Vererbungsstrategien im frühneuzeitlichen Westfalen: Bäuerliche Familien und Mentalitäten in den Anerbengebieten der Hellwegregion 9783110507065, 9783828204461

Die detaillierte Analyse der Handlungspraktiken in der Vererbung aufgrund der Interpretation und Kombination sehr unters

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German Pages 324 [336] Year 2008

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Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen und Karten
Karten
Vorwort
1. Einleitung
2. Das Anerbenrecht in Westfalen
3. Die herrschaftlichen Verhältnisse im Untersuchungsraum
4. Die Planung der Erbfolge
5. Die Besitz- und Erbfolgen
6. Die Erbfolgestrategien
7. Resümee
Anhang
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Vererbungsstrategien im frühneuzeitlichen Westfalen: Bäuerliche Familien und Mentalitäten in den Anerbengebieten der Hellwegregion
 9783110507065, 9783828204461

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Joachim Rüffer Vererbungsstrategien im frühneuzeitlichen Westfalen

Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Herausgegeben von Peter Blickle, David Sabean und Clemens Zimmermann Band 51

Vererbungsstrategien im frühneuzeitlichen Westfalen Bäuerliche Familien und Mentalitäten in den Anerbengebieten der Hellwegregion

Von Joachim Rüffer

®

Lucius & Lucius • Stuttgart

Anschrift des Autors: Joachim Rüffer Endloser Weg 16 59494 Soest [email protected]

Gedruckt mit Unterstützung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

LWL

Für dla

M—BlWB. Für W M H M n - U P M

www.lwl.org

Zugl. Diss. phil. Universität Paderborn 2005

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8282-0446-1 (Lucius & Lucius) © Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2008 Gerokstr. 51, D-70184 Stuttgart www.luciusverlag.com Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung, Verarbeitung und Übermittlung in elektronischen Systemen.

Druck und Bindung: Rosch-Buch, Scheßlitz

Inhaltsverzeichnis Vorwort

XI

1.

Einleitung

1

1.1

Forschungsstand

5

1.2

Methoden und Fragenstellung

9

1.3

Untersuchungsraum und Untersuchungszeit

19

1.4

Begrifflichkeiten

21

1.5

Quellen und Quellenkritik

23

1.5.1

Die landesherrliche Überlieferung

23

1.5.2

Die kirchliche Überlieferung

30

1.5.3

Die grundherrschaftliche Überlieferung

40

2.

Das Anerbenrecht in Westfalen

44

2.1

Die bäuerlichen Besitzrechte

46

2.1.1

Das Meierrecht

51

2.1.2

Das Eigenbehörigkeitsrecht

53

2.2

Die bäuerlichen Pflichten und Rechte

55

2.3

Die bäuerlichen Abfindungen

60

2.4

Die bäuerlichen Erbfolgeregelungen

61

2.5

Der rechtliche Handlungsrahmen

74

3.

Die herrschaftlichen Verhältnisse im Untersuchungsraum

77

3.1

Das Kirchspiel Horn

77

3.2

Die Herrschaftsstrukturen

82

3.3

Die Entwicklung der grundherrschaftlichen Besitzverhältnisse

88

3.3.1

Das Haus Rudolfslohe

89

3.3.2

Der Hof Horn

92

3.4

Der Wandel der Abhängigkeitsverhältnisse

98

3.5

Der ökonomische Einfluß auf die Abhängigkeitsverhältnisse

104

3.6

Der herrschaftliche Handlungsrahmen

111

-VI-

4.

Die Planung der Erbfolge

114

4.1

Die Partnerwahl

115

4.2

Die Heiratskreise

119

4.3

Der soziale Raum

123

5.

Die Besitz- und Erbfolgen

132

5.1

Die Besitzfolgen auf den Höfen

134

5.2

Die Besitzfolgen auf den Kotten

169

5.3

Zwischenergebnis: Die Erbpraktiken

189

6.

Die Erbfolgestrategien

191

6.1

Die Formen der Erbfolgeregelungen

191

6.1.1

Die vertikalen Erbfolgen

192

6.1.2

Die horizontalen Erbfolgen

208

6.2

Frakturen der Erbfolge

216

6.2.1

Die ökonomischen Einflüsse auf die Erbfolge

218

6.2.2

Die herrschaftlichen Einflüsse auf die Erbfolge

222

6.3

Zwischenergebnis: Die Erbfolgestrukturen

227

7.

Resümee

231

Anhang

241

1.

Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen

241

2.

Verzeichnis der Münzen und Maße

243

3.

Tabellarische Übersicht über die untersuchten Höfe und Kotten

244

4.

Tabellarische Ubersicht über die Rechts- und Wirtschaftsverhältnisse der untersuchten Höfen und Kotten

246

4.1

Die Höfe

246

4.2

Die Kotten

275

5.

Verzeichnis der Pfarrer und Küster des Kirchspiels Horn

290

5.1

Die Horner Pfarrer

290

5.2

Die Horner Küster

291

-VII-

6.

Verzeichnis der Herkunftsorte der in den Horner Kirchenbüchern genannten Paten und Ehepartner (1642/47-1790)

294

7.

Quellen- und Literaturverzeichnis

300

7.1

Quellen

300

7.1.1

Ungedruckte Quellen

300

7.1.2

Gedruckte Quellen

303

7.2

Literatur

306

-VIII-

Verzeichnis der Abbildungen und Karten Abbildungen Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3:

Anzahl der überlieferten Tauf-, Trau- und Begräbniseinträge in den Kirchenbüchern des Kirchspiels Horn 1642-1790

36

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hohen Pörtnerhof in Bettinghausen

65

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Bauknecht in Eininghausen

67

Abb. 4:

Die Erb- und Besitzfolge auf der Buddemühle in Schwefe

72

Abb. 5:

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Bauerrichter in Sassendorf

74

Abb. 6:

Raumbeziehungen zwischen den auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn geborenen Kindern und ihren Ehepartnern 1640-1790

122

Raumbeziehungsgeflecht zwischen den auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn einheiratenden Ehepartnern und ihren Schwiegereltern 1640-1790

124

Herkunft der Paten der im Kirchspiel Horn getauften ehelichen Kinder 1640-1790

127

Raumbeziehungen zwischen den Eltern und Paten der Täuflinge auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn 1638-1790

128

Raumbeziehungsgeflecht auf den untersuchten H ö f e n und Kotten im Kirchspiel Horn zwischen den Eltern und Paten der Täuflinge bei deren Herkunftsidentität 1638-1790

129

Abb. 11

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Kolweyer in Lohe

136

Abb. 12

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Lüsse in Lohe

139

Abb. 13

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Michel in Lohe

142

Abb. 14

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Simon in Lohe

145

Abb. 15

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Borgschulte in Merklinghausen

148

Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Schüer in Merklinghausen

150

Abb. 7:

Abb. 8: Abb. 9:

Abb. 10:

Abb. 16:

-IXAbb. 17: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Steinmann in Merklinghausen

152

Abb. 18: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Schultenhof in Schallern

155

Abb. 19: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Herweg (Herbst) in Schallern

157

Abb. 20: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Jacob (Herbst) in Schallern

160

Abb. 21: Die Erb-und Besitzfolge auf dem Hof Peitz in Schallern

163

Abb. 22: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Schüer in Schallern

165

Abb. 23: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Hof Strippelhoff in Schallern

168

Abb. 24: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Grundmann in Lohe

170

Abb. 25: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Kahle in Lohe

173

Abb. 26: Die Erb-und Besitzfolge auf dem Kotten Schnier in Lohe

176

Abb. 27: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Widder in Lohe

179

Abb. 28: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Wilmer (Wennemar) in Lohe

182

Abb. 29: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Vogt in Merklinghausen

185

Abb. 30: Die Erb- und Besitzfolge auf dem Kotten Wickenkampff in Schallern

188

Abb. 31: Prozentuales Verhältnis zwischen Anerben und Anerbinnen innerhalb der vertikalen Erb- und Besitzfolgen auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

193

Abb. 32: Anerbenwahl innerhalb der vertikalen Erbfolge auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

194

Abb. 33: Anerbenbestimmung nach dem Prinzip des Ältestenrechts innerhalb der vertikalen Erbfolge auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

196

Abb. 34: Alter der Anerben und Anerbinnen zum Zeitpunkt der Übernahme ihrer Höfe und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

198

- X -

Abb. 35: Alter der weichenden Kinder zum Zeitpunkt ihrer ersten Eheschließung, die während des 17. und 18. Jahrhunderts von den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn stammten oder auf diese einheirateten

199

Abb. 36: Zeitabstand zwischen der Übernahme eines Hofes oder Kottens durch einen Anerben oder einer Anerbin und der Übernahme durch das nächste erbende Kind in vertikaler Besitzfolge auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

201

Abb. 37: Prozentuales Verhältnis zwischen Hofsukzessoren und Hofsukzessorinnen innerhalb der horizontalen Erb- und Besitzfolgen auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

209

Abb. 38: Besitzübergang an hoffremde Kolonen nach dem Tod der Anerben und Anerbinnen sowie deren Ehepartnern innerhalb der horizontalen Erbfolge auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

210

Abb. 39: Altersverhältnis zwischen den Kolonen zum Zeitpunkt der Auffahrteines Ehepartners auf den untersuchten Höfen und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

212

Abb. 40: Grundherrschaftliche und bäuerliche Neubesetzungen der untersuchten Höfe und Kotten im Kirchspiel Horn während des 17. und 18. Jahrhunderts

217

Karten Karte 1: Karte 2:

Das Kirchspiel Horn im Herzogtum Westfalen mit seinen Dörfern und Bauerschaften sowie benachbarten Kirchspielen

78

Kartenskizze des Hauses Rudolfslohe mit dazugehörigenen Ländereien und Gehölzen (um 1710/20)

90

Karte 3:

Herkunftsorte der Horner Eheleute 1647-1790

120

Karte 4:

Herkunftsorte der Paten von Horner Täuflingen 1642-1790

125

-XI-

Vorwort Die Lebens- und Erfahrungswelten der frühen Neuzeit sind uns heute fremd geworden. Viele Bereiche des alltäglichen Lebens sind aufgrund der oft fragmentarischen Überlieferung nur sehr mühsam zu erschließen. Dies gilt auch für die Beschäftigung mit dem ländlichen Raum Westfalens. Die Frage nach der Regelung der sozialen Verhältnisse innerhalb der bäuerlichen Gesellschaft lenkte den Blick schnell auf die vielfältigen rechtlichen Bestimmungen, denen die damaligen Menschen unterworfen waren. Die Erbsysteme gestalteten die bäuerlichen Handlungsweisen. Bei meiner Untersuchung rückte das Anerbenrecht in den Mittelpunkt. Dessen rechtliche Normen eröffneten - anders als bisher in der Forschung meist dargestellt - sehr differenzierte Handlungspraktiken und Strategien bei der Vererbung. Erst die Interpretation und Kombination sehr unterschiedlicher Quellen zeigte die Dimensionen der sozialen Logik, die hinter den praktizierten Erbfolgeregelungen der Bauern stand. Daß diese Arbeit zum Abschluß kommen konnte, grenzt fast an ein Wunder. Die Erschließung prosopographischer Quellen endet ja so gut wie nie. Formal äußert sich dieser Umstand in der Beibehaltung der bewährten Rechtschreibung, die beinahe schon wie die ausgewerteten Quellen historisch ist, inhaltlich in der abstrakten Darstellung der Erbfolgen (ohne konkrete Nennung der Namen der Akteure in den Graphiken). Im Forschungsinteresse liegen trotz der Beschränkung auf einen engen lokalen Raum allgemeingültigere Aussagen. Um dem stetig fortschreitenden Erkenntnisstand gerecht zu werden, wurde deshalb die neueste Literatur soweit wie möglich noch berücksichtigt. Gerade in der Endphase vor der Annahme meiner Untersuchung als Dissertation im Wintersemester 2005/06 an der Universität Paderborn stand mein Doktorvater Prof. Dr. Frank Göttmann mir mit kritischen Anregungen äußerst hilfreich beiseite. Darüber hinaus hat er die endgültige Redaktion bis zur Drucklegung tatkräftig unterstützt. Ihm gilt daher mein besonderer Dank. Für die Erstellung des Zweitgutachtens danke ich ferner Prof. Dr. Dietmar Klenke. Daneben stehen viele andere — vor allem meine Familie und Freunde —, die mich auf vielfaltige Weise auf dem langen Entstehungsweg des Buches begleitet haben. Für die Bemühungen um die Herausgabe meiner Arbeit ist aber auch vor allem Prof. Dr. Peter Blickle (Universität Bern), Prof. Dr. David Sabean (University of California, Los Angeles) und insbesondere Prof. Dr. Clemens Zimmermann (Universität Saarbrücken) zu danken. Die von ihnen betreute Reihe „Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte" bietet der Veröffentlichung meiner Thesen den richtigen Ort. Nicht zuletzt gilt mein Dank für die finanzielle Unterstützung des Drucks dem Verein für Geschichte und Heimatpflege Soest sowie der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Soest, Pfingsten 2008

Joachim Rüffer

1. Einleitung Im 17. und 18. Jahrhundert konnten die Bauern in der Regel über ihren Besitz nicht uneingeschränkt verfügen. Das ländliche Erbrecht und die herrschaftlich begründeten Abhängigkeitsformen bestimmten innerhalb der westfälischen Grundherrschaften wesentlich über die Besitzverhältnisse der Bauern zu ihren Höfen. Gerade umfangreichere Herrschaften, zu denen die Grundherrschaft des in dieser Arbeit beispielhaft untersuchten adeligen Hauses Hovestadt zählte, umfaßten die unterschiedlichen Formen von bäuerlichen Besitzständen, die es erlauben, die rechtliche und soziale Entwicklung der ländlichen Bevölkerung über einen längeren Zeitraum in ihrer Vielfalt zu beleuchten. Zum Haus Hovestadt, das im kurkölnischen Herzogtum Westfalen an der Lippe, einem Grenzfluß zum Fürstbistum Münster, lag, gehörte eine ausgedehnte Grundherrschaft. Sie erstreckte sich auf beiden Seiten der Lippe. Als die Familie von Plettenberg-Lenhausen Anfang der 1730er Jahre ihren Wohnsitz nach Hovestadt verlegte, veränderte sich auch der Herrschaftsstil innerhalb dieser Grundherrschaft, mit dem die Familie sie in der Folgezeit ausübte.1 Bereits in den Jahren 1726/27 waren die Verkaufsverhandlungen mit dem Grafen Friedrich Bernhard Wilhelm von Plettenberg über den Erwerb des Wasserschlosses abgeschlossen worden. Nun, nachdem die Witwe des letzten Besitzers2 im Jahre 1733 verstorben war, konnte das Schloß von der Familie Plettenberg bezogen werden.3 Der Wandel des Herrschaftsanspruchs wurde äußerlich durch die Renovierung des Renaissanceschlosses und den Umbau der Vorburg erkennbar. Wie wichtig der Familie eine angemessene Repräsentation erschien, wird allein durch die Wahl des beauftragten Baumeisters aus dem engeren Umkreis des münsterischen Architekten Johann Conrad Schlaun ersichtlich, der die Gebäude der Vorburg entwarf.4 Die Anlage des Hauses Hovestadt wird durch eine Gräftenanlage umschlossen. Das Schloß auf der Herrenhausinsel ist von dem Zugangsbereich über die Vorburg, in der die Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude angesiedelt sind, durch eine weitere Gräfte getrennt, so daß sich das Zentrum der Grundherrschaft eigens vom allgemein

1

Zum Herrschaftsstil der Familie Plettenberg siehe Kapitel 3.4.

2

Luise geb. Freiin von Spaen, Witwe des Dietrich Georg von Heiden. AHov, Akte J 633; vgl. A. Kracht, Burgen und Schlösser im Sauerland, Siegerland, Hellweg, Industriegebiet. Frankfurt/M. 1976, S. 216; Adelsarchive in Westfalen. Die Bestände der Mitgliedsarchive der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V. Kurzübersicht, bearb. von W. Bockhorst. Münster 1998, S. 169. Vgl. F. Matzner / U. Schulze, Johann Conrad Schlaun (1695-1773) - Das Gesamtwerk (Oeuvreverzeichnis), hg. von K. Bußmann. Stuttgart 1995, S. 238. Die Torhäuschen sowie die vier einander symmetrisch zugeordneten Wirtschaftsgebäude der Vorburg weisen die typischen Merkmale des Schlaunschen Baustils (abgerundete Ecken mit Linsenrahmung) auf.

3

4

- 2 -

zugänglichen Verwaltungsbereich abgrenzte.5 Über eine Brückenanlage gelangten die abhängigen Bauern zu den Verwaltungsgebäuden der Plettenbergschen Herrschaft. Hier wurden ihre Pacht- und Abhängigkeitsverhältnisse zur Grundherrschaft geregelt und die zu leistenden Abgaben entgegengenommen.6 Für die Bauern wurde der Besitzerwechsel ihrer Grundherrschaft: spürbar, als im August 1727 eine sogenannte Hofsprache einberufen wurde, während der sie ihre Abgabenverpflichtungen offenlegen mußten. Die real geleisteten Abgaben wurden mit den Angaben in den Pacht- und Einkünfteregistern abgeglichen. Sie dienten somit zur Einschätzung und Festlegung des endgültigen Kaufpreises vom gesamten Herrschaftskomplex.7 Inwiefern sich diese hier offen sichtbar werdenden und veränderten Herrschaftsansprüche auf das Leben der Menschen innerhalb der zum Haus Hovestadt gehörigen Grundherrschaft auswirkten, soll in dieser Untersuchung des Anerbenrechts nachgegangen werden. Das Anerbenrecht beinhaltete die geschlossene Weitergabe eines Bauernhofes als Wirtschaftseinheit an einen einzigen Erben. Die Regelung des Erbgangs beeinflußte die Verbundenheit der Bauern mit ihrem Pachtbesitz und damit auch ihre Mentalität gegenüber der Vererbung ihres Besitzes in dem weitgehend als statisch geltenden Rechtsraum der Grundherrschaft. Vor dem Hintergrund herrschaftlicher und ökonomischer Veränderungen ergaben sich deshalb auch kulturelle und soziale Wandlungen, die wiederum die Rechtspraxis beeinflußten. Es erscheint daher durchaus nicht abwegig, daß die starre Norm des Erbrechts ebenfalls aufgebrochen wurde. Aus dem grundherrlichen Pachtverhältnis über den bäuerlichen Besitz leitete sich die Art und Weise ab, wie die Bauern die Bewirtschaftung des Grund und Bodens betrieben. Die Ertragsleistung der Felder hing nämlich vor allem von der Art der Bodenbestellung und nicht allein von der Bodengüte ab. Entscheidend war das Pachtverhältnis, das die Nutzungberechtigung der Felder, Weiden und Wiesen festlegte. Grundsätzlich verpachteten die Grundherrn ihr Land in einer kurzfristig begrenzten oder in einer langfristig vererbbaren Pacht. Die letztere Form setzte die ungeteilte Besitzweitergabe nach dem Anerbenrecht voraus. Diese Erbform wurde sowohl von staatlicher als auch grundherrlicher Seite bevorzugt. Denn die Erfahrung lehrte, daß durch eine kontinuierliche Wirtschaftsführung relativ gesicherte, regelmäßige Einkünfte erzielt werden konnten. Die längerfristige Übertragung einer Hofwirtschaft an eine Familie sollte das Land vor einer kurzfristigen Ausbeutung schützen, die vor allem aus Sicht des Verpächters dem ökonomischen Vorteil eines Zeitpächters zugute gekommen wäre. Eine Erbpacht stärkte dagegen grundsätzlich die Verbundenheit der Bauern mit ihren Ländereien. Die Besitzrechte bestimmten spezifische herrschaftliche Abhängigkeitsverhältnisse, die den Landwirten die langfristige Verfügbarkeit über einen Bauernhof sicherte. Die kontinuierliche Bewirtschaftung eines Hofes gewährleistete am besten eine gute Ertragsleistung, weil es im Interesse von Eigentümern und

Vgl. Matzner / Schulze, Schlaun, S. 238. « AHov, Akten J 632, 633, 634, 635, 636, 637, 640, 642, 643. 1 AHov, AkteJ 633. 5

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Pächtern lag, die ökonomischen Ressourcen zu erhalten. Die Fruchtbarkeit der bewirtschafteten Fluren konnte durch Düngung Melioration) gesteigert werden.8 Die grundherrliche Übertragung des Hofes an eine bäuerliche Familie besiegelte vertraglich das Rechtsverhältnis der Verpachtung an die Bauern. Diese Pachtverträge konnten nur bei Vertragsverletzungen aufgekündigt werden. Ohne die grundherrschaftliche Zustimmung durfte aber auch die Bewirtschaftung von den Bauern nicht aufgegeben werden. Die Grundherren mußten ihren Pächtern aber bei Ernteeinbrüchen infolge höherer Gewalt — beispielweise Unwettern — Pachtnachlässe zugestehen.9 Das Erbrecht hatte erheblichen Einfluß auf die Herausbildung der Verbundenheit der Menschen mit den Agrarflächen. Durch die kontinuierliche Weitergabe des Besitzes innerhalb einer Familie entwickelte sich ein soziales und kulturelles Verhältnis zum ländlichen Raum. Die von den Erträgen der Äcker lebenden Bauern versuchten im allgemeinen, ihre Felder vor einer Ausmergelung der Böden zu bewahren und nicht kurzfristig auszuschöpfen.10 Den Bauern der frühen Neuzeit war bewußt, daß sie sich von den Erträgen aus der Hofwirtschaft ernähren mußten. In der im ^.Jahrhundert einsetzenden Industrialisierungsphase — besonders aber nach der Mitte des 20. Jahrhunderts — ging den Menschen dieses vormoderne Bewußtsein jedoch aufgrund der radikalen Umgestaltungen innerhalb der Agrarwirtschaft weitgehend verloren. Der Agrarsektor wurde beherrschbar, und die Agrarlandschaft wurde nunmehr als ein reiner Produktionsort landwirtschaftlicher Erzeugnisse angesehen. Von den Witterungseinflüssen konnte nach allgemeiner Ansicht keinerlei Bedrohlichkeit für die Ernährungssituation mehr ausgehen. Der Bezug zur ländlichen Kulturlandschaft wandelte sich zunehmend. Mit ihr wurden fortan weithin andere Aspekte assoziiert. Sie wurde für die Menschen im allgemeinen zur idyllischen Naturlandschaft, zum Erholungsgebiet einer verstädterten Gesellschaft.11 Erst die in den 1970er und 1980er Jahren auftretenden Krisen in der Land- und Forstwirtschaft schärften wieder den Blick für die menschliche Abhängigkeit von landwirtschaftlichen Erträgen.12 Politische Erwägungen scheinen seitdem zunehmend einen Mentalitätswandel herbeiführen zu wollen, der die Nachhaltigkeit der lokalen Wirtschaftsweisen fördern soll. Um dies zu erreichen, soll die Beziehungslosigkeit der Menschen zu ihrem Umfeld

s Vgl. P. Toubert, Emphyteusis, Erbleihe, in: LMA, Bd. 3, Sp. 1892-1895, hier Sp. 1894; W. Trossbach, Bauern 1648-1806. München 1993, S. 32f. 9

10 11

12

Vgl. H.-W. Goetz, Herrschaft. Mittelalter, in: Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen, hg. von P. Dinzelbacher. Stuttgart 1993, S. 466-475, hier S. 470-473. Vgl. J. Radkau, Natur und Macht. Eine Weltgeschichte der Umwelt. München 2000, S. 12, 94. Vgl. H. Jäger, Einfuhrung in die Umweltgeschichte. Darmstadt 1994, S. 221-224; H. Küster, Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. München 1995, passim, bes. S. 354-359; S. Schama, Der Traum von der Wildnis. Natur als Imagination. München 1996, S. 24-27; R. Beck, Ebersberg oder das Ende der Wildnis. Eine Landschaftsgeschichte. München 2003, S. 10. Vgl. Küster, Landschaft, S. 363f.; H. Küster, Geschichte des Waldes. Von der Urzeit bis zur Gegenwart. München 1998, S. 222-230.

-

4

-

durch stärkere Bindungen an den ländlichen Raum überwunden werden.13 Besonders die ungeteilte Weitergabe von Landbesitz stärkt grundsätzlich solche Bindungen, weil sie nachhaltige Wirtschaftsstrukturen auf lokaler Ebene entstehen läßt. Die Vererbung wird aber allgemein auch durch politisch-herrschaftliche und ökonomische Bedingungen beeinflußt. Diese rechtlichen, herrschaftlichen und ökonomischen Faktoren bestimmen die menschliche Mentalität, die dadurch auf die Agrarstrukturen zurückwirkt. Doch das menschliche Verständnis von der Landwirtschaft hat eben auch umgekehrt einen relevanten Einfluß auf die angeführten exogenen Faktoren.14 Dieser Umstand besaß auch in der frühen Neuzeit Gültigkeit. Der über Generationen reichende Prozeß der Landvererbung verdeutlicht die historische Reichweite des Themas über die geschlossene Erbübergabe. Im 17. und 18. Jahrhundert bildeten die Rechtsverhältnisse eine allgemein gültige Ordnungsstruktur für die Besitzverhältnisse. Die Rechtsstrukturen einer Gesellschaft regelten die Voraussetzungen für den Erbgang und schufen darüber hinaus auch emotionale und soziale Bindungen zum Landbesitz. Aufgrund der herrschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen wandelte sich aber auch die Verbundenheit der Bauern mit ihrem Erbe. Wie diese Veränderungen das Verhalten der Menschen prägten und wie sie auf die Wandlungen reagierten, umschreibt die Zielsetzung der hier vorliegenden Untersuchung zum Anerbenrecht. Die Vererbung von Höfen folgte seit dem 16. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich zwei verschiedenen Prinzipien: Während die Erbmasse bei der Besitzweitergabe nach den Grundsätzen der Realteilung unter allen Nachkommen aufgeteilt wurde, ging bei der geschlossenen Besitzweitergabe nach dem Anerbenrecht der gesamte immobile Besitz an nur einen einzigen Erben über. Mischformen zwischen den beiden Rechtsformen ergaben sich aus den jeweiligen wirtschaftlichen Gegebenheiten.15 Die gewohnheitsrechtlichen Ansprüche auf die Vererbung hatten sich durch die verschiedenen Formen der bäuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse gefestigt oder aus den wirtschaftlichen Notwendigkeiten herausgebildet. Ohne die rechtlichen Abstufungen genauer zu spezifizieren, unterstanden die Bauern innerhalb der nordwestdeutschen Grundherrschaft zwei persönlichen Rechtsverhältnissen,16 die die Besitz- und Pacht-

L. Wetzler, Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft. Leitfaden für den Bundeswettbewerb, hg. vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Braunschweig 1999, S. 22-27, 34-37; vgl. H.-Chr. Vahle, Das Konzept der potentiellen Kulturlandschafts-Vegetation, in: Tuxenia 21 (2001), S. 273-292, hier, S. 285. 14 Vgl. W. Rösener, Bauern im Mittelalter. München 1985, S. 195; E. Schubert, Alltag im Mittelalter. Natürliches Lebensumfeld und menschliches Miteinander. Darmstadt 2002, S. 10, 143; Chr. Conrad / M. Kessel, Blickwechsel: Moderne Kultur, Geschichte, in: Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung, hg. von dens. Stuttgart 1998, S. 9-40, hier S. 11. is Vgl. W. Bungenstock, Anerbenrecht, in: HRG, Bd. 1, Sp. 163-166; Rösener, Bauern, S. 195ff. 16 F. Lütge, Geschichte der deutschen Agrarverfassung vom frühen Mittelalter bis zum ^ . J a h r hundert. Stuttgart 21967, S. 190f.; S. Rappe-Weber, Nach dem Krieg: Die Entstehung einer neuen Ordnung in Hehlen an der Weser (1650-1700). Hannover 2001, S. 7f.

13

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verhältnisse regelten. Nach dem Eigenbehötigkeitsrecht waren die Bauern persönlich unfrei (eigen(be)hörig bzw. leibeigen) und nach dem Meierrecht persönlich frei.17 Die Besitzverhältnisse der Bauern prägten ihr Rechtsverständnis und äußerten sich in den getroffenen Erbfolgeregelungen, da hierin ein generationenübergreifendes Besitzdenken der bäuerlichen Familie zum Ausdruck gebracht wurde. Der Anspruch auf die Erbfolge hatte sich im 16. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich entwickelt. Das bäuerliche und obrigkeitliche Verständnis über die Besitzrechte divergierte jedoch in den folgenden beiden Jahrhunderten unter dem Einfluß römisch-rechtlicher Vorstellungen, die kein gemeinsames geteiltes Eigentum zwischen Grundherr und Bauern im Rechtssinne zuließen. Die Juristen behalfen sich in der Rechtspraxis damit, daß sie die gewohnheitsrechtlich begründeten Besitzrechte der Bauern als eine Verfugungsberechtigung auslegten, wie sie auch den bäuerlichen Vertragspartnern in den von den Grundherren verfaßten Pachtverträgen zugestanden wurde. Das praktizierte Rechtsverhältnis geriet jedoch immer stärker in Konflikt mit der institutionell vertretenen Rechtsnorm.18 Die rechtlichen Handlungsspielräume der Bauern bei der Vererbung, die während der frühen Neuzeit das ländliche Sozialleben entscheidend bestimmt hatten, wurden allerdings erst am Ende dieser Rechtsentwicklungen im 19. Jahrhundert staatlicherseits einheitlichen Verordnungen unterworfen.19

1.1 Forschungsstand Die umweit- und landesgeschichtliche Diskussion regte seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert das historische Interesse an agrargeschichtlichen Fragestellungen an, wobei gegenwärtig die frühneuzeitliche Forschung dem ländlichen Lebensbereich besondere Beachtung schenkt. Der eigentliche Kernbereich agrarwissenschafitlicher Untersuchungen konzentrierte sich lange Zeit vornehmlich auf die ökonomischen und rechtlichen Strukturen der ländlichen Welt, die aber gegenüber kulturgeschichtlichen Aspekten zunehmend an Gewicht verloren. Themenbereiche wie die Mentalitätsgeschichte erweiterten die Kenntnisse über die bäuerlichen Schichten. Das soziale I^andleben im lokalen Bereich verdeutlichte mikrogeschichtliche Zusammenhänge herrschaftlicher und rechtlicher Normen und Werte der Bevölkerung. Die gewonnenen Befunde wiesen auf flexible Strukturen einer bislang weitgehend als unbeweglich

17

Vgl. H. Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2: Neuzeit bis 1806. Karlsruhe 1966, S. 206, 217f.; A. Hanschmidt, Das 18. Jahrhundert, in: Westfälische Geschichte. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches, hg. von W. Kohl. Düsseldorf 1983, S. 605-685, hier S. 661.

