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German Pages 320 [328] Year 1825
Ueber die
Medizinal - Anstalten und
den j e t z i g e n
Zustand der Heilkunde in
G r o f s b r i t a n i e n und Irland. Von
Wilhelm Wagner, der Philosophie, Medizin und Chirurgie Doctor, Professor der Heilkunde an der Universität zu Berlin, mehrerer gelehrten Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und England Mitgliede,
M i t
elf
A b b i l d u n g e n .
B e r l i n , 1825. G e d r u c k t und verlegt
von G. Reimer.
V o r r e d e .
^/^on einer in den Jahren
1 8 2 2 und
1825
unternommenen Reise nach England, Schottland und Irland, deren Z w e c k war, mir eine möglichst genaue Kenntnifs von den Medizinal-Anstalten
und
dem Zustande der Heil-
kunde in diesen merkwürdigen Ländern zu verschaffen, stattete ich einige Zeit nach meiner Rückkehr
dem hohen
Ministerium
der
geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten hieselbst, den erforderlichen Bericht ab, und dieser Bericht ist e s ,
welcher
IV
zu dem Erscheinen der vorliegenden Schrift Veranlassung gegeben hat. So sehr ich mich auch bemühete, aus meinem Tagebuche und der Menge gesammleter Materialien nur das "Wichtigste herauszuheben und möglichst zu concentriren, so wuchs dennoch das Niedergeschriebene zu einer größeren Logenzahl, als ich vermuthete, an, und theils hierdurch, theils durch die von mehreren Seiten erhaltenen Aufforderungen, wurde ich bewogen, von meiner ursprünglichen Absicht — die gesammleten Beobachtungen nur fragmentarisch in Zeitschriften mitzutheilen, — abzustehen und sie dagegen zu einem Ganzen vereinigt dem ärztlichen Publikum, zunächst meines Vaterlandes, hiermit vorzulegen. Die Schwierigkeiten, welche mit einer solchen Arbeit verbunden sind, wird Niemand verkennen. In einem Lande, wo fremde Sitte und Sprache herrschen, und dessen von den unsrigen so verschiedene Einrichtungen fast i m m e r über die Gebühr entweder gelobt oder getadelt worden sind, hält es in der That schwer, sich eine richtige Kenntnifs des Bestehenden zu verschaffen, und, von Vorurthei-
V
len nicht geblendet,
zu einer unbefangenen
Beurtheilung desselben zu gelangen. lei halte ich zur
Erreichung
Zweier-
dieses
Zieles
f ü r unumgänglich nothwendig: einmal, einen längeren
Aufenthalt
in jenem L a n d e ,
und
zweitens, eine genaue Kenntnifs der Sprache, da der Engländer in einer anderen, seinigen,
als der
mit Fremden entweder nicht spre-
chen w i l l , oder nicht sprechen kann.
"Wer
in kurzer Zeit und bei nothdürftiger Kenntnifs der Sprache mit England in irgend einer Beziehung glaubt, richtiger
bekannt
werden zu
können
der wird sicherlich eine Menge unIdeen
und
mit nach Hause
verfehlter
bringen j
Ansichten
er wird von ei-
nem genaueren Umgange mit unseren Nachbaren jenseits des Kanals ausgeschlossen bleiben,
und sich so mannigfacher
beraubt
sehen,
zu
welcher
Belehrung
ihm
sonst der
W e g offen gestanden haben würde.
In wie
fern
es mir gelungen
ist,
in
vorliegender Schrift genau und unpartheiisch zu berichten,
überlasse ich billig der Beur-
theilung Anderer;
nur
dafs an Fleifs
und
VI
Mühe es nicht gefehlt hat, kann ich versichern j und wenn ich gern gelobt habe, was mir lobenswertli erschienen, so habe ich auf der anderen Seite doch auch das Tadelnswerthe nicht verhehlt. Leere Deklamationen wird man hoffentlich in diesem Berichte vermissen; nur Stoff (piatter) wünsche ich, dafs man darin finden möge, und wenn ich diesen oft allein, ohne eigene Betrachtung, gegeben habe, so ist dieses geschehen, weil ich es in der Heilkunde und Allem was sie betrifft, für besonders mifslich und unzweckmäfsig halte, Anderen seine Ansicht aufdringen zu wollen. Sehr erfreulich war es mir, dafs ich Gelegenheit hatte, noch vor dem Drucke das Manuscript mit meinem vieljährigen Freunde, dem Ober-Stabsarzte Dr. P o c k e l s in Braunschweig, durchzugehen. Wer so wie er, sich länger denn Jahr und Tag in England aufgehalten hat und dort fast einheimisch geworden ist, der ist gewifs vorzüglich geeignet, über die Richtigkeit oder Un-
VII
richligkoit des in einer solchen Schrift Enthaltenen ein Urtheil zu fällen. Ihm verdanke ich t och mehrere interessante Bemerkungen.
Dafs, aller angewandten Vorsicht ungeachtet,
sich hin und wieder Irrthümer ein-
geschlichen haben mögen, geben. Art
will ich gern zu-
Sie sind von einem W e r k e
unzertrennlich,
und
werden
dieser deshalb
auch, w i e ich hoffe, Entschuldigung finden. Besonders sind in dem zu den verschiedenen Anstalten
gehörenden
ärztlichen
Personale
während der letzten Zeit gar häufig Veränderungen vorgegangen; und wenn gleich ich mehrere davon noch anzugeben i m gewesen b i n ,
so werden doch
Stande
andere
mir
ohne Z w e i f e l entgangen sein.
Reich belohnt für meine Mühe verliefs ich am 29. April
1823,
nach
einem
achtmonatlichen Aufenthalte, das L a n d , welchem
ich
gelernt hatte,
so viel
Interessantes
fast in
kennen
und von dessen Aerzten ich
mit einem Wohlwollen und einer Gastfreiheit aufgenommen worden w a r ,
die meine
Vili höchsten Erwartungen übertroffen hatten. Mögen sie mich hiermit öffentlich dafür danken lassen, und es nicht verkennen, dafs wahr und unpartheiisch zu sein, bei der Ausarbeitung dieser Schrift stets meine Absicht gewesen ist!
Wagner.
IX
I n h a l t s -
V e r z e i c h n i f s .
Einleitung . London I. Zur Topographie von L o n d o n , besonders i n medizinischer Hinsicht II. Von den Hospitälern u n d ähnlichen Anstalten Londons Guys Hospital St. Thomas's Hospital • St. Bartholomew's Hospital London Hospital - ' St. George's Hospital » . Middlesex Hospital Westminster Hospital . . . Fever Hospital Small- Pox Hospital . . . National Vaccine Establishment Piew Bethlem Hospital . St. Luke's Hospital . . . Lock - Hospital Entbindungshäuser (British l y i n g - i n Hospital, — City c f London l y i n g - i n Hospital, •— Queen Charlotte's l y i n g - i n Hospital und Westminster l y i n g in Hospital) . . . . Anstalten zur Heilung von Augenliranken ( R o y a l Infirmary for the diseases of the e y e , — London Ophthalmie Infirmary und Royal West• minster Infirmary for the diseases of the e y e ) Rupture Institutions . . . . R.oyal humane Society . . . . Dispensaries und ähnliche Anstalten Foundling Hospital . . . .
Seite. i
>4 15 24 27
3°
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I
Asylum for the deaf and dumb School for the indigent blind Greenwich Hospital Chelsea Hospital General Penitentiary, Millbank
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I I I . Von den Unterrichts-Anstalten für MedizinalPersonen . . . . . Schule des Bartholomäus - Spitales . — — S t . Thomas - Spitales — — Guys 7 Spitales — — -London-Hospitales — — M i d d l e s e x . Hospitals — — Georgs - Spitales . Theatre of Anatomy, Great U^indmillstreet Medical Theatre, Great M^indmillstreet Theatre of Anatomy and Medicine, TWebbstreet Theatre of Anatomy, Blenheimstreet • Andere Unterrichts-Anstalten . . . Vorlesungen im College of Surgeons — College of Physicians — Royal Institution . . . . London Institution u. a. Gresham Colfage Thierarzneischule I V . V o n der Ausübung der Medizin
-
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144
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Royal Society. — Medical and chirurgical ty. Medical Society. — Hunterian — Medico-botanieal Society. — Linnean ty. — Geological Society u. s. w . — of Physicians of the united Kingdom V I . Sammlungen I l u n t e r'sches Museum . I l e a v i s i d e ' s Museum . . B e l l ' s Museum . . . Museum im T h o m a s - S p i t a l e . Miiieum im Bavtholomiius-Spitale T a u n t o n ' s Museum . . L a 11 g s t a f f's Museum . . B r o o k e s Museum . B r i u i s c h e s Museum .
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J52 ií¡2 jcp
SocieSociety. SocieSociety -
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i20 123 12 f 127 12H 123 12g 131 132 I3'2 133 137 i3g 1^0 i/jo l/j2 1*2
College of Physicians. — College of Surgeons. — Society of Apothecaries Apothecaries Hall . . . . V . Gelehrte Gesellschaften
Seite. 108 jio liy. 114 115
. .
157 i64 165 184 !g6 jgg iqo ]g 2 jgg
I I
O x f o r d und C a m b r i d g e . O x f o r d . Personale und Anstalten der Universität im Ganzen. — Einzelne Collégien und Hallen und deren Personalo . . . . C a m b r i d g e . Zur Universität im Ganzen gehörende Anstalten und Personen. .— Einzelne Collégien und Hallen nebst ihrem Personale
Seite.
xgg 309
E di n b urg. U n i v e r s i t ä t . Verfassung derselben imAlIgemei. nen. — Professoren der Medizin und verwandten Wissenschaften. — Vorlesungen.— Klinik.— Universitäts-Gebäude. — Naturhistorisches Museum. — M o n v o'sches Museum und andere Anstalten. — Statuten, die Erlangung der Doctorwürde betreffend Privat-Unten ichts - Anstalten von T h o m s o n , B a r c l a y und L i s t o n . . . . Hospitäler lind ähnliche Anstalten. «— Old und New Town Dispensary . . . . Eye Dispensary . . . . . Lunatic Asylum . . . . . Royal Infirmary . . . . . Fever Hospital Militär-Hospital. — T h o m s o n ' s Behandlung Vs. neriicher . . . . . . Andere Wohlthätigkeits -Anstalten Gelehrte Gesellschaften und Corporationen Glasgow. U n i v e r s i t ä t . Professoren und deren Vorlesungen. — W i l l i a m H u n t e r ' s M u s e u m . — Botanischer Garten. — Allgemeines Krankenhaus. — Lunatic Asylum. — Loch-Hospital. — Dispensary, — Humane Society. — Taubstummen - Institut und andere Anstalten . . . . .
2j7 ajj 233 236 337 238 23g 240 245
248
Dublin. U n i v e r s i t ä t . Personale derselben. — Universitäts-Gebäude. — Naturhistorische Sammlung. — Anatomisches Museum . . . . Hospitäler und ähnliche Anstalten. — Lying-in Hospital . . . . . . Sir Patrick Dun's Hospital . . . House of Recoeery . . . . Steevcns's Hospital . . . . . House of Industry (Hardu ick fever Hospital, Whit-
25^ 3(63 265 2 ßö 2ß8
XXI
worth [cÄronic] Hospital. Riehmond surgical -pital. Richmond lunatic Asylum) . Meath Hospital . . . . . pJShitworth fever Hospital . Sir Patricks oder Swifts Hospital VPestmorelanil Lock - Hospital . . . Sonstige Krankenhäuser . . . . Dispensaries . . . . . Vaccine or Cowpock Institution . . . Royal military Infirmary . . . Siechenhäuser . . . . . Blinden-Institute . . . . . Taubstummen-Anstalt . . . . Foundling Hotpital . . . . Andere Anstalten far Kinder . . . Penitentiaries . . . . . College of Physicians. School of Physic College of Surgeons. School of Surgery Apothecaries Hall . . . . . Royal Dublin Society . . . . Nachtläge Erklärung
Hos. .
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Seite. 26g 272 272 275 374 275 276 277 27g 27g 28b £81 £ßi 282 23g 284 a86 289 289 2gi
der Abbildungen
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307
Ein-
Einleitung.
I n d e m ich mich bemühen werde, in den folgenden Blättern eine möglichst genaue und unparteiische Schilderung der Medizinal-Anstalten zu gehen, wie sie in einigen der wichtigsten Städte Englands, Schottlands und Irlands, theils zur Heilung und Versorgung der Kranken und Gebrechlichen, theils zur Förderung der Heilkunde und zum Unterrichte in derselben, so wie zu verwandten Zwecken, gegenwärtig bestehen, werde ich hoffentlich den Leser in den Stand setzen, alsdann selbst ein genügendes Urtheil über den jetzigen Zustand der Heilkunde in jenen Königreichen zu fällen, und ich gestehe, dafs ich mich selbst eines solchen allgemeinen Urtheils am liebsten enthielte. Denn eines theils möchte ich dem Leser nicht gleich im Anfange Ansichten aufdringen, die er vielleicht späterhin, nachdem er das Einzelne kennen gelernt, für ungegründet erklären müfste, oder die ihn veranlassen könnten, nur durch die Augen eines Anderen die Gegenstände zu betrachten anderen theils fühle ich die Schwierigkeiten nur zu sehr, die hier mit der Fällung eines allgemeinen Urtheils verbunden sind, besonders bei einem Lande wie England, wo das Vortrefflichste A
1
neben dem Verwerflichsten, das Gewöhnliche neben dem Ungewöhnlichsten und Seltsamsten bestehet, und wo für manche Dinge gänzlich der Maafsstab fehlt, den man anlegen könnte. Doch aber möchte wohl mit Recht von mir verlangt werden können, dafs ich ebenfalls ausspreche, was für einen Totaleindruck das Ganze in mir hervorgebracht hat, und welche allgemeine Ansicht ich von dem jetzigen Zustande der Heilkunde in England hege; und so mögen denn, in Ermangelung einer schicklicheren Stelle, hier gleich Anfangs wenigstens folgende wenige allgemeine Bemerkungen über die verschiedenen Zweige der Heilkunde einen Platz finden, indem andere allgemeine Betrachtungen, besonders über die Einrichtung der verschiedenen Anstalten, sich späterhin einschalten und anknüpfen lassen •werden. W a s zuvörderst die A n a t o m i e betrifft, so wird diese überall, besonders aber in London und Dublin, mit vorzüglichem Fleifse getrieben, und man möchte hier nicht leicht einen Arzt, noch weniger einen Chirurgen finden, der nicht gründliche Kenntnisse darin besäfse. Die erste Zeit des ärztlichen oder chirurgischen Studiums ist aHein der Anatomie gewidmet, uud auf den anatomischen Theatern sieht man die Studirenden den ganzen Tag hindurch unausgesetzt arbeiten. Jedoch beschränkt man sich in der Regel auf die gröbere Anatomie, wie sie für den praktischen Arzt und noch mehr für den ausübenden Chirurgen unumgänglich erforderlich ist. Sind bei uns anatomische Kenntnisse vielleicht
3 weniger allgemein verbreitet, so giebt es doch ohne Zweifel in Deutschland Einzelne, welche die höhere, feinere Anatomie so bearbeitet haben, wie es in England von Keinem jemals geschehen ist. — Dabei findet dort fast durchgehends eine grofse Neigung zur Anlegung von anatomischen Sammlungen statt, so dais auch in späterer Zeit und von den am meisten beschäftigten praktischen Aerzten, die Anatomie nicht gänzlich vernachläfsigt wird. Sie sammeln wenigstens alle die krankhaften Theile, welche ihnen in ihrer Praxis vorkommen, und verwenden den gröfsten Theil ihrer Mufse auf das Präpariren und Aufstellen derselben. Die Anatomie des Menschen wird aber nie allein und für sich getrieben, sondern auch im Vortrage mit der P h y s i o l o g i e und mit der v e r g l e i c h e n d e n und p a t h o l o g i s c h e n A n a t o m i e verbunden, da dem Engländer das cui bono immer vorzüglich am Herzen liegt. E r verlangt zugleich zu wissen: wozu dient der Theil und was für krankhafte Veränderungen können in ihm eintreten, die in der Praxis zu berücksichtigen sind? Deshalb wird denn auch die vergleichende Anatomie verhältnifsmäfsig noch am wenigsten getrieben, da diese eine solche, unmittelbar auf das praktische Leben berechnete Nutzanwendung in der Regel nicht zuläfst. Ausgenommen hierbei ist jedoch London, wo die vergleichende Anatomie mit dem gröfsten Fleifse bearbeitet wird, seitdem J o h n H u n t e r den Sinn dafür einmal rege gemacht hat. — Der Charakter, welchen die P h y s i o l o g i e der Engländer an sich trägt, möchte sich hierA 2
k aus schon abnehmen lassen; sie ist, weit entn fernt von a priori?,eher Spekulation, eine reine Erfahrungswissenschaft, wobei sie sich freilich manchmal nicht sehr von feiner, sogenannter höherer Anatomie unterscheidet. Als der Choragus ist hier noch immer J o h n H u n t e r zu betrachten. — Diejenigen neueren W e r k e über Anatomie, welche am meisten geschätzt werden, und welche hier zu nennen ich deshalb nicht für überflüssig halte, sind: John and Charles Beils Anatomy and Physiology of the human bodj, und die von beiden, besonders aber von C h a r l e s B e l l , herausgegebenen Engravings von den verschiedenen Theilen des menschlichen Körpers. Ferner Fyfe's System of the Anatomy of the human body und Monro's Outlines of the anatomy of the human body. Kürzere Handbücher, welche ziemlich allgemein gebraucht werden, sind die von G r e e n , S h a w und S t a n l e y , und unter den anatomischen Kupferwerken kömmt jetzt noch besonders das von L i z a r s herausgegebene in Betracht. — W a s die Physiologie und vergleichende Anatomie betrifft, so •werden die Schriften von A b e r n e t h y , L a w r e n c e und H o m e noch immer am meisten geschätzt, obgleich das hier gemeinte bekannte W e r k von L a w r e n c e bei Manchen gewissermafsen in Verruf gekommen ist. Die P a t h o l o g i e und T h e r a p i e haben einen eigenthümlichen, w i e mir scheint in mancher Hinsicht lobenswerthen, in anderer aber nicht zu billigenden Gang genommen. Namentlich fehlt es im Grunde gänzlich an einer a l l g e m e i n e n Pathologie und Thera-
5 pie, Ueber einzelne TheiJe derselben sind «war auch in neuerer Zeit sehätzenswerthe Untersuchungen angestellt worden, allein eine in wissenschaftlichem Zusammenhange vorgenommene Bearbeitung des Ganzen ist nicht vorhanden, so unentbehrlich sie auch scheint zur Begründung einer rationellen Therapie der besonderen Krankheiten Man kann daher nicht sagen, dafs irgend ein System der Medicin bei den Engländern jetzt herrschend sei, wenn man die Anhänger ausnimmt, welche die C u l l e n s c h e n Lehren noch hin und wieder, besonders in dei' Edinburger Schule, haben. — Die s p e z i e l l e Pathologie hat uniäugbar manchen Gewinn erhalten durch die fleil'sige Bearbeitung der pathologischen Anatomie. Die Natur mancher Krankheiten ist dadurch mehr aufgeklärt worden, und so wie man auf der einen Seite durch diese Forschungen vor ungegründetenTheorieenbewahrt ist, so ist man auf der andern Seite dadurch in den Stand gesetzt, eine richtige Prognose zu stellen und ein oft glückliches Heilverfahren einzuschlagen. W a s dieses letztere nun in Bezug auf die einzelnen Krankheiten, also die s p e c i e l l e Therapie, anbelangt, so zeichnet es sich besonders aus durch die dreiste, j a verwegene Anwendung von kräftigen Arzneimitteln in grofsen Gaben. W o der deutsche Arzt einige Unzen Blut läfst, da entzieht der englische eben so viel Pfunde; \vo jener kühlende Salze giebt, um nach dem kleinen Aderhtfs die Irritation im Körper vollends zu beseitigen, da ¡riebt jener, nachdem er bis zur Ohnmacht Blut gelassen hat, eine grofse
6 Dosis Opium, um die Ruhe im Organismus noch eine Zeitlang zu unterhalten (to keep the System down)} wo die Deutschen mit Manna, Tamarinden und Salzen purgiren, da geben die Engländer Jalappe und Calomel zu halben und ganzen Scrupeln, odfer Oleum terebinthinae Unzen weise j wo jene um Ableitung zu bewirken, reizende Fomentationen anwenden, da legen diese Blasenpflaster über ganze Theile des Körpers. Auch bei Krankheiten, deren Verlauf w i r nur zu reguliren suchen, und gegen die wir nur mit grofser Behutsamkeit verfahren, greift der Engländer kräftig ein, und sucht durch heftige Erschütterung des Körpers zu erzwingen, was ein gelinderes Verfahren zu bewirken nicht iift Stande ist. Ich erinnere hier nur an die grofsen Gaben von Colchicum und ähnlichen Mitteln bei akuten Gichtanfällen, wodurch der Körper nicht selten so heftig afficirt wird, dafs der begonnene Krankheitsprozefs augenblicklich inne hält. Ob ohne Gefahr? wie die Engländer behaupten, möchte wohl sehr zu bezweifeln sein. Eine Grundregel der englischen Therapie ist noch die: die Secretionen des Körpers so viel und so oft es nur angeht, zu befördern. Re.itore secretion, and you restore health, ist der allgemein befolgte Grundsatz, und es zeigt sich hier eine merkwürdige und zu interessanten Betrachtungen Anlafs gebende Uebereinstimmung mit den von manchen deutschen Aerzten neuerdings aufgestellten Lehren. — Als das beste W e r k über Pathologie und Therapie wird übrigens jetzt ziemlich allgemein die Study ofMedicine von
7 dem fast etwas »u fruchtbaren Schriftsteller J o h n M a s o n G o o d betrachtet. W a s die pathologische Anatomie betrifft, so sind bekanntlich seit B a i l l i e s Werke, über einzelne Theile derselben schätzbare Untersuchungen geliefert v o n F a r r e , H o w s h i p , M o n r o u.a. Eine a l l g e m e i n e A r z n e i m i t t e l l e h r e fehlt, so wie es an einer allgemeinen Pathologie und Therapie gebricht. In die spec i e l l e sind von den Engländern in der neueren Zeit manche theils kräftige, theils unwirksame Mittel eingeführt worden; da diese jedoch bei uns schon hinreichend bekannt sind, so will ich nur noch des grofsen Unfugs erwähnen, der mit Geheimmitteln (Quack-medicines) aller Art getrieben wird. Jeder Druggist hat lange Reihen davon in seinem Waarenlager zum Verkauf ausstehen. Da giebt es: antivenereal Drops, antibilious Pills, cephalic Snuff, the Chelsea Pensioner (ein berühmtes Mittel gegen die Gicht), Worm Lozenges, Worm Cakes, Dinner Pills, Golden Ointment, Virgins Milk u. s. w. Von manchen derselben sind die Bestandtheile ausgemittelt worden, und Dr. P a r i s giebt in seiner Pharmacologia eine ziemlich vollständige Liste davon. Aufser d i e s e m Werke und Duncans Dispensatory gelten Murrays System of materia medica and Pharmacy und Thomsons London Dispensatory für die besten Schriften über Arzneimittellehre *), *) Gerade n i c h t s c h m e i c h e l h a f t f ü r u n s ist e s , ilafs d i e Quark-Doctors , w e l c h e sich m i t solchen Geheirnmittelr» b e f a s s e n : High german Doctors ( h o c h d e u t s c h e D o c t o v e n J genannt werden.
