Thomas Murners deutsche Schriften: Band 5 Die Geuchmat [Reprint 2020 ed.] 9783111534428, 9783111166353


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Thomas Murners deutsche Schriften: Band 5 Die Geuchmat [Reprint 2020 ed.]
 9783111534428, 9783111166353

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Kritische Gesamtausgaben

Elsässischer Schriftsteller des Mittelalters

und der Reformationszeit veröffentlicht

vom Wissenschaftlichen Institut der Elsaß-Lothringer

im Reiche a. d. Universität Frankfurt a. Rl.

Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke herausgegeben unter Mitarbeit von

G.Sebermeyer, L. Fuchs, p. Merker, v. Michels, M. Pfeiffer-Lelli und M. Spanier von

Franz Schultz Land V

1931

Walter de Gruyter & do. vormals G. j. Göschen'sche Verlagshandlung • 3- (Buttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl 3- Trübner • Veit & domp.

Berlin und Leipzig

Wms Murntr Die Geuchmat

I)erausgegeben

von

Eduard Fuchs

Walter de Gruyter & do. vormals (6. j. Göschen'sche Verlagshandlung • 3- (Buttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl 3- Uriibner . Veit L domp.

Berlin und Leipzig

Dem Andenken meines Vaters!

Nemo Deo charisque Parentibus atque Magistris

Praemia pro meritis digna referre potest. Johann (Zeorg Seybolö, Sclectiora Adagia latino-germanica,

Nürnberg 1677, 5. 2^.

Vorwort. Im Lagerkatalog 745 des Antiquariates Joseph Baer & (£0. Frankfurt a. HL, wird die „Geuchmat" auf 5. 95 als die „fitten­ geschichtlich interessanteste Dichtung Murners" bezeichnet. Wenn man das Gebiet, das der Franziskaner in diesem Werke behandelt, im Auge hat, mag diese Behauptung wohl richtig sein. Die reiche Fülle der Themen, die in der „Narrenbeschwörnng" und „ Schelmenznnft" angeschlagen werden, hat jedoch den Blick der Forscher lange Zeit mehr diesen beiden Werken zugewandt. So kam es, daß trotz der kommentierten Ausgabe Wilhelm Uhls vom )ahre \8. 1361—1366 und 3333ff.; Nr. 25: „Linen wahren Liebhaber beseligt nichts außer dem Gedanken, der Liebsten zu gefallen" in v. 955 s. und v. 1.654—1657; Nr. 31: „Ls steht nichts im Wege, daß zwei Männer eine Fran und zwei Frauen einen Mann lieben" im 8. Artikel des 5. Kapitels. — 3n gleicher Weise wie Murner in den v. 1689—1.694, 1685 bis 1688 und 1695-—1700 führt auch Andreas Salomo, David

und Samson als abschreckende Beispiele für die Folgen der Liebesleidenschaft an (5. 368, 377). — Genaue Übereinstim­ mung besteht auch in folgenden Meinungsäußerungen: „)a, kluge Menschen geraten meist mehr in den Bann der Liebe, erliegen meist stärker den Lüsten des Fleisches als dumme und ungebildete" (5. 368). Murner sagt bündig und einprägsam: „3ft er dann eyn wyser man, So laßt er alle wyßheit start vnd fochts am aller geuchschen an." (V. ^669—167 v)

Die Ansicht: „ Frauen fühlen sich eben nie reich genug wie Trinker nie trunken genug" (S. 37|), findet sich in der Geuchmat in folgender Fassung: „wie wol die wyber mit geferden Die geuch berupffen / dennocht werden Vnder tusendt frouwen nit Lin rieb gnüg, habig do mit." (v. 1097—uoo.)

Auf S. 37t wird den Frauen folgendes Zeugnis ausgestellt: „ Sie sind gierig, treulos, unbeständig, klatschsüchtig, ungehorsarn, widerspenstig, hochmütig, ruhmsüchtig, eitel, lügnerisch, trunksüchtig, zänkisch, schwatzhaft, unkeusch, zu jeder Bosheit bereit und können niemand wirklich liebhaben." wir sehen hier, wie es sich im 5. Abschnitt der Einleitung noch deutlicher zeigen wird, Murners Behauptung, seine Duellen seien hundert mal gröber1) als die Geuchmat, bestätigt. — )m ganzen ist die Dichtung des Franziskaners auf den Ton des 3. Buches des Andreas abgestimmt, in dem dieser von der Liebe dringend abrät. Auf 5. 387 sagt er: ,,Lin Narr bist du, wenn du nach alledem noch lieben oder in der Liebe etwas Gutes, das alle Leiden ausgleichen soll, finden wolltest." Ähnlich äußert sich Murner in D. —J7J7: „Darumb so leg dyn lieb recht an, Das sye vor got mög bliben stau! Süd) ein lieb on alles leyd! Das ist got vnd fyn ewig freyd." (—Geuchmat) 5355.

Mögen die Minnegerichte nur eine dichterische Fiktion fein, wie «Elfter in der Bibliographie zu der Übersetzung*) der drei Bücher von der Liebe behauptet, oder mögen sie wirklich in Frankreichs) und Deutschland^) bestanden haben, daß ihre Schilderung im Schrifttum Murner beeinflußt hat, ist offen­ sichtlich. Freilich ist die innere «Einrichtung der Geuchmat viel einfacher als die der Minnegerichte, wie sie der Freiherr von Aretin nach einer alten Handschrift schildert, die im Zahre 1(727 gefunden wurde?) Murner begnügt sich mit Venus als Ober­ haupt, einem Kanzler, einen: Zunftmeister und einem Rate von elf Männern und acht Frauen. Aretin zählt zehn ver­ schiedene «Ehargen auf, die mit über 500 Männern besetzt sind?) «Eine Art Minnegerichtsverhandlung sind die Kapitel 35—37 der Geuchmat, in denen sich Anklage (Kap. 35), Vernehmung des Angeklagten (Kap. 56) und Zeugenverhör (Kap. 37) deut­ lich unterscheiden lassen. Aretin berichtet auch von Geldstrafen, die der Gerichtshof auferlegte?) Nach dem 5. Artikel des Pri­ vilegiums Der geuch fryheit (Kap. 58) soll derjenige, der zu dem Treiben der Gäuche nicht stillschweigt, 20 Goldmark Strafe zahlen, je zur Hälfte an den Gauch und die Gäuchin. Murners satirische «Entscheidungen in Gäuchmatt-Angelegenheiten lassen sich zwar nicht mit denen vergleichen, die Andreas, Aretin*) und Leiste) anführen, aber eine äußere Verwandtschaft in der Form ist nicht zu leugnen. )n Anbetracht des Umstandes, daß *) s. 39:—395. 2) Siefye Aussprüche der Minnegerichte. Aus alten Handschriften heraus­ gegeben und mit einer historischen Abhandlung über die Minnegerichte des Mittelalters begleitet von Lhristophor Frecheren von Aretin. München in der Schererischen Kunst- und Buchhandlung :8O3, 5. 39—45. Danach gab es in pierre-feu, Signes, Romanin, Avignon, Lille und Paris Minnegerichtshöfe. 3) Nach Fr. Leist, Aus Frankens Vorzeit. Kleine Kulturbilder, Würz­ burg :88 t, der aus Aretin ohne Quellenangabe schöpft, bestanden die Minne­ gerichtshöfe vorn t2.—is. Jahrhundert; Anfang des t3. Jahrhunderts gab es in Frankreich elf, in Deutschland drei solche Gerichtshöfe (5. 115). 4) 21. a. ®. 5. 27—33. 5) 21. a. ®. 5. 30—33. 6) 2l. a. ®. S. 38. Siehe auch Leist a. a. ®. 5. U4 ! ') 21.«.®. 5. 45 ff. 8) A. a. ®. 5. U5—120.

