Edition und Engagement: Band 2 Editorisches und dokumentarisches Material [Reprint 2018 ed.] 9783110861136, 9783110059793


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German Pages 394 [396] Year 1979

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Table of contents :
Inhalt
I. Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation Bemerkungen und Beispiele zur Edition der Briefe Kleists
II. Textkritische Darstellungen ausgewählter Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen Einblicke in Arbeitsweisen und Intentionsänderungen
III. Briefmaterialien zur Editionsgeschichte
IV. Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Analytische Bibliographie zur Editionsgeschichte
Register
Verwendete Abkürzungen
Nachwort
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Edition und Engagement: Band 2 Editorisches und dokumentarisches Material [Reprint 2018 ed.]
 9783110861136, 9783110059793

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Klaus Kanzog Edition und Engagement Band 2

Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker Begründet von

Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer Neue Folge Herausgegeben von

Stefan Sonderegger 75 (199)

w DE

G Walter de Gruyter • Berlin • N e w York 1979

Edition und Engagement 150 Jahre Editionsgeschichte der Werke und Briefe Heinrich von Kleists Band 2: Editorisches und dokumentarisches Material

Klaus Kanzog

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • N e w York 1979

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Kanzog, Klaus: Edition und Engagement : 150 Jahre Editionsgeschichte d. Werke u. Briefe Heinrich von Kleists / von Klaus Kanzog. — Berlin, New York : de Gruyter. Bd. 2. Editorisches und dokumentarisches Material. — 1979. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker : N . F . ; 75=199) ISBN 3-11-005979-7

© 1979 by Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp., Berlin 30 • Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Weg (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin Buchbindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin Printed in Germany

Inhalt I. Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation Bemerkungen und Beispiele zur Edition der Briefe Kleists . . . Heinrich von Kleist an Marie von Kleist: Wiedergabe des Originalbriefes (ES 184, MP 212, Sbd 215) mit Kennzeichnung der von Wilhelm von Schütz kopierten Stellen Eine Reliquie aus Kleists Brief an Ulrike vom 14. März 1803 Exzerpte Ludwig Tiecks aus zwei Briefen Kleists an Wilhelmine von Zenge vom 21. Juli 1801 und 15. August 1801 Heinrich von Kleist an Heinrich Zschokke: Wiedergabe des Originalbriefes (ES 55, MP 60, Sbd 61) mit Kennzeichnung der von Zschokke mitgeteilten Abschnitte Heinrich von Kleist an seine Schwester Ulrike: Ubersicht über die redaktionellen Eingriffe August Kobersteins Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge vom 3. Juni 1801: Wiedergabe des Originalbriefes (ES 43, MP 46, Sbd 46) mit Kennzeichnung der von Eduard von Bülow ausgelassenen und veränderten Stellen Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge vom 16. August 1800: Wiedergabe des Originalbriefes (ES 12, MP 12, Sbd 12) mit Kennzeichnung der von Karl Biedermann ausgelassenen und veränderten Stellen Die drei sogen. „Abschiedsbriefe" Kleists an Marie von Kleist. Kritische Bemerkungen zur Editionspraxis Helmut Sembdners und zu seiner Kontroverse mit Eva Rothe II. Textkritische Darstellungen ausgewählter Herausgeber-Einleitungen und Argumentationen. Einblicke in Arbeitsweisen und Intentionsänderungen Die Arbeitsweise Ludwig Tiecks Handschriftliches Material zur Vorrede August Kobersteins in textkritischer Wiedergabe Rudolf Köpke: Handschriftliche Fassung einer unveröffentlichten Kleist-Studie in textkritischer Wiedergabe

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Inhalt

Die Arbeitsweise Theophil Zollings. Montage und „Plagiat" 104 Die Arbeitsweise Erich Schmidts und Georg Minde-Pouets . . 113 III. Briefmaterialien zur Editionsgeschichte Für Rudolf Köpke: Notizzettel von W. v. Maitzahn . . . . Briefe von Julian Schmidt an Georg Ernst Reimer Die Kleist-Ausgabe der Cotta'schen Buchhandlung. Briefe von Rudolf Koch und Franz Muncker Aus den Briefen Erich Schmidts an Reinhold Köhler . . . . Briefe Theophil Zollings an Reinhold Köhler und Georg Ernst Reimer Briefe von Karl Biedermann an Theophil Zolling Briefe, Mitteilungen und Auszüge aus Briefen von Erich Schmidt, Ernst Elster und Reinhold Steig Georg Minde-Pouets Konflikt mit dem Bibliographischen Institut

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IV. Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists. Analytische Bibliographie zur Editionsgeschichte 251 Analytische Bibliographie der Werke 254 Dramen 254 Lyrik 265 Albumblätter und Widmungen 280 Prosa 284 Analytische Bibliographie der Briefe 305 Fehlzuweisungen und kontroverse Texte 338 Mystifikationen und Fälschungen 354 Register Werke Kleists Briefe Kleists Namenregister Begriffsregister

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Verwendete Abkürzungen

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Nachwort

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I. Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation Bemerkungen und Beispiele zur Edition der Briefe Kleists Obwohl schon Tieck Briefmaterial für die Vorrede seiner Kleist-Ausgabe verwertete und Eduard v. Bülow, Koberstein, Biedermann und Zolling größere Briefsammlungen vorlegten, vergingen bis zur ersten wissenschaftlichen Gesamtausgabe der Briefe Kleists fast hundert Jahre. Bei kaum einem anderen , Klassiker' der deutschen Literatur haben Veröffentlichungsscheu der Briefempfänger, Geheimniskrämerei und Autographenjagd eine derart entscheidende und oft verhängnisvolle Rolle gespielt; nicht immer ging es dabei um literarische Interessen. Kleists Briefe wurden als Reliquien 1 verstanden, gehandelt und vielfach mißbraucht. Wenn noch in einem Autographen-Verkaufskatalog 2 aus dem Jahre 1884 von dem „unglücklichen Dichter" die Rede ist, „der sich mit einer mysteriösen Person" erschoß, so ist daraus zu ersehen, daß der „Fall Kleist" im Autographenhandel nichts von seiner sensationellen Wirkung eingebüßt hatte. Die Redensart „unglücklicher Dichter" — gelegentlich durch die Beigabe „genial" erweitert — gehörte für Jahrzehnte zum Vokabular solcher Autographenkataloge. In späterer Zeit wuchs die Neigung, von „schönen", „interessanten", „hübschen" und „prachtvollen" Briefen zu sprechen, und eine Anzeige bei Henrici lautet gar: „Herrlicher Brief an Henriette v. Schlieben in schwermütigem T o n " 3 . Auch die Passagen, die von Autographenhändlern ausgewählt werden, um das Käuferinteresse an dem betreffenden Brief 4 zu erregen, 1

Es sei hier die Skizze von Gregor Jarcho (Der verkaufte Kleist, in: Dt. Allgem. Zeitung, N r . 336, v. 19. Juli 1925) erwähnt, die zwei bemerkenswerte Aussprüche enthält: „ N i e ! Den Brief gebe ich nicht her. Er ist eine Reliquie. Lieber hungere ich". — „Jetzt verstehe ich die Macht der Fetische. Man schändet G o t t , um ja den Götzen zu erhalten".

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Katalog der Autographensammlung K . C . Kraukling (Dresden) v. 3. D e z . Heberle (Lempete), N r . 1173.

3

Katalog Henrici X L I I I , N r . 777. Kleists Brief an Lohse vom 23. 12. 1801 wird z . B . durch den folgenden Fettdrucksatz angepriesen: „ I c h will Abschied von dir nehmen auf ewig, und dabei fühle ich mich so friedliebend, so liebreich, wie in der N ä h e meiner Todesstunde. Ich bitte um Deine Verzeihung! Ich weiß, daß eine Schuld auf meiner Seele lastet . . . O verzeihe

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1884.

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

sind ein Indiz für literarische Börsenvorstellungen. Ein Kleist-Brief wird besonders wertvoll durch poetische Momente, die in unmittelbarer Beziehung zu Kleists Schicksal stehen, oder durch Sentenzen mit typischem Album-Charakter und Erwähnungen berühmter Namen, bzw. Ereignisse. Bei aller Fragwürdigkeit dieses noch heute geübten Auswahlverfahrens treffen die , markanten Stellen' nicht selten den Kern und die Bedeutung eines Briefes. Diese Katalog-Anzeigen verraten Spürsinn für die Briefaussage, und an ihrer Werteskala kann auch der Literarhistoriker nicht vorübergehen. Heute zählen Kleist-Briefe im Handel zu den großen Seltenheiten, aber die Reliquienverehrung ist lebendig wie ehedem, und die Kluft zwischen wissenschaftlichem Interesse und bibliophilem Sammeleifer ist kaum geringer geworden. Andererseits haben private Sammler ihre Schätze immer wieder bereitwillig zur Verfügung gestellt; hervorzuheben ist hier der Dienst, den Carl Meinert, Alexander Meyer Cohn und Stefan Zweig 5 der Kleistforschung erwiesen haben. Wir haben Beweise, daß schon Tieck und Eduard v. Bülow den Autographenhandel mit Kleisthandschriften versorgten 6 . Die allmählichen Verkäufe aus Privatbesitz haben danach das Handschriftengeschäft ebenso belebt wie die Zersplitterung der Briefe an Georg Andreas Reimer 7 . Die bedeutenden Privatsammlungen von Carl Meinert und Alexander Meyer Cohn gingen nach der Versteigerung in verschiedene Hände. Als Glücksfall ist die geschlossene Uberlieferung der Briefe an Wilhelmine von Zenge und an Ulrike von Kleist anzusehen; die nur fragmentarisch erhaltenen Briefe an Marie von Kleist und die

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mir!" — Aus seinem Brief an Ulrike vom 8. 6. 1807 wird der Satz: „Meine ganze Hoffnung beruht auf Dich" hervorgehoben, und die Anzeige des Briefes vom 25. Mai 1809 an Friedrich v. Pfuel(?) fällt durch den Satz: „und so ein Krieg entsteht, wie es der großen Sache, die es gilt, würdig ist" ins Auge. Die Briefe Stefan Zweigs an Georg Minde-Pouet (jetzt im Dt. Literaturarchiv, Marbach a . N . ) können im Rahmen dieser Arbeit nicht veröffentlicht werden. Belege in: Sembdner, Nachruhm, N r . 174a u. 175 und K. Kanzog, Heinrich v. Kleists Gedicht An Franz den Ersten (Euphorion 64, 1970, S. 380). Als erster der Briefe Kleists an Reimer kam 1883 ES 178, MP 204, Sbd 207 aus der Sammlung von Carl Meinert ans Licht (vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 24). Dieser Brief scheint auch als erster in den Handel gekommen zu sein (Katalog Liepmannssohn v. 8. März 1886, Nr. 753). U m die Jahrhundertwende häufen sich die Angebote. Aus welcher Quelle die Briefe kamen, geht indirekt aus einem Brief von Fritz Jonas an Ernst Reimer (den Sohn Georg Ernst Reimers; 1865 Prokurist, 1876 Teilhaber, 1884 alleiniger Verwalter des Verlages) vom 2. April 1892 hervor, in dem dieser Reimer bittet, Briefe Niebuhrs, Schlegels und Jean Pauls bei der Literaturarchivgesellschaft zu deponieren. Reimer hat am Rand vermerkt: „geantw.: muß erst nachsehen, was Georg Hirzel mir übrig gelassen hat" (freundliche Mitteilung von Prof. Dr. Otto Neuendorff).

Zensur u n d Auswahl, K o r r e k t u r u n d D o k u m e n t a t i o n

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Briefe an Ernst von Pfuel geben dagegen der Forschung noch immer Rätsel auf. Während Archive und Bibliotheken mit Eifer durchforscht wurden, konnte der Kleistsche Familienbesitz wahrscheinlich nicht voll ausgeschöpft werden 8 . Manchen Brieffund verdanken wir dem Zufall, auch entbehren einige ,Entdeckungen' nicht der grotesken Züge. Doch soll die wechselvolle Geschichte der Kleist-Autographen hier nicht im einzelnen dargestellt werden 9 . Unser Augenmerk liegt weniger auf der geleisteten Detektivarbeit der Briefermittlung, als auf der Frage nach den verschiedenen Möglichkeiten der Briefedition, der Beurteilung, der Auswertung und des Werkbezuges der einzelnen Briefe. Im Jahre 1883 hat Zolling gegen Tieck und Bülow den Vorwurf erhoben, daß sie von den ihnen zugegangenen Manuskripten nicht den rechten Gebrauch zu machen wußten, bzw. vieles aus der Hand legten, was ihrer editorischen Konzeption widersprach: „Es regnete diesen Beiden förmlich ungedruckte Kleistiana, Briefe und Manuscripte ins Haus, die sie zum Theil, die Verschwender! keineswegs veröffentlichen wollten, weil sie ihnen zu der in erster Linie geplanten Apotheose des Dichters nicht bedeutend genug oder gar seinem Ruhme schädlich erschienen" 10 . Das ist bereits der strenge historisch-philologische Standpunkt des Positivismus. Zehn Jahre zuvor übte ein Rezensent noch heftige Kritik an der Veröffentlichung der sog. Todeslitanei durch Paul Lindau 11 . Er argumentierte: „Man sollte doch nie vergessen, daß solche Schriftstücke von Hause aus nicht für die Öffentlichkeit geschrieben waren: Einen Dichter aber den öffentlichen Blicken in einer Situation bloßstellen, in welcher er sich ganz unbelauscht glaubte und daher arglos einer tollen Augenblickslaune hingab, das erscheint uns allezeit pietätlos und unrühmlich". Bedenkt man, welcher Mißbrauch gerade mit diesem Dokument getrieben wurde, so erscheint der Anspruch auf Pietät — selbst aus wissenschaftlicher Perspektive — gerechtfertigt. Schwerer wiegt, daß Rudolf Köpke bereits 1861 die Briefe Kleists an die Preußische Staatskanzlei und an Friedrich Wilhelm III. in der Hand hatte, sie aber — aus welchen Gründen auch immer — nicht veröffentlichte ; doch konnte auch Köpke im Hinblick auf Friedrich von Raumer persönliche Gründe geltend machen. Als Karl von Holtei 1864 die Briefe an Tieck herausgab, stellte der Rezensent in den Grenzboten die

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So schrieb M i n d e - P o u e t (Deutscher K u l t u r w a r t Jg. 2, 1935, S. 587): „ E s unterliegt f ü r mich keinem Zweifel, daß in den Familienarchiven der Kleists noch manches Blatt seiner H a n d verborgen ist". Vgl. die Analytische Bibliographie der Briefe, S. 3 0 5 - 3 3 8 . Die G e g e n w a r t Bd. 24, N r . 34, v. 25. Aug. 1883, S. 118. Die Dichterhalle Bd. 2 (1873), N r . 15, S. 179.

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

„Frage nach der Berechtigung solcher Veröffentlichungen" 1 2 , und es ist bezeichnend, daß er die Briefe von Lebenden ausgeschlossen sehen wollte. Heinrich von Treitschke ging anläßlich der Besprechung der von August Koberstein herausgegebenen Briefe Kleists an Ulrike sogar noch einen Schritt weiter. Er stand den „Sammlungen vertrauter Briefe" überhaupt „mit einer sehr ketzerischen Meinung gegenüber" und sah in solchen Publikationen eine „ U n s i t t e " 1 3 : „Wir haben uns nie des Gedankens erwehren können, daß damit dem Briefschreiber ein schweres Unrecht geschieht. Wie selten wird ein Brief auch nur von dem Empfänger recht verstanden. Nun gar eine Briefsammlung giebt, je schöner, je mehr Kinder des Augenblickes die Briefe sind, desto mehr nur ein Zerrbild von dem Character des Verfassers; auch ein fester, aufrechter Mann erscheint so als willenlos abhängig von den Stimmungen und Erlebnissen des Tages. Freilich sind diese Klagen in den Wind gesprochen". Zu einem Zeitpunkt, als der Biographismus in der Literaturwissenschaft erste Wurzeln schlug, meldete sich hier vergeblich ein Mahner zu Wort, der allein das dichterische Werk anerkennen und die Briefe vor Unberufenen schützen wollte. U m die Jahrhundertwende erreichte der Biographismus in der Begeisterung für Kleists Briefe als Dokumente seines Seelenlebens schließlich seinen Höhepunkt. Die Versteigerung des „letzten Briefes Kleists an seine Braut" veranlaßt den Berichterstatter zu der Bemerkung, dieser Brief bringe „die seelische Störung des Dichters in ergreifenderWeise zum Ausdruck" 1 4 . J . Sadger findet in den Briefen Kleists an Pfuel eine Bestätigung für die von ihm behauptete Homosexualität Kleists 1 5 . Den Vorbehalten einzelner Briefempfänger, Briefe Kleists nicht aus der Hand zu geben, wird danach niemand die Berechtigung absprechen. Erst durch Minde-Pouet ist nicht nur die Gesamtausgabe der Briefe, sondern auch das Ideal der dokumentarischen Briefedition, d. h. die ungekürzte und diplomatisch getreue Wiedergabe der Texte, verwirklicht worden. Die exakte Darbietung gilt als Ziel jeder wissenschaftlichen, auf größtmöglichen Informationsgewinn bedachten Edition; 12

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Die Briefe an Ludwig Tieck, in: Die Grenzboten Jg. 23, 2. Sem., Bd. 4 (1864) S. 3 2 1 - 3 2 5 . Literarisches Centraiblatt für Deutschland, Nr. 4, 28. Jan. 1860, S. 52. Vom Fels zum Meer Jg. 14, H. 11 (August 1895) S. 421. - In einem Aufsatz über die Briefe Kleists (Das Deutsche Theater 1911, H . 4, S. 5 - 1 2 ) möchte Carl Putzfeld „an der Hand einer Reihe von Briefen einige wenige Einblicke gewähren in das Seelenleben dieses großen, seltsam unruhigen und gewaltig ringenden Menschen und Dichters", der ihm als „der Typus des tragischen Menschen" erscheint. „Ein glücklicher Brieffund der allerjüngsten Zeit hat über jedweden Zweifel gestellt, was der Fachmann eigentlich schon lange ahnte, ohne dass es irgend erweisbar gewesen" Q. Sadger: H. v. Kleist, Wiesbaden 1910, S. 1 2 - 1 3 ) .

Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

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damit ist jedoch nicht gesagt, daß sie als die allein vertretbare Editionsform anzusehen ist. Auch wenn die früheren Ausgaben unzureichend sind, haben ihre Editoren doch geleistet, was ihnen in den jeweiligen Situationen allein möglich, vertretbar oder notwendig erschien. W i r sehen heute leichter ein, daß jedes Briefcorpus einem zeitlich bedingten Ablagerungsprozeß unterworfen ist und daß sich meist erst in der zweiten Phase der Wirkungsgeschichte wissenschaftliche Betrachtungsweisen durchsetzen. Urheberrecht und Schutzfrist tragen sowohl dem Persönlichkeitsschutz als auch diesem Prozeß Rechnung. Es bleibt dennoch die Frage, welche Rechte auf Befriedigung ihres Erkenntnisinteresses die Öffentlichkeit geltend machen kann. Drei Beispiele aus der neueren Briefliteratur erhellen die Notwendigkeit eines solchen Ablagerungsprozesses und führen die immer wiederkehrenden gleichen Schwierigkeiten des Edierens von Briefen vor Augen. Gottfried Benns Ausgewählte Briefe16 erschienen bereits ein Jahr nach seinem Tode; der Verleger Max Niedermayer motivierte seinen Entschluß zu dieser Edition mit der Uberzeugung, daß „nicht immer ein Jahrzehnt oder mehr mit der Veröffentlichung persönlicher Dokumente gewartet werden muß, und daß der interessierte, oft verehrende Zeitgenosse in dieser Hinsicht nicht schlechter gestellt sein sollte als der Nachfahre". Die Aufgabe, ein Bild der Persönlichkeit Benns zu entwerfen, wurde kaum erfüllt, da die Sammlung aus dem sehr umfangreichen Briefwechsel mit F. W . Oelze nur wenige Briefe Benns und für die Frühzeit so gut wie nichts bietet. Der Leser nahm die subjektive Auswahl der Briefe ebenso wie Kürzungen und Eliminierungen von „kränkenden Stellen", die noch lebende Personen betrafen, als eine juristische Gegebenheit hin. Daß die Ausgewählten Briefe 1957 voreilig auf den M a r k t geworfen worden waren, zeigen die zahlreichen Briefe, vor allem an Else Lasker-Schüler, Tilly Wedekind, Käthe von Porada, Ellinor Büller-Klinkowström, die zehn Jahre später zusammen mit Erinnerungen von Freunden und Bekannten in einem eigenen Bande 1 7 publiziert wurden. Erst 1977 legte derselbe Verlag 292 Briefe Benns an F. W . Oelze (von „insgesamt rund 700 Briefen") vor und erklärte auf der Umschlagklappe: „Es sind dies fraglos die bedeutendsten Briefe, die es von Benn gibt" 1 7 a .

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Gottfried Benn: Ausgewählte Briefe. Mit e. Nachw. v. Max Rychner. Wiesbaden: Limes-Verl. 1957. Zur Auswahl, S. 3 3 8 - 3 4 0 . Gottfried Benn: Den Traum alleine tragen. Neue Texte, Briefe, Dokumente. Hrsg. v. Paul Raabe u. Max Niedermayer. Ebda 1966. Gottfried Benn: Briefe an F. W. Oelze 1932-1945. Vorwort von F. W . Oelze. Ebda 1977. (Gottfried Benn: Briefe. Hrsg. v. Harald Steinhagen u. Jürgen Schröder. Bd. 1.)

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

Mit weitaus höheren Ansprüchen glaubte Erika Mann aus Tausenden von Briefen ihres Vaters eine charakteristische Auswahl treffen und die „reichen Facettierungen seines Geistes, sein äußerst vielschichtiges, höchst variables I c h " zeigen zu können 1 8 . Sieht man davon ab, daß Informationsverluste unvermeidlich waren, so steht auch diese Edition unter dem Einfluß der unmittelbaren Wirkung des in der Lesewelt ,aktuellen' und als Gestalt noch lebendigen Dichters; sie versucht, diese Wirkung — bei gleichzeitiger Pflicht zur Diskretion — zu erhalten und zu intensivieren. Eliminiert wurde „allzu Privates, — Dinge, auf welche die Öffentlichkeit — noch! — kein Anrecht h a t " 1 9 . Doch die Kürzungen sind vielfach tiefgreifender Natur. Vor allem stand Erika Mann vor einem aus den Briefen Kleists bekannten Phänomen: „Wo immer, innerhalb eines kurzen Zeitintervalls, T. M. verschiedenen Korrespondenten über dasselbe Vorkommnis berichtet, oder das gleiche Ereignis kommentiert, geschieht dies in Sätzen und Wendungen, die miteinander so gut wie identisch sind. Was er einmal schriftlich fixiert hatte, das blieb, wie es w a r " 2 0 . Die möglichen Parallelen zu Kleists „Ideenmagazin" oder seinem von der bisherigen Forschung vorausgesetzten ,Zettelkasten' sollen hier nicht weiter verfolgt werden 2 1 . Erika Mann hielt es für unerläßlich, die „häufigen, unbekümmert auftretenden wörtlichen Wiederholungen" auszumerzen. Das ist vom editorischen Standpunkt kaum zu billigen, aber bei einer derart breiten Überlieferungslage, besonders für die Spätzeit Thomas Manns, ein kaum zu lösender Herausgeberkonflikt 2 2 . Erika Mann vertröstete den Leser auf

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Thomas Mann: Briefe 1889-1936. Hrsg. v. Erika Mann. Frankfurt a . M . : S. Fischer 1961, S.V. - Außerdem: Briefe 1937-1947, ebda 1963 und Briefe 1948-1955 u. Nachlese, ebda 1965. Briefe 1889-1936, S. X I . Briefe 1889-1936, S. X - X I . Der Ausdruck „Ideenmagazin" begegnet in Kleists Brief vom 18. Nov. 1800 (Sbd II, 597). Paul Hoffmann (Ideenmagazin. E. wortgeschicbtliche Studie, in: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 10, H . 1, Juni 1934, S. 5 8 - 6 2 ) vermutet, daß dieses Ideenmagazin „mit Jean Pauls ,Zettelkasten' einige Ähnlichkeit" hatte. Auch Otto Reuter (Heinr. v. Kleists Ideenmagazin, sein Tagebuch und die ,Geschichte seiner Seele', in: Jahrbuch d. Kleist-Gesellschaft 1923/24, S. 8 6 - 1 0 6 ) geht von der Annahme eines solchen Zettelkastens, der auch Fremdexzerpte enthielt, aus und legt dar, wie Kleist die im Magazin gesammelten Bilder zunächst in seinen Briefen verwertet, später auch in seine Werke eingearbeitet, sich aber dann mit Hilfe seines starken Assoziationsvermögens und Gedächtnistrainings davon unabhängig gemacht hat. Vgl. hierzu Klaus u. Eva Kanzog: H. v. Kleists Brief an Christian Ernst Martini. Das textkrit. Problem der Formulierungsübertragung, in: Jahrbuch d. dt. Schillerges. 15 (1971) S. 2 3 1 - 2 5 0 . Zu den Kürzungen schreibt Winfried Hellmann (Germanistik Jg. 3, 1962, S. 455): „Das ist aber wohl doch Ansichtssache, und ich halte diesen Eingriff für verfehlt". —

Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

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die historisch-kritische Ausgabe, die „alles enthalten" werde, „auch, was die Briefe betrifft"; gemäß der Verfügung Thomas Manns über die Veröffentlichung seiner Tagebücher scheint sie dabei an einen Zeitraum von 20 Jahren nach dem Tode gedacht zu haben. Doch „in der Erkenntnis, daß eine historisch-kritische Gesamtausgabe des Briefwerkes von Thomas Mann in absehbarer Zeit nicht realisierbar sein wird", erfaßten Hans Bürgin und Hans-Otto Mayer „sämtliche Briefe, die ihnen bekannt wurden", in Regesten 2 2 a , durch die der Briefbestand wenigstens archivalisch erschließbar ist. Im Gegensatz zu der Unbekümmertheit der Briefe Gottfried Benns und der Scheu Thomas Manns, „Intimstes brieflich preiszugeben" 2 3 , hat Rainer Maria Rilke seine Briefe „von gewissen Jahren ab" als Teile seines Werkes 2 4 angesehen und ihrer Veröffentlichung nach seinem Tode ohne Klauseln zugestimmt. Sie sind nach den Untersuchungen von Elisabeth Antkowiak-Slotta 2 5 Teil seiner Lebensarbeit, Vorstufen des Werkes, Monologe als Weg zur Selbsterkenntnis und zugleich Illusion, mit dem Leben verbunden zu sein. Ähnliches ließe sich von einigen Briefen Kleists aus der Frühzeit, wie von dem Brief an Martini oder einzelnen Briefen an Wilhelmine sagen 2 6 ; abermals trifft man auf das Phänomen der Formulierungsparallelen. — Rilkes Briefe waren stets eine Fundgrube für die Interpretation seiner Persönlichkeit und seines Werkes, aber das editorische Problem ist bis heute nicht zufriedenstellend gelöst. Die inhaltlichen Divergenzen zwischen der ersten Brief-

ausgabe von 1930 — 1935 und den Gesammelten

Briefen

von 1936—1939

zeigen, daß es den Herausgebern unmöglich war, objektive Maßstäbe anzulegen. Bei einer ähnlich breiten Uberlieferungslage wie bei den Briefen Thomas Manns kommt hinzu, daß die Gesamtausgabe den Blick auf die persönlichen Beziehungen zu den einzelnen Empfängern verstellt und daß Einzelausgaben wie die der Briefe an den Verleger, an

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Nach Schätzungen des Thomas-Mann-Archivs in Zürich muß mit ca 15 Tausend handgeschriebenen Briefen gerechnet werden; Erika Mann spricht von 20 Tausend Briefen (vgl. Germanistik Jg. 6, 1965, S. 159). Die Briefe Thomas Manns 1899—1955. Regesten und Register. Bearb. u. hrsg. unter Mitw. d. Thomas Mann-Archivs d. Eidgen. Techn. Hochschule Zürich v. Hans Bürgin u. Hans-Otto Mayer. Mit e. Vorw. von Hans Wysling. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1977. Briefe 1 8 8 9 - 1 9 3 6 , S. XI. Testamentarische Verfügung, in: Gesammelte Briefe in sechs Bänden. Bd. 1 (1936) S.57. Elisabeth Antkowiak-Slotta: Rilkes Briefe und ihre Empfänger. Eine literarsoziologische Studie, in: Wiss. Zeitschrift der Univ. Leipzig 1952/53, H. 3, S. 1 1 9 - 1 4 6 . Rilke selbst scheint in den Briefen Kleists verwandte Züge seines Wesens entdeckt zu haben, wie vereinzelte Äußerungen erkennen lassen (Sembdner, Nachruhm, Nr. 423/424).

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

Marie von Thurn und Taxis, Lou Andreas-Salomé, Magda von Hattingberg und Katharina Kippenberg der Bedeutung der Korrespondenzen besser gerecht werden. Auch hier liegt ein kaum zu lösender Herausgeberkonflikt, da eine Gesamtausgabe der Briefe neben der Gesamtausgabe der Werke in der Vorstellung vieler Literarhistoriker und Verleger unerläßlich zu sein scheint. Er wird bestimmt durch die Frage, in welchem Verhältnis zum Werk die Briefe jeweils gesehen werden müssen. Wie die Herausgeber von Briefen zeitgenössischer Schriftsteller so haben auch die Kleist-Herausgeber ihre editorische Einstellung den Briefen gegenüber in Einleitungen, Auswahl oder Kommentierung zu erkennen gegeben und die Funktion der Briefe unterschiedlich definiert. Paul Hoffmann ordnete 1903 die Briefe Kleists dem Werke unter: sie „erklären seine Schriften; sie vermehren den Gewinn und erhöhen den Genuß, den eine eingehende Betrachtung der Dichtungen gewährt" 2 7 . Ähnlich waren sie für Minde-Pouet die „notwendige Ergänzung zu Kleists Werken" und zugleich „wichtige Dokumente des geistigen Lebens" 2 8 ; eine vollständige und dokumentarische Darbietung verstand sich danach von selbst. Der Mediziner S. Rahmer sah in den UlrikeBriefen Kleists ein „Spiegelbild seiner geistigen, sittlichen und literarischen Entwicklung" und konzentrierte sein Interesse auf philologische, graphologische und biographische Details 29 . Dagegen suchte Friedrich Michael 1925 in den Briefen vor allem eine „Aussage" Kleists, da sie „viel ausschließlicher als bei manchem anderen Dichter die Quellen für die Kenntnis seines Wesens" seien und „nicht nur ein Tagebuch", sondern auch „die Stelle lyrischer Bekenntnisse, die im Werke Kleists völlig fehlen" 3 0 , ersetzten. Es zeigt sich, daß die ästhetisierende, bzw. interpretierende Einleitung das notwendige Bindeglied zwischen der Selbstaussage der Briefe und den bloß erklärenden' Anmerkungen darstellt. Beachtung verdient darüber hinaus die Brief-Rezitation, da nur 27

Paul H o f f m a n n : Zu den Briefen Heinrichs von Kleist. In: Studien z. vergleichenden Literaturgeschichte. Bd. 3 (1903) S. 332. Obgleich P. Hoffmann keine größere Briefpublikation vorgelegt hat, stehen seine Brieffunde und biographischen Ermittlungen ganz im Dienst dieser Idee.

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Ausg. Erich Schmidt, Bd. 5, S. 7. — Die Behauptung, Kleists Briefe glichen „einem selbstgeschriebenen Kommentar zu seinem Leben", ist nicht aufrechtzuerhalten. S. Rahmer: Heinrich von Kleist an seine Schwester Ulrike, in: Sonntagsbeil. z. Voss. Zeitung, Nr. 26, v. 26. Juni 1904, S. 2 0 3 - 2 0 4 . Heinrich von Kleist: Briefe. Hrsg. u. eingel. v. Friedrich Michael. Leipzig: InselVerl. 1925, S. 6. Demgegenüber werden die späteren Briefe charakterisiert: Der „Dichter steht in der Welt, knüpft geschäftliche Beziehungen und weiß sich in jedem Brief das Gesicht zu geben, das er dem andern zeigen will. Maskenlos tritt er nur vor Marie von Kleist" (S. 15).

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

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der mündliche Vortrag die Gliederungs- und Bedeutungselemente suggestiv zur Geltung zu bringen vermag. Hier zeigten im Kleistjahr 1977 zwei gegensätzliche Darbietungsweisen unterschiedliche Einstellungen der Interpreten gegenüber den Briefen: während Bruno Ganz 3 0 a traumatischen und revolutionären Elementen in den Briefen nachspürte, um Kleist aus den Widersprüchen seiner Zeit heraus zu vergegenwärtigen, machten die Briefauswahl und der Vortrag Helmut Wildts 3 0 b die Kommunikationsbedingungen der Briefe, die Selbstdarstellung Kleists und sein Verlangen nach Partnerschaft deutlich. Ungewöhnliche editorische Konsequenzen aus seiner persönlichen Auffassung der Briefe Kleists hat Helmut Sembdner in dem 1959 herausgegebenen Lebenszeugnis der Briefe gezogen. Auswahl und Zusammenstellung werden unter einem „dreifachen Aspekt" verstanden: „als biographische Dokumente, als schriftstellerische Modelle aus der Werkstatt des ,Ideenmagazins' und nicht zuletzt als die uns heute mehr denn je ergreifende ,Geschichte meiner Seele'" 3 1 . Zu diesem Zwecke wird dort versucht, mit Hilfe typographischer Differenzierungen einzelne Schichten in den Briefen hervorzuheben. Man halte diesem schwierigen philologischen Bemühen, das angesichts der bruchstückhaften Oberlie'ferungslage nicht vollständig gelingen konnte, die von Richard Benz zuerst 1937 veröffentlichte Briefstellen-Auswahl entgegen. Nach Benz spricht Kleist in den Briefen „unmittelbar sein Innerstes aus, das er im Kunstwerk mehr verhüllt als offenbart" 3 2 . Dementsprechend wird ein Seelenkult getrieben, der bereits in der Wahl der Kapitel-Uberschriften als Programm zum Ausdruck kommt 3 3 . Versucht Helmut Sembdner das fast Unmögliche, ein verlorenes Werk und ein Sentenzensystem in denkbaren Umrissen transparent zu machen, so bietet Benz nur ein Brevier zur literarischen Erbauung. Allen diesen Anschauungen ist gemeinsam, daß Kleists Briefe nur am 30i

Bruno Ganz liest Kleist (ZDF 11. Sept. 1977) mit eingeblendeten Szenen aus der Aufführung des Prinz von Homburg (Schaubühne am Halleschen Ufer, Berlin) und Eric Rohmers Film Die Marquise von O., in denen Ganz Hauptrollen spielte. 30b Vorlesung vor der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft in Berlin am 11. Nov. 1977. 31 Heinrich von Kleist: Geschichte meiner Seele. Ideenmagazin. Das Lebenszeugnis der Briefe. Hrsg. v. Helmut Sembdner. Bremen 1959. (Sammlung Dieterich. 233) S. XVII. Uberarb. Fassung: Frankfurt a. M. 1977. (Insel-Taschenbuch. 281.) [Lediglich der Anmerkungsteil „wurde neu gestaltet, textlich erweitert und auf einen neuen Forschungsstand gebracht".] 32 Heinrich von Kleist: Lebens-Bekenntnis. In Worten seiner Briefe. Hrsg. v. Richard Benz. Jena: Diederichs 1937 ( 1 1 . - 2 0 . Tsd. 1941) (Deutsche Reihe. 60). Einleitung. 33 Kapitel-Uberschriften: Das innere Gesetz/Blick in die Welt/Der zerstörende Gedanke/ Flucht in die Fremde/Ruhe—Sehnsucht/Schöpfer-Krisis/Der Genius in der Zeit/ Ruhmesaugenblick/Die letzten Kämpfe/Triumph im Untergang.

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Rande aus ihrem Gattungscharakter verstanden werden. Auch MindePouets Ideal einer streng dokumentarischen Textdarbietung beruht mehr auf dem Prinzip der Urkundlichkeit, was nicht zuletzt aus der Anlage seines Kommentars deutlich wird. Demgegenüber hat Paul Wohlfahrt 1925 in einem Brief-Essay die These vertreten, daß der „Reiz eines Briefes als solcher" nicht erkannt werden kann, wenn er nur als Mittel für außerhalb liegende Zwecke betrachtet wird 34 . Daß ein solches Vorverständnis neben dem sich daraus ergebenden Erkenntnisinteresse erheblichen Einfluß auf die Kommentierung hat, die mit dem Editorischen untrennbar verbunden ist, wird heute kaum noch bezweifelt. Doch brauchte die Forschung 35 , die erst zwanzig Jahre nach der BriefAusgabe Minde-Pouets eine zusammenfassende Darstellung und Analyse des Brief-Problems wagte, lange Zeit, um die Voraussetzungen für eine über das Biographische hinausgehende Kommentierung zu schaffen. In Opposition zu Gundolf 3 6 , der den Briefschreiber Kleist als eine „vom Werk ablösbare Privatperson" ansah, fand Hans Strodel 37 1 923 „die eigenwüchsige Größe des Kleistschen Werkes in Kleists Briefen vorgedeutet". Er bemühte sich, zu einer Phänomenologie dieser Briefe zu gelangen und Literarisches mit Psychologischem zu verbinden. Stärker als Strodel rückte Hans-Horst Brügger 1946 das literarische Genus in den Vordergrund, wobei der Brief gegenüber dem Werk „auf der Skala der Erkenntnisquellen" als das „trübere Medium" angesehen wird. Brügger 38 verzichtet darauf, die Briefe zu biographischen Zwecken auszubeuten, will aber aus ihrer Struktur „gültige Schlüsse auf den Dichter und Menschen Kleist ziehen". In der Gruppierung nach vier Brief-

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Paul Wohlfahrt: Der Brief als Literaturgattung, in: Der Gral, Jg. 19, H . 10 (Juli 1925) S. 485. Während Paul Hoffmanns Aufsätze zu einzelnen Briefen (Studien z. vergleichenden Literaturgeschichte. Bd. 3, 1903, S. 332-366 und Euphorion 22, 1918, S. 70-78) sich ebenso wie Berthold Schulzes Darlegungen (Studien z. vergl. Literaturgeschichte. Bd. 7, 1907, S. 352-361) im engen Bereich der Fakten-Ermittlung hielten, wandte sich Roderich Warkentin 1898 in einem Vortrag erstmals dem Gesamtkomplex der Briefe zu (Heinrich von Kleist in seinen Briefen. Heidelberg 1900). Dabei wertete er vor allem die Briefe an Wilhelmine und Ulrike für eine biographische Skizze aus. Seine Methode ist durch folgende Bemerkung (S. 37) charakterisiert: „Es sei mir gestattet, den ganzen Briefwechsel der Reihe nach schnell durchzublättern". Friedrich Gundolf: Heinrich von Kleist (Berlin 1922) S. 23. Hans Strodel: Heinrich von Kleist als Briefschreiber. (Masch.) Phil. Diss. Frankfurt a. M. 1923. Vgl. vor allem das Schlußwort: Der Briefschreiber und Dichter Kleist, S. 177. Hans-Horst Brügger: Die Briefe Heinrich von Kleists. Phil. Diss. Zürich 1946, S. 9 - 1 0 .

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perioden und den Funktionsbeschreibungen einzelner Briefelemente, insbesondere der Abgrenzung von Werk- und Briefcharakter, werden fruchtbare Neuansätze für die Erhellung der verschiedenen Mitteilungsformen und Bekenntnisteile, der Eigengesetzlichkeit, aber auch des Zufälligen in den Briefen sichtbar. Erst durch die von Hans Joachim Kreutzer 3 9 im Zusammenhang mit den Chronologie- und Entwicklungsproblemen geleistete Analyse des Wortschatzes, der Bildstrukturen sowie der rhetorischen Momente wurde jedoch der Grund für einen Vorstoß in neue Bereiche der Kommentierung gelegt. Soweit der Aufsatzcharakter einzelner Briefteile davon berührt wird, reichen die Konsequenzen in die Edition selbst hinein 40 . Damit aber werden wir auf die Editionsgeschichte, auf die unphilologische Verwertungspraxis und die Redaktionsvorstellungen der frühen Editoren, zurückverwiesen. Gerade diese Frühzeit darf nicht als eine lediglich vorwissenschaftliche Periode der Edition abgewertet oder ausschließlich vom Standpunkt der Wirkungsgeschichte betrachtet werden. In allen Versuchen, Briefmaterial für die Herstellung von Texten und damit für ein bestimmtes KleistBild zu präparieren, stecken Interpretationsfaktoren, die für die Gattungsbestimmung, Werkabgrenzung und Kommentierung der Briefe bis heute von Bedeutung sind. 1 Zuerst wurden Auszüge aus Kleists Briefen an Marie von Kleist durch Tieck öffentlich bekannt, doch erfuhr der Leser den Namen der Adressatin nicht. Tieck erwähnte nur, daß die Briefe an eine „edle und geistreiche Verwandtin" gerichtet seien, und er nahm damit offensichtlich auf die Beziehungen seiner Informantin zum preußischen Hofe Rücksicht. Schon Wilbrandt 4 1 hatte Marie v. Kleist als Empfängerin vermutet, aber die Identität konnte erst im Jahre 1914 durch den Fund Minde-Pouets im Familienarchiv des Grafen Stosch auf Polnisch-Kessel bewiesen werden. Es kam ein Kleist-Brief (MP 212, Sbd 215) zum Vorschein, von dem bisher nur der Mittelteil, d . h . etwa ein Drittel, bekannt gewesen war. Man sieht auf den ersten Blick, daß die Kürzung des Briefes und die Wahl gerade dieses Teiles für die Veröffentlichung das Ergebnis konsequenter Überlegungen sind 4 2 . 39

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Hans Joachim Kreutzer: Die dichterische Entwicklung Heinrichs v. Kleist. Berlin 1968, insbesondere die Abgrenzung gegenüber dem Standpunkt Brüggers, S. 117ff. Besonders augenfällig in der Uberschneidung des Briefes an Martini mit dem Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden (Vgl. Anm. 21). Adolf Wilbrandt: Heinrich von Kleist. Nördlingen 1863, S. 398. Vgl. die Wiedergabe S. 2 9 - 3 1 .

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Schon der erste Satz hätte auf die Öffentlichkeit des Jahres 1821 keine günstige Wirkung ausgeübt: „Wenn ich doch zu Ihren Füßen sinken könnte, meine theuerste Freundinn, wenn ich doch Ihre Hände ergreifen und mit tausend Küssen bedecken könnte, [. . .]". Der Leser dieser leidenschaftlichen Zeilen wäre dadurch in eine Stimmung versetzt worden, die sein Urteil über den „exaltierten" Schreiber gefestigt hätte. Die ganze erste Passage des Briefes (30 Zeilen), in der Kleist seinen Schuldgefühlen und zugleich seiner Freude über einen Brief, mit dem er nicht mehr gerechnet, Ausdruck gibt, ist ein Zeugnis für das rein persönliche Verhältnis der Briefpartner, auf dessen Kenntnis die Öffentlichkeit zum damaligen Zeitpunkt keine Ansprüche erheben konnte. Darüber hinaus waren auch einige Formulierungen Mißdeutungen ausgesetzt. So spricht Kleist davon, daß Marie vielleicht erst nach seinem Tode „mit dem vollen Gefühl der Freundschafft" zu ihm zurückkehren werde; und als geradezu anstößig mußte der Satz empfunden werden: „Ich würde Ihnen den Tod wünschen, wenn Sie zu sterben brauchten, um glücklich zu werden". Dies alles mußte an das Geschehen des 21. November 1811 erinnern und paßte nicht zu dem, was Marie von Kleist der Öffentlichkeit zu verstehen geben wollte. Fortgelassen ist auch der Schluß des Briefes (26 Zeilen), in dem Kleist seine Cousine um Rat bittet, ob er für den Fall, daß er „das Geld von Ulriken erhalte", nach Wien gehen solle, ebenso sein Eingeständnis: „ich bin schon so gewohnt, Alles auf Ihre Veranlassung und Ihren Anstoß zu thun, daß ich die Kraft, mich selbst zu entscheiden, fast ganz entbehre". Der anschließende Bericht über seine Audienz beim König 4 3 verbot sich aus politischen Gründen, zumal in diesem Zusammenhang auch noch von ungünstigen Meinungen Maries und eines gemeinsamen Bekannten, dessen Name später unkenntlich gemacht wurde, die Rede ist. Für die Öffentlichkeit bestimmt war allein der Teil des Briefes (27 Zeilen), der den Hinweis auf den bevorstehenden Besuch Napoleons und den Bericht über Kleists Unterredung mit Gneisenau enthält; zwar sind die beiden Namen nur aus den Buchstaben N und G zu erschließen, doch ergibt sich die Lesung aus dem Zusammenhang. Das Motiv für die Auswahl dieser Stelle ist unschwer zu erraten. Sie sollte zur Rechtfertigung Kleists beitragen und seine Verstrickung in den Zeitverhältnissen zeigen, da kein „einziger Lichtpunct in der Zukunft" zu entdecken war, auf den Kleist „mit einiger Freudigkeit und Hoffnung" hätte hinaussehen können. Sie sollte aber auch klar machen, daß Kleist 43

Die Wiedergabe der Briefstelle verbot sich um so mehr, da Marie am 26. Dezember 1811 in einem Brief an Friedrich Wilhelm III. für Kleist eingetreten war (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 91).

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unter anderen politischen Umständen den richtigen Weg gegangen wäre. Die Auswahl ist auf ein Zitat zugeschnitten, das als schlagkräftiges Argument für diese Annahme vortrefflich geeignet war: „Ich bin gewiß, daß wenn er [Gneisenau] den Platz fände, für den er sich geschaffen und bestimmt fühlt, ich, irgendwo in seiner Umringung, den meinigen gefunden haben würde. Wie glücklich würde mich dies, in der Stimmung, in der ich jetzt bin, gemacht haben" 4 4 . Dieses Fragment muß im Zusammenhang mit den übrigen Fragmenten betrachtet werden. Seit dem Wiederauftauchen des Manuskriptes der Aufzeichnungen von Wilhelm von Schütz sind auch die letzten Zweifel an Marie von Kleist als Empfängerin der von Tieck abgedruckten Briefe beseitigt. Der von Minde-Pouet 4 5 vollständig aufgefundene Originalbrief (MP 212, Sbd 215), der bis dahin überhaupt unbekannt gebliebene Brief M P 98, Sbd 99 und die Entzifferung der unkenntlich gemachten Partien lassen uns ahnen, was Marie v. Kleist der Forschung vorenthalten haben mag; neben Ernst v. Pfuel gilt vor allem ihr der Groll der Philologen und Biographen. Doch verdient gerade das Prinzip der Stellenauswahl Beachtung, da an ihm die eigentlichen Absichten Marie v. Kleists, die auch eine gerechtere Beurteilung des ,Dokuments' ermöglichen, deutlich abzulesen sind. Ihr Ziel war, durch diese Zusammenstellung verschiedener Briefzitate — ganz im Sinne der damals literarisch hochgeschätzten Fragment-Edition — eine Art Selbstporträt Kleists durch die Vermittlung Tiecks an die Öffentlichkeit zu bringen. — Marie v. Kleist hat auch Peguilhen, kurz nach dem Tode Kleists, Briefabschriften 4 6 zugehen lassen. Doch unterscheiden sich diese Briefe in Form und Inhalt so grundlegend von den Schütz-Fragmenten, daß Paul Lindau 4 7 , der sie im Jahre 1873 aus dem Peguilhenschen Nachlaß erstmals veröffentlichte, sie verschiedenen Adressaten zuwies. Wir müssen in beiden Fällen unterschiedliche Motive für die Preisgabe der Texte annehmen. Peguilhen benötigte Dokumente, um die näheren Umstände und die Beweggründe für den Tod Kleists zu erhellen; Tieck interessierte sich für die innere Entwicklung Kleists. Eine solche ,Entwicklung' wird in Umrissen deutlich, obwohl die Chronologie zerstört und keine Zeitabfolge erkennbar ist. Es überwiegen Stimmungsmomente, die aber den Fragmenten Zusammenhalt geben. 44

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Auch in ihrem Brief an den König erwähnt Marie den Besuch bei Gneisenau und dessen positives Urteil über die ihm von Kleist überreichten Aufsätze („worunter einige sehr gute sein sollen"). Gneisenau allerdings hielt Kleist für „exaltiert", wie aus einem Brief an seine Frau hervorgeht (Sembdner, Nachruhm, Nr. 16). Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 50. Vgl. hierzu K. Kanzog, in: Jahrbuch d. dt. Schillerges. 13 (1969) S. 40. Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 19.

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Das erste Brieffragment (MP 210, Sbd 210) versetzt den Leser in eine elementare Lebenssituation Kleists: „Das Leben, das ich führe, ist seit Ihrer und A. Müllers Abreise gar zu öde und traurig". — Ein besserer Anfang für die Biographie kann kaum gefunden werden. Die Krise des „einsamen" Dichters, seit langem publikumswirksam, die Kontaktlosigkeit, in der nicht einmal die Einbildung Trost zu spenden vermag, und die Schwermut des Augenblicks teilen sich unmittelbar mit. Der Leser wurde an Tiecks Briefroman William Lovell48 erinnert, obgleich Kleist sich nicht in „romantische" Stimmungen und Formeln verliert. Sein Wort vom „unbegreiflich unseeligen Menschen" wiegt schwerer als die seitenlange Beichte des seine Melancholie genießenden Romanhelden Lovell. Dennoch wirkt ein verwandtes Stimmungsmoment und macht mit einem Satz die entscheidende Briefaussage bewußt: „Wirklich, in einem so besondern Fall ist noch vielleicht kein Dichter gewesen". — Daß dieser Lebenskonflikt eine Krise der dichterischen Produktivität und des Schöpferischen überhaupt ist, zeigen die Reflexionen über Einbildungskraft und Phantasie, über die Unmöglichkeit, sich in dieser Situation „das, was wirklich ist, vorzustellen" und zur „Klarheit der innerlichen Anschauung" zu kommen. — Das Fragment erfährt mit einer Rückkehr zum Gedanken an Adam Müller formale Abrundung. Das zweite Brieffragment (MP 197, Sbd 211) zeigt einen radikalen Stimmungsumschwung, stellt aber durch das Leitmotiv „öde" die Verbindung zum ersten her: „Das Leben, das vor mir ganz öde liegt, gewinnt mit Einem mal eine wunderbar herrliche Aussicht, und es regen sich Kräfte in mir, die ich ganz erstorben glaubte". Kleist scheint das Selbstvertrauen und die Sicherheit des Herzens wiedergefunden und auch den Grund für die Krise erkannt zu haben. So formuliert er am Beispiel des Käthchen von Heilbronn seine Überzeugung, das Urteil der Menschen habe ihn „bisher viel zu sehr beherrscht". Er will fortan nur auf die „eigne innerliche Befriedigung" Rücksicht nehmen, in der Gewißheit, „daß, wenn ein Werk nur recht frei aus dem Schoos eines menschlichen Gemüths hervorgeht, dasselbe auch nothwendig darum der ganzen Menschheit angehören müsse". Diese Stelle liest sich wie eine Reminiszenz an den Poesie-Hymnus, denTieck in seiner Vorrede 49 48

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So schreibt Lovell an Eduard Burton: „Ich habe meinen lieben Gefährten verloren und rufe durch den dunkeln Wald vergeblich seinen Namen, ein hohles Echo wirft mir ihn ohne Trost zu, die einsame Leere kümmert sich nicht um meinen Jammer" (Tieck, Schriften, Bd. 6, S. 12). „Denn es giebt doch nur Eine Poesie, die in sich selbst von den frühesten Zeiten bis in die fernste Zukunft, mit den Werken, die wir besitzen, und mit den verlohrnen, die unsre Phantasie ergänzen möchte, so wie mit den künftigen, welche sie ahnden will, nur ein unzertrennliches Ganze ausmacht. Sie ist nichts weiter, als das mensch-

Z e n s u r und A u s w a h l , K o r r e k t u r und D o k u m e n t a t i o n

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zu den Minneliedern aus dem schwäbischen Zeitalter anstimmt. Für Tieck ist die Poesie „nichts weiter, als das menschliche Gemüth selbst in allen seinen Tiefen", und: „ J e mehr der Mensch von seinem Gemüthe weiß, je mehr weiß er von der Poesie". In Kleists einleitender Bemerkung, es wehe ihn zuweilen „wie ein Luftzug aus meiner allerfrühsten Jugend an", mag der Leser etwas von Tiecks „Wunderglauben der Kindheit" und den „schönen Ahnungen des jugendlichen Lebens" wiederfinden. — Wenn Marie von Kleist in ihrem Brief an Tieck bekennt, durch seine Bücher innerlich mit ihm verbunden gewesen zu sein, und von einem „Seelenbündnis" spricht, dann gewinnt ihre wohlüberlegte Briefauswahl auch im Hinblick auf Tieck Bedeutung: im zweiten Brieffragment erscheint Kleist ganz im Lichte romantischer Kunsttheorien. Der Ubergang zum dritten Brieffragment (MP 116, Sbd 118) ergibt sich durch die erneute Erwähnung des Käthchen von Heilbronn. Hier tritt besonders klar zutage, daß Marie von Kleist nicht auf die chronologische Reihenfolge bedacht war. Denn die Formulierung: „Jetzt bin ich nur neugierig, was Sie zu dem Käthchen von Heilbronn sagen werd e n " steht in zeitlichem Widerspruch zu der Äußerung im vorangehenden Brieffragment; zwischen beiden Fragmenten liegt ein Zeitraum von vier Jahren. Bindeglied ist die Gegenüberstellung von Käthchen und Penthesilea, deren polare Beziehungen Kleist im letzten Satz deutlich ausspricht. Dabei drängte sich offenbar der Einleitungssatz „Unbeschreiblich rührend ist mir alles, was Sie mir über die Penthesilea schreiben", mit dem Kleist ihre eigene Formulierung aufgriff, in den Vordergrund. Der Zusammenhang zwischen dem dritten und dem vierten (MP 116, Sbd 117) Brieffragment scheint durch dieses Leitwort „rührend" bewirkt worden zu sein. Auf die Nachricht, daß das „höchst barbarische Fragment" (22. und 23. Auftritt), worin Penthesilea „den Achill todt schlägt", ihr „gleichwohl Thränen entlockt hat", sendet er ihr ein weiteres Fragment (24. Auftritt), „worin sie ihn küßt" und „wodurch jenes allererst rührend wird". Dies paßte zu dem „Unbeschreiblich rührend" des vorangegangenen Briefauszugs. Wir verdanken diesen Äußerungen wichtige Hinweise auf die Arbeitsweise Kleists, auf Varianten und Korrekturen. Das fünfte Brieffragment (MP 115, Sbd 116), ebenfalls der Penthesilea gewidmet, enthält eine Charakteristik des Werkes, sowie Kleists Kritik liehe G e m ü t h selbst in allen seinen T i e f e n , jenes u n b e k a n n t e W e s e n , welches i m m e r ein G e h e i m n i ß bleiben w i r d , das sich aber auf unendliche Weise z u gestalten sucht, ein Verständniß, welches sich i m m e r o f f e n b a r e n will, i m m e r v o n neuem versiegt, und nach b e s t i m m t e n Z e i t r ä u m e n verjüngt und in neuer V e r w a n d e l u n g wieder h e r v o r t r i t t " (S. II).

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am gegenwärtigen „Verfall der Bühne" und an den durch Iffland und Kotzebue verdorbenen Schauspielern. Die Penthesilea hatte als „genialisches Ärgernis", als „exzentrische" Arbeit und als ein „Vorübungsversuch", der den „Geschmack beleidigte" und das „Zartgefühl empörte", in der literarischen Öffentlichkeit von sich reden gemacht 50 , so daß an eine Aufführung vorerst kaum zu denken war. Kleists Selbstverständnis des Werkes, seine Bemerkungen über das alte griechische Theater und seine Einschränkung, daß Penthesilea „weniger für Frauen als für Männer gemacht" sei, konnten zu einer günstigeren Beurteilung des Werkes beitragen. Wir erfahren außerdem, daß das Werk auf Pfuels „kriegerisches Gemüth durch und durch berechnet" war 51 . Trotz der Kürzung des Namens blieb Pfuel erkennbar, und er mußte so — wie Rühle im vierten Brieffragment — als Kronzeuge für das Werk erscheinen. Die drei zusammenhängenden Penthesilea-Briefirzgmente werden in umgekehrter Reihenfolge ihrer vermutlichen Entstehung wiedergegeben. Auch hier ging es Marie v. Kleist nicht um die Chronologie, obgleich der erste Satz des fünften Fragments („Ich habe die Penthesilea geendigt") wiederum als Richtpunkt anzusehen ist. Sie wollte das Ringen Kleists um die Gestaltung des Werkes vor Augen führen und gab dem Aphoristischen den Vorzug. Der Ubergang zum sechsten Brieffragment (MP 204, Sbd 208) ist durch den Gedanken der Freundschaft gefunden. Neben Adam Müller, zu dem sich Kleist in „rührender" Anhänglichkeit bekennt, werden Achim von Arnim, mit dem er „am liebsten in ein näheres Verhältniß treten" möchte, und Bettina, sowie Ludolf von Beckedorff genannt. Marie von Kleist verfolgte durch die Auswahl dieser Stelle offenbar die Absicht, Kleist erneut mit bekannten Namen in Zusammenhang zu bringen und vor allem sein Verhältnis zu Adam Müller herauszustellen. Auch zwischen dem sechsten und siebten Brieffragment (MP 198, Sbd 212) besteht ein assoziatives Ordnungsverhältnis. Am Ende des sechsten Fragments spricht Kleist von der „nichtigen und erbärmlichen" Gesellschaft Berlins und sagt, daß er „von so mancher Seite verlassen" sei. Der Übergang ist leicht zu sehen: „Ich fühle, daß mancherlei Ver50

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Karl Aug. Böttiger, in: Allgem. Zeitung v. 19. Sept. 1808 (Sembdner, Lebensspuren, N r . 279a), Cottas Anzeige im Morgenblatt v. 20. März 1810 (Sembdner, Lebensspuren, N r . 279c) und Zschokke (?), in: Miszellen f. d. Neueste Weltkunde v. 28. Dez. 1808 (Sembdner, Lebensspuren, N r . 283). Nach Pfuels Erzählung notierte Varnhagen: „Er wohnte mit Pfuel in Dresden 1807 und 1808 in einer gemeinschaftlichen Wohnung Stube an Stube. In dieser Zeit dichtete er seine Penthesilea" (Sembdner, Lebensspuren, Nr. 198). - Kleists Formulierung „durch und durch berechnet" erlaubt keine eindeutige Aussage über die Rolle Pfuels im Entstehungszusammenhang des Werkes.

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Stimmungen in meinem Gemüth sein mögen [. . .]". Im Kern enthält das Fragment Kleists Bekenntnis zur Musik, jenen Glaubenssatz, „daß im Generalbaß die wichtigsten Aufschlüsse über die Dichtkunst enthalten sind". Durch den von Kleist evozierten Zusammenhang von Verstimmungen des Gemütes und der Möglichkeit ihrer harmonischen Auflösung gewinnen Musik und Dichtung für die Bewältigung psychischer Konflikte gleichrangige Bedeutung. In der Auffassung der Musik als „algebraischer Formel" bestehen Verbindungen zur Gedankenwelt von Wackenroder 52 und Novalis 53 . Im „Dichter, der alle seine Gedanken über die Kunst, die er übt, auf Farben bezogen", ist Goethe leicht zu erkennen. Kleist hat seine eigene Position ihm gegenüber deutlich abgegrenzt, aber seine Versicherung, daß er sich mit Goethe „auf keine Weise zu vergleichen wage", nahm dem Affront die Spitze. Mit dem achten, umfangreichsten Brieffragment (MP 105, Sbd 106), einem Bericht aus der französischen Gefangenschaft, erreicht die Auswahl ihren Höhepunkt. Hier werden fast alle Fäden noch einmal aufgenommen und miteinander verknüpft. Kleist erscheint abermals in einer Ausnahmesituation; durch die Erinnerung an den „unglücklichen Krieg" wird sein Schicksal jedoch in einem patriotischen Lichte gezeigt: „Was sind dies für Zeiten. Sie haben mich immer in der Zurückgezogenheit meiner Lebensart für isolirt von der Welt gehalten, und doch ist vielleicht niemand inniger damit verbunden als ich. Wie trostlos ist die Aussicht, die sich uns eröffnet". Es ist eine andere Trostlosigkeit als die des ersten Brieffragments; die Schwermut Kleists soll nunmehr vor dem Hintergrund der Zeitereignisse gesehen und in ihren politischen Ursachen begriffen werden. — Pfuel und Rühle werden abermals als enge Freunde Kleists erwähnt. In seiner Verlassenheit glaubt Kleist, 52

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Im Aufsatz Das eigentümliche innere Wesen der Tonkunst und die Seelenlehre der heutigen Instrumentalmusik (Phantasien über die Kunst. 1799) schreibt Wackenroder: „Es hat sich zwischen den einzelnen mathematischen Tonverhältnissen und den einzelnen Fibern des menschlichen Herzens eine unerklärliche Sympathie offenbart, wodurch die Tonkunst ein reichhaltiges und bildsames Maschinenwerk zur Abschilderung menschlicher Empfindungen geworden ist" (Werke und Briefe. Hrsg. v. Friedr. v. d. Leyen. Bd. 1, 1910, S. 183), und an anderer Stelle: „alle die tönenden Affekte werden von dem trocknen wissenschaftlichen Zahlensystem, wie von den seltsamen wunderkräftigen Beschwörungsformeln eines alten furchtbaren Zauberers regiert und gelenkt. Ja, das System bringt auf merkwürdige Weise, manche wunderbar neue Wendungen und Verwandlungen der Empfindungen hervor, wobei das Gemüt über sein eignes Wesen erstaunt" (ebda, S. 189). In Novalis' Materialien zur Enzyklopädistik 1798/99 findet sich als Leitgedanke: „Die Algeber ist die Poesie" und „Die Musik hat viel Ähnlichkeit mit der Algeber" (Das Allgemeine Brouillon, in: Schriften, 2. Aufl. Bd. 3, 1960, S. 309 u. 319) und in den Fragmenten der Satz: „Die musikalischen Verhältnisse scheinen mir recht eigentlich die Grundverh. der Natur zu seyn" (ebda, S. 564).

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dessen Herz „sich so nach Mittheilung sehnt", in den Worten eines Unbekannten Pfuels Stimme gehört zu haben. Ausgehend von der Erinnerung an die drei Jahre zurückliegenden Gespräche mit Pfuel, in denen sie „immer wieder auf den Tod, als das ewige Refrain des Lebens zurück kamen", und unter Bezugnahme auf eine Äußerung Maries, setzt Kleist dem „ermüdenden Zustand dieses Lebens" die „Ewigkeit" gegenüber. E r läßt diese Gedanken in die Beschreibung eines Gemäldes — der sterbenden heiligen Magdalena von Simon Vouet — münden und gesteht, „nie etwas Rührenderes und Erhebenderes" gesehen zu haben. — Hierin ist der Grund für die Einordnung des frühen Briefes an später Stelle zu suchen. Die Faszination des Todesmoments, der „Blick aus sterbenden Augen" und das Hinaussehen in „Gefilde unendlicher Seligkeit" wurde von Marie v. Kleist mit Kleists eigenem Tod in Verbindung gebracht. Sie wußte am besten, daß dieser Tod keiner Rechtfertigung bedurfte, und fand in der Briefstelle zugleich Kleists — an Wackenroder 5 4 erinnernde — Definition des Kunstwerkes: „Denn nicht das, was dem Sinn dargestellt ist, sondern das, was das Gemüth, durch diese Wahrnehmung erregt, sich denkt, ist das Kunstwerk". Vielleicht hat sie überhaupt als erste die utopischen Züge in Kleists Werk erkannt. Das neunte, bereits besprochene Brieffragment (MP 212, Sbd 215) setzt den Schlußpunkt. Marie v. Kleist zeigt, welche Hoffnungen zerstört wurden und welche Rolle auch die Versäumnisse des preußischen Staates spielten; der Hinweis auf Gneisenau steht hier nicht zufällig. „ E s ist eine Lust, bei einem tüchtigen Manne zu sein; Kräfte, die in der Welt nirgends mehr an ihrem Orte sind, wachen, in solcher Nähe und unter solchem Schutze, wieder zu einem neuen freudigen Leben auf. Doch daran ist nach Allem, was man hier hört, kaum mehr zu denken". — Die Zusammenstellung der Briefe endet also nicht mit einem Abschiedsschreiben, sondern mit einem verhüllten Vorwurf. So sehr man auch die bruchstückhafte Uberlieferung, insbesondere das Verschweigen anderer Stellen bedauern mag, den Instinkt für wirkungsvolle Auswahl wird man Marie v. Kleist nicht absprechen können. 54

Vgl. hierzu den Aufsatz Wie und auf welche Weise man die Werke der großen Künstler der Erde eigentlich betrachten und zum Wohl seiner Seele gehrauchen müsse (Herzensergießungen), in dem Wackenroder verlangt, daß man „mit vorbereitetem Gemüt an die Betrachtung edler Kunstwerke gehe" und sich nicht vermesse, sie zu richten: „Die Kunst ist ü b e r dem Menschen: wir können der herrlichsten Werke ihrer Geweiheten nur bewundern und verehren, und, zur Auflösung und Reinigung aller unsrer Gefühle, unser ganzes Gemüt vor ihnen auftun" (Werke und Briefe. Bd. 1, 1910, S. 83). — Während Wackenroder jedoch von den Schöpfungen „großer Künstler" ausgeht, interessiert sich Kleist in erster Linie für die „Erfindung" des Künstlers, wobei das Gemälde (wie im Falle der sterbenden heiligen Magdalena) durchaus „schlecht gezeichnet" sein kann.

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Die Frage, ob Marie von Kleist Auswahl und Zusammenstellung allein vorgenommen hat oder ob Wilhelm von Schütz daran beteiligt war, ist nicht exakt zu beantworten. Es dürften jedoch kaum Zweifel darüber bestehen, daß Marie v. Kleist in diesen Briefen lebte und wohl auch einzelne Formulierungen im Gedächtnis bewahrte. Sie konnte die Auswahl am leichtesten bestimmen, während Schütz — ein freimütiges Offenlegen der Briefe vorausgesetzt — sich in diese erst hätte einlesen müssen. Außerdem hatte sie ein Interesse daran, Kleist nach ihrer Auffassung von ihm zu schildern. Ein Diktat jedoch scheint im Hinblick auf die unkenntlich gemachten Stellen und das gegenüber den biographischen Notizen vergleichsweise ruhige Schriftbild wenig wahrscheinlich. Am einfachsten läßt sich der Abschreibevorgang durch die Annahme erklären, daß Marie v. Kleist aus ihrer Kenntnis des Inhalts einzelne Briefe bereitgelegt und die ihr wichtig erscheinenden Stellen sowie die Reihenfolge angegeben hat. Die unkenntlich gemachten Partien weisen auf eine nochmalige Vergegenwärtigung 55 durch mündlichen Vortrag oder Lektüre des Geschriebenen. Die Absatz-Kennzeichnungen, durch Längsstriche vorgenommen, wurden von den Herausgebern als Begrenzungen der einzelnen Fragmente und zugleich als Hinweis auf das Vorliegen verschiedener Briefe aufgefaßt. Strittig hinsichtlich Trennung und chronologischer Einordnung sind nur die beiden Abschnitte im Übergang von Seite 8 zu Seite 9. Minde-Pouet faßte diese Partien als e i n e n Brief auf, während Sembdner die Abschnitte trennt und in umgekehrter Reihenfolge ordnet. Hans Joachim Kreutzer 56 hält die Aufteilung dieser Partie für „unbegründet", ohne näher auf die Problematik einzugehen. Ich kann dagegen nur wiederholen, daß zwischen dem ersten Absatz (= Bl. 4 7 Sbd 118) und dem zweiten Absatz (= Bl. 5 r /Sbd 117) eine natürliche Zäsur nicht auszuschließen ist und daß sich auch inhaltliche Gesichtspunkte geltend machen lassen 57 . Der fehlende Trennungsstrich kann

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Diese Vergegenwärtigung ist in der bisherigen ,S c hmerz'-oder-,Schmutz'-Debatte zu wenig in Rechnung gestellt worden. Setzt man eine Durchsicht oder Rekapitulation des Textes voraus, so bleibt nur wenig Interpretationsraum, um ,Schmutz' als eine Fehlschreibung zu erklären. Hans Joachim Kreutzer: Die dichterische Entwicklung Heinrichs von Kleist. Berlin 1968, S. 222. Vgl. meine Argumentation in: Deutsche Literatur-Zeitung Jg. 91, H . 1 (Jan. 1970) Sp. 35/36 und Jahrbuch d. dt. Schillerges. 13 (1969) S. 44. Einen Eindruck von der inneren Geschlossenheit der Brieffragmente vermittelt bisher nur: Wilhelm v. Schütz, Biographische Notizen über Heinrich von Kleist. In Faksimilenachbildung mit e. Geleitwort hrsg. v. Georg Minde-Pouet, Berlin 1936. (Sondergabe zur Kleist-Festwoche in Bochum, November 1936. Schriften der Kleist-Gesellschaft. 16.)

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schwerlich als Argument dienen. Auf Seite 12 hat Schütz einen zunächst gezogenen Trennungsstrich wieder getilgt. Daß es sich hier, wie auch Minde-Pouet und Sembdner folgern, um z w e i Briefe handelt, geht eindeutig aus dem Inhalt hervor. Schon die Briefanfänge: „Ich habe die Penthesilea geendigt" und „Müllers Abreise hat mich in große Einsamkeit versenkt" lassen keinen Zweifel daran, daß zwischen beiden Texten ein Zeitraum von etwa vier Jahren liegt. Wo inhaltliche Gesichtspunkte für eine Trennung sprechen, wird man ihnen vor den inkonsequent gesetzten Trennungsstrichen den Vorzug geben. Wilhelm von Schütz hatte sich auch als Dichter einen Namen gemacht. Durch August Wilhelm Schlegel 1803 mit dem Schauspiel Lacrimas in die Literatur eingeführt 58 , war er 1808 mit der Tragödie Der Graf und die Gräfin von Gleichen und 1811 mit der Idylle Der Garten der Liebe hervorgetreten. Moriz Brühl, der rückblickend die 1818 erschienene Frühlingsfeier Raub der Proserpina zu dem „Gelungensten" rechnet, „was die deutsche Dichtung aufzuweisen hat" 5 9 , vertritt in ähnlicher Uberschätzung sogar die Meinung, daß Schütz „durch erstaunliche Belesenheit, ernst religiösen Sinn und fein gebildeten Geschmack berufen gewesen wäre, ein Regenerator der Literaturgeschichte zu werden". Bei einem solchen ,poetischen Gemüt' durfte Marie von Kleist das rechte Verständnis für die Briefe, ihr persönliches Verhältnis zu Kleist und die Tragödie seines Lebens voraussetzen — was sich später in der Besprechung der Kleist Ausgabe Tiecks durch Wilhelm v. Schütz auch bestätigte. Luise von Radziwill hat einige Jahre danach in Briefen an die Prinzessin Wilhelm Charakterzüge Maries, ihr „vortreffliches Herz", ihren „recht originellen Verstand", aber auch die leichte Exaltiertheit ihres Wesens geschildert 60 . Man wird sich die Unterhaltungen mit Schütz in einer ähnlich ,überspannten' Stimmung vorzustellen haben, wie sie in

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Lacrimas, ein Schauspiel. Hrsg. v. Aug. Wilh. Schlegel. Berlin 1803. Vgl. Inhaltsangabe und Charakteristik des Werkes in Baxa I, 3 7 0 - 3 7 2 . Dort auch die Einleitungszeilen des „begeisterten Sonetts", mit dem A . W . Schlegel den ungenannten Autor einführte. J. A . Moriz Brühl: Geschichte der katholischen Literatur Deutschlands vom 17. Jh. bis zur Gegenwart. In kritisch-biographischen Umrissen. Leipzig 1854, S. 3 2 3 - 3 3 8 , Zitate S. 326 und 324/25. Schütz war im Jahre 1823 noch Protestant und konvertierte wahrscheinlich erst 1830 (Baxa II, 542). Vgl. zur Biographie und zur literarischen Tätigkeit: Helmut Sembdner, Schütz—Lacrimas. Das Leben des Romantikerfreundes, Poeten und Literaturkritikers Wilhelm von Schütz. Berlin 1974. (Jahresgabe der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft. 1971/72.) Sembdner, Nachruhm, Nr. 97 nach unveröffentlichten Briefen im Fischbacher Archiv der Prinzessin Wilhelm (Hess. Staatsarchiv, Darmstadt).

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ihrem Brief an Tieck 6 1 , in anderem Zusammenhang auch in ihrem Brief an Goethe 6 2 und in den Äußerungen Luise von Radziwills zum Ausdruck kommt.

2 Tieck hat die Brief-Fragmente nicht in der vorgegebenen Reihenfolge veröffentlicht, sondern eine chronologische Ordnung, gegliedert nach drei Etappen des Kleistschen Lebensweges — französische Gefangenschaft, Dresden und Berlin — herzustellen gesucht. Daraus ist nicht abzuleiten, daß er die ursprüngliche Ordnung nicht durchschaute oder die ihr zugrundeliegende Intention gering achtete. Er sah vielmehr als vordringliche Aufgabe an, den Zusammenhang zwischen biographischem Gerüst und Briefaussagen herzustellen, und nahm sich die Freiheit, das Material auf seine Art zu bearbeiten 63 . Dabei ließ er das sechste Fragment (MP204, Sbd208) mit den Bemerkungen zu Adam Müller, Achim von Arnim und Ludolf von Beckedorff unberücksichtigt, da es sich als „poetisches Zeugnis" wenig eignete. Auch ist es denkbar, daß Tiecks Aversion gegen Adam Müller die Wiedergabe von vornherein ausschloß 64 . Bülow hat später nur die wenigen Zeilen, in denen Müller, Arnim und Beckedorff namentlich erwähnt werden, im Handexemplar seiner Kleist-Biographie notiert, woraus sich die kuriose Editionsgeschichte dieses Brieffragmentes ergab 65 . Schwerer wiegt die radikale Verkürzung der PewiAesi/ea-Brieffragmente, die allerdings in ihrer Art konsequent durchgeführt ist. Tieck beschränkt sich auf die beiden markantesten Stellen, jene kontroverse „Schmerz und Glanz"-Passage und die Zweifel Kleists, ob das Werk „bei den Forderungen, die das Publikum an die Bühne macht", zum damaligen Zeitpunkt aufgeführt werden könne. Hier scheinen Tieck besonders die Äußerungen über den „ganzen Verfall unserer Bühne" und der Seitenhieb gegen Kotzebue und Iffland wichtig gewesen zu 61

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Sembdner, Nachruhm, Nr. 93 u. 138: „mein alter Freund Tieck, mit dem ich ganz intim bin, mit dem ich froh, traurig, fromm, heilig war" und: „wie viele Fäden zu einem Seelenbündnis". H. Sembdner (Euphorion 60, 1966, S. 397) spricht in diesem Zusammenhang von einem „primitiven Enthusiasmus" Maries. Im Zusammenhang mit der von Solger versprochenen Niederschrift über Kleist schreibt Tieck: „ich weiß, daß Sie mir dann erlauben, es auf meine Art zu bearbeiten [. . . ]" (Sembdner, Nachruhm, Nr. 131a). Die kurze Erwähnung A. Müllers am Anfang und Ende des ersten Schütz-Fragmentes (MP 210, Sbd 210, Tieck XVII, 3) spricht nicht dagegen. Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 37, 45, 63a.

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sein. Alle Bemerkungen über das Manuskript, über Rühle von Lilienstern, Marie von Kleist und Ernst von Pfuel blieben dagegen ebenso beiseite wie die darin eingeflochtene Charakteristik des Werkes durch Kleist. Wer sich die unbefangene Ausdrucksweise Kleists („sie hat ihn wirklich aufgegessen, den Achill, vor Liebe") vergegenwärtigt, wird in der Uberzeugung bestärkt, daß Tieck beim Weglassen dieser Stellen — wie auch bei der Änderung des Wortes „ S c h m u t z " zu „ S c h m e r z " — von Geschmacksurteilen geleitet wurde. Einige Jahre später, als ihm ausgewählte Briefe Kleists an Wilhelmine von Zenge zur Verfügung standen und er in der Lage war, erstmals vollständige Briefe abzudrucken, entschied sich Tieck für die Eingliederung einzelner Briefstellen in die Biographie, da er auf diese Weise die mageren Daten durch Erlebnisse und Reflexionen Kleists anreichern konnte. Die Teildrucke der Pariser Briefe vom 21. Juli und 15. August 1801 lassen seine Arbeitsweise deutlich erkennen 6 6 . Vorausgesetzt, daß ihm die Briefe im Original (oder in vollständigen Abschriften) vorlagen, ist zunächst das grobe Auswahlverfahren bemerkenswert. Im ersten Brief werden übergangen: die langen Herzensergüsse Kleists, die selbstquälerischen Zweifel über Bestimmung und Lebensglück in seinem Verhältnis zu Wilhelmine, selbst der dramatische Vorfall der durchgehenden Pferde während der Reise nach Frankfurt am Main. Tiecks Interesse setzt erst bei der Schilderung des Schiffsunglücks auf dem Rhein ein, doch faßt er das Ereignis verkürzend zusammen und beginnt das Exzerpt mit dem letzten Satz ( „ E i n jeder klammerte sich alle Andern vergessend an einen Balken an, ich selbst, m i c h zu halten"), von dem Kleist zu einer Betrachtung über die „Furcht vor dem T o d " überleitet. Im zweiten Brief folgt Kleist der Bitte Wilhelmines, ihr etwas über seine Seele mitzuteilen. Nach einem kurzen Bericht über die umständliche Einhändigung von Briefen durch einen französischen Postmeister wird daher aus dem Brief ein Aufsatz, den man mit gutem Grund in die Schriften Kleists zur Kunst- und Weltbetrachtung einreihen könnte. Tieck beschränkt sich auf die Wiedergabe dreier kurzer Zitate, die durch den Leitgedanken des ,Lebensgenusses' miteinander verbunden sind. Diese Stellen boten Tieck, der die Briefe offenbar auf psychologisch fündige Äußerungen hin las, jenes Material, das er für seine literarische Psychographie brauchte. Dabei griff er — sicherlich nicht nur aus Gründen buchtechnisch gebotener Zitatverkürzung — auch in die weitere Satzfolge ein und tilgte alle sentenzhaften Elemente, den Psalmenanklang in der For-

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Vgl. hierzu die textkritische Darbietung auf S. 3 3 - 3 5 .

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mulierung vom „Hirsch in der Mittagshitze", die für Kleist charakteristische Ruhm- und Nachruhm-Passage mit den bekannten drei Wünschen („Freiheit, ein eigenes Haus und ein Weib") und das pathetische: „Ja, es liegt eine Schuld auf den Menschen, etwas Gutes zu thun [. . .]". Gerade diese Briefelemente würde man heute dem sogen. „Ideenmagazin" Kleists zurechnen 67 . Liest man die auf diese Weise zustandegekommenen Texte im Zusammenhang, ohne zu wissen, daß sie aus Kleists Briefen stammen, so könnte man sie auf den ersten Blick vielleicht für Bekenntnisse William Lovells halten. Damit ist nicht gesagt, daß Tieck die Exzerpte unter dem Gesichtspunkt der in den Briefen wiedergefundenen Lovell-Stimmung vorgenommen hat. Umgekehrt läßt sich kaum von einem direkten Einfluß des Briefromans 68 auf Kleist sprechen, obwohl durchaus Parallelen von den Paris-Briefen Kleists zu den Bekenntnissen des Romanhelden gezogen werden können. Sie treten am stärksten im negativen Reagieren auf Paris, im Großstadtekel und im Wiederlebendigenwerden des Babylon-Klischees 69 in Erscheinung. Auch Kleists Idee, sich in der Schweiz als Bauer niederzulassen, findet in einem Briefe Lovells ihre auf Rousseau beruhende Entsprechung 70 . Unmittelbare Anknüpfungspunkte fand Tieck in Kleists Hinweis auf die Rolle des Zufalls im menschlichen Leben und in seiner damit verbundenen Philosophie. Kleists Brief vom 21. Juli 1801 enthält zwei exemplarische Schilderungen, die Wilhelmine den Zusammenhang von Zufall und Schicksal schreck- und lehrhaft zugleich vor Augen führen. Tieck verzichtete auf die Wiedergabe der ersten Episode und damit auf die Folgerung: „Also

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Vgl. hierzu die typographisch differenzierte Wiedergabe der Briefe in: H e i n r . v. Kleist Geschichte meiner Seele. Ideenmagazin. H r s g . v. H e l m u t Sembdner. Bremen 1959, S. 2 0 8 - 2 1 3 und 2 2 4 - 2 2 9 . Die Erstausgabe des William Lovell erschien 1795/96, eine „ n e u e verbesserte Auflage" 1813. Für Band 6 u. 7 seiner Schriften (1828) nahm Tieck eine Ü b e r a r b e i t u n g vor, die „weniger in Zusätzen als in Weglassungen" (Bd. 6, S. 6) besteht. Vgl. die Synchronopsis in H a n s - G e e r t Falkenberg: Strukturen des Nihilismus im Frühwerk Ludwig Tiecks. (Masch.) Phil. Diss. Göttingen 1956, S. 5 1 6 - 5 2 4 . A m deutlichsten in Lovells Brief an E d u a r d Burton aus Paris (Schriften, Bd. 6, S. 47—53) u n d Kleists Briefen an Adolfine v. Werdeck vom 29. Juli 1801 u n d Luise von Zenge vom 16. August 1801. Auf den literarischen Paris-Topos in den Briefen Kleists hat zuletzt Claude David (Kleist und Frankreich, Berlin 1969, S. 1 4 - 1 7 ) hingewiesen; vgl. hierzu die K o r r e k t u r von H . Sembdner ( E u p h o r i o n 64, 1970, S. 376— 379) u n d die E n t g e g n u n g von Marcel Mouseler (Etudes germaniques 27, 1972, S. 2 4 7 - 2 5 0 . Aus R o m schreibt William Lovell an R o s a : „ s o k o m m e ich manchmal auf den G e d a n k e n , in dieser Lage zu bleiben, hier ein Bauer zu werden, und das reinste, frischeste Glück des Lebens zu genießen" (Schriften, Bd. 6, S. 285).

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an ein (!) Eselsgeschrei hing ein Menschenleben?" 71 , da erst die zweite, von größerer dramatischer Wirkung, zur entscheidenden Frage nach Gott und den Ursprüngen des Lebens überleitet. Doch hat die von Kleist vorgestellte Unbegreiflichkeit des über uns waltenden Willens nichts mit dem Fatalismus Lovells und seinem marionettenhaften Ausgeliefertsein an höhere Mächte gemeinsam. Ähnlich verhält es sich mit dem Recht auf Lebensgenuß im Brief vom 15. August 1801. Das von der Aufklärungsphilosophie geprägte eudämonistische Muster einer inneren Beziehung zwischen Genuß und Tugend, Lebensrecht und Verpflichtungen des Individuums stehen dem hemmungslosen Genußleben Lovells und seinem „Versinken in Wollust" 7 2 entgegen. Tieck kontrastiert diesen Genußanspruch durch den im empfindsamen Ton geschriebenen Brief einer Nebenfigur 73 , in dem er der „armen Leute" von Paris gedenkt und die Frage einflicht: „Wozu doch der liebe Gott wohl die so ganz armen Menschen in der Welt geschaffen haben mag". Auch Kleist kennt eine solche Frage an den „Schöpfer", aber er münzt sie sofort in einen Lehrsatz um: „Lebensgenuß seinen Geschöpfen zu geben, das ist die Verpflichtung des Himmels; die Verpflichtung des Menschen ist es, ihn zu verdienen". Es ist bezeichnend, daß Tieck den Brief vom 15. August ausschließlich auf diesen Aspekt hin zusammenstrich; entscheidend muß die positive Lebensansicht Kleists gewesen sein, mit der Tiecks Exzerpt beginnt: „Ja, thun, was der Himmel sichtbar, unzweifelhaft von uns fordert, das ist genug". Das Exzerpt des Briefes vom 21. Juli 1801 weist am Anfang gleichfalls eine Lebensansicht auf, die Tieck sofort ins Auge gefallen zu sein scheint: „Ach, es ist nichts ekelhafter, als diese Furcht vor dem Tode". Dieser Satz stellt die Verbindung zu dem Ausspruch Ottokars in der Familie Schroffenstein (V. 2368): „Das Leben ist viel wert, wenn man's verachtet!" 74 und der Uberwindung der Todesfurcht des Prinz von Homburg her. Damit hatte Tieck nicht nur die Möglichkeit gefunden, interessante Brief71

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Vgl. die Parallelität der Schilderungen und der Sentenz in den Briefen an Caroline v. Schlieben vom 18. Juli 1801 und Wilhelmine v. Zenge vom 21. Juli 1801 (H. v. Kleist, Geschichte meiner Seele. Ideenmagazin, Bremen 1959, S. 207—208 und 210). — Lovell an Rosa: „Warum hängen wir so oft von nichtswürdigen Zufälligkeiten ab!" (.Schriften, Bd. 6, S. 303). Gespiegelt vor allem in den Liebeserlebnissen Lovells. Vgl. seinen Brief an Rosa (Schriften, Bd. 6, S. 308): „Nur dies ist der einzige Genuß, in welchem wir die kalte, wüste Leere in unserm Innern nicht bemerken; wir versinken in Wollust, und die hohen rauschenden Wogen schlagen über uns zusammen, dann liegen wir im Abgrund der Seligkeit von dieser Welt und von uns selber abgerissen". Willy an seinen Bruder Thomas (Schriften, Bd. 6, S. 55). Auf die literarische Verwandtschaft des Paradoxons mit Shakespeares Hamlet, Goethes Werther und Faust, sowie Maler Müllers Genoveva verweist G. Minde-Pouet, ES 5, S. 464.

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stellen in die Biographie zu integrieren, sondern auch die Lebenshaltung Kleists mit wenigen Worten sinnfällig zu demonstrieren. 3 Unter Kleists Briefen nimmt der an Heinrich Zschokke vom 1. Februar 1802 hinsichtlich seiner Struktur und der vom äußeren Anlaß über Information und Plauderei bis zur Selbstaussage reichenden Spannweite eine Sonderstellung ein. Kleist rät seinem Freund im Einleitungssatz, „nur gleich das Ende des Briefes zu suchen", falls er nicht Zeit haben sollte, „mehr als das Wesentliche desselben zu lesen"; bei diesem angeblich „Wesentlichen" handelt es sich um eine Reihe von Aufträgen, um deren Erledigung er Zschokke bittet. Der übrige, umfangreichere Teil des Briefes enthält — nach Kleists eigenen Worten — „Geschwätz", wenn auch „Geschwätz, wie unter Liebenden". Man spürt die Abwehr des Gefühlsüberschwangs, in den Kleist offenbar hineinzugeraten fürchtete, und könnte sein Verhalten als Ausdruck einer inneren Unsicherheit gegenüber Zschokke deuten. In diesem „Geschwätz" geht es um sehr verschiedene Dinge: um die Mitteilung des gegenwärtigen Wohnsitzes und die Möglichkeit, ein Gut käuflich zu erwerben, um teils rhetorische Fragen, Zschokkes Zukunft betreffend. Im Zusammenhang mit dem Bericht über die Kaufverhandlungen findet Kleist Formulierungen über „Vertrauen" und „Rechtschaffenheit", zentrale Begriffe seines Denkens, die sich am Schluß der Passage zur Sentenz verdichten. Der Kern des Briefes enthält Äußerungen über seine eigene Seelenlage, die sich an einer Hausinschrift entzünden und zu Naturempfindungen überleiten. Die Schwermut der Inschrift-Verse wirkt angesichts der scheinbar glücklichen Lebensumstände Kleists kontrapunktisch. Sein Naturgleichnis aber erweist sich als ein Selbstzitat, an dem das bewußt Kompositorische des Briefes besonders klar zu erkennen ist. Die Bemerkung, wie sehr er Zschokkes Gesellschaft vermisse, ist in ihrer möglichen Formelhaftigkeit nur schwer zu durchschauen. Zuletzt berichtet Kleist, daß die Leute ihn für verliebt hielten, er steigert sich in das Wortspiel um die „Jungfrau" und bricht schließlich mit den Worten „ N u n genug des Geschwätzes" ab. Hans-Horst Brügger 75 spricht diesem Brief im Rahmen seiner Peri75

Hans-Horst Brügger: Die Briefe Heinrich von Kleists. Phil. Diss. Zürich 1946, S. 73—76. — Brügger meint: „dadurch daß Kleist den bisher stets als notwendiges Übel empfundenen Berichtsabschnitt als wesentlichsten Teil des Briefganzen ausgibt, wird die früheren Schreiben entsprechende äußere Struktur dieses Briefes sinnlos. Sie wird jedoch beibehalten, um lächerlich gemacht zu werden" (S. 74). Ich kann mich dieser Auffassung nicht anschließen.

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odentheorie zentrale Bedeutung zu. Er glaubt, darin den Willen Kleists zu erkennen, „mit der bisherigen Form des Briefes zu brechen", und hält sogar eine „grimmige Verhöhnung früherer Formen" für denkbar. Diese einseitig auf die Form gerichtete Interpretation des Briefes übersieht die speziellen Bedingungen des Verhältnisses Zschokke-Kleist 7 6 . Welche parodistischen Elemente man aber aus dem Brief, der in seiner Assoziationsfülle weitaus vielschichtiger ist, auch herauslesen mag, es dürfte darin Ubereinstimmung bestehen, daß die Zäsuren zwischen Mitteilung, versteckten Bekenntnissen und simplen Aufträgen den stilistischen Reiz der Niederschrift bestimmen. Alle Teile sind erst im Zusammenhang voll verständlich und vertragen keine Zerstückelung in Information und Aussage. Zschokke hat 30 Jahre nach dem Tode Kleists einen Abschnitt dieses Briefes als Fußnote zu dem Kapitel Beginnender Gemütbsfrieden seiner Selbstschau mitgeteilt 77 . Dieser Auszug ist nicht mit der Edition des Briefes gleichzusetzen. Die Stelle ist Teil eines eigenen Zusammenhanges, und obgleich in dem Kapitel ausführlich von Kleist und der Entstehung des Zerbrochnen Krugs die Rede ist, geht es um die innere Entwicklung Zschokkes. Das wird durch den späteren Brief an Bülow bestätigt 78 , in dem Zschokke von dem „leisen Zug der Schwermut" in Kleists Wesen und der Wirkung jenes Seelenleidens spricht, „welches junge Männer von Bildung in solchem Lebensalter oft zu ergreifen pflegt" und woran er selber gelitten habe. Zschokkes rhetorische Frage „Trug er eine geheime Wunde?" läßt die Motive für die Veröffentlichung des Briefausschnittes besser verstehen: „Diese Stelle in seinem Brief [. . .] besonders der Vers und Kleists Wohlgefallen daran" schienen seinen „stillen Argwohn zu bestätigen". Das „heimliche innere Leiden" des Freundes zog ihn fast mehr an als „sein talentreicher Geist und sittlich edler Sinn". Er erkannte in der Schwermut einen Grundzug des Kleistschen wie des eigenen Wesens und wußte, daß er selbst dieses Leiden überwunden hatte. Durch die persönliche Blickrichtung wird der Brief auf ein einziges, für den Empfänger allein wichtiges Moment 76

77 78

Grundsätzlich vertritt allerdings auch Brügger die Ansicht, daß der Empfänger der Kleistschen Briefe „das einzige Ziel" sei und daß der Brief „erst durch einen Gegenbrief vollständig" werde (S. 86). - Paul Wohlfahrt (Der Brief als Literaturgattung, in: Der Gral 19, 1924/25, H. 10, Juli 1925, S. 489) bezeichnet als „Merkmal der großen Briefkünstler, daß sie bei aller persönlichen Färbung doch an jeden anders schreiben, anders schreiben müssen, weil es immer wieder ein neues Band ist, das sie mit dem Empfänger verknüpft". So erscheint mir die strukturelle Interpretation ohne die Berücksichtigung des kommunikativen Aspekts undenkbar. Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 6. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 73.

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reduziert; aus der ausgewählten Briefstelle ist damit ein eigenes poetisches Gebilde geworden, das durch den Verlust des Kontextes seine ursprüngliche Funktion eingebüßt hat. Man vergleiche diese Wiedergabe mit dem Text-Experiment, das Helmut Sembdner 7 9 im Zusammenhang mit dem Versuch, Kleists verlorengegangene Geschichte meiner Seele andeutungsweise zu rekonstruieren, unternommen hat. Auch Sembdner bietet nur einen Teil des Briefes, jedoch mehr als Zschokke. Er kürzt ihn um die Anfangsund Schlußpartien, verzichtet auf die wenigen Zschokke persönlich betreffenden Zeilen und kennzeichnet eine Parallelstelle, die auf Bestandteile des sog. „Ideenmagazins" weisen könnte. Es handelt sich dabei um jenes bereits erwähnte Selbstzitat eines Satzes, der in Kleists Brief an Ulrike vom 16. Dezember 1801 fast gleichlautend wiederkehrt: „Jetzt zwar sieht hier unter den Schneeflocken die Natur wie eine 80-jährige Frau aus, aber man sieht es ihr doch an, daß sie in ihrer Jugend schön gewesen sein mag". Hier stellen sich Zweifel ein, ob Sembdners Editionsverfahren ausreicht, um die einzelnen Bedeutungselemente des Briefes, ihre Funktionalität und das Spezifische der Leitbilder und Motivzusammenhänge sichtbar zu machen. Das Exzerpt, bzw. die mnemonische Speicherung des betreffenden Satzes ist nur eines unter anderen Momenten innerhalb der Phänomenologie des Briefes. Erinnert sei an die Widerspiegelung der viel gewichtigeren Hausinschrift 80 in der Hermannsschlacht (V. 1951) und an die Keimworte „Vertrauen" und „Rechtschaffenheit". Schließlich läßt Kleist in die letzte seiner ansonsten alltäglichen Bitten eine Formel einfließen, die ebenfalls Beachtung verdient. Die Bitte, „mich unaufhörlich herzlich zu lieben, wie in der ersten Stunde unsres Wiedersehens", steht an der Stelle eines abschließenden Grußes, doch schon am Anfang des Briefes war von einem „Geschwätz, wie unter Liebenden" die Rede. Es ist dies eine andere Tonart als in seinen Briefen an Wilhelmine, aber „sein Verlangen nach restloser Gefühlsgemeinschaft mit anderen menschlichen

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Heinrich von Kleist: Geschichte meiner Seele, ¡deenmagazin. Hrsg. v. H. Sembdner. Bremen 1959, S. 2 6 0 - 2 6 1 . Der Spruch „Ich komme, ich weiß nicht, von wo . . . " , den Kleist verändert auch in den Worten der Alraune in der Hermannsschlacht anklingen läßt, wurde von Reinhold Köhler in sieben, teilweise von einander abweichenden Aufzeichnungen nachgewiesen (Germania 6, 1861, S. 3 6 8 - 3 7 3 , wiederholt in: Köhler, Kleine Schriften, Bd. 3. Berlin 1900, S. 4 2 1 - 4 2 5 ) . Vgl. auch Otto Bockel: Volksweisheit und Volkskunde, in: Zs. f. dt. Unterricht, April 1917, S. 2 6 3 - 2 6 7 , und Johannes Boke: Drei deutsche Haussprüche und ihr Ursprung, in: Zs. d. Vereins f. Volkskunde Jg. 28 (1918) S. 1 1 3 - 1 2 0 .

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Wesen" 8 1 bestimmt — wenn auch z. T. nur unterschwellig — seine Diktion mit gleicher Intensität. Das Werben um Vertrauen und um Erwiderung der nur scheu zum Ausdruck gebrachten Zuneigung ist ein Wesenselement dieses Briefes. Was in der hypothetischen Geschichte meiner Seele als monologische Rekapitulation erscheint, erweist sich in Wirklichkeit als ein Versuch, die Isolation zu überwinden. Durch ein Zurechtstutzen der Briefe ist die Einsicht in diese Geschichte meiner Seele kaum zu erreichen. 4 Ein wichtiger Aspekt für die gerechte Beurteilung der frühen Briefpublikation bis zu Karl Biedermanns Edition der Briefe Kleists an Wilhelmine ergibt sich aus der unterschiedlichen Einstellung der Herausgeber gegenüber Werk und Brief. Solange man die Briefe lediglich als Bausteine zur Biographie betrachtete, konzentrierte sich die Edition vor allem auf die in den Briefen enthaltenen Fakten. Rechtschreibung und Interpunktion wurden vernachlässigt, selbst Auslassungen und geringfügige Änderungen erschienen gerechtfertigt, obgleich stets ein gewisser Anspruch auf Wissenschaftlichkeit bestand. Dabei war der Text eines Briefes nicht in gleicher Weise sakrosankt wie der Text der Werke, und sehr viel stärker als in den meist ästhetisch begründeten Konjekturen der Werke begegnen in den Briefen Zensureingriffe. Aus dieser biographischen Perspektive folgt die eigene Editionsgeschichte der Briefe, die sich nur zu einem geringen Teil in den KleistAusgaben niederschlägt. Selbst in der Kleist-Ausgabe Zollings ist die editorische Einheit von Werk und Brief noch nicht hergestellt, obgleich die im Anschluß an die Biographie mitgeteilten neuen Briefe einen breiten Raum einnehmen. Eine ähnliche Isolierung der Briefe von den Werken ist in fast allen deutschen Klassiker-Ausgaben des 19. Jahrhunderts zu beobachten. So beklagt Michael Bernays noch 1887 das Versäumnis, daß man in Deutschland die Briefe eines Schriftstellers nicht in den Kreis seiner Schriften einbeziehe, und verweist mit Recht auf die „mahnenden Beispiele" der französischen und englischen Klassiker, die in ihren großen Ausgaben „des unschätzbaren Vorrechtes genießen", uns neben den Werken durch ihre Briefe selbst mit ihrer Persönlichkeit vertraut machen zu können 82 . Doch übersieht Bernays, daß die Ver81

82

Nach einer Formulierung von Hermann J. Weigand (Das Motiv des Vertrauens im Drama Heinrichs von Kleist, in: Monatshefte f. dt. Unterricht 30, 1938, S. 233). Michael Bernays : Die Urschriften der Briefe Schillers an Dalberg, in: Bernays: Schriften zur Kritik und Litteraturgeschichte. Bd. 1 (Berlin 1895) S. 3 9 5 - 4 4 9 (der Aufsatz wurde 1887 geschrieben), Zitat S. 435.

Heinrich von Kleist an Marie von Kleist

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leger bei den Briefen kaum das gleiche Publikumsinteresse voraussetzen konnten wie bei den Werken und daß ihre Klassiker-Programme zunächst die dringendsten Textbedürfnisse zu befriedigen hatten. Hinzukommt der zwangsläufig notwendige größere Zeitraum, in dem sich erst einmal genügend Briefe ansammeln müssen, die überhaupt ein ausgewogenes Bild des Dichters zu vermitteln in der Lage sind. Für Kleist läßt sich feststellen, daß erst mit der Publikation der Briefe an Wilhelmine von Zenge — also 70 Jahre nach seinem Tod — ein solcher Bestand an Briefen zusammengekommen war. In den Jahrzehnten nach der maßgebenden Briefausgabe Georg Minde-Pouets wurde dieser Bestand nur noch geringfügig vermehrt. Sieht man von der Kommentierung ab, die auf dem Stande des Jahres 1905 stehengeblieben ist, so hat Minde-Pouet hinsichtlich der Textgestalt ein Optimum an editorischer Genauigkeit erreicht. Dennoch ist die fragmentarische Überlieferung einzelner Briefe und ihre Zuordnung ein Problem geblieben, das selbst Helmut Sembdner, dem die Kleistforschung eine moderne Briefausgabe von hohem Rang verdankt, nicht befriedigend lösen konnte. Die am Schluß dargelegte Kontroverse um die drei sogen. „Abschiedsbriefe" Kleists an Marie von Kleist zeigt die Grenzen auf, die der Briefedition gesetzt sind.

H e i n r i c h v o n K l e i s t an W i e d e r g a b e des O r i g i n a l b r i e f e s nach G e o r g M i n d e - P o u e t m i t Wilhelm von Schütz

Marie von Kleist: (ES 184, M P 212, Sbd 215) Kennzeichnung"" der v o n k o p i e r t e n Teile

[Wenn ich doch zu Ihren Füßen sinken könnte, meine theuerste Freundinn, wenn ich doch Ihre Hände ergreifen und mit tausend Küssen bedecken könnte, um Ihnen den Dank für Ihren lieben, theuren Brief auszudrücken. Das lange Ausbleiben desselben hatte mir die Besorgniß erweckt, daß es Ihre Absicht sein könnte, mir gar nicht mehr zu schreiben ; in der That hatte ich es verdient, und ich war darauf gefaßt, wie man auf das Trostloseste, das über ein Menschenleben kommen kann, gefaßt sein kann. Mehreremal, wenn ich auf den Gedanken gerieth, daß Sie vielleicht einen Brief von mir erwarteten, hatte ich die Feder ergrif-

Normale Schrift: Text nur im Originalbrief. Halbfette Schrift: Textfassung Schütz. Kursiv: Texteinfügung Schütz.

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fen, um Ihnen zu schreiben; aber die gänzliche Unfähigkeit, mich anders, als durch die Zukunft auszusprechen, machte sie mir immer wieder aus den Händen fallen. Denn die Entwickelung der Zeit und der Antheil, den ich daran nehmen werde, ist das Einzige, was mich wegen des Vergangenen mit Ihnen versöhnen kann; erst wenn ich todt sein werde, kann ich mir denken, daß Sie mit dem vollen Gefühl der Freundschafft zu mir zurückkehren werden. Endlich gestern komme ich zu Hause und finde einen Brief so voll von Vergebung — ach, was sage ich, Vergebung? so voll von Güte und Milde, als ob ich gar keine Schuld gegen Sie hätte, als ob in Ihrer Brust auch nicht der mindeste Grund zum Unwillen gegen mich vorhanden wäre. Sagen Sie mir, wodurch habe ich so viele Liebe verdient? Oder habe ich sie nicht verdient, und schenken Sie sie mir bloß, weil Sie überhaupt nicht hassen können, weil Sie Alles, was sich Ihrem Kreise nähert, mit Liebe umfassen müssen? N u n , der Himmel lohne Ihnen diesen Brief, der mir, seit Ihrer Abreise, wieder den ersten frohen Lebensaugenblick geschenkt hat. Ich würde Ihnen den Tod wünschen, wenn Sie zu sterben brauchten, um glücklich zu werden; es scheint mir, als ob Sie, bei solchen Empfindungen, das Paradies in Ihrer Brust mit sich herum tragen müßten.] Unsre Verhältnisse 1 sind hier, wie Sie vielleicht schon wissen 2 werden, friedlicher als jemals[;]: m a n erwartet den Kaiser N[apoleon]. z u m Besuch, und wenn dies geschehen sollte, so werden vielleicht ein Paar Worte g a n z leicht und geschickt [AJalles lösen, worüber sich hier unsere Politiker die Köpfe zerbrechen. Wie diese Aussicht auf mich wirkt, können Sie sich leicht denkenf;]: es ist mir g a n z stumpf und dumpf vor der Seele, und es ist auch nicht ein einziger Lichtpunct 3 in der Z u k u n f t f , ] auf den ich mit einiger Freudigkeit und H o f f n u n g hinaussähe. Vor einigen Tagen war ich noch bei G [ n e i s e n a u ] . . und überreichte ihm[, nach Ihrem Rath,] ein Paar Aufsätze, die ich ausgearbeitet h a t t e f ; ] : aber [das] dies [A]alles scheint nur, wie der Franzose sagt, [m]Moutarde après diner. Wirklich[, es ist] ist es sonderbar, wie mir in dieser Zeit [A]alles, was ich u n t e r n e h m e ^ ] zu G r u n d e geht[;], wie sich mir immer, wenn ich mich einmal entschließen kann, einen festen Schritt zu thun, der Boden unter meinen Füßen entzieht. Gn[ei]s[enau] ist ein herrlicher M a n n ; ich fand ihn Abends, da er sich [eben] zu einer Abreise anschickte, und w a r f , ] in einer g a n z freien E n t f a l t u n g des Gesprächs nach allen Richtungen hin[,] wohl bis u m 10 U h r bei ihm. Ich bin Textdifferenzen: 1] Verhältniße S

2] wißen S

3] Lichtpunkt S

Heinrich von Kleist an Marie von Kleist

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gewiß, daß wenn er den Platz fände, für den er sich geschaffen und bestimmt fühlt, ich[,] irgendwo in seiner Umringung[,] den meinigen gefunden haben würde. Wie glücklich würde mich dies[,] in der Stimmung, in der ich jetzt bin, gemacht haben[!]. Denn es ist eine Lust[,] bei einem tüchtigen Mann[e] zu sein[;]. Kräfte, die in der Welt nirgends mehr an ihrem O r t [ e ] sind, wachen[,] in solcher Nähtf und unter solchem Schutze[,] wieder zu einem neuen freudigen Leben auf. Doch daran ist nach [AJallem, was man hier h ö r t [ , ] kaum mehr zu denken. [Wozu rathen Sie mir denn, meine theuerste Freundinn, falls auch diese Aussicht, die sich mir eröffnete, wieder vom Winde verweht würde? Soll ich, wenn ich das Geld von Ulriken erhalte, nach Wien gehen? Und werde ich es erhalten? — Ich gestehe, daß ich mit eben so viel Lust, bei Regen und Schneegestöber, in eine ganz finstere Nacht hinaus gehen würde, als nach dieser Stadt. Nicht, als ob sie mir an und für sich, widerwärtig wäre; aber es scheint mir trostlos, daß ich es nicht beschreiben kann, immer an einem anderen Orte zu suchen, was ich noch an keinem, meiner eigenthümlichen Beschaffenheit wegen, gefunden habe. Gleichwohl sind die Verhältnisse, in die ich dort eintreten könnte, von mancher Seite vortheilhaft: es läßt sich denken, daß meine Liebe zur Kunst dort von Neuem wieder aufwachte — und auf jeden Fall ist gewiß, daß ich hier nicht länger bestehen kann. Sprechen Sie ein Wort, meine theuerste Freundinn, sprechen Sie ein bestimmtes Wort, das mich entscheide; ich bin schon so gewohnt, Alles auf Ihre Veranlassung und Ihren Anstoß zu thun, daß ich die Kraft, mich selbst zu entscheiden, fast ganz entbehre. — Der Brief an R. ist besorgt und zwar, wie Sie mir befohlen haben, eigenhändig. Ich habe dabei in einer sehr langen Unterredung auch ihn Gelegenheit gehabt, näher kennen zu lernen, und kann [unlesbar gemachter Name] Meinung über ihn nicht ganz theilen; mich dünkt er hat Herz und Verstand, mehr als Sie alle beide ihm zutrauen. — Und nun leben Sie wohl, meine theuerste Freundinn; ich sinke noch einmal zu Ihren Füßen nieder und küsse Ihre Hand für Ihren Brief; beschenken Sie mich bald wieder mit einem! H . v. Kl.]

Ludwig Tiecks Neuordnung der Brieffragmente „Aus seiner Gefangenschaft in Frankreich schrieb Kleist:" [1.] X X I , 1 - X V , 19 ( = MP 105, Sbd 106) = Schütz [8] „Nach einem Jahre ohngefähr schrieb er von Dresden aus:" [2.] XV,22—XVI,7 ( = M P 116, Sbd 118) = Schütz [3] [3.] Lücke X V I , 8 - 2 5 ( = MP 115, Sbd 116) = Schütz [5]

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„Aus der Zeit seines letzten Aufenthalts in Berlin sind folgende Aeußerungen:" [4.] XVII,3—XVIII,22 ( = MP 210, Sbd 210) = Schütz [1] [5.] XVIII,23-XIX,20 (MP 198, Sbd 212) = Schütz [7] [6.] X I X , 2 1 - X X I , 6 ( = MP 212, Sbd 215) = Schütz [9] [7.] XXI,7—XXII,5 ( = MP 197, Sbd 211) = Schütz [2] Es fehlen: Schütz [4] ( = MP 116, Sbd 117) Anfang von Schütz [5] ( = MP 115, Sbd 116) Schütz [6] ( = MP 204, Sbd 208)

Eine Reliquie aus Kleists Brief an Ulrike v o m 14. M ä r z 1803 Und nun küsse in meinem Namen jeden Finger meiner ewig verehrungswürdigen Tante! 1 Und, wie sie, den Orgelpfeifen gleich, stehen, küsse sie Alle von der Obersten bis zur Letzten, der kleinen Maus 2 aus dem Apfelkern geschnitzt! Ein einziges Wort von euch, und ehe ihrs euch verseht, w ä l z e ich mich vor Freude in der Mittelstube. Adieu! Adieu! Adieu! O du meine Allertheuerste! Leipzig, d. 14l März 1803. Heinrich. 3 Von den fünf Beilagen zu Briefen Kleists an Wilhelmine von Zenge, jenen sog. „Denkübungen" 4 , die — aus dem Gesamtbestand der Briefe abgesplittert — verschiedene Liebhaber fanden, unterscheiden sich die Zeilen, die Ulrike hier aus dem Brief ihres Bruders herausschnitt und Ida Jochmus 5 schenkte, vor allem durch ihren hohen Gefühlswert. Wie kaum ein anderer der sonst vielfach bemerkenswerten Briefschlüsse, in denen sich Kleist als Meister der Variation zeigt, eigneten sich gerade diese Zeilen dazu, Erinnerungen wachzurufen und das Andenken an Kleist wie auch an die „ewig verehrungswürdige Tante" zu bewahren. 1

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Auguste Helene von Massow (7. Jan. 1736— 11. Jan. 1809), die dem Kleistschen Hause in Frankfurt/Oder vorstand. Die am 18. N o v . 1802 geborene Tochter Ottilie seiner Schwester Auguste von Pannwitz. Vgl. hierzu den Anfang des Briefes. Textwiedergabe nach M P 71. Vgl. zur Editionsgeschichte der Briefe Analytische Bibliographie der Briefe, N r . 13 u. 39. Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, N r . 25 u. 27 und Briefe von Karl Biedermann an Th. Zolling, N r . 9. A n m . 4. Vgl. Analytische Bibliographie der Werke, N r . 70, A n m . 36.

Exzerpte Ludwig Tiecks aus zwei Briefen Kleists

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Ein ,schöner', d . h . an poetischen Bestandteilen reicher und aussagekräftiger Brief ist zweifellos wertvoller als ein solches Fragment, aber durch die barbarische Zerstückelung und die Einschränkung auf wenige Sätze wird das magische Moment der Reliquie wesentlich potenziert. Schon die Unterschrift „Heinrich" mußte starke Emotionen auslösen. Der Abschiedscharakter, die wirkungsvolle Einleitung „Und nun küsse in meinem Namen [. . . ] " und das dreimalige „Adieu" am Schluß erlaubten Assoziationen von dem einmaligen Anlaß des Briefes zu dem Tod Kleists. Der affektische Stil, in sechs Interjektionszeichen sichtbar und in dem Ausruf „ O du meine Allertheuerste!" kulminierend, verstärkte die Unmittelbarkeit der Aussage. Das pittoreske Moment des Grußes und die maßlose Übertreibung in der Wortwahl 6 konnten als Ausdruck typischer Charakterzüge Kleists empfunden werden. Für Ida Jochmus scheint darüber hinaus noch ein ganz persönliches Moment hinzugekommen zu sein. Mit der Familie Kleist wahrscheinlich durch nachbarliche Beziehungen verbunden, könnte sie sich als in den G r u ß einbezogen angesehen haben. Doch fehlen hierfür sichere Anhaltspunkte.

Exzerpte Ludwig Tiecks aus zwei Briefen Kleists an Wilhelmine von Zenge vom 21. Juli 1801 (ES 46, MP 49, Sbd 49) und 15. August 1801 (ES 47, MP 51, Sbd 51) 1 1. M P 11,32, Z. 1 0 - 3 3 , Z. 11 ( = Tieck 1826, S. I X - X ) : „Ein Jeder klammerte sich 2 alle Andern vergessend an einen Balken an, ich selbst, m i c h zu halten — Ach, es ist nichts ekelhafter, als diese Furcht vor dem Tode. Das Leben 3 ist das einzige Eigenthum, das nur dann etwas werth ist, wenn wir es nicht achten. Verächtlich ist es, wenn wir es nicht leicht fallen lassen können, und nur der kann es zu großen Zwecken nutzen, der es leicht und freudig weg-

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Vgl. den nüchternem Schluß des Briefes vom 20. Juli 1803 (ES 69, MP 74, Sbd 75). 1] Nach dem Text Minde-Pouets, ohne Wiedergabe der Textdifferenzen. Eingeklammerte kursive Stellen = Auslassungen Tiecks. 2] Tieck ergänzt mit irreführenden Angaben über den Adressaten: „(so schrieb der Reisende aus Paris an einen Freund)" 3] Vgl. Familie Scbroffenstein V. 2368: „Das Leben ist viel wert, wenn man's verachtet" und Kleists Brief an Ulrike v. 1. Mai 1802 (Sbd II, 725, Z. 4 - 6 : „Denn das Leben hat doch immer nichts Erhabeneres, als nur dieses, daß man es erhaben wegwerfen kann").

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werfen könnte. Wer es mit Sorgfalt liebt, moralisch todt ist er schon, denn seine höchste Lebenskraft, nämlich es opfern zu können, modert, indessen er es pflegt. Und doch — o wie unbegreiflich ist der Wille, der über uns waltet! — Dieses räthselhafte Ding, das wir besitzen, wir wissen nicht 4 von wem, das uns fortführt, wir wissen nicht wohin, das unser Eigenthum ist, wir wissen nicht, ob wir darüber schalten dürfen, eine Habe, die nichts werth ist, wenn sie uns etwas werth ist, ein Ding, wie ein Wiederspruch, flach und tief, öde und reich, würdig und verächtlich, vieldeutig und unergründlich, ein Ding, das jeder wegwerfen mögte, wie ein unverständliches Buch, sind wir nicht durch ein Naturgesetz gezwungen es zu lieben ? Wir müssen vor der Vernichtung beben, die doch nicht so qualvoll sein kann, als oft das Dasein, und indessen Mancher das traurige Geschenk des Lebens beweint, muß er es durch Essen und Trinken ernähren und die Flamme vor dem Erlöschen hüten, die ihn weder erleuchtet noch erwärmt. Das klang ja wohl recht finster? Geduld — Es wird nicht immer so sein[, und ich sehne mich nach einem Tage, wie der Hirsch5 in der Mittagshitze nach dem Strome, sich hineinzustürzen — Aber], Geduld! 6 — [Geduld — ?] Kann der Himmel die von seinen Menschen verlangen, da er ihnen selbst ein Herz voll Sehnsucht gab? Zerstreuung! Zerstreuung! — O wenn mir die Wahrheit des Forschens noch so würdig schiene, wie sonst, da wäre Beschäfftigung hier in diesem Orte vollauf — Gott gebe mir nur Kraft! Ich will es versuchen". 2. MP 11,49, Z. 3 - 5 0 , Z. 9 (=Tieck 1826, S . X I - X I I ) : „Ja, thun, was der Himmel sichtbar, unzweifelhaft von uns fordert, das ist genug — Leben, so lange die Brust sich hebt, genießen, was rundum blüht, hin und wieder etwas Gutes thun, weil das auch ein Genuß ist, arbeiten, damit man genießen und wirken könne, Andern das Leben geben, damit sie es wieder so machen und die Gattung erhalten werde — und dann sterben — Dem hat der Himmel ein Geheimniß eröffnet, der das thut und weiter nichts. {Freiheit7, ein 4] Vgl. die Konstruktion der im Brief an Zschokke v. 1. Febr. 1802 (Sbd II, 717, Z. 9—11) erwähnten Inschrift: „Ich komme, ich weiß nicht, von wo? Ich bin, ich weiß nicht, was? Ich fahre, ich weiß nicht, wohin? . . ." 5] Vgl. Kätbchen von Heilbronn V, 12 ( = V. 2589-2594): „Der Hirsch, der von der Mittagsglut gequält . . ." 6] Geduld GS und AS gesperrt. 7] Vgl. Brief an Wilhelmine von Zenge v. 14. April 1801 (Sbd II, 646, Z. 34: „das ich begehre, ein Weib, ein eignes Haus und Freiheit". Ähnlich im Brief an Wilhelmine von Zenge v. 21. Juli 1801 (Sbd II, 668, Z. 33 — 34: „will ich einen größern Preis, als Freiheit, ein eignes Haus und Dich?").

Exzerpte Ludwig Tiecks aus zwei Briefen Kleists

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eignes Haus, und ein Weib, meine drei Wünsche, die ich mir beim Auf und Untergange der Sonne wiederhole, wie ein Mönch seine drei Gelübde! O um diesen Preis will ich allen Ehrgeiz fahren lassen und alle Pracht der Reichen und allen Ruhm der Gelehrten — Nachruhm! Was ist das für ein seltsames Ding, das man erst genießen kann, wenn man nicht mehr ist f O über den Irrthum, der die Menschen um zwei Leben betrügt, der sie selbst nach dem Tode noch äfft! Denn wer kennt die Namen der Magier und ihre Weisheit ? Wer wird nach Jahrtausenden von uns und unserm Ruhme reden ? Was wissen Asien, und Afrika und Amerika von unsern Genien ? Und nun die Planeten — ? Und die Sonne — ? Und die Milchstraße — ? Und die Nebelflecke — ?] Ja, unsinnig ist es, wenn wir nicht grade für die Quadratruthe leben, auf welcher, und für den Augenblick, in welchem wir uns befinden. Genießen! Das ist der Preis des Lebens! Ja, wahrlich, wenn wir seiner niemals froh werden, können wir nicht mit Recht den Schöpfer fragen, warum gabst Du es mir? Lebensgenuß seinen Geschöpfen zu geben, das ist die Verpflichtung des Himmels; die Verpflichtung des Menschen ist es, ihn zu verdienen. [Ja, es liegt eine Schuld8 auf den Menschen, etwas Gutes zu thun, verstehe mich recht, ohne figürlich zu reden, schlechthin zu thun — Ich werde das immer deutlicher und deutlicher einsehen, immer lebhafter und lebhafter fühlen lernen, bis Vernunft und Herz mit aller Gewalt meiner Seele einen Entschluß bewirken — Sei ruhig, bis dahin.] Ich bedarf Zeit, denn ich bedarf Gewißheit und Sicherheit in der Seele, zu dem Schritte, der die ganze Bahn der Zukunft bestimmen soll. Ich will mich nicht mehr übereilen — thue ich es noch einmal, so ist es das letztemal — denn ich verachte entweder alsdann meine Seele oder die Erde, und trenne sie 9 ".

8] Vgl. Brief an Wilhelmine von Zenge v. 10. O k t o b e r 1801 (Sbd II, 692, Z. 1 2 - 1 3 : „ E s liegt eine Schuld auf dem Menschen, die, wie eine Ehrenschuld, jeden, der E h r gefühl hat, unaufhörlich m a h n t " ) . 9] Exzerpte von Tieck in drei Absätzen wiedergegeben ; am Ende des ersten, am A n f a n g und E n d e des dritten Absatzes jeweils zwei Gedankenstriche.

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Heinrich von Kleist an Heinrich Zschokke: Wiedergabe des Originalbriefes (ES 55, M P 60, Sbd 61) nach Georg Minde-Pouet mit Kennzeichnung"' der von Zschokke mitgeteilten Abschnitte

[Thun, d. l l Februar, 1802. Mein lieber Zschokke, suchen Sie nur gleich das Ende des Briefes, wenn Sie nicht Zeit haben, mehr als das Wesentliche desselben zu lesen. Da will ich Alles, was ich für Sie (oder eigentlich für mich) auf dem Herzen trage, registerartig unter Nummern bringen. Vorher aber noch ein Paar Worte Geschwätz, wie unter Liebenden. Ich kann erst in etwa zwei Wochen aufs Land ziehen, wegen eines Mißverständnisses, das zu weitläufig und zu nichtbedeutend wäre, um Sie damit zu unterhalten. Ich wohne also in Thun, nahe am Thore — übrigens kann man hier nicht wohl anders wohnen. Ich gehe häufig aufs Land, besehe noch mehrere Güter, mache es aber, nach Ihrem Rathe, in allen Stücken wie der berühmte Cunctator. Indessen gestehe ich, daß mich macherlei an dem Ihnen schon beschriebenen Gute zu Gwat reizt, besonders der Umstand, daß es kein Haus hat, welches mir die Freiheit giebt, mir eines a priori zu bauen. Auch ist es so gut wie gewiß daß der Besitzer mit 24000 U zufrieden sein wird. Leute, unpartheiische, meinen, unter diesen Umständen sei das Gut weder zu theuer, noch besonders wohlfeil, und grade das könnte den Kauf beschleunigen, denn es flößt mir Vertrauen ein. Überdies hat der Mann eines von den Gesichtern, denen ich zu trauen pflege, man mag die Physiognomik schelten, so viel man will. Damit will ich sagen, daß ich so ziemlich gesinnt sei, fortan dem eignen Lichte zu folgen. Denn zuletzt muß man doch in der Welt an Rechtschaffenheit glauben, und alles Fragen um Meinung und Rath kann uns davon nicht erlösen, weil wir doch wenigstens an die Rechtschaffenheit dessen glauben müssen, den wir um Rath fragen. — Wie stehts mit Ihrer Lust zum Landleben? Wie stehts mit der Schweizer-Regierung? Denn das hängt zusammen, und inniger als Sie mir gesagt haben. Immer hoffe ich noch, Sie einmal irgendwo im Staate wieder an der Spitze zu sehen, und nirgends, dünkt mich, wären Sie mehr an Ihrer Stelle, als da. — ] Was mich betrifft, wie die Bauern

schreiben, so bin ich, ernsthaft gesprochen, recht vergnügt, denn ich habe die alte Lust zur Arbeit [wiederbekommen] wieder bekom-

Normale Schrift: Text nur im Originalbrief. Halbfette Schrift: der von Zschokke (Eine Selbstschau. Bd. 1, Aarau 1842, S. 205-206) als Fußnote zitierte Teil des Briefes. Kursiv: Texteinfügung Zschokke. Eckige Klammer: Tilgungszeichen.

Heinrich von Kleist an Heinrich Zschokke

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men. Wenn Sie mir einmal mit Geßner[n] die Freude Ihres Besuchs schenken werden, so geben Sie wohl Acht auf ein H a u s an der Straße, an dem folgender Vers steht: „ I c h komme, ich weiß nicht, von wo? Ich bin, ich weiß nicht, was? Ich fahre, ich weiß nicht[,] wohin? Mich wundert, daß ich so fröhlich bin[.]!" : : ' — Der Vers gefällt mir ungemein, und ich kann ihn nicht ohne Freude denken, wenn ich spa[t]zieren gehe. U n d das thu[e] ich oft und weit[,]; denn die N a t u r [ist] hat hier, wie Sie wissen, mit Geist gearbeitet^]; und das ist ein erfreuliches Schauspiel f ü r einen armen [Kauz] K a u t z aus B r a n d e n b u r g , wo, wie Sie auch wissen, [der Künstler] die K ü n s t lerin bei der Arbeit eingeschlummert zu sein 1 scheint. Jetzt zwar sieht auch hier noch unter den Schneeflocken die N a t u r , wie eine [80jährige] achtzigjährige Frau a u s [ , ] ; aber m a n sieht [es] ihr doch an, daß sie in ihrer J u g e n d schön gewesen sein 2 m a g . — Ihre Gesellschaft vermisse ich hier sehr[,]; denn außer den Güterverkäufern kenne ich n u r Wenige[,]; etwa den [Hauptm.] H a u p t m a n n [Muelinen] von Mülinen und [seinen] seine Hofmeister, angenehme Männer. Die Leute glauben hier durchgängig, daß ich verliebt sei 3 [. Bis]; bis jetzt [aber] bin ich es aber noch in keinefr] J u n g f r a u , als etwa höchstens in die, deren Stirn[e] mir den Abendstrahl der Sonne zurückwirft, wenn ich a m Ufer des [Thuner See's] Sees stehe. [— N u n genug des Geschwätzes. Hier folgen die Bitten. I

II III IIII

V

Ich bitte dem Überbringer dieses, Fuhrmann Becher, den Koffer aus Basel, wenn er im Kaufhause angelangt sein sollte, zu übergeben. Ihn in meine ehemalige Wohnung zu schicken, wo er noch einen Koffer, einen Rock, und einige Wäsche in Empfang nehmen soll. Ihn zu Geßnern zu schicken, wo er die bestellten Bücher übernehmen soll. Dem Knaben, der mir aufwartete, zu sagen, daß er sich bei dem Huthmacher, der Geßnern gegenüber wohnt, meinen alten von mir dort abgelegten Huth hohlen soll. Mich unaufhörlich herzlich zu lieben, wie in der ersten Stunde unsres Wiedersehens. Heinrich Kleist.]

Zschokke gibt diesen Vers in folgender Druckanordnung wieder: „Ich komme, ich weiß nicht, von w o ? Ich bin, ich weiß nicht, w a s ? Ich fahre, ich weiß nicht w o h i n ? Mich wundert, daß ich so fröhlich b i n ! " Textdifferenzen: 1] seyn

2] seyn

3] sey

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H e i n r i c h von Kleist an seine Schwester U l r i k e : Ü b e r s i c h t über die redaktionellen Eingriffe A u g u s t Kobersteins : ; "

Die auf Wunsch Friederike von Schönfeldts unterdrückten Stellen: M P I , 1 4 , Z. 3 - 7 (K, S. 4): Und nun nur noch ein [P]paar Worte: Ein Auftrag, mich der gnädigen Tante der F r : und Frl: v. Gloger, dem Protzenschen Hause, der Bonne, Martinin, Gustchen 1 , mit deren Brief ich für diesmal nicht ganz zufrieden bin, und allen meinen Geschwistern zu empfehlenf:]: MP 1,44, Z. 2 9 - 4 5 , Z. 21 (K, S. 8 - 9 ) : Die einzige Gesellschaft, die ich täglich sehe, ist Zengen's 2 , und ich würde um dieser peinlichen Verlegenheit willenf, Jauch diese Gesellschaft schon aufgegeben haben, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, mich durchaus von diesem unangenehmen Gefühl zu entwöhnen. Denn auf meinem Lebenswege werden mir Menschen aller Art begegnen, und jeden muß ich zu nutzen verstehen. Dazu kommt, daß es mir auch zuweilen gelingt, recht froh in dieser Gesellschaft zu sein[;]. [d]Denn sie besteht aus lauter guten Menschen[,] und es herrscht darin viele Eintrachtf,] und das Äußerste von Zwanglosigkeit. Die älteste Zenge[n], Minette, hat sogar einen feineren Sinn, der für schönere Eindrücke zuweilen empfänglich ist; wenigstens bin ich zufrieden, wenn sie mich zuweilen mit Interesse anhört, ob ich gleich nicht viel von ihr wieder erfahre. Aber von allem diesen ist nichts, wenn der ganze Haufen beisammen ist. Ein Gespräch kann man ihr sich durchkreutzendes Geschwätz nicht nennen. Wenn ein Gespräch geführt werden soll, so m u ß man bei dem Gegenstande desselben verweilen, denn nur dadurch gewinnt es Interesse; man m u ß ihn von allen Seiten betrachten, denn nur dadurch wird es mannichfaltig und anziehend. Aber hier — doch Du kennst das. Ich wollte Dir nur zeigen, daß das Interesse, das mir die Seele erfüllt, schlecht mit dem Geiste harmonirt, der in dieser Gesellschaft weht; und daß die Beklommenheit, die mich zuweilen ergreift, hieraus sehr gut erklärt werden kann. Normale Schrift (sofern nicht durch eckige Klammern eingegrenzt): Text in beiden Editionen mit der Originalfassung identisch. Halbfette Schrift: ausgelassene, [in Verbindung mit eckigen Klammern = veränderte] Stellen. Eckige Klammer: Tilgungszeichen. 1] K redigiert: der gnädigen Tante, 2] K : Zengens

Gustchen - und allen meinen Geschwistern

Heinrich von Kleist an seine Schwester Ulrike

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MP 1,48, Z. 1 5 - 4 9 , 2 . 20 (K, S. 13): N . S . Hier kommen noch einige Supplemente, die ich dir zur Bekanntmachung an Pannwitz, den das interessiren wird, mittheile. Schätzet hat das 3 l Batl. bekommen aber ausgeschlagen und verlangt Pension. Gaudi ist Major geworden und hat Schätzeis Compagnie. Welchen Eindruck dies gemacht hat, und in welchem Tone die Grumbkow spricht, kannst D u Dir denken. D a ß sonderbarste hierbei ist, das G e n : Kleist an Hagen geschrieben hat, es thäte ihm dieser Einschub, von dem er auf sein Ehrenwort nichts wüßte, sehr leid. Wir wollen nicht glauben, daß hier eine Falschheit zum Grunde liege, ob ich Dir zwar gleich in der folgenden Neuigkeit ein Beispiel von einer unerhörten, unmenschlichen Falschheit geben werde. Der Kaufmann Scholz ist seines Arrests entlassen, statt seiner sitzt seine Frau — warum? das hast D u schon zu Anfange der ganzen Geschichte vorausgesehen. Die Sache ist keinem Zweifel mehr unterworfen. Sie hat sich selbst verrathen. Ein Fragment aus einem Briefe von ihrem Manne, worin sie das Wort G e l d in G i f t umgefälscht hat, um den Verdacht gegen ihn zu verstärken, hat sie verrathen. Einige Zeugen, ein Student und 2 Mädchen, die sie bewegt hatte, einen falschen Eid für ihren Betrug zu schwören, haben sie verrathen. Sie selbst hat es schon eingestanden, daß sie einen Betrug gespielt habe. — Ist es wohl glaublich, daß dies ein Weib sei? Zweite Nachschrift. Ich liefre Dir noch ein Supplement zum Supplement. Schätzet ist G e n : Major geworden, erhält 800 Rth. Pension und bleibt nun in Frankfurt. Noch eine Hauptnachricht, die Dich vielleicht bewegen wird, sogleich nach Frankfurt zu kommen. Zengen's 3 und unsre 4 Familie nebst viele andere 5 Damen Frankfurt's 6 nehmen ein Collegium über Experimental-Physik bei Wünsch. N e h m e n , sagte ich? Das klingt ja beinah 7 , als wäre von Medicin die Rede. So übel schmeckt es indessen nicht. Es ist eine Brunnen-cur 8 zum Nutzen und Vergnügen. Du wirst sie nicht verschmähen. Willst du [die] der Vorlesung von Anfang an beiwohnen, so mußt Du auf irgend eine Art suchen, s o g l e i c h nach Frkft. 9 zu kommen.

3] Zengens 4] unsere C u r 9] Frankfurt

5] vielen anderen

6] Frankfurts

7] beinahe

8] Brunnen-

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

MP 1,91, Z. 16-24: Nun bitte ich noch um einige Gefälligkeiten. Ich will meine Collegia in Frankfurt bezahlen von dem Gelde, welches ich den l l Octobr. von Dames empfangen soll. Madihn 10 Rth. Kalau 10 Rth. und noch den Preis eines Mit Wünschen werde ich Buches, dessen Werth selbst sprechen. Grüße ihn ich nicht kenne. gelegentlich. Auch HüllHuth 15 Rth. mann. Uberhaupt Alle. Hüllmann 15 Rth. K, S. 35: Zusammenfassung: (Am Schlüsse dieses Briefes bittet Kleist noch seine Schwester, von einer Geldsumme, die er am 1. October empfangen sollte, seine Collegia in Frankfurt zu bezahlen; er hatte nach dem Verzeicbniß der zu zahlenden Posten bei Madihn, Huth, Hüllmann, Kalau und Wünsch gehört). MP 1,158, Z. 2 4 - 3 1 (K, S. 38): N.S. Hast Du die Musik von Zengen erhalten? Sie kostet 1 Rth. 8 Gr. Von Leopold habe ich 2 Fr.d'or empfangen, der Rest wäre also 11 Rth. Diese ziehe ab von dem Gelde, das Du mir schicken wirst, wenigstens von meinem eignen Gelde. Wegen des Agio auf die Louisdors wird Brokes noch schreiben. N.S. Sollte Tante gern in mein Büreau wollen, wegen der Wäsche, so sorge doch auf eine gute Art dafür, daß der obere Theil, worin die Schreibereien, gar n i c h t geöffnet werde. MP 1,184, Z. 6 - 1 2 (K, S. 43): N.S. Sage Minetten, daß ich vergebens Löschbrandt täglich erwarte. Er hat nämlich versprochen zu mir zu kommen, wenn er sich mit seinem Advocaten berathschlagt hätte. Noch ist er aber nicht erschienen. Ich habe ihn bisher nicht aufsuchen wollen, um Minettens Sache nicht den Anschein zu geben, als ob sie dringend wäre. Indessen heute will ich es doch versuchen ihn aufzusuchen. In seinem Hause ist er niemals zu finden. MP 1,216, Z. 19-21 (K, S. 51): N.S. So eben erfahre ich, daß Minette und Gustel mit der Moltken und Emilien nach Berlin kommen. Heute werden sie ankommen und bei der Schlichting wohnen. MP 11,199, Z. 8 - 1 0 (K, S. 144): Adieu, grüße Alles, auf's Frühjahr bin ich gewiß bei euch 10 [.] — was ist denn das für ein Comet, den mir Caroline Schönfeld zeigen will? Bald ein Mehreres. 10] Euch

Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge

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Aus Platzgründen muß hier auf die Wiedergabe der kürzeren Auslassungen, Zusätze, der ausgetauschten Singular- und Pluralformen sowie der ausgetauschten Worten, der Kasuswechsel, Textumstellungen und Normalisierungen verzichtet werden. Die Variantenzusammenstellungen sind in der Münchener Arbeitsstelle der Kleistausgabe archivarisiert.

