Thomas Murners deutsche Schriften: Band 2 Narrenbeschwörung [Reprint 2020 ed.] 9783111534442, 9783111166377


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German Pages 607 [608] Year 1926

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Thomas Murners deutsche Schriften: Band 2 Narrenbeschwörung [Reprint 2020 ed.]
 9783111534442, 9783111166377

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kritische Gesamtausgaben Elsässischer Schriftsteller des Mittelalters und der Hesormationszeit veröffentlicht

vom wissenschaftlichen Institut derElsast-Lothringer im Heid)

Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke herausgegeben unter Mitarbeit von

G. Sebermeyer, E. Fuchs, K. Merker, D- Michels, W. Pfeiffer-Selli und M. Spanier von

Zran; Schultz

Band II

1926

Walter de Gruyter L Co. vormals G. J. GSschen'sche Verlagshandlung - J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Heimer - Karl J. Trübner - Veit L Comp.

Berlin und Leipzig

Thomas Murner Narrenbeschwörung Herausgegeben von

Dr. M. Spanier Mit einem Briefe Murners in 6andfd)riftendrudt

1926

Walter de Gruyter & Co. vormals G.). Göschen'sche Verlagshandlung - ) (ßuttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer - Karl 7. Trübner - Veit L Comp.

Berlin und Leipzig

Meinem Freunde

Jakob Loewenberg )UM 70. Geburtstage

Bit euch hiemit lieber geuatter / wollend biss also güter fründtlicher mainung von mir auffnemen / wie ich das güter Meinung an tag summen lassen / Nit das wir unser frciinbt* schasst damit erneweren wollen (dann das soll gantz ferr von mir sein) dieweil vnser freündtschafft noch nie veraltet / darf sie auch seins ernewrens nit / sunder wöllend die mit disem büchlin beuostigt haben. (Georg Wickram, Von Quoten vnd Bösen Nachbaurn.)

Vorwort. Wilhelm Braune, mein hochverehrter Lehrer, hatte mir in meinem letzten Universitätsjahre die Herausgabe der Narrenbeschwörung übertragen. Sie erschien 1894 in seiner Sammlung von Neudrucken Deutscher Literaturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts bei Max Niemeyer in Halle. Seitdem ist ein Menschenalter vergangen. Da war es mir eine Freude, daß ich für das Wissenschaftliche Institut der Elsaß-Lothringer im Reiche nach der Schelmenzunft nun auch die Narren­ beschwörung wieder herausgeben konnte, und zwar in einer Form, für die ich dem Verlag, der meinen Wünschen stets verständnisvoll entgegenkam, herzlich zu danken habe. Daß der vorliegende Text sich nicht wesentlich von dem der Neudrucke unterscheidet, ist selbstverständlich; daß ich die erklärenden Anmerkungen nach meinen Kräften verbessert habe, brauche ich kaum zu sagen. Da die beiden ersten moralsatirischen Dichtungen Murners zur Einführung in das Murner-Studium gern verwertet werden, habe ich mit Hin­ weisen auf Werke, in denen weitere Belehrung zu finden ist, nicht gekargt. Es waren glückerfüllte Stunden, in denen sich mir durch das Vertiefen in dieses Schrifttum das Gefühl wieder verstärkte für den überquellenden Reichtum volks­ tümlichen deutschen Kulturgutes im elsässischen Gebiete. Möchten viele aus diesen Büchern zu dem Entschlüsse er­ mutigt werden, dem Schenkendorf in seinem Gedichte „Muttersprache“ Ausdruck verleiht: Will noch tiefer mich vertiefen in den Reichtum, in die Pracht; ist mir’s doch, als ob mich riefen Väter aus des Grabes Nacht.

Berlin, im Mai 1926.

M. Spanier.

Inhalt. Einleitung..................................................................................................... \—107 Die Narrenbeschwörung.

Nachbildung des Titels..................................................................................... I09 1. 2. z. 4. 5. 6. 7. 8.

Vorrede [a ija]............................................................................................ Verachtung des dichters [a iijb] (Ein wechsen nase machen [u 6a] ......................................................... Narren seyen [a 8a]................................................................................. Gelerle natren schinden [b tija]............................................................ Geuch vß brieten [b 6b]........................................................................... Mit gott der geiß hietten [c jb]............................................................ Löffel schnyden [c iijb].............................................................................

119 123 129 136 1^2 1^6

9. 10. 11. 12. 13.

Die lenden schmieren [c 5a] .................................................................. von esel gürten [c 7a]............................................................................. von stroem bart flechten [b ja] ............................................................ Fantasten beitzen [b iijb] ......................................................................... Seck hiessen [b 5b].....................................................................................

1^9 153 157 162 166

m

1% Den affen scheren [b 7b]........................................................................ 170 15. (Ein fachen ab dem zun brechen [e jb] ................................................ 174

16. 17. 18. 19.

Der verloren Huff [e iijb] ....................................................................... von der genß wegen [e 5b]................................................................... vff der fleschen riemen traten [e 7b] ................................................ Guatter über den zun [f jb]...................................................................

178 182 186 I90

20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.

Der christen glouben vff steltzen [fiiija]................................................ (Ein loch durch ein Briefs reden [f 5b].................................................. Der beseicht sack [f 7a]............................................................................. Die federen spitzen [f 8b]......................................................................... Die sattel narung [5 ija]......................................................................... Schelmen bein im rucken sg iiija].......................................................... Hewschrecken vnd flöch sunnen sg 6a] .................................................. Stiel vff die benck setzen [9 8a] ............................................................

195 193 201 204 207 211 215 219

IX

Inhalt.

28. An das bret kommen [fy jb].................................................................... 222

29. 30. 3b 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. -0. 4b 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.

Füß halten [1? iija].................................................................................... Der selber artzet [fy iüjb]......................................................................... Der Hundt, der das leder fraß [fy 6a].................................................... Von blawen enten predigen [fy 8a]....................................................... Die schaff schinden [i ija]......................................................................... Den lüsen ein stelh machen [iiüja].......................................................... Der heiligen güt [t 6b]............................................................................. Die brendt schiren [f ja].......................................................................... Roßdreck schwymmen [f ijb] .................................................................. Eyer vff dem altar finden [f nija ] ...................................................... Den arß in die schantz schlahen [f 5b].................................................. Des wolffs predig sk 7b]........................................................................ Den hienern die schwentz vff binden [I jb] ....................................... Das rößlin machen louffen [I üjb]........................................................ Den karren schmieren sl 5b] .................................................................. Rahen rein [I 7a]...................................................................................... Jn dem grindt lusen sm ja] .................................................................. Ein Hagel sieden sm ijb] ........................................................................ Das hefelin zü setzen sm tiija]................................................................ Lorentz ist keller sm 5b].......................................................................... Das graß hören wachsen sm 7a].......................................................... Zu dantz stellen sm 8b] ...........................................................................

225 228 23( 235 239 243 243 253 256 259 262 266 270 274 278 28t 285 288 291 294 297 5oo

51. Den dryspitz in sack stossen sn tja].......................................................... 303 52. Krieg vnd Hessen zerbrechen sn iijb] .................................................... 306 53. Den esel überladen sn mjb].................................................................... 308 54. 55. 56. 57. 58.

By der trafen fieren sn 6a].................................................................... Vnder dem hietlin spilen (n 7b]............................................................ Liegen durch ein stehelin berg so ja].................................................... Mit dreck rein weschen so iija] .............................................................. Die wolffs wat so mjb]..........................................................................

3U 3(4' 317 32t 324

59. 60. 6b 62.

Den affen leren gygen so 6a] .............................................................. Ein gütten magen haben so 7b] .......................................................... Der gestryflet ley [p jb] ........................................................................ Das lürlis bad sp ijb]...............................................................................

327 330 333 336

63. Schelck iagen sp Hija] ............................................................................... 339 64. Dem täfel zwey liecht anzinden [p 5b] .............................................. 342 65. 66. 67. 68.

vögelin lassen sorgen Ein gebiß ynlegen sp Mit dem iuden spieß Den dreck rütlen, das

sp 7a].................................................................. 8b] ...................................................................... rennen sq ija]................................................... er stinckt sqiijb].................................................

345 348 35t 354

69. Nach der deck sich strecken [q 5a] ........................................................... 357 Murners Werke 2.

b

Inhalt.

X 70. ?v

Ober das seil werffen [q 6b]................................................................. 360 Dieb ab dem galgen nemen [q 8b]...................................................... 36-

72. Lin esel latyn leren [r ija]..................................................................... 367 73. Vß einem holen Hafen reden [r iijb]...................................................... 370

7- . Pff einem stecken rytten [t 5a]............................................................. 373 75. Lier wannen [r 7a] 377 76. Dff den grossen Huffen schyssen[t 8b].................................................. 380 77. Lng gebrisen [s ija] ................................................................................. 383 78. Güt frum bub syn [s üjb]....................................................................... 386

79. 80. 81. 82. 83.