8 Die meisten Fortschritte unter allen Zweigen der Heilkunde hat unstreitig die C h i r u r g i e in England gemacht. Der operative Theil derselben ist, wie bekannt, hauptsächlich durch den kühnen A s t l e y C o o p e r und seine Special-Collegen T r a v e r s und G r e e n , aufserdem durch den alten ehrwürdigen H e n r y C l i n e , d u r c h C h a r l e s B e l l , B r o d i e und andere, vervollkommnet worden, und die sogenannte medizinische Chirurgie verdankt sehr viel dem durch seine wissenschaftliche Bildung und seine Genialität ausgezeichneten John Abernethy. Dieser und A s t l e y C o o p e r stehen sich in der Richtung, welche ihr wissenschaftliches Bestreben genommen hat, und welche sich in ihren Lehren ausspricht, einander gerade gegenüber, und können als die Repräsentanten der englischen Chirurgie angesehen werden. W o jener operirt, da sucht dieser durch zweckmäfsige allgemeine und örtliche Behandlung mit Arzneimitteln und Unterstützung der Naturkräfte dem vorhandenen Uebel abzuhelfen, und da beide an der Spitze stehen von den beiden berühmtesten Schulen Londons, so sind fast alle übrigen Chirurgen Englands Schüler und Anhänger entweder des einen oder des anderen. W a s die einzelnen Arbeiten betrifft, durch welche man die Chirurgie zu fördern gesucht hat, so sind diese theils zu zahlreich, theils auch bei uns schon zu bekannt, als dafs eine Angabe derselben hier nicht überflüssig und unzweckmäfsig erscheinen würde, — In der A u g e n h e i l k u n d e räumen die Engländer den Deutschen zwar noch den Vorrang willig ein}
9 jedoch wird diese Doctrin seit einiger Zeit auch bei ihnen mit grofsem Eifer betrieben. Den Grund zu ihrer gröfseren Ausbildung hat S a u n d e r s gelegt, und die meisten der jetzt lebenden Augenärzte Grofsbrittaniens sind aus seiner Schule hervorgegangen. L a w r e n c e , Alexander, Guthrie, Wardrop, Travers zeichnen sich unter ihnen besonders aus, und das "Werk des letzteren wird mit Recht für das Beste über diesen Gegenstand gehalten. Unter den die gesammte Chirurgie umfassenden Schriften wird das ohne Einseitigkeit bearbeitete und die neuesten in zahlreichen Monographieen bekannt gemachten Fortschritte enthaltende SurgicalDictionary von S a m u e l C o o p e r am meisten geschätzt. Die G e b u r t s h ü l f e liegt in Grofsbrittanien wie in Irland sehr im Argen. Kaum e i n e öffentliche Lehranstalt ist für dieselbe vorhanden, und nur wenig Gelegenheit bietet sich den Studierenden dar, die Ausübung derselben unter Aufsicht eines Lehrers zu erlernen. Von den angesehenen Aerzten oder Wundärzten beschäftigen sich nur wenige mit der geburtshülfjichen Praxis $ diese ist gröfstentheils den unbedeutenderen Chirurgen überlassen, und von keiner Behörde wird irgend eine Aufsicht darüber geführt. Bei den Universitäten zu Edinburg und Glasgow sind zwar Professoren der Geburtshülfe angestellt, allein es fehlt an klinischen Anstalten dafür, und der Umstand, dafs in die meisten Entbindungshäuser nur verheirathete Frauen aufgenommen werden, und dafs die Aufnahme nur kurz vor der Entbindung statt findet, er«
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schwert den praktischen Unterricht, der sonst etwa möglich sein würde, noch mehr. Daher kömmt es denn auch, dafs nur wenig Fortschritte, zu denen die künstliche Frühgehurt zu rechnen sein würde, in der Geburtshülfe gemacht worden sind, und dafs man auch die in andern Ländern gemachten nicht gehörig benutzt hat. Bekannt ist es, dafs die Engländer in schwierigen Fällen ohne Bedenken zur Perforation schreiten, und dagegen den Kaiserschnitt, von dem sie fast immer einen unglücklichen Erfolg gesehen haben, höchlich mifsbilligen. M e r r i m a n theilt in seiner Synopsis of the various kinds of difficult parturition eine Liste mit von 523 Fällen, in denen der Kaiserschnitt vorgenommen wurde. Von den 46 Individuen (Müttern und Kindern), die hierbei in Betracht kamen, wurden nur 10 gerettet, 36 starben. Unter den Schriften über Geburtshülfe werden übrigens die von D e n m a n , M e r r i m a n , B u r n s und H a m i l t o n am meisten benutzt. "Was endlich die S t a a t s a r z n e i k u n d e betrifft, so ist diese erst in neuerer Zeit zum Gegenstande eines genaueren Studiums in England geworden, und hat allerdings noch bei weitem nicht die Fortschritte gemacht, deren sie auf dem Festlande, und namentlich in Deutschland, theilhaftig geworden ist. M ed i z i n i s c h e P o l i z e i , wird gewöhnlich behauptet, existire in England gar nicht; diese Behauptung ist jedoch übertrieben, da alle die Anstalten zur Verpflegung und Heilung erkrankter Einwohner, die Quarantaine-Anstalten zur Abwendung ausländischer Seuchen,
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(denen übrigens die Engländer nichts weniger als hold sind), die Vorkehrungen in Betreff der verschiedenen Medizinal-Personen, von welchen im Folgenden die Rede sein wird u. s. w., in das Gebiet der medizinischen Polizei gehören *). Aber zu leugnen ist es nicht, dafs manche von den hierher gehörenden Einrichtungen bei weitem zweckmässiger sein könnten, und dafs es an vielen von den in andern Ländern bestehenden Verordnungen gebricht, welche auf die Erhaltung des allgemeinen Gesundheitswohls abzwecken. Daher bestehen denn fortwährend manche Gebräuche, welche der Gesundheit der Einwohner nichts weniger als förderlich sein können, wie z. B. das Begraben der Todten innerhalb der volkreichsten Städte **). Glaubt einer durch ») So w e r d e n a u c h w e n i g s t e n s i n den g r ö f s e r e n S t ä d t e n v o n I r l a n d j ä h r l i c h Staaisärzte e r w ä h l t , w e l c h e f ü r d i e E r h a l t u n g des ö f f e n t l i c h e n G e s u n d h e i t s w o h l s S o r g e z u tragen h a b e n ; so s i n d C o m m i t t e e n e r n a n n t , u m d i e I r r e n h ä u s e r v o n Z e i t zu Z e i t z u u n t e r s u c h e n , u n d e i n e f o r t w ä h r e n d e A u f s i c h t d a r ü b e r zu f ü h r e n ; — so ist das C o l l e g i u n i d s r A e r z t e zu L o n d o n b e r e c h t i g t , alle i n d e r Stadt z u m V e r k a u f a u s g e b o t e n e n A r z n e i w a a r e n z u u n t e r s u c h e n u n d die u n b r a u c h b a r e n z u v e r n i c h t e n ; so werden Geburts- und Sterbelisten in L o n d o n angefert i g t u. s. w . * * ) N o c h e i n B e i s p i e l m ö g e h i e r statt v i e l e r s t e h e n . M i t t e n in L o n d o n , i n d e r N ä h e v o n W e s t - S m i t h f i e l d w o w ö c h e n t l i c h m e h r e r e M a l e g r o f s e r V i e h m a r k t geh a l t e n w i r d , e x i s t i r t e i n e Anstalt, von w e l c h e r alles a l t e , kranke, unbrauchbare oder beieits crepirte Vieh a u f g e k a u f t w i r d . Jenes w i r d Iiier an O r t u n d S t e l l e eeschlacliLet, das Fl eisch g e k o c h t , u n d dann auf g r o f s e n W a g e n in der S t a d t h e r u m g e f a h r e n u n d u n t e r dem N a m e n „Doss and Catt m»at" als N a h r u n g f ü r H u n d e u . s. w . v e r l a u f t . D i e L u i t i n d e r N ä h e d i e s e r A n s t a l t i s t , w i e zu e r w a r t e n , i m m e r i m h ö c h s t e n G r a d e v e r p e s t e t , u n d die Anstalt selbst b i e t e t e i n e n h ö c h s t m e r k « w ü r d i g e n und Schauder erregenden Anblick dar.
la eine Handlung von anderen in seinem Wohle •beeinträchtigt zu werden, ßo bleibt ihm nichts übrig, als darüber eine besondere Klage anzustellen. Die g e r i c h t l i c h e M e d i z i n anlangend, so sind die englischen Aerzte mit manchen «ler neueren in dem materiellen Theile dieser Doctrin gemachten Fortschritte noch völlig unbekannt geblieben. Namentlich kennen sie das, was die Deutschen hierin geleistet haben, entweder gar nicht, oder doch nur unvollständig aus französischen Uebersetzungen, •und diesem Mangel möchte auch wohl nicht eher abgeholfen werden, als bis die deutsche Sprache auf den englischen Schulen gelehrt wird, welches bisher noch so gut wie gar nicht der Fall gewesen ist. Eben so ist auch die Art ihrer Ausübung mancher Verbesserung bedürftig, die jedoch bei dem bestehenden Gerichts-Verfahren nicht leicht möchte eintreten können.' Eigene Physiker sind nicht vorhanden. Die voa der Gerichts-Behörde oder den Partheien aufgeforderten MedizinalPersonen werden nur als Zeugen verhört, und bei Untersuchungen an Todten findet der sogenannte Coroners Iru/uest statt (wenigstens in England, denn in Schottland fallt auch dieser weg). Der Coroner ist eine nicht ärztliche Person. In der City von London ist es der Lord-Mayor, vermöge seines Amtes. Er ruft eine Jury zusammen, die in der Regel aus zwölf Personen bestehet, und nöthigen Falls werden dann noch eine oder mehrere Medizinal-Personen hinzu'genommen. Die Jury untersucht den Hergang der Sache, der
13 Arzt giebt sein medizinisches Gutachten ab (mündlich, auf der Stelle, und nachdem er so viel untersucht hat, als er dazu erforderlich glaubt, was ganz von seiner Willkiihr abhängt), und hiernach thut dann die Jury ihren Ausspruch (Verdict), z. B.: Wilful rnurder, oder Death by accident, oder Death by the Visitation of God (!) — Ueber die medizinische Polizei allein, ist nur eine sehr -unvollständige Schrift vorhanden, von Robertson; sonst wird sie, wenigstens fragmentarisch, in den Schriften über Medical jurisprudence oder Forensic Medicine mit abgehandelt, Unter diesem Titel sind neuerdings bekanntlich zwei Schriften erschienen, die eine von P a r i s und F o n b l a n q u e , die andere vön S m i t h . Letzterer steht im Begriff, eine gerichtliche Toxikologie herauszugeben, so wie überhaupt die brittischen Aerzte, und namentlich C h r i s t i s o n in Edinburg, durch die Bearbeitung der Giftlehre vorerst Interesse für die gerichtliche Medizin zu erregen suchen.
1k
L o n d o n .
J ) i e Zahl der den Arzt interessirenden Anstalten in London ist so grofs, und ihre Einrichtung gröfstentheils so vortrefflich, dafs ein längeres Verweilen an diesem Orte, der mit Recht eine kleine W e l t genannt v/erden kann, nach meiner Ueberzeugung dem Aufenthalte in den kleineren Städten, die gewöhnlich von fremden Aerzten besucht werden, bei weitem vorzuziehen ist. Ich habe deshalb auch ganz vorzüglich die Medizinal-Anstalten Londons genau kennen zu lernen gesucht, und glaube dem Leser am besten zu genügen, wenn ich der Reihe nach einige Bemerkungen mittheile: 1) über die medizinische Topographie Londons ; 2) über die daselbst befindlichen Hospitäler und ähnlichen Anstalten; 3) über die Unterrichtsanstalten fiir Medizin und Chirurgie; 4) über die A r t , wie die Arzneikunde in London und in England überhaupt ausgeübt wird, über die in dieser Hinsicht bestehenden Vorschriften, Gebräuche U. f.W.y 5) über die gelehrten Gesellschaften, zur
i5 Förderung der Naturwissenschaften und Arzneikunda bestimmt j endlich 6) über die Sammlungen f ü r die A n a t o m i e des gesunden Baues, f ü r pathologische und vergleichende A n a t o m i e , f ü r Naturgeschichte u. s. w . I. Zur T o p o g r a p h i e von L o n d o n , b e s o n d e r s in m e d i z i n i s c h e r H i n s i c h t . D i e f ü n f T h e i l e , aus denen m a n London in medizinisch-topographischer Hinsicht z u sammengesetzt betrachten k a n n , namentlich das Ost-Ende der Stadt, die C i t y , das W e s t Ende, W e s t m i n s t e r und S o u t h w a r k (the East end of the town, the City, the West endy Westminster and theBorough of Southwarlc *)), unterscheiden sich von einander m e r k l i c h durch ihre L a g e , Bauart, E i n w o h n e r u. s. w . D i e vier zuerst genannten Theile liegen s ä m m t l i c h am nördlichen Ufer der T h e m s e , auf einem allmählig sich erhebenden, theils l e h m i gen, theils sandigen Boden j Southwarlc dagegen, a m südlichen Ufer der Themse gelegen, steht auf einem flachen, feuchten Marschboden, und hat eine bei w e i t e m niedrigere L a g e . In dem östlichen Ende der Stadt, w e l c h e s an die bewunderungswürdigen East-India, West-India und London Docks m i t ihren un*) In statutischer Hinsicht w i r d L o n d o n bekanntlich eing e t e i l t i n : i ) the city of London within the walls 2) the city of London without the walls (not including Southwark), 3) the city and liberties of Westminster 4 ) Out-parishes inMidlesex and Surrey, including Southwark , 5) Parishes not within the London bills of mortality, but forming part of the Metropolis.
i6 crmefslichen Waarenlagern grenzt, wohnen hauptsächlich Schiffer, Handwerker und andere Arbeitsleute, die mit dem Schiffbaue, Transporte der Waaren u. s. w. zu thun haben, und solche Kaufleute, die unmittelbar den auswärtigen Handel, die Versendung von Waaren und ihren Empfang besorgen. Es kommen hier daher häufig bedeutende mechanische Verletzungen vor, von denen, so wie von Krankheiten, welche Seefahrern eigen sind, das in diesem Theile der Stadt gelegene London Hospital immer zahlreiche Fälle darbietet. In der City ist die Bevölkerung übermafsig grofs; da der gröfste Theil des Handel oder Gewerbe treibenden Publikums sich hier zusammendrängt, so entsteht eine wahre Ueberfüllung, welche bei der hinzukommenden engen und krummen Beschaffenheit der Strafsen, der Reinlichkeit überhaupt und der Reinheit der Luft insbesondere nicht wenig Eintrag thut. Kranke von allen möglichen Arten sind deshalb wohl nirgends so häufig als hier, und das so ziemlich im Mittelpunkte der Stadt gelegene grofse Bartholomäus - Hospital ist kaum geräumig genug, um die Zahl der Hülfsbedürftigen zu fassen. Das West-Ende der Stadt, ihr schönster Theil, ist hei weitem regelmäfsiger gebaut, hat breite und gerade Strafsen mit vielen geräumigen Plätzen, und wird, abgesehen von den Besitzern der eleganten Kaufläden, hauptsächlich vom Adel und anderen wohlhabenden, von ihren Einkünften lebenden Personen bewohnt. Hier daher, so wie in Westminster, wel-
17 welches das Parlamentshaus und andere öffentliche Gebäude enthält, bieten sich die wenigsten Kranken der Beobachtung dar, und das Middlesex- sowohl, als das Westminsterund das Georgs-Hospital, stehen den übrigen deshalb an Frequenz bei weitem nach. Southwark endlich und der ganze Theil von London, welcher an dem südlichen Ufer der Themse liegt, hat einige Aehnlichlceit mit dem Ost-Ende der Stadt, und wird durchaus nur von Menschen bewohnt, die mit Handel und Schiffahrt zu thun haben. Aufserdem giebt es hier eine Menge Fabriken, Eisengießereien, Seifensiedereien, Färbereien, Hutfabriken, Brauereien u. s. w . , und durch die von manchen derselben sich verbreitenden Ausdünstungen, wird die Luft im hohen Grade verunreinigt, und dieser Theil der Stadt zu einem ungesunden Aufenthaltsorte gemacht; deshalb sind denn auch die beiden ansehnlichen, in der Borough gelegenen Hospitäler, das St. Thomas- und Guys-Hospital, mit einer Menge bedeutender Kranken stets angefüllt. Die Bevölkerung von London, welche im Jahre 1700 nur 674,000 betrug, hatte sich Anno 1800 auf 900,000 vermehrt, und gegenwärtig wird sie auf 12bis 1300,000 und darüber angegeben. Diese Berechnungen, so wie die Geburts-, Trauungs- und Sterbe-Listen, werden in einem bestimmten Umkreise angefertigt, welcher wohl mit dem Namen der Listen selbst: „Bills of mortality" bezeichnet wird *). *) Sie w u r d e n zuerst im J a h r e 1591 a n g e o r d n e t , um v o n den Verheerungen, w e l c h e die damals in L o n d o n hel l sehende Pest anrichtete, von deren Z u - oder A b n e h m e n
B
i8
Nach diesen Listen wurden vom 11. De. cember 1821 bis dahin 1822 in den 97 Kirchspielen innerhalb der Mauern getauft: 1083, begraben: l l 4 l . In den 17 Kirchspielen aufserhalb der Mauern, getauft: 5oi5, begraben: 3703. In den 23 äufseren Kirchspielen (Outparishes) in Middlesex und Surrey getauft: 12331, begraben: 9074. In den 10 Kirchspielen der Stadt und der Freiheiten von Westminster getauft: 4944, begraben: 4947. Ueberhaupt getauft wurden demnach: 23,373, wovon 11,968 männlichen und ll,4o5 weiblichen Geschlechts waren. Die Summe der Begrabenen beläuft sich auf: l8,865, worunter 9483 männliche und 9382 weibliche Individuen sich befanden*). Von diesen starben: unter z w e i Jahren . . zwischen 3 und 5 Jahren £ - 10 10 - 10 20 - 3o 3° - 40 4o - 5o 50 . 60 60 - 70 70 - 80 80 - 9° " 9 ° - 100
4605. so33. q32. 649. 1348. J95156a. 1224. 680. 104.
ti. s. w . , Kenntnifs zu erhalten. Nach dem Aufhören jener Krankheit w u r d e auch die Anfertigung der L i sten wieder unterlassen, bis sie Anno iGo3 von neuem befohlen w u r d e . I h r W e r t h , namentlich der der Ster. belisten, ist jedoch nicht grofs, wegen der Art, w i e sie angefertigt werden. Die Kirchenaufseher eines jeden Kirchspiels bestellen nämlich zwei alte W e i b e r , w e l c h e , w e n n sie die.Glocke hören, die jedesmal bei dem Tode eines Menschen geläutet w i r d , sich hinbegeben, den Leichnam untersuchen, und dann dem Kilster berichten, w o r a n der Mensch gestorben u. s. w. S. Strictures ort the uses and defects of parish registers and bills of mortality, with suggestions for improving and extending the system of parochial registry, by Dr. Burrows. London 1818. *) Vom 17. December 1823 bis zum 14. December 1824
19 von ioo Jahren •on 101 Jahren
.
.
.
1. i.
Die Zahl der Todesfälle war in diesem Jahre um 4 l 4 gröfser, als in dem vorigen. Die Krankheiten, an denen die Menschen gestorben waren, werden in den Listen folgendermaßen angegeben:
107 Abscesse 206 Apoplexie 633 Asthma B e d r i d d e n *) 1 Krebs 82 Kindbett '91 Schwindsucht 36o8 Convulsionen 2929 Croup 100 Diabetes 3 (Bauch) Wassersucht 851 Brustwassersucht 86 Gehirnwassersucht 324 Ruhr 4 Epilepsie 2 Hautausschläge 6 Rose oder St. A n t o n i u s feuer »7 Fieber no4 Tjrphui 17 Fisteln 6 Proilnvien 6 Gicht 41 TT
1
tï
1
Blutfliisse Keichhusten • Entzündungen Leberentzüudung Wahnsinn Gelbsucht * Masern Bland Altersschwäche Rheumaiismus Brüche Skrofeln Menschcnpocken Bräune Krämpfe Todtgeboren Stein Verstopfung » Plötzliche Todesfälle Zahnen • . Schwämmchen Lustseuche Würmer .
m
Summa
3i 757 i3O8 61 218 in 712 159 2001 8 44 7 6o4
5 55
667 16 16 220 472 102 7 5 18,577
Unter der Rubrik: Unglücksfälle (casualties) folgt dann noch: B e i n b r u c h (broken limbs) x Errtiordet 4 Verbrannt 18 E r d r ü c k t (overlaid) 1 Ertrunken • n3 Uebermäfsiges T r i n k e n 4 H i n g e r i c h t e t **) 8 Todtgefunden 6 K n o c h e n b r ü c h e (fractured) a D u r c h einen Sturz u n d v e r s c h i e d e n e andere Zufälle getödtet • 84
Vergiftet Verbrühet Selbstmörder Stranguliit Erstickt
Summa
3 7 33 1 3
288
w u r d e n dagegen i n L o n d o n u n d dessen W e i c h b i l d e a 5>758 M e n s c h e n g e b o r e n u n d 20,237 starben. *) E i n n i c h t s sagender A u s d r u c k der alten W e i b e r : B e t t lägngkeit.' **) In L o n d o n u n d d e r G r a f s c h a f t S u r r e y sind z w a r 24 B
2
20
Die Zahl der Hospitäler und Zufluchtsöfter für Kranke, Schwangere u. s. w. in London beträgt l ö bis 20^ aufserdem sind einige zwanzig Dispensaries vorhanden, welche die Bedürftigen mit ärztlicher Hülfe und Arzenei (auch in ihren Wohnungen) versehen j überdiefs mehr denn hundert verschiedene Anstalten zur Aufnahme von Alten und Schwachen, wo dieselben gekleidet und ernährt werden, und auch die etwa erforderliche ärztliche Hülfe erhalten. Endlich ist in jedem Kirchspiele ein Armenhaus vorhanden, zur Aufnahme solcher bedürftiger, gebrechlicher und lcranker Personen, welche sich für die grösseren Hospitäler nicht eignen, oder die hier wenigstens zunächst Hülfe nachsuchen und erhalten können. — Man hat berechnet, dafs täglich 00,000 Personen unentgeldliche ärztliche Hülfe und Arzenei erhalten, und dafs von diesen der dritte Theil in ihren Wohnungen besucht wird. In einem Umfange von acltf englischen Meilen, die Pauls - Kirche als Centrum angenommen, leisten den Bewohnern Londons (nach einer vor mir liegenden, im Jahre 1817 erschienenen .Liste) ärztliche Hälfe: 45 Fellows des Londoner Collegiums der Aerzte, 85 Licentiates desselben Collegiums, Summa 128. 70 Mitglieder des Collegiums der Wundärzte, welche nicht zugleich Apotheker sind. 900 Mitglieder desselben Collegiums, hingerichtet, aber n u r acht innerhalb der Bills t a l i t y begraben Word8«.
of mor»
2t welche zugleich Apotheker sind, und blo/se sogenannte Apotheker, oder General - Practitioners. Demnach ist oder w a r damals die Gesammtzahl des ärztlichen Personals 1098, so dafs also auf jeden etwas mehr als 1000 Einwohner kommen. Ueber den Gesundheitszustand Londons enthalten besonders die Aufsätze von Dr. H e b e r d e n (im vierten Bande der Transactions of the London
College of Physicians)
und
Sir
G i l b e r t B l a n e (im dritten Bande der Transactions
of the médical
and
chirurgical
So-
ciety) interessante Notizen. — Nacli letzterem sind die in London vorkommenden Krankheiten zu unterscheiden, in solche, welche die liöhere und mittlere Klasse der Bewohner befallen, und Gegenstand der Privat-Praxis sind, und in solche, von denen die niedere Klasso heimgesucht wird, und die man in den Hospitä* lern und anderen öffentlichen Anstalten sieht. Die vorherrschenden Krankheiten bei den höheren Klassen sind: Gicht, Dyspepsie und Leberleiden; die bei den niederen Klassen am häufigsten vorkommenden: anhaltende Fieber, Rheumatismen und Wassersuchten. Folgendes wird als das Verhältnifs angegeben, in welchem diese Krankheiten vorkommen: H ö h e r e Klassen. Niedere Klassen, rieher(nachlassende u . s . w . ) i von iaa. stirbt au F i e b e r n . Rheumatismen . . t 76, 1 von 5. Wassersucht . . . 1 79. 1 von i g . Anhaltende F i e b e r , 1 - 1 1 ^ . i des Ganzen, Gicht . . . . 1 26. Keine G i c h t . Magenleiden . . . 1 g. 1 von 55. Leberleiden . . . l 43. 1 v o n i 3 3 . A p o p l e x i e und Lülimuiig sind b e i beiden g l e i c h ; ebe« so auch die W e i b e x k r a n k h e i t e n .
