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German Pages 215 [216] Year 1976
Zeitungslehre ι Theoretische und rechtliche Grundlagen Nachricht und Meinung Sprache und Form von
Emil Dovifat f Sechste, neubearbeitete Auflage von
Jürgen "Wilke
w DE
G
1976
Walter de Gruyter · Berlin · New York
SAMMLUNG GÖSCHEN 2090
Dr. phil. Emil Dovifat
f
o. Professor der Publizistik an der Freien Universität Berlin Dr. phil. Jürgen Wilke Wiss. Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Doviiat, Emil Zeitungslehre. - Berlin, New York: de Gruyter. 1. Theoretische und rechtliche Grundlagen, Nachricht und Meinung, Sprache und Form. - 6., neubearb. Aufl. / von Jürgen Wilke. - 1976. (Sammlung Göschen; 2090) ISBN 3-11-006821-4 NE: Wilke, Jürgen [Bearb.]
© Copyright 1976 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer, K a r l J . Trübner, Veit & Comp., 1 Berlin 30 - Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schrifdiche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden - Printed in Germany - Satz und Druck: Saladruck, 1000 Berlin 36 - Bindearbeiten: Berliner Buchbinderei Wübben & Co., 1000 Berlin 42
Vorbemerkung Mit seiner 1931 zuerst erschienenen „Zeitungslehre" schuf Emil Dovifat eine grundlegende Einführung in die Welt dieses Mediums. Seitdem haben mehrere Generationen von Studenten der Zeitungs- und Publizistikwissenschaft, zahllose Volontäre in der journalistischen Praxis und nicht wenige, persönlich an einer vertieften Kenntnis des Pressewesens Interessierte die Darstellung mit Gewinn benutzt. Den wiederholt neu aufgelegten Bänden der Sammlung Göschen verdankte man zunächst eine orientierende Übersicht. Ihr Verfasser formulierte und definierte Grundbegriffe, arbeitete die im Pressewesen bestimmend wirksamen Kräfte, Inhalte und Organisationsformen heraus, gab Regeln eines zweckmäßigen Verhaltens und machte mit den beruflichen Problemen des Journalismus vertraut. Hinweise zur historischen Entwicklung erweiterten den Horizont und machten aktuelle Erscheinungen begreiflicher. Die rechtlichen, wirtschaftlichen, institutionellen und persönlichen Bedingungen der Zeitungsarbeit wurden gesondert und in ihrem Zusammenhang dargestellt. Lehrreich war dabei insbesondere die von Dovifats Anlage her so geglückte Verbindung einer profunden Vertrautheit mit dem Handwerk des Journalisten und dem Bemühen, solche Erfahrungen in der theoretischen wissenschaftlichen Erkenntnis zu durchdringen und zu systematisieren. Gerade diese gelungene Systematisierung des journalistischen Arbeitsfeldes in der Tageszeitung machte die „Zeitungslehre" als Einführungslektüre so sehr geeignet. Daß der Verfasser von der konstitutiven und richtungweisenden Bedeutung des Massenmediums Zeitung für die moderne Gesellschaft überzeugt war und sie rhetorisch entschieden mitzuteilen suchte, gehörte zu den eindrucksvollen Erlebnissen derer, die seinem Werk oder dem Universitätslehrer selbst begegneten.* Die letzte, nur in gewissen Grenzen aktualisierte Auflage der „Zeitungslehre" Emil Dovifats erschien 1967 und ist seit eini-
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ger Zeit vergriffen. W e n n das W e r k jetzt nach fast zehn Jahren und mehr als sechs J a h r e nach dem T o d des Verfassers nochmals neu aufgelegt wird, so kann dies nicht ohne eine gründliche Ergänzung und Neubearbeitung geschehen. Z w a r ist die heutige Publizistikwissenschaft, vor allem was ihre akademische Ausstattung in Forschung und Lehre betrifft, noch immer nicht so anerkannt und entwickelt, wie es der tatsächlichen Bedeutung ihres Gegenstandes entspräche. Gleichwohl hat sie in den letzten Jahren wichtige Fortschritte gemacht und ist damit über den mit dem N a m e n Dovifat verbundenen Ansatz hinausgelangt. Deshalb wurde die anfängliche Überlegung, die „Zeitungslehre" lediglich mit den notwendigsten aktuellen Daten und Literaturverweisen auszustatten, alsbald aufgegeben. Denn die Publizistikwissenschaft kann es sich heute noch kaum leisten, ältere, für die Geschichte des Faches wichtige Veröffentlichungen gewissermaßen als „klassische T e x t e " unverändert neu erscheinen zu lassen, weil damit auch leicht manche Vorstellungen weiter gepflegt würden, die im allgemeinen Bewußtsein keineswegs so überwunden sind, daß man die Einsicht in ihre vornehmlich historische Bedeutung voraussetzen könnte. W e r sich heute in einer „Zeitungslehre", die auf weite Verbreitung angelegt ist, über das Pressewesen informieren will, hat Anspruch darauf, eine dem gegenwärtigen Entwicklungs- und Problemstand angenäherte Darstellung zu erhalten. D a ß dies im Rahmen der alten „Zeitungslehre" durchaus noch möglich ist, rechtfertigt ihre Neuauflage, nur mußte die Bearbeitung weitreichender sein als es bei der letzten der Fall war. Wer ausdrücklich an der älteren Fassung interessiert ist, wird unschwer eines der früheren Exemplare auftreiben können. Die hier vorgelegte Bearbeitung hat sich auf verschiedene Seiten des ursprünglichen W e r k s erstreckt. Zunächst einmal wurde versucht, die bisher schon in der „Zeitungslehre" enthaltenen statistischen Angaben durch neuere Daten zu ersetzen. Das gilt insbesondere für den Komplex der Nachrichtenagenturen, für * Zum Gesamtwerk des Verfassers vgl. Hans Bohrmann: Das publizistische Werk Emil Dovifats. Eine Auswahlbibliographie. In: Publizistik 14 (1969), S. 384 £f.
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die Belege zur wirtschaftlichen Entwicklung der Presse, zur Pressekonzentration und zur Leserschaftsforschung. Während gelegentlich keine neuen vergleichbaren Daten zu ermitteln waren, ist das verfügbare Zahlenmaterial insgesamt beträchtlich angewachsen. Dies hängt mit der sozialempirischen Entwicklung der Publizistikwissenschaft zusammen, die sich auch in der „Zeitungslehre" durch einen höheren Anteil statistischer Belege niederschlagen muß. Zum zweiten mußte die neuere wissenschaftliche und praxisbezogene Literatur zum Pressewesen, aber auch zur Publizistikwissenschaft und Massenkommunikationsforschung stärker berücksichtigt werden. Da schon die letzte Auflage in dieser Hinsicht etwas bescheiden ausgefallen schien, ist die Menge der Literaturangaben und damit der Teil der Anmerkungen am Umfang erheblich gewachsen. Dies geschah nicht nur, um jeweils die wichtigsten Bezugsquellen nachzuweisen, sondern um die „Zeitungslehre" mehr als bisher auch als bibliographisches Hilfsmittel für die weitere Lektüre und das vertiefende Studium nutzen zu können. Dem Zugang zur Sekundärliteratur dient im übrigen das ganz neu zusammengestellte Literaturverzeichnis. Drittens zeigte sich schon bei den Vorüberlegungen zur Bearbeitung, daß eine Neuauflage ohne eine Reihe von Eingriffen auch in den Sachzusammenhang kaum sinnvoll gewesen wäre. Sollten auch nur annähernd der gegenwärtige Entwicklungsund Problemstand in den verschiedenen Bereichen des Zeitungswesens beschrieben werden, so mußten manche Ausführungen Dovifats wegfallen oder umformuliert, einige dem Verfasser wohl sehr liebgewordene Vorstellungen vorsichtig korrigiert werden. Allein die zunehmenden empirischen Untersuchungen der Publizistikwissenschaft haben dazu geführt, daß manche der früher vorwiegend spekulativ begründeten Positionen inzwischen präziser beurteilt werden können. Davon durfte die Neubearbeitung der „Zeitungslehre" nicht absehen. Zunächst mußten Themenkreise und Probleme stärker herausoder eingearbeitet werden, die für die Presse erst in den letzten Jahren so bestimmend geworden und auch ins Zentrum der öffentlichen Diskussion getreten sind. Das gilt insbesondere für
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die Problematik der „inneren Pressefreiheit" und der Pressekonzentration. Hier mußte eine der gegenwärtigen Aufmerksamkeit angemessene erweiterte Darstellung gefunden werden. Aber auch im engeren Sinne mehr forschungsbezogene Ansätze der heutigen Publizistikwissenschaft waren miteinzubeziehen. Daß die Erforschung der Redaktionsarbeit unter systemtheoretischem Aspekt neue Einsichten eröffnet hat, konnte ebensowenig unerwähnt bleiben wie die Erschließung der journalistischen Nachrichtenwerte und wie neuere Konzepte der öffentlichen Meinung. Überdies interessiert der Funktionsvergleich der Medien, um den Stellenwert der Zeitung für die Gegenwart sachgemäß einzuschätzen. Damit sind nur die großen Fragenkomplexe genannt, für welche Teile der „Zeitungslehre" ganz oder teilweise neu zu fassen waren. Daneben wurden im einzelnen viele kleinere Veränderungen vorgenommen oder bei weitgehender Wahrung von Dovifats eigener Intention zumindest der Verlauf der neueren Diskussion angedeutet (ζ. B. Frage der Journalistenausbildung). Wenn sich dabei der praktische Zuschnitt des Werks mitunter etwas mehr auf die wissenschaftliche Theorie hin verschoben hat, so spiegelt auch das einen allgemeineren Vorgang und die Überzeugung von der zunehmenden Bedeutung theoretischer Erkenntnisse für eine bewußt ausgeübte journalistische Praxis. Dies führt zu einer letzten Schicht der Bearbeitung, auf die hier noch hinzuweisen ist. Für Emil Dovifats „Zeitungslehre" wie für seine Konzeption der allgemeinen Publizistik insgesamt war ein entschieden normativer Ansatz kennzeichnend. Er hatte ein bestimmtes „Ideal" des Publizisten und der Publizistik vor Augen, zu dem er hinzuführen suchte, er liebte den moralischen Appell, das ethische Postulat und dementsprechend einen mit vielfachen Wertungen durchsetzten Stil. Ein derart präskriptiver Ansatz ist der Publizistikwissenschaft in ihrem empirisch-analytischen Vorgehen fremd geworden. Die oft sehr pädagogisch motivierte, zuweilen fast aktivistische und moralisierende Sprache Dovifats mußte also gelegentlich etwas abgeschwächt werden, um den hierin vielleicht besonders deutlichen historischen Charakter der „Zeitungslehre" nicht allzu
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auffallend spürbar werden zu lassen. Insgesamt blieb die Diktion des Verfassers nach Möglichkeit natürlich erhalten. Daß eine Neuauflage der „Zeitungslehre" in dieser Form heute noch lohnt, dieser Eindruck hat sich im Laufe der Bearbeitung verstärkt. Nach wie vor bietet die von Dovifat entwickelte Systematik einen zweckmäßigen und sehr brauchbaren Rahmen, in dem eine Übersicht über das Zeitungswesen erfolgen, vielen Fakten und Problemen ihr Ort und ihre Bedeutung zugewiesen werden kann. Daher waren an der Systematik auch nur geringfügige Änderungen nötig. Nützlich sind auch weiterhin viele Begriffsbestimmungen, die Darstellung der pressespezifischen Grundlagen und Kräfte, sowie eine Vielzahl von Hinweisen und Einsichten, wie sie nur die große praktische und wissenschaftliche Vertrautheit mit dem Gegenstand zu vermitteln vermochte. Im übrigen verfügt die Publizistikwissenschaft heute zwar über zahlreiche Einzelstudien zum Zeitungswesen und auch über nützliche Lexika und Handbücher. Was es im Augenblick nicht gibt, ist im Grunde das, was Dovifat geboten hat: Eine Einführung in die Zeitungslehre, in die man sich einlesen kann, die also nicht nur im lexikalischen Nebeneinander zahlreicher isolierter Stichworte, sondern im Zusammenhang einer knappen Gesamtdarstellung die Systematik der Zeitung, ihre Struktur und Arbeitsweise schildert.Daß hierzu auch große Teile der „Zeitungslehre" fast unverändert präsentiert werden können, spricht zunächst für sich und dann dagegen, einen neuen Aufriß zu versuchen, wo der alte noch eine verläßliche und bewährte Grundlage bietet. Der Respekt vor dem Verfasser und seinen Verdiensten für die Publizistik gebot nach Ansicht von Verlag und Bearbeiter nicht ein ängstliches Bemühen, alles so getreu wie möglich zu erhalten, sondern eine Weiterführung, wie sie nach Entwicklung und Stand des Faches notwendig erschien. Der unvermeidliche Verlust an Einheitlichkeit des Werks sollte durch einen informativen Gewinn ausgeglichen werden. Emil Dovifat selbst hat immer wieder auf die stürmische Entfaltung des Zeitungswesens hingewiesen. Daß dem die Darstellung der „Zeitungslehre" nicht folgen sollte, dürfte kaum im Sinne des Verfassers sein, wenn er selbst auch vermutlich manches anders gesehen hätte als die
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Angehörigen einer späteren Generation. Für diese bleibt er jetzt aber durch die Neuauflage seiner „Zeitungslehre" gegenwärtig. In dem, was die vorliegende Bearbeitung aus neueren wissenschaftlichen und praktisch orientierten Beiträgen zum Zeitungswesen aufgreift, ist sie einer Vielzahl von Autoren gefolgt. Denen, die darüber hinaus gelegentlich bei der Beschaffung neuer Unterlagen und Daten behilflich waren, sei an dieser Stelle gedankt. Mainz, im September 1975 Jürgen Wilke
Inhalt des 1. Bandes Vorbemerkung Zeitungslehre und allgemeine Publizistik Die Zeitung im öffentlichen Leben
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1. Die Einheit des Zeitungsunternehmens 1.1 Einheit der Kräfte 1.1.1 Jüngstes Gegenwartsgeschehen 1.1.2 Kürzeste, regelmäßige Folge 1.1.3 Breiteste Öffentlichkeit 1.1.4 Die drei Hauptaufgaben und ihre Vereinigung . . 1.2 Die öffentliche Aufgabe - ihre publizistische Durchfühführung 1.3 Die journalistische (redaktionelle) Arbeit 1.4 Die persönlichen Voraussetzungen für die journalistische Arbeit 1.5 Die verlegerische Arbeit 1.6 Charakter- und Begabungsvoraussetzungen des Verlegerberufes 1.7 Die Zusammenarbeit Verleger - Redakteur: Das Problem der „Inneren Pressefreiheit" 2. Die Nachricht 2.1 Das Wesen der Nachricht 2.1.1 Wert und Nutzen für den Empfänger 2.1.2 Die Schnelligkeit der Übermittlung 2.1.3 Subjektive Beeinflussung 2.2 Sammlung und Verbreitung der Nachrichten - Die Nachrichtenbüros 2.2.1 Das deutsche Nachrichtenwesen 2.2.1.1 Die deutschen Presse-Agenturen 2.2.1.2 Andere deutsche Nachrichtenbüros . . . 2.2.2 Das ausländische Nachrichtenwesen 2.2.2.1 „Reuters Ltd." 2.2.2.2 Die Agenturen der USA 2.2.2.3 Die französische Nachrichtenagentur . . 2.2.2.4 Die übrigen freien Agenturen 2.2.2.5 Die Nachrichtenbüros der UdSSR . . . .
16 16 17 20 22 28 33 38 44 62 66 68 76 76 76 80 81 90 93 93 104 110 111 113 116 119 120
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Inhalt
2.2.3 Zusammenfassung - Vorschläge der „Vereinten Nationen" (UN) 2.2.4 Die wichtigsten Nachrichtenunternehmen der Welt 2.2.5 Die „Ente" - Das „Dementi" 2.2.6 Die Nachrichtenmittel 2.3 Die Nachrichtenpolitik 2.3.1 Nachrichtenstellen, Pressestellen und -ämter . . . 2.3.2 Die Nachrichtenpolitik der Interessenten - „Public Relations" 3. Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung . . . 3.1 Meinung, „öffentliche Meinung" und politische Willensbildung 3.2 Die Form der Meinungsführung 3.2.1 Die Sprache in der Zeitung 3.2.2 Die Formen des journalistischen Ausdrucks . . . 3.2.2.1 Die Nachrichtenstilform 3.2.2.2 Die Meinungsstilform 3.2.2.3 Die Unterhaltungsstilform 3.2.3 Die Lern- und Lehrbarkeit des Stils Literatur Register
123 126 132 134 139 139 145 147 147 158 158 166 168 176 180 181 188 199
Inhalt des 2. Bandes 4. Die 4.1 4.2 4.3
Redaktion Ihr Aufbau Die redaktionelle Arbeit im einzelnen Die Stoffbeschaffung 4.3.1 Der eigenbeschaffte Stoff 4.3.2 Der fremdbeschaffte Stoff - Die Korrespondenzen 4.4 Die Stoffbearbeitung, die redaktionellen Sparten (Ressorts) 4.4.1 Die Politik 4.4.2 Der „Handelsteil", der „volkswirtschaftliche Teil", die Sozialpolitik 4.4.3 Der Orts- und Heimatteil 4.4.4 Der kulturelle Teil und seine publizistische Wertung. - Das Feuilleton - Der Feuilletonismus . . 4.4.4.1 Kultur und Z e i t u n g - D e r Begriff „Feuilleton" 4.4.4.2 Das Feuilleton als Sparte 4.4.4.2.1 Nachricht und Bericht 4.4.4.2.2 Publizistische Wertung und Kritik 4.4.4.2.3. Unterhaltung und kulturelles Beispiel 4.4.4.3 Der Feuilletonismus - Stilform und journalistische Haltung 4.4.5 Der Sportteil 4.4.6 Die technische Redaktion - Natur und Wissenschaft 4.4.7 Der Reiseteil 4.4.8 Das Lichtbild - Die Bildberichterstattung . . . 4.4.9 Umbruch und Aufmachung 4.5 Die Redaktion als organisiertes soziales System . . . 5. Die Technik und Wirtschaft im Zeitungsbetrieb 5.1 Das Hauptbuch des Verlages 5.2 Die Ausgaben 5.2.1 Satz und Druck 5.2.2 Papier 5.2.3 Vertrieb
7 7 11 18 19 28 36 40 53 59 70 70 74 75 76 90 107 117 120 121 125 132 142 150 151 154 154 160 162
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Inhalt
5.2.4 Die Kosten der Redaktion 5.3 Die Einnahmen 5.3.1 Verkauf 5.3.2 Anzeigen 5.3.2.1 Die Anzeigenarten 5.3.2.2 Zeitungsanzeigen als Werbemittel . . . 5.3.2.3 Auflage und Anzeige. Die werbewirtschaftlichen Grundlagen 5.3.2.4 Textliche Fassung und graphische Form der Anzeige 5.3.3 Einnahmen aus Nebenbetrieben - Zeitungsfremde Zuschüsse 5.4 Das Kostengesetz der Zeitung 5.4.1 Das Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben 5.4.2 Folgen: Kooperation und Konzentration in der deutschen Tagespresse 5.5 Der Leser 6. Die Sicherung der öffentlichen Aufgabe Literatur Register
169 172 172 178 182 184 192 197 200 203 212 231 247 260 269
Zeitungslehre und allgemeine Publizistik Die Zeitungslehre ist ein Teil der „Allgemeinen Publizistik". Sie gehört in diese wissenschaftliche Disziplin, so wie die Zeitung praktisch zu den publizistischen Mitteln gehört, zu den „mass media", den „communication media", wie sie das Ausland nennt 10 . Kraft ihrer Wirkung, ihrer Tradition und ihrer öffentlichen Aufgabe steht die Zeitung unter diesen Mitteln an einem hervorragenden Platze. Sie behauptet diesen Platz auch neben den anderen, jüngeren publizistischen Mitteln, neben dem Film, dem Hörfunk und Fernsehen, durch die u. a. auch ein altes klassisches Mittel der Publizistik, die Rede, an Bedeutung und Wirkungsweise wieder gewonnen hat. Alle diese Mittel, und die Zeitung unter ihnen, gehen ihren Weg durch die Öffentlichkeit. Von ihr (publice = öffentlich) hat die Publizistik ihren Namen. Alle diese Mittel sind „öffentlich bewirkt" in ihrer Erscheinung und „öffentlich bedingt" in ihrem Inhalt: so die Zeitung durch die unbegrenzte Öffentlichkeit, die sie sucht und anspricht, und durch ihren Nachrichtendienst, der öffentlichen Interesses ist und den Lesern eine Grundlage ihrer politischen Entscheidung bieten will lb . 10
„Massenmedien" sind die technisdien Mittel, die zur Massenkommunikation erforderlich sind, d. h. zur massenhaften, öffentlichen, indirekten und einseitigen Verbreitung von Aussagen an ein disperses Publikum. Vgl. dazu Noelle-Neumantt, Elisabeth, u. Schulz, Winfried: Publizistik. Das Fischer-Lexikon Bd. 9. Frankfurt/M. 1971, S. 89 ff.; ferner: Maletzke, Gerhard: Psychologie der Massenkommunikation. Theorie und Systematik. Hamburg 1963. Zum Uberblick auch noch: Dovifat, Emil (Hrsg.): Handbuch der Publizistik. 3 Bde. Berlin 1968/69. lb Die Rolle der Zeitung bei der Bildung politischer Überzeugungen hängt von vielerlei Faktoren ab, sie ist gradweise verschieden und oft kleiner, als angenommen wird. Die Frage nach ihrer Wirkung läßt sich, zumal angesichts der heutigen Omnipräsenz der Medien, keinesfalls global beantworten, sondern muß sehr differenziert be-
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Darüber hinaus nimmt die Zeitung Stellung z u allem öffentlichen Geschehen, ob sie nun den Nachrichtenstoff entsprechend auswählt und darbietet oder im Leitartikel, der Glosse, der Kritik und in jeder Art von Kommentaren in die politische Meinungs- und Willensbildung unmittelbar eingreift. Sie spricht immer Gesinnungen an - sie mögen im einzelnen noch so umstritten sein - und leitet über sie zu Überzeugungen. Im aktiven Tun und Handeln finden sie dann im gegebenen Augenblick ihren Ausdruck und sei es nur in der Abgabe eines Stimmzettels. Sie bleiben also nicht nur Meinungen. Damit erst ist der publizistische Vorgang eindeutig vollzogen, durch öffentlich bedingte und öffentlich bewirkte Unterrichtung und Leitung über Gesinnungskräfte zu Überzeugung und zu Tun und Handeln hinzulenken. In der Zeitungslehre wird uns nun die Öffentlichkeit in all ihren Erscheinungsformen fortlaufend begleiten. In ihr und durch sie erhält die Zeitung kraft ihres breiten Wirkens ihre öffentliche Aufgabe, die ihr auch gesetzlich zugesprochen ist (vgl. S. 33). Sie erhält sie aber bereits aus der Natur der Sache! urteilt werden. Die ältere, vor allem in den Vereinigten Staaten entwickelte Wirkungsforschung hat die Wirkung der Massenmedien für gering gehalten und gemeint, diese verstärkten nur vorhandene Einstellungen und Meinungen. Wichtiger erschienen ihr dagegen noch die zwischenmenschlichen Kontakte. Vgl. die epochemachende Untersuchung: Lazarsfeld, Faul F., Berelson, Bernard, u. Gaudet, Hazel: The People's Choice. New York, London 1944. 3. Aufl. 1968. (Dt.: Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens. Neuwied, Berlin 1969). Der seinerzeit erstmals gemachte Befund, daß die Empfänger gemäß ihren individuellen Interessen und Prädispositionen aus dem Medienangebot auswählen („selektive Wahrnehmung"), ist inzwischen allerdings stark differenziert worden. Danach läßt sich vermuten, daß die Wirkung der Zeitung geringer ist als etwa die des Fernsehens, weil dort die Selektion durch medienspezifische Merkmale - etwa den Ablauf der Botschaft in der Zeit eingeschränkt ist. Die wichtigsten Befunde der älteren Wirkungsforschung sind beschrieben und dokumentiert bei: Noelle-Neumann, Elisabeth: Wirkung der Massenmedien. In: Fischer-Lexikon Publizistik, S. 316 ff.; Dröge, Franz, Weißenborn, Rainer, u. Haft, Henning: Wirkungen der Massenkommunikation. Münster 1969. Neuaufl. Frankfurt/M. 1973. Zu den Ansätzen der neueren Wirkungsforschung: Noelle-Neumann, Elisabeth: Kumulation, Konsonanz und Öffentlichkeitseffekt. In: Publizistik 18 (1973), S. 26-55.
Die Zeitung im öffentlichen Leben Im öffentlichen Leben der freien Welt ist die Zeitung also ein Mittel sachlicher Unterrichtung und unabhängiger Meinungsbildung. Sie ist ein Organ der Demokratie, deren Aufstieg sie immer mitbestimmt und deren Niedergang sie immer mitverschuldet. Totalitäre Systeme haben die Zeitung in ihrem Wesen umgekehrt. Sie haben aus ihr unter dem Vorwande volksgemeinschaftlicher Verpflichtung ein „Führungsmittel" diktatorischer Staatsgewalt gemacht. lc Oder sie brauchen die Presse monopolistisch als „operatives Mittel", als „Organisator und Agitator" einer Einheitspartei. ld Diese gewaltsame Wende kann hier nicht dargestellt werden, sie wird nur im Vergleich herangezogen. Daß die totalitäre Presse als skrupellose Angriffswaffe unkontrollierter Gewalten gefährlich werden kann, sei nicht unterschätzt. Die beste Abwehr ist immer eine freie Presse von wirklicher innerer Unabhängigkeit, aber auch von wahrhaftigem, überzeugendem Wert, ein Zeitungswesen, das sich seines öffentlichen Auftrages bewußt bleibt und nicht der Versuchung vieler Mittel der Massenführung in der freien Welt verfällt, im Wettbewerb der Auflagen- und Anzeigeneinnahmen über dem Geschäft seine eigentliche Aufgabe zu vergessen. lc Vgl. hierzu die Hinweise Bd. II, S. 249 und: Haie, Oron ].: Presse in der Zwangsjacke 1933-45. Düsseldorf 1965; Abel, Karl-Dietrich: Presselenkung im NS-Staat. Eine Studie zur Geschichte der Publizistik in der nationalsozialistischen Zeit. Berlin 1968. Sänger, Fritz: Politik der Täuschungen. Mißbrauch der Presse im Dritten Reich. Weisungen, Informationen, Notizen. 1933-45. Wien 1975. ld Das sowjetische Pressesystem ist dargestellt bei: Buzek, Anton: Die kommunistische Presse. Frauenfeld 1965; Herrmann, Ε. M.: Zur Theorie und Praxis der Presse in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Dokumente und Berichte. Berlin 1963; Hüther, Jürgen: Ideologische Beeinflussung durch die Massenmedien in der DDR. In: Rundfunk und Fernsehen 17 (1969), S. 360-374; Koschwitz, Hansjürgen: Pressepolitik und Parteijournalismus in der UdSSR und der Volksrepublik China. Düsseldorf 1971.
1. Die Einheit des Zeitungsunternehmens 1.1 Einheit der K r ä f t e Die Zeitung steht frei im öffentlichen Leben. Sie erfüllt eine öffentliche Aufgabe. Nach diesen Grundsätzen entwickelt sich das Zeitungswesen der freien Welt aus einer publizistischen Gesinnung. Sie ist unterschieden in Ursprung und Richtung. Sie mag sich erfüllen in solider und sachlicher Nachrichtenarbeit oder politisch und weltanschaulich kämpfend. Oft verbindet sie beides zu einer charaktervollen Einheit. Die Zeitung kann sich auch in bloß profitsüchtiger Sensationsmache überschreien. Auch dann offenbart sie Gesinnung, eine eher negative allerdings. Ob nun positiv oder negativ, was immer umstritten ist, jede Zeitung zeigt eine Gesinnungshaltung. Das ist in ihrer Natur begründet und der Maßstab ihres eigentlichen Wertes. Es gibt mehr als hundert Begriffsbestimmungen der Zeitung. Je erschöpfender sie sind, um so unverständlicher werden sie. Bringt man ihre zahlreichen Kennzeichen rein äußerlich auf einen letzten Nenner, so kann man sagen: Die Zeitung vermittelt jüngstes Gegenwartsgeschehen in kürzester regelmäßiger Folge der breitesten Öffentlichkeit. Jede dieser drei Aufgaben steht im letzten Steigerungsgrad. Das heißt, jedes dieser Merkmale wird gänzlich verschieden sein nach Zeit und Ort, nach Zahl, Nachrichtenbedarf und geistiger Lage der Leserschaft, nach der Schnelligkeit des Nachrichtenlaufes, der graphischen Vervielfältigung und den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Verlages. Jede der drei Aufgaben ist durch diese politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten stark beeinflußt worden. So haben sich Zeitungstypen sehr verschiedener Art herausgebildet. Näher betrachtet, werden sie uns zu einer ergänzten Begriffsbestimmung führen,
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die dann auch die öffentliche Aufgabe der Zeitung gebührend hervorhebt (vgl. S. 74). Zunächst werden die drei Hauptaufgaben im allgemeinen betrachtet. 1.1.1 Jüngstes Gegenwartsgeschehen Jüngstes Gegenwartsgeschehen (Aktualität) zu vermitteln, ist die Aufgabe der Zeitung. 18 Diese Aufgabe prägte das Wort Zeitung. Die angelsächsische Wortwurzel heißt: „getidan" = sich zutragen, sich abspielen. Es steckt immer allerjüngstes, dramatisches, allgemein interessierendes Geschehen darin. Die sprachgeschichtliche Entwicklung zeigt das. Schon der ältere niederdeutsche Begriff „tidung" und das spätmittelhochdeutsche „zidung" strahlten überall eine erregende, neuigkeitstragende Kraft aus, längst ehe man an die Übermittlung jüngsten Zeitgeschehens durch Satz und Druck dachte. Oft wird er auf Kampf- und Reiseberichte angewandt. Ein Sensationsbericht über die Schlacht bei Mutten vom Jahre 1476, dem Vers und Melodie des Volksliedes die moderne Vervielfältigungstechnik ersetzen, beginnt mit dem Vers: „Die Zeitung flog von Land zu Land Vor Mutten liegt Burgund Und jeder eilt fürs Vaterland Zu streiten mit Burgund." So war die Bedeutung des Wortes Zeitung mit dem Begriff „Nachricht" gleichzusetzen (vgl. S. 76). Doch ist dieses Wort l e Daß mit dem Begriff der Aktualität nicht nur das chronologische Merkmal der Gegenwartsnähe und Neuigkeit eines Geschehens bezeichnet ist, sondern daß er wesentlich den Aspekt des subjektiven Interesses und der Aufmerksamkeit beim Rezipienten mit einschließt, dies hat die neuere einschlägige Literatur stärker betont. Aktualität bezieht sich demnach auf die Spannung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen persönlichem Interesse und jüngstem Gegenwartsgeschehen. Vgl. hierzu: Schmolke, Michael: Thesen zum Aktualitätsbegriff. In: Publizistik im Dialog. Festgabe für Henk Prakke. Assen 1965, S. 119-129; Merten, Klaus: Aktualität und Publizität. Zur Kritik der Publizistikwissenschaft. In: Publizistik 18 (1973), S. 216 bis 235. Merten weist darauf hin, daß die Merkmale Aktualität und Publizität nicht unabhängig voneinander sind.
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Dovifat, Zeitungslehre I
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blasser und späteren Ursprungs. Als jüngstes Zeitgeschehen zum erstenmal durch Schrift und Druck Verbreitung fand, erhielten solche ersten aktuellen Fixierungen den Namen „Zeitung". Wer Nachrichten suchte und zur schriftlichen oder gedruckten Verbreitung brachte, der hieß „Zeitunger", eine nicht im Kurs gebliebene Berufsbezeichnung. Auch in anderen Sprachen zeigt schon die Wortwurzel des Begriffs, daß neues und jüngstes Geschehen verbreitet werden soll. Davon zeugen die im Englischen üblich gewordene Bezeichnung „News" („newes", „news letters", „news writers") und das französische „nouvelles", „nouvelliste". Auch der andere romanische Sprachstamm „Diurnale", „Diario", „Giornale", „Journal" zeigt die Verbindung mit dem „Tag", dem Zeitabschnitt, der vor Erfindung elektrischer Nachrichtenmittel für die gewöhnliche Nachrichtenübermittlung das kürzeste Zeitmaß war. Denn darauf kommt es an. Es liegt im Wesen der Zeitung, immer das allerjüngste Gegenwartsgeschehen zu vermitteln. Daher steht auch heute noch, wenn es sein muß, die „Sonderausgabe", das „Extrablatt" neben der alltäglichen Zeitung, so wie früher die „Extra-Ordinari-Zeitung" neben der „OrdinariZeitung". Die Zeitung läßt sich in dieser schnellsten Übermittlung letzten Gegenwartsgeschehens aus allen Lebensgebieten von keinem geschriebenen Nachrichtenmittel schlagen. Allerdings ist die Zeitung bei dem Streben nach möglichst großer Aktualität den elektronischen Medien Hörfunk und Fernsehen heute grundsätzlich unterlegen. Diese haben nämlich einen Aktualitätsvorsprung, weil ihre Mitteilungen über Funkwellen unmittelbar übertragen werden können und nicht notwendig erst gespeichert und dann mechanisch vertrieben werden müssen. Im Gesamtangebot scheint die Tageszeitung gleichwohl oft sogar mehr an tagesaktueller Information zu enthalten. 2 Aus dem prinzipiellen Aktualitätsrückstand der Presse ergeben sich im übrigen gewisse Folgen für eine sinn2
U w e Magnus hat in einer älteren Untersuchung den Inhalt Tageszeitung („Die Welt") mit dem Programm des Deutschen sehens (ARD) verglichen und festgestellt, daß das Fernsehen Inhalte von totaler (5,3 °/o) und höchster (8,7 °/o) Aktualität
einer Fernzwar sen-
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volle Funktionsbestimmung und -teilung der Medien. So fällt der Zeitung heute immer mehr die Aufgabe zu, weiterführend und vertiefend über die Hintergründe von Nachrichten zu berichten. Sie vermag am ehesten zur kritischen Prüfung von Ereignissen und Zusammenhängen anzuregen, die in den Funkmedien meist nur schlaglichtartig vorgeführt werden können. Schließlich zeichnet sich die Zeitung nicht nur durch die Vielfalt ihres aktuellen Inhalts aus, sondern ebenso durch dessen Dauerhaftigkeit: Sie bewährt sich im Wettstreit mit den neuen elektronischen Mitteln als „täglich neu greifbare Urkunde" und kann somit eine „Archiv-Funktion" erfüllen. 3 Dieser Wettstreit hat die geistige Lebendigkeit nur gefördert. Die schnellste Übermittlung allgemeinen Zeitgeschehens ist auch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der Zeitung gegenüber der Zeitschrift. Die Zeitung unterhält einen Nachrichtendienst mit der Aufgabe allgemeiner, d. h. universeller Tatsachenberichterstattung aus allen Lebensgebieten (Begriff der „Zeitschrift" vgl. S. 23). Die Zeitung geht ganz und gar auf die schleunigste Übermittlung neuester Nachrichten aller Art aus, wenn auch die Schnelligkeit der Veröffentlichung immer von ganz bestimmten technischen, geistigen und wirtschaftlichen dete, daß aber ein Großteil der Sendungen (44,7 °/o) überhaupt keine publizistische Aktualität besaß. „Die Welt" erreichte dagegen zwar nur bei 0,2 °/o ihres Inhaltes höchste Aktualität (und naturgemäß keine totale Aktualität), aber 74,3 °/o des von ihr veröffentlichten Stoffes besaß Tagesaktualität. Vgl. Magnus, Uwe: Periodizität, Aktualität und Universalität im Fernsehen und in der Presse. In: Rundfunk und Fernsehen 13 (1965), S. 167-172. 3 Allerdings zeichnet sich die Möglichkeit ab, daß diese Unterschiede zwischen den Druck- und Funkmedien in der Zukunft schwinden, wenn man an die Entwicklung der Bildschirmzeitung oder der Faksimilezeitung denkt. Hier werden schon seit längerem verschiedene Systeme technisch erprobt, vor allem in den USA, England und Japan. Offen ist noch, inwieweit dabei ein neues Medium entsteht und welche Folgen dies für die Zeitung in der heutigen Form haben wird. Vgl. Roegele, Otto B.: Die Zukunft der Massenmedien. Osnabrück 1970; Magnus, Uwe (Hrsg.): Massenmedien in der Prognose. Konzepte und Modelle für die Zukunft. Berlin 1974; Ratzke, Dietrich: Netzwerk der Macht - D i e neuen und die alten Medien im Zeitalter der Kabelkommunikation. Frankfurt/M. 1975. 2*
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Voraussetzungen abhängig ist. Maßgebend bleibt in jedem Fall der Wille, daß sie jüngstes, das heißt - unter den obwaltenden Voraussetzungen - das erreichbar jüngste Zeitgeschehen aller Lebensgebiete verbreitet durch die ihr eigenen schnellarbeitenden Mittel der Vervielfältigung. Sofort erhebt sich jetzt die Frage: warum - nach dieser Forderung - die Zeitung nicht unmittelbar immer dann erscheint, wenn die Nachrichten einlaufen, was bei der heutigen Nachrichtentechnik eigentlich fortwährend geschieht. Hier zeigt sich die enge Bindung des ersten Merkmales der Zeitung an die beiden anderen. Die Zeitung erscheint in einer gewissen Regelmäßigkeit, die zwar durch den Drang, jüngstes Zeitgeschehen zu berichten, in kürzester Folge vor sich zu gehen hat, aber darin an eine Reihe weiterer Voraussetzungen gebunden ist. 1.1.2 Kürzeste, regelmäßige Folge Weil die Zeitung in kürzester, regelmäßiger Folge (Periodizität) erscheint, ist sie „der Sekundenzeiger der Weltgeschichte" (Schopenhauer). Dieses Bild trifft zu. So wie der Sekundenzeiger auf dem Zifferblatt den mit bloßem Auge gerade noch sichtbaren Zeitabschnitt in immer gleicher Regelmäßigkeit überspringt und ihn durch scheinbares Verweilen auf dem Sekundenstrich begrenzt, so erscheint die Zeitung - und darin unterscheidet sie sich etwa vom Flugblatt u n d dem Plakat in einer Regelmäßigkeit, die so kurz ist, wie es die Technik der Nachricht, der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie deren wirtschaftliche und geistige Voraussetzungen zulassen. Auch hier kann somit keine absolute Angabe willkürlich gesetzt werden. N u r bei außerordentlichen Nachrichten wird, im Dienste der Aktualität, die Regelmäßigkeit des Erscheinens einmal unterbrochen (Extrablatt). Denn in dieser Regelmäßigkeit ruht ein gut Teil der Bindungen, die den Leser mit der Zeitung verknüpfen und auf denen sich in weitem Maße nicht nur die kumulative Wirkung, sondern auch die wirtschaftliche Kraft der Zeitung aufbauen. Die Zeitung konnte erst dann regelmäßig erscheinen, als die Nachrichtenquellen in einem gewissen Rhythmus flössen, d. h. seit Einführung eines regelmäßigen
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Postdienstes. 4 In diesem Sinne heißt die Post mit Recht die „Mutter der Zeitung". Erst die Regelmäßigkeit und der Rhythmus des Erscheinens verbanden die Zeitung eng mit der Lebensgewohnheit des Menschen. Sie gaben der Zeitung ihr „Publikum". So wurden die einzelnen Leser durch die Zeitung Angehörige einer durch gleiche Aufmerksamkeit gebundenen Gruppe. Der Leser erwartet die Zeitung. Er ist gespannt und aufnahmebereit. Die Zeitung kommt immer wieder, und sie kommt zur gleichen Stunde. So kann sie, ζ. B. in allen Dingen der Meinungswerbung, aus ihrer inneren Natur heraus eines der ersten Gesetze jeder Werbung, auch der politischen Werbung, anwenden: das Gesetz der hämmernden, d. h. der immer erneut vorgenommenen Wiederholung. Dieses Gesetz aber gilt nicht nur f ü r die redaktionell geführte Information und Meinungsbildung, es kommt ebenso der Anzeigenwirkung und damit der wirtschaftlichen Seite der Zeitung zugute (Vgl. II, S. 192). An sich hat jede Zeitung das Bestreben, die regelmäßigen Erscheinungsfristen so kurz wie möglich anzusetzen. Sie ist aber dabei nicht nur von der Stärke des Nachrichtenzuflusses abhängig, sondern ebenso von der verfügbaren Zeit, der Aufnahmefähigkeit und dem geistigen Interesse des Leserkreises, den Kosten des Druckes und der Verbreitung. Landzeitungen pflegten früher vor allem im Sommer weniger häufig als im Winter zu erscheinen, weil die Sommerarbeit in der Landwirtschaft zur Lektüre eines täglich erscheinenden Blattes weniger Zeit ließ. Auch des Preises und des Anzeigeneinganges wegen und aus anderen Gründen halten manche Blätter zurück, so häufig zu erscheinen, wie der Nachrichtenstrom es ihnen an sich ermöglicht. N u r wenige im Boulevardstil f ü r den Straßenverkauf aufgemachte Massenblätter können es sich, vor allem in England und Amerika, erlauben, mit täglich mehreren Ausgaben auch in der Veröffentlichung mit dem Tempo des Nachrichtenzustroms Schritt zu halten. Die „kürzeste Frist" ist im * Vgl. hierzu: Lindemann, Margot: Deutsche Presse bis 1815. Geschichte der deutschen Presse Teil 1. Berlin 1969. Zur Geschichte der Post: Piendl, Max: Thum und Taxis 1517-1867. Zur Geschichte des fürstlichen Hauses und der Thum und Taxisschen Post. Frankfurt/M. 1967. (Archiv f. dt. Postgeschichte Heft 1,1967).
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allgemeinen also nur in bezug auf andere, mit der Regelmäßigkeit des Erscheinens zusammenhängende Bedingungen zu verstehen. Zu den geistigen treten wirtschaftliche und technische Bedingungen, die die Erscheinungsfrist bestimmen. Sie ist auch sehr wesentlich abhängig von der Breite der Öffentlichkeit, an die das Blatt herankommt, sowie von besonders aktuellen Ereignissen. So geben große Zeitungen in den Nächten nach wichtigen Parlamentswahlen oft mehrere aktualisierte Ausgaben heraus, um den jeweils neuesten Stand der Hochrechnungen oder Wahlergebnisse mitzuteilen. Bedeutsam ist daher das dritte und letzte Wesensmerkmal. 1.1.3 Breiteste Öffentlichkeit Die Zeitung in Nachricht und Bericht vermittelt das jüngste Zeitgeschehen der breitesten Öffentlichkeit. Theoretisch ist diese Öffentlichkeit für die Zeitung unbegrenzt. Ihre Weite kann überhaupt nicht genug ausgedehnt werden. Das ist ein entscheidendes Merkmal der Zeitung, die Quelle der tausendfältigen Beziehungen, die sie mit allen Lebensgebieten anknüpfen und pflegen muß. Das ist die Ursache auch für die sehr ernst zu nehmenden, den Typ der Zeitung prägenden Beziehungen zur Staatsgewalt, so daß „öffentlich" hier auch im Gegensatz zu „Geheimhaltung" steht. Die Größe dieser Öffentlichkeit bleibt aber in der allgemeinen Begriffsbestimmung beweglich. Sie ist abhängig von der Bevölkerungsziffer, der Aufnahmebereitschaft des Publikums, der Werbewirkung des Blattes, seiner geistigen Richtung, seinem politischen Wollen, seiner Aufmachung, seinem Preis und von vielem anderen mehr. Unerläßlich aber bleibt, daß jeder ungehindert die Zeitung lesen und ihren Inhalt aufnehmen kann, daß die Information prinzipiell jedermann zugänglich ist. Vereins„zeitungen" sind niemals Zeitungen. Politische Wochenblätter ohne universellen und aktuellen Nachrichtendienst sind ebenfalls keine „Zeitungen", mögen sie sich auch so nennen. Ebensowenig sind Briefe oder Korrespondenzen Zeitungen, auch wenn sie regelmäßig erscheinen und höchst aktuell sind. Kann nicht jeder in den Empfängerkreis treten, ist dieser Kreis
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irgendwie begrenzt, ist ein universeller Nachrichtendienst nicht gegeben, so darf, begrifflich streng genommen, von „Zeitung" nicht gesprochen werden. Die Möglichkeit, eine breiteste Öffentlichkeit zu erreichen, darf übrigens bei der Zeitung nicht nur latent vorhanden sein. Die Zeitung muß vielmehr aus sich heraus immer wieder versuchen, ihren Absatzkreis, die Breite der Öffentlichkeit, in der sie wirkt, möglichst weit zu strecken. So wie sie immer allerjüngstes Zeitgeschehen zu fassen und darzustellen sucht, strebt sie auch zu einer immer größeren Öffentlichkeit. Gerade daraus hat die Zeitung im Laufe ihrer Geschichte eine Zahl von Aufgaben entwickelt, die heute in die Reihe ihrer Wesensmerkmale einbezogen werden. Zu ihnen gehört vor allem die Universalität des Inhalts. Sie bedeutet nichts anderes als die Anpassung an die Vielfalt der Interessen vieler. Daher die Einbeziehung aller Lebensgebiete in die Zeitung, von der großen Weltpolitik bis zum Kochrezept, vom religiösen Jenseitsproblem bis zum Flecktilgungsmittel. Hier liegt, wie bereits hervorgehoben, auch die wesentlichste Unterscheidung der Zeitung von der Zeitschrift. Diese ist immer einem umgrenzten Stoffgebiet, (Fachzeitschrift, Unterhaltungs-, Börsen-, Politische, Kinder-, Kunst-, Literaturzeitschrift usw.) oder einer bestimmten Stoffdarbietung, ζ. B. durch das Bild („Illustrierte"), dienstbar. Niemals bringt eine Zeitschrift einen aktuellen Nachrichtendienst universellen Inhalts, so aktuell die fachlichen Nachrichtendienste, ζ. B. häufig erscheinender Fachzeitschriften, die regelmäßig Kursoder Preisnotierungen bringen, auch sein mögen5. Die Zeitung hingegen handelt gerade in ihrem Nachrichtendienst in be5 Für die Zeitschrift ergibt sich die folgende Begriffsumschreibung: Die Zeitschrift ist ein fortlaufend und in regelmäßiger Folge erscheinendes Druckwerk, das einem umgrenzten Aufgabenbereich oder einer gesonderten Stoffdarbietung (Bild, Unterhaltung) dient. Danach bestimmt sich ihre Öffentlichkeit, ihre Tagesbindung, ihr Standort, die Mannigfaltigkeit ihres Inhalts und die Häufigkeit ihres Erscheinens. Vgl. Kieslich, Günter: Z u r Definition der Zeitschrift. In: Publizistik 10 (1965), S. 3 1 4 - 3 1 9 ; ders.: Begriff Zeitschrift. In: Oovifat, Emil (Hrsg.): Handbuch der Publizistik Bd. 3, S. 370 ff., ferner in: Fischer-Lexikon Publizistik, S. 350 ff. Auch: Kirchner, Joachim: Gedanken zur Definition der Zeitschrift. In: Publizistik
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wußter Anwendung der Worte Goethes: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Der gleiche Trieb hat nicht nur die Nachrichtenstoffe ständig vermehrt und sie dem Bedarf angepaßt, er hat auch die Zeitung in den bewußten Meinungskampf hineingeführt, mit dem sie in ihren Anfängen eine mehr mittelbare Fühlung hatte - er spielte sich vor allem in Flugschriften ab - , dem sie aber, als es der Gang der Zeit forderte und die Zensur es zuließ, immer mehr Rechnung trug. Auch die Unterhaltung ist in die Zeitung gekommen, um ihre Öffentlichkeit zu erweitern, d. h. Leser zu werben, denen an unterhaltenden und bildenden Aufgaben gelegen ist. Vom Unterhaltungsteil ist immer durch Belehrung, Beratung, Briefkasten, Preisausschreiben erfolgreiche Massenwerbung ausgegangen. Der Wille zur breitesten Öffentlichkeit hat schließlich im Dienste der Zeitung auch die mechanischen Vervielfältigungsmittel (Satz, Druck usw.) immer schneller, billiger und leistungsfähiger gemacht bis hinein in die elektronische Technik (vgl. II, S. 158). Die Mobilisierung all dieser Kräfte entstammt also dem dritten Grundmerkmal der Zeitung, dem Willen, breitester Öffentlichkeit dienstbar zu sein. Schließlich wird auch die gewerbsmäßige Herstellung oft als Wesensmerkmal der Zeitung bezeichnet6, und das ist insofern richtig, als erst eine fachlich zweckmäßige und kaufmännisch tüchtige wirtschaftliche Leitung die publizistische Rufweite und sachliche Unabhängigkeit der modernen Presse gewährleisten. In Übersteigerung dieser Notwendigkeit sind Zeitungen oft reine Erwerbsunternehmen geworden. Andere wiederum, vor allem Kampf- und Gesinnungsblätter, lebten um ihrer Aufgabe willen wirtschaftlich oft lange als Zuschußunternehmen. Hier 5 (I960), S. 1 4 - 2 0 . Grenzfälle für eine strenge Abgrenzung sind hier insbesondere die Sonntagsblätter, die einen allgemeinen Nachrichtendienst bringen, also „Welt a m Sonntag" und „Bild am Sonntag", in England vor allem „Observer" und „Sunday Times". Als operationales Kriterium für die statistische Erfassung der Tagespresse gilt heute meist mindestens zweimal wöchentliches Erscheinen. 6 Bücher, Karl: Gesammelte Aufsätze zur Zeitungskunde. Tübingen 1926, S. 377. Danach ist, in einer freilich polemischen Definition, „die Zeitung ein Erwerbsunternehmen, das Annoncenraum als W a r e erzeugt, die nur durch einen redaktionellen Teil verkäuflich wird".
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bot der Gewerbebetrieb zwar den wirtschaftlichen Rahmen, ein Gewinn aber blieb meist aus oder mußte aus anderen Organen gewonnen und sofort wieder in den Betrieb gesteckt werden. Viele verantwortungsbewußt geführte Zeitungen stellen die geistige und gemeinwichtige Aufgabe letztlich über den geschäftlichen Erfolg. Das aber verlangt eine solide und ergiebige Wirtschaftsführung. Sie ist eingeordnet in das geistige Gesamtziel der Zeitung. Auch hier wirkt die wirtschaftliche mit der geistigen Seite zu einer höheren Einheit zusammen und leitet über zu der Aufgabe der Zeitung, ihrer in Freiheit geübten öffentlichen Aufgabe. Man kann einwenden, daß die allgemeine Begriffsbestimmung der Zeitung auch auf den Hörfunk und das Fernsehen zutreffe. Auch sie vermitteln Nachrichten, sogar in oft wesentlich kürzerer Folge als die Zeitung. Niemand wird auch leugnen, daß die Hörer und Zuschauer, die ζ. B. innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlins vor den 2 1 Millionen Empfangsgeräten und 19 Millionen Fernsehschirmen sitzen, eine „breiteste Öffentlichkeit" darstellen. Und doch können Hörfunk und Fernsehen die Arbeit der Zeitung nicht übernehmen. Die vom Hörfunk und Fernsehen übermittelten Nachrichten kann der Hörer und Zuschauer nicht konservieren, er kann sie mithin nicht noch einmal überlesen und überprüfen. Er kann sie zunächst nur mündlich weitergeben und selbst das nur, wenn er sie im Gedächtnis zu behalten vermag. Schließlich fällt es schwer, die von Hörfunk und Fernsehen übermittelten Nachrichten als Ganzes zu überblicken und sie nach ihrer Bedeutung zu ordnen, zumal dem Rundfunk die übersichtliche, das Wesentliche auch graphisch markant herausstreichende Form der Darbietung fehlt. 7 7 Prinzipiell lassen sich die heute bestehenden Medien unterscheiden nach dem vom Medium angesprochenen Wahrnehmungskanal (optisch, akustisch, audio-visuell), nach dem Aspekt des Transports (Druckmedien, Funkmedien) und nach dem Aspekt der Speicherung der jeweiligen Botschaft (Zeitung, Zeitschrift, Film, Hörfunk, Fernsehen). Vgl. dazu: Eberhard, Fritz: Optische und akustische Information. In: Das Recht auf Information. Schriftenreihe der Evan-
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Es ist daher auch selbstverständlich, daß auf Erstmeldungen des Rundfunks von Ereignissen großen aktuellen Interesses oft ein Ansteigen der Nachfrage nach der Zeitung folgt, deren Auflage im ganzen auch durch die imponierende Hörfunk- und Fernsehentwicklung nicht gesunken, sondern im ganzen noch gestiegen ist. Hörfunk und Fernsehen - in der innerhalb der Bundesrepublik gegebenen überparteilichen Form und Haltung einer Körperschaft öffentlichen Rechts - leben aus der natürlichen Verpflichtung, allen meinungsmäßigen Auffassungen nebeneinander das Wort zu geben. Sie sind Träger des der freien Demokratie innewohnenden Pluralismus. Die im Grundgesetz (Art. 5) gewährleistete Freiheit der Nachricht und Meinung haben sie weniger in der Polemik als vielmehr in der Vielfalt und dem Nebeneinander der verschiedenen Auffassungen zu gewähren. Die Zeitung hingegen besitzt die volle individuelle Freiheit und ungebundene Entschiedenheit des Meinungskampfes. Was für den Hörfunk gilt, gilt ebenso für das Fernsehen. Seine großartige Möglichkeit, den Zuschauer zu einem - wenn auch subjektiv gesteuerten - „Augenzeugen" zu machen, sei nicht unterschätzt, aber auch die Fernsehsendung, der Bildleidenschaft der Gegenwart ganz dienstbar, führt vom bewegten Bild zum stegelischen Akademie für Rundfunk und Fernsehen Heft 12. München 1967. Als unterscheidendes Merkmal zwischen Druckmedien und Funkmedien hat Eberhard im übrigen die Disponibilität herausgestellt und den gemeinhin zur Bestimmung der Massenmedien gebräuchlichen Kategorien Aktualität, Periodizität, Universalität und Publizität hinzugefügt. Disponibilität meint, daß der Leser von Zeitung und Zeitschrift (also des gedruckten Wortes) selbst über Zeitpunkt und Ablauf der Rezeption entscheiden kann, während die Teilnehmer bei Hörfunk und Fernsehen an den zeitlichen Programmablauf gebunden sind. Mit den spezifischen Wirkungsweisen, die sich aus den unterschiedlichen Modalitäten der Medien ergeben, befassen sich heute zunehmend Studien zum Inter-Media-Vergleich. Vgl. etwa: Schulz, Winfried: Medienwirkung und Medienselektion. Hamburg 1971 (G + J Schriftenreihe Bd. 1); ders.: Bedeutungsvermittlung durch Massenkommunikation. Grundgedanken zu einer analytischen Theorie der Medien. In: Publizistik Jg. 19 (1974), S. 148-164; ders. u. Müller-Grote, Peer: Zum Stand der InterMedia-Forschung. In: Z V + ZV 71 (1974), S. 1604-1610.
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henden, zum „ruhenden" Bild zurück, dem aktuellen Bild der Zeitung. Ebenso neigt dann der Zuschauer auch dem ruhigen, deutenden und wertenden T e x t der Zeitung zu, in Zustimmung oder im Gegensatz zu den flüchtig haften gebliebenen Kommentaren des Fernsehens, so suggestiv seine Leistung auch sein mag. Die Einwirkungen auf die Öffentlichkeit sind also ebenso wie die Verbreitung und die fortdauernde Wirkung bei der Zeitung entscheidend anders geartet als beim Rundfunk, der im Fernsehrundfunk zwar auch Bilder oder bildlich übermittelte Ereignisse erhält, sie aber festzuhalten nicht in der Lage ist. Die Öffentlichkeit der Tageszeitung in der Bundesrepublik und in Westberlin ist zunächst aus der Gesamtauflage zu ermessen, die 1975 pro T a g durchschnittlich 2 3 , 7 Millionen betrug (Druckauflage, dagegen verkaufte Auflage 2 1 , 2 Millionen). Im Vergleich dazu gab es Anfang 1975 für den Hörfunk etwa 21 Millionen und für das Fernsehen 19 Millionen zugelassene Geräte. 8 Jedoch ist mit diesen Daten zur Verbreitung der Medien noch nicht ihre tatsächliche Reichweite erfaßt, da über jedes Zeitungsexemplar und über jeden Hörfunk- und Fernsehapparat im Lauf eines Tages meist mehr als nur ein Rezipient erreicht wird. 9 Wesentlich für die Unterscheidung ist Quellen: IVW-Auflagenliste I - I V (1975) und: Rundfunk und Fernsehen 23 (1975), S. 363 f. Die Auflagenzahlen schließen die Sonntagsblätter ein. 9 Reichweite-Daten werden vor allem durch regelmäßige Leseranalysen erhoben, etwa durch die alljährliche Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA). Die Publikumsforschung hat im übrigen gezeigt, daß die politisch stark Interessierten eher und mehr Zeitung lesen als die Uninteressierten. Sie kombinieren aber auch eher die Nutzung der Medien. Auch kann man heute von einer gewissen Hierarchie der Medien sprechen. Auf die Frage „Angenommen, Sie dürften nur noch eine Informationsquelle haben - die Zeitung, das Fernsehen, den Rundfunk oder die Illustrierte. Für welche würden Sie sich entscheiden?" nannten 1972 52°/o das Fernsehen, 32°/o die Zeitung, 15 °/o den Rundfunk und ein Prozent die Illustrierte. Eine Aufgliederung nach demographischen Merkmalen zeigt, daß die Zeitung offenbar mehr von Männern, mittleren und höheren Altersgruppen, von höher Gebildeten und in höheren Berufsgruppen geschätzt wird, während Frauen, jüngere und weniger ausgebildete Menschen und Angehörige der unteren Berufskreise sich mehr für das Fernsehen entscheiden. Auf die Frage, wie man sich über die wichtigsten politischen Ereignisse auf dem laufenden hält, nannten 8
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der stärkere Nachrichtencharakter der Zeitung, der alle übrigen Zeitungsaufgaben beeinflußt und durchdringt. In der Unterrichtung und öffentlichen Meinungs- und Willensbildung schafft die Zeitung eine eigene, nur durch sie mögliche, publizistische Leistung. Rundfunk und Film üben sie anders nach ihrer Natur und Wesensart. In dieser Unterscheidung sind beide im öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die öffentliche Meinungs- und Willensbildung, im Gange des 19. Jahrh. und bis zum 1. Weltkrieg weitgehend von der Zeitung bestimmt, unterliegt somit heute dem ständigen Einfluß auch der jüngeren Medien der publizistischen Unterrichtung und Leitung. 1 0 1.1.4
Die drei Hauptaufgaben und ihre Vereinigung
W e r Mitteilungen über jüngstes Gegenwartsgeschehen der breitesten Öffentlichkeit in kürzester regelmäßiger Folge vermittelt, leistet zweifellos eine geistige Aufgabe, die auch von politischem Wollen erfüllt ist. Die Zeiten sind vorbei, in denen man glaubte, Nachrichten würden gehandelt wie Kartoffeln und Heringe, seien eine Ware wie jede andere, und es sei möglich, sie in chemisch gereinigter Objektivität zu geben. Heute 81 °/o die Nachrichten in Radio und Fernsehen, 57 °/o gaben an, in ihrer Zeitung nachzulesen, was sie darüber schreibt. Quelle: Jahrbuch der öffentlichen Meinung. 1968-73. Hrsg. von Noelle, Elisabeth, und Neumann, Erich Peter, Institut für Demoskopie Allensbach. Allensbach, Bonn 1974, S. 181 f. 1 0 Zur Stellung der Zeitung zu den anderen publizistischen Mitteln vgl. Lazarsfeld, Paul F.: Radio and the Printed Page, New York 1940. Die Entwicklung des Fernsehens und der Wettbewerb der publizistischen Mittel als Werbeträger hat das Problem wieder aktualisiert. Vgl. dazu Belson, William: The Effects of Television on the Reading and the Buying of Newspapers and Magazines. In: Public Opinion Quarterly 25 (1961), S. 366-381, sowie Kieslich, Günter: Die Presse im Wettbewerb der publizistischen Mittel. In: Publizistik 7 (1962), S. 131 ff.; ferner Bundestagsdrucksache V/2120: Bericht der Kommission zur Untersuchung der Wettbewerbsgleichheit von Presse, Funk/Fernsehen und Film (sog. „Michel-Bericht"). Bonn 1967; NoelleNeumann, Elisabeth: Warum die Zeitung überleben wird. In: ZV + Z V 68 (1971), S. 1596-1602; dies. (Hrsg.): Farbfernsehen und Zeitung. Düsseldorf 1968; Wilkens, Claus: Presse und Fernsehen. Die Funktion der Presse bei der gesellschaftlichen Rezeption des Fernsehens. Düsseldorf 1972.
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erkennt man die politische Bedeutung auch der rein technischen Nachrichtensammlung und -formung (vgl. S. 81). Es steht fest, daß um die Nachricht und aus der Nachricht die ganze Zeitung ebenso in ihrem politischen Wollen wie in ihrem vielfältigen Leben und der Universalität ihres Inhalts gewachsen ist und wächst. Die Zeitung erfüllt eine öffentliche Aufgabe. Diese Aufgabe sollte das erste und das entscheidende sein. Dazu bedarf die Zeitung wirtschaftlicher und technischer Kräfte. Will sie das jüngste Gegenwartsgeschehen schnell und in kürzester regelmäßiger Folge berichten, so bedarf sie des wirtschaftlichen Nährbodens. Es muß ein Unternehmen aufgebaut werden, das wirtschaftlich klug, zweckmäßig und ergiebig geführt ist. Ihre wirtschaftliche Struktur ist auf zwei Einnahmequellen aufgebaut, weshalb man sie auch als ein „Kuppelprodukt" bezeichnet hat. Sie erhält Bezugseinnahmen von denen, die sie lesen (vgl. II, S. 172). Sie erhält Anzeigeneinnahmen von denen, die das durch die Zeitung geweckte öffentliche Interesse für private Mitteilungen nutzen. Das ist die kaufmännische Seite des Zeitungsunternehmens. Damit tritt - oft der geistigen Aufgabe untergeordnet, manches Mal auch sie überwältigend - die wirtschaftliche Kraft in Erscheinung. Ihr gleichgeordnet und imponierend aufgewachsen mit zunehmender Rufweite und Verbreitung der Zeitung tritt die Technik als dritte in den Kreis der gestaltenden Kräfte. So wie die Post an der Wiege der Zeitung stand, ist jede Verbesserung oder Beschleunigung der Nachrichtenmittel ihr dienstbar gewesen oder ist von ihr kräftig vorwärtsgetrieben worden.11 Vom Postwagen bis zum Blitz- und Bildfunk hat die Zeitung alle Nachrichtenmittel in ihren Dienst gestellt. Vom träg-umständlichen Bogendruck der alten Gutenbergpresse hat sie die Technik der Vervielfältigung zu immer neuen Höchstleistungen getrieben. Vom rufenden Straßenverkäufer bis zum Flugzeug hat sie alle Mittel der Verbreitung für sich eingespannt. In ihren vielfältigen VerSteinbuch, Kurl: Die informierte Gesellschaft. Geschichte und Zukunft der Nachrichtentechnik. Stuttgart 1966; Beck, Α. H.: Worte und Wellen. Geschichte und Technik der Nachrichtenübermittlung. München 1967.