Den bundtschuch vff werffen [5 5a]....................................................... Lin luten schlaher im hertzen hon [5 6b]............................................ Das kindt mit dem bad vß schitten [tja] ........................................... Lin esel vmb gelt schinden [t ijb] ........................................................ Thürung der heiligen [t ittjb]................................................................

339 392 397 -00 -0-

8- . vff dem zan vß gon [t 6a] .................................................................. -07 85. Der petters kopff [t 7b]........................................................................... -10 86. Das gouch geschrey [v jb]....................................................................... -187. Lin rüt vff syn eigen arß machen [üiijb] .......................................... -18 88. Fründtlicher dienst vff der nußschalen[r> ntjb]...................................... -20

89. Mit dreck versigelen [d 5b] ..................................................................... -22 90. vor dem berren vischen [t> 6b].............................................................. -291. 92. 93. 9- .

Die Die Der Der

oren lassen melcken [d 7b].............................................................. grosse geselschafft [ü 8b].................................................................. narren Harn besehen [j inja] ..................................................... narren wychwasser [$ 6b] ..............................................................

-26 -28 -35 --0

95. Der narren bycht [$ 8a)........................................................................... --3 96. Der narren büß [y iijb] ......................................................................... -50 97. Entschuldigung des dichters [y 5a]........................................................ -53

Kommentar. Abkürzungen..................................................................................................... Anmerkungen..................................................................................................... Nachträge........................................................................................................... Wörterverzeichnis zum Kommentar...............................................................

-61 -63 583 585

Einleitung. Ohne Zweifel ist Sebastian Brants Narrenschiff die wir­ kungsvollste und einflußreichste Moralsatire des Vierteljahr­ hunderts vor der Reformation. Sie machte auch in den Kreisen der Gebildeten um so mehr Eindruck, als sie eine mit Gelehrsamkeit gespickte, in deutschen Reimen verfaßte poetische Nebenarbeit eines in vornehmer Amtsstellung wir­ kenden hochangesehenen Humanisten war. Ihre volkserzie­ herische, moralische Tendenz springt ins Auge. Friedrich von Bezold (Geschichte der Reformation, 47) gibt dem Buche nicht den richtigen Rang, wenn er es mit den satirischen Volksliedern, in denen die Verschärfung der sozialen Gegen­ sätze jener Zeit sich ausspricht, zusammenbringt. »Kein Stand bleibt von diesen gereimten und gesungenen Angriffen verschont; Ritter, Bürger und Bauern, Pfaffen und Schrei­ ber, Juristen und Kaufleute, alle müssen sie vor das Gericht der öffentlichen Meinung, das nichts weniger als säuberlich mit ihnen umspringt. Die einzelnen Züge des Volksliedes erscheinen dann zu einem Gesamtbild verarbeitet in den zahlreichen satirischen Dichtungen, als deren höchster Typus stets Sebastian Brants Narrenschiff betrachtet werden muß.« Brant, der, wie er meint, trotz der vielen damals ver­ breiteten frommen und heiligen Schriften die Stände der Welt als in Sünden verstrickt charakterisieren muß, und den Drang fühlt, als Advokat und Ratgeber seiner Mitbürger diese nun in seiner mehr weltlichen Art zur Besserung an­ zutreiben, hat nicht die geringste Beziehung zu den aus ganz Murners Werfe 2.

\

2

anderen Motiven entstandenen Spottliedern. Eher könnte man den weniger pedantischen und volkstümlicheren Murner vom Volksgesang beeinflußt halten (vgl. meine Ausführungen »über Tanz und Lied bei Thomas Murner«, ZfdP 26, 201 ff.), aber in seiner Grundtendenz, die sich durchaus mit der des Sebastian Brant berührt, ist er doch ursprünglich beeinflußt durch seinen Beruf als Volksprediger und -lehrer, der die Sünden, Schwächen und Gebrechen der gesamten Gemeinde rügen will, um sittliche Veredelung zu erzielen. Friedrich Zarncke hat mit der ihm eigenen Gründlichkeit und Klarheit in seinem herrlichen Kommentar zum Narren­ schiff die literarische Stellung dieses zu merkwürdigem Er­ folge gelangten Morallehrbuches umrissen. Seine Ausführun­ gen bilden auch die beste Einführung in das moralisierende Schrifttum Thomas Murners. Daß er dabei die eigenartige Persönlichkeit und schriftstellerische Kraft Murners verkannt hat, wird in den folgenden Abhandlungen, die das Verhältnis Murners zu seinem anregenden Vorgänger und die Beziehun­ gen der beiden ersten Moralsatiren Murners zueinander kenn­ zeichnen, deutlich werden x). Zarncke hat schon darauf aufmerksam gemacht, daß die Auffassung der menschlichen Mängel und Vergehen als Narr­ heiten, die auch in der so häufigen Gegenüberstellung von sapiens und stultus zutage tritt, auf die didaktischen Schriften des Alten Testaments zurückgeht. Durch diese ist sie schon lange vor Brant in unsere Literatur eingeführt worden, »und zwar nicht bloß als abstrakte Bezeichnung eines verkehrten Treibens, sondern bereits frühe mit bestimmter Beziehung x) Die erste Abhandlung erschien unter dem Titel »Über Murners Narren­ beschwörung und Schelmenzunft« zuerst in den Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Bd. 18, 1 ff. Die Seitenzahl der Beiträge ist, da auch in unserer Ausgabe der Schelmenzunft häufig auf die Ausfüh­ rungen hingewiesen wird, an den Rand gesetzt. Der dann folgende Aufsatz ist zuerst gedruckt in der Wilhelm Braune-Festschrift zum 20. 2. 1920, »Auf­ sätze zur Sprach- und Literaturgeschichte«, Dortmund, Fr. W. Ruhfus, 8. 260 ff.

3

auf das Institut der zur Belustigung dienenden Narren, das wir bereits vom Ende des 12. Jahrhunderts an auch in Deutschland finden«. (Narrenschiff XLVIL) Mit bewundernswerter Findigkeit hat Murner schon durch die Titelgebung sein Buch dem so erfolgreichen Brantschen Narrenschiff an die Seite gestellt. Dem geistlichen Manne lag es ja nahe, die vielen Narren, die, wie Murner scherzhaft sagt, Brant ins Land gezogen hat, zu bannen. Das Titelbild der Narrenbeschwörung — auch alle späteren Ausgaben weisen auf diese Auffassung hin — ist geradezu eine Illustration zu jenen Maßnahmen der Beschwörung, wie sie an manchen kirch­ lichen Stätten auch im Elsaß vollführt wurden: ibi percutiatur flagellis, immergatur aquis frigidis, stranguletur stola. (Vgl. Anm. zu 15, 36.) In den letzten Kapiteln der Narrenbeschwö­ rung (93, 105ff. und 118; 94aff; 95,2) finden sich Andeu­ tungen auf die geistliche Art der Beschwörung, und in den ersten Bildern und Kapiteln seines Gedichtes vom großen Lutherischen Narren hat Murner wiederholt noch deutlicher die damals übliche Prozedur gekennzeichnet. Dieses kirchliche Verfahren war durchaus populär und ist auch heute noch keines­ wegs ausgestorben, wenn es auch in etwas anderen Formen und Grenzen geübt wird. Vgl. über den Exorzismus und seine Geltung in der Gegenwart: Rietschel, Lehrbuch der Liturgik II, 24 ff. und Franz Diekamp, Katholische Dogmatik II, 72(1918); III, 64 (1922). Diekamp bemerkt: »Nach den Angaben der Väter war die Besessenheit und deren Heilung durch charis­ matisch begabte Christen, bzw. seit dem 3. Jahrhundert durch die Exorzisten, sehr häufig. Es wird aber wohl ein Zweifel daran verstattet sein, ob wirklich in all diesen Fällen eine eigentliche Besessenheit vorlag oder nicht vielleicht öfters eine bloße Krankheit, wie Epilepsie, Hysterie, Geisteskrank­ heit mit reiner Besessenheit verwechselt wurde.« Und Richard Stapper schreibt in seinem Grundriß der Liturgik (1922), S. 254: »Zur Vornahme von Exorzismen bei dämonischer Besessenheit (Rit. Rom. tit. xc. l) bedarf es jedoch jedesmal l*