22 Das Verhältnifs der Krankheiten beim weiblichen Geschlechte ist zu denen beim männlichen wie 2 zu 5. An Hautkrankheiten leiden Frauenzimmer häufiger. Bei den Männern aus den höheren Klassen kommen vorzüglich oft vor; Gicht, Lungenentzündung, Asthma, Rheumatismen und Lähmungen, vorzüglich Hemiplegie. Jährlich stirbt von der ganzen Bevölkerung. Was die Consumtion von Lebensmitteln in London betrifft, so werden im Durchschnitt jährlich verbraucht; l3o,OOO Ochsen, jeden im Durchschnitt zu 800 Pfund gerechnet. Ferner 80,000 Schaafe, jedes zu 8o Pfund, 27,000 Kälber, jedes zu 1^0 Pfund, und 27,000 Lämmer, jedes zu 6o Pfund gerechnet. Aufserdem 20,00Ö Schweine und Ferkel. Jedoch ist hierbei zu bemerken, dafs ein Theil der in Smithfield angekauften Ochsen für die Marine bestimmt ist. Ferner wird an Milch consumirt ungefähr 800,000 Gallonen; Früchte und Vegetabilien für 300,000 Pfund Sterling; Weitzen 900,000 Malter (Quarter, 8 Scheffel); Porter und Ale ungefähr 2,000,000 Tonnen, jede zu 36 Gallonen gerechnet; Branntweine verschiedener Art 11,200,000 Gallonen; Wein 65,000 Pipen; Butter 2 1 , 5 0 0 , 0 0 0 Pfund ; Käse 20,000,000 Pfund; Fische 120,000 Tonnen; endlich Geflügel für etwa 70,000 Pfund Sterling. Wild kömmt in sehr grofser Menge nach London; doch kann die Quantität, die davon consumirt wird, nicht angegeben werden, da es nicht öffentlich verkauft werden darf. Eine Erwähnung scheint mir noch zu
23 verdienen die Art, wie London mit dem zum Trinken, Kochen u. s. w . erforderlichen W a s ser versehen wird. E s ist dies, so wie überhaupt die meisten öffentlichen Anstalten, durchaus Privatunternehmen, und kommen dabei, aufser dem JVew River, besonders die South London Waterworks, die JLast London Waterworks, die West, Middlesex und Kent in Betracht. Das Wasser wird Waterworks durch diese, mittelst unter dem Strafsenpflaster hergehender eiserner Röhren, in alle verschiedene Theile der Stadt und in jedes einzelne Haus geleitet, und die Eigenthümer der Häuser haben dafür an die Unternehmer jener Wasserleitungen eine gewisse S u m m e zu bezahlen. Dabei befinden sich in kurzen Distanzen auf den Strafsen zu jenen Röhren führende Oeffnungen, in welche bei entstandener Feuersgefahr Schläuche eingeschroben werden können, so dafs sogleich und überall das zum Löschen erforderliche W a s s e r vorhanden ist *), Neben jenen Röhren laufen Canäle ( S e w e r s ) , zum Abführen des unreinen Wassers u, s. w. bestimmt, und andere Röhren, welche das zur Erleuchtuug dienende G a s in die Strafsen und einzelnen Häuser * ) Dieselbe V o r r i c h t u n g dient auch zur T i l g u n g de* S t a u bes auf den S t r a f s e n , w e l c h e r sonst unerträglich u n d der Gesundheit höchst n a c h t h e i l i g sein w ü r d e . E i g e n s dazu bestellte L e u t e öffnen j e n e R o h r e n , und l a s s e u m i t dem auiiliefsenden W a s s e r die Rinnsteine sich f ü l len. D u r c h vorgesteckte B r e t t e r w i r d das w e i t e r e Ab« fliefsen desselben v e r h i n d e r t , und nun init dazu passenden Schaufeln das Wassel' über den g e w ö l b t e n Fahrw e g g e s c h a u f e l t , von dem das überflüssige dünn leicht w i e d e r zuiiiekiliefst, S o gehen sie v o n Strafse zu Struf s e , u n d können i n kuxzei Z e i t eine gi'olse S t i e c k e bewässern.
24 führen. Dieses wird hauptsächlich in drei grofsen, in den Aufs entheilen der Stadt gelegenen Anstalten aus Steinkohlen bereitet; aufserdem aber bereiten verschiedene öffentliche Anstalten ihren Gasbedarf selbst, und zwar aus Oel, auf eine sehr einfache W e i s e , welche ich weiter unten noch zu erwähnen Gelegenheit haben werde. — Das häufige Schadhaftwerden jener mancherlei Röhren hat bisher ein öfteres Aufreifsen des Strafsenpflasters nöthig gemacht, und deshalb ist jetzt eine Gesellschaft
( S u b w a y Company)
zusammen-
getreten, welche im Sinne hat, unter ganz London unterirdische Gänge anzulegen, damit man so von unten, ohne das Pflaster aufzureifsen, an jenes Gefäfssystem. ankommen und es ausbessern könne. II. V o n d e n H o s p i t ä l e r n u n d ä h n l i c h e n An» stalten Londons.
Die Hospitäler Londons verdanken ihr Dasein gröfstentheils der Freigebigkeit und Mildthätigkeit von Privat - Personen j von solchen wurden sie gegründet, und mit einem grösseren oder geringeren Fond ausgestattet, wonach dann die Anzahl der aufzunehmenden Kranken bestimmt wurde. Durch zahlreiche Beiträge, auch von Seiten der Regierung, ist dann das Vermögen derselben allmälig vergröfsert worden, so dafs es gegenwärtig bei manchen sehr beträchtlich ist, und bedeutende Erweiterungen der Gebäude oder Firrichtung von ganz rieuen, so wie eine entsprechende Vermehrung der Krankenzahl da-
35 durch möglich geworden ist. Andere Hospitäler bestehen durch jährliche Beiträge vom mehreren Individuen, und durch gelegentliche Schenkungen und Vermächtnisse *). In einigen geschieht die Aufnahme, Verpflegung und Behandlung der Kranken unentgeldlich, in anderen mufs ein gewisser Satz dafür entrichtet werden. DieDirection eines jeden Hospitals, die Verwaltung seines Vermögens u. s. w., ist in der Hegel in den Händen einer dazu ernannten Committee, die aus einem Präsidenten, mehreren Vice-Präsidenten und einer Anzahl von Governors besteht j aufserdem hat gewöhnlich eine Person des höchsten Ranges das Patronat übernommen. Die Governors sind es entweder für ihre Lebenszeit, oder nur für ein oder mehrere Jahre, welches sich bei den meisten Wohlthätigkeits-Anstalten nach den Beiträgen richtet, welche sie zahlen. Danach haben sie denn auch das Recht, eine gröfsere oder geringere Anzahl von Kranken den A n stalten zuzuweisen, und werden diese in der Regel nur auf eine solche Empfehlung von einem der Governox^s und an einem bestimmten Wochentage aufgenommen. Ausgenommen hiervon sind jedoch alle plötzlichen Unglücksfälle, bei denen die Aufnahme sofort *)
A u c h jährlich gehaltene P r e d i g t e n , D i n e r s , Concerte, B a l l e u s. w . t r a g e n z u d e n E i n k ü n f t e n m a n c h er H o s pitäler und anderer W o h l t h ä t i g k e i t s -Anstalten bei. S. The annual subscription charities and public societies in London, or an account of the several Sermons, Dinners, Concerts, Balls and Meetings of every description, by which the different establishments of the Metropolis for charity or other purposes connected with the general welfare of society are supported. London, 1823.
26 und ohne weiteres geschieht. Bei einigen Hospitälern, die in Gegenden liegen, wo dergleichen Unglücksfalle vorzüglich oft vorkomm e n , ist hierauf besondere Rücksicht genommen. Jährlich finden ein oder mehrere Male Zusammenkünfte der Governors statt, in denen die Angelegenheiten der Anstalten verhandelt werden. Diese sind in der Regel von der Regierung als eigene Institute incorporirt worden, die verwaltenden Behörden haben die erforderlichen Rechte erhalten, und handeln so unter obrigkeitlicher Autorität. In einigen Hospitälern kömmt wöchentlich noch ein Ausschufs der Governors (House-Committee) zusammen, um das Nöthige zu revidiren und zweckmäfsige Anordnungen zu treffen, so w i e auch bei manchen eine eigene Committee of accounts besteht, welche die Geldangelegenheiten besorgt. Nicht weniger werden auch gewöhnlich besondere Visitors ernannt, welche zu unbestimmten Zeiten nachsehen und von etwa entdeckten Mängeln Anzeige machen. A u s dem Fond der Hospitäler erhalten dann die in denselben wohnenden und die Oekonomie unmittelbar besorgenden Personen, so w i e das ärztliche Personale, ihre Besoldung. Letzteres besteht aus Aerzten, Chirurgen und einem im Hause wohnenden Apotheker, welcher gewöhnlich zugleich die erste ärztliche In einigen oder chirurgische Hülfe leistet. Hospitälern ist hierzu auch ein besonderer House-Surgeon angestellt. Die Zahl der Aerzte, so wie die der Chirurgen, ist in den grösseren Hospitälern drei. Von diesen hat jeder eine bestimmte Abtheilung zu besorgen,
27 die er zweimal wöchentlich besucht, so dafs also z. B. der erste Arzt und Chirurg Montags und Donnerstags, der zweite Dienstags und Freitags, der dritte Mittwochs und Sonnabends nach dem Hospitale kömmt. In der Zwischenzeit, so wie am Sonntage, wird das etwa erforderliche von dem Apotheker oder Hauschirurgen besorgt, bei wichtigen Fällen auch wohl der an dem Tage das Hospital besuchende Arzt oder Wundarzt zn Rathe gezogen. Ein Tag in der Woche ist gewöhnlich zur Verrichtung der gröfseren und Aufschub gestattenden Operationen bestimmt, und in den meisten Hospitälern wird täglich zu einer bestimmten Zeit eine oft sehr grofse Anzahl von Out-Patients, welche sich in einem dazu eingerichteten Lokale einfinden, mit Arznei versehen, Von den Aerzten und Chirurgen hat in der Regel ein jeder eine Anzahl von Schülern ( P u p i l s ) , welche zumTheil als House-Pupils in dem Hospitale wohnen, bei der Visite gegenwärtig sind und die etwa erforderliche Assislenz leisten, welches insbesondere von denjenigen geschieht, welche sich als Assistenten bei den Chirurgen (Dressers to the surgeons) engagirt haben *). j.
Guys
^Hospital,
Liegt, wie schon bemerkt, in Southwark, und wurde Anuo 1723 von dem Buchhändler *) E i n «ein' a u s f ü h r l i c h e s W e r k Ober die H o s p i t ä l e r u n d andere W o h l t h ä l i g k e i t s - A u s t a l t e n In L o n d o n ist iin Jahre >814 v o n H i g h m o i e e r s c h i e n e n 1 Pietas Londivensii! the h i s t o r y , design and present state QJ thf V«» rious public charities in and near London, ß.
20 T h o m a s G u y gestiftet, dessen Andenken deshalb von den Londonern mit Recht hoch gefeiert wird. Das schöne Gebäude besteht der Hauptsache nach aus einem mittleren und zwei Seitengebäuden, in welchen 12 KrankenSäle mit etwa 400Betten sich befinden. Kranke jeglicher Art werden aufgenommen *), und beträgt nach einer Durchschnitts-Rechnung von zehn Jahren die Zahl der jährlich Aufgenommenen 2244, von denen 2014 entlassen wurden und 230 starben. Aufserdem werden jährlich etwa 3000 aufser dem Hause befindliche Kranke (Out-Patients) behandelt. Ein kleines Nebengebäude ist zur Aufnahme von 20 unheilbaren Irren bestimmt. Aerzte des Hospitals sind die Doctoren C h o l m e l e y , H a r r i s o n und B a c k Assistent-Arzt Dr. B r i g h t . Wundärzte sind A s t l e y C o o p e r , L u c a s und F o r s t e r , welcher letztere jedoch Alters halber seine Stelle nicht mehr versieht, und neuerlich durch den bisherigen AssistentWundarzt K e y ersetzt worden ist***). Key, ein Neffe von Sir A s t l e y , ist schon jetzt ein vorzüglicher Chirurg, und wird gewifs einmal einer der besten werden« A s t l e y C o o p e r selbst gilt allgemein für den geschicktesten Operateur, wogegen er an medizinischen Kennt* ) W e n i g s t e n s ist m i r nicht bell mint, dafs die eine oder andere Klasse von Kranken ausdrücklich ausgeschlossen s e i ; doch w e r d e n d i e j e n i g e n , f ü r welche eigene Hospitaler vorhanden s i n d , vorzugsweise nach diesen geschickt. So z. B . Pockenkranke nach dem Smallpox. hospital, venerische nach dem Lockhaspital, am T y p h u s und Scharlach leidende nach dem Fieberhospitale. * * ) A u c h A l e x a n d e r M a r c e t w a r Arzt am Guys - Hospitale. E r starb bekanntlich am iß, October 1822, Auch L u c a s ist j e t i t abgegangen, und an »eine Stelle E d w a r d M o r g a n gekommen.
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nissen und wissenschaftlicher Bildung dem J o h n A b e r n e t h y nachstehen mochte. Die Angelegenheiten des Hospitals werden von einer Committee, aus einem Präsidenten, einem Schatzmeister und 21 Governors bestehend, besorgt; diese sind durch eine Parlamentsakte incorporirt, und werden jährlich theilweise erneuert. Die Kranken werden in diesem, sp wie in dem ihm gegenüberliegenden Thomasspitale vortrefflich verpflegt» Jeder der Aerzte und Wundärzte besucht die in seiner Behandlung befindlichen zweimal wöchentlich. Freitags wird operirt, und habe ich hier Gelegenheit gehabt, eine grofse Anzahl der bedeutendsten Operationen von Cooper, L u c a s und Key verrichten zu sehen. Die Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit welcher sie verrichtet wurden, habe ich nicht genug bewundern können, so wie die von den Kranken dabei bewiesene Gleichgültigkeit, und die Stille und Ruhe, mit welcher Alles abgemacht wird. Es ist dieses so auffallend, dafs es gewifs keinem fremden Arzte entgehen wird. Auf besondere Instrumente geben die englischen Chirurgen wenig, und am wenigsten A. C o o p e r ; sie nehmen das erste beste, was zur Hand ist. Im Guys - Hospitale lebt noch der Mann (ein Deutscher), an welchem A. C o o p e r vor einigen Jahren die in den Med. chirurg. Transactions von ihm beschriebene Exstirpation einer enormen, auf dem Unterleibe sitzenden Fettgeschwulst vorgenommen hat. Er geniefst einer vollkommenen Gesundheit.
3o 3. S t . T h o m a t ' c
Hospital.
Ebenfalls in der Borough of Southwark, dem Guys-Hospitale gegenüber gelegen, und mit diesem auf mehrfache Weise verbunden. Es wurde im Jahre 1213 von Richard, Prior von Bermondsey, gegründet, späterhin, Anno l 5 5 l , bedeutend erweitert, und nachher noch zu verschiedenen Zeiten vergröfsert und verschönert *). E s umfafst vier geräumige viereckige Höfe j die den ersten umgebenden Gebäude enthalten Säle für weibliche Kranke j in denen des zweiten sind zwei Kapellen und die Wohnungen verschiedener Officianten; die Säle in den Gebäuden des dritten Hofes sind für männliche Kranke bestimmt, und a m vierten Hofe befindet sich die Bade-Anstalt, ein anatomisches Theater, die Apotheke u. s. w. Die Anzahl der Kranlcensäle beläuft sich auf l 8 , in denen ungefähr 485 Betten befindlich sind. Kranke jeder Art werden aufgenommen; jährlich im Durchschnitt 3 bis 4000, aufserdem etwa 5 bis 6000 aufser dem Hause behandelt. Im Jahre 1822 wurden geheilt und entlassen 10,002. lung blieben am Schlüsse des tients 4 4 2 , Out-Patients 352, *)
aufgenommen, In der BehandJahres: In-Pabegraben wur-
Im Jalire 1555 w u r d e es v o n K ' nig Eduard VI. m i t dem Christ-, B r i d e w e l l - , Bethlehem- und BartliolomeusHojpitale incorporirt. Diese heifsen deshalb au' h die f ü n f Koni gl. Hospitaler. (For the innocent and fatherlefs was provided Christ3-Mospitalt for the wounded and diseased St. Thomas and St. Bartholomew, and Jor the idle and vagabond Bridewell,)
3i den 193, sö dafs im Ganzen behandelt worden sind: 11,029- Aerzte des Hospitals sind gegenwärtig Dr.Elliotson*), Dr. R o b e r t W i l l i a m s und Dr. J o h n S c o t t . Die Aerzte kommen aber hier, wie überhaupt in England, bei weitem weniger in Betracht, als die Chirurgen. Als solche sind beim Thomasspitale angestellt: Trav e r s , G r e e n und T y r r e l l . — G r e e n ist ein besonders guter Operateur. T y r r e l l zeichnet sich aus durch die verwegene Kühnheit und Kaltblütigkeit, mit welcher er operirt. Ich sah von ihm die Eröffnung der Rückenmarks-Höhle verrichten, von welcher ich bereits in G r ä f e ' s und v . W a l ther's Journal eine kurze Nachricht mitgetheilt habe **). Diese Operation wurde bekanntlich zuerst von dem jüngeren (jetztverstorbenen) C l i n e verrichtet. (New England Journal of medicine and surgery. 18lö. IV. Nro. 1.) Bei einem 20 jährigen Manne waren hier durch einen Fall die Dornfortsätze des 7ten, 8ten und 9ten Rückenwirbels abgebrochen, so dafs das Rükkenmarlt dadurch gedrückt wurde und Lähmung entstanden war 5 C l i n e suchte durch Hinwegnehmen der Knochen den Druck zu entfernen und das Uebel zu heilen, auf ähnliche Weise, wie es beim Druck auf das Gehirn durch die Trepanation geschieht. Der Mensch starb aber am 19ten Tage. Das Prä • parat befindet sich in dem Museum des Thomasspitals. — Nach ähnlichen Grundsätzen ' ) Präsident einer kürzlich Phrenolosical - Society, * * ) Bd. 4. H e f t 3 .
auch i n L o n d o n errichteten
32 verfuhr nun in dem von mir beobachteten Falle Herr T y r r e l l . Ein etwa dreifsigjähriger Mann war von einem heftigen Schlage in den Rücken getroffen, und dadurch an den unteren Extremitäten gelähmt worden. Man glaubte einen Bruch der unteren Rückenwirbel zu fühlen, und hielt namentlich die Bogen des eilften und zwölften für verletzt. Es wurde daher am dritten Tage, nachdem der Unfall sich ereignet hatte, das Rückgrath in der bezeichneten Gegend blofs gelegt, und theils mit einer A r t Trephine, theils mit der Kettensäge und einer gewöhnlichen kurzen Säge, nahm man die Bogen der beiden genannten Wirbelbeine heraus. Der Kranke befand sich noch 4 bis 6 Tage nach der Operation ziemlich wohl und behauptete, mehr Gefühl in den unteren Extremitäten zu haben. Am achten Tage aber starb er. Bei der Sektion «eigten sich die Folgen einer Peritonitis, und es wurde behauptet, er sei an dieser gestorben, die mit der gemachten Operation in keiner Verbindung stehe. Ich bin jedoch überzeugt, dafs die Bauchfells-Entzündung theils durch die Operation wenigstens mit veranlafst worden ist, theils als die alleinige Ursache des Todes nicht betrachtet werden kann. Verbunden ist mit diesem Krankenhause eine medizinisch-chirurgische Schule, an deren Spitze Coo per und T r a v e r s stehen, und auf welche ich späterhin noch zurückkommen werde. Auch besitzt dasselbe, in Gemeinschaft mit dem Guys-Hospitale, eine vortreffliche Sammlung, besonders für pathologische Anatomie, welche A. C o o p e r beiden Spitä-
35 Spitälern geschenkt hat, Und bei welcher als Aufseher Mr. S o u t h angestellt ist. — Die hier studierenden jungen Chirurgen haben (wie es auch bei verschiedenen, anderen Hospitälern der Fall ist) eine medizinische Gesellschaft unter sich gestiftet, bei deren wöchentlich einmal statt findenden Zusammenkünften, auch die Lehrer nicht selten gegenwärtig sind. Die Gesellschaft hat einen Präsidenten und zwei Secretaire, welche die eingereichten Aufsätze vorlesen. Ueber diese, so wie über wichtige, im Hospitale vorgekommene Fälle, wird alsdann debattirt, mit einem Ernste und Anstände, wie es bei so jungen Leuten nicht gewöhnlich ist. Nicht selten habe ich in diesen Gesellschaften lange und wohldurchdachte Reden über wissenschaftliche Gegenstände aus dem Stegereife halten gehört, 3. St. B a r t h o l o m e WS - H o s p i t a l .