der Dichter in scherzhafter weise seine juristischen Kenntnisse in der Geuchmat anbringt, sei noch auf ein werkchen verwiesen, das Stellen aus den alten Klassikern und dem Korpus juris zur Entscheidung von Liebesfragen zusammenstellt. Ls ist des Stephanus Torcatulus Cupido juris peritus, Lugduni 1555. Murner hat indessen von erotischen Schriften dieser Art nicht nur das Werk des Kaplans Andreas gekannt. Seine Anleihen bei Hermann von Sachsenheirn, die Dichtung des Johannes Murner und Hartliebs Übersetzung des „Andreas" beweisen, daß derartige Erörterungen im beginnenden 16. Jahrhundert noch ein beliebter Lesestoff waren. Damit wird klar, wohin Murners Geuchmat im deutschen Schrifttum einzuordnen ist. Uhl machte sich diese Aufgabe in hergebrachter weise noch sehr­ leicht, als er in der Einleitung zu seiner Geuchmat-Ausgabe S. ) schrieb: „Daß er (Murner) uns ferner die von ihm be­ schworenen Narren, die wir uns bereits in zweiter Auflage als zünftige Schelme gefallen lassen mußten, jetzt zum Teil wieder als vereidigte Gäuche vorsetzt, beweist aufs neue seine geringe Erfindungsgabe." Ich glaube gezeigt zu haben, daß die Geuch­ mat nicht in dieser weise mit den übrigen Satiren Murners in eine Reihe gestellt werden darf. Selbst die zum Teil inhalt­ lich verwandte Mühle von Schwindelsheim ist doch ganz an­ derer Art als die Geuchmat. Diese ist ein letzter Ausläufer und durch ihre satirische Behandlung der Garaus der Minnealle­ gorien, die im deutschen Schrifttum mit Hartmanns von Aue „Büchlein" beginnen, im 14. Jahrhundert in der „Jagd" Lada­ mars von Laber und anderen Dichtungen fortleben und dem 15. und 16. Jahrhundert besonders durch Hermanns von Sachsenheim „Mörin" und das „Abenteuer vom Spiegel" ver­ traut blieben. Thomas Murners Geuchmat, die religiösen Wirren des 16. Jahrhunderts und der Dreißigjährige Krieg machten diesem stil- und gehaltlos gewordenen Spiele einer entarteten Zeit im Leben und im deutschen Schrifttum ein Ende.

3. Die Geschichte der Geuchmat bis zu ihrer ersten Drucklegung. über die Geschichte der Geuchmat haben zuletzt geschrieben: K. Goedeke, Die Narrenbeschwörung von Thomas Murner, Leipzig (879. Deutsche Dichter des (6. Ih.s, 5b. ((, F. A. Brockhaus, Einleitung 5. XXXIIff.; v. Michels im Anz. f. dt. A. 26 (1900) 5. 53ff.; A. Klaffert, Entehrung Mariae (EM), Iahrb. f. d. Gefch., Spr. u. Lil. Els.-Lothr., Bd. 2( (1(905) S. 94f.; Th. von Liebenau, Der Franziskaner Dr. Thomas Murner, Freiburg (9(3, 5. 82 und 86; G. Bebermeyer, Zu Murners Gäuchmatt und Mühle von Schwindelsheim, Beitr. 44 (1(920) S. 53—7?; L. Fuchs, Zur Geschichte der Geuchmat Thomas Murners, Beitr. 48 ((924) S. 86—93. Im Laufe der Zeit haben sich eine Reihe von Irrtümern über die Entstehung der Geuchmat festgesetzt, die wohl nur in der Weise richtiggestellt werden können, daß ich nochmals auf die (Quellen für unser diesbezügliches wissen zurückgehe. In der Zeitschrift für historische Theologie Bd. (8 ((848), 5. 59t, Anm. 6 schreibt Röhrich: „Aus den Ratsprotokollen der Stadt Straßburg berichtet der Stadtschreiber Dr. Sebastian Brant in seinen handschriftlichen Annalen (Straßburger Stadt­ bibliothek Fol.) folgendes: ,,(5(4. Item. Der Ammeister bringt an, wie der Guardian zu den Barfüßern klag, wie Murner wider sie by Huphusf drucken lasse. — Ist erkannt, daß man Huphuss beschick, mit derselben matery sürzukommen. ■— Item. Zu Huphuff die Geuchmatt besichtigen soll Peter Musler und Hoffmeister (Ratsherren); ihnen gesagt: hat er etwas, das wider die münch sey, soll ers nit drucken; auch sonst nichts, es sey denn zuvor in der Eanzley besichtigt, und man hab ihm vor mehr by sinem eyd befolhen, daß er lug und gedenk, dem zu geleben.""

Uber den Fortgang dieses Handels berichtet Adam Walther Strobel auf S. —32 seiner Ausgabe von Brants Narren­ schiff (gZnedlinburg und Leipzig 183Y): „3™ 3ahre \5\7, als schon die Manuskripte vor den: Druck auf die Pfalz geliefert werden mußten, hatte Murner sein Gedicht, ,,bte Gäuchmatt" betitelt, an den Buchdrucker Mathias Hupfuff verkauft, und dieser es der Zensur zur Einsicht über­ geben. Der Ammeister fand aber in demselben Äußerungen, die ihm mißfielen, und behielt das Manuskript zurück, während es bei dem Stadtkanzler hinterlegt war, wurde es von Bartholo­ mäus Barpfennig und Johannes Rochersperg, zweien dazu ermächtigten Rathsgliedern, untersucht, und darin allerlei un­ schickliche Anspielungen auf den Kaiser, das Haus Österreich und die Eidgenossen wahrgenommen. Nun wandte sich Murner selbst an seinen Bruder in Apollo mit folgender Epistel:

,,Thomas Mürnerus, Theol. et Jur. Doctor, Sebastiano Brant.1) Felicitatem. Egregie Doctor, edidi ante recessum meum, a multis rogatus, censuram virorum effeminatorum, vulgo die (m) Gauchmatt intitulatam, ex proposito neminem ledere volens, sed magis nostri temporis tantam virorum lubricitatem z00080 serio taxare, eamque Mathie Hupfuff flor. dedi, at nunc dominus noster primas der Arnrneister hoc a me exemplar abstulit, nescio cujus vel precibus vel suasione permotus. Nunc ä me petit, ut 4. flor. vel restituam, vel exemplar, si modo vestro Judicio expressurus fuerit, admittam. Quare suppliciter rogo, ut apud dominum intercedatis ex mea parte, ut exemplar restituat et, si vestre dominationi placuerit, exprimatur, si non, per manus meas affirmetur vel alio in loco vendatur. His valete felix et mei queso memor sitis in bono, si quando memoria nominis mei interciderit, spero inquam Deum illum auditurum hominem recusantem Innox) 3akob wencker, Collecta archivi et cancellariae iura, Straßburg 1(715 5. 14z f., Nr. 6. — Die Fehler in A. w. Strobels Abdruck sind stillschweigend verbessert worden; über die wenckers siehe die Anm. 4 auf der folgenden Seite!