Heinrich von Kleist an Wilhelmine v o n Z e n g e : Wiedergabe des Originalbriefes ( E S 43, M P 46, Sbd 46) nach G e o r g M i n d e - P o u e t mit K e n n z e i c h n u n g * der v o n E d u a r d v o n B ü l o w ausgelassenen und veränderten Stellen

Göttingen, d[en]. [4.] 3 ' J u n i , 1801. Mein liebes [Mädchen!] Minchen, [I]ich habe Deinen Brief, der mir aus mehr als einer Rücksicht herzlich wohl that, gestern hier erhalten und eile[,] ihn zu beantworten. — Du bist nicht zufrieden, daß ich Dir das Aeußere meiner Lage beschreibe, ich soll Dir auch etwas aus meinem Innern mittheilen[.]? Ach, liebe Wilhelmine, [das ist leicht] leicht ist das, wenn Alles in der Seele klar und hell ist, wenn man nur in sich selbst zu blicken braucht, um deutlich darin zu lesen. Aber wo Gedanken mit Gedanken, Gefühle mit Gefühlen kämpfen, da ist es schwer zu nennen, was in der Seele herrscht, weil noch der Sieg unentschieden ist. Alles liegt in mir verworren, wie die Werchfasern 1 im Spinnrocken(,) durcheinander 2 , und ich bin vergebens bemüht[,] mit der Hand des Verstandes[,] den Faden der Wahrheit, den das Rad der Erfahrung [hinausziehen] hinaus ziehen soll, um die Spule 3 des Gedächtnisses zu ordnen. J a [ , ] selbst meine Wünsche wechseln, und bald trit[t] der eine, bald der andere [in's] ins [Dunkele] Dunkle, wie die Gegenstände einer Normale Schrift (sofern nicht durch eckige Klammern eingegrenzt): Text in beiden Editionen mit der Originalfassung identisch. Kursive Schrift (sofern nicht durch eckige Klammern eingegrenzt): Erweiterungen und Verbesserungen der Buchausgabe (S. 1 8 1 - 1 8 7 ) gegenüber der Janus-Fassung (Janus Bd 2, 1846, S. 175-178). Halbfette Schrift: ausgelassene, [in Verbindung mit eckigen Klammern = veränderte] Stellen der Originalfassung. Eckige Klammern: Fehler-Kennzeichnung. Runde Klammern: Fehlerhafte Tilgung in der Buchausgabe. Zahlenexponent mit Fußnote: Weitere Verschlechterung der Buchausgabe gegenüber der Janus-Fassung. 1] Wergfasern

2] durch einander

3] Schule (im Druckfehlerverzeichnis korrigiert)

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

Landschaft, wenn die Wolken d[a]rüber hinziehn4. — Was Du mir zum Tröste sagst, ist wirklich das Tröstlichste, das ich kenne. Ich selbst fange an, zu glauben, daß der Mensch zu etwas mehr da ist, als bloß 5 zu denken 6 [.] — A r b e i t 7 , fühle ich, wird das Einzige sein(,) was mich ruhiger machen kann. Allesf,] was mich beunruhigtf,] ist die Unmöglichkeit, mir ein Ziel des Bestrebens zu setzen, und die Besorgniß, wenn ich zu schnell ein falsches ergriffe, die Bestimmung zu verfehlen[,] und so ein ganzes Leben zu verpfuschen[.] — Aber[,] sei ruhig, ich werde das [ R ] r e c h t e 8 (schon) finden. Falsch ist jedes Ziel, das nicht die reine Natur dem Menschen steckt. Ich habe fast eine Ahndung von dem rechten — wirst Du, Wilhelmine, mir dahin folgen, wenn Du Dich überzeugen kannst, daß es das rechte ist[? — ]— ? Doch[j] laß mich lieber schweigen von dem, was selbst in mir noch ganz undeutlich ist. Die Geschichte Deines Lebens während der Abwesenheit Deiner [Ae]£ltern, und besonders die Art von Freude, welche Du da genossen hast, hat mich ganz unbeschreiblich gerührt[.] — D i e s e 9 Freude(, Wilhelmine,) ist Dir gewiß 10 ; aber wirst Du Dich mit dieser e i n z i g e n 1 1 begnügenf?] können — ? K a n n 1 2 es ein Mädchen von Deinem Stande, so bist Du es, und dieser Gedanke stärkt mich ganz unbeschreiblich. — Sei zufrieden mit diesen wenigen Zügen aus meinem Innern. Es ist darin so wenig bestimmt, daß ich mich fürchten muß[,] etwas aufzuschreiben, weil es dadurch in gewisser Art bestimmt wird 1 3 . Errathe daraus[,] was Du [mir bist,] willst — gewiß ist es, daß ich kein and[e]res Erdenglück wünsche, als durch D i c h 1 4 . Fahre fort, (liebes Mädchen,) Dich immer fähiger zu machen, zu beglücken. Rousseau ist mir der [L]/iebste[,] durch den ich Dich bilden lassen mag, da ich es selbst nicht mehr unmittelbar , wie sonst, kann. Ach, Wilhelmine, Du hast mich an frohe Zeiten erinnert, und Alles ist mir dabei eingefallen, auch das, woran D[n]« mich n i c h t 1 5 erinnert hast. (Glaubst Du wohl, daß ein Tag vergeht, ohne daß ich an Dich dächte[? — ]— ?) Dein Bild darf ich so oft nicht betrachten als ich wohl mögte, weil mir jeder unbescheidner Zeuge zuwider ist. Mehr als einmal habe ich gewünscht, meinem ersten Entschlu[sse~\Qs, [allein] allein zu reisen, treu geblieben zu 5em[.] — Ich ehre Ulriken ganz unbeschreiblich, sie trägt in ihrer Seele Alles, was achtungswürdig und bewund[erns]rungswerth zs£[;], \V\vieles mag sie besitzen, vieles geben können, aber es läßt sich, wie Göthe sagt, nicht an ihrem Busen ruhen[.] — Von unsrer 16 Reise [will] kann ich Dir auch Manches wieder erzählen. [— Wir machen sie] Wir

4] hinziehen wiß,

5] blos

11] einzigen

6] denken 12] Kann

7] Arbeit

13] wird

8] Rechte

14] durch Dich

9] Diese

10] ist D i r ge-

15] nicht

16] unserer

H e i n r i c h v o n Kleist an Wilhelmine v o n Z e n g e

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reisen, wie Du vielleicht noch nicht weißt, mit eignen 17 Pferden, die wir in Dre[s]ßden gekauft haben. Johann leistet uns dabei treffliche Dienste, wir sind sehr mit ihm zufrieden, und [wir] denken oft mit Dankbarkeit an [Kart] Carln, der ihn uns freiwillig abtrat. - Carl ist wohl jetzt in Frankfurt? Oder ist er in Magdeburg? Wenn Du [ihm] ihn siehst oder schreibst, so sage ihm doch auch ein [Wort] Wörtchen von mir. Ich hatte versprochen, ihm auch zuweilen zu schreiben[.], [A]zber das Schreiben wird mir jetzt so schwer, daß ich oft selbst die nothwendigsten Briefe vernachlä[ss]üige. Gestern endlich habe ich zum [ersten Male] erstenmale an meine Familie nach Pommern geschrieben[.] — [S]so//ie man [ei] wohl glauben, daß ein Mensch, der in seiner Familie [Alles] Alles fand, was ein Herz binden kann, Liebe, Vertrauen, Schonung, Unterstützung mit Rath und That, sein Vaterland verlassen kann, ohne selbst einmal schriftlich Abschied zu nehmen von seinen Verwandten ? — Und doch sind sie mir die liebsten und theuersten Menschen auf der Welt! So wieder sprechen sich in mir Handlung und Gefühl — Ach, es ist ekelhaft, zu leben — Schreibe also [Kart] Carln, er solle nicht zürnen, wenn Briefe von mir ausblieben, großmüthig sein, und zuweilen etwas von sich hören lassen, Neuigkeiten schreiben und dergleichen. Bitte ihn doch auch, er mö[ch]gte sich einmal bei [Rühle] Rühle erkundigen, ob dieser denn gar keine[n] Briefe von mir erhalten hat, auch nicht die große Schrift, die ich ihm von Berlin aus schickte? Er mö[ch]p:e ihn doch antreiben, einmal an mich zu schreiben, da mir sehr viel daran gelegen wäre, wenigstens zu wissen, ob die Schrift nicht verloren gegangen ist. — Ich will Dich doch von Leipzig nach Göttingen führen[;], aber ein wenig schneller, als wir reiseten. Denn wir wandern(,) wie die alten Ritter, von Burg zu Burg, halten uns auf und wechseln gern 18 ein freundliches Wort mit den Leuten. Wir suchen uns in jeder Stadt immer die Würdigsten auf, in Leipzig Plat(t)ner, Hindenburg, in Halle Klügel, in Göttingen Blumenbach, Wrisberg 19 etc. etc.20[, a]Aber Du kennst wohl diese Namen nicht? Es sind die Lehrer der Menschheit 21 . — In Leipzig fand endlich Ulrike Gelegenheit zu einem Abendtheuer, und hörte verkleidet[,] einer öffentlichen Vorlesung [von Platner] Plattners zu. Das geschah aber mit Vorwissen des Hofrath[e]s, indem er selbst wünschte, daß sie, Störung zu vermeiden, lieber in Mannskleidern [käme] kommen mögte, als in Weiberröcken. Alles lief glücklich ab[;], der Hofrath und ich, wir waren die einzigen [im] in dem Saale, die um das Geheimniß wußten. — In Halberstadt besuchten wir G l e i m , den bekannten Dichter,

17] eigenen

18] gar

19] W e i s b e r g

20] u s w . 21]

Menschheit!

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einen der rührendsten und interessantesten Greise, die ich kenne. An ihn waren wir zwar durch nichts 22 adressirt, als durch unser[e]n 23 Namen; aber es giebt 24 keine bessere Addresse[,] als diesen. Er war nämlich 25 einst ein v[V]ertrauter (Freund) Ewald Kleistf']s, der bei Frankfurt fiel. Kurz vor seinem Tode hatte dieser ihm (noch) einen Neffen Kleist empfohlen, für den jedoch Gleim niemals hatte etwas thun können, weil er ihn niemals sah. Nun glaubte er, als ich mich melden ließ, ich sei es, und die Freude[,] mit der er uns entgegen kam[,] war unbeschreiblich. Doch ließ er es uns nicht empfinden, als er sich getäuscht [sah], denn Alles, was Kleist heißt, ist ihm theuer. Er führte uns in sein Cabinet 2 6 , geschmückt mit Gemälden seiner Freunde. Da ist keiner 27 , sagte er, der nicht ein schönes [Wort] Werk schrieb, oder eine große That begieng. Kleist that beides[,] und Kleist steht oben an[.] — Wehmüthig nannte er uns die Namen der vorangegangenen Freunde, trauernd, daß er noch zurück sei. Aber er ist 83 Jahr[e,] und so die Reihe wohl auch bald an ihn[.] — Er besitzt einige hundert Briefe von Kleist, auch sein erstes Gedicht. Gleim war es eigentlich, der ihm zuerst die Aussicht nach dem Parnaß zeigte, und die Veranlassung ist seltsam und merkwürdig genug. Kleist war nämlich 28 in einem Duell blessirt, und lag krank im Bette zu Potsdam. Gleim war damals Regiments[-]Quarti[e]rmeister und besuchte den Kranken, ohne ihn weiter genau zu kennen. Ach[!], sagte Kleist, ich habe die größte Langeweile, denn ich kann nicht lesen. Wissen Sie was, antwortete Gleim, ich will zuweilen herkommen und Ihnen etwas 2 9 vorlesen. Damals eben hatte Gleim scherzhafte Gedichte gemacht, im Geschmack Anakreons, und las ihm unter andern 30 eine Ode an den Tod vor, die [u]oÄngefähr so lautet: [,,]Tod[!], warum entführst [d]Z)u mir mein Mädchen? Kannst [d]Du [d]Z)ich auch verlieben?["] Und so geht es fort. Am Ende heißt es: [ „ ] Was willst [d]Z)u mit ihr machen? Kannst [d]Du doch mit Zähnen ohne Lippen(,) wohl die Mädchen beißen, doch nicht küss e n [ . ] [ " ] — [Ue)Über diese Vorstellung, wie der Tod mit seinen nackten, eckigen Zähnen, vergebens sich in die weichen Rosenlippen drückt, einen Kuß zu versuchen, geräth Kleist so ins Lachen, daß ihm bei der Erschütterung, das Band von der Wunde an der Hand abspringt. Man ruft einen Feldscheer[er], Es ist ein Glück, sagt dieser, daß Sie 3 1 mich rufen lassen, denn unbemerkt ist der kalte Brand im Entstehenf,] und morgen 3 2 wäre es zu spät gewesen. — Aus Dankbarkeit widmete Kleist der Dichtkunst das Leben, das sie ihm gerettet hatte. — In Wernigerode

22] Nichts 28] nehmlich

23] unsere 29] Etwas

24] gibt 25] nehmlich 26] Kabinet 27] Keiner 30] Anderen 31] sie 32] Morgen 32a] 31.

Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge

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lernten wir eine sehr liebenswürdige Familie kennen, die [SJstollbergsche. — In Go[s]ßlar fuhren wir in den Rammeisberg, wo in großen Höhlen die Erze mit angezündeten Holzstößen abgebrannt werden, und Alles vor Hitze nackend arbeitet. Man glaubt in der Hölle, oder doch wenigstens in der Werkstatt der Cyklopen zu sein. — Von Ilsenburg aus bestiegen wir am Nachmittage des 31[sten] U2a den Brocken, den Du schon aus meiner früheren Reisebeschreibung kennst. Ich habe auch Quedlinburg lange wieder, aber nur von Weitem, angesehen — In Ilsenburg habe ich den Teich gesehen, auf welchem die Knobelsdorf als Kind herumgefahren ist. Schreibe doch Carl, der alte O t t o ließe die Knobelsdorf grüßen. — Und nun lebe wohl 3 3 . Heute sind wir hier auf einem Balle, wo die Füße springen werden, indessen das Herz weint. Dann geht der Körper immer weiter und weiter von Dir, indessen die Seele immer zu Dir zurück strebt 3 4 . Bald an diesen, bald an jenen Ort treibt mich das wilde Geschick, indeß ich kein innigeres Bedürfniß habe, als Ruhe[.] — Können so viele Wiedersprüche in [mjeinem [eigenen] engen Herzen wohnen? — ? Lebe wohl 3 5 . Hier hast Du meine Reiseroute. Morgen geht es nach Frankfurt, Mainz, M a n n h e i m 3 6 ; dahin schreibe mir, und theile diese Adresse [C.] [Kart] Carln mit. Wir werden dann uns[e]re Tour über die Schweiz und Südfrankreich nehmen[.] — S ü d f r a n k r e i c h ! 3 7 Du kennst doch noch das Land? Und das alte Projekt[? — ] — ? In Paris werde ich schon das Stud[iren]ium der Naturwissenschaften] fortsetzen müssen[,] und so werde ich wohl am Ende noch wieder in das alte Gleis kommen, vielleicht auch nicht, wer kann es wissenf.JJf 1 ] — Ich bin an lauter Pariser Gelehrte addressirt, und die lassen Einen nicht fort, ohne daß man etwas von ihnen lernt. Lebe wohl, grüße 3 8 [vielmals] die goldne 39 Schwester, [Kart] Carln, und y4lle die es gern hören, daß ich mich ihrer erinnere. Heinrich [ K l e i s t ] Kleist.

33] lebe wohl! 34] zurückstrebt sperrt 38] Grüße 39] goldene

35] Lebe wohl!

36] Mannheim, 37] nicht ge-

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Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge: Wiedergabe des Originalbriefes (ES 12, MP 12, Sbd 12) nach Georg Minde-Pouet mit Kennzeichnung* der von Karl Biedermann ausgelassenen und veränderten Stellen

Berlinf,] d. 16[.]' August 1800. Mein liebes, theures Herzensminchen, sei nicht böse, daß Du so spät diesen Brief erhältst. Gestern hielten mich viele Geschäfte vom Schreiben ab — doch das ist eine schlechte Entschuldigung. Kein Geschäft darf mich von der Erfüllung der Pflicht abhalten, meinem lieben, treuen Mädchen zur bestimmten Zeit Nachricht von mir zu geben. Nun, verzeihe diesmal[!]. Wenn ich jetzt diese Zeilen auf die Post gäbe, so fändest Du freilich bei Deiner Rückkehr von [Tamsel] Tarn sei einen Brief von mir vor; aber kann man 7 Zeilen einen Brief nennen? Laß mich also lieber noch ein Weilchen mit Vertrauen und Innigkeit mit Dir plaudern. Mit welchen Empfindungen ich Frankfurt verlassen habe — ach, liebes Mädchen, das kann ich Dir nicht schreiben, weil Du mich doch nicht ganz verstehen würdest. Als ich mich von Dir trennte, legte ich mich noch ins 1 Bett, und lag da wohl noch 11/2 Stunde, doch mit offnen 2 Augen, ohne zu schlafen. Als ich im Halbdunkel des Morgens abfuhr, war mirs 3 , als hörte ich ein Geräusch an dem [innern] einen Fenster Eures Saales. Mir fuhr ein schneller Gedanke durch die Seele, ob Du das wohl sein könntest. Aber Du warst es nicht, ob ich gleich eine brennnende Sehnsucht hatte, Dich noch einmal zu sehen. Der Wagen rollte weiter, indessen mein Auge immer noch mit [rückwärts gewandtem] rückwärtsgewandtem Körper an das geliebte Haus hieng. Mir traten Thränen ins 4 Auge, ich wünschte herzlich zu weinen, aber ich bin schon zu lange davon entwöhnt.

Normale Schrift (sofern nicht durch eckige Klammern eingegrenzt): Text in beiden Editionen mit der Originalfassung identisch. Kursive Schrift (sofern nicht durch eckige Klammern eingegrenzt): Erweiterungen und Verbesserungen der Buchausgabe (S. 13-22) gegenüber der Fassung in: N o r d und Süd (Bd. 19, 1881, S. 96-98). Halbfette Schrift: ausgelassene, [in Verbindung mit eckigen Klammern = veränderte] Stellen der Originalfassung. Eckige Klammern: Fehler-Kennzeichnung. Runde Klammern: Fehlerhafte Tilgung in der Buchausgabe. Zahlenexponent mit Fußnote: Textdifferenzen der Buchausgabe gegenüber dem Original und der Fassung in Nord und Süd. 1] in's

2] offenen

3] mir's

4] in's

Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge

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Auf meiner ganzen Reise nach Berlin ist der Gedanke an Dich nur selten, sehr selten aus meiner Seele gewichen. Ich bin überzeugt, daß[,] wenn man die Augenblicke der Zerstreuung [zusammennehmen] zusammenrechnen wollte, kaum eine kleine Viertelstunde herauskommen würde. Nichts zerstreute mich, nicht das wirklich romantische [Reinhöffel] S t e i n h ö f f e l (4aein Gut des Hofmarschalls M a s s o w ) [ , ] wo gleichsam jeder Baum, jeder Zweig, ja selbst jedes Blatt nach einer entworfenen Idee des Schönen gepflanzt, gebogen und geordnet zu sein scheint; nicht der emporstrebende Rauch der Feueressen [vom] am Schlosse, der mich an die Anstalten erinnerte[,] mit welchen man eine königliche Familie hier empfangen wollte; nicht der ganze königliche Troß, der, in eine Staubwolke gehüllt, vor mir dahin rollte; nicht die schöne, bereits fertige Chau[ss]ßee von Friedrichsfelde nach Berlin, auf welcher ich jetzt nicht ohne Freude, aber, wenn ich sie gebaut hätte, nicht ohne Stolz gefahren wäre; selbst nicht die brennende Hitze des Tages, die mir auf den Scheiteln glühte, als ob ich unter der Linie wäre, und die[,] so sehr sie auch meinen Körper erschlaffte, doch meinen Geist nicht in seiner liebsten Beschäfftigung, in der Erinnerung an Dich[,] stören konnte. Als ich hinein fuhr in das Thor im Halbdunkel des Abends, und die Hohen[,] (weiten) \alteri\ Gebäude anfänglich nur zerstreut und einzeln umher lagen, dann immer dichter und dichter, und das Leben immer lebendiger, und das Geräusch immer geräuschvoller wurde, als ich nun endlich in [der] die Mitte der stolzen Königsstadt war, und meine Seele sich erweiterte^] um so viele zuströmende Erscheinungen zu fassen, da dachte ich : wo mag wohl das liebe Dach liegen, das einst mich und mein Liebchen schützen wird? Hier [in] an der stolzen Colonnade? dort in jenem versteckten Winkel? oder hier an der offnen 5 Spree? Werde ich einst in jenem weitläufigen Gebäude mit vierfachen Reihen von Fenstern mich verlieren, oder hier in diesem kleinen engen Häuschen mich immer wieder finden? Werde ich am Abend, nach vollbrachter Arbeit, hier durch dieses kleine Gäßchen, mit Papieren unter dem Arm[e] zu Fuß nach meiner Wohnung gehen, oder werde ich mit Vieren durch die(se) prächtige Straße vor jenes hohe Portal rollen? Wird mein liebes Minchen, wenn ich still in die Wohnung treten will, mir von oben herab freundlich [zunicken] zuwinken, und auf dieser [dunklen] dunkeln Treppe mir [entgegen kommen] entgegenkommen, um früher den Kuß der Liebe auf die durstenden Lippen zu drücken, oder werde ich sie in diesem weiten Pallast suchen und eine Reihe von

4 a] (

) hier keine textkritischen Zeichen

5] offenen

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

Zimmern durchwandern müssen, um sie endlich auf dem gepolsterten Sopha unter geschmückten und geschminkten Weibern zu finden? Wird sie hier in diesem dunkeln Zimmer nur den dünnen Vorhang zu öffnen brauchen, um mir den Morgengruß zuzulächeln, oder wird sie von dem weitesten Flügel jenes Schlosses her am Morgen einen Jäger zu mir schicken, um sich zu erkundigen, wie der Herr Gemahl geschlafen habe? Ach, liebes Minchen, nein, gewiß, gewiß wirst Du das letzte nicht. Was auch die Sitte der Stadt für Opfer begehrt, die Sitte der Liebe wird Dir gewiß immer heiliger sein, und so mag denn das Schicksal mich hinführen, wohin es will, hier in dieses versteckte Häuschen oder dort in jenes prahlende Schloß, Eines finde ich gewiß unter jedem Dache, V e r t r a u e n und L i e b e . Aber, unter uns gesagt, je öfter ich Berlin sehe, je gewisser wird es mir, daß diese Stadt, so wie alle Residenzen und Hauptstädtef,] kein eigentlicher Aufenthalt für die Liebe ist. Die Menschen sind hier zu zierlich, um wahr, zu gewitzigt, um offen zu sein. Die Menge von Erscheinungen stört das Herz in seinen Genüssen, man gewöhnt sich endlichf,] in ein so vielfaches[,] eitles Interesse einzugreifen, und verliert am Ende sein wahres aus den Augen. Carln sprach ich gleich gestern Morgen, aß bei ihm zu Mittag, er bei mir zu Abend. Ich grüßte Kleisten auf der Promenade, und ward durch eine Einladung zu heute Abend gestraft, denn dies ist wider meinen Plan. Mein erster Gang war zu Struensee, er war, was ich bloß fürchtete, nicht gewiß wußte, nicht zu Hause. Du brauchst dies nicht zu verschweigen. Struensee kommt d\eri\. 26[.]' wieder und dann werde ich ihn sprechen. Das ist gewiß. Du kannst sagen, daß ich so lange hier bleiben werde, welches jedoch nicht wahr ist. Du wirst die Wahrheit erfahren. — Mein zweiter Gang war zu Beneken, den ich aber heute wiederholen muß, weil er nicht zu Hause war. — 6 [In einem Buchladen kaufte] Mein dritter war in den Buchladen, wo ich Bücher und Karten für Ulriken, den W a l l e n s t e i n von S c h i l l e r [aber] — [D]du freust Dich doch? — für Dich kaufte. Ließ 7 ihn, liebes [Minchen] Mädchen, ich werde ihn auch lesen. So werden sich uns[e]re Seelen auch in dem dritten Gegenstande zusammentreffen. Laß ihn nach Deiner Willkühr 8 auf meine Kosten binden und schreibe auf der innern Seite (des Bandes) die bekannte Formel: H . v . K . an W. v. Z. Träume Dir so mit schönen Vorstellungen die Zeit uns[e]rer Trennung hinweg. Alles[,] was Max P i c c o l o m i n i sagt, möge, wenn es einige Ähnlichkeit hat, für mich gelten, alles[,] was[,] T h e k l a sagt, soll, wenn es einige Ähnlichkeit hat, für Dich gelten. 6] nur N S Absatz

7] Lies

8] Willkür

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Gestern Abend gieng ich in das berühmte Panorama der Stadt Rom. Es hat indessen, wie es scheint[,~\ seinen Ruhm niemande[n\m zu danken, als seiner Neuheit. Es ist die erste Ahndung eines Panoramas (Panorama ist ein griechisches Wort. Für Dich ist es wohl weiter nichts, als ein unverständlicher Klang. Indessen[,\ damit Du [D]diV doch etwas dabei denken kannst, so will ich es Dir, nach Maßgabe Deiner Begreifungskraft, erklären. Die erste Hälfte des Wortes heißt ohngefähr so viel wie: von allen Seiten, ringsherum; die andere Hälfte heißt ohngefähr: sehen, zusehendes, gesehenes. Daraus magst Du Dir nun nach Deiner Willkühr ein deutsches Hauptwort zusammensetzen.) Ich sage, es ist die erste Ahndung eines Panoramas, und selbst die bloße Idee ist einer weit größeren Vollkommenheit fähig. Denn da es nun doch einmal darauf ankommt, den Zuschauer ganz in den Wahn zu setzen, er sei in der offnen9 Natur, so daß er durch nichts an den Betrug erinnert wird, so müßten ganz andere Anstalten getroffen werden. Keine Form des Gebäudes kann nach meiner Einsicht diesen Zweck erfüllen, als allein die kugelrunde. Man müßte auf dem Gemälde selbst stehen, und nach allen Seiten z«[,] keinen Punct10 finden, der nicht Gemälde wäre. Weil aber das Licht von oben hinein fallen und folglich oben eine Öffnung sein muß, so müßte[,] um diese zu verdecken, etwa ein Baumstamm aus der Mitte sich erheben, der dick belaubte Zweige ausbreitet und unter dessen Schatten man gleichsam [stände] stünde. Doch höre, wie das Alles ausgeführt ist. Zu mehrerer Verständlichkeit habe ich Dir den Plan beigelegt. Am Eingange wird man höflichst ersucht, sich einzubilden, man stünde auf den Ruinen des KaiserpallastesDas kann aber wirklich, wenn man durch einen dunkeln Gang hinaufgestiegen ist bis in die Mitte, nicht ohne große Gefälligkeit geschehen. Man steht nämlich auf tüchtigen Fichtenbrettern, welche[,] wie bekannt, mit dem cararischen Marmor nicht eben viele Ähnlichkeit haben. Aus der Mitte erhebt sich ein vierkantiger Pfal12, der eine glatte[,] hölzerne Decke trägt, um die obere Öffnung zu verdecken. Was das eigentlich vorstellen soll, sieht man gar nicht ein[,]; und um die Täuschung vollends mit dem Dolche der Wirklichkeit niederzubohren, hangen an jeder Seite des Pfahles vier niedliche Spiegel, die das Bild des Gemäldes auf eine widerliche künstliche Art zurückwerfen. Der Raum.für die Zuschauer ist durch eine hölzerne Schranke begrenzt, die ganz an die Barrieren der Luftspringer oder Kunstreiter erinnert. Drüber13 hin sieht man zunächst weiß und roth marmorirte Leinwand in gestaltlosen Formen aufgehängt und 8 a] ( ) hier keine textkritischen Zeichen 12] Pfahl 13] Darüber

9] offenen

10] Punkt

11] Kaiserpalastes

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gestützt, und vertieft und gehoben, was denn, wie Du Dir leicht denken kannst, nichts weniger als die durch den Zahn der Zeit zerknirschten Trümmer des Kaiserpallastes14 vorstellen soll. Nächst diesem Vordergrunde, folgt eine ohngefähr 3 Fuß hohe im Kreise senkrecht umhergestellte Tapete, mit Blättern, Gesteinen, und Trümmern bemahlt15, welches gleichsam den Mittelgrund, wie auf unsern Theatern, andeutet. Denke Dir dann im Hintergrunde, das eigentliche Gemälde, an einer senkrechten runden Wand, denke Dir einen inwendig bemalten runden Thurm, und Du hast die ganze Vorstellung des berühmten Panoramas. Der Gegenstand des Gemäldes ist interessant, denn es ist Rom. Aber auch dieser ist zuweilen schlecht ausgeführt. Die Natur selbst, bilde ich mir ein, hat es wenigstens gewiß besser gemacht. Das ist eine Fülle von Gegenständen, ein Reichthum von Schönheit?.n[,] und Partien, deren jede einzeln einen Ort interessant machen würde. Da sind Thäler, Hügel, [Altäre] Alleen, heilige Haine, Grabmäler, Villen, Ruinen, Bäder, Wasserleitungen, 1Si(nur kein Wasser selbst)[,] Capellen, Kirchen, Pyramiden, Triumphbögen16, der große ungeheure Circus und das prächtige Rom. Das letzte besonders thut sein Möglichstes zum Betrug. Der Künstler hat g[e]rade den Moment des Sonnenunterganges gut getroffen, ohne die Sonne selbst zu zeigen, die ein Felsen 16*(\Nummer\ N u m r o 1) verbirgt. Dabei hat er Rom, mit seinen Zinnen und Kuppeln^] so geschickt zwischen der Sonne und dem Zuschauer situirt, daß der melancholische[,] dunkle Azurschleier des Abends, der über die große Antike liegt, und aus welchem nur hin und wieder mit heller Purpurröthe die erleuchteten Spitzen hervorblitzen, seine volle Wirkung thut. Aber kein kühler [Wasserwind] Westwind wehte über die Ruinen, auf welchen wir standen, es war erstickend heiß in dieser Nähe von Rom, und ich eilte daher wieder nach Berlin, welche Reise diesmal nicht beschwerlich und [langweilig] langwierig war. — [Soeben] So eben trit[t] ein bewaffneter Diener der Policei 17 zu mir herein, und fragt mich, ob ich, der ehemalige Lieut[enant]. v[on]. Kfleist]., mich durch Documente legitimiren könne. Gott sei Dank, dachte ich, daß Du nicht ein französischer oder pohlnischer Emigrirter bist, sonst würde man Dich wohl höflichst unverrichteter Sache wieder zum Thore hinaus begleiten. Wer weiß[,] ob er nicht dennoch nach Frankfurt schreibt, um sich näher nach mir zu erkundigen. Denn der seltsame militairisch-akademische Zwitter schien ihm doch immer noch ein Anomalon 17a(Ausnahme von der Regel) in dem Bezirk seiner Praxis zu sein. — 14] Kaiserpalastes 15] bemalt 15a] ( ) hier kein textkritisches Zeichen 16] T r i umphbögen 16a] ( ) hier kein textkritisches Zeichen 17] Polizei 17a] ( ) hier kein textkritisches Zeichen

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Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge

[Soeben] So eben komme ich von Beneken zurück und bringe meiner Schwester Wilhelmine gute Nachrichten. Gieb ihr einliegenden Zettel. — Zu welchen Abscheulichkeiten sinkt der Mensch hinab, wenn er nichts als seinen eig[e]nen Vortheil im Auge hat. Pfui! Lieber alles verlieren, als durch solche Mittel gewinnen. Mein armes Minchen hatte auch ein besseres Schicksal verdient. Das sind die Folgen eines einziges unseeligen18 Entschlusses! — 19Werden wir wohl noch einmal uns scheiden? Statt dieser zärtlichen Briefe gerichtliche Klagen und Vorwürfe aufschreiben? In diesen wohlwollenden Herzen einst Haß und Rache nähren ? Mit diesen getreuen Kräften einst wechselseitig uns in Schande und Elend stürzen? — Werden wir uns scheiden? — Wir nicht, mein liebes Mädchen. Aber Einer wird uns freilich scheiden, Einer19*, der auch schwarz aussehen soll, wie man sagt, ob er gleich kein Priester ist. Doch der scheidet immer nur die Körper. Als ich von Beneken [zurückkam] zurück kam, begegnete ich N[a]eddermann, zie[m~\rlich geputzt, in Schuhen, triefend von Schweiß. Wo kommen Sie her, mein Freund? — Aus dem Examen. — Ich eile zum Schlüsse. Ließ 2 0 die Instruction oft durch[!]. Es wäre am be[s]ßten[,] wenn Du sie auswendig könntest. Du wirst sie brauchen. Ich vertrauen Dir 2 0 a g a n z , und darum sollst Du mehr von mir erfahrenf,] als irgend einer. Mein Plan hat eine Änderung erlitten, oder besser, die Mittel dazu; denn der Zweck steht fest. Ich fühle mich zu schwach, g a n z a l l e i n zu handeln, wo etwas so Wichtiges aufs 21 Spiel steht. Ich suche mir daher jetzt, ehe ich handle, einen w e i s e n , ä l t e r [ e ] n 2 2 Freund auf, den ich Dir nennen werde, so bald ich ihn gefunden habe. Hier ist er nicht, und in der Gegend auch nicht. Aber er ist — — soll ich Dir den O r t nennen? Ja, das will ich thun[.]! U l r i k e soll immer nur erfahren, wo ich b i n , Du aber, mein geliebtes Mädchen, w o i c h s e i n w e r d e . Also kurz: [m]Morgen geht es nach P a s e w a l k . P a s e w a l k ? Ja, Pasewalk, Pasewalk. Was in aller Welt willst [D]du denn dort ? — J a , mein Kind, so fragt man die Bauern aus! Begnüge Dich mit rathen, bis es für Dich ein Glück sein wird, zu w i s s e n . In [fünf]5 oder höchsten [sieben]7 Tagen bin ich wieder hier, und besorge meine Geschäfte bei Struensee. Dann ist die Reise noch nicht zu Ende — [D]du erschrickst doch nicht? Ließ 2 3 [D]du nur fleißig zur Beruhigung meine Briefe durch, wie ich Deine Aufsätze. Und schreibe mir nicht anders, als bis ich Dir genau andeute, wohin? Auch mußt Du immer auf [die] Deine Briefe schreiben: s e l b s t a b z u h o l e n . Morgen denke ich hier einen 18] unseligen

19] B hier Absatz

w e i s e n ä l t e r e n 23] Lies.

19a] Einer

20] Lies

20a] D i r

21] auf's

22]

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

Brief von Dir zu finden. Jetzt aber mußt [ D ] d u 2 4 gleich wieder schreiben, und zwar so, daß der Brief den 2 2 [ . ] ' spätestens in Berlin eintrifft. Sei klug und verschwiegen[!]. Resté[z]s fidèle. Dein Freund H . K . N . S . Carl kommt mir nicht von der Seite und zerbricht sich den Kopf, nicht zu was ich vorhabe. Ich werde ihm das Versprechen abnehmen, erforschen, was ich will. Unter dieser Bedingung will ich ihm versprechen, daß er immer von Dir erfahren soll, wo ich bin. Das kannst Du ihm dann schreiben, doch weiter nichts. Du kannst auch sagen, daß ich in Berlin bei \Tante\ Carln wohne. Sollte er auf Urlaub nach Fr. kommen, so bin ich ausgezogen, nach Potsdam gegangen, wie ihr wollt, nur immer ihr beide einstimmig. Wenn Carl nur sieht, daß Du Alles weißt, so wird er25 nicht erstaunen und sich verwundern, welches ich in alle Fälle gern vermeiden möchte26. Hilf mir meinen Plan so ausführen, liebes Mädchen, D e i n Glück ist so gut dabei interessirt, ja vielleicht mehr noch, als das meinige. Das Alles wirst Du einst besser verstehen. Lebe wohl[!~\. Predige nur in allen Deinen Briefen Carln 2 7 Verschwiegenheit vor. Er soll gegen niemenden viel von mir sprechen, und[,] dringt einer auf ihn ein, antworten[:], er wisse von nichts. Adieu. Adieu. In 3 Tagen folgt ein zweiter Brief. 2 7 a (Nimm immer die Karte von Deutschland zur Hand und siehe zu, wo der O r t liegt, in welchem ich mich befinde[.]) — Der Erste, dem Du das Gedicht von S c h i l l e r leihst, muß U l r i k e sein.

D i e drei sogen. „ A b s c h i e d s b r i e f e " Kleists an Marie v o n Kleist Kritische Bemerkungen zur Editionspraxis H e l m u t Sembdners u n d zu seiner Kontroverse mit Eva R o t h e *

In dem mit Henriette Vogel gemeinschaftlich verfaßten Abschiedsbrief an Peguilhen vom 21. November 1811 erwähnt Kleist u.a. z w e i Briefe an Marie von Kleist: * Für die freundliche Genehmigung zum Abdruck des Briefwechsels zwischen Eva Rothe und Helmut Sembdner bin ich Herrn Hans-Christian Besemer und Herrn Dr. Helmut Sembdner zu großem Dank verpflichtet.

24] Jetzt mußt D u aber 25er] nicht im Text, von Biedermann und Minde-Pouet ergänzt. 26] B hier Absatz 27] Carl 27a] ( ) hier kein textkritisches Zeichen

Die drei sogen. „Abschiedsbriefe" Kleists an Marie von Kleist

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a) „Einen Brief [aufbewahrt im „Koffer der Mad. Vogel, der in Berlin in ihrem Hause in der Gesindestube mit messingnem Vorlegeschloß steht"], an Fr. v. Kleist, geb. v. Gualteri, welchen ich an den Major v. Below, Gouverneur des Prinzen Friedrich von Hessen, auf dem Schlosse, abzugeben bitte". b) „Endlich liegt 4) noch ein Brief an Fr. v. Kleist, in den (!) hiesigen Kasten der Mad. Vogel, welchen ich gleichfalls und zu gleicher Zeit an den Major v. Below, abzugeben bitte". In Abschriften überliefert 1 sind aber d r e i Briefe, die schon hinsichtlich ihrer Datierung (9., 10. und 12. November 1811) Fragen offen lassen. So zweifelte Helmut Sembdner 2 an der Richtigkeit dieser Datierung und schrieb: „Man lese diese Briefe nach und erwäge, ob es denkbar ist, daß Kleist zwölf Tage vor seinem Ende solche Abschiedsworte ,in einem Strudel von nie empfundener Seligkeit' hinschreibt, um dann noch fast zwei Wochen weiterzuleben!" Er analysierte Uberlieferung und Inhalt der Briefe und entschloß sich auf Grund beweiskräftig erscheinender Indizien zu einer Neudatierung und Neuordnung der ihm zweifelhaften Textstellen 3 . Das Ergebnis sei hier in einer Ubersicht zusammengefaßt: M P 215: d. 9' Nov. 1811: „Meine liebste Marie, mitten in dem Triumphgesang, den meine Seele in diesem Augenblick des Todes anstimmt

..."

= Sbd 223: ( 1 ) 9 . Nov. 1811 plus M P 216, S. 287, Z. 1 8 - 3 1 : „ - Rechne hinzu, daß ich eine Freundinn gefunden habe . . . " M P 216: d. 10' Nov. 1811: „Deine Briefe haben mir das H e r z zerspalten, meine theuerste Marie

..."

= Sbd 222: 10. Nov. 1811 minus M P 216, S. 287, Z . 1 8 - 3 1 : „ - Rechne hinzu, daß ich eine Freundinn gefunden habe

..."

M P 217: d. 12' N o v e m b . 1811: „Meine liebste Marie, wenn D u wüßtest, wie der Tod und die Liebe sich abwechseln

..."

= Sbd 227: (21.) N o v e m b e r 1811.

Sembdners editorischem Eingriff wurde bisher öffentlich nicht widersprochen. Eva Rothe äußerte jedoch briefliche Bedenken und plante, 1

2

3

Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, N r . 19. Abschriften dieser Apographen „von der H a n d der Nichte Varnhagens" und von Varnhagen „sorgfältig durchgesehen, kollationiert und verbessert" (S. Rahmer, H. v. Kleist als Mensch und Dichter, Berlin 1909, S. 145) befanden sich in Varnhagens Nachlaß (Preuß. Staatsbibliothek, Berlin). Z u m Vergleich konnten nur diese Abschriften (Photokopien in der Kleist-Sammlung der Amerika-Gedenkbibliothek) herangezogen werden, da die Vorlagen verschollen sind. H e l m u t Sembdner: Zu Heinrich und Marie von Kleist. 1. Die falsch datierten letzten Briefe. I n : Jahrbuch d. dt. Schillerges. 1 (1957) S. 157-162. N e u o r d n u n g erstmals in: H . v. Kleist, Sämtliche Werke. Bes. durch Reinhard Buchwald; Bd. 5 u. 6 zus. mit Helmut Sembdner. H a m b u r g : Standard-Verl. 1955 (Standard-Klassiker-Ausg. in 6 Bdn.) Bd. 6, S. 135ff.

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Zensur und Auswahl, K o r r e k t u r und Dokumentation

diese Bedenken in einem eigenen Aufsatz zusammenzufassen; durch ihren frühen Tod kam es nicht mehr dazu. Ich lasse zunächst Auszüge aus ihrem Briefwechsel mit Helmut Sembdner 4 und einem Brief an Richard Samuel folgen: 1. Eva Rothe an Helmut Sembdner, 29. Juli 1957: „Die Kritik zu Ihrem Aufsatz, Teil 1 will ich gern geben, aber erst nach meinem Urlaub. Will man bei der alten Datierung bleiben, dann ergeben sich allerdings Widersprüche zum Inhalt der Briefe, aber man darf nicht vergessen, daß Kleist ein Dichter und außerdem ein Angeber war, der die pathetischen Situationen liebte. Es ist schon möglich bei ihm, daß er im Vorgefühl seines dramatischen Todes an Marie am 9. 11. einen schön poetischen Abschiedsbrief verfaßte und ihn in Henriettes Truhe versenkte. Und den 3. Absatz des Briefes vom 10. 11. kann man nicht abtrennen, m . E . , dagegen spricht der Aufbau des ganzen Briefes und die drei Gedankenstriche. Aber das ist wohl ganz sicher, daß die drei Briefe eben die Abschiedsbriefe sind, von denen Marie spricht. Daß sie übrigens zweimal einen Schreibfehler beim Abschreiben gemacht hat, ist auch nicht recht einleuchtend . . . " 2. Helmut Sembdner an Eva Rothe, 30. August 1957: „Ihre Kritik zum ersten Teil meines Aufsatzes überzeugt mich noch nicht. Sie halten es für sicher, daß die drei Briefe die besagten Abschiedsbriefe sind. Kleist selbst aber spricht nur von zwei Briefen an Marie, und auch Peguilhen schreibt an Frau v. Werdeck (nicht an Leopold, wie Minde-Pouet Bd. 5, S. 491 angibt!), daß er zwei an Marie zurückgelassene Briefe befördert habe. Der dritte Brief muß also früheren Datums sein, wie sich auch aus meiner Darstellung ergibt. Die Datumsverschreibungen sind typische Flüchtigkeitsfehler, wie sie einem in der Hast leicht unterlaufen. Vielleicht lesen Sie die Briefe einmal in meiner neuen Anordnung in der Ausgabe des Standard-Verlages, Bd. 6, S. 135ff., ob sie nicht tatsächlich so erst ihren Sinn bekommen". 3. Eva Rothe an Helmut Sembdner, 31. Oktober 1957: „Nun noch einmal zu den Briefen Kleists und zu Ihren Fragen im Brief vom 30. 8 . : Ich meinte, daß die drei Briefe K.s an Marie, die vom 9., 10., 12. also, die gesuchten Abschiedsbriefe seien. Von diesen drei Briefen hat Kleist — nach Ihren Ausführungen — einen 4

Material in der Kleist-Sammlung der Amerika-Gedenkbibliothek, Berlin. Zitiert nach den Brief-Durchschlägen Eva Rothes und den Originalbriefen H e l m u t Sembdners.

Die drei sogen. „Abschiedsbriefe" Kleists an Marie von Kleist

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abgeschickt und zwar den mittleren vom 10. 11. Das glaube ich auch. Nun sagen Sie, die vom 9. und 12. seien später geschrieben. Jedenfalls sind die Briefe vom 9. und 12. 11. nach Ihren Ausführungen doch wohl die Briefe, von denen Kleist spricht und die Peguilhen befördert hat, und zwar den einen aus der Truhe in der grünen Stube, den anderen aus dem Felleisen bei Stimming. Insofern wären wir einig. Daß die Verschreibung von 19 in 9 und von 21 in 12 ein typischer Schreibfehler ist, das eben leuchtet mir nicht ein. Schon deswegen nicht, weil es sich um einen doppelten und dann noch verschiedenen Schreibfehler handelt. Ferner sehe ich nicht ein, warum die Briefe (9. und 12. 11.) nicht schon zwei Wochen vor dem Tod geschrieben sein können, zumal da K. und Henriette zuerst einen früheren Termin für ihr Vorhaben (Cottbus?) angesetzt hatten. Aber dafür läßt sich kein Beweis erbringen. Jedenfalls geht aus Kleists Brief an Peguilhen nicht hervor, daß er den letzten Brief vom 12. bei Stimmings geschrieben hat, sondern nur, daß er ihn in das Felleisen gepackt und Peguilhen gebeten hat, ihn zu befördern. Ihr Einwand, daß Marie Schritte unternommen hätte, um Kleist zu retten, wenn sie die Briefe vom 9. und 12. empfangen hätte, stimmt insofern nicht, als Sie selbst sagen, daß der Brief vom 10. abgeschickt wurde und in ihre Hände kam, sie daraufhin aber nichts unternahm, obwohl Kleist darin von seinen Selbstmordabsichten spricht. Der Brief vom 10. 11. hat im wesentlichen den gleichen Inhalt wie der vom 9., nur daß er die Gründe seines Selbstmords ausführlicher rechtfertigt. Kleist kommt nicht ganz unvermittelt auf Henriette im Brief vom 10. 11. zu sprechen, sondern folgerichtig im Zuge der Aufzählung seiner Gründe, die ihn zu seinem letzten Schritt bewegten. Die einzelnen Beweggründe sind jeweils durch einen Gedankenstrich voneinander getrennt; der letzte Abschnitt über Henriette ist durch das „Rechne hinzu" mit den vorangehenden so offensichtlich verbunden, daß ich ihn unbedingt als dazugehörig empfinde, während der Brief vom 9. 11. als geschlossenes Ganze wirkt und ja auch genau das aussagt, was der Brief vom 10. 11. über Henriette sagt. Dieser letzte Abschnitt vom 10. 11. gehört ganz sicher nicht zum Brief vom 9. 11. — Das „Adieu noch einmal" bezieht sich m . E . auf den am 9. 11. geschriebenen Abschiedsbrief, der Marie erst nach dem Tod übergeben werden sollte. Aber Kleist hatte sein „Adieu" vom Vortage eben noch im Gedächtnis. Es ist wohl anzunehmen, daß sich Kleist, als er am 21. 11. an Ulrike schrieb, noch an die harte Äußerung über sie im Brief an die Kleist erinnerte, auch wenn diese schon am 9. 11. niedergeschrieben wurde. Die Worte: „Morgens und abends knie ich nieder" im Brief vom 12. 11. sprechen nicht für

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den letzten Tag. Aber der Haupteinwand bleibt doch der der doppelten und in sich verschiedenen Verschreibung, auf ihm fußt Ihre bestimmt sehr geistreiche Hypothese. Könnte es nicht ungefähr so gewesen sein: Kleist schrieb den Brief vom 9. 11., sobald feststand, daß er mit H . in den Tod gehen wollte? Dieser Brief ist als letztes Vermächtnis gedacht und wurde in der grünen Stube, als es so weit war, hinterlegt. Den Brief vom 10. 11. schrieb K., nachdem er vermutlich Briefe von Marie erhalten hatte, „die ihm das Herz zerspalteten". In diesem Brief setzt er noch einmal ausführlich seine Gründe zu sterben auseinander und rechtfertigt seinen Entschluß. Inhaltlich decken sich beide Briefe. Der letzte vom 12. 11. ist ein nochmaliger und endgültiger Abschied, eine Variante zu dem vom 9. 11., vielleicht hatte Kleist gezögert, ihn abzuschicken, ihn auch nicht in der grünen Stube gelassen, wo der vom 9. schon verblieb, und ihn dann doch noch am 21. zu den anderen Briefen ins Felleisen getan. Die „letzten Augenblicke", auf die sich Marie wörtlich bezieht, sprechen allerdings für die letzten Stunden, aber mehr oder minder tun die andern Briefe das auch, und der Tenor des Briefes, das Sichmalenlassenwollen, das Beten usw. könnte auch früher geschrieben sein". 4. Helmut Sembdner an Eva Rothe, 13. November 1957: „Ihre Ausführungen zu Kleists letzten Briefen überzeugen mich noch nicht. Einig sind wir uns darin, daß der Brief vom 10. 11. gleich abgeschickt wurde und die beiden anderen identisch sind mit den „letzten" Briefen, von denen Marie spricht (was bisher von der Forschung bestritten wurde!). Wenn man zugeben wollte, daß Kleist diese Briefe zunächst zurückhält, um Marie nicht vor der Tat damit zu erschrecken: warum schickt er dann den Brief vom 10. 11. ab, in dem doch bereits sein Geheimnis verraten wurde, besonders wenn man den letzten Absatz daranläßt? Damit bringt er sich doch gerade um die Wirkung seiner für den Ernstfall aufgehobenen „letzten Worte". Wenn Sie der Meinung sind, die Briefe vom 9. und 10. 11 hätten im wesentlichen den gleichen Inhalt (was ich sehr energisch bestreite!), warum schickt er den einen ab und hält den anderen zurück? Tatsächlich hat Kleist im Brief vom 9. 11. (immer nach der bisherigen Datierung) die Welt „völlig überwunden", während er am 10. 11 noch völlig in den Jämmerlichkeiten des Irdischen befangen ist. Warum, wenn er schon die Briefe in der Berliner Truhe deponiert, nimmt er den vom 12. 11. auch noch nach Potsdam mit, was nur unnötige Schwierigkeiten in der Zustellung machen muß? Vor allem halte ich es für psychologisch völlig ausge-

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schlössen, derartige, im Uberschwang geschriebene Briefe zehn Tage mit sich herumzutragen. Sie könnten einwenden, daß sie vom Dichter ganz bewußt auf den Effekt stilisiert wurden, den sie bei seinem Ende machen [mußten > ] sollten. Warum aber, so frage ich Sie, läßt er ihnen das alte Datum, statt sie undatiert zu lassen oder ihnen zum Schluß das Datum seines Todestages zu geben? Nur in diesem Fall wäre das Zurückhalten gerechtfertigt. Im andern Fall wirkt die Vorstellung, daß er [eingefügt:] sich/ zehn Tage [eingefügt:] lang/„mitten in einem Triumphgesang im Augenblick des Todes" befindet, nur reichlich peinlich. — Im übrigen: der letzte Abschnitt des Briefes vom 9. 11. gehört ganz sicher nicht zu diesem Brief! Nicht etwa deshalb, weil es [gestr.: mit] meiner Hypothese widerspräche (man könnte ihn zur Not dran lassen, ohne daß sich da viel ändern würde — nur sollte man dann eher meinen, daß es Marie nicht mehr in Groß-Gievitz gehalten hätte, während sie bei dem sehr allgemein gehaltenen „Entschluß zu sterben", den Kleist Marie gegenüber ja schon öfter geäußert hatte, noch keinen akuten Anlaß zum Eingreifen zu sehen brauchte). Entscheidend ist mir dafür mein („untrügliches") Stilgefühl. Lesen Sie doch bitte einmal laut den Brief vom 10. 11. Sie werden merken, daß mit dem Absatz (ganz abgesehen vom Inhalt) ein absoluter Bruch einsetzt. Sie werden unwillkürlich zunächst in dem schleppenden, depressiven Ton weiterlesen: „Rechne hinzu, daß ich eine Freundin gefunden habe . . . " und dann krampfhaft versuchen müssen, den andern Rhythmus aufzugreifen; ein höchst unangenehmer Stilbruch! Aber auch inhaltlich: wie kann Kleist so unvermutet [gestr.: Marie mit] und gänzlich unvorbereitet [eingefügt:] Marie/ mit dieser „Freundin" überfallen, von der vorher in keiner Weise die Rede war? Erst im Brief vom 9. ( = 19.) Nov. wird sehr fein und psychologisch schonend entwickelt, wie es zu dieser Freundschaft gekommen ist; und an diesen Brief gehört ohne jeden Bruch der Abschnitt daran. Im übrigen: wie kann er denn „Adieu noch einmal" schreiben, wenn [ d > ] er den Brief mit dem ersten „Adieu" bewußt zurückgehalten und nicht abgeschickt hat? — Der Hinweis auf „Morgens und abends knie ich nieder" ist erwägenswert, aber nicht beweiskräftig; „kniete" wäre korrekter, aber unpoetischer. Man wird sich also wohl oder übel, denke ich, zur Annahme einer falschen Datierung durch Marie entschließen müssen, so schwer es einem auch immer gegenüber einer Urkunde fällt. Übrigens sind falsche Datierungen ja auch in Kleists Briefen keineswegs eine Seltenheit, nur ließ natürlich auch Minde-Pouet mit Recht nicht eher von ihnen, bis nichts anderes übrig blieb (wo wollten wir auch

Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

hinkommen, wenn w i r uns nicht zunächst darauf verlassen wollen!). Ich bin z. B. auch der Meinung, daß Kleist und nicht das Kirchenregister recht hat, wenn er seinen Geburtstag wiederholt mit 10. Oktober angibt. Datenverschreibungen, selbst in amtlichen Schriftstücken, sind wirklich nicht so etwas Seltenes; w a r u m also nicht bei Marie von Kleist, noch dazu bei flüchtig, im Affekt geschriebenen Kopien, bei denen Verschreibungen bekanntlich besonders häufig sind. Seltsam bleibt es natürlich d o c h ; aber ich glaube nicht, daß wir darum herum kommen. Im übrigen bin ich Ihnen nur dankbar, daß Sie durch Ihre temperamentvollen Argumente die Möglichkeit gaben, meine Beweisführung noch einmal auf ihre Festigkeit zu untersuchen. Aber ich bin stärker denn je von der Richtigkeit meiner Annahme überzeugt, die — seltsamerweise — auch, außer von Ihnen, von niemandem angezweifelt, sondern bisher [gestr.: allgemein] [darüber:], soweit ich hörte,/ anerkannt w u r d e [ . > ] , was natürlich noch nicht viel sagen will." Eva Rothe an Helmut Sembdner, 29. November 1957: „ N u n noch einmal zu Ihrem ersten Brief vom 13. 11.: Beim Wiederdurchlesen meines Briefes (31. X . ) finde ich, daß ich mich anders hätte ausdrücken können. Ich war aber nur müde und gar nicht temperamentvoll, als ich schrieb; daher der etwas abrupte Stil. Ihre Ausführungen vom 13. N o v . zu meinen Bedenken haben manches für sich. J a , w a r u m schickte Kleist den Brief vom 10. 11. ab? Schickte er ihn wirklich ab? Nach Ihren Ausführungen vom 13. 11. ist mir das nun wieder zweifelhaft geworden. Sie wollen den letzten Absatz des Briefes vom 1 0 . 1 1 . deshalb abtrennen und führen als noch entscheidenderen Beweis Ihr Stilgefühl an. U n d hier komme ich nicht mit. Vorerst möchte ich mich berichtigen: Ich schrieb am 31. 10., daß die Briefe vom 9. und 10. 11. den gleichen Inhalt hätten. Ich hätte schreiben müssen: „Die Mitteilungen über Henriette als letzte ausschlaggebende Todesursache laufen im wesentlichen parallel". 9.11. 1.) Ich habe Dich während Deiner Anwesenheit in Berlin gegen eine andere Freundin vertauscht . . . nicht gegen eine, die mit mir leben, sondern . . . mit mir sterben will 2.) daß ich die ganze Herrlichkeit des menschlichen Gemüths an dem ihrigen ermessen habe

1.) Rechne hinzu, daß ich eine Freundinn gefunden habe, die . . . mit mir sterben will

2.) deren Seele wie ein junger Adler fliegt, wie ich noch in meinem Leben nichts ähnliches gefunden habe

Die drei sogen. „Abschiedsbriefe" Kleists an Marie von Kleist 3.) daß meine Seele, durch die B e r ü h r u n g mit der ihrigen, z u m T o d e ganz reif geworden ist

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3.) D u wirst begreifen, daß meine ganze jauchzende Sorge n u r sein kann, einen A b g r u n d tief genug zu finden, u m mit ihr hinab zu stürzen.

Die ausführlichere Darlegung seines Verhältnisses zu Henriette (10. 11.) kann doch nicht zum Brief vom 9. 11. gehören, in dem er ausdrücklich schreibt: „Mehr Dir zu sagen, läßt mein Verhältniß zu dieser Frau nicht zu". Wenn er dieses wenige Zeilen vorher schreibt und dann im Nachsatz doch detaillierte Angaben über Henriette macht, ist das nicht ein Widerspruch? Der Absatz über Henriette (10. 11) muß nach der Mitteilung vom 9. 11. geschrieben worden sein. Das formale Moment („Rechne hinzu" mit Anknüpfung an das Vorausgegangene durch. —) erwähnte ich schon in meinem Brief. Was den „Stilbruch" anbetrifft, sehe ich keine Schwierigkeiten. Das Sujet bestimmt hier den Stil. Für mein Empfinden ist der ganze Brief vom 10. 11. ein Nachtrag zu dem vom 9. 11., verursacht durch Briefe Maries, die Kleist inzwischen erhalten hatte. Durch sie wurde er zu einer ausführlicheren Rechenschaft über seinen Entschluß veranlaßt. Dieser Brief hat auch keine Anrede; dann das „Adieu noch einmal" am Schluß! Natürlich befremdet der feierliche Ton im ersten Brief. O b Kleist kurz zuvor den Entschluß mit Henriette zu sterben gefaßt hatte? Waren die Briefe etwa alle undatiert und wurden von Marie nachträglich falsch datiert? Der „Strudel nie empfundener Seligkeit" hatte Kleist zweifellos im Moment des Entschlusses schon ergriffen. Er lebte die letzten Wochen vor seinem Tode in seelischer Hochspannung. Sein Selbstmord entsprang ja nicht einem Kurzschluß. Und im Gegensatz zu den Briefen an Marie beim Ulrike-Brief die präzise Angabe: „Stimmings bei Potsdam d. — am Morgen meines Todes."! Mit dem Geburtstag ist das auch so eine Sache. Auf Anfrage des Berliner Senats, der das genaue Geburtsdatum für Kleists Grabstein wissen wollte, entschied ich mich auch für den 10. Okt. Wie ich aber hörte, soll die Urkunde ausschlaggebend sein. Warum soll Marie die Kopien im Affekt geschrieben haben? Sicher kopierte sie nicht unmittelbar nach Erhalt der Todesnachricht, und wenn sie in der Lage war, diese Briefe überhaupt zu kopieren, warum verschrieb sie sich dann zweimal gerade beim Datum und machte 2 voneinander abweichende Schreibfehler? (Ist vielleicht „AnWesenheit" ein Schreibfehler? Statt „^¿Wesenheit"?)

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6. Eva Rothe an Richard Samuel, 8. Dezember 1957: „Mit D r . Sembdner liege ich noch in Fehde wegen seiner Umdatierungen der Briefe Maries und vor allem wegen der Zerreissung des Briefes vom 10. 11. 1811. M. E . kann man den letzten Absatz des Briefes vom 10. 11.: „Rechne hinzu, dass ich eine Freundin gefunden habe . . . " nicht von den übrigen Aufzählungen dieses Briefes, die jeweils durch . — voneinander abgetrennt sind, reissen und dem Brief vom 9. 11. ankleben, in dem Kleist schon einmal mitgeteilt hat, dass er eine Freundin gefunden habe, sich also wiederholen würde, und ausserdem noch hinzufügt: „Mehr Dir zu sagen, lässt mein Verhältnis zu dieser Frau nicht z u " , sich also widersprechen würde, da er dann unmittelbar im Nachsatz nun doch mehr über Henriette sagt. Wahrscheinlich ist der ganze Brief vom 10. 11. ein Nachtrag oder eine Fortsetzung vom ersten, einen Tag später und unter dem Eindruck erhaltener Briefe Maries geschrieben. Wozu das „Adieu noch einmal" am Schlüsse ja auch passen würde und auch, dass der Brief vom 10. 11. keine Anrede hat. Dann bliebe aber die Einheitlichkeit des Briefes vom 9. 11. erhalten. Ich finde, dieser letzte Brief ist in sich ein ganzes, der keinen Zusatz verträgt, ebenso wie der letzte Absatz des Briefes vom 10. 11. zum Vorausgehenden gehört. Wenn [gestr.: meint] Sembdner meint, der Stil des letzten Absatz unterschiede sich so sehr von den früheren Absätzen, dass sie nicht zusammengehören könnten, so hängt das wohl damit zusammen, dass Kleist Marie gegenüber seinen Treuebruch begreiflich machen will und ja auch selbst mit Jettchen in höheren Sphären schwebte, seine Empfindungen also auch in den Stil überflössen. Ich bin nun gespannt, ob in Zukunft in den Kleistausgaben diese drei Briefe in veränderter Gestalt gedruckt werden, wie es ja in der Standard-Ausgabe von Buchwald schon geschehen ist". 7. Helmut Sembdner an Eva Rothe, 4. Januar 1958: „Hinsichtlich der letzten Briefe an Marie rücken Sie nun von Ihrem ersten Standpunkt ab, indem Sie jetzt annehmen, auch der Brief vom 10. 11. sei damals nicht abgeschickt worden. Tatsächlich existierten aber nach Kleists Tod nur zwei Briefe an Marie, wie aus seinem Brief an Peguilhen hervorgeht. Auch Peguilhen selbst bestätigt, zwei Briefe an Marie weitergeleitet zu haben (Lebensspuren 575). Es ist natürlich durchaus möglich, daß Kleists letzte Briefe nicht datiert waren, und die falschen Daten von Marie eigenmächtig hinzugesetzt wurden. In dieser Beziehung sind ja die merkwürdigsten Irrtümer zu verzeichnen. So ist z. B . der Brief der Caroline Fouque (Lebensspuren N r . 552 a) von fremder Hand mit „ 1 7 .

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oder 18. Nov. 1811" datiert, ebenso lief der Brief Raheis an Alex. v. d. Marwitz (Nr. 546) bisher unter dem Datum vom 23. Dez., während ihn Raheis Zusatz („Sonnabend Vormittag" eindeutig auf den 23. November weist, usw. usw. Also es ist mit den Briefdaten schon so eine Sache. Der Gedankenstrich vor „Rechne hinzu . . ." stand natürlich auf dem neuen Briefblatt, so daß dieser Nachtrag sowohl an den einen wie an den andern Brief angehängt werden konnte". 8. Eva Rothe an Helmut Sembdner, 15. Januar 1958: „Sie haben vollkommen recht, ich bin nach wie vor auch Ihrer Meinung, daß nur zwei Briefe nach Kleists Tod an Marie weitergeleitet wurden. Wenn der vom 10. also, wie es mir schien, nicht abgeschickt wurde, dann kann er nur dem Brief vom 9. beigelegen haben, wofür die fehlende Anrede und das „Adieu noch einmal" sprechen. Man brauchte ihn dann nicht auseinanderzureißen. (Aber auch in den vorhergehenden Abschnitten vom 10. 11. ist so viel von Selbstmord die Rede, daß Marie sich beunruhigen mußte.) So scheint es mir sehr wahrscheinlich, daß sie alle drei erst später erhielt, den vom 9. und 10. zusammen, wobei der ganze Brief vom 10. Nachtrag ist, und den vom 12. extra. Steht denn überhaupt fest, daß Marie selbst die Briefe datiert hat? Ich habe den Aufsatz nicht mehr so genau in Erinnerung und auch nicht die Veröffentlichung von Lindau". Geht man von der möglichen Verschreibung der Daten aus, so hat die Annahme der Zahlenvertauschung 12 statt 21 schreibpsychologisch gesehen einiges für sich, obgleich sie eher für eine unmittelbare Niederschrift oder ein Diktat als für eine Abschrift glaubhaft zu machen wäre. Entschließt man sich jedoch zu der Auffassung, daß der Brief ursprünglich das Datum des 21. November trug, so ergibt sich eine neue Schwierigkeit. Die beiden Briefe, die ohne jeden Zweifel am 21. November geschrieben wurden, tragen dieses Datum nicht. Der Abschiedsbrief an Ulrike enthält vielmehr den Vermerk: „Stimming bei Potsdam d. — am Morgen meines Todes", der Brief an Peguilhen: „man sagt hier d. 21'Nov.; wir wissen aber nicht ob es wahr ist". Auch die Annahme des zweiten Abschreibefehlers ist schreibpsychologisch zu begründen. In der Reihenfolge der gesprochenen Zahlen neun — zehn kann die 9 zuerst geschrieben, die 1 aber fortgefallen sein; der Wahrscheinlichkeitsgrad gegenüber dem ersten „Fehler" ist hier etwas geringer. Die Erfahrung mit Handschriften bestätigt, daß gerade bei Datierungen die „merkwürdigsten Irrtümer zu verzeichnen" sind. So wurde der Brief an Sophie Haza-Müller, „gegeben in der grünen

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Stube", der hier zum unmittelbaren Vergleich herangezogen werden kann, nach Bülows Erstdruck am 21. November geschrieben; MindePouet datierte ihn mit gutem Grund auf den 20. November zurück, „ d a Kleist und Henriette an diesem Tage nach Wannsee fuhren" 5 . Dabei ist keineswegs ausgeschlossen, daß der Originalbrief das irrtümliche Datum des 21. November aufwies, denn Kleist bezeugt im Brief an Peguilhen ein unsicheres Zeitgefühl. Glaubte er am 20. November wirklich, es sei bereits der 21., so würden der Brief an Marie vom 12. (umdatiert auf den 21.) November und der an Sophie Haza-Müller („in dem Koffer der Mad. Vogel") gut zusammenpassen, dann aber kann dieser Brief an Marie nicht mit dem „in den (!) hiesigen Kasten der Mad. Vogel" identisch sein und der eigentliche „Abschiedsbrief" an Marie müßte als verloren angesehen werden. Erlaubt ist eine Umdatierung nur in Fällen, die — wie der Brief an Sophie Haza-Müller — falsche Datierungen i n h a l t l i c h offen zu Tage treten lassen. Ein solcher Fall ist bei den drei „letzten" Briefen an Marie nicht gegeben. Es wurden lediglich gewisse Unstimmigkeiten festgestellt und Argumente gegeneinander abgewogen, die mich zu folgender Betrachtung veranlassen: 1. Ein wesentliches Argument H . Sembdners ist das S t i l g e f ü h l , das ihn auf den „absoluten Bruch" im Brief vom 10. November führte. In diesem Brief ist zwar ein Stimmungswechsel spürbar, aber die Einheit der Argumentation geht dadurch m. E. nicht verloren. Eva Rothes Gegenargument, daß hier das S u j e t den Stil, d. h. auch die vermeintlichen Stilbrüche, bestimme, hat für die Beurteilung einiges Gewicht. 2. Folgt man Sembdners Rat, die Briefe einmal laut zu lesen, so tritt auch in dem von ihm k o m b i n i e r t e n und durch die Nähe der Abschiedsworte „ A d i e u " und „Adieu noch einmal" scheinbar geschlossenen Text des Briefes Sbd 223 ein „ B r u c h " auf und zwar durch den unvermittelten Ansatz „Rechne hinzu . . . " , der zugleich eine inhaltliche Divergenz erzeugt. Zwei Gegenargumente Eva Rothes verdienen besondere Beachtung: a) Das „Adieu noch einmal" läßt sich ohne Zwang auf das „ A d i e u " des vorangegangenen Briefes beziehen. b) Es ist schwer verständlich, warum Kleist im gleichen Brief geschrieben haben sollte: „Mehr Dir zu sagen, läßt mein Verhältnis zu dieser Frau nicht z u " , um kurz danach doch ausführlich über Henriette zu sprechen. 5

E S , Bd. 5, S. 491 mit der Bemerkung: „ E r wurde im Koffer dorthin mitgenommen und Peguilhen mit anderen Briefen zur Beförderung übergeben."

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3. Für die überlieferte Datierung (9., 10. u. 12. November) ist der Hinweis Eva Rothes auf die bereits zu einem früheren Zeitpunkt geplante Ausführung des Entschlusses gemeinsam zu sterben, ernsthaft zu bedenken, obgleich wir allein durch Bülow über diesen K o t t b u s - P l a n 6 unterrichtet sind. Dagegen möchte Helmut Sembdner für sich das psychologische Argument in Anspruch nehmen, „derartige im Uberschwang geschriebene Briefe" trage man schwerlich zehn Tage mit sich herum. Gegen dieses Argument ist einzuwenden, daß es sich bei dem Gedanken des gemeinsamen Sterbens nicht um den typischen Kurzschluß einer Selbstmordpsychose, sondern um eine ü b e r l ä n g e r e Z e i t gereifte Idee handelt. Zwischen der Entscheidung und der technischen Durchführung, die immerhin einigen Aufwand erforderte, können durchaus mehrere Tage liegen, ohne daß die Grundeinstellung davon berührt wird. Selbst wenn man den Brief vom 9. November auf den 19. November umdatiert, greifen die Formulierungen „mitten in dem Triumphgesang" und „in diesem Augenblick des Todes" dem Ereignisse um zwei Tage vor. Sie können von Kleist nur als Ausdruck seines Todesentschlusses formuliert und auf den Augenblick berechnet sein, in dem Marie nach seinem Tode diese Briefe las. 4. Der Frage H . Sembdners, warum Kleist die Briefe vom 9., 10. u. 12. November später nicht umdatierte, müßte die Frage entgegengestellt werden, warum Kleist einen weiteren Brief an Marie schrieb. Dieser letzte Brief ist der Schlüssel für die Beurteilung des ganzen Briefkomplexes. Waren die über eine Woche zurückliegenden Briefe Anlaß des neuen Briefes? Hier sind nur Vermutungen möglich. — Daß Kleist am Todestag selbst sowohl an Ulrike als auch an Marie schrieb, wird niemanden überraschen. Von allen Familienangehörigen standen sie ihm am nächsten und beide hatten ihm — in unterschiedlichen Situationen und zu verschiedenen Zeiten — Verständnis und Hilfsbereitschaft entgegengebracht. Während er sich aber mit Ulrike erst im letzten Augenblick versöhnte, bedurfte es Marie gegenüber nur noch eines Zeichens, daß er nach der bereits abgelegten Rechenschaft über sein Verhältnis zu Henriette auch am Todestag ihrer gedachte. Es muß dem Leser überlassen bleiben, ob er den Brief vom 12. = 21.(?) November für ein solches Zeichen halten will. Ich habe dagegen Bedenken. 6

Eduard von Bülow ( H . v. Kleist's Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 74/75) schreibt: „Kleist hatte mit seiner Freundin zuerst beabsichtigt, sich in Kottbus zu tödten, von wannen ein dort lebender Freund ihres Hauses ihrem Gatten die Todesbotschaft hinterbringen sollte. Ein Zufall durchkreuzte indessen diesen Plan". Diese Passage ist in die Biographie erst nachträglich eingefügt worden.

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

5. H . S e m b d n e r hält Eva Rothes Argument, die Worte „morgens und abends knie ich nieder" im Brief vom 12. = 21.(?) November sprächen „nicht für den letzten Tag" für „erwägenswert, aber nicht beweiskräftig". Ein Schreibfehler („knie" statt „kniete") ist wenig wahrscheinlich, denn er müßte im gleichen Satz („bete" statt „betete") abermals aufgetreten sein. Andererseits sagt die Formulierung „Diese letzten Augenblicke meines Lebens" nichts über den Zeitpunkt der Niederschrift; im Brief vom 9 . = 19.(?) November spricht Kleist in ähnlicher Weise von „diesem Augenblick des Todes", obgleich davon noch nicht konkret die Rede sein konnte. Außerdem findet man in diesem Brief drei Rekapitulationen („Auf einen Augenblick war es mein Wille . . .", „es hat Augenblicke gegeben . . .", „der Entschluß, der in ihrer Seele aufging . . ."), die schlecht zu einem ,letzten Gruß' passen. — Eines läßt sich jedoch sagen: Vergangenheit (Rekapitulation), Gegenwart („morgens und abends knie ich nieder") und Zukunft („diese letzten Augenblicke meines Lebens") bedingen einander funktionell und schließen — welche Datierung man auch zugrunde legt — an eine bereits vorangegangene Argumentation an. 6. Beda Allemann 7 hat anläßlich der Diskussion um die „Schmerz"oder „Schmutz"-Lesung festgestellt, daß die Entscheidung zugunsten der Uberlieferung zu fallen habe, „sobald sich zeigen läßt, daß ihr ein vertretbarer Sinn abzugewinnen ist". Diese Maxime muß auch für die Beurteilung der drei Briefe gelten. Es ist also zu fragen, ob Datierung und Textfolge wirklich der Korrektur bedürfen. Briefe Kleists, die sich über mehrere Tage erstrecken, sind aus seiner Korrespondenz mit Wilhelmine bekannt. So können alle drei Briefe vielleicht als e i n Brief angesehen werden. Daß zumindest der Brief vom 10. November ein Nachtrag zum Brief vom 9. November ist, hat Eva Rothe an den Parallelsträngen beider Briefe deutlich gemacht. Aber auch der Brief vom 12. November bietet Anhaltspunkte für eine Interpretation als Nachtrag. Hierzu vergegenwärtige man sich — bei aller Vorsicht gegenüber der wahrscheinlich lückenhaften Uberlieferung — den Gedankengang Kleists. Kleist beginnt den Brief vom 9. November: „mitten in dem Triumphgesang, den meine Seele in diesem Augenblick des Todes anstimmt, muß ich noch einmal Deiner gedenken und mich Dir, so gut wie ich kann, offenbaren" 8 . — Nach diesem Satz, der als wir7 8

Euphorion Bd. 60 (1966) S. 401. Dieses Wort legt die Interpretation nahe, daß Kleist sich Marie gegenüber vorher n i c h t geäußert hat.

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kungsvoller .Anfang' eines .Abschiedsbriefes' Effekt machen mußte, leitet Kleist sogleich zu einer Rechtfertigung über, die er Marie schuldig zu sein glaubt, und er nennt auch den Grund: „Ich habe Dich während Deiner Anwesenheit in Berlin gegen eine andere Freundin vertauscht". Uber sein Verhältnis zu Henriette äußert er sich sehr zurückhaltend: „Nur soviel wisse, daß meine Seele durch die Berührung mit der ihrigen, zum Tode ganz reif geworden ist". Für Marie hat er den Trost bereit: „Du bist die Allereinzige auf Erden, die ich jenseits wieder zu sehen wünsche", während er seine Schwester Ulrike kritisiert. Der Brief vom 10. November nimmt Bezug auf Briefe Maries, die Kleist möglicherweise mitten in den Vorbereitungen der Todesreise erreichten. Diese Briefe konnten ihn vom gefaßten Entschluß nicht mehr abbringen, aber sie scheinen ihn veranlaßt zu haben, über die kurze Offenbarung seiner Absicht im Brief vom 9. November hinaus auch die Motive ausführlich darzulegen. Dabei spricht auch die gewählte Zeitform des Einleitungssatzes („wenn es in meiner Macht gewesen wäre, so versichre ich Dich, ich würde den Entschluß zu sterben, den ich gefaßt habe, wieder aufgegeben haben") für den Nachtrags-Charakter dieses Schreibens. Kleist bekräftigt die getroffene Entscheidung mit den Worten: „Aber ich schwöre Dir, es ist mir ganz unmöglich länger zu leben". Die anschließende Argumentation ist folgerichtig aufgebaut. Kleist beschreibt ein nicht mehr zu überwindendes psychisches Trauma („meine Seele ist wund"), das er bis in seine „früheste Jugend" zurückverfolgt, und begründet seinen Todesentschluß mit drei Motiven, wobei die Reihenfolge für die Interpretation dieses Entschlusses nicht übersehen werden darf. An erster Stelle nennt er seine — auf Ende September 1811 zu datierende — Auseinandersetzung mit der Familie in Frankfurt/Oder und die Demütigungen, denen er bei dieser Gelegenheit ausgesetzt war. Erst an zweiter Stelle erscheinen politische Gründe, die nur komplementäre Bedeutung haben. Im Anschluß an diese Ausführungen zur Zeitgeschichte glaubt H. Sembdner einen „absoluten Bruch" zu erkennen, da die depressive Stimmung in einen Hymnus an Henriette umschlägt. Hier ist die Analyse nicht von der Gedankenführung zu trennen, deren Struktur klar hervortritt und in drei Stufen nachzuvollziehen ist: I. So versichre ich Dich, wollte ich doch lieber zehnmal den Tod erleiden, als noch einmal wieder erleben . . . [es folgt das Frankfurter Erlebnis] 2. Die Allianz, die der König jetzt mit den Franzosen schließt ist auch nicht eben gemacht mich im Leben festzuhalten . . .

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Zensur und Auswahl, Korrektur und Dokumentation

3. Rechne hinzu, daß ich eine Freundin gefunden habe, deren Seele . . . ; die meine Traurigkeit . . . begreift, und deshalb mit mir sterben will ... In der Begegnung mit Henriette ist nach dieser Argumentation („Rechne hinzu . . .") kaum das eigentliche Selbstmordmotiv Kleists zu suchen, aber durch sie wurde der lange gehegte Wunsch, mit einem geliebten Menschen gemeinsam zu sterben, erst realisierbar. Man mag im Hymnus auf Henriette krampfhafte Züge wahrnehmen und vielleicht auch von einem „Stilbruch" sprechen, doch im Zusammenhang mit der Logik der Argumentation ist der Hymnus ein Bestandteil des Briefes. Ernst von Pfuel, dem man eine tiefe Kenntnis der Psyche Kleists nicht absprechen wird, schreibt in seinem Brief an Caroline de la Motte Fouque vom 7. Februar 1812: „Dagegen, daß Kleist sich überhaupt den Tod gab, habe ich nichts, gar nichts, er war so gequält und zerrüttet, daß er den Tod mehr lieben mußte als das Leben, das ihm von allen Seiten so sauer gemacht wurde; nur so mußte er nicht sterben, so in unechter Exaltation versunken, oder doch versunken scheinend" 9 . — Der Brief vom 10. November läßt Pfuels Urteil berechtigt erscheinen und zeigt sowohl Kleists Besonnenheit als auch jenes Moment des „Versehens", das ihn schon früher in extreme Situationen getrieben hatte. Der Brief vom 12. November beginnt unvermittelt: „Meine liebste Marie, wenn Du wüßtest . . .". Wieder legt er Rechenschaft über seinen Entschluß ab, doch im Gegensatz zum Brief vom 10. November steht jetzt Marie im Mittelpunkt seiner Gedanken. So wird der Brief von der Sorge um Marie und der Ahnung getragen, wie sehr sie unter der Tatsache leiden mußte, daß er sie gegen Henriette „vertauscht" hatte. Schon die Leitsätze sind auffallend: 1. Ach, könnt ich nur etwas für Dich thun . . . 2. Kann es Dich trösten, wenn ich Dir sage . . . 3. Ach, ich versichre Dich, ich habe Dich so lieb . . . Zu den bereits erwähnten Rekapitulationen innerhalb der BriefStruktur gehört die an Marie gerichtete Frage: „erinnerst Du Dich wohl, daß ich Dich mehrmals gefragt habe, ob Du mit mir sterben willst? — Aber Du sagtest immer nein — ". Was an dieser Frage als Vorwurf empfunden werden könnte, wird von Kleist im letzten Satz abgemildert: „Ach, meine theure Freundinn, möge Dich Gott bald abrufen in jene bessere Welt, wo wir uns alle, mit der Liebe der Engel, einander werden ans Herz drücken können". Es ist wohl in

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Vgl. Sembdner, Nachruhm,

N r . 63.

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erster Linie dieser Satz, der die Interpretation des Briefes als ,Abschieds-Gruß' an Marie nahelegt. 7. Hinsichtlich der Frage, ob Kleist diese Briefe noch zu seinen Lebzeiten abgeschickt hat, ist auf das ursprüngliche, die überlieferte Datierung bezweifelnde Argument H . Sembdners 10 zu verweisen, daß Marie von Kleist in diesem Falle nichts unversucht gelassen hätte, „um Kleists Schritt unter allen Umständen zu verhindern". Eva Rothe gegenüber hat Sembdner allerdings den (um den Schlußteil gekürzten) Brief vom 10. November (Sbd 222) davon wieder ausgenommen, an dessen Anfang Kleist aber gerade versichert, daß er seinen „Entschluß zu sterben" nicht mehr aufgeben könne. Man muß sich daher wohl für das Nicht-Absenden auch dieses Briefes entscheiden. Wer vom inneren Zusammenhang der drei Briefe überzeugt ist, wird die Frage nach dem am Todestag selbst geschriebenen Brief offen lassen. Als Ergebnis läßt sich zusammenfassen, daß die Argumente für die Auflösung der überlieferten Textzusammenhänge nicht ausreichen. Nimmt man die drei Briefe in der vorliegenden Form als gegeben hin, so wird vor allem die Datierung immer wieder zu Fragen Anlaß geben, doch könnten erst neue Quellen sie zu beantworten helfen. Eine historisch-kritische Ausgabe müßte die Briefe in der überlieferten Form drucken und im Kommentar auf die Problematik sowie auf die bisher entwickelten Beurteilungskriterien aufmerksam machen.

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J a h r b u c h d. d t . Schillerges. 1 (1957) S. 160.

II. Textkritische Darstellungen ausgewählter Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen Einblicke in Arbeitsweisen und Intentionsänderungen Bevorzugter Gegenstand der Textkritik ist das dichterische Werk. Der Herausgeber — seinem Selbstverständnis nach Diener dieses Werkes — nimmt demgegenüber eine nur untergeordnete Stellung ein. Doch durch seine editorische Leistung und besonders durch die Einleitung — über ein Jahrhundert als unentbehrlich angesehen — wird jede Ausgabe zugleich zu einem „ W e r k " des Herausgebers. Mit gutem Grund waren daher die Verleger stets auf eine möglichst attraktive Verbindung von Dichter- und Herausgeber-Namen bedacht. Die Notwendigkeit von „Einleitungen" zu Klassiker-Ausgaben ist heute freilich umstritten 1 . Moderne Leseausgaben begnügen sich vielfach mit einem „ N a c h wort", das z.T. die Funktion der Einleitung alten Schlages übernommen hat, oder bieten als Ersatz einen zugkräftigen Essay 2 , der unabhängig von der Textkonstitution lediglich als Zugabe erscheint und austauschbar ist 3 . Aber die Frage, in welchem Rahmen ein dichterischer Text wirkungsvoll repräsentiert werden soll, bleibt ein immer wieder neu zu lösendes Problem der Edition. Es dürfte allerdings heute allgemein anerkannt werden, daß historisch-kritische Ausgaben, die sich in der Regel vordringlich auf die Darbietung der Texte, Vorstufen und Varianten sowie der textgeneti-

1

2

3

Gegenüber den deutlich zurücktretenden Einleitungspraktiken zeichnet sich eine immer stärker werdende Tendenz zur umfassenden Kommentierung ab, die dem Leser nicht mehr Meinungen aufzuzwingen versucht, sondern Interpretationshorizonte vermitteln will. Vgl. K a n z o g , Prolegomena, S. 2 0 7 - 2 2 3 und Wolfgang Frühwald, Formen und Inhalte des Kommentars wissenschaftlicher Textausgaben, in: Probleme der Kommentierung. Kolloquium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Referate und Diskussionsbeiträge (Bonn—Bad Godesberg 1975) S. 13 — 32. Das markanteste Beispiel hierfür ist die Einleitung Arnold Zweigs zu der vierbändigen Kleist-Ausgabe der Rösl-Klassiker (München 1923), deren essayistischer Charakter schon im Titel Versuch über Kleist zum Ausdruck kommt. So wurde 1954 beim Aufbinden des Restbestandes der 1927 bei Ph. Reclam jun. in Leipzig erschienenen Kleist-Ausgabe die ursprüngliche Einleitung Bruno Markwardts durch eine kürzere, zeitgemäßere von Siegfried Streller ersetzt, wodurch ein Sprung in der Seitenzählung des ersten Bandes entstand.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen u n d - A r g u m e n t a t i o n e n

sehen Zusammenhänge konzentrieren und sich anstelle eines Kommentars mit Sacherläuterungen zufrieden geben, mehr oder weniger nur „Archive" sind, deren Benutzung im Einzelfall unumgänglich ist, die aber gegenüber einem breiteren Publikum schwer zu überwindende Barrieren errichten. Solche Ausgaben haben den Charakter von Nachschlagewerken, obgleich sie ursprünglich auch als Leseausgaben konzipiert sind. Ihre Einleitungen, meist auf Entstehungs- und frühe Wirkungsgeschichte eingegrenzt, ändern an diesem Archiv- und Enzyklopädie-Charakter wenig. Erst die ästhetisierende und weltanschaulich fundierte Einleitung hat den Weg zur lebendigen Rezeption vieler Dichtungen geöffnet. Es wäre daher unrealistisch, diese Tatsache abzuwerten und die editorischen Verfahrensweisen isoliert zu betrachten. Auch die Herausgeber-Einleitungen bergen eine Fülle von philologischen Problemen. Tieck gab seiner Einleitung zu den verschiedenen Kleist-Ausgaben den Anstrich einer pietätvoll-literarischen Gedenkschrift. Sie konnte zwar das biographische Interesse des Lesers nur bedingt befriedigen, suchte aber das Verständnis der damals noch weitgehend unerschlossenen Werke Kleists zu erleichtern. Eduard von Bülow dagegen hat sein Kleist-Buch auf Grund des neuen Quellenmaterials konsequent als Biographie angelegt und durch Briefe und andere Texte dokumentarisch untermauert. In der aus einem literaturgeschichtlichen Abriß hervorgegangenen Einleitung Julian Schmidts ist dem Editions-Essay bereits der Weg bereitet. Die funktionsbedingte Trennung der Biographie von den Einleitungen zu den einzelnen Werken in den Ausgaben Zollings und Erich Schmidts wiederum folgt einem in der Deutschen NationalLiteratur und in den Klassiker-Ausgaben des Bibliographischen Institutes geprägten Editionstypus, der sich in vielem als zweckmäßig erwiesen hat. Daß die Dichtungen eines Lektüreanreizes bedürfen, wußten vor allem die Verleger, die nach 1867 gemäß ihren KlassikerProgrammen zahlreiche Ausgaben auf den Markt warfen und für die Einleitungen namhafte Autoren zu gewinnen suchten; so setzte das Bibliographische Institut noch 30 Jahre nach dem Tode Erich Schmidts auf seinen Namen. Die enge Verbindung von Dichtung und Weltanschauung zeigt sich vor allem dort, wo Herausgeber durch gezielte Uberschriften 4 und Reizworte auf das Werk einzustimmen suchen. 4

Erwin Laaths wählte für seine E i n f ü h r u n g in die Kleist-Ausgabe der Knaur-Klassiker (1952 ff.) den Titel Heinrich von Kleist. Eine gelebte Tragödie. Walter Victor stimmte schon den Titel des V o r w o r t e s seines Auswahlbandes Kleist. Ein Lesebuch für unsere Zeit (Weimar 1953) auf die gesellschaftskritische T e n d e n z dieser Auswahl ab ( H e i n rich von Kleist als Realist und Patriot) und gliederte seinen Text darüber hinaus durch Zwischenüberschriften, die das politische P r o g r a m m dieser Edition bezeichnen.

Textkritische Darstellungen -

Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

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Angesichts dieser Editionspraxis ist es überraschend, daß man den verschiedenen Einleitungen bisher kaum textkritische Beachtung geschenkt hat. Andererseits ist die Beschränkung auf die „endgültigen" Fassungen verständlich: sie allein waren autorisiert und damit von den Verfassern als letztverbindlich angesehen worden. Mit der speziellen Blickrichtung auf die Vorgeschichte der einzelnen Editionen muß sich jedoch zwangsläufig das Erkenntnisinteresse ändern, denn die Arbeitsweise von Literarhistorikern und Publizisten kann unter Umständen zu einem ähnlich bedeutungsvollen Moment der Interpretation werden wie die Arbeitsweise eines Dichters. Daraus läßt sich die Berechtigung ableiten, das überlieferte Material auch mit ähnlichen Mitteln darzustellen. Die Auswahl der hier vorgelegten Texte ergab sich zum Teil aus der Art des überlieferten handschriftlichen Materials, wobei im Falle der Manuskriptvorlagen für die Einleitungen Erich Schmidts eine engere Auswahl getroffen werden mußte. Andere Texte gewannen durch abweichende Druckfassungen Interesse und erwiesen sich im Hinblick auf die Arbeitsweise der einzelnen Herausgeber von exemplarischer Bedeutung. Alle Texte und Variantendarbietungen sollen die im historischen Teil dieser Arbeit vorgebrachten Argumente stützen und ein Weiterverfolgen der dort angedeuteten Aspekte ermöglichen. Obgleich die unterschiedlichen Uberlieferungsbedingungen kein systematisches Erfassen von Interpretationen erlaubten, ist es doch gelungen, die wichtigsten Herausgeber wenigstens durch einen Text zu repräsentieren und damit eine auf diese Weise noch niemals versuchte wissenschaftsgeschichtlich orientierte Anthologie zusammenzustellen. Die Darstellungsmethode folgt keinem starren textkritischen Schema, sondern wurde jeweils aus den einzelnen Materialgegebenheiten entwickelt und der speziellen Variantenlagerung angepaßt. Schon eine flüchtige Durchsicht der synoptischen Darbietung zeigt, daß die Textkritik in allen Fällen eine neue Dimension eröffnet. Die „endgültigen" Einleitungen zu den verschiedenen Werk- und Briefausgaben Kleists weichen z . T . erheblich von der ursprünglichen Intention ab (Köpke), sind auf ein anderes Publikum als zuvor zugeschnitten (Koberstein) oder aus Zeitschriftenartikeln entwickelt (Zolling); sie weisen bemerkenswerte Retuschen auf (Köpke), lassen geschickte TextKombinationen erkennen (Zolling) oder erweisen sich als höchst inspirierte Niederschriften (Tieck, Erich Schmidt). Nicht der Einblick in einige Stilkorrekturen rechtfertigt das gewählte Darstellungsverfahren, sondern der jeweilige Gesamtaspekt, unter dem die Einleitungen neu betrachtet werden müssen. Eine bereits erarbeitete Synopse der vier Fassungen der Vorrede Tiecks muß hier aus technischen Gründen

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

unterbleiben; sie wird an anderer Stelle vorgelegt werden. Aus den gleichen Gründen wurde auch auf die Synopsen für die Arbeitsweisen Julian Schmidts und Eduard von Bülows verzichtet.

Die Arbeitsweise Ludwig Tiecks Das Fehlen einer historisch-kritischen Tieck-Ausgabe hat sich auf allen Gebieten der Tieck-Forschung nachteilig ausgewirkt. Während aber für die Werke wenigstens einzelne textkritische Versuche 1 vorliegen, ist man bei den kritischen Schriften noch immer auf die Durchsicht des handschriftlichen Materials im Nachlaß 2 und auf die mühsame Kollationierung der einzelnen Drucke angewiesen, da nur die vollständige Erfassung der Textzeugen und ihre synoptische Darbietung die Gewähr für eine gesicherte Interpretation der Texte bieten. Eine solche Interpretationsgrundlage für den Aufsatz Über die bevorstehende Aufführung des Prinzen von Homburg herzustellen, wird im folgenden versucht. Das Manuskript zum Homburg-Kuisatz. gewinnt besondere Bedeutung durch die Tatsache, daß es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die unmittelbare Niederschrift (mit einigen Sofortkorrekturen) handelt. Die Bleistift-Notiz am Ende des Aufsatzes, die den im Begleitbrief an den Redakteur geäußerten Wunsch nach raschem Abdruck bekräftigt, beweist zumindest, daß das Manuskript in dieser Gestalt zur Setzerei gegangen ist. Im Zusammenhang mit der endgültigen Fassung sind Spontaneität der Einfälle und Reflexion der Korrektureingriffe gut auseinanderzuhalten . Ludwig Tieck: Uber die bevorstehende Aufführung des Prinzen von Homburg, von Heinrich von Kleist, auf der Dresdner Bühne. — Handschriftliche Fassung, Erstdruck (Abend-Zeitung, N r . 288, v. l.December 1821) und Wiederabdruck in Tiecks „Dramaturgischen Blättern" (Breslau 1826, Bd. 1, S. 6 - 1 3 ) in textkritischer Wiedergabe"'. 1

Genannt seien hier vor allem die Textkritischen Vergleiche zum Frühwerk Tiecks, in: Hans-Geert Falkenberg, Strukturen des Nihilismus im Frühwerk Ludwig Tiecks. (Masch.) Diss. Göttingen 1956, Bd. 2, S. 341-392. 2 Tieck-Nachlaß, Kapsel 11. Vgl. die Anmerkungen im Anschluß an diesen Aufsatz. — * Normale Schrift = Handschriftliche Erstfassung. Halbfette Schrift = Korrekturen in

Die Arbeitsweise Ludwig Tiecks

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Dieses Schauspiel Heinrichs von 1 Kleist ist [nur] schon 2 in Wien, Breslau(,) und Frankfurt am M a ( y ) m [mit Beifall] gegeben worden[, doch hat es auch bei vielen Zuschauern, selbst Freunden des Dichters, manchen Tadel erfahren]. Da [es] das [hiesige] Dresdener Theater es in diesen Tagen ebenfalls darstellen wird, so ist es vielleicht nicht überflüssig, die Leser diese[s]r [Blattes] Blätter auf (e)Einiges aufmerksam zu machen, damit ihr Vergnügen und ihre Theilnahme [sich] ungestört sein3 möge, und sich nicht voreilig von dem trefflichen Werke abwende. Die kunstreiche Form des Schauspiels, indem es eine Handlung unmittelbar vor unser[e]n Augen entwickelt und durchführt, uns die Motive zeigt, die Charaktere und Gesinnungen ma(h)lt, zwingt [zugleich] den Dichter, [mehr oder weniger] manches 4 nur anzudeuten(,) oder völlig zu verschweigen, und die Enträthselung dem Scharfsinn oder erweckten Gefühl des Zuschauers zu überlassen. Ja, dieses Verschweigen ist zugleich ein Vorrecht des Dichters, welches er nicht aufgeben wird, wenn ihn auch die Form des Schauspiel[e]s nicht dazu zwänge, denn er kann hierin seine Weisheit nicht minder, als in dem, [bei] was er ausspricht, zeigen, und der gebildete Zuschauer wird auch nur das Werk anziehend finden, in welchem, wenn einmal seine Theilnahme gewonnen ist, der Dichter ihn gleichsam auffo(r)dert, thätig mit einzugehen(,) 5 und durch Witz und Poesie die Theile zu ergänzen, die sich dem Auge entziehen müssen. Nicht anders glauben wir vor Gemälden Verkürzungen, oder verdeckte Figuren ganz zu sehen, wenn anders der Ma(h)ler sein Handwerk ver[steht]stand, und unser Auge geübt ist, [Gemälde] Bilder 6 anzuschauen. Wir würden es im Gegentheil dem Künstler keinen Dank wissen, der uns, statt (künstlicher) der Gruppirung, alle seine Gestalten in [einer] gerade[n]r Linie vorführte, um nur klar zu bleiben und die Verwick[e]lung zu vermeiden. Wie sich die zeichnende Kunst schon früh von dieser zu treuherzigen Anordnung entfernte, so mußten die Theaterdichter auch schon (früh) seit lange den ( C h r o n i k - a r t i g e n Styl und die zu steife[n] Symmetrie vermeiden, und Vor-, Mittel- und Hintergrund anlegen, um ein vieldeutiges, mannigfaltiges Kunstgebilde zu erzeugen. Jedes Zeitalter, jede Schule und jeder einzelne Meister wird wieder durch das charakterisirt, was ihm Neben- und Hauptsache ist, was er mit Vorliebe ausmalt, oder andeutet und verschweigt^]; ja es giebt treffliche Künstler genug, der Handschrift (eckige Klammer = Tilgungszeichen). Kursive Schrift = Änderungen im Erstdruck (spitze Klammer = Tilgungszeichen). Groteske Schrift = Änderungen in den Dramaturg. Bll. (eckige Klammer = Tilgungszeichen). 1] Erstdr.: v. 2] üdZ. hen, 6] üdZ.

3] Erstdr.: seyn

4] üdZ.

5] Dramaturg. Bll.: einzuge-

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

die geradezu die Hauptsache zur Nebensache machen, weil sie der Zier mehr, als dem Ausdruck gewachsen sind, weil die Nachahmung der Natur ihnen wohl, aber nicht die Erhebung derselben zu Gebote steht. Lessings 7 Scharfsinn spielt in seinen [Schauspielen] Dramen 8 mit dem Zuschauer, und was dieser errathen muß, ist [zumeist] zuweilen das Beste 9 , ja Notwendigste*. * Hierzu Fußnote in den Dramaturg. Bll. 1 0 : Der Hamburger Bearbeiter des Prinzen von Homburg (siehe dramaturgische Blätter von Zimmermann, 1822, pag. 204.) giebt einen Beweis, wie man oft das Nächste und Nöthigste übersieht, indem man ein Fernliegendes und Ueberflüssiges erklügelt, und ein Werk verdirbt, indem man es verbessern will. Natalie hat ein Regiment, dem sie mit der Autorität eines Generals vorsteht. Ob dies damals war, weiß ich nicht; der Dichter braucht sie, um in der Noth die Prinzessin eine Order geben zu lassen, daß ein Reiterregiment seinen Standort wechselt und nach Fehrbellin kommt, gegen den Willen, hinterrücks des Churfürsten. Die Freunde des Prinzen, Natalie benutzen dies: man droht indirect mit einer scheinbaren Empörung. Dies entwickelt die große deutsche Gesinnung im Churfürsten, und als er nun entdeckt, daß die Prinzessin die Order ausgestellt hat, kann er nur lächeln und die Sache übergehend billigen, er müßte denn Natalien auch vor ein Kriegsgericht ziehn wollen. Zugleich erwägt er aber auch, wie die Freundin den Prinzen liebt, wie sehr die Soldaten dem Verurtheilten anhangen, und sein Sinn wird noch weicher und nachgebender, und der Leser und Zuschauer muß mit behaglicher Ironie diese wahrhaft hinreißenden Scenen betrachten können. Diese Verkürzungen im Gemälde hat H. v. Zimmermann ganz/richtig verstanden und gewürdigt; der Bearbeiter aber hat hier und überall das klare Gedicht in einen drückenden Nebel hinein gerückt. Große Dichter, wie Göthe, bedürften keiner Erklärung, wenn [a]Alles zu sagen erlaubt und möglich w ä r e ( , ) ; es gäbe dann nicht die oft komischen Mißverständnisse, die sich jetzt, nach mehr als (dreißig) vierzig Jahren, wieder zu erneuern scheinen. Woher der Streit bei Shakespears 12 Meisterwerken, vorzüglich bei seinem wundersamsten, dem Hamlet, wenn dieser witzigste, wie tiefsinnigste aller Dichter[,] nicht so oft, eben so guthmüthig als großmüthig, vorausgesetzt hätte, daß seine Leser und Zuschauer neben ihm ständen, und also den richtigen Augenpunkt seiner Gemälde gefaßt hätten? Wenn Calderon und 11

7] E r s t d r . : ohne Absatz

Lessing's

8] üdZ.

9]Erstdr.:

Beßte

12] Dramaturg. B l l . : Shakspeare's

10] S. 8 - 9

11] Anschluß

Die Arbeitsweise Ludwig Tiecks

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die Spanier weniger verschweigen, so üben sie dagegen den Zuhörer im Auffassen von allegorischen Beziehungen, im Festhalten reicher Verwickelungen, im Aufmerken auf Kleinigkeiten, die bedeutsam werd e n ^ ) und wichtig[,] [oder] und erklärend wiederkehren; und die deutsche neuere Schule [(], wenn man sie so nennen darf[)], hat das Publikum gewöhnt, Dinge zu verbinden und zu betrachten, die demselben wohl früher[,] als eine zu große Anstrengung [ge]er 13 schienen wären. Diese Versuche haben wenigstens wieder die Aufmerksamkeit und Combinationsgabe in Anspruch genommen, die bei den sogenannten Familiengemälden, in denen oft kaum etwas vorfiel, fast [entschlummern durften. Wären diese Bilderwerke nur dem Styl der niederländischen Kunst treu geblieben, so [dürften] durften sie, trotz ihres geringen Inhalts, immer noch auf Meisterschaft Anspruch machen, hätten nicht die meisten die Anmaßung, in diesem engen Räume das [Höchste darzustellen und] Größte in das Kleinste herabzuziehn 1 4 (,) und darüber die [Nebensache,] Beiwerke 1 5 , das Natürliche, zu vernachlässigen, welche^] diesen [Werken] Schöpfungen nur durch Wahrheit einen gewissen Zauber verleihen [kann] können. Durch die letztgenannten Versuche ist es aber hauptsächlich dahin gekommen 1 6 (obgleich die Gewohnheit oder Verwöhnung selbst schon ziemlich alt ist), daß gewisse Tugenden und Gesinnungen [von] der Aufopferung, Großmuth, Freigebigkeit, Mutter- und Kindesliebe u.s.w. an und für sich, ohne weitere Veranlassung, als nothwendig und unerl[a]äßlich bei den sogenannten Helden eines theatralischen Werkes angesehen werden. Diese höchsten Empfindungen, ja man möchte sagen, die heiligsten der Natur, werden bei den geringsten und unbedeutendsten Veranlassungen willkührlich angeschlagen, 1 7 und die Mehrzahl der Zuschauer, daran gewöhnt, folgt dann, ohne weiterfs] darüber zu denken, der Rührung, ja verschmäht in einer gewissen Erhebung alle Kritik, die ih[m]r diese Thränen verdächtig machen möchte. — Vor allen aber ist es die Liebe und Verachtung der Gefahr und des Lebens, [die] welche die jungen Helden charakterisirt, für die wir uns interessiren sollen. O b es immer der Natur gemäß sei 1 8 , so zu empfinden, ob ein aufrichtiges Bewußtsein 19 , ob die Erfahrung diesen einmal angenommenen Rausch der Großmuth in allen Lagen des Lebens bestätige, darnach fragt man nicht mehr, denn er scheint eben so unerl[a]äßlich, wie die Jugend des Liebenden und die Schönheit der Geliebten, und mit Romeo's früherer Leidenschaft, bevor er Julien 13] üdZ. 14] Erstdr.: herabzuziehen 15] üdZ. 16] Erstdr.: dahingekommen 17] Erstdr.: angeschlagen 18] Erstdr.: sey 19] Erstdr.: Bewußtseyn

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

kennt, so wie mit Hamlets 20 Zaghaftigkeit und Härte gegen Ophelien, will sich die Menge noch immer nicht versöhnen, wenn auch diese Seltsamkeiten nothwendig zum [Unerläßlichen des] Kunstwerk[s]e gehören. Schlimmer noch und besorglicher steht es um den Prinzen Kleists 21 , denn der junge Dichter hat es gewagt, die Sache noch auffallender zu machen. Als [ihn] den Helden des Stücks 2 2 ein Kriegsgericht nach einem Siege, wegen Mangel an Subordination, zum Tode verdammt hat, bittet er, zerstört und vernichtet, um sein Leben, giebt, von den Schauern des Todes schon umfangen, Ruhm und Thaten, ja selbst seine Liebe auf, die noch vor kurzem als d[er]as [glänzende Punkt] Licht seines Lebens [zu sein] erschien. Diese auffallende Scene ist der Mittelpunkt des Schauspiels[,]; der Prinz sammelt sich wieder, er kehrt zum Bewußtsein 23 seiner Würde zurück, und wird nun, nach überstandener Erschütterung, eben so in [der] [E]entschlossener 24 Festigkeit Held, wie er es vorher nur im Taumel, im Traum und [in der] in der Leidenschaft war. [Denn][m] Möchte diese hier dargestellte Seelenstimmung auch nicht [völlig] unnatürlich zu nennen sein 25 , so wäre sie doch weder dem Schauspiel [weder] angemessen, noch an sich interessant, wenn nicht durch die leidenschaftliche [Stimmung] Aufregung 2 6 , durch das traumähnliche Leben des Prinzen diese Sonderbarkeit, diese Todesfurchtf,] begründet und gerechtfertiget würde. Er ist ein Nachtwandler!,]; in seine verschlossenen Sinne dringt ein Theil der Wirklichkeit, wie eine Vision, diese erhöhet seine [leidenschaftliche] stürmende 2 7 Liebe, und durch diese begeistert[,] stürzt er, halb rasend, die Warnung der Freunde nicht achtend, in das Getümmel der Schlacht, und hilft einen glänzenden Sieg erfechten. Nur wenig wird sein Rausch durch die Nachricht abgekühlt, daß sein verehrter Freund und Fürst gefallen sei. 28 Er erhebt sich im Gegentheil noch mehr, 29 und will Land, Witwe und Geliebte beschützen. In dieser höchsten Sicherheit seines Herzens sieht er sich plötzlich gefangen genommen, vor ein Gericht gestellt, er muß endlich glauben, der angedrohte Tod sei 30 Ernst: — und Leben, Sicherheit, Freund, Ruhm, Vaterland und Geliebte verschwinden, die Erde bricht unter ihm, dieser bittern Erfahrung ist sein junges und verwöhntes Herz nicht gewachsen, und er stürzt nun eben so tief, als er sich zu hoch im Schwindel erhob. Auf irgend einem Lebenspunkt muß jeder Held und Weise[r] die Todesfurcht (über20] Dramaturg. Bll.: Hamlet's 21] Erstdr.: Kleist's 22] üdZ. 23] E r s t d r . : Bewußtseyn 24] Wortansatz: Entschlossenheit, während des Schreibens geändert in: entschlossener durch E > ü d Z . : en 25] Erstdr.: seyn 26] üdZ. 27] üdZ. 28] Erstdr.: sey. 29] Erstdr.: mehr 30] Erstdr.: sey

Die Arbeitsweise Ludwig Tiecks

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winden) besiegen, um das Leben zu finden, und dieser junge, übermüthige Krieger wird hier durch Selbstver[acht]nicht 31 ung und Verachtung [seiner selbst] seinem besseren Geiste zugeführt. Er fühlt nun erst, daß er [vorher] Tod und Leben noch nicht kannte; nach dieser furchtbaren Schule sieht er sein [voriges] früheres 3 2 Leben wie Traum und Nebel vor sich liegen, und [a]Alles, was ihn in diesem verwirrten Zustande begeisterte, kann nun erst ächte Kraft und Wahrheit gewinnen; nach [dem] seinem 33 auf kurze Zeit gebrochenen H e r ( t ) z e n ( , ) [kann] wird ihm Liebe und Glück, Ruhm und Muth erst [Wahrheit] Wirklichkeit 34 und Leben. So [angesehen] vorbereitet 3 5 wird den Zuschauer die grelle Scene des dritten Aktes 3 5 * zwar immer noch überraschen 36 und erschrecken, aber sie wird kein störendes Mißfallen hervorbringen, (und) um ihm den Genuß eines der vorzüglichsten Werke zu verkümmern, welche die neuere Zeit hervor gebracht 361 hat. Den Freunden des verstorbenen Dichters [so wie] und den Liebhabern des Schauspiels muß es erfreulich sein 3 7 , daß ein [so vorzügliches] Theater, [als] wie 38 das [hiesige] Dresdener, das 3 9 so vieles Treffliche und Schwierige [zu] befriedigend darstellt, sich auch [an] diese nicht leichte Aufgabe vorgesetzt hat. Auch hier, von gebildeten Künstlern dargestellt und von Zuschauern [gewürdigt] beurtheilt 4 0 , die des [Besten] Guten 4 1 gewohnt sind, wird dieses Gedicht erfreuen, und nach [dem] seinem 42 Tode wird ein ausgezeichneter Schriftsteller immer mehr [gewürdigt] [geachtet] gewürdigt 4 3 werden, der, so lange er lebte, verkannt, und selbst i[m]n seinem 4 4 Vaterlande [nur wenig] nicht so 4 5 beachtet wurde, wie er es verdiente. [Tieck.] [Dresden, am 2 8 ( t ) . N o v ( b ) . 1821.] (Bleistiftnotiz Tiecks: Es wäre mir sehr lieb, wenn dieses noch in das Sonnabendsblatt kommen könnte, außerdem müßte es in das Montagsblatt kommen.)

Anmerkungen Handschriftliche Fassung] Doppelblatt ( 3 4 , 5 x 2 0 , 5 c m ) , numeriert: 1 - 4 , und Einzelblatt, numeriert: 5—6. U b e r s c h r i f t : U e b e r die bevorstehende Aufführung des Prinzen von H o m b u r g von Heinrich von Kleist, auf der Dresdener Bühne. — Druckvorlage 31] üdZ. 32] üdZ. 33] üdZ. 34] udZ. 35] üdZ. 35a] Dramaturg. Bll.: Actes 36] E r s t d r . : überraschen, 3 6 a ] Erstdr. u. Dramaturg. B l l . : hervorgebracht 37] E r s t d r . : seyn 38] üdZ. 39] E r s t d r . : daß 40] üdZ. 41] üdZ. 42] üdZ. 43] hergestellt durch Punktierung des gestrichenen Wortes gewürdigt üdZ. 44] üdZ. 45] ÜdZ.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen für die Abend-Zeitung (siehe Tiecks Notiz auf S. 6 unten). - Fundort: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Tieck-Nachlaß, Kapsel 11 (Manuskript zu den Dramaturgischen Blättern). Faks.-Ausg. hrsg. von Klaus Kanzog. Berlin 1974. (Heinrich-vonKleist-Gesellschaft. Faksimiledrucke. 2.) Im gleichen Konvolut, S. 82: Manuskript der Besprechung der Aufführung von Kleists Familie Schroffenstein im Wiener Burgtheater (ohne nennenswerte Korrekturen); vgl. Dramaturgische Blätter, Bd. 2, 1826, S. 237-241 und Kritische Schriften, Bd. 4, 1852, S. 2 6 - 2 9 .

Abend-Zeitung] Dresden, in der Arnoldischen Buchhandlung. Verantw. Redacteur: C. G. Th. Winkler (Th. Hell). — Vgl. hierzu Tiecks Brief an Winkler (Letters of Ludwig Tieck. Ed. by E. H . Zeydel, Brief Nr. 40 = S. 225): Mein theurer Freund, der Herr Geheimrath 1 wünschte noch eine kleine Vorrede für den Prinzen Homburg. Nehmen Sie diesen gut gemeinten Versuch gefälligst in ihrem Blatte auf, aber, bitte ich, recht schnell, im nächsten, damit er noch einige Wirkung hervor bringen kann. Verzeihen Sie mir, daß ich Ihnen die Blätter nicht ein paar Tage früher geschickt habe; ich habe es erst gestern schreiben können. Ich bitte auch um die Correktur, um vielleicht noch Kleinigkeiten zu ändern. Empfangen Sie, auch etwas spät, als Zeichen meiner Achtung und zum Andenken meiner Freundschaft den 2ten Thl. meiner Gedichte. — Erfüllen Sie meine Bitte, um schnelle Einwirkung. Ihr ergebener] Freund, L. Tieck. Dramaturgische Blätter] Ludwig Tieck: Dramaturgische Blätter. Nebst e. Anh. noch ungedruckter Aufsätze über das deutsche Theater u. Berichten über die engl. Bühne, geschrieben auf einer Reise im Jahre 1817. — Bdchen 1. 2. — Breslau: Max 1826. — Tiecks Aufsatz wurde abermals abgedruckt in den Kritischen Schriften, Bd. 3, 1852, S. 5 - 1 0 . Wien] Aufführung des Stückes im Wiener Burgtheater am 3. Oktober 1821 u. d . T . : Die Schlacht hei Fehrbellin. Die Ansicht, daß dieser Aufführung eine Bearbeitung von Franz v. Holbein zu Grunde gelegen habe, wurde bereits von Egon-Erich Albrecht (Heinrich von Kleists , Prinz Friedrich von Homburg' auf der deutschen Bühne, Masch. Phil. Diss. Kiel 1921, S. 12—18) widerlegt; das Stück erlebte trotz des Mißerfolges 4 Wiederholungen und wurde danach auf Betreiben des Erzherzogs Karl verboten, der die Verbreitung des Insubordinationsgedankens im Heere fürchtete. Breslau und Frankfurt am Main] Kleists Prinz von Homburg wurde am 15. Oktober 1821 in Breslau mit großem Erfolg aufgeführt und erlebte 6 Wiederholungen, dagegen war die Frankfurter Aufführung am 5. November 1821 ein Mißerfolg; es gab nur eine Wiederholung. Vgl. hierzu Egon-Erich Albrecht a.a.O., S. 28—34. manchen Tadel] Vgl. die Ausführungen über die Streichung dieser Passage Bd. 1, S. 122. Der Hamburger Bearbeiter] Friedrich Ludwig Schmidt. Die Bearbeitung beruht auf der Holbeinschen Fassung des Stückes. Die „sorgfältig vorbereitete" Aufführung fand am 8. März 1822 im Hamburger Stadttheater statt. Dem Stück war ein nachhaltiger Erfolg beschieden (6 Wiederholungen innerhalb eines Monats). Hierzu bemerkt Egon-Erich 1

Hans von Könneritz, 1820—1824 Direktor des Dresdener Hoftheaters.

Die Arbeitsweise Ludwig Tiecks

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Albrecht, der die Bearbeitung ausführlich analysiert (S. 44—47): Durch „die dortige, noch unter dem geistigen Einfluß Friedrich Ludwig Schröders stehende Bühne war das Publikum an eine auf möglichster Naturwahrheit beruhende Darstellung gewöhnt. Diese Bühne war sozusagen ein Gegenpol der nach harmonischer Schönheit strebenden und deshalb idealisierenden Weimarer, ein Umstand, der dem Kleistschen Werke besonders entgegenkam"(S. 50). Rührung] Diesen Gedanken greift Tieck in der Vorrede zu den Dramaturgischen Blättern (S. VIII) wieder auf: „Diese Lust aber an der Rührung, die den Deutschen so auffallend charakterisirt, bemächtigte sich verblendend bald ausschließlich des Theaters, und eine Anzahl von Kleingemälden mit falscher Sentimentalität und schwächlichen Schilderungen menschlichen Elends und verächtlicher Erbärmlichkeit erfüllte unser Theater". Mangel an Subordination] Vgl. hierzu die Ausführungen Tiecks (H. v. Kleist, Hinterlassene Schriften, 1821, S. LXIX): „der Prinz wird von einem heroischen Wahnsinn ergriffen, überschreitet den Befehl, den er nicht gehört hat und stürzt zum Siege fort". — Tieck äußert sich in seinem Artikel für die Abend-Zeitung wesentlich zurückhaltender und versucht, durch Einbeziehung der bisherigen Einwände gegen das Stück der Kritik zuvorzukommen. Diese auffallende Scene ist der Mittelpunkt des Schauspiels] Prinz von Homburg V. 971 ff. - Vgl. hierzu die Ausführungen Tiecks (H. v. Kleist, Hinterlassene Schriften, 1821, S. L X X - L X X I ) und die Interpretation der Absichten Tiecks in Bd. 1, S. 122f. Ein so vorzügliches Theater] Die Änderung in: Ein Theater/läßt die Vorsicht Tiecks erkennen, die Dresdener Bühne nicht allzu sehr mit Vorschußlorbeer zu bedenken. In seiner späteren Rezension der Aufführung (Brief an einen Freund in Berlin über die Aufführung des Prinzen von Homburg auf dem hiesigen königlichen Theater, in: Abend-Zeitung Nr. 303 v. 19. Dec. 1821, wiederholt in: Dramaturgische Blätter, Bd. 1, S. 14—24 u. Kritische Schriften, Bd. 3, S . l l —18) schreibt Tieck über die Gefahr der Uber-, bzw. Unterbewertung einer Bühne: „Noch mehr muß ein Einsamer, wie ich, diese Vorsicht üben, der seit lange das Theater aus den Augen verlor, und nur auf Reisen fremde und einheimische Bühnen beobachten konnte" (S. 15). selbst in seinem Vaterlande] Gemeint ist Preußen, wobei zu bemerken ist, daß Tieck für ein sächsisches Publikum schreibt. In seiner Vorrede zu den Hinterlassenen Schriften gibt Tieck der Hoffnung Ausdruck, „daß dieses Gedicht nicht nur die Deutschen überhaupt, sondern auch vorzüglich die Landsleute des Verfassers interessiren werde" (S. LXVIII). Sonnabendblatt] Der Aufsatz erschien im Sonnabendblatt. — Fundort: Sächsische Landesbibliothek Dresden.

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Textkritische Darstellungen - Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

Handschriftliches Material 1 zur Vorrede August Kobersteins in textkritischer Wiedergabe

Im Nachlaß August Kobersteins sind drei Manuskripte überliefert, die in unmittelbarer Beziehung zur Edition der Briefe Kleists an Ulrike stehen; zwei davon (a und b) sind Vortragsmanuskripte zu Vorträgen über Kleist 2 , das dritte (c) ist als Druckvorlage zur Vorrede der Edition (E) anzusehen. Reihenfolge und Abhängigkeit 3 der beiden Vortragsmanuskripte sind leicht zu bestimmen; während die Fassung a die Formulierung enthält: „Ich darf hoffen, daß diese Briefe, sobald sie veröffentlicht sein werden, . . ." ist in der Fassung b zu lesen: „Die Briefe erschienen im Spätherbst des J. 1859". Die Fassung b setzt also die Edition der Briefe voraus. Beim ersten Manuskript handelt es sich um den Vortrag, den Koberstein am 27. März und 3. April 1859 in der Naumburger „Litteraria" gehalten hat. Uber den Zweck des zweiten Manuskriptes lassen sich keine näheren Angaben machen; vielleicht war der Vortrag für einen der „Frauentage" der „Litteraria" oder für die „Vogelweide", einen Kreis thüringischer Germanisten, bestimmt. Da die Fassungen a und b eng miteinander verwandt sind, werden sie hier in einer synoptischen Kombination dargeboten. Zugrunde liegt die Fassung a. Kursive eckige Klammern bezeichnen die Tilgungen innerhalb dieser Fassung. Abweichende Stellen und sinngemäße Tilgungen der Fassung b werden durch halbfette Schrift und halbfette eckige Klammern herausgehoben. Von beiden Manuskripten wird der Anfang (a: Bl. V—Bl. 4r, Zeile 12 und b: Bl. 1) wiedergegeben. Die Fußnoten enthalten einige notwendige Bemerkungen zu den Korrekturvorgängen. Die Wiedergabe des Manuskriptes c beschränkt sich auf Bl. 1. Kursive Schrift kennzeichnet direkte Übernahme von Formulierungen aus der Fassung a; die sinngemäßen Entsprechungen werden wie die Abweichungen des Druckes (E) — fast ausschließlich Textdifferenzen — und die Bemerkungen zum graphischen Befund ebenfalls in den Fußnoten vermerkt.

1

2

3

Archiv der Akademie der Wissenschaften der D D R , Berlin. — Eintragung im Zugangsverzeichnis von Fritz Behrend: Nr. 394. Januar 1931. Aus dem Nachlaß Koberstein. Von Maler Koberstein, Enkel des Literarhistorikers. Teile des von Elisabeth Frenzel (Aus Kobersteins Werkstatt, in: Dt. Vierteljahrsschrift f. Literaturwiss. u. Geistesgesch. 27, 1953, S. 451) als vermißt angesehenen Materials zu den ca. 50 Vorträgen Kobersteins. Die Archivnumerierung Nr. 72 (für b) und N r . 73 (für a und c) kann im ersten Augenblick leicht zu Irrtümern führen.

Handschriftliches Material zur Vorrede August Kobersteins

Bl. l r :

Bl. 2 r :

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Über Heinrich von Kleist. (Gelesen am 27ten März/)//3. April. 1859.) 1 Heinrich von Kleist. 2 „In räthselhaftes Dunkel gehüllt tritt uns der bedeutendste Dichter jener Tage, welche der Blüthezeit von Weimar unmittelbar folgten, die einsame3 Gestalt Heinrichs von Kleist entgegen. Fast rathlos stehen wir vor seinem innern Wesen, gleichwie der Beschauer seines Porträts bald gefesselt wird von dem seelenvollen Lächeln des Mundes, bald erkältet durch den greisenhaften starren Ausdruck von Stirn und Wangen. Und doch drängt es jeden, der die starke u. dennoch selten ungemischte Wirkung seiner Gedichte an sich empfunden hat, in die Tiefen dieses seltsamen Geistes zu blicken. Das gewöhnliche Mittel, über Werth u. Bedeutung eines Künstlers ins Klare zu kommen, die Untersuchung seines Verhältnisses zu den Mitstrebenden 4 , wird durch Kleists vereinsamte Stellung von vorn herein abgeschnitten. Auch das heute so oft bis zum Übermaße getriebene Bestreben, aus vereinzelten Briefstellen, die nur für die Stimmung des Augenblicks Bedeutung haben, den Charakter eines Dichters aufzubauen, aus seinem Privatleben seine Werke zu erklären, gibt hier geringe Ausbeute." — Diese Worte leiteten [im > ] den geistvollen Aufsatz Heinrichs von Treitschke ein, welcher, das Schlußheft der preußischen Jahrbücher vo[m]n [vorigen Jahre] 1858 eröffnend, eine Charakteristik von Kleists Werken zum Inhalt hatte. [Sind] 5 Waren sie auch nicht, wie ich meine 6 , unbedingt [wahr] von zutreffender Wahrheit, so entfernten sie sich doch auch nicht zu weit [von der Wahrheit] davon. Was [zeither] bis dahin über Kleists Leben, zumal sein inneres, zu allgemeiner Kunde gekommen [ist] war, ließ [uns] den Gang, den dasselbe genommen, in seiner Ganzheit nur mehr ahnen[,] als überschauen; die einzelnen Momente, die daraus in hellere[m]r [Lichte] Beleuchtung hervortraten, blieben zusammenhanglos, weil die vermittelnden Ubergänge sich unserm Blick entzogen: sie waren überdieß zum Theil durch zu weite Zeiträume von einander getrennt,

1] Darunter: Vermerk von anderer H a n d : Schon gedruckt 2] Name unterstrichen 3] b: Sofort korr. Abschreibfehler: bedeut- 4] b : Abschreibfehler: Mitlebenden 5] b : zunächst ebenfalls: Sind (Randkorr.: Waren) 6] b : am Rande eingefügt: , wie ich meine, von (zugleich Änderung: wahr > von zutreffender Wahrheit)

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

als daß die Nachrichten, die /wir/ uns außer Kleists schon gedruckten 7 Briefen über sein Leben anderweitig zugekommen [sind] waren, hätten ausreichen [konnten] können, die großen Lücken Bl. 2 V : in /seiner/ der Geschichte seiner geistigen u. sittlichen Entwickelung nur einigermaßen auszufüllen 8 . Wir verdanken diese Nachrichten zunächst Ludw[.]ig Tieck, der zuerst 1821 in der Vorrede zu Kleists hinterlassenen Schriften, sodann fünf Jahre später in der Einleitung zu dessen gesammelten Werken mittheilte, was er theils aus eigener Kenntniß des Dichters, theils aus Erkundigungen, die er über ihn bei Verwandten u. Freunden eingezogen hatte, von seinen Lebensumständen wußte[,]; demnächst [aber] einer eigenen Schrift von E d [ . ] u a r d von Bülow 9 über Kleists Leben, welche 1848 erschien, zum 1 0 großen Theil auf Tiecks Nachrichten fußte, dabei aber auch manches, durch eifrige Nachforschungen Ermittelte[s] enthielt, und[,] — was ihr einen vorzüglichen Werth verlieh, eine Anzahl Briefe von Kleist zu öffentlicher Kunde brachte, /die bis dahin/ in deren Besitz sich Bülow zu setzen verstanden hatte. [Aber] Allein die wichtigste Quelle für die Geschichte des Dichters blieb ihm [verschlossen] unzugänglich, u. er gestand selbst in seinem Vorworte, daß seine Nachrichten darum /nicht/ der Vollständigkeit ermangeln müßten, weil die Benutzung jener Quelle mit Unerbittlichkeit jede[r]m [Mittheilung an] Fremdem versagt würde. [Ich bin] Im Winter von 1858 zu 1859 war ich so glücklich [gewesen] /— u. ich darf stolz darauf sein —], einen Widerstand zu besiegen, der zeither jeder Bitte um den Einblick in die Papiere entgegengestellt [wurde] worden war, die Bülow [als jene Quelle] unter dieser Quelle [versteht] verstanden hatte. Es [sind] waren die Briefe, welche Kleist an seine Schwester Ulrike vom J[ahr]. 1795 bis zum Morgen des Tages, an welchem er freiwillig aus diesem Leben schied, geschrieben hat. Sie [sind] wurden mir nicht nur zur Kenntnißnahme anvertraut [worden], ich [habe] hatte sogar die Erlaubniß erhalten, sie dem Druck zu übergeben. Auf welchem Wege u. durch welche Vermittlung ich zu diesem Schatze gelangt [bin] war, wäre zu weitläuftig, hier auseinander zu setzen[; es wird genügen, wenn ich bemerke, daß ich das mir von der Besitzerin der Briefe 7] a : gedruckten (Hinzufügung am Rande) 8] b : Absatz Korr. aus einem nicht zu entziffernden Wort

9] b : Beginn Bl. 2V

10]

Handschriftliches Material zur Vorrede August Kobersteins

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geschenkte Vertrauen ganz vorzüglich, oder vielmehr allein der gütigen /Fürsp/ Vermittelung u. Fürsprache einer edlen Frau verBl. 3 r : danke, welche die freundliche Gesinnung, die sie mir seit vielen Jahren bewiesen /hat, durch/, durch diese Vermittelung aufs neue bethätigt /hat u. mich dadurch damit zu 1 1 / u. sich damit ein unverjährbares Recht auf meine Dankbarkeit erworben hat] und dabei auch ganz überflüssig. 1 2 [Ich darf hoffen, daß diese Briefe, sobald sie veröffentlicht sein werden] Die Briefe erschienen im Spätherbst des J . 1859. Sie verbreiteten, wie bald anerkannt wurde, das hellste Licht über Kleists Lebensgang u. insbesondere über /seinen/ die Geschichte seiner inneren Entwickelung [verbreiten werden], [Zu großer Freude gereicht es mir aber, daß /ich/ mir /heute/ die Gelegenheit geboten ist, schon heute einem kleinen befreundeten Kreise mittheilen zu können, was dem deutschen Publicum, welches sich für Kleist interessiert 13 , /vielleicht/ wohl erst in Monaten zugänglich sein wird. Ich werde hier 1 4 zwar keineswegs alle Briefe /hier/ vorlesen, dazu /würde ich/ /die Zeit gewiß/ würde ich /viel mehr Zeit/ viele Stunden 15 brauchen /als mir heute eingeräumt ist/; nur den Inhalt 1 6 / d i e > / der merkwürdigsten sollen Sie hören, u. sollte /ich/ auch für diese der heutige Abend nicht ausreichen, so schmeichle ich mir mit der Hoffnung, daß Sie an dem Anfang Interesse genug finden werden, um /mir für/ d e / n > / m Beschluß an einem andern Abende noch einmal Ihr O h r zu leihen.] 17 Die merkwürdigsten daraus werde ich nun mittheilen, und ich [Ich] glaube am schicklichsten zu verfahren, wenn ich von 1 8 Kleists äußerem 19 Leben die wesentlichen Momente 2 0 berichte, u. an den gehörigen Stellen immer die Briefe einschalte 21 , welche theils [darüber] über diese Momente 2 2 , theils u. vorzüglich über seine jedesmaligen innern Zustände /Aus/ nähere Auskunft geben [, einschalte], Bl. 4 r : Heinrich von Kleist 2 3 wurde am 10. Octbr. 1776 [in] zu Frankfurt a. d. Oder geboren. Zuerst von einem Hauslehrer unterrichtet, sodann im eilften Jahre zu seiner weiteren Ausbildung

11] es folgt ein nicht zu entzifferndes W o r t (evtl.: ewig) 12] R a n d k o r r . : , welches sich für Kleist interessiert, 14] R a n d k o r r . : viele Stunden 16] R a n d k o r r . : den Inhalt 17] b : kein Absatz 19] im Text eingefügt: äußerem 20] R a n d k o r r . : M o m e n t e 21] die Briefe einschalte 22] b : R a n d k o r r . : über diese M o m e n t e strichen

b : kein Absatz 13] hier 15] R a n d k o r r . : 18] R a n d k o r r . : von b : R a n d k o r r . : immer 23] b : N a m e unter-

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einem Geistlichen in Berlin übergeben, bewies er seine ausgezeichneten Anlagen 24 durch die ungewöhnliche Schnelligkeit, mit welcher sich dieselben entwickelten. Etwa fünfzehn Jahre alt, trat er als Junker in das Potsdamer Garde Infanterieregiment, in welchem er den Rheinfeldzug mitmachte; zu Anfang des J. 1795 hoffte er, wie er in dem ältesten uns aufbewahrten Briefe an seine 25 Schwester Ulrike schrieb, demnächst Officier, d. h. nach den damaligen Rangstufen im Heere, Fähndrich zu werden. In seinem Dienstverhältniß versäumte er nicht, sich wissenschaftlich zu beschäftigen, vorzüglich aber überließ er sich seiner Neigung zur Musik, für die er ein nicht unbedeutendes, wiewohl niemals zu eigentlicher Ausbildung/ 26 gelangtes Talent besaß. Bl. l r :

Vorrede 1 . Was zeither über Kleists Leben, zumal sein inneres, zu allgemeiner Kunde gelangt ist, ließ den Gang, den dasselbe genommen, in seiner Ganzheit nur mehr ahnen als überschauen. Die einzelnen Momente darin, die seine im Druck erschienenen Briefe und Brieffragmente in ein helleres Licht hoben 3 , blieben zusammenhanglos, weil die vermittelnden Übergänge sich unserm Blick4 mehr oder weniger entzogen; sie waren überdieß5 zum Theil durch zu weite Zeiträume von einander getrennt, als daß die Nachrichten[, die] über ihn, die uns anderweitig zugekommen sind, ausreichen konnten, die großen Lücken in der Geschichte seiner geistigen und sittlichen Entwickelung einigermaßen auszufüllen, u. 6 diese[n] Nachrichten [fehlte] entbehrten 7 wieder oft 8 [die > ] der vollen Verbürgung. Als nach dem Vorgange Ludw. Tiecks9 im Jahr 1848 Ed. von Bülow von dem Leben des Dichters eine neue Darstellung lieferte, [der eine nicht unbedeutende Anzahl seiner Briefe angefügt waren,] verhehlte er nicht 10 , daß seine Nachrichten vollständiger 11 geworden wären, hätte sich ihm nicht, trotz aller Bemühungen, zu ihr zu gelangen 12 , „die natürlichste und wichtigste Quelle" für die Lebensgeschichte Kleists 13 durchaus unzugänglich 14 erwiesen. 2

24] R a n d k o r r . : seine ausgezeichneten Anlagen 25] R a n d k o r r . : seine 26] hier endet Bl. l v von b. 1] Überschrift unterstrichen 2] Kleist's E 3] a: in hellerem Lichte hervortraten 4] Blicke E 5] überdies E 6] und E 7] entbehrten ü d Z . 8] öfter E 9] Tieck's E 10] a: er gestand selbst 11] a: der Vollständigkeit ermangeln müßten 12] Randkorr. : , trotz aller Bemühungen, zu ihr zu gelangen (E: , trotz allen Bemühungen zu ihr zu gelangen) 13] Kleist's E 14] a: verschlossen b : unzugänglich

Handschriftliches Material zur Vorrede August Kobersteins

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Diese Quelle waren Kleists15 Briefe an seine Schwester Ulrike. Von der gegenwärtigen Besitzerin mir zunächst nur zu eigener Kenntnißnahme anvertraut, [und] sodann aber 16 auf meine Bitte mir zu freierer Verfügung gestellt, erscheinen sie nun hier, nach den von mir genommenen Abschriften, vom ersten, aus dem Anfange des Jahrs 179517 bis zum letzten, vom Morgen seines Todestages, 18 in einem Druck19, dem die sorgfältigste Vergleichung [des Satzes] der Correcturbogen 2 0 mit den Blättern, wie sie von Kleists 21 eigener oder seiner Schwester Hand beschrieben sind, vorangegangen ist. Daß durch sie wirklich nicht nur die Nachrichten über das Leben u. 22 die Schicksale des Dichters nach [ihrem] deren 23 äußeren 24 Verlauf wesentlich vervollständigt u. 2S in vielen Puncten 26 berichtigt werden, sondern daß sie uns auch viel tiefer, als es so lange möglich war, in die Geschichte seines Inneren 27 , in die Reihenfolge seiner Seelenkämpfe und Seelenleiden, 28 blicken lassen, wird jeder, wie ich überzeugt bin, zugeben müssen, Bl. l v : der mit [ihrem I] dem Inhalt [dieser Briefe] die von Ed. v. Bülow verfaßte Biographie sammt den Ergänzungen dazu, welche sich in Jul. Schmidts 29 „Einleitung" 3 0 vor der neuen Ausgabe von Kleists 31 Schriften finden, vergleichen will. Indem ich es einer andern Hand überlasse, nach diesen Briefen u. 3 2 [den Briefen u. Nachrichten in Bülows Buch] nach den oben 3 3 angeführten Büchern 34 die Lebensgeschichte des Dichters 35 aufs neue zu schreiben, beschränke ich mich hier auf [eine] die vorläufige Berichtigung von Einzelheiten in der von Bülow gelieferten Biographie u. 32 auf die Feststellung oder Hervorhebung verschiedener Puñete, die darin theils mehr oder weniger ungewiß gelassen, theils ganz unberührt geblieben sind. Im J. 3 6 1792 trat Kleist in das Regiment (S. 17); [als er] zu Anfang des J. 3 7 1795 war er noch nicht Officier, erwartete aber, es demnächst zu werden 38 (S. 3), d . h . er war noch Junker; 3 9

15] KJeist's E 16] aber üdZ. 17] R a n d k o r r . : , aus dem Anfange des Jahrs 1795 (E: in Gedankenstr. eingeschlossen) 18] R a n d k o r r . : , vom Morgen seines Todestages, (E: in Gedankenstr. eingeschlossen) a: Morgen des Tages, an welchem er freiwillig aus dem Leben schied 19] Drucke E 20] R a n d k o r r . : Correcturbogen 21] Kleist's E 22] und E 23] deren ÜdZ. 24] äußerm E 25] und E 26] Punkten E 27] Innern E 28] Seelenleiden E 29] Schmidt's E 30] Einleitung E 31] Kleist's E 32] und E 33] eben E 34] R a n d k o r r . : nach den oben angeführten Büchern 35] R a n d k o r r . : Dichters 36] Jahre E 37] Jahres E 38] R a n d k o r r . : , erwartete aber, es demnächst zu werden 39] J u n k e r : E

Textkritische Darstellungen - Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

denn wenn ich mich über die 4 0 damaligen militärischen 41 Rangstufen nicht irre, gehörte der Fähndrich schon dem Officiersstande 4 2 an. Seine Universitätsstudien [muß er] in Frankfurt a . d . O . muß er zu Ostern 1799 begonnen haben, da er sich im November dieses Jahres schon in seinem „zweiten akademischen C u r s u s " 4 3 befand (S. 4). Er hatte sich „ 4 4 ein Ziel gesteckt, das — besonders in diesem zweiten Semester — die ununterbrochene Anstrengung aller seiner Kräfte u. 3 2 die Anwendung jeder Minute Zeit erforderte, wenn es erreicht werden sollte" 4 4 (S. 4 f . ) : vorzugsweise beschäftigte ihn wohl die Mathematik (S. 5 u. 10). Durch die übermäßige geistige 45 Anstrengung in dieser Zeit glaubte er später selbst, 4 6 seine Gesundheit untergraben und den Grund zu der tiefen Verstimmung [des] seines 4 7 Gemüths gelegt zu haben, 4 8 [von der] [er] [bereits im nächsten] [Jahre] [Sommer] [befallen wurde.] [Bald sind] die [ihn > sich] schon im J . 4 9 1801 [in ihrer ganzen Stärke her] ihren unseligen Einfluß auf sein Leben u. Handeln 5 0 auszuüben begann (S. 64). Schon 5 1 in Frankfurt fühlte er sich bei weitem nicht so glücklich u. 5 2 froh, wie man nach Bülow's Bericht (S. 9ff.) annehmen könnte: er fand sich, zumal während Ulrikens Abwesenheit, vereinsamt, den meisten Menschen gegenüber fremd, in ihrer Gesellschaft verlegen, beklommen u. 5 2 ängstlich; nur zuweilen gelang es ihm, in der Familie seiner nachherigen Braut „recht froh zu sein" (S. 6ff.)'";"53. In Berlin verstimmte ihn zunächst wieder das Brüten über seine Zukunft: er wußte nicht, ob er sich in ein Amt fügen sollte oder nicht, u. 5 4 da er sich keinem Andern ganz erklären konnte, vermochte er auch nicht, sich irgendwo Raths zu erholen (S. 25). In welcher Absicht die Reise im Spätsommer 1800/ 5 5 Angeklebter Zettel im unteren Drittel von Bl. l v : * Die Culturgeschichte 5 6 , nach der er sich in der Nachschrift zum 4. Briefe erkundigt, war [sicherl] ohne Zweifel das Heft, woraus er seiner Schwester u . 5 7 seinen Freundinnen damals Vorträge hielt (Bülow S. 11).