Liegt ziemlich in der Mitte der Stadt, bei Smithfield, wurde ungefähr im Jahre 1102 von R a h e r e gegründet, und gehörte ehemals zur Prione des St. Bartholomäus. Im Jahre l 5 3 l wurde es von Heinrich VIII. vergröfsert nnd incorporirt, und Anno 17^9 in seiner jetzigen Gestalt hergestellt. Es besteht aus vier grofsen Gebäuden, welche einen viereckigen Hofraum einschliefsen, von aufsen aber wenig sichtbar sind, da Privat-Häuser dieselben von allen Seiten umgeben. In dem einen Gebäude befinden sich die Wohnungen der Officianten, in den drei anderen sind die Krankensäle, mit ungefähr 420 Betten. Aerzte des Hospitals sind die Doctoren R o b e r t s , P o w e l l C
34 und I I a w o r t h } Wundärzte: J o h n A b e r n e t h y , J o h n V i n c e n t und W i l l i a m L a wr e n c e . Aufserdem sind noch drei AssistentWundärzte dabei angestellt, nemlich Eus e b i u s I j l o y d , H e n r y E a r l e und Edw a r d S t a n l e y . Die Zahl der jährlich hier behandelten Kranken beläuft sich auf 10 bis 12000 j namentlich lautet der Bericht vom Jahre 1822 folgendermafsen: Aufgenommen, geheiltu. entlassen wurden 99^9» Begraben wurden . . . . 277In der Cur blieben am Ende des Jahres In-Patients 484) o.7 Out-Patients 333 $ " ' So dafs demnach im ganzen Jahre behandelt wu rden . . . . 110Ö3. Unter den Wundärzten nimmt A b e r n e t h y einen sehr hohen Rang ein, und er ist es, der dem Hospitale hauptsächlich Ansehen verschafft. Auch V i n c e n t wird als Operateur sehr geschätzt, und L a w r e n c e hier näher zu bezeichnen,möchte wohl überflüssig sein. Nicht weniger ausgezeichnet sind die Assistent-Wundärzte, welche ja auch durch ihre Schriften im Auslande hinlänglich bekannt sind. Leider findet jedoch zwischen A b e r n e t h y und L a w r e n c e ein feindseliges Verhältnifs statt, indem Lelzterer, anscheinend wenigstens, sich sehr zum Materialismus hinneigt, und dieses ihm nicht nur heftige Angriffe von Seiten A b e r nethy's, sondern auch andere Unannehmlichkeiten zugezogen hat. (S. Lawrence's lecturcs on Physiology, Zoology and the Natural histnry of man. p. 1.) Zwischen den verschiedenen Ilo.spitälern Londons und den mit den
meisten von ihnen verbundenen medizinischchirurgischen Schulen findet überhaupt eine der Wissenschaft gewifs erspriefsliche Opposition und Rivalität Statt. Keine stehen einander aber mehr gegenüber, als die Schule der Borough (des St. Thomas- und G u y s - H o s pitals) und die des Bartholomäus-Spitales. Jede von der einen ausgehende L e h r e wird sogleich von der anderen einer scharfen Kritik unterworfen. Noch neuerlich hat sich dies wieder gezeigt bei den Streitigkeiten, welche über die Heilbarkeit oder Nichtheilbarkeit des Bruches des Schenkelbein-Halses innerhalb der Gelenkkapsel geführt worden sind. E a r l e und S t a n l e y sind hier gegen A s t l e y C o o p e r aufgetreten, und ich habe mit Vergnügen Stundenlangen Debatten und Untersuchungen beigewohnt, welche der so hoch stehende A s t l e y C o o p e r mit seinen bei weitem jüngeren Gegnern gepflogen h a t , ohne alle Animosität, nur die Wissenschaft i m A u g e behaltend, und nur die Ausmittelung der W a h r heit wünschend. Einfachheit im V e r f a h r e n , Beobachtung der Natur, Unterstützung ihrer Bemühungen zur Heilung der Krankheiten und Mangel an Operationssucht, sind Hauptzüge dieses Spitals, woraus denn leicht zu entnehmen ist, wie es sich mit der Schule des Thomas- und GuysHospitals verhält *). A b e r n e t h y hat, w i e
*) Eine e i g e n e k l e i n e Pharmacopoe (Pharmaeopoeia nosoto~ mii regnlii sancti Bartholomei) giebt die Arzneiformeln a n , w e l c h e im Bartholomeus - Spitale die gebiauchlicltsten sind.
C 2
36 sich schon nach seinen Schriften darüber erwarten l ä ß t , in dem Museum des Hospitals sine sehr interessante Sammlung von den verschiedenen krankhaften Geweben, die i m menschlichen Körper vorkommen, zusammengebracht. A u c h finden sich in dem Hospitale i m m e r eine Menge Kranker mit solchen liebeln, und höchst merkwürdige Fälle von Mark- und Blutschwämmen, die zum Beispiel gleichzeitig an verschiedenen Theilen des Körpers in Geschwülsten von aufserordentlichem Umfange erschienen waren, und mit sämmtlichen weichen Theilen auch die Knochen ergriffen hatten u. s. w . , habe ich hier zu sehen Gelegenheit gehabt. — In einem abgesonderten, neben dem Hospitale befindlichen Gebäude, werden die Vorlesungen gehalten, und hier ist auch die Sammlung von hauptsächlich pathologischen Präparaten aufgestellt. A u f beides -werde ich späterhin noch wieder zurückkommen. 4. L o n d o n -
Hospital.
Ist in dem östlichen Theile der Stadt, in Whitechapelroad, gelegen, und besteht, so w i e es gegenwärtig ist, seit 1759- Früher, seit 1740, existirte eine London infirmary, in Magdalenrow, Goodmansfields, aus welcher es hervorgegangen ist. E s ist hauptsächlich bestimmt für kranke und verwundete Seeleul e , Handwerker und Arbeitsleute, so wie für kranke W e i b e r und Kinder, wobei jedoch ausgeschlossen sind: Schwangere, Wahnsinnig e , Masern- und Pocken-Kranke, Krätzige, Venerische und solche, die an Phthisis con-
57 summata leiden. Das Hospital ist weniger reich dotirt, als die meisten übrigen, und wird vorzüglich durch freiwillige Beiträge unterhalten. Mit ihm verbunden ist eine eigene Gesellschaft, the Samaritern society, •welche den Kranken, den verstümmelt u.s.w. Entlassenen, diejenige Hülfe und Unterstützung gewährt, die ihnen das Hospital selbst nicht geben konnte. Nach dem vor mir liegenden Anniversary report vom Jahre 1822 sind überhaupt, seitdem die Anstalt gestiftet ist, 570,602 Kranke darin behandelt worden. Die Zahl der Betten beträgt 2^0, Folgendes ist die Nachweisung vom Jahre 1 8 2 1 : In-Patients waren im Hause am 1 . Januar . . . . 227 w u r d e n im Verlauf des Jahres aufgenommen 1912 blieben im Hospitale am 3 l . December 235 Entlassen w u r d e n und starben im V e r l a u f des Jahres 1842 Dringende Fälle von Verletzungen u. «. w , kamen vor 7 2 6 Out-'Pa t ients. I n die Bücher eingetragen sind, mit Einschlufs der als Out-Patients behandelten Verletzten u. s. w . So dafs demnach i m Ganzen behandelt worden sind
5422 7334
Die bei diesem Hospitale angestellten Aerzte sind: Dr. F r a m p t o n , Dr. R o b i n s o n und Dr. B i l l i n g s Wundärzte: Sir W i l l i a m B l i zard, Mr. H e a d i n g t o n und Mr. A n d r e w s . Täglich besucht ein Arzt und ein Wundarzt die Anstalt, mit Ausnahme der Sonntage, des stillen Freitags und des (ersten) Weihnachtstages. Aufser der Zeit vorkommende dringliche Fälle werden auch hier wieder von dem im Hospitale wohnenden Apotheker, so wie von den sogenannten Housepupils besorgt. (Diese Apotheker sind jedoch von den unsrigen sehr verschieden ••, es sind Aerzte, Chi-
38 rurgen und Apotheker zugleich, und meistens besitzen sie sehr gute Kenntnisse. Namentlich zeichnet sich der bei diesem Hospitale angestellte Mr. W a r d yortheilhaft aus, und ist vollkommen im Stande, bei den plötzlichen Unglücksfällen, die hier am Ufer der Themse, in der Nähe der East- und West-India, der London und Surrey Docks so häufig vorkommen, die zweckmäfsigste Hülfe zu leisten.) Unter dem ärztlichen Personale der Anstalt nimmt Sir W i l l i a m B l i z a r d die erste Stelle ein. Er ist einer der ältesten und ehrwürdigsten Chirurgen Londons, mit noch völlig jugendlicher Kraft, und hat besonders um das Huntersche Museum und das Collegium der Wundärzte, dessen Präsident er zurZeit meines Aufenthalts in London w a r , die gröfsten Verdienste. Auch in diesem Hospitale ist eine Sammlung für pathologische Anatomie vorhanden, zum Theil Eigenthum des Herrn H e a d i n g t o n , so wie auch mit ihm eine medizinisch - chirurgische Schule verbunden ist. 5. S t ,
George's-Hospital.
Liegt ganz am westlichen Ende der Stadt, bei Hydepark corner, und wurde Anno 1 7 3 5 auf Subscriptionen gegründet. Es ist eins der kleineren Hospitäler, aber schön gebauet, hat eine freie L a g e , und zeichnet sich auch im Jnnern durch die daselbst herrschende Reinlichkeit und Ordnung vortheilhaft aus. Es enthält ungefähr 270 Betten, und jährlich werden etwa 2 bis OOOO Kranke darin behandelt. Aerzte des Hospitals sind: Dr. P e a r s o n , Dr. N e v i n s o n , Dr. Y o u n g und Dr. C h a m b e r s ;
5g Wundärzte: Sir E v e r a r d Ho m e, J oIiri G u n n i n g , R o b e r t K e a t e und ß. C. Urod i e ; Assistent-Wundarzt G. E. E w b a n k . Die gröfste Zierde des Hospitals ist B r o d i e , eiu feiner, wissenschaftlich gebildeter, noch jugendlicher Mann, der jedoch als Physiologe in gröfserem Rufe steht, denn als Chirurg. Wenigstens ist er in seinen Operationen nicht besonders glücklich, wenn gleich er sie keinesweges mit Ungeschicklichkeit verrichtet. Sir E v e r a r d H ö m e seilte billig die chirurgische Praxis ganz aufgeben, da er wegen seiner Körperbeschaffenheit und wegen eines sehr hohen Grades von Kurzsichtigkeit sich sehr wenig zum Chirurgen eignet. Ich sah von ihm unter andern die Exstirpation eines Osteosteatoms verrichten, welches einem jungen Menschen von etwa 25 Jahren auf dem Kopfe safs, und zum Theil von den Schädelknochen abgesägt werden mufste. Eine ähnliche, aber bei weitem bedeutendere Operation, verrichtete er bekanntlich vor einigen Jahren bei einem Frauenzimmer. Ein Gypsabgufs von diesem, durch die enorme Geschwulst sehr entstellten Kopfe, so wie von demselben, nachdem die Geschwulst entfernt, und die Kranke glücklich geheilt war, befindet sich im Hunterschen MuseumIm Georgs - Hospitale kamen auch mehrere Fälle von Schornsteinfegerkrebs (Sootwart) vor. Hierbei entsteht gewöhnlich zuerst ein warzenähnlicher Auswuchs, welcher mehrere Monate, ja selbst Jahre lang, unverändert bleiben lonn. Dann fängt er an eine dünne scharfe Flüssigkeit abzusondern, wo-
ko durch die umgebende Haut excoriirt wifd, und worauf gewöhnlich eine wahre Exulceration mit Absonderung von scharfer Jauche und mit schwammigen Auswüchsen folgt. Späterhin werden auch die Hoden angegriffen -7 sie schwellen an, verhärten sich und gehen in Verscliwärung über. Die umgebende Haut, die Inguinal-Drüsen werden oft im gröfseren Umfange zerstört; endlich degeneriren auch die Samenstränge, und so erfolgt dann, bei versäumter Hülfe, der Tod. Jede Anwendung von Arzneimitteln ist bisher fruchtlos gewesen j nur allein der zeitige Gebrauch des Messers, womit alles Schadhafte weggenommen werden mufs, soll Hülfe geschafft haben. Uebrigens kömmt das Uebel in der Regel nur bei erwachsenen Personen von mehr als 50 Jahren vor. Der ältere E a r l e sah nur einen Fall bei einem Kinde unter acht Jahren, und dies wird als ein geringer Ersatz für die vielen Nachtheile betrachtet, welche die Verwendung von Kindern zum Reinigen der Kamine mit sich bringt. E a r l e d. V. sah den Schornsteinfegerkrebs auch am Handgelenke bei einem Gärtner, welcher alle Frühjahr viel mit Rufs zum Vertilgen der Schnecken zu thun hatte. Auch im Gesicht hat man das Uebel entstehen gesehen *). Noch will ich bei dieser Gelegenheit auf das Verfahren aufmerksam machen, welches B r o d i e zur Heilung von Krampfadern an *)
Zuerst liat es bekanntlich P o t t beichiieben. Neuerdings II. E a i l e , in den Medico-chirur», Transaet, Fol.
41 der Oberfläche des Körpers häufig mit Glück angewendet hat. Unter den verschiedenen, bei diesem Hebel gebräuchlichen Operations - Methoden hat man nämlich jetzt in England besonders vor der Unterbindung eine grofse Furcht bekommen. Man will danach häufig eine höchst gefährliche und selbst tödtliche Entzündung der Venen beobachtet haben, und betrachtet deshalb das B r o d i e s c h e Verfahren als eine höchst nützliche Verbesserung des bisherigen. Es hat z w a r allerdings Aehnlichkeit mit dem, was von anderen "Wundärzten schon früher bei diesem Uebel gethan worden ist, unterscheidet sich aber auch wieder in anderer Hinsicht davon. E r gebraucht dazu ein langes, schmales, etwas auf den Rücken gebogenes Messer *). Dieses sticht er, in der Gegend der varicösen Ausdehnung einer V e n e , auf der einen Seite derselben in die Haut ein, und führt es dicht unter der Haut und über der Vene bis zur anderen Seite derselben fort, und z w a r so, dafs die eine Fläche des Messers der Vene, die andere der Haut zugekehrt ist. Dann dreht er das Messer so, dafs dessen Schneide nach der Vene gerichtet ist, und nun schneidet er dieselbe, indem er das Messer wieder zurückzieht, durch. Die Haut über der Vene bleibt also unverletzt. Es entsteht in der Regel nur wenig Extravasat, uud dagegen eine adhäsive Entzündung, wodurch die Vene verschlossen wird **). *)
die Abbildung Fig. I«
**) S. Medico-chirurg,
Iransact.
Vol,
VII.
p. 199. Dassel-,
be Verfahren empfiehlt auch C a r m i c h a e l
im
sten
42
Eine Sammlung fur pathologische Anatomie ist im Georgs-Hospitale nicht angelegt. Eine medizinisch-chirurgische Schule ist zwar mit dem Hospitale verbunden, indessen werden die Vorlesungen in anderen Lokalen gehalten. N u r E v e r a r d H o m e hält in dem Hospitale jährlich zwölf unentgeldliche Vorlesungen, gewöhnlich über die wichtigsten chirurgischen Operationen. — Noch ist mit dem Georges-Hospital ein schönes Institut verbunden, nämlich eine Charity for convalescents,• ein Verein, von welchem die Reconvalescenten diejenige Unterstützung erhalten, welche ihnen beim Rücktritt in ihre früheren Verhältnisse am meisten Noth thut. 6.
Middlesex-Hospital.
Liegt in Charlesstreet mehr nördlich im West- Ende der Stadt, und wurde im Jahx-e 1745 auf Sübscriptionen gegründet. Das jetzige Gebäude steht seit 1705. Kranke jeder Art werden aufgenommen, und auch zur Aufnahme von verheiratheten Schwangeren ist ein eigenes Lokal vorhanden. Aufserdem ist noch eine Anstalt mit dem Hospitale verbunden, durch welche Gebärenden und Wöchnerinnen aufser dem Hause die erforderliche Hülfe geleistet wird, und überdies ist ein abgesonderter Theil des Hauses zur Verpflegung und Behandlung von Krebskranken bestimmt, welche Stiftung seit 1792 besteht, und von einem einzelnen Privatmanne herrührt. Von Bande der Transactions of the Kings and Queens Colle. ge of Physicians in Ireland.
kb
diesem ist auch unter Anderem festgesetzt worden, dafs alle etwa vorkommende merkwürdige Ereignisse, neu entdeckte Heilmittel gegen den Krebs u. s. w., dem Publikum mitgetheilt werden sollen. Die Zahl der Betten überhaupt beträgt l 5 o , und die Summe der jährlich behandelten Kranken ist etwa ÖOOO. Aerzte des Hauses sind: Dr. L a t h a m , Dr. S o u t h e j und Dr. M a c m i c h a e l ; W u n d ärzte: J o h n J o b e r n s , R i e h a r d C a r t w r i g i l t und C h a r l e f f B e l l . Aufser dem Apotheker ist bei diesem Hospitale noch ein eigner Hauschirurg angestellt, Mr. T h o m a s W o o d , so dafs f ü r schleunige Hülfsleistungen hier besser gesorgt ist, als in anderen ähnlichen Anstalten. S a m u e l M e r r i m a n ist der bei der Entbindungsanstalt angestellte Geburtshelfer, welchem eine, zur Besorgung der in ihren Wohnungen niederkommenden Schwangeren hinreichende Anzahl von Hebammen zu Gebote steht *). C h a r l e s B e l l kömmt unter dem ärztlichen Personale dieses Hospitals am meisten in Betrachtj jedoch ist sein Ruf im Auslande gröfser als in London. E r geht durchaus seinen eignen Gang, und steht mit den übrigen Wundärzten in wenig Verbindung, von denen manche seine grofse Schreibseligkeit ihm zum Vorwurf machen. Der Ruf eines englischen Arztes oder Wundarztes kann nicht durch Schreiben begründet werden, sondern nur *) E i n e im J a h r e i ß 2 i e r s c h i e n e n e Kleine Pharmacopoea nosocomii IVIiddlesexensis giebt die F o r m e l n a n , deven m a n sich h i e r g e w ö h n l i c h z u b e d i e n e n pflegt.
'A durch seine praktische Thätigkeit, wobei man auf genaue Untersuchungen des krankhaften Zustandes nach dem Tode und auf das Nichtbefangensein in theoretischen Ansichten den gröfsten Werth legt. Obgleich nun K a r l B e l l diesen Erfordernissen nicht ganz zu entsprechen scheint, so kann ihm doch auf der anderen Seite sein grofser "Werth als Lehrer nicht abgesprochen werden. Unter seiner Leitung befindet sich jetzt die berühmte Lehranstalt von Great Windmillstreet, in welcher früher W i l l i a m H u n t e r und C r u i k s h a n k , späterhin B a i l l i e lehrten. In demselben Lokale, in welchem ehemals das W i l l i a m H u n t ersehe Museum (jetzt in Glasgow) sich befand, hat nun B e l l eine Sammlung, vorzüglich für pathologische Anatomie, zu Stande gebracht, die zu den reichsten gehört, welche ich gesehen habe. Die anderen Aerzte und Chirurgen des Middlesex-Hospitals halten übrigens in diesem selbst Vorlesungen, so dafs sich also auch liier eine eigene medizinisch - chirurgische Schule befindet. 7.
Westminstar-Hospital.
Ist in Jamesstreet, Westminster, gelegen, und wurde Anno 1 7 1 9 a u f Subscriptionen gegründet. Es hat 1 1 0 Betten und ist für Kranke jeder Art bestimmt, wobei es jedoch der die Aufnahme besorgenden Behörde, wie auch in anderen Hospitälern, überlassen bleibt, solche auszuschliefsen, welche, ohne Nutzen davon zu ziehen, dem Hospitale nur zur Last fallen würden, wie z. B. an unheilbaren Bein-
45 beschwüren Leidende, im letzten Stadio der Lungensucht, oder schon in Agone Befindliche u. s. w. Die Zahl der jährlich in und aufser dem Hause behandelten Kranken beträgt gegen 2000. Aerzte dieses Hospitals sind: Sir G e o r g e T u t h i l l (der für einen guten Irrenarzt gilt), Dr. J. N. J o h n s o n und Dr. W . M. B o y t o n ; Wundärzte: W i l l i a m L y n n , A n t . W h i t e und Sir A n t h o n y C a r l i s l e j (dieser ist auch Professor der Anatomie bei der Königlichen Akademie der Künste). Assistent-Wundarzt ist G u t h r i e . Bei diesem Hospitale war auch ehemals Sir A l e x a n d e r C r i c h t o n angestellt. Zu den berühmten Krankenhäusern gehört übrigens das Westminster-Hospital nicht, so wie es auch eins der kleineren ist. 8.