18

Vgl. K. Scharpwinkel, Die westfälischen Eigentumsordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Dissertation Göttingen 1965, S. 61; H.-R. Hagemann, Erbrecht, in: HRG, Bd. 1, Sp. 971-977, hier Sp. 975f.

19

Vgl. F. Lütge, Agrarverfassung, S. 176.

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geltenden Gesellschaft hin. 20 In jüngerer Zeit wurden einerseits die bisher vorliegenden Ergebnisse über Beziehungsstrukturen unter den Menschen wieder mit ökonomischen Strukturen verknüpft A u f der anderen Seite konzentrierte sich die Forschung auf die Herrschaftsstrukturen, denen die ländliche Bevölkerung innerhalb ihrer Grund- und Gutsherrschaften ausgesetzt war. 21 Die historisch-demographische Forschung lenkte die Aufmerksamkeit auf soziale Beziehungsnetzwerke. Es konnten bisher besonders innerhalb von Realteilungsgebieten familienstrategische Handlungsweisen aufgezeigt werden. A u f diese Weise konnten neben vertikalen Beziehungsgeflechten seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch horizontale Verbindungen zwischen Personengruppen nachgewiesen werden. Für Regionen mit geschlossener Einzelerbfolge liegen dagegen noch keine vergleichbaren Ergebnisse vor. 2 2 Insgesamt fanden jedoch Beziehungsnetzwerke als eine ordnungsgebende Sozialstruktur kaum Beachtung. 23 » W. Rösener, Einführung in die Agrargeschichte. Darmstadt 1997, S. VII, lf.; W. Troßbach / Cl. Zimmermann, Einleitung, in: Agrargeschichte. Positionen und Perspektiven, hg. von dens. Stuttgart 1998, S. 1-6, hier S. 1 ff.; P. Blickle, Deutsche Agrargeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: ebd., S. 7-32, hier S. 24ff.; siehe ferner W. Schulze, Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit. Stuttgart-Bad Cannstatt 1980; W. Achilles, Landwirtschaft in der frühen Neuzeit. München 1991, S. 63; Jäger, Umweltgeschichte, S. 3-5; Chr. Pfister, Im Strom der Modernisierung. Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt im Kanton Bern 1700-1914. Bern 1995, S. 311; Radkau, Natur und Macht, S. 1 lf.; Beck, Ebersberg, S. 9f. Rappe-Weber, Krieg, bes. S. 9-12; S. Rouette, Erbrecht und Besitzweitergabe: Praktiken in der ländlichen Gesellschaft Deutschlands, Diskurse in Politik und Wissenschaft, in: Ländliche Gesellschaften in Deutschland und Frankreich, 18.-19. Jahrhundert, hg. von R. Prass, J. Schlumbohm, G. Beaur und Chr. Duhamelle. Göttingen 2003, S. 145-166, hier S. 164f.; M. Kopsidis / G. Fertig, Agrarwachstum und bäuerliche Ökonomie 1640-1880. Neue Ansätze zwischen Entwicklungstheorie, historischer Anthropologie und Demographie, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, Bd. 52 (2004), S. 11-22, hier S. 16; J. Mooser, Ländliche Klassengesellschaft 1770-1848 Bauern und Unterschichten, Landwirtschaft und Gewerbe im östlichen Westfalen. Göttingen 1984, S. 185ff, 418. 22 A. E. Itnhof, Die verlorenen Welten. Alltagsbewältigung durch unsere Vorfahren - und weshalb wir uns heute so schwer damit tun. München 1984, passim; D. W. Sabean, Property, Production, and Family in Neckarhausen, 1700-1870. Cambridge u. a. 1990, bes. S. 237-241, 420; J. Schlumbohm, Lebensläufe, Familien, Höfe. Die Bauern und Heuerleute des Osnabrücker Kirchspiels Belm in proto-industrieUer Zeit, 1650-1860. Göttingen 1994, bes. S. 453, 506-524; J. Rüffer, Erbfolgerecht und bäuerliche Vererbungsstrategien in den Anerbengebieten Westfalens im 17. und 18. Jahrhundert, in: Historisch demographische Forschungen. Möglichkeiten, Grenzen, Perspektiven. Mit Fallbeispielen zur Sozial- und Alltagsgeschichte Westfalens (14.-20. Jahrhundert), hg. von F. Göttmann und P. Respondek. Köln 2001, S. 70-93, hier S. 80f. Siehe hierzu neuerdings auch Chr. Fertig / G. Fertig, Bäuerliche Erbpraxis als Familienstrategie: Hofweitergabe im Westfalen des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Generationengerechtigkeit? Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht 1500-1850, hg. von St. Brakensiek, M. Stolleis und H. Wunder. Berlin 2006, S. 163-187, hier bes. S. 171f., 183. 23 H. Medick / D. Sabean, Emotionen und materielle Interessen in Familie und Verwandtschaft: Überlegungen zu neuen Wegen und Bereichen einer historischen und sozialanthropologischen Familienforschung, in: Emotionen und materielle Interessen. Sozialanthropologische und historische Beiträge zur Familienforschung, hg. von dens., Göttingen 1984, S. 27-54, hier S. 50f.; B.

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Die bisherige agrargeschichtliche Forschung des ländlichen Lebensbereiches vermittelte unter rechtlichen und ökonomischen Aspekten einen weitgehend einheitlichen Eindruck mit klaren Vorstellungen und Abgrenzungen der bäuerlichen Handlungsspielräume. Rechtliche Normierungen regelten demzufolge primär das Sozialgefuge, so daß vor allem das Erbrecht keine Abweichungen von den obrigkeitlichen Bestimmungen zugelassen habe. So wurden außergewöhnliche Regelungen meist mit familiär bedingten Einzelkonstellationen erklärt. Weiterhin gelten beispielsweise die Auffassungen von einer generellen Dominanz der männlichen Erben als ein Faktum.24 Erst neuere Erkenntnisse lassen die erbrechtliche Dichotomie zwischen Norm und Praxis differenzierter bewerten und stellen die absolute Gültigkeit und Anwendung obrigkeitlicher Bestimmungen in Frage. Eine wesentliche Bedeutung wird nun auch den Verwandtschaftsverhältnissen und anderen sozialen Beziehungsgeflechten zugesprochen.25 Nachdem in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts infolge der Diskussion über die Neugestaltung des Erb- und Besitzrechts nach der Bauernbefreiung in preußischen Provinzen Westfalens sowie unter dem Einfluß des französischen Code

Krug-Richter, Agrargeschichte der frühen Neuzeit in geschlechtergeschichtlicher Perspektive. Anmerkungen zu einem Forschungsdesiderat, in: Agrargeschichte. Positionen und Perspektiven, hg. von W. Troßbach und Cl. Zimmermann. Stuttgart 1998, S. 33-55, hier S. 39f.; vgL allgemein H. Rosenbaum, Verwandtschaft in historischer Perspektive, in: Verwandtschaft. Sozialwissenschaftliche Beiträge zu einem vernachlässigten Thema, hg. von M. Wagner und Y. Schütze. Stuttgart 1998, S. 17-33 und J. Mathieu, Verwandtschaft als historischer Faktor. Schweizer Fallstudien und Trends, 1500-1900, in: Historische Anthropologie, Bd. 10 (2002), S. 225-244 sowie jetzt auch M. Lanzinger / E. Saurer (Hg.), Politiken der Verwandtschaft. Beziehungsnetze, Geschlecht und Recht. Göttingen 2007. VgJ. U. Begemann, Bäuerliche Lebensbedingungen im Amt Blumenau (Fürstentum Calenberg) 1650-1850. Dargestellt anhand der Eheverträge, der Kirchenbücher des Kirchspiels Limmer und anderer registerförmiger Quellen. Hannover 1990, S. 119-122; R.-E. Mohrmann, Die Stellung der Frau im bäuerlichen Ehe- und Erbrecht. Ein historisch-volkskundlicher Vergleich, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, Bd. 40 (1992), S. 248-258, hier S. 249, 254ff.; Schlumbohm, Lebensläufe, S. 381-411; Cl. Ulbrich, Shulamit und Margarete. Macht, Geschlecht und Religion in einer ländlichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Wien, Köln, Weimar 1999, S. 12; G. Langer-Ostrawsky, Agrargeschichte als Geschlechtergeschichte? In: Reguliertes Land. Agrarpolitik in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1930-1960, hg. von E. Langthaler und J. Redel. Innsbruck 2005, S. 213-220, hier S. 217. Daß dieses Bild vom Besitztransfer über männliche Erben durch Erbstrukturen des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt wurde, verdeutlicht der Aufsatz von M. Schmitt, Geschlechtergrenzen in der Landwirtschaft. Alte Muster und neue Herausforderungen, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, Bd. 47 (1999), S. 175-186, hier bes. S. 178. 25 Vgl. Begemann, Lebensbedingungen, S. 231; Trossbach, Bauern, S. 33ff.; Rüffer, Erbfolgerecht, S. 87ff.; Kopsidis / Fertig, Agrarwachstum, S. 11 ff.; zum Wandel der Verwandtschaftsbeziehungen in den Realteilungsgebieten Württembergs allgemein D. W. Sabean, Kinship in Neckarhausen, 1700-1870. Cambridge u. a. 1998; St. Brakensiek, Generationengerechtigkeit? Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht 1500-1850. Eine Einführung, in: Generationengerechtigkeit? Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht 1500-1850, hg. von dems., M. Stolleis und H. Wunder. Berlin 2006, S. 1-21, hier bes. S. 14-19. 24

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Civil einige Abhandlungen26 zu den bäuerlichen Rechtsverhältnissen in Westfalen erschienen waren,27 richtete Wilhelm Heinrich Riehl in der Mitte dieses Jahrhunderts sein polirisches Interesse auf die Lage des sich wandelnden Bauernstandes.28 Erst um die Wende zum 20. Jahrhundert befaßten sich wieder mehrere Darstellungen mit der Entwicklung der grundherrschaftlichen Verhältnisse im niedersächsischen und westfälischen Raum.29 Diesen Arbeiten folgten vor allem nach der Mitte des 20. Jahrhunderts rechtswissenschaftliche Untersuchungen, die die landesherrlichen Bestimmungen über die bäuerlichen Besitzverhältnisse und Abhängigkeitsformen beschrieben.30 Die in diesen Arbeiten festgestellten territorialen Rechtsordnungen dienten nun

26 J.

F. J. Sommer, Darstellung der Rechtsverhältnisse im Herzogthum Westphalen nach altern und neuern Gesetzen und Rechten. Hamm 1823; J. C. H. Rive, Über das Bauerngüterwesen in den Grafschaften Mark, Recklinghausen, Dortmund und Hohenlimburg, in dem vormaligen Stifte Essen, Herzogtum Cleve und in den Herrschaften Broich und Wertherbruch. Köln 1824. 27 Vgl. E. Holthöfer, Fortschritte in der Erbrechtsgesetzgebung seit der französischen Revolution, in: Zur Geschichte des Familien- und Erbrechts. Politische Implikationen und Perspektiven, hg. von H. Mohnhaupt. Frankfurt 1987, S. 121-175, hier S. 126, 150; Lütge, Agrarverfassung, S. 201; J. F. J. Sommer, Handbuch über die altern und neuern bäuerlichen Rechtsverhältnisse in den ehemals Großherzoglich-Bergischen, Königlich-Westphälischen und Französisch-Hanseatischen Preußischen Provinzen in Rheinland-Westphalen. Erster Theil, Bd. 1. Hamm 1830, S. IX. 28

Vgl. Trossbach, Bauern, S. 88; I. Weber-Kellermann, Landleben im 19. Jahrhundert. München 1987, S. 10; Cl. Zimmermann, Dorf und Land in der Sozialgeschichte, in: Sozialgeschichte in Deutschland. Entwicklungen und Perspektiven im internationalen Zusammenhang. Bd. 2: Handlungsräume der Menschen in der Geschichte, hg. von W. Schieder und V. Sellin. Göttingen 1986, S. 90-112, hier S. 91.

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W. Wittich, Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland. Leipzig 1896; E. von Bliesen, Die Rechtslage der Eigenbehörigen in Minden-Ravensberg nach der "Königl. Preuß. Eigentumsordnung des Fürstentums Minden und der Grafschaft Ravensberg" vom 26. November 1741. Dissertation Münster 1907; H. Schotte, Die rechtliche und wirtschaftliche Entwicklung des westfälischen Bauernstandes bis zum Jahre 1815, in: Beiträge zur Geschichte des westfälischen Bauernstandes, hg. von E. von Kerckerinck zur Borg, Berlin 1912, S. 3-106. Zum agrargeschichtlichen Aussagewert des von E. von Kerckerinck herausgegebenen Sammelbandes vgl. H.-J. Teuteberg, Agrarhistorische Forschungen in Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert: Entwicklung, Quellen und Aufgaben, in: Westfälische Forschungen 40 (1990), S. 1-44, hier S. 5f.

30

H. Berhahn, Das Lippische Anerbenrecht. Dissertation Göttingen 1928; K. Winkler, Landwirtschaft und Agrarverfassung im Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Krieg. Eine wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung staatlicher Eingriffe in die Agrarwirtschaft. Stuttgart 1959; G. Turner, Das Calenberger Meierrecht. Geschichte und System. Dissertation Göttingen 1960; W. Wüllner, Zivilrecht und Zivilrechtspflege in den westlichen Teilen Westfalens am Ende des 18. Jahrhunderts. Münster 1964; K. Scharpwinkel, Eigentumsordnungen; H. Nordsiek, Grundherrschaft und bäuerlicher Besitz im Amt Reineberg. Minden 1966; H. Witzig, Die Rechtsverhältnisse der Bauern in der Soester Börde vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Dissertation Göttingen 1967; H.-D. Illemann, Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim. Eine Quellenstudie unter besonderer Berücksichtigung der Grundherrschaft des ehemaligen Klosters St. Michaelis in Hildesheim. Stuttgart 1969.

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als Grundlage für weitergehende Vergleiche über den Grad der bäuerlichen Abhängigkeit, um Rückschlüsse auf die ökonomische Situation der Bauern zu gewinnen.31 Die ökonomische Lage der Bauern spielte auch in der volkskundlichen Forschung eine wesentliche Rolle. Der Begriff der Hofidee umschreibt das Verhältnis der Bauern zu ihrem Besitz. Sie hätten ihre Hofwirtschaft unter allen Umständen zu erhalten versucht, damit das Auskommen der Familie sichergestellt blieb. Die Hofidee verweist damit auf die enge Verbundenheit der Menschen mit dem Hof, die sich gerade in Anerbengebieten herausgebildet habe.32 Diese These beinhaltet die Vorstellung von einer starren Lebenswelt, die sich ganz der Hofwirtschaft als reiner Subsistenzgrundlage der bäuerlichen Familie unterordnet. Die bisherigen Ergebnisse der Mikrogeschichtsforschung lassen eine kritischere Sicht anraten. Das Erbrecht umfaßt neben seinen normativen Rahmenbedingungen der Rechtsverfassung soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte, die die Menschen prägten und ihr Verhältnis zu ihrem Besitz strukturierten. Die Rekonstruktion von solchen Lebensbereichen gewann in den letzten Jahren gerade in der historisch-anthropologischen Forschung an Bedeutung. Die Ursachen und Gründe von Veränderungen und Wandlungen innerhalb einer Region oder eines Kulturraumes rücken dadurch bei der Analyse der Entwicklungen immer mehr in den Vordergrund der Betrachtung, um metahistorische Prozesse eruieren und hinterfragen zu können. Auch Erbformen mit geschlossener Besitzübertragung blieben selbst in abgelegenen Gebieten von sich wandelnden exogenen Kräften - wie sozioökonomischen und politischen Entwicklungen — nicht unberührt.33

1.2 Methoden und Fragestellungen Während im 19. Jahrhundert aufgrund der politischen Entwicklungen und Umstrukturierungen eine Vereinheitlichung der rechtlichen Rahmenbedingungen einsetzte, hatten sich die gesellschaftlichen Prozesse innerhalb des frühneuzeitlichen Deutschlands insgesamt eher in kleinräumigen Zusammenhängen entwickelt. Die mikrogeschicht-

31

32

33

F.-W. Henning, Herrschaft und Bauernuntertänigkeit. Beiträge zur Geschichte der Herrschaftsverhältnisse in den ländlichen Bereichen Ostpreußens und des Fürstentums Paderborn vor 1800. Würzburg 1964; A. Jürgens, Bäuerliche Rechtsverhältnisse des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Westfalen und im östlichen Preußen. Münstersche Eigentumsordnung 1770 und Preußisches Allgemeines Landrecht 1794 im Vergleich, in: Westfälische Zeitschrift 126/127 (1976/1977), S. 91-139. D. Sauermann, Hofidee und bäuerliche Familienverträge in Westfalen, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde, Jahrgang 17 (1970), S. 59-78; D. Sauermann, Bäuerliche Brautschätze in Westfalen (17.-20. Jh.), in: ebd., Jahrgang 18/19 (1971/1972), S. 103-153. Vgl R. van Dülmen, Historische Anthropologie. Entwicklung, Probleme, Aufgaben. Köln, Weimar, Wien 2000, S. lOlf.; M. Lanzinger, Das gesicherte Erbe. Heirat in lokalen und familialen Kontexten. Innichen 1700-1900. Wien, Köln, Weimar 2003, S. 22.

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liche Perspektive erscheint daher für die vorliegende Untersuchung als ein geeigneter methodischer Ausgangspunkt, um den spezifischen Ausformungen der erbrechtlichen Regelungen und deren praktizierten Formen nachgehen zu können. Eine makrohistorische Betrachtung vermag gerade die regionalen Eigenarten nicht zu erfassen, die den lokalen Bereich prägten. Die landesherrlichen Ordnungen spiegelten eben nicht die normalen Verhaltensmuster der Bauern wider. Doch natürlich blieb auch der kleinräumige Rechtsraum einer lokalen Grundherrschaft nicht von der Außenwelt abgeschottet. Besonders die landesherrliche Steuerpolitik zeigt den makrogeschichtlichen Einfluß auf das Sozialleben der ländlichen Bevölkerung,34 so daß der Bezug zu allgemein gültigeren Entwicklungen gewahrt bleibt und ein Vergleichspunkt für die Erörterung auf regionaler Ebene geschaffen wird. Es bedarf deshalb der Reflexion von mikround makrogeschichtlichen Perspektiven, um die Triebfedern der Menschen bewerten und einordnen zu können. Andererseits mag der mikrogeschichtliche Ansatz übergeordnete historische Zusammenhänge besser verstehen lassen. Da eine statistische Auswertung von Erbfolgen noch nichts über die bäuerlichen Intentionen und Mentalitäten verrät, die die Entscheidung bei der Bestimmung eines Erben berührten, sind die jeweiligen exogenen und endogenen Kräfte auf ihren Einfluß zu befragen. Ein generelles Bild läßt sich von kontinuierlichen und damit aussagekräftigen Vererbungspraktiken erst dann gewinnen, wenn die bäuerlichen Handlungen vor dem Hintergrund von wirtschaftlichen Prozessen und Herrschaftsstrukturen berücksichtigt werden.^ Die Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen den praktizierten bäuerlichen Erbfolgeregelungen und den grundherrschaftlichen Verpflichtungen und Abhängigkeiten und deren Wandlungen innerhalb der ländlichen Gesellschaft bedarf eines komplexen methodischen Ansatzes. Speziell historisch-demographische Verfahren bieten für eine Untersuchung einen hilfreichen Zugang zur Analyse von seriellen Quellen. Vor allem die Familienrekonstitution ermöglicht das Aufzeigen familialer Zusammenhänge.36 Durch die Verknüpfung der gewonnenen Ergebnisse lassen sich die

34

Siehe hierzu Kapitel 3.2.

35

Vgl. H. Medick, Mikro-Historie, in: Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Mikro-Historie, hg. von W. Schulze. Göttingen 1994, S. 40-53, hier S. 48; ders., Weben und Überleben in Laichingen, 1650-1900. Lokalgeschichte als allgemeine Geschichte. Göttingen 1996, S. 35f.; H. M. Baumgartner, Kontinuität und Geschichte. Zur Kritik und Metakritik der historischen Vernunft. Frankfurt/M. 1997, S. 317, 328; jetzt auch W. E. J. Weber, Einleitung und allgemeiner Überblick, in: S. S. Tschopp und ders., Grundfragen der Kulturgeschichte. Darmstadt 2007, S. 1-23, hier S. 13.

36

Vgl. A. E. Imhof, Einführung in die Historische Demographie. München 1977, S. 97-112; Chr. Pfister, Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500-1800. München 1994, S. 66f.; Schlumbohm, Lebensläufe, S. 28f.; Th. Sokoll / R. Gehrmann, Historische Demographie und quantitative Methoden, in: Aufriß der Historischen Wissenschaften, Bd. 7: Neue Themen und Methoden der Geschichtswissenschaft, hg. von M. Mauerer, Stuttgart 2003, S. 152-229, hier S. 164-176, zum Begriff Familienrekonstitution siehe bes. S. 170. Die familialen Beziehungsverhältnisse von Kleinfamilien (Eltern und Kinder) werden auf der Grundlage von Taufregistern mittels der Methode der Familienrekonstitution ermittelt.

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genealogischen Familienstrukturen über mehrere Generationen rekonstruieren. In Bezug auf den immobilen Besitz einer Familie werden die Erbfolgen erkennbar. Für die Erschließung des Erbgangs ist daher die nominative Quellenauswertung eine unerläßliche Voraussetzung. Die Erbstrukturen lassen sich erst aus einem möglichst vollständigen genealogischen Beziehungsgeflecht herleiten.37 Nur die Identifizierung und Plazierung jeder einzelnen Person aufgrund der erhobenen personengeschichtlichen Daten ergibt den Kontext für weitergehende Interpretationen. Vor der Einfuhrung staatlicher Regelungen im 19. Jahrhundert bezeichneten sich die Menschen teilweise mit unterschiedlichen Namen, teilweise wurden sie daher auch sehr variabel benannt.38 Die Namenwahl war frei und nur regionalen und lokalen Sitten und Bräuchen verbunden.39 Zur Identifizierung einer Person kann nur ein Vergleich der verschiedenen Namenkombinationen als Kriterium dienen. Das grundlegende Namensystem ordnete jeder Person jeweils einen oder mehrere Vornamen und Nach- oder Beinamen zu. In Westfalen standen den Nachnamen im bäuerlichen Bereich zusätzlich noch Hofnamen als Beinamen zur Seite, die den Nachnamen in den Hintergrund treten ließen.40 Der Hofname verband somit eine Person mit einem räumlichen Bezugspunkt. Nachdem ein Bauer oder eine Bäuerin einen Hof übernommen hatte, wurde der ursprüngliche Nachname im Prinzip zum Geburtsnamen, obwohl er nicht völlig in den Hintergrund zu treten brauchte. Die Verbindung von Nach- und Hofnamen wies einer Person sowohl eine räumliche als auch eine soziale Plazierung zu - nämlich die ihrer Herkunft und des Wohnortes. Die Bezeichnung eines Menschen variiert jedoch in den Quellen, nur in seltenen Fällen wurden alle Nachnamen und Beinamen parallel verwendet oder schriftlich nebeneinander aufgeführt. Gerade ungewohnte Namenformen von Zugezogenen oder Durchreisenden wurden dem eigenen Sprachempfinden angepaßt 41 Auch der Vornamengebrauch war nicht einheitlich geregelt, Tauf- und Rufnamen konnten voneinander abweichen. Während der frühen Neuzeit war zudem der gebräuchliche Namenschatz in Westfalen gering. Unter den männlichen zählten die einzelnen Formen von Johannes (Johann, Hans) und unter den weiblichen von Anna (Anne, Enneke) und Maria (Marie) auch über den westfälischen Raum hinaus zu den belieb-

Vgl. H. Fischer, Lehrbuch der genealogischen Methode. Berlin 1996, S. 87-92, bes. S. 89f. Vgl. allgemein H. Rüthing, Der Wechsel von Personennamen in einer spätmittelalterlichen Stadt. Zum Problem der Identifizierung von Personen und zum sozialen Stand von Stadtbewohnern mit wechselnden oder unvollständigen Namen, in: Medieval Lives and the Historian. Studies in Prosopography, hg. von N. Bulst und J.-P. Genet. Kaalmazoo 1986, S. 215-226. 39 Vgl. K. Kunze, Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. München 32000, S. 173; W. Seibicke, Die Personennamen im Deutschen. Berlin, New York 1982, S. 23. 40 Vgl. A. Bach, Deutsche Namenkunde. Bd. I, Teil 2: Die deutschen Personennamen. Heidelberg 1953, S. 106 (§ 363), 200 (§ 444); Schlumbohm, Lebensläufe, S. 506f. 41 Ein polnischer Soldat, der 1674 als Reiter im Heisterischen Regiment diente, wurde z. B. im Horner Kirchenbuch mit dem Namen „Schkndtshoffskie" eingetragen (PfA Horn, Kb., Bd. 1, S. 156.). 37 38

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testen.42 Der Identifizieibarkeit einer bestimmten Person sind daher Grenzen gesteckt. Ein Vergleich verschiedener Quellenbefunde kann in solchen Fällen hilfreich sein. Aus den Quellen nachweisbare Beziehungsstrukturen können darüber hinaus aufschlußreich für die Zuordnung einer Person zu einer bestimmten Familie sein. Besonders Paten weisen auf engere Beziehungen in einem sozialen Umfeld hin.43 Unter Berücksichtigung biologischer Determinanten von Geburtszyklen und -abständen können zunächst vermutete Familienstrukturen in einen plausiblen Zusammenhang gesetzt werden. Serielle Quellen über personenbezogene Daten wie Kirchenbücher und grundherrschaftliche Protokollbücher über die Verpachtung abhängiger Höfe lassen grundsätzlich ausreichende Angaben erwarten, um die für eine Rekonstruktion der Erbfolge notwendigen Beziehungsgeflechte nachzeichnen zu können, auch wenn die jeweilige Überlieferung nur einen selektiven Ausschnitt der Gesamtbevölkerung erfaßt. In diesen Registern wurden nur Menschen verzeichnet, die in das religiöse Leben der Kirchengemeinde eingebunden waren. Und auch von diesen Gemeindemitgliedern hinterließen nur diejenigen in den Quellen Spuren, denen Sakramente gespendet wurden. Für die Erschließung erbrechtlicher Strukturen bedarf es neben den prosopographischen Erhebungen auch biographischer Verfahren. Erst diese lassen die Verhaltensweisen der Menschen vor dem Hintergrund der ökonomischen Zusammenhänge besser verständlich werden, weil sich die bäuerlichen Interessen bei der Besitzweitergabe an materiellen Gütern orientierten.44 Die biographische Methodik vermag daher die Vererbungspraktiken nicht nur aufzudecken, sondern auch Einsichten in die bäuerlichen Motive bei der Auswahl eines Kindes zum Erben zu vermitteln. Über die sozialen Beziehungsverhältnisse einer bäuerlichen Familie zu den Paten und Ehepartnern ihrer Kinder geben dagegen eher allgemeine statistische Auswertungen Auskunft, die tendenzielle Strukturen aufzeigen können.45 Der Herkunftsraum der Paten und Ehepartner deutet ferner auf die Verbreitung von Erbsitten hin, da besonders bei der Partnerwahl für ein erbberechtigtes Kind entsprechende Kenntnisse der spezifischen herrschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse in der Regel sowohl von den Bauern als auch den Grundherrn vorausgesetzt wurden.

Vgl. M. Simon, Vornamen wozu? Taufe, Patenwahl und Namengebung in Westfalen. Münster 1989, S. 170-179; A. Th. van Deursen, Graft. Ein Dorf im 17. Jahrhundert. Göttingen 1997, S. 35ff.; J. Rüffer / C. Vorwig, Kulturelle Wandlungen am östlichen Hellweg. Die Taufnamengebung in den Kirchspielen Sassendorf und Dinker vom Anfang des 18. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, in: Historisch demographische Forschungen. Möglichkeiten, Grenzen, Perspektiven. Mit Fallbeispielen zur Sozial- und Alltagsgeschichte Westfalens (14.-20. Jahrhundert), hg. von F. Göttmann und P. Respondek. Köln 2001, S. 138-165, hier S. 147, 151, 157, 159. « Vgl. Schlumbohm, Lebensläufe, S. 595-606; Rappe-Weber, Krieg, S. 185ff. 44 Vgl. allgemein N. Bulst, Zum Gegenstand und zur Methode von Prosopographie, in: Medieval Lives and the Historian. Studies in Prosopography, hg. von N. Bulst und J.-P. Genet. Kaalmazoo 1986, S. 1-16.

42

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Vgl. Imhof, Einführung, S. 97; Pfister, Bevölkerungsgeschichte, S. 66.