centis viri offensionem, cui non suffragatur ulla Justitie obatio etc. Tho. Murner, Theol. Doctor, ad quaevis vestra beneplacita.“" Die Übersetzung lautet: „Dr. theol. et iur. Thomas Murner an Sebastian Brant. Glück auf! vortrefflicher Ejerr Doctor! Ich habe vor meiner Abreise auf vieler Sitten1) eine Bloß­ stellung weibischer Männer, deutsch U44) die Gauchmatt be­ titelt, verfaßt. Dabei wollte ich niemand vorsätzlich beleidigen, sondern mehr die große Narrheit unserer Zeitgenossen mit Schimpf und Ernst richten.3)4 Dieses Werk habe ich Matthias Hupfuff für 4 ^loren3) in Verlag gegeben. Nun hat aber unser hochmögender Herr Ammeister dieses mein Exemplar auf irgend jemandes Bitten oder Rat beschlagnahmt. )etzt ver­ langt Hupfuff von mir, daß ich entweder die 4 Floren zurück­ erstatte oder das Exemplar, sofern es nach Eurem Entscheid gedruckt werden darf, herbeischaffe. Daher bitte ich Euch fuß­ fällig, bei dem Herrn Ammeister zu meinen Gunsten vorstellig zu werden, daß er das Exemplar zurückgebe, und daß es ge­ druckt, wenn es Eurer Herrlichkeit beliebt, wenn nicht, daß es mir ausgehändigt oder an einem anderen Grte verkauft werde. Damit lebt wohl und gedenket bitte meiner im guten, wenn Ihr Luch einmal meines Namens erinnert. Ich hoffe gewiß­ lich, daß Gott jenen Mann erhört/) der die Beleidigung eines unbescholtenen Menschen, dem keine Rechtsmittel zur Ver­ fügung stehen, zurückweist usw. Stets zu Euren Diensten Tho. Murner, Doctor der Theologie." T) vgl. GM ^09 ’ 2) vgl. GM 68—70. 5413—1.4! 3) 4 Floren halten in der Zeit von 1504—1525 120 M. vorkriegswert: siehe A. Hanauer, Guide monetaire pour Fhistoire d'Alsace, Rixheim 1894, S. 8! (Brief!. ffiittciL I. Lefftz'.) 4) Der lateinische Text ist bei wencker durch falsche Auflösung von Ab­ kürzungen und einen Lesefehler unverständlich wiedergegeben. Statt ,,spero inquam Deum alium auditurum hominibus recusantibus Innocentis viri offensionem'1 muß es m. E. heißen: ,,spero inquam Deum illum auditurum hominem recusantem I. v. o.“

„Dein Drucker wurde das Manuskript zurückerstattet, dabei aber der Druck desselben förmlich untersagt. Zugleich wurde dem Lonvent der Barfüßer über die ganze Sache ein Bericht erstattet."*) Offenbar hat Hupfuff die Geuchmat 1518 durch Murners Vermittlung an Adam Petri von Langendorff in Basel verkauft, um wieder zu den $ Floren zu kommen, die er an Murner ge­ zahlt hatte. Zunächst stimmt die Zahreszahl 1514 bei Röhrich, gegen deren Richtigkeit schon Goedeke verdacht schöpfte/) mit 1517 bei Strobel nicht zusammen. Röhrich wie Strobel haben die sogenannten Annalen Brants, die 1870 verbrannt sind/) ein­ gesehen. Gegen die Zeitangabe 1514 spricht außer anderen Gründen, daß die Geuchmat, wie das Datum ^515 am Ende des Kapitels 58 beweist, im Jahre 1514 noch nicht vollendet gewesen sein kann. Daher kam A. Alassert zu der Annahme/) daß sich Röhrichs Zitat auf die Mühle von Schwindelsheim beziehe, die Brant mit dem für derartige Gedichte üblichen Namen Geuchmat bezeichnet habe. Ls bleibt indessen noch eine andere Erklärung möglich, daß nämlich 1.5)4 verschrieben oder verdruckt ist statt der richtigen Zahl 15)7. Th. v. Liebenau a. a. O. S. 8)f. bezieht Röhrichs Angaben gar auf die am )8. August 1515 gedruckte „Protestation", mit der die Geuchmat und vielleicht auch die Mühle von Schwindelsheim in Ver­ bindung gebracht worden sei. Diese Meinung ist ganz willkür­ lich; denn Röhrich schreibt 1514, nicht 1515, wie von Liebenau scheinbar annimmt. Auch in dem Briefe Murners fehlt gerade das so wichtige Datum, lväre die Überschrift des Briefes, in T) Brants Annalen, F. 169. 2) K. Goedeke, Die Narrenbeschwörung von Thomas Murner, Leipzig 18?9, Einleitung S. XXXII. 3) Es waren von Jakob wencker angefertigte Auszüge aus den Straß­ burger Ratsprotokollen; siebe K. Stenzel, Die Straßburger Lhronik des elsäss. Humanisten Hieronymus Gebwiler, Berlin 1920, 8! 4) A. Klaffert, Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur ElsaßLothringens 2\ (1905) S. 94 Anm. t.

der Munter als theol. et iur. doctor bezeichnet wird, von ihm, so könnte das Schreiben erst aus der zweiten Hälfte des Wahres {519 stammen; denn Murner nennt sich erst am 9. August {5{9 in der Übersetzung von Uuttens Schrift über das Guaiakholz Doktor beider Rechte, während er am 5. April {519 auf dem Titelblatt der Geuchmat noch „der heiligen geschrifft doctor, beyder rechten Licentiat vnd der hohen schul Basel des Keyserlichen rechtens ordenlicher lerer" heißt. Da Murner in seinem Briefe an Brant schreibt, er habe die Geuchmat ante recessum d. h. vor seiner Abreise aus Straßburg dem Drucker Hupfuff übergeben, so müßte das Manuskript, wenn wir an die Reise nach Trier im Jahre {5{5 denken/) etwa {x/2 Jahre bei diesem gelagert haben, ehe er an die Drucklegung zu gehen gedachte. Ist die Abreise aus Straßburg im Jahre {5{? gemeint, so hätte Murner die Geuchmat erst in diesem Jahre ({5{7) bei Matthias Hupfuff herauszugeben versucht. Das ist die Ansicht A. lv. Strobels2) und Theodors von Liebenau.2) Sie hat viel für sich, da es höchst seltsam wäre, wenn die {5{5 dem Drucker über­ gebene Geuchmat {5{7 noch ungedruckt und nach so langer Zeit beschlagnahmt worden wäre. Nehmen wir an, daß Murner zum Provinzialkapitel in Straßburg am 26. April {5{7 anwesend war und bei dieser Gelegenheit die Geuchmat an Lsupfuff verkaufte, so müssen die Franziskaner von diesem Ge­ schäfte sehr bald wind bekommen und den Ammeister zur Be­ schlagnahme der Handschrift veranlaßt haben. Murner erfuhr erst, nachdem er Straßburg verlassen hatte, von dem Schicksal seiner Geuchmat durch Hupfuffs verlangen, ihm die 4 Floren zurückzuerstatten. Daraufhin schrieb er jenen Brief an Se­ bastian Brant und erreichte dadurch, daß ksupfuff noch im Jahre {5{7 oder {5{S das Manuskript zurückbekam. Das Urteil der Ratsherren Bartholomäus Barpfennig und Johannes Kochersperg, die {5{7 die Geuchmat prüften und darin allerlei unschickliche Anspielungen auf den Kaiser, das ’) So Wassert a. a. D. 5. 3) A. a. G. 5. 85 (oben).

nebst Anm. 2.

2) A. a. G. 5. 29—32.

Haus Österreich und die Eidgenossen gefunden haben wollen, ist schwer zu verstehend) Klassert?) denkt bezüglich der An­ spielungen auf den Kaiser an GM Rap. 58 „Der geuch fryheit". Man könnte jedoch als Anspielungen auf den Kaiser und das Haus Österreich auch die Verse 630—3^ auslegen: „Und wolt bezügen Venus eren Mit keiser, künig, fürsten, Herren, Die sich myns gewalts nit mochten weren" und 2928—3j: „Mit den verstandt sy alle sammen, Die sich der geuchery nit schammen. wie wol sy tragen großen narnrnen, Noch brennet fy frouw Venus flammen.“ Nicht ausgeschlossen ist auch, daß in den scherzhaften Zitaten aus dem Kaiserlichen Rechte^) Majestäts­ beleidigungen gesehen wurden. Schon Ende ^505 verwahrte sich Murner in der gegen Dr. Thomas Wolf d. ). gerichteten Schrift Honestorum poematum condigna laudatio, impudicorum vero miranda castigatio „gegen den Vorwurf, er habe durch die Erläuterung der Institutionen mittels Spielkarten ein Majestätsverbrechen begangen, indem er auf Brants ,,Narrenschiff" verwies, wo nicht nur Sprüche über das Recht, sondern auch solche über Theologie eingeflochten feien.“4*) 3Line Beleidigung der Eidgenossen haben die Ratsherren wohl aus dem 7. der geschworenen Artikel der Geuchmat herausgelesen, da dort in wenig rühmlichem Zusammenhänge Baden bei Zürich erwähnt wird, weder der Kaiser, der die Geuchmat durch ein Privileg vor Nachdruck innerhalb \o Jahren schützte, noch die Baseler verstanden so wenig Scherz wie die Straß­ burger Ratsherren. Daß jene Geuchmat, die \5\7 in Straßburg bei Hupfuff gedruckt werden sollte, einige Abänderungen im Baseler Druck von J519 erfahren mußte und erfahren hat, ist hinreichend deutlich. Der Buchtitel ist wohl zum größten Teil erst in Basel x) Goedeke a. a. (D. 5. XXXIII. 2) A. a. G. S. 94, Anrn. 3) Kap. 5 Art. 6 (Ende) —Inst. 2, 4, \; Art. 20 (Ende) —Inst. 2, 7, 2; IX = Gaius 2, 98 (p. K. und IV. S. S. 6$), Lex. Dig. 3j, Inst. 2, 9, 6; V. 4234—^236 = Reg. Sexti Decret. H6. 4) v. Liebenau a. a. M. S. 33.

