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German Pages 507 [508] Year 2008
Weimarer Arnim-Ausgabe Werke und Briefwechsel
Ludwig Achim von Arnim Werke und Briefwechsel Historisch-kritische Ausgabe In Zusammenarbeit mit der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen herausgegeben von Roswitha Burwick, Lothar Ehrlich, Heinz Härtl, Renate Moering, Ulfert Ricklefs und Christof Wingertszahn
Bandii
MAX N I E M E Y E R V E R L A G T Ü B I N G E N 2008
Ludwig Achim von Arnim Texte der deutschen Tischgesellschaft Herausgegeben von Stefan Nienhaus
MAX N I E M E Y E R VERLAG TÜBINGEN 2008
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ü b e r http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-15600-5 (Gesamtwerk) ISBN 978-3-484-15611-1 (Band 11) © Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2008 Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG http://www. niemeyer. de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimm u n g des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere f ü r Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz: pagina GmbH, Tübingen Gesamtfertigung: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Inhalt Texte der deutschen Tischgesellschaft 1
(Mitgliedervorschläge.)
3
2 3 4 5
Vorschlag zu einer deutschen Tisch-Gesellschaft Bericht Stiftungslied der deutschen Tischgesellschaft Tisch-Reden der deutschen Tischgesellschaft vom 18ten Januar 1811 bis (...) Göthe und Schiller. Tafelspruch a m Bundestage (Brentano:) Vorschläge zur aüßeren Verzierung der deutschen christlichen Tischgesellschaft (Brentano:) Vorschläge E i n f ü h r u n g des gelehrten Canarienvogels (Brentano und Arnim:) Vorrede; (...) I. Ernst. Bürgermeister Jochim Appelmann (...); Scherz. Der Professor N.N. in Gießen (...); II Ernst. Herrliche Treue deutschen Ritters Dietz von Schauenburg (...); Scherz
4 6 8
6 7 8 9
10
10 14 16 18
22
(Brentano:) (Vorschläge zur Einteilung der Tischgesellschaft in Stände)
28
11
(Brentano:) (Philistersubscription)
31
12
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
38
(Kupfertafel)
89
12b
(Entwurfzeichnung Arnims zur Philisterabhandlung Brentanos)
13 14
(Bodmann:) Buchsenfest. H v. Bodmann (Staegemann:) Bei d e m feierlichen Leichenbegängniß des Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen (Vorschläge) (Beckedorff:) Pro Memoria (Fort ins Freye)
15 16 17
V
.
90
91 91 93 94 95
Inhalt
18 19
Die Glockentaufe Ueber die Kennzeichen des Judenthums. Bericht von einem der Mitglieder des gesetzgebenden Ausschusses . . .
97
19A
{Variante 1 zu Nr. 19)
129
19B
(Variante 2 zu Nr. 19)
131
19C
(Variante 3 zu Nr. 19)
138
19D
(Variante 4 zu Nr. 19)
147
20
Anfrage
148
21
(Beckedorff:) (Abschiedsrede}
151
22
(Deutscher Sprecher)
155
23
(Beuth:) (Über die Juden als Patronatsherren)
158
24
(Rundschreiben zum Itzig-Skandal)
160
25
(Rede zum Itzig-Skandal)
161
26
Am Geburtstage des Königs 1811 in der deutschen Tischgesellschaft
176
27
(Vorschläge für kulturelle Aktivitäten)
178
28
(Fichte:) (Rede zur Übernahme des Sprecheramtes)
179
29
(Fichte:) T a g b l a t t
182
30
Meine Rückkehr nach Weimar d. 25 August nachdem ich im Winter vor drey Jahren davon Abschied g e n o m m e n hatte
184
31
(Brief an die Tischgenossen)
188
32
(Staegemann:) Zur Secularfeier des 24sten Januars
189
33
(Bericht von der Reise nach Weimar und Frankfurt)
190
34 35
194
36
D e m 24 Januar 1813 Umlaufschreiben an die Mitglieder der deutschen Tischgesellschaft (Dem 24sten Januar 1814)
198 200
37
(Rede von 1815)
202
107
37 Β1 (Notizen zu Nr. 3 7 )
210
37 B2 (Entwürfe zu Nr. 3 7 )
210
38
211
(Brentano:) (Blücher)
VI
Inhalt
Kommentar Zu dieser A u s g a b e
233
Editorische A b k ü r z u n g e n und Zeichen
238
Abgekürzt zitierte Literatur
240
Die Geschichte der deutschen Tischgesellschaft Die G r ü n d u n g
246 246
Die Organisationsform
250
Die Mitgliederstruktur
253
Die politische Tendenz
259
Preußischer Nationalismus
259
Deutscher Nationalismus
261
Antisemitismus
263
Wirkungsgeschichte
265
Chronik der Geschichte und W i r k u n g der deutschen Tischgesellschaft
268
Zu den Texten der deutschen Tischgesellschaft
295
Verzeichnis der Mitglieder Personenregister
458 483
VII
TEXTE DER DEUTSCHEN TISCHGESELLSCHAFT
1 M
5
io
15
20
25
Iffland Reimer Röder Theremin Fink Hermsdorff Biener de Wette Erman ν Buch Klaproth
Bernhardt Amuller Kleist Pistor Arnim Brentano Savigni Raumer 1 " 2 Beckendorf Bury Genelli PLignowski Luck Weiss Alberti LaRoche Fichte Schleiermachei Niebuhr Staegemann Schulz Reichardt Otto
Finke Sch(xxx), Schinkel Schickler Möllendorf ν Pfui Prinz Hohenzollern P. Radzivil Langermann Göschen Fr. Horn. Zchock. Clausewitz Siebmann Eichhorn Schmelting ν Bülow Wolfarht ν Voss.
G.v.Dohna
Gf Ingenheim vGerlach Reil 30 Kohlrausch Vornel. Ruiss Flemming Wollang 35 Lichtenstein Zelter 3
Nr. 1
Wenn ich sitz an weiß gedeckter Tafe(l) Und die hohen Schusseln rauchen Heimlich suchen schon die ersten Augen Nach dem Wein, ob er mag taugen, Ist er gut, dann ist die höchste Stufe Dieses Erdenlebens froh erstiegen, und ich lasse mich von fernen Illigers Terminologie des Thier und Pflanzenreichs Helmstedt 1800 Fleckeisen Koch's bot. Handbuch Magdeburg Heinrichs Sohn 1808 I—III
40
45
50
2.
V o r s c h l a g zu e i n e r d e u t s c h e n
Tischgesellschaft.
Es wird mit dem Anfange des Jahres 1811 eine, so Gott will, fröhlige deutsche Tischgesellschaft alle vierzehn Tage Dienstags zum Mittagessen zusammenkommen; der Ort (beym Wirthe des Casino soll der Zahl dieser Gesellschaft angemessen ausgewählt werden, der Preis des 5 Mittagessens ist auf einen Thaler festgesetzt. Den 18ten Januar am Krönungstage ist die erste Versammlung dieser Gesellschaft angeordnet, dieser Stiftungstag soll alljährlich wiedergefeiert werden. Niemand ist verpflichtet an jedem Versamlungstage zu erscheinen, 10 als der S p r e c h e r , oder einer der Gesellschaft, dem er sein Geschäft übertragen hat, welches darin besteht, die Ordnung der Tafel, das Verhältniß zum Gastwirth und das Gastbuch zu halten. Die Umfrage, wer jedesmal erscheinen wird, geschieht einige Tage vor jeder Versammlung, der Diener erhält dafür von jedem Mitglieden 15 jedesmal einen Groschen. Jedes Mitglied ist befugt Fremde mitzubringen, doch muß dem Gastwirthe davon Nachricht gegeben werden. 4
Vorschlag zu einer deutschen Tischgesellschaft Bey k ü n f t i g a u f z u n e h m e n d e n Mitglieder findet kein Ballotieren 20 statt, weil es die E h r e des Einzelnen bey einem Vergnügen aufs Spiel setzt, wer von zehn Mitgliedern als der Gesellschaft wohlanständig und angemessen eingeführt wird, ist dadurch ordentliches Mitglied. Die Gesellschaft versteht unter dieser Wohlanständigkeit, daß es ein M a n n von Ehre und guten Sitten und in christlicher Religion geboren 25 sey, unter dieser Angemessenheit, daß es kein lederner Philister sey, als welche auf ewige Zeiten daraus verbannt sind. Jedes Mitglied ist zu jeder Zeit berechtigt, ohne Anzeige der G r ü n d e aus der Gesellschaft zu treten. Die Erklärung von zehn Mitgliedern mit ihres Namens Unterschrift, daß jemand ein Philister geworden, bestimmt dessen Trennung 30 von der Gesellschaft, was n i m m e r m e h r hoffentlich der Fall seyn wird. Gesang ist willkommen, Frauen können nicht zugelassen werden.
35
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Mitglieder der deutschen Tischgesellschaft 2. Lud: Achim von Arnim. 1. Adam Müller 4. LBeckedorff 3. H von Vohs. 6 Pis tor. 5. Cl: Brentano 8. Kleist 7. G ν Billow 10. v.LaRoche 9. ν Dalwigk 12. PrWeiss. Μ. ν Savigny 14. Graf Arnim 13. ι; Röder 16. v. Clausewitz 15. Möllendorf 18. ν Voss. 17. Otto. 20. Staegemann 19. D Hnh. Meyer 22. Vollank. 21. Fr Schulz 24. Zelter. 23 Reimer 26. C ν Arnim 25. Eichhorn 28. Schwink 27. Reichardt. 30. Alberti 29. ν Gerlach 32 ν Röder. 31 ν Hedemann 34 Vogel 33 Graf ν Brühl 36 Wissmann. 35 Grapengiesser 38 Hermensdorff 37 Pfuel. 40 Göschen 39 Prinz Lignowski 42. Genelli 41. Biiry 44. υ Zschocke 43. ν Hymmen 46. Siebmann 45. Fichte.
5
2'
Bericht Am Krönungstage des 1811ten Jahres nach Christi Geburt (am 18 Januar) ist die deutsche Tischgesellschaft durch freye Uebereinkunft der versammelten Männer gestiftet und durch mündliche Verhandlung folgende Gesetze verabredet worden. I Art der Zusammenkunft und Form der Verhandlung Alle vierzehn Tage Dienstags gegen drei Uhr Tags versammelt sich die deutsche Tischgesellschaft zum Mittagsessen bey dem Wirthe des Casino, jedoch ist niemand verpflichtet an jedem Versammlungstage zu erscheinen als der Sprecher oder einer der Gesellschaft, dem er sein Geschäft übertragen hat, welches darin 1) besteht 2, das Tagblatt von jedem Versammlungstage zu schreiben, worin die neu eingeführten Gesetze eingetragen, die gehaltenen Reden so wie alle andre allgemeine Mitheilungen an Kunstsachen, Büchern, Gesängen erwähnt oder beygelegt die aufgenommenen Mitglieder genannt werden, den Schluß jedes Tagblats macht die Zahl der gegenwärtig gewesenen Mitglieder | und die Namen der Gäste und derer, die sie eingeführt haben. 2) Das Verhältniß zum Gastwirth, und die Umfrage bey den Mitgliedern zu besorgen. 5) Alle öffentlichen Verhandlungen der Gesellschaft zu ordnen, alles ihm schriftlich darüber mitgetheilte zu verlesen, die Ordnung der Tafel zu erhalten, die Gesundheiten auszubringen, an ihn werden alle mündlichen Vorträge, die in Beziehung auf die Gesellschaft stehen, gerichtet, er beantwortet sie entweder gleich, oder verlangt eine bestimmte Zeit zur Ueberlegung Alle Verhandlungen über die Gesetze geschehen nach der Suppe, nach Gefallen darf jeder stehend oder sitzend seinen Vortrag halten. II Zahl der Mitglieder und Gäste im Allgemeinen und insbesondre an jedem Tage. Die Zahl der Mitglieder darf in Hinsicht des Raumes nicht über sechzig steigen. Erscheinen an einem Versammlungstage weniger als zehn, so müssen | alle Nichterscheinenden dem Gastwirthe die Zahl der Fehlenden vergüten, um ihm eine bestimmte Einnahme für die Freyhaltung des Zimmers zu sichern.
Bericht
40
45
50
55
60
Die Umfrage, wer erscheinen wird, geschieht einige Tage vor jeder Versammlung, der Diener erhält dafür von jedem Mitgliede jedesmal einen Groschen Münze; Jedes Mitglied ist befugt, F r e m d e mitzubringen, doch m u ß d e m Gastwirthe davon voraus Nachricht gegeben werden, theils seiner Einrichtung wegen, theils wegen des möglichen Falles, daß die Zahl der k o m m e n d e n Mitglieder den R a u m des Saales so füllte, daß die Gäste keinen Platz fänden. III Vorläufige Bestimmungen über k ü n f t i g a u f z u n e h m e n d e Mitglieder Bey künftig a u f z u n e h m e n d e n Mitgliedern findet kein Ballotieren statt weil es die E h r e des Einzelnen bey einem Vergnügen aufs Spiel setzt, wer von zehn Mitgliedern mit ihres Namens Unterschrift beym Tagblat als der Gesellschaft wohlanständig und angemessen eingeführt wird, ist dadurch ordentliches Mitglied. Die Gesellschaft versteht unter dieser Wohlanständigkeit, daß es ein 3" M a n n von Ehre und guten Sitten und in christlicher Religion geboren sey, unter dieser Angemessenheit, daß es kein Philister, als welche auf ewige Zeiten daraus vebant sind IV Vom Austrit aus der Gesellschaft. Jedes Mitglied ist zu jeder Zeit berechtigt ohne Anzeige der G r ü n d e aus der Gesellschaft zu treten Die Erklärung von zwanzig Mitgliedern m i t ihres Namens Unterschrift, daß eins der Mitglieder zum Philister herabgesunken, bestimmt dessen Trennung von der Gesellschaft. Wer nach d e m Essen der Suppe erscheint, deren Auftragen durch den Sprecher bestimmt wird zahlt acht Groschen Strafe, eben so wer ohne voraus zu sagen kommt, oder wer nicht k o m m t nachdem er zugesagt hat. Die zehn vorschlagenden zahlen jeder zwölf Groschen
7
4. Stiftungslied der deutschen
Tisch-Gesellschaft am Krönungstage
5
d e m 18ten J a n u a r 1811 vom Stifter L . A. v. A r n i m Berlin, g e d r u c k t bei A u g u s t W i l h e l m P e t s c h .
10
U n s r e K r o n e w a r d erstritten D u r c h der deutschen Ritter Blut, Als die Heiden mußten bitten U m des ew'gen Friedens Gut; S e i t d i e H e i d e n sich b e k e h r e t ,
15
K a m die g n a d e n f r o h e Zeit, U n d der Adel währt und lehret F r e i h e i t in E r g e b e n h e i t ; F r e i h e i t christlich d e u t s c h e r T r e u e Uns mit deinem Segen weihe!
20
Ew'ger G l a u b e lebe hoch! Chor.
Unser G l a u b e lebe hoch! A l s a m ersten K r ö n u n g s t a g e F r i e d r i c h setzte a u f die S t i r n U n s r e K r o n e , daß er t r a g e
25
Unsres Reiches Glanzgestirn, Einte uns m i t höhrer Krone, Zu d e m großen Weltgeschick, Gott der Herr a u f seinem T h r o n e Mit der H o f f n u n g Segensblick, Ließ d e m Könige zum Zeichen S e i n e h e i l ' g e S a l b u n g reichen, D a ß d i e K r o n e l e b e hoch. Chor.
U n s r e K r o n e l e b e hoch!
8
30
Stiftungslied der deutschen Tischgesellschaft
Chor.
Unsres Volkes alte Rechte Halten beide Kronen fest, Schützt sie kommendem Geschlechte, Schützt die Adler in dem Nest, Bis sie auf den jungen Schwingen Ueber uns in hohem Flug Zu dem Glanz der Sonne dringen, Im vereinten Heldenzug; Schwört dem alten Herrscherhause, Bei der Krönung Jubelschmause, Ruft dem König Lebehoch! Unserm König Lebehoch!
Chor.
Nimmer sollen Fremde herrschen Ueber unsern deutschen Stamm, Allen wilden Kriegesmärschen Setzt die Treue einen Damm. Unsres Volkes treue Herzen Bindet eine Geisterhand, Und wir fühlen S i e in Schmerzen, S i e , die uns von Gott gesandt, Daß sich Glaub' und Liebe finde, Und in Hoffnung sich verkünde, Ewig lebt d i e K ö n i g i n Ewig lebt d i e K ö n i g i n !
Chor.
Steigt der Wein uns in die Krone Bei der Krone frohem Fest, Freudengeber schone, schone, Daß uns Demuth nicht verläßt; Ernstes Leben muß uns weihen, Was der E i n z e l n e vermag, Soll er dienend Allen leihen, Viele Strahlen machen Tag. Schwört, daß keiner will vor allen, Jeder treu mit allen schallen, Hier zu Preußens Lebehoch. Alle Preußen leben hoch!
5.
Tisch — Reden der deutschen Tischgesellschaft vom 18ten J a n u a r 1811 bis
5
Göthe und Schiller Tafelspruch am Bundestage Einer
Viele
Einer
Viele
Einer
Doppelt zahlen gern die Schauer W e n n der L ö w e w i r d gespeist, Seine W i l d h e i t , seine Trauer Erst den K ä f i g k ü h n umkreist, K a u m hat er gepackt den Bissen W i r d er still, scheint nichts zu missen. Er vergisst b e i m reichen M a h l Freiheitsstrahl und Gitterqual; D a n k b a r jedem, der's bescheeret, Schweigt er, bis es ganz verzehret. Dran erkennt ein thierisch Wesen, Es vergisst bei g u t e m M a h l Alles, w a s es einst erlesen In der J u g e n d L e b e n s w a h l ; Göttern reget Trunk und Essen Alles, w a s der Geist besessen. Seht sie n a h n d e m Tafelbund T h u n sich durch Gesänge kund, Süsse Worte, frohe Kehlen Wer k a n n alle Götter zählen Einzeln n a h t vom H i m m e l s B e i h e n Götter, die uns je erfreut Jeder lässt sich w i e d e r w e i h e n Von d e m Höchsten aller Zeit, J a es soll ein W i e d e r s e h e n 10
10
15
20
25
30
Goethe und Schiller
Viele
Einer
Viele
Einer
Viele
Einer
Viele
Einer
Wie am jüngsten Tag geschehen. Rufe jeder, wer ihm lieb, Wer ihm aus der Seele schrieb; Rufet J e d e n , der gesungen, Daß er tief ins Herz gedrungen. Ruft ihn nicht mit Namen, Die auch anders sind genannt Meisters Bild braucht keinen goldnen Ramen Es ward dennoch gleich erkannt, Mit der Werke Lebenstufen Also wollen wir ihn rufen. Schwärme rauhe Winterluft Von verflognem Frühlingsduft, Jüngling komm vom wilden Irren Nachtgevögel dich umschwirren. Nimm den Becher, fluch dem Leben, Daß ich dich drin lieben kann, Denn dein Jammer ist es eben, Der dich hat gereift zum Mann, Was geahndet war kein Wähnen, Schäm dich nicht der Jugendthränen. Liebe ist nicht blos Gedicht, Die das Herz im Busen bricht, Als die Saite dir gesprungen Ist sie andern schön erklungen. Bald müsst ihr den Meister finden In der Bildung Lehrgedicht Der als Tasso wird verkünden Wie die Kunst zum Leben spricht; Die in Wissensqual ergrausten, Folgen ihm zur Fahrt mit Fausten Schmerzlich ists, wer sich verliert Und sich selbst damit noch rührt, Doch im Licht aus Höllengründen Wird sich jeder wiederfinden. Angeahntes Wort der Musen Der Sophisten Wissenschaft Schmilzt wie Flocken Schnee am Busen 11
Nr. 5
Viele
Einer
Viele
Der nach solchem K a m p f e schafft, Kritsche Wunden sind verschwunden D e m Erstarkten, dem Gesunden. In dem Einen haltet fest, Jeder halte rein das Nest, Von dem Schmutze der Kritiken, Jugend kann ihr D u f t ersticken. Perlenkränze, Blüthenkronen W i n d e n sich u m Greises Haar, Liebe k a n n für alles lohnen Singt des Genius Liederschaar; Wie der Alte hat gesungen Zwitschern uns unzählge Jungen. Zweimal k o m m t dasselbe nicht, N i m m e r rufen Zeit und Licht, Jedem gab der Herr das Seine Jenem, daß er herrlich scheine.
Einer
Auch die Todten sollen leben, R u f t ein ferner Glockenklang Will zu uns hernieder schweben Mit des Denkens w ü r d g e m Drang, Auch f ü r ihn sey angeklungen Der den Sternenkranz errungen
Viele
Selig ist ein frischer Trunk, Seiger ist des Geistes Schwung Und von Einem über alle K o m m t der Geist im ernsten Schalle. Nieder sandte er die Helden Zu der Bühne Lumpenstaat, Grosse Z u k u n f t anzumelden In der Hochgefühle Saat, Heere schuf der Wallensteiner Helden schafft, wer selbst auch einer.
Einer
Viele
Götterfunken, mächtges Herz Sprühtest du aus edlem Erz, Wo noch heut Trommeten schmettern Hören wir dein Wort hell wettern. 12
Goethe und Schiller
Einer
115 Viele
120
Einer
Fremde Blüthen brachten Hören Sie zu ordnen, war ihm Lust Tief Betrachten, eingeboren Hob wies Athmen seine Brust, Hob der Schicksals Göttin Schleier Ungestraft mit goldner Leier. Flügel gab ihm Gegenwart Zügel des Vergangnen Art, Rauschten wohlgelenkt die Schwingen Könnt er dreist zur Zukunft dringen
Soll der Schwan sich f ü r uns zähmen Bleiben in der Winternacht, Muß Geschick die Flügel lahmen,
125
Wenn noch heitrer H i m m e l lacht; So in langer Krankheit Leiden Must er singen, könnt nicht scheiden Viele
Glänzend in der Winternacht Sahn wir seiner Flügel Pracht
130
Heimwärts könnt er nicht gelangen Bis vollbracht was angefangen. Einer
Andre Sterne nahn — sie winken Daß ich sie nicht preisen soll, Alle heut zu Ehren blinken
135
Denen, deren R u h m erscholl Beiden, deren gleiches Streben Freundschaft band zu e w g e m Leben. Viele
Beider Wort noch zu uns spricht Erde zeigt den Einen nicht
140
Zeigt nur wie bei Dioskuren Eines Siegeswagens Spuren. Einer
Dient die Erde nur als Gleichniß Von verhülltem Himmelsraum, Bleibt der gröste Mensch nur Zeugniß,
145
Daß dies Leben mehr als Traum, O so mag des Sterns Verkünden Uns genügen, uns verbinden. 13
Nr. 5 Viele
Dieser Becher unserm Der erneuten
Bund
Tafelrund,
Blicke fallen in d e n B e c h e r Pfeile füllen ihn als Einer
150
Köcher.
S a n g und Liebe findet Pfeile, Zieht den Bogen mächtig
an,
Irdsche Schwere braucht der
Eile
D a ß sie sich e r s c h w i n g e n kann, Wollt ihr F r e m d h e i t leicht Sei kein Einfall heut Viele
155
besiegen
verschwiegen
Einfall war der S c h ö p f u n g All Nach der Schöpfung k a m der Fall, D a ß wir schaffen, eh wir fallen, Soll als B u n d e s g r u s
I60
erschallen.
6. r
Vorschläge zur aüßeren Verzierung der deutschen
christlichen
Tischgesellschaft
W e n n gleich eine deutsche altchristliche Tischgesellschaft gerne
ein-
g e s t ä n d i g sein wird, daß es nächst d e m T i s c h h a u p t s ä c h l i c h die d a r a u f zu
verzehrenden
Speisen
und
Getränke
sind,
welche
nächst
5
der
D e u t s c h h e i t u n d d e m Altchristenthum sie b e w o g e n h a b e n eine Gesells c h a f t zu w e r d e n , so liegt doch
in der W a h l
ihres ersten
Versamm-
lungstages, des J a h r t a g e s des p r e u ß i s c h e n K r o n e , w i e a u c h in der d u r c h den verehrten Stifter in s e i n e m Stiftungsliede trefflich ausgesprochenen G e s i n n u n g der ganzen Gesellschaft deutlich vor Augen, daß
10
der
M e n s c h , u n d die als a u s solchen b e s t e h e n d e G e s e l l s c h a f t ein F r e u d e a n aüßerlichen
Zeigen,
(z.B. a n K r o n e n )
habe, worin beide ihren
erha-
benen Ursprung nicht ganz verlaügnen können, da unser Herr
Gott
selbst eine solche F r e u d e
an
aüßerlichen
Zeichen
sich zu S c h u l d e n
k o m m e n ließ, v o n w e l c h e r die g a n z e herrliche Welt, n e b s t d e n schen,
der
Deutschheit,
dem
Christenthum,
und
dieser
Men-
verehrten
Tischgesellschaft ein hinlänglicher B e w e i ß zu sein scheinen. A u s reif-
14
15
(Brentano:) Vorschläge
licher Ueberlegung alles dessen nun legt ein Mitglied, der Gesellschaft 20 oder d e m Ausschuße folgende Vorschläge zur aüßeren Verzierung und Ergötzlichkeit der Gesellschafft, welche nach seiner Meinung als deutsche, und christliche und also als keine Gesetzlose, auch als keine kunstlose erscheinen kann, wohlmeinend vor, und bittet den Herrn Sprecher selbige, sollte wegen zu naheliegendem Haubtzwecke des 25 Essens heute in der Versammlung selbst keine öffentliche Meinung über die selbe zu Stande k o m m e n können, bei d e m nächstens cursirenden Einladungs Zettel versiegelt zur Bei oder Abstimmung umlaufen zu laßen. 1°. Wird vorgeschlagen, daß bei jedesmahlicher Zusammenkunft von 30 dem Herrn Sprecher, oder einem zu ernennenden Groß Almosenier in eine Büchse ein Beitrag gesammelt werde, u m einen Fond zu gründen, aus welchem ein kunstreiches Trinckgeschirr altdeutscher Art von edlem Metall könne gewonnen werden, der i m m e r auf der Tafel, als ein ergötzliches Wahrzeichen und Angedenken ihrer wohlmeinenden Ver35 einigung ausgesezt sei, und aus welchem bei festlichen Gelegenheiten ein guter Rheinwein zu den von d e m Herrn Sprecher auszubringenden Gesundheiten gemeinschaftlich getrunken werde. 2°. Daß jedes Mitglied sich gelegentlich sein eignes Trinckglas anschaffe, worauf ein von ihm zu wählender deutscher christlicher Kern40 spruch ein geschnitten sey, welcher zu rechter Zeit bei irgendeiner Gesundheit ausgesprochen, der Gesellschaft sowohl zur Belustigung und Erweckung, als auch zu einem lauten Evangelium ihrer deutschen und christlichen Gesinnung werden können. 3 ° ) Daß jeder der einen unbekannten Z u g Vaterländischer Treue und 45 Tapferkeit, oder einen ehrbaren Schwanck weiß, ihn der Gesellschaft zu allgemeiner Ergötzung kürzlich vortrage und es dem Herrn Sprecher anzeige, welcher ist es ein Ernstes mit der Meßerklinge an das Glaß schlagend, ist es ein Scherzzhaftes mit d e m Meßerstiele auf den Tisch schlagend, die gehörige Aufmerksamkeit erbitte, — sollten aber 50 sechs Mitglieder die Geschichte bereits kennen, so melden sie es nach ihrer Vollendung d e m Herrn Sprecher und der Erzähler erlegt eine kleine Strafe in den Fond.
15
Nr. 6
4°, Daß ein großes Buch angelegt werde in welches immer die beste Geschichte, die erzählt worden, eingetragen werde, zu eigner und der Nachwelt Ergötzung, und daß zur Vorstehung dieses Buchs, dem Herrn Sprecher, ein Herr Schreiber zugeordnet werde. 5°. Wäre es sehr erwünscht, daß der in dem ersten Plane geäußerten Willkommenheit des Gesanges, welcher heutzutage nie recht von selbst kommen will, der Willen gebrochen, und das Kommen sehr nahe gelegt werde, denn Gesang ist die Seele des Mahls, und er zeichnet außer den Vögeln, den Menschen besonders aus. Die Gesellschaft umfaßt einige Musicker, und Sänger, und viele gesunde Stimmen und fröhliche Herzen, den ersten wäre das Vorsingen, den andern der Chor erfreulich, Poeten fehlen gar nicht, da kein einziger Philister nach den Statuten in der Gesellschaft sein kann, es fehlt daher nur ein engeres Einverständniß, um jedesmahl einen Rundgesang zu Stande zu bringen, nach neuer oder bekannter guter Weiße, welchen Wunsch ich mit des Dichters Worten schließe, Eins nur gilt für den Tag, das Vaterland — und des Opfers Festlicher Flamme wirft jeder das Eigene zu. Darum kränzt der Gemeinsame Gott umsäuselnd das Haar uns Und den eigenen Sinn schmelzet, wie Perlen, der Wein. Dies bedeutet der Tisch, der geehrte, wenn, wie die Bienen Rund u m den Eichbaum, wir sitzen und singen um ihn, Dies der Pokale Klang und darum zwinget die wilden Seelen der streitenden Männer zusammen der Chor. Hölderlin.
7. Vorschläge. sind nicht früher als bei ihrer Verlesung zu eröffnen. Alle Mitglieder der Gesellschaft, welche ihren Trinkspruch zur Besorgung des Einschleifens dem Herrn Geheimrath Pistor überlaßen wollen, werden gebeten, denselben in dem Glaße, das sie zu dem ihren bestimmt, liegend, nebst ihres Nahmens Unterschrift in seine Wohnung Mauerstraße n°. 34 zu senden, er kann sodann mit dem Schleifer einen Akkord machen, und wahrscheinlich die Arbeit wohlfeiler herstellen, und wird dadurch auch verhindert, daß der Schleifer von ver16
(Brentano:) Vorschläge
schiedenen Seiten aufgefordert, den Preiß seiner Arbeit nicht gar etwa erhöht, und eine Bestellung die andre zurückdrängt. Zugleich schlage ich denselben zum Oekonomen der Gesellschaft vor, welcher den Akkord und Aufwand aller Technischen Arbeiten, welche in Zukunft die Kaße der Gesellschaft zur Verzierung derselben zu bestreiten haben möchte, leiten und bedingen soll, indem er in allem dahinschlagenden Fertigkeit und Erfahrung hat, und dieses nöthig ist, um das Beste mit den wenigsten Unkosten zu erreichen. Es ist daher die Frage, ob er hinzu die Kasse haben, oder blos die Ausgaben besorgen soll, die Einnahme könnte vielleicht am schicklichsten bei dem Sprecheramt bleiben. Es ist weiter die Frage, sollen die Trinckgläßer nicht alle in einem Schrancke welcher der Gesellschaft zugehört aufgestellt werden, um das Gefährliche Hin und her tragen zu verhüten, wo ist Raum für diesen Schatzkasten der Zerbrechlichkeit? Dieser Schranck ist durch H. Geheimrath Pistor zu besorgen. Die Gesellschaft wird aufgefordert, den in der vorigen Versammlung angenommenen Vorschlag zur Mittheilung ernster und scherzhafter Geschichten, zu beherzigen und durch die That zu unterstützen, und wir rathen daher eine scherzhafte Verrätherei an, daß nehmlich jeder, der etwas dergleichen in seiner Nähe vorbringen hört, das dem Ganzen erfreulich sein könnte, es laut in Anregung bringt. Zu diesem Vorschlag wird folgende Erweiterung desselben gefügt. Jeder, der irgend einen komischen Brief, ein lächerliches Aktenstück, eine sehr lächerliche ZeitungsAnnonce besitzt, wohin auch Briefe von Wahnsinnigen u.d.g. gehören, theile ihn dem Schreiber der Gesellschaft, zur Anlage eines scherzhaften Archivs mit, das der Gesellschaft in Zukunft viel Freude machen kann. Leztens zeigt der Schreiber an, zum Antritt seines Amtes sich durch eine Dissertation über den Philister vor der Geschichte, in der Geschichte, und nach der Geschichte autorisirt zu haben, die er, sobald es die Zeit erlaubt, der Gesellschaft ven carriere doch nicht ventre a terre sondern a table vor zu tragen bereit ist. Der Schreiber 17
Nr. 7
P.S. D a die Gesellschaft bereits sehr groß, aber doch vielleicht noch Mancher hineingewünscht werden dürfte, so wäre ein förmliches Kaufen der 10 S t i m m e n zum Besten der Kaße in Anregung zu bringen, und u m den Einzuführenden durchaus in den Durchschnitt des allgemeinen Wohlgefallens zu bringen, die Gesellschaft in 5 gleiche Classen zu theilen, aus deren jeder zwei S t i m m e n gewonnen werden müsten.
8.
E i n f ü h r u n g des gelehrten Canarienvogels Ich glaubte der Gesellschaft eine willkommene Unterhaltung zu bereiten, indem ich gestern, als mich ein guter Zufall mit einem jungen gelehrten Canarienvogel bekannt machte, ihn mit seinem menschlichen Lehrer zu unsrer heutigen Versammlung einlud. D a er zu dieser Einladung nicht n e i n sagte, so kann er unmöglich für einen Philister gelten; da ihm nichts als die Flügel beschnitten, so ist er auch vom Verdachte des Judenthums frey, die Gesetze können also nichts gegen die Einführung dieses Gastes, den ich zum Ehrenmitgliede vorschlagen möchte, einwenden und sollte er einem Einzelnen sey es in der Idee oder aus Familienverhältniß oder als ein Fremder von einer Insel, die das Continentalsystem noch nicht angenommen haben, verhasst seyn, so kann sich dieser a m besten rächen, wenn er den Teller, welcher zu Beyträgen für den Vogel a m Schlüsse herumgehen wird, unbeschwert vorübergehen last. D e r M e n s c h s o l l d e r T h i e r e G o t t s e y n , aus diesem unleugbaren Grundsatze, der in Indien einzeln verstanden und ohne seinen Zusammenhang, manche Heilige zu Thieren der Thiere gemacht hat, indem sie frey willig bey ihrem L e b e n sich ihnen zur Speise hingaben, aus diesem Grundsatze folgt die unendliche Wichtigkeit I diesen neuen Unterricht, diese erste Offenbarung in der Thierwelt möglichst zu verbreiten und welche Freude müste es nebenher einem jungen Dichter gewähren, seine Liebeslieder von den zärtlichen Spatzen vor dem Fenstern der Schönen mit dem Schnabel in alle Blätter der Blumen eingeschrieben zu sehen, die sie morgens beym ersten Erwachen mit frohen Blicken begiest. Dies Schreiben aber ist 18
Einführung des gelehrten Canarienvogels
nur ein unbedeutender Fortschrit gegen den gewaltigen, den dieser Vogel schon gemacht hat, die Schriftzeichen nach dem Gehör zu unterscheiden! Wie würde sich unsere Literatur, die aus Westen immer mehr zusammengedrängt wird und aus Furcht vor der Douane sich nicht mehr über den Rhein setzen last, während wir alles von jenseit dem Rheine offiziell übersetzen müssen, wie würde sie sich durch die Zugvögel verbreiten, alles was der Taubstummen und Blindenunterricht dagegen leistet verschwindet, während der Unterricht beyder mit dem Unterricht der Vögel manche Uebereinstimmung haben muß. Alle diese Hoffnungen für die Thiere, nachdem ihre Leibeigenschaft aufgehoben worden, und dieser erste Canarienvogel als ein Bonifacius oder Pestalozzi unter sie abgeschickt würde, könnte der eine Einwurf vernichten, den ich auf vielen Lippen schweben sehe, daß der Vogel | keines weges selbst buchstabiere, sondern nur sein Lehrer, der ihn durch versteckte Zeichen auf das Schriftzeichen hinweiset, das zur Zusammensetzung des Wortes dient. Dagegen spricht erstlich der Allgemeine juristische Grundsatz Quis quis praesumitur bonus; wenn nicht das Gegentheil bewiesen, es sey mir daher erlaubt Gründe und Gegengründe soviel mir deren zu Ohren gekommen, hier gegen einander zu stellen, um die Gesellschaft auf manche nothwendige Beobachtung, welche uns darüber aufklären kann in voraus aufmerksam zu machen, der Wein wird uns um so besser schmecken, wenn wir vorher in ernsthaften Beobachtungen unsre Pflicht gethan haben. 1 G e g e n g r u n d . Thiere können nicht buchstabieren, ein Canarienvogel ist ein Thier, also kann er auch nicht buchstabieren. W i d e r l e g u n g . Ein Canarienvogel ist ein Thier, dieser Canarienvogel kann buchstabieren, also kann ein Thier buchstabieren. 2. G e g e n g r u n d . Die Gegenwart jenes Mannes ist nothwendig, also giebt er ihm Zeichen. W i d e r l e g u n g . Ob die Gegenwart des Lehrers nothwendig sey ist noch nicht erwiesen, es wäre aber auch erklärlich, daß der Vogel wie die meisten Kinder ausser Fassung käme, wenn er von einem fremden Lehrer examinirt würde. 3 G e g e n g r u n d . Wenn auch zugegeben würde, daß der Vogel in einer Sprache wie die unsre, wo noch eine ziemliche Consequenz | in den Schriftzeichen anzutreffen, richtig buchstabiert, wie kommt es aber, daß er auch in der abweichenden französischen Sprache die Buchstaben richtig herbey trägt. 19
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W i d e r l e g u n g . Dies von vielen behauptete Facktum ist falsch, ich habe ihm gestern den berühmten französischen Namen Joinville auf- 65 gegeben, und er hat Schweinwille gesetzt, welches zwar dem würdigen alten Ritter, den ein göttlicher W i l l e nach Palästina führte, kränkend scheint aber sehr rechtfertigend für den kleinen Vogel ist. 3 G e g e n g r u n d . Es will ein guter Beobachter bemerkt haben, daß der Lehrer seine Hand so eigen an den Tisch gelegt hat, daß der Vogel 70 mit seinen Beinen so eigen gelauert habe, als ob ihm von unten durch den Tisch Zeichen gegeben würden, welchen Buchstaben er aufheben sollte. W i d e r l e g u n g . Der Lehrer wird hier auf einem Tische des hiesigen Wirthes die Kunststücke zeigen, die Decke, wenn sie wirklich aus 75 Angewohnheit dem Vogel nöthig ist, worüber wir ihn befragen wollen, kann untersucht werden, wir wollen auf seine Hände und auf seine Augen Achtung geben, diese letzteren, die Augen, scheinen wohl noch 3r das sicherste Mittel einem Vogel durch | die Richtung zum Zeichen zu dienen, und es würde vielleicht manche Erscheinung beym Magneti- 80 sieren und bey den Versuchen mit Schwefelkiespendeln hieher zu ziehen seyn, was mir aber gegen alle Zeichen spricht, ist die ungemeine Angst, die der Vogel beym Rechnen zeigt, seine Zweifel bey dem unbedeutendsten Exempel, ungeachtet er hier nur zehn Zeichen zu unterscheiden brauchte, während er beym Buchstabieren vier und 85 zwanzig nöthig hat. Ich weiß nicht meine Herren, ob sie die interessante Biographie des Naturdichter Hiller gelesen haben, es verdient aber bemerkt zu werden, wie gegen ihn gerade wie gegen unsern jungen gelehrten buchstabierenden Luftfahrer immerfort der Zweifel obwaltete, ob er seine 90 Gedichte wirklich selbst erfinde, oder von andern machen lasse, bis der Rittmeister von Itzenblitz des Regiments, das sonst zu Aschersleben stand, dem er sich bey der Parade empfohlen hatte und der ihm geradezu versicherte, er sähe ein bischen zu dumm dazu aus, ihn zur Prüfung durch den Leutnant von Butlar in einem abgesonderten Zim- 95 mer so lange verschloß, bis er ihm auf ein unerwartetes Ereigniß des Tages einige Verse gemacht hatte. Der Naturdichter, ungeachtet er den ganzen Tag nichts gegessen hatte, erfüllte diesen Auftrag so schnell | 3" zur Bewunderung seines militärischen Kunstrichters, daß wir unserm Vogel sollte er von der neuen Examinazionskommission geprüft wer- 100 den, die vom Organismus so interessanten Fragen von innen heraus machen, gleiche Gegenwart des Geistes steckt aber ein Betrug dahin20
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ter, so ist er nicht minder kunstreich durchgeführt als die Wahrheit. Noch m u ß ich zur Geschichte dieser Erziehungsmethode der Canarienvögel bemerken, daß dieses keinesweges der erste seines Geschlechts ist, der solche Fortschritte gemacht hat, schon vor 55 Jahren war ein Canarienvogel in Berlin, der dieselben Kunststücke machte, auch Farben nach dem Anblicke unterschied, das heist die gleiche oder nah liegende Farbe von jedem Stoffe der i h m gezeigt wurde aus einem vorliegenden Farbenkreise wählte. Warum gerade dieses Geschlecht der Vögel mit Geistesgaben so absonderlich versehen, last sich nicht unmittelbar erklären, doch ist zu beachten, daß es unter uns seine Existenz blos der menschligen Pflege verdankt und durchaus nicht in unsern Zonen i m Freyen fortdauern kann, sey es n u n Dankbarkeit oder Abhängigkeit, aber diese Gelehrigkeit scheint doch wohl aus d e m lang währenden Verkehr dieses Geschlechts m i t dem Menschen, was ihren ursprünglichen Trieb f ü r E r n ä h r u n g Fortpf(l)anzung und Lebensweise geschwächt hat, hervorgegangen zu seyn. D i e K u n s t h i l f t s i c h , i n d e m | d i e N a t u r s i c h b e h i l f t , wo sich eine Thier- 4' gattung nach aufgegebenem Widerstreben einer f r e m d e n Lebensweise aneignet sich ihr unterwirft, da entwickeln sich in ihr ganz neue Kunstanlagen, H u n d e und Elephanten beweisen dies am auffallendsten, auf den Menschen angewendet würde der Grundsatz auch heissen können: Hilf Dir selbst, so wird dir Gott helfen. — Meine Herren, ich wünsche jezt guten Appetit; sobald der kleine gelbe sächsische Postillion in unserer Stazion a n g e k o m m e n ist, werde ich ihn öffentlich vorstellen, kleine Unanständigkeiten, kleine Lockvögel die er ohne Rücksicht auf Umstehende zu weilen fallen läst, wird sein Führer mit christlicher Liebe abwischen, er ist bis jezt noch wie ein purer Gelehrter zu betrachten, der aus seinem Studierzimmer selten in die Welt getreten ist und seinen Cursus der Sittenlehre noch nicht angefangen hat.
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9. Vorrede.
Verehrte Genossen der deutschen Tischgesellschaft! In der zweiten Versammlung unsrer Gesellschaft ist der Vorschlag einstimmig angenommen worden, daß jeder der einen unbekannteren Zug vaterländischer Treue und Tapferkeit oder überhaubt tüchtiger 5 Gesinnung, oder einen guten ehrbaren Schwanck wisse, solchen der Gesellschaft zu allgemeiner Ergötzung kürzlich mittheile, und es dem Herrn Sprecher anzeige, welcher, ist es ein Ernstes mit der Messerklinge an das Glaß schlagend, ist ein Scherzhaftes mit dem Messerstiele auf den Tisch schlagend die gehörige Aufmerksamkeit erbitte — 10 Sollten aber sechs Tischgenoßen die Geschichte bereits kennen, so melden sie es nach ihrer Erzählung dem Herrn Sprecher und der Erzähler erlegt die Strafe von (im Text freigelassen) in die Kaße. Weiter ward beschloßen, ein großes Buch anzulegen, in welches immer die beste Geschichte eingetragen werde, zu eigner und der 15 Nachwelt Ergötzlichkeit, und zur Führung dießes Buchs dem Herrn Sprecher einen Schreiber zuzuordnen. Durch die Annahme dieses Vorschlags nun ist vorliegendes Buch angeschafft und dem Unterzeichneten das Amt des Schreibers verliehen worden. Ich fordere daher alle Tischgenoßen, und Gäste zur Freude des Ganzen auf, waß ihnen an 20 guten Geschichten, oder Schwäncken bekannt geworden, dem allgemeinen Vergnügen, nicht vorzuenthalten, es sei die Geschichte aus eigner Erfahrung, oder Mittheilung der reichen Zeit ihm zugekommen, es sei die Erinnerung an dießelbe durch den Augenblick in dem Erzähler angeregt, oder sie sei ihm zu Hauße schon eingefallen und er 25 habe seinen guten Willen, die Gesellschaft durch ihre Erzählung zu erfreuen sich durch einen Knoten in das Taschentuch, oder durch ein Papierchen in der Schnupftabakdose sich angemerket. Durch solche allgemeine Mittheilung wird eine Tischgesellschaft erst recht zu einer Tischgeselligkeit, und entgeht der Gefahr, nur eine Reihe nebenein- 30 ander essender Menschen vorzustellen. Welch reiche Fundgrube des ernsten und fröhligen Lebens thut sich uns nicht in Luthers Tischreden auf, sollten wir nicht aus dem Unsrigen auch ein Schatz der Erinnerung unsrer Geselligkeit zu sammeln versuchen, so lasset uns dann die Brosamen unsrer Tafel sammeln sey es der ernsten Weisheit, sey es 35 22
(Brentano und Arnim:} Vorrede; (...)
der liebenswürdigen Thorheit, und ich spreche die folgenden Worte einem altdeutschen Schreiber dem gekrönten Poeten Michael Lindener nach: Gute Geschichten und kurzweilige Schwanke geben einen guten Muth, der ist uns nit verboten, und allen wohl zu Nutz, denn ein guter Muth ist ein halber Leib, und macht ein grünendes Alter. D i e L e u t aber trinken ihren Wein vergebens, die bey guten Gesellen sitzen, als wären sie vor den Kopf geschlagen, oder als hätte ihnen der Türck abgesagt, und sie marteren sich selbst mit ihren | übrigen Gedanken, gleich wie eine hölzerne Latern, welcher der Tod aus den Augen guket und luget, was die Deutschen sehen nennen. D a nun ein fröhlicher Muth gut und gesund ist, denn die Melankolia durch die Aerzte verboten wird, da sie ein schwer Geblüt, und traurigen Geist und greulichs Gesicht macht, so sind zu solchem gute Geschichten und Schwänke dienlich, welche, wie Hypokrates schreibet, die Leber erfrischen und das Geblüt erquicken, und gleichsam erneuren, worauf ein Trünklein aus einem weißen Venedischen Glaß, da ein Maaß rothen oder weißen Weins eingehet, wohl und natürlich schmecket. Ich wünsche, daß es wohl bekommen m ö g e Brentano. Clemens I. E r n s t . B ü r g e r m e i s t e r J o c h i m A p p e l m a n n zu S t a r g a r d l ä ß t nen u n g e h o r s a m e n Sohn köpfen im J a h r 1576.
sei-
Es hatte Bürgermeister Appelmann einen Sohn Jochim genannt, welcher in seiner Jugend ein freches und wildes L e b e n geführt und den Eltern, von denen er unterschiedliche mahl ausstaffieret und in den Krieg geschickt worden, in vielen Wegen ungehorsam gewesen, weswegen ihn auch der Vater etliche Wochen in Custodia zu halten genöthigt worden. Dieser, wie er etwa von fremden Oertern wieder angelangt und von seinem Vater Geld begehret, aber nach seinem Willen nicht erlangen können, hat demselben einen Absage Brief zugeschrieben, des Inhalts: er solle ihm hundert Thaler schicken, oder er wollte ihm einen rothen H a h n auf seine Schäferey oder Scheune setzen, und solle er vor ihm nicht sicher seyn. Als nun solche gefährliche Dijfidation in der Stadt Stargard lautbahr worden, haben die Bürger und zumahl diejenigen, so nächst an dem Ort ihre Höfe und Scheunen liegend hatten, diese besorgliche Gefahr einem ehrbaren R a t h e da23
Nr. 9
selbst geklagt, justitiam requirit und cautionem indemnitatis gefordert. Woraus ein ehrbarer Rath besagten Bürgermeister Appelmann, so dam a h l e n in Senatu zugegen gewesen, mit höchstem Fleiße und Ernste ermahnet, dahin zu dencken, daß sein ungerathener feindseliger Sohn Angesichts abgeschafft, die Stadt und Bürgerschaft aus der Gefahr gesetzet, und durch genügsame Caution desfalls versichert werden möchte; auf den widrigen Fall m ü ß t e n sie ihres Amts gebrauchen und wider seinen Sohn vermöge Rechtens verfahren. Er wollte es aber dahin nicht gereichen laßen, sondern solchem Uebel bei Zeiten zuvork o m m e n und seiner uralten löblichen Familie kein Mackel oder Schandflecken dahero zuwachsen laßen. Ob n u n wohl diese scharfe und nöthige Erinnerung, auch eventual comminution, d e m Vater gleichwohl sehr durchs Herz gegangen, so hat er doch bei sich erwogen, daß i h m als einem Bürgermeister gemeiner Stadt Bestes zu wißen obliegen müße; daß er auch die geforderte Caution nicht wohl leisten könne, und dahero allerhand zudringliche Gefahr von der Bürgerschaft zu gewarten haben müße; und weil periculum in mora, auch nach geschehener T h a t nicht wohl Rath zu schaffen so hat er beschloßen, unter zween Bösen das geringste zu erwehlen u n d mit schleuniger Execution allem Unheil vorzukommen, als den kläglichen Fall zu erwarten, und anzusehen, daß sein Sohn öffentlich zur Straf gezogen und jederman zum schmählichen Exempel und Spektakel dargestellt werden sollte. H a t sich darauf m i t kurzen Worten erkläret: Sie sollten n u r ein wenig Gedult haben, er wolle die Sachen also richten, daß sein Sohn keinen Schaden t h u n sollte. Ist demnach sofort mit einem Prediger ins Dorf Brockhusen gefahren, die Diener aber und Scharfrichter vorausgeschickt, und seinen Sohn daselbst unvermuthlich überfallen, fangen und folgendes m i t Gott berichten laßen, ihn aber selbst mit Hertzhaftigem G e m ü t h angeredet, zum Sterben ermahnet, gesegnet und getröstet. Ob n u n wohl der Sohn ihn ganz flehentlich gebeten, i h m das Leben zu schencken, mit hochbetheuerlicher Verpflichtung, daß er sich bessern, und in f r e m d e Lande ziehn und n i m m e r m e h r wiederkommen wolle, so hat er doch solches, weil er daselbige schon oft angelobet und nie gehalten, nicht erbitten können, sondern es hat der Vater endlich dem Scharfrichter die Execution anbefohlen, welcher auch nach des Bürgermeister Abzug sein Amt verrichtet, und i h m bei dem Kirchhof daselbst das H a u p t abgeschlagen, da er dann sofort auch im Kirchthurm begraben worden. 24
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Als die vorhergehende r ü h r e n d e vaterländische Begebenheit auf An- 2" trag H e r r n L.A. von Arnim's des Stifters von H e r r n H o f r a t h Beckedorff, dem Sprecher, aus Paul Friedeborn's Stettinischen Geschichten a n d e r m Buch pag 115 Stettin 1613. 4°. vorgelesen worden, fiel dem 115 Schreiber ein ähnliches Verhältnis zwischen Vater und Sohn aus neuerer Zeit ein, welches sich zu obigem ganz parodirend anschließt, und würde Bürgemeister Appelmann, dieser herrliche vaterländische Gegenstand jemahls f ü r die Bühne bearbeitet, so könnte folgender etwas freche Scherz etwa einer lustigen Person aus des Sohnes Gesellen zu120 gelegt werden. Scherz. D e r P r o f e s s o r N.N. in G i e ß e n l ä ß t s e i n e n Sohn nicht köpfen.
ungehorsamen
Es hatte Professor N.N. in Gießen einen Sohn N.N. genannt, der in 125 seiner Jugend in akademischem Muthwill und einiger Lüderlichkeit zu viel gethan, sein Vater hatte ihn oft ausstafiert, und in die Fremde geschickt, er ist aber i m m e r wieder in die Gegend zurückgekehrt, wenn er den G r u n d seines Seckeis gesehen, u n d hat den Vater ersuchet, und genöthiget, i h m diesen verhaßten Anblick des Seckel Grundes zu 130 e n t n e h m e n , u m sich selbst des verhaßten Anblicks seines fidelen Sohnes zu entledigen. Als aber der Sohn gar nicht ausbleiben wollte, und in kurzer Frist i m m e r wieder von n e u e m des Vaters Aerger und Galle nicht sowohl aus d e m Magen desselben als sein Geld und dessen Geldsack m i t dem Brechweinstein seiner Erscheinung ausleerte, ließ der 135 Vater i h m auf das Dorf hinaus, wo er sich in einer Kneipe niedergelaßen, durch seinen Boten zurücksagen, er sey entschloßen, i h m nichts m e h r zu geben, worauf der Sohn i h m zurückschrieb: er möge i h m nur diesmahl noch 100 Thaler senden, so wolle er i h m schriftlich auf alle Erbschaft resigniren. Als i h m der Vater hierauf durch den Pedell in140 sinuiren ließ, daß Alles umsonst sey, daß er nichts m e h r von i h m wißen wolle, und daß er sich als ein relegatus aus d e m Bann der Universität begeben solle; ward der Sohn betrübt, und jugendlich unwillig, besonders da er wohl wußte, er sey nicht ganz eigentlich ein Herumstreicher und Vagant von seinem Vater zu nennen, da er als 145 Apfel nicht weit vom S t a m m e gefallen; er verkaufte d a r u m seine silberbeschlagene Tabakspfeife, die er noch von seinem Vater selbst hatte, an den Pedell u m einen französischen Thaler, und schrieb seinem 25
Nr. 9 Vater folgenden Brief zurück, in welchem er den Laubthaler einsiegelte: Herr Professor, da Sie sich durch den Pedel N.N. gänzlich von mir als Ihrem Sohne lossagen laßen, will ich auch von meiner Seite 150 nicht länger in Ihrer Schuld bleiben, und übersende ihn daher hiebei einen Laubthaler oder 2 Gulden 45 Kreuzer Macherlohn für meine Person, ich bitte Sie die Quittung meiner Mutter zuzustellen, ich habe von Ihnen selbst vernommen, daß diese S u m m e der Courante Preiß gewesen, als sie noch ihre Köchin war. 155 Der Professor laß diesen Brief den andern Tag selbst seinen Zuhörern im Collegium vor. Uebrigens lebt der Sohn noch, und ist ein tüchtiger und rechtschaffener Beamter geworden. Hierher gehört auch jener Sohn, d e m die Mutter immer vorwarf, sie habe ihn neun Monate unter ihrem Herzen getragen, und der ihr 160 endlich unwillig antwortete: Wenn ich gleich glaube, daß ihr mich keine 4 Wochen länger getragen hättet, wäre es gleich in eurem Willen gestanden, so will ich euch doch einen Esel miethen, der euch ein Ganzes Jahr trägt, u m eurer Vorwürfe los zu sein. 3r
II E r n s t . i65 Herrliche Treue deutschen Ritters Dietz von Schauenburg gegen seine Knechte bis jenseits des Richterschwertes. Kaiser L u d w i g der Bayer hatte im J a h r e 1337 Dietzen von Schauenburg darum, daß er den Landfrieden gebrochen s a m m t vier Knechten gefangen zu München eingebracht und mit Urtheil und Recht zum 170 Schwert verdammen laßen. Wie nun diese Verbrecher zur Richtstadt kamen, hat Dietz von Schauenburg den Richter gebeten, er möchte ihn und seine Knechte in eine Reihe, und jeden acht Schuh weit von dem andern stellen, hernach an ihm anfangen, die Execution zu verichten, wofern er nun nach geschehener Execution aufstehen und an 175 allen seinen so stehenden Knechten vorübergelaufen würde, so m ö g e der Richter die, welche er vorübergelaufen, begnadigen, welches ihm der Richter lachenden Mundes und gleichsam i m Spotte zugesagt, und ihm die H a n d drauf gegeben, wohl wißend, daß m a n sein L e b t a g keinen Menschen ohne Kopf habe laufen gesehen. Hierauf hat Dietz 180 von Schauenburg seine Knechte, nehmlich die Liebsten a m nächsten vor sich in obgemedelter Ordnung gestellt, und er ist selber der hinterste gewesen, ist demnach auf erhaltene Zusage getrost niedergekniet und sich enthaupten laßen, darauf ohne Haupt in heftiger Eile 26
(Brentano und Arnim:) Vorrede; (...)
185 und aus kräftigem treuen Willen aufgesprungen, und alle vier Knechte vorbeygelaufen, dann erst niedergesuncken, und liegen geblieben. Seine Knechte aber von seinem treuen Blute bezeichnet, konnte vor Liebe, Angst und Freude, nicht weinen, und nicht rufen Gnade! Gnade! Gnade! Sie stürzten über den Leichnahm ihres Herrn und bedeckten 190 ihn mit ihren Küßen. Der Richter entsetzet über dieses Wunder der Treue, hat sein Wort gehalten und die Sache dem Kaiser berichtet, der nicht weniger gerühret, die Knechte des Dietz von Schauenburg für dies mahl mit dem Leben begnadigte. Die Knechte aber haben das Blut des Dietzen nicht von ihrem Wämsern gewaschen, sondern es 195 getragen biß in ihren Tod, den sie als brave Landsknechte endlich auf grünem Felde gefunden; und ich sage nur noch: Wo ist solcher Herr, daß ich ihm diene, außer Gott! (Arnim:)
Das war kein Philister, der hätte höchstens sich noch eine Pfeife Ta200 back nachher ausgebeten. C. B.
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Scherz. An einem Wälschen Hahne läst sich eine ähnliche Gegenwart des Geistes in dessen zwar zweybeinigten aber doch gefiederten kopflosen Person beobachten, wenn du ihn vorher etwas hungern läst, dann mit der einen Hand Futter austreuest, während deine andre Hand mit einem scharfen Hiebe dem heranlaufenden heftigen Kerl den Hals durchhaut, die Figur läuft dann, ohne sich stören zu lassen, nach dem Futter fort und bemerkt erst da mit großem | Schrecken, daß ihr der 3" Kopf und also das Maul zum Fressen fehlt. Auch an den Ohrwürmern bemerken wir die Klugheit nach ihrer tödtlichen Verwundung, wenn wir ihnen den Bauch abschneiden, daß die Kopfhälfte das liebe Gut im Magen, was ihm schon einmal gut geschmeckt hat, noch einmal geniest, ungeachtet kein Apotheker dabeygeschrieben hat, auf zweymal zu nehmen. Auch an einem Räucherkerzchen bemerken wir, daß, wenn es auf einem Papiere über Wasser ausbrennt und durch das Papier hineinfällt, es nach diesem seinen Tode seine vorige Gestalt aus der Asche wieder annimmt, der Geruch ist freilich verloren, aber das ist sehr klug von ihm, denn des Geruches wegen hat es sterben und verderben müssen. Aehnlich dieser Gesinnung des Räucherkerzchens und für die Theorie des Bewustseyns und der Unsterblichkeit nicht minder wichtig, war der bekannte Entschluß eines in der Revoluzionszeit zur Guillotine verdammten Antirevoluzionärs, der nicht sowohl 27
Nr. 9 gegen die Menschen welche die Mordmaschiene in Bewegung setzten, sondern gegen diese Maschinerie selbst einen grimmigen Haß gefasst hatte. D a ihm nun diesen auszulassen keine andre Zeit und Gelegenheit einfallen wollte, so beschloß er seinen Schwur das Guillotinemesser zu verderben folgender Gestalt zu erfüllen. Er hatte ein kleines Messerchen von der Art wie unsre Bauern sie ein Knief nennen, sich 4' bewahrt, das | steckte er sich in seine Westentasche vor der Hinrichtung wohl zu rechte und in dem Augenblicke, wo ihm die Hände auf den Rücken gebunden werden sollten, um ihn rasch in die Müntze zu schieben, da steckte er das zusammengelegte messer sich durch den Schlund in die Kehle, schluckte herunter und im Augenblicke schlug das harte Guillotinmesser durch seinen Hals auf das Messer, das sich gegen die untern Eisen der Maschine drängte und sprengte eine so tiefe Scharte hinein, daß es nie wieder gebraucht werden konnte. Wo hat es aber noch je den Henkersknechten und Tyrannen an Eisen gefehlt, acht Tage später war ein neues Eisen fertig, doch waren in der Zeit die Brüder des Hingerichteten losgesprochen, die in der Eile mit ihm, des Namens wegen, verdammt worden waren.
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L. A. v. A.
10. 1' D a es unsrer Gesellschaft aus Allem, waß sie bisher unter sich geäußert, fest gesetzt, oder verworfen hat, besonders angelegen zu sein scheinet, eine Art von Einheit der Gesinnung unter den verschiedenartigsten Gesinnungen darzustellen, so daß willkührlich durch einander gesetzt jeder in seinem Nachbarn einen Punkt finden möge, indem 5 er sich mit ihm zu dem ganzen Verein wie ein Glied zum lebendigen Leibe verhalte, so halte ich bei der bereits so großen Anzahl der Mitglieder folgende Bemerkung und den daraus folgenden Vorschlag für nöthig. Für alles, waß der Mensch hervorbringt, hat er kein höheres und 10 herrlicheres Maaß von dem Schöpfer erhalten, als des Schöpfers Ebenbild, sich selbst, seinen Leib, in welchem gewiße Zahlen und Verhältniße unter den einzelnen Gliedern herschen, welch sich gegen einander in beständigem Gleichgewichte erhalten müßen, um nicht dem 28
(Brentano:) (Vorschläge zur Einteilung der Tischgesellschaft in Stände)
Ganzen eine Krankheit zu zu fügen, bei allem dießem aber liegt doch in jedem einzelnen Gliede das Bestreben seine Einzelnheit zu werden und auszusprechen, die Nase mögte nur alles zur Nase machen und bloß riechen, das Maul mochte nur reden und einschlucken, die Zunge nur schmecken, die Beine nur davon laufen etc. dadurch aber, daß jeder gleich heftig und gesund verlangt, entreißt einer dem Andern die Begierde, und entsteht ein gegenseitiges Maas und Ziel und waß man nennt ein ganzer Mensch. Da nun eine jede Art der Glieder des Leibes ihre Analogie bei unsrer zahlreichen Gesellschaft gewißlich findet, so halte ich es für nöthig das Gesetz der Aufnahme in dieselbe folgendermaßen der all(ge)meinen Einstimmung nothwendig näher zu legen, damit nicht das Uebergewicht irgend einer Gliedergattung ein abnormer kranker Zustand derselben entstehe. Es sind der Mitglieder bereits so viele, daß jedes Glied leicht von seiner Art einen ganzen Zirkel, ein eignes System finden könnte, das nach dem ewigen blinden Organisationstrieb in allem Lebendigen hingetrieben würde, einen eignen Staat im Staate zu bilden, gesezt wir haben zehn Beine in der Gesellschafft, so werden sie in aller Unschuld, ja aus innerlicher Vortrefflichkeit die Neigung haben, ihre 5 rh zum Einführen eines von ihnen verehrten Läufers, oder Tänzers zu bewerkstelligen, und so das ganze krankhaft überwiegen, eben so läuft das Ganze Gefahr eine zu Große Naße, ein zu großes Maul, eine krankhafte Herzgröße, oder einen zu schweren Kopf zu kriegen, wenn es zehn Freünden möglich ist, den elften hinein zu bringen. Ja ich selbst halte es für möglich, durch die Gliedmaßen, die ihre zwölf Groschen gern für meine Neigung darlegen würden, ein solches Ueberwiegen eines einzelnen Systems hervorzubringen, und schlage daher als ein ewiges Gegenmittel gegen solche Selbstheit und als ein Zusammenhalten ein Gleichrecht des Ganzen vor, daß die Gesellschaft in fünf Stände zur Aufnahme eines Mitgliedes getheilt werde, aus deren jeder zwei Stimmen zu den zehn dazu erforderlichen müßen gewonnen werden, und diese wären, erstens, der Mehrstand das heist, alle welche in der Gesellschaft ein Amt haben und die Gesellschaft gestiftet, sie ordnen und mehren in allem. der Ehrstand — das heist, der Adel, als Adel, ohne äußerliches Amt. der Lehrstand — das heist die Gelehrten und Künstler und Dichter, der Wehrstand — das heist die Militairischen Mitglieder, der Nehrstand — das heist, die Mitglieder die ein bürgerliches Amt Justiz oder Gewerb treiben. 29
Nr. 10
Sobald wir festsetzen, daß zur Aufnahme eines jeden neuen Mitgliedes zwei Stimmen aus jedem dieser Stände unsrer Mitglieder gewonnen werden so sind wir gewiß, daß jeder neu Aufgenommene im Durchschnitt des allgemeinen Wohlgefallens stehe, und daß nicht eine einzelne Tendenz in der Gesellschaft das ganze bedrückend hervorstechend werde. Damit nun aber das Beste des Ganzen, und die Einnahme unßrer zur allgemeiner Freude und Zierde gestifteten Kasse befördert werde, schlage ich weiter vor, daß alle welche ihre Stimme und die festgesezzte Stimme zur Wahl eines neuen Mitgliedes aus diesen fünf Ständen der Gesellschaft geben, außerdem das Recht haben, zum besten der allgemeinen Kasse ein mehreres für ihre Stimme zu fodern (nach einer Viertelseite Leerraum auf der unteren Seitenhälfte, quer:)
Kleiner Vogel Weib und Kind Nur den Wein, der Gut gesinnt Vogel im Graße Kind unterm Herzen Wein in dem Glaße, Schuldlosen Scherzen Auf blumigster Straße Vogel im Graße Kind an der Brust Blumigste Straße Irdischer Lust. (rechts neben den Zeilen des Gedichttextes horizontal unter dem Prosatext:) I m a B C die
Consonanten.