-13Die Untersuchung des Anerbenrechts richtet sich auf einen kleinen Ausschnitt des sozialen Lebens auf dem Lande. Verwandtschaftliche Beziehungsgeflechte, aber auch Patenbeziehungen, die ein quasi verwandtschaftliches Beziehungsfeld - die geistliche Verwandtschaft - begründeten,47 boten den heranwachsenden Kindern in der dörflichen Gemeinschaft soziale Absicherungen und bildeten die Voraussetzung für den weiteren Lebensweg. Ausdruck für die Verbundenheit zwischen den Paten und den Eltern der Patenkinder war der Brauch, Täuflingen den Vornamen der Paten zu geben. Erhielt ein Kind einen selteneren Vornamen, so konnte dies zumindest in seiner engeren Nachbarschaft schon auf seine soziale und familiäre Zugehörigkeit hindeuten. Die Namengebungstraditionen unterstrichen die Wichtigkeit der sozialen Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Familien des Täuflings und der Paten.48 Gerade die verwandtschaftsähnlichen Beziehungen erweiterten die sozialen Netzstrukturen und konnten daher für die Erbfolge bedeutsam sein. Innerhalb des untersuchten Raumes vermag die Methode der Familienrekonstitution auch die Entwicklungen der bäuerlichen Verhaltensweisen bei der Erbfolge nachzuweisen, soweit die Familien außerdem generationenübergreifend verknüpft werden.49 Bei der Interpretation der Erbfolgen müssen ferner kontingente Strukturen50 berücksichtigt werden, weil die Entscheidung über eine Hofnachfolge aufgrund zufällig bestehender Familienverhältnisse unter Umständen keine andere Auswahl-

Zur geistlichen Verwandtschaft siehe L. Schmitt, Canones et Decreta sacrosancti Concilii Tridentini sub Paulo III., Julio III. et Pio IV. Pontificibus Maximus. Regensburg 1865, S. 139f. (Sessio XXIV, Caput II. Inter quos cognatio spiritualis contrahatur.); vgl. hierzu auch Die Kölner Generalvikariatsprotokolle als personengeschichtliche Quelle. Bd. 1: Aus der Zeit vor 1700. Köln 1970, bearb. von H. Deitmer, S. 17; H. J. Spital, Der Taufititus in den deutschen Ritualien von den ersten Drucken bis zur Einfuhrung des Rituale Romanum. Münster 1968, S. 195f. Die geistliche Verwandtschaft zwischen dem Täufling und seinen Paten entstand erst durch die Berührung des Kindes bei der Taufe durch seine Paten. 47 Vgl. D. W. Sabean, Das zweischneidige Schwert. Herrschaft und Widerspruch im Württemberg der frühen Neuzeit. Frankfurt/M. 1990, S. 190f. Patenschaften konnten einer fiktiven Verwandtschaft entsprechen. Sie besaßen zwar keinen unmittelbaren Vorrang vor blutsverwandtschaftlichen Beziehungen, jedoch durchaus gegenüber entfernteren Verwandten, wie die von Sabean angeführten Beispiele für das Herzogtum Württemberg des 18. Jahrhunderts in seiner Untersuchung belegen. 48 Siehe hierzu Simon, Vornamen (mit weiterführender Literatur) sowie die neueren Aufsätze in der Rheinisch-westfälischen Zeitschrift für Volkskunde 36 (1991) von M. Simon (Der Pate als Namengeber. S. 215-227), U. Bodemann (Taufnamengebung in Kirchhellen vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. S. 229-244) und M. Lehnemann (Taufnamengebung und Taufpatenwahl in der Lüner Pfarrei St. Marien zwischen 1674 und 1764. S. 245-255) sowie Rüffer / Vorwig, Kulturelle Wandlungen. Vgl. femer Schlumbohm, Lebensläufe, S. 595-606; H.-J. Vogtherr, Die Geschichte des Brümmerhofes. Untersuchungen zur bäuerlichen Geschichte in der Lüneburger Heide. Uelzen 1986, S. 172. 49 Vgl. Schlumbohm, Lebensläufe, S. 24f., 28; Zimmermann, Dorf, S. 93. 50 Zu den Begriffen Kontingenz, Kontinuität und Diskontinuität vgl. M. Makropoulos, Modernität und Kontingenz, München 1997, S 13-32; U. Daniel, Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter. Frankfürt/M. 22002, S. 419-429, bes. S. 419ff. 46

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möglichkeit für eine bestimmte Regelung erlauben konnte. Bestehende Erbmuster könnten daher biologisch determiniert gewesen sein und keine sozial oder rechtlich bestimmten Strukturen widerspiegeln. Es muß deshalb berücksichtigt werden, inwiefern unterschiedliche Möglichkeiten einer Erbfolge vorhanden waren. Das Anerbenrecht beschränkte die Besitzweitergabe auf ein Kind und gab somit scheinbar unbewegliche und starre Erbmuster vor. Konnten sich demnach unter solchen rechtsverbindlichen Bedingungen überhaupt unterschiedliche bäuerliche Vererbungsstrategien entwickeln? Um dies herauszufinden, müssen die Erbpraktiken der Bauern in Hinsicht auf abweichende Verhaltensmuster analysiert werden, um kollektiv verfolgte oder individuell gestaltete Handlungspraktiken aufzeigen und konkret feststellen zu können, inwieweit sie der Norm des Erbrechts entsprachen oder auf eigensinnige bäuerliche Mentalitäten hindeuten. Statistische Erhebungen bedürfen einer hinreichenden Größenordnung, um ein Optimum an Repräsentativität zu erreichen.51 Die Beschreibung der Erbfolge von 20 Höfen und Kotten als Fallbeispiele der kleinräumigen Welt einer Grundherrschaft genügt statistischen Ansprüchen kaum, da sie eine zu geringe Basis für allgemeingültige Aussagen stellt. Die aus ihnen gewonnenen Einsichten können jedoch vor dem sozioökonomischen, rechtlichen und kulturellen Kontext differenziert werden. Die rekonstruierten Erbfolgen verdeutlichen zunächst verschiedene Aspekte spezifisch bäuerlicher Verhaltensweisen. Vor allem die Interaktionen der historischen Subjekte zeigen auf eine ihnen immanente soziale Logik hin, die erst differenzierte Handlungsziele und Verhaltensmuster der Menschen verständlich werden läßt.52 Die bei einer oberflächlichen Betrachtung oftmals homogen erscheinenden Strukturen können durch die Erfassung solcher Logiken aufgebrochen werden. Eine personenorientierte Untersuchung rückt phänomenologisch Handlungsräume und Lebenswelten aus unterschiedlichen Blickwinkeln in den Fokus, die quantifizierenden Analysen leicht entgehen oder von diesen vernachlässigt werden, aber für die Regelung von sozialen Beziehungen durchaus von Bedeutung sein konnten.53 Sie hebt aber auch gleichzeitig Vgl. hierzu nur H. Schwarz, Stichprobenverfahren. München 1975. K. Krüger, Historische Statistik, in: Geschichte. Ein Grundkurs, hg. von H.-J. Goertz. Reinbek 32007, S. 66-87. 52 Vgl. zur Erklärungsweise vormoderner Lebenswelten W. Kaschuba, Volkskultur zwischen feudaler und bürgerlicher Gesellschaft. Zur Geschichte eines Begriffs und seiner gesellschaftlichen Wirklichkeit. Frankfurt/M., New York 1988, S. 227; A. Maisch, Notdürftiger Unterhalt und gehörige Schranken. Lebensbedingungen und Lebensstile in württembergischen Dörfern der frühen Neuzeit Stuttgart 1992, S. 12; U. Gleixner, Das Gesamtgericht der Herrschaft Schulenburg im 18. Jahrhundert. Funktionsweise und Zugang von Frauen und Männern, in: Gutsherrschaft als soziales Modell. Vergleichende Betrachtungen zur Funktionsweise frühneuzeitlicher Agrargesellschaften, hg. von J. Peters. München 1995, S. 301-326, hier S. 305; E. Bruckmüller / E. Langthaler / J. Redel, Einleitung: Agrargeschichte schreiben. Traditionen und Innovationen im internationalen Vergleich, in: Agrargeschichte schreiben. Traditionen und Innovationen im internationalen Vergleich, hg. von dens. Innsbruck 2004, S. 7-11, hier S. 9; D. Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek 2006, S. 87; Weber, Einleitung, S. 13.

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Vgl. zum Aussagewert qualitativer Einzelbelege und zur Erforschung mentalitätsbedingter Handlungsweisen in der Geschichtswissenschaft R. Chartier, Geistesgeschichte oder histoire des men-

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die Vielfältigkeit individueller Haltungen hervor und weist darüber hinaus auf kollektiv praktizierte Strategien hin.54 Die hier vorliegende mikrogeschichtliche Untersuchung folgt dem heuristischen Prinzip der allgemeinen Verbreitung von Vererbungspraktiken, wodurch maßgebliche Prozesse innerhalb der bäuerlichen Gesellschaft und Verhaltensweisen innerhalb der ländlichen Bevölkerung besser verständlich und hinterfragt werden können.55 Da die gewonnenen Erkenntnisse immer nur auf den selektiven Aussagen der Quellen beruhen können, besitzen sie aufgrund der selbst auf engstem Raum bestehenden äußerst komplizierten Verflechtungen menschlicher Beziehungen zwangsläufig nur vorläufigen Charakter. In dieser Hinsicht sind die hier beschriebenen vormodernen Strukturen tendenziell mit Einschränkungen zu bewerten, auch deshalb, weil die analysierten Haus- und Hofstellen insgesamt nur ungefähr sieben Prozent aller bäuerlichen Besitzungen des untersuchten Kirchspiels Horn ausmachten. Immerhin beruhen sie aber doch auf 187 rekonstruierten Kernfamilien, zu denen insgesamt mindestens 867 Personen56 zählten, die wiederum über die verschiedenen familiären und sozialen Beziehungsnetze mit ihrer lokalen und regionalen Lebenswelt fest verwurzelt waren. Die sozialen Vernetzungen innerhalb der ländlichen Bevölkerung schlössen somit niemanden aus. Die Gegenüberstellung mit nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Höfen aus den westfälischen Grafschaften Ravensberg und Mark57 verdeutlicht ferner die Vergleichbarkeit der bäuerlichen Verhaltensmuster, wenn auch nicht deren Allgemeingültigkeit. Um die Aussagekraft der Fallbeispiele dennoch zu erhöhen, wurde durch die bewußte Auswahl von eigenbehörigen Höfen ein verbreitetes Strukturmerkmal austalités? In: Geschichte denken. Neubestimmungen und Perspektiven moderner Geistesgeschichte, hg. von D. LaCapra und St. L. Kaplan. Frankfurt/M. 1988, S. 11-44, hier S. 28f.; Ders., Zeit der Zweifel. Zum Verständnis gegenwärtiger Geschichtsschreibung, in: Geschichte schreiben in der Postmoderne. Beiträge zur aktuellen Diskussion, hg. von Ch. Conrad und M. Kessel Stuttgart 1994, S. 83-97, hier bes. S. 87, 89-94; Ders., Die Welt der Repräsentation, in: Alles Gewordene hat Geschichte. Die Schule der Annales in ihren Texten 1929-1992, hg. von M. Middell und St. Sammler. Leipzig 1994, S. 320-347, hier S. 336; Cl. Ulbrich, Überlegungen zur Erforschung von Geschlechterrollen in der ländlichen Gesellschaft, in: Gutsherrschaft als soziales Modell. Vergleichende Betrachtungen zur Funktionsweise frühneuzeitlicher Agrargesellschaften, hg. von J. Peters. München 1995, S. 359-364, hier S. 359f., 364; I. Gilcher-Holtey, Plädoyer für eine dynamische Mentalitätsgeschichte, in: Geschichte und Gesellschaft 24 (1998), S. 476-497, hier S. 477; Cl. Ulbrich, Shulamit und Margarete, S. 24; G. Algazi, Kulturkult und die Rekonstruktion von Handlungsrepertoires, in: L'Homme 11 (2000), S. 105-119, hier S. 111 ff. Vgl. W. Troßbach / Cl. Zimmermann, Die Geschichte des Dorfes. Von den Anfängen im Frankenreich zur bundesdeutschen Gegenwart. Stuttgart 2006, S. 109,155. 55 Vgl. Lanzinger, Das gesicherte Erbe, S. 104; D. W. Sabean, Allgemeine Fragen aus lokaler Perspektive. Neckarhausen 1700-1870, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 65 (2006), S. 97-109, hier bes. S. 97ff., 104,108f. 56 Siehe hierzu die Abbildungen 11-30 in Kapitel 5.1 und 5.2. Rechnet man die Paten als geistliche Verwandtschaft noch hinzu, gehörten zum engeren Familienkreis insgesamt sogar über 3468 Personen. 57 Siehe hierzu Kapitel 2.4, bes. die Abbildungen 3-5. 54

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gewählt, welches kollektive Verhaltensweisen begünstigte.58 Die Konzentration einer Analyse auf eine abgegrenzte soziale Gruppe läßt deren Eigenarten stärker hervortreten, erlaubt aber auch, diese im Vergleich zu anderen Verhaltensweisen — wie beispielsweise denen von freien Bauern — zu diskutieren und zu relativieren. In einer Grundherrschaft, in der die Handlungsspielräume durch Rechtsgewohnheiten wie das Anerbenrecht eingeschränkt waren, hatten bäuerliche Strategien zur Sicherung und Aufbesserung des Lebensstandards nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn die Bauern sich auf ein familiales und darüber hinaus noch ausgedehnteres soziales Beziehungsnetz stützen konnten. Die Erbpraxis auf allen Höfen mußte aufeinander abgestimmt sein, damit sich einheitliche Strategien überhaupt erst entwickeln konnten. Die in der Analyse erschlossenen Erbgewohnheiten besaßen somit auch allgemeinere Bedeutung für die Spielräume über den engen lokalen Bezugsrahmen hinaus, weil sich die verwandtschaftlichen und sonstigen sozialen Beziehungen der Menschen teilweise weit über den lokalen Raum hinaus erstreckten.59 Die Ertragsleistung eines Hofes, die die existentielle Basis der bäuerlichen Familie bildete, ordnete die Hofbewohner in ein soziales und kulturelles Umfeld ein. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Strukturen regelte die soziale Position der bäuerlichen Familien in der dörflichen Hierarchie. Die hieraus resultierenden spezifischen sozialen Verflechtungen der Menschen wurden durch Eheschließungen gefestigt. Das Anerbenrecht ermöglichte den Bauern bei der Wahl eines Anerben oder einer Anerbin und deren Ehepartner weitgehende Entscheidungsfreiheit, so daß sich die Bedeutsamkeit des Erbvorgangs schon daraus ergibt, welche (mehr oder weniger lukrative) Eheverbindung der Erbende eingehen konnte.60 Die Bauern mußten ihr Handeln an den vorgegebenen herrschaftlichen und rechtlichen wie auch ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen sehr genau orientieren und Erfahrungen sammeln, wenn sie ihren sozialen Stand bewahren wollten. Die Organisation der Bewirtschaftung eines bäuerlichen Besitzes beruhte auf der Kontinuität sich wiederholender Ereignisse. Die Bauern mußten sich umfassende Kenntnisse über ihre Äcker, Wiesen und Holzbestände aneignen, wenn sie optimale Erträge erzielen wollten. Die aus der gewonnenen Erfahrung resultierende Erwartungshaltung schuf erst den Horizont für die Planung der Erbfolge. Die Nachfolge garantierte schließlich allein den Fortbestand der Hofwirtschaft.61 Dadurch wurden zwangsläufig auch die Wertvorstellungen und der Bauern gegenüber ihrem Besitz und ihre Mentalität entscheidend geprägt.

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Vgl. Troßbach / Zimmermann, Die Geschichte des Dorfes, S. 155. Siehe hierzu die Karten 3 und 4 im Kapitel 4.2 und 4.3. Vgl. allgemein P. O. Christiansen, Die vertrackte Hofubernahme. Zur gutsherrlichen Rekrutierung von Bauern in der ländlichen Gesellschaft des östlichen Dänemarks im 18. Jahrhundert, in: Historische Anthropologie. Kulturgesellschaft. Alltag. Bd. 3 (1995), S. 144-164, hier S. 150ff., 163f. Vgl. R. Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt/M. «>2003, S. 352f.

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Da die herrschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse oft Veränderungen ausgesetzt waren, mußten sich die Erblasser auf diese immer wieder neu einstellen.62 Dies erforderte von den historischen Akteuren sehr flexible und differenzierte Verhaltensweisen gegenüber den jeweilig herrschenden Rahmenbedingungen, die sich wiederum selbst im begrenzten lokalen Umfeld fiir den Einzelnen sehr unterschiedlich auswirken konnten und deshalb sehr bewußt wahrgenommen werden mußten. Hierbei beruhten die Entscheidungsprozesse aber auch auf mentalen, also geprägten und von den Menschen selbst nicht reflektierten Handlungsdispositionen. Die Mentalitätsgeschichte rückte aus diesem Grund zur Erklärung der firühneuzeitlichen Lebenswelt in den Vordergrund. Doch wegen der methodischen Schwierigkeiten, die sich gerade bei quantifizierenden Analysen ergeben, war zeitweise eine gewisse Distanzierung gegenüber dem mentalitätsgeschichtlichen Forschungsansatz63 zu beobachten. Der agrargeschichtliche Diskurs der letzten Jahre machte jedoch auf das erweiterte Interpretationsspektrum aufmerksam. Es lassen sich nämlich durchaus neue Erkenntnisse aus der mentalitätsgeschichtlichen Perspektive erwarten. Diese können besonders aus den Wechselbeziehungen und Spannungen zwischen unbewußten und bewußten, kollektiven und individuellen Verhaltensweisen gewonnen werden.64 Dabei sind die Handlungen der Menschen ihren vielfältigen Wahrnehmungsweisen, Wert- und Moralvorstellungen und Empfindungen gegenüberzustellen. Auch tradierte Handlungsweisen und Rituale konnten von den Zeitgenossen schließlich gegenüber den aktuell anstehenden Erfordernissen nicht unhinterfragt bleiben, wenn sie sich behaupten wollten. Die Akteure mußten sich Optionen offen halten, um auf heterogene, dynamische Prozesse reagieren zu können. Insofern blieben auch Mentalitäten von Wandlungsprozessen nicht unberührt Ihre Suche nach längerfristig gültigen Stabilitätsfaktoren, mit denen sich die Bauern in der Gesellschaft hätten identifizieren und nach denen sie ihr Handeln hätten ausrichten können, konnte nicht unterbrochen werden und bildete selbst einen dynamischen Prozeß.65 Die einzige Konstante fanden

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Vgl. Medick / Sabean, Emotionen, S. 32; Koselleck, Vergangene Zukunft, S. 33f.; R. Koselleck, Zeitschichten. Studien zur Historik. Frankfurt/M. 2000, S. 14f.

63

Weber, Einleitung, S. 13.

64

Vgl. Bruckmüller / Langthaler / RedeL, Einleitung: Agrargeschichte schreiben, S. 8; G. Béaur, Die Wege eines adornamento. Geschichte der ländlichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Frankreich vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, in: Agrargeschichte schreiben. Traditionen und Innovationen im internationalen Vergleich, hg. von E. Bruckmüller, E. Langthaler und J. Redel. Innsbruck 2004, S. 154-173, hier S. 165; R. von Friedeburg, Brach liegende Felder. Grundzüge der deutschen Agrargeschichtsschreibung, in: ebd., S. 78-93, hier S. 88; L. Schorn-Schütte, Ideen-, Geistes-, Kulturgeschichte, in: Geschichte. Ein Grundkurs, hg. von H.-J. Goertz. Reinbek 3 2007, S. 541-567, hier S. 561 f.; S. S. Tschopp, Forschungskontroversen, in: dies, und W. E. J. Weber, Grundfragen der Kulturgeschichte. Darmstadt 2007, S. 24-122, hier bes. S. 48, 52, 73f.; Weber, Einleitung, S. 13.

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Vgl. Cl. Zimmermann, Bäuerlicher Traditionalismus und agrarischer Fortschritt in der frühen Neuzeit, in: Gutsherrschaft als soziales Modell. Vergleichende Betrachtungen zur Funktionsweise frühneuzeitlicher Agrargesellschaften, hg. von J. Peters. München 1995, S. 219-238, hier bes. S. 225, 237; R. Chartier, On the Edge of the Cliff. History, Language and Practices. Baiti-

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sie in den relativ festen Strukturen ihres Lebenszyklus, dessen Rhythmus sie unbewußt folgten, der aber ebenfalls ständigen Gefahren ausgesetzt blieb. Die den Menschen eigene Identität galt letztlich immer nur für die spezifischen Verhältnisse, denen ein Individuum, dessen Familie oder speziell dessen enger Lebensbereich — also hier im ländlichen Umfeld sein Hof oder Kotten — ausgesetzt war. Die Möglichkeit, flexibel oder beharrend situativ erfolgversprechende Strategien zu entwickeln, um die eigenen Interessen durchzusetzen, eröffnete allein das Zusammenspiel mentaler und individueller Einsichten. Die Planungen der Bauern richteten sich deshalb nach dem voraussichtlichen Heiratstermin des Erben aus, der in der Regel mit der Erbübergabe zusammenfiel. Hohe Vermögenswerte wurden zu diesem Zeitpunkt zwischen den bäuerlichen Familien der Heiratspartner und der Grundherrschaft transferiert. Unterschiede im Rechtsverständnis bargen dabei Konflikte in sich, die den Eigensinn der abhängigen Menschen verdeutlichen. Die Heirat war ein öffentlicher Rechtsakt, der nicht außerhalb der Sozialordnung vollzogen werden konnte.66 Ein abweichendes Verhalten von vorgegebenen Erbfolgestrukturen wie rechtlich festgelegten Nachfolgeregelungen kann auf die von den Bauern verfolgten Ziele verweisen. Konkret ist also zu fragen, ob ein flexibles Verhalten unter den obrigkeitlich kontrollierten Bedingungen eines starren Erbrechts wie das des Anerbenrechts möglich war. Die geschlossene Besitzweitergabe impliziert eine enge Verbundenheit der Menschen mit ihrem Hof. Orientierten sich die bäuerlichen Handlungsmotive aber wirklich an einer solchen Mentalität? Stand also der Hof oder die Familie bei der Erbfolge im Vordergrund des Interesses der Bauern und welche abweichenden Erbformen konnten sich überhaupt entwickeln? Zu hinterfragen sind deshalb Denkmodelle wie die der Hofideer, entsprach diese Idee der bäuerlichen Vorstellungswelt? Oder konnten soziale, familiäre und ökonomische Aspekte Einfluß auf die Entscheidungen der bäuerlichen Verhaltensweisen nehmen und in welcher Weise? Wie reagierten die Bauern auf den Wandel grundherrschaftlicher und politischer Verhältnisse, konnten sie überhaupt gegen die sozioökonomischen Interessen ihrer lokalen Herrschaften

more, London 1997, S. 7; Gilcher-Holtey, Plädoyer für eine dynamische Mentalitätsgeschichte, bes. S. 477ff., 487f., 496f.; Algazi, Kulturkult, S. 117f.; M. Kessel, Mentalitätengeschichte, in: Geschichtswissenschaften. Eine Einfuhrung, hg. von Chr. Cornelißen. Frankfurt/M. 3 2004, S. 235-246, hier S. 236; M. Cerman, Agrardualismus in Europa? Geschichtsschreibung über Gutsherrschaft und ländliche Gesellschaft in Mittel- und Osteuropa, in: Agrargeschichte schreiben. Traditionen und Innovationen im internationalen Vergleich, hg. von E. Bruckmüller, E. Langthaler und J. Redel. Innsbruck 2004, S. 12-29, hier S. 16; H. Zeidhofer, Sozialer und demographischer Wandel im südböhmischen Kaplicky 1640-1840, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, Bd. 52 (2004), S. 64-83, hier S. 65f., 83; Bachmann-Medick, Cultural Turns, S. 85ff. 66

Vgl. R. van Dülmen, Fest der Liebe. Heirat und Ehe in der frühen Neuzeit, in: Armut, Liebe, Ehre. Studien zur historischen Kulturforschung, hg. von dems. Frankfurt/M. 1988, S. 67-106, hier S. 67-70; R. Sieder, Ehe, Fortpflanzung und Sexualität, in: M. Mitterauer und ders., Vom Patriarchat zur Partnerschaft. Zum Strukturwandel der Familie. München 4 1991, S. 149-169, hier S. 151 f.; allgemein Dülmen, Anthropologie, S. 61f.

-19und landesherrlichen Obrigkeit taktieren und sich Freiräume für ihr Handeln schaffen? Zu bedenken ist, daß sich die äußeren herrschaftlichen Einflüsse zu unterschiedlichen Zeiten verschieden auswirkten. Wie stellten sich die Menschen hierauf ein? Die ländliche Erfahrungs- und Arbeitswelt war geschlechterspezifisch organisiert. Grundsätzlich bedurfte eine Hofwirtschaft der Führung sowohl eines Bauern wie auch einer Bäuerin, um funktionsfähig zu sein.67 Die Fragen nach den bäuerlichen Vererbungspraktiken und -Strategien bergen somit auch das Problem der Einschätzung des Geschlechterverhältnisses in der ländlichen Lebenswelt der frühen Neuzeit Das Betonen einer männlichen Dominanz verschließt aus einer patriarchalischen Perspektive den Blick für die Stellung von Frauen in der Gesellschaft. Dieser in der Forschung verbreiteten Sichtweise stehen jedoch Befunde in mehreren Regionen Europas gegenüber, die zumindest Zweifel an der Hypothese einer festgefügten einseitigen Bevorzugung von Männern im Erbfall erlauben.68 Die Frage nach dem Stellenwert eines weiblichen Erbrechtes soll daher zentral die Ausführungen der folgenden Kapitel durchziehen. Waren die Töchter bei der Erbfolge gleichberecht oder wurden sie als Anerbinnen sogar gegenüber ihren Brüdern bevorzugt? Welche Gründe könnte es hierfür gegeben haben?

1.3 Untersuchungsraum und Untersuchungszeit In der frühen Neuzeit fanden die unterschiedlichen Formen des Anerbenrechts im nordwestdeutschen Raum innerhalb Westfalens und Niedersachsens ihre größte Verbreitung. Die vielfältigen Gewohnheitsrechte hatten sich seit dem 16. Jahrhundert herausgebildet.69 Die hier vorliegende Untersuchung versucht, Praktiken bäuerlicher Erbfolgeregelungen vom Ausgang des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nachzuzeichnen. Dieser Zeitraum dokumentiert innerhalb der frühen Neuzeit am besten die bäuerlichen Erbfolgepraktiken. Die Zeitspanne ist groß genug, um tendenzielle Veränderungen von Verhaltensweisen erkennbar werden zu lassen. Der in den 1640er Jahren endende Dreißigjährige Krieg und die Französische Revolution markieren zwei Einschnitte, die die Erbfolgeregelungen beeinflußten. Der Krieg

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Vgl. M. Mitterauer, Familie und Arbeitsteilung. Historischvergleichende Studien. Wien, Köln, Weimar 1992, S. 58-107; Maisch, Notdürftiger Unterhalt, S. 405f.; Ulbrich, Überlegungen, S. 363. Vgl. Langer-Ostrawsky, Agrargeschichte, S. 217. Zu weiblichen Erbfolgen siehe nur für den südwestdeutschen und österreichischen Raum Maisch, Notdürftiger Unterhalt, S. 416f.; M. Hohkamp, Wer will erben? Überlegungen zur Erbpraxis in geschlechterspezifischer Perspektive in der Herrschaft Triberg von 1654-1806, in: Gutsherrschaft als soziales Modell. Vergleichende Betrachtungen zur Funktionsweise frühneuzeitlicher Agrargesellschaften, hg. von J. Peters. München 1995, S. 327-341, bes. S. 330, 339; Lanzinger, Das gesicherte Erbe, S. 235f. und für den westfälischen Schlumbohm, Lebensläufe, S. 404; Fertig / Fertig, Bäuerliche Erbpraxis, S. 176. Vgl. Bungenstock, Anerbenrecht, Sp. 164f.

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hatte die Bewirtschaftung vieler bäuerlicher Höfe zum Erliegen gebracht;70 in den Jahren nach der Französischen Revolution wurden die bäuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse aufgehoben, wobei sich die eigentliche Ablösung vom grundherrlichen Eigentum bis weit in das 19. Jahrhundert hineinzog.71 Räumlich beschränkt sich die vorliegende Untersuchung des Erbrechts auf die ländlichen Regionen im Norden des Herzogtums Westfalen, in denen das Besitzrecht in Form des Meier- und Eigenbehörigkeitsrechts vorherrschte. Innerhalb dieser beiden Rechte hatte sich das Anerbenrecht im 17. Jahrhundert weitgehend gefestigt. In den südlichen Landesteilen wurde es erst am Anfang des 18. Jahrhunderts auf die freien nach Erbzins verpachteten Stellen ausgedehnt.72 Diese Ausweitung der geschlossenen Besitzübergabe betraf damit vornehmlich Höfe und Besitzungen, die wenn überhaupt — nur schwachen grundherrschaftlichen Abhängigkeitsformen unterlagen. Die Betriebsgrößen und Rechtsformen der bäuerlichen Höfe veränderten sich während des Untersuchungszeitraumes kaum, nur die jeweiligen Hofbewirtschafter wechselten. Die Besitzverhältnisse der grundherrlich abhängigen Bauern können daher als eine in der Regel feststehende Determinante angesehen werden. Eines der größten Kirchspiele im nördlichen Herzogtum Westfalen bildete die Pfarrgemeinde Horn. Sie umschloß ein Gebiet, welches heute politisch in weiten Teilen in die Stadt Erwitte eingemeindet ist. Einzelne Dörfer zählen zur Stadt Lippstadt und der Gemeinde Lippetal. Aus dem Kirchspiel wurden für diese Untersuchung 20 Hofwirtschaften ausgewählt. Sie gehörten auf Kirchspielsebene einem einheitlichen sozialen, ökonomischen und rechtlichen Lebensumfeld an, das die Verhältnisse innerhalb des kurkölnischen Teils der Grundherrschaft des Hauses Hovestadt repräsentiert. Zudem waren diese bäuerlichen Hofwirtschaften weitgehend gleichen Besitzverhältnissen unterworfen, so daß die auf diesen Höfen praktizierten Erbfolgen vergleichbar sind.73

70

Vgl. Der Dreissigjährige Krieg und der Alltag in Westfalen. Quellen aus dem Staatsarchiv Münster, bearb. unter der Redaktion von L. Schütte. Münster 1998, S. 305f.; Rappe-Weber, Krieg, S. 30f.; zu den Verhältnissen im hier untersuchten Kirchspiel Horn siehe unten Kapitel 3.5 und 5.

71

Vgl. allgemein A. Strunz-Happe, Wandel der Agrarverfassung. Die „Bauernbefreiung" im ehemaligen Hochstift Paderborn im 19. Jahrhundert. Paderborn 2003.

72

J. J. Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem vormaligen Churfurstenthum Cöln (im rheinischen Erzstifte Cöln, im Herzogthum Westphalen und im Veste Recklinghausen) über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege ergangen sind, vom Jahre 1463 bis zum Eintritt der Königl. Preußischen Regierungen im Jahre 1816. Erste Abtheilung. Erster und zweiter Theil. Düsseldorf 1830, Teil 1, Nr. 358 (Tit. 35, § 2), S. 671.

73

Durch eine mikrogeschichtliche Untersuchung, die die Auswahl des Untersuchungsraumes dem Zufallsprinzip überläßt, können kaum weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden, wenn sich die Quellenlage als zu fragmentarisch herausstellt. Der fehlende Quellenbezug zeigte sich beim Versuch der Lebensbeschreibung eines französischen Schuhmachers durch A. Corbin (Auf den Spuren eines Unbekannten. Frankfurt am Main, New York 1999). Vgl. W. Reinhard, Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie. München 2004, S. 26f.

Bei der Auswahl der Höfe und Kotten spielte neben der Vergleichbarkeit die Überlieferung eine wesentliche Rolle, weil Erbfolgen natürlich nur rekonstruiert werden können, wenn auch genügend aussagekräftige Quellen vorliegen.