- 4 speziell bischöflicher Erlaubnis, und zwar soll diese Erlaubnis nur einem ,durch Frömmigkeit, Klugheit und Unbescholten­ heit des Lebens* ausgezeichneten Priester erteilt werden, der die Beschwörungen nicht eher beginne, als er durch sorg­ fältige und kluge Nachforschung die Wirklichkeit der dämo­ nischen Besessenheit festgestellt hat (can. 1151).« Aber das Beschwören der Narren wird bei Murner bald nur zu einem bildlichen Ausdruck für das Bannen der Narr­ heiten, für das Tadeln der törichten Eigenschaften und Sitten, und die Grundidee der Einkleidung des Werkes wird wie in den ähnlichen Dichtungen jener Zeit durchaus nicht einheit­ lich durchgeführt. Sie tritt im Verlaufe der Darstellung nur wenig hervor und gibt dieser nur eine ganz leichte Färbung. Schließlich ist die Hauptsache: die Zusammenstellung und Anprangerung tadelnswerten menschlichen Tuns. Joseph Lefftz macht in seinem vortrefflichen Buche über die volkstümlichen Stilelemente in Murners Satiren, S. 120, darauf aufmerksam, daß Titel, Einkleidung und Motive der Satiren Narrenbeschwörung und Lutherischer Narr an den mit­ telalterlichen Fastnachtsbrauch des Narrenaustreibens erinner­ ten. Bei den Fastnachtsumzügen pflegten nämlich Vermummte den »Fastnachtsbutz« auf einer Bahre herumzutragen oder auf einem Wagen oder Schlitten herumzuführen, um ihn zuletzt zu begraben oder zu verbrennen oder auch von den Wellen in die weite Ferne fortschwemmen zu lassen. Im Lutherischen Narren mag diese Anspielung auf den Fastnachtsbrauch, der sich auf uralten Glauben gründet, als ein Nebenmotiv Geltung haben, in der Narrenbeschwörung spielt jene volkstümliche Sitte jedenfalls gar keine Rolle. Murner hebt selbst wiederholt hervor, daß auch das Narrengewand eben nur äußerliche Einkleidung ist. Die Hauptsache ist das Strafen des Sünders. Das ich üch narren Hab genant, Das Hab ich than in dem verstandt, Das ich üch all für sünder schetz. 97, 40 ff.

5 Sünden nent man mancherley, Die ich ietz nen ein geuchery; Vnd vormals nant ichs schelmen stück, wo einer thadt ein büben stück; So hieß ichs vor die narren bschworen: — Die selben alle sünder waren. Ich hab in allem mynem schriben Nüt denn fünden weln vertriben. Gäuchmatt 5201 ff.

Am deutlichsten äußert sich Murner über den Zweck der närrischen Verkleidung in der Gäuchmatt 5241 ff.: Soll ich ietz ein sünder nennen: Lr würd mit füsten nach mir rennen! Aber wenn ichs narren heiß, Schelmen, geuch vnd gickenschweiß, So lachendt sy vnd hören zü.

Brants Narrenschiff — Murners Narrenbeschwörung und Schelmenzunft. Im Jahre 1512 ließ Thomas Murner seine beiden bekann­ testen moralsatirischen Dichtungen erscheinen, und zwar die NB1) bei Hupfuff in Straßburg, die SZ bei seinem Bruder Beatus in Frankfurt a. M. Welches Gedicht Murner zuerst verfaßt hat, ist bisher nicht festgestellt. Gerade in den zu­ letzt über Murner veröffentlichten Arbeiten herrscht über die­ sen Punkt keine Einhelligkeit. Charles Schmidt 2),3 4Balke 5 3) und Kawerau 4) entscheiden sich für die Priorität der SZ, Goedeke 5) und Rieß 6) 7scheinen entgegengesetzter Ansicht zu sein 7). Doch bemerkt der letztere in seiner Dissertation, 30, Anm. 7: »Die Frage ist noch nicht gelöst, es sprechen schein­ bar ebensoviel Gründe für wie gegen die Priorität jedes Wer­ kes.« Das chronologische Verhältnis beider Schriften ist für r) Brants und Murners Dichtungen werden im folgenden zitiert: NS = Narrenschiff, NB — Narrenbeschwörung, SZ ----- Schelmenzunft, MS — Mühle von Schwindelsheim, GM — Gäuchmatt, LN — Lutherischer Narr. 2) Schmidt, Histoire litteraire de l’Alsace. Paris 1879. 2, 228, n. 62. 3) Dr. Balke, Thomas Murner. Die deutschen Dichtungen des Ulr. v. Hutten. Kürschners Nat.Lit. Band 17, Abt. 1, 58 (mit gleicher Begründung wie Schmidt). 4) Waldemar Kawerau, Th. Murner und die Kirche des Mittelalters. Halle 1890. 8. 68. 70. 5) Thomas Murner, Narrenbeschwörung. Herausgeg. v. K. Goedeke, Leipz. 1879. XXIV. 6) Max Riess, Quellenstudien zu Th. Murners satirisch-didaktischen Dich­ tungen. Berliner Diss. 1890. S. 32, Anm. 9. 7) Wenigstens nach seiner der Dissert. beigedruckten These II.

7

die Bestimmung ihrer literarischen Verwandtschaft von Wich­ tigkeit. Es wird sich danach fragen, ob man die SZ als eine bloße Skizze zur NB, oder als einen Anhang oder Auszug 2 dieses größeren Gedichtes anzusehen hat, — wenn sich nicht herausstellen sollte, daß sie überhaupt eine selbständige Schrift für sich ist. Daß Sebastian Brants NS Murners Dichtungen beeinflußt hat, ist eine allbekannte Tatsache; über die Art und Grenze dieses Einflusses aber ist gerade von berufenster Seite so viel Unrichtiges behauptet, daß es angebracht er­ scheint, auch dieses Abhängigkeitsverhältnis zu prüfen, wozu die Beantwortung der Frage nach der Chronologie der beiden Satiren Murners ohnedies veranlaßt. NB und SZ bestehen aus einzelnen Kapiteln, die nur lose aneinandergereiht sind. Die Idee der Beschwörung verschie­ dener Narren in dem einen Gedicht, die der Ordnung der Schelmen durch den Zunftmeister in dem andern erforderte an sich schon keinen straffen Zusammenschluß des Ganzen, und andrerseits hat Murner nach seiner Art und der Art seines Vorgängers Brant sich nicht immer streng an den Gesamtplan gehalten. Fast jedes Kapitel ist für sich allein verständlich. In der SZ weist er auf andere Kapitel des Buches überhaupt nicht hin, wenigstens nicht in der ersten Ausgabe x), in der NB geschieht dies nur einige Male und nur ganz nebenbei. NB 28 weist in der Überschrift auf NB 27 zurück, NB 29, 23—25 auf NB 21 und 23, NB 94, 27 auf NB 93, NB 96, 1—3 auf NB 95 2). Ich möchte hieraus aber keineswegs schließen, J) Charles Schmidt (2, 297) hat dies nicht beachtet, wenn er schreibt: »dans le dixieme chapitre de la schelmenzunft par exemple il est fait allusion au vingt-troisieme d’une maniere qui prouve que le demier dtait achev6 avant l'autre'. Natürlich! Denn das betreffende 10. Kap. ist ein Zusatz in B und bezieht sich auf Kap. 21 der Ausgabe A. 2) Ob NB 17, 95. 96: )ch hab dyn ere frow ganß gagack, Als ich vor hat eins bseichten sack auf NB 22 Der bseicht sack hinweist? Der letzte Vers kann ebensogut eine bekannte Redensart voraussetzen, wie NB 15, 3. 4:

8

daß die einzelnen Kapitel der NB in der Reihenfolge ent­ standen sind, wie sie uns vorliegen. Max Rieß hat gezeigt, 3 in welch geistvoller Weise Murner eine große Zahl von Bildern aus dem NS in der NB umgedeutet hat. Je nachdem wie die drolligen Einfälle kamen, wird er zu den Brantschen Bildern seine Stücke geschrieben haben, — dergleichen läßt sich nicht in ununterbrochener Reihenfolge schaffen. Zuweilen hat er die Bilder des NS’s einfach übernommen, weil sie zum Inhalt seines Kapitels paßten, nur 17 Holzschnitte hat er eigens für die NB anfertigen lassen. Die ganze äußere Einrichtung die­ ses Buches erinnert an das NS. Die Kapitel sind wie dort von ungleicher Länge, aber schließen immer mit einer Seite ab. Zur Überschrift des Bildes dient ein Vierzeiler an Stelle des Dreireims im NS. Doch finden sich auch hier bereits Vierzeiler, z. B. NS 85. 96. 97. 109, durchgereimt: NS 76. 107, ui, wie NB 2. 41. 80 und 85. In der SZ hingegen ver­ wendet Murner eigene Bilder, die er vielleicht selbst entworfen hat1), die Kapitel sind hier von gleicher Länge und drei Reimpaare bilden die Überschrift. Schon diese äußeren An­ zeichen, die auf eine größere Abhängigkeit der NB vom NS schließen lassen, legen den Gedanken nahe, daß die NB früher entstanden sein muß als die SZ. Im Hinblick aber auf die Komposition, die jedes einzelne Kapitel der genannten Schrif­ ten fast wie ein selbständiges Gedicht erscheinen läßt und das Ganze wie eine mehr oder weniger geordnete Sammlung flie­ gender Blätter, scheint es notwendig, in eine genaue Unter­ suchung des einzelnen einzutreten. Zur Bestimmung der Chronologie halte ich es für das wichtigste, zunächst die­ jenigen Kapitel der NB zu untersuchen, die sowohl deutliche Beziehungen zum NS als zur SZ haben. Als man dem armen Hündlin that, Do er das leder fressen hat. Deshalb darf man in diesen Versen noch keine Anspielung sehen auf NB ZI, wo die Geschichte eines solchen Hundes erzählt wird. 9 Vgl. darüber meine Ausgabe der SZ, Seite 7 ff.