1519 verfaßt worden, da Murner nicht vor März dieses Jahres Licentiat beider Rechte und ordentlicher Lehrer des kaiserlichen Rechtes an der Hochschule Basel wurde. Ferner mußte in der viertletzten Zeile des Titels als Erscheinungsort jetzt Basel an­ gegeben werden. Ob die Bemerkung „in freyden zu eyner letz beschriben vnd verlassen" schon im Titel von 1517 gestanden hat, ist schwer zu entscheiden. Gepaßt hätte die Widmung an die Straßburger als Abschiedsgeschenk nach dem oben Aus­ geführten für das Jahr 1515 wie 1517. Aber auch für die Baseler war die Geuchmat ein Abschiedsgeschenk, insofern der Dichter nichtlange nach ihrerDrucklegung nach Italien reiste'fund erstnach dem 28. Juni 1519 zurückkehrte?) Die Widmung der Geuchmat an die Baseler am Schluß des Gedichtes (V. 5410—19) macht dagegen den deutlichen Eindruck, daß sie im ganzen später hinzugefügt und nicht etwa nur die Anrede „ Straßburger" in V. 5410 und 5418 mit „Baßler" vertauscht worden ist. Einmal paßt sie nicht in den großen Zug des letzten Kapitels, zum an­ deren erinnern die Verse 5415—17 zu stark an die Einleitung des oben angeführten Briefes, den Murner 1517 dem Stadt­ schreiber Sebastian Brant übermittelte. In Kap. 58 ist am Anfang und Ende für Straßburg Basel eingesetzt worden. Daß nach Ständen: Papst (Kapitel 20), Könige (2t.. 22. 23. 26. 30), Fürsten (27. 3t), Herren (28), Prophet (29); 2. nach Eigenschaften: der frömmste (2t), der weiseste (23), der stärkste (24), der erste Mensch (25). Die Verse 2542—255t leiten zum folgenden Kapitel: Summa fummarum aller zeuch (32) über. Um nicht langweilig zu werden, tut Murner die übrigen Gäuche alter und neuer Zeit

XLIV

(Vers 2883—2886) in 396 Versen kurz ab. Ls ist eine wahr­ haft internationale Gesellschaft, die er hier versammelt hat. In diesem Kapitel werden von den Mitgliedern des Gauchrates acht noch einmal erwähnt, nämlich David (26((ff.), Alexander (2735ff.), Salomon (26X8ff.), Samson (26uff. und 265(), Adam (2568ff.), Aneas (2670ff.), Ninus (25?8ff.), Holo­ fernes (2656). Dagegen fehlen die Päpstin Johanna, Herodes, Kaspar Schlick und Moses. Die Kapitel 33—37 bilden ein zusammenhängendes Ganzes, gewissermaßen eine Komödie für sich. Das Thema ist die Lrwerbung eines Zunftmeisters für die Geuchmat. Dazu find Kapitel 33 (Die fyben fryen fünft frouw veneris) und Ka­ pitel 3$ (Dem gouch die pfyn besehen) das Vorspiel. In Kapitel 53 schildert Murner die Künste der Buhlerin noch ein­ mal im Zusammenhangs. Man muß dem Dichter das Zeugnis ausstellen, daß er sich redliche Mühe gibt, jene Weiber recht abschreckend zu malen, wenn die Geuchmat nicht bessernd ge­ wirkt hat, so ist es wahrlich nicht seine Schuld. Im Kapitel 6 (Der zeuch eydt) versucht er durch Ironie dem Leser die Augen zu öffnen, hier wendet er Ernst an. Als die sieben freien Künste der Frau Venus zählt Murner auf: (. Das Weibsbild betrügt ihren Gauch mit einem anderen Manne (3007—(0). 2. Sie verlangt eines Mannes unwürdige Dienste von ihrem Liebhaber (D. 3OU). 3. Sie kann ihn in Zorn versetzen (v. 30(2). 4. Sie veranlaßt ihn zu Nachtständchen (v. 30(3). 5. Sie saugt den Mann aus (v. 30U). 6. Sie bringt ihn in Angst und Unruhe (v. 3O(5f.). 7. Damit sie alle Bequemlichkeit habe, muß er sich abmühen (v. 30(7). „Das sind die syben fryen fünft, Die du by den geuchin findtst" (v. 30(8f.). Mangel an wahrer Liebe befähigt die Gäuchin zu diesen Fertigkeiten, die in den Versen 3020—3037 durch Einzelheiten noch näher beleuchtet werden, v. 3038—305 ( wendet sich Murner gegen die Gutgläubigkeit der Männer, denen er mit Gewalt die Augen öffnen möchte. Darum zeigt er ihnen auch in den folgenden Versen, wo er sich wieder mit den weiblichen verführungs-

XLV

fünften befaßt, die Buhlerinnen ohne jene reizenden füllen, mit denen sie über die dahingeschwundene )ugendfrische hinwegzutäuschen versuchen (V. 3131—47). Das Kapitel 34 knüpft mit seinen Linleitungsversen an Kapitel 14 an; daß jedermann leugnet, ein Gauch zu sein, ist der gemeinsame Gedanke. )m Kapitel 14 wird er durch den Spiegel überführt, den ihm die Weiber vorhalten. )m Ka­ pitel 34 herrscht eine für den Lharakter unserer Satire fast zu ernste Stimmung. Nachdem zuerst eine körperliche Unter­ suchung des Gauches geschildert worden ist (V. 3196—3209), geht Murner zur allegorischen Erklärung des Vorgangs über: „Das sich ein gouch müß bsehen Ion, Das solt ir vff den fynn verston" (ü. 3210s.). Vers 5212ff. werden dem „Beseher" in allerdings etwas drastischer lüeife1) die Mittel angegeben, wie er den Gauch überführen könne. Zwei Mittel nennt Murner: 1. Hinführung zur Demut (V. 3212—21); 2. Erkenntnis und Bekenntnis feiner Taten (V. 3222—34). Zum Schlüsse (V. 3235—55) wird der ganze Vorgang des pfynbesehens auf die Beichte übertragen. Der Priester soll den Sünder 1. in Angst versetzen (V. 3235—41); ihn dadurch 2. zum Reden zwingen (V. 3242—46); 3. auf wahre Reue sehen, ohne die alles ver­ geblich wäre (V. 3247—3255). was Murner in Kapitel 33 und 34 mehr theoretisch und für den privaten Gebrauch vorgetragen hat, das wird jetzt im Rahmen einer öffentlichen Gerichtsverhandlung praktisch vor­ geführt. Der Kanzler der Geuchmat schlägt den Gäuchen einen Mann vor, den sie zum Zunftmeister wählen sollen. Seine Gauchtaten, die in zwölf Artikeln berichtet werden (Kapitel 35), erweisen ihn als geeignet. Selbstverständlich leugnet der Gauch zunächst alles ab. Erst als er auf der Folter peinlich gefragt wird, gesteht er nicht nur das, was ihm vorgeworfen ist, sondern auch, wie ihn die Gäuchin um sein ganzes vermögen brachte T) (Quelle: Hermann von Sachsenheims Spiegel (Literarischer verein Stuttgart Bd. 2t, S. \2Vers t9—25).