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breitungs-, Herstellungs- und Verteilungsverfahren begleitet die Technik auf allen Wegen rastlos die Zeitung; sie erfaßt und beeinflußt auch ihre geistige Seite. Die Nachrichtentechnik hat sogar bestimmte Zeitungstypen entscheidend geprägt. Es wirken also drei Kräfte untrennbar in der Zeitung: geistige, wirtschaftliche, technische. Keine kann die andere entbehren. Daß die geistige Kraft herrsche, ist die Auffassung jedes publizistisch bewußten Zeitungsmannes. Daß sie aber keineswegs immer ein Übergewicht hat, beweist eine lange und in manchem schmerzliche Zeitungsgeschichte. Das Verhältnis der drei Kräfte zueinander prägt den Typ der Zeitung. Tritt ein Blatt in leidenschaftlichem Uberzeugungswillen mit allen Kräften für ein politisches Ziel ein, vernachlässigt es dabei zunächst die wirtschaftliche Seite des Verlages, und hält es sich auch bei der technischen Ausstattung am Anfang nicht lange auf, um zunächst nur den publizistischen Willen durchzusetzen, so spricht man von einer kämpfenden Gesinnungszeitung. Nahezu alle politischen und weltanschaulichen Bewegungen des 19. Jahrhunderts sind durch solche Zeitungen in die Öffentlichkeit vorgestoßen; ebenso haben die totalitären Bewegungen (Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus) sich ihrer bedient und dabei den Niedergang liberaler Staatsformen und die Lähmung demokratischen Lebens ausgenutzt, zunächst oft illegal oder aus der Emigration (Lenins „Iskra", Stalins „Prawda", Mussolinis „Popolo d'Italia", Hitlers „Völkischer Beobachter"). Doch sind die meinungsbildenden Kräfte totalitärer Mächte oft weniger in der Zeitung zu suchen, als in anderen Mitteln einer mit Suggestion und Terror verbundenen geistigen Gewalttätigkeit, etwa in einer massenwirksamen Rhetorik. Bevorzugung des Technischen aber, Pflege und Betonung allerjüngster Nachrichten und Zeitberichte, Aufmachung mit allen graphischen Mitteln an Form, Farbe, Bild und Zeichnung, schleunigste Verbreitung an die Leserschaft, die schon auf der Straße angesprochen wird (Zeitung im Direktverkauf, sogen. „Boulevardblatt"), haben den überwiegend nachrichtenbestimmten Typ, haben das Nachrichtenblatt geschaffen. Drittens kann die Zeitung aber auch vom rein Wirtschaftlichen her aufgebaut werden. Sie kann dann ζ. B. vom Anzeigengeschäft
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ausgehen und die hier zu erschließende Geldquelle immer reicher fließen lassen. Der Textteil wird dann nur dem einen Bestreben dienstbar sein, eine denkbar große Bezieherziffer zu erreichen und so den höchsten Anzeigenpreis zu erzielen. Solche Zeitungen sind in den letzten Jahren wieder verstärkt in Form sog. wöchentlicher „Anzeigenblätter" auf dem deutschen Pressemarkt erschienen. Sie finanzieren sich ausschließlich aus Anzeigeneinnahmen und werden innerhalb eines bestimmten Gebietes kostenlos an die Haushalte verteilt, so wie es auch mit Postwurfsendungen geschieht. Gelegentlich bieten diese Blätter als zusätzlichen Leseanreiz auch etwas lokale Information oder Unterhaltung 12 . Die rechte Vereinigung der geistigen, technischen und wirtschaftlichen Kräfte im Dienste ihrer öffentlichen Verpflichtung befähigt die Zeitung zu ihrer freien, demokratischen Aufgabe. Dabei kommt es zur Ausbildung ganz verschiedener Typen. Nach dem Aspekt des Vertriebs lassen sich vor allem die überregionale Abonnementzeitung, die regionale bzw. lokale Abonnementzeitung und die Straßenverkaufszeitung (Boulevardblatt) unterscheiden. Unter anderen Gesichtspunkten sind - weniger trennscharf - u. a. die große politische Zeitung, die Qualitätszeitung, die volkstümliche Massenzeitung und die Heimatzeitung als eigene Typen zu nennen. Ihre Gründung und ihr Wirken vollziehen sich frei nach den Gesetzen der 12
Anzahl und Auflagenhöhe dieser Anzeigenblätter im Bundesgebiet lassen sich nur schwer schätzen. Immerhin bringen es die 20 auflagenstärksten Wochenblätter zusammen auf mehr als 4,5 Millionen Exemplare, die fünf größten 14täglich erscheinenden auf 1,8 Millionen. Die Auflagenzahlen der größten deutschen Wochen-Anzeigenblätter liegen bei knapp einer halben Million, was von der jeweils am Ort erscheinenden Tageszeitung kaum erreicht wird. Als Anhaltspunkt für die Zahl der bestehenden Anzeigenblätter mag dienen, daß dem VVDA (Verleger-Verband Deutscher Anzeigenblätter e. V.) 112 Blätter mit 6,43 Millionen Auflage angeschlossen sind. Allerdings gibt es noch andere vergleichbare Zusammenschlüsse. Daß diese Anzeigenblätter, die meist keine publizistischen Ziele verfolgen, erheblich das Anzeigenaufkommen der Tageszeitungen schmälern, liegt auf der Hand. Vgl. hierzu tiakielski, Hans: Anzeigenblätter - eine neue Konkurrenz? In: Der Journalist 24 (1974), H. 10 S. 24 f.
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Demokratie, die in allen demokratischen Staaten verfassungsmäßig verankert sind.13 Diese Freiheit ist zunächst gegen Eingriffe der Staatsgewalt zu behaupten. Gegen sie war die alte liberale Pressegesetzgebung vor allem gerichtet (Vereinigte Staaten, Verfassung von 1787, Menschenrechte der französischen Revolutionsverfassungen, der Freiheitsartikel der Bundesverfassung von 1848, der Reichsverfassung, des Reichspressegesetztes von 1874). Die Pressefreiheit ist heute ebenso zu schützen gegen Bedrohungen durch die organisierten wirtschaftlichen und sozialen Mächte des öffentlichen Lebens, denen selbstverständlich das Recht gegeben ist, sich öffentlich mit der Presse auseinanderzusetzen. Im freien Kampf der Meinungen ist auch die Presse nicht geschützt vor Polemik und Kritik gegen ihre eigene Arbeit. Schließlich ist aber die Presse, als bevorzugtes Mittel der freien Meinungsbildung, zu schützen gegen Gefahren, die ihr durch eigenen Mißbrauch ihrer Freiheit oder politischen Selbstmord (Kampf gegen die demokratischen Freiheiten) erwachsen. Dazu ist sie in den letzten Jahren den Weg der Selbstverwaltung, der Selbstkritik und -kontrolle gegangen (siehe II, S. 250). Die Sicherung ihrer Freiheit und ihrer öffentlichen Aufgabe ist für die Sicherung der demokratischen Freiheit die lebenswichtige Voraussetzung.14
Vgl. Artikel 5 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Danach ist nicht nur die Freiheit der Meinungsäußerung und der Meinungsverbreitung in der Presse („materielle Pressefreiheit"), sondern auch ein besonderer Schutz der Pressefreiheit garantiert (sog. „institutionelle Garantie" oder „formelle Pressefreiheit"). Schließlich umfaßt Art. 5 GG auch die Informationsfreiheit, d. h. das Recht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Ähnliche Verfassungsgrundsätze in den Verfassungen der Länder, ζ. B. Bayerns, Art. 110; West-Berlins, Art. 8; Hessens, Art. 11; Nordrhein-Westfalens, Art. 9; Baden-Württembergs, Art. 9 usw. Vgl. Thiele, Willi: Pressefreiheit, Theorie und Wirklichkeit. Berlin 1964. 13
Eine Weltbilanz der Entwicklung der Pressefreiheit legt die Zeitschrift ZV + ZV jeweils im ersten Heft eines neuen Jahrgangs vor, zuletzt: Meyer, Ernst: Pressefreiheit 1974/75: Ein Kampf an allen Fronten. In: ZV 4- ZV 72 (1975), S. 1-8. 14
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1.2 Die öffentliche Aufgabe ihre publizistische Durchführung Ist die Freiheit der Presse innerhalb des allgemeinen Menschenrechts der Meinungsfreiheit von Anfang an Grundsatz der demokratischen Verfassungen, so ist die Erkenntnis der öffentlichen Aufgabe der Presse wesentlich später gekommen. Noch später kam die Einsicht, daß diese öffentliche Aufgabe besondere Rechte verlangte und Pflichten in sich Schloß. 15 In der Praxis der Rechtsprechung wurde ζ. B. früher dem Redakteur, der vor Gericht das Redaktionsgeheimnis wahrte, ein Zeugniszwangsverfahren auferlegt 16 . Er erhielt, obgleich es doch seine Aufgabe ist, öffentliche Interessen zu wahren, dafür nicht den Schutz des § 193 des Strafgesetzes, der die „Wahrung berechtigter Interessen" nur für private Interessen gelten ließ. Wie wenig noch um die Jahrhundertwende die öffentliche Aufgabe der Presse anerkannt war, wie sie ihr dann aber aus ihrer öffentlichen Wirksamkeit zuwuchs, zeigt das Börsengesetz von 1896, das in seinem § 76 der Presse zur Pflicht machte, börsenbeeinflussende Nachrichten zeitig, unabhängig und zuverlässig zu bringen. Dies ist die erste gesetzliche Festlegung eines öffentlichen Auftrags, einer öffentlichen Pflicht der Presse. Im Vorschlag eines Journalistengesetzes, das der Reichsverband der Deutschen Presse, damals (1924) die Organisation der deutschen Journalisten, vorlegte, heißt es dann zum ersten Male: „Der redaktionelle Teil der Zeitung dient
Vgl. dazu: Löffler, Martin: Presserecht. Kommentar Bd. I: Allgemeine Grundlagen, Verfassungs- und Bundesrecht. Bd. II: Die Landespressegesetze der Bundesrepublik Deutschland. 2., voll, neubearb. Aufl. München 1968/69. l e Im Jahre 1974 hat der Deutsche Bundestag ein uneingeschränktes Zeugnisverweigerungsrecht für Journalisten und alle anderen Personen, die berufsmäßig an der Herstellung von Presseerzeugnissen mitwirken, verabschiedet. Dies war notwendig geworden, weil das Bundesverfassungsgericht 1973 festgestellt hatte, daß es sich dabei um eine Rechtsmaterie handelt, die nicht - wie bis dahin geschehen - im Presserecht geregelt werden dürfe, sondern dem Verfahrensrecht zugehöre, für welches der Bundesgesetzgeber zuständig ist. 15
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Dovifat, Zeitungslehre I
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öffentlichen Interessen".17 Der Gesetzentwurf des Deutschen Journalistenverbandes von 1 9 5 4 hat diese Forderung (§ 3) wieder aufgenommen. E r wurde zum unangefochtenen Grundsatz aller Gesetze, Gesetzentwürfe, tariflichen und sozialen Abmachungen innerhalb der Presse. In den meisten Pressegesetzen der Länder (in der Regel im § 3) ist er heute mit mehr oder weniger deutlichen Vorbehalten festgelegt. 18 Diese gesetzliche Anerkennung und Sicherung der Freiheit und der öffentlichen Aufgabe der Presse zeitigt eine Reihe von Folgerungen: (1) Z u r Wahrung der äußeren Freiheit der Presse. Es gibt keine Zensur, ebenso auch keine wirtschaftlichen, verwaltungstechnischen oder steuerlichen Bestimmungen, die, einseitig gegeben, diese Freiheit einschränken (Stempelsteuer, Anzeigensteuer, politisch geübte Papierzuteilung usw.). Eine Beschlagnahme oder gar vorläufige Sicherstellung von Presseerzeugnissen ist nur in ganz besonderen, gesetzlich genau festgelegten Fällen möglich, in denen ein richterlicher Beschluß vorliegt oder unmittelbar eingeholt werden muß. Deutsche Presse, Heft 2, 1924. Bringmann, Karl: Die Presse und ihr Recht. Reformentwürfe als Dokument und Selbstzeugnis 1924 bis 1933. In: Festschrift für Anton Betz. Düsseldorf 1963, S. 117 ff.; Roegele, Otto B. (Hrsg.): Pressereform und Fernsehstreit. Texte zur Kommunikationspolitik 1832 bis heute. Gütersloh 1965, S. 143 ff. 18 Posse, Ernst: Über Wesen und Aufgabe der Presse. Tübingen 1917; Schneider, Franz: Presse- und Meinungsfreiheit nach dem Grundgesetz. München 1962; Kidder, Η. J. Κ.: Die öffentliche Aufgabe der Presse im System des modernen Verfassungsrechts. Wien 1962; Löffler a. a. O. Bd. II; Czayka, Dieter: Pressefreiheit und „öffentliche Aufgabe" der Presse. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1968; Stammler, Dieter: Die Presse als soziale und verfassungsrechtliche Institution. Berlin 1971; Klein, Horstpeter: Die öffentliche Aufgabe der Presse. Düsseldorf 1973. Als Konkordanz der Landespressegesetze nützlich: MagnusjReinbach: Pressegesetze mit einem Blick. Die 11 Landespressegesetze ,sortiert' und kommentiert für jedermann. Frankfurt M. 1967. Einwände gegen eine „öffentliche Aufgabe" der Presse wurden ζ. T. dadurch begründet, daß sie als presserechtliche Norm erstmals im nationalsozialistischen Schriftleitergesetz von 1934 auftrat.
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(2) Zur Wahrung der Freiheit der Presse und ihrem Schutz gegenüber nicht öffentlich vollzogenen, aber mittelbar geübten Bedrohungen durch Kapital- oder Kollektivmächte (Verbände, Interessenten, Machtgruppen, Pressekonzentration, vgl. Bd. II S. 217 ff.), Aufkauf, Anzeigenentzug, Boykott. In diesem Zusammenhang sprach man seit den zwanziger Jahren von innerer Pressefreiheit. Heute versteht man darunter in erster Linie die Kompetenzabgrenzung zwischen Verleger und Redakteur, die den Gesinnungsschutz des Journalisten gegenüber wirtschaftlichen Interessen des Presseunternehmens gewährleisten soll (vgl. S. 69 f.). 19 (3) Klarheit und Durchsichtigkeit der inneren Struktur der Presse vor der Öffentlichkeit sollte, da die Zeitung öffentliche Interessen zu wahren hat, selbstverständlich sein (Klärung der Besitzverhältnisse, Offenlegung vor allem der Strukturänderungen, die zu Pressekonzernen führen, s. Presserat, Leitsätze zur Offenlegungspflicht vom 2 2 . 1 . 1 9 7 0 , Tätigkeitsbericht 1973, S. 82). In einigen Landespressegesetzen ist die Offenlegung der Besitzverhältnisse schon vorgeschrieben.20 Ein im Bundestag zur Entscheidung eingebrachtes Pressestatistikgesetz soll jetzt vor allem dafür sorgen, daß zuverlässige Daten über die wirtschaftliche Lage und Struktur der Zeitungsverlage vorliegen, wenn durch politische Maßnahmen der in den letzten Jahren bedrohlich gewordenen Pressekonzentration begegnet werden soll (vgl. II S. 227). (4) Schutz des privaten Lebens und des Rechts der persönlichen Ehre vor einem nicht durch öffentliche Gründe gebotenen Eindringen der Presse. Schon nach Art. 5 Abs. 2 Grundgesetz finden Meinungs- und Pressefreiheit ihre Schranken in den „allgemeinen Gesetzen, in den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem " Vgl. vor allem: Mallmann, Walter: Pressefreiheit und Journalistenrecht. In: Publizistik 4 (1959), S. 323-335. 8 0 Vgl. § 5 des hessischen und § 8 des bayerischen Landespresse-
gesetzes. In: Magnus/Reinbach a. a Ο., S. 168. 3·
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Die Einheit des Zeitungsunternehmens
Recht der persönlichen Ehre". 21 Da die Presse für sich das Recht der Öffentlichkeit fordert, hat sie den Raum des Privaten, des Persönlichen, der Intimsphäre besonders zu achten, wenn nicht ein höherwertiges Interesse an der Behandlung entsprechender Vorgänge in der Öffentlichkeit besteht. Ist dies vorauszusetzen, so kann mit dem Hinweis auf das Recht der persönlichen Ehre und auf Art. 1 GG („Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt") kein Eingriff in die Presseberichterstattung gerechtfertigt werden. Jedoch ist das Recht des Art. 5 dann umstritten, wenn die Freiheit der Presse mißbraucht wird um der Sensation und bloßen Auflagensteigerung willen. Ein besonders gefährlicher Mißbrauch geschieht, wenn die öffentliche Wirkung eines Blattes zu erpresserischen Zwecken ausgenutzt wird (sogenannter Revolverjournalismus)22. Ein verstärkter Schutz des einzelnen Bürgers gegen die Übermacht der Presse wurde bei gegebenem Anlaß immer wieder gefordert. Ihm dient vor allem das in allen Landespressegesetzen vorgesehene Gegendarstellungsrecht, von dem der durch einen Pressebericht Betroffene in einer ganz bestimmten Weise Gebrauch machen kann. 23 Auch andere Versuche sind neuerdings in diesem Zusammenhang unter21
Unter „allgemeinen Gesetzen" versteht man diejenigen Gesetze, „die sich nicht mit der Pressefreiheit als solcher... einschränkend beschäftigen, sondern, an prinzipiell alle Rechtsunterworfenen gewendet, andere Gegenstände als gerade die Presse regeln und dabei möglicherweise für Alle Bindungen schaffen, denen sich auch die Subjekte der Pressefreiheit nicht unter Berufung auf diese Freiheit sollen entziehen können." Vgl. Weber, Werner: Zur Bedeutung der „allgemeinen Gesetze" in Artikel 5 Absatz 2 GG. In: Archiv f. Presserecht H. 3 - 4 (1972), S. 303. 22 Als „Revolverblätter" werden oft die sensationell aufgemachten Boulevardzeitungen bezeichnet. Man sollte von Revolverjournalismus aber nur sprechen bei Ausnutzung des Wissens von privaten Vorgängen in erpresserischer Form durch Androhung einer Veröffentlichung in einem Presseorgan, das sich sein Schweigen dann vielleicht noch bezahlen läßt. 23 Meist geregelt in den §§ 10 oder 11 der Landespressegesetze,
vgl. Magnus/Reinbach
a. a. O., S. 62 ff. Vgl. ferner: Reumann, Kurt:
Waffengleichheit in der Gegendarstellung. Berlin 1971.
Die öffentliche Aufgabe
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nommen worden, so die Einsetzung eines Presse-Ombudsmans 1973 bei der „Hessischen Allgemeinen Zeitung" als Beschwerdestelle für die Leser. (5) Grundsätzliche Auskunftspflicht der Behörden und aller öffentlich verantwortlichen Stellen gegenüber der Presse, damit eine sachliche Unterrichtung der Öffentlichkeit im Sinne ihrer Aufgabe gewährleistet ist. Verweigert werden dürfen Auskünfte nur in wenigen, gesetzlich festgelegten Fällen. 24 (6) Schließlich hat die Presse eine Sorgfaltspflicht, d. h. die Aufgabe, „alle Nachrichten mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit, Inhalt und Herkunft zu prüfen" 25 . Diese Bestimmung soll eine leichtfertige Berichterstattung und ihren möglicherweise großen Schaden verhindern, sie soll jedoch nicht dazu führen, daß der Journalist aus übergroßer Vorsicht von der Veröffentlichung wichtiger Nachrichten Abstand nimmt. Im übrigen gehören zu den Pflichten der Presse noch gewisse Ordnungsvorschriften, ζ. B. die Impressumspflicht, welche für jede Zeitungsausgabe die Identifizierung der rechtlich Verantwortlichen ermöglichen soll. Diese Grundbedingungen in Rechten und Pflichten sind Voraussetzungen, um dem öffentlichen Auftrag der Presse Geltung und Wirkung zu geben. Sie können durch Gesetz, durch Abmachung der Beteiligten im Sozialvertrag (Tarifrecht) oder durch berufsständische Vereinbarungen (Selbstverwaltung, Selbstkontrolle, Berufsgerichtsbarkeit, Presserat, siehe II, S. 250) fortentwickelt und angepaßt werden. Die Aufgabe der Presse ist somit öffentlich bedingt und öffentlich bewirkt. Die Zeitung leistet eine echte publizistische Auf-
gabe.
Jeweils geregelt in den §§ 3 oder 4 der Landespressegesetze, vgl. Magnus/Reinbach a. a. O., S. 2 4 ff. Vgl. auch: Willms, Günther: Der Informationsanspruch der Presse. In: Der Journalist 15 (1965), H. 3, S. 2—4. 2 5 Vgl. Magnus/Reinbach, a. a. O., S. 34 u. ff.
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Die Einheit des Zeitungsunternehmens
Diese Aufgabe beginnt bei der Nachrichtenarbeit. Die Zeitung gibt dadurch ihren Lesern eine Grundlage für ihre politische Entscheidung und bestimmt damit ihr Tun und Handeln. Das setzt sich fort in der Deutung und Beurteilung aller Vorgänge des öffentlichen Lebens, von der großen Politik bis in die Kleinwelt der Gemeindearbeit. V o m bedeutenden kulturellen Ereignis bis zur volkstümlichen Unterhaltung erfaßt die Zeitung auch die geistigen Ereignisse des öffentlichen Lebens, alle in der Öffentlichkeit und durch sie bestimmten und bewirkten Vorgänge. Die verlegerische Leistung im engeren Sinne gibt dieser publizistischen Aufgabe die wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen. 1.3
D i e journalistische (redaktionelle) A r b e i t
Der Journalist sammelt, sichtet und verarbeitet Nachrichten von öffentlichem Interesse. Schon diese äußerliche Begriffsbestimmung zeigt die journalistische Arbeit mitten im lebendigen Strom der Zeit und beweist ihre Bindung an den Tag, der dem Journalisten seinen Namen gegeben hat. Das Fremdwort „Journalist" ist in die Alltagssprache eingebürgert. Das alte Wort „Zeitunger", obgleich wiederholt vorgeschlagen und vom alten Sinn Zeitung = Nachricht abgeleitet, hat niemals Kurswert gehabt. „Zeitungsschreiber" trägt einen höhnenden Klang. „Tagesschriftsteller" will mit dem wenig angenehmen und trägen Wort des „Schrift-stellers" nicht zu der schnellen, im Druck des Augenblicks klaren Arbeit passen. Die Tätigkeit des Journalisten ist älter als Schrift und Zeitung und wird die Zeitung heutiger Art so lange überleben, wie überhaupt von menschlichem Gemeinschaftsleben gesprochen werden kann. Immer hat es Leute gegeben, die Nachrichten sammelten und sich mit ihrer Verbreitung nützlich zu machen verstanden (vgl. Wesen der Nachricht, S. 76). Der Weg des Jounalisten führte durch oft dürftiges soziales Dasein (17. und 18. Jahrh.) zu großem Einfluß im 19. Jahrhundert. Seine gesellschaftliche und politische Wertung aber war immer umstritten 250 , 25a Noch heute gehört der Journalistenberuf bei weitem nicht zu den Prestigeberufen. Nur 15 Prozent der Befragten aus einem repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt nannten ihn 1972 unter den fünf Berufen, die sie aus einer Liste von 16 Berufen am meisten schätzten. In der Rangfolge stand der Journalistenberuf damit erst
Die journalistische (redaktionelle) Arbeit
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bis auch er sich, erst sehr spät, unter den Ständen der geistigen Arbeit über alle meinungsmäßigen Gegensätze hinweg seine berufliche Organisation schuf2". Die oben gegebene äußere Begriffsbestimmung der journalistischen (redaktionellen) Arbeit gibt auch bereits ihre innere Gliederung. Sammelt der Journalist Nachrichten, so ist er Reporter. Sichtet er sie, so ist er Redakteur (Schriftleiter). Verarbeitet er sie, so ist er publizistischer Schriftsteller, Leitartikler, Kritiker usw. In großen Blättern sind diese Aufgaben oft äußerlich getrennt, in kleinen und kleinsten dagegen von wenigen Personen geleistet. In jedem Falle sind sie nicht scharf zu trennen. Im lebenden Fluß der Dinge gehen sie immer ineinander über. Erste und älteste journalistische Aufgabe ist die Nachrichtensammlung. Ihr Träger ist der Reporter. Ihr Ergebnis ist entweder die knapp gefaßte, Tatsachen festlegende Nachricht (Form und Fassung vgl. S. 168), der in engster Fühlung mit den Tatsachen und ihrem Ablauf beschreibende Bericht und schließlich die auf Grund einer gestaltenden Darstellung gegebene Reportage (Erlebnisbericht). 27 Die Begriffe „Reporter" und „Reportage" stammen aus dem angloamerikanischen Zeitungswesen, wo gute Reportagen zu Millionenauflagen führten. („If the reporter fails, the paper fails.") Wichtig für die Reportage ist die temperamentvolle, lebensnahe, stark persönliche und erlebte Darstellung eines Ereignisses. Im Gegensatz zum „Berichterstatter", der mehr passiv die Dinge aufnimmt und gewissenhaft zu Papier bringt, gibt der Reporter aus eigener Anschauung seinen sachlich im einzelnen erarbeiteten, aber doch auch an 14. Stelle. Auf die Frage, welcher Beruf einem Freude gemacht, welcher einem gut gelegen hätte, nannten 1972 nur elf Prozent den Journalismus. Quelle: Jb. d. öffentlichen Meinung 1968-1973, S. 369 f. 2 8 Vgl. hierzu: Kieslich, Günter: Berufsbilder im frühen Zeitungswesen. Vorstudien zu einer Soziologie des Journalismus zwischen 1609 und 1650. In: Publizistik 11 (1966), S. 253-263. Ferner: Lindemann, Margot a. a. O., und Koszyk, Kurt: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert. Geschichte der deutschen Presse Teil II. Berlin 1966. 27 Vgl. Briissau, W.: Studien zur publizistischen Form des Presseberichtes in USA. Heidelberg 1966; Reportagen zur Weltgeschichte, hrsg. v. Joachim Leithäuser, Stuttgart 1964. Vgl. zum folgenden ferner: Artikel „Journalistische Stilformen". In: Fischer-Lexikon Publizistik, S. 68 ff.
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persönlichen Gesamteindruck. Das eigene, betont herausgearbeitete Erlebnis prägt seinen Bericht. Berichterstatter, so könnte man sagen, werden ausgesandt, wenn die Ereignisse da sind. Reporter erwarten sie nicht erst, sondern sie schaffen sich das Ereignis, über das sie berichten, vielfach selber (Reisereportage). Mindestens sehen sie es ganz in ihrer Art und verarbeiten es zur selbständigen Darstellung (Sportreportage, soziale Reportage, Inside-Reportage 2 8 , Bildreportage). Diese persönliche Eigenarbeit kann und wird durch den Begriff des „Berichterstatters" niemals gedeckt werden. Wollen wir der stark persönlichen, „erlebten" Natur der Reportage gerecht werden, so sprechen wir am besten von „Erlebnisbericht".
Der Erlebnisbericht (die Reportage) bleibt die ureigenste Aufgabe des Journalisten. Er hat in kurzer Frist unbedingt zuverlässig, ja gewissenhaft und möglichst vollständig die Tatbestände eines für die Öffentlichkeit wichtigen Ereignisses zu überschauen und so darzustellen, daß der Leser mitgeht, miterfaßt wird, miterlebt. Die Parole heißt: „Heran an das Ereignis!" Aus der packenden Wirkungskraft und der Nähe des Ereignisses gewinnt die Darstellung Spannung und Plastik, treten die beteiligten Menschen persönlich vor den Leser,gestalten sich die Dinge anschaulich. Jeder gute Journalist, auch wenn er längst in großer und führender publizistischer Stellung ist, bleibt immer ein guter Reporter. Je beweglicher er mit dem jüngsten Zeitgeschehen in unmittelbarer Fühlung bleibt, je inständiger und aufgeschlossener er sich vor allem der Tiefenwirkung erregender Ereignisse widmet, um so besser wird seine Leistung sein. Neben dem Gesinnungscharakter jeder Zeitungsarbeit bleibt der herrschende Einfluß allerjüngsten Zeitgeschehens und seiner erlebnisbewegten Darstellung erstes Wesensmerkmal journalistischer Leistung. Das Interview, das journalistische Gespräch zum Zwecke unmittelbarer Unterrichtung durch auskunftswillige und interIm Ergebnis als „Inside"-Reportage kann man das von Günter Wallraff geübte Verfahren bezeichnen, als unerkannter „teilnehmender Beobachter" in bestimmten Institutionen und Situationen Material für sozialkritische Reportagen zu recherchieren. Vgl. etwa: Wallraff, Günter: Industuriereportagen. Gütersloh 1966. Vom journalistischen Selbstverständnis her ist das Vorgehen von Wallraff sehr umstritten, wie etwa die Reaktionen des Deutschen Presserates zeigen.
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essante Persönlichkeiten, ist oft geübt, aber selten gekonnt. Der Fragende hat nicht nur die Auskunft aus dem Befragten (sogenanntes offiziöses Frage- und Antwortinterview) herauszuholen, sondern ebenso dessen Persönlichkeit und die Atmosphäre des Gespräches festzuhalen.29 Er muß den Stil des reportagemäßigen Tatsachenberichtes beherrschen, treffend sehen und anschaulich darstellen können. Das Bild des Befragten muß er vor uns hinstellen, und er muß die Kunst beherrschen, ihn zu möglichst ergiebiger Auskunft zu veranlassen. „A vehicle of news" nennt der Amerikaner das Interview. Eine jüngere Form, das auf Band aufgenommene atmosphärelose Sachgespräch, ist von den Nachrichtenmagazinen entwickelt worden. Es ermangelt nicht selten der Lebensnähe, die das alte Interview kraft der publizistischen Fähigkeit des Fragers bot. Neuerdings kommt auch das „harte Interview" auf, das sensationelle Effekte sucht, indem es eine scharfe Deutlichkeit der Fragestellung riskiert und bewußt provoziert. Der Befragte, wenn er seiner Sache gewiß und stegreiffest ist, kann die Schärfe des Befragers oft so treffend abfahren lassen, daß der Befrager als der Überwundene zurückbleibt. Andererseits ergeben sich dabei oft aufklärende Zusammenhänge. Das Verfahren ist im allgemeinen nur in Hörfunk und Fernsehen möglich. Der Journalist sichtet Nachrichten von öffentlicher Bedeutung. Darin liegt die Vielfältigkeit der Arbeit des Redakteurs (Schriftleiters). Der Redakteur organisiert und regelt die Stoffbeschaffung, sichtet und bearbeitet das eingehende Material, gibt es zur Veröffentlichung weiter und hat den Zeitungsinhalt politisch und auch rechtlich zu verantworten. Seine Aufgabe heißt ordnen und gestalten. Oft liegt sein Können weniger im Schreiben als im zeitigen und erfolgreichen Herholen und Anregen. Einen eigenen, arbeitsfrohen und ideenreichen Mitarbeiterkreis heranzuziehen und die Leitung der gesamten Redaktion in fester Hand zu halten, das ist seine Aufgabe (Chefredakteur vgl. II, S. 12). Auch die eigentliche redaktionelle Vgl. hierzu: Dittmar, H.: Das Interview. In: Journalismus Bd. 2. Düsseldorf 1961, S. 70-85; Netzer, Hans-]oachim: Thesen über das Interview. In: Publizistik 15 (1970), S. 31-37. 29
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Technik in der Alltags- und Kleinarbeit ist eine Kunst für sich. Es gilt, aus erdrückend vielfältigem Stoff das Wichtigste herauszugreifen. Spröde Dinge müssen zugänglich, verwirrte Texte klargemacht und dunkle durchleuchtet werden. In der schnellsten Entwicklung zeitlichen Geschehens gilt es, das letzte Ereignis festzuhalten und in eine zum Lesen zwingende Form zu bringen. Dabei ist aber immer von der Gesamtaufgabe der Zeitung auszugehen und mit der geforderten Sorgfalt auszuwählen. Redigieren heißt „Platz schaffen f ü r Wesentliches" (Stampfer). Der Redakteur, bei größeren Blättern der Umbruchredakteur, gibt der Zeitung auch das typographische Bild. Er wird damit der „Schöpfer der Auslage", der Anordner des ganzen Stoffes nach dessen Wert und der Aufgabe des Blattes. Im Ganzen gesehen ist der Redakteur nicht nur der Regisseur der Zeitung, er spielt in ihrem Spiel die führende Rolle und muß mit journalistischem Können am Werke sein, auch dann, wenn er nie eine Zeile schreibt. Er hat ein Höchstm a ß von selbstbeschaffter, angeregter, freier und schöpferischer Eigenarbeit der Redaktion und ihres Mitarbeiterstabes zustande zu bringen. Die Aufgabe, seinen Leserkreis ganz zu erfassen, sein Vertrauen und seine Zuneigung zu gewinnen und dabei dem geistigen Ziele der Zeitung gerecht zu bleiben, das ist der Beruf des Redakteurs. Unter den totalitären Systemen ist der Redakteur, wie z.B. im Hitler-Regime, in beamtenähnlicher Stellung 30 , oder er arbeitet in sowjetischem Stil nach „Schwerpunktdirektiven" des zentralen Presseplanes der Abteilung „Agitation und Propaganda" des Politbüros. 31 Unter der demokratischen Pressefreiheit liegt auch die gesetzliche Verantwortung für den Inhalt des redaktionellen Teils beim Redakteur. Inwieweit auch der Verleger in diese gesetzliche Verantwortung einbezogen ist, bildet ein Problem der umstrittenen sog. „inneren Pressefreiheit", die in einem Bundespresserechtsrahmengesetz geregelt werden soll (vgl. S. 70). In den Landespressegesetzen ist der „verantwortliche Redakteur" schon unter bestimmte rechtliche Voraussetzungen ge30
Vgl. Schmidt-Leonhardt, H.: Das Schriftleitergesetz v o m 4. Oktober 1933. Berlin 1934, S. 35. 31 Vgl. Hüther, Jürgen a. a. O.
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stellt, er muß unbeschränkt strafrechtlich verfolgt werden können und darf nicht, ζ. B. als Parlamentarier, immun sein, worüber das Reichspressegesetz von 1874 noch nichts aussagte. Uber die rein rechtliche Auswirkung der „Verantwortlichkeit" hinaus ergibt sich aber auch die öffentliche und allgemeine Bedeutung des Begriffes „Verantwortung"Ρ Er zeigt die gesinnungsmäßige Natur aller Pressearbeit. Verantwortung tragen bedeutet „ethische Aneignung unseres Tuns". Der Begriff Verantwortung fordert neben dem Mut und der Bereitschaft, die Folgen unseres Tuns zu tragen, auch die Fähigkeit, das, was wir verantworten, wirklich zu schaffen und zu leisten. Sonst wird der Begriff unsinnig! Man kann die Verantwortung nicht für eine Sache übernehmen, die man nach dem Maße seiner Kräfte und seines Könnens zu tragen überhaupt nicht in der Lage ist. Von dieser Auffassung der Verantwortungspflicht her ergibt sich die Notwendigkeit sorgfältiger Prüfung aller sachlichen und persönlichen Voraussetzungen und Folgen der redaktionellen Arbeit, das heißt der öffentlichen Aufgaben und verantwortlichen Verpflichtungen, die ihr gestellt sind. Rechtlich ist dies in der bereits genannten „Sorgfaltspflicht" des Redakteurs enthalten. In den Landespressegesetzen vorgesehene verkürzte Verjährungsfristen für Presseinhalts- und Presseordnungsdelikte versuchen hier im übrigen, den besonderen Arbeitsverhältnissen der Journalisten Rechnung zu tragen. Dabei stehen wir bereits im dritten Arbeitsgebiet des Journalisten, in der Verarbeitung der Nachricht und ihrer gesinnungsmäßigen Deutung. Sie ist dort, wo in größerem Umfang Arbeitsteilung möglich ist, Aufgabe publizistisch-schriftstellerischer Leitung: Arbeit des Leitartiklers, des Kritikers, des Glossisten. Aus dem Aufsehen und der Erregung des aktuellen Geschehens zieht der Journalist und wertet er die allgemein politische und kulturelle Folgerung. Denn das ist seine Aufgabe: aus der Hast und Eile des Geschehens zu umsichtigen und Schramm, Wilbur: Responsibility in Mass Communication. N e w York 1957; Social Responsibility of the Newspress, Milwaukee 1962. Vgl. auch Max Webers Unterscheidung der Verantwortungsethik von der Gesinnungsethik. 3ä
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allgemeinen Erkenntnissen zu führen, der Flüchtigkeit und dem lauten Lärm des Tageskampfes die große Ausrichtung auf das Ganze zu geben, aber ebenso da, wo es die Aufgabe der Zeitung verlangt, den publizistischen Kampf mit guten Waffen überzeugend zu führen. Diese Aufgabe der wertenden journalistischen Arbeit verlangt nutzungsbereites Wissen, sicheres Können und die sprachliche Fähigkeit, den Dingen überzeugend Form und Farbe zu geben (über Form und Stil vgl. S. 158, über Leitartikel vgl. S. 177, über Kritik vgl. II, S.76). Die Chefredakteure, die Ressortleiter und Redakteure, freie oder festangestellte Mitarbeiter leisten diesen eigentlich publizistischen Teil der journalistischen Arbeit. Eigene, nur als solche verpflichtete „Leitartikler" sind in der deutschen Presse eher selten. Aus dem amerikanischen Pressewesen hat aber der „Kolumnist" auch in die deutsche Presse Eingang gefunden. Es handelt sich dabei um meist prominente Publizisten, die als Außenstehende oft gleichzeitig in mehreren Zeitungen ihre von der Redaktion unabhängige Meinung äußern. Kleine und mittlere Blätter mußten sich schon verstärkt zu „Redaktionsgemeinschaften" zusammenschließen, um in der Nachrichtenarbeit und der publizistischen Wertung Angemessenes zu leisten (II, S. 215). Nach dieser Umschreibung der Gebiete journalistischen Wirkens ergibt sich die Frage nach den persönlichen Voraussetzungen für die journalistische Arbeit.
1.4
Die persönlichen Voraussetzungen für die journalistische Arbeit
Die journalistische Begabung liegt gleich der künstlerischen in der Persönlichkeit. Sie kann durch Studium und Erfahrung zur Entfaltung gebracht werden, ist jedoch nicht voll anzulernen oder zu erarbeiten. Der Journalist arbeitet in der Öffentlichkeit und für sie. Es mag ein Stück Geltungsbedürfnis und ein Stück Machttrieb sein, die manche Menschen in diesen Beruf treiben. Ebenso stark aber sind oft ein impulsives Sendungsbewußtsein und die Triebkräfte publizistischen Wollens. Eine Sache zu behaupten, eine Bewegung durchzusetzen, eine
Die persönlichen Voraussetzungen
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Überzeugung zu verbreiten und zu erhärten oder den vorwärtstreibenden Kräften des öffentlichen Lebens fordernd, gestaltend und urteilend gegenüberzustehen und zu helfen, die Dinge besser zu machen, als sie gewesen sind, dabeizusein und mitten im Strome der Entwicklung mitzutun 3 2 0 . Es ist die allgemein publizistische „Leidenschaft", die auch aus dem Journalisten spricht, hier freilich in ihrer strengen Bindung an den T a g und seine Forderungen. Journalismus ist eine fest an die Stunde und an den Gang der Technik gebundene Tätigkeit. Er verlangt daher eine immer und überall leistungsfähige Arbeitsbereitschaft, ein klares, durchblickendes Erkennen des Zeitgeschehens, stets nutzungsbereites Wissen, sichere Beobachtung und die Fähigkeit treffender, überzeugender, sprachlich wirksamer Darstellung. Dazu gehören das Bewußtsein und Bei der repräsentativen Allensbacher Presse-Enquete 1973 wurden die Journalisten u. a. auch nach den Gründen befragt, die sie bewogen haben, diesen Beruf zu ergreifen. Dabei waren Mehrfachangaben möglich. 35 °/o der Redakteure, 30 °/o der Ressortleiter und 36 °/o der Chefredakteure gaben an: „Ich sah hier am ehesten die Möglichkeit, Kritik an Mißständen unserer Gesellschaft zu üben." Andere Vorgaben wurden jedoch noch häufiger genannt: 45 °/o der Redakteure, 53 °/o der Ressortleiter und 42 °/o der Chefredakteure stimmten der Aussage zu: „Mein besonderes Talent liegt im Schreiben, das wollte ich in diesem Beruf anwenden." 49 °/o der Redakteure, 44 °/o der Ressortleiter und 30 %> der Chefredakteure gaben an: „Ich wollte einen Beruf ausüben, der mir viel Freiheit läßt, wo man sich die Aufgaben, Themen weitgehend selbst stellen kann." Auch die Rangfolge der übrigen Antworten auf diese Frage läßt erkennen, daß Journalisten in ihrem Beruf vornehmlich eine große Autonomie und die Chance einer weitreichenden Selbstverwirklichung, kaum aber eine bequeme und ertragreiche Stellung suchten. Im übrigen gaben 65 °/o der Redakteure, 61 % der Ressortleiter und 78 °/o der Chefredakteure an, es sei ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, Journalist zu werden, während 35 % der Redakteure, 39 °/o der Ressortleiter und 20 °/o der Chefredakteure äußerten, sie seien mehr zufällig zu diesem Beruf gekommen. Schließlich gaben 63 °/o der Redakteure, 65 °/o der Ressortleiter und 78 °/o der Chefredakteure an, ihre Berufslaufbahn auch als Journalist begonnen zu haben. Von denen, die vorher einen anderen Beruf ausgeübt hatten, kamen die meisten aus einem kaufmännischen oder handwerklichen Beruf, dagegen nur sehr selten aus dem Beruf des Lehrers oder des Verwaltungsbeamten. Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach: IfD-Bericht 1972: Innere Pressefreiheit 1973. Allensbach 1974.
32a
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Die Einheit des Zeitungsunternehmens
der Wille, dem öffentlichen Leben aus einer Grundauffassung heraus dienstbar zu sein und dabei über sich selbst hinauszukommen. Eigenschaften des Charakters, des Willens, des Verstandes und des Temperamentes verbinden sich in der journalistischen Eignung. 3 3 Die Eigenschaften des Charakters gehen allen anderen voran. Notwendig sind aufgeschlossene, bewegungs- und leistungsfähige Naturen, Menschen mit starkem innerem Wollen und der Neigung, das öffentliche Leben zu verstehen und sich einzufühlen; keine Betriebs- und Geschäftsnaturen und vor allem keine bloß selbstbezogenen Menschen. Leute, die die Fähigkeit der Einfühlung, der sachlichen Kritik, aber ebenso auch die Fähigkeit freudiger Anerkennung verloren haben, die Snobs aller Nuancen, gehen im Journalismus fehl oder richten, einmal hereingekommen, für sich und andere Unheil an. Wenn sie sich ihrer öffentlichen Aufgabe nicht aus innerer Überzeugung Die hier vertretene Auffassung von der spezifisch journalistischen Begabung und ihrer Bedeutung für ein zeitgemäßes journalistisches Berufsbild ist heute sehr umstritten, vielfach relativiert und angezweifelt. Vor allem in der Debatte um die Professionalisierung des Journalistenberufs neigt man heute dazu, weniger die Begabung als die Ausbildung und den Erwerb spezialisierter Kenntnisse zu betonen. Zu den Tätigkeitsmerkmalen des Journalisten, so sagt man, gehöre heute oft gar nicht mehr das Schreiben, das Kommentieren und Durchsetzen von Zielen, sondern eher das Selektieren des Informationsstroms sowie das Disponieren in einer hochkomplexen Organisation. Dafür aber seien ein Spezialwissen und ein Bewußtsein von den rechtlichen, wirtschaftlichen, psychologischen und soziologischen Bedingungen und Abhängigkeiten des eigenen Tuns und der eigenen Rolle wichtiger als bestimmte, allzu persönliche Charaktereigenschaften. Die dem Journalisten vornehmlich zukommende Aufgabe der „Vermittlung" sei durchaus erlernbar. Vgl. hierzu Kieslich, Günter: Ein Beruf ohne Berufsbild. Gedanken zur Ausbildung von Journalisten. In: Hufen, Fritz (Hrsg.): Politik und Massenmedien. Aktuelle Themen eines ungeklärten Verhältnisses. Mainz 1970, S. 303-321; Koszyk, Kurt: Professionalisierung durch Wissenschaft. Journalistenausbildung zwischen Beruf und Berufung. In: Aus Politik und Zeitgeschehen. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. Nr. 24 (1974), S. 27-37; Riihl, Manfred: Weiterhin ein offener Begabungsberuf? In: Der Journalist 24 (1974), H. 8, S. 32 f. Vgl. auch das Sonderheft „Journalismus als Beruf": Publizistik Jg. 19/20 (1974/75) H. 3-4/1-2. 33
Die persönlichen Voraussetzungen
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mit vollem persönlichem Einsätze widmen, werden sie sich kaum durchsetzen und auf die Dauer auch nicht behaupten. Die Zwangshypothek der Eitelkeit, die nach Bismarcks Wort den Politiker belastet, ist ebensooft dem Journalisten aufgeladen. Das ist nicht zu verteidigen, aber zu verstehen. Der Journalist will und muß wirken, und also auftreten, und aus sich heraustreten. Takt und Geschmack, Erziehung und Bildung müssen hier helfen, das rechte Maß zu halten. Ständige und nie nachlassende Arbeitsbereitschaft ist die zweite Forderung, eine Sache des Willens. Zu jeder Tages- und Nachtzeit und in schwierigsten Lagen muß der Journalist zu arbeiten bereit und fähig sein. Das Zeitgeschehen schont weder die Stunden der Ruhe noch der Ermüdung. Immer neu und mit ungebrochener Eindrucksfähigkeit an die Dinge heranzugehen, ist unerläßlich, soll der Erfolg nicht in Frage gestellt sein. Der Journalist hat diese Willensleistung in der Nachrichtenarbeit und in der Meinungsführung zu nutzen. Große Entscheidungen, stoßweise Arbeitsüberbürdung verlangen oft alle Kräfte. Aber selbst in Überarbeit und drängender Tageseile muß der Journalist sich fortgesetzt zu größter Gewissenhaftigkeit auch in den Einzelheiten zwingen. Seine Eindrucksfähigkeit sollte er sich erhalten und die Fühlung zur Leserschaft. Die Fähigkeit, zu sehen und zu erleben aus einem sicheren Hineindenken in alles, was den Leser gewinnen und überzeugen kann, darf ihm nie abhanden kommen. Einfühlung also ist sehr wesentlich, „other minded" zu sein, wie es der Amerikaner fordert, bedeutet freilich nicht, daß sich der Journalist selber aufgibt. Die Überlegenheit der Leitung und Richtung muß er sich unabhängig erhalten, also muß er vor allem selber wissen, was und wohin er will. Vom Verstände wird gefordert: rasches, klares Denken, reifes, erarbeitetes und nutzungsbereites Wissen, um aus Sachkunde ebenso wie aus praktischer Erfahrung zu richtiger Erkenntnis und Einordnung überraschend aufkommender Ereignisse zu gelangen. Ein gutes und zuverlässiges Gedächtnis, nicht nur für Namen, Zahlen und Personen, mehr noch für Vorgänge, Ereignisse und Situationen, die kein Lexikon und kein Notizbuch aufzeichnen, ist unerläßlich. Gesunder Menschenverstand
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und Lebensklugheit sind oft wertvoller als allzu idealistischer Schwung, doch dürfen sie nie in Ängstlichkeit ausarten und so die werbende Kraft hemmen, die von jeder echten journalistischen Arbeit ausgehen muß. Unerläßlich ist eine starke formale Fertigkeit, nicht nur in bezug auf Sprache und Stil, die als die Mittel der journalistischen Leistung zu einem hohen Grade gesteigert werden müssen (vgl. S. 158), sondern auch im Hinblick auf die ansprechende und zugkräftige äußere Aufmachung der Zeitung, die graphische Gestalt und auch die Nutzung und Darbietung des Bildes (vgl. Umbruch und Aufmachung II, S. 132). Sache des Temperaments ist es, sich ständig mit ganzer Kraft all den Aufgaben zu widmen, die dem Redakteur aus dem Gange des öffentlichen Lebens Tag für Tag erwachsen. Neben der Liebe für die journalistische Arbeit muß der Glaube an die verfochtene Sache das Werk beflügeln. Wer nur mit Nebenabsichten und eigensüchtigen Überlegungen in diesen Beruf geht (Einfluß, Kritik, Lebensgenuß, Einladungen, Reisen, Theater, Film, Sport, Abenteuer, überall vorne a n . . . ) , wird sich darin kaum selbst voll verwirklichen. Journalismus ist nicht Abenteuer, sondern harte, unerbittliche, immer erneute Tagesarbeit, eine geistige Schwerarbeit sondergleichen. Der Beruf erfordert, soll er ganz erfüllt werden, ein hohes Maß von opferbereitem Idealismus, Grundsatzfestigkeit und überlegener Ruhe und Gelassenheit in den Stunden krisenhafter Spannung. Wesentlich ist überdies, daß sich der einzelne Journalist kooperativ in seine Redaktion einfügt und seine spezifische Aufgabe in dem komplizierten Ablauf von Nachrichtensammlung, -auswahl und -weitergäbe bereitwillig wahrnimmt. Nur so kann sich dann die Zeitung als Produkt der gemeinsamen Arbeit in überzeugender Form präsentieren und institutionell Dauer gewinnen. Es gibt keinen mit Prüfungen und Berechtigungen ausgestatteten Ausbildungsgang des Journalisten.34 Dreierlei muß er mitbringen oder erwerben: Die journalistische Befähigung, das fachDies vor allem auch, weil der Beruf schon von Art. 5 GG her zugangsfrei gehalten werden muß.
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liehe (handwerkliche) Können und das Sachwissen aus den Gebieten, über die er schreibt und in denen er arbeitet. Über die journalistische Begabung ist oben gesprochen worden. Das fachliche Können verzweigt sich zunächst in die rein handwerkliche Technik der redaktionellen Arbeit: Behandlung der Manuskripte (Redigieren), genaue, möglichst durch eigene Praxis belebte Kenntnis des technischen Vorganges (Nachrichtenmittel, Satz, Druck), genaue Sachkunde der Mittel graphischer Aufmachung (Schriften, Schriftgrößen, Umbruch, Aufmachung, Seitenplanung und -aufteilung, Einordnung in die redaktionelle Arbeitsweise, Zeiteinteilung und Arbeitsrhytmus). Neben der handwerklich-praktischen Technik steht die schwierige und eigentliche Zeitungsaufgabe: was gehört in die Zeitung, und in welcher Form paßt es hinein? Wichtig ist für die Zeitung alles, was auf der Linie ihrer Aufgabenstellung liegt und was ihre Leser anspricht. Die Anpassung an deren Bedarf und das Verständnis dafür ist der wesentliche Teil des journalistisch-redaktionellen Könnens im engeren Sinne. Aus solcher recht verstandenen Anpassung erst wird dann die Möglichkeit politischer Führung zu entwickeln sein. Man muß „ankommen", ehe man gewinnen kann. Diese publizistische Umsicht schließt Qualität keineswegs aus, fordert sie sogar im hohen Maße, doch muß sie auf den Weg gebracht werden können in das Verständnis und die Aufnahmebereitschaft des Leserkreises. Darauf kommt es an. Dieses Können kann nur in der redaktionellen Praxis gewonnen werden. Theoretische Vorkenntnisse aus der Publizistikwissenschaft und Kommunikationsforschung sind hierzu gleichwohl wichtig und zunehmend unentbehrlich (s. u.). Doppelter Natur ist auch das Sachwissen aus den vielfältigen Zweigen des öffentlichen Lebens, in denen der Journalist arbeitet. Es ist zunächst das sachlich-fachliche Wissen und dann die praktische Erfahrung in bestimmten Fachgebieten, die gewonnen werden müssen. Anzuraten ist, daß der Journalist sich auf einzelne Fachgebiete, in denen er völlig sattelfest sein muß, konzentriert. Der oft zitierte „Allround"-Journalist ist selten, d. h. selten ist er gut! Auch der „Allround-Mann" kommt meist aus einer fachlich gesicherten Arbeit, ehe er mit seinen Berich4
Dovifat, Zeitungsichre I
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ten über Kriege und Revolutionen, Weltkonferenzen und Naturkatastrophen die Menschen ins Bild bringt. Fachliche Spezialisierung ist auch darum anzuraten, weil sie unanfechtbare Sicherheit des Urteils in einem Gebiete gibt und von dorther die Erfahrung und Vorsicht gewonnen werden können, die zur Beurteilung anderer Fachgebiete erforderlich sind. Nichts ist der Presse schädlicher als Journalisten, die sachkundig und diskussionsreif auf allen Gebieten sein wollen. Gründliche Bildung in einem Fach ist aber nicht nur für die Zeitung ersprießlich. Sie sichert und fördert auch die eigene Berufslaufbahn. In der Grundgliederung sind fünf Hauptgebiete zu unterscheiden: Politik, Kulturpolitik (Feuilleton), Wirtschafte- und Kommunalpolitik, Sport. Auf einem dieser Gebiete sollte ein gründliches Fachwissen erarbeitet werden. Das kann gelegentlich auch durch Selbststudium erfolgen. Bei der anstrengenden journalistischen Tagesarbeit ist das aber nicht leicht. Ein Universitätsstudium für den Journalisten vor Eintritt in den Beruf erleichtert und vertieft die Fachbildung. Das gründlich zu erarbeitende Fachwissen schafft Einblick in die Methode systematischer geistiger Arbeit und eröffnet, ehe die unsteten und anstrengenden Anfangsjahre der journalistischen Einarbeitung beginnen, Einblick in die unabhängige, geistige Atmosphäre der Lehre und Forschung, aus der für die spätere Praxis sichere Maßstäbe für ein fundiertes Urteil zu gewinnen sind. Dazu tritt für die fachliche Berufsvorbildung das, was man den praktischen Berufsansatz nennen könnte. Schon dem jungen Journalisten ist das kritische Urteil über Männer und Mächte, über politische und kulturelle Kräfte, politische Aktion, künstlerische Leistung, kommunale Organisation, wirtschaftliche Unternehmung, sportliche Leistung verantwortlich anvertraut. Er sollte also mehr davon wissen, als was im Buche steht. Er muß praktische Erfahrungen haben, zumindest im Ansatz. Das heißt, er sollte je nach seiner besonderen Neigung und dem Interessengebiet, dem er seine öffentliche Arbeit widmet, auch die praktische Lage des Aufgabengebietes kennen, dem seine Nachrichten- und Meinungsarbeit und damit sein Urteil dient: der Politiker die Arbeit in politischen Organisationen und in
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der Verwaltung, der Lokalredakteur die in einer Behörde der Stadtverwaltung, der Wirtschaftspolitiker die in Handel und Industrie, der Kulturpolitiker, „Feuilletonist" die im Theater, im Film und Fernsehstudio usw., und der Sportredakteur sollte immerhin wenigstens eine Sportart selbst aktiv betrieben haben. Dieser Einblick in die Schwierigkeiten und Sorgen praktischer Arbeit gibt dem Journalisten bei seinen kritischen Bemühungen die M a ß s t ä b e gerechten Urteils. Kritik ist immer leicht. Z u m Bessermachen sachkundig beraten, das ist schwerer. Eben das aber ist auch eine Aufgabe der Presse, die sich heute oft voreilig kritisch gebärdet. Ein hohes M a ß verärgerter Urteile über und gegen die Presse wäre im Interesse der Zeitung und ihres öffentlichen Auftrages zu vermeiden, hätten die journalistischen Kritiker jeweils den erfahrenen Einblick in die Praxis und damit auch die rechten M a ß e dessen, was möglich ist (Kompetenz). Für die wissens- und die erfahrungsmäßige Vorbildung gilt knapp folgendes: a) politische Redaktion: Studium der politischen Geschichte Deutschlands und des Auslandes zur Ausstattung des in diesem Fache unerläßlichen Interesses für das Politische mit den notwendigen Beispielen, Vorbildern und Erkenntnissen. International ist heute das Studium der Entwicklungsländer nach vorn gerückt. Des weiteren ist erforderlich das Studium des Wirtschafte- und Sozialaufbaus Deutschlands. D i e Kenntnis allgemeiner und vergleichender Staatslehre und der deutschen und außerdeutschen Gegenwartsfragen ist unerläßlich. Das Studium der Politologie, aber auch das der Rechts- und Staatswissenschaft führt in diese Richtung. Praktische politische Erfahrung in Verwaltungen und politischen Organisationen jeder Art ist notwendig und wegen der unmittelbaren Anschauung, die nur sie geben kann, unentbehrlich. Für die Tätigkeit des Auslandskorrespondenten bedarf es sicherer Sprachkenntnisse und reicher Auslandserfahrung auch außerhalb der Pressearbeit (vgl. auch II, S. 24). b) Wirtschaftsund Handelsredaktion: Z u unterscheiden ist „Volkswirtschaftlicher T e i l " , wie er heute auch in Massen4'
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blättern eine wertvolle Aufgabe erfüllt, und „Handelsteil", der, oft in fachlich spezialisierten Zeitungen, der wirtschaftlichen Praxis dienstbar ist. Der „Volkswirtschaftliche T e i l " hat die Aufgabe, das volkswirtschaftliche Geschehen auch in Einzelheiten durch Nachrichten zu verarbeiten und so vorzutragen, daß jeder Leser nützlichen Einblick in die volkswirtschaftlichen Vorgänge gewinnen kann. Hier kommt es auf die allgemein verständliche Deutung wirtschaftlicher Vorgänge und ihrer sozialen Zusammenhänge für den Verbraucher an. Die Führung des Handelsteils hingegen verlangt genaue Kenntnis der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, die zweckmäßig durch ein Hochschulstudium dieser Fächer zu erlangen ist. Arbeiten in Landwirtschaft oder Industrie, Bankwesen oder Handel sollten folgen, um den Redakteur zu befähigen, die Dinge aus der unmittelbaren Praxis zu verstehen und zu beurteilen. c) Kulturpolitische Redaktion (Feuilleton): Sie erfordert Studium und genaue Sachkenntnis der deutschen und der ausländischen Literaturen und Sprachen. Dazu treten Kunst und Theater, Musik und Geschichte. Hier ist gründliche Spezialisierung besser als oberflächliches Vielwissen. Ein akademisches Studium ist anzuraten. Praktische Betätigung und möglichst eigener Berufsansatz in der Kultur- und Bildungsarbeit oder in den Bereichen des Theaters, Films oder Rundfunks vermitteln wertvolle Anschauungen und Erfahrungen zu sicherem und sachkundigem Urteil. Alle Arbeiten des Feuilletonredakteurs fordern feinen und doch wirksamen, geistig gepflegten und doch gemeinverständlichen Ausdruck (vgl. ausführliche Darstellung S. 158 und II, S. 74). d) In der Lokal- und Provinzredaktion wird der Redakteur neben seiner allgemein-politischen Durchbildung die Grundsätze der Gemeindepolitik und der Gemeindewirtschaft beherrschen müssen. Eine Reihe von Universitäten bieten heute mancherlei Lehrveranstaltungen zu einem kommunalpolitischen Studium an. Hat der Lokalredakteur selbst in Gemeindebehörden praktische Arbeit geleistet, so kommt ihm das sehr zugute. In kaum einem Gebiete der Zeitung ist eine kritische und anregende Tätigkeit wertvoller als hier, in keinem Gebiet ist aber auch eine solche Stellungnahme durch unmittelbar Be-
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teiligte und Interessenten leichter nachzuprüfen. Je mehr es der Lokalredakteur vermag, auch in die Geschichte und Tradition des Verbreitungskreises seiner Zeitung einzudringen, um so besser wird seine Arbeit gelingen, die im übrigen stark auf seinen Beziehungen und seiner praktischen Mitarbeit in der Gemeinde beruht (vgl. auch II, S. 59). e) In den Sportredaktionen war immer die Zahl aktiver Sportsleute groß. Je enger sie aus eigener Erfahrung dem Sport verbunden sind, um so besser wird auch ihre publizistische Aufgabe gelingen. Die lange Zeit etwas abschätzige Beurteilung von Sportjournalisten entbehrt heute jeder sachlichen Grundlage: Weder nach der sozialen Herkunft, noch nach dem Charakter der Vorbildung unterscheiden sie sich sehr wesentlich von den übrigen Journalisten. Nur scheinen sie weniger eine spezifisch journalistische Ausbildung durchlaufen zu haben. f) Auch der Bildredakteur (Bildleiter) und der Bildjournalist (Bildberichter) müssen zum allgemein-politischen Urteil fähig sein. Fachlich haben sie in harter Eigenarbeit oder, besser, aus einer gründlichen photographischen Ausbildung (in Berufsoder Fachschulen) die Fähigkeit zu entwickeln, Bilder nicht nur in ihrer aktuellen Bedeutung richtig zu sehen, sondern sie auch in Aufnahme und Bildausschnitt gleich bildhaft und im wesentlichen zu fassen und sie schließlich nach der Möglichkeit graphischer Wirkung richtig auszuwählen und zu beschriften. Neben die bildtechnische Fähigkeit tritt die publizistische Fähigkeit, Geschmack, Takt und politische Aufgabe zu vereinen (vgl. II, S. 117). Für alle Fälle der journalistischen Arbeit ist die praktisch brauchbare Kenntnis des Presserechtes und der mit der Presse zusammenhängenden Verordnungen und Anordnungen erforderlich. Der Weg der Vorbildung an den Universitäten, der in neueren Plänen zur Journalistenausbildung als obligatorisch empfohlen wird, muß so beschritten werden, daß in einem, höchstens zwei für die Gestaltung des Zeitungsinhaltes wichtigen Fächern eine gründliche und umfassende Ausbildung, nicht nur in aktueller Blickrichtung, vorgenommen wird. Das Studium sollte
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verbunden werden mit einem Studium der Publizistik, dem wissenschaftlichen Fache, das die frühere Zeitungswissenschaft in sich aufgenommen hat und alle publizistischen Mittel, deren Psychologie, Organisation und Technik sowie den publizistischen Vorgang selbst, den „publizistischen Prozeß", als einheitliches Phänomen des öffentlichen Lebens auch in seiner Auswirkung zum Gegenstande der Forschung und Lehre gen o m m e n hat. 3 5 An folgenden Universitätsinstituten wird Publizistik- und Kommunikationswissenschaft gelehrt: Institut für Publizistik der Freien Universität Berlin; Sektion für Publizistik und Kommunikation an der Ruhr-Universität Bochum (zugeordnet dem Lehrstuhl für Pädagogik); Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft der FriedrichAlexander-Universität Erlangen/Nürnberg; Institut für Publizistik der Universität Göttingen; Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Institut für Kommunikationswissenschaft an der Maximilians-Universität München; Institut für Publizistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Von den außeruniversitären Forschungs- und Dokumentationsinstituten seien das Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund, die Deutsche Presseforschung in Bremen und das Hans Bredow-Institut für Rundfunk und Fernsehen in Hamburg genannt. Das Deutsche Institut für publizistische Bildungsarbeit in Hagen (früher Düsseldorf) leistet seit 1950 eine ausgedehnte Vor- und Fortbildungsarbeit in Hauptund Volontärkursen. Es ist getragen von den Berufsverbänden der Verleger und der Redakteure, dem Bundespresseamt und Vertretern des Rundfunks. Eine ähnliche Institution ist die Akademie für Publizistik in Hamburg. Die Deutsche Journalistenschule in München bietet nur für eine geringe Zahl von Absolventen eine Kursausbildung, neuerdings in Zusammenarbeit mit dem dortigen Institut für Kommunikationswissenschaft. Seit 1971 erprobt auch die „Kölner Schule"Institut für Publizistik, Rodenkirchen bei Köln, einen neuen Weg außer- und inneruniversitärer Journalistenausbildung. Schließlich befinden sich mehrere Modelle einer neuen Journalistenausbildung noch in Planung, so etwa in Nordrhein-Westfalen (Dortmund) und Rheinland-Pfalz (Mainz). Zu den Studien-, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten vgl.: Scholand, Hildegard, u. Hüther, Jürgen: Das Studium der Publizistikwissenschaft. Paderborn 1969. Ferner: Dokumentation 1970: Publizistik - Zeitungswissenschaft - Communication Research - Journalism. Hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft, Konstanz 1970; Rubi, Manfred: Journalistische Ausbildung heute. In: Aus Politik und Zeitgeschehen. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. Nr. 13 (1972), S. 13-52; Hummel, Volker: Journalistenausbildung in der Diskussion. In: Media Perspektiven (1974), S. 14-22; Aufermann, 35
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Das Studium vermittelt in wissenschaftlicher Systematik die Grundlagen und die Kenntnis über die Mittel der Publizistik. Für die Praxis gibt es einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Zeitung und der Zeitschrift, des Rundfunks und Films mit Einschluß der historischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, soziologischen und psychologischen Voraussetzungen. Das Fach lehrt also Medienkunde und Kommunikationsforschung, es befaßt sich mit der Aufgabe der Zeitung im öffentlichen Leben, lehrt ihre Stilformen, ihre Wirkung und vermittelt dem später im praktischen Leben oft von der Tagesarbeit Aufgezehrten das Bewußtsein für die vielfältigen Bedingungen und Zusammenhänge seiner Arbeit. Ferner lehrt das Fach die ethischen Grundvoraussetzungen und die Elemente eines begründeten Standesbewußtseins. Bei der Unsicherheit jeder publizistischen Laufbahn ist anzuraten, die akademische Arbeit durch ein Examen abzuschließen. Dies fördert nicht nur Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten, sondern auch die Aussichten für einen späteren Berufswechsel, der gerade bei Journalisten nicht selten ist. Nachdem die so skizzierten Vorbildungsphasen durchlaufen sind, wird, soweit das durch ein Volontariat (Ausbildung „vor Ort") nicht schon vorher geschehen ist, die eigentliche journaliStiche Praxis, die Einordnung in die Zeitungsarbeit, die Handhabung des Handwerkszeuges nur in der praktischen Arbeit der Redaktion zu erlernen sein. 86 Denn hier nur besteht auch die zur Ausbildung unerläßliche und im theoretischen Lehrbetrieb nur schwer zu schaffende, unmittelbare Fühlung mit der Öffentlichkeit. Diese praktische Lehr- und Lernzeit („Volontärjahr") wird am besten an einem Blatte durchgemacht, dessen Betrieb Jörg, u. Elitz, Ernst (Hrsg.): Ausbildungswege zum Journalismus.