1.4 Begrifflichkeiten Die Begriffe Grundherrschaft und Anerbenrecht verweisen auf den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit, da sie entscheidenden Einfluß auf die Erbfolge der Bauern besaßen. Die Erkenntnis über grundherrschaftliche Strukturen und Regelungen beruht auf der Auswertung möglichst vieler Quellenaussagen, die sich auf das frühneuzeitliche Anerbenrecht beziehen. Und doch sind beide Termini nur juristisch-historische Ordnungsprinzipien. Die Verwendung des Begriffes Grundherrschaft kann im Gegensatz zum Begriff Anerbenrecht schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts in den Quellen nachgewiesen werden. Die Diskussion über seine Anwendbarkeit und den Bedeutungsinhalt beschränkte sich deshalb in der Forschungsliteratur meist nur auf die mittelalterliche Verhältnisse. Für die frühe Neuzeit wurde er dagegen bisher kaum diskutiert.74 Der Begriff Grundherrschaft kennzeichnet in dieser Arbeit das Abhängigkeitsverhältnis zwischen einem Grundherrn und seinen abhängigen Bauern, und als solchen verstanden ihn offensichtlich auch die Grundherren. In den für diese Untersuchung ausgewerteten Akten über die grundherrlichen Verhältnisse bezeichneten sich die Grundherren selbst als „Erb- oder Gutsherr"75, zuweilen aber auch als „Grundherr ,t!6 , „Locator"'7 oder „Dominus directus'™. Das Anerbenrecht beinhaltete die geschlossene Weitergabe einer Hofwirtschaft im Erbgang an ein einziges Kind, welches das erbliche Nutzungsrecht bei der Hofubertragung durch den Grundherrn erwarb. Ein allgemeines Vorrecht eines bestimmten Kindes bei der Erbfolge nach Ältesten- oder Jüngstenrecht gegenüber seinen Geschwistern bestand nicht. Die feste Regelung einer Position in der Geburtenreihenfolge blieb den regionalen und lokalen Gebräuchen vorbehalten.79 Auch in den grundherrlichen Aufzeichnungen und Pachtverträgen der Hovestädter Grundherrschaft 74

75

H. K. Schulze, Grundherrschaft, in HRG, Bd. 1, Sp. 1824-1841, hier Sp. 1824; K. Kroeschell, Geschichtliche Grundlagen des Anerbenrechts, in: Agrarrecht. Zeitschrift für das gesamte Recht der Landwirtschaft, der Agrarmärkte und des ländlichen Raumes, Bd. 8 (1978), S. 147-155, hier S. 151; Rösener, Agrargeschichte, S. 106f.; Troßbach / Zimmermann, Einleitung, S. 25f. AHov, Akten J 631, 632, 634, passim.

78

AHov, Akte K 128, Gerichtsprotokollbeilage A vom 5.4.1672; Akte K 314, Gewinnbrief vom 10.10.1673. AHov, Akte J 1808, Anweisung zur Wirtschaftsführung des Hofes Schüer in Merklinghausen vom 4.9.1704. AHov, Akte K 114, Verzeichnis der Hofhörigen.

79

Vgl. Scharpwinkel, Eigentumsordnungen, S. 68.f., 71; Kroeschell, Grundlagen, S. 151.

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wurde keine eindeutige Bestimmung der Erbfolge festgelegt.80 Bei der Übertragung eines Hofes an einen Bauern stand es gewohnheitsrechtlich fest, daß er den Hof ungeteilt übernehmen mußte. Auf das Anerbenrecht brauchte daher nicht eigens verwiesen zu werden. Folglich wurde ein Kind auch nur sehr selten als Anerbe oder Anerbin bezeichnet, weil die Kennzeichnung des Erben bei der Verpachtung irrelevant war. Insofern wurde der Begriff Anerbenrecht selbst nicht verwandt. Die Bezeichnung Anerbe hob dagegen ein Kind unter seinen Geschwistern hervor, sobald es zum Erben bestimmt worden war. Die Regelung der Erbfolge wurde hierdurch eigens zum Ausdruck gebracht und war bei Rechtsgeschäften wichtig.81 Die wichtigsten Akteure dieser Untersuchung des bäuerlichen Erbrechts, die schließlich für die Weitergabe der Höfe und Kotten maßgeblich verantwortlich waren, waren die Bauern. Hinter diesem verallgemeinernden Begriff des Bauern verbergen sich Menschen, die eigenständig Land bewirtschaften. Sie gehören sehr unterschiedlichen sozialen Schichten der ländlichen Gemeinwesen an. Der allumfassende Begriff Bauer wurde trotz seiner unpräzisen Begriffsinhalte im 17. und 18. Jahrhundert generell auf die angesprochene Personengruppe bezogen, so daß er auch in dieser Arbeit für die handelnden Bewirtschafter der Höfe und Kotten aufgegriffen wird.82 In Anlehnung an die Quellen werden die Bauern daneben auch als Kolon oder Konduktor bezeichnet. Ein Kolon stand einer ländlichen Stätte vor, regierte sie. Durch die Bezeichnung Konduktor wurde herausgestellt, daß die Bewirtschaftung grundherrlich an einen Kolonen als Pächter übertragen worden war. Innerhalb der Grundherrschaften wurden die Begriffe synonym verwendet. Ebenso bezieht sich in dieser Arbeit der Begriff Hof auf sämtliche bäuerlichen Besitzstellen. Diese werden dort, wo eine grobe Abgrenzung zu größeren Anwesen eben den eigentlichen Höfen — notwendig wurde, mit dem Begriff Kotten, einer kleinen ländlichen oder gewerblich genutzten Stelle, präzisiert. Auf eine weitere Differenzierung der ländlichen Sozialschichten wurde verzichtet, weil das Anerbenrecht in der Regel auf finanzkräftigeren größeren Höfen oder Kotten mit entsprechendem Gewerbeeinkommen Anwendung fand. Die Besitzer beider Stellen wurden in den Quellen üblicherweise ebenfalls als Kolonen bezeichnet.

so AHov, Akten J 631, 632, 637. Z. B. AHov, K 177, Obligation vom 10.12.1717. 82 Zum Begriff Bauer siehe nur R. Wenskus, „Bauer" - Begriff und historische Wirklichkeit, in: Wort und Begriff „Bauer". Zusammenfassender Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas, hg. von R. Wenskus, H. Jankuhn und K. Grinda. Göttingen 1975, S. 11-28.

-231.5 Quellen und Quellenkritik Die hier vorliegende Untersuchung über die bäuerlichen Erbstrukturen und Verhaltensweisen stützt sich auf Rekonstruktionen, die einzelne Kernfamilien genealogisch verknüpft, damit der Erbgang über mehrere Generationen nachgezeichnet werden kann. Für die Erschließung von Erbfolgestrukturen müssen demnach personengeschichtliche Quellen zur Rate gezogen werden, auf deren Grundlage Aussagen über familiäre Bindungen getroffen werden können. Gerade die Einzelerbfolge des Anerbenrechts wies den verwandtschaftlichen Abstammungsverhältnissen eine starke Relevanz zu. Die teils nur fragmentarische Überlieferung erlaubt jedoch oftmals nur, einen Ausschnitt über die Verwandtschaftsstrukturen der Hofbewohner und ihre vielfältigen sozialen Beziehungsgeflechte aufzuzeigen. Allein die Kombination möglichst unterschiedlicher Quellen läßt das Konstrukt familialer Zusammenhänge weitgehend stichhaltig und plausibel verifizieren. Für die vorliegende Untersuchung der Erbfolgebräuche im nördlichen Herzogtum Westfalen wurden vor allem Archivalien aus dem kirchlichen und grundherrschaftlichen Bereich analysiert. Einige landesherrliche Quellen ergänzen ihren Informationsgehalt. Von besonderer Wichtigkeit sind serielle Quellen, die die biologischen und sozialen Beziehungen der Menschen erschließen lassen. Die Relevanz der grundherrlichen Aktenbestände ist ebenfalls hervorzuheben. Die Akten beinhalten Angaben über die rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der einzelnen Hofbewohner und sind daher für die Klärung der Erbfolgeregelungen unverzichtbar. Sie verweisen auf die bäuerlichen Motive und Interessen unter den sich wandelnden Verhältnissen. In Hinsicht auf den obrigkeitlichen und ökonomischen Einfluß besitzt auch die landesherrliche Überlieferung für die bäuerlichen Besitzverhältnisse Bedeutung. Die Landesherrschaft war nämlich an einer kontinuierlichen Bewirtschaftung der Höfe gelegen, um ihr Steueraufkommen zu konsolidieren.

1.5.1 Die landesherrliche Überlieferung Die kameralistischen Quellen Im Herzogtum Westfalen besaßen die Landstände die Steuerhoheit. Die Höhe der Abgaben basierte auf gewohnheitsmäßigen Festsetzungen. In der Regel wurden jährlich zehn Steuererhebungen veranschlagt, die im ländlichen Bereich auf dem bäuerlichen Besitz lasteten. In Kriegszeiten konnten sich die Steuererhebungen durch weitere außerordentliche Schat2anschläge und kontributionale Forderungen erheblich erhöhen. In den Dörfern und Bauerschaften wurden die Steuern von einem Vertreter der jeweiligen politischen Landgemeinde, dem Bauerrichter, eingetrieben. Die von den

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landeshenüchen Beamten dann zusammengetragenen Gelder wurden an die Landesregierung in Arnsberg abgeführt.83 Weitere landesherrliche Einnahmequellen resultierten aus den Grundherrschaften, die zum Landesbesitz gehörten. Die im Herzogtum Westfalen verstreut liegenden kurfürstlichen Kammer- oder Tafelgüter hatten innerhalb des Untersuchungsraumes kaum Bedeutung, einzelne Höfe lagen im Kirchspiel Oestinghausen.84 Allgemein konnten auf einzelnen Höfen landesherrliche Geldrenten und Abgaben lasten, die sich aus Verpflichtungen — wie umgewandelten Dienstleistungen oder dem Rauchschatz — und Abhängigkeiten gegenüber dem Landesherrn entwickelt hatten. Diese Abgaben mußten im Herzogtum Westfalen dem Landesherrn an die Oberkellnerei in Arnsberg oder das Amtshaus in Anröchte abgeführt werden. Solche Abgaben belasteten aber nicht jeden Hof.85 In den Steuer- oder Schatzungsregistern des Herzogtums Westfalen wurden die zu entrichtenden Abgaben der Höfe und Kotten erfaßt. Die nominativen Angaben in diesen Registern beziehen sich hauptsächlich auf die Höfe und nicht unbedingt auf deren Bewohner, die zum Zeitpunkt der Steuererhebung den Hof bewirtschafteten. Die Abgabenhöhe richtete sich nach der Klassifizierung der schatzungspflichtigen Hofstelle. Schatzungsfreie Höfe blieben unberücksichtigt, so daß die Register keinen genauen Überblick über sämtliche Höfe und Hausstätten einer Siedlung gewähren. Gegliedert wurden die Schatzungsregister nach den politischen Quartieren - den sogenannten Quartalen — Bilstein, Brilon, Rüthen und Werl. Zum Rüthener Quartier gehörte der Hellwegbereich, in dem das Kirchspiel Horn lag. Die Quartiere waren in Amter und diese wiederum in Gogerichte und weitere Untergerichte unterteilt.86 Die Register haben sich nur zu einem geringen Teil erhalten. Die Rechnungslisten für das Rüthener Quartier sind nur für die Jahre 1682 und 1728 überliefert.87 In dem

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Vgl. E. Schumacher, Das kölnische Westfalen im Zeitalter der Aufklärung unter besonderer Berücksichtigung der Reformen des letzten Kurfürsten von Köln, Max Franz von Österreich. Olpe 1967, S. 35, 38f., 84, 87f.; H. Langer, Heeresfinanzierung, Produktion und Märkte für die Kriegs fuhrung, in: 1648. Krieg und Frieden in Europa. Textbd. 1: Politik, Religion, Recht und Gesellschaft, hg. von K. Bußmann und H. Schilling. [München] 1998, S. 293-299, hier S. 294.

Bockhorst, Adelsarchive, S. 174. Nur einzelne Höfe des Kirchspiels Horn mußten Abgaben an das Amtshaus in Anröchte entrichten. Siehe hierzu AErw, Akte 10679; StAMs, Großherzogtum Hessen, IX, Nr. 6. 86 Vgl. Schumacher, Westfalen, S. 56, 60, Anm. 68 sowie die Karte am Ende des Buches; H. Müller, Anröchte. Bd. 1: Geschichte seiner Ortschaften von den Anfangen bis um 1800. Lippstadt 1993, S. 109. 87 AErw, Akte 4211; StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 1435. Das Register von 1682 basierte auf einer Vorlage des Jahres 1652, wie in ihm vermerkt wurde. Diese Anmerkung verdeutlicht, daß die einzelnen Register über Jahrzehnte als Unterlagen für die Einziehung der Steuern gedient haben. Bei der Anlage neuer Register wurden nur die Vornamen der Steuerpflichtigen auf den aktuellen Stand gebracht. Die Angaben im Schatzungsregister von 1728 sind gegenüber dem des Jahres 1682 ohne ersichtlichen Bezug zu vorhergehenden Registern angelegt worden.

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-25in Teilen erhaltenen ältesten Register aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1663 fehlt ein Großteil des Quartiers. Neben diesen wenigen Registern haben sich für das Rüthener Quartier in unregelmäßigen Abständen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts Kopfschatzungsregister erhalten.88 Wichtig für die Ermittlung der Abgabenhöhe war die Anzahl der auf dem Hof lebenden steuerpflichtigen Personen und deren soziale Position. Im Register von 1685 wurden daher wesentlich differenziertere Angaben als in den jährlichen Steuerlisten von 1682 und 1728 verzeichnet89 Die Klassifizierung teilte die einzelnen Besitzstellen in vollspannfähige und halbspannfahige Höfe sowie Kotten ein. Sie orientierte sich also an der Anzahl der Pferde, die benötigt wurden, um die Felder zu pflügen. Bei Hausstellen fehlt in der Regel eine Angabe des Gewerbes der Bewohner, von dem diese sich anscheinend in erster Linie ernährten. Jede Wohnstelle wurde von der folgenden unterschieden. Doch auf den Höfen oder in deren Nebengebäuden wohnende Beilieger wurden auch einzeln veranschlagt und lassen sich daher keinem Hof zuordnen.90 Das in der Überlieferung folgende Kopfschatzungsregister aus dem Jahre 1717 weist dieselbe Klassifizierungsstruktur wie das vorherige auf. Erst 58 Jahre später vermittelt dann die nächste Kopfsteuer von 1775 einen Einblick in die Sozialstrukturen der Dörfer und Bauerschaften im Rüthener Quartier. In diesen Registern wurden neben den steuerpflichtigen Hofbewohnern zusätzlich auch die noch nicht schatzungspflichtigen Kinder der Bauern namentlich mit der Angabe ihres Alters aufgelistet.91 Durch den Vergleich mit dem Vorjahr konnte hierdurch ein genauerer Überblick über die steuerpflichtige Bevölkerung gewonnen werden, damit besser nachvollzogen werden konnte, ab wann ein Kind den Schatz entrichten mußte. Einen fast identischen Aufbau weisen die Einträge der Hof- und Hausstellen der Schatzungspflichtigen in den folgenden Kopfschatzregistern auf. Die jüdischen Einwohner wurden in gesondert angelegten Registern verzeichnet. Erhalten hat sich über sie die Kopfschatzung des Jahres 1784.92 Ergänzt werden die Steuerregister durch andere Schatzungsarten. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind Vieh- und Gesindeschatzungen überliefert, die vor

StadtA Arnsberg, Akte IV, A 2, A 7, A 22, A 26; StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akten 1978, 2410, 2434, 2524. Diese außerordentlichen Schatzungsregister sind für die Jahre 1 6 8 5 , 1 7 1 7 , 1 7 7 5 , 1 7 7 9 und 1783 bis 1785 überliefert worden. 89 Neben den Besitzern, dem Mann und seiner Ehefrau, wurden deren Kinder, die mit dem zwölften Lebensjahr schatzpflichtig geworden waren, in der Regel mit ihren Altersangaben in Jahren verzeichnet. Den Angaben über die den Besitz bewirtschaftende Familie folgte die Auflistung des Gesindes. Unterschieden wurde zwischen Knechten, Mägden, Jungen und Dirnen sowie Personen, die das Altenteil bewohnten (StadtA Arnsberg, Akte IV, A 2). 88

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Vgl. zu den einzelnen Bezeichnungen in den Schatzungsregistern: Müller, Anröchte, S. 112, zu den Hofklassen und den bewirtschafteten Flächen ebd., S. 124. Die Kinder wurden nach Vollendung des zwölften Lebensjahrs steuerpflichtig (StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 1978). StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 2434.

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allem die wirtschaftliche Situation der Höfe widerspiegeln.93 Dies trifft auch für die im „Furstentbumb Westphalen" im August 1662 zur Finanzierung „wehrender hohen wildt jag" des Kurfürsten zu. Die Auflistungen dieser Designation schließt die Dörfer und Bauerschaften der Kirchspiele Erwitte, Horn und Ostinghausen ein.94 Außerdem sind Auszüge von Schatzanschlägen für einige Bauerschaften aus den 1670er und 1680er Jahren in den grundherrlichen Akten verzeichnet worden.95 Die grundherrlichen Verwaltungen verschafften sich durch die Aufstellungen Einblicke in die landesherrliche Verschuldung ihrer Höfe. Zogen die Grundherren als landesherrliche Beamte die Steuer selbst ein, ließen sie wesentlich detailliertere Angaben über die Steuerpflichtigen aufnehmen, als die spätere Kompilationen der landesherrlichen Registratur beinhalteten.96 Das Interesse der Grundherren an der Steuerbelastung ihrer Höfe versuchten diese darüber hinaus mündlich bei den von ihnen abgehaltenen Hofsprachen zu befriedigen. Der Freiherr von Landsberg zu Erwitte ließ beispielsweise anläßlich einer solchen Hofsprache um 1768 die Bauern zu den verschiedensten Angelegenheiten befragen. Jeder Bauer mußte seiner Grundherrschaft angeben, „wie viel [er] in jeder Schalung gebe, wovon, und wie viele [er] rückständig [wäre.]" Weitere Fragen richteten sich auf die allgemeine „Dorfslast" sowie sonstige Abgaben und Schulden.97 Die Eigenart der landesherrlichen Register weist prinzipiell auf ihre Funktion als steuerliche Rechnungslegung hin. Obwohl die Quellenstruktur eine weitgehende Anonymität der Hofbewirtschafter aufweist, kann doch zumindest der Hofbesitzer in den älteren Kopfschatzregistern namentlich identifiziert werden. Denn die Bezeichnungen der Höfe blieben seit dem 17. Jahrhundert weitgehend konstant. Lediglich die kleineren Wirtschaftseinheiten unterlagen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts noch

Zu nennen sind die Viehschatzungen von 1760, 1773, und 1781 (StadtA Arnberg, IV, A 12, 17, 24) und die Gesindeschatzungen von 1760, 1773, 1776, 1777, 1781 und 1782 (StadtA Arnsberg, IV, A 13, 16, 20, 21, 25; StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 2784). Für eine nominative Auswertung sind sie nur bedingt aussagekräftig. Denn die Bewirtschaftet der Höfe blieben anonym. Die Viehbestände und das Gesinde wurden summarisch erfaßt. * EBAP, Nachlaß Schelhasse, Paket 29, fol. 95'-105» (Zitate fol. 95'). Als Provenienz dieser landesherrlich veranschlagten Designation kann das Gogericht Erwitte angenommen werden, da der kurfürstliche Befehl sich auf die Einziehung des Schatzes in diesem Gogericht bezieht. Sie wurde wahrscheinlich mit anderen Archivalien um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert dem Archiv des Hauses Erwitte entfremdet. 95 AHov, Akte K 84. In dieser Akte befinden sich beispielsweise Fragmente der Schätzung aus den Jahren 1679 und 1684 für die Bauerschaft Lohe im Kirchspiel Horn. 96 Für den Gerichtsbezirk Hovestadt ist eine solche Kopfsteuerliste aus dem Jahr 1663 angefertigt worden. Die Eheleute wurden mit ihren Kindern und dem Gesinde namentlich aufgeführt (AHov, Akte J 249). Im Archiv des Erwitter Drosten befindet sich für dieselbe Kopfsteuer eine Aufstellung über das Hofgericht Böckum, die „Designatio allerpersonen In Böekum". Die Eheleute, Kinder, Knechte und Mägde wurden wie in den Hovestädter Registern einzeln mit ihren Namen erfaßt (AErw, Akte 25127, H 41). 97 AErw, Akte 10679.

95

-27einzelnen Wandlungen.98 Für die Besitzfolge erlangen die Register daher durchaus auch Aussagerelevanz, selbst wenn sie für sich genommen nur eine Momentaufnahme widerspiegeln. Ferner vermitteln die Verzeichnisse — allein schon durch die summarische Auflistung — demographische Angaben, aber auch Hinweise auf die geographische Lage eines Hofes oder Kottens. Wenn auch nur die steuerpflichtigen Personen ohne Nennung ihrer vollständigen Namen verzeichnet wurden, so können diese Angaben doch die aus anderen Quellenarten gewonnenen Erkenntnisse ergänzen. Viele Menschen hinterließen schließlich — wenn überhaupt — nur sehr spärliche Spuren in den Quellen. Die gerichtlichen

Quellen

Wesentlich eingehendere Erkenntnisse über die Handlungsmotive der Bauern bei ihrer Hofführung, als sie die landesherrlichen Steuerregister bieten, können innerhalb der obrigkeitlichen Quellenüberlieferung die Gerichtsakten beinhalten. Im Kirchspiel Horn trifft dies besonders auf die Brüchtenregister der grundherrlichen Hofgerichtsbezirke Horn und Böckum zu. Die um die Auseinandersetzungen geführten Diskussionen erlauben Rückschlüsse auf das Rechtsverständnis der Prozeßparteien. Verhandlungen um Besitz- und Erbstreitigkeiten und die damit verbundenen Zuwiderhandlungen unterlegener Bauern verdeutlichen die mentalen Einstellungen der Menschen. Die Konflikte gewähren Einsichten in ihr Rechtsdenken, vor allem, wenn sie mit den Gerichtsentscheiden unzufrieden waren und sich dieser Unmut in ihrem Widerspruch äußerte. Verwandtschaftliche Beziehungen, die aus den Prozeßakten hervorgehen, können sich außerdem für die Rekonstruktion einer Erbfolge als wichtig erweisen.99 Die Grundlage der Jurisdiktion war die 1532 erlassene peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., die Carolina. Differenziert und ergänzt wurde sie im Herzogtum Westfalen durch die vom Kölner Kurfürsten verordneten Edikte. Im Zivilrecht galten größtenteils gewohnheitsrechtliche Regelungen. Im Streitfall erlangten dagegen die kurfürstlichen Erlasse Bedeutung. Eine übergeordnete Rechtsstruktur besaß das Herzogtum Westfalen nicht. Die komplexen Zuständigkeitsbereiche der einzelnen Gerichte überschnitten sich und gestalteten sich oft recht kompliziert Da die Befugnisse der einzelnen Instanzen immer wieder zu Kompetenzstreitigkeiten führten, zweifelten deren 58

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So setzte sich der Hofname Matthias auf dem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts neu gebauten Kotten in Horn nicht durch. Der Name war von dem Vornamen seines Besitzers Matthias Widder abgeleitet worden (StadtA Arnsberg, Akte IV, A 7, S. 804; StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 2524, fol. 3 0 sowie Akte 2410, fol. 36"). Zur Bedeutsamkeit von gerichtlich ausgetragenen Konflikten für den ländliche Raum vgl. M. Frank, Dörfliche Gesellschaft und Kriminalität Das Fallbeispiel Lippe 1650-1800. Paderborn u. a. 1995, S. 15-22; U. Gleixner, Rechtsfindung zwischen Machtbeziehungen, Konfliktregelung und Friedenssicherung. Historische Kriminalitätsforschung und Agrargeschichte in der Frühen Neuzeit, in: Agrargeschichte. Positionen und Perspektiven, hg. von W. Troßbach und Cl. Zimmermann. Stuttgart 1998, S. 57-71, bes. S. 60ff.

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Vertreter oftmals gegenseitig ihre Zuständigkeit an und sahen sich unrechtmäßigen Eingriffen in die eigenen Rechtsbefugnisse ausgesetzt. Dieses belastende Spannungsverhältnis zwischen den landständischen und kurfürstlichen Gerichten wirkte sich daher auch auf die Rechtsprechung aus. Die Prozesse konnten sich durch die Anrufung verschiedener Instanzen selbst bei Bagatellfällen über Jahre erstrecken. Im Herzogtum Westfalen bildete die Regierung, Landdrost und Räte, mit Sitz in Arnsberg die oberste weltliche Instanz. Neben dem Landdrosten bearbeiteten ein Kriminalreferent, ein Verteidiger und ein Fiskaladvokat die Strafsachen, Kanzleiräte die zur Zivilgerichtsbarkeit gehörenden Fälle. Ein Entscheid fiel jeweils durch Mehrheitsbeschluß.100 Für die Bauern erlangte die Regierung vor allem dadurch Bedeutung, daß die Verpflichtung der Steuerentrichtung einzelner Höfe in strittigen Fällen durch sie geregelt wurde.101 Die oberste Landesbehörde der kurkölnischen Verwaltung und Justiz war laut Verordnung von 1597 der Hofrat in Bonn. Er hatte sich im 16. Jahrhundert etabliert. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde 1599 die dortige Hofkammer gebildet. Ihr wurden Befügnisse in den Finanzangelegenheiten des Territoriums übertragen. Weil der kurkölnische Landesteil seine Eigenständigkeit bis zum Ende des Alten Reiches bewahren konnte, obwohl dieser keine rechtlich begründete Verwaltungs- und Justizhoheit im Herzogtum Westfalen besaß, bestand die Möglichkeit, den Hofrat als übergeordnete Instanz anzurufen. Während der Aufenthaltsdauer des Kurfürsten im Herzogtum übernahm er die Regierungsgeschäfte. Das Amt des Landdrosten und seiner Räte ruhte für diese Zeit. Eine vergleichbare Position nahm die Hofkammer als vorgesetzte Behörde ein, die ihre Kompetenz über die westfälischen Kellnereien durchsetzen konnte.102 Der Arnsberger Regierung stand das geistliche Offizialatsgericht in Werl gegenüber. Ebenso wie das weltliche Gericht verstand es sich als eine den Untergerichten übergeordnete höhere Instanz. Als hohes Dikasterium bildete es sogar die maßgebliche konkurrierende Berufungsinstanz auch in weltlichen Angelegenheiten innerhalb des Herzogtums Westfalen. In geistlichen Angelegenheiten beanspruchte dieses Gericht ferner, Verhandlungen in erster und zweiter Instanz einzuberufen. Ursprünglich war das Offizialatsgericht nur auf geistliche Belange beschränkt gewesen, mit der Zeit hatte sich seine Kompetenz jedoch auch auf die weltliche Rechtsprechung ausgedehnt. Der kurfürstliche Landesherr war schließlich zugleich Erzbischof von Köln. Außer100

Vgl. Schumacher, Westfalen, S. 124.

Siehe hierzu Kapitel 6.2.1. 102 Vgl. N. Andernach, Die landesherrschaftliche Verwaltung, in: Kurköln. Land unter dem Krummstab, hg. vom Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Kevelaer 1985, S. 241-250, hier S. 243f., 248f.; G. Schormann, Der Krieg gegen die Hexen. Das Ausrottungsprogramm des Kurfürsten von Köln. Göttingen 1991, S. 28f.; Schumacher, Westfalen, S. 121f„ 138ff., 144; zu den Kompetenzkonflikten beider Behörden: G. Buhlmann, Der kurkölnische Hofrat 1597 bis 1692. Entstehungsgeschichte und Rechtsgrundlagen. Köln u. a. 1998, S. 82f.; Th. Simon, Hofrat und Hofkammer in Kurköln. Funktionsprofil und Verwaltungsverständnis der Spitzenbehörden eines geistlichen Territoriums, in: Im Wechselspiel der Kräfte. Politische Entwicklungen des 17. und 18. Jahrhunderts in Kurköln, hg. von F. G. Zehnder. Köln 1999, S. 237-266, hier bes. S. 238f., 242f. 101

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dem verstießen weltliche Vergehen immer auch gegen geistliche Gebote, da die weltliche Rechtsauslegung in der frühen Neuzeit noch sehr stark auf den Glaubensregeln der christlichen Kirchen fußte. Hatten sich die Prozeßparteien auf diesen Gerichtsort geeinigt, konnten die Streitfalle direkt vor dem geistlichen Gericht verhandelt werden. Somit trat das Offizialatsgericht in Konkurrenz zu den ersten Instanzen der weltlichen Untergerichte. Tagungsort des Offizialatsgerichts war die Kirche SL Walburga in Werl.103 Gegenüber den weltlichen Instanzen lag der Vorteil einer Klage vor dem geistlichen Gericht darin begründet, daß die streitenden Parteien sich durch Prokuratoren vertreten lassen konnten und deshalb nicht die Mühen auf sich nehmen mußten, persönlich zu erscheinen. Diese Möglichkeit bestand vor den weltlichen Gerichten nicht. So konnten auch Rechtsansprüche gegen weiter entfernt wohnende Prozeßgegner kostengünstiger verfochten werden. Als Offizialatsrichter wurden studierte rechtsgelehrte Kleriker auf Vorschlag der landständischen Versammlung vom Erzbischof eingesetzt und vom Hofrat vereidigt. Dem Richter zur Seite standen ebenfalls ausgebildete Rechtsgelehrte, der Siegler, der seine Vertretung übernahm und die Finanzeinkünfte verwaltete, sowie der Adovocatus fisci. Ferner gehörten weitere Advokaten in der Funktion von Rechtsberatern der Parteien und Prokuratoren als Stellvertreter der Prozeßgegner sowie ein Notar dem Gericht an. Der Gerichtsbote war für die Zustellung von Ladungen und Urteilen angestellt. Zur Vollstreckung der Urteile waren nur die weltlichen Behörden befugt. Übergeordnete geistliche Appellationsinstanzen waren nach der 1653 erlassenen Appellations- und Revisionsgerichtsordnung das Kölner Offizialat, das für das gesamte Erzbistum zuständig war, also auch für die außerhalb der kurkölnischen Landesherrschaft liegenden Gebiete. Als höchste geistliche Instanz standen über diesem nur die päpstlichen Gerichte.104 Die Ämter verwalteten grundsätzlich die untere Gerichtsebene. Ihr Einflußbereich wurde jedoch von anderen Herrschaftsrechten beschnitten. Im Kirchspiel Horn besaßen die Hofgerichte Horn und Böckum niedergerichtliche Befugnisse. Ihre überlieferten Protokolle und Register sind für den erbrechtlichen Untersuchungsgegenstand von Interesse, weil sie Aufschlüsse über die Hintergründe von sozialen Beziehungen innerhalb des lokalen Raumes ermöglichen. Die hier verhandelten Streitigkeiten wurden durch Bescheid mit Strafgeldern, den Brächten, geahndet.105

Der Gerichtsstuhl befindet sich heute noch in der Kirche. 104 Ygi ] Bucholz-Johanek, Das Offizialatsgericht, in: Werl. Geschichte einer westfälischen Stadt. Bd. 1, hg. von A. Rohrer und H.-J. Zacher. Paderborn und Werl 1994, S. 161-178, hier S. 162ff., 167-174; G. Rotthoff, Gerichtswesen und Rechtsordnungen, in: Kurköln. Land unter dem Krummstab, hg. vom Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Kevelaer 1985, S. 257-264, hier S. 261; Schumacher, Westfalen, S. 123,140. 103

'05 Vgl. Rotthoff, Gerichtswesen, S. 260.