F e v e r - H o s p i t a l ( s o n s t Conlagiout Institution'),
fever-
Liegt im Kirchspiele St« Pancras, im nordwestlichen Theile Londons, und ist eine neuere Anstalt, welche erst seit 1802 besteht. Di-. H a y g a r t h inChester machte vorzüglich auf die Nothwendigkeit besonderer Anstalten für ansteckende Fieberkranke aufmerksam, worauf denn auch in Manchester, Liverpool, Dublin, Waterford u. a. a. 0., so wie in Woolwich vom Dr. R o l l o , passende Maafsregeln ergriffen wurden. Das Londoner Fieber-Hospital ist nur zur Aufnahme von Typhus- und Scharlachfieber-Kranken bestimmt, welche ohne eines Scheins von einem der Vorsteher zu bedürfen, aufgenommen werden, sobald sie ein Arzt oder Praktiker (General Practitioner, Apo-
49 thecary) aus der Stadt hinschickt. Das Gebäude ist auch ganz zu diesem Zwecke geeignet ; es liegt hoch und frei, und ist in seinem Innern hinreichend geräumig, so dafs ich die reinste Luft darin gefunden habe. Ohne Zweifel ist es eine der wichtigsten Medizinal-Anstalten Londons, indem dadurch die weitere Verbreitung jener ansteckenden Krankheiten verhütet wird, die sonst gewifs im Innern der Stadt von Zeit zu Zeit grofse Verheerungen anrichten würden. Ordentliche Aerzte dieses Hospitals, bei welchem W i l l an und B a t e m a n waren, sind: Dr. C l e v e r l y und Dr. A r m s t r o ngj aufserordentlicher: Dr. S t a n g e r ; Assistent-Arzt: Dr M a c k e n z i e . — A r m s t r o n g ist der vorzüglichste unter ihnen, und kann als das Haupt einer eigenen Schule unter den Aerzten angesehen werden. Während nämlich die meisten Londoner Aerzte in ihrer Praxis so ziemlich einen glücklichen Mittelweg halten, und überhaupt keiner Schule anhängen, ja fast aller Theorie, •wenigstens allem Systemzwange entsagt zu haben scheinen, bemühet sich A r m s t r o n g , als Ursache fast aller Krankheiten entzündliche Vorgänge im Organismus nachzuweisen, und ist deshalb auch mit Blutlassen bis zur Verschwendung freigebig. Er kann gewissermaßen d e r B r o u s s a i s der Engländer genannt werden, nur dafs er, minder einseitig wie dieser, nicht überall entzündliche Zustände i n den e r s t e n W e g e n zu sehen glaubt. Nach ihm kommen in allen Theilen gleich häufig Erethismus, Congestion und Entzündung vor, und fast durchgeliends ist daher sein Verfall-
47 ren streng antiphlogistisch. Seine Ansichten sind auch bei uns bekannt durch seine beiden Schriften: Practical illustrations on Typhusfever und Practical illustrations on Scarletfever. — An der Spitze der anderen vorhin bezeichneten Londoner Aerzte, die einer rationellen Empirie huldigen, stand der nun verstorbene M a t h e w B a i l l i e , welcher vorzüglich zu den genauen und vielfachen pathologisch-anatomischen Untersuchungen, welche die Engländer jetzt betreiben, den Impuls gegeben zu haben scheint. — Aufserdem möchte ich noch eine dritte Klasse von Aerzten in England unterscheiden, welche nämlich, in Edinburg gebildet, den C u l l e n s c h e n Ansichten noch anhängen; diese Ansichten sind nun, da der Brownianismus sein nie sehr bedeutendes Ansehen wieder verloren hat, von Neuem geltend geworden, und können als die Edinburger Schule charakterisirend, betrachtet werden. Von jener Einseitigkeit im Verfahren abgesehen, hat übrigens A r m s t r o n g , sowohl in anderer Rücksicht, als auch insbesondere um das Fieber-Hospital, seine unleugbaren Verdienste. Die Reinlichkeit, welche er in der Anstalt eingeführt hat, ist exemplarisch, und hierdurch, so wie durch das von ihm angewandte kühlende Verfahren, wird gewifs die Bösartigkeit der hier behandelten Krankheiten in vielen Fällen bedeutend gemindert, wenn auch sein häufiges Blutlassen beim Typhus sowohl, als beim Scharlach, wenigstens überflüssig sein möchte.
48 y. Smallpos-Hospital for InoculaCion
('Bospital for the Smallpox, and for Vaccination at St, Pancras, Middlesex.)
Diese Anstalt wurde 1740 gegründet, und hat der ursprünglichen Bestimmung nach einen dreifachen Zweck: 1) ist sie bestimmt zur Aufnahme von natürlichen Pockenkranken. Die Zahl der bis zum Jahre 1822 aufgenommenen Kranken dieser Art beträgt 23,4492) Zur Einimpfung der Menschenpocken. Diese geschah um so häufiger, je mehr es sich zeigte, dafs der Verlauf der eingeimpften Menschen - Blattern gelinder war, als der der zufällig entstandenen. Von 1730 Personen, die binnen 9 Jahren (von l8o3 bis l 8 l l ) geimpft, und in das Hospital aufgenommen worden waren, war keiner gestorben, und von 10611 Personen, die man vom 1. Januar 1802 bis zum 5. Mai 1808 aufser dem Hause geimpft hatte, waren, den erhaltenen Nachrichten zufolge, nur 10 gestorben. Dagegen verhielt sich bei den zufällig von den Menschenpocken Ergriffenen die Sterblichkeit wie 1 zu 6. Seit der ge nannten Zeit sind aber aufser dem Hause keinem mehr die Menschenpocken eingeimpft worden. 3) Wurde im Jahre 1799 auch mit der Einimpfung der Kuhpocken der Anfang gemacht. Da die Inoculation der Menschenpocken früher so sehr empfohlen worden war, so konnte dieselbe auch, nachdem man sich von dem Nutzen der Vaccination überzeugt hatte, doch nicht sogleich gänzlich
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eingestellt werden. Es wurden jedoch nur noch in die Anstalt selbst aufgenommene Personen inoculirt, und aufser dem Hause nur Kinder, die zu jung waren, um aufgenommen zu werden. A c h t Jahre später wurde die Inoculation aufser dem Hause gänzlich abgeschafft, und Erwachsene, die mit Menschenpocken geimpft sein wollten, wurden unentgeldlich aufgenommen, so w i e Kinder mit ihren Müttern, wenn diese letzteren für ihren eigenen Unterhalt eine geringe Taxe erlegten. Nach und nach hat dann die Inoculation immer mehr abgenommen. Hierüber hat die House-Committee i m Jahre 1821 Folgendes berichtet, welches der Mittheilung hier nicht unwerth sein möchte: Aus dem Rapport der National-Impf-Anstalt *) vom 12. April 1821 erhellet, dafs im Verlauf des letzten Jahres i n den Kirchspielen innerhalb der Bills of mortality an Menichenpocken gestorben sind ygz Das Pockenhospital zu Paiicras nahm w ä h r e n d desselben Jahres l58 Blattern-Kranke i n den schlimmsten Stadien der Krankheit auf, von w e l c h e n starben 54 Summe der Todesfälle 826 Z u r E i n i m p f u n g der Menschenpocken in der Anstalt meldeten sich nur 8 Personen j dagegen w u r d e n aufser dem Hause vaccinirt 242* V o n der National - I m p f - A n s t a l t w u r d e n ferner m i t K u h p o c k e n - L y m p h e geimpft . . . . 6q55 S u m m e der Vaccinirten 9555
Durch die erwähnte Beschränkung der Einimpfung der Menschenpocken, heifst es ferner, ist das Verfahren unserer Anstalt nun in Einklang gebracht mit dem der National-ImpfAnstalt und der zwanzig angesehenen Mitglieder desKönigl. Collegiums der Wilndärzte, wel*) National vaccine establishment, w o v o n weiter unten.
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5o che kürzlich ihre Erklärung vom Jahre l 8 l 5 erneuert haben, der zufolge sie durchaus nicht mehr die Menschenpocken einimpfen, sondern die Vaccination auf jede mögliche Weise befördern wollen. Es mufs zwar allerdings zugestanden werden, dafs sowohl im Hospitale, als aufser demselben, gelegentlich Fälle von Menschenpokken nach geschehener Vaccination vorgekommen sind; allein immer war hier der Verlauf der Krankheit gelinder und kürzer, und die Gefahr geringer, als wenn keine Vaccination vorhergegangen war. Es existirt jedoch noch eine beklagenswerthe Quelle der Verbreitung der Menschenpocken, welche es sehr wünschenswerth macht, dafs eine mit der Freiheit des Volks vereinbare Abhülfe möge getroffen werden können. Wenn nämlich Personen aus den niederen Klassen von Menschenpocken ergriffen werden, so wird gewöhnlich zuerst irgend ein ärztlicher Prakti-
ker (medical practitioner)
hinzugelaufen, und
dieser kann, wenn er von Eigennutz geleitet w i r d , den Kranken in seiner Wohnung zurückhalten, so lange etwa, bis sich die Pusteln gefüllt haben, und er aus ihnen L y m phe zum Impfen entnehmen kann. Alsdann wird der Kranke ins Hospital geschickt, im letzten Zeiträume-der Krankheit, bei schon herannahendem Tode, und nachdem er zur weiteren Verbreitung dps Uebels, meist in den volkreichsten Theilen der Stadt, vielfache Gelegenheit gegeben hat. Ehe nicht den Aufsehern der Kirchspiele oder anderen Personen, die Vollmacht gegeben wird, solche
5l Häuser zu besuchen, uiid für die Fortschaffung der Kranken, so wie für die Reinigung der Betten u. s. w. Sorge zu tragen, wird es nicht möglich sein, hei aller Anstrengung, durch die Vaccination die Menschenblattern gänzlich auszurotten. — Dem erwähnten Berichte ist noch hinzugefügt eine Angabe der Todesfälle, welche in einem Zeiträume von Grenzen in der Stadt gezogen sind, innerhalb welcher nur Hülfe geleistet wird, da es unihunlich sein würde, ganz London in das Gebiet der Anstalt hineinzuziehen. Was die Anzahl der in einigen anderen Dispensaries behandelten Kranken betrifft, so beträgt diese im Durchschnitt jährlich: in dem ff^estminster general Dispensary, Gerrard-street y 8oho, etwa 5üOO; in dem Eastern Dispensary 1200 bis 1800; in dem Northern Dispensary 1200 u. s. w. In dem 1801 errichteten Bloomsbury Dispensary sind bis zum Jahre 1817, 20,359 Kranke behandelt worden. Zu den grösseren gehört auch das St. George's und St. James s Dispensary. — Bei der Seebade-Anstalt (ßeabathing Injirmary) befindet sich ein Hospital mit etwa 100 Betten, und sind in den letzten Jahren jährlich. etwa 300 Kranke in dasselbe aufgenommen. — Uebrigens ist hierbei noch zu bemerken, dafs, obgleich Dispensary eigentlich eine Anstalt bezeichnet, wo die Kranken in ihren Wohnungen besucht werden, und die, welche ausgehen können, sich zu einer bestimmten Zeit in dem Lokale der Anstalt einfinden, um hier bei dem Arzte sich Raths zu erholen, — Infirmary dagegen ein kleines Hospital, in welches aie Kranken aufgenommen werden, so wie es gewöhnlich mit den Parish J-f^orkhouses verbunden ist, dals, sage ich, doch auch beide Benennungen häufig proviiscue gebraucht werden. Hier möchte auch wohl der passendste Ort sein, noch eines anderen sehr vohllhatigen Vereins zu erwähnen, nämlich der Nee-
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dy parents and infants friend society. Dieselbe ist bestimmt, armen Frauen bei der Entbindung und nachher im Wochenbette, ßc wie auch ihren Kindern, die erforderliche Hülfe zu leisten. Eine Anzahl Geburtshelfer und Hebammen gehören dazu, -welche auf geschehene Requisition den Kreifsenden zu Hülfe kommen. Aufserdem erhält jede Schwangere ein Kästchen, in welchem enthalten ist, für sie: eine Bibel und vier andere kleine Erbauungsschriften (tracts), drei Betttücher und zwei Kissen-Ueberzüge; __ zwei Hemden und zwei Kamisöler, zwei Mützen und ein Schlafrock (long gownaufserdem noch eine gewisse Quantität Hafergrütze. Ferner für das Kind: zwei Hemden und zwei Mützen> zwei Decken und zwei Wickelbänder, zwei Nachtröcke, achtzehn Windeln und ein Stück Flanell. — Vier Wochen nach ihrer Entbindung müssen die Frauen diese Wäsche gereinigt und ausgebessert an die Anstalt zurückliefern. Aufserdem gehört noch hierher eine Anstalt (das Asylum for the recovery of health, New road), welche zur Aufnahme von solchen wohlhabenden Kranken bestimmt ist, die in ihren Wohnungen der nöthigen Pflege entbehren, Diese zahlen hier wöchentlich eine gewisse mafsige Summe, und erhalten dafür aufser der W'ohnung, auch Essen und Trinken, so wie die nöthige ärztliche und chirurgische Hülfe. Besonders für unverheir a t e t e Männer ist diese Anstalt von grofsem Nutzen. Arzt dabei ist Dr, V e t o h j Wundarzt|: B r o d i e . Sodann ist noch in Woolwich ein eignes
loó Hospital für Matrosen uud Seefahrer vorhanden, und zwar am Bord eines Schiffes, des Grampus. Auch dieses wird durch Privatpersonen unterstützt. Die Zahl der im Jahre 1822 in dasselbe aufgenommenen beträgt 788. Was ferner das Militair-Medizinal-Wesen betrifft, über welches ein Wort hier zu sagen, nicht am unrechten Orte sein dürfte, so ist Chef desselben bei der Army. Sir Jam e s M a c G r e g o r j bei der Navy: Dr. W e i r, tmd bei der Ordnance'. Dr. W e b b . Aufser den gröfseren Militair-Hospitälern, von denen eins der vorzüglichsten in Chatham errichtet ist, befindet sich, wie gewöhnlich, ein kleineres Regiments-Hospital bei jedem Regimente in dessen Caserne. Das Haupt-Hospital der Ordnance befindet sich in Woolwich, unter der unmittelbaren Direction des Dr. W e b b , und ist besonders schön eingerichtet. Durch die Güte des Herrn G u t h r i e erhielt ich die Instructions for the regulation of army hospitals and the concerns of the sick (in s,
F i g . 8.
255 gehen zwei Mauern nacli aufsen, in gleicher Richtung mit den Seiten - Mauern, und erstrecken sich bis zur äufseren Gränze des zur Anstalt gehörenden Flächenraums. Auf diese Weise ist der ganze kreisförmige Raum in vier grofse Plätze, gleich Quadranten, und in vier oblonge Höfe abgetheilt. Jeder Quadrant ist wieder in zwei gleiche Theile geschieden, durch eine Mauer, welche, -wie der Radius eines Zirkels, von dem Gebäude im Mittelpunkte nach der äufseren Umgebung hinläuft. So entstehen denn acht Hofräume von beträchtlicher Grofse, welche alle von den Zimmern des Aufsehers und der "Wärter im mittleren Gebäude übersehen werden liöunen. Diese Räume sind bestimmt fiir acht Klassen von Kranken, von verschiedenem Range und Geschlechte, welche entweder in dem gewöhnlichen Zustande von Irresein sich befinden, oder Reconvalescenten sind. Die vier anderen (an den äufseren Enden der Seitengebäude befindlichen) Höfe, welche nicht übersehen werden können, sind für solche Kranke, deren Beschaffenheit eine Gemeinschaft mit den übrigen nicht zuläfst, oder welche nur unter der besonderen Aufsicht eines Wärters herausgelassen werden können. Bei der inneren Einrichtung des Gebäudes ist ebenfalls Sorge dafür getragen, dafs die Zimmer, in welchen sich die Kranken gewöhnlich während des Tages aufhalten, ebenfalls von den Wärtern übersehen werden können. Jede Etage eines jeden Flügels bildet einen grofsen Saal oder Raum {Ward), in welchem auf der einen Seite eine Reihe
25k von Kammern, und auf der anderen Seite ein Corridor sich befindet. In jeder Etage der Anstalt befinden sich demnach kTF^ards, z w e i für Männer und zwei für Weiber. Die Corridors kommen in der Mitte zusammen, und zwischen , den beiden, welche zu den MännerAbtheilungen führen, so w i e zwischen denen, welche den Weiber-Abtheilungen angehören, ist ein Z i m m e r für den W ä r t e r angelegt, aus welchem demnach sowohl die Gallerieen, als auch die zwischen den beiden Flügeln befindlichen Hofräume übersehen werden können. Noch näher dem Mittelpunkte des Gebäudes befindet sich ein kreisförmiger Corridor, von welchem aus der Oberaufseher (Superintendant) nicht nur alle Gallerieen, sondern auch die neben den Keepers-Rooms gelegenen, gröfseren, zum Aufenthalt f ü r die Kranken am Tage bestimmten Z i m m e r (.Dayrooms) zu übersehen vermag. Aufser den bis jetzt erwähnten ff^ards sind dann noch vier andere in den, amäufseren Ende der vier Flügel befindlichen, einstöckigen Gebäuden vorhanden, bestimmt für Rasende von dem einen und anderen G e schlechte, und von höherem oder hiederem Range. Die Krankeh sind nun in dem Gebäude so Vfertheilt, dafs z w e i Flügel für die höheren Klassen, und z w e i f ü r die niederen bestimmt Sind. Bei beiden Abtheilungen befinden sich in dem einen Flügel die Männer, in dem anderen die W e i b e r , und z w a r in der ersten (unteren) Etage die Unheilbaren, (mit den Rasenden in der entfernten, am Ende eines
255 jeden Flügels befindlichen Abtheilung); ferner in der zweiten (mittleren) Etage die Reconvalescenten, und in der dritten (oberen) Etage diejenigen, welche sich in dem gewöhnlichen Zustande des I: reseins befinden. — Alle Theile des Hauses werden durch zwei im unteren Stock befindliche Feuer erwärmt; die sie umgebende und durch sie erhitzte Luft wird durch Kanäle in alle Theile des Gebäudes geleitet. Durch die Güte des Herrn Dr. K e n n e dy erhielt ich sämmtliche Berichte von dem Asylum seit seiner Eröffnung; aus dem vom Jahre 1&22 möge Folgendes hier eine Sttlle finden: A m ersten Januar ißaa befanden sich i m A s y l u r a ; 7 4 M ä n n e r . 47 W e i b e r . S u m m a 1 3 1 . Aufgenommen w n r d e n als neue Kranke i m L a u f e des Jahres • 51 — 5° — 81. 125Männer. 7 7 W e i b e r . SumniaSo?. Entlassen w u r d e n : Geheilt 26 Männer. 7 Weibel'. S u m m a 33. Gebessert 12 — 13 — — 2.5. A u f Verlangen - 1 3 — 12 — — 25. E s starben - - - 1 1 — a •—• — 13, Blieben demnach am 3 l . D e c e m b c r 1Q12 63 — 43 — — 106. 125 Männer. 77 W e i b e r . S u m m a 2 0 a .
Von den l o Todten starben am Fieber 3 , an Wassersucht an Entkräftung 2, an Schlagflufs oder Lähmung 6. — Von dem gröfsten Einflüsse auf das Gelingen der Kur zeigt© sich die bisherige Dauer des Wahnsinns. Vom 3o. Jüni 1 8 2 1 bis dahin 1822 wurden 2Q alte und 66 neue Fälle aufgenommen; bei diesen war der Erfolg folgender:
256 Alto Fälle wurden behandelt: männliche 16, davon geheilt 1. weibliche 13, — — o. Neue
£9.
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Fälle wurden behandelt: männliche 45,davong;el]eilt24: weibliche 21, — — 6.
66. 30. Arzt bei dem Glasgow Asylum ist Dr. Balm a n n o , ein Mann, welcher alle die geistigen und körperlichen Eigenschaften zu besitzen scheint, die zu einem solchen wichtigen und schwierigen Amte erforderlich sind. (Sein Vorgänger war D r . C l e g h o r n . ) Wundarzt ist W i l l i a m C u m i n . Ueberall herrscht die gröfste Ordnung und Reinlichkeit j auch werden die Kranken möglichst zur Arbeit angehalten. Unter den zur Heilung angewandten Apparaten befindet sich ein sehr einfach eingerichteter Drehstuhl, und ein anderer, durch welchen die darauf befindlichen Kranken in eine Bewegung, wie beim Reiten, versetzt werden. Ein eigenes Hospital für venerische Mädchen ('Lockhospital) ist ebenfalls in Glasgow vorhanden. Es steht vorzüglich unter der Leitung des Dr. B r o w n . Dieser und Dr. K i n g sind als Wundärzte dabei angestellt. Consultirender Arzt ist aufserdem Dr. Miliar. Im Jahre 1822 wurden 345 Kranke darin aufgenommen, von denen 300 geheilt entlassen wurden. Die Behandlung geschieht gröfstentheils mit Quecksilber, und scheint auffallend glücklicher zu sein, als die an anderen Orten ohne Quecksilber vorgenommene. — Auch ist ein Magdalen Asylum vorhanden, um die gefallenen Mädchen, die sich bessern wollen, aufzunehmen und zu beschäftigen. Seit
25 7 Seit 1801 besteht auch ein Dispensary in Glasgow, wo arme Kranke mit ärztlichem Rathe und Arzenei unentgeltich versehen, und von welchem aus sie in ihren Wohnungen behandelt werden. — Unter der Direktion der Faculty of Physicians and Surgeons ist auch eine Vaccine Institution errichtet, durch welche unentgeldliche Impfungen wöchentlich einmal vorgenommen werden» Im Jahre 1790 hat sich ferner eine Humane Society gebildet, zur Rettung von Scheintodten und in plötzliche Lebensgefahr Gerathenen. Sie hat ein, mit einem vollständigen Apparate versehenes Gebäude am Ufer des Clyde, wo die häufigsten Unglücksfalle sich zu ereignen pflegen. Ausgezeichnet durch die Nettigkeit der Einrichtung und die Zweckmäfsigkeit des Unterrichts, ist die Anstalt for the educution. of deaf and dumb. Sie wurde 1819 errichtet, und hat an Herrn A n d e r s o n einen sehr fähigen Lehrer. Die Kinder, welche aufgenommen werden sollen, dürfen nicht jünger als 7 , und nicht älter als 14 Jahre sein. Auch dürfen sie keinen Mangel an Verstandeskräften zeigen, und müssen entweder die Kuhpocken gehabt oder die Menschenblattern überstanden haben. Allgemeine Ausbildung ihres Geistes ist der Hauptzweck} nachher wird dafür gesorgt, dafs sie bei Handwerkern 11. s. w. in die Lehre kommen. In dem Hause befinden sich unter anderen mehrere kleine Druckerpressen, mit welchen die älteren Kinder ia den Freistunden beschäftigt werden, «ad wodurch sie der Anstalt eine R
258 nicht ganz unbedeutende Einnahme verschaffen'. Dem vor mir liegenden Berichte vom Jahre 1822 sind mehrere von den Kindern geschriebene Briefe beigefügt, welche die allmähligen und guten Fortschritte derselben auf eine interessante Weise darthun. Endlich sind hier noch zu nennen: das Town Hospital, worin arme und alte, schwächliche Personen aufgenommen werden. Auch wird eine grofse Anzahl von solchen Leuten aufser dem Hause unterstützt. Ferner Hutchisons Hospital, ebenfalls zur Unterstützung von alten und schwachen Personen beiderlei Geschlechts bestimmt. Auch ist eine Schule für arme Kinder damit verbunden. Das sehr zweckmäfsig eingerichtete öffentliche S c h l a c h t h a u s (Slaughterhouse), -so wie die öffentlichen W a s c h h ä u s e r , scheinen mir noch in Beziehung auf die medizinische Polizei bemerkenswerth. Die Aerzte und Chirurgen sind übrigens im Jahre l599 zusammen incorporirt worden, unter dem Namen der Faculty of Physicians and Surgeons. Es ist aber mehr ein gelehrter und zur wechselseitigen Unterstützung der Mitglieder bestimmter Verein, als dafs die Ausübung der Medizin und Chirurgie davon abhängig wäre, womit es sich vielmehr so verhält, wie in Edinburg und im übrigen Schottland.
