de ferme, etc.", ainsi que w. (Jemappes) ablaye, borain (Pâturages, Wasmes, Quaregnon) ablagne "bonne amie": BDW, 1, 1906, p. 97; plaisamment, la bonne amie a été considérée comme un attirail, comme un équipement. - La glose étymologique de bor. ablagne "fiancée" proposée par P. Ruelle, dans DW 4, 1975-1976, p. 33-34, est douteuse». - K. B. 2147 crier 22',63a Jers. teurbleude m. [meist pl.] "cris; jurons" (FEW 22',63a). - «De l'angl. true-blood selon Le Maistre. Cp. aussi des jurons comme par le sang de Dieu! et par le sang bleu» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 444). - K. B. 2148 crier 22',63a Dol s'écricher v. r. "pousser les hauts cris", Cane, "crier" (FEW 22',63a). Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): «Peut-être un croisement de l'afr. escrier [cp. fr. s'écrier "pousser un grand cri; prononcer en criant" (seit 12. jh.), FEW 2,1486a sous QUIRÏTARE "kreischen"] et un mot comme l'afr. 60

crier - exclamations

2149-2153

esprechier "crier" [cp. agn. esprechier "crier" Bibb, FEW 17,188a sous ndl. SPREKEN "sprechen"] ou bien d'un mot germanique de la famille de l'angl. screech "pousser des cris perçants" [cp. angl. to screech v. n. "to utter a sharp, piercing cry, as a pain or alarm; to scream or call out with a shrill voice", OED]». Sehr viel näher liegt eine Kreuzung von s'écrier mit der Familie von bmanc. hmanc. cricher, gricher etc. "grincer des dents" u. ä. (FEW 16,393a sub anfrk. " k r i s a n "knirschen"). - K. B. 2149 crier 22',63a Fraize skréïv. n. "pousser un cri de douleur ou de détresse"; skrèïsse f. "cri de douleur ou de détresse" (FEW 22',63a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): «Peut-être d'origine germanique, cp. l'ail, schreien "crier"». Völlig abwegig: Fraize skrèy "pousser un cri de détresse" [= s'écrier] ist bereits sub QUÏRlTARE "kreischen", (FEW 2,1486a) verzeichnet. - Baldinger. 2150 exclamations 22',65a Lütt, sinte Aliguilite! "excl. de surprise" (FEW 22',65a). - L'expression est donnée par Haust, Diet. liég. 1933, sans explication. Elle semble s'expliquer - comme sainte fictive - à partir de guilite f. "file, enfilade, rangée", ramenée par Haust au néerl. g e l i d (corr. à l'allemand glied); FEW 16,30a. Mais l'évolution sémantique reste douteuse. - K. B. 2151 exclamations 22',65a Saint, bath! interj. "bah!", Ste-Sabine ah bâte! "bah!, peu importe", Clairv. bate! "bah!", Reims id. S, ... (FEW 221,65a). - Zu saint, bath s. Belege von 1790, 1791, 1810 in Dat 32, 1989, 13. Ergänze die Varianten ba! (1791, La Chronique scandaleuse, n°21, 7); batte! (1887; 1790, Deuxième suite du group Sire Jean, 4 (s. 1. n. d.)); bau! (1791, Grand combat et séparation entre le père Duchêne, la mère Duchêne et Jean Bart, 2-3 (Le Cesne)) (Dat 32, 1989, 13). - K. B. 2152 exclamations 22',65b Paris houchel "silence! attention!" Vill 1912 (FEW 22',65b). - Ergänze houche 1901 ÇHouche, Mélie, grande 'louache' paresseuse, ...', Colette, Claudine à Paris, 172) (Dat 33, 1989, 134 und 152). - K. B. 2153 exclamations 22',66a Ergänze ouille! "interj. (souvent répétée), exprimant la douleur, la surprise et le mécontentement" (PR, Robert Supplément). Dazu houille, Beleg von 1914 (A. Marchand, Souris l'arpète, 169 (Mercure de France)) (Dat 7, 1975, 157). - K. B. exclamations 221,66b Nfr. vlan! "interj. qui accompagne ou représente soit un coup porté 61

2154-2155

exclamations

brusquement, soit un bruit lointain" (seit Boiste 1834, s. AcC 1836) ... Argot vlan adj. "chic", élégant" ... (FEW 22',66b). - Zu arg. vlan s. BaldEtym 1, Nr. 1192 sowie hier 22',50b sub "élégant". 2154 exclamations 22',66b Argot yeps! interj. "attention! méfiance!" (1849, argot des écoliers, désuet en 1856, EsnaultArg) (FEW 22',66b). - Esnault verweist nur auf das Synonym tuss, ohne etymologischen Vorschlag. Sonst bezeugt finde ich die Interjektion nur bei Vill 1912, der jedoch mit "vesse" definiert (im Argot der Gewerbeschule). Sie hat wohl expressiven onomatopoetischen Charakter. - K. B. 2155 exclamations 22',66b Npr. zou! "interj. pour animer, allons! courage! vite!", dauph. zouz! Bare. Péz. zou! "allons!", Béziers, Toulouse "hardi! courage!", aveyr.jou! "allons! courage!, mot qu'on emploie pour donner le signal d'agir ensemble quand on est plusieurs à soulever un fardeau, à mouvoir un corps" (FEW 22',66b) und aller 21,339b Vers, alö zu! "allons!", pr. zou (1869, Daudet), mars, zou Brun (FEW 21,339b). - Ergänze: pr. zóu interj. "sus, allons, courage, en avant, vlan, cri des foules pour s'exciter mutuellement" (Mistral, Lou Tresor dóu Felibrige) mit Belegen bei zwei pr. Dichtern. E zóu\ zóu\ zóul (N. Saboly, gest. 1675 in Avignon); Anen, adrou, zóu dessus la gusaio\ (J. Désanat, Tarascón 1796— 1872) und dem Hinweis auf Zóu als «titre d'un journal provençal publié par L. Astruc (Marseille 1886). Mistral schlägt als Etymon lat. sus, bzw. SORSUM vor (FEW 12,462). Dies ist lautlich direkt nicht möglich. Sp. zuzo "voz de que se usa para espantar al perro" (Ac20 1984); dazu Corom 1 4, 1957, 355b: «azuzar "incitar al perro para que embita", "irritar, estimular" 10 , de la interjección zuzo, que se dirige al perro en estos casos». Zuzar ist seit 1580, azuzar seit Quevedo belegt. Zur Etymologie: «Que se trata de una palabra de creación expresiva se ve por las variantes afufar, enfufar, embufar, embuzar, usadas en Cáceres y Sur de Salamanca ..., y otras reunidas por Sainéan, Beiheft ZrP 10, 8, y por Spitzer, Beiheft ZrP 68, 90"; en catalán occidental se dice abuixar, aüixar. Pudo ayudar ¡sus! procedente de SÜRSUM [FEW 12,463a], como incitación para echarse encima, según quiere Menéndez Pidal, Romania 29, 339; sea como quiera, Aut. [Dicc. de Autoridades, 1726-1729] documenta el uso de la interjección 10

Die Definitionen der Ak. und bei Corom scheinen sich zu widersprechen, aber «les cris dont on se sert pour chasser ou exciter les chiens» (Sainéan, Beiheft ZrP 10, 1907, 7) sind oft identisch. " Nap. zusse "voce per incitare il cane", zuzu "Hund (kindersprachlich)". 62

juron; jurer (= d. fluchen) - choyer; dorloter; caresser

2156-2159

zuzo para incitar el perro (cp. achuchar, azomar y enrizar)». - Fazit: neuer expressiver Ansatz zou [zu] FEW 14. - Baldinger. 2156 juron; jurer (= d. fluchen) 22',66b Mfr. sur meniques "esp. de juron" (ca. 1550), sus meniques (ca. 1550), (FEW 22',66b). - Sur meniques ist belegt in der Farce de Jolyet (AncThéât I, 51, datiert Ende 15. Jh. Beneke, Cohen), bzw. ca. 1520 (Wiedenhofen), sus meniques in der Farce Un qui se fait examiner pour être prêtre (AncThéât II, 374; neue Ausgabe von André Tissier im Recueil de Farces (1450-1550), V, 1989 (T. L.F. 374), XXV, 25 ('Je me gaige que, sus meniques, Que je y suis avec Bouderel'). Zu ergänzen ist par menimes in der Farce de Jolyet (AncThéât I 52; Gdf 5, 240b). Die Bedeutung ist stets "par ma foi". Die Herkunft als euphemistische Verdrehung von par mon ame wurde von E. Philipot geklärt (E. Philipot, Six farces normandes du Recueil La Vallière, Rennes 1939, S. 36). Dieu wird umgeformt zu digue (nfr. pardi\), vgl. pardique und vraybique bei Gringore. Philipot gibt weitere Fälle und Parallelen. John Orr, De l'étymologie des jurons, Cah. Ass. Int. Et. fr. 1957, 278286 (neugedruckt in Essais d'étymologie et de philologie françaises, 1963, 16-24) übernahm die Etymologie von Philipot (ohne ihn zu erwähnen). Chambon nahm (mit Verweis auf Orr) beide Formen sub ANIMA (FEW 24,584a und Kommentar 587a) in das FEW auf (ohne Verweis auf 22',66b, wo die Formen zu streichen sind). - Baldinger. 2157 juron; jurer (= d. fluchen) 22',66b Bess. non dé gouse [gui] "esp. de juron". Zu gousse "chien", hier 2,1591b, s. v. KUS (FEW 22',66b). - Ergänze par la goisse Biu JehBl 2658. Vgl. nom d'un chien FEW 2,192a; 7, 176b. Zu ergänzen in BaldEtym 1, Nr. 446. Mit der mit mir nicht abgesprochenen etymologischen Deutung von gousse durch Thomas Städtler (DEAF G, 1030 f.) bin ich nicht einverstanden; vgl. jetzt die Korrektur ib. G 1103, 34ff.. - K. B. 2158 choyer; dorloter; caresser

22',68a

Villette choui "choyé, conservé" etc. (FEW 22',68a). - Zu dieser Familie (choyer) gehört auch Dourdain (choui m. "enfant gâté" (FEW 20,7a sub C'HOUIL "käfer"), dessen bret. Herkunft von Chauveau, ZrP 102, 1986, 113 bestritten wird. - K. B. 2159 choyer; dorloter; caresser 22',68b Nam. milouter v. a. "dorloter, entourer de petits soins" (FEW 22',68b). Jetzt sub AMICUS "ami" FEW 24,450a, Anm.41. Vgl. weitere Formen aus FEW 21-23, die zu AMICUS, -A gehören und jetzt FEW 24 verzeichnet sind, hier zusammengestellt sub "poirier; poire" FEW 21,80a; BaldEtym 1, Nr. 342. - K. B. 63

2160-2162

rire - taquiner, agacer

choyer; dorloter; caresser 22',69a Frb. faire nyâ "passer la main sur le dos d'un animal ou sur la joue d'une personne", ... S. noch hier 21,336a (FEW 22',69a). - S. noch BaldEtym 1, Nr. 1023. 2160 rire 22',70a/b Neuch. kisoler v. n. "rire, rioter et plaisanter, avoir le fou rire"; kisole f. "rires; plaisanteries"; kisolet, -ette (m. f. adj.) "rieur, espiègle"; kisoleur, -euse (FEW 221,70a/b). - Vgl. dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): «Peut-être à rattacher à l'ail, kitzeln v. a. "chatouiller"» und die Stellungnahme von P. Knecht in seiner Besprechung zu de Gorog (GPSR Rapp 80, 1978, 19): «Fr. rég. Neuch. kisoler pourrait provenir à la rigueur de l'ail, s. chiitzele, gitzle comme l'a déjà proposé Pierrehumbert en 1926, mais en tout cas pas d'une forme de l'ail, littéraire». - K. B. 2161 rire 22',70b Vaux karselâ "v. n. éclater de rire; f. éclat de rire"; Juj. ékarçelâ v. n. "éclater de rire", Vaux ekarselà (FEW 22',70b). - De Gorog verweist auf frpr. ékàrsëlâ "éclater de rire" (Cerdon), ékâeëlô (Viriat), ëkâsëlâ (p. p.) neben der Bedeutung "écarter" (Duraffour) und kommentiert: «Il semble s'agir du développement sémantique de "écarteler" en "éclater de rire"; karselâ et ékàrsëlâ doivent être des développements phonétiques de écarteler (de QUARTUS ["der vierte"], FEW 22,1426a)» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 444). Die Bedeutungsentwicklung geht von "fendre" (la bouche) aus, vgl. se fendre la gueule "rire aux éclats (fam.)" Rob 1986. - K. B. 2162 taquiner, agacer 22',71a Monterfil atimœ v.a. "agacer (un chien p. ex.)" ABret 15, 369 (FEW 22',71a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 444): «à rattacher l'afr. aatiner v. a. "harceler, tourmenter" ou à l'afr. ataïner v. a. "chicaner, agacer". Pour le changement de consonne nasale, cp. une forme dialectale comme ämömön "anénome", relevée à Martrois, Pouilly-en-Auxois, Côte d'Or (ALF, Supplément)». - Die letzte Form ist eine bei diesem Wort öfters belegte Assimilation (s. FEW 24,557b) und fällt als Argument weg. Afr. aatiner "agacer" und seine Familie wurde im FEW zunächst - Brüch folgend - sub anfrk. *HATJAN "hassen" (FEW 16,179b) aufgenommen, später jedoch widerrufen und sub anord. ETI A "hetzen, reizen" (FEW 152,90a) klassiert. Allerdings könnte man auch - wohl noch überzeugender - von ang. attiner "irriter (un animal)" (etc.) ausgehen, das sub got. TAHEINS "Zerstreuung" (FEW 17,292a) klassiert ist. Das -m- muss sich so oder so durch Einfluss eines andern Wortes erklären, vielleicht durch afr. mfr. timoner "exciter, pousser qn" (Wace-ChrisPis, FEW 13',167b sub TÊMO "deichsei"), oder durch intimer, [INTIMARE "benachrichtigen", FEW 4,766a], das allerdings erst etwas später belegt ist. - Doris Diekmann-Sammet; K. B. 64

taquiner, agacer

2163-2164

taquiner, agacer 22',71a Hmanc. enquiner v. a. "agacer" ... etc. (FEW 22',71a). - Ist behandelt mit mfr. quine m. "singe" etc. (21,218a) s. BaldEtym 3. 2163 taquiner, agacer 22',71b Sancerre arnailler v. a. "taquiner" R D (FEW 22>,71b) und id. 22',72a Gers tourougnâ v. a. "agacer"; tourougnous f. pl. "remontrances, reproches" (FEW 22>,72a) und harceler 22',53b Ruff. tarag'nâ v. a. "tourmenter, taquiner". —» tisonner [23,46b], Vgl. dazu noch Golfech tarranhar "taquiner", hier 13',107b (FEW 22',53b) und attiser, tisonner 23,46b Ruff. tarag'nâ v. a. "fourgonner; attiser le feu, remuer des pommes de terre, etc., fouiller; toumenter, taquiner" (FEW 23,46b). - Diese im FEW versprengte Familie (weitere Formen sub anfrk. *HARA "hierher" FEW 16,150a; s u b a n f r k . *HARMJAN " b e s c h i m p f e n " F E W 16,171b, s u b RATIO

"berechnung; Vernunft" und sub TAR- (schallwort) FEW 131,107b) gehört zu ARANEUS "spinne" (von Wartburg redigierter Artikel, FEW 25,78b), wo bereits hdauph. aragnairi "toile d'araignée; agacerie", mdauph. aragnarià ... Occit. aragnarié "taquinerie" verzeichnet sind (nach Gilles Roques, TraLiPhi; 30, 1992, 388, §211 bis). - K. B. 2164 taquiner, agacer 22',71b St-Haon yagô m. "homme taquin", yagôce f. "femme taquine" RPh 15, 36 (FEW 22',71b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 445): «La ressemblance avec Iago, le scélérat sceptique et cynique de l'Othello de Shakespeare est peut-être une coïncidence. Pour l'influence de la littérature anglaise dans les patois, cp. aussi La Rochelle robinson "parapluie", Musset» [cp. nfr. robinson m. "parapluie" (fam., seit Besch 1845), saint. Chablis id., FEW 10,432b ROBINSON]. Vgl. noch Jago npr. m. "fig. cynischer, gewissenloser Schuft; niedriger gemeiner Verleumder" Kölbel 90; die orthographische Variante Yago für Iago auch SachsVill.; vgl. auch schon robert "diable" (1262 MirNDChartresK XXX 408 < Robert le diable, und häufig (s. Migliorine, Dal nome propio al nome commune, 1927). Neues Etymon zu FEW 5,25a. - Nicoline Hörsch; K. B. taquiner, agacer 22',72a Gers, tourougnâ v. a. "agacer" ... (FEW 22',72a). - Ist behandelt mit Sancerre arnailler v. a. "taquiner" ... in demselben Artikel "taquiner, agacer", hier 22',71b (oben). 65

2165-2166

railler, se moquer

2165 railler, se moquer 22>,72a Mfr. refariage m. "moquerie" CohF (FEW 22',72a) und id. 221,73a Mfr. raserde f. "raillerie" (ca. 1450) (FEW 22',73a) und id. 22',73b Ard. raviarder v. "imiter par moquerie le langage et les gestes de qn" Vauch (FEW 22 1 ,73b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 445): «Mfr. refariage m. "moquerie" (22',72a), à rattacher à l'afr. raffarder "railler", raffarde f. "moquerie", refarderie f. "moquerie". Ard. raviarder v. "imiter par moquerie le langage et les gestes de qn" semble continuer l'ancien verbe. Mfr. raserde "raillerie" (22',73a) pourrait donc être le résultat d'une erreur de quelque sorte; on se serait attendu à la forme *raferde». Mfr. raffarder, afr. mfr. raffarde und mfr. refarderie finden sich sub anfrk. *FARWIDÔN "färben" (FEW 152,114a). Ard. raviarder stammt aus Vauchelet, der mit Vorsicht zu beurteilen ist (s. Wartburg, ZrP 64, 1944, 572), gehört aber sicher auch hierher. Mfr. refariage (ca. 1490) in einer Farce gehört sicher ebenfalls hierher (nach Verstummen des d in fard ist in der gesprochenen Sprache eine Ablt. ohne d möglich). Mfr. raserde im Mir. de Ste Genev., Jub., Myst. I 260 (Gdf 6, 607c; = MistHag6J; ebenso in Ag. Sennewaldt 1937, v. 2179) aus dèm zweiten Viertel des 15. Jhs dürfte eine (e > a) Variante von rafarde (Mir., s. R 66, 539, wo in der Bespr. zu Sennewaldt raserdes nach der Hs. in raferdes korrigiert ist, FEW 152,114a) sein (das lange s wird oft mit /verwechselt), und gehört somit ebenso zu *FARWIDÔN. - Baldinger. 2166 railler, se moquer 22',72a-73a Mfr. nfr. gosser v. n. "se moquer, railler, plaisanter" (ca. 1560-Cotgr 1611), gausser (1579-Rob 1956 ...), se gausser v. r. "se moquer de, se railler" (seit 1583), se gosser (1579, Liv) ... Nfr. gosse f. "moquerie, raillerie" Cotgr 1611, "mensonge fait pour rire, raillerie" (AcC 1836-Lar 1949) ... norm, "mensonge plaisant; joie, plaisir" DT, gausse D T ... etc. (FEW 22',72a73a). - Diez 594 hatte in dieser Wörtfamilie eine Entlehnung aus sp. gozarse "sich erfreuen" gesehen. Ihm folgte Brüch ZrP 51, 683. Wartburg lehnt ab: «Die sp. herkunft ist jedoch ebenfalls sehr unwahrscheinlich, da sp. gozar einem andern begriffsfeld angehört» (FEW 22',73a). Dies ist nun wiederum nicht einzusehen, da die Begriffe "sich freuen" und "sich lustig machen über" ausserordentlich nah beieinander liegen und in der Tat stets ineinander übergreifen. Bei gozar dominiert die "alegría del ánimo" (s. gozo Ac 20 1984); bei gosser/gausser "la moquerie, la plaisanterie" aber sp. gozada bedeutet "chasco, burla", popular en la Argentina (Corom 2 3, 1980, 185b), und in den fr. Definitionen kommt immer wieder auch die "alegría" auf: norm, gosser v. n. "s'amuser, jouer, plaisanter", Alençon 66

railler, se moquer

2167

"s'amuser comme des enfants", norm, gosse "mensonge plaisant", aber auch "joie, plaisir", bourg, gausseu adj. "réjoui, railleur", etc. Das semantische Gegenargument Wartburgs ist also nicht haltbar. Im FEW (4,82b sub GAUDIUM, publiziert 1947) hatte Wartburg noch eine andere Begründung gegeben: «Diese auffassung [von Diez und Brüch] hat viel für sich, stösst sich aber an der tatsache, dass schon im 14. jh. ein subst. gaussetei "moquerie" belegt ist». Eine Prüfung dieses Belegs ergab jedoch, dass gaussetei (Anf. 14. Jh. bei J. de Condé, Gdf 4, 247b), eine falsche Lesart für fausseté ist (so Scheler in seiner kritischen Ag.) so dass auch dieses Argument hinfällig ist. Ich hatte deshalb schon 1974 im DEAF (G 409, 11) den Schluss gezogen: «l'étymologie de se gausser < esp. gozarse paraît assurée». Dies ist auch heute noch meine Meinung. Ob sp. gozo korrekter Nachfolger von lat. GAUDIUM ist, wie Coraminas (ib.) annimmt, ist dabei sekundär. Zur Etymologie im Spanischen s. vor allem auch Y. Malkiel, La vacilación fonética como causa de una pérdida léxica, En torno al desarrollo de GAUDERE y GAUDIUM en hispanorománico, in Homenaje a Fernando A. Martínez, Bogotá (Instituto Caro y Cuervo) 1979, 34-54. Baldinger. railler, se moquer 22',73a Mfr. faire la quine loe. "montrer qn du doigt pour se moquer de lui" etc. (FEW 22',73a). - Ist behandelt mit mfr. quine m. "singe" etc. (21,218a) s. BaldEtym 3. railler, se moquer 22',73a Mfr. raserde f. "raillerie" (ca. 1450) (FEW 22',73a). - Ist behandelt mit mfr. refariage m. "moquerie" CohF, FEW 22>,72a in demselben Artikel "railler, se moquer" (oben). railler, se moquer 22',73a Paris chariboter v. n. "railler" (1901, SainéanPar), "se moquer" Vill 1912 (FEW 22',73a) (-» travailler mal [22',107a]; embarrasser [22',119b]). - Ist behandelt mit nfr. encharibotté adj. "embarrassé" etc., hier 22',119b sub "embarrasser; embarras". 2167 railler, se moquer 22',73a Argot baucher v. "se moquer" (1562, EsnaultArg; 1596; 1690). SainéanSourc stellt das wort zu BALKO, hier 15',36a. Dazu vann. bauch "pièce pour rire" RCelt 14, 283 (FEW 22',73a). - Es bieten sich jedoch zwei Erklärungsmöglichkeiten an, zwischen denen ohne weitere Stützen eine Entscheidung schwierig ist. a. Anfrk. *BALKO (FEW 15',36a). SainéanSourcArg 2, 283 zitiert baucher "moquer" aus der Wortliste der Vie généreuse des Merulots, Gueux et Boesmiens (1596): baucher "moequer" (I, 166), und dem Jargon de 67

2168

railler, se moquer

l'Argot réformé (1628, d. h. Zusatz der Ausgabe 1690, bzw. 1700; I 192) und erklärt: «Propr. établir le poultrage (sens de baucher dans l'ancienne langue), par une évolution analogue au synonyme plancher». Mfr. baucher v. a. "établir le poutrage de" (1496), bauchier "revêtir de bois" (Rethel 1409 ...) ist auch in nordöstlichen Mundarten noch heute gut belegt, neben baulchement "poutrage" (1497) und afr. mfr. bauquage (hap.) (FEW 15',36a). Ebenso planchier "planchéier" (1364-1625 ...), plancher (1530— 1675 ...) (FEW 8,354a) in der technischen Bedeutung. Sainéan spielt offenbar auf übertragene Bedeutungen an: plancher "mentir" (1800), "tromper, éblouir" (poissard, 1802), die Esn 1965 auf plan "craque, mensonge" zurückführt, was lautlich kaum angeht12. Die Bedeutung ist wohl intern entwickelt aus faire la planche "flotter étendu sur le dos (d'un nageur)" (vgl. d. totes Männlein machen), daher wohl auch ang. faire une planche à qn "user de mauvais procédés à l'égard de, faire une impolitesse" (FEW 8,352a) und wohl auch Bedeutungen wie arg. plancherie "mauvaise plaisanterie" (Moz 1859-Del 1896, FEW 8,353a). In diesem übertragenen Bereich sind wir in der Tat sehr nahe bei "moquer", b. se baucher v. pron. "se moquer" wird von Esn 1965 aus Rasse des Nœuds (1562) zitiert ('Vous vous bauchez d'ytrer [avoir] gobets moysis'); wie Sainéan verweist er sodann auf den Beleg von 1596. Er erklärt das Verbum jedoch als «fait sur rire comme un bauge, comme un coffre». Bauge ist eine regionale Variante von bouge "valise" (< gall. BULGA "lederner Sack" FEW 1,605a). Im FEW zu ergänzen ist, dass bauge "coffre" schon 1628 im Jargon de l'Argot réformé belegt ist (SainéanSourcArg 1, 192; Esn 1965): «La servante est drolle comme un bauge, elle aime à rire, à plaisanter». Esnault fügt hinzu: «Rire comme un coffre, à large gueule, est proverbial (1726), de même que drôle comme un coffre» [Trév 1721-Besch 1858, FEW 152,72b]. Er verweist ausserdem auf être gai "être drôle" («on qualifie gais un couvercle, une porte qui ferment mal (Lyon)»; dazu auch FEW 16,7b: "zu viel Spiel haben"). Gegen die - semantisch interessante Deutung Esnaults - spricht der lautliche Übergang von bauge/bouge mit stimmhaftem g zu baucher. Baldinger. 2168 railler, se moquer 22',73a Norm, jocer v. n. "niaiser, se moquer" (schon Dm, DT), Tinch. Condé "se moquer" (FEW 22',73a). - Möglicherweise identisch mit jousser "divertir, s'amuser", Var. von jouer, die von Desgr 1821 als 'bäuerisch' gegeben wird, aber von Wartburg in keiner Mundart bestätigt werden konnte (FEW 12

Auch von planteur de bourdes "celui qui dit des mensonges" (ca. 1580, FEW 9,23b) und von plante-bourde "grand menteur" (1584 ... 1616 ... OudC 16401656, FEW 9,24b) führt kein direkter Weg dazu. 68

railler, se moquer

2169-2171

JÖCÄRI "scherzen, spassen", FEW 5,36a und Fn. 1). Die Variante erklärt sich wohl durch Einfluss von gosser, gausser (FEW 22',72a). - Baldinger. 2169 railler, se moquer 22',73a Norm, triphaner v. "faire le beau parleur, se moquer de tous et de tout" DT; triphanoux m. "celui qui triphane" DT (FEW 22',73a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 445): «Peut-être à rattacher à l'afr. trufer v. a. "tromper". Pour la voyelle, cp. Le Havre pitois "putois", Maze». Den Bezug zu afr. trufer v. a. "tromper" stellt de Gorog wohl zu Recht her, vgl. FEW 132,385a/ b (sub TUBER "wurzelknollen") eine Reihe von Bezeichnungen in der übertragenen Bedeutung "Spötterei", z. B. fr. truffer "v. a. r. n. se moquer de, plaisanter, railler" (13. jh.-CabSat, Gdf; ...), ... afr. mfr. trufeur m. "trompeur; homme qui ne s'occupe qu'à des futilités" (13. jh.—1525), ... nfr. truffeur "moqueur" Cotgr 1611 (FEW 132,385a), ... etc. Vgl. auch den Kommentar, 132,387a/b. -D. D.-S.; K. B. railler, se moquer 22',73b Ard. raviarder v. "imiter par moquerie le langage et les gestes de qn" Vauch (FEW 22',73b). - Ist behandelt mit mfr. refariage m. "moquerie" CohF, FEW 22',72a in demselben Artikel "railler, se moquer" (oben). 2170 railler, se moquer 22',73b Fraize feurlute f. "parole en l'air", bress.férlute "id., évasive et moqueuse"; férlutè v. "payer d'une parole évasive et moqueuse". S. noch Metz fçrlii "farceur" (FEW 22»,73b) (-> farceur [FEW 22',29b]) und farceur 22',29b Metz, Isle, Paysh. fçrlii m. "farceur; original" (FEW 22',29b) (—> se moquer [s. o.]). - Entlehnt aus den angrenzenden Mundartformen, die d. VORLAUT entsprechen, obwohl die entsprechenden Mundartwörterbücher (Martin/Lienhart für das Elsässische; Follmann Lothr; lux. Wtb.) das Wort nicht aufführen, da es sicher als hochdeutsch und nicht als typisch mundartlich gilt. Im Schweizd. würde die entsprechende Mundartform vorlut lauten (ein Satz wie sig nit so vorlut "sei nicht so vorlaut" ist ohne weiteres möglich, auch wenn in schweizdt. Wörterbüchern vorlut fehlt!) Neues Etymon zu FEW 17. - Baldinger. 2171 railler, se moquer 22',73b Gren. gogrtan "diseur de bêtises, narquois". Ablt. von GÜNNA, hier 4,326? (FEW 22',73b). - Das FEW folgt Ravanat S. 109: gognan "diseur de bêtises, narquois". Das Wort ist nicht sub GÜNNA einzuordnen, sondern sub *GABA "kröpf der vögel" (FEW 4,8b) (vgl. dort: stéph. gaôgnant "peu sérieux, farceur", ... Lyon gognandise "plaisanterie, spéc. avec le caractère grivois", sowie unter Nachträgen und Berichtigungen (FEW 4,828b): for. gôgna f. "grimace, calinerie, caresse", ... Lyon grand gognant, -ande (s. m. f.) "per69

2172-2174

provoquer - querelle; quereller

sonne gauche, qui a mauvaise tenue", gognand "paresseux, incapable" M 68, for. gôgnand "câlin, grimacier"). - Angelika Tritsch. 2172 provoquer 22',74b Ambert charchignâ [tsarts-] v. a. "provoquer, asticoter, aguicher"; charchigno f. "personne qui charchigne"-, charchignaire (s. adj.) "(celui) qui charchigne". Im stamm dieser Wörter steckt wahrscheinlich CÏRCÀRE ["umkreisen; durchwandern", FEW 2,695a ff.]. Vgl. mdauph. tsartsçw "provocateur", hier 2,696b (FEW 22>,74b). - Die Etymologie CIRCÄRE wird von Chambon, RLiR 48, 1984, 79 bestätigt, vgl. dort weiter: «Il suffit donc d'ajouter que le simple tchartchâ est attesté chez Jarsaillon dans un sens proche de "provoquer" et de "tchartcha nicrotcho": Ça que lia ve de dire ei trop fort en conchenso. Ieu fase mon meinadje et lia ve me tchartcha; Me dicrebi pertout. Chi voulio me fatcha, Mai de cent cops le djour lia me tchartcho nicrotcho, Et de la tracassa davan vous me reprotcho! Jars 209 Les dictionnaires connaissent d'ailleurs frm. chercher "agacer (qn) par des provocations continuelles, provoquer (qn)" (LarL; TLF), donné comme 'familier', bien vivant dans le français pratiqué en Auvergne. Quant au suffixe -ignâ, qui apporte une valeur fréquentative-péjorative (v. Ronjat 3, 406; M. Chadeuil, La Formation des mots dans le dialecte nord-occitan du Périgord, T. E. R., Faculté des Lettres, Bordeaux 1969, 62), il est bien attesté à Ambert et dans la région: cf. Ambert sentignâ "flairer à droite et à gauche" (encore Michalias ES 118), Aubignat chentignâ "flairer", chentignou "qui flaire partout", Ambert pudignâ "exhaler une mauvaise odeur" ...» (Chambon, RLiR 48, 1984, 79/80). - K. B. 2173 (se) disputer 22',74b Mâcon aquiger v. a. "disputer, attraper" (FEW 22',74b) (—> blesser [21,430b/431a]). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 1361; die Etymologie bleibt unbekannt. - Doris Diekmann-Sammet. 2174 querelle; quereller 22>,76a Wallon, astène f. "sotte querelle" BSLW 54, 262 (FEW 22>,76a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 445): «... à rattacher à l'afr. ataine f. "querelle, noise"; cp. afr. hustiner "faire du bruit, se disputer", attesté en Wallonie au moyen âge et dans les dialectes modernes, L. Geschiere, Eléments néerlandais du wallon liégeois, Amsterdam 1950, p. 162». Aber afr. ataine ist ataine zu lesen (s. TL) und nicht so leicht mit wallon, astène zu verbinden. Offensichtlich handelt es sich bei ataine, ataïner etc. um metathetische 70

querelle; quereller

2175

(im FEW vergessene) Varianten von aatine, aatir, etc., die Wartburg zuerst mit Brüch sub anfrk. *HATJAN "hassen" (FEW 16,179b) eingeordnet hatte (1956). Später hat er seine Meinung revidiert (1968) und ist auf den Vorschlag von Diez, anord. ETIA "hetzen, reizen" zugrunde zu legen, zurückgekommen (FEW 152,90a). Das s könnte in der Tat der Familie von lütt, hustiner "maltraiter, rudoyer" (anord. HÛS-MNG "hausversammlung" FEW 16,275b) zu verdanken sein. Aber Marie-Guy Boutier macht mich darauf aufmerksam, dass wall, [plutôt liég.] astène in der Quelle (BSLW 54, 262) mit Fragezeichen versehen ist und frägt sich, ob nicht eine Variante von liég. astème "estime, cas, attention" (s. DL; [AESTIMARE "achten, schätzen", FEW 24,232a]) vorliegt. - K. B. 2175 querelle; quereller 22',76a Havr. se pimailler "se battre" (FEW 221,76a). - «Peut-être à rattacher au mfr. pugner v. n. "combattre" [< PIJGNARE "kämpfen", FEW 9,513b]; pour le développement ü > i, cp. hmanc. rifaige "maussade", bmanc. riifaz "de mauvaise humeur" de l'anc. haut all. HRÛF ["schorf"] (FEW 16,251a), Le Havre pitois "putois" [PÜTIDUS "stinkend; widerwärtig", FEW 9,633b], himeur "humeur, humour" [HUMOR "flüssigkeit", 4,513a], Maze. Pour la dépalatalisation, cp. Le Havre sinifier "signifier" [vgl. norm, senefier "signifier" sub SÏGNÏFÏCARE "voraussagen", FEW 11,603b], manifique "magnifique" [vgl. norm, manifique sub MAGNIFICUS "grossartig", FEW 6",48b]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 445). Diese Deutung von de Gorog ist äusserst künstlich und unwahrscheinlich. Auf eine bessere Spur führt Du Bois-Travers (1856, s. FEW-Beiheft sub norm.): pimailler "chicaner, s'agaacer comme des pies qui ont maille à partir", auch wenn hier falschlich maille an MEDIALIS "mitten", d. h. an maille "kleine Münze" angeschlossen wird (avoir maille à partir "avoir un différend sur peu de chose" (FEW 6',572b). Zugrunde liegt vielmehr ein Wortspiel mit norm, camailler "se battre, se disputer", fr. chamailler "se battre confusément et à grand bruit" (13. jh.-Ac 1878, 'fam.' Ac 1740-1878) FEW 6',118b sub MALLEUS "hammer", einer Zuss. von mailler "frapper" (FEW 6',118a) «mit der aus bedeutungsähnlichen Wörtern wie chapeler (s. CAPPARE) gewonnenen bildungssilbe cha- entstanden» (FEW 6',120a). Norm, camailler wurde uminterpretiert zu ca "chat" + mailler (norm, ka "chat" FEW 2,515a sub CATTUS "katze") und durch pie "Elster" (norm, pï "pie" FEW 8,420b sub PICA "elster") ersetzt, was umso näher lag, als die Elster nicht nur durch «ihr schwarzes Kleid mit den weissen streifen» auffiel, sondern auch durch «ihren kreischenden ruf, mit dem sie in der gefangenschaft auch die menschliche stimme nachahmt» (FEW 8,423b). Daher auch die Redensart jaser comme une pie (FEW 8,422b), wo perch, gueuler comme une pie borgne "crier très fort et sans arrêt" (Albert Dud'huit/Alain Morin/Marie-Rose Simoni-Aurembou, Trésor du parler percheron, 1979, S. 169) zu ergänzen 71