- 9 I. NS — NB — SZ. Jede dieser Schriften ist mit einer Vorrede versehen. In der Vorrede zur NB weist Murner ausdrücklich auf seinen Vorgänger Brant hin und glossiert witzig Stellen aus dessen Vorrede und 1499 erschienener Protestation (siehe hierüber Anmerkung zu NB 1 und Rieß 15). Hat Brant die Narren alle zusammengebracht, so will Murner sie beschwören und 4 aus deutschen in welsche Länder bannen (— nach NB 92, 170 will er sie ins nid erlaubt bringen — das nid erlaubt Heisz ich die hell). Er schließt sein Buch also ausdrücklich an das damals bereits weitverbreitete Werk Brants an, und in diesem Sinne hatte Kaiser Max ganz recht, wenn ihm Murner der Dichter des andern Narrenschiffs x) war. Auch der Anfang der Vorrede Murners erinnert an Brant: NB 1, i f. Ich hab so manche nacht gewacht vnd alle ständt der welt betracht

NS von. 90 f. Ich hab ettwan gewacht zü nacht Do die schlieffent der jch gedacht

J) »Einem seiner Beamten namens Hanns Mue oder Mueyg, den er (Kaiser Max 1513) in gewissen Geschäften nach Straßburg schickte, gab er die Instruk­ tion: Er soll auch fleißig fragen nach demDoctor zu Strassburg, der das ander Narrenschiff gemacht hat, und so er den erfahrt, so soll er an Meister und Rath begeren, daß sie mit demselben verschaffen, daß er sich zu Kayseri. Majestät fueg, dann sein käyserl. Majestät ihne in etlichen Sachen brau­ chen werde, die ihm auch zu Nutz dienen werden«. Wencker, Apparatus & instructus archivorum, Argentorati 1713, s. 16. Goedekes Vermutung, daß der Kaiser Murner mit einem vertraulichen Auftrage nach Italien senden wollte (Einleit. z. NB XXX), ist wenig begründet. Kaiser Max hatte 1512 dem Nürn­ berger Rate seinen Geheimsekretär Melchior Pfinzing zum Propst an der dor­ tigen Sebalduskirche mit Erfolg empfohlen (Chr. Scheurls Briefbuch 1, 93), und seit 1513 lebte dieser in Nürnberg. Es scheint mir nun viel wahrscheinlicher, daß der von ihm zum Poeten gekrönte Murner in ähnlicher Weise wie Pfinzing vorn Kaiser in literarischen Angelegenheiten verwandt werden sollte. Für diese Ansicht spricht auch die Art, wie Murner in dem Mandat bezeichnet wird. Adam Klassert stützt meine Vermutung in den Mitteilungen über die Michel­ städter Kirchenbibliothek (Ostern 1902), S. 19, durch den Hinweis, daß der Kaiser Murner wahrscheinlich veranlaßt habe, die »Entehrung Mariä durch die Juden« zu dichten. Vgl. den Abdruck dieses Gedichtes im Jahrbuch f. Gesch., Sprache u. Lit. Elsaß-Lothringens, Straßburg 1905.

10 5 (vgl. aber Zarncke zu dieser Stelle, die wieder beeinflußt sein soll durch eine Wendung in der Bulle Sacrosanctae Bonifacius’ VIII.). Anders die Vorrede zur SZ. Hier setzt sich Murner nicht mehr in solcher Weise in Positur, wie es bei der Einführung eines Erstlingswerkes angebracht schien. Im Verhältnis zu den Einleitungsstücken der NB ist das Kapitel der Vorrede in der SZ recht kurz. Murner hat es nun auch nicht mehr nötig, sich mit dem Vorgänger auf gleichem Gebiete ausein­ anderzusetzen, er erwähnt den Namen Brant gar nicht. In der NB i, 42 hat er Brant gegenüber (Es kan nit yeber narren machen, Protestation 38), den er zitiert, scherzhaft er­ klärt: Narren machen ist kein kunst, — in der SZ spricht er in aller Unabhängigkeit den ähnlichen Gedanken aus: Ich darff nit fill spitzer vernunfft, Das ich beschreib die schelmen zunfft: Der beglich brauch lernt mich das wol, wie ich eyn schelmen kennen sol. (voredt, 41 ff.)

NB 11 betitelt Murner Ein stroen bart flechten, indem er an das Bild zu NS 86, wo von der Verachtung Gottes und seiner drohenden Strafe gehandelt wird, anknüpft. Ein Narr zupft Christus am Barte (Meynt er jm griffen an den bart, NS 86, 17) — Murner hingegen läßt den Narren Gott einen Strohbart flechten, Der an im nit wachsen kan, Ob er in schon vest lymet an.

(NB 11, 9 s.)

Und wenn man das Bild im NS genau betrachtet, muß man gestehen, daß Murner nicht unrecht hatte mit seiner Auf­ fassung. Es ist also nicht »in Brants Sinne« einfach der Titel 6 geändert (Rieß 18), sondern das Bild ist witzig umgedeutet. Der Inhalt dieses Kapitels hat aber gar keine Ähnlichkeit mit NS 86. Die Redensart Ein stroen bart flechten verwertet Murner in der SZ 5 noch einmal, aber nun ganz unabhängig, auch

- u — von dem Kap. der NB, trotz (oder vielleicht gerade wegen) der gleichen Überschrift. Strafte die NB die Schwätzer in der Kirche (vgl. zu diesem Thema NS 91 und SZ 18 — die Schwätzer innen!), die geldgierigen Prälaten, die andacht­ losen Beter, richtete sich also gegen alle, die Gott einen Bart von Stroh flechten, so wendet sich die SZ gegen die Listigen, die im Handel und Wandel ihr Hertz bedecken können und mit Worten ein Doppelspiel treiben. Die größere Selb­ ständigkeit des SZ-Kapitels, das mit einem passenden eige­ nen Holzschnitt geziert ist, den Murner für die NB gewiß auch verwertet hätte — wenn er damals schon vorhanden gewesen wäre —, spricht für die spätere Abfassung dieses Stückes. Brant gibt NS 39 den weltmännischen Rat, seine An­ schläge und Pläne nicht zu offenbaren, wenn man etwas er­ reichen wolle. Auf dem Bilde zu diesem Kapitel sieht man an einem ausgebreiteten Netz Vögel vorüberfliegen. Im Ge­ büsch sitzt ein Narr in allerdings verdächtig hockender Hal­ tung. Und da durch die Randlinie des Bildes der hintere Teil des närrischen Vogelfängers — was er wenigstens bei Brant sein soll — abgeschnitten ist, so wird der Phantasie des Beschauers keine Schranke gesetzt. Was Murner sich dabei gedacht hat, geht klar aus folgenden Versen des Kap. 14 der NB, das mit diesem Bilde geschmückt ist, hervor: Ein ding ist warlich übel bschaffen: Das kein schwantz hondt vnser affen, Das sy ir schanr doch etwan deckten, Den arß nit also fürher bleckten. (NB 14a—d) Das die natur verborgen hat, Lin yeder aff das sehen lat vnd hat ein freut), das er vffbleckt vnd yedernran syn arß entdeckte) Ich heiß ein affen yedernran, 7 Der syn schanr nit decken kan vnd seyt syn eigen übel that etc. (14, 1 fi.) r) Riess hat diese derbwitzige Umdeutung des Brantschen Bildes nicht bemerkt, und daher dies Kap. unter eine unrichtige Rubrik gestellt (s. Riess 18).