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S o wie in anderer Hinsicht Dublin sieh in der letzten Zeit bedeutend gehoben hat, 50 ist es insbesondere für den Arzt und Chirurgen höchst interessant geworden. Ein reges Leben findet unter dem medizinischen Personale daselbst Statt j mehrere Museen sind angelegt worden und nehmen einen raschen Fortgangs die zahlreichen Hospitäler und mehrfachen Unterrichts-Anstalten bieten ergiebige Quellen der Belehrung dar, und an medizinischem Interesse dürfte daher Dublin ohne Zweifel nach London den ersten Rang einnehmen. Zuerst und hauptsächlich kömmt wohl die U n i v e r s i t ä t in Betracht. Diese ist wieder ziemlich auf dieselbe "Weise eingerichtet, wie die englischen Universitäten zu Oxford und Cambridge* Das dazu gehörende Personale bestehet aus einem Chancellor> einem Vice-Chancellor, einem Provost, sieben senior Fellows, achtzehn junior Fellows, und einer gewissen Anzahl von Professors und R 2
200
Lecturers. Unter diesen sind die den Arzt interessirenden: Dr. D a v e n p o r t , Professor dc-r Physik; Dr. F r a n c i s Bar leer, Professor der Chemie; Dr. W i l l i a m A l l m a n n , Professor der Botanik; Dr. W h i t l e y Stokes, Lecturer über Naturgeschichte; Dr. Jam e s M a c a r t n e y , Professor der Anatomie und Chirurgie; Dr. E d w a r d H i l l , Professor der praktischen Heilkunde. Ferner gehören zur Universität siebzig Scholars, nebst den Fellow Commoners, Pensioners und Sizars. — Die Scholars, Fellow Commoners, Pensioners und Sizars sind die lernenden, die Professors, die senior und junior Fellows die lehrenden Personen. Alle, mit Ausnahme des Kanzlers, Vice-Kanzlers und der meisten Professoren, wohnen in einem gemeinschaftlichen Gebäude, dem Trinity-College. Der Provost, die senior und junior Fellows haben bedeutende Einkünfte aus den Fonds des Collegiums; die Scholars erhalten fünf Jahre hindurch den Tisch der Pensioners, 12 Pfund Sterling jährlich, Wohnungen zur Hälfte des gewöhnlichen Preises, u. s. w. Die Zahl der Fellow Commoners und Pensioners ist unbestimmt; sie alle müssen sich einen der Fellows zum Tutor nehmen. Die Fellow Commoners tragen eine eigene Kleidung, essen mit den Fellows zusammen, und müssen doppelte Honorare bezahlen. Die Zahl der Sizars ist auf 50 bis 32 beschränkt; sie erhalten freien Unterhalt und Unterricht. — Die Honorare, welche die Fellow Commoners und Pensioners zu bezahlen haben, erhalten theäls ihre Tutors, theils das Collegium. Der
SJÖl Unterricht wird zum Theil privatim von diesen, zum Theil öffentlich durch die Vorlesungen der Professoren und Lecturers ertheilt, und zwar finden hier, wie auf den englischen Universitäten, vier College-Terms Statt. — Das Gebäude der Universität ist sehr ansehnlich; es umgiebt drei Squares {Parliament -Stuart, Library -Square und Botanybay). Aufser den Wohnungen für die Fellows und Studirenden, befinden sich darin mehrere grofse Säle (the Theatre, the Refectory u. s. w.)> eine Kirche, das naturhistorische Museum, das anatomische Theater mit der anatomischen Sammlung u. ß. w. In dem naturhistorischen Museum ist vorzüglich eine gute, systematisch geordnete Mineralien-Sammlung vorhanden. W l i i t l e y S t o k e s hat eine Beschreibung davon herausgegeben, unter dem Titel: A descriptive Catalogue of the Minerals in the systematic Collection of the Museum of Trinity College» Dublin, 1818. Es enthält die Sammlung 1204 Nummern, geordnet nach Jameson's System of Mineralogy. Was an zoologischen und anderen naturhistorischen Gegenständen in dem Museum sich befindet, ist von weniger Bedeutung. Das anatomische Museum ist zum Theil M a c a r t n e y ' s Eigenthum, und Dr. J a c o b als Prosector und Aufseher desselben privatim von ihm dabei angestellt. Ein grofser Theil der Präparate ist, wie ich schon früher bemerkt habe, in einer Auflösung von Alaun und Salpeter aufbewahrt, und sollen sie sich hierin sehr gut erhalten; namentlich soll ih
2öa re Farbe unverändert bleiben. Von den einzelnen Präparaten, welche mir besonders merkwürdig erschienen, will ich hier nur erwähnen: ein Skelett von ausserordentlicher Gröfse (7 Fufs 5 Zoll hoch) j ein anderes, bei welchem sämmtliche Gelenke anchylosirt und aufserdem zahlreiche Exostosen an mehreren Stellen entstanden sind; (zu beiden befinden sich ganz ähnliche Seitenstücke im H u n t e r sehen Museum zu London)*, ferner die Thierchen (kleine Medusen), denen Mac a r t n e y bekanntlich das Leuchten des Meeres zuschreibt (Philos. Transact. 1810) u. s. w. Dr. J a c o b beschäftigte sich eben während meiner Anwesenheit in Dublin mit wiederholten Untersuchungen über die von ihm angegebene eigene Haut im Auge, und steht im Begriff, hierüber, so wie über den Bau des Auges überhaupt, eine besondere Schrift herauszugeben *). Seine Art, Augenpräparate auf einer schwarzen Unterlage unter Glaskugeln aufzustellen, ¿scheint mir besonders zweckmässig. Aufser dem unter B r i n k l e y ' s Direktion stehenden astronomischen Observatorio, besitzt die Universität dann noch einen botanischen Garten, welcher jedoch an Reichthum und zweckmässiger Einrichtung, dem der Dublin Society zugehörenden und in der Nähe von Dublin, zu Glasnevin, gelegenen, nachzustehen scheint, — *) Bereits, erschienen ist von ihm »ine Abhandlung hier, über i a den Medico - chirur«. Transact, Fol. XII. P.II. Daselbst finden sich zwei Abbildungen von seinerHaut, die «in« beim Memaehez), die andere beim Scbaafe.
265 Von den zahlreichen anderweitigen wissenschaftlichen Anstalten, Hospitälern u. s. w., welche Dublin besitzt, glaube ich, dafs noch besonders folgende hier eine Erwähnung verdienen : l ) Das Lying - Hospital, die gröfste und schönste Anstalt dieser Art im brittischen Reiche. Sie existirt seit 1767, und kam durch die unermüdeten Anstrengungen des Dr. Mosse zu Stande. Das Gebäude zeichnet sich aus durch seine äufsere Pracht, wobei die innere Einrichtung so zweckmäfsig ist, als die Umstände es erlaubt haben; doch sind in den letzten Jahren oft Uebelstände dadurch herbeigeführt, dafs eine zu grofse Anzahl von Schwangeren hat aufgenommen werden müssen. Nach der vor mir liegenden Uebersicht sind vom Tage der Eröffnung an (den 8. December 1757) bis zum 5 l . Dccbr. 1822 überhaupt aufgenommen: 107,345 Schwangore. Von diesen haben, ohne entbunden zu sein, die Anstalt wieder verlassen 4764; entbunden sind dagegen 102,581. Knaben wurden geboren 54,425; Mädchen 49,720. In Summa 104,145 Kinder. Zwei und mehr Kinder gebaren 2099Frauen;, darunter kamen 24 Mal Drillinge und einmal Vierlinge vor. Todtgeboren wurden 6o52 Kinder; bald nach der Geburt starben 3202; Wöchnerinnen starben 115g. Daraus ergeben sich dann folgende Verhältnisse: Die geborenen Knaben verhalten sich zu den Mädchen wie 12 zu 11; die in der Anstalt gestorbenen Kinder zu den am Leben erhaltenen wie 1 zu 19; die lodtgeborenen Kinder zu den lebend geborenen wie 1
204 zu 17; die mehrfachen Geburten zu den einfachen wie 1 zu 4000; die gestorbenen Wöchnerinnen zu den am Leben erhaltenen wie 1 zu 89. Arzt und Geburtshelfer der Anstalt ist gegenwärtig Dr. P e n t l a n d , welcher zugleich Vorlesungen über Geburtshülfe hält. Ueberhaupt kann dieses Hospital gewissermafsen als zur Universität gehörend betrachtet werden, indem durch dasselbe dem bei der letzteren Statt findenden Mangel eines geburtshülflichen Unterrichts abgeholfen wird. Eine bedeutende Anzahl Studirender hört nicht nur bei P e n t l a n d Vorlesungen über Geburtshülfe, sondern •wir! auch von ihm zu** Praxis in dem Hospitale angeleitet, welches freilich nicht sehr vollkommen geschehen kann, da die Schwangeren nur erst kurze Zeit vor ihrer Niederkunft aufgenommen, und in der Regel schon acht Tage nach er wieder entlassen werden. Dessen ungeachtet müssen die Schüler bedeutende Summen für den Unterricht bezahlen. Sie sind theils internal, theils external\ jene bezahlen dem Arzte des Hauses jährlich 3o, diese 20 Guineen. Aufser den Studirenden werden übrigens auch Hebammen in der Anstalt unterrichtet. Mit dem Certificate versehen, welches ihnen nach bestandenem Examen ertheilt wird, sind sie dann zur Ausübung der Geburtshülfe berechtigt. —- Neben dem Hospitale befinden sich die ihm angehörenden Rotundaroomsy welche zu Concerten, Schauspielen u. s. w. benutzt werden, und eine nicht un-
265 bedeutende Summe Geldes der Anstalt bringen sollen. —
ein-
2) Sir Patrick Dun's Hospital, (the clini-
cal Hospital). Von Sir P a t r i c k D u n , einem berühmten Dubliner Arzte, wurde ein bedeutendes Capital zur Gründung von medizinischen Professuren bei dem Collegium der Aerzte hinterlassen. Dem Beschlüsse dieses ColPegiums zufolge wurden demnach drei Pi •ofessuren, namentlich eine der medizinischen Institutionen, eine andere der praktischen Heilkunde, und eine dritte der Materia medica gestiftet. Aufserdem erbauete man das hier in Rede stehende Hospital, und richtete es zur Aufnahme von 100 Kranken ein, von denen immer 30 zum klinischen Unterrichte benutzt werden« Eine Verbindung zwischen dieser Unterrichts-Anstalt und der Universität wurde hierauf hergestellt, so dafs die medizinischen Professoren von dieser, namentlich M a c a r t n e y , B a r k e r und A l l m a n n , ( H i l l lieset seines hohen Alters wegen nicht mehr), mit denen des Hospitals gemeinschaftlich den klinischen Unterricht ertheilen. Jeder leitet denselben ein Vierteljahr lang, so dafs also in jedem "Winter zwei daran Theil nehmen, und in drei Jahren die Reihe herumkömmt. Der jetzige Professor der Materia mediea ist Dr. C r a m p t o n , der der medizinischen Institutionen Dr. B o y ton, und der der praktischen Heilkunde Dr. Tu o m j . In einem Theile des Hospitals sind die grofsen Säle durch etwa bis zur Hälfte der Höhe hinaufgehende Scheidewände in meh~
266 rere Abteilungen getrennt worden, wodurch die Verbreitung ansteckender Effluvien u. s. w. am besten soll verhütet werden können. 3) The House of Recovery and Fever Hospitaly Corkstreet. Eine der schönsten und wohlthätigsten Anstalten Dublins. Im Jahre 1801 wurde ihre Errichtung beschlossen, und darüber bekannt gemacht; Some account of the origin and plan of an association, formed for the establishment of a house of recovery or fever hospital in the city of Dublin, with extracts shewing the necessity and utility of such an institution. 18o4 wurde die Anstalt eröffnet. Sie ist bestimmt zur Aufnahme von (ansteckenden) Fieberkranken, und hat besonders in den Jahren 1817, 18 und 19, wo der Typhus in Dublin epidemisch herrschte, sehr grofsen Nutzen gestiftet* Auch noch jetzt, wie früher, kömmt diese Krankheit in der sogenannten Liberty, einem niedrig und feucht gelegenen und von der ärmeren Volksklasse bewohnten Theile von Dublin, am südlichen Ufer der Liffey, sehr häufig vor, und eben hier ist deshalb auch das Fevershospital errichtet. Es besteht dasselbe aus vier Gebäuden 5 einem mittleren, den Oificianten zur Wohnung dienenden, zwei Seitengebäuden auf der einen Seite, in welchen die Kranken sich befinden,, und einem Seitengebäude auf der anderen Seite, in welches, die Reconvalescenten gebracht werden. Jährlich wird ein Bericht von der Anstalt bekannt gemacht, welcher zum Theil von einem der Aerzte verfasset und rein wissenschaftlichen Inhalts ist.
In. der ziemlich vollständigen Reihefolge der-
2Ö7 selben, welche ich besitze, finden sich manche interessante Notizen über die Ursachen, die Erscheinungen und den Verlauf des Typhus, über die bei demselben beobachteten kritischen Tage u. s. w. Es erhellet unter anderen daraus, dafs
im Jalire aufgenommen wurden 1804
4 ' 5 1024
1805 1806
I'2t>4 IIOO
1807 1808 1809
J071
-
»051 1774
1 8 1 0 1 8 1 1
1471
1812
2265
1 8 1 3 1 8 1 4
2627
I 8 i 5 1 8 1 6
" -
1820 182
1
2763 3^82
1 8 1 7 1818 1 8 1 9
2392 37S 9
7608 -
3873 2974 £975
wovon starben 29 67 io3 92 94 83 154 11 ¿ 166 i6i 143 187 >73 231 258 324 203 246
also im Durchschnitt. I von 14. 1 — 15. I — 12. 1 — 12. I — II. 1 — 13. I - Ilf. 1 — 13. I - 14. 1 - l6. 1 — 17. 1 — 20. I — 16. 1 — 16. 1 - 3"¡1 — 18. 1 — i5. 1 — 12.
Im Ganzen sind demnach bis zum Ende des Jahres 1Ö21, 44,118 Fieberkranke 111 das Hospital aufgenommen worden. Von diesen sind gestorben 2732, also im Durchschnitt etwa 1 von 163-. Das ärztliche Personale der Anstalt besteht aus sechs, permanenten und drei temporären Aerzten,, welche letztere im Nothfall requirirt werden. Jene sind die Doctoren F r a n c i s B a r k e r , W i l l i a m Stolcer, S a m u e l R o b i n s o n , J o h n O ' B r i e n , Ric h a r d G r a t t a n und P a t r i c k H a r k a n . Aufserdem ist noch ein Chirurg und Geburtshelfer dabei angestellt. Von den permanenten Aerzten haben abwechselnd drei den inneren. Dienst im Hause, und drei den. äußeren.
268 Dienst, welcher darin besteht, dafs sie alle Kranke, welche um Aufnahme in das Hospital bitten, zuvörderst untersuchen, und dann, wenn sie sich zur Aufnahme eigenen, ihren Transport nach der Anstalt veranlassen. Die Angehörigen des Kranken erhalten nach seiner Fortschaffung eine gedruckte Anweisung über das Verfahren, welches sie zu beobachten haben, um fernere Ansteckung durch die Betten, Wasche u. s. w. zu verhüten. — Bemerkenswerth ist noch die vortreffliche Waschanstalt in dem Hospitale. In dieser wii-d nämlich der bei weitem gröfste Theil der Arbeit durch eine Dampfmaschine verrichtet, so dafs nur zwei Menschen einen Tag in jeder Woche thätig zu sein brauchen, um die vollständigste Reinigung sämmtlicher in dem Hospitale gebrauchten Wäsche zu bewirken* Diese wird durch die Dampfmaschine rein gewaschen, ausgepreist, getrocknet, gerollt u. s. w. — Steeven's Hospital, so genannt nach dem Dr. S t e e v e n s , welcher zur Errichtung desselben ein bedeutendes Kapital hinterlassen hat. Es wurde 1733 eröffnet, ist bestimmt zur Aufnahme, sowohl von medizinischen, als chirurgischen Kranken *), und enthält etwa 200 Betten. Das Gebäude, welches einen viereckigen Hofraum umgiebt, zeichnet sich durch seine äufsere Schönheit, so wie durch seine zweckmässige innere Einrichtung aus. A u c h besitzt dies Hospital eine nicht unbe*)
Der gröfsere Theil der aufgenommenen Kraniien besteht jedoch aus chirurgischen.
26g deutende medizinische Bibliothek, welche Dr« E d w a r d W o r t h demselben vermacht hat. Arzt der Anstalt ist Dr. C r a m p t o n j dessen Assistent Dr. M a r s h . Visiting Surgeons sind Mr. P h i l i p p C r a m p t o n und Mr. P i e l e j Assistant Surgeons: A b r a h a m C o l l e s (ohne Zweifel der ausgezeichneteste Chirurg in Dublin) und S a m u e l W i l m o t . Resident Surgeon endlich ist Mr. C u s a c l c , und Jpothecary Mr. P l a n t . — C u s a c l c ist einer von den wenigen brittischen Chirurgen, welcher mit den medizinischen Anstalten Deutschlands ziemlich genau bekannt ist. Manche unter uns werden sich noch seines Besuches erinnern. The House of Industry ferner ist eine ausgedehnte Anstalt, welche aus mehreren Theilen besteht. Z u v ö r d e r s t und hauptsächlich ist es bestimmt zur Aufnahme von armen, altersschwachen und unheilbar gebrechlichen Personen von beiderlei Geschlecht. Aber auch jüngere Individuen, selbst Kinder, die sich arbeitslos herumtreiben, werden aufgenommen und auf verschiedene Weise beschäftigt. Aufserdem wird eine Anzahl von unheilbaren Irren in eigenen, bei dem Hause befindlichen Lunatic-cells aufbewahrt. — Z w e i t e n s gehört dazu das Hardwiek fever Hospital, ein kleines neben dem House of Industry belegenes Gebäude, für acute Kranke, von denen zur Zeit sich etwa 5o darin befinden. — D r i t t e n s das WTiitworth (chronic) Hospital, neben dem vorigen erbauet, und bestimmt zur Aufnahme derjenigen Personen aus dem House of Industry, welche
27Ö von chronischen Krankheiten befallen werden. Kranke der Art aus der Stadt, welche sonst auch hier aufgenommen wurden, sind jetzt ausgeschlossen. — V i e r t e n s das Richmond surgical Hospital, für chirurgische Kranke, welche in dem House of Industry vorkommen. Aufserdem können aber auch Kranke aus der Stadt aufgenommen werden, da die l3o Betten, welche sich in dem Hospitale befinden, von den Kranken des House of Industry nicht alle occupirt werden. Die Chirurgen der Anstalt suchen deshalb immer von den zahlreichen sich darbietenden Fällen die interessantesten aus, so dafs in diesem Hospitale fast beständig sehr merkwürdige Kranke sich befinden. Ueberhaupt sind diesem und dem Steevens's Hospital die Fortschritte hauptsächlich zu verdanken, welche die Chirurgie in der letzten Zeit in Irland gemacht hat. — Das Richmond surgical Hospital war ursprünglich ein Kloster, und ist deshalb auf eine seinem jetzigen Zwecke wenig entsprechende Weise eingerichtet. Durch die grofse Ordnung und Reinlichkeit aber, welche man beobachtet, werden die sonst daraus zu befürchtenden Nachtheile verhütet. Die zu Dublin schon seit längerer Zeit bestehende Trufs-Society for Ireland steht jetzt auch unter der Direktion dieses Hospitales. — F ü n f t e n s das Richmond lunatic Asylum. In die mit dem House of Industry verbundenen Lunatic cellsy von welchen oben die Rede war, werden nur Unheilbare aufgenommen j dieses Asylum dagegen ist zur Auf-
271 nähme von heilbaren Gemüthskranken bestimmt. DieZahl derselben beträgt im Durchschnitt 230. Fortwährende Beschäftigung •wird mit Recht als eins der wirksamsten Mittel zur Heilung der Wahnsinnigen betrachtet, und nicht nur die Weiber, sondern auch die Männer werden daher zu mannigfacher Arbeit mit Strenge angehalten. Der Erfolg soll auch überaus günstig sein; namentlich sind im Jahre 1820 von 25k Kranken 69 geheilt und 19 gebessert entlassen worden, und von diesen letzteren sollen nachher noch 10 völlig genesen sein. Der gröfsere Theil der aufgenommenen Irren sind Arme doch werden auch einige mäfsig bemittelte gegen Erlegung einer geringen Taxe zugelassen. Für wohlhabendere Gemüthskranlce sind Privat-Anstalten in der Nähe von Dublin vorhanden, namentlich eine zu Glasnevin, und eine andere bei Donybroolc, welche letztere, wie das Asylum zu York, von Quäkern unterhalten wird, und auch, wenigstens vorzugsweise, fiir Ouäker bestimmt ist. Aerzte bei diesen verschiedenen Theilen des House oflndustry sind: Dr. H u g h Ferguson, Dr. Dan. B r y an, Dr. J o h n Crampton und Dr. T h o m a s H e r b e r t Orpen, Chirurgen: Robert M. P i e l e , Chas. H. Todd (durch welchen vorzüglich das Richmond surgical Hospital seinen Ruhm erlangt hat) und R i c h a r d C a r m i c h a e l . Bei dem Richmond lunatic dsylum ist noch besonders als Arzt angestellt Dr. A l e x . J a c k s o n , und als Wundarzt Andr. J o h n s t o n .