2176-2179

querelle; quereller

- querelle; quereller

ist. Die Interpretation von ca- als "chat" lag ihrerseits nahe durch das kreischende Heulen der Katzen in der Brunstzeit. - Baldinger. 2176 querelle; quereller 22',76a Jers. bistaud m. "querelle", bisto (FEW 22',76a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 445): «Peut-être à rattacher à l'afr. bestence f. "querelle" [*TENTIARE "streiten", FEW 13',228b]. Pour le passage de e à i, il faut signaler que jersiais bidss "viande inférieure" a la variante bëdas, et dzi "dix" a la forme proclitique dzë; cp. aussi gril "grêle", hini "hennir" et sikrës, sêkrës "sécheresse", N. C. W. Spence, A Glossary of Jersey-French, Oxford 1960». Frank Le Maistre, Dict. jersiais-fr., 1966, bestätigt bistaud "querelle, dispute" (on dit aussi bistori). Obwohl de Gorog noch besser auf apr. bistens m. "trouble, querelle" (FEW 13',228b) hätte hinweisen können, ist seine Etymologie wenig überzeugend, weil der Nasal zum Stamm gehört und in der ganzen Familie kein Suffixwechsel vorkommt. Bleibt ungeklärt. - K. B. 2177 querelle; quereller 22',76a Nant. tampiner v. "quereller" (FEW 22',76a). - Ist bereits sub anfrk. *STAMPÔN "stampfen", FEW 17,217a verzeichnet. Der Ansatz von de Gorog (RLiR 42, 1978, 445), der einen Zusammenhang mit afr. tempier m. "tempête, tumulte, querelle" [< *TËMPÉRIUM "wetter", FEW 13», 177a] sieht, ist abwegig. - Nicoline Hörsch. 2178 querelle; quereller 22',76b Ergänze neuch. ècavasser "chercher querelle", s. GPSR 6, 205b/206a sub èkavasïv. tr. Bed. 2°: "chercher querelle". «Origine incertaine», mit Hinweis auf FEW 21,368a; s. BaldEtym 1, Nr. 1121. - GPSR. querelle; quereller 22',77a Pr. bueiro f. "noise, dispute, querelle", bouto-bueiro m. "querelleur"; Aix sarquâ buiro loc. "chercher querelle" P (FEW 22',77a) (—> mêler [23,259b/ 260a]; écraser [21,401b]). - Pr. bueiro ist behandelt sub "méteil" [21,120a], s. BaldEtym 1, Nr. 434. 2179 querelle; quereller 22',77a Périg. caralho f. "querelle"; caralhâ v. "quereller" (FEW 22',77a). - De Gorog, RLiR 42, 1978, 445 stellt obige Formen zu fr. querelle (QUËRÈLA "klage", FEW 2 2 ,1463a (vgl. dort lang, quarèlo "dispute animée ...", mdauph. k are la "quereller"). Da a vor r mehrfach belegt ist (s. FEW) und ein Suffw. zu -ALIA nach dem Typus bataille möglich ist, ist Gorogs Erklärung denkbar. Vgl. noch ebenfalls sekundäres pagaille (FEW 20,108a) und Rob. - K. B. 72

discorde; désaccord - maltraiter

2180-2181

2180 discorde; désaccord 22',77a Mfr. trusson f. "dissension" (Oresme, R 35, 417), "canaille, mendiant" (Chastell; R 35, 417) (FEW 22',77a) und mendiant; mendier 222,[392 Druckfahnen] Mfr. trusson m. [lies: f.] "canaille, mendiant" Chastell (FEW 222,[392 Druckfahnen]). - De Gorog (RLiR 42, 1978, 445), der sich nur auf trusson f. "canaille, mendiant" (FEW 22',77a) bezieht, stellt mfr. trusson zu afr. truand "misérable, mendiant" [FEW 132,331a gall. "TRÜGANT "bettler, landstreicher"] und erklärt die formale Seite mit «changement de suffixe». Gorogs Zuordnung ist formal und inhaltlich unzulänglich. Die Stelle bei Chastellain: «... les pays çà bas estoient si pleins de mauvaise garçonnaille et de mauvaise trusson que tout estoit perdu et gasté». Diese Stelle wird übrigens von Kurt Heilemann, Der Wortschatz von George Chastellain, Leipzig 1937, S. 145, mit drei Abschreibfehlera zitiert! Seine Definition "canaille, mendiants" scheint korrekt zu sein (kollektives Femininum). Oder handelt es sich um ein Abstraktum (vgl. Argot truche f. "mendicité" (1628 ...), FEW 132,328a sub *TRÜDICARE "stossen")? Vgl. ib. Schweiz truchon "mendiant" und argot truchant "id." Das -ss- müsste sich dann als hyperkorrekte Umsetzung erklären. Auch die Stelle bei Oresme («Dont naissent plusieurs envies, dissensions, trussons, scandalles» zitiert nach Meunier, Essai sur Oresme, 78 in Romanía 35, 417) fände im Artikel *TRUDICARE eine Stütze, allerdings mit der Bedeutung von trucherie "tromperie, ruse, mensonge" (PassAutun, FEW 132,328a), einer Bedeutung, die an dieser Stelle bei Oresme durchaus naheliegt. - Baldinger. 2181 maltraiter 22',77b/78a Afr. mfr. besillier v. a. "maltraiter, tourmenter, blesser, massacrer" (13. jh.anf. 15. jh„ Gdf; TL; DC 1, 643c), besiller (13. jh.-1395) etc. Aus dieser wortgruppe sind apr. besilhar, besilh, hier 1,271b, wohl mit unrecht zu der sippe von *BASIRE [(gall.) "sterben"] gestellt. Aus dem agn. entlehnt sind e. embezzle "to make away with (provisions, money)" und bezzle, Brüll 90. Nigra R 31, 509 stellt dazu noch alomb. bexeliare "stechen", lomb.-ven. bexiare (14. jh., ARom 25, 287), mail, besiá, bergam. besgiá "mordicare, frizzare, pungere" usw.; ML 1057. Doch ist es fraglich, ob die galloromanische und die oberitalienische sippe zusammengehören, da die bedeutungen der beiden voneinander sehr verschieden sind. Vgl. noch *BisÔN n 6, hier 15',120 (FEW 22',77b/78a) und esprit, intelligence 22',1a Segré se debesiller v. r. "avoir un regard assuré; revenir à la raison; se dit aussi d'un jeune garçon dont l'intelligence commence à se développer" (FEW 22',la) (—> maltraiter [s. o.]) und 73

2182

maltraiter

couper 222,89a Berr. débesiller "mettre en minces morceaux" (FEW 222,89a) (—» maltraiter [s. o.]) und déchirer 21,403a Berr. débeziller v. a. "déchirer en petits morceaux" (FEW 21,403a) (—» maltraiter [s. o.]) und piller 23,138a Afr. mfr. besiller v. "piller, détruire" (FEW 23,138a) (-> maltraiter [s.o.]) und ravager 23,138b Afr. mfr. besiller v. "ravager, saccager, piller, détruire" (FEW 23,138b) (—> maltraiter [s. o.]). - Die ganze Familie ist zu germ. *BRAS- "glühende kohle" (FEW 15',258b/259a) zu stellen (vgl. dort bereits verzeichnet centr. débesiller "mettre en morceaux; gâter, perdre, dissiper", Franchesse "mettre en miettes" [so auch FEW 22',77b verzeichnet]). - Baldinger. 2i82 maltraiter 22',78a MarcheE. bouritchî [21,404b]) und

a. "maltraiter, malmener" (FEW 22',78a) (—> froisser

froisser 21,404b LLouv. bourikî "froisser", bouritchî, Möns bourriquer v. a. "froisser, meurtrir (le fruit)" Dl, bouriquer, MarcheE. bouritchî "maltraiter, malmener". Ablt. FosseN. cobouritchî "presser ou serrer des objets en désordre dans un coffre, une manne, etc.". Giv. sbouritchi "écraser un corps mou, de manière à en projeter la substance dehors". Nam. bouritche f. "pomme gâtée ou blette", Nivelles bourike "pomme de terre ou fruit pourri", bouritche. Hierzu auch die entsprechenden formen, die hier 1,636a [sub BÜRICUS "kleines pferd"] aufgeführt sind (FEW 21,404b). - Dazu Herbillon (Dial Wall 12, 1984, 40): «Le FEW présente plusieurs classements de bouritchî'. 1) t. 1,636a, sous BORICUS "petit cheval" (ce qui paraît satisfaisant, cf. Dole [1. Dol, hbret.] bourriquer "travailler sans soin"); 2) t. 1,642b, sous BÜRRA ["scherwolle"] (ce qui néglige -ikî, -itchi); 3) comme mot d'origine inconnue, t. 21,404b, et t. 22',73a [à corriger: 78a]». Vgl. noch zu gruy. bourichko m. BaldEtym 1, Nr. 1456. - K. B. maltraiter 22',78b Hdauph. marpalhé "maltraiter, malmener" (FEW 22',78b) (-> vaurien [ 2 2 1 2 7 b - 129a]). - Ist behandelt mit afr. marpaut m. "vaurien, individu méprisable ..." etc., hier 22',127b-129a sub "vaurien; gueux". 74

grogner - murmurer (= d. murren); grogner (= d. knurren)

2183-2185

2183 grogner 22',79a Argot grubler "grogner" (1876, Richepin, SainSourc 2, 32). Steht laut EsnaultArg für arg. cribler "crier" (< QUÏRÏTARE) (FEW 22',79a). - Text von 1876 (Richepin, Chanson des Gueux): «Vous grublez comme un guichemard [arg. guichemard "celui qui garde le guichet d'une prison" FEW 17,428b] ...» (SainéanSourcArg 2, 32) wird von Esn 1965 sicher richtig als Variante von arg. cribler "crier" (seit 1790, FEW 2,1484b sub QUÏRÎTARE "kreischen") aufgefasst. Arg. cribler (à la grive) z. B. 1842 bei E. Sue, Mystères de Paris I, 131. Cribler für crier wird im FEW als «ironisch entstellt nach fr. crier» erklärt (2,1489b Anm. 3). - Baldinger. 2184 murmurer, grogner 22',79a Malm, grüzine v. n. "gronder, murmurer" (FEW 22',79a) (—» gazouiller [21,220b]). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 613. - D. D.-S. 2185 murmurer (= d. murren); grogner (= d. knurren) 22',79b Malestr. guersonner "murmurer tout haut", gueursonner. Chatbr. guerzeller "murmurer; ronronner" (FEW 22',79b). - Nach de Gorog ( R U R 42, 1978, 445) «à rattacher à l'afr. gronsonner "murmurer, grogner"» [sub anfrk. *GROGATJAN "knurren" (FEW 16,91a); [pour afr. gronsonner cf. D E A F sub grocier], - Dazu schreibt mir J. R Chauveau: «Chatbr. guerzeler "murmurer; ronronner" est donné par le glossairiste comme 'synonyme de grelotter'-, "parler sans interruption, comme un grelot sans cesse agité". C'est le même mot que ang. guerzeler "attraper froid", grezeller "grelotter" (FEW 16,86b) sub anfrk. *GRISILÔN ("hageln"), dont le FEW oublie les sens "raconter à voix basse" et "faire entendre un léger bruit". On a le même verbe avec: nant. guerzeler "trembler de froid; jacasser" (Vivant), Retz avoir entendu les pies gueurzeler "se dit des bruits avant-coureurs colportés par les commères" (Guitteny). On en a une variante suffixale dans: bmanc. garzole "agiter doucement" (16,86b), avec le même développement sémantique dans: Sarthe r on a entendu"1 gsrzçle "ça"1 "on a entendu colporter cette nouvelle" ALBRAMs p. 7009. L'évolution sémantique est parallèle de celle de fr. grelotter et Chatbr. grelotter "parler sans interruption", etc. (FEW 16,60a sub mhd. GRILLEN "schreien"). Malestr. guersonner "murmurer tout haut", confirmé par: StMartin-sur-Oust g or zona v. n. "murmurer sournoisement contre quelqu'un", Sérent gœrzçna "ronchonner", doit être une variante suffixale du même type.» Statt der germ. Etymologien konstruieren H. Meier (NEtym 202-205) und H. D. Bork (Dichter Hagel, zur Etymologie von fr. grêle, grésil, in Romanica europaea et americana, Festschrift H. Meier, 1980, 79-88) vit. Ansätze. Ergänzung zu anfrk. *GRISILÔN "hageln" FEW 16,84. - K. B. 75

2186-2187

réconcilier - désirer; désir

2186 réconcilier 22',80b Argot rambiner "se réconcilier" Le (FEW 22',80b) (-> flatter [22\122b ff.]). - Der Verweis auf flatter [22',122b] bleibt leer. Vgl. noch BaldEtym 1, Nr. 1430. Guiraud Argot 1956, 65 möchte rambiner "se mettre d'accord" auf afr. biner "dire deux messes le même jour" und rebiner "se rétracter", d. h. auf * b i n a r e "zum zweiten mal machen" (FEW 1,370 f.) zurückführen, auf dem Umweg über die Mundarten. Allerdings ist biner "dire 2 messes ..." nicht afr., sondern seit Rieh 1680 belegt (FEW 1,371a), neben npr. aveyr. bind und kat. binar "id." Dort wird aber auch Paris rembiner "rétracter, désavouer" verzeichnet, neben mfr. rebineur "qui rétracte, qui revient sur ce qu'il a dit" [Th 1564-Nic 1606, Gdf 6, 639a], Diese Daten ergeben formal und semantisch eine gute Basis für arg. rambiner "réconcilier", dessen etymologische Bedeutung wäre "zwei wieder zusammenführen" (vgl. biner "embrasser" (FEW 1,370b)). - Baldinger. 2187 désirer; désir 22',81b Ambert iitino f. "convoitise déçue" (FEW 22',81b). - Zu Ambert iitino ausführlich Chambon, RLiR 48, 1984, 91; in der Bildung Ambert litigno steckt das pejorativ-frequentative Suffix -ignä, deverbal -igno (s. dazu hier die Bildung Ambert charchignâ, FEW 22',74b sub "provoquer" und die Ausführungen dazu von Chambon, RLiR 48, 1984, 79/80). Die Definition bezieht Michalias aus dem Ausdruck fare la litigno "provoquer le désir sans le satisfaire, faire subir le supplice de Tantale". Litigno f. setzt ein Verbum *litignâ voraus (zu dieser produktiven Bildungsweise in Ambert vgl. MichaliasGramm 197-199), wie tussigno "petite toux fréquente" ein in Vergessenheit geratenes *tussignä "toussoter" voraussetzt. Da des weiteren in Ambert [/] regelmäßiges Resultat des Diphthongen -ei- verschiedener Herkunft ist (vgl. Ronjat 1, 133, 384), und die Apherese von a- ein hervorstechendes Merkmal dieser Mundart darstellt (vgl. eine lange Liste von Beispielen in MichaliasGramm 193-195; Ronjat 1, 315), kann man einen Typus *aleitar annehmen, der erbwörtlich regelmäßig entwickelt ist aus lt. ALLËCTARE "attirer", FEW 24,327a, während a l l ë c t a r e nach Angaben des FEW (24,327a/b) sonst nur als Lehnwort in der Galloromania vorkommt (Chambon verweist in diesem Zusammenhang mit Recht darauf, daß für die Form CT. aie tâ v. a. "faire parler qn, lui tirer les vers du nez", das im FEW 24,327b als «entlehnung aus benachbarten it. dialekten (piem. aletè usw.)» erklärt wird, dieser Ansatz der Entlehnung nun - aufgrund der Existenz einer weiteren, erbwörtlich entwickelten Form - nochmals zu überdenken wäre). - K. B. désirer; désir 22',81b Agen alurpâ "convoiter, dévorer des yeux" C. —> regarder 21,329b (FEW 76

envie - disposé à

2188-2192

22',81b). - Agen alurpâ ist behandelt mit afr. aluper v. a. "regarder attentivement", ... etc., hier 21,329b, sub "regarder", s. BaldEtym 1, Nr. 999. 2188 envie 22',82a Mars, bouinar v. n. "avoir une grande envie" A (FEW 22',82a). - Vgl. dazu Beilau bouina s. adj. "bouteille; ivre; enceinte" etc., FEW 21,467a, sowie BaldEtym 1, Nr. 1626. - Doris Diekmann-Sammet. 2189 caprice 22',82a Tôtes chimbre m. "fantaisie baroque, manie" (FEW 22',82a). - «A rattacher au fr. chimère [CHIMAERA "ziege", FEW 2,636b/637a], attesté depuis 1220; le développement aurait correspondu à celui de caméra > chambre» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 445). In der Tat passt CHIMAERA bei proparoxytoner Betonung als Etymon lautlich und inhaltlich ausgezeichnet. Es überrascht nur diese vereinzelte (gr. korrekte) Betonung in einer norm. Mundart. Deshalb hatte schon Wartburg norm, chimbres "lubies, chimères" MN nicht in den Artikel CHIMAERA aufgenommen und dies in Fn. 5 ausführlich begründet! Ich glaube trotzdem, dass es hierher gehört. - K. B. 2190 caprice 22',82b Bress. aikhe f. "mouvement bizarre, geste désordonné, manières de fou", StNab. aihhes pl. "lubies, boutades", Vagney aihhe sg. "boutade" (FEW 221,82b). - Jetzt FEW 24,666b sub ANXIA "angoisse", mit der Angabe R 48, 163 für bress. aikhe und Anm. 2. - K. B. 2191 caprice 22',82b ... Waadt byïna "lubie, caprice" ... (FEW 22',82b). - Lies: byëna, GPSR 2, 903a/b (GPSR Rapp 79, 1977, 19). - K. B.

vgl.

caprice 22',82b Mdauph. gçrno f. "fantaisie, caprice, plaisir, signe d'impatience" (FEW 22',82b). - Ist behandelt mit mdauph. gçrno f. "plaisir", hier 22',22a sub "plaisir; plaire". 2192 disposé à 22',83b Bress. bré adj. "tout disposé, tout prêt, de bonne volonté" (FEW 22',83b). «Peut-être une forme locale du fr. prêt [PRAESTO "zur hand, bereit", FEW 9,317b]. Pour un développement analogue, cp. Moselle boussieu "pousser", Zéliqzon, et les formes dialectales désignant "premier" qui commencent par b aux Points 975, 985 et 986, ALF, Carte 1099» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 445-446). Allerdings bleibt pr- normalerweise erhalten (s. Zéliqzon), und prêt ergab Isle, Pays-Haut, Vosgien prot und Messin, Nied, Saunois prat. Ausserdem weist Zéliqzon darauf hin, dass man auch im Maskulinum das -t ausspricht. Schliesslich würde man offenes -è erwarten (wie in Fentsch prç). - K. B. 77

2193-2195

choisir - hésiter, tergiverser

2193 choisir 22',84a Jers. hopchinner [hopsëne] v. "opter" (FEW 22',84a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 446): «Probablement de l'angl. option s. "option" à cause de la chuintante; le h pourrait provenir d'une prononciation dialectale très répandue en anglais». Zu option vgl. OPTARE FEW 7,378b. - K. B. 2194 éviter 22',84a Schweiz échilla v. a. "échapper, éviter un accident, une perte, un dommage, un châtiment", etschellhi (FEW 22>,84a). - De Gorog (RLiR 42, 1978, 446): «peut-être à rattacher à l'afr. escriller v.r. "s'échapper" (17,135a [anord. *SKRIDLA "ausgleiten"]). Pour la perte du -r- cp. picard épinguer "éclabousser" (de *SPRINGAN, FEW 17,189a)». Dazu kritisch P. Knecht in seiner Besprechung, GPSR Rapp 80, 1978, 19: «Vd [Waadt] Bridel 'échilla' est une variante d'ailleurs douteuse de 'etschellhi' (ib.). SR -ts-, -tch- ne peut en aucun cas avoir un rapport avec une base étymologique -skr-. On ne voit pas non plus ce que pourrait expliquer pour la Suisse Romande la perte de r attestée en picard. Quant à la base étymologique proposée, FEW 17,136 dit explicitement qu'elle n'est répandue qu'en Normandie occidentale». S. auch den inzwischen erschienenen Artikel ètsdyi («echelli, echilla» Vd. Br[idel]) GPSR 6, 941b/942a, Bed. 6° (v. tr. indirect; "échapper à, éviter") mit Kommentar: «Dérivé de ètsslys [GPSR 6,941a]; FEW 17,89b, 90b, 91a [germ. *SKALJA "schale"]. Les formes en ech- (et etsch-, etzch-) de Vd Bridel, non retrouvées dans la tradition orale, demeurent inexpliquées. L'appartenance du sens 6° à notre mot n'est pas assurée (FEW 22',84a); cf. synon. ètssvi [GPSR 6,946b v. tr. "éviter, prévenir, empêcher (anc)." ..., FEW 17,124b; anfrk. *SKIUHJAN "scheuen"]». - K. B.; Doris DiekmannSammet. 2195 hésiter, tergiverser 22',84b Neufch. hancier v. n. "chanceler, hésiter". LLouv. anziner v. "hésiter", Möns "n'être pas ferme, branler; tourner autour; hésiter", anziner à la porte "chercher à ouvrir ou à fermer la porte", ansiner "agir en hésitant; tâtonner" D1 (FEW 22',84b) (-> lambiner [22',llla]). - Dazu Herbillon (DialWall 12, 1984, 38/39): «Il semble bien que (h)anziner ne soit pas à séparer de w. et pic. hanser [s. FEW 21,313b und BaldEtym 1, Nr. 916]; cf. le sens technique de w. liég. hansî"faire aller et venir" et surtout w. (Neufchâteau) hancier, v. n. "chanceler, hésiter", donc parfait synonyme de (h) anziner. On trouvera une discussion sur l'étymologie des mots de cette famille dans L. Remacle, Glossaire de La Gleize, 1980, 85, à l'article hèrsinèle» [dort sub hèrsinèle f.: «"tige et poignée permettant d'actionner la perche du soufflet de forge" (Spa, 1937). - D L hansinèle; D F L 493b (p.-ê. comme anc. ital. ancino "crochet" du lat. 78

hésiter, tergiverser

2196-2197

UNCÎNUS "crochet" + ANCUS [REW 9055], avec, pour hansinèle, infl. du vb. hansî, qui signifie, comme t. de houillerie, faire aller et venir); FEW 16,752b (Fléron hazinèle, id.; fq. *HAITJAN, chauffer [?]). Cp. Möns anziner "chercher à ouvrir ou à fermer la porte" (FEW 22',84b), et aussi [?] NP Hâzinèl (LG 229). La forme de Spa est probablement altérée»]. Während die Formen aus FEW 21,313b, verv. hanser "halener, souffler son haleine", lütt, hansî v. n. "haleter" (im FEW 24,667a ist für lütt, hansî auch die Bed. "v. a. faire aller et venir la sonde dans la mine houillère" verzeichnet) etc. sub ANXIARE "inquiéter" (FEW 24,667a) aufgenommen worden sind, ist dort weder Neufch. hancier v. n. "chanceler, hésiter" noch LLouv. anziner v. "hésiter" etc. (22',94b) verzeichnet worden; auch fehlt im Artikel ANXIARE ein Hinweis auf L. Remacle, Glossaire de la Gleize, 1980, 85. Herbillon erwähnt noch Möns hanziner v. n. "travailler avec effort et en tâtonnant": Delmotte p. 344. Dieses ist in der Tat, so wie Herbillon es auch sagt, im FEW 16,141a sub mndl. HANGSEL als Ablt. zu Möns hanzin untergebracht worden. Herbillon erwähnt dazu die Besprechung von Legros (BTD 31, 1957, 256) zum FEW, der hanziner dort mit wallon, hansî in Verbindung bringt. Nun schreibt Herbillon weiter: «Ayant changé d'avis, le FEW 22',84b classe hanziner parmi les mots d'origine inconnue». Dies stimmt aber nicht für hanziner mit der Bed. "travailler avec effort et en tâtonnant" - diese bed. wird 22',84b nicht gegeben (auch nicht 22',102b ff sub "travailler)! Es bleibt die Frage, ob hansî "v. a. faire aller et venir la sonde dans la mine houillère" wirklich zu ANXIARE gehört. - Doris Diekmann-Sammet.

2196 hésiter, tergiverser 22',84b Meuze [Meuse] neuilzer v. "tâtonner, hésiter"; neuilzâ m. "hésitant, celui qui manque d'entrain" (f. -âte), [Le Tholy, dép. des Vosges]13 nézia "qui travaille mal" (FEW 22',84b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 446) «Peut-être à rattacher au mfr. neutrer v. n. "hésiter" et au mfr. nfr. neutralizer v. n. "rester neutre"». Der einzige Anknüpfungspunkt ist mfr. neutrer v. n. "hésiter" (hap. 16. jh.), FEW 7,107a sub NEUTER "keiner von beiden", aber dies reicht natürlich bei weitem nicht aus. - K. B. 2197 hésiter, tergiverser 22',85a Limagne bardegegnè v. n. "hésiter, discuter" (FEW 22',85a). - Nach de Gorog (RLiR 42, 1978, 446): «à rattacher au mfr. bargaigne f. "marché, accord, propos, hésitation" [cp. afr. bargaigne f. "marché, vente, convention; chance, traitement; contestation" und mfr. nfr. barguigner v. n. "hésiter", ... 13

La source de Labourasse (1887) est probablement Adam (1881) qui donne «neziâ qui travaille mollement, Le Tholy.» (Note de J.-P. Chambon). 79

2198-2201

renoncer; abandonner - se défendre; résister

lang, bargagnâ "hésiter", Alais barguigna, lim. barginhar DD, ... sous abfrq. *BORGANJAN "borgen", F E W 15',190a]». - K. B. 2198 renoncer; abandonner 22',85b Chatt. se dénavi v. r. "se défaire, se dépouiller" (FEW 22',85b). - Dazu de Gorog, RLiR 42, 1978, 446): «A rattacher au fr. dénouer, cp. Moselle denawer, denower "dénouer", Moselle denâvieu "chasser, débarrasser" et nawer, nower "nouer", Zéliqzon [vgl. Metz denawe "défaire un nœud, détacher ce qui est retenu par un noeud" sub NÖDARE "knüpfen", F E W 7,165a]». - K. B. 2199 renoncer; abandonner 22',85b Tarn rassâ v. "laisser de côté, abandonner", castr. "rejeter, ne pas admettre, ne pas mettre au nombre" (FEW 22',85b) und râteau 222,54a Npr. rassâ v. a. "retirer avec un balai le blé qui est sous la paille, lorsqu'on foule les gerbes", Colmars rasä Flagge 87. Ist semantisch schwer mit 2 RËSËCARE zusammenzubringen (FEW 22 ,54a) und cribler 222,56a Ambert rassâ v. a. "séparer avec le crible de bois le grain des débris restés sur l'aire après le battage" (FEW 22 2 ,56a). - Obige Formen gehören zu RÉSËCARE "abschneiden", FEW 10,290a ff. S. dazu ausführlich FEW 25,303b, Anm. 10, sub *ARRÊCTIARE "(se) dresser". - K. B. 2200 décidé 22',85b Lavedan arganute m. "individu décidé". Nicht sicher, ob das wort zu fr. argonaute gehört, wie Palay annimmt (FEW 22',85b). - Vgl. dazu noch Anm. 1, FEW 25,207a, Artikel ARGO. - K. B. 2201 se défendre; résister 22',86a Metz ter v. n. "résister" (FEW 22>,86a) (-> (être) debout [21,339a]) und être debout 21,339a Metz, Nied, Paysh. Isle ter v. n. "tenir debout; se tenir debout; résister", Fensch tçyi (FEW 21,339a). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 446) sicher zu Recht mit afr. ester "être debout" in Verbindung gebracht; de Gorog verweist auf Moselle ter, Faymonv. stère, F E W 12,237a sub STARE "stehen"; vgl. dort auch Fensch tayi "être de bout (quelque part)" verzeichnet. - K. B. désobéir 22>,87a Awallon. bescochier v. n. "désobéir" (ca. 1440) (FEW 22',87a) (-> jeter [21,365b]). - Siehe dazu BaldEtym 1, Nr. 1112. 80

permission - refuser

2 2 0 2 - 2204

permission 22',87b Argot condé m. "permission de tenir des jeux illicites" (FEW 22',87b). (—» maire [23,114a]). - S. argot condé m. "chef, magistrat" ..., hier 23,114a sub "maire". 2202 permission 22 1 ,87b Lavedan adourgâ v. "accorder" (FEW 22\87b). - De Gorog (RLiR 42, 1978, 446) schlägt möglicherweise etymologischen Anschluß an *AUCTORIZARE ["bevollmächtigen", F E W 1,172b] vor, unter Hinweis auf sp. otorgar, fr. octroyer. Der Hinweis auf sp. otorgar führt aber zu *AUCTORICARE "bevollmächtigen" (vgl. Corom 2 1, 1980, 416a sub autor) (FEW 1,172b): apr. audorgar "approuver", adorgar "accorder" 14 . Lavedan adourgâ v. "accorder" ist an adrogare anzuschließen. Neuer Artikel ADROGARE zu F E W 24,183b. Doris Diekmann-Sammet; K. B. 2203 refuser 22',87b Apik. esquner v. a. "refuser" (13. jh., Z 1, 257), escuner "éviter, repousser (qn)" (BaudCondé, TL) (FEW 22',87b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 446): «A rattacher à l'afr. escondre, escondire "refuser" [afr. mfr. escondire "refuser, dénier (des choses); rebuter, éconduire (une personne)" sub *EXCONDICERE "sich ausreden", F E W 3,280a]». Lautlich nicht möglich. Var. zu anfrk. *SKIUHJAN "scheuen" (FEW 17,124b)? Aber n für u ist nur als Lesefehler geläufig. Ausserdem steht esquner im Reim mit aüner, runer. Allerdings steht in der Hs. esquier (var. eschiver) und der Hg. korrigiert in esquner, da es zwischen runer und escune im Reim steht. Auch die zweite Stelle ist problematisch: T L definieren "jem. von sich weisen (?)" und im Text steht escume (1. escune)\ - K. B. 2204 refuser 22>,87b Mfr. neure s. "refus", noure. Dex (FEW 22',87b). - Im Glossar der Metzer Chronik von Jaique Dex (Metz 1906), verfasst ca. 1434-1438, wird neure, noure "*refus" [der Asterisk bedeutet nur, dass diese Bed. bei Gdf fehlt] verzeichnet, mit dem Hinweis auf «God. consigne nieure au sens de "débris, immondices"». Dieses (Gdf 5, 498a; TL sub nieure) findet sich im F E W 7,144a sub *NÎTÏDIARE "reinigen". D a Stellenverweise im Glossar fehlen, las ich kursorisch die gesamte Chronik und fand am 2. Tag - wenige Zeilen vor Ende der Chronik auf Seite 470! - den Kontext: «Car la dite dame heust vollentier pourchasier, s'elle eust peu, que le dit Hanry [de la Tour, ihr Mann] heust estei homme ou pancenaire de la ville [de Metz], maix elle ne 14

Fn. im FEW: «Wie erklären sich die anlautsilben der abearn. formen?». Die Antwort wird in Via Domitia 22, 16 gegeben (lt. ADROGARE "prêter serment, s'engager à"). 81

2205

promesse

faisoit neure [d. h. sie ging auf den Kompromiss, eine Abfindung von 100 Florins ein; er hatte 4000 francs verlangt], car on s'en passoit a ciaulx de Metz ...»; die Metzer waren schlecht auf Henri zu sprechen, da er im kritischsten Moment mit seinen Mannen sich in die Champagne verzogen hatte, «en la guerre de France qui y estoit pour le temps» [S. 470], Die vom Hg. angegebene Bed. "refus" ist sicher richtig. Auszugehen ist wohl von NËGARE "verneinen; verweigern", und zwar von afr. noiier v. a. "refuser" Chrestien, neer (pik. ca. 1180; RoseM; Rouen 1282 ...), fr. nier (ca. 1240Fur 1690) ... (FEW 7,83a; s. auch de Gorog, RLiR 42, 1978, 446). Alothr. neüre dürfte eine -we-Ablt. zu neer sein. Der Kontext würde auch einen Infinitiv erlauben, aber dies würde neben lautlichen Schwierigkeiten einen sonst nicht belegten Konjugationswechsel bedeuten (allerdings ist neoir vereinzelt belegt). Die im Glossar verzeichnete zweite Form noure dürfte vom Hg. konstruiert sein (ich habe sie im Text nicht gefunden), vielleicht als (hyper-)dialektale Form zu einem vermeintlich fr. neure (vgl. fr. nœud Moselle noud; die Suffixe fr. -eur und -eux entsprechen Moselle -ou: feumou "fumeur"; biliou "bilieux"). Da der Asterisk schon vergeben war, konnte er die konstruierte Form auch nicht als solche kennzeichnen. Alothr. neüre f. "refus" (ca. 1435) ist im FEW 7,83 nachzutragen. - Baldinger. 2205 promesse 22',87b/88a Mfr. Dieu me garde de guerboult de More et de la foy d'un Grec, car les Grecs ne tiennent poinct leur promesse mains que les Mores (1535, Greffin Affagart, Rel. de Terre Sainte, 25, Bb) (FEW 22',87b/88a). - Die Klärung dieses Wortes verdanke ich unserem Heidelberger Orientalisten Anton Schall. Zugrunde liegt das syro-aramäische Wort QURABLAT, das bei Karl Brockelmann, Lexicon Syriacum (ed. secunda), S. 693a ohne Bedeutungsangabe belegt ist. Brockelmann leitet es aus dem armenischen kurapaiat ab. Eine Belegstelle in J. B. Chabot, Chronique de Michel le Syrien, t. 4, Paris 1910, S. 640, 29 (ich gebe Schalls deutsche Übersetzung): «Und als dieser von Tutus getötet worden war, bemächtigte sich ihrer (der Stadt Edessa, heute Urfa) Thoros Bar Hetum, der Kuropalate, während zweier Jahre» (Buch 17, Kap. 7: Grafschaft Edessa) [diese war eng mit dem Königreich Jerusalem der Kreuzzugzeit verbunden]. Curopalates (gr. Koupo7iaÂ. g, sehr häufig), r, b, l, t (> t wie üblich). Die Wiedergabe des syro-aramäischen qurablat durch guerboult hängt auch mit den Silbengesetzen des Syro-aramäischen zusammen. Der 82

faire - refaire

2206- 2207

Ausgang des Transkriptionswortes erinnert an das syro-aramäische Abstraktsuffix -üt, welches an jedes Substantiv oder Adjektiv antreten kann, z. B. malkä "der König", malkütä "das Königreich". Die Rundung des Vokals erklärt sich aber auch durch den Labial b. Danach wäre zu übersetzen: "Gott bewahre mich vor dem Herrscher der Mauren und dem Vertrauen in die Griechen, denn die Griechen halten ihr Versprechen noch weniger als die Mauren". Neuer Artikel syro-aramäisch QURABLAJ "majordomus" zu FEW 19,99b. - Anton Schall (Brief vom 21.12.1990); jetzt auch ZrP 109, 1993, 598-599); K. B. faire 22>,88a Argot goupiner v. n. "faire qch" (FEW 22',88a) (—» voler "stehlen" [23,125a]). - Ist behandelt mit argot goupiner v. n. "voler", hier 23,125a sub "voler". 2206 faire 22',88a Frcomt. borgie v. a. "faire, fabriquer" (schon N, Mounier), "fabriquer, bâcler" AcBes 1850, 167; mal borgé adj. "mal confectionné". Besançon borge s. "fabrique" N 1, 113 (FEW 22',88a). - D'après de Gorog: «Peut-être à rattacher au fr. forge de FABRÏCA ["Werkstatt; schmiede", FEW 3,342b], Cp. aussi les exemples de "furoncle" qui commencent par b-, A L F 1574, et brégù "fragon", Point 876 (Basses-Alpes), ALF, Supplément, p. 89» (RLiR 42, 1978, 446). Aus lautlichen Gründen abzulehnen. F/b bilden nur in Betazismusgebieten eine Variante, auf keinen Fall aber in der FrancheComté. Bei FURÜNCULUS FEW 3,912a findet sich keine einzige ¿-Form, d. h. die bouron-Formen "furoncle" (Saône-et-Loire, Nièvre, A L F 1574) etc. gehören zu einer anderen Wortfamilie (vgl. Allier, Varennes, Saône-et-Loire b u r ö "furoncle", FEW 1,639b sub BÜRRA "scherwolle"). Ergänzend schreibt mir auf Anfrage Michel Thom: «On peut ajouter, me semble-t-il, à la famille de borgie le dérivé Lantenne bôrjiyï v. a. "travailler vite et mal, comme un porc", d'où bôrjiyu "qui travaille de la sorte". Cf. pour la sémantique les synonymes pörswayt ( < PÔRCUS), guriyî ( < GORR-). Quant à l'étymologie ... [de frcomt. borgie]?» (Brief vom 17.12.1991). Baldinger. 2207 refaire 22',88b Saint, feursion f. "réfection" (FEW 22',88b). - «Peut-être de FABRICATIO [s. FABRICARE "verfertigen; schmieden", FEW 3,344a]; cp. prov. feur < FABER» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 446). Völlig abwegig. Zugrunde liegt saint. refession "réfection" < REFECTIO "réparation" (FEW 10,188a) mit Metathese wie in saint, feurnicher "renifler", feurtier "frettier", feurmiger "fourmiller", feurmure "fermeture", etc. (Musset). - K. B. 83

2208-2212 2208

adroit; habile

adroit; habile 221,88b Nivelles game f. "adresse". Sair. ingamo s. "habileté" R 12, 128 (FEW 22',88b). - Nivelles game f. "adresse" est [peut-être. - Baldinger] à séparer de sair. ingamo (v. R 12, 128). Les exemples de la source (notamment 'il n'a pas plus de game qu'un baudet'; 'pour faire cela, il faut branmin ["beaucoup"] dèl game') montrent qu'il s'agit du sens "capacité; adresse; science" de ''gamme"', actualisé en français dans les expressions savoir sa gamme "être habile, adroit" (dp. AncPoés., Hu), savoir comme sa gamme (AncPoés, Hu). On peut ajouter aussi mfr. entendre la game "connaître son métier" (vers 1510, ZrP 103, 1987, 34). A ajouter FEW 4,49b sub GAMMA "gamma". De Gorog, RLiR 42, 1978, 446, fait fausse route. - Marie-Guy Boutier; K. B.