40] in Betreff der E 41] Randkorr.: militärischen ( E : militairischen) 42] Offizierstande E 43] z w e i t e n akademischen Cursus E 44] Anführungszeichen fehlen E, da kein unmittelbares Zitat aus Brief N r . 2 45] Randkorr.: geistige 46] selbst E 47] Randkorr.: seines 48] Man beachte die verschiedenen Tilgungsansätze 49] Jahre E 50] Randkorr.: u. Handeln ( E : und Handeln) 51] Bereits E 52] und E 53] Einweisungszeichen für Ergänzungszettel; vgl. E S. VI, A n m . 54] und E 55] hier endet Bl. l v 56] C u l t u r g e s c h i c h t e E 57] seiner Schwester u. üdZ. (E: und)

Rudolf K ö p k e : Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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Rudolf Köpke: Handschriftliche Fassung einer unveröffentlichten Kleist-Studie in textkritischer Wiedergabe* ( l r : ) Am 1 Oktober 1810 wurden zu Berlin [sechs] [drei] zwei unscheinbare^] [Druck'[Blätter grauen Löschpapiers [gra] in kleinem Oktav-Formate [grausten Löschpapiers und] mit den stumpfe[sten Lettern Buchstaben]« und schmutzigen Lettern [b >]gedruckt die [von mittlerer Größe] bis zu den kleinsten kaum mehr lesbaren Augenverderbern hinab[gingen>]stiegen, [oeffentlich ausgegeben: zwei führten] [wurden] unter de[ n >]m Titel Berliner Abendblätter erstes Stück öffentlich ausgegeben, [ihnen lag] ein drittes [bei], wo möglich noch kümmerlichem Ansehens [lag bei] war unter der besondern Aufschrift eines Extrablatts [zum ersten Berliner Abendblatt. Es sollte kein] als Beilage hinzugefügt. Nicht der Redakteur, [kein] nicht der Buchdrucker hatte sich genannt; nur [in] [einer enggedruckten Anmerkung] am Ende der vierten Seite las man als Anmerkung die lakonische [gehaltene] Anzeige [von diesem Blatte werde täglich] mit Ausnahme des Sonntags werde täglich zwischen fünf und sechs Uhr Abends ein Viertelbogen dieser Art ausgegeben, die Expedition sei hinter der katholischen Kirche Nr. 3, der Abonnementspreis [betrage] vierteljährlich 18 Groschen Courant, das einzelne Blatt koste 8 Pfennige, [Herr Buchalski schicke es seinen Interessenten ins Haus.] die buchhändlerische Spedition in Monatsheften habe der Buchhändler J. E. Hitzig übernommen. [Kein] Nach einem Programm [verkündete] [w > ] das Inhalt und Zweck [und Absicht des Blattes sei und sprach offen seine Ziele aus. 'Auch ward es wohl Auch der Inhalt war eigenthümlich genug. Als] der neuen Zeitung deutlich ausspreche sah man sich vergebens um. Dagegen erschien als Einleitung [erschien] ein dunkel gehaltenes Gebet des Zoroaster mit dem mystischen Zusätze „Aus einer indischen Handschrift von einem Reisenden in den Ruinen von Palmyra gefunden", [es schien eine Erinnerung an die abentheuerliche Weisheit des Orients zu sein die den Pyramiden und Katakomben entsprossen sein wollte und die vor nicht allzu langer Zeit auch in Berlin ihre Anhänger gehabt hatte. Es *

N o r m a l e Schrift = Getilgter Text der Erstfassung (eckige Klammer = Tilgungszeichen). Halbfette Schrift: Korrekturen über, b z w . unter der Zeile und Änderungen in der Zeile, soweit sie mit diesen Korrekturen im Zusammenhang stehen (eckige Klammer = Tilgungszeichen). Kursive Schrift = letzte Textstufe der Fassung; dabei sind einfache und halbfette Kursivschrift stets im Zusammenhang zu lesen. — Die Kombination von normaler Schrift und einfacher Kursivschrift erlaubt die Rekonstruktion der Erstfassung. 1] unleserliche Stelle

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Textkritische Darstellungen — H e r a u s g e b e r - E i n l e i t u n g e n u n d - A r g u m e n t a t i o n e n

begann] Nicht weiter als bis auf die Weltschöpfung ging es zurück, denn [mit] es begann mit2 [ein > ] der uralten Frage an die Vorsehung warum der Mensch zu einem freien und herrlichen Leben bestimmt dennoch in Ketten und Banden der Blindheit geschlagen werde, und hatte den Trost dafür3 [daß doch] bisweilen werde doch Einer aus Vielen berufen [werde] die Menschen aus ihre[m > }r Schlafsucht [aufzu] zu erwecken. Als [einen] solchen Wächter [fühlte sich der Betende, er will sich] durchdr[i >]ungen [lassen] vo[n > m > ]« dem göttliche[r > ]« [Kraft [zum] des Kampfes]4 Berufe. Den Verderblichen und Unheilbaren [will er] niederzuwerfen, den Lasterhaften zu schrecken, den Irrenden zu warnen, [den Thoren necken.] fühlt und verkündet sich der Betende. Das soll geschehen [auf daß] damit das Reich des Herrn erweitert und verherrlicht werde[n]. Es waren [eine majestätische Ankündigung] (lv:) die größten Aufgaben, der Ton [ein>] des erhaben[en>]ssten Pathos, [einer] reine[n>]r6 Begeisterung und [eines] nicht geringen Bewußtseins [der] eigener Kraft. [Aber] Dennoch mochte man[-eher mochte sich vielleicht nicht] sich des Lächelns [trotz der Anerkennung] nicht erwehren können [wenn er] dieses [Worte] sphinxartige[n] Orakel palmyraischer Weisheit an der Spitze eines Berliner Abendblattes [las] zu lesen und [gleich] darauf einen [Pariser] Correspondenten vom 6 Spt [um so harmloser] von Pariser Cafés und [Charlatanerien plaudern hörte und endlich] Marktschreiereien um so harmloser plaudern zu hören um zuletzt mit einem nichtssagenden Berliner Stadtgerücht von drei Zeilen zu ende[te]n. [In derThat schien] [a>]Auch hier war vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein Schritt [zu sein]7 und [mancher mochte sich [fr > ] zweifelhaft fragen] es konnte sehr zweifelhaft8 sein ob [er] dafür 18 Groschen Courant vierteljährlich nicht immer noch ein[e\ gewagtes Unternehmen sei. [Denn] Der [solide] handfeste Zeitungsleser, [der]8a der Thatsachen oder [eine]9 bestimmte [Meinung] Ansichten, wenn damals [schon noch keine] auch nicht gerade politische, forderte, wußte wenn er [das] Alles gelesen hatte ebenso wenig was [denn der Verfasser] damit eigentlich gemein[e>}t [und] sei noch mit wem er es [hier] zu thun habe. [Woher] Wie kam diese[s >]r unbekannte [Blatt] Fremdling [das] [in dem 10 ] [sein] der sein unscheinbar-

2] Ursprünglicher G e d a n k e n a n s c h l u ß : d e n n mit der uralten Frage. D a n a c h w u r d e das gestr. mit versehentlich nicht wiederhergestellt 3] D u r c h U m k e h r z e i c h e n aus: dafür den Trost 4] Kraft z u m K a m p f e in e i n e m Z u g gestrichen 5] erste F a s s u n g : eines erhabenen 6] reinen > reiner nicht verbessert 7] nicht gestrichen 8] W o r t in der Darstellung wiederholt 8 a ] Ursprünglicher G e d a n k e n a n s c h l u ß : D e r solide Zeitungsleser, der handfeste Tatsachen 9] nicht gestrichen 10] Blatt das in d e m in einem Z u g gestrichen, z w e i t e F a s s u n g : das sein . . . G e w a n d

Rudolf Röpke: Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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[sten][en]es Gewand[e, das mit] von dem Beobachter an der Spree [eine große] [ent >]gelieben zu [sein] haben schien, [unter den Berliner Stadtblättern wie ein unbekannter Fremdling auftauchte ?] und dessen Mund

von orientalischer Weisheit überfloß unter die Berliner Stadtblätter? Wer war dieser sonderbar geheimnisvolle Zeitungsschreiber f [der so im Gewände des orientalischen Weisen so große Worte verkündete? Es

war] Heinrich v. Kleist war es, [der Garde] der ehemalige [f >]Fähnrich [und] von der Potsdamer Garde, der Kantische Philosoph, der Cameralist [und], der Dichter, den quälende Unruhe Rathlosigkeit und Mißgeschick durch alle deutschen Länder umgetrieben, in ein französisches Gefängniß geführt hatten und der [nun, als seine Hoffnungen au[f > ] s Österreich] 1 1 nach

dem

Kriege

von

1809 [gescheitert waren wieder]

dahinzurück[ge]kehrte [war], wo ihm sein letztes Ziel gesteckt war. [Wie] [v >]Viele Hoffnungen und Erwartungen hatte er [nicht] auf die-

sen Irrfahrten verloren, [begraben. Noch einmal wollte er es jetzt als Zeitungsredakteur versuchen, wenngleich auch das zu seinen fehlgeschlagenen Hoffnungen gehörte. Die größten Dinge hatte er von dem Kunstblatte Phoebus erwartet das er mit Adam Müller 1808 in Dresden herausgegeben hatte, und statt des gehofften Ruhmes Verdruß geerntet und Geld verloren; ein anderer Plan für Prag im J . 1809 war gleich im Entstehen durch die politische Niederlage Oesterreichs vernichtet worden; es] (2r:) [fragte sich ob er im J . 1810 in Berlin glücklicher sein werde.] Lange hatte er [in der Welt umhergesucht] nach [irgend~\einer Thätigkeit [gesucht] getrachtet12 die ihn ganz erfülle [nach einer Stellung für die er passe], nirgend hatte sie sich [eine] finden wollen, [er] mit Verachtung hatte er weggeworfen was er [zuerst mit] einst glübend[em Eifer gesucht hatte] ersehnte, sich in [selbstquälerischen] Zweifeln [aufgerieben die ihm Alles nichtig erscheinen ließen, auch] über die Aufgaben des Lebens verzehrt, sein reiches Talent [und seine Schöpfungen und doch hatte er einen leidenschaftlichen Zorn auf die geworfen die seine Dichtungen nicht anerkennen wollten, gekämpft hatte er mit dem Leben] [Dasein] mit dem stolzen Zorn verkannter Kraft [als ein ebenbürtiges] den ersten selbst angereiht, und es dann selbstquälerisch verkleinert. Die Menschen bald ehrgeizig gesucht bald feindselig gemieden und wie mit einem dunkeln Räthsel an dessen Lösung der Mensch [nun einmal ver-] sich abzu arbeiten verdammt sei [sich abzuarbeiten, eine Erhebung war es ihm gewesen endlich die Schaale des ganzen Zorns der sich in seinem Innern gesammelt hatte auf das Haupt des großen 11] Zwischenstufe, durch Umkehrzeichen hergestellt: nach dem Kriege von 1809 aus Österreich 12] getrachtet vor [gesucht]

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Textkritische Darstellungen -

Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

Nationalfeindes ausgießen zu können und jetzt hatte dieser gesiegt und er hatte], mit dem Dasein gerungen. Endlich war aus der Asche des geheimen Ingrimms die er in sich barg unter der Einwirkung des allgemeinen deutschen Elends die Flamme der Vaterlandsliebe hoch emporgeschlagen, den schonungslosen Feind seines Volks zu bekämpfen, nationale Freiheit und Wiedergeburt herbeiführen zu helfen ward der Wunsch in dem alles andere aufging. Da siegte Napoleon und Kleist verließ die Oesterreichischen Lande wo er eine Freistatt für diesen Haß gefunden hatte[, verlassen müssen. Nicht]. Nicht minder [hart unter seinen unablässigen Seelenkämpfen] drückte ihn [eine] die äußere Noth; l3denn unerwartet schnell war ihm eine Quelle des Unterhalts die ihm königliche Großmuth eröffnet hatte, wieder versiegt. Am lOten März 1810 hatte er der Königin Luise sein bekanntes Sonett überreicht, sie hatte es vor den Augen des Hofes gelesen, war zu Thränen gerührt worden und [ih] hatte ihre Bereit[ Willigkeit ]sc/w/i 14 dem Dichter zu helfen ausgesprochen, sie bewilligte ihm eine Pension aus ihrer Privatschatulle. Aber schon ein Vierteljahr später machte ihr Tod dem kurzen Glück ein Ende. || [s>]Seme [Mittel und die], seiner nächsten Verwandten Mittel waren [verbraucht, er sollte und mußte sich eine Existenz schaffen. In einem seiner früheren Briefe hatte er einmal ausgesprochen] erschöpft, er mußte auf Erwerb denken. Neun Jahre früher in den Anfängen seiner dichterischen Zeit hatte er einmal in einem Briefe vom 10 Oct. 1801 gesagt daß er es nicht begreife wie der Dichter [seine] das Kind[er] [auf offenem Markte ausstellen und verkaufen] seiner Liebe einem so rohen Haufen wie die Menschen übergeben könne: [Jetzt war er ungefähr] Längst hatte er das gelernt und wieder war er jetzt in der Lage sich zu diesem [harten] schweren Entschlüsse bequemen [zu müssen. Tagtäglich wollte er], ja auch den litterarischen Tagesmarkt betreten zu müssen. 15Schon einmal als er im Jahre 1808 mit Adam Müller in Dresden das Kunstjournal Phoebus herausgab war er damit gescheitert, jetzt wollte er tagtäglich vor der Menge belehrend u. unterhaltend [vor dem großen Publikum] erscheinen. Er, der [nicht allein durch seine] sich bald unter dem Bann der Empfindungen und \}>~\Leidenschaft\Yic\ien Aufwallungen, auch durch seine Gedanken und deren] bald [durch] d[ie >\er unwillkührlichen Verkettung [oft tyrannisch beherrscht wurde] seiner Gedanken so gebunden fühlte daß minder Eingeweihte an ihm Spuren der Geistes[zerrüttung] -abwesenheit wahrzunehmen [glaubten,] meinten, er [wollte

13] Text auf Bl. 13 u . d . T . : Zusätze, durch die Ziffer 1 markiert. 15] Text am unteren Rand der Seite, durch f markiert.

14] Schaft üdZ.

Rudolf K ö p k e : Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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ein oeffentlicher Tagessprecher werden], der [so] oft geklagt hatte, er verstehe die Menschen, die Menschen ihn nicht, [denn] schon die Sprache [schon] vermöge den Gedanken nicht auszudrücken, er wollte ein oeffentlicher Tagesredner werden; dazu wenig gewandt in äußern Dingen, zumeist in Allem, was Verkehr und Wandel betrifft, ohne Geschick für Geschäfte, und [voll] [Menschenhaß]16 trotz seines Hasses kindlich gutmüthig und voll idealistischer Vorstellungen. Nur wer so geartet war konnte von einem solchen (2v:) Blatte und solchem Eingange große Dinge erwarten. [Vielleicht] Er mochte [er] dabei auf einige Verbindungen und Freunde [gerechnet haben, als er nach Berlin zurückkehrte, denn noch fehlte es ihm keineswegs an Verbindungen und Bekanntschaften] rechnen, die er aufrecht erhalten oder wieder angeknüpft hatte, er verkehrte im Hause Altensteins de[s >]r damal[igen>]$ Finanzminister[s Altenstein] war und Stägemanns, [er war in naher Verbindung mit] und hatte mit den jüngern Romantikern, die [gegenwärtig] damals in Berlin waren, Achim v. Arnim, Brentano, Fouque, [vor Allem mochte er gerechnet haben auf seinen Freund] Bekanntschaft gemacht, und auch sein Freund Adam Müller [der ihm schon in Dresden zur Seite gestanden und mit dem ihn doch wieder zeitweise die wunderlichsten Einbildungen entzweit hatten. Zugleich hatte ihm seine Dichtung da noch einmal freie Wege wie es schien eröffnet: er hatte der Königin Luise das an sie gerichtete Sonett überreicht, es war im Hofcirkel vorgelesen worden und hatte die Königin zu Thränen gerührt die darauf von der bedrängten Lage des Dichters unterrichtet ihm eine Pension aus ihrer Privatschatulle bewilligt hatte. Auf vaterländische Stoffe hingelenkt hatte er darauf] wollte dort wieder sein Heil versuchen; endlich hoffte er seinen Prinzen von Homburg [gedichtet der auf dem Privattheater des Fürsten Radziwill] nachdem man ihn auf vaterländische Stoffe hingewiesen hatte auf der Nationalbühne zur Darstellung [kommen sollte. Der Tod der Königin hatte seinem kurzen Glück freilich bald genug ein Ende gemacht und wieder sah er sich auf seine Kräfte allein angewiesen und somit hatte er denn den Gedanken einer neuen Berliner Zeitung aufgenommen] zu bringen. Doch leider täuschte er sich über die Lage der Dinge, über die Stärke seiner Verbindungen. Berlin war damals für journalistische Publicistik ein sehr kärglicher Boden [, > ] . [ [einige] den wenige Blätter [sehr verschiedener Art theilten und bear] in sehr verschiedener Weise bearbeiteten [ihn] soweit das möglich war.] [Die Zeit war eine durch u. durch politische aber dennoch durfte keine der schwebenden Fragen öffentlich besprochen werden, die Censur herrschte strenger als je und 16] Menschenhaß

nicht gestrichen

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

der Gedanke einer öffentlichen Erörterung der Dinge die jedermann zunächst am Herzen lagen galt den Politikern der alten Schule und den Ängstlichen überhaupt für staatsgefährlich, auch hatte die Entzügelung der Presse nach einer Seite hin unter dem Einfluß der französischen Herrschaft zu Erscheinungen geführt die jedes deutsche Herz empörten. Nicht minder schlimm] Die Überfülle des politischen Stoffs der in der Zeit lag und die Ängstlichkeit der Verwaltung trugen gleichmäßig dazu bei öffentliche Stimmen die sich vielleicht hervorwagen mochten zu ersticken. (3r:) [war][d>] Die gegenwärtige [politische] Lage\^\ war ungemein schwierig [war sie für den Staat überhaupt der kaum dem Kriegsverderben entgangen sich am Rande des Abgrunds hinbe17wegte und], es galt eine Reihe von Krisen im Innern und nach Außen zu überwinden, von denen eine jede Kleist18 unter günstigeren Verhältnissen eine Lebensfrage [hätte werden] für die Arbeit19 gewesen wäre, jetzt sollten unter de[n >]m [Augen] Drucke der [argwöhnischen] [und] 20 feindseeligen [französischen] Politik Frankreichs die [größten inneren Reformen] Umbildung und [die] zugleich die Vorbereitungen für] einer künftigen Erhebung [zugleich] durchgeführ[en]t [sollte] werden. Sehr wohl waren die21 französischen Aufpasser mit dem Stande der Parteien und ihren Absichten [und auch] den Personen bekannt, [die unschuldigsten] unbedeutende Äußerungen [wurden bewacht und harte Strafen waren theils angedroht theils wirklich vollzogen worden. Die an andern Orten gegebenen Schreckensbeispiele waren noch in frischem Andenken. Von der andern Seite drängte die deutsche Partei zu entschiedenen Maaßregeln und Anstrengungen, sie wollte und hoffte auf eine volksthümliche Kundgebung. Ein Wort konnte ein ungeahntes Verderben herbeiführen und die Existenz des Ganzen aufs Spiel setzen. Die ohnehin ängstliche Censurpolizei ward noch ängstlicher, sie hatte eine Veranlassung mehr jedem unbequemen Versuche öffentliche Dinge öffentlich zu besprechen oder gar zu kritisiren entgegenzutreten. Aber im Allgemeinen war der Sinn des großen] konnten [zu gefährlichem] Argwohn erwecken und zu [gefährlichen politischen] Erörterungen führen22, die bei dem politischen System welches man einhielt, unmittelbar gefährlich werden konnten. Gewiß war Vorsicht sehr gerathen Aber freilich war der Behörde der alten Schule kein Gedanke unerträglicher als die Geheimnisse der Re-

17] be üdZ. (Schreibfehlerkorrektur) 18] Kleist nachträglich eingefügt 19] für die Arbeit udZ. 20] Nach der Streichung irrtümlich unterpunktiert 21] Sehr wohl waren die gestr., dann wieder hergestellt 22] führen nachträglich eingefügt

Rudolf K ö p k e : Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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gierungsweisheit [auf] oeffentlich besprochen, selbst nur vorübergehend berührt zu sehen und ihr Widerwille und ihre Ängstlichkeit benutzte die gegenwärtige Gefahr als [Vorwand] Entschuldigung größerer Censurstrenge. Auch waren die Ausbrüche empörender Schmähsucht, der [sich die] von den Franzosen in der Zeit der Besetzung Berlins beschützten Presse noch in lebhaftem Andenken. In dem lesenden Publikum[s] [noch wenig darauf gerichtet, selbst zum Theil Gegenstand] selbst, so sehr es bei der großen politischen Umgestaltung [war es doch] [noch] 23 [zu sehr] betheiligt war, hatte doch noch kein überwiegend politisches Interesse es war noch darin gewöhnt [geleitet, regiert zu werden], den Anstoß von Oben her zu empfangen als daß es große Neigung gehabt hätte an diesen Dingen selbstthätig Theil zu nehmen, die es [nur wenig] ohnehin nicht zu übersehen vermochte. [Der Sinn für Politik war noch nicht erwacht,] [n>]/VocÄ überwog d[zs>]ie aeltere litterarische [Interesse] Liebhaberei d[as >]ie [ja] selbst in den Zeiten des schwersten [nationalen] Unglücks [die Geister beherrscht und einstweilen zu trösten vermocht hatte. Die Theilnahme an dichterischen Erzeugnissen und Schulen, das Gemeinnützige wie es von den Aufklärern entwickelt worden [überliefert] war, das Lokale und] ein Trost gewesen war; dies und das rein Berlinische, Paraden und Garnisongeschichten24, Theater und Schauspieler, oeffentliche Vergnügungen und25 Unglücksfälle [und] [Diebsgeschichten und Marktpolizei] bildete >n den [bunt zusammengesetzten] [ergötzlichen] Stoff [um den] [an dem] (3v:) [sich das Interesse] der die Theilnahme des lesenden und schreibenden Publikums [auf und abbewegte und die Censur war sogleich bemüht beide in diesen Schranken zu erhalten. Für die erlaubten politischen Bedürfnisse sorgten die beiden alten Berlinischen Blätter die Vossische und Spenersche Zeitung, die im Besitze eines königlichen Privilegiums das Monopol der oeffentlichen Politik hatten und aufrecht erhielten, in dem 26 ] hinreichend in Anspruch nahm. Das Monopol der erlaubten politischen Nachrichten hatten die beiden alten Berlinischen Blätter die Vossische und Spenersche Zeitung. Die gemeinnützige Wissenschaft wie die alten Aufklärer [wie] und Starkgeister aus Friedrichs Zeit sie zu predigen pflegten, hatte ihr\t\ Hauptorgan in Biesters neuer Berlinischer Monatsschrift. Doch Friedrichs Zeit war nicht mehr und die starken Geister schwach geworden. Ihr nah verwandt, der alte Philister auf dem Gebiete der Litteratur und Kunst war [das litterarische Journal] der26 Freimüthige[n] [unter 23] nicht gestr. 24] Paraden und Garnisongeschichten nach: Theater und Schauspieler durch Einweisungszeichen eingezogen 25] und gestr. u. wiederhergestellt 26] Satzanschluß durch dem > der hergestellt.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

G. Merkels Redaktion und der eleganten Zeitung bekämpften sich oft zur Belustigung des Publikums die beiden litterarischen Parteien, dort] [die Reste der alten Aufklärer,] [die Männer des gesunden Menschenverstandes, einst die Gegner Goethes, die Nicolaiten die sich nun um Kotzebues Fahne gesammelt hatten und ihren ganzen Groll auf die], in dem [die Reste der alten Aufklärer] 27 [sich gesammelt hatten, sorgte für die litterarischen 273 ] [Bedürfnisse und] sich früher Kotzebues Freunde gesammelt hatten und den28 seit 1809 A.Kuhn herausgab; noch setzte er29 seine Kämpfe gegen Romantiker [und] Obscuranten [übertragen hatten, auf die] und Naturphilosophen [und ihre Freunde deren Führer die Schlegel waren. Für] rüstig fort. Im breiten Hausvaterton lehrte Wadzecks Berlinisches Wochenblatt für den gebildeten Bürger und denkenden Landmann und das Publikum endlich30 [das nur Sonntags oder] welches in der Werkstätte [und>] oder Küche zu lesen pflegte [sorgte] unterhielt trefflich mit [seinen] Schauergeschichten und Hausnachrichten der Beobachter an der Spree. Unter [diesen Umständen wo politische] solchen Verhältnissen [und Censurpolizei, die Geschmacksrichtung des Publikums und das Monopol den Raum für oeffentliche litterarische Einwirkungen so sehr beschränkten,] war es [in der That] keine leichte Aufgabe ein[e] neues oeffentliches Blatt zu begründen und ihm Haltung und Ansehen zu verschaffen^ setzte eine mehr als gewöhnliche Gewandtheit voraus. Eben dies wollte Kleist versuchen. Zu diesem Zwecke hatte er sich wie er selbst sagte] Auch ein Gewandterer als Kleist hätte daran scheitern können, [m > ] Mit den vorzüglichsten Köpfen der Stadt [ver][bunden, er hatte Arnim, Brentano, Fouque, Friedrich Schulz gewonnen neben A. Müller. Aber er sah wohl das reiche nicht aus, er mußte das lokale Interesse für sich gewinnen, neben Zoroasters Weisheit waren Berliner Notizen eine in keiner Weise zu verschmähende Quelle des Einflusses], wie31 er schrieb hatte er sich zu diesem schweren Unternehmen verbunden: es waren die oben genannten Freunde, aber ihr guter WiUe oder ihre gelegentlichen Beiträge reichten lange nicht aus; Berlinische oder allgemeine politische Nachrichten waren eine weit bedeutendere Hilfe ,namentlich wenn es ihm gelang [ihnen] seiner Zeitung einen halb oder ganz amtlichen Charakter zu geben; das war es was [Kleist] er dringend wünschte. Zu diesem Zwecke hatte er [sich mit dem einflußreichen Polizei] den [p >]Praesidenten fustus Gruner ,der zu27] die Reste der alten Aufklärer (siehe 4 Zeilen zuvor) in der textkrit. Wiedergabe wiederholt 2 7 a ] [ ] versehentlich nicht getilgt 28] den nachträglich eingefügt 29] er nachträglich eingefügt 30] endlich gestr. u. wiederhergestellt 31] w i e < [ v e r ] (siehe 5 Zeilen zuvor)

Rudolf K ö p k e : Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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gleich Censor der nicht politischen Zeitschriften war, um Mittheilung polizeilicher (4r:) [in Verbindung gesetzt. Während dessen [so] zeigte er ohne Nennung seines Namens als Redaktion] Notizen ersucht. Zugleich zeigte er ohne seinen Namen zu nennen die Berliner Abendblätter [die neue Zeitung] unter dem 25 Septber 1810 in der Vossischen [an, wo als Zweck, nicht ohne Sarkasmus angezeigt wurde] Zeitung mit dem [sarkastischen] Bemerken vorläufig an, man werde versuchen das Publikum auf eine vernünftige Weise zu unterhalten „in sofern das überhaupt ausführbar sei". [Eine] So stieß er seine Leser sogleich vor den Kopf und verhieß ihnen eine weitläuftigere [Anzeige] Darlegung[, die aus Rücksichten unterbleiben müsse, ward] nicht am Anfang sondern für den Schluß [verheißen. Diese Rücksichten waren eben die noch mit dem Polizeipraesidenten schwebenden Verhandlungen nach denen Kleist sein Programm abzufassen hoffte] des Blattes! Offenbar waren seine Verhandlungen mit Gruner damals noch nicht abgeschlossen. Doch konnte erfdas] das [erste] Ergebnis [war auch nicht eben ungünstig und in einem der ersten beigelegten Extrablatte von einem dankte er] derselben in dem ersten Extrablatte dahin aussprechen daß er durch de[m >]« Polizeipraesidenten32 [— der jedes Unternehmen gemeinnütziger Art mit so vieler Güte und Bereitwilligkeit unterstütze — daß er die Redaktion] in den Stand gesetzt sei über Alles was in der Stadt und ihren Grenzen polizeilich Merkwürdiges vorfalle [ausführlich und] glaubwürdigen Bericht zu erstatten; und da man auch auf statistische Nachrichten aus den Provinzen rechnen könne, sollten diese Blätter eine fortlaufende Chronik nicht allein Berlins sondern des Königreichs Preußen werden. [Darauf folgten mehrere Polizeirapporte die ausschließlich von zahlreichen Bränden in und außer der Stadt berichteten, denn das Publikum wurde damals durch eine Mordbrennerbande in Schrecken gesetzt [bei] die [sich] nebenher noch durch eine halb sagenhaft gewordene Person, die schöne Luise, die eine Hauptanstifterin sein sollte die allgemeine Neugier erregte. Vielleicht wäre den Abendblättern geholfen gewesen, wenn sich das] [h >]Hätte sich dies durchführen lassen [was jene Zeilen verhießen], s[ie > ] o wären [ein > ] die Abendblätter ein Journal geworden etwa wie die Jahrbücher der Preußischen Monarchie von 1797 die noch heute eine nicht unbedeutende Quelle für die [ E r k > ] Kenntniß der damaligen Zustände sind. [Indeß dazu gehörten wirklich umfassende Materialien, Ausdauer u. Gewandtheit. Aber gerade auf] Auf diese Grundlage hin hatte Kleist mit seinem Buchhändler Hitzig, den der Drang der Zeiten aus einem Juristen und romantischen Jünger 32] Polizeipraesident[en > ] [ihn > ] e n (wiederhergestellt)

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

zum Geschäftsmann gemacht hatten, seinen Contrakt [abgeschlossen. In der Hoffnung auf eine Unterstützung dieser Art hatte er Kleist] (4v:) ein jährliches Honorar von 800 rth [zugesagt, das die Kosten seiner Existenz decken sollte] abgeschlossen. Es war für ihn eine Lebensfrage, denn es war die einzige Hülfsquelle aus der33 seinen Aufenthalt in Berlin zu decken hoffte. Nachdem endlich Alles leidlich in Gang gebracht [war] schien trat er am 22 October in seinem Blatte offen als Herausgeber hervor und bezeichnete als Zweck desselben zwar die Unterhaltung aller Stände des Volks aber doch auch „Beförderung der Nationalsache nach allen erdenklichen Richtungen hin". [Das war ein großes] Wie groß war dies Wort[! >],[Wie] [viel gehörte nicht dazu und wie waren] [weit mußten nicht] [vier Octavseiten täglich X X 3 4 allen erdenklichen Richtungen hin dahinter zurückbleiben] und wie klein [und 3 5 auch dürftig] waren diese vier täglichen Octavseiten! Nun ließ es Kleist an Arbeit und Eifer nicht fehlen, er brachte Erzählungen in Prosa und Versen, [Anekd] tiefsinnige oder gemeinnützige Betrachtungen, patriotische Anekdoten und gelegentliche Theaterkritiken. Achim v.Arnim und Brentano berichteten über die Kunstausstellung, [der 3Sa ] [letzt] Brentano besonders setzte dem geistvollen Philipp Otto Runge [ein Ehrengedaechtniß] in warmer Rede ein Ehrendenkmal, Friedrich Schulz sprach i>o[m>]ra Schauspiel und Schauspielern, Fouque ließ sich einige Male salbungsvoll vernehmen und Adam Müller philosophierte in seiner Weise über einzelne Fragen des Staatslebens. [Aber dies Versprechen war] Wie wunderlich stachen dagegen die Berliner Polizeirapporte ab die von rauchenden Kohlenträgern, Brandschäden, tollen Hunden, falschen Maßen, gestohlenen Eßlöffeln und erhenkten Posamentierer berichteten! Es war ein buntes und wunderliches Gemisch des Verschiedenartigsten und es fehlte nicht an geistvollen Beiträgen, wie denn kaum Etwas was Kleist selbst geschrieben hat ganz unbedeutend ist, aber das Ganze erscheint zusammenhanglos, unbeholfen, [ohne durchgreifenden Charakter] und konnte schwerlich einen zahlreichen Leserkreis gewinnen. 36Wenn Kleist seinem Blatte keinen entschiedenen Charakter zu geben vermochte so gewann es dennoch [es 36a ] [d > ] ohne daß er es bemerkte vielleicht wider seinen Willen eine[n] immer deutlicher hervortretende Färbung die mit der Zeit die Existenz desselben [b >]ge[drohen]fährden mußte. Es waren die Beiträge Adam Müllers die aus dem Tagesblatt das der Unterhaltung und dem gemeinen Nutzen gewidmet sein sollte, eine Oppositionszeitung gegen die Regierung Hardenbergs zu machen drohte und das 33] Zu ergänzen ist: er

34] Unleserlich

36] Hier beginnt Rahmers A b d r u c k

35] und nicht gestr.

35a] [der] nicht gestr.

3 6 a ] [es] nicht gestrichen

Rudolf Köpke: Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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wollte Kleist gewiß nicht. Auch A. Müller, ein geborener Berliner war nach manchen [litterarischen] Kreuz und Querzügen, auf denen er sich nach Art der Schlegel und angeregt von Gentz als wandernder Staats und Litteraturphilosoph in oeffentlichen Vorlesungen vor einem gemischten Publikum hatte vernehmen lassen nach seiner Vaterstadt wieder zurückgekehrt. Freilich ganz anders als er gegangen denn er war bereits katholisch geworden hatte seine Philosophie des Gegensatzes (5r:) [ . . . ] - ( 1 2 v : ) [. . .] 37 Endgültiger, reduzierter Text in der Einleitung zu: Heinrich von Kleist's Politische Schriften und andere Nachträge zu seinen Werken, Berlin 1862, S. 26:

In dem unscheinbarsten Gewände, der Zeit angemessen, wo man alle Veranlassungen hatte, geräuschlos zu wirken, traten die Berliner Abendblätter seit dem I.October 1810 auf. Klein Octav, graues Löschpapier, stumpfe Lettern, die von mittlerer Größe, unter Anwendung aller Hülfen der Raumersparniß, bis zu den kleinsten Augentödtern hinabstiegen, durch zahllose Druckfehler entstellt, bieten sie einen ungemein kümmerlichen Anblick dar; äußerlich stehen sie auf einer Stufe mit dem bekannten Berliner Localblatte, der Beobachter an der Spree. Kein Programm war vorangeschickt, das über den Zweck des Blatts Andeutungen gegeben hätte, selbst in der ersten Nummer nannten sich weder Redacteur noch Buchdrucker, und erst unter dem 22. October trat Kleist in einer von ihm unterzeichneten Erklärung aus dem Dunkel hervor, während die buchhändlerische Spedition von J. E. Hitzig übernommen wurde. Neue Papierlage 38 . Bogen 15 von fremder Hand geschrieben 39 mit handschriftlichen Korrekturen Köpkes. Synoptisch wiedergegeben im Zusammenhang mit dem endgültigen Text 4 0 in der Einleitung, S. 27:

(15 r :) . . . doch geht er auf || [eine Ausscheidung [dieser Beiträge] desselben [und ihre Aufnahme in den Nachlaß] nicht einzugehen], Bülow erhielt beim Abschlu[ß]sse seines Buchs [eine Anzahl einzelner Blätter, die Varnhagen gesammelt hatte;], Wie er in der Vorrede sagt, noch ein Exempiar[.]; [DJdoch ist es entweder nicht vollständig gewesen oder von ihm nicht vollständig benutzt worden^], [D]denn in [seinem] dem Anhange [faßte] [hat] giebt er nur 37] Vgl. S. Rahmer: Heinrich von Kleist ab Mensch und Dichter. Berlin 1909, S. 424—434 u . d . T . : Rudolf Köpke über Adam Müller und die Abendblätter. Ohne Wiedergabe der Varianten. 38] Bl. 13 enthält Zusätze zu einer Textstelle auf S. 2' (siehe dort, Fußn. 13). 39] Ursprünglich 14, danach geändert in: 15. Notiz von fremder H a n d : N B 14 würde hiernach fehlen 40] groteske Schrift = endgültiger Text (Kursiv = Einfügungen in den Druck); groteske halbfette Schrift = handschriftliche Einfügungen Köpkes in das Manuskript

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

zwei [Nachträge] Stücke [heraus,] [gefaßt,] „über das Marionettentheater" und „eine Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege"; [und] [das Übrige bezeichnete er] das Übrige bezeichnet er „als [,,]unbedeutende[,] gelegentliche Aufsätze und Bemerkungen". (Randnotizen Köpkes:) [Kleist] Oct. 10 Kleist sucht G r . U n t e r s t ü t z u n g d u r c h * Pol.nachrichten nach 3 Nov. Differenz m i t * d. Min. d. Auswärtigen wegen polit. Nachrichten Nov. A r t über Finanzen gegen H . Cabinetsordre wegen strengerer Censur. Ende N o v . Besprechungen m i t * G r u n e r . Anerbieten. Anf. Dec. Besprechung m i t * R a u m e r . Anerbieten. Mißdeutung Officielles Blatt auf * Anweisung dBehörden 8. Dec. Abweisung G r u n e r s 17— Ausgleichung zwischen * K . u. R . Frage wegen polit. Nachrichten Febr. I I N e u e Mißverständnisse da d. Nachrichten a u s b l i e b e n Schriftwechsel. Forderung Mrz. Ausgleichung. Ende.

Auch der neueste Herausgeber J[.]u//an Schmidt hat der Abendblätter nicht habhaft werden können. Ich würde mich in [derselben] gleicher Lage befinden, wenn mich nicht Herr Freiherr W. v. Maitzahn durch die freundschaftliche Mittheilung [der 75 Blätter vom 1. Oktober bis 28". December 1810] derselben aus seinem reichen Bücherschatze in den Stand gesetzt hätte, [durch eigene Untersuchung] diese verschüttete Quelle durch eigene Untersuchung wieder zu 40a

Öffnen. [Ich werde zu jenen Bruch(15 v :) stücken, die ich handschriftlich besaß, eine Anzahl bereits gedruckter, aber verschollener Aufsätze Kleist's geben und somit] Fortsetzung des endgültigen Textes in der Einleitung, S. 27, in dem Köpke einige Formulierungen von S. 17a v (siehe dort) wieder aufgreift.

Vor mir liegen 75 Blätter vom I.October bis 28.December 1810, ein volles Quartal. Aber wie sich aus dem Briefe Kleist's an F. v. Raumer vom 21. Februar 1811 in dessen kürzlich erschienenen Lebenserinnerungen und Briefwechsel ergiebt, sind die Abendblätter erst gegen Ende dieses Monats eingegangen; die letzten Nummern scheinen ganz verschollen zu sein. Mitarbeiter waren Adam Müller, A. v. Arnim, Brentano, Friedrich Schulz, Fouque und einige andere. Doch litt das Unternehmen an innerer Planlosigkeit, es brachte bunt zusammengewürfelte Artikel über Fragen der innem Politik und/ (S. 28) Mit Kürzel geschrieben. 40 a] Anschluß ohne Absatz

Rudolf K ö p k e : Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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das Theater, dichterische Beiträge und Polizeiberichte, und scheiterte zuletzt an dem Zerwürfniß mit den obersten Staatsbehörden, auf deren Unterstützung Kleist nicht ohne Selbsttäuschung gerechnet hatte, wie seine leidenschaftliche Anklage F. v. Raumers beweist. Er selbst hat zahlreiche und sehr verschiedenartige Beiträge geliefert. Aus der Ermittelung und Zusammenstellung derselben wird sich 41 eine nicht ganz geringe und kaum noch gehoffte Nachern[d]te [halten können.]] ergeben, die ich mit den vorher besprochenen handschriftlichen Bruchstücken zu einem Ganzen verbinde. Fortsetzung des handschriftlichen Textes. D e r Anschluß an den endgültigen Text wird auf S. 103, Z. 31 gewonnen.

Noch füge ich Einiges über den Inhalt und das kurze Leben dieser Abendblätter [füge ich] hinzu. Am 22" Oktober trat Kleist mit folgender 4 2 „Erklärung" aus dem bisherigen Dunkel heraus: „Mancherlei Rücksichten bestimmen mich, mit diesem Blatt, welches sich nunmehr etablirt hat aus der Masse anonymer 4 2 Institute heraus zu treten. Demnach bleibt der Zweck desselben zwar in der ersten Instanz Unterhaltung aller Stände des Volks; in der zweiten aber ist er nach allen erdenklichen Richtungen, Beförderung der Nationalsache überhaupt, und mit meinem verbindlichsten Dank an den unbekannten Herrn Mitarbeiter, der in (15a r :) dem nächstfolgenden Aufsatz zuerst ein gründliches Gespräch darüber einging, unterschreibe ich mich der Herausgeber der Abendblätter Heinrich von Kleist. [Aber die angekündigte höhere Unterstützung blieb aus. Kleist hatte geglaubt auf eine Unterstützung durch den Staatskanzler Hardenberg rechnen zu dürfen, doch kam es dazu nicht. Kleist mußte sein Blatt eingehen lassen und richtete nur, wie er an Fouque am 25" April 1811 schrieb an den jenen 43 , wegen Unterdrückung der Abendblätter „eine Entschädigungsforderung, da er ihn auf eine unerhörte und ganz willkürliche Strenge der Censur in die Nothwendigkeit gesetzt, den ganzen Geist der Abendblätter in Bezug auf die öffentlichen Angelegenheiten um zu ändern" (Briefe an Friedrich Baron de la Motte Fouque mit einem Vorwort von Kletke I, 223) Damit gingen die (15a v :) Abendblätter zu Grabe.] Da [man] er nur den spärlichen Raum von vier [Abend] Octavblättern zur Verfügung hatte, galt es freilich haushälterisch zu sein, wenn man zugleich unterhaltend und 41] Anschluß ohne Absatz 42] In der Abschrift freigelassen, von K ö p k e nachträglich eingefügt 43] j e n e [ r > ] n Abschriftfehler

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

belehrend, litterarisch und politisch, ideal und berlinisch lokal sein wollte. Die ersten Seiten gehör[t]en belehrenden Betrachtungen oder dichterischen Darstellungen in Vers und Prosa, dann folgen Correspondenzartikel verschiedene^ > ] n Inhalts [oder], kleinere Anekdoten, Berichte über Theater, Tagesbegebenheiten und Polizeirapporte, in denen das Füllhorn der Anzeigen von Unglücksfällen, Bränden, Diebstählen und sonstigen Nachrichten dieser Art ausgeschüttet wird. Doch krankte [D]das Blatt [erkrankte] 433 von vorn herein an einer bedenklichen Unklarheit seiner Aufgabe, [denn] es gab entweder viel zu viel oder zu wenig, und nicht minder seiner (16 r :) 44 Stellung zu den Staatsbehörden. Gern hätte Kleist aus dem Unterhaltungsblatte eine politische und officielle Zeitung gemacht. Zu dem Zwecke hatte er eine amtliche Unterstützung nachgesucht, und als er durch den Polizeipräsidenten Gruner wirklich einige Mittheilungen aus den Tagesrapporten erhielt, glaubte er sich, wie er in einem Extrablatt zur ersten Nummer erklärt, in den Stand gesetzt auf Grund dieser und statistischer Nachrichten eine fortlaufende Chronik Berlins und des Staats geben zu können. In dieser Absicht habe er sich, so schrieb er am 3 December an Hardenberg, „mit mehreren der vorzüglichsten Köpfe [d > ] unserer Stadt" verbunden. Als seine Mitarbeiter erschienen Adam Müller für Politik und Staatswirthschaft, A. v. Arnim und Brentano für Kunst, Friedrich Schulz als Theaterkritiker, vorübergehend auch Fouque und einige Ungenannte. Bald indeß kam es zu bedenklichen Reibungen. Unter der Uberschrift „Miscellen" waren hier und da auch einige unbedeutende politische Notizen mit untergelaufen: eine vom 3 November brachte die Nachricht von der Niederlage des General Reynier durch die Spanier und der Ungnade des Herzogs von Abrantes. Dies erregte Bedenken im Ministerium des Auswärtigen und Gruner ward als Polizeicensor angewiesen für die Unterdrückung aller politischen Artikel in den Abendblättern, da sie keine politische Zeitung seien, zu sorgen. Dazu kam die zweideutige Haltung in der Frage innerer Politik, die sich aus der Verbindung mit A. Müller ergab. Dieser [war ein ent] begann als entschiedener politischer Parteimann unter verschiedenen (16 v :) Chiffern Artikel zu liefern, in denen er zwar vorsichtig aber doch deutlich genug die Verwaltung Hardenbergs einer mißliebigen Kritik unterwarf. Er schien dies kleine Blatt zum Ausdruck der alten Partei machen zu wollen. Er schrieb „freimüthige Gedanken bei Gelegenheit der neu errichteten Universität in Berlin" über wissenschaftliche Deputationen, über Christian Jakob Kraus und dessen 43 a] Realkorrektur: [er]kranken

44] Hier beginnt Köpkes Handschrift

Rudolf K ö p k e : Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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bedenklichen Einfluß auf die neue Gesetzgebung. In demselben Sinne brachte er am 16 November einen Aufsatz vom Nationalkredit, der Kleist einen Verweis von Seiten Gruners mit der Bemerkung zuzog, man könne sein Blatt* nur unterstützen, wenn „er es den Interessen der Staatskanzlei gemäß" führe. Kleist sah darin einen Versuch sein Blatt zu erkaufen und antwortete nicht ohne leidenschaftliche Heftigkeit, die Sache kam an den Staatskanzler, ja an den König, und es entstand die Frage ob die Abendblätter, da sie Unzufriedenheit zu erregen suchten, nicht zu unterdrücken seien. Doch blieb es bei einer Cabinetsordre die sie einer strengeren Censur unterwarf. Darauf erklärte sich Kleist zu einer Änderung bereit, erbat aber nun da sein Blatt in der bedrängtesten Lage war, die früher zugesagten amtlichen Nachrichten um so dringender und in ausgedehnterem Maaße. Darauf [ließ ihm] stellte der Staatskanzler den einzelnen Ministerien anheim ihm geeignete Mittheilungen aus ihrem Bereiche zu machen und ließ ihm dies durch den Regierungsrath v. Raumer mit der Voraussetzung eröffnen, daß sich das Blatt als zweckmäßig erweise. Durch diese allgemeine Verheißung war Kleist so zufriedengestellt, (16ar:) daß er am 3ten Decb. in einem Schreiben an Hardenberg [schrieb] „die Beförderung der in diesem Augenblicke in einer so glücklichen Wendung begriffenen vaterländischen Angelegenheiten" als Zweck seiner Zeitung hinstellte, und mit der Versicherung schloß, daß er und seine Freunde nur darauf warteten „durch nähere Andeutungen oder Befehle in den Stand gesetzt zu werden die Weisheit der ergriffenen Maasregel gründlich und vollständig dem Publico auseinander zu legen". Auch erbot er sich die politischen Aufsätze Raumer vorzulegen und forderte denselben zugleich zur Mitarbeit auf. Auch trat jetzt eine Wendung ein; mehrere Aufsätze erschienen zur Widerlegung Müllers und Vertheidigung der neuen Gesetzgebung. Nunmehr glaubte er sein Blatt als ein halbofficielles ansehen zu können und erließ am 22 Decb. 1810 [folgende] eine Ankündigung desselben, die „höhere Unterstützung" erwähnte, nachdem eine andere Form, in der die Gnade des Staatskanzlers ausdrücklich betont worden war, dessen Genehmigung nicht erhalten hatte. Es sollte ferner „specielle Mittheilungen über das Gemeinwohl in dem ganzen Umfange der Monarchie" und einen Auszug der wichtigsten officiellen Nachrichten des Auslandes bringen, die Veränderungen der vaterländischen Gesetzgebung sollten „mit unbefangenem patriotischem Geiste gewürdigt, die bedeutendsten Erscheinungen der Litteratur angezeigt und das Theater einer kurzen und gründ-

Kursiv = Einfügungen und K o r r e k t u r e n Köpkes

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Textkritische Darstellungen - Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

liehen Kritik unterworfen werden. Das Ganze wird wie bisher zunächst von der Liebe für Vaterland und König (17 r :) 4 5 und in weiterer Beziehung, von Eifer für alles Gute, in allen Ständen und Wirkungskreisen durchdrungen sein." Doch auch jetzt blieb der gehoffte Erfolg aus[; > ] . [d > ] D i e einzelnen Behörden fanden keinen Stoff zu Mittheilungen, oder hielten, wie [der] Minister v. d. Goltz und der Staatsrath Sack als Chef der Abtheilung für das Innere, [der geheime Staatsrath Sack sogleich ausgesprochen hatte, das ganze] dies Verfahren für lästig und bedenklich; der Absatz des Blattes sank, seine Fortführung ward unmöglich. Der Buchhändler verweigerte nicht n u r das festgestellte Honorar von 800 rt, [verlangte 300 rt] sondern forderte wegen nicht gedeckter Verlagskosten eine Entschädigung [und] von 300 Thalern und drohte mit einem Proceß. Darauf [trennten sich beide und] [die Abendblätter] 4 6 gingen [es] [ n u n ] die Abendblätter an das Landes Industrie Comptoir über, in dessen Verlag der Freimüthige e r s c h i e n [ ; > ] . [und] 4 7 Kleist beklagte sich n u n unter dem 13. Februar 1811 bei dem Staatskanzler, daß man ein halb[offiz]ministerielles Blatt, dem [man] Unterstützung zugesagt [habe, jetzt] sei, im Stich lasse, und (17":) [forderte ihn auf] bat [die Zeitschrift] es entweder durch ein Capital zu fundiren, oder für die ganze ausfallende Summe einzutreten, [und > ] auch [wenige Tage später, es] möge dem Regierungsrath von Raumer, dessen Einfluß er die bisherige Führung der Angelegenheit zuschrieb, das Decernat in dieser Sache abgenommen w e r d e n [ ; > ] . [d > ] D a r a u f kam es [zwischen ihm und Raumer] zu jenen Erörterungen, die man aus [dem] R a u m e r s Briefwechsel [dieses] mit Kleist näher kennen gelernt hat, [und die] welche bis zur Herausforderung führten, aber am 4. April 1811 mit der Zurücknahme der von Kleist aufgestellten Behauptungen endeten. Dennoch wiederholte er sie nicht nur in [s]einem Briefe v o m 16 April an Fouque [vom 16. April], sondern trug sie sogar in e i n e [ m > ] r Beschwerdeschr[eiben]ift vom 17. Juni 1811 dem [Könige unmittelbar vor.] Könige mit der dringenden Bitte u m E n t schädigung sei es durch Anstellung im Civildienst oder ein Wartegeld, unmittelbar vor. Es war die bittere N o t h , die ihn zu diesem letzten Schritte drängte 4 8 . Ueberblickt man diese leidenschaftlichen Vor- und Rückschritte, so [kann man nur sagen, gewiß] 45] Hier beginnt die Abschrift von fremder Hand 46] [die Abendblätter] nicht gestr., sondern umgestellt. In der folgenden Zeile der textkrit. Wiedergabe wiederholt. 47] und gestr., danach unterpunktiert (durch ; > . wieder ungültig geworden) 48] Fußnote 18 Köpkes

Rudolf Köpke: Handschriftliche Fassung einer Kleist-Studie

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(17a r :) [war er] erkennt man zur Führung eines Blattes, das unter schwierigen Verhältnissen unter den Augen einer überängstlichen Polizei erschien, war Kleist am wenigsten der geeignete Mann [und] [ s > ] S e i n e Voraussetzungen] sein Blatt habe ein halb officielles werden sollen, weil man gelegentliche Mittheilungen versprochen hatte, man habe [es] ihn durch eine Pension erkaufen wollen, [und dergleichen,] denn so faßte er die [Unterst] verheißene Unterstützung auf, obgleich er sah daß man ihm nicht einmal eine Entschädigung geben wollte, das Alles waren [eine von jenen übereilten] Selbsttäuschungen, die ihm als wirklich erscheinen ließen was er wünschte oder fürchtete, und ihm das Urtheil über [ d e n > ] die [Thatbestand] wirkliche Sachlage raubten[; > ] . [noch] [ d a > ] Denn die Theilnahme Hardenberg, der überhaupt kein officielles Tageblatt wollte, ist nach dem Zeugniß seines noch lebenden Rathes, wie nach den Akten, über das Maas [der oben erwähnten] allgemeiner Zusicherungen nie hinaus gegangen. Kein Wunder, daß die so übel berathenen Abendblätter Schiffbruch litten, zumal auch die beiden Berliner Vorstufe für den endgültigen Text in der Einleitung:

(17a v :) Zeitungen dagegen als eine Beeinträchtigung ihres Privilegiums klagend einkamen. Aber wie sich aus dem Briefe [Nach] 49 Kleist's [Brief] an F. v. Raumer vom 21. Februar 1811 in dessen

kürzlich erschienenen Lebenserinnerungen und Briefwechsel ergiebt, [ist] sind die Abendblätter erst gegen Ende dieses Monats eingegangen; die letzten Nummern [aus dem Jahre 1811] scheinen ganz verschollen zu sein. [Kleist] Er selbst hat [sehr] zahlreiche und sehr verschiedenartige^ doch keine politische] Beiträge[, die sämmtlich aus andern Federn geflossen scheinen,] ge[geben]//efert. [Es wird darauf ankommen, was ihm angehöre auszumitteln und zusammen zu stellen.] Anschluß an den endgültigen Text. Siehe S. 99, Z. 10. 50 Einiges

steh[en]i durch die Unterzeichnung, anderes durch [ihren] den Inhalt fest. Durch sein offenkundiges H. v. K. bekennt er sich am 5.0[k]ctober [als Verfasser] zu der „Ode auf den Wiedereinzug des Königs im Winter 1809"; am 17.0[k]ctober zu dem Artikel „Theater. Unmaßgebliche Bemerkung"; am 12.[ n ] December zu dem Aufsatze ,,[Ue]über das Marionettentheater". Anerkannt || hat er durch Aufnahme in den zweiten Band der Erzählungen . . .

49] Wiederaufnahme des Textes in der Einleitung der Politischen Schriften, Z. 2 1 - 2 8 50] Anschluß ohne Absatz !l Das Manuskript bricht hier ab.

S. 27,

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

Die Arbeitsweise Theophil Zollings Montage und „Plagiat"

Richard Nordhausen1 sah in Zolling „die weltmännische Beobachtungsgabe des geistreichen Boulevardiers und gediegene deutsche Wissenschaftlichkeit" vereint. Diese Ansicht ist im einzelnen zu überprüfen. Da sich jedoch kein handschriftliches Material zu den Einleitungen Zollings erhalten hat, kann eine textkritische Analyse nur mit Hilfe von Aufsätzen, die den Charakter von Vorstufen haben, vorgenommen werden. So wurde bereits darauf hingewiesen, daß Zollings KleistAufsätze in der Gegenwart im Hinblick auf eine Biographie konzipiert sind und in der chronologischen Darbietung der neuaufgefundenen Quellen eine Art Gerüst darstellen. Die hier ausgewählten Textstellen zeigen, auf welche Weise Zolling geeignete Formulierungen wiederverwendet, andere verworfen oder der neuen Darbietungsform angepaßt und — angereichert durch weiteres biographisches Material — in die Einleitung integriert hat. Neben stilistischen Änderungen fallen zahlreiche Umstellungen und Verschränkungen von Textpartien auf, die bei der synoptischen Darstellung Schwierigkeiten bereiten. Zolling war mit allen journalistischen Praktiken wohlvertraut; er vermochte die Textproportionen einer Niederschrift richtig einzuschätzen, seinen Stil der Sache und dem Leser gleichermaßen anzupassen und stets das Interesse wachzuhalten. Daneben hatte er sich während seines Studiums eine wissenschaftliche Diktion angeeignet, mit der er auch den Ansprüchen der Gelehrtenwelt zu genügen glaubte. In den Kleist-Einleitungen stand er jedoch vor dem Problem, Quellen zu sichten, ein weit verstreutes Material aufzuarbeiten und ästhetisch zu beurteilen. Aus dieser Aufgabe ergibt sich der starke Montage-Charakter seiner Einleitungen. Eine v o l l s t ä n d i g e synoptische Fassung vermag die Arbeitsweise Zollings nicht zu verdeutlichen, da die Textfülle der Einleitung das spezifische Moment der T e x t v e r w e r t u n g erdrücken würde. Die der Synopse zugrunde gelegten drei charakteristischen Stellen aus der Gegenwart sind daher so präpariert, daß alle Veränderungen des Textes — Streichungen, Textersetzungen, Erweiterungen und Umstellungen — sichtbar werden, ohne daß an allen Stellen der neue, oft recht umfangreiche Text der Einleitung wiedergegeben zu werden braucht. Die Vergegenwärtigung der montagehaften Arbeitsweise Zollings ermöglicht dem Betrachter, auch die schweren Plagiatsvorwürfe zu 1

Die Gegenwart Jg. 30, Bd. 59, N r . 13 (30. März 1901) S. 197.

Die Arbeitsweise Theophil Zollings

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prüfen, die Paul Schienther und Otto Brahm 1885 gegen Zolling erhoben. So wies Paul Schienther 2 in Zollings Einleitungen elf Stellen aus dem Kleist-Buch Otto Brahms und zehn aus dem Kleist-Aufsatz Erich Schmidts von 1883 nach. In einem zweiten Artikel 3 ergänzte er das Material durch einen weiteren Beleg aus dem Aufsatz Erich Schmidts und drei Stellen aus dem Kleist-Buch Adolf Wilbrandts. Otto Brahm 4 schließlich trug noch je eine Stelle aus einem Aufsatz Paul Lindaus und aus Köpkes Einleitung zu den Politischen Schriften nach. Da die Artikel in schwer zugänglichen Publikationsorganen 5 erschienen sind, werden im folgenden die wichtigsten Stellen noch einmal im Paralleldruck mit Kennzeichnung der Änderungen Zollings 6 wiedergegeben, um das entscheidende Moment der Adaption, das in den Textvergleichen Schienthers und Brahms nicht genügend sichtbar wird, zu verdeutlichen. Es ist zunächst denkbar, daß Zolling Exzerpte und eigene Vornotizen zu den Einleitungen nicht genügend gekennzeichnet hat, so daß bei der Niederschrift fremde Formulierungen von ihm nicht mehr wiedererkannt wurden 7 . Dieser Annahme stehen jedoch in den meisten Fällen die Umformulierungen und Akzentverschiebungen der vorgefundenen Stellen entgegen. Man gewinnt den Eindruck, als sei Zolling von den Grundgedanken seiner Vorlage nicht mehr losgekommen. Insofern besteht der Vorwurf einer leichtfertigen, unwissenschaftlichen Arbeitsweise zu Recht. Die Grenze zum bewußten Diebstahl geistigen Eigentums ist dagegen schwer zu ziehen. Denn die Entlehnungen bleiben punktueller Natur, und die darin enthaltenen Gedanken sind nur Bausteine eines größeren Zusammenhangs, der nach Konzeption und Aus2

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Paul Schienther: Brahm u n d Zolling über H . v. Kleist oder Wie man Bücher schreibt und ausschreibt. - I n : F r a n k f u r t e r Zeitung. Jg. 30, N r . 294, v. 21. O k t . 1885. Hierauf die A n t w o r t Zollings: In eigener Sache. — I n : Die Gegenwart. Bd. 28, N r . 44, v. 31. O k t . 1885, S. 287. Paul Schienther: H e r r Theophil Zolling ist böse. - I n : F r a n k f u r t e r Zeitung. Jg. 30, N r . 305, v. 1. N o v . 1885, Extra-Beil. O t t o B r a h m : Kleist-Studien von Zolling und - A n d e r e n . — I n : Die N a t i o n . Jg. 3, N r . 6, v. 7. N o v . 1885, S. 8 4 - 8 6 . D e n Mikrofilm des betreffenden Jahrgangs der F r a n k f u r t e r Zeitung verdanke ich der Univ.- u. Stadtbibl. F r a n k f u r t a . M . Kennzeichnung d u r c h Unterstreichung. Einige Einzelheiten werden in den A n m e r kungen verzeichnet. Ein ähnliches Mißgeschick begegnet, wie Max Dessoir (Das schriftstellerische Plagiat, i n : Berliner H e f t e f ü r geistiges Leben 1, 1946, S. 363—376) feststellt, gelegentlich auch Universitätslehrern, die bei der Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten auf G r u n d von Kollegheften Fremdanteile leicht übersehen; so hat z . B . Gustav Bebermeyer versehentlich Mitschriften aus einem Seminar Gustav Roethes unter eigenem N a m e n publiziert.

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Textkritische Darstellungen - Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

führung als Zollings eigene Leistung anzuerkennen ist. Wir haben es primär mit einer Montage zu tun, die den Zitatcharakter teils verwischt, teils übersieht. So bleibt es bei der Feststellung kleinerer Ubereinstimmungen mit der Vorlage, an denen die Gefahren eines solchen Montagestils abzulesen sind. Theophil Zolling : Verwertung eines Zeitschriftenartikels (Nachträge zu Heinrich v. Kleists Leben, in: Die Gegenwart. Bd. 24, N r . 37 u. 38 v. 15. u. 22. Sept. 1883) für die „Einleitung" zu Kleists „Sämtlichen Werken" (1885) in textkritischer* Wiedergabe. Gegenw. 169b, Z. 7ff., Einleitung XLVIII, Z. 30ff.: [Die Folge war, daß er nach langem Harren endlich als Diätar bei der Domänenkammer nach Königsberg versetzt wurde 1 . Natürlich war dort der] Indessen zog der Krieg noch einmal an Preußen vorUber, und nun konnte Kleist den Drang seiner liedervollen Brust nicht [lange] mehr gewaltsam zurück[zu]dämmen. Sobald der Lebensmut[h] wieder in ihm aufflackerte, mußte auch die Muse sich einstellen, erst zaghaft, mit schüchternem Werben, dann mit leidenschaftlicher, [A]alles verzehrender Heftigkeit. Vorderhand waren es keine weltstürmenden Pläne mehr, wie der unselige „Guiskard". [Er übersetzte für seine ehemalige Braut Wilhelmine, die er hier als glückliche Professorsgattin 2 wiederfand, Lafontaines schöne Fabel „Les deux pigeons", freilich voll wehmüthiger Anspielungen auf die verlorene Geliebte und den unglücklichen ersten Ausflug nach Paris;] 3 Statt, wie vor der großen Katastrophe, in prometheischem Trotze den allerhöchsten Problemen nachzujagen, fing er jetzt umgekehrt mit kleineren Aufgaben an. Er warf sich auf die Novelle und schrieb hier: Das Erdbeben von Chili, Die Marquise von O . . . . , dann [schuf er] die geniale mystisch-romantische Nachdichtung [von Molières] des „Amphitryon" 4 von Molière [und

Normale Schrift: identischer Text. In eckige Klammern eingeschlossener Text: in der Einleitung ersetzter, bzw. fortgelassener Text. Kursive Schrift: neuer Text der Einleitung. Der an anderen Stellen der Einleitung, d . h . in anderer Folge als in der Gegenwart verwendete Text: siehe Fußnoten. 1] S. XLVII: Wahrscheinlich noch im Winter von 1804 auf 1805 wurde er auf Empfehlung des damaligen Geh. Oberfinanzrats ( . . . ) als Diätar der Domänenkammer nach K ö n i g s b e r g versetzt. 2] S. XLVII, Z. 17: als zufriedene Gattin des Philosophieprofessors W i l h e l m T r a u g o t t K r u g . 3] S. XLVII, Z. 32f.: Für die ehemalige Braut, mit der er einst so schroff gebrochen, schrieb er auch eine beziehungsreiche, freie Ubersetzung von Lafontaines schöner Fabel: D i e b e i d e n T a u b e n . 4] E : „ A m p h i t r y o n "

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mehrere Novellen, vollendete den schon in der Schweiz concipirten „Zerbrochenen Krug" und]. Der 1803 in Dresden auf Pfuels Anstiften wieder aufgenommene Zerbrochne Krug wurde wohl erst in der Königsberger Stille ganz vollendet, und die Erzählung Michael Kohlhaas, auf deren Stoff ihn Pfuel gebracht hatte, begonnen. Am Ende fand [endlich] er die Kraft, in seinem am gewaltigsten / X L I X : von Poesie durchglühten Werke: „Penthesilea" 5 die Geschichte seines Kampfes um „Robert Guiskard" zu obje[c]&tivieren und damit den letzten Rest seiner alten Krankheit abzuschütteln. Denn es ist gewiß, daß er in dieser titanischen Schöpfung, in der, wie er selbst sagte, der ganze Schmerz zugleich und Glanz seiner Seele liegt, die anfänglichen Kämpfe um den Kranz, den er Goethe von der Stirn[e] zu reißen sich vermaß, seine Anläufe, den Guiskard zu vollenden und sein IkarusGeschick geschildert hat. Gegenw. 183a, Z . 4 0 f f . , Einleitung L X X , Z. 1 ff.: [Am l . O c t o b e r 1810 konnte die erste Nummer der neuen „ B e r l i n e r A b e n d b l ä t t e r " erscheinen.] Unter diesen schlimmen Aussichten traten am 1. Oktober 1810 die „Berliner Abendblätter" ins Leben6. Welch ein Unterschied [aber] zwischen dem [glänzend ausgestatteten] sieghaft auftretenden „Phöbus" und diesem Erzeugni[ß]s der Not[h]! [Dort schönes] Jener erschien einst in Quart[format], auf fein[es]siew Büttenpapier, [sorgfältiger] mit großen Antiqua[druck]/eiier« gedruckt und mit Kupfertafeln geschmückt[, Originalbeiträge, Illustrationen], — [hier aber vier Seiten in Klein-] diese im allerkleinsten Oktav, vier Seiten enthaltend, auf graue[s]m Löschpapier, durch Druckfehler entstellt, mit stumpfe« [Lettern] Typen, die unter Anwendung aller [Mittel der Raumersparniß] raumsparenden Kniffe bis zum [dem] augenmörderischsten Petit hinabstiegen[, durch zahllose Druckfehler entstellt, inhaltlich zumeist aus werthlosen Polizeiberichten, Auszügen aus deutschen und französischen Blättern und Zeitungen bestehend]. Da die Gründung einer neuen rein politischen Zeitung zweifellos bei der Regierung auf unüberwindliche Schwierigkeiten gestoßen wäre (. . . )7 Übrigens ist das Blättchen [M]wehr / L X X I : mit der Sche[e]re als mit der Feder redigiert[, ist] und für uns [dieses Blättchen] einzig [dadurch werthvoll] deshalb von Wert, weil es eine Reihe von Novellen, Abhandlungen, Anekdoten, Gedichten und viel reda[c]&tionelles Füllwerk aus Kleists Feder enthält und den Dichter als Journalisten zeigt. 5] E : „ P e n t h e s i l e a " 6] S. L X X , Fußnote: Die Vossische Zeitung v. 25. Sept. 1810 brachte folgende Ankündigung: (es folgt der Text, vgl. auch MP V I I , 2 , 2 1 6 , Sbd 11,451). 7] S. L X X , Z. 9—36: fügt Zolling in der Einleitung eine völlig neue Textpartie ein.

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Gegenw. 184b, Z. 64ff., Einleitung L X X I , Z. 19f.: Kleist war kein guter Redacteur ,so überaus fleißig er auch für sein Blatt arbeitete8. Z. 25ff.: Ebenso wenig [als] wie [einst] den ,,Phöbus"[,] vermochte er die „Abendblätter" zu einem interessanten Journal zu machen. Freilich lagen hier die Verhältnisse viel weniger günstig. Das [Berliner Tageb] ßlatt sollte de[m]n Verleger wenig oder gar nichts kosten; Papier, Druck, Format, Inhalt waren auf die äußerste Billigkeit angelegt. Honorare scheinen [gar] keine gezahlt worden zu sein, nur [Fr. Schulz] Fr. S c h u l z , /Gegenw. 185a: der Theaterreferent, wird einmal [von Kleist] gebeten, das Honorar, mit welchem [er] Kleist ihm verhaftet sein soll, anzugeben 9 . [Es mag kärglich genug gewesen sein. Und zu den innern Unzulänglichkeiten kam noch die Ungunst der äußeren Verhältnisse: die Maßregelungen der Polizei und der Censur, das Verbot, politische Artikel überhaupt zu bringen, die Verfügung, nur Mittheilungen, die in den beiden privilegirten Blättern schon gestanden, nachdrucken zu dürfen, das Ausbleiben der officiellen Beiträge, das Aufhören der Polizeinachrichten, so daß das Blatt am Ende nur noch von Auszügen und Nachdruck vegetirte.] 10 [Und endlich muß nicht vergessen werden, daß Kleist Dichter war und] " L X X I , Z. 20—25: Er trieb den [redactionellen] Beruf nur widerwillig, nur für das tägliche Bro[d]i [trieb]. Seine Seele [, sein Feuergeist] weilte[n] nicht in der elenden journalistischen Tretmühle, sondern auf [luftigeren] freieren Höhen. Pegasus im Joche[!]. Aber in der Tasche trug er den „Prinzen von Homburg" und Novellenmanus[c]&ripte, die viel zu gut für das allabendliche Löschpapier und sein nach Polizeinachrichten dürstendes Publi[c]&um waren 12 . [Fragen wir: wie] L X X I , Z. 32ff.: Dabei wurde der Herausgeber von seinen Freunden schlecht unterstützt [, so lautet die Antwort traurig genug], Sie betrachteten [die „Abendblätter"] das Blatt [zumeist] als einen Papierkorb für leichte Gedankenspähne und flüchtige Erzeugnisse. [Meist] Müller verfolgte[n sie] dabei [ihre] seine Privatzwecke [. Müller greift Raumer und die Regierung an; auch die berüchtigten Freundschaftsbesprechungen machen sich breit: Müller lobt der Baronin Fouque „Taschenbuch für denkende Frauen", Arnim der Johanna Schopenhauer „Leben Fernows" usw.; nur für seine eigenen Werke verschmäht es Kleist, in seinem Blatte Propaganda zu 8] Der in der Einleitung S. L X X I , Z. 2 0 - 2 5 hier anschließende Text (Gegenw. 185 a, Z. 11-18) setzt bei Anmerkung 11 ein. 9] In der Einleitung, S. L X X I , Z. 32 ff., folgt hier: Gegenw. 185a, Z. 1 9 - 3 0 ( = Schluß der textkritischen Darbietung). 10] In der Einleitung, S. L X X I , Z. 36 - L X X X I , Z. 8 folgt hier eine längere Textpartie, die nur noch am Anfang z . T . Formulierungen aus Gegenw. 185a, Z. 4 2 - 5 9 übernimmt. 11] Vgl. Anmerkung 8 (Text = Gegenw. 185a, Z. 11-18). 12] In der Einleitung, S. L X X I , Z. 2 5 - 3 2 folgt hier die bereits Gegenw. 184b, Z. 64 - 185a, Z. 2 gedruckte Partie.

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machen.], Fouqué [wird in seinen Artikeln] schrieb immer frommer [und läßt unausgesetzt Jesus, Christenthum und Himmel einfließen. Am 20. October veröffentlicht er folgendes Entrefilet: (. . , ) 1 3 Und auch], Arnim [wurde immer] stets kindlicher und Brentano langatmiger als je14. Zollings „Plagiate": Otto Brahm: Heinrich von Kleist. Berlin 1884, S. 256: „er reinigte die Erzählung von den zum Theil rohen Elementen, die ihr noch anhafteten, nahm aber alles Wesentliche in seine Dichtung über [ . . . ] und der Wasserprobe fügt Kleist noch eine ,Feuerprobe' hinzu und nimmt den Untertitel seines Stückes von daher. Bis zuletzt dehnen beide, Walter und Wetter, die Prüfung aus, länger, als unserm Geschmack zusagt;" S. 270: „Holbein, der die starken Bühnenwirkungen herausfühlte, welche mit ihr zu erzielen waren, schädigte ihre grade in der Knappheit der Conturen so eigenartige Wirkung durch die plumpsten Erweiterungen. Eine dankbare Rolle hat er freilich so geschaffen, eine Rolle, die mit besonderer Vorliebe von Ludwig Devrient dargestellt wurde, als sich das Stück in Holbeins Bearbeitung in der That einbürgerte". S. 291: „Allein wie weit Kleist sich in solchen Analogien auch vorzuwagen scheint — [ . . . ] Mit dem echten Tacte des Künstlers hat Kleist jede allzu greifbare, prosaische Beziehung auf die Gegenwart vermieden; [. . . ] so wird [ . . . ] von Hermann, nicht von Marbod ausgesagt, daß die Krone Deutschlands ehemals ,bei seinem Stamme rühmlich S. 180: „und sicher hat er den Grundgedanken seines Werkes: daß der Richter der Schuldige ist, gleich damals aus Eigenem gefaßt und ihn Zschokke mitgetheilt, der ihn sich für seine Novelle zu Nutzen machte".

Zolling Bd. 3, S. IV: „Er reinigte die Erzählung von ihren zum Teil rohen Elementen und nahm alles Wesentliche in seine Dichtung hinüber [ . . . ] Und dieser Wasserprobe fügt Kleist noch eine Feuerprobe hinzu, die den zweiten Titel seines Stückes veranlaßt. Sonst ist der Graf der Ballade viel grausamer als Wetter vom Strahl, wenn sie auch beide bis zuletzt ihre harte Prüfung ausdehnen". S. X I V :

„Auch sonst hat Holbein das Stück plump erweitert (z. B. die Scene mit dem Wirte Jacob Pech), doch schuf er eine dankbare Rolle aus der Figur des treuen Gottschalk, der später namentlich von Ludwig Devrient mit besonderer Vorliebe dargestellt wurde". S. 143/144: „Es ist aber ein feiner künstlerischer Zug, daß der Dichter in seiner Analogie doch nicht zu weit geht und allzu greifbare Beziehung^« verwischt-. so wird von Hermann und nicht von Marbod ausgesagt, daß die Krone Deutschlands ehemals ,bei seinem Stamme rühmlich war'".

Bd. 2, S. I I I : 1 „Auch den wohl Kleistschen Einfall, daß der Richter der Schuldige ist, hat sich Zschokke für seine Erzählung zu Nutzen gemacht".

13] Text des Artikels aus den Berliner Abendblättern v. 20. Okt. 1810: Warum werden die Abendblätter nicht auch Sonntags ausgegeben? 14] Anschluß in der Einleitung, S. L X X I , Z. 36ff.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

S. 233/234: „lieferte dasselbe Morgenblatt eine äußerst begeisterte Besprechung des Werkes, bei der wohl gleichfalls die Dresdener Freunde die Hand im Spiel hatten. [. . . ] Unter den Kunstschöpfungen der neuesten Zeit trage nächst Oehlenschlägers ,Aladdin' zumal dieses Werk den leserlichen Schriftzug ächter Genialität an der Stirne; und nur in der Sprache wünscht der entzückte Kritiker im Einzelnen noch eine schärfere Feile".

S. 167:2 „Das Stuttgarter ,Morgenblatt' lieferte eine begeisterte Besprechung, die wohl von den Dresdener Freunde« ausgehen mochte. [. . .] Unter den Kunstschöpfungen der neuesten Zeit trage nächst Oehlenschlägers ,Aladdin' zumal dieses Werk den leserlichen Schriftzug echter Genialität an der Stirne; und nur in der Sprache wünscht der entzückte Kritiker im einzelnen noch eine schärfere Feile".

S. 282: „Dresden schildert er, wie es in seiner Zeit, nicht in der Zeit der Novelle aussah, mit Altstadt und Neustadt; und er macht den Helden in derselben ,Pirnaischen Vorstadt' ansässig, in der er, sein Dichter, Wohnung genommen hatte".

Bd. 4, S. XII: „läßt er Dresden spielen, das er so schildert, wie es zu seiner Zeit, nicht im sechzehnten Jahrhundert aussah: mit Altstadt und Neustadt und Pirnaischer Vorstadt, in welch' letzterer er zur Zeit der Abfassung wohnte".

Erich Schmidt, S. 140: 3 „Der von Gmelin geschilderte, von Schubert erwähnte Somnambulismus einer Heilbronner Rathstochter mag die Verpflanzung der Familie Friedeborn in die schwäbische Reichsstadt veranlaßt haben".

Bd. 3, S. V: „Der vom Magnetiseur Gmelin geschilderte und von Gotthilf Heinrich Schubert ,Kleists Dresdener Freund, erwähnte Somnambulismus einer Heilbronner Ratstochter mag die Verpflanzung der Familie Friedeborn in die schwäbische Reichsstadt veranlaßt haben". Bd. 3, S. 144: „unter dem Hochdrucke der Siegesfreude nach dem gewaltigen Krieg immer mit großem Erfolg Uber die Bretter ging". Bd. 3, S. 143:

Erich Schmidt, S. 140: „unter dem Hochdruck der Siegesfreude nach dem deutsch-französischen Krieg einen späten Bühnenerfolg gewann". Erich Schmidt, S. 141: „Hermann ist ein geriebener Diplomat, der den Römern Fallen stellt, ein verschlagener Strateg, der sie im Guerillakrieg aufreibt, wie Kleists geliebte Spanier die Franzosen". Erich Schmidt, S. 133: „War Gibbon sein Führer? y

Der historische Guiskard wurde, während er nach dem

„Hermann ist ein

1 ' »-verschlagener Strateg, der die Römer im Guerillakrieg aufreibt, wie die Spanier es mit den Franzosen machten". Bd. 2, S. 133: War Gibbon sein Führer? Vielleicht wurde er angeregt durch K. W.F.v. Funks im 1.—3. Stücke der Hören von 1797 enthaltenen Aufsatz ,Robert Guiskard'; doch aus diesem ist wenig Begeisterung und noch weniger ein dramatischer Vorwurf zu ziehen. Aus der Geschichte ist, mit Ausnahme seines plötzlichen Todes, nicht viel von einer Tragödie in Guiskards Leben zu ersehen. Der historische Guiskard wurde, während er nach dem

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Sieg bei Corfu zur Fahrt ins ägäische Meer rüstete, von einer Seuche befallen, der er im Juli 1085 auf Cephalonia erlag. Er ist nicht bis vor Konstantinopel vorgedrungen, wohin Kleist seinen Helden geführt hat, offenbar um Guiskards ungeheure Willensstärke unmittelbar vor dem ersehnten Port 4 scheitern zu lassen".

Siege bei Corfu zur Fahrt ins ägäische Meer rüstete, von einer Seuche befallen, der er im Juli 1085 auf Kephalonia erlag. Er ist nicht bis vor Byzanz vorgedrungen, wohin Kleist seinen Helden geführt hat, um ihn offenbar dicht vor dem ersehnten Ziele tragisch zu Grunde gehen zu lassen".

Adolf Wilbrandt: Heinrich von Kleist. Nördlingen 1863, S. 343: „aber daneben erlaubt sich der Dichter die stärksten Freiheiten: Thusnelda geht, um zu klingeln, Marbod wünscht seine Feinde in die „neunte Hölle" hinabgestürzt zu sehen, Hermann läßt das „Fanal" in Brand stecken, ertheilt „gemessene Ordre" wie ein preußischer General, scherzt von einem „Wechsel", für den er sein ganzes Land verkaufen könnte, und Varus vergißt sich so weit, den Cheruskerfürsten mit einem „Derwisch" zu vergleichen". S. 115: „Sie war bereits verlobt, mit einem jungen Maler, Namens Lohse, der damals, wie es scheint, in Frankfurt a. M. lebte; aber sie wandte dem düstern, geheimnißvollen Fremdling, wie er ihr, herzliches Wohlwollen und reine Theilname zu".

Zolling Bd. 3, S. 143:

Adolf Wilbrandt: Brief an Paul Lindau, in: Nord u. Süd Bd. 4, S. 3: „Daß ich nur noch sage (doch vermuthlich wußtest Du es früher, als ich): die ,Donnerkeil'-Rede Mirabeau's, die Kleist so originell vor uns entstehen läßt, hat Mirabeau nicht in dieser Form gesprochen; eine zufällige Verhandlung in der französischen Deputirtenkammer, am 10. März 1833, hat darüber aufgeklärt. Danach hätte Mirabeau dem Herrn von Dreux-Breze, dem Ceremonienmeister des Königs, nur diese Worte zugerufen: ,Wir sind durch den Willen der Nation versammelt, wir werden nur der Gewalt weichen!' — Da keiner der damals noch lebenden Zeugen dieser Berichtigung widersprochen hat, darf sie wohl für authentisch gelten; — und so hätte denn Kleist dieses Beispiel für seinen Satz von

„Daneben erlaubt sich der Dichter die stärksten Freiheiten: Thusnelda geht, um zu klingeln, Marbod verwünscht seine Feinde in die „neunte Hölle", Hermann läßt das „Fanal" in Brand stecken, erteilt „gemessene Ordre", wie ein preußischer General, vergleicht sich mit einem Handlungsreisenden und scherzt von einem „Wechsel", für den er sein ganzes Land verkaufen könnte, und Varus vergleicht den Cheruskerfürsten gar mit einem 'Derwisch'". Die Gegenwart Bd. 24, S. 136: „Sie war bereits verlobt, mit einem jungen Maler und Kupferstecher, Namens Lohse, der damals im Auslande lebte; aber sie wandte dem düstern, geheimnißvollen Fremdling, wie er ihr, herzliches Wohlwollen und reine Theilnahme zu". Zolling Bd. 4, S. 284 (Fußnote):

„Die „Donnerkeil"-Rede Mirabeaus, die Kleist so originell vor uns entstehen läßt, hat Mirabeau nicht in dieser Form gesprochen; eine zufällige Verhandlung in der französischen Deputiertenkammer, am 10. März 1833, hat darüber aufgeklärt. Danach hätte Mirabeau dem Herrn von Dreux-Breze, dem Ceremonienmeister des Königs, nur diese Worte zugerufen: ,Wir sind durch den Willen der Nation versammelt, wir werden nur der Gewalt weichen!' — Da keiner der damals noch lebenden Zeugen dieser Berichtigung widersprochen hat, darf sie wohl für authentisch gelten; — und so hätte denn Kleist dieses Beispiel für seinen Satz von

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

der allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden' nicht ganz glücklich gewählt" 5 .

der ,allmähligen Verfertigung der Gedanken beim Reden' nicht ganz glücklich gewählt".

Rudolf Köpke: Einleitung zu Kleists Politischen Schriften, S. 13: „'Kohlhaas' bleibt trotz des unhistorischen Vornamens Michael und trotz des mythischen Kurfürsten von Sachsen, bei dem der Historiker von Fach nur mit Haarsträuben an den standhaften Johann Friedrich denken kann, nach Auffassung und Darstellung eine fast vollendete historische Erzählung".

Zolling Bd. 4, S. I X : „Kleists 'Kohlhaas' bleibt trotz des unhistorischen Vornamens Michael und trotz des mythischen Kurfürsten von Sachsen, bei dem der Historiker von Fach nur mit Haarsträuben an den standhaften Johann Friedrich denken kann, nach Auffassung und Darstellung eine fast vollendete historische Erzählung".

Anmerkungen 1

Zolling (Die Gegenwart 28,287) behauptet, nicht er, sondern Brahm habe diese „Notiz" über den Zerbrochnen Krug entlehnt, und zwar aus seinem Buch Heinrich von Kleist in der Schweiz (Stuttgart 1882). Brahm konnte diese Behauptung leicht widerlegen (Die Nation 3,86), denn in dem genannten Werk schreibt Zolling, daß b e i d e , also Kleist und Zschokke „ohne Zweifel auf Grund mündlicher Uebereinkunft, aus dem Richter den verkappten Delinquenten" machten (S. 30, vgl. auch S. 40), ein Gedanke, der Debucourt noch fern gelegen habe. — Brahm kommentiert das Verhalten Zollings mit den bissigen Bemerkungen: „Also jetzt ist der Gedanke, über dessen Urheber Zolling früher nichts auszusagen wußte, ,wohl Kleistisch', jetzt geht Kleist voran und Zschokke folgt. Selbst den kleinen Druck- oder Schreibfehler ,zu Nutzen machen' (statt des richtigen ,zu Nutz' oder ,zu Nutze machen') übernimmt Herr Zolling von mir; aber dabei bleibe doch ich der Entlehner und er steht rein und unschuldig da".

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Zolling (Die Gegenwart 28,287) verteidigt sich hier mit dem unredlichen Argument, dieser „in Inhalt und Fassung gleichlautende Passus zum Amphitryon" sei der Rezension des Morgenblattes vom 3. Juni 1807 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 175a) entnommen, „also nicht Brahms geistiges Eigenthum". Der Paralleldruck zeigt dagegen eindeutig, daß Zolling genau dem Gedankengang Brahms und seiner indirekten Wiedergabe der Formulierungen der Rezension folgt. Erich Schmidt: Heinrich von Kleist. Ein erweiterter Vortrag. — In: österreichische Rundschau Jg. 1 (1883) S. 127—144. — Zollings Hinweis, daß er diesen „meisterhaften Vortrag" mehrmals zitiere, kann hier nicht als Rechtfertigung für die Textübernahmen dienen. Hierzu bemerkt Paul Schienther ironisch: „Schon wieder hat Erich Schmidt sich eines Fremdwortes schuldig gemacht, und Herr Zolling, ein Hüter der deutschen Muttersprache, muß sich nach ,Zielen' umsehen". Im Anschluß an diesen gravierenden Fall stellt Brahm fest: „Herr Zolling, der da, wo Genauigkeit seine Pflicht war, oft die Interpunktion vernachlässigt hatte, konservirt hier mit rührender Pietät jedes Semikolon und jeden Gedankenstrich. Eine Angabe der .Quellen', wie er sie jetzt noch verheißt, kann natürlich solche Plagiate nicht entschuldigen: hier handelt es sich nicht um Berichte von Augenzeugen oder überlieferte Anekdoten, welche zum Quellenmaterial gehören, sondern um ganz individuelle Redewendungen und persönliche Urtheile, um das Eigenthum Adolf Wilbrandts" (Die Nation 3,86).

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Die Arbeitsweise Erich Schmidts und G e o r g Minde-Pouets

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Die Arbeitsweise Erich Schmidts und Georg Minde-Pouets

Die Möglichkeit eines Einblicks in die Arbeitsweise Erich Schmidts verdanken wir der Überlieferung eines „Manuskriptes" 1 , das 1957 von Günther Mecklenburg zur Versteigerung angezeigt wurde. Nachforschungen ergaben, daß dieses „Manuskript" aus dem Besitz Harry Mayncs stammt, der — wie aus den Briefen Erich Schmidts an Georg Minde-Pouet hervorgeht 2 — die Arbeiten an der Kleist-Ausgabe im Bibliographischen Institut überwacht hat. Das Manuskript wurde damals von Lion Feuchtwanger erworben — offenbar „in Erinnerung" an Erich Schmidt, dessen Vorlesungen Feuchtwanger in seinem Berliner Germanistik-Semester gehört haben dürfte, wenn er nicht sogar an einem seiner Seminare teilgenommen hat. Frau Martha Feuchtwanger war so freundlich, mir die Blätter über die University of Southern California auf einem Mikrofilm 3 zugänglich zu machen. Die Bestandsaufnahme des überlieferten Materials zeigt, daß es sich bei dem versteigerten „Manuskript" in der Hauptsache um handschriftliche Satzvorlagen für den zweiten und vierten Band der Kleist-Ausgabe handelt. Von Interesse sind vor allem die Einleitungen des Herausgebers zurPenthesilea (68-87), zum Kätheben von Heilbronn (88-97, 99-101) und zur Hermannsschlacht (4—13, 103—104). Daneben liegen — sieht man von einigen Notizzetteln ab — die Anmerkungen zu folgenden Werken vor: zu den drei genannten Dramen (14—26, 27—30, 31 — 39) sowie zum Prinz von Homburg (40—47) und zu den Erzählungen (48—67). O b die handschriftlichen Einleitungen wirklich als erste Fassungen anzusehen sind, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Wir haben es jedoch zumindest mit in sich geschlossenen Niederschriften auf Grund von Vornotizen zu tun, die im Gegensatz zum Montageprinzip Zollings ein gleichmäßiges Zufließen der Gedanken und eine konzentrierte stilistische Bewältigung erkennen lassen. Eine Prüfung der Variantenverhältnisse in den verschiedenen Einleitungen ergab keine wesentlichen Unterschiede in der Arbeitsweise Erich Schmidts, so daß wir uns auf die Wiedergabe eines Textes beschränken können. Die Einleitung zur Hermannsschlacht wurde ausgewählt, weil sich an ihr zugleich besonders gut zeigen läßt, wie Georg 1

2 3

J . A. Stargardt ( M a r b u r g / L a h n ) , Kat. 532 (Verst. v. 3. Mai 1957), N r . 255 mit der B e m e r k u n g : Erich Schmidt, Literarhistoriker. 1853—1913: E . M a n u s k r i p t 4° ( 6 0 , - ) . Einleitungen zur Kleist-Ausgabe 1904/05. Vgl. Briefe Erich Schmidt, N r . 30, A n m . 3, auch N r . 31, 50 u. 51. Die in Klammern angegebene Zählung folgt der Reihenfolge der A u f n a h m e n auf diesem Mikrofilm.

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Textkritische Darstellungen -

Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

Minde-Pouet diese Vorlage für die zweite Auflage der Kleist-Ausgabe redigiert und ergänzt hat. Erich Schmidt: „Einleitung des Herausgebers" zu Kleists „Hermannsschlacht" (Bd. 2, S. 315-322) in textkritischen" "Wiedergabe. Durch die Katastrophen von Jena und Tilsit war Kleists engeres Vaterland hart an den Abgrund gerissen, aber auch der Patriotismus unverzagter Männer zu[r]m gewaltigen [Anstrengung] Aufgebot aller Kräfte befeuert und mehr als ein deutscher Dichter ins Gewehr gerufen worden. Schon ein halbes Jahr vor der verhängnisvollen Schlacht schrieb der Stimmführer der älteren Romantik A.W.Schlegel: „Wir bedürfen also einer durchaus nicht träumerischen, sondern wachen, energischen und besonders einer patriotischen Poesie". In gleichem Sinne schloß er 1808 seine Wiener Vorlesungen über das Drama mit dem Mahnwort, die würdigste Gattung des romantischen Schauspiels sei die historische. Unmittelbar dem Drang der Gegenwart folgend, ist Kleist aus (de[m]r) Käthebens1 minnigliche(n)r Traum[reiche]welt (Käthchens) zur patriotisch-historischen „Hermannsschlacht" geeilt, um die Rüstungen gegen Napoleon auch durch die Glut seiner weltgeschichtlichen und weltgerichtlichen Heraufbeschwörung alter Germanenkämpfe zu schüren und sich wie als Publizist, so als Dichter mit alle[m]r [Gewicht] Wucht in die Wagschale der Zeit zu werfen. Jene stählenden Verse, die von der Bühne Schillers erkl[u]angen [waren], [Tyrannenmacht hat eine Grenze] „Eine Grenze hat Tyrannenmacht" 2 , wollte der Lyriker und der Dramatiker mit den stärksten Al(l)armrufen überbieten. Er gab dem Aug' und Ohr [macht]kraftvoller als jede andere Kunstgattung fesselnden Schauspiel dasselbe Amt, das seiner Zeitschrift „Germania" zugeteilt war: den Schlachtruf zu donnern ins Tal(,); denn, wie Adam Müller im „Phöbus" sagte, „die Poesie ist eine kriegführende Macht, bei allen großen Welthändeln zugegen, alle Wunden der Menschheit nicht etwa streichelnd oder überklebend, sondern durch ihren allmächtigen Zauber besänftigend und heilend".

*

N o r m a l e Schrift = Handschriftliche Erstfassung. Halbfette Schrift = Erste Korrekturstufe (eckige Klammer = Tilgungszeichen). Kursivkennzeichnung = Zweite Korrekturstufe (spitze Klammer = Tilgungszeichen). Groteske Schrift = Einfügungen in der Fahnenkorrektur (Runde Klammer = Tilgungszeichen). 1] Käthchens] durch Einweisungszeichen umgesetzt. fern hergestellt.

2] N e u e Ordnung durch Zif-

Die Arbeitsweise Erich Schmidts und Georg Minde-Pouets

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Ein Herold der Zeit, begehrte Kleist von einem solchen Kampfstück nichts für seine Person: „Ich schenke es den Deutschen", nur um den Preis unverzüglicher Aufführung, weil es „einzig und allein auf diesen Augenblick berechnet" [war"] ist. Während Friedrich Wilhelm III. seinen Staat keinen neuen, [in diesem Zustand] (damals) tödlichen Niederlagen aussetzen wollte, betrieb Österreich 1808 Rüstungen zum Feldzug gegen Napoleon, dem die tapferste Wut der aus ihrer Dumpfheit erwachten Spanier [harte] schwere Wunden schlug. Mit grimmiger Freude jauchzte Kleist dem Helden Palafox als einem andern Teil oder Arminius zu und [sah] blickte hoffnungsvoll nach Wien. (Dann kam 1809 die Erhebung Tirols, der eigenmächtige Waffengang Schills.) Durch Guerillas einzelner Völker und Stämme französische Streitkräfte auf[zu]ger[ei]ieben, vor allem aber Österreich und Preußen gemeinsam die höchsten Güter siegend oder sterbend verfechten zu [lassen] sehn, war auch sein Endziel. Wir wissen, daß er damals den eifrigsten Anteil an einer auf große Handstreiche gerichteten Verschwörung nahm und geheimen Austausch zwischen Berlin und Dresden mitleitete. Der österreichische Koalitionsgedanke lag zwar nicht dem zaghaften König, aber seinem ersten Staatsmann und [manchen] führenden Militärs am Herzen; ja, die unbekümmerte Meinung Arndts, man müsse den Teufel mit der Hölle besiegen, schlug trotz soldatischem Einspruch auch im Gemüt des Freiherrn vom Stein Wurzel: (es sei erlaubt, das Abkommen mit Frankreich scheinbar als Bündnis zu festigen, aber der gewalt[thätigen]samen Verruchtheit die List entgegenzuschicken und zur guten Stunde das Heer wider den gebietenden Usurpator zu werfen.) „Soll es dem Kaiser Napoleon allein erlaubt sein, an die Stelle des Rechts Willkür, der Wahrheit Lüge zu setzen?" Stein erlag einer Unvorsichtigkeit bei diesem ihm durch die Not geheiligten Ränkespiel, aber Scharnhorst schuf [bedächtig] energisch an seinem Ideal der allgemeinen Wehrpflicht, und Gneisenaus Feuer umfing das ganze Volk in Waffen. Vergessen wir nicht, daß Arnim seit 1806 im erlahmten Preußen den Geist Friedrichs beschwor und höhnisch vor umgeblasene Festungsmauern trat, daß eben diese Zeit brutaler Länderteilungen und rheinbündischer Schmach einerseits, der Anspannung deutscher Kraft gegen das furchtbare Joch anderseits Fichtes „Reden an die deutsche Nation" vernahm. „Freiheit oder ehrlicher T o d " war 1808 seine wie Kleists Losung. (Er ging den Vasallen der Fremdherrschaft zu Leibe mit scharfen Streichen und [ließ es an] wies beredt[en Fingerzeigen] auf die wehrhaften Altvordern [nicht fehlen] hin:) „Sollte der deutsche Stamm einmal untergehen in das Rörner(reich)tum, so war es besser, daß es in das alte geschähe, denn in ein neues. Wir standen jenem und besiegten es; ihr seid verstäubt worden vor diesem". So (läßt) ließ der

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

tapfere Philosoph, als Napoleon in Erfurt [überjeine Fürstenparade hielt und Weimars Dichter dekorierte, „Ahnen aus der grauen Vorwelt" reden. Kleist ruft sie aufs Theater, um der Gegenwart im Spiegelbilde von Eroberern und Befreiern, von Treuen und Untreuen zu zeigen, was ihr not tue. „Die Hermannsschlacht" soll den in Österreich gerüsteten, hoffentlich bald von Preußen und andern nicht ganz verwälschten Staaten aufgenommenen Krieg gegen Napoleon als eine dramatische Eroi(c)ka einweihen. Das Eisen muß geschmiedet werden, solang' es glüht. Im De(c)zember 1808 ist das Stück fertig und wird zunächst Dresdener Freunden insgeheim mitgeteilt; am 1. Januar wandert eine Handschrift zu dem braven Collin nach Wien, wo die Aufführung möglich scheint. Der Mai kränzt den Erzherzog Karl nach ba(i)yrischen Niederlagen nun auf dem Schlachtfelde von Aspern als „Uberwinder des Unüberwindlichen", wie Kleists hochgemutes Lied ihn feiert. Der Dichter selbst ereilt mit Dahlmann, unterwegs die „Hermannsschlacht" vortragend, das Kriegstheater, doch nach jenem unausgenutzten Sieg fallen Anfang Juli bei Wagram alle Hoffnungen in Trümmer: nicht nur die ersehnte Befreiung, seine ganze Tätigkeit überhaupt sei vernichtet, schreibt Heinrich an Ulrike. Nun wird Kleists „Drama, des Ares voll", wie Aischylos' („Perser") „Sieben" einst genannt worden waren, keinefn] Darstell[ung]er und keinen Drucker finden „wegen seiner Beziehung auf die Zeit"; ebenso [schreibt] erklärt ([ein Jahr später] ein paar Monate danach) Brentano [an Görres], die Veröffentlichung sei ausgeschlossen, „weil es zu sehr unsere Zeit betrifft". Schon im De(c)zember 1808 hatte Körner (die Meldung an seinen Theodor, Kleist [arbeite] schreibe jetzt ein Stück „Hermann und Varus", mit de[m]n [Skrupel] bedenklichen Worten erlassen: „Sonderbarerweise hat es aber Bezug auf die jetzigen Zeitverhältnisse und kann daher nicht gedruckt werden".) dies seinem Theodor tadelnd berichtet: „Ich liebe es nicht, daß man seine Dichtungen an die wirkliche Welt anknüpft. Eben um den drückenden Verhältnissen des Wirklichen zu entgehen, flüchtet man sich ja so gern in das Reich der Phantasie". Ein idealistischer Wahn, der die Poesie [nur] in einen fernen, lichten Äther entrückt und ihr alle Tendenz, alle Agitation verbietet. Kleist [war], von diesem guten Recht tief durchdrungen, schuf (neben) noch vor einer von Haß und Kampflust weißglühenden Tageslyrik sein jeder d(e)ankbaren 3 Analogie zwischen Altertum und Gegenwart gewidmetes Drama. Seitdem der vaterländische Humanismus Ritter Ulrichs von Hutten, durch Tacitus frisch begeistert, 3] unklar, o b Fahnenkorrektur oder Druckfehler.

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Armin(ius) als Sieger in der Teutoburger Waldschlacht über die (ruhm[reich]vollsten) größten antiken Feldherrn erhöht hatte, war dieser Gegenstand immer wieder von deutschen, aber auch von französischen Dichtern episch, lyrisch, dramatisch abgehandelt worden, bis Klopstock seinen mit Römerblut glorreich befleckten Hermann im Odengespräch aufrief und dem Nationalhelden drei Halbdramen weihte. Diese „Bardiete", den allein wirksamen ersten zumal, [der] worin am Gebirgsaltar „ D i e Hermannsschlacht" verherrlicht wird, hat Kleist gekannt (und auch ihre bequemen Anmerkungen genutzt). Sie atmeten, freilich von Stück zu Stück schwächer, einen warmen(,) begeisternden Nationalstolz, der aber keinen unmittelbar gegen Frankreich geschärften Stachel bot(; ist doch Klopstocks Hermann am Ende gar als Bonaparte des Germains in Paris begrüßt worden). Und aller Bardensang bis zur burschenschaftlichen Lyrik verstummt vor dem einzigen inhaltschweren, durch schlichte Größe des Ausdrucks ergreifenden Liede der „süßen Alten", das Kleist (,dessen Recitation sich stets [leicht] stammelnd überhastete, [und stammelte,]) nach dem Bericht seines Ohrenzeugen Dahlmann mit unwiderstehlichem Herzensklange vortrug. Die gebotene Eile der ganzen Schöpfung verrät sich mannigfach im Stil, obgleich niemand hier den Glanz und Schwung „Penthesileas" oder die schwärmerische Fülle „Käthchens" suchen wird, [und] in [den] vielen (mißtön[ig]enden Wortfügungen, in massenhaften) Mißtönen und Inkorrektheiten des Verses, [und] in der (kaum aus den freien jambischen Systemen Lafontaines u. a. geflossenen) [Läs-] Zwangslosigkeit, die [mit] so oft an vier Hebungen der Zeile [vorlieb nimmt] genug hat oder Alexandriner gibt und etwa den ersten Akt nur zur Hälfte mit [den üblichen] Fünffüßlern bestreitet. Diese Eile schon erlaubte kein geschichtliches und antiquarisches Studium, worauf Kleists freies Dichterrecht der Historie gegenüber doch auch bei größerer Muße nicht ausgegangen wäre. Darum könnte nur törichte Pedanterie die beliebigen Namen und Wohnsitze seiner germanischen Völkerstämme nach Müllenhoffs „Altertumskunde" kontrollieren und sich lange bei all den Anachronismen aufhalten, von denen das Schauspiel wimmelt. Die altdeutschen „ H o r d e n " — so nennt Kleist wiederum die Cherusker — haben freilich keine Festungs[ :: "]tore, (Karrossen, Parks) Parks, Karossen, Klingeln, Boudoirs und Zithern, keine chiffrierten Briefe, keine Handlungsreisenden gekannt, und auch ihre Fürsten haben weder von Derwischen, noch von Ciceros Moralphilosophie geredet, wie denn H e r m a n n mit Ventidius und unleserlich.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

Varus sehr modern-offizielle Konversation macht. Da [kommt] schwenkt nun [ein] der [aber] weise[r] Schulmeister [mit] sein[em] Programm gegen Kleists historischen, ethischen und künstlerischen Un[bildung]fug [herbei], und ein andrer kundiger Thebaner bezeugt ihm, die Nichtsnutzigkeit dieses Schauspiels für den deutschen Unterricht sei erhärtet; aber bei [unbefangenen] einsichtigen Lehrern und einer frischen [Jungen] [Kindern] Jugend kann solche Krittelei nicht verfangen. „Dem Genie", sagt der (h)Hamburgische Dramaturg, „ist es vergönnt, tausend Dinge nicht zu wissen, die jeder Schulknabe weiß" . . . man lese, was im 34. Stück an goldenen Worten folgt. Es ist deshalb ganz gleichgültig für den Wert des Dramas, daß manches darin sich [aus] allerdings bei Tacitus oder einem andern mittelbaren Gewährsmann historisch belegen läßt, [wie] daß etwa Arminius wirklich eine gewisse römische Bildung besaß, oder daß Ubier und S[e]ugamb[r]ern wirklich Roms Hauptanhänger waren. Es ist ebenso gleichgültig, daß anderseits vieles in Zuständen, Begebenheiten, Charakteren aller Geschichte widerspricht: z . B . ist, abgesehn von der auch bei Kleists Vorläufern (schon) zu früh vollzogenen Ehe mit Thusnelda, der mächtige, selbständige Markomannenkönig Marbod aus (zu)abwartender Politik dem Feldzug des Jahres (Neun) 9 ferngeblieben, und Arminius hat so wenig auf ihn gebaut, als Chattenfürsten zu den Cheruskern geflohen sind. Die einzige Frage bleibt die, ob Kleist von den (vorgefundenen Analogien, auf die es ihm für die augenblickliche Wirkung [allein] ankam, einen das allgemeine historische Bewußtsein und das ästhetische Urteil gewaltsam verletzenden Gebrauch gemacht habe. Darauf mag Dahlmanns schöner Brief an den Geschichtschreiber der deutschen Lit(t)eratur Gervinus [(Oktober 1840) 4 ] antworten (Oktober 1840) 4 : „Wenn Sie in dem Schlußbande einen Blick auf Heinrich von Kleist werfen sollten, so möchte ich zum voraus für ihn um Gnade bitten. Das heißt: seinen Magnetismus und Wandeln im Schlafe gebe ich Ihnen preis und seinen oft zu sehr zerhackten Stil; im ganzen aber lasse ich es mir nicht nehmen, daß er die größeste und wahrste dramatische Ausstattung als ein Geschenk der Natur besaß. Einen glühenderen Freund des deutschen Vaterlandes hat es nie gegeben als ihn (und er ist an gebrochenem Herzen über die Leiden der Zeit gestorben, wenn gleich äußerlich er als ein Opfer einer phantastischen Grille fiel.) . . . Für sein bestes Werk halt' ich die am wenigstens besprochene Hermannsschlacht. Es hat zugleich historischen Wert; treffender kann der hündi-

4] Runde Klammer hier kein textkritisches Zeichen.

Die Arbeitsweise Erich Schmidts und G e o r g Minde-Pouets

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sehe Rheinbundsgeist, wie er damals herrschte (Sie haben das nicht erlebt) 4 , gar nicht geschildert werden. Damals verstand jeder die Beziehungen, wer der Fürst Aristan sei, der zuletzt zum Tode geführt wird, wer die wären, die durch Wichtigtun und Botenschicken das Vaterland zu retten meinten — an den Druck war 1809 etc. gar nicht zu denken. Sie können denken, daß ich an der Bärin des Ventidius einigen Anstoß nahm. Kleist entgegnete: meine Thusnelda ist brav, aber ein wenig einfältig und eitel, wie heute die Mädchen sind, denen die Franzosen imponieren(,); wenn solche Naturen zu sich zurückkehren, so bedürfen sie einer grimmigen Rache." . . (Hätte er die Befreiung von der Franzosenherrschaft erlebt, ich bin gewiß, er hätte Werke aufgestellt, die das Vaterland mit seinem Lobe erfüllt hätten. Mancher Theorie, die ihn zerrte, hätte er den Abschied gegeben".) Die Kraft des Werkes offenbart sich darin, daß es bei allem temporären Gehalt doch nicht bloß von [den] jenen politischen Krisen [der Jahre 1808 und 1809] abhäng(ig)t (ist) und niemand z. B. wissen muß, Aristan, „der ungroßmütigste von allen deutschen Fürsten", sei gerad auf den dicken König Friedrich von Württemberg gemünzt, wie Dahlmann anderswo ausdrücklich bezeugt. Man braucht den 1808 in Königsberg gestifteten „Tugendbund" nicht zu kennen, um Hermanns [Ausfall] Hohn gegen die tatenlosen Schwätzer, die zur Befreiung Deutschlands nur ohnmächtige Geheimschriften [aus]entsenden[, statt Taten zu tun], aus seiner [starken] (handelnden) Kraftn(N)atur heraus zu verstehen. Hundert Jahre nach dem Rheinbund und den „Zaunkönigen von Napoleons Gnaden", wie Treitschkes satirisches Pathos zu wettern pflegte, leben dem Zuschauer und dem Leser diese Fürsten, die nicht an die Freiheit de[s]r [Staatenbundes] Nation, sondern nur an den eigenen Besitz denken und um eine Handvoll Wolle streiten, derweil der Wolf in [die deutschen] Deutschlands Hürden bricht. „Was galt Germanien mir?" fragt so ein dem Imperator zugelaufener Selbstling; andre verirrte Herrscher [jedoch] finden sich wieder. Wir suchen gern die [nahverwandten] gleichen Aussprüche des Hohns und des Antriebs in Kleists politischen Schriften, wir lauschen mit Bewunderung und mit Grauen dem fieberhaften Kriegslyriker; das Drama jedoch trägt ohne das den Schlüssel des Verständnisses in sich selbst, sogar ohne die mit Händen zu greifenden Beziehungen [zu] auf Napoleon, seine(n) Feldherrn, seine(n) Beamten. Er war der neue Cäsar, der den Erdkreis unterwarf, Fürsten einsetzte und absetzte, die willigen deutschen [Fürsten] Bundesgenossen zugleich beschenkte und verachtete, wie Aristan für Kleists Varus just 4] Runde Klammer hier kein textkritisches Zeichen.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

der schlechteste von allen ist. Auch er übte Schonung des Kultus, während fremder Befehl über die Truppen, fremde Heeresverfassung und fremdes Recht in seinem Gefolge herein[zog]brachen; dazu Galanterie und Unzucht. Aber Kleist, der von „geilen apennin'schen H u n d e n " [spricht] redet, macht aus dem sinnlichen [Leg]Diplomaten keine Karikatur: Ventidius ist [da nichtJminder verrucht [er] als der giftige Marchese der Arnimschen „ D o l o r e s " ; und es ehrt den Dichter, daß sein Ingrimm den Feldherrn Roms zwar mit aller Verachtung des Latiers gegen jede fremde Volksnatur, gegen die deutschen Bestien und ihre Wildensprache [ausgestattet] beladen, aber [nicht] nirgend zur Kleinheit erniedrigt hat. Wie düster erscheint dieser Varus der [ahnungsvollen] unheimlichen Alraune gegenüber, wie nah verwandt den Talbot und Richard geht er unter! „Dich macht, ich seh', dein Römerhaß ganz blind", sagt Thusnelda zu Hermann, und der Römerhaß lodert durch [das] alle [Akte] Szenen vo[n]m [der] ersten [Szene] Streit bis zu den die [völlige] gänzliche Zerstörung des Raubnestes Rom—Paris heischenden letzten [Zeilen] Versen. Dieser Haß, der in Kleists wüt(end)zgen Kriegsliedern den Feind [nun] wie ein [RaubJMordtier mit Keulenschlägen verfolgt, [er] zürnt [die] der Mannszucht und einzelnen Guttaten der Fremdlinge, weil nichts die Empörung gegen [die] solche Höllensöhne hemmen (soll) darf. Seine Maßlosigkeit kann nicht höher überschwellen als in den entsetzlichen [Szenen] Auftritten, wo der Schmied, Virginius und Verrinna weit hinter sich lassend, die geschändete Tochter niedersticht und Hallys zerlegter Leichnam stückweise zur Aufreizung der Völker versandt wird. Ebenso maßlos treibt Thusneldas Berserkertum den tückischen Galan (beim nächtlichen Stelldichein) in die Pranken der [hungerheißen] ausgehungerten zottelschwarzen Petze. Schlagt ihn tot! Das Weltgericht Fragt euch nach den Gründen nicht.

Aber dieser vor keiner wildesten Barbarei zurückscheuende Haß geht bei Kleist Hand in Hand mit getroster Sicherheit und einer unerschütterlichen Einheitspolitik, die über die Mietlinge Gericht hält[, doch] und jeder deutschen Zwietracht wehrt. (Man hat neuerdings einer Bühnenbearbeitung den Titel [gegeben] angeheftet: . . . „Kleists Hermannsschlacht — ein Gedicht auf Österreich". Das ist grundfalsch, wenn auch Kleist damals vom Staat[e] der Habsburger Rettung erwartet[e] und im „Katechismus der Deutschen" [seinen] Franz als angestammten Kaiser proklamierte].) Weislich läßt er die Beziehungen der Hsl. Bemerkung am Rande: nonpareille.

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Cherusker und Sueven, Hermanns und Marbods auf Preußen und Österreich in der Schwebe und [läßt] die Krone nur „zur Zeit der grauen Väter" bei Hermanns Stamme rühmlich sein [(2584) s ], stellt [aber] jedoch die Wahl des deutschen Oberhauptes dem nächsten [deutschen] Fürstenrat anheim. Unparteiisch wird Hermann als letzter Pfeiler im allgemeinen Sturz Germanias bezeichnet und wiederum die Entscheidung des Kampfes von Marbods starkem Eingreifen abhängig gemacht, was Tieck ebenso unzutreffend [tadelt] rügt, wie er die Verlegung der Schlacht hinter die Szene bemängelt. Dagegen muß eingeräumt werden, daß besonders auf den letzten Wegstrecken ein straffer Plan fehlt und im einzelnen der Zweikampf zwischen Hermann und Fust um [den] das Vor[zug]recht, Varus zu töten, einen knabenhaften Anstrich hat. Auch ist trotz dem Geschick, die vaterländische oder unnationale Haltung der verschiedenen Fürsten durch alle Grade abzustufen, nur Marbod mit voller Meisterschaft so herausgehoben worden, [und] daß der Auftritt zwischen dem bedächtigen Alten und Hermanns „beiden blonden Jungen" der reinsten Wirkung sicher bleibt. Der Charakteristiker Kleist widmete seine ganze Kraft dem cheruskischen Fürstenpaar und ging jeder wohlfeilen Idealisierung geflissentlich aus dem Wege; so geflissentlich, daß „Thuschen" nicht bloß, wenn der Rächerin die Kulturschminke abgewischt wird, manches Kopfschütteln im Publikum erregt. (Kotzebuische [Trümpfe] Redensarten vom Schlage des Satzes „Das deutsche Weib ist mehr als Kwaß, das ahnst du, Fürst der Sklaven, nicht" fanden hier ganz und gar keinen Platz.) Kleist will [jjweder mit einer ins Alt [germanische] deutsche übersetzten Königin Luise, noch mit einer Halmschen Prophetin (oder), einer Pilotyschen Theatergermanin [vorführen] paradieren, sondern weiblicher Schwäche, die er ja in der Franzosenzeit auch an braven Frauen beobachtete, [mit] cheruskischefr] Barbarei beimischen und diese Thusnelda lieber zu Hermann sagen lassen: „ D u bist ein Affe", als mit Klopstock oder mit Schiller wetteifern. Er gibt seinem Hermann in ehelichen Gesprächen, besonders in der seltsam verdoppelten Erörterung des Lockenraubes, einen überlegen spielenden Neckton liebevoller, gesunder Zuversicht und statt des hohen heroischen Pathos(, das doch markig [hervortritt] erschallt,) zur markigen ( K r a f t ) Wucht durchweg einen bald launigen, bald grimm(ig)en Humor und (eine) mitten im Umsturz eine herzhafte Fröhlichkeit. Fieskos Verschlagenheit gilt dieser frischen Urkraft gegen die [falschen] Römertücke für erlaubt und geboten, aber Kleists Hermann weiß nichts von dem selbstischen Ehrgeiz des Genueser 5] Runde Klammer hier kein textkritisches Zeichen.

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Textkritische Darstellungen - Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

Verschwörers, und nimmermehr könnte seine Natur nach der Teutoburger Schlacht auf den Konfliktsweg abirren, den Otto Ludwigs Arminius in einer großen Charaktertragödie beschreiten sollte. Es war Kleist unvergönnt, gemäß den flammenden Worten seines Schauspiels ganz Germanien in Waffen lodern zu sehn und endlich unter heiligen Eichen für [das] den [GJgeschenkten [des] Sieg[s] [zu] [d]Dank[en]opfer zu bringen. Wehmütig schrieb er das entsagende Distichon auf die erste Seite des Manuskriptes, das ein tragisches Stillleben bis 1821 führen [sollte] mußte. Tieck hat es manchmal vorgelesen, Brentano 1816 bei der „guten Kleist" die große Haltung und die [ungemein] „lustige Bizarrität" empfunden, der Druck [aber] jedoch blieb lange fast unbeachtet. Auch Grabbe ward erst durch Immermanns Mitteilung darauf aufmerksam, als er 1835 ruhmredig die drei Tage und Nächte seiner zerfahrenen „Hermannsschlacht" mit individuellen Volksfiguren, aber auch mit so viel falschem, modernwestfälischem Realismus, mit so viel widrigen Geschmacklosigkeiten und Schmutzereien [versah] ausstattete, daß der gegen Kleist geblasene Posaunenstoß seines letzten feinsinnigen Herausgebers sehr befremdlich ist. Die Theater [blieben] verhielten sich, außer einem erfolglosen Versuch (Karlsruhe, 18. Oktober 1863)6, spröde, bis die unmittelbaren Nachwehen des deutsch-französischen Krieges, erst in willkürlicher Abschwächung, dann [durch der Meininger Gastspiele in treuer Gestalt] in treuer Gestalt durch Gastspiele der Meininger, das nationale (Schauspiel) Drama verkörpern halfen. Kleists Uberzeugung von der [Kraft] Macht der Analogie [bewährte] erprobte sich nun lebendig im Norden [und] wie im Süden des neuen Reiches. Es ist bemerkenswert, daß (ebendamals) eben damals Borniers [seine] „Fille de Roland" mit gleichem Tendenzrecht, aber viel schwächerem Können die Pariser Bühne [ent]zünde[te]nd einnahm. Korrekturen und Einfügungen Georg Minde-Pouets 7 , in: Zweite Auflage. Neu durchgesehen und erweitert von Georg Minde-Pouet. Bd. 5, 2. Abt., S. I I I - X V : S.V, Z. 2 4 - V I , Z . 5 (ES II, S. 317, Z. 3—10): Im Dezember 1808 ist das etwa Mai begonnene Stück fertig und wird zunächst Dresdener Freunden insgeheim mitgeteilt; am 1. Januar wandert eine Handschrift zu dem braven Heinrich Joseph v. Collin nach 6] R u n d e K l a m m e r hier kein textkritisches Zeichen. 7] D e r Text der Einleitung ist gegenüber der Fassung Erich Schmidts nur geringfügig geändert w o r d e n . Halbfette Schrift = Korrekturen und E r g ä n z u n g e n M i n d e - P o u e t s .

D i e A r b e i t s w e i s e Erich S c h m i d t s und G e o r g M i n d e - P o u e t s

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Wien, wo die Aufführung möglich scheint. Der Mai kränzt den Erzherzog Karl nach bayrischen Niederlagen nun auf dem Schlachtfelde von Aspern als „Uberwinder des Unüberwindlichen", wie Kleists hochgemutes Lied ihn feiert. Der Dichter selbst ereilt mit Friedrich Dahlmann, unterwegs die „Hermannsschlacht" vortragend, das Kriegstheater, . . . S. VI, Z. 14-15 (ES II, S. 317, Z. 18-19): Schon im Dezember 1808 hatte Körner dies seinem Sohne Theodor tadelnd berichtet: S. VII, Z. 9 - 2 5 (ES II, S. 317, Z. 38 - S. 318, Z. 14): Und aller Bardensang bis zur burschenschaftlichen Lyrik verstummt vor dem einzigen inhaltschweren [,durch schlichte Größe des Ausdrucks ergreifenden] Liede der „süßen Alten", das Kleist nach dem Bericht seines Ohrenzeugen Dahlmann mit unwiderstehlichem Herzensklange vortrug[.]; die ergreifende Wirkung wird durch die spätere Vertonung Hans Pfitzners noch gesteigert. [Die gebotene Eile der ganzen Schöpfung] Die Leidenschaft, mit der Kleist sich dieser Schöpfung hingegeben hat, verrät sich mannigfach im Stil, obgleich niemand hier den Glanz und Schwung „Penthesileas" oder die schwärmerische Fülle „Käthchens" suchen wird, in [vielen] Mißtönen und vielen Inkorrektheiten des Verses, in derZwangslosigkeit, die so oft an vier Hebungen der Zeile genug hat oder Alexandriner gibt und etwa den ersten Akt nur zur Hälfte mit Fünffüßlern bestreitet. Aber es steht außer Zweifel, daß der unregelmäßige Versbau oft auch auf künstlerischer Absicht beruht. [Diese Eile schon erlaubte kein] Auf geschichtliches und antiquarisches Studium [,worauf] ist Kleists freies Dichterrecht der Historie gegenüber [doch auch bei größerer Muße] nicht ausgegangen [wäre]. S. VIII, Z. 1 3 - 2 6 (ES II, S. 318, Z. 2 9 - 3 6 ) : „ D e m Genie", sagt [der Hamburgische Dramaturg] Lessing in seiner Hamburgischen Dramaturgie, „ist es vergönnt, tausend Dinge nicht zu wissen, die jeder Schulknabe weiß" [ . . . ] ; man lese, was im 34. Stück an goldenen Worten folgt. Es ist deshalb ganz gleichgültig für den Wert [des] dieses aus innerstem Empfinden heraus geschriebenen Dramas, daß manches darin sich allerdings bei Tacitus oder einem andern mittelbaren Gewährsmann ,in einem Handbuch deutscher Geschichte historisch belegen läßt, daß etwa Arminius wirklich eine gewisse römische Bildung besaß, oder daß Ubier und Sugambern wirklich Roms Hauptanhänger waren[.]; wie es auch belanglos ist, daß das „ B u c h der Richter" und das „ B u c h Samuelis" oder auch Gedanken und politische Denkschriften von Friedrich von Gentz Anregungen gegeben haben könnten.

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Textkritische Darstellungen — Herausgeber-Einleitungen und -Argumentationen

S. X I , Z. 25 - S. X I I , Z. 8 (ES II, S. 320, Z. 34 - S. 321, Z. 4): Seine Maßlosigkeit kann nicht höher überschwellen als in den entsetzlichen Auftritten, wo der Schmied, den Virginius des Altertums und den Verrina in Schillers „Fiesko" weit hinter sich lassend, die geschändete Tochter Hally niedersticht und [Hallys] ihr zerlegter Leichnam stückweise zur Aufreizung der Völker versandt wird. Ebenso maßlos treibt Thusneldas Berserkertum den tückischen Galan in die Pranken der ausgehungerten zottelschwarzen Petze. Das ist die gleiche hemmungslose Leidenschaft, die sich in der Ode „Germania an ihre Kinder" austobt: Schlagt ihn t o t ! Das Weltgericht Fragt euch nach den Gründen nicht.

S. X I I I , Z. 2 7 - S. X I V , Z. 18 (ES II, S. 322, Z. 8 - 2 2 ) : Es war Kleist [un] nicht vergönnt, gemäß den flammenden Worten seines Schauspiels ganz Germanien in Waffen lodern zu sehn und endlich unter heiligen Eichen für den geschenkten Sieg Dankopfer zu bringen. Wehmütig schrieb er das entsagende Distichon auf die erste Seite des Manuskriptes, das ein tragisches Stillleben bis zum Erstdruck durch Tieck in den „hinterlassenen Schriften" Kleists 1821 führen mußte. Tieck hat es manchmal vorgelesen, Brentano 1816 bei der „guten Kleist", F r a u Marie v. Kleist, die große Haltung und die „lustige Bizarrität" empfunden, der Druck jedoch blieb lange fast unbeachtet[.], selbst nach dem Erscheinen der wieder von Tieck herausgegebenen „Gesammelten Schriften" Kleists 1826. Auch Grabbe ward erst durch Immermanns Mitteilung darauf aufmerksam, als er 1835 ruhmredig die drei Tage und Nächte seiner zerfahrenen „Hermannsschlacht" mit individuellen Volksfiguren, aber auch mit so viel falschem, modernwestfälischem Realismus, mit so viel widrigen Geschmacklosigkeiten und Schmutzereien ausstattete, daß der gegen Kleist geblasene Posaunenstoß seines letzten feinsinnigen Herausgebers Eduard Grisebach sehr befremdlich ist. S. X I V , Z. 19 - S. X V , Z. 25 (ES II, S. 322, Z. 2 3 - 3 1 ) : Die Theater verhielten sich [,außer einem erfolglosen Versuch (Karlsruhe, 18. Oktober 1863),] überlange spröde[,]. E r s t um die Mitte des Jahrhunderts trat allmählich ein Umschwung zugunsten des Stückes ein, nachdem Heinrich von Treitschke in seinem Aufsatz über Kleist 1858 eine Aufführung gefordert und Feodor Wehl eine Bühnenbearbeitung 1860 veröffentlicht hatte. Mit dieser Bearbeitung bahnte Breslau als erste deutsche Bühne im Oktober 1860 dem D r a m a den Weg in die Öffentlichkeit. 1861 folgten Dresden, Leipzig, H a m b u r g , Stuttgart, 1862 Graz, 1863, zur Feier des fünfzigjährigen Gedenktages der Schlacht bei Leipzig, wieder Leipzig und außerdem Karls-

Die Arbeitsweise Erich Schmidts und G e o r g Minde-Pouets

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ruhe und Kassel. Obgleich Dresden und Karlsruhe auch künstlerisch hochstehende Leistungen geboten hatten, fehlte der Widerhall im Volke, bis die unmittelbaren Nach[wehen]wirkungen des [dJDeutsch[f]Französischen Krieges das nationale D r a m a verkörpern halfen[,]; erst in [willkürlicher Abschwächung] der willkürlich abschwächenden Bearbeitung durch Rudolph Genee 1871, in der nach München endlich 1875 auch Berlin und nach ihm eine ganze Reihe anderer Bühnen das Werk aufführten, und dann in treuer Gestalt durch Gastspiele der Meininger seit 1875[,]. [das nationale Drama verkörpern halfen.] Mit Hilfe dieser Tat des Herzogs Georg und immer weiterer künstlerischer Aufwärtsentwicklung durch Berlin erprobte sich nun Kleists Uberzeugung von der Macht der Analogie [erprobte sich nun] lebendig im Norden wie im Süden des neuen Reiches. [Es ist bemerkenswert, daß eben damals Borniers „Fille de Roland" mit gleichem Tendenzrecht, aber viel schwächerem Können die Pariser Bühne zündend einnahm.] Im Weltkrieg wurde das D r a m a auch zum ersten Male im Wiener Burgtheater aufgeführt, nachdem es bis dahin von der österreichischen Zensur verboten gewesen war. F ü r diese Dichtung, die Kleist „einzig und allein" für seine Zeit „berechnet" hatte, mußte erst voll erfüllt sein, was er mit ihr beabsichtigt hatte. D a r u m war die politisch große Zeit nach dem Deutsch-Französischen Kriege ihr für Aufnahme und Verständnis die günstigste, darum war sie nach dem Weltkriege in den Jahren der Schmach von den deutschen Bühnen verbannt, und darum übt sie erst wieder in unseren Tagen, in denen der Geist Hermanns im deutschen Volke zu neuem Leben erwacht ist, ganz die Wirkung aus, die Kleist mit Ungestüm ersehnt hatte.

I I I . Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

Für Rudolf Köpke: Notizzettel 1 von W . v. Maitzahn Heinrich von

Kleist.2

Phöbus. Herausgegeben v. K., Adam H. Müller u. dem Maler Ferd. Hartmann. Schillers Hören sollten, nach einem etwas modificirten u. erweiterten Plane, das Vorbild seyn. Prolog. Fragment d. Penthesilea vollst, zuerst gedr. 1808 (Stuttgart). „Der Engel am Grabe des Herrn" nach einem Gemälde von Hartmann. Epilog: Ruhig! Ruhig! u.s.w. „übergeprescht" „Prustenden" Provincialismen. — II. St: „Die Marquise von O " . — Die beiden Tauben nach La Fontaine (Prachtstück!) III. St. Fragmente aus: „Der zerbrochene Krug". Erschien [zue] vollst, zuerst: Berlin 1811 in der Realschulbuchhandlung u. nicht 1812 wie die Buchh.Verzeichnisse (Engelmann) angeben (in gr. 8). Das erste Stück Kleist's das in Berlin (kurz vorher schon den 4. August 1822 in Charlottenburg) zur Aufführung gelangte3. Die beiden Fabeln: „Der Hund und der Vogel"-, „die Fabel ohne Moral" (auch in Tieck 1821) — Im 4 u. 5" St: Fragment von „R. Guiscard"-, dann 24 Epigramme (von Tieck nicht aufgenommen.) — Fragment aus dem Lustspiel: „Käthchen von Heilbronn" (vollst, zuerst Berlin 1810 gr 8. 2 te Aufl. daselbst 1846 kl. 8. Zum erstenmale in Berlin den 21 April 1824 aufgeführt)4. — Das 6te St. einen Theil der Erzähl. „Michael Kohlhaas", (in den Erzählungen Berlin 1810.11 umgearbeitet) — Die Epigramme welche bei Tieck, jedoch mit Weglassung des Letzten: Die gefährliche Aufmunterung (S. Freimüthigen)5. Im September u. Octoberheft: Zweites Fragment v. Käthchen von H. u. i Gedichte, von denen Tieck nur die drei ersten: Der höhere Frieden (hier mit der Bezeichnung 1792 oder 1793), Jünglingsklage und „Mädchenräthsel" giebt, die fehlenden sind: „Katharina von Frankreich" „An S. v. H. (1808)" (Sophie Hardenberg) (S. Schmidts Ausgabe.) — In dem Nov. u. Decemberstück: „Der Schrecken im Bade" war Kl. letzte Gabe für sein [Jou] Zeitschrift, mit dem Decemberst. hörte dasselbe auf. Sämtl. Beiträge von K. tragen den Anfangsbuchstaben seines Namens. Die hier befindlichen 3 Gedichte von Novalis sind erst jetzt in den 3 Theil der Schriften (von Tieck und Bülow) übergegangen. Die von K. 1809 gedichtete herrliche Ode „Ger-

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

mania an ihre Kinder"6, welche die gesammelten Schriften 1821 beschließt, erschien im Jahre 1813 (auf V2 Bogen in 4) abgekürzt u. der Zeit anpassend! verändert, als ein besonderer Druck, wer aber der Herausgeber, habe ich trotz aller Mühe, leider nicht ermitteln können. In Prag soll K. eine polit. Zeitschrift herausgegeben haben wahrscheinlich nur wenige Nummern. [Nach] Wiederholte Nachfragen in Prag von mir nach dieser Zeitsch. sind resultatlos geblieben. (2. Seite:) Ueber Frkf. a. d. O kehrte Kl. wieder nach Berlin heim u. gab hier die Abendblätter (S. mein Exemplar) 1810 heraus (75 Bl. v. 1. O c t . - 2 8 . Dec. täglich 1 Bl.) Ob Kl. bei der Fortsetzung dieses Journals noch ferner betheiligt war? Denn 1 halber Jahrg. soll noch erschienen seyn, den ich aber nicht habe auffinden können. (S. Bülow 1848 Vorrede, der nicht Alles v. Kleist erkannt hat) 7 — Zoroaster's Gebet. 5 Bl: die herrliche patriotische Ode: „Auf den Wiedereinzug des Königs" 1809 (auch in den Gedichten 1821) im 10. Bl.: „Das Bettelweib von Locarno" (mz.) Im 42. Bl: „Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft" (ch)ursprünglich von A. v. Arnim u. Cl. Brentano dramatisch bearbeitet. S. Kleists Anmerkung hierüber. 15. Bl. „Bemerkung über das Theater" (H. v. K.) die Aufführung der Goethe'schen Stücke empfehlend meist eigentlich mehr gegen das Publikum als gegen Iffland gerichtet (S. den schändlichen Brief v. Kl. an Iffl. u. Ifflands wüthende Antwort) 8 — (Die Anekdoten gehören großentheils Kleists Feder an, Bülow theilt nur eine mit) Bülow fehlte [jede] die Kritik zu literarhist. Arbeiten.) Die Legende: Gleich u. Ungleich (Prachtvoll v. K.) hat B. nicht einmal als eine solche erkannt, die eigenthümlichen sprachlichen Wendungen Kleists [unleserl.] lassen diese [ohne] nicht unterzeichneten Stücke leicht erkennen, ebenso Der Welt Lauf im 60. Bl. Im 40—42 Bl. „Die heilige Cäcilia" (yz) bez. hier kürzer als in den Erzählungen 1810.11. Bl. 63—66 „ U e b e r d. Marionettentheater" bei v. Bülow. Der freimüthige Ton dieser Zeitschrift mißfiel dem Staatskanzler Hardenberg (F. v. Raumer muß hierüber Briefe v. K. besitzen) Brief v. Kleist an Fouque 1 0 v. 15. April 1811 hat Bülow nicht gekannt (S. Klettke). Der Prinz v. Homburg (vonTieck vom Untergang gerettet) des Dichters Meisterstück ([wurde] zuerst in den Hinterlassenen Schriften 1821 gedruckt.) wurde nachdem er schon vorher in Wien, Breslau, Frkf. a/M u. Dresden aufgeführt das erstemal in Berlin d. 26 Juli 1828 [aufgeführt] gegeben 11 u. nach drei Tagen wiederholt. Den Kurfürsten gab „Stawinsky", die Kurfürstin „die Crelinger", Natalie, die Unzelmann, den Prinzen v. H. Herr Krüger, Kottwitz „Lemm", nach dem mir vorliegenden Theaterzettel. [Die Familie Schroffen] Die Familie Schroffenstein erschien schon 1803 in Zürich ohne Namen des Verf. Die erste kritische Stimme über Kl. ohne seinen Namen zu nennen

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Für Rudolf Köpke: Notizzettel von W. v. Maitzahn h a b e ich i m Freimüthigen

1803

N o 3 6 ( - b - M e r k e l ? ) (S. m e i n E x e m p l a r )

g e f u n d e n bei E r s c h e i n u n g dieses T r a u e r s p i e l s 1 2 . W u r d e z u m e r s t e n m a l d . 18. August

1824

in B e r l i n a u f g e f ü h r t 1 3 . S. J u n g Stilling B r i e f ü b e r

K l e i s t s T o d an F o u q u e 2 . J a n . 1812 V o g e l {Adolphine).

aus K a r l s r u h e ( K l e t t k e ) 1 4 . H e n r i e t t e

In d e r A n z e i g e v o n d e m T o d e H e n r i e t t e n s

i h r e m G a t t e n theilt er f o l g e n d e Stelle m i t (aus e i n e m i h m s e n e n B r i e f e (in d e r V o s s i s c h e n

von

nachgelas-

Zeitung)15:

„Weine oder traure nicht . . . denn ich sterbe einen Tod, wie sich wohl wenige Sterbliche erfreuen können gestorben zu seyn, da ich von der innigsten Liebe begleitet, die irdische Glückseligkeit mit der ewigen vertausche". — Kommentar Tieck-Nachlaß der Staatsbibliothek der Stiftung Preuß. Kulturbesitz, Kapsel 32. — Unterstreichungen (hier: kursiv gekennzeichnet) von W. von Maitzahn. 2 Schon die im Zusammenhang mit den Berliner Abendblättern gebrauchte Formulierung „mein Exemplar" läßt die Vermutung aufkommen, daß es sich bei diesem Zettel um eine Mitteilung Wendelin v. Maitzahns an Köpke handelt. Der Schriftvergleich mit einem Brief Maitzahns vom 1. Juni 1877 an Karl Halm (Bayr. Staatsbibliothek, Halmiana II) bestätigt diese Vermutung; obgleich 15 Jahre zwischen Zettel und Brief liegen, sind Duktus, typische Unterstreichungen, einige charakteristische Buchstabenformen (Haken des H) unverkennbar. Maitzahn schreibt u . a . : „Ich weiß nicht ob ich bereits angefragt, ob Sie auch Handschriften von Heinrich von Kleist besitzen? Nähere Angaben hierüber wären mir von Werth". Die Schreibung des Namens „Heinrich von Kleist" — weitgehend mit der Uberschrift des Zettels identisch — beseitigt auch die letzten Zweifel. 3 Aufführung am 4. August 1822 auf dem Königl. Schloßtheater in Charlottenburg; vgl. Gustav Buchtenkirch: Kleists Lustspiel 'Der Zerbrochene Krug' auf der Bühne. Heidelberg 1914. (Literatur u. Theater. 2.) S. 4 4 - 4 5 . 4 Nach den vergeblichen Bemühungen Kleists um eine Aufführung in Berlin erstmals am 21. April 1821 im Königl. Schauspielhaus, Berlin nach dem Text der zweiten Bearbeitung Holbeins; vgl. Reinhold Stolze: Kleists 'Käthchen von Heilbronn' auf der deutschen Bühne. Berlin 1923. (Germanische Studien. 27.) S. 21 ff. 5 Bezieht sich auf die anonyme Kritik K. A. Böttigers im Freimüthigen vom 10. Juni und 5. Dezember 1808 (vgl. Ausgabe Sembdners 1,911). 6 Der von Ernst von Pfuel veranlaßte Einzeldruck der Ode (vgl. Sembdner, Bibliographie, Nr. 15). 7 Vgl. hierzu die Ubersicht über die seitdem bekannt gewordenen Exemplare im Nachwort der von Georg Minde-Pouet herausgegebenen Faks.-Ausg. der Berliner Abendblätter (Leipzig 1925) S. I V - V I I . 8 Bezieht sich auf die Andeutungen in der Kleist-Biographie Ed. v. Bülows (Berlin 1848) S. 59, Z. 18 - S. 60, Z. 2. Der vollständige Wortlaut wurde erst 1863 durch Johann Valentin Teichmann bekannt (vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 16). 9 Zu diesem Zeitpunkt waren also Friedrich von Raumers Lebenserinnerungen und Briefwechsel (Leipzig 1861) noch nicht erschienen; vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 15. 10 Richtig: 25. April 1811. ES 171, MP 195, Sbd 199, zuerst veröffentlicht von Feodor Wehl, danach von Hermann Kletke (vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 7 u. 12). 1

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Aufführung am 26. Juli 1828 im Königl. Schauspielhaus, Berlin nach der Bearbeitung von Ludwig Robert; vgl. Egon-Erich Albrecht: Heinrich von Kleists 'Prinz Friedrich von Homburg' auf der deutschen Bühne. (Masch.) Diss. Kiel 1921, S. 56-63. Gemeint ist: [Ludwig Ferdinand Huber:] Erscheinung eines neuen Dichters. — In: Der Freimüthige v. 4. März 1803 (= Nr. 36) S. 141-142. Aufführung am 18. August 1824 im Königl. Schauspielhaus, Berlin nach dem Text der älteren Bearbeitung Holbeins; vgl. Kurt Sauer: Heinrich von Kleists 'Familie Schroffenstein' auf der deutschen Bühne. (Masch.) Diss. München 1925, S. 61-64. Vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 64. Vgl. Sembdner, Lehensspuren, Nr. 539.

Briefe von Julian Schmidt an Georg Ernst Reimer

Im Archiv des Verlages Walter de Gruyter haben sich 25 Briefe Julian Schmidts erhalten, von denen zwölf auf die Kleist-Ausgabe von 1859 Bezug nehmen. Die übrigen dreizehn Briefe fallen in die Zeit von 1861 bis 1866; davon enthalten drei lediglich persönliche Bitten an Reimer, drei beziehen sich auf Redaktionsgeschäfte in den Preußischen Jahrbüchern, zwei sind Empfehlungsschreiben. Besonderes Interesse verdienen zwei Briefe aus dem Jahre 1861, die Einblicke in die Gründerzeit der Berliner Allgemeinen Zeitung erlauben. Im ersten erklärt Schmidt seine grundsätzliche Bereitschaft, von Leipzig nach Berlin überzusiedeln, bittet aber um eine vertrauliche Besprechung, damit er endgültig Klarheit über die Ziele der Zeitung und die Voraussetzungen seiner künftigen Tätigkeit gewinnen könne. Im zweiten skizziert er die Hauptthemen dieser Besprechung, wobei ihm die Meinung der Partei in der Militärfrage als wichtigstes Problem erscheint, denn wenn die Partei sich nicht entschließe, „eine positive, planmäßige Politik von vornherein ins Auge zu fassen", so stünden „auch die Aussichten der Zeitung auf schwachen Füßen". Zwei Briefe enthalten Äußerungen Julian Schmidts zu internen Parteiangelegenheiten1, in einem weiteren Brief legt er Reimer nahe, eine Broschüre von Leuten der nationalen Partei in Flensburg zu verlegen, da die darin gegebene historisch-politische Rechtfertigung mit der in den Preußischen Jahrbüchern vertretenen Haltung 1

Der eine Brief betrifft Julian Schmidts Wahl in die Schulcommission; Schmidt bittet Reimer, ihm „Mittel anzugeben, dieselbe rückgängig zu machen". Der andere (aus dem Januar 1862) beschäftigt sich mit der Weigerung des liberalen Abgeordneten Ernst Friedr. Georg v. Vincke, erneut für die Partei zu kandidieren und der Möglichkeit, ob man die Wähler nicht bestimmen könne, ihn trotz seiner Erklärung zu wählen („wir haben keinen, der ihn ersetzen kann, und der Kampf im Landtag wird hart werden").