Sind unter den stummen Gesellen verstanden, die 5 dollmetscher sind die Vokalen, Ich kann sie sprechen, ich kann sie mahlen, Und läßt mir Gott den Wunsch gelingen, So sollen sie mich zu Ehren bringen.
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(Brentano:) (Philistersubscription)
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Es hat die fröhliche und schonende Gesinnung der Deutschen Tisch- r gesellschaft bei der lezten Versammlung die Abhandlung des Schreibers über die Philister mit so unverdientem Beifalle aufgenommen, daß sogar sehr viele der Tischgenoßen in denselben freundschaftlich eingedrungen, die selbe durch den Druck zu vervielfältigen, damit ein jeder sich in den Stand gesetzt sähe, nach diesem Steckbriefe die Mitglieder der schändlichen Philister Bande aus dem Banne unsres Tisches abzuhalten. Wenn gleich der Verfaßer die treffliche Gesinnung, aus welcher dieser Wunsch zum Wohl des Ganzen hervorgegangen, ehren mußte, so hat er sich dennoch, theils aus der Ueberzeugung der Unzulänglichkeit seiner Darstellung, zu welcher die Ganze Welt kaum der erste Suplementbaxid ist, theils aus Furcht, dadurch selbst in einige Philisterei zu fallen, einigermaßen dagegen erklärt, und lezteres zwar, weil aller Druck von den Philistern ausgeht, seine Gesinnung aber für Reinerhaltung dieser Gesellschaft ist so gründlich, daß es ihm drükkend sein würde, derselben seine Gedancken mit den selben Lettern und Druckfehlern uniformirt in die Hände zu geben, so, daß er keinen, sei es auch durch ein Dintenklekschen ausgezeichnet hätte. Da er sich aber doch bereits zur Mittheilung, an jedes Glied dieser Gesellschaft erklärt, so hat ihm das gütige Schicksal ein Mittel an die Hand ge31
Nr. 11
führt, welches eine sehr a r m e Hand zu gleich wieder zu einigen Mitteln führt. Es ist mir ein sehr armer Mann bekannt geworden, der mit einer kranken und unmündigen Familie, in tiefem aber rechtlichen Elend lebt, und der nur Arbeit bedarf, u m die Welt wieder lieb zu gewinnen, da er Gott noch nicht verlaßen. Er schreibt eine reinliche und lesbare Hand, und ich ersuche nun alle, welche meine scherz und Ernsthaften Gedancken über die Philister selbst zu besitzen wünschen, eben so dringend sich dieselben von ihm in Abschrift zu zu legen, als ich gegen den Druck einigen Wiederwillen gehabt. Ich habe in der H o f f n u n g auf dieses Mittel, unsern gemeinsamen Scherz mit dem Wohl eines einsam Betrübten zu verbinden, meine Abhandlung schier u m das Doppelte erweitert, und verdichtet, es ist nichts weggeblieben, sondern alle Magnete sind nur bewaffnet, alle Pfeile haben ein Ziel, alle Ziele ihren Pfeil erhalten, das ernsthafte ist ernsthafter, das Scherzhafte parodierender geworden. Zugleich ist dem ganzen ein Tafel mit drei Figuren beigelegt. Deren erste die parodische Rükseite eines abstrahirenden Selbstbeschauers darstellt, d e m alle irdische Ermel zu kurz werden, und über die m a n von Herzen lachen darf, wenn m a n die heilige Vorderseite desselben gehörig bewundert hat, welche aber nicht kann dargestellt werden, ohne i m m e r wieder eine Rückseite zu werden, und muß sie jeder in sich selber heiligen, wenn er nicht a l s e i n P h i l i s t e r über die Kehrseite lachen will. Die zweite Figur stellt einen abstrahirenden Philister vor, auf dem Isolirstuhl eines jüdischen Mazzakuchens, der auf Bier und Schnapsgefäßen ruht, es werden ihm alle irdischen E r m e l zu lang, und er läßt sich von seiner F r a u cathegisiren, die ihm seinen natürlichen Menschenverstand, und seine Philosophie mit zwei Zuständen von baumwollenen Philistermützen erklärt. D i e dritte Figur stellt den Kompaß und die Windmühlenflügel des Teufels vor, in welchem der polarisirende Gegensatz des Philister und der Juden klar vor Augen liegt, und kann man, wenn er in Natura ausgeführt wird, alle Versuche mit dem selben anstellen. Ich fordere nun alle jene auf, die | sich durch eine Abschrift dieses Dokumentes meines ewigen Ernstes, und neulichen Spaßes, einer wohlthätigen H a n d l u n g an des armen Schreibers ärmeren Schreiber theilhaftig machen wollen, hier ihren N a h m e n gütigst zu unterzeichnen. Ich werde für die Correcktur der E x e m p l a r e sorgen, und sie mit meiner Unterschrift und Schreiber Siegel als aus unserm fröhlichen Verein hervorgehend authortisiren. 32
(Brentano:) (Philistersubscription)
60
Nach der Berechnung des Papier Raums von ungefähr zwölf Foliobogen beträgt, der Lohn des Abschreibers 1 rth Courant, und hat er sein einziges gesundes Auge schon etwas roth geschrieben, doch hält er dies bis jezt nur für eine Aurora seines Glücks, sich und den seinigen Holz und Brod verschaffen zu können. 65 Die praenumeranten erhalten die ersten Abschriften nach dem Loos, und wenn alle Subscribenten im Himmel einen Stuhl erhalten, so werden die praenumeranten ihren Sitz auf der Grafenbanck daselbst gewinnen, wozu ich selbst mich, hier unterzeichnend nicht faul finden laßen will, der ich mich nenne meiner verehrtesten Tischgenossen 70 ergebenster Schreiber und — Ρ rae
nume
Clemens vRöder
rant.
dedit
Reimer
dedit
1.
75 vRöder
Sub
Brentano 2. ν
Arnim Charlottenstraße
L. Beckedorff
dedit dedit
dd
Prinz
Lichnowsky
Dr.
dedit
41.
dedit
Eckardt 80 Prinz
scribent.
dedit
Schönburg
Lichnowsky dedit.
dedit.
Lichtenstein
dedit
Laroche.vMöllendorff
Lind
No
10.
Mollendorf
dedit
Kohlrausch Quast 85
Halke Dalwigk Hymmen
dedit
dedit
Flemming.
dedit
Wolfart 90
Otto. Alberti.
dedit
Ρ rae numeran Adam
t.
Sub
Müller
vVoss 95
dedit
vKettenburg
dedit
Pistar Prinz
Lichnowsky
dedit
vBülow
33
scribent.
Nr. 11
Hermensdorff 2 Expl. dei für sich und seinen Gast dd
dédit dedit
100
Fink dedit dedit Eichhorn 2 Expl für sich iL den RRath v. Baerensprung Reichardt Vogel. Perlitz
105
Schulz v.Grunenthal Präsident Wissmann Staegemann Savigny ddd Radzivill Grapengieser (Bei der folgenden einen unsauberen
Liste ist die linke Kolonne Schrägstrich
110
dedit dedit dedit + von der rechten
2" Praenumeranten
unterhalb der Überschrift
durch
getrennt.)
Subscribenten.
115
deditdeditdeditdedit Gr.Chasot M. Tiedemann. M. Hedemann. C. Bardeleben Gr. Arnim
120
Capit vHorru Prof Schleiermacher. Schinkel Wollank (In der Mitte der Seite ein Querstrich, der genau in der Faltung verläuft. Eine Tabelle mit vier Kolonnen, die jeweils durch einen Längsstrich untereinander getrennt sind, in entgegengesetzter Schreibrichtung. Darin, quer zur Schreibrichtung Ziffern, zum Teil durchgestrichen)
Inv Unordentliche
Gesellschaft (xxx)
Inv Ordentliche für
LBeckedorff
PSchönburg
34
Gesellschaft mit
(Brentano:) (Philistersubscription)
Ich habe die Ehre den Genoßen der deutschen Tischgesellschaft, wel- 3' 135 che sich für unser gemeinsames Intreße gegen die Philisterei empfindlich gezeigt haben, hiebei meine Abhandlung zu übersenden, und bitte dieselbe als flüchtiges Produckt scherzhafter Laune, das diesen Abgrund keineswegs erschöpfen kann mit Schonung für den Verfasser und für die ganze Welt zu leßen. mo Zugleich sage ich der ganzen Zahl der Interessenten meinen verbindlichen Danck im Nahmen der armen Familie, welche durch ihre Güte bereits wieder auf einen grünen Zweig gelangt, dem blühenden Frühling mit unerwarteter Hofnung entgegensieht. Brentano. 145 Ich zeige hiermit an, daß die Herrn Subscribenten, welche von dem Ueberbringer die Abhandlung erhalten und ihm den rth übergeben haben ihren Nahmen gütigst durchstreichen mögen, damit ich mich dem Herumtrager berechnen kann, indem für Druck Papier und Kup150 ferdruck mit 40 rth im Vorschuß bin, die Familie hat durch die Güte der Hr Praenumeranten bereits 33 rth von mir erhalten, worüber ich der Gesellschaft, wenn alles in Ordnung die Berechnung ablegen werde, die Herrn Subscribenten welche bereits für ein Exemplar praenumerirt, aber für mehrere Subscribiert haben, finden ihren Nahmen 155 unter beiden Rubriken, alle jene, welche noch jezt irgend ein Exemplar mehr begehren, bitte ich dasselbe in der Wittichischen Kunsthandlung an der Jägerbrücke gegen ein rth abholen zu laßen, wohin Sie auch gütigst alle, welche den Wunsch haben, sich über die Philister zu orientiren zu verweißen bitte. 160 (Die folgende Tabelle in der Mitte durch Längsstrich in Rötel getrennt.) Praenumeranten.
Subscribenten
Ihre
Durchl.
Prinz
Radzivill
Ihre
Durchl.
Prinz
Lichnowski
Ihre
Durchl.
Prinz
Radzivill
1.
Lichnowski
2.
Schoenburg
165 Graf
Arnim
von Roe der (1) Charlottenst.41
von
Arnim-
Arnim
von
Roederi.
Roeder
Rekedorff 170
Graf
2.
ν Raumer
Reimer
Graf
der
jüngere
Ingenheim
Wilhelmstr 28. 35
Nr. 11
3V
Mühlendam 7V°30 Ekard Hinderlagstr. 7V°1 Dr.Lichtenstein Linden Ν 10 v.Möllendoif D. Flemming Otto Alberti v. Voss Hermensdorf. Reichardt Grapengiesser
Genelli ebendaselbst Beuth Leipzstr. N. 58.
Praenumeranten Dr. Goeschen Bar.v.d Rek GhR. Wolf Director Ijfland Kam Dir. v. Grunenthal v. Hymmen v.d Kettenburg Capeilmeist. Reichardt. Graf. Chasot Prof. Savigny. Major. Tiedemann. Major. Hedemann Cap. Bardeleben Cap. Horn
Sub scribenten v.Dewitz Prof. Weiss v.Pfuel Dr. Meyer v. Koenen Siebmann. Grell Wollank Leipz. 70 Thilgt Jägerst. 18 Gr.v.Dohna Kupfergrab.4: Schinkel Contrescarpe. 45. Professor Bernhardt OberbergR. v. Laroche G.O.M. Rath Kohlrausch Hr.v. Quast. v.Hacke v.Dalwigk. Schloßfreiheit Ν" 1. Dr.Wolfart. Oberwallst.7V°13. Adam Müller Gh Pistor v. Bulow.
Graf Bombelles. v.Zchok v.Gerlach. v.Clausewitz v.Voss Hermensdorf. Grapengiesser
Prof. Schleiermacher. Buchhaendler Fink
36
1 — 180
1— 185
2— 190
1 — 195
1— 200
(Brentano:) (Philistersubscription)
v.Eichhorn, Markgrafstr. 49. 2.
205
Rendt.
Vogel
v.Perlitz Mohrenstraße N°5. Prof.
Fichte
Präsident Wv&smann. Gh Staatsrath Staegemann.
210
Schulz LA.v.
Arnim
v.Rabbart
7 an mich 7 34 hat er zu lehen
17 eingegangen 12
41
29 5
220 3 5
29 6
35
37
12.
Der Philister vor, in und nach der Geschichte.
Scherzhafte Abhandlung.
Wundern kann es mich nicht, daß Menschen die Hunde so lieben, Denn ein erbärmlicher Schuft ist, wie der Mensch, so der Hund. Göthe, das Epigramm 73.
B e r l i n , 1811.
Jesajas 15, 29. 11, 14. Hesekiel 25, 15. 16. Zephania 2, 5. Zacharia 9, 5. Psalm 108, 10. Sirach 50, 27. 28.
38
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
20
Der Philister vor, in und nach der Geschichte.
25
30
A u f g e s t e l l t , b e g l e i t e t und b e s p i e g e l t aus göttlichen und w e l t l i c h e n S c h r i f t e n und eignen Beobachtungen.
Scherzhafte Abhandlung auf Subscription einer fröhlichen Tischgesellschaft, für die Mitglieder derselben, zum Besten einer armen Familie abgedruckt. Ecco
alfine
Come 35
Quanti L'empio
il teschio
orribile
orrendo:
m'apparve!
mostri, sangue
quante nascer
larve! fè!
Antonio Filistri. (Hiebei eine Handzeichnung aus der Italiänischen Schule, vorstel40 lend die Kehrseite eines Philosophen, dem alles zu kurz wird; weiter einen philosophirenden Philister, dem alles zu lang wird, und den seine Frau widerlegt; sodann des Teufels Kompaß und Windmühlenflügel, weiter eine tragische Muse, einige begeisterte Anhänger und eine skeptische Gans.) 45
An d i e H e r r e n S u b s c r i b e n t e n . Es ist uns allen bekannt, daß nachfolgender Scherz im Vertrauen auf fröhliche und verstehende Gesinnung entstanden und mitgetheilt worden, und daß der Entschluß, diesen Aufsatz zu vervielfältigen, sich an dem Wunsche, einen armen Mann, der schreiben kann, zu unterstüt50 zen, unter den Zuhörern zuerst realisirt hat. Der Druck wurde scherzhafter Weise, als an sich etwas philistrisch, verwiesen, vorzüglich aber, um dem Schreiber das ganze Verdienst zuzuwenden; da aber die Zahl der Subscribenten ansehnlicher, als erwartet, ausfiel, war zu befürchten, der Schreiber, der an den Augen leidet, möchte bei aller Anstren39
Nr. 12
gung erst spät vermögen, alle seine Wohlthäter zu befriedigen, und dabei noch ein schweres Opfer mit seinem Gesichte bringen; es wurde daher beschlossen, den philistrischen Druck als vortheilhafter vorzuziehen, und somit erscheint dieses gedruckte Manuskript, oder lederne Hufeisen, wobei zu erwähnen, daß, da durch die Druckkosten der gehofte Verdienst für den Schreiber allerdings geschmälert wird, diesem philistrischen Fehler nur dadurch abgeholfen werden kann, daß mehrere Exemplare abgezogen werden, und d a h e r j e d e r d e r B e s i t z e r e i n g e l a d e n w i r d , s e i n E x e m p l a r n i c h t zu v e r l e i h e n , s o n dern J e d e n , der sich über die P h i l i s t e r , oder sich s e l b e r , R a t h s e r h o l e n w i l l , g e f ä l l i g s t an d i e W i t t i c h i s c h e K u n s t h a n d l u n g , J ä g e r s t r a ß e , g e g e n d e r B a n k ü b e r , zu w e i s e n , wo e i n e , A n z a h l E x e m p l a r e w e r d e n n i e d e r g e l e g t w e r d e n , u n d u m s G e l d zu h a b e n s e y n . Es ist dies Verweigern der Mittheilung an Andere eine Wohlthat für den Armen, und keine Härte für den Neugierigen, da Jeder, der dergleichen zu lesen Lust und Zeit haben kann, auch das Geld dazu haben muß. Ja, es ist dies die wahre Freudenerfindung, die ein Westphälinger vor Jahren im Reichsanzeiger auf Subscription von 8 Gr. bekannt zu machen versprach, und die endlich darin bestand, ihm viele Achtgroschen als einem armen Schelmen verschaft zu haben, hier läuft es am Ende auf dasselbe hinaus, wenn alles folgende dem Käufer nicht einige Freude und einigen Ernst erwecken sollte, das heißt, wenn er ein Philister wäre, dann aber kauft er es ja gar nicht. Ein Thaler Courant! Kauf milde Hand, Philister Hohn, Und Gotteslohn.
2
Sätze, die v e r t h e i d i g t werden
können.
1. Was hier philistrisch genannt wird, ist nur, was jeder Philister von Herzen gern ist. 2. Was hier als jüdisch aufgeführt wird, ist nur, was jeder Jude um alles in der Welt gern los würde, ausser ums Geld, und was ein edler Jude selbst an unedlen Christen verachtet. 40
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
3. Bei den Juden assonirt Edel auf Ekel, bei den Philistern auf Esel. 4. Kein Jude kann ein Philister seyn. 5. Juden und Philister sind entgegengesetzte Pole; was bei den ersten in den Saamen, ist bei den letzteren ins Kraut geschossen. 6. Die Philister haben einen unsichtbaren bewustlosen Bund mit einander und recken wie die Gänse alle den Hals in die Höhe, wenn es eine thut. 7. Eine Gans, mit einem papiemen Haarbeutel promenirend, hat viel vom Philister. 8. Ein Philister kann nie ein Seiltänzer zu werden wünschen. 9. Ein Philister kann wohl ein Steinfresser werden. 10. Ein philosophirender Philister ist = einem See-Hund. 11. Ein dichtender Philister ist = einer Fledermaus. 12. Ein betender Philister ist = einer fliegenden Katze, (gehört ein Fallschirm dazu). 13. Kein Philister kann glauben, daß er einer sey; er kann überhaupt nur seyn, und nicht glauben. 14. Wenn ein Philister jemals ein wirkliches Mittel gegen die Kienraupe erfindet, so wird er ein Selbstmörder. Wir sind dann beider los, und unsere Fichtenhaine, die jetzt kritische Wälder sind, werden Dichterhaine. 15. Wenn ein Philister ein Gerstenkorn am Auge hat, und ein Hünerauge am Fuß, so legt er sich mit Schmierstiefeln ins Bett, damit, während er entschlafen, das Hüneraug das Gerstenkorn nicht sehe, und er sich die Augen im Schlaf nicht mit den Beinen austrete, denn er weiß wohl, daß ein blindes Huhn oft ein Gerstenkorn findet. 16. Es giebt mir keine schärfere Probe der Philisterei, als das Nichtverstehen, nicht Bewundem der unbegreiflich reichen und vollkommenen Erfindung, und äußerst kunstreichen Ausführung in Herrn von Schelmuffskys Reise zu Wasser und zu Lande. Wer dies Buch ließt, ohne auf irgend eine Art hingerissen zu werden, ist ein Philister, und kömmt sicher selbst darin vor.
41
Nr. 12
Die großen und herrlichen Flüsse sammeln sich aus reinen ursprünglichen fröhlichen Quellen der Gebürge, aus dem heiligen Wasser, welches aus göttlichem Triebe in die Höhe gestiegen, das Licht gegrüßt hat, und nun freudig unter demselben an der grünen Erde durch die Thäler nieder zieht, bis zu den Meeren, welche den Kern umgeben; 130 nicht aber sammeln sie sich aus schmutzigen, todten Pfützen, welche leblos verbraucht, und, so zu sagen, ausgespuckt, ohne Zusammenhang mit dem lebendigen Blutumlauf nichts anders sind, als eine Judenschule der Frösche, ein hoch- und rothbeiniges Halsgericht der Störche, eine anarchische Rennbahn gesetzmangelnder Wasserratzen, ein 135 Börsen-Philisterium der Zeitungsunken, ein Acouchir und Invalidenhaus abstracter Kröten, eine Sternwarte des ziffernden Ungeziefers der Wasserspinnen, ein Laich- und Leich- und Bleich-Comptoir, und MilchBureau und Montirungs-Kammer und Theater-Garderobe und geheim gesellschaftliches Gradirhaus aller sich erst durch Schwanz- und 140 Bauchablegungen zum höchsten Grade ihrer Bildung perfectionirenden kaltblütigen Amphibien, eine undeutsche, unchristliche, philistrische Tischgesellschaft, eine Koax-Akademie, eine Ludertafel galvanischer, zuckmistischer Achselzucker. Gleich den Flüssen nun hat diese edle Tischgesellschaft sich gesammelt, aus reinen ursprünglichen und 145 fröhlichen Herzen, und hat ausgewiesen auf ewig von sich, nicht aus eigenem Dünkel, sondern aus frommer Achtung gegen die Geschichte, die Juden und die Philister, über welche die Flüche der Schrift längst wahr geworden, welche nur noch als Wahrzeichen ihres Untergangs, als unauslöschliche Blutflecken einer bösen Schuld, als Gespenster ih- 150 res nicht seeligen historischen Todes, als eine alte Essigmutter der Sünde auf Erden verweilen, und sind sie über die ganze Erde verbreitet, so heißt das doch nur so viel, als ihre Asche ist in den Wind gestreut, oder die vier Viertel ihres historischen Leibes sind an die vier Thore der Weltgegenden genagelt — und scheinen sie gleich oft auf 155 dem Rade des Glückes zu stehen, so sind sie doch eigentlich nur darauf geflochten; denn es ist kein Heil, außer dem Herrn, und der Ewigkeit; diese aber sind verspätete Kinder des Todes, und sie sind nicht mehr zu Haus im Leben, sie sind verrückte Musterreuter und tollgewordene Voyageurs eines schon vor Christi Geburt schändlich fallirten Hand- I60 lungshauses, sie wollen Geschäfte machen in Manna, die ihnen vor dreitausend Jahren vom Himmel gefallen, hütet Euch, ihnen nichts voraus zu bezahlen; sie sind jene Maulaffen, die das A so laut geschrieen haben, daß sie die Maulsperre davon getragen und nun nim42
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
165 m e r Β sagen können, oder umgekehrt. Selig die Taube, die einen so starken und großen Oelzweig im Schnabel trägt, daß sie, in ihrer Unschuld durch Gottes Friedensbogen dahinstreichend, nicht in den Rachen der Juden u n d Philister fliegen kann, denn die alte Schlange trägt Köpfe an beiden Enden, u n d sie ist eine Klapperschlange, deren 170 Geräusch bethört und verführet. Das A aber nenne ich, in tieferer Bedeutung, bei den Juden das alte Testament, das Β das neue. Bei den Philistern, welche eigentlich kein Testament, höchstens das Pflichttheil schlechter Angewohnheiten haben, n e n n e ich das A das Ursprüngliche, Ewige, den Quell, das Β aber das scheinbar Gegenwärtige, das 175 Pechpflaster, das einem der Teufel über die Augen wirft, das Zeitliche, das bequem Todte, den cui de sac, wo die Welt m i t Brettern vernagelt ist; und so sind die Philister jene, welche das Maul so über dem Β aufgerissen, daß sie das A, der Natur eines offenen Mauls nach, zwar wohl noch aussprechen könnten, aber aus D u m m h e i t nicht darauf 180 k o m m e n , o wie d u m m müssen sie seyn! W i r können übrigens hieraus schon sehen, wie so ganz entgegengesetzt Juden und Philister sich sind, da das A und das Β bei ihnen so verschieden ist, und sie sich dennoch darin theilen, es ist aber die schmutzige Pfennigkerze, die ewige L a m pe vor des Teufels Nachtthron, an beiden Enden angesteckt. So wie 185 aber von | Gott jeder sein neues, noch von keinem gelebtes oder ge- 4 storbenes Leben erhalten, wie wir von unserm W i r t h e noch ungegessene Speisen, u n d u n g e t r u n k e n e n Wein, u n d reines Tischzeug begehren, und wie meine verehrten H e r r e n Tischgenossen eine noch unabgehandelte Abhandlung von m i r zu fordern berechtigt sind, so hat 190 diese ganze Gesellschaft unverbrauchte lebendige Gesellen an sich selbst gefordert, u n d somit die Juden, welche n u r noch civiliter, und die Philister, welche nur noch moraliter existiren, von sich abgewiesen. Die Juden, als von welchen noch viele Exemplare in persona vorräthig, die von jeder ihren zwölf S t ä m m e n f ü r die Kreuzigung des 195 H e r r n anhängenden Schmach Zeugniß geben können, will ich gar nicht berühren, da jeder, der sich ein Kabinet zu sammeln begierig, nicht weit nach ihnen zu botanisiren braucht; er k a n n diese von den egyptischen Plagen übrig gebliebenen Fliegen in seiner K a m m e r mit alten Kleidern, an seinem Theetische mit Theaterzetteln und ästheti200 schem Geschwätz, auf der Börse m i t Pfandbriefen, und überall m i t Ekel, u n d H u m a n i t ä t und Aufklärung, Hasenpelzen und Weisfischen genugsam einfangen. Nützlicher und ergötzlicher wende ich mich zu euch, ihr Philister, die nur noch als ein Contagium, als lächerliche 43
Nr. 12 A l l e g o r i e n e i n e r A r t g e l b e n F i e b e r s , d e s s e n P a t i e n t e n bei
vollkom-
m e n e r G e s u n d h e i t m a u s e t o d t sind, in d e m e w i g e n T r i u m p h z u g e d e s 205 T e u f e l s , als v e r s t o c k t g e b o h r n e S t o c k n a r r e n e i n h e r z i e h t ; u m e u c h n u n , ihr Übeln S e e l e n , b e i d e n O h r e n , e h e ihr w e l c h e h a t t e t , a priori
hinter
d e r O f e n h ö l l e d e s H i m m e l s h e r a u s zu locken, e u c h s o d a n n , n a c h d e m ihr s o g a r n o c h H ö r n e r d a z u g e w o n n e n , u n t e r d e r B a n k , u n t e r d i e ihr g e f a l l e n , in d e r G e s c h i c h t e a posteriori
h e r v o r z u z i e h e n , w e r d e ich e u c h 210
n u n bei e u r e m definitiven Schweife, m i t d e m ihr unter uns wedelt, a posthumis
zu e r k e n n e n u n d zu d e f i n i r e n g e z w u n g e n .
D i e D e n k e n d e n u n d G l a u b e n d e n d e n k e n u n d g l a u b e n , d a ß d i e ges c h a f f e n e Welt n u r d i e k r y s t a l l i s i r t e I d e e d e s S c h ö p f e r s v o n sich selbst sey, u n d d a ß j e d e s G e s c h a f f e n e ein G e d a c h t e s g e w e s e n , e h e es ins 215 L e b e n g e t r e t e n ; a u s s e i n e m T o d e a b e r k ö n n e n w i r s e h e n , w i e es g e dach(t) w a r , e h e es l e b t e . D i e s e s a b e r d e n k t u n d g l a u b t k e i n e r u n t e r d e n P h i l i s t e r n , s o n d e r n sie m e i n e n , sie s e y e n v o n d e n B ä u m e n g e f a l len, w i e d i e H o l z b i r n e n , a l s d e r T e u f e l s e i n e n P r ü g e l h i n e i n g e w o r f e n , w o r a n sie so w o h l t h u n , a l s er w o h l d a r a n g e t h a n .
220
I c h a b e r will, i h n e n z u m Trotz, i h r e G e s c h i c h t e v o n d a a n f a n g e n , w o sie sich, a u s d u m m e r H o f f a r t , n i e h i n t r ä u m e n ( w e i l sie ü b e r h a u p t g a r nicht, o d e r h ö c h s t e n s L o t t e r i e n u m m e r n , d i e n i c h t h e r a u s k o m m e n , t r ä u m e n ) , ich f a n g e i h r e G e s c h i c h t e a n v o r A d a m u n d v o r d e r E r d e a u s d e r I d e e . U m a b e r s a g e n zu k ö n n e n , w a s die P h i l i s t e r , e h e sie in d e r G e - 225 s c h i c h t e a l s Volk a u f g e t r e t e n , in d e r I d e e w a r e n , m u ß ich sie erst als d a s b e t r a c h t e n , w a s sie jetzt a l s d i e a l l e g o r i s c h e n F i g u r e n i h r e s W e s e n s gew o r d e n sind, u n d ich s a g e d a h e r : E i n P h i l i s t e r ist e i n s t e i f s t e l l i g e r , s t e i f l e i n e n e r , o d e r a u c h l e d e r n e r , s c h e i n l e b e n d i g e r K e r l , d e r n i c h t weiß, d a ß er g e s t o r b e n ist, u n d g a n z u n n ö t h i g e r Weise sich l ä n g e r a u f d e r W e l t 230 a u f h ä l t ; e i n P h i l i s t e r ist ein m i t allerlei l ä c h e r l i c h e n ä u ß e r l i c h e n L e benszeichen behängter u m w a n d e l n d e r Leichenbitterstock seines eigen e n i n n e r n e w i g e n T o d e s ; ein P h i l i s t e r ist ein K e r l , vor d e m a l l e S p i e g e l , u n d so a u c h d i e S c h ö p f u n g , G o t t e s S p i e g e l , b l i n d s i n d v o n E w i g k e i t ; e i n P h i l i s t e r ist d e r a u s g e b o h r n e F e i n d a l l e r I d e e , a l l e r B e g e i s t e r u n g , alles 235 G e n i e s u n d a l l e r f r e i e n g ö t t l i c h e n S c h ö p f u n g ; er ist d i e k o m i s c h e K a r r i k a t u r - S i l h o u e t t e des T e u f e l s , w e l c h e er, v o m H i m m e l n i e d e r s t ü r z e n d , g e g e n d i e S o n n e n s e i t e d e s L e b e n s g e w o r f e n , w o sie, in t a u s e n d Z e r r b i l dern zerbrochen, scheinbar unschuldig und scherzhaft herumgaukelt, a b e r j e d e n , d e r n i c h t a u s e w i g e n Q u e l l e n b e r a u s c h t in i h r e m S c h a t t e n 240 e n t s c h l u m m e r t , v e r g i f t e t , u n d z w a r zu e w i g e r N ü c h t e r n h e i t .
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(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
Warum man über das Allertiefsinnigste am besten von Herzen lachen könne, aber nicht von Verstand. U m m e i n e verehrten Tischgenossen nicht zu langeweilen, will ich 245 Ihnen erst mehrere Ursachen angeben, aus welchen Sie über folgenden Abschnitt, wenn er gleich mein ernsthaftester Ernst und mein innigster Glaube ist, von Herzen lachen können, wenn Sie nur nicht von | Verstände lachen, denn so lacht der Teufel. Wohl kann m a n von Her- 5 zen a m allerbesten über das Allertiefsinnigste lachen, weil m a n das250 selbe mit d e m Verstände so außerordentlich kurios anpacken muß, u m ihm ein wenig auf die Zähne zu fühlen. D e n n 1) was ist lächerlicher, als daß m a n besser in die Sonne sehen kann, wenn m a n durch ein Löchelchen guckt, welches m a n meinethalben mit einer Stecknadel oder einem Zahnstocher in eine Herzdame gestochen (mit einem Ohr255 löffei geht es nicht); 2) ist manches Philosophiren darum schon lächerlich, weil ein Kerl, der i m Mittelpunkte steht und einen Spiegel gegen sich gekehrt an der L e i n e haltend wie ein Pferd die Ronde machen läßt, ihn doch nie so schnell schwingen kann, daß ihm nicht ein ordinairer Feldhase durch das System laufen könne, und daß er a m 260 Ende sich doch i m m e r mehr allein sieht, je schneller er dreht, und daß, will er gar eine Kugel schwingen, ihm das D i n g leicht auf die Nase fällt; 3) ist es eben so lächerlich, als des Zinngießers Spitzhund, der, das R a d tretend, auf derselben Stelle eine Wallfahrt nach Jerusalem i m Sinn zurücklegt, wenn einer so außerordentliche D i n g e mit Worten 265 herumdreht, und sein Maul doch nicht unter der Nase wegbringen kann. Willst du aber einen H u n d Brod fressen lehren, so schmiere ihm Butter auf die Nase und reiche ihm das Brod; er frißt nur Brod, riecht aber die Butter, und macht dir so eine erhabene Miene, als fräße er Butterbrod, glaubt es auch; 4) ist es sehr lächerlich, wenn ein H u h n in 270 einem runden Gitterkorbe von Stab zu Stab herum kreiset, und weil das Gefängniß rund ist, sich nimmer überzeugt, daß es kein Loch zum Ausgang gebe, als den Tod; indeß gehet die Sonne eben so über d e m Korbe a m H i m m e l herum; ich kann beides bewundern von Verstand und belachen von Herzen; 5) ist es doch ganz ungemein lächerlich, 275 wenn ein Hase einen Berg aus dem Wege räumen will, und statt dessen hinaufläuft; das geht gut, seine Vorderfüße sind kurz a priori, treiben ihn aber oben die H u n d e auf, so geht es schwer wieder hinab, denn die Hinterfüße sind a posteriori zu lang; eben so lächerlich ist es, wenn eine Kraft, und wäre sie auch der kräftigste Stier, eine unge-
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heure L a s t hinweg heben will, auf der sie selbst steht; zu einem gröBern Gedanken aber ist ein Doktor nie gekommen, als daß er ausruft: gebet mir einen Punkt draußen, auf den ich den Hebel gründe, und ich will euch und alles, was drinnen ist, hinausschmeißen. Daß er selbst drinnen, weiß er nicht, so außer sich ist er; und wenn der Philosoph vollendet ist, wird er zum Boden gefallen fühlen, daß er auf d e m Aste saß, den er herunter hieb; 6) ist es lächerlich, daß der Mensch, u m zu philosophiren, nichts thut, als einen unendlichen Strickstrumpf aufziehen, und dann die Wolle auch aufziehen möchte, und das Schaf und die ganze Schafheit und Geschaffenheit, und wenn es möglich wäre, daß ein Hund, der sich i m m e r nach seinem Schwänze umdrehet, denselben erwischte und sich rücklings mit H a u t und Haaren auffräße, so würde die ganze Schöpfung bald wieder von den Philosophen, als Beilage zu ihrem Compendium mit s a m m t d e m Compendium, ins absolute Nichts zurück gedacht seyn. J a es ist wahrlich nur der kleine Unterschied zwischen ihnen und Gott, daß dieser, als er dachte, schaffen mußte, und je unendlicher er dachte, je herrlicher und gegliederter ward die Schöpfung, und endlich stieg die ganze Welt, ein unendlich harmonisches Meisterstück, aus seinen Gedanken heraus, und oben drauf saß der Philosoph selber, er reitet auf d e m Fädchen, mit welchem der Strickstrumpf sich endigt; dieser nun, wenn er denkt, muß von sich heraus alles rückwärts entschaffen, da er aber alles in einer Reihe entschaffen soll, und er doch gar keine Stelle findet, wo er das viele geschaffene Zeug hinbergen könnte, so ist er häufig wie die Lalenbürger beschäftigt, ein Loch zu graben, u m den Schutt eines andern hineinzuwerfen. Dieses unendliche Zurückhufen der philosophischen Retourchaise macht allen Anfängern etwas übel, wenn sie das Rückwärtsfahren nicht vertragen können, und diese Seekrankheit äußert sich meistens in einer ekeln Hoffart, wobei die Herren eine Miene machen, als hätten sie einen Übeln Geschmack in d e m Munde, mit welchem sie uns den besten lehren wollen. Wenn sie es weit gebracht, gleichen sie einem welschen Hahn, der ein so hoffärtiges R a d schlägt, daß er sich ganz überstript, und umkehrt wie ein Hand6 schuh; meistens aber gleichen sie einem Storche, | den ich in Mainz gesehen, er fraß eine kleine Schlange, die augenblicklich wieder bei ihm durch passirte, und die er so oft wiederfraß, daß er endlich des Cirkulirofens ganz gewohnt, so bald er sie verschlungen, den Schnabel sogleich ad loca führte, u m sie alsbald wieder in E m p f a n g zu nehmen, und wenn durch die französische Regierung nicht eine andere Philo46
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sophie und Cirkulation in jene Gegenden gekommen, daß etwa die 320 Schlange Aus- und Eingangs-Rechte bezahlen muß, die der Magister Langbein nicht aufbringen kann, so glaube ich, der Kerl steht noch da und philosophirt. Doch ist dies letzte System noch eines von den allerklarsten und leichtesten, und gehört dazu hauptsächlich ein kurzes Gedärm, offener Leib und schlüpfrichte Gedanken; andere, welche das 325 Hemd, das sie anhaben, zum Rockermel herausziehen, sind schon viel transzendentaler. Ich könnte nun zwar noch unzählige Ursachen anführen, warum man von Herzen über das Allerheiligste lachen kann, wenn diese ernsthaften Auseinandersetzungen nicht dabei Gefahr liefen, dem Ei zu gleichen, welches über das Huhn denkt, und ich 330 schließe damit, daß ich keinen für einen gotteslästerlichen Spötter halte, welcher über den ehrwürdigsten Pabst lacht, dem die Rockärmel so kurz sind, daß ihm die nackten Arme, wenn er die Hände nach dem Allerheiligsten hebt, so weit herausfahren, daß man alle Hieroglyphen und Keilschriften der Schröpfköpfe sehen kann, mit denen er sich 335 neulich das böse Geblüt zwischen Haut und Fleisch weggezogen.
D e r Philister vor der Geschichte. Theosophische Ansicht von Gott und der S c h ö p f u n g , Einheit, Eigenheit, J a , Nein, S ü n d e n f a l l Luzifers, S ü n d e n f a l l A d a m s , der Philister in der christlichen M y t h e bis auf H a m . 340 Gott ist die ewige Einheit außer Natur und Creatur, in sich selber, und in seinem Aussichwallen ist das Wollen. Die ewige Einheit wohnet in dem geschöpflosen Abgrund aller Dinge, in dem ungründlichen Nichts, und das Ichts des Nichts ist Gott selber, und indem sich die Einheit aufthut, ist sie das lautere Wollen, welches nur sich selbst 345 wollen kann. Dies Bewegen, das Wallen des Wollens und die Empfindung seiner selbst in der Lust des Wollens ausgehend, ist der Geist des göttlichen Lebens, und so ist der Wille der Vater, und die Liebe der Sohn, der Ausgang der wollenden Liebe aber ist der Geist, und sie sind die ewige Einheit, der Schein des Insichselbst-Scheinens ohne alles 350 Erscheinen und Erschienenes, das Auge des ewigen Sehens, d a s e w i g e J a , d i e e w i g e E i n h e i t , die sich aber im Willen wollend zurückzog, um sich zu empfinden, und dieses ist d a s e w i g e N e i n o d e r d i e e w i g e E i g e n h e i t . Das Ja und das Nein sind eins, haben 47
Nr. 12 a b e r zwei Z e n t r a . D a s J a als d a s A u s f l i e ß e n ist o h n e G r u n d , d a s N e i n als d a s E i n z i e h e n m a c h e t d e n G r u n d . D a s C e n t r u m des J a s ist d i e 355 L i e b e , d a s C e n t r u m des N e i n s ist d e r Z o r n . Vor a l l e r S c h ö p f u n g a b e r l a g d i e e w i g e E i n h e i t in d i e s e n zwei C e n t r i s , des J a s u n d N e i n s , als d i e sich s e l b s t w o l l e n d e G e b ä h r u n g a l l e r C r e a t u r , als d a s sich selbst E m p f a n g e n , als d i e I d e e ; d a a b e r die E i g e n h e i t sich a u s sich selbst b e w e g t e , w a r d d i e I d e e ein B i l d d e r E i n h e i t , u n d d i e s i c h t b a r e S c h ö p f u n g t r a t 360 h e r v o r , d a s E b e n b i l d d e r I d e e . D i e s e b e w e g t e sich a b e r a u s d e m C e n t r u m d e r E i g e n h e i t , d e m N e i n , d e m Z o r n , u n d h a t also d e n G r u n d d e r H ö l l e in sich. D a a b e r d a s B i l d als e r s c h e i n e n d u n d h a n d g r e i f l i c h u n d selbstisch u n d voll E i g e n h e i t , u n d als d i e E i g e n h e i t selbst, n u r sich w o l l t e u n d n a c h d e r E i n h e i t n i c h t m e h r f r a g t e , e n t s t a n d d e r erste 365 P h i l i s t e r , oder d i e I d e e des P h i l i s t e r s , L u z i f e r , d e r als B i l d , g e b i l d e t , e i n g e b i l d e t u n d a u s g e b i l d e t , als g e n e i n t e s N e i n , sich ü b e r d a s J a erh e b e n wollte, u n d zur H ö l l e n i e d e r g e s t ü r z t w u r d e . L u z i f e r , d e r L i c h t t r ä g e r , d e r L e u c h t e r , stolzirte, w e i l i n i h m d a s L i c h t zuerst m a t e r i a lisch b r a n n t e , d e n n d e r Z o r n w a r d d a s m a t e r i a l i s c h e L i c h t u n d F e u e r , 370 als d i e L i e b e , d a s i d e a l i s c h e F e u e r , sich selbst wollte. A b e r er w a r d v o n 7 M i c h a e l , e i n e m a n d e r n E n g e l , e i n e r | a n d e r n F i g u r des
göttlichen
S e l b s t w o l l e n s , u n d N a m e n s , v o n M i c h a e l ( w e l c h e s zu d e u t s c h heißt, w e r ist w i e d e r e w i g e G o t t ? ) n i e d e r g e s t ü r z t i n d i e F i n s t e r n i ß , u n d ist d i e s e r S t u r z d e s L e u c h t e r s m i t s a m m t d e r K e r z e , d i e T r e n n u n g des 375 S c h w e r e n v o n d e m L e i c h t e n , die G r ü n d u n g d e r E r d e u n d d i e F i n s t e r niß selbst, u n d die M a t e r i e , u n d d a s a u s g e b o r e n e e w i g e N e i n , d e r F e i n d d e r I d e e als e w i g e r E i n h e i t , d a s b l o s sich s e l b s t b e d e u t e n Wollende, der Satan, u n d in seinen weitern Ausgeburten die Sünde, der Philister.
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S o h ä t t e ich d a n n m i t v o r h e r g e h e n d e n s e l t s a m k l i n g e n d e n Worten, die einer der heiligsten D e n k e r gedacht, den Philister bei den Ohren, e h e er sie h a t t e , a u s d e m H i m m e l zur E r d e gestürzt, oder b i n selbst d e r Michael gewesen, habe selbst die E r d e geschaffen, u n d das herunter g e w o r f e n , a u f d a s ich i h n h e r u n t e r w e r f e n wollte, u n d w o r a u f ich 385 e i g e n t l i c h selbst sitze, u n d h a b e so w i r k l i c h d e n A s t h e r u n t e r g e h a u e n , a u f d e m ich n o c h reite. D e r P h i l o s o p h A s t
in L a n d s h u t h a t es viel
b e q u e m e r , d e r b r a u c h t g a r n i c h t erst h i n a u f z u s t e i g e n , u m h e r u n t e r zu k o m m e n , er k a n n es a plein pied in j e d e m G a r t e n n e b e n d e m b l ä t t e r reichsten Sallat, e i n e m andern dortigen Philosophen thun. N u n a b e r , v e r e h r t e T i s c h g e n o s s e n , e r l a u b e ich I h n e n v o n H e r z e n zu l a c h e n , i n d e m ich die A e r m e l w i e d e r h e r v o r z i e h e , d i e m e i n e n A r m e n
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bei dem hohen Griffe etwas zu kurz geworden; Sie werden vielleicht mit einiger Ehrfurcht bemerkt haben, daß mir der erleuchtete J a c o b B ö h m e gütig dabei unter die Arme gegriffen. Aber, was ich gesprochen, das glaube ich, und das Lächerliche von Herzen ist nur, daß das Wort an allen Enden zu kurz ist, das Bewunderungswürdige aber ist die heilige Begierde der Erkenntniß, die sie in dem, der die Arme so ausstreckt, eben so anbeten müssen, als sie in jener Darstellung der göttlichen Einheit selbst in dem Conflikt des Jas und Neins liegt. Der Philister aber philosophirt umgekehrt, er als das ausgebohrene Nein, als das sich selbst Eignende des Eignen, als das Zurückziehen, streckt die Arme nicht heraus, sondern zieht sie zurück, und der schlaffe niederfallende Ermelschlauch ist sein Produkt; der Rock wird ihm aller Orten zu lang, und schleift ihm im Koth; da er aber nie heraus kann, aus Furcht sich zu erkälten, so gukt er durch ein Knopfloch heraus, und fraget seine Liebste, wie das Ding aussehe; treibt er das Abstrahiren sehr weit, so treten ihm die Rocktaschen von hinten heraus, und gewähren mit den niederhängenden Ermein ein so betrübtes Speck takel, daß die Frau Liebste behauptet, der natürliche Verstand stehe ihm doch besser zu Gesichte, und sie hilft ihm dadurch zu einer reinen Anschauung seines Systems, daß sie ihm eine wohlgesteifte weiße Schlafmütze auf den Tisch stellt, und dabei spricht: das bist Du, mein Freund, in sofern Du nicht philosophirst; und nun zieht sie die Mütze auseinander wie einen Beutel, und sagt: das aber bist Du, in sofern Du philosophirst, aber das Ding ist nichts nütze, und somit setzt sie ihm die Mütze auf, und er ist der gesunde Menschenverstand wieder, und es endet sich zuletzt die Abstraktion damit, daß sie den schmutzigen Rand des Rockes mit einander ausreiben; aus solchem Schmutz, den ein Philister, der auf einer von verdauten Würzkräutern überdüngten Kuhweide philosophirt hatte, sich aus dem Saum des Rockes rieb, soll der Schneeberger Schnupftaback entstanden seyn, der den Philistern bis jetzt noch das Gedächtniß stärkt, und welchem wir eigentlich die Mnemonik verdanken, auf die Herr v o n A r e t i n sich hat subscribiren lassen.
Ich komme nun zu dem vom Himmel gestürzten Philister zurück, mit dem Wunsche, daß er alle Rippen im Leibe möchte zerbrochen haben; aber sieh da, er befindet sich vortrefflich, oder vielmehr seine Aerzte, die Humoralpatho- und Moraltheologen, wenn sie nicht logen, 430 sagen, es bessre sich täglich mit ihm. Jener Stolz und Sturz des Philisters Luzifer war die Entstehung der Materie, war die Erbsünde der 49
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neugebornen Erde, denn das ist die Sünde, daß sie eine ewige Zurückziehung aus dem Ja ist, eine immer sich verstärkende Eigenung des Neins im Nein, und ist der Sündenfall unendlich wiederkehrend, denn Luzifer fiel aus der Idee ins Bild, aus dem Bild in die Materie; da aber 435 nichts aus dem ewigen Gott herausfallt, so empfand er Mitleid mit der 8 Erde und berührte sie in dem Hauche Ja, und machte sie erjblühen in dem Adam, einem Geschöpfe, in dem er von neuem in niederer Ordnung sein Ebenbild frei hinstellte; und als Adam sich sehnte, war er wieder das bloß ausfließende Ja, und Gott stellte ihm das Nein in der 440 Eva abermals gegenüber, und warnte sie vor dem Fall durch den verbotenen Baum; aber das Weib ließ sich durch die Schlange durch das Nein abermals verführen, sich über Gott heben zu wollen, und wir sehen einen neuen Fall aus der Unschuld in die Schuld, aus der Einheit des Lebens in die Eigenheit des Todes, dieses ist nun schon wieder 445 ein neuer Grad der Weihe, den das Nein sich immer tiefer verphilisternd erhält, und dies ist unser Sündenfall, welchen der Herr zu lösen, sich selbst geopfert. Da ich nun das Nein, als den Quell der Philister, glücklich herunter und zwar in den Menschen selbst habe, so sehen wir es als lebendige 450 Person auftreten, wir sehen es im Cain und dem ganzen Sündenanflug, und das Nein, die Feindschaft gegen die Idee, die Philisterei wuchs so an, daß der Herr sprach, 1. Moses, Cap. 6.: die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen (das heißt, sie sind Philister), es reuet mich, daß ich sie gemacht habe; — hier werden nun die Phi- 455 lister auf dem nassen Wege der Sündfluth beiseit gebracht; Noahs Arche schwimmt oben auf, die Wasser rinnen ab und der Herr errichtet einen Friedensbund mit dem Menschen im Regenbogen, wo das Licht durch die Wolken in Farben gebrochen ausspricht die Versöhnung des ewig Leichten, der Idee, mit dem Schweren, dem Nieder- 460 gestürzten, dem Nein, dem Urquell der Philister. Aber die Philister glauben nicht daran, und halten ihn bloß für eine Beilage zur Optik, aus der man den Newton oder den Göthe widerlegen könne, wenn sie überhaupt könnten. — Die Söhne Noah3, die aus dem Kasten gingen, sind diese, Sem, Ham und Japhet. Ham aber ist der Vater Canaan. 465 *) Da die ganze Mythe der Schöpfung mannigfaltig ausgelegt worden, so werde ich hinten die Erklärung des Mystikers Thomas Bromley von der geistlichen Bedeutung dieser Söhne des Noah beifügen. Bromley war gebohren in Worcester 1629, und lebte bis 1691. Sie ist zugleich eine Stammtafel der Philister, und das beste Recepì zu denselben in jeder Teufels-Apotheke.
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Noah fing an und ward ein Ackermann, u n d pflanzte Weinberge (ich dächte, wir tränken seine Gesundheit) und da er des Weins trank, ward er trunken, und lag in der H ü t t e aufgedeckt, da n u n H a m , Canaans Vater, sähe seines Vaters Schaam, sagte ers seinen beiden Brüdern 470 draußen, da nahm(en) Sem und Japhet ein Kleid, und legten es auf ihre beiden Schultern, und gingen rücklings hinzu u n d deckten ihres Vaters Schaam zu, und ihr Gesicht war abgewendet; als n u n Noah erwachte von seinem Weinrausch, und erfuhr, was i h m sein kleiner Sohn gethan hatte, sprach er: V e r f l u c h t s e y C a n a a n , u n d s e y 475 e i n K n e c h t a l l e r K n e c h t e u n t e r s e i n e n B r ü d e r n !
Der Philister in der Geschichte.
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Dieser Fluch ist n u n an Heims N a c h k o m m e n wahr geworden, denn er, i n d e m sich die Sünde nach der Sündfluth zuerst wieder kund thut, er, der nüchterne Philister, welcher des ersten Weinrausches spottete, hat einen Sohn gehabt, M i z r a i m , u n d von diesem 1. Mose 10, 14. sind k o m m e n die Philistim und Caphtorim, dieses aber sind die Stammväter der Philister, und sind sie aus der Insel Caphtor nach Palestina gekommen. Der gelehrte Abt Calmet in seinen biblischen Untersuchungen t h u t dar, daß die Insel Caphtor keine andere als Creta, das heutige Candia, sei, was wir h e u t zu Tage Creti und Plethi nennen, waren damals Philister, was sie noch sind, u n d zwar Creti kontrahirte (kontracte) Cretenser, Plethi kontrakte Philister — von den Cretensern aber sagt der Poet Epimenides, daß sie allezeit Lügner, böse Thiere u n d faule Bäuche gewesen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, so auch die Philister. Pauli Epist. an T i t u m , Bischof in Creta, zeigt davon Cap. l . v . 10 u. s. w. Noch m u ß ich nicht vergessen, anzuführen, daß viele Gelehrte behaupten, die N a c h k o m m e n Hams, also die Vorfahren der Philister, hätten hauptsächlich den T h u r m b a u zu Babel betrieben, dessen d u m m e H o f f a r t h ihnen ganz ähnlich sieht, u n d ich zweifle gar 9 nicht daran, da das verwirrte Schwätzen der Philister heut zu Tage noch nach der babylonischen Sprachverwirrung schmeckt, und wir noch jetzt so viele unter ihnen finden, welche eine eigene Wuth haben, neue Worte zu machen, ohne begeistert zu seyn; der Geist aber n(u)r m a c h t das Wort, und der Dichter, nicht aber der Feind aller Idee, das ewig ausgebohrne Nein, der Philister. Mir ist neulich einer in der Allee begegnet, u n d als ich ihn fragte, wo er hin spazierte, sagte er: ich 51
Nr. 12 lustwandele nicht, sondern gehe die Wandelbahn hinab, weil ich ein Stelldichein mit einer gattentodten Frau hier habe, mit der ich in die Zusammenstimmung gehe. Ich sagte zu ihm: Sie wollen wohl die Wittwe durch das Concert in ihrer Melancholie trösten, durch Trom- 505 peten- und Violin- und Flöten-Getön? Ja, erwiederte er, ich sprach heute morgen zu ihr, die Worte Voßens: Zeug aus den Flausrock deiner Drangsal, und putze dich und eile flugs, dorthin, wo bald den hellen Klangsal durchströmet Erz und Darm und Bux. Hierauf fragte ich ihn, ob er musikalisch sey. Ja, sagte er, ich bin etwas kunstschallend. Was 510 spielen Sie für ein Instrument? — Die Schallwerkzeuge, die ich spiele, sind viele, ich blase etwas auf dem Erzschallrohr, und zur Abwechselung auf dem Tiefknüppel, auch blase ich Hochholz und Hellholz, streiche auf der Hals- und Kniegeige, und schlage das Tasten-Hackebrett — das ist alles, was man verlangen kann von einem Dilettanten — 515 ja, ich bin aber auch ein großer Vergnügling. — Sagen Sie mir doch, ist keine Apotheke hier in der Nähe? ich möchte mir gern etwas assa foetida kaufen. — Dort unten links, wo der Vier-Fuß-König über dem Hausgehein abgebildet ist, finden Sie eine Heilstoff-Handlung, der Vorseher schaut zum Tageleuchter heraus, da können Sie den Teufels- 520 dreck bekommen. — So nennen Sie die assa foetida, wie nennen Sie denn die assa dulcís? — Engelsdreck. — Hiermit hatte ich genug. Von den Cretensern sage ich nur, daß von ihrer Stadt Cydonia aus malum cydonium, der Quittenapfel sich zuerst verbreitet, wahrscheinlich die Ursache, warum die Philister besonders den Quittenschnaps 525 lieben; auch glauben sie, Jupiter liege bei ihnen in Creta begraben, auch sehr philistrisch, sie erfanden den Gebrauch des Bogens, um einem aus der Ferne zu tödten, auch sehr philistrisch u. s. w. Einige wollen den Namen Philister von der egyptischen Stadt Pelusium herleiten, die ihren Namen von Πελοσ, Koth, haben soll. Es läßt sich 530 hören. Unter ihren Städten zeichnete sich Ascalon aus, von welcher die Zwiebeln, die wir Scharlotten nennen, herkommen, überhaupt waren sie große Liebhaber der Zwiebeln und des Knoblauchs, und schworen nicht höher, als bei einer Zwiebel, Ρ lin. I. 19 c. b. allium cepasque inter Deos in jure jurando habent, und Juvenal in Sat. 15. Porrum et cepe 535 nefas violare aut frangere morsu, o sanctas gentes, quibus haec nascuntur in hortis, numinal Auch hat eine Zwiebel wirklich etwas von einem Philister, als welche, gleich ihnen, aus unzählig über einander gezogenen Häuten bestehen, in denen sich nichts weiter befindet; und wenn ich bedenke, daß ein Philister sehr gern, erstens, eine Jacke auf 540 52
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bloßen Leib, dann eine rothe Bauchbinde, Unterhosen, dann Unterhemd, weiter Unterweste, dann Oberhemd, Hosen, Weste, Ueberhosen (worunter drei Paar Strümpfe) Rock, Ueberrock, Wildschur, Pelzstiefel, baumwollne Mütze, Perrücke, Lederkäppchen, Pudelmütze, Fußsack, und sodann u m alles noch eine Portechaise, Kutsche oder Diligence, wenns hineingeht, und endlich die ganze Natur, die ihm ein Futteral scheint, und ganz zuletzt seine dicke, undurchdringliche, steifleinene, lederne oder wachsleinene Ansicht, worauf ein Wetterableiter, auf dem Leibe trägt; wenn ich dies bedenke, so halte ich einen Philister für ein in krankhafter, abnormer Hauterzeugung ertapptes Zwiebelnaturspiel. Ihr Charakter in der Geschichte ist Stolz und Hoffart, und Haß gegen das Volk Gottes, gegen das Volk der Verheißung, bis diese endlich den verhießenen Erlöser, den Sohn Gottes kreuzigten, und so, mit den Philistern den Streit aufhebend, nach den entgegengesetzten Punkten die beiden Pole des Verkehrten darstellen. Sie waren sonst durch Kramerei berühmt, heut zu Tage sind viele Krämer durch Philisterei unberühmt. Unter ihren Göttern war Beelzebub, der auch ein Herr der Fliegen genannt wird. Procopius | Gazeus sagt, er sei 10 durch eine große Fliege abgebildet worden. Wer sah noch nicht einen Philister, dem eine Fliege auf der Nase spazieret; vielleicht haben die Fliegen von jeher dies Recht; ich kenne einen, den sie zu seinem großen Kummer gar nicht verlassen, und der daher voller Mucken ist. Schon in ihren besten Zeiten verstopften sie den Israeliten ihre Brunnen1" und hatten beständigen Streit über die Brunnen. Noch heut zu Tage hängt ihnen diese Brunnenliebhaberei an, und in mehreren Reichsstädten haben sie die Gewohnheit, irgend einen zum Brunnenmeister zu erwählen, dem sie eine kleine Krone von Papier präsentiren, wofür er sie traktiren muß, und sind sie mir mit ihrer Krone einst bis in mein Museum so zudringlich nachgesetzt, daß ich nur ihrer Krönung durch heftigen Zank entgangen; bei jenen Brunnen in Israel ward auch gezankt, und sie hießen Sidna, Zank; Essek, Groll. 1 Mose, Cap. 26. Als sie lange über Israel mächtig gewesen, erlitten sie eine sehr rühmliche Niederlage. Buch der Richter, Cap. 3, 13. Darnach war Samgar, der Sohn Anath, der schlug sechshundert Philister mit einem Ochsenstecken. Wer kann ihm seinen Beifall versagen. — Endlich erschien nun ihr Hauptfeind, Simson, ein Held, wie wenige, ein freier * ) Die Juden wurden in frühern Jahrhunderten oft wegen Brunnenvergiftung verfolgt, in diesem Verstopfen und Vergiften liegt ihr Gegensatz ganz.