XL VI

und den 3um Bettler Gewordenen von sich trieb. Aber es stellt sich heraus, daß der Gauch durch seine Erlebnisse noch nicht von seiner Krankheit geheilt ist. Er glaubt immer noch an das gute Herz jener Buhlerin, die ihm gewiß aus seiner Not helfen werde. Der Kanzler verspricht dem zum Zunftmeister Ausersehenen, er wolle ihn freilassen, wenn die Gäuchin die Erwattungen erfülle, die er in sie gesetzt habe. Damit ist die Überleitung gegeben zu jenem Zeugenverhör, in das sich der Gauch hineinmischt, und das auf diese Weise zu einem Zwie­ gespräch zwischen Gauch und Gäuchin wird. Dieser Abschnitt ist vielleicht das beste Stück von Murners Satiren überhaupt, gewiß aber der Höhepunkt der Geuchmat, weil er die reinste Ausgestaltung satirischer Laune ist. Die Gäuchin bestreitet natürlich, jenen Mann zu kennen, obwohl sie sich in v. 3766ff. verrät. Als der enttäuschte, aber immer noch verliebte Gauch sie um ein Kränzlein zum Andenken und um den Zollpfennig bittet, schlägt sie ihm das Geld ab; das Kränzlein will sie binden, wenn er ihr die Blumen dazu bringe. Damit ist der Gauch unterlegen; die Geuchmat hat ihren Zunftmeister. Dieser Narr von Zunftmeister, den seine Gäuchin verschmäht und von sich getrieben hat, braucht einen neuen Gegenstand seiner Verehrung. Murner schafft ihm diesen in den sieben bösen Weibern, „Die mit dem zunfft meister alle fachen vff der matten sollendt machen" (V. 3775s.). Diese sieben bösen Weiber sollen auch den Gauchrat, der bisher nur aus zwölf Männern bestand, verstärken; „Denn worlichen, der geuche dandt Allein die wyber dichtet handt" (v. 378tf.). Die Schwierigkeiten, die v. Michels in dem Erscheinen der Päpstin Johanna unter den elf Männern des Gauchrates findet, kann ich lösen. Der zwölfte Mann im Gauchrat ist der Zunft­ meister. Die Päpstin, die als Standesperson in Kapitel 20 gehörte, ist im Gauchrat zu den sieben bösen Weibern zu stellen, so daß der Gauchrat aus zwölf Männern und acht Weibern besteht, warum Murners Gauchrat gerade zwanzig Personen

XLVII

umfaßt, zwölf männliche (David, Alexander, Salomo, Samson, Adam, Herodes, Aeneas, Lurialus, Moses, Minus, Holofernes und den Zunftmeister) und acht weibliche (die Päpstin Jo­ hanna und die sieben bösen Weiber) erklären uns drei Stellen aus Augustinus' Werk De civitate Dei. Daß Murner dieses Buch genau gekannt hat, beweisen außer gelegentlichen Zitaten in den Satiren besonders seine Randglossen zur Badenfahrt. )n De civitate Dei 7,2 heißt es: „Als solche auserlesene Götter, denen Varro ein eigenes Buch gewidmet hat, preist er an ... (folgt die Aufzählung) ...; im ganzen zwanzig Götter, darunter zwölf männliche, acht weibliche." 4, 23, 3 sagt Augustinus: „denn wer sollte es erträglich finden, daß die Felicitas weder unter die dii consentes (die zwölf obersten Götter), die, wie sie sagen, den Rat des Jupiter bilden,x) noch unter die sogenannten dii selecti gerechnet wird?" Mit Bezug auf die dii consentes schreibt Augustinus 7,33: „die gleichsam in den Götterrat auserlesen wurden." Was bisher Lrklärern und Kritikern?) als persönliche Laune oder gar Flüchtigkeit Murners erschien und unverständlich blieb, das wird aus dem Zeitgeiste unschwer begriffen. Auch für diesen Punkt hat man also die Annahme einer hastigen nachträglichen Umgestaltung der Satire keineswegs nötig. Rach dem einleitenden Kapitel 38 führen sich die sieben bösen Weiber in jener Weise, die wir bei der Vorstellung des Gauchrats kennengelernt haben, selber ein (Kapitel 39—45).

Der zweite Teil der Geuchmat. Das Kapitel 46 nimmt ein Motiv aus der Schelmenzunft (VorrebeA, Vers u: „und schreib der schelmen nammen an") auf: Die Gäuche sollen ihre Namen und Taten in eine Liste eintragen lassen. Die Anknüpfung an die Artikel des fünften x) GM 3777: „Ich Habs im anfang; wol betracht, Das ich zwelff man in gauchradt macht." 2) Uhl zu GM 3778; v. Michels a. a. O. S. 53ff.; Th. von Liebenau a. a. O. S. 86: Bebermeyer, Beitr. 44 (1920), S. 58.

XLVIII

Kapitels ist deutlich genug: „)r handt die artickel wol gehört, Die ein yeder gouch hie schwert, Wie fy üch sindt vor gelesen. 3ft yemans dynn geflissen gewesen, Der selbig kurn vnd sag sich an, Was er für geuchs dadt hab gethan. Man setzt üch nit all vornan dran" (V. 4066—72). Auf diese Aufforderung erscheint in Kapitel 47 der adelichest gouch vff erden. (Er hat „Die geschwornen artickel" nicht nur erfüllt, sondern noch weit übertroffen, er ist der Superlativ eines Gauchs. In sieben kleinen Abschnitten, die als Unter­ abteilungen des Kapitels 47 erscheinen, erzählt teils der adelichste Gauch, teils Murner selber die gäuchischsten Taten. — Der Abschnitt „Den gouch zinß richten" schildert die Über­ bietung dessen, was in Artikel 2, 7, 17 und 18 des 5. Kapitels gefordert worden ist. Zunächst berichtet der adlichste Gauch, wie er sich von seiner Gäuchin hat aussaugen lassen, und ver­ langt auf Grund der erzählten Gäuchereien einen Platz auf der Gäuchmatte. Darauf erklärt der Kanzler, er wolle lieber seinen Platz abtreten, ehe man einen solchen Gauch ausschlage (V. 4168 ff.), gibt aber in scherzhafter Weife auf Grund seiner juristischen Kenntnisse einen Rat, wie man den Zins ablösen könne. )m zweiten Abschnitte (Den gouch nit lassen meister syn) berichtet der Übergauch, daß er unter den Pantoffel seiner Gäuchin geraten sei. Darauf erzählt Murner, wie es die Weiber treiben (D. 4180—423z). Diese entschuldigen sich da­ mit, daß sie ja nur tun, was ihre vorfahren auch getan haben (v. 4234—-1236). Der Artikel 4 des fünften Kapitels enthält den Grundgedanken dieses Stückes. Die Belehrungen, die sich die Weiber gegenseitig geben, um ihrer Männer Herr zu werden (v. -1187—-1236), sind der Superlativ zu Kapitel 19. Der dritte Abschnitt ist überschrieben: „Der geuch kouffmanschatz" und bietet eine Weiterführung des Artikels 5. Die Verse 4237—78 spricht der Gauch; Vers 4279 bis 4310 müssen Murner in den Mund gelegt werden. 3n diesem Abschnitte fällt er ganz aus seiner Rolle als Kanzler heraus und wird Sittenprediger. In dem vierten Abschnitte „Kriegen von der