Opladen 1975; Journalismus als Beruf. In: Publizistik Jg. 1 9 / 2 0 (1974/75) H. 3 - 4 / 1 - 2 . Zur Bedeutung dieser Einarbeitungsphase, die man wissenschaftlich „Sozialisation" nennt, vgl. die interessante Studie von Breed, Warren: Soziale Kontrolle in der Redaktion: eine funktionale Ana-
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lyse. In: Aufermann, Jörg, Bohrmann, Hans, u. Sülzer, Rolf (Hrsg.):
Gesellschaftliche Kommunikation und Information. Frankfurt/M. 1973, S. 3 5 6 - 3 7 8 . Vgl. ferner verschiedene Beiträge in dem Band: Sozialisation durch Massenkommunikation. Hrsg. von Franz Konneberger. Stuttgart 1971.
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zu überschauen ist, das dem Lernenden die Möglichkeit gibt, in allen Sparten des Innen- und Außendienstes der Redaktion tätig zu sein und das über genügend Personal verfügt, um die Ausbildung sinnvoll überwachen zu können37. Ganz besonders wird der Volontär sich eingehend mit der technischen Herstellung der Zeitung zu beschäftigen haben. Die technischen und geistigen Kräfte gehören in der Zeitung zusammen, und der Redakteur muß jeden technischen Vorgang so genau kennen, daß er weiß, wo die Schwierigkeiten liegen, und daß er mit den technischen Mitarbeitern wirklich zu reibungslosem Hand-inHand-Schaffen kommt. Schließlich muß jeder gute Redakteur auch die Vertriebsformen der Zeitung kennen sowie die ganze wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens, auch des Anzeigenwesens. Nie zu entbehren ist für alle Fächer der journalistischen Arbeit die flotte Beherrschung der Kurzschrift und des Maschinenschreibens. Die praktisch-beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten, die die Lehrjahre vermitteln, sind für jeden Journalisten, der Redakteur sein will, unentbehrlich. Wer sich durch schriftstellerische Leistungen als freier Mitarbeiter bereits einen Namen gemacht oder sich durch politische und organisatorische Arbeiten bewährt hat und daraufhin in eine Redaktion eintritt, muß sich auch dann die nötigen grundlegenden journalistischen Kenntnisse aneignen. Gewandten Berufsanwärtern gelingt das meist sehr bald. Über alle Anerkennung der allgemein fachlichen und praktisch-journalistischen Durchbildung steht als erste und wesentlichste Forderung, daß der Journalist sich befähigt zeigt, seine Aufgaben in der Öffentlichkeit entschieden, unbestechlich und verantwortungsbewußt zu erfüllen. Der journalistische Beruf ist ein freier Beruf. Seine Berufsvertretung ist der Deutsche Journalisten-Verband, e. V. (DJV), die stärkste Organisation der deutschen Journalisten (rund 11 000 Mitglieder). Er wurde 1949 gegründet, ist in LandesZwischen dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und den Journalisten-Verbänden sind in diesem Sinne vertragliche Abmachungen über die Voraussetzungen einer ordnungsgemäßen Volontärausbildung getroffen worden. Vgl. Beilage zu: Der Journalist Heft 11 Jg. 19 (1969). Vgl. auch Kieslich, Günter: Der journalistische Nachwuchs in der Bundesrepublik Deutschland. Köln 1974. 37
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verbänden organisiert und nimmt gewerkschaftliche Aufgaben wahr, ohne selbst eine Gewerkschaft i. e. S. zu sein. Sein Organ ist „Der Journalist". Der Verband sieht seine Aufgabe in der Wahrnehmung der beruflichen, rechtlichen und sozialen Interessen aller Journalisten, insbesondere der Sicherung der freien Meinungsäußerung und der geistigen Unabhängigkeit der journalistischen Arbeit (vgl. die neuen Satzungsentwürfe, Beilage zu „Der Journalist" Heft 9 (1974). Ein kleinerer Teil der Journalisten hat sich der gewerkschaftlichen Berufsgruppe der Journalisten (Deutsche Journalisten-Union) in der IG Druck und Papier angeschlossen. Die dju besteht seit 1951 und sieht die Solidarität einer großen Gewerkschaft als Grundlage für die Bemühungen um die materielle Sicherheit und geistige Unabhängigkeit der Journalisten an. Ihr Organ ist „die feder". Schließlich sind die wenigen, in der DeutschenAngestellten-Gewerkschaft organisierten Journalisten in der „Gruppe der Journalisten in der DAG" zusammengefaßt. 38 Die Bestrebungen gehen neuerdings verstärkt dahin, in absehbarer Zukunft eine einheitliche „Mediengewerkschaft" zu bilden. 39 Zur beruflichen Sicherung haben die Journalistenverbände mit den Verbänden der Verleger Tarifverträge 40 abgeschlossen, die Gehaltssätze und Arbeitsbedingungen festlegen. Besondere Bestimmungen aber wurden zur Sicherung der geistigen Unabhängigkeit der journalistischen Arbeit schon in diesen Tarifwerken entwickelt. So die Pflicht des Verlegers, die Richtung der Zeitung schriftlich im Vertrage des Redakteurs festzulegen und bei einem Richtungs- oder Besitzwechsel der Zeitung dem Redakteur Gelegenheit zu vorzeitigem Ausscheiden unter Weiterzahlung der Gehaltssätze zu geben. Rechtsstreitigkeiten zwischen Verlegern und Redakteuren sollten durch besondere Schiedsgerichte (Schlichtungsausschüsse) entschieden werden. Für die Beschäftigung von Volontären in 38
Vgl.: Wer schreibt und spricht worüber. Journalisten-Handbuch 1974. 4. Ausg. Wiesbaden 1974, S. XI ff. 39 Vgl. Solidarität gegen Abhängigkeit. Auf dem Weg zur Mediengewerkschaft. Hrsg. von Ulrich Paetzold und Hendrik Schmidt. Darmstadt, Neuwied 1973. 40 Vgl. den seit 1. 4 . 1 9 7 5 gültigen Gehaltstarifvertrag in: Der Journalist 25 (1975) H. 5, S. 14 f.
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zweijährigen Ausbildungszeiten sind besondere Richtlinien festgelegt, ebenso für „Freie Journalisten", von denen ein gut Teil der Mitarbeit in den Zeitungen geleistet wird. D e r erste Manteltarif vom 15. August 1 9 5 1 hat nachfolgende Berufsbezeichnungen festgelegt: Redakteur ist, wer durch Sammlung, Sichtung, Ordnung und Bearbeitung des für den Textteil einer Zeitung bestimmten Stoffes an der Gestaltung des redaktionellen T e i les mitwirkt. Fester Mitarbeiter ist, wer - ohne Arbeitnehmer zu sein auf Grund eines selbständigen Dienstverhältnisses ausschließlich oder überwiegend für einen Verlag tätig ist und eine feste monatliche Vergütung (Honorar, Pauschale) erhält. Gelegentlicher Mitarbeiter ist, wer - ohne in einem Dienstverhältnis zu stehen - von Fall zu Fall Beiträge liefert und jeden Beitrag als solchen nach den Grundsätzen des W e r k vertrages vergütet erhält 4 1 . Redaktionsvolontär ist, wer zur Berufsausbildung in der Redaktion einer Zeitung oder Zeitschrift beschäftigt wird und als Gegenleistung für seine Dienste ein Entgelt (Gehalt) erhält. (Arbeitsverhältnis mit ergänzendem Ausbildungszweck.) Die Geschichte des Journalismus ist so alt wie die Geschichte des menschlichen Zusammenlebens. Lange vor den ersten Zeitungen gab es Nachrichtenträger aller Art 42 (Läufer, Reiter und Boten). Später bestellten Fürsten und große Kaufherren Nachrichtenschreiber und Agenten, oft zwielichtige Existenzen, die vielen Herren dienIn der Praxis sind die Typen der „Freien Mitarbeiter" nach ihrer beruflichen Stellung heute viel zahlreicher. Vgl. die Typologisierung in: Bundestagsdrucksache 7/2104: Bericht der Bundesregierung über die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland (1974). Bonn 1974, S. 83. Dort auch Hinweise zur gegenwärtigen Situation dieser Gruppe. Vgl. auch Bd. II S. 21 ff. 42 Vgl. Riepl, Wolfgang: Das Nachrichtenwesen des Altertums mit besonderer Rücksicht auf die Römer. Leipzig 1913. Zu den Formen der amtlichen römischen Publizistik vgl. van Gessel, H. L.: Acta Urbis - Ancient Rome's Local Paper. In: Gazette 16 (1970), S. 88 bis 104. 41
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ten43. Die Anfänge der deutschen Zeitungspresse reichen in das Jahr 1609 zurück („Aviso" und „Relation" sind die ältesten erhaltenen Zeitungen)44. Die „Gazettanti" (von gazeta = kleine Geldmünze), die „News-writers", die „Gazettiers a la main" waren bereits in sozial nicht immer geachteten, aber manchmal einträglichen Arbeiten für die Börsen und Märkte der oberitalienischen Städte und in Paris und London tätig. Aus ihrem Wirken entwickelt sich neben der Zeitung ein als Dienstleistung betriebenes Nachrichtengewerbe, das in den persönlich versandten „Bulletins" des 17. und 18. Jahrhunderts45 das brachte, was man in den Blättern der Zeit nicht bringen durfte. In den heute noch bestehenden „privaten" und „vertraulichen" Informationsdiensten haben sie ihre Nachfolge gefunden (vgl. II S. 29). Der allgemeine Nachrichtendienst entwickelte mit der gedruckten Zeitung die beruflich feste Form der Redakteure, Reporter und Korrespondenten und mit den elektrischen Nachrichtenmitteln und den Nachrichtenbüros die spezielle journalistische Berufsart der „Nachrichtenredakteure". Die eigentlich publizistische Nutzung und meinungsmäßige Gestaltung des Zeitgeschehens wurden erst spät ein eigener Beruf. Ursprünglich mit der politischen Arbeit verbunden, zweigen sich im römischen Kaiserreich, zunächst im milden Absolutismus der Augusteischen Zeit, die ersten amtlichen Lob- und Preisreden Vgl. Kleinpaul, Johannes: Das Nachrichtenwesen der deutschen Fürsten im 16. und 17. Jahrhundert. Leipzig 1930; Sporhan-Krempel, Lore: Nürnberg als Nachrichtenzentrum 1400-1700. Nürnberg 1968. 44 Opel, Julius Otto: Die Anfänge der deutschen Zeitungspresse 1609-1650. In: Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels. Bd. III. Leipzig 1879; Prutz, R. £.: Geschichte des deutschen Journalismus, 1. Theil, Hannover 1845. Faksimiledruck, hrsg. v. Joachim Kreutzer, Göttingen 1971; Salomon, Ludwig: Geschichte des Deutschen Zeitungswesens, 3 Bde. Oldenburg und Leipzig 1900-1906; Weller, Emil: Die ersten deutschen Zeitungen. Hildesheim 1962 (1872); Ausstellungskatalog „Die Anfänge der europäischen Presse". Bremen 1965; Lindemann, Margot: Deutsche Presse bis 1815. Berlin 1969; Koszyk, Kurt: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert. Berlin 1966; ders.: Vorläufer der Massenpresse. Ökonomie und Publizistik zwischen Reformation und französischer Revolution. München 1972; Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Pullach b. München 1972. Als Kritik der neueren Pressegeschichtsschreibung: Welke, Martin: Die Geschichte der Zeitung in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens. In: Daphnis 3 (1974), S. 92-106. 43 Vgl. Friedländer, Ernst: Berliner geschriebene Zeitungen 1713 bis 1717 und 1735. Berlin 1902. 43
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(Dithyramben) ab, die später zu leerer dynastischer Propaganda erstarren. Das Mittelalter kannte meinungsbildende Leistungen zunächst nur in kirchlicher Bindung, später volkstümlich im Bänkelsang, höfisch in der politischen Spruchdichtung. Hier besinnen sich diese Publizisten des Mittelalters bereits auf ihre öffentliche - damals noch religiös begründete - Sendung46. (So Walther von der Vogelweide: „Her keiser, ich bin vrönebote und bringe iu boteschaft von gote".) Mit der Renaissance erwachte erstmals die Publizistik individuellen Urteils. Das zeigen etwa die Pamphlete Pietro Aretinos, des ersten „Revolverjournalisten" der Geschichte, aber auch die aus eigener Berufung geübten publizistischen Aktionen beider Seiten im Zeitalter der Glaubenskämpfe. Das Herankommen der liberalen Welt- und Lebensanschauungen mit der Forderung der Pressefreiheit ruft dann den publizistischen Schriftsteller auf den Plan. Die Eigenständigkeit und individuelle Souveränität der publizistischen Persönlichkeiten setzt sich durch. Das liberale 19. Jahrhundert, das praktisch mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges zu Ende geht, ist die Zeit der großen politischen Journalisten, der Federn von Macht und Weltruf. Teils in Zeitungen, teils in Zeitschriften treten sie auf. Noch gab es keine publizistischen Riesenunternehmen, in denen nicht die Feder eines großen Publizisten regierte, sondern der publizistische Manager. In den Vereinigten Staaten von Amerika gründen und festigen journalistische Staatsmänner die junge Verfassung. Von Franklin, Alexander Hamilton (Gazette of the United States) und Thomas Jefferson (National Gazette) geht die Linie zu W. L. Garrison und Horace Greeley (Tribune), zu W. Reid (Ν. Y. Tribune) und Karl Schurz (Evening Post), zu H. L. Menken und Walter Lippmann. In England geht die Reihe von dem anonymen Verfasser der „Junius"-Briefe im „Public Advertiser" über J. T. Delane (Times) und Charles Dickens (Daily News) zu C. P. Scott (Manchester Guardian), zu ]. A. Spender (Times) und ]. L. Garvin (Observer). In Frankreich folgen auf Publizisten der Revolution von 1789: Mirabeau (Etats Generaux), Rivarol (Actes des Apotres), Brissot (Patriote Franjais), Desmoulins (Revolution de France) und Marat (Ami du Peuple) die Journalisten des Bürgerkönigtums und 2. Kaiserreichs: die Brüder Bertin (Journal des Debats), A. Carrel (Le National), Villemessant (Le Figaro). Es folgten die „Pamphletaires", die scharfen Kritiker des öffentlichen Lebens, H. de Rochefort (Lanterne) und Emile Zola. Die großen Vgl. Benzinger, Josef: Zum Wesen und zu den Formen von Kommunikation und Publizistik im Mittelalter. In: Publizistik 15 (1970), S. 295-318. 46
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Federn der „Presse d'Opinion" führen oftmals Politiker hohen Ranges, die hier ihre politische Stellung zimmerten und ihre Überzeugung durchsetzten, so ζ. B. Clemenceau. In Deutschland gehen G. E. Lessing (1751 Vossische Zeitung), Schubart seit 1774 (Deutsche Chronik) und Wekhrlin mit mehreren Zeitschriften ab 1778 ( „ . . . der Schriftsteller ist der geborene Advokat der Menschheit") dieser Entwicklung voran. Sie setzt sich fort mit H. v. Kleist (Berliner Abendblätter 1810) und ]. Görres (Rheinischer Merkur 1814: „Einer muß sein, der berufen ist, die Wahrheit zu künden, ohne Vorbehalt und Hindernis"). Das Jahr 1848 bringt die Entstehung der teilweise durch Aktiengesellschaften getragenen Parteipresse mit Namen wie Zabel (Nationalzeitung), Bernstein (Berliner Volkszeitung), Hagener (Kreuzzeitung). Nach der Reichsgründung kommen die nationalen (Gustav Freytag mit seinem „Grenzboten), die sozialistischen (Schweitzer, Bebel, Liebknecht) und die christlichen Publizisten {Wichern im evangelischen, Kolping und von Ketteier im katholischen Lager und später im „Kulturkampf" Paul Majunkes „Germania", Herrn. Cardauns „Köln. Volkszeitung") zu Wort. Eine neue Generation entfaltet sich aus der wirtschaftlichen Blüte angesehener Zeitungsunternehmen. Es schrieben Ernst Posse (Kölnische Zeitung), Theodor Wolff (Berliner Tageblatt), Rudolf Oser (Frankfurter Zeitung), Georg Bernhard (Vossische Zeitung) und viele andere in geistiger Unabhängigkeit. Sie führten den Journalismus zu Rang und Ansehen47. Die Entwicklung zur Massenpresse brachte journalistische Persönlichkeiten mehr von geschäftlicher als publizistischer Genialität, denen es aber gelang, neue Typen volkstümlicher Blätter zu schaffen und neue Lesermassen zu erschließen. Breite Teile der Öffentlichkeit werden jetzt erst zur Zeitungslektüre geführt. Die neue Entwicklung beginnt in den Vereinigten Staaten mit ]. G. Bennett (1835) - Vater und Sohn - (Ν. Y. Herald) und führt über Pulitzer (World) und Hearst in die Zeitungsgroßkonzerne. In Frankreich beginnt die Massenpresse mit Emile de Girardin (La Presse, 1836), in Wien mit August Zang (Die Presse), in Berlin mit August Scherl (LokalVgl. hierzu Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.): Deutsche Publizisten des 15. und 20. Jahrhunderts. München, Berlin 1971. Baumert gliederte die Entwicklung des journalistischen Berufes in vier Phasen: 1. Die präjournalistische Periode; 2. Die Periode des korrespondierenden Journalismus; 3. Die Periode des schriftstellerischen Journalismus; 4. Die Periode des redaktionellen Journalismus. Vgl. Baumert, Dieter Paul: Die Entstehung des deutschen Journalismus. Eine sozialgeschichtliche Studie. München, Leipzig 1928. 47
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anzeiger, 1884) und in England mit Alfred Harmsworth-Northcliffe (Daily Mail, 1896). Mit Beginn des Jahrhunderts, für Deutschland etwa seit 1904, entwickelt sich mit ausgesprochenem Massencharakter die „Zeitung im Direktverkauf", die Straßenverkaufspresse, kurz „Boulevardpresse" genannt. Schon in der graphischen Aufmachung ist sie auf anpackende und lesewerbende Kraft angelegt, um Absatz zu finden. Sie bedarf knappster Information in einer kraß nach außen gekehrten Form. Bald überflügelt sie an Auflagenhöhe alle bisherigen Zeitungstypen. Ein neuer Zeitabschnitt, auch der beruflichen Entwicklung des Journalismus, setzt ein. Die Zeitung wird in vielen Fällen Großunternehmen, und das führt zum oft unpersönlichen Betrieb und zum Konzern. An die Stelle der alten Familienverlage treten erstmalig zeitungsgeschäftlich bestimmte Organisationen, die Vertreter anonymer Kräfte48. Gleichzeitig ging eine weitgehende technische und geistige Arbeitsteilung vor sich. Der journalistische Beruf wurde vielverzweigt auch in sozialer Beziehung, nachdem er bereits politisch, aus seiner Natur heraus, vielgegliedert war. So kam er erst spät zur eigenen Berufsorganisation. Sie wurde 1910 aus früheren Zusammenschlüssen als „Reichsverband der Deutschen Presse" gegründet und nahm den Kampf für die Anerkennung des öffentlichen Charakters der journalistischen Arbeit sofort entschieden auf49. Im Hitlerregime wurde der Verband gewaltsam gleichgeschaltet. Nachfolger des 1933 zu Ende gegangenen freien Verbandes ist heute der „Deutsche Journalisten-Verband", die Berufsvertretung der Redakteure und Journalisten (vgl. S. 56). Der DJV ist Mitglied der I. J. F., der „Internationalen Journalisten-Föderation", Sitz Brüssel, die 75 000 Journalisten in 23 westlichen Ländern erfaßt.
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Unumstritten ist die publizistische Natur auch der verlegerischen Arbeit. Umstritten bleibt in ihrer Geschichte die Frage, inwieweit es gelingt, die in ihr liegenden dualistischen Gefahren auszugleichen. Jede Verlagsarbeit - auch die des Buchverlegers - muß die wirtschaftliche und technische Voraussetzung Vgl. Koszyk, Kurt: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert, S. 267 ff. Vgl. ferner: Matthies, Marie: Journalisten in eigener Sache. Zur Geschichte des Reichsverbandes der Deutschen Presse. Berlin 1969. 49 Vgl. Bringmann, Karl: Die Presse und ihr Recht, a. a. O., S. 117. 48
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erfüllen, u m ihrer geistigen Aufgabe zu genügen. 5 0 Es gab immer und gibt auch heute Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsverleger, denen der materielle Gewinn über jede geistige Verpflichtung geht. Sind sie, wie Ferdinand Lassalle das vor 100 Jahren schon formulierte, die „Prostituierten des Geistes"? Aber in der Tradition der Zeitungsverlage gibt es sehr viele Persönlichkeiten hohen geistigen Ranges, die eine publizistische Gesinnung auch in erfolgreicher wirtschaftlich-kaufmännischer Leistung wahren und durchsetzen. In allen Verlagstypen wirken Männer, die das Schwergewicht des Zeitungsunternehmens auf der geistigen Seite sehen. Die Berufsverbände in der freien Welt sind der gleichen Auffassung. Die Aufgabe des Zeitungsverlegers ist bedingt durch die öffentliche Aufgabe der Zeitung. Oer Verleger bestimmt deren publizistische Grundlinie und hat die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen, sie durchzuführen. Wie die Berufsgeschichte und Berufsbezeichnung zeigt, entsteht die verlegerische Arbeit zunächst im rein Geschäftlichen. In der frühkapitalistischen Zeit ist der „Ver-leger" der Vorleger, d. h. der Vorstrecker des Geldes zur Finanzierung gewerblicher Unternehmen. Von hier aus kommt der Begriff in verschiedene Wirtschaftszweige, so auch in das Buchgewerbe, das Buchdruckgewerbe und das mit ihm bald verbundene Zeitungswesen. Lange hat man darum gestritten, ob Buchdrucker oder Postmeister mehr Anteil an der Ausbildung des frühen Zeitungswesens hatten. Die Postmeister standen dem Nachrichtenverkehr zwar näher, aber sie besaßen doch weniger privatunternehmerische Motive zu seiner Ausnutzung als die Buchdrucker, denen es um eine kontinuierliche Auslastung ihrer Betriebe gehen mußte 51 . Wenngleich die frühen Zeitungen zunächst weit· Vgl. Jaenecke, "Walter: Pressefreiheit und Privateigentum. In: ZV + ZV 57 (1960), S. 1614; Stern-Rubarth, Edgar: Der Konflikt zwischen der Zeitung als moralischer Anstalt und als Wirtschaftsunternehmen. In: Publizistik 6 (1960), S. 561; ders.: Ethik und Geschäft der Presse. Gedanken zur Aufwertung des Presseberufs. In: Publizistik 9 (1964), S. 209-212. Beiträge zum verlegerischen Selbstverständnis findet man laufend in ZV + ZV, dem Organ des BDZV. Vgl. ferner: Bucerius, Gerd: Der angeklagte Verleger. München 1974. 5 1 Vgl. Fischer, Helmut: Die ältesten Zeitungen und ihre Verleger. Augsburg 1936; Kieslich, Günter: Berufsbilder im frühen Zeitungswesen a. a. O.; Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.): Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts. Pullach b. München 1975. 50
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gehend auf die Wiedergabe von Nachrichten beschränkt blieben, so zeigt sich doch schon in ihrer Auswahl oft eine latente Nachrichtenpolitik. Für den eigentlichen Meinungskampf bediente man sich dagegen vor allem der Flugschriften. Daß das Nachrichtensammeln und -weitergeben damals nicht nur überwiegend als ein Geschäft angesehen und betrieben wurde, sondern tatsächlich auch sehr einträgliche Einkünfte ermöglichte, zeigt der vielfach erbitterte Kampf der Buchdrucker um ein fürstliches Privileg für ihre Zeitung, das ihnen ein Monopol und Schutz gegen Nachdruck verschaffen konnte. Nahm der Staat - auch als verlängerter Arm der kirchlichen Zensur - erst eine vornehmlich abwehrende Haltung gegenüber der Zeitung ein, so entdeckte man sie im Absolutismus als Mittel der eigenen Nachrichtenpolitik52. Seitdem wurden Berlin und Wien zu Zentren eines Staatsjournalismus. Mit dem Kampf gegen die Zensur und dem Aufkommen der Meinungsfreiheit im Umkreis der Französischen Revolution von 1789 entwickelt sich die Publizistik des liberalen Zeitalters. Vom Verleger und Drucker löst sich der Redakteur als eigenständige Figur ab. Es ist der Journalist, der jetzt publizistisch auf die Gestaltung der Zeitung entscheidenden Einfluß gewinnt („Persönlichkeitszeitung", „Individualpresse"). Er ist damals ihr Herausgeber und ihr geistiges Haupt, das ihren Inhalt und ihren Zweck bestimmt. Der Verleger bietet ihm seine Dienste an und ordnet Druck und Vertrieb (so noch in Gustav Freytags bekanntem Lustspiel: „Die Journalisten"). Aber inzwischen wachsen aus den alten Nachrichtenzeitungen und aus der Entwicklung der Buchverlage (Cotta, Brockhaus u. a.) die im Familienbesitz entstandenen Zeitungen. Geistig führende und technisch fähige Verleger (Dumont, Faber, Korn, Jänecke) schaffen die „Zeitungspersönlichkeit" (d'Ester). Mitte des 19. Jahrhunderts wird in Deutschland der Intelligenzzwang aufgehoben. Durch diesen konnten bis dahin Anzeigen zunächst nur in besonderen Anzeigenblättern, den sog. Intelligenzblättern, erscheinen und durften allenfalls nachgedruckt werden. Indem die Anzeigen nun in den Zeitungsmarkt eindringen, kommt es zum Entstehen der Massenpresse, die mehr und mehr von rein geschäftlichen Kräften bestimmt wird. Der frühe Typ des „Generalanzeigers" zieht den Geschäftsverleger groß. Ihm diente, wenigstens in den damaligen Anfängen, der redaktionelle Teil als Hilfsmittel des geschäftlichen Erfolges. Er war darum politisch geVgl. Everth, Erich: Die Öffentlichkeit in der Außenpolitik von Karl V. bis Napoleon. Jena 1931; Schneider, Franz: Pressefreiheit und politische Öffentlichkeit. Studien zur politischen Geschichte Deutschlands bis 1848. Neuwied, Berlin 1966. 52
Die verlegerische Arbeit
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sinnungsmäßig nicht festgelegt. Gegen diese vom „Standpunkte des bloßen Geldverdienens" ausgehende Verlegerschaft, die diesem Streben ganz die geistige Aufgabe ihrer Zeitungen unterwarf, wandten sich die Verleger der älteren politischen Zeitungen durch die 1894 erfolgte Gründung des „Vereins Deutscher Zeitungsverlegerder zum erstenmal von der Zeitung als einer geistig-wirtschaftlichen Kraft sprach. Er bekämpfte das damals oft in ungeregelten und vordergründigen Profitformen betriebene Geschäft der neuen „Geschäftspresse", verlangte aber auch einen führenden Anteil an der geistigen Gestaltung der Zeitungen, als deren geistiger Kopf bisher der Redakteur galt. In Fortentwicklung dieser Seite seines Schaffens gab der Verband sich nach dem ersten Weltkrieg den Untertitel „Herausgeber deutscher Tageszeitungen". In den wirtschaftlich ungemein ergiebigen letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und der Zeit bis zum Weltkrieg wuchsen dann die Riesenunternehmen des Zeitungsgewerbes, insbesondere der Massenpresse (Mosse, Ullstein, Scherl). Sie und andere, im Generalanzeigerstil durchgebildete Unternehmen, die dem älteren Verlag in der Anzeigenwerbung und im Nachrichtenwesen voraus waren und auch neue Wege der Abonnementwerbung gingen, vereinigten sich im beiderseitigen Einverständnis schließlich auch mit den traditionsstarken Verlegern des „Vereins Deutscher Zeitungsverleger". Das verhinderte aber nicht, daß die Großunternehmen auch Werkzeuge anonymer Kapitalmehrheiten (Hugenberg-Konzem) wurden, mit deren Hilfe auch in der Herstellung von Halbstoffen der Zeitungsarbeit, durch Korrespondenzen, Nachrichtenunternehmen und Materndienste der radikaleren (und deshalb in jener Krisenzeit wirksameren) Propaganda Hitlers das Bett bereitet wurde 53 . Das ist einer von verschiedenen Gründen dafür, daß 1933 17 Millionen Deutsche Hitler wählten, obwohl die nationalsozialistische Presse insgesamt (1932) nur über rund 700 000 Auflage „sehr schlechter Zeitungen" (Goebbels, Tagebuch, 4.1.1933) verfügte, der eine Gesamtauflage der entschieden demokratischen Presse mit 6 Millionen gegenüberstand. Hitlers gewalttätige Pressepolitik überwand nach 1933 durch Verbot und Zwangsaufkauf die unabhängige Verlegerschaft. Der „Verein Deutscher Zeitungsverleger" wurde damals als „Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger" ein Instrument des Hitlerregimes. Nach dem Zusammenbruch gaben 1945 die alliierten Mächte die „Lizenzen" für Zeitungen nur an „politisch zuverlässige" Personen 53
Vgl. Guratzsch, Dankwart: Macht durch Organisation. Die Grundlegung des Hugenbergschen Presseimperiums. Düsseldorf 1974. 5
Dovifat, Zeitungslehre I
66
Die Einheit des Zeitungsunternehmens
und Personenkreise. Diese völlig neuen Zeitungen schlossen sich im „Gesamtverband der Deutschen Zeitungsverleger" (Satzung vom 28. Oktober 1949) zusammen. Mit Aufhebung der Lizenzverpflichtung (1949) nahmen auch eine Reihe der alten Zeitungsverleger ihre Unternehmen wieder auf, vermochten aber vielfach den Vorsprung der Lizenzverleger nicht aufzuholen54. Der neugegründete „Verein Deutscher Zeitungsverleger" setzte die 1933 abgebrochene Tradition des alten Verbandes fort. Am 15. Juli 1954 wurden beide Verbände zum „Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger" zusammengeschlossen. „Er vertritt die Verlegerschaft in allen grundsätzlichen ideellen, materiellen und sozialen Fragen." Fachblatt: Zeitungsverlag und Zeitschriftenverlag (ZV + ZV). Das Organ für Presse und Werbung, 72. Jg. /1975, Bad Godesberg, Chefredakteur: E. Frhr. v. Mauchenheim. Ein „Internationales Presse-Institut", IPI, mit dem Sitz in Zürich (gegr. 1951), hat sich den internationalen Schutz der Nachrichtenfreiheit und die Förderung guten Einvernehmens zwischen den Journalisten zum Ziel gesetzt. Es faßt Journalisten aus vielen Ländern der freien Welt zusammen und hat auch ein „Deutsches Komitee". Fachblatt IPI-Report, seit 1952, IPI-Rundschau, Zürich, bis 1975.
1.6
Charakter- und Begabungsvoraussetzungen des Verlegerberufs
Unter dem Hitlerregime proklamierte der Präsident der „Reichspressekammer" als „Standesgrundgesetz" vor den Verlegern den Grundsatz: „Die Aufgabe jeder pressemäßigen Betätigung ist Dienst für Volk und Reich." Weiter hieß es: „Die wirtschaftliche Funktion des Unternehmens dient der geistigen Aufgabe der Zeitung" und: „Das Verlegen einer Zeitung ist eine ,öffenliche Aufgabe'." Von diesen Grundsätzen, die im Hitlerregime zu einer Zwangsausrichtung auf die totalitäre Staatsgewalt mißbraucht wurden, sind die beiden letzten der eigentlich demokratischen Grundauffassung entnommen, die beim Ausbruch des Hitlerregimes in dem letzten während der Weimarer Zeit vorbereiteten Entwurf eines Pressegesetzes von Ministerialdirigent Kurt HaentzVgl. Kieslich, Günter: Zum Aufbau des Zeitungswesens in der Bundesrepublik Deutschland. In: Publizistik 8 (1963), S. 274-281. 54
Charakter- und Begabungsvoraussetzungen
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scbel entwickelt wurde, aber nicht mehr vor den demokratischen Reichstag kam. In der Bundesrepublik ist die öffentliche Aufgabe der Presse gesetzlich anerkannt. Diese Anerkennung zwingt den Verleger, diese Treuhänderschaft der Öffentlichkeit ernst zu nehmen. Er hat diese öffentliche Aufgabe „auf privater Grundlage" 55 zu führen, was nicht nur komplizierte rechtliche Probleme aufwirft, sondern auch ein erhebliches Konfliktpotential birgt. Die totalitäre Publizistik und ihr Zeitungswesen können von staatlichen Subventionen, Zwangsabonnements in politischer Protektionswirtschaft leben, die demokratische Publizistik und ihr Zeitungswesen haben sich im freien Wettbewerb aus ihrer geistigen Leistung und einer unabhängigen wirtschaftlichen Tätigkeit zu behaupten. Hier ist die Zeitung ein privates Wirtschaftsunternehmen mit einem öffentlichen Auftrag. Er soll ihr „Gewissenssache" sein, die aber durch solide kaufmännische und technische Leistung möglich werden muß, oft gegen sehr materielle Kräfte eines eigengesetzlichen und nicht selten skrupellosen Wettbewerbs. Das zu leisten, ist die schwierige Aufgabe des Verlegers im Pressewesen der demokratischen Staatsform, eine Leistung, die Voraussetzung der äußeren und inneren Freiheit auch der deutschen Presse ist. Sofern man diese nicht zugleich mit in Frage stellen will, dürfte sich hierzu schwerlich eine Alternative anbieten. In seinen Berufsvoraussetzungen muß der Verleger Publizist, Kaufmann und Buchdrucker sein55". Er hat so die drei Grundelemente der Zeitung - die geistigen, technischen und wirtschaftlichen - zusammenzubringen und in seiner Arbeit zu vereinen. Neben seine fachlich-kaufmännische und fachlich-technische Vor- und Durchbildung tritt also die Notwendigkeit des 55
Vgl. Ehmer, Wilb.: Standesgesetze des Zeitungsverlegers. In: ZV -+· ZV, 51 (1954), S. 409 ff., u. Jaenecke, Walter: Pressefreiheit und Privateigentum, a. a. O. 55(3 Gegen die Auffassung, die privatwirtschaftliche Struktur der Presse zugleich als Garantie der Pressefreiheit anzunehmen, wendet sich in der Bundesrepublik vor allem die „linke" Medienkritik. Vgl. ζ. B. Hopf, Christel: Zur Struktur und Zielen privatwirtschaftlich organisierter Zeitungsverlage. In: Prokop, Dieter (Hrsg.): Massenkommunikationsforschung I: Produktion. Frankfurt/M. 1972, S. 193 bis 211.
J·
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eigenen publizistischen Urteils und die Fähigkeit echter politischer Entscheidung 56 . Verleger, die dieser geistigen Aufgabe nicht gewachsen sind, entgleiten gern in das rein Wirtschaftliche, womit das Unternehmen seiner öffentlichen Aufgabe und damit seinem eigentlichen Zwecke leicht entfremdet wird. Wichtig ist daher, daß diese Begriffe im beruflichen Ethos der Zeitung bestimmt sind und daß organisierte Standesgemeinschaften sie anerkennen und im Rahmen der gegebenen individuellen Freiheit dafür eintreten, daß sie beachtet werden. Die „öffentliche Aufgabe" der Zeitung ist heute zwar gesetzlich festgelegt, sie zu deuten bleibt aber Gegenstand eines verantwortungsvollen Ermessens im Rahmen der Gesamtaufgabe der Zeitung und ihrer Verpflichtungen für die Öffentlichkeit. So ist die Standesgemeinschaft der Presse eine Voraussetzung zu sorgsamer Weiterentwicklung der Pressefreiheit, ein Mittel, sie vor Mißbräuchen zu behüten und sie so zu erhalten. Ebenso wichtig ist auch innerhalb der Zeitungsunternehmen selbst der rechte Zusammenklang der geistigen, wirtschaftlichen und technischen Kräfte. Es müssen auch die Persönlichkeiten zusammenwirken, denen diese Kräfte in der öffentlichen Informationsarbeit und der politischen Meinungs- und Willensbildung anvertraut sind: Verleger und Redakteur.
1.7 Die Zusammenarbeit Verleger - Redakteur: Das Problem der „Inneren Pressefreiheit" Aus den Anfangsjahren der liberalen Journalistik stammt die Einrichtung des „Verantwortlichen Redakteurs" (vgl. II, S. 10). Nach dem Gesetz ist es bis heute der Redakteur, nicht der Verleger, der diese gesetzliche Verantwortung trägt. Das liegt auch in der Natur der redaktionellen Arbeit begründet; nicht der durch seine Unternehmeraufgabe vielfach beanspruchte Verleger leistet sie, sondern der Redakteur. Ihm ist die tägliche Gestaltung des Inhalts der Zeitung anvertraut. E r entscheidet Bei der Allensbacher Presse-Enquete von 1973 stellte sich heraus, daß jeder zweite der heute in der Bundesrepublik tätigen Verleger zuvor auch als Journalist gearbeitet hatte. Vgl. IfD-Bericht 1972/IV: Innere Pressefreiheit 1973, S. 35. 6e
Die Zusammenarbeit Verleger - Redakteur
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über Form und Inhalt des zu veröffentlichenden Stoffes und haftet dafür. Er ist ebenso in das Tempo wie in die meinungsbildende Wertung des Zeitgeschehens Tag für Tag hineingezogen, und er muß dieser Arbeit innerlich verbunden sein. Ein hohes Maß von Selbständigkeit ist aber die Voraussetzung dieser Grundeinstellung. Journalistische Arbeit muß gern getan sein, aus eigenem Antrieb und in freier Bewährung, sonst gelingt sie nicht. Der kluge Verleger wird in diese Selbständigkeit so wenig wie möglich und nur dann eingreifen, wenn es im Gesamtinteresse der Zeitung erforderlich ist. Die erfolgreiche Zeitung entsteht als das Ergebnis der Arbeitsgemeinschaft zwischen Verleger und Redakteur im Geiste gegenseitigen Vertrauens, gleicher Auffassung und Überzeugung. Es steht schlecht um eine Zeitung, wenn diese Verbundenheit zerbricht. Nun ist die Abgrenzung der Befugnisse von Verleger und Redakteur im Zeitungsunternehmen in den letzten Jahren unter dem Begriff der „Inneren Pressefreiheit" immer mehr ins Zentrum der presserechtlichen und kommunikationspolitischen Diskussion gerückt57. Dabei verstand man seit den zwanziger Jahren zunächst unter „Innerer Pressefreiheit" (zum Unterschied von der „äußeren Pressefreiheit" gegenüber staatlichen Eingriffen) die Freiheit des Redakteurs und ihre Sicherung vor unzulässigem Einfluß oder Druck durch wirtschaftliche, politische oder sonstige gesellschaftliche Gruppen. Vor allem unter dem Eindruck der zunehmenden Pressekonzentration seit den 60er Jahren und mancher offensichtlich negativen Folgen der ökonomisch-publizistischen Doppelnatur der Presse wandelte und verengte sich der Begriff auf die Frage, wie der Freiheitsraum der Redaktion gegenüber primär wirtschaftlichen Erwägungen des Verlegers geschützt werden kann. In diesem Zusammenhang hat der Jurist Walter Mallmann schon aus Art. 5 Grundgesetz gefolgert, der Journalist sei der eigentliche Träger der Pressefreiheit. Ihre Verfassungsgarantie 57
Vgl. u. a.: Skriver, Ansgar: Schreiben und schreiben lassen. Innere Pressefreiheit - Redaktionsstatute. Karlsruhe 1970; Funke, KlausDetlef: Innere Pressefreiheit. Zum Problem der Organisation von Journalisten. Pullach b. München 1972; Weber, Werner: Innere Pressefreiheit als Verfassungsproblem. Berlin 1973.
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schütze ihn auch gegen das verlegerische Direktionsrecht. Die Pressegewerbefreiheit des Verlegers finde ihre Grenze im Journalistenrecht 58 . Gegen solche Verengung des Begriffs der „Inneren Pressefreiheit" wurde jedoch deren gesamtgesellschaftlicher Sinn betont, insofern Journalistenfreiheit und Verlegerfreiheit nicht absolut gesetzt werden können, sondern nur im Hinblick auf die Meinungsfreiheit der Gesellschaft zu verstehen sind59. Z u r Sicherung der „Inneren Pressefreiheit" haben die beteiligten Verbände und ein Professorenkreis Gesetzentwürfe vorgelegt 60 . Bei einer Reihe von Verlagen und Redaktionen ist die Zusammenarbeit inzwischen durch „Redaktionsstatute", „Leitsätze" oder „Publizistische Grundsätze" geregelt, die Bestandteile der Dienstverträge sind 61 . Hier gibt es im Detail mancherlei Unterschiede. Neben der tarifvertraglichen und arbeitsrechtlichen ist auch eine gesetzliche Regelung der „Inneren Pressefreiheit" möglich. Sie soll in dem angekündigten Bundespresserechtsrahmengesetz enthalten sein. Dabei wird es zum einen um die Abgrenzung der innerredaktionellen Kompetenzen gehen, zum anderen um die innerbetriebliche und personelle Mitbestimmung. Weitgehend unbestritten ist, daß dem Verleger die Grundsatzkompetenz zukommt, d. h. die Befugnis, die allgemeine publizistische Grundhaltung seiner Zeitung und die für sie maßgebenden Grundsätze festzulegen. Ebenso unbestritten ist, daß die Detailkompetenz dem Redakteur zufällt, d. h. daß er im Rahmen der allgemeinen publizistischen Grundhaltung der Zeitung den Textteil inhaltlich frei gestalten kann. Einzelanweisungen des Verlegers sind demnach unzulässig. 58
Vgl. Mallmann a. a. O. Vgl. Glotz, Peter u. Langenbucher, "Wolfgang Κ.: Mitbestimmung und Kommunikation. Eine Analyse der Diskussionen um die „innere Pressefreiheit". In: Hufen, Fritz (Hrsg.): Politik und Massenmedien. Mainz 1970, S. 273-301. 60 Vgl. u. a.: Der Journalist 20 (1970), H.7 S. 2, 24 (1974), H. 6 S. 29; Pressefreiheit. Entwurf eines Gesetzes zum Schutze freier Meinungsbildung. Hrsg. v. H. Armbruster u. a. Tübingen 1972; Heizier, Rudolf: Pressefreiheit - von Professoren verschenkt. In: Der Journalist 20 (1970), H. 3 S. 16-19. " Vgl. BT 7/2104: Bericht der Bundesregierung... (1974): S. 41 f. 59
Die Zusammenarbeit Verleger - Redakteur
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Fraglich ist, ob dies auch dann gilt, wenn der Verleger damit strafrechtlichen oder wirtschaftlichen Schaden abwenden zu müssen glaubt. Unterschiedliche Auffassungen bestehen bei den einzelnen Gruppen im Hinblick auf die eigens geführte Richtlinienkompetenz, d. h. die Befugnis, über die Auffassung der Zeitung zu neu auftretenden, über die Tagesaktualität hinausreichenden Fragen von erheblichem Gewicht zu entscheiden. Das Bemühen um innerredaktionelle Mitbestimmung konzentriert sich im übrigen vor allem auf den Fall der Entlassung oder Berufung des Chefredakteurs und auf die Verteilung der Mittel des Redaktionsetats. Dabei ist zu berücksichtigen, daß auch nach dem neuen Betriebsverfassungsgesetz von 1972 die betriebliche und personelle Mitbestimmung in sog. „Tendenzbetrieben" gewissen Einschränkungen unterliegt. 62 Manche der im Zusammenhang der „Inneren Pressefreiheit" heiß diskutierten Probleme scheinen jedoch mehr theoretischer Natur zu sein, wie neuere empirische Befunde vermuten lassen 63 . So kommt der Fall einer Änderung der Grundhaltung bei einer Zeitung, für den man rechtlich eindeutige Bestimmungen vorzusehen suchte, in der Praxis offenbar kaum vor, und wenn, dann wirken die Redakteure an dieser Änderung selbst wesentlich mit. Auffallend ist der hohe Anteil von Journalisten, die sich in ihrer Zeitung subjektiv frei genug fühlen: Es waren 1973 78 °/o der Redakteure, 85 °/o der Ressortleiter und 98 °/o der Chefredakteure. Dies läßt auf eine hohe Berufszufriedenheit der Journalisten schließen. Ein anderer Befund läßt dafür Gründe erkennen: Auf die Frage, ob man gute Ideen, 62
Vgl. Mayer-Maly, Theo: Das neue Betriebsverfassungsrecht der Presse. In: Archiv f. Presserecht 20 (1972), Η. 1 S. 194-199; ders.: Möglichkeiten und Grenzen der personellen Mitbestimmung in der Redaktion. Ebda. H. 3/4 S. 289-302. 63 Die folgenden Angaben stützen sich auf die Allensbacher PresseEnquete 1973, bei der repräsentativ für regionale und überregionale Tageszeitungen in der Bundesrepublik 106 Redakteure, 69 Ressortleiter, 54 Chefredakteure und 65 Verleger befragt wurden. Vgl. IfD-Bericht 1972: Innere Pressefreiheit 1973. Ergebnisse im Uberblick vermittelt: Noelle-Neumann, Elisabeth: Wenn die innere Partnerschaft zerstört wird. Ein Bericht über unerwartete Nebenwirkungen von Reformbestrebungen in Redaktionen. In: FAZ Nr. 217 v. 19. 9. 1974, S. 11. Trendbeobachtungen beziehen sich mit auf die Daten der ersten Allensbacher Presse-Enquete vom Winter 1969/70.
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die nach eigener Ansicht unbedingt behandelt werden sollten, im allgemeinen auch verwirklichen kann, antworteten 1973 bei den Redakteuren 63 °/o „immer" und 30 °/o „meistens", bei den Ressortleitern 71 % „immer" und 27 °/o „meistens" und bei den Chefredakteuren 68 °/o „immer" und 32 °/o „meistens". Der Anteil derer, die ihre Vorstellungen häufig nicht verwirklichen können, ist also sehr gering. Dennoch haben die Redakteure ein starkes Bedürfnis, ihre Freiheit in einem Redaktionsstatut abzusichern, denn 89 °/o der Redakteure, 85 °/o der Ressortleiter und 73 °/o der Chefredakteure waren 1973 dafür, auf diese Weise ein offenbar erreichtes Gleichgewicht im Zeitungsunternehmen festzuschreiben. Es hat sich weiter gezeigt, daß der Konfliktstoff, der ursprünglich bei der Forderung nach „Innerer Pressefreiheit" virulent war, inzwischen praktisch erledigt ist. Nur 13 °/o der Redakteure und 6 °/o der Chefredakteure haben bei ihrer Zeitung Nachrichtenunterdrückung erlebt, die ihrer Meinung nach auf Rücksichtnahme gegenüber Außenstehenden zurückzuführen ist. Auch die direkte Kontrolle schon umbrochener Textseiten kommt so gut wie nicht mehr vor, nur zwei von 229 Befragten berichteten dergleichen. Zwischen 82 °/o und 90 %> der Redakteure aus den drei befragten Gruppen sagten sogar, der Verleger sehe das Blatt gar nicht vor dem Druck. Ohnehin nimmt die Hälfte der Verleger das Recht, die Grundsätze der Zeitung zu bestimmen, gar nicht wahr, sondern überläßt es der Redaktion, ob das Blatt eine Grundhaltung vertritt und welche. Die Verleger scheinen sich in den letzen Jahren etwas aus den Redaktionen zurückgezogen zu haben, ζ. B. nehmen sie seltener an Redaktionskonferenzen teil. Unlösbare Konflikte mit dem Verleger wegen wirtschaftlich möglicherweise schädlicher Berichte werden fast nicht vermeldet. Offenkundig hat sich durchgesetzt, daß in solchen Fällen der Chefredakteur entscheidet, dem folglich in der Zeitung eine zunehmend wichtigere Funktion zukommt. Die Frage, ob der Verleger die Pressefreiheit schützt oder bedroht, wird in von der Zusammensetzung her „alten" und „jungen" Redaktionen auffällig unterschiedlich beantwortet: 100 °/o der Redakteure in „alten" Redaktionen stimmen der Ansicht zu, daß er sie schützt, in „jungen" Redaktionen erklären dies nur 27 % , während 55 °/o nicht zustimmen und 18 % unentschieden bleiben 64 . Zwar schließt sich noch 64
In einer Zellenanalyse wurde als „junge Redaktion" eingestuft, wenn sowohl der Chefredakteur wie der befragte Ressortleiter und der Redakteur unter 50 Jahre alt waren, als „ältere Redaktion", wenn der Chefredakteur über 50, der befragte Ressortleiter über 40 und der befragte Redakteur über 30 Jahre alt waren.
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ein hoher Prozentsatz der Befragten der Auffassung an, ein wirtschaftlich gut fundierter Verlag könne am besten die Freiheit der Redakteure sichern, doch wird vor allem von jüngeren Journalisten vermehrt auch der Verdacht erhoben, es gehe dem Verleger in erster Linie um seinen Profit. Obwohl also die Verleger erkennbar weniger direkten Einfluß in den Redaktionen nehmen und auch eher als Personen geschildert werden, die publizistische Beiträge anregen als daß sie welche verhinderten, erklärten die befragten Redakteure 1973 doch mit Zweidrittelmehrheit, die Wahrnehmung der öffentlichen Aufgabe sei allein Sache der Redaktion, während die Chefredakteure im gleichen Ausmaß gegen diese Ansicht Stellung bezogen.
Wenn sich in der zuvor angesprochenen Untersuchung ferner herausgestellt hat, daß erfolgreiche Zeitungen einen aktiven Verleger haben und das Vertrauen zu ihm groß ist, sofern die Journalisten bemerken, daß er etwas vom Zeitungsmachen versteht, so bestätigt dies noch einmal, wie wichtig es ist, d a ß der „Antagonismus zwischen der verlegerischen und der journalistischen Funktion im Ganzen des Kommunikationsbetriebes . . .nicht im Gegensatz, sondern in Zusammenarbeit bewältigt" 6 5 wird. Es gilt also, den in der Redaktion tätigen, publizistisch bewegten, oft auch kämpferisch bestimmten Persönlichkeiten jene Freiheit und Eigenart zu lassen, die die Grundbedingung jedes erfolgreichen geistigen Schaffens ist. Erfahrene Verleger vermitteln den Redaktionen ständig ihre von der Verlagsseite her gewonnenen Erfahrungen, ohne damit die geistige Linie unter Druck zu setzen. Der Verleger ist im geschäftlichen Teil der Zeitung, in der Bezieherwerbung u n d im Anzeigenwesen ohnedies auf kluge Nutzung dieser Kenntnis angewiesen. Niemals darf sich der Verleger, soll seine einende und sammelnde Arbeit gelingen, ganz nur auf eine Seite der Zeitungsarbeit festlegen, womöglich gerade auf die Seite, von der er selber herkommt. Es hat auch im deutschen Zeitungswesen Verleger gegeben, die die Zeitung vom Standpunkte des Anzeigenwerbers allein als Geschäftsleute führten und, wenn es möglich gewesen wäre, die ganze Redaktion als unnütze Unkosten65
Vgl. Roegele, Otto B.: Operation an der Presse. „Innere Pressefreiheit": Modelle, Probleme, Motive. In: Die politische Meinung 16 (1971), H. 138 S. 23-42, Zitat S. 29.
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quelle gerne abgebucht hätte. Sie haben in der deutschen Presse wesentlich mehr Unheil angerichtet als Verleger, die aus dem Journalistischen kamen und denen es nicht gelang, den wirtschaftlichen Aufgaben voll gerecht zu werden. Angesichts der natürlichen und notwendigen Spannungen innerhalb des Zeitungsbetriebes wird der Verleger immer dahin wirken müssen, daß gerade die am meisten entgegengesetzten Kräfte sich am besten verstehen lernen. Um dazu zu kommen, sollte er selbst alle Abteilungen praktisch durchlaufen haben. Den im Bewußtsein der gemeinsamen öffentlichen Verpflichtung zusammenarbeitenden Verlegern und Redakteuren ist die publizistische Gesamtaufgabe der Zeitung anvertraut und über ihren eigenen Betrieb hinaus das Ansehen und die Geltung des deutschen Zeitungswesens überhaupt. Mit der Fortentwicklung der Freiheit der Presse und deren Sicherung innerhalb der Demokratien ist nach dem zweiten Weltkrieg die Idee der Selbstdiziplinierung der Presse mehr und mehr zur Wirkung gekommen. So begann England 1953 mit der Gründung eines „General Council of the Press", und in der Bundesrepublik wurde 1956 der „Deutsche Presserat" gegründet als ein „erfreuliches Zeichen für die Selbstachtung der Presse" (Th. Heuss). Aufgabe und Verpflichtung des Deutschen Presserates und seine Bedeutung für die Verteidigung der Pressefreiheit sind im Schlußkapitel dargestellt (vgl. II, S. 247). Nach den Grundsätzen des Deutschen Presserates und den hier im Zeitungswesen vereinten persönlichen Kräften ergänzen wir den oben mehr überschlägig gegebenen Begriff (vgl. S. 16) der „Zeitung": Die Zeitung vermittelt im Dienste des Tages, aber verantwortlich, in freier öffentlicher Verpflichtung jüngstes Gegenwartsgeschehen in kürzester regelmäßiger Folge der breitesten Öffentlichkeit. Im Dienste des Tages und aus einer Verpflichtung für die Öffentlichkeit heraus fordert die Zeitung zähe Arbeit, rastlos fortlaufend, in ständigem Bemühen, verständlich, informativ, überzeugend und wirksam zu sein. Es gilt, den großen Schwung des Geistigen auch in der Welt des Alltags zu erhalten. Anonyme, zähe Kleinarbeit mit der Sicht auf eine große
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Verpflichtung ist eine der Voraussetzungen des Zeitungserfolges. Die Aufgabe des Zeitungsmannes in der industrialisierten Massengesellschaft besteht darin, möglichst viele Leser von der Bedeutung und dem Wert der politischen Arbeit zu überzeugen, ihn zur Mitwirkung und Beteiligung zu bringen, zur praktischen Mitverantwortung, die bei jedem einzelnen geweckt werden muß, soll die freie Demokratie nicht wieder in einem suggestiv gelenkten Massenstaate untergehen. Die Aufgabe der Zeitungsarbeit hat ein menschlich wie beruflich und politisch gleich bewährter Journalist, der erste Bundespräsident Theodor Heuss, in die Sätze gefaßt: „Demut und Tapferkeit sind die wesentlichen Eigenschaften des wirklichen Journalisten: Demut, um die Grenzen der eigenen Fähigkeit zu erkennen, und durch ständiges Streben nach Vervollkommnung der wissensmäßigen Grundlagen kann der Mann der Presse zu einem tapferen Menschen werden 66 ." Schließlich noch die Elemente der journalistischen Anlage im Urteil Gustav Stolpers, eines Publizisten besonderen Ranges: „Liebe zu den Tatsachen und Neigung zur geistigen Beherrschung ihrer natürlichen Gruppen und Ordnungen: formale Lust am sprachlichen Gestalten von 'Wirklichkeiten, Fleiß in die Kompliziertheiten ihrer Antriebe nachzuspüren. Philosophische Bewegtheit auf den Pfaden, zwischen dem Zwang, den die Verhältnisse ausüben und der Freiheit, die den Menschen geboten ist, wenn sie sich behaupten wollen. Lehrend da, wo mit einem Wort eingegriffen werden muß, wenn Umstände sich dem Verständnis entziehen und Mißverständnisse die Dinge zu verzerren drohen, moralisch verpflichtet gegenüber den leidenden Menschen, denen der freie Mann zu dienen hat."®7
68
Theodor Heuss auf einem Pressekursus in Bad Boll, März 1952. Gustav Stolper war Chefredakteur des Berliner Börsenkurier, ging 1933 nach Amerika, kehrte nach 1945 zurück und war Herausgeber des Deutschen Volkswirt. Vgl. Stolper, Toni: Ein Leben in den Brennpunkten unserer Zeit. Wien, Berlin, N e w York. 1888-1974.
87
Gustav Stolper. Tübingen 1960.
2. Die Nachricht 2.1
Das Wesen der Nachricht
Die Nachricht durchdringt die Zeitung in allen ihren Teilen. Nachricht und Zeitung bedeuten sprachlich ursprünglich das gleiche. Vom bloßen, nüchtern erfaßten Tatbestand bis zur leidenschaftlichen politischen Willensführung, von der staatspolitischen Entscheidung bis zur Beratung des Lesers in allen Lebenslagen, von den erregenden Meldungen aus ersten Kriegstagen und dem Unheil einer Naturkatastrophe bis zu dem der Zeit und ihren Freuden und Leiden zugewandten Roman: überall sind von der Nachricht her Gegenwartsnähe, Tatfrische, wache Eile und Bewegung in jeder Sparte tätig, überall werden Wißbegier, Spannung, innere Beteiligung geweckt. Vom Geistigen übersetzt sich diese Einwirkung ins Technische, in den Zeilenlauf, die Breite und Höhe der Buchstaben, die Formen und Farben der Seitenbilder. Das Streben nach Gegenwartsnähe erfordert auch die rasende Schnelle der Rotationen und läßt es vorher schon bei den Nachrichtenmitteln, beim Fernsprecher, Fernschreiber und Funk auf Sekunden ankommen. Was ist das Wesen der Nachricht? Nachrichten sind Mitteilungen über neue im Daseinskampf des Einzelnen und der Gesellschaft auftauchende Tatsachen. Zur Nachricht gehört nach dieser zunächst sehr allgemeinen Definition somit: a) daß sie dem Empfänger von Wert und Nutzen ist, b) daß sie neu, d.h. sofort übermittelt ist, c) daß sie durch einen Dritten mitgeteilt und also dessen subjektiver Beeinflussung ausgesetzt ist. Diese Einwirkung reicht vom unbewußten, vielleicht sogar physiologisch verursachten Übermittlungsfehler bis zur bewußten Ausrichtung der Nachricht, um einen bestimmten Entschluß im Nachrichtenempfänger hervorzurufen1. 2.1.1 Wert und Nutzen für den Empfänger Daß die Nachricht für den Empfangenden von Wert und Nutzen sein muß, erhellt ohne weiteres schon die Wortwurzel. 1
Vgl. hierzu: F i s c h e r - L e x i k o n Publizistik, S. 1 9 5 ff.
Das Wesen der Nachricht
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Nachricht ist eine „Mitteilung zum Darnacbricbten" (Grimms Deutsches Wörterbuch) 2 . Das W o r t kam erst im 17. Jahrhundert auf. Es nahm die Stellung des alten Wortes „Zeitung" ein, doch ist die Nachricht selbst so alt wie die Menschheit. Sie formte die Ur- und Anfangsbeziehungen der Gemeinschaft, sogar der tierischen Welt. Schon Ameisen und Bienen haben ihre Nachrichtendienste 3 . An diese Uraufgabe der Nachricht soll erinnert sein, wenn in der vorstehenden Begriffserklärung vom „Daseinskampf des Einzelnen und der Gemeinschaft" die Rede ist. Die Vielfältigkeit des öffentlichen Lebens hat heute gewiß diese Wesensvoraussetzung der Nachricht in großen Teilen abgeschwächt, doch bleibt ihre Natur immer mit diesem Daseinskampf, wenn auch oft nur entfernt und sehr mittelbar, verbunden. Und darin liegt ihre Bedeutung. Im Eingeborenendorf war Trommellärm lange das Nachrichtenzeichen für den Einbruch wilder Tiere, das Herannahen des Feindes u. a. mehr. Die Luftschutzsirene ist ein Nachrichtenmittel und ihr Geheul eine unheilverkündende Nachricht. Aber auch unwichtig erscheinende Nachrichten, selbst solche, die im Gerücht oder Klatsch weitergetragen werden, erregen uns aus dem Menschlichen heraus, das sie enthalten. Große Ereignisse lehren die entscheidende Bedeutung der Nachricht sehr eindringlich. M a n denke an die Nachrichten, die über Leben und T o d von Millionen entschieden, so am 4 . August 1 9 1 4 , 1. September 1939, 22. Juni 1941, am 2 0 . Juli 1944 4 und 13. August 1 9 6 1 die Absperrung Ostberlins u. a. m. Das sind markante Nachrichten, Gipfelpunkte entscheidenden Zeitgeschehens. Aber von 2 Vgl. Bd. 7. Ebenso bei Trübner, Deutsches Wörterbuch Bd. 4. Zur sprachgeschichtlichen Deutung des Begriffs „Zeitung" vgl. Grimms Wörterbuch Bd. 5 und Trübner Bd. 8. 3 Vgl. Eidmann, H., Das Mitteilungsvermögen der Ameisen. In: Die Naturwissenschaften (13), H. 7, sowie: von Frisch, Karl: „Sprache" und Orientierung der Bienen. Bern, Stuttgart 1961; ders.: Aus dem Leben der Bienen. 7., neubearb. u. erg. Aufl. Berlin, Göttingen, Heidelberg 1964. Vgl. hierzu ferner die zahlreichen Bücher des Verhaltensforschers Konrad Lorenz. Allgemein noch: Megla, Gerhard: Vom Wesen der Nachricht. Stuttgart 1961. 4 Vgl. dazu Travaglini, Thomas: Der 20. Juli 1944. Technik und Wirkung seiner propagandistischen Behandlung, Diss. Berlin 1963, S. 61 f.