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Streiter ganz auf seine eigene H a n d gegen die Philister. Seiner Mutter ward seine Geburt durch einen Engel verkündet, er hatte sich von Jugend auf d e m Nazareat, einer reinen, begeisterten Sekte der Gottesverehrung, gewidmet, er verliebte sich in die Tochter eines Philisters, u n d erhielt sie zum Weibe; da er seine Braut besuchte, zerriß er unterweges zum Zeitvertreib einen Löwen, u n d fand nach einiger Zeit in d e m Gerippe des Löwen einen Bienenstock, und n a h m und theilte den Honig mit. Bei seiner Hochzeit n u n legte er dreißig Philistern (eine compiette Ressource) das Räthsel vor: Speise ging von d e m Fresser und Süßigkeit von dem Starken; und wettete u m eine Garderobe von dreißig Röcken. Drei Tage hatten sie Zeit, aber nie hat ein Philister etwas errathen, oft aber verrathen; und die dreißig Rathsherren säßen noch beisammen, w e n n die saubere Braut, eine Philisterin, das G e h e i m n i ß d e m Simson nicht abgeschwatzt u n d ihren Gästen nicht verrathen hätte. Diese n u n sagten i h m die Auflösung: was ist süßer als Honig, u n d stärker als ein Löwe, und Simson sagte ihnen erbittert, w e n n ihr nicht mit m e i n e m Kalbe gepflüget hättet, n i m m e r hättet ihr es errathen, und n u n entledigte er sich seines Versprechens auf eine tüchtige Art, er ging u n d schlug dreißig Stück Philister todt, und gab jenen die Kleider; kommst du m i r so, so k o m m ich dir so, pflügst du m i t m e i n e m Kalbe, so pflüg ich m i t deinem Kalbe; schlägst du m i r m e i n e n Juden, so schlag ich dir deinen Juden. N u n verließ er aus Zorn sein Weib, aber in herrlichen Menschen ist der Zorn ein Wetter Gottes, das vorüber geht; Friede und Sonnenschein i m Herzen, und eine Ziege an der H a n d zum Geschenk, ging er nach seiner Frau. Sieh da, der H e r r Philister, ihr Vater, hatte sie unterdessen einem von jenen Rathsherrn vermählt, und n u n stand die Sache so, wie Simson sie wollte; er hatte einen gerechten Krieg. Er fing dreihundert Füchse, band ihnen Feuerbrände an die Schwänze, und jagte sie in die Kornfelder der Philister; die Juden lieferten ihn hierauf m i t neuen Stricken gebunden an die Philister aus. Eine recht jüdische Belohnung f ü r ihren Streiter! aber der gebundne Simson zerriß die Stricke vor den jubelnden Philistern, erwischte einen faulen Esels-Kinnbacken, der da lag, u n d schlug m i t demselben tausend Stück Philister zu Boden, und sprach: da liegen sie bei Haufen. Er warf den Kinnbacken weg, und durstete sehr, und bat Gott u m Wasser, da sprang ein Quell aus d e m Kinnbacken, der seinen Geist stärkte. Ein heutiger Philister, welche aus angebohrner Nüchternheit kein Wunder leiden können, und Alles gerne aus ihrer miserablen Philister-Natur erklären möchten, behauptete m i r neulich, 54
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der Eselskinnbacken sei der Name eines Generals gewesen; als wenn man die Philister besser mit einem Generale als mit einem Kinnbakken schlagen könne, das wäre der Mühe werth. Er fügte hinzu, wenn man nach tausend Jahren läse, Friedrich der Einzige ritt in der und der I Schlacht einen Fuchs, würde man vielleicht auch nicht wissen, daß dies ein rothes Pferd sei, und sich sehr darüber wundern. Worauf ich ihm antwortete, so müsse er auch die dreihundert Füchse für neu angekommene Studenten, und die Feuerbrände für Journal-Hefte halten; für meinen Theil gönne ich das Wunder mit dem Fuchs statt eines rothen Gauls der Nachwelt von Herzen, und halte mir den EselsKinnbacken, statt des Generals, bevor. — Nach dieser That richtete Simson zwanzig Jahre in Israel, und es scheint, daß der freie kühne Held über diesem langen Justizwesen etwas zum Philister geworden sei, denn wir finden ihn wieder in einiger Hurerei begriffen. Die Schrift nennt sie selbst eine Hure, bei der er in Gaza gewesen, sie scheint also eine anerkannte Dirne der Philister gewesen zu seyn, bei der man mit schändlicher Bequemlichkeit der Liebe pflegen konnte, und ich nenne dergleichen Philisterei, weil der herrlichste Trieb im Menschen, ohne Leidenschaft, ohne Heiligung durch den Priester, oder ohne Heiligung durch Kühnheit, Abentheuer und Gefahr ekelhaft und bequem befriedigt, eine Philisterei ist, und die Anerkennung, der Schutz solcher Sünderinnen nur durch eine Philister-Gesinnung in einem Staat kann eingeführt werden; ja, ich halte selbst Verführung, bei welcher doch eine Thätigkeit und Nothzucht, bei welcher doch ein Sündengefühl und eine innere Rache erzeugt wird, für weniger in der Totalität der Folgen schrecklich, als diesen Huren-Indult der Philisterei. Die Philister hofften, ihren Feind in dieser Falle zu fangen, und umringten das Haus, Simson aber verließ es um Mitternacht, hob die Thore der Stadt aus, und trug sie auf den Berg Hebron; bald hierauf kam er doch in die Hände der Philister, durch eine andere Buhlerin, Delila, die ihn um 5500 Silberlinge an die fünf Fürsten der Philister verrieth. Simson betrog sie dreimal; er sagte ihr, er verliehre seine Stärke, gebunden mit frischem Bast, oder mit neuen Stricken, oder festgenagelt mit den heiligen Locken seines Hauptes; und die Hure schrie ihn immer mit den Worten: Philister über dir Simson! aus dem Schlaf, aber stets zerbrach er seine Fesseln; doch endlich zerquälte sie den verliebten Helden so sehr, als es ein philistrisches Weib vermag, und er gestand ihr, seine Stärke liege in seinen Haaren. Er schlief abermals in ihrem Schooß, und unter ihrer fatalen Scheere sanken 55
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seine heiligen Locken, sank seine Kraft, und sie rief abermals: Philister 655 über dir Simson! da konnte sie ihn selbst zwingen, alle Kraft war ihm entwichen, die Philister fingen ihn, und stachen ihm die Augen aus, und er mußte in ihrem Gefängnisse Korn mahlen. Aber nach einiger Zeit, da ihm die Haare und seine Kräfte wieder gekommen, feierten sie ein Fest im Tempel ihres Götzen, und ließen den blinden Helden 660 vor sich, und trieben ihren Spott mit ihm (sehr philistrisch), er aber ließ sich von dem Knaben zu der Säule führen, worauf das Haus ruhete, um daran gelehnt sich zu erholen. Das Haus war voll von Männern und Weibern, alle Fürsten waren darinn, und sogar auf dem Dache bei dreitausend Menschen. Simson aber rief zu Gott: Herr! 665 Herr! gedenke mein, und stärke mich doch, Gott, diesesmal! und er faßte die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhete, eine in die Rechte, eine in die Linke, und sprach: Meine Seele sterbe mit den Philistern, und neigte sich kräftiglich, da fiel das Haus, und es starben mehr mit ihm, als er je erschlagen, und seine Brüder hoben ihn auf, 670 und begruben ihn in seines Vaters Manoah Grab. Wenn je einer als ein Held gestorben, wenn je einer sich ein Grab von seinen Feinden selbst erbaut, so ist es Simson. Kein Philister wird diesen herrlichen Tod begreifen, aber ich leere seinem Andenken ein Glas, und mit diesem Glase dem Andenken aller freien Helden, die für 675 gute Sache streitend einsam unter Philistern gesunken sind! — Lange nachher, als sich die Philister wieder erholt hatten, nahmen sie den Israeliten die Bundeslade hinweg, aber dieser wunderbare heilige Schatz brachte sie in tausend Noth; ihre Götzen fielen um, sie bekamen alle die Hemorhoiden, und alles war voll von Mäusen. Um nun 680 diese Büchse der Pandora los zu werden, ließen die fünf Fürsten als ein Sühnopfer ihrer Plagen fünf goldene Aerse und fünf goldene Mäuse an die Lade befestigen, spannten ein paar Kühe vor, und diese führten die Lade zu Israel. Diese Plage hat heut zu Tag noch mancher Philister, 12 und sie bedienen sich in | Erinnerung des Sühnopfers ihrer Vorfahren 685 dabei des Ausdrucks, g ü l d e n e A d e r , welches ihre einzige poetische Ader ist, aber in sofern sie nicht von jenen sind, an denen keine falsche Ader ist, so soll jenes Gold auch nicht ächt seyn. Nun sehen wir den Hauptphilister G o l i a t h durch die Schleuder des Hirtenknaben D a v i d sinken, derselbe gewinnt die Tochter Sauls, 690 M i eh al zum Weibe, um den Preiß von zweihundert Philister-Vorhäuten; sodann nehmen sie den vor dem Wahnsinne Sauls flüchtigen David aus Staatsklugheit auf, und glauben er werde für sie als Vater56
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
lands-Verräther fechten. Ueberhaupt ist Staatsklugheit mit Nieder695 trächtigkeit verbunden ein Hauptzug aller Philister. Unter Davids Regierung, steht Syrach 47. v. 7., sey ihnen ihr Horn abgebrochen worden, es ist aber nicht dabei angezeigt, wo ihnen dies Horn gesessen habe, oder ob es nur ein Hornwerk ihrer Reichsverschanzung gewesen, wie es ein heutiger Philister auslegen möchte. Sie 700 kamen in der Folge immer mehr herunter, zuerst unter die Assyrer; sodann thaten sie noch einen Hauptcoup, der ohne Beispiel in der neuern Geschichte ist, den sie aber doch am Ende nicht zu Stande bringen konnten. Sie ließen sich in der Stadt Asbod von dem ägyptischen König Psamettichus, nach Herodot. B. 2. Cap. 157., neun und 705 zwanzig Jahre lang, wahrscheinlich bloß für die Langeweile, belagern, und wären sie keine Philister gewesen, hätten sie sich nicht endlich übergeben, so säßen sie noch darin, und wir brauchten sie nicht von einer deutschen christlichen Tischgesellschaft auszuschließen. Aber die Worte des Propheten Zephania wurden, und werden wahr über sie: O 710 Canaan, Land der Philister, ich will dich verwüsten, daß kein Einwohner mehr da seyn soll!
Rückblick auf das Gesagte, Uebergang zu den Philistern nach der Geschichte, oder zu ihrer Bedeutung unter uns. Indem ich den Philister aus der Idee ins Bild, aus dem Bild in die 715 Schöpfung gesündenfället, ihn dort wieder im Adam erlöset, und von neuem als Ebenbild durch Selbstheit aus dem Leben in den Tod habe stürzen sehen, indem ich ihn so aus der Einheit durch die Mythe seiner Eigenheit begleitet habe, habe ich seine Möglichkeit in dem Einziehen, dem Prinzipe des Neins, so weit verfolgt, daß ich ihn, den 720 immer tiefer fallenden, immer materieller werdenden, endlich als einen Samenkern zur Geschichte erwühlet, und im Ham eingeholet. Dieser Kern nun schlug seine Wurzeln und seine Keime abwärts zum Dunkel und aufwärts zu Tage in mannigfachen Zweigen, und mit dieser Periode überging ich die Geschlechter, die aus ihm hervor725 schössen, die mehr oder weniger im Dunkel, welches seine Fledermausflügel zwischen alle Mythe und Geschichte legt, wanderten, und kreisten, und erfaste die Philister endlich an die Oberfläche der Geschichte als Volk zu Tage getrieben; als solches habe ich sie nun in der zweiten Periode, nachdem sie aus der Idee in die Poesie, und aus ihr in 57
Nr. 12 d i e G e s c h i c h t e g e f a l l e n , m i t Q u i t t e n - S c h n a p s u n d Z w i e b e l n g e s t ä r k t , 730 unter d e m Ochsenstecken Samgars, d e m Eselskinnbacken, und
dem
Säulensturz Simsons, der Schleuder Davids, unter H e m o r h o i d e n und M ä u s e n n i c h t o h n e selbst e i g n e G e f a h r b i s in d i e F e s t u n g A s b o d a u f e i n e r m u s t e r h a f t e n R e t i r a d e g e f ü h r t , sie dort e i n e 2 9 j ä h r i g e B e l a g e r u n g a u s h a l t e n lassen, u n d d a n n d a s p e r s ö n l i c h e G e w e h r s t r e k e n , d i e 735 F a h n e n d e r N a h m h a f t i g k e i t a b l e g e n , u n d sie e n d l i c h a u f d e m G l a c i s , welches die Außenwerke der befestigten Innerlichkeit von d e m Ozean d e r w e i t e n W e l t t r e n n t , a u s e i n a n d e r l a u f e n l a s s e n ; so g e h e n sie u n t e r in d e n V ö l k e r v e r s c h l i n g e n d e n A b g r i i n d e n u n d S t ü r m e n d e r G e s c h i c h te, in d e r S c l a v e r e i , d e r F e i g h e i t , d e r L ä n d e r - F r e s s e r e i , w i e m a n i m 740 G r o ß e n d i e M e n s c h e n f r e s s e r e i n e n n t , u n d wir s e h e n sie e i n t r e t e n d in d e n F l u c h Z e p h a n i ä . N u n a b e r w e n d e ich m i c h zu i h r e r d r i t t e n Periode, w e l c h e ich also b e g i n n e , m i t d e m c a t h o l i s c h e n A s c h e r m i t t w o c h , wo der Priester d e m Christen ein Kreuz m i t Asche auf die
Stime
s c h r e i b e n d spricht: memento
rever-
13 teris.
homo, quia pulvis
es, et in pulverem
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S o w i e n e h m l i c h d i e | I d e e zur M a t e r i e g e s u n k e n , w i r d d i e s e
w i e d e r in d i e I d e e z e r f a l l e n , alles G e d a c h t e w a r d ein G e d i c h t e t e s , a l l e s G e d i c h t e t e ein G e s c h e h e n e s , alles G e s c h e h e n e k e h r t w i e d e r z u r ü c k i n e i n G e d a c h t e s . Alles, w a s a u f E r d e n in u n s r e S i n n e fällt, ist n u r dasselbe, a b e r in i r g e n d e i n e r s o l c h e n M o d i f i c a t i o n d e r e w i g e n T r a n s s u b - 750 s t a n t i a t i o n alles G o t t e s - A u s f l u s s e s , u n d n u r d i e P h i l i s t e r k ö n n e n n i e b e g r e i f e n , d a ß ζ. B. i r g e n d E t w a s , w a s sie A b e r g l a u b e n n e n n e n , n u r e i n e M o d i f i c a t i o n seiner e i g n e n G e s c h i c h t e sei, u n d i r g e n d f r ü h e r oder später, a l s ein P o e t i s c h e s , N a t u r h i s t o r i s c h e s , R e l i g i ö s e s w i e d e r a u f t r e t e n m ü s s e ; d e n n d i e s e N a r r e n g l a u b e n , es k ö n n e i r g e n d e t w a s e i n s a m 755 u n d a l l e i n , o d e r v e r k e h r t , u n d w i e s i e s a g e n , u n n a t ü r l i c h sich i n d e r Welt e i n s t e l l e n , oder es k ö n n e sich i r g e n d e t w a s n a c h e i n e m G e s e t z e b e w e g e n , d a s n i c h t in d e m S e l b s t g e s e t z d e r e w i g e n E i n h e i t in i h r e m A u s f l u ß sei, d a d o c h d i e g a n z e W e l t u n d der P h i l i s t e r selbst n i c h t s als d a s S e t z e n dieses G e s e t z e s ist; er ist a b e r f r e i l i c h n u r ein T i n t e n k l e k s 760 d a r i n n , w e i l a u c h dieser g e s e t z t w e r d e n m u s t e , d a er m ö g l i c h w a r , u n d Doctor L u t h e r hat das S c h a f f e n des Philisters auf der Wartburg parodiseli w i e d e r h o l t , a l s er d e m P h i l i s t e r , d e m T e u f e l , d a s T i n t e n f a ß a n d e n K o p f w a r f , w e l c h e s ich i h m in d i e s e r A b h a n d l u n g e t w a s w e i t l ä u f tiger nachmache.
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N a c h d i e s e m G e s e t z e n u n t r a t d e r P h i l i s t e r a u s d e r I d e e in d i e G e s c h i c h t e , u n d v e r s i n k e t w i e d e r in d i e I d e e s e i n e r selbst, er w i r d d i e A s c h e , d i e i n a l l e Welt zerstreuet, n u n a u f d a s H a u p t u n s e r e r P h i l i s t e r
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(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
gefallen, und welche sie lieber als Haarpuder, denn als Bußasche tra770 gen. Diese ihre Periode ist ihre letzte und ewige, im Gegensatze ihres Ursprungs, der ein ewiger war, und sie können durch Eingehen in die Erlösung allein wieder aus der langen Geschichte des Neins ins ursprüngliche Ja zurück, wozu sie aber keine Lust zu haben scheinen.
Der Philister nach der Geschichte. 775 Der Nähme Philister ist für die jetzigen Philister, die ein transcendentaler Theeaufguß, ein übersinnliches Kofentbier, ein fader, idealer Nachgeschmack der alten, von der Geschichte längst verdauten Philister, sind, ursprünglich von den hohen Schulen ausgegangen, wo die Jugend, dieser begeisterte, hochzeitstrunkene Löwenzerreißer, den Ho780 nig der Weisheit in dem Rachen des besiegten Thieres findet, wo die Jugend, dieser sich ewig erneuernde Simson, freudig, im Vertrauen auf göttliche Sterne, das planvolle Segel eines leichten Kahns, weltensuchend, den treibenden Winden des Himmels übergiebt, und rasch auf dem Flügel der Begeisterung über den Meerspiegel des Gottes hinflie785 hend, häufig die bedächtige breite Treckschuite der Philister in Grund segelt, welche mit guten Pässen versehen, kannengießend unter dem Verdecke, auf ihrer Reise vom Buttermarkt nach dem Käsemarkt begriffen sind. Philister also wurden alle genannt, die keine Studenten waren, und nehmen wir das Wort Student im weitern Sinne eines 790 Studierenden, eines Erkenntnißbegierigen, eines Menschen, der das Haus seines Lebens noch nicht wie eine Schnecke, welche die wahren Hausphilister sind, zugeklebt, eines Menschen, der in der Erforschung des Ewigen, der Wissenschaft, oder Gottes begriffen, der alle Strahlen des Lichtes in seiner Seele freudig spiegeln läßt, eines Anbetenden der 795 Idee, so stehen die Philister ihm gegenüber, und alle sind Philister, welche keine Studenten in diesem weitern Sinne des Wortes sind. Wenn ich nun das Studieren ein thätiges Leiden, oder ein Empfangen aller Erkenntniß, als einer unendlich zusammenhängenden, ewigen, nenne, so könnte ich den in seiner Individualität vollendeten Stu800 denten (heißt hier nur Nichtphilister) jenen nennen, der auf allen Punkten seiner Selbst gleich stark empfängt und giebt, und diesen denke ich mir, als eine Kugel, nenne ihn den Gesunden, Natürlichen, den Gebildeten; will aber, um meine Meinung dem Bilde zu nähern, ihn jenen nennen, dessen Berührung mit der äußeren Welt, dessen Haut, 59
Nr. 12
(um es ledern heraus zu sagen) in gleichem Maaße einathmet und ausdünstet. G ö t h e scheint mir bis jetzt unter den Bekannten der zu seyn, dessen ideelle Erscheinung ich am ersten eine solche nennen möchte. Alle andere haben mehr oder weniger ein übertriebenes Einathmen und fatales Ausdünsten, dahin gehören alle Nachdichter, wel14 chen ich hiermit ein vor allemal E r d m a n n | U h s e n s wohl informirten Poeten, worinnen die poetischen Kunstgriffe vom kleinsten bis zum größten durch Frag und Antwort vorgestellt, und alle Regeln mit angenehmen Exempeln erkläret werden, Leipzig 1715, als eine unentbehrliche Philister Aesthetik, und zwar das Kapitel von der Imitation, wie kann ich einem andern seine Invention nachmachen lernen, empfehle. Einige sind ziemlich gesund, bis auf örtliche Schweiße, wie zum Beispiel ein örtlich philosophischer krankhafter Schweiß an den Genitalien bey der Erzeugung der L u ζ i η d e vorgewaltet; so hat auch der herrliche S c h i l l e r h ä u f i g kalte philosophische Schweiße, und seine Nachahmer dergleichen Reumatismen; so leidet K o z e b u e an fliegenden Hizblattern, die ihm stets auf einer cronischen Gänsehaut des Edelmuths kommen und schwinden, und wenn es in seinen Stücken manchmal nach Violen riecht, so kann man versichert seyn, daß er Terpentin gefressen, der so auf die Ausleerung wirkt; heut zu Tage findet sich auch der Zustand der schottischen Porcupineman bei manchen Dichtern, die sich in Nachahmung des nordischen Hürnenseyfrieds verhornen, und ihre Werke gleichen perfect den inkrustierten Reisern der Gradirhäuser, an denen das Salz abgelaufen, und der Dreck hangen geblieben. Da ich einst eine Familie solcher Stachelschweinmenschen gesehen, und zum Unglück auf dem ersten Platze stand, ertappte der Hornpapa meine Hand, und führte sie mit Gewalt zu meinem großen Ekel auf seine Borkenhaut mit den Worten: fühl, fühl, is all Natur; eben so empfinde ich mich bei den Gedichten jener modernen Hornlaternen angeredet und angewidert. Man nehme diese Beispiele von allerlei Hautzuständen (hier Bildungs-Zuständen) ins Unendliche variirend an, so wird man sich dabei mehr oder weniger mit dem Philister in den Menschen berühren; je nachdem sie mehr reumathisch als transpirirend sind, ist der Philister mehr ein passiver als activer und so weiter. Besonders aber wüthet das Philisterthum als Blatterkrankheit, die ein jeder mehr oder weniger hat, und so wie die Blatter convex und ansteckend den activen Philister bezeichnet, so bildet die Narbe concav den passiven, und diese laufen am häufigsten herum. Wir können die Fußstapfen dieser Trappen alle leicht in den Thälern unsrer eignen Herzen finden, wo oft noch 60
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tiefer Schnee liegt, wenn die Gipfel der Seele gleich Sonnenglänzend 845 erscheinen. Dieses passive Philisterthum n u n ist das philistrische Leiden, Ertragen, Dulden, Schweigen, Gutseynlassen, Fristsuchen, eras, eras, ja, ja, so gehts in der Welt, (welches im ah ça ira der Franzosen, das die köllnischen Kappesbauren, ach Säuerei aussprachen, als aktives Philisterthum erschien) und wer sich schuldlos fühlt, der werfe den ersten 850 Stein auf — sich. Da n u n die Juden der entgegengesetzte Giftpol der Philister sind, so halte ich es f ü r möglich, eine Art Milderungs-Blatter, wie die Vaccina zu erfinden, u n d schlage vor, das Gift der Judenblatter durch ihnen zu inokulirende Schweineblattern zu neutralisiren, und dieses Gift n u n 855 den Philistern zu inokuliren. D e r i m Jüdischen zur listigen Angst sauer gewordene Genius würde so durch Widerwill gebrochen, als ein vermittelndes Gift dem im Philistrischen zum hoffärtigen Selbstvertraun süß gewordenen Genius auf unschädlichere feinere Beine helfen, daß sie nicht länger ihren breiten Viehweg durch die Saat des Lichtes 860 niedertretend durchzuführen brauchten. — Das Schwein aber wäre hier wieder ein Mittler zwischen den Juden und Philistern, wie es wühlend m i t seinem Rüssel das Quecksilber entdeckt, und so zwischen Merkur und Venus getreten, und ist es nicht ohne besondere Tiefe hier zu betrachten, daß den Schweinen das Arsenik unschädlich seyn soll. — Es 865 ist besonders noch zu bemerken, daß die äußerlichen Zeichen, selbst so wie sie hier folgen, keinesweges hinreichen, einen zum Philister zu machen, sondern es k o m m t durchaus darauf an, wie er m i t denselben d e m Leben gegenüber steht, so k a n n gerade einer m i t allen entgegengesetzten Zeichen ein Philister seyn, es k a n n einer aus Philisterei das 870 T(r)efflichste vorgeben und vertheidigen, aber i m m e r durchaus abschließend und absprechend; er vertheidigt es auch bloß, weil es i h m gerade schwer i m Magen liegt, denn kein Philister k a n n etwas verdauen; was er geistig zu sich n i m m t , liegt in ihm, wie Ballast, und bindet m a n ihnen die Brocken an Fäden, so k a n n m a n sie wie H ü h n e r 875 damit zusammen angeln. W i e m a n c h e schöne Guirlande philistrischer Anhänger großer Dichter oder Denker ist nur wie eine Heerde Enten an einen Faden eingefädelt, woran ein Stückchen Speck gebunden, den eine hinter der andern verschluckt, und der nächsten | wieder hinten 15 von sich giebt, und wäre eine solche unendliche Entlichkeit eine 880 schöne Arabeske zur Verzierung m a n c h e r Propyläen. Ach, wer ist sicher, daß er nicht selbst bereits aufgereiht ist, und daß, wenn einst der Teufel die Schnur anzieht, er nicht mit andern Philistern wie eine 61
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Reihe Zwiebeln um den Hals von des Satans Großmutter gehängt wird. — Eine vollkommene endliche Physiologie und Zoologie der Philister zu geben, aber ist nicht in dem Raum einer Dissertation, und ich 885 liefere hier nur eine Reihe von Symptomen des Philisterthums, als einen Beitrag zur Wissenschaft, nach welchen jeder in seinem oder anderer Garten botanisiren kann, er mag die Exemplare ausrupfen, und zwischen Fliespapier getrocknet, der Gesellschaft zur Ergötzung vorlegen0, so wird das Unkraut vertilgt, dem Acker geholfen und der Wissenschaft unter die Arme gegriffen.
Schilderung eines Musterphilisters, welcher sich zuletzt in eine ganze Musterkarte von Philistereien aufrollt. Wenn der Philister Morgens aus seinem traumlosen Schlafe, wie ein ertrunkener Leichnahm, aus dem Wasser herauftaucht, so probirt er sachte mit seinen Gliedmaßen herum, ob sie auch noch alle zugegen, hierauf bleibt er ruhig liegen, und dem anpochenden Bringer des Wochenblatts ruft er zu, er solle es in der Küche abgeben, denn er liege jetzt im ersten Schweiß, und könne, ohne ein Wagehals zu seyn, nicht aufstehn; sodann denkt er daran, der Welt nützlich zu seyn, und weil er fest überzeugt ist, daß der nüchterne Speichel etwas sehr Heilkräftiges sei, so bestreicht er sich die Augen damit, oder der Frau Philisterin, oder seinen kleinen Philistern, oder seinem wachsamen Hund, oder niemand. Seine weiße baumwollne Schlafmütze, zu welchen diese Ungeheuer große Liebe tragen, sitzt unverrückt, denn ein Philister rührt sich nicht im Schlaf. Wenn er aufgestanden, so wechselt er das Hemd, wenn er es thut, so, daß er das erste ganz auszieht, ehe er das andere anzieht, und ist im Stand, seine Flanelljacke gelinde mit seinem linken wollnen Strumpfe zu reiben, damit sie keinen Reumatismus bekomme, auf die Haut selbst kommt er sich nie; sodann geht es an ein gewaltiges Zungenschaben, und Ohrenbohren, an ein Räuspern und Spukken, entsetzliches Gurgeln, und irgend eine absonderliche Art sich zu waschen, nach einer fixen Idee, kalt oder warm sei gesund; sodann * ) D e n Plan, wie m a n bei einer dergleichen S a m m l u n g zu verfahren hat, hat einer der abentheuerlichsten Philister, Professor A p i η von Nürnberg, in seiner Anleitung, wie m a n Bildnisse sammlen soll, Nürnberg 1728, weitläuftiglich und äußerst lustig angezeigt.
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(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte kaut er einige Wachholderbeeren, während er an das gelbe Fieber 915 denkt; oder er hält seinen Kindern eine Abhandlung vom Gebet, und sagt, wenn er sie zur Schule geschickt, zu seiner Frau: man muß den äußern Schein beobachten, das erhält einem den Credit, sie werden früh genug den Aberglauben einsehen; sodann raucht er Taback, wozu er die höchste Leidenschaft hat, oder welches er übertrieben affectirt 920 haßt; im Ganzen ist der Rauchtaback den Philistern unendlich lieb, sie sagen sehr gern: er halte ihnen den Leib gelinde offen, und sie könnten bei dem Z u g der Rauchwolken Betrachtungen über die Vergänglichkeit anstellen; so hängt die Pfeife eng mit ihrer Philosophie zusammen; auch besitzt er gewiß irgend ein Tabacksgedicht, oder hat 925 selbst eins gemacht. Uebrigens wenn gleich mancher Taback raucht, ohne darum ein Philister zu seyn, so kann man es doch nur in einer Zeit gelernt haben, in der man Ideenlos, verkehrt, und ein Philister gewesen, und die lebendigsten, tüchtigsten, reinsten und Seelenvollsten Menschen, die ich gekannt, waren nie auf den Taback gekommen. 930 Zweifelsohne zieht der Philister nun auch alle Uhren des Hauses auf, und schreibt den Datum mit Kreide über die Thüre; trinkt er Kaffee, so spricht er von den Engländern, nennt den Kaffee auch wohl die schwarze afrikanische Brühe; sehr kränkend würde es ihm seyn, wenn die Frau ihm nicht ein halbduzzendmal sagte: trinke doch, er ist so 935 schöne warm, trinke doch, eh er kalt wird etc; wenn er ihm aber nicht warm gebracht wurde, wehe dann der | armen Frau! Seine Kaffeekanne 16 ist von Bunzlauer Steingut, und ist er ein langsamer Trinker, so hat sie ein ordentliches Kaffeemäntelchen um, wie ein andrer Philister auch, denen diese braunen Kannen überhaupt sehr ähnlich sehen. Wenn er 940 zu seinen Geschäften ausgeht, zieht er Schmierstiefeln an, wozu er eine große Leidenschaft hat, oft auch Spornen, ohne zu reiten, Wichsstiefeln spiegeln, und ein Spiegel ist schon etwas transscendentales. Hat er sich in alle seine Futterale gesteckt, und ist etwa ein Friedensrichter, so geht er in den Rath, und es kommt etwa Herr Schneidermeister 945 Schatte vor, und klagt vor ihm: Sir John Falstaff habe ihn Er genannt; so wird lange überlegt, wen man Er nennen könne, und da Herr Stille der Beisitzer endlich aufstellt: man könne nur niedere Diener, die man besolde, Er nennen, so platzt der Friedensrichter Schaal heraus: ich nenne überhaupt alle Bedienten E r, außer dem Minister seine u. s. f. — 950 doch ich will ihn seinen übrigen Tagslauf ad libitum beschließen lassen, und nur von seinem Bräutigamsstand erzählen.
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Nr. 12 Er lebt in Wetzlar, (sie halten sich gern dort auf) er lernt seine Braut aus einem Proceß kennen, er schickt einen alten Prokurator zu ihr, für ihn zu freien; sagt sie ja, so solle er ihm den 37sten Band von Kramers Wetzlarischen Nebenstu(nd)en senden, weil sie 37 Jahre alt ist; sagt sie 955 nein, so solle er ihm H ö n s Betrugs-Lexikon senden — Viktoria! die Nebenstunden erschienen; nun liest er einige Capitel in Saraßas Kunst, immer fröhlich zu seyn, um sich Legereté und Muth zu gewinnen, sodann liest er in Lunkenbeins französischer Grammatik einige Anekdoten, die er beim Hochzeitsmal erzählt. Da er endlich mit seiner 960 Liebsten das Bett getheilt, und sie kaum entschlummert waren, nießte dieselbe, und Schaal richtete sich sitzend auf, ergriff mit beiden Händen seine hohe weiße steife Hochzeitsmütze, hob sie vom Haupt, und sprach: zu Dero Wohlseyn; sie nießte abermals, er wünschte von neuem; das Niesen und Wünschen hörte auch nicht auf, bis man morgens 965 entdeckte, daß scherzhafte Freunde ihnen Nießwurz ins Bett gestreut, um ihnen die eheliche Nuznießung zu erhöhen. Als sich bei seiner Liebsten bald hernach einige Knopfmacher einsiedelten, (so nennt man in Wetzlar die Cicisbeen), so hatte er nichts dagegen, weil sie Taback mit ihm rauchten, und sein Partiechen mit 970 ihm machten, wovon alle Philister große Liebhaber sind. Bei den unbedeutendsten Gesprächen macht er Gesichter von größter Bedeutung, die so aussehen, wie Sintemahlen, Aldieweilen, wie Quemadmodum,
u n d Quamobrem,
und das italienische
Aconciosiaco-
sache; wenn er sehr schlau ist, macht er ein paar Aeugelchen wie sicsic 975 und etiamsi-, nichtsdestoweniger sieht er nie aus, wie Nichtsdestoweniger, sondern dann immer wie Nihilominus. Auf den General Q u o s d a n o w i c h hatte er allein Hofnung, daß er die deutsche Nation retten würde, wenn er gehörig vom R a d i o w e d o w i c h unterstützt würde, und am Ende glücklich operine. Aber als diese alle geschlagen wur- 980 den, behauptete er, er habe alles vorausgesagt; doch bleibt, einmal auf dem Quadalquivir fahren zu können, immer seine geheimste Sehnsucht. Hat ein lebendiger, begeisterter Mensch das Unglück, mit ihm in ein Gespräch zu kommen, so horcht er ihn ruhig aus, und antwortet gern: Ei, ei, was sie sagen! Das gestehe ich; es wird wohl so arg nicht 985 seyn. Er sammelt Zeitungen, Wochenblätter und Comödienzettel, weiß immer wer predigt, geht aber nur des Credits halber in die Kirche, wo er schläft, woran er wohl thut, denn der Prediger ist auch ein Philister. Er ist einer von den Knopfmachern seiner Liebsten, und heißt K n i e b e i η. Wenn diese Gesellschaft zusammen ist, wozu noch ein Offizier 990 64
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte von der Landmiliz, mit Namen S c h l a c k s , und ein Candidat der Philologie, Namens F a c k e l , alle drei Knopfmacher, gehören, so kommen die schönsten Philistereien aufs Tapet. Sie sind alle einerlei Meinung, doch schreien sie gewaltig. Ich will ihre Eigenschaften und Meinun995 gen gedrängt durch einander anführen, denn sie sind all ein Teufel und lauter
Philistersymptome.
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Sie nennen die Natur, was in ihren Gesichtskreis, oder vielmehr in ihr Gesichtsviereck fällt, denn sie begreifen nur viereckigte Sachen, alles andere ist widernatürlich und Schwärmerei. Sie | begreifen das Abend- 17 mahl nicht, und halten viel auf Brodstudien. Eine schöne Gegend, sagen sie, lauter Chaussee. Voltaire ist ihnen lieber als Shakespeare, Wieland als Göthe, Ramler als Klopstock, Voß der allerliebste; und wir verdanken ihren Bitten an diesen Dichter, daß er in der Verbesserung seiner L u i s e statt Buchöl Provinzöl an den Salat thut, und im Wald, wo der Kaffee gekocht wird, eine Quelle zugedichtet, statt wie sonst das Wasser mitzuschleppen. Ihre Aesthetik ist Erdmann Uhsens Definition von der Poesie: Was ist die deutsche Poesie? Die deutsche Poesie ist eine Geschicklichkeit, seine Gedanken über eine gewisse Sache zierlieh, doch dabei klug und deutlich in abgemessenen Worten und Reimen vorzubringen. Einer unter ihnen hat, als er sich eine Bettstelle von Mahagoni machen ließ, gleich eine zweite dazu machen lassen, damit, wenn er etwa einmal heirathe, sie gleich braun seien. Sie freuen sich, daß heut zu Tage doch ein honetter Mann Schauspieler werden könne, weil kein Hanswurst mehr auf der Bühne sei, ein Hofrath sei doch noch honett zu spielen. Sie wünschen den Schauspielern Glück, daß sie in gute Gesellschaft kommen können, das heißt, daß sie zu ihnen kommen können, um eben so große Philister zu seyn.
Sie glauben mit der Welt sei es eigentlich aus, weil es mit ihnen nie 1020 angegangen. Sie halten sich für etwas apartes, und können die Augenbrauen bis unter die Haare ziehen. Sie belächeln alles von oben herab, halten allen Scherz für Dummheit, bedauren, daß wir keine römischen Classiker sind, und gratuliren sich einander, in einer Zeit gebohren zu seyn, worin so vortrefliche Leute wie sie leben, und zwar ganze Ta1025 backs-Kollegia voll, wo die Aufklärung als ein ewig glimmender Zündstrick ihnen die Köpfe (Pfeifenköpfe) entzündet, welches Feuer sie als 65
Nr. 12
Opferrauch sich selbst wieder darbringen; am andern Morgen stinken diese Tempel so ziemlich, und der Herr vom Hause, sagt Göthe, weiß immer, wo es stinkt. Wenn er aber einstens die Fenster öffnet, diese Erde zu lüften, so werdet ihr sehen, daß es der Teufel war, der den bösen Geruch zurück ließ, und daß der Zündstrick der Aufklärung, an dem die Philister ihre Köpfe anbrennen, unmittelbar aus seinem Schwänze gesponnen ist. Sie haben alle eine Neigung zu Schmierstiefeln, und haben sich zusammen ein Stück Serge de Berry zu Hosen gekauft. Sie behaupten, man müsse die Festungen übergeben, um die Häuser zu schonen, und lassen gern ewige alte Eichen umhauen, um irgend einen Pflaumen-Baum anzupflanzen. Sie glauben, die Deutschen seien kein herrliches Volk, sie müsten von den Franzosen gebildet werden, doch schwätzen sie immer von Deutschheit, Redlichkeit, und wenn es nur erst zur Reife käme. Sie würden gar nichts gegen die Franzosen haben, wenn ihnen nur die Einquartierung nicht so viel kostete; die Engländer nennen sie Englishman, und lieben sie allein wegen der Pfund Sterling, wobei sie fragen, was schwerer sei, ein Pfund Federn, oder ein Pfund Gold? Sie können sich denken, das Militair könne etwas bedeuten ohne Begeisterung, und haben sich in Communi Bachenschwanz Abbildung der sächsischen Armee auf der Auktion gekauft, und können nicht begreifen, wie dieser solide Mann auch den tollen Dante übersetzt. Sie lesen sich gegenseitig langweilige Abhandlungen vor, schleppen sich mit platten Satiren und Epigrammen, Maul volle rumpelnde Brocken, welche hinunter zu würgen, ihrer Seele blitzblau die Augen vor den Kopf treten, sind ihnen erhaben. Sie rezensiren Dinge, die sie nicht verstehn, und treiben ihren Spott mit den Noth-Formeln der Philosophen, oder sind auch im Stande, selbst sich ganz lächerlich in philosophischen Reden in die Höhe zu steifen, so daß ihre Seele hoffärtig auf andre schuldlose Naturen herabsieht, wie ein gefromer Schlafrock, der zum Trocknen im Winter aufgehängt, die kleinen Vögel verscheucht, die die Körner im Schnee des Gartens suchen. Wenn sie sich schneuzen, trompeten sie ungemein mit der Nase. Alle Begeisterten nennen sie verrückte Schwärmer, alle Märtirer Narren, und können nicht begreifen, warum der Herr für unsre Sünden gestorben, und nicht lieber zu A p o l d a eine kleine nützliche Mützenfabrik angelegt. Nie hat sie der Regen ohne Regenschirm getroffen. Sagen sie guten Abend, guten Morgen, guten Tag! wie gehts, was macht die Frau Liebste? so denken diese Elenden nichts dabei, es fällt ihnen vom Maul, und nach Tisch wünschen sie einem wohl ge66
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speißt zu haben, wenn man gleich ge|hungert hat. Sie haben alle ihre 18 Leiber in ihrer feierlichsten Stunde der Anatomie, ihre Köpfe dem D o c t o r G a l l zur Erweiterung der Wissenschaft verschrieben, und sind ungemein stolz darauf, und haben sich an diesem Tage in Cottbusser Bier übernommen. Mit dem Zustand des Theaters in Deutschland sind sie vollkommen zufrieden, und man kann sich keine bessere Idee von ihrer hoffártigen Abgötterei gegen ihr eignes Elend machen, als wenn man bedenkt, daß dieselben Menschen, welche nicht begreifen können, wie die Vorwelt so thöricht seyn konnte, dem Gottesdienste ungeheure Kirchen zu bauen, ganz damit zufrieden sind, daß durch die ganze Welt kein öffentliches Institut so unmäßig unterstützt wird, als die Schauspielkunst. Nie hat ein Philister darüber geschaudert, daß man ungeheure Pallaste baut, sie inwendig mit den Gaben aller Künste verziert, um dort Abends noch Geld dazu zu geben, damit man bei unzähligen Kerzen, was der eben fließende gemeine Strom der Dichtung an gemeinstem poetischen Flötzholz heranschwemmet, von Menschen dargestellet zu sehn, die eben so wie dies Holz durch allerlei Zufälle zu diesem Gewerbe zusammengeflötzet, und noch dafür bezahlt sind. Ich glaube, daß kaum irgendwo die Philisterei der modernen Zeiten mehr zu Tage getreten, als im Theater, wie wäre es sonst möglich, daß jemals irgendein Mensch dort durch Kleidung und Mahlerey sich selbst entrücket, durch Beleuchtung und Musik vom gemeinen Leben seliger abgeschnitten, als kaum ein Begeisterter sich selbst durch seinen Zauber kreis isoliren kann, wie wäre es sonst möglich, daß so ausgerüstet an solcher Stelle und vor tausend Augen, die er nicht sowohl befriedigen soll, als sie nähren und stärken, indem er sie erquicket, irgend ein Mann oder ein Weib mehrere Stunden hindurch beweisen darf, daß er oder sie noch unverschämtere Philister seien, als die ganze Welt, die dergleichen duldet. Giebt es einen elenderen Menschen, als einen Schauspieler, der ein schlechter ist, denn um ein schlechter Schauspieler zu seyn, muß man ein unverschämter eitler Narr seyn; wie kann nehmlich ein Mensch ohne allen Beruf, ohne allen Verstand und Geschmack, mit ungeschicktem Leibe, mit fataler Stimme, die Tollheit haben, einen andern Menschen, der nur mehr seyn kann als er, und wäre er ein Diener, der die Stühle wechselt, vor den Augen aller Welt vorstellen zu wollen. J a der feigste Soldat ist mir lieber, denn diesem geht die Flinte doch zuweilen aus Todesangst los, und er ist doch ein Gegenstand der Verachtung, und seine rechtlichen Kameraden wollen 67
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doch nicht mehr mit ihm dienen. Ich weiß nicht, wie ich es nennen 1105 soll, Dummheit oder Wahnwitz, daß es so weit in der Welt hat kommen können, daß diese eine und einzige Kunstausübung, in der der Mensch mit seinem ganzen Daseyn ein Künstler ist, daß diese Kunst, die das Leben selbst dem Leben hinstellen soll, so unbegreiflich elend getrieben, als unvernünftig reichlich unterstützt wird, da doch schlech- 1110 te Musikanten ihr Gewerk als eine Art anständigerer Bettler treiben müssen, und da mancher gute Maler schier verhungert ist. Hieraus aber mag man wohl am besten sehen, wie nah die Schauspielkunst dem Herzen der ganzen Welt liegt, so nah, daß sie selbst als die elendestgetriebene mit vollen Händen begrüßt wird. Wie aber ward dieses 1115 Elend verschuldet, wer hat es über die Welt gebracht, die P h i l i s t e r sage ich, der Schlendrian, die Möglichkeit, daß ein Mensch glaube, was ihm grade genüge, das sei ihm genug, und das sei alles, und damit holla, das übrige sei Tollheit; liebte der Philister das Schauspiel nicht, so wäre es anders, so wäre der gute Geist über ihm, so aber wie es jetzt 1120 in der Welt mit dem Theater steht, ist es die einzige Kunst, die nie von neuem erstanden ist, sie trägt allen Ekel, alle Krankheit, alle Schande, alle Armuth der Geschichte an sich, und ist dem besseren Zuschauer nur das deutlichste Wahrzeichen des allgemeinen Weltzustandes, wie ein Nilmeßer steht sie da, wir können sehen, wie hoch das Wasser 1125 jeder Zeit gestanden, aber der Schlamm, der auf unser(n) Feldern zurückbleibt, dünget sie nicht, er verpestet uns. So sehr hier Verachtung gegen den schlechten oder mittelmäßigen Schauspieler ausgesprochen ist, denn die Kunst treibt keine Ablaßkrämerei, die Kunst hat kein Fegefeuer, und keine läßliche Sünde, zwischen Hölle und Himmel 1130 sitzet ihr Richter, sie ist frei, und göttlichen Ausflusses, keiner ist zu ihr gezwungen, so aber Krämer ihren Kram in den Tempel aufschlagen, wird sie der Herr hinaus werfen, so sehr, sage ich, der schlechte 19 Schauspieler | verächtlich ist, so sehr soll man den großen und wahren Künstler ehren, aber ich thue mehr, er rührt mich, wie ein Robinson, 1135 der einsam auf eine wüste Insel geworfen ist, ja er rührt mich noch mehr als Robinson, denn dieser kann doch die Affen und andere Thiere um sich her, und seinen wilden Freund, F r e i t a g genannt, nicht allein am weißen Sonntag, blauen Montag, aschgrauen Mittwoch, grünen Donnerstag, stillen Freitag, sondern auch am Dienstag zu allem 1140 Dienst, und am Abendsonnigten Sonnabend zum frommen Ruhegesellen gebrauchen; aber so wohl wird es dem großen Schauspieler nicht, diesem Robinson würden die Affen, sogar, wenn er die Rolle des 68
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
Robinsons selbst spielte, gewiß nur hinderlich seyn, und würden sich 1145 dann etwa als eine menschliche Gesellschaft betragen, daß er seinen Robinson platterdings nicht herausbrächte. Glücklicher als er ist der Held, der fechtend von feigen Gesellen verlassen, m i t der gerechten Sache, f ü r die er geschlagen, sinket, denn dieser überlebet den J a m m e r doch nicht; der treffliche Schauspieler m u ß i m m e r von n e u e m wieder 1150 spielen, u m das Werk, das ihn begeistert, in sich allein geehrt, und ringsumher mit Füßen getreten zu sehen. Wunderbar ist es, wie oft durch einzelne Vortrefflichkeit ein Schauspiel eine ganz andere Wendung erhält. Z. B. sah ich einstens in der Maria Stuart den Burley so vortrefflich spielen, und alles übrige so schlecht, daß m i r das Zurück1155 ziehen Burleys vom Hofe der tragische P u n k t des Stücks ward. Ein anderesmal sah ich den Shylock im K a u f m a n n von Venedig so herrlich dargestellt, daß ich i h m hätte helfen mögen, d e m Antonio das Fleisch aus den Rippen zu schneiden, wenn nicht die Portia als Advokat eben so herrlich ihren Freund vertheidigt hätte; der Moment, wo jener 1160 Schauspieler als Shylock l a c h e n d dem Antonio den Vorschlag des i n f a m e n Scheines macht, ist m i r der größte Kunsteindruck, der mir jemals auf der Bühne gegeben worden, jenes Lachen vergesse ich nie, es liegt ewig wie ein Silberblick vor mir, m i t dem mich die Schauspielkunst, außer damals, nie wieder angesehen, und hätte ich jenen 1165 Künstler nie wieder gesehen, außer damals, so wäre m i r sein großer Beruf und seine tiefe Einsicht dadurch allein schon ewig ehrwürdig. — N u n möchte mich wohl der Philister fragen: W i e soll m a n aber d e m entsetzlichen Elend, in welchem m a n hier die jetzige Lage der dramatischen Kunst durch die ganze Welt beklaget, abhelfen? worauf ich 1170 i h m vor allem antworte, daß es ihn eigentlich nichts angeht, denn er ist es ja selbst ganz allein, der bei dem Abhelfen in den Schaden kondemnirt würde, da er, der Frager, dies Elend selber ist. Andern aber, die nicht fragen, n e h m e ich mir die Freiheit, zu sagen: Alle Künste leiden m e h r oder weniger unter dem Druck der Philisterei, je 1175 nachdem sie m e h r oder weniger ihrer Natur nach in ihrer Ausübung einsam oder gesellig seyn können. Die Malerei, die Musik, die Dichtkunst können von einsamer Begeisterung getrieben werden, und können sich in einzelnen Berufenen von n e u e m an dem Lichte des innern H i m m e l s entzünden, und solche wandelnde Geister begrüßen uns ja 1180 oft m i t strahlendem Antlitz aus dem G e t ü m m e l des Marktes selbst heraus, wenn wir die Philistermütze nicht zu tief über die Augen gezogen; alle Künste aber, welche ihrer Natur nach gesellige sind,
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müssen nothwendig mehr als jene mit der Geschichte der Menschen erkranken und genesen; so kann ich mir nicht denken, daß ein Volk ein treffliches Theater haben könne, ohne selbst auf der schönsten Höhe seiner historischen Entwickelung zu stehen; in einem gesunden und wirklich lebendigen Zustande eines Staats wird es gar keinem Menschen einfallen, Schauspielen zu wollen, ohne irgend einen Beruf dazu zu haben, und zwar ebenso wenig, als den andern, jenen dafür noch zu bezahlen, und so wie ein gesunder Mensch durchaus wenig an sich selbst denkt, und sich auf der schwingenden Stahlfeder seiner Kraft fühlend nach herrlichem Dingen sehnet, etwa nach der Gesellschaft der Helden und Halbgötter, oder selbst einer zu seyn, oder nach der andern Seite sich neiget zu kräftigem, tüchtigem, ewig komischem Muthwill der Gesundheit, so wird auch ein gesundes Volk weder scheinrührendes, süß verruchtes, in sich lügendes Zeug, oder kunsttödtende Wahrheit, die über Lebendige oder Leichen abgegossenen GipsMasquen gleicht, noch langweilige, überhistorische, philosophirende Erhabenheiten, welche keine Erde und keinen Himmel haben, und ein Entresol des Teufels sind, mit ungemeinen Kosten schlecht vor sich 20 darzustellen erlauben. | Was kann man aber für die Bühne thun, wenn ihre Trefflichkeit so ganz nur von der besten Zeit abhängt, und so sage ich dann meine Meynung: für die Schauspielkunst, so wie für jede Kunst, als eine freie, kann man n i c h t s thun, als nach dem Vortrefflichen überhaupt im Allgemeinen streben, alle Tugend lieben und üben, und kein Philister seyn im Leben, das Uebrige ist die Sache Gottes; für die Schauspielkunst aber und jede Kunst, als eine im Staat nun einmahl eingebürgerte, als eine nicht freie, kann man viel thun durch das, was man Schule nennt. Als durch tausend künstliche Verhältnisse ein solch Mißverhältniß unter den Menschen eingetreten war, daß sich die Anmuth, die Kraft, die Unschuld und das Recht trennten, und nicht mehr als gleiche Brüder erkannten, da trat die Sitte auf, und verband sich mit der Schicklichkeit, und gebahr das Anständige, immer Rechte, Bequeme, und endlich das Herkömmliche; man hatte Ehre, nicht weil einem die Gegenwart gestattete, welche zu haben, sondern weil die Vorfahren dergleichen immer gehabt, und so wie aus tapfern Reutern, Ritter und endliche Chevaliers, so wie aus Ehrenleuten Ehrenmitglieder geworden, so wird aus der freien Kunst und ihrer ewigen Unmittelbarkeit eine Schule, ein Stil, ein Sittengesetz für die Kunst. Dergleichen verstehen und ehren die Philister wohl, und halten es gern aufrecht, und auf diesem Wege allein ist es mög70
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lieh, die Kunstgipfel in der Geschichte durch ehrbare feste Brücken zu verbinden, so n u r ist es möglich, nie eine einzelne Kunst so bodenlos versunken zu sehen, als es seit schier zu sagen J a h r h u n d e r t e n die Schauspielkunst ist; und wäre sie es nicht, und noch jetzt, als ein Ganzes betrachtet, wie könnte eine Zeit gewesen seyn, da m a n ihren Dienern kein christliches Grab verstattete, wie könnte m a n jetzt ihre schlechtesten Diener, Menschen, die sich ewig prostituiren, nur dulden, und noch dafür bezahlen. Die Franzosen zum Beispiel haben eine Schule, einen Stil auf ihrer Bühne, ich glaube nicht, daß sie schlechte Schauspieler dulden u n d unterstützen, es sei dann, ihre Schlechtheit sei eine Manier der Schule, nur m u ß sie keine U n m a n i e r von ihnen selbst seyn. Seit die Tapferkeit blos in den Staatsrequisiten aufgezählt wurde, und die einzelnen Helden unter d e m Erdzelt ihrer Todtenhügel eingeschlummert waren, entstanden Kriegszucht, Disciplin, Exercitien, Schule u n d Stil statt des Heldenthums, u n d das Vaterland konnte sich vertheidigen, so k a n n auch die Kunst nur m i t Anstand erscheinen, w e n n sie gleich da, wo ihr Sonnenfeuer erlischt, in ein künstliches Feuer a u f g e n o m m e n wird, und was ist d a n n die Kunst a m Ende anderes als eine Schule selbst wieder, deren Freiheit in d e m ewigen Gotte selbst liegt; denn Prometheus m u ß t e ja das Feuer vom H i m m e l stehlen, u m es uns zu geben, und wir denken nicht der Schmerzen, die er u m (u)ns an d e m Felsen geschmiedet unter des Geyers Fraß erlitt, und lassen die Gluth des Herdes einsinken, oder n ä h r e n sie m i t trockn e m Miste, während wir die Zedern verfaulen lassen. Die Nothwendigkeit der Schule, wo die Zeit an freier Kunst u n f r u c h t b a r geworden, hat Göthe wohl gefühlt, und wie viele Schauspieler und Schauspielerinnen verdanken seinem redlichen Willen das Glück, daß sie, wo nicht als große Künstler, doch als anständige Menschen, die Werke der Dichter, wo nicht emporheben, doch tragen, wo nicht opfern, doch kredenzen können, und der verständige Theil der Nation bringt i h m auch hierin seinen herzlichen Dank, er hat hier auch, wie überall ruhig einsichtsvoll, und redlich nach bestem Gewissen und Vermögen f ü r seine Zeit gearbeitet, und wer dies nicht begreift, der möge nie von guter Kunst begeistert, oder von Schicklichkeit beruhigt werden, der möge selbst ein schlechter Dichter oder Künstler seyn, u n d möge sie lieben und ehren und ernähren müssen. Ich habe bei der Philisterei in dieser Kunst länger verweilt, da das Theater doch unstreitig jetzt noch die einzige Kunstausübung ist, welche das Herz allen herrlichen guten Blutumlaufs seyn müste. Aber es ist kein Geist m e h r in diesem hohlen 71
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Leib, er ist höchstens vom Teufel besessen, der sich selbst, als Hand im Spiel seiend, darin den Federhut aufsetzt. Solange aber die Schauspielkunst in allen Theilen so besteht, wie sie jetzt besteht, ist sie nur des Teufels Trödelbude, wo die Philister ihm Abends die Röcke abkaufen, die er ihnen Morgends wieder stiehlt. Ein Schauspieler aber, der noch 1265 Geld dazu kriegt, daß er gar keiner seyn kann, und doch einer ist, (freilich ein großes Kunststück), ist ein größerer Beweis unserer Tollheit, als eine häßliche Buhlerinn, die nicht verhungert. 21
Die Philister haben nur Sinn f ü r platte, tändelnde, oder Bocksteife Musik, den B e t h o v e n halten sie f ü r ganz verrückt; schlechte Gemählde, zusammen gewürfelte Allegorien, die Geschichte mit einem G r i f f e l , ein Paar quallstrige Engel mit Attributen, ein StammbuchsAltar oder Tempelchen im griechischen Gartengeschmack, sind ihre Bauideale. Das Unzählige, kunstdurchdrungene Allmächtige, und doch Eine und überschwenglich Große in den Gebäuden begeisterter Christen nennen sie gothische barbarische Ausgeburten der Geschmacklosigkeit, denn alle Sinne sind bei ihnen ins Kraut geschossen, und ihre Seele sitzt ihnen zwischen Haut und Fleisch, juckt sie daher das Fell, kriegen sie Einfalle, so setzen sie Blutigel an den Hintern, oder schröpfen, und sie werden wieder erträglich dumm. Der Prediger K n i e b e i n hat einst auf dem Charfreitag die Litaney, incipit lamentatio beatae Jeremiae, aus Bildung selbst mit der Guitarre akkompagnirt, und ich hörte einen gebildeten Juden in Dessau zur Guitarre Hebräisch ohren. Sie korrigiren in alle Bücher, die sie lesen, hinten die Druckfehler hinein. Sie schwitzen theils mehr, als sie einathmen, theils schwitzen sie gar nie; das ist symbolisch zu nehmen. Sie verachten alte Volksfeste und Sagen, und was an einsamer Stelle vor moderner Frechheit gesichert in Alter ergraut ist. Sie unterhalten sich besonders gern von Vaterland und Patriotismus, wenn man sie aber genauer fragt, w a r u m sie ihr Vaterland lieben, so fangen sie an, sich selbst darüber zu wundem; denn sie gestehen gern ein, daß sie ewig damit umgehn, alles, was ihr Vaterland zu einem bestimmten individuellen Lande macht, zu vernichten, und sie arbeiten dahin, daß der Gukuk, der in fremde Nester baut, das ihrige mit dem Lobe begrüße, par tout, comme chez nous. Sie vernichten, wo sie können, alte Sitten und Herkömmlichkeiten, sie brechen die Wappen und Schilder der Zeiten, und werfen sie denjenigen vor die Füße, denen sie die Geschichte gegeben. Alles, was kein Geschick, was der Tod selbst nicht raubet, die hieroglyphischen Fußstapfen, in welche die Geschlechter ihren Nachkommen, den Bann 72
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1300 der Liebe und Treue zu dem Flecke Landes, den sie bewohnen, vererben, wetzen sie aus, damit bald kein Philister mehr wisse, wo er zu Hause ist; das ist aber ihre Absicht nicht, sondern sie möchten nur die Individualität der Genialen zerstöhren, und sie dadurch unter das Hütchen bringen, unter dem der Teufel die Welt in die Tasche spielt. Sie 1305 wollen, daß die Menschen ihren eigenen Rock lieben, und geben ihnen deswegen alle einerlei Röcke, aber ich preise den selig, der den seinen zeichnet, sei es mit einem Kreuz überm Herzen, einem Herzen unterm Ellbogen, oder einem Loch, oder irgend einem Fettfleck, nur daß es von dem Seinigen sei, daß er sich zeichne, und einen Namen habe, den 1310 er ehren kann, und hinterlaßen den Seinigen; denn diesen Namen kaum wollen uns die Philister lassen. Arm wollen sie des Volkes Mund machen. Ihr höchster Plan, ein Land zu beglücken ist, es in ein rein gewürfeltes Damenbrett zu verwandeln, es ist so leichter ins Kleine zu reduziren. Die Häuser möchten sie alle weiß anstreichen, und von Zeit 1315 zu Zeit anders litteriren, und numeriren; wie sie grade selbst mit der Litteratur fortschreiten, oder nicht hinter dem Nachbar zurück bleiben wollen. Die Schlagbäume und Schilderhäuser aber werden gestreift, alle öffentlichen Gebäude des Staats aber gewürfelt, damit jeder wisse, woran sich zu halten. Damit aber ja keiner Lust kriege, die Flüsse zu 1320 ihrem Quell, oder ihrem Ausfluß an oder ab zu geleiten, steht eine Tafel an allen Brücken, worauf ihr geographischer Lauf kürzlich beschrieben ist. Ihre Weisheit besteht wirklich darin, alles weiß zu übertünchen, und es müssen viele alte Kirchen, auf den Abbruch verkauft werden, um 1325 alle die Kreide zu bezahlen, welche die Bilderbibeln und gemahlten Chroniken alter Kunst an den Häusern von Nürnberg und Augsburg bedecken sollen, die bis jetzt nur die Jugend auf den Straßen in eitle Zerstreuung gebracht, und der Frucht schwangerer Patriotinnen fantastische Träume eingeprägt, die sich genug in dem Kunsttand ge1330 äußert, womit jene Städte die Welt überschwemmt. Alles Vorurtheil muß weg, das heißt alles was die Vor- und Urwelt getheilt oder verbunden hat. Diese Narren radiren an Gottes Namen selbst die ihnen überflüssig scheinenden Buchstaben aus. Nur zu, meine Herren Philister! Der Teufel wird schon durchschlagen. Ist erst alles weiß, und 1335 gehörig pagi|nirt, meinen sie, so wird der Kunsttrieb sich rein in dem 22 Volk entwickeln, und wir werden bald die gewissermaßen ersten P e s t a l o z z i s c h e n Grundtypen aller bildenden Kunst an den Wänden, Mauern, Gartenthüren und Wachstuben wieder erscheinen sehen, und 73
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zwar in den drei G r u n d f a r b e n des bürgerlichen Prismas, Kohle, Rothstein und Schüttgelb. — Es ist überhaupt nichts fataler, als einen halb zu barbieren, w e m m a n etwas weis m a c h e n will, d e m m u ß m a n Alles weis machen u.s.w. Wenn sie von d e m G e n u ß e einer schönen Gegend sprechen, sagen sie gern, ich hatte m e i n e n Horaz in der Tasche, haben ihn aber nie herausgezogen. Sie erzählen sich gerne ihre Jugendstreiche, die dann in der Art sind, wie die des Friedensrichters Schaal in Schakespears Heinrich d e m 4ten. Nie sind sie berauscht gewesen, ohne zu trinken, und dann i m m e r sehr besoffen. Wenn sie erschrocken sind, schlagen sie sogleich ihr Wasser ab. Sie können kein ursprüngliches Dichterwerk begreifen, verspotten und parodiren es, und schreiben dann doch wäßerige Nachahmungen. Sie haben d e m Werther die empfindsamen Romane, d e m Götz die Ritterstücke, dem Ardinghello und Meister die Künstler-Romane, der Luzinde die transscendentalen Lubrica, den Schlegeln, Novalis und Tieck die Glaubtraubschraubigten, Honigseimleimschleimschlingenden Sonnette u n d Canzonen (Ganzohnen) nachfolgen lassen, u n d Schillers Trauerspielen, die kaltj ambischen sentenziösen Schicksalsdramen, in denen das Schicksal blos als das Wort Schicksal 50 m a h l erscheint, oder dem Helden als ein w a r m e r Krug unter die Füße gelegt, oder g u t m ü t h i g e n Lesern wie die Butter obgemeldetem H u n d e auf die Nase geschmiert wird, damit sie, wie der H u n d trocken Brod f ü r Butterbrod, das Flicksal f ü r Schicksal hinunterfressen; u n d ich zweifle nicht, daß sie uns nächstens den Weinstein von ihren Zähnen, als Tropfstein aus den Gräbern der teutschen Heldenwelt produciren, und irgend einen steif gefrornen Sandhasen als einen nordischen Riesen vor unsern Augen a u f t h a u e n lassen. Einen N e u n a u g e n m a n n werden sie uns gewiß als einen Schlangenwürger, und eine Mißgeburt, die hinten ein Pudel und vorn ein Mensch ist als ägyptische Sphynx vorführen; es sey n u n daß sie zu der Romantischen oder klassischen Philister F a h n e geschworen. Göthens Faust gegenüber selbst haben Soden, Schink, Schreiber Fäustchen in der Tasche gemacht, Klinger ist von diesen auszunehmen, der nur dem Teufel eine Faust, der Faust aber keinen Teufel gemacht, u n d den Mahler Müller auszunehmen, der wenn gleich Teufelsmüller genannt, doch n u r d e m Faust einige der herrlichsten Juden erdichtet hat, und so hat er m i t Bankozetteln al pari stehend seine Schuld abgetragen. Lessing hat ihn blos skizzirt. 74
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D i e Uebersetzer unter den Philistern gerathen h ä u f i g in solche H o f f a r t , daß sie sich ihrem H o m e r oder dergleichen gleichstellen, bei ihnen ist besonders folgendes zu sagen: Gesnerus schreibt: Wenn m a n 1380 e i n e m C a p a u n Brod in starken Wein geweicht zu fressen giebt, daß er davon trunken wird, und ihn alsdann an einen finstern Ort über Eier setzet, und das Nest m i t e i n e m Siebe bedeckt, d a m i t er nicht davon k o m m e n kann, so wird der Narr, wenn er wieder zu sich selbst k ö m m t und den Trunk verdauet hat, nicht anders denken, als er h a b e die Eier 1385 selbst geleget, und wird sie vollends ausbrüten.