zeuch wegen" erzählt Murner eine Geschichte, die in drastischer Weise den sechsten und elften Artikel illustriert. Die ersten vier Verse des fünften Abschnittes, der mit Artikel 9 korrespondiert, spricht der Gauch, die übrigen Murner, der von Vers 4393 ab nach Iosephus einen Tempelskandal berichtet. Die beiden letzten Abschnitte dieses Kapitels trägt Murner selbst vor. Auf vier einleitende Verse folgt ein Stück Prosa im Tone der Artikel des fünften Kapitels. Daran schließen sich wieder Verse, das erste Mal 40, das zweite Mal 47. Der sechste Abschnitt schließt an den u., der 7. an den 12. Artikel an. Das Kapitel 4s ist eine Ergänzung der Artikel 13—15 des fünften Kapitels durch zwölf Lehren. Murner sagt uns das selbst: „Es findt sich in den geschwornen articklen der geuchmatten / das ein yeder gouch sol süberlich mit hembderen vor den wybenn gezieret gon. Disser artickel (13) kan aber nit wol gehalten werden / denn man die hembder mit andrer kleydung verdecket / das aber solche zerte der hembder gesehen werden / gib ich zwelff leren vß der geuchmatten." An diese zwölf Lehren in Prosa schließt sich Kapitel 49 „Guten glauben halten" an, das zu den Artikeln 3 und 5 des fünften Kapitels in Beziehung steht. Darin werden die Männer gewarnt, sich in die Botmäßigkeit der Weiber zu begeben. Flucht ist das beste Mittel, sich vor Schaden zu bewahren. Man hüte sich davor, ihnen glouben (d. h. vertrauen) zu schenken. In Kapitel 50 „Rechten bescheid wyssen" sind die Artikel \ und 3 des fünften Kapitels miteinander verbunden. Es wird hier in überaus kräftiger Weise den Gäuchen eingeschärft, daß sie sich ja nichts auf ihre Kenntnis des weiblichen Herzens einbilden mögen. Als warnende Beispiele werden David (v. 46O8—22), König ZLerxes I. (v. 4623—so) und Vergil (V. 4642—54) angeführt. )n ähnlicher Weise wie in den Kapiteln 7—18 des ersten Teiles werden in den Kapiteln 51—55 fünf weitere Behand­ lungsarten des Gauchs erörtert. Aber es ist eine kultiviertere Behandlung, die den Gäuchen hier zuteil wird. )n Kapitel 51

L

„Den gouch leren essen", das schon in der Überschrift eine Ver­ wandtschaft mit Kapitel J3 „Den gouch etzen" zeigt, handelt es sich nicht mehr um das was des Essens, sondern um das wie. Das gezierte Tun beim (Essen wird verspottet. In Ka­ pitel 54 lernt der Gauch von der Gäuchin gehen, im eigent­ lichen und übertragenen Sinne, v. 4820—2$ erinnern an den achten Artikel. Die Kapitel 52 „(Ein gouch im pfeffer essen", 53 „(Ein gouch reud?en" und 55 „Den gouch rösten" sind Zu­ bereitungsarten der feineren Küche. Kapitel 53 übertreibt den 2 t. Artikel des fünften Kapitels. Dieser schildert einen alten Gauch, der sich seiner Schandtaten rühmt, die er in der Jugend begangen hat; jener alte Buhler, der geräuchert werden soll, sündigt trotz seines Alters noch weiter. Zwar ist der Strafen für die Gäucherei und der folgen der Sünden gegen das sechste Gebot immer wieder in der Satire gedacht worden, aber Murner will zum Schlüsse nochmals eindringlich warnen. So widmet er den zeitlichen und ewigen Strafen noch zwei Abschnitte. In Kapitel 56 „. 152. 4) Brief vom 10.9.1895 an w. Uhl: „Die vier besten Holzschnitte Ambrosius Holbein abzusprechen schien mir kein Grund." 5) A. a. O. 5. 78 mit folgender Einschränkung: „Die über der Talsohle sich erhebenden Gebirge im Hintergrund und die sie stärker silhouettierende schwarze Zeichnung des Himmels müssen von einem Zeichner hinzugefügt worden sein, der das unvollendete Blatt für den Holzschnitt reif gestalten wollte; denn sie können nicht von Ambrosius stammen." 6) frankfurter Bücherfreund 10(1912) S. 3i6f. "> A. a. O. S. 76—79. ») A. a.V. S. 317.

LXXVIII

es, daß der Künstler glaubte, dieses erste Blatt, auf welchem dem Beschauer die im verlaufe der Handlung auftretenden Per­ sonen gleichsam vereint vorgestellt werden, besonders gediegen arbeiten zu müssen, sei es, daß er nach Vollendung dieser Illustration fand, eine gleichartige Fortsetzung dieser Bilder­ folge wäre für das einfache Büchlein zu reich oder zu zeit­ raubend; von seinem zweiten Blatte an vergrößert er alle Dimensionen innerhalb des Rahmens, beschränkt sich in der Ausschmückung des Grundes, in der Zahl der Figuren und vereinfacht die Innenzeichnung."H Ich glaube, die Gründe für die Verschiedenheit der Holbeinschen Zeichnungen sind ein­ mal in der Verschiedenheit der Aufgabe zu suchen, die der In­ halt der Geuchmatkapitel stellte, zum andern in der Tatsache, daß Ambrosius die Bilder zu Kapitel 3 und 47 unvollendet hinterlassen hat. Daher rührt der auf den Holzschnitten zu Kap. 3 und 47 mangelhaft ausgeführte und auf dem Blatte zu Kap. 47 von fremder Hand in störender Weise ergänzte Hintergrund. Damit ist wohl sichtbar geworden, auf wie sandigem Untergründe die Hypothese Sondheims aufgebaut ist. Auch Sondheims Behauptung: „An seine (Ambrosius') Stelle tritt der Formschneider C A, ein geringer Künstler, der Murners Zeichnungen ohne Erfolg zu verbessern sucht",2) läßt sich allzu leicht widerlegen, weil sie ohne die unbedingt er­ forderliche gründliche Kenntnis der übrigen Holzschnitte der Geuchmat aufgestellt ist. Die Verschiedenheit des künstlerischen Wertes dieser Bilder gestattet nämlich gar nicht, sie einem Zeichner zuzusprechen2) oder nur Murner und den Form­ schneider C A dafür verantwortlich zu machen.2) Der Beweis dafür ergibt sich aus folgenden Tatsachen: Aus der Zahl der 50 Holzschnitte, die nach Abzug der Holbeinschen übrigbleiben, heben sich vier von den anderen durch das Können ihrer Zeichner vorteilhaft ab, nämlich die zu Kapitel 32, 35, 36 und 46. Die *) A. U.O. s. 76f. -)A. a.V. s. 5t? (unten). 3) lvie Schmid a. a. G. 5. 68 und Hes gezeichneten Bilder stellen Liebesszenen (S. ?a = S. 105°; S. 31° = S. 108°; S. 336; S. 35°= S. ?ob; S.49), eine Küchenszene (S. t30b = S. 134°), eine Mahlzeit (S. I29b = S. 135°), einen Vogelfang (S. 28b), einen Vogelzwinger (S. 72°) und das Glück (S. 67° = S. 106°) dar. Zum Teil sind die Bilder ursprünglich für die frankfurter Bibel vom Jahre 1561, zum Teil für die fabeln des Asop (wie das zu Kap. 54) oder für Gvids Verwandlungen vom Jahre 1555 (wie das zu Kap. 38) geschnitten. Der Darstellung zu Kap. 21 (Bathseba im Bade) ähnelt das Titelbild in Josef Utes von Dresden „Lin Lhristliche vermanung zur Keuschheit" 1562. Der Holzschnitt zu Kap. 58 ist die Nachbildung eines ähnlichen aus Reynke de Vos, Lübeck 1498. In dem Werke „Mancherley teutsche Bücher, so vom Jahr 1500. biß auff das 1600. Jahr außgangen" ist Seite 269 ff. „Johannis Clessii Elenchus consummatissimus“ frankfurt 1602 ab ge­ druckt, der auf den frankfurter Meßakten beruht. In dieser Schrift findet sich auf Seite 290 der Vermerk: „Thomae Mürner Gauchmat. Darinn alle weibische Männer fein höflig gestrafft vnd unterrichtet werden, franckfurt 1567 in 8." wiederholte Anfragen bei sämtlichen deutschen Bibliotheken nach dieser Aus­ gabe von 1567 blieben stets ergebnislos. Ls ist daher wohl mit aller Bestimmtheit anzunehmen, daß Johannes Llessius sich bei der Angabe der Jahreszahl 1567 geirrt hat. Der Titel weist, wenn er auch nicht ganz genau wiedergegeben ist, deutlich auf die frankfurter Ausgabe von 1565 (B) hin.