-30Die Briichtenregister des Gogerichts Erwitte haben sich nur aus wenigen Jahren erhalten.106 Dagegen liegen die Briichtenregister und -anschlage des 17. und 18. Jahrhunderts über mehrere Jahrzehnte für die Hofgerichte in Horn107 und Böckum108 noch in den grundherrschaftlichen Archiven. Die Register wurden in der Regel protokollförmig geführt. Die Akten der Berufungsinstanzen in Arnsberg und Werl sind zwar in der landesherrlichen Überlieferung kaum noch vorhanden,109 die Anwaltsprotokolle der Prozesse wurden jedoch den grundherrschaftlichen Akten beigefugt. Aus diesen Protokollen konnten die Grundherren auf die Motive ihrer am Prozeß beteiligten abhängigen Bauern schließen. Gerade bei den Erbfolgestreitigkeiten und Auseinandersetzungen um die Gerechtigkeiten der abhängigen Bauern wurden die Interessen und Vermögensverhältnisse der Kolonen erkennbar, die in diesen Akten aus den verschiedenen Perspektiven der Prozeßparteien geschildert wurden. Diese Protokollierungen zeigen daher auch heute noch einen Ausschnitt des grundherrlichen Blickwinkels auf die Verhaltensweisen der Bauern.

1.5.2 Die kirchliche Überlieferung Die übergeordnete Verwaltungsebene innerhalb der kirchlichen Instanzenhierarchie waren im Kurfürstentum Köln die Generalvikariate der Bistümer. Die Bistümer waren in Archidiakonatsbezirke gegliedert, in denen die Archidiakone die Visitation der Pfarrgemeinden durchführten. Die während einer Visitation ausgeübte Sendgerichtsbarkeit war eng mit der landesherrlichen Rechtsprechung verbunden. Der Archidiakon beanspruchte neben der niederen geistlichen Gerichtsbarkeit über die Laien auch die Ahndung der Regelverstöße unter der Geistlichkeit. Generell wurden die Verstöße gegen die Glaubensgebote mit Bußgeldern belegt.110

Überliefert wurden Fragmente der Briichtenregister von 1584 und 1585 sowie von 1715 und 1716 (EBAP, Nachlaß Schelhasse, Paket 12). 107 AHov, Akte K 231 (für die Jahre 1691-1694, 1697-1698, 1701-1708, 1711, 1736-1737, 1751, 1754-1755 und 1776). 108 AErw, Akten 10145 (für die Jahre 1714 und 1722), 10391 (für das Jahr 1685), 25126 (für die Jahre 1664-1730), 25152 (für die Jahre 1642,1666, um 1670, 1717,1736-1744). 106

109

Von den Regierungsakten wurden keine Gerichtsakten, lediglich 33 Lehensakten überliefert (StAMs, Herzogtum Westfalen, Landdrost und Rate, Lehen). Neben der Registraturübersicht der ehemaligen Akten des Offizialats Werl haben sich nur sieben Prozeßakten erhalten (StAMs, Offizialat Werl).

110

Vgl. Bucholz-Johanek, Das Offizialatsgericht, S. 162; P. Löffler, Historische Quellen zur Volkskunde in kirchlichen Archiven Westfalens, dargestellt am Beispiel des Bistumsarchivs Münster, in: Westfälische Forschungen 37 (1987), S. 180-187, hier S. 183f.

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Die Quellen des Generalvlkariats

Auf örtlicher Kirchspielsebene war ursprünglich das Sendgericht für die geistliche Rechtsprechung zuständig. Der Pfarrer urteilte mit hinzugezogenen Schöffen aus dem Kirchspiel über die Verfehlungen seiner Gemeindemitglieder. In der frühen Neuzeit war dieses Recht des Pfarrers an den Archidiakon übergegangen. Sittlichen und konfessionellen Vergehen wurde nun im Rahmen der jährlichen Visitationen durch den Archidiakon oder dessen Offizial nachgegangen, die die geistliche Gerichtsbarkeit vor Ort ausübten und Entscheidungen auch auf einen späteren Termin am Archidiakonatsort vertagen konnten. Verhängte Strafgelder flössen dadurch direkt in die Kassen der erzbischöflichen Archidiakonate. Das Kirchspiel Horn lag in der Archidiakonatsgerichtsbarkeit Soest.1,1 Die Visitationsprotokolle können im Einzelfall helfen, Verwandtschaftsverhältnisse zu belegen. Für die Erschließung von familialen Strukturen dürfen auch die in den Protokollen verzeichneten außerehelichen Beziehungen der „Ex^essisien " nicht unberücksichtigt bleiben. Die Protokolle über die Visitationen wurden an das erzbischöfliche Generalvikariat in Köln weitergeleitet.112 An das Kölner Generalvikariat wurden außerdem Akten über verschiedene Angelegenheiten der Kirchspielorte gesandt. Sie enthielten vorwiegend Angaben über Streitfälle und Besitzverhältnisse der örtlichen Geistlichkeit, aber auch Bittschriften von Gemeindemitgliedern um die Erteilung von Dispensen.113 Letztere gewähren besonders dann tiefergehende Einblicke in verwandtschaftliche Beziehungen, wenn die Dispense in Ehehindernisangelegenheiten aufgrund zu naher bluts- oder geistlicher Verwandtschaft oder Schwägerschaft erbeten wurden. Der zuständige Pfarrer mußte nämlich dem Generalvikariat die verwandtschaftlichen Verhältnisse schriftlich erläutern, damit die kurfürstliche Kanzlei in Bonn prüfen konnte, ob eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden konnte. Ihnen kommt daher eine besondere personengeschichtliche Bedeutung zu. Auch die Einhaltung der Aufgebotszeiten — die künftigen Ehepaare mußten dreimal in der Pfarrkirche während der Gottesdienste proklamiert werden — und der Advents- und Fastenzeit — den sogenannten geschlossenen Zeiten - kann einen Hinweis auf Heiratsstrategien geben, wenn sich die Braudeute von diesen Einschränkungen des Hochzeitstermins befreien ließen. Diese Protokolle haben sich für das rheinische Erzstift und das Herzogtum Westfalen aus der Zeit zwischen 1661 und 1825 erhalten.114

Vgl. Schumacher, Westfalen, S. 124; Bucholz-Johanek, Das Offizialatsgericht, S. 162, 173; J. Rüffer, Die Disziplinierung des Glaubens. Frömmigkeitsempfinden im Grenzbereich zwischen geistlichen und weltlichen Territorien Westfalens um 1700, in: Geistliche Staaten im Nordwesten des Alten Reiches. Forschungen zum Problem frühmoderner Staatlichkeit, hg. von B. Braun, F. Göttmann und M. Ströhmer. Paderborn, Köln 2003, S. 233-252, hier S. 237f. 1.2 Erhalten haben sich nur einige sehr unterschiedlich angelegte Visitationsprotokolle. Aus dem Kirchspiel Horn z. B. die Protokolle der Jahre 1691, 1692, 1695, 1698, 1700, 1703, 1709, 1713, 1 7 2 5 , 1 7 2 9 , 1 7 3 1 , 1 7 3 7 , 1 7 4 9 (EBAP, Hs. XVIII, b 3, 8, 9 , 1 2 , 1 6 , 2 0 und 26). 113 EBAP, Generalvikariatsakten zu den Kirchspielen (blaue Reihe). 114 Deitmer, Die Kölner Generalvikariatsprotokolle, S. 3, 6, 16f. 1.1

-32DJe Quellen der

Pfarreien

Die seelsorgerischen Beziehungen der Pfarrer zu ihren Gemeindemitgliedern haben in den Jahrhunderten vor 1800 in Westfalen meist keinen Niederschlag in der Überlieferung gefunden. Zudem haben sich in den seltensten Fällen umfangreichere Archivalienbestände der kirchlichen Gemeinden aus der frühen Neuzeit erhalten. Gute Überlieferungschancen besaßen hauptsächlich Aufzeichnungen, auf die die Pfarrer immer wieder zurückgreifen mußten. Zu diesen zählen die Rechnungsregister und die Kirchenbücher, welche eine besondere Wertschätzung erfuhren. Um sie zu schützen, warnten landesherrliche Verordnungen eindringlich vor zerstörenden Umwelteinflüssen wie Bränden oder Wassereinbrüchen, damit entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden konnten.115 Innerhalb Westfalens haben sich die Kirchenbücher in der Regel seit dem 17. oder 18. Jahrhundert erhalten. In ihnen werden die an den Gemeindemitgliedern vollzogenen sakralen Handlungen bis in die neueste Zeit verzeichnet. Das Tridentinische Konzil hatte 1563 die Führung von Kirchenbüchern für die katholischen Kirchspiele verfugt. In den katholischen Regionen Westfalens wurden diese Bestimmungen jedoch erst allmählich im Laufe des folgenden Jahrhunderts von den Pfarrern umgesetzt. Allgemein stand ihre Einfuhrung anscheinend mit Kontrollmaßnahmen der konfessionellen Verhältnisse in Verbindung. Ob den Menschen bei ihrer Taufe, Hochzeit und ihrem Tod die Sakramente gespendet wurden, blieb auf diese Weise zumindest nachprüfbar.116 In den Kirchenbüchern sollten zunächst alle getauften Kinder verzeichnet werden, nach späteren Bestimmungen auch alle getrauten und beerdigten Personen.117 Ferner waren die Register wichtige Belege für die Stolgebühren,

115 Scotti,

Sammlung, Teil 2, Nr. 723, S. 990; [H. Ostermann], Der katholische Pfarrer in den Königl. Preuß. Staaten. Eine vollständige Übersicht und Nachweisung aller in den Königl. Staaten geltenden Gesetze, Verordnungen und Vorschriften, und kanonischen Rechte, welche in dem amtlichen Berufskreise des katholischen Pfarr-Geistlichen in Beziehung auf seine Rechte und Pflichten bei Verwaltung des Pfarr-, Kirchen-, Schul- und Armenwesens zur Anwendung kommen. Münster 21839, S. 82f., 223ff.

1.6

Vgl. Pfister, Bevölkerungsgeschichte, S. 5; Schlumbohm, Lebensläufe, S. 31; L. Schütte, Familienforschung in Westfalen für die Zeit vor dem Westfälischen Frieden 1648, in: Genealogie 24 (1999), S. 385-398, hier S. 385f. Siehe auch allgemein Th. G. Saunders, Familie, Fortpflanzung und Bevölkerungsentwicklung im Hunsrück. Eine historisch-demographische Untersuchung der Lebensverhältnisse und gesellschaftlichen Strukturen in Kirchberg, Kastellaun und Gemünden 1650-1800. Frankfurt/M. u. a. 1995, S. 34. In Grenz- und Mischgebieten von verschiedenen christlichen (katholischen, lutherischen und reformierten) Konfessionen drangen die den Kirchspielen übergeordneten geistlichen Instanzen auf eine möglichst strikte Abgrenzung zwischen den Bekenntnissen. Im Kirchspiel Horn sollten die Eltern darauf achten, daß ihre Kinder, die bei evangelischen Bauern Gesindedienste verrichteten, sich nicht vom katholischen Glauben entfernten und zur Beichte und Kommunion gingen (EBAP, Hs. XVIII, b 3, S. 241).

1.7

Zu den Kirchenbüchern, deren Führung und den folgenden Ausfuhrungen vgl. allgemein P. Becker, Leben, Lieben, Sterben. Die Analyse von Kirchenbüchern. St. Katharinen 1989; Löffler, Historische Quellen, S. 184ff. sowie überblickend P. Respondek, Perspektiven historischdemographischer Familienforschung, in: Historisch-demographische Forschungen. Möglich-

-33den Einkünften der Pfarrer aus ihrer Sakramentsspendung.118 Aus ihnen bestritten sie wie aus Kirchenpfiründen und -besitz ihren Lebensunterhalt. Die Finanzverwaltung der Pfarrei übte der Pfarrer zusammen mit den Provisoren aus, die aus den Reihen der Gemeindemitglieder gewählt wurden. Die Kirchenbuchfuhrung unterstand dagegen seiner alleinigen Aufsicht, wenn er sie auch an Vikare oder Küster delegieren konnte. Die Pfarrer besaßen nämlich in den Kirchspielen vor Ort den besten Überblick über ihr Amt, das nur während der Visitationen einer Prüfung durch eine vorgesetzte Instanz unterstand. Die Kirchenbücher wurden allgemein auch zur Klärung und Beglaubigung von Abstämmlings- und Eheverhältnissen herangezogen, die aus den knappen Eintragungen allerdings nicht immer eindeutig nachgewiesen werden konnten.119 Seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wurde daher die Art der Kirchenbuchfuhrung durch den Staat als oberste Kircheninstanz genauer geregelt. Im Herzogtum Westfalen erließ am 27. Februar 1779 der Erzbischof von Köln, Maximilian Franz, ein Edikt, im dem er festhielt: „Demnach Uns mehrmalen höchst mißfällig vorgekommen, daß die Verehelichungs- Tauf- und Sterbbücher an vielen Orten vernachläßiget, oder durch Feuersbrunst und sonstige Zufille gar verloren worden, und dann dem gemeinen Wesen dadurch großer Nachtheil zugewachsen [ist.]. "l20 Der Erzbischof ordnete daher die exakte Führung der Register rückwirkend zum 1. Januar desselben Jahres in lateinischer Sprache an und spezifizierte die zu notierenden Angaben. In den Trauregistern sollten fortan die Eltern der Eheleute genannt werden, damit diese eindeutiger identifiziert werden konnten. Um die Aufzeichnungen zu sichern und für die landesherrliche Verwaltung besser nutzbar zu machen, mußten von den Küstern Duplikate der Kirchenbücher angelegt werden. Diese waren an die lokalen Gerichte zur Aufbewahrung zu übergeben. Sechs Jahre später erfolgte der

keiten, Grenzen, Perspektiven. Mit Fallbeispielen zur Sozial- und Alltagsgeschichte Westfalens (14.-20. Jahrhundert), hg. von F. Göttmann und P. Respondek. Köln 2001, S. 8-24, hier S. 13-16. " 8 Siehe hierzu beispielhaft die Begräbniseinträge im ersten Kirchenbuch der evangelischen PetriGemeinde in Soest aus der Zeit zwischen 1652 bis 1654 (P£A St. Petri, Soest, Kb., Bd. 1). Anhand der Eintragungen -wird deutlich, daß die Begräbnisregister auch als Einnahmenbelege dienten. Die Eintragungen weisen insgesamt zwar nur knappe Angaben auf, hinter den einzelnen Einträgen wurden jedoch die Pulse des Trauergeläuts verzeichnet, nach der die Gebührenhöhe für die Beerdigung berechnet wurde. Da sich die Wirtschaftsführungen einer evangelischen Pfarrgemeinde nicht wesentlich von der einer katholischen unterschieden, ist diese Praxis durchaus übertragbar. Vgl. A. Ciarenbach, Die Kirchenbücher im Kreis Soest, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde Bd. 21 (1936), S. 309-354, hier S. 311, 326f. 119

120

Vgl. Henning, Herrschaft, S. 313. Anfang des 18. Jahrhunderts forderte beispielsweise das Bonner Hofgericht für einen Prozeß Auszüge aus den Horner Tauf- und Trauregistern an, die jedoch nicht vollständig beigebracht werden konnten (StAMs, Reichshofrat, Akte 1, Bd. 1, fol. 82a-83, Bd. 3, fol. 58'.). Scotti, Sammlung, Teü 2, Nr. 723, S. 990.

-34-

Befehl einer strengen Uberprüfung der nun einzuhaltenden Formalia durch die Gerichte.121 Bis zu einer endgültigen formalen Festschreibung der Regeln, nach denen die Bücher gefuhrt werden mußten, blieb es bei einer individuellen Gestaltung, die der Sorgfaltspflicht der Pfarrer überlassen wurde. Die Genauigkeit hing somit auch von ihrem Pflichtbewußtsein und ihrer Mentalität ab.122 Immer wieder wurde die Kirchenbuchführung vernachlässigt. Die Bücher wurden nicht regelmäßig - zuweilen erst nach Jahren — ergänzt, so daß vorläufige Notizen über die Sakramentshandlungen oft verloren gingen.123 Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mußte der Kölner Kurfürst den Pfarrern eine Strafe von 100 Goldgulden androhen, damit sie sich den Anordnungen der „General-Kirchen-Visitation" fugten.124 Von der Größe der Gemeinde und der Anzahl der Geistlichen, die diese betreuten, hing der Zeitaufwand ab, der dem Pfarrer für Verwaltungsaufgaben zur Verfugung stand. Auf der einen Seite sicherte ein bevölkerungsreiches Kirchspiel das Einkommen der Pfarrer, auf der anderen mußte aber die Arbeit zu bewältigen sein. Aus einer Überforderung der Pfarrer konnte sich daher ein flüchtiges unpräzises Verhalten bei der Kirchenverwaltung ergeben. Sie beklagten sich jedoch nicht über ihre hohe Arbeitsauslastung in der Kirchengemeinde, obwohl ihnen das Problem ihrer Nachlässigkeit besonders während der Visitationen immer wieder besonders konkret bewußt gemacht wurde.125 Erst im 19. Jahrhundert wurden Klagen über die Weiträumigkeit des Kirchspiels Horn laut, daß es für die Seelsorge viel zu groß sei. Der Anstieg der Bevölkerungszahlen hatte aber auch die Einkommensgrundlage der Pfarrer verbessert.126 Trotz aller Mängel erlauben die Kirchenbücher durch die Verknüpfung ihrer Einträge einen Zugriff auf weite Personenkreise innerhalb eines Kirchspiels. Sie lösen eine Unzahl von Menschen aus ihrer Anonymität. Die in ihnen erhaltenen Angaben bieten oftmals den einzigen Anhaltspunkt für die Rekonstruktion von Familien, da ver121

Scotti, Sammlung, Teil 2, Nr. 723, S. 990-993. Mit der Eingliederung des Herzogtums Westfalen in den preußischen Staat mußten seit 1818 außerdem Bevölkerungs- und Rekrutenlisten an die zuständigen Behörden weitergeleitet werden. Der Pfarrer war zu einem staatlichen Beamten geworden. Vgl. [F. G.] Bädeker, Allgemeines Preußisches Kirchenrecht, ein systematisch geordneter Auszug desjenigen, was in dem allgemeinen Landrechte und in der Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten darauf Bezug hat, vorzüglich für Prediger, Candidaten und Kirchencollegio. Dortmund 21798, S. 54 (§§ 239-241); [Ostermann], Der katholische Pfarrer, S. 83, 114ff.

Vgl. Simon, Vornamen, S. 83f. Hierauf deuten andererseits auch doppelt und dreifach vorgenommene Eintragungen in den Horner Kirchenbüchern hin. Vgl. allgemein Simon, Vornamen, S. 83f. i « Scotti, Sammlung, Teü 2, Nr. 596 (Edikt vom 14.07.1764), S. 850. •2S Im näheren Umkreis des Gogerichts Erwitte wurden im Jahre 1623 das Kirchspiel Hultrop im kurkölnischen Amt Oestinghausen und 1752 das Kirchspiel Weiberg im südöstlichen Fürstbistum Paderborn von ihren Mutterkirchen Oestinghausen und Siddinghausen abgepfarrt. Vgl. hierzu Realschematismus. Erzdiözese Paderborn. Westlicher Anteil, hg. vom Erzbischöflichen Generalvikariat. Paderborn 1961, S. 110, 377. m EBAP, Acta specialia, Horn, Nr. 4. 122

123

-35gleichbar aufschlußreiche Quellen nicht existieren. Für das westliche Gogericht Erwitte und das Amt Oestinghausen haben sich die Kirchenbücher, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen, für fünf Kirchengemeinden erhalten.127 Das Kirchspiel Horn besitzt die früheste Überlieferung. Seit wann die Horner Kirchenregister geführt wurden, muß offen bleiben. Im März 1659 beurkundete der damalige Pfarrer Franciscus Brune einen Taufregisterauszug aus dem Jahr 1638.128 Die überlieferten Kirchenbücher beginnen sporadisch mit dem Taufregister im Jahre 1642 noch während des Dreißigjährigen Krieges, die Trauregister setzen 1647 ein und die Begräbnisregister folgen ein Jahr später.129 Für den Untersuchungszeitraum weisen die Horner Kirchenbücher bis zum Ende des 18. Jahrhunderts jedoch keine homogene Struktur auf.130 In den fast 150 Jahren zwischen 1642 und 1790 wurden im Kirchspiel Horn insgesamt über funfzehntausend Sakralhandlungen durch die Geistlichen vollzogen.131 Neben den alltäglich zelebrierten Kasualien zwischen Geburt und Tod fanden in dieser Zeit außerdem in unregelmäßigen Abständen Firmungen statt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die erste Firmung durch den Paderborner Suffragan Bernardus Frick 1649 gefeiert. Da in den vorherigen Kriegszeiten keine regelmäßigen Firmungen abgehalten worden waren, spiegelt die Auflistung der Firmlinge im Kirchenbuch zugleich eine Art Bevölkerungsaufnahme der Nachkriegszeit wider. Zwanzig Jahre später wurden im Vergleich nämlich nur noch ungefähr zehn Prozent der Menschen gefirmt. Die summarische Registrierung der Gefirmten durch den Weihbischof Frick verdeutlicht die allgemeine Lückenhaftigkeit der Kirchenbücher. Denn in den Listen des Horner Pfarrers wurden immerhin fast 200 Personen weniger als nach Fricks An-

127

128

129

130

I3 '

Erwitte, Horn, Oestinghausen, Ostinghausen und Hultrop. Die Kirchenbücher von Oestinghausen beginnen, erst nach 1679, die von Ostinghausen 1696. AHov, Akte K 114, Abschrift des Taufregisterauszuges vom März 1659. In dem Auszug über die Taufeintragung vom 06.01.1638 wurden auch die Paten vermerkt. Der Auszug ist undatiert, kann aber auf den März 1659 datiert werden; siehe hierzu AHov, Akte J 620. Die Bücher scheinen zunächst auch nicht gebunden gewesen zu sein. Die Einbände und unterschiedlichen Papierformate der Kirchenbücher lassen den Rückschluß zu, daß die Bücher erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingebunden wurden. Dies ergibt sich daraus, daß die 1760 beginnenden Bände erst nach 1779 zusammengestellt wurden. Die Edikte zur Kirchenbuchführung aus dem Jahr 1779 sind den Einträgen nämlich als Vorsatz vorangestellt worden. Das für den Einband verwendete marmorierte Papier wurde seit der Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet und läßt daher keine genauere Eingrenzung zu. Zu diesen und den folgenden Ausführungen über die Horner Kirchenbücher siehe PfA Horn, Kb., Bde. 1-6; zu den Überlieferungszeiträumen hier Abb. 1. Die Kirchenbucheinträge dieses Zeitraums wurden für die vorliegende Untersuchung digital erfaßt. Im einzelnen wurden 8516 Taufeintragungen, 1812 Traueintragungen, 3222 Begräbniseintragungen und 1200 Firmeinträge sowie jeweils zwei Glockentaufen und Amtseinführungen berücksichtigt. Namentlich genannt wurden in den Eintragungen ungefähr 58200 Personen. Bei diesen handelt es sich allerdings nicht in jedem Fall um unterschiedliche Individuen, weil sie zum Teil mehrmals verzeichnet wurden.

-36-

16« 1660 1660 1670 1680 1690 1700 1710 1720 1730 17« 1750 1760 1770 1790 1790 — Taufen

--

- Trauungen

—•— Begräbnisse

Quellen: PfA Horn, Kb., Bde. 1-6

Abb. 1: Anzahl der überlieferten Tauf-, Trau- und Begräbniseinträge in den Kirchenbüchern des Kirchspiels Horn 1642-1790

g a b e n verzeichnet. 1 3 2 D i e s a k r a m e n t a l e n H a n d l u n g e n w u r d e n in d e n K i r c h e n m a t r i keln erst J a h r z e h n t e später (nach 1720) v o l l s t ä n d i g e r erfaßt.

'32 Vgl. H. Kindl, Bernhard Ftick (1626-1655). Pfarrer, Kanoniker, Dekan, Generalvikar, Weihbischof. Ein Beitrag zur Friedensforschung. Paderborn 1985, S. 24, 40f. Mögen auch einige der Gefilmten nicht aus dem Kirchspiel Horn gestammt haben, so dürften die Angaben Fricks den realen doch eher entsprochen haben, weil sie sich wahrscheinlich nach den eingenommenen Gebühren gerichtet haben.

-37Die Diskrepanz zwischen der Verpflichtung und der Pflichterfüllung der Pfarrer bestand daher auch im Horner Kirchspiel. Die scheinbare Genauigkeit der Eintragungen, mit der der Vikar Jodocus Koppenradt zwischen 1649 und 1651 die Kirchenbücher führte - er gab sogar teilweise die Geburtszeiten der Täuflinge an darf über die Lückenhaftigkeit nicht hinwegtäuschen. Auf der anderen Seite bemühte sich der Vikar jedoch wesentlich mehr als seine Nachfolger. Denn nach seinem Fortzug im Jahre 1651 wurden die Register über Jahre nicht weitergeführt. Die Führung eines ordentlichen Taufregisters erschien den Pfarrern aber offenbar doch so wichtig, daß es bereits seit 1655 wieder angelegt wurde. Abgesehen von den ungefähr zehn Jahren nach 1667, für die einige Traueinträge überliefert wurden, setzen die Trau- und Begräbnisregister erst wieder seit 1711/16 kontinuierlicher ein.133 Die Mangelhaftigkeit der Kirchenbuchverzeichnisse war den Registerführern durchaus bewußt. Ein Küster merkte 1680 an, daß „In diesen 80^gsten Jahr seint Etliche von Satigen Cüster in diesen buch nicht eingeschrieben, selbige wirdt man finden am Ende diese/ buchß".XM Tatsächlich wurden auf den letzten Seiten des Buches einzelne Taufeinträge ergänzt. Diese dürften aber wahrscheinlich bei weitem nicht alle angekündigten Nachträge umfaßt haben, da dort nur einzelne Eintragungen zu finden sind. Die Kirchenbuchführung läßt sich nicht immer mit einer bestimmten Person identifizieren. Verwaltet wurden die Register bis in das 18. Jahrhundert - mit Ausnahme des Vikars Koppenradt - von den Küstern und deren Vertretern. Während der Amtszeit des Pfarrers Spickermann bestellte dieser zeitweise einen Sakelan für diese Aufgabe.135 Bei der Einstellung neuer Küster wurden Notare bevorzugt.136 Diese besaßen die notwendigen Fähigkeiten für die Erledigung des laufenden Schriftverkehrs und konnten die Pfarrei zugleich juristisch beraten oder sogar vertreten.137 Als 1721 der Pfarrer der Gemeinde auf offenem Feld zwischen Horn und Berenbrock von seinem Vikar Heidenreich Bispinck erschossen wurde,138 erhielt die Kirchengemeinde einen Geistlichen, der sein Amt besonders gewissenhaft versehen sollte. Der Protonotar und Pfarrer Henrich Andreas van Dalen überprüfte und ord-

133 Für die Jahrgänge 1713 bis 1715 wurden bis auf eine Traueintragung eines adeligen Paares, welches mit Dispens vom münsterischen Hochzeitsbrauch getraut wurde, keine Einträge verzeichnet. w P£A Horn, K b , Bd. 1, S. 198. 136

pfA Horn, K b , Bd. 3, S. 16. Zwischen ca. 1650 und 1769 lassen sich alle amtierenden Horner Küster als Notare oder in der Ausübung juristischer Funktionen nachweisen. Siehe hierzu nur AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 3.9.1657, Akte K 198, Prozeßprotokollbeilage vom 16.2.1687, Akte K 163, Prozeßprotokoll vom 29.2.1736, fol. 3', Akte K 381, Prozeßprotokollbeilage A vom 6.12.1738; EBAP, Generalvikariatsakte 194 blau, fol. 24r. Siehe ferner Anhang 5.2.

Zur sozialen Stellung der Küster im benachbarten Fürstbistum Münster vgl. A. Holzem, Religion und Lebensformen. Katholische Konfessionalisierung im Sendgericht des Fürstbistums Münster 1570-1800. Paderborn 2000, S. 229-232. •3« PfA Horn, K b , Bd. 3, S. 14; StAMs, Reichshofrat, Akte 1, Bd. 3, fol. 59*. 137

-38-

nete nach seiner Amtseinführung im Jahre 1722 die Verwaltungsstrukturen. Er übernahm auch die Führung der Kirchenbücher persönlich.139 Seit der Amtseinführung des Pfarrers Henrich Andreas van Dalen wurden die Eintragungen in latinisierter Form niedergeschrieben. In den ersten Jahren seiner Amtszeit bemühte er sich um möglichst korrekte und vollständige Einträge. Doch mit der Zeit bis zur Übergabe an seinen Nachfolger beschränkten sich auch seine Angaben nur noch auf die notwendigsten Informationen. Sein Amtsnachfolger Johannes Joseph Constantin Schmitz führte die Register in dieser knappen Form zunächst weiter. Bei einer Prüfung durch den Generalvikar Goldschmidt stellte dieser 1777 fest, daß große Teile der Register aus der Amtszeit des Pfarrers Schmitz fehlten.140 Seine Registerführung wurde Ende der 1740er Jahre immer spärlicher. Nacheinander ließ er die Verzeichnisse unvermittelt abbrechen, 1747 die Trauregister, 1749 die Begräbnisregister und schließlich 1754 auch die Taufregister. Die Gründe wurden bei den folgenden Visitationen, selbst bei der genaueren Prüfung der Kirchenbücher im Jahre 1777 durch den Generalvikar, nicht erläutert.141 Sie könnten jedoch mit dem ,größesten Scandal" des Kirchspiels im Zusammenhang stehen, den die Horner Gemeinde in den 1760er Jahren erlebte. Das Küsteramt wurde in diesen Jahren über längere Zeiträume durch die angestellten Küster nicht ordnungsgemäß versehen, nachdem der Pfarrer einen lutherischen Bürger aus Lippstadt in das Küsteramt berufen hatte, ihn aber anscheinend wegen seiner Konfession wieder entlassen mußte. Immer wieder kam es danach zu Streitigkeiten über die Pflichten des Küsters, so daß über sechs Wochen während des „öffentlichen gottes dienst[es] weder auch morgens, mittags und abendt[s] eine geraume Zeit hindurch den gewöhnlichen gebett[eri\ geläutet noch sonsten die übrige ojficia Custodes verrichtet" wurden, weil der Küster die Kirchenschlüssel seinem Stellvertreter vorenthielt. Denn er beabsichtigte, das Küsteramt zukünftig allein zu versehen.142 Da die Spendung der Sakramente vermutlich weiterhin zunächst von den Küstern registriert wurde, können diese vorläufigen Unterlagen während der Auseinandersetzungen leicht abhanden gekommen sein. Der Pfarrer Schmitz führte die Bücher jedenfalls erst seit 1760 fortlaufend weiter. Für die vorliegende Untersuchung sind in erster Linie die familialen und sozialen Beziehungen der Menschen untereinander wichtig. Aufschluß hierüber geben in den Kirchenbüchern vor allem die Taufregister, da sie die Eltern eines Täuflings sowie dessen Paten nennen. Von den Eltern wurde im Gegensatz zum Vater die Mutter des Täuflings in der Regel bis 1777 nur mit dem Vornamen, aber ohne ihren Geburtsnamen vermerkt. Die Auflistung der Paten beschränkte sich nicht immer auf die im Er vermerkte im Taufregister: ,JSSunc annus 1722 sub quo Ego [...] Rector Parochialis Ecclesiae ad S[anctum] Cynacur,n in Horn omnia nomina Bapti^atorum, Parentum et Patrinorum una cum die et Consulo debite annotati et manu propria Scripsi" (PfA Horn, Kb., Bd. 2, S. 369f.). Zu den Pfarrern des Kirchspiels Horn siehe Anhang 5.1. uo PfA Horn, K b , Bd. 4, S. 127. ni PfA Horn, Kb, Bd. 4, S. 127. 142 PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts (ohne Signatur), fol. 333'385', bes. fol. 345" (Zitat), 384f. Siehe auch Anhang 5.2.