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In der Philosophie stehen sie entweder wie der F a m u l u s , der sie a u s w e n d i g kann durch ewiges Wiederhören, oder sie sind durch einen Philosophen so erschreckt, daß sie in seiner Philosophie wie vor der M e d u s a versteinern. Dieses geschieht ihnen meistens bei der letzten, die sie etwa grade gehört, wenn sie sich zum erstenmahl rasieren ließen. Diesseits dieses Barts, s a g e n Sie, seien sie S c h w ä r m e r gewesen, und jenseits liegen ihnen die Fantasten. Wenn sie es in der Abstraktion sehr weit treiben, gleichen sie in ihrem kranken U e b e r m u t h jenen Gänsen, die h ä u f i g von leckeren speishaftigen J u d e n , m i t den Füßen festgenagelt, oder schwebend a u f g e h ä n g t und so lange m i t d e m häslichsten salzichten Getränk in beständig s a u f e n d e m Durste erhalten werden, bis ihnen die L e b e r k r a n k h a f t so groß aus d e m aufgeschlizten B a u c h e herauswächst, daß sie oft größer als die G a n s selber wird, und die liebe Seele endlich nicht weiß, ob sie in großer Abstraktion die G a n s oder die L e b e r sey. Gewöhnlich aber gleichen sie nur jenen | H a h n e n , die irgend ein Philosoph schlechthin an die E r d e legt, und 23 ihnen einen Strich m i t Kreide a = a quer über den Schnabel zieht, die sodann ruhig liegen bleiben und steif nach d e m Strich als e i n e m Strick sehen, von d e m sie sich g e b u n d e n glauben. Von einer unendlichen, gleichzeitigen ewigen B e w e g u n g des Erkennens und seiner Heiligkeit haben sie keine Idee. U n d wenn es wahr ist, was ein Philister von Paulus glaubt, nemlich, er sei, weil er gesagt, unser Wissen ist Stückwerk, ein Canonier gewesen, so sind die Philister alle Constabler. Aber ich w e n d e mich zum Schlüsse, und f ü g e noch hinzu, daß die Philister eine u n g e m e i n e Neugierde haben, daß sie gern in allen Ressourcen und g e h e i m e Gesellschaften und Tischgesellschaften a u f g e n o m m e n wären, weil Sie in ihrem leeren K o p f e sich selbst visavis ihres eignen Nichts befinden, daß Sie jeden tüchtig, und edel ausgesprochenen geselligen Sinn, jeden parodischen Scherz, kurz alles, was das G e p r ä g e der Idee trägt, f ü r Mystik, worunter sie Gott weiß was verstehen, (in 75
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Altstädt ist es Schlüsselblumenchampagner), für Jesuitismus oder IIluminatismus halten, und es ist daher diese edle fröhliche deutsche christliche Tischgesellschaft, allein ihnen zum Aerger gestiftet, weil sie nicht herein sollen, und ich fordere alle Mitglieder nochmals auf, die Gesetze gegen Sie zu schärfen, und schließe mit dem guten Rathe: jeder vergesse sich selbst an dieser deutschen und fröhlichen Tafel, und bedenke das Ganze, und so schlage er nur solche zu neuen Mitgliedern vor, die er im Ganzen oder Einzelnen für trefflicher, als sich selbst, erkennet, denn um zu blühen und zu fruchten, muß man wurzeln, aber nicht, um ins Kraut zu schießen. Solches wünsche ich, indem ich ein volles Glas zutrinke: Allen, denen Gott im Busen Eine heil'ge Glut entflammet, Ob sie aus dem Quell der Musen, Oder Mosis Dornbusch stammet, Ob sie aus dem Stahl des Schwerdtes, Aus der Rede Gold sich schwinget, Oder aus der Gluth des Heerdes Eines frommen Hirten springet. Ob sie in der Seele sinnet, Oder innerlich beschauet, Ob sie fromm am Rocken spinnet, Ob von Dichter Lippen thauet, Ob in heil'gern Zorn ergrimmet, Oder wie ein Mond erquicket, Ob sie in die Chöre stimmet, Oder einsamlich entzücket, Die uns leiden, die uns streiten, Die uns dichten, die uns richten, Die uns göttlich handeln lehret, Uns im Tod zu wandeln wehret, Flamme Gottes in dem Krieger! 24 Flamme Gottes in dem Sieger! Flamme Gottes in dem Richter! In dem Schöpfer, im Vernichter! O ihr heil'gen Geistes Lichter, Die dem Märtirer die Schwellen Seines seel'gen Tods erhellen, 76
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Die in Simeons dunkle Augen Wie ein Sonnenfeuer tauchen, Wenn der Herr sich sein erbarmet Und die Säulen er umarmet, Und sein Helden Grab sich bauet, Seelig wer dies Feuer schauet! O wecke mich nicht, Leben, Delila, Rufe nimmer: Simson! Philister über dir!
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Wenn gleich auf dem Titel diese Abbildungen als aus der Italienischen Schule angegeben sind, so sehe ich doch nichts besonders Italienisches auf diesem Blatt, und der Urheber desselben, ein gewisser I p s e , ist mir bis jetzt nirgends in den Verzeichnissen italienischer Meister vorgekommen; ich halte daher das Italienische für eine armseelige Vorspiegelung, um das rohe Zeug unkundigen Liebhabern aufzuhängen, und wir müssen uns in Acht nehmen, nicht mit diesem Namen in ein ähnliches Irrsal zu fallen, wie ein französischer Kunstkenner, der sich wunderte kein Krucifix auftreiben zu können, welches nicht der fameuse I n r i verfertigte, so legte er sich das I. N. R. I. über dem Kreutze aus. Uebrigens halte ich mit einem neuen Aesthetiker, welcher schon in dem Schall der Namen das Wesen jedes großen Künstlers naturprophetisch ausgesprochen fühlet, nicht viel von diesem I p s e , auf welchen sich wenig besondere Reime finden lassen, und den ein Sonnettendichter höchstens mit einer Elipse und Eclipse traktiren wird, und wenn nach jenem Aesthetiker im Schalle, R a p h a e l das Schöne, Klare, Reine, im Schalle M i c h e l A n g e l o B u o n a r o t t i , das Erhabene, Collùsale, Gewaltige liegt, wenn in G u i d o R e n i Anmuth und Reinheit, im C a r r a c c i Geist, Schule, Keckheit, im P e r u g i n o Einfalt, Strenge, Lieblichkeit, im R e m b r a n t verschwendender Geitz und knauserische Ueberschwenglichkeit, und Steinkohlenglut, und Hexenhafte von Mäusen zusammengebißene Genialität in einem zerrissenen Torfkorbe ausgesprochen ist, wenn R u b e n s Fleisch und Blut und Fülle und Muskelsaftigen Ueberfluß, wenn A l b e r t D ü 77
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r e r im A l b e r t klar und weiß und edel denket, im D ü r e r streng und deutsch tiefsinnig, in beidem herrlich erscheint, wenn C l a u d e G e l e e l e L o r r a i n schon lautet, wie schöne Ferne, kühle See, und Duft und Sonnenleben darin, wenn in G ö t h e Gottes Güte, in S c h i l l e r Schilderung und Schimmer oder Schiller edler Seidenstoffe, uns erquickt, wenn K a n t erkannt, F i c h t e siegreich gefochten, S c h e l l i n g geschallt hat, wenn in B a g g e ß e n gebaxt, in O e l e n s c h l ä g e r Oel geschlagen wird, wenn der seelige R u n g e selig gerungen hat, wenn K o s e g a r t e n ein kosender Gärtner ist, und K o t z e b u e sich selbst bedeutet, wenn alle diese dies thun, was kann ich besonderes von diesem I p s e erwarten? schriebe er sich noch etwa mit einem Y, so hätte er doch etwas Gräcität, oder den Fürsten Ypsilanti vor sich, so aber lautet er blos dünn, scharf, schnippisch, und ganz selbstisch, und glaube ich, daß er aus dem Z i p s e r Comitat in Ungern gebürtig ist, wenn sich nicht dagegen wieder einwenden läßt, daß keine Figur auf seinem Bild außer der tragischen Muse lange Hosen an hat, doch ich überlasse ihn seiner Obscurität und wende mich zur Erklärung seines Werks selbst, vielleicht, daß es uns einige Vermuthungen über den Verfasser an die Hand giebt. Das Ganze ist etwas im ersten ägyptischen Stile gearbeitet, dahin deutet das Magere, Strenge und Muskellose, und was die Hosen zum Beispiel betrifft, halte ich sie, wie alles was nicht zu meiner Meinung paßt, für moderne Ergänzung; weiter scheint alles Aegyptisch, weil wir auch hier, wie bei jenem Volke die Thierbilder ausführlicher behandelt finden, als die Menschen. Sodann deuten die vielen vorkommenden spitzen Mützen auf die Pyramiden, und auch die Bischofsmütze (Mytra), welche sogar bei aegyptischen Thierbildern, und, wie hier über den Kopf eines Vogels gezogen, auf dem Kopfe eines aegyptischen Sperbers von Basalt, der sich ehedem im Museo Rolandino zu Rom befand, gefunden wird, auch deuten die 26 paralellen Füße des sitzenden Philisters, | der etwas von einem einschlummernden Memnon hat, auf Aegyptischen Ursprung, sowie auch der gänzliche Mangel an Anatomie, da die Aegypter wegen der Hochachtung gegen die Leichname diese Erkenntniß nicht erreichen konnten: ja die Balsamirer selbst waren froh bei ihnen, wenn sie ihr bischen Beyfuß glücklich in den Leichnam hineingeschoben hatten, und machten sich eiligst davon, um nicht von den Anverwandten des Verstorbenen mishandelt zu werden. Wenn ich noch dazu bedenke, daß Philister und Juden Aegypten bewohnt, so wird meine Vermuthung nicht wenig bestärkt; gegen die Einwendung, daß Tabackspfeifen hier vor78
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kommen, wende ich wieder ein, es können dies ursprünglich solche 1530 Stäbe gewesen sein, wie wir sie oben mit einem Vogelkopfe bei manchen aegyptischen Statüen bemerken, und welche hier von einem modernen Restaurator in Tobackspfeifen verphilistert worden. Für die Möglichkeit, daß trotz der Hosen vorliegende Abbildungen doch aus dem Alterthum herrühren können, ist die Erfahrung, daß, wie an ko1535 mischen und tragischen Theatralischen, auch an Phrygischen Figuren, und bei der Aegyptischen Cybele und Isis und bei Abbildungen barbarischer Völker lange enge Ermel gefunden werden, ebenso die Hosen bei den Figuren der letzteren und der komischen Personen in Marmor vorkommen, da die Hosen des Wohlstands wegen auf dem 1540 Theater eingeführt waren, auch meldet Herodianus L. 4. Cap. 24. C a r a c a l l a habe seine Beinkleider von den Schenkeln herunter gezogen, da er seine Nothdürft verrichten wollen und von M a r t i a l i s ermordet worden, welches alles ferner zu untersuchen ich den Antiquaren überlasse, und mich begnüge, diese Abbildung so zu beschrei1545 ben, wie sie in Bezug auf vorliegende Abhandlung erscheint.
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No. 1. Stellet die parodische Kehrseite eines abstrahirenden Selbstbeschauers dar. Alle irdischen Ermel und Ueberzüge werden ihm zu kurz, Schuhe, Hosen, Weste reichen nicht hin, indem er sich aufstreckt, das Licht, welches auf seinem Haupte in einer Wasserschüssel wie der Geist über den Wassern steht, zu putzen. Mit einem Auge sieht er hinauf, mit dem andern schaut er hinab, mit dem Viertelmonde aber beschaut er den vollen selbst. Uebrigens ist es eine äußerst gefährliche Sache, über diese Kehrseite zu lachen, denn wer die undarstellbar herrliche Vorderseite dieser Figur nicht in tiefster Verehrung anbetet, kann über diese Kehrseite nicht lachen, ohne ein vollkommner Philister zu sein; denn scheinet dieses Bild sich nicht nach seiner Decke strecken zu wollen, so heißt dies doch nur, daß selbst die Decke des Himmels es nicht bedecken kann, so unermeßlich ist es; und darum heißt es hier, wer zuletzt lacht, lacht am besten. No. 2. Stellet eine aufgehängte Gans vor, der die Leber durch speishaftige Juden so groß gemästet worden, daß sie nicht weiß in großer Abstraktion, ob sie die Leber oder die Gans: die Strasburger PastetenFakultät wird die Sache endlich entscheiden; schade, daß man philosophirende Philister, die in ähnlicher Lage sind, nicht auch unter die Leckerbissen zählen kann. No. 3. Ist eine Figur, welche bereits auf der Fahne der Infanterie dijonoise de la mere folle, eines Geckenordens in D i j o n im 15ten 79
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J a h r h u n d e r t etwas verändert vorkömmt, dort sind die Hosen in der L a g e wie bei C a r a c a l l a , als ihn M a r t i a l i s ermordete, und sind auch blasende Winde u m diese W i n d m ü h l e n f l ü g e l des Teufels ange- 1570 bracht. D i e s e F i g u r stellt einen K o m p a ß vor, m i t welchem m a n leicht beobachten kann, wie die G ä n g e der Philister und J u d e n in diesem L e b e n streichen, und kann m a n m i t i h m alle dergleichen Versuche anstellen. D e r Philister m a c h t mit d e m Untertheil des J u d e n den Nordpol, der J u d e m i t d e m Untertheil des Philisters den Südpol, beide 1575 treten die Welt mit Füßen, und u m a r m e n sich allein selbst, u m sich ihren in einander verliebten Wiederwillen gegen einander zu bezeigen, und halte ich diese F i g u r für das Abbild aller Schlangen in allen Paradiesen. D e r platte Schabbesdeckel des J u d e n kontrastirt mit der spitzen Mütze des Philisters, so wie dieser seine P f e i f e b e q u e m raucht 1580 27 und jener den Bart unwillig zurückzieht. S c a l i g e r behauptet, kein J u d e habe eine gepletschte Nase, und in Portugal heißt eine Habichtsnase eine jüdische, auch dieser hat sie nicht, hingegen ist die des Philisters etwas gepletscht. No. 4. D i e s e Kette, nicht von Feldhünern, sondern von Enten, ist die 1585 Parodie der sogenannten philosophischen und ästhetischen Cliquen aller Zeiten, sie haben sich alle an einer Angelschnur, woran etwas Speck, fressend und von sich gebend hinter einander eingefädelt, und sie werden so l a n g e eine unendliche Entlichkeit sein, als der Speck noch die R e i s e aushält, n i m m t ihn irgend ein andrer Philister auf, u m 1590 seine Stiefeln m i t zu schmieren, so rollen die Körner des Rosenkranzes, woran ihr Abgott sich selbst anbetet, auseinander, und das Paternosterwerk, w o m i t er die Wasser aus den Stollen seines R u h m e s treibt, zerreißt. D a s rührende ist, daß diese Freiwilligen sich alle aus Enthusiasmus enrolliren ließen, und nun doch nichts, als den F a d e n i m 1595 L e i b e haben, sie sind die wahren Spekulanten, wenn ich dieses Wort in das deutsche Speck, das französische cui und das tirolische Anten für E n t e n zerlege. No. 5. Dieser H u n d ist das wahre Universal-Surrogat für alle Philister, auch giebt er trefflichen Unterricht i m Surrogiren, hier z u m I600 Beispiel stellt er das Surrogat einer m o d e r n e n tragischen Muse, oder vielmehr eines Lesers moderner Tragödien vor, es ist i h m einige fatale (Schicksals) Butter auf die Nase geschmiert, und nun frißt der Philister das trockene Brod in aller Seelenruhe, m i t der festen Ueberzeugung, es sei wenigstens eine Schillersche Tragödie; ob dieser moderne L e s e r mit I605 seinem h i m m e l n d e n A u g e nach der fatalen Butter oder d e m sinnreich
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gereckten linken Ohr, oder nach der Fledermaus hinter i h m blickt, weiß ich nicht ganz genau zu bestimmen, alle drei Fälle haben etwas vor sich; die Butter ist die ganze Illusion; das Schicksal u n d der Wendepunkt des Stückes, das er genießt, das Ohr scheint den Jambus tacktschlagend zu begleiten, und Theklas Wort spricht f ü r die Fledermaus: es geht ein finstrer Geist durch dieses Haus. Uebrigens sind die dichtenden Philister in den vor dieser Abhandlung aufgestellten Sätzen den Fledermäusen gleich gestellt worden, sie bleiben ihrer N a h r u n g nach i m m e r Mäuse, und sind durch den Schwung, den sie n e h m e n , nur noch eckelhafter, als zuvor. Ihr Ziehen in der D ä m m e r u n g , das Verworrene in ihrer Gestalt, der häuterne Flügel, oder die philisterne Poesie, sind gleich fatal; vor den Dichtern und vor den Philistern k a n n m a n sich doch hüten, m a n braucht nur der letzte von Herzen zu seyn, so k ö m m t einem der erste nie auf den Hals, und Mäuse oder Philister kann m a n auch loß werden m i t Gift, Mausefallen und Bundesladen, aber die Fledermäuse, die dichtenden beidlebigen Philister, w e m die in die Haare kommen, der lege sein H a u p t in Delilas Schooß, und lasse sich die Haare ruhig abschneiden, u m den Weich(s)elzopf los zu werden. Sehnsüchtigen Frauen, welche keine schwere Haushaltung und nicht alle Jahre ein Kind haben, wobei eine fröhlich und gesund bleibt, schwermüthigen Jungfrauen, welche noch außer dem Banne ihres Geschlechtes wandeln, und die Blüthe niederschütteln, wie einen Schnee, der sich in T h r ä n e n lößt (kein Paris, kein Apfel, a r m e Venus!), und sprossenden Jünglingen, welche alle Schulbänke, die sie durchrutschet, aufeinander stellen möchten zu einer Treppe, u m auf diesem Gradus ad Parnassum zu sehen, was jenseits den blauen Bergen liegt, wo sie den Ball ihrer Jugend hinüber geschlagen, diesen treibenden, sehnenden, die n u n preisgegeben der Fluth noch schwer schwimmen, und die H ä n d e nach den Wolken strecken, die wie Schiffe über ihnen dahin streichen, diesen F l u g t r ä u m e n d e n und Fliehenden im Traum, vor dem Scheusal der Philisterei, denen aber das Federbett ängstigend über den F ü ß e n liegt, und über den Flügeln, diesen sind die dichtenden Philister, welche m a n auch Schmorer n e n n e n kann, am gefährlichsten. Schmorer nenne ich sie, weil sie nicht gesotten und nicht gebraten sind, und zwischen Tag und Nacht, zwischen den Mäusen und Vögeln liegen; die Helden ihrer Affektation sind gewöhnlich Don Karlos, Karl Moor, Fiesko, der Menschenhasser und Reuer, und ist meist der Schauspieler, der diese Rollen spielt, etwas ein Schmorer; | sie sind jene 28 Philister, die den H u t auf ein Ohr setzen, und mit einem edelhaften 81
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geschwollenen E k e l m u t h in den Sonnenuntergang schauen; sie haben eine klebrichte Schwärmerei, eine Naserümpfende, Stirnfaltende Weltverachtung, und es fehlt nicht viel, so spucken sie sich selbst auf den Stiefel, u m sich vor sich selbst zu demüthigen. Sie traben, so lange es geht, m i t der neusten Aesthetik mit, und würgen das Zeug aus Hoffart ungekaut hinunter, je gröber sich ihr Autor brocken läßt, je heftiger würgt sie der Bissen, und je größer ist der Genuß, d r u m lieben sie den herrlichen S c h i l l e r vorzüglich, weil sie seine sentenziose reflektirende Diktion in lauter Stammbuchstückchen zerknicken u n d verschlingen können; sie schlürfen d a n n etwas M a t h i s a n e oder O s s i a n i s c h e Punschlauge nach, u n d so gehen sie in den K o s e g a r t e n spazieren, und sprechen m i t einer ekelsüßen Miene: horch, wie orgelt und brauset die Aeolsharfe der Schöpfung; doch eigentlich orgelt u n d brauset ihr Magen nur, der das ekle Mixtpikle nicht v(e)rtragen will. Aber n u n fliehe, gute Rabette, die ihre Blumen begießt, der Kerl ist zwar kein Roquairol, aber elender noch; es ist keine Seidenraupe, die dich umspinnen will, denn die hat doch noch ihren Schmetterling; es ist eine ekle Gartenschnecke, die dich in ihr H a u s einkleben will, eine häßliche Spinne, welche deiner Psyche ein Netz gegen die Sonne spannt, daß sie zum Lichte fliehend, gefangen sei, u n d der h u n g e r n d e n Langeweile diene; o fliehe nun, f r o m m e Wina, die in der L a u b e entschlummert ist, es ist kein überadlicher Patentedlender brittisirender Clothar, der sich dir naht, nein, es ist ein Vampyr, der deinen Schlumm e r tiefer einfächelnd dein Blut saugen will, fliehe Pfarrers Tochter von Taubenhain, es ist kein Junker von Falkenstein, der dir zuflüstert, nein es ist etwas viel fataleres, ekelhafteres und schrecklicheres; raffe dich auf, schwärmender Primaner, der seinen R o m a n auf der Rasenbank ließt, wirf den Mantel übers Antlitz, fasse den nächsten Bienenkorb, und stürze ihn d e m Kerl als eine Ehrenmütze über den Kopf, noch ehe er das verfluchte Maul aufgethan. I h r seid sonst alle verlohren, siehst du den P f e r d e f u ß des Schuften nicht, es ist nur ein armer Teufel, wenn du i h m recht in Gottes N a m e n zu Leibe gehst, d e m Flüsternden, edelhaften, ekelmüthigen, üppigen Dämmerphilosophen, d e m aftergenialen Convulsionair. Flieh, es gilt deiner Börse, oder deiner Liebe, oder deiner Geliebten, er läßt dir dafür einige hochbeinigte Redensarten, giebt dir f ü r deine Unschuld eine m o d e r n e religiöse Sünde, f ü r dein Gottvertrauen ein unwandelbares Schicksal, f ü r deine ganze Einfalt einige freche Fragmente, f ü r deinen Ammentrost ein Sonnet, f ü r deinen Schutzengel eine Ansicht, er stellt dich à la hauteur, wo 82
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1685 der Teufel d e m Herrn die Herrlichkeit der Welt zeigte; aber umgekehrt, du giebst ihm dein Brod, und er giebt dir einen Stein zurück, laß ihn fallen und lausche auf den Schall, du wirst hören, wie tief der Abgrund, du stehst ebner Erde, und alles war Wind, und der Stein fiel dir schmerzlich auf die Füße, und du erwachst, aber du findest den 1690 Frieden nicht mehr. — D i e Fledermaus hat uns etwas irre geführt, ich kehre zu dem H u n d e zurück, und bemerke nur noch, daß sein Stall, auf d e m er sitzt, etwas von der Gestalt eines Koffers hat, ob die ägyptischen Hundeställe alle so sind, weiß ich nicht, übrigens liegt er an der Kette, und wenn die Enten oben selbst eine Kette vorstellen, so ist 1695 dieser es endlich, der daran liegt, denn die Butter, die er auf der Nase hat, ist beim Lichte besehen derselbe Speck, der jene durchzogen; er hat letztens den Schweif zwischen die Beine genommen, und wartet auf, also erfordert es das Ceremoniel philistrischer Leser, solche Demuth fordern die Dichter, welche lieber, als daß sie zu Fuße gehen, als 1700 Bediente bei d e m Erhabenen hinten aufstehen, der J a m b u s ist bei ihnen jene gegenschwingende Bewegung in den Knieen, womit sich solche Diener das Stoßen des Pflasters erleichtern, leben sie wohl, fahren sie zu, drinnen sitzt niemand, ich weiß es, sie haben die Visitenkarten selbst in der Tasche, und geben sie ab. Sei du ruhig, mein 1705 Leser, denn ein erbärmlicher Schuft ist, wie der Mensch, so der Hund. No. 7. Stellt einen philosophirenden Philister vor, d e m im Gegensatz mit No. 1. alle E r m e l zu lang werden, wenn No. 1. sich nicht nach der Decke strecken kann, so legt dieser | sich k r u m m unter ihr, er sitzt hier 29 auf d e m Isolirstuhl eines jüdischen Maazekuchens, der auf vier Bier1710 und Schnapsgefäßen ruht. Er hat dermaßen abstrahirt, daß ihm die Rocktaschen hinten herausgetreten, und da er sich so sehr vertieft hat, daß er nur noch mit der Spitze seiner Mütze und mit seinen Schmierstiefeln diese eitle Welt berührt, so scheint er seine Pfeife durch ein Knopfloch, an d e m Pfeifchen des gesunden Menschenverstandes No. 1715 11. anstecken zu wollen, u m sich doch in einigem Rapport zu halten. Der Vogel, der hinter ihm auf einer Stange sitzt, parodirt ihn, er hat sich mit dem Kopf in eine mit Vogelleim bestrichene Düte verfangen, und so die Augen verklebt. No. 6. halte ich für die F r a u des philosophirenden Philisters, sie 1720 erscheint als ein wahres Cornucopia von jungen Philistern, sie ist ein Wunderbaum, der nach Oben und Unten ausschlägt, sie steht vor uns, wie ein Kaninchenbau, wie eine Amsterdammer Judengasse, wie ein Findelhaus, wie ein Bienenstock, kurz sie ist ein sehr belebtes Frauen83
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zimmer, u n d wenn sie nicht die gute Mutter u n d das Marketenterzelt, und die Miitzentrophee, und die Wachstube eines ehmaligen heiligen römischen Reichs-Kreis-Grenadier-Batallions ist, so könnte sie doch das wohlinventirte Schild eines Kuhschnappler Nachtmützen-Fabrikanten seyn; wie leicht wären ihre Arme noch als Wagebalken einzurichten, so daß sie auch als Stadtwage dienen könnte, auf ihrer Schürze aber hat sie ein Schild ihres eigenen Inhalts, ein dreidräthiges Philister Embryon; bereits mit Mützen und Stiefeln und Tabackspfeifen versehen, erwarten sie eben nicht besonders das Tageslicht, sondern wären ganz zufrieden, wenn sie so bequem in dieser Mutterloge fortleben könnten, das einzige fatale ist, daß sie keine Zeitungen und Journale herein bekommen. Ziehen wir eine Perpendicularlinie mitten durch diese Philisterinn, so sehen wir, daß sie sich in zwei H u m o r e theilt, und daß das Mittelblatt des Embrionischen Kleeblatts ihr indifferenter Indifferenzpunkt ist, zu ihrer Linken sind alle die lieben Kleinen behaglich, zufrieden und bequem, sie rauchen m i t Papa und d e m gesunden Menschenverstand No. 11. ihr Pfeifchen in Ruhe, u n d die Mutter hebt eine ordinaire eingesteckte weiße Philistermütze No. 9. über obgemeldetem Verstände schwebend, u n d spricht zu i h r e m Manne: so bist du m e i n lieber, wenn du nicht philosophirst, m i t ihrer rechten H a n d aber hält sie eine ditto Mütze No. 8. auseinander gezogen über einen Barometer, No. 10. der ihre Temperatur angeben soll und sagt: So m e i n lieber G e m a h l sind sie, wenn sie philosophiren. W i r sehen n u n auf dieser Seite die jungen Philister alle den Kopf hängend, m i t gesenkten Pfeifen, m i t niederwelkenden Mützenbüschlen u n d Händen, ja der auf der Schulter sitzende scheint seine Pfeife sogar wie ein traurender Todesengel die Fackel auszulöschen, und d e m an der Erde knienden fällt der tragische Dolch aus der Scheide. Ob n u n dieses Behagen auf der einen Seite eine Folge ist, daß diese a n m u t h i g e n Jünglinge bei vorwaltendem gesunden Menschenverstände erzeugt wurden, und das Unbehagen der entgegengesetzten, daß sie unter d e m Gestirn der verkehrten Nachtmütze empfangen wurden, oder ob diese n u r trauren, weil sie der modernen Tragödie vis a vis stehen, weiß ich nicht, so viel ist gewiß, daß No. 11. der gesunde Menschenverstand von der bösen Welt f ü r einen Knopfmacher dieser guten D a m e gehalten wird, und daß sie i h m die Mütze m i t einiger Ironie gegen ihren eingepuppten Eheliebsten aufzusetzen scheint, seine süße stille Miene, seine steigenden Augenbrauen deuten auf ein holdes Bewustsein, wie der Haarbeutel auf Galanterie, und wenn er gleich links die Pfeife 84
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(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
ansteckt, so denkt er doch rechts. Einige Aehnlichkeit mit den Kleinen seiner Seite hat er auch, und das Muttermahl der Federn hinterm Ohr 1765 würde ihn ganz verrathen, aber No. 7. ist ruhig, denn er weiß daß der gesunde Menschenverstand und sein Perrückenstock dergleichen Untreue nicht fähig ist; ich aber sage: die Liebe ist allmächtig, und Amor ist ein Schalk und ein Knopfmacher (siehe oben die Bedeutung dieses Worts). Nun wäre noch folgende Frage zu beantworten: 1770 Ist diese Gattin eines Philisters darum ein Philister, kann ein Weib überhaupt ein Philister sein?
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Kein Weib als Weiblich ist Philister, und kein Mann als Männlich, sondern man kann es nur im Conflict mit der Geschichte oder vielmehr ihrem Geiste sein, je weniger nun ein Geschlecht mit diesem in Verhältnisse kömmt, je weniger Gelegenheit zur Philisterei hat es. So ist das Thier kein Philister, als wo es mit den Menschen in einer vertrauten Berührung steht, und jemehr ein Thier dem Menschen liebenswürdig erscheint, je mehr wird es Philister; der Esel zum Beispiel ist nichts weniger als ein Philister, wenn gleich viele Philister Esel sind. So auch ist kein Blödsinniger, oder Wahnsinniger, überhaupt kein durch Naturgesetze beschränkter ein Philister, nichts ist ferner von Philisterei als der reine rohe Bauer, wie er aber einen Schritt weiter thut, steht er auf der Philister-Treppe. Keine Spur von Philisterei ist in den wilden Völkern, laßt aber einen Mohren nur hinten als Kammermohren auf die Kutsche springen, so ist er der leibhaftige Philister selbst, und ist dies der weitste Sprung, den man ins Philisterthum machen kann. Da aber das Princip der Philisterei im Nein liegt, so ist das Weib im Verneinen Philister, das heißt in der Unfruchtbarkeit, das Empfangen aber ist das Geniale das Ja im Weibe, und so ist die Ehe das Heiligthum und der Tempel des Ja, um es vor der Philistervollen Welt zu schützen. Als Mensch aber sind dem Weibe wie dem Manne tausend Wege zur Philisterei geöffnet, und sind die betretendsten der Frauen zwei, der eine ein sündlicher, und der andere ein toller, die sich häufig durchschneiden oder in einander führen, der sündliche ist die ehelose Verkäuflichkeit, die den Simson ins Verderben führt, und er ist das Entsetzlichste, was die Philisterei je hervorgebracht, der tolle Weg aber ist eine falsche Tendenz aus der Genialität des Fleisches in die des Wortes, und wir finden sie häufig in gelehrten 85
bo
Nr. 12
Frauen, wenn sie nicht zugleich gute Mütter sind, oder sich es zu sein schämen. Dennoch sind auf beiden Wegen herrliche gewandelt, sie 1800 waren Heilige, ohne die Bahn zu heiligen, Götter und Helden waren Kinder der Liebe, und Sapho hat gedichtet, die Ausnahme aber liegt in der Freiheit Gottes, und das Gesetz in seinem Schicksal, und die Gesetze sind das Tragische, und daß man sie umgehen kann ist das Komische; Alles aber will verstanden sein, wozu ich mich meinen 1805 verehrten Tischgenossen bestens empfehle. Der Schreiber.
Verspätete Notiz. So eben erfahre ich, daß die Universität Helmstädt von ihrem Stifter einen Löwen würgenden Simson als Wappen erhalten, worüber die In- 1810 auguration dieser hohen Schule in Meibomii Scriptoribus Tom. 3. nachzulesen. Der Name Philister als Studenten-Gegensatz, ist also wahrscheinlich von dort zuerst auf andere Universitäten ausgegangen, dahin deutet auch folgender Studentenreim: Was bist du Musensohn, wenn du nicht Spieße hast, 1815 Ein Schiff auf offnem Meer, ein Segelloser Mast, Ein Preiß der Delila, ein Haupt ohn' Lockenzier, Ein Simson, dem man ruft: Philister über dir!
Stamm-Tafel der Philister.
1820
(Nach der Namendeutung des Mistikers B r o m l e y . ) N o a h (Anfang und Ende) hatte drei Söhne, welche dreierlei Naturen vorgebildet. In Schern ist ausgesprochen alle Geheimniß, und Wirkung des heiligen Geistes, aus ihm stammet die Verheißung, und das 1825 Christenthum; in J a p h e t ist ausgesprochen der natürliche Mensch in seiner natürlichen Weisheit; aus ihm stammen die Heiden, die Griechen und Römer, die weltlichen Classiker etc. — aber es ist ausgesprochen in I Feuer irdischer Lust. 1830 Che**** ι Q r o ] 3 e s p a s s e n i n s Fleisch. 86
(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
1835
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1865
1870
Söhne: C u s c h , eigensinnige Eigenheit. M i z r a i m , wiederwärtige Grausamkeit. P u t , hoffártiges Auffahren fleischlicher Dummheit. C a n a a n , der Sklave, der sein Tyrann ist = Leib der Sünde. C u s c h , mit dessen Namen man bis heute die Hunde regiert, erzeugte: S e b a , Trunkenheit. H a v i l a h , weltliche Sorge. S a b t a h , ewiger Irrgarten. R a h a m a , sichtbarer Grimm. S a b t e c h a , verzehrende Selbstquälerei. R a h a m a zeugte den S c h e b a , Abfall. D e d a n , verderbte fleischliche Liebe, und N i m r o d , den Seelen]äger. C a n a a n , dessen Land einschloß die Städte: S i d o n (Haderschiff). G e z a r (Kampf). G a z a (Grimm). S o d o m (geheime Bosheit). G o m o r r a (Abtrünnigkeit). A d m a (Blutschuld). Z e b o i m (Hoffartskrötensee). L a s c h a (Ort des Verblendens, der falschen Salbung, Ort des Tünchens mit losem Kalk, Ezech. XXII. 28. also Stammort aller Anstreicher); er erzeugte: T z i d o n , Betrug. H e t h , Furcht und Unglauben. D e n J e b u s i t e r , Verachter. A m or i t e r bitteren Schwäzer. G e r g e s i t e r , der irdischen Sinnlichkeit, Lumpensammler und Kothträger. H i ν i t e r, schwazender Notionalgeist, soll wahrscheinlich National heißen. Ar k i t e r , Verfolgung. S i n i t e r , Feindschaft. A r v a d i t e r , Herrschsucht des Fluchs. Z e m a r i t e r , Wolf in Schaafkleidern. H a m a t h i t e r , brennender Zorn. M i z r a i m zeugte: L u d i m , verderbter Natur-Fruchtbarkeit. A n a m i m , Geist der Leibschaden und Hurerei. L e h a b i m , Zerstörung mit Feuer und Schwerd. N a p h t u i m , Offenjbahrer des Geheimnisses des Bösen. P a t h r u s i m , iv falsche Zeichendeuter. C a s l u h i m , thörige Unbeständigkeit, und von diesem sind kommen die P h i l i s t i m und C a p h t o r i m , falsche Wahrsager. P h i l i s t i m aber nennt unser Ausleger 1) Geister, die durch Trinken und Gesellschaft Schaden thun. 2) Geister, die gute Brüderschaft beim Banquetiren machen. 3) Oeffner aller Wunder und Mirakel. 4) Geister der finstern Magie. Nr. 1. zeiget an, mit welchem Rechte wir die Philister ausgeschlossen, und nun bin ich versichert, der Brand des Vorhangs in der ersten Versammlung war von einem Philister angestellt. Nr. 2. zeigt den großen Unterschied zwischen einer edlen deutschen Tisch-Gesellschaft und einem Philister-Banquet an, wenn sie Geister sind, die gute Brü87
Nr. 12
derschaft trinken, so sind wir Genossen, die gute Geisterschaft mit einander trinken. Wes Geistes Kinder sie aber sind, zeigt deutlich, wes Kindes Geister sie seyn mögen, denn C h a m , ihr Vater, heißt grobes Fassen ins Fleisch. Von P u t allein werden in der Schrift keine Nachkommen aufge- 1875 führt, und P u t heißt, nach einem philologischen Ausleger aller Schriftnahmen, so viel als verstorben, welches vielleicht auf die Vermuthung bringen könnte, dieser Ur-Groß-Onkel der Philister sei todt gebohren worden, aber wie sehr spricht die mystische Bedeutung P u t s , nach B r o m l e y hoffártiges Auffahren fleischlicher Dummheit, 1880 gegen das Wort Verstorben in seiner natürlichen Bedeutung, welcher Verstorbene, wäre er gleich fleischlich dumm gewesen, ist jemahls hoffartig aufgefahren; ich erkläre also jenes Verstorben als das philistrische Verstorbenseyn, welches so dummtodt ist, daß es nicht einmahl weiß, daß es todt ist, und deswegen immer ohne Noth leben bleibt. 1885 Meine Meinung aber ist, daß P u t eigentlich der Stammvater der P u t - H ä h n e ist, denn wo ist so sehr hoffártiges Auffahren fleischlicher Dummheit als bei diesen cholerischen Philistern, und woher sollen die Put-Hähne ihr Put anders haben, als von P u t . Schließlich werfe ich die Frage auf, und bitte um baldige Beantwor- 1890 tung derselben: Können die Todten auch Philister seyn?
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(Brentano:) Der Philister vor, in und nach der Geschichte
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12b.
Was helfen mir die hohen Gottesgaben Die sie bey der Geburt ihr schon verliehen haben Hat sie kein menschlich Herz in ihrer Brust Das mit mir theilet gleiche Schmerz und Lust
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s
13. Buchsenf e st H v. Bodmann. Der Kurfürst Franz Ludwig von Wirtzburg hatte eine besondere Feindschaft gegen Sünden des Fleisches, er hatte durch sein ganzes Land eine geheime Polizei über alle Liebschaften, ein Beamter durfte n u r i m finstern i m Gespräch m i t einer weiblichen Person gefunden werden, so war dies genug ihn u m sein Brod zu bringen. Eine Comission zog durch das Land, die gefallenen und verdächtigen zu inquirieren. Da ward gefragt, wie, wo, wie oft, m i t welchen Empfindungen? Der Herr von Bodmann A m t m a n n zu Aura, ist bei seinem Vater Amtm a n n zu N.N. zu Besuch, der Vater wird hinaus gerufen, er k ö m m t zurück, und sagt zum Sohn: Ei, Ei, Herr Sohn, Er ist auch nicht buchsenfest, da ist ein Mädel, das hat ein Kind f ü r ihn — der Sohn r u f t das Mädel herein — u n d sie redet ihn an — Gestrenger Herr Hurenkomisari! Vater Ei das Donnerwetter! ein schöner Titel! M ä d e 1. Ist er es d a n n nit, der die H u r e n untersucht — ich sags ihm, w e n n er hierher k ö m m t und mich auch noch untersucht, so springe ich in die Saale! — Einige Zeit hierauf, ward der Präsident der Kürfürstlichen Keuschheitspolizei ein Jude selbst in flagranti ertappt, zu großer Freude des Landes.
14. Bei d e m feierlichen Leichenbegängniß des Prinzen L u d w i g Ferdinand von Preußen Berlin i m März 1811 In die G r u f t der hochverklärten Ahnen senken wir die Asche des Heroen, dessen Geist hinaufstieg zu d e m hohen Sternensitz, auf blutbesprützten Bahnen. 91
Nr. 14
Laßt die Fahnen herrlich wehn, Soldaten! Laßt den Marsch der Trommel mutig schallen! Und der Mund von donnernden Metallen thu' es kund, ein Herold tapfrer Thaten, daß ein Held fürs Vaterland gefallen! Durch die Reihn beherzter Schlachtgenossen mahn des Krieges todgefüllte Schlossen, und ein blühend Jugendreich versinket. Mit der Wiederkehr der frischen Aehren blitzt ein neu entsproßner Wald von Speeren, der das Blut der Feinde rächend trinket. Aber wenn der Feldherrnstab zersplittert aus der Hand dem edlen Hector sinket, mag das Volk, von Ahndung tief erschüttert, um den früh gefallnen Jüngling trauern; denn die hohe Pergamos erzittert, nicht umschlossen mehr von Heldenmauern. Wir, die Krone feiernd, die, durchwoben ') mit dem reichen Demantschmuck der Thaten, Friedrich zur Unsterblichkeit erhoben, Wir, vertrauend deines Stamms Penaten, legen freudig diesen Kranz des Ruhmes, theurer Schatten! auf des Grabes Stufen, zum Gedächtniß deines Heldenthumes! Und es tönt den Freunden, die dich rufen, aus dem dunkeln Dom weissagend wieder: euch geleiten, junge Waffenbrüder, euch geleiten werd' ich zu den Toden für des Vaterlandes werthen Boden. Eure Fahne, wenn die Schlacht sich faltet, euer Stern, wenn sie verfinsternd waltet, werd' ich hell um eure Stirnen schweben; Euch zum Schilde vor der Ehre Wunden werd' ich männlich eure Brust umgeben; und der Tod, den ich im Kampf gefunden, wird, ein Siegesgott, auf Sonnenwagen 92
(Vorschläge)
von den Wogen des Triumfs umschlagen, in den Tagen, die unsterblich leben, euch empor zu Friedrichs Thaten heben. 1
) Dieses Gedicht wurde in der teutschen Tischgesellschaft vorgelesen, deren
Wahlspruch die preußische Krone! ist.
15.
(Vorschläge) Da Vorschläge, wenn sie auch unausführbar sind, meines Wissens keine Strafe bezahlen, so erlaube ich mir folgende mitzutheilen. 1) Einen Gesundheitenwein, kein Gesundheitswein anzuschaffen, aber doch ein solcher, wobey allen gleich wohl wird auszukosten und auf gemeinsame Kosten anzuschaffen, vorläufig würde nur für die nächste Zusammenkunft verlangt, daß ein jeder auf geschriebenem Zettel mittheilte, was er am liebsten trinke, wo und zu welchem Preise der Wein zu bekommen, um den Geschmack der Gesellschaft daraus kennen zu lernen 2) Vor Beendigung des grossen Prachtbechers ein weites Interims Glas als Schenkbecher vor jeder Gesundheit umher gehen zu lassen, daß jeder sich ein bestimmtes Maaß daraus in sein Glas fülle; ein bestimmtes Maaß ist der Nachbarn wegen nothwendig. 3) Dem Sprecher müste ein hoher Stuhl geliefert werden, daß er ohne aufzustehen die Gesellschaft überschauen könnte; diese Einrichtung findet sich auch im brittischen Parlament. Weniger nachahmungswürdig scheint die Perücke und der schwarze Mantel, den dort der Sprecher führt, beyde Trachten werden bey uns nicht ernsthaft genug genommen, um sie nach zu bilden 4) Da gegenwärtig die herrlichsten Tiger in der Stadt sind, so würde ich es meinem Geschmack sehr angemessen finden, ein solches Thier im Käfig bey einem grossen Mittagsmahle gegenwärtig zu sehen, ich würde mich für einen Bachus halten und ausserordentlichen Appetit bekommen, doch ist es möglich daß dieser Wunsch mir allein nur eigen ist, so wie ein andrer, daß jeder einen Blumenstrauß mitbrächte, um in dem allgemeinen Dufte zu schwelgen 93
16. H e r r e n Baron Achim von Arnim Hochundwohlgebohren (etwa in der Mitte der Seitenhälfte: Siegel) An H H o f r a t h Beckendorf Wohig, (etwa in der Mitte der Seitenhälfte: Siegel) | (etwa in der Mitte der Seitenhälfte: Siegel) Herrn Professor von Savigny Hochwohlgeb, Weiter zu senden! (etwa in der Mitte der Seitenhälfte: Siegel) | Pro Memoria. Die nächste siebente Versammlung unserer deutschen | c h r i s t l i c h e n | Tischgenossenschaft, würde auf den Dienstag der C h a r W o c h e fallen. Es fragt sich, ob dieselbe nicht lieber auf den D i e n s t a g n a c h O s t e r n zu verschieben seyn dürfte, da schon der N a m e der Gesellschaft eine öffentliche Festlichkeit o h n e F a s t e n nicht zu gestatten scheint. Die Ordnung der Versammlungen braucht dadurch nicht gestört zu werden, u n d die Gesellschaft selbst, die drey Wochen hat fasten müssen, wird durch zwey aufeinanderfolgende Eß-Dienstage schadlos gehalten.
An die Mitglieder des Gesetzgebenden Ausschusses der deutschen Tischgesellschaft. Herren: L.A. von A r n i m A. Müller H a u p t m a n n von Röder I Professor von Savigny.
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(Fort ins Freye)
den 1 .Apr. 1811 LvBeckedorff. accedit Savigny Ditto Adam Müller dto. vRoeder. Gebilligt Lud. Achim von Arnim
17.
(Fort ins Freye) Fort ins Freye, in die Luft, Da der Frühling uns erschienen Und mit tausend Stimmen ruft Zu den grünen Lebens bühnen Steht das neue Haus geschmücket Mit dem h((elle)}n Himmelblau, Seht das ((Volk so)) hochentzücket Ueber den ((erha))bnen Bau. Alles glänzt ((in)) neuer Zeit, Alles schwebet im Verlangen, Welches Schauspiel giebt man heut, Da der Vorhang aufgegangen. Soll ein Heldenspiel beginnen, Rüstet sich die frische Kraft, Soll sich Lieb in Lieb gewinnen Daß sich neues Volk erschafft. Herz an Herz und Baum an Baum, Alles drängt sich nah zusammen, Flammend einer Liebe Traum, All aus einer Erde stammen, Und des frischen Laubes Kränze Decken all mit gleichem Grün, 95
Nr. 17 Jenen, daß ((er)) siegend glänze, Diese, daß ((sie dr))unter blühn. Ferne Lands((leut)), die i m Streit Für die gute Sache fechten Scheinen uns nicht m e h r zu weit, D a ß wir ihnen Kränze flechten, Was sie t h u n und was sie leiden Ist f ü r uns auch mitgethan, In des Frühlings Siegesfreuden Stoßt zu ihrer Ehre an! Diese E r i n n e r u n g gemäß allen Deutschen, die f ü r gute Sache unter allen Himmelsstrichen streiten ein Lebehoch. Die geehrten Mitglieder werden gebeten über die Verlegung der Gesellschaft nach d e m Thiergarten, während der Sommerzeit ihre M e i n u n g zu unterzeichnen F ü r d i e Verlegu((ng)) Reck Reimer Otto vHorn. Staegemann Bury vBaerensprung vGerlach Chasot vArnim I Dohna Beckedorff Grell Lichtenstein HMeyer Triest Tiedemann Schulz Siebmann
Gegen die Verlegung Radzivill vHermensdorff Lichnowsky Clausewitz Wolfart Alberti Reichardt Eichhorn Nesselrode Wollank Laroch Brentano. Müller
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Die Glockentaufe
Kleist vBardeleben Weiß vPfuel vHedemann Achim v. Arnim
18.
Die Glockentaufe. Fest gemauert in der Erden Steht die Form aus Lehm gebrannt, Heute muß die Glocke werden, Frisch Gesellen, seyd zur Hand. Von der Stirne heiß Rinnen muß der Schweiß Soll das Werk den Meister loben, Doch der Segen kommt von oben. ++ + Zum Werke, das wir ernst bereiten Geziemt sich wohl ein scherzend Wort, Daß wenn wir diese Glocke läuten Die Weisheit weiche von dem Ort, Und frohe Thorheit selbstvergessen Gleich einem Springbrunn steig vermessen Und sprütz in aller Angesicht Ihr neckend Spiel, ihr farbig Licht. Das ist's ja, was den Menschen zieret Und dazu ward ihm der Verstand, Daß er im innern Herzen spüret Der Freude lieben Unverstand. Nehmet Holz vom Fichtenstamme Doch recht trocken lasst es seyn Daß die eingepresste Flamme 97
Nr. 18
Schlage zu dem Schwalch hinein Kocht des Kupfers Brey Schnell das Zinn herbey Daß die zähe Glockenspeise Fliesse nach der rechten Weise.
+++ Was in des Dammes tiefen Wänden Die Hand mit Feuershülfe baut Hoch in des Sprechers mächtgen Händchen Da wird es von uns zeugen laut Und wie zu Straßburg eine Glocke Zum Schreck der Juden täglich klang, Damit sie täglich angst und bang Gedächten, wie sie einst erschrocken, Als ihr Verrath ward Christen kund, So wollen wir denn auch beyzeiten Die helle Sprecherglocke läuten, Daß Juden und Philister beben, Soweit die hellen Töne schweben. Und was dem Bunde unsrer Krone Das wechselnde Verhängniß bringt, Das schlägt an die metallne Krone, Eh es aus Sprechers Munde klingt Denn mit der Freude Feyerklange Begrüst sie die geliebte Stund Wo uns die Supp zum ersten Gange Des Essens Güte thuet kund. Gesegnet sey die Mahlzeit allen, Wird jezt in Löffelklang erschallen. Da ruhen noch im Zeitenschooße Das Rindfleisch und die braune Sose. Die Suppe füllet jeden Mund, Und nur der Sprecher thut sich kund, Denn noch bewachen andre Sorgen Des Vielgequälten goldnen Morgen: Sind alle, die sich aufgeschrieben Zur rechten Zeit auch eingetroffen?
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Die Glockentaufe
Es macht die Thür sich leise offen. Ein Mitglied ist zu spät geblieben, Vergebens war sein rasches Laufen, Kaum kann er etwas sich verschnaufen Gleich muß er in die Büchse blasen Acht Groschen sind der Sünde Lohn, Auch kann ihn noch der Sprecher nasen, Der Sprecher sitzt auf hohem Thron. Mit züchtigen beschämten Wangen Seht ihr den Sünder vor euch stehn, Nach einem Platz ist sein Verlangen Und er kann keinen mehr ersehn. Da fasst ein namenloses Sehnen Des Jünglings Herz, er irrt allein, Aus seinen Augen brechen Thränen Er flieht der Brüder frohen Reihn Und setzt sich zum Trompetertische Und hofft, er sey es nicht allein Der sich daran den Mund abwische. O zarte Sehnsucht, süsses Hoffen, Sein Auge sieht den Himmel offen, Als sich die Thüre neu erschliesset, Ein andrer Sünder ihn begrüsset. O daß sie ewig grünend bliebe, Die Freundschaftszeit, Achtgroschenliebe! +++ Wie sich schon die Pfeifen bräunen! Dieses Stäbchen tauch ich ein, Sehn wir's überglast erscheinen Wird's zum Gusse zeitig seyn. Jezt Gesellen frisch! Prüft mir das Gemisch, Ob das Spröde mit dem Weichen Sich vereint zum guten Zeichen. +++ Denn wo das Strenge mit dem Zarten, Wo Starkes sich und Mildes paarten, Da giebt das Glas den besten Klang, 99
Nr. 18
Drum prüfe, wen der Tisch verbindet, Ob sich der Wein zum Weine findet. Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang; Wenn erst der Gute ausgeleeret Und dann der saure kommt bescheeret, Da rufet der betrogne Freund: Ach hätt ich das von dir gemeint, Daß du den guten mitgenossen Und mir jezt schlechten eingegossen! Klopfend mit dem Messerrücken Mahnt der Sprecher jezt zur Stille, Bald wird Glockenschall beglücken, Wenn uns tönt sein ernster Wille, Dieses Klopfen kann nichts fruchten, Fraget nur die Vielversuchten Die im Schauspielhaus vergebens Es vollbracht mit Noth des Lebens Nur durch der Erde tiefsten erznen Mund Thut sich die Macht der Erde allen kund, Nur durch Besänftiger bezwingt die Liebe Der freyen Rede wilde Frühlingstriebe. Stille herrschet jezt im Kreise, Und nach hergebrachter Weise, Liest das Tagblat unser Sprecher Und ergreift mit kühner Hand Sey es Büchse, oder Becher, Blechern wird es wohl genannt, Eine blecherne Rotunda, Die mit Schlössern er versah, Klappert fröhlig wie mit Gelde, Ja nun merk ichs und ich melde, Daß es unsre Kasse war; Gar ein seltner Ton fürwahr! Den Kassenbestand Der Sprecher jezt zeiget Und wer bey der Hand Zum Lesen geneiget, Der Mann muß hinaus, 100
Die Glockentaufe
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160
Ins freundliche Lesen, Muß frisch m i t dem Besen, Die Mißbräuche strafen Muß wirken und schaffen, Erlisten, erraffen, M u ß wetten und wagen D e n Beyfall erjagen Da strömet herbey die unendliche Gabe Es füllt sich der Saal m i t dem Beyfall zur Labe Die R ä u m e wachsen, es dehnt sich das Haus, Und draussen waltet, Der züchtige Koch, Und klagt: So erkaltet Mein Gemüse doch, Was reich ich ohn Ende Die schaffenden Hände, Nichts m e h r t den Gewinn Mein ordnender Sinn. Was streich ich m i t Knoblauch die hellen Kastrollen Und schneide m i t Eile die lieblichen Bollen, Und f ü g e zum Guten Zitronenschaale, Ach alles wird kalt in dem horchenden Saale.
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Und der Vorleser m i t f r o h e m Blick Von der Stirne breitem Giebel Ueberschaut sein blühend Glück, Zählet der klatschenden H ä n d e Menge, N i m m t von des Fleisches saftgem Gedränge R ü h m t sich m i t vollem frohen Mund: Fest wie der Erde G r u n d Steht der Gesellschaft Pracht, Alles hat mitgelacht! Doch m i t des Geschickes Mächten Ist kein ewger Bund zu flechten, Und das Unglück schreitet schnelle Wie die Welle auf der Welle. ++ +
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3'
Nr. 18 Wohl n u n k a n n der G u ß beginnen Schön gezacket ist der Bruch Doch, bevor wirs lassen rinnen Betet einen f o m m e n Spruch! Stosst den Zapfen aus, Gott bewahr das Haus. Rauchend in des Henkels Bogen Schiest's m i t feuerbraunen Wogen. Wohltätig ist des Feuers Macht, W i e sie der Mensch bezähmt bewacht Und was er bildet, was er schafft Das dankt er dieser Himmelskraft. Doch furchtbar wird die Leidenschaft Wenn sie der Fessel sich entrafft Einhertritt auf der eignen Spur Die freye Tochter der Natur. Heiige Ordnung, segensreiche Himmelstochter, die das Gleiche Frey und leicht u n d freudig bindet, Die Gesellschaft hat begründet U n d das theuerste der Bande Wob den Trieb zum Vaterlande, E h r t den König und die Krone Schallet jezt m i t höchstem Tone, Hoch und abermals hoch u n d i m m e r d a r hoch. (Allgemeines Anstossen.) Holder Friede Süsse Eintracht Weilt und wacht, W i e im Liede So im Herzen Ueber unserm frohen Kreise D a ß der Zeiten Schmerzen Schlummern bey der heitren Weise Schenke unsern Lippen Töne, D a ß Gesang uns all versöhne,
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Die Glockentaufe
Bis ein stiller Druck der H ä n d e Einen festen Kranz vollende. ++++ 215
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4'
N u n zerbrecht mir das Gebäude, Seine Absicht hat's erfüllt D a ß sich Herz und Auge weide An d e m wohlgelungnen Bild Schwingt den H a m m e r , schwingt Bis der Mantel springt, Wenn die Glock soll auferstehen M u ß die Form in Stücken gehen.
++++
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Ich höre von Gesetzen sprechen Noch eh der Braten abgenommen, Ach wollt ihr die Gesetze brechen, Noch eh wir satt sind ganz vollkommen. Der Ausschuß k a n n Gesetze brechen Mit weiser Hand, zur rechten Zeit Doch wehe wenn in F l a m m e n b ä c h e n
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Die Leidenschaft sich selbst befreyt, Und wo Parteien erst geboren, Da bricht bald an der Tag des Zoren. Ich sehe weisse Zettel reichen, Aus H a n d in Hand, Seh einen zu dem andern schleichen Und blasen diesen heissen Brand, Der eine lacht geheimnißreich, Der andre greift den Rosenzweig Und wie beym Krieg der beyden Rosen
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Der einst Britannien durchzogen Die Rose nicht des Streites Preis So Sprech ich auch bey dieser leis: Ihr spielet hier mit raschen Losen U m eine Rose, friedlich und gewogen,
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Nicht weil die Rose euch entzweyt, Nein weil i m Blute schon der Streit. Keiner höret, jeder schreiet Euer Eifer mich erfreuet, 103
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Nr. 18
Euer Eifer macht mich jung Füllt mich mit Begeisterung. Rose sprich, du Lebensblume Sag warum dein scharfer Dorn Hat erweckt so grimmen Zorn In des Bundes Heiligthume, Eh ich dich noch kann erschauen Auf den grünen Frühlingsauen.