2209 adroit; habile 22',88b Art. inchimint s. "adresse, habileté". Ablt. von INCITARE ["anreizen"]? Vgl. hier 4,626a (FEW 22',88b). - Vgl. dazu möglicherweise pik. enchiment m. "intelligence", inchimeint "id., entendement" etc., hier 22',la. - K. B. adroit; habile 22>,88b Norm, obiche f. "adresse, talent" Dm, etc. (FEW 22>,88b). - Ist behandelt mit norm, obiche f. "habileté, intelligence" DT etc., FEW 22',la sub "esprit, intelligence". 2210 adroit; habile 22',88b Jers. perrée adj. "habile, adroit, capable" (FEW 22',88b). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 446): «A rattacher à l'afr. périt adj. "habile"», sowie Le Maistre, Diet, jersey-fr., 1966, 400a: «pèrrée, adj. m. et fr. "habile, adroit, capable" ('Oh, i' n'est pas mal pèrrée à ch'la!'. 'Mé, j' n'y sis pas bein pèrrée'). Une ancienne tante surtout se servait souvent de ce terme. Cf. lat. peritus (?)». Lautlich jedoch höchst eigenartig. Mfr. périt adj. "habile" (1519-1545, FEW 8,248b) ist aus lat. PERITUS entlehnt. - K. B. 2211 adroit; habile 22', 8 8b Fraize hhèpu adj. "capable" (FEW 22",88b). - Fraize hhépu "capable de; échappé" ist bereits sub *EXCAPPARE "entwischen", FEW 3,269a verzeichnet; auch von de Gorog, RLiR 42, 1978, 446 wird auf *EXCAPPARE hingewiesen. - Nicoline Hörsch. 2212 adroit; habile 22',88b Waadt guetzard adj. "fin, adroit, astucieux, prudent" (FEW 22',88b). - «A rattacher à l'afr. guiscart adj. "fin, rusé, astucieux, avisé" [< anord. VIZKR "scharfsinnig", FEW 17,432b und Nachträge 17,642a]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 446). Die Erklärung der lautlichen Abweichung bleibt allerdings offen. - K. B. 84

maladroit

2213-2214

2213 maladroit 22',89a Argot saboche f. "individu désagréable" (1843, Esnault Arg; 1849, SainéanSourc; 'pop.' Lar 1933), "personne maladroite, mauvais ouvrier" (1866-Ds 1896, EsnaultArg); adj. "imbécile" (Ds 1896; 'pop.' Lar 1933); sabache (Vill 1888-Ds 1896). Argot sabocher v. "travailler trop vite" (Delv 1867-Larch NS 1889). Ist wohl eine umformung von sabot, hier 152,44b; vgl. dort nfr. sabot "mauvais ouvrier" (FEW 22',89a). - Die Zuordnung zur Familie von germ. *BÜTT "stumpf" (FEW 152,39b) ist zweifellos richtig. Sabot bezeichnet einen plumpen Holzschuh (seit 1512) - daher auch schon bei Rabelais 'aguyser ses dens d'un sabot' (1535, Rab I 11; fehlt in A). Pejorative Übertragungen häufen sich im 19. Jh.: saboter "bousiller" BL 1808, v. a. "faire vite et mal" (pop., seit AcC 1842) FEW 152,44a (dazu noch heute laut Paul Zumthor z. B. saboter un morceau de musique ib. n. 23), saboteur "mauvais ouvrier qui fait tout à la hâte" (BL 1808-Lar 1933), sabot "mauvais violon" (seit Ac 1835) und "objet quelconque de mauvaise qualité" (seit Lar 1875) und das oben erwähnte sabot "mauvais ouvrier" (Huysm 1879-Lar 1922). Daraus ist saboche zweifellos durch Suffw. entstanden: -ot wurde ersetzt durch das typische Argotsuffix -(b)oche: vgl. Amerloche, Bastoche, Italoche-, cinoche, damoche, dégueulboche, distingoche, fantoche, téloche, valoche; falsoche, fastoche, etc. Der älteste Beleg für saboche "homme qui déplaît" findet sich zusammen mit saoulle "id." als Ausdruck der Gefangenen im Dictionnaire moderne (1843, Esn; zu SATULLUS lb 'überdrüssig' FEW 11,248a). Sodann im Jargon de l'argot réformé (Nachtrag in der Ag. 1849, SainéanSourcArg 1, 215): «la saboche ou la saboulle, homme qui déplaît. Terme de mépris employé particulièrement en prison» (saboule ist nach Esn 1965 s.v. saoulle «forgé sur saoulle»). Die Variante sabuche f. «simple», "imbécile" (1848, Pierre éd., Argot et jargon, Esn 1965) wird von Esnault als "suspecte" bezeichnet; dies gilt umso mehr für die Variante sabache, die das FEW aus Villatte 1888 (s. o.) zitiert. Baldinger. 2214 maladroit 22',89a Pik. enchoite adj. "maladroit, inhabile, incapable" Jouanc, inchoète "qui ne sait pas se servir de ses mains; manchot; maladroit", boul. inchot "maladroit, malavisé, manchot" (FEW 22',89a). - «A rattacher au fr. manchot [vgl. mfr. nfr. manchot adj. "privé de la main ou du bras; estropié", ... nfr. manchot adj. "(bras) estropié", "maladroit dans l'usage de ses mains" (mitte 19. jh. ...) sub MANCUS "verkrüppelt", FEW 6',139a]; les formes comme inchot semblent résulter d'une coupure non étymologique due à une confusion de la voyelle initiale avec l'article indéfini précédent: donc, un manchot > un inchot. Pour ë au lieu de à en picard, cp. èfèrmé "enfermer", Jet "fente", vè "vent" (mais va "vin"), etc., René Debrie, Lexique picard des 85

2215-2216

maladroit - force

parlers nord-amiénois, Arras, 1961» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 447). Gorogs Erklärung ist lautlich völlig abwegig (gerade ë statt ä schliesst ein Etymon MANCUS aus) und selbst semantisch fragwürdig. Es dürfte sich um eine Ablt. zu enchoir, afr. encheoir (FEW 2,26b sub CADËRE "fallen"), handeln, obwohl auch diese Etymologie nicht problemlos ist (p. p. statt enchul); semantisch lässt sich an die Bedeutungen bei Gdf 3, 100 f. anknüpfen. - K. B. 2215 maladroit 22',89a Pik. mado s. "femme lourde, maladroite"; madouiller v. "manier gauchement" Esc 62. Acheux madro s. "femme grosse, joufflue, mal tournée". Jouanc (FEW 22',89a) (-> toucher [21,334b]) und toucher; effleurer; tâter 21,334b Flandr. madouiller v. a. "manier malproprement"; rouchi madoulier, pik. madouiller Esc 62, St-Pol maduyé. Vermesse zitiert auch ein afr. madouler, für das belege fehlen (FEW 21,334b) (—» maladroit [s.o.]). - De Gorog (RLiR 42, 1978, 447) verweist für pik. mado s. und Acheux madro s. (aus FEW 22',89a; die Formen aus FEW 21,334b werden von de Gorog nicht berücksichtigt) auf ein mfr. madourre adj. "grossier, stupide, maladroit, maroufle"; vgl. sub *MUTURR- (vorröm.) "schnauze; mürrisch, dumm", FEW 63,310a/b: mfr. modourre adj. "lourdaud, grossier, stupide, maladroit" Rab 1546 ... mfr. madoure "stupide" Cotgr 1611 etc; vgl. ib. 310b bereits verzeichnet: pik. mado m. "femme lourde, peu intelligente" Jouanc, Dém. id. S. dort auch Boul. maudoulé "grossier, stupide" Mén 1650; nfr. madoule "maladroit" ('vieux', Moz 1828). - K. B. maladroit 22>,89b Bourbonn. marpaud s. adj. "maladroit" (FEW 22',89b) (—> vaurien [221,127b—129a]). - Ist behandelt mit afr. marpaut m. "vaurien, individu méprisable ..." etc., hier 22',127b-129a sub "vaurien; gueux". maladroit 22',90a GrCombe kçfyç m. "maladresse; se dit de qn qui laisse tomber qch qu'on ne peut ramasser, comme des confitures ou des œufs" (FEW 22',90a). Vgl. dazu Waadt coffo adj. "sale, malpropre, vilain" etc. hier 23,189b sub "sale". 2216 force 22',91a Hag. herr adv. "avec force, avec obstination" (FEW 22',91a). - Gehört vermutlich zu d. HERR, FEW 16,207a/b (vgl. dort pik. hère "vigoureux, d'une bonne constitution", Dém. 'hair [hçr] "vigoureux, d'une bonne constitution", St-Pol çr "fier, orgueilleux", Fraize herr "fier", Fim. hçr "hautain"). - Walter Bodemer. 86

force - prévoir

2217-2221

2217 force 22',91a Metz, Isle, Paysh. Nied fqe%täs f. "force, énergie, courage" (FEW 221,91a). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 447) wohl zu Recht mit fr. force in Verbindung gebracht (vgl. FEW 3,727a sub FÖRTIA "kraft" die Ablt.: Nied fQ%äs "vigueur, santé" verzeichnet). Für verwandte Lautentwicklung im französisch sprechenden Teil des Dep. Moselle verweist de Gorog auf fohhate "fourchette" [vgl. Metz, Nied fçrsat, FEW 3,888b sub FÜRCA "gabel"],fohhaye "force" [vgl. Vosges fouauhhe P, FEW 3,726a sub FÖRTIA "kraft"] etc. - K. B. 2218 soin 22',91b Waadt manévo adj. "soigné, fait avec précaution", tenimanévo "avoir grand soin, choyer", Vd'Ill. manevo "qui agit avec précaution" (FEW 22',91b). - «A rattacher à l'afr. amanevi adj. "dispos, alerte, adroit"» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 447). Die Zuordnung zu got. MANWJAN "bereitmachen" (FEW 16,515b) ist plausibel (vgl. Couzon maneveu ebenfalls im frpr. Gebiet). - K. B. 2219 soin 22',91b Barèges biértou m. "soin mis à faire qch" (FEW 22',91b). - Wird von de Gorog (RLiR 42, 1978, 447) in Zusammenhang gestellt mit fr. vertu f. "puissance physique ou morale, force, vigueur" (Definition nach de Gorog); vgl. dazu FEW 14,518b sub VIRTUS "lebenskraft": fr. vertu "pratique habituelle du bien", ... Mauriac beirtut, beam, bertut. - Doris Diekmann-Sammet. 2220 négliger 22',9lb Mfr. parge f. "négligence, non-observance (?)" MolinChron (FEW 22',91b). - Die (falsche) Definition stammt aus der Ag. Doutrepont/Jodogne, t. III, 1937 (Glossar). Textstelle: «A nul doncques des hommes soit loisible ceste parge de nostre exortation, requisition, monition, commandement, mandement, assignation, subition, ligation, [constitution], privation, inhabitation et volenté enfraindre ou, par temeraire hardiesse, aller au contraire. Se doncques aucun presumoit ce atempter, il sache qu'il incouroit l'indignation de Dieu omnipotent ...» (II, S. 6). Zutreffend Gdf 5, 768b: parge, pargue s. m. et f. "enclos". Somit zu lt. PARRÏCUS "pferch" (FEW 7,663b), wo es bereits verzeichnet ist: parge (lothr. 1257; Molin). - Gabriele Merkes. 222! prévoir 22',92a Alais mistâ v. "prévoir" (FEW 22>,92a) (-» flairer [222,8a]). - Zu Alais mistâ v. "prévoir", das nochmals mit zusätzlichen Bedeutungen unter "flairer" [222,8a] verzeichnet ist, siehe BaldEtym 1, Nr. 1148. - Doris Diekmann-Sammet. 87

2222-2226 2222

2223

2224

actif; travailleur - paresseux; sans énergie; nonchalant

actif; travailleur 22',92b Faymonv. nahant adj. "actif, travailleur"; èsse è nahe "être à l'œuvre"; nah'ner v. n. "s'agiter, se remuer" (FEW 22',92b). - Obige Formen gehören zu *NASÏCARE "schnüffeln", FEW 7,26b (vgl. dort lütt, nahiant "fureteur") (Hinweise von Herbillon, DialWall 14, 1986, 73). - K. B. actif; travailleur 22',92b Pipriac artüru adj. "actif, laborieux" ABret 16, 517 (FEW 22',92b). - Vgl. dazu im Artikel ART(H)UR NP, FEW 25,374a, im Anschluß an béarn. que cour coum lou Réy Artus "il court comme le roi Arthur (allusion à la chasse d'Arthur)" 5 die Anm. 5: «Faut-il, à partir du sémantisme "qui ne s'arrête jamais", aller jusqu'à supposer que Pipriac artüru adj. "actif, laborieux" ABret 16, 571 (ici 22>,92b), dans une région où le type rchasse Arthur' est bien représenté, se rattache à notre étymon?». - K. B. actif; travailleur 22',93a Cantal dahrhir s. "activité, courage" MAnt 12, 364 (FEW 22>,93a). - Jetzt sub ANHËLARE "respirer difficilement, être hors d'haleine", s. FEW 24,578a und Fn. 5. Weitere Formen, die zu ANHËLARE gehören (jetzt FEW 24,575b ff.) s. BaldEtym 1, Nr. 35. - K. B.

2225 paresseux; sans énergie; nonchalant 22',93b Mfr. lindraye s. "paresseux, endormi" (ca. 1490, Maistre Mimin, éd. Philipot 99, Bb) (FEW 22',93b). - Vgl. dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 447): «A rattacher au mfr. landreux "paresseux, langoureux" [vgl. mfr. landreux "languissant, valétudinaire" FEW 16,443a sub schwäb. LANDEL "schlechte frauensperson"] et à l'afr. langoros [vgl. afr. languerous "languissant, malade" (seit Alexis), langorous etc. sub LANGUOR "mattigkeit", FEW 5,163a]». An der etymologischen Zugehörigkeit von mfr. lindraye zu schwäb. LANDEL (FEW 16,443a) ist sicher nicht zu zweifeln, vgl. im FEW 16,443a bereits aufgenommen: Stav. lütt. Metz landrôye "paresseuse; souillon", saun, lädräy, Fim. lâdây "femme sans énergie" etc. - K. B. 2226

paresseux; sans énergie; nonchalant 2 2 ' , 9 3 b Malm, lonpouxhe adj. f. "indolente, paresseuse, nonchalante" (1793), Stav. lonpouhe adj. m. "indolent", Faymonv. lonpouhe "apathique" (FEW 22',93b). - Der Vorschlag von de Gorog (RLiR 42, 1978, 447), von d. LUMP, ndl. LOMP auszugehen, ist völlig abenteuerlich. Marie-Guy Boutier macht mich darauf aufmerksam, dass die Formen z. T. schon richtig sub PÖSSE "können" (FEW 9,234b) verzeichnet sind. Die andern sind dort zu ergänzen. - K. B. 88

paresseux; sans énergie; nonchalant 2227

2227-2229

paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94a Boul. lipendier m. "dépensier, paresseux" (FEW 22',94a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 447); «Peut-être à rattacher à l'afr. despendeor m. "dépensier, prodigue" [< DISPENDERE "verteilen", FEW 3,97a]; pour expliquer la forme dialectale, on pourrait imaginer un cas d'agglutination de l'article comme dans le cas de licorne < l'icorne < unicorne ...». Dieser Vorschlag gehört zu den vielen Hypothesen de Gorogs, zu denen Pierre Knecht sich zu Recht frägt: «Peut-on réellement faire de la philologie utile en lançant des hypothèses étymologiques sans consulter les sources du FEW et sans bien connaître l'histoire phonétique locale?» (GPSR, Rapp 80, 1978, S. 19). Im vorliegenden Fall wäre es lohnender, die Zugehörigkeit zur Familie von mndl. LIPPE "lippe" (FEW 16,467 f.) zu prüfen. - Doris Diekmann-Sammet; K. B.

2228 paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94a Dém. nivanne m. "propre à rien, nonchalant, celui qui aime à muser" (FEW 22',94a). - Dazu de Gorog (RLiR 42, 1978, 447); «A rattacher au mfr. nivelet adj. "niais, sot", avec changement de suffixe; cp. aussi niger "muser"». Der Hinweis auf mfr. nivelet, den de Gorog gibt, führt zu weiteren semantisch und sprachgeographisch verwandten Formen, vgl. FEW 5,295a sub LIBELLA "grundwaage" (vgl. vor allem dort auch die Form aus Démuin): mfr. nivelet "niais" (Molin-1530, ...), pik. boul. id., Dém. "jeune prétentieux, qui a peu d'expérience", Vraignes "niais" Cr 194, yèr. "jeune homme prétentieux et maniéré, faquin". Zu Formen mit Suffw., siehe FEW 5,295b; ang. nivasse f., niveter v., nivetant "paresseux" etc. Allerdings bleibt die Endung -anne ungeklärt. Es liegt eher eine Kreuzung vor, aber womit? D. D. S.; K. B. 2229

paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94a Mée fatou "homme incapable et d'une paresse crasse", Blain fâtoux adj. "paresseux, fainéant". Nant. Blain enfâter v. a. "rendre paresseux" (FEW 22',94a). - «Peut-être à rattacher au mfr. fatinier adj. "paresseux" [1549, Gdf 3, 727b; Hu] et à l'afr. fetard, faitart m. "paresseux, négligent" [FËSTA "fest; feiertag", FEW 3,482b], avec changement de suffixe, mais la voyelle des formes dialectales fait difficulté» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 447). Sie gehören deshalb sicher nicht zu FËSTA, sondern zu FATUUS "albern, einfältig" (FEW 3,437b), vgl. Soignies fadoû "paresseux", mfr. fadesse "paresse" Hüls 1614; die obigen f-Formen (hbret.) finden sich auch im Bretonischen (s. Fn. 10). In mfr. fatinier (1549) in einer Übersetzung aus einer antiken Quelle liegt wohl eher gelehrter Einfluss vor. - Doris Diekmann-Sammet; K. B.

2230 paresseux; sans énergie; nonchalant 22\94a Chatbr. tantias s. (ou adj.?) "indolente, insensible, indifférente, nonchalante 89

2231-2233

paresseux; sans énergie; nonchalant

(femme), personne que rien ne peut émouvoir" (FEW 22',94a). - Chatbr. tantiâs (s. adj.) "(femme) indolente ..." steht jetzt sub AMÏTA "tante, sœur du père", FEW 24,453b mit Anm. 32. Vgl. weitere Formen, die zu AMÏTA gehören und jetzt FEW 24,452b f. verzeichnet sind, hier zusammengestellt sub "imbécile, sot, etc.", FEW 22',8a (s. Nied ä%tye etc.). - B. K. 2231 paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94a Bmanc. kolmä adj. "paresseux" (FEW 22',94a). - «A rattacher à l'afr. choumant "paresseux" [vgl. afr. choumant "paresseux" (Angier, R 12, 204) sub CAUMA "Sonnenhitze", FEW] 2,538b; le / est peut-être dû à un croisement avec calme, de la même origine. Cp. aussi chômas adj. "paresseux, qui chôme" chez Eustache Deschamps» [frere Chômas, Gdf 2, 128a] (de Gorog, RLiR 42, 1978, 447). Afr. choumant wird durch G. Roques (TraLiLi 21, 1983, 8) bestätigt, der sogar zwei agn. Belege gibt. Calme ist zwar erst seit 1418 als Entlehnung aus dem It. belegt (FEW 2,539b), aber die Interferenz mit der /-Form findet sich schon ca. 1389 (chalme, VPel15, «et aucunes foiz se treuve en la doulce et desiree chalme et bo(n)ace de toute prospérité (1. prospérité)». Das l kann auch durch das Mit., bzw. die geläufigen «//-Umsetzungen und Varianten veranlasst sein. - K. B. 2232

2233

paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94a Poit. mendosse adj. "indolent, lâche (personne)" (FEW 22',94a). - «A rattacher à l'afr. mendeus "faux" [mfr. mendeux adj. "défectueux, incomplet" sub MENDOSUS "fehlerhaft", FEW 6',706b] et à mendi "mendiant, dépourvu, épuisé" [afr. mendi adj. "mendiant, indigent, pauvre" sub MENDÏCUS "bettelarm", 6>,705b]» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 448). - Die falsche Definition von Gdf wird im FEW richtig gestellt. Vor allem aber ist mendeux ein von Ambroise Paré im 16. Jh. geschaffener Latinismus und medizinischer Fachausdruck, der vereinzelt blieb, auch wenn er von Cotgr 1611 übernommen und von Duez und Oud abgeschrieben wurde. Darüber hinaus gibt es keinerlei Anhaltspunkte für einen Suffixwechsel und eine Übernahme mit zudem noch anderer Bedeutung im Poitou. Die Etymologie MENDÎCUS ist schon lautlich unmöglich. Der Vorschlag von de Gorog gehört zu den zahlreichen unqualifizierten Etymologisierungsversuchen de Gorogs, die auf vagen lautlichen Ähnlichkeiten beruhen. - Baldinger. paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94 Ste-Sabine estaufion m. "personne sans énergie, qui est là comme une sotte" (FEW 22',94b). - «Peut-être à rattacher à l'afr. estaif adj. "lent, paresseux, tranquille"» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 448). Gehört wohl in der Tat zu 15

Philippe de Mézières, Le songe du vieil pelerin, ed. by G. W. C o o p l a n d , 2 Bde, Cambridge 1969. 90

paresseux; sans énergie; nonchalant

2234-2236

STATÏVUS "stillstehend" FEW 12,246a (afr. mfr. estaïf adj. "qui reste, qui

s'arrête quelque part; paresseux; rétif, qui se refuse à qch" sub STATÏVUS "stillstehend"). - K. B. 2234

paresseux; sans énergie; nonchalant 22',94b Fim. crouau adj. "se dit de qn qui travaille avec répugnance", Fraize crouaud "paresseux", Gruey kruvô (FEW 22',94b). - Nach de Gorog (RLiR 42, 1978, 448) «peut-être à rattacher à l'afr. croupoier adj. "paresseux" [afr. croupoier "paresseux" GuillDole gehört zu germ. *KRUPPA "zusammengedrängte, runde masse" (FEW 16,419a)]». Lautlich nicht möglich. Vielleicht zu gall. *CRÖDIOS "hart" (FEW 2,1358a), wo man ähnliche Formen findet. Semantisch lässt es sich mit "schlecht" und mit "schwächlich" vereinbaren. - Doris Diekmann-Sammet; K. B.

2233 paresseux; sans énergie; nonchalant 22',95a HSav. écouérlo [-w-] adj. "mou, sans énergie" (FEW 22',95a). - Ist zweifellos im Zusammenhang zu sehen mit èkouèrlo s. BaldEtym 1, Nr. 1182 (Vionn. ekwsrlö adj. etc.). - Doris Diekmann-Sammet. paresseux; sans énergie; nonchalant 22',95b Bare, choüla f. "rossard, homme faible, sans énergie" (FEW 22',95b). - Ist behandelt mit daupha. tsûle adj. (f. tsülo) "nigaud, ...", etc., hier 22',10a sub "imbécile, sot, etc.". 2236 paresseux; sans énergie; nonchalant 22',95b Lang, brôdo f. "paresse, fainéantise" S 2, Alais brodo "paresse, fainéantise, mollesse, indolence", Eglis. brodâ "envie de dormir", Ambert brodo. Ablt. Lang, broudâ v. n. "lambiner" S 2. Lang, broudous adj. "nonchalant" M. Lang, abroudi v. a. r "acoquiner" S 2; abroudit adj. "acoquiné, indolent" M. Lang, abroudimen m. "action d'acoquiner, de s'acoquiner" M (FEW 22",95b) und sommeil; dormir

21,406a

Eglis. brodâ f. "envie de dormir" (FEW 21,406a) (—> paresseux [s.o.]) und grossier; malotru; brutal 22', 172a Hdauph. brodo m. "sobriquet des montagnards alpins"; daupha. brodour "malotru, mal élevé, grossier". Cellefr. brod adj. "grossier" R P G R 5, 349. Vgl. ähnliches sub BRODDE, hier 15',300b (FEW 22',172a). - Auch de Gorog (RLiR 42, 1978, 448) verweist für die Formen aus FEW 22',95b (die Formen aus FEW 22', 172a waren 1978 noch nicht veröffentlicht) auf mndl. BRODDE "häßlich, schmutzig", FEW 15',300b. - Vgl. noch BaldEtym 1, Nr. 1675; die dort gemachte etymologische Zuweisung zu ndl. BROOD "brot" (FEW 15',302b) ist nur für Cellfr. pä bröd aufrechtzuerhalten, allerdings geographisch auffallend. - K. B. 91

2237-2240

paresseux; sans énergie; nonchalant - fainéant

2237 paresseux; sans énergie; nonchalant 22',95b Ambert dayo f. "fille nonchalante" (FEW 22>,95b). - Siehe dazu Chambon, RLiR 48, 1984, 74 Anm. 3: «à rattacher à agn. daie "servante" [?!], FEW 152,52b [Artikel me. DAIE "magd". - K. B.], selon R. de Gorog, RLiR 42, 1978, 448»; Chambon gibt keine weitere Stellungnahme ab; doch ist die Zuordnung zu me. DAIE aus sprachgeographischen Gründen problematisch, vgl. dazu de Gorog selbst: «... mais la présence d'un mot d'origine anglonormande à Ambert fait difficulté» (RLiR 42, 1978, 448]. - K. B. 223$ paresseux; sans énergie; nonchalant 22',95b Bearn. aliman adj. "paresseux, insouciant" (FEW 22',95b) (-> vagabond [22',127b]). - Jetzt sub ANIMAL (FEW 24,592a) und Anm. 28. Der Verweis auf "vagabond" [22',127] führt ins Leere. - K. B. 2239 fainéant 22',96b Stav. lancwargnant m. homme mou, fainéant" (FEW 221,96b). - Rapprocher de Gleize lancwèrner v. n. "lambiner", Vielsalm lancwèrnî, Gleize lancwèrneûr m. "lambin". Le verbe pourrait être altéré de r langueuronner\ auquel correspondrait wall. *languèrner (pour le simple, cf. Huy langourer "végéter", FEW 5,163a, LANGUOR; rapprocher aussi du verbe wallon le substantif en -ÔNE pr. langroun [m.] "nostalgie" M 2, 1161, ibid.) sous l'influence de cwèrner littéralement '"corner"' (cf. spécialement FEW 2,1200b, CORNU, où on trouve des mentions en -«-). La note de R. de Gorog (RLiR 42, 1978, 448) est à corriger dans ce sens. - Marie-Guy Boutier. fainéant 22',96b Neufch. encheurre f. "puante, fainéante, salaude" (FEW 22',96b). - Vgl. dazu Bouillon anchoures pl. "coins, aisances ...", hier 23,22b sub "lieux d'aisances". 2240 fainéant 22',96b Norm, varaud m. "fainéant, mauvais sujet" Dm, "vaurien" DT (FEW 22',96b). - «Peut-être à rattacher au fr. vaurien [VALËRE "wert sein", FEW 14,134a]; cp. l'afr. vaunéant [14,133b], validire "id." [flandr. Lille validire "individu à qui l'on peut s'adresser pour faire toutes sortes de choses (t. de mépris)" FEW 14,117b sub VADËRE "gehen"]; nous aurions donc affaire à une fausse division du mot vaurien et le remplacement de l'élément -ien par le suffixe péjoratif -aud. Pour a au lieu de o, cp. havr. sais [sä] "saule", damage "dommage", et cp. sas "saoul" et saule "saoule", Maze» (de Gorog, RLiR 42, 1978, 448). S. BaldEtym 1, Nr. 1092, wo norm, varaud zu lt. VÏBRARE "schwingen", FEW 14,390b gestellt wird. Christian Schmitt und ich selbst haben die Form ungeprüft übernommen: zu lesen ist norm, varand ... Dm. Die Zugehörigkeit zu VIBRARE ist sehr fragwürdig, da sich in diesem sehr 92

fainéant - machine

2241-2244

umfangreichen FEW-Artikel keine einzige var-Form findet. Duméril verweist auf norm, varou "loup garou, homme d'une sauvagerie grossière" (dieses sub anfrk. *WERWOLF "werwolf" FEW 17,569b), was aber wiederum semantisch (abgesehen von -ant) sehr fragwürdig ist. Eher noch wäre an eine Variante von vagant "vagabond" (VAGARE "herumschweifen", FEW 14,120b) zu denken - mit Einfluss von virerll - K. B. fainéant 22',97a Montluçon abarat m. "fainéant, ivrogne, coureur de filles, pilier de cabaret" (FEW 22',97a). - Ergänze Verweis auf -> ivrogne [21,466a]; s. BaldEtym 1, Nr. 1563. 2241 fainéant 22',97a Waadt, Genf .v a ne ti v.r. "s'engourdir, perdre toute énergie, s'acagnarder" Gl 1, 481 (FEW 22',97a) (-> fatigué [22',116a]). - S. BaldEtym 1, Nr. 1302. - D. D.-S. 2242 fainéant 22',97b Lim. guèine adj. "gauche, maladroit" M, Vayrac gçyne "qui est méchant" etc. (FEW 22',97b). - S. dazu BaldEtym 1, Nr. 594. - Doris DiekmannSammet. 2243 opiniâtre; entêté 22',98b Gaum. artu m. "individu obstiné et sournois" (FEW 22',98b). - Jetzt sub ART(H)UR PN , FEW 25,374b und Fn 6 (Chambon); s. noch BaldEtym 1, Nr. 473. - K. B. 2244 machine 22',99b Nfr. clabot m. "dispositif d'accouplement direct de deux pièces métalliques par dents et rainures" (seit 1927, TLF) 1 [Anm. 1: «Nicht schon Guérin 1892, wie bei TLF vermerkt ist ...»], crabot (seit Lar 1929). Nfr. claboter v. a. "accoupler par un clabot" (Lar 1948-1960), craboter Lar 1982; clabotage m. "accouplement de deux pièces par l'engagement de dents ou clabots" (seit Lar 1929), crabotage (seit Lar 1948) (FEW 22',99b). - Gehört trotz -b-, das ja in der Familie reichlich vertreten ist, primär wohl zum lautmalenden Stamm KLAPP- (FEW 2,732a), vgl. mfr. clapet "soupape qui s'ouvre et se ferme comme un couvercle à charnière" (1517), etc. Rob 86 stellt das Wort zu germ. *KRAPPA "haken". Diese Familie (z. B. agrappe "crochet" FEW 16,359a; agrafe "crochet de métal ..." FEW 16,365b) kann jedoch höchstens sekundär die crabot-Variante erklären. - Baldinger. machine 22',99b Paris bécane f. "machine" (1876, Vox 30, 78) (FEW 22>,99b) (-> locomotive [lies: -» chemin de fer, 23,87b], - Siehe dazu argot bécane "[mauvaise] locomotive" etc., hier 23, 87b. 93

2245-2246

travailler mal - travail; tache

arranger; ajuster 2 2 1 0 1 b Vielsalm adâblî v. a. "arranger grossièrement (un ouvrage)"; etc. (FEW 22',101b). - Ist behandelt mit Verviers rabradeler "réparer grossièrement, rafistoler", hier 23,57b sub "raccomoder". travailler mal 22', 106a Nuits beursoiyé v. "faire mal un ouvrage". Cf. SÖLIUM 3b, hier 12,65a (FEW 22>,106a). - Siehe dazu Bourbon beurjot m. "celui qui bricole, ..." etc., hier 222,86a sub "bricoler". 2245 travailler mal 221,106b Frcomt. besôger v. n. "s'occuper à de petits ouvrages" AcBes 1850, 206, ... Genf bôoôi v. a. "déranger en fouillant, tout brouiller", HSav. bejhaujhi "fouiller, déranger des objets"; ... (FEW 22',106b) (—> s'occuper à des riens: afr. besuchier, etc. [221,107b/l 08a]). - Ergänze Verweis auf —> fouiller [FEW 21,374b]; s. BaldEtym 1, Nr. 1154; ergänze weiteren Verweis auf —> les travaux du ménage [23,53a], wo Waadt besaudgi "faire toute sorte d'ouvrages de ménage" verzeichnet ist. - Doris Diekmann-Sammet. travailler mal 22',107a Lyon charibottô v. a. "travailler maladroitement; abîmer". Zur familie mfr. escharboter "fouiller dans la merde, ...", hier 11,289a, < SCARABAEUS? (FEW 22', 107a) (-> embarrasser [22^119b]). - Ist behandelt mit nfr. encharibotté adj. "embarrassé" etc., hier 22',119b sub "embarrasser; embarras". 2246 travail; tache 22',107b Bress. omirate f. "petite besogne, un rien à faire ou fait"; Cleurie orivate "petit travail", Vagney orivatte "id., caprice". Diese formen könnten Umgestaltungen von Cum. olivatte "travail peu important", etc., hier 7,347a, sein (FEW 221,107b). - Das letztere ist sicher richtig. S. dazu Gilles Roques (zu faire les quat'z' olivettes "faire ses quatre volontés" etc.) in Commentaires philologiques sur quelques régionalismes de Nancy, in ActEst 1991, 162-166. Der etymologische Anschluss an OLIVA "olivenbaum; olive" (FEW 7,347a/b) wird zwar von Wartburg in Fn. 7 begründet, aber Gilles Roques meint dazu: «Je n'y crois pas trop» [165]; ich auch nicht. - K. B. s'occuper à des riens 22',109a/b ... poit. beurgauder "s'occuper à des riens" (FEW 22',109a) Vouth. beussiotter v. n. "s'occuper de menus travaux", beuziotter (FEW 22',109a/b). - S. dazu Bourbon beurjot m. "celui qui bricole, qui travaille lentement" etc., hier 222,86a sub "bricoler". 94

lambiner - (se) fatiguer; fatigué; fatigue

2247-2248

s'efforcer; peiner; effort 22',110b Noz. Mièges edzçvçté v.n. "gratter la terre avec du bruit; peiner, multiplier ses efforts sans obtenir un résultat correspondant" (FEW 22',110b). S. BaldEtym 1, Nr. 1105. 2247

lambiner 221,111 a/b Mfr. bessin "terme d'injure" ... Cerfontaine bèziner v. n. "vétiller" ... etc. (FEW 22 1 ,llla/b). - Dazu Jean-Pierre Chambon, Quelques régionalismes bourguignons dans la Mitistoire baragouyne de Fanfreluche et Gaudichon, dans Bibl. d'Humanisme et Renaissance LI, 1989, 615: «1. besin n. m '(t. d'injure)' ('beste chaussee, bedault de marmite, besin, bobelineur' 14). Attestation relevée par Huguet [Hu zitiert diesen einen Beleg] et FEW 22 1 ,!lia, qui appartient à un type dialectal de sens péjoratif ("lambin, mou au travail") auquel - mis à part mfr. bessin (1473) dont le rattachement au groupe n'est pas assuré - la Mitistoire fournit sa seule attestation littéraire. Dans les parlers d'oïl (et francoprovençaux), le type rbesin~' est diffusé dans le Nord et quelque peu le Nord-Est, en gallo, et surtout dans le Centre-Est, avec un maximum d'intensité en Saône-et-Loire (verdch. Mâcon, Igé, Clessé, Monceau, bressch., v. FEW 1. c.). Dans la Mitistoire, le mot apparaît dans le 'Calepin d'injures' que débite la mère de Fanfreluche, passage où l'auteur fait flèche de tout bois (v. ci-dessous §§3, 4, 6).» Die Redaktion des Textes ist wohl ca. 1550 zu datieren - zum Verbum gehören auch die sub d. BESINNEN (FEW 1,340a) aufgeführten Formen (der Artikel fehlt FEW 15'); ebenso pik. bziner "s'élancer de côté et d'autre" (FEW 15',120a sub anfrk. *BISÔN "herumrennen". Dazu auch bèziner "tâtillonner; hésiter" etc., die Jules Herbillon, Les dialectes de Wallonie 12, 1984, 40, zu dem nicht mehr gültigen Artikel BESINNEN FEW 1,348a (lies 340a!) stellt, allerdings recht hat, das ganze mit businer zu verbinden, das in der Tat jetzt mit bèziner zusammen bei den Wörtern unbekannter Herkunft steht (FEW 22',111b). - Baldinger. lambiner; lambin 22 111 a ... Ancenis berzin "obtus; mou, sans apprêt (étoffes)" ... (FEW 22',111a). S. dazu Bourbon beurjot m. "celui qui bricole, qui travaille lentement" etc., hier 222,86a sub "bricoler". lambiner; lambin 221,112a Giv. baloûgi v. n. "travailler lentement, perdre son temps" ... Übertragen aus wallon, balus, etc. hanneton, hier 21,276b (FEW 22',112a). - Ist behandelt mit wallon, âbalowe f., hier 21,276b sub "hanneton", BaldEtym 1, Nr. 786.

2248 (se) fatiguer; fatigué; fatigue 22',114a/b Alang, lagui m. "peine, fatigue" (13-14. jh.) . . . . 95

2248

(se) fatiguer; fatigué; fatigue

Alang, laguiat p. p. "accablé, souffrant" CroisAlb, laguiar v. r. "se chagriner" (hap. 14. jh.), "se fatiguer" (14. jh., R 78, 323), laguian p. pr. "languissant" (ca. 1300) ... (-> chagrin [22',27b]). Gehören hierher auch akat. lagui m. "obstacle, empêchement" (14.-15. jh.), Ibiza llagui f.; akat. laguiar v. "retarder, faire obstacle" (14.-15. jh.); laguiôs adj. "qui hésite, qui travaille lentement" (14. jh.), Ibiza llaguiôs "qui empêche, qui est fait avec hésitation", s. AlcMoll? Corom BCat 19, 33 sieht in den kat. formen halbgelehrte Vertreter von lt. laqueus, wobei er auch alang. lang, lagui als dazugehörig ansieht, trotz der vom kat. verschiedenen bedeutung. Für das kat. könnte die erklärung von Corominas noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit haben, für das occit. jedoch ist sie nicht vertretbar. Die weite Verbreitung der familie, die besonders intensiv ist im lang, und im rouerg., macht es wahrscheinlich, dass es sich hier eher um ein altes einheimisches wort handelt, wobei durchaus möglich ist, dass die kat. Wörter gleichen ursprungs sind (FEW 22 1 ,114a/b) und chagrin, peine, ennui 22',27b Lang, laghi m. "chagrin, souci, inquiétude" S 1 + 2, Clerm. lâguis "chagrin, souci", lâhis, Béz. lagui "chagrin", Puiss. "souci, chagrin, inquiétude" 2 [Anm. 2: «Schon hier 5,162b, doch wohl zu unrecht, aufgeführt»], Péz. "inquiétude, souci", Joy. lâgi pl. "chagrin", St-André lai sg. "chagrin, souci, inquiétude". Ablt. Lang, laghiâ v. "chagriner" S 1. Arles lagous adj. "chagrin" M. Npr. laiet m. "petit chagrin" (FEW 22',27b). - Die von Corominas vorgeschlagene Etymologie für kat. llagui "retard" < lt. LAQUEUS wird im FEW mit Recht abgelehnt. Stimm begründet in ZfSL 96, 1986, 245-252 überzeugend neue gotische Ansätze: got. *LAKI (neutrales Adjektiv-Abstraktum zu got. *laks "schlaff, matt, träge") und got. *LAKJAN "schlaff machen, ermatten, ermüden". Neuer Artikel zu FEW 16,441a. - Baldinger. (se) fatiguer; fatigué; fatigue 22', 115b Ajoie échcalmandrè v. a. "éreinter, esquinter; exterminer" Gl 6, 77, escalmandraie "châtier, éreinter de coups" (FEW 22',115b) (—» battre [21,388a]; blesser [21,431a]). - S. BaldEtym 1, Nr. 1205. (se) fatiguer; fatigué; fatigue 22',116a Côte, Genf s'agnoti v. r. "s'engourdir, perdre toute énergie"; etc. (FEW 22',116a). - Ergänze Verweis auf —> engourdir; dégourdir [21,416b], s. BaldEtym 1, Nr. 1302. (se) fatiguer; fatigué; fatigue

22', 116b

Bearn. esbicharriat "abbatu à la suite d'une débauche", Ossau eschibarriat 96

embarrasser; embarras - à l'abandon

2249-2250

(FEW 22', 116b). - Ist behandelt mit bearn. esbicharriâ-s v.r. "se soûler, ...", hier 21,467a sub "ivre, ivresse", BaldEtym 1, Nr. 1649. 2249

embarrasser; embarras 22',119b Nfr. encharibotté adj. "embarrassé" (1832, VHugo, Le roi s'amuse I, 2; 'inus.' Li, DG), encharibotter v. a. "embarrasser" DS 1896. Willkürlich aus encharbotté entstellt. S. SCARABAEUS hier 11,289b (FEW 22',119b). (~> noch se moquer, 22',73a und travailler mal 22',107a) und travailler mal 22',107a Lyon charibottô v. a. "travailler maladroitement; abîmer". Zur familie mfr. escharboter "fouiller dans la merde, ..." hier 11,289a, < SCARABAEUS? (FEW 22',107a) (-> embarrasser [s. o.]) und railler, se moquer 22',73a Paris chariboter v. n. "railler" (1901, SainéanPar [304]), "se moquer" Vill 1912 (FEW 22',73a) (-» travailler mal [22',107a]; embarrasser [22',119b]). Alle diese Formen gehören zu SCARABAEUS "käfer", FEW 11,289a; dorthin gehören auch weitere Formen, die zunächst sub BÖTAN (FEW 1,457a; Korrektur FEW 15',228b n. 21) aufgenommen worden waren. Die richtige Zuordnung wurde schon von SainéanPar 304 vorgeschlagen. Zu ergänzen ist die Bed. "exagérer" (1916, Esn), sowie die Ablt. charibotage m. "critique" (pop., 1901, Esn). SainéanPar 304 zitiert charibotage auch aus Méténier (1885) mit der Bed. "écriture embrouillée", aber diese Bed. ("missive, écriture") ist nach Esn 1965 'abusive' und chariboter "écrire" (1911, Casanova) «encore plus». Im FEW sind zu präzisieren mfr. escharboter v. a. "fouiller (dans la merde)" (1534, Rab II 34 [46 H]; 1537 ib [J]; Cotgr 1611), "tisonner le feu" (1534, Rab I 28 [19]) (FEW 11,289a); zu mfr. à l'escharbot le brun "sorte de jeu" (ib. b) s. 1542 Rab I 22 [154] (fehlt in A, B, D). - Baldinger.