272 Ein anderes bemerkenswerthes Hospital zu Dublin ist das Meath Hospital. Es war ursprünglich bestimmt zur Aufnahme der unbemittelten Kranken, welche in den Liberties des Earl of Meath wohnten. Jetzt aber werden arme Kranke aus allen Theilen von Dublin aufgenommen, und aufserdem ist mit dem Hospitale ein ansehnliches Dispensary verbunden, in welchem eine grofse Menge von Kranken, die in ihren Wohnungen bleiben, ärztlichen Rath und Arzeneien erhalten. Vor Kurzem ist ein ganz neues und schönes Gebäude für die Anstalt errichtet, mit 20 Betten für innere und 80 Betten für äufsere, chirurgische Kranke. Aerzte dabei sind: Dr. Stolces und Dr. G r a v e s , welcher letztere sich längere Zeit bei uns aufgehalten hat und mit der deutschen Medizin wohl bekannt ist. Unter den Chirurgen sind die bekanntesten Phil i p p C r a m p t o n und T h o m a s Hewson. The WTiitworth fever Hospital. Liegt am nördlichen Ende der Stadt, oder eigentlich schon aufserhalb derselben, in der Nähe von Drumcondra. Da das Feverhospital in Corkstreet von hier sehr Veit entfernt ist, so wurde im Jahre 1816 beschlossen, die hier in Rede stehende Anstalt für die Bewohner des nördlichen Theiles von Dublin und der nahe liegenden Dörfer zu errichten. Sie wurde 1818 eröffnet, und besteht allein durch freiwillige Beiträge. Aufgenommen werden Kranke, die an muthmafslich ansteckenden Fiehern leiden, und können deren zur Zeit 35 untergebracht werden. Bei -der Erbauung des Hauses ist vorzüglich auf die Erhaltung einer
275 einer reinen Lullt Rücksicht genommen worden. Es sind zu dem Ende in den Fußböden Röhren angebracht, welche sich mit dem einen Ende in die Zimmer, mit dem anderen nach aufsen öffnen, und mit ähnlichen in der Decke des Zimmers befindlichen Röhren correspondiren, so dafs hierdurch ein beständiger Luftzug unterhalten wird. Zu den Aerzten dieses Hospitals gehört unter anderen Dr. M o r g a n ; (nicht zu verwechseln mit Sir C h a r l e s M o r g a n , dem Manne der bekannten Lady M o r g a n , welcher ebenfalls Arzt ist). Während der letzten Typhus - Epidemie, welche besonders im Jahre 1818 zu Dublin herrschte, wurde die Errichtung von noch mehreren Fieber-Hospitälern noth wendig, zu welchen das Talbot Fever-Hospital gehörte ; eben so wurde in den meisten schön beste' henden, für Kranke anderer Art bestimmten Hospitälern, eine gewisse Anzahl von Betten ausschliefslich für Fieberkranke bestimmt Nach dem Aufhören der Epidemie wurden dann auch diese Vorkehrungen wieder aufgehoben. St. Patricks oder Swifts-Hospital. Der Stifter dieses Irrenhauses, des ersten in Irland, war J o n a t h a n S w i f t . Er vermachte 10,000 Pfund Sterling zur Errichtung desselben. Anno 1757 wurde die Anstalt eröffnet, zur Aufnahme von 5o Kranken. Nachher nahm man noch eine Erweiterung derselben vor, so dafs jetzt l 5 o bis 200 Kranke untergebracht werden können. Das Hospital besteht aus einem mittleren und zwei langen, S
parallel neben einander herlaufenden, drei Stock hohen Seitengebäuden. In jeder Etage derselben befindet sich ein langer Corridor, dein zur Seite die Kammern für die Wahnsinnigen angelegt sind. Die meisten von diesen, namentlich die nicht zahlenden, befinden sich in den Seitengebäuden. Aufserdem sind aber noch zwei Klassen von zahlenden Kranken vorhanden, die zum Theil in dem mittleren Gebäude sich aufhalten, welches sonst den Officianten der Anstalt zur Wohnung dient. Arzt des Hospitals ist Dr. J a m e s C l e g h o r n , (ein Neffe des berühmten)-7 Wundarzt, J. W . C u s a c k . Uebrigens scheint auf die Behandlung der Irren keine besondere Sorgfalt verwendet zu werden; sie scheinen fast ganz sich selbst überlassen zu sein, und als unheilbar betrachtet zu werden. Westmoreland Lockhospital. Wurde 1792 eröffnet, zur Aufnahme von männlichen sowohl, als weiblichen venerischen Kranken. Die Zahl der Betten betrug anfangs 500. Späterhin wurde die Anstalt nach einem anderen Orte verlegt, die Zahl der Betten auf l 5 o reducift, und festgesetzt, dafs nur weibliche Kranke aufgenommen werden sollten. (Für die männlichen wurde eine gewisse Anzahl von Betten im Steevens Hospital und im Richmond surgical Hospital eingeräumt.) Die Behandlung geschieht hauptsächlich durch Quecksilber. — Hiermit gewissermafsen in Verbindung steht die Lock-Penitentiary, in welche die aus dem Lock-Hospital entlassenen Frauenzimmer aufgenommen und beschäftigt werden, um wo möglich ihre Bes-
275 serung zu bewirken. Außerdem ist in Dublin auch ein Mandaten Asylum gestiftet, welches einen ähnlichen Zweck hat. Andere jedoch weniger bedeutend® Krankenhäuser, sind dann noch: The charitable Infirmary, die älteste Anstalt dieser Art, welche in Dublin exisljrt. Sie wurde im Jahre 1721 von sechs Wundärzten gestiftet, kann 5o Kranke aufnehmen, und zeichnet sich durch ihre gute Verwaltung vortheilhaft aus. ZweiAerzte und sechs Wundärzte aind dabei angestellt, von denen ich nur als die bekanntesten, S a m u e l W i l m o t , W i l l i a m W a l l a c e und den in einem besonderen Rufe stehenden J o h n K i r by nennen will. Auch ist ein Dispensary mit dem Hospitale verbunden. Mercer's Hospital. Wurde im Jahre 1734 von Mrs. M a r y M e r c e r gegründet, und enthielt Anfangs nur zehn Betten, die jedoch späterhin auf 5o vermehrt wurden. E* werden fast nur chirurgische Kranke aufgenommen, aufserdem aber Out-Patients in dem auch hier vorhandenen Dispensary mit der nöthigen Hülfe und Arzneien versehen* United Hospital of St. Mari and St. Anne. Cin kleines Hospital mit 10 Betten, 1808 errichtet. — Ansehnlich dagegen ist das damit in Verbindung stehende Dispensary, so wie auch täglich Kinder hier vaccinirt werden. St. Georges House of Recovery. Ist bestimmt zur Aufnahme von etwas wohlhabenderen Kranken, welche unentgeldlich ärztlichen Rath und Arzneien erhalten, dagegen S 2
':?-.
U78 iSto geimpft 4oßi. 1816 geimpft 6497. 181 > — 41571817 — 4S>9j8»S» — 516a. «818 — 408a»813 — 4968«819 — 4218>814 — 5685» »8a® — 7748. 1815 — 2984. Für die kranken Soldaten der Garnison zu Dublin ist ferner ein schönes Hospital vorhanden, in der Royal military Infirmary, Phoenixpark. Mit der Kaserne eines jeden Regiments ist überdies ein kleines RegimentsHospital verbunden, und nur diejenigen Kranken, welche sich für dieses nicht eignen, werden nach der gröfseren Royal Infirmary gebracht. Diese zeichnet sich aus durch ihre schone und gesunde Lage, und besteht aus einem mittleren und zwei Seiten-Gebäuden, welche drei Seiten eines viereckigen Hofraums umgeben. An der vierten steht ein abgesondertes Gebäude zur Aufnahme von solchen Kranken, die an ansteckenden Fiebern leiden j auch ist eine kleine für Gemütskranke bestimmte Abtheilung in dieser vorhanden. Arzt der Infirmary ist der Physician general Dr. C h e y n e , und Wundarzt der Surgeon general P h i l i p p C r a m p t o n . Beide sind auch ex officio Mitglieder des das Hospital dirigirenden Board of Commissioners, zu welchem auch der Director general of military hospitals and Chief of the army medical Departement, Dr. G e o r g e R e n n y , gehört. Eine dem Chelsea Hospital bei London ähnliche Anstalt ist das Royal Hospital, Kilmainham. Etwa 260 invalide Soldaten erhalten darin Wohnung, Kleidung und Nahrung. Aufserdem aber hat die Anstalt über
279 3000 Out-Pensioners, welche in Dublin und der Umgegend wohnen, und jährlich mit einer gewissen Summe Geldes unterstützt werden. Für gebrechliche, an unheilbaren Uebeln leidende Personen aus der ärmeren Volksklasse, ist ferner, abgesehen Ton dem schon erwähnten House of Industry, noch durch ein eigenes Hospital for Incurables gesorgt. Dieses ist für 100 invalide Personen eingerichtet j jedoch befinden sich darin gewöhnlich nur 60 bis 7°> beiderlei Geschlechts, da der Fond der Anstalt zur Unterhaltung von mehreren nicht hinreicht. — Einen ähnlichen Zweck hat das Simpsons Hospital, bestimmt zur Aufnahme von armen, altersschwachen, blinden und gichtischen Personen. Es wurde von G e o r g e S i m p s o n , einem Dubliner Kaufmanne, gestiftet. Dieser litt selbst an einem Augenübel und im hohen Grade an der' Gicht, wodurch er bewogen wurde, das Hospital für den genannten ¿ w e c k zu errichten. Es befinden sich darin etwa 5o Blinde und eben so viel durch die Gicht verkrüppelte Personen. — Dann gehört noch hieher das Old mens Asylum, in welchem etwa 20, über sechszig Jahr alte, unvermögende, früher aber in besseren Umständen gewesene Männer einen Zufluchtsort finden. — Das Asylum for aged and infirm'female servants, dient zur Aufnahme von' (etwa 3o) alten und schwachen weiblichen Dienstboten, und das House of Refuge bietet einen Zufluchtsort dar für junge Mädchen, welche in öil'entlichen Wohlthätiglceits-Anstalten auferzogen sind, und sich für den Augenblick aufser
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Dienst befinden. Die Bewohner Dublins wenden sich häufig an diese Anstalt, um gute Dienstboten zu erhalten. Für Blinde sind ferner, aufser Simpsons Hospital, noch zwei andere Anstalten in Dublin vorhanden: l ) Die Richmond national Institution for the instruction of the industrious blind. Wurde im Jahre 1809 eröffnet, und ist bestimmt, Blinde männlichen Geschlechts in verschiedenen Handwerken zu unterrichten, und sie zur Erwerbung ihres Unterhaltes in den Stand zu setzen. Sie lernen Körbe flechten, Netze machen, weben u. s. w. DieZahl der ganz in die Anstalt aufgenommenen beträgt gewöhnlich gegen 30; aufserdem aber setzen noch mehrere, welche früher in dem Hause wohnten, ihre Arbeit in demselben fort, und erhalten den Ertrag davon zu ihrem Unterhalte. a) Das Molineux Asylum. Bestehet seit l8l5, und dient zur Ergänzung des SimpsonHospitals und der Richmond Institution. In jenem werden nämlich, wie oben bemerkt worden, nur altersschwache blinde Männer aufgenommen und verpflegt, und in diesem nur jüngere Personen männlichen Geschlechts unterrichtet. Das Molineux Asylum vereinigt beide Zwecke, und ist für das weibliche Geschlecht bestimmt. Blinde Frauenzimmer, welche über 5o Jahre alt sind, werden darin verpflegt, und jüngere Blinde in allerlei Handarbeiten unterrichtet. Im Ganzen sind etwa 20 Personen in der Anstalt.
2)81 Auch für die Taubstummen ist gesorgt, durch die National Institution for the edu-
cation of deaf and dumb children
of the Poor
in Ireland, in Claremont bei Glasnevin, unweit Dublin; errichtet 1816. Nach einem früheren vergeblichen Versuche, kam diese Anstalt zu Stande, als Dr. O r p e r im Jahre 1816 in Dublin Vorlesungen hielt über den Unterricht der Taubstummen, und dabei einen taubstummen Knaben vorstellte, welcher in kurzer Zeit bedeutende Fortschritte gemacht hatte. Gegenwärtig sind in der Anstalt etwa 30 Knaben und 12 Mädchen. Zur Aufnahme erforderliche Requisite sind: Taubstummheit ohne Blödsinn, ein Alter zwischen 8 und l 5 Jahren, und das Ueberstandenhaben der Menschenpocken oder Kuhpocken. Aufser dem Unterrichte, welcher die Ausbildung des Verstandes überhaupt zum Zweck hat, werden die Kinder auch noch im Gartenbau und in mancherlei Handarbeiten unterrichtet. — Der Ober-Aufseher und erste Lehrer, Jos e p h H u m p h r e y s , hat aufserdem noch eine Privat-Anstalt für taubstumme Kinder von bemittelten Eltern, so wie für solche, welche nur an Fehlern der Sprache leiden j diese leben ganz in seiner Familie. Das Foundling Hospital wurde schon 1704 gegründet, besteht aber mit seiner jetzigen Einrichtung erst seit 177^» Seit dieser Zeit sind nur Kinder unter einem Jahre aufgenommen worden, und von diesen nur die kränklichen, einer besonderen ärztlichen und anderen Pflege bedürftigen, im Hause behalten. Alle übrigen werden eu Pflege-Eltern
28a auf das Land gegeben, und diese erhalten noch aufserordentliche Belohnungen, wenn sie die Kinder bis zu einem gewissen Alter gesund auferzogen haben. Die Zahl der jährlich aufgenommenen hat in diesen letzten 20 Jahren im Durchschnitt jährlich 2000 betragen. Gegenwärtig sind beinahe 1200 in der Anstalt, und zwischen 5 und 6000 auf dem Lande. Nachdem sie ein hinreichendes Alter erreicht haben, werden die Kinder bei Handwerkern in die Lehre gegeben. — Hier möchte denn auch wohl der passendste Ort sein, noch drei andere Anstalten für Kinder zu erwähnen, welche in Dublin existiren, nämlich: 1) The Hospital and Freeschool of King Charles II., commonly called the Blue-coat boys Hospital. Ist bestimmt zur Erziehung der Söhne von verarmten Dubliner Bürgern. Sie werden aufgenommen in einem Alter von 8 bis 12 Jahren, und ihre Anzahl beträgt jetzt nur 110, obgleich die Anstalt auf 1Ö0 bis 200 berechnet ist. Nach ihrer Entlassung aus dem Hause werden sie bei Kaufleuten, Handwerkern u. s. w. in die Lehre gegeben. 2) The Marine School, in welcher die Söhne, besonders die Waisen, von Seeleuten erzogen werden. Im Durchschnitt befinden sich l8o in der Anstalt. Sie werden späterhin entweder zum Seedienste gebraucht, oder bei Handwerkern untergebracht. 5) The female Orphon House. Wurde 1791 von den Frauen T i g h e und E s t e .gegründet. Es werden Waisenmädchen von 5 bis 10 Jahren darin aufgenommen, deren
283 Zahl etwa 1Ö0 beträgt. Es wird Unterricht ertheilt im Lesen, Schreiben, weiblichen Handarbeiten u. s. w., und besonders werden die Mädchen mit den Pflichten eines Dienstboten bekannt gemacht, so dais diese Anstalt zugleich ein sehr nützliches Dienstboten-Institut abgiebt. Auch mehrere Besserungs-Häuser (Penitentiaries, Houses of Correction') sind in Dublin vorhanden, unter denen die bedeutendsten sind: The Dublin Penitentiary, the Richmond general Penitentiary und the Penitentiary for young Criminals, Privat-Anstalten für weibliche Penitents sind: the Dublin female Penitentiary und the Bowstreet Asylum. Von dem Magdalen Asylum und der Lock Penitentiary ist schon früher die Rede gewesen. Besserung der Gefangenen und Büßenden ist in allen diesen Anstalten der Hauptzweck. Um seine Erreichung zu befördern, besteht seit l 8 l ö ein eigener Verein in Irland, unter dem Namen der Association for the improvement of prisons and prisondiscipline in Ireland. Für Hülfsbedürftige aller Art ist demnach reichlich gesorgt, und sowohl die Zahl der genannten Anstalten, als auch ihre treffliche Einrichtung sind ein redendes Zeugniis von dem Gemeinsinn und der Wohlthätigkeit von Irlands Bewohnern. Leider ist aber auch sehr grofs die Zahl der Bedürftigen in diesem „noble Island, for which God has done so much, and man so little." Nach den erwähnten Hospitälern und ähnlichen Anstalten kommen hier nun noch
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das College of Physicians, das College of Surgeons und die Apothecaries Hall in Betracht 5 und endlich wird noch die Royal Dublin Society eine besondere Erwähnung verdienen. Das College of Physicians wurde ursprünglich gegründet von K a r l II., nachher aber von W i l l i a m und M a r y ihm ein neuer Charter ertheilt, weshalb es auch den Namen führt: Kings and Queens College oj Physicians in Ireland. Es bestehet aus Fellows y Honorary Fellows und Licentiates. Von den ersteren werden ein Präsident, ein Vice-Präsident und vier Censoren erwählt. Das Collegium hat unter anderen das Recht, die Läden und Warenlager von allen Apothecaries, Chemists und Druggists zu visitiren, und nicht taugliche Waare, welche sie finden, zu vernichten. Vier Mitglieder des Collegiums sind eigens zu Inspectors of Apothecaries-Shops ernannt. Auch können alle, welche die Medizin ausüben, von ihm zum Examen vorgeladen werden. Im Fall des Nicht-Erscheinens giebt die Stiftungs-Urkunde dem Collegium das Recht, Geld- und selbst Gefängnifs-Strafen zu verhängen} dieses ist jedoch nie gesohehen, da die Urkunde nicht vom Parlamente bestätigt worden ist. Dagegen hat das Collegium das unbestreitbare Recht, die Namen der Nichterscheinenden öffentlich bekannt zu machen, welches eine noch gröfsere Strafe sein würde. Auch suchen alle, welche die Medizin ausüben wollen, Fellows oder Licentiates des Collegiums zu werden, weil sie dadurch ein grösseres
285 Ansehen erlangen. Die Zusammenkünfte des College finden in Sir Patrick Duns Hospital, dem sogenannten klinischen Hospitale, Statt, wie denn auch die Mitglieder desselben durch eine Parlamentsacte zu Guardians der School of Physic in Dublin ernannt worden sind. Diese School of Physic ist nichts Anderes, als die medizinische Fakultät, von "welcher schon oben die Rede gewesen ist. Sie Bteht theils unter der Direction des Trinity College, theils unter der des College of Physicians, und besteht aus den genannten sechs Professoren, von denen drei (der Anatomie, Chemie und Botanik) University Professors sind, die anderen drei aber (der praktischen Heilkunde, der Institutionen der Medizin und der Materia medica) dem Sir Patrick Dun's Hospitale angehören, und Kings Professors genannt werden. Letztere lesen in dem genannten Hospitale, erstere in der Universität; abgesehen, wie sich von selbst versteht, von den klinischen Vorlesungen, welche von sämmtlichen Professoren der Reihe nach in Sir Patrick Dun's Hospital gehalten werden. Um die Mitglieder des Collegiums näher mit einander zu verbinden, und die zwischen den Honorary Fellows, Fellows und Licentiates bestehende Trennung aufzuheben, ist dann noch ein anderer Verein gegründet worden, unter dem Namen: Association of Members of the Kings and Queen's College of Physicians in Ireland. Derselbe hält monatlich einmal eine Zusammenkunft in dem dazu bestimmten Lokale in College Green, und hat seine bisherigen Arbeiten dem ärzt-
206 lichen Publikum in vier Bänden von Transactionen vorgelegt. Das College of Surgeons ferner wurde im Jahre 178k gegründet, und besteht aus Members, Honorary Members und Licentiates. Jeder, der ein Mitglied dieser Corporation zu werden, und von ihr die Erlaubnifs zur Ausübung der Chirurgie zu erhalten wünscht, mufs, nachdem er zuvor in der klassischen Literatur examinirt worden ist, und fünf Jahre hindurch bei einem Senior Practitioner als Lehrling gedient hat, sich einer strengen Prüfung unterwerfen, und scheint man darin hier noch genauer zu verfahren, als in London, so wie sich überhaupt das Dubliner Collegium der »Vundärzte seit einiger Zeit durch sein thätiges Bestreben, gute Chirurgen zu bilden und die "Wissenschaft zu fördern, sehr ausgezeichnet hat *). Seit 1806 besitzt es ein schönes Gebäude in Stephens Green, in welchem die ihm zugehörenden Sammlungen aufgestellt sind, die Vorlesungen gehalten werden u. s. w. Es ist nämlich mit dem Collegium noch eine eigene School of Surgery verbunden, bei welcher folgende Personen angestellt sind: 1) A b r a h a m C o l l e s und C h a r l e s H. ») A u c h scheint, w i e schon früher bemerkt w o r d e n , die medizinische Polizei in mancher Hinsicht jetzt bester in I r l a n d , als in Groisbrittanien gehandhabt zu w e r den; wenigstens sind eigene State-Bhysicians ernannt: D r . J a m e s C l e g l i o r n und Dr. A l e x. J a c k s o n ; ein State-Surgeon t G e r a r d M a c k I i n, und ein S täte-Apothetary: G e o r g e K i e r n a n . A u c h sind Commissioners vorhanden for general Control and Correspondance and for the Superintending and Directing the Erection, Establishment and Regulation of Asylum's for the lunatic Poor in Ireland.
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Todd, für Anatomie, Physiologie und Chirurgie; 2) W h i t l e y S t o k e s , für praktische Heilkunde; 5) T h o m a s H e w s o n , für chirurgische Pharmacie; 4) A n d r e w J o h n ston, für Geburtshülfe und Weiber- und Kinder-Krankheiten, und 5) W a l t e r W a d e , für Botanik. — Aufserdem sind noch zwei Prosektoren angestellt, welchen besonders die Erhaltung und Förderung der anatomischen Sammlungen des Collegiums obliegt. Diese waren, während meiner Anwesenheit in Dublin, H a r r i s o n und S h e k e l t o n . Letzterer, welcher sich besonders durch seinen unermüdeten Eifer auszeichnete, ist jedoch leiderI seitdem gestorben, und zwar an den Folgen einer, bei einer Section erhaltenen Verletzung. Die Vorlesungen werden übrigens, mit Ausnahme der Botanik, nur im "Winter gehalten, und so wie von der Association of Members of the Kings and Queens College of Physicians Transactionen herausgegeben werden, so haben sich auch mehrere Mitglieder des College of Surgeons mit einander zur Herausgabe der Dublin Hospital Reports verbunden, von denen bekanntlich drei Bände erschienen sind, welche sich durch ihre Reichhaltigkeit und den Werth der darin mitgetheilten, besonders in den Dubliner Hospitälern gesammelten Erfahrungen, vortheilhaft auszeichnen. Das Collegium der Wundärzte besitzt zwei anatomische Museen; ein gröfseres, zum Studium für die Mitglieder des Collegiums und zur Förderung der Wissenschaft bestimmtes, und ein kleineres, welches bei den ana-
288 tomischen Vorlesungen benutzt wird. Beide befinden sich in dem Gebäude des College. Ersteres ist besonders durch die Bemühungen S h e k e l t o n s in kurzer Zeit sehr bedeutend geworden. Es befindet sich darin unter anderen der Uterus, welchen (theilweise wenigstens) J o h n s o n durch die Ligatur mit glücklichem Erfolge entfernt hat} ferner ein interessantes Präparat von allgemeiner Transposition der Brust- und Unterleibs-Eingeweidej Nerven der Hand, an welchen sich eine Menge von kleinen nadelknopfförmigen Auswüchsen befinden^ die beiden sonderbaren Aneurysmen der Aorta und Jliaca communis, welche S h e k e l t o n in den Dublin Hospital Reports, Vol. III.,' beschrieben und abgebildet hat} ein mehrere Monate alter, hart und trokken gewordener Foetus, in der Trompete von einer Frau angeblich 20 Jahre hindurch ohne sonderliche Beschwerden getragen} ein vorgefallener Uterus, dem Penis auffallend ähnlich geworden} zahlreiche Präparate von kranken Knochen, besonders von den das Hüftgelenk bildenden, worüber A b r a h a m C o l l e s im Begriff steht, seine Erfahrungen öffentlich mitzutheilen. In der kleineren, zum Unterricht dienenden Sammlung befinden sich unter anderen die Lungen eines Foetus, welche durch und durch mit Tuberkeln angefüllt sind; interessante Präparate von krankhaft entarteten Samenbläschen} ein Kehlkopf, dessen Epiglottis durch venerisches Uebel gänzlich verzehrt ist} die zerrissenen Harnblasen, von denen die Fälle in den Dublin Hospital Reports bekannt
28g kannt gemacht sind; eine eigene Degeneration einer Arterie in eine steatomatose Geschwulst, durch welche mitten hindurch ein Kanal für das Blut geht u. s. w. -Im Jahre 179 1 wurde auch eine Apothecaries-Hall in Dublin errichtet, in welcher stets die verschiedenen, Arzneimittel in bester Qualität vorräthig gehalten werden, so dafs sämmtliche Apotheker Dublins ihren Bedarf von hieraus beziehen können. Jeder der sich in Dublin als Apotheker niederlassen will, mufs sich einer Prüfung von den Direktoren der Apothecaries - Hall unterwerfen; auch werden in der Anstalt während des Sommers Vorlesungen über Chemie und Pharmacie von einem besonders dazu angestellten Lehrer, Mr. D o n o v a n , gehalten. Endlich ist noch die Royal Dublin Society for improving husbandry and other useful art.s eine vorzüglich bemerkenswerthe Anstalt. Sie steht unter dem Präsidio des Lord Lieutenant oflreland, und zählt an 5oo Mitglieder. Ihr Zweck ist: 1) Beförderung der Agricultur. Zu dem Ende werden Vorlesungen gehalten (über Botanik, Acker- und Gartenbau), Preisfragen aufgegeben u. s. w. Die Society besitzt einen vortrefflichen botanischen Garten zu Glasnevin, und hat den Dr. W a d e als Professor der Botanik angestellt. Dabei werden Zöglinge angenommen und im Gartenbau u. s. w. unterrichtet. 1) fct eine Anstalt für Thierarzneikunde damit verbunden. Mr. P e a l l hält Vorlesungen über die Krankheiten der Hausthiere und derei) Behandlung. T
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3) Wird Naturgeschichte, besonders Mineralogie, mit vielem Fleifse getrieben. Die Society kaufte im Jahre 1792 die Sammlung des Prof. L e s l t e in Marburg, welche dann von K i r w a n , und späterhin von dem jetzigen Prof. der Mineralogie, Sir C h a r l e s Gieseke, bedeutend vermehrt wurde. Von letzterem besonders durch Mineralien und andere naturhistorische Gegenstände, die er aus Grönland mitgebracht hat. Eine Uebersicht des Museums giebt der davon erschienene Catalogue of the subjects of natural history in the Museum of the Right honourable and honourable the Dublin Society, systematically arranged u. s. w. 4) Die Förderung der schönen Künste gehört ebenfalls zu den Zwekken der Gesellschaft. Sie besitzt eine Sammlung von antiken Statuen, Gypsabgiissen, Gemälden u. 8. w., und läfst Unterricht ertheilen in der Sculptur von Mr. S m i t h , im Landschaftmalen von Mr. B r o c a s , im Portraitmalen von Mr. W e s t , und im architektonischen Zeichnen von Mr. B a k e r . Endlich 5) ist auch für Unterricht in der Physik, Chemie und dem Bergbau gesorgt. Vorlesungen darüber werden gehalten von Mr. L y n c h , Mr. H i g g i n s und Mr. G r i f f i t h , und ein reicher chemischer und physikalischer Apparat ist Eigenthum der Society. — Das ihr gehörende Gebäude in Kildarestreet ist eins der schönsten Dublins, und ein würdiges Lokale für die darin aufbewahrten Kunstund Natur-Schätze.