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Rose sprich, bist du Philister? Stammest du von Jericho, Ach so werd ich niemals froh, Rose sprich, bist du Philister? Blühe auf in Frühlingsröthe, Den Philisterruf ertödte Gefährlich ists den Leu zu wecken, Gar grimmig sind des Tigers Zähne, Jedoch das schrecklichste der Schrecken Das sind die unterschriebnen Zehne, Die zum Philister kühn erklären Den andre in den Bund begehren; Da zünden sich des Streites Flammen, Sie leuchten nicht, sie können zünden, Ach möchten sie ihn schuldlos finden, Den zum Philister sie verdammen. +++ Frühling bebt in allen Lüften Zittert auf dem Wasserspiegel Flimmert am besonnten Hügel Schaudert in den Schattenklüften Und die Rose kann wohl grünen Aber blühen kann sie nicht, Denn sie zaudert vor dem kühnen Lieben lieben Frühlingslicht: Das ist des Frühlings schöne List Daß er in allem allgegenwärtig ist. +
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Die Glockentaufe
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Sommervögel hebt die Flügel Ihr zum b u n t e n Farbendache, Daß sie unbelauscht erwache Und sich schwenk in grüne Bügel, Und der L u f t die scharfen Dornen Setze in die flüchtge Seit, Daß sie b ä u m e n d vor den Spornen Hoch und tief den D u f t verbreit, Das ist der L u f t viel k ü h n e List D a ß sie bey allem allgegenwärtig ist. +
Reitend schwankt die Ros in L ü f t e n Glänzend in d e m rothen Kleide Schwebt sie über grüner Heide Prangt in kühlen Schattenklüften Und der Frühling ohne Zagen Folgt dahin dem stolzen Glanz Weiter weiß ich nichts zu sagen, Jedem gönnt er seinen Kranz, Das ist die Liebe, wie ihr wisst, Die n u r in einem ganz ungenügsam ist. Wie wir zu d e m Lied g e k o m m e n Weiß ich wahrlich nicht zu sagen, Bey d e m Streit war m i r b e k l o m m e n Und n u n leb ich ohne Zagen, Was ich eben nicht so sah Kam m i r alles sub rosa. +++ Freude hat mir Gott gegeben! Sehet! wie ein goldner Stern Aus der Hülse blank u n d eben Schält sich der metallne Kern. Von dem H e l m zum Kranz Spielts wie Sonnenglanz Auch der Stiel von Kirschbaumholz Steht empor m i t rechtem Stolz ++ +
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Herbey, herbey Daß jezt ein jeder gegenwärtig sey, Lasst uns vom Frühling nicht zerstreuen, Da wir die Glocke taufend weihen Nach einem alten würdgen Brauch. Ihr Herrn Gevattern nehmet auch Dies Band in eure werthen Hände, Daß wir es knüpfen ohne Ende Um ihrer Stieles glattes Rund, Gesegnet sey die heutge Stund Ein neues Band soll uns verbinden Wenn die Besänftiger verschwinden Vor eines Sturmes Allgewalt Die Glocke dann noch ordnend schallt In unsres Sprechers ernster Hand, Drum legt ihr Herren auf die Hand, Daß ihn die gute Kraft von allen In schweren Stunden mag umwallen +++ Gevattern werden mir verkündgen Im Namen dieser ganz Unmündgen Ob sie nach deutscher Christen Weis' Will Ordnung halten rings im Kreis, Ihr Herren sprecht ein lautes Ja. (Dieat: Ja) So tauf ich sie in Schillers Namen Concordia. Und statt zu beten sag ich Amen. Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine Versammle sie die christliche Gemeine Dies sey fortan nun ihr Beruf, Wozu der Meister sie erschuf, Sie sey der Ruhe holdes Zeichen So wie der lichte Abendstern, Der laute Tag mag ihm weichen, Doch folgt die Liebe ihm so gern! Nur scherzenden, nicht ernsten Dingen Ist ihr metallner Mund geweiht, 106
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Doch wird sie uns nach Jahren klingen, So sagt sie uns den Ernst der Zeit. Und sind wir Deutsche noch so falle, Die Freudenthräne bey dem Schalle, O Deutschland liebes Vaterland Dir biethen wir die treue Hand. +++ Jezt mit der Kraft des Stranges Wiegt die Glock mir aus der Gruft, Daß sie in das Reich des Klanges Steige in die Himmelsluft. Ziehet, ziehet, hebt! Sie bewegt sich, schwebt Freude diesem Bund bedeute, Friede sey ihr erst Geläute, Alle Lebende zu wecken Soll sie Scheinlebendge schrecken, Alle Christen zu entflammen Soll sie Juden laut verdammen! Sey gepriesen h a r t e s Erz Sey gepriesen w e i c h e Luft, Die ihr uns verbunden ruft In der hohen Glocke Schall, Denn so sey es überall, Nichts sey ohne Ernst und Scherz, Das Verschiedne zu verbinden Wird die Freundschaft uns verkünden
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U e b e r d i e K e n n z e i c h e n d e s J u d e n t h u m s . Bericht von e i n e m der Mitglieder des gesetzgebenden Ausschusses. Einer verehrten Gesellschaft bin ich verpflichtet über einen wichtigen Zusatz zu den Gesetzen meinen Bericht abzustatten, der zwar aus dem 5 Geiste der Gesetzgebung nothwendig hervorgegangen, der aber in un107
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seren Versammlungen noch keinesweges ordnungsmässig verhandelt worden ist, der aber in unseren Tagen, wo ausserordentliche Verhandlungen in Religionsangelegenheiten bevorstehen, nicht ohne dringende Gefahr noch vierzehn Tage aufgeschoben werden konnte. D e m Gesetze über Philisteraustreibung glaubte ich aus deutscher christlicher Gewissenhaftigkeit beyfügen zu müssen, daß die schriftliche Erklär u n g von zehn Mitgliedern genüge heimliche Juden oder solche, die zum J u d e n t h u m übergetreten von der Gesellschaft abzusondern. Bey der schnellen Ausbreitung unsrer Gesellschaft, von der wie wir hören schon bey den Karaiben u n d Kannibalen, welche nach einigen Theologen von den Juden abstammen, die Nachricht erschollen ist, daß sie ein Illuminatenorden sey, weil i m Stiftungsliede von Strahlen die Rede gewesen, bey dieser schnellen Ausbreitung schien es höchst bedenklich, daß sich heimliche Juden durch Verstellung oder Wechselverhältnisse einschmuggeln könnte(n), u m wieder eine Zehnzahl von ihren L e u t e n einzuschwärzen, die d a n n als bekannte viel] ährige Feinde der Philister uns alle, die wir ihnen in gleichem Grade verhasst sind, unter diesem N a m e n gesetzmässig heraus zu schaffen vermöchten, also, daß an die Stelle dieser christlichen Tischgesellschaft eine Synagoge sich versammelte, welche statt des frohen Gesanges auerte, statt der Fasanen Christenkinder schlachtete, statt der Mehlspeise Hostien mit Gabel u n d Löffel zerstäche, statt der grossen Wohlthaten, die wir künftig noch wollen ausgehen lassen, die öffentlichen Brunnen vergiftete und dergleichen kleine Missethaten m e h r verübte, u m derenwillen die Juden in allen L ä n d e r n Europens bis aufs Blut geneckt " worden sind. O meine Herren, welche Reue empfinde | ich, daß ich so oft über die grösten Gesetzgeber gelacht habe, die ihre Völker m i t geheim ausgeheckter Weisheit plötzlich über Nacht überraschen u n d zu ihrer Glückseligkeit zwingen wollen, während sie in der Heftigkeit m i t einer H a n d auslöschen, was die andre geschrieben hat, wohl reuet mich dieses Lachen, w e n n ich sehe, daß ein so wichtiger Gegenstand, der die ganze Gesetzgebung aufheben konnte trotz der vielen schlaflosen Nächte, die ich zur E r f i n d u n g der Vorschläge verwendet habe, trotz der wiederholten Berathung vor der Versammlung und i m Ausschusse dennoch bis zu d e m Augenblicke vergessen worden war, wo ich in der Zeitung las, daß sich in W i e n eben so wie durch Frankreich eine heimliche Verbindung der Juden zu allerley böser T h a t bemerken lasse. Da fiel eine Decke von m e i n e n Augen. Philister sind leicht zu erkennen, sie tragen ihr Schneckenhaus sichtbar mit sich h e r u m , auch 108
Ueber die Kennzeichen des Judenthums.
mögen sie nicht gern ausdauern, wo sie nicht ihres Gleichen finden, Juden hingegen haben: E r s t l i c h ; eine seltene Kunst sich zu verstekken und ihre Eigenthümlichkeiten sind noch keineswegs wissenschaftlich bestimmt: Z w e y t e n s , haben sie eine teuflische Neugierde das Gute kennen zu lernen, um es schlecht, oder nach einem Sprichwort sich unter Pfeffer wie ein — Rezensent zu mischen. Von ihrer Kunst sich zu verheimlichen sprechen sie selbst in ihren Büchern mit grossem Stolz, sie erzählen wie ein Judenbube, der erst mit Zopfband gehandelt hat, türkischer Keiser geworden sey, wie ein anderer, der zu Mainz die Nachtigal und andre Vögel hätte mit der Stimme nachmachen können, von den Christen geraubt und zum Papst gemacht worden sey, nachher aber seinen Vater, einen gelehrten Schachspieler, | habe kommen lassen, um ihm mit einem Zuge, den er nur allein verstand, beybrachte, daß er sein verlorner Sohn sey, selbst der starke Mönch Ilsan, der zwey Dutzend seiner Mitmönche an den Barten zu zwey und zwey zusammenknüpfte und an eine lange Stange hing, behaupten sie sey einer ihrer Leute gewesen. Von dieser Kunst sich zu verheimligen giebt Spanien und Portugal ihnen das auffallendste Zeugniß, wo tausende aller Wachsamkeit der Inquisition zum Trotz heimlich ihren alten Glauben feierten, während sie schon von den Zeiten ihrer Vater her gute Christen schienen, bis sie öffentlich auftreten zu dürfen meinten, oder bis sie in fremde Länder zogen, wo ihr Glaube keinen Widerspruch fand, ja es ist nicht unwahrscheinlich, daß es ihnen zuzuschreiben sey, wenn sich in Portugal, wo sie sich mit den ersten Häusern gemischt hatten, weniger Gefühl für Nationalehre in dem letzten Kriege zeigte, als in Spanien. Jedermann weiß, um diese Verheimligung zu erklären, wie künstlich sie ihre Gesetze auszudeuten wissen, um sie der Noth anzuschmiegen. Welcher Jude erschrickt jezt vor einem Stücke Schweinefleisch, wenn ihm hungert; die Beschneidung kann ja so beschnitten werden, daß es so wenig wird, wie man zuletzt von einem Apfel abhaut, der in Gesellschaften auf der Messerspitze herum geht, um durch sein gänzliches Abfallen den zu bestimmen, der alle frey halten soll. Nun mag man sich denken, wie der Rabbiner der Haut des Kindes geschont haben mag, wenn er dadurch verrathen, seine eigne Haut hätte hergeben müssen. Aber auch selbst bey uns, wo die Rabbiner keine Ursach haben der Haut zu schonen, weil sie für ihre Haut fürchten müsten, ist dieses Kennzeichen der ehrlichen | Hamburger Gastwirthin durch Röntchen unsicher geworden, der dieses christliche Rändchen dem Wunsche aufopferte bey dem 109
Nr. 19 Keiser von Marocco courfáhig zu werden. Wir alle wissen, wie leicht sie ihre übrigen Gesetze beseitigen und umgehen, ich brauche nur an das Schabbeskläpchen der jüdischen Frauenhemden zu erinnern, womit sie das Keuschheitsverbot am Schabbes umgehen, ich brauche nur zu erwähnen, wie sie Tabakrauch den Tag vorher in ein Tönnchen pressen, um ihn am Schabbes, wo sie kein Licht anzünden dürfen, kalt daraus zu rauchen, oder wie sie auch ihre Pfeife in ein benachbartes zinsbares Christenhaus durch ein Mauerloch stecken und sie dort anzünden und brennen lassen. Das alles sind Kleinigkeiten gegen die mannigfaltig geübten rabulistischen Deutungen, wie sich sich durch ihre Gesetze eben so leicht wie durch die Ehrlichkeit gewunden haben, wie sie ohne deren Verletzung falsche Eide geschworen, durch künstliehe Deutung die Christen und unsern Herrn verflucht haben, alles das mag der Wißbegierige bey Eisenmenger nachlesen, dessen Schrift eine vortheilhafte Recension von König Friedrich des ersten eigner Hand, mit der er sich seine allgemeine Literaturzeitung selbst zu schreiben pflegte, erhalten hat, welche sie von dem Censurdrucke befreyte welchen die Juden durch ihre Verbindungen am kaiserlichen Hofe veranlasst hatten. Wir lesen darin folgende bedenkliche Worte des Königs an den Kaiser: Unschwer ist zu urtheilen, daß die Juden kräftige Mittel wissen müssen, um das zur Vertheidigung der Wahrheit und zur Widerlegung ihrer Irrthümer verfertigte Buch unterdrücken zu können, gleich wie aber dieses der christlichen Religion nachtheilig ist, sie auch solcher zu spotten daraus Gelegenheit nebs' men, also wiederholen wir unser | ehemaliges Desiderium und ersuchen eure Majestät hiermit vetterlich, der Juden boshaftigen und ungegründeten Einwenden keinen Glauben bey zu messen, Vorsehung zu thun, daß der auf mehrbesagtes Buch auf welches der Autor sein ganzes Vermögen gewendet und über die ihm zur höchsten Ungebühr movirte Chikane sich zu Tode gekränket, angelegter Arrest relaxiret, die Exemplare zu Frankfurt nicht ferner gehemmt und des Autoris Erben wegen der verursachten Kosten gehöriger Abtrag geschehe, dessen wir uns zu E w Majestät weltgepriesenen Eifer für christliche Religion versehe, sonsten aber das Buch in unserm Königreich Preussen drucken lassen und die Supplikanten auf der Juden Kosten indemnisieren will, wozu sich wohl Mittel und Wege zeigen werden. — Wir sehen aus diesem Interesse eines grossen Monarchen, der wenig Zeit zum Lesen so dicker Quartanten haben kann, wie überraschend neu die Entdeckungen Eisenmengers waren, wie künstlich sich aber die 110
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Juden seit d e m grossen Churfürsten, der ihren Aufenthalt in der Mark wieder gestattete, nachdem sie wegen der Vergiftung Joachims aus getrieben worden verwandeln und einschleichen konnten, beweist die Verordnung König Friedrich W i l h e l m des ersten im Jahre 1713, daß sie sich durch grüne H ü t h e | schon in der E n t f e r n u n g deutlich machen 3" sollten, u m ihrem Geruch ausweichen zu können. Der grosse Schade ihrer W i e d e r a u f n a h m e in der Mark war aber leider n u r allzu weit schon zu riechen, denn sie waren es die im Jahre 1696 den ersten Taback in der Mark pflanzten u n d dadurch die Thätigkeit unsrer Landsleute h e m m t e n , viele sündige u n d verkehrte Gedanken in d e m teuflischen D a m p f b a d e dieses durch Gestank schon bey Lebzeiten ausgezeichneten Krautes ausheckten; wohl möchte man, beym Ueberblick aller Verderbniß, die dieses grausame Kraut angerichtet hat und wenn m a n i m Herbste die hohen abgeblätterten Stengel über dem ausgepoverten Lande wie Galgen stehen sieht an die alte Jüdische Mythe glauben, daß Christus durch seine Macht alles andre Holz beschworen habe, daß es ihn nicht tragen möchte, also daß es gleich zusammengebrochen, bis ein Jude solchen Krautstengel von ungeheurer H ö h e aus des Teufels Sommergarten gebracht, woran er gekreutziget worden. Ich glaube nicht an diese Judenerzählung, es war n u r beyläufig, daß ich sie anführte, ich kehre zu den der ausgezeichneten Judenkleid u n g zurück. Diese Auszeichnung in Kleidern fanden verständige Herrscher nicht n u r bey uns sondern bey allen Völkerschaften nothwendig, so musten sie i m Jahre 1419 in Frankreich rothe, in Avignon und R o m | goldgelbe, im Ventianer Gebiet safrangelbe H ü t h e tragen, 4' so daß sich m e h r e r e Kapittel der Farbenlehre durch ihre Z u s a m m e n stellung hätten erläutern lassen, welche jezt von den verstockten Neutonianern nicht recht eingesehen werden. In Persien und in Portugal waren sich lange durch einen Tuchstreifen ausgezeichnet und an vielen Orten Deutschlands m u s t e n sie eine messingene Null auf d e m Rocke tragen zum Zeichen, daß sie nichts bedeuten f ü r sich, aber durch ihr Geld u n d ihre Zins sich schnell vergrössern könnten. Dieses Ehrenzeichen, dieser Null-Orden war M ä n n e r n und Frauen gegeben, welches zu F r a n k f u r t a m M a y n noch an d e m Bilde zu erkennen, welches wir hier nach Schudts Beschreibung beyfügen wollen, weil es so allgemeinen Beyfall erhalten hat, daß es durch zwey J a h r h u n d e r t e von den besten Malern Frankfurts i m m e r neu aufgefrischt worden, vielleicht könnte es bey uns auf den Vorhang des Schauspielhauses zur Belustigung der Zwischenakte wieder aufgefrischt werden. Auf einem
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Mutterschwein, das einen jungen Juden säugt, sitzt rücklings ein Rabbi mit Schabbesdeckel und Brille und hält dessen Schwanz als Zaum in 4" der Hand, | ein andrer Jude horcht darunter hinein nach Prophezeihung, während die Jüdin sich an den Hörnern des Sündenbocks hält und von ihm zum Teufel geführt wird. Das Geheimnißvolle dieses Bildes, das viele mystisch angesprochen hat ohne jedem seine Bedeutung gleich zu verkünden, verdient hier wohl einer beyläufigen Analyse. Sehr bedeutend ist die Absonderung der Jüdin von der fatalen Prophetenwirtschaft, offenbar ein Zeichen der Verachtung gegen das weibliche Geschlecht, wodurch sie sich sonst von den ritterlichen Europäern auszeichneten. Die Juden hatten nämlich die Grobheit zu behaupten, die vier Enden der Welt erzitterten, wenn ein Mädchen geboren würde, aus Furcht, sie möchte eine Hure werden, sie möchte keinen Mann bekommen, oder keine Kinder und der Mann möchte sie Verstössen. Auch beteten sonst die Juden mit ungemeiner Flegelhaftigkeit: Gelobt seyest du Herr unser Gott, König der Welt, der mich nicht hat zur Frau gemacht! Die Aeusserung dieser Gesinnung ist aber gänzlich verschwunden, sie haben sich in unsre Staatswirthschaft gefügt, lassen die Frauen auch etwas gelten, sogar sah ich neulich einen eleganten Judenjüngling, der einer Dame einen Pfefferkuchen im 5' Concerte überreichte und versicherte, | es sey schon der zwölfte, den er diesmal an die Damen vertheilt. Welcher Christ ist jezt noch artig, eine solche Zahl von Purganzen auszutheilen, überhaupt aber haben die Juden eine zärtliche Fresserey sehr lieb, sie bewahren gewisse Arten der Bonbons, die sich weit verschreiben und lecken daran wie die Böcke. Doch zurück zum Bilde. Wie die Juden behaupten, daß sie am ersten Tage bey der Ankunft ihres Messias Schweinefleisch essen dürfen, nach welchem ihnen wie nach dem Paradiese lüstet, noch mehr aber, weil ein Traum von Schweinefleisch ihnen Glück bedeutet, so ist auch der angehende Prophet seiner Mutterbrust entrissen und an eine Schweinebrust gelegt. Ich wette meine Seligkeit, der Judenbub wird davon so wenig prophezeihen lernen, als die Jüdin, die sich hier mit einem Zimmergesellen in der letzten Strasse verfleischlicht hatte und den Rabbiner behauptete sie hätte vom heiigen Geist empfangen, den Messias zur Welt brachte, sondern vielmehr ein kleines Mädchen, nachdem sie in grosser Ehrfurcht in der Synagoge ihr Kindbette gehalten hatte; ich schwöre darauf, er wird mit seinen Wundern ausgelacht seyn wie der Judendoktor zu Hamburg, der auf Anstiften lustiger Vögel einer verschleierten Sau den Puls fühlen muste. Ich kehre zu 112
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Ueber die Kennzeichen des Judenthums. m e i n e m G e g e n s t a n d e zurück i n d e m ich m e i n herzliches Bedauern ausdrücke, daß alle solche von den R e g i e r u n g e n weise a n g e o r d n e t e n Kleiderauszeichnungen leider v e r s c h w u n d e n sind, vielleicht h a b e n wir bey d e m a l l g e m e i n e n fröhligen A u f b l ü h e n der Policeywissenschaft, die jezt 205 in Verbindung m i t der Philosophie das menschliche Geschlecht z u m H i m m e l erhebt, auch wieder solch eine F a r b e n b l ü t h e an den J u d e n zu e r w a r t e n , vielleicht w ä r e es schon | hinlänglich, w e n n sie n u r i h r e 5V rechte u n d i h r e linke Seite in verschiednen F a r b e n t r ü g e n , oder w e n n i h r e H ä n d e reinlich m i t O e h l f a r b e angestrichen w ü r d e n u m sie b e y m 210 Geldzählen gleich zu e r k e n n e n .
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I h r e Gesetze h a b e n i h n e n freilich eine Auszeichnung d u r c h das Tragen des Bartes gegeben, doch seit die Sappeurs in die Welt g e k o m m e n scheren sich die J u d e n ihre Bärte glat ab, u m n i c h t f ü r Soldaten geh a l t e n zu w e r d e n . D i e J u d e n f r a u e n i m G e g e n t h e i l lassen zwar n i c h t i h r eignes H a a r , aber doch f r e m d e s g e n u g aus i h r e n alten F l o r h a u b e n hervorsehen, wogegen viele C h r i s t e n f r a u e n sie verstecken sobald sie w e i ß w e r d e n , beyde sind dadurch also nicht zu unterscheiden, w e n n ich zur Kenntlichkeit etwas w ü n s c h e n sollte, so wär m i r der Befehl an die J u d e n w e i b e r i h r e H a a r e zu zeigen w i l l k o m m e n e r , weil sie sowohl d u r c h Lebendigkeit, als auch durch M o h r e n a r t i g k e i t u n d Borstigkeit ausgezeichnet sind. Das Resultat m e i n e r bisherigen U n t e r s u c h u n g bleibt also, daß sie durch U m g e h u n g ihres eignen Gesetzes, durch N i c h t a c h t u n g der Befehle aller R e g i e r u n g e n in Hinsicht ihrer Kleid u n g , endlich d u r c h G e w o h n h e i t e n , welche die Christen von i h n e n a n g e n o m m e n h a b e n diesen so n a h e g e r ü c k t sind, daß es i h n e n leicht wird, sich an allen O r t e n einzuschleichen. Ich k o m m e zu der zweyten jüdischen | Eigenschaft, zu der Neugierde, bey allem, was einige Auf- 6' m e r k s a m k e i t erregt g e g e n w ä r t i g seyn zu wollen, u m es zu b e s c h m u t zen. I n unserer Gesellschaft hier sind w e d e r h o h e Zinsen, noch türkische Keiserthümer, noch päpstliche Kronen, noch Bischofsmützen zu e r h a n d e l n f ü r letztere gab ein J u d e 25,000 D u k a t e n d e m Könige Ferd i n a n d von Kastilien, daß er sie seinem g e t a u f t e n Sohne verliehe, wahrscheinlich d a m i t die J u d e n in seinem B i s t h u m e n i c h t verfolgt w ü r d e n , aber sie m ö c h t e n uns doch g e r n e z u m Schweigen bringen, weil sich bey uns M ä n n e r aus allen Gesellschaftskreisen z u s a m m e n f i n den, vielleicht m ö c h t e n sie 100,000 D u k a t e n f ü r die S p r e c h e r w ü r d e geben, u m etwas zu i h r e m Lobe sprechen zu lassen. M u ß es sie n i c h t ä r g e r n daß sie von uns ausgeschlossen sind, u n g e a c h t e t sie bey j e d e m n e u e n Stücke in d e m Schauspiele die besten L o g e n voraus e r k a u f e n 113
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können, wie mögen sie auf uns ihr Gojim aussprechen, u n d das verbotene Lästergebet Alenu, wie mögen sie mich Achum nennen, ungeachtet ich Achim heisse, aber gern will ich dieses ihr Lästerwort tragen, denn es heist, dessen ich mich r ü h m e , ein Diener Christi u n d der Maria. Nichts reitzt aber eine Judenneugierde so gewaltsam, als ein Ort, wo es ihnen verboten ist zu erscheinen; noch neulich schlich sich ein Jude, der sich ein christliches Gesicht zu traute, zu F r a n k f u r t a m 6V Mayn bey d e m Balle ein, welchen die Bürgerschaft | dem Fürstprimas gab und wurde halberschlagen fortgetragen, dieselbe Neugierde zeigt sich in i h r e m Bücherlesen, ohne daß sie je etwas Besseres davon haben als ein Urtheil darüber, ja die Bücher sind ihnen jezt meist nicht m e h r neu genug und sie jagen und fischen jezt meist nach den P r ä n u m e rationsanzeigen der Buchhändler, daher auch ihre Lust an Briefen u n d Fremden, die ihnen oft ein landesverrätherisches Ansehen giebt ohne daß sie solche gründliche Absichten haben. Diese Neugierde ist uralt in dem Geschlechte, weswegen hätte Moses sonst die Zeichen ihrer Religion m i t soviel Heimlichkeiten umgeben, er wüste weislich, daß er sie n u r durch Neugierde gläubig m a c h e n konnte. Vergebens verbot Richard I von England, daß zur Vermeidung aller Bezauberung kein Jude bey seiner Krönung gegenwärtig seyn sollte, dennoch schlichen sich einige in die Kirche, wo diese gefeiert wurde, sie waren dazu weither g e k o m m e n u n d hatten ihr Geld an Kleider gewendet, sie wurden erkannt und diese Neugierde kostete ihnen und vielen der I h r e n das Leben. Die Geschichtschreiber sind voll von der Neugierde der Juden, Kirchner besonders erzählt m e h r e r e wunderliche Geschichten der Art, von denen ich eine in Knittelversen kürzlich erzählen will. r Ein Jude ist, wie jeder weiß
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Vor allen Dingen naseweiß, Doch die zu F r a n k f u r t sind zu m a l Behaftet m i t der Weisheitqual; Seht n u r die Judengasse an, Da stehn sie listig M a n n f ü r M a n n Da seht ihr sie am Fenster sitzen Still lauernd m i t den spitzen Mützen, Da schauen sie mit Schabbesbrillen
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Und drehen in den H ä n d e n Pillen, So sind sie u n d so waren sie, Aus der Geschichte es ersieh,
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Die sich ereignete vor Jahren Als Christen tapfre Ritter waren, Jezt sind die Christen schlimmre Juden Und schachern auch in Wechselbuden, Sonst durften sie nicht Zinsen n e h m e n , Jezt bleibt es nicht bey zweymal zehnen Jezt m u ß m a n sich besonders rüsten Vor diesen argen Wechselkristen Die deutsche Tischgenossenschaft Bewahrt sich d r u m m i t gleicher Kraft Vor den Philistern und vor Juden, D a m i t sie wächst in allem Guten. Zur Ritterzeit gabs ein Gesetz, D a ß sich zum Kampfplatz n i e m a n d setz Zu schaun der Kämpfer h o h e Kunst, D e n nicht der Christentaufe Gunst Von aller Teufelslist befreyt; Das hat den Juden oft gereut, W i e sich die Christen da zerhauen Das möchten sie so gerne schauen, Wenn einer wär zur Erd gefallen, So könnte recht ihr Spott erschallen. Zur Fürstenhochzeit wird turnieret,
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Und herrlich ist der Platz gezieret, Doch keiner wagt sich nach d e m Platz Als unser reichster Jude Katz, Er meint, weil Ritter zu i h m k o m m e n Er sey zum Ritter a u f g e n o m m e n ,
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Doch seht das Geld vom ganzen L a n d Das ging durch dieses Juden Hand, Und wollte einer Geld bekommen, So muste er zum Juden k o m m e n . Und wer im Herzen ihn verflucht,
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Der hat so öfter ihn besucht. — Der Jud läst sich den Bart absengen Und setzt ein blond Perückchen auf, Läst sich in neue Kleider hängen, Die er bewahrte zum Verkauf
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Macht eine Wurst m i t Brodt gefüllt Daß sie i h m aus der Tasche quillt, So schleicht er sich m i t f r e m d e n L e u t e n In das Gedräng zu beyden Seiten Wo Christenbürger sehn das Stechen, Da t h u t er seine Wurst zerbrechen, Und isst u n d spricht von seiner Wurst, Wie i h m darauf so mächtig durst. Das wird den Leuten sonderbar, Der eine spricht: »Das ist nicht klar »Wer frist wohl Wurst zu dieser Frist »Dahinter steckt wohl eine List.« Das hört der Herr von Falkenstein, Und schauet wer dies möchte seyn. Er kennet ihn beym ersten Blick, Der Jude hat das Ungeschick Und plinkt i h m zu m i t seinen Augen; D u a r m e r Katz, das wird nicht taugen D e n n sieh der Herr von Falkenstein Steht auch im Schuldregisterlein Und muste dich oft lange bitten, D u liehst i h m dann mit harten Sitten Und n a h m s t die Zinsen von d e m Zins Jezt denkt er alles des Gewinns Und denket an den sauren Schweis, An seiner a r m e n Bauern Fleiß, Womit sie dir den Zins bezahlen, Und wie er selbst in tiefen T h a l e n Auf reiche Feinde muste lauern, Sein Leben wagen ohne Trauern U m dir den hohen Zins zu zahlen: H e u t must du Jud die Zeche zahlen! — Der Ritter kehrt zum Juden wieder, Der Jud verdrehte alle Glieder, Der Ritter frägt, was er geplinkt? Der Jude in die Kniee sinkt, Der Ritter spottend grüsset ihn, Der Jude jezt zu schlafen schien, 116
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Der Ritter ruft: Was machst du Katz? D e r Jude sprach: da läuft ein Ratz Und wirklich war zu dieser Zeit Die ganze Stadt der Ratten Beut, Die in dem Judenschmutz geheckt. Der Jud hätt sich so gern versteckt W i e eine Ratt im Loche klein Er möchte gern unsichtbar seyn, Als ihn der Ritter m i t der Faust Anpackt, daß ihms i m Ohre saust, N u n hält er ihn ans Sonnenlicht, Da m a c h t der Jud ein kraus Gesicht Der Ritter klopft an seine West, Die zehn Gebot er sehen last, N u n spricht der Katz: »Seyd heut n u r still, »Die Zinsen ich euch schenken will »Es möchte sonst das Spiel hier stören, »Wenn sie von einem Juden hören, »Es schämte sich die Fürstenbraut, Wenn sie hier einen Juden schaut.« Heyda, spricht jezt der Falkenstein, Was ich dir schuldig war wird m e i n
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Und wie du mich sonst heiß gemacht, So wirst du jezt von m i r verlacht: Ihr Ritter seht, da ist ein Schelm D e r n i m m e r f ü h r t e einen H e l m Der n i m m e r f ü r das deutsche L a n d
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In heisser Schlacht den Feind bestand, Und d e m wir all doch schuldig sind Auf ewge Zeit m i t Weib u n d Kind; I h n hat die Neugier hergetrieben, Jezt wär er gern zu haus geblieben!
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Die Ritter laufen rings im Kreis, D a wird d e m Juden kalt und heiß, Der Schluckauf packt ihn in die Kehl, Der J a m m e r seine Judenseel. Der Ritter spricht: »Daß kein Geschrey
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»Wenn wir zum Galgen ihn erhöhen, »So soll die Ehre i h m geschehen, »Ich gebe i h m ein Ritterrennen, »Und wer besiegt, den soll m a n k e n n e n »An dieses Galgens schöner Höh, »Damit ihn Frau und Kind erseh. Sieh Katz, da ist ein Ritterpferd, Ein gutes Stechen ist bescheert, Da ist ein Schwerdt und auch ein Spieß. W i e ich nach Rittersitt verhieß. — Ihr Herren, spricht der Jud in Noth, Das Stechen wär m e i n sichrer Tod, Das ist kein Pferd, das ist ein Haus, Ich krieg davon den kalten Graus, Ich krieg darauf den Leibesschaden, Davon ich stürbe ohne Gnaden, Ein solcher H e l m drückt mich darnieder Seht her m i r zittern alle Glieder, Ein solcher Spies ist m i r zu spitz, Das m a c h t m i r einen tiefen Ritz, Ein solches Schwerdt ist mir zu schwer, Ich hab bey Gott gar keine Ehr! — I h r seht, sagt Falkenstein den Rittern, Den a r m e n Juden schamvoll zittern Und er bereitet sich zum Tod, D e n das Gesetz i h m angedroht, H e Meister Knipauf seyd bereit, Zieht gut die Schnur, daß er nicht schreit. Der Jude aber schreit in Noth: Ich überlebe nicht den Tod, Ich halts nicht aus, es ist vergebens, Das H ä n g e n lasst, schont meines Lebens! Wohlan sprach d a n n der Falkenstein, Gestraft m u ß wohl der Jude seyn, Doch wollen wirs zum Guten lenken, W i r wollen i h m Begnadung schenken; Wenn er sich taufen last zur Stund So kriegt er keine Todeswund, 118
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Ein wenig Schläge obenein, Das soll ihn zum Gedächtniß seyn »Dafür schenkt er uns alle Schuld, »Das thut er auch um Christi Huld, »Und weil die Ratten uns hier plagen, »Das Korn von allen Böden tragen, »Und unsern Pferden Futter stehlen »Bey Nacht mit ihrem Laufen quälen »So soll er jeden Rattenschwanz »Mit einem Heller jedem zahlen »So ist die Stadt befreyt von Qualen, »Er flecht sich draus den Bürgerkranz, »Also wird dieser Schwänze Steuer, »Des Patrioten höchste Feier. — Ein grosser Beyfall von dem Rath Verwandelt dieses Wort in That, Der Jud will sich unsinnig stellen, Man thut ihn an den Galgen stellen, Der arme Katz muß sich bequemen Soll man ihm nicht das Leben nehmen, Doch kann er nicht recht lustig seyn, Der Schrecken liegt noch im Gebein. Erst kriegt er Schläg als Kinderlehr, Dann taucht man ihn ins Gnadenmeer Er wird getauft als rechter Christ Zerreisset alle Judenlist,
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Die Schuldenscheine allzumal Verbrennet er mit grosser Qual Dann wird er in ein Haus geführt, Das Frankfurts grosse Brücke ziert, Der Rattenschwänze Wechselladen
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Betreibt er da mit grossem Schaden, Was giebt er aus? Die blanken Heller! Was nimmt er ein? Die Rattenschwänze! Die Katzen fangen täglich schneller, Es mehren sich des Juden Kränze
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Die seinen Wechselladen zieren, Und jedermann will ihn vexiren, 119
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Die H u n d und Katzen richten ab, Daß sie ihn bringen fast ins Grab, Und Tags und Nachts umschrein das Haus, Und bringen Ratten i h m zum Schmaus, Da fällt i h m ein in seinem H a r m , Daß er ein Gift Arsenik n a h m , Und streut es aus m i t Mehl vermischt Das wird den Ratten aufgetischt Davon sie alle bald verstorben, Sonst war der Judenchrist verdorben. Zu E h r e des Herrn von Falkenstein Trink ich den vollen Becherwein Und sing ein Lied aus voller Brust Wer noch nie mit Schweineschmalz Einen Judenbart gerieben, Kennt noch nicht das attsche Salz, Kann noch nicht die Alten lieben Aristophanes und Eulenspiegel Sind verschlossen i h m m i t sieben Siegel. Eulenspiegel lebe hoch, Der die Neugier der Rabbinen Mit Prophetenbeer betrog, Lorbeer soll dein Grab u m g r ü n e n , Aristophanes und Eulenspiegel Sprenget auf die ernsten Grabeshügel. Lasst die Lust aus eurer H a f t Lasst sie zu der Erde dringen Und m i t neuer Segenskraft Tausend Narrenkappen schwingen, Aristophanes und Eulenspiegel Lachend schwingt ihr luftge Götterflügel Lebet hoch, drey m a l hoch!
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10" Nach dieser Geschichte wird einer verehrten Gesellschaft kein Zweifel 500 über die Neugierde der Juden bleiben, doch könnte sich m a n c h e r diese Eigenschaft als Wißbegierde auslegen, denn w e n n m a n die Briefs a m m l u n g e n der Gelehrten liest, so hat beydes die gröste Aehnlichkeit mit einander, bey den Juden hat es aber noch einen andern Zusatz nämlich die Spekulazion, d.h. die merkantile, Bekanntschaften machen 505 120
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Bekanntschaften, ein Jude würde es sehr übel n e h m e n , wenn ein Bekannter bey einem anderen als bey i h m sein Geld verwechselte und giebt sicher etwas Falsches dabey. Auch diese Eigenthümlichkeit der Juden kannte Moses sehr genau, d a r u m gab er dem Priesterstamme so ausserordentliche E i n n a h m e n , wogegen die ersten Lehrer der christlichen G e m e i n d e n der A r m u t h sich freuten und nur von Wohlthaten lebten. Der Eigennutz der Rabbinen ist es hauptsächlich gewesen, der die Unwissenheit unter den Juden so lange auf alle Art erhielt, bis die christlichen Regierungen sie zwangen, Schulen besserer Einrichtung zu stiften und zu besuchen. | W i e aber ihre Wißbegierde doch selbst ir m i t Lust dabey etwas zu gewinnen verbunden sey, davon zeugen am besten die Legenden ihres Maasäbuchs und ich weiß keine in dieser Hinsicht lehrreicher als jene vom Frosche, den der Rabbi Chanina in einem Gefasse fand, ich lasse die eignen Worte des Buchs hervortreten. Da saß ein Frosch i m Gefässe, der war gar fröhlig mit Tantzen und Springen und er gab d e m Frosch zu essen und zu trinken. Und ehe die Osterfeyertage aus waren, ward ein grosser Frosch daraus, daß er nicht m e h r konnte in d e m Gefäß sitzen und Rabbi Chanina m a c h t i h m ein Schränklein, darinnen setzt er den Frosch und gab i h m zu essen und zu trinken, daß i h m das Schränklein auch zu klein ward. Und er baute i h m ein K a m m e r und hielt den Frosch also wohl, daß er m i t i h m alles verthät, was er hatte. Da ging sein Weib m i t i h m in die K a m m e r u n d hielt und sagte zum Frosch: Lieber Freund, wir können dir nicht m e h r zu essen | geben, denn wir haben alles m i t dir verzehret. Da h u b der ir Frosch an zu reden und sprach: Lieber Rabbi Chanina halt dich nicht so übel, begehre von mir, was du nur willt, das soll dir werden. Da sprach Rabbi Chanina: Ich begehre weiter nichts mehr, denn daß du mich das ganze Gesetz lehrest. Das thäte der Frosch u n d lehrte ihn das ganze Gesetz und darzu siebenzig Sprachen. Er machets aber also. Er n a h m ein Papier und schrieb etliche Worte darauf und gabs Rabbi Chanina ein zu essen, da konnte er alles und konnte auch siebenzig Sprachen und konnte verstehen, was die Thiere und die Vögel redeten. Und der Frosch sprach zu des Rabbi Weib: D u hast mir Guts gethan, ich will Dir auch lohnen. Da fing der Frosch an laut zu schreien und da k a m e n allerley Thiere, und Vögel ohne Zahl. Da gebot er ihnen, daß ein jeglicher unter ihnen sollte Perlen und Edelgesteine bringen und das thaten die Thiere und Rabbi Chanina wurde sehr reich von dem, was i h m die Thiere brachten.« Unser Buch behauptet hier dieser Frosch wäre ein Kind Adams | m i t der Teufelin Lilith gewesen, das sich 12' 121
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in alle Gestalten verwandeln konnte, ich sage aber, es war ein Voy- 545 ageur, der für ein gutes Mittagessen seines Handelshauses Interesse und Spekulationen dem Juden verrathen muste und damit nicht etwa im umgekehrten Falle der Rabbi Chanina sich verwandeln lerne um in die Geheimnisse unsres Kreises entweder selbst oder durch einen Voyageur einzudringen, müssen wir uns jezt ernstlich mit den Kenn- 550 zeichen eines Juden, in so fern die selben innerlich begründet auch physisch sich offenbaren weiter eindringen, (denn Sprache, Edelmuth, Politick haben sie sich längst zum Scheine angenommen) und gelangen also zum zweyten Hauptabschnitte unserer Abhandlung. Die verschiednen Kennzeichen eines Juden die ihm nun noch übrig 555 bleiben können, lassen sich entweder unmittelbar im Leben oder durch Experimente erkennen, wir sprechen von jenen zuerst. Schon erinnerten wir, daß sie ihr Gesetz, das doch auch einmal aus ihrem Innern hervorgangen umfassender und mannigfaltiger als irgend eine der vorderasiatischen Religionen, nur den indischen vergleichbar, ihr 560 12" ganzes Wesen auf tausendfache | abgesondert hatte, jezt in allen Hauptsachen wo es ihre Absicht ist, umgangen und verleugnet wird. Es giebt aber kleinere Aeusserungen, die sie übersehen, von diesen nur ein Paar. Sie dürfen kein Papier zum heimlichen Gebrauche anwenden, weil der Name Gottes darauf stehen könnte, dies lasse man nie ausser 565 acht, es ist eine interessante Beobachtung. Ferner spucken sie noch aus Angewohnheit öfter aus, wenn von Christus die Rede ist, weil sie von ihren Rabbinern angehalten worden, ihn auf diese Art zu verspeien, so daß sie rechte Speivögel genannt werden können. Endlich haben sie fast immer etwas über ihre Gesundheit zu klagen, wenn auch die 570 dicken Bengels allen dickes Judenspeck unter ihrer englischen Weste tragen. Dieses hängt mit den sonderbaren Erbkrankheiten, zusammen, die ihnen wegen der Hinrichtung Christi nach der Aussage eines getauften Judenarztes eigen seyn sollen, und die wir kürzlich, so weit es ohne Ekel möglich, berühren wollen. Auf den Gräbern des Stamm 575 Rubens soll kein Gras wachsen; da kein Todtengräber in unserer Gesellschaft, so ist dies schwer aus zu mittein, auch wirklich zu spät, 13' wenn wir es nach dem Tode eines Mitglieds vernehmen sollten. | Der Stamm Simeon soll wegen seines grimmigen Annageins ans Kreutz zu weilen Blut verlieren, wem begegnet das aber nicht, der sich selbst 580 rasirt und das thun diese alle. Der Stamm Levi ist es gewesen, der unsern Herr ins Angesicht gespieen hat, dafür vermögen sie nicht über ihren Bart zu spucken. Diese Beobachtung ist wichtig und kann zu 122
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Entdeckungen f ü h r e n , etwas der Art soll sich bestätigen, der S t a m m 585 Juda hat unsern H e r r n verachtet, d a r u m ist eine Angewohnheit in demselben geblieben vom Leben zum Tode gebracht zu werden. Der S t a m m Zàbulon f ü r das W ü r f e l n über den Rock soll an den Zähnen leiden, das hat aber der Zahnarzt Lazarus durch seine Geschicklichkeit abgeschafft. Der S t a m m Isaschar, welcher unsern H e r r n gegeisselt, 590 erhält dafür an allen Ecken u n d Enden der Welt unzählige Hiebe, wer Lust hat kann die Probe anstellen, die meisten finden sich von d e m Stamme. Der S t a m m Dann, welcher gerufen, sein Blut k o m m e über uns und unsere Kinder, leidet an Schmitzschmerzen und sonderlichem Gestank, den habe ich oft gerochen und werde darauf zurückkommen. 595 Der S t a m m Gad, der ihn m i t scharfen Dornen gekrönt b e k o m m e n Beulen an der Stirne, als wenn ihnen Hörner wachsen wollten, dergleichen habe ich auch schon gesehen. Der S t a m m Asser, der den Herr mit Backenstreichen verletzt | zeichnet sich dadurch aus, daß i h m die 13" linke H a n d kürzer als die rechte, von diesem S t a m m e sind die meisten 600 Wechselhandlungen besetzt u n d es ist ihnen beym Geldzählen sehr kommode. Der S t a m m Naphtali hat seine Kinder im Schweinstall versteckt, (denn sie zeigten in Jerusalem die Schweine wie H. Amikoni uns die Tiger zeigt als Seltenheiten) damit der Anblick der Kreutztragenden sie nicht rühren sollte, dafür haben sie ein Paar H a u e r wie 605 Schweinezähne im Munde, bey Dallach ist ein solcher zu bemerken. Der S t a m m Joseph hatte den Auftrag die Nägel zum Anschlagen des H e r r r n zu schmieden und ein Weib dieses Stammes Ventria hatte die Bosheit, alle Nägel stumpf zu machen, daß sie noch m e h r schmerzten, d a f ü r hat dieses Geschlecht einen stumpfen Witz, und wenn die an610 deren einen guten Einfall haben, verderben ihn diese. Der S t a m m e Benjamin wollte den H e r r n m i t Essig und Galle in einem S c h w a m m ärgern, dafür müssen sie i m m e r Grinsen, w e n n sie ins Licht sehen, schwitzen Bitte und Braunbier aus den Augen und wenn sie recht schön reden wollen, speigeln sie den Leuten ins Angesicht, dieser letz615 teren giebt es ungemein viele und das Schwere, Zischende in der Zunge, das geschickte Schauspieler den Juden leicht nachmachen, | ist 14' eigentlich nur diesem S t a m m e eigen, der dadurch das Speigeln zu vermeiden strebt. Alle s a m m t leiden aber, wes wegen sie auch aus Aegypten vertrieben wurden, an d e m Aussatz der Kleider u n d Häuser, 620 das heist, wenn sich auch ein Jude nach der neuesten Mode kleidet, so sitzt i h m doch nichts und er ist gezwungen den L e u t e n zu erzählen, wie fein sein H e m d e , wie theuer das Tuch seines Kleides, ebenso m a g 123
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er sich köstlich sein Haus einrichten, es steht irgendwo noch eine alte Judenlampe, und wenn m a n in die K a m m e r n sieht, sind sie m i t Aussatz bedeckt; m a g der Kerl sich alle Tage baden, er bleibt doch schmut- 625 zig! Dies sind reine Beobachtungen, zu denen ich sie auffordere, wenn der Verdacht des Judenthums, da Gott vor sey, gegen eins der Mitglieder unsrer Gesellschaft aus brechen sollte, erst w e n n durch diese der Verdacht bestätigt, können wir zu den Experimenten mit i h m und 630 seiner Familie übergehen von denen ich wenigstens einige hier aufzählen kann, die übrigen aber m i t d e m Göttlingschen Probierkasten, m i t d e m chemischen Ofen, m i t Reibschalen, Trichtern und übrigem Geräth beym Archiv der Gesellschaft einst nieder legen werde. H a t der 14" Verdächtige eine hübsche Frau, so gehe m a n w ä h r e n d der Zeit, die | er 635 unter uns verlebt, m i t einer Wünschelruthe zu ihr, wie sie die Bergleute zur Entdeckung edler Metalle brauchen, hebt sie sich in ihrer Nähe, so ists gewiß eine verkappte Jüdin, weil diese goldne u n d silberne Ketten und andre Kleinodien meist aus Vorsorge und Aberglauben an sich tragen. M a n verfahre dann nach Belieben. Z u m Beyspiele, 640 m a n mache m i t ihm, wenn er dazu kommt, einen galvanischen Versuch, das heist, ohne den Ischiatnerven heraus zu präpiren, gebe m a n i h m ein Paar simple Fußtritte, er wird zucken, jezt lege m a n ein Goldstück darauf oder m e h r e r e und die Zuckungen hören auf, bey einem Christen hingegen m e h r t sich dabey das Zucken, er schlägt 645 heftig u m sich. Jezt nähere m a n d e m Verdächtigen einen spitzigen Magneten, statt des Magnets b e k o m m t er die Abweichung, zuletzt lege m a n ihnen Hornsilber vor Augen und es wird so schnell eingeschwärzt wie am Licht. Dies ist als vorläufiger Versuch hinreichend, wir können jezt zur Analyse schreiten! — Dieses ist nach Klaproth diejenige Ope- 650 ration, welche als die vorzüglichste des Chemisten angesehen werden muß, sie bestehet in der Trennung der ungleich artigen Bestandtheile, aus welchen die Körper zusammengesezt sind u n d vollendet sich diese 15' ganz rein, so k a n n m a n den Juden wieder | aus seinen Bestandtheilen zusammensetzen. M a n n e h m e also diesen oder einen andren Juden, a m 655 bequemsten dazu sind Kleiderjuden, die kriechen einem m i t Vergnügen an einen abgelegenen Winkel nach, wenn m a n ihnen alte Tressen verspricht, m a n n e h m e also so einen zerstosse ihn erst und gebe Acht u n g auf Kristallisation und Bruch, ob er schwer schwer oder nicht sonderlich schwer, derb, fettglänzend, flachmuschlig, durchscheinend 660 sey ob er scharfsüßlich schmecke, knoblauchartig rieche u.s.w. Nachher 124
Lieber die Kennzeichen des Judenthums. zerreibe m a n i h n i m Feuersteinmörsel, e r w ä r m e i h n m i t Aetzlauge i m Platinatiegel, allmälig bis z u m D u r c h g l ü h e n ; — doch die E r z ä h l u n g des w e i t e r e n Verfahrens ist zu weitläuftig, hier n u r das Resultat, was sich 665 m i r a n m e h r e r e n b e w ä h r t hat. Das ganze G e w i c h t des J u d e n zu h u n dert a n g e n o m m e n , erhält m a n durch diese Analyse aus i h m . E i n e n kleinen T h e i l Glaubens, der aber n i c h t abzuwägen, 50 T h e i l e böse Lust aller Art 2 T h e i l e altes Gold b e y m Auftriesseln von L a n d s c h a f t s e p a u l e t t e n ver670 heimlicht. 10 T h e i l e altes Silber, b e y m grossen Einschmelzen zur Zeit des Stempeledikts, e i n g e a t h m e t . 20 T h e i l e altes K u p f e r u n d alte Kleider, wie die Beutelratte i h r e Junge, so h a b e n sie d a f ü r ein eignes Magazin in sich. 675 5 T h e i l e falsche Wechsel, eingeschluckt d a m i t sie nicht b e k a n n t w ü r den. 87 transcps 87 T h e i l e 15" 680 δ T h e i l e falsche Neuigkeiten, verschluckt weil n i e m a n d sie h ö r e n wollte, 1 Vi T h e i l R a c h e gegen die Christen, sie w a r sonst grösser, ehe Gratt e n a u e r auf die F e s t u n g gesetzt worden. 1 T h . Eitelkeit, es bleibt wenig, weil sie davon a m m e i s t e n aus lassen. 685 4 T h e i l e Christenblut h e i m l i c h d u r c h sündliche Vermischung gewonnen. 3 Theile Gewürm und Wurmgespieß Vi T h e i l e Seele 690 1 00 S u m m a S u m m a r u m . Nach Abzug der vier T h e i l e Christenblut, die durch e b e n so viel T h e i l e Geld ersetzt w u r d e n , das ich e b e n von e i n e m a n d e r n J u d e n geliehen h a t t e u n d m i t Verlust des geringen u n w ä g b a r e n G l a u b e n theils, w u r d e der J u d e i m Kupellierofen wieder ebenso schnell herge695 stellt als er zerlegt worden, er w a r durch die Z u g a b e an Gold viel lebendiger geworden. Zur P r o b e erzählte ich i h m das große Landesu n g l ü c k von der J e n a e r Schlacht, er wüste alles aufs H a a r u n d brachte gleich seine alten Spässe wieder vor; d a n n sprach ich i h m von d e m Tode der Königin, er sagte gleich, es sey doch n u r eine F r a u gewesen 700 wie alle u n d er h a b e auch eine verloren. D e r Kerl h a t t e k e i n e n E r n s t 16' 125
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als in seiner eignen miserablen Geschichte. Die Welt meinte er sey rings nur geschaffen, damit er wie David vor der Bundslade davor narrentanzen könnte. Dies unterscheidet auch eben die Juden von ihren Gegnern den Philistern, die Kinder der Philine m i t d e m alten Philemon sind, daß auf ewige Zeiten kein Jude ein Philister werden kann; er m a g sich ernsthaft anstellen, wie er will, der närrische Kerl sieht i m m e r heraus und er würde daher zur U n t e r h a l t u n g einer fröhligen Tischgesellschaft recht eigentlich dienen, w e n n sein Scherz nicht meist an die Unrechte Stelle träfe, wie ein freundschaftlicher Druck, wo m a n sich zur Ader gelassen hat. Nach dieser Analyse würde also die Verkehrtheit der Juden die Beschaffenheit des Lauchs haben, welches nach einem alten nordischen Räthsel sein Gesicht zur Hölle kehrt u n d seine Füsse zur Sonne. Vielleicht h ä n g t das viele Lauchessen m i t diele" ser I ihrer innern Natur zusammen. Ueber dieses Lauchfressen und ob daraus der spezifische Judengeruch zu erklären sey, verdienen noch einige Nachrichten gewürdigt zu werden. So erzählt der Arzt Paulini daß ihn ein Jude in Hildesheim, der einen Anfall vom hitzigen Fieber merkte, u m Arzeney angesprochen, d e m er etwas zu schwitzen gegeben. Alsbald bemerkten die Nachbarn der Jüdin einen so unerträglichen Knoblauchsgeruch, daß sie zu ihr liefen u n d sie dringend baten ihre Knoblauchskocherey einzustellen, oder sie müsten aus dem L a n d e entfliehen. Die Jüdin lachte und sagte, daß ihr M a n n also rieche, n i e m a n d wollte es ihr glauben, H. Paulini k a m endlich dazu und überzeugte sich von der Wahrheit ihrer Aussage, indem er es ohne ohnmächtig zu werden keinen Augenblicke bey d e m M a n n e aushalten konnte, der sich aber nach diesem heissen Bade völlig kurirt fand. Gegen diese Erklärung des interessanten Judengestanks sprechen wie17' der andre Erfahrungen. | Es wird erzählt, daß eine Lilje giftig werde, die nur eine Nacht mit einer Judin in einem Bette geschlafen, ist diese Nachricht gegründet, so k a n n die spezifische Ausdünstung nicht vom häufigen Gebrauch des Lauchs kommen, da Lauch und Liljen auf einem Gartenbeete unbeschadet neben und an einander aufwachsen. Diesen Geruch näher aus zu kundschaften stellte ich einen guten Beobachter an ein Fernrohr, der die Sterne am Horizonte durchpassiren ließ, hierauf nahete ich einen dicken Judenbauch seiner Sehlinie, i m Augenblicke versicherte er, die Sterne, die vorher fest und klar vorüber gezogen fingen an zu zittern, dies war ein deutliches Zeichen starken Luftwechsels und liesse sich vielleicht daraus m a n c h e Abweichung der W i t t e r u n g von Haberle's Prophezeihung erklären. Ob n u n diese Aus126
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Lieber die Kennzeichen des Judenthums.
740 Strömung sauer oder alkalisch sey überzog ich einen dicken Juden m i t Lackmuspapier, den anderen dicken Juden m i t Curcumapapier u n d stellte sie eine Nacht in einem leeren Z i m m e r auf, ganz in der Art wie sie zu Amsterdam Nachts f ü r einen Stüwer stehend an ein(en) Strick gelehnt schlafen, weil ihnen n i e m a n d Betten geben will. Morgens fand 745 ich den blauen Engel geröthet | und den gelben gebräunt, also daß 17V diese Ausströmungen i m Gegensatz der Welt die verkehrte Eigenschaft u m sie zu kränken hier u m beyde Farben zu verderben a n n i m m t . Und dies ist denn eine glänzende Bestätigung meiner Judendefinition, ich bin fest überzeugt, w e n n ein Christ keine Rosen riechen mag, so rie750 chen i h m alle Juden danach. Alles dieses sind n u r einleitende Versuche, die aber f ü r die Farbentheorie nicht unwichtig sind, die Judenschaft aber nothwendig zu einer gewissen Deutlichkeit m i t sich bringen müssen; ich bin ihnen so viel schuldig, möchte ich sie damit bezahlen können! Auf denn m e i n e Herren, ich habe nach besten Kräf755 ten experimentiert, ihnen ist es vielleicht verliehen diesen vielfach untersuchten Gegenstand, der Juden Gestank durch hinlängliche Versuche an Juden, zu erweitern denen die H a u t abgezogen ist, ein Präparat was ich m i r noch nicht verschaffen konnte, das aber die entscheidensten Resultate verspricht, auch wird sich ein Jude leicht dazu 760 bereden lassen, da sie die H a u t nicht achten, sondern bey | der Be- 18' schneidung verbrennen, auch sehr willig gefunden werden, f ü r Geld sich preis zu geben, wie ich denn einen selbst f ü r einen halben Gulden m i t einem Blasebalg von hinten habe zu ungeheurer Dicke aufblasen sehen. Bey der Anstellung aller dieser Versuche m u ß ich indessen H u 765 m a n i t ä t vor allem empfehlen, wir müssen bedenken wie unzählige Grausamkeiten unter dem Vorwande des christlichen Glaubens gegen dieses unglückliche Volk verübt worden sind, wie viele tausende haben scheinbar wegen ihrer Verbrechen büssen müssen, eigentlich aber u m das Schuldbuch zu löschen, worin die Christen ihnen zu viel schuldig 770 geworden. Auch jezt ist beynahe das gesammte Vermögen der Nazionen wieder in der Juden H ä n d e gekommen, ganze Provinzen sind in der Gewalt weniger Individuen, der Gedanke der Verfolgung dieses reichen Geschlechts, das beynahe allen Staatslasten entzogen in jedem öffentlichen Unglücke sein Gedeihen findet, das an kein Vaterland 775 gebunden jedes Landes Vortheile | abschöpft, w e n n m a n dazu n i m m t 18" die listig verbundene Räuberey der ärmeren Juden, die sieben französische Departementer beunruhigte u n d noch jezt W i e n unsicher macht, so müssen wir nicht m i t Unrecht ähnliche Verfolgungen er127
Nr. 19 warten, wie der grausame Ritter Armelader einst in Deutschland ausübte, der sich von Gott berufen ausgaben, dieses Volk zu zerstören, das Christum gekreutzigt, u n d sie so furchtbar ängstigte, daß sich die Juden lieber einander m i t Weib und Kind selbst umbrachten, u m seiner Grausamkeit zu entgehen. Mit Recht sagte ein Rabbiner allen Juden wird wie allen Mäusen der Krieg gemacht, wenn eine den Käse angefressen hat, gleich heists, die Mäuse haben es gethan. Albrecht, Kurfürst von Rrandenburg als Revollmächtigter des Keisers Friedrich des III behauptetet sogar schriftlich, daß es von Alters her kundig sey, 19' w e n n | ein römischer Keiser oder König gekrönt sey, so könne er nach Belieben die Juden alle tödten bis auf eine Zahl, die er zum Gedächtnis übrig lassen müste. U m nicht den Vorwurf auf mich zu laden, daß ich ähnliche Grausamkeiten veranlassen wollte, m u ß ich schließlich, indem ich allen Juden die beste Gesundheit wünsche, und viele darunter als m e i n e edelsten Freunde preise, alle werthen Mitglieder dieses christlichen Tisches bitten, die ihnen mitgetheilten Wahrheiten möglichst geheim zu halten, und sich den Genuß zu verschaffen, sie f ü r den ersten Grad einer neuen Freymaurerey zu halten. Nur einen Vorschlag m u ß ich zur öffentlichen Abstimmung bringen nämlich ein Gesetz einzuführen, das jedes Mitglied verpflichtet über die Gesellschaft zu wachen, ob sich auch keine heimliche Juden einschleichen und in dieser Hinsicht die chemischen Kentzeichen in ein zuverlässiges Sistem zu bringen. W i e glücklich wären wir, wenn sich ein Kennzeichen f ü r die Judenschaft so sicher entdecken liesse, wie die Juden f ü r die Jungfernschaft ihres Volkes a u f g e f u n d e n haben, sie setzen nämlich solch ein beschuldigtes Mädchen nackt auf das Spundloch eines Wein19" fasses, d a n n küssen sie nach einer | Stunde ihren Mund, ist der Weinduft bis dahin durchgedrungen so ist sie schuldig, das Nichtgeruch spricht sie aber frey. Was kann aber gemeinschaftlich seyn zwischen einem Spinoza, Mendelssohn m e i n e n edlen J u d e n f r e u n d e n u n d d e m Judas Ischariot, das eine tröste uns, wenn wir unsre L a u n e über die Juden ergiessen, die wenigen Edlen, denen wir unrecht thun, machen sich nichts daraus und den übrigen geschieht ihr Recht. Disci et salvavi
animam!