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übereinstimme. Diese Briefe ergänzen das in den Briefen über die Kleist-Ausgabe gewonnene Bild der Beziehungen Julian Schmidts zu Reimer und zeigen nicht zuletzt, daß politische Gemeinsamkeiten, persönliche Freundschaft und literarische Ambitionen kaum zu trennen sind. Auf einige Einzelheiten wird im Kommentar Bezug genommen. Schwierigkeiten bereitet die Reihenfolge der vorgelegten Briefe. Während Nr. 1 als einziger auf das Jahr 1858 datiert ist, läßt sich die Reihenfolge der übrigen Briefe nur aus inhaltlichen Gründen näher bestimmen. Zunächst geben Ankündigung und Ubersendung der Textbände und Anmerkungen Hinweise auf die wahrscheinliche Reihenfolge. In Nr. 2 wird der zweite und dritte Band angekündigt, in Nr. 3 heißt es dann: „Anbei der zweite Band", in Nr. 6: „Anbei der dritte Band". Mit Nr. 7 gehen die Revision des zweiten Bandes und die Anmerkungen zum ersten Band an den Verlag. Aus Nr. 8 ist zu entnehmen, daß Schmidt an den Anmerkungen zum zweiten und dritten Band arbeitet. In Nr. 9 wird Reimer für die Anmerkungen noch auf einige Tage vertröstet; die Reihenfolge 8—9 ergibt sich außerdem aus der Datierung von fremder Hand und aus Schmidts Bemerkungen über Koberstein. Nr. 10 bezieht sich auf die letzten Seiten der Anmerkungen zum 3. Band, und in Nr. 11 schreibt Schmidt: „Hier der Schluß". Die Datierung von Nr. 12 ist wieder eindeutig; die Erwähnung Kleists bezieht sich bereits auf die 2. Auflage der Kleist-Ausgabe. Problematisch ist die Einordnung von Nr. 4 und 5. Eine Orientierungsmöglichkeit bietet Schmidts Bemerkung über den Variant zum Zerbrochnen Krug. In Nr. 2 teilt er mit, er sei zunächst der Ansicht gewesen, man solle den Variant fortlassen, er habe jedoch eingesehen, daß man ihn dem Publikum nicht vorenthalten dürfe; in Nr. 3 erklärt er dagegen: „Die ,Variante' zum zerbr. Krug ist so fade und läppisch, daß ich sie doch weglassen möchte, wenn Sie auch der Ansicht sind". Schmidts Einleitungssatz in Nr. 4: „Erschrecken Sie nicht, daß ich schon wieder komme" und sein Vorschlag, den Variant in den Anmerkungen mitzuteilen (wie bereits in Nr. 3 erwogen), spricht für die Reihenfolge 2—3—4. Das Hauptargument für die Reihenfolge 5—6 liegt in der Honoraranfrage. In Nr. 5 bittet Schmidt Reimer, evtl. „zu dem ausbedungenen Honorar noch etwas zuzulegen". In Nr. 6 kann die Formulierung „Wenn Sie selbst mich auffordern, in Ihrem Verlag zu plündern [. . .]" als Erwiderung auf Reimers mutmaßliche Antwort, Schmidt solle sich Bücher des Verlages aussuchen, aufgefaßt werden. Die sich daraus ergebende Reihenfolge der Sendungen an den Verlag — 2. Bd. (Nr. 3), Einl. (Nr. 5), Bd. 3 (Nr. 6) - widerspricht jedoch dem in Nr. 2 angekündigten Programm (Bd. 2, Bd. 3, Einleitung). Der Dank für das empfangene Honorar (Nr. 7) könnte sich auch auf die Honoraranfrage

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in Nr. 5 beziehen; doch möchte ich der Annahme, Reimer sei Schmidts nachträglichen Honorarwünschen auf die angedeutete Weise entgegengekommen, den Vorzug geben. Die Wiedergabe der von Prof. Dr. Otto Neuendorff wiederaufgefundenen Briefe erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Dr. Herbert Cram.

1. Brief. [Datierung von fremder Hand:] 1858 Hochgeehrter Herr! Daß wir uns über Honorar ec leicht einigen werden, leidet keinen Zweifel; zunächst kommt es darauf an, uns zu verständigen, was überhaupt geschehn soll. 1) Revision des Textes. Außer den von Ihnen übersandten älteren Drucken 1 habe ich noch den Phöbus, der aber insofern zur Correctur wenig hilft, als Kleist in den Paar Monaten, die zwischen dem Phöbus und dem Druck der Penthesilea (1808) verstrichen, alles drunter und drüber geworfen hat. Existieren vielleicht — zunächst von dem in Ihrem Verlag erschienenen Nachlaß — noch Manuscripte? Was mich betrifft, so bin ich bereit, Ihnen einen — nach Kräften gesichteten Text zu liefern, mit ein Paar (wenig) Anm. über die Zeit des Machens, Erscheinens ec der Stücke, die wesentlichen Umarbeitungen ec. Dagegen muß die eigentliche Correctur ein ordentlicher Berliner Corrector besorgen. 2) Biographie. Die Tiecksche ist durch die Bülowsche antiqirt, letztere ziemlich ledern; eine Umarbeitung derselben würde nur dann gerechtfertigt sein, wenn man außer den von Bülow mitgetheilten — freilich sehr interessanten Briefen noch mehr auffände. Sie existieren gewiß; wenn Sie eine Ahnung haben, wo man darüber Auskunft erhält, so theilen Sie es mir mit, ich will mich meinerseits umsehn, bis jetzt habe ich nichts gefunden. — Die Tiecksche Abhandlung, als Recensión betrachtet 2 , hat nur noch einen literarhistorischen Werth. Da sie nun schon in Tiecks gesamm. krit. Schriften (bei Brockhaus) steht, halte ich es für unnütz, sie noch einmal zu geben. [Gestr.: In der] Tiecks Verdienst als des ursprünglichen Herausgebers und warmen Lobredners müßte natürlich hervorgehoben werden. Die Sache steht also nach meiner Ansicht so. 1) Entweder wird nichts gegeben als gesichteter Text, mit kurzen Anm. und einer kurzen Vorrede von mir, in welcher u.a. dem Lieb-

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haber nachgewiesen wird, wo er weiteres findet. Hirzel 3 meint, ich sollte noch eine Kritik der Kleistschen Stücke geben; für nöthig halte ich es nicht. O d e r 2) eine vollständige Biographie mit allen Briefen, nebst einer Geschichte der Anerkennung, welche Kleist in Deutschland gefunden hat. 1) wäre in verhältnismäßig kurzer Zeit herzustellen, 2) hängt zum Theil davon ab, welche Quellen über Kleistsche Reliquien sich noch auffinden lassen. Welches von beiden ziehen Sie vor? Sobald ich darüber klar bin, wollen wir das weitere verhandeln. — N u n noch eins als Grenzbote. — Wollten Sie wohl Ihrem Bruder Dietrich Reimer 4 mittheilen: ich möchte den Atlas von Kiepert 5 , die geographische Zeitschrift 6 und das Klödensche H a n d b u c h 7 zusammen von einem Kundigen besprechen lassen, am liebsten von Neumann 8 , oder wenn dieser nicht Zeit hat, von einem den er aussucht. Er möchte mir aber die fehlenden H e f t e vom Atlas schicken, ich habe nur N o . 1.2.4. und 5 erhalten ( N o . 3. fehlt). Eben höre ich, daß sie in Halle die Pr. Jahrb. mit Beschlag belegt 9 haben — was ist denn das für ein Wahnsinn? In hochach[tung]svoller Ergebenheit 2 Merz 58 D r . Jul. Schmidt Lurgensteins Garten N o 8.

2. Brief. [Datierung von fremder H a n d : ] 1859 [Auf der Rückseite des 2. Bogens von fremder H a n d : ] 1859 J . Schmidt Hochgeehrter H e r r ! Auch mir hat es sehr leid gethan, daß ich [s >]Sie in Berlin nicht gesprochen habe, doch ist die Woche wie im H a n d u m d r e h n vergangen. W a r u m haben Sie mir keine Aushängebogen geschickt? Ich habe erst durch N e u m a n n erfahren, daß überhaupt am Kleist gedruckt wird, Hirzel wußte auch nichts davon, sonst hätten Sie den Rest schon lange erhalten. Den 2' Bd. erhalten Sie in 8, den 3 ' B d . in 14 Tagen. Ich war im Anfang der Ansicht, man solle die „Variante" 1 zum „zerbrochnen K r u g " und die Mehrzahl der lyrischen Gedichte weglassen, weil beides völlig werthlos ist. Bei näherer Überlegung sehe ich

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aber doch ein, daß, was einmal gedruckt ist, dem Publicum nicht vorenthalten werden darf, und deshalb werde ich auch noch die übrigen Gedichte Kleists aus dem Phöbus (Tieck hat offenbar nicht alle Hefte dieser Zeitschrift gehabt) 2 hinzufügen, obgleich sie auch nichts taugen; es sind nicht viel. Die Einleitung schlage ich auf 3—4 Bogen an; sie wird das Historische und Charakteristische enthalten; Kritisches kommt in die Anmerkungen. In diesen sollen auch einige bedenkliche Lesarten gerechtfertigt werden; nämlich bei genauerem Studium findet man, daß, was man zuerst für einen Druckfehler gehalten, Eigenthümlichkeit der Kleistschen Sprache 3 ist. Sie werden bemerkt haben, daß ich selbst manche meiner Conjecturen 4 zurückgenommen habe; über die hauptsächlichen habe ich mit Haupt 5 und Hirzel conferirt. Ein Paar Stellen, z. B. daß die Pferde wie Blei schwitzen 6 , haben wir nicht herausgekriegt, Kleist hat offenbar so geschrieben, aber was es heißt, habe ich selbst von Leutnants nicht erfahren können. Das alles bedarf kurzer Winke in den Anm. Ihre eignen Conjecturen sind nicht haltbar. Delius1 ist kein Landrath, sondern Apoll, der Gott von Delos. Wunsch der einen schmalen Pfad sucht 8 , ist echt Kleistisch. Odysseus 9 habe ich stehen lassen, weil Kleist überhaupt fortwährend zwischen griechischen und lateinischen Formen schwankt. Aber im Personenverzeichniß mögen Nachlässigkeiten sein, denn das habe ich nicht weiter controllirt; schicken Sie mir die abgesetzten Bogen zu, so will ich das Verzeichniß revidiren. Ich brauche die Bogen, weil ich mir danach die Stelle zu den Anm. gemerkt habe. Wenn Sie selber bei unklaren Redensarten an den Rand ein Kreuz machen wollen, so werde ich auch darauf in den Anm. Rücksicht nehmen. Die Einl. soll spätestens in 3 Wochen fertig sein. N o c h eins: „Griechen und A m a z o n e n " 1 0 scheint mir im Personenverzeichniß genügend, weil das Stück (schon durch die Form) die Aufführung ausschließt; doch will ich noch nachsehn. In Treitschke's Aufsatz 1 1 war neben manchem Billigenswerthen auch einiges Gefasel (z. B. über die Novellen und die Penthesilea). — Dahlmanns kleiner Beitrag 1 2 zu meiner Einleitung ist reizend; Hirzel ist mit einem ungedruckten Brief Goethes an Kleist herausgerückt 1 3 . Als Honorar haben Sie mir 30 Friedrichsdor angeboten, und ich finde diese Summe vollkommen angemessen; wollen Sie noch Ihre beiden Verlagsartikel „Novalis Schriften, 5 ' A u s g . " 1 4 und „Schlegels Shakespeare" 1 5 dazulegen, so wird es mir um so angenehmer sein.

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Lesen Sie die Grzb.? Die Artikel von der Grenze 16 seit 4 Monaten sind von mir — aber unter uns. In hochach[tung]svoller Ergebenheit Ihr J . Schmidt. Karl's Porträt 17 ist ausgezeichnet schön; es hat den Ehrenplatz in unserer Wohnung.

3. Brief. [Datierung von fremder Hand:] 1859 Geehrter Herr! Anbei der zweite Band. Die „Variante" zum zerbr. Krug 1 ist so fade und läppisch, daß ich sie doch weglassen möchte, wenn Sie auch der Ansicht sind. Im Phöbus sind zu den übrigen Stücken, namentlich zum Käthchen, das ursprünglich eine wesentlich andre Gestalt gehabt, zahlreiche Varianten; eine davon, über den höheren Sinn des Putzes 2 , ist zwar poetisch verwerflich, aber giebt Spuren von der ursprünglichen Intention Kleists mit der Kunigunde. Ich hätte große Lust, sie im Anhang mit abdrucken zu lassen. — Ich meine auch, wenn wir die Variante zum Krug abdrucken lassen, daß sie in den Anhang, also in den 3'Bd., geschoben werden muß. Wie kommen Sie Sich vor, seitdem Sie ein Mann der „Rechten" 3 geworden sind? Mit herzlichen Grüßen Ihr J . Schmidt.

4. Brief. [Datierung von fremder Hand:] 1859 Erschrecken Sie nicht, daß ich schon wieder komme! In Bezug auf die „Variante" zum Krug habe ich als das Beste erkannt: sie in den Anm. mitzutheilen; die Weglassung würde man mir doch nicht verzeihn, und an den Text geschlossen, stört sie den Leser. Ebenso soll es mit den Varianten zum Käthchen gehalten werden. Lassen Sie daher die Variante aus dem Text weg; die Anm. kommen doch in kleinem Druck. Ich habe Hoffnung, von einer andern Seite Notizen zu erhalten; mit der Einl. möchte ich also so lange zögern.

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Sollte es nicht der Mühe werth sein, in der Nat.Ztg. 1 ein Paarmal etwaige Besitzer Kleistischer Briefe aufzufordern, sich zu melden? Ihr J Schmidt.

5. Brief. [Datierung von fremder Hand:] 1859 Hochgeehrter Herr! Anbei die Einleitung . Wenn Sie über die Länge derselben erschrecken, so werden Sie doch zugleich daraus den Grund sehen, warum es mit der Ubersendung so lange gewährt hat. Da meine Handschrift im Ganzen wenig lesbar ist, und ich auch für Schreibfehler nicht einstehn kann, so ist es durchaus nothwendig, daß ich die Bogen zur Revision erhalte. Als Titel schlage ich vor: herausgegeben von Ludwig Tieck, [gestr.: durchgesehen] revidirt, ergänzt und mit einer [eingefügt:] biographischen/ Einleitung versehen von Julian Schmidt 1

Vielleicht schütteln Sie über die Länge den Kopf, aber ich glaube, sie ist dem Unternehmen nützlich; denn Kleists Charakter tritt jetzt, durch Sammlung authentischer Mittheilungen und ergänzende Kritik nach meiner Ansicht sehr deutlich hervor. Wenigstens habe ich jetzt die Empfindung, daß diese Einleitung zu dem Besten gehört, was ich geschrieben habe. Ich wünschte sehr, daß Sie, trotz der schlechten Handschrift, sich die Mühe geben wollten, [gestr.: mir] sie durchzulesen und mir Ihre Meinung darüber zu sagen. Nun noch etwas Geschäftliches, das ich Ihnen ganz offen vorlege 2 , in der bestimmten Erwartung, daß Sie es richtig auslegen und Sich eben so offen darüber bestimmen werden. Meine Arbeit ist über meinen Voranschlag hinausgegangen, und die Frage ist die, ob die buchhändlerische Einrichtung dieser Ausgabe ihnen verstattet, in Folge dessen zu dem ausbedungenen Honorar noch etwas zuzulegen. Ist das der Fall, so ist es mir angenehm; ist es nicht der Fall — und Sie haben dabei [nur)] lediglich den buchhändlerischen Gesichtspunkt festzuhalten — so bleibt es natürlich beim Alten. Eigentlich ist diese Anfrage, nach [vollbrachtem (gestr., darüber

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nachträglich:)] abgemachtem/Geschäft, nicht gehörig, da es aber eben nur eine Frage ist, so werden Sie ihr wohl die richtige Fassung geben. Die Anmerkungen (Notizen über die Theatergeschichte der Stücke und Sprachliches) zum l ' B d folgen in einigen Tagen, zu den beiden folgenden Bd, sobald ich das Manuscr. zurückerhalte. Sie sind nicht lang. Und nun, liebster Reimer, noch eins: machen Sie doch in Berlin keine Demonstration 3 wie die in München oder Hannover! Wenn es möglich ist, den Krieg [eingefügt:] zwischen ö s t r . u. It./ 4 wirklich so einzuschränken, daß er in Italien blos um die Frage der Römisch-Parmesanischen ec Hegemonie geführt wird, so sehe ich absolut nicht ein, wie wir Preußen Gut und Blut für unsern Erbfeind Ostreich einsetzen sollen, der uns dann ä la Schwarzenberg bezahlen 5 wird. Mit herzlichen Grüßen Ihr ganz ergebener J . Schmidt.

6. Brief. [Datierung von fremder Hand:] 1859 Anbei der dritte Band, mit sämmtlichen Zusätzen; es ist überall die Stelle angegeben, wo sie einzuschalten sind. Zunächst folgen die Anm. zum l ' B d . Wenn Sie selbst mich auffordern 1 , in Ihrem Verlag zu plündern, so werde ich nicht blöde sein: haben Sie vielleicht darin irgend eine der Briefsammlungen aus unserer classischen Literaturzeit? Jedenfalls aber haben Sie Tiecks gesammelte Werke (die Novellen habe ich schon). Mit herzlichen Grüßen Ihr J Schmidt [Darunter von fremder Hand:] II S. 55 Z. 5 v. u. das

statt der 2

7. Brief. [Datierung von fremder Hand:] 1859 Anbei 1) die Revision von 2, 2) die Anm. zum l ' B d . ; 3) das alte Manuscr., der Seitenzahlen wegen. Die Anm. zu Bd. 2 erfolgen nach Ubersendung des alten Manuscr. Ihr Honorar habe ich mit Dank erhalten.

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Vielleicht komme ich im Lauf der parlam. Session noch einmal nach Berlin, und suche Sie auf; ich weiß es aber nicht genau. Mit herzlichen Grüßen Ihr J . Schmidt. 8. Brief. [Am linken unteren Rand Notiz von fremder Hand:] 25/8. 59 angekommen Hochgeehrter Herr! Morgen reise ich nach Gr. Lengden bei Göttingen, wo ich 3—4 Wochen bleibe. Brauchen Sie innerhalb dieser Zeit die Anmerkungen, so schicken Sie mir dahin die alten als Manuscr. benutzten Bogen des 2' u. 3'Bds zu, wo ich mir einzelnes angestrichen habe. Die 3 Exemplare, die Sie mir zugeschickt, sind von Schwestern u. Schwägerinnen geplündert; Sie müssen nun noch ein Paar schicken; doch hat das Zeit, bis ich nach Leipzig zurückkomme. An Dahlmann 1 haben Sie doch ein Exemplar geschickt? Sind Sie aus Hirzel klug geworden? wegen der Briefe Kleists an Ulrike? Er hat wieder so liebenswürdig geheimnißvoll gethan, daß ich den Zusammenhang nicht verstehe, und der Fund wäre doch von der alleräußersten Wichtigkeit. Doch hat er mir versprochen, mir noch nach Gr. Lengden darüber zu schreiben. Viele Grüße an Mommsen 2 u. Haupt In aufrichtiger Ergebenheit Ihr J . Schmidt. [Auf dem linken unteren Teil der Seite Randbemerkung von Reimer(?):] 12/9 Band 1 — 3 der revidirten Exempl. und Revision der Anmerk. zu l t c n Theil geschickt durch Forstner 3 noch 3 Exempl Kleists Werke. 9. Brief. [Am linken oberen Rand Notiz von fremder Hand:] erh. 29/9. 59 Gleich nach meiner Rückkehr theilte mir Hirzel die Ihnen nun auch schon bekannte Nachricht über Koberstein 1 mit, ich setzte mich also gleich wieder auf die Eisenbahn und fuhr nach Schulpforta, wo ich die 62 Briefe (im Original) aufmerksam durchstudirt habe. Mein Resultat ist folgendes.

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Es thut mir insofern leid, diese Briefe nicht vor einem halben Jahr gehabt zu haben, als ich manche Details aus Kleists Leben daraus hätte entnehmen können. Insofern aber nicht, da keine von meinen Vermuthungen dadurch umgestoßen, manche auffallend bestätigt sind. Kleists Charakter ist ganz so, wie ich ihn geschildert habe. Für sich betrachtet, sind die Briefe für den Freund des Dichters sehr interessant, und würden der Ausgabe zur wesentlichen Zierde gereichen. Kob. war bereits im Begriffe, mit einem Buchh. abzuschließen 2 , er ist bereit, sie Ihnen zu geben, mit dem Titel: Kleists Br., herausg. von Kob., Supplementband zu Kl. Werken. Das wäre auch in Ihrem Interesse, da Sie für diesen Suppl. Bd. einen eignen Preis stellen könnten. Nach meiner Taxe würden die Briefe, wie meine Vorrede gedruckt (und das müßten sie werden) circa 8 Bogen geben, so daß man diesen Suppl. Bd. mit dem 3'Bd zusammen binden könnte. Sollte Kob. zu viel fordern, so kann ich Ihnen zum Tröste hinzusetzen, daß eine absolute Nothwendigkeit, diese Briefe der Ausgabe einzuverleiben nicht vorliegt. Sie haben aber wohl die Güte, sogleich an [gestr.: Ihn] ihn zu schreiben und anzufragen; ich muß mich in meinen Anm. nothwendig darauf beziehen, u. dazu ist es nöthig, daß ich weiß, ob die Briefe als Anhang 3 zu unserer oder als eigene Ausgabe erscheinen. Diese Briefe würde ich dann auch in d Grzb besprechen 4 ; meine eigne Ausgabe könnte ich natürlich nicht. Einigen Eindruck macht die neue Ausgabe, wie ich in Göttingen gesehn. Die Anm. mache ich in den nächsten Tagen fertig, und will glimpflich mit Ihnen umgehen, d . h . mich so kurz fassen als möglich. Heute u. morgen ist noch zu viel Fensterwäsche. Die einigen Exemplare kann ich mir wohl gleich hier durch Hirzel besorgen lassen? Eines habe ich an Koberstein gegeben. Herzliche Grüße J. Schmidt. N s Mein Schiller 5 ist fertig, ich werde mir die Freiheit nehmen, Ihnen 1 Ex. zuzuschicken.

10. Brief. [Datierung von fremder H a n d : ] 1859 Geehrter Herr! Die Version von 18131 ist offenbar eine Bearbeitung des ursprünglichen Textes, wie Sie aus der Verbesserung „Retter" statt „Kaiser"

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sehn (nämlich Kaiser v. Oestreich). Alle Änderungen sind zum Behuf leichteren Verständnisses, zum Theil gelungen, zum Theil un-Kleistisch. N u r gestaut st[att] gestauft, und wahrscheinlich auch Lohn st[att] Sohn mag eine Restauration sein, (Sohn giebt eine Art Sinn, aber Lohn ist offenbar ursprünglicher) Ich wäre der Ansicht, Sie ließen nicht Centon 2 drucken, sondern geben zum Schluß des Anhangs das ganze Gedicht mit folgender Einleitung. Vor dem Schluß des [gestr.: Heftes, darübergeschr.:] Bandes geht uns ein 1813 in Berlin gedrucktes Flugblatt zu, welches eine andere Version des Gedichts „ G e r m a n i a " enthält. Die Abweichungen von dem Tieckschen Text sind zum Theil Bearbeitung eines Andern im Sinn der neuen Verhältnisse (z. [gestr.: Thl. ] B. Retter st. Kaiser); [gestr.: einige Stellen vielleicht (darübergeschr., dann ebenfalls gestr.:) zum Theil] doch mögen einige Stellen (namentlich Lohn st. Sohn Str. 5) das Richtige enthalten, und das Ganze ist interessant genug, hier mitgetheilt zu werden. Ich denke, so ist es am besten. — Übrigens sehne ich mich schon recht danach, das Ganze in Händen zu haben. Ihr Schmidt 11. Brief. [Datierung von fremder H a n d : ] 1859 Hier der Schluß. Möge das Buch nun ein günstiges Schicksal haben! Die beiden Noten mögen unter diesen Umständen wegbleiben; es schadet auch nicht viel, da ich aus den Kobersteinschen Briefen gesehen habe, daß Kl. mir und mich nur zu häufig verwechselt. Diese Briefe mag die kurze Schlußnote ersetzen. Atom 1 klingt freilich toll, aber ich bin von der Richtigkeit der Conjectur überzeugt. Mit dem herzlichen Wunsch, daß unsere temporäre Verbindung zu einem dauernden Verkehr führen möge, schließe ich für diesmal die Acten. — Den Schiller erhalten Sie morgen oder übermorgen. In aufrichtiger Ergebenheit J . Schmidt.

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12. Brief. [ B r i e f k o p f : ] Redaction der Berliner A l l g e m e i n e n Zeitung1 in Berlin Leipzigerstrasse 1 1 2

Berlin, den 2 7 . Mai 1 8 6 3 .

Verehrter Freund! M o r g e n reise ich auf 3—4 Tage nach Leipzig w e r d e den K l e i s t 2 mitnehmen, u n d nach meiner R ü c k k e h r , Donnerstag o d e r Freitag, Ihnen zustellen. Ü b e r den A u s f a l l der gestrigen W a h l e n w e i ß ich noch nichts; Sie und V e i t 3 sind jedenfalls gewählt. Ergebenst J.S.

Kommentar Nr. 1: 1: den von Ihnen übersandten älteren Drucken] Erzählungen, Berlin 1810, Das Käthchen von Heilbronn, Berlin 1810, Der zerbrochne Krug, Berlin 1811, Erzählungen. Zweiter Theil, Berlin 1811. — An diese verlagseigene Produktion ist wohl in erster Linie zu denken, aber auch die bei Cotta erschienene erste Buchausgabe der Penthesilea könnte der Sendung beigelegen haben. 2: als Recension betrachtet] Zutreffende Beurteilung der Tieckschen Abhandlung. Siehe hierzu Bd. 1, S. 197. 3: Hirzel] Salomon Hirzel (13. Febr. 1804-8. Febr. 1877), war 1830-1852 zusammen mit Karl August Reimer, Georg Andreas Reimers ältestem Sohn, Mitbesitzer des Verlages der Weidmannschen Buchhandlung und gründete 1853 durch Übernahme eines Teils dieses Verlages eine eigene Verlagshandlung (S. Hirzel) in Leipzig. Vgl. zur Biographie: ADB 12 (1880) S. 500-503 (Alfred Dove) und Rudolf Schmidt, Deutsche Buchhändler, Deutsche Buchdrucker. Bd. 3 (1905) S. 462-468. 4: Dietrich Reimer] Dritter Sohn von Georg Andreas Reimer (13. Mai 1818—15. Okt. 1899), gründete am 1. Jan. 1845 einen eigenen Verlag und übernahm 1847 den größten Teil der geographischen Werke sowie die Kunst-Abteilung des Verlages Georg Reimer. Vgl. zur Biographie: Biogr. Jahrbuch 4 (1900) S. 162 (H. Ellissen) und: ADB 53 (1907) S. 282-285 (Viktor Hantzsch). 5: Atlas von Kiepert] Neuer Handatlas der Erde (1857—1861) von Heinrich Kiepert (31. Juli 1818-21. April 1899), seit 1859 Professor an der Universität Berlin. 6: geographische Zeitschrift] Zeitschrift für allgemeine Erdkunde (Berlin: Dietrich Reimer, seit 1853, N.F. seit 1856). 7: das Klöd^nsche Handbuch] Gustav Adolph von Klöden: Handbuch der physischen Geographie. Berlin: Weidmannsche Buchh. 1859. Rez. in: Die Grenzboten Jg. 18, 1. Sem., Bd. 1 (1859) S. 317-320 (anonym).

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8: Neumann] Karl Neumann (27. Dez. 1823-29. Juni 1880) Geograph, 1856-1860 Herausgeber der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, daneben rege politische Tätigkeit, führender Mitarbeiter der Preußischen Jahrbücher und anderer Organe, seit 1863 Professor für Geographie und alte Geschichte an der Universität Breslau. Vgl. zur Biographie: Josef Partsch, Zur Erinnerung an Carl Neumann, in: Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde 17 (1882) S. 8 1 - 1 1 1 und ADB 23 (1886) S. 530-532, außerdem O t t o Westphal, Welt- und Staatsauffassung des deutschen Liberalismus. München u. Berlin 1919, S. 7 0 - 74. 9: in Halle die Pr. Jahrb. mit Beschlag belegt] Am 1. März 1858 schreibt Rudolf Haym an Georg Ernst Reimer: „Die Schikanen gegen uns beginnen also bereits, und zwar zu einer Zeit, wo ich geglaubt hatte, daß eine mildere Praxis durch die Umstände, in denen sich das Gouvernement befindet, von selbst sich einstellen würde. Wenn man das, was ich geschrieben habe, nicht drucken lassen darf — ich habe theils auf Lette's Rath, theils proprio more noch Manches geändert — was darf man alsdann überhaupt drucken lassen, u. wie sollen wir in Zukunft mit der Monatsschrift durchkommen?" Und am 12. März 1858: „Eben komme ich vom Kreisgericht. Die Rathskammer hat die Beschlagnahme bestätigt u. die Untersuchung einzuleiten beschlossen, lediglich (unter Zurückweisung aller andern vom Polizeipräs. u. Staatsanwalt incriminirten Stellen) auf Grund der Stelle S. 196 [Z. 17:] „Die Wahrheit ist" bis Schluß des Alinea 197 [Z. 3:], welche Stelle gegen § 101 verstoßen soll. Ich habe eine Gegenausführung vorbehalten (— die Verantwortlichkeit natürlich auf mich allein nehmend —) u. bitte zu dem Ende, Lette"', an den ich heut zu schreiben nicht Zeit habe, durch Sie um Einschickung von Material, z. B. Stenogr. Berichte über die Verhandlung des Schwerin'schen Vortrags""'*. — Die Beschlagnahme betraf den Artikel Der preußische Landtag während der Jahre 1851 bis 1857 (Preuß. Jahrbücher. Bd. 1, H . 2, 1858, S. 186—213), in dem Haym über den abgelehnten Antrag des Grafen Schwerin und seiner Freunde auf „Untersuchung der Beeinträchtigungen der Wahlfreiheit" referiert und sich einiger Äußerungen des Grafen Schwerin bedient hatte („Ein Haus war zusammengeeinflußt, dessen Majorität, dessen große Majorität voraussichtlich in nie gekannter Fügsamkeit sich den Tendenzen der Staatsregierung herleihen werde"). Nr. 2: 1: die „Variante"] Gemeint ist der Variant zum Zerhrochnen Krug (vgl. die Ausgabe J. Schmidts Bd. 3, S. 3 8 9 - 4 0 9 ; Sbd I, 839-854). 2 : Tieck hat offenbar nicht alle Hefte dieser Zeitschrift gehabt] Bd. 3, S. 416 bemerkt J. Schmidt: „Prolog und Epilog, so wie die erste Reihe der Epigramme sind gleichfalls aus dem Phöbus; wahrscheinlich aus Heften, die Tieck nicht besaß; sonst sehe ich keinen Grund, warum er sie nicht mit hat abdrucken lassen". — Da Tieck aus den genannten Heften das Gedicht Der Engel am Grabe des Herrn (H. 1) und das Guiskar¿-Fragment (H. 4/5) druckt, ist J. Schmidts Ansicht leicht zu widerlegen.

* Wilhelm Adolf Lette (10. Mai 1799-3. Dez. 1868), liberaler Politiker, 1817 wegen seiner Teilnahme am Wartburgfest gefangengesetzt, 1821-1854 im Staatsdienst, 1848 Vertreter der sog. Kasinopartei in der Frankfurter Nationalversammlung, 1851 Mitglied der preuß. Ersten Kammer, 1852 des preuß. Abgeordnetenhauses, 1867 des Norddeutschen Reichstags; bekannt geworden vor allem durch die Organisation gemeinnütziger Vereine (z. B. des „Vereins zur Förderung der Erwerbstätigkeit des weiblichen Geschlechts", des nach ihm benannten „Lette-Vereins"). ** Nach unveröffentlichten Originalen im Archiv des Verlages Walter de Gruyter (frdl. Mitteilung Prof. Dr. Otto Neuendorff).

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3 : Eigentümlichkeit der Kleistschen Sprache] In der Ausgabe (Bd. 3, S. 388) erklärt J. Schmidt: „Was die Orthographie und Interpunction betrifft, habe ich mich bemüht, eine Art Einheit herzustellen (bei Tieck hatte fast jedes Stück seine eigne Methode), und (z. B. durch Mäßigung der Commata und Gedankenstriche) das Lesen zu erleichtern. Vollständig wird es wohl kaum gelungen sein". 4 : Conjecturen] Vgl. J. Schmidts Anmerkung (Bd. 3, S. 385): „Handgreifliche Druckfehler, ziemlich zahlreich in der alten Ausgabe wie bei Tieck 1826, habe ich stillschweigend verbessert; über einzelne Stellen wird eine Erklärung nöthig sein, da man leicht für einen Druckfehler ansieht, was bewußte Härte ist". 5: Haupt] Moriz Haupt (27. Juli 1808-5. Febr. 1874) habilitierte sich 1837 in Leipzig, wurdedort 1841 Extraordinarius und 1843 mit der neu errichteten ordentlichen Professur für deutsche Sprache und Literatur betraut. Zusammen mit Theodor Mommsen und O t t o Jahn wurde er im Oktober 1850 „wegen Berufung einer Volksversammlung, die man mit dem Dresdener Maiaufstand in Verbindung glaubte, des Hochverrathes angeklagt", in erster Instanz zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, in zweiter Instanz zwar freigesprochen, aber „auf dem Disciplinarweg" seines Amtes enthoben. N u r mit Mühe gelang es der Berliner Fakultät am 17. April 1853, Haupts Berufung auf die durch Karl Lachmanns Tod freigewordene Stelle durchzusetzen; vgl. ADB 11 (1880) S. 7 2 - 8 0 (Wilhelm Scherer). 6: daß die Pferde wie Blei schwitzen] Penthesilea V. 537 (Ausgabe J. Schmidts Bd. 1, S. 191). Hierzu die Anmerkung (Bd. 3, S. 385): „was das heißt, habe ich nicht herausfinden können, aber es steht in beiden Ausgaben". 7: Delius] Penthesilea V. 7 (Ausgabe J. Schmidts Bd. 1, S. 167). 8: Wunsch der einen schmalen Pfad sucht] Penthesilea V. 304—305: „ob nicht ein schmaler Pfad sich biete/Für einen Wunsch" (Ausgabe J. Schmidts Bd. 1, S. 179). 9: Odysseus] Im Personenverzeichnis (Bd. 1, S. 166): Odysseus (Ulysses). - Vgl. den Wechsel der Namensformen: 1. u. 2. Auftr. (S. 167-181) u. 4. Auftr. (S. 189-195): Odysseus - 12. Auftr. (S. 237-239), 17. Auftr. (S. 277) u. 21. Auftr. (S. 287, 289-293): Ulyß, Ulysses. 10: Griechen und Amazonen] Vgl. Personenverzeichnis Bd. 1, S. 166. 11: Treitschke's Aufsatz] Die erste Fassung des Aufsatzes: Heinrich von Kleist (Preuß. Jahrbücher Bd. 2, 1858, S. 599—623). Im Manuskript war offenbar eine Kritik an Reimer enthalten, denn am 23. Dezember 1858 schreibt R. Haym an Treitschke: „Ihr Kleist — dessen Novellen ich übrigens bei dieser Gelegenheit gelesen habe, wobei ich nicht verhehlen kann, daß mehrere derselben durch ihre Sinnlichkeit sowohl ästhetisch wie moralisch einen sehr niedrigen Eindruck auf mich gemacht haben — steht nun im Dezemberheft mit Weglassung der Stelle gegen den Verleger. [Unveröffentlicht:] Derselbe hat mir, zu gelegentlicher Mitteilung für Sie die von ihm (u. Tieck) veranstaltete editio selecta, „die Sie nicht zu kennen schienen", zugeschickt. Die 4 Bändchen stehen Ihnen zu Diensten. Ich frage indeß erst an, da Sie die Ausgabe doch wohl kennen oder Sie vielleicht auch besitzen" (R. H a y m : Ausgewählter Briefwechsel. Hrsg. v. Hans Rosenberg. Berlin u. Leipzig 1930, S. 170 u. Original, Hss.-Abt. der Dt. Staatsbibliothek Berlin). 12: Dahlmanns kleiner Beitrag] Bd. 1, S. X C I I I - C . Der Brief Friedr. Christoph Dahlmanns an J. Schmidt v. 9. Juni 1858 (10'/ 2 S.) wurde im Versteigerungskatalog Martin Breslauer 27 (v. 18./19. Mai 1914), Nr. 475 angezeigt. Die beiden Briefe J. Schmidts an Dahlmann aus dem Jahre 1858 (Preuß. Staatsbibliothek, DahlmannNachlaß, Kapsel 27) sind während der Kriegsauslagerung verlorengegangen (frdl. Mitteilung v. Horst Wolf, Hss.-Abt. d. Dt. Staatsbibliothek, Berlin). 13: Hirzel ist mit einem ungedruckten Brief Goethes an Kleist herausgerückt] Ungedruckte Briefe. 1. Goethe an Kleist [v. 1. Febr. 1808], in: Die Grenzboten Jg. 18,

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte 1. Sem., Bd. 2 (1859) S. 40, mit Fußnote: „Von den Werken Heinrich von Kleists erscheint in nächster Zeit bei Georg Reimer in Berlin eine neue Ausgabe, revidirt und mit einer biographisch-kritischen Einleitung". — Keine Quellenangabe; H. Sembdner (Sbd 11,990) vermutet, daß Kleist diesen Brief „zu Lebzeiten verschenkt" habe. Novalis Schriften, 5' Ausg.] Hrsg. v. Friedrich Schlegel u. LudwigTieck. 5. Ausgabe. 2Thle. Berlin: Reimer 1837. [Nebst] DritterTheil. Hrsg. v. Ludwig Tieck u. Eduard v. Bülow. Berlin: Reimer 1846. Schlegels Shakespeare] Shakespeare's dramatische Werke. Ubers, v. Aug. Wilh. Schlegel u. Ludwig Tieck. 5. Octav-Ausg. 12 Thle. Berlin: Reimer 1856—1857. Artikel von der Grenze] Regelmäßig erscheinende politische Leitartikel Von der preußischen Grenze in den Grenzboten. Karl's Porträt] Karl August Reimer (1801-1858); vgl. Brief Nr. 1, Anm. 3 u. Nr. 8, Anm. 2. Eine Erinnerung an den Verstorbenen.

Nr. 3: 1: „Variante" zum Zerbr. Krug] Vgl. Brief Nr. 2, Anm. 1. 2: über den höheren Sinn des Putzes] Phöbus-Warianten zum Käthchen von Heilbronn (II, 10); vgl. die Ausgabe J . Schmidts Bd. 3, S. 411-414 (Sbd 1,900-903). In seinem Kleist-Gedenkartikel (Preuß. Jahrbücher Bd. 37, 1876, S. 598) kommt J . Schmidt noch einmal auf diese Stelle zurück: „Die Weglassung ist nicht zu bedauern, der Vortrag ist geistreich aber undramatisch". 3: Mann der „Rechten"] Georg Ernst Reimer, 1850—1852 Mitglied der preuß. Ersten Kammer, 1852—1861 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses und über ein Vierteljahrhundert Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung, war von Theodor Mommsen als Verleger der Preußischen Jahrbücher gewonnen worden, die bald das führende Organ der altliberalen Partei wurden. „Der eigentliche Kampf ging damals zwischen Konstitutionellen und Demokraten; die entscheidende Frage war die der unbedingten oder der bedingten Annahme, bez. Verwerfung der oktroyierten Verfassung. Die hierbei zutage tretende Scheidung der Geister war für die Entwicklung der preußischen Parteien definitiv; die Linie zwischen gemäßigtem und fortgeschrittenem Liberalismus, die hier gezogen wurde, wird bei allen folgenden Momenten der Entwicklung immer wieder sichtbar. Die Partei, zu der sich später die Jahrbücher bekannten, ist hier ganz in der Rechten inbegriffen. Auch die Rechte freilich mußte sich noch differenzieren" (Otto Westphal, Welt- und Staatsauffassung des deutschen Liberalismus. München u. Berlin 1919, S. 26). Nr. 4: 1: Nat.Ztg.] Die National-Zeitung, in: Pierer's Universal-Lexikon (4. Aufl., Bd. 19, 1865, S. 925) als „erste bleibende Frucht der Bewegung des Jahres 1848" und „Blatt der liberalen Bourgeoisie" charakterisiert; sie war, seitdem sie auch abends erschien und den Handelsnachrichten einen ausgedehnten Platz gewährte, „in kaufmännischen Kreisen weit verbreitet". Es konnte nicht ermittelt werden, in welchen Nummern die von J . Schmidt gewünschten Aufforderungen erschienen sind. Nr. 5: 1: Einleitung] Das Manuskript dieser Einleitung hat sich im Archiv des Verlages Walter de Gruyter nicht erhalten. 2: vorlege] im Brief Schreibfehler: vorlegen. 3: Demonstration] Versuch der süddeutschen öffentlichen Meinung, Preußen zum Eingreifen in den österr.-ital. Konflikt zu bewegen. J . Schmidt hat dazu in den Grenz-

Briefe von Julian Schmidt an Georg Ernst Reimer

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boten (Jg. 18, 1. Sem., Bd. 1, 1859, S. 117) Stellung genommen: „Die Aufgabe Preußens ist weder, den Italienern die Freiheit zu sichern, noch den Oesterreichern ihre italienischen Besitzungen zu garantieren; es wird aber auf dessen Seite treten müssen, der ihm seine eigne Aufgabe erleichtert"; vgl. auch den Grundsatz-Artikel Die Kriegsfrage für Preußen und Deutschland (Jg. 18, 1. Sem., 2. Bd. 1859, S. 401-408). 4: Krieg zwischen Österreich und Italien] Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen Österreich, beendet durch den Waffenstillstand von Villafranca und den Frieden von Zürich (10. Nov. 1859). Österreich hatte Hilfe bei den deutschen Bundesregierungen gesucht, der Prinzregent von Preußen jedoch hatte für sich den Oberbefehl über die gesamte deutsche Streitmacht verlangt; zur Haltung der Preuß. Jahrbücher vgl. Otto Westphal a.a.O., S. 112-127. 5: ä la Schwarzenberg bezahlen] Vereitelung der Bestrebungen, Deutschland unter Preußens Führung zu einigen, durch den von Fürst Felix von Schwarzenberg (2. Okt. 1 8 0 0 - 5 . April 1852) inspirierten Vertrag von Olmütz (29. Nov. 1850). Nr. 6: 1: Wenn Sie selbst mich auffordern] Vgl. hierzu die Bemerkung in der Einleitung zu den Briefen J. Schmidts an Georg Ernst Reimer. 2: das statt der] Der zerbrochne Vgl. Bd. 2, S. 55.

Krug V. 857: „So? und das denkt er zu beweisen?"

Nr. 8: 1: Dahlmann] Das Exemplar war als Dank für Dahlmanns Beitrag gedacht; vgl. Brief Nr. 2, Anm. 12. 2: Mommsen] Theodor Mommsen (30. Nov. 1817- 1. Nov. 1903) war 1848 nach Leipzig berufen, aber am 22. April 1851 zusammen mit Moritz Haupt und Otto Jahn (siehe Brief Nr. 2, Anm. 5) seines Amtes enthoben worden. Nach Wahrnehmung einer durch Salomon Hirzel vermittelten Professur in Zürich (Frühjahr 1852 — Sommer 1854), danach in Breslau, folgte er im Frühjahr 1858 einem Ruf nach Berlin. Am 10. September 1854 hatte er Marie Reimer, die Tochter Karl August Reimers geheiratet; vgl. zu diesen „Wanderjahren": Ludo Moritz Hartmann, Theodor Mommsen. E. biograph. Skizze. Gotha 1908, S. 4 2 - 5 7 . 3: Forstner] Vermutlich Alexander v. Forstner, Verf. der 1847 bei Reimer erschienenen Schrift Betrachtungen über die sittlichen Elemente des Krieger-Standes, von dem sich sechs Briefe aus dem Jahre 1847 im Archiv des Verlages Walter de Gruyter erhalten haben. Nr. 9: 1: Koberstein] Vgl. hierzu J. Schmidts Nachtrag zu Kleist's Leben (Bd. 3, S. 420-422): „Erst bei dem Abschluß dieser Sammlung erfahre ich die Existenz von zweiundsechszig Briefen Kleist's an seine Schwester Ulrike im Original. Herr Prof. Koberstein, der Besitzer'1" derselben, der sie herauszugeben im Begriff steht, hat mir freundlichst die genaue Durchsicht derselben gestattet. - Es freut mich, daß in meiner Auffassung des Dichters, seines Charakters und seines Lebens nichts dadurch geändert wird;" [es folgen Verbesserungen, Ergänzungen und Auszüge.] — In der zweiten Ausgabe (1863) hat J. Schmidt den Nachtrag unmittelbar an die Einleitung angehängt

Irrtum Julian Schmidts. Koberstein war nicht der Besitzer der Briefe Kleists an Ulrike.

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(S. CXXIII—CXLIV) und dabei die Fassung der 1. Ausgabe durch seine GrenzbotenRezension (siehe Anm. 4) ersetzt. Die Eingangssätze lauten jetzt: „Durch diese Briefe werden zwar die Räthsel in dem Leben des Dichters nicht gelöst, es wird in dem Bilde seines Charakters nichts Wesentliches geändert; aber über verschiedene Daten seines Lebens, die bisher nur nach der Ueberlieferung mitgetheilt wurden, haben wir nun urkundliche Zeugnisse: und zwar nicht der Grund seiner Stimmungen, aber die Farbe derselben gewinnt ein volleres Licht". 2: mit einem Buchh. abzuschließen] Im Archiv des Verlages Walter de Gruyter haben sich keine Briefe Kobersteins erhalten; auch Briefe Georg Ernst Reimers ließen sich (in den Teil-Nachlassen Kobersteins) nicht ermitteln. Es ist also nicht sicher, ob Koberstein überhaupt mit Reimer in Verhandlungen getreten ist. 3: Anhang] Diese Entscheidung scheint bereits vor Erscheinen des dritten Bandes gefallen zu sein. Die siebente Lieferung der Kleist-Ausgabe J. Schmidts (= Schluß-Lieferung des 2. Bandes) enthält auf der Rückseite des Umschlages folgende Anzeige: „Demnächst erscheint bei E. H . Schröder in Berlin: Heinrich von Kleist's Briefe an seine Schwester Ulrike. Herausgegeben von A. Koberstein. 8°. circa 12 Bogen mit Facsimile. Preis circa 1 Thlr. Allen Verehrern Kleist's wird dieser so lange erwartete Briefwechsel eine sehr willkommene Erscheinung sein". — Siehe hierzu Bd. 1, S. 215. 4: in d Grzb besprechen] Jfulian] Sfchmidt]: Heinrich von Kleist. Heinrichs von Kleist Briefe an seine Schwester Ulrike. Herausgegeben von A. Koberstein. Berlin, Schroeder. In: Die Grenzboten Jg. 18, 2. Sem., 4. Bd. (1859) S. 481-495. Diese Rezension enthält in der Hauptsache Brief-Auszüge. Wie der Brief J. Schmidts an Reimer, so kann auch die Rezension den Ärger über den entgangenen Fund nur mühsam verbergen. 5: Mein Schiller] Julian Schmidt: Schiller und seine Zeitgenossen. Eine Gabe für den 10. November 1859. Leipzig: Fr. Ludw. Herbig 1859. - Erschienen im Verlag der Grenzboten. Nr. 10: 1: Die Version von 1813] Der von E. v. Pfuel veranlaßte Druck der Ode Germania an ihre Kinder; in der Ausgabe J. Schmidts von 1859 Bd. 3, S. 417-419, später nicht wieder aufgenommen. 2: Centon] Cento in der ursprünglichen Bedeutung ein aus Zitaten zusammengesetztes Gedicht. Reimer, der das Flugblatt wahrscheinlich entdeckte, dachte offenbar an eine Text-Kontamination. Nr. 11: 1: Atom] Eine von Theodor Gomperz vorgenommene Konjektur zu Penthesilea V. 1355 (Ausgabe J.Schmidts Bd. 1, S. 229, jedoch nur in der Ausgabe von 1859). Wie Reimer hat auch R. Köhler daran Anstoß genommen, so daß J. Schmidt sich schließlich genötigt sah, in der zweiten Ausgabe die ursprüngliche Fassung „ A t h e m " wiederherzustellen. Siehe auch Bd. 1, S. 189. Nr. 12: 1: Berliner Allgemeine Zeitung] Nachfolgerin der von David Hansemann im Februar 1849 mit Unterstützung des Präsidenten der Preußischen Bank gegründeten Constitutionellen Zeitung, die bereits im März 1850 wieder einging, nachdem es nicht gelungen war, sie zu einem europäischen Blatt im Stil der Times zu machen. Die Berliner Allgemeine Zeitung, gegründet von Hans Adolf v. Auerswald, Maximilian Graf v. Schwerin und Robert v. Patow, erschien seit dem 1. Januar 1862. Man hatte J. Schmidt als Redakteur der Zeitung gewonnen (vgl. hierzu die Bemerkungen in der

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Einleitung zu den Briefen J . Schmidts an Georg Ernst Reimer), aber auch er konnte das liberale Blatt, das nach zwei Jahren wieder einging, nicht zu dem gewünschten Organ für eine breite Publikumsschicht machen. 2 : Kleist] Die neue Ausgabe wurde nach den Stereotypplatten gedruckt. J . Schmidt konnte also lediglich kleinere Verbesserungen und Ergänzungen vornehmen. Siehe hierzu Bd. 1, S. 189. 3 : Veit] Moritz Veit (12. Sept. 1 8 0 8 - 5 . Febr. 1864), Schriftsteller, Buchhändler und liberaler Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850—1852 Mitglied der preuß. Ersten Kammer, 1859—1861 des preuß. Abgeordnetenhauses und wie Georg Ernst Reimer langjähriger Stadtverordneter in Berlin; vgl. A D B 39 (1895) S. 535—546 (Ludwig Geiger).

Die Kleist-Ausgabe der Cotta'schen Buchhandlung Briefe von Rudolf Koch und Franz Muncker Die Briefe Rudolf Kochs 1 an Reinhold Köhler und die Franz Munckers 2 an die Cotta'sche Buchhandlung fallen in die Zeit zwischen der Kleist-Ausgabe Julian Schmidts und der Theophil Zollings, als die Cotta'sche Buchhandlung — nach Aufhebung der Klassiker-Privilegien in eine Krise geraten — daran ging, neue Verlagsgebiete zu erobern, jüngere Autoren aufzunehmen und, wie die von Carl v. Cotta gegründete Bibliothek der Weltliteratur zeigt, moderne, der Marktlage angepaßte Publikationsformen zu entwickeln. Die Antworten Reinhold Köhlers 3 und die Briefe der Cotta'schen Buchhandlung haben sich nicht erhalten. Dennoch wird aus dem Verlagsvertrag, den Briefen und dem zeitlichen Ablauf der Drucklegung die Vorgeschichte der von der Cotta'schen Buchhandlung in eigener Regie herausgegebenen KleistAusgabe deutlich. Die Materialien geben vor allem über Editionsverfahren, geschäftliche Praktiken und die Vorstellungen Franz Munckers Aufschluß. Neben Reinhold Köhler und Franz Muncker rückt Wilhelm Vollmer als der für die Gestaltung des Textes Verantwortliche ins Blickfeld. Reinhold Köhler stand mit der Cotta'schen Buchhandlung als Mitarbeiter an der Schiller-Ausgabe Karl Goedekes in Kontakt. Alle sieben im Cotta-Verlagsarchiv erhaltenen Briefe Köhlers betreffen ausschließlich Schiller; sechs davon fallen in die Zeit vom 5. April bis zum 26. August 1870, als der von Köhler herausgegebene zehnte Band der Ausgabe 4 zum Druck ging. Auch die Schreiben Wilhelm Vollmers 5 an Reinhold Köhler beziehen sich wie die beiden Briefe der Cotta'schen Buchhandlung vom 19. Mai 1870 und 30. März 1882 auf Schiller; in

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den Briefen vom 19. und 25. Januar 1877 wird Köhler gebeten, die Selbstbiographie H . A. O . Reichards in der Allgemeinen Zeitung zu besprechen. — Köhler war wie kein anderer berufen, eine Kleist-Ausgabe herauszugeben, aber gerade von seinen editorischen Vorarbeiten ist in dem Angebot Kochs nicht die Rede. Der Hauptgrund, warum Köhler auf dieses Angebot nicht einging, ist wahrscheinlich in seiner Arbeitsüberlastung zu suchen, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß er damals bereits über den Plan Zollings, eine historisch-kritische Ausgabe herauszugeben, informiert war. Der Vertrag mit Franz Muncker kam danach innerhalb weniger Tage zustande. 1. Brief. Stuttgart, den 28. November 1881. Hochzuverehrender Herr! Lassen Sie mich, ich bitte höflichst darum! an Sie eine Anfrage richten, deren Gegenstand aber Ihrer unbedingten Discretion empfehlen. In einer von der J. G. Cotta'schen Buchhandlung beabsichtigten Bibliothek sollen auch Heinrich von Kleists Sämmtliche Werke mit einer biographisch-literarhistorischen Einleitung im Umfang von lV2—2 Druckbogen zum Abdruck kommen. Ich gestatte mir die ergebene Anfrage, ob Sie diese Einleitung für ein Honorar von M. 100.— etwa im Lauf der nächsten sechs Monate im Manuscript an die Buchhandlung abliefern und ihr gestatten würden, in einem Mitte Januar zu versendenden Circular 1 Ihrer als des Herausgebers von Kleists Werken Erwähnung zu thun? Daß ich mich aufrichtig freuen würde, Sie für diesen Autor dem neuen großartigen Unternehmen gewonnen zu wissen, darf ich betonen. Haben Sie die Güte, Ihre freundliche Antwort, die für die nächsten Wochen nur dem Freiherrn von Cotta 2 und mir bekannt werden darf, nach meiner Wohnung Kasernenstraße 44/3 zu richten und genehmigen inzwischen die Versicherung meiner besonderen Hochachtung. Sehr ergebener Rudolf Koch 3 , Geschäftsführer d. J.G.Cotta'schen Buchhandlung. 2. Brief. Stuttgart, den 8. November [mit Blei verbessert:] Dec. 1881. Hochzuverehrender Herr! Vor etwa drei Wochen gestattete ich mir die höfliche Anfrage an Sie zu richten, ob Sie geneigt und in der Lage seien, für ein größeres Unter-

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nehmen der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, das auch Heinrich von Kleists Werke zu bringen hätte, die biographisch-literarhistorische Einleitung im ungefähren Umfange von lV2—2 Druckbogen gegen ein Honorar von M. 100.— zu schreiben? Da ich bis heute ohne Ihre geschätzte Antwort geblieben bin, so erlaube ich mir wiederholt darauf zurückzukommen und ersuche Sie mir gütigst mit wendender Post mittheilen zu wollen, ob Sie die Arbeit übernehmen werden und ich Sie in dem Mitte Januar herauszugebenden Prospekt als Herausgeber H . v. Kleists nennen darf. Mit der Ablieferung des Manuscripts würde ich nicht drängen, sondern gern mich längere Zeit gedulden. Ich habe von Herrn Dr. Wilhelm Vollmer 1 freundliche Empfehlungen auszurichten und zeichne inzwischen mit besonderer Verehrung als Ihr hochachtungsvoll ergebener Rudolf Koch, Geschäftsführer der J . G. Cotta'schen Buchhandlung. Kommentar Einleitung 1: Briefe Rudolf Kochs] Früher Sachs. Landesbibliothek, jetzt: Goethe-Schiller-Archiv der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten Weimar, Nachlaß Reinhold Köhler, Nr. 231 (sieben Briefe vom 19. Mai 1876 bis zum 30. März 1882). 2: Briefe Franz Munckers] Cotta-Verlagsarchiv im Schiller-Nationalmuseum Marbach. 3: Antworten Reinhold Köhlers] Gemäß der Bitte Kochs, die Antwort an seine Privatadresse zu richten, scheint Köhlers Absage den Verlag auf diesem Wege erreicht zu haben. Der Nachlaß Kochs war weder in der Staatl. Bibliothek Bamberg noch in C. C . Buchners Verlag Bamberg zu ermitteln. 4: Ausgabe] Schiller: Sämmtliche Schriften. Th. 10. Aesthetische Schriften. Hrsg. v. Reinhold Köhler. Stuttgart 1871. Der Band lag offenbar bereits zur Herbstmesse 1870 vor. 5: Schreiben Wilhelm Vollmers] Früher Sächs. Landesbibliothek, jetzt: Goethe-SchillerArchiv der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten Weimar, Nachlaß Reinhold Köhler, Nr. 852 (acht Briefe, 1 Postkarte aus den Jahren 1875-1881). Vollmer gab Band 2, 3 und 13 der Schiller-Ausgabe heraus. Nr. 1: 1: Circular] Der Prospekt Cotta'sche Bibliothek der Weltliteratur. Das Prooemium lautet: Welcher Gebildete wünschte nicht die klassischen Dichterwerke Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens, Spaniens, diese erste und wichtigste Grundlage einer jeder guten Hausbibliothek, in gleichmäßigen, gut redigierten und schön gedruckten Ausgaben zu besitzen? Und doch - wie verhältnismäßig Wenigen ist dies bis heute gegönnt gewesen! Schon unsre deutschen Klassiker konnten sich die Meisten nur in Ausgaben anschaffen, deren Druck und Papier mehr oder weniger zu wünschen ließen; die besseren Ausgaben hatten entsprechend höhere Preise, welche Vielen deren Erwerb unmöglich machten. Noch ungünstiger aber war das Verhältnis bei den ausländischen Klassikern.

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Angesichts dieser Thatsache haben sich die unterzeichneten Verlagsbuchhandlungen zu dem Zwecke vereinigt, in der

Cotta'schen Bibliothek die anerkannten Meisterwerke der Weltliteratur in vorzüglichen Ausgaben den weitesten Kreisen auf die denkbar billigste und bequemste Weise zugänglich zu machen. Die „Cotta'sche Bibliothek" bietet demgemäß zu dem Preise von 1 Mark für den vollständigen, elegant in Leinwand gebundenen Band — je in Zwischenräumen von 2—3 Wochen einen Band — die klassischen Dichterwerke Deutschlands und des Auslandes, so daß es fortan Jedem möglich ist, sich nach und nach mit fast unmerklichen Geldopfern und ohne irgendwelche lästige Verpflichtung (denn jeder Band wird auch einzeln abgegeben) in den Besitz einer klassischen Büchersammlung von nie veraltendem, unvergänglichem Werte zu setzen. [Der Prospekt, der im weiteren die Klassiker der „ersten Serie" (Goethe, Schiller, Lessing, Shakespeare, Molière, Calderon, Dante, Chamisso, Körner, Kleist, Platen und Lenau) und die Bezugsbedingungen nennt, schließt mit den Worten:] Die J. G. Cotta'sche Buchhandlung, in deren Verlag die Original-Ausgaben der meisten deutschen Klassiker, voran Goethes und Schillers, erschienen, glaubt durch Schaffung dieser neuen Ausgaben, welche höchste Solidität und Eleganz der Ausstattung (stattliches Oktav-Format, gutes, starkes Papier, leserlichen, schönen Druck) mit niedrigstem Preise verbinden, einer Ehrenpflicht gegen ihre großen Autoren nachzukommen und sich den Dank des deutschen Volkes zu verdienen, dessen weitesten Kreisen sie das Verständnis und den Genuß der erhabensten Werke des menschlichen Geistes erschließt. Das langjährige Verlangen des deutschen Volkes nach gleichmäßigen, schönen und dabei billigen Oktav-Ausgaben seiner klassischen Dichter, ohne das bei den meisten Dichterwerken doch sehr fragwürdige illustrative Beiwerk, ist damit erfüllt. Mögen alle Freunde der schönen Litteratur dem mit außergewöhnlicher Sorgfalt ins Leben gerufenen Unternehmen ihre Sympathien zuwenden! Stuttgart, im Januar 1882. J . G. Cotta'sche Gebrüder Kröner Buchhandlung Verlagshandlung 2: Freiherr von Cotta] Carl Frh. v. Cotta (6. Jan. 1835-18. Sept. 1888), Sohn von Joh. Georg Frh. v. Cotta (19. Juli 1796-1. Febr. 1863). 3: Koch] Rudolf Koch (2. April 1844-8. Jan. 1922), von 1874 bis 1892 Lektor und Prokurist der Cotta'schen Buchhandlung, kaufte 1893 den C. C. Buchner-Verlag in Bamberg (vgl. R. Schmidt, Deutsche Buchhändler, Deutsche Buchdrucker. Bd. 1 (1902), S. 119 und den Nachruf von Adelbert Kirsten im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Jg. 89, Nr. 33, v. 8. Febr. 1922). Nr. 2: 1: Vollmer] Wilhelm Vollmer (26. Febr. 1828-15. März 1887), seit 1869 literarischer Berater der Cotta'schen Buchhandlung. Er gab 1876 Schillers Briefwechsel mit Joh. Friedr. v. Cotta heraus und redigierte die Schiller-Ausgabe in der Cottaschen Bibliothek der Weltlitteratur. - Neben seiner literarischen Tätigkeit ist Vollmer auch als Politiker bekannt geworden ; im Jahre 1848 stand er auf der Seite der Radikalen, 1868/69 war er demokratischer Abgeordneter in der Württembergischen Kammer (vgl. zur Biographie: ADB 40, 1896, S. 253-254 [Hermann Fischer] und Herbert Schiller, Wilhelm Vollmer. Literarhistoriker und Politiker, in: Schwäbische Lebensbilder, Bd. 1, 1940, S. 539-545).

Die Kleist-Ausgabe der Cotta'schen Buchhandlung

1. Vertrag über die biographisch-literarhistorische Heinr. von Kleists Werken.

Einleitung

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[Bogen-Kopf:] J . G . Cotta'sche Buchhandlung Stuttgart. Stuttgart, den 14. December 1881. Verlags- Vertrag1. Zwischen Herrn Docent Dr. Franz Muncker in München und der J . G . Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart ist heute nachstehender VerlagsVertrag verabredet und geschlossen worden: §. 1. Herr Dr. Muncker schreibt für eine in gemeinschaftlichem Verlage der J . G . Cotta'schen Buchhandlung und von Herren Gebrüder Kröner, beide in Stuttgart, erscheinende Ausgabe 2 der Werke Heinrich von Kleists eine biographisch-literarhistorische Einleitung im ungefähren Umfange von lV2—2 Druckbogen ä 16 Seiten (42 Zeilen pro Seite). §. 2. Vorstehende Arbeit wird von der J . G . Cotta'schen Buchhandlung einmal für allemal mit M. 100. — bei Ablieferung des Manuscripts honorirt, wodurch sie das unbeschränkte Verlagsrecht für ihre Kleist-Ausgabe erwirbt. § . 3 . Das Manuscript soll zum 1. Januar 1883 druckfertig an die Verlagshandlung abgeliefert werden. §. 4. Etwaige der Revision des Textes sowie sonst der Ausgabe zugewendete wissenschaftliche Thätigkeit wird nicht extra honorirt. Dieser Vertrag geht mit allen Rechten und Pflichten auf die Erben und Rechtsnachfolger der beiden Contrahenten über. [Unterzeichnet:] Franz Muncker 2. Brief. München, 18. Februar 1882. [darunter von fremder Hand:] 20.11. An die verehrliche J . G . Cotta'sche Buchhandlung. Ihre Aufforderung, das Mscr. der Einleitung zu Kleist bis zum 15. April 1 zu liefern, setzt mich etwas in Verlegenheit, denn, um Ihren Wünschen zu genügen, muß ich mit andern Arbeiten, deren Termin gleichfalls festgesetzt ist, im Rückstand bleiben. Doch will ich thun, was möglich, und ich hoffe, in den Osterferien den Kleist zu erledigen. In die Angelegenheiten der Textesherstellung möchte ich am liebsten recht wenig darein reden. Ich weiß, daß diese Aufgabe einem Mann 2

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

übertragen ist, der alles darauf Bezügliche weit besser versteht als ich. Da Sie gleichwohl mich um meine Meinung fragen, bemerke ich unmaßgeblichst dies. Daß Reinhold[s] Köhlers Arbeiten 3 zur Textgeschichte Kleists — wenn auch vielleicht manchmal mit Vorsicht, besonders wo er Julian Schmidt beistimmt — verwerthet und der unverfälschte Kleist geboten werden soll, ist auch meine Ansicht. So viel mich ein flüchtiger Uberblick belehrt, ist das auch schon in der HempePschen Ausgabe 4 geschehen, die ich deßhalb und wegen ihrer Vollständigkeit den Ausgaben von Tieck und Schmidt vorziehen würde. Auch Siegen5 scheint in seiner Auswahl aus Kleists Dramen (bei Brockhaus) Köhlers Arbeit benützt zu haben. Geordnet werden, wie ich glaube, die Werke am besten in chronologischer Folge, doch so, daß einzelne Gruppen (Dramen, Gedichte, Erzählungen etc.) unterschieden werden. Das hat bisher noch keine Ausgabe gethan, und doch gewinnt so der Leser am ersten ein historisches Bild von seinem Autor. Ich würde darum folgende Gliederung 6 vorschlagen: I. Dramen (geordnet nicht nach der Zeit ihrer Vollendung oder ihres Drucks, sondern ihrer ersten Conception und ihres Beginns). 1. Die Familie Schroffenstein. 2. Der zerbrochene Krug. 3. Amphitryon. 4. Penthesilea. 5. Käthchen von Heilbronn. 6. Hermannsschlacht. 7. Prinz von Homburg. 8. Fragment des Guiscard. (Sollte dieses nicht als Fragment an den Schluß kommen, so wird seine Einfügung in die Reihe schwer; am richtigsten stünde es dann wohl als N r . 2.) II. 1. Lyrische Gedichte. (In der Anordnung des Einzelnen geben hier die Noten zur Hempel'schen Ausgabe die besten Winke; ich bemerke noch dazu, daß Wilbrandt in seiner Biographie die Gedichte „Jünglingsklage", „Mädchenräthsel" und „Katharina v. Frankreich" ungefähr in den Winter 1807/8 oder Frühling 1808 verlegt; „An S.v. H . " ist nach J.Schmidt 1808, „Die beiden Tauben" nach Wilbrandt etwa 1806 entstanden. Die übrigen Daten enthalten die Ausgaben von Schmidt u. bei Hempel.) 2. Epigramme (nach Hempel). III. Erzählungen. (Diese könnten auch als II u. die Gedichte als III gedruckt werden, was manches für sich hätte; nur stehen dann

Die Kleist-Ausgabe der Cotta'schen Buchhandlung

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die poetischen und die prosaischen Sachen nicht beisammen. Im einzelnen ordnen sich die Erzählungen 7 chronologisch so:) 1. Marquise von O * * . 2. Kohlhaas. 3. Erdbeben von Chili. 4. Verlobung von Domingo. 5. Findling. 6. heilige Cacilia. 7. Bettelweib von Locarno. 8. Zweikampf. IV. Politische Aufsätze. In beiden Fällen gibt Hempels V. Kleine vermischte Schriften. Ausgabe die nöthigen Fingerzeige. Ich glaube, daß so der Leser das richtigste Bild von Kleist bekommt, zuerst von dem Dramatiker, der ja doch immer die Hauptsache bleibt, dann von dem Dichter in Vers und Prosa, zuletzt von seinen staatlichen und künstlerischen Ansichten. O b die beiden Fabeln 8 , die bei Hempel unter V. stehen, nicht unter III als Nr. 3 oder 2 gesetzt werden sollen, möchte ich nicht entscheiden. In vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Muncker [Darunter von fremder H a n d : ] 9 Phöbus, Kleist

Journal f. Kunst, Dresden 1808 Erzählungen 2 Th. Berlin Reimer 1810 Zerbrochner Krug. Berlin, Reimer 1811 Baer 1 0 Käthchen v. Heilbronn. Berlin, Reimer 1810 Amphitruo. Dresden (1818 neu [darüber:] 07) Schroffenstein. Trsp. Zürich 180[2>]3. Phöbus Erzählungen Zerbroch. Krug Käthchen v. Heilbronn

3. Brief. München, 25. April 1882. [darunter von fremder Hand:] 27. IV. An die verehrliche J . G . Cotta'sche Buchhandlung. Anbei übersende ich das Mscr. der Einleitung zu H . v. Kleists Werken. Ich denke, daß der Setzer wohl damit zu recht kommen wird, wenn

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

auch die letzten Seiten etwas stark durchcorrigiert sind. Ich habe die Einleitung zu Hause in Bayreuth 1 geschrieben und damals einige Bücher entbehrt, deren Ergebnisse ich erst nachträglich einfügen konnte. Ich bitte, mir bei dem Druck eine Correctur der Einleitung zu senden. Sie haben seiner Zeit die von mir vorgeschlagene chronologische Reihenfolge der Werke Kleists acceptiert. Ich habe damals keine Abschrift des Briefes behalten, der jene Reihenfolge bestimmte. Damit kein Irrthum unterläuft und Einleitung und Text stimmt, erlaube ich mir, noch einmal die Ordnung der Dramen und Erzählungen anzugeben, und bitte, wenn meine früheren Angaben mit den heutigen nicht ganz übereinstimmen sollten, daß Sie Sich an die letzteren halten möchten. Dramen: Familie Schroffenstein, zerbrochener Krug, Amphitryon, Penthesilea, Käthchen, Hermannsschlacht, Prinz von Homburg. Erzählungen: Marquise von O . , Michael Kohlhaas, Erdbeben [ v o n > ] in Chili, Verlobung in St. Domingo, Findling, Bettelweib von Locarno, hl. Cäcilie, Zweikampf. Ich darf Sie wohl ersuchen, mir die Ankunft dieser Sendung bald zu bestätigen und mir annähernd mitzutheilen, wann ich etwa die ersten Correcturbögen erwarten kann. In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener Muncker 4. Auszug aus einem Brief. München, 2. December 1882. [darunter von fremder Hand:] 4/12. Lieber u. verehrter Herr Koch! 1 Heute erst komme ich zur Antwort auf das Schreiben der verehrlichen Cotta'schen Buchhandlung, das ich vor drei Wochen erhielt. Ich richte meine Antwort an Sie persönlich, weil sie zum Theil sich nur auf Sie direct bezieht, u. bitte, dem verehrlichen Chef Ihres Hauses 2 den Inhalt derselben mitzutheilen. Ich fange von Unbedeutenderen an. Zunächst danke ich also für die Übersendung des zweiten Bandes „ H . v. Kleist", speciell H r n . Dr. Vollmer 3 für die Sorgfalt bei der Feststellung des Textes u. Ihnen, daß Sie meinen Namen vom Titelblatt weggelassen haben 4 . Denn ich möchte mich nicht gern mit fremden Federn schmücken, wenn sie auch noch so sehr glänzen. Da ich über Kleist lese u. Ihre Ausgabe dabei zu Grund lege, kommt mir der zweite Band sehr zu statten. [. . .]

Die Kleist-Ausgabe der Cotta'schen Buchhandlung

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Kommentar Nr. 1: 1: Verlags-Vertrag] Cotta-Verlagsarchiv im Schiller-Nationalmuseum Marbach. Datierung auf der Rückseite: 18. Dezember 1881. 2 : Ausgabe] H. v. Kleist/sämtliche Werke/Neu durchgesehene und ergänzte Ausgabe/ in vier Bänden/Mit Einleitung von Franz Muncker. Bd. 1—4. — Stuttgart u. Berlin/ J . G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger (1883). (Cottasche Bibliothek der Weltlitteratur.) — Es gibt daneben auch Ausgaben, die sowohl den Cotta-Verlag als auch den Verlag der Gebrüder Kröner ( = Karl und Adolf Kröner) im Impressum tragen; die A. Kröner Verlagshandlung bestand seit 1861 und unterhielt Beziehungen zum Münchener Dichterkreis, 1877 wurde die Firma in „Gebrüder Kröner" umgewandelt, nach dem Tode von Karl Frh. v. Cotta kaufte Adolf Kröner 1889 den Cotta-Verlag, den er gemäß der alten Tradition fortführte und in den auch ein Teil der Produktion der Gebrüder Kröner aufging. Nr. 2: 1: bis zum 15. April] Laut Vertrag sollte das Manuskript erst am 1. Januar 1883 druckfertig abgeliefert werden. Die plötzliche Eile des Verlages ist nur aus der Furcht vor der Konkurrenz zu erklären. So darf mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß dem Verlag die Pläne Zollings, bei Spemann eine historisch-kritische KleistAusgabe herauszubringen, inzwischen bekannt geworden waren. Zolling klagt später in der Gegenwart (Bd. 28, Nr. 37, v. 12. Sept. 1885, S. 170) über Vollmer: „Leider pflegt der Archivar des Cotta'schen Hauses auf literarische Anfragen keine Antwort zu geben". 2: einem Mann] Gemeint ist Wilhelm Vollmer, der jedoch lediglich im Vorwort erwähnt wird: „Für die Gestaltung des Textes war Wilhelm Vollmers Sorgfalt bemüht" (1,34). 3: Köhlers Arbeiten] Reinhold Köhler: Zu Heinrich von Kleist's Werken. Die Lesarten der Originalausgaben und die Änderungen Ludwig Tieck's und Julian Schmidt's zusammengestellt. Weimar 1862. Vgl. zu Köhlers Einwänden und Zustimmungen die Ausführungen im Gomperz- und Julian-Schmidt-Kapitel dieser Arbeit. In seiner Einleitung (1,34) bemerkt Muncker: „Im Anschluß an Köhlers treffliche Arbeit, der Wilbrandt und Siegen schon z.T. gefolgt sind, wurden, soweit möglich, überall die Lesarten der Originalausgaben wieder hergestellt". 4: Hempel'sche Ausgabe] H. v. Kleist's Werke. Nebst d. Biographie d. Dichters von Adolf Wilbrandt. Th. 1 - 5 . - Berlin: Hempel [18793- Hierzu bemerkt Eduard Grisebach (Kleist, Sämtliche Werke, Bd. 2 [1884], S. 423): „Wer der Herausgeber dieser jüngsten und bis jetzt vollständigsten Gesamtausgabe sei, ist aus derselben nicht zu ersehen. Wilbrandts Name als Biograph figurirt nur auf dem Titel des ersten Theiles. Die Ausgabe wiederholt in einer ganzen Reihe von Stellen die willkürlichen Änderungen der Tieck-Schmidt'schen Ausgaben". 5: Siegen] Heinrich von Kleist: Ausgewählte Dramen. Mit Einl. u. Anm. hrsg. v. Karl Siegen. T. 1. 2. - Leipzig: F. A. Brockhaus 1877 ( = Bibliothek d. Dt. Nationallitteratur d. 18. u. 19. Jh. s. 41. 42). Enthält die „beiden politischen" und die „beiden volkstümlichen" Dramen Kleists (Die Hermannsschlacht, Prinz von Homburg — Das Käthchen von Heilbronn, Der zerbrochne Krug). — „Sein Amphitryon kommt, als bloße Umdichtung der gleichnamigen Moliere'schen Komödie, nicht in Betracht" (T. 2, S. XII). 6: Gliederung] Die Gliederung in der Cotta-Ausgabe weicht z . T . von diesem Vorschlag ab. Bd. 1 enthält neben der Einleitung zunächst die Gedichte und Epigramme,

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7:

8: 9:

10:

Briefmaterialien zur Editionsgeschichte danach die Familie Schroffenstein und den Zerbrochnen Krug (nebst Variant). Amphitryon, Penthesilea und Das Käthchen von Heilbronn füllen den 2. Bd., Die Hermannsschlacht, Prinz von Homburg und Robert Guiscard den 3. Bd. - Die Erzählungen wurden zusammen mit den Politischen Aufsätzen, den Kleineren vermischten Aufsätzen und den Briefen Kleists an Joh. Friedr. Cotta in den 4. Bd. gebracht. Erzählungen] Auch in diesem Falle weicht die Ausgabe von dem Vorschlag ab und hält sich stattdessen an die Reihenfolge der noch von Kleist selbst redigierten „Erzählungen" (Berlin 1811). die beiden Fabeln] stehen auch in der Cotta-Ausgabe unter den Kleineren vermischten Aufsätzen (Bd. 4, S. 291). von fremder Hand] Notizen des Redaktors der Ausgabe. Der Verlag hat offenbar versucht, die verschiedenen Erstdrucke der Werke Kleists zu erwerben; die bei Cotta erschienene Penthesilea fehlt deshalb in der Aufstellung. — Gestrichen sind folgende Titel: Erzählungen, Zerbrochner Krug, Amphitruo, Schroffenstein. Baer] es muß sich hier um den Antiquar Joseph Baer in Frankfurt a.M. handeln, der entweder mit der Besorgung der Erstdrucke beauftragt worden ist oder diese Werke gerade in einem Katalog angezeigt hatte.

Nr. 3: 1: Bayreuth] Geburtsort Munckers. — Muncker, Schüler und Nachfolger von Michael Bernays, war seit 1879 Privatdozent, seit 1890 außerordentlicher und seit 1896 ordentlicher Professor an der Universität München. Nr. 4: 1: Herr Koch] Vgl. Briefe von Rudolf Koch an Reinhold Köhler, Nr. 1, Anm. 3. 2: Chef Ihres Hauses] Carl Frh. v. Cotta. 3: Dr. Vollmer] Vgl. Briefe von Rudolf Koch an Reinhold Köhler, Nr. 2, Anm. 1. 4: meinen Namen vom Titelblatt weggelassen haben] Da Muncker als Verfasser der Einleitung auf dem Titelblatt des ersten Bandes genannt wird, kann sich dieser Satz nur auf die erwogene Nennung Munckers als Herausgeber beziehen.

Aus den Briefen Erich Schmidts an Reinhold Köhler

D i e B e z i e h u n g e n E r i c h Schmidts z u R e i n h o l d K ö h l e r reichen w a h r scheinlich in das J a h r 1874 z u r ü c k , als S c h m i d t n a c h seiner D i s s e r t a t i o n ü b e r R e i n m a r v o n H a g e n a u u n d H e i n r i c h v o n R u g g e sich in seinen A r b e i t e n n u n m e h r der G o e t h e z e i t z u w a n d t e u n d auf die B u c h b e s t ä n d e der

Großherzoglichen

Bibliothek

schreibt er a m 2 2 . N o v e m b e r

in

Weimar

angewiesen

1 8 7 4 an W i l h e l m S c h e r e r :

war.

So

„Reinhold

K ö h l e r erleichtert m i r die B e n u t z u n g der B i b l i o t h e k auf das Z u v o r k o m m e n d s t e " 1 . A u s d e m p e r s ö n l i c h e n U m g a n g entwickelte sich bald ein wissenschaftlicher G e d a n k e n a u s t a u s c h , der v o r allem in Schmidts W e i m a r e r Z e i t 1 8 8 5 — 1 8 8 7 , als der A u f b a u des G o e t h e - A r c h i v s u n d die

Aus den Briefen Erich Schmidts an Reinhold Köhler

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Vorbereitung der Sophien-Ausgabe vieler Helfer bedurfte, fruchtbar gewesen zu sein scheint; in der Hauptsache aber war Köhler bei der Beschaffung von Büchern 2 behilflich und bewährte sein profundes Wissen durch zuverlässige Auskünfte. Nach seiner Berufung an die Berliner Universität bekennt Schmidt Köhler gegenüber: „Ich gedenke Ihrer in steter Treue und möchte Ihnen eine lange Liebeserklärung machen für das was Sie mir in Weimar gewesen sind, auch für die Nachsicht mit der Sie der Ruhigere, Ältere so manches geduldig hingenommen haben" 3 . Die Beziehungen rissen auch in Berlin nicht ab, und nach Köhlers Tod hat Schmidt in Erfüllung einer Dankespflicht die Aufsätze Köhlers über Märchen und Volkslieder 4 aus dem Nachlaß herausgegeben. Wie sein Nachruf 5 so zeugt auch sein Beileidsschreiben an die beiden Schwestern Köhlers von der hohen Achtung, die er dem freundlichen Helfer zeitlebens entgegenbrachte: „Nicht von dem selbstlos dienenden Gelehrten will ich reden, sondern nur mit Einem Worte wie mit meinem warmen Händedruck bekräftigen, was Sie vor allen andern Menschen wissen und hegen, daß es nie einen bessern reineren Mann gegeben hat. Ich habe ihn herzlich geliebt und werde ihm stets die Treue halten" 6 . Im Nachlaß Reinhold Köhlers 7 sind 20 Briefe, 28 Postkarten, 6 Briefkarten und 1 Visitenkarte Erich Schmidts erhalten. Die nachfolgende Auswahl beschränkt sich auf drei Briefe, aus denen Köhlers Anteilnahme an den Kleistforschungen Schmidts hervorgeht.

1. Brief. [Auszug.] Straßburg i . E . 30 X I 77 Lieber Herr Doctor Ich muß Ihnen gleich einige Worte des Danks und der Entschuldigung schreiben. Mein Ausdruck über Hebbels Verhältnis zu Kleist 8 ist allerdings sehr schief und, so wie er da steht, entschieden unrichtig. Das Sonett 9 kenne ich wol und bin zuerst durch Ihre Schrift 1 0 über die Textkritik der Kleistschen Werke darauf aufmerksam geworden, die ich als Fuchs von Demelius 1 1 geliehen erhielt, jetzt aber selbst besitze. Den Ausfall gegen Zarncke 1 2 habe ich nicht unterdrückt, weil es mich oft verdroß, wie Z. durch hämische Seitenhiebe unsere litterarhistorischen Arbeiten „lächerlich u. stinkend", nach einem Goetheschen Wort 1 3 , zu machen suchte, während ich in der Tat in unserem Kreise von einer Pflege dieses „neueren Schlages" nichts entdecken kann. Das ewige Kritteln und Höhnen ist selbst meine Leidenschaft

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

nicht; ich freue mich immer, wenn sich mit anderen Richtungen ein leidliches Einvernehmen herstellt — aber: schießt Ihr her 14 , so schießen wir hin. Zarnckes letzter Aufsatz 1 5 in den „Preuß. Jahrbüchern" sucht beim großen Publikum den Eindruck zu erwecken, als sei Lachmann ein eigenwilliger wissenschaftlicher Schwindler gewesen und als sei sein Anhang eine Schaar nicht minder schwindelhafter, dazu blinder u. leichtgläubiger Leute. Könnte man das Kriegsbeil begraben, ich würde von Herzen gern ein paar tüchtige Schollen mit darauf werfen. [. . .] 2. Brief. [Auszug.] Berlin, Kaiserhof 24 IV 82

Verehrtester Herr Doctor Könnte ich [gestr.: auch] wol aus den Ihrer Obhut anvertrauten Schätzen den Kleist-Müllerschen Phoebus und die erste Ausgabe der Penthesilea sowie das Käthchen [am Rande eingefügt:] u. Zeitung für die eleg. Welt 1821 Nr. 120/ auf kurze Zeit nach Wien erhalten 16 , wohin (Landstr., Hauptstr. 88) ich Mitte dieser Woche zurückkehre. Sie würden sich um die Übungen des germanist. Seminars sehr verdient machen. Wenn man Ihnen doch auch einmal einen Gefallen erweisen könnte! [. . .]

3. Brief. Wien 15 Juni 82 III Hauptstr. 88. Verehrter Herr Eben fuhr mir ein Schrecken durch die Glieder: die Iden des Juni sind da und die 3 Kleistiana noch nicht in Weimar! Wollen Sie mir in altgewohnter Güte Absolution und können Sie mir Prolongation ertheilen ? Ich bin nämlich nicht ganz schuldig. Erst ließ ich durch Mitglieder des deutschen Seminars einen sauberen Text der Penthesilea und des Käthchens mit kritischem Apparat herstellen — oder besser: wollte herstellen lassen — das geschah von meinen jungen Österreichern so schlampig, daß ich die ganze Arbeit selbst von vorn beginnen mußte. Darin wurde ich vorige Woche durch eine von Fieber begleitete Halsentzündung unterbrochen und es wäre mir recht bitter auf halbem Wege Halt machen zu müssen. Schon freue ich mich auf ausgiebige Gespräche mit Ihnen, denn ich habe für die zweite Julihälfte eine Einladung nach Jena angenommen

Aus den Briefen Erich Schmidts an Reinhold Köhler u n d m ö c h t e einige T a g e in W e i m a r b l e i b e n . O d e r ist die dann

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geschlossen?

D e m e l i u s , d e r hier s o g l e i c h f e s t e n F u ß g e f a ß t h a t , läßt Sie b e s t e n s grüßen17. Treu ergeben Erich Schmidt.

Kommentar 1: Wilhelm Scherer — Erich Schmidt, Briefwechsel. Berlin 1963, S. 47. 2: Dafür sind drei Zettel mit Bücherbitten charakteristisch, auf denen man die Anreden findet: „Guten Morgen, verehrter Freund u. Oberbibliothekar, Helfer usw pp" und „Carissimo dottissimo mio". Schmidt bezeichnet sich dort selbst als „treuer Plagegeist". 3: Brief vom 27. Dezember 1887. 4: Reinhold Köhler: Aufsätze über Märchen und Volkslieder. Aus seinem handschriftlichen Nachlaß hrsg. v. Johannes Boke u. Erich Schmidt. Berlin 1894. 5: Ebda, S. 1 - 1 2 . Zuvor in: Zeitschrift d. Ver. f. Volkskunde 2 (1892) S. 4 1 8 - 4 3 7 u. Goethe-Jahrbuch 14 (1893) S. 2 9 7 - 3 0 4 . 6: Brief aus Matzen/Tirol vom 18. August 1892 an Elise und Mathilde Köhler. 7: Früher: Sächsische Landesbibliothek, jetzt: Goethe-Schiller-Archiv der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten, Weimar. 8: Hebbels Verhältnis zu Kleist] Bezieht sich auf Schmidts Rezension der HebbelBiographie von Emil Kuh (2 Bde, Wien 1877) in: Jenaer Literaturzeitung Jg. 4, Nr. 47 (24. Nov. 1877) S. 7 2 7 - 7 2 8 . Die von Köhler offenbar beanstandete Stelle lautet: „Die Biographie berichtet von Hebbel's Enthusiasmus für Uhland, auch eine Reihe von Gedichten zeugt dafür; sie bestätigt, was man immer vermuthen mußte, seine Bewunderung Heinrichs von Kleist. Der Einfluß wäre des Näheren zu untersuchen". — Köhler war ein Verehrer Hebbels. In seinem Zimmer hing ein Bleistiftporträt Hebbels, gezeichnet von Friedrich Preller (vgl. Nachruf Erich Schmidts in: Köhler, Aufsätze über Märchen u. Volkslieder. Berlin 1894, S. 6). 9: Sonett] Hebbel: Kleist. — Geschrieben am 6. September 1841, zuerst in: Hebbel, Gedichte. Hamburg 1842, wiederholt in: Hebbel, Sämtliche Werke. Hrsg. v. Richard Maria Werner. Abt. 1, Bd. 7 (1904) S. 180; vgl. auch: Sembdner, Nachruhm, Nr. 296. 10: Ihre Schrift] Reinhold Köhler: Zu Heinrich von Kleist's Werken. Die Lesarten der Originalausgaben und die Änderungen Ludwig Tieck's und Julian Schmidt's. Weimar 1862. 11: Demelius] Gustav Demelius (31. Jan. 1831 - 7. Nov. 1891), Klass. Philologe und Jurist; vgl. ADB 47 (1903) S. 6 5 5 - 6 6 0 (Czyhlarz). - Erich Schmidt studierte in den ersten drei Semestern Klass. Philologie in Graz und Jena. 12: Ausfall gegen Zarncke] Die Rezensionen Schmidts aus dem Jahre 1877 enthalten keine Polemik gegen Zarncke (seit 1858 o. Prof. in Leipzig und Haupt der sog. Leipziger Schule). Die Bemerkung bezieht sich wahrscheinlich auf Vorgänge bei der 32. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Wiesbaden, obgleich die Berichte von Wilk (Germania 22, 1877, S. 4 9 6 - 5 0 8 ) und Heinzerling (Zs. f. dt. Philologie 9, 1878, S. 104—109) nichts über einen solchen „Ausfall" vermelden. Schmidt referierte am 28. Sept. 1877 über Rings Nachlaß, daneben darf seine Beteiligung an den verschiedenen Diskussionen vorausgesetzt werden; die Teilnehmerliste (Germania 22, S. 496) verzeichnet auch Köhlers Namen. — Köhler, eifriger Mit-

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

arbeiter im Literarischen Centralblatt, scheint Zarncke gegen Schmidt in Schutz genommen zu haben. „Auf Zarnckes Betrieb" (Nachruf, S. 8) wurde Köhler später Mitglied der Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften. 13: nach einem Goetheschen Wort] In einem Brief an Herder schreibt Goethe (WA IV 4 , 1 3 ) : „da haben die Bahrdte euer Geschlecht stinckend gemacht", und in einem Brief an Lavater (WA IV 4 , 3 0 0 ) : „die Buben haben mich von ieher a u s - und n a c h geschrieben und meine Manier vor dem Publiko stinckend gemacht". Im Material des Goethe-Wörterbuches finden sich keine weiteren Belege (freundliche Auskunft von Frau Dr. Christa Dill u. Herrn Dr. Manfred Gräfe). 14: schießt Ihr her] Vorausgegangen war der scharfe Angriff Zarnckes in der anonym erschienenen Rezension der Studien Scherers zu den geistlichen Poeten der deutschen der deutschen Dichtung im Kaiserzeit (Straßburg 1874/75) und seiner Geschichte 11. u. 12. Jahrhundert (Straßburg 1875) im Literarischen Centralblatt (1876, Nr. 5, v. 29. Jan., Sp. 151 —154). Vgl. hierzu: Wilhelm Scherer — Erich Schmidt, Briefwechsel. Berlin 1963, Brief Nr. 44 u. 84 sowie die Anmerkungen. 15: Zarnckes letzter Aufsatz] Friedrich Zarncke: Die Heptaden und die Heptadisten, in: Preuß. Jahrbücher. Bd. 40 (1877) S. 4 7 5 - 4 8 6 . - Lachmann glaubte, in der mittelhochdeutschen Literatur Abteilungen von 7 Strophen zu 4 Versen oder von 28 Verszeilen nachweisen zu können, während Zarncke dies für eine „mystisch abergläubische Grille" hielt. 16: auf kurze Zeit nach Wien erhalten] An anderer Stelle beklagt sich Schmidt über die unzulänglichen Wiener Bibliotheksverhältnisse und vor allem über die Unfreundlichkeit des Bibliothekspersonals. 17: läßt Sie bestens grüßen] Demelius war als o. Prof. für Rom. Recht an die Wiener Universität berufen worden. Geboren zu Altstadt in Thüringen, kannte er Köhler aus der gemeinsamen Weimarer Gymnasialzeit.

Briefe Theophil Zollings an Reinhold Köhler und Georg Ernst Reimer

Briefe Theophil Zollings, die Aufschluß über Vorbereitung und praktische Arbeit an der von ihm herausgegebenen historisch-kritischen Kleist-Ausgabe hätten geben können, waren in erster Linie im Archiv des Verlages W . Spemann, Stuttgart, und im Nachlaß Joseph Kürschners zu erwarten. In beiden Fällen blieben die Nachforschungen ohne Erfolg. Das Archiv des Verlages W . Spemann ist 1890 an den UnionVerlag, Stuttgart, übergegangen und dort durch Kriegseinwirkung zerstört worden 1 . Der Nachlaß Joseph Kürschners gelangte als Bergungsgut in das Goethe-Schiller-Archiv der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar und

1

Freundliche Nachricht des Verlages W . Spemann und des Union-Verlages vom 12. u. 28. August 1968.

Briefe Theophil Zollings an R. Köhler und G . E. Reimer

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konnte bisher nur grob gesichtet werden. Dabei kamen 1 Brief Zollings und 6 Durchschläge, bzw. Kopierschriften von Briefen Kürschners an Zolling aus den Jahren 1891 — 1897 zum Vorschein, die jedoch nichts über die damals bereits abgeschlossene Kleist-Ausgabe enthalten2. Dagegen fanden sich im Nachlaß Reinhold Köhlers 3 vier Briefe, zwei Briefkarten und drei Postkarten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Vorbereitung der Kleist-Ausgabe stehen und Einblicke in die hartnäckigen Bemühungen Zollings um neues Quellenmaterial gewähren. Ein Brief Zollings an Georg Ernst Reimer liegt im Archiv des Verlages Walter de Gruyter. Alle übrigen Anfragen nach Briefen von und an Zolling, die Kleist-Ausgabe betreffend, sowie die Durchsicht der verschiedenen Briefnachlässe Paul Lindaus 4 brachten — mit Ausnahme der Briefe Karl Biedermanns an Zolling, die im nächsten Abschnitt wiedergegeben werden — kein weiteres Kleist-Material. Von den an Reinhold Köhler gerichteten Schreiben Zollings sind zwei Briefkarten undatiert. Während die eine aus inhaltlichen Gründen mit dem Brief vom 4. Mai 1885 in Verbindung gebracht werden kann, läßt sich bei der anderen mit einiger Sicherheit nur sagen, daß sie wahrscheinlich im Jahre 1882 geschrieben wurde, als Zolling mit der Vorbereitung des Dramen-Bandes beschäftigt war. Die sonst nicht wiederkehrende Anrede „Verehrter Herr und Freund" gibt ebensowenig wie der Amphitryon einen Anhaltspunkt für die zuverlässige Einordnung. Ich stelle sie daher an den Anfang, zumal die Chronologie in diesem Falle für die Beurteilung der Briefe Zollings von geringer Bedeutung ist. 1. Briefkarte. [Undatiert.] Verehrtester Herr und Freund, Mein Secretär ist krank geworden. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als die Vorrede1 selbst zu copiren, wenn ich Ihnen den Amphitryon, wie versprochen, umgehend wieder zurücksenden wollte. Anbei folgt mit meinem herzlichsten Danke das Ex. unter eingeschriebenem Kreuzband an Sie zurück. Mit den besten Grüßen Ihr hochachtend erg. Z. 2

3 4

Ich bin Herrn Prof. Dr. Karl-Heinz Hahn und Frau Clauss für die Bereitstellung des Materials zu großem Dank verpflichtet. Früher in der Sachs. Landesbibliothek, jetzt im Goethe-Schiller-Archiv. Frau Dr. Ruth Steffen (Universitätsbibliothek Münster) hatte die Freundlichkeit, den Briefnachlaß Paul Lindaus (im Nachlaß von J o s e p h Linhoff) durchzusehen. Nachgeforscht wurde auch im Schiller-Nationalmuseum, Marbach, und im Literatur-Archiv der Akademie der Wissenschaften der D D R , Berlin, außerdem im Institut für Theaterwissenschaft der Universität Köln.

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

2. Brief. Berlin, den 23. Aug. 1882. Geehrtester Herr, Es drängt mich, Ihnen die erfreuliche Mittheilung zu machen, daß ich also die „Familie Ghonorez" — erste Bearbeitung der „Schroffensteiner" — aufgefunden 1 u genauer mit dem ersten Druck verglichen habe, wobei es sich herausstellt, daß Sie mit fast allen Ihren Emendationen 2 contra Tieck u Schmidt im Rechte sind. Ich habe dies Factum, das ein Beweis für die Trefflichkeit Ihrer fleißigen u sinnreichen Schrift, auch in der Vorrede der „Schroffensteiner" ausdrücklich hervorgehoben 3 . Gewiß interessirt es Sie zu erfahren, daß ich nun auch nach langen Irrfahrten Kl's einziges Bild 4 bei einer Nichte des Dichters gefunden habe u es reproduciren lassen werde. Wie ich von Herrn Siegen 5 erfahre, ist der „ P h ö b u s " aus Ihrer Bibliothek gegenwärtig in den Händen meines Freundes Erich Schmidt 6 . D a ich ihn sehr gern auf einige Wochen hätte, so wäre ich Ihnen äußerst verbunden, wenn Sie mir an ihn ein Billet mit der Bitte um gef. Cession zusenden würden, da ich nächster Woche nach Wien reise. Schmidt braucht ihn gewiß nicht mehr. Mit dem besten Danke zum voraus Ihr hochachtend ergebener Theophil Zolling 3. Postkarte. [Poststempel:] 2/9 82 Geehrter Herr Doctor, Besten Dank für Ihre gef. Zeilen u die ergebene Mittheilung, daß ich jetzt wieder bleibend hier bin. Wenn Sie mir also wirklich den Phöbus auf ein Paar Wochen schicken wollen, so wäre ich Ihnen außerordentlich verbunden. — Neuerdings habe ich ein ganzes Dtzd. ungedruckter Briefe Kl. an Lohse (1801, 2 u 4) u an Henriette von Schlieben, „Kleists Braut" (sie) nebst deren Porträt aufgefunden 1 . Mit bestem Dank zum voraus, Ihr ergebenster Z. 4. Postkarte. [Poststempel:] 20/10 82 Geehrtester Herr Dr, Meinen herzlichsten Dank für die hübsche Notiz 1 . Sie schmeckt, wie die Kinder sagen, „nach Mehr". Also bitte, denken Sie gütigst wieder

Briefe Theophil Zollings an R. Köhler und G . E. Reimer

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meiner, wenn Ihnen etwas vorkommt. Den „ P h ö b u s " , den ich Ihnen vor ca. 8 Tagen zurücksandte, erhielten Sie wohl. Nochmals meinen verbindlichsten Dank für Ihr werthvolles Interesse. Ihr hochachtend erg. Dr Z. 5. Postkarte. [Poststempel:] 24/10 82 Geehrtester Herr Dr, Die anonym [eingefügt:] aus Weimar/eingeschickte Notiz über Kleist aus „Charlotte v. Schiller u ihre Freunde" (I, p. 576) war also nicht von Ihnen? Never mind! So dank' ich Ihnen nochmals für den „ P h ö b u s " . Freundl. Gruß Ihres Z 6. Brief. Berlin, den 20. Sept. 1884. Geehrter Herr, Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen als einem von der Kleist-Gemeinde die Ihnen gewiß interessante Mittheilung mache, daß ich mit der Revision der Druckbogen nahezu fertig bin. Es war eine schwere, harte Arbeit, obgleich Ihre treffliche Studie mir dieselbe in mehrfacher Beziehung erleichtert hat. Wie sehr freut es mich zu constatiren, daß meine Vergleichung mit Kleists Handschriften der Penthesilea, Schroffensteiner, des Käthchen, Guiskard,[u] Zerbr. Krugs u Homburg fast all Ihren [sie!] Emendationen contra Julian Schmidt bestätigen konnte! Heute nur zwei Bitten. Lassen Sie mir doch gef. auf meine Rechnung im Ex. der [eingefügt:] Groß/[H >]herz. Bibliothek des „ P h ö b u s " das Titelbild des Phöbus 1 und das Kupfer: Der Engel am Grabe des Herrn 2 photographisch reproduciren. Gewiß ist dies auch in Weimar möglich; der Photograph kann mir die Platte unter Postnachnahme des Betrags zusenden. Andernfalls hätten Sie wohl die Güte mir das Buch auf ein paar [gestr.: Und] Tage zu schicken. Und dann eine Frage. Welches ist die „hübsche Tochter" Wielands 3 , die Kleist 1803 so wohl gefiel, daß es fast zu einer Heirat kam? Es dürfte Ihnen ein Leichtes sein, mir das auszukundschaften u Namen u Geburtstag u sonstwie Interessantes mitzutheilen. Nehmen Sie zum voraus meinen Dank für Ihre große Gefälligkeit u verfügen Sie jederzeit über Ihren achtungsvoll ergebenen Dr Theophil Zolling

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

7. Brief. Berlin, den 29. Sept. 1884. Geehrtester Herr Doctor, Nehmen Sie meinen herzl. Dank für die prompte Besorgung meines Auftrags, sowie für Ihre Notiz über die Wieland-Tochter. Leider muß ich Ihnen heute schon wieder mit einer neuen Bitte kommen. Dr. Siegen hatte s.Z. die Güte, bei Ihnen den Theaterzettel 1 der Weimarer 1. Zerbr. Krug-Aufführung für mich durchzupausen, aber mein Verleger erklärt mir, daß dies für die Reproduction nicht genüge. Hätten Sie, Verehrtester, nun wohl auch noch die große Güte, dieses ehrwürdige Document auf kurze Zeit dem Photographen anzuvertrauen? Er kann mir die Platte abermals gegen Postnachnahme einsenden. — Nochmals u zum voraus tausend Dank für all Ihre Liebenswürdigkeit und freundl. Gruß Ihres achtungsvollst erg. Theophil Zolling. 8. Brief. Berlin, den 4. Mai 1885. Hochgeehrter Herr, Da ich voraussetze, daß Sie in der Verwaltung des GoetheArchivs, das nun endlich der Forschung erschlossen werden dürfte, einen Vertrauensposten haben, so wende ich mich mit einer dringenden Bitte an Sie. Wäre es nicht möglich, die Briefe Kleists an Goethe 1 herauszubekommen? Wie Sie wissen, kam Kleist mit Goethe mehrfach in Berührung. 1802 im Sommer besuchte er ihn, überreichte ihm die eben erschienenen Schroffensteiner, 1807/8 schickte er ihm den Amphitryon und Penthesilea, sowie die Handschrift des Zerbr. Krugs. Als der Letztere in Weimar aufgeführt werden sollte, mag Kleist öfter an Goethe geschrieben haben, vielleicht auch später noch einmal. Alle diese Briefe hat Goethe wohl aufgehoben. Auch die Frage, ob Kleist ihm wirklich eine Herausforderung hat zugehen lassen, dürfte im Goethe-Archiv jetzt ihre Lösung finden. Ist es nun möglich, eine Abschrift und das Publicationsrecht für diese Briefe zu Gunsten meiner Kleist-Biographie zu erhalten? Walter von Goethe 2 , an den ich mich bereits dieserhalb wandte, stellte mir 14 Tage vor seinem Tode mit Brief aus Leipzig die Erlaubniß in Aussicht. An wen soll ich mich nun aber jetzt wenden? Von meiner historisch-kritischen Kleist-Ausgabe ist der 4. Band, viel Neues enthaltend, bereits erschienen. II und III erscheinen in 14 Tagen.

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Den ersten Band, der die Biographie enthält, verzögere ich noch in der Hoffnung auf Material aus dem Goethe-Archiv. Wenn Sie glauben, daß persönliches Eintreten vortheilhaft, so reise ich gleich nach Weimar. Andernfalls dürfte es Ihnen nicht gar zu schwer sein, für mich die Erschließung und eine Abschrift — natürlich auf meine Kosten — zu erwirken. Mit herzlichstem Danke für all Ihre Freundlichkeit Ihr achtungsvollst erg Dr. Theophil Zolling. 9. Briefkarte. [Undatiert.] Geehrtester Herr Dr, Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre gütige Auskunft. Ich werde nun Ihren Rath befolgen und mich in 4 Wochen an die Großherzogin 1 wenden. Vielleicht fällt Ihnen in der Zwischenzeit ein anderes Mittel ein oder hören Sie sonst etwas Entscheidendes, was meinen Schritt überflüssig macht. In diesem Falle haben Sie wohl die Güte, mir ein Paar Worte auf einer Postkarte zu schicken. Oder wenn Sie sich selbst zu Ihren Gunsten um die Abschrift bemühen wollten ? Sie könnten dieselbe dann in der „Gegenwart" veröffentlichen. Mir genügt es, wenn ich Ihre Publication für den l . B a n d des Kleist noch benutzen kann. Mit freundl. Gruß Ihr hochachtend erg. Z. Theophil Zolling an Georg Ernst Reimer Brief. _ . , „ , „ Zürich, den 28. Juli 1883 J Geehrter Herr, Nehmen Sie meinen besten Dank für die gef. Uebergabe von Herrn Prof. Erdmannsdörffers „Homburg" 1 , u erlauben Sie mir eine kurze Frage. Ich besitze ungedruckte Briefe Kleists 2 an den Eigenthümer der Schulbuchhandlung. Das muß wohl ein Reimer gewesen sein? Kleist verkehrte ja in Berlin bei der Reimerschen Familie? Zum voraus meinen Dank für eine Zeile Antwort u die besten Empfehlungen Ihres hochachtungsvollst ergebenen Theophil Zolling adr. Berlin, 12 Königin Augustastr. [Vermerk Reimers:] 9/8 beantw.

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

Kommentar Nr. 1: 1: Vorrede] Adam Müllers Vorrede des Herausgebers zu Kleists Amphitryon-, Ausgabe Zollings Bd. 2, S. 162-163 (Ausgabe Sbd 1,928-929).

vgl.

Nr. 2: 1: Familie Ghonorez . . . aufgefunden] Die Handschrift befand sich seit 1864 in der Kgl. Bibliothek Berlin; vgl. Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 6. 2: Emendationen] Reinhold Köhler: Zu Heinrich von Kleist's Werken. Die Lesarten der Originalausgaben und die Änderungen L. Tieck's und J. Schmidt's. Weimar 1862. 3: ausdrücklich hervorgehoben] In seiner Einleitung (Bd. 1) schreibt Zolling: „Reinhold Köhler hat fast überall recht behalten" (S. CV). Zuvor aber betont er: „In Bezug auf die Textkritik war wenig vorgearbeitet, trotz der fleißigen Schrift Reinhold Köhlers [. . .] Die Sache mußte vollständig von neuem erfaßt werden" (S. CIV). 4: Kl's einziges Bild] Wiedergegeben in Bd. 1 der Ausgabe Zollings (vor dem Titelblatt) mit Bemerkungen auf S. XXIV f. Zolling hatte das Bild von Germanie von Schönfeldt, geb. v. Pannwitz erhalten; vgl. hierzu Eva Rothe: Die Bildnisse Heinrich von Kleists, in: Jahrbuch d. dt. Schiller-Ges. 6 (1961) S. 139f. 5: Herrn Siegen] Der Kleistforscher und Herausgeber Dr. Karl Siegen, der damals — hauptsächlich in Frankfurter Kreisen — nach Kleist-Material suchte und kurz zuvor in der Gegenwart (Bd. 21, Nr. 19, v. 13. Mai 1882, S. 292-296) einige Funde über „Heinrich von Kleist und seine Familie" veröffentlicht hatte. 6: meines Freundes Erich Schmidt] Zolling scheint Erich Schmidt in dessen Wiener Zeit persönlich begegnet zu sein. Vgl. zum Phöbus die Briefe Erich Schmidts an Reinhold Köhler, N r . 3, v. 15. Juni 1882. Nr. 3: 1: ein ganzes Dtzd ungedruckter Briefe . . . aufgefunden] Das Material war im Besitze von Carl Meinen; vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 24. Nr. 4: 1: hübsche Notiz] Zitiert in N r . 5; vgl. auch Kap. 1, Anm. 95 dieser Arbeit. — Die anonyme Zusendung dieser Notiz steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit folgender öffentlicher Aufforderung Zollings (in: Die Gegenwart, Bd. 22, N r . 37, v. 16. Sept. 1882, S. 191): Eine erste kritische Kleist-Ausgabe. Mit der Herausgabe der sämmtlichen Werke Heinrich von Kleists beschäftigt, bitte ich alle Diejenigen, die etwa Briefe oder sonstige Handschriften desselben besitzen, um gef. Mittheilung an mich. Selbst die kleinste Notiz, die im Zusammenhalt leicht eine große Bedeutung gewinnen kann, ist mir willkommen. Auch ersuche ich die öffentlichen Bibliotheken um gef. Mittheilung etwaiger Briefe, Manuscripte oder seltener erster Drucke (fliegender Blätter) des Dichters. Namentlich erwünscht wären mir Nachrichten über den Verbleib der angeblich in Privatbesitz befindlichen Originalhandschrift des Prinzen von Homburg, sowie der anderen Schriften. Die Zurückerstattung erfolgt mit dem besten Danke möglichst umgehend. Berlin W, Königin Augustastr. 12, im September 1882. Dr. Theophil Zolling.

Briefe Theophil Zollings an R. Köhler und G. E. Reimer

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Nr. 6: 1: Titelbild des Phöbus] Reproduziert in der Ausgabe Zollings Bd. 1, zwischen S. 2 u. 3. 2: Kupfer: Der Engel am Grabe des Herrn] Reproduziert in der Ausgabe Zollings Bd. 1, zwischen S. 28 u. 29. 3: die „hübsche Tochter" Wielands] Auf Grund der Mitteilungen Köhlers merkt Zolling in seiner Ausgabe Bd. 1, S. X L an: „Es war die jüngste Tochter Wielands Maria Luise Charlotte, getauft am 5. Mai 1789, vermählt im Mai 1814 mit dem Jenaer Stadtgerichtsaktuar, Hofgerichtsadvokaten Gustav Emminghaus ("f 1859) und schon am 27. Juli 1815 gestorben". — Seine Quelle verschweigt Zolling. Nr. 7: 1: Theaterzettel] Reproduziert in der Ausgabe Zollings Bd. 2, S. VI, mit der Bemerkung: „Wir veröffentlichen umstehend zum erstenmal den in der Weimarer Bibliothek erhaltenen Theaterzettel dieser denkwürdigen Vorstellung" (S. VI/VII). Abermals wird der Name Köhlers verschwiegen. Nr. 8: 1: Briefe Kleists an Goethe] Walter von Goethe war am 15. April 1885 gestorben und hatte „das Großherzogtum Sachsen" testamentarisch zum Erben des „aus dem Nachlaß" seines „seligen Großvaters [. . .] herrührenden [. . .] Immobiliarbesitzes" gemacht. Erbin des Goetheschen Familienarchivs wurde die Großherzogin Sophie von Sachsen. — Zolling scheint sich unmittelbar nach der ersten Pressemeldung darüber mit Köhler in Verbindung gesetzt zu haben. Der einzige im Archiv befindliche Brief Kleists an Goethe wurde erst drei Jahre danach von Erich Schmidt veröffentlicht; vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 29. 2: Walther von Goethe] Ein Brief Zollings an Walther von Goethe hat sich im GoetheSchiller-Archiv, Weimar nicht erhalten. Nr. 9: 1: Großherzogin] Die Großherzogin übergab den Brief Gustav von Loeper, ihrem Vertrauensmann, der Zollings Bitte abschlägig beschied. Zolling schrieb darüber in der Gegenwart Bd. 28, Nr. 37 (12. Sept. 1885) S. 168: „Leider ist unsere Hoffnung, über Goethe's Verhältniß oder Mißverhältniß zu Kleist im Goethe-Archiv Aufklärung zu finden, durch G. v. Loeper's Erklärung zerstört worden, daß man in Weimar selbst die Ausbeutung des Archivs unternimmt und daher ,eine Concurrenz' nicht wünscht, ,denn', schreibt uns Herr v. Loeper, .sollte man sich gutmüthig die Butter vom Brode nehmen lassen?' [. . .]" Brief an

Reimer

1: Erdmannsdörffers Homburg] Bernhard Erdmannsdörffer hatte 1874 lediglich über einige Varianten der Handschrift berichtet; vgl. Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 4. Da der Aufsatz in den Preußischen Jahrbüchern erschienen war, bediente sich Zolling der Vermittlung Reimers. Die Handschrift des Prinz von Homburg kam erst 1901 zum Verkauf. 2 : Briefe Kleists] Vgl. hierzu Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 27. Von den vier dort zum ersten Mal veröffentlichten Briefen Kleists an Reimer war nur einer im persönlichen Besitz Zollings.

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Briefmaterialien z u r E d i t i o n s g e s c h i c h t e

Briefe von Karl Biedermann an Theophil Zolling Die hier vorgelegten zehn Briefe und drei Postkarten Karl Biedermanns wurden der Litteraturarchiv-Gesellschaft in Berlin von Dr. Fritz Jonas 1 als Geschenk übereignet2. Die dazugehörigen Gegenbriefe Zollings sind, sofern Biedermann sie überhaupt aufbewahrt hat, im zweiten Weltkrieg verlorengegangen3. Dennoch lassen sich die einzelnen Daten des Briefwechsels an Hand der Briefe Biedermanns weitgehend rekonstruieren : Biedermann

Zolling [29. Juli 1881 Anfrage] [Kleist-Anfrage, Datum ?] [Zuschrift und Übersendung des Paris-Buches, Datum?] [keine Antwort] [Antwort der Redaktion der „Gegenwart", Datum?] [23.Januar 1883] [29. Januar und 10. Februar 1883] [21. Februar 1883] [23. Februar 1883] [9. März und 12. März 1883] [21. März 1883]

1. Brief 4. August 1881 2. Brief 1. Oktober 1881 3. Brief 27. Januar 1882 4. Postkarte 16. Februar 1882 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Brief 23. Februar 1882 Postkarte 22. Januar 1883 Brief 27. Januar 1883 Postkarte 11. Februar 1883 Brief 20. Februar 1883 Brief 22. Februar 1883 Brief 8. März 1883 Brief 20. März 1883 Brief 22. März 1883

Hauptsächlicher Gegenstand des Briefwechsels4 sind Kleists Briefe an Wilhelmine von Zenge, Biedermanns Editionen und vor allem die Verkaufsverhandlungen, bei denen Biedermann als Vermittler zwischen

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2

3

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D r . F r i t z J o n a s (24. J u n i 1845 —21. J u l i 1920), Literarhistoriker, H e r a u s g e b e r der Briefe Schillers ( 1 8 9 2 - 1 8 9 6 ) . Vgl. Bericht der Litteraturarchiv-Gesellschaft in Berlin f ü r die J a h r e 1 9 0 3 - 1 9 0 9 , S. 7. - E i n t r a g u n g im A k z e s s i o n s j o u r n a l des A r c h i v s ( N r . 323) o h n e D a t u m . H e u t e im B e s i t z des Archivs der A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n der D D R z u Berlin, v e r ö f f e n t licht mit freundlicher E r l a u b n i s v o n F r a u D r . C h r i s t a K i r s t e n . Wahrscheinlich 1943 bei einem L u f t a n g r i f f verbrannt (freundliche Mitteilung v o n H e r r n Ministerialdirigent D r . G ü n t h e r B i e d e r m a n n , Berlin). U n t e r s t r e i c h u n g e n werden durch K u r s i v - S c h r i f t , d o p p e l t e U n t e r s t r e i c h u n g e n durch S p e r r u n g e n gekennzeichnet.

Briefe von Karl Biedermann an Theophil Zolling

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den Erben Wilhelmines und den verschiedenen Interessenten auftrat. Es werden aber auch Briefe wiedergegeben, die Kleist nicht berühren, da sie für Biedermanns Selbstverständnis als Schriftsteller charakteristisch sind, seine Beziehungen zur Zeitschrift Die Gegenwart beleuchten und die Vorgeschichte der Kleist-Ausgabe Zollings erhellen.

1. Brief. Leipzig, 4/8 81. Geehrter Herr! Ihre so freundliche Zuschrift 1 verpflichtet mich zu großem Danke. Wenn ich auch nicht sofort auf ihre gef. Einladung zur Mitarbeiterschaft an der Gegenwart mit einem Beitrag antworten kann, so werde ich doch dieselbe im Auge behalten u. mir den Gedanken an ein Thema dafür durch den Kopf gehen lassen. Oder haben Sie vielleicht zufällig eines, das Sie gern behandeltsehen* möchten u. das in den Bereich meiner Kräfte u. Studien fällt? Für die allernächste** Zeit freilich werde ich schwer dazu kommen, da ich, nach Schluß der Vorlesungen n o t wendig mich erholen muß u. daher eine mehrwöchentliche Reise antreten werde — die mich möglicherweise auch nach Zürich führen könnte. Ich würde solchenfalls anfragen, ob Sie [ d a > ] noch dort wären, u. Sie besuchen. Daß Sie mein „Deutschland im 18.Jhrh." 2 zur Besprechung in der G . bringen wollen, u. zwar bald, freut mich sehr. Frühere Bände sind, meines Erinnerns, daselbst nur etwas sehr beiläufig besprochen 3 worden; es schien, als sei das Werk dem Krt. nicht „pikant" genug geschrieben; das ist nun aber meine Ambition nicht; ich will klar, objectiv, gründlich, aber nicht „pikant" schreiben. Daher werde ich Ihnen u. Ihrem H n Krt. doppelt verpflichtet sein für eine ernste, eingehende, unbefangene Prüfung meines Werkes, welches eine solche, wie ich denke, wohl verdient. Es steckt die Arbeit eines halben Lebens [gew] darin. Ich weiß nicht, ob mein Verleger ( J . J . W e b e r ) Ihnen auch ein RecEx. der II. Aufl. meines Frauenbrevier4 zugestellt hat. Eine Besprechung desselben in der G . wäre mir gleichfalls sehr erwünscht. N o c h in diesem Jahre wird wieder Etwas von mir erscheinen. Dies mal etwas

M

lies: behandelt sehen. — Diese wiederholt auftretenden, lediglich schreibtechnisch bedingten Zusammenschreibungen werden nicht weiter berücksichtigt. Unterstreichungen Biedermanns.

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

Politisches, Geschichtliches: „Dreißig Jahre deutscher Geschichte" 5 ( 1 8 4 0 - 1 8 7 1 ) . Es ist bereits im Druck. Da Sie ja wohl längere Zeit der Redaction [eingefügt:] des Feuill./ der Neuen Freien Presse 6 nahestanden, so können Sie mir vielleicht verrathen, wie es wohl kommt, daß dort, so viel ich weiß, von meinem großen Kulturwerke gar nicht Notiz genommen worden ist, obgleich ich die Red. noch vor dem Erscheinen darum begrüßt hatte. In größter Hochachtung verharrt Ihr ergebener Biedermann

2. Brief. Leipzig, l . O c t . 81. Geehrter Herr! So gern ich Ihnen in der Kleist-Affaire gefällig sein möchte, so sehe ich doch nicht, wie dies in andrer Weise möglich wäre, als in der von mir bezeichneten. Eine Mittheilung von Kleistschen Briefen an Sie, zur Benutzung in Ihrer Monographie 1 , vor deren Abdruck in N . u . S . 2 , ist, wie ich nicht zu sagen brauche, unmöglich, und auch eine Unterscheidung zwischen „wichtigen" u. „unwichtigen" unthunlich, da ich selbst noch nicht weiß, ob einzelne Briefe — im Einverständniß zwischen der Red. von N . u . S . und mir — als minder wichtig weggelassen, oder ob alle abgedruckt werden sollen. Auf meine Hand allein gewisse Briefe der Red. von N . u . S . , andre Ihnen zu überlassen, würde, nachdem ich einmal den Abdruck dieser ganzen Briefsammlung an N . u . S . überlassen habe, mich in ein durchaus schiefes Licht zu dieser Zeitschrift stellen u. mit meiner Ansicht von dem Verhalten eines Schriftstellers (bz. Herausgebers) in einem solchen Falle sich durchaus nicht vertragen. So viel kann ich Ihnen wiederholt mittheilen, daß auf Kleists

Leben in der Schweiz, seine dortigen Reisen usw. keiner von allen diesen Briefen Bezug hat, daß auch der Abschiedsbrief 3 an seine Braut — abgesehen von seinem Datum: „Aarinsel im Thuner See" — sich in keiner Weise mit Schweiz. Verhältnissen oder Kleists Beziehungen zu solchen beschäftigt, vielmehr eben nur ausspricht, daß Kleist nicht in die Heimath zurückkehren wolle u. daß, da die Braut dies fordre, er ihr nicht willfahren könne. Dies der Inhalt des Briefs, so viel ich mich erinnere, denn das Original selbst ist augenblicklich nicht in meinen Händen, da es, nebst den andren Briefen der 2. Serie 4 , behufs des Abdrucks jetzt abgeschrieben wird.

Briefe von Karl Biedermann an Theophil Zolling

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Ich hoffe, geehrter Herr, Sie werden selbst anerkennen, daß ich nicht anders handeln kann, u. mir deshalb nicht zürnen. Zu jeder sonstigen, in meiner Macht stehenden, Gefälligkeit gern bereit, verharre in größter Hochachtung ergebenst Biedermann. 3. Brief. Sehr geehrter H e r r ! Sie müssen mich für sehr unhöflich und undankbar halten, daß ich weder auf Ihre letzte freundl. Zuschrift, noch auf die liebenswürdige Zusendung Ihrer interessanten Schrift über Paris 1 geantwortet und gedankt habe. Aber ich wollte nicht gern eher schreiben, als bis ich der Erfüllung meiner von Ihnen gewünschten u. von mir gegebenen Zusage von Beiträgen für die Gegenwart wenigstens einigermaßen nähertreten könnte. Dies glaube ich nun jetzt insofern zu können, als ich einen Artikel bereit habe, der m . E . für das Blatt wohl passen könnte. Er würde den Titel führen „Leibnitz als Volkswirth, Finanzpolitiker u. — Socialist, nach zum Theil noch ungedruckten Leibnitzschen Handschriften" 2 . Ich habe den (nicht sehr großen) Aufsatz Vorjahren einmal in unsrem „Docentenverein" 3 vorgetragen u. er fand da Anklang; natürlich ist er aber dadurch nur einem ganz kleinen Kreise bekannt geworden. Sagen Sie mir ganz offen, ob Ihnen mit einem Art. über dieses Thema überhaupt gedient ist; selbstverständlich bleibt Ihnen dann immer noch, wenn ich Ihnen [auch] das Ms. eingesandt habe, noch freie Hand, dasselbe anzunehmen oder zurückzusenden. Mir liegt daran, meine Schuld [eingefügt:] (die ich durch die gegebene Zusage auf mich genommen)/ abzutragen u. meine Dankbarkeit für Ihre Freundlichkeit zu bethätigen. In größter Hochachtung Ihr Leipzig, d. 27. Jan. 1882

ergebener Biedermann

Es handelt sich in dem Art. zugleich um den Verbleib gewisser bisher ungedruckter Handschriften von Leibnitz, u. darum möchte ich ein namentl. auch in Gelehrtenkreisen vielgelesenes Organ zum Abdruck wählen, obschon dem Stoffe nach der Art. eigentl. sich mehr für eine volkswirthschaftl. Zeitschrift eignen, u. ich einer solchen durch Uberlassung desselben einen Gefallen thun würde.

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

4. Postkarte. (Poststempel: Leipzig 17.2.82 /Berlin 18.2.) Leipzig, 16./2 82. Sehr geehrter Herr! Unterm 27. Jan. d. J. richtete ich, um einer früheren Zusage zu genügen, an Sie die Anfrage, ob Ihnen für die G. ein Artikel genehm wäre: „Leibnitz als Volkswirth, Finanzpolitiker u. Socialist, z.Th. nach noch ungedruckten Leibnitzschen Handschriften". Da ich darauf keine Antwort erhielt, muß ich entweder annehmen, daß mein Brief Ihnen nicht zugekommen, oder daß Ihr Schweigen darauf eine Ablehnung bedeutet. Wäre Ersteres der Fall, so bäte ich um eine kurze Anzeige, um eventuell meine Anfrage detaillirt zu wiederholen; bei fortgesetztem Schweigen Ihrerseits nehme ich an, daß Ihnen der Artikel nicht convenirt, u. disponire anderweit über denselben. Gleichzeitig wiederhole ich meinen ebendort ausgesprochenen besten Dank für die freundliche Zusendung Ihres [I>]interessanten Buchs über Paris. In größter Hochachtung Ihr ergebener Prof. K. Biedermann

5. Brief. Geehrte Redaction! Ihre Zuschrift an mich, als Antwort auf meine Anfrage wegen eines Artikels über Leibnitz, nöthigt mich zu einer kurzen Bemerkung, um ein mögliches Mißverständniß zu beseitigen. Nach der kurzangebundenen u. kaum die allgemeinsten Formen gewöhnlicher Höflichkeit einhaltenden Fassung dieser Antwort gewinnt es fast den Anschein, als hätten Sie geglaubt, das zudringliche Anerbieten eines Ihnen ganz fernstehenden unbekannten Schriftstellers ablehnen zu müssen. Nun war aber die Sache die, daß Herr Dr. Zolling mich am 29. Juli 1881 sehr dringend zur Mitarbeiterschaft an der G. aufforderte, daß ich damals, überhäuft mit Arbeiten, keine bestimmte Zusage geben konnte, wohl aber eine allgemeine gab, daß ich jetzt, um endlich einmal wenigstens meinen guten Willen zur Erfüllung dieser Zusage zu bekunden — um so mehr, als in der Zwischenzeit Hr. Dr. Zolling so freundlich gewesen war, mir sein Buch über Paris zu schicken — Ihnen etwas anbot, was ich bald liefern konnte, u. daß ich, da auf meine diesfallsige erste Anfrage gar keine Antwort erfolgte, nochmals anfragte.

Briefe von Karl Biedermann an Theophil Zolling

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Es liegt mir daran, nicht als einer jener Litteraten zu erscheinen, die ihre Arbeiten den Redactionen unverlangt ins Haus schicken. Mir stehen eine Menge der angesehensten Blätter offen, die mir es danken, wenn ich ihnen Beiträge sende; umso weniger mag ich jenes Mißverständniß aufkommen lassen. Gleichzeitig wollte ich hiermit constatiren, daß ich meiner, Herrn [eingefügt:] Dr./Zolling unterm 4. Aug. vor. J . gegebenen Zusage eines Beitrags, rsp. von Beiträgen, für die G . mich nunmehr für enthoben erachte. Hoch-Achtungsvoll Biedermann Leipzig, 23/2 82.

6. Postkarte. (Poststempel: Leipzig 22. 1. 83 / Berlin 23. 1.) Sehr geehrter H e r r ! Bei Ihrem lebhaften Interesse für Heinrich v. Kleist interessirt es Sie vielleicht, zu erfahren, daß der dermalige Eigenthümer 1 der Briefe Kleists an s. Braut — nachdem dieselben geistig verwerthet, d . h . veröffentlicht sind — solche als Autographen wegzugeben denkt, auch m. W. bereits mit einem Autographenhändler deshalb in Unterhandlungen steht. Sollten Sie — was ich nicht weiß — Liebhaber von Autographen sein u. etwa einen solchen Brief erwerben wollen, so wäre ich erbötig, zu vermitteln, daß Ihnen einer der größeren u. wichtigeren zurückbehalten würde. Jedenfalls hielt [eingefügt:] ich/es für meine Pflicht, Ihnen diese Notiz zu geben, um so mehr, als ich damals, wo es sich um die Veröffentlichung der Kleistbriefe handelte, leider nicht in der Lage war, Ihren Wünschen zu entsprechen. In größter Hochachtung ergebenst Prof. Biedermann. Leipzig, (Pfaffendorf. Str. 6) 22/1 83.

174 7. Brief.

Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

Leipzig, 27. Jan. 1883.

Hochgeehrter Herr D o c t o r ! In höflicher Beantwortung Ihrer gef. Zuschrift v. 23. etc muß ich Ihnen, da Sie wirklich — was ich vorher nur vermuthete — für die Kleistschen Autographen sich lebhafter interessiren, den ganzen Stand der Sache offen darlegen. In den Händen meiner Vollmachtgeber (Verwandter der Braut Kleists) befinden sich (wie ich auch in meiner Einleitung zur ersten Serie der Briefe, Nov. H . 1881 von N . u . S . Q ] , angegeben habe) sämmtliche Originalbriefe Kleists an seine Braut, sowohl die in N . u . S . abgedruckten (wobei nur sehr wenige — mehr Theile von Briefen, als ganze Briefe — von mir zurückbehalten u. dem Druck nicht übergeben waren), als die schon 1848 von E . v . Bülow herausgegebenen. Eine unerwarteter Weise von einem Berliner Gelehrten an mich gerichtete Anfrage: ob nicht ein oder einige dieser Kleistbriefe als Autographen zu haben seien, brachte meine Vollmachtgeber auf den Gedanken, wegen Verwerthung der ganzen Sammlung sich umzuthun, da sie selbst nicht Autographensammler sind, der Inhalt der Briefe durch den Druck aufbewahrt ist, und einem etwaigen Pietätsgefühl gegen ihre Verwandte, die Kleistsche Braut, durch Zurückbehaltung eines oder einiger der Briefe genügt würde. Ich habe daher, in deren Auftrag, — schon weil wir nicht wußten, welchen Preis wir von jenem Gelehrten zu fordern hätten — vorläufig mit einem Autographenhändler gesprochen und dabei zu meiner eigenen Überraschung erfahren, daß ein Autograph Heinrichs v. Kleist (Brief) in dem gedruckten Katalog dieser Autographenhändler mit 20—25 M . notirt ist. Das freiwillige Angebot des btr. Händlers auf alle (ca. 30) Briefe belief sich daher schon auf viele hundert Mark. In diesem Stadium, vor einem Abschluß nach jener Seite hin, glaubte ich Ihnen die btr. Mittheilung machen zu sollen; das Gleiche that ich, wie ich Ihnen glaube sagen zu müssen, gegenüber dem Dr. Bamberg 1 , dem Verf. der Kleistbiographie 2 in der Allg. Deutschen Biographie, der ebenfalls ein sehr warmes Interesse für die Kleistbriefe gezeigt hat. Auch er möchte gern am liebsten die ganze Sammlung erwerben, eventuell einige bestimmte Briefe. So liegt die Sache, u. ich muß Ihnen nun ganz anheimgeben, was Sie weiter thun wollen, werde aber bis zu Ihrer gefälligen (hoffentl. baldigen) Antwort den Abschluß mit dem Händler vertagen, bin auch zur Vermittlung, so weit es einer solchen bedarf, fernerhin noch bereit. In größter Hochachtung ergebenst Leipzig, Prof. Biedermann. 27. 1. 83.