XCV

7. Das Fortleben der Geuchmat. Die Geuchmat soll nach Theodor von Siebenem1) zunächst sehr zur Belebung des literarischen Schaffens in Basel beige­ tragen haben. Als sich Murner aber gegen Luther erklärte, wurde diese seine Satire bald ein beliebter Angriffspunkt der Gegner. Was Murner den Kritikern der Badenfahrt vorwarf, das traf jetzt auch bezüglich der Geuchmat zu: Es ist jn alles fampt nit güt vnd gisst, was doctor rnurner thüt.^)

Bereits im Karsthans, den Joachim von Watt (Dadian) zu St. Gallen im Januar 1521 Herausgabe) wird die Geuchmat mehrfach erwähnt und in schamlosester weise auf sie angespielt. Als Entgegnung auf das Gedicht „Don dem Großen Lutherischen Narren" (ig. 12. 1522) gab Pamphilus Gengenbach „(Ein grau­ same history von einem Pfarrer und einem gevst und dem Murner" heraus. Diese nach Form und Erfindung höchst küm­ merliche und armselige Schrift geht auch unter der Bezeichnung Novella?) Darin heißt es D. ^02—406:

405

Die gest begunden do all lachen, Do er den Murner allegiert. Der meßner sprach: „der ist wol geziert Mit der geschafft, sag ich fürwor, Zeigt an die gouchmat offenbar".

Line Anspielung auf die ^Schelinenzunft, Geuchinat und Narrenbeschwörung sind die Verse 87)—876: 875

Dann wo ich noch geprediet hab, So lüff der schelrn allzyt imm trab, Dar zu die geuch vnd auch die narren.

M.Styfel höhnt Murner 1523 wegen der Geuchmat?) *) A. a. V. 5. 86. -) 3) vgl. Th. v. Eiebenem 4) vgl. Th. v. Siebenem S. w. Pfeiffer-Belli, 21? 5-311

GM 5552 s. a. a. G. S. 169s. a. a. G. S. 198. Murners Deutsche

XCVI

Schriften Bd. 8, ^54 zu

3m September 1524 verspottete Katharina Schütz, die Frau des Pfarrers Zell in Straßburg, in' einer Schrift „Ent­ schuldigung für ihren Gemahl"*) Murner wegen der Geuchmat und der Narrenbeschwörung. Lin Jahr darauf, irrt Spätherbst J525, erschien das Pasquill „Concilium". Ls spricht alles dafür, daß der Verfasser dieser Schrift, der sich unter dem Namen Utz Eckstein verbarg, niemand anderer als der Zürich er Reformator Ulrich Zwingli ist. Auf S. 745 des Abdruckes in Scheibles Kloster (32. Zelle, Bd. 8, I847) wird „Murren Thomma vß der Gouchmatten" angeredet und S. 749 sagt Llevwe Fenchmul: Hör zu hie jung vnd alt, was Murnar für ein meynung halt. Er ist nit in der Gouchinatt gwefen, Zn Efaia hat ers glefen.

Ls entbehrt nicht eines gewissen komischen Reizes, daß auch der Berner Maler Niklaus Manuel Deutsch, dessen Namens­ zeichen auf siebzehn Randleisten der Geuchmat zu sehen ist, und dessen Frau Katharina Frisching mittelbar zu dem Bild auf dem Holzschnitte des Kapitels ^5 Modell gestanden hat, den Dichter wegen dieser Satire verspottete. Im Jahre H528 hat Manuel, der auch später in Murners Leben keine freundliche Rolle spielte,2) eine Flugschrift „Die ordnung vnd letster will der Meß" herausgegeben. Darin vermacht die sterbende Messe dem Dichter der Geuchmat „das wiß tischtüch, daß er sineu mädren daruf zu essen gebe, wenn sie jm die gouchmatten mäjent."2) Ls ergibt sich, daß die Geuchmat im ersten Jahrzehnt nach ihrem Erscheinen nicht nur am Druckorte, sondern auch in St. Gallen, Straßburg, Zürich und Bern bekannt war. x) Näheres darüber bei Th. v. Liebenau a. a. M. 5. 207. 2) Vgl. A. W. Strobel, Beiträge zur deutschen Literatur und Literärgeschichte, Paris und Straßburg 1827, 5. 80ff. und Abschnitt IV, \ b, ^9$ (Straßburger Stadtarchiv 122 und 125). 3) Jakob Bächtold, Niklcms Manuel, Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz Bd. 2, Frauenfeld 1878, S. 254.

Anders als die Gegner 'Murners in den religiösen Streitig­ keiten dachten offenbar die Verleger Sigmund Feyerabend und Simon Hüter in Frankfurt a. 1H. über die Geuchmat, als sie ^565 die Satire neu drucken ließen und wieder auf den Lücher­ markt brachten. Sigmund Feyerabend und Simon Hüter baden übrigens im selben Jahre 1565 bei Martin Lechler in Frank­ furt a. ITT. auch Murners Narrenbeschwörung nach Georg Wickrams Ausgabe von 1558 erneuert. Daß Fischart Murners Geuchmat kannte, ergibt sich aus jener Stelle der Geschichtklitternng, wo er von „den weiberbeberrschten goucheyerbrütlern" spricht. Sodann nennt er einmal Mur­ ners Namen in Verbindung mit der Geuchmat: „Der alt Scheisser vnnd Muster Bruchmatt, deß Murners von der Gauch matt vetter."H Auch im Bienenkorb verrät Fischart, daß er die Geuchmat gelesen bat: „weiter so wollen sie (diese Ketzer), daß die pfaffen weiber nemmen .., . und wollen den pfarrfaren und kuttenbengsten ire weiber nit leihen ... zu fortsetzung der Keil. Llementinischen weibergemeinschaft und Hand­ habung des lehens von des Murnarrs gauchmatten." Zn der Folgezeit blieb die Geuchmat beinahe dreihundert )ahre unbeachtet. Da besorgte ). Scheible in der 32. Zelle seiner Sammlung „Das Kloster" (Band 8, Abteilung 2, Seite 895—\\22, Stuttgart und Leipzig (8V) einen Neudruck der Geuchmat nach dem Stuttgarter Exemplar. Der Text stimmt mit der Vorlage überein, doch fehlt das Register. Die Holz­ schnitte sind ungeschickt nachgebildet und verkleinert. Oft sind die Bilder auch nach der anderen Seite umgezeichnet. Das Monogramm des Holzschneiders (CA) ist weggelassen außer auf dem Holzschnitte zu Kap. 52. Fast ein halbes Jahrhundert später erschien 1(896 im Verlage B. G. Teubner zu Leipzig eine Aus­ gabe mit Einleitung, Anmerkungen und Exkursen von Wilhelm Neudrucke Nr. 65—67 5. 258. Auch den: Kasseler l^ans Milhelm Kirch­ hoff scheint Murners Geuchmat nicht unbekannt gewesen 311 sein. Im „wendmimutb“ ((563—(603) heißt es (, (9$: „Nit weyt von der gauchmatten in eim dorff ein junger stoltzer baur."

zXCVHT

Uhl. 5tc hat keine Holzschnitte. Der Herausgeber begnügte sich damit, sie kurz zu beschreiben. Der Text folgt den: Berliner Exemplar Yg 6561, also einen: A2-Drucke, ist aber nicht ganz frei von neuen Druckfehlern. Einleitung und Anmerkungen sind meist nur ein Widerhall der damals vorhandenen Murnerlite­ ratur. Die Besprechungen von Ist. Spanier/) Karl von Bahder2) und Viktor Michels^) kennzeichnen Uhls Leistung so treffend, daß ich mir jede weitere Ausführung ersparen darf, schließ­ lich hat im Jahre 1915 Georg Schuhmann in seinem werke „Thomas Murner und seine Dichtungen", eingeleitet, ansgewählt und erneuert (Regensburg und Rom, Friedrich pustet) Stücke der Geuchmat aus den Kapiteln 1 bis 7 und 56 nach A2 veröffentlicht. Schuhmann wollte mit seiner Blütenlese nicht wissenschaftlichen Zwecken dienen, sondern „unterhaltend be­ lehren", „dem Liebhaber gesunder und humorvoller Volks literatur" etwas bieten und „Blümlein an dem Wege pflücken, an denen sich Menschen aller Zeiten erfreuen können." Beber­ meyer hat 1920 dieses Buch nicht sine ira et Studio im Literatur blatt für germanische und romanische Philologie auf Spalte 87 ff. besprochen und seine Auffassung in der Ausgabe der Mühle von Schwindelsheim (1925) S. 127 wiederholt. Der Angegriffene hat sich mit Bebermever in einem Aufsatze „Zur Beurteilung der neuesten Murnerforschung" in der Zeitschrift für schweize rische Kirchengeschichte Bd. 16 (1922) S. 81—X 1 auseinander gesetzt.