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19 A Mein christliches Gewissen zwingt mich den gesetzgebenden Ausschuß und demnach auch mich als Mitglied desselben eines unchristlichen Leichtsinns in Hinsicht der Juden anzuklagen, die sich bey der Ausbreitung unsrer Gesellschaft durch Verstellung, oder durch Menschlichkeiten schlimmerer Art einschleichen, und dann als bekannte vieljährige Feinde der Philister uns alle, die wir ihnen in gleichem Grade verhasst sind, unter diesem N a m e n herausschaffen könnten, also daß an die Stelle der christlichen Tischgesellschaft eine Synagoge sich versammelte, welche statt des f r o h e n Gesanges auerte, statt der H ü n e r Christenkinder schlachtete, statt der Mehlspeisen Hostien m i t Schusterpfriemen zerstäche, Brunnen vergiftete, und ähnliche kleine Missethaten verrichtete u m derenwillen die Juden in allen Ländern Europens häufig bis aufs Blut geneckt worden sind. O m e i n e Herren, welche tiefe Reue empfinde ich, daß ich so oft der Gesetzgeber unserer Tage gelacht habe, die mit wenig eignen Ideen und vielen f r e m d e n Federn ausgestattet die Völker plötzlich über Nacht m i t der neuen Glückseligkeit überraschen | wozu sie diese zwingen möchten und sie endlich selbst vergessen haben, noch ehe sie eingeführt worden, w e n n ich bedenke, daß ungeachtet der vielfachen Berathung ein so wichtiger Gegenstand vergessen worden, der unserer Verbindung den Umsturz droht. Philister sind leicht zu erkennen, sie tragen ihr Schneckenhaus sichtbar m i t sich h e r u m , auch mögen sie nicht gerne ausdauern, wo sie nicht ihres Gleichen finden, wer ein halbes Jahr aus unsrer Gesellschaft ausbleibt ist gewiß ein Philister und kann als ein solcher verb a n n t werden, Juden hingegen haben 1) eine seltene Kunst sich zu verstecken u n d ihre Eigenthümlichkeiten sind noch keineswegs wissenschaftlich bestimmt; 2) eine teufliche Neugierde das Gute k e n n e n zu lernen u m es schlecht zu machen oder nach einem Sprichworte sich wie Mäusedreck unter den Pfeffer zu mischen. Von ihrer Kunst sich zu verheimlichen geben ihre eignen Annalen, die einen Judenbuben zum Papst, einen andern zum türkischen Kaiser machte, auch giebt Spanien und Portugal das auffallendste Zeugniß, wo tausende aller Wachsamkeit der Inquisition zum Trotz, heimlich ihren alten Glauben feierten während sie schon von den Zeiten ihrer Väter her gute Christen schienen, bis sie öffentlich auftreten zu dürfen m e i n t e n oder in f r e m d e Länder zogen, wo ihr Glauben keinen Widerspruch fand, ja es ist nicht unwahr129
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scheinlich, daß es ihnen zuzuschreiben sey, wenn | sich in Portugal, wo sie sich mit den ersten Häusern gemischt hatten, weniger Gefühl für Nationalehre in dem letzten Kriege zeigte als in Spanien. Jedermann weiß wie künstlich sie ihre Gesetze auszudeuten wissen, um sie der Noth anzuschmiegen, das macht ihre Verheimligung möglich. Welcher Jude erschrickt je vor einem Stücke Schweinefleisch, wenn ihm hungert; die Beschneidung kann ja so beschnitten werden, daß nur ein kaum Tausendtheil von einem Minimum in der Art abgenommen wird, wie man zuletzt von einem Apfel abhaut, der in Gesellschaften auf der Messerspitze herumgeht um durch sein Abfallen den zu bestimmen, der alle freyhalten soll: Nun mag man sich denken, wie einem die Haut gespart worden sey, wenn er dadurch verrathen seine Haut für alle hätte geben müssen. Aber auch selbst bey uns, wo die Rabbinen keine Ursach haben der Haut zu schonen weil sie für ihre Haut fürchten, ist dieses Kennzeichen der ehrlichen Gastwirthin bey Hamburg durch Röntchen unsicher geworden, der bekanntlich unser Landsmann ist und christlichen Glaubens doch dieses Rändchen dem Wunsche aufopferte, bey dem Keiser von Marocco courfähig zu werden, bey dem dieses als Gallauniform eingeführt ist, was man sonst in vornehmer Gesellschaft nicht entblöst. | Ihre übrigen Gesetze beseitigen sie eben so leicht wie ihre Frauen durch das Schabbeskläpchen an den Hemden das Verbot am Schabbes nicht das Hemde aufzuheben, so pressen sie den Tag vorher viel Tabacksrauch in ein Tönnchen und rauchen ihn am Schabbes, wo sie kein Feuer anmachen dürfen, kalt heraus, oder, stecken auch ihre Pfeife durch die Wand in ein zinsbares Christenhauß, daß sie ihnen dort angezündet werde und dort brenne. Das sind Kleinigkeiten gegen die mannigfaltig geübten rabulistischen Deutungen, wie sie sich durch ihrer Gesetze gewunden, wie sie ohne deren Verletzung falsche Eide geschworen, alles das mag der Wißbegierige bey Eisenmenger nachlesen, dessen Schrift eine vortheilhafte Recension von König Friedrich des ersten Hand von dem Censurdrukke befreite als die Juden durch ihre Hofverbindungen einen kaiserlichen Befehl ausgewirkt hatten, daß jenes Buch nicht ausgegeben werden dürfe. Wir lesen darin folgende bedenkliche Worte des Königs an den Keiser dahero unschwer zu urtheilen ist, daß die Juden kräftige Mittel wissen müssen um das zur Vertheidigung der Wahrheit und zur Widerlegung ihrer Irrthümer verfertigte Buch unterdrücken zu können, gleichwie aber solches der christlichen Religion nachtheilig und verkleinerlich ist, sie auch solcher zu spotten, dadurch Gelegenheit nehmen; also wiederholen wir unser 130
19 Β. es sey schon der zwölfte den er an die D a m e n vertheilt habe. Doch zurück zum Bilde, wie die Juden behaupten, daß sie a m ersten Tage bey der A n k u n f t des Messias das verbotene Schweinefleisch essen werden, noch m e h r aber weil ein Traum von Schweinefleisch ihnen Glück bedeutet so ist auch der angehende Prophet seiner Mutterbrust entrissen und an eine Schweinebrust gelegt. Ich wünsche i h m dasselbe Gelächter wie dem Judenarzte, der einer verschleierten Sau durchaus ein Klistier setzen wollte u n d kehre zu meiner Behauptung zurück, daß die äusseren Auszeichnungen in Kleidern der Juden ganz aufgehört haben; die J u d e n f r a u e n bewahren noch an einigen Orten das Gebot ihre Haare zu verstecken, doch t h u n dies auch m a n c h e Christenfrauen, sobald ihre H a a r e weiß werden und Judenhaare haben noch i m m e r durch ihre Lebendigkeit m e h r Kenntliches wenn sie sichtbar, als wenn sie versteckt sind. W i e gehen also zu dem zweyten jüdischen Eigenschaft, zu der jüdischen Neugierde, bey allem, was einige Aufmerksamkeit erregt gegenwärtig seyn zu wollen, u m es zu beschmutzen. Bey uns sind weder hohe Zinsen, noch türkische Kaiserthümer, noch päpstliche | Kronen, noch Bischofsmützen zu gewinnen, f ü r letztere gab ein Jude 200000 Dukaten d e m König Ferdinand von Kastilien, der es seinem getauften Sohne verlieh, aber m a n spricht doch von uns, der eine n e n n t dies einen Tugendverein weil wir sie nicht unter uns dulden, der andre macht uns zu Illuminaten, weil in m e i n e m Stiftungsliede von Strahlen die Bede ist, das k o m m t alles von den Feinden unsres Glaubens, die uns Gojim n e n n e n und das Lästergebet Alenu der Regierung zum Trotz noch i m m e r aussprechen, sie n e n n e n mich Achum, weil ich Achim m i t Vornamen heisse, welches ein Lästerwort bey aber ein Ehrenwort ist und nach der besseren Auslegung einen Diener Christi u n d der Maria bezeichnet. Ihre Neugierde bey einem neuen Stücke durch ihre merkantilen Verbindungen alle gute Logen zu besetzen, sich m i t allen Menschen bekannt zu machen und die sie einmal gesprochen wie alte Freunde anzureden, jene Neugierde die vor ein paar Jahren, wo die F r a n k f u r t e r Bürgerschaft dem Fürstprimas einen Ball, einen Juden verleitete, sich gegen das Verbot einzumischen und fast der Lebensgefahr aussetzte, jene Neugierde, m i t der sie über alle neue Bücher herfallen ohne je | etwas Besseres als ein Urtheil darüber zu sagen, diese Lust an Briefen und Fremden, die sie verzehrt ist uralt in diesem Geschlechte. W i r alle wissen, wie gierig die Rabbinen Eulenspiegels 131
Prophetenbeeren in ihrem M u n d e a u f t h a u e n Hessen Vergebens verbot Richardt von England den Juden, daß sie zur Vermeidung aller Bezauberung bey seiner Krönung nicht gegenwärtig seyn sollten, darauf schlichen sich einige, die weither dazu g e k o m m e n waren und prächtige Kleider dazu hatten schneidern lassen, in die Kirche ein, welches ihnen das Land vielen der Ihren das Leben oder die Verbannung kostete. Einen lächerlichen Vorfall der Art in F r a n k f u r t am Mayn den uns Kirchner berichtet last sich in Knittelversen am besten beschreiben (leere Seite) D e r n e u g i e r i g e J u d e zu F r a n k f u r t a m M a y n Ein Jude ist, wie jeder weiß Vor allen Dingen naseweiß, Doch die zu F r a n k f u r t sind zumal Behaftet m i t der Weisheitqual, Seht n u r die Judengasse an, Da stehn sie listig M a n n f ü r Mann, Da seht ihr sie am Fenster sitzen, Da lauern sie m i t spitzen Mützen, Da schauen sie m i t Schabbesbrillen, Und drehen in den H ä n d e n Pillen. So sind sie und so waren sie Aus der Geschichte es ersieh, Die sich ereignete vor Jahren, Als Christen tapfre Ritter waren, Jezt sind die Christen schlimmre Juden, Und schachern auch in Wechselbuden. Sonst dürften sie nicht Zinsen n e h m e n , Jezt bleibt es nicht bey zweymal zehnen, Jezt m u ß m a n sich besonders rüsten Vor diesen argen Wechselchristen. Zur Ritterzeit gabs ein Gesetz, Daß sich zum Kampfspiel n i e m a n d setz Zu schaun der Kämpfer hohe Kunst, D e n nicht der Christentaufe Gunst Von aller Teufelslist befreyt, Das hat den Juden oft gereut, Wie sich die Christen da zerhauen, Das möchten alle gerne schauen, 132
{Variante 2 zu Nr. 19)
Doch keiner wagt sich nach dem Platz Als unser reichster Jude Katz, Er meint weil Ritter zu ihm kommen, Er sey zum Ritter aufgenommen Doch seht, das Geld vom ganzen Land Das ging durch dieses Juden Hand, Und wollte einer Geld bekommen So must er wohl zum Juden kommen. | Der Jud last sich den Bart absengen Und setzt ein blond Perückchen auf, Last sich in neue Kleider hängen, Die Ritter brachten zum Verkauf, Macht eine Wurst mit Brodt gefüllt, Daß sie ihm aus der Tasche quillt, So schleicht er sich mit fremden Leuten, In das Gedräng zu beyden Seiten, Wo Christenbürger sehn das Stechen, Da thut er seine Wurst zerbrechen, Und spricht von nichts, als von der Wurst, Und wie ihm jezt darauf so durst. Das wird den Leuten sonderbar, Der eine spricht: Das ist nicht klar, »Wer frist wohl Wurst zu dieser Frist, »Dahinter steckt wohl eine List« Das hört der Herr von Falkenstein Und schauet zu wer dies möcht seyn, Er kennt ihn bey dem ersten Blick, Der Jude hat das Ungeschick Und plinckt ihm zu mit seinen Augen. Du armer Katz, das wird nicht taugen, Denn sieh der Herr von Falkenstein, Steht auch im Schul(d)registerlein, Und muste dich oft lange bitten, Du liehst ihm dann mit harten Sitten Und nahmst die Zinsen von dem Zins, Jezt denkt er alles des Gewinns, Und denket an den sauren Schweis An seiner armen Bauern Fleiß, 133
Nr. 19 Β
Womit sie dir den Zins bezahlen, Und wie er oft in tiefen T h a l e n | Auf reiche Feinde muste lauern, Sein Leben wagen ohne trauern, U m dir den hohen Zins zu zahlen, Jezt must du wohl die Zech bezahlen. Der Ritter kehrt zum Juden wieder, Der Jud verdrehte alle Glieder, Der Ritter fragt, was er geplinkt, Der Jude in die Kniee sinkt, Der Ritter spottend grüsset ihn, Der Jude jezt zu schlafen schien, der Ritter ruft: Was machst du Katz. Der Jude sprach: Da läuft ein Ratz! D e n n wirklich war zu dieser Zeit Die ganze Stadt der Ratten Beut Die in d e m Judenschmutz geheckt Der Jude hat sich dreist versteckt Macht sich wie eine Kelle klein Und m e i n t unsichtbar zu seyn, W i e eine Ratte in d e m Haus Es k a m ihn an ein kalter Graus Der Ritter packt ihn m i t der Faust, D e m Juden vor den Ohren saust, Der Ritter hält ihn an das Licht, Der Jude m a c h t ein kraus Gesicht Der Ritter klopft an seine West, Die zehn Gebot er sehen läst, N u n spricht der Katz: Seyd heut nur still, Die Zinsen ich euch schenken will, Es möchte sonst das Spiel hier stören, Wenn sie von einem Juden hören. Heyda, spricht jezt der Falkenstein, Was ich dir schuldig war wird mein, Und wie du mich sonst heiß gemacht, So wirst du jezt von m i r verlacht, Ihr Ritter seht, da ist ein Schelm, Der n i m m e r f ü h r e n m a g den H e l m , 134
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Der n i m m e r f ü r das Vaterland In heisser Schlacht den Feind bestand, Und dem wir all doch schuldig sind Auf ewge Zeit m i t Weib und Kind, | I h n hat der H o c h m u t h hergetrieben Jezt war er gern zu haus geblieben, Ich t h u euch einen Vorschlag frey, Daß er nicht m a c h e ein Geschrey, Als ob i h m Unrecht war geschehen, Wenn wir zum Galgen ihn erhöhen, Ich gebe i h m ein Ritterrennen, Und wer besiegt, der soll hier brennen, Sieh Katz, da ist ein Ritterpferd, Ein gutes Stechen ist bescheert, Da ist ein Schwerdt und auch ein Spieß, W i e ich nach Rittersitt verhieß. — I h r Herren, sprach der Jud in Noth, Das Stechen war m e i n sichrer Tod, Das ist kein Pferd, das ist ein Haus, Ich krieg davor den kalten Graus, Ich kriegt darauf den Leibesschaden, D a r a n ich stürbe ohne Gnaden, Ein solcher H e l m drückt mich darnieder Seht her m i r zittern alle Glieder Ein solches Spies ist m i r zu spitz, Das m a c h t mir einen tiefen Ritz, Ein solches Schwerdt ist m i r zu schwer, Ich hab bey Gott gar keine Ehr! — Ihr seht, sagt Falkenstein den Rittern, D e n armen Juden schamvoll zittern, Und er bereitet sich zum Tod, D e n das Gesetz i h m angedroht H e Meister Knipauf sey bereit, Zieh gut die Schnur, daß er nicht schreit. Der Jude aber schreit in Noth: Ich überlebe nicht den Tod, Ich halts nicht aus, es ist vergebens, Das H ä n g e n lasst, schont meines Lebens. 135
Nr. 19 Β Wohlan, sprach dann der Falkenstein, Gestraft m u ß wohl der Jude seyn, Doch wollen wir zum Guten lenken, W i r wollen i h m Begnadung schenken; Wenn er sich taufen last zur Stund, So kriegt er keine Todeswund, Ein wenig Schläge obenein, Das soll i h m zum Gedächtniß seyn, D a f ü r schenkt er uns alle Schuld, Das thuet er u m Christi Huld, Und weil die Ratzen uns hier plagen, In allen Häusern wo wir lagen, Und unsern Pferden Futter stehlen, W i e uns die Juden i m m e r quälen, So soll er jeden Rattenschwanz, Mit einem Heller Kindern zahlen, D a seyd ihr frey von allen Qualen, Er flecht sich draus den schönsten Kranz, Ein grosser Beyfall von d e m R a t h Verwandelt dieses Wort in T h a t Der arme Katz m u ß sich bequemen Soll m a n i h m nicht das Leben n e h m e n , Erst kriegt er Schläg als Kinderlehr D a n n taucht m a n ihn ins Gnadenmeer, Er wird getauft als rechter Christ, Zerreisset alle Judenlist, Die Schuldenscheine allzumal Zerreist er in d e m Reichstagssaal, | D a n n wird ein Häuschen i h m erbaut, Das ihr noch auf der Brücke schaut, D a bringet jeder seine Ratzen Zu dem getauften Juden Katzen, Der zahlt f ü r jede einen Heller, Der schneidet ab den Schwanz so rein Den legt er sauber auf den Teller, Und wirft den Leib dann in den Mayn, Doch ist es i h m auch schon genug, Bringt einer nur den Schwanz zu Buch, 136
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Er zahlt den Heller, und manch Kind Gewöhnet seine Katz geschwind, Daß sie den Ratzenschwanz nicht essen Und die Gewohnheit ist indessen, Bis auf den heutgen geblieben, Die Katzen nicht die Schwänze lieben, Und lassen unzernagt ihn liegen, Das sah ich oft auf meinen Zügen, Und ob die Katzen ihren Namen Von diesem Juden Katz annahmen, Das lasse ich ganz unbestimmt, Weil Kirchner nicht mit Lersner stimmt. Genug weil immer neue Ratzen Alljährlich kommen wie die Spatzen, So ging des Juden Geld darauf, Manch neuer Schwanz kam noch zu Kauf, Da legt er an sein Pilgerkleid, Geflochten aus den Rattenschwänzen, Es war zu lang schon und zu weit Und konnte auch nicht eben glänzen, Doch hatte es die geheime Kraft Daß es die Ratten lockt zur Haft | Daß er sie hinten kann versiegeln, Da fliehen sie gleich wie auf Flügeln Und eine sagts der andern gleich, Die Ratzen fliehn aus Frankfurts Reich. Als keine Ratz zu finden war, Da ist die Strafe aus fürwahr, Er ging nun fröhlich in die Welt, Als Rattenfänger um das Geld, Und wurde reicher als vor Zeiten Als er zum Ritterspiel thät schreiten; Er ging nicht mehr zum Ritterspiel Und lieh den Rittern auch nicht viel, | (leere Seite)
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19 C. ein römischer Kaiser oder König gekrönt sey, so könne er nach Belieben die Juden alle tödten bis auf eine Zahl, die er zum Gedächtniß übriglassen müsse. U m nicht den Vorwurf auf mich zu laden, daß ich ähnliche Grausamkeiten veranlassen möchte, will ich lieber eine sinnreiche Art mittheilen wie einst die Juden aus der Kärntner Stadt Mulloputz wo sie sich nach nach ihrer Gewohnheit allzu fruchtbar verm e h r e t hatten, ausgetrieben worden sind. Es wurde nämlich lange darüber gestritten, wer von beyden Theilen, die grössere Zahl Christen oder die kleinere Zahl Juden aus der Stadt weichen sollte, endlich schlugen die Juden vor, sie wollten drey christliche Fragen durch Zeichen vorlegen, welche die Christen durch Zeichen beantworten sollten, wenn die Christen sie erriethen, in diesem Falle sollten die Juden aus der Stadt weichen, wenn aber die Christen diese Zeichen nicht beantworten könnten sollten sie den Juden die Stadt ganz überlassen. Die Christen, ganz auf Christus vertrauend gingen diesen verfänglichen Vorschlag ein, ein Rathsherr, der viele Wallfahrten gemacht, getrauete sich öffentlich von sich zu verkünden, er werde durch Christus diese Fragen beantworten. N u n war dieser Rathsherr auch Gastwirth und wie diese Leute oft vorhitzig sind, so ängstete ihn bald sein gethanes Versprechen u n d wie er es erfüllen möchte, so war er in schweren Gedanken den Abend vor der Entscheidung, als ein Pilger zu i h m eintrat, ihn u m die Ursach seiner Traurigkeit fragte und als er sie vernommen, i h m lachend verhieß, er wolle a m anderen Tage das schwere Geschäft f ü r ihn | ü b e r n e h m e n , er setze sein Leben daran. Der Rathsherr n a h m dies Anerbiethen m i t Freuden an, und f ü h r t e ihn am andern Morgen auf den Marktplatz, wo sich jedermann über das mächtig starke Ansehen dieses F r e m d e n verwunderte und in banger E r w a r t u n g auf ihn lauerte, als m a n vernommen, daß er die Beantwortung der Fragen ü b e r n o m m e n habe. Der F r e m d e frühstückte noch dort recht derb nach Landessitte und pfif lustig vor sich hin, bis der oberste Rabbi der Juden auftrat und das erste Zeichen machte, indem er die H a n d in die H ö h e und den Zeigefinger daran aus streckte. Der Fremde bedachte sich nicht lange, sondern streckte dagegen seine H a n d auch in die H ö h e und daran zwey Finger aus. D a h u b der Jude überlaut an zu rufen: O ihr geliebte Jüden, die erste Frage ist schon errathen. Darüber wurden die Christen ganz fröhlig, die Juden hingegen ganz traurig. Z u m andern m a l streckte jezt der Jude seine H a n d 138
(Variante 3 zu Nr. 19)
aus und legte sie darnach auf die Brust, da machte hingegen der Christ eine Faust und stellte sich damit, als ob er dem Juden eins versetzen wolle. Da rief der | Jude abermals: O ihr lieben Juden, es ist auch die andre Frage gewonnen. Hier wurde der Jammer unter den Seinen sehr groß, bey den Christen aber vermehrte sich die Freude, beyde aber warteten mit Ungedult auf die dritte und letzte Frage Da grif der Jude sich selber mit den Fingern an den Mund, der Christ hingegen schlug ganz beherzt an seine Brust. Darüber erschrack der Jude und sprach: Liebe Juden, es ist auch diese Frage errathen, wir haben verspielt und müssen aus der Stadt ziehen. Dessen waren die Christen sehr froh, doch waren sie neugierig die Auslegung dieser wichtigen Fragen zu erfahren und Hessen dem Rabbinen anbiethen, sie wollten noch einen Tag mit den Juden Gedult haben, in so fern er sich darüber erklären wollte. Der Rabbi stellte sich ein und erklärte: Er habe drey christliche Fragen aufgeben müssen, deswegen habe er zuerst einen Finger ausgestreckt um damit anzufragen, ob Christus nur einerley Natur habe? Darauf hat mir aber der Christ zween Finger ausgestreckt und damit meine Frage beantwortet, daß Christus nicht eine, sondern zwo Naturen habe, nämlich eine göttliche und eine menschliche. Zum | andern mal fragte ich mit der flachen Hand, die ich an meine Brust gezogen, ob auch euer Christus barmherzig wäre? Darauf hat euer Christ eine Faust gemacht, als wollte er drein schmeissen, damit meine Frage aufzulösen: Christus sey nicht allein barmherzig, sondern auch gerecht und strafe die Sünden. Als ich zur dritten Frage, die Hand an den Mund gelegt, hab ich damit gefraget: Ob man Christum müsse mit dem Mund bekennen? Da hat der Christ an seine linke Brust geschlagen und damit meine Frage beantwortet, daß man Christum nicht blos mit dem Munde bekennen, sondern auch mit dem Herzen haben müsse. Hierüber wollte sich der Vertreter der Christen fast zu todt lachen, doch sagte er nichts, bis die Juden mit Hab und Gut aus dem Städtlein gezogen, da sagte er im Rathe öffentlich: Er heisse Ritter Andreas Rauber, nun habe er einmal mit einem Juden als er zuerst an des Herzogs Hof gekommen, der sich viel auf seine Stärke eingebildet, einen Streit gehabt worin ihm jener vorgeworfen, die Christen handelten nicht nach der Vorschrift ihres Erlösers, so dir einer einen Streich giebt auf deine rechte Backe, dem biethe den linken auch dar, Ich, sagte der Ritter, schwor ihm, daß ich auch dazu bereit sey und der boshafte | Jude gab mir einen Schlag auf die rechte Backe, daß ich mich kaum halten konnte, dennoch gab ich ihm die linke frey 139
Nr. 19 C
und er schlug darauf, daß ich niederstürzte. Dennoch r a f f t e ich mich auf und sagte ihm, daß ich so treu, wie ich diesem Gesetz der Biebel Folge geleistet habe, auch dem andern mich unterwerfen müsse, da stünde aber geschrieben: Mit dem Maaße wie du missest, soll dir wieder gemessen werden. Ein voll gerüttelt und geschüttelt Maaß wird m a n in euren Schooß geben! Nach diesen Worten wickelte ich seinen Bart u m m e i n e Faust u n d drückte i h m trotz seiner Stärke den gut zusammengerüttelten Kopf in seinen Schooß, daß er das Genick gebrochen. Solche E r f a h r u n g hatte ich gemacht als ich n u n gestern den Juden sah, als er einen Finger ausstreckte da m e i n t e ich, er drohe mir, er wolle ein Auge m i r ausstechen, darauf habe ich i h m zwey Finger geboten, i h m dadurch zu verstehen zu geben, wenn er m i r ein Auge aussteche, so wollte ich i h m beyde ausstechen. Da er m i r n u n die die V 3 flache H a n d gezeigt, da dachte | ich, er wolle m i r auch Ohrfeigen geben wie jener H o f j u d e und zeigte i h m die Faust, die ihn dafür niederschmettern würde. Als der Jude endlich an den M u n d gegriffen, da hab ich gemeint, er wolle sagen, jezt hungere ihn, darauf habe er ans Herz geschlagen, u m anzudeuten, daß er ein gutes Frühstück gen o m m e n . Der Jubel über diese höhere L e n k u n g eines d u m m e n Verstandes zum Besten der Stadt schallte i h m von allen Seiten, trinken wir die Gesundheit dessen, der unsre Stadt m i t gleichem Glück von diesen Wuchergästen befreyt, er lebe hoch! Heimlich m u ß freilich dieser Vorsatz unter uns gesagt werden, wie eine neue Freymaurerey, ich wünsche den Juden die beste Gesundheit, ich zähle unter ihnen so m a n c h e edle Freunde, die gleich den Christen achtzehn Prozente n e h m e n , das Volk würde sie n i m m e r m i t d e m ganzen Lande auf dem Rücken aus d e m L a n d e abziehen lassen, welches ihnen bald grossentheils zu eigen wird. O meine H e r r e n mich erfüllen 4' bange Sorgen f ü r meine jüdischen Freunde, es wird ihnen | nicht so gut ergehen wie in der k ä r n t h n e r Stadt, und wenn ich das Z u n e h m e n der spanischen Schäfereyen unter uns betrachte, so möchte ich ähnliche Schrecknisse fürchten, wie einst die spanischen Schäfer unter der Anf ü h r u n g des Roar gegen die Juden ausübten, in deren Diensten viele standen, i m G r u n d e k a n n m a n die Landedelleute n u n die Wolle steigt das Getreite nichts gilt u n d die Juden sie in ihrer Tasche haben als Judenschäfer betrachten. Die Geschichte des Roar hatte viel merkwürdiges. Er hütete die Schaafheerde eines reichen Juden, Elieser, der eine schöne Tochter Judith auf seinem Lustschlosse in grosser Pracht erzog. Roar hatte wohl von ihrer Schönheit sprechen hören, aber sein 140
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finsterer Ernst kümmerte sich nicht viel um Schönheit, er war ein geschickter Schütze mit der Armbrust und die Jagd war seine einzige Leidenschaft, für die er allein seine Heerde zu weilen vernachlässigte. Er hatte aber einen treuen und starken Hund Rires, der seine Heerde morgens treulich bewachte, wenn er nach Wildpret umherschlich, so lange der lebte hatte ihm der Wolf kein Schaf zu rauben vermocht, dem reichen Juden kam es aber vor als ob der treue Rires zu viel | 4" Brodt kostete, er vergiftete ihn mit einem Stücke Fleisch und Roar weinte um ihn viele Tage und Nächte. In solcher Märznacht, die er um seinen alten Freund vertrauert hatte, hörte er ferne im Lustgarten des Juden etwa eine Stunde vor dem Anblicke der Sonne, das brünstige Balzen eines Auerhahns. Nur kurze Zeit kämpfte er mit seiner Jagdlust, dann schlich er, seine Tritte nach dem Takte der Vogelseufzer abmessend, stillestehend wo jener einhielt, bis zu dem Garten des Herren, wo er das Rauschen des Vogels in einem hohen überhangenden Baum deutlich zu erkennen meinte. Hier blieb er im seligsten Pochen seines Herzens, leise nach allen Aesten blickend und die Augen fast der Schnecke gleich austreibend auf welchem der Aeste, die schon mit Licht andämmerten der Vogel seine Liebesseufzer in den kalten Vorfrühling ergiesse. Da glaubte er ihn zu sehen, er glaubte ihn zu erkennen wie er hoch vom Aste sich erschwingend wieder nieder sinkt, weil ihm die Seine noch nicht antwort gab, schon wollte er losdrücken, da wurde | es heller in den Wolken, er sah, daß es ein Ast gewesen, an 5' welchem der Wind die ersten Knospen geschüttelt hatte, um es auf zu wecken, immer mehr Hellung strömte nieder dort muste er sitzen, gerade über ihm, er hörte es rauschen, jezt folgte er wieder und er durfte, weil der Vogel dann in Entzückung alle Furcht der Welt vergist rings um den Baum mit gleichen tackthaltenden Schritten ziehen. Jezt hatte er ihn auf dem Korne, jezt wollte er los drücken, da rief ihm eine weibliche Stimme entgegen: Warum willst du mich tödten, die ich locke das Leben der Welt, die Sonne, mit dem sehnsüchtigen Rufe nach Liebe, die Stimmen aller Vögel wohnen in meiner Brust, aber meine Brust ist mit Morgenthau beglänzt, von keinem Gefieder umhüllt. — Roar ließ die Armbrust sinken und stützte sich darauf, daß der Bolzen auf den Boden fiel, er sah jezt deutlich eine Jungfrau in silbernem Kleide wie eine Königin, die sich einen Sitz auf dem Wipfel des Baumes bereitet hatte und in seine Seele drang eine grosse Wehmuth daß sie nicht auf der Erde lebte wie andere Menschen. Ich heisse Judith, fuhr sie fort, bin Deines Herren Tochter und sah dich lange mit 141
Nr. 19 C 5" der Heerde vorübertreiben und wartete Deiner | schon lange, aber ich darf nicht aus dem Bezirk dieser Garten m a u e r heraustreten, die m e i n Vater durch viele versteckte H ö h l u n g e n und kunstreiche B e w a f n u n g unübersteiglich gemacht hat, h ü t e Dich schöner Roar zu m i r zu dringen, jezt aber eile zu Deiner Heerde, denn ich höre den Wolf heulen. — Roar eilte taumelnd zurück, wenig bewust, was i h m geschehen, aber er hätte ohne Tag und Nacht in dieser D ä m m e r u n g , in diesem Aufschauen zu den dunklen Augensternen der Geliebten den Weltuntergang erwarten mögen, als er bey seiner Heerde angekommen, fand er den Wolf schon bey den Schafen würgend und er erlegte ihn m i t seinem Jägerspiesse. Als er ihn stolz vor sich hinlegte und den prachtvollen Pelz beschaute, ließ sich eine wilde Taube auf einem Rosenstrauch neben i h m nieder. Er verwunderte sich ihrer Z ä h m u n g u n d wollte sie greifen, da verwandelte sie sich aber in einen schönen Jüngling und sprach zu ihm: D u bist stark Roar und muthig, stecke deinen Schäferstab in die Erde und er wird grünen, schwinge dein Spieß u n d es wird glänzen. Roar streite gegen die Feinde Deines Gottes! — Roar war durch diese Erscheinung so entsetzt, daß er nicht achtete, wie i h m der Jüngling entschwunden, zum Zeichen pflanzte er aber seinen Schäferstab neben d e m Rosenstock u m zu schauen ob er bald grünen 6r werde, wie die anderen Bäume, | d a n n wollte er ziehen gegen die Sarazenen, die er f ü r die Feinde seines Gottes hielt. Als er Abends seine Heerde in tiefen Gedanken heimtrieb, zählte sie der reiche Jude nach und fand daß drey Schafe vom Wolfe zerrissen worden, dessen machte er ein groß Geschrey und schwor es dem Roar, sie von der L ö h n u n g abzuziehen. Roar ertrug alle Worte ohne Gegenrede, er wartete ruhig bis die Schafe gemolken, dann trieb er sie wieder in die H ü r d e n u n d ging a m f r ü h e n Morgen wieder nach dem Garten, er hörte den inbrünstigen Seufzer des Auerhahn, er trat unter den Baum und sprach leise Worte der Liebe, als es aber hell wurde, da saß ein Auerhahn, er konnte es sich nicht ableugnen, an derselben Stelle, wo er gestern die schöne Judith gesehen, was i h m gestern geschehen glaubte er sey Täuschung, grif nach seiner Armbrust, aber er hatte sie vergessen. Eilig lief er zurück nach seiner Heerde, da w ü t h e t e der Wolf m i t Unersättlichkeit und hatte schon sechs Schafe erwürgt, er grif mit rasender Gewalt einen scharfen Kiesel und zerschmetterte d e m Wolf den Kopf, daß er niederstürzte und sich ohne Widerstand abfangen ließ. Gramvoll, was er d e m Herren sagen sollte über den neuen Verlust setzte er sich nieder, da sah er wie ein Schäferstab gleich 142
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dem Rosenstocke ergrünt war und wieder saß die Taube drauf | und 6" 195 ließ durch ihrem Schnabel eins der grünen Blätter gehen, ohne es abzubeissen, er klagte ihr aber wie einer Vertrauten seinen Jammer. Da verwandelte sie sich in einen Jüngling, der sprach: Du bist stark Roar und muthig, dein Stab ist ergrünt, aber du hast dein Speer noch nicht geschwungen gegen den Feind deines Gottes! — Wo finde ich den 200 Feind meines Gottes, rief Roar, wo soll ich ihn suchen? — Du dienest ihm, sagte der Jüngling und verschwand. — Diese Worte machten den Schäfer nachdenklich, wohl hatte er gehört, daß die Juden Christum gekreutziget und es ängstigte ihn, wie er solange den Feinden seines Glaubens gedient hatte. Schwermüthig zog er nach hause, der alte 205 Elieser sah wieder aus einem Fenster in der Gartenmauer und zählte die Schafe und fragte nach den Sechsen, die der Wolf zerrissen. — Herr, sagte Roar, seit mir Rires gestorben ist kein Heil bey meinem Schafhüten. — So, sagte der ergrimmte Jude, hast du wohl bemerkt, daß ich Deinen Vielfraß getödtet und willst dich rächen an mir und meine 210 Heerde verderben, gleich gehe aus meinem Dienste und laß dich nicht wieder blicken, | sonst sollen Dich meine Hunde zerreissen und hättest Τ Du von Christs Fleisch noch heute gegessen, wie der Wolf von den Schafen. — Gelobt sey Gott, rief Roar, nun erkenne ich deine Feinde und will mein Speer gegen sie schwingen. Bey diesen Worten hob er 215 sein Speer und der Jude flüchtete vom Fenster. Des Schäfers ganze Seele war Ingrim, er lockte noch einmal die ganze Heerde zu sich, nannte sie bey Namen und streichelte sie mit seiner Hand, starke Thränen fielen wie grosse Tropfen vor dem Gewitter aus seinen Augen, aus dem Garten hörte er das Locken des Auerhahns so sehnlich so 220 schmerzlich, es schimmerte ihm Judiths Antlitz durch die Zweige entgegen und er konnte nicht von der Stelle. Elieser, rief Roar, fürchte dich nicht vor mir trit noch einmal ans Fenster, wir müssen noch rechnen mit einander! Der Jude kam zurück und sprach: Sieben Jahre hast Du mir gedient für Kost und Kleidung, deinen Lohn habe ich 225 gespart, deinen Lohn hat gestern und heute der Wolf in seinem Rachen weggeführt, nichts bekömmst du heraus. — Nichts für meinen Hund, den ich aufgezogen und du mir grausam umgebracht, | daß es τ mir das Herz umkehrt, gieb mir deine Tochter, daß ich ruhig mit ihr in die Fremde ziehe. — Bey diesen Worten ergrimmte der Jude, denn er 230 meinte, Roar triebe seinen Spott mit ihm, ließ los seine Hunde, denen Roar durch schnellen Lauf nach langem Kampf kaum entging. Zerfleischt, wie er aus dem Kampfe gekommen, trat er in die Versamm143
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lung der Hirten bey Ouson, die ihr Frühlingsfest feierten, erzählte wie i h m geschehen vom Juden, wie eine Taube ihn berufen zu streiten gegen die Feinde seines Gottes, und als er so sprach schlug ein Wetterstrahl aus seinem eisernen Speere nieder und beschädigte ihn nicht. Sie sind in deine H a n d gegeben die unsern Herz gekreutzigt, riefen viele, dein Speer ist i m Blitze gehärtet und seine Spitze ist nicht geschmolzen, trif sie, die ihn gekreutzigt, trif sie, die dich zerfleischt. So sammelte sich das erste Heer der spanischen Schäfer, Roar f ü h r t e sie mit seinem Wink, denn er ward s t u m m seit jenem Tage oder hielt es 8' noch nicht werth zu reden. Er lenkte sie ab von dem Hause | seines grausamen Herren, denn seine Judith hörte er in der Nacht wie einen Meervogel klagen, der vom Sturme in eine unendliche Sandwüste gejagt, statt hellen Wellen sich im Sande badet, gern hätte er sie gerettet i m H e r r n und getauft m i t d e m Segen des heiligen Geistes. Als aber die Juden die Wuth der Schäfer v e r n a h m e n flüchteten sie mit H a b und Gut und Weib und Kind in die Stadt Estella und vertrieben alle Christen daraus, besetzten die Mauern und stifteten strenge Ordnung, Elieser der m i t seiner Tochter Judith hingeflüchtet, wurde ihr Führer. Die Schäfer drangen mit Wuth gegen die Stadt, Roar erstieg zuerst die Mauer, aber die Stadt war in zehn kleinere Festungen getheilt und die Juden, die alle die I h r e n ohne Unterschied des Alters und Geschlechts umbringen sahen, vertheidigte sich in jedem festen Hause, bis es einstürzte und sie verschüttete, sie selbst warfen die kleinen Kinder, die sich nicht vertheidigen konnten den Spiessen der Schäfer entgegen, und wenn keine Vertheidigung m e h r half, durchbohrten sie einander 8" u m der Grausamkeit der durch ihren Widerstand rasenden | Schäfer einander zu retten. Die Raben zogen von allen Seiten nach der Stadt, u m sich vom Fleische der Erschlagenen zu mästen und sie k a m e n in solchen Schaaren, daß sie die Sonne verfinsterten u n d die Leichen schwanden unter ihren Klauen. Nach einem Monat drang endlich Roar in die letzte der inneren Festungen, in die Synagoge, nachdem seine Armbrust seinen grausamen Herren, den reichen Elieser getroffen. S t u m m drang er voran in die dunkle Synagoge in der bis zur Decke wunderbare Schriftzeichen aufgehängt waren, auch sie flatterte voll Raben als er in die Mitte trat, n a h e d e m Altar, da schrie er auf: Gott, deine Feinde waren nicht die meinen, der Feind meines Gottes war in m e i n e m sundlichen Herzen! Da lag Judith von ihrem Vater erstochen und die Raben spiegelten sich in dem Glanz ihrer Augen und scheuten sich sie auszuhacken. Roar aber verfluchte sich und die 144
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Seinen m i t lauter Stimme und alle n a n n t e n ihn d a r u m einen Verführer, weil er sie zu solcher Grausamkeit aufgereitzt hatte, warfen auf ihn die Geräthe des Tempels, u n d stürzten die Mauern über ihn. So | starb Roar der Juden Feind und liegt unter ihrem Tempel begraben an 9' der Seite der Jüdin, die er liebte, auf seinem Grabe nisten jährlich wilde Tauben, die heilig geachtet werden und brüten unter dem Zischen der Schlangen, die das Mauerwerk u m w o h n e n , sein Heer aber wurde f ü r seine Frevel an tausend unschuldigen Seelen, sowohl Christen als Juden, die sich in der Gewohnheit ihrer Grausamkeit überall nieder hieben, von d e m Heere der französischen Herzoge geschlagen, die Gefangenen durch das Schwerdt hingerichtet, eine Beute der Raben. denn der H e r r zerstreuet die Völker, die Lust zu kriegen haben Ps:68.; der ärgste Feind deines Gottes wohnt in deinem sündigen Herzen, gegen ihn schwinge den Speer deines m u t h i g e n Willens, wären wir gute Christen allesamt, wie möchte ein Jude noch neben uns bestehen, sie würden ihre Blindheit erkennen u n d ihre Augen ins heiligen reinen ursprünglichen Wasser der Taufe eintauchen, u m die Welt zu erkennen, die daraus hervorgegangen. Vespasian verschmähete den Ehrentitel judaicus, den m a n i h m nach dem Siege über die Juden zudachte, auch die Christen müssen i m Kampfe gegen die Juden die Gewalt verschmähen, die Diener des Wortes aber sollen nicht müssig | seyn m i t dem ewig wahren Worte sie zu bekämpfen. Doch k a n n ich 9" mich einer tiefen R ü h r u n g nicht erwehren, daß in m e h r e r e n Gegenden Deutschlands die f r o m m e n Diener des H e r r n zur Verpflegung nach den aufgehobenen Stiftungen den Juden wie die Lazarethe der f ü r ihr Vaterland verwundeten Krieger häufig übergeben worden, f ü r beyde schicke ich einen schweren Seufzer zu Gott, den ich von einer Nonne, die durch eines Juden Gnade lebte, oftmals v e r n o m m e n habe, ohne daß ich ihr helfen konnte: Herr, die Stunde ist gekommen, Wo ich sonst zu deiner E h r e Sang m i t keuschen Schwestern Chöre Wo wir dich so oft vernommen, In der hohen Kirche Leben, W i e du dringest in das Leben Dich f ü r alle hinzugeben, W i e du strahlest göttlich milde Aus dem ewgen Glanzgefilde, 145
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Aus d e m blutgen Leidensbilde W i e du ringest in den Schranken, Unsrer menschlichen Gedanken Bis sie klingen ohne Wanken, Bis gebannt die alte Schlange Aus d e m f r o m m verbundnen Sange. χ Herr, dich m u ß ich einsam rufen Einsam in der Menschen Wüste, Mit Gedult mich liebend rüste Hier an deines Kreutzes Stufen, Die dich an an das Kreutz gebunden Dir geschlagen blutge Wunden H a b e n mich a m Weg gefunden, | Als mich christliche Genossen, Aus d e m Kloster mich Verstössen, Drin zu lagern m i t den Rossen, Juden hat m e i n Leid gerühret, Die zum Kreutze Dich geführet, Und m i t Dornen dich gezieret, H a b e n milde mich gebettet, Mich aus tiefer Noth errettet, χ Herr, dir war ich treu vermählet, Soll ich hausen bey d e m Feinde, Der zerstöret die Gemeinde, Der zum Tode dich gequälet Soll ich ihnen Gnade danken, Die dir fluchen in Gedanken, Helfe m i r der m ü d e n Kranken, N i m m des Lebens H a u c h gefangen, Brich des Todes leztes Bangen, Nur zu dir ist m e i n Verlangen, Nach der H e i m a t h ist mir wehe, Und wenn ich zu dir n u r sehe, Ganz in Liebe ich vergehe, Und m i t dir, da will ich weinen U m die Christen, u m die Deinen. |
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19 D. aus seinen Bestandtheilen zusammenzusetzen. Nachdem der Jude zerstossen, im Feuersteinmörser fein zerrieben im Platinatigel mit Aetzlauge erwärmt und zuletzt durchgeglüht, — doch dies Verfahren ist hier allzu weitläufig und wird im Archiv niedergelegt werden, hier nur das Resultat. Das ganze Gewicht des Juden zu hundert angenommen erhält man durch die Analyse aus ihm V2 Theil Glauben 50 Th. böse Lust aller Art, etwas spanische Fliegen dabey. 2 Theile alt Gold beym Auftiessein von Landstandsepauletten eingeathmet 10 Th. altes Silber beym grossen Einschmelzen zur Zeit des Stempeledikts eingeathmet. 20 Th alte Kleider 5 Th falsche Wechsel, eingeschluckt, damit sie nicht bekannt würden 3 Th. falsche Neuigkeiten zurückgehalten wegen Mißvergnügen der Zuhörenden. 1 V2 Theil Rachsucht, diese war sonst grösser, ist aber jezt gestillt seitdem Grattenauer auf die Festung gekommen. 1 Eitelkeit, es bleibt so wenig, weil sie davon am meisten auslassen 4 Christenblut, heimlich durch sündliche Vermischung gewonnen. 3 Theile Gewürm Summa 100 rth. Summarum Nach Abzug der vier Theile Christenblut, die durch eben soviel Theile Gold ersezt werden können, kann der Jude wieder eben so schnell wie Zinnober aus dem Schwefel und Quecksilber, in die es zerlegt worden, wieder hergestellt werden, so häßlich er vorher gewesen, und durch die Zugabe von Gold viel lebendiger. Zur Probe kann man ihm grosses Landesunglück erzählen, z.B. von der Jenaischen Schlacht | gleich bringt der Jude seine alten Spässe vor, oder es wird von dem Tode der Königin gesprochen, gleich fängt er von seiner Frau an, wenn er die verlöre, solch ein Jud hat keinen Ernst als in seiner eignen miserablen Geschichte, die Welt meint er aber ist rings nur geschaffen, damit er wie David vor der Bundslade davor narrentanzen kann. Dies unterscheidet auch eben die Juden von ihrer Gegnern den Philistern auf 147
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ewige Zeit, kein Jude kann ein Philister werden, er mag sich ernsthaft anstellen wie er will, der närrische Kerl sieht immer heraus und sie würden daher zur Unterhaltung einer fröhligen Tischgesellschaft recht eigentlich taugen, wenn ihr Scherz nicht meist an die unrechte Stelle träfe und ihnen meist Backenschläge eintrüge. Nach dieser Analyse würde also die Verkehrtheit der Juden mit dem Lauch übereinkommen, ihrer Lieblingsspeise, das nach einem alten nordischen Räthsel in der Herrarrasaga sein Gesicht zur Hölle kehrt und seine Füsse zur Sonne. Ueber dieses Lauchessen und ob daraus der spezifische Judengeruch zu erklären verdienen noch einige Nachrichten gewürdigt zu werden
20.
Anfrage. Meine Herren! Ich glaube mich an Sie, als Männer von bewährter Ehre und Einsicht, in einer Angelegenheit wenden zu müssen, Ihren Rath und Ihre Meinung mir erbitten zu können, die wegen ihrer seltenen vielleicht einzigen Art verschieden beurtheilt werden könnte. Vor ungefähr acht Tagen wurde ich zu einer musikalischen Gesellschaft bey Madame Lewi gebeten, ich unterhielt mich recht gut, sie war so artig gegen mich, wie sie jedermann kennt. Einige Tage darauf erhielt ich das mit Ν I als Beylage bezeichnete Billet eines mir gänzlich unbekannten jungen Juden, der nach eingegangenen Nachrichten entweder die Handlung bey H. Uelper lernt, oder auf einer der hiesigen Unterrichtsanstalten sich befindet, etwa sechzehn Jahr alt, ich glaubte es als ein Mann über dreissig Jahre, der ernstere Verhältnisse erlebt hat, der eine Frau | und ein Haus hat und seinen Garten baut und allerley friedliche Studien treibt, ich glaubte es meiner Pflicht gemäß das Verhältnislose zwischen mir und dem Itzig ihm so schonend wie möglich beyzubringen, der junge Mensch und was er über mich dächte und urtheilte war mir vollkommen gleichgültig; ich schrieb den sanft belehrenden Brief Ν II und meinte damit die Sache abgethan. Der junge Mann scheint aber meine Gesinnung so ganz verkannt zu haben, daß er sich nicht entblödete mir den Brief Ν III an dem heutigen Morgen zu senden, dem ich meine Antwort Ν: IV entgegensetzte, indem ich zu gleicher Zeit an Madame Lewi die Anfrage Ν V ergehen 148
Anfrage
ließ, worauf ich deren Antwort Ν VI erhielt, welche, indem sie freilich das Mißverständniß bestätigte, das ich vermuthet hatte, M. Blank habe eigentlich keinen Auftrag gehabt, mich einzuladen, auf | der andern Seite völlig ableugnet, theils durch meine Anwesenheit beleidigt zu seyn, theils dem Neffen einen Auftrag gegeben zu haben, mir darüber zu schreiben, und darauf dessen Naseweisheit in ein helleres Licht setzt. Ich fordere Sie auf meine Herren, weil der Fall eines Duells zwischen einem landsässigen Edelmann und einem Juden sich noch nicht ereignet hat, mir Ihren Rath zu ertheilen, als Männer von Ehre und als Freunde meiner Ehre, ob ich den Itzig ausfordern soll oder seine Ausforderung, in sofern er sie an mich ergehen last, annehmen kann, so wie ich denn auch so frey seyn werden, mir in diesen Fällen zur Unterhandlung einen von Ihnen zu erbitten. Auf der nächstfolgenden Seite wird sich zur Mittheilung Ihrer Meinungen der nöthige Platz finden. Ich empfehle mich und meine Angelegenheit Ihnen hochachtungsvoll Ludwig Achim von Arnim Nach meiner vollen Uberzeugung kann der Herr Achim von Arnim einem so naseweisen u unverschämten Buben als der mir unbekannte Verfaßer der vorstehenden Briefe N° I und N° III. nicht anders als mit dem Stocke die verdiente Antwort ertheilen. vChasot. Ich stimme dieser Meinung vollkommen bey, ohne den Schreiber der briefe No I. u III persönlich zu kennen, finde aber daß ihm g a r n i c h t hätte geantwortet werden müssen. ι'Arnim. ich trete der obigen Meinung bei Quast. Die Vergehungen eines so naseweisen Buben, wie besagter Moritz Itzig, sind nach meiner Ueberzeugung nur durch Maulschellen oder Ruhtenstreiche zu beantworten Gustav von Bamekow. 149
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Der Herr Moritz Itzig sollte meiner M e i n u n g nach nicht n u r ganz bestimmt ausdrükken was er will sondern auch d a r t h u n ob es i h m anstehet und geziemet den Ton a n z u n e h m e n den er a n n e h m e n zu wollen sich den Anschein giebt. ν Rothenburg. Ich trete der M e i n u n g des Grafen von Chasot und des Majors von Barnekow unbedingt bei; u n d versichere übrigens mich überzeugt zu halten daß ein M a n n von Ehre, wie der Herr von Arnim, so einen lausigen J u d e n j ungen nicht verächtlich genug behandeln kann, u m demselben seine ganze Jämmerlichkeit anschaulich zu machen. ν Bardeleben H a u p t m a n n der Artillerie. ' Ich bewundere die Höflichkeit u Nachsicht des H: von Arnim d e m jüdischen M a n n , genannt Moritz Itzig auf seinen erlassenen Brief geantwortet zu haben. Mir ist wahrscheinlich das die Hitze auf das Jüdische Gehirn gewirkt hat, da aus heiler H a u t k a n n nicht dergleichen Brief entstehn. D a h e r rate ich zur Wiedergenesung des Bengels schleunigen Mitteln zu ergreifen u i h m einige h u n d e r t Eimer Wasser übers H a u p t zu machen. Solte dies aber noch nicht helfen so würde ich alsdem auch anraten die heilsamen Arzeney Mittel des Gr -.Chasot Maj. vBamekow u Haupt: vBardeleben in A n w e n d u n g zu bringen, die so dann schon bey dergleichen U n g e t h u m e n Juden Bürschen einen unvergleichlichen efect hervorgebracht haben. Möllendorff Ich stimme durchaus f ü r die durch H. Graf vChasot, vBamekow, vBardeleben vMöllendorff vorgeschlagene A n w e n d u n g der Erregungstheorie, so wie solche nahmentlich durch H. vBamekow modifizirt worden, weil nicht zu wünschen ist daß Spanische Röhre an dem Itzig profaniert werden. Es kann über den Fall wohl nur E i n e Chasot hat sie deutlich ausgesprochen.
vRoeder 1. M e i n u n g geben. Der Graf
AvHedemann. Es t h u t mich leid, daß m e i n Cousin, der Herr Achim ν Arnim, diesen groben Schlingel, nur einer Antwort, als m i t einem derben Hasselstock gewürdigt hat. υ Arnim 150
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Verehrte Tischgenossen! Heute zum letzten Male habe ich die Gesundheit der Krone in Ihrer Mitte ausgebracht. Ich verlasse Berlin und bin also genöthigt, das Amt, welches zu bekleiden ich mir zur großen Ehre geschätzt habe, in Ihre Hände zurück zu legen, und Sie zu ersuchen, einen anderen Sprecher zu erwählen, dem ich die Tischkleinodien, die Tischgesetze und den Tischschatz übergeben könne. Ich hoffe, daß Ihre Wahl mir einen Nachfolger bestimmen werde, der mit gleichem Eifer für die Gesellschaft und mit mehrerem Geschick für sein Amt, wie ich, dasselbe zu Ihrer Genugthuung und zu seiner Ehre länger bekleiden möge, als es mir leider vergönnt gewesen ist. Ehe ich aber mein Amt nieder lege, erlauben Sie mir, mit kurzen Worten die Geschichte dieser Tischgesellschaft zu berühren, an die Gesinnung und die Absicht derselben zu erinnern, und meine wohlgemeinten Wünsche für ihren fortdauernden Flor vor Ihnen auszusprechen. Gestiftet von Herrn L. A. v. Arnim versammelte sich diese Deutsche christliche Tischgesellschaft am Krönungstage dieses Jahres, dem 18. Januar, also gerade heute vor fünf Monaten, zum erstenmale in dem Locale des Wirths vom Casino. Wenige Gesetze, aber die nach mehreren lüstern machten, und ein schönes Stiftungslied waren die erste Mitgift derselben. Von den unterschriebenen 55 Mitgliedern waren 35 gegenwärtig. Die achtbaren Namen dieser Mitglieder indessen, die heitere Gesinnung der Gesellschaft, die lebhaften und ergötzlichen Debatten in derselben, ihr constitutioneller und gesetzbegieriger Character und vor allen Dingen der halb scherz- halb ernsthafte Krieg, den sie den Philistern und Juden ankündigte, machten ihre folgenden Zusammenkünfte bald zahlreicher und verschaften ihr im Verlaufe weniger Wochen eine Menge neuer, sehr ehrenwerther Mitglieder. Unter solchen Umständen | wurde das bisherige Local bald zu klein für uns, und wir verlegten unsere Zusammenkünfte in den Saal der Börsenhalle. Da ich selbst die Wahl dieses Versammlungs Ortes verursacht habe, so darf ich wohl sagen, daß in derselben sich eben keine große Weisheit geoffenbart hatte. In die Börsenhalle, so dicht an die Spree sich zu wagen, jenseits welcher Juden und Philister schon einheimisch seyn dürfen, war ein gefährliches Unternehmen; auch bekams uns 151
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übel. Wir wurden von dort vertrieben, wie die traurige Geschichte davon Allen bekannt ist, und zogen nunmehr in's Englische Haus, als in die letzte Freystatt für uns bedrängte Deutsche christliche Tischgenossen, von wo nur der Frühling uns hier in den Thiergarten auf eine Weile gelockt hat und wohin Sie dereinst zurückzukehren gedenken. Indessen ist dies nicht die einzige Verfolgung, die wir haben erdulden müssen; Stadtgeträtsch und Judengeklatsch haben uns auf alle mögliche Weise zu verunglimpfen getrachtet. Man hat uns Gott weiß was für Dinge angedichtet, und uns zuletzt sogar in den Mund der Journale gebracht. Daß die Gesellschaft indessen unter diesen Umständen sich nur kräftiger und rüstiger entwickeln muste, war die natürliche Folge. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! Und so kann ich dreist auf das S t i f t u n g s l i e d , auf die Abhandlungen über d i e P h i l i s t e r und ü b e r d i e J u d e n , auf das Gedicht z u m A n d e n k e n d e s P r i n z e n L u d w i g und auf die G l o c k e n t a u f e verweisen, worin der Geist und das Leben dieser Tischgenossenschaft sich zur Genüge verkündigt haben. Kurz: sie ist gewachsen, hat gegrünt, hat Blumen getragen und Früchte gebracht, und wenn gleich eine R o s e * darin nicht hat gedeihen wollen, so kann's daran liegen, daß sie sollte getrieben werden und wir nur frey und naturgemäß uns entfalten wollen. Heute ist die zwölfte Versammlung; wir haben wenig Gesetze, aber viel I Geschichte, mehr Reputation und noch mehr Feinde, wir haben 108 rth. 8 gr. baares Vermögen und nicht unbeträchtliche Forderungen, wir haben endlich — was in heutiger Zeit viel ist — eine Gesinnung und eine Absicht, welche anjetzt vor Ihnen auszusprechen mir vergönnt seyn möge, nicht sowohl um Sie daran zu erinnern, als vielmehr um Ihnen zu beweisen, daß mir, Ihrem bisherigen Sprecher, beide nicht fremd gewesen sind. Um nun zuvörderst von der Gesinnung dieser Tischgesellschaft zu reden, so drückt sich dieselbe, meines Bedünkens, am vollständigsten in ihrem Namen selbst aus. Wir nennen uns eine Deutsche, christliche Tischgesellschaft, D e u t s c h , in dem Sinne, den dieses Wort hatte, ehe Deutsche Christen wurden, wo schon Tacitus von ihnen rühmt, daß zu keiner Zeit ihr Gemüth so offen für einfache und so erwärmt für große * Anmerk. Eine m y s t i s c h e Anspielung!
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(Beckedorff:} (Abschiedsrede)
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Gedanken gewesen sey, als bey Tische, c h r i s t l i c h , ebenfalls in dem Sinne, den dieses Wort hatte, ehe das Christenthum nach Deutschland kam, wo die jungen Christen bey Tische sich versammleten zu einem Mahle der Liebe. Also Männer, die das Leben mit seinen wunderbaren K r ü m m u n g e n auseinander zu f ü h r e n scheint, versammlen sich u m diesen Tisch m i t freier, heiterer, offener, also Deutscher Stirne, Brust und Zunge, und mit wohlwollendem, liebevollem, also christlichem Herzen; und damit keiner dieser Seegnungen des Tisches entbehren möge, sind durch die Gesetze jedem N e u a u f g e n o m m e n e n zehn freundliehe und gewogene Gesichter gleich bey seinem Eintritt zugesichert worden. Was aber Deutsch u n d christlich seyn will, das m u ß auch streitbar seyn, n e n n t doch die Kirche selbst sich eine streitbare /ecclesia militons/ u n d d a r u m sind auch wir es. W i r f ü h r e n Krieg und zwar einen doppelten, einen oberflächlichen, scherzhaften und ironischen gegen die Philister, gegen ein Geschlecht, welches, wenn es überhaupt existirt, wohl ebenso schwer zu vertilgen oder nur abzuhalten seyn möchte, wie Fliegen und | Flöhe, und einen andren gründlichen, ernsthaften 2" und aufrichtigen gegen die Juden, gegen ein Gezücht, welches m i t wunderbarer Frechheit, ohne Beruf, ohne Talent, m i t wenig M u t h u n d noch weniger Ehre, mit bebendem Herzen u n d u n r u h i g e n Fußsohlen, wie Moses ihnen prophezeit hat,** sich in den Staat, in die Wissenschaft, in die Kunst, in die Gesellschaft und letztlich sogar in die ritterlichen Schranken des Zweikampfes einzuschleichen, einzudrängen u n d einzuzwängen b e m ü h t ist. Vom Staat, von der Wissenschaft und von der Kunst es zurückzuweisen, stehet nicht in unserer Macht; aber vom Hufeisen dieses Tisches es zu verbannen, das steht nicht blos in unsrer Gewalt, sondern halten wir f ü r unsre Pflicht. In einer Zeit, wo die Satzungen der Väter größtentheils umgestoßen werden, wo heilig Altes mit d e m geistlos Veralteten in dieselbe G r u f t begraben wird, wo eine große Verwirrung und Vermischung Aller Dinge, Gesetze, Stände und Religionen, kurz, ein allgemeiner plebejischer Zustand herbey g e f ü h r t werden soll, in solcher Zeit kann eine Tischgesellschaft ihre gründliche Protestation gegen die ephemeren Neuerungen der Tageswelt nicht besser zu erkennen geben, als durch Verbann u n g der Juden, dieses Erbfeindes der Christenheit, dieses Wiedersachers aller Ordnung, dieses neugierigen und neuerungssüchtigen Vol** 5.B. Mosis 28,65.
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Nr. 21 kes, welches noch i m m e r den weltlichen Messias in seiner Mitte erwartet, da wir den geistlichen doch schon seit 1800 J a h r e n g l ä u b i g anbeten. 110 Nein! kein Beschnittener nahet diesem Tische, und z u m ewigen Schrecken für sie, uns aber zur E r i n n e r u n g unsrer G e s i n n u n g stehe k ü n f t i g i m m e r auf diesem Tische ein großer Schinken, gleichviel ob frisch oder geräuchert, roh oder gekocht, in einer Pastete oder m i t e i n e m Guß, nur daß ich aus patriotischen Rücksichten einen ächten 115 P o m m e r s c h e n lieber sehen würde, als einen noch so fetten Westphälischen. Soviel von unsrer Gesinnung; was aber die Absicht dieser Tischgesellschaft betrift, so m u ß aufrichtig gestanden werden, daß eine solche bey 3Γ ihrer G r ü n d u n g gänzlich g e m a n g e l t hat. Z u s a m m e n zu | k o m m e n , zu- 120 s a m m e n zu essen, in L u s t und Heiterkeit des eignen Geistes unter Scherz und Ernst uns z u s a m m e n zu bewegen, war unser Wunsch, und so thaten wir's, zweck- und absichtslos. D a aber vielfältig von außen her ein Zweck uns hat a u f g e d r u n g e n werden sollen, so hat aus natürlicher G e g e n w i r k u n g ein solcher auch unter uns sich nach und nach gestalten 125 müßen, und ich glaube denselben n u n m e h r auf folgende Weise a m besten ausdrücken zu können. D i e Absicht dieser Tischgesellschaft ist: sich ohne alle äußere Absicht u m diesen Tisch zu versammlen, ohne Absicht daran zu essen und zu trinken, ohne Absicht J u d e n und Philistern, als welche bey allen D i n g e n eine Absicht haben, ein Schnippchen 130 zu schlagen und endlich ebenfalls ohne alle Absicht jedesmal auf das Wohl unsrer Krone und unsres Königshauses m i t i m m e r größerer L i e b e und h ö h e r e m J u b e l laut und jauchzend anzustoßen. — M ö g e denn jene G e s i n n u n g i m m e r treuer sich entwicklen, m ö g e diese Absicht i m m e r vollständiger erreicht werden! M ö g e n i m m e r redseelige 135 Sprecher, schreibseelige Schreiber, sanfte Besänftiger, und gerechte Gesetzgeber unter d e m Schutze und m i t ächter L i e b e der Preußischen Krone die Angelegenheiten dieser Gesellschaft besorgen! M ö g e diese Glocke ihren schönen N a m e n , Concordia, niemals zu verläugnen brauchen, und m ö g e endlich Scherz und Ernst, zur F r e u d e der Tischge- 140 nossen und zum Schrecken der Profanen, i m m e r wie bisher sich glücklich u m diesen Tisch die Wage halten! Mit diesem Wunsche lege ich m e i n A m t nieder, e m p f e h l e m i c h I h r e m wohlgeneigten Andenken, bitte, daß m a n m i r erlauben m ö g e , mich 154
(Deutscher Sprecher)
auch entfernt immer noch zu den Tischgenossen zählen zu dürfen und leere dieses Glas mit dem aufrichtigen und herzlichen Ausrufe: Hoch und l a n g e lebe die D e u t s c h e christliche sellschaft! 22.
(Deutscher Sprecher.) Vorsänger Deutscher Sprecher Gieb den Becher Sieh ich trink dein Lebehoch Weil du ziehst zu jungen Prinzen Anhaltinischer Provinzen Dreyfach leb als Hofrath hoch Chor Weil du ziehst zu jungen Prinzen Anhaltinischer Provinzen Dreyfach leb als Hofrath hoch. Vorsänger Seht sie blinken In der Linken Diese Glocke unentweiht Ja ich kling mit ihr und schwöre Dein Gedächtniß, deine Lehre Bleibt uns nahe, bist du weit. Chor Dein Gedächtniß, deine Lehre Und dein Namen, deine Ehre, Bleibt uns nahe, bist du weit. Vorsänger Sieh beym Buche Ich verfluche Den Philister, der uns naht, 155
Tischge-
Nr. 22 Und die Juden, die verstecket, H a t der Schinken schon erschrecket, Der erscheint auf deinen Rath. Chor Mit dem Schinken sey genecket, Jeder Jude, der verstecket, Jeder Jude, der uns naht. Vorsänger Bey der Kasse Die ich lasse An dem sichern Orte stehn, Schwöre ich als deutscher Zecher Bald vollendet sey der Becher, Wo der Simson drauf zu sehn. Chor Ja wir schwören das als Zecher Bald vollendet ist der Becher Wo der Simson drauf zu sehn. Vorsänger Aus der Ferne Leer ich gerne, D a n n den Becher auf dein Wohl Auch bey deinem neuen Fürsten Sollst du n i m m e r m e h r verdürsten I m m e r sey dein Becher voll. Chor Auch bey deinem neuen Fürsten Sollst du n i m m e r m e h r verdürsten I m m e r sey dein Becher voll. Vorsänger N i m m den Beckmann Auf den Weg an 156
(Deutscher Sprecher)
Daß du kennst dein neues Land, Lies von grossen Schweinej achten Von der alten Fürsten Schlachten Von der Hasen Unbestand. Chor Lies von grossen Schweineschlachten Von der alten Fürsten Jagden Von der Hasen Unbestand. Vorsänger Neue Thaten Kannst du rathen, Wenn du einen Fürsten ziehst, Der wie Dessaus Fürst vorzeiten Weiß der Preussen Heer zu leiten Wie du ihn am Schloßplatz siehst. Chor Zieh uns Fürsten wie vorzeiten Die ihr Heer zum Siege leiten, Wie du den am Schloßplatz siehst. Vorsänger Treuer Sprecher Nimm den Becher, Trink mit vollem Herzenston Den wir froh von dir gehöret, Der im Himmel wird erhöret, Ruf ein Lebehoch der Krön. Chor Herzenston der froh gehöret, Der im Himmel wird erhöret Ruf ein Lebehoch der Krön. Vorsänger Und nun schweig ich Und verneig mich 157
Nr. 22
Und mich rühret dieser Schluß, In der Zeiten raschem Handeln Gab der Menschen lustig Wandeln Mir schon manchen Abschiedskuß. Chor Dieser Zeiten rasch Verwandeln Muß vor uns so lustig wandeln Wie beym Wein ein Abschiedskuß
23. (Uber die Juden als Patronatsherren.) Zu einer Zeit, wo ein wahrhaft kristlicher Sinn, eine kristliche Tischgesellschaft stiftete, ein wiederaufstrebender kristlicher Geist, den Haß gegen die Juden, als ein nothwendiges Requisit wiederaufstreben läßt, ist es wohl der Mühe werth die Fragen vorzutragen, welche sich durch die kürzlich mündlich bey uns eingegangene Bestimmung aufdringen, w o n a c h B e k e n n e r des M o s a i s c h e n G e s e t z e s Domainen kaufen können, diese Fragen sind I t e F r a g e . Ist der Prediger für seinen beschnittenen Patron zu beten verpflichtet. 2te F r a g e Kann ein Jude der das Patronatsrecht erwirbt kristliche Prediger einsetzen In dem abgestreiften »jüdischen« Schlangenbalg, in Eisenmengers entdecktem Judenthum, in dem wütigen Wer(k)e »Gott, ille und andren gründlichen Werken, ist mit Abscheu zu lesen, wie die gottlosen Jüden, unserm Heyland 37 — Schimpfnahmen beylegen, ihn für ein Hurkind ausgeben, wie sie das bekannte Gebet Alenu täglich in ihren Synagogen beten, bey dem Namen unsres Erlösers ausspeyen und herumspringen, wie sie die Kristen dem Aas und den Schweinen gleich achten, und schlechter als Hunde, wie sie auf ihren Meßias warten und hoffen um uns auszurotten, wie es ihnen verboten ist einen Kristen vom Tode zu erretten, wie es ihnen erlaubt ist sie zu betrügen, wie sie Kristenkindern das Blut abzapfen und trinken, u — u dieses alles ist 158
(Beuth:) (Über die Juden als Patronatsherren)
25 einem jeden guten Kristen (und andre sind in dieser ehrwürdigen Versammlung nicht) hinreichend bekannt. Für die Erhaltung und Fortpflanzung dieses Volks, das unter uns 1" Kristen gerieth wie die Citronen in Moscau, sollen wir Kristen i m N a m e n unres Heylands beten?? — 30 N i m m e r m e h r !! — In der ewigen Verfolgung der Juden spricht sich die Göttlichkeit des Kristenthums, die ewige Strafe seiner Gegner aus. — Ich gehe weiter, da die Juden uns wie gesagt f ü r Schweine halten: So können sie selbst nicht verlangen daß wir f ü r sie beten; wir aber 35 können es aber d a r u m nicht, weil die Juden selbst dies sind, Dieses steht durch Urteil und Recht fest, denn ein Krist der im Jahre 1180 eine Jüdin geschwängert hatte, wurde wegen begangener Sodomiterey lebendig verbrannt. Von der Bestellung eines Predigers durch einen Juden kann nach 40 d e m Gesagten nicht die Rede seyn. Das Patronatrecht ist überdies als ein Ausfluß des reinen Kristenthums anzusehn, aus einem Juden fließt aber n u r Unreines Sollte indes ein Ausspruch der Regierung einen Kristen einen Prediger zwingen, einen Ort zu begehn, der eigentlich in die Synagoge 45 gehört: so erledigt sich die 3 t e F r a g e ob auch ein Prediger den Sohn seines Patrons beschneiden m u ß von selbst, u m so m e h r als es hier auf den Widerspruch der Juden nicht a n k o m m t . D e n n m u ß sich das Kristenthum vor d e m J u d e n t h u m 50 beugen, dann m u ß das J u d e n t h u m gebrochen werden. — Tröstend ist diese Entscheidung | einem Kristen, denn da von i h m nicht zu verlan- ΐ gen ist, daß er das Beschneiden versteht: so wird das v e r b l u t e n , u n d v e r s c h n e i d e n manches Judenjungens die wahrscheinliche u n d wünschenswerthe Folge davon seyn. 55 4 t e F r a g e Einer unsrer kristlichen Tischgenossen, hat folgende höchst schwierige Frage auf eine glänzende Art gelöset, die einer ehrenwerten E r w ä h n u n g verdient k a n n ein Prediger unbeschnitten seyn, da es sich nicht schikt, daß er m i t bedektem H a u p t e neben seinem Patron steht, deßen H a u p t unbe60 dekt ist. — Die Auflösung ist so geschehen daß der Prediger nicht beschnitten wird, und dennoch sein H a u p t unbedekt ist. — 5 t e Welche U n i f o r m dürfen die beschnittenen Gutsbesitzer tragen? die Ständische? η e i η ! die Preußischen Juden haben gesezlich eine 159
Nr. 23
Uniform erhalten, die sie nur nicht tragen, n e m l i c h g e l b e s p i t z e H ü t e . Als 24 Juden 1510 in Berlin lebendig verbrannt wurden, trugen sie dergleichen sankt Angelus Strutiomontanus, w i e s o l c h e s Juden gebührt. 6 ten s Wie wird es mit Juden gehalten die sich in den Kreisversammlungen einfinden? Sie sind vorher in Schwitzbäder zu bringen, zu reinigen, demnächst vorzulaßen, und müßen deutsch reden können, da nicht zu verlangen ist, daß die Mitstände ihrentwegen, ihre Nasen zuhalten, und jüdisch reden sollen denn sonst mögte keiner den andren verstehn
24. (Rundschreiben zum Itzig-Skandal.) (Text der Reinschrift:)
Freunde und Bekannte, denen vielleicht gewisse übertriebne Gerüchte von einer am löten d.M. im Badeschiffe vorgefallenen Geschichte zu Ohren gekommen sind, glaube ich durch eine kurze Erzählung derselben beruhigen zu müssen. Ich wurde an dem genannte Orte sitzend beym Lesen einer Zeitung von einem mir persönlich unbekannten Menschen, der mit einem Stocke bewaffnet eingetreten war, rasch angefallen; eine glückliche Fügung wollte, daß ich meinen Stock nicht aus der Hand gelegt hatte, sondern damit seinen Hieb sitzend ausparirte, es geschah daß ein schneller Nachhieb von mir, als ich aufgesprungen ihn taumelnd gegen die Wand warf, wo ich ihn bis zur Ankunft der Badediener in Unthätigkeit erhielt, denen ich ihn in der Meinung, er sey wahnwitzig, überließ. Nachdem er seinen Namen genannt und ich erfahren hatte, daß er ein Jude aus einer bekannten | Familie sey, die ich aus Achtung verschweige, der sich durch eine mit mir geführte Correspondenz beleidigt glaubte, so eilte ich der Kön: Polizey den Vorfall anzuzeigen, mit deren Erlaubniß ich heute anzeigen darf, daß die Verwundung des Juden, ungeachtet des starken Blut160
(Rede zum Itzig-Skandal)
Verlustes der die Bewohner des Badeschiffes erschreckt hatte, ohne alle Lebensgefahr sey, dafür sey der Gott beyder Religionen gelobt. Ludwig Achim von Arnim Berlin d, 18 July 1811.