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Die Nachricht
ihnen abwärts bis hinab in das gewöhnliche Alltagsleben bleibt jede Nachricht mittelbar mit den lebenswichtigen Interessen Einzelner, bestimmter Gruppen oder der Gesamtheit verbunden, mag es sich um „harte Nachrichten" (hard news) oder um „weiche Nachrichten" (soft news) handeln. Es gilt ebenso für den Börsenkurs wie für die Wetternachricht, für Auslandsnachrichten wie für die Meldung vom Eisenbahnunglück, vom drohenden Hochwasser, von der Verbreitung einer Seuche und allen Meldungen aus den Ereignissen und der Kleinwelt des umgrenzten (lokalen) Lebens. Es gilt auch für Mitteilungen von gesellschaftlichen Ereignissen, von Urteilen und Vorurteilen, Erfolgen und Mißerfolgen der Mitmenschen, die meist nur einen primär psychologischen Nutzen haben. Für den Menschen, der zunächst sich und die gesellschaftliche Umgebung, in der er lebt, in den Mittelpunkt der Dinge stellt, gewinnt eine Mitteilung immer dann Nachrichtencharakter, wenn vor allem die Beziehung zu seinen Lebensinteressen und denen seiner Mitwelt herstellbar ist. In dieser Eigenart der Nachricht wurzelt der Lesereiz der richtigen wie der falschen Sensation, die auch ζ. B. zum Zwecke politischer Agitation die Instinkte anspricht. Die psychologische Technik der heutigen Sensationspresse geht bewußt von dem „I-Wert", d. h. dem Identifikationswert aus, also von der Frage: wie weit kann sich der Leser mit dem Inhalt dieser Meldung identifizieren. Nur dann ist sie wichtig. Es ist natürlich falsch, diese Technik zu verallgemeinern, zumal die ernste Presse das niemals tun wird. Das moderne Nachrichtenwesen informiert im weitesten wie im engsten Sinne den Menschen über das, was sich mit ihm und um ihn in seiner Umwelt und unter den Mitmenschen ereignet hat und, gegebenenfalls, sein Tun und Handeln bestimmen kann. Dazu gehören heute vielfach nicht nur Nachrichten über konkrete Ereignisse, sondern auch Mitteilungen über Meinungsäußerungen und Absichtserklärungen, vor allem wenn sie von prominenten Vertretern des öffentlichen Lebens stammen. Ältere Theoretiker der Nachricht sprechen von einem „Richtungsstoß", den sie gibt 5 . „Nachrichten werden zur unmittelbaren Ursache unseres Tuns. Sie lösen durch ihre psychischen Wirkungen menschliches Handeln aus. Sie stellen die geheim-
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nisvollen Quellen dar, aus denen das tausendfältige Leben der menschlichen Kultur sprudelt®." Also gibt letztlich das persönliche Interesse der Nachricht ihren Wert. Wegen dieses Wertes und ihrer Bedeutung für das System des menschlichen Zusammenlebens wird sie auch ein Gegenstand, der als Ware gesammelt, befördert und gewerbsmäßig oder zu Werbezwecken verbreitet wird. Diese Eigenart enthält (charakterisiert) eine der Wurzeln der Zeitung und später auch der Nachrichtenbüros (vgl. S. 90), die in ihren Anfängen als Nebengewerbe des Zeitungsunternehmens regelrecht Nachrichten kaufen und verkaufen, also einen Nachrichtenhandel betreiben. Aus dem Wert der Nachricht für den Empfänger folgt aber nicht nur deren wirtschaftliche Nutzung, sondern ganz allgemein auch die Lust an ihrer Verbreitung, die sogenannte Nachrichtenfreude. Sie wird gesteigert durch das Interesse, das die Verbreiter selbst an der meinungsbildenden Ausrichtung ihrer Nachrichten nehmen. So wächst eine allgemeine Mitteilungsfreudigkeit, Nachrichtenarbeit wird zu einem Eigenwert. Mit ihrer Weitergabe macht man sich beim Empfänger nützlich, beliebt, oft auch wichtig. Im Kinde zeigt sich dieser Trieb rührend und ungehemmt. Das Mittelalter vergalt die wertvolle Nachricht durch ein besonderes „Botenbrot". In diesem psychologischen Mitteilungsbedürfnis liegen auch die Quellen für den Klatsch und eine der Ursachen für die erstaunlich und unbegreiflich schnelle Verbreitung des Gerüchtes7, das 5
Traub, Hans: Grundbegriffe des Zeitungswesens. Stuttgart 1933, S. 30 ff.; ferner: Clausse, Roger: Publikum und Information. Köln und Opladen 1962. 6 MacDougall, William: The Group Mind. Cambridge 1921; ferner Hofstätter, Peter R.: Psychologie. Frankfurt/M. 1963, sowie Rudolf, H. ].: Attention and Interest. N e w York 1947, S. 59. 7 Dovifat, E.: Zur Psychologie der niederen Publizistik. Betrachtungen über Gerücht und Klatsch. In: Markierungen. Festgabe für Keilhacker. München 1964, S. 197 ff.; Allport, Gordon W„ u. Postman, Leo: The Psychology of Rumor. N e w York 1947; Buckner, H., u. Taylor, Α.: A Theory of Rumor Transmission. In: Public Opinion Quarterly 29 (1965), S. 54-70. Mit der Ausbreitung von Nachrichten und der Funktion, die darin den früher überschätzten sog. „Meinungsführern" (opinion leaders) zukommt, befaßt sich die Diffu-
Die Nachricht
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in der politischen Willensbildung der Gegenwart kaum ernst genug genommen wird. Die totalitäre Welt nutzt und organisiert bewußt das Gerücht als Mittel der Meinungsführung. Aber das Gerücht ist auch ihr gefährlicher Feind 8 . Gegen entstellende und verzerrende Gerüchte sind die freie Presse und das Vertrauen, das ihre Leser in sie setzen, das beste Gegenmittel. 2.1.2
Die Schnelligkeit der Übermittlung
Die Schnelligkeit der Übermittlung bleibt immer die Voraussetzung für den Wert der Nachricht. Veraltete Nachrichten sind nicht nur wertlos, sie sind auch lächerlich. Die Nachricht und mit ihr die Zeitung gehört volkswirtschaftlich zu den „Zeitgütern" (Karl Bücher). Sie ist eine leichtverderbliche Ware. Man muß sie verbrauchen, ehe sie überholt und nicht mehr absetzbar ist. So wurde schon im frühesten Nachrichtenverkehr alle verfügbare technische Kraft für die Schnelligkeit der Übermittlung ausgenutzt. Sichtbare und hörbare Mittel werden allein oder gemeinsam zur Beschleunigung eingesetzt. Die Trommelsprache mancher Naturvölker erreichte im Lauf über bereitstehende Postenketten eine kaum begreifliche Schnelligkeit. Ähnliches galt von den Schreiposten der Perser. Für die Anwendung sichtbarer Zeichen sei an die Feuersignale erinnert. Aus verabredeten Signalzeichen entwickelte sich schon im Altertum eine Telegraphie, ein Fernschreiben. Wolfgang Riepla hat ein römisches Fackelalphabet nachgewiesen, das dem 2000 Jahre später entwickelten Morsesystem schon nahe steht. Später durch die elektrischen Nachrichtenmittel übernommen, ermöglichte es die mittelbar sichtbare Wiedergabe durch die geschriebene Depesche. Daneben hat in primitiven Formen das unmittelbar hörbare Nachrichtenmittel immer fortbestanden. In den elektronischen Mitteln im Hörfunk und Fernsehen ist es dann wieder in größtem Ausmaß und in vielfältiger Anwendung weiterentwickelt worden. Mit der Übernahme von Nachrichten über die sionsforschung. Vgl. u. a. Deutscbmanrt, Paul ]., u. Danielson, Wayne, Α.: Diffusion of Knowledge of the Major News Story. In: Journalism Quarterly 37 (1960), S. 345-355; Budd, Richard Μ., Maclean, Malcolm S.,u. Barnes, Arthur M.: Regularities in the Diffusion of two Major News Events. In: J Q 43 (1966), S. 221-230. 8 Vgl. Dröge, Franz W.: Der zerredete Widerstand. Soziologie und Publizistik des Gerüchts im 2. Weltkrieg. Düsseldorf 1970. • A. a. O., S. 150 ff. Dazu ferner: Prüfer, Guntram: Jetzt und überall und hier. Geschichte des Nachrichtenwesens. Köln 1963.
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Weltraumsatelliten ist praktisch durch das Mittel des Fernsehens die Möglichkeit gegeben, die Weltbevölkerung optisch und akustisch gleichzeitig an Ereignissen teilnehmen zu lassen. Die Grenze der „Weltöffentlichkeit" ist damit erreicht. In der Nutzung d e r sich immer mehr in der Übermittlungsschnelle steigernden Nachrichtenmittel ist die Zeitung stets vorangegangen. M i t der Post und durch sie ist die Zeitung gewachsen. Sie hat die Dampfkraft, später den elektrischen Telegraphen und den W o r t - u n d Bildfunk, lange bevor die Öffentlichkeit sie nutzte, für sich in Anspruch g e n o m m e n und nutzt heute die Nachrichtensatelliten zur letzten Beschleunigung, überwindet jede Entfernung und führt beinahe zur unmittelbaren, wenn auch gesteuerten Augenzeugenschaft, die allerdings nur dem Fernsehen eigen ist.
Die Zeitung hat, in geschäftlicher und politischer Nutzung der Nachricht, auch die Nachrichtenmittel zu immer gesteigerterer Schnelligkeit und Zuverlässigkeit entwickelt. Für die zeitungsgemäße Verbreitung der Nachricht ist neben der Schnelligkeit ihrer Beschaffung ebenso die Schnelligkeit der Herstellung sowie des Vertriebes der Zeitung entscheidend. Auch hier wird das Zeitungsunternehmen technisch führend. Es entwickelt die Schnelligkeit von Satz und Druck auch durch elektronische Mittel zu immer größerer Beschleunigung. Es finanziert Unternehmen und Versuche, die diesem Zwecke dienen. Auch für den Vertrieb setzt es die schnellsten Beförderungskräfte ein. Von der Postkutsche, dem Dampfschiff, der Eisenbahn, dem eigenen Boten, dem Radler und dem Kraftwagen bis zum Flugzeug hat ein Verkehrsmittel im Dienste des Zeitungsvertriebs immer das andere überholt. Das Straßenverkaufsblatt („Boulevardblatt") sucht den kürzesten Weg zum Leser bereits auf der Straße. In dieser immer heftiger vorbrechenden Eile der Übermittlung liegt ebenso wie in der Form der Mitteilung auch eine Fehlerquelle. Die Nachricht unterliegt subjektiven Einflüssen. 2.1.3 Subjektive Beeinflussung Weil die Nachricht eine „Mitteilung" ist, fließt sie durch das Subjekt des Mit-teilenden, ist sie den subjektiven Einflüssen dieses Mitteilenden ausgesetzt. Es gibt allerdings Nachrichten, 6 Dovifat, Zeitungslehre I
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die keinerlei Beeinflussung unterliegen, ζ. Β. eine Wasserstandsmeldung, ein Börsenkurs, eine Preisnotierung. Die Nachricht in jedem Falle als eine „gesteuerte und ausrichtende Meldung" zu bezeichnen hieße, bestimmte, wichtige Nachrichtengruppen einfach ausschließen. Doch können auch sie auf Grund mannigfaltiger, selbst physiologischer Unvollkommenheiten der Ubermittler unabsichtlich verändert werden. Das hat zunächst auch rein technische Ursachen, ζ. B. Schreibund Hörfehler, Setzfehler u. a. m. Diese Fehler können ganz oder doch nahezu ausgeschaltet werden. Die zweite Fehlerquelle aber beruht auf seelisch-körperlichen Anlagen und ist schwerer auszuschalten. Gesetzt den Fall, die Nachricht wird durch Augenzeugen des Ereignisses - also nicht nach späterer Nachforschung oder auf Grund von Hörensagen - formuliert, so muß sie doch nicht objektiv sein, denn schon der Augenzeuge des Ereignisses unterliegt all den mannigfachen Fehlbeobachtungen, die in der Literatur über die Psychologie der Zeugenaussagen so eingehend behandelt worden sind. Man ermittelte, daß selbst bei Aufwendung starker Beobachtungsenergie und bei ausgesprochener Beobachtungsfähigkeit die Aussage eines einzelnen immer selektiv und unzuverlässig bleibt. Sie bedarf einer Ergänzung und Berichtigung durch den Vergleich mit den Aussagen anderer Personen. Für die Nachricht, wie sie die Zeitung braucht, treten weitere subjektive Fehlerquellen hinzu. Die Notwendigkeit beschleunigter Übermittlung verlangt Berichterstattung auch über Vorgänge, die noch nicht abgeschlossen sind, die also auch noch zu anderen Ergebnissen führen können, als ihre Beobachter sie glaubten vorauszusehen. Auch der Wettlauf, mit einer Nachricht „exklusiv" der erste zu sein, kann zu schweren Pannen führen 10 . Von starker Einwirkung auf den Inhalt einer Nachricht sind auch ihr sprachlicher Ausdruck und die Aufmachung. Diese wiederum sind in Tempo und Form durch die Einstellung mit10
Die nicht ausreichend überprüfte und falsche Meldung vom „Tode Chruschtschows" 1964 einer großen deutschen Nachrichtenagentur ist Beispiel einer solchen Panne.
Das Wesen der Nachricht
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bestimmt, die der Berichtende zu dem Berichteten einnimmt. Außerdem ist jede Nachricht von dem Wortschatz und der Vorstellungswelt des Volkes, der Schicht oder Gruppe beeinflußt, zu denen der Berichtende gehört, eine Tatsache, die in der Verbreitung der Nachricht kaum ernst genug genommen werden kann, nicht nur international. Schon diese Prägung aus den vielerlei sozialen Beziehungen des Berichtenden mengt der Nachricht subjektive Elemente bei, so sehr der Berichtende auch die Absicht haben mag, „objektiv" zu bleiben. Bei der Beurteilung jeder Nachricht, sie komme aus der Zeitung, dem Rundfunk oder dem Film, sollte man sich die Tatsache dieser Einwirkungen immer vergegenwärtigen. Eine ihrer Verantwortung bewußte Zeitung wird die sachliche Richtigkeit ihres Nachrichtendienstes ständig kontrollieren. Sie wird „nach bestem Wissen" berichten, kann sich aber, zumal bei ihren oft schwierigen Arbeitsbedingungen, Mängeln und Fehlmitteilungen nicht immer entziehen. Sie weiß darum und rechnet damit. Nicht „objektiv wahr" kann die Zeitung sein, wohl aber subjektiv wahrhaftig10a. Man stelle sich eine rein „objektive" Zeitung vor. Sie würde wie ein Aufbau mathematischer Formeln aussehen und beim ersten Rechenfehler stürzen. Zudem würde sie überhaupt nicht gelesen werden. Sind subjektive Einflüsse derart schon bei der Formung und Findung der Nachricht am Werke, so werden sie bei der Auswahl und Zusammenstellung der Zeitung noch sehr verstärkt. Jede Auswahl, jedes Herausarbeiten und Betonen einer Nachricht ist ein Vorgang subjektiver Natur. England und Amerika haben das Ideal der „objektiven Zeitungsnachricht" verkündet und trennen die „facts" von der „opinion", den „comments" („comments are free, but facts are sacred"). Sie bringen diesen Grundsatz auch in der graphischen Aufteilung der Zeitung zur Geltung. Unter ihrem Einfluß haben ζ. B. die deutschen Blätter in der englischen Besatzungszone nach 1945 in einer Grundgliederung Nachrichten und Meinungsseiten getrennt. Sie 100
Vgl. hierzu: Werden wir richtig informiert? Massenmedien und
Publikum. Hrsg. v. Leonhard Reinisck. München 1964; sowie: Information oder Herrschen die Souffleure? Hrsg. v. Paul Reinbek 1964. 6-
Hübner,
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haben das inzwischen ζ. T. wieder aufgegeben. Im klaren muß man sich aber darüber sein, daß auch die als „facts" von der „opinion" isolierte Tatsachenberichterstattung den subjektiven Beeinflussungen unterliegt, von denen oben die Rede war. Die Fehlerquellen der Nachricht ergeben sich somit: (1) aus physiologischen Fehlern der Berichtenden (Verhören, Versehen, Ubersehen), (2) aus technischen Fehlern der Übertragung (Schreibfehler, Setzfehler, Übertragungsstörung), (3) aus der psychologischen Einstellung der Berichtenden zum Ereignis (zustimmend, ablehnend, gefühlsmäßig erfaßt, gleichgültig, verständnislos, kritiklos usw.). Damit sind die Fehlerquellen bezeichnet, die auch bei starkem Streben zur Wahrhaftigkeit gar nicht auszuschalten sind. Die Trennung von „facts" und „comments" läßt sich also auch bei gewissenhafter Bemühung weder prinzipiell noch praktisch so eindeutig vornehmen, wie es der zitierte journalistische Grundsatz fordert. Als subjektives Moment kommt hinzu, daß aus dem jeweils vorhandenen Nachrichtenmaterial immer eine Auswahl getroffen werden muß, schon weil die Kapazität des Mediums jeweils begrenzt ist. Diesen Vorgang hat vor allem die amerikanische Massenkommunikationsforschung inzwischen vielfach untersucht, wobei sie dem von Kurt Lewin entwickelten sozialpsychologischen „gatekeeper"-Konzept folgte 11 . Der Redakteur wird als „Torhüter" betrachtet, der darüber entscheidet, welche Nachrichten ihren Weg in die Öffentlichkeit finden und welche nicht. Auf dem Weg vom Ereignis zur Nachricht in der Zeitung sind im Nachrichtenfluß oft mehrere solcher „gatekeeper" eingeschaltet, welche die Information in irgendeiner Weise verändern. Die frühen Studien, die solchermaßen redaktionelles Entscheidungshandeln untersuchten, haben zunächst die subjektiv-persönlichen Kriterien herausgearbeitet, an die sich der Nachrichtenredakteur bei seiner 1 1 Vgl. Lewin, Kurt: Feldtheorie in den Sozialwissenschaften. Ausgewählte theoretische Schriften. Bern, Stuttgart 1963, Kap. VIII, S. 2 0 6 ff.; ders.: Group Decision and Social Change. In: Readings in Social Psychology. N e w York 1947, S. 3 3 0 ff.
Das Wesen der Nachricht
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Arbeit hält 1 2 . Dazu wurden Nachrichteneingang und Nachrichtenausgang verglichen, die Gewichtsverschiebungen festgestellt und nach den Gründen für das Weglassen bestimmter Nachrichten gefragt. N e b e n den spezifisch individuellen N a c h richtenwerten wurden auch der Zeitablauf in der Redaktionsarbeit und der beschränkt verfügbare Platz der Zeitungsseiten als wesentliche Faktoren der Nachrichtenselektion erkennbar. In späteren Studien ist dagegen die Bedeutung solcher institutionellen und bürokratischen Zwänge innerhalb des Zeitungsunternehmens verstärkt hervorgehoben worden 1 3 . Indem man die Redaktion als soziales Interaktionssystem betrachtete, ist man erst den komplexeren Zusammenhängen des redaktionellen Entscheidungshandelns auf die Spur gekommen 1 4 . Durch die „gatekeeper"-Forschung lassen sich heute immerhin mancherlei Nachrichtenwerte allgemeinerer (anthropologischer oder kultureller) Art formulieren, so variabel ihr Auftreten im Einzelfall auch sein mag. Außer der bereits zuvor erwähnten zeitlichen, räumlichen und psychologischen Bedeutung und Nähe eines Ereignisses für das jeweilige Publikum spielt etwa die Prominenz der beteiligten Personen oder auch Länder eine wichtige Rolle. Unvorhersehbare, folgenreiche, eindeutige, personalisierbare und negative Vorgänge finden besonders leicht Vgl. vor allem: White, David M.: The 'Gate-Keeper'. A Case Study in the Selection of News. In: Journalism Quarterly 27 (1950), S. 383-390. 13 Vgl. die Studien von Walter Gieber, u. a.: Across the Desk: A Study of 16 Telegraph Editors. In: JQ 33 (1956), S. 423-432; News is what Newspapermen make it. In: Dexter, Lewis Α., u. White, David M.: People, Society, and Mass Communications. New York London 1964, S. 173-182. Vgl. ferner: Kristen, Christian: Nachrichtenangebot und Nachrichtenverwendung. Eine Studie zum gatekeeper-Problem. Düsseldorf 1972. Zusammenfassend: Robinson, Gertrude Joch: 25 Jahre „Gatekeeper"-Forschung: Eine kritische Rückschau und Bewertung. In: Aufermann, Bohrmann, Sülzer, a. a. O. S. 344-355. 14 Vgl. hierzu Rühl, Manfred: Die Zeitungsredaktion als organisiertes soziales System. Bielefeld 1969; Schulz, Rüdiger: Entscheidungsstrukturen der Redaktionsarbeit. Eine vergleichende empirische Analyse des redaktionellen Entscheidungshandelns bei regionalen Abonnementzeitungen unter besonderer Berücksichtigung der Einflußbeziehungen zwischen Verleger und Redaktion. Diss. Mainz 1974. 12
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große Aufmerksamkeit. Frequenz, Stärke und zeitlicher Ablauf eines Geschehens sind ebenfalls mit ausschlaggebend. Neuerdings hat man darauf hingewiesen, daß eine Nachricht offenbar desto eher berichtet wird, je mehr sie bestehenden Erwartungen oder dem vorher schon entworfenen Bild entspricht. Dieses Phänomen bezeichnet man als „Konsonanz". Dazu gehört die Neigung, auf Stereotypen zurückzugreifen, welche die Wirklichkeit zwar übersichtlicher machen, zugleich aber auch vereinfachen. Das Ereignis als Ereignis und das Ereignis als Nachricht sind demnach zweierlei Dinge, die sich erheblich voneinander unterscheiden können. Wenn nach Möglichkeit „homogen" berichtet wird, ist eine Folge davon überdies die Ähnlichkeit, Konsonanz der Medien: Sie tendieren leicht zu gleichartiger Berichterstattung, so daß oft keineswegs jene Vielfalt besteht, die man den Medien in demokratischen Ländern gern unbesehen zuschreibt15. „Gatekeeping", das muß man beachten, bedeutet nicht schon bewußte Verbreitung oder Verhinderung bestimmter NachVgl. dazu vor allem: Galtung, Johatt, u. Mari Holmboe Rüge: The Structure of Foreign News. In: Tunstall, Jeremy (Hrsg.): Media Sociology. London 1970, S. 259-298; Halloran, James D., Philip Elliott u. Graham Murdock: Demonstrations and Communications. Harmondsworth 1970. Elisabeth Noelle-Neumann nennt sechs Einflüsse, die wirklichkeitsfremde Gleichförmigkeit unter Bedingungen von Pressefreiheit und publizistischer Vielfalt hervorbringen: 1. Übereinstimmende Annahmen und Erfahrungen der Journalisten über Erfolgskriterien beim Publikum (ζ. B. Priorität für alle die Gefühle ansprechenden Elemente, für Konflikte, negative Elemente, Eindeutigkeit u. ä.); 2. Übereinstimmende Tendenz zur Selbstbestätigung der Journalisten; 3. Gemeinsame Abhängigkeit von bestimmten Quellen (Nachrichtenagenturen); 4. Starke gegenseitige Beeinflussung von Bezugsrahmen, in denen Nachrichten interpretiert werden; 5. Das Streben nach Beifall von Kollegen und Vorgesetzten; 6. Große Einheitlichkeit der Auffassungen als Ergebnis der Häufung bestimmter demographischer und psychologischer Merkmale in der Berufsgruppe (ζ. B. Alter). Vgl. E. Noelle-Neumann: Kumulation, Konsonanz und Öffentlichkeitseffekt a. a. O., S. 34 f. Die Auffassung, daß heute weit mehr Nachrichten durch Pseudo-Ereignisse „hergestellt" werden als aufgrund realen und spontanen Geschehens gesammelt werden können, vertritt: Boorstin, Daniel J. Das Image oder Was wurde aus dem Amerikanischen Traum. Reinbek b. Hamburg 1964. 15
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richten zu einem anderen Zweck als dem der notwendigen Reduktion und übersichtlichen Anordnung der Information in der Zeitung. Angesichts des unausweichlichen Selektionsdrucks kann von der oft geforderten „vollständigen" und „umfassenden" Berichterstattung also nur unter bestimmten Vorbehalten gesprochen werden. Eine unakzentuierte Wiedergabe des Tagesgeschehens würde den Menschen mit einer amorphen, im Grunde unerkennbaren Wirklichkeit konfrontieren. Bei dem nicht selten kritisch gemeinten Vergleich zwischen der journalistischen Berichterstattung und den „tatsächlichen" Ereignissen wird nämlich gern übersehen, daß die Medien nicht einfach bloß eine vorgegebene, unabhängige Realität abbilden, sondern daß sie diese für den Rezipienten großenteils überhaupt erst schaffen150. Die internalisierten Nachrichtenwerte erleichtern dabei die Selektion gerade unter dem für die Arbeit in den Medien typischen Zeitdruck, dem Zwang zu raschem Entscheidungshandeln. Die bewußte Nutzung der Nachricht zu ganz bestimmten Zwecken und die Technik, Nachrichten zu unterschlagen, um zu verhüten, daß sie wirken, setzt erst jenseits der Mängel der Informationsarbeit aus sachlichem Bemühen ein. Es können politische, persönliche oder auch zeitungsgeschäftliche Motive Ursachen solcher Nutzung sein, wobei die Gefährlichkeit darin liegt, daß Objektivität und Wahrhaftigkeit des Nachrichtendienstes weiter vorgetäuscht werden, während eine bestimmte Ausrichtung bewußt und berechnend eingebaut ist. Dies aber ist ein in der Politik, ja im ganzen öffentlichen Leben täglich geübter Vorgang. Wir nennen ihn Nachrichtenpolitik. Nachricbtenpolitik ist die bewußte Beeinflussung der Öffentlichkeit durch Verbreitung bestimmter Nachrichtengruppen oder Zurückhaltung anderer Nachrichtengruppen. Nachrichtenpolitik ist seit jeher ein Mittel, die öffentliche Meinungsund Willensbildung durch bestimmt gruppierte und markierte Nachi5a Vgl. Kepplinger, Hans Mathias: Realkultur und Medienkultur.
Literarische Karrieren in der Bundesrepublik. Freiburg, München 1975. Zu den Nachrichtenwerten noch: östgaard, Einar: Factors Influencing the Flow of News. In: Journal of Peace Research 1 (1965), S. 39-63.
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richten in eine gewollte Richtung zu lenken. Dabei kann der Grad der Beeinflussung mit einer zunächst noch natürlichen, ζ. B. sprachlichen Dehnungs- und Darstellungsmöglichkeit eines Ereignisses beginnen, aber mit bewußter Fälschung enden. Diese Technik des „Richtungsstoßes" aus wahren und falschen Nachrichten ist besonders ein Mittel der Politik, vor allem in der Massenführung. Es gilt das Wort des Epiktet: „Non res, sed rerum opiniones." Daher die Konzentrierung und Kontingentierung aller Nachrichten im Kriege. Dabei ist es dann das Bemühen aller Ämter, auch in der freien Welt, die von ihnen bewirkten und beeinflußten politischen Ereignisse in der ihnen geeignet erscheinenden Form in die Öffentlichkeit zu bringen (siehe Presseämter S. 139). Die totalitäre Welt operiert mit einer bis ins letzte konstruierten Nachrichtenpolitik, indem sie gleichzeitig jede anderweitige Unterrichtung gegebenenfalls gewaltsam unterbindet. Daraus ergibt sich eine nicht nur einseitige, sondern im Keime gefärbte Sicht auf Menschen und Dinge. Schon im Vokabular der Sprache tut die Nachrichtenpolitik sich eindeutig kund16. In der großen Politik erhebt sie schließlich die Parteilichkeit zum entscheidenden Prinzip. Deshalb wehrten sich ζ. B. in den Nachrichtenkommissionen der UN die sowjetischen Vertreter gegen jede Form freier Zugänglichkeit und freier Verbreitung der Nachrichten (vgl. S. 124). Besonders wirkungsvoll wird die Nachrichtenpolitik da, wo sie in Ausnutzung aktueller Situationen stoßweise aktuelle Wirkungen erzielt. Es entsteht dann der sogenannte Gleich einer Welle stürmt er durch das öffentliche Meinen und erzielt gewisse, oft falsche, aber von den Interessierten bewußt herbeiIn der sozialistischen Pressetheorie, wie sie heute etwa in der UdSSR und der DDR vertreten wird, ist die Nachricht ganz der Aufgabe der Presse dienstbar gemacht, kollektiver Agitator, Propagandist und Organisator zu sein. Das Bemühen um Objektivität wird zur Illusion erklärt. Charakteristisch ist etwa die Formulierung, Nachrichtenarbeit sei „Agitation durch Tatsachen". Gefordert wird die „zielgerichtete", die „operationale" Nachricht, in der dem Leser durch parteilich-kommentierende Elemente die Bedeutung eines Ereignisses unter dem Aspekt des sozialistischen Fortschritts klar gemacht wird. Dies soll vor allem in „Prozeßnachrichten" geschehen, in denen das einzelne Ereignis nicht isoliert, sondern als beispielhaftes Glied in einer Ereigniskette gesehen wird. Vgl. dazu etwa: Röhr, Karl Heinz: Fundamente für die Nachricht von morgen. In: Neue Deutsche Presse 22 (1968), Nr. 5 S. 19 f.; ders.: Was erwarten wir von der Nachricht? Ebda. Nr. 8 S. 11—13; ders.: Nachrichtenarbeit im Sinne Lenins. Ebda. 24 (1970), Nr. 6 S. 7. 16
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geführte Massenentscheidungen. Ein historisches Beispiel ist die „Emser Depesche" von 1870, die Frankreich zur Kriegserklärung gegen Deutschland trieb. Einen der größten Nachrichtenschocks in der modernen Geschichte bildete der von Hitler angezettelte Reichstagsbrand am 27. Februar 1933, der den Kommunisten in die Schuhe geschoben wurde. Er begründete die diktatorische „Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat" v o m 28. Februar 1933 und beeinflußte die letzten demokratischen Wahlen (6. März 1933) sehr stark zugunsten der Nationalsozialisten. „Nachrichtenschocks", freilich weniger dämonisch und oft harmloser Herkunft, sind ζ. B. in Wahlkämpfen üblich. In einer freien, demokratischen Öffentlichkeit werden sie jedoch meist bald aufgeklärt und überwunden. Vor ihrer faktisch überraschenden Wirkung immer auf der Hut zu sein, gehört zur Aufgabe des politisch arbeitenden Menschen.
Die Bildnachricht (Kameranachricht) unterliegt den gleichen Gesetzen wie die Wortnachricht. Die jüngste technisch-photographische Entwicklung erlaubt es immer häufiger, der an die Bildnachricht gestellten Forderung, das Ereignis im Höhepunkt des Geschehens im Bilde festzuhalten, zu genügen („Show it in action"). Aber trotz der scheinbaren technischen Zuverlässigkeit der Bildreportage sind die subjektiven Einflüsse hier ebenso stark wie in der Wortnachricht. Ebenso stark ist auch ihr nachrichtenpolitischer Einsatz. Lüge und Fälschung sind neben sachgemäßer und zuverlässiger, oft auch genialer Leistung möglich. Gerade weil man die Neigung hat, dem Lichtbild mehr zu glauben als dem Wort („photographisch getreu"), sind gefälschte Bildberichte - wie sie durch Ausschneiden, Einkopieren, Retuschieren, durch phantastische Photomontagen und falsche Unterschriften leicht zu erzielen sind - heute gefährliche Waffen des niedrigen politischen Kampfes. Die Verfeinerung der Aufnahmetechnik führt außerdem dazu, Menschen und ihre Gesichtszüge in peinlichen Situationen und Übergangshaltungen zu fixieren, sie im verzerrenden, mindestens uncharakteristischen, im „eingefrorenen", mit dem normalen Auge so gar nicht wahrnehmbaren Mienenspiel festzuhalten, wodurch einseitige, oft auch fälschende Bilder entstehen. (Politiker mit offenem Munde während einer Rede, Staatsmann beim Essen, Konferenzteilnehmer „schlafend", d. h. mit gerade in der Blitzaufnahme gesenkten Lidern, Photos von unten her in
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die Nasenlöcher usw.) Wir sprechen hier von „Zwischenzeiten" und verstehen darunter eine oft sehr leichtfertig ausgenutzte, tendenziöse Bildaufnahme. Ergebnis: Die Nachricht trägt in fast allen ihren Formen willensbildende Kräfte in sich. Das liegt in ihrer Natur und ist nicht auszuschalten. Ausgenommen sind nur die zahlenmäßig feststellenden Nachrichten (Ziffern, Kurse, Notierungen). Indem die Zeitung „jüngstes Gegenwartsgeschehen" in ihren Nachrichten übermittelt, vermittelt sie ihren Lesern die Grundlage der politischen Entscheidungen und tut das in der natürlichen, ihr in Erfüllung der öffentlichen Verpflichtung gestellten Aufgabe. Jede Zeitung, sie nenne sich „neutral", „unpolitisch", „überpolitisch", „unabhängig" oder ähnlich, gibt ihren Lesern schon mit der Nachricht eine bestimmte Ausrichtung. Wer diese Tatsache leugnet, leugnet die Zeitung selbst. Er würde insbseondere der subjektiven Wahrhaftigkeit, die allerdings von der Zeitung verlangt werden muß, nie gerecht werden: er würde ihre Aufgabe erstarren lassen in der Nüchternheit und Dürre „protokollarischer Feststellung". Im Aufbau und in der Arbeitsweise der großen Nachrichtensammei- und Verbreitungsunternehmen der Welt treten alle diese Zusammenhänge uns klar entgegen. 2.2 Sammlung und Verbreitung der Nachrichten Die Nachrichtenbüros Es wäre der Idealzustand, wenn jede Zeitung sich ihre Nachrichten durch eigene Leute beschaffen, also das Ereignis schon im Entstehen gleichsam mit eigenen Augen sehen und beschreiben könnte. Diese ideale Vorstellung ist nie zu verwirklichen. Es hieße ein Netz von eigenen Vertretern ausspannen, von denen jeder, selbst wenn ihm nur wenige Quadratkilometer zur Berichterstattung überwiesen wären, auf fremde Hilfe sich verlassen müßte. Schon die geschichtlichen Anfänge der Zeitung bestehen zum großen Teil im „Weiterschreiben" einlaufender Nachrichten. Danach erst kommen die eigenen Vertreter. Solche Personen an allen wichtigeren Orten zu unterhalten, wurde aber für die Mehrzahl der Zeitungen in dem
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Augenblick unnötig, als die elektrischen Verkehrsmittel die Entfernung aufhoben, die Schnelligkeit der Berichterstattung auf Sekunden verkürzt und rund um den Globus ein Nachrichtensammelnetz gelegt wurde, das, einer Atmosphäre gleich, den Erdball einhüllte und jedes Ereignis von Nachrichtenwert in Bruchteilen von Minuten der gesamten Öffentlichkeit mitteilen konnte. So wurde die hauptamtliche Verwaltung des Vertreterpostens notwendig. Ein Netz solcher Vertreter u m die Welt zu spannen, das konnte nicht ein Blatt und konnten auch nicht einige wirtschaftsstarke Blätter schaffen. Das mußte ein eigenes selbständiges System, ein eigenes Hilfsgewerbe des Zeitunsgwesens tun, an dem alle Blätter teilnehmen konnten und auch teilnehmen mußten, wollten sie im Wettbewerb um Nachrichten mit anderen nicht für Tage und Wochen zurückbleiben. So drängten wirtschaftliche Notwendigkeiten zur Verselbständigung der Weltnachrichtendienste. Es entstanden die Nachrichtenbüros. Nachrichtenbüros förderungsmitteln festen Beziehern
sind Unternehmen, die mit schnellsten Nachrichten zentral sammeln, sichten weiterliefern.
Beund
Die meisten Nachrichtenbüros waren zunächst reine Erwerbsunternehmen. Sie haben sich aber als solche nicht selbständig behauptet, sind vielmehr meist Verbindungen mit anderen Zeitungshilfsgewerben (Anzeigenwesen, Korrespondenzen) oder Zeitungen eingegangen, oder aber sie fanden amtliche Aufmerksamkeit und wurden halb oder ganz offiziös. Anfangs nahm man die Nachricht wie eine Ware. Der in ihr für den Empfänger liegende Wert machte sie handelsfähig. Der Franzose Charles Havas vereinigte zwischen 1830 und 1840 ältere Korrespondenzunternehmen in seiner Hand und verbreitete Londoner Börsennachrichten, die er durch eine von ihm organisierte Taubenpost erhielt, gewinnbringend an Banken, Handelsfirmen und Zeitungen. So entstand die Agence Havas, das erste französische Nachrichtenbüro, an dessen Stelle heute die Agence France Presse getreten ist (vgl. S. 116). Uberall zeigt sich die Börsennachricht - weil ihr Wert sich unmittelbar in Geld umsetzen läßt - in diesem ersten Entwicklungsabschnitt der Nachrichtenbüros als Triebkraft neuer Gründungen. So überbrückte der in Kassel geborene Israel Beer Josaphat, der sich später Reuter nannte und im Büro Havas in Paris lernte, Ende 1849 beim Bau der Telegraphenlinie BrüsselAachen die zwischen dem jeweiligen Endpunkt der Linie und dem
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Endpunkt des preußischen Telegraphen in Aachen klaffende Lücke durch eine Taubenpost. Er brachte dadurch die Pariser Börsennotierungen um viele Stunden früher nach Berlin. Später ging er nach London, begann wieder mit der Sammlung und Verbreitung von Börsennachrichten, nahm dann allgemeine Nachrichten auf und wurde der Begründer der britischen Weltagentur Renter's Ltd. (vgl. S. I I I ) . In den Vereinigten Staaten finanzierte die Gemeinschaft der Hafenreporter in New York und Boston schnelle Segelboote, die den Europaschiffen entgegenfuhren und deren Nachrichten beschleunigt an Land schafften. Daraus entstand die große genossenschaftliche Agentur der Vereinigten Staaten: die „Associated Press". Wenige Wochen nach der Freigabe des elektrischen Telegraphen in Preußen (1849) suchte der Geschäftsführer der Nationalzeitung Bernhard Wolff, die hohen Telegrammspesen dadurch für sein Blatt zu vermindern, daß er die Meldungen im Abonnement auch an andere Blätter und an kaufmännische Unternehmen weitergab. So (vgl. S. 94), dessen Nachentstand das Wolffsche Telegraphenbüro fahre nach manchen Übergängen heute im Bundesgebiet und in West-Berlin die „Deutsche Presseagentur" ist (vgl. S. 97). Auch die ersten Nachrichten des Wölfischen „Büros" (WTB) waren Wirtschafts- und Börsennachrichten, denen aber bald die politischen folgten. Das Büro war, wie die meisten übrigen Büros der Gründerzeit, nach der Freigabe der elektrischen Telegraphie zunächst ein rein kaufmännisches Unternehmen. Die Regierungen aber brauchten Nachrichtenunternehmen, die in allen lebenswichtigen Dingen des Staates schnell die ihnen wichtigen Nachrichten an alle Zeitungen und damit an die breiteste Öffentlichkeit brachten. Außerdem bewiesen Zeit und Erfahrung, daß man die Nachricht zwar als „Ware" werten kann, daß es aber auch rein wirtschaftlich gesehen auf die Dauer schwer ist, den Nachrichtenhandel gewinnbringend zu machen, wie das ein rein kaufmännisches Unternehmen verlangt. Dieses Handelsunternehmen war mit geschäftlichen Wagnissen verbunden. Sie wuchsen in politisch stürmischen Zeiten an, ohne daß die Käufer der Ware im Preise hätten mitgehen können (Kriegszeiten). Wenn nun gar, wie es in den 60er Jahren in Preußen dem Wölfischen Telegraphenbüro drohte, ein ausländischer Nachrichtenhändler, in diesem Falle Reuter, dem preußisch-deutschen Büro mit englischem Gelde in Deutschland das Wasser abgrub, so war es an der Zeit, die politische Natur dieser Nachrichtenunternehmen zu erkennen, ihren reinen Handelscharakter einzuschränken und sie nachrichtenpolitisch in Obhut zu nehmen. Das geschah beim Wölfischen Büro, indem Bismarck die Finanzierung des Büros durch Berliner Banken durch-
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setzte, dem Reuterschen Unternehmen die Handelsgenehmigung entzog und das Wolffbüro dafür in eine feste Verpflichtung zur Regierung brachte. Ähnliche Verbindungen, die den Büros staatliche Hilfe in irgendeiner Weise zusicherten, entwickelten sich bei einer Reihe europäischer Büros. So auch in Frankreich bei der Agence Havas, die verbilligte Telegrammkosten durch die französische Postverwaltung erhielt. Noch ehe Cavour zur Einigung Italiens kam, gab er einem der journalistischen Vorkämpfer der italienischen Freiheit, Guglielmo Stefani, 1853 in Turin den Auftrag, ein neu gegründetes Nachrichtenbüro zu übernehmen, das den Namen „Agenzia Telegraf ica Stefani" erhielt (vgl. S. 119). Alle diese Büros hörten damit auf, rein kaufmännische Unternehmen zu sein. Sie nahmen, mindestens für Teile ihres Dienstes, halb offiziösen Charakter an. In den Vereinigten Staaten hingegen lehnte man feste offiziöse und offizielle Bindungen ab und baute das größte Nachrichtenbüro auf genossenschaftlicher Zusammenarbeit der Zeitungen auf („Associated Press"). Damit schuf man einen neuen Grundsatz der Nachrichtenorganisation, der nach dem zweiten Weltkrieg auch von den meisten europäischen Büros in entsprechender Anpassung an die vorherrschenden Rechtsformen durchgeführt wurde. Den Unternehmen wurden Aufsichts- und Verwaltungsräte gegeben, die sich aus Vertretern der verschiedensten politischen Richtungen zusammensetzten und damit die Überparteilichkeit gewährleisten sollten. Die dritte Form, das staatliche Nachrichtenbüro, gab es vor 1914 nur im zaristischen Rußland und in Österreich-Ungarn. Heute sind die Nachrichtenbüros der totalitären Mächte faktisch staatliche Unternehmen. Sie unterstehen der Kontrolle und den Antrieben, die von der herrschenden Einheitspartei (Politbüros) ausgehen. 2.2.1 2.2.1.1.
Das deutsche Nachrichtenwesen Die deutschen
Presse-Agenturen
Entwicklung und Struktur des deutschen Nachrichtenwesens sind verschiedentlich Gegenstand spezieller Untersuchungen gewesen 1 7 . Im folgenden ist nur die neuere Entwicklung zusammengefaßt. In Deutschland gab es bis zum Dezember 1 9 3 3 zwei große, in heftigen Wettbewerb miteinander verstrickte Blanck, Friedrich: Der deutsche Nachrichtenmarkt. Diss. Heidelberg 1910; Fuchs, Friedrich: Telegraphische Nachrichtenbüros. Berlin 1919; Heerdegen, Ernst: Der Nachrichtendienst der Presse. Leipzig 1920.
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Telegraphenbüros. Die offiziös gestützte Stellung der „Continental Telegraphen Compagnie", wie der amtliche Titel des Wölfischen Telegraphenbüros (WTB) 18 lautete, hatte zur Folge, daß mit Mitteln der Großindustrie unter der Leitung Hugenbergs und in politischer Opposition gegen das der Weimarer Regierung nahestehende Wölfische Telegraphenbüro eine weitere Großagentur ins Leben trat, die „Telegraphen-Union" (TU) (Internationaler Nachrichtendienst G. m. b. H.), die im stärksten politischen und journalistischen Wettbewerb zum WTB arbeitete. Das Hitler-Regime konnte seiner totalitären Natur nach eine freie Gestaltung des Nachrichtenwesens nicht zulassen und vereinigte deshalb WTB und TU im Jahre 1934 zum deutschen Einheitsnachrichtendienst, dem „Deutschen Nachrichtenbüro" (DNB). Nach dem Zusammenbruch wurden in Deutschland die ersten Nachrichtendienste zunächst durch die Alliierten in halb militärischer Form in Gang gebracht. Daraus erwuchsen schon 1946, nach Zonen geschieden, Nachrichtenbüros amerikanischer, englischer, französischer und sowjetischer Gründung, die sehr bald mit deutschem Personal arbeiteten und dann, zunächst allerdings nicht in der sowjetisch besetzten Zone, ganz in deutsche Hände übergingen. In der sowjetisch besetzten Zone entstand 1945, ins Leben gerufen durch das sowjetisch-russische Nachrichtenbüro (TASS, s. S. 120), das „Sowjetische Nachrichten-Büro" (SNB) für die sowjetisch besetzte Zone und Ost-Berlin. SNB trat den im Zonengebiet lizenzierten deutschen Blättern als alleiniges Nachrichtenbüro gegenüber. Es trat auch als Behörde mit Anweisungsbefugnis auf. 1946 wurde dann der „Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst" (ADN) lizenziert, das heute einzige zentrale Nachrichtenunternehmen in der DDR, das der äußeren Form nach zunächst in Gestalt einer G. m. b. H. von einem Ausschuß deutscher Zeitungen aus der Sowjetzone und Ostberlin getragen wurde. Es stand aber immer unter staatlicher Kontrolle Jöhlinger,Otto: Erklärung über das W T B . In: Schmollers Jahrbuch, München 2/1921; W T B : Vom 75. Geburtstag des W T B , 2 7 . 1 1 . 1 9 2 4 , Berlin 1924. 18
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und weitgehend unter dem Einfluß des Politbüros der SED. Durch Verordnung vom 2, April 1953 wurde ADN dann offen eine „staatliche Institution". Der Haushalt wird im Staatshaushalt festgelegt. ADN untersteht (§ 3) dem Weisungsrecht des Ministerpräsidenten, das durch das Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrats ausgeübt wird. Der Direktor wird auf Beschluß des Ministerrates berufen (§7). Im § 8 ist besonders bestimmt, daß ADN für „allseitige umfassende Berichterstattung und Auswertung in der Nachrichtengebung aus der Sowjetunion und den Volksdemokratien zu sorgen hat". Nach einer Verordnung des Ministerrats vom 14. Juli 1966 ist ADN eine „juristische Person und Haushaltsorganisation". Das Unternehmen soll „aktuell und parteilich in Wort und Bild" informieren. Die Aufgaben ergeben sich im einzelnen aus den Gesetzen, Programmen, Beschlüssen und Verordnungen der politischen Lenkungsinstanzen der DDR. Sie werden, wie für die übrigen Massenmedien der DDR auch, in besonderen, zeitlich begrenzten Plänen festgelegt. Der Generaldirektor hat dafür zu sorgen, daß die Arbeit der Agentur den vorgezeichneten Prinzipien entspricht und durch Formulierung, Auswahl und Wertung der Nachrichten das sozialistische Bewußtsein entwickelt und gefestigt wird. ADN verfügt also über das Nachrichtenmonopol in der DDR, denn andere Agenturen, auch solche anderer sozialistischer Länder, dürfen auf dem Territorium der DDR keine Nachrichten verbreiten. Somit sind die Massenmedien dort ganz von dem durch ADN angebotenen Nachrichtenmaterial abhängig, obwohl in Ost-Berlin eine Vielzahl von Publikationsorganen auch unmittelbar zur Nachrichtensammlung akkreditiert ist. Seit Abschluß des Grundvertrages zwischen der Bundesrepublik und der DDR sind auch, zunächst sehr zögernd, einige westdeutsche Korrespondenten zugelassen worden. Die Nachrichtensammlung im Inland erfolgt bei ADN seit Anfang der fünfziger Jahre über 14 Bezirksredaktionen. Sie beschaffen aus ihren jeweiligen Gebieten für den Basis-Dienst jährlich etwa 17 000 Meldungen, woran etwa 500 Korrespondenten und freie Mitarbeiter beteiligt sind. In Bonn verfügt ADN schon seit 1954 über ein eigenes Büro. Der Aufbau eines
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eigenen Korrespondentennetztes im Ausland setzte 1953 nach der Verstaatlichung ein, zunächst durch Korrespondenten in den Ostblockländern, bald aber auch in der übrigen Welt. 1971, im Jahr des 25jährigen Bestehens, hatte ADN eigene Büros und Vertreter oder einheimische Mitarbeiter in 44 Ländern, davon sieben in Osteuropa, zwölf in Westeuropa, acht in Asien, elf in Nord- und Südamerika und sechs in Afrika. Bei entsprechenden Anlässen werden außerdem Sonderkorrespondenten entsandt. Darüber hinaus hat ADN Austauschverträge mit 62 Agenturen der Welt. Wichtigster Partner ist dabei die sowjetische Agentur TASS, aber auch mit westlichen Agenturen, selbst mit dpa, bestehen einschlägige Abmachungen. Für ADN sind insgesamt über 1200 Mitarbeiter tätig. Die Meldungen aus den Bezirksredaktionen und den Auslandsbüros werden in der Zentralredaktion der Agentur (Berlin, Mollstraße 1) von entsprechenden Arbeitsgruppen redigiert. Es gibt zwei redaktionelle Hauptabteilungen, eine für das Inland, die andere für das Ausland, wobei diese nochmals in eine Abteilung „kapitalistisches Ausland" und eine Abteilung „Sowjetunion und die Volksdemokratien" unterteilt ist. Die Inlands-Redaktion ist in Arbeitsgruppen für einzelne Sachgebiete gegliedert. Außerdem bestehen u. a. eine „russische Redaktion", eine „Sende-Redaktion", ein „Übersetzungsdienst" sowie Abteilungen für die verschiedenen Artikeldienste. Das Nachrichtenmaterial, das ADN seinen Kunden, vor allem den Zeitungsredaktionen sowie der Rundfunk- und Fernsehanstalt der DDR liefert, umfaßt täglich etwa 65 000 Wörter. Neben einem Basis-Dienst, der etwa 30 000 Wörter mit aktuellen Nachrichten aus der DDR, der Bundesrepublik und der übrigen Welt enthält, werden von den Bezirksredaktionen noch Regionaldienste herausgebracht. Diese werden in hektographierter Form zugestellt, während die Verbreitung des BasisDienste über Fernschreiber läuft. Seit 1968 vermittelt ADN besondere Meldungen in einem Rundfunkdienst. Mehr als die Hälfte der Auslandsmeldungen stammen von eigenen Korrespondenten. Den Basis-Dienst von ADN erhielten 1971 in der DDR 75 Bezieher. Er geht auch an wichtige Partei- und Regierungsstellen. Die Medien erhalten außerdem durch Brief meh-
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rere Artikeldienste und täglich etwa 45 Bilder aus dem In- und Ausland. Auch bringt ADN einen eigenen Auslandsbilderdienst heraus. (Im Jahre 1965 erhielten Bezieher in 52 Ländern der Welt 2362 verschiedene Bilder per Brief, dazu 1752 Radiobilder und etwa 100 Photos über das Bildfunknetz von „Photo International", dem ständigen Bildtelegraphienetz der Agenturen der sozialistischen Länder Europas.) Im Angebot der Nachrichten dominieren weitgehend politische, wirtschaftliche, kulturelle, technische und wissenschaftliche Sachverhalte und Themen, während „weiche Nachrichten", d. h. Nachrichten über Unglücksfälle, Kriminalität, Sensationen u. ä. gar nicht gebracht werden oder doch sehr am Rande stehen. Die Artikeldienste bieten mehrmals in der Woche weiterführende Beiträge zu bestimmten Sachgebieten und aus verschiedenen Ländern, insbesondere der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern. Für genau festgelegte Bezieherkreise gibt ADN schließlich drei Sonderbulletins heraus, die vornehmlich der internen Information amtlicher Stellen dienen. In ihrem umfangreichen Auslandsdienst sendet die Agentur in Deutsch und vier Fremdsprachen täglich aktuell rund 40 000 Wörter für Kunden in allen Kontinenten und versucht sich dabei als Dienst für Gesamtdeutschland zu präsentieren19. Aus den einzelnen Agenturen der amerikanischen, der britischen und der französischen Zone wuchs im Verlauf der Jahre 1945 bis 1949 die größte bundesdeutsche Agentur, „dpa" 20 . Vgl. Herrmann, Elisabeth M. a. a. O., S. 37; Erfurth, Eva-Ruth: Nachrichtenpolitik in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Diss. Berlin 1958; Siousy, Heide E.: Geschichte der europäischen Nachrichtenagenturen. Diss., Wien 1964; Wieland, Deba: Für neue Aufgaben gerüstet. Zum 25. Jahrestag des ADN. In: Neue Deutsche Presse 25 (1971), H. 19 S. 516. Die Hinweise und Daten zum ADN, die sich weitgehend auf das Jahr 1971 beziehen, sowie eine Reihe von Ergänzungen zu den anderen Nachrichtenagenturen sind der freundlichen Vermittlung von Hansjoachim Höhne, Bonn, zu danken. 2 0 Vgl. Steinhausen, Gertrud: Gründung und Entwicklung der westdeutschen Nachrichten-Agenturen nach dem 2. Weltkrieg. Diss. Heidelberg 1959. - Allgemein dazu: Steffens, Manfred: Das Geschäft mit der Nachricht. Hamburg 1969. 19
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Dovifat, Zeitungslehre I
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In die US-Zone wurde zunächst der 1944 von zurückgekehrten deutschen Emigranten gegründete „United States Press Service" übertragen, der seine Nachrichten durch eine fahrbare Funkstation verbreitete. Am 6. September 1946 kam es in Bad Nauheim zur Gründung der „Deutschen Allgemeinen Nachrichtenagentur" (DANA), aus der 1947 mit wachsender Beteiligung deutscher Kräfte, die „Deutsche Nachrichtenagentur", die „DENA", hervorging. Sie wurde am 5. Juli 1947 in deutsche Hände übergeführt und nach amerikanischem Vorbild von einer Gemeinschaft der Zeitungsverleger der amerikanisch besetzten Zone übernommen. Im britisch besetzten Zonengebiet wurde im Juli 1945 der „German News Service" (GNS) gegründet. Aus ihm wuchs (15.12.1945) der „Deutsche Presse-Dienst" (DPD), der am 5. Juli 1947 als eine von den Zeitungsverlegern der britisch besetzten Zone gegründete G. m. b. H. in deutsche Hände überging. Im französisch besetzten Zonengebiet erfolgte zunächst die Gründung einer „Rheinischen Nachrichtenagentur" (Rheina), aus der am 1. April 1947 zu 51 °/o unter französischer, zu 49 °/o unter deutscher Beteiligung, als G. m. b. H. die „SUEDENA", „Süddeutsche Nachrichtenagentur", hervorging. Im Jahre 1948 wurde sie in deutsche Leitung übergeführt. Schon 1948 waren somit die Nachrichtenagenturen der amerikanischen, englischen und französischen Zone ganz in deutschem Besitz. Am 18. August 1949 vereinigten sich DENA und DPD, der vorher schon SUEDENA übernommen hatte, zu einem einheitlichen Nachrichtendienst, der „Deutschen Presse-Agentur" (dpa), mit dem Sitz in Hamburg. 1951 wurde das Unternehmen als G. m. b. H. von 184 Gesellschaftern (Verlegern und Verlagen) getragen, 1974 waren es 199 Gesellschafter, von denen jedoch jeder nicht mehr als 1 °/o (demnächst 1,5 °/o) des Gesamtkapitals besitzen darf. Damit ist die Überparteilichkeit gesichert und die Gefahr einseitiger Interessenbildung abgewehrt. Bis zu 10 % (in Zukunft 15 °/o) des Stammkapitals können die an den Nachrichtendiensten beteiligten deutschen Rundfunkanstalten übernehmen. Dieses Stammkapital von dpa betrug anfänglich 1,2 Millionen DM, nach mehreren Kapital-
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erhöhungen liegt es seit 1971 bei 5 Millionen DM. Davon verteilen sich 77,58 % auf die Zeitungsverlage, 10 °/o auf Rundfunk· und Fernsehanstalten und 1 2 , 2 4 % auf Wochenpresse und Fachverlage. Der Aufsichtsrat wird von der Gesellschafterversammlung gewählt und hat zwölf Mitglieder. In ihm haben Vertreter von Blättern verschiedener Richtung und verschiedenen Typs einen Sitz. Seine Aufgabe ist, die geschäftliche und redaktionelle Arbeit von dpa zu überwachen 21 . In einem Nachrichtenbüro geht die Arbeit in drei Phasen vonstatten: die Nachrichten werden gesammelt, bearbeitet und dann verbreitet. Die Sammlung vollzieht sich durch ein Netz eigener Korrespondenten im In- und Ausland oder ergänzend durch Zusammenarbeit mit anderen Agenturen 28 . Die Bearbeitung erfolgt, je nach allgemeiner oder mehr regionaler Bedeutung, in der Zentralredaktion oder in Landesbüros der einzelnen Länder der Bundesrepublik. Die Verbreitung der Nachrichten ist unterschiedlich dem Bedarf der Presse und des Rundfunks angepaßt, nach Zahl und Art der Nachrichten, der Stunde und der Form der UbermittVgl. hierzu: 1949-1974. 25 Jahre Deutsche Presse-Agentur. Hamburg 1974; Weynen, Wolfgang: 25 Jahre dpa. In: ZV + ZV 71 (1974), S. 1147-1151. Ferner: ZV + ZV 72 (1975), S. 1374. 22 Zusammenarbeit mit: Europa: Agence Belga (Belgien), BTA (Bulgarien), Ritzaus Bureau (Dänemark), FNB (Finnland), AFP (Frankreich), Athens News Agency (Griechenland), Press Association (Großbritannien), ANSA (Italien), ΤANJUG (Jugoslawien), ANP (Niederlande), NTB (Norwegen), APA (Österreich), PAP (Polen), ANI (Portugal), AGERPRESS (Rumänien), T T (Schweden), SDA (Schweiz), EFE (Spanien), CETERA (Tschechoslowakei), TASS (UdSSR), MTI (Ungarn). Afrika: APS (Algerien), AIP (Elfenbeinküste), Ghana News Agency (Ghana), Agence Camerounaise de Presse (Kamerun), MAP (Marokko), TAP (Tunesien), ΜΕΝΑ (Ägypten). Amerika: UPI (Vereinigte Staaten), TELAM S.A.K. (Argentinien), TRP (Brasilien), ORBE (Chile), CP (Kolumbien), PL (Kuba). Asien: Bakhtar News Agency (Afghanistan), Bangla Desh Press International (Bangla Desh), News Agency of Birma (Birma), UNI (Indien), ANTARA (Indonesien), ITIM News Agency (Israel), JIJI (Japan), Hapdong News Agency (Korea), PPI (Pakistan), CNA (Taiwan), Anaaolu Ajansi (Türkei), HSINHUA (Volksrepublik China). Zu diesen Nachrichtenagenturen vgl. S. 126 ff. 21
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lung. Im nachfolgenden wird diese, allen Büros im Grunde weitgehend gleiche Organisation am Beispiel der dpa gezeigt. Die Sammlung der Nachrichten geht im innerdeutschen Dienst über 40 Büros vor sich, über die Zentrale in Hamburg, die Bildzentrale in Frankfurt, das Bundesbüro in Bonn, 15 Außenbüros und 15 Bezirksredaktionen in den Bundesländern. Der Auslandsdienst bedurfte eines weitgreifenden Ausbaus, nachdem die Bundesrepublik politisch in die internationalen Beziehungen eintrat und auch die deutsche Wirtschaft ihren Außenhandel wieder entwickelte. Der von den Weltnachrichtenagenturen bezogene Nachrichtendienst bedurfte der Ergänzung aus eigener Beobachtung. So wurden in kurzer Zeit in den zugänglichen politischen Brennpunkten der Welt eigene Vertretungen errichtet. Bis heute sind in 77 Ländern eigene Korrespondenten an der Arbeit, um pünktlich, schnell, umfassend und sachlich über das Weltgeschehen zu unterrichten. Etwa die Hälfte dieser Plätze ist mit eigens dorthin entsandten deutschen dpa-Korrespondenten besetzt. Acht Landesdienste in der Bundesrepublik und in West-Berlin verbreiten über Fernschreibnetze den in den jeweiligen Ländern besonders interessierenden Nachrichtenstoff. Ihr Umfang schwankt zwischen 7000 und 12 000 Wörtern täglich. Die technische Übermittlung erfolgt durch dpa-Funk- und Fernschreibdienst durchgehend 24 Stunden täglich. Die Gesamtlänge aller dauergeschalteten Fernschreibverbindungen (ohne Funk) beträgt knapp 100 000 km. Neben dem allgemeinen Nachrichtendienst laufen Sonderdienste auch in Korrespondenzform. Als „Dienste" - so nennt man die Produkte der Nachrichtenagenturen - seien im einzelnen genannt23: dpa-Basisdienst: umfaßt rund 35 000 bis 45 000 Wörter täglich, zu je einem Drittel politische Inlands- und Auslandsnachrichten; das letzte Drittel verteilt sich auf Wirtschaft, Kultur und Sport; „Primavista-Meldungen" weisen kurz nach Mitternacht auf die wichtigsten vorausschaubaren Ereignisse des beginnenden Tages hin; bei großen Berichterstattungskomplexen wird der Stoff in mehrfachen Zusammenfassungen konzentriert. 23
Vgl. 1 9 4 9 - 1 9 7 4 : 25 Jahre Deutsche Presse-Agentur a. a. O., S. 53 ff.
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dpa-Landesdienste: Nachrichten und Berichte aus den Bundesländern und Berlin; Austausch zwischen den Landesdiensten im „Länder-Sonderdienst". dpa-INFO: brieflich versandter Hintergrunddienst, erscheint viermal wöchentlich (auch „Roter Dienst"); gelegentlich ist eine Sonderausgabe einem bestimmten Thema gewidmet; besonders an Chefredakteure und Verlage gerichtet, dpa-Artikeldienste: in der Archivredaktion sowie in den Ressorts Kultur und Sport werden Artikeldienste, auch „Briefdienste" Inland, Ausland, Kultur und Sport redigiert. dpa-Hintergrund: die Archivredaktion der dpa erarbeitet zu aktuellen Themen Sach-Hintergrunddarstellungen; wichtig für alle Zeitungen, die über kein eigenes Archiv verfügen. dpa-Gedenktagekalender: vermittelt Quellenmaterial zu Gedenktagen. dpa-„elite": bringt Beiträge führender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu aktuellen Themen; dazu kommen bebilderte Serien. dpa-„Sozialpolitische Nachrichten": einmal wöchentlich faßt dieser Dienst die wichtigsten Berichte zu sozialpolitischen Themen zusammen, ergänzt durch Sonderbeiträge und Interviews. dpa-„KUPO": trägt als „Dienst für Kulturpolitik" Meldungen und Hintergrundberichte über Bildungs- und Schulpolitik, Kultur- und Wissenschaftspolitik zusammen. dpa-Fernsprechnachrichtendienst (FND): wird fünfmal täglich als Nachrichten-Kurzdienst bei dpa redigiert, bei der Bundespost auf Band gesprochen und steht Telefonanrufern unter einer bestimmten Rufnummer zur Verfügung. dpa/UPI-Weltbilderdienst: bringt aktuelle Bilder für alle Ressorts, überwiegende Zahl der Auslandsfotos von der amerikanischen Partneragentur UPI. dpa-Versandbilderdienst: Dienst mit begrenzter Bildauswahl wird vor allem an kleinere Zeitungen verschickt. dpa-Fotoreport: die weniger an den Tag gebundenen Fotos aus dem in- und ausländischen Bildmaterial der dpa gehen im Einzelverkauf an einen breiten Kundenkreis.
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dpa-Europadienst: der deutsch-sprachige Europadienst liefert eine konzentrierte Auswahl der Meldungen an dpa-Kunden in den Skandinavischen Ländern, in den Benelux-Staaten, in der Schweiz und in Österreich; täglich über Draht 16 Stunden ausgestrahlt, Umfang etwa 17 000 Wörter. dpa-Fremdsprachendienste: bis zu 12 Stunden täglich bringen die Auslandsdienste der dpa Berichte für ihre Kunden in spanischer, englischer, französischer und arabischer Sprache; die Dienste werden in Hamburg redigiert und über Satellitten, Unterseekabel und Kurzwellen-Funkfernschreibverfahren nach Lateinamerika, Afrika und Asien ausgestrahlt. dpa-Überseedienst: dreimal wöchentlich geht ein schriftlicher Luftpostdienst mit Nachrichten, Artikeln und Beiträgen von dpa-Korrespondenten zusammen mit Auszügen aus Kommentaren der deutschen Presse an deutsch-sprachige Zeitungen in Ubersee und an alle deutschen diplomatischen Vertretungen im Ausland. Insgesamt arbeiten in Wort und Bild etwa 850 festangestellte und 2500 freie Mitarbeiter und Korrespondenten für die Inlands- und Auslandsdienste der dpa. Nach dem Geschäftsbericht von 1973 belief sich der Gesamtumsatz bei dpa auf 48,5 Millionen DM. Enthalten sind darin 7,9 Millionen DM aus zwei Titeln des Bundespresseamtes für die Lieferung von Nachrichtendiensten an Regierungsstellen und zur Förderung des Nachrichtenwesens im Ausland. Nur eine einzige deutsche Zeitung bezog die dpa-Wortdienste nicht, so daß 1975 120 Publizistische Einheiten (Vollredaktionen) als Teilnehmer von dpa gezählt wurden. Zu den Kunden gehörten ferner 14 Rundfunk- und Fernsehanstalten, zwei Sonntagszeitungen, sieben Zeitschriften und 103 sonstige Bezieher. Seit 1973 hat die dpa-Zentrale in Hamburg eine Elektronisch Rechengesteuerte Nachrichtenvermittlungsanlage (ERNA) in Betrieb. Verschiedenartige Fernmeldewege (Fernschreiber, Telegramm, Telefon) werden in ein für die Redaktion einheitliches System ohne Verzögerung zusammengefaßt. Neu ist vor allem, daß das eingehende Material auf Sichtgeräten erscheint und dort elektronisch redigiert wird. Auch der diensthabende
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Redakteur kontrolliert die ausgehenden Manuskripte nicht auf dem Papier, sondern am Monitor. Damit wird nicht nur durch eine kurze Umschlagszeit der Nachrichtenfluß beschleunigt, auch einiges an Personal kann eingespart werden. Überdies liegen die täglich aus aller Welt eintreffenden rund 3000 Meldungen durch Speicherung eine Woche lang zu jederzeitigem Abruf bereit24. In ihrem Aufbau und ihrer technischen Durchbildung ist dpa das Muster einer in demokratischer Form durch die Nachrichtenverbraucher aufgebauten, kontrollierten und in diesem Sinne unabhängigen Nachrichtenagentur. Diese Organisationsform haben heute die meisten europäischen Agenturen angenommen. Der aus demokratischen Überlegungen gelegentlich geäußerte Einwand, es fehle dpa an einer geeigneten, journalistischen Konkurrenz gleichen Ranges, trifft mindestens insofern nicht zu, als große Weltagenturen in Deutschland gleichberechtigt neben dpa arbeiten (ζ. B. AP, Reuters). Die Gefahr politisch einseitig gefärbter Berichte ist bei dpa durch die Struktur des Unternehmens und die ständige Kontrolle durch Vertreter der verschiedenen Richtungen unter den Nachrichtenverbrauchern ausgeschlossen. (dpa-Zentrale, Hamburg 13, Mittelweg 38.) Im übrigen besteht seit dem 1. Dezember 1971 eine weitere deutsche Nachrichtenagentur mit universellem Angebot: Es ist der „Deutsche Depeschen Dienst" (ddp, Bonn, Friedrich Wilhelm Straße 45), der von den ehemaligen Redakteuren der amerikanischen Nachrichtenagentur UPI gegründet wurde, als diese 1971 ihren deutschsprachigen Dienst einstellte. Von den Redakteuren, die als Gesellschafter diese Agentur tragen, darf laut Satzung keiner über mehr als 50 % des Stammkapitals verfügen, das zunächst 250 000 DM betrug, inzwischen aber verdoppelt worden ist. Das Jahresbudget beträgt gegenwärtig 3,2 Millionen DM. Finanziert wird die Agentur durch die Honorare der Bezieher, ddp hat seine Zentrale in Bonn, sowie Landesbüros in Berlin (West), Düsseldorf, Hamburg, HannoVgl. hierzu auch: Benirschke, Hans: Noch engere Zusammenarbeit zwischen Zeitungen und dpa. In: ZV + ZV 71 (1974), S. 1296; ders.: Die Deutsche Presse-Agentur rüstet um. In: Der Journalist 25 (1975), H . 4 S . 19 ff. 24
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ver, Stuttgart und München. Außerdem gibt es eine Zentrale für den Schweizer Dienst von ddp in Zürich, sowie ein Redaktionsbüro dieses Dienstes in Bern. Unterhalten werden in der Bundesrepublik ein Basisdienst und vier Regionaldienste. Das Schwergewicht liegt bei der Inlandsberichterstattung (ζ. Z. etwa 65 °/o), doch hat man inzwischen auch eine internationale Redaktion in London eingerichtet, und die Kooperation mit ausländischen Nachrichtendiensten nimmt ständig zu. Entsprechende Verträge bestehen gegenwärtig mit AFP, ADN und TASS, ferner mit dem Times News Service, mit der Press Association und dem BBC Monitor News Service (alle Großbritannien), sowie mit dem Christian Science Monitor News Service (USA) und Kyodo (Japan). Für ddp arbeiten 35 festangestellte Redakteure und rund 100 Korrespondenten in allen Erdteilen. Die Zahl der eingehenden Worte beläuft sich täglich auf etwa 80 000, die der ausgehenden auf 40 000. In der Bundesrepublik werden die Dienste des ddp von 38 Publizistischen Einheiten, den 14 Rundfunkanstalten und einer Reihe weiterer Kunden bezogen. Dies zeigt, daß sich der Deutsche Depeschen Dienst durch ein vielfach konkurrierendes Nachrichtenangebot einen festen Interessenten- und Abnehmerkreis geschaffen hat. Seine Arbeit, die gemäß der Präambel des Gesellschaftsvertrages an den Grundsätzen von Unabhängigkeit und Überparteilichkeit orientiert ist, vermag die Informationsvielfalt in der Bundesrepublik zu bereichern und durch Konkurrenz besser zu gewährleisten 25 . 2.2.1.2. Andere deutsche Nachrichtenbüros Neben dpa, ddp und den Vertretungen der Weltnachrichtendienste arbeiten in der Bundesrepublik und in West-Berlin eine Reihe von Nachrichtendiensten meist spezialisierter Art. Als ein Komplementärdienst zu dpa arbeitet heute noch der „Dienst mittlerer Tageszeitungen" (DIMITAG, Bonn, Bonner Talweg 33-35). Dieses Unternehmen gehört zur Standortpresse GmbH, einer Interessenvertretung und Dienstleistungs25
Vgl.: Zwei neue Agenturen auf dem deutschen Markt. In: ZV + ZV 68 (1971), S. 1414; Ausbau vom Deutschen Depeschen Dienst geht voran. In: ZV + ZV 72 (1975), S. 174.