2250 à l'abandon 22',121b Monjean, Briollay à gana loc. adv. "à l'abandon, en désordre" (FEW 22',121b). - Ein Zusammenhang mit sp. gana "Lust, Begierde" scheint formal nahezuliegen und wäre auch semantisch vertretbar (über die Bed. "willkürlich" vgl. d. nach Lust und Laune "ohne Ordnung"), aber sprachgeographisch ist dies doch sehr fragwürdig, auch wenn Corominas (Corom 2 3, 1980, 62; CoromCat 4, 1984, 329) diese im Spanischen und Katalanischen sehr gut verwurzelte Familie auf das Gotische zurückführt und Wartburg diese auch im Okzitanischen ausgiebig belegt (FEW 16,9b sub got. *GAINÔN "das maul aufsperren"; auch Nachträge FEW 16,748a). Zu ergänzen ist, dass Verrier-Onillon à gana auch in Saint-Aubin-de-Luigné bezeugen und mit einem schriftlichen Mundartzeugnis belegen. «Attemps je vais t'émover ça ... qué donc que t'as à gana dans le fond? de naveaux?» (Verrier-Onillon t. 2, p. 346). Zu ergänzen sind auch die Bedeutung "sans 97

2251-2253

en vain - vaurien; gueux

précaution, sans apprêt, en pagaie [= en pagaille, en désordre]" und die Wendung être à gana "tout est par les places" (ib.). - K. B. 2251 en vain 221,122a Afr. a nevois "en vain" (hap. 13. jh.), en nevois (hap. 13. jh.) (FEW 22',122a). - Gehört zu VÏDËRE "sehen", FEW 14,423a. - Möhren. 2252

2253

vagabond 22',127a Argot giverneur m. "vagabond couchant dans la rue" (1837-Vill 1912), giverneur des refroidis "cocher de corbillard" (Rig 1878-Vill 1912; EsnaultArg); giverner v. n. "vagabonder pendant la nuit" ('t. des cochers parisiens' Delv 1867-Vill 1912) (FEW 22\127a). - Wohl kaum zu trennen von der Familie von lt. ZABERNA "quersack" (FEW 14,655a/b): giberne f. "sacoche" (1585) ... giberneur m. "celui qui achète aux vignerons des feuilles de vigne pour les revendre aux Halles de Paris" (1877) [Esn sub giverneur kommentiert: «ricochet de fantaisies?»]. Wortspiel mit hiverner "donner un dernier labour avant l'hiver" ("faire un labour dans une vigne après la vendange" Ol de Serres; Cotgr, FEW 4,421a). Die Alternanz b/v findet sich auch bei den entsprechenden Familiennamen: Giberne, Gibernon, Gibernau/Givern, Givernaud, Giverneau (Brief von M.-R. Simoni-Aurembou vom 13.12.1990 nach Einsicht in die Materialien des Centre d'Onomastique der Archives Nationales). Es ist wahrscheinlich, dass diese Variation dem Einfluss von givre "gelée blanche ..." (FEW 4,129b sub vorlat. *GÈVERO- "winterlich") und von hiverner "passer l'hiver (à l'abri)" (FEW 4,420b sub HÏBÉRNUS "winterlich") zu verdanken ist. Im FEW ist sub ZABERNA giberne "bas du dos" (pop., seit Lar 1907) vorzudatieren ("fessier" arg. des sold. 1828-1886, Esn) und giberne "bavardage excessif" (off. d'Afrique, 1883, Esn) zu ergänzen; ebenso astiquer la giberne "bavarder" (tir. algér., 1918). Esnault erklärt diese Bedeutung: «les popotes d'Afrique se divertissaient, dit-on, d'un répertoire numéroté d'histoires fameuses, exigibles de ceux qui, à tour de rôle, tiraient d'une giberne leur numéro». Arg. giberner "causer" (FEW: Lar 1930) ist schon 1883 (spahis, Esn) belegt. - Baldinger. vaurien; gueux 22',127b-129a Afr. marpaut m. "vaurien, individu méprisable (sorte d'injure)" (pik. hap. 12. jh.), apr. id. Agnès, mfr. marpault (Greban-16. jh., Gdf; Hu; Palsgr 1530; Rab) etc. (FEW 22',127b-129a) und imbécile, sot, etc.

22',5a

Nfr. marpaud "stupide" Oud 1660 (FEW 22>,5a) (-* vaurien [s. o.]) und individu 22', 14a Argot marpaut m. "homme, individu" (1628) (FEW 22',14a) (—> vaurien [s. o.]) und 98

2253

vaurien; gueux

maltraiter 22',78b Hdauph. marpalhé "maltraiter, malmener" (FEW 22',78b) (—> vaurien [s. o.]) und maladroit 22\89b Bourbonn. marpaud s. adj. "maladroit" (FEW 22',89b) (—> vaurien [s. o.]) und maître, patron 222,85b Paris marpaux m. "maître" (1623-Cart 1725) (FEW 222,85b) (-> vaurien [s. o.]) und marchand, commerçant 222,[365 Druckfahnen] Mfr. marpault m. "marchand" (argot 16. jh., RPh 27, 297) (FEW 222,[365 Druckfahnen]) (—» vaurien [s. o.]) und domestique 23,59a Ahain. marpas m. "palefrenier" (1335, NphM 50, 139). Dazu auch mit. marpahis, s. DC, das wahrscheinlich germanischen ursprungs ist (FEW 23,59a) und voleur

23,127a

Argot marpaud m. "voleur" (FEW 23,127a) (-» vaurien [s. o.]) und abîmer; gâter

23,256b

Lyon marpailli v. a. "abîmer" (FEW 23,256b) (—> vaurien [s. o.]) und lourdaud 21,285a Centr. marpaud adj. "lourd, pataud, vaurien" (FEW 21,285a) vaurien [s. o.]) und rompre; casser 21,399b Hdauph. marpauda v. a. "briser, abîmer" (FEW 21,399b) (—» vaurien [s. o.]) und écraser

21,401b

Lyon marpailli v. a. "écraser" (FEW 21,401b) (-» vaurien [s. o.]) und déchirer 21,402b Adauph. marpauda v. "déchirer" (1560) (FEW 21,402b) (-> vaurien [s. o.]) und froisser 21,404b Gren. marpaillé v. a. "froisser" (FEW 21,404b) (-> vaurien [s. o.]) und bâfrer; manger avidement, gloutonnement 21,457a Isère marpailla v. "manger avec sensualité" ChF (FEW 21,457a) (—> vaurien [s. o.]) und repas 21,467b Boul. meçante marpaillé f. "mauvais repas" D (FEW 21,467b) und 99

2253

vaurien; gueux

souteneur 21,507a Argot marpaud m. "souteneur" (1828) (FEW 21,507a) (-» vaurien [s. o.]). Beispiel einer im FEW völlig aufgelösten und umstrittenen Wortfamilie. Es stellen sich zwei etymologische Probleme: der Typus maraud "mendiant, filou", der im FEW zu der 'lautnachahmenden Wortsippe' *MURMUR, bzw. der Ablautform *MARM- (FEW 6',359a) gestellt wird, die nach Wartburg mit den Varianten *MARM- und *MAR- auftritt (in Fn. 19 wird vom «dissimilatorischen Schwund des -m-» gesprochen). Christian Schmitt, Fr. maraud, marauder, maraudise, in Mélanges à Carl Theodor Gossen, 1976, II, 865-873, möchte diesen Typus zu MARRA "hacke zum ausjäten des unkrauts" (FEW 6',376a) stellen. Max Pfister, Einführung in die romanische Etymologie, 1980, 100, bezeichnet die FEW-Etymologie *MARM- als 'unmöglich', bezeichnet aber auch den Schmitt'schen Vorschlag als 'gescheitert' (wegen der «afr. Graphie maraudise mit -r-» und «der Tatsache, dass * maraud "einer der mit der Hacke arbeitet; Bauer" nicht belegt ist»). Er schlägt selbst einen «onomatopoetischen Stamm MAR/MARR- als Bezeichnung des männlichen Tieres» vor, «wobei *MARR- mit dem iberischen Stamm *MARR- "mouton" identisch ist» (s. FEW 6',373b iber. *MARR"widder"; von H.-E. Keller redigierter Artikel). Das zweite etymologische Problem betrifft den Typus marpaud "vaurien", der hier weit zerstreut bei den Wörtern unbekannter Herkunft zu finden ist (s. o.), von dem aber havr. marpaille als Variante von marmaille "troupe d'enfants" im FEW wie maraut sub MARM- (FEW 6',357b) verzeichnet wird. Eine andere Meinung vertreten Herbillon/Legros: Sie kommentieren zu «ahain. marpas m. "palefrenier" (1335, NphM 50, 139). Dazu auch mit. marpahis, s. DC, das wahrscheinlich germanischen Ursprungs ist» (FEW 23,59a): «Y rattacher afr. marpaud "fripon, vaurien", aussi dans les dialectes (FEW 6',362a [dort im Kommentar zum Artikel MARM-: 'ES läge nahe, auch afr. marpaud "fripon, vaurien", das in den mundarten noch vielerorts weiterlebt [s. o.] zu II [Typus maraud etc.] zu stellen; doch bliebe dabei der zweite teil des Wortes ungeklärt']), et marpaige "palefrenier", dans Godefroy, sans référence, selon FEW 7,475a, note 2 [cf. Anm. 2 im Artikel gr. PAIDON "knabe": 'Für ein von Gdf gegebenes marpaige "palefrenier" fehlen belege']; le premier élément doit être le même que dans anfrk. *MARHSKALK [FEW 16,517a]» (Herbillon/Legros, DBR 25, 1968, 57). Dieses marpaige, das von DC V, 286a sub marpahis zur Erklärung eben dieses Wortes in der Tat ohne Kontext zitiert wird, hat jedoch sicher mit den Typen maraud und marpaud nichts zu tun, ebensowenig wie ahain. marpas. Für den Typus maraud bleiben als mögliche Etyma übrig onom. *MAR- als Variante von MARM- (FEW 6',361b) oder vorrom. MAR(R)"widder" (Pfister; FEW 6',373b). Der Typus marpaud16, der sich semantisch 16

S. dazu auch Jean-Louis Roch, De l'histoire à l'étymologie, TraLiPhi 30, 1992, 100

vaurien; gueux

2254-2256

mit maraud in der Kernbedeutung deckt, scheint sekundär aus maraud entstanden zu sein, wohl durch Einfluss eines semantisch nah verwandten Wortes, wie z. B. bei havr. marpaille "troupe d'enfants", das Wartburg ohne Kommentar zu MARM- gestellt hat (FEW 6',357b), das sich wohl z. B. durch Einfluss von mfr. herpaille "troupe de mendiants, de gueux pillards" (1492-Stœr 1625), harpaille (Dup 1573-Stœr 1625), nfr. herpaille "canaille, lie du peuple" Hornk 1599 ... erklären kann (FEW 4,387b sub HARPE "sichel; edelfalke"; bzw. anord. HARPA "krampf" FEW 4,389a). Auffällig ist allerdings der sehr frühe Beleg für marpaut aus dem Mainet (Ende 12. Jh., Gdf; Ms. 13. Jh.), aber solche affektiven Wörter tauchen vor dem 15. Jh. ohnehin nur sporadisch auf; s. auch Baldinger, Faszination 699-701. Baldinger. 2254

2255

vaurien; gueux 22',129a Mfr. gars loubas m. pl. "vauriens" Froiss (FEW 22',129a). - Beleg: 'Villains, tuffes, giveliers, bomules, termulons, tacriers, craffeurs, marrados et cratinas, petaulx et gars loubas' (FroissChronL 5, 323). Könnte zu den vielen Varianten von loup garou (FEW 17,569b-571b, *WERWOLF (anfrk.) "werwolf") gehören. Vgl. noch LÜPUS, FEW 5,457a ff. - K. B. vaurien; gueux 22', 129a Mfr. houvert m. "vaurien, mauvais sujet" Chastell (FEW 22', 129a). Gehört zu HUBERT (FEW 4,504a), vgl. argot hubin "classe de gueux ...; chien" (1628) und lütt, mâ d'sint Hôubert "la rage". - K. B.

2256 vaurien; gueux 22',129a Nfr. rafiat "vaurien" (1793, Br 10, 215) (FEW 22',129a). - Br vermutet = ruffian ('bande de rafiats'). Vgl. auch roufßon "apprenti" (1861) und "propre à rien" Lar 1962 (beide FEW 222, 367 [Druckfahnen]). Zu ruffian, ruffien s. FEW 16,251 f. sub ahd. HRÜF "schorf"; dazu auch Moselle roufiant "débauché; homme prétentieux", Möns rouffian "mauvais sujet", LLouv. roufion "esbroufeur", Nord "mouchard" Bov, art. id.; Jam. "gamin" (FEW 16,252a); zu nam. roufiant s. auch BTDial 31, 270. Davon sind sicher nicht zu trennen argot rouffion m. "apprenti commis dans un magasin de nouveautés" (1861, s. Larch 1878-Ds), "apprenti" (Lar 1923; Lar 1933), "propre à rien" Lar 1962; nfr. roufion "ouvrier qui continue le travail après la déclaration de grève" LarM 1, 110 (alle bisher in den Fahnen von FEW 22',367). Zur Familie von *HRCJF gehört auch argot roufier "soldat" (1725-1828) FEW 16,251b. Das a im Stamm von rafiat könnte aus argot rafiot "chose de peu d'importance, camelote" (Delv 1867; Vill 1888) etc. (FEW 23,93a sub "canot") herkommen, aber auch aus der 37-63, spez. 51 («Nous conclurons avec Pierre Guiraud [GuiraudObsc]: 'maraud est un dérivé de MAREM au double sens de chat mâle et de mâle —> homme' [p. 56]»). 101

2257-2260

vaurien; gueux - méchant; méchanceté

Familie von mhd. RAFFEN (vgl. Bayeux raffreux "chose de rebut" PI, Minot raifaud "avorton, être chétif et mal venu", Metz rafon m. "choses de rebut" etc. (FEW 16,655a). - Baldinger. 2257

vaurien; gueux 22',129a Paris cès m. "canaille" (Vill 1888, 1912) (FEW 22>,129a). - Wahrscheinlich Aphärese von abcès (ABSCESSUS "eitergeschwulst", F E W 24,49a). Aphäresen sind im Argot häufig, z.B. (i)maginer, (ca)binet, (sa)cré, (amé)ricain, (bon)jour, (ca)pitaine, (de)mande, (na)turellement, (ef)fectivement, (e)xactement, (a)cadémie, (in)térieur, (inter)valle, (inter)prêter, (a)réonotique, (ag)glomération, (al)locution, (parfaitement, (contemporain, (con)seiller, (com)binaise(-on), (au)tobus, (au)tomatiquement, (o)pinion, (a)crobatie, (mo)tocycliste, (an)tagoniste, (ré)capitulatif, (in)dividu, (é)pilogue, (a)vion, etc. (s. TraLiPhi XXVI, 1988, 277-282). - Baldinger.

2258 vaurien; gueux 22',129b Metz, Isle, Paysh. Nied göy f. pl. "canaille, crapule" ... (FEW 221,129b). Ergänze Verweis auf —» "loques; déguenillé" [21,515a]; s. BaldEtym 1, Nr. 1831. 2259

méchant; méchanceté 22 1 ,130b Afr. sime adj. "traître, faux, méchant" (RenclC, Gdf, TL; HuonRegr 1 [Anm. 1: «Varianten cisme, sisme, cyme, cfr. ausg. Lângfors], TL); simement adv. "perfidement, faussement" (pik. 1294, R 21, 408) (FEW 22', 130b). Sicher Lehnform aus lat. SLMLUS "singe" (FEW 11,630b); vgl. alütt, xhimme m. "singe" etc. FEW 11,632b und alill. syme "singe" (1385) etc. FEW 11,633a. Der Affe galt seit dem Altertum (Physiologus) als böse und unberechenbar; vgl. MALIGNUS (malin comme un singe bedeutet im Mittelalter noch "böse wie ein Affe", und le Malin = le diable (s. dazu BaldingerFasz 101 ff.). S. noch BaldEtym 1, Nr. 605. - Baldinger.

2260 méchant; méchanceté 22', 131a Argot péaix adj. "malin, méchant" (1846, SainéanSourc[Arg]; EsnaultArg) (FEW 22',13la). - Der einzige Beleg findet sich in dem durchaus vertrauenswürdigen Dictionnaire d'argot eines Inhaftierten von 1846: péaix "malin, méchant" (SainSourcArg 2, 174). Esn 1965 sieht in faire le péaix "faire le méchant, le malin" sicher mit Recht eine Basis faire le pet, wobei pet als pé (so im Jargon de l'argot réformé, Zusatz der Ag. 1849 il y a dupé "il y a du danger") oder mit offenem e als pet/paix geschrieben werden konnte: «comprendre "ronchonner"; lire pé/paix, par hésitation sur l'orthographe» und Hinweis auf pélpèlpet "manifestation de mécontentement; ronchonnement: Faire le P "faire grise mine" (1827, Demoraine, Dict. d'argot); faire du pet "bisquer" (1835, Raspail), aller au pet "porter plainte, faire un esclandre" (1847, Dict. d'argot [de format 'nain']), furer du pet 102

méchant; mechanceté

2261

"chercher chicane" (voyous, 1928, Le). Das FEW (8,131b) ergänzt mit faire le pet "faire l'insolent" und pet "embarras, manières" (beide bei Delvau 1867). Letzteres entspricht der Bed. 2 bei Esn 1965: "danger" {en cas de pet schon 1928); dazu 3 "alerte au danger" {faire le pet "donner l'alerte" 1850); daher noch 1890 als Interjektion pè! pè! "gare!" bei Arbeitern und Schülern. Das FEW ordnete die aus ihm zitierten Formen sub PËDÏTUM "furz" ein (8,131b), während Esn 1965 (und auch CellRey, TLF) darin eine Apokope aus pétard "colère" (1830) und "alerte, danger" (1850) sehen (das aber ebenfalls zu PËDÏTUM gehört); «le cri pè! pè! offre un mélange avec l'interjection paix! "chut!"». Somit Ergänzungen zu PËDÏTUM FEW 8,131b {pet) und 8,136a (pétard). S. noch CellRey 1980 pet und pétard, Rob 1986; TLF 13, 1988. - Baldinger. 226i

méchant; mechanceté 22',131a Agen bispe adj. "violent, acerbe" (17. jh., C), bîspè "méchant, haineux". Cf. Bigorre bispo f. "petite chose agaçante", < VIST- 2, hier 14,534a und b, sowie gask. bispe "âpre ...", < ASPER 2, hier 1,156b (FEW 22',131a) und tique 21,273a Bearn. bispîlh m. "sorte de tique très petite" (FEW 21,273a) (-4 poussière (trav. gén. du ménage [FEW 23,53b]) und bouton; pustule 21,428a 1. Périg. St-Pierre vispolo f. "pustule", vipolo, St-Pierre id. Guill. Agen bispôlo "enflure de la peau" 1 [Anm. 1: «Diese form schon hier 14,534a, auch noch in der bed. "étincelle"]. Ablt. St-Pierre vipoulâ v. a. "faire venir des pustules"; vipoulado f. "éruption de pustules" (beide Guill). 2. Castillon, Bethmale, Barèges bispiru m. "bouton", St-Gaudens, Arrens bispirür\, Lourdes, Caut. bespirü, Lombez bespirvr\\ HPyr. b e s p i l 2 [Anm. 2: «Das gleiche wort, aus anderer quelle stammend, hier 14,344».] bespiiü, bespiiür\, Lannemezan brespiiü, brespii (alle ALG 597), Aran bespirü r\ "orgelet", Lavedan bispiroû "bouton de la peau", Ferrère bespiroun "pustule, petit bouton sur la peau"; Lavedan bispiroado "éruption de boutons au visage". Dazu kat. vesper "gra gros que neix al clatell; abcès", das von AlcM als eine ablt. von VESPA gehalten wird (FEW 21,428a) und poussière 23,53b Bearn. bispîlh m. "grain de poussière; petit bouton de la peau; sorte de tique très petite; fig. un rien, quelque chose de très petit", bisbilh (FEW 23,53b). Zu obigen Formen vgl. jetzt den Kommentar zu ASPER "âpre, rugueux, raboteux", FEW 25,476b: «... On préférera peut-être l'idée, exprimée ici 14,534b, d'un croisement d'aspre avec la base phonosymbolique VISP- (ici 14,534a, VIST- 2, où l'on ajoutera Agen bispe adj. "violent, acerbe" [17e s., C], bîspè "méchant, haineux" [tous deux à biffer ici 22',131a], ...» sowie 103

2262-2265

personne méchante - chicaner

ibid. Anm. 64: «En outre: toute la famille de périg. vispolo f. "pustule" (ici 21,428a), qu'on ne peut séparer des formes classées sous VIST- 2; béarn. bespilh m. "petit bouton enflammé sous la peau; tique, pou rouge" (à biffer ici 14,344a, VËSPA), bispilh "sorte de tique très petite" (à biffer ici 21,273a); Gers, bespil "esp. de persil sauvage" (à biffer ici 14,344a, VËSPA)». - K. B. personne méchante 2 2 1 3 1 b Jam. bçrlây f. "femme sale, mégère" (FEW 22',131b) (—> fille légère [21,505a]). - S. BaldEtym 1, Nr. 1783. personne méchante 22',131b Tourn. vyçl das "vieille femme méchante", flandr. vieille dache "terme injurieux". Das gleiche wort wie dache "clou", —> clou, hier 222,92a? (FEW 221,131b). - Ist behandelt mit maug. dache "personne imaginaire", hier 22', 14a, sub "individu". personne méchante 22', 131b Ancenis, Segré chigripie f. "méchante femme" (FEW 22',131b) (-» chétif 21,289a]). - Ist behandelt mit nant. chigripie f. "femme maigre ...", etc., FEW 21,286b, s. BaldEtym 1, Nr. 828. 2262 personne méchante 221,131b Aun. rouchi f. "méchante femme" (FEW 22',131b) (—> chien [222,7a]). Ergänze Verweise auf —» débauché [21,503b], sowie auf —> personne sale [23,191a]; siehe auch BaldEtym 1, Nr. 1772. - D. D.-S. cruel 22', 132a Afr. gainart adj. "cruel, violent, méchant" (1155, Wace) ... —> chien [222,6b] (FEW 22', 132a). - Vgl. dazu jetzt hier 222,6b, Artikel afr. guaignun sub "chien". 2263 injure; injurier 22', 132b Mfr. givelier m. "t. d'injure" (Froissart, Gdf) (FEW 22',132b). - Zu Kontext, Varianten und etymologischer Diskussion s. D E A F G 775-776. Bleibt ungeklärt. - K. B. 2264 mauvais tour 22', 133b Hercé et ä rikäopi loc. "faire des malices par désœuvrement" (FEW 22',133b) (-> cracher [21,323b]). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 945. 2265 chicaner 22 1 ,135b Ussel rambalhâ v. "chicaner" D D (FEW 22',135b) (-> embarras [22',120b]). - S. dazu lang, rambal m. "chanvre de rebut, mêlé et tortillé" etc., hier 21,153b sub "étoupe, filasse"; BaldEtym 1, Nr. 482. - D. D.-S. 104

tromper; tromperie

2266-2267

mauvais sujet 22',136b Waadt détertin m. "garnement, débauché, mauvais sujet" etc. (FEW 22», 136b). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 1111. coquin 22', 136b Poit. meille f. "grosse coquine" Drouh. —> femme, hier 21,280. Zur möglichen etymologie der ganzen familie siehe hier 24,452a n 38, < AMicus (FEW 22",136b). - Ist behandelt mit argot mille, hier 21,280a sub "femme", s. BaldEtym 1, Nr. 803. tromper; tromperie 22',138b Afr. bescocier v. a. "escamoter, tromper" (13. jh.) (FEW 22',138b) (—> jeter [21,365b]). - Ist behandelt sub "jeter, lancer" FEW 21,365b, s. BaldEtym 1, Nr. 1112. 2266 tromper; tromperie 22', 138b Mfr. bigu m. "tromperie" (Brantôme, Hu), donner le bigu loc. "donner le change, tromper" (ibid.) (FEW 22',138b). - Siehe dazu AMBIGUUS "zweideutig", FEW 24,399b Anm. 4. Der etymologische Hinweis gilt auch für pik. mots bigus "mots estropiés, barbarismes picards", FEW 22',156b sub "langage". - K. B. 2267 tromper; tromperie 22', 138b Nfr. blouser v. a. "tromper, faire tomber dans quelque méprise" (seit Ac 1798) (-> billard [22',190a]) (FEW 22',138b). - Le terme argotique blouser v. a. "tromper, frustrer, «avoir»": «En fignolant trop, on se fait blouser» (footb., 1927) Esn 1965, est, en effet, d'abord un terme du billard: blouser "faire entrer la bille dans la blouse du billard" (schon 1654 se belouzer id.; blouser seit 1680, TLF), d ' o ù "décevoir" (Esnault 1965; TLF). V. les détails FEW 22', 190a: si on fait tomber sa propre bille dans la blouse, on perd des points; si on b(e)louse (fait tomber) la bille de l'adversaire dans la blouse, on gagne des points (Pom 1671). Le terme est d'origine inconnue et n'a, probablement, rien a voir avec la blouse comme vêtement («Ein Zusammenhang zwischen blouse als kleidungsstück und blouse du billard ist wohl kaum anzunehmen» (FEW 21,518b). Tous les deux sont d'origine inconnue. L'article blouse/vêtement se trouve FEW 21,517a—518b (article qui remplace BLIDALT FEW 1,408 f.), complété par Wintzer 1981, 181-197 et nos additions dans BaldEtym 1, Nr. 1845. On notera le parallélisme sémantique entre, d'une part deux articles blouse (vêtement) et blouse (du billard) et l'article blaude "blouse" et bress. aiblauda "embrouiller et tromper ...", et entre Orl. biaule "blouse" ... et Vendôme biauler "duper, tromper" (v. BaldEtym 1, Nr. 1845; 22',139b), sans doute par 'dérivation synonymique'. - Baldinger. 105

2268-2270

ruse; rusé - polisson

tromper; tromperie 22',138b Argot aquiger v. a. "tromper, attraper" (1596) (FEW 22l,138b)(—> blesser [21,430a/b]). - S. BaldEtym 1, Nr. 1361. tromper; tromperie 22',140a Limagne rambaliè "v. faire des tricheries; ..." etc. (FEW 22', 140a) (—> noch embarras [22', 120b]). - S. dazu lang, rambal m. "chanvre de rebut, mêlé et tortillé" S etc., hier 21,153b sub "étoupe, filasse"; BaldEtym 1, Nr.482. 2268 ruse; rusé 22', 140b Afr. guenaire "rusé, fourbe" (pik. 1204, var. lect. grienaire, gnaire, jenairé) (FEW 22', 140b). - Il s'agit d'une variante sans préfixe de engignieres, FEW 4,686b INGËNIUM "begabung" (cf. afr. gien "volonté, désir" et apr. prendre geing "user de ruse", FEW 4,685b). - Stephen Dörr. 2269 ruse; rusé 22',140b Paris dric m. "ruse, habileté" (1891, Richepin, EsnaultArg; Ds). Aus e. trickl (FEW 22', 140b). - Esn 1965 dazu lakonisch: 'inexistant'. Falls eine Entlehnung < e. TRICK vorliegt (semantisch stimmig; formal denkbar), wäre der Beleg FEW 18,127a hinzuzufügen. Zu den Entlehnungen von trick s. noch Rob 1986. - K. B. 2270 polisson 22',142a/b Norm, gouspin m. "homme de néant, mauvais drôle" (1649, NisardParisian 125' [Fn. 1: «Der beleg stammt aus: Les Maltotier ou les Pescheurs en eau trouble. En vers burlesque, langue Normande, p. 5, Paris 1649»]), Paris goussepin "petit polisson; celui qui, dans une maison, est chargé de toutes les commissions" BL 18082 [Fn. 2: «Gehört hierher auch npr. guspin "querelleur, mutin, railleur", railler, supra 73b?»], nfr. gouspin "polisson, petit vaurien" (pop., Boiste 1803-Lar 1948; Lar 1983, vieux), goussepain (1876, s. Vill 1888; seit Lar 1907), argot gouspin "huissier" (1847, EsnaultArg; 1855 fkorr.: 1850, s. hier 23,124b], SainéanSourc), "clerc de notaire, d'avoué ou d'huissier" (1934, Montherlant, TLF), havr. goussepin "galopin", Tôtes gouspni [lies: -in] "id., mauvais sujet", Andelis "gamin, petit polisson vicieux", Louv. goussepin "gamin", Valognes gouspin "id., polisson" Dm, hag. gouspyn "petit garçon, galopin", IlleV. gouspin "méchant gamin", Cane, "polisson", mal. guspë "gamin", Dol gouspin "petit enfant (en mauvaise part)" (f. gouspiné), cogl. guspë "petit garçon, gosse, gamin" ABret 18, 475, renn, gouspin "petit gamin, petit mauvais sujet", Gennes guspë "méchant petit garnement", Pléch. "petit gamin" (pl. guspëfi), Pipriac "enfant", gospë (beide ABret 16, 531), bmanc. guspë "galopin", Mayenne "gardeur de chèvres" Dottin, Andouillé "petit berger", Saumur goussepain "mauvais sujet, sans-souci, demi-bohème", Vendôme goussepin "jeune garçon, niais, polisson", Puys. gouspin "gamin, polisson" Jossier, 106

polisson

2270

Chablis id. Ablt. Paris gouspiner v. n. "vagabonder" BL 1808, argot id. (Delv 1867-Ds 1896), nfr. "faire le vaurien" (pop. Lar 1901-1930), bmanc. g us pin e "vagabonder, jouer de mauvais tours". Aus dem hbret. entlehnt vann. gouspin "gamin" RCelt 26, 351. Hierher auch westfläm. gaspijn "polisson, espiègle, garnement" DeBo. Zwei etymologische Vorschläge stehen einander gegenüber: Fr. Michel, Etudes de philologie comparée sur l'argot, sah in gouspin eine Zusammensetzung von mfr. gousser (cf. hier 2,1592a, < Kus) 3 [Fn. 3: «Das verb gousser ist spärlich belegt. Den drei belegen bei Gdf konnte Hu nur noch einen beifügen. Es ist dabei interessant festzustellen, dass drei dieser belege in den nordwest- westfranzösischen räum weisen, wo auch gouspin zum grossen teil lebt»] + pain. Als parallele bildungen dazu führte er menjue-pain, gruge-pain in der bed. von "mendiant" = "celui qui ne mange que du pain" an. Littré äussert denselben gedanken. In neuester zeit hat sich auch der TLF für diesen etymologischen ansatz ausgesprochen und zugleich versucht, das vermeintliche suffix -pin mit dem einfluss von hapelopin (man könnte auch an galopin denken) zu erklären 4 [Fn. 4: «Dazu der text 1649, den Nisard zitiert: Combien a-t'on vu de gouspins, De ban-croutiers, de haplopins Faire les gens de haute taille»]. Dem gegenüber gibt Pauli 374-5 der these von E. und A. Duméril, Dictionnaire du patois normand, den Vorzug, die gouspin in Zusammenhang gebracht hat mit gouspiller "maltraiter qn en le secouant; malmener qn en lui faisant des reproches", das aus houspignier hervorgegangen ist (für diese beiden verben cf. hier 14,195b, < WASPA und 16,263a, < *HULIS). Die bestätigung dafür sieht Pauli in den doppelformen gouspyn - houspyn, die in La Hague und im Orléanais bezeugt sind5 [Fn. 5: «Dazu sind noch zu vergleichen: Ezy huspya "gamin", perch. houspiau, beide hier 16,263a, < *HULis, EureL. houspion "garnement" Trésor du parler percheron»]. Nun sind Wörter mit pejorativer, und deshalb auch emotionaler, bed. oft willkürlichen umformungen durch den einfluss anderer dem gleichen begriffsfeld entstammenden Wörter unterworfen, so dass es meist schwer zu erkennen ist, welches das primäre element bei einer Wortbildung darstellt. Die diskussion um gouspin bleibt vorläufig noch offen. Der erstbeleg für gouspin entstammt wohl dem milieu der in Paris niedergelassenen Normands. Durch sie ist das wort in die Pariser Volkssprache gelangt. Seine starke Verbreitung im norm, hbret. Maine, ang. und perch. lässt annehmen, dass es dort beheimatet war. Einzig die belege aus der Puysaie und dem Chablis lassen Übernahme aus der Pariser Volkssprache vermuten; oder sind sie über den wasserweg der Loire aus dem westen dorthin gelangt? (FEW 22',142a/b). - Ergänze Beleg: 'C'était pas drôle de se balader sur les toits avec un autre gouspin' (1889 MacéLundis 113). Zu den zwei etymologischen Vorschlägen von Michel 1856 (gousse-pain) und Pauli (gouspiller/houspignier) gibt Esnault 1965 einen dritten Vorschlag: 107