Briefe von Karl Biedermann an Theophil Zolling

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8. Postkarte. (Poststempel: Leipzig 1 1 . 2 . 8 3 / Berlin 12.2.) Sehr geehrter Herr! Wegen der Verzögerung bitte ich sehr um Nachsicht; meine gegen Ende des Semesters1 stark gehäuften Geschäfte machten mir es nicht möglich, mit d. Eigenthümern der Kl. Briefe die nöthige Besprechung zu halten; doch wird dies nun in den nächsten Tagen geschehen. Jedenfalls können Sie versichert sein, daß keinerlei Abschluß erfolgt, ohne Sie vorher nochmals zu befragen; auch glaube ich wohl, daß Ihre sehr entgegenkommenden Anerbietungen vor allen Berücksichtigung finden werden. Also bis auf weitere Mittheilung in nächster Zeit Hochachtungsvollst ergebenst Biedermann Leipzig, 11/2 83. 9. Brief. Sehr geehrter Herr! Endlich kann ich auf Ihre gef. Zuschrift vom 29. Jan. u. Ihre Karte vom 10. d. eingehender erwidern. Sie wollen dabei freundlichst immer im Auge behalten, daß ich nur als Vermittler und als negotiorum gestor für die Eigenthümerinnen der Kl.-Briefe handle u. daß ich in letzterer Eigenschaft, nachdem ich dem idealen Moment der Dichterverlassenschaft durch Abdruck eines Theils derselben gerecht geworden bin, auch — beiläufig gesagt — noch mehr gerecht zu werden gedenke durch Herausgabe sämmtl. Briefe 1 Kleists an seine Braut in einem besondern Abdruck, wozu ich schon einen Verleger habe — daß dazu ich, als gewissenhafter Vertrauensmann der Eigenthümerinnen der Briefe ich deren materiellen Nutzen suchen muß. Aus diesem Grunde und außerdem aus einer gewissen Rücksicht der Loyalität, weil ich zuerst mit dem hiesigen Autographenhändler angeknüpft hatte — glaubte ich, letzterem Mittheilung von dem Stand der Sache machen zu müssen; ich fragte daher bei ihm an, „ob er entweder - was ich kaum erwarte — Ihr Angebot von 500 M für alle Briefe überbieten oder ob er, falls Sie vorzögen, nur die von Ihnen bezeichneten 10 Briefe zu erwerben (während Hr. Bamberg 3 solche wünschte) für die dann übrig bleibenden 20 Briefe eine entsprechende Summe biete". Zu meiner großen Überraschung zeigte er sich bereit, für alle Briefe zusammen 575 M. zu geben, und zwar mit der von mir gestellten Bedingung, sowohl Ihnen die von Ihnen gewünschten 10 Briefe zu dem

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von Ihnen selbst normirten Preise (25 M pro Brief, zus. 250 M), als auch Hr. Bamberg 3 (ebenso) abzugeben. Da Sie selbst schreiben: „In erster Linie ist es mir um folgende 10 Briefe zu thun", so glaubte ich, ganz in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich diese Ihnen sicherte, und ich erwarte — vor dem endgültigen Abschluß mit dem hiesigen Händler — Ihre gf. Bestätigung, daß Sie diese 10 Briefe zu jenem Preise zu haben wünschen und nehmen werden. Dabei ist nur noch Ein Punkt, der mich einigermaßen in Verlegenheit setzt. Hr. Bamberg hat seine Wünsche — wie wohl begreiflich — gleich Ihnen auf den ersten und den letzten Brief gerichtet. Ich möchte nun gern nach beiden Seiten gerecht sein, weiß aber nicht, wie das zu machen. Sie würden mir dazu verhelfen können, wenn Sie statt des ersten Briefes (der Liebeserklärung) einen andern wählen wollten, z.B. die sehr interessante Schilderung von Kleists Fahrt durch Sachsen (8. Brief, ö d e r a n 4/9 1800, 8 Seiten lang-) 2 [am unteren Blattrand:];:" Ich sehe eben, daß Sie diesen Brief schon mit gewählt haben, aber dann fände sich leicht noch ein andrer interessanter, zb. N o 15. Berlin, 16. u. 18. Nov. 1800, 8 Seiten. oder auch die Abschrift jenes mysteriösen Gedichts 3 , von dem man nicht weiß, ob es von Kleist, von seiner Braut, oder von wem sonst es ist (die Abschrift von Kleists Hand u. mit seiner Unterschrift H . K . — ) oder ein paar „Fragezettel" 4 von seiner Hand, deren verschiedene da sind. Umgekehrt müßte Hr. Bamberg auf N o . 34 verzichten. Für Ihren Verzicht auf N o . 1. gegen einen andren Theil der Sammlung würde ich auch dahin wirken, daß Ihnen der Brief der Braut an Kleist (10. April 1802), den Sie mit notirt haben, der aber eigentlich zu den A7ezs£-Briefen nicht gehört, überlassen werde. Kurz, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir aus diesem Dilemma hülfen. Wäre die ganze Sammlung in die Hand eines Kleistverehrers übergegangen der sie als solche ungetrennt behalten wollte — sei es in die Ihrige, sei es in die Bambergs (der dies auch erst beabsichtigte, aber hinter Ihrem Angebot zurückblieb) — dann hätte jeder Andre mit seinem Wunsche nach dem Besitz einzelner Briefe sich bescheiden müssen; geht aber die Sammlung an einen Händler über, der sie zersplittert, so finde ich es natürlich, daß B. sowohl wie Sie einige Lieblingsbriefe haben möchten. Ich verschiebe meine Zuschrift an Bamberg, ebenso, natürlich, den Abschluß mit dem Händler, bis auf Ihre geneigte Antwort. In größter Hochachtung ergebenst Leipzig Biedermann 20/2 83

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10. Brief. Sehr geehrter Herr! Ihre gef. Zuschrift vom Gestrigen hat mich in hohem Grade überrascht. Sie schreiben: „Sie hätten für die 10 Kleistbriefe nur darum einen so hohen Preis geboten, weil dieselben ungedruckt, resp. in der Publikation in N.u.S. weggelassen worden seien". Nun können Sie aber von der Existenz und dem Inhalt dieser von Ihnen genau bezeichneten 10 Briefe auf garkeinem andern Wege Kenntniß erhalten haben, als dadurch, daß Sie dieselben in N.u.S., wo solche abgedruckt sind, gelesen haben. Ich gestehe, auf eine solche Motivirung der Zurücknahme Ihres früheren 50 bestimmten Angebots war ich am wenigsten gefaßt. Sie machen inzwischen eine neue Proposition: „für die ganze Collection, einschl. des Gedichts (nicht: Gedichte, es ist nur eines) und der Fragebogen (Fragezeite/, aber mehrere) 700 M. baar zu zahlen". Bevor ich diese Proposition den Eigenthümerinnen der Briefe unterbreite, muß ich — damit nicht hinterher wieder eine unerwartete Schwierigkeit entsteht — Sie daran erinnern, was ich gleich Anfangs Ihnen schrieb, daß ein Brief (allerdings ein minder bedeutender, der aus „Pasewalk") 1 fehlt, weil dieser schon früher an Jemand weggeben ward. Bezüglich der Publication des Briefs wäre dies gleichgültig, denn der betr. Brief ist in N . u . S . abgedruckt u. kann daher von da einfach reproducirt werden. Ein ganz kleiner Passus, der dort, als zu nebensächlich, weggelassen war, ist copirt worden u. könnte Ihnen zur Ergänzung mitgetheilt werden. Für diese kleine Lücke (des fehlenden Pasewalker Briefs) würde ich aber vermitteln, daß ein zweiter Brief der Braut (an eine Freundin) 2 , der über den Ursprung der von Bülow publicirten Briefe (deren Originale sich alle hier befinden) Auskunft giebt, Ihnen mit überlassen würde. Sie wollen also gef. mir bestimmt u. in bindender Weise anzeigen: „ob Sie für die 33 noch vorhandenen Originale, Kleists Briefe, ferner den Brief der Braut an Kleist, einen zweiten Brief derselben an eine Freundin über die Kleistbriefe, endlich eine Anzahl Fragezettel u. ein Gedicht, Alles von Kleists Hand — für dies zusammen [eingefügt:] — nicht weniger, aber auch nicht mehr —/siebenhundert Mark baar zahlen wollen, und in welcher Weise die Zahlung erfolgen würde". Erst nachdem ich so eine ganz feste Basis der neuen Vereinbarung habe, kann ich die Entscheidung meiner Vollmachtgeberinnen darüber einholen. Ich meinestheils würde gar nicht böse sein, wenn die Mühe der Herausgabe der Kl. Briefe mir abgenommen würde, denn ich habe eben nur Mühe davon — die Ehre dieser Separatausgabe, bei der ich nur den Handlanger abgeben würde, misse ich gern. Anders, wenn Sie eine

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solche Ausgabe literarhistorisch u. kritisch ausstatten, wozu es mir an Zeit fehlen würde. Noch bemerke ich, daß 1. die Bülowschen Briefe, selbst wenn man dem Herausgeber ein „Urheberrecht" vindiciren wollte, bereits vor mehr als 30 Jahren erschienen, auch Bülow selbst 30 Jahre todt ist; 2. was aber die in N . u . S . abgedruckten betrifft, so würde ich, falls wegen deren so baldigen Wiederabdruck Schwierigkeiten entstehen sollten, diese wohl durch meine Vermittlung (da Schottländer mein Verleger ist) ausgleichen können. Also von meiner Seite würde Ihnen bei einem solchen Unternehmen gern jede Förderung zu Theil werden. Nur, ich wiederhole es, muß ich ganz sicher sein, daß Sie die Collection so wie oben detaillirt für den von Ihnen normirten Preis, sofort zahlbar, nehmen, u. nicht etwa wieder eine Schwierigkeit erheben. Bis dahin kann ich daher auch die nach andrer Seite begonnenen u. eigentlich fast zum Abschluß gediehenen Unterhandlungen nicht abbrechen. Indem ich daher mich der Hoffnung einer recht baldigen u. kommen zweifellosen Entschließung Ihrerseits [mich] hingebe, verharre ich in größter Hochachtung Leipzig, ergebenst Biedermann. d. 22/2 1883.

voll-

11. Brief. Sehr geehrter H e r r ! Zunächst muß ich auch diesmal um Nachsicht wegen verzögerter Antwort bitten. Ein bevorstehender Umzug, der Semesterschluß, dazu ein Unwohlsein, — dies Alles ließ mich nicht früher dazu kommen. Ihre gf. Zuschrift vom 23. Fbr., statt, wie ich glaubte, die Verhandlungen zum Abschluß zu bringen, macht diesen unmöglich. Auf den in Ihrem Briefe v. 21. Fbr. ausgedrückten Wunsch, ich möchte auf die Herausgabe der Kleistbriefe verzichten, war ich bereitwillig u. rückhaltlos eingegangen, ja ich hatte mich erboten, bei Schottländer zu vermitteln, daß dieser Ihnen wegen Wiederabdrucks der Briefe aus N . u . S . keine Schwierigkeiten mache. Statt diese beiden Offerten einfach zu acceptiren — u. Sie konnten wohl glauben, daß ich beide ehrlich erfüllen würde — formuliren Sie daraus zwei Bedingungen für die Erwerbung der Briefe, [mit] ohne deren Erfüllung letztere nichtig sein soll. Davon lautet Bedingung 1. „ich müsse auf jede fernere Publication über diesen Gegenstand u n d auf eine Separatausgabe der in N . u . S . abgedruckten Briefe ein für alle Male verzichten" Also nicht blos auf eine Separat-

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ausgabe der Briefe aus N . u . S . , (was ich schon freiwillig eventuell gethan), sondern „auf jede Publication über diesen Gegenstand" soll ich, u. zwar „ein für alle Mal" verzichten! Das ist eine so vage, so dehnbare Formel, daß ich danach z . B . auch keine Kritik, keinen Essay über Kleists Verhältniß zu seiner Braut, ja am Ende über Kleist überhaupt schreiben, keine Literaturgeschichte herausgeben dürfte, worin Kleist vorkäme, usw. Denn die Worte „über diesen Gegenstand" — neben den Worten „Separatausgabe" usw. — lassen die vorstehende Deutung zu. Außerdem soll ich von Schottländer einen förmlichen „Revers" erwirken usw. Es wäre möglich, daß Hr. Sch. mir das zu Gefallen thäte; allein die Verleger sind darin mitunter sonderbar; sie verstehen sich factisch zu Gefälligkeiten, ohne doch Lust zu haben, juristische Verbindlichkeiten einzugehen. Zu Ersterem würde ich wohl Hr. Sch. bewogen haben; letzteres ihm anzusinnen, müßte ich Bedenken tragen, zumal in der allgemeinen Fassung, die Sie verlangen, wonach er „den Wiederabdruck der Briefe" — schlechthin gestatten soll, also nicht etwa speciell Ihnen, (für den ich die Vermittlung übernommen haben würde), sondern auch jedem Dritten [eingefügt:] auf/den Sie etwa diesen Revers Schottländers übertragen möchten. Sie haben, geehrter Herr, bei diesen Verhandlungen leider von Brief zu Brief immer neue Standpunkte eingenommen u. danach neue Forderungen gestellt. In Ihrem werthen Brief vom 23. Jan. sagen Sie: „Ich nehme an, daß es sich um die in N . u . S . publicirten Briefe handelt". Natürlich bejahte ich dies, hinzufügend, daß auch die von Bülow publicirten im Autograph vorhanden seien. Darauf bestellen Sie unterm 29. [eingefügt:] Jan/10 Briefe, die sämmtlich in N . u . S . publicirt sind, ja von denen Sie gar nichts hätten wissen können, wären sie nicht dort publicirt. In Ihrem Briefe vom 21. Fbr. ziehen Sie diese Offerte zurück, angebend, Sie hätten dieselbe nur gemacht, „weil die btr. Briefe in N . u . S . weggelassen, also ungedruckt sind". Dieselbe werde aber hinfällig, weil ich die Briefe herausgeben wolle. Das sind so unerklärliche und flagrante Widersprüche, daß Sie es begreiflich finden werden, wenn ich mich der Befürchtung nicht erwehren kann, Sie möchten, selbst vorausgesetzt, ich könnte u. wollte auf die jetzt von Ihnen gestellten Forderungen eingehen, dann doch wieder irgend welche neue Schwierigkeit erheben. Und so muß ich denn, zu meinem Bedauern, auf weitere Unterhandlungen mit Ihnen, geehrter Herr, in dieser Angelegenheit verzichten. Ich habe zuerst allerdings solche veranlaßt — in der wohlmeinenden Absicht, Ihnen gefällig zu sein, falls Sie auf ein Kleist-Autograph Werth legten. Daß die Verhandlungen dann eine von dieser ursprünglichen

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Absicht weit abführende Richtung nahmen, und daß sie nun wieder auch in dieser Richtung zu keinem Ziele führen, das ist nicht meine Schuld, wie Sie gütigst anerkennen wollen. In größter Hochachtung Leipzig ergebenst 8. März Biedermann. 1883 12. Brief. Sehr geehrter Herr! Wiederum muß ich mit einer Bitte um Nachsicht wegen verzögerter Antwort beginnen. Ich habe in jüngster Zeit einen Wohnungswechsel mit all seinen Störungen u. Unannehmlichkeiten vollzogen, der mich zu Nichts recht kommen ließ. Durch Ihren Brief vom 23. Fbr. und die darin gestellten Bedingungen mußte ich unsre Unterhandlungen als abgebrochen erachten, und ich habe dies in meiner Antwort vom 8. März bestimmt ausgesprochen. Ich konnte daher auch Ihren Brief mit den 700 M. unmöglich annehmen. Da aber diese Verhandlungen wegen der Autographen, die nun seit Monaten spielen, endlich einmal, so oder so, zum Abschluß kommen mußten, so konnte ich meinen Vollmachtgeberinnen, den Eigentümerinnen der Briefe, nicht abrathen, da sie nach andrer Seite hin abzuschließen wünschten. Und das ist nun geschehen. Damit ist inzwischen die Frage wegen Herausgabe der Briefe nicht präjudicirt. Selbstverständlich würde ein Abdruck dieser jetzt ebensowenig unmittelbar von den Originalen geschehen, wie damals, wo sie in N . u . S . erschienen, denn es wäre ein nicht zu rechtfertigender Vandalismus, wollte man diese Originale auf das Setzertenakel liefern und damit der Verderbnis oder Vernichtung preisgeben. Wie schon damals, so habe ich auch jetzt ganz sorgfältige Abschriften nehmen lassen, hab' diese erst durch einen Andren mit den Originalen vergleichen lassen, dann selbst noch verglichen — Irrthümer berichtigt, Unleserlichkeiten — so weit es möglich war (sie sind übrigens sehr selten) entziffert, und so, wie ich denke, eine ganz kritisch concrete Unterlage1 für eine Ausgabe der Briefe gewonnen. Andrerseits ist dafür gesorgt, daß die Autographen selbst, auch wenn sie aus meinen Händen in andre übergehen, nicht als Materialien zu einer Veröffentlichung der Briefe benutzt werden können. So habe ich es noch vollkommen in der Hand, eine Separatausgabe zu veranstalten, wobei Niemand mir vorauskommen kann. Denn weder die bei Bülow abgedruckten, noch die von mir in N . u . S . veröffent-

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lichten Briefe enthalten alle Briefe oder die wiedergegebenen vollständig; ja ich muß sagen, zu meiner eignen Verwunderung habe ich jetzt, bei der Wiederdurchsicht der Originale, gesehen, wie zaghaft ich damals verfahren, indem ich ganz große Partien (u.z.Th. sehr interessante) ausgelassen habe, um nicht zu viel [eingefügt:] (für die Redaction oder die Leser von N.u.S.)/ zu geben. Jedenfalls wird eine Ausgabe der Kl. Briefe (an s. Braut), die nicht [eingefügt:] nur/ alle Briefe unverkürzt, sondern auch die bisher disjecta membra, die Bülow- u. meine Briefe, zusammengiebt [eingefügt:] (die Bülow-Briefe natürlich nach den Originalen ergänzt u. berichtigt)/ ein ganz neues Interesse bieten. Daß ich persönlich kein großes Gewicht darauflege, eine solche Separatausgabe zu veranstalten, sagte ich Ihnen schon, u. ich hatte ja bereits zu Ihren Gunsten darauf verzichtet, als Sie durch Ihre schroffe Formulierung der Bedingung mich zwangen, diese Erklärung zurückzunehmen. Mir würde es Genugthuung genug gewesen sein, die lange verborgen gebliebenen Briefe ans Licht gezogen u. durch ihre erste Veröffentlichung namentlich auch [ein>] eine richtigere[s] [Licht][eingefügt:] Ansicht/ über das Verhältniß Kleists zu seiner Braut u. über das Wesen der letzteren verbreitet zu haben, u. eben dieser Gesichtspunkt war auch für die Eigenthümerinnen der Briefe (Verwandte der Braut) zunächst maßgebend, als sie mir die Erlaubniß zur Veröffentlichung ertheilten. Sie haben dadurch ihrer Pietät gegen ihre Verwandte genug gethan. Allerdings würden sie — aus gleichem Grunde — auch eine vollständige Ausgabe dieser Briefe gern, u. am Liebsten freilich von mir veranstaltet sehen, weil sie da sicher wären, daß dieselbe in eben dem Geiste der Pietät für die einstige „Braut Kleists" (die ich noch recht wohl gekannt habe) gehalten sein würde, wie jene Veröffentlichung in N . u . S . , während bisher die meisten Herausgeber oder Kritiker der Kleistiana — auf Grund der Bülow-Briefe — in wenig freundlicher Weise von der Braut sprechen2. Indeß wäre es wohl möglich, daß die Eigenthümerinnen der Briefe, wenn ihnen in dieser Beziehung Garantien gegeben wären (zunächst die einer ganz unverkürzten Herausgabe der btr. Briefe, sodann die, daß eine etwaige Commentirung der Briefe nicht etwa in einem [eingefügt:] gegen/ die Braut Kleists gehässigen Tone geschehe), sich bestimmen ließen, des Materials (u. [die > ] der damit gegebenen alleinigen Füglichkeit) zur vollständigen Veröffentlichung der Briefe Kleists an seine Braut sich ebenso zu entäußern, wie sie es mit den Autographen gethan haben, u. ich meinerseits würde mindestens aus irgend welchen persönlichen Rücksichten für mich dem nicht im Wege stehen mögen.

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So steht die Sache jetzt: eine Aufklärung darüber glaubte ich nach Ihrem letzten Briefe (vom 9., resp. 12./3) Ihnen schuldig zu sein. In größter Hochachtung ergebenst Leipzig, d. 20. März 1883. Biedermann.

13. Brief. Geehrtester H e r r ! Es geht Ihnen mit den Kleist-Briefen fast wie mit den Sibyllinischen Büchern, nur daß leider jene gar nicht mehr zu haben sind. Sie sind als Autographen1 verkauft, jedoch mit der vom Käufer contractlich übernommenen Verbindlichkeit, dieselben nicht, weder im Ganzen noch einzeln, als Material einer Veröffentlichung zu benutzen, auch die

gleiche Verpflichtung einem jeden Käufer

aufzuerlegen.

Eine „Collationirung" mit den Originalen kann man doch ebenso gut vor dem Druck als während desselben vornehmen. Ich habe dies gethan, und zwar auf das Sorgfältigste, und halte daher meine dergestalt collationirten u. verifizirten Abschriften für ebenso urkundlich als die Originale selbst. Alles, was etwa noch nöthig sein könnte, wäre: eine nochmalige Abschrift der Abschrift, damit, wenn ein Blatt in der Druckerei verloren ginge, ein Ersatz da sei. Wie gesagt, mein kritisches Gewissen beruhigt sich dabei. Wenn Jemand z . B . einen alten Autor nach einem [K] Codex im Vatican herausgeben will, so kann er auch schwerlich während des Drucks den Codex selbst nachsehen; wie oft sind solche Ausgaben gemacht worden nach Abschriften eines Codex von guter, sachverständiger Hand. Und im vorliegenden Fall handelt es sich nicht um die Entzifferung eines vergilbten u. verwischten Codex, sondern um die äußerst deutliche Handschrift von Kleist. Wie gern ich Ihnen auch, nach wie vor, in dieser Angelegenheit gefällig wäre, ich weiß in derThat nicht, was ich thun kann u. soll, und kann nur immer wieder bedauern, daß Sie mein früheres so bereites Entgegenkommen selbst unwirksam gemacht haben. Die Herausgabe der Briefe wird nun doch wohl mir — als ein zwar nobile, aber auch difficile officium zufallen. In größter Hochachtung verharre Ihr Leipzig, ergebener d. 22. März Biedermann. 83.

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Kommentar Nr. 1: 1: freundliche Zuschrift] im Juli 1881 ließ der Verlag Georg Stilke folgende Anzeige drucken: Die Gegenwart. Wochenschrift für Lit., Kunst u. öffentliches Leben. Verlag von Georg Stilke in Berlin. Berlin, W., im Juli 1881. Behren-Strasse 4. Sehr geehrter Herr! Gestatten Sie mir, Ihnen hierdurch die Anzeige zu machen, dass in Folge freundschaftlicher Uebereinkunft Herr Dr. Paul Lindau mit dem 1. Oktober d . J . von der Leitung der „ G e g e n w a r t " zurücktritt, und dass an seiner Stelle Herr Dr. Theophil Zolling, bisher Pariser Feuilleton-Correspondent der „Neuen Freien Presse", die Redaction der seit dem Jahre 1872 in meinem Verlage erscheinenden Wochenschrift übernehmen wird. Das Blatt soll in altbewährter Weise unter Hinzutritt namhafter neuer Kräfte fortgeführt werden, und ich hoffe, dass auch Sie Ihre werthe Theilnahme demselben erhalten und durch rege Betheiligung mit Beiträgen aus Ihrer geschätzten Feder bethätigen werden. Indem ich somit die „Gegenwart" Ihrem ferneren freundlichen Interesse auf das Angelegentlichste empfehle, zeichne ich in vorzüglichster Hochachtung Georg Stilke. Diese in der Handschriftenabteilung der Dt. Staatsbibliothek Berlin erhaltene Anzeige (Acc. Darmst. 1924.138) wurde von Zolling gleichzeitig für persönlich gehaltene Schreiben benutzt. So wandte er sich mit folgenden Worten an Rudolf von Ihering: Zürich, 10. Keittelg., 30. Juli 1881. Hochverehrter Herr, Indem ich mich auf umstehendes Circular beziehe, erlaube ich mir, Sie noch ganz besonders warm zur gef. ferneren Mitarbeiterschaft einzuladen. Ein Beitrag aus der Feder meines verehrten Lehrers würde uns Glück bringen und über die schwierige Uebergangszeit hinweg helfen. Ich wage meine Bitte um so eher, als ich einer Ihrer begeistertsten Schüler bin. Zwei Jahre lang saß ich (1871/2) zu den Füßen Ihres Katheders zu Wien, und jene Stunden in dem dumpfen Mauerloch an der Bäckerstraße gehören zu meinen unvergeßlichsten Erinnerungen. Indem ich Sie dringend bitte, mir gef. ein paar Zeilen zu schenken, worin Sie mir hoffentlich gleich einen Beitrag beilegen oder doch ankündigen, zeichne ich in alter Verehrung Ihr ganz ergebenster Theophil Zolling Das Datum des Briefes von Biedermann an Zolling läßt vermuten, daß Zolling diese Anzeige auch an Biedermann gesandt und sie in ähnlicher Weise durch eine persönliche Bitte um Mitarbeit ergänzt hat.

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2 : mein „Deutschland im 18. Jhrh."] Karl Biedermann: Deutschland im 18. Jahrhundert. 4 Bde. Leipzig: J . J . W e b e r 1854-1881. - Vgl. zur Entstehungsgeschichte dieses kulturgeschichtlichen Werks: Karl Biedermann, Mein Lehen und ein Stück Zeitgeschichte. Bd. 2 (1887) S. 9 0 - 1 0 3 (mit Auszügen aus Rezensionen und persönlichen Stellungnahmen). 3: Frühere Bände . . . nur etwas sehr beiläufig besprochen] Vgl. Die Gegenwart Bd. 19, Nr. 8 (19. Febr. 1881) S. 127. 4: Frauenbrevier] Karl Biedermann: Frauen-Brevier. Kulturgeschichtliche Vorlesungen. Leipzig: J . J . W e b e r 1856. 2., umgearb. Aufl. 1881. Vgl. zur Entstehungsgeschichte: Karl Biedermann, Mein Lehen und ein Stück Zeitgeschichte. Bd. 2 (1887) S. 103-105. 5: „Dreißig Jahre deutscher Geschichte"] Karl Biedermann: Dreißig Jahre deutscher Geschichte. 1840-1870. 2 Bde. Breslau: Schottlaender 1881-1883. Vgl. zur Entstehungsgeschichte: Karl Biedermann, Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte. Bd. 2 (1887) S. 3 7 5 - 3 7 9 (mit Auszügen aus Rezensionen). - Selbst in Österreich wurde das Buch freundlich aufgenommen. So schrieb die Presse (Wien): „seit dem Jahre 1842 steht Biedermann auf dem politischen Kampfplatze. In dem ,deutschen Professor' steckt - und mag das Niemand verachten — der Glaube, die Kraft, die Zuversicht des deutschen Volkes: Gruß Dir, Biedermann, Du deutscher Professor!" 6: Feuill. der Neuen Freien Presse] Zolling war von 1875 bis 1881 Pariser FeuilletonKorrespondent der Neuen Freien Presse in Wien. Nr. 2: 1: Ihrer Monographie] Theophil Zolling: Heinrich v. Kleist in der Schweiz. Stuttgart: Spemann 1882. 2 : Abdruck in N . u . S . ] Aus Heinrich von Kleists Lehens- und Liebesgeschichte. Ungedruckte Briefe des Dichters. Hrsg. v. Karl Biedermann. In: Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. Hrsg. v. Paul Lindau. Bd. 19 (1881) S. 8 5 - 1 1 4 ; Bd. 22 (1882) S. 3 7 8 - 3 8 4 ; Bd. 23 (1882) S. 113-121. Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 22. 3: Abschiedsbrief] Kleists Brief an Wilhelmine von Zenge v. 20. Mai 1802. ES 60, MP 65, Sbd 66. 4: den andren Briefen der 2. Serie] bezieht sich auf den in Fortsetzungen erfolgten Abdruck der Briefe in Nord und Süd. Nr. 3: 1: Schrift über Paris] Theophil Zolling: Reise um die Pariser Welt. Bd. 1. 2. Stuttgart: Spemann 1882. (Collection Spemann.) (Deutsche Hand- und Hausbibliothek.) Laut Vorwort ein Buch, „das ein getreues und möglichst umfassendes Bild des materiellen und geistigen Pariser Lebens unter der dritten Republik geben will". Zolling bemerkt dazu: „Diese ernsten und heiteren Feuilletons wurden sämtlich während meiner journalistischen Pariser Lehrjahre 1875—1881 verfaßt und zum großen Teil in der Neuen freien Presse veröffentlicht. Vielen unter ihnen geschah die Ehre der Übersetzung und Reproduktion in ersten Pariser und Londoner Journalen". 2 : nach zum Theil noch ungedruckten Leibnitzschen Handschriften] Vgl. Karl Biedermann: Von und aus noch ungedruckten Leibnitz'schen Handschriften. In: Westermann's illustrirte deutsche Monats-Hefte. Hrsg. v. Friedrich Spielhagen Jg. 26, Bd. 52 (1882) S. 453—462. Biedermann bemerkt, er sei „durch Prof. Rößler" auf diese Handschriften aufmerksam gemacht worden. 3: Docentenverein] Gemeint ist der „Leipziger akademische Docentenverein", der in den Jahren 1863 bis 1878 bestanden hat (freundlicher Hinweis der Informationsabteilung der Universitätsbibliothek der Karl-Marx-Universität, Leipzig).

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Nr. 6: 1: der dermalige Eigenthümer] Biedermann (Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte. Bd. 2, 1887, S. 373 - 374) berichtet über den Fund der Briefe: „Zur Herausgabe der , Kleistbriefe' gab mir ein glücklicher Zufall Stoff und Anregung. Bekanntlich war die Braut des Dichters Heinrich von Kleist die älteste Tochter des Generals von Zenge in Frankfurt a . O . , Namens Wilhelmine . . . Ich habe sie hier als ältere Matrone gekannt; sie hatte in ihrem Wesen etwas äußerst Feines, Liebenswürdiges, Mildes, in ihren Zügen Spuren ehemaliger Schönheit. Einer der Söhne des Ehepaares Krug heirathete eine Schwester meiner Frau, und dieser Umstand verhalf mir zur glücklichen Entdeckung der Kleistbriefe. Die Töchter meines Schwagers (der als Geheimer Regierungsrath in Zwickau 1870 starb) theilten mir einmal beiläufig mit, daß sie aus ihres Vaters Nachlaß allerlei Briefschaften und andere Papiere besäßen, die von dessen Eltern herrührten. Darunter war u.A. ein Tagebuch, welches der spätere Professor Krug als Schüler in Pforta geführt hatte. Wichtiger erschien mir ein Paket Briefschaften, die sich bei näherer Besichtigung als Briefe Kleists an seine Braut erwiesen. Sie staken noch in den Originalcouverts und waren von der Hand der Braut sorgfältig numerirt und mit Ort und Tag der Absendung versehen". — Biedermann erbat von seinen Nichten „die Ermächtigung, diese sämmtlichen Briefe herauszugeben". Nr. 7: 1: Dr. Bamberg] Felix Bamberg (17. Mai 1 8 2 0 - 12. Febr. 1893), Hegelianer, von Heine und Arnold Rüge beeinflußt und durch die Revolution von 1848 für die Politik interessiert, war 1851 Konsul Preußens, 1867 des Norddeutschen Bundes, 1870/71 Leiter der Presseangelegenheiten im deutschen Hauptquartier, danach politischer Ratgeber des Oberbefehlshabers der Okkupationsarmee in Frankreich, Generalfeldmarschall Edwin Frh. v. Manteuffel, 1874—1888 in Messina und Genua im Konsulardienst des Deutschen Reiches. Vgl. N D B 1, 1953, S. 571 (Adalbert Eischenbroich). 2: Kleistbiographie] Allgem. Deutsche Biogr. 16 (1882) S. 127-149. Nr. 8: 1: Ende des Semesters] Biedermann war damals ordentlicher Honorar-Professor an der Universität in Leipzig. Nr. 9: 1: Herausgabe sämmtl. Briefe] Heinrich von Kleist: Briefe an seine Braut. Zum ersten Mal vollst, hrsg. v. Karl Biedermann. Breslau u. Leipzig: Schottländer 1884. Vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 25. 2: die Numerierung bezieht sich hier auf die von Biedermann in Nord und Süd Bd. 19 (1881) S. 8 8 - 9 0 vorgelegte Aufstellung der Briefe Kleists an Wilhelmine. 3: Abschrift jenes mysteriösen Gedichts] Für Wilhelmine von Zenge. „Nicht aus des Herzens bloßem Wunsche keimt/Des Glückes schöne Götterpflanze auf". Vgl. Bibliographie der Fehlzuweisungen und Kontroversen Texte, Nr. 8. 4: ein paar „Fragezettel"] Gemeint sind die sog. „Denkübungen" für Wilhelmine (nach Minde-Pouets Zählung: A - E ) . Bis auf das Blatt A, das Zolling in der Sammlung Campe der Stadtbibliothek Hamburg fand und 1885 veröffentlichte, wurden alle Blätter zuerst von Biedermann in der Buchausgabe der Briefe ediert. Blatt A ist offenbar schon früher verschenkt worden. Auch die übrigen Blätter sind später aus der Briefsammlung herausgelöst worden; im Jahre 1905 notiert Minde-Pouet folgende Besitzer: Geh. Baurat Toebe in Breslau (B), Joseph Baer in Frankfurt a.M. (C), Leo Liepmannssohn in Berlin (E), Albert Cohn (D).

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Nr. 10: 1: der aus „Pasewalk"] Kleists Brief vom 20. August 1800. ES 13, MP 13, Sbd 13. Dieser Brief ist möglicherweise dem Autographenhandel zugeführt worden, um den Marktwert Kleists zu testen. 2 : Brief der Braut an eine Freundin] Vermutlich Wilhelmines Brief an Henriette Solger, März 1822 (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 165). Nr. 12: 1: eine ganz kritisch concrete Unterlage] vgl. zu Biedermanns Editionsverfahren Bd. 2, S. 4 6 - 5 2 . 2 : in wenig freundlicherweise von der Braut sprechen] Dieser Vorwurf trifft nur bedingt zu. So schreibt Adolf Wilbrandt (Heinrich von Kleist. Nördlingen 1863, S. 50/51) über Wilhelmine: „Sie war, soweit wir sie aus seinen Briefen kennen lernen, eine heitere, reine und liebevolle Natur, sonst freilich der volle Gegensatz zu seinem Wesen: anspruchslos und genügsam, und, so bereitwillig sie den Sinn für geistige Fortbildung in sich wecken ließ, von bürgerlich-bedächtiger und verstandesmäßiger Art, die Dinge dieser Welt aufzunehmen", und er sieht deutlich, daß Kleists Verhältnis zu Wilhelmine „eine Gewähr seiner Dauer niemals in sich gehabt hatte" (S. 139). Julian Schmidt bemerkt in der Einleitung seiner Kleist-Ausgabe (Bd. 1, S. X V I I / X V I I I ) : „sie ist ihm eigentlich nur der Zweite, der zur dialektischen Entwicklung seines eignen Geistes hinzugedacht werden muß". Nr. 13: 1: als Autographen verkauft] an Felix Bamberg. Kurz nach dem Tode Bambergs tauchten im Autographenhandel drei Briefe Kleists an Wilhelmine auf (Sbd 18, 35 u. 66), außerdem der Brief Wilhelmines vom 10. April 1802 (Gesamtgebot während der Auktion für alle vier Briefe: 9 8 0 , - Mark); vgl. Auktionskatalog Alb. Cohn v. 21. Mai 1894, Nr. 80, 81, 82 u. 83 (Exemplar im Schiller-Nationalmuseum, Marbach). Sie wurden von A. Meyer Cohn für 1200,— Mark erworben, der auch in den Besitz der übrigen Briefe kam; vgl.: Heinrich von Kleists letzter Brief an seine Braut. Mit Faks., in: Vom Fels zum Meer. Jg. 14, H. 11 (August 1895) S. 421.

Briefe, Mitteilungen und Auszüge aus Briefen von Erich Schmidt, Ernst Elster und Reinhold Steig Die meisten Stücke der hier erstmals vorgelegten Materialien, die Briefe und Postkarten Erich Schmidts an Georg Minde-Pouet, verdanken ihre Erhaltung einem Zufall. Ursprünglich im Besitz Minde-Pouets, kamen sie entgegen meiner Erwartung weder bei der Durchsicht des umfangreichen Nachlasses in der Amerika-Gedenkbibliothek Berlin noch in der privaten Briefsammlung Frau Liselotte Minde-Pouets, sondern im Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften Berlin zum Vorschein. Minde-Pouet, im Jahre 1928 von der Akademie mit der Vorbereitung der Neuen Folge von Goedekes Grundriß beauftragt und bis zum Kriegsende am Werke tätig, scheint

Aus Briefen von Erich Schmidt, Ernst Elster und Reinhold Steig

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die Schmidtiana nicht zu Hause, sondern in seinem Arbeitszimmer in der Akademie aufbewahrt, zumindest aber aus seiner Kleist-Sammlung herausgelöst zu haben, um sie Anfang der 40er Jahre zusammen mit Akten und Quellen der Goedeke-Arbeitsstelle aus Berlin zu verlagern. Dieses Verlagerungsgut, nach Kriegsende zunächst verloren gegeben, kehrte erst nach Minde-Pouets Tod (und, soweit zu ermitteln, wohl nicht vollständig) in die Akademie zurück. Uber den Inhalt der Kisten ist keine genaue Vorstellung zu gewinnen, vor allem bleibt unklar, was eventuell beim Auspacken als inzwischen nutzlos betrachtet und vernichtet wurde; auch die Schmidtiana scheinen beiseite gelegt worden zu sein. Herr Dr. Herbert Jacob, dem ich die Mitteilung dieses Sachverhalts und die freundliche Bereitstellung der Briefe und Postkarten verdanke, hat glücklicherweise rechtzeitig ihre Bedeutung erkannt. Die Schmidtiana werden derzeit als Depositum Minde-Pouet in der Abteilung Goedekes Grundriß des Zentralinstitutes für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der D D R aufbewahrt. Eine Garantie für die Vollständigkeit des Brief- und PostkartenKonvoluts kann nicht übernommen werden. Ein anderes Problem ist der ursprüngliche Umfang des von Minde-Pouet für aufbewahrenswert erachteten Materials zur Geschichte der Kleist-Ausgabe von 1903/06. So ist ungeklärt, wo die Prozeßakten Rahmer — Schmidt/Minde-Pouet und die für die Beurteilung des Streitfalles so wichtigen Schreiben Rahmers verblieben sind. Man mag nicht glauben, daß Minde-Pouet diese Papiere vernichtet hat; es liegt vielmehr nahe, an einen Verlust zu denken. Merkwürdig ist allerdings, daß in dem annähernd vergleichbaren Fall Steig die wohlgeordnete Briefsammlung Minde-Pouets offensichtlich nur einen Teil enthält — zwei Briefe, die hier gleichfalls mitgeteilt werden — und daß gerade die Schriftstücke fehlen, denen man etwas über die von Erich Schmidt am 8. März 1904 erwähnte Auseinandersetzung zwischen Reinhold Steig und Minde-Pouet entnehmen könnte. Auch die Suche nach den Gegenbriefen Minde-Pouets an Erich Schmidt, Ernst Elster und Reinhold Steig verlief ergebnislos. Die Briefe und Postkarten Erich Schmidts an Georg Minde-Pouet sind über den Quellenwert hinaus eine willkommene Ergänzung zu dem von Werner Richter und Eberhard Lämmert herausgegebenen und die Zeit von 1874 bis 1886 umfassenden Briefwechsel zwischen Wilhelm Scherer und Erich Schmidt; ihr besonderer Wert liegt in der Konzentration auf einen speziellen Gegenstand und in dem gleichfalls längeren Zeitraum der Korrespondenz. Für die Biographie Erich Schmidts und damit für die Geschichte der deutschen Philologie wären freilich noch weitere Briefsammlungen in verschiedenen Archiven und Bibliotheken aufzuarbeiten, die vor allem Material für die Berliner Tätigkeit Schmidts

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enthalten und die den Einblick in die Entstehung einzelner Publikationen, in die Vorbereitung anderer editorischer Unternehmungen, aber auch in den Wissenschaftsbetrieb der Wilhelminischen Ära vertiefen. Wer in diesen wie auch in den hier vorgelegten Schreiben theoretische Erörterungen und programmatische Erklärungen sucht, wird zunächst enttäuscht sein, doch bei der genaueren Lektüre erkennen, daß Schmidts Wissenschaftsverständnis aus den speziellen Kommunikationsverhältnissen, den scheinbar beiläufigen Bemerkungen, den konkreten Anweisungen, Fragen und Vorschlägen und dem Nebenbei des beruflichen Alltags auf eigene Weise sichtbar wird. Gerade der Spontaneität verdankt Erich Schmidt seinen Ruf als eleganter Briefschreiber. Er konnte sich gleichermaßen auf die Sache wie auf den Empfänger einstellen, er besaß ein untrügliches Gefühl für das jeweils Angemessene, und auch dort, wo Persönliches in den Vordergrund tritt, wo Rollenbewußtsein und Selbstdarstellung nicht zu übersehen sind und der Stil zuweilen manieriert erscheint, geht die Einheit von Person und Stil nicht verloren. Wie am Briefwechsel Scherer — Schmidt ist im Verhältnis zu Georg Minde-Pouet die Entwicklung einer Lehrer-Schüler-Beziehung zu beobachten, wobei allerdings Minde-Pouet, in eine bibliothekarische Laufbahn gedrängt, den verehrten Lehrer niemals einholte, obgleich er ihn an Akribie in vielem übertraf. Ohne diese Zeugnisse ist die Geschichte der Kleist-Ausgabe von 1903/06 kaum zu schreiben. 1. Briefblatt. Lieber Herr Doctor Wollen Sie nicht 2 Thesen aus Ihrem embarras de richesse 1 streichen? Doch habe ich nichts gegen Ihre Aufstellung. Das Geld für die kleine Festschrift 2 mögen Sie seiner Zeit Hrn. Petsch 3 geben. Bestens grüßend 28/12 [1895] ES 2. Brief. Marti et arti! Lieber Herr Doctor Ein freundlicher Brief Ihrer Frau Mutter mahnt mich an meine Unterlassungssünde. Die Geldfrage dem p . p . F e l b e r 1 gegenüber hielt ich zwar für erledigt; im Contract ist kein Zahlungstermin ausgemacht worden, also hat allgemeinem Brauche gemäß die Abrechnung erst zu erfolgen, wenn das Buch ausgedruckt ist, und die vorläufige

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Zusendung eines Theils der Kosten nur als freiwillige Gefälligkeit Ihres Herrn Vaters zu gelten. Was den Prospect anlangt, so scheint mir das nicht eilig, da eine solche buchhändlerische Ankündigung doch erst unmittelbar vor dem Erscheinen der sensationellen Novität zu geschehen pflegt. Es kann sich nur darum handeln, in einigen zugleich knappen und leichten Sätzen den Hauptinhalt der Capitel zusammenzufassen; etwa anzuheben : Der Verfasser will den Werken Heinrichs von Kleist ein Stück Stilgeschichte, eine Analyse seiner dichterischen Mittel abgewinnen und endlich anhangsweise darthun, welche Spuren das Studium fremder [gestr.: Werke] Schöpfungen diesen eigenartigen Gebilden eingeprägt hat. Er geht allen Bekenntnissen und Winken des Dichters in Briefen und Aufsätzen nach. Er bemüht sich zwischen Stil und Manier zu unterscheiden. Er untersucht Kleists Technik des Monologs und Dialogs und berührt dabei principielle Fragen, die heute unsere Theorie und Praxis bewegen; ebenso die sachliche Haltung des Erzählers Kleist. Er erörtert die eigenthümliche Verskunst der Dramen und zergliedert Kleists Figuren und Tropen. D a Kleists charakteristische Art vom Classicismus zu modernen Bestrebungen hinüberführt und die meisten Fragen allgemeiner Natur sind, der Verfasser auch manchen Rückblick und Ausblick thut, werden seine fasslich vorgetragenen Untersuchungen bei Forschern, Schriftstellern und allen Litteraturfreunden ein weiteres lebhaftes Interesse erregen. Bum! Bum! So etwa. Sie können mir ja Ihren Prospectus noch einmal vorlegen. Jetzt lassen Sie nur flott weiter drucken, und mir, wie bisher, immer je 2 Correctur-Bogen. Gestern hat mir Kainz 2 versprochen, eine Probe des Germanistentheaters (Pater Brey; Die Vorlesung bei der Hausmeisterin) zu leiten. Bestens grüßend Ihr Berlin 25/1 96. Erich Schmidt 3. Ansichtspostkarte aus Ridnaun vom Kaiserin Elisabeth-Schutzhaus auf dem Becher, 3173 m, an den „Einjährigen-Freiwilligen" MindePouet. Poststempel: 2 0 . 8 . 9 6 . 17/8

Von der Kraxelübung zur Schienübung, aus dem Weinland ins Bierland ein Prosit! Treulich grüßend ES

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Schließe mich den Grüßen aufs Herzlichste an. Dein Vize!

4. Postkarte. Poststempel: 14. 12.96. Verehrtester, Sie haben doch die Einladung der „Gesellschaft für deutsche Litteratur" 1 gekriegt? Mittwoch, 16. Dec. 8 Uhr (d.h. wir fangen so gegen V29 an) Haußmann 2 , Jägerstr. 5, 1 Tr. 1) Herr M-P „Mitteilungen über Heinrich von Kleist" 3 2) Herr Gilow 4 [o weh!] über Gaudigs Kleist 5 (Bitte: was ist das? Können Sie mir das Opus — 1 Programm? — vorher schicken ?) 3) H . Boke 6 : Die Brautnacht von Fr. Halm. 4) Stiftungsfest (d.h. Wein gratis) Es wäre gut, wenn Sie sich auf '/ 2 St. beschränkten. Bestens grüßend B. 12/12 ES.

5. Postkarte. Poststempel: 8.12.98 L F. Leider Gottes hatte sich Ihr Brief, wie es in meinem Wirrwarr nicht ganz selten vorkommt, unter Drucksachen verkrümelt. Ich will mich wenigstens entschuldigen; den Winklhofer besitze ich nicht. Eiligst, treulichst Ihr B 7/12 ES

6. Postkarte. Poststempel: 17.9.99. Verehrtester Haben Sie wohl noch mein collationiertes Exemplar von Kleists Briefen an seine Braut? 1 Sonst ist es verloren. Eben geht das allerletzte Stück Lessing 2. Aufl. in die Druckerei 2 . Nächstes Jahr bin ich ganz Decanatskanzlist 3 . Bestens grüßend Berlin, Matthäikirchstr. 8. ES 17/9 99.

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7. Brief. Lieber Herr Doctor Mit dem Kleist wird es nun Ernst. Nach einer Vorbesprechung zwischen Elster 1 und mir hat das Bibliograph. Institut einen Contract auf 4 Bände, einschließlich Lesarten und alle Briefe von Kl., entworfen. Ich rechne auf Ihre Mitwirkung, so daß die Abtheilung , Briefe' im 4. Bande unter unser beider Namen erschiene. Vor allem wird es darauf ankommen, endlich zu ermitteln, wo die Originalblätter an Ulrike stecken. Haben Sie schon Schritte in Stolp 2 gethan? Etwa beim Pastor? Oder giebt es da ein Gymnasium? Mir schwebt dunkel vor, als handle es sich um 2 alte Frls. v. Schönberg 3 , die inzwischen wohl das Zeitliche gesegnet haben mögen. Wissen Sie nichts, so werde ich bei Frau Koberstein anfragen, ob die Correspondenzen ihres Schwiegervaters, des ersten Herausgebers, erhalten sind. Dem p . p . Zolling ist natürlich nichts zu entlocken. Ein Aufruf in der Deutschen Litt.-Ztg. wird sich empfehlen. Nötig ist ein chronolog. Verzeichnis aller Kleistbriefe mit der Angabe, wo das Original liegt. Ferner bitte ich um Ihre Sammlung der verstreuten kleinen textkrit. Litteratur zu Kl.s Werken. Und alles, was Sie sonst für den guten Zweck auf Lager haben, ist willkommen. Wolff wird mich demnächst im Leipziger Anticriticus 4 und mit blutigem Kopf heimschicken? Habeat sibi! Uber das Honorar, das insgesammt in 2 Raten an mich gehen soll, werden wir uns gewiß leicht verständigen. Falls Sie im März hierherkommen, ist keine große Correspondenz von Nöthen, sondern die Einzelheiten bleiben einem abboccamento vorbehalten. Herzlich grüßend Ihr Berlin 26/1 1900. Erich Schmidt

8. Postkarte. Poststempel: 7.4.00 Allzeit willkommen, lieber Herr Doctor! Eilig, treulich Ihr B 7/4 1900 Erich Schmidt

Ich bin immer Sonnabends 11 — 12 auf dem Decanat. Vorher und von V 2 3 an sicher zu Hause zu treffen.

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9. Brief. Berlin 28/12 1900 Lieber Herr Doctor Meiner Decanatsführung ist öfters nachgerühmt worden, daß sie die mannigfachen Geschäfte so rasch erledigte. Die Schattenseite davon, nämlich den maßlosen Aufschub dringender Privatangelegenheiten, haben Sie am empfindlichsten gespürt; ja, es ist mir eigentlich unfaßbar, wie ich dem nicht eher habe Einhalt thun können, und wie nicht einmal Melittas erster Schrei in die Welt unsere Kleist-Correspondenz aus dem dumpfen Schlaf aufgestört hat. Es war kein böser Wille, nur sträfliche Vertrödelung, später die dumme Scheu, wo man es dem Vogel Strauß gleichthut und den Kopf in den Sand steckt. Darf ich noch zum Töchterlein gratulieren? Diesem Brief sollte das Büchel als Taube mit dem Ölzweig vorausflattern. Den Aufruf wegen der Briefe werde ich publicieren. Bertling 1 kann ich nicht nachkommen; der Preis ist zu unsinnig, auch Meyer Cohn schlug die Hände über dem Kopf zusammen. E r hat mir für 3 N r n . eine rheinische Spur 2 angedeutet und wird die genaue Adresse noch mittheilen, damit ich mich direct an den Herrn wenden kann. Leider Gottes scheint, wie R . Lothar (der in Dresden bei Krugschen Verwandten ein neues Porträt 3 entdeckt hat) ausgeschnüffelt haben will, die Masse der Briefe an Ulrike 4 dem p . p . Zolling anheimgefallen zu sein. Damit wäre sie für uns verloren, falls der Schubiak nicht baldigst abkratzt. Steigs Buch 5 über die Abendblätter muß der Aufsätze, Briefe und Novellen wegen schlechterdings abgewartet werden. Ich hörte, daß es sich dem Abschluß dank eines halbjährigen Urlaubs nähert, und danach kann die Benutzung des einzigen vollständigen Exemplars 6 kein Monopol mehr sein. Elster hab' ich bei seinem jüngsten Besuch dringend gebeten, es durchzusetzen, daß die Lesarten nicht am Schlüsse des betr. Bandes erscheinen — was für die Einsicht höchst unbequem ist (vgl. GoetheAusg.) — sondern am Ende des letzten vereint. Also Bd I V : Briefe, Lesarten. Das wird Ihnen recht sein. Meine Texte sind ziemlich druckfertig. Beim Durchcollationieren zeigte sich wieder Zollings Ruschelei. An Wolfis Kuckuckseier 7 glaubt außer ihm wohl niemand mehr. Daß „ D e r Variant" 8 des ,Krugs' die ältere Fassung bietet, leuchtet ein. Ihre werthvollen Beiträge liegen wohlgeordnet in einer Mappe beisammen.

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Auf der Stojentinschen Fährte 9 verspreche ich mir nichts. Sein Sie überzeugt, daß ich mich im neuen Jahrhundert gründlich bessern und stets sogleich antworten, auch was Sie sonst wünschen erledigen werde. Der illustrirte Servaes-Lothar 1 0 ist im Druck. Das nimmt uns nichts, giebt höchstens Facsimilien und Bildchen außer der modernsten „Psychologie". Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Gattin und bleiben Sie gut Ihrem getreuen Erich Schmidt. 10. Gedruckte Mitteilung: „Meine Adresse ist von Ende März 1901 an: Berlin W. 35, Derfflingerstr. 21. Prof. Dr. Erich Schmidt." Poststempel: 27. 3. 01. Lf. Wie geht es Ihnen? u. was hat Ihnen gefehlt? Ich bin nun über 10 Wochen lahm, konnte darum auch nicht zu Liepmannssohn 1 gehen. M Cohn ist seit längerer Zeit verreist. Was aus dem Kleist geworden ist, wollen wir schon erfahren. 2 Z o l l i n g f . Vielleicht finden sich nun die Briefe an Ulrike. Steigs Buch nähert sich auch dem Abschluß 3 . In Eile. Bestens grüßend B . 27/3 01. ES 11. Brief. Briefkopf: Berlin W . 35, Derfflingerstr. 21. 28/5 01 Verehrter Freund Ihrer Einladung 1 zu folgen, ist mir leider ganz unmöglich, da ich durch meine langwierige Knie-Verletzung in aller Arbeit zurückgeblieben bin und mich auch noch viele Monate sehr in Acht nehmen muß, denn das Bein ist schlaff und lahmt leicht. Darum hätt' ich besser gethan, meinen Hamburgischen Octobercyclus 2 abzulehnen; nun aber muß ein Riegel vorgeschoben werden. Ihre freundliche Absicht, mich hier aufzusuchen, erfuhr ich in meinem faulen Wiesbader Thermal- Jauche- und Knetdasein zu spät, um noch den Abend abwinken zu können. Schönen Dank für Wilhelminen ! 3 Obwohl ich nach dem so verspäteten Colleganfang (18. Mai) alle Zeit an die aufzubürstenden Hefte setzen muß u. vor einer nothgedrungenen Reise gen Mekka zum Goethe-Fest stehe, hab' ich doch binnen 2 Tagen, ohne rechts u. links zu gucken, Steigs inhaltschweres Kleist-Buch 4

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durchgejagt. Erstaunliche Ausbeute! Dazu ganz neue Aussichten! Und auch jetzt noch keine Möglichkeit, ohne ihn ans Werk zu gehen, da er Kleistisches in anderen Zss. wittert oder schon aufgespürt hat, auch Briefe besitzt und das complete Expl. der Abendbl. gewiß nicht vor seinem Neudruck aus den Händen giebt. Ich habe nun gestern ihn brieflich gefragt, ob er als eigentlicher Mitarbeiter beitreten wolle? Er wird es schwerlich thun. Ich erlasse auch keinen Aufruf, bevor ich weiß, woran wir sind. Uber Zollings etwaigen Hort hat das M . Cöhnchen nichts ermitteln können. Was bei Liepmannssohn da versteigert worden ist wird sich uns nicht entziehen. Kurz, mir scheint eine weitere zuwartende Politik geboten. Jedenfalls ist es ein großes Glück, nicht vor dem Fund der Abdbll. auf den Markt geeilt zu sein u. rasch verlegene Waren geliefert zu haben. Hoffentlich sind Sie wieder ganz hergestellt. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Gattin! Treulich grüßend Ihr Erich Schmidt. 12. Brief. Juli 1901. Lieber Freund Ich Thor habe mir eingebildet, die hübsche Silhouette der Zengin 1 behalten zu dürfen Solche Dummheiten passieren mir auch nur im Hätz und Wirrwarr dieses Unglücksjahres. Zu den Miseren muß ich leider die „vorhabende" Kleist-Ausgabe rechnen. Steig hat recht freundlich, aber — wie nicht anders zu erwarten — zurückhaltend und ganz ungewiß auf den Antrag der Mitarbeit geantwortet und dabei etwas von geheimen Schätzen 2 fallen lassen, denen er außer jenen im Buch mysteriös erwähnten Zeitungsbeiträgen auf der Spur sei. Das hat nun gute Weile, zumal da ihm durch H . Grimms T o d 3 neue andere Arbeit erwachsen sein wird. Urlaub hat er wieder fürs nächste Jahr. Man kann gar nichts thun, als in Demuth warten. Eine Ausgabe, die vielleicht schon im selben Jahr überholt wird, bringe ich keinesfalls zu Werke, lieber mag alle Vorarbeit unter den Tisch sinken. U m Zollings Mausoleum herrscht dumpfe Ruhe. Ich habe jetzt fast Tag für Tag eine unglaubliche Schererei mit dem guten tapsigen Funck 4 , Schulmann in Murgthal, der me redactore die nächste Goethe-Schrift „ G . u. Lavater" herausgiebt und dem ich in ganz unglaublicher Weise das Wasser besorgen muß.

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Von solchem labor improbus erfährt die Welt nichts, wundert sich aber, wenn man nicht jedes Jahr eines käuflichen Buches genest. Mein Bein lahmt noch leicht. Ich werde in Tirol die Berge dies Mal nur von unten sehen. Empfehlen Sie mich Ihrer Gattin! Herzlich grüßend Erich Schmidt. 13. Brief. Briefkopf: Berlin W. 35, Derfflingerstr. 21 10/1 02 Verehrter Herr Doctor Mit gewohntem Säumen schick' ich Ihnen die zurückgewünschten Auszüge. Steig hatte eine höchst wichtige Spur des Nachlasses gefunden, der Erfolg ist jedoch ausgeblieben. Ich habe vergebens das neulich bei A. Cohn käufliche Bruchstück 1 zu erwerben gesucht und nicht erfahren, wohin es gewandert ist. Vom Kohlhaas 2 wurden mir nur 4 Freiexemplare gegeben; sonst hätten Sie vor Anderen eins gekriegt. Steig kann sich jetzt, wo er wahrscheinlich in die Tretmühle 3 zurückkehren und ohne Muße die ihm von Grimm hinterlassene Ausgabe 4 für Arnims Kreis fördern muß, nicht gleich wieder auf Kleist werfen. Also: Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht! Warum lassen Sie sich nie hier sehen? Empfehlen Sie mich der Gattin! Treulich grüßend Ihr Erich Schmidt. Morgen lesen wir Penth. sehr gekürzt mit verteilten Rollen. 14. Postkarte. Poststempel: 2 0 . 4 . 0 2 . Verehrter Herr Doctor Sie treffen mich immer zwischen 3 u. 4 Uhr außer am Donnerstag. Auf Wiedersehen! Bestens grüßend Ihr B. 20/4 02 ES Bitte, schreiben Sie 2 Tage vorher, wann Sie kommen wollen u. wo Sie hier wohnen. Ich möchte Steig dazu bitten. Wir müssen dann alles abmachen, soweit es nur geht, u. ich berichte darüber an Elster.

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15. Postkarte. Poststempel: 26. 4. 02.

B. 25/4 02

Verehrtester! Morgen Samstag (vulgo Sonnabend) um 4 sehr willkommen! Ich lade Steig dazu ein. Empfehlen Sie mich der Ihrigen! Bestens grüßend ES Die beredete Broschüre 1 hab' ich gleich gelesen. 16. Postkarte. Poststempel: 6.5.02. Verehrter Freund Schönen Dank für die Schwarze Wilhelmine!1 Vorgestern zweites 8 SS. langes Prememoria an Elster, worin ich die Beibehaltung der Kleistischen Interpunktion 2 als meines ganz persönlichen Verfahrens, das von seiner Periodisierung untrennbar ist, und der ßrze/orthographie zur conditio sine qua non gemacht habe. Er wird sich nun darüber mit dem Bibliographischen Chef auseinandersetzen. Das Ergebnis soll Ihnen gleich mitgetheilt werden. Uber Faustum 3 sind wir also einig. Empfehlen Sie mich der Gattin! Treulich grüßend B. 6/5 02 ES [Am rechten oberen Rand:] Der Maler H. Koberstein4 fragt mich, woher die für Posen bestimmte Aufschrift 5 stamme: Denn die Natur ist aller Meister Meister/Durch sie allein erschließt sich erst der Geist der Geister/Ich weiß es nicht. Sie vielleicht? R Hildebrand, DBW s. v. ,Geist' versagt.

17. Briefkarte. Kartenkopf: Berlin W. 35, Derfflingerstrasse 21. 12/ 5 02 Verehrter Freund Der Verleger concedirt die Interpunction und für die Briefe Kleists Schreibung. Elster hat sich wacker gehalten. Wegen des Umfangs der Briefe wird er Sie befragen. Sprenger1 ist ein Esel, seine Conjectur „Dich, hasche dich" ganz unnötig. „Ouf" 2 steht allerdings im 1. Text u. in Erdmannsdörffers Hs.: französisch. Ob durch „Uff" zu ersetzen??

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Ich habe viel nachcollationirt und bin dabei sowie durch allerlei Ärger und Redactionsgeschichten wieder in nervöse Schlaflosigkeit verfallen. Anbei ein Blättchen. Vielleicht hab' ich Ihnen das schon früher gegeben; dann: Papierkorb! Eiligst! mit besten Grüßen ES [Rückseite:] Krug. Allerdings hat der pp. Wolff 3 die Hs. richtig eingeschätzt — ich werde aber die von Kleist selbst in die Welt gebrachte Vulgata nicht umstoßen u. würde das auch in einer nur für Philologen bestimmten Ausg. nicht thun. Rahmer hat seine Addenda zurückgekriegt. 4 An Hoffmann 5 schreib' ich jetzt. Neugierig bin ich auf das, was Steig übermorgen vorbringen wird. Wenn Sie — am besten durch Opferung zweier Druckexemplare — die Briefe an Wilhelmine für die chronolog. Einrichtung erledigt haben, hätt' ich ein Expl. gern für orthograph. Beobachtungen zurück. Eilt nicht. 18. Postkarte. Verehrtester, Ich habe den Bertlingschen Kat. 1 nicht, was soll der Brief denn kosten? Aber wer soll ihn bezahlen? Mir persönlich fehlen die Mittel; an M Cohn kann ich mich nicht wenden, weil das ein Zwang für ihn wäre u. er „gesättigt" ist, und andere autographenfreundliche Finanzkräfte fehlen mir. Das Betteln ist ein gar zu saures Geschäft. Können Sie nicht die Frau Kantor. 2 breit schlagen? Schroffenst.- u. Penthes.lesarten absolviert. Bleibt noch die Revision des Krugs. Steig hat seine Druckvorlagen an Elster geschickt. Und Sie?!?! Vielen Dank für alles Gute in Prosa, beste Weihnachtswünsche für Sie u. Ihre Gattin! Morgen ist Germanistenfest mit H Sachs, Glasbrenners Nante (Osborn) 3 , Tannenboom u. Tanz. Treulich grüßend Ihr B. 19/12 02 ES

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19. Briefkarte. Kartenkopf: Berlin W . 35, Derfflingerstrasse 21. 17/2 03 Verehrtester Den Contract hab' ich noch nicht unterzeichnen können, weil mir die neue durch äußerliche Berechnung der Bogenzahl dictirte Anordnung der Bände unacceptabel ist. Elster wird das schon ins rechte Geleis bringen. Sie haben ja wohl die wunderlichen Versehe 1 „An Wilhelmine" 2 mit dem Original collationiert? Ich schließe das aus einer Ihrer letzten Anzeigen u. bitte um genaue Correktur der beiliegenden Blätter. W o möglich auch um Revision der 2 Neujahrswünsche 3 , besonders der Uberschrift des zweiten. Zolling, der Viechkerl, hat im ersten ein Kobersteinisches sie 4 in den Text gesetzt! Rahmers Apologie 5 ist nicht sehr fruchtbar. Sie werden jetzt in Posen gespannt dem kommenden Mann entgegenschauen. Es thut mir sehr leid, daß Bitter 6 so früh zu den Mehrern versammelt 7 wurde. Empfehlen Sie mich der Gattin! Treulich grüßend Ihr Erich Schmidt.

20. Postkarte. Poststempel: 1 . 3 . 0 3 . Verehrter Freund Die Vertheilung auf 4 Bde ist geordnet u. ich unterzeichne heute den Contract. Mehr Honorar kriegt man nun einmal für solche Editionen nicht, zumal da eine Briefsammlung ohne weiteres nachgedruckt werden darf. Das Honorar ist für alles gleich. Die Collation eilt nicht, denn die Lyrik kommt jetzt in den 4. Band. Eiligst, treulichst Ihr B . - 03 3

ES

21. Postkarte. Poststempel: 28. 9. 03. Graz, Goethestr. 3

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Verehrtester Genosse in Kleist! „Lied der L i e b e " 1 ist in diesem Zusammenhang completter Unsinn. Es gilt also nun für den Druck der Briefe die Hss. nochmals einzu-

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sehen. Ich habe mich im August ad Faustern 2 überarbeitet u. nach Aussee auch hier nicht genug Erholung gefunden. Mittwoch gehts in die Weaner Stadt, wo ich mir zum Sonntag bei Schienther 3 Amphitryon u. Guiscard 4 bestellt habe, am 6. Oct. heeme. Empfehlen Sie mich Ihrer Gattin! Wir sind sehr froh, daß unser Wolf 5 glücklich Mulus geworden ist. Treulich grüßend ES

22. Postkarte. Poststempel: 30. 10.03. 30/10. [1903] V. Freund Schönsten Dank! Das kommt davon, wenn man abgehetzt auf Reisen corrigiert. Gottlob hab' ich alles Schlimmere in der letzten Rev. schon beseitigt — aber ich bin Ihnen namentlich für den Wink, es müsse das 2. Hineinstechen des Schwertes 1 aus der Hs. suppliert werden, sehr verbunden. Ich hätte das nicht übersehen sollen. Bitte, warten Sie mit Ihren genauen Monitis nicht bis zur letzten Revision! Heute früh hatte ich keine Zeit Ihre Sendung näher anzusehen, telegraphierte aber sofort nach Leipzig, mit dem Abziehen der Bogen zu warten. Amphitr. u. Guiscard in Wien höchst interessant. Orthogr. u. Interpunction der Hss. hab' ich nicht in die Drucke eingetragen — da ist kein Halt. Die neue Orthogr. macht mir viel Ärger: sich in acht nehmen, heute morgen etc etc — scheußlich! Ich muß mich noch fürs gauchige Kneipchen 2 rüsten, das heute bei uns stattfindet; trist genug, da unser Senior Mommsen 3 im Sterben liegt. Beste Empfehlungen an die Gattin. Eiligst ES.

23. Postkarte. Poststempel: 5. 12.03. B. 5/12 03 Adresse von Meyer C o h n : Rauchstr. 6 Wie lange schätzen Sie die Arbeit: Kommt auf Sie an! Adresse von D r . Darmstädter 1 : Landgrafenstr. 18a (Ich wollte selbst nachsehen, ob in dem Brief 2 Comrruindant steht. Schönen Dank für die Correcturen. Es schadet natürlich gar nichts, wenn sich Ihre Bemerkungen mit bereits Vollzogenem decken. [X x ] hab' ich als Kleists Form schon in den Schroff, eingesetzt; so auch

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A m p h . In allen „ o r t h o g r a p h . " Fragen m u ß man immer wieder solche Kämpfe mit den Leipzigern führen, die der Teufel holen soll. Rahmer macht mir Sorge. Weisstein 3 ist rumzukriegen. Bestens grüßend ES 24. Postkarte. Poststempel: 21. 12. 03 B. 21/12 03 L. F. Besten D a n k . V. 1653 hab' ich „im Staub" 1 absichtlich gesetzt, wegen des vollendeten Satzes 1654 u. weil „in Staub" bei Kleist = in den ist. 1777 bleibt das überlieferte „erscheine," als wohl möglich. Meine Zählung der folgenden Scenen weicht mehrfach von Zolling ab. Wenn ich nur schon die fällige Gesammteinleitung geschrieben hätte! Penth. (sammt Anm.) sind druckfertig. Ich hoffe, Sie bald zu sehen. G u t e Weihnachtswünsche von H a u s zu Haus! ES 25. Postkarte. Poststempel: 8 . 3 . 0 4 . B. 8/3 04. L. F. Gestern sowohl an Buschmann 1 als gleich u. ausführlich, dringlichst an Steig geschrieben. Dieser schickte mir heute Abschrift seiner an Sie gerichteten, zwar hochmüthigen, doch in der Sache befriedigenden A n t w o r t . 2 Pax vobiscum! Ich habe den ganzen Tag mit letzter Revision der Bibl. verloren. Eulichst, treulichst grüßend ES 26. Brief von Erich Schmidt an Minde-Pouet auf dem Rückblatt eines Schreibens von Provinzial-Schulrat D r . Buschmann an Erich Schmidt. Text dieses Schreibens: Coblenz, d. 9. 3. 04. Hochgeehrter Herr, Bülows Handexemplar des Kleist-Buches war nicht mein Eigentum, sondern gehörte der Familie Bülow. Es wurde mir zugänglich durch den mit dieser Familie befreundeten Landgerichtsrat Händler in Coblenz, der zweifellos auch jetzt dem Herrn Dr. MindePouet, falls dieser sich an ihn wenden wollte, die Benutzung des Buches zu vermitteln bereit sein wird. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Buschmann.

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B. 14.3.04 Verehrter Freund Der Busch- u. Schulmann hätte wohl selbst bei seinem Nachbar vermitteln können. Ich trage Scheu, mich selbst an Herrn v. Schönstedt 1 zu wenden, empfehle also, daß Sie ihm vorschlagen, er solle das Vorrecht des pp. Rahmer bis zum 1. Januar 1905 respectieren u. Ihnen dann die Msse senden. Im Nothfall müßten Sie hinreisen. Der 5. Band hat ja noch Zeit. Ob der Mann die Autographen nicht gut verkaufen würde?! Natürlich bin ich, wenn's drauf ankommt, zu jedem Brief bereit. Penthes. wird einstweilen in Fahnen ausgedruckt; die Einleitung kann erst Donnerstag abgehen. Syncopen etc. sind im Hinblick auf P u. H behandelt; fehlende da geblieben, wo sie nirgends überliefert sind. Meine Adresse ist vom 22.—29. Mittag: Hamburg 2 , Tesdorfstr. 12, Pension Volkmer. Ich habe mich mit Wildenbruch zusammen beim Verwaltungsdirektor des Prinzen Friedrich Leopold angemeldet, um authentische Auskunft zu erhalten, wie es um Kleists Grab 3 steht. Wir werden dann wohl auch den Aufruf für ein Denkmal 4 erlassen. Alles Gute für die Wohnstube! Treulich grüßend ES Steig ist u. bleibt ein falscher Großmogul. 27. Postkarte. Poststempel: 9 . 4 . 0 4 .

B. 9/4 L. F. Die Sache liegt doch nicht so, daß ich Ihnen eine schiefe Association mit R. aufbürden will. Kommen Sie ohne ihn durch, desto besser. An Schönstedt könnte ich nur schreiben, wenn Sie mir seine genaue Adresse angeben. . . . v. Sch . . . Oberleutnant im x1 Regiment Haben Sie nichts zu den 3 Penthesileabogen zu bemerken. Schönstens grüßend ES.

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28. Brief. Briefkopf: Berlin W. 35, Derfflinger Str. 21. 18/4 04 Verehrter Freund Triumph! Das freut mich für Sie, für uns von ganzem Herzen. Legen Sie dem braven Leutnant das Bildchen mit meinen besten Empfehlungen zu Füßen und schreiben ihm, ich würde ihm im Laufe des Sommers eine Photographie oder Zeichnung der Grabstätte besorgen. Es gibt keins zu kaufen. Übrigens wäre ohne Wildenbruchs und meine sehr energischen Verhandlungen mit Friedrich Leopoldchens Hofmarschall höchst wahrscheinlich das Grab verloren gewesen u. man hätte die Gebeine in einem Kirchhofackerchen eingescharrt. Gestern ist die Einleitung zum Käthchen gen Leipzig gewandert. Samstag Abend hoffe ich nach Zürich zu rutschen; am 28. muß ich in Straßburg sein; am 3. Mai wieder hier. Alles erreicht mich via Berlin. Ich habe gräßlich viel zu thun. Herzl. gratulierend u. grüßend Ihr Erich Schmidt. 29. Postkarte. Poststempel: 1 9 . 5 . 0 4 . B. 5/5 04. [darunter nachträglich:] Liegen geblieben L . F. Sie sind feiner Revisor u. verpflichten mich sehr. In der Interpunction der beiden 1. Käthchenacte hab' ich mehrmals auf den Phöbus Rücksicht genommen; daher auch Theobalds nur für nun. 1 [Darüber nachträglich:] Die letzten Käthchenbogen haben etliche arge Fehler sie für sich reine für reiche [Darunter nachträglich:] M C gibt R. nichts 2 Imperative starker Verba ohne Apostroph, der ja überhaupt in Kleists Drucken sehr schwankend behandelt ist. Ärgerlich, daß man sich immer wieder mit den auf Sanct Duden schwörenden Officii über Ho/Zunder, Vehme etc etc herumstreiten muß. Hschlacht ist unter die Presse gewandert. Schießen Sie nur bald mit Ihren geheimen Entdeckungen 3 los! Treulich grüßend ES [An den oberen Rand der Karte nachträglich:] Fries' Sammelsurien 4 sind fürchterlich, doch enthalten sie manches Körnchen.

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30. Postkarte. Poststempel: 1 6 . 5 . 0 4 . B . 16/5 04 L F . Gratuliere zum Kleistbild 1 u. hoffe für mich auch auf eine gute Photo! Das arme kranke Cöhnchen 2 ist gewarnt. Im Käthchen wird Zeilenzählung nach Seiten durchgeführt par ordre de Maync. 3 Ich interpungiere gelegentlich nach P. Sie werden ein „ i t z t " finden — Setzer? oder Kleist lmal weil „Erst' jetzt" übel?? Eulichst, treulichst ES

31. Postkarte. Poststempel: 1 7 . 6 . 0 4 . B . 17/4(sic!) 04 Verehrtester Die 2 ;; ' Käthchen-Stellen will ich noch einmal beschlafen. [Darüber nachträglich:] (PS;:" Ich folge Ihnen.) Der Photogr. Ges. hab' ich gleich abgewinkt. Ich wußte nicht, daß alles schon mit Lpz in Ordnung sei; dachte nur, man werde bei dieser Vermittlung besser fahren, da das Bibl. Institut eine Reihe scheußlicher Konterfeis geliefert u. sogar den schönen Arnim carikiert hat. Harry stellt eben ein großes Probebild 1 in Aussicht. Vederemo. Haben Sie das Orig. des von Zolling 2 (nebst Zeilen an Reimer) in der Gegenwart 1886 N r 14 public. Briefes an Frau v. Haza — 1807 — gesehen? W o ? M Cohn noch immer sehr krank, doch über den Berg, wies scheint. Treulich grüßend Ihr ES

32. Postkarte. Poststempel: 2 1 . 6 . 0 4 . 21/6 04 L. Fr. Das Porträt hat mir gestern die größte Freude gemacht. Gleich am Nachm. konnte ich von einem Photographen in Wannsee ein Bild der Grabstätte kriegen. Bitte um genaue Adresse des Oberleutnants von Schönstedt in Stade (Regiment?). Bestens grüßend ES 1

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Briefmaterialien zur Editionsgeschichte

33. Postkarte. Poststempel: 2 5 . 6 . 0 4 . B. 25/6 04 V. Fr. Per A Dr. Richard Weißenfels 1 , W 3 0 , Habsburger 10. Die heutige Sonntagsbeilage der Tante Voß bringt des p . p . Rahmers kahle „Einleitung". 2 Der Wannseer hat die schon bezahlten Photo immer noch nicht geliefert. Bestens grüßend ES 34. Postkarte. Poststempel: 2 . 7 . 0 4 . B . 2/7 04 L. F. Victoria! Besten Glückwunsch zu so reichem Fischzug! 1 Ihre Copie 2 krieg' ich hoffentlich bald zu sehen? Daß ich Ihnen nichts wegschnappe, ist selbstverständlich. Vielleicht bringt mir morgen ein junger Rühle v. Lilienstern was; die freundliche Antwort seines Vaters, eines thüringischen Hobereau 3 , ist allerdings sehr unklar. Den Photographen hab' ich heute gemahnt. Harry 4 geschrieben: wir beide müßten Proben der Reproduction sehen. Wenn die Züge schärfer als bei Theophil 5 rauskommen, solle die Originalgröße beibehalten werden. Sonst Vergrößerung; die Hauptsache ist doch Deutlichkeit. Rest der Hschlacht auf lmal in Fahnen — da werden Sie in den Bogen manches nachzugrasen finden. Zumal da neue Setzerwillkür tobt*. [Hierzu an den oberen Rand nachträglich:] * D i e zufälligen Er 7hm geb' ich (Bogen 23) nicht gesperrt wieder. Die kommen später nochmals vor, wo gar kein besonderer Nachdruck. [Hinzugefügt:] Auch Bogen 23 hat, nur zum kl. Th., durch meine Schuld, noch manche Fehler. Etwaige Lyrica reservieren Sie wohl, wenn es nichts Hervorragendes ist, für die Ausgabe. Seltsam, daß in Rühles Büchern 6 , außer einer ganz flüchtigen Erwähnung des Krugs ohne Kl' Namen [darüber nachträglich:] (mehrere des Phöbus), gar nichts steht. Die beiden scheinen in Dresden auseinandergekommen zu sein. Treulichst ES

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35. Postkarte. Poststempel: 1 1 . 7 . 0 4 . B . 1 1 / 7 04 L. F. Das Bibl. Inst, schreibt, bei der Wiedergabe in gleichem Miniaturformat könnten die Züge nicht scharf genug hervortreten. Da scheint es mir doch räthlich, eine gewisse Vergrößerung gut zu heißen. Wannsee-Photo nach Stade gesandt. Der junge Rühle v. L . 1 schickt nichts als 2 fehlerhafte Abschriften der bekannten Briefe, ohne Angabe ob er die Originale gesehen hat. Ich frage ihn danach. V. 998 u. 999 gehören allerdings beisammen. Ich gestehe den Lapsus lieber ein, als daß in den Anm. alle Ziffern 2 falsch sind. 1164 W G e h t Z. 23: Keule>Büchse). Am 4. Jan. 1818 schreibt Solger an Tieck: „Kann ich meine Abschrift von dem Liede Zottelbär und Pantertier auffinden, so lege ich sie Ihnen bei. Vorzüglich wünsche ich am Schluß: ,Brüder, nehmt die Büchse hoch', die Büchse statt der Keule wiederhergestellt" (Sembdner, Nachruhm, Nr. 146). — Das Lied war bereits während der Freiheitskriege in verschiedenen, voneinander abweichenden Fassungen bekannt geworden (vgl. Sembdner, Bibliographie, Nr. 16, 17, 23, 24, 26, 28 und Analytische Bibliographie der Werke, N r . 59 b). S. 282: An die Königin von Preußen. Sonett [= 3. Fassung], GesSchr. 111,332-333, JSchm. 111,370, Zoll. 1,52 ( = Nr. XXIIc), ES I V , 4 1 - 4 2 , MP VII,51, Sbd 1,35. H . : Abschrift in der gleichen Sammel-Handschrift wie das Kriegslied der Deutschen (ES IV, 390: h 2 ). S. 2 8 2 - 2 8 3 : An den König von Preußen. Zur Feier seines Einzuges in Berlin. GesSchr. 111,333-334, JSchm. 111,370-371, Zoll. 1,49 (= Nr. XXI), ES IV, 3 5 - 3 6 , MP VII,48, Sbd 1 , 3 2 - 3 3 . H . : Johanna v. Haza (1794 - 26. Febr. 1849) schreibt am 26. Nov. 1816 an Tieck: „ H a t Ihnen meine Mutter ein Gedicht An die Kamille und das An den

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König geschickt, das für seinen im Frühjahr 1809 in Berlin erwarteten Einzug bestimmt w a r ? " (Sembdner, Nachruhm, Nr. 134). Im Tieck-Nachlaß befindet sich weder eine Original-Handschrift noch eine Abschrift des Gedichtes. Es ist daher nicht mit Sicherheit zu sagen, welche Vorlage Tieck benutzt hat. Die beiden später bekannt gewordenen Handschriften h 1 (Meyer Cohn, jetzt: Bibliotheca Bodmeriana) und h 2 (Sammelhandschrift aus der Radowitzschen 3 Sammlung) weisen ebenso wie der Erstdruck (Berliner Abendblätter v. 5. O k t . 1810) abweichende Titel auf. Die beiden wichtigsten Varianten (Z. 4: schöne Brust > starke Brust Z. 6 : Wie hoch auch immer Cäsar [nur B A ] > W i e hoch auch jener Cäsar) können sowohl auf eine (verschollene) Original-Handschrift oder Abschrift als auch auf Eingriffe Tiecks deuten. 2 8 3 - 2 8 5 : Das letzte Lied. Nach dem Griechischen, aus dem Zeitalter Philipps von Macedonien. - GesSchr. 111,334-335, JSchm. 111,372 - 373, Zoll. 1 , 5 4 - 5 5 (= Nr. XXV), ES I V , 3 8 - 3 9 (V. 32 u. 4 6 : Fassung Fouques), MP V I I , 4 6 - 4 7 , Sbd 1,720 (Str. 5 u. 6). H . : unbekannt. - Eine abweichende Fassung (Sbd 1 , 3 1 - 3 2 ) war bereits am 8. Juli 1815 in den Friedensblättem (Sembdner, Bibliographie, Nr. 25) und eine weitere von Fouque im Frauentaschenbuch für das Jahr 1818 (Sembdner, Bibliographie, Nr. 27) veröffentlicht worden. 285: An Franz den Ersten, Kaiser von Österreich. GesSchr. 111,336, JSchm. III, 374, Zoll. 1 , 4 3 - 4 4 (= Nr. XVII), ES IV,34, MP VII,43, Sbd 1 , 2 8 - 2 9 . H . : Das Gedicht war bisher handschriftlich nur in der Original-SammelHandschrift (zusammen mit: Germania an ihre Kinder [ES IV,386: h 2 ] und dem Kriegslied der Deutschen [ES IV, 387: h 2 ] überliefert. Da Tieck diese Handschrift nicht für den Germania-Druck auswertete, bleiben Zweifel, ob sie in seinem Besitz war. Tieck hat mit großer Wahrscheinlichkeit das erst 1970 wiederentdeckte Leningrader Einzelblatt benutzt (siehe Nr. 59 a), was vor allem aus der abweichenden Datierung hervorgeht. 286: An Palafox. GesSchr. 111,336-337, JSchm. 111,374 - 375, Zoll. 1,43 (= Nr. XVI), ES IV,36, M P VII,44, Sbd 1,30. H . : unbekannt. — Das Gedicht ist nur durch Tieck überliefert. Zollings Angabe ( „ H s . in der Berliner Kgl. Bibliothek") erwies sich als nicht zutreffend. 286—287: An den Erzherzog Carl (Als der Krieg im März 1809 auszubrechen zögerte). - GesSchr. 111,337, JSchm. 111,375, Zoll. 1,44 ( = N r . XVIII), ES IV,35, M P VII,42, Sbd 1,29. H . : Abschrift in der gleichen Sammel-Handschrift wie das Kriegslied der Deutschen und das Sonett An die Königin Luise (ES IV, 388: h 1 ). 287: An den Erzherzog Carl. (Nach der Schlacht bei Aspern. Den 21. und 22. Mai 1809.) - GesSchr. 111,337-338, JSchm. 111,376, Zoll. 1,48 (= Nr. XX), ES IV,37, MP VII,45, Sbd 1 , 3 0 - 3 1 . H . : Die einzige bisher bekannt gewordene (und möglicherweise von Tieck benutzte) Handschrift wurde 1874 von der Firma O . A. Schulz, Leipzig (Lagerkatalog XII, Nr. 594) angeboten und ist seitdem verschollen 4 . Zollings Hin-

Josef Maria von Radowitz (6. Febr. 1 7 9 7 - 2 5 . Dez. 1853), preuß. General, Vertrauter Friedrich Wilhelms IV., in der Frankfurter Nationalversammlung 1848 Führer der äußersten Rechten. Vgl. Eva Rothe u. Helmut Sembdner: Die Kleist-Handschriften und ihr Verbleib, in: Jahrbuch d. dt. Schillerges. 8 (1964) S. 330. Das Gedicht (Preis: 7,15) wurde zu-

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists weis auf eine „ H s . in der Berl. Kgl. Bibl." beruht vermutlich auf einem Irrtum. S. 2 8 8 - 2 9 0 : Germania an ihre Kinder 5 . GesSchr. 111,338-340, JSchm. 111,377-380, Zoll. 1 , 4 5 - 4 8 ( = Nr. XIX), ES IV, 3 0 - 3 3 , MP: druckt die Fassungen a (ES: h 2 ) und g (ES: h 1 ), Sbd: druckt im Text die Fassung a, und im Anhang die Fassungen d (ES: E) und f (aus dem Nachl. Marie v. Kleists), außerdem im Auszug: g. H . : Original-Handschrift Kleists (Zoll.: b, ES IV,386: h 3 , Bernh. Schnell: e) aus unbekanntem Besitz (Maler Hartmann?). Die Handschrift trägt den Vermerk: „Von Heinrich von Kleist, in Dresden gedichtet und eigenhändig geschrieben. L.Tieck". Die Handschrift ist also von Tieck für den Autographenhandel mit einem Echtheitsvermerk versehen worden; sie gelangte in den Besitz Carl Geibels und befand sich zuletzt im Märkischen Museum, Berlin.

21. Kleist, Heinrich v.: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Ludwig Tieck, rev. erg. u. mit e. biograph. Einleitung vers. v. Julian Schmidt. Th. 3. — Berlin: Reimer 1859. Julian Schmidt schrieb an Georg Ernst Reimer (Brief Nr. 2): „deshalb werde ich auch noch die übrigen Gedichte Kleists aus dem Phöbus (Tieck hat offenbar nicht alle Hefte dieser Zeitschrift gehabt) hinzufügen, obgleich sie auch nichts taugen; es sind nicht viel" (vgl. hierzu Anm. 2 zu Brief Nr. 2). S. 345: Prolog. Zoll. 1,28 ( = Nr. VI), ES IV, 14, MP VII, 8, Sbd 1,9. Vorlage: Phöbus, 1. Stück, Jan. 1808, S. 3 (Sembdner, Nachdruck, S. 5). S. 3 4 5 - 3 4 6 : Epilog. Zoll. 1 , 2 8 - 2 9 ( = Nr. VI), ES I V , 1 4 - 1 5 , MP VII,9, Sbd 1 , 9 - 1 0 . Vorlage: Ebda, S. 57 (Sembdner, Nachdruck, S. 59). S. 3 4 9 - 3 5 1 : Epigramme. Erste Reihe. Nr. 1 - 2 4 . Zoll. 1 , 3 0 - 3 3 ( = Nr. VIII A), ES IV, 19-22, MP VII, 15-18, Sbd 1,20-22. Vorlage: Phöbus, 4. u. 5. Stück, April u. Mai 1808, S. 69-71 (Sembdner, Nachdruck, S. 241-243). S. 354: Epigramme. Zweite Reihe. Nr. 20: Die gefährliche Aufmunterung. Zoll. 1 , 3 5 - 3 6 ( = Nr. VIII B), ES I V , 2 4 - 2 5 , MP VII,21, Sbd 1,25. Vorlage: Phöbus, 6. Stück, Juni 1808, S. 47 (Sembdner, Nachdruck, S. 327). S. 356: Katharina von Frankreich. (Als der schwarze Prinz um sie warb.) Zoll. 1,37 ( = Nr. XI), ES IV, 13, MP VII,24, Sbd 1,14. Vorlage: Phöbus, 9. u. 10. Stück, Sept. u. Oct. 1808, S. 88 (Sembdner, Nachdruck, S. 512). S. 357: An S. v. H. (1808). (Als sie die Camille besungen wissen wollte.) Zoll. 1,37 ( = Nr.XII), ES IV, 13-14, MP VII,24, Sbd 1,46. Vorlage: Ebda, S. 89 (Sembdner, Nachdruck, S. 513). S. 417—419: Germania an ihre Kinder. (Nur in der 1. Aufl.) Zoll. 1,45-48 (Mitteilung von Varianten in den Fußnoten), ES IV,386-387 (Mitteilung von Varianten in den Anmerkungen).

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sammen mit einem Brief Kleists an Fouque (ES 182, MP 209, Sbd 214) angeboten (Preis: 15,—) [ = N r . 593], was vielleicht auf die Herkunft der Handschrift deuten könnte. Eine Xerokopie des Katalogblattes im Schiller-Nationalmuseum, Marbach. Eine Ubersicht über die verschiedenen Handschriften und Drucke (sowie die gebrauchten Siglen) findet sich in Bernhard Schnell: Kleists Ode Germania an ihre Kinder (1966), Materialsammlung und Auswertung (Ms.). Siehe Nr. 58.

Analytische Bibliographie der Werke

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Vorlage: Erster Druck der Ode, März 1813 (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 15). Das Flugblatt war Schmidt kurz vor Abschluß der Ausgabe zugegangen (vgl. Brief Nr. 10, Anm. 1). — Bezeichnung bei Zolling: Separatdruck, ES: S, Sbd 1,911: b. 22. Kleist, Heinrich v.: Politische Schriften und andere Nachträge zu seinen Werken. Mit e. Einl. zum ersten Mal hrsg. v. Rudolf Köpke. — Berlin: A. Charisius 1862. S. 153—155: Eine Legende nach Hans Sachs. Gleich und Ungleich6. Zoll. 1 , 3 7 - 3 9 ( = Nr. XIII), ES I V , 4 3 - 4 5 , MP V I I , 5 2 - 5 4 , Sbd 1,37-39. Vorlage: BA 3. Nov. 1810. Nicht unterz. — Den ersten Hinweis auf die mögliche Verfasserschaft Kleists erhielt Köpke von Wendelin v. Maitzahn (siehe: Notizzettel f. R. Köpke). S. 156—159: Eine Legende nach Hans Sachs. Der Welt Lauf. Zoll. 1 , 3 9 - 4 2 ( = Nr. XIV), ES I V , 4 5 - 4 8 , MP V I I , 5 4 - 5 7 , Sbd 1 , 3 9 - 4 1 . Vorlage: BA 8. Dez. 1810. Nicht unterz. - Ebenfalls von W. v. Maitzahn entdeckt. S. 160: Epigramme7. 2. Wer ist der Ärmste? - Zoll. 1,53 ( = Nr. XXIII,4), ES IV,42, MP VII,22, Sbd 1,37. Vorlage: BA 24. Okt. 1810. Nicht unterz. 3. Der witzige Tischgesellschafter. - Zoll. 1,53 ( = Nr. XXIII,5), ES IV,42, MP VII,22, Sbd 1,37. Vorlage: BA 24. Okt. 1810. Unterz.: xp. 5. Nothwehr. - Zoll. 1,53 ( = Nr. XXIII, 7), ES IV,42, MP VII,22, Sbd 1,37. Vorlage: BA 31. Okt. 1810. Unterz.: xp». 23. Bernays, Michael9: Ein Gedicht von Heinrich v. Kleist. — In: Morgenblatt für gebildete Leser 1864, Nr. 4, v. 22. Jan., S. 8 7 - 8 9 . An die Königin Luise von Preußen [ = 2. Fassung]. Mit Interpretation der Abweichungen gegenüber der von Tieck veröffentlichten Fassung. Vorlage: Erstdruck Fouques (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 14). 24. Yorck, Wolf von: Zwei ungedruckte Gedichte von Heinrich von Kleist10. — In: Die Grenzboten Jg. 26, I. Sem., Bd. 2 (1867), Nr. 14, S. 1 - 2 . „nach den mir von dem verstorbenen Präsidenten Adolph v. Kleist mitgetheilten Abschriften zweier in seinem Besitze befindlichen Originalhandschriften, welche der Dichter vermuthlich der Mutter desselben, einer seiner vertrautesten Freundinnen in Berlin geschenkt hat. Uber den Verbleib der Originalhandschriften bin ich nicht sicher unterrichtet, doch ist es wahrscheinlich, daß der Präsident v. Kleist sie der Kleistschen Familienstiftung11 vermacht hat". 6 7

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Vgl. hierzu Köpkes Argumente, S. 38. Die von Köpke unter Nr. 1 u. 4 abgedruckten Epigramme wurden Kleist von Köpke fälschlich zugeschrieben (siehe: Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 4). Diese Epigramme werden von Steig (Kämpfe, S. 386—387), der Köpke nicht erwähnt, ebenfalls Kleist zugeschrieben. Michael Bernays (27. Nov. 1834 — 25. Febr. 1897), damals noch Privatgelehrter, war 1872-1890 o. Prof. an der Universität München. Der Titel geht unmittelbar in den nachfolgenden Satz über. Vgl. hierzu ES IV, 390: „Eine solche gibt es nicht; der Nachlaß des Präsidenten enthält nach zuverlässigster Auskunft überhaupt kein Blatt von Heinrich".

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists 1. An die Königin Luise von Preußen [= 2. Fassung], Bereits von Fouque und danach noch einmal von Bernays (siehe Nr. 23) veröffentlicht. Vorlage: Abschrift mit Abweichungen gegenüber der einzigen erhaltenen (aus dem Besitz von Marie v. Kleist stammenden) Original-Handschrift 1 2 . Der „seltsame Zufall" (ES IV, 390) der Varianten-Übereinstimmung in V. 8 (nur] erst) und V. 18 (Von den Ruinen] Von der Ruine) mit Fouques Erstdruck läßt zunächst an eine Abschrift nach dem Erstdruck denken; doch könnte sie — eine zweite Original-Handschrift vorausgesetzt — ebenso vor der Weitergabe dieser Handschrift an Fouque angefertigt worden sein. Das Variantenmaterial erlaubt keine Klärung der Abhängigkeitsverhältnisse. 2. Zueignung des Prinzen von Homburg an Princeß Marianne von Preußen geborene Princessin von Homburg. - Zoll. 1 , 5 3 - 5 4 , ES IV,48, MP VII,58, Sbd 1,42, alle nach der Hs. des Prinz von Homburg. Vorlage: Abschrift (vor Ubersendung des Dedikationsexemplars an die Prinzessin Wilhelm?). - Erich Schmidt (ES IV,390) bemerkt: „Die Überschrift [. . •] rührt nicht von Kleist her, sondern ist von A. v. Kleist gekürzt".

25. Koehler, Reinhold: Zu Heinrich von Kleist's Werken. — In: Archiv für Literaturgeschichte. Bd. 1 (1869/70) S. 326-327. Jünglingsklage: in der von Fouque herausgegebenen Fassung (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 21). Köhler: „Ist dies eine andere (frühere oder spätere) Bearbeitung der Jünglingsklage [/'¿¿¡¿«s-Fassung] ?" 26. Erdmannsdörffer, B[ernhard]: Zu Kleist's Prinzen von Homburg. — (Siehe Nr. 4.) S. 209: Widmung: „Ihrer Königlichen Hoheit, der Prinzessin Amalie Marie Anne, Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen, Bruders Sr. Majestät des Königs, gebohrne Prinzessin von Hessen-Homburg". — (Siehe Nr. 24,2.) Vorlage: Dedikationsexemplar für die Prinzessin Wilhelm aus dem Besitz Erdmannsdörffers. 27. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Theophil Zolling. T. 1. — Berlin u. Stuttgart: Spemann [1885], S. 50 ( = Nr. XXII): An die Königin Luise von Preußen. Zur Feier ihres Geburtstages den 10. März 1810. (In der Voraussetzung, daß an diesem Tage Gottesdienst sein würde.) [= 1. Fassung] - ES I V , 3 9 - 4 0 , MP VII,49, Sbd 1 , 3 3 - 3 4 . Vorlage: Original-Handschrift (zusammen mit dem Gedicht An den König von Preußen). Zolling: „ H s der Kgl. Bibliothek zu Berlin (Nachlaß Varnhagen)". — E. Schmidt: „Doppelquart in der Kgl. Bibliothek zu Berlin, Radowitzische Sammlung". S. 53 ( = Nr. XXIII, 2): Fragment eines Haushofmeisters-Examens aus dem Shakespear. Was ihr wollt. Akt 4. - ES: — , MP VII,58, Sbd 11,328. Vorlage: BA 16. Okt. 1810. Unterz.: Vx. - Steig {Kämpfe, S. 379): „Irrthümlicher Weise hat man diesen sehr harmlosen Scherz in Kleist's G e d i c h t e aufgenommen, wohin er natürlich nicht gehört". Sembdner (Abendblätter, S. 110—111) hält den Beitrag dagegen „für mehr als nur einen ,sehr harmlosen Scherz'"; er erkannte zuerst, daß das „Fragment" und das einen Tag später erschienene Epigramm An die Nachtigall (ebenfalls Vx. unterzeichnet) „sich 12

Ein Geschenk von Adolf v. Kleist an König Wilhelm I., von Minde-Pouet im Kgl. Hausarchiv aufgefunden (vgl. ES IV, 389).

Analytische Bibliographie der Werke

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wie Frage und Antwort zueinander verhalten" und nahm das „Fragment" — von Steig aus den Werken ausgeschieden — nunmehr in die Kleinen Schriften auf. S. 53 ( = Nr. XXIII,3): An die Nachtigall. (Als Mammsell Schmalz die Camilla sang.) - ES IV, 42, M P V I I . 2 1 , Sbd 1,36. Vorlage: BA 17. Okt. 1810. Unterz.: Vx. - Steig ( K ä m p f e , S. 386-387) äußerte Bedenken gegen den Kleistschen Ursprung des Epigramms, da der Pentameter-Ausgang „überwintere ich" von dem in Kleists /^¿¿ws-Distichen üblichen Gebrauch abweicht, was Erich Schmidt jedoch nicht dazu veranlaßte, das Epigramm aus den Werken Kleists auszuscheiden. Daneben Verzeichnung 13 und Auswertung folgender neuaufgefundener Handschriften 1 4 und Drucke: S. 36: zu IX. Jünglingsklage: Variante aus der von Fouque herausgegebenen Fassung (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 21). S. 37: zu XII. An S. v. H . (1808): Hinweis auf das (variantenlose) „Original von Kleists Hand im handschriftlichen Nachlaß Adam Müllers (Baron von Pilat in Wien)". S. 42: zu XV. Kriegslied der Deutschen: Erster Druck u . d . T . : Kriegslied für die deutschen jungen Jäger (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 16). Außerdem folgende Handschriften: „a. von Kleists Hand mit der Unterschrift: .Dresden im März 1809' im Besitz des Senators Culemann in Hannover [ES: h 3 ] 1 5 ; b. [SammelHandschrift] im Besitz von Karl Meinert-Dessau [ES: h 2 ]; c. [Sammel-Handschrift] auf der Berliner Kgl. Bibliothek (Kopie [= Tieck-Nachlaß]) [ES: h 4 ]". S. 43: zu XVII. An Franz den Ersten, Kaiser von Oesterreich: ,,[Sammel-]Hs. von Karl Meinert-Dessau, dat. Dresden, 9. April" [ES: h]. S. 44: zu XVIII. An den Erzherzog Carl: ,,[Sammel-]Hs. in der Berl. Kgl. Bibliothek" [= Kopie, Tieck-Nachlaß], S. 45: zu XIX. Germania an ihre Kinder: „Separatabdruck in 4°, 4 Seiten, auf der Berl. Kgl. Bibliothek (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 15). - Druck in: „Das erwachte Europa 1,3, S. 1 — 14" (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 16). — ,,[Sammel-]Hs. a im Besitz von Karl Meinert-Dessau [ES: h 2 ]; b des Verlagsbuchhändlers Karl Geibel in Leipzig [ES: h 3 ]". S. 49: zu XXI. O d e auf den Wiedereinzug des Königs im Winter 1809: BA 5. Okt. 1810, Separatabdruck im Kgl. Geh. Staatsarchiv in Berlin, „Bruchstück aus einem größern Gedichte von Heinrich v. Kleist" (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 16), ,,[Sammel-]Hs. auf der Berl. Kgl. Bibliothek [Radowitzische Sammlung]" [ES: h 2 ]. S. 50—52: zu XXII. An die Königin Luise von Preußen: [2. Fassung:] „Erster Druck in: Die Musen, hrsg. von de la Motte-Fouque" (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 14). Neudruck im Morgenblatt (siehe Nr. 23). Dritter Abdruck in den Grenzboten (siehe Nr. 24). [3. Fassung:] c) ,,[Sammel-]Hs. auf der Berl. Kgl. Bibliothek [= Kopie, Tieck-Nachlaß]". 13

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Nicht verifiziert werden konnten die beiden Besitzvermerke: „Kgl. Bibl. Berlin" zu N r . XVI (An Palafox) u. XX (An den Erzherz. Carl). Im Handexemplar Zollings sind hsl. nachgetragen: Varianten zu N r . XVII (An Franz den Ersten) nach einer Hs. der Kaiserl. ö f f e n t l . Bibliothek St. Petersburg, und Nr. XVIII (An den Erzherz. Carl) nach der Kopie „im Besitze v. Landgerichtsdirektor Dahlmann in Marburg". Vgl. N r . 31 (Fund h 1 ). Eine der beiden Hss. bereits angezeigt im 2. Verz. d. Firma Lippert (Jan. 1854), N r . 197.

272

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 54: zu XXV. Das letzte Lied: Hinweis auf den Druck Fouques im Frauentaschenbuch für das Jahr 1818 (siehe Sembdner, Bibliographie, Nr. 27).

28. Schmidt, Erich: Handschriftliches von und über Heinrich von Kleist. — In: Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte 2 (1889) S. 301—303 (siehe auch: Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 30). An die Königin von Preußen. Sonett: Mitteilung einer neugefundenen Handschrift (ES IV, 390: h 1 ) mit nur unbedeutenden Abweichungen gegenüber der Handschrift in der Kgl. Bibliothek Berlin [ = Kopie, Tieck-Nachlaß]. H . : Original-Handschrift16 aus dem Besitz von A. Meyer Cohn. An Friedrich Wilhelm III: Mitteilung einer neugefundenen Handschrift (ES IV, 388: h 1 ) mit einer Variante gegenüber dem Separatdruck. H . : Original-Handschrift16 aus dem Besitz von A. Meyer Cohn. Kriegslied der Deutschen: Hinweis auf den Druck von Görres im Rheinischen Merkur (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 23). 29. Steig, Reinhold: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe. — Berlin u. Stuttgart: Spemann 1901. S. 383 u. 3 8 5 - 3 8 6 : Glückwunsch. - ES IV,43, MP VII,22, Sbd 1,37 (jedoch nicht in der Ausg. v. 1952). Vorlage: BA 13. Nov. 1810. — Zugewiesen auf Grund einer Parallelstelle im Aufsatz Über das Marionettentheater und der (an einem Druckfehler nachzuweisenden) Formgebung. 30. Weisstein, Gotthilf: Kleine Inedita von Heinrich von Kleist17. — In: NationalZeitung Jg. 57, Nr. 234 v. 14. April 1904, Morgenausg. (siehe auch: Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 39). Mitteilung der beiden Epigramme Die tiefste Erniedrigung: ES IV,38, MP VII,21, Sbd 1,31, Rettung der Deutschen: ES IV,37, MP VII,21, Sbd 1,31. H . : Aus dem Besitze von Paul Lindau („Mein verehrter Freund Paul Lindau, dessen Güte ich die Erlaubnis des Erstdrucks verdanke") mit einem Vermerk Tiecks: „Diese beiden Epigramme sind Heinr. v. Kleists eigne Handschrift". Zugleich Interpretation der beiden Epigramme unter Verwertung von Antworten Erich Schmidts, Reinhold Steigs und Paul Hoffmanns auf Anfragen von Weisstein. 31. Kleist, Heinrich von: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. Bd. 4. Kleinere Gedichte: hrsg. v. E. Schmidt. — Leipzig: Bibliograph. Inst. [1905], Kollationierung aller bekanntgewordenen Erstdrucke und Handschriften mit Verbesserungen und Ergänzungen gegenüber Zolling. — Wiedergabe der Varianten: IV, 385—390. Verzeichnung und Verwertung folgender neuaufgefundener Handschriften und Drucke: S. 386: zu Germania an ihre Kinder: h 1 4 S. 4° in Privatbesitz (siehe hierzu die Bemerkungen von Paula Steingiesser, Nr. 42). Außerdem die Drucke in den Deut16

17

Beide Handschriften tauchten bereits sehr früh im Handel auf (vgl. Catalog der Firma A. Weigel, Leipzig v. 18. Nov. 1861, Nr. 978 u. 979; Xerokopie im Schiller-Nationalmuseum, Marbach). Vgl. hierzu die Bemerkung Erich Schmidts gegenüber Minde-Pouet (Briefe Erich Schmidts, Nr. 23, Anm. 3).

Analytische Bibliographie der Werke

273

sehen Blättern (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 18) und den Ergießungen Deutschen Gefühls (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 20). S. 3 8 7 - 3 8 8 : zu Kriegslied der Deutschen: h 1 2 S. 8° (3 f. leer) in Privatbesitz. S. 388: zu An den Erzherzog Carl: h 2 Kopie Dahlmanns aus dem Frühjahr 1809, im Familienbesitz (vgl. Anm. 14). S. 389: zu An die Königin Luise: Zweite Fassung, h zwei S. 8° (3f. leer), „jüngst gefunden von Minde-Pouet im Kgl. Hausarchiv" (vgl. Postkarte von Erich Schmidt an Minde-Pouet, Nr. 47). Außerdem: Dritte Fassung, h 1 Folio aus A. Meyer Cohns Sammlung. S. 385: Mitteilung zur Jünglingsklage: „bedeutungslos ist eine von Graf Löben bei Miltitz gewonnene Kopie, mir von Pissin mitgeteilt): Aus Heinrich von Kleists Nachlaß ohne besondere Uberschrift" (siehe auch: Sembdner, Bibliographie, Nr. 21). Bd. 1, zw. S. 46* und 1: Faks. An den König von Preußen, zur Feier seines Einzugs in Berlin im Frühjahr 1809 h.wenn sie statt gehabt hätte:/ ( = h 2 ). 32. -bl- [ = Fedor v. Zobeltitz]: Kleists Ode Germania an ihre Kinder. — In: Zeitschrift für Bücherfreunde. Jg. 11, Bd. 1, H. 1 (April 1907) S. 45 mit 3 Bl. Faks. Faks.-Wiedergabe der Ode aus der Sammel-Hs. (ES: h 2 ). „Auf der Auktion Meyer Cohn bei Stargardt in Berlin im Oktober 1905 (Katalognummer 1705) erzielte das Manuskript den Preis von 610 M., gelangte mit anderen Autographenschätzen des Erstehers im Februar d.J. bei Boerner in Leipzig (Katalognummer 212) abermals zur Versteigerung und wurde einem dortigen Antiquar18 für 1260 M. zugeschlagen, also um die Hälfte höher verkauft als bei der erstgenannten Auktion". 1915 ging die Hs. in den Besitz Stefan Zweigs über. - MP V I I , 3 1 - 3 7 , Sbd 1 , 2 5 - 2 7 (Fass.a). 33. Engel, Eduard: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis in die Gegenwart. 3. Aufl. — Wien: Tempsky; Leipzig: Freytag 1907, Bd. 2, S. 72, danach in allen Auflagen, zuletzt: 38., durchges. Aufl., 111. —115. Tsd. Leipzig: Koehler & Amelang 1929, S. 60: Faks.-Wiedergabe der beiden Epigramme Die tiefste Erniedrigung und Rettung der Deutschen. — Vorlage: „Im Besitze des Herrn Dr. Paul Lindau (Beglaubigt von Ludwig Tieck)". 34. Kleist, Heinrich von: Werke in sechs Teilen. Auf Grund der Hempelschen Ausgabe neu hrsg. mit Einl. u. Anm. vers. v. Hermann Gilow, Willy Manthey, Wilhelm Waetzoldt. T. 1. Gedichte. Hrsg. v. Wilh. Waetzoldt. - Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart: Bong [1907/08]. Zw. S. 96/97: Faks.-Wiedergabe des Gedichtes An die Königin Louise von Preußen [1. Fassung], Vorlage: „Nach Kleists eigenhändiger Niederschrift im Besitze der Kgl. Bibliothek zu Berlin". 35. Schmidt, Otto Eduard: Fouque, Apel, Miltitz. Beiträge zur Geschichte der deutschen Romantik. - Leipzig: Dürr 1908. S. 62: Mitteilung einer Briefstelle mit Erwähnung einer (verschollenen) Handschrift der Jünglingsklage (vgl.: ES IV, 385, Sbd 1,956). Fouque an Carl Borromäus von Miltitz (9. Sept. 1812): „Vergiss doch ja nicht die Geschichte der beiden Ritterbrüder für die Musen, und eben so wenig Heinrich Kleist's Gedicht und Deine Composition dazu [. . .]" (siehe auch Nr. 27 u. 56). 18

Laut einer Randnotiz im Exemplar des Schiller-Nationalmuseums, Marbach: Weigel.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

36. Rahmer, S.: Neue Studien zu Heinrich von Kleist. — In: Sonntagsbeil. z. Vossischen Zeitung, Nr. 2 v. 10. Jan. 1909. Hinweis auf die Zeitschrift Rußlands Triumph oder das erwachte Europa und Erörterung der Frage nach dem ersten Druck der Ode Germania an ihre Kinder. 37. Zobeltitz, Fedor von: Rußlands Triumph. Oder das erwachte beil. z. Vossischen Zeitung, Nr. 19 v. 9. Mai 1909.

Europa.

-

Sonntags-

1. Hinweis auf Abweichungen gegenüber der von Rahmer (siehe Nr. 36) mitgeteilten Titel- und Vorwortangaben an Hand des eigenen Exemplars. 2. Erscheinungszeit: April 1813 (Rahmer: Juni 1813). 3. Vermutungen über den von Ernst v. Pfuel veranlaßten Druck und über die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Handschriften. 4. Uber die anderen Kleistiana in Rußlands Triumph. 5. Uber Beiträge anderer Autoren. 38. Rahmer, S.: Kleists Ode Germania an ihre Kinder. — In: Sonntagsbeil. z. Vossischen Zeitung, Nr. 22 v. 30. Mai 1909, S. 176. 1. Uber die Abweichungen der Titelangaben bei Zobeltitz (siehe Nr. 37) und Rahmer (siehe Nr. 36). Zobeltitz zitiert nach den in freier Folge erscheinenden Heften, Rahmer nach der Buchausgabe, zu der die Hefte des Jahrgangs zusammengefaßt wurden. 2. Uber das Verzeichnis freiwilliger Liebesgaben aus dem Jahre 1813 (dort Erwähnung des von E. v. Pfuel veranlaßten Druckes). 3. Beweis, daß Pfuel die Ode „auf eigene Kosten aus patriotischen Motiven veröffentlichte". 4. Hinweis auf eine „bisher unbekannte Abschrift der Germania in meinem Besitze, deren Fassung ich glaube als authentisch annehmen zu dürfen und die ich in meinem soeben erschienenen Buche [siehe Nr. 39] abdrucke". 39. Rahmer, S.: Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen Quellenforschungen. — Berlin: Georg Reimer 1909. S. 2 6 1 - 2 6 2 : Zur Ode auf den Wiedereinzug des Königs im Winter 1809 (Zoll. 1,49) und der Bemerkung Zollings (1,11), es existierten „zwei höchst seltene Einzeldrucke 19 aus den Jahren 1809 und 1810". Rahmer: „Die Angabe Z.s stützt sich auf folgendes: W. v. Maitzahn besaß in seiner Sammlung das Gedicht in Originalhandschrift und ferner den höchst seltenen Druck vom Jahre 1810; außerdem behauptet Maitzahn, den ersten fast ganz unbekannten Druck vom Jahre 1809 gekannt zu haben (Aus einem Briefe v. Maitzahns). Ich besitze eine Abschrift des Gedichtes von Maitzahn, auf der sich der Vermerk findet ,aus Radowitz'. Der Text dieser Abschrift stimmt wörtlich überein mit dem bei Z. und Sch[midt]. Nur im folgenden weicht er ab . . . " [es folgen die Varianten], S. 263—265: Germania an ihre Kinder. Sbd 1,716—719. — Rahmer: „ich besitze die sorgfältige Kopie einer die Originalhandschrift Kleists aufweisenden Vorlage. Die Vorlage besaß der Präsident [Adolph] von Kleist (Marie von Kleists Sohn) in Berlin. Die Abschrift stammt von der Hand W. von Maitzahns, datiert vom 1. September 1863". — Das Original wurde von Minde-Pouet aufgefunden und 1918 im Faks. veröffentlicht (siehe Nr. 43).

19

Mit dem „fast ganz unbekannten Druck vom Jahre 1809" könnte der konfiszierte Probedruck (siehe Sembdner, Bibliographie, Nr. 6), mit dem „höchst seltenen Druck vom Jahre 1810" der Erstdruck in den BA gemeint sein, so daß Zolling lediglich den falschen Terminus „Einzeldruck" gebrauchte.

Analytische Bibliographie der Werke

275

40. Bachmann, Ottomar: Heinrich v. Kleists Ode Germania an ihre Kinder. - In: Sonntagsbeil. z. Vossischen Zeitung, Nr. 41 v. 10. Okt. 1909, S. 3 2 6 - 3 2 8 nebst Berichtigung in Nr. 42 v. 17. Okt. 1909, S. 336. Ubersicht über die verschiedenen Handschriften und Drucke der Ode und Versuch einer Entwicklungsgeschichte der verschiedenen Fassungen. - S. 328: Herstellung des Wortlautes der Fassung h 1 (nach ES) auf Grund der von Erich Schmidt verzeichneten Varianten. Das Original wurde im Mai 1914 von Minde-Pouet für das Körner-Museum, Dresden, erworben und 1917 von Paula Steingiesser im Faks. veröffentlicht (siehe Nr. 42). 41. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke und Briefe in 6 Bdn. Hrsg. v. Wilhelm Herzog. Bd. 5. - Leipzig: Insel-Verl. 1910. Faksimilia zw. S. 42/43: An Friedrich Wilhelm III. (ES: h'). zw. S. 52/53: An die Königin von Preußen. Sonett. Vorlagen: „Die Originale der faksimilierten Gedichte wurden von Herrn Dr. Stefan Zweig in Wien freundlichst zur Verfügung gestellt". S. 3 9 6 - 3 9 9 : Textabdruck: Germania an ihre Kinder. Eine Ode von Heinrich von Kleist. - MP V I I , 3 1 - 3 7 , Sbd 1 , 2 5 - 2 7 . Vorlage: Sammelhandschrift (Zoll.: a, ES: h 2 , Sbd: a). Herzog: „Sie war 1907 im Besitze des Herrn A.Weigel". 42. Steingiesser, Paula: Germanias Aufruf an ihre Kinder von Heinrich von Kleist. — In: Zeitschrift für Bücherfreunde. N. F. Jg. 8, H. 10 Oan. 1917) = Jg. 1916/17, Bd. 2, S. 249, zuvor 4 S. Faks. Faks. der Handschrift h 1 (nach ES, Sbd: g). MP V I I , 3 7 - 4 0 , Sbd 1,719 (nur § 6 und Chor). Vorlage: „Diese Handschrift, deren Besitzer Erich Schmidt nicht genannt hatte, und über deren Verbleib nichts zu ermitteln war, tauchte plötzlich im Mai 1914 auf einer Versteigerung bei Martin Breslauer 20 in Berlin auf, wurde von Professor Dr. Georg Minde-Pouet für die städtischen Sammlungen Dresden erworben und den Handschriftenschätzen des Körner-Museums einverleibt". - Die Handschrift stammt offensichtlich aus dem Besitze Erich Schmidts; bereits wenige Monate nach seinem Tode gibt Victor Manheimer an O . Bachmann in einem Brief vom 22. Aug. 1913 21 Auskünfte über Einzelheiten der Handschrift, außerdem weisen andere Kleistiana des Versteigerungskataloges mit absoluter Sicherheit auf Erich Schmidt als Besitzer 22 . 43. Kleist, Heinrich von: Germania an ihre Kinder. Heinrich von Kleists eigenhändige Niederschrift. In Nachbildung der Urschrift mit e. Einl. hrsg. v. Georg MindePouet. — Leipzig: Ges. d. Freunde der Deutschen Bücherei 1918. (1. Jahresgabe für 1917.) 23 20

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22

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Vgl. Versteigerungskatalog Martin Breslauer 27 v. 18./19. Mai 1914, Nr. 469, erworben für 860,— Mark. Brief im Nachlaß O . Bachmanns (jetzt: Kleist-Sammlung der Amerika-Gedenkbibliothek, Berlin, Germania-Konvolut). Vor allem Kleists Brief an Fouque (Sbd 214), den Erich Schmidt von „einer spendablen Freundin" geschenkt bekommen hatte (vgl. Postkarte Nr. 52), Katalog-Nr. 471, und die photographische Nachbildung der Miniatur von 1801, Katalog-Nr. 472. Vgl. die Rez. v. L[udwig] St[ettenheim]: Heinrich von Kleists Ode Germania an ihre Kinder, in: Leipziger Tageblatt Jg. 113, Nr. 179, v. 28. April 1919, Abend-Ausg. -

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Faks. der Handschrift f (nach Sbd). Sbd 1,716-719 [= 6. Fassung], Vorlage: „Sie war durch Erbschaft in den Besitz des Grafen von Stosch auf Polnisch Kessel bei Grünberg in Schlesien gelangt, in dessen Familienarchiv ich sie auffand". Rahmer (siehe Nr. 39) kannte den Text nur aus einer Abschrift W. v. Maitzahns. Das Original stammt aus dem Besitz Marie v. Kleists.

44. Körner, Josef: Die Wiener Friedensblätter 1814-1815, eine romantische Zeitschrift. — In: Zeitschrift für Bücherfreunde. N . F. Jg. 14, H . 4 (Juli/Aug. 1922) S. 9 0 - 9 8 . S. 98: Erwähnt Kleists Beitrag Das letzte Lied: „Die interessanten Varianten, welche das Verständnis der sehr schwierigen Verse in etwas erleichtern, mache ich an anderm Ort in einem mehrere kleine Funde vereinigenden Kleistaufsatz bekannt" (siehe Nr. 45). 45. Körner, Josef: Kleine Beiträge zu Heinrich von Kleist. — In: Archiv für das Studium d. neueren Sprachen u. Literaturen Jg. 76, Bd. 144 (1923) S. 173 — 175: Behandelt den bereits erwähnten wiederaufgefundenen Druck des Letzten Liedes (siehe Nr. 44) und teilt Varianten zu den bisher bekannten Fassungen mit. — Sbd 1,31—32 (erstmalig in einer Ausgabe). — Vgl. auch Josef Körners ausführliche Interpretation (Kleists Letztes Lied. Ein Deutungsversuch, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 58, 1933, S. 296-322) und Helmut Sembdners Charakteristik des Erstdrucks (siehe Nr. 56). 46. Bachmann, Ottomar: Neues zu Kleists Ode Germania an ihre Kinder. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Rfichard] G[roeper]. — In: Blätter der Literarischen Gesellschaft Frankfurt-Oder, Jg. 1 (Winter 1924/25), Nr. 6, S. 138-141. „Jüngst entdeckte ich in einer meiner Ewald von Kleist-Ausgaben (Berlin 1761, zweiteilig in einem Bande) die handschriftliche Einzeichnung der Germaniaode Heinrichs [mit dem Zusatz: „1813. 24. März"]. Der Text füllt die beiden Seiten des Vorlegepapiers am Schluß und das dazu gehörige weiße Deckelblatt. Der einstige Besitzer des Buches hat das sechsstrophige Lied sauber und leserlich abgeschrieben. Nach der dritten, vierten und fünften Strophe findet sich in der Mitte ein wagerechter Strich, was wohl der besseren Ubersicht wegen geschehen ist, da die zweite Seite in zwei Parallelkolumnen ergiebiger ausgenutzt ist. In den beiden letzten Strophen hat die Tinte eine schwärzliche Färbung. In den Zeilen 3—6 der letzten Strophe sind wenige Schriftzüge verwischt" 24 . — S. 138—141: Text (Sbd: c). 47. Hoffmann, Paul: Heinrich von Kleists O d e an Friedrich Wilhelm den Dritten. [Nebst] Faks.-Ausg. d. ersten Druckes dem Berliner Bibliophilen-Abend zu seinem

24

Das Original war Minde-Pouet wahrscheinlich bereits seit 1906 bekannt (vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, N r . 50). Bachmann hatte Minde-Pouet bereits in einem Brief v. 14. März 1915 über diesen Fund berichtet („Ich habe inzwischen noch einen kleinen Fund gemacht, der leider wieder ein Rätsel aufgibt"). — Im Vorwort schreibt R. Groeper: „In den letzten Wochen vor seinem Tode (Dez. 1918) beschäftigte Ottomar Bachmann von neuem die Fassung des Germaniagesanges seines Lieblingsdichters. Auf Grund einer neuen Textvorlage besprach er, weil er nicht mehr selbst las und schrieb, mit dem Unterzeichneten die Textgeschichte der Ode, ließ seine Vergleiche und Feststellungen formulieren, in der Hoffnung damit bald an die Öffentlichkeit zu treten". — In der Handschriftenbeschreibung fehlt die gegenüber Minde-Pouet geäußerte Bemerkung, die Abschrift sei „von einer alten H a n d " geschrieben.

Analytische Bibliographie der Werke

2 77

Stiftungsfeste 1926 gewidmet von Ewald von Kleist u. Richard von Kehler. — (Berlin 1926.) 4 Bl. Probedruck u.d.T.: An Friedrich Wilhelm den dritten König von Preußen. Zur Feier seiner Rückkehr nach Berlin gesungen von Heinrich von Kleist. [1809.] Vorlage: Zensurakten im Geh. Staatsarchiv zu Berlin; bereits von Zolling (siehe Nr. 27) eingesehen. 48. Kleist, Heinrich von: Germania an ihre Kinder. [Mit e. Einl. v.] Georg MindePouet. (Den Teilnehmern am gemeinsamen Essen bei der Tagung der Kleist-Gesellschaft zur Feier der 150. Wiederkehr des Geburtstages Heinrich von Kleists in Frankfurt a.d.O. am 16. Oktober 1927 als Privatdruck gewidmet.) 4 ungez. S. u. 4 S. Faks. „Originalgetreue Wiedergabe des der Bibliothek Gotthilf Weissteins entstammenden Originals". — Zuerst wiederveröffentlicht von Julian Schmidt 111,417—419 (siehe Nr. 21). 49. Baxa, Jakob: Adam Müller in Dresden 1807-1809. - In: Jahrbuch der Kleist-Ges. 1927/28. (Schriften d. Kleist-Ges. 9/10.) S. 1 3 - 4 5 . Faksimile zw. S. 26/27: Kleists Gedicht an Sophie von Haza [ohne Uberschrift]; zuerst wiederveröffentlicht nach dem Phöbus-Druck (Sept./Okt. 1808) von Julian Schmidt 111,357 (siehe Nr. 21). Vorlage: „Original im Besitze der Familie v. Pilat"; zuerst bekannt geworden durch Zolling (siehe Nr. 27). 50. Walzel, Oskar: Deutsche Dichtung von Gottsched bis zur Gegenwart. Bd. 2. Von der Nachklassik bis zur Gegenwart. — Wildpark-Potsdam: Akadem. Verl.-Anst. Atheneion (1930). Faksimile ( = Taf. V) zw. S. 96/97: Germania an ihre Kinder (Zoll.: b, ES: h 3 , Sbd: e). Vorlage: Handschrift aus dem Besitz von Carl Geibel, angezeigt im Auktionskatalog Boerner 104 v. 3 . - 6 . Mai 1911, Nr. 499, erworben vom Märkischen Museum, Berlin. 51. Hange, M.: Heinrich von Kleists Schrift. - In: Jahrbuch der KJeist-Ges. 1931/32. (Schriften d. Kleist-Ges. 13/14.) S. 105-111. Faksimile ( = Bildbeil. 2) zw. S. 110/111: Kriegslied der Deutschen (Zoll.: a, ES: h 3 ). Vorlage: Kestner-Museum, Hannover (aus dem Besitz des Senators Culemann). 52. Kleist, Heinrich von: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet u. Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. 2. Aufl. Neu durchges. u. erw. v. Georg Minde-Pouet. Bd. 7, Teil 1. - Leipzig: Bibliogr. Inst. [1938]. Faksimile zw. S. 32/33: An Franz den Ersten, Kaiser von Österreich; gesungen von Heinrich von Kleist. Dreßden, d. 9 l April], 1809. Vorlage: Sammel-Hs. (Zoll.: a, ES: h 2 , Sbd: a) aus dem Besitz von Stefan Zweig25. 25

Das Manuskript wurde 1938 in London versteigert. Minde-Pouet, der den Besitzer nicht nennt, stand jedoch seit Jahren mit Stefan Zweig in Briefverkehr. Zweig hatte

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 31—40: Germania an ihre Kinder. - Änderung des Kanons gegenüber ES IV, 3 0 - 3 3 (Fassung: h 3 , Sbd: e). S. 3 1 - 3 7 : Abdruck Fassung h 2 (Sbd: a), S. 3 7 - 4 0 : Abdruck Fassung g (Sbd). Siehe Nr. 58.

53. Samuel, Richard: Heinrich von Kleist's Participation in the Political Movements of the Years 1805 to 1809. (Masch.) Phil. Diss. Cambridge 1938. Appendix, S. 28—30: Four versions of Kleist's Ode Germania an ihre Kinder im Paralleldruck: Fassung ES: h 2 , Sbd: a (Vorlage = Nr. 32), Fassung ES: S, Sbd: b (Vorlage = Nr. 48), Fassung Sbd: f (Vorlage = Nr. 43) und Fassung ES: h 1 , Sbd: g (Vorlage = Nr. 42). Anmerkungen, S. 30a. 54. Rußlands Triumpf 1812 oder das erwachte Europa (Nachdruck des im Jahre 1814 bei Aschenwall und Compagnie in Berlin erschienenen Sammelbandes Das erwachte Europa). Eingel. v. Fritz Lange. — Berlin: Rütten & Loening (1953). Enthält folgende Frühdrucke Kleistscher Gedichte (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 16): S. 133 — 135: Germania an ihre Kinder. S. 175: Kriegslied für die deutschen jungen Jäger. S. 183: Bruchstück aus einem größern Gedichte von Heinrich v. Kleist [ = Ode auf den Wiedereinzug des Königs]. Vorlage: „Unser Nachdruck der Schriftensammlung Das erwachte Europa ist nicht direkt vom Original erfolgt, in dem die ersten Hefte den Titel Rußlands Triumph oder das erwachte Europa getragen haben und als Erscheinungsort ,Deutschland, 1812' angegeben war. Wir mußten eine spätere Neuauflage als Vorlage benutzen, weil die Originale restlos verloren gegangen sind 26 . Der Verfasser dieser Einleitung hat noch vor einigen Jahren die ursprünglichen ersten drei Hefte in den Händen gehabt und kann bestätigen, daß die 1813/14 in Berlin gemachten Nachdrucke voll und ganz mit den Originalen übereinstimmen". — Kein Faks.-Nachdruck! 55. Sembdner, Helmut: Neuentdeckte Schriften Heinrich von Kleists 27 . — In: Euphorion 53 (1959) S. 175-194 (siehe auch Nr. 104). S. 183 — 185: An unsern Iffland bei seiner Zurückkunft in Berlin den 30. September 1810. - Sbd 1,36. Vorlage: BA. 3. Oktober 1810. Unterz.: Von einem Vaterländischen Dichter. — Darstellung der Vorgeschichte dieses „selbstverständlich ironisch gemeinten Scherzes", mit dem es gelungen war, „der Zensur ein Schnippchen zu schlagen". „Für Kleists Autorschaft spricht der Vergleich mit einem wirklich ernst gemeinten Begrüßungsgedicht, das zwei Tage später in den Abendblättern erschien [An den König von Preußen]". Außerdem werden spezifisch Kleistische Wendungen nachgewiesen. S. 185: Der Jüngling an das Mädchen. Charade. — Hierzu gehört die „Auflösung der im vorigen Stück enthaltenen Charade". Sbd 1,37. Vorlage: BA. 5. Dezember 1810 u. 6. Dezember 1810. Nicht unterz. - „Es ist nicht anzunehmen, daß Kleist sich dergleichen Lückenbüßer von anderen

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das Manuskript 1915 erworben und gab Minde-Pouet auch bei anderen Kleist-Autographen aus seinem Besitz immer wieder bereitwillig Auskunft. Irrtum Langes. H. 3—5 in der Kleist-Sammlung der Amerika-Gedenkbibliothek, Berlin: SK 63/3. Beide Texte nicht in der Winkler-Ausgabe.

Analytische Bibliographie der Werke

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anfertigen lassen mußte; vielmehr hat er für diesen harmlosen Scherz selbst rasch zur Feder gegriffen". Gleichzeitig werden stilistische Kriterien zur Stützung der Autorschaft Kleists herangezogen. 56. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke und Briefe. (2., verm. u. auf Grund d. Erstdrucke u. Handschriften völlig rev. Ausg. Hrsg. v. Helmut Sembdner.) Bd. 1. München: Hanser 1961. S. 31—32: Das Letzte Lied. — Änderung des Kanons gegenüber allen früheren Ausgaben. Abdruck des von Josef Körner entdeckten Erstdrucks (siehe Nr. 45). Abdrucke von Varianten zu den Gedichten: S. 713: Jünglingsklage. Vorlage: Die von Fouque herausgegebene Fassung (siehe: Sembdner, Bibliographie,, Nr. 21). S. 713—716: Germania an ihre Kinder. [4. Fassung.] (Sbd: d). Vorlage: Druck in: Rußlands Triumph. Oder das erwachte Europa (siehe: Sembdner, Bibliographie, Nr. 16). S. 716—719: Germania an ihre Kinder. [6. Fassung.] (Sbd: f). Vorlage: Faks. der von Minde-Pouet 1918 veröffentlichten Original-Handschrift (siehe Nr. 43). S. 719: Germania an ihre Kinder. § 6 und Chor [der 7. Fassung], (Sbd: g). Vorlage: Faks. der von Paula Steingiesser 1917 veröffentlichten Handschrift (siehe Nr. 42). S. 719: Kriegslied. [Vorsichtig verhüllende Fassung des Kriegslieds der Deutschen.] § 6. Vorlage: Photokopie der Handschrift h1 (nach ES). S. 720: Das Letzte Lied. [Frühere Fassung der beiden letzten Strophen ( = die Fassung Tiecks (siehe Nr. 20))]. 57. Stargardt, J. A.: Katalog 560. - Marburg 1962, Nr. 842: Anzeige: Das letzte Lied. Unvollständige Kopie von der Hand Charlotte von Steins [ = Einzelblatt, einseitig beschrieben]. Vorlage: jetzt Freies Dt. Hochstift, Frankfurt a.M. Signatur: FDH 11-13942. 58. Schnell, Bernhard: Kleists Ode Germania an ihre Kinder26. T. 1.2. (Masch.). — München 1966. [Kleist-Sammlung Amerika-Gedenkbibliothek, Berlin: SK 363/4.] T. 1: Photokopien und Xerokopien aller bekannt gewordenen Fassungen (Handschriften und Erstdrucke). T. 2: Auswertung der Materialsammlung, Klärung der Abhängigkeitsverhältnisse und Aufstellung eines Stemmas. 59. Kanzog, Klaus: Prolegomena zu einer historisch-kritischen Ausgabe der Werke Heinrich von Kleists. — München 1970. S. 150—167: Ode Germania an ihre Kinder. — Erörterungen zur Methode der Variantendarbietung und Textsynopsis der Fassungen a—g (in der Siglierung Sembdners). 59a. Kanzog, Klaus: Heinrich von Kleists Gedicht An Franz den Ersten. Mitteilungen über eine bisher unbekannte Einzelhandschrift. — In: Euphorion 64 (1970) S. 380-384. 28

Entstanden in meinem Seminar „Probleme der Textkritik" an der Universität München (Winter-Semester 1965/66).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Diplomatischer Abdruck des überlieferten Einzelblattes und Interpretation der Varianten gegenüber der erstmals von Tieck veröffentlichten Fassung des Gedichtes (siehe Nr. 20). H . : Original in der M. E. Saltykov-Shchedrin-Bibliothek in Leningrad. „Die Handschrift ist im Jahre 1851 mit der Handschriftensammlung des Autographenhändlers Anton Baer in die Bibliothek gelangt . . . Schon Zolling war diese vermutlich von Tieck benutzte Einzelhandschrift bekanntgeworden. Er konnte sie allerdings nicht mehr für die von ihm veranstaltete Ausgabe verwerten; er hat die Abweichungen — wenn auch nicht ganz korrekt — in sein Handexemplar der Ausgabe eingetragen".

59b. Sembdner, Helmut: Kleists Kriegslyrik in unbekannten Fassungen. In: Sembdner, In Sachen Kleist. Beiträge zur Forschung. - München: Hanser (1974) S. 88—98. Mitteilung und Abdruck einer bisher unbekannten Fassung der Ode Germania an ihre Kinder aus: Geist der deutschen Literatur. Hrsg. v. Ludwig Karrig. Berlin: Selbstverl. 1834. [Ex: UB Tübingen.] Nach Sembdner beruht der Text „zweifellos" auf einer handschriftlichen Uberlieferung; vgl. hierzu Klaus Kanzog: Gespräche über die Prolegomena, in: Hans Joachim Kreutzer, Überlieferung und Edition. Heidelberg 1976, S. 125-131.

Albumblätter und Widmungen 2 9 : 60. Varnhagen von Ense, K[arl] A[ugust]: Denkwürdigkeiten des eigenen Lebens. Th. 1. - Leipzig: Brockhaus 1843, S. 315-316. „Wir sahen auch den von Brockes und Lippe empfohlenen Heinrich von Kleist, einen liebenswürdigen belebten jungen Mann, der sich uns freundschaftlich anschloß, aber sorgfältig noch verhehlte, daß er schon als Dichter aufgetreten und Verfasser des Trauerspiels ,Die Familie Schroffenstein' sei, und überhaupt den Genius und die Kraft noch nicht verrieth, durch die er sich nachher berühmt gemacht, er gab sich nur als einen antheilvollen Strebenden, und schrieb mir in solchem Sinne in mein Stammbuch [. . . ] " . 3 0 [Für Karl August Varnhagen] 11. Aug. 1804: ES V,442, MP VII,63, Sbd 1,45. H . : Stammbuch Varnhagens. 61. Bülow, Eduard von: Ueber Heinrich von Kleists Leben. — In: Monatsblätter zur Ergänzung der Allgemeinen Zeitung, Nov. 1846, S. 513 3 1 : „Er schrieb zu Ende seines ersten Dienstjahres einer zärtlich geliebten Freundin [die,] seine damalige Stimmung bezeichnenden^] folgende Worte in ihr Stammbuch . . . " [Für Luise von Linckersdorf?]: ES V,442, MP VII,62, Sbd 1,43. 29

30 31

Hierunter werden — im Gegensatz zu dem Sophie v. Haza gewidmeten Gedicht (An S. v. H.) und der Widmung des Prinz Friedrich von Homburg an die Prinzessin Wilhelm — Eintragungen und Gelegenheitsverse verstanden, die von vornherein nicht für die literarische Öffentlichkeit bestimmt waren. Richard Samuel (Euphorion 49, 1955, S. 247) möchte datierten Prosaalbumblättern sogar einen Platz unter den Briefen zuweisen. Vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 132 (dort zit. nach der 2. Aufl.). Wiederholt in: Eduard von Bülow, Heinrich von Kleist's Leben und Briefe (Berlin 1848) S. 6, Z. 29 - S. 7, Z. 9.

Analytische Bibliographie der Werke

281

H.: unbekannt. — Der Text stammt aus Wielands Gesicht von einer Welt unschuldiger Menschen. H. Sembdner (Sbd 1,916) bezweifelt Bülows Angabe „zu Ende seines ersten Dienstjahres" und die danach von Minde-Pouet vorgenommene Datierung „Potsdam, 1792", da „die deutsche Ausgabe von Wielands Schrift erst 1798 erschien". 62. Kleist, Heinrich von: Briefe an seine Schwester Ulrike. Hrsg. v. A[ugust] Koberstein. - Berlin: Schröder 1860, S. 161: Anhang, Nr. 1: Wunsch am neuen Jahre 1800 für Ulrike von Kleist. — Zoll. 1,17 ( = Nr. 2a), ES IV,9, MP VII,4, Sbd 1,44. H . : Original aus dem Nachlaß Ulrikes im Besitz von Friederike v. Schönfeldt (siehe Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 13). 63. Lindau, Paul: Über die letzten Lebenstage Heinrich von Kleists und seiner Freundin. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Paul Lindau. Jg. 1873, Nr. 32, v. 9. August 1873, Bd. 4, S. 88: „Brief" an Adolfine Henriette Vogel und Antwort Henriettes32 [die sog. „Todeslitanei"]: Zoll. Bd. 1, S. LXXXVII, ES V,403 u. 484-485 ( = Brief Nr. 153 u. Anm.), MP VII, 59, Sbd 1,46 u. 917-918. H . : Kopien aus dem Nachlaß Peguilhens (siehe: Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 19). 64. Zolling, Theophil: Nachträge zu Heinrich v. Kleists Leben. Nebst sechzehn Briefen und anderem ungedruckten Material. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Theophil Zolling. Bd. 24, Nr. 35 (1. September 1883) S. 135-139. [Für Henriette von Schlieben]: Zoll. Bd. 1, S. XXVI, ES V,442, MP VII,62, Sbd 1,45. H . : „Diese ganze Periode in Kleists Leben, vornehmlich sein Verhältnis zu Lohse, Caroline und Henriette v. Schlieben, kann ich durch die Güte des Herrn Carl Meinen in Dessau in eine nicht unwesentliche neue Beleuchtung rücken. Es ist diesem umsichtigen Sammler gelungen, den Nachlaß der nachmaligen Frau Malerin Caroline Lohse, geb. v. Schlieben zu erwerben — deren Mann bald nach ihrer Vereinigung in Mailand starb". 65. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Theophil Zolling. T. 1. — Berlin u. Stuttgart: Spemann [1885]. (Deutsche National-Literatur. 149.) S. 18: Für den General und die Generalin von Zenge ( = Nr. IIb). — ES IV,9, MP VII, 4, Sbd 1,44. H . : „im Körner-Museum zu Dresden". 66. Rahmer, S.: Das Kleist-Problem auf Grund neuer Forschungen zur Charakteristik und Biographie Heinrich von Kleists. — Berlin: G. Reimer 1903, S. 170—171: „Eine Stammbucheintragung des Studenten Heinrich v. Kleist". [Für Wilhelmine von Kleist]: ES V,441, MP VII,61, Sbd 1,43. 32

Mit der Bemerkung Paul Lindaus: „Die Beurtheilung dieses seltsamen Briefwechsels gehört weniger zum Ressort des literarischen Kritikers als zu dem des Psychiaters. Die Berufung auf Goethes Werther, die in dem Briefe auch dieser Selbstmöderin wiederkehrt, verdient bemerkt zu werden". Vgl. dagegen R. Steig (Kämpfe, S. 659ff.), der in dem Briefwechsel ein „schöngeistig-litterarisches Wettspiel" erblickt, das auf eine Äußerung des Grafen vom Strahl (Das Käthchen von Heilbronn II, 1) zurückgeht.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists H . : „Die folgende Eintragung in ein Stammbuch befindet sich im Besitze der Familie von Schönfeldt". Hierzu die Notiz Eva Rothes: „Das Stammbuch wurde von Minette von Kleist (geb. 1772) von 1788 bis 1791 benutzt, danach von Ottilie von Pannwitz (geb. 1802) von 1815-1831".

67. Sauer, August: Kleists Todeslitanei. — Prag: Bellmann 1907. (Prager deutsche Studien. 7.) S. 9—10: Erneuter Abdruck der zuerst von Paul Lindau (siehe Nr. 63) veröffentlichten Schriftstücke. Der Text Kleists wird „gegen die Uberlieferung in Absätze" gegliedert; diesem Verfahren, d.h. der Herstellung hymnusartiger Verse, hat sich Minde-Pouet (MP VII, 59) angeschlossen, während H. Sembdner (Sbd 1,46) wieder zur überlieferten Form zurückkehrt. S. 11—33: Nach einem Uberblick über die bisherigen Auffassungen dieser Schriftstücke führt Sauer den Nachweis, daß Kleist „Ton und Form der katholischen Litanei" nachahmt; die „katholische Färbung der Diktion" wird Einflüssen des Cherubinischen Wandersmannes von Angelus Silesius und der Trutz-Nachtigall von Friedrich von Spee zugeschrieben. Sauer sieht in dem „mystischen Wechselgesang" ein „Spiel am Vorabend des Todes" und engt damit die von R. Steig (Kämpfe, S. 662) vorgeschlagene und von Minde-Pouet übernommene Datierung „nach Michaelis 1810" wieder auf die letzten Lebenstage Kleists ein 33 . 68. Rahmer, S.: Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen Quellenforschungen. — Berlin: G. Reimer 1909, S. 261: „Stammbuchvers für Th. Körner, der im Boernerschen Auktionskatalog zuerst auftauchte". ES: — , MP VII,63, Sbd 1,45. Vorlage: Erstdruck im Auktions-Katalog C.G.Boerner 87, v. 19. u. 20. Febr. 1907, Nr. 210. 69. Schuler, Mfatthias] 34 : Ein neues Gedicht von Heinrich von Kleist. In: Die Woche Jg. 13, Nr. 22, 3. Juni 1911, S. 899-900. Hymne an die Sonne. Textabdruck der Eintragung H. v. Kleists vom 13. Juli 1799. E S : — , MP VII, 3, Sbd 1,43-44. H . : Fremdenbuch der Hampelbaude, gefunden in der Gräflich Schaffgottschen Majoratsbibliothek, Warmbrunn. „Angeregt wurde die Nachforschung im Juli 1910 durch einen Brief von Landgerichtsrat Ad. Hoffmann in Breslau an die Bibliotheksverwaltung in Warmbrunn und eine Anfrage von Paul Hoffmann vom April 1911, der auch den ersten Brief veranlaßt hatte". — Zum Text 35 33

34 35

Vgl. hierzu die Rez. v. Otto Pniower (Der Tag, 24. Nov. 1907), Alexander Dombrowsky (Sonntagsbeil. Nr. 12 d. Voss. Ztg., 22. März 1908, S. 9 3 - 9 5 ) und Wilhelm Herzog (Allgemeine Zeitung, München, 20. Nov. 1909). In seinem Buch Liebeslitaneien (Prag 1912) knüpft Sauer an Kleists Todeslitanei an und zeigt an weiteren Beispielen, „wie häufig alle liturgischen Formen und Formeln der christlichen Kirche im Laufe der Jahrhunderte in allen Literaturen Gegenstand der Nachbildung und der Parodie gewesen sind". Bibliothekar in Warmbrunn. Wiederabgedruckt zusammen mit Schillers Hymne an den Unendlichen von Joh. Koch (Rhein-Westfäl. Ztg., Essen, Nr. 661, v. 16. Juni 1911). Zwanzig Jahre später noch einmal als „unbekanntes Gedicht H. v. Kleists" ausgegeben von Hermann Bink (Ostdeutsche Monatshefte, November 1931, S. 511-512); vgl. auch: Oder-Zeitung Nr. 141 V. 17. Juni 1928 und Kyffhäuser v. 3. April 1932.