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Organisation der landschaftsgebundenen deutschen Lokalpresse. Mitglieder sind vor allem viele der 1949 wieder zugelassenen älteren Verlage, die in einem umgrenzten Verbreitungskreis wirken und der wechselseitigen Kooperation bedürfen: Es sind heute über 100 Verlage als Gesellschafter und Abnehmer, sowie weitere 120 Verlage als assoziierte Mitglieder. Ihre Gesamtauflage liegt bei knapp drei Millionen. Nach Aufgabe der früher bestehenden eigenen zentralen Nachrichtenredaktion liefert DIMITAG seinen Kunden heute im Sinne einer Erhaltung der publizistischen Vielfalt vor allem einen tagesaktuellen Kommentardienst und einen Dienst „Berichte aus Bonn", in dem Exklusivbeiträge der Bonner Redaktion und der dortigen Parlaments-Redaktion zusammengefaßt werden. An weiteren Spezialdiensten arbeiten fachlich kompetente Mitarbeiter zusammen. So werden ein- bis dreimal wöchentlich ein „Wehrreport", ein Landwirtschaftsdienst, ein Bonner Spezialdienst vor allem mit sozialpolitischen Beiträgen, ein Wirtschaftsdienst, ein Lokalmagazin, ein Feuilleton-Dienst und ein ReportageDienst angeboten. Dies alles geschieht unter der Berücksichtigung der besonderen Wünsche und Bedürfnisse der Mitglieder. In Berlin verfügt DIMITAG über eine eigene Redaktion, in verschiedenen Landeshauptstädten der Bundesrepublik sind freie Mitarbeiter für ihn tätig. Leitbild der DIMITAG-Arbeit ist die Uberzeugung, daß heute und in Zukunft lokale Medien allein die spezifische Funktion kommunaler Binnenkommunikation angemessen erfüllen und die publizistische Verödung der Provinz verhindern können. Eine Reihe anderer Nachrichtenbüros verbreiten als private Agenturen Nachrichten und Korrespondenzdienste (vgl. II, S. 28). Von den spezialisierten deutschen Unternehmen seien genannt der „Evangelische Tressedienst" (epd, Frankfurt/M., Friedrichstraße 34). Er wird herausgegeben vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e. V., in deren Satzung die publizistischen Aufgaben festgelegt sind. Die „Ordnung" für den Evangelischen Pressedienst bestimmt darübet hinaus, daß er über Leben und Handeln der Gemeinden, ihre Werke, Einrichtungen und Gruppen, sowie über ökumenische Vorgänge und über Fragen der öffentlichen Verantwortung der
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Kirchen zu berichten hat. epd wendet sich vornehmlich an die breite Öffentlichkeit, nimmt aber auch Aufgaben der innerkirchlichen Information wahr. Finanziert wird er durch Honorare der Bezieher und durch Zuschüsse der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), in dessen Haushaltsplan sein Jahresbudget ausgewiesen ist. Die Zentralredaktion in Frankfurt arbeitet mit allen Agenturen und Pressediensten zusammen, die sich ebenfalls mit der Information aus den einschlägigen Bereichen befassen. epd-Landesdienste bestehen in Baden, Bayern, Berlin, Niedersachsen-Bremen, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, Hamburg, Kiel, in der Pfalz und in Württemberg. Die epd-Region West umfaßt Ostwestfalen-Lippe, Ruhr, Nordrhein, Mittelrhein-Saar. Fünfmal in der Woche erscheint die epd-Zentralausgabe. Sie wird von allen größeren und der Mehrzahl der mittleren und kleinen Tageszeitungen, sowie von allen Rundfunk- und Fernsehanstalten bezogen. Der epdFunkdienst sendet wichtige Meldungen bis zu viermal täglich. Außerdem bestehen folgende weitere Dienste: epd-Ausgabe für kirchliche Presse, epd-Nachrichtenspiegel, epd-Dokumentation (alle jeweils wöchentlich), epd-Materialdienst Dritte Welt (alle zwei Wochen), epd-Informationsdienst Kirche und Rundfunk (zweimal wöchentlich), epd-Informationsdienst Entwicklungspolitik (jeweils monatlich). In der Zentralredaktion und in den verschiedenen epd-Landesdiensten arbeiten etwa 45 festangestellte Redakteure. Korrespondenten sind u. a. tätig in Polen, Italien, Österreich, Belgien, Niederlande, Schweiz, sowie in Kairo, Addis Abeba, Nairobi, Kapstadt und Santiago de Chile, epd hat rund 70 Zeitungen und Rundfunkanstalten als Kunden. Nachrichten zu erfassen und zu verbreiten, die sich in weitem Sinne auf das katholische Leben beziehen, ist Aufgabe der 1952 gegründeteten „Katholischen Nachrichten-Agentur" (KNA, Zentralredaktion: Bonn, Kaiser Friedrich Straße 9). Ihre Träger sind die Bistümer oder ihre Treuhänder (50%), Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Katholische Presse (25 % ) und die Unitas-Verlagsgesellschaft, eine Gruppe katholischer Verleger und Tageszeitungen (25°/o). Außer durch Abonnementsgebühren finanziert sich KNA auch durch Beiträge dieser
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Gesellschafter. Die Agentur veröffentlicht täglich einen aktuellen Zentraldienst, der auch über Fernschreiber verbreitet wird. Das Unternehmen besitzt Landesredaktionen in München, Berlin, Hamburg, Münster, Wiesbaden, Stuttgart und Feiburg, wo mehrmals wöchentlich je nach Bedarf sechs Regionaldienste herausgegeben werden. Ein gemeinsames Redaktionsbüro mit der österreichischen, schweizerischen und niederländischen katholischen Agentur besteht in Rom. Außer den genannten Publikationen erscheinen noch als Brief vervielfältigt ein wöchentlicher Informationsdienst, eine Katholische Korrespondenz (ebenfalls wöchentlich), ein Dienst „Welt Kirche Akutell" (mehrmals wöchentlich) und ein Dienst „ökumenische Information" (wöchentlich). Verschiedene Beilagen zu den einzelnen Diensten bilden ζ. B. „Wort zum Sonntag", „Portraits", „Kommentare", „Am Wege der Zeit" u. a. Etwa 30 festangestellte Redaktionsmitglieder werden ständig bei KNA beschäftigt, doch arbeiten für sie außerdem bis zu 300 freie Korrespondenten. Bezieher der Dienste der Katholischen Nachrichten Agentur sind 92 Tageszeitungen und deren Kopfblätter (156) im gesamten deutschen Sprachraum, sämtliche Rundfunk- und Fernsehanstalten der Bundesrepublik, zahlreiche Wochen- und Monatszeitschriften im In- und Ausland, sowie eine große Anzahl von Behörden, Institutionen und Einzelpersonen. Im Jahre 1973 wurden von KNA über 5 Millionen Wörter verbreitet, der Umsatz lag 1974 bei 3,8 Millionen DM. Durch die in der FIAC (Federation Internationale des Agences Catholiques de Presse) zusammengeschlossenen Agenturen werden die Nachrichten regelmäßig ausgetauscht, so daß KNA damit, aber auch durch eigene Mitarbeiter, in einer Reihe von Ländern aller Erdteile vertreten ist. Wirtschaftsnachrichtendienste, von denen Deutschland vor 1933 neben einem „reichseigenen Eildienst" eine Reihe privater und gewichtiger Sonderunternehmen besaß, waren nach dem Zusammenbruch neu aufzubauen. Ihre Aufgabe war nicht nur innerdeutsch. Es galt, selbst das Ausland zu unterrichten und vom Ausland her bis ins einzelne genau auch die deutsche Wirtschaft zu informieren. Ein Wirtschaftsdienst besonderen Ranges sind die „Vereinigten ^VJirtschaftsdienste" GmbH,
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(VWD), Frankfurt/Main, Unterlindau 21-29. Sie sind die größten Wirtschaftsdienste des Kontinents. Gesellschafter sind je zu einem Drittel dpa, Reuters Ltd. und die „Gesellschaft zur Verwaltung der V WD-Anteile", in der die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft vereinigt sind. Der Dienst ist staatlich unabhängig, von der Wirtschaft aber fachlich mitbestimmt. Im Bundesgebiet unterhält das Unternehmen elf Zweigstellen, eine weitere befindet sich in Brüssel. Neben dem VWD-eigenen Korrespondentennetz (1972: 311 Mitarbeiter) dienen als Informationsquellen die britische Agentur Reuters mit ihrer weltweit verzweigten redaktionellen Organisation, ferner die Korrespondenten von dpa, sowie die der niederländischen Agentur ANP und die der österreichischen Agentur APA. Die VWDLeistungen umfassen 20 Spezial-Ticker mit wichtigen und eiligen Wirtschafts- und wirtschaftspolitischen Informationen, die täglich von 7 bis 23 Uhr über Draht und Funk weitergegeben werden. Dazu werden täglich 2 4 000 verschiedene Kurs- und Preisnotierungen der internationalen Börsen und Märkte per Telex und Telefon an die Abnehmer vermittelt. Neben einem Basis-Ticker bestehen Spezial-Ticker für die Wirtschaftsbereiche Banken, Börsen, Effekten, Industrie, Chemie, Elektro, Energie, Fahrzeug, Metall, Kautschuk, Wolle, Getreide, Kakao, Kaffee, Zucker und öl/ölsaaten. Außerdem gibt es einen besonderen Chef-Ticker und drei Reuters-Ticker. Das Ticker-System ermöglicht es, das hereinkommende Nachrichtenmaterial sofort mittels elektronisch gesteuerter Selektoren über verlängerte Fernschreibleitungen oder über Funk bis zu einem beim Endbezieher nur für diesen Zweck installierten Fernschreiber zu leiten. Die Informationen sind somit immer schnell verfügbar und auf die jeweiligen Bedürfnisse des Abnehmers zugeschnitten. Im Jahre 1967 übernahm VWD für die Bundesrepublik auch den Vertrieb des Stockmasters. Dabei handelt es sich um ein elektronisches Kursabrufgerät, das mit einem Computer verbunden ist. Erweitert wurde dieses System inzwischen durch die Bildschirmanzeiger Videomaster und Videoscan. Außer den Ticker-Diensten bietet VWD täglich 30 schriftliche Informationsdienste an, u. a. Nachrichten für Außenhandel, VWDFinanzen, VWD-Europa, VWD-Inland, VWD-Landwirtschaft
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und Ernährung, VWD-Wirtschaft und Technik. Die „Vereinigten Wirtschaftsdienste" sind bei ihrer Arbeit um Selbständigkeit, Neutralität und Objektivität bemüht. So dienen sie nicht nur der Wirtschaftsberichterstattung der Zeitung, sondern überwiegend auch der Wirtschaft selbst. Ende 1973 betrug die Zahl der Abonnenten der VWD-Dienste 700. 2 e Thematisch spezialisiert ist auch das Angebot des „Sport-Informationsdienstes" in Düsseldorf (SID), der täglich etwa 16 000 Wörter mit Nachrichten und Beiträgen aus der Welt des Sports verbreitet. Das Unternehmen hat 30 feste Mitarbeiter und etwa 300 Korrespondenten im Inland, auch eigene Büros in Hamburg, Frankfurt und München. SID wertet verschiedene ausländische Agenturen aus und hat in einigen Ländern überdies direkte Mitarbeiter. Bezogen wird der Dienst von 120 Zeitungen, 14 Rundfunk- und Fernsehanstalten, einigen Zeitschriften und 90 Verbänden. Im Ausland hat der Dienst rund weitere 30 Kunden. Auf Initiative politisch weit links orientierter Kreise wurde im Dezember 1971 die „Progress-Presseagentur" (ppa) in Düsseldorf gegründet. Sie will über Vorgänge und über die Tätigkeit von Organisationen in der Bundesrepublik berichten, die dem sozialistischen Fortschritt dienen. Das Gesellschaftskapital dieser Agentur beträgt 40 000 D M . Es wurde von vier Gründungsmitgliedern aufgebracht, die zuvor mittelbar für A D N und den Deutschlandsender der D D R gearbeitet hatten. Das Unternehmen hat elf Redakteure, Korrespondenten in einigen Städten und gibt täglich etwa 50 Meldungen heraus. Der Dienst kann auch über Telex bezogen werden, ppa führt als ihre Kunden zwei Rundfunkanstalten, einige gewerkschaftliche Organisationen und vor allem die Studentenzeitschriften in der Bundesrepublik. Darüber hinaus geht der Dienst an ausländische Zeitungen, überwiegend in Frankreich und Italien, sowie an solche des Ostblocks, insbesondere an die dortigen Agenturen. Die deutschen Nachrichtenagenturen stehen in Konkurrenz mit den großen ausländischen Agenturen 27 . Auf dem Markt der Vgl.: 25 Jahre Frankfurt 1974.
26
VWD
-
Vereinigte Wirtschaftsdienste
GmbH.
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In- und Auslandsnachrichten bieten vier Agenturen mit universellem Angebot ihre Dienste an (dpa, ddp, AP, Reuters). Damit ist dieser Markt weitgehend überbesetzt, denn nirgendwo sonst in einem Land steht den Massenmedien heute eine derartige Auswahl zur Verfügung. Da die Zahl der Nachrichtenmedien überdies zurückgegangen und ihre wirtschaftliche Lage oft schlechter geworden ist, ergeben sich aus dem Konkurrenzdruck erhebliche finanzielle Probleme für die beteiligten Agenturen. 2.2.2 Das ausländische Nachrichtenwesen Die großen Weltagenturen haben in den letzten Jahrzehnten nach mannigfachen, oft geradezu romanhaften Schicksalen, soweit sie der freien, demokratischen Welt angehören, in der Mehrzahl Organisationsformen angenommen, die ihnen ein von politischen und Interessenteneinflüssen unabhängiges Arbeiten ermöglichen28. Daneben steht eine Reihe nicht auf die Zeitungen insgesamt sich stützender privater Nachrichtendienste. Soweit sie Weltrang haben, sind sie meist getragen durch bestimmte Zeitungskonzerne ihres Landes (vgl. S. 115). Innerhalb der totalitären Staaten werden die Nachrichtenagenturen, auch bei äußerlich demokratischer Aufmachung, Mittel der Staatsführung und propagandistische Instrumente der herrschenden Einheitspartei, wie das an ADN gezeigt wurde. Wir nennen zunächst die Agenturen der freien Welt. 2 7 Vgl. Seghorn, Erwin: Die ausländischen Nachrichtenagenturen in Deutschland. In: ZV + Z V 51 (1954), S. 330 ff.; Peck, Robert: Nachrichtenagenturen in der Bundesrepublik Deutschland. Diss. Berlin 1967; Höh ne, Hansjoachim: Nachrichtenagenturen im Vergleich. In: Publizistik 18 (1973), S. 117 ff.; ders.: Kein Geschäft mit der Nachricht. In: Der Journalist 25 (1975), H. 5 S. 20. Vgl. auch: Knoche, Manfred, u. Rudolf, Günther: Medienstatistik der BRD. In: Aufermann, Bohrmann, Sülzer a. a. O., S. 768 ff. 2 8 Vgl. Williams, F.: Transmitting World News. New York 1953. Johnson, Earl ].: The Realities of World News Editing. Lawrence (Univ. of. Kansas) 1965. - World Press. Newspapers and News Agencies. Unesco, Paris 1964.
Sammlung und Verbreitung der Nachrichten 2.2.2.1.
1.„Reuters
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Ltd."
Reuters ist die Nachrichtenagentur des United Kingdom. Alte Verbindungen bestehen zu den inzwischen vielfach nach ihrem Vorbild aufgebauten Nachrichtendiensten der Dominions, die in der Entwicklung der britischen Weltpolitik zunehmend ihre politische Selbständigkeit erlangt haben. Die Arbeit der Agentur ist heute in vier Abteilungen gegliedert: Reuters World Services (RWS), Reuters Media Services (RMS), Reuters North America (RNA) und Reuters Economic Services (RES). Als Gesamtorganismus gehört Reuters nach wie vor zu den größten Nachrichtenunternehmen der Welt. Als Paul Julius Reuter sein 1849 in Aachen gegründetes Nachrichtenunternehmen 1851 nach London verlegte, betrieb er es zunächst, wie alle anderen Büros in ihren Gründungsjahren, als Erwerbsgeschäft mit Börsen- und Wirtschaftsnachrichten. Dann übernahm er auch politische Nachrichten und lieferte sie durch kluge Organisation der Sammlung und technischen Beförderung so schnell und billig, daß er bald sogar die Konkurrenz der TIMES schlug. Mit Instinkt für die kommende Entwicklung ging er in die Kabelindustrie, die damals aufkam. Mit der Ausbreitung der britischen Weltmacht ist Reuter der erste Organisator der Nachrichtendienste in Kanada und Australien, in Indien, Japan und China geworden. Auch die jungen Agenturen in Europa, so in Portugal und in Holland, hat er anfangs unter seine Obhut genommen. Seine Unternehmerleidenschaft gab dieser Tätigkeit einen Umfang, der weit über das hinausging, was für seine Nachrichtenagentur nützlich war. Er kontrollierte Bergwerke und Eisenbahnen und war zuletzt auch an Banken beteiligt. 1890 erhielt er den hessischen Adelstitel. Nach seinem Tode 1899 übernahm sein Sohn Herbert die Unternehmen des Vaters, denen er aber nicht gewachsen war. Mit Kriegsausbruch geriet das Gesamtunternehmen ins Wanken. Herbert Reuter nahm sich 1915 das Leben. Das Nachrichtenbüro suchte sich mit rein geschäftlichen Mitteln zu helfen, die seiner Aufgabe, zumal während des Krieges, seinem Ansehen und vor allem der Unabhängigkeit des größten britischen Büros nicht entsprachen. Jetzt griff die Presse, zunächst die Londoner Vertretung der Provinzpresse, die „Press Association" (PA), vermittelnd ein. Nicht ohne Förderung durch die Regierung erhielt Reuter eine Satzung, in der festgelegt wurde: „ . . . that Reuters should remain imperial, independent, impartial and unconnected with financial undertakings". Diese Ausrichtung hat das Büro seitdem streng gewahrt. 1925 kam das Unter-
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nehmen unter unmittelbaren Einfluß der „Press Association", zu der 1941 dann auch die Organisation „Newspaper Proprietors Association" (Ν. Ρ. Α.), der Verband der Londoner Großpresse hinzukam, die 50 % der Shares übernahm29.
Reuters ist heute eine der bedeutendsten internationalen Nachrichtenagenturen. Sie gehört seit 1948 gemeinsam der Presse Großbritanniens, Australiens und Neuseelands unter einem Grundgesetz (Charter), das untersagt, Reuters jemals in die Hände irgendeiner Interessengruppe gelangen zu lassen und das die Integrität, Unabhängigkeit und Freiheit wahren soll. Die vier Eigentümergruppen sind: 1. The Newspapers Publishers' Association (britische nationale Presse); 2. The Press Association (engl. Nachrichtenagentur der Provinzpresse); 3. The Australian Associated Press (Nachrichtenagentur Australiens) und 4. The New Zealand Press Association (Nachrichtenagentur Neuseelands). Diese vier Gruppen sind im Direktorium und im Kuratorium der Agentur vertreten. Die zehn Treuhänder werden jeweils für fünf Jahre gewählt. Das Direktorium bestimmt den „General Manager" und seine Stellvertreter. Reuters ist ein Unternehmen, das keinen Gewinn erzielen will. Die Kosten werden durch die Einnahmen aus dem Verkauf der Nachrichten gedeckt. Die Nachrichtensammlung vollzieht sich über weit mehr als 10 000 feste und freie Korrespondenten, die in nahezu 200 Ländern und Gebieten tätig sind. Sie senden täglich rund 600 000 bis 700 000 Wörter an die Zentralredaktion in London, wo das eingehende Material rund um die Uhr für den allgemeinen Nachrichtendienst und für eine Reihe von Spezialdiensten aufbereitet und an die Bezieher in über 120 Ländern weiter verbreitet wird. Reuters Economic Service arbeitet dabei als der größte internationale Finanzund Wirtschaftsnachrichtendienst der Welt, seine Kunden sind in 60 Ländern verteilt. Das verwendete Fernschreibernetz belief sich 1973 auf 4 Millionen Kilometer. Außerdem werden eine Anzahl Funk- und Satellitenwege benutzt. Durch Zusammenarbeit mit 77 nationalen und privaten Agenturen verschiedener Länder hat Reuters Zugang zu zahllosen weiteren NachrichtenVgl. hierzu: Storey, Reprint 1969.
29
Graham:
Reuters' Century. London 1951.
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quellen. In England selbst sammelt und verbreitet die PA Nachrichten für Reuters aus und für die Provinz. Im Ausland ist Reuters immer bemüht gewesen, die Nachrichten so weit als möglich durch einen Stab eigener Korrespondenten zu beschaffen und damit selbständig zu sein. So hat die Agentur 1967 ihre Verbindungen mit AP gelöst. Nach Kündigung eines entsprechenden Vertrages mit dpa betreibt sie seit 1971 einen eigenen deutschsprachigen und seit 1972 auch einen eigenen französischen Dienst. Im deutschen Dienst werden täglich etwa 160 Meldungen mit rund 25 000 Wörtern verbreitet, wobei der Schwerpunkt bei politischen und wirtschaftlichen Themen liegt. Zwei Drittel des Dienstes sind Auslandsmeldungen, die dem englischsprachigen Nord-Europa-Dienst von Reuters entnommen sind. Eigene Büros hat Reuters außer in Bonn, in Frankfurt, sowie West- und Ost-Berlin. Dazu sind 40 freie Mitarbeiter in verschiedenen Städten f ü r die Agentur tätig. Im Bundesgebiet hat Reuters 24 Kunden, darunter elf Zeitungen, zehn Rundfunk- und Fernsehanstalten und die Agentur VWD. Der Jahresumsatz der weltweiten Organisation der Agentur beträgt etwa 110 Millionen DM. Die Satzung der Agentur kann nur mit Zustimmung des „Lord Chief Justice", des obersten Richters Englands, geändert werden. Damit soll der Charakter der Agentur als eine Art öffentliche Institution gekennzeichnet sein. Außer der Reuterorganisation gibt es noch ein bedeutendes Nachrichtenbüro in England: „The Exchange Telegraph Comp., Ltd." (gegr. 1872) (Extel), eine freie Agentur mit politischem und parlamentarischem Dienst, Sport- und Wirtschaftsdienst. 2.2.2.2. Die Agenturen
der USA
„Associated Press" (AP) ist seiner Tradition und Organisation nach das älteste unter den amerikanischen Nachrichtenbüros 80 . Der Name stammt aus den Anfangsjahren der amerikanischen Nachrichtenagenturen. Vor Erfindung des elektrischen Telegraphen fuhren 80
Granning, Oliver: AP - The Story of News, New York 1940; Barriers, Doron: AP, New York 1942: Kent Cooper and the Associated Press, New York: Random House, 1959. 8
Dovifat, Zeitunglehre I
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die nachrichtenfreudigen Reporter den Europaschiffen, mit denen stoßweise europäische Nachrichten ankamen, bis auf See entgegen. Diese Reporterschiffe wurden als eine Genossenschaft der Zeitungen betrieben. Die Genossenschaftsidee („non profit making corporation") wurde für den gesamten Nachrichtenorganismus von den damaligen Zeitungen (1848 erste AP in New York, 1855 in Chikago) übernommen. Anfangs war jeder Partner verpflichtet, der Agentur die in seinem Umkreis sich ereignenden Neuigkeiten umgehend zu melden. Später baute AP eigene Vertretungen auf.
Heute ist die rein genossenschaftlich organisierte AP das größte Nachrichtenunternehmen der Welt. In rund 120 Ländern werden ihre Dienste von mehr als 9600 Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk- und Fernsehanstalten bezogen. Allein in den USA sind es an die 4000 Abnehmer. Das Jahresbudget beträgt über 70 Millionen Dollar, die von den Mitgliedern entsprechend ihrer Auflage aufgebracht werden. Der Beitritt neuer Zeitungen oder Radiostationen ist von der Zustimmung eines Direktoriums abhängig (Board of Directors). Dieses Gremium besteht aus 18 Mitgliedern, von denen 15 aus der Mitgliedschaft allgemein, drei aber von kleinen Zeitungen gewählt werden. Es leitet die Agentur. AP hat gegenwärtig in fast allen Teilen der Welt mehr als 4000 festangestellte Redakteure, Wort- und Bildreporter, sowie eine in die Zehntausende gehende Zahl freier Mitarbeiter. Verbreitet werden täglich über drei Millionen Wörter. Für die Nachrichtensammlung sind mehr als 100 Zweigstellen in den USA und über 88 Büros im Ausland tätig. Die Zentrale von AP befindet sich in New York, wo sowohl die Nachrichten vom amerikanischen Kontinent als auch aus anderen Teilen der Welt gesammelt werden. In den USA erfolgt die Verbreitung der Nachrichten in Form eines Basisdienstes für das ganze Land, durch Regionaldienste (zumeist für einen oder mehrere Bundesstaaten) sowie einige thematisch spezielle Sonderdienste, ζ. B. für Sportberichte und Kursnotierungen. Für Europa ist London der technische Sammelpunkt. Über gemietete Transatlantik- und Transpazifik-Kabel wie auch in jüngerer Zeit über Fernmeldesatelliten wird der Weltnachrichtendienst von AP zunächst in englischer Sprache gesendet. In vielen Ländern der Welt, so auch in der Bundesrepublik,
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stellen einheimische Redakteure ein auf die Bedürfnisse der jeweiligen nationalen Presseorgane abgestimmten Dienst zusammen und reichern ihn durch Inlandsnachrichten an, die hier etwa die Hälfte ausmachen. Der deutsche Dienst von AP geht an 54 Publizistische Einheiten, an 12 Rundfunk- und Fernsehstationen, zwei Sonntagszeitungen, fünf Zeitschriften und vier sonstige Kunden im Bundesgebiet und in West-Berlin. Er umfaßt im Durchschnitt täglich 200 bis 250 Meldungen mit zusammen 30 000 Wörtern. Der AP-Bilderdienst liefert seinen Kunden außerdem jeden Tag bis zu 65 Bilder. An der Zusammenstellung und redaktionellen Bearbeitung der deutschsprachigen AP-Nachrichten wirken heute annähernd 40 Redakteure mit, in der Zentrale Frankfurt, sowie in den Zweigbüros in Bonn, Berlin und Hamburg. Dazu kommen etwa 100 ständige und gelegentliche freie Mitarbeiter. Für den deutschen Bilderdienst arbeiten 14 Redakteure und Reporter, überdies rund 50 freie Mitarbeiter. Da der Beitritt neuer Zeitungen zu der großen Nachrichtenorganisation der AP an die Zustimmung einer 4/s-Mehrheit der alten Mitglieder gebunden ist, wurden, aus Konkurrenzgründen, neue Mitglieder nur selten zugelassen. Daher ist ein echter Wettbewerb mit der mächtigen Organisation der AP nur mit der Unterstützung starker Zeitungsgruppen möglich. Die beiden anderen amerikanischen Nachrichtenbüros von Weltrang, die kurz nach der Jahrhundertwende gegründet wurden, stützten sich mithin auf Pressekonzerne. „United Press Association" (UP)31 wurde 1907 vom ScrippsHoward-Konzern gegründet; International News Service (INS), gegründet 1909, war eine Abteilung des Hearst-Konzerns unter selbständiger Verwaltung. UP und INS wurden am 24. 5.1958 zusammengelegt zur: United Press International (UPI), jetziger Sitz: New York 220; East 42nd Street. Der Umsatz der Agentur betrug 1973 70 Millionen Dollar. Sie sammelt in 118 Ländern Nachrichten, hat ständige eigene Vertretungen in 78 Ländern der Welt, sowie freie Mitarbeiter in 40 weiteren Ländern. Aus31
Vgl. Morris, Joe Alex: Deadline Every Minute. The Story of United Press. New York o. J.
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tausch vertrage bestehen mit 31 Agenturen. Kunden werden für UPI weltweit 8488 genannt, davon 3721 im Ausland, d. h. in 114 Ländern. Nachdem UPI 1971 seinen deutschen Dienst eingestellt hatte, kam es zu einem Vertrag mit dpa, der die Agentur nun ihren englischen Weltdienst mit täglich etwa 70 000 Wörtern zur Auswertung liefert. Daraus werden die Meldungen der dpa-eigenen Auslandskorrespondenten ergänzt, der Anteil am Basis-Dienst beträgt aber nur knapp zehn Prozent. 2.2.2.3. Die französische
Nachrichtenagentur
„Agence France Presse" (AFP), die zentrale französische Nachrichtenagentur (gegründet 20. August 1944; Paris; 13, Place de la Bourse), ist aus der Widerstandsbewegung im 2. Weltkrieg erwachsen. AFP war das einzige Nachrichtenbüro in einem demokratischen Lande, das der äußeren Struktur nach Staatsunternehmen war. Den Generaldirektor ernannte die Regierung, die der AFP auch — begründet mit dem Ausgleich geleisteter Dienste - eine feste Summe zuteilte, diese Mittel im Staatshaushalt erscheinen ließ und deren Verwendung der staatlichen Rechnungsprüfung unterstellte. Die Organisation war als Übergangslösung gedacht. Sie sollte, nach dem Vorbild der übrigen freien Büros in Europa, in eine genossenschaftliche Form übergeführt werden. Ihre endgültige Form erhielt sie als „autonome Anstalt mit privatrechtlichem Status auf kommerzieller Basis" durch ein Gesetz vom 10. Januar 1957. Der Generaldirektor wird von dem 15köpfigen Aufsichtsrat gewählt, der für die Wahrung der Unabhängigkeit sorgen soll. In diesem Gremium haben die Zeitungsverleger mit acht Vertretern die Mehrheit, ihm gehören ferner an zwei Vertreter der öffentlichen Hand. Das Nachrichtenwesen Frankreichs hat eine lange Geschichte32 mit finanziellen Entwicklungen, die der Entfaltung des französischen Zeitungswesens nicht immer förderlich waren, zumal die alte französische Nachrichtenagentur, die „Agence Havas", in trustartiger Verbindung mit den größten Nebengewerben Frederix, Pierre: Un siecle chasse aux nouvelles. De l'Agence d'information Havas a l'Agence France Presse, 1835-1957. Paris 1959.
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der französischen Presse stand: der stärksten Anzeigenagentur und dem zentralen Vertrieb des gesamten französischen Zeitungswesens. Die durch Charles Havas (vgl. S. 91) gegründete Agentur blieb das einzige große Nachrichtenbüro Frankreichs. Auch seine Entwicklung belegt die Auffassung, daß der Nachrichtenhandel allein, ohne Bindung nach irgendeiner Seite und ohne Nebenbetriebe, wirtschaftlich nur schwer lebensfähig ist. Das durch seine Vorläufer schon 1811 begründete Büro stand seit 1862 in enger Fühlung mit der Regierung, die ihm durch Verbot eines aufkommenden scharfen Wettbewerbers das Leben rettete, aber damit auch seine dauernden Dienste für sich in Anspruch nahm. Seitdem hatte es sich mit ständiger Unterstützung der französischen Regierung als Monopolbüio behauptet. Seit 1879 bestand das Unternehmen als Aktiengesellschaft. Aber selbst sein offiziöser und monopolistischer Charakter hat nicht genügt, dem reinen Nachrichtengeschäft der Agence Havas zur wirtschaftlichen Blüte zu verhelfen. Unter den 16,7 Millionen Francs Reingewinn in einem der letzten Geschäftsjahre vor 1940 ist der Gewinn aus dem Nachrichtengeschäft nur mit einer kleinen Quote nachgewiesen, die wohl zum Fehlbetrag würde, wäre sie nicht durch starke Einnahmen aus der Aufstellung und dem Vertrieb von Ferndruckern gestützt. Das Nachrichtenunternehmen machte, wie auch der alte Reuter das handhabte, sein Hauptgeschäft mit anderen Gewerben. Das Büro entwickelte sich zu einem allgemeinen Stofflieferanten für Tageszeitungen, lieferte also neben den Nachrichten auch Artikel, Feuilletons, Romane, Finanz- und Handelsberichte im Manuskript und in Matern für Zeitungen aller Größen und Richtungen. Wichtiger als dies aber war die Verbindung dei Α. H. mit dem Anzeigenwesen. Schon 1856 hatte das Unternehmen sich mit einer großen Anzeigenvermittlung verbunden und so Nachrichten- und Anzeigenvertrieb zu geistig-wirtschaftlichem Machteinfluß vereinigt. Bis zum Jahre 1940 übte die Α. H . durch ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Leon Renter auch auf die größte französische Anzeigenvermittlung, die „Agence Nationale de Publicite", führenden Einfluß aus. Dadurch war es ihr möglich, sich f ü r ihre Nachrichten durch die Zeitungen nicht mit Geld, sondern mit Anzeigenraum bezahlen zu lassen. Das bedeutet: Die Zeitung erhält hier ihr wirtschaftliches Lebenselement, die Anzeige, aus der gleichen Quelle, die ihr den geistigen Stoff liefert. Damit war die Gefahr bestimmter Abhängigkeiten auch gegenüber der ausländischen Presse gegeben. Z u dieser Verbindung Nachricht - Anzeige trat noch eine zweite, die Beziehung Nachricht - Vertrieb. Leon Renter übte auch auf das
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monopolistische Vertriebsunternehmen, das damals den Vertrieb aller französischen Zeitungen und Zeitschriften in einer Hand vereinigte, die „Messagerie Hacbette", den führenden Einfluß aus. Über der französischen Presse stand also die geistig-wirtschafdiche Gewalt dieser nirgends in der Welt so zusammengeschlossenen Vereinigung: Nachricht - Anzeige - Vertrieb. Α. H. besaß audi Beteiligungen an Zeitungsverlagen und ein eigenes Börsenblatt („L'Avant Bourse") und war Trägerin der Pariser Plakatreklame. Diese Unternehmen, wie auch die führende Anteilnahme an dem französischen Fernschreibervertrieb, brachten der Α. H. Gewinne, um derentwillen ihre Geschäftsanteile (sie wurden an der Börse gehandelt) sehr beliebt waren. Dabei brachte der Nachrichtendienst einen Fehlbetrag. Die Gewinne (1938: 8,5 Millionen Francs) wurden in den Nebenbetrieben erwirtschaftet. Nach der Besetzung Frankreichs 1940 wurde die Α. H. aufgelöst. Ihr Anzeigendienst und ihr Vertriebsmonopol wurden selbständig und sind es bis heute. Vichy-Frankreich gründete ein staatliches Büro, die „Office Franjaise d'Information" (OFI), dessen Anteile im Besitz der Vichy-Regierung blieben. Unterdessen gründete der Havasvertreter in London, Louis Bret, in der Emigration die „Agence France Independente" (AFI), die im besetzten Frankreich eine geheime, unterirdische Agentur, die „Agence d'Information et de Documentation" als Agence clandestine betreute. Mit der Landung der amerikanischen Truppen in Afrika wurde dort die „Agence France Afrique" gegründet, die nach der Befreiung Frankreichs mit in die „Agence France Presse" überging. AFP ist heute in 164 Ländern der Erde vertreten und zählt über 500 Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie sonstige Institutionen zu ihren Kunden. Durch Zusammenarbeit mit 58 anderen Nachrichtenagenturen erweitert sich der Kundenkreis noch erheblich. Die Agentur beschäftigt fast 2000 ständige Mitarbeiter - darunter mehr als 900 Journalisten im In- und Ausland - und außerdem 1540 freie Mitarbeiter. In ihrem Nachrichtendienst sendet die Agentur etwa 600 000 Wörter pro Tag, davon 350 000 auf Französisch, 121000 auf Englisch, 46 000 auf Spanisch und 40 000 auf Deutsch. Dazu kommen noch mehrere Sonderdienste. Der deutschsprachige Dienst von AFP setzt sich überwiegend aus Weltnachrichten zusammen, ergänzt durch Berichte über die wichtigsten Ereignisse in der Bundesrepublik. Dazu tragen außer dem Bonner Büro auch Korrespondenten und freie Mitarbeiter in Frankfurt, West- und Ost-Berlin, Hamburg,
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Hannover, Stuttgart, München und Saarbrücken bei. In der Bundesrepublik hat AFP 16 Kunden, darunter elf Rundfunkund Fernsehstationen. Seit 1971 besteht ein Vertrag zur Auswertung des Weltdienstes von AFP durch den Deutschen Depeschen-Dienst (ddp). Agence France-Presse erzielte 1973 einen Umsatz von 170 Millionen Francs. 40 °/o des Budgets der Agentur stammen aus öffentlichen Mitteln. Allerdings sind dies keine direkten Subventionen, sondern Honorare für zahlreiche Dienste, die von Ministerien, diplomatischen Vertretungen und sonstigen amtlichen Stellen von AFP bezogen werden. 2.2.2.4.
Die übrigen freien
Agenturen
Die europäischen Agenturen haben in ihren Organisationsformen überwiegend das genossenschaftliche Prinzip angenommen, d. h. sie werden in irgendeiner Rechtsform von der Gesamtheit oder starken Gruppen der Presse getragen. Die juristischen Organisationsformen sind unterschiedlich, wesentlich ist aber, daß immer Zeitungen die Träger der für sie und ihre Unabhängigkeit wichtigen Nachrichtenunternehmen sind. Das gilt für die Presse der Beneluxländer, der nordischen Länder, Österreichs, Italiens und der Schweiz. Zum größeren Teil haben diese europäischen Büros sich in der „Gruppe 39" zusammengeschlossen. Ihr gehören u. a. an: ANP (Holland), ATS-SDA (Schweiz), Ritz.-Bur. (Dänemark), STT-FNB (Finnland), NTB (Norwegen), T T (Schweden) und Agence Belga (Belgien). (Siehe auch das Verzeichnis S. 126.) Dieser Aufbau der Nachrichtenorganisationen durch die Zeitungen selbst gewährleistet eine weitgehende Unabhängigkeit vom Staate und von Interessenten jeder Art, schützt vor parteipolitischer Einseitigkeit und garantiert, was den privaten Agenturen der Vorweltkriegszeit oft fehlte und sie mißleitete: eine große wirtschaftliche Sicherheit. Das genossenschaftliche Prinzip hat sich auch in den übrigen Ländern der Welt verbreitet: so in Kanada, Südafrika, Australien, Japan, aber auch in Indien und Israel. Die kommunistischen Staatsgebilde, ebenso eine Reihe autoritärer Regime und zahlreiche Entwicklungsländer der Dritten Welt, legen ihre Nachrichtendienste in die Hände der Regie-
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rung und der Propagandaministerien; so vor allem die Satellitenstaaten der Sowjetunion. Hier sind die Nachrichtenbüros Träger eines strengen Nachrichtenmonopols. Der Bezug außenpolitischer Nachrichten wird dort allein durch TASS vermittelt. 2.2.2.5. Die Nachrichtenbüros
der UdSSR
Es gehört zur Tradition der Rußland regierenden Mächte, daß sie weder eine freie Privatagentur noch ein von den Zeitungen getragenes, genossenschaftliches Unternehmen zuließen. Ebenso wie in der zaristischen Zeit liegt heute das Nachrichtenwesen in den Händen des Staates. Die alte „Petersburger Telegraphen-Agentur", deren Aktien im Besitz der Regierung waren, wurde 1918 von den Sowjets übernommen und in ein allgemeines Nachrichten-, Presse- und Propagandainstitut der neuen Machthaber umgeschaltet. Es trug den Namen „Rosta" („Rossijskoje telegrafnoje agenstwo") und belieferte die Presse nicht nur mit Nachrichten, sondern zentral und einheitlich auch mit Artikeln, Kommentaren usw., diente überhaupt der gesamten kommunistischen Propaganda und Erziehungsarbeit. 1919 gründete „Rosta" Zweigstellen in allen Gouvernementshauptstädten mit regionalen Sonderdiensten. Da unter den Propagandaaufgaben (Lokaldienst, Wandzeitungen, politische Theatertrupps usw.) der eigentliche Nachrichtendienst litt, wurde ausschließlich als Nachrichtenbüro 1925 die „TASS" („Telegrafnoje Agentstvo Sowjetskowo Sojusa") gegründet. Begründer und erster Direktor der TASS war S. A. Losotvsky (geb. 1878), seit 1901 aktives Mitglied der Kommunistischen Partei. 1903-1908 nach Sibirien verbannt, floh er ins Ausland und redigierte von Paris aus nicht nur die kommunistischen Emigrantenzeitungen „Golos" (Stimme) und „Nasche Slovo" (Unser Wort), sondern betätigte sich auch sonst sehr aktiv in der internationalen kommunistischen Propaganda. So organisierte er als Mitglied der internationalen Gewerkschaftsgruppe radikale Streiks. Im Juni 1941 wurde er zum Stellvertretenden Volkskommissar des Auswärtigen ernannt, im Juli 1941 zum Leiter des Sowjetischen Informationsbüros. Die Agentur TASS untersteht heute unmittelbar dem Ministerrat, dem höchsten Regierungsorgan der Sowjetunion. Dieser bestimmt den Generaldirektor und seine Stellvertreter. Doch ist sie nicht nur das offizielle Sprachrohr und ein Mittel der Informationspolitik der politischen Führung (auch gegenüber
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dem Ausland), sondern sie organisiert auch weltweit die Sammlung von Informationen für die Massenmedien der UdSSR. Da nur vier sowjetische Zeitungen, das Parteiorgan „Prawda", die Regierungszeitung „Iswestija", das Gewerkschaftsblatt „Trud" und die Zeitung des Jugendverbandes „Komsomolkaja Prawda" über eigene Korrespondenten im Ausland verfügen, hat TASS für die internationale Berichterstattung praktisch ein Monopol. Die Abteilung für Auslandsinformation (INO-TASS) ist unmittelbar dem Generaldirektor zugeordnet und in neun geographische Bereiche gegliedert. Dagegen ist die Abteilung für Sowjetinformation (USI) nach Sachgebieten gruppiert. Außerdem gibt es noch gesonderte Abteilungen für die Information des Auslandes, sowie für die Foto- und Sportdienste. Für TASS arbeiten heute weit mehr als 5 0 0 Korrespondenten, in der UdSSR selbst und in 103 Ländern der Erde. Der gesamte Mitarbeiter-Stab dürfte in die Tausende gehen. Mit Agenturen in 43 Ländern bestehen Verträge über den Nachrichtenaustausch. Die Meldungen des Auslandsdienstes dürfen von den verantwortlichen Redaktionssekretären der Massenmedien nicht verändert, allenfalls gekürzt werden. Überdies gibt es verschiedene Bulletins mit Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und nur den Redakteuren in leitenden Positionen zugänglich sind. Das Unternehmen verfügt über eine Reihe von Filialen, in denen 14 regionale Dienste herausgegeben werden. Der Nachrichtendienst über die Sowjetunion für das Ausland wird u. a. in russischer, englischer, französischer, deutscher und spanischer Sprache veröffentlicht und in 7 6 Länder geliefert. An die Dienste von TASS sind insgesamt über 5 0 0 0 Abnehmer angeschlossen, die meisten davon in der UdSSR (3700 Tageszeitungen, 5 0 Rundfunk- und 83 Fernsehsender). Die Zahl der ausgesendeten Worte beträgt im Inlandsdienst täglich 6 0 000 Wörter, davon sind etwa die Hälfte Inlandsnachrichten. Dem Dienst steht ein Fernschreibnetz von 140 0 0 0 km zur Verfügung, daß 185 Städte verbindet. Hinzukommt ein Auslandsnetz von 150 000 km. Der Finanzierung des im Range eines Staatskomitees stehenden Unternehmens dienen außer Gebühren der Bezieher auch Mittel aus dem Staatshaushalt. Genauere Angaben zu den Kosten sind bisher nicht gemacht worden.
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Der deutschsprachige Dienst von TASS, der mit ζ. T. anderem Inhalt auch in die DDR und nach Österreich geht, hat einen Umfang von etwa täglich 10 000 Wörtern. Doch ist er nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ (z.B. Aktualität) den anderen, auf dem deutschen Markt konkurrierenden Diensten unterlegen. An der praktischen Monopolstellung von TASS und der insofern gegebenen Konformität der Berichterstattung hat sich auch dadurch nichts geändert, daß seit 1961 eine zweite, „nicht offizielle" und „unabhängige" Nachrichtenagentur in der UdSSR besteht. Die „Agentstvo pecati novosti" (APN, im Westen meist kurz „Novosti" genannt). Sie wurde von verschiedenen Interessenverbänden (u. a. dem Journalistenverband und dem Schriftstellerverband) gegründet und will durch die Vermittlung von Nachrichten, Berichten, Fotos und sonstigem Material über die Sowjetunion deren Bild in den Medien des Auslandes fördern. Diesem Ziel dient auch die Herausgabe eigener Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren in verschiedenen Sprachen. Daneben spielt die durch die Agentur gesammelte Auslandsinformation für die UdSSR eine geringere Rolle. Schon 1967 war „Novosti" in 56 Ländern vertreten und hatte dort 40 eigene Büros eingerichtet. Inzwischen schätzt man die Zahl ihrer Kunden in aller Welt auf 6000. Wenngleich TASS und APN damit teilweise etwas unterschiedliche Aufgaben verfolgen, so gilt doch für beide, daß das Nachrichtenwesen politisch-propagandistisch bestimmt ist: „Alles Gerede über ,objektive Berichte' ist liberale Heuchelei. Die Aufgabe des Nachrichtenwesens besteht in der Erziehung der Werktätigen unter allgemeiner Führung der Partei zu ganz bestimmten Zwecken33." So W . Kusmitschew in der zeitungsfachlichen Zeitschrift „Problemy gasetowardnija", zit. nach: ]ust, A. W.: Die Presse der Sowjetunion. Berlin 1 9 3 1 . - Z u m sowjetischen Nachrichtenwesen vgl.: Kruglak, Theodore E.: The Two Faces of TASS. Minneapolis 1962; Hopkins, Mark W.: Mass Media in the Soviet Union. New York 1970, S. 265 ff.; Koschwitz, Hansjürgen a. a. O. S. 119. Höhne, Hansjoachim: Mit Vorbedacht nicht objektiv. Wie die Agentur TASS ihre Nachrichten zum Wohle Moskaus an den Mann bringt. In: Deutsche Zeitung Nr. 36 v. 29. August 1975, S. 7. 33
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2.2.3 Zusammenfassung Vorschläge der „Vereinten Nationen" (UN) Zusammenfassend ist festzustellen: Die totalitäre Welt entwickelt die Nachrichtenunternehmen zu Trägern des Nachrichtenmonopols und schafft so die einseitige, durch keinerlei andere Unterrichtung aufzuhellende, einzig der politischen Ausrichtung ihrer Bevölkerung dienende Standardinformation. In den Staaten der freien Demokratie unterstehen ihre Nachrichtenunternehmen - unabhängig von der Regierung - der paritätischen Leitung und Überwachung durch Zeitungen verschiedener Richtungen, die aber in genossenschaftlicher Zusammenarbeit verbunden sind. Die Agenturen erreichen so ein hohes Maß wirklicher Unabhängigkeit. Der Gedanke liegt nahe, eine internationale Nachrichtenorganisation zu schaffen oder mindestens die rechtlichen und verkehrsrechtlichen Voraussetzungen dafür ins Leben zu rufen. Gäbe es, was zunächst utopisch klingt, eine internationale Absprache, nicht nur Nachrichten frei zu sammeln und zu verbreiten, sondern auch falsche Meldungen aufzuhalten, sie zu berichtigen und zu ergänzen, dann wären viele Zündstoffe großer Weltkonflikte beseitigt. Schon 1927 unternahm der Völkerbund den ersten Versuch, dieses Problem zu lösen. 1931 veranlaßte er eine Untersuchung über die „Mittel zur Bekämpfung falscher, Frieden und Einvernehmen störender Nachrichten". Diesen Bemühungen war der verdiente Erfolg nicht mehr beschieden. Wie fern wir auch heute noch von einer befriedigenden Regelung sind, zeigen die Verhandlungen, die in den Vereinten Nationen (United Nations, UN) darüber geführt wurden. Schon im Februar 1946 ist mit dem Sitz in Lake Success (USA) ein „Deparment of Public Information" geschaffen worden. Es übernahm die Unterrichtung aller Nachrichtenmittel (Zeitung, Rundfunk, Film). Im Sozialrat und in der Kommission für Menschenrechte forderten die UN die Einberufung einer „Weltkonferenz über die Freiheit der Information". Eine vorbereitende Kommission entwarf unter Stimmenthaltung der sowjetischen Delegation erste Grundsätze: Informationsfreiheit, Garantien gegen bewußte Falschmeldungen und gegen Staatseinfluß auf die Nachrichtenorganisation wur-
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den verlangt. 1948 traf in Genf, von den UN angeregt, diese Konferenz zusammen, die sich mit dem Plane trug, eine „Charta für die Rechte und Pflichten der Informationsorgane" zu schaffen. 300 Delegierte aus 57 Mitgliedstaaten waren beteiligt. In drei Konventionen sollten drei Kardinalforderungen festgelegt werden: (1.) Freies Reise- und Durchreiserecht durch alle Länder für Journalisten. (2.) Freie Informations- und Meinungswerbung. (3.) Internationale Berichtigungspflicht im Falle von Falschmeldungen. Diese natürlichen Forderungen fanden den Widerspruch der Ostblockstaaten unter Führung der Sowjetunion. Sie wandten sich gegen: (1.) Informations- und Bewegungsfreiheit, (2.) Aufhebung der Zensur und (3.) die Berichtigungspflicht. 1950 verließ die Sowjetunion den mit der Fortführung der Arbeiten betrauten Ausschuß. Die Unterkommissionen setzten ihre Arbeiten fort. Sie erstrebten Anerkennung des journalistischen Berufes als „Dienst für das öffentliche Wohl". Im Juli 1959 wurde vom Wirtschafts- und Sozialrat eine Entschließung vorbereitet, in der es hieß: (1.) „Jedermann hat das Recht, sich Informationen zu verschaffen und sie zu verbreiten. Das Recht, die Wahrheit zu kennen und zu suchen, gehört zu den unveräußerlichen Menschenrechten. (2.) Alle Regierungen sind verpflichtet, eine Politik zu betreiben, die den freien Fluß der Nachrichten schützt. Das Recht, sich zu informieren, Nachrichten zu sammeln und innerhalb der Länder und über die Grenzen zu vermitteln, sollte gesichert sein. (3.) Die Informationsmittel sollten im Dienste des Volkes betrieben werden. Keine Regierung oder öffentliche oder private Stelle sollte ein Monopol über alle Mittel zur Verbreitung von Nachrichten und Meinungen haben. Es sollte eine Vielfalt von Quellen bestehen, unter denen der einzelne frei wählen kann. Alle Informationsmittel sollten ehrlich und nach bestem Gewissen berichten."
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Die sowjetischen, polnischen und bulgarischen Vertreter stimmten im Sozialausschuß des Rates gegen diesen Vorschlag. 1962 endlich kam es zu einem Kompromiß, der die 1959 erarbeiteten Vorschläge zwar annahm, aber bestimmte Ausnahmen zuließ, wenn „die politische Lage eines Landes es erfordert". Damit war den totalitären Ländern die Möglichkeit gegeben, ihre Zwangssysteme aufrechtzuerhalten. Trotzdem hat die stürmische technische Entwicklung (Nachrichtensatelliten) das Problem wieder aktualisiert. Der Anfang einer weltweiten Regelung ist gemacht mit der europäischen „Allianz der Nachrichtenagenturen"3'1' und mit der Gründung des „International Press Telecommunication Committee", das sich den freien Fluß von Nachrichten in der ganzen Welt zum Ziel gesetzt hat. Eine Verabredung mit den Ostblockstaaten ist nicht gelungen. Die Veröffentlichungen des Internationalen Presse-Instituts35, der UN und der UNESCO belegen, daß inzwischen einiges erreicht ist, aber sehr viel noch aussteht. Immerhin haben in der Schlußakte der „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE)", die am 1. August 1975 in Helsinki unterzeichnet wurde, die beteiligten 34 Staaten aus Ost und West auch ausdrücklich ihre Absicht erklärt, den freien Austausch von Informationen zu fördern und insbesondere die Arbeitsbedingungen der Journalisten anderer Länder zu verbessern. Nachfolgende Aufstellung zeigt in alphabetischer Folge die wichtigsten Nachrichtenunternehmen der Welt. Ihre Verfassungsform ist, so weit bekannt, jeweils kurz gekennzeichnet36. Dieser Allianz gehören die Mehrzahl der europäischen Büros der freien Demokratien, aber auch Spanien und Jugoslawien an. Nur England ist nicht beteiligt (vgl.: Europäische Allianz der Nachrichtenbüros, Neue Zürcher Zeitung v. 26. V. 1965). 35 The Flow of the News. Zürich 1953, sowie zahlreiche Artikel in der IPI-Rundschau. - Freedom of Information, 2 Bde., UN: Department of Social Affairs. Lake Success, New York 1950. - World Press, Newspapers and News Agencies, Paris: UNESCO, 1964. Die Veröffentlichungen der UNESCO sind unentbehrlich, für den fernen Osten ζ. B. die Erhebung: News Agencies in Asia and the Far East. UNESCO M C / 4 4 , Febr. 1962. 3e Die Aufstellung ist bearbeitet nach der Erhebung der UNESCO: News Agencies, Their Structure an Operation, Paris: UNESCO, 34
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2.2.4 Die wichtigsten Nachrichtenunteniehmen der Welt Ägypten: ΜΕΝΑ (Middle East News Agency); gegr. 1956 als igenossenschaftliches Unternehmen; seit 1959 Regierungsverlag Al Tahrir Besitzer der Mehrheit der Anteile (Kairo). Äthiopien: Ethiopian News Agency (ENA); gegr. 1961, dem Informationsministerium angeschlossen. Afghanistan: The Bakhtar News Agency; Bakhtar, Kabul; gegr. 1939; offizielle, der Presseabteilung unterstehende Nachrichtenagentur der Regierung. Albanien: Agence Telegraphique Albanaise - Albanian Telegraph Agency (ATA); Tirana; gegr. 1944; staatliche Nachrichtenagentur; Nachrichtenmonopol. Algerien: Algerie Presse Service (APS); gegr.: 1961 als Organ der provisorischen Regierung, 1963 nach Algier verlegt. Argentinien: Agencia Noticiosa Saporiti (ANS); Avenida Roque Saenz Pena 615-12° piso, Buenos Aires; gegr. 1900; Privatagentur. Ferner: Telenoticiosa Americana (Telam) und Asociacion Periodistas Argentinos (APA). Australien: Australian Associated Press (AAP); 377, Little Collins Street, Melbourne C. 1.; gegr. 1935; Genossenschaft der austr. Presse, Mitglied des Reuter Trusts. - Australian United Press, Ltd. (AUP); 42, Pitt Street, Sidney; gegr. 1928; Genossenschaft der austr. Provinzpresse. Belgien: Agence Belga S.A. (Belga); 43, avenue des Arts, Brüssel; gegr. 1920; großenteils in Händen der belgischen Presse, sammelt Inlandsnachrichten, dagegen Auslandsnachrichten von Reuters, AFP und dpa. Brasilien: Agencia Meridional, Ltda.; Rua Sacadura Cabral 103-5°, Rio de Janeiro, D. F.; gegr. 1931; Genossenschaft von Zeitungen und Rundfunksendern (Diarios Associados). 1953 sowie nach den Angaben des Handbuchs der Weltpresse, hrsg. v. Institut f. Publizistik der Universität Münster unter Leitung v. Henk Prakke, Winfried B. Lerg u. Michael Schmolke. Köln, Opladen 1970. Ferner: Eggeling, Erich, Das Nachrichtenwesen. In: Dovifat, Emil (Hrsg.): Handbuch der Publizistik Bd. 3, S. 98 ff.
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Bulgarien: Bulgarska Telegrafna Agentzia (BTA); Sofia; gegr. 22. 5 . 1 8 9 8 ; staatliche Nachrichtenagentur; Nachrichtenmonopol; Abkommen mit TASS. Burma: News Agency of Burma (NAB), gegr. 1963, regierungseigen (Rangun). Chile: Agencia Noticiosa Corporaciön de Periodistas (Coper); Teations 82, 2do piso, Santiago de Chile; gegr. 1948; getragen von einer Gesellschaft, der die Staatsbibliothek, die Polizei, die Postverwaltung und die Sozialversicherungen angehören. China (Taiwan; National-China): Central News Agency (CNA); 20, Si Ning Rd. South, Taipeh, Formosa (Taiwan); gegr. 1924; Offizielle Nachrichtenagentur der Nationalchinesischen Regierung; „Schwarzer" Nachrichtendienst nach Rotchina. China (Volksrepublik China): Hsin Hua, New China News Agency, (NCNA); gegr. 1 . 9 . 1 9 3 7 in Bao An Prov. Shensin, seit 1949 in Peking; staatliche Nachrichtenagentur; Nachrichtenmonopol. Dahome: Agence Dahomeenne de Presse (ADP); Porto Novo, gegr. 1961 als Sektion des Informationsministeriums. Dänemark: Ritzaus Bureau (Ritz.-Bur.); Mikkelbryggersgade 3, Kopenhagen K; gegr. 1866; seit 1947 als Genossenschaft der dänischen Presse. Bundesrepublik Deutschland: Deutsche Presse-Agentur (dpa); Hamburg 13, Mittelweg 38; gegr. 1949; G. m. b. H., genossenschaftlich getragen von deutschen Zeitungen und Rundfunkgesellschaften. Seit 1971 Deutscher Depeschen-Dienst (ddp), Privatagentur. Deutsche Demokratische Republik (DDR): Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN); Berlin (Ost), Mollstr. 1; gegr. 1946; staatliche Nachrichtenagentur. Finnland: Suomen Tietotoimisto-Finska Notis Byran (STTFNB); Bulevardi 2 a, Helsinki; gegr. 1887; Unternehmen der finnischen Presse. Frankreich: Agence France Presse (AFP): 13, Place de la Bourse, Paris; gegr. 1835 als Agence Havas, seit 1944 AH?; vom Staat
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anfangs finanziell getragenes Unternehmen; seit 1957 unabhängig. (Vgl. S. 116.) Ghana: Ghana News Agency (GNA), Accra, gegr. 1957, der Informationsabteilung der Regierung unterstellt. Griechenland: Athens News Agency - Agence d' Athenes (AA); 61, Fr. Roosevelt Street, Athen; gegr. 1905; von Regierung finanziell unterstüzt. Großbritannien: The Exchange Telegraph Company, Ltd. (Extel); Extel House, East Harding Street, London Ε. C. 4; gegr. 1872; Privatagentur vor allem für Wirtschaftsnachrichten - Reuters Ltd.; 85, Fleet Street, London E. C. 4; gegr. 1851; im Besitz der Presse des United Kingdom, Australiens und Neuseelands. - The Press Association (PA), gegr. 1868, Genossenschaft der Provinzzeitungen. Hongkong: Pan-Asia Newspaper Alliance (Pananews); 6, Duddel Street, Victoria; gegr. 1949; Privatagentur. Indien: Press Trust of India (PTI); 357, Hornby Rd., Bombay 1; gegr. 1905; seit 1948 Genossenschaft der Presse Indiens; Mitglied des Reuter-Trusts. - United News of India (UNI), gegr. 1961, genossenschaftlich. Indonesien: Kantor Berita Antara (Antara) Djalan Pos Utara 57, Djakarta; gegr. 1937; staatlich. Iran: Pars; Imperial Government of Iran, Teheran; gegr. 1934; Nachrichtenagentur der Regierung; Hrsg. Generaldepartement für Presse und Information. Israel: Itim-Agency; 55, Rothschild Rd., Tel Aviv; gegr. 1950; im Besitz einiger Zeitungen. - Israeli News Agency (INA) als Zweigstelle der Jewish Telegraphic Agency (JTA), mit Hauptsitz New York). Italien: Agenzia Nazionale Stampa Associata (ANSA); 27, Via Propaganda, Rom; gegr. 1945; Genossenschaftsunternehmen aller Tageszeitungen. Japan: Jiji Press, Ltd. (JP); Shiseikaikan Building, 2, Hibiya Park, Chiyodaku, Tokio; gegr. 1945; Privatagentur; G. m. b. H. - The Kyodo News Service (Kyodo); Shiseikaikan Building, 2, Hibiya Park, Chiyodaku, Tokio; gegr. 1945; Ge-
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nossenschaft der führenden japanischen Zeitungen und des Rundfunks. Jugoslawien: Telegrafska Angencija Nova Jugoslavia (Tanjug); Generala Zdanova br. 28, Belgrad; gegr. 1943 als offizielle Agentur; Rechtsstellung entspricht etwa der der Zeitungsverlage. Kambodscha: Agence Khmere de Presse (AKP); Pnom-Penh, Avenue Kossamak; gegr. 1951; Regierungsunternehmen. Kamerun: offiziös.