2271

polisson

«Probablement gousse "chien" (v. gosse [FEW 21,447b]), suffixé comme (XVIe s.) Jospin, Joseph». Da gousser "manger" im FEW ebenfalls zu gouce "chien" (FEW 2,1591b sub onom. KÜs) gestellt wird (gousser "manger" 16. jh.), wäre diese Hypothese eine Variante des Vorschlags Michel (in diesem Falle wäre -pain eine volksetymologische Umbildung aus dem Suffix, während umgekehrt Michel eine Umbildung von -pain zu -pin durch Einfluss des Suffixes annehmen muss). Möglicherweise ist auch die diminutive Bedeutung ("gamin, polisson") dem Suffix - und dem kurz vorher auftauchenden lautlich nahestehenden gosse "gamin" - zu verdanken. Gousser "manger" wird schon im 16. Jh. als typisches Argotwort erklärt und auch von SainéanSourcArg 2, 365 aus «pr. goussa, "manger de grand appétit, propr. dévorer comme un chien"» gedeutet. Die Etymologie goussepain > gouspin wird fast gleichzeitig von Michel 1856 und von der Ausgabe der Variétés hist. et litt., VIII, 1857, S. 186 («C'est de là [gousser] qu'est venu le mot gousse-pain (mange-pain), qui se prend pour un misérable de la dernière espèce, dans le langage du petit peuple») ohne Hinweis auf Michel gegeben. Margaretha Hoffert (Redakteurin des 1986 erschienen FEWFaszikels) sagt in Fn. 3: «Das verb gousser ist spärlich belegt. Den drei belegen bei Gdf konnte Hu nur noch einen beifügen [nämlich Var. hist. VIII, 152]» (unsicher ist, ob auch bien goussé "bien repu" hierher gehört, vgl. cosse, gousse FEW 21,132b, BaldEtym 3). Aber vier Belege für ein Argotwort sind doch ein deutlicher Beweis für seine Vitalität, und wenn man noch die sprachgeographische Übereinstimmung mit gouspin berücksichtigt, die auch M. Hoffert betont, so wird man doch (wie auch der TLF) dieser Etymologie den Vorzug geben. - Esn führt auch gosse "enfant" (21,447b ff; BaldEtym 1, Nr. 1446) und gousse "femme lascive" auf gousse "chien" zurück. Dieses ist im FEW sub Küs (onom.) (2,1591b f.) eingeordnet, ebenso wie mfr. gousser "manger", von dem Michel auch für gouspin ausgeht. Da gos "chien", gouce "chien" nicht nur im Apr., sondern auch im Norden gut belegt ist, spricht sprachgeographisch nichts dagegen. Das Suffix -pin andererseits steht auf schwachen Füßen: Jospin ist sicher Diminutivum zu Josep- statt Josef-, d. h. das Suffix ist nicht -pin, sondern -in, und die p-Form ist in Italien und Südfrankreich beheimatet (s. FEW 5,51a sub JOSEPHUS). - [Nichts zu tun mit gousser "manger" hat - trotz FEW 2,1592a Fn. 3 - bret. argot housein "essen", und das im FEW 20,10b verzeichnete Mortagne goser "rassasier excessivement" gehört zu gall. GEUSIAE "rachenränder" FEW 4,127b (s. Chauveau, ZrP 102, 1986, 118)]. Baldinger. 2271 polisson 221,142b Argot mouscouillousse s. "nom injurieux que l'on donne à un homme que l'on méprise, à un petit polisson" BL 1807. Gehört wohl zu argot mouscouilloux "fantassin", hier 63,251a, < MUSCA. EsnaultArg stellt diese Wörter 108

polisson

2271

in einen andern etymologischen Zusammenhang s. v. mouscaille (FEW 22',142b). - In der Tat stellt Esn 1965 mouscaille "excréments" zu mousse, das er aus bret. mous m. "ordure" erklärt. Für Wartburg (FEW 16,567a) gehört mousse zur Familie von anfrk. MOSA "moos" (1618, s. Larch 1878; 1628-1725, SainSourc; Michel 1856-Del 1896), ebenso argot mousser v. n. "aller à la selle" (Michel 1856-Delv 1867 [es ist allerdings schon 1612 in der Vie généreuse des mercelots, gueux et bohémiens belegt]); dazu auch argot mousserie "latrines" Delv 1867, das ebenfalls vorzudatieren ist (1822, Chalopin = Mézière, Esn; 1836, SainéanSourc Arg I, 211). Hierher gehört auch (im FEW zu ergänzen): moussine f. "diarrhée" (1847, Dict. d'argot, format nain, Esn). Hingegen gehören alle Formen mit -c- zu lt. MÜSCA "fliege" (FEW 63,251a) [Ergänzungen und Korrekturen zum FEW in eckigen Klammern], auch Möns mouscaye "matière fécale", Beifort mouscaille, Murat mouscaille MAnt 12, 372; mourmé mouscagni, die Wartburg sub MOSA (16,567a) aufführt, obwohl mouscaille "excréments" auch sub MÜSCA steht (ein bisher entgangener Fall von Doppeletymologie). Richtig sub MÜSCA (63,251a) eingeordnet sind argot mouscaille "excréments" [zu streichen FEW 21,319b; BaldEtym 1, Nr. 940] (1837; Le) [XVIe s„ Esn; ergänze "boue" 1914, soldats; "misère" pop. 1901; l'avoir à la mouscaille "avoir de l'aversion, du dégoût pour" voyous, 1926, Esn], être dans la mouscaille "se trouver dans l'embarras" Chaut 1931; mouscailler v. n. "aller à la selle" (1628 [SainéanSourcArg I 197: "chier"; 1725 Granval "filer du proye", ib. 354; 1837 Vidocq "aller à la selle", ib. II 144]; 1827-Lc) ["puer" pop. 1918, Esn]; mouscailleur m. "vidangeur" ([1882, Esn]; Ds 1896); [ergänze: démouscailler v. n. "déféquer" (1847, Dict. d'argot format nain, Esn), v. a. "tirer d'embarras" (voyous 1927, Esn)]; se démouscailler "se dépêcher" Le; [emmouscailler v. a. "emmerder, au pr., mais usité surtout au fig. (pop., v. 1883)], Paris id. "importuner" B, argot ["ennuyer, chagriner"] Le; [arg. emmouscaillant "emmerdant", emmouscaillement "emerdement", emmouscailleur "emmerdeur" Esn. ohne weitere Angaben]; emmouscaillé adj. "sans argent" (1883, s. Chaut). Das FEW verzeichnet ausserdem argot mouscailloux "fantassin" (Rig 1881-Ds 1896) und mouscouilloux Michel 1856; Esn 1965 versieht *mouscailloux mit einem Sternchen als 'suspect' oder als 'exclu de l'argot' und bezeichnet als 'douteux' mouscouilloux "fantassin" Michel 1856, "soldat" 1847, Dict. nain, die er als Umbildung aus mouscouillousse "homme sans valeur, polisson" BL 1807 mit Einfluss von poussecailloux m. "fantassin" (soldats, vers 1806; pop. 1829) erklärt. Das FEW verzeichnet eben dieses mouscouillousse "petit polisson (t. de mépris)" BL 1808, das aus Versehen FEW 22', 142b erneut zitiert wird und den Anlass zu diesem Artikel bildet, ebenfalls im Artikel MÜSCA (FEW 63,251b), so dass sich der Kommentar mit «wohl zu» als überflüssig erweist! Ob argot moustille f. "excréments" (sold., 1886; Laval 1890, Esn 1965) zu 109

2272-2273

lignée - marier; épouser; mariage

MÜSCA oder zu MOSA gehört, ist schwer zu entscheiden, wohl eher ebenfalls zu MÜSCA, obwohl Wartburg Louv. Tinch. bmanc. moustille "matière fécale" - ohne obige Argotformen zu erwähnen - zu MOSA (FEW 16,567a) gestellt hat. Die moustillé-Formen sub MOSA (16,568b) gehören zu MUSTUM "most" FEW 63,271b (s. 63,338b). - Im FEW nicht zu finden vermag ich caille "merde", das Esn 1965 seit 1906 belegt und aus mouscaille erklärt, sicher zu Recht; die Wendungen sprechen dafür, und Aphäresen sind im Argot sehr häufig (s. Beispiele in TraLiPhi 26, 1988, 277-283). Baldinger.

turbulent; tapageur 22',143a Nam. arnauche m. adj. "bousculeur, fureteur, turbulent, (celui) qui ne peut pas rester en place, qui touche à tout", èrnauche adj. "turbulent, pétulant" etc. Wohl zu *NASICARE 2 e, hier 7,27a. Die vorsilbe ar- könnte aus der familie von *HARA [(anfrk.) "hierher"], hier 16, 148ff. stammen und zur intensivierung der bed. an die stelle von ri-, bzw. re- getreten sein (FEW 22', 143a). - Siehe dazu die Ausführungen von M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 242) zu Möns fai dés arnaise, hier zitiert 22',269b (sub "ombrageux"). scandale 221,143b Blon. detçrtë m. "scandale" (FEW 22',143b) (-> hardi [22',37a]). - Siehe dazu BaldEtym 1, Nr. 1111. 2272

lignée 22',145a Mit. arvales "les ancêtres" (Bresse, AnnAin 1893, 245) (FEW 22»,145a) und - nochmals aufgenommen tempête 21,12b Mit. arvales "les vieillards, les ancêtres" (Bresse, AnnAin 1893, 245) (FEW 21,12b). - Obige Formen sind zu streichen. Vgl. dazu FEW 25,395b (sub ARVALIS "qui concerne les champs"): 1. frm. arvale m. "membre du collège consacré au culte de Dea Dia (t. d'ant.)" (Trév 1721-1771 ...), arvales pl. ... frères arvales (Enc 1751; dp. AcC 1836) ... mit Kommentar: «1. est emprunté à lt. ARVALIS (dér. de ARVUM), dans le syntagme fratres arvales ...» 4 mit Anm. 4: «Mit. arvales "les vieillards, les grands-parents, les ancêtres" (Bresse 1430, BullAin 1893, 245, sans contexte) est rangé ici 221,145a et 21,12b (où il est à biffer car on ne voit pas le rapport avec le type orvale "désastre"». - K. B.

2273 marier; épouser; mariage 22', 145b Argvs. marconar v. "marier". DauzatArg 28, 51 und SainéanSourc 2, 393 stellen das wort zu argot marque "prostituée" (dieses s. hier 16,554a). Hierher gehören auch faria mocon m. "domestique"; moconä f. "servante", arga. meconna, —» domestique, hier 23,59b (FEW 22',145b) und id. sub "domestique" (FEW 23,59b). - S. dazu jetzt Nicoletta De Carli, «Sub rosa 110

gifle

2274

dicere» und «avere il marchese», Euphemismus und Symbolik in zwei Redensarten, in Schweiz. Archiv für Volkskunde 86, 1990, 35—43 (spez. 39-43). Sie geht von it. (gergo) marco "Mann" und marca "Frau" (und marcona id.) aus, bzw. von MARCARE "markieren (als Wäschezeichen)"; dazu sekundär marchese "Monat" und avere il marchese "menstruieren". Die obigen fr. (gallorom.) Belege gehören kaum zu germ. *MARKA "grenze" (avoir son marquis "avoir les menstrues" Cotgr 1611 (FEW 16,523b) wird von Wartburg erklärt als «wortwitz im anklang an das verbum marquer» (Fn. 7)): «In Wirklichkeit ist es wohl eher eine der häufigen Jargonentlehnungen des Französischen aus dem Italienischen» (De Carli S. 41). Dies widerspricht jedoch weder dem Zusammenhang mit marque "prostituée" (16,554a) noch der germanischen Herkunft. Wenn N. De Carli Recht hat, und vieles spricht dafür, wären alle im FEW 16, 221 und 23 verzeichneten Formen sub an. MERKI "grenzzeichen" (FEW 16,550 ff.) zusammenzuführen 17 , wobei sekundär marquis natürlich zu germ. *MARKA (16,523b) abgewandert ist (wie Wartburg richtig festgestellt hat)18. Hierher gehört auch argvs. marconar v. a. "marier" AGI 3, 58, das sich irrtümlich in den Artikel lt. MARCUS "hammer" (nicht "Mantel" wie bei N. De Carli S. 39 definiert) verirrt hat (FEW 6',315b). Wartburg hat dies FEW 16,767a sub *MERKI (Nachträge) richtiggestellt. Auf die Herkunft aus dem it. gergo wird hingegen von Wartburg schon 1960 im FEW (6',315b) hingewiesen. Baldinger. châtier; correction 22', 152b Ajoie escalmandraie v. a. "châtier, éreinter de coups" (FEW 22',152b) (-» battre [21,388a]). - Siehe Ergänzung zu FEW 21,388a sub "battre", BaldEtym 1, Nr. 1205. Die Etymologie bleibt unbekannt. gifle 22',153a Mfr. nfr. talemouse f. "gifle" (Cotgr 1611; OudC; Br 3, 174) etc. (FEW 22', 153a). - Ist behandelt mit mfr. nfr. talemouse f. "tarte au fromage" (1393-Oud 1660; ...) ..., hier 21,476b sub "gâteau; pâtisserie"; BaldEtym 1, Nr. 1688; zu nfr. talmouse f. "gifle" (Cotgr 1611; Oud 1660; Br 3, 174) ergänze Beleg von 1764 ('j'vous rends une talmouss', Dat 38,1991, 313). 2274 gifle 22',153b Renn, poniche f. "taloche; mauvais coup", pauniche (FEW 22',153b). - Zu PÔNËRE "stellen, legen" (FEW 9,161b); vgl. norm, ponicher "ajuster sans 17

18

Prati wird von N. De Carli S. 39 zu Unrecht kritisiert, d a Prostituierte schon im Mittelalter durch spezielle Zeichen 'markiert' wurden (s. F E W 16,556 Fn. 15). Es handelte sich allerdings nicht u m die ' m a r q u e légale', von der schon Dauzat, Les Argots, 1929, S. 160, spricht. SainéanSourcArg 2, 393 möchte umgekehrt marque aus marquise erklären, was aber nicht überzeugt; s. dazu auch Dauzat, Argots, 1929, S. 106. 111

2275-2276

gifle - voix

goût" 7 [dazu Fn. 7: «Zuss. mit nicher, hier zweimal gebildet, vgl. auch I 2 [s'aponicher "s'accroupir" 9,163b], S. weitere ähnliche Zuss. sub NIDÏCARE» [7,115b]] DT. Im Argot geläufiger ist poniche "prostituée" (1906, Esn), Variante von ponifle "id." (1634), poniffe CellRey 1980, ponisse (1690) [FEW 9,162b, aber wohl Versehen für poniffe, s. SainéanSourcArg; trotz Sue 1842; dazu ponifler "courir les filles" (?)], panante (1837, FEW ib.). Baldinger. 2275

gifle 22', 153b Exincourt qeniche f. "calotte, chiquenaude". Vgl. dazu alothr. quener v. "donner une gifle", hier 16,325a, < *KINNI und RLR 40, 365 (FEW 22',153b). - Vgl. auch apik. quenee "coup sur la joue" (13. jh., Gdf; JeuxP), sowie apic. awall. caneie, apic. quener "donner une gifle" RLR 40, 365 (FEW 16,325a). In diesem Sinne richtiggestellt (nicht alothr.) von Gilles Roques (Festschrift Baldinger 1979, 586 f.). - Baldinger. voix 22',154a Paris mirliton v. "voix humaine" (FEW 22', 154a) (-» flûte [23,145a/b: "mirliton"]). - Gehört zu MELILOTHUS, FEW 6',661b/662a und ist behandelt mit pik. mirliton, hier 21,159b sub "souci"; s. BaldEtym 1, Nr. 489.

2276 voix 22',154b Nfr. pinchará adj. "populaire, vulgaire (surtout de la voix d'une prostituée)" (argot litt., Delv 1867-Ds 1896); "siège pliant (d'un artiste)" (Delv 1867-Ds 1896; Lar 1903; 1932). Die zweite bed. erklärt sich durch das kreischende geräusch des faltstuhls, auf den man sich setzt, pinchará gehört wohl zu lothr. pincher "glapir (d'une personne qui a une voix laide)", FEW 8,526, < PINK- (FEW 22', 154b). - Die erste Bedeutung wird aus PINK- überzeugend erklärt. Die zweite Bedeutung (noch Rob 1986 'rare') ist aber wohl eher an die Familie von *PÎNTS- "greifen, kneifen" anzuschliessen, vgl. pince à linge etc., argot pinçants m. pl. "ciseaux" (FEW 8,542a), pinsseux pl. "id." (8,544b) etc. Ein Faltstuhl hat dieselbe gekreuzte Form und dreht sich an demselben Punkt. Dass zwei Bedeutungen eines Wortes zu zwei verschiedenen Etyma gehören, kommt öfters vor (s. Beispiele in meinem Beitrag zur Festschrift H.-E. Keller, Vers une typologie des fautes dans le FEW: le redoublement des étymologies, des articles et des attestations, in: Studies in honor of Hans Erich Keller. Medieval French and Occitan Literature and Romance Linguistics, ed. by Rupert T. Pickens, Kalamazoo, Michigan 1993, 507-532); diachronisch (historisch) gesehen liegt in diesen Fällen eine Homonymie vor. - Baldinger. crier; cri, criard 22',154b Norm, tayauám. "braillard" DT; tayauáer ... (FEW 22', 154b). - Behandelt mit Louis, taïaut m. "chien", hier 222,7a sub "chien". 112

bégayer; bègue - proverbe; sentence 2277

2277 - 2282

bégayer; bègue 22', 156a ... hag. hanêquiei [hàn-] "bégayer" (FEW 22', 156a). - Vgl. dazu Anm. 58, FEW 25,454a (Artikel ASÏNUS "âne"): «WartburgMs avait rangé hag. hanêquiei "bégayer" sous ASÏNUS. Il figure maintenant ici 22',156a». - K. B.

2278 langage 221,156b Pik. mots bigus "mots estropiés, barbarismes picards". Siehe dazu AMBIGUUS, hier 24,399b n 2 (FEW 22', 156b). - Statt n 2 lies n 4. Der etymologische Hinweis gilt auch für bigu "tromperie" FEW 22',138b. K. B. 2279 appeler 22',159a Npr. alucd v. a. "héler, appeler de loin; interloquer, fatiguer par des questions pressantes" (FEW 2',159a). - Gehört zweifellos zu HÜCCARE "rufen": apr. abearn. ucar "appeler pour se faire remarquer; ..." (FEW 4,504a); vgl. bearn. ahucâ (4,505b), wobei das -/- wohl analog zu alupà BaldEtym 1, Nr. 999, alurpâ ib., alucä ib. 1160 gebildet wurde. - Baldinger. 2280 rabâcher 22>,159b Guern. ratuchier v. "rabâcher, baliverner, se répéter"; ratuchaeux m. "homme verbeux qui bat la campagne, qui se répète" und Vendôme ratonner v. n. "rabâcher, répéter toujours les mêmes choses", Blois ratouâner. Zu nfr. ratoner "grogner comme les rats", hier 10,124a [sub RATT- "ratte"] (beide FEW 22',159b). - Vgl. dazu Mée hanucher v. n. "parler en hésitant, en articulant mal" 55 sub ASÎNUS "âne", FEW 25,442b, mit Anm. 55: «Dans le même rapport avec rânonner' que guern. ratuchier "rabâcher, baliverner, se répéter" (formé sur rat, à biffer ici 22>,159b) avec Vendôme ratonner "rabâcher, répéter toujours les mêmes choses" (à biffer ici 22',159b)». - K. B. rabâcher 22',159b Vendôme ratonner v. n. "rabâcher, répéter toujours les mêmes choses" etc. (FEW 22', 159b). - Ist behandelt mit Guern. ratuchier, hier 22', 159b auch sub "rabâcher" (oben). 2281 conte; histoire 22', 160b Vosges tervoéne f. "histoire médisante" Jouve Chansons etc. (FEW 22',160b) (-» épidémie [21,417b]). - Ergänze zusätzlichen Verweis auf —» chanson [23,142b], wo Fraize trivouène f. "vieille chanson" verzeichnet ist. Doris Diekmann-Sammet. 2282 proverbe; sentence 22', 161a Afr. halimot1 [Anm. 1: «Das bei Gdf 4, 447c erwähnte helemot ist eine variante zum zweiten beleg bei TL»] m. "sentence, proverbe, dicton" 113

2283

se taire

(13. jh., TL). Das wort ist hier 23,195b, -> bruit, zu streichen (FEW 22',161a) und bruit; tapage 23,195b Afr. halimot m. "bruit, zèle (?)" (ca. 13. jh.) (FEW 23,195b). - De Gorog (RLiR 41, 1977, 378) verweist nur - ohne Angaben zur Etymologie - auf einen der beiden Belege bei TL («Mout demeinent grant halimot A ces Chartres ensëeller», mit mehr Kontext auch bei Gdf) aus dem Dit des avocas; TL definiert "Lärm, Eifer" mit Fragezeichen. Besser scheint mir "grands discours (couteux)", mit denen sich Advokaten bereichern (demener entspricht hier der auch sonst belegten Bed. "raconter"). In dieselbe Richtung geht mfr. haligornes "überflüssige Floskeln", das zweimal bei Philippe de Marnix (1599) belegt ist (Huguet); es ist im FEW (16,753b) sub anfrk. *HARIÔN "verderben" verzeichnet ("Abfall, Plunder, Unsinn" besser als "résidus, rebut", s. Cotgr 1611). Auf die richtige etymologische Spur führen Noomen und Van den Boogaard in ihrem Nouveau Recueil complet des Fabliaux (NRCF), t. II, 1984, im Glossar sub helemot. Sie verweisen auf den Artikel hallmote (Var. halmote, halimote, hallimote) im NED, frühme. halimot, halymot < ags. *heall-gemot < heall "hall" + gemot "meeting, assembly". Die Bed. ist somit "The court of the lord of a manor, held in the hall". So auch DC sub hallimotum "Euria Dominica Baronis seu alterius domini, in villis suis et dominiis, in qua lites vassallorum agitantur, seu Curia tribuum, wardarum, et societatum in burgis et urbibus" mit Belegen aus England. Daraus erklärt sich leicht die sekundäre Bedeutung aus dem Dit des avocas (sie ist somit FEW 23,195b keineswegs zu streichen, sondern nur zu präzisieren). Schwieriger ist der zweite Beleg aus dem Fabliau Sire Hains et Dame Anuieuse (Rohlfs Fablels I 27; NRCF II, 1984, S. 6) zu deuten: «Se vos me volez escouter, Je vos dirai bon halimot». Rohlfs definiert im Glossar "Geschrei, Durcheinander" mit Fragezeichen, was sicher nicht zutrifft. Der Kontext legt im Anschluss an die Grundbedeutung "eine gute Konfliktlösung" nahe (der Court Baron hatte ja vor allem Konflikte zu lösen). In diesem Sinne lässt sich die FEW 221 gegebene Bed. "sentence" rechtfertigen. Aber es kommt wohl noch eine volksetymologische Umdeutung hinzu. Das NED weist darauf hin, dass «it has been erroneously analysed as "holy or ecclesiastical court"» (z. B. at the Halimote or Holy Court of the Cellarer (1655); weiterer Beleg von 1797). In der zweisprachigen frühme. Gesellschaft konnte ausserdem auch das zweite Wort als mot verstanden und umgedeutet werden. Neuer Artikel zu FEW 16,129a frühme. halimot (ags. *HEALL-GEMOT) "Versammlung in der Halle". - Baldinger. 2283 se taire 22',162b Brotte ta! interj. "silence!" (FEW 221,162b). - Ellipse aus (Tiens) ta (gueule), s. Baldinger, TraLiPhi 26, 1988, 276: 1954 SAnt Sérénade 144; 114

baliverne; sornette - rendez-vous

2284-2287

1954 SAnt Joconde 152; ta gueule!; 1955 SAnt Mort 188; 1957 SAnt Anges 215; 1960 SAnt Comme Ça 130; 1968 SAnt Eléphant 198; 1968 SAnt Zéro 212. Varianten: ta bouche! 1957 SAnt Tombola 205; 1959 SAnt Plaisir 121; 1962 SAnt Mén 207; ta hure! 1954 SAnt Joconde 185; 1959 SAnt Plaisir 126; la ferme! 1953 SAnt Dragées 157; zu FEW 132,451b/452a Tüus "dein". - Baldinger. 2284 baliverne; sornette 22', 163b Paris paraches f. pl. "balivernes; grands airs" Vill 1912 (FEW 22',163b). Wohl zu PARARE "zurüsten, einrichten" FEW 7,628b, als regionale Form (vgl. argonn. voyache etc. FEW 14,381b, art. dallache FEW 152,50b, art. incrinquillache "tous les outils qu'on a" (Baldinger, Kollektivsuffixe 1950, 170), Carc. mainaché FEW 6',186b, etc.; semantisch vgl. mfr. chemise de parage "linge de luxe" JRégnier FEW 7,628b, Limagne s'iparouirê "faire l'important" (ib. 629a), etc. - Baldinger. 2285 baliverne; sornette 22',163b Flandr. menoules f. pl. "propos sans valeur, sans portée", art. ménoules "propos en l'air". Zu MINÜTUS, FEW 62,137a (FEW 22',163b). - Thom (TraLiPhi 28, 1990, 31, §218) avait constaté un classement double dans le FEW (mal classé 62,104b sub MINARE "antreiben" = Tourcoing m'noule f. "minutie" (62,137a) sub MÏNÛTUS "sehr klein"). Chambon (TraLiPhi 30, 1992, 389) ergänzt Hinweis auf 22', 163b und bestätigt die Etymologie MINÜTUS. - K . B.

bavarder; parler inconsidérément; bavard; bavardage 22', 166a Yèr. berloter v. n. "bavarder", St-Benin "radoter, dire des niaiseries", FrMont. bçrlçté "bavarder" etc. (FEW 22',166a). - Obige Formen sind behandelt mit Hérém. brçlâ v. a. "secouer un arbre fortement", FEW 21,394b/395a sub "secouer", BaldEtym 1, Nr. 1228. 2286 bavarder; parler inconsidérément; bavard; bavardage 22', 167a Blon. egwâfâ v. n. "parler beaucoup en ouvrant démesurément la bouche" (FEW 22', 167a) (-> gousse [21,136a]). - Ist behandelt mit Blon. gwâfâ v. a. "cracher la gwâfa [sic] en mangeant" etc., FEW 21,136a sub "gousse", BaldEtym 1, Nr.455. 228? rendez-vous 221,169b Ergänze: argot rencard m. "rendez-vous confidentiel" (voyous, 1898, EsnaultArg); "lieu de rendez-vous commode" (1905, EsnaultArg). Nach EsnaultArg «origine douteuse». Vgl. noch unsere Ausführungen zu argot rencard m. "renseignement confidentiel" etc. hier 22',19a sub "informer". Baldinger. 115

2288-2291

camarade - façons

2288 camarade 22',169b Mfr. goisson m. "compagnon" (CentNouv, éd. Wright). Scheint eine falsche lectio für soisson (< socius, hier 12,21b) zu sein. Vgl. noch éd. Champion (FEW 22',169b). - Die Vermutung ist sicher richtig: 'ung sien soisson qu'il maine par le bras' (Glossar: soissonslsoichons "compagnons", lat. socii) in der Ag. Champion S. 143; ung soisson 93, 71 in der Ag. Sweetser {soichon 99, 99). - Baldinger. 2289 camarade 22',169b/170a Argot fanandel m. "camarade [de gueuserie, Esn]" (1628-anf. 20. jh.), farandel (1725-1849), grands fanandels "association de gens sans aveu, fondée à Paris en 1816" (Delv 1867; Lar 1872-1930); daraus verkürzt fanande (1690 [SainSourcArg 1, 195]-Ds 1896) (-» léger [22',12b]). SainéanSourc[Arg]; EsnaultArg, TLF und dazu hier 15',245b, barandello, ibid. 252a n. 14 (FEW 221,169b/170a) und léger (de caractère) 22',12b Hér.farandèl adj. "léger" M, Alais "niguedouille; sans tournures, sans gêne et un peu niais; dégingandé"; Aude faridoundel m. "écervelé, jeune niais" M. Npr.farandelâs "grand nicodème, dégingandé" (FEW 22',12b). - Oben in Anlehnung an BW geklärt. In der Fn. 14 (15',252a Artikel BRAND (germ.) "feuerbrand; schwert") ist der Verweis auf FLANDERN (3,605b) zu ersetzen durch die Neuredaktion 152,136a/b und der Verweis auf FAHRENDE LEUTE (3,374) durch den Hinweis auf FEW 152,96b zu ergänzen. Sub germ. BRAND FEW 15',252a Fn. 14 ist ausserdem der Hinweis auf BIWbg durch BW5 1968 und auf Corom 2, 491 durch Corom 2 , 1980, 857 zu ersetzen (wo allerdings die übliche Polemik gegen Wartburg beibehalten und die Neuredaktion der FEW-Artikel in Band 15 nicht zur Kenntnis genommen wird). Ergänzend s. auch Belege und Kommentar bei Esn 1965. - Baldinger. 2290 cavalier d'une dame 22', 170a ...nfr. sigisbéisme "état de sigisbée; coutume d'avoir des sigisbées" (ca. 1790-Lar 1875, s. Lar 1875) (FEW 22>,170a). - Ergänze Belege von 1794 (Chamfort, Maximes et pensées, ch. III, 45 (Larousse, 1928)) und 1817 (Stendhal, Rome, Naples et Florence en 1817, 168), s. Dat 34, 1989, 265. K. B. 2291 façons 22',170b Mfr. magny-magna "cérémonies superflues" (1552, Rab) (FEW 22',170b). Die Definition ist korrekt, das Datum zu korrigieren. Der Beleg: '... j'en sçay mieulx l'usage et ceremonies que de tant chiabrener avec ces femmes, magni, magna, chiabrena, reverence, double, reprinse, l'accolade ...' (1548, éd. Abel Lefranc 6, 1955 [Rab IV 10 [31]]; erste Fassung von 1548). Dazu 116

façons

2291

Fn. 23: «Cotgr traduit par 'twittle-twattle' [1. twitle twatle], c.-à-d.: caquet. Onomatopée comme patic-patac [s. FEW 8,46a]: patati-patata [s. FEW 8,45b] . . . . On pourrait penser avec moins de vraisemblance, que Rabelais s'est souvenu aussi du lombard magna: 'tante' (Oudin), cf. Marichal ...». Die Rabelais-Ausgabe von Demerson (1973) übersetzt die Stelle mit «Et patati, et patata, un chié tralala» (S. 609 Fn. 10). SainéanRab 2, 207 deutet ebenfalls korrekt: «expression des cérémonies superflues, des politesses importunes» und reiht es bei den 'mots imitatifs' ein (vgl. cahu caha u. ä., ib. 206). Zur Deutung passen auch reverence, double, reprinse als «les pas et les maintiens élémentaires des danses du XVI e s.» (éd. Lefranc 6, 149 Fn. 25). Magni-magna gehört also sicher zu den refrainartigen Wiederholungen expressiven Charakters, mag aber sehr wohl veranlasst worden sein durch Bildungen wie apr. manha f. "façon de se comporter" (13. Jh.), das von Wartburg zu *MANIA "handgriff, kunstgriff" (Ablt. von MANUS) FEW 6',202a, gestellt wurde. Daran anschliessendes Ambert mano "action de passer par les mains" wurde allerdings mit Recht von Chambon zu Limagne manier "toucher" (FEW 6,291a sub MANUS) gestellt, «dont la forme d'Ambert est le déverbal» (Etudes de lexicologie, lexicographie et stylistique offertes en hommage à Georges Matoré, Paris 1987, 179). Nicht korrekt ist mfr. magni-magnau m. "personnage important" (Rab, s. Cormeau), das von Reinhard im FEW-Artikel MAGNUS "gross" zitiert wird: mfr. magni-magnau m. "personnage important" (Rab, s. Cormeau) FEW 6',50a (es kann sich nur um den oben zitierten Rabelaisbeleg handeln, bzw. um eine Verwechslung mit dem Beleg Rab IV 21, von dem noch die Rede sein wird). H. Cormeau, Terroirs mauges, miettes d'une vie provinciale, Paris 1912 gibt für maug. (Anjou): magni-magnau m. «ce qu'on appelle les 'autorités' ou les 'grosses légumes'. - L'expression se trouve dans Rabelais» (Toujours: un gros magni-magnau). Form und Bedeutung gelten somit nicht für Rabelais, sondern für maug. Und beide werden in der Tat auch für andere Mundarten bestätigt: Blain, nant. magni-magnot "personnage notable d'une localité, qui doit son importance à la richesse qu'il a acquise (par ironie)", maug. magni-magnau "personnage important", SeudreS. magni-magnos pl. "les grands, les puissants, les riches" (FEW 6',50a). Zu ergänzen sind Beauvoir magni-magnaou "personne notable", loch. Sologne, centr. magni-magno (FEW 63,327a, Nachträge), sowie ein nfr. Beleg für magni-magnon f. "dame riche et hautaine" (une grande ~) bei Balzac (1842, Dat 2, 1971, 137), der den Ausdruck sicherlich aus einer westlich/südwestlichen Mundart kannte. Daneben steht z. B. mfr. magnigoule "qui a une grande gueule" (1532, Rab IV 59), das wie lt. magni-loquus u.a. zusammengesetzt ist (Reinhard, FEW 6',50b). Die Form ma(i)gne "gross" ist recht oft belegt (nicht nur in Charles Maignes) und Reinhard erklärt die magni-magnau-Formen überzeugend aus MAGNUS, wobei «ironisch mit dem nom. + acc. masc. pl. lt. MAGNI + MAGNOS gespielt wird» (FEW 6',50b). 117

2292-2294

aimable; sociable - danse; danser

Dies gilt jedenfalls für die (modernen) Mundartformen und Bedeutungen. Die Rabelais-Stelle IV 10 ist semantisch zwar anders gelagert (mit refrainartigem Charakter wie bei patati-patata) ist aber möglicherweise auch an MAGNUS anzuschliessen. Davon zu unterscheiden ist sicher 'Magna, gna, gna (dist Frere Jan) Fy, qu'il est laid le pleurart de merde!' (1552, Rab IV 19), das ebenso wie 'Mgnan, mgnan, mgnan\ Vien icy nous ayder, grand veau pleurart...!' (1552, Rab IV, das weinerliche Getue imitiert, s. SainéanRab 2, 204). Anzusetzen wäre etwa eine expressiv-onomat. Wurzel MAN. - Baldinger. 2292

aimable; sociable 22',170b Gask. arriscat "avenant, riant" (1567) (FEW 22',170b) (-> paré, hier 21,540). - S. BaldEtym 1, Nr. 1925.

2293 grossier; malotru; brutal 22',171b Apr. grafan adj. "grossier (?)" (Arles ende 13. jh.) (FEW 22',171b). - Zu GRYPHUS "greif" (FEW 4,297b): afr. mfr. grifaigne adj. "redoutable, sauvage, horrible, rebutant (surtout de personnes, d'un peuple, d'une terre, de la mer)" (12.-14. jh. ...), ... apr. grifanha (ca. 1370) mit Einfluss der grafFormen aus anord. KRAFLA "kratzen" (apr. grafinar "gratter" (FEW 16,350b) und/oder germ. *KRAPPA "haken"; vgl. adauph. grafer "empoigner", ... Cane, saint, "griffer") (FEW 16,365a)? - Baldinger. grossier; malotru; brutal 22', 171b Argot bajaf m. "gros butor" (1894, SainéanParis) (FEW 22',171b). - Ist behandelt hier 22',5a sub "imbécile, sot, etc." grossier; malotru; brutal 22',172a Hdauph. brodo m. "sobriquet des montagnards alpins" etc. (FEW 22',172a). - Ist behandelt mit lang, brôdo f. "paresse, fainéantise" S 2, etc., hier 22',95b sub "paresseux; sans énergie; nonchalant". 2294

danse; danser

22',177b

Nfr. mouscouze f. "air de danse" (nach 1619, Hu) (FEW 221,177b). - Die Definition entspricht derjenigen von Huguet ("sorte de danse"). Das Wort ist ein einziges Mal belegt, und zwar in einem nicht datierten Text aus dem ersten Viertel des 17. Jhs, wahrscheinlich gleich nach 1619 (Datum aus dem Text erschlossen). Der in den Variétés Historiques et Littéraires (Paris 1846; V. 263-278) publizierte Text mit dem Titel "Le purgatoire des bouchers" ist im burlesken Stil verfaßt und enthält neben anderen für das 16. Jh. typischen Elementen auch Provinzialismen und derb-komische Sprachschöpfungen im Stile Rabelais: «je leur conseille [seil, aux joueurs d'insstruments] ... de leur en aller sur les plaines qui sont auprès du chasteau de Robert le Diable, apprendre quelque mouscouze nouvelle, car la pavanne espagnolle, le branle de la grenée, la volte de Bretaigne [etc.] sont trop 118

danse; danser

2295

antiques pour les courtisans de cour» (p. 272). Entlehnt aus occit. mouscous, -ouso adj. "emporté, brusque; fougueux, zélé" (Mistral), z.B. (danso) mouscouso "danse fougueuse, aux mouvements brusques". Im vorliegenden Text ist nfr. mouscouze ironisch gebraucht, etwa in der Bed. "wildes Gehopse"; es handelt sich keinesfalls um einen speziellen Tanz, wie der Kontext zeigt (Huguet zitiert zu kurz). Somit zu MÜSCA "fliege", FEW 63,251b (vgl. dort Nice, Puiss. mouscous). - Inge Popelar. 2295 danse; danser 22',178a Berr. chaberli m. "danse enfantine" RD, Sanc. id., Bourbon chibreli "danse, bourrée bourbonnaise", Franchesse "ancienne danse (dansée encore vers la fin du 19e siècle au cours des veillées ou même au bal)" 7 [Fn. 7: «Anders bei Rouleau, Essai de folklore de la Sologne bourbonnaise, 148: des danses idiotes, le chibreli, le cotillon vert, ont fait fureur vers 1880, mais ont été vite abandonnées»], morv. chibeurli "esp. de danse" Guillaume, L'âme du Morvan 163, Côte-d'Or "sorte de bourrée, qui accompagnait la remise du gâteau (coutume du mariage)" GennepBourg 44, Clessé chibreli "sorte de danse (autour de 1872)" V 41, frcomt. "sorte de danse populaire" GarneretCulot, Chansons populaires comtoises 2, 698, chiberli ibid., Boum. sibrali "danse du pays" HerzogTexte, Bresse chiberli "danse célèbre en Bresse, il y a quelques années" Robert-Juret 62, hdauph. chibreli "danse locale" GennepDauph 424. SaliesB. chibouri "sorte de danse, ronde, farandole", bearn. chibouriu. Cf. noch ALCe 998 und ALB 163, wo das wort sehr spärlich belegt ist und meist mit dem hinweis darauf, dass der tanz heute kaum mehr bekannt ist (FEW 22',178a). - Otto Schneider, Tanzlexikon, Mainz/London/New York/Tokyo 1985 bezeichnet Chiberli als lothringischen Volkstanz, der zu der Familie der Wechselhupftänze gehört und dem österreichischen Strohschneider ähnlich ist. Bei diesem österreichischen Paartanz, dessen Name von der Gebärde des Strohschneidens herrührt, reichen sich die Tänzer die Hände übers Kreuz, spreizen im Grätschsprung den linken Fuß vor, den rechten zurück und umgekehrt und beugen dabei die Arme, so daß die Bewegung des Sägens entsteht. Dieser in weiten Teilen des deutschen Sprachgebietes verbreitete Tanz kommt auch im fr. Sprachraum unter folgenden Namen vor: in Lothringen als Chiberli, in Savoyen als Sibreli, in der fr. Schweiz als Ziberli oder Tschibreli (Richard Wölfram, Die Volkstänze in Österreich und verwandte Tänze in Europa, Salzburg 1951, S. 157, Fn. 15). O. Schneider fügt dieser Gruppe noch die fr. Variante Zibouli an. Obige Belege scheinen - auch wenn für die deutschsprachige Schweiz noch kein Beleg für einen Tanz dieses Namens vorliegt - lautlich und semantisch mit der schweizd. Diminutivform schieberli verwandt zu sein; vgl. dazu die schweizd. Formen Schieber "Säge, Sensenstil" Schwld 8, 80 und schiebere "mähen", schieberlen "zumähen" Schwld 8, 81. Aufgrund der lautlichen Nähe von chiberli zu 119