139

-39Konzil von Trient festgelegte Anzahl von zwei Personen beiderlei Geschlechts, obwohl diese Regelung auch für das Erzbistum Köln 1613 angeordnet worden war.143 Der westfälische Brauch, den Kindern drei Paten beizugeben, scheint beibehalten worden zu sein.144 Der dritte oder auch noch weitere Paten wurden als assistierende comparirti oftmals ebenfalls aufgeführt. Die Trauregister gewinnen zudem ab 1777/79 größere Bedeutung für die Familienrekonstitution, weil sie seit diesem Zeitpunkt meist die Eltern der Braudeute und deren Herkunft verzeichnen. Von demselben Zeitpunkt an wurden die Hof- und Familiennamen in den Horner Registern öfter nebeneinandergesetzt, so daß die Menschen besser identifiziert werden können.145 Wesentlich bereichert werden die Angaben der Kirchenbücher durch zwei gesondert angelegte Familienbücher, weil sie die Angaben der Kirchenregister strukturieren. Die Lückenhaftigkeit und Unübersichtlichkeit der Horner Kirchenbücher veranlaßten zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Horner Kaplan und späteren Pfarrer Hermann Theodor Franz Klaus, die Register intensiv zu überprüfen. Er legte zwei gesonderte Bücher an, die er „Status Familiarum Parochiae Homettsis" überschrieb. In ihnen verzeichnete er die „lncoke" und „Accoiae et Iltigtimi".146 In seinem „Prooemium" führte er seine Motive für diese immense Arbeit auf und charakterisierte die Kirchenbuchführung seiner Vorgänger: „Statut familiarum Parochiae nostrae conscribendo animum, calamumque applicaturis, non una summae utititatis, sed et necessitatis ratio erat, quae ad opus hoc aggrediendum persuasit. [...] Boni viri esse censemus, emendare, siquos Antecessorum suorum defectus deprehenderit, quos ut prisci temporis reliquias eorum vel impotentia genuit, ve! incuria toieravit".ul In den beiden Bänden des Familienbuches verzeichnete der Pfarrer nach Möglichkeit alle Menschen, die seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Kirchspiel Horn wohnten. Er notierte alle — auch andersgläubige — Einwohner geordnet nach ihrem Wohnort und Haus. Im Hinblick auf die eindeutige Identifizierung von Personen sind die Bände vor allem aufschlußreich, weil sie „die Erforschung der wahren Familien-Namen',48 — wie die Familiennamen im 19. Jahrhundert im Rückblick und Vergleich zu den Hofnamen bezeichnet wurden — erheblich erleichtern.

i« Scotti, Sammlung, Teil 1, Nt. 51, S. 218. 144 Vgl. Simon, Vornamen, S. 71, 148f.; siehe hierzu auch Spital, Der Taufritus, S. 197f. Nach den Bestimmungen des Tridentinischen Konzils sollte nur noch ein Taufpate als Hauptpate ausgewählt werden, damit die Tauffeierlichkeiten nicht zu üppig begangen wurden. Im Jahre 1777 wies der Generalvikar Goldschmidt bei seiner Visitation der Horner Kirchenbücher offensichtlich den Homer Pfarrer an, künftig die Trauzeugen in den Trauregistern zu verzeichnen (PfA Horn, Kb., Bd. 5, S. 47). Der Generalvikar war anscheinend in diesem Jahr schon damit beschäftigt, das 1779 erlassene kurfürstliche Edikt über die Kirchenbuchführung vorzubereiten, welches er in den an die Pfarreien gesandten Druckschriften mit seinem Namen bestätigte. 146 p£A Horn, Status Familiarum, Bde. A und B.

145

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PfA Horn, Status Familiarum, Bd. A, S. If.

,48

Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnsbergjahrgang 1820. Arnsberg 1820, S. 138.

-40Bei der Zusammenstellung der Familiendaten korrigierte der Pfarrer Klaus auch Eintragungen in den Kirchenbüchern. Gerade seine Korrekturen lassen auch auf fehlerhafte frühere Einträge schließen. Sicherlich verwechselten die Pfarrer nicht nur in der Zeit nach 1760 die Taufnamen von Kindern und sogar ihr Geschlecht, als sie sie im Taufbuch verzeichneten. Solche Irrtümer konnten natürlich jedem Schreiber unterlaufen.149 Neben den personengeschichtlichen Quellen der Kirchen- und Familienbücher vermitteln die Rechnungsbücher der Pfarreien wichtige Aussagen über die ökonomische Situation der Menschen. Die verpachteten Kirchenländereien stellten nämlich für die Kolonen eine zusätzliche Einkommensquelle dar. Sie haben sich von der Horner Pfarrkirche und einigen Kapellen des Kirchspiels fur das 17. bis 19. Jahrhundert erhalten.150

1.5.3 Die grundherrschaftliche Überlieferung Die seriellen Aufzeichnungen der Kirchen- und Familienbücher bilden für die Familienrekonstruktionen die aussagekräftigsten Quellen. Ihr Erkenntniswert bleibt für die Ermitdung von Erbfolgen auf den Bauernhöfen jedoch begrenzt, weil die bäuerlichen Genealogien oftmals kaum und erst recht nicht die Motive der Bauern für die Bestimmung eines Hoferben unbedingt allein aus den Kirchenregistern abzulesen sind. Zusammen mit den grundherrschaftlichen Überlieferungen lassen die kirchlichen Quellen jedoch die bäuerlichen Erbfolgeregelungen erschließen. Um die Höfe einer Grundherrschaft verwalten zu können, bedurften die Grundherren genaue Kenntnisse über die Pacht- und Abhängigkeitsverhältnisse ihrer Pächter. Deshalb wurden für die Verwaltung entsprechende Register und Protokolle angelegt. In den Gewinnprotokollen wurden die grundherrlichen Hofübertragungen an einen Bauern festgehalten, der seinen Hof pachtete oder gewann. Weil in den Protokollen auch angegeben wurde, in welchem Verhältnis der Pächter zu den vorherigen stand, kann der Erbgang auf den Höfen nachgezeichnet werden. Durch die Verknüpfung dieser Angaben mit den entsprechenden familialen Strukturen ergibt sich folglich die Erbfolge auf einem Hof.

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P£A Horn, Kb., Bd. 4, S. 5, 74, 127. Es ist anzunehmen, daß die Übertragungsfehler auf Verwechslungen der Taufnamen zurückgehen. Soweit der Pfarrer davon ausging, daß ein Täufling die Vornamen seiner Paten erhielt, lag es nahe, nur die Namen von diesen zu notieren. Vertauschte er dann auf dem Notizzettel die Patennamen in der Reihenfolge, konnte leicht ein Junge unter dem Namen eines Mädchens und umgekehrt in das Taufregister eingetragen werden.

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Überliefert haben sich die Rechnungsbücher der Pfarrkirche Horn (seit ca. 1712; ohne Signatur) und der Kapellen (alle ohne Signatur) Berenbrock (seit 1662), Böckum (seit 1650), Eickelborn (seit 1775; die vorhergehenden Aufzeichnungen fielen einem Brand zum Opfer), Lohe (seit 1746), Schallern (seit 1651), Schmerlecke (seit 1654). Die Rechnungsbücher der Kapellen Ebbinghausen, Seringhausen, Wiggeringhausen und auf dem Lusebrink bei Schmerlecke konnten nicht aufgefunden werden.

-41 Sowohl Institutionen als auch persönlich freie Personen konnten als Grundherren Herrschaftsrechte über ländliche Besitzungen ausüben. Im nördlichen Herzogtum Westfalen gehörte der umfangreichste Landbesitz zu adeligen und geistlichen Grundherrschaften dieser Region.151 Der bereits während des Spätmittelalters im Herzogtum einsetzende Prozeß der Kumulation kleinerer adeliger Grundherrschaften in den Händen weniger Grundbesitzer war in dieser Region im 18. Jahrhundert noch nicht abgeschlossen.152 Doch ergab sich in den vergrößerten Herrschaften für die Höfe eine einheitlichere Verwaltungsstruktur. Die Verhältnisse werden dadurch besser vergleichbar. Für die in dieser Arbeit untersuchten Höfe haben sich die Gewinnprotokolle der Grundherrschaft des Hauses Hovestadt erhalten. Sie weisen bis auf die Jahre zwischen 1745 und 1767 seit den 1650er Jahren serielle Einträge auf.153 Die Protokollformen unterliegen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts einem weitgehend einheitlichen Schema. Zuvor hatte sich die grundherrschaftliche Verwaltung offenbar vornehmlich auf Einzelausfertigungen der Pachtverträge gestützt.154 Die Einfuhrung der Protokollführung ließ die grundherrliche Verwaltung übersichtlicher und effizienter werden. Diese Einsicht der Grundherren beruhte offensichtlich auf immer wieder vorkommenden Irrtümern. Denn einzelne Abhängigkeitsverhältnisse von Bauern konnten nur mühsam geklärt werden, wenn die benötigten Beurkundungen über die bäuerlichen Rechtsverhältnisse verlegt worden waren. So herrschte beispielsweise in den 1660er Jahren zwischen den geistlichen Herrschaften der Deutsch-Ordens-Kommende Mülheim und dem Kloster Benninghausen Unklarheit über das persönliche Abhängigkeitsverhältnis eines Bauern der Kommende.155 Noch in den 1720er und 1730er Jahren konnten die als Verwalter eingesetzten Rentmeister des Hauses Hovestadt nicht einmal den Besitzstand der angekauften Güter Lohe und Horn genau verifizieren, weil

Aufgrund unzureichender oder auch fehlender Quellen kann keine genaue Übersicht über die Verteilung der grundherrlichen Besitzungen aufgestellt werden. Zu den Adelssitzen im Gogericht Erwitte und Amt Oestinghausen siehe A. K. Homberg, Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Rittergüter und ihre Besitzer. Heft 3: Oestinghausen und Ostinghausen. Münster 1972, Heft 14: Kirchspiele Altengeseke, Anröchte, Erwitte und Mellrich. Münster 1977 und Heft 16: Kirchspiele Benninghausen (mit Eickelborn), Hellinghausen, Horn, Hultrop. Münster 1978. 152 Vg[ für di e allgemeinen westfälischen Verhältnisse Schumacher, Westfalen, S. 154; R. Görner, Raubritter. Untersuchungen zur Lage des spätmittelalterlichen Niederadels, besonders im südlichen Westfalen. Münster 1987, S. 32ff. 151

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Siehe hierzu die Findbücher des Archivs Hovestadt im Westfälischen Archivamt. Zu den Hovestädter Höfen im Fürstbistum Münster siehe B. Feldmann, Die Höfe des Münsterlandes und ihre grundherrlichen Verhältnisse. Münster 1995, S. 293-297, 301, 391ff. AHov, Akte J 631, 632, 637. Die ältesten Gewinnprotokolle entstanden in Hovestadt in den 1640er Jahren anscheinend aus Rechnungsregistern, in denen nur die bei der Hofubertragung anfallenden Abgaben der Bauern verzeichnet wurden. Erst um 1650 erhielten sie ihren Protokollcharakter. Daher wurden wahrscheinlich zuvor keine Protokolle geführt AErw, Akte 25127, H 38. Weitere Beispiele finden sich auch für die Grundherrschaft des Hauses Hovestadt (AHov, Akten J 620, K 114).

-42über einige entlegene Höfe keine eindeutigen Beschreibungen in den Akten existierten.** Andere Gewinnprotokolle oder vergleichbare serielle Quellen der in dieser Region ebenfalls mit reicherem Landbesit2 begüterten adeligen Grundherrschaften Drensteinfurt 157 , Ebbinghausen 158 , Erwitte 159 , Herringhausen160, Mielinghausen161 und Ostinghausen 162 sind dagegen nur - wenn überhaupt - fragmentarisch oder über wenige Jahre überliefert worden. Ebenso verhält es sich mit den geistlichen Grundherrschaften der Klöster Benninghausen und Grafschaft. 163 Da die vorliegende Untersuchung sich auf einzelne Höfe der Hovestädter Grundherrschaft stützt, sollen hier noch einige relevante Akten hervorgehoben werden, die

156 157

VgL hierzu unten die Kapitel 3.3.1 und 3.3.2. ADren, Neues Archiv, Akte 26. Die Grundherrschaft konzentrierte sich im Kirchspiel Horn auf die Höfe des Hauses Eickelborn, das im 18. Jahrhundert von der Familie von Landsberg zu Drensteinfurt erworben wurde. Aus dem ehemaligen Eickelborner Archiv haben sich nur einzelne Schriftstücke erhalten, die Ende des 19. Jahrhunderts als Belege für einen Prozeß dienten. Siehe auch Geschichtliche Nachrichten über Pfarre und Kloster Benninghausen, gesammelt von F. Schelhasse. Paderborn 1902, S. 147.

158 Das Rittergut Ebbinghausen ging im 18. Jahrhundert durch Verkauf an die Familie von Schorlemer zu Overhagen über. Zur Überlieferung der Archivalien des Hauses Herringhausen siehe Bockhorst, Adelsarchive, S. 154. Das Archiv Herringhausen war zum Zeitpunkt, an dem die Quellen für diese Arbeit ausgewertet wurden, noch nicht vollständig erschlossen. Vgl. auch Homberg, Adelssitze. Heft 16, S. 79. Siehe hierzu die Findbücher des Archivs Erwitte (Depositum von Landsberg-Velen) im Staatsarchiv Münster. 160 Bockhorst, Adelsarchive, S. 154f. 161 Das Archiv gilt als verschollen. Die Mielinghauser Herrschaft war im Erbgang in zwei Güter geteilt worden, die von Besitzern bereits im 18. Jahrhundert nicht mehr ständig bewohnt wurden. Ein Zweig der hier begüterten Familie von Wrede versuchte, in der nahegelegenen Bauerschaft Wiggeringhausen ein neues Gut zu errichten. Weil die Kinder keine standesgemäßen Ehepartner fanden, verloren sie ihr adeliges Ansehen und gliederten sich zusehends in die bäuerlichen Schicht ein. Siehe hierzu die Angaben bei Homberg, Adelssitze. Heft 16, S. 103-109, 122ff.

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Der Grundbesitz des adeligen Haus Düsse im benachbarten Kirchspiel Ostinghausen erstreckte sich anscheinend nicht über die Horner Kirchspielsgrenze hinaus. Siehe hierzu die beiden Teilbestände des Archivs Ostinghausen im Staatsarchiv Münster und Erzbistumsarchiv Paderborn (im Nachlaß Schelhasse verstreut). Der damalige Benninghauser Kaplan Ferdinand Schelhasse sammelte um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert aus mehreren Adelsarchiven der Benninghauser Umgebung einzelne Schriftstücke aus den unterschiedlichsten Aktenbeständen für eine Geschichte des Kirchspiels Benninghausen (Schelhasse, Nachrichten). Da er die entliehenen Schriftstücke nicht zurückgab, gerieten sie in seinen Nachlaß. Die Provenienz ist z. T. nur noch schwer zu klären. Hauptsächlich sind die Archive Erwitte, Hovestadt und Ostinghausen betroffen. 163 Siehe hierzu die entsprechenden Bestandübersichten im Staatsarchiv Münster; vgl. ferner H. Walberg, Benninghausen, in: Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung. Teil 1, hg. von K. Hengst. Münster 1992, S. 59-62, hier S. 60f.; M. Wolf, Grafschaft, in: ebd., S. 362-370, hier S. 366f.

162

-43die bäuerlichen Abhängigkeitsverhältnisse v o n dieser Herrschaft beleuchten. Bei diesen Akten handelt es sich um die Hofspracheprotokolle des Hauses Hovestadt aus den 1730er und 1750er Jahren. 1 6 4 Sie vermitteln einen Eindruck über familiäre Verhältnisse und die wirtschaftliche Situation der Höfe. Bei der Analyse der bäuerlichen Erbfolgepraktiken erlangen die Protokolle besonderes Gewicht, da sie Angaben über die herrschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse der grundherrlichen Höfe beinhalten. 165 V o r diesem Hintergrund sollen zunächst die allgemeinen erbrechtlichen Entwicklungen, denen die westfälischen Bauern unterlagen, beschrieben werden.

IM AHov, Akten J 642, 643, K 123. 165

Die Hofspracheprotokolle reflektieren vor allem die grundherrliche Einschätzung der ökonomischen Situation der Hofwirtschaften, die für die bäuerlichen Erbfolgeregelungen von Bedeutung war. Wirtschaftsgeschichtliche Quellen wie die Hovestädter Pachtregister geben dagegen allein über die Ertragsleistung der regelmäßigen Gefalle Auskunft Diese spiegeln daher nur einen Ausschnitt der ökonomischen Verhältnisse wider und berücksichtigen Verschuldungen, unregelmäßige Gefälle und andere Abgaben (z. B. die Steuern oder Zehntabgaben) der Kolonen nicht (AHov, Akten D 1253-1321, 1329-1340, 1342-1380, Akten J 669-673, 675, 676, 706-740). Die Hofspracheprotokolle lassen auch die Bedeutung einzelner Abgabenleistungen erkennen. Der Zehnt belastete die Bauern im Untersuchungsraum beispielsweise kaum (AHerr, Akten A 1203, 1204). Vgl. M. Wolf, Der Zehntstreit, in: M. Wolf / W. Mues, 1000 Jahre Völlinghausen. 9781978. Aus der Geschichte eines westfälischen Dorfes am Hellweg. Lippstadt 2[1978], S. 55-59, hier S. 55.).

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2. Das Anerbenrecht in Westfeien Die erbrechtlichen Normen und Bedingungen der vielfaltigen Gewohnheitsrechte schufen im 17. und 18. Jahrhundert den Handlungsrahmen und bestimmten die Grenzen der bäuerlichen Verhaltensweisen. Die in der älteren Forschungsliteratur vertretene Charakterisierung der Agrarverfassung als einer dauerhaften prozeßlosen Erscheinung, die demzufolge keiner Entwicklungsstruktur unterläge, ließ die noch immer verbreiteten Ansichten entstehen, daß rechtlich fixierte Gegebenheiten als Determinanten die ländliche Welt bestimmten. Dieser Eindruck einer verharrenden Rechtswirklichkeit bedarf einer kritischen Auseinandersetzung mit den praktizierten Gebräuchen.166 Die herrschaftlichen Positionen sind gegen die mental bedingten und individuell geprägten Interessen der Bauern abzuwägen, um zu erkennen, auf welche Weise sich die betroffenen ländlichen Schichten im Alltag mit den Normierungen arrangieren konnten. Auf der einen Seite richtete sich die ländliche Bevölkerung nach den wirtschaftlichen Verhältnissen und Möglichkeiten bei der Agrarproduktion, die bis ins 19. Jahrhundert größtenteils auf arbeitsteiligen Regelungen zwischen den Geschlechtern beruhte.167 Die regional und lokal sehr unterschiedlichen Gewohnheitsrechte, die sich dabei in der frühen Neuzeit durch die spezifischen Bewirtschaftungsarten zunehmend festigten, wurden andererseits aber auch durch die herrschaftlichen Abhängigkeitsformen geprägt. Weil sich römisch-rechtliche Veränderungen im Rechtswesen noch weitgehend bis ins 18. Jahrhundert auf die städtischen und territorialen Bereiche beschränkten, die zuerst unter den Einfluß studierter Juristen gerieten, blieben tradierte Rechtsgebräuche weiterhin bestehen.168 Staatliche Bestrebungen zur Vereinheitlichung gewannen erst am Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert an Bedeutung, während die frühneuzeitlichen Verordnungen allgemein auf Eingriffe in die lokale Rechtssprechung verzichteten. Die landesherrlichen Erlasse dienten zumeist der Rechtsfindung in unklaren Fällen.169 Innerhalb der einzelnen Grundherrschaften Nordwestdeutschlands hatten sich in der frühen Neuzeit zwei voneinander abweichende Erbgewohnheiten entwickelt. Diese Besitzrechte unterschieden die Rechtsausprägungen des Meier- und Eigenbe166 Vgl. Strunz-Happe, Agrarverfassung, S. 18-21. 167 Vgl Weber-Kellermann, Landleben, S. 132-144; P. Münch, Lebensformen in der frühen Neuzeit. 1500 bis 1800. Frankfurt/M., Berlin 1992, S. 214. 168 Vgl. Conrad, Rechtsgeschichte, S. 356f.; Hagemann, Erbrecht, Sp. 975f.; G. Köbler, Rechtsgeschichte. Ein systematischer Grundriß der geschichtlichen Grundlagen des deutschen Rechts von den Indogermanen bis zur Gegenwart. München 3 1982, S. 173f.; K. Gerteis, Die deutschen Städte in der Frühen Neuzeit. Zur Vorgeschichte der 'bürgerlichen Welt'. Darmstadt 1986, S. lOOf. 169

Siehe hierzu E. Holthöfer, Erbrechtsgesetzgebung, S. 142f.; B. Diestelkamp, Das Verhältnis von Gesetz und Gewohnheitsrecht im 16. Jahrhundert - aufgezeigt am Beispiel der Oberhessischen Erbgewohnheiten von 1572, in: ders., Recht und Gericht im Heiligen Römischen Reich. Frankfurt/M. 1999, S. 443-479, hier S. 477f.

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hörigkeitsrechts. Daneben wurden die Höfe erbzinsartig und in Zeitpacht an freie Bauern vergeben.170 Im westfalisch-niedersächsischen Raum erfuhr das Anerbenrecht innerhalb dieser beiden Abhängigkeitsformen seine stärkste Verbreitung. Ein abhängiger Hof wurde vom Grundherrn einem Kind, dem Anerben oder der Anerbin, übertragen. Während innerhalb Niedersachsens hauptsächlich das Meierrecht verbreitet war, unterlagen die Höfe in Westfalen sowohl den Meier- als auch den Eigenbehörigkeitsrechten.171 Die vielfaltigen Formen der Besitzrechte und Erbfolgeregelungen mit ihren regional und räumlich bis in die kleinsten Rechtsbereiche hineinragenden vielgestaltigen und voneinander abweichenden Regelungen lassen sich einheitlich nur in Grundstrukturen veranschaulichen. Deshalb wurde sich ihnen methodisch meist auch nur rechtsgeschichtlich genähert. Generell beinhaltete das Anerbenrecht die Unteilbarkeit eines Hofes oder einer kleineren landwirtschaftlichen Stätte, die geschlossen an einen Erben übergeben werden mußte, damit der zu vererbende Besitz nicht zerstückelt wurde und so eine gewisse Wirtschaftsleistung erbringen konnte. Grundsätzlich beschränkte sich das Anerbenrecht deshalb auf die bäuerliche Mittel- und Oberschicht Nach den gewohnheitsrechtlichen Bestimmungen erfolgte der Erbgang allgemein nach Jüngstenoder Ältestenrecht.172 Eine bewährte traditionelle und kontinuierliche Wirtschaftsführung versprach auf längere Sicht eine durchschnittlich gleichbleibende Ertragslage, die die grund- und landesherrlichen Einkünfte aus Pacht- und Steuerabgaben sicherte und folglich den eigenen Etat vorausschauend gestalten ließ. Eine Mißwirtschaft konnte für den bäuerlichen Bewirtschaftet die Aufkündigung des Pachtverhältnisses nach sich ziehen, so daß er seinen Hof verlassen mußte. Die Bauern als Produzenten, die zwar einen Großteil ihrer erwirtschafteten Erträge an ihre Herrschaft abführten, bestritten ihren Lebensunterhalt ebenfalls vom Hof. Demzufolge müßten sie um den Erhalt seiner Produktionsfahigkeit bemüht gewesen sein, wie dies auch in der These der Hofidee zum Ausdruck kommt. Nach dieser These richtete die Landbevölkerung ihre ganze Kraft auf die Bewahrung der Hofwirtschaft, damit sie auch über Generationen der Familie als Einkommenssicherung dienen könne. Sie unterstellt den Bauern dabei aber implizit, Risiken soweit wie möglich zu vermeiden. Die Einführung neuer unerprobter Techniken konnte letztlich immer negative und nicht abschätzbare ökonomische Auswirkungen nach sich ziehen. Die Wahrung der Subsistenz beinhaltet folglich eine stati-

170 Vgl. J. Schepers, Der Lippische Meierhof im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold. Detmold 1982, S. 9; D. Saalfeld, Ländliche Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom Beginn des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, in: Geschichte Niedersachsens. Bd. 3, Teil 1: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, hg. von Chr. van den Heuvel und M. von Boetticher. Hannover 1998, S. 635-688, hier S. 642-646; Strunz-Happe, Agrarverfassung, S. 29-34. 171 172

Vgl. Bungenstock, Anerbenrecht, Sp. 164. Vgl. Conrad, Rechtsgeschichte, S. 220; Bungenstock, Anerbenrecht, Sp. 163ff.; H. K. Schulze, Meierrecht, in: HRG, Bd. 3, Sp. 445ff.