Agence Camerounaise
de Presse (ACP); gegr. 1960,
Kanada: The Canadian Press, Ltd. (CP); 55, University Ave., Toronto, Ontario; gegr. 1917; Genossenschaft von mehr als 100 kanadischen Tageszeitungen. Kenia: Kenia News Agency (KNA); gegr. 1963 (Nairobi). Kongo-Kinshasa (Zaire): Agence Congolaise de Presse (ACP), Kinshasa, gegr. 1960, staatlich. Kongo-Brazzaville: Agence Congolaise d'Information (ACI); Brazzaville, gegr. 1961, selbständig. Korea (Nord-): Chuang-Yang Tong Shin (Chung-Yang); Pjöngjang; gegr. 1946; untersteht dem Informationsamt der Regierung; arbeitet mit TASS. Korea (Süd-): Hapdong Tong Shin; gegr. 1945; staatlich gelenkt. Kuba: Prensa Latina (PL), staatlich kontrolliert, seit 1959. Libanon: Agence Nationale Libanaise d'Information, gegr. 1962; Beirut. Libyen: Libyan News Agency (LNA); gegr. 1965, dem Informationsministerium unterstellt. Madagaskar: Agence Madagascar Presse (AMP); Tananarive, gegr. 1961, Direktorium unter Beteiligung von Zeitungen. Marokko: Maghreb Arabe Presse (MAP); gegr. 1959, besitzt Nachrichtenmonopol. Neuseeland: New Zealand Press Association, Ltd. (NZPA); Brandon House, Featherston Street, Wellington, C. 1; gegr. 1879; Genossenschaft neuseeländischer Zeitungen. 9
Dovifat, Zeitungslehre I
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Niederlande: Algetneen Nederlandsch Persbureau (ANP); 32-34, Parkstraat, Den Haag; gegr. 1935; Genossenschaft der niederländischen Presse. Nigeria: Nigerian News Agency (NNA); Lagos. Norwegen: Norsk Telegrambyraa (NTB); 3, St. Olavs Plass, Oslo; gegr. 1867; Genossenschaft der Presse. Österreich: Austria Presse Agentur (APA); Börsegasse 11, Wien I; gegr. 1946; Genossenschaft der österreichischen Presse. Pakistan: The Associated Press of Pakistan (APP); McLeod Rd., Karachi; gegr. 1949; gehört zum Eastern News Trust, Organisation der Presse, mit Regierungsbeteiligung. Philippinen: Philippine News Service, Inc. (PNS); P. O. Box 3396, Manila; gegr. 1950 als Genossenschaft der Presse. Polen: Polska Agencija Prasowa (PAP); Al. Jerozolimskie 7, Warschau; gegr. 1944; staatliche Nachrichtenagentur; Nachrichtenmonopol; Verbindung mit TASS; seit 1957 außerdem Zachodnia Agencija Prasowa (ZAP); Posen, Zupanskiego 16, von einer Journalistischen Arbeitsgemeinschaft herausgegeben. Portugal: Agencia de Noticias e de lnformagoes (ANI); Praca da Alegria 58, 5°-Letra C, Lissabon; gegr. 1947; G. m. b. H. - Lusitania; Largo do Chiado, 12-2° andar, Lissabon; gegr. 1944; Hrsg. bis 1974 vom Propagandaamt. Rumänien: Agentie Romania de Presa (Agerpres); Bukarest; gegr. 1949; staatliche Nachrichtenagentur; Nachrichtenmonopol; Verbindung mit TASS. Schweden: Tidningarnas Telegrambyra (TT); Klara V, Kyrkogata 3 A, Stockholm; gegr. 1921; Genossenschaft der schwedischen Presse. Schweiz: Agence Telegraphique Suisse - Schweizerische Depeschenagentur - Agenzia Telegrafica Svizzera (ATS-SDA); Gutenbergstr. 1, Bern; gegr. 1895; Genossenschaft der Schweizer Presse. Spanien: Agencia Efe, S. A. (Efe); Ayala 5, Madrid; gegr. 1938; staatlich, für Inlandsnachrichten als CIFRA; Agencia Mencheta: Jovellanos 3, Madrid; gegr. 1882; Privatagentur. -
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Logos; 4, Alfonso XI, Madrid; gegr. 1928; Eigentum der katholischen Presse. Republik Südafrika: The South African Press Association (SAPA); P. O. Box 7766, Johannesburg, Harrison Street; gegr. 1938; Genossenschaft von Zeitungsverlegern. Sudan: Sudanese News Agency (SNA), P. O. Box 624, Khartum; African News Service (ANS), P. Ο. Box 1128, Khartum; Arab News Agency (ANA), P. O. Box 972, Khartum. Syrien: Syrian Arab News Agency (SANA); dem Informationsministerium unterstellt; gegr. 1966. Tschechoslowakei: Ceskoslovenska Tiskova Kancelar (CTK); Opletalova 5, Prag; gegr. 1918; amtliche Nachrichtenagentur seit 1965; Nachrichtenmonopol; Zusammenarbeit mit TASS. Türkei: Anadolu Ajansi (AA); Ankara; gegr. 1920; Privatagentur mit staatlicher Beteiligung - Turk Haberler Ajansi (THA); Babiäli, Ankara Caddesi, Istanbul; gegr. 1950; Privatagentur. Tunesien: Tunis Afrique Presse (TAP); gegr. 1961, öffentl. Körperschaft mit staatlicher und privater Beteiligung. UdSSR: Telegrafnoje Agentstvo Sowjetskowo Sojusa (TASS); Moskau; gegr. 1918 als Rossijskoje Telegrafnoje Agentstvo (Rosta); seit 1925 TASS; staatliche Nachrichtenagentur Agentstvo Pecati Novosti (APN), gegr. 1961, „nicht offiziell". (Vgl. S. 120.) Ungarn: Magyar Tavirati Iroda (MTI); I. Fem-u 5/7, Budapest 8; gegr. 1880; seit 1950 staatlich und dem Volksbildungsminister unterstellt. Nachrichtenmonopol, Zusammenarbeit mit TASS. Venezuela: Prensa Venezolana (Peve); Plaza del Panteon n° 2, Caracas; gegr. 1940; Privatagentur. Vereinigte Staaten: Associated Press (AP); 50, Rokkefeller Plaza, New York City 20; gegr. 1848; genossenschaftliches Unternehmen amerikanischer Zeitungen (vgl. S. 113). - United Press International (UPI); 1958 durch Zusammenschlug von Internat. News Service (Hearst) und United Press (Scripps Howard) gegründet: 220, East 42nd St., New York (vgl. S. 115). 9·
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Vietnam (Nord-): Agence Vietnamienne d'lnformation gegr. 1945, staatlich.
(AVI);
2.2.5 Die „Ente" - Das „Dementi" Dem durch die vorstehende Aufzählung ausgebreiteten, in seinen Knotenpunkten festgelegten Weltnachrichtennetz dienen Tausende von Menschen mit ganzer Kraft. Sie arbeiten Tag und Nacht, die Nachricht in höchster Schnelligkeit durch alle Weltstationen zu jagen. Sie berechnen ihre politische, wirtschaftliche ebenso wie ihre menschliche und sensationelle Wirkung. Man kann dieses Netz von Nachrichtenwegen rund um die Welt auch mit einem System von Röhren vergleichen, durch die ständig Nachrichtenstoff gepreßt, aber auch angesogen wird. Wie überstürzt schnell dieser Vorgang sich abwickelt, zeigt sich, wenn einmal eine falsche Nachricht in dieses Röhrensystem gerät 37 . Es ist dann oft sehr schwer, sie zu „killen", totzuschlagen, d. h. aus dem rasenden Tempo der Verbreitung sie wieder zurückzurufen. In den großen geistigen, auch mit dem Mittel der Nachricht ausgefochtenen Kämpfen rechnet man mit dieser Schwierigkeit. Von der leicht gefärbten bis zur bewußt erlogenen Nachricht laufen Meldungen aller Zwecke und Richtungen durch die Nachrichtensysteme der Welt. Die Nachrichtenpolitik (S. 139) erreicht hier sehr mannigfaltige Nachrichtenprägungen, von der harten Schockmeldung bis zur raffiniert berechneten Nachrichtenbombe mit Zeitzündung. Schon die Auswahl aus der sich überstürzenden Flut und erst recht das Dementi, wenn es erforderlich ist, verlangen Sachkunde, politische Urteilsfähigkeit und schlagende Form. Jede Art des „Kalten Krieges" wird international mit der Nachrichtenpolitik geführt. Ihr gegenüber muten die bei Wahlen innenpolitisch üblichen Nachrichtenschocks beinahe harmlos an. Eine alte Erfahrung lehrt, daß die Berichtigung immer viel langsamer läuft als die Falschmeldung, die sie einholen soll. Falsche Meldungen, wenn das Dementi sie an einem Ort einholt, sind infolge der Saugkraft des Nachrichtensystems schon zum nächsten Nachrichtenvertrieb weitergelaufen. Sie erscheinen dort, während sie 100 km rückwärts schon widerrufen werden. Diese so unter- und wiederauftauchende Nachricht kann durch Rundfunk heute zwar Die Jagd nach dem Schnelligkeitsrekord bei der Übermittlung von Nachrichten kann, wie die dpa-Falschmeldung über Chruschtschows Tod bewies, schwerwiegende Folgen zeitigen. Vgl. dazu: Folgenschwere Falschmeldung „Chruschtschow ist tot". In: Z V + ZV 61 (1964), S. 616-618.
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schneller als früher eingeholt werden, wird aber oft aus irgendeinem Interesse trotzdem noch weitergegeben, erscheint wieder und muß erneut totgeschlagen werden. Nicht zuletzt wegen dieses ständigen Unter- und Wiederauftauchens trifft auf eine solche Falschmeldung der Name Ente zu, den ihr das Fach gegeben hat und der auch international (franz. canard) üblich ist. Der Ursprung des Begriffs ist umstritten. Schon Luther spricht (1537) von einer Lug-ente, in entsprechender Abwandlung von „Legende". N. D. = non delatur, gleich „nicht verbreiten", war das diplomatische Signum auf Tatsachenberichten, die falsch waren und nicht weitergegeben werden sollten. Diesem Ursprung widerspricht die Tatsache, daß auch im Französischen le canard = Falschmeldung heißt. Gewiß setzen böser Wille und politische Absicht viele „Enten" in die Welt. Oft sind sie aber auch die Folge eines für nachrichtentechnischen Hochbetrieb aufgebauten Nachrichtensystems, das ständig beschäftigt sein will und, wenn keine Beschäftigung da ist, sich Beschäftigung erzwingt. Auch das Dementi hat seine Psychologie und Technik. Von der streng eindeutigen Berichtigung bis zur vieldeutigen Dehnung und schließlich Umfälschung des Tatbestandes gehen die Möglichkeiten. Diese Technik des Dementis wird namentlich in der politischen Polemik oft sehr gerissen gehandhabt, indem nur Teile empört dementiert, ungenaue Nebensächlichkeiten aufgebauscht und ironisch abgetan, der richtige Kern der zu dementierenden Behauptungen aber stillschweigend umgangen wird. Kampffreudige Nachrichtenpolitiker pflegen nicht nur zu sagen, daß eine Lüge Lüge ist, sondern auch, warum gelogen wurde. Statt zu widerlegen, gehen sie selbst zum Angriff über. Man nimmt den Hieb als die beste Parade. Die seit vier Jahrhunderten immer wieder auftauchende Seeschlange und ihre in tausend Meldungen immer neue Erscheinung ist eine der ältesten „Enten" der Geschichte. Hörfunk und Fernsehen vermögen, soweit es um ernsthafte Nachrichtenarbeit geht, jeder „Ente" heute sehr bald den Garaus zu machen, wenn nicht, wie in totalitären Ländern, die Falschmeldung bewußtes Mittel der Politik und von jeder Berichtigung abgeschirmt ist. Allerdings findet man auch in der journalistischen Berufspraxis hierzulande häufig die Neigung, Falschmeldungen nach Möglichkeit überhaupt nicht zu berichtigen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht erscheint das Interesse dann für manche Vorgänge schon überholt, oder man will die eigene Glaubwürdigkeit nicht durch das Zugeständnis irrtümlicher und inkonsistenter Berichterstattung in Frage gestellt sehen. Auch andere, noch zweifelhaftere Motive sind denkbar. Deshalb gehört die Forderung, aufgedeckte Falschmeldungen inhaltlich, formell gleichwertig
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und zeitlich unmittelbar zu berichtigen, zu den Grundbestandteilen gerade einer freiheitlichen journalistischen Ethik (vgl. II S. 253). 2.2.6 Die Nachrichtenmittel Die Nachricht ist, wie bereits gezeigt wurde, zu den Zeitgütern zu rechnen. Sie wurde eine „leicht verderbliche Ware" genannt. Seit jeher haben darum die Zeitungen sich die beschleunigte Beschaffung der Nachricht viel kosten lassen. Heute stehen zur Beförderung hochwertige technische Nachrichtenwege zur Verfügung, die der Nachricht erst ihren aktuellen Wert verleihen. Daher ist deren genaue Kenntnis und die geschickte Ausnützung für den im Außendienst der Zeitung tätigen Journalisten Voraussetzung des Gelingens seiner Arbeit. Alle Nachrichtenmittel leben, auch wenn ihre Glanzzeit vorüber ist, noch nebeneinander weiter fort. Zweifellos ist der Brief auch jetzt noch ein Nachrichtenmittel, aber er kommt, trotz Rohrpost und Flugpost, zu langsam vorwärts. Das Papier ist nicht in elektrische Wellen aufzulösen und mit Lichtgeschwindigkeit ans Ziel zu bringen. Für die moderne Zeitung sind gleichwohl die elektrischen Nachrichtenmittel die entscheidend wichtigen. Dabei sind übermittlungstechnisch nur das Telegrafieren und das Telefonieren zu unterscheiden. Beide Verfahren können auf Leitungen oder auf dem Funkwege abgewickelt werden. Das Telegrafieren umfaßt heute eigentlich nur noch die Bildtelegrafie und das Fernschreiben. Der Morsetelegraf wurde im Funkdienst längst durch den Fernschreiber abgelöst. Der Fernschreiber hat für den Nachrichtendienst den großen Vorteil, daß er schreibt, daß er seine Mitteilung schwarz auf weiß fixiert, also zuverlässig in der Zeichengebung ist und gleichsam eine Urkunde liefert. Das kann für wichtige Texte und Zahlenmeldungen bedeutsam sein. Die Schnelligkeit dieser schriftlichen Aufzeichnung konnte durch technische Verbesserungen erheblich gesteigert werden. Die dpa arbeitete ζ. B. zunächst mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Baud (400 Zeichen pro Minute) und seit März 1965 mit 75 Baud (600 Zeichen pro Minute). Durch
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ihren neuen, integrierten Nachrichtendienst (ERNA) wird die Sendegeschwindigkeit nochmals beträchtlich erhöht auf 200 Baud oder 1200 Zeichen pro Minute. Diese Kapazität wird nicht mehr im Funkfernschreibverkehr, sondern über Draht erreicht. Die Geschwindigkeit für die Übermittlung einer Nachricht zwischen Sender und Empfänger beträgt überdies schon länger ein Bruchteil der genannten Aufzeichnungsgeschwindigkeit des abdruckenden Fernschreibers, wenn entsprechende Leitwege und Geräte zur Verfügung stehen. Bislang werden derart schnell übermittelte Nachrichten am Empfangsort oft gespeichert und von ζ. T. mehreren Fernschreibern mit der normalen Schreibgeschwindigkeit von 400 bzw. 600 Zeichen pro Minute abgerufen. Dies geschieht durch Lochstreifengeräte. Der Klartext wird auf ein Lochstreifensystem übertragen und dann mit wesentlich höherer Geschwindigkeit an den Empfangsort in einen Lochstreifenspeicher gegeben. In Zukunft dürfte die Nachrichtenmenge nur noch durch vollelektronische Anlagen zu bewältigen sein. Die Agenturmeldungen werden dann am Empfangsort unmittelbar in einem Computer gespeichert und abrufbar gehalten. Auswahl, Überarbeitung und Korrektur der Texte erfolgen nicht mehr auf dem Papier, sondern an Datensichtgeräten, die über eine Tastatur elektronisch zu steuern sind. Das traditionelle Redigieren und Verarbeiten von Manuskripten wird dann entfallen. Verschiedene Systeme dieser Art, die an die entsprechend entwickelten anderen Stationen der Zeitungsproduktion angeschlossen sind, befinden sich schon in der Erprobung und im Angebot 38 . Die Aufgabe jedes Pressenachrichtendienstes besteht darin, eine Nachricht vom Entstehungsort mit äußerster Schnelligkeit einer zentralen Stelle zuzuleiten und sie von hier aus ebenso schnell, wenn nötig nach entsprechender Überarbeitung, einer großen Zahl von Empfängern zuzuleiten. Für die Verteilung der Nachrichten an die Zeitungen haben die Presseagenturen sich weltweite eigene Leitungsnetze und Funkwege geschaffen. Vgl. hierzu: 1949-1974. 25 Jahre Deutsche Presse-Agentur, S. 37 ff.; Benirschke, Hans: Die Deutsche Presse-Agentur rüstet um. In: Der Journalist 25 (1975), H. 4 S. 19 f.; ferner laufend Beiträge in der Zeitschrift ZV + ZV, u. a. Heft 39-40 des Jg. 70 (1973), S. 1598 ff. 38
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Darüber hinaus besteht auch das öffentliche internationale Fernschreibnetz (Telexnetz). Allein in der Bundesrepublik gab es 1972 schon über 93 000 Telex-Anschlüsse, von denen aus durch Selbstwahl oder durch Vermittlung bereits zahlreiche Länder angeschrieben werden können. International beträgt die Zahl der Teilnehmer etwa 750 000. Vor vierzig Jahren war der Siemenshellschreiber (benannt nach dem Erfinder Hell) der einzige klartextdruckende Telegraf in der drahtlosen Nachrichtenübermittlung und wurde wegen seiner anspruchslosen Wartung gern genutzt. Seine Technik steht zwischen Schreib- und Bildtelegraf. Seit vielen Jahren wird auch der normale Fernschreiber im Funkdienst mit Erfolg verwendet. Zwar ist er empfindlicher gegen Störungen als der Hellschreiber, doch sind Spezialempfänger und Tastverfahren entwickelt worden, die eine große Betriebssicherheit garantieren. Nach dem Kriege bestanden Hellschreiber und Fernschreiber vielfach noch nebeneinander her. Durchgesetzt hat sich in der Nachrichtentechnik über Draht und Funk jedoch der Fernschreiber, während die Benutzung des Hellschreibers zurückgegangen ist, zumal beide Verfahren nicht miteinander verträglich sind. In neuerer Zeit hat man vor allem versucht, die Satellitentechnik für die Nachrichtenübermittlung nutzbar zu machen. Damit ist ein weltweites Übertragungssystem von ungeahnter Kapazität gegeben. Es können Fernsprech- und Fernschreib-Betrieb abgewickelt sowie Fernsehsendungen ohne Zeitverzug („live") an entsprechend ausgerüstete Bodenstationen übertragen werden, welche die Mitteilungen und Programme weiterleiten. Als erster Nachrichtensatellit wurde „Score" 1958 auf eine Erdumlaufbahn gebracht. Seitdem sind mehrere andere Typen von Satelliten entwickelt worden, so „Echo" (1960), „Telstar" (1962, erster kommerzieller Satellit), „Relay" (1962), „Syncom" (1963), „Early Bird" (1965) und „Intelsat" (III, 1969). Dabei konnte nicht nur die Übertragungskapazität gesteigert werden („Intelsat III" verfügt über 1200 Sprechkanäle und bis zu 50 hochfrequente Trägerfrequenzen). Vor allem brachten die Syn-
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chronsatelliten, die sich auf einer Kreisbahn mit Erdgeschwindigkeit bewegen, erhebliche Vorteile. „Intelsat III" ist ζ. B. in einer Entfernung von 36 000 km auf einer äquatorialen Umlaufbahn fixiert worden. Ein solches Satellitensystem kann den Nachrichtenverkehr zwischen allen Nationen der Welt in einer Ausdehnung und Wirtschaftlichkeit lösen, die mit Kabelsystemen allein niemals zu erreichen gewesen wären. Weil die Nutzung der Satelliten zur Nachrichtenübertragung sehr stark internationale Interessen berührt, sind verschiedene kooperative Institutionen geschaffen worden. Im Jahre 1969 wurde unter Beteiligung von 63 Nationen das internationale Fernmeldesatelliten-Konsortium „Intelsat" gegründet. Dabei handelt es sich um eine internationale Organisation für den Betrieb des westlichen Fernmelde- und Fernsehsatellitensystems. Ein neues „Intelsat"-Abkommen wurde 1971 ausgehandelt, u. a. um dem Übergewicht der Vereinigten Staaten auf diesem Gebiet etwas entgegenzuwirken. Daneben hat sich das „International Telecommunications Committee", insbesondere auf Anregung der UNESCO, mit vielerlei technischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Problemen befaßt, die sich durch den Weltraumnachrichtendienst stellen. In zunehmendem Maße wendet auch „Eurospace", die seit 1961 bestehende Industrie-Vereinigung zur Förderung der europäischen Raumund Satellitenforschung, ihr Interesse den Verwendungsmöglichkeiten von Satelliten bei der Zeitungsherstellung zu39. Der Fernsprecher hat als Nachrichtenmittel in der Zeitungsarbeit eine besondere Aufgabe. Gegenüber der Leistungsfähigkeit der Fernschreibgeräte ist er etwas zurückgetreten. Sein Wert ist die persönliche Verbindung, die Fragen, Rückfragen, Ergänzungen usw. ermöglicht. In der Nachrichtenübermittlung großer Agenturen wird seit 1945 nur noch sehr wenig durch Pressestenografen aufgenommen. Die anderen technischen Mit-
Vgl.: Communication in the Space Age. Hrsg. UNESCO. Paris 1968; Brown, Ronald: Telecommunications. The Booming Technology. New York 1970; Satelliten und Zeitungsproduktion. In: Z V + ZV 70 (1973), S. 274; Ploman, Edward W.: Kommunikation durch Satelliten. Mainz 1974.
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tel haben sich weitgehend durchgesetzt. Die Berichte werden an die „Aufnahme" weitergeleitet, wo sie in einer Telefonzelle mit der Schreibmaschine aufgenommen werden, also sofort als fertiges Manuskript vorliegen. Dieses System ist heute fast allgemein gültig. Früher mußte das von Stenografen am Telefon Aufgenommene erst in Klartext übertragen werden. Für die Aufnahme von Meldungen, die über weite Strecken gehen, ist die Aufnahme in die Schreibmaschine zu zeitraubend (hohe Telefongebühren!); man zieht dabei deshalb die Speicherung durch Aufnahmegeräte vor, mit denen die meisten großen Zeitungen und Agenturen heute ausgestattet sind. Gute Zeitungen lassen sich einen „eigenen Korrespondentenbericht" etwas kosten. Der Anteil ihres Umsatzes, den die deutschen Tageszeitungen für Dienstleistungen der Post aufwenden, beträgt ein Mehrfaches dessen, was in der Wirtschaft sonst üblich ist. Eine Erhöhung der Postgebühren schlägt somit auch immer erheblich auf die Kalkulation der Verlage durch. Die Bildtelegrafie hat in der Bildberichterstattung entscheidend an Bedeutung gewonnen, nachdem es gelungen ist, auch hier, wie in der Wortberichterstattung, schnelle Nachrichtenwege und in der Bedienung einfache Geräte zu finden. Es können außer Bildern auch Zeitungen, Manuskripte, ätzfähige Seitenvorlagen, ja sogar ganze Zeitungen übermittelt werden. Bei Presseagenturen dient der Bildtelegraf in erster Linie der Übertragung aktueller Bilder von dem Ort der Aufnahme zu den Zeitungen. Einige Presseagenturen senden auch schon im Funknetz täglich aktuelle Bilder an die Redaktionen. Am Empfangsort werden die Bilder in einem Telebild-Empfangsautomaten völlig selbsttätig entwickelt und getrocknet. Der ganze Vorgang einschließlich der Übermittlung eines Bildes vom Format 13 X 18 cm dauert nur wenige Minuten. In der Schnelligkeit folgt das Bild nun dem Wort 4 0 . So hat das Bild in der Tageszeitung eine immer größere, eine dem Wort fast gleichberechtigte Bedeutung errungen. Die „Bildtageszeitungen" sind möglich geworden. Loesche, Κ. H.: Telegrafische Bildübermittlung für die Presse. In: ZV + ZV 62 (1965), S. 2034 f.
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2.3 Die Nachrichtenpolitik 2.3.1 Nachrichtenstellen, Pressestellen und -ämter Die weltweite Organisation und das dynamische Leben in den Nachrichtenunternehmen beweisen das Gewicht der Nachricht im Zeitgeschehen. Aus ihrer subjektiven Dehnungsfähigkeit und der Möglichkeit, sie bewußt zur politischen Meinungsbildung einzusetzen, erwächst die Nachrichtenpolitik. Nachrichtenpolitik, bewußte Beeinflussung der Öffentlichkeit durch Verbreitung bestimmter Nachrichten oder Zurückhaltung anderer Nachrichten, ist eine allgemein geübte Praxis des öffentlichen Lebens. Sie ist keineswegs nur eine politische Technik. Sie wird von Interessenten jeder Art geübt. Auch Privatleute, deren Interessen durch die Neigungen und Abneigungen der Öffentlichkeit gefördert oder geschmälert werden können, treiben Nachrichtenpolitik. Sie ist Mittel der großen Politik ebenso wie des geschäftlichen Erfolges, sie bewirkt die Popularität eines Politikers ebenso wie die eines Filmstars. Die öffentliche Geltung, das „im Munde der Öffentlichkeit sein", die „Publicity", muß geschaffen, erhalten und immer erneuert werden. Dies gelingt besonders überzeugend durch die Verbreitung von Nachrichten mit dem Stempel des „Richtungsstoßes", durch Nachrichtenpolitik. Die „Publicity" gibt politische Macht oder geschäftlichen Erfolg, thront und entthront. Daher hat die Nachrichtenpolitik im Gebiet der öffentlichen Aufgaben ebenso wie im Bereich der privaten Interessen ihre erfolgreichen Meister und ihre zweckbestimmte Technik. Im Leben der Demokratien gehört die sachliche öffentliche Information zu den Aufgaben der Regierung. Keine Regierung wird es sich nehmen lassen, den Nachrichten über ihre Arbeit vor der Öffentlichkeit die Form zu geben, die ihre Aufgaben fördert. Eine demokratische Regierung wird dabei ihre Unterrichtung immer in die durch ihre amtliche Aufgabe gebotene Sachlichkeit kleiden. Von der Opposition, in der Presse oder im Parlament, wird die Regierungsinformation meist kritisch und nachrichtenpolitisch gewertet. Diese natürliche Spannung gehört zum Leben der Demokratie und sichert ihre Freiheit.
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Die Pflicht und Notwendigkeit der Regierung, ihre Politik auch außerhalb des Parlaments publizistisch zu vertreten, blieb lange auf die Subventionierung sogenannter offiziöser Blätter beschränkt. Im Deutschen Reich waren bis 1918 die mit einem Stern versehenen Kurzartikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" lange die einzige offizielle Publizistik der Reichsregierung. Die übrige Fühlungnahme mit der Presse vollzog sich ungeregelt und unter Bevorzugung bestimmter, dem Kurs der Regierung nahestehender Persönlichkeiten und Zeitungen. Daß dabei auch Subventionen in mehr oder weniger motivierter Form, teils für Nachrichten, teils für Artikel gezahlt wurden, ist erwiesen41. Das ist auch heute nicht ausgeschlossen, wenn auch die Form der Bezahlung meist mit einem Auftrag begründet wird. Zahlungen an Journalisten aus Regierungsfonds für publizistische Arbeit, die nach draußen als solche nicht erkennbar sind, werden in der Bundesrepublik von den Berufsvertretungen der deutschen Presse mit Recht als untragbar bezeichnet42. Deshalb äußerte der Deutsche Presserat in seiner Sitzung vom 14. Juni 1961 den Wunsch, daß alle Ausgaben, die den Verkehr der Bundesregierung mit der Presse angehen, über einen offenen Haushaltstitel laufen sollten. Nach 1870 entwickelte sich in Deutschland langsam eine vorsichtige, aber öffentliche und zweckmäßige Fühlung zwischen Regierung und Presse43. Es begann mit einem „Pressedezernat" im Auswärtigen Amt, das zunächst nur die Blätter las, dann aber in persönlicher und gesellschaftlicher Weise nach vorsichtiger Auswahl Fühlung mit Zeitungen und Journalisten suchte. Der Leiter des Amtes, Geheimrat Hammann**, empfing in regelmäßigen Abständen einige führende Journalisten. Kriegs- und Marineministerium suchten dann in wehrDie Zahlung erfolgte in Preußen eine Zeit lang aus den sogenannten „Reptilienfonds". So wurden Mittel genannt, die Bismarck aus den parlamentarisch nicht mehr kontrollierten Geldern des 1866 liquidierten Königreichs Hannover zur Verfügung standen. Vgl. Noll von der Nahmer, Robert: Bismarcks Reptilienfonds. Aus den Geheimakten Preußens und des Deutschen Reiches. Mainz 1968. 42 Vgl. Tätigkeitsbericht des Deutschen Presserates 1961, S. 21; vgl. auch ZV + ZV, 58 (1961), S. 980. 43 Zu den Vorstufen in Preußen vgl.: Koszyk, Kurt: Deutsche Presse im 19. Jahrhundert, S. 232 ff.; Naujoks, Eberhard: Bismarck und die Organisation der Regierungspresse. In: Historische Zeitschrift, Bd. 205 (1967), S. 46 ff.; Overesch, Manfred: Presse zwischen Lenkung und Freiheit. Pullach b. München 1974. 44 Sogenanntes „System Hammann", vgl. Groth, a. a. O., Bd. II, S. 219 ff. 41
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politischer Werbeabsicht Fühlung mit der Presse. Andere Ministerien folgten. Im 1. Weltkrieg entwickelte sich dann überstürzt ein System von Pressestellen der militärischen und der zivilen Ämter, die auch eigene Pressedienste herausgaben. Jetzt erst trat, in Verbindung zwischen der Presse und den Ämtern, eine „Pressekonferenz" ins Leben, in der die Amtsstellen die Presse regelmäßig unterrichteten und zu Auskünften zur Verfügung standen. Es kam zur Gründung der „Vereinigten Pressestellen der Reichsregierung", aus denen nach 1918 die „Presseabteilung der Reichsregierung" erwuchs45. Im Hitlerregime wurde daraus innerhalb des „Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda" eine propagandistische Unternehmung ( „ . . . denn das Volk soll lernen, einheitlich zu denken . . . und sich der Regierung mit ganzer Sympathie zur Verfügung zu stellen". „Die deutsche Presse erhält jetzt nicht nur Informationen, sondern auch Instruktionen", Goebbels am 15.3.1933). Ähnlich ist es heute in den totalitären Ländern und der DDR 4 8 . Nach dem Zusammenbruch wurden im Neuaufbau der deutschen Politik in Westdeutschland der Zusammenarbeit zwischen Presse und Regierung wieder demokratische Formen gegeben. Zwei Aufgaben haben im demokratischen Leben „Pressestellen", „Presseämter", „Informationsämter", oder wie auch immer sie genannt werden, zu erfüllen. Nach innen haben sie dem Amte, das sie eingerichtet hat, über alles zu berichten, was in der gesamten Publizistik (Presse, Rundfunk, Film) an Nachrichten und Meinungen über das Aufgabengebiet des Amtes erscheint. Diese Arbeit leisten enstprechende Mitarbeiter und Lektoren, für das Ausland die Presseattaches der deutschen Vertretungen usw. Nach außen haben die Presseämter die Presse über alle für die Öffentlichkeit wichtigen Vorgänge zu unterrichten und auf Anfragen der Presse Auskunft zu geben (Auskunftspflicht vgl. S. 37). Die Presseämter können das in Einzelinformationen tun, die sie selbst geben, oder aber, indem sie die Fragenden an die zuständigen Fachreferenten weiterleiten. Über allgemeinwichtige Vorgänge wird in sogenannten „Pressekonferenzen" unterrichtet, die ζ. B. am Ort der Bundesregierung als selbständige Einrichtungen der Journalisten besteGroth, ebda., und: Koszyk, Kurt: Deutsche Presse 1914 bis 1945. Geschichte der deutschen Presse Teil III. Berlin 1972, S. 106 ff. Vgl. Herrmann, Elisabeth M. a. a. O., S. 62 f.; Hüther, Jürgen a. a. O.; Koschwitz, Hansjürgen a. a. O., S. 63 ff.
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hen und bei denen die auskunftgebenden Regierungsvertreter zu Gast sind. Die Bundespressekonferenz, als eingetragener Verein die Organisation der Bonner Korrespondenten, zählte 1975 370 Mitglieder, dazu kamen 290 Mitglieder des Vereins der Auslandspresse, der ebenfalls zur Bundespressekonferenz gehört. Deren Stellung im Informationsfluß und die Arbeit der Korrespondenten sind neuerdings auch verschiedentlich erforscht worden 47 . Die demokratische Organisationsform der Presseämter, die es heute für jede wichtige Amtsstelle gibt, ebenso aber in Wirtschafts- und Sozialverbänden, in Industrie- und Handelsunternehmungen und in Kulturinstituten mannigfaltiger Art, ist im allgemeinen immer die gleiche48. Unterschieden sind die Presseämter nach ihren Befugnissen und Mitteln, den Persönlichkeiten, die sie leiten, und dem Geist der Offenheit oder Zurückhaltung, in dem sie Auskunft geben. Die Presse steht ihnen oft mit Skepsis gegenüber, doch sind diese amtlichen Stellen heute eine Notwendigkeit. Der Ansturm von Pressevertretern auf die leitenden Persönlichkeiten und die wichtigen Informationen würde anders kaum zu bewältigen sein. Gleichwohl ist es das Streben eines journalistisch und behördlich richtig geleiteten Presseamtes, den Pressevertreter genau zu kennen, ihm individuell behilflich zu sein, so daß er sicher zu der Information kommt, die seiner Zeitung wichtig ist. Das „Masseninterview" der Pressekonferenz ist aber für die Routinearbeit kaum zu Vgl. ζ. B.: Gerber, Claus-Peter u. Stosberg, Manfred; Die Massenmedien und die Organisation politischer Interessen. Presse, Fernsehen, Rundfunk und die Parteien im Selbstbild der Bonner Journalisten. Bielefeld 1969; Koch, Manfred u. Hausmann, 'Waltraud: „Auf ewig". Inhaltsanalytische Untersuchung über den Kommunikationsfluß nach der Bundespressekonferenz v o m 9. M a i 1969. In: Publizistik 16 (1971), S. 3 6 9 - 3 7 8 ; Roloff, Eckart Klaus: Die Bundespressekonferenz - ein Klüngel? In: Der Journalist 2 5 (1975), H. 3 S. 2 5 - 2 7 . 4 8 Vgl. hierzu etwa: Hild, Otto: Der Informationsanspruch und die Städtische Pressestelle. Diss. Nürnberg 1960; Leisner, Walter: Öffentlichkeitsarbeit im Rechtsstaat. Berlin, München 1966; Sänger, Gisela: Funktion amtlicher Pressestellen in der demokratischen Staatsordnung. Frankfurt/M., Berlin 1966. 47
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entbehren. Die Presseämter sind zweckmäßig unmittelbar den Behördenchefs unterstellt. So untersteht das „Presse- und Informationsamt der Bundesregierung" in Bonn unmittelbar nicht dem Bundeskanzleramt, sondern dem Bundeskanzler persönlich. Der Leiter des Amtes ist der „Bundespressechef", ein sachlich falscher, aber im Sprachgebrauch verwendeter Begriff, der sogar in die Gesetzessprache übernommen worden ist (§ 36 BGB). Er ist „Amtschef", niemals aber „Pressechef", wie es im älteren Sprachgebrauch hieß. Als Leiter des Bundespresseamts hat er den Rang eines Staatssekretärs. Er ist der offizielle Sprecher der Bundesregierung und hat damit bedeutende informationspolitische Aufgaben. Ihm sind heute zwei ständige Vertreter beigegeben: ein Stellvertreter in der Leitung des Amtes und ein Stellvertreter im Amt des Sprechers. Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung umfaßt fünf Abteilungen: I. Allgemeine Verwaltung / Datenverarbeitung; II. Nachrichten; III. Inland; IV. Ausland; V. Produktion. Zur Information nach innen wertet die Nachrichtenabteilung des BPA täglich das Material von 26 Nachrichtenagenturen, 66 Hörfunkprogrammen, sieben Fernsehprogrammen, sowie von 52 deutschen und 17 ausländischen Tageszeitungen und 35 deutschen und 18 ausländischen Zeitschriften aus. Daneben werden weitere in- und ausländische Presseorgane vor allem in den Abteilungen Inland und Ausland ausgewertet. Die täglich erfaßten Meldungen belaufen sich zusammen auf 2 Millionen Wörter. Das Material entstammt 22 Fremdsprachen. Gearbeitet wird in der Behörde dazu „rund um die Uhr". Außer der Information nach innen (Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundesregierung und - soweit sie es wünschen - Abgeordnete des Bundestages) gehört zu den Aufgaben des Bundespresseamtes die Unterrichtung über die Politik der Bundesregierung nach außen. Dies geschieht außer in den genannten Pressekonferenzen vor allem durch das tägliche „Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung", einem regierungsamtlichen Publikationsorgan, in dem Erklärungen des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers, der Bundesminister und Beiträge zu grundsätzlichen und aktuellen Fragen aus den verschiedenen Ministerien enthalten sind. Die Auflage des „Bulletins" beträgt gegenwärtig 24 000. Außerdem werden eine Reihe weiterer Informationsdienste veröffentlicht, täglich, wöchentlich oder iq, größeren Abständen. Zur Information ausländischer Interessenten erscheinen neun Bulletins in sechs Fremdsprachen, sie haben eine aufgelockerte PR-Darstellungsform. Die Auflage liegt bei 150 000. Hinzu kommen zahlreiche weitere Publikations- und Dokumentations-
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formen, vor allem Zeitschriften, sowie Artikel- und Bilderdienste, Filme, Fernsehfilme und Tonbänder. Im Bundeshaushalt 1975 betrug der Etat des Bundespresseamtes 158 Millionen D M (1965 : 9 4 Millionen DM). Beschäftigt werden z. Z t . 7 6 5 Personen 49 .
In den Vereinigten Staaten unterrichtet der Sprecher des Präsidenten im allgemeinen mehrmals wöchentlich in einer Konferenz die Vertreter der Presse persönlich und beantwortet Fragen. Die Leiter der Presseämter nehmen an entscheidenden Sitzungen der Ministerien, Senate, Magistrate usw. teil, um genau unterrichtet zu sein. In der hohen Politik gehen die Aufgaben der Ämter über die Beziehungen zwischen Staat und Presse meist weit hinaus. Sie werden allgemeine publizistische Vertretungen der Politik und Interessen ihres Landes auf allen Gebieten der politischen Werbung, nicht nur im Bereich der Presse. Offen oder vertraulich verwaltete Mittel stehen dafür zur Verfügung, werden durch die Parlamente genehmigt und durch Ausschüsse oder durch die Rechnungshöfe kontrolliert. Die Auffassung, daß jede demokratische Regierung das Recht und die Pflicht hat, ihre Politik nach innen und außen auch publizistisch offen und direkt zu vertreten, ist heute Gemeingut, immer unter der Voraussetzung, daß die parlamentarische Kontrolle nicht ausgeschaltet ist. Im übrigen ist die rechte Presseinformation, die rechte Beeinflussung der Öffentlichkeit nicht durch Ämter allein zu schaffen. Sie ist heute eine der unentbehrlichen Arbeitsvoraussetzungen der Politiker und des Staatsmannes, des demokratischen Staatslebens überhaupt. Irreguläre und illegale Nachrichtenbeschaffung, zumal aus dem Stadium noch vertraulicher Entwicklung von Gesetzen und Verordnungen, durch Bestechung oder andere unsaubere Mittel, oft für andere als pressemäßige Verwendung versucht und vorgenommen, hat gefährliche Folgen für die ungestörten Beziehungen zwischen Regierung und Presse. Um ihre Beziehungen zur Öffentlichkeit zu vertiefen, bedienen heute auch die Parteien die Presse mit besonderen Nachrichten49 Vgl. Hofsähs, Rudolf, u. Vollmann, Hans: Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. 3. Aufl. Düsseldorf 1975.
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diensten, meist in verschiedenen Stufungen. Sie geben allgemeine Dienste an alle Blätter und besondere Dienste mit „Hintergrundmaterial" nur an befreundete Bezieher und an der Partei nahestehende Organe, zum vertraulichen und persönlichen Verständnis der Vorgänge, die sich auf der politischen Bühne abspielen. Diese graduelle Unterscheidung der nachrichtenpolitischen Dienste ist auch von anderen politischen, sozialen und kulturellen Gruppen des öffentlichen Lebens gelegentlich übernommen worden. 2.3.2 Die Nachrichtenpolitik der Interessenten „Public Relations" Quer durch das gesamte öffentliche Leben laufen private, aber als öffentliche Aufgaben auftretende Interessen. Sie auseinanderzuhalten und gegebenenfalls einen wirklich öffentlichen Kern zu unterscheiden von eindeutiger Reklame, geschäftlicher Ausnutzung und persönlichem Geltungsbedürfnis, ist die schwere Aufgabe der Redakteure. Private und geschäftliche Mitteilungen, Ereignisse, Vorgänge, Anerbieten und Leistungen aber gehören in den Anzeigenteil. Dennoch im redaktionellen Teil der Zeitung mit privaten Interessen Widerhall zu finden, ist gerade das Bemühen geschäftstüchtiger Unternehmen, die zum Teil hochgespielte Veranstaltungen und aufsehenerregende Vorgänge zu öffentlichen Ereignissen stempeln, um die Werbewirkung des redaktionellen Urteils und seiner öffentlichen Geltung für sich in Anspruch zu nehmen. Daß Höchstleistungen industrieller Werke, ζ. B. besondere Erfolge deutscher Wagen oder Schiffe, ebenso öffentlichen Charakter haben wie politische und soziale Ereignisse, ist unumstritten. Es gilt aber, die Grenzen einzuhalten. Jede Filmdiva hatte eine Zeitlang ihren eigenen „Pressechef". Von der Möglichkeit, Pressekonferenzen einzuberufen, machen heute auch Leute Gebrauch, deren öffentliche Wichtigkeit zumindest fraglich ist. In Amerika wird es als besondere Leistung gewertet, Interessentennachrichten im Textteil der Zeitung unterzubringen und somit dessen öffentliche Geltung zu eigennützigen Zwecken zu nutzen. Ein eigener Berufsstand der „Press Agents" betreibt dieses Geschäft. Treffend nennt der Amerikaner diese vorgespielte Nachrichten10
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arbeit: „to get free newspaper space" - „Gratisraum in den Zeitungen gewinnen". Um sich gegen solche oft kaum erkennbare Irreführung zu schützen, haben die großen amerikanischen Nachrichtenbüros eigene Auskunftsorganisationen gegründet. Das deutsche Zeitungswesen hat in seinen ernsthaften Blättern immer die deutliche Trennung zwischen Anzeigen- und Textteil aufrechterhalten. Um die Presse auch in einer Zeit schwieriger Wirtschaftslage den gefährdenden Einflüssen nachrichtenpolitisch tätiger Interessenten zu entziehen, haben die Vertreter der Werbung und der Presse entsprechende Vereinbarungen getroffen (vgl. II, S. 210). Eine interessante Entwicklung des öffentlichen Lebens zeigt das Aufkommen der „Public RelationsDer Begriff wurde 1897 im „Yearbook of Railway Literature" zuerst verwendet. M a n hat den amerikanischen Begriff ohne weiteres ins Deutsche übernommen oder versucht, ihn vorsichtig mit „Öffentlichkeitsarbeit" oder, treffender, aber weniger gebraucht, mit „Vertrauenswerbung", oder, sehr nüchtern, mit „Beziehungspflege" zu übersetzen. „Public Relations" 50 sind „human relations" im öffentlichen Leben. Im Politischen suchen sie den Übergang von der Massenpropaganda zur persönlichen Ansprache und Werbung durch Vertrauen. Im wirtschaftlichen Leben kommen sie von der gröberen Psychologie der Reklame zur persönlichen Beziehung von Mensch zu Mensch. Natürlich liegt auch hier die Absicht der Werbung zugrunde, sie wird aber anders, vertrauenswürdiger begründet. Nicht, daß man als Politiker nicht gestalten, als Beamter nicht verwalten, als Kaufmann nicht absetzen und verdienen wollte; bemüht ist man aber zu zeigen, wie ideal die eigentliche Absicht ist, wie gut alles betreut wird, wie vorbildlich nicht nur f ü r die Kunden, sondern auch für die 50
Vgl. Löckenhoff, H.: Public Relations. Versuch einer Analyse der öffentlichen Meinungs- und Betriebspflege. Diss. Berlin 1958. Ferner: Oeckl, Albert: Handbuch der Public Relations. Theorie und Praxis der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland und der Welt. München 1964; Handbuch der Öffentlichkeitsarbeit (PR). Hrsg. v. Werner Mühlbradt. Neuwied, Berlin 1967 ff.; Hundhausen, Carl: PR Theorie und Systematik. Berlin 1969; Eichborn, Reinhard: PR-Schlüssel zum Erfolg. München 1972.
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Arbeiter des Werkes gesorgt wird, und wie man alle Dinge anständig und selbstlos in Gang zu bringen sucht. Die Betriebe, die Unternehmen, die Organisationen sind bemüht nachzuweisen, wie sehr ihr Wirken auch dem Gesamtinteresse der Öffentlichkeit dienstbar ist. Ein Streben, im Politischen wie im Wirtschaftlichen allen Dingen den Glanz guten Willens und eigentlich gemeinnützigen Charakters zu geben, ist ein Vorsatz aller „Public Relations"51. Man will menschlich nahe und gemeinschaftswürdig vor der Öffentlichkeit stehen und tut alles, um überzeugend darzutun, daß dieser Eindruck begründet ist. „Public Relations" wirken somit zum Teil auch nachrichtenpolitisch, und wo sie ehrlich gemeint sind, vermögen sie die Zustände und Beziehungen wirklich zu verbessern.
3. Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung 3.1 Meinung, „öffentliche Meinung" und politische Willensbildung Indem die Zeitung Mittel der Nachrichtenverbreitung ist, ist sie, wie wir sahen, auch Mittel der Meinungsführung und damit der Willensbildung in allen Fragen des öffentlichen Lebens. Diese zweite Aufgabe ergibt sich unlösbar aus der ersten. Immer wieder heißt es, die Presse bilde, forme, spiegele, führe „die öffentliche Meinung". Der Begriff hat eine lange und wechselvolle Geschichte, ohne daß er hätte eindeutig geklärt und das mit ihm bezeichnete Phänomen hätte präzise gefaßt werden können. Dieses erschien zwar vielen sogar als eine Fiktion, doch war der Begriff nicht umzubringen, weil er offenbar einer sich immer wieder aufdrängenden Wirklichkeit entspricht. Seit John Locke, der schon vom „law of opinion" gesprochen hat, und seit Jean Jaques Die 1958 gegründete „Deutsche Public Relations-Gesellschaft" hebt in Berufsgrundsätzen die Notwendigkeit einer sauberen Trennung zwischen „Public Relations" und der auf Kaufanreiz ausgehenden Werbung hervor.
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Rousseau, der eine erste klarsichtige Bestimmung der „opinion publique" vornahm, gibt es zahllose Versuche, das Problem der „öffentlichen Meinung" zu lösen52. Dabei hat man diese mitunter einfach mit „Massenmeinung" gleichgesetzt. Jedoch wurde der kulturkritisch eingefärbte Massen-Begriff in der Publizistikwissenschaft inzwischen weitgehend aufgegeben. Man spricht heute mehr vom Publikum, das sich durch die Zuwendung zu einem jeweils gemeinsamen Beobachtungsobjekt, etwa den Massenmedien, bildet (disperses Publikum). Lange ist auch versucht worden, der „öffentlichen Meinung" durch philologische Analysen näherzukommen. Meinung erschien danach als ein vager, ungefestigter, unsicherer Begriff, dem deutlich und klar Begriffe wie „Überzeugung", „Wissen" oder auch „Glauben" gegenüberstehen. Im Vergleich mit ihnen zeigt „Meinung" eine lasche Unsicherheit. Meinen, so argumentiert schon Kant, ist ein mit Bewußtsein sowohl objektiv wie subjektiv unzureichendes Fürwahrhalten. (Wissen ist objektiv, Glauben subjektiv zureichendes Fürwahrhalten.) Neben diese Weichheit und mangelnde Festigkeit trete aber noch eine zweite Eigenart: Meinung geht im allgemeinen darauf aus, sich durch Zustimmung anderer zu festigen. Den seelischen Vorgang hat bereits Thomas von Aquin treffend formuliert: „Im Meinenden lebt noch ein innerer Widerspruch. Er bangt, daß der andere recht hat. Um so mehr will er recht behalten 53 ." Vgl. hierzu: Groth, Otto: Die Zeitung Bd. I, S. 9 1 - 1 1 1 ; Bauer, 'Wilhelm: Die öffentliche Meinung und ihre geschichtlichen Grundlagen. Tübingen 1914; Tönnies, Ferdinand: Kritik der öffentlichen Meinung. Berlin 1922; Hofstätter, Peter: Die Psychologie der öffentlichen Meinung. Wien 1949; Schmidtchen, Gerhard: Die befragte Nation. Freiburg 1959; Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Neuwied, Berlin 1962; Löffler, Martin u . a . (Hrsg.): Die öffentliche Meinung. München, Berlin 1962; Lippmann, Walter: Die öffentliche Meinung. München 1964. (Original: New York 1922); Noelle, Elisabeth: öffentliche Meinung und soziale Kontrolle. Tübingen 1966; Luhmann, Niklas: öffentliche Meinung. In: N. L.: Politische Planung. Aufsätze zur Soziologie von Politik und Verwaltung. Opladen 1971, S. 9 - 3 4 . 5 3 „Opinio enim significat actum intellectus, qui fertur in unam partem contradictionis, cum for midine alterius", Summa I, 79, 9 / 4 . 52
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Also wehrt er sich und sucht argumentierend und diskutierend Zustimmung zu gewinnen, daher die ständige Werbefreude des Meinenden. Als Ergebnis solch philologischer Analyse ließe sich festhalten: Meinung ist ein noch unzureichendes Fürwahrhalten, das sich aber festigen und daher werbend Zeugen und Bestätigungen sucht. Die Meinung trägt also deutlich den Stempel des Individuellen, worin man zudem einen Gegensatz zum Begriff „Öffentlichkeit" erblickt hat, denn dieser trage genau die umgekehrten Vorzeichen des Begriffs „Meinung". Hier, beim einzelnen, ein „subjektiv unzureichendes Fürwahrhalten" (Kant), dort, in der „Öffentlichkeit", eine unbestimmte Vielheit von Menschen. „Die" öffentliche Meinung als „einheitliche Meinung" der Öffentlichkeit ist nicht vorstellbar, selbst nicht in Lebens- und Existenzkämpfen eines Volkes, weil Temperament, Lebensalter und Lebenslust auch dann noch die verschiedenen Gruppen zu ganz verschiedener Äußerung und Auffassung führen. Ziel einer klugen und fähigen Staatsführung wird es immer sein, ein möglichst hohes Maß gemeinsamen Wollens auf Grund weitgehend gemeinsamer Meinung herbeizuführen. Die kurz nachgezeichneten sprachanalytischen Überlegungen haben jedoch, weil sie das „Wesen" der „öffentlichen Meinung" allein schon aus dem Begriff zu erschließen versuchten, kaum zu empirisch gehaltvollen Aussagen über das Phänomen selbst geführt. Öffentlichkeit bedeutet ja zunächst, daß etwas weder hinter dem Schirm staatlicher Geheimhaltung noch bloß im privaten Innenbereich geschieht. Sobald etwas öffentlich wird, gerät es prinzipiell in einen Raum allgemeiner Zugänglichkeit. Nur unter dieser Voraussetzung sind eine große Verbreitung und Publizität erreichbar. Damit steht „Öffentlichkeit" aber zugleich für ein System sozialer Wechselwirkungen, in dem das Individuum der sozialen Kontrolle der anderen ausgesetzt ist. So wie das Gesetz eine Form institutionalisierter sozialer Kontrolle bildet, so die „öffentliche Meinung" einen informellen, psychologischen Zwang (Ross). Daß die „öffentliche Meinung" mehr ist als die Summe individueller Meinungen ist dabei nun weniger entscheidend als die Vorstellung, zu ihr gehöre außer der Meinung des Individuums
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selbst zu einem Thema sein Bild davon, wo die Mehrheit und wo die Minderheit stehen, sowie welche Meinung vermutlich zunehmen und welche abnehmen wird. Aus empirisch-demoskopischer Erforschung bestimmt Elisabeth Noelle-Neumann mit dem Begriff „öffentliche Meinung" daher jene Meinung, die man als die herrschende empfindet, die als in der Umwelt dominierend empfunden wird und von der der einzelne weiß, daß er diese Meinung, ohne Gefahr von Sanktionen und Selbstisolierung, öffentlich aussprechen kann. Jener, der seine Meinung als vorherrschend wahrnimmt, wird sich mit ihr bereitwillig exponieren, während jener, der sich in der Minderheit fühlt, eher schweigen wird. Auf diese Weise kommt ein sozialpsychologischer Prozeß der Schweigespirale in Gang, in dem sich immer mehr Menschen dem Konformitätsdruck der öffentlichen Meinung beugen54. Die Furcht vor der Isolation und die wachsame Beobachtung der Umwelt, des Umwelteindrucks wirken zusammen, weil die Menschen in ihrer Mehrzahl - von wenigen entschiedenen Nonkonformisten abgesehen - den Schutz der Gesellschaft brauchen und suchen. Wie schon Rousseau bemerkt hat, erfährt sich der Mensch vor allem in der Meinung der anderen. Zustimmung oder Ablehnung werden empfindlich registriert und bestimmen das eigene Verhalten. Ob die Anpassung dabei durch Selbstüberzeugung oder durch bloßes äußeres Schweigen erfolgt, ist erst in zweiter Linie von Bedeutung und für den Eindruck in der Umwelt nicht ausschlaggebend. öffentliche Meinung erweist sich demnach als ein Bewußtseinsvorgang. Sie kennt keine thematischen Grenzen, entzündet sich aber vorab an kontroversen Sachverhalten und Problemen. Dabei gibt es Bereiche fester und wandelbarer Auffassungen. In Fragen der Sitte muß man etwa bestimmte Meinungen äußern, um nicht isoliert zu sein, in Fragen, die weniger mit 54
Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Schweigespirale. Uber die Entstehung der öffentlichen Meinung. In: Forsthoff, Ernst u. Hörstel, Reinhard (Hrsg.): Standorte im Zeitstrom. Festschrift für Arnold Gehlen. Frankfurt 1974, S. 299-330; dies.: Menschen unter Konformitätsdruck. Eine Theorie der öffentlichen Meinung. In: FAZ Nr. 41 v. 18.2.1976, S. 10 f.
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Grundsätzen und Einstellungen zu tun haben, kann man bestimmte Meinungen äußern, ohne sich zu isolieren. Von daher ist auch zu verstehen, warum die öffentliche Meinung gerade in revolutionären Zeiten immer wieder besonders intensiv erlebt worden ist 540 , öffentliche Meinung ist somit an die Zeit gebunden, aber auch an gewisse geographische, kulturellpolitische Räume oder Einheiten. Der Einfluß der Massenmedien Presse, Hörfunk und Fernsehen besteht nun offenbar nicht nur darin, daß sie die Themenstruktur des öffentlichen Kommunikationsprozesses bestimmen 55 ; sie vermitteln dem Publikum vielmehr auch den Eindruck, wie die Umwelt denkt, was die herrschende Ansicht zu bestimmten Fragen ist. Dabei scheint der Einfluß der einzelnen Medien jedoch unterschiedlich zu sein, je nachdem in welchem Maße sie von ihrem Aufbau und ihrer Dramaturgie her dem Rezipienten die Möglichkeit lassen, aus dem Angebot das frei auszuwählen, was er lesen, hören oder auch sehen will 56 . (Vgl. S. 26 u. II, S. 243 ff.) Der Begriff der „öffentlichen Meinung" in seinem traditionell politischen Sinne ist in den Demokratien gefeiert und als einheitliche Kraft gesehen worden, die den Regierenden entgegentrat, Herrschaft kontrollieren und Legitimation erteilen sollte. Demokratisch erscheint eine öffentliche Meinung dann, wenn die Möglichkeit, auf herrschaftliches Handeln zurückzuwirken, rechtlich geschützt ist 57 . Aber auch in totalitären Systemen hat man ihre einfach behauptete Zustimmung geradezu als suggestive Macht ausgenutzt und damit Minderheiten gelähmt. Innerhalb geschlossener Kommunikationsverhältnisse dient die öffentliche Meinung so der Manipulation. So unheilvoll dies sein kann, so fragwürdig ist es doch auch, den Begriff normativ zu verstehen und ihn nur auf die Idealfigur des räsonnieren5 4 0 Vgl. auch Wilke, Jürgen: Das „Zeitgedicht". Seine Herkunft und frühe Ausbildung. Meisenheim 1974. 5 5 Vgl. N. Luhmanns Theorie der öffentlichen Meinung a. a. O. 5® Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth: Wahlentscheidung in der Fernsehdemokratie. In: Just, Dieter u. Romain, Lothar (Hrsg.): Auf der Suche nach dem mündigen Wähler. Die Wahlentscheidung 1972 und ihre Konsequenzen. Bonn 1974, S. 161-205. 5 7 Vgl. Fischer-Lexikon Publizistik a. a. O., S. 213.
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den, nur seinem Gewissen und dem Gemeinwohl verpflichteten, für seine Auffassung verantwortlich einstehenden Staatsbürger zu beziehen, wie man es versucht hat 58 . In solcher Form, als Hilfsbegriff, ist die „öffentliche Meinung" in seltsamer Vermischung vorhandener und angedichteter Wesenszüge durch die Geschichte gegangen. Auch in der Gegenwart setzen sich in der Gestaltung des öffentlichen Lebens Parteien, Gruppen, Vereinigungen gern an die Spitze „der öffentlichen Meinung". Man läßt sie „fordern" und „aufrufen", „zustimmen" und „ablehnen", doch ist dies oft nichts anderes als ein gefährlicher, propagandistischer Trick. Denn die „öffentliche Meinung" als Einheit und Gleichrichtung der Meinungen einer ungeteilten Öffentlichkeit gibt es nicht. Überwiegende, stark hervortretende Meinungen gibt es, was frühere Generationen schon erkannten und als „Zeitgeist" bezeichneten. Der Begriff „öffentliche Meinung" ist, so zeigt sich, einfach nicht totzuschlagen. In seiner herkömmlichen Verwendung und etwas zwielichtigen Natur vermag er jedoch lehrreiche Zusammenhänge auch zum Verständnis der Zeitung zu erschließen. In der Französischen Revolution wurde die „opinion publique" als große moralische Kraft gefeiert und auch in den Vereinigten Staaten (public opinion) als eine Sphäre bereinigender Wirkung angesehen, innerhalb derer sich alle Dinge ausgleichen, bessern und im Gemeininteresse zum Guten wenden, wenn sie nur ganz und ohne Einschränkung an die Öffentlichkeit kommen. („Light is the great policeman.") Leider hat die Erfahrung dieser Idealisierung keineswegs recht gegeben. Die totalitäre Propaganda ζ. B. hat die Meinungen in der Öffentlichkeit überwältigt, niedergezwungen und suggestiv gleichgerichtet. Die öffentliche Meinung ist heute alles andere als ein Reinigungsbad. Sie ist durchsetzt, beeinflußt, zuweilen auch planmäßig überredet und fehlgeleitet. Selten nur genügt sie dem idealistischen Glauben, den eine romantische Zeit in sie setzte. Auch in den frühen Definitionen zeigt sich eine innere Vieldeutigkeit des Begriffes. Wieland nennt die öffentliche Meinung „eine Meinung unter den Klassen, die im Staat das Übergewicht ausVgl. ζ. B. Hettnis, Wilhelm: Meinungsforschung und repräsentative Demokratie. Tübingen 1957. Auch Habermas a. a. O.
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machen", der Staatsrechtslehrer Bluntschli59 sieht ihre Macht mit der der Mittelklasse wachsen. Ranke, der Geschichtsschreiber, nennt sie „den nächsten Ausdruck der inneren Bewegung und Umwandlung des allgemeinen Lebens", während Bismarck die „wahre öffentliche Meinung aus gewissen politischen, religiösen und sozialen Vordersätzen in einfachster Fassung in der Tiefe des Volkslebens" als „Unterströmung" entstehen sieht, sie aber an anderer Stelle auch „die tägliche Strömung" nennt, „die in der Presse und in den Parlamenten am deutlichsten rauschet". Ähnlich kennzeichnete sie schon der englische Staatsmann Sir Robert Peel (1820): „Sie ist eine große Verbindung von Torheit, Schwäche, Vorurteil, wahren und falschen Gefühlen, Hartnäckigkeit und kurzen Zeitungsnotizen." Oliver Cromwell fragt: „Ist die öffentliche Meinung nicht eine ganz unfaßbare Sache, die zu jedem spricht, was er zu hören wünscht? Ist sie nicht wandelbar wie das Aprilwetter?" Den Zusammenhang zwischen der Zeitung und der „öffentlichen Meinung" hat man in der Organtheorie und in der
Spiegeltbeorie
bzw. der Kontroll-
und
Reflexionshypothese
unterschiedlich gesehen und begrifflich alternativ gefaßt. "Während die erste besagt, die Presse bilde, artikuliere und kontrolliere die öffentliche Meinung, nimmt die zweite an, sie spiegele sie nur ab. Für beide Seiten sind Argumente und Indikatoren gesammelt worden, ohne daß eine Theorie als die einzig gültige hätte bestätigt werden können 60 . Die Verhältnisse sind wohl auch komplizierter, die Variablen vielfältiger, als es die gegensätzliche Formulierung der Theorien erscheinen läßt. Wenn man davon ausgeht, daß die Zeitung und die andeBluntschli, Johann Kaspar: Staatswörterbuch, Bd. VII. 1862, S. 3 4 5 - 3 4 7 . Z u r Diskussion der „öffentlichen Meinung" in der Literatur vgl. Wilke a. a. O. 00 Vgl. u. a.: Brandner, Lowell, u. Sistrunk, Joan: The Newspaper: Molder or Mirror of Community Values? In: Journalism Quarterly 43 (1966), S. 4 9 7 - 5 0 4 ; Fierce, Robert N.: Public Opinion and Press Opinion in four Latin American Countries. In: J Q 46 (1969), S. 5 3 - 6 0 ; Funkhouser, Ray: The Issues of the Sixties: An Exploratory Study in the Dynamics of Public Opinion. In: Public Jack, Becker, Lee Opinion Quarterly 37 (1973), S. 6 2 - 7 5 ; McLeod, B. u. Byrnes, James E.: Another Look to the Agenda Setting Function of the Press. In: Communication Research 1 (1974), S. 1 3 1 - 1 6 6 . 59
154
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
ren Medien das mannigfaltige Geschehen der Umwelt reduzieren und die darüber ausgegebenen Nachrichten selektieren müssen, was nach bestimmten journalistischen Kriterien, den Nachrichtenwerten geschieht, so wird man allenfalls von einer Zerrspiegelhypothese sprechen können. Daß eine solche unumgängliche, durch berufsbedingte journalistische Faktoren zustandekommende „Verzerrung", die nicht mit vorsätzlicher Manipulation zu verwechseln ist, zugleich den Rahmen dessen bestimmt, was das Publikum von der nicht unmittelbar beobachtbaren Umwelt wahrnimmt, liegt auf der Hand. (Vgl. S. 85.) In den oben zitierten Begriffsbestimmungen, deren Zahl sich unschwer erweitern ließe, sind schon ganz verschiedene Grade und Aggregatzustände (Tönnies) der öffentlichen Meinung zu finden. Joseph Görres, der die Organtheorie vertreten hat und in diesem Sinne seinen „Rheinischen Merkur" (1814/16) leitete, deutet sie auf seine Weise an 61 : „Soll die öffentliche Meinung eines Volkes etwas an sich bedeuten, so muß sie notwendig sich erst befestigt haben; es muß Punkte geben, worauf sie sicher ruht und um die das allgemeine Einverständnis sich sammeln muß. Es müssen Grundsätze zur allgemeinen Anerkennung gelangen, über die das allgemeine Urteil niemals schwankt und wechselt."
Danach wären mindestens zwei Formen öffentlicher Meinung festzustellen. Eine solche, um die „das Einverständnis aller sich sammelt", und eine andere, die sich noch nicht befestigt hat, eine bestehende und eine entstehende „öffentliche Meinung" also. Diese hat Görres, indem er ihre noch ungeformte, unartikulierte Natur deutet, „das Getöse" genannt. Wieland sprach von einem „Gemurmel". Diese Form ist vielleicht mit jener „öffentlichen Meinung" gleichzusetzen, die Cromwell wandelbar wie das Aprilwetter nennt, und die von Bismarck als „Strömung des Tages" bezeichnet worden ist. Nennen wir sie, im Hinblick auf eine andere Art der Unterscheidung, tagesgebundene Meinung. Wenn Görres nun von ihr fordert, daß sie sich zu Grundsätzen befestige, „über die das allgemeine Urteil nicht schwankt und Vgl. Münster, Hans Α.: Die öffentliche Meinung in J. J. Görres politischer Publizistik. Berlin 1926.
111
Meinung
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wechselt", so sind wohl jene Grundauffassungen gemeint, von denen Bismarck sagt, daß sie „in einfachster Fassung aus gewissen politischen, religiösen und sozialen Vordersätzen in der Tiefe des Volkslebens erzeugt", eine „Unterströmung" darstellen. Zu ihnen zählen die ethischen und sozialen Grundbegriffe, allgemeine Grundauffassungen über Sitte, Eigentum, Freiheit, Menschlichkeit, die gewiß auch dem Wandel, aber erst nach sehr langwieriger Einwirkung einer Epoche, unterworfen sind. Diese so entstehende große „Unterströmung" wollen wir die allgemeine Grundhaltung (Einstellung) nennen. Nun erhellt ohne weiteres, daß die tagesaktuelle Meinung sich niemals ohne Übergang zu dieser allgemeinen Meinungsgrundlage entwickeln kann. Mehrere Zwischenstufen, mindestens aber deren eine, sind einzuschieben. Sie entstehen dadurch, daß bestimmte Meinungsgruppen der gänzlich ungeprägten und unklaren Form nur vom Tagesgeschehen beeinflußter Meinung, der tagesgebundenen Meinung, entwachsen und sich um festere, wenn auch noch keineswegs endgültige Sammelpunkte niederschlagen. Die wiederum werden aus den wechselnden Forderungen der Zeit in werbender und kämpfender Form, ζ. B. eines Parteiprogramms, vorgetragen. Soziologisch ist diese Form der Meinung meist an eine Gruppe Gleichwollender gebunden, die deswegen noch nicht die Form einer Partei oder institutionellen Verbindung angenommen haben muß, wie das Beispiel oft avantgardistischer Literaten zeigt. Sie ist oft freilich eine Gruppenmeinung, deren Forderung aus der Zeitentwicklung sich entfaltet. Wir nennen diese mittlere Form die zeitgebundene Meinung, denn sie wird von sachlichen und persönlichen Kräften aufgenommen und verfochten, die die Zeit gestalten wollen. Ferdinand Tönnies, der Theoretiker unseres Begriffes, hat diese Unterscheidung an Aggregatvorstellungen geknüpft. Er unterscheidet „feste, flüssige und gasförmige öffentliche Meinung"62. Für die zeitungsfachliche Betrachtung ist besonders die Wechselwirkung dieser drei Meinungsformen bedeutsam. Unausgesetzt geht hier die Wandlung. Die „Fortentwicklung des all62
Tönnies, a. a. O., S. 137 ff.