Analytische Bibliographie der Werke

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vgl. Albert Fries (Die Hymne an die Sonne, in: Berliner Lokal-Anzeiger v. 3. Juni 1911), der Schillers Hymne an den Unendlichen als Quelle nachweist. 70. Kleine Mitteilungen. In: Frankfurter Zeitung, Nr. 328 v. 26. November 1911, 2. Morgenblatt, S. 2. „Ein Frankfurter Leser [Dr. med. Ludwig Goldberg] schreibt uns: Ihre zahlreichen Kleist-Erinnerungen veranlassen mich, die Öffentlichkeit mit einem Album-Autograph des Dichters bekannt zu machen. Die frühere Besitzerin scheint unter den Familien Zenge und Kleist eine Anzahl Freunde gehabt zu haben. Das erste Blatt des Albums bringt einen Beitrag von Ernst Jochmus 36 , daneben hat er drei Karten (Bauern) gezeichnet. Dann folgt H. v. Kleist [. . .]". Für Sophie Henriette Wilhelmine Clausius 11. April 1801: ES: — , MP VII,62, Sbd 1,45. H . : im Besitz von Dr. Goldberg. Das Album wurde 1936 vom Freien Deutschen Hochstift „von einer Frau Dr. Oppenheimer in Frankfurt a. M. erworben". Signatur: FDH II 6141 (freundliche Mitteilung v. Dr. Jürgen Behrens). 71. Liepmannssohn, Leo: Auktionskatalog 43. - Berlin 1913, Nr. 359. Faks. des zuerst 1907 im Auktionskatalog von C . G . Boerner gedruckten und 1909 von S. Rahmer (siehe Nr. 68) wiederveröffentlichten Stammbuchverses für Theodor Körner. 72. Breslauer, Martin: Auktionskatalog 27. Versteigerung v. 18./19. Mai 1914, Nr. 468. Faks. des zuerst von Zolling (siehe Nr. 64) veröffentlichten Stammbuchblattes für Henriette von Schlieben. 73. Deetjen, Werner 37 : Eine Widmung Heinrichs von Kleist. - In: Zeitschrift für Bücherfreunde. N . F . Jg. 10, H. 5/6 (April/Mai 1918), Beibl. H. 1/2, Sp. 9 4 - 9 5 . „In einem Fräulein Eleonore von Bojanowski in Weimar gehörigen Exemplar von Moses Mendelssohns Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele (Vierte vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin und Stettin bey Friedrich Nicolai 1776) findet sich folgende Eintragung . . , " 3 e [Für Adolfine von Werdeck]: ES: — , MP VII,64, Sbd 1,45. H . : „Die Schriftzüge entsprechen vollkommen den uns von Kleist bekannten. Auf der innern Seite des Buchdeckels von anderer Hand: ,Ein Geschenk Heinrichs von Kleist'". - „Nach Angabe der Besitzerin stammt das Buch aus der Familie von Klitzing" 3 '. 36

37 38

39

Vgl. Ofttomar] B[achmann]: Eine bisher unbekannte Stammbucheintragung von Heinrich v. Kleist (Frankfurter Oder-Zeitung Nr. 282, v. 1. Dez. 1911): „Der auf dem ersten Blatt des Albums eingetragene Ernst Jochmus ist wohl der etwa 1772 geborene jüngere Sohn des Frankfurter Stadtgerichtsdirektors Friedrich Jochmus; er war Schüler des grauen Klosters in Berlin und wurde auf der hiesigen Universität als ,stud. architect' am 26. Okt. 1791 inscribiert; über seinen ferneren Verbleib ist bisher nichts bekannt". — Eine „Ida Jochmus" hat später von Ulrike v. Kleist ein Brief-Fragment zum Geschenk erhalten (vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 13). Direktor der Großherzoglichen Bibliothek in Weimar. Das Exemplar wurde (nach einer Mitteilung von H. Frh. von dem Knesebeck an Eva Rothe) von der Großmutter des H. Frh. von dem Knesebeck ihrem Bruder Paul v. Bojanowski in Weimar übergeben, der dort Oberbibliothekar an der Großherzoglichen Bibliothek war. Frau v. Werdeck war eine geb. v. Klitzing.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

74. Hoffmann, Paul: Kleist in Paris. — Berlin: Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verl. 1924. S. 49: Faks. der 1903 von S. Rahmer (siehe Nr. 66) veröffentlichten Stammbucheintragung für Wilhelmine von Kleist. H . : im Besitz von „Major a. D . Ernst von Schönfeldt in Werben bei Cottbus". 74a. [Kirchner, Joachim:] Heinrich von Kleist. Das Ergebnis der Ausstellung in der Preuß. Staatsbibliothek. — In: Der moderne Buchdrucker, Nov./Dez. 1927, S. 1 4 - 1 8 . Faks. des 1843 veröffentlichten Stammbuch-Blattes für Karl August Varnhagen von Ense (siehe Nr. 60). 75. Hoffmann, Paul: Heinrich von Kleist und das tapfere Lorchen. — I n : Westenmanns Monatshefte, Oktober 1928, S. 209 - 2 1 1 . Faks. ( = Erstveröffentlichung) der Eintragung in das Stammbuch der damals 7- oder 8jährigen Eleonore von Haza, des jüngsten Kindes Peter und Sophie von Hazas, vom 12. Juni 1808. Außerdem: Text der Eintragung Ernst von Pfuels (Sbd 1,917) und A b b . : Eleonore von Haza. Nach einem Aquarell von Cäcilie Endlicher. — E S : — , MP V I I , 6 3 , Sbd 1,46. H . : Keine Quellenangabe [Familie v. Haza-Radlitz],

Prosa Erzählungen 76. Kleist, Heinrich v.: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Ludwig Tieck. Th. 3. — Berlin: Reimer 1826. S. 1 - 1 1 1 : Michael Kohlhaas. JSchm. 111,7-116, Zoll. IV, 5 8 - 1 5 5 , ES 111,141-248, MP V I , 1 , 1 - 1 2 0 , Sbd 11,9-103. S. 112—158: Die Marquise von O . . . JSchm. 111,117-163, Zoll. IV, 1 6 - 5 8 , ES 111,249-294, MP V I , 2 , 1 - 5 0 , Sbd 11,104-143. S. 1 5 9 - 1 7 6 : Das Erdbeben in Chili. JSchm. 111,164-181, Zoll. IV, 1 - 1 6 , ES 111,295-312, MP V I , 3 , 1 - 1 9 , Sbd II, 144-159. S. 1 7 7 - 2 1 8 : Die Verlobung in St. Domingo. JSchm. 111,182-223, Zoll. IV, 1 5 5 - 1 8 9 , ES 111,313-353, MP V I , 4 , 1 - 4 5 , Sbd 11,160-195. S. 2 1 9 - 2 2 2 : Das Bettelweib von Locarno. JSchm. 111,224-227, Zoll. IV, 1 9 0 - 1 9 2 , ES 111,354-357, MP V I , 5 , 1 - 4 , Sbd 11,196-198. S. 2 2 3 - 2 4 2 : Der Findling. JSchm. 111,228-247, Zoll. I V , 2 0 5 - 2 2 1 , ES 111,358-376, MP VI, 6 , 1 - 2 1 , Sbd 11,199-215. S. 243—257: Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik. JSchm. 111,248-262, Zoll. IV, 1 9 3 - 2 0 5 , ES 111,377-390, MP V I , 7 , 1 - 1 6 , Sbd 11,216-228. S. 2 5 8 - 2 9 6 : Der Zweikampf. JSchm. 111,263-300, Zoll. IV, 2 2 1 - 2 5 2 , ES 111,391-427, MP VI, 8 , 1 - 4 1 , Sbd 11,229-261.

Analytische Bibliographie der Werke

285

Vorlage: Erzählungen 1810 und Erzählungen. ZweiterTheil 1811 (vgl. Sembdner, Bibliographie, Nr. 7 u. 12). 77. Kleist, Heinrich v.: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Theophil Zolling. T. 4. — Berlin u. Stuttgart: Spemann [1885]. (Deutsche National-Literatur. 150.) Variantenwiedergaben in den Fußnoten: S. 1 — 16: Das Erdbeben in Chili. (Morgenblatt f. gebild. Stände.) S. 16—58: Die Marquise von O . . . (Phöbus.) S. 5 8 - 1 5 5 : Michael Kohlhaas. (Phöbus.) S. 190—192: Das Bettelweib von Locarno. (Berliner Abendblätter.) 78. Schmidt, Erich: Kleists „heilige Cäcilie" in ursprünglicher Gestalt. [ = Berliner Abendblätter, Bl. 42, v. 17. Nov. 1810]. - In: Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte 3 (1890) S. 191-195. Kritik an Zollings Abdruck der Heiligen Cäcilie (IV, 193 ff.): Zolling „weckt in dem Leser die irrige Vorstellung, dieser erste Druck stimme mit der Wiederholung im zweiten Theil der ,Erzählungen' 1811 völlig überein, weil er keine einzige Variante bucht und nirgends das Geständnis ablegt, daß er beide Drucke mit keinem Auge verglichen hat". Abdruck des Schlusses und Charakteristik der Varianten. 79. Kleist, Heinrich v.: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet u. Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. Krit. durchges. u. erl. Gesamtausgabe. Bd. 4. — Leipzig u. Wien: Bibliogr. Inst. 1905. Varianten wiedergaben im Lesarten-Abschnitt: S. 375 - 3 7 8 : Michael Kohlhaas. (Phöbus.) S. 3 7 8 - 3 8 0 : Die Marquise von O . . . (Phöbus.) S. 3 8 0 - 3 8 1 : Das Erdbeben in Chili. (Morgenblatt f. gebild. Stände.) S. 381—382: Die Verlobung in St. Domingo. (Der Freimüthige.) S. 382: Das Bettelweib von Locarno. (Berliner Abendblätter.) S. 382—384: Die heilige Cäcilie. (Berliner Abendblätter.) 80. Kleist, Heinrich v.: Novellen Michael Kohlhaas und Die heilige Cäcilie im Wortlaut der ersten Fassung. Neudr. besorgt v. Heinrich Meyer-Benfey. — Heidelberg: Winter 1926. (Germanische Bibliothek. 11,23.) S. 5—23: Michael Kohlhaas. Vorlage: Phöbus, 6. Stück, Juni 1808, S. 2 0 - 3 4 . S. 24—28: Die heilige Cäcilie. Vorlage: Berliner Abendblätter. Bl. 40, v. 15. Nov., Bl. 41, v. 16. Nov. u. Bl. 42, v. 17. Nov. 1810. Kleine

Schriften

81. Kleist, Heinrich v.: Hinterlassene Schriften. Hrsg. v. Ludwig Tieck. — Berlin: Reimer 1821. S. 280: Die Hunde und der Vogel (Fabel). GesSchr. 111,331, JSchm. 111,368, Zoll. IV,362 ( = D I), ES IV, 126, MP VII, 2.57, Sbd 11,324-325. S. 2 8 0 - 2 8 1 : Die Fabel ohne Moral. GesSchr. 111,331, JSchm. 111,368, Zoll. IV,362 ( = D II), ES IV, 126, MP VII, 2.58, Sbd 11,325. Vorlage: Phöbus, 3. Stück, März 1808, S. 46 u. 47.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

82. Bülow, Eduard v.: Heinrich von Kleist's Leben und Briefe. Mit e. Anh. hrsg. — Berlin: W. Besser 1848. S. 2 5 3 - 2 5 5 : Was gilt es in diesem Kriege? JSchm. 111,312-314, Köpke, S. 97, Zoll. IV,333-334 ( = BVII), ES IV,115-117, MP VII,2,125-127, Sbd 11,377-379. H . : Abschrift in einer Sammel-Handschrift aus unbekanntem Besitz (Maler Hartmann?), Bülow von Tieck überlassen. S. 260—262: Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege. JSchm. 111,301-303, Zoll. IV, 364-366 ( = D VI), ES IV, 188-190, MP VII, 2 , 6 0 - 6 2 , Sbd 11,263 - 2 6 5 . Vorlage: Berliner Abendblätter. Bl. 6, v. 6. Okt. 1810. S. 263 —273: Über das Marionettentheater. JSchm. 111,303-311, Zoll. IV,295-302 ( = A IX), ES IV,133-141, MP VII, 2 , 3 9 - 4 7 , Sbd 11,338-345. Vorlage: Berliner Abendblätter. Bl. 63, v. 12. Dez., Bl. 64, v. 13. Dez., Bl. 65, v. 14. Dez., Bl. 66, v. 15. Dez. 1810. Unterz.: H. v. K. 83. Kleist, Heinrich v.: Politische Schriften und andere Nachträge zu seinen Werken. Mit e. Einl. zum ersten Mal hrsg. v. Rudolf Köpke. — Berlin: A. Charisius 1862. 1. Politische Satiren. 1. (S. 63—64): Brief eines rheinbündischen Offiziers an seinen Freund. — JSchm.: — 1 Zoll. IV,305 - 3 0 6 ( = B l a ) , ES I V , 8 3 - 8 4 , MP VII,2,111-112, Sbd 11,367-368. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. I 2 . 2. (S. 64—68): Brief eines jungen märkischen Landfräuleins an ihren Onkel. — Zoll. IV,306-309 ( = B Ib), ES I V , 8 4 - 8 7 , MP VII,2,112-116, Sbd II, 368-371. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. II. 3. (S. 68—70): Schreiben eines Burgemeisters in einer Festung an einen Unterbeamten. - Zoll. IV,309-310 ( = B Ic), ES IV, 8 7 - 8 9 , MP VII,2,116-118, Sbd 11,371-372. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. III. 4. (S. 70 — 73): Brief eines politischen Pescherü [richtig: Pescherä] über einen Nürnberger Zeitungsartikel. - Zoll. IV,310-313 ( = B Id), ES IV, 8 9 - 9 2 , MP VII,2,118-120, Sbd 11,373 - 375. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. IV. 5. (S. 73 - 74): Die Bedingung des Gärtners. Eine Fabel. - Zoll. IV,313 ( = B II), ES IV, 118 (nach dem Original), MP VII,2,128, Sbd 11,379-380. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. X. 6. (S. 7 4 - 8 1 ) : Lehrbuch der französischen Journalistik. - Zoll. IV,314-319 ( = B III), ES I V , 9 3 - 9 9 , MP VII,2,103-110, Sbd 11,361-367. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. V. 7. (S. 8 2 - 9 3 ) : Katechismus der Deutschen, abgefaßt nach dem Spanischen, zum Gebrauch für Kinder und Alte. - Zoll. IV,320-330 ( = B IV), ES IV, 100-112, MP V I I , 2 , 8 9 - 1 0 2 , Sbd 11,350-360, alle mit Ergänzung der zuerst 1

2

Alle von Köpke herausgegebenen Texte wurden von Julian Schmidt ignoriert. Im Nachtrag zur 2. Ausg. seiner Kleist-Ausgabe (S. CXLIV) bemerkt er zu den Beiträgen aus den Berliner Abendblättern, diese hätten „wohl nur theilweise Kleist zum Verfasser" ; über die politischen Schriften verliert Schmidt kein Wort. Die bereits mehrfach erwähnte Sammel-Handschrift aus unbekanntem Besitz.

Analytische Bibliographie der Werke

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von A. R. Schillmann (siehe Nr. 84) veröffentlichten Teile (nach dem Original). Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. VI. 2. Politische Aufrufe und Betrachtungen. 1. (S. 9 4 - 9 5 ) : Einleitung zur Zeitschrift „Germania". - Zoll. IV,330-331 ( = B V), ES IV, 8 1 - 8 2 , MP V I I , 2 , 1 2 1 - 1 2 2 , Sbd 11,375-376. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. VII. 2. (S. 9 6 - 9 7 ) : Aufruf. - Zoll. IV,331-332 ( = B VI), ES IV, 113-114 u.d.T.: Fragment: An die Zeitgenossen, MP VII,2,123 —124 (nach dem zuerst von Minde-Pouet 1926 als Faks. veröff. Original [siehe Nr. 99]), Sbd 11,376 - 377 u.d.T.: Zu E.M.Arndts Geist der Zeit. Vorlage: Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. VIII. 3. (S. 97—100): Was gilt es in diesem Kriege? Bereits veröff. v. Bülow (siehe Nr. 82). Vorlage: wie bei Bülow Abschrift im Tieck-Nachlaß, Nr. IX. 4. (S. 100—101): Einleitung [zu den Berliner Abendblättern3]. Gebet des Zoroaster. - Zoll. IV, 337-338 ( = B IX), ES IV,127-128, MP V I I , 2 , 4 8 - 4 9 , Sbd 11,325-326. Vorlage: BA. 1. Oktober 1810. Unterz.: x. 5. (S. 101-102): Von der Überlegung. Eine Paradoxe. - Zoll. IV,339-340 ( = B XI), ES IV, 180, MP V I I , 2 , 5 0 - 5 1 , Sbd 11,337-338. Vorlage: BA. 7. Dez. 1810. Unterz.: x. 6. (S. 103): Betrachtungen über den Weltlauf. - Zoll. IV,338-339 ( = B X), ES IV, 163, MP V I I , 2 , 4 9 - 5 0 , Sbd 11,326-327. Vorlage: BA. 9. Oktober 1810. Unterz.: z. 3. Erzählungen und Anekdoten. 1—3. (S. 104—112): Warnung gegen weibliche Jägerei, Die Heilung, Das Grab der Väter. Fehlzuweisungen Köpkes (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 12ab). 4. (S. 112-113): Der Griffel Gottes. - Zoll. IV,364 ( = D V), ES IV, 196, MP VII, 2,80, Sbd 11,263. Vorlage: BA. 5. Oktober 1810. Nicht unterz. 5. (S. 113 — 114): Der Muthwille des Himmels. Eine Anekdote. — Zoll. IV, 366-367 ( = D VII), ES IV,192-193, MP V I I , 2 , 6 5 - 6 6 , Sbd 11,265-266. Vorlage: BA. 10. Oktober 1810. Nicht unterz. 6. (S. 114-115): Anekdote aus dem letzten Kriege. -Zoll. IV,369 ( = D X), ES IV,190, MP V I I , 2 , 6 3 - 6 4 , Sbd 11,268. Vorlage: BA. 20. Oktober 1810. Unterz.: x. 7. (S. 115 — 116): Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken. — Zoll. IV, 368 ( = D IX), ES IV, 193-194, MP V I I , 2 , 6 2 - 6 3 , Sbd 11,267-268. Vorlage: BA. 19. Oktober 1810. Unterz.: xyz. 8. (S. 116-117): Tages-Ereigniß. [Ulan Hahn.] - Zoll. IV,371 ( = D XIV), ES IV,200-201, MP VII,2,149, Sbd 11,430. Vorlage: BA. 7. November 1810. Nicht unterz. 9. (S. 117-118): Der verlegene Magistrat. - Zoll. IV,363 ( = D IV), ES IV, 191-192, MP V I I , 2 , 6 4 - 6 5 , Sbd 11,262 - 2 6 3 . Vorlage: BA. 4. Oktober 1810. Unterz.: rz. 4 3 4

Hierfür im folgenden: BA. Steig (Kämpfe, S. 354) sieht hierin eine „Doppelchiffre": „z würde auf Kleist's, r aber auf Arnim's Namen gehen. Obwohl, was betont sei, ich auf dieses Moment kein Gewicht zu legen vermag".

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists 10. (S. 118-119): Charite-Vorfall. - Zoll. I V , 3 6 7 - 3 6 8 ( = D VIII), ES IV, 1 9 9 - 2 0 0 , MP V I I , 2 , 1 5 0 , Sbd 11,266-267. Vorlage: BA. 13. Oktober 1810. Nicht unterz. 11. (S. 119): Anekdote. [Bach.] - Zoll. IV,369 ( = D XI), ES IV, 197 5 , MP VII, 2,68, Sbd 11,268. Vorlage: BA. 24. Oktober 1810. Nicht unterz. 12. (S. 120): Räthsel. [Ein junger Doktor.] - Zoll. IV,370 ( = D XIII), ES IV, 196-197, MP V I I , 2 , 8 8 , Sbd 11,269. Vorlage: BA. 1. Nov. 1810. Nicht unterz. 13. (S. 1 2 0 - 1 2 1 ) : Anekdote [Zwei berühmte englische Baxer], - Zoll. IV, 372 - 373 ( = D XVI), ES IV, 1 9 4 - 1 9 5 , MP V I I , 2 , 6 7 , Sbd 11,270-271. Vorlage: BA. 22. November 1810. Nicht unterz. 14. (S. 121 — 122): Anekdote. [Zar Iwan.] Fehlzuweisung Köpkes (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 12c). 4. Kunst und Theater. 1. (S. 123 —124): Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft. - Zoll. IV, 2 8 9 - 2 9 0 ( = A IV), ES I V , 2 3 0 - 2 3 1 (Parerga), MP VII, 2 , 1 9 8 - 1 9 9 , Sbd II, 327-328. Vorlage: BA. 13. Oktober 1810. Unterz.: cb 6 . 2. (S. 125): Brief eines Mahlers an seinen Sohn. - Zoll. I V , 2 9 1 - 2 9 2 ( = A V I ) , ES IV, 145, MP V I I , 2 , 5 1 - 5 2 , Sbd 11,328-329. Vorlage: BA. 22. Oktober 1810. Unterz.: y. 3. (S. 126—127): Brief eines jungen Dichters an einen jungen Mahler. — Zoll. I V , 2 9 3 - 2 9 5 ( = A VIII), ES IV, 145-147, MP V I I , 2 , 5 2 - 5 4 , Sbd 11,336-337. Vorlage: BA. 6. November 1810. Unterz.: y. 4. (S. 128): Theater. Den 2. October: Ton des Tages, Lustspiel von Voß. — Zoll. I V , 2 8 8 - 2 8 9 ( = A III), ES IV, 129-130, MP V I I , 2 , 1 3 8 , Sbd 11,408. Vorlage: BA. 4. Oktober 1810. Unterz.: xy. 5. (S. 1 2 9 - 1 3 0 ) : Theater. Unmaßgebliche Bemerkung. - Zoll. I V , 2 9 0 - 2 9 1 ( = A V ) , ES IV, 1 3 0 - 1 3 1 , MP V I I , 2 , 1 3 3 - 1 3 4 , Sbd 11,409-411. Vorlage: BA. 17. Oktober 1810. Unterz.: H. v. K. 6. (S. 1 3 1 - 1 3 2 ) : Schreiben aus Berlin [Die Oper Cendrillon]. — Zoll. IV, 2 9 2 - 2 9 3 ( = A V I I ) , ES I V , 1 3 1 - 1 3 3 , MP V I I , 2 , 1 3 9 - 1 4 0 , Sbd 11,411-412. Vorlage: BA. 30. Oktober 1810. Unterz.: y. 7. (S. 1 3 2 - 1 3 3 ) : Die sieben kleinen Kinder. Fehlzuweisung Köpkes (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 12 a). 8. (S. 133—135): Von einem Kinde, das kindlicher Weise ein anderes Kind umbringt. - Zoll. IV, 3 7 1 - 3 7 2 ( = D XV), abgelehnt von Steig7 ( K ä m p f e , S. 203), daher E S : — und MP: — , erst von H. Sembdner erneut Kleist

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Steig ( K ä m p f e , S. 379) erklärt, „nur ein einziger Satz" sei „echt kleistischen Aufbaues", dennoch von ihm in ES aufgenommen. Vgl. Helmut Sembdner: Die Berliner Abendblätter H. v. Kleists (1939) S. 1 8 0 - 1 8 4 . Vgl. auch Sembdners Bemerkung im Nachw. d. Faks-Ausg., S. 8 : „vom 5. Satz an völlig Kleists Eigentum". Steig erklärt: „Daß man den Artikel, seit Köpke, in Kleist's Schriften finden kann, ist ein arger Mißgriff. Kleist hat diese Sätze nie geschrieben. Die Umstände weisen vielmehr auf Arnim hin".

Analytische Bibliographie der Werke

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zugewiesen (siehe Nr. 103) und wieder in die Werke (Hanser-Ausgabe. Bd. 2, 1952, S. 430) 8 aufgenommen, danach Sbd 11,413-414. Vorlage: BA. 13. November 1810. Nicht unterz. 5.

Gemeinnütziges. 1. (S. 136-145): Allerneuester Erziehungsplan. - Zoll. IV,350-357 ( = C VII), ES IV,210-218, MP VII,2,230-238, Sbd 11,329-335. Vorlage: BA. 29., 30. u. 31. Oktober, 9. u. 10. November 1810. Unterz.: C.J.Levanus, Conrector. — Vgl. die redaktionelle Erklärung BA. 9. November 1810: „Die Nachlässigkeit eines Boten, der ein Blatt abhanden kommen ließ, hat uns an die ununterbrochene Mittheilung dieses Aufsatzes verhindert". 2. (S. 145—147): Nützliche Erfindungen. Entwurf einer Bombenpost. — Zoll. IV,341-342 (= C I), ES IV,218-219, MP VII,2,165-166, Sbd 11,385-386. Vorlage: BA. 12. Oktober 1810. Unterz.: rmz. 3. (S. 147-148): Schreiben aus Berlin [Luftschiffahrt], - Zoll. IV,344-345 (= C III), ES IV,201-202, MP VII,2,151-152, Sbd 11,388-389. Vorlage: BA. 15. Oktober 1810. Nicht unterz. 4. (S. 149-152): Aeronautik. - Zoll. IV,348-350 (= C VI), ES IV, 204-207, MP VII,2,154-157, Sbd 11,391-394. Vorlage: BA. 29. u. 30. Oktober 1810. Unterz.: rm.

84. Schillmann, A. R . : Heinrich von Kleist, seine Jugend und die Familie Schroffenstein, nebst einem noch ungedruckten Stück aus dem Katechismus der Deutschen. — In: Jahresbericht der Oberschule zu Frankfurt an der Oder 1863, S. 1 — 18. S. 16: „Es wird den Freunden Kleist's die Nachricht von Interesse sein, daß sich Herr Präsident Dr. [Eduard von] Simson 9 im Besitz einer Handschrift befindet, welche freilich nicht vollständig ist, aber doch die ersten Kapitel und einen Theil des zehnten enthält. Es sind vier Halbbogen; das Papier ist grau, zum Theil schon gelb und was die Hauptsache ist, es sind Kleist's eigene Schriftzüge, welche wir hier vor uns haben. Es war offenbar eine Abschrift dieser Handschrift, welche dem Herausgeber [Köpke (siehe Nr. 83, Ziff. 1,7)] vorlag; wir können bemerken, wie der Abschreiber durch das Original irre geführt ward. [Es folgen Beispiele.] Ich mache von der freundlichen Erlaubniß des Herrn Präsidenten Simson mit herzlichem Dank Gebrauch und übergebe die Handschrift der Öffentlichkeit soweit, als dadurch jene Lücken ausgefüllt werden". Kap. IV: Von „Wozu haben die Deutschen . . . " (Sbd 11,353, Z. 7) bis Ende. — Kap.V u. VI vollständig. - Kap. VII: Erste Frage und Antwort (Sbd 11,354, Z. 18—20). — Kap. X: Von „Wer ist der Herr der Deutschen" bis „Noch viele, mein lieber Vater" (Sbd 11,357, Z. 12-31). H . : Bereits 1849 im Besitze Eduard von Simsons, der die Halbbogen vom Autographenhändler Anton Baer erwarb 10 . 8

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Zugewiesen von H. Sembdner: Kleine Beiträge zur Kleist-Forschung (Dt. Vierteljahrsschrift f. Literaturwiss. u. Geistesgesch. 27, 1953, S. 602—607 (siehe Nr. 103). Eduard von Simson (10. Nov. 1810-2. Mai 1899), von Dez. 1848 bis Mai 1849 Präsident der Nationalversammlung in Frankfurt, 1860—1861 des preuß. Abgeordnetenhauses, seit 1860 Vizepräsident, 1869 Präsident des Appellationsgerichtes in Frankfurt a. d. O. Vgl. Max Osborn, Der bunte Spiegel (New York 1945) S. 203 - 2 0 4 . Dieser hatte sie von Eduard von Bülow erhalten, der den Schluß des Katechismus „Herrn Dr. Hauff, Bibliothekar in Stuttgart, verehrt" hatte (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 175: Brief Anton Baers an Simson).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

85. L(indau), P(aul): Ein politisches Manifest von Heinrich von Kleist. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redakteur: Paul Lindau. Jg. 1876, Bd. 10, Nr. 45 (4. Nov. 1876), S. 2 9 4 - 2 9 6 . „Von einem Freunde dieses Blattes, der seit langen Jahren mit großer Umsicht und großen Opfern bedeutende Autographen sammelt, und der eine der reichsten und werthvollsten Handschriftensammlungen sein eigen nennen kann, von Herrn Karl Meinen in Dessau*, sind uns zwei Schriftstücke von Heinrich von Kleist zur Veröffentlichung anvertraut worden [. . .], von denen wir glauben, daß sie bis jetzt noch nicht veröffentlicht worden sind" (S. 295). — Dazu die Fußnote: „Wir haben Gelegenheit gehabt, in die von Herrn Karl Meinen gesammelten Schätze Einsicht zu nehmen". Druckt zunächst Kleists Brief an Friedrich Schlegel (siehe Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 20), danach: Aphoristische Gedanken über die Rettung der österreichischen Staaten (corrigirt: „von Oesterreich"). - Zoll. I V , 3 3 5 - 3 3 7 ( = B VIII), ES IV, 1 1 9 - 1 2 1 , MP VII, 2 , 1 2 9 - 1 3 2 , Sbd 1 1 , 3 8 0 - 3 8 2 . H . : „Das Manuscript muß einmal feucht geworden sein, die Tinte ist auf den ersten Seiten verwischt. Da Kleist auf beiden Seiten geschrieben hat und die starken Züge der Schrift durchgedrungen sind, so ist das Ganze an einigen Stellen beinahe unleserlich geworden; erst nach vieler Mühe haben wir den Wortlaut dieser Hieroglyphen ermittelt. Außerdem hat Kleist am Rande zahlreiche Correcturen in kleiner und sehr flüchtiger Handschrift angebracht. Einzelne Wörter hat er gar nicht ausgeschrieben; einige Male ist er aus der Construction gefallen, sodaß das Manuscript in seiner jetzigen Gestalt wohl noch nicht für die Druckerei bestimmt war, sondern nur als Skizze für einen zu veröffentlichenden Aufsatz zu betrachten sein dürfte" 1 1 . 86. Lindau, Paul: Ein Aufsatz von Heinrich von Kleist. Mit e. Brief „An den Herausgeber von Nord und Süd" v. Adolf Wilbrandt 1 2 . — I n : Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. Hrsg. v. Paul Lindau. Bd. 4, H . 10 Qan. 1878), S. 3 - 7 : Uber die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden. — Zoll. IV, 282—288 ( = A II), ES IV, 7 4 - 8 0 , MP VII, 2, 2 2 - 2 9 , Sbd II, 3 1 9 - 3 2 4 . H . : Abschrift mit eigenhändigen Verbesserungen Kleists; der Schluß eigenhändig. — Aus dem Besitz von Karl Meinen, diesem „glücklichen Besitzer einer der schönsten Autographensammlungen" und „begeisterten KleistVerehrer" (Wilbrandt) 13 . 87. Zolling, Theophil: Unwahrscheinliche Warhaftigkeiten. Eine bisher ungedruckte Humoreske von Heinrich von Kleist. — I n : Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Theophil Zolling. Bd. 26, Nr. 36 (6. September 1884), S. 1 5 7 - 1 5 8 . 11

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Vgl. auch die Handschriften-Beschreibung ES IV, 397—398, den Paralleldruck Richard Samuels (Gratulatio. Festschr. f. Chr. Wegner. Hamburg 1963, S. 1 7 1 - 1 8 9 ) und den Versuch einer synoptischen Wiedergabe durch Klaus Kanzog (Prolegomena, S. 1 4 1 - 1 4 5 ) . Paul Lindau hatte seinen Freund Adolf Wilbrandt gefragt, ob ihm dieser Aufsatz bekannt sei, und ihn gleichzeitig um eine kurze Stellungnahme gebeten, die Wilbrandt hier in der Form eines offenen Briefes abgibt, der sehr persönlich gehalten ist; so schreibt er u. a. über den Fund: „Ich gönne Dir die Freude, ihn an's Licht zu bringen" (S. 2). Vgl. auch die Handschriften-Beschreibung ES I V , 3 9 2 - 3 9 3 .

Analytische Bibliographie der Werke

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Unwahrscheinliche Wahrhaftigkeiten. - Zoll. I V , 3 7 8 - 3 8 1 ( = D X X ) , ES IV, 163-167, MP VII, 2 , 7 1 - 7 5 , Sbd 11,277-281. Vorlage: Der Untertitel „Eine bisher ungedruckte Humoreske" und die Fußnote „Aus dem v. Kleist'schen Familien-Archiv" ließen den Eindruck entstehen, es handle sich hier um ein Manuskript. Der Text entspricht jedoch dem „Abendblätter"-Beitrag Kleists (BA. 10. Jan. 1811; unterz.: vx.), von dem Zolling offenbar eine Abschrift vorlag 14 . 88. Zolling, Theophil: Sonderbare Geschichte. Eine ungedruckte Humoreske von Heinrich von Kleist. - In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Theophil Zolling. Bd. 26, Nr. 44 (1. Nov. 1884), S. 2 8 3 284. Sonderbare Geschichte, die sich, zu meiner Zeit, in Italien zutrug. — Zoll. IV, 373 - 376 ( = D XVII), ES I V , 1 5 0 - 1 5 3 , MP V I I . 2 , 8 3 - 8 6 , Sbd 11,271-274. Vorlage: BA. 3. Januar 1811. Unterz.: mz. — Auch bei diesem „zweiten Ineditum" blieb die eigentliche Quelle verborgen 15 . 89. Kleist, Heinrich v.: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Theophil Zolling. T. 4. — Berlin u. Stuttgart: Spemann [1885], S. 2 6 7 - 2 8 2 ( = A I): Die Kunst, den Weg des Glücks zu finden. - ES IV, 5 7 - 73, MP V I I , 2 , 3 - 2 1 , Sbd 11,301-315. Vorlage: „Die Hs. aus dem Besitz eines Neffen des Dichters [Major a . D . Theodor v. Kleist, des ältesten Sohnes Leopold v. Kleists], ist nicht von Kleists Harid. Einzelne Stellen des ersten Abschnitts finden sich, oft wörtlich, in Kleists Brief an seinen Hauslehrer Martini [siehe Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 8]. Wir haben sie im Text eingeklammert" (S. 267). S. 264: „Wir sind aber in der Lage, Kleists kleine Schriften durch einige weitere Neudrucke zu bereichern. Die gräflich Yorcksche Fideikommißbibliothek besitzt ein Exemplar der ,Berliner Abendblätter', das gerade dasjenige, was Köpke fehlte, ergänzt" 16 . S. 3 0 2 - 3 0 4 ( = A X ) : Brief eines Dichters an einen anderen. - ES IV, 148-150, MP V I I , 2 , 5 4 - 5 6 , Sbd 11,347-349. Vorlage: BA. 5. Januar 1811. Unterz.: Ny. S. 342—343 ( = C II): Schreiben eines Berliner Einwohners an den Herausgeber der Abendblätter. [Nebst:] Antwort an den Einsender des obigen Briefes. - ES IV, 2 2 0 - 2 2 1 , MP V I I , 2 , 1 6 6 - 1 6 8 , Sbd 11,386-388. 14

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Zolling scheint hinsichtlich der Herkunft zunächst selbst im unklaren gewesen zu sein, denn er schreibt: „An der Echtheit dieser Kleistschen Geschichte wird kein Kenner des großen Dichters zweifeln. Sie stammt jedenfalls aus den letzten Lebensjahren Kleists und ist für sein Journal, die Berliner Abendblätter (1. Oct. 1810-Ende März 1811), geschrieben worden. Dies ergibt sich schon aus einer Vergleichung mit den früher schon ans Licht gezogenen kleinen Schriften aus jener Zeit". - Erst in seiner Kleist-Ausgabe nennt Zolling die genaue Nummer des Abendblattes. Durch die Veröffentlichung Wolf von Yorcks (siehe Nr. 24) auf die angebliche „Kleistsche Familienstiftung" aufmerksam geworden, hat Zolling offenbar mit der Familie des Grafen Yorck von Wartenberg (Schleibitz/Schlesien) Kontakte aufgenommen, die als erste Ausbeute die hier veröffentlichten Texte ergaben. Erst weitere Nachforschungen Zollings klärten den Sachverhalt und förderten die unbekannten Nummern der Berliner Abendblätter zutage. Vgl. die Bestandsangaben in Minde-Pouets Faks.-Ausg., S. VI.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Vorlage: BA. 16. Oktober 1810. Unterz.: Der Anonymus. — Unterz. der Antwort: Die Redaktion. S. 3 4 5 - 3 4 6 ( = C IV): Ueber die gestrige Luftschiffahrt des Herrn Claudius. — ES IV,203—204, MP V I I , 2 , 1 5 2 - 1 5 4 , Sbd 11,389-391. Vorlage: BA. 16. Oktober 1810, Extrablatt. Nicht unterz. S. 346—347 ( = C V): Zuschrift eines Predigers an den Herausgeber der Berliner Abendblätter. [Nebst:] Nachricht an den Einsender obigen Briefes. — ES IV, 2 2 1 - 2 2 2 , MP V I I , 2 , 1 6 8 - 1 6 9 , Sbd 11,394-395. Vorlage: BA. 23. Oktober 1810. Unterz.: F . . . - Unterz. der Antwort: Die Redaction der Abendblätter. S. 3 5 7 - 3 5 8 ( = C VIII): Weihnachtsausstellung. - ES IV, 2 0 7 - 2 0 9 , MP VII, 2 , 1 5 8 - 1 6 0 , Sbd 11,398-399. Vorlage: BA. 18. Dezember 1810. Unterz.: hk. S. 358—361 ( = C I X ) : [Uber das Luxussteueredikt.] Von Alexander Dombrowsky (siehe: Fehlzuschreibungen und kontroverse Texte, Nr. 17) Adam Müller zugesprochen. - ES IV, 2 2 3 - 2 2 6 , MP V I I , 2 , 1 7 2 - 1 7 6 , Sbd 11,400- 402. Vorlage: BA. 20. Dezember 1810. Unterz.: Anonymus. S. 363 ( = D III): Franzosen-Billigkeit. - Abgelehnt von R. Steig 17 {Kämpfe, S. 341 f.), daher: ES: — , von H. Sembdner, „wenn auch unruhigen Gewissens": MP VII, 2,204 in die „Bearbeitungen fremder Vorlagen" eingereiht, danach aufgrund eines Quellenfundes (siehe Nr. 102): Sbd 11,262 (wie schon in der HanserAusgabe 1952) als „Anekdote" Kleists aufgefaßt. Vorlage: BA. 3. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 370 ( = D X I I ) : Französisches Exercitium, das man nachmachen sollte. — ES IV, 191, MP VII, 2 , 6 6 - 6 7 , Sbd 11,269. Vorlage: BA. 25. Oktober 1810. Unterz.: Vx. S. 3 7 6 - 3 7 7 ( = D X V I I I ) : Der neuere (glücklichere) Werther. - ES IV, 1 5 8 - 1 6 0 , MP VII, 2 , 8 6 - 8 8 , Sbd 11,276-277. Vorlage: BA. 7. Januar 1811. Nicht unterz. S. 3 7 7 - 3 7 8 ( = D X I X ) : Mutterliebe. - ES IV, 167, MP V I I , 2 , 8 1 , Sbd 11,277. Vorlage: BA. 9. Januar 1811. Nicht unterz. S. 381—382 ( = D X X I ) : Mord aus Liebe. — Fehlzuweisung Zollings (siehe Fehlzuschreibungen und kontroverse Texte, Nr. 13).

90. Schmidt, Erich: Handschriftliches von und über Heinrich von Kleist. — In: Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte 2 (1889) S. 3 0 1 - 3 0 3 . Die Bedingung des Gärtners: Varianten gegenüber Köpke (S. 73f.) und Zolling IV, 313, die den Text nach der Abschrift drucken. „Unser Quartblatt erweist sich durch folgende Correcturen als älter [. . .]". H . : Original aus dem Besitz von A. Meyer Cohn. 91. Steig, Reinhold: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe 18 . — Berlin u. Stuttgart: Spemann 1901. zw. S. 48/49: Faks.: Berliner Abendblätter, 1. Bl. v. 1. Oktober 1810. S. 164: Anzeige. - ES IV,229, MP V I I , 2 , 2 3 2 , Sbd 11,460. Vorlage: BA. 30. März 1811. Unterz.: H. v. K. 17

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Steig glaubte, die Vorlage für diesen Beitrag in der Sammlung von Anekdoten ([Hrsg. v. Johann Adam Bergk.] Bd. 7, 1810, S. 311) gefunden zu haben, während H. Sembdner nachweisen konnte, daß der Beitrag in der genannten Sammlung aus den Berliner Abendblättern nachgedruckt wurde. Vgl. zu den Vorlagen Steigs Bd. 1, S. 288.

Analytische Bibliographie der Werke

293

S. 220—223: Schreiben eines redlichen Berliners, das hiesige Theater betreffend, an einen Freund im Ausland. - ES IV, 142-144, MP VII,2,135-137, Sbd II, 415-417. Vorlage: BA. 23. November 1810. Unterz.: |xr|. S. 356: Tagesbegebenheiten. [Capitain Bürger.] - ES IV, 199, MP VII,2,147, Sbd 11,262.

Vorlage: BA. 2. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 3 6 5 - 3 6 6 : Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [Ein fremder Hund.] - ES IV, 199, MP VII,2,148, Sbd 11,429. Vorlage: BA. 9. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 3 7 5 - 3 7 6 : Anekdote. [Kapuziner.] - ES IV, 197, MP V I I , 2 , 6 7 - 6 8 , Sbd 11,270. Vorlage: BA. 30. November 1810. Nicht unterz. S. 3 7 7 - 3 7 8 : Korrespondenz-Nachricht. [Herr Unzelmann.] - ES IV, 198, MP VII, 2,68, Sbd 11,270. Vorlage: BA. 8. November 1810. Nicht unterz. S. 468: Hinweis auf die „Literarische Notiz" (BA. 27. November 1810, nicht unterz.). — Text: ES IV, 179 (als „Beispiel einer Kleistschen Buchempfehlung"), angezweifelt von Alexander Dombrowsky (Aus einer Biographie Adam Müllers, Diss. Göttingen 1911, S. 9 3 - 9 5 ) , der den Beitrag Adam Müller zuschreiben will (siehe Fehlzuschreibungen und kontroverse Texte, Nr. 17c). Kleist erneut zugewiesen von H. Sembdner 1939, S. 121-122), danach: MP VII,2,146, Sbd II, 420-421. S. 520: Kalender-Betrachtung. - ES IV, 182, MP VII, 2,161, Sbd 11,407. Vorlage: BA. 5. Januar 1811. Nicht unterz. S. 536—545: Geschichte eines merkwürdigen Zweikampfs. — ES IV, 160—162, MP V I I , 2 , 2 0 1 - 2 0 4 , Sbd 11,288-291. Vorlage: BA. 20. u. 21. Febr. 1811. Nicht unterz. S. 5 5 2 - 5 5 3 : Ein Satz aus der höheren Kritik. - ES IV, 147-148, MP V I I , 2 , 5 6 - 5 7 , Sbd 11,346-347. Vorlage: BA. 2. Januar 1811. Unterz.: ry. S. 571—574: Geographische Nachricht von der Insel Helgoland. — ES IV, 176-178, MP VII, 2 , 1 7 0 - 1 7 2 , Sbd 11,396-398. Vorlage: BA. 4. Dezember 1810. Unterz.: hk. S. 573f.: Hinweis auf „Helgoländisches Gottesgericht" (siehe Nr. 95). S. 578—580: Neujahrswunsch eines Feuerwerkers an seinen Hauptmann, aus dem siebenjährigen Kriege 19 . - ES IV, 181-182, MP V I I , 2 , 6 9 - 7 0 . Nicht in der Hanser-Ausgabe 1952, in der Faks.-Ausg. von H. Sembdner unter Clemens Brentano (mit ?) aufgeführt, dann jedoch Sbd 11,274—275 in die Anekdoten Kleists eingereiht. Vorlage: BA. 4. Januar 1811. Unterz.: Hochzuehrenden Herrn Hauptmanns respektmäßiger Diener N.N. S. 5 8 3 - 5 8 5 : Beispiel einer unerhörten Mordbrennerei. - ES IV, 169, MP VII,2, 206—207. Nicht in der Hanser-Ausgabe 1952, nachdem H. Sembdner die Quelle entdeckt hatte 20 , dann jedoch Sbd 11,285—286 wieder zu den „AnekdotenBearbeitungen" gestellt. 19

20

Vgl. zur Problematik dieser unterschiedlichen Zuweisungen H. Sembdners: Klaus Kanzog, Prolegomena, S. 136ff. Hierzu bemerkt H. Sembdner (Euphorion 45, 1950, S. 471): „In der Neuausgabe der Kleinen Schriften nahm ich das Stück unter die Bearbeitungen fremder Vorlagen' auf, ohne in diesem einen Fall seine Quelle zu kennen. Ich entdeckte sie nach Abschluß

294

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Vorlage: BA. 8. Januar 1811. Nicht unterz. S. 5 8 5 - 5 8 7 : Merkwürdige Prophezeiung 21 . - ES IV, 172, MP V I I , 2 , 2 0 5 - 2 0 6 . Nicht in der Hanser-Ausgabe 1952, jedoch wieder Sbd 11,286 unter den „Anekdoten-Bearbeitungen". Vorlage: BA. 8. Januar 1811. Nicht unterz. S. 5 8 9 - 5 9 5 : Über den Zustand der Schwarzen in Amerika. - ES IV, 1 7 2 - 1 7 6 , MP V I I , 2 , 1 8 6 - 1 8 9 , Sbd 11,440-443. Vorlage: BA. 12., 14. u. 15. Januar 1811. Nicht unterz. Fehlzuweisungen Steigs (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 14. u. 15): S. 378: Shakespeare-Anekdote S. 3 7 9 - 3 8 0 : Gluck-Anekdote S. 410—412: Außerordentliches Beispiel von Mutterliebe bei einem wilden Thiere S. 565—570: Wissen, Schaffen, Zerstören, Erhalten S. 5 8 0 - 5 8 1 : General Westermann S. 599—605: Geistererscheinung Daneben behandelt Steig zahlreiche Bearbeitungen, Übersetzungen und redaktionelle Notizen Kleists, die erst von Helmut Sembdner in die Kleinen Schriften aufgenommen wurden 22 .

92. Steig, Reinhold: Neue Kunde zu Heinrich von Kleist. — Berlin: Reimer 1902. S. 49 — 52: Otto Heinrich Graf von Loeben, Die furchtbare Einladung (BA. 22. März 1811). — Loebens einziger Beitrag für die Berliner Abendblätter, mit vollem Namen unterzeichnet, doch „so gründlich von Kleist, nach seiner Redactionsgewohnheit, umgearbeitet", daß „man zweifeln könnte, ob nicht richtiger der Name Kleists darunter stehen müßte" (S. 48). — Fehlzuweisung Steigs (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 14). 93. Steig, Reinhold: Ein neues Prosastück Heinrichs von Kleist. — In: Sonntagsbeil, d. Vossischen Zeitung v. 12. März 1905, S. 8 3 - 8 4 . Sonderbarer Rechtsfall in England. - Weist Kleist den Beitrag aus inneren Gründen zu, während H. Sembdner (1939, S. 78—82) die Quelle (Museum des Wundervollen, Bd. 4, 1. Stück, 1805) ermitteln konnte. - ES IV, 1 6 8 - 1 6 9 , MP V I I , 2 , 8 1 - 8 2 , Sbd 11,281-282. Vorlage: BA. 9. Februar 1811. Nicht unterz. 94. Steig, Reinhold: Noch ein neues politisches Prosastück Heinrichs von Kleist. — In: Sonntagsbeil. d. Vossischen Zeitung v. 23. April 1905, S. 134—135. [Über die Finanzmaßregeln der Regierung.] — Zuweisung aus inneren Gründen. Von Alexander Dombrowsky (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 17) Adam Müller zugesprochen. - ES I V , 2 2 6 - 2 2 9 , MP V I I , 2 , 1 7 6 - 1 7 9 , Sbd II, 405-407. Vorlage: BA. 18. Januar 1811. Unterz.: xy.

21

22

meiner Arbeiten im Nürnberger Korrespondenten von und für Deutschland' vom 10. April 1808 [. . .]. Der Vergleich zeigt, daß sich Kleist weit unselbständiger bewegt hat, als man zunächst annehmen mußte" (S. 473). — Dort auch Abdruck der Quelle mit Bemerkungen zum Redaktionsverfahren Kleists. Entgegen Steig, der dem Text eine französische Quelle gegenüberstellte, konnte H. Sembdner (1939, S. 149—152) die deutsche Übersetzung im Museum des Wundervollen (Bd. 8, 1809, S. 275) als eigentliche Quelle Kleists nachweisen. Diese Beiträge werden unter den Publikationen H. Sembdners verzeichnet und mit einem versehen.

Analytische Bibliographie der Werke

295

95. Kleist, Heinrich von: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. Bd. 4: Kleinere Schriften, hrsg. v. Reinhold Steig. Leipzig: Bibliogr. Institut [1905.] Kollationierung der Erstdrucke und Handschriften mit Verbesserungen und Ergänzungen gegenüber Zolling; Wiedergabe der Varianten: S. 391—392: Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden. H . : Kopie im Besitz von Dr. Herman v. Petersdorff23. S. 392—393: Uber die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden. H . : Von Kleist verbesserte Kopie im Besitz von Alexander Meyer Cohn. S. 393—394 u. 396: Schriften für die Germania. H . : Kopien in der Kgl. Bibliothek Berlin. S. 3 9 5 - 3 9 6 : Katechismus der Deutschen. H . : Original (Fragment) im Besitz von Geh. Justizrat August von Simson, Kopie (Fragment): Kgl. Bibl. Berlin. S. 396: Die Bedingung des Gärtners. H . : Original im Besitz von Alexander Meyer Cohn, Kopie Kgl. Bibl. Berlin. S. 3 9 7 - 3 9 8 : Uber die Rettung von Österreich. H . : Original im Besitz von Alexander Meyer Cohn. Abdruck eines weiteren Beitrages aus den Berliner Abendblättern: S. 178: Helgoländisches Gottesgericht. - MP VII,2,201, Sbd 11,285. Vorlage: BA. 6. Dezember 1810. Nicht unterz. Außerdem zwei redaktionelle Anzeigen für den Phöbus, die Alexander Dombrowsky (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 17) jedoch Adam Müller zusprach: S. 122-123: [Anzeige.] - MP VII,2,210-212, Sbd 11,446-448. Vorlage: Einzeldruck, 4 Seiten 4° Unterz.: Heinrich von Kleist. Adam H. Müller. S. 124-125: Anzeige. MP V I I , 2 , 2 1 3 - 2 1 4 , Sbd 11,448-449. Vorlage: Einzeldruck, 2 Seiten 8° Unterz.: Die Redaction des Phöbus. 96. Engel, Eduard: Deutsche Stilkunst. Mit 18 Handschriften. - Wien: Tempsky; Leipzig: Freytag 1911. Zu S. 308: Faks. „Aus Heinrich von Kleists Katechismus der Deutschen" [Von: „Wer also hat den Krieg angefangen?" (6. Kapitel, Ende) bis: „Wie sollst du ihn dir vorstellen?" (7. Kapitel, Anfang)]. Vorlage: „Mit Erlaubnis des Herrn Geheimrats August von Simson in Berlin". 97. Engel, Eduard: Deutsche Meisterprosa. Ein deutsches Hausbuch. Mit e. Bildnisse Lessings u. 8 handschriftlichen Lesestücken. Braunschweig u. Berlin: Westermann 1913. S. 159—162: Faks. „Aus Heinrich von Kleists Katechismus der Deutschen". [Bl. 1—4 (= Titel, 1. Kapitel bis 3. Kapitel, Frage: „Warum hat er dies gethan?").] Vorlage: wie Nr. 96. 98. Hoffmann, Paul: Die Berliner Abendblätter. (24. Februar 1926), Abend-Ausg.

23

— In: Berliner Tageblatt, Jg. 55, Nr. 93

Handschrift seit 1931 verschollen; vgl. Paul Hoffmann: Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden. Die verschollene Kleisthandschrift, in: Dt. Tageszeitung v. 20. Oktober 1931.

296

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Aufsatz anläßlich des Erscheinens der Faks.-Ausg. der Berliner Abendblätter (1925). - Behandelt ein Verzeichnis der Flugschriften (Nov. 1810), das auch die Abendblätter erwähnt, druckt den Beitrag Fouques Warum werden die Abendblätter nicht auch Sonntags ausgegeben? (BA. 20. Okt. 1810) und weist die Quelle der bereits von Köpke veröffentlichten Bach-Anekdote nach. Kleist zugewiesen wird: Miscelle. [Montesquieu.] Mit Nachweis der Quelle. - MP VII,2,59, Sbd 11,346. Vorlage: BA. 2. Januar 1811. Nicht unterz.

99. Minde-Pouet, Georg: Kleists politisches Fragment Zeitgenossen. Mit e. Faksimilenachbildung der Handschrift. — Berlin: Weidmann 1926. (Schriften der KleistGesellschaft. 6.) „Dieses kostbare Stück war in dem vom Antiquariat Karl Ernst Henrici in Berlin Juli 1925 ausgegebenen Lagerkatalog N r . 22 verzeichnet 24 und von unserem Vorstandsmitgliede Major a. D. und Kammerherrn Freiherrn Ewald von Kleist in Hard bei Ermatingen in der Schweiz erworben worden, der es der Kleist-Gesellschaft als Leihgabe überwies [. . .]. Dank diesem glücklichen Funde können wir nun den Text dieses Schriftstückes, für das bisher nur eine Schreiberkopie Vorlage war, aus der Originalhandschrift Kleists schöpfen" (S. 6). H . : Vermerk auf B1 l r : „Politisches Fragment von der Hand des Dichters Heinrich von Kleist. Wahrscheinlich 1808 in Prag geschrieben". Hierzu bemerkt Minde-Pouet: „In diesem Zusatz kann man die Hand Tiecks erkennen, der ja mehr als ein Manuskript Kleists auf diese Weise beglaubigt hat [. . ]. Für mich ist es aber wahrscheinlicher, daß dieser Beglaubigungsvermerk die Schriftzüge Bülows zeigt" (S. 13). — Die Handschrift war früher „im Besitz der alten Leipziger Familie Frege", zu der Bülows erste Frau in verwandtschaftlicher Beziehung stand 24 ". 100. Sembdner, Helmut: Die Berliner Abendblätter Heinrich von Kleists, ihre Quellen und ihre Redaktion. - Berlin: Weidmann 1939. (Siehe N r . 91, Anm. 22.) *S. 108-110: Miscelle. [Falstaff.] - Bereits veröffentlicht von Steig ( K ä m p f e , S. 133), jedoch nicht in ES aufgenommen, obgleich Steig Kleist als Verfasser ansah. MP VII,2,58, Sbd 11,346. Vorlage: BA. 31. Dezember 1810. Unterz.: tz. S. 115-119: Zwei Theaterartikel (Steig, Kämpfe, S. 228: „dem Stile nach schwerlich von Kleist"), zugewiesen aufgrund einiger Stilkriterien, des Allgemeineindrucks und der Chiffre rz. 1. Theater-Neuigkeit. [Die Schweizerfamilie.] MP VII,2,140, Sbd 11,414. Vorlage: BA. 13. November 1810. Unterz.: rz. 2. Theater. [Die Schweizerfamilie.] MP VII,2,141, Sbd 11,417-418. Vorlage: BA. 27. November 1810. Unterz.: rz. S. 119: Aufforderung. MP VII,2,143, Sbd 11,414-415. Vorlage: BA. 15. November 1810. Unterz.: zr. S. 122 — 126: Korrespondenz und Notizen. [Fr. v. Stael, Lettres sur l'Allemagne.] MP V I I , 2 , 1 4 5 - 1 4 6 , Sbd 11,419-420. Vorlage: BA. 12. November 1810. Nicht unterz.

24

24a

Bereits angezeigt im Auktionskatalog Henrici 96 v. 1 7 . - 1 8 . Nov. 1924, N r . 277, dann im erwähnten Lagerkatalog unter N r . 227 (Preis: 900,— RM). Vgl. Richard du Moulin-Eckart: Hans von Bülow. München 1921, S. 20. Der Salon des Kammerrats Frege war „einer der geistigen Mittelpunkte Leipzigs".

Analytische Bibliographie der Werke

297

* S . 126—127: [Eröffnung des medizinisch-chirurgischen Klinikums der Universität Berlin.] Steig ( K ä m p f e , S. 311): „eine von Kleist verfaßte Tagesmiscelle", die von Steig jedoch nicht in ES aufgenommen wurde. Sembdner: „Kleists Stil ist unverkennbar". M P V I I , 2 , 1 5 8 , Sbd 11,395. Vorlage: B A . 1. November 1810. Nicht unterz. S. 1 4 1 - 1 4 6 : Schreiben aus Berlin. [Überführung der Königin Luise.] M P V I I , 2 , 1 6 0 - 1 6 1 , Sbd 11,402 - 403. Vorlage: B A . 24. Dezember 1810. Nicht unterz. S. 1 5 3 - 1 5 9 : Brief und Verhör der Gräfin Piper. * 1 . Brief der Gräfinn Piper an eine Freundinn in Deutschland. Steig ( K ä m p f e , S. 404—409) bietet Q u e l l e und Ubersetzung Kleists im Paralleldruck, verzichtete aber auf eine Wiedergabe in ES, nachdem Erich Schmidt Bedenken geäußert hatte 2 5 . M P V I I , 2 , 1 9 0 - 1 9 4 , Sbd 11,434-437. Vorlage: B A . 19. November 1810. Nicht unterz. 2. Verhör der Gräfinn Piper. „ I n Ergänzung zu Steigs Gegenüberstellung" werden Quelle und Ubersetzung ebenfalls im Paralleldruck geboten. M P V I I , 2 , 1 9 4 - 1 9 7 , Sbd 1 1 , 4 3 7 - 4 4 0 . Vorlage: B A . 20. November 1810. Nicht unterz. S. 1 5 9 - 1 7 1 : Haydn's T o d . - Mit Gegenüberstellung der Quelle Kleists. M P V I I , 2 , 1 8 1 - 1 8 4 , Sbd 1 1 , 4 4 3 - 4 4 5 . Vorlage: B A . 26., 28. u. 29. Januar 1810. Nicht unterz. * S . 196—198: Fragment eines Schreibens aus Paris. — Hierzu bemerkt Steig: „ D a s Schreiben kann echte Grundlage haben, es kann aber auch ganz fingiert und in Berlin verfaßt sein: jedenfalls trägt es den Charakter des Kleistischen Stiles, den Kleist [. . .] Allem aufzudrücken pflegte, das, gedruckt oder geschrieben, ihm zur Aufnahme in sein Blatt geeignet erschien" ( K ä m p f e , S. 49). Dennoch fehlt der Beitrag in ES. Sembdner erklärt: „ E c h t , wenn auch von Kleist überarbeitet, mag der Anfang des Schreibens sein", die folgenden Partien seien jedoch „ g a n z in Kleists Geist und Stil gehalten", was durch Beispiele belegt wird. M P V I I , 2 , 1 6 2 - 1 6 4 , Sbd 1 1 , 3 8 3 - 3 8 5 . Vorlage: B A . 1. u. 2. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 267—271: Herausforderung Karls I X . Königs von Schweden an Christian IV. König von Dänemark. - M P V I I , 2 , 2 2 8 , Sbd 11,419. Vorlage: B A . 1. N o v e m b e r 1811. Nicht unterz. S. 303—306: Uber eine wesentliche Verbesserung der Klaviatur der Tasteninstrumente. - M P V I I , 2 , 2 3 0 , Sbd 11,421. Vorlage: B A . 6. Dezember 1810. Nicht unterz. S. 325: Miscelle. [Hr. P. Schmid.] - M P V I I , 2 , 1 4 4 , Sbd 11,419. Vorlage: B A . 26. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 326: Miscelle. [Frau v. Helwig.] - M P V I I , 2 , 1 4 4 , Sbd 11,423. Vorlage: B A . 26. Januar 1811. Nicht unterz. ! 'S. 326: Bülletin der öffentlichen Blätter. Fragment einer Übersetzung vom T o d e Abel's, von Geßner. Vgl. Steig ( K ä m p f e , S. 412): „ D a ß von Geßler's T o d e Abels eine französische Übersetzung im Moniteur erschien, bemerkte Kleist sogleich in seinem Abendblatt". M P V I I , 2 , 1 4 4 , Sbd 11,420. Vorlage: B A . 23. N o v e m b e r 1810. Nicht unterz.

25

So fragt Erich Schmidt (Deutsche Literaturzeitung v. 30. N o v . 1901, Sp. 3051): „hat Kleist wirklich so vieles, auch Unbedeutendes, selbst zusammengearbeitet, den langen Brief über Fersen selbst verdeutscht oder gar das Englische s. 41 O f f . ? "

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

Kleist zugeschriebene,

aber erst 1961 in die Ausgabe aufgenommene

Beiträge:

S. 38: Neueste Nachricht. [Luftschiffahrt.] - „Kleist hatte bereits am 18. Oktober eine kurze Meldung [. . .] über den Vorfall gebracht". Sbd 11,391. Vorlage: BA. 18. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 129-135: Politische Neuigkeit. — Der Artikel steht in engem Zusammenhang mit dem im folgenden Abendblatt v. 20. Nov. 1810 abgedruckten Beitrag: „Über die gegenwärtige Lage von Großbritannien". Steig ( K ä m p f e , S. 97—98) erklärt hierzu: „Man tröste sich, Kleist hat die beiden Artikel nicht geschrieben. Sprache und Geist sind ihm fremd. Aber beide Artikel müssen von Einem (uns unbekannten) Verfasser angefertigt sein, da die Gedanken und die Ausdrucksweise sich gleichen. Sie verhalten sich wie vorläufige Anzeige und nachträgliche Ausführung zu einander. Kleist müssen sie aufgenöthigt worden sein". Sembdner führt dagegen eine Reihe von Stilkriterien an, wonach „zumindest in den Schlußsätzen der beiden fraglichen Artikel" Kleists Stil „erkennbar" sei. „Demnach können wir damit rechnen, daß die Politische Neuigkeit ganz, der darauf folgende Leitartikel teilweise von Kleist verfaßt wurde" (S. 134) 26 . Sbd 11,395-396. Vorlage: BA. 19. November 1810. Nicht unterz. S. 175—176: Miscelle. [Selbstmord jener beiden jungen Liebenden.] Sbd 11,431. Vorlage: BA. 14. November 1810. Unterz.: (Jour. d. Dam.) S. 177-178: Das Waschen durch Dämpfe. Sbd 11,433. Vorlage: BA. 17. Januar 1811. Nicht unterz. S. 257—258: Korrespondenz und Notizen aus Paris. — Quelle und Bearbeitung im Paralleldruck. Sbd 11,431. Vorlage: BA. 10. November 1810. Unterz.: (Z. f. d. eleg. W.) S. 366—367: Miscelle. [Herr Damas.] — Quelle und Bearbeitung im Paralleldruck. — Sbd 11,431. Vorlage: BA. 1. November 1810. Nicht unterz. S. 367—368: Bülletin der öffentlichen Blätter. [Ein engl. Officier, Nahmens Edward.] — Quelle und Bearbeitung im Paralleldruck. Sbd 11,432. Vorlage: BA. 26. November 1810. Unterz.: (L.d.B.) S. 370: Miscelle. [Herr Robertson.] - Quelle und Bearbeitung im Paralleldruck. — Sbd 11,433. Vorlage: BA. 6. Dezember 1810. Unterz.: (Oesterr. Beob.) S. 373—374: Miscelle. [Die Sache der Engländer in Spanien.] — Sembdner nennt Kleists lakonische Mitteilung im Vergleich zur Quelle (Hamburgischer Correspondent v. 27. Oktober 1810) ein „publizistisches Meisterstück". — Sbd 11,430. Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 1. November 1810. Nicht unterz. Außerdem erwähnt, bzw. behandelt von 1905 aufgenommene Beiträge:

Sembdner folgende

von Steig nicht in die Ausgabe

"S. 119: Miscelle. [Eine hiesige Künstlerin.] — Steig ( K ä m p f e , S. 227): „Kleist ließ die erste Drohung an Iffland's Adresse zu". - MP VII,2,142, Sbd 11,409. Vorlage: BA. 13. Oktober 1810. Nicht unterz. "'S. 120: Stadt-Neuigkeiten. - Vgl. Steig, Kämpfe, S. 203 —204, mit der Bemerkung: „Tags zuvor war der große Angriff Kleist's auf Iffland erst geschehen; jetzt verzeichnet er folgendes Bouquet von ,Stadt-Neuigkeiten'". — MP VII, 2,142, Sbd 11,411. S

26

Vgl. Faks.-Ausgabe, S. 16*: „Politische Neuigkeit. Von Kleist" und „Über gegenwärtige Lage von Großbritannien. Von Kleist?".

die

Analytische Bibliographie der Werke

299

Vorlage: BA. 18. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 120: Miscelle. [Hr. Capellmeister Reichardt.] - MP VII,2,142, Sbd 11,412. Vorlage: BA. 7. November 1810. Nicht unterz. *S. 124f.: Miscelle. [Fr. v. Stael.] — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 498 mit Erwähnung des Briefes von Chamisso an Hitzig v. 10. Okt. 1810. Steig: „Die Umschreibung der Notiz ist für Kleist charakteristisch". MP VII,2,144, Sbd 11,419. Vorlage: BA. 29. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 140: Tagesbegebenheiten. [Aussage eines Militair-Deserteurs.] MP VII,2,147, Sbd 11,426. Vorlage: BA. 4. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 140: Gerüchte. - M P V I I , 2 , 1 4 7 - 1 4 8 , Sbd 11,427. Vorlage: BA. 6. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 141: Stadt-Gerücht. [Die berüchtigte Louise.] MP VII,2,148, Sbd 11,429. Vorlage: BA. 9. Oktober 1810. Nicht unterz. :f S. 195: Einleitung [Zum Brief von Henriette Hendel-Schütz]. — Steig (Kämpfe, S. 454): „Kleist hat der Veröffentlichung ihrer Reisebeschreibung . . . eine Einleitung vorangeschickt". - MP VII,2,232, Sbd 11,423. Vorlage: BA. 13. Februar 1811. Nicht unterz. *S. 228—236: Uralte Reichstagsfeierlichkeit, oder Kampf der Blinden mit dem Schweine. - Vgl. Steig, Kämpfe, S. 574 - 577: Paralleldruck Quelle (Gem. Unterh.-Blätter) — Bearbeitung (Abendblätter) mit der Bemerkung: „Aus dem Verhältniß beider Texte tritt Kleist's Arbeitsweise lehrreich für uns hervor" (S. 577). Sembdner führt als weitere Quelle den Schwank von Hans Sachs Der blinden Kampf mit der Säw (nach der Nürnberger Folioausgabe 111,81) an und bietet eine Nebeneinanderstellung aller drei Fassungen. — MP VII,2,199—201, Sbd 11,283-284. Vorlage: BA. 17. November 1810. Unterz.: (Gem. Unterh. Bl.) *S. 244—248: Beitrag zur Naturgeschichte des Menschen. — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 588—589, der für die Nachricht von der Unverbrennbaren den Text der möglichen Quelle (Nürnberger Korrespondent, Nr. 75 v. 16. März 1809) druckt. Sembdner dagegen zeigt, daß Kleist die Berichte merkwürdiger Vorfälle bereits gesammelt im Museum des Wundervollen vorfand. MP VII, 2,207, Sbd II, 286-287. Vorlage: BA. 9. Januar 1811. Nicht unterz. =:S. 2 4 8 - 2 5 5 : Wassermänner und Sirenen. - Vgl. Steig, Kämpfe, S. 5 9 5 - 5 9 9 : Paralleldruck der Texte aus der Wiener Zeitung und den Abendblättern. Sembdner dagegen stellt die Fassung aus dem Museum des Wundervollen und den Abendblätter-Text einander gegenüber. Auf Grund eines weiteren Quellenfundes sprach Sembdner 1950 (siehe Nr. 102) Kleist diesen Text ab. - MP V I I , 2 , 2 0 7 - 2 0 9 , nicht in der Hanser-Ausgabe 1952, jedoch Sbd 11,287-288. Vorlage: BA. 5. u. 6. Februar 1811. Nicht unterz. !|'S. 267: Anekdote. [Napoleon.] Vgl. Steig, Kämpfe, S. 345-347 mit Wiedergabe der Quelle: „Kleist's Umarbeitungsmittel greifen, wie man sieht, diesmal nicht sehr tief ein". MP VII,2,205, nicht in der Hanser-Ausgabe 1952, jedoch Sbd 11,283. Vorlage: BA. 14. November 1810. Unterz.: (Mise. d. n. Weltk.) : S. 299: Das Gesicht Karls XI. Königs von Schweden. [Einleitung.] - Steig (Kämpfe, S. 468): „Kleist empfahl zweimal . . . die Leetüre des Museums seinen Lesern". MP VII,2,227, Sbd 11,418. Vorlage: BA. 25. Oktober 1810. Nicht unterz. *S. 3 1 6 - 3 1 7 : Extrablatt zum ersten Berliner Abendblatt. - Vgl. Steig, Kämpfe, S. 50 (Text der Einleitung). - MP VII, 2,223, Sbd 11,423-424.

300

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Vorlage: [BA. 1. Oktober 1810.] Nicht unterz. S. 3 1 7 - 3 1 8 : [Über den Zweck der Polizeilichen Notizen.] - MP V I I , 2 , 2 2 4 - 2 2 5 , Sbd 11,426 - 4 2 7 . Vorlage: BA. 4. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 322—323: Polizeiliche Tages-Mittheilungen, Etwas über den Delinquenten Schwarz und die Mordbrenner-Bande. - MP VII,2,148, Sbd 11,427-428. Vorlage: [BA. 8. Oktober 1810,] Extrablatt zum 7ten Berliner Abendblatt. Nicht unterz.

101. Kleist, Heinrich von: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet u. Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. 2. Aufl. Neu durchges. u. erw. v. Georg Minde-Pouet. Bd. 7, Teil 2, hrsg. v. Helmut Sembdner. - Leipzig: Bibliogr. Inst. [1938]. S. X V : „Die vorliegende neue Ausgabe der Kleinen Schriften unterscheidet sich nach Umfang, Anordnung und Textgestaltung wesentlich von der durch Reinhold Steig besorgten früheren Ausgabe. Neuaufgenommen wurden 3 philosophische Miszellen, 19 Tagesberichte, 2 Ubersetzungen, 5 Bearbeitungen und 26 redaktionelle Anzeigen. Als nicht Kleist zugehörig ausscheiden mußten die Aufsätze 'Wissen, Schaffen, Zerstören, Erhalten', Außerordentliches Beispiel von Mutterliebe bei einem wilden Tiere, die Shakespeare- und die Gluck-Anekdote, sowie drei angeblich von Kleist bearbeitete Erzählungen Fouques und Loebens. Aus den Nachrichtenmiszellen der Berliner Abendblätter wurden biographisch interessante Eigenmeldungen ausgewählt, während Nachrichtenbearbeitungen ausgeschlossen blieben. Kleists eigentümliche Zeichensetzung, die, zumal in den Kleinen Schriften, mehr sprachrhythmischen als syntaktischen Gesetzen entspricht, ist nach Möglichkeit beibehalten worden; die Rechtschreibung, auch die der Eigennamen, wurde dem heutigen Gebrauch angepaßt". — Den Werken Kleists zugeschrieben werden folgende Beiträge: S. 2 1 4 - 2 1 5 : An die Interessenten des Journals Phöbus. — Sbd 11,450-451. Vorlage: Zeitung für die elegante Welt v. 22. Nov. 1808. S. 216: Anzeige. Berliner Abendblätter. Vgl. bereits Zolling Bd. 1, S. L X X (Anmerkung mit Wiedergabe des Textes). Steig, Kämpfe, S. 47, bemerkt: „Es unterzeichnet noch collectiv ,Die Redaction' [. . .]. In einem gewundenen Compromißstile, der dem Anschein nach von Kleist herrührt". - Sembdner, 1939, S. 5 und Sbd 11,451. Vorlage: Vossische Zeitung v. 25. September 1810. Unterz.: Die Redaktion der Abendblätter. S. 216-217: Anzeige. 1. Fassung. - Vgl. hierzu jedoch Sembdner 1939, S. 6: „eine neue, wahrscheinlich von Hitzig verfaßte Anzeige". Sbd 11,451. Vorlage: Vossische Zeitung v. 29. September 1810. Unterz.: Die Redaktion. ''2. Fassung. - Steig, Kämpfe, zw. S. 48/49. Faks. Sbd 11,452. Vorlage: BA. 1. Oktober 1810. Unterz.: Die Redaction. S. 217-219: An das Publikum. Umstrittene Zuweisung Sembdners (siehe Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 16b). S. 2 1 9 - 2 2 2 : Ankündigung. *1. Fassung: Handschriftlich im Brief Kleists an Hardenberg vom 3. Dez. 1810. Vgl. Steig, Kämpfe, S. 121 f. Sbd 11,457. Vorlage: Brief ES 156, MP 178. *2. Fassung: Vgl. Steig, Kämpfe, S. 122-123. Sembdner, 1939, S. 328-329 (Zitat). Sbd 11,457-458. Vorlage: Der Freimüthige v. 20. Dezember 1810. Unterz.: Redaktion der Berliner Abendblätter. - BA. 22. Dez. 1810.

Analytische Bibliographie der Werke

301

*3. Fassung: Vgl. Steig, Kämpfe, S. 140 (Mitteilung der Variante zu Kleists Ankündigung). Sbd 11,458-459. Vorlage: Vossische Zeitung v. 1. Januar 1811. Unterz.: Redaktion der Berliner Abendblätter. *S. 225: Anmerk. des Herausgeb. [zum Artikel Kunst-Ausstellung]. Vgl. Steig, Kämpfe, S. 262. Sbd 11,453. Vorlage: BA. 10. Oktober 1810. Unterz.: H . v. K. *S. 225: Anzeige. [Aufsatz über die Proklamation der Universität.] - Steig, Kämpfe, S. 302: „ [. . .] die (von Kleist herrührende) Anzeige". Sbd 11,453. Vorlage: BA. 10. Oktober 1810. Nicht unterz. "'S. 226: Anzeige. [Zwei Aufsätze über Chr. J. Kraus.] Vgl. Steig, Kämpfe, S. 57 („Kleist versprach in einer vorläufigen Notiz [. . .] die Aufnahme ihrer Artikel"). Sbd 11,454. Vorlage: BA. 18. Oktober 1810. Unterz.: Die Rédaction. *S. 226: Erklärung. - Vgl. Steig, Kämpfe, S. 47 und Sembdner, 1939, S. 11 f. Sbd 11,454. Vorlage: BA. 22. Oktober 1810. Unterz.: der Herausgeber der Abendblätter, Heinrich von Kleist. *S. 227: Erklärung [zum Aufsatz über Friedrichs Seelandschaft]. — Vgl. Zolling (Die Gegenwart, Bd. 24, 1883, S. 185), Steig, Kämpfe, S. 264 und Sembdner, 1939 S. 180f. Sbd 11,454-455. Vorlage: BA. 22. Oktober 1810. Unterz.: H . v. K. S. 228: Fußnote [zu Allerneuester Erziehungsplan]. - Sbd 11,455. Vorlage: BA. 9. November 1810. Unterz.: (Die Rédaction.). *S. 2 2 8 - 2 2 9 : Erklärung [zu Auch etwas über Christian Jakob Kraus auf eine andere Manier]. Vgl. Steig, Kämpfe, S. 61. Sbd II, 455-456. Vorlage: BA. 22. November 1810. Unterz.: H . v. K. *S. 229: Anzeige. [Aufsatz Uber die neueste Lage von Großbritannien.] Steig (Kämpfe, S. 99): „rückte Kleist die trockene Redaktionsanzeige ein". — Sbd 11,456. Vorlage: BA. 24. November 1810. Unterz.: (Die Rédaction.) S. 229: Anzeige. [Die sogenannte unpartheiische Gesellschaft.] Sbd 11,456. Vorlage: BA. 28. November 1810. Unterz.: (Die Rédaction.) *S. 2 2 9 - 2 3 0 : Berichtigung [zu einem Aufsatz über C . J . Kraus]. — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 65 („mußte sich Kleist doch dazu verstehen [. . .]" und: „bemerkte Kleist [. . .]"). Sbd 11,456-457. Vorlage: BA. 29. November 1810. Unterz.: (Die Red.) *S. 231: Berichtigung [zur Erklärung Hitzigs], Umstrittene Zuweisung Sembdners (siehe: Fehlzuweisungen und kontroverse Texte, Nr. 16a). *S. 231 - 2 3 2 : Duplik (auf H r n . Hitzigs Replik in letzten Stück der Berliner Zeitungen.) - Vgl. Steig, Kämpfe, S. 132-133. Während Steig (S. 132) von der Verfasserschaft Kleists überzeugt war („die wuchtige und drückende Sprache Heinrich's von Kleist vernehmen wir [. . .]"), vermerkt Sembdner im Nachw. der Faks., S. 19* lediglich: „von Kleist formuliert?" Dennoch wieder Sbd 11,460. Vorlage: BA. 31. Dezember 1810. Unterz.: Kunst- und Industrie-Comptoir zu Berlin. Faksimile zw. S. 128/129: Die Bedingung des Gärtners. Vorlage: Original-Handschrift aus dem Besitz von Stefan Zweig 27 . 27

Die Handschrift, zuerst von Erich Schmidt in der Autographensammlung Alexander Meyer Cohns entdeckt (siehe Nr. 90), wurde bei der Versteigerung der Sammlung

302

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

102. Sembdner, Helmut: Eine wiederentdeckte Kleist-Anekdote. (1950) S. 4 7 8 - 4 8 4 .

In: Euphorion 45

Franzosen-Billigkeit, bereits von Zolling IV, 363 Kleist zugewiesen (siehe Nr. 89), aber von Steig (siehe Anmerkung 17) Kleist abgesprochen. - Der Aufsatz dokumentiert die Wanderung der Anekdote durch die Wiedergabe von drei Fassungen: 1. Fassung: Der abgefertigte Redner (Sammlung von Anekdoten, H. 6, 1808). 2. Fassung: Ehrenvolle Antworten französischer Kommandanten (Sammlung von Anekdoten, H. 3, 1807). 3. Fassung: Anekdote (Korrespondent von und für Deutschland v. 20. Januar 1808). S. 482: „Diese Fassung des Nürnberger Korrespondenten' ist es, die nicht nur Kleist, wie sich zeigen läßt, sondern auch Johann Peter Hebel die Anregung zu ihrer jeweiligen Nachgestaltung gegeben hat". 103. Sembdner, Helmut: Kleine Beiträge zur Kleist-Forschung. 1. Kleist und Zacharias Werner. — In: Deutsche Vierteljahrsschrift f. Literaturwiss. u. Geistesgeschichte 27 (1953) S. 6 0 2 - 6 0 7 . Von einem Kinde, das kindlicherweise ein anderes Kind umbringt, bereits von Köpke (S. 133-135) Kleist zugewiesen (siehe Nr. 83) und von Zolling I V , 3 7 1 - 3 7 2 in die Kleist-Ausgabe aufgenommen, aber von Steig (siehe Anmerkung 7) Arnim zugesprochen. — Sembdner geht bei der Beurteilung der Verfasserschaft nicht von der fast wörtlich übernommenen Wickramschen Erzählung, „die Kleist tatsächlich von Arnim zugekommen sein mag", sondern „von dem originalen, das Theater betreffenden zweiten Teil des Beitrags" aus. „Hier spricht", wie durch einen Vergleich mit dem Stil Kleists im Beitrag Theater-Neuigkeit (BA. 13. November 1810) gezeigt wird, „alles für Kleist und nichts für Arnim" (S. 604). Die Einzelheiten über Zacharias Werners Vierundzwanzigsten Februar, die geplante Aufführung in Berlin und die gescheiterten Verhandlungen mit Iffland scheint Kleist von Hitzig, dem Unterhändler zwischen Werner und Iffland, erfahren zu haben. 104. Sembdner, Helmut: Neuentdeckte Schriften Heinrich von Kleists 28 . — In: Euphorion 53 (1959) S. 1 7 5 - 1 9 4 (siehe auch Nr. 55). S. 175: „Anläßlich der Vorbereitung eines Neudrucks der Berliner Abendblätter, für den ich eine genaue Aufstellung über die Herkunft der einzelnen Beiträge auszuarbeiten hatte, ergab nun eine erneute und unbefangene Nachprüfung die überraschende Tatsache, daß sich in diesem oft gesichteten Material weitere Beiträge von Kleists Hand verborgen hielten, die man bisher irrtümlich anderen Verfassern zugerechnet oder überhaupt unbeachtet gelassen hatte". S. 1 7 6 - 1 7 9 : Fragmente. - Sbd 11,338. Vorlage: BA. 10. Dezember 1810. Nicht unterz.

28

Meyer Cohn (Versteigerungskatalog Stargardt v. 2 3 . - 2 8 . Okt. 1905, Nr. 1707) angeboten. Sie tauchte dann mehrfach in den Katalogen Leo Liepmannssohns auf (Katalog 38. v. 21 ,/22. Mai 1909, Nr. 228, Katalog 163, Nr. 313, Katalog 177, Nr. 254, Katalog 180, Nr. 381) und wurde am 17. Juni 1924 bei K. E. Henrici (Katalog 90, Nr. 111) versteigert. Sie war zuletzt im Besitz von Stefan Zweig, der sie Minde-Pouet für die Reproduktion zur Verfügung stellte. Sie wurde jedoch bereits im April 1936 von Heinrich Hinterberger in Wien versteigert (Katalog 9, Nr. 140). Die Zuschreibungen erfolgen im wesentlichen auf Grund stilistischer Kriterien. — Curt Grützmacher hat keinen einzigen dieser Beiträge in die Winkler-Ausgabe aufgenommen.

Analytische Bibliographie der Werke

303

S. 1 7 9 - 1 8 1 : Literatur. [L. A. v. Arnim: Halle und Jerusalem.] - Von Steig (Kämpfe, S. 505) Adam Müller zugesprochen. - Sbd 11,422-423. Vorlage: BA. 29. Dezember 1810. Unterz.: rs. S. 181 — 183: Theater. [Gestern zum Erstenmale: Der Sohn d u r c h ' s U n g e f ä h r ; Posse in zwei Akten.] — Vgl. Steig ( K ä m p f e , S. 192): „nach dem Stil nicht Kleist". Sbd 11,408-409. Vorlage: BA. 5. Oktober 1810. Unterz.: + + S. 1 8 6 - 1 8 8 : Anekdote. [Jonas.] Steig (Kämpfe, S. 377) erklärte: „Die Anekdote ist für Kleist zu guthmüthig-ungepfeffert. Sie zeigt auch zu wenig seinen Stil. Viel eher scheint sie, nach dem Localpatriotismus den sie übt, von einem Mecklenburger herzurühren, an denen ja in Kleist's Umgebung kein Mangel war". - Sbd 11,271. Vorlage: BA. 11. Dezember 1810. Unterz.: Z. S. 188 — 190: Anfrage. — Vgl. Steig (Neue Kunde zu Heinrich von Kleist. Berlin 1902, S.10): „Ich wage über die Autorschaft für diese Anfrage, namentlich ob Kleist sie geschrieben, keine sichere Entscheidung. Mein Gefühl sagt mir, daß die beiden Stücke, aus denen die Anfrage besteht, ursprünglich nicht zusammengehörten. Der Ton ist ein gar zu verschiedener. Ich glaube, daß der erste Theil aus einem größeren Artikel über die Kirchlichkeit der französischen Gemeinde genommen und zurecht gestrichen ist, worauf auch wohl die Gedankenstriche weisen: dies natürlich von Heinrich von Kleist als Redacteur. Daran reiht sich, in ganz anderem Stile, die nur dem Tagesbedürfniß dienende Auskunft über die Kirche [. . .]. Diesen zweiten Theil konnte freilich Kleist von jedem, den kirchliche Dinge interessirten, erhalten haben: vielleicht aber auch durch den Geheimen Postrath Pistor, unter dessen verantwortlicher Aufsicht das amtliche Berliner Intelligenzblatt herauskam". — Hierzu Sembdner (S. 190): „Es erscheint mir aber auch möglich, daß Kleist damit in geschickter Form auf Ancillons Nachfolger Franz Theremin und seine Predigt am ersten Feiertag aufmerksam machen wollte. Theremin gehörte zu Kleists und Adam Müllers Freundeskreis, auch war er nach Varnhagens oft wiederholter Klatschgeschichte der frühere Freund der Henriette Vogel gewesen. So ergeben sich hier neue biographische Momente". - Sbd 11,403 - 404. Vorlage: BA. 24. Dezember 1810. Nicht unterz. S. 1 9 0 - 1 9 1 : Warnung. [Allgemeines Industrie-Adreßbuch.] - Sbd 11,422. Vorlage: BA. 28. Dezember 1810. Nicht unterz. S. 191 — 194: Uber die Aufhebung des laßbäuerlichen Verhältnisses. — Von Steig (Kämpfe, S. 119f.) als „officiöser Beschwichtigungs-Artikel" bezeichnet, der „in Sprache und Auffassung mit den früheren, die Politik des Staatskanzlers verteidigenden lh-Artikeln" übereinstimme. Gestützt auf einen Hinweis von Alexander Dombrowsky (Euphorion 16, 1909, S. 517), äußerte Sembdner bereits 1939, S. 128 die Vermutung, daß auch dieser Aufsatz (wie der über die Luxussteuern und der über die Finanzmaßregeln der Regierung) „von Kleist selbst verfaßt wurde". Neben stilistischen Kriterien macht Sembdner vor allem Kleists Bemerkung im Brief an Prinz Wilhelm v. 20. Mai 1811, daß die offiziellen Beiträge von den Staatsbehörden gänzlich ausgeblieben seien (Sbd 11,865, Z. 5f.), für die Verfasserschaft Kleists geltend. - Sbd 11,404-405. Vorlage: BA. 29. Dezember 1810. Nicht unterz. 105. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke und Briefe. (2., verm. u. auf Grund d. Erstdrucke u. Handschriften völlig rev. Ausg. Hrsg. v. Helmut Sembdner.) Bd. 2. München: Hanser 1961.

304

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 1037: „An inzwischen neuentdeckten Schriften erscheinen in der vorliegenden Ausgabe 11 unbekannte Beiträge aus den Berliner Abendblättern und 5 Briefe Kleists; außerdem wurden 20 Briefe an Kleist sowie eine größere Anzahl von Miszellen, Bearbeitungen und redaktionellen Notizen Kleists erstmalig im Rahmen einer Gesamtausgabe aufgenommen". — Im Anschluß an die in der FaksimileAusgabe der Berliner Abendblätter erfolgten Zuweisungen werden hier folgende Texte zum erstenmal neu vorgelegt: *S. 2 8 4 - 2 8 5 : Anekdote. [Diogenes.] Vgl. Steig (Kämpfe, S. 376), der die Quelle (Gemeinnützige Unterhaltungs-Blätter v. 22. Sept. 1810) druckt und ihr den Abendblätter-Text mit der Bemerkung gegenüberstellt: „Dieser Vorlage gab Kleist für seine Abendblätter die folgende Form". Vorlage: BA. 6. Dezember 1810. Nicht unterz. S. 418: Miscelle. [Rechtfertigung des glorreichen Andenkens König Friedrich Wilhelms II.] — Faks.-Ausg., S. 9*: „Eigenmeldung nach Zschokkes ,Misz. f. d. neueste Weltkunde', 3. Okt. 1810". - Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 17. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 419: Miscelle. [Politische Zeitungen.] Faks.-Ausg., S. 13*: „Aus Liste der Börsenhalle; (2. 3.) Kleists Formulierungen". Vorlage: BA. 9. November 1810. Unterz.: (L. d. B.) S. 421: Bülletin der öffentlichen Blätter. [Der Herausgeber der Schweizerischen Nachrichten.] — Faks.-Ausg., S. 16*: „Von Kleist auf Grund einer Notiz in .Schweiz. Nachr.', 21. Nov. 1810". - Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 5. Dezember 1810. Unterz.: (Schw. Nachr.) S. 424—425: [Polizei-Rapporte vom 28. September bis 1. Oktober.] — Faks.-Ausg., S. 6*: „Kleist, der auch die von Polizeipräsident Gruner gelieferten Polizeirapporte redigierte". Vorlage: BA. 1. Oktober 1810, Extrablatt zum ersten Berliner Abendblatt. Nicht unterz. S. 425: Polizei-Rapport. Vom 2. October. — Faks.-Ausg., S. 6*: „Von Kleist bearbeitet". Vorlage: BA. 2. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 426: Polizei-Rapport. Vom 3. October. — Faks.-Ausg., S. 6*: „Von Kleist bearbeitet". Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 3. Oktober 1810. Nicht unterz. *S. 429: Druckfehler. — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 366 („Kleist . . . bekannte am nächsten Tag folgenden ,Druckfehler'"). — Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 10. Oktober 1810. Nicht unterz. S. 429: Miscellen. [Verdächtige Menschen. Pechkuchen.] — Vgl. dazu Steig ( K ä m p f e , S. 398). Faks.-Ausg., S. 11*: Eigenmeldungen. Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 27. Oktober 1810. Nicht unterz. *S. 430: Miscellen. [Ein französischer Courier.] — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 71 („rückte Kleist . . . die Erklärung ein") und Faks.-Ausg., S. 12* („Eigenmeldung als Dementi der Nachricht in Bl. 30"). Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: BA. 5. November 1810. Nicht unterz. *S. 432: Miscellen. [Aus Kassel. Die Aufführung der Oper Cendrillon.] — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 210, der die Quelle druckt und bemerkt, Kleist habe „die für Berliner Zustände nöthige Schärfe" hineingebracht. Vorlage: BA. 29. November 1810. Unterz.: (Journ. d. L. u. d. Mod.) *S. 432: Miscellen. [Aus Italien. Bildniß der unsterblichen Laura.] — Vgl. Steig, Kämpfe, S. 412f., der die Quelle druckt und bemerkt: „Wie hat Kleist hier

Analytische Bibliographie der Briefe

305

wieder durch Auslassung und Zusammenziehung etwas hervorgebracht, das, für sich allein gelesen, den Eindruck kleistischer Originalität gewähren würde!" Vorlage: BA. 28. November 1810. Unterz.: (Mise. d. n. Weltk.) S. 455: Anzeige. Vorlage: Spenersche und Vossische Zeitung v. 15. November 1810. Nicht unterz. Zuweisung folgender

Texte aus dem

„Phöbus":

S. 449: Anmerkung [zu Der Engel am Grabe

des

Herrn],

Alexander Dombrowsky (Aus einer Biographie Adam Müllers, Diss. Göttingen 1911, S. 77) sprach den Text aus stilistischen Gründen Adam Müller zu. In der Faks.-Ausg. des Phöbus (1961) schließt sich Sembdner noch der Meinung Dombrowskys an (S. 624), in den Anmerkungen zur Hanser-Ausgabe jedoch vermerkt er: „Im Gegensatz zu A. Dombrowsky . . . , der die Fußnote Adam Müller zusprach, halte ich Kleist für den Verfasser" (S. 959). — Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: Phöbus, 1. Stück (Januar 1808) S. 39. Nicht unterz. S. 450: [Erklärung zu dem Bild von Wächter.] Im Nachwort der Faks.-Ausg. schreibt Sembdner: „von Müller oder Kleist" (S. 626), in den Anmerkungen der Hanser-Ausgabe (mit gleichzeitiger Anführung stilistischer Kriterien): „Offenbar nicht von Müller, sondern von Kleist" (S. 959). - Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: Phöbus, 2. Stück (Februar 1808) S. 48. Nicht unterz. S. 450: [Erklärung zu den Bildern von Kügelgen und Carstens.] Weder im Nachwort der Faks.-Ausg. noch in den Anmerkungen zur HanserAusgabe nimmt Sembdner zur Verfasserfrage Stellung. — Nicht in der WinklerAusgabe. Vorlage: Phöbus, 4. u. 5. Stück (April/Mai 1808) S. 108. Nicht unterz. S. 450: [Fußnote zum Gedicht Zur Weinlese.] Vgl. Faks.-Ausg., S. 640: „von Müller oder Kleist". In den Anmerkungen zur Hanser-Ausgabe (S. 960) schreibt Sembdner lediglich: „Das Novalis-Gedicht stammte aus dem Besitz der Familie Hardenberg und war Kleist vermutlich durch Vermittlung von Karl Otto v. Bose zugekommen (vgl. auch Kleists Brief vom 17. 12. 1807, S. 799 unten)". Nicht in der Winkler-Ausgabe. Vorlage: Phöbus, 9. u. 10. Stück (September/Oktober 1808) S. 13. Nicht unterz.

Analytische Bibliographie der Briefe 1. Kleist, Heinrich v.: Hinterlassene Schriften. Hrsg. v. Lfudwig] Tieck. — Berlin: Reimer 1821. „Folgende Bruchstücke aus einer Korrespondenz mit einer geistreichen Verwandtinn1 sind dem Herausgeber erlaubt, mitzutheilen: diese, so wenig bedeutend 1

Gesammelte Schriften, S. X V : eine edle und geistreiche Verwandte. — Marie v. Kleist als Empfängerin erst durch einen Fund Minde-Pouets (1914) endgültig gesichert (siehe Nr. 50).

306

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists sie an sich selbst seyn mögen, veranlassen vielleicht andere Freunde, merkwürdige Briefe oder Aufsätze, welche sie noch in Händen haben mögen, in Zukunft bekannt zu machen, so wie auch die obige kurze und ungenügende Nachricht von seinem Leben nur ein Aufruf an seine Freunde sein kann, dem zu früh Abgeschiedenen ein würdigeres Denkmal zu setzen, da es mir nicht hat gelingen wollen, genügendere Nachrichten über ihn zu erhalten" (S. X I ) . H . : Abschrift von Wilhelm v. Schütz. S. X I I — X V : ES 93, M P 105, Sbd 106. S. X V — X V I : ES 103, M P 115 u. 116, Sbd 116, 117 u. 118. Tieck druckt nur einen Teil (Sbd 118 u. Sbd 116, 2 . 1 7 - 2 9 ) , ES 103 ergänzt die fehlenden Absätze nach einer Abschrift der Eintragungen in Bülows Handexemplar, M P 115/116 folgt der Schützschen Vorlage, Sbd 116/118 kommt zu einem anderen handschriftlichen Befund der Vorlage. S. X V I I — X V I I I : ES 183, M P 210, Sbd 210. S. X V I I I — X I X : ES 185, M P 198, Sbd 212. S. X I X — X X I : S. X X I — X X I I :

ES 184 (wie Tieck nur Teildruck), M P 212 (vollständig nach dem Original), Sbd 215 (vollständig). ES 186, M P 197, Sbd 211.

2. Kleist, Heinrich v.: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Ludwig Tieck. T h . 1. — Berlin: Reimer 1826. Auswertung von Briefen an Wilhelmine von Zenge, die ausgegeben werden. H . : wahrscheinlich Originalbriefe aus dem Besitz lung von Frau Henriette Solger) 2 . S. V I : Benutzung von ES 23, M P 2 4 , Sbd S. V I I : Benutzung von ES 25, M P 27, Sbd S. V I I I : Benutzung von ES 39, M P 41, Sbd S. I X : Benutzung von ES 4 3 , M P 4 6 , Sbd S. I X — X : Auszug aus ES 46, M P 49, Sbd 49 S. X I — X I I : Auszug aus ES 47, M P 51, Sbd 51 S. X I I :

als Briefe „an einen Freund" Wilhelmines (durch Vermitt24 27 41 46

Benutzung von ES 49, M P 53, Sbd 53 und: ES 50, M P 54, Sbd 54

3. Heinrich von Kleist in Dresden und Paris, von ihm selbst geschildert, in: Dresdener Morgen-Zeitung, verantwortlicher Redacteur: K[arl] C[onstantin] Kraukling, v. 8 . - 1 2 . Januar 1827, Sp. 40, 4 7 - 4 8 , 5 3 - 5 6 , 6 0 - 6 2 . [Landesbibliothek Dresden.] Brief an Karoline v. Schlieben (ES 45, M P 48, Sbd 48) ohne Nennung des Namens der Empfängerin. Es fehlt Sp. 56, Z. 16 die erst ES V , 2 3 7 , Z. 19—28 wiedergegebene Stelle über Ulrike v. Kleist. H . : Originalbrief, Druck „offenbar durch die Familie v. Schlieben selbst" und „infolge der durch Tiecks Ausgabe der gesammelten Schriften Kleists, 1826, empfangenen Anregung" veranlaßt (Minde-Pouet, i n : ES V , 4 6 3 ) . Vgl. den diplomatischen Abdruck Nr. 55 a. 4. Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. (Hrsg. v. C[arl] Afugust] Varnhagen.) T . 1. — Berlin: Duncker u. Humblot 1834.

2

Wilhelmine Krug [an Henriette Solger], März 1822 (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 165): „so will ich mich selbst vergessen und Ihnen einige Briefe zuschicken, welche mir die interessantesten zu sein schienen".

Analytische Bibliographie der Briefe

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S. 576—578: Brief Raheis an Alexander von der Marwitz v. 23. November (hier falsch: Dezember) 1811 über Kleists Tod (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 51). Als Fußnote zu diesem Brief: „Anmerk. Heinrich von Kleist hatte kurz vor seinem Tode folgenden Zettel an Rahel geschrieben": ES 189, M P 214, Sbd 221. H . : Sammlung Varnhagen 3 . 5. Dorow, Wilhelm: Facsimile von Handschriften berühmter Männer und Frauen aus der Sammlung des Herausgebers. Bekannt gemacht u. mit histor. Erl. begleitet. Auf Stein geschrieben im Lithograph. Inst. d. Verlages. Nr. 1. - Berlin: L. Sachse 1836. Nr. 30: Brief an Friedrich Schulz (ES 162, MP 184, Sbd 186) im Faksimile ohne spezielle Charakteristik der Handschrift. Textabdruck zuerst von Zolling (siehe Nr. 24). H . : Sammlung Dorow 4 . 6. Zschokke, Heinrich: Eine Selbstschau. Bd. 1. - Aarau: Sauerländer 1842. Als Fußnote zu den Erinnerungen an Kleist auf S. 205: „In einem seiner Briefe von Thun, bald nach unsrer Trennung geschrieben, sagt er unter Anderm": Auszug aus dem Brief an Zschokke v. 1. Februar 1802 (ES 55, MP 60, Sbd 61). Der vollständige Brief wurde erst von Ludwig Hirzel (siehe Nr. 18) veröffentlicht. H . : Heinrich Zschokke. 7. Briefe an Friedrich de la Motte Fouque, von . . . Aus Fouque's Nachlaß mitgetheilt von Feodor Wehl, in: Der Freihafen. Galerie von Unterhaltungsbildern aus den Kreisen der Literatur, Gesellschaft und Wissenschaft. Hrsg. v. Theodor Mündt. Jg. 6 (1843), 3. Vierteljahrsheft, S. 9 5 - 1 4 0 . Feodor Wehl: „Von der Frau Baronin de la Motte Fouque ist mir der ehrenhafte Auftrag geworden, den literarischen Nachlaß und die gesammelte Correspondenz ihres verstorbenen Gatten zu ordnen und herauszugeben, und mit Vergnügen folge ich der freundlichen Aufforderung des Herrn Dr. Theodor Mündt einstweilen einige Proben aus diesem reichhaltigen Briefschatze im Freihafen mitzutheilen" (S. 95). S. 112-114: Brief an Friedrich de la Motte Fouque (ES 171, MP 195, Sbd 199). H . : Nachlaß Fouques. 3

4

Varnhagen teilte nur Kostproben aus dem Nachlaß mit und vermied es, auf Raheis Beziehungen zu Kleist näher einzugehen. Ein weiterer Brief Kleists an Rahel kam erst durch Zolling (siehe N r . 24) und K. E. Franzos (siehe Nr. 34) ans Licht. Wilhelm Dorow (22. Mai 1790-16. Dez. 1846), preuß. Staatsrat und Archäologe (vgl. ADB 5, 1877, S. 359-360), stand eine Zeit lang Auerswald und Hardenberg nahe; Achim von Arnims Brief an Dorow v. 30. Dez. 1810 (mit Erwähnung Kleists) wurde zuerst gedruckt von Zolling (Kleist-Ausg., Bd 1, S. CXXXVIII). - In der Augsburger Allgemeinen Zeitung (Beil. N r . 63 v. 4. März 1846, S. 501) wird über Dorow gesagt: „Er hatte von jeher die Kunst besessen sich an die mannichfachsten und bedeutendsten Persönlichkeiten zu drängen, sich ihnen allmählich zu einer Bequemlichkeitssache zu machen, und ihnen unter der unbefangensten Form immer etwas abzulocken was er gerade brauchte, oder worauf er irgendeine Berechnung gegründet hatte [. . .]. Er war ohne Zweifel der größte und glücklichste Handschriftensammler in Europa, und brachte ungeheure Schätze zusammen, von denen er bei seinen Lebzeiten nur den kleinsten Theil in seinen verschiedenen litterarischen Arbeiten benützt hat". Vgl. auch Beil. Nr. 169 v. 18. Juni 1846, S. 1345, wo er der „emsige Handschriftensammler und wirkliche geheime Manuscriptenjäger" genannt wird. Außerdem Beil. Nr. 232 v. 20. Aug. 1846, S. 1855 (die Anzeige Anton Baers über den Dorow'schen Autographen-Katalog und die Versteigerung der Sammlung).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Hierzu Feodor Wehl 5 : „Friedrich de la Motte Fouque hat jeden, auch den kleinsten und unbedeutendsten Brief in seiner Sammlung niedergelegt und neben vielem Überflüssigen viel Interessantes aufbewahrt, das den vollständigsten Commentar seiner selbst, seiner Zeit und seiner Genossen liefert, der uns in jeder Hinsicht eben so schätzenswerth sein muß, als er uns nöthig ist" (S. 98). Ein weiterer Brief Kleists an Fouque wurde erst von H. Kletke (siehe Nr. 12) veröffentlicht. Schon damals scheint ein Brief gefehlt zu haben (oder abhanden gekommen zu sein), den wir nur aus einem Auktionskatalog kennen (siehe Nr. 74).

8. Ungedruckte Briefe von Heinrich von Kleist. - In: Janus. Jahrbücher deutscher Gesinnung, Bildung und That. Hrsg. v. Vfiktor] A[ime] Huber. Bd. 2, H. 2 8 - 3 1 . Berlin: W. Besser 1846. Redaktionelle Fußnote: „Das Interesse, welches sich bei Allen, die nicht bloß auf der Welle des Augenblicks leben, an dem Namen H. v. Kleist, als des poetisch, oder doch dramatisch begabtesten aus der früheren romantischen Schule knüpfte, rechtfertigt die Voraussetzung, daß diese Briefe unsern Lesern eine willkommene Gabe sein werden, ohne daß wir deren mannigfaltige Bedeutung hier im Allgemeinen weiter hervorzuheben brauchten. Eine ausführlichere, zum Theil auf dies neue Material begründete Charakteristik des Menschen und Dichters würde aber hier viel zu weit führen, und müssen wir uns dieselbe für eine passendere Gelegenheit vorbehalten. Für das Verständniß des Dichters Kleist wird man zwar hier wenig Neues finden, und im Gegentheil dürfte wohl auch Andern wie uns der Eindruck eines gewissen Gegensatzes, oder doch einer der Vermittlung entbehrenden Zweiseitigkeit aus dem Vergleich dieser Briefe mit Kleist's Dichtungen erwachsen. Um so bedeutender aber sind diese Aeußerungen der innersten Subjektivität zum Verständniß seines Lebensweges bis zu dessen gewaltsam tragischem ihn und die Geliebte vernichtenden Schluß. Uns däucht, alle diese ernsten Fragen über die Aufgaben des Lebens, alle diese Antworten, die er nicht bloß theoretisch mit fast ängstlicher Gewissenhaftigkeit, sondern auch mit seltener sittlicher Kraft, aber in fortwährender Selbsttäuschung praktisch zu geben sich bemüht, drängen unwiderstehlich nach einem solchen Resultat. In dem tiefsten Grund aber dieser Täuschungen erscheint Kleist recht als Sohn der Zeit und des Raums, dem er spezieller in seinen entscheidenden Bildungsjahren angehörte. Schließlich sagen wir Hrn. E. v. B ü l o w , dem wir schon mehr interessante Mittheilungen der Art verdanken, unsern besten Dank dafür, daß er uns gestattet, diese Auswahl aus einer großen Anzahl von Briefen zu treffen, die er hoffentlich selbst später in geeigneter Weise veröffentlichen wird. D. R . " (S. 109). S. 1 0 9 - 1 2 4 : Brief an Christian Ernst Martini (ES 3, MP 3, Sbd 3). H . : Tieck hatte eine Abschrift durch Carl Eduard Albanus (8. Mai 1810 — 1861) mit einem Begleitschreiben v. 12. April 1832 erhalten (vgl. Briefe an Ludwig Tieck, hrsg. von Karl v. Holtei, B d . 2 , S. 176—180; Teildruck: Sembd5

Feodor (von) Wehl (19. Febr. 1 8 2 1 - 2 2 . Jan. 1890) stand Holtei nahe und „war auf die Fahne Tiecks eingeschworen", aber „seine Überzeugung in dichterischer und socialer Tendenz gehörte bald dem jungen Deutschland" (vgl. ADB 44, 1898, S. 4 4 8 - 4 5 5 ) . Mit seinem Übertritt zum Jungen Deutschland im Jahre 1847 hängt (abgesehen von einer persönlichen Misere, die ihm eine Haft eintrug) wahrscheinlich auch der Herausgeberwechsel in der Fouque-Briefausgabe von 1848 zusammen. Wehl zeigte sich auch an Kleist interessiert; er hat die Hermannsschlacht modernisiert und Karl Siegens Käthchen-Bearbeitung angeregt.

Analytische Bibliographie der Briefe

309

ner, Lebensspuren, Nr. 5, 23 b, 27 und Sembdner, Nachruhm, Nr. 171) und später Bülow zur Auswertung überlassen. — Paul Hoffmann (siehe Nr. 51) erscheint es „recht ungewiß, daß Albanus wirklich das Originalmanuskript vor sich gehabt hat", auch der Redaktion des Janus lag wahrscheinlich die Albanus'sche Abschrift vor, und Hoffmann bezweifelt auf Grund textkritischer Analysen, daß „sie buchstabengetreu gewesen ist" 6 . Briefe an Wilhelmine von Zenge: S. 124-129, 141-144: ES 23, MP 24, Sbd 24. Der Schluß des Briefes (S. 144, Z. 15-27) gehört nach Sembdner (11,966) „zweifellos zu einem verlorengegangenen Schreiben (von Kleist S. 567 als 9. bezeichnet)". Er wurde — da keine Handschrift dieses Stückes erhalten ist — von MindePouet nicht in ES aufgenommen; erst Karl Federn (Kleist-Ausgabe, 1924) druckte (beraten von Paul Hoffmann) das Stück wieder ab; ihm folgten: MP 20 und Sbd 20. S. 144-150: ES 35, MP 37, Sbd 37 S. 150-154: ES 39, MP 41, Sbd 41 S. 173-175: ES 40, MP 43, Sbd 43 S. 175-178: ES 43, MP 46, Sbd 46 S. 178-184: ES 47, MP 51, Sbd 51 S. 2 0 5 - 2 1 0 : ES 49, MP 53, Sbd 53 H.: wahrscheinlich Originalbriefe (siehe Bemerkung zu Nr. 2). Bülow hat diese Briefe von Tieck erhalten (vgl. Tieck an Reimer und Vorrede zu den Ausgewählten Schriften, in: Sembdner, Nachruhm, Nr. 172a/b), der bereits für die Vorrede zu den Gesammelten Schriften aus ihnen Material geschöpft hatte (siehe Nr. 2). Karl Biedermann (Nord u. Süd 19, 1881, S. 95) nimmt dagegen an, daß es sich dabei nur um Abschriften (Wilhelmines?) gehandelt habe, denn er fand im Jahre 1880 die Originale bei Verwandten Wilhelmines als geschlossene Sammlung vor. Doch sind solche Abschriften bisher weder im Tieck-Nachlaß noch im Handel aufgetaucht. Briefe an Otto August Rühle v. Lilienstern7: S. 2 1 0 - 2 1 2 : ES 83, MP 91, Sbd 92 S. 2 1 2 - 2 1 5 : ES 85, MP 96, Sbd 97 H.: wahrscheinlich Originale von Rühle von Lilienstern. In einem Brief v. 11. Aug. 1846 schreibt Bülow an Rühle: „Ihre Excellenz waren schon wiederholt so gnädig mir aus dem reichen Schatze Ihrer Erinnerungen und Erlebnisse Mittheilungen über Heinrich von Kleist zu machen [. . .]" (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 180). In der Einleitung zu seiner Kleist-Biographie (S.VI) nennt er Rühle als die „Hauptquelle" seiner Nachrichten.

6

7

Paul Hoffmann (Zu den Briefen Heinrich von Kleists, in: Euphorion 21, 1918, S. 70— 76) erklärt: „Nach allen erdenkbaren Versuchen, die Handschrift wieder zu Gesicht zu bekommen, muß ich sie für verloren halten". — Dort auch Bemerkungen über das Verhältnis Martinis zu Albanus und eine bibliographisch-textkritische Übersicht über die im Janus veröffentlichten Kleist-Briefe; siehe auch Klaus u. Eva Kanzog in: Jahrbuch der dt. Schillergesellschaft 15, 1971, S. 232. Einen weiteren Brief machte Bülow in seiner Kleist-Biographie bekannt; die übrigen Briefe kamen erst „aus den Papieren der Familie von Schleinitz" (siehe Nr. 43), aus der Sammlung Varnhagen (siehe Nr. 24) und dem Besitz von Max Morris (siehe Nr. 47) zum Vorschein.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

9. Bülow, Eduard v.: Ueber Heinrich von Kleists Leben. - In: Monatsblätter zur Ergänzung der Allgemeinen Zeitung. November 1846, S. 512—530. In diesem Vorabdruck seiner (später redigierten) Kleist-Biographie verwertet Bülow erstmals folgendes Briefmaterial: S. 514, Z. 41 r. Sp.: Hinweis auf ES 32, MP 34, Sbd 35. S. 515, Z. 29 1. S p . - Z . 53 1. Sp.: Auszug aus ES 21, MP 22, Sbd: in 11,315-318 (Kleine Schriften). S. 515, Z. 54 1. S p . - Z . 15 r. Sp.: Auszug aus ES 25, MP 27, Sbd 27. Auf diesen Brief wird S. 515, Z. 19 r. Sp. nochmals hingewiesen. S. 515, Z. 51 r. Sp. - S . 516, Z. 9 1. Sp.: Auszug aus: ES 37, MP 39, Sbd 39. S. 516, Z. 33 1. S p . - Z . 48 1. Sp.: Auszug aus: ES 42, MP 45, Sbd 45. S. 516, Z. 5 r. Sp.: Hinweis auf ES 48, MP 52, Sbd 52. S. 517, Z. 5 1. S p . - Z . 57 1. Sp.: Auszug aus ES 46, MP 49, Sbd 49. S. 517, Z. 58 1. S p . - S . 519, Z. 53 1. Sp.: Vollständiger Abdruck des Briefes an Luise v. Zenge: ES 48, MP 52, Sbd 52. S. 522, Z. 1 von unten r. Sp.: Hinweis auf ES 50, MP 54, Sbd 54. H . : wahrscheinlich Originalbriefe. Im Vorwon seiner Kleist-Biographie (S.VI) dankt Bülow den „beiden verehrungswürdigen Frauen, deren die Briefe vorzugsweise gedenken". Es ist anzunehmen, daß Bülow sich bei Wilhelmine, bzw. Luise v. Zenge um weitere Briefe bemüht hat, denn es fällt auf, daß die hier ausgewerteten Briefe noch nicht im Janus erscheinen. Tieck jedenfalls schreibt am 3. Febr. 1846 an Bülow: „Daß Sie von Kleist noch so Manches erhalten haben, ist sehr schön. Sie haben nun zu der Biographie viele Materialien, die Sie auch hoffentlich alle gebrauchen werden" (vgl. Jb. d. Freien Dt. Hochstifts 1966, S. 408). 10. Bülow, Eduard von: Heinrich von Kleist's Leben und Briefe. Mit e. Anhange hrsg. - Berlin: W. Besser 1848. Mit Ausnahme der Briefe an Marie von Kleist bietet Bülow alle ihm bekannt gewordenen Briefe 8 Kleists (23 Nummern u. 1 Brief im Anhang) nunmehr in einem von der Biographie getrennten Teil des Buches. Dabei erscheinen folgende Briefe im Erstdruck: Briefe an Wilhelmine von Zenge: S. 106-110: ES 21, MP 22, Sbd 11,315-318 (Kleine Schriften). Es handelt sich hier nur um die Beilage des Briefes, die von Sembdner nicht als Brief, sondern als Teil eines selbständigen Aufsatzes aufgefaßt wurde. S. 122-131: ES 25, MP 27, Sbd 27 S. 132-138: ES 29, MP 31, Sbd 31 S. 139-150: ES 32, MP 34, Sbd 35 S. 160-161: ES 37, MP 39, Sbd 39 8

Tieck schreibt am 23. März 1846 an Bülow (Ebda, S. 410): „Bei Kleist haben Sie hoffentlich fast alles brauchen können, was ich Ihnen mitgetheilt habe, sonst hätte ich in meiner Sammlung diese Briefe gar gerne aufgenommen: sollten Sie manche zurückgelegt haben, so könnten Sie mir diese wohl noch übersenden". Wulf Segebrechts Kommentar zu dieser Stelle (Jb. d. Freien Dt. Hochstifts, 1966, S. 459) verweist auf Tiecks (fehlgeschlagenen) Plan einer Sammlung von Dichterbriefen. — Bülow hat jedoch die ihm überlassenen Briefe nicht an Tieck zurückgeschickt. Will man nicht der Abschriften-Theorie Biedermanns zustimmen, so bleibt nur die Annahme, daß Bülow die alten und neuen Briefe nach ihrer Auswertung Wilhelmine, bzw. Luise wieder zustellte.

Analytische Bibliographie der Briefe

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S. S. S. S.

1 7 2 - 1 7 4 : ES 41, MP 44, Sbd 44 1 7 5 - 1 8 0 : ES 42, MP 45, Sbd 45 2 0 0 - 2 0 5 : ES 46, MP 49, Sbd 49 2 3 2 - 2 3 5 : ES 50, MP 54, Sbd 54 H . : wahrscheinlich Originalbriefe (siehe Bemerkung zu Nr. 9). Brief an Otto August Rühle v. Lilienstern: S. 244: ES 123, MP 140, Sbd 142 H . : wahrscheinlich Originalbrief von Rühle von Lilienstern (siehe Bemerkung zu Nr. 8). Brief an Friedrich de la Motte Fouque: S. 2 4 5 - 2 4 6 : ES 182, MP 209, Sbd 214 H . : Es ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Bülow der Originalbrief vorgelegen hat. Minde-Pouet (in ES Bd 5, S. 488) beschränkt sich auf die Bemerkung, der Brief sei im Jahre 1848 „gleichzeitig bei Bülow und in den ,Briefen an F. Baron de la Motte F o u q u e ' " (siehe Nr. 12) erschienen. Da Bülow in seiner Kleist-Biographie (S. 12, Z. 6) Fouque als Gewährsmann nennt, ist denkbar, daß ihm dieser Brief noch zu Lebzeiten Fouques bekannt geworden ist. Es ist jedenfalls auffällig, daß Bülow nicht auch den anderen Brief Kleists an Fouque (siehe Nr. 7 u. 12) abdruckt, woraus geschlossen werden könnte, Bülow seien diese Publikationen unbekannt gewesen. Brief an Sophie Haza-Müller: S. 2 7 4 - 2 7 5 : ES 193, MP 218, Sbd 224 H . : wahrscheinlich Originalbrief aus dem Besitz Tiecks. Johanna v. Haza, die Tochter Sophie v. Hazas, hatte Tieck bereits am 26. Nov. 1816 alles übersandt, was sie „noch aus dem poetischen Nachlaß Heinrich v. Kleists besaß" (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 134); dieser Brief wird allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Brief an Christian Ernst Martini (siehe Nr. 8): S. 85 — 105: Zwischen dem Erstdruck und diesem Zweitdruck 9 bestehen einige Abweichungen, durch die eine Feststellung der ursprünglichen Textgestalt erschwert wird. Paul Hoffmann (Euphorion 21, 1918, S. 74 — 76) hat versucht, wenigstens die offensichtlichen Fehler zu ermitteln, und eine Aufstellung der Korrekturen vorgelegt, nach der MP 3 verbessert wurde. 11. Sammlung historisch-berühmter Autographen, oder Facsimile's von Handschriften ausgezeichneter Personen alter und neuer Zeit. — Stuttgart: Ad. Becher 1846 1 0 . Ser. 1, Nr. 23: Brief an Wilhelm Römer (ES 161, MP 183, Sbd 185) im Faksimile ohne spezielle Charakteristik der Handschrift. Mit einem Brief von Börne auf der gleichen Seite. Textabdruck zuerst von Zolling (siehe Nr. 24). H . : kein Besitz vermerk. 12. Briefe an Friedrich Baron de la Motte Fouque. Mit e. Biographie von Julfius] Ed[uard] Hitzig u. e. Vorw. u. biograph. Notizen v. Dr. H[ermann] K l e t k e " hrsg. v. Albertine Baronin de la Motte Fouque. - Berlin: W. Adolf & Comp. 1848. 9

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Auch die übrigen von Bülow abgedruckten Briefe weisen Unstimmigkeiten sowohl gegenüber den Originalbriefen als auch in ihren verschiedenen Druckfassungen (Janus und Biographie-Anhang) auf. Das Editionsverfahren Bülows wird in Bd. 2, S. 41—45 dargestellt. Die Editions-Chronologie wurde hier absichtlich unterbrochen, um die Editionen Bülows nicht auseinanderzureißen. Hermann Kletke (14. März 1 8 1 3 - 2 . Mai 1886) war 1837 von Breslau nach Berlin

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 2 2 3 - 2 2 4 : ES 171, MP 195, Sbd 199 (siehe Nr. 77). S. 2 2 5 - 2 2 6 : ES 182, MP 209, Sbd 214 (siehe Nr. 10). H . : Nachlaß Fouques.

13. Kleist, Heinrich von: Briefe an seine Schwester Ulrike. Hrsg. v. August Koberstein. - Berlin: Verl. v. E. H. Schröder/Hermann Kaiser 1860. XXVI, 164 S. Aus der Vorrede (unterzeichnet: „Pforte, den 15. November 1859"): „Von der gegenwärtigen Besitzerin [Friederike v. Schönfeldt, geb. v. Pannwitz] mir zunächst nur zu eigener Kenntnißnahme anvertraut, sodann aber auf meine Bitte mir zu freierer Verfügung gestellt, erscheinen sie [Kleists Briefe an Ulrike] nun hier, nach den von mir genommenen Abschriften, vom ersten — aus dem Anfange des Jahres 1795 bis zum letzten — vom Morgen seines Todestages — in einem Drucke, dem die sorgfältigste Vergleichung der Correcturbogen mit den Blättern, wie sie von Kleist's eigener oder seiner Schwester Hand beschrieben sind, vorangegangen ist" (S. IV) 1 2 . S. 1 - 4 (= Nr. 1): ES 2, MP 2, Sbd 2 S. 4 - 1 3 (= Nr. 2): ES 6, M P 6, Sbd 6 s. 14--24 = Nr. 3): ES 5, MP 5, Sbd 5 s. 25--26 = Nr. 4): ES 34, MP 36, Sbd 32 s. 26--29 = Nr. 5): ES 11, MP 11, Sbd 11 s. 29--31 = Nr. 6): ES 14, MP 14, Sbd 14 s. 32--35 = Nr. 7): ES 16, MP 16, Sbd 16 s. 35--38 = Nr. 8): ES 24, MP 25, Sbd 25 s. 38--43 = Nr. 9): ES 28, MP 30, Sbd 30 s. 43--51 = Nr. 10) ES 33, MP 35, Sbd 36 s. 52--54 = Nr. 11) ES 36, MP 38, Sbd 38 s. 55-- 5 7 = Nr. 12) ES 38, MP 40, Sbd 40 s. 58--61 = Nr. 13) ES 52, MP 57, Sbd 58 s. 61--69 = Nr. 14) ES 54, MP 59, Sbd 60 s. 69--71 = Nr. 15) ES 56, MP 61, Sbd 62 s. 71--73 = Nr. 16) ES 58, MP 63, Sbd 64 s. 73--76 = Nr. 17) ES 59, MP 64, Sbd 65 s. 77--78 = Nr. 18) ES 62, MP 67, Sbd 68 s. 78--79 = Nr. 19) ES 63, MP 68, Sbd 69 S. 79 (= Nr. 20): ES 64, M P 69, Sbd 70 S. 80 (= Nr. 21): ES 65, M P 70, Sbd 71 S. 8 1 - 8 5 (= Nr. 22): ES 66, MP 71, Sbd 72 Der letzte Absatz (S. 85, Z. 9—17) nach einer Abschrift Ulrikes. Das Original dieser abgetrennten Passage kam erst im Autographenhandel 1 3 wieder ans Licht;

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übergesiedelt und von Hitzig in die „Montags-Gesellschaft" eingeführt worden. Als namhafter Journalist der Voss. Zeitung kam er Hitzig bei dem Versuch einer Ehrenrettung Fouques sehr gelegen (vgl. ADB 51, 1906, S. 2 1 3 - 2 1 6 u. 518). Das Editionsverfahren Kobersteins wird im textkritischen Teil dieser Arbeit dargestellt. Zuerst hat S. Rahmer (siehe Nr. 40) auf Grund der wiedergefundenen Originale auf die redaktionellen Eingriffe Friederike v. Schönfeldts, bzw. Ulrikes aufmerksam gemacht; durch die Kollationierungen Minde-Pouets konnte dann die ursprüngliche Textgestalt der Briefe wiederhergestellt werden. Vgl. Katalog S. Austerlitz (Wien 1883) Nr. 617 und Lagerkatalog 36 v. Richard Bertling (Dresden 1900) Nr. 252. Bertling gestattete Minde-Pouet den Einblick in das Original, wodurch Ulrikes Abschrift korrigiert werden konnte. — Ida Jochmus

Analytische Bibliographie der Briefe

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s. s. s. s. s. s. s. s. s.

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S. S.

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es trägt auf der Rückseite den Vermerk: „Die vorstehende Handschrift Heinrichs v. Kleist ist durch seine Schwester Ulrike in meine Hand gekommen. Ida Jochmus". Abdruck des Original-Schlusses zuerst von Gotthilf Weisstein (siehe Nr. 39). 8 6 - 8 7 (= Nr. 23): ES 68, MP 73, Sbd 74 8 7 - 8 9 (= Nr. 24): ES 69, MP 74, Sbd 75 9 0 - 9 2 (= Nr. 25): ES 70, MP 75, Sbd 76 9 2 - 9 3 (= Nr. 26): ES 71, MP 76, Sbd 77 mit Faks. 93 - 97 (= Nr. 27): ES 72, MP 77, Sbd 78 9 7 - 9 9 (= Nr. 28): ES 73, MP 78, Sbd 79 9 9 - 1 0 2 (= Nr. 29): ES 74, MP 79, Sbd 80 102-103 (= Nr. 30): ES 75, MP 80, Sbd 81 104-105 (= Nr. 31): ES 77, MP 82, Sbd 83 105-106 (= Nr. 32): ES 78, MP 83, Sbd 84 107-108 (= Nr. 33): ES 79, MP 84, Sbd 85 108-110 (= Nr. 34): ES 86, MP 97, Sbd 98 111-113 (= Nr. 35): ES 87, MP 99, Sbd 100 113-115 (= Nr. 36): ES 88, MP 100, Sbd 101 116-118 (= Nr. 37): ES 89, MP 101, Sbd 102 118-122 (= Nr. 38): ES 91, MP 103, Sbd 104 122-124 (= Nr. 39): ES 92, MP 104, Sbd 105 Koberstein und Rahmer (siehe Nr. 40) drucken diesen Brief nach einer Kopie Ulrikes. Das Original wurde nach einem ersten Hinweis Zollings (siehe Nr. 24) durch Erich Schmidt (siehe Nr. 30) bekannt gemacht, der es in der Sammlung Meyer Cohn fand und die Varianten gegenüber der Kopie mitteilte. 125- 129 = Nr. 40): ES 95, MP 107, Sbd 108 129- 132 = Nr. 41): ES 98, MP 110, Sbd 111 132- 133 = Nr. 42): ES 100, MP 112, Sbd 113 134- 138 = Nr. 43): ES 101, MP 113, Sbd 114 138- 140 = Nr. 44): ES 104, MP 117, Sbd 119 140- 142 = Nr. 45): ES 109, MP 122, Sbd 124 1 4 2 - 144 = Nr. 46): ES 110, MP 123, Sbd 129 144- 146 = Nr. 47): ES 118, MP 134, Sbd 136 146- 147 = Nr. 48): ES 119, MP 135, Sbd 137 Koberstein und Rahmer (siehe Nr. 40) drucken diesen Brief nach einer Kopie Ulrikes. Das Original wurde am 9. Mai 1896 in einem Katalog von Leo Liepmannssohn (Nr. 497) angeboten. Minde-Pouet wurde es von dem damaligen Besitzer Dr. Ludwig Darmstaedter zur Verfügung gestellt. 147-148 (= Nr. 49): ES 121, MP 138, Sbd 140 148-149 (= Nr. 50): ES 127, MP 145, Sbd 147 150-151 (= Nr. 51): ES 130, MP 148, Sbd 150 151-153 (= Nr. 52): ES 133, MP 151, Sbd 153 154 (= Nr. 53): ES 134, MP 152, Sbd 154 u. 155 Koberstein druckt den Brief ohne die Beilage (= Abschrift eines Briefes an Georg Friedrich Dames), diese zuerst bei Rahmer (siehe Nr. 40). 155-156 (= Nr. 54): ES 138, MP 156, Sbd 159 157 (= Nr. 55): ES 188, MP 213, Sbd 218 (3. u. 4. Aufl.: 216)

scheint in enger Beziehung zu den Familien Clausius, Kleist und Zenge gestanden zu haben (vgl. Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 70).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 1 5 8 - 1 5 9 ( = Nr. 56): ES 181, MP 208, Sbd 213 S. 1 5 9 - 1 6 0 ( = Nr. 57): ES 195, MP 220, Sbd 226 Anhang : S. 161 ( = Anh. Nr. 1): Wunsch am neuen Jahre 1800 (siehe: Analytische Bibliographie der Werke Nr. 62). S. 1 6 1 - 1 6 2 ( = Anh. Nr. 2): Brief an Wilhelm v. Pannwitz ES 61, MP 66, Sbd 67 S. 162—163 ( = Anh. Nr. 3): Entwurf des Briefes an den franz. General Clarke, Gouverneur von Berlin, für Ulrike von Kleist angefertigt (siehe Sembdner, Lebensspuren, Nr. 164 a). S. 164 ( = Anh. Nr. 4): Antwort des Generals Clarke an Ulrike von Kleist v. 8. April 1807 (siehe Sembdner, Lebensspuren, Nr. 164 b). H . : Originale, bzw. Kopien aus dem Nachlaß Ulrikes im Besitze von Friederike v. Schönfeldt, geb. v. Pannwitz, der Nichte Ulrikes, auf dem Gute Werben bei Kottbus. Sie waren Koberstein, der zuerst in Vorträgen v. 27. März bis zum 3. April 1859 darüber öffentlich berichtet hat 14 , durch persönliche Beziehungen zur Familie im Jahre 1858 zugänglich geworden.

14. Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Findlinge. Zur Geschichte deutscher Sprache und Dichtung. Bd 1. — Leipzig: Engelmann 1860. S. 3 2 0 - 3 2 1 : Brief an H. Jos. v. Collin (ES 124, MP 141, Sbd 143). Wortgetreuer Abdruck, Erhaltung der Kleist'sehen Interpunktion. H . : „Aus E. Hofmeister's Sammlungen". 15. Raumer, Friedrich von: Lebenserinnerungen u. Briefwechsel. Th. 1. — Leipzig: Brockhaus 1861. „Vorwort. 1861 Den 14. Mai bin ich 80 volle Jahre alt, „ 8. September bin ich 50 Jahre Professor, 5. October bin ich 50 Jahre Doctor, „ „ 20. October bin ich 50 Jahre verheirathet, „ 8. December bin ich 60 Jahre in königlichem Dienste, „ 29. December bin ich 60 Jahre Mitglied der Singakademie. Diese fast als Grabsteine zu betrachtenden Zahlen brachten mich (nach langem Zweifeln) zu dem Entschlüsse, wenigstens den früheren Theil meiner Lebenserinnerungen zu veröffentlichen. Befreundete werden sie mit Nachsicht aufnehmen, alle Leser aber sich hoffentlich überzeugen, daß mich keineswegs lächerliche Eitelkeit oder die Neigung beherrscht, durch Anstößiges und Verletzendes die Aufmerksamkeit zu erregen 15 . Berlin, 14. Mai 1861."

14

15

Die Entstehung dieser Briefausgabe und der spätere Rechtsstreit um die weitere Auswertung des Nachlasses zwischen Minde-Pouet und Rahmer wird Bd. 1, S. 292—296 dargestellt. Hinweise auf die Vorstufen der Kobersteinschen Vorrede finden sich im textkritischen Teil. Schon Bülow hatte sich an Raumer gewandt, um Einzelheiten über die AbendblätterAffäre in Erfahrung zu bringen, aber nur eine kurze Zusammenfassung mit dem Hinweis auf einen „seltsamen Briefwechsel" zwischen Kleist und Raumer erhalten (vgl. Monatsblätter S. 526, Z. 13—31 l.Sp. und Biographie S. 58, Z. 8 —S. 59, Z . 2 ; siehe auch: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 443).

Analytische Bibliographie der Briefe

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S. 2 2 8 - 2 2 9 : Raumer an Kleist (Sbd in: II 8 4 6 - 8 4 7 , vgl. auch: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 444). S. 2 2 9 - 2 3 0 : Kleist an Raumer (ES 158, MP 180, Sbd 182) mit Kommentar Raumers (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 445 a). S. 2 3 1 - 2 3 2 : Kleist an Raumer (ES 160, MP 181, Sbd 183). S. 2 3 2 - 2 3 3 : Kleist an Raumer (ES 165, MP 187, Sbd 191). S. 233: Raumer an Kleist (Sbd in: II 854, vgl. auch: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 477). S. 2 3 3 - 2 3 4 : Kleist an Raumer (ES 167, MP 189, Sbd 193). S. 234—235: Raumer an Kleist (Sbd in: II 8 5 5 - 8 5 6 , vgl. auch: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 478). S. 2 3 5 - 2 3 6 : Kleist an Raumer (ES 168, MP 190, Sbd 194). S. 236: Raumer an Kleist (Sbd in: II 856, vgl. auch: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 482). Der Kommentar Raumers in: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 483. S. 2 3 6 - 2 3 7 Kleist an Raumer (ES 170, MP 192, Sbd 196). H . : Privatbesitz Raumers. Charakteristik der Edition: Der Vergleich mit den Handschriften durch Minde-Pouet ergab: Keine Textkürzungen (bis auf ein Wort), keine Änderungen, aber erhebliche Abweichungen in der Interpunktion. S. 231, Z. 15: Auch bringe ich hier noch einmal eine Bitte gehorsamst zur Sprache (es fehlt: gehorsamst). — S. 237, Z. 1: Misverhältnisse (MP und Sbd drucken: Mißverständnisse). Im Textteil gibt Raumer eine Darstellung des Streites mit Kleist (Bd 1, S. 157—159). Sembdner (Lebensspuren, Nr. 442) verzichtet auf die Wiedergabe der Beschönigung Raumers, die jedoch für die Haltung Raumers charakteristisch ist: „Allerdings war mein Einfluß damals, selbst in wichtigen Dingen groß, unerwartet groß; aber doch keineswegs so groß, wie man glaubte, oder zu glauben vorgab. Die bittersten Anklagen wurden oft über Gegenstände und Maßregeln erhoben, die gar nicht durch meine Hände gegangen waren, oder gegen welche ich mich aufs bestimmteste erklärt hatte. Schon am 16. December schrieb mir mein Vater: ,Mich bangt, wenn ich die gewaltigen, inneren Umwälzungen Eures Staates sehe, und mehr noch wenn ich von jedem, der aus Berlin kommt, höre: jeder wirft die Schuld davon auf einen jungen Mann, den Regierungsrath von Raumer'" 1 6 . 16. Teichmann, Johann Valentin: Literarischer Nachlaß. Hrsg. v. Franz Dingelstedt. — Stuttgart: Cotta 1863, S. 2 7 3 - 2 7 4 . Johann Valentin Teichmann (20. Jan. 1 7 9 1 - 1 6 . Juli 1860), Kgl. preuß. Hofrat u. Geh. Sekretär der Generalintendantur der Kgl. Schauspiele zu Berlin, hatte jahrzehntelang Einblick in die wichtigsten Verwaltungsvorgänge der Kgl. Schauspiele. „Seine nächste Aufgabe bestand im Briefwechsel mit den dramatischen Dichtern. Doch wirkte er weit über diesen Kreis hinaus, für alle geistigen Interessen der Anstalt". — Zu Kleist hatte er noch keine persönlichen Beziehungen, wohl aber zu Tieck 1 7 , der in einem Brief v. 25. Febr. 1846 den Wunsch äußerte, Teichmann solle 16

17

Kritik an Raumer übte auch Reinhold Steig ( K ä m p f e , S. 7 7 - 8 4 u. S. 1 5 7 - 1 6 5 ) : „den unglücklichen Kleist sucht er jetzt möglichst zu schonen, in viel höherem Grade, als es in seinen Briefen und amtlichen Maßnahmen einst geschah. Adam Müller wird dafür um so schärfer behandelt und als der Verführer seines Freundes Kleist hingestellt, wofür man wiederum in den Briefen und in den wirklichen Vorgängen keine Unterlage findet" (S. 79). Durch Vermittlung Tiecks erhielt Bülow, der den Sachverhalt nur oberflächlich darstellte (Monatsblätter, S. 526, Z. 3 2 - 4 4 1. Sp. und Biographie S. 59, Z. 1 8 - S . 60,

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists die Briefe Goethes an den Grafen Brühl drucken lassen und auch andere wichtige und interessante Briefe von „vielen merkwürdigen und großen Autoren [. . .] aus der klassischen goldenen Zeit der Berliner Bühne veröffentlichen" (S. VIII—IX). Teichmann „zögerte mit Abschluß oder gar Herausgabe seines Werkes, dem er über 20 Jahre gewidmet haben soll". Nr. 73: Kleist an Iffland (ES 148, MP 168, Sbd 168). Nr. 74: Ifflands Antwort an Kleist (Sbd in: II 837 und Sembdner, Lebensspuren, Nr. 365b.) - Der Text der Antwort ist nicht korrekt wiedergegeben; er konnte erst von Minde-Pouet (Jahrbuch d. Kleist-Ges. 1925/26, S. 67) korrigiert werden, nachdem das eigenhändige Konzept Ifflands von der Preuß. Staatsbibliothek erworben worden war. „Der fehlerhafte Text bei Teichmann erklärt sich daraus, daß die Handschrift infolge zahlreicher Korrekturen sehr schwer zu lesen ist". H . : Nachlaß Teichmanns.

17. Ompteda, F. v.: Politischer Nachlaß des hannoverschen Staats- und CabinetsMinisters Ludwig von Ompteda aus den Jahren 1804 bis 1813. Veröffentlicht durch F. v. Ompteda. II. Abt., Th. 2 u. 3. — Jena: Frommann 1869. ( = F. v. Ompteda: Zur dt. Geschichte in dem Jahrzehnt vor den Befreiungskriegen. 3.) F. v. Ompteda stellt Christian Frh. v. Omptedas Verhältnis zu Kleist dar (S. 4—5; vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 434 a) und teilt „beispielsweise" einen Brief Kleists (als „Wahrzeichen des damaligen Censurzwangs in Berlin") sowie den Antwortbrief mit. Ein weiterer Brief Kleists an Chr. Frh. v. Ompteda kam erst aus der Autographensammlung Karl Geibel zum Vorschein und wurde zuerst in ES 155 (siehe Nr. 45) gedruckt. F. v. Omptedas Kritik an Adam Müller wird von Reinhold Steig (Kämpfe, S. 507) zurückgewiesen 18 . S. 18 ( = Nr. 2): Kleists Brief an Christian Frh. v. Ompteda (ES 154, MP 176, Sbd 178). — Mit Fußnote zur Bemerkung Kleists, daß Omptedas Aufsatz Über die neueste Lage von Großbritannien ihn in einen „Zustand von triumphierender Freude und Rührung" versetzt habe; Wiedergabe des Schlusses dieses von der Zensur abgelehnten Aufsatzes. — Fortgefallen ist dagegen der Nachsatz: „Die Druckbögen gehen zur Zensur, bevor sie in die Korrektur kommen. — Im Namen des Druckers, der diese Zensurbögen braucht, erbitte ich mir denselben gehorsamst zurück". Dieser Nachsatz wurde erstmals im Auktionskatalog 517 von J . M. Stargardt (siehe Nr. 66) gedruckt. S. 1 9 - 2 1 ( = Nr. 3): Omptedas Brief an Kleist. Sbd in: II 8 4 2 - 8 4 3 und Sembdner, Lebensspuren, Nr. 434 b). H . : Nachlaß Ludwig von Omptedas. 18. Hirzel, Ludwig 18 ": Zur Biographie Heinrich von Kleist's. - In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik u. Literatur. Jg. 28, 2. Sem., Bd. 2 (1869) S. 2 4 1 - 2 4 4 .