-46sche Interpretation von der Agrargesellschaft, die die bäuerliche Ablehnung von innovativen Verfahren einbezieht.173 Die allgemeine Vorstellung von einer mentalen Verbundenheit der Bauern und dem strikten Festhalten am Hof kann daher nicht verwundern. Schließlich war von dem immobilen Besitz nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die soziale Position innerhalb der dörflichen Gemeinschaft abhängig.174 Die Bevorzugving eines Erben als eben den einzigen Anerben, der diesen gesamten Besitz übernehmen würde, schloß seine Geschwister jedoch von der Teilhabe am wirtschaftlich begründeten Sozialprestige aus. Die geschlossene Weitergabe brachte in der Regel eine soziale Benachteiligung für die weiteren Kinder des Kolonen mit sich.175

2.1 Die bäuerlichen Besitzrechte Die Anerbengebiete Westfalens erstreckten sich vorwiegend auf die Flachlandregionen, in denen Einzelhöfe und Bauerschaften dominierten. Die Höfe wiesen in diesen Gebieten wesentlich größeren Grundbesitz auf als die in den westfälischen Mittelgebirgszonen innerhalb von Haufendörfern liegenden Hofstellen. Die unterschiedliche Topographie trennte beide Siedlungsstrukturen im Nordwesten und Südosten Westfalens voneinander. Die Lippe kann als grobe Grenzlinie gelten.176 Diese naturräumliche Gegensätzlichkeit wurde seit dem ausgehenden Mittelalter auch in den Siedlungsstrukturen sichtbar. Infolge der spätmittelalterlichen Bevölkerungsrückgänge mußten zahlreiche Siedlungen aufgegeben werden. Der Südosten Westfalens war mit seinen zahlreichen Wüstungen besonders betroffen. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts stiegen die Bevölkerungszahlen allmählich wieder an. Es entstanden weit auseinanderliegende Haufendörfer mit dichter Bevölkerung. Realteilungen der bäuerlichen Hofwirtschaften bewirkten eine starke Verringerung des jeweils bewirtschafteten Landbesitzes. Aufgrund des Bevölkerungsanstiegs wurden Vgl. Sauermann, Hofidee, S. 60. Die Ansicht von einer statischen Agrarverfassung, die zum Zweck des Subsistenzerhalts auf eine möglichst effektive Risikominimierung ausgerichtet gewesen sei, ist selbst in jüngeren anthropologischen und agrargeschichtlichen Darstellungen noch immer anzutreffen (Kopsidis / Fertig, Agrarwachstum, S. 12,16). 174 Die Kolonen größerer Höfe beanspruchten aufgrund ihrer höheren steuerlichen Belastung Vorrechte bei der Nutzung der dörflichen Allmenden und Huden, weniger jedoch innerhalb der politischen Gemeinde. Vgl. Hanschmidt, Das 18. Jahrhundert, S. 658f.; H. Wunder, Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland. Göttingen 1986, S. 96f. 173

Vgl. A. Fauve-Chamoux, Besitzweitergabe, familiäre Machtverhältnisse und die Rolle der Frauen im Frankreich des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Ländliche Gesellschaften in Deutschland und Frankreich, 18.-19. Jahrhundert, hg. von R. Prass, J. Schlumbohm, G. Beaur und Chr. Duhamelle. Göttingen 2003, S. 167-185, hier S. 170-175. 176 Vgl. Jvl. Balzer, Grundzüge der Siedlungsgeschichte, in: Westfälische Geschichte. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches, hg. von W. Kohl. Düsseldorf 1983, S. 231-273, hier S. 266f.; Schepers, Meierhof, S. 8f. 175

-47dagegen in den nordwestlichen Regionen zunächst Ansiedlungen für Kötter in den Marken und in der östlichen Hellwegzone bei den bestehenden Kirchdörfern geschaffen. Im 17. und 18. Jahrhundert konnten sich die nicht erbberechtigten Kinder nur noch als Beilieger auf den Höfen ein Nebengebäude mieten. Die auf den Höfen freistehenden Altenteile und Backhäuser wurden daher häufiger vermietet. Am Ende des 18. Jahrhunderts begann in den westlichen Territorien des preußischen Staates schließlich auch die Aufteilung der gemeinen Marken.177 In Abhängigkeit von den unterschiedlichen Siedlungsstrukturen entwickelten sich die Besitzrechte und fanden ihre Verbreitungsräume. Regionen mit vornehmlich meierstättischen Höfen erstreckten sich vom südwestlichen bis zum nordöstlichen Teil Westfalens, an den sich die niedersächsischen Meierrechtsgebiete anschlössen. Das Eigenbehörigkeitsrecht wurde vornehmlich im Nordwesten Westfalens praktiziert.178 Zu den Übergangszonen rechnete besonders der südwestlich des Münsterlandes gelegene Hellwegbereich. Meier- und Eigenbehörigkeitsrecht standen hier im nördlich des Haarstrangs gelegenen Teil des Herzogtums Westfalen und westlichen Teil des Fürstbistums Paderborn sowie in der Soester Börde nebeneinander. In letzterer hatten sich auch meierrechtsähnliche Erbzinsverpachtungen erhalten.179 Diese erbzinsartigen Besitzverhältnisse freier Bauern herrschten in den südlichen Landesteilen des kurkölnischen Herzogtums Westfalen und in der Grafschaft Mark vor. Daneben waren vor allem die in Zeitpacht vergebenen Höfe verbreitet180 Übergänge zwischen den Erbrechts formen des Anerbenrechts und der Realteilung konnten sich in diesem Gebiet anscheinend bis ins 18. Jahrhundert erhalten. Die Kölner Polizeiordnung von 1723 für das Herzogtum Westfalen sollte dem entgegenwirken und untersagte weitere

Vgl. Balzer, Siedlungsgeschichte, S. 265-269; Hanschmidt, Das 18. Jahrhundert, S. 659f.; W. Abel, Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters. Stuttgart 3 1976, S. 73f.; H. Rothen, Westfälische Geschichte. Bd. 2: Das Zeitalter der Glaubenskämpfe. Gütersloh 4 1951, S. 227 sowie allgemein St. Brakensiek, Agrarreform und ländliche Gesellschaft. Die Privatisierung der Marken in Nordwestdeutschland 1750-1850. Paderborn 1991 und J. Schepers, Haus und Hof westfälischer Bauern. Münster 7 1994. 178 Vgl. Rothert, Westfälische Geschichte. Bd. 3: Absolutismus und Aufklärung. Gütersloh 4 1951, S. 249f.; Hanschmidt, Das 18. Jahrhundert, S. 661; Henning, Herrschaft, S. 250f.; Scharpwinkel, Eigentumsordnungen, S. 7; Nordsiek, Grundherrschaft, S. 243, 256; Schepers, Meierhof, S. 9; Saalfeld, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, S. 644, 646. Zu den westfälischen Regionen mit überwiegend eigenbehörig vergebenen Höfen zählten die Fürstbistümer Münster, Minden und Osnabrück sowie die Grafschaften Ravensbelg, Tecklenburg und Lingen, ferner das Vest Recklinghausen und der nordwestliche Teil der Grafschaft Lippe, in deren südöstlichem Teil wie im Fürstbistum Paderborn allgemein das freie Meierrecht verbreitet war. 179 Vgl. Sommer, Rechtsverhältnisse, S. 124f.; Witzig, Rechtsverhältnisse, S. 25, 33-36. 180 Vgl. A. K. Homberg, Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes. Münster 1938, S. 68-75; Balzer, Siedlungsgeschichte, S. 261, 267; K. Scholz, Das Spätmittelalter, in: Westfälische Geschichte. Bd. 1: Von den Anfangen bis zum Ende des alten Reiches, hg. von W. Kohl. Düsseldorf 1983, S. 403-468, hier S. 444; W. Kohl, Das Zeitalter der Glaubenskämpfe (1517-1618), in: ebd., S. 469-535, hier S. 474. 177

-48Teilungen der Güter o h n e grundherrlichen K o n s e n s , sogar rückwirkend für den Zeitraum v o n 20 bis 30 Jahren. 1 8 1 Während die Bodenbeschaffenheit des nordwestlichen Westfalens Ackerbau und Viehzucht gestattete, mußten sich die Regionen mit schlechterer B o d e n g ü t e 1 8 2 hauptsächlich auf den Ackerbau mit allenfalls etwas Kleintierzucht beschränken. N e b e n der Hofbewirtschaftung mußte die Gartenwirtschaft intensiviert und N e b e n g e w e r b e betrieben werden. D i e Spezialisierung des ländlichen Kleingewerbes, wie es beispielsweise das Bau- und Zimmerhandwerk darstellte, b o t eine mögliche Erwerbsalternative. 1 8 3 I m Münsterland und in Minden-Ravensberg sowie im Lippischen trugen der Hanf- und Flachsanbau und im Z u s a m m e n h a n g damit das ländliche Leinengewerbe dazu bei, die Bevölkerung zu ernähren. D i e Hollandgängerei war besonders im nordwestlichen Westfalen und angrenzenden Niedersachsen verbreitet. Sie war auch n o c h in östlich und südlich gelegenen Regionen bekannt wie selbst im Kirchspiel H o r n . Hinzu k a m der Hausiererhandel in diesem westfalisch-niedersächsischen Grenzgebiet, der die Händler sogar bis nach Ostpreußen führte. 1 8 4 In landwirtschaftlich begünstigteren Regionen nahmen die Belastungen eines H o f e s für Arbeits- und Materialaufwendungen mit seiner G r ö ß e ab, in Regionen mit geringerer B o d e n g ü t e wie im Fürstbistum Paderborn dagegen zu. D i e Felder erstreckten sich bei schlechten Bodenverhältnissen in einem zu weiten Radius u m die

Scotti, Sammlung, Teil 1, Nr. 358 (Tit. 35, § 2), S. 671; vgl. Schotte, Entwicklung, S. 50. 182 Betroffen waren auch die nördlich gelegenen Grafschaften Tecklenburg und Lingen. 183 Vgl. H. Ottenjann, Möbeltischlerei im nordwestlichen Niedersachsen. Stadtische Einflüsse und ländliches Eigenverhalten, in: Museum und Kulturgeschichte. Festschrift für Wilhelm Hansen, hg. von M. Bringemeier, P. Pieper, B. Schier und G. Wiegelmann. Münster 1978, S. 197-216, hier S. 213; allgemein H. Dettmer, Volkstümliche Möbel aus dem Artland und den angrenzenden Gebieten. Wirtschaftsschränke. Brotschränke. Hängeschränke. Milchschränke. Cloppenburg 1986. In der Umgebung von Bersenbrück entwickelte sich z. B. im 18. Jahrhundert ein hochspezialisiertes Zentrum mit mehr als 200 Werkstätten in der Möbelproduktion. Aufschlüsse über die allgemeine Bedeutung von Landhandwerkszentren lassen sich aufgrund der archivischen Quellenarmut über privatwirtschaftliche Betriebe kaum für die Zeit vor 1800 gewinnen. 181

184

A. K. Holsche, Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg nebst einigen speciellen Landesverordnungen mit Anmerkungen, als ein Beytrag zur vollständigen Beschreibung Westphalens. Berlin, Frankfurt 1788, S. 110-133; J. Moser, Sämtliche Werke. Bd. 4: Patriotische Phantasien. Oldenburg, Berlin 1943, Kapitel XXXVI, S. 185-197; J. N. von Schwerz, Beschreibung der Landwirtschaft in Westfalen und Rheinpreußen. Erster Theil. Stuttgart 1836, S. 6, 399f.; vgl. Balzer, Siedlungsgeschichte, S. 268; J. Lucassen, Quellen zur Geschichte der Wanderungen, vor allem der Wanderarbeit, zwischen Deutschland und den Niederlanden vom 17. bis zum 19. Jahrhundert, in: Bevölkerungsgeschichte im Vergleich: Studien zu den Niederlanden und Nordwestdeutschland, hg. von E. Hinrichs und H. van Zon. Aurich 1988, S. 7589, hier bes. S. 78f.; W. Reininghaus, Die Tödden und der Wanderhandel im 17. bis 19. Jahrhundert. Recker Beispiele, in: Beiträge zur Geschichte der Gemeinde Recke. Bd. 1 (1990), S. 76-90. Einzelbelege für die Hollandgängerei im Kirchspiel Horn während des 18. Jahrhunderts finden sich vor allem in der grundherrschaftlichen Überlieferung zu den Abhängigkeitsverhältnissen sowie in der kirchlichen im Familienbuch der Pfarrei, siehe nur AHov, J 642, S. 581 f., 601, 620; AErw, Akte 10679, passim; PfA Horn, Status Familiarum, Bd. A, passim.

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größeren Höfe, so daß die Erträge aufgrund der längeren Anfahrtszeiten zu den Feldern nur relativ niedrig ausfielen. Auch bei einer kontinuierlichen Nutzung konnten somit nur geringe Überschüsse an die grundherrliche Verwaltung abgeführt werden. Kürzere Zeitpachtverträge innerhalb des Meierrechts wirkten sich bei einer positiven demographischen Entwicklung für die Grundherren deshalb nicht negativer auf ihre Einnahmen aus, belasteten jedoch die Bauern besonders in klimatisch ungünstigen Perioden erheblich. Deshalb mußten die Meier außerhalb der Hofwirtschaft weiteren Verdienstmöglichkeiten nachgehen.185 Eine genaue Abgrenzung zwischen Anerben- und Realteilungsgebieten kann ebenso wenig vorgenommen werden, wie dies für die Verbreitungsgebiete der Besitzrechte möglich ist. In den westfälischen Regionen des heutigen Landes Niedersachsen wie im nördlichen Teil der Grafschaft Lippe und im Fürstbistum Paderborn bestand das Eigenbehörigkeitsrecht auf meierstättischen Höfen.186 Daß sich die Unterschiede aber auch in der praktischen Anwendung und Umsetzung in anderen Territorien verwischten, zeigte sich im Jahre 1802 bei dem Versuch, die rechtliche Verpachtungsbasis der Höfe und die persönlichen Abhängigkeitsverhältnisse der Kolonen während der Säkularisation des Fürstbistums Paderborn zu ermitteln. Bei der Aufnahme dieser bestehenden Besitzverhältnisse stießen die ehemals fürstbischöflichen Beamten in den einzelnen Amtern auf erhebliche Schwierigkeiten. Die Besitzrechte waren beispielsweise im Amt Westernkotten so undurchsichtig geworden, daß die Bauern für sich die Testierfahigkeit beanspruchten und behaupteten, das gewöhnlich bei der Übernahme eines Hofes zu entrichtende Auffahrtsgeld nicht aufbringen zu müssen.187 Geographische, agrarische und demographische Faktoren schufen die ökonomischen Voraussetzungen für die einzelnen Besitzrechte. Das Anerbenrecht hatte sich vornehmlich in Regionen mit günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickelt. Nur dort, wo die ländliche Produktion genügend abwarf, konnten die Grundherren auch rentable Gewinne durch eine nachhaltige Bewirtschaftung für sich erwarten. Die Leistungsfähigkeit eines Hofes hing daher nicht allein von seiner Größe und den Bodenverhältnissen ab, entscheidend war vielmehr, daß die Bauern langfristige 185

Schwerz, Beschreibung der Landwirtschaft, bes. S. 302f.; vgl. Balzer, Siedlungsgeschichte, S. 268; F.-W. Henning, Bauernwirtschaft und Bauerneinkommen im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert. Berlin 1970, S. 30f., 220-227. Im Fürstbistum Paderborn umfaßten etwa 80 Prozent aller Höfe weniger als zehn Hektar, wobei für die Ackernahrung eines Hofes allein schon acht Hektar benötigt wurden. Ohne grundherrliche Belastungen hätte es demnach nur fünf bis acht Prozent mehr Höfe gegeben, die ihre Bewohner ausreichend ernährt hätten. Belastung und tatsächliches bäuerliches Einkommen lagen bei diesen untersten eigenbehörigen Schichten somit sehr nahe beisammen. Der Ertrag der übrigen Höfe lag zudem auch nicht wesentlich höher. Auf nur etwa 2,5 Prozent aller Höfe wurden überhaupt mehr als zwanzig Hektar bewirtschaft (vgl. Henning, Bauernwirtschaft, ebd.).

Vgl. Saalfeld, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, S. 644, 646; Henning, Herrschaft, S. 252f., 255266, 273f.; Schepers, Meierhof, S. 9f. 187 Ygi f . Keinemann, Das Hochstift Paderborn am Ausgang des 18. Jahrhunderts. Verfassung, Verwaltung, Gerichtsbarkeit und soziale Welt. Teilbd. 1. Bochum 1996, S. 244-248; vgl. hierzu auch Schlumbohm, Lebensläufe, S. 382, bes. Anm. 24. 186

-50Erfahrungen fiir eine optimale Bewirtschaftung der Fluren gesammelt hatten und mit den Ländereien verwurzelt waren. Das Wissen um die günstigste Bestellungsart der Äcker bedurfte dieser langjährigen Erfahrung, um auch klimatischen Widrigkeiten vorausschauend begegnen zu können. Die Unteilbarkeit des Hofes und der erbliche Anspruch an diesen hatten sich im 17. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich aus der Zeitleihe gefestigt. Durch die schriftliche Fixierung der regional und lokal sehr zahlreichen Hofrechte, die sich nach der Auflösung der mittelalterlichen Villikationsverfassung herausgebildet hatten, gewannen die Grundherren und Bauern größere Rechtssicherheit, die auf territorialer Ebene infolge der merkantilistisch-kameralistischen Wirtschaftspolitik während des 18. Jahrhunderts vereinheitlicht werden sollte. Das Herkommen hatte jedoch auf jedem einzelnen Hof aufgrund seiner historisch bedingten Abhängigkeitsform, die sich selbst innerhalb einer einzigen Grundherrschaft von Hof zu Hof unterschiedlich gestalten konnte, Vorrang vor jeder landesherrlichen Verordnung.188 Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden in Westfalen die Gewohnheitsrechte unter dem Einfluß des römischen Rechts schriftlich in den Eigentumsund Meierordnungen fixiert. Die älteste Eigentumsordnung wurde 1669 für die Grafschaft Ravensberg erlassen. Ihr folgten 1722 die Osnabrücker, 1741 die MindenRavensbergische, 1770 die Münsterische und zuletzt 1781 die Eigentumsordnung des Vests Recklinghausen. Die einzige westfälische Meierordnung trat 1765 im Fürstbistum Paderborn in Kraft. Die Verhältnisse für die Soester Börde wurden erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Jahre 1790 in zwei voneinander unabhängigen Aufzeichnungen festgehalten. Vor Erlaß der neuen Bestimmungen wurden die bereits bestehenden Ordnungen der Nachbarterritorien zu Rate gezogen. Das Fürstbistum Münster hielt sich an die Osnabrücker und Minden-Ravensbergische Eigentumsordnung, ebenso das Fürstbistum Paderborn. Erst das 19. Jahrhundert brachte landesweit gültige Kodifizierungen.189 Das Herzogtum Westfalen erließ dagegen keine vergleichbaren Verordnungen auf obrigkeitlicher Ebene. Die auf den Höfen lastendende Eigenbehörigkeit richtete sich hier nach den im Fürstbistum Münster praktizierten gewohnheitsrechtlichen Landesbestimmungen, die von den Gerichten des Herzogtums als maßgeblich angesehen wurden.190

188 Vgl Scharpwinkel, Eigentumsordnungen, S. 15; Jürgens, Rechtsverhältnisse, S. 101; P. Toubert, Emphyteusis, Sp. 1892f. 189

190

Zu den Ausfuhrungen dieses Unterkapitels über die bäuerlichen Besitzrechte und Rechtsverhältnisse vgl. allgemein Wittich, Grundherrschaft, bes. S. 22-44; Schotte, Entwicklung; Turner, Meierrecht; Wüllner, Zivilrecht; Scharpwinkel, Eigentumsordnungen; Nordsiek, Grundherrschaft, bes. S. 232-256; Witzig, Rechtsverhältnisse; Illemann, Besitzrechte; Jürgens, Rechtsverhältnisse. AHov, Akte J 1808, Anweisung zur Wirtschaftsführung des Hofes Schüer in Merklinghausen vom 4.9.1704, Akte J 1813, Prozeßprotokoll Steinmann contra Dornhoff vor dem Offizialatsgericht Werl, fol. 50 v -51 t ; StAMs, Rentamt Lippstadt, Akte 663, Kapitelprotokollauszug vom 19.6.1795; siehe auch Sommer, Rechtsverhältnisse, S. 125.

-51 Die Eigenbehörigen waren wie die freien Meier grundsätzlich voll rechtsfähig und konnten ihre Rechte vor den zuständigen Gerichten einklagen. Weil selbst die eigenbehörigen Bauern meist keiner grundherrlichen Gerichtsbarkeit unterstanden, hatte eine gerichtliche Klage wegen rechtswidrigen Verhaltens des Grundherrn durchaus Aussichten auf Erfolg.

2.1.1 Das Meierrecht Das Abhängigkeitsverhältnis der Bauern zu ihrer Grundherrschaft beruhte auf dem Obereigentum eines Grundherrn {dominus directus) und dem entsprechenden erblichen Nutzungsrecht des Bauern {dominus utiiis) an einem Hof. Als persönlich freie Meier konnten die Kolonen kein absolutes Besitzrecht an ihrem Hof beanspruchen. Das Besitzverhältnis wurde als ein erblich dingliches Nutzungsrecht des Bauern definiert. Doch die sich gewohnheitsrechtlich im 16. Jahrhundert ausgebildete Erblichkeit der Besitzstrukturen erweiterte das bäuerliche Rechtsverhältnis über die rein auf das Nutzungsrecht reduzierte Besitzübertragung hinaus. Die juristische Auslegung beruhte nach den Vorstellungen des an den Universitäten gelehrten römischen Rechts auf einem geteilten Eigentum zwischen dem Grundherrn und dem Konduktor. Weil das römische Recht keine vergleichbaren Besitzstrukturen kannte, resultierte diese Rechtsinterpretation auf dem Versuch der Juristen, die praktizierten Besitzstrukturen mit den Rechtsnormen in Einklang zu bringen. Nach der römischen Emphyteuse {¿ß4 StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 1978, fol. SS'-ßfr. 4 is AHov, Akte J 642, S. 530. 4 " AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. 417 StAMs, Großherzogtum Hessen, Gruppe IX, Akte 5 (Güterverzeichnis des Dorfes Lohe). 4 >8 AHov, Akte J 642, S. 530. 4

'9 AHov, Akte J 642, S. 531.

•»so AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. 421 StadtA Arnsberg, Landständisches Archiv, Akte IV, A 12, fol. 451v. 422 AHov, Akte J 642, S. 532. «3 AHov, Akte J 642, S. 529. 424 AHov, Akte J 642, S. 528. «s AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 22.2.1680, Akte J 632, S. 83, 95, Protokolleinträge vom 3.7.1714 und 16.9.1716. »26 AHov, Akte J 634, S. 10, 29, Protokolleinträge vom 3.2.1730 und 28.9.1738, Akte J 635, S. 12, 33, Protokolleinträge vom 3.2.1730 und 28.9.1738, Akte K 115, Gewinnprotokoll vom 12.7.1730.

-278Gewinn und Sterbfall:

1680: 9 Rd. 427 1714: 21 Rd.42» 1716:12 Rd. und 1 Sterbkuh*» 1730: 6 Rd. sowie 1 Rd. „natelgeldf™ 1730: 4 Rd.431 1738: 4 Rd. (weil „daselbsten nichts vorratig") sowie die unspezifizierten jura432

Sonstige Prästationen:

1732: keine433 1757: Getreide an das Haus Erwitte434

Gewinnrückstände:

1732: keine435

Pachtrückstände:

1732: keine436 1757: keine437

Schatzungsrückstände:

1732 und 1757: keine438

Schulden:

1732: 8 Rd.439 1757: 4 Rd. 440

Landversetzungen:

1732: keine (das Land sei von den „Vorfahren" des Kolonen versetzt, jetzt aber von ihm wieder eingelöst worden)441 1757: keine442

(einschließlich Weinkauf)

427

AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 22.2.1680.

«« AHov, Akte J 632, S. 83, Protokolleintrag vom 3.7.1714. 429

AHov, Akte J 632, S. 95, Protokolleintrag vom 16.9.1716.

430

AHov, Akte J 634, S. 10, Protokolleintrag vom 3.2.1730, Akte J 635, S. 12, Protokolleintrag vom 3.2.1730.

«i AHov, Akte K 115, Gewinnprotokoll vom 12.7.1730. 432

AHov, Akte J 634, S. 29, Protokolleintrag vom 28.9.1738, Akte J 635, S. 33, Protokolleintrag vom 28.9.1738.

4

" AHov, Akte J 642, S. 530.

434

AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757.

«5 AHov, Akte J 642, S. 529. 436

AHov, Akte J 642, S. 530.

437

AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757.

«« AHov, Akte J 642, S. 530, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. « ' AHov, Akte J 642, S. 531. «o AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. «> AHov, Akte J 642, S. 530f. 442

AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757.

-279-

III. Kotten Schnler In Lohe Grundherrschaft:

Hovestadt

Hofklassifizierung:

Kotten443 (1775 halber Kotten)444

Hofgröße:

1643 (besamtes Land): Wh Morgen445 1732: 9Vi Morgen Ländereien446 1757: 9Vi Morgen Land447 um 1800: insgesamt 8V2 Morgen (Ackerland IV* Morgen, Gartenland Vi Morgen)448

Gehölz:

1732: keines449

Viehbestand:

1643:1 1732:1 1757:1 1 1760: 3

Gebäude:

1732:1 Haus „ad4 fach'™

Besitzrecht:

Erbgewinn455

Abhängigkeitsverhältnis:

1680,1732: Eigenbehörigkeit456

Nutzungsrecht:

1680: nach Eigentumsrecht457 1706,1711: nach Eigentumsmanier458

Pferd, 2 Milchkühe, 2 Rinder, 2 Schweine450 Pferd, 3 Kühe, 1 Rind451 Pferd, 1 Stuppen [junges Pferd], 4 Rinder, Ferkel452 Stück Hornvieh453

StadtA Arnsberg, Landständisches Archiv, Akte IV, A 7, S. 843; StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 2410, fol. 9*, Akte 2524, fol. 25'. 444 StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 1978, fol. 35'-36r. 445 AHov, Akte K 120, Verzeichnis der besamten Ländereien und Viehbestände in Lohe von 1643. ™ AHov, Akte J 642, S. 512. w AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. 448 StAMs, Großherzogtum Hessen, Gruppe IX, Akte 5 (Güterverzeichnis des Dorfes Lohe). AHov, Akte J 642, S. 512. 450 AHov, Akte K 120, Verzeichnis der besamten Ländereien und Viehbestände in Lohe von 1643. AHov, Akte J 642, S. 513. "52 AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. 453 StadtA Arnsberg, Landständisches Archiv, Akte IV, A 12, fol. 452t. « 4 AHov, Akte J 642, S. 514. «5 AHov, Akte J 642, S. 511. 4*> AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 5.2.1680, AkteJ 642, S. 510. 457 AHov, AkteJ 631, Protokolleintrag vom 5.2.1680. « s AHov, AkteJ 632, S. 46, 65, Protokolleinträge vom 11.10.1706 und 3.10.1711. 443

-280-

Gewinn und Sterbfall: (einschließlich Weinkauf)

1680: lebenslänglicher Gewinn zu 20 Rd. und 1 Sterbkuh459 1706: 20 Rd.460 1711: 24 Rd.461 1795: 30 Rd. und 1 Sterbkuh462

Sonstige Prästationen:

1732: keine463 1757: Getreide an das Haus Erwitte464

Gewinnrückstände:

1732: 5 Rd.465

Pachtrückstände:

1732: 4 Mütte Roggen466 1757: keine467

Schatzungsrückstände:

1732 und 1757: keine468

Schulden:

1732: 51 Rd. (von denen nach Aussage des Kolonen wohl (mindestens) 35 Rd. bewilligt worden seien; 10 Rd. hätte der Kolon aufnehmen müssen, um sein Haus neu zu errichten, weil es umgefallen sei)469 1757: 45 Rd.470

Landversetzungen:

1732: keine471 1757: Vi Morgen, welcher noch 3 Jahre versetzt sei472

AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 5.2.1680. AHov, Akte J 632, S. 46, Protokolleintrag vom 11.10.1706. 461 AHov, Akte J 632, S. 65, Protokolleintrag vom 3.10.1711. 442 AHov, Akte J 627, S. 78, Gewinnprotokoll vom 26.11.1795. AHov, Akte J 642, S. 524. 487 AHov, Akte J 642, S. 522. 473

- 2 8 2 -

Nutzungsrecht:

1661,1686,1732: nach Eigentumsrecht« 9 1686: nach Eigentumsrecht 490

Gewinn und Sterbfall:

1661: lebenslänglicher Gewinn zu 10 Rtl.491 1686:14 Rtl.492 1710: 34 Rtl.493 1732:15 Rtl.494 1754:10 Rd. 495 1785: 25 Rd. (zusammen für die Entrichtung der letzten beiden Gewinnzahlungen)496

Sonstige Prästationen:

1732: keine497

Gewinnrückstände:

1732: keine498

Pachtrückstände:

1732: keine499

Schatzungsrückstände:

1661: schatzfrei (die Berechtigung zur Nutzung der Hude auf der Allmende wurde dem Kolonen jedoch nur gestattet, wenn er für seinen Kotten einen Beitrag zum Schatz der Bauerschaft beisteuerte)500 1732: schatzfrei501 (der Kolon mußte 2Vi Groschen zum Schatz entrichten, um die Berechtigung zum Eintrieb von 2 Kühen und 1 Rind auf die Gemeinheit zu erhalten)502

(einschließlich Weinkauf)

488 489

AHov, Akte J 642, S. 521. AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 9.11.1661, Akte J 632, S. 61, Protokolleintrag vom 13.3.1710, Akte J 634, S. 17, ProtokoUeintrag vom 11.10.1732, Akte J 635, S. 19f., Protokolleintrag vom 11.10.1732.

*> AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 9.3.1686. > AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 9.11.1661. 492 AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 9.3.1686. «5 AHov, Akte J 632, S. 61, Protokolleintrag vom 13.3.1710. 494 AHov, Akte J 634, S. 17, ProtokoUeintrag vom 11.10.1732, AkteJ 635, S. 19f., ProtokoUeintrag vom 11.10.1732. 495 A. Herdringen, Gut Stirpe, Akte 15070, Protokollierung der entrichteten Abgaben von ca. 1832. 496 A. Herdringen, Gut Stirpe, Akte 15070, Protokollierung der entrichteten Abgaben von ca. 1832. 497 AHov, AkteJ 642, S. 522. 498 AHov, AkteJ 642, S. 522. 4

49

AHov, AkteJ 642, S. 522. so» AHov, Akte J 631, ProtokoUeintrag vom 9.11.1661. sol AHov, AkteJ 642, S. 522. 502 AHov, AkteJ 633 (Hofsprache von 1727, Nr. 33), AkteJ 642, S. 522f.

499

-283-

Schulden:

1732: 20 Rtl. (welche von dem Vorgesessenen des Kolonen nach seiner Aussage herrühren würden)503

Landversetzungen:

1732: keine504

Eingebrachte Brautschätze: 1710: 50 Rd. mitsamt dem Brautwagen, der ein Bett mit Zubehör, ein neues Bettspann, einen neuen Kasten (Truhe], einen neuen Schrein [Schrank] und ein schwarzes Ehrenkleid umfassen sollte. Der Vater der auffahrenden Braut hatte 1691 diese Abfindung von ihrem elterlichen Hof Hans festgelegt. Die Auslobung sollte in vier Raten ausbezahlt werden und falls ihre Schwester vor ihrer Hochzeit „mit thodt abgehen" würde, sollte sich ihr Brautschatz um 10 Rd. erhöhen.505 V. Kotton

Wllmer (Wennemar)

In Loho

Grundherrschaft:

Hovestadt

Hofklassifizierung:

Kotten506

Hofgröße:

1732:17'/2 Morgen Land, 2 Morgen Wiese und 1 Morgen Gartenland mit einem Baumhof507 1757:18 Morgen Land und 2 Morgen Wiese508 um 1800: insgesamt 20l/2 Morgen (Ackerland 19 Morgen, Gartenland 1 % Morgen)509

Gehölz:

1732: keines, außer einigen Obstbäumen510

Viehbestand:

1728: 2 Pferde, 1 Fohlen, 4 Kühe, 1 Rind, 4 Schweine, 4 Ferkel, 4 Gänse, 20 Hühner511 1732: 2 Pferde, 5 Kühe, 4 Rinder, 4 Kälber, 4 Ferkel512

»3 AHov, Akte J 642, S. 523. 504 AHov, Akte J 642, S. 523. 505 AErw, Akte 25127, H 37, Brautschatzbestimmung (1691). so« AHov, Akte J 1017, Supplik vom 27.4.1644, Akte K 84, Schatzregister des Dorfes Rudolfslohe von 1684; StadtA Arnsberg, Landständisches Archiv, Akte IV, A 2, S. 640, Akte IV, A 7, S. 841; StAMs, Herzogtum Westfalen, Landstände, Akte 1978, fol. 35'-36*, Akte 2410, fol. 8', Akte 2524, fol. 24v. Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Kotten nur noch unter dem Namen Wilmer geführt. 507 AHov, Akte J 642, S. 495f. so« AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. StAMs, Großherzogtum Hessen, Gruppe IX, Akte 5 (Güterverzeichnis des Dorfes Lohe). 510 AHov, Akte J 642, S. 497. 5" AHov, K 115, Inventar vom 21.10.1728. 509

-2841757: 2 Pferde, 4 Rinder, 2 Schweine513 1760: 2 Stück Hornvieh514 Gebäude:

1732:1 Haus, 1 Scheune, 1 Speicher und 1 Backhaus (die alle in schlechtem Zustand seien)515

Besitzrecht:

Erbe 516

Abhängigkeitsverhältnis:

1732: Eigenbehörigkeit517

Nutzungsrecht:

1664,1729: nach Eigentumsrecht518 1680: jure Colonario519 1696: unspezifiziert520 1711,1715: nach Eigentumsmanier521 1770: unter dem Verband des Leibeigentums522

Gewinn und Sterbfall: (einschließlich Weinkauf)

um 1644: 40 Rd.523 1664: lebenslänglicher Gewinn zu 70 Rd.524 1680: lebenslänglicher Gewinn zu 15 Rd. (weil auf der Stätte „wenig Viehes, hingegen aber viel schuldt vnd Eilff Kinder forhanden", wurde die Gewinnzahlung grundherrlicherseits nachgelassen)525 1696: 20 Rd. (j, weilen die alten Leuthe wegen großen beschwer das Erbe verlaeßen mueßen", wurde grundherrlicherseits der Gewinn auf diese geringe Summe festgesetzt)526 1711:19 Rd. („weillen nicht viell vorhanden wäre")521 1715: 27 Rd. („weilen daß Erbe in schlechter stand ist")™

5i2 AHov, Akte J 642, S. 497. 5,3

AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757.