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Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
gemeinen Lebens" (Ranke) führt zu Tagesereignissen, die das Interesse der tagesaktuellen Meinung entfachen. Da entsteht der sogenannte „Fall", seit jeher der Gegenstand besonderen Interesses für die Zeitung. Häufen sich die „Fälle", so bilden sich Gruppen, die auf Grund programmatischer Zielsetzung dazu Stellung nehmen. Es wächst eine Gruppen- und zeitgebundene Meinung, die aber, will sie wahrhaft politisch sein, über die bloße Meinung hinaus politische Kraft, d. h. politisches Handeln werden muß. So nur bewegt sie die Zeit vorwärts. Jeder Zeitwandel hat sich in seinem geistigen Ausdruck in dieser Stufenfolge vollzogen und wird sich immer so vollziehen. Welcher Meinungsstufe dient nun die Zeitung? Wenn sie als publizistisches Mittel zu Tun und Handeln leiten soll, muß sie also die Meinungselemente zu Willensimpulsen verdichten. Sie hat „jüngstes Gegenwartsgeschehen" wiederzugeben, also geht sie von der tagesbezogenen Meinung aus. In jedem Falle wird sie aber den Tagesereignissen eine Deutung aus einer übergeordneten Überzeugung geben, und käme sie nur in Auswahl und Aufmachung zum Ausdruck. Meistens aber wird im Kommentar, im Leit- oder Kurzartikel eine Wertung der Ereignisse gegeben, die das Tagesgeschehen in zeitbestimmte Forderungen einordnet. Blätter von ausgeprägter politischer Überzeugung werden entschieden zu den Tagesereignissen aus ihrer - zeitgebundenen - Auffassung sprechen und ihre Leser in ihre Überzeugung zu führen suchen. Andere Blätter werden allein die Tagesereignisse darbieten, werden versuchen, die sensationellen Einzelheiten des Ereignisses herauszuholen. Sie werden die Wertung dem Leser überlassen oder bewußt darauf verzichten, sein eigenes Urteil überhaupt wachzurufen, ja sie werden ihn durch ein immer gesteigertes Nachrichtentempo und, indem sie peinlichstes Detail ausmalen, unausgesetzt aufs neue ablenken und die gesinnungsmäßige Deutung gar nicht zulassen. Es entsteht so leicht die grundsatzlose Form eines erregenden Sensationsjournalismus. Er ist eine Gefahr für die Aufnahme und Anregung eines ernsten zeit- und grundsatzgebundenen Urteils. Er erzielt in vielen Köpfen eine konfuse Fahrigkeit, zerstört selbst den Anlauf zu tieferer Betrachtung und öffnet damit
Meinung
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- bei entsprechender Propaganda in entsprechendem Zeitgeschehen - der totalitären Überwältigung wieder T ü r und Tor. Die sogenannte „nur-journalistische Technik" ist den totalitären Mächten daher immer willkommen; sie hält den Weg frei zum Einbruch ihres propagandistischen Gewaltangriffs. Als Forderung läßt sich also formulieren: Aufgabe der Zeitung ist es, die Ereignisse des Tagesgeschehens aus den ungeklärten, voreiligen, unsachlichen und gefühlsbetonten Urteilen der tagesaktuellen Meinung in die gefestigtere zeitgebundene Meinung herüberzuführen und so Überzeugungen vorzubereiten. Der Vorgang vollzieht sich in freier Meinungsbildung, aber unter Mitwirkung der ihre öffentliche Aufgabe in Freiheit verantwortlich erfüllenden Zeitung. Ob dies auch immer gelingt, muß allerdings dahingestellt bleiben. In der totalitären Welt ist die Uberführung der Meinungen aus der vagen Meinungsvielfalt des tagesbestimmten Zeitgeschehens nicht in eine freie, nach verschiedenen Grundsätzen geprägte zeitgebundene Meinung, sondern einzig in die kontingentierte und diktierte Meinung der politischen Machthaber möglich. Diese Aufgabe ist der Presse durch Richtungsanweisungen und sogenannte „Sprachregelung" vorgeschrieben. Die totalitäre Publizistik hat „die Nation zu innerer Einheit und geschlossenem politischem Wollen zu bringen". In der sowjetisch bestimmten Presse ist die einheitliche Linie durch Vierteljahres-, Monats- und Wochenanweisungen von vornherein bestimmt. Die Presse und ihre Meinungsführung sind hier „operatives Mittel, kollektiver Organisator in der Hand der Partei und der Sowjetmacht" 6 3 . Es ist die Aufgabe des Journalisten, den Leser durch eine Berichterstattung von äußerster Korrektheit und umfassender Gründlichkeit, getragen von der Einsicht in die inneren Ursachen und Zusammenhänge aller Ereignisse, aus der flüchtigen und oft vordergründigen Tagesmeinung zu festen Urteilen und sicheren Maßstäben hinzuführen. Hier sind die Ansätze zu echter politischer Reife und zur Überwindung des emotioSo Lenin. Vgl. hierzu: Koschwitz, Jürgen a. a. O. es
Hansjürgen
a. a. O.;
Hüther,
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Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
nalen Vorurteils in der praktischen Politik. Hier liegt auch der Schlüssel, soziale Maßnahmen, Verwaltungsentscheidungen klar und verständlich zu machen und so den besten Schutz der Demokratie zu verbreitern: das politische Verständnis und die politische Mitarbeit. 3.2 Die Form der Meinungsführung 3.2.1 Die Sprache in der Zeitung Die Ausdrucksmittel der Meinungs- und Willensbildung sind mannigfaltig. Sprache und Bild sind die Ausdrucksmittel der Zeitung. „Sprache" nicht nur als der physische Vorgang der Lautbildung, sondern ebenso in der von innen her belebten und geformten Wiedergabe der Gedanken als selbständig wirkende Kraft. So gibt es eine schwere Sprache, eine dunkle Sprache, eine klare Sprache, eine überhebliche Sprache, eine ängstliche Sprache. Es gibt eine Sprache des Gelehrten, des Kaufmanns, des Soldaten. Es gibt auch eine Zeitungssprache, ein „Zeitungsdeutsch", das oft Gegenstand heftiger Kritik ist64. Die Klagen über das Zeitungsdeutsch sind so alt wie die Zeitung selbst. Schon Caspar von Stieler (1695) hat darüber gejammert, Schopenhauer hat seine Kritik in klassischer Grobheit verewigt und Nietzsche sagte: „Schweinedeutsch — Verzeihung, Zeitungsdeutsch". Der Wiener Feuilletonist Ferdinand Nürnberger (1821-1879) stellte eine ähnliche Diagnose und zeigt zugleich, wie die Zeitungssprache von der Norm einer literarischen Buchsprache aus negativ beurteilt wird: „Der Journalismus dringt, wie der Sauerstoff in der Luft, zerstörend, zersetzend, auflösend und freilich auch neubildend auf das feste Gebilde der Büchersprache ein, er allein reagiert tätiger auf sie als alle übrigen Sprach-Agenzien zusammengenommen. Neuerungen in einzelnen Wörtern und ganzen Redensarten, Neuerungen in Orthographie und Syntax, kurz Sprach-Neuerungen in allen Mustern kreirt der Journalismus fast ausschließlich. Was der gesamten Buch64
Vgl. Benckiser, Nikolas:
Zeitungssprache In: Dovifat, Emil
(Hrsg.): Handbuch der Publizistik Bd. 3, S. 166 ff.
Die Form der Meinungsführung
159
literatur nicht gelingt, vollendet leicht und spielend die Blattliteratur65." Ein anderer entschiedener Kritiker der Zeitungssprache war auch Karl Kraus. Sprachreformer und Gelehrte haben sich so in der Entrüstung über die Zeitungssprache überboten. Dabei wird es die Zeitungssprache in solcher Einheitlichkeit gar nicht geben. Lutz Mackensen, der gezeigt hat, wie schon die Zeitungen des 17. Jahrhunderts an der Ausbreitung der deutschen Hochsprache mitarbeiteten und insbesondere am Sprachausgleich zwischen den Mundarten und Sprachlandschaften mitwirkten, sagt: „Statt der vermeintlichen Einheit ,Zeitungssprache' melden sich viele Sachbereiche zu Wort, die ursächlich mit der Zeitung nichts zu tun haben, die sie nur als Durchgang zum Leser benutzen. Die Zeitung ist von dieser Seite gesehen gar keine Sprachmacht im eigentlichen Wortsinn, sondern eher eine Hilfsmacht, die den Sprachfügungen einzelner Bezirke unseres öffentlichen Lebens (der Politik, der Wirtschaft, dem Sport, der Reklame, mit Abstand auch der Wissenschaft) eine Breitenwirkung ermöglicht, die sie von Hause aus nicht haben... Die Zeitung ist in ihrem Wesen Sprachmittlerin. Sie maßt sich dieses Amt nicht an; es ist gleichsam ihr Atemholen. Was sie vermittelt, hat sie nicht geleistet650." Schon auf den ersten Blick läßt sich ja erkennen, daß die Sprache ganz unterschiedlich gebraucht wird, je nach gewählter Ausdrucksform (Nachricht, Reportage, Kommentar), nach ResKürnberger, Ferdinand: Gesammelte Werke. Hrsg. v. Erich Deutsch. Bd. 2. Leipzig 1911, S. 19. Kürnberger war allerdings zu sehr selbst Publizist, um nicht die spezifischen Bedingungen, Faktoren und Zwänge zu erkennen, die aus der Produktion der Zeitung auf die Zeitungssprache einwirken. Zu Kürnberger vgl. Haacke, Wilmont: Kürnberger als politischer Publizist. In: Publizistik 14 (1969), S. 433 ff. β5α Vgl Mackensen, Lutz: Über die sprachliche Funktion der Zeitung. In: Worte und Werke. Bruno Markwardt zum 60. Geburtstag. Berlin 1961, S. 232 ff., Zitat S. 232 ff.; ders.: Zeitungen als Quelle zur Sprachgeschichte des 17. Jahrhunderts. In: Ostdeutsche Wissenschaft. Jb. d. Ostdeutschen Kulturrates III/IV (1956/57); ders.: Zur Sprachgeschichte des 17. Jahrhunderts. Aus der Arbeit der „Deutschen Presseforschung". In: Wirkendes Wort 14 (1964), S. 157 ff.; ders.: Einige Bemerkungen über das Kraftfeld zwischen Sprache und Massenmedien. In: Deutsche Studien 6 (1968), S. 39 ff.; ders.: Verführung durch Sprache. München 1973. 65
160
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
sort (Politik, Wirtschaft, Feuilleton), nach Pressetyp (regionale Abonnementzeitung, Straßenverkaufszeitung, Nachrichtenmagazin), auch nach Autoren und nach dem politischen System. Wissenschaftlich hat man sich bisher weitgehend nur mit besonders symptomatischen Erscheinungen der Zeitungssprache b e f a ß t . " Ihre Aufarbeitung nach linguistischen Kriterien oder gar durch Mittel einer statistischen und repräsentativen Stilanalyse steht noch ganz in den Anfängen 6 7 . Gegenüber der zitierten Kritik ist überdies einiges auseinanderzuhalten. Zunächst ist zu beachten: Die Zeitung muß sich täglich, ja stündlich mit ihrer Sprache der Kritik auf offenem Markt aussetzen. In einer Gesamtauflage von über 21 Millionen Stück spricht in Deutschland T a g um T a g die Zeitung zum Leser. Des weiteren hat sie in der Hast und Eile ihres Entstehens auch tausendmal mehr Gelegenheit zu sprachlichen Mängeln als etwa der Gelehrte, der in Ruhe und Muße seine Sätze formt ( K ü r n b e r g e r spricht von der „Sprache der Vgl. ζ. B. Lück, Hartmut: Zeitungsdeutsch und Umgangssprache. In: Muttersprache 73 (1963), S. 327 ff.; Mittelberg, Ekkehart: Wortschatz und Syntax der BILD-Zeitung. Marburg 1967; Carstensen, Broder: Spiegelwörter - Spiegelworte. Zur Sprache eines deutschen Nachrichtenmagazins. München 1971; Sandig, Barbara: Syntaktische Typologie der Schlagzeile. Möglichkeiten und Grenzen der Sprachökonomie im Zeitungsdeutsch. München 1971; Kömer, Ruth: Die Sprache der Anzeigenwerbung. Düsseldorf 1968; Mehrere Beiträge in: Rucktäschel, Annamaria (Hrsg.): Sprache und Gesellschaft. München 1972. 6 7 Vgl. Rosengrett, Inger: Ein Frequenzwörterbuch der deutschen Zeitungssprache. Die Welt / Süddeutsche Zeitung. Lund 1972. Zur linguistischen Bestimmung der Zeitungssprache dort insbesondere die Einleitung. Zur statistischen Stilanalyse vgl.: Dolezel, Lubomir: Ein Bezugsrahmen für die statistische Stilanalyse. In: Ihwe, Jens (Hrsg.): Literaturwissenschaft und Linguistik Bd. i . Frankfurt 1972, S. 253 ff. Zur Anwendung der neueren Textlinguistik auf diesem Gebiet: Harweg, Roland: Textologische Analyse einer Zeitungsnachricht. In: Replik 2 (1968), S. 8 ff. Vgl. auch allgemein: von Polenz, Peter: Zur Quellenwahl bei der Dokumentation und Erforschung der deutschen Gegenwartssprache. In: Wirkendes Wort 16 (1966), S. 2 ff.; Hellmann, Manfred W.: Zur Dokumentation und maschinellen Bearbeitung von Zeitungstexten in der Außenstelle Bonn. In: Forschungsberichte des Instituts für Deutsche Sprache. Bd. 2 Dezember 1968. S. 39-125. ββ
Die Form der Meinungsführung
161
Aufregung"). Fehler brauchen darum nicht entschuldigt zu werden, doch sollte man ihre Ursachen erkennen. Die Zeitungssprache trägt Merkmale einer Berufssprache, wie jede andere. Sie muß entsprechend gewertet werden. Gerade für die Erkenntnis der Mängel ist es daher wichtig, zweierlei festzustellen: das Zeitungsdeutsch ist meist immer noch besser und verständlicher als das Deutsch, das im kaufmännischen Schriftverkehr, in mancher behördlichen Verordnung und vielfach auch immer noch in gelehrten Werken geschrieben wird. Das Deutsch der Leitartikel, der Korrespondenzberichte, der Glossen, Kurzartikel, Kritiken und Feuilletons ist im allgemeinen gut und sicher wirksamer als das Deutsch der Kritiker der Zeitungssprache, die rein grammatische und syntaktische Splitterichterei betreiben oder sich über Fremdwörter empören, selbst da, wo sie unvermeidbar sind oder angewandt werden, um bewußt fremde Dinge zu benennen 6 7 ". Diese Kritiker vergessen, daß in der Publizistik die Sprache eine Kraft, ein Wirkungswille ist, etwas zu erreichen, durchzusetzen, ja zu erzwingen, daß also die Sprache lebensnah und verständlich bleiben muß. Manchmal wird sie eben dadurch auch neu und schöpferisch. Es gibt andererseits eine „Reinigung" der Sprache, die nahezu auf chemische Weise die Dinge engherzig säubert und damit unfruchtbar bleibt. („Wir waschen, und rein sind wir ganz und gar, aber auch ewig unfruchtbar." Die Hexen im „Faust".) Allerdings ist nicht zu leugnen, daß die Sprache in publizistischer Aktion sich übersteigern kann und damit unschön wird. Ebenso ist es auch die Eigenart der Zeitung, daß sie in ihrer Anpassung an das öffentliche Leben ihren Stil prägt. Wie sie in ihrer Stoffauswahl in einem bestimmten begrenzten Umfange der Augenblicksstimmung, der Modeströmung, dem Zeitgeist entgegenkommt und entgegenkommen muß, so zeigt sie die Neigung, Sprachgut zu übernehmen, das gerade im öffentlichen Vgl. Fink, Hermann: Amerikanismen im Wortschatz der deutschen Tagespresse, dargestellt am Beispiel dreier überregionaler Zeitungen. Diss. Mainz 1968; Carstensen, Broder, Griesel, Hannelore, u. Meyer, Hans-Günther: Z u r Intensität des englischen Einflusses auf die deutsche Pressesprache. In: Muttersprache 82 (1972), S. 238 ff.
670
11 Dovifat, Zeitungslehre I
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Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
Leben besonders genutzt wird 68 . Zeiten heftiger politischer Kämpfe zeigen im Tonfall der Presse den Einfluß der Versammlung, der Massenrede und Polemik. Der Einfluß des Sportjargons verdarb lange die Sprache vieler Blätter. Die gesucht affektierte, gebildete, geistreich pointierte Sprache in den Feuilletonteilen hat manchem Zeitungstyp müde, snobistische Gesichtszüge gegeben. Man kann es als Regel aussprechen, daß manche Fehler der Zeitungssprache geradezu den verdrehten Absonderlichkeiten anderer Berufssprachen, insbesondere auch der oft unanschaulichen Gelehrtensprache entstammen. Schließlich lähmt auch der fortwährende Sprachgebrauch das Sprachgut und nutzt es ab. Zusammengefaßt: In Teilen ihres sprachlichen Ausdrucks, vom Leitartikel bis zum Feuilleton, gibt die deutsche Zeitung klares Sprachgut und eine aus der engen Fühlung mit dem praktischen Leben oft volkstümlich-schöpferische Sprachleistung. Die Fehler der Zeitungssprache stammen aus vier Quellen: (1.) Aus der Sprache der Anlehnung. Sie paßt sich bestimmten Lebensgebieten, über die berichtet wird, an, übernimmt deren beschädigtes und korruptes Sprachgut, um das „Milieu", die „Atmosphäre" des Ereignisses zu treffen. Beispiele: dunkle, gelehrt wichtigtuende Sprache in Buchkritiken. Sprache der Haute Couture in Modeberichten. Sprache des Sports in Sportberichten. Kaufmannsdeutsch in Handelsteilen der Zeitung. Doch muß festgestellt werden, daß die Zeitungen bemüht sind, in ihren Berichten über den Berufsjargon anderer Lebensbereiche hinauszukommen. Sie haben damit dem deutschen Sprachgut einen großen Dienst erwiesen. (Man vergleiche ζ. B. die Sprache der Handelsteile in den Zeitungen von 1890 und heute.) (2.) Aus der Sprache der Ό her Steigerung. Sie entsteht durch übereindringliche Formulierung in begeisterter ebenso wie in Elise Riesel unterscheidet für die deutsche Sprache fünf verschiedene funktionale Stile: 1. den Stil des öffentlichen Verkehrs, 2. den Stil der Wissenschaft, 3. den Stil der Publizistik, 4. den Stil des Alltagsverkehrs, 5. den Stil der schönen Literatur. Vgl. Kiesel, Elise: Stilistik der deutschen Sprache. Moskau 1959. 68
Die Form der Meinungsführung
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kritischer Darstellung. Uberstarke Farben und letzte Steigerungsgrade machen die Sprache geschmacklos. (3.) Aus der Sprache der Ermattung. Sie nutzt resigniert abgebrauchte Sprachklischees. Diese Schwäche zeigt sich, wenn ein Reporter Jahre lang gleiche oder ähnliche Vorgänge immer wieder beschreiben oder berichten soll (ζ. B. wenn er dreißig Jahre hintereinander täglich den Börsenkurs kommentiert). Dann versagt nicht nur das Sprachgut, sondern ebenso der Schreiber. Die Sprache erhält eine beschmutzte Alltagskleidung. (4.) Aus der Sprache der Abkürzung. Sie entsteht dadurch, daß in eiliger Übermittlung durch Telegraph und Fernschreiber, wobei das Sprachlaster der Substantivierung besonders wütet, ein Text gekürzt oder beim Umbruch zum Einpassen in die Form zurechtgestrichen wird. In der Eile der Schlußredaktion bleibt dann unvermeidbar ein unschöner Torso stehen. Daß unter den genannten Bedingungen und Faktoren journalistischer Tätigkeit die sprachliche Formulierung leiden kann, ist nicht zu verkennen, sie im einzelnen darauf zurückzuführen oder zu überwinden, aber nicht immer leicht. Sprachliche Mängel zu identifizieren, wird ohnedies stets sehr vom individuellen Sprachempfinden des einzelnen abhängen, gerade in einer Zeit sich wandelnder oder gar auflösender sprachlicher Konventionen. Daher ist es heute schwerer denn je, feste Normen zu setzen, weshalb sich die Sprachwissenschaft auch mehr mit der empirischen Beschreibung bestimmter sprachlicher Systeme und ihrer Merkmale befaßt. Wer gutes Zeitungsdeutsch schreiben will, bedarf gleichwohl eines inneren Verhältnisses zur Sprache. Er sollte wissen, daß ihm in ihr eines der höchsten Kulturgüter anvertraut ist. Überblickt er sie philologisch, das heißt in ihrem Wortschatz, in ihrer Geschichte, ihrem Aufbau und der Satzgliederung, so ist das wertvoll, wichtiger aber noch als der Besitz des Sprachgutes ist der Spracheinsatz, die Sprachkraft und -Wirkung, das Spracherlebnis. Für die publizistische Aufgabe ist es unentbehrlich. Ohne daß von innen heraus die Sprache erfaßt wird, gelingt kaum ein publizistischer Erfolg. In der Sprache ruhen viele Ursachen der publizistischen Wir1)*
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kung. „Die Sprachen sind die Scheiden, darinnen die Schwerter des Geistes verborgen ruhen" (Luther). Zur Praxis gewandt, spricht man weniger von der Sprache als von dem Stil eines Menschen. Allgemein gesprochen, ist der Stil eine Ausdrucksform, angewandt auf einen Tatsachengehalt. Der Zweck des Ausdrucksvorganges bestimmt die Natur des Mittels. Doch nicht der Zweck allein, die Persönlichkeit des Sprechenden, der Mensch steht hinter dem Wort und führt es in seiner Art. Die persönlichen Kräfte sind es, die dem Stil lebendiges Sein geben. Diese Kräfte sind Eigenschaften des Geistes. Sie geben Bildung und Wissen, Überblick, Weite und Bilderreichtum. Es sind Eigenschaften des Charakters. Der Wille gibt Ziel und Durchschlagskraft. Sehr wirksam zeigt sich das dort, wo der Sprache das Temperament zu Hilfe kommt, das mit Hingabe und Schwung sich einsetzt, mit einem zwingenden eindringlichen Pathos oder treffender intellektueller Schärfe, beides soll den Leser ansprechen. Die ganze geistige Grundhaltung des Schreibenden prägt die stilistische Form, macht sie skeptisch oder gläubig, zynisch oder froh und überzeugend. Darauf kommt es an, und die Gabe der Form ist überall mitbestimmend. Wo die Formbegabung fehlt, sind alle anderen Voraussetzungen oft vergeblich. Sie allein kann Geist und Charakter in einen inneren Ausgleich miteinander, in ein Ganzes und so zur Geltung bringen. Nur ihr gelingt die Anschaulichkeit, die Klarheit, das unwägbar Anziehende, das zur bereitwilligen oder gar freudigen Aufnahme durch den Leser führt und das publizistische Ziel erreicht. Neben die sachlichen Voraussetzungen der Stilbildung treten also in hohem Maße auch die persönlichen Kräfte. Diese persönlichen Kräfte des Stils sind keineswegs immer deutlich betont worden. Die Alten pflegten die publizistische Stilistik in der Rhetorik und nannten sie die Kunst, „die Geister durch Gründe zu überzeugen" (Plato), das „Glaubenerweckende aus den Dingen zu fördern" (Aristoteles). Sie lehrten diese Kunst. Die Redeschulen Ciceros und Quintilians gipfelten in der Stilforderung der Klarheit, Schönheit und Angemessenheit, und lange hat man nach der Angemessenheit des Stils gegliedert in eine Rhetorica utens (Politiker, Advokaten, Geistliche) und Rhetorica docens (Lehrer, Philosophen).
Die Form der Meinungsführung
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Seit dem Altertum bekannt und besonders im Mittelalter entwickelt ist auch die Lehre von den drei Stilarten, dem einfachen, mittleren und hohen Stil (genus humile, genus medium, genus grande)69. Mehr als der Deutsche hat dann der Franzose sich mit dem Formproblem beschäftigt. Einer der bekanntesten Stilisten des 18. Jahrhunderts, George Buffon, schreibt: „Pour bien ecrire il faut done posseder pleinement son sujet" „Man muß, will man gut schreiben, zunächst den Gegenstand, über den man schreibt, voll erfaßt haben" (Verstandesvoraussetzung) „il faut y reflechir pour voir clairement l'ordre de ses pensees et en former une suite" „dann muß man nachdenken, um die innere Ordnung der Gedanken klar zu sehen und sie in einen Reigen zu bringen" (Formvoraussetzung) „et lorsqu'on aura pris la plume, il faudra la conduire successivement sur ce premier trait sans lui permettre de s'en ecarter" „Hat man aber zu schreiben begonnen, muß man die Feder vom ersten Zuge an weiterführen und ihr nicht erlauben, irgendwohin auszubrechen" (Willensvoraussetzung). „Le style suppose la reunion et l'exercise de toutes les facultes intelligentes" „Der Stil vereinigt und nutzt alle Geisteskräfte". Es sind also alle geistigen und charakterlichen Eigenarten, die im sprachlichen Ausdruck sich auswirken. Aus diesen Gedankengängen entwickelt Buffon dann den oft falsch zitierten Satz: „Les choses sont hors de l'homme, le style est de Phomme meme" „Die Dinge sind außerhalb des Menschen, der Stil aber ist vom Menschen selbst". Damit sind die wesentlichen Stilvoraussetzungen auf die Persönlichkeit zurückgeführt. Diese Auffassung ist allgemein. Packend und mit vielen Beispielen, schildert Jean Paul sie in seiner Stillehre („Über den Stil oder die Darstellung"): „Der Stil ist der zweite, der biegsame Leib des Geistes." Schopenhauer stellt fest: „Der Stil ist die Physiognomie des Geistes." Für Goethe ist Stil die Sprache, „in der sich der Geist des Sprechenden unmittelIm dritten Buch seiner „Rhetorik" sagt Aristoteles schon: „Es genügt nämlich nicht, daß man weiß, was zu sagen ist, sondern man muß dies auch in der rechten Art sagen, und dies trägt viel dazu bei, daß die Rede einen bestimmten Eindruck erweckt." Vgl. Aristoteles: Die Lehrschriften. Hrsg. v. Paul Gohlke. Bd. III, 1. Paderborn 1959, S. 184. Zur Rhetorik unter historischem Aspekt vgl. u. a.: Lausberg, Heinrich: Handbuch der literarischen Rhetorik. 2 Bde. München 1960; Kennedy, George: The Art of Persuasion in Greece. Princeton 1963; Clarke, Μ. L.: Die Rhetorik bei den Römern. Göttingen 1968; Jens, Walter: Rhetorik. In: Reallexikon der dt. Literaturgesch. Bd. III. Berlin 1971, S. 432 ff.
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Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
bar ausdrückt und bezeichnet". Die einschlägige Forschung hat diese starken geistigen Einflüsse auch physiologisch erklärt und hat bestimmte Grundtypen des Ausdrucks entwickelt (Rutz-Sieverssche Typenlehre). Diese Gesetze findet jeder auch ohne theoretisches Studium bestätigt, dem die Sprache Erlebnis und Reichtum ist. Jede Persönlichkeit spricht ihre Sprache und schreibt ihren Stil. Fehlt diese Eigenart, so ist das erst recht kennzeichnend. Unausgesetzte Bemühung um die Sprache ist eine verpflichtende Voraussetzung jeder journalistischen Arbeit und damit auf die Dauer auch des beruflichen Erfolgs. Stil ist die Summe der aus persönlichen Kräften einheitlich und zweckmäßig geregelten Ausdrucksmittel'"'. Wahrhaftige Sprache, das heißt aus innerstem erlebte, ehrliche und echte Sprache, kann nicht wie eine Schablone, wie irgendein Handwerkszeug einfach genutzt werden. Sie muß erlebt sein. Dieses Erlebnis begleitet den publizistisch Sprechenden und Schreibenden auch in seiner Alltagsarbeit, in der er sich immer des Sprachgutes bewußt bleiben sollte, das ihm anvertraut ist. з . 2 . 2 D i e Formen des journalistischen Ausdrucks Aus dieser Begriffsbestimmung ist, so nüchtern das klingt, für den journalistischen Stil zweifellos der Faktor „ Z w e c k m ä ß i g 70
Diese psychologische Deutung, die auf den Individualstil abzielt, wird neuerdings vertieft durch eine Reihe von insbesondere linguistisch orientierten Stiltheorien. Da wird Stil einmal bestimmt als Wahl zwischen verschiedenen sprachlichen Möglichkeiten. Dazu muß geklärt werden, welche fakultativen bzw. obligatorischen Elemente in einem Sprachsystem vorkommen. Die jeweils unter verschiedenen Ausdrucksvariationen gewählte Möglichkeit ergibt den spezifischen Stil. Ferner wird Stil bestimmt als Abweichung von einer Norm, die praktisch jedoch schwer präzisierbar ist. Es wäre zu fragen, ob unter diesem Kriterium die Zeitungssprache, insofern sie einer allgemeinen Gebrauchsnorm am nächsten steht, nicht geradezu weithin „stillos" erscheinen muß. In statistischer Betrachtung wird Stil schließlich unabhängig von allen normativen Implikationen als Wahrscheinlichkeitsbegriff bestimmt. Stil ist hier die Gesamtheit quantitativ faßbarer Merkmale von Texten. Vgl. hierzu: Sebeok, Thomas A. (Hrsg.): Style in Language. Cambridge, Mass., 1960; Love, Glen Α. и. Payne, Michael (Hrsg.): Contemporary Essays on Style. Glenview, 111., 1969; Sowinski, Bernhard: Deutsche Stilistik. Frankfurt/ M. 1973; Sanders, Willi: Linguistische Stiltheorie. Göttingen 1973.
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keit" zunächst der wichtigste. Der rein künstlerische Stilausdruck kümmert sich nicht selten wenig um die Zweckmäßigkeit, so wie er sich wenig um sein Publikum schert, das ihn zu Lebzeiten des Schreibers oft gar nicht versteht. Umgekehrt steht es mit dem journalistischen Stil. Das Zweckgerichtete in ihm spielt die entscheidende Rolle 71 . Dieses Zweckzugewandte, das übrigens jede Zeile der Zeitung bis in den Anzeigenteil hinein bestimmt, ist die Lesewerbung, der Leseanreiz. Man beachte: nicht Leserwerbung, d. h. etwa Gewinnung von Beziehern, sondern Lesewerbung als Mittel, den Leser zu fassen, ihn zum Lesen anzureizen, ihn durch wirksame Sprache festzuhalten und ihn erst wieder loszulassen, wenn gesagt ist, was gesagt werden sollte. Das gilt sowohl für die Stilgebung der Nachricht wie für die des Leitartikels, aber auch für den Zeitungsroman, die Kurzgeschichte und ebenso für die Anzeige. Der intensive Werbecharakter jeder Zeitungszeile, der auch in der graphischen Ausstattung des Seitenbildes auf uns zutritt, beherrscht alles. Wer die Feder ansetzt, um für eine Zeitung zu schreiben, wird als erstes der Lesewerbung, dem Leseanreiz zu genügen haben. Dazu ist Verständlichkeit die erste Forderung. Erst muß Aufmerksamkeit gewonnen und gelesen werden, alles andere ergibt sich dann nachher. Jeder Stil, der dieser Forderung nicht genügt, ist für die Zeitung nutzlos, mag er auch sonst von hohem Wert sein. Diese Forderung steht keineswegs gegen einen guten deutschen Ausdruck, im Gegenteil. Man muß nur wissen, daß der gute deutsche Ausdruck allein nicht genügt. Es kommt ein erhebliches Mehr hinzu. Neben dem sprachlichen Ausdruck und über ihn hinweg wirkt die publizistische Absicht. Dazu gibt es aber Formen der journalistischen Stoffdarbietung. Wir unterscheiden: Nachrichtenstilform, Meinungsstilform, Unterhaltungsstilform 72 . 71
Zum Vergleich von journalistischem und literarischem Stil vgl.: Sears, Donald Α., u. Bourland, Margaret: Journalism makes the Style. In: Journalism Quarterly 47 (1970), S. 504 ff. 72 Diese Formen der journalistischen Stoffdarbietung lassen sich im Prinzip sogar auf Grundfunktionen der Sprachverwendung zurückführen. Vgl. etwa des Psychologen Karl Bühler Unterscheidung von
168 3.2.2.1.
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
Die
Nachrichtenstilform
Die Sprache der Nachricht verlangt drei Eigenarten: Kürze, Klarheit, spannenden Aufbau. Die Kürze der Nachrichtenstilform wird durch sachliche und prägnante Darstellung geschaffen. Man lasse die Kraft der Tatsachen wirken, wobei der einfachste Satzbau die höchste Wirkung tut. Niemals kann in der Sprache der Nachricht die Vielzahl der Worte irgenwie erfolgreich werden. Nicht ihre Zahl: ihre vorsichtige und treffende Wahl, ihre Verwendung aus richtigem Sehen und Erleben des Nachrichtenvorganges, das gibt anschauliche, lebendige Nachrichtentexte. Die Kürze wirkt dann besonders, wenn die Sätze sowohl in ihrem inneren wie in ihrem äußeren Zusammenhang bewegt bleiben, innerlich verzahnt sind oder wuchtig nebeneinander stehen. Bewegung entsteht nie dadurch, daß plumpe und künstliche Hauptworte gebildet werden. Es ist immer das Verbum, das den Gang der Sprache beflügelt. Das Laster der „Substantivierung" versteift jedes sprachliche Leben. Es ist, als solle im Substantivierten angstvoll festgehalten und verkrampft behauptet werden, was im Fluß der Dinge und der Sprache vielleicht verlorengehen könnte. In der Nachrichtenform ist dieser Niederschlag der Angst doppelt verfehlt. Hauptworte, namentlich solche auf „ung" und „keit" liegen wie Klötze im Wege. Verben, zumal in der Tatform, handeln, bewegen, treiben vorwärts. Oft findet man im Nachrichtenteil Wortschablonen, die immer und immer wiederkehren („Sprache der Abspannung").
Sprache als Darstellung, Sprache als Ausdruck und Sprache als Appell: Bühler, Karl: Sprachtheorie. 2. Aufl. Stuttgart 1965. Zu den Bemühungen, die journalistischen Darstellungsformen von literaturwissenschaftlicher und linguistischer Seite aufzugreifen vgl. Gülich, Elisabeth, u. Raible, Wolfgang (Hrsg.): Textsorten. Differenzierungskriterien aus linguistischer Sicht. Frankfurt/M. 1971; Belke, Horst: Literarische Gebrauchsformen. Düsseldorf 1973. Dazu schließlich auch den Artikel „Journalistische Stilformen" im Fischer-Lexikon „Publizistik" und das Lehr- und Lesebuch: Praktischer Journalismus. Hrsg. von der Deutschen Journalistenschule München. München 1963; von La Roche, Walther: Einführung in den praktischen Journalismus. München 1975.
Die Form der Meinungsführung
169
Die Klarheit erwächst aus dem kurzen Satz. Der lange Satz ist in der Zeitung nirgends, am wenigsten in der Nachricht am Platze. Je mehr geschachtelt wird, um so unklarer wird der Ausdruck, auch dann, wenn grammatikalisch richtig geschachtelt ist und das Werk den Schachtelschreiber tief befriedigt. Das Unbehagen des Lesers ist um so größer. Gegen die Klarheit und Treffsicherheit der Nachrichtenform verstoßen auch gewisse Redensarten, die für den sprachlich natürlich Fühlenden einfach albern sind, aber von den Zeitungsleuten geflissentlich angewandt werden. Meist geschieht das in der Absicht, immer konditional zu bleiben, sich ja nicht festzulegen und alle Hintertüren offen zu lassen. Solche Redewendungen sind: „Wir glauben zu wissen", „Man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß". Auch die Redensart von den Ereignissen, die eintreten „dürften" gehören in dieses Kapitel. Solche stilistischen Stützen, die eine Unsicherheit, einen noch vorhandenen eigenen Zweifel an der Richtigkeit der Aussage erkennen lassen, sollten unterbleiben oder, wo Vorbehalte nötig sind, durch ein „aller Voraussicht nach" oder „wahrscheinlich", also durch die natürlichen Formen des Vorbehaltes, ersetzt werden. Der spannende Aufbau hat auch die Klarheit zur Voraussetzung. Aber eine gewisse Verzögerung tritt hinzu. Es hängt alles davon ab, wohin der Höhepunkt, die zugespitzte Pointe, die Gipfelung, gerückt wird, die auch in einer Dreizeilennachricht an der richtigen oder an der falschen Stelle stehen kann. Technisch und publizistisch zweckmäßig ist es immer, den Höhepunkt möglichst in der ersten Zeile zu geben. Das weniger Wichtige wird dann gradweise angefügt, so daß bei notwendigen Kürzungen, die im Umbruch immer wieder vorkommen und unvermeidbar sind, von unten her gekürzt werden kann. Im Stoffaufbau nimmt dann die Nachricht die Gestalt eines auf der Spitze stehenden Dreiecks an. Wo längerer Raum gegeben ist, kann der Höhepunkt auch in den Schluß der Nachricht gelegt werden, die sich damit dem Aufbau der Erzählung nähert (amerikanisch: the story). Die spannende Prägung der Nachricht haben die Amerikaner in einer Systematik zu einer Disziplin eigener Art entwickelt, die freilich Gefahr läuft zu
170
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
erstarren. Sie kennen mindestens drei, untergliedert aber sogar achtzehn verschiedene Bauformen der Nachricht (siehe S. 173 ff). Außer für die Spannung kann auch für die Anschaulichkeit in der Stilprägung viel geschehen. Anschaulichkeit ist in solchen gedrängten Formen Sache des Wortschatzes und seiner farbigen Verwendung, vor allem aber Sache des eigenen und echten Erlebnisses des Schreibenden und seiner Fähigkeit, zu beobachten. Die vollständige Darstellung des Tatbestandes ist im Grunde keine Stilfrage, sondern eine Frage der Tatsachenbeschaffung. Für die sachliche Vollständigkeit der Nachricht gilt jener bekannte Hexameter, nach dem die Kriminalisten sich die Fragen eines Untersuchungsverfahrens merken: quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando. Der Amerikaner spricht von einer vollständigen Nachricht, wenn sie die vier großen W's beantwortet: what, where, who, when, - was, wo, wer, wann 73 . Der englisch-amerikanische Grundsatz, die „facts" von jedem Kommentar zu trennen, hat einen eigenen Nachrichtenaufbau entwickelt. Die „fact-story", die Tatsachenmeldung, baut vom "Wichtigsten zum weniger Wichtigen übergehend eine Nachricht auf. Dieser Aufbau ermöglicht Kürzungen von unten her bei Raummangel im Umbruch. In jedem Abschnitt der formulierten Nachricht zeigt sich so die Struktur der nach unten auslaufenden Pyramide (Abb. 1). Die „action-story" hält ein dramatisches Ereignis fest, wobei die Spannung nach unten in weniger wichtigen Angaben nachläßt. Es zeigt sich das Bild des umgekehrten Dreiecks, das in dem Beispiel in Abb. 2 sogar in den einzelnen Absätzen durchgeführt ist. Die „quotestory" gliedert den Nachrichtenaufbau nach Sachmitteilungen, denen sie aber in jedem Absatz mit deutenden Zitaten (quotations) die Erläuterungen beigibt (Abb. 3). Wir halten unsere Beispiele jeweils in ihrer amerikanischen Form, da sie für den amerikanischen Journalismus und seine schematische, aber eben dadurch auch erschöpfende Nachrichtentechnik typisch und schwer übersetzbar sind74. 73
Vgl. Prakke, Henk: Die Lasswell-Formel und ihre rhetorischen Ahnen. In: Publizistik 10 (1965), S. 285 ff. 74 Die Beispiele sind mit Erlaubnis des Verlages dem Buch entnommen: Marren, Carl N.: Modern News Reporting. 3. Ausgabe. New York, Evanston 1959; Vgl. ferner: Rivers, William: The Mass Media: Reporting, Writing, Editing. New York 1964; Campbell, Laurence R. u. Wolseley, Roland E.: How to Report and Write the
Die Form der Meinungsführung
171
Die Wahl der Darstellungsform hängt dabei auch davon ab, ob es sich jeweils um Angelegenheiten von großer politischer, wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung (harte Nachrichten) oder um mehr menschlich rührende, gesellschaftliche und sensationelle Ereignisse handelt (weiche Nachrichten). Es ist eine Eigenart totalitärer Journalistik, unmittelbar in die Nachricht die politische Wertung einzubauen. Dabei werden Vokabeln schärfster moralischer Diffamierung gleich sachlichen Selbstverständlichkeiten gebraucht. Feste Sprachregelungen sollen einheitliche Berichterstattung ergeben, die Semantik wird zu einem politischen Kampfmittel. In der Zeitungssprache des Dritten Reiches wurden ζ. B. wertneutrale Begriffe negativ umgedeutet, anderes durch eine Tarnsprache ins Positive gewendet. Typisch waren ferner die Häufung von Schlagworten, von Substantiven, sowie überhaupt ein pseudomonumentaler Stil 75 . Wie das politische System auf die verwendeten Sprachformen durchschlägt, läßt sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch an der unterschiedlichen Sprachentwicklung in der Bundesrepublik und in der D D R verfolgen 78 . Da man dort die Nachricht überdies als eine der wichtigsten Waffen im ideologischen Kampf ansieht, will man „schon mit den Nachrichten für Leser, Hörer News. Prentice Hall 1961; Lehmann, Johannes: Vergleiche zum deutschen und zum amerikanischen Nachrichtenaufbau. In: Publizistik 8 (1963), S. 51 ff.; Brüssau, Werner: Studien zur publizistischen Form des Presseberichts in den USA. Heidelberg 1966. Zu Aspekten der Nachrichten vgl. auch: Straßner, Erich (Hrsg.): Nachrichten. Entwicklungen - Analysen - Erfahrungen. Mündien 1975. 7 5 Vgl. dazu Fischer-Lexikon „Publizistik", S. 268; Sternberger, Dolf, Storz, Gerhard u. Süskind, W. E.: Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Hamburg 1957; Bertling, Cornelia: Vom „Abstammungsnachweis" bis zum „Zuchtwart". Berlin 1964. Frind, Sigrid: Die Sprache als Propagandainstrument in der Publizistik des Dritten Reiches. Diss. Berlin 1964. 74 Vgl. dazu allgemein: Moser, Hugo: Sprachliche Folgen der politischen Teilung Deutschlands. Düsseldorf 1962; Pelster, Theodor: Die politische Rede im Westen und Osten Deutschlands. Düsseldorf 1966. Allgemein zum Thema: Dieckmann, Walther: Sprache in der Politik. Einführung in die Pragmatik und Semantik der politischen Sprache. Heidelberg 1969; ders.: Information oder Überredung. Zum Wortgebrauch der politischen Werbung in Deutschland seit der Französischen Revolution. Marburg 1964.
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Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
und Zuschauer faßliche Einordnungen" vornehmen, „Hintergründe und Begründungen der Ereignisse" 77 sichtbar machen. Kennzeichnend auch dies: „Soll die Nachricht nicht nur zum Werkzeug bloßer Mitteilungen (!) degradiert werden, sondern Mittel zur Bewußtseinsbildung sein, so muß es dem Leser oder auch dem Hörer ermöglicht werden, sich mit der Handlung, oder konkreter, mit der Vorbildhandlung, mit dem Motiv des Handelnden zu identifizieren. Das kann n u r geschehen, wenn die Frage ,wer?' und ,was?' eben auch durch die Details aus dem Bereich der Fragen ,wie?' und ,warum?' ergänzt werden.. ," 78 Demgegenüber ist die Forderung, Tatsachenbericht und Kommentar zu trennen, heute weitgehend Grundsatz der demokratischen Nachrichtenarbeit, die davon ausgeht, dem Leser zur Bildung des eigenen Urteils das Nachrichtenmaterial zu bieten und meinungsmäßige Wertung gesondert bereitzuhalten. (Über die Schwierigkeit dieser Trennung vgl. S. 83.) Über die Nachricht hinaus geht der Bericht. Er ist eine „linienhafte, kausalbegründende und unterrichtende Mitteilung 79 . Sprachlich sind dafür neben klarer Sachlichkeit alle belebenden Elemente des Erzählens, freilich ohne alle Beigaben der Phantasie, erforderlich. Hier kann auch bereits frei und selbständig geurteilt werden. Wirksamer aber ist es, im Bericht eine so packende Kraft der Darstellung zu geben, daß die Meinungsbildung im Leser hervorgerufen wird, so als wäre er unmittelbar aufgerufen. Geht es dem Berichterstatter nicht nur um die Wiedergabe des Zeitgeschehens, sondern darum, sein eigenes Erlebnis unter Wahrung der Tatsachen subjektiv-persönlich zu gestalten, so entsteht die Reportage (der Erlebnisbericht, vgl. S. 40). 77
Vgl. Röhr, Karl-Heinz: Fundamente für die Nachricht von morgen. In: Neue Deutsche Presse 22 (1968), H. 5 S. 20. Vgl. Streeck, Günter: Nachrichtenstil und -spräche bei der Darstellung des sozialistischen Menschen. In: Neue Deutsche Presse 24 (1970), H. 13 S. 26. 79 Vgl. Traub, Hans: Grundbegriffe des Zeitungswesens. Stuttgart 1933 S. 33. Zum Bericht vgl. auch: Groth, Otto: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik). Bd. 2. Berlin 1961, S. 111 ff.
78
173
Die Form der Meinungsführung
Structure Of The
FACT STORY
LEAD FACT
illiam O. Kellogg, manager of the Dalton 7 eed pany, was re-elected to his second term as >resider t of the T i m b e r County F a i r association b; the boa d of directors at its fourteenth annual m e ting in t le Commercial hotel last night.
FACT TWO
T h e other officers f o r n e x t year will be Robert and F . E . J o n a s , vice-presidents ; Mrs. Marti: L. Corning;, secretary; and Horton P . Leroy, treasu er. Frederic S . Sorenson will head th< board of dii ictors, with Adam Bernays and B. F . [Hinchman φ members.
FACT THREE
T h e t >tal attendance at the fair this f e a r was 67,432, j ccording to a report submitted by Mrs. Corning, This exceeded the attendance of the previous yc ar by 16,291. Receipts were $ ψ , 2 9 1 , o f which $. ,879 was paid out in prizes.
FACT FOUR
The Tin tion with with an a from Sept secretary,
FACT FIVE
Plans for o f a new frt Daniels, seen ers' associate flying and ra
FACT SIX
All o f the _ ibition buildings at the f a i r ground will be renovati d and repainted dur ng the summer, A new buildin will be construct* to house the fruit exhibits.
McAr hur
ber county racing meet, held η conjunche fair, had its most succesiful season tendance of 21,478 during tl e ten days 14 to 24. Its receipts were ^16,977, the r . A. Farwell, reported. he fair next year call fo the addition it division to be in char je o f Charles tary of the T i m b e r Valle F r u i t Growι A n aviation me.ct wii ;h daily stunt es also is to be arranged
AN APPLICATION OF THE FACT DIAGRAM
Abb. 1. An application of the fact diagram
174
D i e M e i n u n g s - u n d W i l l e n s b i l d u n g in d e r Z e i t u n g
Structure Of The
ACTION STORY
LEAD INCIDENT TOLD
GoV. J o h n P a u l s o n w a s shot t o death o n the / t e p s of t h A s t a t e capitol building today by F r a n c i y H o l t , a state Nemploye, recently dismissed, w h o is believed t o have Been c r a z e d by the loss of his p o s i e r ~
RETOLD MORE DETAIL
In cortujany w i t h S e n . Glover Young, t h e / o v e r n o r had j u s t \ s t e p p e d f r o m his car w h e n H o j C g u n in hand, accosted him. / " Y o u ' r e y u r v i n g m y family,** Holt sttouted, "and I'll m a k e y o \ p a y f o r i t ! " / H e fired t n r e e shots in quick surcession. One bullet penetrated the g o v e r n o r ' s leit temple. He sank against t h \ r u n n i n g board of the car. Ten m i n u t e s later h e \lied without regaining consciousness. T h e killer ^ s placed u n d e r a r r e s t .
RETOLD MORE DETAIL
O r d i n a r i l X G o v e r n o r P a u l s o n would A a v e had b o d y g u a r d w i t h him, but this morning? in his haste t o be present >at the opening of a Zession of the senate, he d r o v e alone with Senator Young. En route to the caprtol, Y o u n g said he h a d mentioned the possibility of trouble because g{ the recent slashes in d e p a r t m e n t a l \ a y rolls. .
RETOLD MORE DETAIL
T h e g o v e r n o r had held office tv/> t e r m s . Last April h e w a s elected by a plurality/>f 343,000 votes, the largest ever gtoen a Democratic chief executive in this state. H e V a s i n a u g u r a t e d M a r c h 10. . .
OBITUARY
Born in N e w Jersey. May 4, >878, J o h n P a u l s o n spent his boyhood inwthe East, c6ming h e r e with his parents, M r . and M r k P e t e r ^ u l s o n , at the age of 14. H e attended schoV
A N A P P L I C A T I O N OF T H E A C T I O N
DIAGRAM
Abb. 2. A n application of the action diagram
Die Form der Meinungsführung
175
Structure Of The
QUOTE STORY LEAD SUMMARY
QUOTE
SUMMARY
QUOTE
A land heat noo Est; Tha
million dollar model h o u s i n g p r o g r a m f o r ί i d w a s advocated by Mrs. Lucy W . T h a i erg, of the F r o n t Street Settlement house, yest« 'day . Speaking at a luncheon of the Midland ileal te board at the Civic club headquarters? p i r s . berg d e c l a r e d :
" T o complete!) the F r o n t street r e q u i r i n g at leas Start in that d i r e O t h e r cities a r c construction and
eliminate the fire area a long rat $1.000,000 would tion should be mia going ahead wit Midland m u s t nt
lrap dwellings in ge building plan be necessary. A de without delay. ) model housing t lag."
T h e deal h o u s i n g unit w o u l d consist of :hree to five-sto y a p a r t m e n t s , r e n t i n g f o r $6 t o $7 ι room, Mrs. 1 latherg said. Each building w o u l d complcte w th s t o r e s and recreational facilities, amilies with cl* ilildrcu w o u l d be welcomed a s tenant^. " O v e r a period of t h i r t y y a r s these p r o j e c t s would pay f o r the nselves a n d ecome s e l f - s u s t a i n · tng," the speaker < ontinued. " 1 hey would have t o be financed first b private corj o r a t i o n s o r a g o v · c r n m e n t a l agency '1 h toll in fires in wooden dwellings in it y e a r w a s six, Mrs. Thalber j reminded s. T h r e e of the victims we e children. : deaths, she contended, w e r e preventable.
SUMMARY
T h e dca Midland la her listen? AH of the*
QUOTE
Ί " T h e fire departmi nt h a sι d< me excellent w o r k in the e n f o r c e m e n t of tl e housin) laws, but only a perm a n e n t construction p r o g r a m will solve the p r o b · lem," she a d d e d .
SUMMARY
T h e speaker at the n e x t m e e t i n g of he R e a l E s t a t e b o a r d on J a n . 3 will be H a r o l d P . 1 ink, p r e s i d e n t of the F r i n k lealty corporation.
A N A P P L I C A T I O N OF T H E Q U O T E DIAGRAM
Abb. 3. An application of the quote diagram
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
176
Der Kommentar steht zwischen Nachricht und Leitartikel. Er dient im Anhang zur Nachricht dem Zweck, sie zu deuten und zu ergänzen. Gerade bei knapper Fassung und dem bewußten Bemühen, die Nachricht von Meinungsimpulsen möglichst freizuhalten, begleitet sie der Kommentar wertend und klärend. Der Kommentar ist nicht der Ort für Polemik oder breit angelegte Auseinandersetzung, die vollziehen sich im Leitartikel, dem Kurzartikel und der Glosse. 3.2.2.2.
Die
Meinungsstilform
Die Meinungswerbung wird ausgeübt durch die Beweiskraft des Gedankens und der Tatsachen. Die Form übermittelt nur diese Beweiskraft. Erste Forderung auch für die formale Wirkung ist, daß man etwas zu sagen hat. Wenn man nichts zu sagen hat, plustert die Form sich um so stärker auf, und die inneren Hohlräume werden fühlbar. Der Leser kann sie zwar nicht immer nachweisen, spürt aber, daß sie da sind und wendet sich ab. Man glaube jedoch nicht, daß die Fülle dessen, was zu sagen ist, genüge. Nichts ist falscher und gefährlicher, als den Leitartikel als eine „Nachrichten-Gruppe", einfach als einen gesteigerten Bericht, eine „Gruppierung von Tatbestands(Kurtb-Hollmann) mitteilungen auf ein bestimmtes Ziel hin" zu bezeichnen. Gewiß muß eine Ordnung da sein, ein Überblick und die sichere Auswahl. Nur so kann eine klare Gliederung der Gedanken erwachsen, aber es müssen Gedanken, und es dürfen nicht nur Nachrichten sein. Maßgebend für Haltung und Ansatz ist zunächst immer das werbestärkste Moment, „der Lassowurf" um den Hals des Lesers, wie man es genannt hat. Dieses werbestärkste Moment muß gefunden werden. Nach ihm wird das übrige ausgerichtet. Es kann eine Tatsache, ein neuer Gedanke, kann aber auch eine menschliche, anekdotische Betrachtung sein und selbstverständlich auch eine Nachricht, aber nicht nur Nachrichten. Führende Leitartikler verdanken ihren Ruf der Unmittelbarkeit, mit der sie ansprechen, ihre Argumente bebildern, ihren Wortspielen Grazie und ihren Beweisen anekdotische Form geben. Der beste Leitartikler aber wird immer ein markantes Zeitereignis gleichzeitig zur lese- wie zur meinungswerbenden Wirkung kommen las-
Die F o r m der Meinungsführung
177
sen. Die rein deutende und erläuternde Aufgabe ist, wenn sie gelingt, auch ein Absprung in die Stellungnahme, in das „Ja" oder das „Nein" des Leserurteils. Die allein klarstellende und darlegende Form des Leitartikels ist, schöpft sie die Probleme richtig aus, immer ein Verdienst. Diese Form des „Leiters" hat namentlich bei der politisch nicht fest ausgerichteten Presse Schule gemacht. Der Leitartikel sollte kein Leit„aufsatz" sein und erst recht keine Leit„abhandlung". Eine Abhandlung gehört nicht in die Zeitung. Sie ist ein gewissenhaft geordneter Gedankentresor, die geeignete Aufbewahrungsform wissenschaftlicher Arbeitsergebnisse. Der Aufsatz bewegt sich schon schneller vorwärts, bleibt aber ausführlich schildernd ein ruhiger Strom, der alle seine Schiffe sicher ans Ziel führt und bereit ist, immer neue zu tragen. Ganz anders der Artikel. Den Aufsatz kann man episch nennen, der Artikel hat dramatischen Charakter. Hier ist alles dem publizistischen Ziel untergeordnet. Was dazu dient, ist heraufgehoben, herausgestellt, unterstrichen, vielleicht auch heraufgespielt. Nebenwege, Abschweifungen, erstickende Fülle von Mannigfaltigkeiten gibt es nicht oder nur insoweit, als sie sich in das Streben nach dem geistigen Ziel einordnen lassen und den Fluß der Handlung nicht aufhalten. Denn der Leitartikel denkt und erwägt nicht so sehr: er handelt. Er kann eine Tat sein! Besonders zu pflegen ist der Anfang. Er faßt den Leser an und läßt ihn dann bis an das Ende nicht mehr los. Gelingt es der Einleitung, diese Spannung herzustellen, dann braucht der Leitartikel den Leser keineswegs billig zum Schluß kommen zu lassen. Er kann, hat er ihn gefaßt und kann er ihn halten, Ausführliches sagen, solange die Lesewerbung nicht schwindet und die Aufmerksamkeit nicht sinkt80. Solange, aber nur so lange kann er kurze Umwege gehen und Material und Erlebnisse vermitteln und komplizierte Vorgänge so durchleuchten, daß man sagt: „Der FachNach einer repräsentativen Umfrage vom Juni/Juli 1972 wird der Leitartikel von 38 °/o der Leser der Tagespresse „im allgemeinen immer" gelesen. Dabei lesen ihn die Männer mit 46 °/o wesentlich stärker als die Frauen mit 3 2 °/o. Quelle: Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1 9 6 8 - 7 3 , S. 187.
80
12 Dovifat, Zeitungslehre I
178
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
mann weiß es besser, aber der Leitartikler sagt es besser." Zu diesem Ziel, zu dieser engsten Verbindung von Lese- und Meinungswerbung, sind viele Stilformen brauchbar. Die Geschichte des Leitartikels kennt hochgestelzte Stilformen ebenso wie ein kleines, anekdotisches Mosaik, wildbewegte Temperamentsergüsse und zynisch hingesetzte Tatbestände, rhetorische Rhythmik und scheinbare Erzählerstimmung 81 . Jede treffende Form hat ihre Wirkung getan zu ihrer Zeit und auf das Publikum, für das sie berechnet war. Darauf kommt es an. Der Leitartikel alter, großer und würdiger Haltung, der Leitartikel der Fortsetzungen und der Kapitelgliederung ist freilich zu Ende. Er ist heute kurz, regsam, schlagend und nimmt seinen Stoff aus allen Lebensgebieten, um so wirksamer, je mehr er die Unmittelbarkeit des Lebens und des Erlebens ausstrahlt. In grober Gruppengliederung können wir unterscheiden: den kämpfenden Leitartikel, der angreift, fordert, hinreißt, Aktion ist und politische Tat sein kann; den stellungnehmenden und begründenden Leitartikel, der überzeugen möchte aus treffender Argumentation und zwingender Logik; den erläuternden und unterrichtenden Leitartikel, der eine Sache klarlegt, schwierige Zusammenhänge aufknotet und abwickelt; den rückschauenden Leitartikel, der sagt, was geworden ist und wie es wurde, oft mit der leichten oder scharf geäußerten Genugtuung, „es schon immer gesagt zu haben". Gegenstand besonderen journalistischen Könnens sind die Gedächtnisartikel. Sie verlangen sprachliche Würde ohne falsches Pathos, Takt und, wo es der Mann und seine Sache verdienen, menschliche Wärme. Der vorschauende Leitartikel, der ohne Prophetie glaubhaft sagt, was kommen wird; der betrachtende Leitartikel schließlich, der Gefahr läuft, in die Plauderei abzusinken, aber eben darum gern gelesen wird, wenn er gut geschrieben ist. In jedem Fall müssen Stoff und Form des Leitartikels der Stelle wert sein, an der sie stehen, der repräsentativen Stelle der Zeitung, an der nur Wesentliches gesagt werden kann und die Zeitung als Ganzes sprechen sollte. Große, traditionsstarke 81
Vgl.: Leitartikel bewegen die Welt. Hrsg. v. Will Schaber und Walter Fabian. Stuttgart 1964.
Die Form der Meinungsführung
179
Zeitungen brachten früher täglich den nicht gezeichneten Leitartikel, gleichsam das Wort des Blattes! Der Brauch ist, wenn auch noch nicht überall, so doch weitgehend außer Kurs gekommen. Mit dem Namen oder dem beigegebenen Signet des Verfassers soll heute die Persönlichkeit den Text legitimieren, doch schwächt das ein wenig die Gesamtverantwortung der Zeitung und nimmt damit auch dem Leitartikel ein wenig seines Gewichtes für das Ganze zu sprechen. Der Kurzartikel (Entrefilet) ist ein gedrängter und daher meist auf Tatbestand und schlagende Gegenüberstellung zusammengezogener Leitartikel. Ursprünglich war „Entrefilet" der Raum „zwischen den Spalten", der in Zeiten mangelnden Stoffes freigeblieben war und in den irgend etwas Aktuelles hineingeschrieben wurde. Der Kurzartikel ist eine besonders beliebte journalistische Form, vor allem auch zur Polemik. Sein Klassiker war Hermann Wagener, der Begründer der „Kreuzzeitung". Zur Gruppe der Kurzartikel gehören auch die kurzen Erstund Einleitungsartikel bestimmter Sparten. Daher der Name „Spitze" (ζ. B. im lokalen Teil), „Mütze" usw. Die Glosse ist die kürzeste und die schwerste journalistische Stilform82. Glosse war vor Erfindung des Buchdruckes die knappe und schlagende Randbemerkung zu einer dunklen Stelle in einem mit der Hand abgeschriebenen Werk, meist in wenigen Zeilen gedrängt, weil auf den schmalen Rand gebracht (Randglosse). Als journalistische Form ist sie um so wirksamer, je sicherer ihre epigrammatische Schlagkraft geprägt ist und je mehr sie bei leichter Eleganz der Form schlagende Argumente versetzt. Mit elastischer Sprachkraft wirft sie ihre Gedanken. Sie muß ins Schwarze treffen. In der Mehrzahl aller Fälle wird sie angreifend sein. Sie kann aber ebenso auf knappstem Raum eine politische Erkenntnis aufleuchten, eine spannende Beobachtung anschaulich erleben lassen. Eine Reihe von Zeitungen geben an Stelle von Leitartikeln mehrere kurze Himpele, Ferdinand: Die Glosse in der deutschen Presse. In: Zeitungswissenschaft 8 (1938), S. 509 ff.; vgl. auch: Benckiser, Nikolas: Im Gespräch mit der Sprache. Glossen der FAZ. Frankfurt 1960; ders.: Kritik aus dem Glashaus. Neue Glossen der FAZ. Frankfurt 1962.
82
12·
Die Meinungs- und Willensbildung in der Zeitung
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Glossen, durchkonstruierte Kapitelchen verschiedener Themen, gekappte Kurzartikel, meist drei bis vier nebeneinander. Oft stellen sie dieses Ragout („Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken") unter eine zusammenfassende Bezeichnung, einen Sammeltitel. Die Vokabel „Auflockerung" ist heute ein vielgebrauchtes Wort in den deutschen Redaktionen - auch gegenüber dem Leitartikel. Eine Art Glosse ist der Kurzartikel, den die amerikanische Presse in der „Today Column" täglich veröffentlicht. Den Übergang zum Feuilleton stellen die kurzen, von bekannten Schriftstellern regelmäßig gegebenen pointierten Tagesbetrachtungen der französischen Presse dar, die ihr viele Leser zuführen („chroniquers"), geplauderte Kurzartikel, mit Witz, Weisheit und „Hintergrund" dargeboten. Die Kritik, als Wertung künstlerischer Leistungen (Theaterkritik, Musikkritik, Kunstkritik), ist eine publizistische Form des kulturellen Teiles der Zeitung. Selbst diese Stilform zeigt die zeitungsgemäße Zweckbestimmung. Wenn auch bekannte Fachleute sie schreiben, sie bleibt dennoch ein Mittelding zwischen Tatsachenbericht und fachlicher Betrachtung. Sie muß sich in unmittelbarer Verbindung mit dem Ereignis halten, das sie nicht nur rein künstlerisch, sondern auch als Nachricht zu bearbeiten hat. Dabei steht sie unter dem Gesetz unbedingter Aktualität. Der Wille zum Leseanreiz ist deutlich und bei manchen Kritikern bis zur Manie gesteigert, die mehr dem eigenen Ich als dem Kunstwerk dient. Unerläßlich ist für jede Kritik die schöne, dem Kunstwerk angemessene Form des sprachlichen Ausdruckes, aus sachlicher Urteilsfähigkeit und Kompetenz. Ohne diese Voraussetzungen hat keinerlei kritische Wertung in Zeitung oder Zeitschrift ein Anrecht, öffentlich gehört zu werden. (Vgl. II, S. 76 ff.) 3.2.2.3.