25. (Rede zum Itzig-Skandal.) In unsrer letzten Versammlung wurde bey Gelegenheit der Verhandlungen über eine Unterstützung der Königsberger Abgebrannten, die Frage von mehreren Mitgliedern aufgeworfen: Ob dergleichen Wohlthätigkeitsangelegenheiten, die entweder eine stille Eingebung des Herzens seyn sollen, wozu die Veranlassung in unsrer Zeit keinen Augenblick fehlen kann, oder eine allgemein eingreifende öffentliche Maaßregel, wodurch die Ehre des Einzelnen zum Besten grosser Staatsunglücke angerufen wird, auf eine Gesellschaft je passen können, die aus den verschiedensten Verhältnissen zum Staate zusammengesetzt, ja den einzelnen schon in seinem Verhältnisse zu Beyträgen aufgefordert findet. — Dagegen könnte gesagt werden, daß doch mancher eben wegen seiner besondern Lage, keine nähere Veranlassung haben kann zu solchem wohlthätigen Zwecke mitzuwirken, solche Ausnahmen kann es geben aber könnten wir nicht auch die Ausnahme gelten lassen, daß mancher entweder aus blosser Rücksicht, aus einer | im gesellschaftlichen Leben sehr natürlichen Scham etwas wegzugeben sich gezwungen glaubt, was er nicht missen kann.... So weit war ich in meiner Untersuchung gekommen, deren Schluß eine allgemeine Abstimmung veranlassen sollte, ob künftig in unsrer Gesellschaft zu irgend einem andern Zwecke, als was die Gesellschaft als solche angeht, collectirt werden sollte, als ich auf eine unerwartete Art gestört wurde, welches ich in der ersten Verwunderung nur in Versen aussprechen konnte, die freilich die Sache viel feierlicher ansehen Satanas will gar zu oft Meine Arbeit stören, Wollte mich heut unverhofft Vor der Welt entehren 161
Nr. 25 Der Herr gab mir den Pilgerstab Den trag ich schon seit Jahren Den nehm ich einst mit in mein Grab, Der thut mich wohl bewahren, χ Müde unter Geldes Last Sollt ein Bad mich frischen, Sitzend lesend hielt ich Rast Bis die Knecht es mischen Der Herr gab mir ein wenig Ruh, Da trat ein fremder Jude Auf mich mit einem Stocke zu Verlangt nach meinem Blute, χ Mächtig ist die Gnadenkraft Die in Christi Blute, Die im Nachtmahl Weine schafft Die uns kommt zugute Der Herr hat meinen Stab geführt Ich könnt es nicht bedenken, Er hat den Streich mir ausparirt Der meine Ehr sollt kränken. Trotz der schweren Last vom Geld Hob es mich mit Schnelle Und ich schlug dem jüdschen Held Eine blutge Quelle Der Jude taumelte von Schmerz Ich sah sein Blut erscheinen Der Herr gab mir ein starkes Herz Doch hätt ich mögen weinen. Wer des Menschen Blut vergiest Soll sein Blut auch geben, Daß es frey zum Heile fliest Für der Menschen Leben O Herr gieb mir die That nur ein Die ich für sie soll thuen, 162
(Rede zum Itzig-Skandal)
Ich bin mit ganzem Herzen dein Und kann in dir nur ruhen.
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Zu meiner Beruhigung erfuhr ich bald durch die Policey, der ich den 2" Vorfall angezeigt hatte, daß die Verwundung ohne alle Gefahr sey, die Badeknechte die ihm das häufig rinnende Blut abgewischt hatten, waren davon allzusehr erschreckt worden und hatten die Nachricht in der Stadt von gefahrlichen Kopfwunden verbreitet, ich glaube ihnen jezt als Freunden und Bekannten die Veranlassung dieser Geschichte erzählen zu müssen, ich darf voraussetzen, daß die, welche meine Gesundheit mehrmals getrunken haben, an der Gesundheit und Dauer meiner Ehre einigen Antheil nehmen und sonach werden auch die, welche ich in dieser Angelegenheit um ihren Rath angesprochen habe, sich die kleine Langeweile der Wiederholung gern gefallen lassen; meine Geschichte als einzelner Fall betrachtet ist kaum der Rede werth, aber in so fern sie aus Grundsätzen hervorgegangen | diesen eine 3' neue Lebendigkeit giebt, so meine ich die Zeit und Mühe nicht vergebens angewendet, das Geschick was mir im Vaterlande eine ausgebreitetere Wirksamkeit versagt, hat mich wenigstens gewürdigt, einem zerstörenden Strome, dem Andränge der Juden, die ihrem Glauben nach noch ohne ein Vaterland sind, wie ein Damm entgegenzutreten und dieses sey dann die schönste Bestimmung meines Lebens, die ich damals als ich aus bewustloser Eingebung die Verbannung der Juden aus unsrer Mitte vorschlug, so wenig begriff, daß mir die allgemeine Stimme der Gesellschaft, welche auch die getauften Juden verbandte, im Anfange tadels werth erschien, ich hatte nur den Scherz im Sinne, sie durch den kleinen Aerger ihrer neugierigen Natur für den Aerger zu bestrafen, den sie mir so oft durch ihre Prellereien gemacht hatten. Erst die Bemerkungen des H: G. Beuth machten mich auf die nahen ernsten Verhältnisse aufmerksam, ich sah jezt | in den übrigen Staaten 3" umher, wo die Einbürgerung der Juden versucht worden, und gelangte zu so schaudervollen Resultaten, daß mir endlich der Scherz darüber verging. Doch ich wende mich, ehe ich hierüber etwas sage zu meiner eignen Judengeschichte.
Wenn manche aus Gutmüthigkeit zu weilen meinen, daß den Juden, 100 in so fern man ihnen nur gleiches geselliges Verhältniß gestatte, schon geholfen sey, die mögen dem Anfange meiner Geschichte aufmerksam zuhören. Mad Levi und ihre Schwester besuchten einige Tage vor einer musikalischen Aufführung bey der ersteren mein Hauß, meine 163
Nr. 25
Frau wurde wiederholt eingeladen dort zu erscheinen und weil ich gerade auch bey einer dieser Einladungen gegenwärtig war, so wurde ich von der Ueberbringerin miteingeladen, wozu sie eigentlich keinen Auftrag hatte, weil sich wegen meines langen Ausbleiben aus ihrem Hause eine Art Empfindlichkeit gegen mich in Mad Levi gesammelt 4' hatte, ich hatte keine gegen sie und | da m e i n e Frau krank wurde glaubte ich es der Höflichkeit ihres ersten Besuches in meiner neueingerichteten Wirtschaft schuldig, diese Einladung zu erfüllen und mich aus m e i n e m Garten, von m e i n e n Büchern und meiner Frau los zu reissen, und eine Höflichkeit zu vollbringen. Was Mad: Levi über meine Anwesenheit gedacht hat wird ihr Brief an Ort und Stelle aussagen, gewiß ist es aber, daß unter d e m andern Judenvolke die lächerliche Idee sich bildete, worauf nie ein Christ g e k o m m e n wäre, daß m e i n Besuch, meine Anwesenheit bey einer Frau, die mein Haus besucht u n d m e i n e Frau zu sich einladet, eine Beleidigung f ü r dieselbe seyn könne. Aus dieser E r f a h r u n g m a c h e ich die dringende Warnung jedem, der seine Zeit und L a u n e sich nicht durch ähnliche Vorfälle, wie die, welche mir daraus entstanden, will verderben lassen, sich in keinem Falle sich weder durch die wohlthätige, gutmüdthige, noch durch die literarische witzige Aussenseite der geselligen Judenschaft täuschen zu lassen, nur der christliche Glaube und zwar nach vielen Jahren erst k a n n die innerliche und ursprüngliche Verkehrtheit dieses 4V Volkes bezwingen, was kein geselliger | Verkehr imstande ist. Dieses Judengeklatsch hatte einen jungen Neffen der Mad: Levy, einen hypochondrischen Herren Moritz Itzig ergriffen, ich kannte ihn nicht und war d a r u m über folgenden Brief, den ich ein Paar Tage darauf von i h m erhielt u m so m e h r überrascht. Jezt m u ß ich m i r sogar noch die M ü h e geben, das Geschmiere des J u d e n j u n g e n hier abzuschreiben, o Vaterland was kannst du m i r f ü r Entschädigung gegen diese Aufopferung geben? Mein Herr!
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Sie haben, i n d e m Sie kürzlich die musikalische Gesellschaft bey einer 135 D a m e , der anzugehören ich mich r ü h m e n darf — so unerwartet m i t Ihrer Gegenwart beehrten, jener höchst achtungswerthen Frau eine Beleidigung zugefügt deren ganzer U m f a n g Ihnen, nach der früheren, zwischen n a h m h a f t e n Personen vorgefallnen Unterhandlung, durch5' aus klar bewust seyn m u ß | Die Pflicht, sie hiermit ernstlich zur Sühne 140 des meiner Tante angethanen Unrechts aufzufordern, ist m i r eben so heilig wie das Versprechen, daß jede innere u n d äussere Spur unsrer 164
(Rede zum Itzig-Skandal)
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Verhandlung, augenblicklich vertilgt seyn soll, sobald Sie der Beleidigten eine g e n u g t h u e n d e E r k l ä r u n g w e r d e n gegeben h a b e n . I m Vertrauen, daß sie m e i n e m , auf R e c h t u n d Billigkeit g e g r ü n d e t e n Verlangen, — an d e m weder die Sucht e i n e n Ritterstreich zu spielen, noch gewisse widrige E m p f i n d u n g e n , deren sie m i c h wohl bezeihen k ö n n t e n , den geringsten Antheil h a b e n , G e h ö r geben w e r d e n , erspare ich m i r die Versicherung, daß ich so w e n i g den u n r i t t e r l i c h e n W a f f e n , m i t d e n e n Sie bisher gegen m e i n e Glaubensgenossen so eifrig g e k ä m p f t h a b e n , begegnen, wie ich d e m M a n n e , eine A n t w o r t verweigern werde, w e n n es I h n e n etwa gefallen möchte, als solcher m i t m i r zu r e d e n Berlin den 27 M a y 1811 Moritz Itzig M o n b j o u Platz n i l . N a c h d e m ich den Brief e m p f a n g e n eilte ich i m Augenblicke zu M a d Levy, u m m i c h bey ihr zu e r k u n d i g e n , was sie f ü r e i n e n w a h n w i t z i g e n N e f f e n habe, ich f a n d sie aber | n i c h t zu hause, vielleicht h ä t t e dieser 5" Besuch die ganze Geschichte beendigt, es sollte aber n i c h t seyn, d a n n es lag e i n e h ö h e r e B e s t i m m u n g in derselben. Ich glaubte es inzwischen m e i n e P f l i c h t d e m j u n g e n M a n n , d e m die m e i s t e n gar k e i n e A n w o r t gegeben h ä t t e n , u n g e a c h t e t m i r sein Brief völlig unverständlich schien, in so f e r n doch der a n g e g e b n e G r u n d , die A n h ä n g l i c h k e i t an seine T a n t e bey aller W a h n w i t z i g k e i t des Vortrage A c h t u n g verdiente, eine A n t w o r t geben zu müssen, die ihn b e r u h i g t e u n d die Sache beylegte. Ich schrieb i h m :
I h r e n Brief h a b e ich erhalten, aber n u r e i n e n T h e i l davon verstanden, i m G a n z e n scheint er überflüssig. Ich k e n n e Sie nicht, daß M a d a m e Levi m i c h eingeladen hat, bedarf bey I h n e n keiner R e c h t f e r t i gung, sollte irgend ein Mißverständnis obwalten, so wird sich das ge170 legentlich erklären, ich schliesse den Briefwechsel m i t I h n e n , i n d e m ich I h n e n i m Vertrauen eröffne, daß ich n u r d a r u m zuweilen I h r e r Glaubensgenossen gespottet habe, weil sie m i c h betrogen h a b e n u n d weil ich lange g e n u g in i h r e n Klauen steckte, aus d e n e n m i c h alle ritterliche M a n n h e i t nicht f r e y g e m a c h t hätte, selbst w e n n ich m i c h 175 m i t e i n e m grossen E h r e n k a m p f e h a t t e lächerlich m a c h e n wollen. Ich h a b e | weder m i t I h n e n , noch m i t Mad: Levi dergleichen G e s c h ä f t e 6r g e m a c h t , v i e l m e h r d a n k e ich der letzteren m a n c h e gesellige F r e u n d schaft. m . h . L u d . A c h i m von A r n i m 180 Ich gebe m i c h d e m Tadel preis, daß m e i n e H ö f l i c h k e i t gegen einen J u d e n n i c h t a n g e w e n d e t war, ich h ä t t e vorauswissen k ö n n e n , daß die 165
Nr. 25
E h r e einer A n t w o r t den J u d e n noch m e h r a u f b l ä h n wurde, ich wüste es a b e r n i c h t u n d w a r n i c h t w e n i g e r z ü r n t , als m i c h e i n e s M o r g e n s folgender Brief aus d e m Schlafe weckte M i t k a h l e n z u m T h e i l ganz u n p a s s e n d e n W o r t e n , die Sie m e i n e n
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r u h i g e n G r ü n d e n e n t g e g e n s e t z e n , ist's n i c h t g e t h a n . I c h v e r l a n g e n u n eine persönliche Z u s a m m e n k u n f t , e t w a auf d e m M u s e o zu einer Stund e , d i e sie s e l b s t b e s t i m m e n m ö g e n , u m d i e S a c h e g a n z k a l t u n d a u s f r e y e r B r u s t z u b e s p r e c h e n . K ö n n e n sie m i c h d a n n ü b e r f ü h r e n , d a ß i c h I h n e n u n r e c h t g e t h a n , so s o l l e n sie m i c h h ö c h s t b e r e i t w i l l i g
finden,
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I h n e n jede m ö g l i c h e G e n u g t h u u n g zu geben. J e n e U n t e r r e d u n g m ü s s e n sie m i r g e w ä h r e n , w e n n i c h n i c h t g l a u b e n soll, d a ß F e i g h e i t , d i e es n i c h t bis zur letzten E n t s c h e i d u n g k o m m e n lassen will, die T r i e b f e d e r 6" i h r e s V e r f a h r e n s g e g e n m i c h ist u n d d a Sie | es s c h e u e n , s i c h v o r d e n A u g e n d e s P u b l i k u m s l ä c h e r l i c h z u m a c h e n , w e r d e n sie s i c h e r n o c h
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weniger gern verächtlich erscheinen wollen. Ich erwarte deshalb Ihre baldige b e s t i m m t e Antwort. Moritz Itzig A m 28 sten M a y Abends. D e r Z o r n ü b e r n a h m m i c h , d e r M e n s c h d e r m i r so s c h r i e b w a r m i r u n b e k a n n t , d a ß es e i n J u d e sey s t e l l t e s i c h m e i n e r P h a n t a s i e n i c h t so 200 l e b h a f t dar, doch w ü s t e ich, was ich m e i n e n Verhältnissen schuldig w a r u n d antwortete i h m deswegen: M e i n e r s t e r B r i e f w a r z u s c h o n e n d g e g e n Sie. I c h g e h e n o c h h e u t e z u G r a f C h a z o t , zu m e i n e m V e t t e r d e m M a j o r A r n i m u n d
einigen
a n d e r n M ä n n e r n v o n E h r e u n d E i n s i c h t , o b sie es n i c h t m e i n e r F a - 205 m i l i e f ü r s c h i m p f l i c h h a l t e n , w e n n i c h m i c h m i t e i n e m J u d e n schiesse. D i e A n t w o r t e n dieser H e r r e n w e r d e ich I h n e n m i t t h e i l e n . A. A r n i m Zugleicher Zeit sendete ich folgendes Billet an M a d L e w y . E i n B r i e f v o n e i n e m m i r u n b e k a n n t e n H . M o r i t z I t z i g , d e r s i c h als 210 E w W o h l g b n V e r w a n d t e r a n g i e b t u n d sich ü b e r m e i n e A n w e s e n h e i t i n Τ I h r e m H a u s e | b e y d e r A u f f ü h r u n g d e s A l e x a n d e r f e s t e s als e i n e I h n e n zugefügte Beleidigung beschwert, hat mich nach vielem H e r u m r a t h e n auf die V e r m u t h u n g gebracht, daß vielleicht Mamsell Blank ohne I h r W i s s e n m e i n e F r a u u n d m i c h e i n g e l a d e n h a t , a b e r s e l b s t i n d i e s e m 215 Falle w ü r d e doch ein Gegenbesuch von mir, f ü r den von E w Wohlgeb, i n m e i n e m H a u s e a b g e s t a t t e t e n , n i c h t als B e l e i d i g u n g v o n I h n e n a u f g e n o m m e n w e r d e n k ö n n e n u n d S i e w e r d e n es n a t ü r l i c h f i n d e n , d a ß i c h m i c h also a u c h n i c h t e n t s c h u l d i g e n k a n n , d o c h m ö c h t e i c h e i n e E r k l ä r u n g ü b e r d i e s e n V o r f a l l m i r e r b i t t e n . E w W o h l g e b o r e n e r g e b e n s t e r 220
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L u d w i g Achim von Arnim Die Antwort der Mad: Levy, wenn sie auch einige Empfindlichkeit gegen mich blicken last, desavouierte doch die von i h r e m Neffen an mich erlassenen Schriften, sie folgt hier Mit grossem Befremden ersehe ich aus E w Hochwohlgeboren so eben erhaltenen Zeilen, daß H. M. Itzig m e i n Neffe über die m i r unerwartete Erscheinung Ihres Besuches, der m i r ehemals i m m e r sehr erfreulich gewesen ist, sich gegen Ew. Hochwohlgeboren beschwert hat. Dieses mir völlig unbewuste Verfahren meines Neffen, mißbillige | ich sehr u n d werde es i h m nicht verhehlen wie leid es m i r ist, daß er τ sich in eine Angelegenheit gemischt hat, die, wenn sie hätte sollen erörtert werden, viel einfacher zwischen Ihrer Frau Gemahlin, die m i r zu weilen die E h r e ihres Besuches gönnt, u n d m i r hätte besprochen werden können. D a ß ich da Ew Hochwohlgeboren m e i n H a u ß seit Jahren schon nicht besucht haben und m e h r e r e G r ü n d e mich glauben machten, daß eine Einladung von m i r eher einer Zudringlichkeit ähnlich gesehen hätte, als I h n e n willkommen zu seyn: so war Msell Blanck freilich n u r beauftragt Ihrer Frau Gemahlin vorzuschlagen, der A u f f ü h r u n g der Musick beyzuwohnen, welches ich u m so thunlicher fand, da Ihre F r a u Gemahlin bisher i m m e r ohne von I h n e n begleitet zu seyn, mich besucht hat und ich bey m e i n e m neulichen Besuch bey derselben auch n u r ihrer m e h r m a l i g e n Aufforderung gefolgt war. Ew Hochwohlg, ergebenste
29 May 11. Levi geb Itzig 245 Als ich diese Antwort erhalten legte ich sie so wie die übrigen Briefe m i t einer Anfrage begleitet vielen M ä n n e r n von anerkannter Ehre u n d Einsicht vor, m e i n e Anfrage Schloß | sich m i t den Worten 8r Ich fordre sie auf meine Herren, weil der Fall eines Duells zwischen einem landsässigem E d e l m a n n e u n d einem Juden sich noch nicht er250 eignet hat, mir I h r e n R a t h zu ertheilen als M a n n e r von E h r e und als Freunde meiner Ehre, ob ich den Itzig ausfordern soll oder seine Ausforrderung, in so fern er sie an mich ergehen läst, a n n e h m e n kann, so wie ich dann auch so frey seyn werde, m i r in diesen Fällen zur Unterhandlung einen von I h n e n zu erbitten. Die Meinungen des H. Gra255 fen von Chasot, Major von Arnim, ν Barnekow, ν Bardeleben, ν Mollendorf, ν Röder, von H e d e m a n n fielen n u n dahin aus, daß d e m Juden keine andre G e n u g t h u u n g als durch körperliche Züchtigung zukomme, welches auch m e i n e innerste Ueberzeugung ist, wollen sie auf der einen Seite den Vortheil des höheren Zinsfusses haben, so m u ß ihre 167
Nr. 25
8" E h r e auf der andern Seite so viel niedriger stehen.| Weil ich durch einen Abgeordneten der Mad Levy durch H Staatsrath U h d e n inzwischen v e r n o m m e n hatte, daß der junge M a n n hypochondrisch sey, die Familie schon oft in grosse Noth gesetzt habe m i t seinen L a u n e n sich selbst in Erregung versetzte und auch kürzlich deswegen auf eine grosse Fußreise nach Paris ausgesendet so ich i h m diese Kränkungen seiner Judenehre durch m a n c h e n gemilderten Ausdruck in den Antworten der befragten Herren und durch einen Brief zu vergüten, der i h m in m a n c h e r Hinsicht recht nützlich seyn, auch den G r u n d zu seiner Bekehrung hätte legen können. Er folgt hier in Abschrift: Die Frechheit Ihres zweiten Briefs, der mich Morgens einem angen e h m e n Traume weckte und mein Blut bewegte, erweckte in m i r eine Lust, Sie ernstlich d a f ü r zu bestrafen, doch f ü h l t e ich zugleich das Unmögliche dies ohne Verletzung aller meiner Verhältnisse auszuführen. Ich fragte deswegen m e h r e r e meiner bewährtesten und geachtet sten Bekannten u m Rath, ich forderte sie bey ihrer Ehre und als Freunde meiner Ehre auf, ob ich sie ausfordern dürfe oder eine Ausforderung von Ihnen a n n e h m e n könnte, jezt, wo m e i n Zorn m i r vergessen ist, wo ich ihrer braven Verwandten gedenke und Ihrer Jugend, die nichts erlebt hat u n d sich gern bedeutend m a c h e n möchte, die aber noch jede Besserung und Entwickelung möglich macht, jezt t h u t es 9' mir aufrichtig | leid, daß ich I h n e n die Beschämung nicht ersparen kann, die sie bey den Antworten dieser M ä n n e r von anerkannter E h r e e m p f i n d e n müssen, mögte Sie I h n e n f ü r ihr künftiges Leben belehrend seyn, ja ich mögte Sie damit trösten können, daß es selbst unter den klugen Leuten wenige giebt, die nicht einmal in ihrer Jugend auch einen d u m m e n Streich machten. Sie werden selbst in der sonderbaren Lage ihrer Glaubensgenossen manches Entschuldigende finden, von denen sehr viele auf den Gedanken k o m m e n , indem sie ihr ganzes Augenmerk n u r auf das gesellige Verkehr richten, das Uebergewicht der Christen sey n u r eine Anmassung und könne m i t gleicher Anmassung aufgewogen werden. So habe ich viele ihrer Glaubensgenossen in unsrer Zeit in der ekelhaftesten Leerheit und D u m m h e i t untergehen sehen, die ursprünglich nicht ohne Charakter und Talent waren und sich m a n c h e r Kenntnisse r ü h m e n konnten. Solche Leute sah ich m i t einem Eifer Rapiere tragen, Fechtböden belaufen, als wollten sie der Welt mit einer Winkelquart den Krieg ankündigen, hatten sie n u n aber gar einen Zweykampf bestanden, da langeweilten sie die ganze Menschheit m i t der Darstellung ihrer stillen W ü r d e u n d ihrer 168
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(Rede zum Itzig-Skandal)
lauten Pralerei und jedermann fühlte, daß das, was an andern Men300 sehen eine ungewünschte, aber unvermeidliche Anforderung der Ehre, in ihnen zur nichtigsten Eitelkeit herabgesunken sey. W ä h r e n d solche verunglückte Praler in den übrigen Kreisen schon ganz vergessen waren m a c h t e n sie sich bey den I h r e n besonders wichtig und verführten die, welche auf einem | bessern ernsten Wege der Bildung gingen zu 9" 305 gleicher Thorheit. Meine Beobachtung Ihres Volkes ist nicht etwa von heute oder gestern, es gab eine Zeit wo m a n fürchten muste, die Deutschen mögten durch die Gewalt ungeheurer Ereignisse gleich Ihr e m Volke zerstreut und unterdrückt werden und schon fand sich unter ihnen wie unter den Ihren eine Art hypochondrischer Besorglichkeit, 310 besonders in der Fremde, als Hessen ihnen die Leute ihre Unterdrükk u n g fühlen, den Scherz bezogen sie wie eine ernste Beleidigung auf sich u n d so konnte m a n gar m a n c h e n unter Franzosen sehen, dem ein Paar Stunden U n t e r h a l t u n g tagelangen K u m m e r machten, oder der auf die befremdenste Weise in Beleidigungen ausbrach, die n i e m a n d 315 verdient hatte. Dasselbe werden Sie unter I h r e n Glaubensgenossen entdecken, kein Christ hätte es als eine Beleidigung seines Glaubens und seines Volkes betrachtet, w e n n eine jüdische Tischgesellschaft alle Christen von sich ausgeschlossen hätte. D e r entgegengesetzte Fall in einer Gesellschaft, die ich stiftete, hat alle jüdischen Schriftsteller ge320 gen uns in Bewegung gesetzt. Es bleib kein niederträchtiges Mittel unversucht uns d e m Staate verdächtig zu machen. Ich weiß nicht, ob Sie auf dem letzteren Wege des hypochondrischen Aufsichbeziehens, oder auf jenem der Anmassung zu der Gesinnung reiften, welche Ihnen die beyden Briefe an mich eingab, aber sie müssen sich p r ü f e n 325 und nicht eher in sich r u h e n bis sie diese Gesinnung verbannt haben. Sie müssen menschliche und historische Verhältnisse ernstlich zu erkennen suchen, müssen nicht eher r u h e n bis Sie das ganz Verhältnislose erkennen, zwischen Ihnen, einem jungen u n b e s t i m m t e n Neulinge in der Welt und mir, der beynah doppelt so alt wie Sie verheirathet, 330 durch ernste Schicksale hindurch getrieben, selbst unabhängig von dem Verhältnisse zum Staate durch die Geburt stattfindet. Sie haben noch viel Zeit vor sich, wenn eingewurzelte Sie jezt der Welt verschliest, nur dem, der sich nach Wahrheit ernstlich m ü h t wird das Leben lieb und so lange Sie noch m i t sich und m i t der Welt in 335 Zwietracht stehen, da können Sie sicher seyn, daß I h n e n Frömmigkeit fehlt, die in allen verschiednen Glaubensbekenntnissen diesselbe, die falsche Anmassung der eignen Natur einem höheren Gesetze unter169
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werfen soll. — Diese wohlmeinende L e h r e habe ich I h n e n statt der schimpflichen Bestrafung geben wollen, die jene Herren in der Beylage I h n e n nothwendig glaubten, sie werden diese Schonung anerken- 340 nen und mich durchaus m i t dieser Geschichte, die uns keine Ehrensache werden kann, weder in Briefen noch auf irgend eine Art weiter belästigen was indes Ihre Tante m i r in I h r e m N a m e n sagen wollte, werde ich a n n e h m e n Lud: Achim ν Arnim 345 10' Seit diesem Briefe, also beynahe seit zwey Monaten hörte ich nichts von der Geschichte als Gerüchte, nach einigen war der Jude sehr zornig, nach andern beruhigt, ich war zu a n g e n e h m beschäftigt u m viel an ihn denken zu können, ihn einmal zu sehen war ich neugierig und der Zufall gabs, daß ich einen andren Juden, den ich m e h r m a l s be- 350 gegnete, f ü r ihn n a h m , so daß m i r keine A h n d u n g in der Ueberraschung seines Ueberfalls, den ich n u n erzählen werde kam, dies sey der Moritz Itzig langweiligen Briefandenkens. Ich hatte am löten nach vielen Geschäftsgängen, durch den einen hatte ich mich m i t drei hundert T h a l e r n beladen, in d e m Badezimmer bey einer Zeitung nieder- 355 gelassen, die viel von der Bequemlichkeit alter Schnürbrüste zu erzählen wüste als plötzlich ein m i r unbekannter Mensch ins Z i m m e r trat und ehe ich noch vom Zeitungsblatte aufgeschaut m i t erhobnen Stocke vor mir stand und m i t sehr wahnsinniger verwirrter bebender Stimme und verdrehten Augen rief: Erbärmlicher Mensch ich m u ß sie strafen. 360 Eine glückliche F ü g u n g wollte, daß ich m e i n e n Stock nicht, wie ich sonst gewöhnt war, m i r zur Seite hingestellt sondern in der H a n d 10" behalten hatte mit welchem ich aus einem ] gewissen mechanischen Triebe seinen Hieb ausparirte, dann sprang ich auf hieb nach i h m und traf da er sich bückte einen Theil des Hinterkopfes, er taumelte und 365 ich drückte ihn ohne Anstrengung in den Winkel und versetzte ihn in Unthätigkeit, als die Badeknechte, die B a d e m a m a und der Badepapa herbey eilten, den ich ihn als einen Wahnsinnigen überließ u n d hinaus ging. Jezt rief er mir zu Kennen Sie mich nicht, ich bin Moritz Itzig? — Ich sah ihn m i r m i t grosser Verwunderung an u n d w e n n i h m nicht das 370 Blut aus der Nase u n d am Nacken herabgeflossen wäre, welches m e i n Mitleid erweckte, so hätte ich i h m wohl noch einige Schläge auf seine trotzigen Worte: Sie haben nicht als E d e l m a n n gegen mich gehandelt, antworten mögen, so aber sagte ich i h m blos: Er hätte als ein echter Jude gehandelt u n d es t h ä t e mir doch leid, daß ich ihn so zerschlagen, 375 und so ging ich mit H. Bury, welcher dazugekommen, und i h m rieth 170
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sich verbinden zu lassen, hinaus um nicht weiter anzuhören, was die getäuschte Rachsucht seinem frechen Judenmaule noch etwa entlokken möchte, ihn zu arretieren fiel mir | nicht ein, weil ich glaubte er habe an den erhaltenen Quetschungen schon genug Strafe; der Jude hatte in seinem ganzen Wesen so wenig menschliche Beziehung zu mir, daß mir in der Seele durchaus kein andres Gefühl blieb als da ich vor ein Paar Monaten beym Eintrit in ein Zimmer von einem Hunde angefallen wurde, mir war der Hund widerlich aber es freute mich, daß ihn die Eigenthümer lieb hatten, daß er doch nicht allen Leuten so widerlich sey. Ich keim noch in grosser Verwunderung über dies meinem Leben fremdartige Ereigniß zum Major von Möllendorf, wo ich Corps von Horn, H. von Unruh und einige andre Herren traf, ich fragte, was zu thun sey, nachdem ich die Geschichte erzählt und wie leicht sie bey der Abwesenheit aller Zeugen, auch anders könnte erzählt werden, ob ein Duell thunlich sey, alle versicherten mir aber einstimmig, daß ich durchaus den betretenen Weg consequent fortgehen und diesen Angrif der Policey anzeigen müsse ich hörte aus ihrem Munde meine Ueberzeugung. Dies erfüllte ich sogleich, ich eilte zum Präsidenten der Policey H. v. Schlechtendal um Sicherung gegen etwaige weitere Angriffe des hypochondrischen Juden zu verlangen, die Bestrafung verbat ich, weil der Mensch durch seinen Gemüthszustand und durch den schlechten Erfolg seiner Waffen schon genug gestraft sey, diesselbe Meinung glaube ich auch dem Kön. Kammergerichte deutlich zu machen, bey dem jezt die Entscheidung dieses Falles schwebt.
Der hypochondrische Jude soll behaupten, er habe mir doch einen Schlag beygebracht, ich sage er lügt, weil ichs nicht weiß, zum Zeugen kann ich nur meinen Stock anführen, auch würde ich es für kein 405 besondres Unglück halten, bey allen Mandaten der Policey, da der Mensch frey herumläuft, sehe ich nicht ein, warum er nicht seinen Anfall ein andermal klüger einrichten und mich im Dunkeln oder an Strassenecken so überfallen könnte, daß mir alles Wiederschlagen verginge; er soll sich damit entschuldigt haben, die Hitze hätte ihn bey 410 meinem Anblick übernommen, diese hypochondrische Hitze kann ihm in diesem heissen Sommer zehnfach wiederkommen, ich habe Hypochondristen gekannt, die mir versicherten, ihr Hauptleiden sey, daß sie zuweilen Lust bekämen allen Leuten ohne Unterschied Ohrfeigen zu geben. Es bedurfte keiner Schläge, auch sind gedrohte Schläge so 415 schlimm wie empfangene seine ersten Briefe waren beleidigend ge171
Nr. 25 nug, wenn ich geglaubt hätte gegen eine Juden ein Ehrenverhältniß zu haben, was aber Schläge überhaupt betrifft, so mögen sich die, welche nie aus einem engen Lebenskreise heraustraten, darunter etwas sehr Entferntes denken, also etwas, daß einem Menschen ohne seine Schuld nicht begegnen könne, wer aber je in einem brennenden Hause war, und das flüchtige Volk in den Gängen zur Arbeit trieb, der wird wissen, daß es auf einige P ü f f e dabey nicht a n k o m m e n darf, wer zwischen 13' Studenten und und Handwerksburschen, oder | zwischen Bauern und Soldaten auf Kirven gesessen, weiß daß die Stuhlbeine oft so unerwartet wie Schlossen vom H i m m e l regnen, wer in einem Pariser Parterre bey einem Streit über Schauspielerinnen oder wer bey einer englischen Parlamentswahl gewesen kann Prügel b e k o m m e n und weiß nicht einmal w a r u m oder von wem, wer aber von betrunkenen Russen oder plündernden Franzosen zerschlagen worden ist gewiß nicht feige davongegangen sondern hat sich des Seinen u n d seiner Nebenmensehen angenommen; ohne daß mich einer dieser Fälle eigentlich betroffen, k a n n ich es doch n u r als einen Zufall nennen, daß ich davon frey geblieben und weil ich wirklich erlebt habe, daß nicht die Furcht vor Gefahr sondern die Furcht den Schimpf von Schlägen auf sich zu laden, brave M ä n n e r vom Beystande armer Bedrängten abgehalten hat, so m u ß jeder Wohlgesinnte der M e i n u n g entgegentreten, als ob der Ruf eines Menschen durch solche Schläge vernichtet werden könnte, ja was noch mehr, wenn unsres H e r r n Jesus Christus E h r e durch die vielen Schläge, die er von den Juden b e k o m m e n hat, erhöht wurde wie m u ß ich es bedauern, der ich seinen N a m e n trage, daß m i r keine Schläge zutheil geworden sind Aber ist nicht die Meinung, welche Juden bisher keine Ehrenverhältnisse gestattete, weil sie in allen Landen ein blos geduldeter, kein freyer mitregierender Völkerstamm waren und bey uns noch sind vielleicht ebenfalls zum Vorurtheil geworden? Sind ihnen nicht m a n c h e Rechte eingeräumt z.B. Güterbesitz. Eben d a r u m m u ß der Christ strenger als je gegen sie auf der Wacht seyn, ja das Wesentliche des Grundsatzes ist in keiner Zeit so in die Augen springend, als eben jezt, wo einzelne derselben unter Christen das Aeussere derselben n a c h z u a h m e n suchen, innerlich aber die Verächter unseres Glaubens, unsrer Sitten u n d unsrer Anhänglichkeit an ein bestimmtes Vaterland bleiben, wo viele m i t den Reichthümern, die 13" sie der Noth der Länder erwucherten auf mannigfaltige | Art über Christen zu herrschen vermögen, wogegen endlich n u r die laute Verachtung etwas vermag, würden ihnen aber Ehrenverhältnisse erlaubt, 172
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(Rede zum Itzig-Skandal) 455 so ist es k e i n e m Zweifel bey der i n n e r e n Nationalität des Volkes, w ä h r e n d die grössere Z a h l nach alter Art übervortheilte u n d dieser E h r e n sache lachte, w ü r d e n einige, die sie als Fechter so wie sonst die D e n k e r in i h r e n Bureaus angestellt h ä t t e n , diese Schändlichkeiten ihres Volkes noch durch eine gesellige M ö r d e r e y in Schutz n e h m e n . W e n n alle 460 J u d e n erklären, daß sie ihre E h r e n s a c h e n m i t den W a f f e n a u s m a c h e n wollen, so glaube ich k ö n n e n wir Christen d a m i t sehr zufrieden seyn, es w ü r d e sich d a n n m a n c h e r u n e h r l i c h e G e w i n n z u r ü c k e r k ä m p f e n lassen, bis d a h i n k a n n aber auch d e m besseren Einzelnen k e i n e Ausnahm e g e g ö n n t w e r d e n , viel w e n i g e r e i n e m hypochondrischen M a n n e , 465 von d e m m a n n i c h t eigentlich sagen kann, ob m a n es m i t i h m oder m i t seiner Milz u n d L e b e r zu zu t h u n hat. D a ß m i r gerade in d e m heitersten genußreichsten S o m m e r m e i n e s L e b e n s vom Geschicke aufg e t r a g e n wurde, diesen Grundsatz d u r c h z u f ü h r e n brachte in m i r eine Art t o d t e n W i d e r w i l l e n gegen alle Ereignisse dieses L e b e n s hervor, aus 470 d e m ich nicht eher f r o h w u r d e , bis m i r in der E i n s a m k e i t a m Todestage der v e r e h r t e n Königin ein G e d a n k e wie der L i c h t s t r a h l einer Sonne, die erst jezt a m H i m m e l sichtbar geworden, m i r n a h t e , diese E k e l h a f t i g k e i t e n des Lebens, welche aller A r t e n durch J u d e n ausgeb r ü t e t worden, liessen sich d u r c h i h r e B e k e h r u n g wieder vernichten. 475 Es h a t schon seit f r ü h e r e n Zeiten m a n c h e s B e m ü h e n der Art gegeben, d e m wir unsre A c h t u n g n i c h t versagen k ö n n e n , doch h a t t e keines e i n e deutliche Einsicht in die Nationalität der christlichen Völker, u n d wie e b e n diese Nationalität d u r c h | diese F r e m d l i n g e , die in widerspre- 14' c h e n d e r Religion, Gesetzen u n d Sinnesart i n d e m sie sich d e m gesell480 schaftlichen L e b e n a n z u e i g n e n scheinen, u n t e r g r a b e n wird. Ich m u ß hierzu aus e i n e m f r ü h e r e n Aufsaze von m i r e n t l e h n e n . E i n h e i t des Volkssinnes m u ß n o t h w e n d i g in E i n h e i t des G l a u b e n s sich äussern, es b r i n g t i h n ohne Z w a n g hervor, i n d e m keiner allein selig w e r d e n will, sondern sein ganzes Volk d u r c h seine Liebe, durch seine Treue, durch 485 sein W o r t h ö h e r e r E i n g e b u n g , d u r c h A u f o p f e r u n g seiner eigenen R u h e u n d seines Behagens ü b e r z e u g e n m ö c h t e von d e m , was es glaub e n m u ß , das ist die G e s i n n u n g der M a r t i r e r f ü r das C h r i s t e n t h u m gewesen, n u r bey den schlechteren u n t e r i h n e n , w a r es eine Sterbelust, bey d e n Edelsten w a r der f r e u d i g e Tod n u r das Zeugniß, was sie f r o h 490 in sich e m p f i n g e n , daß ihr Streben n i c h t leer u n d eitel, daß sie etwas gewollt u n d etwas gesollt, daß auch i h r e M ü h e u n d ihr L e i d e n n i c h t u m s o n s t f ü r das H e i l ihrer Seele gewesen. Das ist aber das Ausgezeichn e t e des C h r i s t e n t h u m s vor allen Religionen, daß es zwar | zunächst ein 14" 173
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Streben erweckt sich dem eignen Volke zu verkünden, wenn aber dies vollendet, die ganze Welt seinem Volke durch Gleichheit des Glaubens 495 verbinden möchte. Daher das herrliche Missionswerk in allen frisch aufblühenden christlichen Kirchen, wie viel haben in dieser Gesinnung die wenigen Herrenhuther geleistet. Darum ist es sowohl ein Zeichen des Verfalls von Volksinn wie von Glauben, wenn die Völker sich mit Leichtsinn Juden Türken und Heiden einbürgern lassen, dar- 500 um muste in Spanien so viel Volkssinn seyn trotz aller andern Schlechtigkeit innerer Verfassung, sie hatten einen Glauben, so konnte selbst das spanische Amerika, trotz aller Leichtigkeit des Unternehmens, sich in der jeztigen Krise, nicht vom ehrwürdigen Mutterland trennen, denn es hatte einen Glauben mit ihm und selbst der eingeborne Sklave 505 im Bergwerk war durch den Glauben seinem Herren gleich; eine 15' Theentaxe riß dies englische Nordamerika | vom Stammlande fort, ja die frommen von der eignen Regierung verfolgten englischen Missionarien könnten wohl mit Recht zur Regierung sagen: Eure Herrschaft in Ostindien kann ein unglücklicher Tag vernichten daß auch keine 510 Spur eures Daseyns bleibt, denn ihr habt weder den Glauben des Landes angenommen, noch den euren dort gepredigt, die kommende Welt wird meinen, daß ihr gar keinen Glauben hättet, wo die Portugiesen waren findet sich noch jezt ihr Glaube und ihre Sprache, eben so auf Zeiten der Protestanten Glaube der Holländer, ihr aber wollt 515 nicht regieren sondern nur handeln, ihr wollt nur bilden, was sich verkaufen läst, darum ist das Geld eurer Herrschaft und eures Ruhmes Grenze. — Sollen wir nicht dasselbe und noch viel mehr von der Herrschaft der europäischen Staaten über die Juden sagen, die Erfahrung 15" hat gezeigt, daß sie in Kriegen mit überraschender Leichtigkeit | zu 520 jedem Sieger übergingen, oder auch wo Vortheil durch Noth zu hoffen, überall wurden sie als Spione gebraucht, oft von beyden Theilen, deswegen verbannte sie Hofer während der Insurrection aus Tirol, er hatte kein Geld sie zu bezahlen. Vergebens hat Frankreich sie sich durch Einbürgerung anzueignen gesucht, aber da sie durch einen ganz 525 verschiednen Volkssinn oder auch Glaubenssinn unter sich verbunden fühlt sich dann erst der unauflösliche Unterschied. Frankreich, das sich mit Kraft aus solchen vergeblichen Versuchen regenerierte, sah bald in ihren Güterkaufssozietäten, während doch keiner den Ackerbau trieb, in ihren Räuberbanden, wo der Handel nicht mehr gehen wollte die 530 Vernichtung des besten Theils seiner Einwohner, die neuerworbenen Rechte brauchten sie meist nur um alle Gerechtigkeitspflege zu un174
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tergraben da wurden Zwangsgesetze nöthig sie zum Ackerbau zu zwingen, die betrügerische Verbindung mit Notarien machte eine neue Rechtsform für die Schuldscheine der Juden nothwendig, die Regimenter, um dem | gleichen guten Sinn nicht zu schaden, verwarfen 16' unter den kleinsten Vorwänden die jüdischen Conscribirten, so daß man jezt unter denselben nur erstaunlich wenige antrifft. Woher kommt es doch, daß in der langen Zeit der Revoluzion, die alle historischen Unterschiede zu vergessen strebte, kein einziger Jude zu einer recht ausgezeichneten Stelle emporgestiegen ist weder im Civil noch im Militärstande? Ich antworte, nicht weil sie dümmer oder feiger wären als andre Völker, aber ihnen fehlt der bildende vereinende Mittelpunkt des Christenthums, der jeden einzelnen Puls zu einer gemeinschaftlichen Herzen führt, das selbst dann noch in Frankreich schlug, als eine kurze Verwirrung die Kirchen geschlossen und die Geschichte vernichtet zu haben glaubte. Wir wollen uns niederwerfen vor diesem Herzen und indem uns sein Sinn ergreift, der den Juden zuerst aufgegangen, und der Gipfel ihrer Geschichte ist, nicht ermüden I ihnen ihre Schuld vorzuhalten, und die Wahrheit die es ver- 16" schmäht hat, es kann nicht fehlen, sie müssen endlich ihre Bestimmung einsehen d u r c h i h r e R i c h t u n g z u m H a n d e l e i n e u n e n d l i c h e M i s s i o n s a n s t a l t des C h r i s t e n t h u m s d u r c h die g a n z e W e l t zu w e r d e n . Ihr Zusammenhalten wird dann gegen den Sinn christlicher europäischer Völker nicht mehr streiten, sondern wie morgenländische Missionarien, die uns mit der Quelle unserer Religion in steter Berührung erhalten werden sie auf eine schönere Art die Mönchsorden ersetzen, sie werden in alle Welt ziehen und alle Heiden lehren.
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Diese Absicht die Juden als Missionarien nach ihrer Bekehrung thätig zu sehen begeistert meine Seele in ernsten Augenblicken, warum soll alles vergebens | seyn, worüber die kalte Vernunft spotten kann, es 17' hat sich in aller Zeit gefunden, daß nur das Herz und die Begeisterung geschaffen. Freunde und eine Regierung die meinen Sinn fasst, wird 565 vielleicht nach Jahren jenseit der Grenzen meines Lebens, das mir wie Pfad in Bergen mir bald unendlich bald jäh abgeschnitten scheint, ausführen, was ich nur denken konnte. Doch sey es auch jezt nicht verschmäht, was der Einzelne für einen grossen Plan mit seiner einzelnen Kraft zu leisten hofft und so setze ich zehn Fr d'or für die erste 570 Reihe von Reden aus, die mit richtigen Zeugnissen beglaubigt, drey Juden zur Ueberzeugung von der Wahrheit der christlichen Religion 175
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geführt haben. Doch wünschte ich zur Prüfung dieser und ähnlicher Vorschläge eine Gesellschaft zu versammeln, welche sich die Gesell17" schaft zur Judenbekehrung | nennen mag und immerhin mit Scherz anfangen kann, wenn sie nur den Ernst im Herzen bewahrt, wir wol- 575 len nicht schnell und überraschend wirken, sondern gründlich und bedacht wir wollen uns nicht ermüden lassen, wenn uns auch die erste Zeit entgegenstrebt, unsre Zeit wird kommen, sie soll noch keinen an seinen übrigen Beschäftigungen hindern. Im Grossen ist das Wollen schon genug, wer sich der Gesellschaft anschliessen will kann seinen 580 Namen bey mir unterzeichnen und finde ich niemand, so werde ich doch nicht aufhören in meiner Gesinnung zu wirken. Ich komme jezt in Ruhe und Ordnung auf den Gegenstand zurück, der mich eigentlich heute beschäftigen sollte, ob unsre Gesellschaft zu milden Zwecken geeignet sey, da aber die Zeit vorgerückt ist, so über- 585 18' lasse ich ihn dem Opfersinne jedes Einzelnen und gebe | das Blat mit dieser Frage: Ob die deutsche Gesellschaft zu milden Zwecken künftig in Anspruch genommen werden dürfe? zur Unterschrift umher.
26. τ
A m G e b u r t s t a g e d e s K ö n i g s 1 8 1 1 in d e r d e u t s c h e n Tischgesellschaft. Sind wir heute auch nur wenig, Dennoch soll im Geist von allen, Unserm christlich deutschen König Dieses Lebehoch erschallen: Nicht im lauten Uebermuthe, Wie es gern die Menge bringet Die das Schlechte und das Gute Fast mit gleichem Ton besingt, Die das Würdge leicht vergessen, Und das Schöne rasch verspottet, Die ein jeder hat besessen, Wer sie je zusammgerottet: Nein mit eigenem Gemüthe, 176
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A m Geburtstage des Königs 1811 in der deutschen Tischgesellschaft
Das bewahret und bewähret, Fassen wir des Königs Güte, Welche jedem gern gewähret. Er hat unsre Noth vernommen, Ihm wird hell im Ohre klingen, Jeder Ruf, der froh beklommen Jeder Wunsch, den wir ihm bringen Ihm ist in den Einsamkeiten Dieses ernste Jahr vergangen, Denkend jener schönen Zeiten, Die mit ferner Liebe prangen. Mag er schaun zu fernen Weiten An dem Tag, der ihn geboren, Ueberall sich Arme breiten, Klagend, daß er Sie verloren Und so hoch er auch mag steigen, Und so weit er auch mag sehen, Immer mehrere sich zeigen, Die sein Wohl vom Himmel flehen. Könnt er in die Herzen schauen, Fänd er in dem weiten Lande, Daß wir froh auf ihn vertrauen, Daß wir nimmer gehn zu schände. In des Volkes altem Glauben Blüht die Kraft der künftgen Zeiten Und das lässt kein Volk sich rauben, Was belohnt mit Freudigkeiten. In der Zeiten Drang und Zweifeln Stärk ihn der Geschichte Lehre, Daß nur Willkühr kann verzweifeln, Und daß Treu und Glauben währe Und kein Menschengeist vernichtet Ewig göttliche Gesetze, Wer ein Denkmahl fest errichtet Grosse alte Steine setze. So begründet in dem Alten Wird das Neue kräftig steigen, 177
Nr. 26 Wird sich freudig selbst gestalten, Und sich nie dem Fremden beugen. Jeder bau im Herzensgrunde Solch ein Denkmahl heut dem König, Und dann klingts aus einem Munde, Und wir sind dann nicht zu wenig Zu des Königs Lebehoch!
27.
(Vorschläge für kulturelle Aktivitäten.) Historische Entwickelung der Fortschritte und Hemmungen jeder Art von Bildung, im Verhältniß zum Wohlstande zur Rechtlichkeit der Einwohner und zu den Staats Kräften und Staatsgewalten der Preussischen Länder von der ältesten bis auf die gegenwärtige Zeit Wir verlangen strenge Kritic gründliche Kenntniß der Gesetze und Verfassungen der einzelnen Provinzen zu verschiedenen Zeiten und müssen eben deswegen die gewöhnlichen Zusammenstellungen mit blossen staatswirthschaftlichen Systemen als gänzlich ungenügend voraus abweisen, wenn es uns gleich nach der historischen Entwickelung erfreuen wird, eine allgemeine Theorie für jede einzelne Provinz, denn alle unterscheiden sich wesentlich, versucht zu finden und mit nöthiger Vorsicht auch eine Anwendung auf die Zukunft. In Hinsicht des Wortes Bildung bemerken wir noch, daß es im weitesten Sinne zu verstehen, jede Bemühung bezeichnet, die in ihrer Zeit | als ein Anstreben zu etwas Gutem oder Höheren betrachtet wurde, nicht aber unseren Kreis von Bildung; in Hinsicht des Begrifs von Wohlhabenheit gilt eben so wenig unsre Meinung, sondern nur die Vergleichung mit andern Nebenländern mit Rücksicht auf Natur und besondere Geschichte unsres Landes und was sich darüber zu jener Zeit ausgesprochen hat, dieselbe Vergleichung muß auch in Hinsicht der Staatskräfte und der Staatsgewalt beachtet werden, Erfüllt eine Abhandlung auch nur in Beziehung auf eine Provinz diesen Zweck gründl,, so ist sie des Preises würdig, in so fern keine andre mit gleicher Gründlichkeit sich über alle ausbreitet. — 178
(Fichte:) (Rede zur Übernahme des Sprecheramtes)
Termin der Einsendung ist ist bis (im Text Lücke) angesetzt (im Text Lücke) die Vertheilung des Preises am Stiftungstage der Gesellschaft, am Krönungstage dem 18 Jan 2. Vorschlag. Geschichte der deutschen Mystiker 3. Vorschlag. Berlinischen Redensarten
28. Ehrwürdge deut christliche Gesellschaft, Edle biedere Tischgenossenschaft! Indem ich als bestellt zum Sprechen Zum erstenmale das Schweigen will brechen Bitt ich, dass man es günstig verspüre, Wenn ich im Knittvers haranguire. Denn eingefasst von Rindfleisch und Braten Dürfte die Prosa zu vornehm gerathen.
Zuvörderst sollt' ich mit zierlichen Worten, Wie es gebräuchlich aller Orten, Mit Bezeugung schuld'ger Devotion Ihnen danken für die Decoration, Die sie durch dieses Amt mir verliehn. Doch: danke durch Thaten, spricht deutscher Sinn.
Wie hoch ich es schätz im Herzens Grunde Mit Ihnen zu bleiben im freundlichen Bunde Und allen Ihren Wunsch und Willen Auch meiner Seits gern mag erfüllen: Beweise, daß mit Herzlichkeit Ich Ihrem Wunsche mich geweiht, Beweise, wie ich die Geschäfte, So lang's verstatten meine Kräfte 179
Nr. 28
Und meine sonst besezte Zeit Werd immer führen mit Heiterkeit. Was Sie an Gelde mir werden geben, Das will ich sorgfältig aufheben Und treulich bewahren, und verwalten. Und über die Gesetze will ich halten, Ohne alles Ansehen der Person. Zeigt gute Laune sich, oder Lieder Ton Will ich, so gut ich kann mit singen, Auch die Gesundheiten will ich ausbringen Und erscheint einst der festliche Pokal Geziert mit dem Juden Simson zumahl So werd' ich um weitre Vorschrift bitten, Und diese sey nie überschritten. Im übrigen kann ich von meinem Sprechen In Voraus eben nicht viel versprechen.
Zum Beispiel: — witzig zu seyn aus heiler Haut Ist ein Talent, nicht Jedem anvertraut. So selten fast als reine Vernunft, ist reiner Witz, Und beide, denk ich, sind gleich viel nütz'. Wer witzig ist, ists über Was, und nebenbei, Denn Witz ist ja nicht Gold, noch Silber, noch Zinn, noch Blei Sondern von allem nur die Façon.
So jemand den Witz recht wollte pflegen, und nähren, Der müßt ihm nur reichlichen Stoff gewähren Durch tolle Streich' und Narrheiten viel Und nur ihn treiben lassen sein Spiel Und ja sich hüten, was übel zu nehmen. Zu dem ersten wird die ehrbare Gesellschaft sich nie bequemen; So muss sie denn eben ohne Witz vorlieb nehmen.
Zudem sind die bisherigen Stoffe verbraucht Nicht Jude, nicht Philister mehr taugt 180
(Fichte:) (Rede zur Übernahme des Sprecheramtes)
U m an ihnen zu finden ein Körngen Spas, Das nicht schon einigemale da was
Auch will es in der T h a t was bedeuten, Ueber dergleichen zu spotten vor den Leuten, D a ß der Spott nicht auf uns selbst sitzen bleibe. D e n Juden zwar schiebt m a n sich wohl vom Leibe, M a n ist nicht beschnitten, — ergo ist m a n keiner. Mit dem Philister ist die Sache schon feiner. Streng g e n o m m e n keiner sich durchschaut Solang' er stekt in der sündlichen H a u t In Unschuld keiner soll waschen die Hände, W i e keiner seelig ist vor seinem Ende Ob wir durchaus nicht Philister waren, Werden wir im ewigen Leben erfahren. Doch giebt es auch f ü r sterbliche Augen Kennzeichen, die zur P r ü f u n g taugen, D a ß m a n sich orientiren kann. Das Eine geb' ich im Gleichniß an! Es geschieht wohl, daß einer träume, er wache, Und sichs versichre, und glaublich mache, Und ist doch eben dies sein Traum. Wer wirklich wacht, k u r z u m der wacht, U n d ist nicht weiter aufs Wachen bedacht So wer in der T h a t nicht Philister ist, Der denket des zu keiner Frist, O h n e seinen Dank, und Willen, und schlechtweg ers nicht ist. Wer aber sich's hin und her beweißt Und Gott a m Morgen, und a m Abend preist, D a ß er nicht ist, wie andre Leut, Ist vom Philisterthum nicht weit; In i h m sizt die Philisterei Gerade in d e m Denken, daß ers nicht sey! Da dieses sich so weit erstrekt Und bringen kann gar schlimmen R u h m ,
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Nr. 28
So bleibt vor m i r wohl ungenekt So Juden wie Philisterthum
Doch reinige sich der Gedanke Der über niedrigem schwebt. U m mit d e m höhern ganz sich auszufüllen. Füllet die Gläser! Es lebe die Krone Sie steig' auf in der alten Pracht, Ausgerüstet m i t der alten Kraft, U m g e b e n von der alten Treue.
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Tagblatt. I n d e m ein neuer Geschichtschreiber des Lebens, u. der T h a ten der Gesellschaft auftritt, wird es nöthig seyn, seine Grundsätze anzukündigen. Sine ira et studio, daher ohne Ansehen der Person. Er hat sich nach den neuesten beliebtesten Mustern gebildet, u. da dieses besser gezeigd, als m a n beide vorträgt, u. sie vernichtet, sodann nach dem neuesten Muster sich so einzurichten suche, daß jedesmal der Vordersatz das eine enthält, der Nachsatz dazu das zweite, u. durch die die gegenseitige V(xxx) keiner von beiden, u. überhaupt g(ar)nichts ihr sicher bleibt; doch aber geredet w(or)d, ist. Die Gesellschaft versammelte sich pünktlich zur bestimmten Zeit, ohnerachtet (xxx) zu spät kamen, u. die Strafgelder sich auf 1 Rth. 8 gs. beliefen. Sie wurde weit zahlreicher, als sie sich angekündigt hatte, welches sonst (xxx)lich (xxx) Geld ist, andere sodann ihnen das Vergnügen ihrer Gegenwart gönnten einstweilen fallen ge(lassen) werden solle, was von dem neuen Sprecher, der überhaupt noch wenig U e b u n g in seinem Amte gezeigt, leider unterlassen word,. I m ersten Spr(e)chbanne hatte Herr ν. A die Güte, die Verlesung des alten Tagebuches zu ü b e r n e h m e n . D e r neue Sprecher eröfnete darauf seine L a u f b a h n nach einem kurzen Zuspruch in eigentlichen Knittelversen. Obwohl wir i h m den löblichen Vorsatz, sich so viel möglich von J u d e n t h u m u. Philistern zu reinigen, u m so (xxx) Ueberlegneheit m a n ihn zeichne nicht absprechen wollen, — so tritt er doch viel zu leise u n d 182
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(Fichte:) Tagblatt unsicher, auf, u. w i e einer, der selbst kein gutes Gewissen hat, wir wollen i h m d r u m ein gewisses M a a s von edler Dreistigkeit w ü n s c h e n . N a c h diesem Z u s p r u c h e w u r d e n auf das Wohl der K(rone) m i t sichtbarer W ä r m e die Gläser angestossen: (wor)auf H e r r v. A r n i m die Ges u n d h e i t des n(euen) Sprechers ausbrachte. I m zweiten S p r e c h b a n n e folgten d e m a b g e g a n g n , Sprecher u n t e r Gläserkl(in)g, die herzlichsten W ü n s c h e , u n d die H e r r e n dieser Gesellschaft ließen i h n hochleben. U e b r i g e n s w a r die Gesellschaft sehr heiter, m a n b e m e r k t e n i c h t das Besänftigen, u. sogar die gereichte Glocke, zeigte a n g e n e h m i h r e e(i)g(ne) Z a u b e r k r a f t . Besonders zeigte sich dies dies leztere bei den D e batten, die ü b e r des H r n ν A r n i m Vorschlag, auf A u f f o r d e r u n g Sr. Kgl. H o h e i t p p 100 R t h r . aus der Kasse f ü r die a l l g e m e i n e K(rie)gsl(a)ge herzugeben, e n t s t a n d e n . Es ist eine schon vielmal g e f ü h l t e U n b e q u e m lichkeit, daß b e i m Berathschlagen in Gesellschaft sehr viel Zeit dad u r c h verlohren geht, daß n u r einer auf e i n m a l nach d e m a n d e r e n redet, u. so gegen alle Regeln der Sparsamkeit die kostbare Zeit i m m e r n u r durch Eines R e d e ausgefüllt w(ird). M a n h a t t e d e n k ü h n e n Ged a n k e n , das d a d u r c h Zeit g e w o n n e n , daß sehr viele zugleich redeten, u n d u m sicher verstanden zu w e r d e n , m i t aller A(n)st(ren)g(ung) i h r e r S t i m m e . Es f a n d sich aber, daß auf diese Weise gar keiner verst(an)d(en) w u r d e , welches, da es doch der Zweck des R e d e n s ist gehört zu (werden), m i t die E(rör)t(erun)g vereitelte. Es f ü g t e sich d a r u m dies nicht, da es leider unverbrüchl(iches) Naturgesez zu seyn scheint, daß m e h r e r e nicht zugleich reden, u n d h ö r e n k ö n n e n . — D i e R u h e w u r d e soweit hergestellt, daß endlich beschlossen w(er)d(en) konnte, so die Gesellschaft als solche ein(en) B(etra)g geben wollte, u(n)d als bei der zweiten Anfrage, ob die S u m m e von der Gesellschaft durch einen Beschluß (xxx) b e s t i m m t oder ob sie durch f r e w E{inze)l(nen) zu St(ande) geb(racht) w(er)d(en) sollte, ein kl(einer) T h e i l der Gesellschaft über etwas anderes stimte, als g e f r a g t wo(r)d„, der grössere sich n u n d e m Zw(eck) e n t f e r n t e , so d, die noch in d e m Lokale vo(r)h(an)d(nen) h e r b e i g e r u f e n , u n d vermittelst der Secession in partes s t i m t e die sehr entsch(iedene) M e h r h e i t f ü r das leztere.