2296-2298

danse; danser

siberli, einem Füllwort in Anzählreimen (Schwld 7, 62) geht chaberli vermutlich auf ein Ablautspiel von chiberli nach dem Muster von schweizd. ribedi-rabedi zurück: «Enerli, senerli, siberli, sä, ribedi, rabedi, knoll» (Schwld 6, 12). Daß auch die fr. Form chaberli als Füllwort Verwendung fand, geht aus einem burgundischen Lied hervor (in Burgund ist der Tanz übrigens in den Formen sabrli und sibrli belegt): «On dit qu'elle est malade, Et "eabrli" et "eabrla", On dit qu'elle en mourra, Et tralala, et tralala» (ALB 163). In diesem Sinne ist BaldEtym 1, Nr. 953 zu modifizieren und zu ergänzen. - Nicoline Hörsch. [Vgl. noch den Vorschlag von Chaurand (Brief vom 2. 2. 1991): «Enfin pour chaberli et formes apparentées, je pense qu'il est possible de tirer quelque chose de CAPREOLUS ["rehbock"] (FEW 2,304b). Si une forme telle que chabrol a été pourvue d'un suffixe -i(s), nous pouvons avoir des aboutissements du type chaberli, masc. L'article du FEW ancien malheureusement ne donne probablement pas toute la gamme possible des variantes et des dérivés. Mais comment ne pas penser à un pendant francoprovençal, au moins sur le plan sémantique, de l'ital. capriola, mais sous une forme dérivée? Les noms de danse s'empruntent facilement et il est possible que le mot corresponde à une appellation locale, plus ou moins adaptée selon les lieux, mais limitée à l'origine à une aire peu étendue». - K. B.]. 2296 danse; danser 22',178a Ergänze poit. brisquet s. m. "danse traditionnelle à deux figures, la première étant un avant-deux" (RézOuest 80, «origine inconnue» mit Beleg: «Guilleret et entraînant, sur des paroles| si souvent chantonnées dans le temps, | c'était un air de danse, un brisquet |: y [nous] avons tant dansé | Su[r] l'cabinet à ma grand-mère | y avons tant dansé | Que l'cabinet a défoncé» (SEFCO 4 (1970) 393 [SEFCO = Bulletin de la Société d'Etudes Folkloriques du Centre-Ouest), 1964-1983. Depuis le N° de mai-juin 1976, ce bulletin a pour titre Aguiaine. 1 (1962, 1963, 1964) ... 4 (1969, 1970); zitiert nach RézeauOuest 287]). - K. B. 2297 danse; danser 22', 178b Brianç. bacuber m. "danse exécutée par neuf, onze ou treize hommes munis d'épées, le 16 août, dans le village de Pont-de-Cervières", bacchu-berr Giese ... (FEW 22>,178b). - Ergänze: bacchuber (um 1835, Michelet, Hist. de France, II, 45; éd. de Saint-Clair, 1964 (?)); bacchu-ber (1890, Lar, Suppl. 2) (Hinweise in Dat 33, 1989, 20). - K. B. 2298

danse; danser 22>,178b ... Clerm. brandi las quècas "danser en jouant les castagnettes"; ... (FEW 22',178b). - Ergänze Verweis auf noyer; noix [21,85b], wo mfr. quecas m. "noix" etc. verzeichnet ist; s. BaldEtym 1, Nr. 353. 120

danse; danser 2299

2299

danse; danser 22',179a B e a m , tranguet m. "espèce de danse" ( F E W 22', 179a) (—» sonnerie [23,157b/158a]) und ib. Beam, trinquet m. "pas de danse". Z u t r i n k - 1 , hier 13, II, 286a? Vgl. aber auch das vorhergehende und dessen ganze familie, hier 23,158a, —» sonnerie ( F E W 22',179a) und musique 23,141b Ossau trângou m. "sonnerie instrumentale p o u r la danse; esp. de prélude p o u r le bal" ( F E W 23,141b) und instrument de musique 23,144a Ossau trângou m. "sonnerie instrumentale p o u r la danse" ( F E W 23,144a) (—> c o u p de cloche [lire: sonnerie 23,157b/158a]) u n d sonner

23,157b

Besrn. [korr.: Bearn.] retrangâ v. "sonner de nouveau" ( F E W 23,157b) u n d sonnerie

23,157b

Bearn. tarlangât m. "coup de cloche intermittent, simple" ( F E W 23,157b) und sonnerie 23,157b/158a Bearn. trang m. "coup de cloche bref et isolé", Lavedan trang d'ourdi "tocsin". Bearn. trangât "coup de cloche bref et isolé"; tranglét; Lavedan, bearn. tranguét "branle; coup de cloche bref et u n peu faible", Lavedan "instant, petit m o m e n t " . Bearn. trangâ v. "sonner de la cloche par coups brefs"; trangalhâ "id.; vaciller fortement"; trangade f. "sonnerie prolongée de trangs"; trangalhade; Oueil tranglades f. pl. "tintement particulier du glas funèbre" Bts 6, 194. Ossau trângou m. "sonnerie instrumentale pour la danse; esp. de prélude p o u r le bal"; bearn. retrangâ v. "sonner de nouveau" ( F E W 23,157b/158a). - Lautnachahmende Wortbildungen, wie z.B. nfr., pr. trantran oder bearn. trintran unter T R A N - , F E W 13 2 ,196b. Die Formen mit -g bzw. -c [Palay tranc: «autre graphie de trang»} sind wahrscheinlich von dem ebenfalls onomatopoetischen t r i n k - ( F E W 13 2 ,286a; hierzu auch bearn. trinquet m. "pas de danse", F E W 22',179a) beeinflußt [ s. auch d. T R I N K E N , F E W 17,362b: Lallé trine m. "bruit, tapage"]: bearn. trinquetranque "(onomat.) les coups de marteau d u forgeron" (LR). Mistral (sub trencä) zitiert ausführlicher: ' L o u mati davant j o u r n vous audits: trinco, tranco, Truco, truco, Tristan, lhèbo haut, trinco, tranco (Nabèro pastouralo bearneso)'. Z u t r a n - , F E W 13 2 ,196b. D a z u auch Bastide tringo-trango " n o n c h a l a m m e n t " ([falschlich] sub * t r î n I c a r e , F E W 13 2 ,284a). Bearn. tarlangât m. " c o u p de cloche intermittent, simple" ist Palay entn o m m e n und steht dort zusammen mit dem gleichbedeutenden trangât. 121

2299

danse; danser

Lautliche Varianten mit -/- sind z. B. bearn. trangalhade (Palay: fréq. de trangade "sonnerie prolongée de trangs"), tranglà (Palay: comme trangà), trangalhà (Palay: fréq. de trangà). Bearn. tarlangât ist als Metathese (mit Vokaleinschub) aufzufassen und gehört etymologisch ebenfalls zu TRAN(FEW 132,196b). Bearn. tranguet m. "espèce de danse" (FEW 22',179a) bezeichnet einen bestimmten Tanz, nämlich den Branle (LR; Palay), ebenso wie bearn. trangou (0 FEW in dieser Bed.). LR erklären ihn wie folgt: «branle, branlou "sorte de danse; les gens d'Ossau y excellent". Filles et garçons se tiennent par la main et exécutent en chantant diverses évolutions, accompagnées de cris et de sauts. Le danseur le plus leste est placé à la tête du branle, et chacun imite de son mieux les preuves qu'il donne de sa force et de son agilité. (F. Rivarès, Chansons et airs pop. du Béarn)». - Inge Popelar. Johannes Hubschmid stellt einen Teil der obigen Formen in einen grösseren - sogar vorromanischen - Zusammenhang. Zu bedenken ist allerdings, dass gerade Wörter mit onomatopoetischem Charakter zwar sehr alt sein, aber auch leicht ohne geographischen oder chronologischen Zusammenhang entstehen können. - Baldinger. Bei den oben unter "danse; danser" zusammengestellten Wörtern sind zu unterscheiden [B = Biscayen, BN = BasNavarrais, G = Guipuscoan, R = Roncalais; s = Salazar, uzt = Uztarroz, ts = Tsorierri, a = Arratia, m = Markina, o = Orozko]: 1. Bearn. tranguet "esp. de danse"; Ossau trângou "sonnerie instrumentale pour la danse"; bearn. trang "coup de cloche". - Dazu eine variante bearn. trinquet "pas de danse", dieses zu TRINK- 1, FEW 132,286a. Mit bearn. tranguet sind direkt zu vergleichen sp. tranco "paso largo o saltado" (seit APal 1490), kat. tranch (seit 15. jh., Spill, 335), port, tranco "salto que dâ o cavalo" (schon 1712, VianaApostilas); ferner bask. tranko "paso largo, tranco" (BN-s, R-uzt), tranku "paso" (B-ts); übertragen tranku "peldanos para subir a una pared" (BN-s, R) und trango "cahot, saut que fait une charrette en heurant un obstacle" (B-a-m-o, G), tranko "obstacles qui rendent difficile le passage des véhicules". Dazu gehören auch sp. trancar "seguir los pasos" (1518, Corom), übertragen astur. Cabranes trancada "golpe del carro cuando cae en una rodada o por montar una piedra" (Garcia Oliveros 112); Canellada), montan, atrancar "dar paso largo" usw. (Corom 2 ) 5, 1983, 595. [Vgl. des weiteren it. seguito trangato 1581: «i quali [passi] dall'effeto del trangarsi nel fargli, hanno preso il nome de seguiti trangati» (Fabritio Caroso, Il Ballarino, Veneti, 1581, 7), das dem sp. paso trancado "paso de tranco, paso largo" (Corom 2 5, 1983, 595b) gleicht. - Nicoline Hörsch.] Es handelt sich zweifellos um onomatopoetische bildungen. Dafür sprechen nicht nur Ossau trângou "sonnerie instrumentale pour la danse", woraus sich die bedeutungen "ein bestimmter tanz oder tanzschritt", verallgemeinert "ein grosser schritt" oder "ein sprung" und übertragen "ein hindernis, 122

danse; danser

2299

das man überwinden muss" erklären, sondern auch bask. tranka "claquet du moulin" (guip.), "instrument avec lequel on frappe la laine afin de la faire bouffer" (AN-b), tranga "broie, instrument à broyer le lin" (B-a-o-ts), "claquet du moulin" (G), vgl. Krüger HPyr A 2, 394 und Problemas 44. Die bask. Wörter, deren genaue Verbreitung für ihre beurteilung wichtig ist, könnten einheimisch sein und die sich geographisch anschliessenden aus einer damit verwandten substratsprache stammen. Bei ähnlich lautenden geographisch benachbarten Wörtern ist ein historischer Zusammenhang höchst wahrscheinlich und daher nicht eine junge, durchwegs spontan entstandene bildung, anzunehmen. Dies schliesst jedoch eine alte, ursprünglich onomatopoetische bildung nicht aus. Gerade solche Wörter konnten schon in älterer zeit leicht in eine nachfolgesprache übernommen werden, in ähnlicher weise wie onomatopoetische languedokische Wörter aus Toulouse ins dortige regionalfranzösische: "le mot languedocien est conservé parce qu'il exprime la sensation d'une façon frappante et directe" SéguyFr. 88. So ist auch nicht auszuschliessen, dass die roman.-bask. Wortfamilie mit einem parakelt. *trank- zu verknüpfen ist, das mit lit. treñkti "krachen, erschallen, ertönen (von der tanzmusik), singen, musizieren; polternd fahren, schütteln, rütteln (von fuhrwerken)" verwandt ist, frequentativ trankyti auch über einen holprigen weg fahren, schütteln (vom wagen)" Pok 1093, dazu lett. trènkt, triekt "stossen, schlagen" (MühlenbachEndz 4, 231, 238, 243; FraenkelLit 2, 1118). 2. Eine andere familie liegt vor in sp. tranca (de puerta) "barre à fermer la porte", "palo grueso y fuerte", kat. tranca (de porta) usw., navarr. "balken, an dem der kessel über der feuerstelle hängt", Aezcoa "querleiste, welche beim wagen die ladung hält" Pir 3, 302, Oseja de S. "querholz, am köpf der rinder angebracht, damit sie nicht die umzäunung überschreiten können", Badajoz "tronco muy grande de encina" REstExtr 15, 129, Serra da Estrêla "querträger an der mühle" Volkst 4, 114, estrem. (Turquel) "ramo ou braça de árvore" RLu 28, 130, tranco "tranca pequeña", (Serra de S. Ant./ Alcanena) "ramo de árvore devidamente esgalhado que só serve para queimar" RLu 36, 164. Die bed. "tronco", "ramo" in nicht technischer Verwendung muss sehr alt sein. Davon ausgehend erklären sich die port. Ortsnamen vom Typus Trancoso (seit 960, PMH Dipl 1, 51) in den Provinzen Aveiro, Viana do C., Porto, Vizeu, Guarda, Evora und Beja (Da Silva Lopes, Dicc. postal). Zu ergänzen sind galiz. tranca "barra de ferro ou de madeira que se coloca transversalmente na porta desde o interior para segurá-la ...", port, tranca id., minh. "vide, que se näo repoda" Figueiredo; (galiz. trancazo "golpe que se dá coa tranca". Kreuzung mit port, trave : port, travanco "obstáculo"), galiz. trangallo "pau que se lie pon no pescozo a calquera animal, ben para que non mamen, ben para que non poidan sair por un portelo", galiz. trangallada "baile ou reunión bulizosa de carácter popular" neben galiz. trancallada "conxunto de trancos, de pedazos de 123

2300-2301

jeux non définis; jeux divers

madeira". Das g an stelle des c lässt sich nicht aus dem galizischen erklären, erinnert aber an asiz. trangu (di dancza) "passo o giro di dansa" (Scobar 1519, Vocab. nebrissense ex siciliense sermone in latinum) m. ablt. (1581), das aus dem span. entlehnt ist. Vor den nur in auswahl zitierten iberorom. appellativen können nicht getrennt werden Chaussin trancot "tronc, se dit surtout du maïs", PtNoir träko "pied du maïs quand la tige est coupée", Montret "bâton court, trique" und Vaux etràkâ "chicot d'arbre coupé, grosse pièce de bois, tige de bois sec de plante dépouillée de ses feuilles, des fanes de pomme de terre, tige sèche de maïs". Bei diesen formen kann das a nicht aus o (< ü) entstanden sein, wie im FEW 132,340 s.v. truncus angenommen wird, während Duraffour (s. v. eträka) eine ableitung davon ablehnt. Zugrunde liegt vielmehr ein gall. oder eher parakelt. *tranko-, das mit lat. truncus, aus *tronko- (Brugmann 1, 142) verwandt ist, und ebenfalls auf altem *tronko- beruht, wie gall. *lanka FEW 5,151 auf *lonka oder (vor)rom. branca auf *bronka (< *wronk-); vgl. Bonfante BSL 36, 142; HubschmidPraerom 39; HubschmidMélSindou 1, 129. Lat. truncus, nach Meillet unsicherer herkunft, verknüpft Pok 1093 mit Wörtern, die in anderen sprachen "drücken, drängen, pressen, (dröhnend) stossen" bedeuten, ohne die diskrepanz der bedeutungen zu erklären; er geht wohl vom lat. truncus als adj. in der bed. "verstümmelt (durch druck oder stoss?)" aus. Wenn die familie von lit. trenkti "krachen, erschallen" zusammen mit den hier unter "danse" vereinigten Wörtern, bearn. tranquet usw. wirklich auch hierher gehört, dann müsste es sich um eine sehr alte bedeutungsdifferenzierung handeln. - Hubschmid. 2300 jeux non définis; jeux divers 22',179b Ergänze: mfr. hybou "espèce de jeu" (1535, Rab I 22; éd. Lefranc n 74; Psichari REtR 6, 161). Vgl. zur Wortfamilie noch FEW 21,238a, Artikel "hibou, chat-huant"; BaldEtym 1, Nr. 664 und BaldEtym 3. - K. B. 2301 jeux non définis; jeux divers 221, 180a Poit. gringot m. "sorte de jeu" N (FEW 22',180a). - Ergänze Verweis auf —> gringotter [FEW 21,221b/222a], wo die gesamte Wortfamilie vorgestellt ist (vgl. speziell poit. graingotir v. a. "chanter, exécuter un morceau de musique sur un instrument", FEW 21,221b); BaldEtym 1, Nr. 616. - Doris Diekmann-Sammet. jeu de hasard

22', 184b

Lille faire bacara(s) "jeûner par force (n'ayant de quoi manger)" (ca. 1710, 1747 FrMod 44, 153/4), aïr. faire bacarat (1756, DatLex 2 , 7, 31) etc. (FEW 22',184b). - Ergänze Verweis auf —» jeûne; à jeun [FEW 21,460b], s. BaldEtym 1, Nr. 1505. 124

jeu de dés - billard

2302-2305

jeu de hasard 22', 185b Argot roubignole f. "jeu de hasard, analogue aux loteries à tourniquet des fêtes foraines" (Ds 1896-Lar 1949) (FEW 22',185b) (-> jeu de boules [22',194b]). - Siehe dazu BaldEtym 1, Nr. 971 (und BaldEtym 3). - K. B. 2302 jeu de dés 22',186a Argot doche m. "dé à jouer" (seit Le). Verballhornung von dé laut EsnaultArg (FEW 22',186a). - Die Erklärung von Esnault trifft sicher zu: d(é) (< *DATUM "würfel", FEW 3,20a) + Argotsuffix -oche, wie bei doche "domino" < d(o)(mmo) + -oche und doche m. "père" < d{ab) + oche, f. "mère", les doches "les père et mère" (s. Esnault). Die im Argot beliebten Verfahren der Apokope und des Suffw. werden hier auf die Spitze getrieben. Vgl. bidoche "viande" (BaldEtym 1, Nr. 1667); caboches < cabottes Esn; cinoche < ciné(ma), téloche, saboche "homme qui déplaît" (Esn; FEW 22',89a; s. dort) < sabot (FEW 152,44b); pistoche "piscine" Esn; valoche "valise", etc. Bei Adj.: blindoche "ivre", fantoche, fastoche "facile", vernoche "verni" etc. Bei Eigennamen: Amerloche, Italboche, Bastoche (Bastille), Féloche (Félicie), etc. - Baldinger. 2303 jeu de cartes 22', 187a ... Argot bègue m. (Vill 1888-1912) (FEW 22',187a). - Verkürzt aus nfr. bésigue "jeu de cartes ...", das selbst unbekannter Herkunft ist, s. FEW ib. Eine genaue Beschreibung des Spiels findet sich im Dictionnaire des jeux, p. sous la direction de René Alleau, [Paris] (Claude Tchou) 1964, 43 f. Nach Rob 1986 belegt seit ca. 1820 (Belege: Giraudoux; Bernanos); orig. inc. mit - wie häufig - Verweis auf Guiraud DEO [Dict. des étym. obsc., 1982], der einige Hinweise gibt, die zu überprüfen wären. Der TLF 4, 1975, 422 definiert bésigue "jeu de cartes du type brisque, mariage, cinq-cents, se jouant souvent à deux personnes" und gibt Belege seit 1859 Ponson du Terrail; bézî 1861 (Goncourt); 1864 A. Dumas; 1876 Huysmans; 1924 Gide; origine obsc. - Das von Esn 1965 verzeichnete bègue m. "avoine" (1836, Vidocq), nach Esn < langued. bégo "gesse", Vaucluse id. "gesse", sowie bégo f. "pain de seigle" (fayau, Esn) ist ebenfalls unbekannter, vielleicht vorromanischer Herkunft (FEW 21,117a sub "avoine" und 21,147a sub "vesce": «Vgl. schon mit. bex (gen. becis) "vesce cultivée" (Mâcon 1100). Ist vielleicht vorromanischen Ursprungs»). - K. B. 2304 billard 22',190a ... nfr. blouser v. a. "tromper, faire tomber dans qque méprise, décevoir" ('fam.' seit Ac 1798)... (FEW 22',190a). - Ergänze Verweis auf tromper; tromperie (22', 138b); s. dort. 2305 billard 22',190b Argot gilboque m. "billard" (1840-Vill 1912, s. Larch 1878; SainéanSourc), 125

2305

billard

gibboque "billard de match" SandryC 1957 (FEW 22',190b). - Esn 1965 belegt gilboque ou gilbocque m. 1848 aus Pierre (éd.), Argot et jargon, und fügt nur hinzu: «bilboque se comprendrait mieux». SainéanSourcArg belegt gilbocque aus der Ag. 1849 des Jargon de l'argot réformé (I, 208); dazu im Glossar II 360: «peut-être déformation de bilboque, bilboquet, par allusion aux billes». Zu bilboquet s. FEW 1,366a sub gall. *BILIA "baumstrunk": «Mfr. billeboquet "jouet composé d'un bâtonnet terminé d'un côté par une pointe, de l'autre par un plateau, et au milieu duquel est suspendue une boule qu'on doit lancer de manière à la recevoir sur la pointe ou sur le plateau" (seit 16. jh. [1534, Rab I 22, 180]), nfr. bilboquet, npr. viro-bouquet[1 [Anm. 17: 'Einwirkung von VIBRARE, vgl. noch dieses für die weiteren ablt.'], lang. biro-bouquet M, aveyr. Tarn id.; ablt. Möns bilboter "chanceler, cahoter, vaciller"; pik. abilbokète "terme facétieux dont se servent les enfants en lisant l'alphabet", rouchi abilboquéte [Ergänze nfr. bilboquétiste m. (1873, Dat 17, 1975, 36)]. - Bilboquet übertragen in verschiedenen technologischen bed., so nfr. "petit bâton auquel est attachée une corde pour dresser les plates-bandes d'un jardin" (Oudin 1642), s. viele weitere bed. bei Littré, DGén, Corn 1694, Enc, Trév. Aus den dial. Créq. biboclét "boîte en bois dans le milieu duquel passe la batte à beurre afin d'empêcher la crème de jaillir de la baratte" Brébion 141, havr. bilboquet "morceau de bois attaché à une corde pour retenir les chevaux à l'auge", argonn. "petit billet". - Der zweite teil des Wortes ist nicht recht klar. Sollte bouquet usw. darin stecken? Ob im ersten teil bille < *BILIA oder bille < BIKKIL steckt, ist schwer zu entscheiden. [Zu bille "kugel" < anfrk. *BIKKIL "würfel" s. unterdessen FEW 15',108b-l 10a, publiziert 1968], Die ursprüngliche bed. würde für das eine wie für das andere anhaltspunkte geben. Vgl. noch Kölbel 58.» (Artikel publiziert 1925). Beide Teile von bilboquet werden im BW5 1968 präziser erklärt: «Bilboquet, 1534 (Rab: bille boucquet [I 22, 180]). Peut-être comp, de bille, impér. du verbe biller, anciennement "jouer à la bille (au sens de bâtonnet ...)" [cf. FEW 1,365b sub *BILIA nfr. bille "bâton dont on se sert au jeu du bâtonnet"], et de bouquet "petit bouc", s'adressant par plaisanterie à la boule» (fast identisch schon BW1 1932). Beide Artikel (*BILIA und *BIKKIL) sind eng verstrickt (Wartburg stellt dies mehrfach selbst fest [z. B. FEW 1,365a; 366a und besonders 368b und FEW 15',110a), so dass eine saubere etymologische Trennung kaum möglich ist. Die Umbildung zu gilboquet scheint durch gille (< AEGIDIUS FEW 24,206b-208a) veranlasst; der Artikel bietet mehrere Anhaltspunkte dafür. Sowohl Gille als auch bilboquet waren sehr volkstümlich, und das letzere hat mehrere Umbildungen erfahren (s. o. FEW 1,366a). - Baldinger.

126

bille; jeu de billes - jeu de palet; jeu de bouchon

2306-2310

2306 bille; jeu de billes 22',191 a Paris à la gouille "à la volée (au jeu de billes)" Delv 1867, envoyer à lagouille "jeter qch en l'air, au hasard" (1901), "envoyer promener" Delv 1867; sonner la gouille "sonner la volée (en parlant des cloches)" (1891, TLF). Cf. SainéanPar (FEW 22',191a). - SainéanPar 296 gibt für die übertragene Bed. "jeter qch. en l'air, au hasard" einen Beleg aus Rossignol (er datiert ihn 1900; das FEW 1901): 'Dans un baptême, le parrain envoie à la gouille des dragées aux enfants' und erklärt diesen Spielausdruck aus berr. gouille "mare", d. h. «un creux d'eau, d'où le nom appliqué au trou peu profond qui sert à jouer aux billes». Gouille "mare" (< anfrk. *GULLJA "pfütze" FEW 16,99b) ist in den Mundarten weit verbreitet (Harri Meier, Lt.-rom. Etymologien, 1981, 179, zieht es wie immer vor, eine vit. Sternchenform anzusetzen). Der Vorschlag von Sainéan ist eine denkbare Hypothese. Aus der gleichen Familie ist auch sagoiller "tapoter dans l'eau" aus der Provinz nach Paris gelangt (FEW 16,101b und Fn. 6); auf das gleiche Etymon geht auch schweizd. Gülle "purin" zurück. - Baldinger. 2307 bille; jeu de billes Vallorbe çprsmâ jouera en lançant (terme du jeu de primer 1 , à insérer primes1 "d'abord"

22', 193a v. n. "abuter, déterminer l'ordre dans lequel chacun une bille qui doit arriver le plus près possible du but billes)" Gl 6, 623 (FEW 22', 193a). «Sans doute r en9,383b PRÏMUS ["der erste"] ..., ou plutôt près de ren (1. c. 382b)» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 239). - K. B.

2308 bille; jeu de billes 22', 193b Möns gagot m. "trou entre les cailloux d'une chaussée dans lequel les enfants cachent leurs billes; abri, retraite"; dégagoter v. "faire sortir du gagot; faire sortir en surmontant des difficultés" (FEW 22',193b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 239): «Variante de rgargoC (4,55a GARG- I 1 d)?». - K. B. boule; jeu de boules 22',194b Argot robignole f. "petite boule de liège servant au jeu des trois coquilles (qui était un jeu d'adresse des voleurs pour faire des dupes)" (1837-Vill 1912, ...) etc. (FEW 22", 194b). - Siehe dazu BaldEtym 1, Nr. 971 (mit Nachtrag BaldEtym 3). 2309 boule, jeu de boules 22', 194b Tourc. heule m. "jeton ou pièce de monnaie qui sert à régler la partie dans le jeu de boule" (FEW 22', 194b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 239): «Pourrait être un déverbal de Thouler' "jeter, pousser, secouer" (FEW 16,222a HOLLEN [(mndl.) "ungestüm rennen"])». - K. B. 2310 jeu de palet; jeu de bouchon 22', 196a Maub. cariboche s. "jeu d'enfant qu'on faisait avec de grosses pierres" 127

2311-2314

jeu de palet; jeu de bouchon - jeu du couteau

(FEW 22',196a). - Dazu M.-G. Bouder (RLiR 55, 1991, 239): «A insérer parmi les représentants de rcarabosse' (FEW L,468b-469a *BQTTIA ["beule"]) où figurent des variantes en cari-». - K. B. 2311 jeu de palet; jeu de bouchon 22',196a Ard. gagnolle f. "jeu qui consiste à abattre à coups de pierres une pierre plate plantée à une certaine distance et à ramasser vivement la pierre lancée sans se faire prendre par le gardien", cagnolle; gayole; gagnolile m. "celui qui garde le but dans le jeu de gagnolle " (alle Vauch) (FEW 22',196a). Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991) 239: «On pourrait interpréter 'geôle', 'geôlier' et classer les mots sous CAVEÖLA ["kleiner käfig", FEW 2,555a]. Croisement possible avec ''gagner"' [< abfrq. *WAIDANJAN, FEW 17,462b]», mit Hinweis auf Remacle Gleize2 (Louis Remacle, Glossaire de la Gleize, Liège 1980), der im Zusammenhang mit verv. guèyète s. "celui qui est pris au jeu de cache-cache" (vgl. hier 22',200a sub "cache-cache") formuliert: «Problème à étudier dans un contexte plus large». - K. B. 2312 bâtonnet; jeu du bâtonnet 22 l ,197b Beaumont akèbîse f. "jeu du bâtonnet" MélDelb 1, 558 (FEW 221,197b). Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 239): «Variante de rhaquebuse~', à insérer FEW 16,126b [mnéerl.] HAKEBUSSE ["hakenbüchse"]». - K. B. 2313 bâtonnet; jeu du bâtonnet 22',197b-198a Châten. fioulot m. "jeu d'enfants dans lequel un joueur lance à coup de bâton une petite tige de bois, le fioulot, posé un bout sur terre, calé par une pierre, tandis que les autres joueurs, placés au loin, cherchent à le recevoir sur leurs bâtons pour le renvoyer au point de départ", Doubs fiolet "bâtonnet (jeu d'enfants)", Besançon "id.; flandrin", fioulet (beide AcBes 1850, 220), Naisey fyulç m. "sorte de jeu: il faut placer un bâton horizontalement sur un piquet et le faire tournoyer en l'air en appliquant sur l'extrémité un violent coup de gourdin", Salins fioulet "bâtonnet pointu des deux bouts" MémJura 1869, 237. Zur familie von FIU-, hier 3,585a (cf. MélMatoré 177)? Vgl. z. b. frcomt. fiouler v. "siffler (du vent, d'une balle)". Der im oben erwähnten spiel geworfene stab erzeugt vielleicht ein pfeifendes geräusch, was anlass zur bedeutungsentw. sein konnte (FEW 22', 197b198a). - «... v. aussi SIBILARE (["pfeifen, zischen" FEW] ll,568b-569a)» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 239). - K. B. 2314 jeu du couteau 22',199b Din. adjidjawe f. "jeu d'enfant qui consiste à lancer un couteau qui doit se ficher dans le sol, pour que le coup soit bon" BWall 5, 143 (FEW 22',199b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 239): «Din. adjidjawe f. ... rappelle malm. adjindjole f. "diabloteau, lutin" BWall 2, 87 (FEW 4,687b INGENIUM ["begabung"]); cf. encore Namur adjindjolé [adj.] "accoutré" (FEW 21,510a 128

croc-en-jambe - jeu des osselets

2315-2318

[sous "accoutré; accoutrement"] avec renvoi à herse [FEW 222,45b f., wo jedoch ein Eintrag fehlt])». - K. B. 2315 croc-en-jambe 22', 199b Mdauph. çydzamà f. "entorse; croc-en-jambe, mauvais coup" (FEW 22', 199b) und entorse 21,434b Mdauph. çydzamà f. "entorse, ..." (FEW 21,434b) und id. fouler (21,434b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 239): «... pourrait prendre place auprès de mdauph. eygäbyä [f.] "entorse" (FEW 2,117b CAMBA ["Sprunggelenk der pferde"])». - K. B. 2316 cache-cache 22',200a Verv. guèyète s. "celui qui est pris au jeu de cache-cache" (FEW 22',200a) (—> jeu de poursuite [22>,204a]) und jeu de poursuite 22',204a Gleize djowé [plutôt: djower. - M.-G. Boutier, RLiR 55, 239] a guèyî-guèyâ loc. "jouer à la poursuite", djowé a guèyî-guèyole\ verv. djower â guèyou, Ensival guèyoû "un jeu de poursuite". Verv. guèyète s. "celui qui est pris au jeu de cache-cache". BWall 10, 50; 18, 89; Wisimus (FEW 22',204a). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 239): «... v. documents et état de la question dans RemacleGleize2, qui conclut: 'Problème à étudier dans un contexte plus large'. Cf. ci-dessus [22',196a] Ard. gagnolle». - K. B. jeu de la fossette 22>,201b ... berr. dégoter "déplacer, chasser" RD, louh. Yonne "supplanter; surpasser" etc. (FEW 221,201b). - Ergänze Hinweis auf BaldEtym 1, Nr. 1118. 2317 jeu de la crosse 22',202a Lütt, brébâde f. "arrêt dans le jeu de la crosse" BSLW 27, 139 (FEW 22',202a). - «... peut être rapproché de liég. brébâde f. "lambeau" DL, brimbâde (1875, DL); le mot avec ses deux sens sera porté sous BRI(M)B[(schallwort für "kleinigkeit")] (FEW 1,527b), étymologie que suggère Haust DL» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 240). - K. B. 2318 jeu des osselets 22',202b Mfr. pingres m. pl. "jeu avec des boules d'ivoire (dont s'amusent les femmes)" (1490; Rab 1534-1552; Cotgr 1611), ang .jeu des pingres "jeu des osselets" Mén 1694, pingres "osselets servant à jouer". S. Baldinger in: Rabelais en son demi-millénaire, Genf 1988, 54-5 (< SPÏNÙLA, hier 12,185b) (FEW 22',202b). - Bei Rab in der Spielliste Garg 22 [69]; ausserdem 1552, Rab IV 14 [10]; ergänze Beleg von 1545 JBouchet (Hu). Mit mehr Details in EtRab XXIII, 1990, 44 f. - Baldinger. 129

2319-2324

jeu de poursuite - toupie

jeu de poursuite 22',204a Gleize djowé a guèyî-guèyâ loc. "jouer à la poursuite" etc. (FEW 22',204a). - Ist behandelt mit verv. guèyète, hier 22',200a sub "cache-cache". 2319 jeu de poursuite 22',204a Gondc. driskön f. "jeu de la chaîne (le joueur qui y est en attrape un autre, tous deux se tiennent par la main, en attrapent un troisième, etc.; ils forment ainsi une chaîne que les autres ont le droit de rompre)". Der zweite teil des Wortes entspricht CATÊNA; gehört der erste zu DRITS [(mndl.) "exkremente"], hier 152,71b, cf. dort Gondc. drisée "avoir la diarrhée; fuir, au lieu de tourner (d'une toupie)"? (FEW 22',204a). - «La nature de ce jeu rendrait plausible un classement sous *THRESKAN [(abfrq.) "dreschen"] (FEW 17,401b)» (M.-G. Boutier, R U R 55, 1991, 240). - K. B. 2320 jeu de poursuite 22',204a MoselleV. ryQkçkç m. "jeu d'enfants qui consiste à se poursuivre sur les deux bords d'un ruisseau en le franchissant d'un bond" (FEW 22',204a). Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): «On reconnaît rruiof (FEW 10,423b Rlvus ["bach"])». - K. B. 2321 poupée 22',206a Verv. mabion f. "poupée délabrée; femme négligée" (FEW 22',206a). - «On pourrait songer à un hypocoristique du prénom féminin Mabille, fréquent dans cette partie du domaine wallon (cf. Herbillon BullVLiège 8, 497)» (M.G. Boutier, RLiR 55, 1991, 240). - K. B. 2322

2323

2324

toupie 22',207b Nivelles raca m. "façon de dégager un joueur qui risque d'être pénalisé (terme de jeu de toupie)". Eigentlich rachat, < *ACCAPTARE, cf. hier 24,67b? Zum lautlichen cf. Nivelles racater "racheter" (FEW 22',207b). «Ajouter que le mot s'utilise dans les locutions verbales doner du raca, d'mander du raca» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 240). - K. B. toupie 22',207b Möns loutte f. "mouvement que fait une toupie quand elle s'échappe de la corde sans tourner ou lorsqu' elle tourne sur une autre partie que son fer" (FEW 22',207b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): «Compléments à paraître dans ALW 8, not. 30 loutre, n. 3; peut-être routre1 (FEW 14,7b ÜLTRA ["jenseits"])». - K. B. toupie 22',208a Dol roupion m. "petite protubérance à la partie supérieure d'une toupie". —> roupie (21,419)? (FEW 22',208a). - Ergänze Hinweis auf BaldEtym 1, Nr. 1307. - Doris Diekmann-Sammet. 130

toupie - les cornes 2325

2325-2329

toupie 22',208b Ergänze Vienne bistien s. m. "toupie" (RézeauOuest 62); zur etymologischen Frage s. nfr. bisquier m. "gardeur de chèvres" etc., hier 222,60b sub "pâtre; berger". - K. B. journalier 22',220a/b Provins calvernier m. "journalier embauché spécialement pour charger et décharger les gerbes durant les travaux de la moisson" (rég. 1794), etc. (FEW 222,220a/b). - S. dazu noch mfr. nfr. calvanier m. "homme de journée qui entasse les gerbes de blé dans une grange" etc., hier 222,47b sub "moissonneur". bétail 22',227b/228a Metz, Nied, Paysh. Isle tç tç interj. "(cri pour appeler les bêtes)" (—» cris pour appeller les chiens (222,9a)). A classer, ainsi que tout le matériel réuni ici 222,9a, sous TE- (ici 13',148a; aj. les formes qui se trouvent mal classées ici B ' ^ b TAT- III) (Pierret; Francard; Chambon) (FEW 22',227b/228a). - Dazu noch ergänzten bibliographischen Hinweis hier 222,9a lütt, tè etc. sub "cris pour appeler les chiens".

2326 bête maigre, vieille bête, mauvaise bête 22',228b Bourn. vwçyïnâ v. n. "maigrir momentanément pour reprendre ensuite un état de santé prospère (cas du veau ou du petit cochon nouvellement sevré)" (FEW 22",228b). - «A classer 14,124b VAGÏNA ["schwertscheide"]» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 240). - K. B. 2327

bête maigre, vieille bête, mauvaise bête 22',229a Cantal gaine adj. "mauvais (en parlant d'un animal)". Graphie archaïsante de Malvezin. Se rattache au type guèine (ici 21,216; supra 97b) (FEW 22',229a). - Siehe dazu BaldEtym 1, Nr. 594. - K. B.

2328 les cornes 22',229a Wall, [plutôt: nam. - M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 240] soia m. "l'intérieur dur et poreux d'une corne" Gdg, nam. soya (Pirsoul < Gdg). Probablement dérivé en r-eau1 de wall, soyî "scier" (ici 11, 366a, SECARE I 2); cf. HouziauxCellesD 62; 'Quand un taureau a atteint l'âge de deux ans, on lui scie les cornes, on lî sôye lès cwanes'. Pierret. En marge de son exemplaire de Pirsoul, Wartburg avait pensé à SAETA (FEW 22',229a: Chambon). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): « ... Gdg précise la localisation par un artifice typographique. Le suffixe n'est-il pas plutôt -ACULUS?». - K . B.