18

18i

Z. 2) offenbar Zugang zu dem Briefwechsel, ohne daß Teichmann ihm die Veröffentlichung gestattete. Weitere Bemerkungen über Chr. Frh. v. Omptedas Verhältnis zu Kleist und Adam Müller in: Sembdner, Lebensspuren, Nr. 435 u. 463. Ludwig Hirzel (23. Febr. 1 8 3 8 - 1 . Juni 1897), Neffe des Leipziger Verlagsbuchhändlers Salomon Hirzel, promovierte 1862 in Zürich, war zunächst Gymnasiallehrer und seit 1874 Prof. für dt. Sprache und Literatur in Bern. Er wurde vor allem durch die Edition der Gedichte und Tagebücher Albrecht von Hallers sowie Studien zu Goethe und Wieland bekannt; vgl. A D B 50 (1905) S. 3 7 6 - 3 7 7 (Wolfgang Golther).

Analytische Bibliographie der Briefe

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S. 241—243: „Der in Zschokke's Selbstschau p. 205 in einem Bruchstück mitgetheilte Brief aus Thun [siehe Nr. 6] lautet folgendermaßen [. . .]" (ES 55, MP 60, Sbd 61) , 8 b . S. 243—244: Auszug aus einem Brief Heinrich Geßners an Heinrich Zschokke v. 20. Oct. 1802 (vgl. Th. Zolling, Heinrich von Kleist in der Schweiz, 1882, S. 161 und Sembdner, Lebensspuren, Nr. 82). H . : Nachlaß Heinrich Zschokkes (Pfarrer Emil Zschokke in Aarau). 19. Lindau, Paul: Uber die letzten Lebenstage Heinrich von Kleists und seiner Freundin. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Paul Lindau. Jg. 1873, Nr. 31, v. 2. Aug. 1873, Bd. 4, S. 6 9 - 7 2 u. Nr. 32, v. 9. Aug. 1873, Bd. 4, S. 8 7 - 9 0 . „Das hauptsächliche, fast das gesammte Material, welches Peguilhen 19 zu der beanstandeten Schrift [siehe: Rahmer 1909, S. 148—161] gesammelt hatte, ist sorgfältig aufbewahrt und durch den jetzigen Besitzer dieser werthvollen Documente, einen Freund der Gegenwart, dem Herausgeber dieser Blätter zur Sichtung und Bearbeitung mit nicht genug anzuerkennender Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt worden" (S. 69). „Mehr denn sechs Jahrzehnte trennen uns von dem Todestage der Unglücklichen. Unser Urtheil wird durch persönliche Einflüsse nicht mehr verwirrt. Wir sind ruhig geworden, um die Thatsachen reden zu lassen" (S. 70). Briefe an Marie von Kleist 20 : S. 70: ES 190, MP 215, Sbd 223 (jedoch gegenüber Sbd 222 neu geordnet). S. 71: ES 191, MP 216, Sbd 222 (jedoch gegenüber Sbd 223 neu geordnet). S. 72: ES 192, MP 217, Sbd 227 H . : Abschrift von Maries Hand. Gemeinsamer Brief von Henriette Vogel und Kleist an Ernst Friedrich von Peguilhen: S. 8 8 - 8 9 : ES 194, MP 219, Sbd 228. H . : Original aus dem Besitz Peguilhens. Die sog. „Todeslitanei" 21 [Für Henriette Vogel nebst Gegenstück Henriettes]: S. 8 7 - 8 8 : ES 153 u. Bd. 5, S. 484, MP Bd. 7, S. 59, Sbd Bd. 1, S. 46. H . : Kopien aus dem Besitze Peguilhens 22 .

ieb N o c h einmal (mit der Bemerkung „zum erstenmale vollständig") publiziert von Gottlieb Ritter [d. i. Theophil Zolling]: Heinrich von Kleist in der Schweiz. [T. 2.] In: Neue Freie Presse, Nr. 5938 (10. März 1881) S. 3 - 4 . 19

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21

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Nach Gfotthilf] W[eisstein] (Heinr. v. Kleists Abschiedsbrief gerettet, in: NationalZeitung v. 28. Febr. 1907) hatte Paul Lindau die Schriftstücke von „zwei alten Damen namens von Gontard" zur Bearbeitung erhalten; er hätte sie für 300 Mk kaufen können, begnügte sich aber mit der Auswertung. Sie wurden dann von Carl Meinert, später von Meyer Cohn erworben und schließlich durch Auktionen zerstreut. Die Umdatierung und Neuordnung einzelner Text-Partien wurde von Helmut Sembdner im Aufsatz Zu Heinrich und Marie von Kleist (Jb. d. dt. Schillergesellschaft 1, 1957, S. 157—162) begründet. Vgl. jedoch die Gegenargumente Eva Rothes (S. 5 2 - 6 1 dieses Bandes). Nach August Sauer (vgl. Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 63), der den Text in hymnusartige Verse gliederte, aus den Briefsammlungen ausgeschieden. Wie alle anderen Kleisttexte Paul Lindaus in Schreibung und Interpunktion nicht ganz zuverlässig. Die Kollationen Minde-Pouets (ersichtlich aus einem Sonderdruck in der Kleist-Sammlung der Berliner Amerika-Gedenkbibliothek) erlauben einen Einblick in die Editionsmethoden Lindaus.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

20. L(indau), P(aul): Ein politisches Manifest von Heinrich von Kleist. - In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Paul Lindau. Jg. 1876, Bd. 10, Nr. 45 (4. November 1876) S. 2 9 4 - 2 9 6 . S. 295: Kleist an Friedrich Schlegel: ES 132, MP 150, Sbd 152. H . : Original aus dem Besitz von Carl Meinen. Außerdem druckt Lindau: Kleists Aphoristische Gedanken Uber die Rettung österr. Staaten (siehe: Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 85).

der

21. Wenzel, O . : Ein Beitrag zur Lebensgeschichte Heinrichs von Kleist. — In: SonntagsBeilage Nr. 37 u. 38 zur Vossischen Zeitung. Redacteur: Hermann Kletke. Nr. 254 u. 261, v. 12. u. 19. September 1880. „Die nachstehenden Mitteilungen, die unmittelbar theils aus den Papieren Hardenbergs, theils aus den Akten der Berliner Censurbehörden geschöpft sind, werden an dem Bilde des Dichters, wie es nach dem bisher Bekannten namentlich von Wilbrandt meisterhaft gezeichnet ist, nichts Wesentliches ändern, sondern nur einzelne kleine Züge ergänzen und aufklären; immerhin aber dürfen sie ein hervorragend psychologisches Interesse in Anspruch nehmen [. . .]". — Dazu die Fußnote: „Die Einsicht in diese für die Geschichte der Berliner Tagespresse außerordentlich werthvollen Urkunden verdanke ich der anerkennenswerthen Unterstützung des Geheimen Staatsarchivs". — Wenzel gibt aufgrund dieses Briefmaterials2'1 und unter Bezugnahme auf die Lehenserinnerungen Raumers eine kurze Darstellung der Geschichte der Berliner Abendblätter. Nr. 254: Nr. 1: Brief an Karl August Frh. v. Hardenberg (ES 156, MP 178, Sbd 180) und die beigefügte „Ankündigung" [ = der von Hardenberg nicht genehmigte Entwurf (Sbd II, 457)] 24 . — Anschließend: Hardenberg an die Minister v. d. Goltz, v. Kircheisen u. Geh. Staatsrat Sack (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 445b). Nr. 2 : Brief an August Friedrich Ferdinand Graf v. d. Goltz (ES 159, MP 182, Sbd 184). — Anschließend: Hinweis auf die Annonce in der Voss. Ztg. v. I. 1. 1811 u. in der Spenerschen Ztg. v. 3. 1. 1811 (Sbd 11,458-459). Nr. 261: Auszug aus der Eingabe der Besitzer der beiden Blätter vom 22. Dez. 1810 an Hardenberg (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 448). Auszug aus dem Memorandum des Kriegsrat Himly an den Chef der inneren Verwaltung, Geh. Staatsrat Küster vom 23./24. Dez. 1810 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 449a, dort aber nach Steig, Kämpfe, S. 107). Auszug aus der Anweisung Himlys an Gruner vom 29. Dez. 1810 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 449 b, dort aber nach Steig, Kämpfe, S. 139). Abdruck der vom Zensor 25 eigenmächtig abgeänderten Annonce.

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Dieses Material stand bereits R. Köpke zur Verfügung, der jedoch auf die Auswertung verzichtete (vgl. Bd. 1, S. 2 3 0 - 2 3 1 ) . Die vermutlich in Besprechungen mit Raumer vereinbarte zweite Fassung der Ankündigung erschien am 22. Dez. in den Berliner Abendblättern (vgl. Steig, Kämpfe, S. 1 2 0 - 1 2 3 ) . Himly, der auf Grund der Beschwerdeschrift der Voss. u. Spenerschen Zeitung bei Hardenberg eine Zurücknahme der Kleist gegebenen Zusagen erreichte und, da Kleist sich weigerte, seine Ankündigung abzuändern, die entsprechenden Korrekturen selbst in die Zensurvorlage eintrug (vgl. Steig, Kämpfe, S. 134—141).

Analytische Bibliographie der Briefe

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N r . 3: Brief an Karl August Frh. v. H a r d e n b e r g (ES 164, M P 186, Sbd 190) mit der A n t w o r t H a r d e n b e r g s (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 476 und Sbd 11,852). N r . 4 : Brief an Karl August Frh. v. H a r d e n b e r g (ES 166, M P 188, Sbd 192) mit der A n t w o r t Hardenbergs (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 481 u n d Sbd 11,856). N r . 5: Brief an Karl August F r h . v. H a r d e n b e r g (ES 169, M P 191, Sbd 195) mit der A n t w o r t Hardenbergs (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 484 und Sbd 11,858). N r . 6: Brief an Karl August F r h . v. H a r d e n b e r g (ES 173, M P 201, Sbd 203). N r . 7: Brief an Friedrich Wilhelm III. (ES 175, M P 202, Sbd 204). N r . 8: Brief an Karl August Frh. v. H a r d e n b e r g (ES 187, M P 211, Sbd 217, 3. u. 4. A u f l . : 218). H . : Originalbriefe Kleists aus dem Besitz des Kgl. G e h . Staatsarchivs, Berlin 2 6 . 22. Biedermann, Karl: Aus Heinrich von Kleists Lebens- und Liebesgeschichte. Ungedruckte Briefe des Dichters. H r s g . v. Karl Biedermann. — I n : N o r d und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. H r s g . v. Paul Lindau. Bd. 19 (1881) S. 8 5 - 1 1 4 ; Bd. 22 (1882) S. 3 7 8 - 3 8 4 ; Bd. 23 (1882) S. 1 1 3 - 1 2 1 . „Ich entdeckte nämlich eine ansehnliche Zahl noch ungedruckter Briefe Kleists an seine Braut und erhielt die Erlaubnis zu deren Veröffentlichung" (S. 85). — Biedermann teilt zunächst den Brief von Wilhelmine Krug an die „Liebe Frau Professorin" [d.i. Henriette Solger] mit (vgl. Sembdner, Nachruhm, N r . 165 u. 87) und kritisiert die „nicht ganz glückliche A u s w a h l " der Briefe d u r c h Wilhelmine. S. 88—89 gibt er eine Ubersicht über alle „ ü b e r h a u p t noch vorhandenen Briefe Kleists an seine Braut" in chronologischer Reihenfolge und mit k u r z e n Inhaltsangaben. Die Veröffentlichung beschränkt sich auf die bisher unveröffentlichten Briefe; einige Briefe werden gekürzt wiedergegeben. „ I c h theile sie [die Briefe] ganz so mit, wie sie geschrieben sind (nur unter Weglassung solcher Stellen, die lediglich von ö r t l i c h k e i t e n , Persönlichkeiten oder sonstigen Gegenständen handeln, welche kein allgemeines Interesse darbieten) — auch mit den kleinen orthographischen Unebenheiten, die sich darin finden"27. Briefe an Wilhelmine von Z e n g e : Bd. 19, S. 9 3 - 9 5 : ES 8, M P 8, Sbd 8 S. 9 5 - 9 6 : ES 7, M P 7, Sbd 7 S. 9 6 - 9 8 : ES 12, M P 12, Sbd 12 S. 9 8 - 1 0 0 : ES 13, M P 13, Sbd 13 S. 1 0 0 - 1 0 2 : ES 15, M P 15, Sbd 15 S. 1 0 2 - 1 0 3 : ES 17, M P 17, Sbd 17 S. 1 0 3 - 1 0 8 : ES 18, M P 18, Sbd 18 S. 1 0 8 - 1 1 2 : ES 21, M P 22, Sbd 22 O h n e die bereits von Bülow abgedruckte Beilage (siehe N r . 10) und o h n e den erst 1934 im N a c h l a ß von Frau Clara K r u g aufgefundenen Schlußteil (siehe N r . 63). 26

27

Ein weiterer Brief Kleists an H a r d e n b e r g kam erst 1927 durch Paul H o f f m a n n im G e h . Staatsarchiv z u m Vorschein (siehe N r . 59). Das Editionsverfahren Biedermanns wird auf S. 46—52 dieses Bandes dargestellt. Die übrigen ihm vorliegenden Briefe hat Biedermann in seiner Buchausgabe (siehe N r . 25) veröffentlicht.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 112-114: ES 22, MP 23, Sbd 23 Bd. 22, S. 379-383: ES 26, MP 28, Sbd 28 S. 3 8 3 - 3 8 4 : ES 27, MP 29, Sbd 29 Bd. 23, S. 113-116: ES 30, MP 32, Sbd 33 S. 116-118: ES 31, MP 33, Sbd 34 S. 118: ES 44, MP 47, Sbd 47 S. 118-119: ES 51, MP 56, Sbd 57 S. 121: ES 60, MP 65, Sbd 66 Außerdem Bd. 23, S. 120-121: Brief von Wilhelmine v. Zenge an Kleist: ES Bd. 5, S. 466-468, Sbd 11,721-723. H . : Originalbriefe aus dem Besitz der Verwandten Wilhelmines.

23. Heinrich von Kleists sämtliche Werke. Neu durchgesehene und ergänzte Ausgabe in vier Bänden. Bd. 4: Erzählungen. Politische Aufsätze. Kleine vermischte Schriften. Briefe. - Stuttgart: Cotta 1882. Die biographisch-literarhistorische Einleitung (Bd. 1) zu dieser Ausgabe schrieb Franz Muncker, der im übrigen 28 lediglich auf die Gliederung der Ausgabe Einfluß nahm und die philologische Arbeit Dr. Vollmer überließ. Von den Briefen Kleists werden allein die Briefe an Cotta abgedruckt, die damit erstmals ans Licht kamen. Briefe an Johann Friedrich Cotta: S. 327: ES 99, MP 111, Sbd 112 S. 3 2 7 - 3 2 8 : ES 106, MP 119, Sbd 121 S. 3 2 9 - 3 3 0 : ES 116, MP 132, Sbd 134 S. 3 3 0 - 3 3 1 : ES 117, MP 133, Sbd 135 S. 3 3 1 - 3 3 2 : ES 135, MP 153, Sbd 156 S. 332: ES 137, MP 155, Sbd 158 S. 332: ES 140, MP 158, Sbd 160 H . : Originale aus dem Cotta-Verlagsarchiv. 24. Zolling, Theophil: Nachträge zu Heinrich v. Kleists Leben. Nebst sechzehn Briefen und anderem ungedruckten Material. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Theophil Zolling. Bd. 24, Nr. 34 (25. Aug. 1883) S. 118-121; 35 (1. Sept. 1883) S. 135-139; 37 (15. Sept. 1883) S. 169-172; 38 (22. Sept. 1883) S. 183-187. Nr. 34: Brief an Heinrich Zschokke 2 9 : ES 57, MP 62, Sbd 63 H . : British Museum, London. Nr. 35: Brief an Heinrich Lohse: ES 53, MP 58, Sbd 59 Brief an Heinrich Lohse: ES 67, MP 72, Sbd 73; auf der letzten Bogenseite eines Briefes von Caroline v. Schlieben an Lohse, der ebenfalls abgedruckt wird (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 109b). Brief an Henriette v. Schlieben 30 : ES 76, MP 81, Sbd 82 28

29

30

In Munckers Briefen an den Cotta-Verlag und im Verlagsvertrag wird auf die Briefe Kleists kein Bezug genommen (siehe S. 147—156 dieses Bandes). Schon 1869, als Ludwig Hirzel den Nachlaß Heinrich Zschokkes durchsah (siehe N r . 18), scheint sich der Brief nicht mehr im Besitz des Pfarrers Emil Zschokke befunden zu haben. In einer Fußnote werden die von Bülow unterdrückten Stellen aus einem früheren Brief an Henriette v. Schlieben (ES 45, MP 48, Sbd 48) mitgeteilt, wobei Zolling den Erstdruck (siehe Nr. 3) übersah.

Analytische Bibliographie der Briefe

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H . : Carl Meinen, dem es gelungen war, „den Nachlaß der nachmaligen Frau Malerin Caroline Lohse, geb. v. Schlieben zu erwerben". Nr. 37: Erwähnung des Original-Briefes an Ulrike v. Kleist: ES 92, MP 104, Sbd 105 und Mitteilung von Abweichungen gegenüber dem Abdruck bei Koberstein (Brief Nr. 39), der einer Abschrift folgt. Vollständige Veröffentlichung des Originals erst durch G. Minde-Pouet (siehe Nr. 45). H . : „aus dem Privatbesitz des jüngstverstorbenen Directors Halm in München". Brief an Otto August Rühle v. Lilienstern: ES 94, MP 106, Sbd 107 H . : Original. Kgl. Bibliothek, Berlin (Sammlung Varnhagen). Brief an Karl August Varnhagen v. Ense: ES 120, MP 137, Sbd 139 H . : Kgl. Bibliothek, Berlin (Sammlung Varnhagen). Brief an Karl Frh. v. Stein zu Altenstein: ES 108, MP 121, Sbd 123 H . : Kgl. Geh. Staatsarchiv, Berlin. Der Hauptteil der Briefe an Frh. v. Stein zu Altenstein wurde erst durch die Versteigerung des Altensteinschen Nachlasses bekannt (siehe Nr. 50). Einen weiteren Brief entdeckte F. v. Zobeltitz (siehe Nr. 52). Brief an Georg Joachim Göschen: ES 115, MP 131, Sbd 133 H . : Kgl. Bibliothek, München. Brief an [Friedrich von Pfuel] 31 : ES 131, MP 149, Sbd 151 H . : Zolling gibt keine Quelle an. Offenbar Privatbesitz Carl Meinert 32 . Nr. 38: Brief an Rahel Levin: ES 144, MP 163, Sbd 220 H . : Kgl. Bibliothek, Berlin (Sammlung Varnhagen). Abschrift. Das Original wurde zuerst von K. E. Franzos veröffentlicht (siehe Nr. 34). Brief an Achim v. Arnim: ES 152, MP 174, Sbd 176 H . : Kgl. Bibliothek, Berlin (Sammlung Varnhagen). Brief an Wilhelm Römer: ES 161, MP 183, Sbd 185 H . : Carl Meinert. — Als Faksimile bereits 1846 in der Sammlung historischberühmter Autographen wiedergegeben (siehe Nr. 11). Brief an Friedrich Schulz: ES 162, MP 184, Sbd 186 H . : Stadtbibliothek Hamburg. - Als Faksimile bereits 1836 von Wilhelm Dorow wiedergegeben (siehe Nr. 5). Brief an Georg Andreas Reimer: ES 178, MP 206, Sbd 207 H . : Carl Meinert. 25. Kleist, Heinrich von: Briefe an seine Braut. Zum ersten Mal vollständig33 hrsg. v. Karl Biedermann. - Breslau u. Leipzig: Schottländer 1884. Gegenüber den von Bülow (siehe Nr. 9 u. 10) veröffentlichten und den von Biedermann (siehe Nr. 22) nachträglich bekannt gemachten Briefen enthält der Band noch folgende Briefe an Wilhelmine von Zenge im Erstdruck: S. 8 - 1 2 : ES 10, MP 10, Sbd 9 S. 5 4 - 6 3 : ES 19, MP 19, Sbd 19 31

32

33

Seit K. Federn (1924) wird Friedrich von Pfuel als Empfänger angesehen (vgl. Sbd II, 997). Zolling vermutet: Ernst v. Pfuel. So Zollings Kleistausgabe, Brief Nr. XIV. — Der Brief tauchte bereits im Juni 1854 im Handel (Lippen, Halle, Katalog Nr. 4) auf. Vollständig im Hinblick auf Bülows Publikationen und Biedermanns Teildrucke in Nord und Süd. Zuverlässig jedoch erst durch Minde-Pouet in ES Bd 5 ediert.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists S. 6 4 - 7 0 : ES 20, MP 21, Sbd 21 Fragen zu Denkübungen: S. 2 4 5 - 2 4 6 : ES 9 ( D ) , MP 9 ( D ) , Sbd 10,4 S. 2 4 6 - 2 4 7 : ES 9(B), MP 9(B), Sbd 10,2 S. 2 4 7 - 2 4 9 : ES 9(E), MP 9(E), Sbd 10,5 S. 2 4 9 - 2 5 0 : ES 9 ( C ) , MP 9 ( C ) , Sbd 10,3

26. Brahm, O t t o : Heinrich von Kleist. S. 3 0 7 - 3 0 9 :

Berlin: Allgem. Ver. f. Dt. Literatur 1884,

Brief an Heinrich Joseph v. Collin: ES 129, MP 147, Sbd 149 H . : Hofbibliothek Wien. Vorabdruck in: Otto Brahm, Heinrich von Kleist in Österreich (Deutsche Wochenschrift, hrsg. v. Heinrich Friedjung, Jg. 2, Nr. 23, 8. Juni 1884, S. 5 - 7 ) . Wiederholt in: Otto Brahm, Das Lehen Heinrichs von Kleist. Neue Ausg. Berlin: Fleischel 1911, S. 3 4 6 - 3 4 7 . In allen Drucken fehlt der erste Absatz des Briefes (ES Bd. 5, S. 385, Z. 1 0 - 1 2 ) . 26a. Zolling, Theophil: Heinrich v. Kleist in Oesterreich. Mit bisher ungedruckten Briefen etc. - In: Neue Freie Presse, Wien, Nr. 7556 v. 11. Sept. 1885 u. Nr. 7557 v. 12. Sept. 1885. „Nicht weniger als drei Briefe Kleist's fanden sich bis vor Kurzem in einer Grazer Autographensammlung, nach deren Verkauf endlich die Veröffentlichung möglich wurde": Brief an Heinrich Joseph von Collin: ES 112, MP 128, Sbd 130 Brief an Heinrich Joseph von Collin: ES 122, MP 139, Sbd 141 Brief an Heinrich Joseph von Collin: ES 125, MP 143, Sbd 145 H . : Carl Meinert. 27. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Theophil Zolling. T. 1. u. Stuttgart: Spemann [1885]. (Deutsche National-Literatur. 149.)

Berlin

Die Ausgabe 34 enthält 34 Briefe Kleists. Davon hatte Zolling bereits 14 Briefe in der Gegenwart (siehe Nr. 24) und 3 Briefe in der Neuen Freien Presse (siehe Nr. 26 a) vorgelegt. Weitere 8 Briefe waren von O . Wenzel in der Sonntags-Beilage der Vossischen Zeitung veröffentlicht worden (siehe Nr. 21). Außerdem übernahm Zolling den von Paul Lindau in der Gegenwart gedruckten Brief an Friedrich Schlegel (siehe Nr. 20). Bei Kleists Brief an Fouque v. 25. April 1811 (nach dem Original im Besitz von Carl Meinert wiedergegeben) übersah Zolling den Erst- und Zweitdruck (siehe Nr. 7 u. 12). Im Erstdruck erscheinen folgende 7 Briefe: Nr. I : Fragen zu Denkübungen für Wilhelmine v. Zenge: ES 9(A), MP 9(A), Sbd 10,1 H . : Stadtbibliothek Hamburg. Nr. V I : Brief an den Festungskommandanten de Bureau Fort de J o u x : ES 90, MP 102, Sbd 103 H . : Körner-Museum Dresden. Nr. X X I I I : Brief an Georg Andreas Reimer: ES 177, MP 205, Sbd 206 H . : Senator Culemann, Hannover. Nachtrag Nr. I : Brief an Adolfine von Werdeck 3 S : ES 102, MP 114, Sbd 115 34

35

Angesichts der Rechtslage war zu diesem Zeitpunkt noch nicht an eine Gesamtausgabe der Briefe zu denken. Von Zolling und in ES 102 wird noch Sophie von Haza als Empfängerin angesehen. In MP und Sbd auf Grund der Brieffunde von Herbert Wünsch (siehe Nr. 61) korrigiert.

Analytische Bibliographie der Briefe

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H . : Oberstleutnant a.D. Dr. Max Jahns, Berlin 36 . Nachtrag Nr. I I : Briefe an Georg Andreas Reimer: I I a : ES 146, MP 166, Sbd 169 H . : Graf Viktor Wimpffen, Schloß Kainberg. Vgl. Nr. 67 (dort Teilfaks. und gegenüber Zoll., ES und MP, verbesserter Abdruck). I I b : ES 172, MP 200, Sbd 202 H . : Oberstleutnant a . D . Dr. Max Jahns, Berlin. I I c : ES 176, MP 203, Sbd 205 H . : Theophil Zolling. 28. Zolling, Theophil: Drei ungedruckte Gedichte von Heinrich von Kleist. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Theophil Zolling. Bd. 29, Nr. 14 (3. April 1886) S. 2 1 1 - 2 1 5 . Im Anschluß an die Gedichte (siehe: Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 27) erwähnt Zolling drei noch ungedruckte Briefe: Kleists Brief an Goethe (im Besitz des Goethe-Archivs), einen an Georg Moritz Walther und einen an Heinrich Joseph von Collin (beide im Besitz von W. v. Maitzahn). Diese Briefe wurden später von Erich Schmidt und Zolling veröffentlicht (siehe Nr. 29, 30 u. 32). Abgedruckt werden dagegen die vier im Nachtrag der Kleist-Ausgabe Zollings (Nr. I u. I l a - c ) eingefügten Briefe Kleists; es ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob diese ZeitschriftenPublikation als Erstdruck aufzufassen ist. 29. Schmidt, Erich: Neue Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv 37 . — In: GoetheJahrbuch 9 (1888) S. 4 8 - 4 9 mit Kommentar, S. 93 - 96. Brief an Goethe: ES 111, MP 124, Sbd 125 H . : Goethe-Archiv, Weimar. S. 94ff.: Mitteilung einiger „unbekannter oder nicht authentisch bekannter Stellen" aus Goethes handschriftlichem Nachlaß, Kleist betreffend (TagebuchStellen). — Brief wiederholt mit anderem Kommentar, in: Goethe und die Romantik. Briefe mit Erl. Hrsg. v. Carl Schüddekopf u. Oskar Walzel. Weimar 1899. (Schriften d. Goethe-Ges. 14) Kap. III, S. 72 - 74 zusammen mit dem bereits 1859 veröffentlichten Antwortbrief Goethes (S. 74 - 75). Kommentar, S. 3 3 0 - 3 3 1 . 30. Schmidt, Erich: Handschriftliches von und über Heinrich von Kleist. — In: Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte 2 (1889) S. 3 0 1 - 3 0 3 . „Alexander Meyer Cohn, dem wir schon so manche Förderung verdanken, hat mir nicht nur einen Einblick in seine Kleist-Handschriften, sondern auch die öffentliche Verwerthung gestattet" (S. 301). — Neben anderem Material werden folgende Briefe bekannt gemacht: S. 301: Brief an Georg Moritz Walther: ES 126, MP 144, Sbd 146 S. 302: Brief an Georg Andreas Reimer: ES 150, MP 171, Sbd 165 S. 302: Mitteilungen von Varianten aus dem Brief an Ulrike v. Kleist: ES 92, MP 104, Sbd 105 gegenüber der von Koberstein (siehe Nr. 13, Brief Nr. 39) abgedruckten Abschrift; wie schon bei Zolling (siehe Nr. 24) nach dem Original.

36 37

Der bekannte Militärschriftsteller Max Jähns (18. April 1 8 3 7 - 1 9 . Sept. 1900). Durch den Tod und das Vermächtnis des letzten Goethe-Enkels war das Goethesche Familienarchiv im Jahr 1885 zugänglich geworden. Erich Schmidt übernahm das Amt des ersten Direktors des neugegründeten Goethe-Archivs (vgl. Scherer-Schmidt, Briefwechsel, S. 202 f.).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

31. Seuffert, Bernhard 38 : Handschriftliches von und über Heinrich von Kleist. — In: Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte 2 (1889) S. 3 0 4 - 3 1 4 . Darstellung des Verhältnisses Heinrich von Kleists zur Familie Wieland, insbesondere zu Luise Wieland. Abdruck verschiedener Quellen, darunter: S. 3 1 2 - 3 1 3 : Brief an Christoph Martin Wieland: ES 105, MP 118, Sbd 120 H . : Goethe-Archiv, Weimar (Emminghausstiftung). 32. Zolling, Theophil: Ungedrucktes von Heinrich v. Kleist. — In: Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst u. öffentliches Leben. Redacteur: Theophil Zolling. Bd. 37, Nr. 11 (15. März 1890) S. 166-168. Nach dem Tode Wendelin von Maitzahns war seine bis dahin unzugängliche Autographensammlung Anfang 1890 verkauft und aufgesplittert worden. — Zolling: „Auch einige unbekannte Briefe Heinrich von Kleist's besaß Maitzahn, von denen die Originale schon vor der Versteigerung in andere Hände gelangten, während sorgfältige Abschriften zurückblieben, die wir hier zum Drucke befördern dürfen" (S. 166). — Von den drei veröffentlichten Briefen war bereits einer (ES 126, MP 144, Sbd 146) von Erich Schmidt nach dem Original veröffentlicht worden (siehe Nr. 30). Brief an Heinrich Joseph v. Collin: ES 136, MP 154, Sbd 157 H . : Abschrift. Ein Vierteljahr später druckte Erich Schmidt den Brief nach dem Original (siehe Nr. 33). Brief an Sophie Sander: ES 139, MP 157, Sbd 219 H . : Abschrift. Erst G . Minde-Pouet (siehe Nr. 45) bot den Brief nach dem Original. 33. Schmidt, Wolfgang 39 : Von und über Heinrich v. Kleist. Zum 24. Juni 1890 für Reinhold Köhler in Druck gegeben von Wolfgang Schmidt op. 1. — Berlin: Erich u. Wally Schmidt 1890. Brief an Heinrich Joseph v. Collin: ES 136, MP 154, Sbd 157 Abgedruckt zusammen mit dem Brief von Wilhelmine Krug, geb. v. Zenge, an Henriette Solger (vgl. Sembdner, Nachruhm, Nr. 167) 40 . H . : „Aus der Schatzkammer Bendlerstr. 17 [A. Meyer Cohn], leider ohne die verschollene Ariadne"41. 38

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Bernhard Seuffert (23. Mai 1 8 5 3 - 1 5 . Mai 1938) war 1875 Schüler Erich Schmidts in Würzburg. Seit 1877 Privatdozent in Würzburg und seit 1886 ao. Prof. in Graz, blieb er durch verschiedene Unternehmen, darunter die Weimarer Goethe-Ausgabe, Erich Schmidt verbunden (vgl. Jos. Nadler, in: Almanach d. Akad. d. Wiss. in Wien 88, 1938, S. 3 2 4 - 3 2 8 ) . Über das gesamte Brief-Material zur Beziehung zwischen Kleist und Wieland hat Seuffert berichtet in: Prolegomena zu einer Wieland-Ausgabe. T. 9 (Berlin 1941), Nr. 4678, 5050, 5097, 4776, 5457, 5458. 5465. Ich schließe mich hier der (brieflich geäußerten) Meinung Eberhard Lämmerts an, daß es sich bei dieser Edition „um einen Familienspaß handelt, den sich das Ehepaar Schmidt mit dem befreundeten Reinhold Köhler gemacht hat". Wolf (nicht: Wolfgang) Schmidt war damals 6 Jahre alt. Im Auszug gleichfalls von Zolling (siehe Nr. 32) bereits mitgeteilt. Es bleibt unklar, ob Erich Schmidt die Publikation Zollings kannte, bzw. ob der „Familienspaß" vielleicht den Ärger Schmidts über den ihm zuvorgekommenen Zolling vergessen lassen sollte. Vgl. Wilhelmine: „Einen seiner ersten poetischen Versuche Ariadne auf Naxos habe ich noch gefunden, und um Tieck zu zeigen, wie gern ich ihm gefällig sein möchte, überschicke ich dieses".

Analytische Bibliographie der Briefe

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34. Franzos, Karl Emil 42 : Ein Billet Heinrich von Kleists. — In: Deutsche Dichtung. Hrsg. v. Karl Emil Franzos. Bd. 9 (1890/91) S. 253-254. Brief an Rahel Levin: ES 144, MP 163, Sbd 220 H . : Karl Emil Franzos (Original). 35. Minde-Pouet, Georg: Zu Heinrich von Kleist 43 . — In: Euphorion 4 (1897) S. 537-545. Abschnitt I: Kleists Dienstzeit, S. 537—539 mit Abdruck des Revers beim Ausscheiden aus dem Heere: ES 4, MP 4, Sbd 4 H . : Geh. Kriegskanzlei des Kriegsministeriums, Berlin. 36. Steig, Reinhold: Neue Kunde zu Heinrich von Kleist. - Berlin: Reimer 1902. S. 2 7 - 2 8 : Brief an Hans von Auerswald: ES 107, MP 120, Sbd 122. Abdruck mit kurzem Kommentar und dem Antwortschreiben Hans von Auerswalds (Sbd 11,803). H . : Kgl. Staatsarchiv, Königsberg, ebenso das Original der Antwort. - Steig: „Paul Czygan hat mir freundlich den Brief zur Verwerthung innerhalb meiner Arbeiten zugeschickt" 44 . S. 35 u. 36: Briefe an Georg Andreas Reimer: ES 147, MP 167, Sbd 173 ES 157, MP 179, Sbd 181 H . : Reinhold Steig, bereits „sachlich in den Berliner Kämpfen benutzt" (S. 34). S. 41: Brief an Achim v. Arnim: ES 180, MP 207, Sbd 209. - Mit Bestätigung der Adresse. H . : Stammbuch Achim von Arnims (Nachlaß Arnims in Wiepersdorf), dort von Arnim „als Reliquie seines nie vergessenen Freundes" (Steig, Kämpfe, S. 101) eingeklebt. 37. Rahmer, S.: Ungedruckte Brieffragmente Heinrich von Kleists. — In: Euphorion 9 (1902) S. 6 7 0 - 674. „Beide Fragmente sind dem Handexemplar von E. v. Bülow entnommen [. . .]. Ich fand eine genaue Abschrift davon in Th. Zollings, des verdienstvollen Kleistforschers, Nachlaß, der sie durch Vermittlung des Provinzialschulrats Buschmann in Coblenz erhalten hat". Brief an Marie von Kleist 45 : ES 103 (Bd. 5, S. 358, Z. 1 1 - S . 359, Z. 15), MP 115/116, Sbd 116/118 Brief an Marie von Kleist 46 : ES 179, MP 204 u. Sbd 208 zusammen mit ES 174 42

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Die Mitteilung von Brief-Reliquien durch Faksimile-Wiedergaben gehörte zum Programm dieser Zeitschrift. „In Ermangelung einer reichern Gabe" wird von Kleist dieses Billet geboten. Minde-Pouet hatte am 16. Dezember 1896 vor der Gesellschaft für deutsche Literatur zum ersten Mal über diesen Fund berichtet (siehe: Briefe Erich Schmidts, N r . 4). Steig (S.26) teilt mit, daß Paul Czygan (damals Oberlehrer in Königsberg) den Brieffund bereits anläßlich seines Vortrages über Kleists Beziehungen zu Königsberg in der Altertumsgesellschaft Prussia gemeldet hat (vgl. Königsberger Allgem. Ztg. Nr. 150, v. 25. März 1901). Rahmer vermutet Henriette Hendel-Schütz als Empfängerin. So noch ES 103. Von G. Minde-Pouet korrigiert (siehe N r . 65). Rahmer vermutet Henriette Vogel als Empfängerin. ES 179 setzt ein Fragezeichen. Von G. Minde-Pouet korrigiert (siehe Nr. 65).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

H . : Abschrift nach dem Handexemplar Bülows 4 7 . Die Behauptung Rahmers, Bülows Eintragungen gingen auf Auszüge von Friedr. K. J . Schütz zurück, konnte widerlegt werden. — Bülow stand vielmehr das Manuskript von Wilhelm v. Schütz (aus dem Besitz Tiecks) zur Verfügung. 38. Hoffmann, Paul: Ein ungedruckter Brief Heinrichs von Kleist. - In: Märkische Blätter. Tägliche Unterhaltungsbeil, zur Frankfurter Oder-Zeitung v. 18. April 1903. [Amerika-Gedenkbibliothek: Kleistiana 4, Bl. 143.] Paul Hoffmann zum Brief: „Er nützt der biographischen Forschung, wenn er auch keinen Aufschluß über eine der Dichtungen Kleists gewährt". Er erlangt „eine, wenn auch kleine Bedeutung, der ich vielleicht dadurch etwas aufzuhelfen vermag, daß ich in der Lage bin, auf Grund alter Dokumente einiges über Frau von Massow mitzuteilen, von der man bisher nicht einmal den Vornamen kannte". Brief an das Stadtgericht zu Frankfurt Oder: ES 128, MP 146, Sbd 148. - Papierbeschreibung, diplomatischer Abdruck, Beschreibung des Siegels. H . : Amtsgericht Frankfurt a . O . , dem Testament der Frau v. Massow beigeheftet. 39. Weisstein, Gotthilf: Kleine Inedita von Heinrich von Kleist 48 . — In: NationalZeitung J g . 57, Nr. 234 v. 14. April 1904, Morgenausg. [Amerika-Gedenkbibliothek: Kleistiana 5, Bl. 101.] Briefe an Wilhelm Reuter: ES 141, MP 159, Sbd 161 H . : Firma Leo Liepmannssohn, Berlin, nach einer Abschrift des „Herrn Buchhändler Haas". ES 142, MP 160, Sbd 162 H . : Firma Otto August Schulz, Leipzig. ES 143, MP 162, Sbd 164 H . : Gotthilf Weisstein. Brief an Ulrike von Kleist: ES 66, MP 71, Sbd 72. - Mitteilung des OriginalSchlusses (ES Bd. 5, S. 295, Z. 1 9 - 2 5 ) . Koberstein (siehe Nr. 13, Brief Nr. 22) druckte den Schluß nach einer Abschrift Ulrikes. H . : Firma Richard Bertling, Dresden. Brief an Georg Andreas Reimer: ES 178, MP 206, Sbd 207 Verbesserung des bereits von Zolling (Gegenwart Bd. 24, Nr. 38 und KleistAusgabe, Brief Nr. XXII) veröffentlichten Briefes („vielleicht nur nach einer ihm von dem damaligen Besitzer zugekommenen fehlerhaften Abschrift"). H . : Firma Leo Liepmannssohn, Berlin. 40. Rahmer, S.: Heinrich von Kleist an seine Schwester Ulrike 4 9 . Nr. 26 zur Vossischen Zeitung v. 26. Juni 1904, S. 2 0 3 - 2 0 6 . 47

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Sonntagsbeil.

Zur Geschichte dieses Handexemplars siehe: Briefe Erich Schmidts, Nr. 26 u. Anhang, Nr. 1. Rahmer übersah eine Eintragung (siehe Nr. 45). Es war Erich Schmidt gelungen, Weisstein zur Veröffentlichung der ihm durch den Handel bekannt gewordenen Briefe noch vor Erscheinen der neuen Kleist-Ausgabe zu überreden (siehe: Briefe Erich Schmidts, Nr. 23). Vorausgegangen war Rahmers Artikel Aus dem Leben Heinrichs von Kleist (Sonntagsbeil. zur National-Zeitung Nr. 312 v. 15. Mai 1904), der auch die Briefe an Ulrike behandelte. Kurz danach setzte sich Minde-Pouet (National-Zeitung v. 19. Mai 1904) sowohl mit diesem Artikel als auch mit der Veröffentlichung G. Weissteins (siehe Nr. 39) auseinander. Damit wurde der Streit um die Kleistbriefe zum ersten Mal in die Öffentlichkeit getragen.

Analytische Bibliographie der Briefe

327

Bericht über das Schicksal der Briefe an Ulrike, Charakteristik der Briefe „vom graphologischen Standpunkt aus" und Vergleich der Originale mit der Edition Kobersteins (siehe N r . 13). Wiedergegeben w e r d e n : a) G r ö ß e r e u n d wichtigere Zusätze, Ergänzungen u n d Nachschriften. b) Kleinere Zusätze, Ergänzungen, Nachschriften. c) Ausgestrichene Briefstellen. Abgesehen von den Ergänzungen erscheint im E r s t d r u c k : Brief an George Friedrich D a m e s : ES 134 (Beil.), M P 152 (Beil.), Sbd 155. - Es handelt sich hier u m die im Brief an Ulrike (ES 134, M P 153, Sbd 154) erwähnte „inliegende A b s c h r i f t " . H . : Nachlaß Ulrike v. Kleists im Besitz Ernst v. Schönfeldts. 41. C z y g a n , Paul: Ein neuer 5 0 F u n d aus Heinrich von Kleists Königsberger Zeit. — I n : Sonntagsbeil. N r . 36 z u r National-Zeitung v. 4. Sept. 1904 ( = N r . 521). [AmerikaG e d e n k b i b l i o t h e k : Kleistiana 5, Bl. 110.] „ E i n glücklicher Zufall hat es gefügt, daß ich soeben einen neuen Brief Kleists an seinen Vorgesetzten Auerswald gefunden habe, der sich mitten in einem Bündel meist recht gleichgültiger Papiere, welche allerlei Rechnungen oder G l ü c k w ü n s c h e z u m Jahreswechsel o d e r zur Standeserhöhung Auerswalds enthalten, befindet. In nicht ganz fester, etwas unsicherer H a n d , die den leidenden Zustand des Briefschreibers anzudeuten scheint, lesen w i r " : Brief an H a n s v. A u e r s w a l d : ES 84, M P 94, Sbd 95 Die Rückseite enthält die A n t w o r t Auerswalds in Abschrift (vgl. Sbd 11,766 u. Sembdner, Lebensspuren, Nr.150). A u ß e r d e m wird abgedruckt: Hardenbergs Ä u ß e r u n g zu diesem Gesuch (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 151a) und Auerswalds A n t w o r t an H a r d e n b e r g (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 151b). H . : Staatsarchiv, Königsberg. 42. Kleist, Heinrich v o n : Briefe an seine Schwester Ulrike. Mit Einl., A n m e r k u n g e n , P h o t o g r a m m e n u. e. A n h . : Aus dem Tagebuch Ludwig von Brocke's. — Berlin: Behr 1905. (Kleist-Bibliothek, hrsg. v. S. Rahmer. 1.) Erich Schmidt hatte M i n d e - P o u e t empfohlen, H e r r n v. Schönstedt 5 1 vorzuschlagen, dieser solle Rahmers Vorrecht der Brief-Veröffentlichung „bis z u m 1. Januar 1905 respectieren". D e r Band ist vermutlich bereits Ende 1904 erschienen; er enthält keine neuen Briefe an Ulrike 5 2 . 43. [Schleinitz 5 3 , O t t o Frh. v o n : ] Aus den Papieren der Familie 5 4 von Schleinitz. Mit e. V o r b e m e r k u n g v. F e d o r von Zobeltitz. — Berlin: Trewendt 1905. 50

51

Seinen ersten Brief-Fund hatte C z y g a n Reinhold Steig zur Verwertung überlassen (siehe N r . 36). Siehe hierzu die Briefe Erich Schmidts, N r . 26. Aus Erich Schmidts Brief v. 18. April 1904 ( N r . 28) geht das Einverständnis H e r r n v. Schönfeldts hervor. Z u m Streit u m die Briefe siehe Bd. 1, S. 2 9 2 - 2 9 5 .

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Von besonderem Interesse ist jedoch das Kapitel Aus den Aufzeichnungen Ludwig von Brockes (S. 208—216). Vgl. hierzu die Bibliographie der Fehlzuweisungen und kontroversen Texte, N r . 18.

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D e r Verfasser wünschte, wie F. v. Zobeltitz darlegte, a n o n y m zu bleiben. Die Verfasserschaft geht aus Kürschners Literatur-Kalender 36 (1914) Sp. 1533 hervor. O t t o F r h . v. Schleinitz (geb. 26. 4. 1839) betätigte sich als Kunstschriftsteller u n d lebte in London.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Das Buch enthält in der Hauptsache Beiträge zur Biographie Rühles von Lilienstern. Das 1. Kapitel behandelt die Freundschaft mit Heinrich v. Kleist und enthält 7 Briefe Kleists an Rühle von Lilienstern, davon 4 im Erstdruck 55 : S. 4 2 - 4 4 ( = Nr. IV): ES 96, MP 108, Sbd 109 H . : Oberlandesgerichtsrat Emil Landau, Köln. S. 4 4 - 4 5 ( = Nr. V): ES 97, MP 109, Sbd 110 H . : Kopie Rühles, wahrscheinlich im Besitz v. Otto von Schleinitz. Rühle schenkte den Brief einem Major von Gansauge und behielt diese Kopie zurück. „Dieser Umstand wird aus einer Bemerkung ersichtlich, die auf der Kopie des betreffenden Schreibens von Rühle's Hand angebracht ist". Das Original wurde im Nov. 1895 bei Leo Liepmannssohn versteigert, lag ES 97 nicht vor, sondern wurde erst von Max Morris (siehe Nr. 47) wiederentdeckt. S. 4 5 - 4 6 ( = Nr. VI): ES 113, MP 129, Sbd 131 H . : Oberlandesgerichtsrat Emil Landau, Köln. S. 46 ( = Nr. VII): ES 114, MP 130, Sbd 132 H . : Frau Geheimrat Auguste Pattberg, Wiesbaden.

44. Minde-Pouet, Georg: Der früheste Brief Heinrich von Kleists. — In: Vossische Zeitung v. 1. August 1905 ( = Nr. 355), Morgenausgabe. „Er fand sich unter alten Papieren der mit den Kleists eng verwandten Familie von Schönfeldt auf deren Gute Werben bei Kottbus, wo sich auch die lange gesuchten Originale der Briefe Kleists an seine Schwester Ulrike wiedergefunden haben, und ist, wie diese, von dem jetzigen glücklichen Besitzer, Herrn Oberleutnant Ernst v. Schönfeldt in Stade, mir bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden". Brief an Auguste Helene v. Massow: ES 1, MP 1, Sbd 1 Noch vor Erscheinen des 5. Bandes der Kleist-Ausgabe. Originalgetreue Wiedergabe mit erklärenden Fußnoten und kurzen einleitenden, z. T. kommentierenden Bemerkungen. 45. Kleist, Heinrich von: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. B d 5 : Briefe, bearb. v. Georg Minde-Pouet. - Leipzig: Bibliograph. Inst. [1906.] Diese erste „kritisch durchgesehene und erläuterte Gesamtausgabe" der Briefe umfaßt 196 Nummern. 8 Briefe und 1 Brieffragment erscheinen im Erstdruck. Briefe an Ernst v. Pfuel: ES 80, MP 85, Sbd 86 ES 81, MP 88, Sbd 89 ES 82, MP 89, Sbd 90

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Julius Frh. v. Schleinitz war mit Jenny v. Schwedthoff, der Stieftochter Rühles von Lilienstern vermählt. Von diesen 7 Briefen waren 3 im Besitz von Emil Landau und 2 im Besitz von Auguste Pattberg; von den beiden übrigen lagen Abschriften vor. Der von Bülow (H. v. Kleists Leben und Briefe, S. 244) veröffentlichte Brief ES 123, MP 140, Sbd 142 fehlt. — Kleists Briefe an Rühle von Lilienstern waren also zum damaligen Zeitpunkt bereits zerstreut. Im Juli 1904 bot ein „junger Rühle v. L . " Erich Schmidt „2 fehlerhafte Abschriften" von bereits bekannten Briefen an (vgl. die Briefe Erich Schmidts, Nr. 35), woraus geschlossen werden kann, daß weitere Abschriften existierten und daß Rühle von Lilienstern nicht nur Varnhagen (siehe Nr. 24) und Major von Gansauge, sondern auch anderen Freunden Kleist-Briefe schenkte.

Analytische Bibliographie der Briefe

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H . : Originale, „abgeschrieben von Erich Schmidt" im Archiv v. Pfuel in Jahnsfelde 56 . Fragment 5 7 aus einem Brief an? [Marie v. Kleist]: ES 174, MP 204 (Z. 1 - 3 ) , Sbd 208 (Z. 1 - 3 ) . H . : Eintragung im Handexemplar von Eduard v. Bülow (siehe: Anmerkung 47). Briefe an Georg Andreas Reimer: ES 145, MP 165, Sbd 166 H . : Robert Remak, durch Vermittlung des Arztes und Bibliophilen Dr. Erich Ebstein. ES 149, MP 169, Sbd 170 H . : Georg Hirzel, Leipzig. ES 163, MP 185, Sbd 187 H . : im Autographenhandel, gedruckt nach dem Katalog von Leo Liepmannssohn 23 (Verst. v. 10. u. 11. O k t . 1898), N r . 299. ES 151a (Nachtrag), MP 172, Sbd 172 Erstdruck durch Georg Minde-Pouet, in: Euphorion 13 (1906) S. 559-560 mit Kommentar und der Bemerkung: „Das Blatt ist in meiner Ausgabe der Briefe Kleists als N r . 151 a einzufügen und wird in den neuen Abzügen dieses Briefbandes bereits als Nachtrag gebracht werden". H . : im Autographenhandel (Joseph Baer, Frankfurt a. M., Lagerkatalog, Dez. 1905). [Brief an Sophie Sander: ES 139, MP 157, Sbd 219 H . : Georg Hirzel, Leipzig.] 58 Brief an Christian Frh. v. Ompteda: ES 155, MP 177, Sbd 179 H . : Karl Geibel, Leipzig. 46. Herzog, Wilhelm: Zu Minde-Pouets Ausgabe der Briefe Kleists. — In: Euphorion 16 (1909) S. 182. Berichtigung zu ES 178: nach der Originalhandschrift im Besitz von Alexander v. Bernus. — Minde-Pouet hatte das Original nicht vorliegen; es war von Gotthilf Weisstein mit dem Drucktext verglichen worden. Der Brief befand sich damals im Autographenhandel (vgl. Versteigerungskatalog Leo Liepmannssohn 34, v. 19. u. 20. Mai 1904, N r . 717). Berichtigung zu ES 115: nach der Originalhandschrift im Besitz der Kgl. Bibliothek, München. 47. Morris, Max: Zu Heinrich v. Kleists Briefen. - In: Euphorion 18 (1911) S. 165—166. Berichtigung zu ES 97: nach der Originalhandschrift (Max Morris: „Die Handschrift ist kürzlich in meinen Besitz gelangt"). 56

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Aus dem Brief Erich Schmidts an Gustav Roethe geht hervor, daß Erich Schmidt die Briefe wahrscheinlich im Sommer 1905 auf dem Pfuelschen Gute eingesehen hat (vgl. die Briefe Erich Schmidts, Anhang N r . 2 e ) . Schon Minde-Pouet hat Zweifel geäußert, ob der Nachlaßverwalter alle Briefe Kleists an Pfuel zugänglich gemacht hat. Die Einheit des Briefes konnte erst durch das wiedergefundene Manuskript der Biographischen Notizen über Heinrich v. Kleist (Wilhelm v. Schütz) bewiesen werden. Vgl. N r . 65. Von Minde-Pouet (ES Bd 5, S. 481) als „bisher ungedruckt" bezeichnet, aber bereits von Zolling (siehe N r . 32) nach einer Abschrift gedruckt. Faks. in: Friedrich Vogt u. Max Koch, Geschichte der deutschen Literatur, 5. Aufl., neu bearb. u. erw. v. Willy Koch, Bd. 2 (Leipzig 1834) S.289.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

48. Minde-Pouet, Georg: Ungedruckte Briefe von Heinrich von Kleist. Ein Fund zur Theatergeschichte der Penthesilea. — In: Bühne u. Welt. Halbmonatsschrift für Theaterwesen, Literatur u. Musik. Jg. 14, 1. Halbjahr, Nr. 4 (Nov. 1911) S. 129-131. Brief an Henriette Hendel-Schütz: ES - , MP 194, Sbd 198 Brief an Friedrich Karl Julius Schütz: ES MP 196, Sbd 200 Abdruck mit Kommentar 59 . Photo des ersten Briefes zwischen Seite 144/145. H . : „Beide Originalbriefe sind im Besitze einer Nachkommin der HendelSchütz". 49. Meusel, Friedrich: Neue Kunde über Heinrich v. Kleist. - Unterhaltungsbeil, der Täglichen Rundschau. Jg. 32, Nr. 246 v. 18. Okt. 1912, S. 982-983. „Uberaus spärlich fließen die Quellen für die letzten Monate im Leben Heinrich v. Kleists. Da wird es erwünscht sein, wenn ein glücklicher Fund, der vor wenigen Tagen Herrn Bernhard v. d. Marwitz, dem Besitzer des Familiengutes Friedersdorf, in mir bisher unbekannten Papieren seines Archivs 60 gelungen ist, sogleich der Kleistforschung und einem weiteren Kreise mitgeteilt wird". Aufzeichnung auf Gut Friedersdorf: ES MP Bd. 7, S. 179-180, Sbd 216 (3. u. 4. Aufl.: 217) H . : Familienarchiv v. d. Marwitz 6 '. 50. Minde-Pouet, Georg: Neue Briefe Heinrich von Kleists. — In: Deutsche Rundschau. Hrsg. v. Bruno Hake, Bd 161, H. 1 (Oktober 1914) S. 112-126. S. 112: Brief an Christian von Massenbach: ES - , MP 86, Sbd 87 H . : Dieser Brief „fand sich in dem von dem Frh. Christian v. Massenbach auf dem ihm von Friedrich Wilhelm II. 1798 geschenkten Gute Bialokosch in der Provinz Posen hinterlassenen Archive vor, dessen Bestände der jetzige Majoratsherr auf Bialokosch, Oberregierungsrat a. D. Carl v. Rose, durchgesehen, neu geordnet und in einem gedruckten Kataloge verzeichnet hat, und wurde mir bereitwilligst zur Veröffentlichung überlassen" 62 . Briefe an Karl Frh. v. Stein zu Altenstein: S. 113-114: ES - , MP 90, Sbd 91 S. 114-115: ES MP 92, Sbd 93 S. 115-116: ES - , MP 93, Sbd 94 S. 116-118: ES - , MP 95, Sbd 96 S. 119-120: ES - , MP 142, Sbd 144

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Der Brief an Marie von Kleist (ES 103, MP 116, Sbd 118) erscheint hier noch als an Henriette Hendel-Schütz gerichtet. Siehe Nr. 37, Anm. 45 u. Nr. 65. Friedrich Meusel war seit ca. 1906 mit der Veröffentlichung des Nachlasses des Generals F. A. L. v. d. Marwitz beschäftigt (vgl. Caroline v. Rochow, geb. v. d. Marwitz, u. Marie de la Motte-Fouque, Vom Leben am preußischen Hofe 1815—1852, bearb. v. Luise v. d. Marwitz, Berlin 1908) und hat die Aufzeichnungen Carolines „mit biographischen Nachweisen und Erläuterungen in Fußnoten" versehen (S. VII). Diese Handschrift wurde 20 Jahre später von Walther Kayser neuentdeckt und im Faksimile veröffentlicht (Heinrich von Kleists Friedersdorfer Besuch September 1811, in: Dichtung u. Volkstum 35 (1934) S. 8 6 - 9 1 . Ein erster Hinweis auf diesen Brief und den „unzugänglichen" Altensteinschen Nachlaß findet sich in der Mitteilung Erich Schmidts an Minde-Pouet (siehe: Briefe Erich Schmidts, Nr. 60).

Analytische Bibliographie der Briefe

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H . : Diese Briefe „sind bei der Versteigerung des umfangreichen Altensteinschen Nachlasses im November 1913 in Berlin bei Liepmannssohn 63 ans Licht getreten, von der Kgl. Bibliothek erworben und mir zur Veröffentlichung anvertraut worden". Briefe an Marie von Kleist („die ersten auf uns gekommenen Originalbriefe"): S. 118-119: ES MP 98, Sbd 99 S. 120-122: ES 184 (Teildruck), MP 212, Sbd 215 H . : „Ich fand sie bei einer mir selbst gestatteten Durchsicht des Familienarchivs des Grafen von Stosch auf Polnisch Kessel [bei Grünberg in Schlesien], aus dem mir schon früher wichtiges Material in entgegenkommendster Weise überlassen worden war. Ich konnte über seinen Inhalt gerade noch in meiner Briefausgabe 64 einige Andeutungen machen und werde es in seiner Gesamtheit demnächst veröffentlichen" (S. 125). 51. Hoffmann, Paul: Zu den Briefen Heinrich von Kleists. — In: Euphorion 21 (1918) S. 7 0 - 7 6 . Textkritische Analyse des Briefes an Christian Ernst Martini (siehe Nr. 8): ES 3, MP 3, Sbd 3 Bibliographie der von Eduard von Bülow im Janus veröffentlichten Kleist-Briefe (siehe N r . 8). S. 74 — 76: Korrekturen am Text des Briefes ES 3 auf Grund der /¿««s-Fassung, später von Minde-Pouet in MP 3 berücksichtigt. 52. Zobeltitz, Fedor von: Ein unbekannter Brief Heinrich v. Kleists. — In: Tägliche Rundschau v. 14. Aug. 1920, Unterhaltungsbeil. Jg. 40, Nr. 178. - Wiederholt in: Der Kärrner, Wochenschrift f. d. geistige Leben (Berlin) v. 23. Aug. 1920, Beil. zu Nr. 3. Brief an Karl Frh. v. Stein zu Altenstein: ES MP 87, Sbd 88 H . : „aus dem Besitz des Antiquariats von Martin Breslauer" 65 . 53. (Kraus, Karl:) Ein Kleist-Brief 66 . In: Die Fackel. Jg. 24, Nr. 608/612 (Ende Dezember 1922) S. 4 2 - 4 3 . Brief an Eduard Prinz von Lichnowsky: ES —, MP 175, Sbd 177 H . : Fürst Karl Max Lichnowsky, Kuchelna, Kreis Ratibor. In einer Fußnote wird auf eine Korrektur Kleists hingewiesen. 54. Minde-Pouet, Georg: Ein neuer Kleist-Brief. — In: Berliner Tageblatt. Jg. 53, Nr. 1, v. 1. Januar 1924, 6. Beibl.

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Versteigerungskatalog 42 (v. 20. Nov. 1913), N r . 219, 33, 220, 218, 64. - Einen aus dem Nachlaß abgesplitterten Brief hatte bereits Zolling veröffentlicht (siehe N r . 24), einen weiteren machte F. v. Zobeltitz bekannt (siehe N r . 52). ES Bd 5, S. 492. Ein Teil davon veröffentlicht in Minde-Pouet (Kleists letzte Stunden. T. 1. Das Akten-Material. Berlin 1925; Schriften d. Kleist-Ges. 5.). Bereits im Katalog 198 von Stargardt (1894/95), N r . 131 angeboten. Aufgeführt im Auktionskatalog 34 von Breslauer, N r . 627. In Jg. 24, N r . 595/600 (Juni 1922) S. 48 hatte Kraus einen Brief Stifters (v. 22. 12. 1864) abgedruckt. Durch die Einführung des Prinzen Eduard v. Lichnowsky als „Verfasser einer Geschichte des Hauses Habsburg" wird ebenfalls das österr. Moment betont. Durch den Inhalt des Briefes mußten dem Leser Kleists Abendblätter und die Fackel als geistesverwandte Blätter erscheinen.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Brief an August Wilhelm Iffland: ES - , MP 164, Sbd 167 Kein Textabdruck, nur Faksimilewiedergabe. H . : „ein Brief, der seinem Inhalte nach durch ein Schreiben Fouques an Varnhagen [vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 365 a] der Forschung seit langem bekannt war, aber als verloren galt. Er ist im Besitz eines Autographensammlers, des Fabrikbesitzers Erich Großmann-Herrmann in Bischofswerda in Sachsen aufgetaucht und von diesem bereitwilligst zur Verfügung gestellt worden".

55. Kleist, Heinrich von: Werke. Hrsg. v. Karl Federn. Bd 2 : Briefe, Aufsätze, Gedichte. — Berlin: Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verl. 1924. Die Zahl der Briefe wurde gegenüber der Ausgabe ES (siehe Nr. 45) um sechzehn vermehrt, die in der Zwischenzeit aufgefunden worden waren 67 . — Federn dankt im Vorwort dem Fürsten Carl Lichnowsky, Georg Minde-Pouet und Fedor von Zobeltitz „für die Überlassung der in ihrem Besitz befindlichen oder ihrer Verfügung anvertrauten Briefe zum Abdruck in der vorliegenden Ausgabe". Federn dankt vor allem Paul Hoffmann, „der mir nicht nur wertvolles neues Material aus seiner reichen Forschungsarbeit zur Verfügung stellte, sondern auch die Güte hatte, einen Teil der Korrekturen mit mir durchzusehen und verbessern zu helfen". — Im Erstdruck erscheinen folgende Briefe: S. 198: Brief an Heinrich Dietrich: ES - , MP 125, Sbd 126 H . : „Ich verdanke ihn der Güte Herrn Paul Hoffmanns, der im Antiquariat von Karl Ernst Henrici 68 davon Abschrift genommen hatte. Ebenso den folgenden Brief an Ulrike von Kleist". S. 198: Brief an Ulrike von Kleist: ES - , MP 126, Sbd 127 H . : Siehe Bemerkung zum vorigen Brief 6 9 . S. 234: Brief an Georg Andreas Reimer: [ES 151,] MP 173, Sbd 174. ES 151 druckt nur Inhaltsangaben nach dem Versteigerungskatalog von J . M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) v. 1 7 . - 2 0 . April 1901, Nr. 492. H . : „Auch diesen unveröffentlichten Brief verdanke ich Herrn Paul Hoffmann. Er ist 1918 gleichfalls im Henricischen Antiquariat abgeschrieben worden" 7 0 . 56. Hoffmann, Paul: Kleist in Paris. — Berlin: Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verl. 1924. S. 66—77: Diplomatischer Abdruck des Briefes an Karoline von Schlieben: ES 45, MP 48, Sbd 48 mit Angabe der Korrekturen. S. 7 7 - 8 0 : Kommentar. Anschließend: 6 Seiten Faks. des Briefes. H . : „bis vor kurzem im Besitze des verstorbenen Handelsgerichtsrates Cornelius Meyer". Erstdruck des Briefes: siehe Nr. 3, Korrekturen mitgeteilt von Zolling: siehe Nr. 24 (Anm. 30). 67

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Die Edition ist nicht zuverlässig. Auf dem Vorsatzblatt des 1. Bandes hat MindePouet (Exemplar in der Amerika-Gedenkbibliothek SK 1/28) auf zahllose Fehler, Wort- u. sogar Datum-Auslassungen hingewiesen. Bereits in Katalog 50 v. Henrici (v. 7 . - 8 . Febr. 1919), Nr. 510. Faksimile in Katalog 70 v. Henrici (v. 7 . - 8 . Mai 1921), Nr. 542. Erneut faks. in: Ernst Hauswedell u. Ernst Nolte, Auktion 220 (26. u. 27. April 1977) Nr. 468, Taf. 10. Faksimile in Katalog 43 v. Henrici (v. 1 2 . - 1 3 . März 1918), Nr. 780.

Analytische Bibliographie der Briefe

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57. Ulmann, Heinrich: Briefe aus Preußens Franzosenzeit 1 8 0 6 - 1 8 1 5 . — I n : Histor. Zeitschrift. Bd 132 (1925) S. 74 - 78. Brief an Wilhelm Prinz von Preußen: ES - , MP 199, Sbd 201 Fehlerhafter Druck, von G . Minde-Pouet korrigiert (siehe Nr. 58). H . : Fischbacher Archiv der Prinzessin Wilhelm (Hausarchiv zu Darmstadt). 58. Minde-Pouet, Georg: Briefe von, an und über Kleist. - I n : Jahrbuch der KleistGesellschaft 1925/26 (1927). ( = Schriften der Kleist-Gesellschaft. 7/8) S. 5 6 - 6 8 . Vorgelegt werden acht Briefe: zwei Briefe (Nr. 1 u. 2) von Kleist, einer davon im Erstdruck, der Brief Ifflands an Kleist (Nr. 3) im verbesserten Abdruck gegenüber Teichmann (siehe N r . 16), zwei Briefe von Karl August Böttiger an Johann Friedrich Cotta (Nr. 4 u. 5) im verbesserten Abdruck gegenüber der Edition von Maria Fehling (Briefe an Cotta, 1925) und drei Briefe von Eduard von Bülow an Otto August Rühle von Lilienstern (Nr. 6—8), die im Juni 1926 von der Preuß. Staatsbibliothek erworben worden waren. Nr. 1 ( = S. 56 mit Kommentar auf S. 66): Brief an Georg Andreas Reimer: ES —, MP 161, Sbd 163 H . : Im Autographenhandel Firma Henrici, Berlin 7 1 . Karl Ernst Henrici gestattete den Abdruck. Nr. 2 : Brief an Wilhelm Prinz von Preußen: ES - , MP 199, Sbd 201 Verbesserter Abdruck gegenüber Ulmann (siehe Nr. 57). — Minde-Pouet: „Da dieser Druck aber in sehr zahlreichen Fällen die Schreibung und Interpunktion des Originals nicht wahrt, ja selbst den Wortlaut nicht genau wiedergibt oder sogar verändert, obwohl der Brief zu den schönstgeschriebenen gehört, die wir von Kleist besitzen, erscheint ein neuer, diplomatisch getreuer Abdruck dieses überaus wichtigen Briefes notwendig" (S. 66). 59. Hoffmann, Paul: Ein unbekannter Brief Heinrich von Kleists. Zum 150. Geb. d. Dichters veröffentlicht 72 . — In: Velhagen u. Klasings Monatshefte. Jg. 42, Bd 1, H . 3 (Nov. 1927) S. 3 2 1 - 3 2 3 . Brief an Karl August Frh. v. Hardenberg: ES - , MP 193, Sbd 197

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Vgl. Auktionskatalog 112 von Henrici (v. 30. S e p t . - 2 . Okt. 1926), Nr. 501, ebenso Auktionskatalog von Henrici 120 (v. 2 7 . - 2 8 . Mai 1927), Nr. 190. Vier Monate später angeboten im Auktionskatalog 271 von Stargardt (Sept. 1927) Nr. 253. Nach der Veröffentlichung der Briefe Kleists an Hardenberg (siehe Nr. 21) und den Nachforschungen Zollings war kaum mit dem Auffinden eines weiteren Briefes von Kleist an Hardenberg zu rechnen. Dem Fund kam daher besondere Bedeutung zu. Bereits Ende August 1927 bat Minde-Pouet, unterstützt von Paul Hoffmann und Martin Breslauer, Dr. Paul Weiglin, den Schriftleiter von Velhagen u. Klasings Monatsheften um die Genehmigung, den Brief in die neue Kleistausgabe übernehmen zu dürfen. Paul Weiglin antwortete: „Leider mußte ich aber in diesem Falle den Verlag um endgiltige Entscheidung bitten, da wir seinerzeit mit Herrn Dr. Hoffmann einen Vertrag geschlossen hatten, der dem Verlag das Alleinrecht an dem Briefe längere Zeit vorbehielt, eine Klausel, die sich auch in der Honorierung des Fundes ausgesprochen hat. Ich habe bereits gestern auf Herrn Breslauers Bitte an den Verlag geschrieben und hoffe, in den nächsten Tagen Bescheid zu erhalten". — Die Erlaubnis wurde Minde-Pouet dann brieflich am 1. September 1927, also noch vor Veröffentlichung in Velhagen u. Klasings Monatsheften, gegeben. (Brief in der Kleist-Sammlung der Amerika-Gedenkbibliothek, Umschlag MP 193.)

334

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists N u r Faksimile-Wiedergabe zusammen mit der Antwort Hardenbergs (Sbd II, 859-860). H . : Geh. Staatsarchiv, Berlin-Dahlem.

60. Hoffmann, Paul: Heinrich von Kleist als Beamter in Berlin. Nach unbekannten Urkunden. - In: Velhagen u. Klasings Monatshefte. Jg. 46, Bd 2, H . 8 (April 1932) S. 178-180. Aufsatz mit zwei bisher unbekannten Briefen 73 Kleists sowie verschiedenen Stellungnahmen und Aktennotizen ohne Quellenangabe. 1. ( = S. 178) Brief an Karl August von Struensee: ES - , MP 26, Sbd 26 H . : Keine Angabe [Geh. Staatsarchiv, Berlin-Dahlem.] 2. Stellungnahme: Geheimrat Kunth an Minister von Struensee v. 4. Nov. 1800 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 46). 3. Stellungnahme: Minister von Struensee an Geheimrat Kunth v. 6. Nov. 1800 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 47). 4. Aktennotiz Kunths v. 12. Nov. 1800 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 48). 5. Aktennotiz Hausmanns v. 3. Dez. 1800 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr.49). 6. ( = S. 180) Brief an Gottlob Johann Christian Kunth: ES - , MP 42, Sbd 42 H . : Keine Angabe [Geh. Staatsarchiv, Berlin-Dahlem.] 7. Bemerkung Kunths v. 13. April 1801 zu Kleists Absagebrief (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 52). 61. Zwei bisher unbekannte Briefe Heinrich von Kleists. Maximilian-Gesellschaft Berlin 1934. 10, 6 u. 4 ungez. Bl. 74 Druckvermerk: „Die beiden Briefe Heinrich von Kleists wurden der MaximilianGesellschaft von einem ihrer ältesten Mitglieder [d. i. Erwin Levin Frh. von dem Knesebeck] aus eigenem Besitz zur Verfügung gestellt in ausdrücklicher dankbarer Anerkennung des bisher Geleisteten. Herausgeber ist Herbert Wünsch. Als Neujahrsgabe zum 1. Januar 1934 für die Mitglieder in 300 Exemplaren . . . gedruckt". Zweite Ausgabe: Zwei Briefe Heinrich von Kleists an Adolphine von Werdeck. Mit 2 Faksimile-Nachbildungen. Nachwort v. Herbert Wünsch. Privatdruck für die Teilnehmer an der Tagung der Kleist-Gesellschaft in Königsberg i. Pr. 30. Nov. bis 2. Dez. 1934. 27 S. Druckvermerk: „Der Textsatz der Briefe ist der im Druck befindlichen, von Georg Minde-Pouet besorgten Kleist-Ausgabe im Bibliographischen Institut in Leipzig entnommen". Briefe an Adolfine von Werdeck: 73 74

Lt. Helmut Sembdner (Sbd II 968) „nach einer Aktenabschrift". Der „junge Historiker" cand. phil. Herbert Wünsch stieß auf diese Briefe, als er Material für seine Doktorarbeit suchte. Er berichtete über diesen Fund zunächst in der Gesellschaft für Deutsche Literatur (vgl. M[onty] J[acobs], Kleist in Paris. Neuentdeckte Briefdokumente. Unterhaltungsblatt d. Voss. Ztg. Nr. 296 v. 26. Okt. 1933). Einen Monat später stellte G. Minde-Pouet der Frankfurter Oder-Zeitung (Nr. 280 v. 30. Nov. 1933 u. N r . 281 v. 1. Dez. 1933) einen kurzen Aufsatz von Herbert Wünsch (Unbekannte Kleistbriefe an Adolphine von Werdeck) zur Verfügung. Minde-Pouet selbst berichtete über die Briefe in der Zeitschrift Dichtung u. Volkstum (35, 1934, S. 123-125: Zwei neue Kleist-Briefe) und wies auf den Druck der Maximilian-Gesellschaft hin. Anläßlich des Privatdruckes der Kleist-Gesellschaft schrieb Bernhard Luther (National-Zeitung, Essen v. 26. Juni 1935): „in Paris wurde Kleist deutschbewußter als vorher".

Analytische Bibliographie der Briefe

335

ES - , MP 50, Sbd 50 ES - , MP 55, Sbd 56 H . : Erwin Levin Frh. von dem Knesebeck, Gut Karwe, Kreis Ruppin. Das Nachwort der 2. Ausgabe (S. 20—[28]) ist eine erweiterte und veränderte Fassung des Nachwortes der 1. Ausgabe. 62. Eichler, Herbert: Zu Heinrich von Kleists Beziehungen zu Österreich (1808-1809). - In: Dichtung u. Volkstum 35 (1934) S. 9 1 - 9 5 . Anknüpfend an Josef Körner (Kleine Beiträge zu Heinrich von Kleist, in: Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. Literaturen Jg. 76, Bd 14 (1923) S. 170—175). 1. Brief an Joseph Thaddäus von Sumeraw: ES —, MP 127, Sbd 128 Der Brief ist von Adam Müller geschrieben und von Kleist mitunterzeichnet. H . : ö s t e r r . Polizeiarchiv, Wien. 2. Ergänzende Darstellung zu Körner. Über den Begleitbrief des Grafen Wallis an Philipp Graf Stadion zu dem bisher nicht gefundenen Gesuch, ein Wochenblatt unter dem Titel Germania herauszugeben. Abdruck der Antwort des Grafen Stadion an Wallis (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr.328c). 3. Friedrich Graf Stadion an Philipp Graf Stadion (vgl. Sembdner, Lebensspuren, N r . 330). 4. Kritik an S. Rahmer: Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter (Berlin 1909) S. 162—170: Kleist in Osterreich. 63. Groeper, Richard: Ein neuentdeckter Kleist-Brief. — In: Frankfurter Zeitung v. 22. Juni 1934. „Im Nachlaß der 1933 verstorbenen Frau Clara verw. Justizrat Krug 7 5 , geb. Gensei in Dresden ist kürzlich eine ganze Reihe wertvoller und wichtiger Briefe und Dokumente aus der klassisch-romantischen Zeit zutage gekommen, die alle in mehr oder minder engem Zusammenhang mit der Lebensgeschichte Heinrich von Kleists stehen. Es fanden sich Briefe Elisas von der Recke; Briefe Luises von Zenge, der Schwester Wilhelmines; Aufzeichnungen einer Großnichte Wilhelmines über deren Lebensgeschichte — und als kostbarstes Stück der nachstehend mitgeteilte Brief . . ." Brief an Wilhelmine von Zenge, Schlußteil vom 18. September 1800, nachmittags: ES MP 22 (Bd. 1, S. 137, Z. 1 6 - S . 138, Z. 18), Sbd 22 (Bd. 2, S. 566, Z. 2 9 - S . 567, Z. 23). Zweitveröffentlichung in: Groeper, Richard: Der neue Dresdner Kleist-Fund, in: Oder-Zeitung (Frankfurt), N r . 272 v. 20./21. Nov. 1934. Faksimile-Wiedergabe „in fast originaler Größe" mit kurzer Interpretation des Briefes. H . : „Der Sohn der Verstorbenen, Herr Ministerialrat a . D . Dr. O t t o Krug, hat die Veröffentlichung des Briefes, der zum ersten Male[!] schriftgetreu wiedergegeben in der Oder-Zeitung erscheint, gütigst gestattet". 64. Minde-Pouet, Georg: Zwei neue Briefe Heinrich v. Kleists. — In: Deutscher Kulturwart. Jg. 2, H . Nov./Dez. 1935, S. 584-587. Mit Faksimile beider Briefe. Zweitveröffentlichung: Minde-Pouet, Georg: Zwei neue Briefe Heinrich v. Kleists, in: Kölnische Zeitung, Unterhaltungsblatt Nr. 583 v. 15. Nov. 1936. - Danach abermals veröffentlicht: Minde-Pouet, Georg: Zwei neue Briefe Heinrich von Kleists, in: Jahrbuch der Kleist-Gesellschaft 1933/37 (1937). (= Schriften der Kleist-Gesellschaft. 17) S. 74 - 78. 75

Gattin des Justizrats Konrad Krug in Dresden, des Enkels des Leipziger Professors Wilhelm Traugott Krug.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Brief an Heinrich Joseph von Collin: ES —, MP 136, Sbd 138 H . : Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, „das ihn schon 1907 aus einer Privatsammlung erworben, aber bisher der Forschung nicht bekanntgegeben hatte". Brief an Johann Daniel Sander: ES - , MP 170, Sbd 171 H . : Der Brief „tauchte Anfang 1934 in einem Autographenkatalog von J . A. Stargardt [345, Nr. 170] in Berlin auf" 7 6 .

65. Kleist, Heinrich von: Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. Zweite Aufl. neu bearb. v. Georg Minde-Pouet. Bd. 2. Leipzig: Bibliogr. Inst. [Nov. 1936], Brief an Marie von Kleist: MP 204 wird nach den Aufzeichnungen von Wilhelm v. Schütz erstmals vollständig wiedergegeben. Ich lasse hier zum besseren Verständnis eine Ubersicht über die einzelnen Zeilenkomplexe und ihre Erstveröffentlichung folgen: Z. 1 - 3 („Müllers Abreise . . . niederließ") = ES 174 (Erstdruck nach Handexemplar) Z. 3 — 16 („und ich bin gewiß . . . Güte seines Wesens zu = MP 204 (Erstdruck erkennen") nach Schütz-Aufz.) Z. 16—21 („Derjenige . . . Garten begraben") = Rahmer, Euphorion nach Handexemplar, dann ES 179 Z. 22—25 („und es ist . . . erbärmliche Gesellschaft") = MP 204 (Erstdruck nach Schütz-Aufz.) Z. 25—28 („Auch Beckedorff . . . vermisse") = Rahmer, Euphorion nach Handexemplar, Vgl. Sbd 208 dann ES 179 H . : damals noch im Besitz von Prof. Dr. August Closs, Bristol (vgl. zum Verkauf der Handschrift Nr. 75). 66. Autographen. Auktions-Katalog 517. Marburg: J. A. Stargardt 1954, S. 17, Nr. 84: Brief an Christian Frhrn von Ompteda: ES 154, MP 176, Sbd 178 Verbesserter, jedoch nicht vollständiger Abdruck des erstmals 1869 publizierten Briefes (siehe Nr. 17). Erstdruck der Nachschrift. Faks. der Unterschrift. 67. Autographen. Auktions-Katalog 529. Marburg: J. A. Stargardt 1956, S. 33, Nr. 158: Brief an Georg Andreas Reimer: ES 146, MP 166, Sbd 169 Verbesserter Abdruck des erstmals von Zolling publizierten Briefes (siehe Nr. 27) und Teilfaks. 68. Bücher, Handschriften, Autographen. Auktions-Katalog 59. München: Karl & Faber 1957, S. 8 3 - 8 4 , Nr. 662: Brief an Julius Eduard Hitzig: ES - , MP - , Sbd 175 Abdruck und Faks. 76

Während Minde-Pouet in der Kölnischen Zeitung vermerkt, der Brief sei „von der Kleist-Gesellschaft angekauft" worden, ist der Rechnung von Stargardt (Kleist-Sammlung der Amerika-Gedenkbibliothek, Umschlag MP 170) zu entnehmen, daß MindePouet diesen Brief (Vorbesitzer: Probst Roesger, Halle—Magdeburg) selbst erworben hat (jetzt: in der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin). Der Brief wurde bereits im Katalog J . A. Stargardt 342 (3. Nov. 1933) Nr. 11 angezeigt.

Analytische Bibliographie der Briefe

337

69. Autographen. Sammlung Paul Lindau. Auktions-Katalog 541. Marburg: J. A. Stargardt 1959, S. 16, Nr. 36: Brief an Georg Andreas Reimer: ES - , MP - , Sbd 189 Abdruck und Faks. 70. Autographen. Auktions-Katalog 549. Marburg: J . A. Stargardt 1960, S. 49, Nr. 192: Brief an Georg Andreas Reimer: ES - , MP - , Sbd 188 Abdruck und Faks. 71. Kleist, Heinrich von: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. v. Helmut Sembdner. 2., verm. u. auf Grund der Erstdrucke und Handschriften völlig rev. Aufl. Bd. 2. — München: Hanser 1961. „Fünf neue Kleistbriefe [ = Sbd 55, 175, 188, 189 , 225] sowie zwanzig Schreiben an Kleist wurden erstmalig eingefügt; auch konnte eine Anzahl Briefe aufgrund eigener und fremder Forschung neu datiert und textlich berichtigt werden" (S. 963). — Ein Sonderfall ist: Brief von Henriette Vogel an Frau Manitius mit dem Nachsatz: „Adieu, adieu! v. Kleist." ES - , MP - , Sbd 225. - Der Brief war bereits im Jahre 1911 von Minde-Pouet (Salon-Feuilleton v. 14. Nov. 1911) veröffentlicht und danach noch einmal im Zusammenhang mit den Aktenstücken zum Tode Kleists gedruckt worden (Georg Minde-Pouet: Kleists letzte Stunden. T. 1. Das Akten-Material. Berlin 1925; Schriften der Kleist-Gesellschaft 5). - Sembdner (11,1017): „Durch den Nachsatz von Kleists Hand gehört das Schreiben in Kleists Briefe". H . : Minde-Pouet: „aus dem Nachlasse der Marie von Kleist, von dem ich nach langem Suchen einen sehr wertvollen Teil im Familienarchiv des Grafen Stosch auf Alt-Kessel bei Grünberg in Schlesien fand". 72. Schweitzer, Christoph E.: A new Letter by Heinrich von Kleist. — In: The American-German Review. Vol. 28, Nr. 1 (Okt./Nov. 1961) S. 11-12. „It was my good fortune to have come across a hitherto unknown letter". — Veröffentlichung zum 150. Todestag Kleists. Mit Faksimile-Wiedergabe des Briefes. Brief an Georg Andreas Reimer: ES —, MP —, Sbd 190a (zuerst in der dtvAusgabe). H . : Autographensammlung der Historical Society of Pennsylvania, die zwei weitere Kleistbriefe (Sbd 152 u. 161) enthält. 73. Rothe, Eva: Ein neuer Kleist-Brief. (1962) S. 4 - 8 .

In: Jahrbuch der dt. Schillergesellschaft 6

„Bei einer Umfrage nach Kleist-Autographen in Bibliotheken und Archiven stellte ich mit Hilfe des Germanischen National-Museums zu Nürnberg fest, daß dort ein Brief an den Hofrat Karl August Böttiger, den klassischen Philologen, Altertumsexperten, vielfachen Rezensenten und Herausgeber bekannter Zeitschriften aufbewahrt wird" (S. 4). Brief an Karl August Böttiger: ES —, MP Sbd 135a (zuerst in der dtv-Ausgabe). H . : „Eine Anschrift auf der Rückseite des Blattes oder auf einem besonderen Briefumschlag ist nicht erhalten, doch darf sicher angenommen werden, daß Böttiger der Empfänger ist, da der Brief zur Sammlung Böttiger gehört, die um 1880 vom Germanischen National-Museum erworben wurde". 74. Sembdner, Helmut: Ein paar Zeilen von Kleist. Ein Billett an Fouque. Fund in einem alten Katalog. - In: Frankfurter Allgemeine Nr. 31 v. 6. Februar 1968.

338

Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Ein „glücklicher Fund im Deutschen Literaturarchiv zu Marbach, zu dem mir sein Direktor Bernhard Zeller durch eine von ihm veranlaßte Erschließung alter Autographen-Kataloge verhalf". Zwei Sätze aus einem Brief an Fouque: Sbd 171a (zuerst 5. Aufl. 1970). H . : angeboten im Autographenkatalog 14 von Otto August Schulz, Leipzig (1882), Nr. 751: der Brief (15 Zeilen, Unterschrift abgeschnitten) ist seitdem verschollen.

75. Kanzog, Klaus u. Eva Kanzog: Die Kleist-Aufzeichnungen von Wilhelm v. Schütz. Mit zwei bisher nicht entzifferten Briefstellen. — In: Jahrbuch d. dt. Schillergesellschaft 13 (1969) S. 3 3 - 4 6 . Entzifferung mit Hilfe von Infrarot-Aufnahmen in den Abschriften aus den Briefen Kleists an Marie von Kleist: ES 103, M P 116, Sbd 117 ES 103, M P 115, Sbd 116 H . : Aufzeichnungen von Wilhelm v. Schütz in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. 76. Weiss, Hermann F . : Ein unbekannter Brief Heinrich von Kleists an Marie von Kleist. - In: Jahrbuch d. dt. Schillergesellschaft 22 (1978) S. 7 9 - 1 0 9 . Brief vom 20. Juli 1805: ES - , MP Sbd Abdruck, Faks. und Entzifferung der getilgten Stellen mit Hilfe von InfrarotAufnahmen. H . : Autographensammlung Utländska Originalbref och Urkunden, die früher dem schwedischen Schriftsteller und Diplomaten Karl Gustav von Brinckmann (1764—1847) gehörte, weiterhin in Privatbesitz ist, jedoch Anfang 1977 in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Uppsala deponiert wurde.

Fehlzuweisungen und kontroverse Texte I.

Dramen:

1. Bülow, Eduard von: Heinrich von Kleist's Leben und Briefe. Mit e. Anh. hrsg. — Berlin: W. Besser 1848. S. 256—259: Die Liebe und die Freude. Ein Duodrama. H . : „ D a s Duodrama fand sich im Nachlasse Henriettens unter Kleistschen Papieren 1 vor und wurde dereinst, von Kleist angeordnet, gelegentlich bei ihr aufgeführt. Dafür, daß es von Kleist sei, habe ich kein anderes Zeugniss als das der höheren Kritik, nach welcher Ludwig Tieck und ich es ihm zuschreiben zu müssen glauben. Vielleicht stimmen uns manche Kenner darin bei. Andere, die dies nicht thun, wollen es immerhin überschlagen". Stellungnahme: Adolf Wilbrandt (Heinrich von Kleist. Nördlingen 1863, S. 404): „indessen scheint Kleist es nur überarbeitet, vielleicht nach einem Entwurf Hen1

E. v. Bülow hatte die „noch lebende Tochter der Mad. Vogel" ausfindig gemacht (vgl. das Bülow-Kapitel Bd. 1, S. 152). Er sagt nicht, ob es sich um eine eigenhändige Handschrift Kleists handelte.

Fehlzuweisungen und kontroverse Texte

339

riettens ausgefeilt zu haben, da ihm wohl manche Wendungen und Ausdrücke, schwerlich aber Erfindung und (wenn man so sagen darf) Untermalung angehören". — Das Duodrama wurde in keine Kleist-Ausgabe übernommen. Es wurde Kleist noch einmal zugeschrieben von Helene Zimpel (Nord und Süd, Bd. 87, 1898, S. 369): „So hat wohl Kleist in dem Gedicht Die Liebe und die Freude zu zeigen versucht, wie das gewonnene Glück in anderer Gestalt über die Zeit der ersten Liebe hinaus zu erhalten sei: die duodramatische Form und der lehrhafte Charakter des Gedichtes weisen auf die Frankfurter Frühzeit hin". 2. Die Jugendlustspiel-Kontroverse: 1. Die Texte: [Anonym:] Lustspiele. 1. Das Liebhabertheater in zwey Aufzügen. Bern und Zürich bey H. Geßner 1802. 2. Coquetterie und Liebe in drey Aufzügen. Bern und Zürich bey H. Geßner 1802. 2. Die Entdeckung der Lustspiele durch Eugen Wolff und die Stellungnahmen der Kritiker. Chronologie der Kontroverse: a) Berliner Tageblatt. Jg. 27, Nr. 233 v. 9. Mai 1898: Zwei neu entdeckte Lustspiele Kleists? „Der Professor der Literatur in Kiel Professor Eugen Wolff theilte in seiner Vorlesung über Heinrich von Kleist mit, daß er zwei Jugendlustspiele des Dichters entdeckt habe, deren Entstehung in die Jahre 1800 und 1801 fällt." b) Wolff, Eugen: Zwei Jugendlustspiele von Heinrich von Kleist. E. literarischer Fund. In: Berliner Tageblatt. Jg. 27, Nr. 268 v. 29. Mai 1898, 2. Beiblatt: „Auf die Zeitungsnachricht, daß ich demnächst zwei bisher unbekannte Jugendlustspiele von Heinrich v. Kleist herausgeben wolle, sind mir so zahlreiche Anfragen zugegangen, daß ich dem Ersuchen des Berliner Tageblattes gern folge, schon vor dem nahen Erscheinen des Buches über die Art des Fundes Mittheilungen zu machen". c) [Kleist, Heinrich von:] Zwei Jugend-Lustspiele. Hrsg. v. Eugen Wolff. Oldenburg: Schulzesche Hof-Buchhandlung und Hof-Buchdruckerei A. Schwartz (1898). X X X V I I I , 127 S. (Vorwort datiert: Kiel, 24. Februar 1898). d) Wukadinovic, Spiridion: Zwei Jugendlustspiele von Heinrich v. Kleist f — In: Beil. zur Allgemeinen Zeitung. Jg. 1898, Nr. 145 v. 4. Juli, S. 1 - 5 : stellt der Hypothese Wolfis die begründete Auffassung entgegen, daß die Lustspiele Ludwig Wieland zum Verfasser haben. e) Wolff, Eugen: Nochmals „Zwei Jugendlustspiele von Heinrich v. Kleist". — In: Beil. zur Allgemeinen Zeitung. Jg. 1898, Nr. 152 v. 12. Juli, S. 1 - 2 : Ablehnung der Auffassung von Wukadinovic, Bekräftigung des eigenen Standpunktes. f) Dfüsel], F[riedrich] 2 : Zwei neue Lustspiele von Heinrich von Kleist? — In: Deutsche Zeitung (Berlin), Rundschau, Unterhaltungsbeil. Jg. 3, Nr. 175 v. 29. Juli 1898, S. 6 9 8 - 6 9 9 : „Die von Wolff beigebrachten äußeren Zeugnisse lassen Kleists Verfasserschaft zum mindesten noch recht zweifelhaft erscheinen". Dagegen „steht nach all diesen heraufbeschworenen Analogien fest: Aus der Kleistschen Sphäre der Jahre 1800 und 1801 müssen die beiden Stücke stammen". Düsel hält den Stilvergleich für den „schwächsten Punkt der Wölfischen Beweisführung". Im Aufsatz von Wukadinovic sieht er lediglich „Behauptung gegen Behauptung" gesetzt. g) Pniower, Otto: Eine litterarische Entdeckung. — In: Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Litteratur. Hrsg. v. Th. Barth. Jg. 15, 2

Ermittlung der Verfasser-Namen nach Eugen Wolff, in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung Jg. 1899, Nr. 266 v. 21. Nov., S. 3.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

h)

i)

j)

k)

1)

m)

n)

3

Nr. 45 (6. Aug. 1898) S. 6 5 0 - 6 5 2 : „Ich halte die Hypothese für eine Majestätsbeleidigung, für eine Verunglimpfung des Genius Heinrich's von Kleist". Wolff, Eugen: Nochmals ,eine litterarische Entdeckung'. — In: Die Nation. Jg. 15, Nr. 46 (13. Aug. 1898) S. 666: Weist auf einige von Pniowcr übergangene Punkte hin, verteidigt seine Hypothese mit dem Hinweis, daß auch Pniower sich auf das „Gefühl" berufe, und stellt fest, daß seine und Pniowers „Anschauungen von ,wirklich wissenschaftlicher Behandlung' in diametralem Gegensatz stehen". [Anonym:] Rez. der Buchausgabe (b). — In: Literarisches Centraiblatt. Jg. 1898,Nr. 32(13. Aug.), Sp. 1 2 0 4 - 1 2 0 5 : „Nach unserer Auffassung ist es Wolff nicht gelungen, seine These zu beweisen, nicht einmal sie wahrscheinlich zu machen". Der Rezensent hält Ludwig Wieland als Verfasser für wahrscheinlicher. [Widmann, J . V.:] 2 Rez. der Buchausgabe (b). — In: Der Bund (Bern), Sonntagsbeil. Nr. 33 v. 14. Aug. 1898, S. 264: „Unter allen Umständen wird künftig eine Kleistausgabe nur dann als eine vollständige angesehen werden dürfen, wenn sie auch diese beiden Jugendarbeiten des Dichters enthält". — Zweiter Artikel: Ebda Nr. 35 v. 28. Aug. 1898, S. 279: Referiert den Standpunkt Pniowers. Widmann glaubt „indessen noch heute, Eugen Wolff brauche, auch was diese inneren Gründe anbetrifft, seine Sache keineswegs verloren zu geben". Berg, Leo: Die Geschichte der Litteratur des 19. Jh.s. Erscheinungen im Jahre 1897/98. - In: Die Umschau. Hrsg. v. J . H. Bechhold. Jg. 2 (1898), Nr. 46 v. 12. Nov., S. 7 7 5 - 7 7 6 : Verhöhnung der Methode Wolfis und der „NurPhilologen, Textvergleicher, Quellenforscher und Silbenzähler". „Die Gründe des Herausgebers sind derart, daß man nach der Lektüre des Vorwortes fest davon überzeugt ist, daß wir es nicht mit Kleistschen Dramen zu thun haben". Mauthner, Fritz: Altes und Neues über Kleist. — In: Berliner Tageblatt. Jg. 27, Nr. 598 v. 25. Nov. 1898, Morgenausg.: „Eine sichere Uberzeugung ist auf diesem Wege kaum zu schaffen, wenn nicht der Zufall zur Auffindung neuer Beweisstücke führt. Unter solchen Umständen darf der Instinkt für den Stil mitsprechen; und da lasse ich mir — um ein Lieblingswort von Kleist zu gebrauchen — mein Gefühl nicht verwirren", Zimpel, Helene: Heinrich von Kleist und die beiden von Eugen Wolff ihm zugeschriebenen Jugendlustspiele. — In: Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. Hrsg. v. Paul Lindau. Bd. 87 (1898), Dez.-Heft, S. 3 5 9 - 3 7 1 : Referiert den Gang der bisherigen Diskussionen, steckt die Positionen von Wolff und Wukadinovic ab und entwickelt folgende Thesen: 1. Das Liebhabertheater ist eine „selbständige Arbeit" Ludwig Wielands, „bei welcher er in Rodrigo seine eigene Person mit der Kleists verschmolzen hat". 2. Dem Lustspiel Coquetterie und Liebe liegt ein Proverb aus Kleists Frankfurter Zeit zugrunde (möglicher Titel: Die Kunst zu lieben, denn diese Worte begegnen im Liebhabertheater). Wukadinovic, Spfiridion]: Zwei Jugendlustspiele von Heinrich v. Kleist? — In: Die Gegenwart. Hrsg. v. Theophil Zolling. Bd. 56, Nr. 28 (15. Juli 1899) S. 40—45: Erhärtung seiner (in d) vorgetragenen Auffassung, daß die Lustspiele Ludwig Wieland zum Verfasser haben 3 .

Vgl. auch: Spiridion Wukadinovic: Kleist-Studien. Stuttgart u. Berlin 1904, S. 1 - 5 4 : Zwei Jugendlustspiele} Der Aufsatz ist eine Zusammenfassung der beiden Artikel (d und n).

Fehlzuweisungen und kontroverse Texte

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o) Wolff, Eugen: Heinrich v. Kleist und Ludwig Wieland. — I n : Beil. zur Allgemeinen Zeitung Jg. 1899, Nr. 266 v. 21. Nov. 1899, S. 2 - 6 u. Nr. 267 v. 22. Nov., S. 4 - 7 (datiert: Kiel 26. Juli 1899): Versuch, die Argumente von Wukadinovic zu entkräften, p) Geppert, Franz: Zwei Lustspiele Ludwig Wielands. — In: Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte. N . F . 13 (1899) S. 3 55 - 373: Analyse der beiden Lustspiele im Vergleich mit Ambrosius Schlinge und Die Bettlerhochzeit von Ludwig Wieland. Ergebnis: „innere und äußere Gründe weisen auf Ludwig Wieland als Verfasser hin, innere und äußere Gründe bestätigen, daß Kleist nicht der Autor gewesen sein kann", q) Schmidt, Erich: Rez. der Buchausgabe (b). — In: Deutsche Literaturzeitung. Jg. 21, Nr. 1 (1. Jan. 1900) S. 5 2 - 5 3 : charakterisiert die Lustspiele als „liederliche Litteratenware, mit der Kleist nichts gemein hat", und weist Wolfis „Unkritik" scharf ab. r) Wukadinovic, Sp[iridion]: Noch einmal die „Kleist'schen" Jugendlustspiele. Erwiderung. — In: Beil. zur Allgemeinen Zeitung Jg. 1900, Nr. 18, v. 23. Jan., S. 6—7: weist die „Taschenspielerkunststücke" Wolfis erneut ab. s) Schlösser, Rudolf: Rez. der Buchausgabe (b). - I n : Literaturblatt für germanische und romanische Philologie. Jg. 22, Nr. 8/9 (Aug./Sept. 1901), Sp. 272 —276: verwirft die inneren und äußeren Gründe Wolfis und erklärt gegen H . Zimpel: „Auch mit den Sprichwörtern, die Kleist 1799 auf 1800 für seine und die Zenge'sche Familie verfaßt haben soll, können unsere Komödien nichts zu tun haben: beide berühren sich mit der Gattung des ,Proverbe dramatique' nicht im geringsten" (Sp. 273). t) Nollen, John Schölte: Kritisches und Prinzipielles zu Wolff s Jugendlustspielen von Heinrich von Kleist'4. — In: The Journal of Germanic Philology. Vol. 4 (1902) S. 483—509: Rekapituliert noch einmal die wichtigsten Argumente und Gegenargumente und weist Wolfis Hypothese abermals ab. Besondere Aufmerksamkeit wendet Nollen dem Stil zu, den er in die Nähe Kotzebues rückt. Er stellt die Behauptung auf: „Bei fast jedem beliebigen Lustspieldichter der romantischen Periode wären ebenso auffallende Ubereinstimmungen mit den von Wolff entdeckten Werkchen zu finden, wie bei Kleist und Kotzebue" (S. 504). 3. Die Beweiskraft der einzelnen Zeugnisse. Argumente und Gegenargumente in Grundzügen: a) Das Zeugnis von Ernst Münch (Heinrich Zschokke, geschildert nach seinen vorzüglichsten Lebensmomenten und seinen Schriften. Haag 1831). — Münch nennt die Freundschaft zwischen Zschokke, Ludwig Wieland und Kleist „eine Art Göttinger Bund" und berichtet, daß die Freunde sich gegenseitig ihre literarischen Produkte mitteilten: „Mit vieler Laune hat Zschokke seinen spätem Freunden noch oft erzählt, wie Ludwig Wieland, der nicht das mindeste Talent zum Tragöden, sondern vielmehr ein launig-humoristisches hatte, wie sein nachmaliges Leben deutlich bewies, unauihörlich mit der Idee umging, er sei dazu bestimmt, ein großer Trauerspieldichter zu werden; Heinrich Kleist aber sich anstrengte, witzige und lustige Komödien zu verfassen. Das Unglück wollte, daß die Gesellschaft, worin die Corpora delicti mitgetheilt wurden, über die Trauer4

„Die hier versuchte Kritik der Woliischen Hypothese wurde schon 1899 geschrieben und eingesandt; das Manuscript blieb dann aui sonderbare Weise lange Zeit verschollen, bis es Aniang 1903(!) wieder auftauchte" (S. 483, Fußnote).

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists spiele Wielands sich halb todt lachte, und über die Lustspiele Kleists sich halb todt gähnte, was Beide denn oft nicht wenig verdroß" (S. 17/18) 5 . Gegenargumente: Wukadinovic: „ D i e Mittheilung berechtigt nicht zu dem Schlüsse, daß diese Komödien auch gedruckt sein müßten". Nollen: „Hat sich hier Münchs beispiellos treues Gedächtnis* [Wolff] 6 als zuverlässig erwiesen, so ist doch wohl anzunehmen, dass sich bei Zschokke selbst Erinnerungen an den zerbrochnen Krug mit solchen an die Familie Schroffenstein kreuzten. Als Beleg für Kleistsche Lustspiele ist dieser späte Bericht aus zweiter Hand jedenfalls völlig wertlos" (S. 484). Geppert: nimmt Zschokkes Bericht über die Familie Schroffenstein als Zeugnis dafür, daß „Münch's Erzählung nicht nur falsch ist, sondern daß sie ursprünglich mit der von Zschokke gebotenen Version identisch ist" (S. 371). Erich Schmidt: „ D e r Anekdote widerspricht nicht bloss alles, was wir von Kleists damaligen poetischen Plänen wissen, sondern auch die stolze Empfindlichkeit des Menschen, der gewiss nie den Hansnarren für eine flache Gesellschaft abgegeben h a t " (Sp. 52). Sembdner (Anm. zu den Lehensspuren, Nr. 67 b ) : „Münch legt diese Schilderung irrtümlich in Zschokkes Dozentenzeit in Frankfurt a . d . O . , 1792—95, und setzt hinzu: ,Die drei Freunde trafen sich nach Beendigung der schweizerischen Revolution zu Bern wieder'", b) Kleists Gelderwerb durch literarische Tätigkeit, belegt durch folgende Briefstellen : 19. Februar 1802 an Ulrike [nur in Andeutungen]: „In Hinsicht des Geldes, kann ich Dir versichern, ist in der Zukunft für mich, zur Notdurft gesorgt. D u kannst es erraten, ich mag darüber nichts sagen" (Sbd II, 718/19). 2. März 1802 an Zschokke: „Ich werde in einigen Wochen einziehen, vorher aber noch, Geschäfte halber, auf ein paar Tage nach Bern k o m m e n " (Sbd 11,719/20). 18. März 1802 an Ulrike: „ so weiß ich jetzt doch wie ich mich ernähren k a n n " (Sbd 11,721). 1. Mai 1802 an Ulrike: „Deinen letzten Brief [. . .] in Bern empfangen, wo ich eben ein Geschäft hatte bei dem Buchhändler G e ß n e r " (Sbd II, 723/24). 1. Mai 1802 an Ulrike: „Von allen Sorgen vor dem Hungertod bin ich aber, G o t t sei Dank, befreit, obschon alles, was ich erwerbe, so grade wieder drauf geht" (Sbd 11,724). 20. Mai 1802 an Wilhelmine: „zog in ein ganz einsames Häuschen auf einer Insel in der Aare, wo ich mich nun mit Lust oder Unlust, gleichviel, an die Schriftstellerei machen m u ß " (Sbd 11,726). August 1802 an Wilhelm von Pannwitz: „Ich liege seit zwei Monaten krank in Bern und bin um 70 französische Louisd'or gekommen, worunter 30, die ich mir durch eigne Arbeit verdient hatte" (Sbd II, 726/27).

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Es folgt der Bericht über die „gemeinschaftliche Bearbeitung" des ATr»g-Stoffes. Wolff beruft sich hier auf den Gedächtnisartikel für Ernst von Münch (gest. 9. Juni 1841) in: Neuer Nekrolog der Deutschen. Jg. 19 (1841), T . 1, S. 569.

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Gegenargumente : Geppert : stützt sich vor allem auf den Brief an Wilhelmine und geht davon aus, „daß Kleist damals, am 2 0 . Mai, noch keinen eigenen Verdienst gehabt hat, daß also alle früheren Bemerkungen, nur um die Verwandten über sich und seinen Zustand zu beruhigen, einen in Aussicht stehenden Erwerb in absichtlich dunklen Worten als etwas schon sicher Geschehenes dargestellt h a b e n " (S. 369). P n i o w e r : „ E s gehört zu den Eigenthümlichkeiten seiner räthselvollen Individualität, daß er sich in seinen Briefen von der strengen Wahrheit nicht selten entfernt. Wie viele andere Dichter verführte ihn die Erregbarkeit und Stärke seiner Einbildungskraft das für wirklich zu nehmen, was nur in seiner Vorstellung Gestalt gewonnen hatte [. . .]. So müssen wir durchaus damit rechnen, daß in der einen oder der anderen der beiden brieflichen Mittheilungen ein Irrthum oder eine Unrichtigkeit vorliegt" (S. 651). Wukadinovic: Kleist will in seinen Briefen „seine ganze Lebensführung in das denkbar beste L i c h t " stellen, und „bei dem schrankenlosen O p t i mismus, der sich stets seiner bemächtigte, sobald seine literarischen Arbeiten von statten gingen, gab er sich sogleich den extremsten H o f f nungen hin und glaubte seine kühnsten Träume in die nächste Nähe gerückt". Als Beweis dafür, daß die Phantasie mit Kleist gelegentlich durchging, führt Wukadinovic die „Schreckhorn"-Stelle im Brief an Ulrike an (Sbd 11,724) 7 . c) Die von Kleist erwähnten 3 0 Louisd'or sind als H o n o r a r für die Lustspiele anzusehen, während Kleist für die Familie Schroffenstein kein H o n o r a r erhalten hat. Beweis: Kleists Brief an Ulrike vom 5. O k t o b e r 1803: „ G e ß n e r hat mich nicht bezahlt" (Sbd 11,736). Gegenargumente : P n i o w e r : Frage, „ o b es denn so sicher sei, daß das eben erwähnte H o n o r a r von G e ß n e r herrührt? Kleist könnte das Geld doch auch von irgend einem anderen Verleger für irgend eine uns unbekannte Leistung empfangen h a b e n " (S. 651). Wukadinovic : betrachtet die 30 L o u i s d ' o r als Vorschuß auf die Familie Schroffenstein. — „ D e n Rest aber, auf den Kleist natürlich sicher gerechnet hatte, konnte Geßner, der inzwischen stark in die Klemme gekommen war und in solchen Fällen auch sonst gelegentlich mit dem H o n o r a r auf sich warten ließ (wie z . B . für Wielands Attisches Museum) nicht mehr bezahlen". Erwiderung W o l f f : D i e Summe von 30 Louisd'or ist „auffällig hoch für ein Drama eines U n b e k a n n t e n " . Gegenargument N o l l e n : „Dagegen ist einzuwenden, daß Kleist später, zu einer Zeit, w o er sich über sein eignes Talent sehr bescheiden äusserte, von 40 Friedrichsd'or als dem niedrigsten erdenklichen Preis für eins seiner Werke redete ( B ü l o w , Kleists Lehen, S. 2 4 3 ) , und wiederum den eigentlichen Wert seines Amphitryon auf ungefähr 72 Louisd'or anschlug; 7

Eugen W o l f f , der die „ S c h r e c k h o r n " - S t e l l e auf eine Bezeichnung „pars pro t o t o " oder auf eine „Namenverwechslung" zurückführt, bemerkt zum Gegenargument von Wukadinovic, nirgends lägen „so handgreifliche Erfindungen vor, daß man daraufhin auch Kleists Behauptung eines schriftstellerischen Erwerbs als unwahr bezeichnen könnte".

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists er hätte also ganz wohl eine ähnliche Summe für seine Familie Schroffenstein verlangen können, wovon Geßner ihm etwa die Hälfte schuldig geblieben wäre" (S. 485). Hinweis Zimpel: Kleists Brief an Cotta vom 7. Juni 1808 (Sbd 11,813), in dem Kleist für die Buchausgabe der Penthesilea um einen „Vorschuß von 150 Rth" ( = 30 Louisd'or!) bittet. 4. Die Argumente für Ludwig Wieland als Verfasser der Lustspiele: a) Brief von C. M. Wieland an Ludwig vom 10. Juni 1802: „Natürlich bin auch begierig mit dem ersten Produkt, womit du (wiewohl i n c o g n i t o ) im Publico aufgetreten bist, bekannt zu werden. Melde mir also den Titel u. den Verleger, damit ich mich baldmöglichst in den Besitz eines E x e m p l a r s setzen könne" (Theophil Zolling: Heinrich v. Kleist in der Schweiz. Stuttgart 1882, S. 151) 8 . b) Brief von C. M. Wieland an Ludwig vom 9. August 1802: „Wie es scheint, existieren schon 2 Stücke von Dir im Druck. Wie kommt es, daß Du nicht für gut gefunden hast, mir ein Exemplar davon zu schicken? Zwar mit dem neuesten, das Du dem guten Geßner 9 aufgehängt hast, bist Du selbst nicht wohl zufrieden; es ist weder k o m i s c h noch s p a s h a f t , und hat also in Deinen Augen keinen Werth, sagst Du. Warum ließest Du es also drucken? Was soll dieser kavalierische Ton? Wenn Du was gutes machen kannst, warum thust Du es nicht?" (Ludwig Geiger: Aus Alt-Weimar. Mittheilungen von Zeitgenossen nebst Skizzen und Ausführungen. Berlin 1897, S. 31/32). c) Ludwig Wieland läßt drei Jahre später zwei Lustspiele, ebenfalls unter dem Kollektivtitel „Lustspiele", erscheinen (Braunschweig: Vieweg 1805): Ambrosius Schlinge und Die Bettlerhochzeit. d) Ludwig Wielands Neigung zur Satire und zum Sarkasmus: 1. C. M. Wieland an Ludwig (Brief vom 9. August 1802): „Mit einem harten ungeschmeidigen Kopf, mit satirischen Launen, mit beißend tadelndem und spottendem Witz, mit strengen Forderungen an Andre bey großer Nachsicht gegen sich selbst, mit überspannten Begriffen und Grundsätzen, mit großer Einbildung von sich und geringer Meinung von andern, kommt niemand durch die Welt" (Ludwig Geiger, a . a . O . , S. 28). 2. Heinrich Zschokke: Selbstschau. Bd. 1 (Aarau 1842): „Ludwig Wieland, Sohn des Dichters, gefiel mir durch Humor und sarkastischen Witz, den ein Mienenspiel begleitete, welches auch Milzsüchtige zum Lachen getrieben hätte" (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 67a). Wolfis Gegenargumente: 1. Bei den in den beiden Briefen C . M. Wielands genannten Stücken handelt es sich um die Familie Schroffenstein und Ludwig Wielands Ambrosius Schlinge. — Dieses Gegenargument vermag nicht zu überzeugen. Auch wenn Ludwig sich dem Vater gegenüber der Autorschaft an der Familie

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Zolling vermutet, daß es sich hier „vielleicht" um die Familie Schroffenstein handle, „als deren Verfasser Ludwig Wieland noch 1820 in Meusel und Ersch, Gelehrtes Teutschland, Lemgo IV, S. 225, genannt wird". „Laut Ausweis des Leipziger Meß-Kataloges auf das Jahr 1802" gab Heinrich Geßners Verlag nach den Feststellungen Wolfis (Buchausgabe, S. XIV—XV) „neben religiösen, politischen und wissenschaftlichen Werken nur eine poetische Schrift", ebendiese Lustspiele heraus.

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Schroffenstein gerühmt haben sollte, so ist Ambrosius Schlinge erst 1805 erschienen. 2. Brief von C. M. Wieland an Göschen vom 8. Januar 1803: Wieland rühmt das „vielversprechende Schriftsteller-Talent" seines Sohnes. Er berichtet, daß dieser ihn mit „verschiedenen Aufsätzen überrascht" habe, und unter „vielem noch unvollendeten" fänden sich zwei „sehr gut und anziehend geschriebene Gespräche" sowie ein „kleiner Roman"; er wolle diese drei Stücke zusammen mit eigenen Werken unter dem Titel „Oßmannstädtische Unterhaltungen" herausgeben (J. G. Gruber: Wielands Lehen. Neu bearb. Th. 4. Leipzig 1828 = C. M. Wielands sämmtliche Werke. Bd. 53, S. 3 4 3 345). - Wolff sieht darin den Beweis, daß C. M. Wieland damals kein Lustspiel seines Sohnes gesehen habe. Hierzu Erwiderung Wukadinovic: „Bei der diplomatischen Art Wielands, mit seinen Verlegern zu verkehren, und bei der geringen Wertschätzung, die der Dichter selbst und vielleicht im stillen auch der Vater diesen Erstlingsprodukten entgegenbrachte, dürfte es nicht wundernehmen, wenn Wieland Göschen gegenüber schwieg" (Beil. zur Allg. Ztg. Nr. 145, S. 5). Zusammenfassung: Im Gegensatz zur Familie Schroffenstein hat sich Kleist niemals zu diesen umstrittenen „Lustspielen" bekannt. Die Verfasserschaftsfrage ist daher nur auf interpretatorischem Wege zu klären. Die Kontroversen in den Jahren 1898 bis 1904, die mit einer fast einhelligen Ablehnung der Hypothese Wolfis endeten, haben deutlich gemacht, daß Ludwig Wieland mit einiger Wahrscheinlichkeit als Verfasser anzusehen ist. Diese Interpretation erlaubt durchaus, einzelne Beobachtungen Wolfis, wie die Porträtierung des Helden Eduard Felseck in Coquetterie und Liehe und Anspielungen auf Ulrike und Wilhelmine im Liebhabertheater, — wenn auch nur satirisch — auf Kleist zu beziehen. Stilparallelen haben sich dagegen für den Verfasserschaftsnachweis nicht als tragfähig erwiesen. 2a. Das Detmolder Soufflierbuch des Käthchen von Heilbronn. Sembdner, Helmut: Heinrich von Kleist zum 200. Geburtstag. Eine Privatsammlung. Vorgestellt. - [Katalog in:] Marbacher Magazin 7 (1977), S . 2 0 - 2 1 (Nr.23). Bericht über das von Wolfgang Grözinger entdeckte und H. Sembdner „übereignete" Soufflierbuch (siehe Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 17): „Das Soufflierbuch diente nach meinen Feststellungen für eine KäthchenInszenierung des Jahres 1843, bei der neben der schon früher dort zugrunde gelegten Holbeinschen Bearbeitung erstmals Texte benutzt wurden, die auf ein unbekanntes Kleistsches Manuskript deuten, wie es Kleist seinerzeit verschiedenen Theatern angeboten haben muß. In Versform umgesetzt ergibt sich auf Seite 242/243 des Soufflierbuchs folgender bisher unveröffendicher KleistText [16 Verse zugleich im Faks.]. Den Beweis für die Verfasserschaft Kleists blieb H. Sembdner schuldig.

II. Gedichte: 3. Gubitz, F[riedrich] Wfilhelm]: Reliquie von Heinrich von Kleist. (Aus einem Stammbuch.)- In: Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz. Hrsg. v. F. W. Gubitz. Blatt 68, v. 27. April 1835, S. 331: „O halte stets den Glauben . . ." ES: - , MP VII, 1,64, Sbd: -

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Zuerst wiederveröffentlicht von S. Rahmer: Ein vergessenes Gedicht Heinrichs von Kleist. - In: Sonntagsbeil. d. Vossischen Zeitung Nr. 28 v. 15. Juli 1906, S. 221-222.

H . : nicht erhalten. Angeblich Eintragung in das Stammbuch eines Frl. von Loeben 10 . Sembdner (1,918): „Keinesfalls von Kleist". 4. Kleist, Heinrich v.: Politische Schriften und andere Nachträge zu seinen Werken. Mit e. Einl. zum ersten Mal hrsg. v. Rudolf Köpke. — Berlin: A. Charisius 1862, S. 160: Auf einen Denuncianten. - Vorlage: BA. 12. Okt. 1810, gez.: st. - Zoll. 1,52 ( = XXIII, 1). ES: MP: Sbd: An die Verfasser schlechter Epigramme. - Vorlage: BA. 30. Okt. 1810, gez.: st. Zolling 1,53 ( = XXIII,6). ES: - , MP: - , Sbd: Abgewiesen von Reinhold Steig: Z« den Gedichten Heinrichs von Kleist. — In: National-Zeitung Nr. 541 v. 16. Sept. 1904: Knüpft an die bereits in Steig, Kämpfe, S. 390 f. geäußerten Zweifel und seine Vermutung an, hinter der Chiffre st. sei vielleicht Friedrich August von Stägemann zu suchen. Da sich das Epigramm An die Verfasser schlechter Epigramme in einem Brief Stägemanns an seine Frau vom 29. März 1807 findet, liegt die Verfasserschaft Stägemanns nahe. Die Epigramme sind „keinesfalls von Kleist" 11 . 5. Minor, J[akob]: Ein angebliches Gedicht von Heinrich v. Kleist. — In: Berliner Tageblatt Nr. 649 v. 21. Dez. 1911: Durch Prof. v. Arnim erhielt Minor Kunde, daß 2 Großnichten Kleists in der Nähe von Wien lebten, in „deren Besitz sich eine Familienbibel befände, die nach der Tradition von dem Dichter stets benutzt wurde und auf ihren letzten Seiten ein bisher unbekanntes und ungedrucktes Gedicht von ihm enthalte". Handschriftennachprüfungen ergaben, daß es sich dabei nicht um Kleists Handschrift handelte. Der Text führte auf J. Christoph Rost, einen keineswegs frommen Mann, der „kurz vor seinem Tode zu Kreuze gekrochen" und in dieser Stimmung zwei geistliche Lieder gedichtet hat, von denen eines das angeblich Kleistsche Gedicht ist. 6. Mack, Fritz: Ein Albumblatt Heinrich von Kleists? — In: Der Zwinger (Dresden), Jg. 2, H. 4 (1. April 1918) S. 160-163 (mit 2 Faks.): Eintragung in ein Stammbuch (aus dem Besitz von Herrn Albert Lutze) vom 15. Febr. 1790 (Kleist war damals 12 Jahre und 4 Monate alt). Die Unterschrift ist nicht vollständig überliefen (der Name „Kleist" ist ausradiert). Hierzu Paul Hoffmann: Ein aus dem Kreise Kleists stammendes Stammbuch. — In : Sitzungsberichte der Gesellschaft für Deutsche Literatur 1918, S. 17: Hoffmann ließ das von Mack entdeckte Stammbuch unter den Sitzungsteilnehmern kursieren und bezweifelt, daß die Eintragung von Kleists Hand herrührt. Und: Paul Hoffmann: Ein Albumblatt Heinrich von Kleists. — In: Der Zwinger (Dresden), Jg. 3, H. 13/14 (1. Juli 1919) S. 367-374 (mit 3 Faks.): Vergleich mit der Eintragung Kleists in das Stammbuch der Wilhelmine von Kleist („Ich will hinein . . ."). Inhalt und Form der Buchstaben sprechen gegen die Echtheit des von Mack veröffentlichten Gedichtes. „Es kann wohl keinem 10

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Vgl. über O . H. v. Loeben: S. Rahmer, Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Berlin 1909, S. 132-135. Vgl. Sembdner, Abendblätter, S. 37.

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Zweifel unterliegen, daß die Eintragung vom 15. Februar 1790 einem anderen als Heinrich von Kleist zugehört" (S. 368). 7. Scholz, Wilhelm von: Ein unbekanntes Gedicht von Kleist? — In: Die Literatur Jg. 31, Aug.-Heft 1929, S. 6 2 3 - 6 2 4 : Nimmt ein Gedicht („Ein edler König ist der Welt gegeben . . .") aus dem 3. Bd. der Denkwürdigsten Jahrestage Schlesiens (Glatz 1802) für Kleist in Anspruch. Hierzu Josef Körner: Unbekanntes Gedicht von Kleist? — In: Die Literatur Jg. 32, Nov.-Heft 1929, S. 65: weist das von Wilhelm von Scholz .entdeckte' Gedicht als ein Werk von August Wilhelm Schlegel nach. „Die abgedruckten 4 Ottaverimen sind Strophen 2, 3, 5, 8 seines Gedichts Am Tage der Huldigung, das als Festgruß an König Friedrich Wilhelm III. zum 6. Juli 1798 im II. Bande der Jahrbücher der preußischen Monarchie, übrigens auch als Einblattdruck erschienen und in Schlegels (von Ed. Böcking herausgegebenen) Sämtlichen Werken I, S. 160ff. wiederholt ist".

Kontroverse

Zuschreibungen:12

8. Musenalmanach für das Jahr 1830. Hrsg. v. Amadeus Wendt. Leipzig: Weidmannische Buchhandlung G. Reimer [1829], S. 8 9 - 9 3 : Nachgelassene Sprüche von Heinrich von Kleist („Nicht aus des Herzens bloßem Wunsche . . ."). — Bülow, S. 249 (mit der irreführenden Überschrift: „An Wilhelmine"), JSchm. 111,346-348, Biedermann, S. 2 4 0 - 2 4 4 u. Fußnote, Zoll. I, 1 8 - 2 0 ( = Nr. IV), ES: I V , 9 - 1 2 , MP: V I I , 5 - 7 , Sbd: Jede Erörterung der Verfasserschaftsfrage muß von zwei Fakten ausgehen: 1. von der handschriftlichen Uberlieferung: das Gedicht liegt in einer eigenhändigen Niederschrift Kleists vor (unterz.: H . K . ) 1 3 , 2. von Kleists Brief an Wilhelmine vom 21. August 1800 (ES 15, MP 15, Sbd 15): Kleist zitiert dort V. 1 u. 3 des Gedichtes und schreibt: „Das sind herrliche, wahre Gedanken. Ich habe sie so oft durchgelesen, und sie scheinen nur so ganz aus Deiner Seele genommen, daß Deine Schrift das übrige thut um mir vollends einzubilden, das Gedicht wäre von keinem Andern, als von Dir. So oft ich es wieder lese fühle ich mich gestärkt selbst zu dem Größten, und so gehe ich denn fast mit Zuversicht meinem Ziele entgegen". Schon Biedermann, der nicht ausschließt, daß diese Verse „nach Ton und Inhalt" Kleist stammen „könnten", äußert Zweifel an der Verfasserschaft Kleists. „Bei dem entschieden männlichen Charakter gerade dieses Gedichts" mag er jedoch an eine „weibliche Verfasserschaft desselben schwer glauben". Er vermutet, daß das Gedicht „von einem Dritten herrührt" und daß Wilhelmine, „der es in die Hände kam und auf die es, vielleicht als beziehungsreich für Kleist, einen lebhaften Eindruck machte, es für Kleist abschrieb". Danach wäre die überlieferte Handschrift eine Kopie Kleists, „welche er seiner Braut im Umtausch gegen ihre Abschrift übersandte". Die Unterschrift H . K . „würde dann nur etwa als eine Erinnerung daran, daß eben er ihr das Gedicht gleichsam zugeeignet habe, zu betrachten sein" (S. 241). 12

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Es handelt sich hier um Beiträge, die hinsichtlich ihrer Aufnahme in die histor.-krit. Ausgabe (evtl. als Parerga) noch einmal diskutiert werden müssen. Die Handschrift wurde von Biedermann an eine Bekannte (Frau Dr. Michaelis in Berlin-Lichterfelde) verschenkt. Diese Handschrift ist seit 1919 (Henrici, Auktionskatalog 53, Nr. 367) mehrfach im Handel nachgewiesen und gelangte über Stefan Zweig, der sie 1926 erwarb, schließlich in die Sammlung Bodmeriana.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Erich Schmidt (IV,239) hielt Biedermanns Zweifel für „unberechtigt", aber seine Erklärung der Briefstelle („Kleist freut sich, daß Wilhelminen diese sittlichen Betrachtungen ganz eigen geworden sind") kann diese Zweifel ebensowenig beseitigen wie die Richard Samuels (Euphorion 49, 1955, S. 247), daß die „Briefstelle doch nur rein hypothetisch, in metaphorischer Weise sozusagen, die Verse der Braut zuschreibt". — Karl S. Guthke (Ein Pseudo-Kleistisches Gedicht, in: Zs. f. dt. Philologie 76, 1957, S. 420—424) knüpft an die Argumentation Biedermanns an und sieht weder in der handschriftlichen Überlieferung noch in dem Brief Kleists einen Beweis für die Verfasserschaft Kleists. Als weitere Argumente führt er an: 1. Kleists Schreibfehler (ES IV, 385). Sie „hätten ihm als Autor der Strophen unmöglich passieren können". 2. Innere Gründe: „Erst damals, mehr als ein Vierteljahr nach dem denkbar spätesten Entstehungsdatum des Kleist zugeschriebenen Gedichts, lernte Kleist die handwerklichen Gründe seines späteren Dichtens, in dem sich noch häufig der Zusammenhang mit der Gleichnissammlung dieser Zeit verraten sollte" (S. 422). Guthke vermutet, Wilhelmine habe das Gedicht „wahrscheinlich aus einem obskuren Almanach oder Taschenbuch exzerpiert" und Kleist als „Tröstungs- und Erbauungsgedicht" auf die Reise mitgegeben; danach müssen die Strophen „vor dem 14. August 1800 (dem Abreisedatum) verfaßt" sein. Auch er interpretiert die Unterschrift H . K . als „Zueignung" und „Unterpfand beiderseitiger Beständigkeit". Sembdner schied das Gedicht schon in seiner Kleist-Ausgabe von 1952 aus und fand sich (1,918 und: Sembdner, Bibliographie, S. 47) durch Guthke bestätigt. H . J . Kreutzer (Euphorion 62, 1968 und: Die dichterische Entwicklung Heinrichs von Kleist, S. 108) dagegen hält die Argumente für „durchaus nicht so zwingend", geht jedoch nicht näher auf sie ein.

9. Zolling, Theophil: Drei ungedruckte Gedichte von Heinrich von Kleist. — In: Die Gegenwart. Bd. 29, Nr. 14 (3. April 1886) S. 2 1 1 - 2 1 3 : Vision (1809). - Zoll. I, S. C X L V I I - C X L I X , ES: - , MP: - , Sbd: [Bruchstück.] - Zoll. I, S. C X L I X , ES: - , MP: Sbd: An Kaiser Franz während der Friedensverhandlungen. — Zoll. I, S. CXLIX—CL, ES: - , MP: - , Sbd: H . : „Die Gedichte sind aus Friedrich Dahlmanns Nachlaß und uns durch seinen Sohn Herrn Landgerichtsdirektor Dahlmann in Marburg a. d. Lahn zur Verfügung gestellt. Das Original [= zwei Quartbogen] ist von Fr. Dahlmanns Hand geschrieben und beruht offenbar auf Mitteilungen, die ihm Kleist im Sommer 1809 in Böhmen gemacht [. . .]. Die drei Blätter(!) enthalten außer diesen bisher ganz unbekannten Versen auch eine Abschrift des Gedichtes An den Erzherzog Karl mit der einzigen Variante: V. 10 T r o s t l o s statt Hülflos" (Bd. I, S. CXLVII). Zolling schreibt zur Begründung (S. 212): „An der Echtheit ist gar nicht zu zweifeln. Wer nur eine Zeile des großen Dichters gelesen hat, muß sich sagen, daß da Alles bis auf die sorgsame Interpunction kleistisch ist. Nur ihm eigenthümliche Wendungen und Construction müssen dem Kenner sofort auffallen [es folgen Beispiele]. Hierzu Otto Brahm: Neue Gedichte von Kleist? - In: Die Nation Jg. 4, Nr. 31 (1. Mai 1886) S. 464. Brahm berichtet, Dahlmanns Sohn habe ihm erklärt, über „die Herkunft der Gedichte nichts zu wissen und über ihren Verfasser keine eigene Meinung zu haben". Daher hätte Zolling „lieber die Frage nach dem Verfasser, unter genauer Mittheilung des Sachverhalts, zur öffentlichen Diskussion stellen sollen". Brahm leugnet nicht „manche frappante Berührung mit Kleist's Ideenkreise", verzichtet aber auf eine „ausführliche Betrachtung" der

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Gedichte („für welche hier nicht der Raum ist"), sondern rät nur jedem KleistFreund, „hinter diese neuen Gedichte ein recht großes und deutliches Fragezeichen zu setzen". Erst Richard Samuel (Euphorion 49, 1955, S. 247) hat angeregt, daß „für eine zukünftige Ausgabe noch einmal gründlich überprüft werden (sollte), ob die drei Gedichte [. . .] nicht doch Kleist zugeschrieben werden können". — Den einzigen Anhaltspunkt gibt neben der Provenienz die Tatsache, daß Kleists Gedicht An den Erzherzog Karl auf dem gleichen Bogen niedergeschrieben wurde. 10. Steig, Reinhold: Heinrich von Kleist's Berliner Kämpfe. Berlin u. Stuttgart: Spemann 1901, S. 390: An den Großherrn. (Als er den Mufti absetzte.) - Vorlage: BA. 22. Nov. 1810, nicht unterz. - ES: IV, 43, MP: VII, 22, Sbd: Steig äußert sich zurückhaltend: „die Zeilen könnten, wie der Glückwunsch an Stax, von Kleist geformt sein". Sembdner (Abendblätter, S. 111) bemerkt: „Wahrscheinlich von Kleist", versieht aber den Beitrag in der Autorenübersicht seiner Faks.-Ausg. (S. 28*) mit einem Fragezeichen. 11. Steig, Reinhold: Neue Kunde zu Heinrich von Kleist. Berlin: Reimer 1902, S. 87-88: Sonett, (welches Ihrer Majestät der Höchstsei.. Königin an Ihrem letzten Geburtstage, den 10. März 1810, mit zwei Rosenstöcken überreicht wurde.) — In: Der Preußische Vaterlandsfreund, Nr. 45 v. 4. Juni 1811. Nicht unterz. — ES: IV,244 (in den Anmerkungen.) MP: —, Sbd: — Steig macht folgende Argumente geltend: 1. Der Abdruck fällt in eine Zeit, in der Fouqué maßgebenden Einfluß auf die Gestaltung des Preußischen Vaterlandsfreundes hatte, Kleist aber durch den Niedergang der Berliner Abendblätter (letzte Nummer: 30. März 1811) eigener Publikationsmöglichkeiten beraubt war. 2. Kleists Brief an Fouqué vom 15. August 1811 (ES 182, MP 209, Sbd 214) beweist, daß Fouqué, der auch später Gedichte seines Freundes, darunter die zweite Fassung des autorisierten Luisen-Gedichtes (aus dem Nachlaß) publizierte, über Kleists Arbeiten „authentisch unterrichtet" war. 3. Zwischen diesem Rosen-Sonett und den verschiedenen Fassungen des autorisierten Luisen-Gedichtes lassen sich „Gleichklänge" aufweisen, die Steig nicht „unabhängig von einander in der Seele verschiedener Dichter" und nicht „nur unter dem Einfluß derselben Augenblickslage" entstanden sieht. 4. Da Fouqué sowohl seine prosaischen Stücke als auch seine beiden eigenen Gedichte auf die Königin Luise aus dem Preußischen Vaterlandsfreunde in seine späteren Kleinen Schriften, bzw. in seine Gedichtsammlung wieder aufnahm, kommt er selbst als Verfasser des Rosen-Sonetts nicht in Betracht. 5. Kleist war der „Hofpoet der Königin". Für die Anonymität werden analoge Fälle angeführt. So verschweigt Caroline von Fouqué in ihrer Rezension der Gräfin Dolores (Nr. 10, v. 2. Febr. 1811) den Namen Arnims und Fouqué erwähnt in seiner Rezension von Karl Wolfarts Herrnann (Nr. 34, v. 27. April 1811) Kleists Hermannsschlacht nur als das Werk eines „Freundes". — Vgl. Steigs Argumentation, S. 70—78, 86—99. Auch für dieses Rosen-Sonett regt Richard Samuel (Euphorion 49, 1955, S. 247) eine Überprüfung der Verfasserschaftsfrage an.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists

III. Abendblätter-Beiträge : 12. Zuschreibungen von Rudolf Köpke (siehe Analytische Bibliographie der Werke, N r . 83), abgelehnt von Adolf Wilbrandt, Heinrich von Kleist. Nördlingen 1863, S. 385: a) Von Wilbrandt mit Recht Achim von Arnim zugeschrieben, in keine Kleist-Ausgabe aufgenommen: Warnung gegen weibliche Jägerei. BA 5. u. 6. Nov. 1810, unterz.: vaa. — Köpke, S. 104—107, Steig, Kämpfe, S. 417. — Die sieben kleinen Kinder. BA 8. Nov. 1810, unterz.: ava. - Köpke, S. 132-133, Steig, Kämpfe, S. 213. b) Von Wilbrandt mit Recht Fouqué zugeschrieben, von Reinhold Steig in ES (Parerga), jedoch nicht von Sembdner in MP und Sbd übernommen: Die Heilung. BA 29. Nov. 1910, unterz.: M . F . - Köpke, S. 107-110, Steig, Kämpfe, S. 4 8 8 490, ES IV, 232-233. - Das Grab der Väter. BA 5. Dez. 1810, unterz. : M. F. Köpke, S. 110-112, Steig, Kämpfe, S. 487-488, ES IV,234-235. Das Kriterium für die Aufnahme der beiden Beiträge Fouqués liegt in der Frage, wie weit Kleist in die Vorlagen eingegriffen hat. Diese Frage ließe sich vielleicht bei der Erzählung Die Heilung beantworten, die Fouqué noch einmal in seinen Neuen Erzählungen14 vorgelegt hat (vgl. Sembdner, Abendblätter, S. 186—192), doch auch hier sagen die Abweichungen „nichts über Kleists Einwirkung aus, da die Novellenfassung selbst erst nach der Abendblattfassung angefertigt wurde". c) erst von Sembdner in Sbd ausgeschieden: Anekdote [Zar Iwan], BA 27. Nov. 1810, mit der Quellenangabe: „Barrow's Sammlung von Reisebeschreibungen nach der französischen Uebersetzung von Targe. 1766". — Köpke, S. 121 — 122, Steig, Kämpfe, S. 348-350, ES IV, 195-196, MP V I I , 2 , 1 8 4 - 1 8 5 . Die von Kleist angegebene Quelle konnte bisher nicht ermittelt werden. Steig {Kämpfe, S. 348—349) bietet lediglich die französische Fassung im Paralleldruck mit Kleists Text und hält sie für „elegant übersetzt". Sembdner (Abendblätter, S. 174) bringt wie Wilbrandt gegen Kleists Autorschaft vor allem stilistische Bedenken vor, schreibt aber: „Solange sich jedoch eine andere Herkunft der Anekdote nicht ermitteln läßt, wird sie wohl noch in Kleists Werken bleiben müssen". Doch 1950 gesteht Sembdner (Neue Quellenfunde zu Kleists ,Berliner Abendblättern', in: Euphorion 45, 1950, S. 476—477), daß er die Anekdote „nur mit Widerstreben" unter die Übersetzungen aus dem Französischen eingereiht habe. Im Hinblick auf die Quellenangabe Kleists tritt Sembdner nunmehr mit einigem Recht dafür ein, die Anekdote aus den KleistAusgaben zu entfernen, „auch wenn die deutsche Vorlage noch nicht ermittelt ist". 13. Zuschreibung von Theophil Zolling (siehe Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 89), abgelehnt von Minde-Pouet: Mord aus Liebe. BA 7. Jan. 1811, nicht unterz. - Zoll. IV,381-382 ( = D XXI), vgl. auch das Zolling-Kapitel in Bd. 1, S. 263—264. Georg Minde-Pouet 1 5 ermittelte die französische Vorlage (Journal Encyclopédique 4, 14

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Steig (ES IV, 281) war der Uberzeugung, Fouqué habe das Grab der Väter nicht in seine Schriften aufgenommen, „weil er die Erzählung in der ihr von Kleist verliehenen Gestalt nicht mehr als sein Eigentum betrachten konnte". Sembdner (Abendblätter, S. 192) dagegen macht geltend, daß Fouqué dann „auch nicht die zweifellos stärker bearbeitete Heilung in die Sammlung aufgenommen" hätte. Vgl. Briefe Erich Schmidts, N r . 5 mit Anm.