514

StadtA Arnsberg, Landständisches Archiv, Akte IV, A 12, fol. 452r.

515 AHov, Akte J 642, S. 499. si« AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 10.3.1664, Akte J 642, S. 494. 5i7 AHov, Akte J 642, S. 491. si» AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 10.3.1664, Akte K 115, Gewinnbrief vom 14.10.1729. si» AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 10.3.1680. 520

AHov, Akte J 632, S. 13, Protokolleintrag vom 21.9.1696.

521 AHov, Akte J 632, S. 64, 88, Protokolleinträge vom 13.6.1711 und 7.4.1715. 522 AHov, Akte J 637, S. 26, Protokolleintrag vom 13.11.1770. 523 AHov, Akte J 1017, Supplik vom 27.4.1644. 524 AHov, AkteJ 631, Protokolleintrag vom 10.3.1664. 525 AHov, AkteJ 631, Protokolleintrag vom 10.3.1680. 526 AHov, AkteJ 632, S. 13, Protokolleintrag vom 21.9.1696. 527 AHov, AkteJ 632, S. 64, Protokolleintrag vom 13.6.1711. 52» AHov, AkteJ 632, S. 88, Protokolleintrag vom 7.4.1715.

-285-

1729: 20 Rd. sowie 2 Rd. Natelgeld52» (1732 wurde protokolliert, daß die Gewinnabgabe insgesamt 24 Rd. betragen habe)530 1770: 20 Rd. {„aus Rücksicht, daß dieser Hoff in gant^ mißlichen und schier den volligen Untergang drohenden umbständen versetzet" sei)™ Sonstige Prästationen:

1732: keine, außer 1 halber Scheffel Korn nach Erwitte und 1 halbes Kopfstück (ur die Schätzung an die Rentei in Anröchte532 1757: Getreide an das Haus Erwitte und die Rentei in Anröchte533

Gewinnrückstände:

1732: keine534

Pachtrückstände:

1732: 10 Rd. und 1 halbes Malt hartes Korn535 1757: keine536

Schatzungsrückstände:

1732 und 1757: keine537

Schulden:

1728: insgesamt mindestens 195 Rd. sowie weitere Schulden, die der Kolon nicht einschätzen könne (der Kolon wurde daher von der Grundherrschaft angewiesen, „die creditores citiren [zu] lasen, umb sehen, ob selbige Schulden cum consensu Domini geschehen seint oder nicht")™ 1732: 49 Rd. bewilligte (einschließlich Zinsen) und 64 Rd. unbewilligte Schulden von den Vorfahren des Kolonen539 1757:102 Rd.54«

Einzelverschuldungen:

1698: 25 Rd.541; 1724: 40 Rd.542; 1729: 40 Rd.543

52« AHov, Akte K 115, Gewinnbrief vom 14.10.1729. s» AHov, Akte J 642, S. 494. 531 AHov, Akte J 637, S. 26, Protokolleintrag vom 13.11.1770. 532 AHov, Akte J 642, S. 495. 533 AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. SM AHov, Akte J 642, S. 494. 535 AHov, Akte J 642, S. 495. 53" AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. 537 AHov, Akte J 642, S. 495, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. 538 AHov, Akte K 115, Inventar vom 21.10.1728. 53" AHov, Akte J 642, S. 498. 5« AHov, Akte K 123, Hofsprache vom 17.3.1757. s«' AHov, Akte J 1019, Obligation vom 12.1.1698.

- 2 8 6 -

Landversetzungen:

1728:1 Morgen Land sowie „ Wiesewachß*> AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 10.8.1681.

-2891684: lebenslänglicher Gewinn (der Gewinn wurde erlassen, damit der Kolon seinem Versprechen, das Haus neu zu errichten, nachkommen konnte)588 1718: lebenslänglicher Gewinn zu 24 Rtl.589 1732: der Kotten sei in einjährigem Gewinn verpachtet, weil er „sehr schlecht wäre" und der Kolon ihn deshalb auch nur jährlich mit 1 Rd. gewinnen könnte („weil [es] ihm beschwerlich würde den 12jährigen gewin auff einmalRahlen") 590 Sonstige Prästationen:

1732: keine591

Gewinnrückstände:

1732: keine592

Pachtrückstände:

1732: keine593

Schatzungsrückstände:

1732: keine594

Schulden:

1732: keine595

Landversetzungen:

1732: keine596

588 AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 5.12.1684. AHov, Akte J 632, 5» AHov, Akte J 642, 5" AHov, Akte J 642, 5'2 A H O V , Akte J 642, 589

S. S. S. S.

100, Protokolleintrag vom 28.9.1718. 602. 603. 602.

AHov, Akte J 642, S. 603. »« AHov, Akte J 642, S. 603. AHov, Akte J 642, S. 603. ™ AHov, Akte J 642, S. 603.

-290-

5. Verzeichnis der Pfarrer und Küster des Kirchspiels Horn 5.1 Die Horner Pfarrer Amtszeit

Pfarrer

vor 1600 - vor 1620

Ludovicus Rh am 5 9 7

vor 1 6 2 0 - 1 6 3 3 / 3 4

F r a n c i s a i s G e r d e s (f 1633/34) 5 9 8

1635-1636/38

Ernestus Christopherus Henseler aus Rietberg 5 9 9

1636/38-1648

J o h a n n e s (Hans) Henrich von Schommartz (f ca. 1669), Kanonikus zu Meschede, seit 1648 Dechant in Meschede 6 0 0

1648-1676

Franciscus Brune (f ca. 1676) 6 0 1

1676-1711

Victor Hellweg (f 1711) 6 0 2

1711-1721

Henrich Spickermann (f 1721) 6 0 3

1722-1738

Henricus Andreas van Dalen (f 1738), Protonotarius und Kanoniker in Rellinghausen 6 0 4

1738-1779

J o h a n n e s Constantin J o s e p h Schmitz (f 1779) 6 0 5

1779-1788

Matthias Wilhelm Bardenheuer (f 1788) 6 0 6

1788-1813

J o h a n n T h e o d o r Friedrich Schulte (f 1813) 6 0 7

1813-1844

Hermann T h e o d o r Franz Klaus (f 1844) 6 0 8

5" EBAP, Hs. XVIII, b 1 B, S. 16; vgl. P. Heitkämper, Geschichte des Kirchspiels Horn. Lippstadt 1962, S. 61. 598 StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 3-6; EBAP, Hs. XVIII, b 1 A, S. 199 (Visitationsprotokoll vom 28.11.1619). StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 1-2. PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 41'; Wolf, Quellen, S. 331, 336. «» StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 7-10; PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 41r; AHov, Akte K 74. 602 StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 21-22; EBAP, Hs. XXXa, S. 14; PfA Horn, Kb., Bd. 1, S. 173; vgl. Der Weltklerus in den Kölner Erzbistums-Protokollen. Ein Necrologium Coloniense 1661-1825, hg. von F. W. Lohmann. [Köln] 1935/36, Sp. 575. «» StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 34-35; EBAP, Hs. XXXa, S. 14; PfA Horn, Kb., S. 14; vgl. Lohmann, Weltklerus, Sp. 1387. 604 StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 37-40; EBAP, Hs. XXXa, S. 16; PfA Horn, K b , Bd. 2, S. 369, Bd. 3, S. 16, 57; vgl. Lohmann, Weltklerus, Sp. 276. «'s StAMs, Kollegiatstift St. Patrokli, Soest, Akte 29, fol. 44-47; EBAP, Hs. XXXa, S. 17; PfA Horn, Kb., Bd. 3, S. 57,118,182, Bd. 6, S. 29; vgl. Lohmann, Weltklerus, Sp. 1286. « * EBAP, Hs. XXXa, S. 18; PfA Horn, K b , Bd. 6, S. 59; vgl. Lohmann, Weltklerus, Sp. 42. 607 Wolf, Quellen, S. 331; vgl. Lohmann, Weltklerus, Sp. 1339. 599

600

291

5.2 Die Horner Küster Amtszeit

Küster

ca. 1 6 0 4 - 1 6 3 3

Ludolph Moyses oder Bödecker (f ca. 1633) Er übte neben seinem Küsteramt anwaltliche Tätigkeiten in Rechtsgeschäften (als Urkundenaussteller) aus, war aber wahrscheinlich kein Notar wie sein Vorgänger. 6 0 9

1633 - vor 1649

Henricus (Henrich) Bödecker 6 1 0

vor 1649 - 1680

Johannes Schmedes (f ca. 1680) Notar 6 1 1

1680 - 1708

Albertus Schmedes (f ca. 1708) wahrscheinlich Notar 6 1 2

1708 - 1725

Johannes Averbeck (f 1725) Notar, bis 1 7 0 8 Schulmeister und Ludimagister in Horn 6 1 3 In den ersten Jahren seiner Amtsführung vernachläßigte er offenbar das Küsteramt. Deshalb wurde ihm wohl seit 1 7 1 3 als Vertreter Joannes Keyser substituiert, den 1 7 2 4 sein Sohn Victor ablöste. 614

Vgl. Lohmann, Weltlderus, Sp. 757; W. Liese, Necrologium Paderbornense. Totenbuch Paderborner Priester (1822-1930). Paderborn 1934, S. 309f. « » EBAP, Hs. XVIII, b 1 A, S. 562 (Visitationsprotokoll vom 29.9.1624); AHov, Akte C 12, Obligation vom 16.12.1630, Akte K 159, Gewinnbrief vom 29.9.1590 (Michaelis archangeli), Akte K 257, Intradenregister von 1628,1631,1634, Akte K 382, Obligation vom 2.2.1611 (Maria purificationis); AErw, Akte 25125, H 20. Im Mai 1599 hatte das Küsteiamt noch der Notar Thomas Bödecker inne (AHov, Akte K 114, Urkunde vom 6.5.1599, Donnerstag nach Jubilate; vgl. Heitkämper, Geschichte des Kirchspiels Horn, S. 78). 610 AHov, Akte K 258, Intradenregister von 1642, Akte K 365, Quittung von 1636. 611 AHov, Akte J 631, Protokolleintrag vom 3.9.1657, Akte K 259, Intradenregister von 1654, Akte K 316, Gewinnbrief vom 28.9.1655, Akte K 261, Intradenregister von 1663; EBAP, Nachlaß Schelhasse, Paket 1, Quittierung einer Brautschatzauszahlung vom 28.10.1655; PfA Horn, Kb., Bd. 1, S. 10. 612 AHov, Akte K 74, Kollation des Vikars Joannes Theodor Splithouen vom 7.4.1683, Akte K 193, Prozeßprotokollbeilagen vom 11.1.1686 und 4.2.1687, Akte K 198, Prozeßprotokollbeilage vom 16.2.1687, Akte K 386, Supplik vom 17.5.1681, Akte J 1813, Prozeßprotokoll Steinmann contra Dornhoff vor dem Offizialatsgericht Werl vom 2.10.1688 sowie Zeugenbefragung, fol. 31; AErw, Akte 10391, Supplik vom 20.3.1685; EBAP, Hs. XVIII, b 3, S. 82, 242, 266, Hs. XVIII, b 26, fol. 239', 281'; PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 96>. EBAP, Generalvikariatsakte 194 blau, fol. 24>, 40, Hs. XVIII, b 3, S. 242, 389, Hs. XVIII, b 8, fol. 200', Hs. XVIII, b 26, fol. 239', 281'; PfA Horn, Kb., Bd. 2, S. 100, Bd. 3, S. 26. 608

"« EBAP, Akten des Kölner Generalvikariats, Bd. 194 blau, fol. Hs. XVIII, b 3, S. 441, 443f. (Visitationsprotokoll vom 8.4.1713); PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 3841 (Zeugenbericht um 1768 nach einer Abschrift aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts), Kb., Bd. 2, S. 231, Bd. 3, S. 369. Die Einsetzung eines Stellvertreters wurde dem Küster nach der 1713 erfolgten Visitation der Pfarrei Horn nahegelegt. Er würde sein

-2921725-1760

ca. 1760

1760/61 - 1769

1769 - 1775

Victor Averbeck (f 1760) Notar, vor seiner Amtsübernahme substituierter Vertreter seines Vaters Johannes 615 Dr. Tühlmeyer aus Lippstadt Er wurde durch den Pfarrer in das Küsteramt berufen, mußte das Amt aber wieder kurzfristig aufgrund des Widerstandes innerhalb der katholischen Gemeinde aufgeben, weil er sich zu seiner lutherischen Konfession bekannte. Da er sein Amt ordnungsgemäß versehen hatte, beanspruchte er für seine Amtsentsetzung Entschädigungszahlungen.616 Johannes Jacobus A. Spiegel (f 1776) Notar Er wurde seines Amtes wegen Pflichtverletzungen enthoben.617 Johannes Falcke (f 1775) Er war seit spätestens 1743 substituierter Vertreter des Küsters und wurde 1769 zunächst interimistisch zum Küster berufen. 618

Amt mangelhaft versehen, weil er aufgrund seiner „anderweitigen geschähen undt von der Kirchen entlegner eigenthumblicher behausung" nicht ständig seinen Pflichten nachkommen könne. Es wurde explizit festgehalten: „Damit wegen weitEntkgener wohnung des ¿einigen Küsters weder Seelen gefahr bey nohtßllen besorgen, noch der Herrpastor auch dessen ankunft über die gebühr warten genöhtiget werde, soll der Küster die dar^u gewiedtmete, nechst der Kirchen gelegene behausung entweder selbst beziehen, oder einen, wie ob stehet, föhigen substitutum bestendig bestellen, welcher besonders bey nächtlicher [Zeit...] seine stellen vertretten könne" (EBAP, Hs. XVIII, b 3, S. 443f.). Diese gegen den Küster erhobenen Vorwürfe des Horner Pastors scheinen nicht ganz unberechtigt gewesen zu sein. Als Notar vertrat er neben seinem Küsterdienst nicht nur die Familie Plettenberg, sondern auch das Haus Düsse in Ostinghausen anwaltlich. Beide Mandate veranlaßten ihn anscheinend des öfteren zu mehrtägigen Reisen (AErw, Akte 9421, fol. 87ff., bes. der Brief seiner Ehefrau Maria Christina Wibbert genannt Averbeck vom 9.3.1706; EBAP, Nachlaß Schelhasse, Paket 15, Obügation vom 7.7.1707; StA Osnabrück, Gut Sondermühlen, Akte 294). AHov, Akte K 163, Prozeßprotokoll vom 29.2.1736, fol. 3\ Akte K 381, Prozeßprotokollbeilage A vom 6.12.1738; EBAP, Hs. XVIII, b 9, fol. 84% Hs. XVIII, b 10, S. 138, Hs. XVIII, b 12, fol. 34'; PfA Horn, Kb, Bd. 3, S. 376, Bd. 6, S. 2. 616 PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 382", 384'. 617 EBAP, Genralvikariatsakte 194 blau, fol. 19-144; PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 308-, 333-374, 378-385, Kb., Bd. 6, S. 15. «8 EBAP, Genralvikariatsakte 194 blau, fol. 117', 136ff.; PfA Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 359', 360, Kb., Bd. 3, S. 123, Bd. 4, S. 10, Bd. 6, S. 14.

-293-

1775 (1788) - 1841

Johannes Henrich Schröder (Schröer) (f 1841)619 Er war ein legitimierter Sohn der Tochter des Küsters Johannes Falcke. Aus diesem Grunde konnte seine Mutter seine Erbansprüche auf das Küsteramt durchsetzen. Weil Johannes Henrich jedoch erst sieben Jahre alt war, ließ die Mutter das Amt durch einen Stellvertreter verwalten, den sie der Kirchengemeinde präsentierte.620 Dieser Stellvertreter, Bernardus Mesollen, versah das Küsteramt als Vizeküster bis zur Amtsübernahme von Johannes Henrich, die nach seiner Heirat im Jahre 1788 erfolgte.621

PfA Horn, Kb., Bd. 5, S. 85, Status Familiarum, Bd. A, S. 97. «20 P£A Horn, Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts, fol. 383% 385', Kb., Bd. 4, S. 57; vgl. Heitkämper, Geschichte des Kirchspiels Horn, S. 78f. PfA Horn, Kb., Bd. 5, S. 43. 46, 55, Status Familiarum, Bd. A, S. 97. 619

-294-

6. Verzeichnis der Herkunftsorte der in den Horner Kirchenbüchern genannten Paten und Ehepartner (1642/47-1790) Herkunftsorte und -territorien 622

Anzahl der Nennungen im Taufregister im Trauregister

Ahlen (Ahlen, Severinghausen)

2

-

Allagen

9

5

Allendorf

2

-

Alme

1

2

(Allagen, Niederbergheim)

Altenbüren

2

1

Altengeseke

200

54

Altenrüthen

11

10

Anröchte

72

60

Arnsberg

12

2

Attendorn

-

1

Aurich (Württemberg)

-

1

Beckum

-

1

Belecke

7

5

308

51

Berge

4

7

Berghausen

1

-

Beringhausen (Bredelar) Berlin

1



-

1

(Altenrüthen, Hemmern, Menzel)

(Arnsberg, Oelinghausen, Rumbeck)

Benninghausen (Benninghausen, Kaldewei, Unninghausen)

622

Die Dörfer und Bauerschaften wurden unter dem Namen des zugehörigen Kirchspiels zusammengefaßt. Die in den Registern genannten Orte sind unter dem Kirchspielort aufgeführt. In den Kirchenbüchern fehlende Herkunftsangaben der Paten und Ehepartner aus dem Kirchspiel Horn sowie aus den angrenzenden Kirchspielen wurden durch eine nominative Auswertung nach Möglichkeit ergänzt. Quellen: P£A Horn, Kb., Bde. 1-6.

-295-

Bigge

1

(Bigge, Antfeld, Olsberg)

Bleiwäsche Bökenförde

— 12

(Bökenförde, Schwarzenraben)

Boke

-

Bontkircken Borgeln

2 2

(Stocklarn sowie Balksen im Landkirchspiel der Pfarrgemeinde St. Maria zur in Soest)

Bottrop

1

(Welheim)

Brabant [Herzogtum]

-

Bremen [Territorium der Reichsstadt]

-

Bremen

2

(Bremen, Höingen)

Brilon

1

Büren

5

Calle

1

Coesfeld

1

Corvey

1

Delbrück

-

Diestedde

1

Dinker

1

(Diestedde, Düllo) (Vellinghausen)

Dringenberg

1

Dolberg



Effeln

11

Elsen

-

Erwitte

552

(Erwitte, Eikeloh, Stirpe, Völlinghausen, Weckinghausen, Westernkotten)

Esbeck

3

(Esbeck, Dedinghausen)

Eslohe

9

(Eslohe, Wenne)

Freienohl

-

Fürstenberg

1

-296Fürstenberg (Sachsen) Geldern [Herzogtum]

1 1

-

1 12 5

1 2 1

1 1 1 2 1

— —

102

38

Hemmerde Heppenheim Herdringen Herstelle Hertogenbosch Herzebrock

1 2 1 1

1 — 1 1

Herzfeld

9

9

— 1 2 1

1 1 -

Germete Geseke Geuenich (Altdorf) Glindfeld Grafschaft Gütersloh Hagen Harsewinkel

(Marienfeld)

Hellinghausen (Hellinghausen, Herringhausen, Overhagen)

(Clarholz)

(Herzfeld, Kesseler)

Hesborn Hessen Hiltrup Hirschberg Hörste (Öchtringhausen)

Hohenlimburg Hoinkhausen

2 19

13

1 14487 -

2317 1

3

2

(Hoinkhausen, Nettelstädt, Oestereiden, Westereiden)

Homberg Horn Horn (Lippe) (Wehren) Hüsten (Hüsten, Wichein)

-297-

Hultrop (Hultrop, Heintrop)

8

5

Kallenhardt

3

4

Köln

4

1

23

17

Langenstraße

-

4

Lichtenau

1



32

10

13

4

(Kallenhardt, Körtlinghausen)

Körbecke

(Körbecke, Berlingsen, Brüllingsen, Büecke, Delecke, Echtrop, Ellingsen, Günne, Neuhaus, Völlinghausen, Wippringsen)

(Meerhof)

Liesborn (Liesborn, Göttingen)

Lippborg Lippspringe Lippstadt



1

29

7

Lohne

4

3

Lügde



1

Lüneburg

1



Lüneburg [Fürstentum]

1



Madfeld

-

1

Mannheim

3



Marsberg

1

-

Mastholte Mellrich

1

1

134

89

(Mellrich, Altenmellrich, Klieve, Neuenmellrich, Robringhausen, Uelde, Waltringhausen)

Meschede

3

2

Mönninghausen



1

Mülheim

16

16

München

1



Münster

2

-

20

4

2

2

Neuenkirchen



1

Neuhaus (Schloß Neuhaus)

1

1

Niederwenigern

1

1

(Mülheim, Waldhausen)

Münster, Bistum Neuengeseke (Neuengeseke, Enkesen)

-298Oberntudorf (Ellinghausen) Oelde Österreich [Herzogtum] Oestinghausen

(Oestinghausen, Hovestadt, Nordwald)

Ostinghausen

-

1

1 1 92

1 25

724

138

2 6 2 -

2 2 1

1 2 7 3 5

1 —

(Ostinghausen, Bettinghausen, Schoneberg)

Ostönnen Paderborn Paderborn, Bistum Peckelsheim (Schweckhausen)

Reiste Remblinghausen Rietberg Rüthen Salzkotten Sassendorf

7 1

(Sassendorf sowie Heppen im Landkirchspiel der Pfarrgemeinde St. Maria zur Höhe in Soest)

Scharfenberg Scheidingen Schmallenberg Schönholthausen

2 — 1

1 1 1 -

Siddinghausen

5

2

1 55 5

6 1 2

2 6 -

1 1 2 1

(Bamenohl)

(Siddinghausen, Weiberg, Weine)

Silbach Soest Steinhausen Störmede (Störmede, Langeneicke)

Stromberg Sundern Suttrop Thülen

(Rösenbeck)

-299-

Tirol [Grafschaft]

-

1

Velmede

1



Voßwinkel

3

1

(Voßwinkel, Bellingsen) Wadersloh

13

1

Warburg



1

Warendorf

2

-

Warstein

5

1

Werl

17

-

Wesel

-

1

Weslarn (Weslarn, Ahse, Hüttinghausen)

3

2

Westönnen (Westönnen, Sieveringen)

1

2

Wiedenbrück

2

1

Willebadessen

-

1

Wormbach

1

-

Wünnenberg (Leiberg)

1

-

unidentifiziert

9

3

17183

3219

2666

386

Summe der Ortsnennungen unbekannt

-300-

7. Quellen- und Literaturverzeichnis 7.1 Quellen 7.1.1 Ungedruckte Quellen Private Adelsarchive Archiv Drensteinfurt (von Landsberg-Velen) Neues Archiv: Akte 26 Archiv Erwitte (Dep. im StAMs, Bestand von Landsberg-Velen) Akten 4211, 5974, 9413, 9421, 9932, 10145, 10391, 10679, 15811, 25095, 2512525127,25152 Archiv Gevelinghausen (von Wendt) Bestand A: Akten 10275,10277,10286 Archiv Herdringen (von Fürstenberg) Akten 415,4814,15061,15070 Archiv Herringhausen (von Schorlemer) Bestand A: Akten 723-725,1203,1204, 2565 Archiv Hovestadt (von Plettenberg-Lenhausen) Bestand C: Akten 2, 12, 14; Bestand D: Akten 1235, 1253-1321, 1329-1340, 13421380; Bestand J: Akten 249, 448, 452, 478-480, 619-621, 624, 626, 627, 629, 631-638, 640-643, 645, 647, 669-673, 675, 676, 706-740, 1006, 1017-1019, 1193, 1775, 1788, 1795-1797, 1799, 1800, 1807-1809, 1813-1815; Bestand K: Akten 3, 10-12, 25-27, 52, 74, 82-84, 86, 101,106, 114-116, 120, 121,123, 128,131,134, 137, 138, 154,157, 160, 161, 163,177,183,184, 186, 193, 195,198, 204, 223, 231, 234-236, 243, 244, 257-263, 276, 302, 310, 311, 314, 379, 381, 409; Urkunde 2071 Bistumsarchive Erzbischöfliches Generalvikariatsarchiv Paderborn Acta specialia: Horn, Nr. 4 Generalvikariatsakten: Akte 194 blau Nachlaß Schelhasse: Pakete 1, 5, 6,12,13, 15, 24, 25, 29 Handschriften: XVIII, b, Nr. 1 A, 1 B, 3, 8, 9,12,16, 20, 26

-301 Pfarrarchive

Anröchte: Kirchenbücher, Bd. 1 (Dep. im EBAP) Benninghausen: Kirchenbücher, Bd. 1 (Dep. im EBAP) Börninghausen: Kirchenbücher, Bde. 1-4 (Dep. im LdKA der Ev. Kirche von Westfalen) Borgeln: Kirchenbücher, Bd. 1 Dinker: Kirchenbücher, Bde. 2,3 Erwitte: Akte A 1; Kirchenbücher, Bde. 1, 2 (Dep. im EBAP) Herzfeld: Kirchenbücher, Bd. 2 (Dep. im Bistumsarchiv Münster) Horn: Aktenband mit Schriftstücken des 17. und 18. Jahrhunderts (unverzeichnet); Akte über einzelne Ehedispense aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts (unverzeichnet); Kirchenbücher, Bde. 1-9 (Dep. im EBAP); Rechnungsbücher der Pfarrkirche Horn von 1712 (unverzeichnet), der Kapellen Berenbrock von 1662 (unverzeichnet), Böckum von 1650 (unverzeichnet), Eickelborn von 1775 (unverzeichnet), Lohe von 1746 (unverzeichnet), Schallern von 1651 (unverzeichnet), Schmerlecke von 1654 (unverzeichnet); Status Familiarum, Bde. A, B (unverzeichnet) Ostinghausen: Kirchenbücher, Bde. 1-3 (Dep. im EBAP) Preußisch Oldendorf: Kirchenbücher, Bd. 3 Bad Sassendorf: Kirchenbücher, Bd. 1-3, Kommunikantenregister des Friedrich Christoph Müller von 1776 Schwefe: Kirchenbücher, Bd. 1 Soest, St. Maria zur Höhe: Kirchenbücher, Bde. 1, 3 (Dep. im StA Soest) Soest, St. Maria zur Wiese: Kirchenbücher, Bde. 1-3 (Dep. im StA Soest) Soest, St. Patrokli: Akten H 4, 23, 25; Kirchenbücher, Bd. 1 (Dep. im EBAP) Soest, St. Petri: Kirchenbücher, Bde. 1, 2 (Dep. im StA Soest) Soest, Reformierte Gemeinde: Kirchenbücher, Bd. 2 (Dep. im StA Soest) Welver: Kirchenbücher, Bde. 1, 2 (Dep. im LdKA der Ev. Kirche von Westfalen) Weslarn: Kirchenbücher, Bde. 3-5 Staatsarchive

Niedersächsisches Staatsarchiv Osnabrück Gut Sondermühlen: Akte 294

-302-

Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Detmold Bestand L 84 I: Akte A 58 Nordrhein-Westfalisches Staatsarchiv Münster Grafschaft Ravensberg, Landstände: Nr. 272 Großherzogtum Berg: Gruppe II D, Akte 133a; Gruppe E 10, Akten 94,158 Großherzogtum Hessen: Gruppe IX, Akten 5, 6 Herzogtum Westfalen, Landstände: Akten 1435,1978, 2410, 2434, 2524, 2784 Kloster Benninghausen: Akten 12,121,284 Kloster Grafschaft: Akte 126 Kloster Liesborn: Akten 50, 67, 79a, 254b, 355, 356, 448 Kloster Oelinghausen: Akten 29,40 Kommende Mülheim: Akten 173, 202 Kriegs- und Domänenkammer Minden: Nr. 2680 von Ledebur Akte 2447. Minden-Ravensberg, Regierung: Nr. 754, 757 Ostinghausen: Akte 166 Regierung Arnsberg: III A, Fach 310, Nr. 14, Bd. 1 Rentamt Lippstadt: Akten, 163,663 Reichshofrat: Akte 1, Bde. 1, 3 Soest, Kollegiatstift St. Patrokli: Akte 29 Soest, Vikarienkommunität an St. Patrokli: Akten 175, 202a Soest, St. Walburgas: Akte 104 Stift Meschede: Akten 36,1095 Stift Quernheim: Akte 168a von Wendt-Crassenstein: Akte 2107 Stadtarchive Stadtarchiv Arnsberg Landständisches Archiv: Akten IV, A 2, 7, 12,13, 16,17, 20-22, 24-26 Stadtarchiv Herford Bestand B: Akte 1227 Stadtarchiv Lippstadt Bestand B: Akte 1449 Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen Herzoglich Arenbergisches Archiv: Akte VIII, B 263 Stadtarchiv Soest Bestand A: Nr. 4220-4222, 4230-4273, 4730; Hs. 30 Bestand Nc: Nr. 6

-303-

7.1.2 Gedruckte Quellen und Regesten der Königlichen Regierung zu Arnsberg, Jahrgang 1820. Arnsberg 1820. BÄDEKER, [Franz G.], Allgemeines Preußisches Kirchenrecht, ein systematisch geordneter Auszug desjenigen, was in dem allgemeinen Landrechte und in der Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten darauf Bezug hat, vorzüglich für Prediger, Candidaten und Kirchencollegio. Dortmund 21798. BRUNS, Alfred (Bearb.), Die Strassen im südlichen Westfalen (Veröffentlichungen aus dem Archiv des Landschaftsverbandes, Bd. 1). Münster 1992. BRUNS, Alfred, Juden im Herzogtum Westfalen. Dokumentation der zentralen Quellen (Schriftenreihe Hochsauerlandkreis, Bd. 2). Fredeburg 1994. CLARENBACH, Adolf, Zur Hofes- und Familiengeschichte des Dorfes Stocklarn in der Soester Börde, in: Soester Zeitschrift 57 (1939), S. 50-108. CONRAD, Horst / TESKE, Gunnar (Hg.), Sterbzeiten. Der Dreißigjährige Krieg im Herzogtum Westfalen. Eine Dokumentation (Westfälische Quellen und Archivpublikationen, Bd. 23). Münster 2000. DEITMER, Hermann (Bearb.), Die Kölner Generalvikariatsprotokolle als personengeschichtliche Quelle. Bd. 1: Aus der Zeit vor 1700 (Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Neue Folge 3/4). Köln 1970. AMTSBLATT

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