12 Welche Art zweibeiniger Affen Murner in diesem Kapitel behandelt, ist mit den letzten Versen schon angedeutet. Witzig bringt er unter diese Rubrik auch die Äffinnen, die ire brüst nit heimlich tragen, sondern weyt über das halb entdecken, weil sie fürchten, das fy dynn erstecken. Hauptsächlich aber beschäftigt er sich mit dem von Brant angeschlagenen Thema, den er aber in einer Art zu übertrumpfen sucht, daß die Moral dabei nicht ganz unverletzt bleibt: Gibt dir einer güte wort, vnd du vermerckst by im ein mort, Mit Worten bzal den selben wider, Mit liegen, triegen, lüg du, fider. (V. 40 ff.)

Daß Murner Brants Darstellung noch im Sinne liegt, be­ weisen Anklänge: wer öfflich schleht syn meynung an vnd spannt syn gärn für yederman vor dein man sich lycht Hütten kan (NS 39 a—c) wer nüt dann trowen düt all tag Do sorg man nit, das er vast schlag wer all syn rät schlecht öfflich an vor dem hüt sich wol ^ederman (V. 5 ff.) Eyn narr ist wer will sahen sparen vnd für jr ougen spreit das gärn Gar lycht eyn vogel flyehen kan Das gärn, das er sicht vor jm stan (V. i ff.)

Dflichen seyt er synen sinn, Das man sich vor im hielten kinn; Wil er brennen, stechen, howen, 5o müß er vier iar vorhin trowen vnd saget solches jedermann, vor dem man sich l^cht hiel­ ten kan (NB 14, 15 ff.)

wen du die vögel will betrieben, Das sy dir zü dem gärn ynfliegen, 5o müstu es mit stro verdecken vnd nit öflich lassen blecken

(V. 32 ff. — s. Bild.)

Im Kapitel 35 der SZ B x*) *behandelt * Murner noch ein8 mal die Leute, die einen kurtzen athem haben. Nun aber beeinflußt die NB bereits die Darstellung: Der Drucker der Hupfuffschen Ausgabe hat übrigens zu diesem Stück eine Randleiste gesetzt, die mit vollster Anschaulichkeit zeigt, was auf dem Haupt­ bilde nur angedeutet ist. x) Mit voller Absicht ziehe ich die Zusatzkapitel der SZ B zur Ver­ gleichung heran. Sie stehen in demselben literarischen Verhältnis zur NB wie

15 Als sainpson mit sym har hat than (NB i4, 31)

tzett fampfon syn heimlicheit Dalide nit selbs gefeit, Er wer nit summen vmb syn har (82 Z5, 29 ff.)

Mit der oben angeführten Stelle NB 14, 32 ff. vgl.: Du spreitest sunst das vogel gärn Offelich den vögeln dar, Das keiner nymmer mer fern har wie sy doch sindt so katzen rein

(NB 14, 63.)

(82 35, 34 ff.)

wie sindt ir yetz so katzenrein

(82 35, 12 — in ganz anderm Zusammenhang!)

NB 16 ist für die Feststellung der Chronologie ein sehr wichtiges Kapitel. Auf dem Schiff, das bei Brant den Titel und außerdem Kap, 108 seines Buches schmückt, wo die Fahrt ins Schlaraffenland geschildert wird, läßt Murner eine gar böse Gesellschaft entweichen, die er in seinem Buche nicht wissen will. Das Stück ist der verloren Huff betitelt. Eine große Zahl von Schelmen wird genannt und zum Teil charakteri­ siert. Murner will sich mit diesem Volk, das sich doch nicht beschwören lassen will, nicht abgeben; er will sie lieber dem Henker lassen, denn sie gehören aufs Rad und nicht in sein Buch. Einige der aufgeführten Schelme findet man auch in der SZ: Lin schelm der machet har uff har vnd sagt ein lugen, als wer sy war (NB 16, 15 f.) Das gelt nympt er off synem rücken (V. 17.) An die axt gibt er ein man, Den er diebschlich verkauffen kan, vnd ißt mit dir dyn müs vnd brot Der schelm, der dich darnach verrott. (V. 21 ff.)

82 9: Eyn grouw rock verdienen.

82 14: Gelt zu ruck nemen.

82 6: vff den fleisch banck geben.

die älteren Kapitel der 82, und daher zeugt diese Nebeneinanderstellung auch für die Echtheit der 2usätze — wenn es eines solchen Beweises überhaupt noch bedarf. Da nun die neuen Stücke in B gewiß erst 1512 entstanden sind, so könnte die gleiche Stellung von B und A zur NB auch für die spätere Ab­ fassung von A mitbeweisen.

— u Schelmen sindt, die sich erneren Mit schelmenwerck by fürsten, Herren (V. 33f) Schmorutzer vnd schmalzbetteler (V. 36)

9 Zweyen Herren

dienen, pfouwen strychen, vil liegens mit der Wahrheit glychen Duppelröck im summer tragen (V. 65 ff.) Hürnwirt vnd würffeltrager, Hüppenbüben, lugensager

(V. 91 f.)

SZ 12: Die oren lassen melken. SZ 16: Den braten schmacken. Beginnt: Schmackenbrettly ist meyn nam, Schmorutzens ich mich nymmer schäm. SZ 19: Zwischten styelen nider sitzen, V. yf.: Duppelröck im sum­ mer tragen, Zweyen Herren dienst zü sagen. SZ 13: Der hyppen buoben orden beginnt in ähnlichem Stil: Hyppenbüben, wurffel leger, Freyheitsknaben, seck vff dreger.

Die meisten der in diesem Kap. 16 geschilderten Schelmen­ eigentümlichkeiten vereinigt aber der nasz fnab en (SZ 23) auf seinem Haupte: Ein schelm

darff dir yn venster brechen, Hinderwert in mantel stechen (NB 16, 29 f.) Mit guldin weschen sich erneren (V. 72) Zedel werffen (v. 73) Beller vnd die statzenierer, Die gott vnd alle welt betriegen Vnd den Herren brieff adligen. Wie sy sant veltin hab geplagt1) usw. (v. 78 ff.)

Heymlich in den mantel stechen, Mit fensterbrechen sich selbs rechen. (SZ 23, 17 s.) Duckaten, reinsche gülden weschen. (V. 16.) Schmach biechly schriben on eyn namen

(V. 19) Heischen von der heiligen wegen Der doch an kranckheit nie ist ge­ legen. (V. 23 f.)

Welches ist nun hier das chronologische Verhältnis? Hätte Murner, als er das Kap. 16 schrieb, bereits die SZ verfaßt, so x) Ähnlich auch NB 25, besonders am Schluß: Vnd liegen von sant veltins plagen (v. 88) usw. und NB 56, 64 ff.: Etlich ir lugen thündt verbrieffen Vnd sitzent vff der gaffen wessen, Wie sy hondt sant kürens büß usw.

15 würde er nicht einfach gesagt haben: Schelmen will ich in meinem Buche nicht wissen, sondern jedenfalls in bestimmter Weise auf sein anderes Gedicht verwiesen haben, wozu sich ihm nirgends bessere Gelegenheit bot als hier. Nicht einmal die Idee einer von ihm noch zu beschreibenden Schelmen­ zunft scheint dem Dichter damals vorgeschwebt zu haben. Er nennt eine große Menge Schelme, die er später in die Zunft nicht aufnimmt; wäre sie aber damals bereits gegründet, so hätte er die Schelme wahrscheinlich in ähnlicher Weise grup- io piert, wie SZ B im Derspruch des verlornen suns (Seite 139, V. 150 ff.) und wie er MS 35—118 die Kapitel der NB registriert. Murner hat vielmehr in diesem Kap. 16 in ähn­ licher Weise von den Schelmen gesprochen, wie er an anderen Stellen der NB (NB 6. 9. 12. 86) von den Gäuchen, die er später in der Gäuchmatt gründlicher vornimmt, und vom Dienste der Gretmüllerin handelt (NB 5, 119; 6, 121; II, IOO; 12, 78), deren Jahrzeitfeier er nachmals ausführlich schildert. Den Kunstgriff, gar zu schlechtes Volk aus seinem Buche zu verweisen — es ist möglich, daß das Bild des NS’s ihm diesen Gedanken nahegelegt hat — wendet er auch in der SZ 32 an, wo er die Selbstmörder nicht in der Gesellschaft dulden will: Kurtz ab, ich hab gethan eyn eydl Aller schelmen zunfft gerneyn, Das ich der selben stell Here keyn, Der im selber düt ein doll: Der hort nil in der schelmen rott. Dem deüffel, hab ich das erfunden, 3ft er vff den schwantz gebunden! (SZ 32, 34 ff.)