I n d e m hier ein n e u e r Geschichtschreiber d e n G r i f f e l ü b e r n i m m t , u m das L e b e n u n d die T h a t e n der christlich deutschen Eßgesellschaft der N a c h w e l t zu überliefern, m e r k t er über seine Ges(innun)g n u r das an, 183
Nr. 29
daß auch er des Tacitus erhabenes: ohne Groll, und ohne Vorliebe, sich zur Richtschnur gemacht habe. Möchte es ihm nur gelingen, nun seine Entfernung von beiden so anschaulich darzulegen, wie es diejenigen unsrer neuen Geschichtskünstler thun, die er bewundert, und denen er nacheifert. Diese setzen in der ersten Hälfte des Period,, doch einmal schon endlich vol(en)det das Eine davon, den Groll, die hämische Herabsetzung u. Verdrehung, und darauf in der zweiten das andere von beiden, die unbedingte lobpreisung; wo denn in der Verb(in)d(un)g beid(e)s einand(e)r deutlich aufhebt, und sie für den einen von beiden, und durch den ganzen Period, garnichts gesagt, und dennoch immer ihren Perioden geredet haben. Ich gehe an das Geschäft. Die A(nwen)d(un)g des Werks nun ist die erwähnte Versammlung bei Kämpfer im Thiergarten. Obschon die ganze Gesellschaft pünktlich zu der festgesezten Zeit eintraf, so kamen dennoch auch mehrere zu spät, also daß die Strafgelder lr. 8g. betrugen. Die Zahl der wirklich erscheinenden übertraf bei weitem die Zahl der Angekündigten und es mußten an beiden Enden des Tisches noch Seitentische angesetzt werden. Obschon der Gesellschaft es zur höchsten Ehre gereicht, daß solches die die;.erast : haft i g k e i t nicht . g e s t ö r t h at, (...) diejenigen gleiçhfals unter sic sehen, auf ^ so ist es dennoch ge(gen) das Gesez, (xxx), und es ist blos der Neuheit des Sprechers, u der Unbekanntschaft desselben mit den Geschäften zuzuschreiben, daß sie nicht in Strafe genommen
30. M e i n e R ü c k k e h r n a c h W e i m a r d. 2 5 A u g u s t n a c h d e m i c h im W i n t e r vor drey J a h r e n d a v o n A b s c h i e d g e n o m m e n hatte. Geliebtes Thal, ich seh dich grünend wieder Das ich beschneit, wie einen Greis verließ, Doch sang dein kalter Hauch mir Hoffnungslieder Es ist erfüllt, was mir dein Mund verhieß, Gesellig sinkt die holde Nacht mir nieder, 184
Meine Rückkehr nach Vteimar d. 25 August
Die damals mich zur Einsamkeit verwieß, und wie die I l m versteckt, die dich O Thal geboren So bilden Thränen auch, die sich in Lust verloren. XXX
Hier lasse ich allerley Strophen aus, weil sie nur mich angehen und erfreuen und schliesse mit der folgenden: XXX
Nun weist du Thal, was mir das Glück gegeben, Das Glück verschloß mich nicht der weiten Welt, Noch ehrt mein Herz ein jedes hohe Leben Und allem Leben sich noch gern gesellt, Was mich erweckt zu eigenem Bestreben Und wo ich in die Sonne mich gestellt, Da ruf ich froh erwärmt auch Freunde an die Stelle, Ich trat mit Zagen einst, jezt froh auf Göthe's Schwelle. G ö t h e ' s G e b u r t s t a g d, 28 A u g u s t (Hier muß voraus bemerkt werden, daß Göthe den Weimarer Park als ein schönes Denkmahl seiner jugendlichen Fußtapfen allen Verehrern seiner Jugend zur Freude angelegt hat, nicht blos die wunderbar herrlichen Bäume erinnern an manche Stelle seiner Werke, manches schöne Wort von ihm hat darin seine Stelle und spricht zu uns aus Inschriften, in tieferer Bedeutung, als der blosse Leser | seiner gedruckten Werke darin ahndete.) Ich grüß euch hohe Pappeln, schlanke Weiden Die eine Wunderkraft der Erd entwand, Die hohen Kronen an dem Licht zu weiden Zu unsrer Kühlung in dem Sonnenbrand, Wohl mocht ich euer Schicksal oft beneiden Eh ich mein eignes freudig selbst erkannt, Euch zog ein hoher Geist in seines Frühlings Flammen, Und einzeln seyd ihr groß und alle schön beysammen. XXX
Wie rauschet ihr zu seinem Lob zusammen Ihr hohen Wipfel und ihr Quellen klein, Die tanzend sie umwinden, sich entflammen Mit süssem Trunk und hellem Spiegelschein, 185
Nr. 30
Sie wissen's, daß sie alle Ihm entstammen, Und möchten Ihm an seinem Fest erfreun, In ewgem Wechsel rauscht hier Melodie den Ohren Am hohen Feyertag, der Göthe hat geboren. XXX
Er regt die Melodie in allen Kehlen Und jede will, daß sie die rechte sey, Wünscht jede stolz er möchte sie erwählen Und schmeichelt ihm in lauter Freyerey, So kann es ihm an Liebe nimmer fehlen, Nie sinkt sein Lied im todten Einerley, Die Erde reitzt im Streit von allen Jahreszeiten, So reitzt sein Lied, um das sich Melodieen streiten. XXX
Der Schwan zieht horchend niegesehne Kreise Als hätte ihn die frohe Ilm berauscht, Er schmücket sich zu einer schönen Weise Und taucht den Kopf in's Wasser ein und lauscht, Er möchte singen heut zu Göthe's Preise, Er lauschet, ob Sein Fußtrit nirgend rauscht, Nur einmal singt der Schwan und dann muß er verscheiden Von Ihm gehört zu seyn ist dennoch zu beneiden. Auch schwebt ein Adler dort auf einer Seule* Und klammert sich mit seinen Klauen fest, Die Brust voll Kugeln, die in rascher Eile, Ihn tödten wollten auf dem kühnen Nest, Doch lebt er noch und ruft zu Göthe's Heile, Und fiele gern zu dessen hohem Fest, Er möcht durch Göthe's Hand als Opfer freudig fallen Da sollt sein letzter Ruf dem Dichterkönig schallen. XXX
Der Hohe diesen Tag den Seinen weihet Voll heitrem Ernst im kunstbequemen Haus Der Jugend Angedenken ihn ummayet, In jedem freundlich dargebrachten Straus,
* Es war ein Vogelschiessen
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Meine Rückkehr nach Weimar d. 25 August
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Und wüste jeder, den der Tag erfreuet, Er schlüge nicht der Blumen Gabe aus, Es k a m das deutsche Volk zur Wallfahrt hergezogen, Ein F r ü h l i n g zog heran in weiten Blumenwogen.
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Unübersetzlicher! D e r Sprache Meister, Die an drey Meeren zu d e m Schiffer spricht, D u bindest des zerstreuten Volkes Geister, D a ß du ihr Haupt, das ahndest du noch nicht, Doch wo sich Trauben spiegeln, wo beeister Die Ströme ziehn, bewegt sie dein Gedicht, Sie möchten dir vertraun, wie sie sich alle nennen, D a ß sie bey deinem Lied i m Meere sich erkennen.
XXX
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XXX
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Das f ü h l t die Welt, ich r ü h m e es m i t allen, Doch deine Güte, die mich dir genaht, Die mich ermuntert, als noch das Mißfallen Der thörigten Kritick, ihr falscher R a t h Auf mich gewirkt, eh m i r gefallen Die Ketten, die der Schlechten bester Staat, Das preis ich still, es ist der alten Götter Gabe, Die all in dir vereint entstiegen d e m Kunstgrabe.
Doch m e i n e Herren, ich ermüde mich m i t d e m Abschreiben und sie 2" erfahren dabey vielleicht kein neues Wort, ich übergehe daher meine Verse auf den Geburtstag des Herzogs a m Tage, der nach d e m Ende 105 der Tafel durch eine Rede vom Schieferdecker gefeiert wurde, der dem Schloßthurme den Knopf aufsetzte u n d damit den ganzen Bau des Schlosses endete, der so m a n c h e Künstler, nach Weimar gezogen, unter denen auch ein geehrtes Mitglied unsrer Gesellschaft, Herr Baurath Genz, den leider ein frühzeitiger Tod in eine höhere Abtheilung der 110 grossen deutschen Gesellschaft erhoben hat, unter uns werden ihn seine Werke überleben. — So reihen sich heitre und traurige Erinnerungen. — Auch Wielands Geburtstag, der von seinen Freunden so heiter in T i e f f u r t gefeiert wurde, löschte ein schreckliches Ereigniß wenige Tage später unter den freudigen Erinnerungen aus, sein Walls gen warf dicht vor T i e f f u r t u m , seine Tochter brach die H ü f t e , er selbst das Schlüsselbein, wunderbar war dabey sein heitrer Muth, seiner Krankheit danke ich die nähere Bekanntschaft seines reinen herr187
Nr. 30
lichen Gemüthes, meine Verse, das diese Ereigniße erzählen, schliessen mit den Worten: O seht den Greis, er lächelt uns entgegen, 120 Die sich bekümmert seinem Stuhle nahn, Und jeder seiner Blicke ist ein Segen, Das Unglück brach zu ihm mir eine Bahn, Ich darf des Greises Hand in meine legen, Und schaue stundenlang ihn kindlich an, 125 Er danket freundlich mir, wenn ich ihm vorgelesen O wärs nur nicht sein Schmerz, mir wärs ein Glück gewesen. Den Kreis dieser Gedichte schliest endlich eine Deutung des Kometen, von der ich nur den Schluß aushebe. Schon fliesset andre Luft um diese Zone Früh reift der Wein in milder Witterung, Und sitzt das Kind erst auf der Väter Trohne Da wird die Welt in goldenen Zeiten jung, Dann schliest schon rascher Schlaf mit süssem Mohne Den frohen Mund mir in Begeisterung Doch bleibet diese Schrift, der ich das Wort vertrauet, Es bleibt das hohe Glück, das ich im Geist geschauet.
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31.
(Brief an die Tischgenossen.) Freunde! Der Augenblick der Selbstverdeutligung ist der Augenblick der Weihe, das Stiftungsfest Genuß und Erinnerungen, das Leben, zwischen beyden sonst getrennt, sieht sich hier einmal wieder in sich geeinigt. 5 Ewig ist Euch nahe, Euer abwesender Genösse, L. Achim Arnim 188
32.
Zur Secularfeier des 24sten Januars Vorgelesen in der teutschen Tisch Gesellschaft. So ihr hell die Becher angeklungen für den Glanz der angestammten Krone, neiget euch, zu Sternen aufgeschwungen, würdig huldigend dem Götter Sohne, dem sie einst die Heldenstirn umschlungen. Nicht der Sieger, dessen Name blitzend auf des Nachruhms goldner Aegis lebet, der ein Genius des Volkes schützend über uns in heitern Räumen schwebet, nicht der König, der mit Geistes Waffen seine Welt unsterblich sich geschaffen, nicht ein Schatten ist, was uns erhebet. Uns umstralt, gleich tapfern Argonauten, in des Helden Namens süßen Lauten sternenhell das Götterbild der Ehre. Last verschworen denn die Becher schallen, daß die Gegenwart erwacht es höre! Preußens Ehr' und Brandenburgs, vor allen! Last es freudig von den Lippen schallen, daß es mutig in die Busen dringe, und das Schwert, den Händen unentfallen, ein begeisternd Echo, wieder klinge! Hört des Lorbeers dunkelstilles Wehen! Hört das Rauschen heiliger Trophäen! Eurer Väter ehrnen Arm zum Schilde schreitet siegend auf der Ehre Bahnen! Euch voran ergießt die Flammenfahnen eine Feuer Säul' in Friedrichs Bilde!
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Nr. 32 Wen das ernste Waffenspiel entzündet, wer den Frieden am Altar verkündet, wer der Erde frommem Schoos die Aehre, und das Erz der dunkeln Kluft entwindet, wer das Gold im Schaum erzürnter Meere, in dem stillen Hain die Warheit findet, Wer der Zunge feurig Schwert dem Heere frevelhafter That entgegen wendet, wer in Kriegsgesängen tausend Speere von versuchter Lippe tödtend sendet, Alle für des Vaterlandes Ehre Eine Wehr, Ein Sinn, Ein Herz voll Flammen schlagt in Eine That geweiht zusammen! Zwar geweiht dem Tode, doch dem schönen, doch mit Lorbeern um die Stirn gekränzet, doch unsterblich in des Liedes Tönen, doch ein Stern, der späten Heldensöhnen gleich dem Sternenbilde Friedrichs glänzet!
33. (Bericht von der Reise nach Weimar und Frankfurt.) Der ganzen deutschen Tischgesellschaft mein herzlicher Grus voraus! Das Wohlwollen, mit welchem einige Curiosa, die ich aus der Ferne gesendet, von diesem Kreise aufgenommen sind, hat mich veranlasst, Läst unter den Merkwürdigkeiten von meiner Reise um die Welt, welche ich zur nächsten Ostermesse in sieben verschiednen Prachtausgaben der Welt auszustellen denke, heute noch eine kleine Vorwahl zu veranstalten und diese der Gesellschaft vorzulegen. Zwey Gemälde, die ich der Gesellschaft zwar nicht in der besten Beleuchtung in jeziger trüber Zeit vorstellen kann, um sie in ihrem ganzen Werthe zu erkennen, werden doch hoffentlich einige Neugierde und eine gewisse Anerkennung erzwingen, als Deutsche und als christliche Deutsche gehören sie zu uns, wenn gleich unser engeres Vaterland in der Zeit, wo sie entstanden keines bedeutenden Malers rühmen konnte, wohl aber eines thätigen Bemühens trotz seiner Ar190
(Bericht von der Reise nach V\feimar und Frankfurt)
muth die Werke verdienter Meister | durch Kauf sich anzueignen. So erzählt eine alte hundertjährige Beschreibung von Berlin, daß unser Schloß einen Schatz der allerschönsten Kranachs besessen habe, wie dieser Schatz sich in unsrer Zeit erhalten habe, ob bey dem Kriege, der uns manches Kunstwerk entführte, manches mittelmässige Werk fremder Schulen gesichert hat, während die vollendetsten Werke deutscher Kunst preisgegeben wurden, kann ich nur aus Hörensagen vermuthen, da die hiesige Gallerie nur für Geld eröffnet und ich kein Geld in meinem Vaterlande für etwas ausgeben mag, was im Auslande mit lobenswerthem verständigen Absicht, das Talent erwecken, den Sinn anzuregen, und das Bedürfniß jedes verständigen Menschen nach Kunstgenuß zu befriedigen, Einheimischen und Fremden umsonst gezeigt wird. Das Vorurtheil, als ob Kunstsammlungen nur für Kunstunterricht vorhanden, als ob es überhaupt Künstler ohne ein kunstsinniges Volk geben können, hat sich allmälig von der deutschen Erde verloren, in Bayern ist ungemein viel | Lobenswerthes zur allgemeinen Darlegung der Kunstwerke geschehen, Bayern hat nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in jeder bedeutenden andern Stadt öffentliche Sammlungen angelegt. Darmstadt hat in seiner Hauptstadt eine öffentliche Sammlung mitten in den zerstörendsten Verhältnissen geschaffen, von der ich vielleicht eine andermal berichte, Mannheim ist wieder mit manchem guten Kunstwerke bereichert, Aschaffenburg hat Gemäldesammlung und Kupferstichsammlung und Frankfurt wüste sich durch das Zusammentreten seiner Bürger in einer Anstalt wie unsre Börsenhalle, die Museum genannt wird, eine allmälig wachsende Gemäldesammlung zu schaffen, in welcher wöchentlich theils von lebenden Künstlern, theils von den Besitzern guter Bilder, theils von durchreisenden Gemäldehändlern eine Reihe abwechselnder Kunstbemühungen ausgestellt sind, und indem ich heute ein Paar artige Copien der Gesellschaft vorstelle möchte ich es den Mitgliedern ans Herz legen zur Ausführung und in den Verstand, zur Ueberlegung, ob wir uns nicht | in den Besitz eines Saales in die Berührung mit Künstlern und Kunstbesitzern in den Gebrauch von mancherley Kunstwerken setzen könnten, um alle vierzehntage ausser unsrer Tischgenossenschaft auch in einer Kunstgenossenschaft allerley Schönes zu sammeln, was bey uns zerstreut und weniger bekannt ist, nur wird es freilich im Beginnen nothwendig seyn, den Maaßstab nicht zu groß anzulegen und nur allmälig darauf zu rechnen, daß das steigende Interesse und selbst die Gewinnsucht der Gemäldehändler uns manches 191
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in unsre Ausstellung lieferte, was erst zurückgehalten wird, auch könnten wir, wie in jenem Frankfurter Museum geschieht die Zeit mit Musick und einzelnen Vorlesungen ausfüllen, auch könnte manches Neue in der Literatur dort ausgelegt werden, denn so viel Gelehrte in Berlin leben, so viele andre schreiben und lesen, dennoch ists ein unliterarischer Ort und Bücher stets schwer zu bekommen. Ich verlasse diesen Plan, an welchem sich jeder, der ihn zur Ausführung bringt und in der Ausführung belebt, ein grösseres Verdienst als der erwirbt, der ihn so wie ich aufs gute Glück hingiebt, u m die beyden Gemälde naher zu betrachten, welche dazu die Veranlassung gaben. Beyde sind von demselben ausgezeichneten Künstler, H. Epp in Manheim kopirt, der in München zu einer vorzüglichen Liebe deutscher Schule durch die reichhaltige Sammlung aufgemuntert, allen Methoden jener Zeit nachforschte, auch in den Stoffen worauf er malte, nämlich Kreidegrund auf Holz ihnen nachfolgte, und auf diesem Wege zu einer Annäherung an ältere deutsche Kunstwerke gelangte, woran wohl die meisten bey Oehlgemälden nicht geglaubt hätten. Beyde Gemälde verdanken zwey liberalen Sammlungen ihre Oeffentlichkeit, das Bild unsres grossen Dürers von ihm selbst gemalt befindet sich zu (Textlücke) in der königlichen Sammlung, die heilige Elisabeth von einem unbekannten Meister in der Sammlung der H. Boisserée zu Kölln, gegenwärtig in Heidelberg, die jedermann eröffnet zuerst eine Uebersicht der durch Bilderstürmerey am meisten vernichteten Mahlerschulen der Niederlande gewährt. Mehrere von ihnen werden vielleicht Boisserée Namen | aus einigen Bekanntmachungen des grossen Kupferstichwerkes über den unvollendet gebliebenen Köllner Dom kennen, eines der herrlichsten Pläne deutscher Baukunst und schon in seiner unvollendeten Grösse jedem frommen Auge eine Begeisterung, andere mögen auch wohl aus der Erzählung von Reisenden die Schönheit seiner durch Quaglio, Möller und Fuchs veranstalteten Zeichnungen kennen, das aber wissen viele nicht, daß derselbe mit seinem Bruder durch sorgliches Benutzen der durch die Revoluzion und Aufhebung der Klöster hervorgebrachten Gleichgültigkeit gegen heilige Bilder eine Sammlung von Werken deutscher Kunst bey einem sehr beschränkten Vermögen, um sich versammelt haben, welche alles enthält was zur eigenthümlichen Charackterisierung der köllnischen Malerschulen und ihrer Berührung mit den Niederlanden, so wie manches herrliche Werk sowohl niederländischer als Nüerenbergischer Maler enthält und in dieser Hinsicht einzig zu nennen ist. Zwar giebt 192
(Bericht von der Reise nach Weimar und Frankfurt)
es in Collen noch andre Sammlungen | manche sogar die von ihnen 4' 95 angeregt entstanden, doch haben sie durch glücklichen Tausch fast alles Characteristische sich zu verschaffen gewust, um die Grenzen der Kunst jener Zeit und ihre volle Herrlichkeit mit gleicher Deutlichkeit zu übersehen. Die Zierde dieser Sammlung ist ein Bild der sterbenden Maria, das früher im Besitze des Professor Wallraf sich befand, schöner 100 ist der Tod nie gemalt, wir sehen den seligsten Augenblick im Gesichte der Maria und in den Umgebenden bey der tiefsten Rührung die mächtigste Erhebung. Der eine Flügel dieses Bildes schmückt die heilige Christine, welche sich über die Frau des Donators hinbeugt, sie ist durch die Veränderung der Attribute von Epp in eine heilige Elisabeth 105 verwandelt, die Krone die sie abgelegt, und das Körbchen mit Brodten, das sie heimlich den Armen brachte und das sich in Rosen verwandelte, als der karge Landgraf ihr begegnet, bezeichnet sie, eine solche Umwandlung war hier, wo beyde Heiligen kein | kein herkömmlich 4" geheiligtes Ansehen haben durchaus thunlich, ich aber fand einen 110 Beruf die heilige Elisabeth in dem milden Anlitze zu erkennen, weil mir in dem Namen viel Glück zutheil worden ist. Es wäre uberflüssig sie auf die Zierlichkeit in dem Anzüge, auf die Reichhaltigkeit der Landschaft aufmerksam zu machen, ich kehre daher lieber zu einer flüchtigen Betrachtungen jenes patriotisch städtischen Sammlerstre115 bens zurück, das die Reichsstädte selbst da in den einzelnen Bürgern ausgezeichnet hat, wo weniger für das Oeffentliche zu stände gekommen ist. Ungeachtet jezt keine einzige deutsche Reichsstadt mehr vorhanden, so ist doch der Geist welcher sie geschaffen und über ihre Zeit noch erhielt, noch jezt nicht verschwunden, so wie wir noch jezt in 120 diesen Städten durch manche Spur einer früheren Cui tur, die von späterer Roheit zwar zurückgesetzt sich doch nicht aufheben ließ, bald in den Zierrathen der Gebäude, bald in Geröll selbst in den Formen und Arten des
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34. D e m 24 Januar 1813. Erster Sänger. Tag der Krone, Tag des G r o s s e n Der sie glanzvoll hat erhoben, Tag, den alle Herzen loben, Tag der deutschen Tischgenossen Deine hellen Strahlen locken Frühling auf beschneite Welt Heilger Sonntag, deine Glocken R u f e n zum Gebet gesellt. Chor Z u m Gebete fehlt die Ruhe, Neugier fragt auf allen Gassen: Was ein frisches Herz jezt thue, Was zu lieben, was zu hassen? Ζ weyter D e n k t an Friedrichs hohe E h r e Statt der Zeiten D r a n g zu denken, Lasst zu i h m die Blicke lenken, D a ß sein Geist uns h e u t belehre, Wenn der Tag, der ihn geboren Noch in allen Herzen lebt, So ist Friedrich nicht verloren, Und sein Geist uns noch umschwebt. Chor Grosse Seelen, Völkerhirten Lassen nicht von ihrer Heerde, Friedrich lehrt uns, wo wir irrten Wirket noch i m Geist zur Erde. Dritter Schwach wie alle Erdensöhne Ward der Grosse auch geboren, Da erklangen seinen Ohren Der Kanonen Freudentöne,
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Dem 24 Januar 1813
Die den Neugebornen feiern, Und er hob sich von der Brust, Blickte um sich bey dem Feuern, Ahndend seines Siegs bewust. Chor Völker auch sind schwach geboren, Werden stark im Ruf zum Streiten, Weise werden erst erkoren In der Prüfung böser Zeiten Vierter Friedrich lehrt in sieben Jahren, Ueber alle Welt im Siege, Daß ein Stamm der Deutschen gnüge Heiige Freyheit zu bewahren, Wenn auch alles scheint verloren Bleibt uns doch als Zeichen stehen Was er mit der That beschworen Freyheit soll nicht untergehn. Chor Völkerstimme, Gottes Wille Wort das ewig wahr geboren, Wer dir folgt in Demuthstille Dem ist keine Zeit verloren. Fünfter Wo jezt Volkes Stimme hören? Heimlich wird die Welt berathen Heimlich wie die Missethaten, Kommt Gesetz und kommen Lehren Nur wo frey mit offnem Muthe Zu dem Volk der Herrscher spricht, Dient es frey mit seinem Blute, Blinder Herrschaft dient es nicht. Chor Volkeswille, Gotteswille Wort das ewig wahr geboren, Wer dich hört in Herzensfülle, Ist zu frommer That erkoren
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Nr. 34 Sechster N i m m e r gegen unsern Glauben D ü r f e n wir die Waffen führen, Diese L e h r e soll uns zieren, Wenn die Zeiten alles rauben; Diese L e h r e ist verkündet In d e m frisch vergoßnen Blut Und die Noth hat neubegründet, Nur i m Glauben H e l d e n m u t h . Chor Gott laß uns das Rechte kennen, D a ß wir Schlechtes nicht verfechten, Unsre Herzen sehnlich brennen Nach dem Echten, nach dem Rechten. Siebenter Völkerkriege, Gottsgerichte In d e m J a h r der heiigen Zwölfe Wunderbare Weltgeschichte, Ach daß Gott uns weiter helfe Himmelswärme, Gottesathen Weicht von der entweihten Welt, Bis bestraft, die ihn verrathen, Bis die Reinen sich gesellt. Chor Volkesstimme Gottesstimme, Neubegründet ist der Glaube, Wer dir trozt in seinem G r i m m e Lernt dich fürchten in d e m Staube. Achter Sagt, wer kennt die heiigen Zeichen, War's das Jahr der Weissagungen, Wo das Heil der Welt errungen, Wo das Böse i h m soll weichen, Alle Scherze sind verklungen In d e m ernstlichen Gericht, Die von Andacht sind durchdrungen Schauen Gottes Angesicht.
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Dem 24 Januar 1813
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Chor Schauen wie die Glaubenssaaten G r ü n e n an der Thatenquellen W i e sich alle Deutsche Staaten Schon in einem H a ß gesellen. Neunter Nicht im Hasse, in der Liebe Sey der Völker Bund geschlossen D e n n die eigenen Genossen Stürzt der H a ß i m wilden Triebe Friedrich einst i m Fürstenbunde Friedlich deutsche Macht verband, Doch der Kranz der letzten Stunde Sank d e m Todten aus der H a n d Chor Völker sollen sich verbinden, Die von f r e m d e r Macht getrennet, Lieb und Treue soll verkünden, Wer mit Recht sich Deutscher nennet, Zehnter Fried' im deutschen Völkerbunde Aber Krieg dem, der uns t r e n n t i m G r i m m e
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R u f e t all m i t einer Stimme H e u t zu Friedrichs Feyerstunde. Uns kein Friede ohne Freyheit, Freyheit vom Franzosenjoch, Zögernd nahet deutsche Freyheit,
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R u f e t ihr ein Lebehoch! Chor Deutsche tragen gleiche Bande So vergesst auch allen Neid, Löscht in T h a t e n eure Schande,
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Deutscher Freyheit schwörts im Eide. Eilfter
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1 Wer das Schwerdt des Siegers wendet, 2 Und m i t Falschheit nutzt das Glücke, 3 D a ß er Brüder unterdrück, 4 Sey verfluchet und geschändet 197
Nr. 34
Aber der sey hoch belohnet, Und dem Throne nahgestellt, Der in Treue jede Krone Mit dem Siegerarm erhält. Chor Hoch soll leben unsre Krone, Hoch die deutschen Kronen alle, Und ein deutscher Keiser throne, Frey erwählet Wieder über alle. Zwölfter Alle hat die Noth belehret Was dem Reich der Deutschen fehlte, Doch die Noth die alle stählte Hat den innern Feind bekehret, Und kein Glaube soll mehr trennen, Die in einem Geist vereint, Allen die sich Christen nennen Eine Gnadensonne scheint. Chor. Heilig frey sey jeder Glaube, Ausgetilget Haß und Zweifel Kommt die heiige Friedenstaube Wenn besiegt der fremde Teufel.
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35.
U m l a u f s c h r e i b e n an d i e M i t g l i e d e r d e r deutschen Tischgellschaft. Der Wunsch aller einzelnen Mitglieder der Deutschen Tischgesellschaft für das Wohl der Krone mitwirken zu können scheint im gegenwärtigen Augenblicke auch der allgemeinen Gesellschaftskasse 5 eine andre Bestimmung anzuweisen. War es in ruhigen Zeiten ein herrlicher Becher, der alle Geister der Nazion vereinigen sollte, so ist es gegenwärtig in kriegerischen Tagen das Heer tapferer Streiter, was alle Kräfte, allen Geist der Nazion sammelt und zu einem Zwecke verbindet, demnach wäre es kein Zufall, sondern eine ahndende Schik- 10 kung, welche bisher die Ausführung des Bechers verhinderte und es ist 198
Umlaufschreiben an die Mitglieder der deutschen Tischgesellschaft
die Erfüllung des ursprünglichen Planes, wenn dies Geld für das neu zu bildende Kriegsheer | bestimmt wird. Die Mehrzahl wird über die r Annahme dieses Vorschlags entscheiden, es bleibt auch Einzelnen unis benommen, Verbesserungen in Hinsicht der Ausführung mitzutheilen.
Vorschlag Die Kasse der Gesellschaft beträgt ungefähr baar 180 rth, die Stellung eines Reiters würde etwa 250 rth betragen, wenn wir daher vorschlagen einen unbemittelten Freywilligen auszurüsten, so wäre ein 20 Fehlendes von 80 rth herbey zu schaffen. Diese S u m m e zwischen den Mitgliedern vertheilt würde auf jeden Einzelnen, da 52 Mitglieder anwesend sind 7 0 / 5 2 rth betragen, welche Kleinigkeit selbst Unbemittelte nicht drückte und jedem die Freude liesse, gleichen Antheil an dem Unternehmen zu haben, | während freywillige Unterschriften ΐ 25 dem Reicheren eine kränkende Ueberlegenheit gestatten. — Die Beyträge werden eingefordert, wenn der Kostenbetrag ausgemittelt ist. Berlin d, 11 Februar vHinckeldey Lud:Achim von Arnim 1813. placet {XXX) 30 v.Savigny υ Gena. vBaerensprung und bemerke ich noch daß ich als Mitglied der Regirung zu den 8 bis 11 Reitern welche die Mitglieder derselben stellen bereits besonders gezeichnet habe. Nach dem Wunsch einiger hiesiger 35 Kaufleute wird der Herr direktor Zimmermann unter meiner Mitwirkung Beitrege samlen, und der Kommissions Rath Weber mit mir die Bekleidung besorgen. Wenn daher einer der Herren Mitglieder der deutschen Gesellschaft die Güte haben wollte auch in Gemeinschaft mit mir diesen Mann zu stellen, so würde das äußerst nützlich sein, 40 indem dann die Bedürfnisse gemeinschaftlich mit den Uebrigen im Ganzen gestellt werden kann Sehr hvol vBaerensprung Alberti 45 Hermendorf Ich finde den Vorschlag des Herrn Rath v.Baerensprung sehr zwekmässig. Eichharn — Ermann. Reimer. Solger. Balan. Schinkel Grell. Dr.Meyer. FrSchulz 199
36.
( D e m 2 4 s t e n J a n u a r 1814.) Mei: Gaudeamus igitur etc. 1 Wiederum zum hohen Fest Klingt des Tisches Glocke, Doch viel wenger sind der Gäst, Manchen hält das Grab schon fest In dem hölzern Rocke 2. Wer zum Feste kommen will Komm im Freuden Kleide, Schweig mein Herz von Todten still Wenn ich meinen Becher füll Zu der Tafel weide. 3. Zwingen läßt sich nicht das Herz, Nichts von ihm erzwingen, Gönnt ihm den geliebten Schmerz Bis sich in des Lebens Scherz Lebende umschlingen. 4 Unsern Todten dieser Wein, Den die Thräne weihte, Nun ich nicht mit mir allein, Ist auch die Versammlung klein Rückt der Schmerz zur Weite. 5. Weit und öde wird die Welt, Wenn so viele fallen, Nichts mehr fest zusammenhält, Was der leichte Scherz gesellt Freunden zum Gefallen. 6. Fremde wurden wir uns nicht, Sahen uns doch selten, Wenn Gewohnheit heut gebricht, Guter Wein vertraulich spricht, Und das soll heut gelten. 7. Nahe schien, was jetzt erreicht, Uns beim vor gen Feste, Daß der Feind aus Deutschland weicht, 200
Schien uns damals schon so leicht, Und vollbracht das Beste. 8. Wer den Becher trinken soll, Muß ihn vorher füllen; — Bis das Maaß des Guten voll P r ü f t die Zeit uns zweifelvoll, Wer von echtem Willen. 9. Wer vor sich bestanden hat, D e m kann sie auch glauben, Sey erkannt die Ehrenthat, Auch vergebner M ü h e Saat Läßt sich keiner rauben. 10. Grosses hat die Zeit gethan, Grössres zu verlangen, Fühlet jedem auf den Zahn, Prüft, ob er auf steilrer Bahn W ü r d e schwindelnd bangen. 11. F r i e d r i c h sieht von seinem Stern Glänzend zu uns nieder, D e n n er gründete von fern Als Magnet den Eisenkern, Gab dem Pfeil Gefieder. 12. W ä h r e n d alle Deutsche schon Sich dem Joche beugten, Sahn wir noch auf seinen Thron, Sprachen allem Unglück Hoh(n,) M u t h in H o f f n u n g zeugten 13. Und an Preussens H a n d sich hob Deutschland aus den Ketten, Das ist Friedrichs höchstes Lob, Daß sein Kriegsgeist die erhob, Die ganz Deutschland retten. 14. Keiner läst von Frankreichs Wahn, Sich jezt m e h r bethören Daß auf künstlich neuer Bahn Große Völker steigen an W i e in Springbrunns Bohren. 15. Wo ein Strom sich bilden soll 201
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Muß er weit entstammen, Und der Quellen reicher Zoll, Der aus stiller Flur entquoll Trifft von selbst zusammen. 16. Wie von selbst erfüllt sich auch, Wo umsonst wir sinnen, Nicht durch listger Worte Hauch, Durch der Menschen frommen Brauch Wächst ein Volk tief innen. 17. Krieg zerstört den Eigensinn Lehrt im Ganzen leben, Dann durchdringt des Ganzen Sinn Die Verfassung mit Gewinn, Wird Gesetze geben. 18. Diese goldne künftge Zeit Lasst uns all erleben, Schwört es heut mit lustgem Eid Keiner soll aus Traurigkeit Sich dem Tod ergeben. 19. Und so leb denn jeder hoch, Der den T a g verehrte, Unsre Krone lebe hoch, Unser Volk, — der König hoch, Der es siegen lehrte.
37.
(Rede von 1815.) Verehrte Tischgenossen! Nach längerer Abwesenheit kehrte ich mit der Hoffnung hieher zurück, der Friede werde seine Segnungen wie über alle deutsche Staaten, so auch über unsre deutsche Tischgesellschaft verbreitet haben, daß sie reich an Zahl, reicher an Lustigkeit aus der Zerstreuung, welche der deutsche Krieg nothwendig machte, wieder gesammelt, sich offen ihrer ursprünglichen Gesinnung freuen könnte. Aber der Courszettel unsrer Gesellschaft, das Namensverzeichniß welches für den 202
(Rede von 1815) heutigen Tag umherging bezeugte mir in Hinsicht der Zahl der Mitglieder ein bedeutendes Sinken ihres Credits. Ausser den verehrten Todten vermisste ich eine Zahl treflicher Männer, die ehemals unsern Kreis geschmückt hatten. Mehrere der noch theilnehmenden Mitglieder klagten mir bald, daß die Gesellschaft auch von der Zahl der noch Vereinigten so selten besucht werde, daß sie einmal sogar nicht versammelt werden konnte. Bey dem Sinken eines Staates in seinem Innern ist es oft I von guter Wirkung gewesen auf den Ursprung, auf die Entstehung seiner Verfassung zurück zu blicken, und ihn darauf zurückzuführen so sey es auch mir vergönnt, der ich Stifter dieser Gesellschaft zu seyn die Ehre hatte, der grössern Zahl von Mitgliedern, die damals nicht gegenwärtig waren, die Geschichte dieser Gesellschaft zurückzurufen. Man könnte sagen, ein Kind das nicht auf den Tisch steigen wolle komme nicht bis auf die Bank und so trieb uns damals manche grosse Frage herum, die in der Heiterkeit dieser Gesellschaft und ihrem anfänglichen Wohlbestehen ihre einzige Antwort erhielt. Es war eine seltsame Zeit, in welche diese Stiftung fiel. Unser Staat stand durch die äussere Noth und Unbedeutenheit gedrängt, auf dem Scheidewege, sich entweder gänzlich dem gleisnerischen französischen mechanischen Staatseinrichtungen nachzubilden, oder sich innerlich treflich zu ordnen, sich eine freye Verfassung zu geben, welche nothwendig seine künftige allgemeine Herrschaft über Deutschland begründet hätte, wenn der äussere Feind endlich von uns hätte weichen müssen, wie damals schon jeder Wohlgesinnte lange vor dem Russischen Froste ahndete und mit Bewustseyn der Gründe sich tröstend vorrechnete. | Der Moment war groß, aber die alten Staatssünden verblendeten. Heimlich sollte sich bilden, was nur freye Hingebimg an offene Wahrheit schaffen kann. Ohne Zutrauen zu dem Charackter des Volkes, daß es mit Ergebenheit und Einsicht sich selbst nach seinem Bedürfniß eine Verfassung schaffen könnte, wenn ihm nur freye Berathung gelassen würde, konnte man auch diesem Volke keine heimlich erdachte geben denn das diese gehalten würde, forderte noch grössres Zutrauen. Gab es also gleich in den Einzelnen manches Wohlgedachte über Verfassung, so kam es doch nie zur Ausführung, die eine Hälfte ging in dem Berathen unter, die andre wagte man nicht auszusprechen. So ging die kostbare Zeit vorüber, nur das erschien, was der harte Drang äusserer Verhältnisse erpresste, drückende Abgaben gesetze aller Art, andres drang aus Nachahmerei Frankreichs zu uns, insbesondre Poli203
Nr. 37 ceyanstalten, manches darin heimlich gegen Frankreich gerichtet blieb endlich, da so viele dabey angestellt worden, zu unsrer ewigen Höllenqual übrig. Die Preßfreiheit über innere Angelegenheiten schon | seit älterer Zeit bey uns beschränkt, obgleich durch Landesgesetze erlaubt, wurde durch Policeygewalt immer mehr unterdrückt, so fehlte auch diese Stellvertretung der öffentlichen Meinung. Immer abgeschlossener da manche Einrichtungen neu waren, standen die Gechaftsführer von dem Volke, sie wüsten nicht wo sie wohl und wehe thaten, höchstens war es ein System was den Einzelnen in seinen Gesetzgebungen leitete, wo dann wenigstens über viele das Uebel gleichmässig vertheilt war. Die Volksmeinung verwirrte sich immer mehr bey dieser Heimlichkeit der Unterrichteten, so kam es, daß Einrichtungen, die zum Besten der ackerbauenden Klassen gegeben wurden, diese in mehreren Gegenden zum Aufruhr reitzte. Was vermochte dagegen eine sogenannte Nationalrepräsentazion, die durchaus kein Recht zum heimlichen Besprechen | über allerlei vorgeschriebene Gegenstände zusammenberufen, von deren Arbeiten dem Volke nichts kund wird als die Unterhaltungskosten, was kann diese gegen das drückende Gefühl der Menge machen, nichts von dem allen zu wissen, wovon das Wohl und Wehe aller abhängt, gegen das drückende Gefühl im Einzelnen sich die Nachrichten über das, was etwa über die inneren Verhältnisse vorbereitet wird auf den schmutzigsten Nebenwegen sich verschaffen zu müssen. Was kann die zuweilen ergangene Aufforderung, Meinungen über streitige Gegenstände schriftlich einzureichen, gegen den Mangel öffentlicher allgemeiner Berathung nutzen? Der Tüchtige wird sich nicht vordrängen, wird sich nicht gemeint denken, wo so allgemein aufgerufen wird, der Absichtliche hingegen wird die Gelegenheit zu nutzen suchen, seinen Vortheil geltend zu machen, und die flachste Ansicht, eben weil sie am sichersten sich mittheilt und mit sich immer auf dem Reinen ist, wird sich am mannigfaltigsten eindrängen. Was können Amtsblätter gegen diese Heimlichkeit wirken, die wiederum nur die Gesetze mehren, ohne sie zu rechtfertigen | und ihren Raum mit Steckbriefen, Schulmeisterpromotionen, mit Theeranstrich und dergl füllen, die das Gehässige an sich tragen, gekauft werden zu müssen und deswegen von keiner Gemeinde gelesen werden. Diese neueren Sonderbarkeiten verbunden mit dem Nachklänge älterer Willkührlichkeit in Staatseinrichtungen sind es, die Preussens Herrschaft in Sachsen und Schwedisch Pommern, und wohin wir den Wunsch nach Entschädigung richten mögen, als täuschend und hem204
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mend, als neuerungssuchtig und willkührlich, als scheinständlich, scheinpreßfrey, und scheinheilig verrufen machten, während keiner die hohe achtbare Ausdauer und Aufopferung unserer Völker im letzten Kriege mißkennt, noch den Ruhm unsrer Heere bestreitet. Es ist ein fester Glaube in mir, den ich aber niemand beweisen kann, daß Preussen bei Lützen gesiegt hätte und der ordnende Mittelpunkt von ganz Deutschland geworden wäre, daß es weder der müssigen Quälerei des Wiener Congresses noch der Ungewißheit über alle | seine künf- 4' tigen Verhältnisse unterworfen worden sey, wenn es in jener Zeit sich eine Verfassung durch öffentliche Verhandlung gebildet hätte, die keine Wahrheit zu fürchten hätte, weil sie aus der Wahrheit geboren. Der religiöse Sinn, der Wahrheit und Schönheit mit einander einigt, beyden Lebensfähigkeit einhaucht fehlte wahrlich nicht in jener Zeit, er war im Unglück wiedererwacht, und ahndete eine neue Kirche ohne sie von neuen heimlich bereiteten liturgischen Formen abhängig zu glauben, er grünte unter dem Schnee und erhielt sich durch den Schnee gegen die Kälte, bis der himmlische Frühling Kälte und Schnee ohne Zuthun der Menschen löst, diese aber fühlen ohne Unterweisung, wann der Frühling gekommen ist, denn der Frühling kommt auch aus ihnen. Wir haben nun die Elemente beysammen, aus welchen die Idee einer christlich deutschen Gesellschaft hervorging, wie sie sich in erster spielender | Bewegung als christlich deutsche 4" Tischgesellschaft darstellte, auch wurde noch gern das Wort fröhlige zu dem Namen der Gesellschaft hinzugefügt, um zu bezeichnen, daß wir weder um politischen Gram, wozu damals so vielfacher Anlaß war, zusammen kämen, noch einen andern ernsten Zweck vor Augen hätten, wir wollten einander selbst in einer gewissen Gesinnung etwas seyn, nichts scheinen nichts wirken, nur diese Gesellschaft in sich begründen und durch sich unterhalten, den Geist bey gutem leiblichen Genuß zu ehren und zu sammeln, und eine Geselligkeit aufrecht zu erhalten, die durch Kriegsstörung allmälig unterzugehen drohte. So wurde nun der erste Versuch am 18 Jan 1810 gemacht, ob eine gemischte Gesellschaft | aus vielen treflichen, aber einander wenig be- 5r kannten Menschen zur gemeinsamen Berathung über Gesetze, und zur gemeinsamen Lust führen könnte, ob sich darin feste Anhänglichkeit an Gemeingeist bilde, ob sich wohl eine öffentliche Anerkenntniß des Christlichen und Deutschen unter so vielen ohne einen Spott darüber denken lasse, ob sich eben so allgemein die Verachtung gegen erstorbenen Mechanismus in der Welt gegen das Judenthum und gegen das 205
Nr. 37
Philisterthum wie Verehrung gegen das Bewährte in der Geschichte sich zeige, insbesondre gegen die Krone, unter der wir vereinigt leben. Daß wir aus Liebe zu dieser Krone und zu Deutschland alles Französische herzlich hassen, daß wir uns als Deutsche nach deutscher Art herzlich und offen lustigmachen wollten versteht sich da bey allen von selbst, daß man sich vereinigte, um nicht durch Andersgesinnte gestört zu seyn, war auch natürlich, daß sich diese Gesinnung in manchem Trinkspruch äusserte folgte von selbst, aber gegen Frankreich in einer Gesellschaft etwas Geheimes, wie es die Zeit forderte, wirken zu wol5" len, die jedem Gast und vielen | Dienern zugänglich war, konnte nur thörigten Schwätzern und französischen Spionen einfallen, die darüber in unsreren öffentlichen Blättern, sogar im Moniteur sich äusserten und die Besorgnisse manches hohen Depertmantschefs so lebhaft erregten, daß Beamttete gewarnt wurden, diese gefährliche deutsche Gesellschaft nicht zu besuchen. So verhasst dieses Aufsehen der Gesellschaft war, sie ließ sich dennoch nicht trennen, die Gesetzgebung schritt fort. Besänftiger wurden ernant zur Stillung grosser Unruhen, auch die jüdischen Stimmen in öffentlichen Blättern, die sich gegen die Gesellschaft erhoben, wurden zurückgewiesen. Ich bemerke bey dieser Gelegenheit, daß ein Gesetz, welches auch getaufte Juden von 6r der Gesellschaft aus schliest durch | Stimmenmehrheit gegen meine Ueberzeugung durchgeführt worden ist, daß ich vielmehr es Pflicht aller guten Christen glaube, diese Täuflinge unter sich aufzunehmen mit Milde und Nachsicht und sie durch Freundlichkeit ganz aus den Schlingen des alten Bundes zu lösen. Zugleich mag es aber die innere Freyheit der Gesellschaft beweisen, daß ich mit dieser Meinung am ersten Stiftungstage überstimmt und zurückgewiesen wurde, als noch die höchste Gewalt in meinen Händen war. Unser kleiner Freystaat hatte sich wohlgestaltet zu seinem Zwecke, zum Essen und Trinken, als es deutlich wurde, daß dieser Zweck allein in so karger Zeit, eine Gesellschaft nicht zusammenhalte, daß der mitgeborne Scherz über Philister und Juden seinen Kreislauf vollendet, vollständig belacht und ausgesprochen sey und daß eine feste Bestimmung die Gesellschaft beleben müsse. Politische Wirksamkeit muste wegen der Oeffentlichkeit ausgeschlossen werden, es blieben also uns allgemeine deutsche Bestrebungen zur Wahl übrig, sey es für deutsche Geschichte, Kunst 6" und Wissenschaft | für Sprache oder andre allgemeine Bedürfnisse zu sammeln, zu wirken. Manches der Art wurde vergeblich in Vorschlag gebracht, insbesondre Gesang, andres wurde versucht, Kupferstiche aus 206
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älterer Zeit vorgezeigt, ältere seltsame Geschichten gelesen, lustige Aneckdoten gesammelt, ein Berliner Idiotikon angelegt. Aber zu bald bestätigte es sich, einestheils plenus venter non studet libenter, vor d e m Essen war Hunger störend, während dem Essen das Essen, nach dem Essen die Füllung, auch war die Gesellschaft zu mannigfaltig, als daß ein Gegenstand alle angesprochen hätte, Viele Mitglieder der Gesellschaft waren zurückhaltend mit dem, was sie der Gesellschaft hätten mittheilen könnten, so daß die wenigen, die sich thätig bezeigten, endlich einen Ueberdruß empfanden, sich selbst i m m e r wiederhören | zu müssen, die Geistesluft Berlins, mehr kritisierend als produzierend, Τ übte auch ihre alte zerstörende Kraft, auch wurden schon vor d e m Kriege mehrere thätige Mitglieder durch andre B e s t i m m u n g und Reisen zerstreut, ich nenne insbesondre unsern treflichen Sprecher Bekkendorf, selbst das Essen wurde schlechter. Vielleicht hätte damals die Gesellschaft, nachdem sie ihren Zweck erreicht, und ihre Blüthe überlebt hatte sich aufgelöst, aber sie sollte noch einen ungeahndeten Zweck in den Begebenheiten der letzten J a h r e erfüllen, und zwey grosse Freuden erleben. Bedeutende Gelder waren zur Anschaffung eines Bechers gesammelt, theils freywillige Gaben, theils als Abgabe beym Eintrit, theils Strafgelder. Doch verzögerte sich durch Uneinigkeit über die Gestaltung dieses Bechers der ganze Plan, darin lag aber eine der geheimen Absichten, über die wir Menschlein lange verdrießlich sind, bis sie sich uns freudig erklären. Dies Geld war bestimmt | einen tapfern Reiter auszurüsten, als der R u f des Königs die J u g e n d zu r seinem Heere versammelte, D e r Reiter k a m m i t Wunden und Ehre bedeckt nach d e m Feldzuge heim und auch der von der Gesellschaft erkaufte Schimmel hatte alles Verderbliche des Krieges glücklich überstanden, und freudig aus französischen Quellen seinen Durst gestillt: Hoch lebe der deutsche Ritter und sein treues Roß. Dies war ausser d e m allgemeinen Triumphzuge über Frankreich eine der Freuden zu welchen die Gesellschaft als Gesellschaft noch aufgespart war, aber sie erlebte noch einen Triumph, daß einer der geistreichsten Schriftsteller unsrer Nazion in einer allgemein gelesenen Schrift, deutsche | Gesellschaften ganz in der Art wie die unsre als ein 8' schönes Band deutscher Gesinnung anrieth, daß seine E r m a h n u n g an mehreren Orten solche Gesellschaften s a m m e l t e daß uns die beste H a m b u r g e r Zeitung erzehlt, wie a m Rhein insbesondre in Rödelheim Butzbach Glessen usw. schon solche Gesellschaften beständen, die alles Französische verbannten und auch die Juden ausschlossen, ja daß es 207
Nr. 37
eigentlich jezt kaum mehr einer Vereinigung bedarf, um Gesellschaf- 205 ten zu finden, die in dieser allgemeinen deutschen Gesinnung einträchtig bestehen. Unsre ursprüngliche Gesellschaft ist Deutschland geworden, also ist sie noch zerstreut, denn Deutschland hat noch nicht zur ruhigen Verbindung gelangen können und nur wenn Deutschland seine Einigung erhalten, wenn seine Erwählten versammelt sind, dann 210 erst ist auch unsre deutsche Tischgesellschaft am ersten Ehrenmahle wieder vereinigt, dann haben auch unsre für Deutschland Verstorbe8" nen ihre Stimme wieder in der allgemeinen Stimme und ihr | Leben ist nicht verloren, nicht vergebens ihr Tod. Hoch leben unsre Todten! Hoch lebe in aller Herzen auch Friedrich, der in dem willenlosen 215 allem Fremden und Ausländischen hingegeben Deutschlande Preussen begründete, daß Deutschland daraus hervorgehe, gerüstet wie Minerva aus dem Haupte Jupiters. Hoch lebe Friedrich und Preussens Krone! Ob unsre Tischgesellschaft bis dahin zu vertagen sey, wie mehrere geehrte Mitglieder mir begreiflich zu machen suchten, ist nun eine 220 Frage die sich billig für den Stiftungstag eignet, deren Beantwortung ich aber als ein gewöhnlich Abwesender von Berlin am wenigsten übernehmen möchte. Gewiß ists, daß es besser wäre eine grössere Periode sey es monatlich, oder Viertheijahre zum Zusammenkommen 9' anzunehmen^ als durch öfteres Zusammenkommen in kleiner Zahl die 225 Idee der grossen christlich deutschen Tischgesellschaft aussterben zu lassen. Selbst der irdische Genuß sinkt bey so kleiner Zahl immer tiefer, grosse seltsame Schüsseln sind dann schwer zu unternehmen und so wenig die Gesellschaft auf den Speisemeister Rücksicht zu nehmen hat, desto mehr Rücksicht verdient die Zufriedenheit der 230 Mitglieder, von denen mancher durch eine schlechte Mahlzeit zurückgeschreckt der Treflichkeit aller folgenden wo grössere Zahl sich versammelt, absagt, ja ich würde in der Gesellschaft einen wohlerfahrenen und bewährten Mund als S e h m e c k er zu erwählen rathen, daß jede Gesellschaft durch ein besonders seltenes Gericht ausgezeichnet 235 würde, das durch den Umlaufzettel zur Anmahnung der Gäste bekannt gemacht werde, wie das zum Erstenmal aufgeführt auf Komödienzet9" teln I Wie reichhaltig konnte nachher das Tageblat durch Beurtheilung dieser Schüsseln werden. Ist aber endlich die freye geistige Zeit mit freyer Verfassung erschienen, die alles im Staate bis zur ärmsten Hütte 240 zum Wohl desselben gliedert und belebt, dann seyen die grossen Fragen, welche immerdar den Völkern zur Lösung aus der Zeitgeschichte vorgelegt worden, die Schüssel, zu welchen jede Versammlung einla208
{Rede von 1815) det, dann werden wie in England bey öffentlichen Mittagsmahlen, ehe 245 das Parlament eine Angelegenheit entscheidet, die Redner für und gegen eine Angelegenheit abgehört, denn nur so, und nicht durch Bücher oder Zeitungen allein, entsteht öffentliche Meinung und wahre Kenntniß von innern Verhältnissen, die Wahrheit | hat wie eine Ko- io' kosnuß viele Schalen, wer sich unvorsichtig närt, dem fliest der milde 250 Lebenssaft aus, ehe er ihn geniessen kann, vom äussersten muß das Eindringen zum Kern versucht werden, während in jeziger Zeit die Staatsverfassungsmacher meist nach Art der Maden von innen, von innen heraus zu bohren anfangen bis die Nuß leer ist und alles nur zum müssigen Spiel taugt. 255 Aber der Ernst der Zeit erlaubt kein Bestehen ohne innere Kräfte | dazu, ganz Europa selbst darf nicht mehr einschlafen, nun sich die io" neue Welt, Amerika, in eignen Kräften regt, bis China hat sich die allgemeine Bewegung verbreitet und in diesem Bewegen in diesen Untergange der Gewohnheit, in dieser allgemeinen Prüfung ob etwas 260 abgelebt sey glauben wir zu erkennen, was die alten Schriftsteller vom tausendjährigen Reiche gefabelt, das bald für eine Universalmonarchie, bald für eine geistliche allgemeine Herrschaft gehalten worden, das aber die Herrschaft des ewig einigen Geistes über das Irdische auszudrücken scheint. Diese ist voraus kündigt worden. Wird unser 265 Volk, werden die andren Völker vor solcher Gewalt bestehen? Wer wagte das zu beantworten über dessen Haupte nicht ein höheres Feuer rauschte, aber hören wir wenigstens ein Wort des tiefsten Geistes unsrer Zeit: Wo ein Volk das Schöne liebt, wo es den Genius in seinen Künstlern ehrt, da weht wie Lebensluft ein allgemeiner Geist, da öff270 net sich der scheue Sinn, der Eigendünkel schmilzt und fromm und groß sind alle Herzen, und Helden gebiert die Begeisterung. Die Heimath aller Menschen ist bey solchem Volke und gern mag der Fremde sich verweilen. Wo aber beleidigt wird die göttliche Natur, da ist des Lebens beste Lust hinweg und jeder andre Stern ist besser, denn die 275 Erde. Wüster, immer öder werden da die Menschen, die doch alle schön geboren sind, der Knechtsinn wächst mit ihm der grobe Muth, der Rausch wächst mit den Sorgen und mit der Ueppigkeit der Hunger und die Nahrungsangst, zum Fluche wird der Segen jedes Jahres, wie es dem Schicksal entlaufe, indessen wandelt harmlos droben das Ge280 stirn.
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37 B1 (Notizen zu Nr. 37.) Zueignung an die deutsche Tischgesellschaft, Berührung mit den Tischreden mit dem Tagblatt, mit der Philisterabhandlung, mit Stegemanns Gedichten. Vom verderblichen Geiste der Kritik und wie wir dem entgegen gewirkt haben Kritick der Todten. Br(enta)no und Kleist. Wenn es geregnet hat kommen die Regenwurmer hervor, sehen aus wie Schlangelein dienen aber an der Angeles wird ein Narrenzug gefischt Durch öffentliche Blätter aus unsrer behaglichen Vergessenheit herausgerissen sey es mir erlaubt den
37 B2 (Entwürfe zu Nr. 37.) Beflügelt zog des Sieges Göttin ein, Das alte Deutschland blühet auf am Rhein, Und jeder rühmt sich, wer ein Deutscher ist, Als wäre er darum ein bessrer Christ, Der Stifter wagt es, ungeachtet er der Gesellschaft fremd geworden, sie anzureden, weil er nicht erwarten kann, oft in ihrer Mitte zu erscheinen, indem er die Geschichte derselben unmittelbar ins Gedächtniß ruft. Unter der lustigen Aussenseite Mangel an Pressefreiheit Ursachen des Zusammentritts, war damals eine Lust am verändern ohne hinreichende Ueberlegung Ministerialregierung und Büreaukratie. Es blieb in einigen Behörden ein Gefühl, daß es doch besser gewesen, erst sich die Gewalt Collegialisch getrennt, aber sie kamen nicht dazu, ist auch dieser Zustand nichts werth gewesen. Die Sachsen sagen O Sachse Sachse, wie kannst du lästern, wie flach siehst du in die Tiefen des Geistes unsrer Einrichtungen. Was bildet denn zum Kriege als der unleidliche Zustand im Frieden. Was weckt die Thätigkeit Zweifel, als das Gefühl lange mit unnützen Kram beschäftigt zu seyn. Wie freudig sind unsre Geschäftsmanner dem Tod entgegen gegangen. 210
(Brentano:) (Blücher)
O Sachse, Sachse, wie bist du abgeführt, ich denke, du sollst nimmermehr widersprechen. Ausfuhr, wieviel vernünftigeres Frankreich. Darstellung der Treflichkeit unseres gegenwärtigen Staates. Wir haben Nationalrepräsentanten, sie sind so stille, aber sie sind nicht eingeschlafen, sie warten nur, ob sie wieder ausrufen müssen, das Vaterland sey in Gefahr, um auf diesen Fall auseinander zu gehen Stiftung der Gesellschaft zu einer Zeit, wo der Staat hoffen durfte zu einer Verfassung zu gelangen, ich versuchte es in dieser Gesellschaft, ob sich wohl in freyer Verhandlung | eine Gesetzgebung bilden könne, ich stellte einen kurzen Entwurf der Grundverfassung auf, es fanden sich Meinungen und Reden gegen einen Mann, die getauften Juden, die Verderbniß Berliner Juden schwebte zu nahe vor. Die Gesinnung gegen die Franzosen lag zu tief in uns, wir durften sie hiesig nicht hassen, hier war es mir erlaubt, in manchem Trinkspruch darauf zu deuten. Klatscherei in Berlin, und in den Journalen. Ein Departementschef schämte sich nicht, seinen Rathen eine Gesellschaft zu verbiethen, in der nichts getrieben wurde als gut gegessen, und Gesetze für diese Eßgesellschaft zu entwerfen. Die Juden lermten, die Oppositzion wuchs
38.
(Blücher.) Grüß dich Gott! Sieges Greis, Grüß dich im Heldenkreis, Deutsches Gestirn, Um deinen Scheitel weiß Blühet ein Lorberreis, Ewiger Jugend Preis Schmückt deine Stirn. Dich grüßt vom Erdenrund Gottesmund, Volkesmund, Der Wahrheit lehrt, Dich grüßt der Freunde Bund 211
Nr. 38 Dich grüßt von Herzensgrund Wer in der Brust gesund Wahrheit bewährt. Heil dir im Eichenkranz Den du vom Waffentanz, Bringst zu dem Heerd. Flügler des Siegsgespanns, Zügler des Lügenbanns, Was Deutschland will, das kann's Führst du sein Schwerd. Dich preißet Wellington Als der Napoleon Stirne ihm bot Warst du zur Stelle schon Und tratst den Höllensohn Sammt dem Rebellenthron Nieder zum Koth Vorwärts mit Reiter muth Risst du der Streiter Wuth Freudig zum Ziel Triebst, was kein Zweiter thut Mit stets erneuter Glut Die Bärenhäuter Brut Vor dir ein Spiel. Dich deckt ein Himmelsschild Als im Getümmel wild Stürzte dein Pferd, Heil, deutsches Heldenbild Es spricht vom Schlachtgefild Bis, wo sie selten gilt Wahrheit dein Schwerd. Dem Diplomaten fegt, Der sich an Laden legt 212
(Brentano:) (Blücher)
Dein Schwerd das Korn, Schwerd, das Traktaten wägt, Schwerd, das D u k a t e n prägt, Und Lügensaaten schlägt Mit Gottes Zorn Des Deutschen Sieges Braut H a t sich nicht angetraut Nackt deinem Schwerd, Preist ihn ihr Musen laut, Was nur solch Schwerd erhaut, Nicht sich aus Federn kaut, Ist heimgekehrt. M a r m o r und Farbenbild, Waffen und Ehrenschild Ziehn i h m voraus, Schätze der Künste mild, Die's n u n zu ehren gilt, D a ß nicht die Nachwelt schilt Bracht er nach Haus Näher als Kunst doch trägt, Weß' Herz sich deutsch noch regt Dich an der Brust, Blücher, der Wahrheit hegt, Lügner ins Anlitz schlägt, Schlangen m i t Schwerdern fegt, O Ehrenlust! Juble d r u m Volksgesang, D e r deine F a h n e n schwang Mit heiigem Glück, Der Deutschlands Sieg errang, Der Preussens Feinde zwang, Kehrt aus d e m heißen G a n g Heil dir zurück!
213
ABBILDUNGEN
Stiftungslied der deutschen
Tisch - Gesellschaft
K r ö n ringst dem
lßten
a g e
Januar
ig*»
vom S t i f t e r L·. A.
v.
A r n i
m.
Berlin, gedruckt bei August Wilhelm Fctsch.
Erstdruck des
Stiftungslieds der deutschen Tischgesellschaft
Und wir fühlen S i e in Schmerzen, S i e , die uns von Gott gewindt, Defc
Gif»üb' und Licl·« finde.
Und in IloiFauug sich vcikunde, Ewig lebt d i e Kò u ig i η Chor.
Ewig lebt d i e K ö n i g i n ! Steigt der Wein tupe in die Krone Bei der Krone frohem Fest, Preudeugeber 6chone, schoije, Dette nus Derouth nicht verlafst; Ernetes Leben nmfs uns weihen, Was der E i n z e l n e vermag,
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I|TI^III
'"'·^.ff-ft-'.r. ! ; :·;·.;
Solí er dienend A l l e n leihen, Viele Strahlen wachen Tag.
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Schwört, dafs keiner will vor allen, Jeder treu mit allen schallen, Hier zu Preufwoe Lebehoch. Chor.
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A l l e P r « » f « e n l e b e n hoch?
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Gott der Herr auf seinem Throne Mit der Hoffnung SegensbKck, Liefs dem Könige 7,um Zeichen Seine heii'ge Salbung reichen, Dafs die Krone lebe hoch. Chor.
Vaste t r o n e lebe hock! Onsres Volkes alte Rechte Halten beide Kronen fest. Schützt sie kommendem Geschlechte, Schützt die Adler in dem Nest, Bis sie »nf den jungen Schwingen Ueber une in hohem Flug Zu dem Glan« der Sonne dringen,
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Im vereinten Heldenzug; Schwört dem alten Herrscherhause, Bei der Krönung Jubelschmausc, Ruft dem König Lebehoch!
Chor.
Unscnn König Lebehoch! Nimmer sollen Fremde herrschen Ueber unsero deutschen Stamm, Allen -wilden Kriegesmärschen Setzt die Treue einen Damm. Uneres Volkes treue Herzen Bindet eine Geisterhand,
Und wir fühlen S i e in Schmerzen, S i e , die uns von Gott gewindt, Defc
Gif»üb' und Licl·« finde.
Und in IloiFauug sich vcikunde, Ewig lebt d i e Kò u ig i η Chor.
Ewig lebt d i e K ö n i g i n ! Steigt der Wein tupe in die Krone Bei der Krone frohem Fest, Preudeugeber 6chone, schoije, Dette nus Derouth nicht verlafst; Ernetes Leben nmfs uns weihen, Was der E i n z e l n e vermag,
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Zu Nr. 5: Tisch-Reden der deutschen Tischgesellschaft (Deckblatt)
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Zu Nr. 12: Der Philister vor, in und nach der Geschichte (Titelblatt)
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