2329 les cornes 22',229b Ruff. bekië adj. (f. -êta) "(bête écornée) qui a remplacé ses (ou une de ses) premières cornes par des cornes secondaires; qui a les cornes trapues et mal 131

2330-2336

sabot (des différents animaux) - fumier

tournées" (FEW 22',229b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): «Sans doute sens dérivé de rbiclef "louche" (FEW 1,380b *BISOCULARE ["schielen"])». - K. B. 2330 sabot (des différents animaux) 22',230b/231a ThiéracheL. cadot rkâdo1 m. "onglon des ruminants ..." ... (FEW 221,230b/231a). Zu den Verweisen auf -> pied [21,312a], -» fauteuil [23,28a] ergänze zusätzlichen Verweis auf —» chaise [23,27a], - Doris Diekmann-Sammet. 2331 sabot (des différents animaux) 22',232b Prades ümbyü m. "sabot de la vache ou du mouton" (FEW 22',232b). «Ajouter cette variante sous ÜNGÜLA (["kralle; huf", FEW] 14,39b) en y comparant le simple Ascou i i m b i ç f. "ongle" (38a)» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 240). - K . B . 2332 élever du bétail 22',232b Nivelles aréye f. "élève (sans distinction de sexe) (t. d'élevage)" (FEW 22',232b). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): «Déverbal de Wéer1 (FEW 16,698b *RËI>S [(got.) "vorrat"] II *ARREDARE); cf. awallon. areier "mettre en quartiers une bête" Behrens 6 [FEW 16,698b]». - K. B. 2333 race; engeance 22',233a Lallé vuânia f. "engeance, race, espèce (t. dépréciatif)"; marria-vuània "mauvaise engeance; bête ou personne malfaisante" (mania "mauvaise" +) (FEW 22',233a). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): «Le second élément de la locution nominale est rgaignet et celle-ci, comme sa réduction, pourraient se ranger [FEW] 17,465a/b [abfrq.] *WAIDANJAN ["auf die weide führen"] (où figure rmale gaigne'')». - K. B. 2334 ruminer 22',234a Argonn. brawinè v. n. "ruminer (en parlant des animaux)" (FEW 22',234a). - Dazu M.-G. Boutier (RLiR 55, 1991, 240): «On pense à un dérivé de 'bruire* (FEW 10,548a ROGIRE ["brüllen"])». - K. B. 2335 bouse; crotte 22',241a Das in den Druckfahnen sub "bouse; crotte" noch verzeichnete Ambert parjado "large bouse de vache" (vgl. auch meine Besprechung zu Pierre Bonnaud, Grand dictionnaire français-auvergnat, Auvernhà Tara d'Oc I (A-D), 1978; II (E-N) 1979; III (O-Z) 1980 in: ZrP 98, 1982, 229 Anm. 4) ist jezt sub ASPERGERE "répandre; asperger", FEW 25,480b, verzeichnet mit Hinweis auf RLiR 48, 1984, 93. - K. B. 2336 fumier 221,242a Ossau gegilhes f. pl. "fumier qu'on a ôté d'une étable" (FEW 22',242a). 132

fumier - rut

2337-2341

«Déjà FEW 5,5a *JÂCÎLE ["lager"]» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). K. B. 2337 fumier 22',242a Jam. sây f. pl. "herbes sèches que l'on récolte dans les bois ou paille sèche retirée du fumier répandu" B 23. A classer ici 3,256b, EXAGIUM 4 (FEW 22',242a: Goosse) und litière 22',259a FosseN. sauyî v. a. "étendre de la litière, pourvoir (les bêtes) de litière" —» éparpiller; disperser (23,236b). A classer ici 3,256b, EXAGIUM 4 (FEW 22',259a: Goosse) und éparpiller; disperser 23,236b FosseN. sauyî v. a. "éparpiller; étendre de la litière, pourvoir (les bêtes) de litière" (FEW 23,236b). - «... Renvoyer à A. Henry, Oïl essaie et ancien français faire essaie in Études de lexicologie française et gallo-romane, Bruxelles-Paris, 1960, 136-155» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). K. B. 2338 purin 22',243a LLouv. marmin m. "purin; bourbe" (FEW 22',243a). - Dazu M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241: «Type rmarrimenf (FEW 16,535a *MARRJAN [(abfrq.) "hemmen"]); pour l'évolution du sens, cf. hauv. marre f. "cours de ventre des animaux, séreux et fétide" (1. c. 535b)». - K. B. 2339 fosse à purin 22',244a Aveyr. canôro f. "rigole aménagée dans les étables; passage entre deux maisons", canôlo. Cf. Lag. gonouôlo "petit fossé couvert" (ici 2,1028b, KÔNDY 2 b y) (FEW 22',244a: Chambon). - Chambon (TraLiPhi 30, 1992, 401, §334) stellt die Formen - nach Prüfung der Etymologien gr. KÔNDY "trinkgefass" (FEW 2,1028b) und gall. *WÂDANA- "wasser" (FEW 14,111b) - zu CANNA "schilf", wo aveyr. canouolo "petit tuyau" (FEW 2,200a) schon verzeichnet ist; gonouôlo erklärt er «comme hybride de canfoujolo et de gondouôlo (puis gonèlo comme une resuffixation)» (TraLiPhi 30, 1992, 401, §334). - K. B. 2340 rut 22',245a Tholy cohhire adj. f. "se dit d'une vache taurelière"; cohhoie adj. "qui est recherché par plusieurs amateurs". Adam 240 (FEW 22',245a). - «Rapprocher respectivement de Fim. k o x i r f. "vache toujours en chaleur", [...] (FEW 2,1576b CÜRSUS ["lauf"]) et de Vagney couhhâye "fille recherchée en mariage" (1. c. 1577b)» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). - K. B. 2341 rut 22',245a Le Ménil k u s ç l v. n. ind. prés. 3 "se dit d'une vache en chaleur, qui ne 133

2342-2345

hermaphrodite - écurie

retient pas le sperme"; Vosgesmér. ko s 1er f. "vache en chaleur, qui ne retient pas le sperme", kuslêr, ku%'er, HSaône koslçr adj.f. "stérile (d'une vache)" ALFC 621 p 21. BlochLex 136. A rattacher probablement à KOS-1 (ici 2,1254a/b; v. encore ALLR 291, ALFC 291), dont les représentants désignent souvent une truie impropre à la reproduction (FEW 22',245a: Chambon). - «Les adjectifs cités ci-dessus suggèrent une autre hypothèse: rcourseler', r-elière\ types à insérer FEW 2,1577b CÜRSUS ["lauf"]» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). - K. B. 2342 hermaphrodite 22',247b LLouv. bougard m. "hermaphrodite" [seulement pour désigner un humain?]. Altération du type wallon boucâr "boue" (ici 1,587a *BUCCO- 2) (FEW 22',247b: Germain; Pierret). - «Aj. MarcheE. bougâr "id." et éclairer la définition en rapprochant plutôt de Möns bouga(r) [m.] "animal fantastique", inséré 1,589b, *BUCCO- [(gali.) "Ziegenbock"]. Cette définition est abrégée de Sig[art], qui caractérise l'animal, 'inconnu ou peu connu à Möns, mais dont on parle beaucoup dans plusieurs villages'» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). - K. B. 2343

remuer 22',248b Alençon hébeurgir v. n. "s'agiter avec bruit (en parlant des animaux qui se menacent ou se battent dans l'étable ou l'écurie)" DT (FEW 22',248b). «Sens inédit à ajouter FEW 16,159b, *HARIBERGÔN [(westgerm.) "beherbergen"]» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). - K. B.

2344 crier 22',252b Agn. gailler (var. gayler) v. n. "crier (en parlant de certains animaux: grenouille, bélier, chevreau, mouton)"; regailler (var. regayler) "siffler elle aussi (en parlant de la couleuvre)" (tous les deux env. 1290, DEAF) —> siffler [23,195a], V. la discussion DEAF G 48-9 (FEW 22',252b). - Die etymologische Diskussion im DEAF ergibt, dass von einem ags. GIELLAN "schreien" (es entspricht ahd. gellan "id.", d. gellen) auszugehen ist. Neuer Artikel zu FEW 16,35. - K. B. 2345 écurie 22',256a Arg. gailloterie f. "écurie" (1800; 1821). EsnaultArg. Dérivé d'arg. gai(le) "cheval" (où ici?); v. EsnaultArg et DEAF G 49-50 (à rattacher à GEISS II 2, ici 16,28b) (FEW 22',256a) und mauvais cheval 22',262b Afr. gaillofre m. "rosse, mauvais cheval" (env. 1307). Déjà classé ici 21,462b, sans vraisemblance. V. maintenant DEAF G 49-50, qui propose un rattachement à GEISS II 1 (ici 16,28b) plus convaincant (FEW 22',262b). Dieser Komplex, der im FEW völlig aufgelöst worden ist und von dem einiges wohl zu GEISS (FEW 16,28a) gehört, ist völlig neu zu redigieren, 134

étable - auge (pour bestiaux)

2346-2350

unter Berücksichtigung der Formen sub gail Esn 1965; TLF; DEAF (gaillofre); BaldEtym 1, Nr. 654; 1513; CellRey 1980 (gail, gaille, gaye); SainéanSourcArg 2, 357 (gaille "cheval" etc.), SainéanPar (gail, galifard, etc.); FEW 21,236 (afr. galifre), 21,462b (gaillofo, etc.), 22» ,4b Aix galhofo, 22',261b (galier), 22',262b (gaillofre, s.o.), 221,265a (gaille etc.), 23,191b (galhoufas); 23,192b (galhoufarié), FEW 17,477a (agask. galafre etc.), FEW 17,477b (afr. galifre "esp. d'oiseau de proie" etc.), mfr. galiffre "vorace" (hap., Gdf 4, 210b). - K. B. 234« étable 22',256b Aflandr. ouve s. "étable" (hap. St-Amand, BWall 17,273) (FEW 22',256b). «Peut-être mnéerl. HOF (FEW 16,218a)» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). - K. B. 2347 râtelier 22',257b Saint, bajot m. "plancher mal ajusté, mal cloué, qu'on fait au-dessus des bœufs dans l'étable et sur lequel on place leur nourriture" (FEW 22',257b). - «Pourrait être un sens technique de rbajou[ (ou rbajot~"l) m. "joue"; cf. frm. bajou "la première des planches du gouvernail d'un bateau foncet [...]" (FEW 4,7a *GABA ["kröpf der vögel"])» (M.-G. Boutier, RLiR 55, 1991, 241). - K. B. 2348 abat-foin 22',258a Bmanc. parpye m. "lieu réservé dans une étable pour y jeter, de la grange, située à l'étage supérieur, le foin destiné au repas des bestiaux". Peut-être à comprendre rpare-pie poule [222,13b]) und poule 222,13b Argot estaphle f. "poule" (1630—1901)1 [Anm. 1: «Sainéan definiert irrtümlich "chapon"»], estable (1660), étable (1700). Ablt. Argot estafon "chapon" (Cart-1849); estaffion "chat" (1856)2 [Anm. 2: «Nach Sainéan 'forme et sens fictifs passés dans Delvau, Rigaud, Delesalle et Bruant, H. France'»]; estrafon "chapon" (1728). Nach SainéanSourc übertragen aus "étable" (FEW 222,13b). - Zu lgb. •STAFFA "Steigbügel", FEW 17,193b (vgl. dort schon argot estafe "poule" Del 1896. Ablt. argot estaffion "chat" (Delv 1867; Del 1896); estafßer (Vili 1888; Del 1896). - Walter Bodemer. 161

2421-2423

poule

poule 222,13b Argot estaphle f. "poule" (1630-1901) etc. (FEW 222,13b). - Ist behandelt mit argot estrafon (1728), FEW 222,13b sub "chapon" (oben). 2421 poule 222,13b Argot dague f. "poule"; dagotier m. "poulailler" (beide 1800). Argot nague f. "poule" (1800) (FEW 222,13b) und poulailler 222,10b Argot dagotier m. "poulailler" (1800) (FEW 222,10b) (-» poule [s.o.]). Alle Formen aus dem Prozess gegen die 'brigands chauffeurs' (1800): «Poules, des dagues [Texte: nagues] ...; poulailler, un dagotier» (SainéanSourcArg 2, 93). Sainéan verweist im Glossar auf dial. daguer "piquer, picoter" [gemeint ist wohl hmanc. dagoter "frapper de pointe" oder bmanc. "frapper à petits coups ..." FEW 3,1b sub *DACA "dakisches messer"]; vgl. pique-en-terre m. "volaille" (1800, ib. 2, 91: un pique en terre, une dinde; 1837 Vidocq: pique en terre, volaille, ib. 2, 150), s. FEW 8,460a. Während Sainéan die Form nague für verderbt ansieht, versucht Esn 1965 sie zu erklären: «On ne peut séparer les deux mots, et on hésite entre le n de nagueler, fureter (wallon), et (suggérant mieux pique-en-terre) le d de dagoter, piquer d'une pointe (Le Mans)». Dottin (Gloss. du Bas-Maine) definiert dagoter "frapper à petits coups, se dit en particulier du poisson qui attaque mollement l'appât" (FEW 3,1b). Dottin verzeichnet aber auch nguer "naquer, prendre avec les dents (en parlant des animaux)", das von Wartburg unter NAK- (FEW 7,2a) verzeichnet wird, und davon abgeleitetes nagoter "mordiller"! Mit nagueler ist gemeint lütt, nagueler "fureter ça et là" < fläm. SNAK (FEW 17,158b). Fazit: dague kann formal und semantisch zu *DACA "messer" FEW 3,1 gestellt werden; mit ebenso guten Gründen zu onom. NAK- FEW 7,2 f. - Baldinger. 2422

2423

poule 222,13b Argot sive f. "poule" (1837-Ds); voleur au sivage m. "dévaliseur de poulaillers" (Vill; Ds); siveur (Vill; Ds) (FEW 222,13b). - Zum Beleg 1837 Vidocq (SainéanSourcArg 2,158) kommentiert Sainéan im Glossar (2, 449) 'origine inconnue', ebenso wie savate "id." (1800), das im FEW zwar sub savate (21,536a) verzeichnet wird, aber von Esn 1965 als vielleicht verschrieben für sarattes erklärt wird (vgl. terrt. zaratella "poule", Tarentaise 1869). Zu sive verweist Esn auf arg. it. zivalla f. "poule", zivall m. "poulet" (1890, 1950). Baldinger. poule 222,14a Ambert querino f. "jeune poulette dont la crête commence à marquer" (FEW 222,14a). - Phonetisch ist ksrino zu lesen. Da im Ambert vortoniges u in freier Stellung zu 3 werden kann (vgl. Ronjat 1, 297), entspricht 162

muer - chasser, effaroucher (les poules, etc.)

2424-2428

Ambert querino eine ältere Form *courino, feminine Entsprechung zum Typ kuri ("poussin"); das Wort gehört zu GORR-, FEW 4,196b (vgl. ALLy 5, 249; RLR 83, 1979, 261) (Hinweise von Chambon, RLiR 48, 1984, 94). Zum Typ kuri vgl. Carignan kyri m. "petit porc âgé de quelques mois", ... HLoire kuri m. "poussin" (p 817), hier 222,5b sub "jeune porc". - K. B. 2424 muer 222,14a Neufch. suimer v. "muer"; suime f. "mue" (FEW 222,14a). - «Figure déjà, avec raison, FEW 14,124b VAGINA ["schwertscheide"] [cf. ibid. swimé v. n. "muer; perdre son poil (chien; chat)"]» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 70). - K. B. 2425 caqueter 222,14b Norm, treuner v. n. "se dit du cri de la poule qui a pondu" DT, Mortagne id. Dm, Bellême id., traner (FEW 222,14b). - «... à rattacher probablement à *TRAGINARE ["dahinschleppen"] (cp. fr. traîner, [FEW] 132,161a/b)» (Juneau, RLiR 38, 1974, 306). - K. B. 2426 poulet 222,15a Metz solilesse m. "partie du poulet" (FEW 222,15a). - «A classer 12,509b, v° SOTT- ["dumm"], avec fr. sot-l'y-laisse m. "morceau délicat d'une volaille qui se trouve au-dessus du croupion" (fam.)» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 69). - K. B. 2427 appeler les poules 222,15a Maug. quete\ "interj. à appeler les poules", Mornant, Riverie quitta f. "poule; cri par lequel on les appelle", mars, coto coto coto "cri pour appeler les poules" A, lang, coûta "poule" MémMontp 1841, 117. Mdauph. kutù m. "poulette, nom qui sert à appeler les poules". Alais, Puiss. coutéto f. "jeune poule; jeune fille", MaraisV. akatçr "appeler la volaille à manger" (FEW 222,15a). - Dazu Chambon im Kontext der Verbes et noms délocutifs tirés de huchements: esquisse d'une classification, ITL (Leuven) 97-98, 1992, 35 (ib. Hinweis auf ALO 649 p 19). - K. B. 2428 chasser, effaroucher (les poules, etc.) 222,15b Rouchi épilvauder v. a. "séparer en effarouchant (surtout les poules)", Dém. éparveuder "effaroucher (les poules)", Friedrichsd. éparvôdé "effaroucher" 1 [Anm. 1: «Hierher auch pik. éparvauder, épavauder "id.", hier 17,171 (*SPARWARI)»]3, Vraignes éparveuder Cr 216, Rumilly éparvôdi "effrayer (les poules)". Varennes épivasser "effrayer en dispersant", morv. épivacer (FEW 222,15b) (-> éparpiller [23,236b]) und 3

Jacques Chaurand, Les parlers de la Thiérache et du Laonnois, Paris 1968, 261, donne les var. épalveuder, éparveuder, épavauder, épaveuder "effaroucher, répandre la crainte chez les animaux". 163

2428

chasser, effaroucher (les poules, etc.)

être à l'aise 22',22b Manc. s'epivauder v. r. "se prélasser (?)" (1624, Dial), bmanc. s epivâode "se réjouir au soleil (poule)", hmanc. s'epivauder "se prélasser" (FEW 22',22b) und éparpiller; disperser 23,236b Flandr. épivauder v. a. "faire fuir, disperser", rouchi épilvauder "séparer en effarouchant (surtout les poules)", Maub. espivauder "éparpiller" (FEW 23,236b) (—> chasser (les poules) [s. o.]) und id. 23,236b Poit. éperbisser v. a. "éparpiller, visiter minutieusement", ChefB. éprépisser "étendre, éparpiller" (FEW 23,236b) und id. 23,237a Bourg, épalvaudai v. a. "éparpiller, mettre en désordre" Dur, Vitteaux épalvodé "éparpiller" RPh 13, 125. Dombras çpoviyi "éparpiller", mouz. epauviiie "id., disperser", Landres ipauvilli "éparpiller", argonn. éparvauli (FEW 23,237a). - [Bmanc. s'epivaodé "se dit d'une poule qui se réjouit au soleil" ist bereits sub anfrk. *BALD "kühn; dreist", FEW 15',31a verzeichnet; ebenso wie bmanc. s'epibaodé "se réjouir" mit Anm. 13: «epi ist wohl herübergenommen aus einer reihe von verben, die im bmanc. und im poit. mit epi- beginnen, zum teil aber selber etymologisch nicht abgeklärt sind». - D. D.-S.]. In der Tat müssen die Formen aus dem Maine in grössere Zusammenhänge eingeordnet werden. Schon 1977 hatte Chaurand in seinen Mélanges étymologiques sur le vocabulaire du département de l'Aisne, Linguistique picarde, (déc.) 1977, p. 15, auf den Zusammenhang verschiedener Varianten aufmerksam gemacht: «notre verbe éparvauder/éparveuder sous différentes formes, épalvaudai, épalvodé, épilvauder, épivauder, qui ont toujours le sens de "faire fuir, mettre en désordre, disperser, effaroucher". Je rappelle à ce propos l'étymon *SPARWARITARE, du francique *SPARWARI "épervier" (FEW 17,171b, 172a/ b) que j'ai indiqué dans l'Introduction à la dialectologie française, Paris (Bordas) 1972, 261 ['un type verbal *SPARWARITARE ... est beaucoup plus satisfaisant']». Chaurand bezieht sich dabei auf einen Vorschlag von Jacqueline Picoche, Un vocabulaire picard d'autrefois, Le parler d'Etelfay (Somme), Arras 1969, 208, von EXPAVIDUS "craintif" (FEW 3,305b) auszugehen (diese Etymologie «permet - sagt Chaurand mit Recht - un rapprochement de sens, mais les choses s'arrêtent là» [ib. 261]). Sein eigener Vorschlag hingegen «aboutit à esparvardare et, après assimilation du second r en /, à esparvaldare. La buse a été surnommée "bête à poules" ou "tête à pouilles", et l'image du poulailler mis en émoi par l'approche de l'oiseau de proie vient volontiers à l'esprit dans les conversations des paysans. D'autre part, l'interaction observée pour le français entre le nom de Y effraie, et le verbe effrayer, confirme la possibilité d'un passage du substantif désignant 164

chasser, effaroucher (les poules, etc.)

2428

l'oiseau de proie, au thème verbal signifiant la crainte que provoque celui-ci (voir FEW 17,171s.)». «Le type étymologique suppose à la base l'émoi causé dans la volaille par le passage des oiseaux de proie, ou "bêtes à poules". L'article du t. XXIII du FEW mentionne d'ailleurs que le verbe s'applique particulièrement aux poules à propos d'une forme appartenant au rouchi. A partir de cette application il a pu s'étendre à toutes sortes d'animaux, en particulier aux vaches, mais il continue à supposer des êtres animés acceptibles d'être effarouchés et dont la déroute s'accompagne d'actions imprévisibles et désordonnées.» (Chaurand, Mél. étym. ... 1977, p. 15). In einem Brief vom 22. Nov. 1990 präzisiert Chaurand zunächst die Verbreitung: «La carte 205 de l'ALPic (les poules sont) effarouchées, permet de préciser la répartition des formes; le type éparvauder, épalvauder, épavauder couvre une aire compacte dans le domaine picard depuis le Pas-de-Calais (p 29) jusqu'à l'est de la Thiérache (p 598, 107) et, au sud, jusqu'aux pp. 126, 120, 127 dans les dép. de l'Oise et de l'Aisne. Il faut y ajouter la forme unique de l'ALIFO au sud du dép. de l'Oise, à la limite de celui de l'Aisne, et une petite zone tracée dans la carte 1005 de l'ALCB qui fait figure de butoir. Seul le Hainaut présente des formes du type épi(l)voder, espivoder». Dann kommt Chaurand in seinem Brief zur Interpretation der Varianten: «Celles de la série avec a avaient déjà été commentées entre autres par L. F. Flutre, Le parler picard de Mesnil-Martinsart (Somme), 1955, p. 133 et J. Picoche, Un vocabulaire picard d'autrefois, Le parler d'Etelfay (Somme), 1969, 208. Tous deux rattachent la forme qu'ils avaient recueillie sur l'unique point d'enquête à l'anc. fr. espave "égaré", mfr. espavé "effrayé". De fait épavé est bien attesté dans l'Aube au sens d'"effaroucher" (ALCB, c. 1005). On pourrait se référer aussi aux textes juridiques qui traitent du réservé aux bestiaux en fuite et retrouvées dans un autre domaine que celui de leur possesseur. L. F. Flutre cite Paul Fort, Mémoires, 1946, p. 174 (s'épalvaudant): Paul Fort, né à Reims en 1872 n'avait pas à s'éloigner beaucoup de la ville pour entendre prononcer le verbe (ALCB III 1005; le commentaire cite le cas où les poules 'voient un rapace'). J. Picoche renvoie à BTDial XXXVII, 1963, 291, où E. Legros signale qu'il faut ajouter rouchi espivauder, épilvauder sub abfrq. *SPEHÔN "spähen" au §§ Mfr. espivarder "épier, guetter" (FEW 17,175a), étymon du fr. espion. Mais il m'a semblé qu'avec la famille à laquelle appartiennent l'anc. fr. espie, frm. épier, espion, nous ne sommes à l'aise ni pour la forme ni pour le sens, et sur le deuxième point, je verrais presque une contradiction. J. Picoche en conclut à une séparation en deux séries de formes dont l'une devrait être rapprochée du fr. épave, tandis que l'autre devrait être mise à part, ce qui ne me semble pas illogique. Il m'avait paru que le seul moyen de faire se rejoindre épalvauder et épilvauder serait de faire intervenir une var. possible *épelvauder, laquelle 165

2428

chasser, effaroucher (les poules, etc.)

aurait pu subir l'influence de mots se rattachant au radical expressif *PIR"pflock" ( F E W 8,564b) qui a servi à former des mots suggérant les mouvements désordonnés ou le tournoiement». In einem letzten Brief vom 25.11.1990 hält Chaurand es aber doch für gut möglich, dass das -i- sich ebenfalls aus der Familie von *SPARWARI (mfr. esprivier) erklärt. In demselben Brief möchte Chaurand andererseits épivasser als eigenen Typus von den andern Varianten trennen. Ich glaube aber, dass sehr leicht das Suffix -aud (bzw. -auder) mit seinem pejorativen Charakter gegen das ebenfalls pejorative -asse(r) ausgetauscht werden konnte (Bourg, épalvaudai und morv. épivacer, Varennes [bourbonn.] épivasser lassen dies auch sprachgeographisch ohne Probleme zu. In seinem Brief vom 22. Nov. 1990 fährt Chaurand fort: «Dans l'Introduction à la dialectologie française j'esquissais une discussion sommaire autour de cette question et je faisais remarquer que le jeu des variantes artaila dans la deuxième syllabe, 0/0 dans la troisième supposait au départ: 1) le groupe ar susceptible d'expliquer al, tandis que al primitif aurait abouti à au 2) la diphtongue au ou al + consonne traitée comme d'ordinaire dans la région eu. J'ajoutais cette recommandation aux enfants: Ne va pas épaveuder nos poules (c'était un jeu pour les enfants au retour de l'école que A'épaveuder les poules). Je rappelais aussi que la buse était surnommée bête à poules et que l'image au poulailler, mis en émoi était courante dans les conversations des habitants du pays. J'espère que vous pardonnerez ces développements qu'appelle un mot que j'ai entendu employer bien souvent, et donc qui ne saurait me laisser indifférent» (Lettre de Jacques Chaurand du 22 nov. 1990). Je remercie M. Chaurand de toutes ces précisions et suggestions qui complètent très utilement notre vue d'une famille expressive très complexe. Begrifflich hängen "effaroucher" und "éparpiller" (wie Ursache und Wirkung) eng zusammen. Dazu kommen deutliche lautsymbolische und expressive Elemente, welche Lautgesetze ausser Kraft setzen und die gegenseitige Beeinflussung einer ganzen Reihe von Wortfamilien fördern. Beteiligt an diesem Puzzle sind PALARE "ausstreuen" (éparpiller F E W 7,486, und 3b. Gruppe mit Einfluss anderer Wörter), EXPAVIDUS "scheu" ( F E W 3,305b; afr. mfr. espave "herrenloses gut"; mfr. espavé "effrayé" ib. 306a), *EXPAVENTARE "erschrecken" (FEW 3,304 und Fn. 3 zum Einfluss von •SPARWARI), anfrk. *SPARWARI "sperber" (FEW 17,171b und Fn. 4 zu Kreuzungen mit EXPAVENTARE und VOLARE (voler "se propager avec rapidité" etc. F E W 14,599a; Minot èparvolé "mettre en fuite; éparpiller, dissiper"; èparvôlon "isolé, égaré"; bearn. esparboulat "effarouché (oiseau)", Bayonne "étourdi" F E W 14,605a; Lant. s'evarvolo "agiter bruyamment 166

chasser, effaroucher (les poules, etc.)

2429-2433

les ailes pour s'échapper, sous l'effet de la peur" ib. 605a), anfrk. *SPEHÔN 17,175a (espivarder; dazu espivauder, épilvauder laut BTDial 37,291), *PIR"pflock" (FEW 8,564 ff; mfr. emberlificoter etc.). Bei ChefB. éprépisser scheint sogar *PISSIARE "urinieren" (FEW 8,587) volksetymologisch beteiligt zu sein. - Baldinger. 2429 chasser, effaroucher (les poules, etc.) 222,15b Alençon échaubouir "effaroucher (les animaux)", etc. Vgl. noch afr. essaboir "être ébloui" etc. étourdir (hier 21,328b) (FEW 222,15b). - S. BaldEtym 1, Nr. 989; dort weitere Verweise. - D. D.-S. 2430 chasser, effaroucher (les poules, etc.) 222,15b St-Lô effarfailler "effrayer, disséminer par la peur" DT, effarfaillé adj. "dont les vêtements sont en désordre" DT. Steckt im ersten teil effarer, < FÉRUS, hier 3,479b? (FEW 222,15b). - Chaurand (brieflich) weist mit Recht neben effarer auch auf effaroucher (FEW 3,707b sub FORASTICUS "draussen befindlich") hin. Der 2. Teil scheint reduplizierend, vielleicht mit Einfluss von éparpailler (in Mundarten gut bezeugte Var. von éparpiller); vgl. in der gleichen Gegend Eure, PtAud. jeter à la parpaille "au hasard, à l'aventure" (FEW 7,487a sub PALARE "ausstreuen"). - Baldinger. 2431 chasser, effaroucher (les poules, etc.) 222,15b Gâtin. chafauder "effaroucher" (FEW 222,15b). - Gehört wohl zu *CATAFALICUM "gerüst", vgl. mfr. chafauder "monter une intrigue" (1569-1585); Charost "taquiner, fureter", Villeneuve-les-Genêts, Chablis "harceler" (FEW 2,486b). - Hinweis von J. Chaurand (brieflich); K. B. 2432 chasser, effaroucher (les poules, etc.) 222,15b Autet faire zaguer "épouvanter (les vaches)" (FEW 222,15b) und s'enfuir (d'une bête) 222,59b Louh. zaguer v. n. "courir d'une façon extravagante (vaches)", Thostes "courir à fond de train ça et là d'une manière intermittente (vaches quand les mouches les importunent)", BroyeP. zaguai "courir d'une façon extravagante (vaches)". Ablt. Faymonv. zag'ler "courir follement, courir la prétentaine"; zag'leur m. "coureur", zag'lesse f. "coureuse". Vgl. dazu centr. zaguer v. n. "aller en zig-zag" etc., hier 14,663a (FEW 222,59b). - Alle diese Formen gehören in der Tat (so auch J. Chaurand brieflich) zu ZIK- (zickzack) FEW 14,663a. - K. B. 2433 chasser, effaroucher (les poules, etc.) 222,16a ... Meuse échotter "effrayer, disperser (les poules)", Gruey çsotç ... (FEW 222,16a). - Dazu Chambon im Rahmen der Verbes et noms délocutifs tirés de huchements: esquisse d'une classification, ITL 97-98, 1992, 35: Typus ISQI\ «consonne de transition l-t-l. Extension de sens (non-délocutive) 167

2434-2437

gratter la terre (des poules) - coquille d'œuf

dans Urim. èhhotè v. tr. "faire sortir vivement, chasser, expulser" (FEW 21,367b sub "chasser") et probablement à travers le participe passé, Dompaire échotté [adj.] "ahuri, étonné" (FEW 22',33b sub "stupéfié, ahuri, troublé")». - K. B. gratter la terre (des poules) 222,16a Metz, Nied, Paysh. Isle ägrä%y sol. Es könnte eine frühe ablt. davon auf -ia sein. Diese Verbindung würde die ansieht stützen, 170

sol

2445

nach der für varenne von der Vorstellung des einhegens mit pfählen auszugehen ist (FEW 21,32a) und forêt

21,63a

Char, garën

f. "forêt" (p 529) (FEW 21,63a) (-» sol [s. o.]) und

parties naturelles de la femme 21,326a Mfr. garenne f. "sexe de la femme" CentNouv. (FEW 21,326a) (—> soi [222,21b fî, s. o.] und paître 222,57b St-Seurin garenner v. a. "faire pacager" (FEW 222,57b) (—> sol [s. o.]) und provision 222,394 [Druckfahnen] MÎT. faire garenne "amasser des provisions" (1466, Michault, ZFSL 64, 55) (FEW 222,394 [Druckfahnen]) (-> sol [s. o.]) und mesure de capacité 23,221a Sav. varenne f. "mesure de grains" (SavBr 1730-Trév 1771) (FEW 23,221a) (-> sol [s. o.]). - Ergänze 222,22a: Charente, Charente-Maritime, Vienne varennes s. f. pl. "terres meubles et fertiles des terrains crétacés" (mit Verweis auf FEW 222,22a: Rézeau Ouest 273-274); ergänze 222,22b oben (vgl. dort nfr. tabacs en garenne): en garenne 1804 (Grimod de la Reynière, Alm. des gourmands (3e éd.), in: Ecrits gastronomiques, 266-267, Coll. 10/ 18, 1978; Dat 34, 1989, 128). Möhren, DEAF G 2, 246 ff. stellt die verschiedenen etymologischen Ansätze zu garenne f. und zu fr. varaigne (varengne) vor. Ausgehend davon, daß die Typen garenne und varenne nicht voneinander zu trennen sind (Gam 2 trennt beide Typen und führt varenne auf ein gall. *VARENNA, Ablt. von gall. *VARROS "Pfahl" zurück, garenne auf eine Kreuzung daraus mit garder), da weder vom Semantischen noch vom Phonologischen her eine Trennung beider Formen notwendig ist (vgl. dazu Möhren ib. 247a ausführlich), setzt Möhren die von Gam 2 vorgeschlagene Etymologie *VARROS "Pfahl" für beide Formen an. Möhren geht weiter davon aus, daß eine Ableitung auf -enna im Gallischen nicht ungewöhnlich ist und daß im Hinblick auf die semantischen Zusammenhänge für die afr. Formen der Einfluß von garder, garir und vor allem von garant(ir) wahrscheinlich ist (jedoch nicht auf dem Niveau des Etymons). Die semantische Entwicklung erklärt sich leicht: ""terrain clos" > ^"terrain frappé d'une défense" > "domaine de chasse ou de pêche réservée" [= Bed. 1° DEAF; s. oben FEW 222,21b] > "étendue de terrain (boisé?)" [= Bed. 3° DEAF; vgl. FEW 222,22a saint, garenne "partie de terrain ayant le sol comme pré artificiel et planté d'arbres"] > "terre inculte" et "nasse, vivier (?)", etc. [= Bed. 4° DEAF; vgl. FEW 21,32a; s. oben]. Danach müßte gall. "VARROS "pfähl" als neues Etymon in FEW 14,188a aufgenommen werden. Unter Bed. 2° im DEAF rangiert garenne in der Bed. "droit de garenne 171

2446 - 2448

sol

(chasse, pêche)" (déb. 14e s. - 17e s.; doc. Gdf. ...) etc., eine Bedeutung, die im FEW 222,21b ff. fehlt; ebenso fehlen im FEW von den Ableitungen, die im DEAF aufgenommen sind, *garenelle f. (belegt als ON: Garennelle, doc. 1231, etc.) DEAF G 250b, sowie garannage m. "droit de garenne", s. DEAF G 251a. Vgl. noch die Formen Lag. boréno f. "granit", peyro de boréno, etc. FEW 21,41a sub "pierres siliceuses", und Mauriac bareino f. "terre stérile, landes" Mt, FEW 222,25a sub "mauvaise terre", die Chambon, MélCamproux 2, 1978, 874 (mit Anm. 4) in Kenntnis der Ausführungen zur Etymologie von fr. garenne im DEAF G 246 ff. ebenfalls zu gall. *VARENNA stellt. Zur Lautung von Lag. boréno etc. und Mauriac bareino führt Chambon aus: «on sait en effet que v- est passé à b- en Rouergue et partie de la HauteAuvergne (Ronjat, t. II, 1932, §225) et qu'en Rouergue a prétonique est sujet à se fermer en o (Ronjat, t. I, §165)». Lag. boréno ist demnach FEW 222,22a bei aveyr. garéno "enclos dans une campagne où l'on nourrit des lapins; terre inculte; chênaie" und Mauriac bareino ist bei auv. vareino "plaine" M, FEW 222,22a nachzutragen. - Doris Diekmann-Sammet. 2446 sol 222,23a GrCombe vwençdz s. "terre de culture mal exposée" (FEW 222,23a). - «Il s'agit certainement d'une forme aphérésée de *çvwënçdz < *AVENATICUM désignant ordinairement, comme flandr. avainaches pl. (FEW 1,187b [sous AVENA "hafer"]), une culture en avoine, puis un terrain mal exposé où l'on ne cultive que de l'avoine et non du blé18 [note 18: 'Voy. dans la toponymie comtoise Avanne < AVENNA 1315 de avena 'pouvant prendre le sens de "terre maigre'" (Colette Dondaine, Les Parlers comtois d'oïl, Paris 1972, p. 41; Dauzat et Rostaing, Diet. Etym. des noms de lieux en France, Paris 1963, S.41a, s.u.)']. Le nom de l'avoine à La Grand'Combe est en effet ëvwçn (F. Boillot, Le patois de la comm. de la Grand'Combe (Doubs), Paris 1910, p. 133) et l'aboutissement régulier de -ATICUM y est -çdz : vyçdz "village" (Boillot, op. cit., p. 304), kûrçdz "courage" (p. 184), rçvçdz "ravage" (p. 259), etc.» (Chambon, MélCamproux 2, 1978, 881). - K. B. 244? sol 222,23b Tarn G. bulbe no f. "sol siliceux sans calcaire, devenant pulvérulent à la dessiccation", Quercy boulbeno M, LotG. burbéno, Caraman boulbenne FeuillCult 6, 210, Gers bubéo\ Gers, HPyr. terrobubyo. ALG 472 (FEW 222,23b) (-> argile [FEW 21,40a]). - S. dazu BaldEtym 1, Nr. 168. - K. B. 2448 sol 222,23b Afr. poise f. "terre ou pré dépouillé" (Renart; Rethel 1316, Runk). TilLex schlägt vor, im Renart espoise zu lesen und darin eine form für espoisse zu sehen, was "bois épais" bedeuten würde. Doch bestätigt die form bei Runk 172

sol

2449

die lesart auch im Renart (FEW 222,23b). - Gehört zu PENSUM "die zur tagesarbeit zugewogene wolle", FEW 8,205a; die Definition ist zu ändern in: "redevance sur le pesage" (vgl. Morlet 1969, 133: «poise, s. f. "redevance sur le pesage", R I, (1316), 539, 29, '... la moitié des poises de tanion'.»). Baldinger. 2449 sol 222,23b Cherb. aclaîer v. a. "marque l'effet que produit une forte averse sur une terre nouvellement remuée, ou sur les blés dont l'épi commence à se former", aclatrer (FEW 222,23b) (-> écraser [21,400a/b]) und écraser 21,400a/b Sair. cllâtro v. a. "projeter avec violence de manière à être aplati". Bray se clatrir v. r. "se cacher dans l'herbe pour s'effacer (lièvre)"; clatri adj. "couché, caché dans l'herbe". Yèr. clatre "argileux"2 [Anm. 2: «Ursprünglich "kompakt, zusammengedrückt"? Doch stehen daneben pik. cloitre "(terre) froide et dure à la végétation" und clitre m. "terre glaiseuse et fort compacte", hier 2,788 [sub fläm. KLIT "tonerde"] —> argile 21,38a ff.»]. Ablt. St-Lo acclatrer v. a. "aplatir par une pression subite". Minot ètiâtré "écraser, aplatir, étendre; v. r. s'accroupir, s'aplatir", Ail. aklaträ v.a. "écraser un objet mou", Dol akyaträ (dazu Crém. akyatri adj. "non levé, ayant l'air d'être écrasé"); ChM. ekiaträ "écraser un objet mou", Chat, etyäträ, Abr. Charc. ekyäträ; Chir. ëkiâtrâ, SDT. Skyäträ, Ecl. ëtyâtrâ. Mtr. s Skyäträ v.r. "s'empêtrer (dans les bouses de vache), ne savoir pas se tirer d'affaire"; SDT. ul st Skyäträ "il est enfermé", rçba Skyäträ "robe écrasée, fripée pour avoir été enfermée". Trept, Pr. SMV. kiätro m. "bouton sur la queue des poules, dindons, etc.", Laß. Gill, kyätro, SDT. kyätru. All. kiätro adj. "chétif (enfant)". PtAud. clairon m. "personne maladive". Minot ètiâtron m. "objet effilé, aplati". Ronjat (pers. mitteil.) denkt an ein lt. *inclausträre, das früh zu *inclasträre geworden wäre, woher die bed. "s'empêtrer" (Mtr. i Skyäträ; in der bed. "écraser" vermutet er einfluss des stammes clapp- (FEW 21,400a/b) und chétif 21,290b All. klâtro adj. "chétif (p. ex. enfant)" (FEW 21,290b) (-> écraser [s. o.]) und s'accroupir 21,355a/356a Minot s'ètiâtré v. r. "s'accroupir" (FEW 21,355a) (—> écraser [s. o.]) und Périgueux s'acclatâ v. r. "se pencher, s'incliner" BenoitS 14 (FEW 21,356a) und 173