Ich hebe noch hervor, daß ein Teil des 16. Kap., in dem Murner das Rotwelsch verwertet und in dessen Anwendung Brant noch zu übertreffen sucht, an NS 63 Don beitleren erinnert, so daß auch aus diesem Grunde eine frühere Ab­ fassung dieses Kapitels einleuchtend erscheint. Wie sind nun die doch unleugbar vorhandenen Ähnlich­ keiten zwischen diesem Kapitel und der SZ zu erklären?

16 Als Murner die SZ dichtete, hat er sich des Schelmenkapi­ tels der NB erinnert und mehr oder weniger absichtslos einiges daraus reproduziert, ebenso wie er z. B. GM 1039 ff. NB 9 benutzt (s. hierüber Rieß 11), und wie er überhaupt in allen seinen späteren satirischen Gedichten Themata, die er früher mehr andeutungsweise behandelt hat, ausführlicher gestaltet. Einige interessante Stellen der NB scheinen mir in einem gewissen Zusammenhang mit dem eben besprochenen Kap. 16 zu stehen, daher betrachte ich sie hier; Ich inüß das off myn eidt veriehen: wer nit so grosse bitt geschehen, Ich hett fy gsetzt in die schelmenzunfft Den fy verlieren all vernunfft. (NB 18, 81—85) 11 Diese Verse werden als wichtigste Instanz für die Priorität der SZ angesehen J). Mit Unrecht. Wie Brant im berühmten Kap. 72 des NS’s (V. 53 ff.) spricht Murner in der NB 18 gegen die Säufer und Zutrinker, und mit den Worten Vil gröber sindt die selben all Den vnser moren sindt ttn stall, Grobianer, schelmen, vnflat usw. (V. 85 ff.) weist er deutlich auf seinen Vorgänger zurück. Eigentlich gehört diese böse Gesellschaft zu der vorher charakterisierten Schelmengemeinde, die Murner (s. NB 16, 95 f.) in seinem Buche nicht dulden will. Daher hätte er dieses Volk, wer nit so grosse bitt geschehen, in die Schelmenzunft gesetzt — nämlich in das kurz voraufgegangene Kap. 16, das ja im Grunde genommen eine schelrnenzunft beschreibt. Mit dem Namen, den Murner hier der bösen Gemeinschaft gibt: der verloren Huff, betitelt er auch in der SZ B die ganze nun geordnete Schar: verlorner Huff, du schelinen rott! An den letzteren Namen erinnert im Kap. 16 die Bezeichnung der Gesellschaft als fule rott (V. 97). Auf dieses Kap. 16 x) Charles Schmidt 228 n. 62. Ebenso Balke 58. Über die von beiden xum Beweise ferner angeführte Stelle aus der GM siehe weiter unten.

17 also, und nicht auf sein größeres Gedicht, weist Murner mit den obigen Worten hin. In seinem Buche SZ hat Murner ja auch mit den nasz knaben (23) die Trinker abgetan (v. 37 s.: Nasse knaben, druncken fleschen Mit bösem wasser sindt geweschen),

und in dem 46. Kap. der SZ B sagt er den Zutrinkern und Saufkumpanen noch einmal recht gründlich seine Meinung x). Es ist auch zu bedenken, daß das Wort schelrnenzunft in Straßburg damals durchaus populär war; jene so betitelte Scherzrede des Bartholomäus Gribus war bereits im Jahre 1489 im Directorium statuum gedruckt, erschien dann mit deutschem Text 1506 und 1509 (als lat. Einzeldruck noch 1515, deutsch 1516): Beweis genug, daß das Büchlein mit dem originellen Titel seine Verbreitung gefunden. Vielleicht hat man damals — ich stelle das nur als Vermutung hin — sprichwörtlich von dem und jenem gesagt, er gehöre in die 12 Schelmenzunft2). Auch in der Badenfahrt gebraucht Murner das Wort, — ohne damit auf sein Gedicht zu deuten: 5o es nun so mißlich ist vnd vns im dodt gar fil gebrist: Etlich summen vmb vernunfft, Etlich seind in der schelmen zunfft, Etlich hondt so grossen schmertzen Das sie nit von grünt irs Hertz en )ren eignen wuost erkennen vnd farend mit dem kat von dennen. (BF. 32, 52 ff.)

Es ist daher durchaus nicht selbstverständlich, daß Mur­ ner, wenn er in der NB von der Schelmenzunft redet, auf sein Buch hinweisen muß. Den eigenartigen Klang, den das Wort für uns hat, hatte es für die Straßburger jener Zeit gewiß nicht. Ähnlich ist eine andere Stelle der NB zu beurteilen. x) MS 986 ff. behandelt er das gleiche Thema. r) In Scheidts Grobianus (1551), Neudr. 8. 113, lautet die 6. Randglosse: Das gehört schier inn die schelmen zunfft. Murners Werke 2.

2

18 Ausgehend von einem schlecht gezeichneten Bilde (s. Rieß 26) zu NS 19 von vil schwetzen, behandelt Murner NB 66 (Ein gebisz Anlegen) die Zungensünder, für die er allerhand Marterwerkzeuge bereitet hat. Der erste Bösewicht ist ein alter Bekannter: Das ist der selb, der liegen kundt, Den gantzen mundt vol lugen treit, vnd ist nun Iufft als, das er seit. (V. 21 ff.)

Aus NB 16, 15: Lin schelin, der machet har vff har vnd sagt ein lugen, als wer sie war, kennen wir diesen Helden schon. Und ganz im Sinne jenes Kapitels sagt Murner von ihm: Glaub mir, das ich kein bschwerung hab, Die im die böse art nem ab; vnd hilfst vff erden kein vernunfft, Als mit in zür schelmen zunfft (66, 28ff.)

Die andern verwandten Sünder übergibt Murner dem Henker, der sie mit Galgen oder Rad bestrafen soll: Dem hört billig zü das kampffrad, Redern sy syn wasserbad vnd des schelmen höchste freidt (V. 56ff.)

ähnlich wie er NB 16, 11 ff. meint: 5y hörendt vil baß vff das rad, Schelmen bschwören ist nit an schad; Le das ichs wil mit in beston, Ich wil fy ee dem hencker Ion.

13

Es ist also auch hier nicht nötig, in obigen Versen einen Hinweis auf die 1512 erschienene SZ zu finden; nimmt man aber diese Erklärung nicht an, so geht aus dieser Stelle doch hervor, daß Murner eine solche Schelmenzunft erst dich­ ten will; denn mit dem Ausruf: Als mit in zür schelmenzunfft! kann er doch nicht auf ein schon vorhandenes Gedicht hinweisen. Ich fahre nun in der vergleichenden Betrachtung der einzelnen Kapitel fort.

19 Über die gesunkene Rechtspflege kann Murner in der NB nicht genug klagen. Hat er doch selbst später sich bemüht, auf diesem Gebiete reformatorisch zu wirken. Brant hatte im Kap. 79 über die Reiter und Schreiber, im Kap. 71 über die Prozeßnarren gesprochen und hierbei auch einige Streif­ lichter auf die Rechtspflege geworfen, immerhin hat er den Juristenstand selbst aus naheliegenden Gründen noch sehr glimpflich behandelt. Murner verwertet diese gelegentlichen Äußerungen wie einen Text zur Glossierung, er entwirft — was man bei Brant vergebens suchen wird — ein anschaulich deut­ liches Bild von der ungerechten Justiz. NB 21 richtet sich gegen die Rechtsverdreher, die geschlossene Verträge durch allerhand Kniffe ungültig erklären können (vgl. auch NB 89 x), bes. V. 4—14), NB 23 (mit dem Bilde zu NS 79) gegen die Schreiber und Advokaten, die die Bauern zu Prozessen reizen, um sie zu schinden, und NB 29 gegen -die ungelehrten und übergelehrten Juristen, die ihre Wortweisheit nur be­ nutzen, um je nach den Umständen in den Text hinein­ zulegen das nie des textus meinung was (V. 49). Hier findet sich (s. o.) der deutliche Hinweis auf die vorangegangenen Kapitel: Nit wil ich von den selben sagen, Die pratick offt geiebet haben; Die selben hab ich vor beschworen.

(V. 23 ff.)

Er hat es also hier mit Narren zu tun, welche die Theorie mißbrauchen. Ich stelle nun im folgenden, um Murners Abhängigkeit zu zeigen, ihm Brant gegenüber: Brant. Nit denckend, das fy sint der Has Der jnn der schriber Pfeffer sunt (NS 71, 12 f.)

Murner. 14 Von Hasen ich üch (den Schreibern) sagen Wil, wie er üch sy in Pfeffer summen. (NB 23, 10. 12.)

x) NB 2i Ein loch durch ein brieff reden hat dasselbe Bild wie NB 89 IHit dreck versiglen. Es zeigt einen Mann, der in einen mit dreck versigelten Brief schaut und paßt daher genau nur zum Kap. 89. Man könnte deswegen vermuten, daß Kap. 89 früher verfaßt sei als Kap. 21.