Fehlzuweisungen und kontroverse Texte

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1770, S. 453 ff.) und wies nach, daß Kleist nicht als Verfasser angesehen werden kann (Vortrag vor der Gesellschaft für deutsche Literatur, danach in: Euphorion 4, 1897, S. 5 3 7 - 5 4 5 ) . Der BA-Beitrag „findet sich wörtlich in der Zeitung für die elegante Welt vom 18. Dez. und im Nürnberger Korrespondenten vom 29. Dez. 1810, von wo ihn Kleist übernommen hat" (Sembdner, Abendblätter, S. 176). 14. Zuschreibungen von Reinhold Steig (siehe Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 91), abgelehnt von Helmut Sembdner: a) Anekdote [Shakespeare]. BA 23. Okt. 1810, nicht unterz. - Steig, Kampfe, S.378, ES IV, 198. Schon Karl Schultze-Jahde (Jahrbuch der Kleist-Ges. 1925/26, S. 135/137) wies eine frühere Fassung (Der Freimüthige 1803, Stück 36, S. 141 ff.) nach, die mit der Kleists fast wörtlich übereinstimmt. Sembdner (Abendblätter, S. 104) glaubt allerdings nicht, daß „dieses Blatt Kleists Quelle bildete", da Kleist in den Abendblättern sonst niemals auf ältere Zeitungen zurückgriff. Doch scheidet Kleist in jedem Fall als Verfasser aus. b) Anekdote [Gluck]. BA 22. Jan. 1811, nicht unterz. - Steig, Kämpfe, S. 3 7 9 - 3 8 0 , ES IV, 197. Sembdner (Deutsche Zukunft v. 29. Sept. 1935, S. 16) nennt als Quelle den Nürnberger Korrespondenten von und für Deutschland, Nr. 3 v. 3. Jan. 1811 und begründet das Fortlassen des Anfangs (Berliner Theaterskandal um die von Iffland protegierte Sängerin Mslle Herbst). Vgl. auch Sembdner, Abendblätter, S. 105. c) Außerordentliches Beispiel von Mutterliebe bei einem wilden Thiere. BA 8. u. 9. Febr. 1811, mit der Quellenangabe: „Aus dem Annual-Register von 1775". Steig, Kämpfe, S. 4 1 0 - 4 1 2 , ES IV, 1 7 0 - 1 7 2 . Sembdner (Abendblätter, S. 147—149) bietet einen Paralleldruck der von Steig ermittelten englischen Vorlage mit der deutschen Ubersetzung im Museum des Wundervollen (Bd. 9, 1809, S. 20ff.) und Kleists Text. „Doch ist damit die Herkunft des Artikels noch nicht geklärt. Die wenigen und an sich belanglosen Abweichungen, die der Abendblatt-Beitrag aufweist, lassen erkennen, daß der Beitrag nicht allein auf dem Museum beruhen kann, sondern auch auf das englische Original zurückgehen muß". d) Wissen, Schaffen, Zerstören, Erhalten. BA 11., 12. u. 13. Febr. 1811, nicht unterz. - Steig, Kämpfe, S. 5 6 5 - 5 7 0 , ES IV, 1 8 2 - 1 8 7 . Von Sembdner (Abendblätter, S. 5 2 - 6 1 ) aus inhaltlichen und stilistischen Gründen abgelehnt und Friedrich Gottlob Wetzel zugewiesen. e) Die furchtbare Einladung. BA 22. März 1811, unterz.: O. H. Graf von Loeben. Steig, Kämpfe, S. 494—496 und Steig, Neue Kunde, S. 4 9 - 5 7 (Vergleich mit Loebens Der Schlüssel zum Brunnen). ES IV,236—238 (Parerga). Im Gegensatz zu Steig, der schwerwiegende Eingriffe Kleists in den Text zu erkennen glaubt, vermag Sembdner (Abendblätter, S. 193 — 195) in der Erzählung nichts von Kleists Art zu erkennen; aus dem Vergleich der beiden Erzählungen Loebens liest er vielmehr eine „überraschende Ähnlichkeit" heraus. 15. Zuschreibungen von Reinhold Steig, von Sembdner noch in MP aufgenommen, jedoch in Sbd ausgeschieden: a) Miscellen. Merkwürdiges über den General Westermann. BA 24. Jan. 1811, nicht unterz. - Steig, Kämpfe, S. 5 8 0 - 5 8 2 , ES IV, 170, MP V I I , 2 , 1 8 5 - 1 8 6 . Sembdner (Abendblätter, S. 171 — 173) ermittelte die französische Vorlage (A. Châteauneuf, Histoire des généraux qui se sont illustrés dans la guerre de la révolution . . .) und stellte sie im Paralleldruck dem Text Kleists gegenüber.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Doch konnte er später (Euphorion 45, 1950, S. 474—475, mit Paralleldruck S. 4 7 5 - 4 7 6 ) Kleists Beitrag als Nachdruck aus dem Nürnberger Korrespondenten von und für Deutschland v. 5. Juli 1808 vorstellen, b) Geistererscheinung. BA 15., 18. u. 19. März 1811, nicht untere. - Steig, Kämpfe, S. 5 9 9 - 6 0 5 . ES IV, 1 5 4 - 1 5 8 , MP V I I , 2 , 7 5 - 8 0 . Steig weist auf Parallelen zum Bettelweib von Locarno hin und glaubt in „Stil, Satzbildung und Periodisierung", die „zwar nicht bis zur Kunstfeinheit der Erzählungen der Buchausgabe durchgearbeitet" seien, Kleistsche Eigentümlichkeiten zu erkennen. Auch der Ort der Handlung („Schlan, ein Städtchen 4 Meilen von Prag") läßt sich mit Kleists Lebensumständen im Jahre 1809 in Verbindung bringen. Sembdner (Abendblätter, S. 70) äußerte sich zunächst nur zurückhaltend: „Wenn vielleicht auch nicht die Geschichte selbst, so stammt jedoch zumindest die Bearbeitung von Kleist". Im Nachwort seiner Faks.-Ausg. (S. 25*) schreibt er dagegen: „Dem Stil nach von Clemens Brentano, der im Juni 1810 Gut Bukowan bei Prag besucht hatte; nicht von Kleist", nachdem Richard Samuel die Gründe für die Auslassung „nicht recht erfindlich" (Euphorion 49, 1955, S. 248) genannt hatte. Eine gründliche Beweisführung steht noch aus 16 .

16. Zuschreibungen Helmut Sembdners (siehe Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 101), angezweifelt von H. J . Kreutzer: a) Berichtigung [zur Erklärung Hitzigs An das Publikum vom 22. Dezember]. BA 24. Dez. 1810, unterz.: Die Red. - MP V I I , 2 , 2 3 1 , Sbd 11,459 (vgl. auch Sembdner, Lebensspuren, Nr. 452). H . J . K r e u t z e r (Euphorion 62, 1968, S. 210) schreibt: „Kleists Autorschaft dürfte weder zu beweisen noch zu widerlegen sein". — In seiner ironischen öffentlichen Danksagung an Herrn Heinrich von Kleist (Zeitung für die elegante Welt v. 3. Jan. 1811; vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 453b) wendet sich Hitzig jedoch an Kleist persönlich, so daß die größere Wahrscheinlichkeit bei Kleist als Verfasser der Berichtigung zu suchen ist. b) An das Publikum. BA 5. Okt. 1810, unterz.: Die Redaction der Abendblätter. Wiederholt in: Voss. Ztg. v. 8. Okt. 1810 und Spenersche Ztg. v. 9. Okt. 1810 (vgl. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 404). - MP V I I , 2 , 2 1 7 - 2 1 9 , Sbd 11,452-453. In der erwähnten Berichtigung (16 a) ist davon die Rede, daß „sowohl die Ankündigung der Abendblätter Anfang October, incl. der an den Linden und Straßenecken angeschlagenen Affichen, als auch mehrere, unter dem Strich befindliche buchhändlerische Anzeigen, im Blatt selbst" von Hitzig verfaßt seien. Mit dieser Ankündigung kann, wie Kreutzer (Euphorion 62, 1968, S. 210) bemerkt, „entweder die kurze Mitteilung am Ende der ersten Nummer vom 1. Oktober oder aber die Beilage vom 5. Oktober über Verbesserungen der Expedition gemeint sein", die Sembdner jedoch b e i d e in MP und Sbd aufgenommen hat. Der Schluß Kreutzers, daß „eine der beiden Erklärungen" Kleist abzusprechen sei, erscheint ebenso zwingend wie seine Begründung der Verfasserschaft Hitzigs. In der Anzeige vom 1. Oktober „wird der ,hiesige Buchhändler, J . E. Hitzig' von der unterschreibenden Redaktion namentlich apostrophiert, so daß dessen Verfasserschaft nur für die zweite infrage kommt, von der man allerdings annehmen möchte, daß wenigstens die Interpunktion Eingriffe von Kleists Hand erfahren hat".

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Vgl. hierzu auch: Kanzog, Prolegomena,

S. 197.

Fehlzuweisungen und kontroverse Texte

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17. Die A d a m - M ü l l e r - Z u s c h r e i b u n g e n : Dombrowsky, Alexander: Aus einer Biographie Adam Müllers. Diss. Göttingen 1911: schreibt folgende Beiträge aus dem Phöbus und den Abendblättern Adam Müller zu: a) Ankündigung zum Phöbus (S. 62—66) und Anzeige (S. 67-70). Vgl. Analytische Bibliographie der Werke, N r . 95. b) Anmerkung zu Kleists Der Engel am Grabe des Herrn (S. 77). Vgl. Analytische Bibliographie der Werke, N r . 105. c) Literarische Notiz. BA 27. Nov. 1810 (S. 9 3 - 9 5 ) . Vgl. Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 91. d) [Über das Luxussteueredikt.] BA 20. Dez. 1810 (S. 93). Vgl. Analytische Bibliographie der Werke, N r . 89. e) Uber die Finanzmaßregeln der Regierung. BA 18. Jan. 1811 (S. 93). Vgl. Analytische Bibliographie der Werke, Nr. 94. Außerdem: Dombrowsky, in: Euphorion 16, 1909, S. 517. Die vor allem auf Stiluntersuchungen beruhenden Zuschreibungen Dombrowskys 1 7 haben bisher in der Kleistforschung keine Zustimmung gefunden. Dennoch verdienen seine Einwände Beachtung, zumal der Beweis für die Verfasserschaft Kleists bei keinem dieser Beiträge mit absoluter Sicherheit zu führen ist. In der histor.-krit. Ausgabe müßte die Schwierigkeit einer sicheren Zuschreibung bereits in der Anordnung der Texte zum Ausdruck gebracht werden. 18. Der mutmaßliche Brief Kleists an Ludwig von Brockes: a) Kleist, Heinrich von: Briefe an seine Schwester Ulrike. Hrsg. v. S. Rahmer (vgl. Analytische Bibliographie der Briefe, Nr. 42). S. 215-216: ES - , MP - , Sbd 55 Abschrift eines Briefes in einer „Sammlung von Excerpten, Entwürfen und Vormerkungen" (Anfang: „Kam die Aufforderung zur Erfüllung eines Versprechens, das ich seit 10 Monaten unerfüllt lassen konnte, wirklich von Ihnen selbst . . . " ) . — Wiederholt in: Rahmer, Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen Quellenforschungen. Berlin: Reimer 1909, S. 419-420. Von Rahmer Brockes zugeschrieben. H . : Das - schon Zolling bekannte — sogen. „Tagebuch" von Brockes „in Händen der Nachkommen in Waren (Mecklenburg)", über das Rahmer (Das Kleist-Problem, Berlin 1903, S. 65f.) bereits berichtet und aus dem er (S. 66—71) den Entwurf eines Briefes von Brockes an Kleist (Anrede: „mein bester Heinrich") und (S. 176) eine Eintragung von Brockes, die „unmittelbar unter dem Eindruck von Kleists Briefe geschrieben scheint", veröffentlicht hatte. b) Bumke, Joachim: Zu Kleists Briefen. - In: Euphorion 52 (1958) S. 183-192. Behandelt im ersten Abschnitt den zweifach veröffentlichten Brief, der „alle Eigenschaften der Kleistschen Jugendbriefe" zeige und der von Kleist an Ludwig von Brockes — nicht umgekehrt (wie Rahmer annahm) — geschrieben sein soll. — Bumke nimmt an, daß Kleist diesen Brief „im Herbst 1801, wahrscheinlich noch von Paris aus" schrieb und daß Brockes die beiden vorliegenden Abschnitte daraus 17

Alexander Dombrowsky (geb. 16. Sept. 1883 in Kattowitz) studierte in Berlin, Leipzig und Göttingen Germanistik, Geschichte und Nationalökonomie und promovierte bei Edward Schröder. Da er jüdischer Abstammung war, stand ihm Minde-Pouet skeptisch gegenüber. Es bedarf der näheren Untersuchung, ob hier außerwissenschaftliche Gesichtspunkte die Argumentation beeinflußten.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists in sein Tagebuch aufnahm, weil der Brief für ihn „von außerordentlichem Interesse" war. („ein lebendiges Zeugnis seiner Wirkung auf einen anderen Menschen"). Vorlage: Die beiden voneinander abweichenden Textfassungen Rahmers. „Dabei wirkte sich nachteilig aus, daß Rahmer nicht Philologe war, sondern Arzt; an dreißig Stellen differieren die beiden Abdrucke; aber nicht so, daß der eine genau, der andere ungenau ist, sondern einmal hat dieser, einmal jener den besseren Text". Zur Textgestaltung erklärt Bumke: „Ich habe mir aus beiden das beste herausgesucht, doch war die Entscheidung nicht immer sicher; überdies blieben Zweifel, ob wirklich überall, wo beide Abdrucke übereinstimmen, der Text korrekt ist" (S. 184). — Das Tagebuch ist verschollen; auch den Nachlaß Rahmers konnte Bumke nicht ermitteln (freundliche Mitteilung v. 5. Dez. 1967). c) Helmut Sembdner (11,974) bemerkt hierzu: „Die von Bumke beigebrachten Fakten und Parallelen aus Kleists Briefen erscheinen durchaus beweiskräftig, wenn es auch verwunderlich bleibt, daß Brockes ein an ihn gerichtetes Schreiben, in dessen Besitz er war, noch einmal exzerpierte". d) Starke Bedenken gegen die Verfasserschaft Kleists äußert Hans Joachim Kreutzer (Euphorion 62, 1968, S. 196): „natürlich zwingt uns nichts, a priori anzunehmen, daß überhaupt ein Zusammenhang mit Kleist besteht". Kreutzer nennt vor allem „stilistische Anhaltspunkte, die eine mangelnde Übereinstimmung dieses Textes mit Kleists Briefstil erweisen".

Mystifikationen und Fälschungen

1. Blumenlese aus dem Stammbuche der deutschen mimischen Künstlerin, Frauen. Henriette Hendel-Schütz gebornen Schüler. — Leipzig u. Altenburg: F. A. Brockhaus 1815 (vgl. Sembdner, Bibliographie, Nr. 22). S. 62: „Arion spricht: - ein wandernd Leben . . . " ES V,493, MP VII,64, Sbd: —, Fälschung von Friedrich Karl Julius Schütz 18 . Ermittlungen, niedergelegt in einem unveröffentlichten Aufsatz von Hans Zeeck, Das Ehepaar Schütz und Kleist. Ein gefälschter Stammbuchbeitrag. In : Korrekturfahnen für das Jahrbuch der Kleist-Gesellschaft 1944/45. Zeeck konnte bei noch lebenden Nachkommen der Henriette Hendel-Schütz, einer Urenkelin in Stettin, das für die Blumenlese benutzte Stammbuch (313 lose Blätter) einsehen. Nachforschungen ergaben, daß Friedrich Karl Julius Schütz — Sohn des Herausgebers der Allgemeinen Literatur-Zeitung und vierter Ehemann der Hendel-Schütz — für seine Veröffentlichungen 272 Vorlagen benutzte, von denen 44 im Album nicht oder nicht mehr vorhanden sind; auch die Vorlage für das angebliche Kleist-Gedicht fehlt. Zeeck kommt zu dem Schluß, daß „der sich als so unzuverlässig erweisende Sichter, Ordner und Herausgeber seiner Sammlung mehr geben wollte, als er überhaupt hatte".

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Zeeck charakterisiert F. K . J . Schütz als einen Mann, der „trotz seines Professorentitels immer der typische Journalist und Kompilator" blieb.

Mystifikationen und Fälschungen

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2. Schering, Emil: H . v. Kleists verschollener Roman. - In: Berliner Tageblatt, Nr. 369 v. 7. Aug. 1926: Stellt die These auf, Tieck habe Kleists Roman unterschlagen und zwanzig Jahre später unter dem Titel Vittoria Accoromhona als eigenes Werk veröffentlicht. Diese These wird bereits an gleicher Stelle von Eduard Berend abgelehnt. Ausführlich nahm dazu Stellung: Karl Vietor, Tieck oder Kleist? — In: Jahrbuch der KleistGesellschaft 1925/26, S. 138-147: „Die Vittoria hat nichts gemeinsam mit Kleists Kunst; also auch nichts zu tun mit der besonderen Frage, wie es sich mit dem angeblich hinterlassenen Romanfragment Kleists verhält. Sie ist und bleibt Tiecks ausschließliches Eigentum, sein modernstes Werk, der letzte große Wurf, der dem absterbenden Talent des alten Dichters gelang" (S. 147). Vgl. die Auszüge in: Sembdner, Nachruhm, Nr. 244a/b (aus der Argumentation von Schering und Berend). 3. Jaffe, Alfred (Pseud.: Alfred Petrus): Publikation verschiedener „unbekannter" Werke Kleists. - In: Die Woche im Bild (Ölten) vom 2 . - 2 3 . Juni 1929. Quelle: angeblich Abschriften aus Familienbesitz nach Originalen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Straßburger Bibliothek (Alewyn: „was in diskreter Form zu der Befürchtung einlädt, daß sie 1871 mitverbrannt sind"). Ironische Abfertigung durch Richard Alewyn, Klassiker in Pfaffendorf. — In: Voss. Zeitung, Unterhaltungsblatt Nr. 178 v. 2. Aug. 1929 (vgl. Auszüge in Sembdner, Nachruhm, Nr. 245 b). Alewyn hatte sich mit Jaffe in Verbindung gesetzt und den Schwindel sofort durchschaut. Er betont die „unbeschreibliche Banalität" und die „dick aufgetragene katholische Tendenz" der Texte und erklärt: „Denn das Gewerbe des Herrn Petrus beschränkt sich keineswegs einseitig auf das Finden von Novellen von Kleist, es stellte sich vielmehr heraus, daß schon seit geraumer Zeit ganz unbemerkt unbekannte Erzählungen von E. T. A. Hoffmann und Hauff, Gedichte von Paul Gerhardt, Kurfürstin Luise Henriette, Fritz Reuter, Chamisso, Eichendorff, E. M. Arndt u . a . aus derselben Quelle ans Licht getreten sind, natürlich, dem Geschmack des Finders entsprechend, stets mit nationalistischer oder katholischer Tendenz [. . .]. Aber kleine rechtsstehende oder katholische Blätter im Riesengebirge oder in Schwaben, an der Saar und in der Schweiz, in Westfalen und in der Mark, scheinen immer wieder gerne etwas Klassisches zu bringen, wenn es in ihre Richtung paßt. Und sie verlangen dann keine Beweise und keine Urschriften, denn hier traut man noch ehrlichem Manneswort". 4. Die F ä l s c h u n g e n K. G. H e r w i g s : a) Die Publikationsflut in verschiedenen Zeitungen 19 : Neues über Heinrich von Kleist. Unveröffentlichte Dokumente von seiner Gefangenschaft im Fort des Joux. In: Tägliche Rundschau, Unterhaltungsbeil. v. 20. Aug. 1921 und Deutsche Zeitung, Unterhaltungsbeil. v. 21. Aug. 1921. Eine Kleist-Entdeckung. — In: München-Augsburger Abendzeitung, Unterhaltungs- u. Literaturbeil. Der Sammler v. 23. Aug. 1921. Neu aufgefundene Dokumente von Heinrich v. Kleist. — In: Münchner Neueste Nachrichten v. 3./4. Sept. 1921. Unveröffentlichtes von Heinrich v. Kleist. — In: Kölnische Zeitung, Literaturu. Unterhaltungsblatt v. 14. Sept. 1921.

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Diese Zusammenstellung beruht auf Material von Eva Rothe.

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Die posthumen Erst- und Wiederabdrucke der Werke und Briefe Kleists Ungedruckte Kleistbriefe. - In: 8 Uhr-Abendblatt d. National-Zeitung v. 20. Sept. 1921. Neue Kleist-Dokumente. - In: Berliner Tageblatt v. 28. Sept. 1921. Zwei unveröffentlichte Briefe Heinrich von Kleists. Aus den aufgefundenen Dokumenten vom Fort des Joux. — In: Tägliche Rundschau, Unterhaltungsbeil. v. 30. Sept. 1921. Neue Dokumente von und über Kleist. - In: Die Weltbühne 1921, 6. Okt., S. 3 4 3 - 3 4 6 ; 13. Okt., S. 369 - 3 7 2 ; 20. Okt., S. 3 9 8 - 4 0 0 ; 27. Okt., S. 4 2 5 429; 3. Nov., S. 4 5 7 - 4 5 9 ; 10. Nov., S. 4 7 3 - 4 7 7 ; 17. Nov., S. 5 0 3 - 5 0 6 ; 24. Nov., S. 5 2 6 - 5 2 7 ; 1. Dez., S. 5 4 7 - 5 4 9 ; 8. Dez., S. 572 - 574. Neue Kleist-Dokumente. — In: Königsberger Allgem. Zeitung v. 14. Okt. 1921. Bekenntnisse H. v. Kleists. — In: Frankfurter Zeitung v. 4. Nov. 1921. Heinrich v. Kleist auf Fort des Joux. — In: Leipziger Tageblatt v. 27. Nov. 1921. b) Schon Minde-Pouet (Jahrbuch der Kleist-Ges. 1921, S. 105) referierte über die angeblichen „Funde" sehr skeptisch. Ludwig Scheumayer (München-Augsburger Abendzeitung, Unterhaltungs- u. Literaturbeil. Der Sammler v. 8. Sept. 1921) wies Herwigs Behauptungen über Rotrous Komödie Die zwei Sosias (als Vorlage für Molière und Kleist) ab, und Dora Wentscher (Die Hilfe v. 15. April 1922) bezweifelte die Echtheit der Briefe. „Große Skepsis" meldete auch Paul Kluckhohn (In: Dt. Vierteljahrsschr. f. Literaturwiss. u. Geistesgesch. 4, 1926, S. 801) an. Minde-Pouet und Richard Samuel haben damals „unabhängig von einander Nachforschungen in Orbe (Franz. Schweiz) angestellt 20 , um die Wahrheit über Herwig herauszubekommen, und beide haben die Auskunft bekommen, daß Herwig nie an dem fraglichen Archiv gearbeitet hat. Ebensowenig befinden sich dort irgendwelche Unterlagen, die Kleist betreffen" 21 . c) Die Forschung wäre wahrscheinlich über diese Fälschungen hinweggegangen, wenn nicht Ludwig Marcuse (Die Rache Heinrich von Kleists, in: Neue Schweizer Rundschau. N . F . 18, H. 5, Sept. 1950, S. 2 9 8 - 3 0 5 ) Herwig Glauben geschenkt und in Erich Brock (Neue Zürcher Zeitung v. 17. April 1951) einen Gefolgsmann gefunden hätte. Hansres Jacobi, damals mit dem Amphitryon-Stoii beschäftigt, sah sich daraufhin zu einer Entgegnung (Eine Kleist-Mystifikation, in: Neue Zürcher Zeitung v. 26. April 1951) veranlaßt 22 , in der er den Sachverhalt noch einmal darstellte und eine „erdrückende Fülle von Einwänden und Widerlegungen" gegen Herwigs Texte bot. Für ihn liegt die Vermutung nahe, „daß diese Dokumente zwei Jahre nach Abschluß des Versailler Vertrags und im Elend der deutschen Nachkriegsjahre in einer Art Hasspsychose Frankreich gegenüber veröffentlicht wurden". Ludwig Marcuses Antwort (Kleist-Dokumente. Zu einer Polemik, in: Neue Schweizer Rundschau. N . F . 19, H. 2, Juni 1951, S. 119-121)

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Herwig (Weltbühne v. 6. Okt. 1921) hatte behauptet, im waadtländischen Städtchen Orbe auf der Munizipalität unter Kirchenakten Rotrous Die zwei Sosias mit handschriftlichen Bemerkungen und Ubersetzungen Kleists sowie „eine Reihe von Briefen und das Tagebuch eines literarisch dilettierenden Offiziers namens Meunier, der Kleist zu bewachen und zu verhören hatte und ihn möglichst der Spionage überführen sollte", gefunden zu haben. Aus einem Brief Eva Rothes an Elisabeth Frenzel vom 22. März 1955; vgl. ausführlicher in: Jahrbuch d. dt. Schillerges. 5 (1961) S. 1 7 3 - 1 7 5 . Wiederabgedruckt in: Hansres Jacobi, Amphitryon in Frankreich und Deutschland. Ein Beitrag zur vergleichenden Literaturgeschichte. Zürich 1952. (Zürcher Beiträge zur vergl. Literaturgeschichte. 2.) S. 126—130.

Mystifikationen und Fälschungen

357

ist nichtssagend 2 3 . Eva Rothe schreibt: „ D i e Briefe H e r w i g s an Minde-Pouet, J u l i u s Petersen, M a x H e r m a n n , M o n t y Jacobs, die teils im Original, teils in Abschrift in M i n d e - P o u e t s Nachlaß aufbewahrt sind, vermitteln den Eindruck einer anormalen Persönlichkeit, w a s durch Ä u ß e r u n g e n M o n t y Jacobs' und Eduard von der Hellens bestätigt w i r d , die H e r w i g persönlich k a n n t e n " 2 4 .

23

24

Die Municipalité d ' O r b e schrieb am 5. J u n i 1951 an M a r c u s e : „ Q u a n t à dire qu'ils n'existent pas et que les publications sont fausses, nous ne pouvons aller j u s q u e - l à " u n d : „En définitive, nous ne p o u v o n s rien préciser au sujet des écrits en q u e s t i o n " (S. 120). Marcuse glaubt jedoch, daß dies nichts beweise. J a h r b u c h d. dt. Schillerges. 5 (1961) S. 174.

Register Der Buchstabe A kennzeichnet Stellen in den Anmerkungen

Werke Kleists Nicht erhaltene Werke sind durch ein unechte bzw. kontroverse Zuschreibungen durch [ ] gekennzeichnet

Aeronautik 289 Albumblätter 280-284 Allerneuester Erziehungsplan 289 Ampbitryon 106, 112, 152-156, 161, 164, 166, 199, 229, 255, 343, 356 - V. 642: 235, V. 644f.: 235, V. 1653: 230 [An das Publikum] 300,352 [An das Publikum (der Berliner Abendblätter)] 352 An den Erzherzog Carl („Hättest Du Türenne besiegt . . .") 267, 271 A An den Erzherzog Carl („Schauerlich ins Rad . . .") 267, 271, 273, 348 f. [An den Großherrn] 349 An den König von Preußen 1: Probedruck: An Friedrich Wilhelm den Dritten, König von Preußen 271, 274, 276 f. — 2: BA 5. Okt. 1810: Ode auf den Wiedereinzug des Königs im Winter 1809 103, 128, 271, 274 - 3: Bruchstück (.Rußlands Triumph) 271, 278 - 4: Tieck-Druck: An den König von Preußen. 2ur Feier seines Einzuges in Berlin 266f. - 5: h 1 : An Friedrich Wilhelm den dritten, König von Preußen 210, 267, 272, 275 - 6: h 2 : An den König von Preußen, zur Feier seines Einzuges in Berlin im Frühjahr 1809 267, 270, 271, 273 An die Interessenten des Journals Phöbus 300 An die Königin Luise von Preußen 1. Fassung („Die Glocke r u f t . . .") 270f., 273 - 2. Fassung ( „ D u , die das Unglück

. . .") 210, 236, 269, 270, 273 - 3. Fassung (Sonett) 90f., 266f., 272, 273, 275 An die Nachtigall 270 f. [An die Verfasser schlechter Epigramme] 346 An Franz den Ersten 2 A, 267, 271, 277 279 [An Kaiser Franz während der Friedensunterhandlungen] 223, 348f. An Palafox 267, 271 A An S. v. H. (als sie die Kamille besingen wollte) 127, 152, 209, 236, 266, 268, 271,277,280 A An unsem Iffland 27,8 [An Wilhelmine] s. Nicht aus des Herzens bloßem Wunsche Anekdote (Bach) 288, 296 Anekdote (Baxer) 288 Anekdote (Diogenes) 304 [Anekdote (Gluck)] 294, 300, 351 Anekdote (Jonas) 303 Anekdote (Kapuziner) 293 Anekdote (Napoleon) 299 [Anekdote (Shakespeare)] 294, 300, 351 [Anekdote (Zar Iwan)] 288, 350 Anekdote aus dem letzten Kriege 287 Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege 98, 286 Anekdoten 128 Anfrage (Berliner Abendblätter, 24. Dez. 1810)303 Ankündigung (Berliner Abendblätter, 22. Dez. 1810, Voss. Ztg., 1. Jan. 1811) 300-301

360

Register

Anmerkung (zu Kleists Der Engel am Grabe des Herrn) 305, 353 Anmerkung des Herausgebers (zum Artikel Kunst-Ausstellung) 301 Anzeige (Aufsatz Über die neueste Lage von Großbritannien) 301 Anzeige (Aufsatz über die Proklamation der Universität) 301 Anzeige. Berliner Abendblätter {Voss. Ztg. 25. Sept. 1800)300 Anzeige (Berliner Abendblätter, 1. Okt. 1800)300 Anzeige (Berliner Abendblätter, 30. März 1811)292 Anzeige (Die sogenannte unpartheische Gesellschaft) 301 Anzeige (Spenersche u. Voss. Ztg., 15. Nov. 1810)305 (Anzeige) zum Phöbus, Einzeldruck 4° 209,236, 295, 353 Anzeige (zum Phöbus), Einzeldruck 8° 209, 236, 295, 353 Anzeige (Zwei Aufsätze über Chr. J. Kraus) 301 >: ~ Ariadne auf Naxos 324 [„Arion spricht. . ."] 354 [Auf einen Denuncianten] 346 Aufforderung 296 Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden 11 A, 291, 295 [Außerordentliches Beispiel von Mutterliebe bei einem wilden Tiere] 294, 300, 351 Die Bedingung des Gärtners 286, 292, 295, 301 Die beiden Tauben 106, 127, 152, 266 Beispiel einer unerhörten Mordbrennerei 293 Beiträge zu den Berliner Abendblättern 87, 90, 9 5 - 9 7 , 100 f., 128, 2 8 6 - 2 8 9 Beitrag zur Naturgeschichte des Menschen 299 Berichtigung (zu einem Aufsatz von H r . J. Kraus) 301 [Berichtigung (zur Erklärung Hitzigs)] 301, 352 Betrachtungen über den Weltlauf 287 Das Bettelweib von Locarno 128, 153 f., 284, 352 - Fassung BA 285 Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken 287

Brief der Gräfin Piper an eine Freundin in Deutschland 297 Brief eines Dichters an einen anderen 291 Brief eines jungen Dichters an einen jungen Maler 223, 288 Brief eines jungen märkischen Landfräuleins an ihren Onkel 286, 295 Brief eines Malers an seinen Sohn 288 Brief eines politischen Pescherä über einen Nürnberger Zeitungsartikel 286, 295 Brief eines rheinbündischen Offiziers an seinen Freund 286, 295 [Bruchstück (aus Dahlmanns Nachlaß)] 223, 348 f. Bulletin (Ein Engl. Officier) 298 Bulletin (Fragment einer Ubersetzung vom Tode Abels) 297 Bülletin (Der Herausgeber der Schweizerischen Nachrichten) 304 Charite-Vorfall 288 [Coquetterie und Liebe] 339-345 Denkübungen für Wilhelmine 176 f., 185, 226, 322 Dramen 154, 244 Druckfehler (zu Toller Hund) 304 Duplik auf Hrn. Hitzigs Replik 301 [„Ein edler König ist der Welt gegeben . . ."] 347 Ein Satz aus der höheren Kritik 293 Einleitung (der Zeitschrift Germania) 287, 295 Einleitung (zum Brief von Henriette Hendel-Schütz) 299 Empfindungen vor Friedrichs Seelandschaft 128, 288 Der Engel am Grabe des Herrn 127, 142, 163, 266 Epigramme 127, 142, 152, 155, 265, 268f., 271 Epilog (zum Phöbus) 127, 142, 268 Das Erdbeben in Chili 106, 153 f., 218, 284 f. Erklärung (Aufsatz über Friedrichs Seelandschaft) 301 Erklärung (Berliner Abendblätter, 22. O k t . 1810) 301 Erklärung (zu Auch etwas über Christian Jakob Kraus auf eine andere Manier) 301

Werke Kleists

361

(Erklärung zu dem Bild von Wächter) 305 (Erklärung zu den Bildern von Kügelen und Carstens) 305 (Eröffnung des medizinisch-chirurgischen Klinikums der Universität Berlin) 297 Erzählungen 134, 141, 143, 152-154, 244 Etwas über den Delinquenten Schwarz 300 Extrablatt zum ersten Berliner Abendblatt 299

Geschichte eines merkwürdigen Zweikampfs 293 ''Geschichte meiner Seele 9, 27 f. Das Gesicht Karls XI 299 Gleich und Ungleich 128, 269 Glückwunsch („Ich gratuliere, Stax . . .") 349 [Das Grab der Väter] 287, 300, 350 Der Griffel Gottes 287

Die Fabel ohne Moral 127, 285 Die Familie Ghonorez 162, 166, 257, 259 Die Familie Schroffenstein 24, 78, 128, 130, 152-154, 156, 162-164, 197, 255, 257f., 280, 289, 342-345 - V. 2368: 33 A, V. 2534:229 Die Familie Thierrez 257 Der Findling 153 f., 284 Fragment eines Haushofmeister-Examens aus dem Shakespeare 270 Fragment eines Schreibens aus Paris 297 Fragmente (Berliner Abendblätter, 10. Dez. 1810) 302 Französisches Exerzitium . . . 292 Franzosen-Billigkeit 292, 302 (Für Adolfine von Werdeck) 283 (Für Eleonore von Haza) 284 (Für Henriette von Schlieben) 281, 283 (Für Karl August Varnhagen) 280, 284 (Für Luise von Linckersdorf) 280 f. (Für Sophie Henriette Wilhelmine Clausius) 283 (Für Theodor Kömer) 282, 283 (Für Wilhelmine von Kleist) 281 f., 284, 346 [Die furchtbare Einladung] 294, 300, 351 Fußnote (zu Allerneuester Erziehungsplan) 301 Fußnote (zum Gedicht Zur Weinlese) 305

Haydns Tod 297 Die heilige Cäcilie 128, 153 f., 284 Fassung BA 285 [Die Heilung] 287, 300, 350 Helgoländisches Gottesgericht 293, 295 Herausforderung Karls IX 297 Die Hermannsschlacht 27, 108, 110, 113-125, 152, 154-156, 202, 204 f., 254, 262, 264, 308 A, 349 Zeitschwingen-Fassung 258 f. - V. 998:234, V. 1163:234, V. 1278:234, V. 16111615:235, V. 1909 ff.:235, V. 1951:27, V. 2 2 2 2 : 2 3 5 , V . 2344:235 Der höhere Frieden 127, 265 Die Hunde und der Vogel 127, 285 Hymne an die Sonne 282 f.

Gebet des Zoroaster 87, 128, 287 Gedichte 133 f., 152, 155, 198, 204, 210, 212, 221, 245 f. Die gefährliche Aufmunterung (Epigramm) 127, 265, 268 [Geistererscheinung] 294, 300, 352 Geographische Nachricht von der Insel Helgoland 293 Germania an ihre Kinder 120, 124, 127 f., 139 f., 146, 254 A, 267 f., 2 7 1 - 2 8 0 Gerüchte 299

* Ideenmagazin 6, 9, 23, 27 Der Jüngling an das Mädchen 278 Jünglingsklage 127, 152, 265, 270 f., 273, 279 Das Käthchen von Heilbronn 14 f., 109 f., 113 f., 117, 123, 129, 141, 152-156, 158, 163, 202 f., 233, 255, 260, 281 A, 308 A, 345 - Phöbus-Fassung 127, 135, 144, 233, 256-258 - V. 2589-2594: 34 A Kalender-Betrachtung 293 Katechismus der Deutschen 120, 248, 286, 289, 295 Katharina von Frankreich 127, 152, 265 A, 268 Kleine Schriften 209, 246, 249 Korrespondenz und Notizen (Fr. v. Stael, Lettres sur l'Allemagne) 296 Korrespondenz und Notizen aus Paris 298 Korrespondenz-Nachricht (Herr Unzelmann) 293 Kriegslied der Deutschen 266 f., 271, 272 f., 277, 279 - Erster Druck u. d.

362 T.: Kriegslied für die deutschen Jäger 271, 278

Register jungen

Lehrbuch der französischen Journalistik 286, 295 Das letzte Lied 254 A, 267, 272, 276, 279 [Die Liehe und die Freude] 338 f. [Das Liehhabertheater} 339-345 [Literarische Notiz] 353 Literatur (L. A. v. Arnim, Halle und Jerusalem) 303 Mädchenrätsel 127, 152, 266 Die Marquise von O. 9 A, 106, 127, 153 f., 224, 284 f. Merkwürdige Prophezeiung 294 [.Merkwürdiges über den General Westermann] 294, 351 f. Michael Kohlhaas 107, 110, 112, 153 f., 195, 218, 226, 236, 245, 284 f. Phöbus-Fassung 127, 285 Miscelle (Aufführung der Oper Cendrillon) 304 Miscelle (Bildniß der unsterblichen Laura) 304 ' Miscelle (Ein französischer Courier) 304 Miscelle (Eine hiesige Künstlerin) 298 Miscelle (Falstaff) 296 Miscelle (Fr. v. Staël) 299 Miscelle (Frau v. Helwig) 297 Miscelle (Herr Damas) 298 Miscelle (Herr Robertson) 298 Miscelle (Hr. Capellmeister Reichardt) 299 Miscelle (Hr. P. Schmid) 297 Miscelle (Montesquieu) 296 Miscelle (Politische Zeitungen) 304 Miscelle (Rechtfertigung) 304 Miscelle (Die Sache der Engländer in Spanien) 298 Miscelle (Selbstmord jener beiden jungen Liebenden) 298 Miscelle (Verdächtige Menschen. Pechkuchen) 304 [Mord aus Liebe] 224, 292, 350 f. Mutterliehe 292 Mutwille des Himmels 287 Der neuere (glücklichere) Werther 292 Neueste Nachricht (Luftschiffahrt) 298 Neujahrswunsch eines Feuerwerkers 293 [„Nicht aus des Herzens bloßem Wunsche . . ."] 176 f., 185, 198, 228, 347

Notwehr 269 Nützliche Erfindungen. Bombenpost 289

Entwurf

einer

[„O halte stets den Glauben . . ."] 345 f. Penthesilea 15 f., 20-22, 107, 113, 117, 123, 132, 134, 141, 152, 154, 156, 158, 163 f., 195, 197, 200 f., 210, 223, 233, 246, 255, 258-260, 330, 344, - Personenverzeichnis: 134,143, V. 7:134,143, V. 304 f . : 134, 143, V. 537:134, 143, V. 1355:140, 146 Handschrift: 256 A, 257 f. — Organisches Fragment 127, 255, 257 Politische Neuigkeit 298 Politische Schriften 105, 112, 119, 153, 156, 269, 286 f. Polizeiliche Tages-Mittheilung (Ein fremder Hund) 293 (Polizei-Rapport) (28. S e p t . - l . Okt. 1810) 304 (Polizei-Rapport) (2. Okt. 1810) 304 (Polizei-Rapport) (3. Okt. 1810) 304 Prinz Friedrich von Homburg 9 A, 24, 72-79, 91, 108, 113, 128, 130, 152, 154-156, 163, 165-167, 196, 200, 223 f., 254, 256-258, 260-265 Handschrift 260 - 265, 270 - V. 362: 227, V. 368:227, V. 392:227, V. 594: 262 Prolog (zum Phöbus) 127, 142, 268 Rätsel (Ein junger Doktor) 288 Rettung der Deutschen 272 f. Robert Guiskard 106 f., 110 f., 127, 142, 152, 156, 163, 199, 229, 254 Roman 355 [,Rosensonett'] 221 f., 242, 349 Der Schrecken im Bade 127, 266 Schreiben aus Berlin (Luftschiffahrt) 289 Schreiben aus Berlin (Die Oper Cendrillon) 288 Schreiben aus Berlin (Überführung der Königin) 297 Schreiben eines Berliner Einwohners . . . 291 Schreiben eines Burgemeisters in einer Festung an einen Unterbeamten 286, 295 Schreiben eines redlichen Berliners 293

Werke Kleists [Die sieben kleinen Kinder] 288, 350 Sonderbare Geschichte, die sich, zu meiner Zeit, in Italien zutrug 291 Sonderbarer Rechtsfall in England 294 Stadt-Gerücht (Die berüchtigte Louise) 299 Stadt-Neuigkeiten 298 Tagesbegebenheit (Capitain Bürger) 293 Tagesbegebenheiten (Aussagen eines Militair-Deserteurs) 299 Tagesereignis (Ulan Hahn) 287 Theater (Die Schweizerfamilie) 296 Theater (Der Sohn durch's Ungefähr) 303 Theater (Ton des Tages) 288 Theater. Unmaßgebliche Bemerkung 128, 288 Theater-Neuigkeit (Die Schweizerfamilie) 296 Die tiefste Erniedrigung 272 f. ,Todeslitanei' 3, 198, 228, 281, 282, 317 Ton des Tages, Lustspiel von Voss 288 [(Uber das Luxussteueredikt)] 292, 303, 353 Über das Marionettentheater 98, 103, 128, 272, 286 Über den Zustand der Schwarzen in Amerika 294 (Uber den Zweck der Polizeilichen Notizen) 300 Uber die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden 111, 259, 290, 295 Über die Aufhebung des laßbäuerlichen Verhältnisses 303 (Über die Aufklärung des Weibes) 310 (Über die Finanzmaßregeln der Regierung) 294, 303, 353 Uber die gestrige Luftschiffahrt des Herrn Claudius 292 Über die Rettung von Österreich 290, 295, 318 Uber eine wesentliche Verbessserung der Klaviatur der Tasteninstrumente 297

Unmaßgebliche Bemerkung 103 Unwahrscheinliche Wahrhaftigkeiten Uralte Reichsfeindlichkeit 299

363

290 f.

Verhör der Gräfin Piper 297 Der verlegene Magistrat 287 Die Verlobung in St. Domingo 153 f., 284 — Fassung in Der Freimüthige 285 [Vision] 223, 348 f. Von der Überlegung 287 Von einem Kinde, das kindlicher Weise ein anderes Kind umbringt 288, 302 Warnung (Allgemeines Industrie-Adreßbuch) 303 [Warnung gegen weibliche Jägerei] 287, 350 Was gilt es in diesem Krieget 286, 287 Das Waschen durch Dämpfe 298 Wassermänner und Sirenen 299 Weihnachtsausstellung 292 Der Welt Lauf 128, 269 Wer ist der Ärmste? 269 Widmung des Prinz von Homburg an die Prinzessin Amalia Marie Anne 270, 280 A Widmungen 280-284 [Wissen, Schaffen, Zerstören, Erhalten] 294, 300, 351 Der witzige Tischgesellschafter 269 Wunsch am neuen Jahre 1800 für den General und die Generalin von Zenge 281 Wunsch am neuen Jahre 1800 für Ulrike von Kleist 228, 237, 281, 314 Zeitgenossen! 287, 296 Der zerbrochne Krug 26, 107 f., 112, 127, 129, 141, 152-156, 163 f., 197, 227, 245 f., 255, 257, 342 A - Handschrift: 164, 197, 256 A, 257 - Phöbus-Fassung 257 - Variant: 131, 133, 135, 142, 144, 156, 192, 225, 227, 255 - V. 857:145 Zuschrift eines Predigers . . . 292 Der Zweikampf 153 f., 284

364

Register

Briefe Kleists (nach der Zählung H. Sembdners) Briefedition 1 - 6 7 , 196, 243 f., 3 0 5 338 Briefkonvolute: Collin, Heinrich Joseph von 322 Cotta, Johann Friedrich 156, 320 Fouque, Friedrich de la Motte 99, 307 f., 311 f. Friedrich Wilhelm III. 3 Kleist, Marie von 29, 5 2 - 6 7 , 310, 317, 336 Kleist, Ulrike von 4, 8, 10 A, 80-86, 138 f., 191-193, 216, 225, 228, 230, 281, 312-314, 328, 353 Lohse, Heinrich 162 Pfuel, Ernst von 4, 328 Preußische Staatskanzlei 3 Raumer, Friedrich von 314 f. Reimer, Georg Andreas 2, 165 Rühle von Lilienstern, Otto 328 Zenge, Wilhelmine von 4, 7, 10 A, 2 7 - 2 9 , 162, 168-186, 190, 197, 212, 237, 306, 309 f., 319 f., 321 - Brief an Kleist: 176 Einzelne Briefe: Nr. 1:206 f., 210, 234-236, 328, Nr. 2:38, Nr. 3 : 6 A, 7, 11 A, 308, 331, Nr. 4:224, 325, Nr. 6 : 3 8 f., Nr. 9:321, Nr. 12:46, Nr. 13:177, 186, Nr. 15: 347, Nr. 18:186, Nr. 19:176, 321, Nr. 21:322, Nr. 22:319, 335, Nr. 24:306, Nr. 25 :40, Nr. 26:334, Nr. 27:306, 310, Nr. 2 8 : 6 A, 176, Nr. 30:40, Nr. 31:310, Nr. 35 : 186, 310, Nr. 36:40, Nr. 37:309, Nr. 41 :306, 309, Nr.43:34 A, 309, Nr. 44:311, Nr. 45:310 f., Nr. 46: 41, 306, 309, Nr. 48:24 A, 320, 332, Nr. 49 :22, 24, 33, 34 A, 306, 310 f., Nr. 50:23 A, 335, Nr. 51 :22 f., 33, 306, 309, Nr. 52 :23 A, 310, Nr. 53 : 35 A, 306, 309, Nr. 54:306, 311, Nr. 55:337, Nr. 56:335, Nr. 58: 27, Nr. 59:1 A, 320, Nr. 61:25, 34 A, 36 f., 307, 317, Nr. 62:342, Nr. 63:320, 342, Nr. 64:342, Nr. 65, 33 A, 342 f., Nr. 66:170, 184, 186, 237, 342, Nr. 67:342, Nr. 72:32, 225, 312, 326, Nr. 73:

320, Nr. 76:343, Nr. 78:228, Nr. 82:162, 320, Nr. 86:253 A, Nr. 87:215, 330, Nr. 88:331, Nr. 89:237, 253 A, Nr. 90:253 A, Nr. 91:330, Nr. 92:225, 309, Nr. 93:330, Nr. 94:330, Nr. 95:327, Nr. 96:330, Nr. 97:309, Nr. 99:13, 331, Nr. 103:322, Nr. 105:2 A, 229, 313, 321, 323, Nr. 106:17, 31, 306, Nr. 107:321, Nr. 109:225, 328, Nr. 110 :328 f., Nr. 115:234, 322, Nr. 116:15, 31 f., 306, 325, 338, Nr. 117:15, 19, 32, 306, 338, Nr. 118:15, 19,31,306,325, 330 A, Nr. 120:305, 324, Nr. 121:253 A, Nr. 122:325, Nr. 123:321, Nr. 125:164, 167, 253 A, 323, Nr. 126: 332, Nr. 127:332, Nr. 128:335, Nr. 129:40, Nr. 130:322, Nr. 131: 225, 328, Nr. 132:328, Nr. 133: 321, 329, Nr. 134:344, Nr. 135 a : 337 A, Nr. 137:229, 313, Nr. 138: 336, Nr. 139:321, Nr. 141:322, Nr. 142:311, 328 A, Nr. 143:314, Nr. 144:330, Nr. 145:322, Nr. 146:323 f., Nr. 148:326, Nr. 151 : 2 A , 321, Nr. 152:290, 318, 337, Nr. 154:313, 327, Nr. 155: 313, 327, Nr. 157:324, Nr. 161 : 326, 337, Nr. 163:333, Nr. 165: 323, Nr. 166:329, Nr. 167:332, Nr. 168:316, Nr. 169:234, 323, 336, Nr. 170:329, Nr. 171:336, Nr. 171a:338, Nr. 172:329, Nr. 173:325, Nr. 174:332, Nr. 175: 336 f., Nr. 176:321, Nr. 177:331, Nr. 178:316, 336, Nr. 179:253 A, 329, Nr. 180:318, Nr. 181:325, Nr. 184:318, Nr. 185:311, 321, Nr. 186:307, 321, Nr. 187:329, Nr. 188:337, Nr. 189:337, Nr. 190:319, Nr. 190a:337, Nr. 191 : 103, Nr. 192:319, Nr. 195:319, Nr. 197:333, Nr. 198:330, Nr. 199:102, 128 f., 307, 312, Nr. 200: 330, Nr. 201 :303, 333, Nr. 202:323, Nr. 203:319, Nr. 204:319, Nr. 205:323, Nr. 206:321, Nr. 207:

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Namenregister 2 A, 321, 326, 329, Nr. 208:16, 21, 32, 325, 329, Nr. 209:325, Nr. 210: 14, 21 A, 32, 306, Nr. 211 :14, 32, Nr. 212:16, 32, 306, Nr. 214:212, 237, 268 A, 275 A, 311 f., 349, Nr. 215:11, 13, 18,29, 32,306, 331,

Nr. 217:319, 330, Nr. 219:324, 329, Nr. 220:321, 325, Nr. 222 : 5 2 - 6 7 , 317, Nr. 2 2 3 : 5 2 - 6 7 , 317, Nr. 224:311, Nr. 225:337, Nr. 226: 219, Nr. 2 2 7 : 5 2 - 6 7 , 317, Nr. 228: 212, 238.

Namenregister Adler, Fritz 225 Aischylos 116 Albanus, Carl Eduard 308, 309 A Albrecht, Egon-Erich 78f., 130 Alewyn, Richard 355 Allemann, Beda 64 Altenstein, Karl Frh. von Stein zum 91, 215, 239, 321, 330f. Althoff, Friedrich 227 Amalia Maria Anne, Prinzessin von Preußen 20, 254, 261 f., 264, 270, 280A Anakreon 44 Ancillon, Louis Frédéric 303 Andreas-Salomé, Lou 8 Angelus Silesius 282 Antkowiak-Slotta, Elisabeth 7 Apel, Johann August 273 Aristophanes 238 Arminius 115, 117f., 123 Arndt, Ernst Moritz 115, 287, 355 Arnim, Achim von 21, 91, 94, 96, 98, 100, 108f„ 120, 128, 195, 203, 227, 287A, 288A, 302, 303, 307A, 321, 325, 349 Arnim, Bettina von 16, 217, 240 Arnim, Gisela von 240 Arnim, Hans Friedrich von 346 Arnold, Robert Franz 209, 236 Assing, Ludmilla von 53 A Auerswald, Hans Adolf von 146 Auerswald, Hans Jakob von 307A, 325, 327 Austerlitz, S. [Autographen] 312A Ayrault, Roger 234 Bachmann, Ottomar 213, 238, 242, 275f., 283 A Baer, Anton [Autographen] 280, 289, 307A Baer, Joseph [Autographen] 153, 156, 185, 329

Bahr, Hermann 224 Bamberg, Felix 174f., 185f. Barrow, John 350 Barth, Ilse-Marie 260 Baxa, Jakob 20 A, 242, 277 Bebermeyer, Gustav 105A Becher, Ad. [Verlag] 311 Beckedorff, Ludolf von 16, 21 Behr, B. [Verlag] 327 Behrend, Fritz 80 A Behrens, Carl 212, 237 Behrens, Jürgen 283 Bellmann, Carl [Verlag] 282 Below, Ludwig von 53 Benecke, Johann Christian Friedrich 48, 51 Benn, Gottfried 5, 7 Benz, Richard 9 Berend, Eduard 355 Berg, Leo 340 Bergk, Johann Adam 292 A Bernays, Michael 28, 156, 269 Bernhardi, Wilhelm 261 Bernus, Alexander von 329 Bertling, Richard [Autographen] 192, 197, 225, 228, 312 A, 326 Besemer, Hans-Christian 52 A Besser, Wilhelm [Verlag] 286, 308, 310 Beutler, Ernst 243, 247 Biedermann, Flodoard Frh. von 242 Biedermann, Günther 168A Biedermann, Karl 1, 28, 32A, 46, 161, 168-187, 224, 309, 310A 319, 321, 347f. Biester, Johann Erich 93 Bink, Hermann 282 A Bismarck, Otto von 220, 241 Bitter, Konrad von 198, 228 Bitter, Rudolf von 228 Block, Paul 233

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Register

Blumenbach, Johann Friedrich 43 Bockel, Otto 27A Böcking, Eduard 347 Börne, Ludwig 311 Boerner, C. G. [Autographen] 236, 273, 277, 282 f. Böttiger, Karl August 16A, 129, 265, 333, 337 Bojanowski, Eleonore von 283 Bojanowski, Paul von 283 A Boke, Johannes 27 A, 159, 190, 224 Bornier, Henri Vicomte de 122, 125 Bose, Karl Otto von 305 Brahm, Otto 105, 112, 213, 222f., 229, 242, 258 A, 322, 348 Bratring, Paul 258 Bratu, Trajan 217, 240 Brauer, Adalbert 241 Brentano, Clemens 91, 94, 96, 98, 100, 109, 116, 122, 124, 128, 240, 263, 293, 352 Brentano, Lujo 218, 240 Breslauer, Martin [Autographen] 143, 275, 283, 331, 333 A Brinckmann, Karl Gustav von 338 Brock, Erich 356 Brockes, Ludwig von 40, 211, 280, 327, 353 f. Brockhaus, Friedrich Arnold 132, 152, 155, 280, 314f., 354 Brügger, Hans-Horst 10, I I A , 25, 26A Brühl, J. A. Moriz 20 Brühl, Karl Friedrich Graf von 316 Brun [Verlag] 257 Buchalski [Berliner Buchhändler] 87 Buchner, C. C. [Verlag] 149f. Buchtenkirch, Gustav 129 Buchwald, Reinhard 53 A, 60 Bühler, Charlotte 259 Büller-Klinkowstroem, Ellinor 5 Bülow, Dietrich von 240 Bülow, Eduard von 1—3, 21, 26, 4 1 - 4 5 , 62f., 70, 72, 82, 8 4 - 8 6 , 97, 127-129, 132, 144, 174, 177-181, 200, 216, 240, 257A, 264, 280f., 286, 289A, 296, 306, 308-311, 314A, 315A, 320A, 321, 325f., 328f., 331, 333, 338, 343, 347 Bülow, Hans von 296 A Bülow, Luise von 240 Bülow von Dennewitz, Luise Gräfin s. Bülow, Luise von

Bürger, Christoph Friedrich 293 Bürgin, Hans 7 Bumke, Joachim 353 f. Burdach, Konrad 218, 240 Buschmann, J . 200, 216, 230, 325 Cäsar, Gaius Iulius 119 Calderon de la Barca, Pedro 74, 150 Carl, Erzherzog von Österreich 78, 116, 123 s. a. Werke Kleists: An den Erzherzog Carl Carstens, Asmus Jakob 305 Chamisso, Adalbert von 150, 299, 355 Charisius, A. [Verlag] 269, 286, 346 Chäteauneuf, Agricol Hippolyte de Lapierre de 351 Christian IV., König von Dänemark 297 Cicero, Marcus Tullius 117 Clarke, Henri Jacques Guillaume 314 Claudius, Karl Friedrich 292 Claus, Anneliese 161A Clausius, Familie 313 A Clausius, Sophie Henriette Wilhelmine 283 Closs, August 242, 336 Cohn, Albert [Autographen] 185 f. Collin, Heinrich Joseph von 116, 122, 314, 322-324, 336 s. a. Briefe Kleists Cotta, Carl von 147, 150, 155 Cotta, Johann Friedrich 16A, 141, 150, 253 A, 321, 333, 344 s. a. Briefe Kleists Cotta, Johann Georg [Verlag] 147—156, 213, 260, 315, 320 Coverlid, Dorothea 260 Cram, Herbert 132 Crelinger, Auguste 128 Culemann, Friedrich 271, 277, 322 Czygan, Paul 325, 327 Czyhlarz, Carl Ritter von 159 Dahlmann, Friedrich Christoph 116—119 123, 134, 138, 143, 145, 218, 223, 240, 256, 258, 348f. Dahlmann, Hermann 257, 271A, 273, 348 Dalberg, Wolfgang Heribert von 28 A Damas (eigentl. Bamas) [franz. Leinwandfabrikant] 298 Dames, George Friedrich 40, 313, 327 Dante Alighieri 150 Darmstädter, Ludwig 199, 229, 238, 313 David, Claude 23 A

Namenregister Debucourt, Jean Philibert 112 Deetjen, Werner 283 Demelius, Gustav 157, 159 f. Dessoir, Max 105 A Devrient, Ludwig 109 Diederichs, Eugen [Verlag] 9A Dietrich, Heinrich 332 Dill, Christa 160 Dilthey, Wilhelm 233 Dingelstedt, Franz 315 Diogenes von Sinope 304 Dombrowsky, Alexander 282 A, 292-295, 303, 305, 353 Dorow, Wilhelm 307, 321 Dove, Alfred 141 Dreifuss, Alfred 226 Duden, Konrad 202 Düsel, Friedrich 339 Duncker u. Humblot [Verlag] 306 Ebstein, Erich 329 Eggert, Fritz [Antiquariat] 252 A Eichendorff, Josef von 355 Eichler, Herbert 335 Ellissen, Hans 141 Eloesser, Arthur 213, 238 Eischenbroich, Adalbert 185 Elster, Ernst 186f„ 191 f., 195f., 198, 211, 219, 224, 241, 243 Emminghaus, Gustav 167 Engel, Eduard 273, 295 Engelmann, Wilhelm [Verlag] 314 Erdmannsdörffer, Bernhard 165, 167, 197, 256-258, 260-262, 270 Falkenberg, Hans-Geert 23 A, 72 A Federn, Karl 242, 309, 321A, 332 Fehling, Maria 333 Felber, Emil [Verlag] 188, 223 Feuchtwanger, Lion 113 Feuchtwanger, Martha 113 Fichte, Johann Gottlieb 115 Fischer, Hermann 150 Fleischel, Egon [Verlag] 322 Fontane, Theodor 233 Forstner, Alexander von 138, 145 Fouque, Albertine de la Motte 307, 311 Fouque, Caroline de la Motte 60, 66, 108, 349 Fouque, Friedrich de la Motte 91, 94, 96, 9 8 - 1 0 0 , 109, 129, 212, 217, 237, 252,

367

254A, 263, 266-273, 275 A, 279, 296, 307f., 311 f., 322, 332, 337f., 349f., s. a. Briefe-Kleists Fouque, Marie de la Motte 330 A Franz I., deutscher Kaiser, als Franz II. Kaiser von Österreich s. Werke Kleists: An Franz den Ersten und An Kaiser Franz . . . Franzos, Karl Emil 307A, 321, 325 Frege, Familie 296 Frege, Waldemar 296 A Frenzel, Elisabeth 80A, 259, 356A Freytag, G. [Verlag] 273, 295 Friedjung, Heinrich 322 Friedrich II., der Große, König von Preußen 93, 115 Friedrich, König von Württemberg 119 Friedrich Prinz von Hessen 53 Friedrich Leopold Prinz von Preußen 201 f. Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 3, 12A, 13A, 31, 65, 101 f., 228, 319, 347 s. a. Werke Kleists: An den König von Preußen Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 267A Friedrich, Caspar David 128, 288, 301 Fries, Albert 202, 233, 283 Frommann, Karl Friedrich Ernst 316 Frühwald, Wolfgang 69 A Funck, Heinrich 194, 226 Funk, Karl Wilhelm Ferdinand von 110 Gärtner, Carl Gottlob 260 Gansauge, H. von 328 Ganz, Bruno 9 Gaudig, Hugo 190, 224 Gaudy, Friedrich Wilhelm von 39 Geibel, Carl 268, 271, 277, 316, 329 Geiger, Ludwig 344 Genee, Rudolph 125 Gentz, Friedrich von 97, 123 Georg II., Herzog von Meiningen 125 Geppert, Franz 341—343 Gerhardt, Paul 236, 355 Gervinus, Georg Gottfried 118 Geßner, Heinrich 37, 317, 339, 343f. Geßner, Salomon 297 Gibbon, Edward 110 Gilow, Hermann 190, 224, 273 Ginschel, Emanuel 238 Glaßbrenner, Adolf 197

368

Register

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig 43 f. Gloger, Agnese von 38 Gloger, Ulrike Amalie 38 Gluck, Christoph Willibald 294, 300, 351 Gmelin, Eberhard 110 Gneisenau, August Graf Neithardt von 12f., 18, 30, 115 Gneisenau, Karoline Gräfin Neithardt von 13 A Goedeke, Karl 147, 186, 251 Görres, Joseph 116, 272 Goeschen, Georg Joachim 321, 345 Goethe, Johann Wolfgang von 17, 21 24 A, 42, 74, 94, 107, 128, 134, 143, 150, 156f., 160, 167, 189, 193f., 199, 213f., 221, 223, 226-229, 233, 240f., 252, 253 A, 281A, 316, 323 - Achilleis 233, Faust 199, 213, 229, Künstlers Apotheose 223, 227, Pater Brey 189, Werther 281A, West-östlicher Divan 228, Wilhelm Meister 241 Goethe, Walter von 164, 167, 323 A Goldberg, Ludwig 283 Golther, Wolfgang 316 A Goltz, August Friedrich Ferdinand von der 102, 318 Gomperz, Theodor 146, 155 Gontard, Frl. von 317A Gordon, Marie 189, 223 Gottsched, Johann Christoph 277 Grabbe, Christian Dietrich 122, 124 Gräfe, Manfred 160 Grimm, Ferdinand 261—263 Grimm, Herman 194f„ 217, 225-227, 240 Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel 249 Grisebach, Eduard 124, 155 Groeper, Richard 227, 238, 276, 335 Grözinger, Wolfgang 260, 345 Großmann-Herrmann, Erich 332 Gruber, Johann Gottfried 345 Grützmacher, Curt 302 A Grumbkow, Frau von 39 Gruner, Karl Justus 95, 98, 100f., 304, 318 Gruyter, Walter de 214, 239 Gubitz, Friedrich Wilhelm 345 Günther von, Geh. Regierungsrat 233 Gundolf, Friedrich 10 Guthke, Karl S. 348

Händler [Landgerichtsrat] 200 Hagen, Friedrich Heinrich von der 263 f. Hagen, Karl Gottfried 39 Hahn, Karl-Heinz 161A Hahn [Ulan] 287 Haller, Albrecht von 316 A Halm, Friedrich 121, 190, 224 Halm, Karl 129, 321 Hantzsch, Viktor 141 Hardenberg, Familie von 305 Hardenberg, Karl August Fürst von 96, 99-103, 128, 300, 307A, 318, 327, 333 Hardenberg, Sophie von 127 Harnack, Adolf von 212, 237 Hartge, M. 277 Hartmann, Ferdinand 127, 266, 268, 286 Hartmann, Julius 241 Hartmann, Ludo Moritz 145 Hattingberg, Magda von 8 Hauff, Hermann 289 A Hauff, Wilhelm 355 Haupt, Moriz 134, 138, 143, 145 Hausmann, [Ministerialbeamter] 334 Haußmann [Weinstube] 190, 224 Hauswedell, Ernst [Autographen] 332 A Haydn, Joseph 297 Haym, Rudolf 142f. Haza, Eleonore von 284 Haza, Johanna von 311 • Haza, Peter von 284 Haza, Sophie von s. Müller, Sophie Haza-Radlitz, Familie von 284 Hebbel, Friedrich 157, 159 Hebel, Johann Peter 302 Heberle, Johann Mathias [Autographen] 1 A, 322 Heine, Heinrich 185, 211, 226, 237f. Heinrich von Rugge 156 Heinzerling, Jakob 159 Hell, Theodor s. Winkler, Karl Gottfried Theodor Hellen, Eduard von der 357 Hellmann, Winfried 6 A Helvig (Helwig), Amalie von 297 Hempel, Gustav 152, 155 Henckel von Donnersmarck, Guido Graf 231 f. Hendel-Schütz, Henriette 299, 325 A, 330, 354 Henrici, Karl Ernst [Autographen] 1, 258A, 296, 302A, 332f., 347A

Namenregister Herbig, Friedrich Ludwig 146 Herder, Johann Gottfried 160 Herrmann, Max 223, 357 Herwig, Karl Gustav 355-357 Herzog, Wilhelm 275, 282 A, 329 Hesse und Becker [Verlag] 258 Hildebrand, Rudolf 196 Himly [Kriegsrat] 318 Hindenburg, Karl Friedrich 43 Hinterberger, Heinrich [Autographen] 302 A Hirzel, Georg 2A, 329 Hirzel, Ludwig 307, 316, 320A Hirzel, Salomon 133f., 138, 141, 143, 145, 316A Hitzig, Julius Eduard 87, 95, 97, 263f., 299f., 301, 302, 311, 312A, 336, 352, Hoffmann, Ad. [Landgerichtsrat] 282 Hoffmann, Eduard 223 Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus 355 Hoffmann, Paul 6A, 8, 10A, 197, 213, 228, 238, 242,255,256A, 257, 259, 272, 276, 282, 284,295, 309, 311, 319A. 326, 331-334, 346 Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich 314 Hofmeister, E. 314 Holbein, Franz von 78, 109, 130 Holtei, Karl von 3, 261, 263, 308 Huber, Ludwig Ferdinand 130 Huber, Viktor Aimé 308 Hüllmann, Karl Dietrich 40 Huth, Johann Sigismund Gottfried 40 Hutten, Ulrich von 116 Iffland, August Wilhelm 16, 21, 128, 302, 316, 332f., 351 s. a. Werke Kleists: An unsem Iffland Ihering, Rudolf von 183 Immermann, Karl Lebrecht 122, 124 Iwan Wassiljewitsch, der Schreckliche 288, 350 Jacob, Herbert 187 Jacobi, Hansres 356 Jacobs, Monty 237, 334 A, 357 Jahns, Max 323 Jaffé, Alfred 355 Jahn, Otto 143, 145, 229 Jarcho, Gregor 1 A Jochmus, Ernst 283

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Jochmus, Friedrich 283 A Jochmus, Ida 32f., 283 A, 312A, 313 Johann Friedrich I., Kurfürst von Sachsen 112 Jonas, Fritz 2A, 168 Jung-Stilling, Johann Heinrich 129 Junot, Andoche, Herzog von Abrantes 100 Kade, Reinhard 251 Kainz, Josef 189, 223 f. Kaiser, Hermann 312 Kalau, Georg Christian Immanuel 40 Kant, Immanuel 89 Kantorowicz, Helena Lina 197, 228 Kanzog, Eva 6A, 309 A, 338 Kanzog, Klaus 2A, 6A, 13A, 19A, 69A, 78, 251A, 254A, 258, 260A, 261 f., 264, 279f., 290A, 293A, 309A, 338, 352 A Karl IX., König von Schweden 297 Karl XI., König von Schweden 299 Karl und Faber [Autographen] 336 Karrig, Ludwig 280 Katharina, Tochter Karls VI. von Frankreich s. Werke Kleists Kayser, Walther 330 A Kehler, Richard von 277 Kerner, Justinus 220, 241 Kerner, Theobald 241 Kiepert, Heinrich 133, 141 Kiesgen, Laurenz 222, 242 Kippenberg, Katharina 8 Kircheisen, Friedrich Leopold von 318 Kirchner, Joachim 284 Kirsten, Adelbert 150 Kirsten, Christa 168 A Kleist, Familie 3, 242, 313 A Kleist, Adolph von 216, 269f„ 274 Kleist, Auguste von 38, 40 Kleist, David Anton von 44 Kleist, Ewald von 44, 276f., 296 Kleist, Georg Friedrich Otto von 48 Kleist, Helene von 234 f. Kleist, Leopold von 40, 54, 234, 291 Kleist, Marie von 2, 8A, 11-21, 22, 29, 52-67, 124, 236, 261-264, 268, 270, 274, 276, 305A, 317, 325, 329, 330 A 331, 336, 338 s. a. Briefe Kleists Kleist, Theodor von 291 Kleist, Ulrike von 2, 12, 31 f., 38, 48, 51 f., 55, 59, 61, 63, 65, 80-86, 116,

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Register

216, 261, 263f., 281, 283A, 306, 321, 323, 326f., 332, 342f., 345 s. a. Werke Kleists: Wunsch am neuen Jahre 1800 für Ulrike von Kleist und Briefe Kleists Kleist, Wilhelmine 38, 40, 51, 281 f., 284, 346 Kletke, Hermann 99, 128f., 308, 311, 318 Klitzing, Familie von 283 Klöden, Gustav Adolph von 133, 141 Klopstock, Friedrich Gottlieb 117, 121 Kluckhohn, Paul 247, 356 Klügel, Georg Simon 43 Knesebeck, Erwin Levin Frh. von dem 283A, 334 Knobelsdorf, Frau von 45 Koberstein, August 1, 4, 38, 71, 80, 1 3 8 140, 145f., 198, 216, 227f., 261, 281, 312, 314, 323, 326 - Ehefrau: 191, 261 Koberstein, Hans 80 A, 196, 227 Koberstein, Karl 227 Koch, Franz 259 Koch, Johannes 282 A Koch, Max 329 A Koch, Rudolf 147-156 Koch, Willy 329 A Köhler, Elise 157, 159 Köhler, Mathilde 157, 159 Köhler, Reinhold 27A, 146, 147-149, 152, 155, 156-167, 256, 270, 324 Könneritz, Hans von 78 A Köpke, Rudolf 3, 71, 87-103, 105, 112, 129, 254, 256A, 262, 264, 269, 286, 288A, 289, 291, 302, 318A, 346, 350 Körner, Christian Gottfried 123 Körner, Josef 242, 276, 279, 335, 347 Körner, Theodor 116, 123, 150, 215, 282, 283 Kosch, Wilhelm 247 Kotzebue, August von 16, 21, 94, 121, 341 Kraukling, Karl Constantin 1, 306 Kraus, Christian Jakob 100, 301 Kraus, Karl 331 Kreutzer, Hans Joachim 11, 19, 252 A, 280, 348, 352, 354 Kröner, Adolf 150f., 155 Kröner, Karl 150f., 155 Krüger, Johann Friedrich August 234 Krüger, Wilhelm Georg 128 Krug, Clara 192, 319, 335 Krug, Konrad 335 A Krug, Otto 335

Krug, Traugott 106A, 185, 335A, Krug, Wilhelmine s. Zenge, Wilhelmine Kügelgen, Gerhard von 305 Kürschner, Joseph 160 Küster, Geh. Staatsrat 318 Kuh, Emil 159 Kuhn, August 94 Kunth, Gottlob Johann Christian 334 Laaths, Erwin 70 A Lachmann, Karl 143, 158, 160, 228 Lämmert, Eberhard 187, 324A Lafontaine, Jean de 106, 117, 127, 266 Landau, Emil 225, 328 Lange, Fritz 278 Lasker—Schüler, Else 5 Laubisch, Friedrich 240 Lavater, Johann Kaspar 160, 194, 226 Leibniz, Gottfried Wilhelm 171 f., 184 Lemm, Friedrich Wilhelm 128 Lenau, Nikolaus 150 Lenz, Jakob Michael Reinhold 223 Lenz, Max 224, 239 Leopold, Prinz von Preußen 231 f. Lessing, Gotthold Ephraim 74, 118, 123, 150, 190, 214, 224, 228, 239, 252, 295 Lette, Wilhelm Adolf 142 Levin, Rahel s. Varnhagen von Ense, Rahel Leyen, Friedrich von der 17A, 223 Lichnowsky, Eduard Prinz von 331 Lichnowsky, Fürst Karl Max 331 f. Lichtenstein, Franz 223 Liepmannssohn, Leo [Autographen] 2 A , 185, 193f., 226, 283, 302A, 313, 326, 328f., 331 Lindau, Paul 3, 13, 61, 105, 111, 161, 183f., 228, 230, 272f., 282, 290, 317f., 322, 337, 340 Linckersdorf, Luise von 280f. Lindenberg, Paul 224 Linhoff, Joseph 161A Lippe, Alexander Graf zur 280 Lipperheide, Elisabeth von, geb. Rouge 236 Lipperheide, Franz Freiherr von 209, 236 Lippert, J. Fr. [Autographen] 271 A, 321 A Livius 206, 235 Loeben, Frl. von 346 Löben, Otto Heinrich Graf von 273, 294, 346A, 351 Löpelmann, Martin 245—248

Namenregister Loeper, Gustav von 167 Loeschbrand, Ernst Eduard von 40 Loeschbrand, Wilhelmine, geb. Kleist 216 Lohse, Heinrich 111, 162, 281, 321 Lohse, Karoline s. Schlieben, Karoline von Lothar, Rudolf 192f., 222, 225f. Lublinski, Samuel 235 Ludwig, Otto 122 Lüders, Detlev 237 Luise, Königin von Preußen 90f., 121, 297 349 s. a. Werke Kleists: An die Königin Luise von Preußen Luise Henriette, Kurfürstin von Brandenburg 355 Luther, Bernhard 334 A Lutze, Albert 346 Mack, Fritz 346 Madihn, Ludwig Gottfried 40 Mähl, Hans-Joachim 247 Maitzahn, Wendelin von 98, 127, 129, 217, 269, 274, 276, 323 f. Manheimer, Victor 275 Manitius, Frau 337 Mann, Erika 6, 7A Mann, Thomas 6 f. Manteuffel, Edwin Freiherr von 185 Manthey, Willy 273 Marcuse, Ludwig 356, 357 A Markwardt, Bruno 69 A Martini, Christian Ernst 6A, 7, I I A , 38, 83, 291, 308, 309 A, 311, 331 Marwitz, Alexander von der 61, 307 Marwitz, Bernhard von der 330 Marwitz, Friedrich August Ludwig von der 330 A Marwitz, Luise von der 330 A Massenbach, Christian von 330 Massow, Auguste Helene von 32 A, 40, 206, 234f., 326, 328 Massow, Valentin von 47 Matenko, Percy 262 Maupassant, Guy de 248 Mauthner, Fritz 340 Max, J. [Verlag] 78 Mayer, Hans-Otto 7 Maync, Harry 113, 203f., 206f., 209-212, 234 Mecklenburg, Günther 113 Meinecke, Friedrich 220, 241

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Meinen, Karl 2, 166, 212, 238, 271, 281, 290, 317A, 318, 321 f. Meinen, Samuel 238 Meisner, Heinrich 218, 240 Mendelssohn, Moses 283 Merkel, Garlieb Helwig 94, 129 Meunier [Franz. Offizier] 356 A Meusel, Friedrich 330 Meyer, Cornelius 332 Meyer, Richard 213 Meyer-Benfey, Heinrich 285 Meyer Cohn, Alexander 2, 185f., 1 9 2 195, 197, 199, 202f., 226, 233-235, 237, 267, 272f., 292, 295, 301 A, 302 A, 313, 317A, 323f. - Ehefrau: 207, 235 Michael, Friedrich 8 Michaelis, Frau Dr. 347A Michelangelo 240 Miltitz, Carl Borromäus von 273 Minde-Pouet, Georg 2 A, 3A, 4, 8, 10, 13, 19f., 24 A, 29, 33 A, 36, 41, 46, 54, 57, 62, 113 f., 122-125, 129, 185, 186-249, 251 f., 253A, 259, 274f., 276A, 277A, 278A, 279, 281 f., 287, 296, 302A, 305A, 311, 312A, 313, 315f., 317A, 321, 324f., 326A, 327f., 330-332, 335, 336A, 337, 350, 353A, 356f. Minde-Pouet, Liselotte 186 Minde-Pouet, Melitta 192 Minor, Jakob 346 Mirabeau, Honoré Gabriel Riqueti, Comte de 111 Molière, Jean-Baptiste Poquelin 106, 150, 155, 238, 255, 356 Moltcke, Frau von 40 Mommsen, Theodor 138, 143-145, 199, 229 Montesquieu, Charles-Louis de Secondât, Baron 296 Morris, Max 309 A, 328 f. Moulin-Eckart, Richard du 296A Mouseler, Marcel 23 A Mülinen, Niklous Friedrich von 37 Müllenhoff, Karl 117 Müller, Adam 14, 16, 20f., 8 9 - 9 1 , 94, 9 6 - 9 8 , 100, 108, 114, 127, 158, 166, 220, 271, 277, 293-295, 303, 305, 315 A, 316, 335, 353 Müller, Ernst 241 Müller, Friedrich (Maler Müller) 24 A Müller, Sophie [geschiedene: von Haza]

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Register

61 f., 203, 234, 236, 280A, 284, 311, 322 A s. a. Werke Kleists: An S. v. H. Münch, Ernst 341 f. Muncker, Franz 147-156, 217, 240, 320 Mündt, Theodor 307 Nadler, Josef 324 A Napoleon I., Kaiser der Fransosen 12, 30, 90, 114-116, 119, 299 Neddermann, Johann Karl Wilhelm 51 Nestroy, Johann 223 Neuendorff, O t t o 2 A , 132, 142A Neumann, Karl 133, 142 Nicolai, Christoph Friedrich 94, 283 Niebuhr, Barthold Georg 2 A Niedermayer, Max 5 Niemeyer, Max [Verlag] 258 Nollen, John Schölte 341-343 Nolte, Ernst [Autographen] 332 A Nordhausen, Richard 104 Novalis 17, 127, 134, 144, 247, 305 Oehlenschläger, Adam Gottlob 110 Oehlke, Waldemar 217, 240 Oelze, Friedrich Wilhelm 5 Ompteda, Christian von 253 A, 316, 329, 336 Ompteda, Ludwig von 316 Oppenheimer, Frau Dr. 283 Osborn, Max 197, 223, 228-230, 238, 289 A O t t o , der alte 44 Palafox, José de 115 s. a. Werke Kleists: An Palafox Pannwitz, Auguste von 32A, 216 Pannwitz, Ottilie von 32 A Pannwitz, Wilhelm von 39, 314, 342 Pansch, Josef 142 Patow, Robert von 146 Pattberg, Auguste 328 Paul, Hermann 234 Peguilhen, Ernst Friedrich 13, 52, 54f., 6 0 - 6 2 , 317 Perl, Max [Autographen] 258 Peschel, Emil 215, 239 Petersdorff, Herman von 295 Petersen, Julius 259, 357 Petsch, Robert 188, 223 Pfeilschifter, Johann Baptist 252, 254 A, 258

Pfitzner, Hans 123 Pfuel, Ernst von 3, 13, 1 6 - 1 8 , 22, 66, 107, 129, 146, 217, 240, 252, 253A, 254A, 263, 274, 284, 321A s. a. Briefe Kleists Pfuel, Friedrich von 2 A , 321 Pilat, Familie 209, 277 Pilat, Josef Anton von 209, 236, 271 Piloty, Karl von 121 Pinelli, Ada 263 Piper, Gräfin 297 Pissin, Raimund 273 Pistor, Karl Philipp Heinrich 303 Platen, August Graf von 150 Platner, Ernst 43 Pniower, O t t o 226, 229, 282 A, 339f., 343 Porada, Käthe von 5 Preller, Friedrich 159 Pretzel, Ulrich 217 A Protzen, Karl Samuel 38 Putzfeld, Carl 4A Raabe, Paul 5A Radowitz, Josef Maria von 267A, 270f., 274 Radziwill, Anton Heinrich Fürst von 91 Radziwill, Luise von 20 f. Raffael Santi 240 Rahmer, Sigismund 8, 53A, 97A, 187, 197, 200f., 204, 214, 216, 220, 225, 2 2 7 f „ 233-235, 239, 251, 274, 276, 281 f., 284, 312A, 313, 317, 325-327, 335f., 346, 353f. Raumer, Friedrich von 3, 9 8 f „ 101 f., 108, 128f., 314f., 318 Recke, Elisa von der 335 Reclam jr., Philipp [Verlag] 69 A, 242 Reichard, Heinrich August Ottokar 148 Reichardt, Johann Friedrich 299 Reimer, Adelheid Wilhelmine 218, 241 Reimer, Dietrich 133, 141 Reimer, Ernst 2 A, 260, 262 Reimer, Georg [Verlag] 239, 274, 281 f., 294, 325 Reimer, Georg Andreas 2, 165, 203, 234, 254, 262-264, 309, 321-323, 325f., 329, 332f., 336f. Reimer, Georg Ernst 2 A, 130-147, 160f., 165, 167, 241, 254, 255A, 257A, 263, 268 Reimer, Karl August 135, 141, 144f.

Namenregister Reimer, Marie 145 Reinbothe, H. 261 Reinmar von Hagenau 156 Remak, Robert 329 Reuter, Fritz 355 Reuter, Otto 6A Reuter, Wilhelm 326 Reynier, Jean Louis Ebenezer 100 Richter, Ursula 229, 235 Richter, Werner 187 Rilke, Rainer Maria 7 Ring, Max 159 Ritter, Heinz 247 Robert, Ludwig 130 Robertson, Etienne Gaspard 298 Rochow, Caroline von 330 A Röbbeling, Friedrich 258 Römer, Wilhelm 311, 321 Roesger, Probst 336 A Rößler, Constantin 184 Roethe, Gustav 105 A, 217, 239f„ 329A Rohmer, Eric 9A Rose, Karl von 215, 239, 330 Rosenberg, Hans 143 Rost, J. Christoph 346 Rothe, Eva 52-67, 166, 225, 234, 247, 251 f., 253A, 267A, 282, 283A, 317A, 337, 356A, 357 Rotrou, Jean 356 Rousseau, Jean Jacques 23, 42 Rühle von Lilienstern, Familie 328 A Rühle von Lilienstern, Otto August 16f., 22, 43, 204f., 225, 234, 257A, 309, 311, 321, 328, 333 Rütten und Loening [Verlag] 278 Rüge, Arnold 185 Runge, Philipp Otto 96 Runze, Martin 236 Rychner, Max 5A Sachs, Hans 197, 223, 269, 299 Sachse, L. [Verlag] 307 Sack, Johann August 102, 318 Sadger, Isidore 4 Samuel, Richard 54, 60, 242f., 247, 259f., 265, 278, 280A, 290A, 348f., 352, 356 Sander, Johann Daniel 336 Sander, Sophie 324, 329 Saran, Franz 258 Sauer, August 212, 237, 282, 317A Sauer, Kurt 130

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Schätzel, Emilie 40 Schätzel, Fabian Wilhelm von 39 Scharnhorst, Gerhard Johann David von 115 Scherer, Wilhelm 143, 156, 159f., 187f., 229 Schering, Emil 355 Scheumayer, Ludwig 356 Schill, Ferdinand von 115 Schiller, Charlotte von 163 Schiller, Friedrich 28 A, 52, 114, 121, 124, 127, 139f., 146, 149f., 168A, 252, 282A - Wallenstein 48, 52, Wilhelm Teil 115 Schiller, Herbert 150 Schillmann, A. R. 287, 289 Schlegel, August Wilhelm 20, 94, 97, 114, 134, 144, 347 Schlegel, Friedrich 2A, 94, 97, 144, 318, 322 Schleinitz, Familie von 208, 235, 309A, 327 Schleinitz, Julius Frh. von 328 A Schleinitz, Otto Frh. von 235, 327f. Schienther, Paul 105, 112, 199, 229 Schlichting, Frau 40 Schlieben, Henriette von 1, 281, 283 Schlieben, Karoline von 24A, 281, 306, 320, 321, 332 Schlösser, Rudolf 341 Schlosser, Horst Dieter 260 Schmalz, Auguste 271 Schmid, Peter 297 Schmidt, Erich 8A, 70f., 105, 110, 112, 113-122, 156-160, 162, 186-243, 245, 247, 253A, 261, 271 f., 275, 292, 297, 301A, 313, 323f., 326A, 327, 329, 341 f., 348 Schmidt, Friedrich Ludwig 78 Schmidt, Julian 70, 72, 85, 98, 127, 130-147, 152, 155, 159, 162 f., 166, 186, 253A, 263, 268, 277, 286A Schmidt, Otto Eduard 273 Schmidt, Rudolf 141, 150 Schmidt, Valborg 207, 215, 235, 324 Schmidt, Wolf 199, 229, 324 Schnell, Bernhard 268, 279 Schönburg, Günther Fürst von 242 Schöne, Richard 229 Schönfeldt, Familie von 261, 282, 328 Schönfeldt, Angelika von 191, 216, 225

374

Register

Schönfeldt, Ernst Ludwig Daniel von 201-203, 230, 234f., 237, 284, 328 Schönfeldt, Friederike von, geb. von Pannwitz 38, 281, 312, 314 Schönfeldt, Germanie von 162, 166, 234 Schönfeldt, Karoline 40 Schölte, Jan Hendrik 246, 249 Scholtz, Christian Friedrich Heinrich 39 Scholtz, Karoline 39 Scholz, Wilhelm von 347 Schopenhauer, Johanna 108 Schottlaender, S. [Verlag] 178f., 184-186, 321 Schröder, E. H. [Verlag] 146, 281, 312, Schröder, Edward 218, 240, 353A Schröder, Friedrich Ludwig 79 Schröder, Jürgen 5A Schubert, Gotthilf Heinrich 110 Schüddekopf, Carl 323 Schütz, Friedrich Karl Julius 326, 330, 354 Schütz, Wilhelm von 13, 19f., 21A, 29, 31 f., 262f., 306, 326, 329A, 336, 338 Schuler, Matthias 282 Schultze-Jahde, Karl 351 Schulz, Friedrich 94, 96, 98, 100, 108, 307, 321 Schulz, Gerhard 247 Schulz, Hans 215 Schulz, Otto August [Autographen] 267, 326, 338 Schulze, Berthold 10 A Schwarz, d. i. Johann Christoph Peter Horst 300 Schwarzenberg, Felix Fürst von 137, 145 Schwedthoff, Jenny von 328 A Schweitzer, Christoph E. 337 Schwerin, Maximilian Graf von 142, 146 Seeger [Berliner Autographensammler] 212 Segebrecht, Wulf 310 A Sembdner, Helmut 9, 19f., 21A, 23A, 27, 29, 5 2 - 6 7 , 144, 225, 229, 236, 239, 242f., 245f., 249, 252f., 254A, 256A, 260, 2 6 2 - 2 6 4 , 267A, 270f„ 276, 278, 280-282, 288 A, 289A, 297-299, 302f., 305, 317A, 337, 342, 345, 348, 350-352 Servaes, Franz 193, 222, 225f., 228, 242 Seuffert, Bernhard 324 Shakespeare 24A, 7 4 - 7 6 , 134, 144, 150, 223, 248, 294, 300, 351 - Hamlet 74, 76, Romeo und Julia 75

Siegen, Karl 152, 155, 162, 164, 166, 218, 240, 258, 260, 308 A Silz, Walter 242 Simson, August von 295 Simson, Eduard von 289 Solger, Henriette 177, 186, 306, 318, 324 Solger, Karl Wilhelm Ferdinand 21A, 257A, 262f., 266 Sophie, Großherzogin von SachsenWeimar 165, 167 Spee, Friedrich von 282 Spemann, Wilhelm [Verlag] 155, 160, 184, 272 s. a. Editionen: Kleist, Ausg. Zolling Spieker, Christian Wilhelm 264 Spielhagen, Friedrich 184 Sprenger, Robert 196, 227 Springer, Anton, 257 Stadion, Friedrich Graf 335 Stadion, Philip Graf 335 Stael-Holstein, Anne Loüise Germaine, Baronne de 299 Stägemann, Friedrich August von 91, 346 Staiger, Emil 247 Stargardt, J . A. [Autographen] 113A, 212, 236f., 273, 279, 302A, 316, 333A, 336 f. Stavenhagen, Marie Wilhelmine 241 Stawinsky, Karl 128 Steffen, Ruth 161 A Steig, Reinhold 186f., 192-197, 200f., 206f., 211 f., 217, 219f., 223, 225-228, 230, 240-243, 245, 253 A, 269f., 270-272, 281A, 282, 288 A, 294, 2 9 6 - 2 9 8 , 315 A, 316, 318, 325, 346, 349, 351 f. Stein, Charlotte von 279 Stein, Karl Frh. vom und zum 115 Steingiesser, Paula 272, 275, 279 Steinhagen, Harald 5A Steinhöfel, Valentin von 47 Stenzel, Jürgen 264 Stettenheim, Ludwig 275 A Stifter, Adalbert 331A Stilke, Georg 183 Stimming, Johann Friedrich 55 Stojentin, Friederike von 193, 216, 225 Stojentin, Philipp von 225 Stolberg-Wernigerode, Familie 45 Stolze, Reinhold 129 Stosch, Felix Graf 11, 234, 276, 331

Namenregister Strecker, Karl 211, 237 Streller, Siegfried 69 A Strodel, Hans 10 Struensee, Karl August von 48, 51, 334 Sumeraw, Joseph Thaddäus von 335 Tacitus, Cornelius 116, 118, 123 Teichmann, Johann Valentin 129, 315, 333 Tempsky, F. [Verlag] 273, 295 Theremin, Franz 303 Thum und Taxis, Marie von 8 Tieck, Dorothea 261 Tieck, Ludwig 1 - 3 , 11, 1 3 - 1 5 , 2 0 - 2 5 , 31, 33, 7 0 - 7 9 , 82, 84, 121 f., 124, 127f., 132, 134, 136f., 1 4 0 - 1 4 4 , 152, 155, 159, 162, 166, 252, 2 5 4 - 2 5 6 , 257A, 260-264, 266-268, 271-273, 279f., 296, 308f., 3 1 0 A , 311, 315A, 324 A, 326, 338, 355 Toebe, Geh. Baürat 185 Treitschke, Heinrich von 4, 81, 119, 124, 134, 143, 256 Trewendt, Ed. [Verlag] 327 Uhland, Ludwig 159, 220, 234 Ulmann, Heinrich 333 Unzelmann, Friederike 128 Unzelmann, Karl Wilhelm Ferdinand 293 Vahlen, Johannes 206, 233, 235 Varnhagen von Ense, Karl August 16A, 53 A, 97, 270, 280, 284, 303, 307, 309 A, 321, 328 A, 332 - Nichte: s. Assing, Ludmilla von Varnhagen von Ense, Rahel 61, 306f., 321, 325 Varus, Publius Quinctilius 116, 118f., 121 Veit, Moritz 141, 147 Velhagen und Klasing [Verlag] 333 f. Victor, Walter 70 A Vietor Karl 355 Vincke, Ernst Friedrich Georg von 130A Vogel, Henriette 5 2 - 6 7 , 129, 281, 303, 317, 3 2 5 A , 337f. Vogel, Louis 129 Vogel, Pauline 338 A Vogt, Friedrich 329 A Vollmer, Wilhelm 1 4 7 - 1 5 6 , 320 Voß, Julius von 216, 288 Vouet, Simon 18

375

Wackenroder, Wilhelm Heinrich 17f. Wadzeck, Friedrich 94 Wächter, Eberhard 305 Waetzoldt, Wilhelm 273 Wallis, Joseph Graf von 335 Walther, Georg Moritz 323 Walzel, Oskar 258, 259 A, 277, 323 Warkentin, Roderich 10A Weber, Carl Maria von 235 Weber, Johann Jakob [Verlag] 169, 184 Weddingen, Otto 233 Wedekind, Tilly 5 Wedell, Frau von 216 Wegner, Christian 290 A Wehl, Fedor 124, 129, 307f. Wehrenpfennig, Wilhelm 256 Weidmann [Verlag] 141, 259, 296, 347 Weigand, Hermann J . 28 A Weigel, August [Autographen] 272 A, 273 A, 275 Weiglin, Paul 333 A Weiher, Juliane von, geb. Kleist 216 Weilen, Alexander von 229 Weinhold, Karl 218, 223, 240f. Weiss, Hermann F. 338 Weißenfels, Richard 204, 234 Weisstein, Gotthilf 200, 229, 238, 272, 277, 313, 317A, 326, 329 Wendt, Amadeus 347 Wentscher, Dora 356 Wenzel, O . 318, 322 Werdeck, Adolphine von 23 A, 54, 234, 283, 322, 334 Werner, Richard Maria 159 Werner, Zacharias 302 Westermann, Franz Joseph 294, 351 f. Westermann, Georg [Verlag] 295 Westphal, Otto 142, 144 f. Wetzel, Friedrich Gottlob 351 Wickert, Ludwig 229 Wickram, Jörg 302 Widman, Joseph Viktor 340 Wieland, Christoph Martin 213, 281, 316 A, 324, 3 4 3 - 3 4 5 Wieland, Ludwig 2 3 9 - 2 4 1 , 244 Wieland, Luise 163f., 167, 324 Wilbrandt, Adolf 11, 105, l l l f . , 152, 155, 186, 242, 290, 338, 350 Wildenbruch, Ernst von 201 f., 213, 230-233 Wildt, Helmut 9

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Register

Wilhelm I., deutscher Kaiser 270A Wilhelm, Prinz von Preußen 262, 270, 303, 333 Wilk, M. 159 Wimpffen, Viktor Graf 323 Winkler, Karl Gottfried Theodor 78 Witkowski, Georg 225 Wohlfahrt, Paul 10, 26 Wolf, Horst 143, 241 Wolfart, Karl 349 Wolff, Eugen 191 f., 197, 225, 227, 257, 339-345 Wrisberg, Heinrich August 43 Wünsch, Christian Ernst 39 f. Wünsch, Herbert 322 A, 334 Wukadinovic, Spiridion 339—343, 345 Wysling, Hans 7A Yorck, Wolf von 269, 291 Yorck (York) von Wartenburg [Familie] 291A Zarncke, Friedrich 157, 160 Zeeck, Hans 354 Zeller, Bernhard 260, 338 Zenge (Familie) 38, 283, 313 A Zenge, August Wilhelm von 185, 281 Zenge, Charlotte Margarete von 281

Zenge, Karl von 43, 45, 48, 52 Zenge, Luise von 23 A, 45, 310, 335 Zenge, Wilhelmine von 2, 7, 22, 24A, 32f., 41, 46, 64, 86, 106, 169, 176f., 185,193f„ 196,198,225-227,228,310, 324, 335, 342f., 345, 347f. s. a. Werke Kleists: Denkübungen für Wilhelmine und Briefe Kleists Zeydel, Edwin H . 78 Zimmermann, H . v. 74 Zimpel, Helene 207, 235, 339-341, 344 Zobeltitz, Fedor von 208, 230, 235, 273f., 321, 327 A, 331 f. Zolling, Theophil 1, 3, 28, 32A, 70f., 104-112, 113, 147f., 155, 160-167, 168-187, 191-194, 198, 200, 203f., 209, 216f., 221, 223, 225f., 228, 234, 236, 238, 241, 253A, 256-258, 267, 271A, 277, 280f., 283, 285, 290f., 295, 302, 307, 320, 322-324, 326, 329A, 331A, 332, 333 A, 336, 340, 344, 348, 350, 353 - Ehefrau: 216 Zschokke, Emil 317, 320 A Zschokke, Heinrich 16A, 2 5 - 2 8 , 34 A, 36, 109, 112, 304, 307, 317, 320, 341 f., 344 Zweig, Arnold 69 A Zweig, Stefan 2, 242, 258, 273, 275, 277, 301, 302A, 347A

Begriffsregister Begriffe Kleists sind durch ein * gekennzeichnet und, sofern sie in der Sekundär-Literatur auftreten, durch runde Klammern eingegrenzt. Aarau 317 Ablagerungsprozeß 5 Abschiedsworte 53, 56, 62, 67 Abschrift 13, 19, 59, 61, 1S2, 254f., 258, 260f., 266, 267, 269, 270, 271, 273, 274, 276, 279, 281, 286f., 289, 290, 291, 295, 306, 309, 312, 313, 314, 317, 321, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 332, 336, 338, 347, 348 Affekt 17A, 33, 58f. * Ahndung 42, 49 Akademie 160, 186f., 240, 324 Album 2 s. a. Werke Kleists, Albumblätter Alexandriner 117, 123 Allegorie 75 Allgemeine Zeitung 282, 339, 341 s. a.

Augsburger Allgemeine Zeitung, Monatsblätter Allgemeiner Verein für Deutsche Literatur 322 Alt-Kessel s. Polnisch-Kessel Altliberale 144 Analogie 109, 118, 122, 125 Anekdote 96, 100, 107, 292f., 302, 342, 350 Anhang 135, 139 Anmerkung 8, 134, 138f., 205 Anonymität 97, 99 Anrede 5 9 - 6 1 * Anschauung 14 Antiqua 210 Anzeiger für deutsches Altertum 217f.

Begriffs register Aphorismus 16 Apostroph 202 Apparat 265 * Arbeit 42, 47 Arbeitsweise 69—71 — K. Biedermann 4 6 - 5 2 , E. v. Bülow 4 1 - 4 5 , Kleist 15, A. Koberstein 80-86, R. Röpke 87-103, P. Lindau 317A, G. MindePouet 122-125, F. v. Raumer 315, E.Schmidt 114-122, H. Sembdner 5 2 - 6 1 , R.Steig 240, Tieck 2 1 - 2 5 , 31 f., 3 3 - 3 5 , 7 2 - 7 9 , Th. Zolling 104-112 Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 335 Archivarisierung 7, 70 Archive, Bibliotheken: Bamberg: Staatsbibl. 149 Berlin-. Amerika-Gedenkbibl. 53 A, 54 A, 186, 216A, 247, 249, 251A, 259, 275A, 278A, 279, 317A, 326f., 332A, 333A; Deutsche Staatsbibl. 143, 183, 218A, 336A; Kgl. Bibl. 166, 238, 256f., 267f., 270-273, 295, 321, 331; Kgl. Hausarchiv 210, 236, 270A, 273; Mark. Museum 226, 268, 277; Preuß. Geh. Staatsarchiv 271, 277, 318f., 321, 334; Preuß. Staatsbibl. 143, 237, 241, 258, 284, 307, 309A, 316, 321, 333; Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. 78, 129, 338; Verlag W. de Gruyter 130, 144-146, 161; Zentrales Archiv d. Akad. d. Wiss. d. DDR 80A, 161A, 168 A, 217A, 240f. - Darmstadt: Hess. Staatsarchiv 20 A, 333 Dresden: Körner-Museum 239, 275, 281, 322; Landesbibl. 79, 159, 161A, 306 Frankfurt a. M. : Freies Dt. Hochstift 212, 237, 247, 279, 283, 310A; Univ.u. Stadtbibliothek 105 A - H a m b u r g : Stadtbibl. 321 — Hannover: KestnerMuseum 277 — Heidelberg: Univ. bibl. 258, 260f.; Köln: Inst. f. Theaterwiss. 161A — Königsberg: Kgl. Staatsarchiv 325, 327 - Leipzig: Bibliogr. Inst. 243; Univ. bibl. 184 — Leningrad: M. E. Saltykov-Shchedrin-Bibl. 267, 280 London: Brit. Mus. 320 — Marbach a. N.: Schiller-Nationalmuseum 161A, 186, 207, 233, 236, 237, 240, 260, 268 A, 272 A, 273 A, 345; (Cotta-Archiv:) 147,

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149, 155, 320; (Dt. Literaturarchiv:) 2 A 219 A, 220 A, 338 - München: Bayer. Staatsbibl. 129, 321, 329 Nürnberg: German. Nationalmus. 336f. — Schleibitz: Yorksche Fideikommißbibl. 291 — St. Petersburg: Kaiserl. öffentl. Bibl. 271A - Uppsala: Univ. bibl. 338 — Warmbrunn: Gräfl. Schaffgottsche Majoratsbibl. 282 Weimar: Nat. Forschungs- u. Gedenkst. GoetheSchiller-Archiv 149, 156, 159f., 161A, 164f., 167, 233, 253, 323f.; Großherzogl. Bibl. 156, 167, 283A - Wien: Hofbibl. 322; österr. Polizeiarchiv 325 — Zürich: Bibl. Bodmeriana 267, 347A; Th. Mann-Archiv 7A Aspern 116, 123 Assoziation 6A, 16, 26, 33 Aufführung 16, 72, 128, 129f., 164, 229 Aufklärung 93 f. Aufruf 194, 201, 233, 238 Augenblick 53, 57, 63f. Augsburger Allgemeine Zeitung 307A Auktion 237, 261, 273, 277, 282f., 296A, 307A, 308, 336f. s. a. Autographenhandel Auswahl 5, 8, 13, 15f„ 18f., 22, 70A, 181 Auswahl-Ausgabe 245, 262, 309 Authentizität 59, 136, 260, 274 Autographenhandel l f . , 173-182, 186, 230, 268, 312, 329 s. a. Namenregister: S. Austerlitz, A. Baer, J. Baer, R. Bertling, C. G. Boerner, M. Breslauer, A. Cohn, E. Hauswedell, K. E. Henrici, J. M. Heberle, H. Hinterberger, Karl und Faber, L. Liepmannssohn, J. Fr. Lippert, M. Perl, O. A. Schulz, J. A. Stargardt, A. Weigel Basel 37 Bayreuth 154, 156 Bearbeitung fremder Vorlagen 292f. s. a. Bühnenbearbeitüng Befreiungskriege 261, 266 Begeisterung 88 s. a. Enthusiasmus Berlin 16, 21, 31, 43, 4 6 - 4 8 , 50, 52, 56, 58f., 65, 79, 84, 8 6 - 8 9 , 91, 93f., 97, 108, 115, 125, 128-130, 132f., 137f., 143, 145, 157f., 162, 164, 172f., 207, 224, 2 2 6 - 229, 233 , 237, 273 - 275, 278, 280-283, 292f., 296f., 302, 308,

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Register

310, 311A, 312, 314f„ 315f., 316, 322, 326f., 332, 334, 347A Berliner Abendblätter 8 7 - 1 0 3 , 107f„ 109A, 128f., 192, 194, 219, 221, 225, 241, 247, 249, 287f., 291-305, 318, 331A, 349-354 Berliner Allgemeine Zeitung 130, 141, 146, 148 Berliner Bibliophilen-Abend 276 Berliner Germanisten-Kneipe 223, 229 Berliner Germanisten-Theater 189, 223, 228 Berliner Schule 187 Berliner Tageblatt 229f„ 237, 295, 331 f., 339, 340, 346, 355, 356 Berliner Universität 157, 190, 215, 224, 229, 235, 239f., 246f., 259, 297, 301 Berlinische Monatsschrift 93 Berlinisches Wochenblatt für den gebildeten Bürger 94 Bern 234, 316, 339, 340, 342 * Bestimmung 42 Bewußtsein 75 Bialokosch 215, 330 Bibel 22, 123, 346 Bibliographisches Institut 70, 191, 196, 200, 202f., 206f., 211, 219, 224, 234, 242-249, 258, 334 Bibliophilie 2, 259, 276, 334 Bibliothek der Deutschen Nationalliteratur 155 Bibliothek der Weltliteratur 147, 149 f. Bibliotheken s. Archive Bild 42, 73 Bildnisse Kleists 81, 162, 166, 192, 203, 206, 207, 213, 219, 225f., 234, 235, 275 A Bildreproduktion 164, 203-205, 219, 239 Billige Ausgabe 150 Biographie 8, 10, 14, 21 f., 25, 28, 70, 85, 104, 132, 222, 243, 245, 248, 328 Biographismus 4 Bischofswerda 332 Bochum 19 A Brandenburg 37 Bremen 230, 235, 237 Breslau 73, 78, 124, 128, 145, 311 A, 321 Brevier 9 Brief 81, 84, 132, 136, 146, 166, 188, 208f„ 253 s. a. Briefe Kleists Briefanfang 12, 27, 65

Briefedition 1—67 Briefempfänger 7, 26 A Briefende 32, 36, 309, 313, 326 Brieffragment 32, 84, 305f., 325f., 336 Briefroman 23 Briefsammlung 137 Briefschluß 12, 25, 27, 32 f. Brocken 45 Bromberg 210, 213, 237f., 241 Buchempfehlung 293 Bühne 16, 21, 315f. Bühne und Welt 239, 330 Bühnenbearbeitung 120, 124, 129 f. Bühnenmanuskript 260, 345 Bürgertum 238 burschenschaftliche Lyrik 117, 123 Centon 140, 146 Charakter 4, 73, 136, 139, 146 Charaktertragödie 122 Chiffre 100, 287, 296 Chronik 73, 100 Chronologie 13, 15f., 21, 131, 152-154, 161, 197 Constitutionelle Zeitung 146 Das Literarische Echo 214, 220, 239, 241 Datierung 5 2 - 6 7 , 131, 206, 242, 263, 282 Denkübung 32 s. a. Werke Kleists: Denkübungen für Wilhelmine Der Beobachter an der Spree 89, 97 Der Freihafen 307 Der Freimütige 93, 102, 129, 300, 351 Der Gesellschafter 347 f. Der Preußische Vaterlandsfreund 349 Der Zwinger (Dresden) 346 Dessau 238, 271, 281 Detmold 260, 345 deutschbewußt 334 A deutsche Erde 232 Deutsche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft 238 Deutsche Literaturzeitung 19A, 191, 222, 224f., 226, 238, 240, 243, 260, 297A, 341 Deutsche National-Literatur 70 deutsche Partei 92 Deutsche Rundschau 239, 330 Deutsche Tageszeitung 295 A Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 80, 289, 302

Begriffsregister Deutsche Zeitung (Stuttgart) 260 Deutscher Kulturwart 335 deutsches Volk 150, 232 deutsch-französischer Krieg (1870/71) 110, 122, 125 Deutschland 109, 119, 149 Deutschland [Zeitschrift] 235, 239 Dialog 189 * Dichter 14, (73, 90, 108f., 111, 114, 221, 308, 343) Dichterrecht 117, 123 i;' Dichtkunst 17, 44 Dichtung 17 Die Fackel 331 Die Gegenwart 3, 104, 106-112, 165f., 169, 183, 203, 216, 223, 256, 281, 290f., 317f., 320, 322-324, 348 Die Grenzboten 3, 4, 133, 135, 139, 141, 146, 269, 271, 316 Die Nation 105A, 112, 223, 339f., 348 Die Weltbühne 356 Diktat 19, 61 Distichon 122, 124 Dokument 3, 8f., 13, 260 Dokumentation 1 , 4 , 8, 10, 265 Dramaturgische Blätter 72, 78 Dresden 16A, 21, 31, 43, 7 2 - 7 9 , 8 9 - 9 1 , 107, 110, 115 f., 122, 124 f., 128, 143, 192, 204, 225, 239, 259A, 260f., 268, 271, 277, 306, 312A, 326, 335 Druckvorlage 114, 264 f. Druckfehler 97, 107, 112, 134, 143, 205, 207, 209, 236, 244, 272 Dresdener Abendzeitung 72—79 Dresdener Morgenzeitung 306 Editionen: Goethe: Jubiläumsausg. 229; Volksausg. 192, 214, 239; Weim. Ausg. 157, 240, 324A - Kleist: tUnterlassene Schriften 1, 21, 152, 155, 254, 261, 263-265, 285, 305; Gesammelte Schriften 82, 124, 152, 155, 255, 268, 284, 306, 309; Ausgewählte Schriften 262, 309; Biedermann 181 f., 319-320; E. v. Bülow 4 1 - 4 5 , 310-311, 338; Cotta 147-156, 320; Hempel 152; Knaur-Klassiker 70 A; Koberstein 80— 86, 312-314; Köpke 8 7 - 1 0 3 , 2 8 6 289, 350; Minde-Pouet 122-125, 2 4 2 249, 277, 300, 336; Rösl-Klassiker

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69 A; E. Schmidt 187f., 258, 272f., 285, 295, 328; J . Schmidt 130, 152, 155, 255f., 268f.; Sembdner (1938) 300f. (Hanser-Ausg.:) 279, 289, 292f., 298f., 303-305, 337; Siegen 155; WinklerAusg. 278A, 302A, 304f.; Zolling 28, 106-112, 160, 166, 221, 241, 256, 270, 281, 285, 291, 321A, 322f. - Novalis: 247 - Schiller: 147, 150 Effekt 57 Einband 2 6 0 - 2 6 2 Einheit von Werk und Brief 28 Einleitung 8, 6 9 - 1 2 5 , 134, 136, 148f., 151, 153, 156, 200f., 243 s. a. Geleitwort, Vorwort * Einsamkeit 14, 20 Emigration (Exil) 247, 259 * Empfindung 30, 46 (,75, 90) .endgültige' Textgestalt 71 Enthusiasmus 21 A Entzifferung 13, 290, 338 Erbauung 9 Erbauungsgedicht 348 * Erdenglück 42 * Erfahrung 41 Erfurt 116 * das Erhabene 33 A (,88) * Erinnerung 47 Erkenntnisinteresse 5, 10, 71 Erklärung 74 * Erscheinung 47f. Erster Weltkrieg 125 Erzähler 189 Essay 10, 69f., 179, 259 Euphorion [Zeitschrift] 21A, 23 A, 224, 237, 254A, 260, 279, 280A, 293A, 302, 309 A, 325, 329 A, 334 A, 335, 336, 348, 349, 351, 352, 354 Ewigkeit 18 Exaltation, Exaltiertheit 20, 66 exzentrisch 16 Exzerpt 6A, 22, 24, 26, 27, 105, 206, 240 Fälschung 354—357 Faksimile 193, 253, 259, 260, 273, 275, 276, 277,284,295,296,298 A, 301, 307, 311, 321, 332 A, 334, 336, 337, 338 Familiengemälde 75 Fatalismus 24 Fehler 54, 208 s. a. Druckfehler, Schreibfehler

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Flexion 208 Flugschrift 296 Formel 14, 25, 27 Formulierungsparallele 7 Formulierungsübertragung 6 A Fragment 1 3 - 2 1 , 29, 31, 33 s. a. Brieffragment Fraktur 210 Frankfurt/Main 22, 73, 78, 128, 247, 283, 329 Frankfurt/Oder 32 A, 39f., 43, 46, 50, 52, 65, 83, 86, 128, 166, 185, 228, 233, 238, 264, 277, 289, 326, 334A, 339f., 342 Frankfurter Allgemeine Zeitung 337 Frankfurter Nationalversammlung 142, 147, 267, 289 Frankfurter Zeitung 105 A, 283, 356 Frankreich 92, 115, 117, 185, 356 Frauentaschenbuch für das Jahr 1818 267, 272 Freiburg i. Br. 234 Freie Literarische Vereinigung (Hamburg) 238 * Freiheit 23, 34 (,208) Freitagsgesellschaft [Marie von Kleist] 263 * Freude 42 * Freudigkeit 12 * Freund 51 Freundin 53, 58, 60, 66 * Freundschaft 12, 30 Friedensblätter 267, 276 Friedersdorf 330 Friedrichsfelde 47 Fürth 207 Fußnote 26, 207, 211, 307, 308, 318, 320A, 331 Gattung 10, 11, 26 A * Gedächtnis (6A,) 41 (,55) * Gedanke 41, 46 Gedankenstrich 19f., 54f., 61 * Gefühl 30, 38, 41, 43 (,73, 340) Gefühlsgemeinschaft 27 Gefühlswert 32 Geheimnis 34 Geleitwort 245, 248 s. a. Einleitung, Vorwort Gemeinnützige Schweizerische Nachrichten 304 * Gemüt 1 4 - 1 8 , 58 (,86) * Generalbaß 11

genial, Genialität 1, 16, 110 Genie 118, 123, 248 Genius 340 Genua 185 * Genuß (8,) 34, 48 (,77) Germania [Zeitschriftenprojekt] 114, 335 Germanistik 80, 158, 159, 187f„ 189, 190, 223, 224, 228, 229 Gesamtausgabe 4, 7f., 28, 132f., 328 Geschichte der .inneren Entwicklung' Kleists 13, 81, 8 2 - 8 5 s. a. Werke Kleists: Geschichte meiner Seele Geschmack 16, 22, 94, 109 Geschmacklosigkeit 122, 124 Gesellschaft der Bibliophilen, Weimar 259 Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei 275 Gesellschaft für deutsche Literatur 190, 223f., 242, 325A, 334A, 346, 351 Gliederung einer Edition 152, 155 * Glück I I A , (23A,) 51 f., 291, 295 * glücklich 12, 13, 30, 31 Goethe-Gesellschaft 193, 210, 226, 236, 239, 323 Goethe-Tagung 219 A, 224 Göttingen 41, 43,138f., 212, 238, 292, 353 Goslar 45 * Gott 34, 66 Graeca [Altertumsgesellschaft] 229 Graphologie 8, 327 Graz 124, 159, 322, 324A Greifswald 256, 261 Groß-Gievitz 57 Gwatt 36 Halberstadt 43 Halle 43, 133, 142, 207, 321 A Hamburg 74, 78, 124, 193, 201, 226, 230, 232, 238, 290A Hannover 137, 271, 322 Hard bei Ermatingen 296 Harmonisierung 79 Haß 90f., 120 Hausbibliothek 149 Hausinschrift 25, 27, 34 A, 37 Heidelberg 228, 256A, 260, 280, 285 * heilig 48 Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, Berlin (gegr. 1960) 9A, 19 A, 20 A, 260 s. a. Kleist-Gesellschaft Held 75 f.

Begriffsregister Herausgeber 6, 8, 6 9 - 1 2 5 , 132f., 148f., 191 f. heroischer Wahnsinn 79 Herold der Zeit 115 * Herz 31, 3 4 f „ 43, 48, 51, 53, 56, 66, (76, 118) * Himmel 24, 30, 34 Historie 117, 123 historische Gattung 114 Historische Zeitschrift 292, 323 f. historisch-kritische Ausgabe 7, 67, 69, 160 Hof (preußischer) 11, 90 f. * Hoffnung 12 Homosexualität 4 Honorar 96, 108, 131 f., 134, 136f., 148f„ 151, 191, 198, 264 Hören 127 Humoreske 290 f. Hymnus 65f., 282f. Idealisierung 79, 121 idealistisch 91 idealistischer Wahn 116 * Idee 47, 49 Ikarus-Geschick 107 Ilsenburg 45 Imperativ 202 Informationsverlust 6 * das Innere 41 f. Insel-Verlag 260, 275 Inspiration 71 Intention 71 Interjektion 33 Interpretationshorizont 69 A Interpunktion 28, 112, 143, 196, 199, 202f., 208, 236, 260, 264, 300, 314f„ 317A, 333 Ironie 74, 278 Italien 137, 145 Jahnsfelde 240, 329 Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 19 A, 53 A, 67A, 225, 234, 252f., 254A, 259, 267A, 237, 238 Jahrbücher der Preußischen Monarchie 95, 347 Janus 308, 310, 311A, 331 Jena 9 A , 114, 158f., 214, 316 Journalismus 107 f., 221 Junges Deutschland 308

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Kapitel-Überschriften 9 Karlsruhe 122, 124f„ 129, 207 Karwe (Kreis Ruppin) 335 Kassel 125 Katholizismus 20 A, 282, 355 Klassiker 149 Klassiker-Ausgabe 28, 70, 150 Klassiker-Privilegien 147 Klassiker-Programm 70, 150 Klassizismus 189 Kleist-Ausstellung 284 Kleist-Bild s. Bildnisse Kleists Kleist - Denkmal 201, 233, 238 Kleist-Gemeinde 163 Kleist-Gesellschaft (gegr. 1920) 238, 242, 2 4 7 f „ 251, 259, 277, 296, 316, 331, 333-335, 336 A, 337, 351, 354, 356 s. a. Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft Kleist-Grab 59, 201-203, 2 3 0 - 2 3 3 Kleists Geburtsdatum 59 Kleistsche Familienstiftung 269 Kleukens-Presse 259 Koblenz 200, 216, 325 Köln 225, 328 Königsberg 106f., 119, 325A, 327, 334 Körper 47, 51 Kollationierung 190, 192, 198, 211, 218, 260, 272 Kollegheft 105A Kombination 75 Kommentierung, Kommentar 8, 10, 11,29, 69 A, 70, 181, 308, 315, 322 Kommunikation 9, 12, 20, 25f., 27, 188 Konflikt 14, 17, 122 Konjektur 28, 134, 139f., 143, 146, 196 Kontaminationsverbot 265 Korrektur 15, 72, 85, 132, 154, 189, 198-200, 202, 2 0 4 f „ 209f., 260, 266, 290, 292, 311, 312, 331 Korrespondent von und für Deutschland 294 A, 302, 351, 352 Kottbus 55, 63, 216, 284, 314, 328 * Kraft 12, 14, 18, 31, 34 Krankheit 107 Krise 14 Kritik 75, 79, 179 * Künstler 50 (,73, 109) Kürzung 11 * Kunst 17, 31 * Kunstwerk 18 * Kuß 12, 15, 29, 31, 32, 44, 47

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* Langeweile 44 * Leben 14, 18, 33-35, 42, 58, 77 * Lebensaugenblick 30 * Lebensgenuß 22, 24, 35 Lebensgeschichte 85 s. a. Geschichte der ,inneren Entwicklung' Kleists * Lebenskraft 34 Lebensweg 308 Leiden der Zeit 118 Leidenschaft 76, 90, 123 Leipzig 43, 124, 130, 138, 141, 143, 145, 164, 169f., 191, 199, 202, 206, 224f., 234, 236, 267, 271, 272 A, 273, 275, 280, 295f., 314, 316, 321, 326, 329, 338, 347 Leipziger akademischer Docentenverein 171, 184 Leipziger Schule 159 Leipziger Universität 185 Leitbild 27; —gedanke 22; —motiv 14; —satz 66; —wort 15 Lesart 134, 192, 209-212, 217, 260, 265 Leseausgabe 69 Lesebuch 70 A Leser 6, 11 f., 14, 70, 74, 96, 104, 119, 135, 152f., 222, 308 Liberalismus 142, 144 * Licht 49 * Lichtpunkt 12 * Liebe 30, 43, 47f., 53, 66 Lieblingsbriefe 176 Litanei 282 Literarische Gesellschaft, Frankfurt/Oder 238, 276 Literarisches Centraiblatt 4, 160, 340 Literat 173 Literaturgeschichte 20 Litteraria (Naumburg) 80 Litteraturarchiv-Gesellschaft, Berlin 2A, 168, 240 Lokalforscher 228, 238 Lokalpatriotismus 213, 237, 238, 303 London 184, 277A, 327A * Lust 18, 31, 36 Lustspiel 339-345 Magdeburg 43 Magnetismus 118 Manier 189 Mannheim 207 Marburg 209, 219, 229, 234, 271A, 279, 336 f.

Matzen /Tirol 159 Maximilian-Gesellschaft 334 Meininger 122, 125 Melancholie 14 * melancholisch 50 * Mensch 23, 35, 42, 51 (,308) * Menschenleben 24, 29 !t Menschheit 14 * menschlich 14, 58 Messina 185 Metapher 248 Metrik 264 Meyers Klassiker Ausgaben s. Bibliographisches Institut Miniatur s. Bildnisse Kleists Miszellen für die Neueste Weltkunde 16 A, 304, 305 Mittelpunkt 76, 79 mnemotechnische Speicherung 27 Monatsblätter zur Ergänzung der Allgemeinen Zeitung 280, 310 Monolog 7, 28, 189 Montage 104-112, 113 Montags-Gesellschaft (Berlin) 312A * moralisch 34 Morgenblatt für gebildete Stände 16A, 110, 112, 269, 271 Motiv 27, 73 s. a. Leitmotiv München 137, 153, 156, 240, 259A, 260, 269 A, 279, 321, 336 Münchener Dichterkreis 155 Münster 161A Musenalmanach für das Jahr 1830 347 Museum des Wundervollen 294, 299 Musik 11, 17, 84 Mystifikation 354-357 Nachahmung 74 Nachdruck 108, 243, 246, 278 Nachlässe: Altenstein 215, 239, 320 A, 321, 331; AmaliaM. A. v. Preußen:262,333; F. C. Dahlmann 143, 256f., 348; Fouque 307, 312; S. v. Haza 284, 311; H. HendelSchütz 330; Kleist (Familienarchiv) 3A, 269, 291; M. v. Kleist 337; U. v. Kleist 261, 281, 314 A, 327; A. Koberstein 80, 261; R. Koch 149; R. Köhler 149, 157, 159, 161; Köpke 256; Familie Krug 169, 185, 319f.;J. Kürschner 160; P. Lindau 161; J. Linhoff 161A; C. Lohse 321;

Begriffsregister v. d. Marwitz 330; Ch. v. Massenbach 330; H. Meisner 218A; G. MindePouet 186, 242; A. Müller 271; E. F. Peguilhen 13, 281, 317; E. v. Pfuel 217, 329 A; S. Rahmer 354; G. A. Reimer 2, 132, 261-263; M. Ring 159; Rühle v. Lilienstern 257A, 328A; Graf Stosch 11, 276, 331, 337; V. Teichmann 315; Tieck: 72 A, 129, 256, 266f., 271, 286f., 309; Varnhagen 53A, 270; H. Vogel 338; W. v. Zenge: s. Familie Krug; Th. Zolling 325; H. Zschokke 317, 320 A Nachruf 157 * Nachruhm 23, 35 Nachsatz 59f., 316, 336, 337 Nachtrag 59f., 64f. Nachwort 69 Nation 119, 232 national 125, 130 Nationalfeind 90 Nationalheld 117 Nationalismus 355 f. Nationalsache 96, 99 Nationalsozialismus 248 Nationalstolz 117 National-Zeitung 136, 144, 230-232, 238, 272, 316A, 326 A, 327, 334 A, 346 * Natur 37, 42, 49 (,74f.) Naturalismus 225 * Naturgesetz 34 Naturwahrheit 79 Naumburg 80 Nebenausgabe 244 Neue Freie Presse (Wien) 170, 183f., 317 A, 322 Nihilismus 23 A, 72 A Nord und Süd 170, 174-181, 184f„ 235, 290, 309, 319, 321A, 339f. Novelle 106 f., 143 objektiv 169 Ode 44, 117, 124 Oder-Zeitung (Frankfurt) 282 A, 283, 326, 334, 335 öderan 176 Öffentlichkeit 3, 6, 12f., 16 Österreich 89f., 115f., 120f., 137, 145, 184, 322, 335 Olmütz 145 Orbe (Französische Schweiz) 356

383

Original 181 f., 262f., 309, 312 A, 313, 321, 324, 326 s. a. Abschrift Orthographie 28, 143, 196, 197, 199f., 202, 208, 300, 319, 333 Papieruntersuchung 261 * Paradies 30 Paralleldruck 105-112, 259, 278, 297, 299, 351 f. s. a. Textsynopse Parallelismus 236 Parerga 288, 347 A, 351 Paris 22-24,33 A, 45,88,106,117,120,122, 171 f., 184,228,284,306,334 A, 352 Parodie 282 A Päse walk 51,177,186 Pathologie 228,281A Pathos, Pathetik 54, 88,119 , Patrioten 221 patriotische Poesie 114 Patriotismus 114,274 Pedanterie 117 Periodisierung 196 Persönlichkeitsschutz 5 * Pflicht 46 Pforzheim 207 Phänomenologie 10,27 Phantasie 14,116 Philister 93 Philologie 8, 70 - klassische229,238 Phöbus 89f., 107f., 114, 127, 132, 134f., 153, 158, 162f., 166f., 202, 204, 209f„ 212,225,236,268,295,305 Pietät3,70,112,174,181 Plagiat 104-112,245 * Plan 51 f. Poesie 14f„ 17A.73,114,116 poetisch 33, 54 politisch 92,93 Politisierung 248 Polizeiberichte 95f., 100, 107, 108 s. a. Werke Kleists Polnisch-Kessel (bei Grünberg/Schlesien) 11,234,276, 331,337 Popularisierung 149 f. Posen 196,198,226-228,330 Positivismus 3 Potsdam 44,52, 56, 59, 84, 89,281 Prag 89,128,237,282,296,352 Prememoria 196 Preußen 79, 95, 106, 115f., 121, 137, 144 f., 185,232,237,333

384

Register

Preußische Jahrbücher 130, 133, 142f., 144 f., 158,160,167,256 Preußische Staatskanzlei 96, 99-101, 107, 315 preußischer Dichter 232 Preußisches Abgeordnetenhaus 257,289 A Privatgelehrter 227f., 234,269 A Privatsphäre3 f., 6, 7,12,32,38-40, 81 Prospekt(Anzeige) 149, 166, 183, 189, 209, 236,259 s.a. Werke Kleists Protestantismus 20 A Prozeß [S. Rahmer-E. Schmidt] 187, 214f.,239,314A Prussia [Altertumsgesellschaft] 325 A Psalm 22 Psychographie 22 Psychologie 4, 56f., 61, 63, 66, 193, 233, 259 Publikum 21, 29, 70f., 75, 79, 83, 93-95, 97,121,134,147,158 Quedlinburg 45 Quelle 84 f., 104,112 Realismus 122,124 * Rechtschaffenheit 25,27, 36 Reflexion 72 Regesten 7 Register 211 Reichsschrifttumskammer 243 * reif 59,65 Reizwort 70 Rekapitulation 64,66 Reliquie 1 f. ,32 f., 133,325,345 Retusche 71 Revision 132, 136f., 151, 163, 199, 202, 205,207f.,210f. Rezension 3, 132, 141, 146, 160, 169, 184, 217f., 220, 225f., 235, 240f., 252A, 349 Rezitation 8,9,117,238 Rheinbund 119 Rheinischer Merkur272 Rhythmus 57, 300 Rolle 109 Rom 23 A, 49 f., 118,120 Romantik 15,94,114,226,273,323 » romantisch [Begriff] (14,) 47 (,95) Romantische Schule 308 * rührend 15,18,44 Rührung 15, 75, 79

Ruhm 76, 89 s. a. Nachruhm Rußlands Triumph 254,274,278 f. Sachsen 79 Satire 344 Schaffensprozeß 259 Scharfsinn 73 f. Schauspiel 114 Scherenschnitt 226 f. Scherer-Schule 229 * Schicksal 23,48, 51 Schleibnitz/Schlesien 291A Schluß 59f.s. a. Briefende, Briefschluß ,Schmerz'-oder-,Schmutz'-Debatte 19 A, 21 f., 64 Schöpfung 75 Schorin (Pommern) 225 Schreibfehler 54, 55, 58,136,265,348 Schreibung 317 A Schrift260f., 290, 346 Schriftsteller 77 "Schuld 23,30,35 Schule 73,75,77,92 Schulmann, Schulmeister 118,227f., 233 Schulpforta 138,185,227,261,312 Schweiz 23,36,107,170,184 Schwermut 1,14,17,25 f. * Seele 35,38,41 f., 45,46-48,58 f., 66 * Sehnsucht 34,46 Selbsterkenntnis 7 Selbstmord 55,59, 61, 63,66 Selbstzitat 25,27 «Seligkeit 18,59 Sentenz 2,9,22,24 A, 25 Sentimentalität 79 Setzerpraktiken 153,203-205 Somnambulismus 76,110 Soufflierbuch 260, 345 Spenersche Zeitung 93,318, 352 Sprichwort 340 f. Spruch 27 A Stade 203,205 f., 234 f., 328 Stammbuch280-284, 325,345, 354 starke Verben 202 Stemma 279 * sterben 12, 30, 58,66 Stereotypausgabe 147 Stettin 283,354 Stil 58, 60, 104, 113, 118, 123, 189, 208, 233f., 248,295,297f., 302f., 341,352f. Stilbruch 57, 59,66

Begriffsregister

385

Typographie 1A, 9,23 A, 140,146,210

Stileigentümlichkeit 134,143,264,352 Stilgefühl57f., 62,303,340 Stilkorrektur 71 Stilkriterien 279,296,298,302 A, 354 Stilparallele 345 Stilvergleich 339 * Stimmung 12—14,31 Stolp 191,216,224,234f. Straßburg 157,160,202,229, 355 Struktur 10,25 A, 65 Stuttgart 124, 148-151, 160, 207, 289, 311, 314,320 Subordination 76, 79 Sujet 62 Symmetrie 73 Synkope 201

Überschrift 9, 70 * unbeschreiblich 15,42,44 ,unglücklicher' Dichter 1 Universität 142, 160, s. a. Berliner U., Leipziger U. unkenntlich gemachte Partien 13,19, 338 unmittelbare Niederschrift 61 unnatürlich 76 Unterhaltung 95 f. Ünterschrift 32,338,346, 348 der .unverfälschte Kleist' 152 Urheberrechts, 178 Urkunde, Urkundlichkeit 10, 57,59 Utopie 18

Tägliche Rundschau 330,331,355 Tagebuch 7, 353 Tamsel(LandkreisLandsberga, d. W.)46 Teilnahme 73 Tendenz 116,122,125,248 Text 69,132 Textdifferenzen 265 Texteingriff 181,265 Textgenese 69 f. Text-Kombination 71 Textkonstitution 264,354 Textsynopse 72-125,279 The Times 146 Theater 50,100,122,124 Theaterdichter 73 Theaterkritik 96,100 Thun 36f., 307,317 Tilsit 114 Tirol 115,159 Titanismus 107 Titelblatt 154,156,244-246 * Tod 12, 18, 22, 24, 30, 33, 44, 53, 57, 59, 63 f., 65, 76 * Todesfurcht 22,24, 76 f. Tragik 4 A Tragödie 122,259, 341 Traum 76 f. Trauma 65 * Triumphgesang 53, 57, 63 f. Tropen 189 "Trost 42 Tübingen 229,280 Tugend 24 Tugendbund 119

Variante 15, 56, 69, 71, 113, 254, 256-258, 259, 260, 264f., 267f„ 270, 271A, 272, 274-276,280,285,295, 321,323 Variantendarbietung 261 s. a. Paralleldruck, Textsynopse vaterländisch 91,278 * Vaterland 43 (,76f., 79,114,118f., 221) Vaterlandsliebe 90 Verfasserschaftsfrage305, 338-357 * Vergebung 30 Vergnügen 73 Verlag 5, 69f„ 130, 147, 160, 188, 196, 243 s. a. Bibliographisches Institut Verlagsrecht 151 Verlagsvertrag 151,155,188,191,198 * Vernichtung 34 * Vernunft 35 Vers 117,189 "Verstand 31,41 Verszählung 200,205 * Vertrauen 25,27,28 A, 43,46,48 Vierteljahrsschrift für Literaturgeschichte 292,323 f. Villafranca 145 Vogelweide [Germanistenvereinigung] 80 Volk 96,99,115,125,150,232 Volksschauspiel vom Doktor Faust 223, 227 Volksverband der Bücherfreunde, Berlin 284,332 * Vollkommenheit 49 Vollständigkeit 133, 135f., 181 Vom Fels zum Meer 4, 186 Vordruck 245

386 Vorkaufsrecht 207 Vorstufe 69 Vortrag 80,112,226,238,314 Vortragsreise 207 Vorwort 14, 82, 84, 161, 207, 243 Einleitung, Geleitwort Vossische Zeitung 93, 95, 107A, 129, 215, 231, 234, 239, 274f., 294, 300, 312A, 318, 322, 326, 328, 334A, 352,355

Register

s. a. 204, 301, 346,

Wagram 116 "'Wahrheit34,41 (,75, 77, 81,115) Waren (Mecklenburg) 353 Wartburgfest 142 Wechsel der Namenformen 143 Weimar 79, 81, 116, 149, 156-159, 163f., 193, 207, 210, 213, 219, 224, 236, 283, 323,344 * Welt 17,66 Weltliteratur 149 f. Werben (bei Kottbus) 284, 314, 328 Werkabgrenzung 11 Wernigerode 44 Wettermanns Monatshefte 284 Wien 12, 31, 73, 78, 114, 116, 122, 125, 128, 158, 160, 162, 166, 183f. 199, 209, 229, 236, 259 A 275, 295, 302 A, 312A, 322,346 Wiepersdorf 325 Wiesbaden 159,328 Wilhelminische Ära 188 * Willkür 48 f. Wirklichkeit 76 f., 116

Wirkung 109,121,123 Wirkungsgeschichte 5,11 Witz 73, 74, 344 Wortwahl 33 Würzburg 324 A Zäsur 19f., 26 Zahlenvertauschung 61 Zeilenzählung 203 * Zeit 17, 30, 48 (,77, 91, 114, 125) Zeitform 65 Zeitschrift für Bücherfreunde 239, 275, 276, 283 Zeitschrift für deutsche Philologie 276, 348 Zeitschrift für deutschen Unterricht 238 Zeitschrift für deutsches Altertum 220, 240, 241 Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte 234 Zeitung für die elegante Welt 158, 300, 352 Zensur 1, 28, 9 1 - 9 5 , 9 8 - 1 0 1 , 108, 125, 142, 278, 316, 318 * Zerstreuung 34, 47 Zettelkasten 6 Zitat 13, 22, 106 s. a. Selbstzitat Zürich 25 A, 128, 145, 165, 169, 202, 316, 339 Zufall 23 * Zukunft 12, 30, 35 Zusatz 60 f. Zuschauer 7 3 - 7 5 , 77, 119 * Zweck 51 Zwickau 185

Verwendete Abkürzungen ADB.

Allgemeine Deutsche Biographie.

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Berliner Abendblätter.

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Adam Müllers Lebenszeugnisse. Hrsg. v. J a k o b Baxa. B d . 1 . 2 . M ü n chen, Paderborn u . a . 1966.

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JSchm.

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MP

Steig hrsg. v. Erich Schmidt. N e u durchges. und erw. von

Georg

Minde-Pouet. B d . 1 . 2 . Briefe. Leipzig 1936. Die Briefe werden nach der Nummernfolge zitiert.

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Nachwort Die vorliegende Arbeit wurde von Walter Müller-Seidel angeregt und im Sommer 1972 von der Philosophischen Fakultät II der Universität München als Habilitationsschrift angenommen. Finanzierungsfragen, technische Probleme, aber auch persönliche Umstände haben die Drucklegung um sieben Jahre verzögert. Daß die Arbeit neben anderen beruflichen Verpflichtungen überhaupt geschrieben und schließlich zum Druck gehen konnte, verdanke ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die meine Kleistforschungen stets gefördert und darüber hinaus auch die übrigen Vorarbeiten für die historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Kleists unterstützt hat. Der Entschluß, nach den Prolegomena zur historisch-kritischen Kleist-Ausgabe (1970) zunächst die Editionsgeschichte zu dokumentieren und darzustellen, führte dazu, daß die editorischen Arbeiten dahinter zwangsläufig zurückblieben. Sie gerieten jedoch niemals aus dem Blickfeld. Erst die Erfassung und genaue Kenntnis der Editionsgeschichte, der Text-, Provenienz- und Publikationsprobleme erlaubt, Texte kritisch zu edieren und die ihnen gemäße Darbietungsform zu entwickeln. Insofern ist letztlich als Gewinn anzusehen, was auf den ersten Blick vielleicht als Umweg erscheinen mag. Die vorliegende Arbeit soll wie mein Kommentar zum Prinz von Homburg (1977) die mit den Prolegomena eingeleitete Diskussion über Probleme der Kleist-Edition beleben und gleichermaßen zu neuen wissenschaftsgeschichtlichen Fragestellungen anregen. Das in der Analytischen Bibliographie bereitgestellte Material wird der Kleist-Ausgabe unmittelbar zugutekommen. Ich danke allen Kollegen, Archivaren, Bibliothekaren und Sammlern, die das Werk durch Auskünfte und die bereitwillige Überlassung von Material gefördert haben, ebenso der Deutschen Forschungsgemeinschaft. — Walter Müller-Seidel, Friedrich Sengle und Hans Joachim Kreutzer waren so freundlich, das Manuskript vor der Drucklegung durchzusehen. Frau Elke R . Eickhoff hat wesentlichen Anteil an der typographischen Gestaltung und an der Überwachung des Druckes. Fritz Göttler half beim Lesen der Korrekturen und bei der Herstellung des Registers. Ihnen gilt mein besonderer Dank für manchen guten Rat. München, im August 1979

Klaus Kanzog

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Walter de

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B e r l i n - N e w

DE

Gruyter Y ) r k

Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker N e u e Folge. Groß-Oktav. Ganzleinen

Walter Pape

Joachim Ringelnatz Parodie und Selbstparodie in Leben und Werk Mit einer Joachim Ringelnatz-Biographie und einem Verzeichnis seiner Briefe X I V , 457 Seiten. 1974. D M 8 6 , - I S B N 3 11 004483 8 ( N . F . , Band 62/186)

Ernst Götti

Die gotischen Bewegungsverben

Ein Beitrag zur Erforschung des gotischen Wortschatzes mit einem Ausblick auf Wulfilas Ubersetzungstechnik XII, 155 Seiten. 1974. D M 8 6 , - I S B N 3 11 0043319 ( N . F . , Band 63/187)

Frithjof Trapp

Kunst als Gesellschaftsanalyse und Gesellschaftskritik bei Heinrich Mann VI, 328 Seiten. 1975. D M 8 2 , - I S B N 3 1 1 0 0 5 9 6 8 1 ( N . F . , Band 64/188)

Monika Schräder

Mimesis und Poiesis

Poetologische Studien zum Bildungsroman X I I , 367 Seiten. 1975. D M 7 2 , - I S B N 3 1 1 0 0 5 9 0 4 5 ( N . F . , Band 65/189)

Friedemann Spicker

Deutsche Wanderer-, Vagabundenund Vagantenlyrik in den Jahren

1910-1933

X I , 346 Seiten. 1976. D M 9 8 , - I S B N 3 11 0049368 ( N . F . , Band 66/190)

Erna M. Dahms

Zeit und Zeiterlebnis in den Werken Max Frischs Bedeutung und technische Darstellung

X I , 209 Seiten. 1976. D M 6 4 , - I S B N 3 11 0066793 ( N . F . , Band 67/191) Preisänderungen vorbehalten

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Klaus Kanzog

Walter de Gruyter Berlin-Ne\vförk Edition und Engagement 150 Jahre Editionsgeschichte der Werke und Briefe Heinrich von Kleists Band 1: Darstellung Groß-Oktav. VIII, 342 Seiten. 1979. Ganzleinen D M 8 8 , - I S B N 3 110059789 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker, N . F . Band 74/198) Aus dem Inhalt: 1. Kleist in der literarischen Öffentlichkeit der Jahre 1811 bis 1821. Erste Editionsversuche — 2. Plädoyer für den Dichter des Prinz Friedrich von Homburg. Ludwig Tiecks Kleist-Ausgabe von 1821 und 1826 — 3. Erste Biographie und Brief-Edition. Eduard von Bülow — 4. Kleist als Demonstrationsobjekt eines Altphilologen. Theodor Gomperz — 5. Revision und Neuansatz. Julian Schmidts Kleist-Ausgabe und Reinhold Köhlers Textkritik — 6. August Koberstein und die Briefe Kleists an Ulrike. Anfänge einer positivistischen Literaturbetrachtung — 7. Editorische Nachlese. Rudolf Köpkes Edition der Politischen Schriften — 8. Kleist im Klassiker-Programm der großen Verlage. Von 1867 bis zu Theophil Zollings historisch-kritischer Ausgabe — 9. Wissenschaftsideal und Verlegerwirklichkeit. Erich Schmidts Kämpfe um eine definitive Kleist-Ausgabe.

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