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Nachträge. J ) i e neuerdings in Edinburg Statt gefundenen Verhandlungen, die Entwerfung neuer Statuten für die Ertheilung der medizinischen Doctor-Würde betreffend, sind jetzt beendigt, und glaube ich, dafs meinen Lesern die Mittheilung der nun bestehenden Gesetze nicht unwillkommen sein werde. E s sind folgende:
I. Nemo ad Doctoratus in Medicina gradum promoveatur, priusquam Quadriennium, in hac aut alia Academia, ubi alumni ad summos in Medicina honores promöveri soliti sunt, per sex saltern menses quotannis, Medicinae studio impendent; nisi 1. Qui jam evectus fuerit ad gradum Magistri artium in Academia quavis Scotia, vel ad parum gradum in alia Academia, opera quadriennium Uteris et artibus prius dedita, quam ad Medicinae Studium se contulerit. 1, Qui, praeter studia sua medica in Acaderniis, alio insuper anno, Nosocomium quoddam publicum, ubi aegri octoginta vel plures decumbcre solent, per sex saltern menses freT 2
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quentaverit, et curationi a Medicis et Chirurgis ibi institutae adfucrit. 5. Qui per spatium tmius saltern anni in re medica Exercitus vel Classis Britannicae, vel Societatis Mercaturas in India Orientali facientium, occupatusfuerit. — Illi autem, qui quamlibet ex his conditionibus absolverit, Gradum Doctoratus consegui liceat, postquam triennium in hac aut alia Academia, supra definita, Medicinae studio se dederit. II. Nemo Exerpitationes ad Gradum .Doctoratus capessendum suheat, qui non tes' timoniis idoneis ostendat Primo, Sequentibus quaS Scientia medica complectitur Disciplinis, sub Medicinae Professoribus in hac aut alia Academia supra definita, semel vel saepius se operam dedisse, scilicet: Anatomiae et Chirurgiae \ Chemiae I Materiae medicae et pharmaceuticaelper curriMedicinae theoreticae \culum sex Medicinae practicae 1 mensium. Rei obstetriciae, et morbis foemini&\ infantibusque propriis J Medicinae clinicae, scilicet cu-\per curricurationi aegrorum in nosocomiojlum sex menpublico decumbentium, a ProAsium, vel per fessoribus medicinae institutae J bina curricula et praelectionibus habitis de\ trium meniisdem aegris , ) sium duabus ex his vel pluribus singulis annisf et etiam Botanicae j per curriculum trium mensium.
293
Secundo, duabus saltern ex sequentibus etiam di&ciplinis (a seipso, prout sibi maxime converiiant, eligendis) in hac aut alia Academia supra definita se operam dedisse, scilicet : Anatomiae practicae Historiae naturali trium per curriculum Medicinae legali saltem mensium *). Chirurgiae clinicae Chirurgiae militari Ter ti ot praeter curriculum medicinae clinicae, iam praescriptum, alio insuper anno, per sex saltern menses, Nosocomium quoddam publicum hie aut alibi se frequentasse, ubi octoginta aegri decumbere solcnt, et curationi a Medicis vel Chirurgis ibi institutae adfuisse. III. Nemo Gradum Doctoratus conse(juatur, qui non unum saltern annum in Academia Edinburgena, modo iam praescripto, Medicinae studio impendent. IV. Quicunque honores Medicinae ambierit ante diem XXIVum Martii de Consilio suo Facultatis Medicae Decanum certiorem jaciat, et Uli tradat, 1. Autographum his verbis: „Ego, — gradum Doctoratus in Medicina ambiens, serio et sánete Medicinae Professoribus et almae Academiae Edinburgenae assevero, et hoc scripto meo testatum cupio, me unum et *) Medicinae autem cliniche et chirurgiae clinicae tlemque tempore operam dare non licebit.
uno
eo-
29^ vigesimum aetatis annum iam complevisse (ire/, si ita res se habuerit, ante dìem proximum solennem esse completurum), et me esse liberum, scilicet nullius Chirurgi, aut Pharmacopolae, aut alius cuiusvis artificii Magistri servitio addictum, ut Discipulum, Tironem, vel Ministrum, qualus anglice dicitur Apprentice. % Descriptionem studiorum suorum, tum in Literis et Artibus, tum etiam in Medicina, att/ue de his testimoniai 5, Dissertationem medicam inauguralem, a seipso lingua Latina compositam et concinne conscriptam, ut Professor aliquis, a Decano designandus, eam perlegat, et perlectae scriptam suam te.\ tificationem apponat. V. Antecjuam tentamini de re medica subjiciatur Candidatus, Facultati medicae conventu speciali et privato ostendat, se lingua latina iam satis esse doctum, quod si non ita sit, exercitationes pro Gradu Dodoratus, hac lingua praecipue peragendae, non habeantur Ì si autem Professoribus de hac re satisfaciat, tunc Quaestio, vel viva voce vel scripto, statim habenda est, de variis, quas Seientia medica complectitur discipliniss eo, ut nemini, nisi Scientia tum Literarum humaniorum, tum Medicinae probe imbuto, Candidatorum numero retineri liceat. VI. Si (¡/uis, hac Quaestione privatim habita, Candidatorum numero retineri dignus non existimabitur, duabus saltem ex supra dictis {Sect. II.) disciplinis, sub Medicinae
Professorlbus in hac aut alia Academia supra definita, iterum operarti det, antequam exercitationes iterum subeat. VII. Si Candidatus, quaestione privatim habita, promoveri vierebitur, illi statuti tradantur duae morborum historiae, cum quaestionibus subjunctis, ut commentis, lingua latina scriptis, illas illustret, Ids commoda responsa reddat; tum historias ita illustratas, una cum responsis suis, post decern dies Professorìbus proponentibus tradat, atque eadem die, W" Julii, coram Facultate medica defendat. V1IL Candidato, si, post primum periculum factum, probatus fuerit, Dissertationem suam inauguralem prelo subjicere liceat, nec tarnen imperetur; Dissertationis cuiusvis excusae quadraginta exemplaria Facultatis medicae Decano, die VI10 Julii, tradantur. IX. Si Candidatus iterum a Medicinae Facultate fuerit probatus, eiusdem Facultatis Decanus quae gesta fuerint Senatui Academico r enunci ahit ; cuius approbatione et auctoritate Candidatus Dissertationem suam in Comitiis academicis, die XT™Julii, lingua latina defendere, et, si excusa fuerit, edere jubeatur. Tum, si Senatui placuerit, laboris et studiorum praemium, summos in medicina honores, Gradum nempe Doctoratus, more solenni, XiT"° Julii, consequatur. X. Facultas Medica, quo iunior sit horum omnium solennitas, semper intra Ac.ademiae Pomo er in hora decima ante meridiem,
296 diebus supra diclls, conveniet; et si quis Candidatus, sine gravi causa, hora abfuerit statu• ta, occasione neglecta, huic, nec ad ultcriora pericula progredì, nec Graduili Doctoratus haç vice assequi, licebit. IVB. Haec sunt Statuta de studiist pro Gradu doctorali, omnium, qui postliac ad Medicinae Studium se conférant. Eorujn autern, qui annis l82Ò, 1826 aut 1827» honores in Medicina ambiant, studia et exercitationes, Statutis solfinnibus iam editis, dirigenda sunt.
Die Zahl der in Edinburg Medizin Studirenden betrug im Jahre 1020 — 21: j 5 k j 1821—22: 817; 1822 — 2 3 : 867 j 1825 — 2^: 870, und 1824—25: 905.
I m Anfange dieses Jahres ist abermals von dem National Vaccine Establishment ein officieller Bericht an den Staats-Sekretair P e e l abgestattet worden, welcher hier noch eine Stelle finden möge: „Die Wichtigkeit und der W e r t h dieser Anstalt, heilst es darin, werden täglich dadurch dargethan, dafs sie unverzüglich und zuverlässig allen Anforderungen entspricht, welche an sie gemacht werden, um Schutz zu erhalten gegen eine der schwersten Geifseln, die je das Menschengeschlecht, in der Gestalt von Krankheiten, heimgesucht haben.
297 Dem Charakter der niederen Volksklasse ist es eigentümlich, dafs sie sorglos und unthätig bleiben, so lange als die Stunde der Gefahr entfernt und ungewifs ist, und dagegen vielleicht über die Mafsen beunruhigt werden, wenn diese erscheint. Daher erhalten w i r , wenn man sich an uns wendet, gewöhnlich zugleich die Kunde, dafs in der Umgegend von den Menschenblattern grofse Verheerungen angerichtet werden, und die Gesuche um Hülfe sind deshalb dringend und eilig. Diese Bemerkungen finden besonders hier zu Lande ihre Anwendung. Aber man wendet sich an uns auch oft von aufserhalb, und selbst von Impf-Anstalten fremder Hauptstädte, wo es schwerer ist, eine gehörige Quantität von Lymphe vorräthig zu halten. Dabei geschehen die Anforderungen in der Ueberzeugung, dafs die von unserer Anstalt gelieferte Lymphe vorzüglich wirksam und acht sei. Glücklicherweise setzen uns die getroffenen Einrichtungen in den Stand, jedem Gesuche, wann und von woher es auch kommen möge, zu genügen, und so haben wir denn seit unserem letzten Berichte 77,800 Portionen {Ckarges) von Lymphe versandt. Es würde überflüssig sein, jetzt eine vergleichende Untersuchung über den Werth der Vaccination und Inoculation als Schutzmittel gegen die Menschcnpocken anzustellen j aber die Vorsteher der Anstalt haben sich bemühet, auszumitteln, in welchem Verhältnifs vaccinirte Personen nachher von den Menschenpocken befallen werden. Den Nachrich-
298 ten zufolge, welche wir von unseren Stationary Vaccinators in der Hauptstadt erhalten haben, scheint es, dafs nicht mehr als achtzehn von den achttausend im Durchschnitt jährlich vaccinirten Individuen der Anstekkung durch Menschenblattern ausgesetzt sind. Die Berichte von den Corresponding Vaccinators auf dem Lande sind allerdings weniger günstige aber wir haben dennoch vollen Grund anzunehmen, dafs die Zahl von denjenigen, welche nach der Vaccination noch die Menschenpocken bekommen, und diese leicht und ohne Gefahr überstehen, nicht gröfser ist, als die Anzahl derjenigen, welche in Folge der Inoculation sterben. Durch diese, wo sie noch viel geübt worden ist, kann man annehmen, dafs einer von dreihundert sein Leben eingebüfst hat. Aus den Bills of Mortality geht übrigens hervor, dafs innerhalb derselben 725 Personen in diesem Jahre an den Menschenpocken gestorben sind; dagegen ist uns kein Fall eines töd'tlichen Ausganges nach vorgenommener Vaccination bekannt geworden." London, am 12. Februar 1820. U n t e r z . I l e n r y H a i f o r d , P i a s , des K ô n i ç l . Colleg, d e r A e m c ; W i l l i a m N o r r i s , Präs. des K ö n i g l . C o l l e g . der W u n d ä r z t e ; W i l l i a m L y m i , Vice-Prasident. D r . Ma t o n , Dr. C h o l n i e l e y , Dr. W i l 1 i s und D r . W a r b u r t o n , Censoren de» K ö n i g l . Colleg. der A e r z t e . D r . H u e , Registrator.
299
1. Menschenpocken bei nicht Geschlitzten, in ihrer gröfsten Heftigkeit (C01 Jluent malignant) 3. 34»
5.
6. 7-
ia Men;» lienpocken bei nicht Geschützten, im zweiten Grade der Heftigkeit ( S i m p l e confluent) 46 Menschenpocken bei nicht Geschützten , im dritten Grade der Heftigkeit ( C o l i e r t n t ) 55 Menschenpocken bei nicht Geschützten , i n ihrer milden Form (Distinct) ' 35 Zusammen bei den nicht Geschützten 148 Mensch en pocken, zusammenfliefsend e , zusammenhängende und get r e n n t e , so nach der Vaccination vorkamen ( M o d i f i e d ) 45 Menschenpocken, so nach der inoculation vorkamen ( S e c o n d a r y ) a Ausschlags-Krankheiten, die nicht Menschenpocken waren 4 Summa • '99
Alter
der
im
13
Verhältnifs derGestovbenen in Hundert.
M c ? -(L>c O f S"» 4s
Davon star-l ben. I
C h a r a k t e r der K r a n k h e i t .
1
Klassen.
1
Uebersicht der in das Small-Pox Hospital im Jahre 182^ aufgenommenen Kranken.
ioo
27
59
'4
23
1
5
54
36
0
0
0
0
0 54
0 27
J a h r e 1824 a u f g e n o m m enen Kranken. 33 Unter sieben Jahren 57 «9 Zwischen sieben und vierzehn Jaha ren 15 Erwachsene 151 33 Summa 1J '99 5* Summa der im Jahre 1824 Vaccinirten 3324.
3oo Verbesserte
und neue c h i r u r g i s c h e Instrumente.
Diese rühren gröfstentheils von unserm Landgmanne, Herrn W e i f s in London, her. Mit den Eigenschaften genau bekannt, welche die Instrumente zu den verschiedenen Operationen besitzen müssen, verwendet er wirklich viel Zeit und Mühe darauf, um die gebräuchlichen zu verbessern, und andere neue, den Forderungen der Chirurgen entsprechende, zu verfertigen. Folgende möchten hier eine Erwähnung verdienen: 1) Ausdehnungs - Werkzeuge für die männliche und weibliche Harnröhre, hauptsächlich um in der Blase befindliche Steine durch die Harnröhre auszuziehen, und so des Steinschnittes überhoben zu sein. Die Abbildung, Fig. 9. a. b., zeigt das für die männliche Harnröhre bestimmte Instrument. Es wird geschlossen (wobei es die Gestalt eines Catheters hat) eingebracht j alsdann drehet man den Handgriff, und nun geht es vorn in drei Theile auseinander, wodurch die Harnröhre bis zu einem bedeutenden Umfange ausgedehnt werden kann. Alsdann wird mit dem bei uns schon länger bekannten Instrumente, zum Herausziehen kleiner Steine aus der Blase, in diese eingegangen, der Stein gefafst, und durch die erweiterte Harnröhre ausgezogen. Ich sah einen bejahrten Mann, Sir W . B., dem A s t l e y C o o p e r vor Kurzem einen 5k Gran schweren Stein von der Gröfse ei-
3oi ner kleinen Haselnuß auf diese Weise hexausgezogen hatte, ohne dafs eine mit Recht befürchtete Incontinenz des Urins oder sonst nachtheilige Folgen entstanden waren. Z u r Erweiterung der weiblichen Harnröhre ist bekanntlich schon vor längerer Zeit ein eigenes Instrument von A. C o o p e r gebraucht worden, welches er in den Medicochirurgical Transactions, Vol. XII. P. l., abgebildet und beschrieben h a t , woselbst auch die damit vorgenommenen Operationen erzählt sind. Neuerdings ist dies Instrument von W e i f s verändert und verbessert worden. Die Abbildung, Fig. 10, a. b., zeigt es i m geschlossenen und geöffneten Zustande. Im ersteren wird es eingebracht, und dann durch Umdrehen des aufsen an der Scheibe befindlichen Handgriffes, so weit als erforderlich ist, geöffnet, wobei die W e i t e der Entfernung beider A r m e von einander durch einen auf einem Zifferblatte sich drehenden Zeiger angedeutet wird. Z u m Ausziehen des Steins bedarf es dann nur einer gewöhnlichen Zange. A. C o o p e r , B r o d i e , G r e e n und andere haben vermittelst dieses Instrumentes Steine von dem Umfange einer Wallnufs und darüber aus der weiblichen Harnblase durch die Harnröhre ausgezogen. — Vergl. den Further account of the extraction of Calculi from the bladder, without the use of any cuttinff instrument, by Sir Astley Cooper, in den Med. chir. Trans., Vol. XII. P. 2. 2) Unter mehreren zur Ausdehnung des Mastdarms von W e i f s angegebenen Instru-
502 menten, wird dasjenige für das beste gehalten, wovon ich die Abbildung, Fig. 11. a. b.c., beigefugt habe. A zeigt das Gelenk, D die Blätter des Instruments, B C ist ein runder hölzerner Pflock, welcher, beim Einführen in den Mastdarm, in den von den Blättern des Instruments gebildeten Kanal gesteckt wird, damit das vordere Ende glatt und rund sei. Durch das Drehen des Handgriffs um «jine Achse können dann die Blätter beliebig weit von einander entfernt werden» Bei den, wie es scheint, in England häufiger als in anderen Ländern vorkommenden Krankheiten des Darmkanals, und besonders seines unteren Theiles, werden Instrumente dieser Art dort sehr häufig gebraucht. Aus dem Report from the select Committee on the state of the Penitentiary at Milbank findet man einen ausführlichen Auszug in dem Edinb. med. and surg. Journ., July und October l849 5 5
Todtgefunden . A11 Beinbrüchen ( f r a c tured) siarb . Durch Schreck , D u r c h einen Sturz und verschiedene andere Unglücksfalle .
*) Eigentlich wurden 10 innerhalb der Bills of hingerichtet, aber nur g als solche gemeldet.
II
5 1 1 ßß
Mortality
3o6 Ermordet w u r d e > An Verknüchei'ung de* Herzens starb . Vergiftet wurden . Verbrühet . . Erschossen , . Getauft w u r d e n ; Knaben 12,978. Mädchen 12,780. S u m m a 25,758.
i l 4 4 1
E r d r ü c k t (Smothered) Verhungert starb Erstickt Selbstmorde kamen v o r Summ«
5 5a 355
Begraben wurden: M ä n n l i c h e n Geschlechts 10,56.5, W e i b l i c h e n Geschlechts 9,672. S u m m a 20,257,
Davon s t a r b e n ! Jn einem Alter unter z w e i J a h r e n 6476. ' 1 2103. zwischen 3 und1 5 — 10 — 798. 5 20 — 764. 10 5o — 1296. 20 40 — 1444. 3o 50 — 180g. 4o 60 — 1742. 50 70 60 I7>580 1411. 70 593' 9° 80 100 90 , I. In einem Alter von 103 Jahren In einem Alter von 107 J a h r e n I. Abnahme der Todesfälle in diesem J a h r e ; 35o.
307
Erklärung der Abbildungen. Fig. l. B r o d i e's Messer zur Durchschneidung varicöser Venen. Fig. 2. JFater-Closet, wie es in der Derbyshire general Infirmary befindlich ist. A. Der Eingang. B. Eine Thür, welche bei C in ihren Angeln ruht. D. Eine hölzerne Scheidewand, von demselben Durchmesser, wie die Thür, und ebenfalls sich um C drehend, Indem man die Thür B vorwärts bewegt, wird, da sie den Raum genau ausfüllt, die in dem inneren Räume befindliche Luft vor ihr hergetrieben, und entweicht durch eine in der Decke, über dem Sitze E angebrachte Oeffnung. Die Thür wird fortbewegt bis F , wobei die hölzerne Scheidewand bis nach G gelangt. Kehrt man zurück, so mufs D, in der Richtung C G befindlich, wieder ganz zurückgeschoben werden, wobei sich in der Tlmr eine Klappe öffnet, um für die herausgetriebene Luft neue, reine hereinzulassen. Fig. 5. A1 e x an d e r's Messer, zum Durchschneiden des bei der Bildung des Hornhaut'
5o8 lappens nicht durchgeschnittenen Theiles der Cornea (des sogenannten bridle). Fig. k, 5 , 6 und 7. D a v i s's geburtshülfliche Instrumente. S. pag. 135. Fig. 8. Grundrifs vom Glasgow lunatic Asylum. — (Eine Ansicht des Gebäudes giebt die Titelvignette.) Fig. 9. Dilatatorium für die männliche Harnröhre, von W e i f s . Fig. 10. Desgleichen für die weibliche Harnröhre, von demselben. Fig. 11. Desgleichen für den Mastdarm, von demselben.
Druckfehler. Seite 263. Z. 6. Hospital,
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