20

Der vogt, gewalthaber vnd fürmundt vnd aduocat, müß zü fym disch Dar von ouch Han eyn schlägle visch (7i, 14 5.)

Das vß eym fächle wurt eyn fach Vnd vß eym rünsly werd eyn bach (71, 19 Q Der fchryber müß eyn buren Han Der veifßt fyg vnd mög trieffen wol (79, 8 t.)

Das kompt alssampt von dem glofieren, Den Hafen in den Pfeffer deren. (NB 29, 49 t.) Vogt, gewalthaber vnd fürmundt, Eyn yeder der geladen kumpt, wer do ißt von üwerm tisch, Der nympt vom schlegel synen fisch. (NB 2z, 19 ff.) vß eim sechle machst ein fach, vnd vß eim rünßlin schwelst ein bach. (NB 21, 57 f.) ') So sagt ir von des puren fachen, wie ir eyn feißten puren handt (NB 23, 24 f.) und wie ir (Schreiber!) sy (die Bauern) braten, sieden, schinden. All wyl ir eynen tropffen finden, All wyl es trüfft, ersycht es nit. (NB 23, 3 f.)

Einen Anklang mag man auch im folgenden finden: Brant: Des glich, will mancher doctor fyn Der nye gefach Sext, Llementin Decret, Digest, ald jnstitut Dann das er hat eyn pyrment Hut

wen er hat die Instituten vnd kan ein wenig vff der luten vnd hat ein rostigs decretal Dazü die rynschen guldin zal, wolt im die kunst schon nymmer yn, Noch dennocht müß er doctor syn. (NB 29, 51 ff.)

x) Ich bemerke vorweg, daß ich keineswegs sämtliche hier als Parallelen angeführte Stellen beweisend für die Abhängigkeit Murners halte. Eine ge­ naue Scheidung im einzelnen zwischen dem, was selbständig und beeinflußt ist, dürfte aber — ganz abgesehen von dem eigenartigen Zusammenhang der NB mit dem NS — überhaupt nicht möglich sein. Da ich jedoch im weiteren meine abweichende Ansicht über den Grad der Abhängigkeit Murners zu be­ gründen haben werde, so stelle ich hier zunächst sämtliches Material, auch das nach meiner Auffassung nichts beweisende, zusammen, um nicht den Schein subjektiven Auswählens zu erwecken. Schlüsse werde ich aber nur dann aus der Ähnlichkeit der Stücke ziehen, wenn unter diesen sich auch solche finden (wie oben), bei denen die Beeinflussung offenbar ist.

2\ Do stat fin recht geschriben an Der selb Briefs wißt als das er kan usw. (NS 76, 65 ff.)

Ähnlich klagt Murner NB 89, 28 ff.: Sinbt das nit der narren fachen? wann einer schon ein narr belybt, Das man im Briefs vnd sigel schrybt. Das er ein doctor sy gelert, von dem ich nie latyn gehört usw.

Nun hat Murner auch in der SZ Kap. 2, also gleich obenan, den bösen Juristen ihren Platz angewiesen. Die Überschrift: 7a] Lin solchen fundt hat zü gerist, Das sy off einem morgen tisch Zwölff ir bülen brachte zamen — Ich kant fy all mit irem namen — Noch kundt fy wincken also diebsch, Das yeder meint, er wer der liebscht. Welcher frummer eren man, Der ye ein solchen sack müß Han, Der nem in ab von myner stangen, Darnach laß er in wider hangen. Cleopatra was ein sack, Durch die anthonius vnderlag, Vnd yede, die ein solchen man In ein sack vertnipffen tan. Helena hat ein sack gemacht, Daryn sy landt vnd lüt hat bracht. Das künigrych vnd troy, die statt, Lin öder sack verderbet hatt; Dem sack für doch der boden vß Zü leist in irem eigen Huß. Ist der tüfel in den secken, Das sy so manchen man erftecken? Bersabe fieng such an zü spinnen Lin sack, des wardt doch dauid innen; £?e±t er den sack nit bald zerrissen, Ls wer im nymmer vnuerwissen Beliben vor gots angesicht; Doch brach er zytlich ab den faden, Le er mit secken würd beladen. Durch frowen zücht vnd wyplich ere, Wil ich der seck nit dencken mere.

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[J4.J Den assen scherm. ß ?b] Lin ding ist warlich übel bschaffen: Das kein schwantz hondt vnser affen, Das fy ir schäm doch etwan deckten, Den arß nit also fürher bleckten.

Das die natur verborgen hat, Lin yeder aff das sehen lat

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Vnd hat ein freüd, das er vffbleckt [b 8a] Vnb yederman syn arß entdeckt. )ch heiß ein affen yederman, Der syn schäm nit decken satt vnd feyt syn eigen übel that, Die er allzyt begangen hat. Des er billich schampte sich, Meint er, es sy im lobelich? Mancher aff / nach alter sag, verborgen nüt behalten mag, Wie der schnyder mit der geiß, vnd schwygt allein, das er nit weißt. Gflichen seyt er synen sinn, Das man sich vor im hielten sinn; Wil er brennen / stechen / howen, So müß er vier iar vorhin trowen vnd saget solches yederman; vor dem man sich lycht hietten kan. Lfett er ein schwantz vnd deckt syn hindren vnd thet syn oflich schwetzen mindren, So möcht er etwas nutzlichs schaffen, Sonst läufst er mit den blossen affen. Affen rat / vnd büler werck Kan vnser aff von Heidelberg, vnd stat im an dem hindren gschriben, Das es nit heimlich ist beliben; (Er zeygt das selber yederman, Dann er syn schäm nit decken kan, Als famxson mit sym har hat than. wen du die vögel wilt betriegen, Das sy dir zü dem gärn ynfliegen, So müstu es mit stro verdecken

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Den affen

Vnd nit öflich lassen blecken; [t> 8b ] Den also gschwindt sindt yetz die lüt: wen dir einer wasser Büt, So wiß, das feür darunder ist; Datumb schick dich auch zü dem list. Gibt dir einer gälte wort, vnd du vermerckst by im ein mort, Mit Worten bzal den selben wider, Mit liegen / triegen / lüg du, fider! Dann wen wir schelck yetz sahen wellen, Schelck miessendt wir für die lucken stellen. Böß ist es, fuchs mit fuchs vertagen; Den fy beid fchalcks gnüg by in tragen. Lfiet dich yetz vor dym nechsten fründt, Ich sag dirs zü, man ist geschwindt. Die weit sich yetzundt bößlich flyßt, Biß einer ye den andern bschyßt. Welt leüffig heißt mans, wer das kan, Mit list betriegen yederman. Darumb, myn lieber fründt, hab acht, Das man vß dir kein affen macht; bfalt dyn anschlag heimlich still! In trüwen ich dirs raten wil. Jetz müß ich ouch von äffin sagen, Die ire brüst nit heimlich tragen vnd förchtendt, das fy dynn erstecken; wyt über das halb fy dann entdecken, Mit bersabe zeigendt ir dein, wie sy doch sindt so katzen rein, von milch vnd bifit züsamen gflossen, Durch ein schisse! korb gegossen! wie sy sich zeigen, ist in angst,

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Vnd lyt doch dynn der kuttel wanst. [e ja] )ch woll dir sagen noch vil inere, Wen ich ein frowen schender were. Von affen scheren rnüß ich sagen, Ich mags nit bhalten in dem magen: 3n kurtzen taten affen woren, Den drütly hat so glat geschoren, Das nit ein härlin ist beliben, Jn Huß vnd hoff als vffgeriben; Süsser off hat genommen ab Vnd fy gesielt an bettel stab, Das sy sich yetz nym kynnen neren; Also sol man affen scheren. Die rvyber hondt ein gälten fitt, Das sy kein gab verschmahendt nit. )ch gloubs off mynen eidt, by gott! Sy nement sich des gelts zü todt. „Ach, lieber Herr, nun kromendt mir! Aompt mit dem gälten iar Herfür! Schenckt mir das / Herr, gendt mir me!“ )r heischen thüt mir im kopff we. Das heischen / vnd ir täglich begeren, Vnd wie sy mir den affen scheren, Sol sich ein yeder wyser weren. Der affen ist ein michel teil, Die all ir anschleg trag ent feil, So sy by dem wyn erhitzen, Das sy ir Hertz gantz vßher schwitzen Vnd deckent vff all heimlicheit. Das sy genüg von affen gseit. )n selber schedlich sindt die affen, Die ir eigen läster claffen.