2449

sol

se cacher 21,356b Bray se clatrir v. r. "se cacher dans l'herbe pour s'effacer (lièvre)"; clatri adj. "couché, caché dans l'herbe" (FEW 21,356b) (—> écraser [s. o.]) und maladif 21,407b PtAud. clairon m. "personne maladive" (FEW 21,407b) (—> écraser [s.o.]) und fêler; fêlé 23,170a Dôle acatré adj. "fendu" (FEW 23,170a) (—> écraser [s. o.]). - Von obigen Formen, die im FEW 21 und 23 durch Verweise (möglicherweise) als zusammengehörig ausgewiesen werden, ist yèr. clâtre "argileux" (vgl. oben unter "écraser", FEW 21,400a/b mit Anm. 2) bereits unter fläm. KLUIT "erdscholle", FEW 16,335b verzeichnet, ebenso wie pik. cloitre "(terre) froide et dure à la végétation". Der Hinweis auf FEW 2,788, den Wartburg im Zusammenhang mit yèr. clâtre "argileux" in Anm. 2 (FEW 21,402a) gibt, führt zu fläm. KLIT "tonerde", nochmals aufgenommen im FEW 16,332a fläm. KLIJT (vgl. dort auch rouchi, pik. boul. art. clitre "terre glaiseuse et fort compacte" etc. verzeichnet). Im Kommentar zu fläm. KLIJT (16,332a) wird zusätzlich auf fläm. KLUIT "erdscholle" (FEW 16,335b) verwiesen, wo dann yèr. clâtre "argileux" und pik. cloitre - wie erwähnt verzeichnet sind. Der Verweis auf —> argile [21,38a ff.] in Anm. 2 (21,402a) erbringt keine zusätzlichen Formen. Zu Cherb. aclater v. a. "marque l'effet que produit une forte averse sur une terre nouvellement remuée, ...", aclatrer (s. oben unter "sol", 222,23b) vgl. Juneau (RLiR 38, 1974, 306) mit Bezug auf beide Formen: «à rattacher au abfrq. *SLAITAN ["spalten"] (cp. fr. éclater, [FEW] 17,141b)», wobei Juneau den Verweis auf —» écraser, der FEW 222,23b gegeben wird, nicht berücksichtigt hat. Offensichtlich greifen mehrere Wortfamilien ineinander. Beteiligt sind ausser anfrk. *SLAITAN "spalten" (Typus éclater) FEW 17,141b (und 17,143b zum semantischen Zusammenhang von "(zusammen)brechen" und "sich hinkauern" mit Parallelen: écraser, casser), *COACTITARE "zusammendrücken" (Clerm. s'acatà "se baisser", s'aclatâ ...) FEW 2,814b, fläm. KLIJT "tonerde" FEW 16,332a, und fläm. KLUIT "erdscholle" FEW 16,335b; (IN)CLAUSTRARE (FEW 2,753a) scheint weiter entfernt; ebenso PLATTUS "flach" (Typus aplatir: (s')aplatir mit den Bed. "écraser" und "s'accroupir") FEW 9,45b. Unklar bleibt die in unserer Familie stark verbreitete -ir-Form, bzw. der Einfluss einer weiteren Familie mit -tr-, wobei allerdings die geläufige Variation -tr-l-t- zu bedenken ist (vgl. Meyer-Lübke, Hist. Grammatik der fr. Sprache, 1913, 117 (§144): -tre- und -te- reimen schon im Afr. häufig). Vgl. als ähnlich expressive Mischfamilie die Wortfamilie um rouchi épilvauder v. a. "séparer en effarouchant (surtout les 174

talus dans le terrain

2450-2451

poules)", hier 222,15b sub "chasser, effaroucher (les poules, etc.)"- - Doris Diekmann-Sammet; Baldinger. 2450 talus dans le terrain 222,24a Bmanc. erçtô m. "bord du fossé" (FEW 222,24a). - Ist jetzt richtig sub ARÏSTA "arête" (FEW 25,226a und Anm. 50) aufgenommen (Artikel von R. Eberenz). Jacques Chaurand bestätigt die Etymologie und ergänzt aus eigener Kenntnis erçt "bordure du trottoir" (attention à l'érètel etwa als Warnung an Kinder). (Brief vom 2. Januar 1991). L'areste d'un fossé "bord d'un fossé" ist schon in dem Fabliau Du prestre et des .II. ribaus belegt (Mont. Fabl. III, 65, TL); das Fragezeichen zur Bedeutung ist im TL und im FEW (25,226a) zu streichen. Die Form érète ist seit afr. Zeit belegt und in den Mundarten ziemlich weit verbreitet (s. FEW). Vgl. weitere Formen aus FEW 21, die zu ARÏSTA gehören, BaldEtym 1, Nr. 476. - K. B. talus dans le terrain 222,24a Morv. seurlée f. "petit talus, ados dans un champ" (FEW 222,24a). - Ist behandelt mit Morv. seuroi m. "butte de terre ...", hier 222,38a sub "lisière du champ". 2451 talus dans le terrain 222,24a Ard. iiardeau m. "talus" Vauch (FEW 222,24a). - Jacques Chaurand schreibt mir dazu: «Il s'avère que iiardeau est une graphie refaite pour yàrdo. Celui-ci est à rapprocher de herdal dans alorr. chemin herdal "chemin par où passent les troupeaux" (t. de cout., 1598-1624, CoutGén 2, 1057, 1091), lütt, voie hierdale (1561-1642, CoutBelg 5, 3, 91; CoutGén 2, 329), etc. (FEW 16,198b sub abfrq. »HERDA "herde"). Sur une dizaine de points de la carte n° 928 de l'ALCB II (troupeau) on a les formes erd, herd, y erd ou yçrd. Ces points sont tous situés au N. E. du département des Ardennes, entre la Meuse et la frontière franco-belge; cp. Givet yèrdau "chemin herdal; chemin entre deux haies", Fumay yerdô "espaces libres où paissent les bêtes" Brun 1617 (FEW 16,198b). Les sens de "chemin entre deux haies" (lequel est souvent un chemin creux entre deux talus), "espaces libres où paissent les bêtes" (lesquels peuvent être accidentés au contraire des terrains cultivés qui ont moins de relief) amènent au sens de "talus" retenu ici par l'auteur du glossaire» (J. Chaurand, lettre du 9 janvier 1991). Dieser Vorschlag leuchtet ein; doch gestehe ich, dass mich der semantische Übergang von "(chemin) herdal" zu "talus" nicht voll überzeugt. Ich glaube eher an eine ungenaue irrtümliche Definition von Vauchelet, der bekanntlich als eine sehr fragwürdige Quelle bekannt ist. Wartburg stellte schon 1944 fest, dass «aus Vauchelet sozusagen nichts zu lernen ist» (ZrP 64, 572) und nicht weniger scharf in seiner Bibliographie des Dictionnaires des patois galloromans, 21969, S. 191: «Compilation presque dénuée de 175

2452-2454

talus dans le terrain - mauvaise terre

valeur». Er hat deshalb Vauchelet später im FEW nur noch bei präzisen Angaben berücksichtigt. Die herbe Kritik Wartburgs betrifft zwar die mangelnde Präzision der Lokalisierung, bzw. den unkritischen Kompilationscharakter, aber dass Vauchelet dabei auch Missverständnisse oder Irrtümer bei Definitionen unterlaufen können, scheint mir eine fast zwangsläufige Konsequenz seiner Kompilation zu sein. Sollte die Bedeutung wirklich stimmen, so kämen vielleicht auch rideau oder *redos (çrdo, y ardo-, vgl. apik. awall. redosser "rebondir" etc. FEW 3,144b, DORSUM "rücken") in Frage (zuerst von J. Chaurand erwogene Etymologien). Baldinger. 222,24a Carignan hçrkç (FEW 222,24a). - «A classer 16,220a, v° HOKKE [(mndl.) "haufe"] avec Neufch. horquet "tas, butte" 1 ; la note 1 dit: '-r- wohl von einem andern, in der bed. verwandten wort'; ce mot paraît être w. hoûrlê "talus" [*HÛRA "struppiger köpf", FEW 4,516a]» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 64). - K. B.

2452 talus dans le terrain

222,24a/b Nfr. bieffe f. "sol peu fertile, terrain dépourvu de terre végétale" (Boiste 1829-Lar 1867), "sorte de terre noirâtre tirant sur le jaune, peu propre à la culture" (AcC 1836-Besch 1858). Ablt. Apik. bieffeux adj. "(terre) franche qui repose sur un sous-sol marneux ou crayeux" (Amiens 1507), Somme biéfeux (1870, LiS) (FEW 222,24a/b). - «Figure déjà 3,50b, v° *DERVA ["lehm"; s. dort pik. bief "terre compacte et impropre à aucun usage qui se trouve par couches sous l'humus de certaines contrées", bieuf Dém. "terre argileuse très compacte, propre à la fabrication des tuiles etc.", St-Pol byçf "terre argileuse, compacte et collante, difficile à ameublir" ... Somme biéfeux "(terre) franche qui repose sur un sous-sol marneux ou crayeux" Littré Suppl], Renonce-t-on à cette étymologie?» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 57). - K. B.

2453 mauvaise terre

222,24b MaraisV. shap m. "sol de cailloux" (FEW 222,24b). - Gehört zu *CAPPARE "kastrieren", FEW 2,280a (vgl. dort mfr. chaple "sable ou détritus formés par la taille des terres, et dont on se sert pour crépir les murailles" BPalissy, nant. chape m., ang. chape, ChefB. saint, chaple f. ...) (RézeauOuest 96 sub chap(l)é). - K. B.

2454 mauvaise terre

mauvaise terre 222,25a Mauriac bareino f. "terre stérile, landes" Mt (FEW 222,25a) (—» granit [lies: pierres siliceuses, 21,41a]). - Ist behandelt mit Lag. boréno f. "granit" etc., FEW 21,41a sub "pierres siliceuses", s. BaldEtym 1, Nr. 176, sowie hier 222,21b ff. fr. garenne (sub "sol"). 176

mauvaise terre 2455

2455-2457

mauvaise terre 222,25a ClermF. selin m. "terrain dont la contexture argileuse et compacte est rebelle à la culture" (FEW 222,25a) und alluvion 21,26a Rouchi selin [slë] "terre de dépôt d'alluvion" (FEW 21,26a). - ClermF. selin m. wird von Chambon (Bulletin historique et scientifique de l'Auvergne, tome XC (n°668), 1981, 285-287 [korrigiere bei Chambon ibid: 222,25b in: 222,25a]) mit der Ortsbezeichnung Les Salins ("le nom d'un quartier et d'une place de Clermont-Ferrand"), der Chambons Untersuchung in erster Linie gilt, in Verbindung gebracht: «On doit donc admettre que Salin s'est substitué à un nom plus ancien, phonétiquement proche, mais d'origine et de sens tout différents, et qui était lo Selenc. Il faut dès lors rechercher autre chose que lat. SAL OU pré-gaul. *SALA. Or, dans ses précieux Souvenirs sur la langue d'Auvergne (Paris 1861; réédité sur microfiches, Paris 1973), l'érudit clermontois Fr. Mège a relevé, non loin de Clermont, l'appellatif selin, subst. masculin. 'On appelle ainsi, écrit-il, p. 229, dans certaines parties de la Limagne, notamment dans les communes de Châteaugay, Ménétrol, etc., une sorte de terrain dont la contexture argileuse et compacte est rebelle à la culture'. ... il est en tout cas constant que le terme désignait encore aux XIX e siècle et dans les alentours de Clermont une terre infertile ou inculte. Comme c'était bien le cas du terroir, fangeux, des Salins, et comme la phonétique ne présente pas d'objection à faire remonter le moderne selin à un plus ancien *selenc (ou *celenc [Chambon ibid. Anm. 5], nous pensons pouvoir placer ce terme à l'origine de l'ancien nom des Salins. Ajoutons dans la toponymie de la Limagne Selain-Haut, lieu-dit, Ennezat. ... Si notre hypothèse toponymique est exacte, elle pourrait faire présager pourtant l'ancienneté de l'appellatif topographique selin, puisque, remontant à un apr. *celenc ou *selenc, il aurait quelque chance de comporter le suffixe prélatin -enko / -inko; mais avouons n'avoir rien trouvé de satisfaisant pour le radical. On serait tenté toutefois de faire un rapprochement avec rouchi selin ... FEW 21,26a [s. o.]» (Chambon, ibid. p. 286). - K. B.

2456 mauvaise terre 222,25a Lim.fradasso f. "lande" (FEW 222,25a) (-» broussaille [21,92b]). - Siehe BaldEtym 1, Nr. 377. - D. D.-S. 2457

mauvaise terre 222,25a Millev. ver m. "sol imbibé d'eau et devenu impracticable" Maz 91 (FEW 222,25a). - «... sans doute à ranger sous gaul. *VERNO (["erle"], FEW 14,299a), car l'évolution -rn > -r est régulière (Ronjat, t. II, §393) et l'on sait que celt. *VERNO- signifiait non seulement "aulne" mais aussi et, sans doute, d'abord "marécage, marais" (J. Vendryes, RC [= Revue Celtique] 177

2458-2462

friche - rigole

46 (1929), p. 137; P. Lebel, Principes [et Méthodes d'Hydronymie Française, Paris 1956], §592; L. Fleuriot, Diet, des gloses en vieux breton, 1964, p. 181, s. u. guaern, qui cite H. Lewis et H. Pedersen, A Conc. Comp. Celt. Gramm., 1937, 53)» (Chambon, MélCamproux 2, 1978, 880; vgl. ibid. p. 884 noch Anm. 17). - K. B. meuble (terre) 222,25a Aveyr. gape adj. "meuble (terre)" (FEW 22 2 ,25a) (-» pain [21,473b]). - 1st behandelt mit aveyr. gape adj. "bien levé (pain); ..." etc., hier 21,473b, sub "pain", BaldEtym 1, Nr. 1677. 2458 friche 22 2 ,26a Lang, abouri adj. "en friche (champ); délabré (maison); fig. femme dont la beauté est passée" S (FEW 222,26a). - Zu ABHORRÊRE "verabscheuen", FEW 24,31b (vgl. dort Puiss. abouri "abandonner; user", Prades, Meyr. StGermT. Q bur it "laissé inculte (d'un champ)", Gén. aburi adj. "vieilli") (Chambon, R L R 83, 1979, 255). - K. B. 2459 rigole 22 2 ,26b Alütt, posroye f. "rigole" (1580, BTDial 33, 104 [porôye "rigole"]) (FEW 222,26b). - «Porsoye [lies: posroye] est une mauvaise graphie pour porroye qui figure dans le même texte; à classer 10,391b, v° *RÎCA [(gall.) "furche"], avec Sprimont porôye "grand sillon [qu'on trace dans les champs pour préserver une terre de l'irruption des eaux]"» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 66). - K. B. 2460

rigole 22 2 ,26b Jam. klê f. "rigole" (FEW 22 2 ,26b). - «Cf. Cerfontaine clé f. "petit fossé d'écoulement des eaux tracé sur l'accotement d'un chemin"; à classer 2,764a, v° CLAVIS ["schliissel"]; par image: ces petits fossés sont perpendiculaires à l'accotement» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 65). - K. B.

2461 rigole 222,27a Miélin gorç m. "déversoir d'une rigole" BlochLex 43. Vgl. dazu den artikel *WÔRA ["flußwehr"] hier 17,608 (FEW 22 2 ,27a). - Dazu ChambonNeuch 1986, 45: «Il ne fait guère de doute qu'à Miélin l'équivalence entre gorç [sic] "déversoir d'une rigole" et fr. goulet [cf. Vendôme goulet "petite rigole", FEW 4,316a sub GÜLA "kehle"] va de soi, tandis que le FEW (222,27a) paraît bien près d'y trouver du germanique». - K. B. 2462 rigole 222,27a Vel. arjaï m. "fossé couvert pour assainir les terrains humides", ardsaï (FEW 222,27a). - Gehört zu iber. *ARAGALIO- "ranse" FEW 25,76b (Artikel von J. Hubschmid) und Hubschmid, Mediterrane Substrate, 1960, S. 65; s. Chambon, RLiR 48, 1984, 442. - K. B. 178

rigole - engrais

2463-2467

2463 rigole 222,27a Teste escarrouillet [korr.: escarrouillat] m. "petite rigole; petit sentier dans un fourré" (FEW 222,27a) und sentier 23,82a Teste escarrouillat m. "petite rigole; petit sentier dans un fourré" (FEW 23,82a). - Vgl dazu im Artikel *ARRÜGÜLA "fossé, ruisseau", FEW 25,343b die Form Teste arrouîlle "ornière" mit Anm. 4: «Cf. encore Teste escarrouillat m. "petite rigole; petit sentier dans un fourré" ici 23,82a (Teste escarrouillet, ici 222,27a, est à corriger dans ce sens)». - K. B. 2464 irriguer 222,27b Loch, crimer v. "se dit des prés qui ont reçu de l'eau alors que l'herbe était haute" (FEW 222,27b). - Gehört wohl zu anfrk. *HRÎM "rauhreif" (FEW 16,239b); in dieser Familie kommen alle drei möglichen lautlichen Resultate von germ. hr- vor: er-, fr- und r- als jüngste Variante. Die er-Variante war bisher nur in Boulogne belegt, aber Roques Rég 1980, 218-220, bestätigt, dass es sich um ein Wort des Westens handelt. - Baldinger. 2465

fouir 222,27b Cantal boudir v.a. "fouir" (FEW 222,27b). - Chambon (RLiR 47, 1983, 313) legt dar, daß Malvezin des öfteren 'des mots fantômes' kreiert hat, gewissermaßen als 'Ausgangspunkt von Wortfamilien'; zu solchen Beispielen gehört auch Cantal boudir. «Il en va de même du verbe boudir "fouir" qui constitue une entrée du Glossaire [de Malvezin et] qui est venu s'échouer, sans famille, parmi les matériaux d'origine inconnue, FEW 222,27b. Nous avons été mal inspiré de lui chercher une étymologie (Chambon, RLR 83, 1978, 437 ['... peut-être à rattacher à *BODIRE, formé sur gali. *BOD- (= lat. FODERE ["graben", FEW 3,663a ff.]) ...']). Malvezin précise en effet que 'ce verbe est sorti de l'usage': façon de dire, puisqu'il n'y a, sauf erreur, rien de semblable en ancien provençal, qu'il s'agit d'un 'formateur' abstrait, car, ajoute-t-il, 'ses fréquentatifs se conservent: boudiliar, dans le Cantal 'moudiliar' [...], en parlant du porc et de la taupe creusant avec leur museau, et bousiliar avec s pour d [...]; plus bousiga, o "terre défrichée, etc.'"» (Chambon RLiR 47, 1983, 313). - K. B.

2466 engrais 222,27b Awallon. follener "brûler dans des fourneaux d'écobuage" (1574, 1627, DialBelg 10, 60) (FEW 222,27b). - «A classer 3,906b, V° FÛRNUS ["ofen"]; métathèse de *fon'ler, contraction de formuler; cf. BTDial 11, 202 et L. Remacle, Documents ... Roanne, p. 27b» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 61). - K. B. 2467 engrais 222,27b Ambert rèutisso f. "mottes de gazon dessechées qu'on allume en tas" (FEW 179

2468-2469

engraisser la terre - fossé

222,27b). - Ambert rèuîisso f. ist nicht zu trennen von Marat routisso "écobuage", FEW 10,569a sub RÛMPËRE "zerbrechen" (im FEW 10,569a ist irrtümlich statt Marat Limagne routisso verzeichnet, doch hat Pommerol nachgewiesen, daß das Wort für Marat, in der Nähe von Ambert gelegen, zu belegen ist). Außerdem belegt: St-Martin-d'Ollières faire 'na rotissa "faire brûler l'herbe pour travailler la terre, far cramar una boiga per la trabalhar" (Cherchapaïs, Contes d'Auvernha e de Vêlai, Clermont-Ferrand 1978, 66, 155; graphie de l'I. E. O.), Massiac routissa "terre fraîchement débroussaillée" (Alexis Delrieux, Eléments de syntaxe et de vocabulaire du patois de la région de Massiac (partie vocabulaire) 'imprimé par A. Delrieux', Saint-Mary-le-Plain [Cantal], 15.05.1980 [Neudruck angekündigt, Brief Chambon vom 5.12.90]). Für Ambert vgl. noch rèutissas pl. "champs incultes": Enquèro vous diré lous coùntis de nurrissas, | De sero vès le fiô; | Emai qus garaniâs fasian pé las rèutissas, | Ouont courrian sens eiclot. (Michalias EP 12). Die Belege scheinen das von Wartburg gewählte Etymon (RÛMPËRE, RTJPTUS) zu bestätigen, selbst wenn sich einige Interferenzen mit Vertretern der Familie von *RAUSTJAN (germ.) "rösten", FEW 16,683a, nicht ausschließen lassen (vgl. Aubignat reuti "rôtir" Jars 406, Eglis. reüti) (alle Angaben von Chambon, RLiR 48, 1984, 94/95). - K. B. engraisser (la terre) 222,28a Beifort sityâ "amender une terre" ALFSuppl p 65. Identisch mit Châten. chityaî "arranger comme il faut", hier 17,34 (< SCHICHTEN)? (FEW 222,28a). - Siehe dazu Montbél. chitiai v. a. "ranger, mettre en ordre", hier 23,210a. 2468 engraisser la terre 222,28a Savièse ëndrodjyé (FEW 222,28a). - Gehört zu gall. *DRÜTO- "stark", FEW 3,166a (vgl. dort Blon. ëdriidzi "mettre de l'engrais", Vionn. edriidye, bagn. ëdriidzya etc.) (GPSR Rapp 76, 1974, 16). - K. B. 2469 fossé 222,28a Nfr. nause f. "fossé large et profond (t. d'économie rurale)" (seit AcC 1840). Besteht eine beziehung zu bret. naoz f. "lit de rivière, canal"? (FEW 222,28a). - Nach Chambon, MélCamproux 2, 1978, 879 handelt es sich eher um eine Entlehnung aus npr. nauso < gall. *NAUDA "sumpfiges gelände", FEW 7,53a/b. «Celui-ci [npr. nauso] a généralement le sens de "mare, lagune" (Mistral, t. II, p. 397c, s. u. naudo\ Alibert, p. 506b [nausa f. "noue; mare; lagune; prairie marécageuse"]; mais celui de "rigole, fossé", surtout développé dans les parlers d'oïl, norm, noue "rigole naturelle", centr. berr. "rigole naturelle dans un champ", verdch. "rigole" (cités FEW 7,53a/b) n'est pas inconnu des parlers méridionaux puisque J. Séguy atteste nauza "fossé mère" en Lauragais (dans Nègre, Top. du cant. de 180

atteler - faire avancer (les bœufs)

2470-2475

Rabastens, §921). Vraisemblablement le rapport avec bret. naoz est donc seulement indirect». - K. B. 2470 atteler 222,28a Millev. dçyzâbyinâ v. a. "dépareiller (une paire de bœufs, de vaches qui travaillent ensemble)" Maz 109 (FEW 222,28a). - Zu »BINARE "zum zweiten mal machen", FEW 1,370a; vgl. blim. obina "assortir, unir par paires, par couples" (Hinweis von Chambon, RLR 83, 1978, 439). - K. B. 2471 attelage 222,28b Afor. tresellon m. "boucle d'attelage de l'araire" (1369, RLiR 24, 67) (FEW 222,28b). - «Cf. FEW 13',225a *TËNSARE ["anspannen, strecken"]: Pr. tresihoun "anneau de fer servant à atteler la charrue; ...", dauph. tresilhoun M» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 70). - K. B. 2472

2473

2474

2475

joug 222,29a Ambert rasanai "cheville qu'on place dans le timon à l'arrière des anneaux du joug", St-Anthême rasatiQ ALLy 120 (FEW 222,29a). Gehört zu germ. SINNÖ- "richtung; körperliches und geistiges streben; verstand", FEW 17,70b (vgl. dort Vinz. rasanâ "reculer"; rasanâdwiSâ "pièce du joug sur laquelle on s'appuie pour faire reculer les vaches"; Limagne ressenadu m. "cheville à la tête et au bas du timon"); vgl. ferner ALLy 5, 83 und Gardette Etudes [= Pierre Gardette, Etudes de géographie linguistique, publiées avec le concours de la Fondation Georges Guichard, par les soins de Brigitte Horiot, Marie-Rose Simoni, Georges Straka, Strasbourg 1983] 98 (Chambon, RLiR 48, 1984, 74 Anm. 3). - K. B. joug 222,29a Limagne retiouladü "cheville à la tête et au bas du timon" (FEW 222,29a). «... à rattacher à CÛLUS ["arsch", FEW] (2,151 la/b; cf. lang, réquiouladou "reculement d'un harnais" et encore npr. reculadou "court bouton, croc de fer adapté au brancard d'une charrette" M) avec palatalisation de k. Pour u > ü, voy. RLiR 14, 1938, 57 sqq.» (Chambon, RLR 83, 1978,444). - K. B. faire avancer (les bœufs) 222,29b Berr. aroler v. "accompagner les bœufs au labour en chantant" RD (FEW 222,29b). - Gehört zu RÖTÜLUS "walze", FEW 10,515a (vgl. dort mfr. arrollé adj. "qui est au travail" (DuFail; Cotgr 1611)); hierher auch Charost aroler "pousser le cri des meneurs de bœufs" (FEW 16,151a sub anfrk. *HARA). Geklärt von Brigitte Horiot, RLiR 1974, 288 f. - K. B. faire avancer (les bœufs) 222,29b Bgât. rauder v. n. "chanter pour exciter les bœufs", rôder, raudeur m. "celui qui raude" (FEW 222,29b) und 181

2476-2477

faire avancer (les bœufs) - faire reculer

cris pour faire avancer les bêtes 23,60b Bgât. arauder v. n. "chanter en conduisant les bœufs, pour les exciter" RPh 7, 23 (FEW 23,60b) und chanter 23,142a Poit. peraudé v. "chanter haut" Drouh. DSèvres raudai v. "chanter en conduisant les charrettes" (FEW 23,142a) (-> appeler [FEW 22',158b/159a]). - Obige Formen sind zu verbinden mit den unter *HARA (anfrk.) "hierher", FEW 16,151a und unter ARATRUM "pflüg", FEW 25,83b verzeichneten Formen. Geklärt von Brigitte Horiot, RLiR 38, 1974, 291, die für *HARA als Etymon plädiert. Unter "appeler", FEW 22',158b/159a, sind keine weiteren Formen verzeichnet; der Verweis im FEW 23,142a auf —> appeler ist zu streichen. Baldinger. 2476 faire avancer (les bœufs) 222,30a Lomagne arrâu "cri des bouviers pour exciter les bœufs et les vaches", gask. arriéu (interj. m.) "cri pour exciter les bêtes de somme" M, Lomagne arrau, harrau, harriou (alle DA) (FEW 222,30a). - Ergänze arrêl (interj.) "cri pour exciter les bêtes de somme («Cette fois, Zoun, le diable me brûle si tu n'es pas contente! ... A ce soir! ... Arrê\ bourriquot». 1887, P. Arène, Contes de Paris et de la Provence, Les Haricots de Pitalingue, 137 (Lemerre); Dat 31, 1988, 26). - K. B. 2477

faire reculer 222,30a Nant. Blain scisse ! "cri pour faire reculer un attelage de bœufs", scisser v. n. "faire aller en arrière un attelage de bœufs en criant scissel" ... St-Nab. seus ["se dit aux bœufs pour les faire reculer"]...; St-Nab. seussié v. "reculer, faire reculer" (FEW 222,30a) und reculer 21,345b Bress. seussié v. n. "repousser en arrière", Vagney se seussié v. r. "reculer". Bresse seussel "arrière, recule!"; rseussié v. a. "arrêter et faire reculer, repousser; battre et repousser", St-Nab. receucié "reculer" (FEW 21,345b). - Zu Nant. Blain scisse\ "cri pour faire reculer ..." etc. (222,30a) Chambon in größerem Zusammenhang der Verbes et noms délocutifs tirés de huchements: esquisse d'une classification, ITL [Instituut voor Toegepaste Linguïstiek] (Leuven) 97-98, 1992, 34: «à rattacher à CESSARE comme le suivant? ... : ceusse: ang. ceusser v. intr. "reculer (en parlant des bœufs)" (FEW 2,615a, qui paraît inverser la relation entre le huchement et le verbe dérivé)»; Chambon ibid. mit Hinweis auf die Formen sub "reculer" (FEW 21,345b): «il manque un renvoi réciproque; peut-être à rattacher, comme le précédent à CESSARE» (ITL 97-98, 1992, 34). - K. B. 182

faire reculer - râteau (partie de la faux)

2478-2482

2478 faire reculer 22 2 ,30a Brotte istâ v. "faire reculer les bœufs par un cri" (FEW 22 2 ,30a). - Dazu Chambon im grösseren Zusammenhang der Verbes et noms délocutifs tirés de huchements: esquisse d'une classification, ITL (Leuven) 97-98, 1992, 34: «le mot est à déplacer à la fin de l'alinéa suivant [222,30a]» und «v. aussi A L F C 578 p. 37.» - K. B. 2479

prairie 22 2 ,30b Troyes sivanne f. "vallon laissé en prairie" G r ( F E W 22 2 ,30b). - Doch wohl zu ZAVANA (taino) "buschsteppe", F E W 20,85a: vgl. dort mfr. nfr. savane "vaste prairie, cultivée ou sauvage" (seit 1529) ... Die Quelle P. Tarbé ist sehr unzuverlässig (s. Wartburgs Kommentar im Beiheft 1950 sub champ. 1); Tarbé zitiert aus P. J. Grosley, Ephémérides troyennes, Troyes 1757-1770 (= Gr), s. Beiheft sub Troyes. - Cornelia Friedrich-Melber.

2480 pré 22 2 ,30b Argot palladier m. "pré" (1660), paladier (1725). Nach SainéanSourc fehler für pelardier, zu pelouse (FEW 22 2 ,30b). - Belegt sind: pelardier (1596 Vie généreuse: «sur le pelardier, c'est à dire le pré» SainéanSourcArg 1, 147), pelladier "un pré" (1628, Jargon de l'argot reformé), palladier ib. Agg. 1660, 1700; Michel 1856, Rigaud, Delesalle, Bruant (SainéanSourcArg 1, 198), paladier (1725, Vice puni, ib. 335), paillarde ib. Ag. 1728 (Molin), paillardier, ib. Ag. 1728 (Garnier). Sainéan erläutert im Glossar (2, 416): «proprement "pré pelu", répondant à pelouse [1596 < PÏLÔSUS "behaart" F E W 8,503b]»; Esn 1965 sub pelard "foin" möchte von pel "poil" (< PILUS "haar" F E W 8,509b) ausgehen (vgl. nfr. pelard "gazon" Lar 1932, F E W 8,513a sub PILUS "haar"). Zu argot plouse "paille" (1836) F E W 8,503b; vgl. arg. plume de Beauce "paille" F E W 9,83b und Fn. 4. - Baldinger. 2481 pré 22 2 ,30b Argot felouse f. "pré" (1837). Nach SainéanSourc fehler für pelouse, fenouse Larch usw. ist weiterer fehler (FEW 22 2 ,30b). - SainéanSourcArg 2, 99 glaubt in der Tat, daß es sich um «transcriptions erronées» handelt. Ich bin mir dessen nicht so sicher. Fenouse ist leicht zu erklären als Ablt. von FENUM "heu" (arg. fenouse "prairie" RPh 25, 292 ist auch im F E W 3,455a verzeichnet), und felouse "prairie" (1837, Vidocq, SainéanSourcArg 2, 99) erklärt sich als Kreuzung von pelouse (< PÏLÔSUS "behaart", F E W 8,503b) und fenouse. - Baldinger. 2482 râteau (partie de la faux) 22 2 ,31a Spa rapoitroûle f. "ramassette, baguette qui est tournée en forme d'oreille au haut du manche de la faux et tenue par la virole qui retient elle-même la faux (sert à former les andains)" BSLW 8, 117 (FEW 22 2 ,31a). - «A classer 1,111a [jetzt 25,48b], v° APPORTARE ["bringen"], avec Malm, rapoitroûle 183

2483-2489

râteau (partie de la faux) - faucille

"rapporteur"» [vgl. von der Form her Malm, rapoitroule - mit der Bed. "dicton" - FEW 25,48b verzeichnet] (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 67). - K. B. 2483 râteau (partie de la faux) 22 2 ,31b Erezée plourioû m. "baguette adaptée à la faux, qui ramasse l'herbe" (FEW 22 2 ,31b). - «A classer 9,70a, v° PLICÂRE ["falten"], avec Stav., lütt., Andenne plôyeroû "baguette ployée pour tendre aux grives"» (Herbillon/ Remacle, DialWall 6, 1978, 66). - K. B. 2484 manche de la faux 22 2 ,31b Jam. bâk "virole de la faux" (FEW 22 2 ,31b). - «A classer 1,196a, v° BACA ["beere; glied einer kette"], avec nam. rouch. bak "anneau"» (Herbillon/ Remacle, DialWall 6, 1978, 57). - K. B. 2485

2486

queux 22 2 ,32a Belf. pyçr a dziiz f. "queux" (p 75) (FEW 22 2 ,32a). - Lies: pyçr adzüz "queux" [littéralement "pierre-aiguise"]; zu F E W 8,314a PËTRA "stein, fels" (vgl. dort pierre à aguiser "queux" ..., «weit verbreitet im gallorom., auch mit ... anderen bestimmungswörtern, s. hier ACUTIARE» [jetzt *ACÜTIARE "schärfen, schleifen", FEW 24,125b ff.]). (ChambonNeuch 1986, 43). K. B. coffin 222,32a Nant. cassiau (FEW 222,32a). - «... à rattacher à CAPSA ["kleiner kästen"] (cp. havr. cassot "étui à aiguilles; cornet en papier; ...", sair. "étui", etc. [FEW] 2,311b)» (Juneau, RLiR 38, 1974, 306). - K. B.

2487 coffin 222,32a BAlpes badâuko f. "coffin" (p 887). Yar badqko (p 884), périg. badoco "étui à faucille". Hubschmid FestsJud 252; RomPhil 8, 14 (FEW 222,32a). Ergänze Verweis auf —> faucille [222,32a unten], wo Ytrac boldçko f. "gaîne de la faucille" verzeichnet ist, das mit BAlpes badâuko etc. in Verbindung zu bringen ist; mit Metathese (Hinweis von Chambon, R L R 83, 1978, 436). - K. B. 2488 enclumeau du faucheur 222,32a Evolène syfra f. "partie en bois de l'enclumette" Volkst 15, 39 (FEW 22 2 ,32a). - Ergänze Verweis auf cheville [222,98a]: Plancher çofre s. "outil cannellé servant à fabriquer des tiges rondes", çoufre (1878, Poulet 105, s. v. çoron). Ergänze ferner Hinweis auf GPSR 4, 37a/b (mit Abbildung); «origine inconnue». - GPSR. 2489 faucille 222,32a Ytrac boldçko f. "gaîne de la faucille" (FEW 22 2 ,37a). - «... est à 184

faucher - petit tas de foin, veillote

2490-2495

rapprocher de BAlpes badâuko f. "coffin" (p 887), Var badqko, périg. badoco "étui à faucille" [FEW] (222,32a) [sub "coffin"] avec métathèse» (Chambon, R L R 83, 1978, 436). - K. B. 2490 faucher 22 2 ,32b Giv. chortè v. a. "cueillir à la main de l'herbage" (FEW 222,32b). - «A classer 17,55a, V° SCHOREN [(mhd.) "mit der schaufei arbeiten"], avec Nivelles chorer "gratter, détaller"; cf. nam. chortè "arracher brutalement" Léonard 117» (Herbillon/Remacle, DialWall 6, 1978, 59). - K. B. 2491 andain 222,32b Jonv. reux [r