8. Der tleubrud5 der Eeuchmat. Der Reudruck folgt dem Tert der ersten Auflage der Geuchmat vom 5. April 1519 (A *). Die Randleisten des Erstdruckes durch weg wiederzugeben, verbot die Einrichtung dieser Gesamtans ') .Zeitschrift f. bt. pbilol. 23b. 20 (i sb. 2«, (loou) S.30 33.

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gäbe der deutschen Schriften Murner-. Die Zeichensetzung des Urdruckes, die nur aus spärlich gesetzten Strichen (/) und Punkten besteht, ist beibehalten worden, aber nach den heutigen Regeln der Zeichensetzung ergänzt. Die häufig gebrauchte Minuskel k am Anfänge der Verse ist überall durch die Majuskel ersetzt. Die im Erstdruck vorhandene Scheidung zwischen r und r (nach o, ö, b, ch, p und in der Silbe dre) konnte aus technischen Gründen nicht wiedergegeben werden. Sämtliche Abkürzungen sind aufgelöst. Die Blattsignaturen sind dort, wo die Seite be ginnt, abgedruckt. folgende offenbare Fehler des Erstdruckes (A1) sind in dieser Ausgabe verbessert worden: 4. studieren. (?. verde. (8. wer triben. 3m Register: [V.q.J Augsteine (Agsteine). [XIII.] etzsen (etzen). [XXVI.] Mariaues. [XXIX.] mörin (mören). I. Überschrift: lvorred (vorred). 244. zü (zün). 270. fy es (sys). 280. gsctzt. 3((. grosseren (grösseren). 332. in (im). 345. dunck (bumst). 345. erden. 36y. zuck (zuckt). 390. 39t sind um gestellt. 447. hiff (hilft). IV. Überschrift: lvenus. 009. ietzung (ietzund). 526. heyin(e) lieb. 535. Giß (Biß). 54(. grüß (grüß). 629. kundtschasft. Kap. V. a. Überschrift: wolkümen (volkummen). Zeile 3— 4 he//tzen (her-tzen). b. Überschrift: Ivertünlich (vertünlich). d. Überschrift: lvndcrthenig (vnderthenig). e. Überschrift: lverbünstig (verbünstig). f. Zeile ((: turnet (kumment). Letzte Zeile: hee res (heres). g. Überschrift: arrickel (artickel). k. Über schrift: lvberlinger. m. 5. Zeile: froweu. 9. Zeile: in ein (eint), n. 5. Zeile: wili (will). ((.Zeile: der (oder). (7. Zeile: wistu (bistu). r. Überschrift: Iverstendige. t. (6. Zeile: ir (nit) so. u. 6. Zeile: vnin (vnd in). 9. Zeile: vetrnwen. y. Über schrift: lvnuerdreglich. 677. Den (Den). 739. sagt (klagt). 82o. Den (Den). 827. groß (große). 844. uom (von) jm. 875. dem (den). 876. gedrunckeu. 885. über. 890. Rein (Kein). 9((. wellen (gynnen). 959. geuchim (geuchin). 950. siudt (sindt). 954. dran (daran). 994.

summarn. funden (funden). (057. vude (vnde). (o58. iiypt (nympt). (0S9. Rein vnkarmberhiger (Kein vnbarrnhertziger). X. Überschrift: verkou (verkon-). ((((. gibt (geb). (((9. er (ir). ((20. ivor malß (vor malß). ((23. wunschtendt (wuntschendt). ((40. vnd der nehe (vnd in der nehe). (()). koufftcr (koufften). ((6(. 3 am en (zarnrnen). ((80. Das Reimwort an fehlt im Ur drück. ((9(—(2(2 stehen im Erstdruck fälschlich nach (2(3— (22o. ((98. mensch (mensche). (207. wrr (wer). (2(6. Den (Den). (3(0. grundt (gründe). XIII. Überschrift: gonh. (3)5. Den (Den). (358. will (wer). (376. erfüllen (erfüllen). (385. hcrhen. ())8. frund (fründ). ()83. ZU (zü). (502. im (im). (552. nymnter (nymmer mer). (580. zamen (zammen). (595. 5er (Der). (607. was (wo). (608. so (sy). (6(). er mit (er nit). (6(7. ordeu. (6(8. lebet (iebt). (620. wurdt (würdt). (623. keyner (kleyner). (6)2. vnd vor myn gestrichen. (728. Han (Han). (737. fro (frow). (752. bette (hetts). zu (zü). (776. muß (müß). (79(. gredtscchc. (8((. wybscche. (8(9. dätt (datt). (82(. sprich (sprichst). (82. Er (Ls). (83(. verücht (verrücht). (8)8. bembdlin. XIX. Überschrift: Ivenus (Venus). (890. hatte (hatts). (895. Ec (Es). (903. laß ston (laß ich ston). (9)8. verlassen (verlassen). (982. von (vor). (995. allein (allen). 2002. sylher (sylber). 2005. sehen (fohen). 2036. sochs (solchs). 2090. 5y (5o). 2098. ^fronw. 2(09. des (das). 2(65. velorc (verlöre). 2265. jndschen (jüdschem). 2306. vnd guck hyn (vnd „guck, guck!" hyn). 2)).">. ston (stan). 2))6. vnterlyben (vnterblyben). 2)78. regiert (tegieret). 2505. bliv (blix). 2520. Das (Des). 258). braht (bracht) 2655. sich (sich). 2685. fisicher (fischer). 2722. nur (nun), it (ir). 2759. sindt(sindts).27)5. küngin (künigin). 2850. wen (wen). 2832. man (man). 5000. erkligen (erklingen). 3(o(. vnderstunden (vnder stünden). 3(72. über (aber). 5(75. Vögel (Vogel). 5(95. schyn (schwyn). 5272. längs (langes). 55(6. solchen (falschen). 3359. er (es). 3355. Zwe.r (Zwey). 3362. ansaht (ansicht). 3)(5. en (ein). 5)27. eint bembde (ein hembde). 3))(. znntfft (zunfft). 3)7). gench (genchin). 3)82. krentzlin (krentzelin). 3505. sy (so).

CI

.5517. Swaerh (Sdiroart}). .33'09. erbitten (crbotfcn). 3606. ncinett (nemmett). 3608. in welschen (welschem) landt. 3668 ist vor 3669 gestellt. 37 u. möhst (möchst). 5746—376t. standen ursprünglich nach 3772. 3752. krentzlin (krentzelin). 3787. falcher (falscher). 3808. wyh (tvyb). 38t0. Mit (Nit). 3898. ver brünnen (verbrunnen). 5900. Wyt (Nit wyt). 5972. Stett vod (Stett vnd). 3989. kemen (kemmen). 4036. heym(e)lich. 4078. gfider (gefider). 4U6. jietnen (riemen). 4132. spatzeren. 4134. zweltffhalb. XLVI1. f. Zeile b: Aristobolus (Aristobulus). 4428. Lin (