Die
Unterhaltungsstilform
Die unterhaltende Aufgabe der Zeitung schließt rein künstlerische Leistungen nicht nur nicht aus, sondern hat eigens zu ihnen hinzuführen. Der Ausgangspunkt findet sich freilich nicht auf der Höhe letzter künstlerischer Qualität, die niemals oder nur unter ganz besonderer Deutung Massenieserschaft gewinnen wird. Aus der notwendig lesewerbenden Zweckbestim-
Die Form der Meinungsführung
181
mung der Zeitung hat sie eine Reihe von Formen geschaffen, die auch stilistisch typisch zeitungsgemäß sind und, wie das Feuilleton und der Feuilletonismus (vgl. II, S. 107) zwischen Literatur und Journalismus stehen. Es ist auch kein Zufall, daß Zeitungen so wenig Lyrik bringen, daß der Knittelvers aber, daß karikierende Verse, lustige oder polemische Zeitgedichte, immer beliebt geblieben sind83. Ganz besonders in ihrer Form durch die Zeitung bestimmt sind die Kurzgeschichte und der Zeitungsroman, die sich der Zeitungsnatur so angepaßt haben, daß sie deutliche Spezialgebiete im Bereich der volkstümlich-literarischen Produktion geworden sind (vgl. II, S. 90). Einzelheiten über die Merkmale dieser Stilformen des unterhaltenden Teiles finden sich bei der Besprechung dieser Sparten. Die Natur der Zeitung und ihr politischer Einsatz führen dazu, daß auch die unterhaltenden Teile der Zeitung häufiger politisch und weltanschaulich dienstbar sind oder von dorther bestimmt werden. Sie stellen sich, streng methodisch beurteilt, dann als eine Art Meinungsstilform auf Umwegen dar, eine Mixtur, die schwierig ist, nicht immer gelingt, aber wo sie gelingt, immer wirksam ist. 3.2.3 Die Lern- und Lehrbarkeit des Stils Die wirklich gute und treffende journalistische Stilform hängt mit der journalistischen Begabung und dem publizistischen Temperament zusammen, sie ist wie diese eine Voraussetzung, die nicht leicht erlernt werden kann und daher auch schwer lehrbar ist. Die vollendete journalistische Form mag auch durch Fleiß allein nicht erarbeitet werden können, aber rechte Übung, Kenntnis des Aufbaus eines wirksamen Stils und klare Erkenntnis der Stilgesetze kann auch in dem formal weniger Gewandten die Befähigung erwecken, das, was er an Wichtigem und Wirksamem zu sagen hat, auch wichtig und wirksam auszudrücken. Zumindest lassen sich Stilfehler vermeiden, besonders Vgl. Wilke, Jürgen: Das „Zeitgedicht". Seine Herkunft und frühe Ausbildung. Meisenheim 1974.
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die, deren Ursache aus Tempo und Anpassungszwang der Zeitungssprache erwachsen84. Die beste Stilschule ist immer das Beispiel. Man lese gute Schreiber; aber zu Stilstudien nur solche, von denen der einzelne sagt: der „liegt" mir. Denn jeder, auch der stilistisch weniger gut ausgestattete, hat seinen Stiltyp, und bei einem fremden Stiltyp kann er nichts oder nur wenig lernen. Zweifellos ist dieser Typ auch mit physiologisch bedingt. Man ermittelt ihn schnell an dem Gefühl des "Wohlbehagens, das beim Lesen eines Schriftstellers unseres Typs in uns aufkommt, an der Leichtigkeit, mit der Gedanken aufgenommen und Gedankenreihen fast vorweglaufend zu Ende gedacht werden. Vor allem erkennt man den eigenen Typ daran, daß er mit ganzen Sätzen und Ausdrucksreihen schnell und mühelos im Ohr und im Gedächtnis haftet. Dem sollte man nicht entgegenarbeiten. Es ist nur ein gutes Zeichen, wenn plötzlich eine markante Stelle, ein kurzer Abschnitt „auswendig" gesprochen und im Alleinsein und in den Stunden der Muße aus reiner Freude und mit innerem Behagen hergesagt wird. Dies ist der Anfang allen Gelingens im sprachlichen Ausdruck: die Freude an der Sprache selbst. Nur so teilen sich Rhythmus, Formbewegung und Wortschatz dem Lernenden mit und werden für ihn - oft unbewußt - zum Vorbild. Auch begabte Stilisten, wie ζ. B. Benjamin Franklin, haben viel dadurch gelernt, daß sie Textstellen, die ihnen zusagten, abschrieben, sie immer wieder überlasen und dann an neuem Stoff nachzuformen suchten. Eine ausgezeichnete Stilschule ist das Übersetzen. Auf der Suche nach deutschen Stilformen, die dem ausländischen Original Folgende Werke, teils mit mehr theoretischer, teils mehr praktischer Zielsetzung, seien zur Stillehre genannt: Re'tners, Ludwig: Deutsche Stilkunde. Neue Aufl. München 1964; Schneider, Wilhelm: Stilistische deutsche Grammatik. Die Stilwerte der Wortarten, der Wortstellung und des Satzes. Freiburg, Basel, Wien 1965 5 ; Faulseit, Dieter, u. Kühn, Gudrun: Stilistische Mittel und Möglichkeiten der deutschen Sprache. 5. Überarb. Aufl. Leipzig 1972; Sowinski, Bernhard: Deutsche Stilistik. Frankfurt/M. 1973; Flesch, Rudolf: Besser schreiben, sprechen, denken. Anregungen, Übungen, Tests. Düsseldorf, Wien 1973; Asmuth, Bernhard, u. Berg-Ehlers, Luise: Stilistik. Düsseldorf 1974. 84
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entsprechen und seinen Gehalt ganz wiedergeben, entdeckt man in der eigenen Sprache ganz neue Wortwerte und lernt ihre Stilarten kennen. Vor allem schafft man es, jene Dinge auszudrücken, die ohne sichtbare Zeichen zwischen den Zeilen stehen und für die auch in der deutschen Übertragung Raum gelassen werden muß. Wer gut schreiben will, der muß unausgesetzt und immer an seiner Sprache arbeiten. Auch der geniale Meister fällt nicht vom Himmel, und in der Laufbahn eines Schriftstellers sollte man nie die Wirkung unterschätzen, die solche zähe, unablässige Arbeit auf die Vollendung seiner Sprache ausübt. Was der Leser schließlich leicht und mit Wohlgefallen aufnimmt, ist dem Schriftsteller oft erst nach jahrelanger, mühsamer und nie ermattender Arbeit so leicht und lesbar aus der Feder geflossen. Einige Disziplin in der Beobachtung des eigenen und des fremden Ausdruckes führt bald dazu, schon in der Wahl der Worte, dem ersten Element der Sprachbildung, Sorgfalt walten zu lassen, ohne darum Wortanalyse zu treiben. Man wird da eigenartige Werte entdecken, einen Wort„schatz" im wörtlichen Sinne der Bedeutung. Jedes Wort ist ein Individuum und gleichsam ein lebendes Wesen mit Gesichtszug und Gestalt. Man kann es hochheben und anschauen. Es ist schwer oder luftig, es hat in seiner Silbenbewegung Klang und Nachklang, Raum oder Härte, es vermittelt ein Lautbild und damit einen Stimmungs- und Gefühlsinhalt. Es hat auch eine Herkunft, und es ist gut, sie zu kennen. Das Wort ist jung oder alt, entstammt der Technik unserer Zeit oder dem Handwerk vergangener Jahrhunderte. Es ist frisch und unverbraucht oder verschlissen und abgegriffen. Dann gehört es nicht mehr in den Wortschatz. Es sollte beiseite gelegt werden wie ein alter Rock, es sei denn, daß es, neubearbeitet und aufgefrischt, wieder brauchbar wird. Ein Wort ist immer einzig. Ein Vielsinn ist meist nur scheinbar da. Hier gilt Lessings Wort: „Wahre Synonyme gibt es nicht." Man meide jedes unnötige Fremdwort, das durch einen guten deutschen Ausdruck ersetzbar ist. Dabei wird sich sehr oft zeigen, daß die deutsche Sprache für ein Fremdwort mehrere deutsche Ausdrücke bereithält, die farbiger und treffender sind als der bei einer fremden Sprache entliehene Ausdruck. Man
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hüte sich aber vor dem Reinigungsfanatismus, der oft in fatalem Übereifer zu falscher Ubersetzung von Fremdwörtern oder zu künstlichen Neuschöpfungen führt. Auch darf die erfolgreiche Jagd nach Fremdwörtern nicht zu der Versuchung führen, auszuruhen, weil man das Seinige damit bereits getan habe. Die eigentliche Arbeit an der Sprache fängt vielmehr dann überhaupt erst an. Aus der Betrachtung des Wortes erwächst der Aufbau des Satzes, der knappsten selbständigen Einheit der Sprache. Hier muß auf Kürze, Leben und Rhythmus geachtet werden. Kürze erhält ein Satz dann, wenn man die Worte sinnvoll wählt, statt sie nur mengenmäßig anzustauen. Man hüte sich vor allzu vielen Eigenschafts- und Beiwörtern. Sie „verwischen gleich einer Farbenklexerei die Ruhe des Bildes" (Lessing). Sie verwirren auch die Einheit der Tongebung. Eine Häufung von Eigenschaftswörtern ist nur in vollendeter Ruhe oder in äußerster Erregung erlaubt. Die Nutzung des Zeitwortes entscheidet, ob der Satz lebt oder steifgefroren ist. Je mehr künstlich gepreßte Hauptwörter abgestochen werden im Kampfe gegen die häßliche Seuche der Substantivierung, je mehr die Worte auf -ung und -keit in flinke, durch aktive Zeitwörter zielstrebig vorwärts drängende Kleinsätze aufgelöst werden, um so mehr fließt der Stil, um so eher bildet er einen Strom, der den Leser mitreißt. Es wird also journalistisch die geforderte Lesewerbung ganz erreicht. Aber auch die Zeitwörter haben verschiedene Triebkraft. Soweit unsere Sprache, auch die Zeitungssprache, vom Amtsund Behördendeutsch und der oft bewußten Nüchternheit wissenschaftlicher Stilform beeinflußt wird, birgt sie seltsam tote Zustandswörter 840 . Man beobachte, wie oft in Beschreibungen das Wort „es befindet sich" gebraucht wird, statt daß handelnde Zeitwörter benutzt werden! Ähnlich blaß wird das Wort „gehen" verwandt. Man geht aufwärts, statt zu steigen, man geht zurück, statt zu weichen, man geht vor, statt vorzudringen, man widersteht, statt sich entgegenzustemmen, zu sträuben βία Vgl. Korn, Freiburg 1959.
Karl:
Sprache in der verwalteten Welt. Ölten u.
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oder gar zu bäumen. Der in der Flut des Zeitgeschehens fortströmende volkstümliche Ausdruck, den die Zeitung nutzen muß, hat neben manch Banalem oft entzückend frische und lebendige Formen. Im harten Dasein des Alltags und der publizistischen Verpflichtung vermitteln sie uns das, was hier nötig ist: die Fühlung von Mensch zu Mensch. Was weiter die Übung der Sprache angeht, so ist der Rhythmus des Satzes für den formal Unbegabten am schwersten zu gewinnen. Der Rhythmus der Sprache aber ist die Probe auf Können und Haltung. In ihm gerade zeigt sich die Persönlichkeit des Schreibenden. Der Rhythmus ist immer dann wahrhaftig und wirksam, wenn er von innen heraus gefunden wird. These und Antithese sind es, die so viele bekannte Dichterworte unserem Gedächtnis einprägen. Die Sätze werden miteinander und gegeneinander geführt. Sie paaren sich und stoßen sich ab. Wie von einer Wellenbewegung gefaßt, werden sie zusammengerissen, zu einem Wellengipfel emporgehoben und ebben, sich überschlagend, wieder zur Fläche. Dergleichen wird schwer zu lernen sein, doch kann die normale Stilbegabung von Hemmungen befreit werden und grobe Rhythmusfehler vermeiden, deren Ursache ζ. B. falsche Satzbindungen sind. Der gefährlichste Feind des Rhythmus ist das falsche Bild. Es tritt heute in der Sprache aller publizistischen Mittel, hervorgerufen durch oberflächliche Arbeit, sehr zahlreich auf. Ursache ist die Oberflächlichkeit, vor allem aber die mangelhafte Vorstellungskraft der Schreiber. Das beste Mittel gegen falsche Bilder ist die anschauliche Vorstellung. Die falsche Nutzung der Bilder entstammt letztlich nur dem Grundübel jedes falschen Stils: der inneren Unwahrhaftigkeit. Man will mehr scheinen, als man sein kann, und mehr sagen, als man herzugeben hat. Beides kann nie gelingen, verirrt sich in leerem Schöntun. Leider ist diese innere Unwahrhaftigkeit häufig im öffentlichen Leben. Die ernste Zeitung arbeitet aber in den gehobenen Sprachformen (Leitartikel, Glosse, Kritik) mit Umsicht und mit guten Vorbildern, die Mängel in der allgemeinen publizistischen Umgangssprache zu überwinden. Wie auch immer der sprachliche Ausdruck in der Zeitung sich nach der Persönlichkeit, die schreibt, und dem Auftrag, der ihr
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gesetzt ist, gestaltet: journalistische Arbeit ist wie jede publizistische Aufgabe immer zweckbestimmt. Daher muß die Zeitungssprache in all ihrem Bemühen um sachgemäße Formulierung zunächst vor allem immer verständlich sein. Die Verständlichkeit hängt dabei zwar einerseits stark von den individuellen Merkmalen des einzelnen Lesers ab, insbesondere etwa vom Alter und vom Bildungsgrad. Hier darf die Zeitung, will sie einen großen und damit meist heterogenen Leserkreis erreichen, nicht von allzu hohen Ansprüchen ausgehen, sonst schließt sie von vornherein bestimmte Lesergruppen aus. Zum anderen hängt die Verständlichkeit auch wesentlich von sprachlichen Faktoren ab. Innerhalb der in den Vereinigten Staaten entwickelten „Readability"-Forschung hat man durch experimentelle Tests versucht, solche sprachlichen Variablen herauszufinden, durch deren praktische Anwendung man die Verständlichkeit von Texten systematisch erhöhen kann. Dabei ging man zunächst von sprachstatistischen Beobachtungen aus, wonach relativ wenige, häufig gebrauchte Worte aus einer Sprache einen verhältnismäßig großen Teil der Texte dieser Sprache ausmachen. Daß in der Sprachverwendung die Auftretenshäufigkeit der Wörter von einer unverkennbaren Ökonomie geprägt ist, hat der Amerikaner G. K. Zipf sogar in eine universale Regel, das Zipfscbe Gesetz gefaßt. Selten gebrauchte Wörter können demnach als schwierig gelten. Sucht man sie zu vermeiden, so fördert das die Verständlichkeit. Entsprechende Frequenz- und Rangwörterbücher sind in den Vereinigten Staaten durch Thorndike und Lorge, in Deutschland durch Wängler und Meier aufgestellt worden. Eine wesentliche Vereinfachung brachten die mittels statistischer Verfahren entwickelten Verständlichkeitsformeln, die nur noch wenige, rasch feststellbare Textmerkmale verwerten, ζ. B. Flesch-Formel, Farr-Jenkins-Patterson Formel. Die amerikaschen Formeln müssen jedoch für die deutsche Sprache noch geeicht werden. Schließlich hat Taylor durch den Lückentest („Cloze Procedure") ein weiteres, vergleichsweise einfaches Verfahren zur Messung von Verständlichkeit entwickelt. Dieses geht von informationstheoretischen Erkenntnissen aus, insbesondere vom Redundanzgrad sprachlicher Texte.
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Nach den allgemein erkennbaren Regeln werden Texte verständlicher, indem man ζ. B. gebräuchliche Wörter, kurze Wörter und kurze Sätze, aktivische statt passivische Formen und klar gegliederte Sätze verwendet. Förderlich ist außerdem, Sachverhalte zu personalisieren, auf „Human-Interest"-Aspekte zu achten und überhaupt eine konkret-anschauliche Darstellung zu wählen 85 . Damit ist freilich nicht behauptet, verständliche Formulierung sei zugleich auch immer stilistisch ansprechend, vielmehr kann eine wenig abwechslungsreiche Sprache leicht langweilig und spannungslos wirken. Aber der Journalist ist dennoch kein Dichter! Er muß darstellen, gewinnen, überzeugen. „Die Entsagung besteht darin, sich dem Rausch des Wortes zu verweigern und sich an die Sache zu halten. Auch der Straßenunfall beim Stadtwald will beschrieben sein 86 ." Wir ergänzen: aller Journalismus, alle Zeitungsarbeit hat das Ziel, das Zeitgeschehen zu sehen, zu erkennen, darzustellen und zu deuten. Sprache und Form sind dem dienstbar.
Vgl. hierzu u. a.: Taylor, Wilson: Cloze Procedure: a new Tool for Measuring Readability. In: Journalism Quarterly 30 (1953), S. 415 ff.; Flesch, Rudolf: A new Readability Yardstick. In: Journal of Appl. Psych. 32 (1948), S. 221 ff.; Teigeler, Peter: Verständlichkeit und Wirksamkeit von Sprache und Text. Stuttgart 1968; Scäk/z von Thun, Friedemann: Verständlichkeit von Informationstexten: Messung, Verbesserung und Validierung. In: Zeitschrift f. Sozialpsych. 5 (1974), S. 124 ff.; Langer, Inghard, Schulz v. Thun, Friedemann, u. Tausch, Reinhard: Verständlichkeit in Schule, Verwaltung, Politik und Wissenschaft. München, Basel 1974. 85
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Sieburg, F.: Schwarz-weiße Magie. Tübingen o. J., S. 110.
Literatur Im folgenden wird nur noch einmal die grundlegende, in T e x t und Anmerkungen der „Zeitungslehre" erwähnte Literatur zusammengestellt. Eine erneute Nennung aller Titel ist schon vom Umfang her nicht möglich. Zunächst werden für drei spezifische Arten wissenschaftlicher Informationsquellen (Bibliographien, Nachschlagewerke, Fachzeitschriften) maßgebliche Titel angeführt. Anschließend sind für die einzelnen Kapitel des vorliegenden Werks jene Veröffentlichungen verzeichnet, die vor allem wichtig und nützlich erscheinen. Insbesondere die Auswahl der Zeitschriftenaufsätze ist dabei beschränkt. Wenn es sich um Literatur handelt, die für mehrere Kapitel wichtig ist, so wurde sie in der Regel dort verzeichnet, w o der erste Hinweis auf sie erfolgte. I. Bibliographien Auf ermann, Jörg, u. a. (Hrsg.): Pressekonzentration. Eine kritische Materialsichtung und -systematisierung. München-Pullach, Berlin 1970. Blum, Eleanor: Basic Books in the Mass Media. Urbana 1972. Börner, Karl: Bibliographisches Handbuch der Zeitungswissenschaft. Leipzig 1929. Börner, Karl: Internationale Bibliographie des Zeitungswesens. Leipzig 1932. Dokumentation für Presse, Rundfunk, Film. Hrsg. v. Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund. Bonn-Bad Godesberg 1959 ff. (viertelj. als Beilage zur Zeitschrift Z V + ZV). Hagelweide, Gert (Hrsg.): Zeitung und Bibliothek. Ein Wegweiser zu Sammlungen und Literatur. München-Pullach 1974. Hagelweide, Gert (Hrsg.): Deutsche Zeitungsbestände in Bibliotheken und Archiven. Düsseldorf 1974. Kästing, Friederike, u. Schiller, Rüdiger (Hrsg.): Bibliographie der Werbeliteratur. Stuttgart 1962. Kempkes, Wolfgang: Bibliographie der internationalen Literatur über Comics. München-Pullach 1970.
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Personen- und Sachregister Abb6 de Geoffroy II, 73, 111 Abonnent II 92 Abonnement 165, II 140,162 ff., 172, 180, 193, 196 Abonnementpreis 1177 Abonnementzeitung I 31, II 19, 40, 55, 95, 148 f., 166 f., 170, 177, 190, 193, 205, 209, 224, 227, 236, 239 f. regionale II 119,140 Abraham a Santa Clara II 108, 112 action-story I, 170,174 Agate, James II 81 Agence France Presse (AFP) I 91,104, 116 ff. Agence Havas I 91, 93, 116 ff. Agenstvo pecati novosti (APN) I 122 Agenzia Telegrafica Stefani 193 Agitation I 15, 42, 78, 88, II 184 Aichinger, Ilse II 98 Aktualität I 17, 20, 26, 180, II 10, 54, 93, 121, 141, 159 Aktualitätsvorsprung 118, II 59, 243 Akzidenzen I 201 Akzidenzerlös II 152 ALA II 32 Allensbacher Presse-Enquete I 45, 68,71 ff., II 13 f., 49,146 ff. Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA) 127,11197 Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN) 1 9 4 ff., 104, 109 f.
Altverleger II 215 Analyse, funktionale II 39, 94 Andersch, Alfred II 98 Anekdote II 100 f. Anzeige (η) I 30, 64, 146, 167, II 34 f., 50, 58, 121, 123, 134 f., 138, 151, 171, 176 f., 178 ff., 192 ff., 197 ff., 202 f., 209 f. Anzeigen-Auflagen-Spirale II 208 Anzeigenblätter I 31, 64 Anzeigeneinnahmen I 15, 29, 31, II 151, 181, 203 ff. Anzeigenerlöse II 190 Anzeigenexpedition II 180 Anzeigenfond II 228 Anzeigenring II 35, 215 Anzeigenwesen I 73, 91, 117 Anzeigen Wirkung I 21 Aphorismus II 101 f. Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung (AfK) II 69 f. Aretino, Pietro I 60 Aristoteles 1164 f. Art. 5 GG I 26, 32, 35 f., 69, II 179, 229 f., 247 Asahi Shimbun II 177 Associated Press (AP) I 92 f., 103, 110,113 ff. Auburtin, Victor II 112 Aufgabe, öffentliche 113 f., 16 f., 25, 29, 33 ff., 63, 67, 73, II 7, 30, 38, 47, 151, 153, 169, 205, 210, 227, 231, 247 ff., 258 Aufgreifkriterium II 230
200
Personen- und Sachregister
Auflage I 27, 65, 160, II 12, 70, 161, 168 f., 173, 176 f., 192 ff., 205, 209, 219 f., 223, 237 Auflagenhöhe II 226 Auflagenkonzentration II 220 f. Aufmachung II 1 1 , 1 3 2 ff. Aufnahme II 8 f. Augustinus II 108 Ausbildungsstätten 1 5 4 Ausgabe II 34 Ausgaben II 6 0 , 1 5 1 , 1 5 3 , 1 5 4 ff., 203 ff., 220 Auskunftspflicht I 37, 141 Auslandskorrespondent II 23 ff. Autorenenquete II 22 Autotypie II 128 Aviso 159 Bab, Julius II 81 Bachmann, Hermann II 123 Bänkelsang II 106 Bahr, Hermann II 81 Balzac II 98 Bamm, Peter II 9 9 , 1 1 3 Bauer, J. Μ . II 99 Bauer, Walter II 113 Bauernschmid, Karl Eduard 112
II
Baum, Vicki II 92 Bayle, Pierre II 78 Bebel 1 6 1 Beheim-Schwarzbach, Μ . II 99 Beilage II 32 f., 120, 123, 140 Benckiser, Nikolaus II 113 Bender, Hans II 98 Bennett, James Gordon I 61, II 174 Bergengruen, Werner II 89 Bericht I 22, 39, 172, II 74 ff., 119 Berichtigung I 132 ff. Berliner Abendblätter II 37
Berliner Lokalanzeiger II 175 Berliner Morgenpost II 56, 172, 175 Berliner Tageblatt II 13 Bernhard, Georg I 61 Bernstein I 61 Bertelsmann-Konzern II 224 Bertin I 60 Berufsethik I 55, 68, II 45, 253 ff. Berufsnorm II 47, 51, 247, 255 Beschlagnahme 1 3 4 Betriebsverfassungsgesetz 1 7 1 Bezirksausgabe II 33 ff. Bezugseinnahmen I 15, 29, II 203 ff. Bezugspreis II 181 Bierce, Ambrose II 98 Bild I 26 f., 30, 48, II 28, 70, 103 ff., 118, 126 f., 198, 200 Bild am Sonntag II 178 Bildberichterstattung II 125 ff. Bilderdienst II 64 Bildfeuilleton II 70, 103 f., 131 Bildfunk 1 2 9 , 8 1 Bildjournalist I 53 Bildnachricht I 89 Bildredakteur II 131 f. Bildreportage I 40, 89 Bildschirmzeitung 1 1 9 Bildtelegraphie 1 1 3 8 BILD-Zeitung II 134, 168, 173, 177, 194, 223, 236, 240 Bingel, Horst II 99 Bismarck I 47, 92, 153 ff., II 43, 108 Blöcker, Günter II 83 Bluntschli 1153 Boll, Heinrich II 98 Börne 11 80, 108, 112 Börsenbericht I 33, 82, 163, II 38, 53 f., 58
Personen- und Sachregister Börsennachricht I 91 f., 111 Börsenverein des Deutschen Buchhandels II 86 f. Borchert, Wolfgang II 98 Boulevardblatt I 30, 81 Boulevardpresse 162 Boulevardzeitung II 9, 17, 42, 52, 73, 93, 125, 134, 140, 173, 176 Brant, Sebastian II 102 Breed, Warren II 145 f. Brissot I 60 Brockhaus I 64 Brotschrift II 135 Bruder Berthold II 108 Buchdruck 1110,154 Buchdrucker I 63 f., 67 Buchkritik 1162, II 85 f. Bücher, Karl I 80, II 169, 172, 182 Buffon, George 1165 Bulletin 159,143,1131 Bundespresseamt 1102 Bundespressekonferenz I 142 Bundespresserechtsrahmengesetz I 42, 70, II 257 Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) I 66, II 163, 167, 207, 250 BZ am Mittag II 173 Capote, Τ. II 98 Cardaun, Herrn. I 61 Carrel, A. I 60 Cavour 193 Cetto, Η. v. II 92 Chamisso, A. v. II122 Chandler, Raymond II 92 Chef vom Dienst II 10 f., 14,16 Chefredakteur I 41, 44 f., 71 f., II 10 ff., 17, 42, 147 f. Chiffreanzeige II 183
201 Chroniqueurs II 111 Cicero 1164,11108 Claudius, Matthias II 112 Clemenceau I 61 Collignon, Use II 92 Colonel Sleight II 175 Comic Strips II 106 Continental Telegraphen Compagnie 194 Cook, James II 122 f. Copy-Test II 235 Corriere de la Sera II 178 Cotta 164 Courths-Mahler, Hedwig II 94 Crane, St. II 98 Croce, Benedetto II 82 Cromwell, Oliver 1153 f. Daily Mail II 175 Daily Mirror II 178 Daily Telegraph II 175 Daudet II 98 Daumier II 108 Delane, J. Τ. I 60 Dementi 1132 ff. Demosthenes II 108 Der Spiegel II 116 Desmoulins I 60 Detailkompetenz 170 Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA) 198 Deutsche Journalisten-Union I 57 Deutsche Nachrichtenagentur (DENA) 198 Deutsche Presse-Agentur (dpa) I 92, 97 ff., 108, 110, 113, 116 Deutscher Depeschen Dienst (ddp) I 103, 110, 119 Deutscher Journalisten-Verband (DJV) I 34, 56, 62, II 22, 250
202 Deutscher Presse-Dienst (DPD) 198 Deutscher Presserat I 74,140, II 32, 67,121, 250 ff. Deutscher Werberat II 195 Deutsches Nachrichtenbüro (DNB) I 94 Dickens, Charles I 60 Diderot II 77 Die Welt 1 1 4 0 , 5 4 , 2 3 6 Die Zeit II 152 Dienst mittlerer Tageszeitungen (DIMITAG) 1 1 0 4 f. Diffusionsforschung I 79 f. Diorama II 126 Disponibilität I 26, II 241 Dissonanz, kognitive II 244 Dostojewski II 110 Druck I 24, 49, 81, II 151, 153, 154 ff., 201 Drucker 1 1 1 0 , 1 6 2 , 1 7 2 Dumas II 92 Dumont I 64 Durbridge, F. II 92 Ehrenburg, Ilja II 115 Ein-Zeitungskreise II 60, 224 f. Einblattdruck II 128, 162, 172, 179 Einheiten, publizistische II 33 f.,
60
Einnahmen (Erlöse) II 151, 172 ff., 203 ff. Einzelverkauf II 140, 164, 167, 172 ff., 193,196 Elektronisch Rechengesteuerte Nachrichtenvermittlungsanlage (ERNA) 1 1 0 2 , 1 3 5 Eliot, T . S . II 82 Emser Depesche I 89 Ente 1132 ff. Epigramm II 101 Epiktet 188
Personen- und Sachregister Erlebnisbericht II 75, 99 Erlöse II 154, 193 f., 201, 203 ERNA 1102, 135 Ernst, Paul II 98 Essay II 101 d'Ester 1 6 4 Evangelischer Pressedienst (epd) 1105 Excursionist II 123 Express II 177 Extrablatt 1 1 8 , 20 Faber 1 6 4 fact-story 1170, 173 Faksimilezeitung I 19, II 159, 168, 258 Fallada, Hans II 92 Familienanzeige II 183 Farbe I 30, II 140 f., 151, 162,
200
Farbfernsehen II 140 f. Faulkner II 98 Feature II 99 f. Federzeichnung II 128 Fernschreiben I 80 Fernschreiber I 76, 100, 134 ff., 163, II 9 , 1 5 8 Fernsehen I 13, 14, 18, 25 ff., 41, 80, 133, 151, II 33, 39 f., 76, 88, 94, 113, 125 f., 129, 140, 168, 188 f., 236, 239 ff., 245 Fernsehkritik II 39, 85, 88 Fernsprecher I 137 f. Festinger, Leon II 244 Feuilleton I 52, 161 f., 180 f., II 38, 65, 70 ff., 1 0 3 , 1 7 5 Feuilletonbild II 7 0 , 1 0 3 Feuilletonismus I 181, II 73, 107 Film I 13, 28, 52, 55, 83, 123, 141, II 39, 76, 94, 106, 125 f.
Personen- und Sachregister Filmkritik Π 39, 85, 87 Flugblatt 1 2 0 Flugschrift 1 2 4 , 6 4 Foitzik, Walter II 113 Fontane, Theodor II 79, 92, 1 1 2 , 1 2 2 f. Form I 30, 44, 166 ff., II 76, 107 Format II 134 Forster, G. II 122 Fotosatz II 158 f. Franje Soir II 178 Frank, Hans II 98 Frankfurter Allgemeine II 40, 54, 6 0 , 1 4 7 , 1 7 7 , 2 3 6 Frankfurter Zeitung II 25, 37, 53 f., 147 Franklin, Benjamin I 60, 182 Freiwillige Selbstkontrolle der Deutschen Filmwirtschaft (FSK) II 249 Fremdbild II 232 Freytag, Gustav I 61, 64 Friedrich, Η. Ε. II 124 Funk II 76 Funkmedien I 19, II 5 9 , 1 8 9 ff., 195, 241, 243 Funktionsbestimmung II 143 - der Medien 1 1 9 Furtwängler, Wilhelm Π 82 f. Fusionskontrolle II 257 Gablentz, Ο. H. v. d. II 43 Garantie, institutionelle I 32 Garrison, W . L. I 60 Garvin, J . L. I 60 Gatekeeper I 84 ff. Gegendarstellung II 228 Gegendarstellungsrecht 1 3 6 Gegenlesen II 147 Geheimhaltung 1 2 2 , 1 4 9 Geiger, Theodor II 47
203 Gelehrter Artikel II 74 Gemeinschaftsabonnement II 233 Gemeinschaftsbeilage II 33 General Council of the Press I 74 General Press Council II 250 Generalanzeiger I 64 f., II 172, 175 f., 203 Gensfleisch, Johannes II 155 Gerichtsbericht II 112 Gerichtsberichterstattung II 67 German News Service (GNS) I 98 Gerücht 1 7 9 Gesinnung I 14, 16, 40, 43, 46, 65, II 71, 73, 111 Gesinnungszeitung I 30 f. Girardin, Emile de I 61, II 91, 175 Glassbrenner, Adolf II 112 Glosse I 14, 161, 176, 179 f., 185, II 46, 51, 56, 62, 103, 117, 119, 124 Goebbels, Joseph I 65, 141, II 115 Goedsche, Hermann II 114 Görres, Joseph I 61, 154, II 108 Goethe 1 1 8 5 , 1 2 2 Goldener Schnitt II 136 Gottsched, J. Ch. II 78 Goya II 108 Greeley, Horace I 60 Greene, Graham II 98 Grimm 1 7 7 Groth, Otto II 8 5 , 1 4 7 , 209 Grundgesetz (Art. 5) I 26, 32, 35 f., 69, II 179, 229 f., 247 Grundhaltung II 11 f., 14, 45, 58, 7 4 , 1 3 6 , 1 4 3 , 1 7 6 Grundsatzkompetenz 1 7 0
204 Guadagna, Ingeborg II 124 Günther-Kommission II 214, 229 Gutenberg II 155 Gutzkow II 80 Haasenstein u. Vogler II 180 Habe, Hans II 92 Händler, freier II 164 Haentzschel, Kurt I 66 f. Hagelstange, Rudolf II 124 Hamilton, Alexander I 60 H a m m , Peter II 84 Hammann 1140 Handelsblatt II 55 Handelsteil II 53 ff., 116 Harden, Maximilian II 46, 80, 114 Harmsworth-Northcliffe, Alfred I 62, II 175 Harpprecht, Klaus II 113 Harte, Bret II 98 Havas, Charles I 91,117 Hearst 161 Hebel, Johann Peter II 98 Heimatpresse II 19, 60, 216 Heine, Heinrich II 80, 82,108 f., 112, 114, 122 Heine, Th. Th. II 108 Helwig, Werner II 124 Hemingway II 98 Henkels, Walter II 101, 113 Henry, Ο. II 98 Herder II 122 Herzl, Th. II 112 Hesse, Hermann II 107, 117 Heuss, Theodor I 74 f. Hildesheimer, Wolfgang II 99 Hitler I 42, 65, 89, 94, 141 Hitlerregime II 10, 43, 46, 74, 89, 93, 103 f., 115, 194, 248 Hochdruck II 156, 158 f.
Personen- und Sachregister Hochdruckverfahren II 128 H ö r zu II 178 Hörbild II 100 H ö r f u n k I 13, 18, 25 ff., 41, 80, 133, 151, II 40, 100, 113, 168, 188 f., 236, 239 ff. Hörfunkkritik II 88 Hogarth II 108 Holzschnitt II 128 Honorar II 22, 96 Hugenberg, Alfred I 94, II 32, 180 Hugenberg-Konzern 165 Identifikationswert I 78 Illustration II 103 ff., 131, 138, 140 Illustrierte I 23, II 96, 125 f., 242, 252 Impressumspflicht I 37, II 10 Information I 18, 28, 31, 84, 123 f., 139, II 17, 19, 26, 29 ff., 44, 48 f., 52, 59, 64 f., 83, 115 f,. 127, 141, 144, 181, 228, 231, 239, 242 ff., 257 Informationsfreiheit I 32, 124 Inhaltsanalyse II 39, 61 f. Inside-Reportage 1 4 0 Institutionelle Garantie I 32 Intelligenzblätter I 64 Intelligenzwesen II 73, 174, 179 f., 203 Intelligenzzwang I 64, II 180 Intelsat I 137 Inter-Media-Forschung II 126 Inter-Media-Vergleich I 26 International Press Telecommunication Committee 1125 International Telecommunications Committee I 137 Internationale Journalisten-Föderation I 62
Personen- und Sachregister Internationales Presse-Institut IPI 1 6 6 , 1 2 5 Interview I 40 f., II 51 IVW Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern II 196 IVW-Auflagenliste II 177 Jacobson, Siegfried II 80 Jänecke 164 James, Henry II 98 Janin, Jules II 80 Jefferson, Thomas I 60 Journal des Debats II 73, I I I Journalismus, Geschichte des I 58 Journalist I 38 ff., 43 ff., 47, 49, 56, 62, 124 f., II 47, 51, 62 f., 117, 131, 231, 239, 255 f., 258 Eigenschaften des I 44 Journalistenausbildung I 48 ff., 53 f., II 251, 253, 256 f. Jouy, Etienne II 109 Jugend II 112 Jugendschutz 135 Kabelfernsehen II 59 Kästner, Erhart II 124 Kästner, Erich II 99 Kampfbild II 104 ff. Kant, Immanuel I 148, II 78 Kapazitätsauslastung II 201 Kapital II 154, 201 Kapitalbedarf II 160, 227 Karikatur II 51,104 ff., 126 Kaschnitz, Marie-Luise II 99 Katholische Nachrichten-Agentur(KNA) 1106 f. Keller, Friedrich Gottlob II 160 Kerr, Alfred II 80 ff. Ketteier, v. I 61
205 Kino II 87 Kisch, Egon Erwin II 115 Klatsch 179 Kleine Form II 73 f., 111 f., 114 Kleinanzeige II 183 f., 199 Kleist, Heinrich v. I 61, II 37, 98 König, Friedrich Wilhelm II 155 ff. Koeppen, Wolfgang II 124 kognitive Dissonanz II 244 Kogon, Eugen II 43 Kollegialverfassung II 147 Kolping I 61 Kolumnist 144,11112 Kommentar I 14, 83 f., 156, 159, 172, 176, II 14, 36, 61, 66, 119, 124 Kommunalpolitik II 69 Kommunikation II 23, 26, 70, 127, 144 Kommunikationsforschung 149, 55, 84, II 231, 240 ff. Kommunikationspolitik II 214, 227, 231, 234, 257 Kompetenz I 51, II 16, 47 Kompetenzabgrenzung I 35, 69 f., II 257 Konflikt 11143,148 Konsalik, Heinz G. II 92 Konsonanz I 86, II 105, 246 Kontingentierung II 161 Kontroll- und Reflexionshypothese I 153 Kontrolle, soziale 1149 Konzentration II 217 - , publizistische II 219 Konzentrations-GmbH II 49 Kooperation II 35, 167, 171, 212 ff. Koordination II 13 ff., 144 Korn, Karl I 64, II 113
206 Korrespondent I 59, 99 f. Korrespondenz I 22, 65, 91, II 18, 20, 28 ff., 57, 88, 119, 121, 144, 170 Korrespondenzdienst II 118 Kossak, Ernst II 112 Kosten II 153 f., 193 f. Kostengesetz II 172,203 ff., 212, 216, 227 Kracauer, Siegfried II 87 Kraus, Karl I 159, II 46, 102, 112 Kreuz-Zeitung II 114,153 Kreuzworträtsel II 39 Kriegsberichterstattung II 27 Kritik I 14, 43 f., 51, 180, 185, II 37, 45 ff., 49, 59, 62, 65 f., 74, 76 ff., 102, 116, 123 f., 144 Krüger, Horst 11113,124 Kühn, Gustav II 106 Kürnberger, Ferdinand I 158, 160, II 112 Kultur II 70 ff., 90 Kumulation II 246 Kunstkritik I 180, II 73, 78, 84, 86, 88
Kuppelprodukt I 29, II 181 Kurszettel II 53 f. Kurth-Hollmann I 176 Kurzartikel (Entrefilet) 1179 Kurzgeschichte I 167, 181, II 74, 97 ff., 104 Landespressegesetze I 34 ff., 42 f., II 10 f., 179, 202, 257 Landesverrat, publizistischer II 51 La Presse 1191,175 Lassalle, Ferdinand I 63, II 108, 181 f. Laube II 80
Personen- und Sachregister Layout II 133 Lehmbruch, Gerhard II 43 Leitartikel I 14, 156, 161 f., 167, 176 ff., 185, II 49, 51, 57, 66,111,116 Leitartikler I 39, 43 f., 176 ff. Lenz, Siegfried II 98 Leonhardt, R. W. II 85 Lepsius, Rainer II 47 Lesegesellschaft II 233 Leser 13, 21 f., 27, 30, 42, 47, 49, 78, 167, 176 f., 180, II 11, 16, 18 ff., 23, 28, 33 f., 36, 38, 44, 49 f., 53, 56, 58 f., 61 ff., 66 f., 69, 72, 87, 90, 94 f., 103, 121, 124, 129 f., 136 ff., 154, 163, 169 f., 172, 174, 181, 183 - pro Exemplar II 237 Leseranalyse I 27, II 16, 56, 197, 239, 243 Leserbrief II 23, 62 Leserinteresse II 238 Leserkreis II 235, 239 - , kumulativer II 235 - pro Nummer II 235 Leserschaftsforschung II 234 ff., 246 Lessing, G. Ε. I 61, 183 f., II 74, 78, 102, 130 Lewin, Kurt I 84 Lichtbild II 125 ff. Lichtenberg II 101, 112 Lichtsatz II 158 f. Liebermann, Max II 110 Liebknecht 161 Linotype II 157 Lippmann, Walter I 60 List, Friedrich II 108 Literaturkritik II 82, 86, 97 Lithographie II 126 Lizenzierung I 65 f., II 48, 152, 212 f., 215
Personen- und Sachregister Locke, John I 147 Löns, Hermann II 111 Lohndruck 11152,215 Lokales II 9 Lokalmonopol II 60 ff., 225,
228
Lokalredakteur II 35, 63 ff., 69 f., 119 Lokalredaktion 1 5 2 f. Lokalteil Π 34, 37, 40, 59 ff., 131, 175 Loret, Jean II 111 Losowsky, S. Α. 1 1 2 0 Lückentest 1 1 8 6 Lützeler, Heinrich II 83 Luft, Friedrich II 83, 110, 113 Luther 1133, II 108 Lyrik 1181, II 102 f. Mackensen, Lutz I 159 Majunke, Paul I 61 Malamud, Β. II 98 Mallmann, Walter I 69 Mannheim, Karl II 47 Mansfield, Katherine II 98 Marat I 60 Markenartikelanzeige II 184 Markenartikelwerbung II 199 Marktanteilsbegrenzung II 228 ff. Markteintrittschancen II 201, 227 Marx, Karl II 181 Massenkommunikation 1 1 3 Massenmedien I 13, II 23, 105, 242, 245, 258 Massenpresse I 61, 64 f., II 56, 163, 174 ff., 1 8 0 , 1 8 3 , 2 0 9 Mater II 31 f., 95, 104, 157, 171 Materndienst 165 Maugham, W. Somerset II 81, 98
207 Maupassant II 98 McCullers, C. II 98 Media-Analyse (ΜΑ) II 197 Mediengewerkschaft 1 5 7 Medienkunde 1 5 5 Mediennutzung I 27, II 234, 241 Medienwirkung II 245 f. Meinung, öffentliche I 147 ff., II 245 Meinungsbildung I 15, 21, 24, 28, 32, 38, 4 4 , 7 9 , 87 f., 147 ff., 156, 158, 172, II 17, 37, 44 f., 48, 54, 65, 69, 125, 181, 212, 247, 250, 257 Meinungsfreiheit I 33, 70 Meinungsführer 1 7 9 Meinungsstilform I 176 ff., 181 Meisenbach, Georg II 128 Menken, Η. L. I 60 Mergenthaler, Ottmar II 157 Merimee II 98 Merveldt, Eka v. II 124 Metteur II 141 Michel-Bericht I 28, II 170, 201, 214 Michel-Kommission II 150, 152 f., 201, 214 f. Mirabeau 1 6 0 Mitarbeiter I 42 - fester 1 5 8 - , freier I 44, 56, 58, 102, II 16, 21 ff., 1 1 9 , 1 2 1 Mitbestimmung I 71, II 13 Mitgliedsrolle II 114 Mittel, graphische I 30 Moeser II 112 Monotype II 157 Moritz, K. Ph. II 122 Moser, F. Κ. v. II 43 Mosse 1 6 5 Mostar, G. Η. II 99
208 Müller-Marein, Josef II 113 Münzer, Thomas II 108 Mütze I 179 Mündt II 80 Musik II 77 Musikkritik 1 1 8 0 , 1 1 8 5 Mussolini II 115 Nachricht(en) I 14, 17 ff., 25 ff., 38 ff., 58 f., 64, 76 ff., 159,167, 176, II 8, 18, 28, 30 f., 36 ff., 44, 50, 53, 61, 74 ff., 103, 119, 125, 129, 133, 139, 146, 162, 171, 178 - , Fehlerquellen der I 81 ff. - , harte I 78, 97, 171 - w e i c h e 1 7 8 , 9 7 , 171 Nachrichtenagenturen I 90 ff., 126, II 20, 25, 131, 144, 158 Nachrichtenbüros I 59, 90 ff., 146, II 28, 119 Nachrichtendienst I 13, 22 f., 59, 77, 83, 100, 104, 111, II 37 f., 56, 64, 118, 156, 171, 181 Nachrichtenmagazin I 41, II 115 f., 224 Nachrichtenmittel I 18, 29, 49, 59, 76 f., 80 f., 134 ff. Nachrichtenorganisation, internationale 1123 Nachrichtenpolitik I 64, 87 ff., 132, 139 ff., II 44 f. Nachrichtenredakteur 1 5 9 Nachrichtensammlung 1 3 9 Nachrichtensatelliten I 81 Nachrichtenschock I 88 f., 132, II 44 Nachrichtenselektion I 83 ff., 132 Nachrichtenstilform 1 1 6 8 ff. Nachrichtentechnik I 30, 134 ff. Nachrichtenverkehr I 63, 80
Personen- und Sachregister Nachrichtenwert I 85 ff., 91, 154 Nachrichtenwesen, deutsches I 93 ff. Napoleon II 36, 108 Nebel, Gerhard II 124 Nebenausgabe II 33 ff. Netzätzung II 128 Neue Post II 178 Neue Rheinische Zeitung II 92 Neue Zeitungen II 162 New York Herald II 174 New York News II 178 News of the World II 178 Nick, Dagmar II 124 Ntepce, Niciphore II 126 Nietzsche 1158, II 71 Noelle-Neumann, Elisabeth I 150, II 149 Norddeutsche Allgemeine Zeitung 1140 Novalis II 232 Novosti I 122 Nußberger, Ulrich II 49 Objektivität I 28, 83 O'Connel II 108 öffentliche Meinung I 147 ff., II 245 Öffentlichkeit I 13 f., 22 ff., 27, 38, 40, 44, 56, 74, 84, 89, 91, 139, 149, II 10, 16, 19, 23, 29 ff., 36 ff., 53, 56, 59, 63, 67, 70 ff., 76 f., 85, 93, 105, 118, 154 f., 160, 187 f., 211 Öffentlichkeitsarbeit I 146 öser, Rudolf I 61 Offenlegungspflicht I 35, II 153,
202
Offsetdruck II 1 2 8 , 1 5 6 f., 159 Ombudsman II 228 Organtheorie 1153 f. Ossietzky, Carl v. II 4 6 , 1 1 5
Personen- und Sachregister Pamphletaires 160 Panorama II 126 Papier I 134, II 151, 153, 160 ff., 169, 206 Papierpunkt II 209 Parlamentsberichterstattung II 51 f. Parteizeitung II 40, 227 Paul, Jean 1165 Pausanias II 122 Pawek II 104 Pechel, Rudolf II 89 Peel, Robert I 153 Penzoldt, Emst II 113 Periodizität I 20 ff., 26, II 172, 233 Persönlichkeitszeitung 164 Personalkosten II 170 Petersburger Telegraphen-Agentur 1120 Pezzl, Johann P. II 112 Photo International I 97 Photographie II 126,128 Photomontage II 129 Plakat I 20, II 126, 188, 199 Plato 1164 Poe, Edgar Allan II 98 Polgar, Alfred II 112 Politik II 9, 38, 40 ff., 57 f., 73 ff. Porter, Κ. Α. 1198 Porträt II 103 Posse, Ernst I 61 Post I 21, 29, 81, 138, II 8, 163, 172 Postmeister I 63, II 162 Postzeitungsdienst II 165 f., 202 Prawda II 177 Presseamt II 18, 65 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 1143 Presseausschuß II 228
209 Pressedienst 1141 Presse- und Informationsdienst I 59 Pressefreiheit I 32, 69, 74, II 45, 50, 161, 179, 251 f., 256 - , äußere I 34, II 229 f. - i n n e r e I 35, 42, 68 ff., II 13, 62, 257 f. - , Schranken der I 35 f. Pressefusionskontrolle II 229 f. Pressegewerbefreiheit I 70 Presseinhaltsdelikt 143 Pressekodex II 48, 211, 253 ff. Pressekonferenz I 141,145 Pressekonzentration I 35, 69, II 19, 32, 33 ff., 60, 96, 153, 208, 212 ff., 250, 258 Pressekonzern I 35, 65 Presse-Ombudsman 137 Presseordnungsdelikt 143 Presserat I 37 Pressereferent II 26 Pressestatistik II 33, 213 Pressestatistikgesetz I 35, II 32, 202, 257 Pressestellen und -ämter 1139 ff. Pressestenograf I 137, II 9 Pressestiftung II 229 Pressetheorie, sozialistische I 88 Pritchett, V. S. II 98 Privilegierung 164 Prodikus II 116 Professionalisierung II 257 Progress-Presseagentur (ppa) I 109 Propaganda I 42, 60, 65, 95, 120 f., 141, 157, II 17 f., 27, 184, 249 Propagandakompanie (Ρ. Κ.) II 27 Proust, Marcel Π 98
210 Public Relations I 145 ff., II 29, 117, 185 Publikum I 13, 21 f., 148, 151, 154, II 37 f., 71, 77, 79, 81, 88, 90, 97, 144, 169 f., 234, 239 f., 247 Publikumsforschung I 27 Publikumszeitschrift II 163, 178, 191, 196, 224, 237 Publizist II 24 Publizistik II 45, 71, 107, 109, 116, 246, 251 Publizistikwissenschaft I 4, 49, 54 f., II 227 Publizistische Einheiten I 102, II 33 f., 60, 219 Publizistischer Landesverrat II 51 Publizität 126,11179 Pückler-Muskau, Hermann v. II 122 Pulitzer 161 Quintilian 1164 quote-story 1170, 175 Rabener, G. W. II 102 Radecki, Sigismund v. II 113 Ranke 1156 Read, Herbert II 85 Readability-Forschung 1186 Readers Digest II 178 Rebmann, G. F. II 122 Rechtsform II 153 Redakteur I 33, 35, 39, 41 f., 44 f., 48, 57 ff., 64 f., 68 ff., II 7 ff., 14, 21 ff., 30, 62, 69, 90, 139, 141, 143, 146, 170, 244, 248, 257 - , verantwortlicher II 10 f. Redaktion I 41 f., 48 f., 56, 69, 73, 85, II 7 ff., 21, 70, 95, 123,
Personen- und Sachregister 131 f., 140, 142 ff., 151, 153, 170, 206 - , politische I 51 technische II 120 Redaktionsbeirat II 228 Redaktionsetat 171 Redaktionsgemeinschaft I 44, II 20, 35, 40, 60, 215 f. Redaktionskonferenz II 13 ff., 147 Redaktionskosten II 169 ff. Redaktionsmaterial II 170 Redaktionssekretariat II 8 f., 17 Redaktionsstatut I 70, 72, II 258 Rede 113,162 Redigieren II 20 Regionalpresse II 175 f. Reichspressegesetz I 32, 43 Reichspressekammer 166 Reichsverband der Deutschen Presse I 33, 62 Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger I 65 Reichweite I 27, II 193, 235 ff. Reid, W. I 60 Reisereportage I 40, II 73, 124 Reiseteil II 121 ff. Reklame I 145 f., II 182, 184 ff. Relation 159 Remittenden II 168, 193, 196 Renaudot, Thiophraste II 179 f. Renier, ί έ ο η 1117 Reportage I 39 f., 159, 172, II 9, 65, 75, 99 f., 103, 113, 119 f. Reporter I 39 f., 59, II 24 f., 76, 127 f. Reproduktionstechnik II 159 Reptilienfonds 1140 Ressort(s) I 50 ff., 159 f., II 9, 15, 17, 36 ff., 39 f., 116, 131, 144,148, 238 Ressortkonferenz II 14,147
Personen- und Sachregister Ressortleiter I 44 f., II 14 f., 147 Reuter I 91, 117 Reuter, Herbert I 111 Reuter, Paul Julius 1111 Reuter's Ltd. I 92, 103, 108, 110, 111 ff. Revolverjournalismus I 36 Revolverjournalist 160 Revue de Paris II 91 Rezipient I 27, 87, 151, II 239, 245 Rheinische Nachrichtenagentur (Rheina) 198 Rheinische Post II 177 Rheinische Volkshalle II 147 Rheinischer Merkur 1154, II 36 Rhetorik I 30, 164 f., II 108, 200 Richter, Josef II 112 Richtlinienkompetenz 171 Riepl, Wolfgang I 80 Rivarol 160,11114 Rochefort, H . de 160,1146 Roman II 74 Romanvertrieb II 96 Ross 1149 Rosta I 120 Rousseau, Jean Jaques I 147 f., Rotationspresse II 156 150 rtv II 33 Rückkopplung II 23 Rühl, Manfred 11142,146 Rundfunk I 25 ff., 52, 55, 83, 123, 132, 141, II 94, 100, 214 Rüssel II 27 Rutz-Sieverssche Typenlehre I 166 Saroyan II 98 Satelliten I 81, 125,136 f. Satire II 102
211 Satz I 24, 49, 81, II 137, 151, 153, 154 ff. Schäfer, Wilhelm II 98 Scheffer, Paul II 13 Scherl, August I 61, 65, II 175 Schiller II 102 Schlagzeile II 139, 198 Schlegel, Friedrich II 82 Schlesinger, Paul II 112 Schmitt, Carl II 43 Schnellpresse II 155 Schnurre, Wolfdietrich II 99 Schopenhauer I 158, 165, II 232 Schranken der Pressefreiheit I 35 f. Schrift II 135 f., 198 Schriften II 155 Schriftleitergesetz II 10, 249 Schubar II 92 Schubarth I 61 Schütz, Walter J. II 213 Schultze-Pfälzer II 185 Schulz, R. II 149 Schulz, Rüdiger II 146 Schumann, Robert II 79 Schumpeter, Joseph Α. II 47 Schurz, Karl I 60 Schweigespirale 1150 Schweitzer 161 Scott, C. P. I 60 Selbstkontrolle I 32, 37, 74, II 186,195, 249 ff. Selektion I 151, II 244 f. Selektive Wahrnehmung II 244 f. Sensation II 9, 42, 46, 52, 66 ff., 120,126, 173 Serie II 51, 97, 99 f., 131 Setzmaschine II 157 Seume, J. G. II 122 Shaw II 82 Sicherstellung, vorläufige 1 3 4
212 Sieburg, Friedrich II 83, 109, 114 Siemenshellschreiber 1136 Simplizissimus II 112 Sitzredakteur II 11 Skasa-Weiss, Eugen II 99 Sonnenschein, Carl II 112 Sonntagsblätter 124 Sonntagszeitungen II 178 Sorgfaltspflicht I 37, 42 f., II 63, 121 Sostschenko, Michail II 98 Sowjetisches Nachrichten-Büro (SNB) I 94 Sozialisation I 55, II 145 Spaltengliederung II 134 Speidel, Ludwig II 112 Spender, J. Α. I 60 Spiegel-Affäre II 50 Spiegeltheorie I 153 Spiel, Hilde II 113 Spielhagen II 92 Spitze 1179, II 56, 65 f. Spitzer, Daniel II 112 Sport 1162,119 Sport-Informationsdienst (sid) I 109, II 119 Sportredakteur II 119 Sportredaktion 153 Sportreportage 140 Sportteil II 38, 116, 117 ff. Sprache I 158 ff., II 25, 76, 113, 119 f., 126, 200 Springer-Konzern II 32, 223 Staaten, totalitäre I 110 Staatsjournalismus I 64 Standort II 154 Standortpresse G m b H I 104 Starch, Daniel II 138 f. Stefani, Gugliemo I 93 Stein, Adolf II 115 Steinbeck II 98
Personen- und Sachregister Stempelsteuer II 174 f. Stereotypen I 86 Stereotypie II 156 f. Stern II 178 Sterne II 122 Stifter, Adalbert II 112 Stieler, Caspar v. 1158 Stil I 160, 164 ff., 181 ff. Stilformen I 55, II 238 Stilistik I 164 ff. Stockmaster I 108 Stoffbearbeitung II 9, 30, 36 ff. Stoffbeschaffung II 7 f., 18 ff., 171 Stolper, Gustav I 75 Straßenhändler II 164 Straßenverkauf II 9,162 Straßenverkaufsblatt I 81 Straßenverkaufspresse I 62 Straßenverkaufszeitung I 21, 31, II 40, 55, 99, 140, 164, 168, 173, 177, 194, 205, 223, 227, 236 Streit, Conrad II 124 Streuversand II 166 Sue, Eugene II 92 Süddeutsche Nachrichtenagentur (SUEDENA) 198 Süddeutsche Zeitung II 236 Swift, Jonathan II 102 System, soziales II 8, 143 Systemtheorie II 143 Tabloid II 173 Tagesablaufstudie II 241 Tageszeitung II 163, 224, 237 Tarifvertrag I 57, II 23 TASS I 96, 104, 120 ff. Tatsachenbericht II 97 Tausenderpreis II 194 Taylor 1186 Technik I 24, II 7 f.
Personen- und Sachregister - der Zeitung I 29 f., 49, 56, II 150 ff. Telefon II 9 Telegraphen I 81 Telegraphen-Union (TU) I 94 Telegraphie I 134 Teletypesetter (TTS) II 158 Tendenzschutz I 71 The Exchange Telegraph Comp. Ltd. I 113 Theater I 52, II 76 f., 103 Theaterkritik I 180, II 38 f., 73, 79, 85 ff. Thematisierung I 151 Thoma, Ludwig II 112 Tiefdruckverfahren II 128 Times II 25, 27, 39, 111, 156 Tönnies, Ferdinand 1 1 5 4 f., 185 Torberg, Friedrich II 113 Totalitäre Systeme I 15, 30, 42, 66, 80, 88, 93, 110, 125, 141, 151, 157, 171 f., 180, II 17, 224 Treitschke, Heinrich v. II 112 Trivialliteratur II 90 Troll, Thaddäus II 99 Tschechow, Anton II 98 Tucholsky II 46, 115 Typen der Zeitung I 30 f., 160 Typograph II 157 Typographie II 67, 133, 136, 155,199 Überschneidung II 239 Ullstein I 65 Umbruch I 42, 49, 167, 169, Π 11, 132 ff., 173 Umfrage II 197, 234 ff. UN I 88, 123 United Press Association (UP) II 115 United Press International (UPI) I 103, 115
213 Universalität I 23, 26, II 36, 239 Universitätsstudium I 50, 52, 53 f. Unterhaltung I 24, 38, II 39, 72 ff., 90 ff., 125, 144, 239, 242 f. Unterhaltungsstilform I 180 f. Unterscheidung der Medien I 25 Valentin, Karl II 112 Verantwortung I 43, II 7, 45, 47, 65, 90, 256 Verbreitung I 27, 29 f., II 19, 53, 154, 178, 181, 183, 191 f., 205, 208, 226 Verein der Auslandspresse I 142 Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH (VWD) I 107 ff., 113 Vereinszeitung I 22 Verjährung I 43 Verkauf II 151, 172 ff. Verkaufsauflage II 168,176, 237 Verkaufseinnahmen II 151 Verlag II 7 f., 16, 151 ff., 167, 170, 177, 183, 190, 200 f., 216 ff., 224, 230 Verlagskonzentration II 218 Verleger I 35, 38, 42, 57, 62 ff., 66 ff., 74, II 7 ff., 10, 13, 15 f., 146, 149, 177, 210, 248, 257 f. Verse II 102 f. Verständlichkeitsformeln 1 1 8 6 Verstärker-Hypothese I 14 Verstärker-These 244 f. Vertrieb I 56, 81, II 28, 34, 141, 151, 153, 158, 162 ff., 167, 169, 173, 203, 205 Vertriebsformen II 164, 168 Vertriebsgemeinschaft II 167 Vertriebsgesellschaft II 167 Vertriebsweg II 164
214 Villemessant I 60 Vollredaktion I 102 Volontär I 57 f., II 146 Volontariat I 55 f., II 70 Voltaire II 102 Vossische Zeitung II 53, 74, 79, 123 VWD II 56 Wagener, Hermann I 61, 179 Wagner, F. Α. II 124 Wahrnehmung, selektive I 14, II 244 f. Walchner, Franz II 35 Waiden, Matthias II 113 Waugh, Evelyn II 98 Weber, Max II 43 Weerth, Georg II 92 Wekherlin 1 6 1 Weltagenturen 1110 ff. Werbeagentur II 1 8 0 , 1 8 7 Werbedurchführende II 195 Werbefernsehen II 214 Werbemittler II 195 Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel (WBZ) II 164 Werbeschaffende II 195 Werbeträgeranalyse II 197 Werbeträgerforschung II 197 Werbetreibende II 195 Werbeumsätze II 189 Werbewert der Zeitungsanzeige II 192 Werbewirkung II 192 f., 198, 200 Werbewirtschaft II 186 Werbung I 21, 146, II 151, 178 ff., 182, 184 ff. Westdeutsche Allgemeine II 177 Wettbewerbsverzerrung II 214, 227 f. Weyrauch, Wolfgang II 99
Personen- und Sachregister Wiehern I 61 Wickenburg, Erik Graf II 113 Wieland I 152, 154 Wilson, Angus II 98 Wipro Π 32 Wirkung 1 1 3 f., 20, 2 6 Wirkungsforschung 114, II 234, 246 Wirtschaft 119 Wirtschaftsführung I 24 f., 29, 67, II 7 f., 169, 208, 216 - der Zeitung II 150 ff. Wirtschaftsredaktion I 51 f. Wirtschaftsteil II 53 ff., 116 Witzzeichnung II 104 Wochenblatt I 22, II 96 Wohmann, Gabriele II 99 Wolfe, Thomas II 98 Wolff, Bernhard I 92 Wolff, Theodor I 61, II 109 Wölfisches Telegraphenbüro (WTB) I 92, 94 Wrolstad, Merald Ε.
II 137
Zabel 1 6 1 Zahn, Peter v. II 113 Zang, August I 61, II 209 Zeichnung I 30, II 103 ff. Zeit 1 8 5 Zeitbudget II 241 Zeitdruck I 45, 47, 85, 87, II 9, 148 Zeitgedicht 1 1 8 1 Zeitgeist 1 1 5 2 , 1 6 1 Zeitschrift I 19, 23, 55, 60, 180, II 46, 78 f., 101 f., 175, 209, 224, 230, 239 f., 242, 247, 257 Zeitung II 224, 242, 247, 257 Begriffsbestimmung 1 1 6 ff. - . T e c h n i k der I 29 f., 49, 56, II 150 ff. - . T y p e n der I 3 0 f . , 160
Personen- und Sachregister Wirtschaftsführung der II 150 ff. Zeitungsdeutsch I 158 ff. Zeitungsbezugspreis II 176 Zeitungsdichte II 60, 224 ff. Zeitungsgemeinschaft II 19, 32 Zeitungsgewinn II 206 f. Zeitungskopf II 48, 134, 198 Zeitungsmantel II 33 ff., 219 Zeitungspraktiker II 233 Zeitungspreis II 173 f. Zeitungsring II 171 Zeitungsroman I 167, 181, II 28, 72, 90 ff., 104,175 Zeitungssterben II 217 Zeitungstitel II 34 Zeitungstypen II 170, 175, 239 Zellenanalyse 172 Zensur I 34, 64, 124, II 27
215 Zentralausschuß der Werbewirtschaft e.V. (ZAW) II 194, 210 Zentralredaktion II 35 Zeugnisverweigerungsrecht 133, II 257 Zifferanzeige II 183 Zipf, G.K. 1186 Zipfsches Gesetz 1186 Zivilisation II 71 Zola, Emile I 60 Zumbro, Karl II 92 Zuschauer I 25 ff. Zuschußhändler II 164 Zustelldienst II 167 Zwangsabonnement I 67 Zweit-Zeitung II 228 Zwischenzeilenarbeit II 89 Zwischenzeiten I 90, II 130
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Walter de Gruyter Berlin-New York
E. Dovlfat J. Wllke
Zeitungslehre
E. Dovlfat (Hrsg.)
Handbuch der Publizistik
u. NuSberger
2 Bände. 6., neu bearbeitete Auflage. 1976. (Sammlung Göschen, Bde. 2090, 2091) I. Theoretische Grundlagen, Nachricht und Meinung, Sprache und Form 216 Seiten. Kartoniert DM 14,80 ISBN 3 11 006821 4 II. Redaktion, die Sparten, Verlag und Vertrieb, Wirtschaft und Technik, Sicherung der öffentlichen Aufgabe 285 Seiten. Kartoniert DM 16,80 ISBN 3 11 006822 2 Unter Mitarbeit führender Fachleute 3 Bände. Groß-Oktav. Ganzleinen I. Allgemeine Publizistik 2., durchgesehene Auflage. XII, 334 Seiten. 1971. DM 42,- ISBN 3 11 001966 3 II. Praktische Publizistik. I.Teil XVI, 583 Seiten. 1969. Neuauflage geplant III. Praktische Publizistik. 2. Teil XVI, 656 Seiten. 1969. Neuauflage geplant
Die Mechanik der Pressekonzentration Groß-Oktav. 141 Seiten. Mit 22 Figuren. 1971. Gebunden DM 38,- ISBN 3 11 001975 2
H.-J. Hoffmann
Psychologie und Massenkommunikation Planung, Durchführung und Analyse öffentlicher Beeinflussung Groß-Oktav. 248 Seiten. Mit 60 Abbildungen, 34 Tabellen, 28 Tafeln. 1976. Plastik flexibel DM 28,ISBN 3 11 006621 1 (de Gruyter Lehrbuch) Preisänderungen vorbehalten