W [J5.] Ein fachen ab dem zun brechen. [«ib] H5 wen ich eint wil vnrecht thün, So brich ich vrlob ab dem zün. )ch hab so manchen man bschissen, Das ich vom zun als hab gerissen.

wer das nit glaubt, der sols erfaren, Das alzyt dry machen ein züm narren,

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€in fachen ab dem jun brechen Als man dem armen hündlin tfyat, [e ij1] Do er das leder fressen hat. Als man den Hundt fieng nyden an, Müst er das leder fressen Han. 3ft yetzundt ein man vff erd, Der durch tugent macht sich werd, So hondt die schelmen grosse not Vnd fürchtendt, er summ ouch in rot, Das er nit straff ir schelmen stück, vnd hindern in von fynem glück, Von fym ampt / an fynen eren Mit erdichten! liegen weren, Vnd brechendt vrsach wider in, Die er nie nam in fynen ftn; Zetz hat er diß / yetz gynß gethan, Do er nie wörtlin wißt dar von. Als vff ein zyt in einem orden, Do ein münd) inn apt was worden — (Er was gantz frumm, ein eren man Vnd hat vil gütz dem closter than — Die andern münd? besorgten das, Db er fy würde gürten baß, Geistlicher würde reformieren, (Ein Keffers wesen do zü fieren. Bald lieffendt fy an iren zun Vnd brachendt bald ein fach dar von Vnd schmidten in vff einen wagen, Guch fiengendt an, von im zü clagen, Wie das er gantz vnsinnig were, Das wer dem gantzen gotzhuß schwere, Zerschlügendt vff im manche rüt, Als man eim bseßnen menschen thüt:

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„Sag an, wallst du vns reformieren? [e ijb] wir wendt dich zü fant anstett fieren!" Der güt, frum man müst schellig fyn, Vnd hett der dunder gfchlagen dryn. Nun hören, was fy wytter thaten: Sy wölten ein schlechten prelaten Mit listen vnd mit spitzem fundt, Der ir liedlin fingen kundt Vnd ließ es gon, recht wie es gieng, Darzü nüt nüwes anefieng. Er sprach: „was facht ir mit mir an? So ich zü disem ding nit fan." Do fiengen fy an zü verheissen, Einer walt in leren beissen, Der ander fetzen off den hüt Vnd berden, wie ein bischoss thüt, Much zeigen im den pfouwen trit, Den bischoss stecken tragen mit. Jeder walt im Iernung geben, Wie er doch falt prelatisch leben, Tragen yetz ein köstlich cleidt; Keiner sagt von erberfeit, von Hoffart nun vnd Üppigkeit. Was das nit ein biebscher thandt, Den fy vom zun gebrochen handt? Nit thündt die geistlichen das allein, Es ist yetz aller weit gemein: Die herrfchafft nach regieren gacht, Das der fun fyn Datier facht; Ein brüder schont fyns brüders nicht, Biß er ein vrfach abgebricht Ab dem zun vnd sahet in;

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So müß er dann vnsinnig fyri [e itja] vnd weißt tne witz vnd ouch geberd, Den fyri brüder lernt off erd; Noch wirt er gschmidt in ketten yn vnd müß mit gwalt vnsynnig syn. Die weit ist yetz des schalcks so vol: Ran schon ein Herr regieren wol, So findt man doch so manchen list, Biß er vom ampt gelupffet ist, vnd clagendt in in wincklen an,

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Die stiel vnd schernel all gemein Sindt all yetzundt so katzen rein, Das fy schlecht ab nym wöllent stan Vndern bencken, als vor an; Die hingen löffel wendt regieren, Do mit fy iung vnd alt verfielen Vnd in not, in lyden bringen — Ich lüg gantz nüt in disen dingen — verfierent selbs sich such domit, Als roboam das müß verschit. Man wölt yetz künig, fürsten, Herren, Die man noch folt mit bappen neren.

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Stiel off die

)ch selber gdenck eins künigs tag, [g 8b ] Der selb noch in der wiegen lag, Den namens zü der selben stundt, Do er kein wort nit reden kundt, Vnd setzt im vff eyn guldin krön; ^ett man in do für schlaffen Ion, Gder im ein baxpen geben, Ein n>yfen man erwölt do neben, Nit ein kindt erwelet glych, Das wer nützlich dem künigrych. lvie vil dem armen volck gebrist, Des künig noch ein kindlin ist! „Nein", sagent fy, „wir hondt regenten!" Gcha mathis! es sindt blaw enten. Mr einen wietrich hastu zwölff Vnd für ein künig zuckendt wölff. lvie sy regieren, das weißt gott! Das es schänden ist vnd spott. Das kindt hondt sy gekrönet drum, Das sy sich wermen vmendum. Sy zucken, was sy mögen ryssen, vnd londt den künig in die wiegen schyssen. Also gschichts in aller weit, Das man die stiel vff die benck fielt. Jederman nach Herrschafft fecht vnd blib wol zweintzig iar ein knecht, lvil vff den bencken ston besunder vnd blib wol dryssig iar noch dar vnder. Die geistlichen thündts, ich darffs wol iehen, Dann ich Habs selber ouch gesehen, Das man kindern in der wigen, Die noch im pfuch in windlen ligen,

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Ein solches ampt verluhen hat, sh ja ] Daran ein gantzes stiffte stat. Sy kynnendt yetz ein fundt erdencken, Mit gaben, mietten, grossen schencken Thümherren xfründt eim kindt erwerben; Damit der gotzdienst müß verderben. Gebstu im ein Kappen zü essen, Er dörfft syn baß, dann einer messen! Lin thümherr fol zü kirchen gon Vnd selb mit gsang im chor dinn ston, Syn ampt auch selbs hin durch hin ryssen Vnd nit noch in die windlen schyssen; Wie wol die alten freüwent sich, So man die xfründt eim kindt zü spricht Thät man das kindt in henden fieren, Die selbig xfründt participieren vnd nemens in als gantz vnd gar, Biß dann das kindt kompt in syn iar. lvans ein alter thümherr were, In würd der seckel nit so schwere. Damit würdt aber nit erfüll, Darumb man geben hat die gilt, Darumb die xfründt gestifftet ist. Doch niemans ist, dem nüt gebrist. Die irrung gang mit andern hin! All fach hat yetz ein bösen sin, Das niemans halt syn eigen orden, Syt das der tüfel apt ist worden. Sy wendt die stiel nit lassen ston, Do sy die alten hondt gelon, Sy miessent off die benck mit gwalt, Darab so mancher übel falt.

[28.] An das bret kommen,

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Ist es, als ichs hab vernummen, Das die stiel off die benck sindt summen, So toil ich vnuerzwyflet Han, Ich summ ans bret mit andern an.

Wer ans bret nit kommen kan, Der ist nit ein geschickter man.

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Ist er dann nit wol becleidt, sh tja] 5o geb er doch ein gälten bscheidt. wer des güts nit Huffen hat Dnd wolt gern an des breites statt, Der selb thü, als ich hab gethan, Do ich such kam ans bret hindan: Laß all ding gon in fynem trit Vnd straff kein menfchen nymmer nit; Schwyg du still vnd nym dyn foldt. Wann es schon als zü fchytren wolt, Richts nit vff / laß alles ligen; was du sichst, so biß verfchwigen vnd kuppel dyner öberkeit, So gibt man dir groß Würdigkeit. Lob dyn öbern / schmier in wol, Sprich, er sy der fünften vol, Der gang standt im vast zierlich an, So sy er sunst ein schöner man, Versorge wol all unser ding; Kouff syner magt ein guldin ring, Vnd ein beltz kouff synen kinden, Vnd was du stilst / von armen schinden Kanft vnd magst, das gib ierlich, So bistu besser sicherlich, Dann ein gälten melden kü. Als ich eins thet, das selbig thü! Darumb ich dennocht wardt citiert, Das ich ein solches wesen fiert. wer do kam in myn Huß gon, Der fandt vil ee ein wiegen ston, Dann er fandt ein metten büch; Man darff nit sprechen: „gang vnd süch!"

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Die kindt sindt selb so witzig schon, sh tjbj Das fy fünfen fürher gon Vnd londt sich niendert hin verbannen, wie das böß thüt in der wannen. So sprach ich dann vß fryem mfit: „Das ist als sampt der kirchen güt! Gott sy gelobt, es meret sich! Den grössern sun wil senden ich Gen ront / zü schäl / vnd gen pauy; Darnach gat er zü Priester wyh. Hlyn pfründt wil ich im übergeben By gsundem lyb in mynem leben. Darnach wil ich myn tochter bald Dem bischoff schaffen in gewalt, By dem sy mir gar bald verdient, Das er mir gibt ein ander pfriendt. Myn ander tochter wil ich schaffen Allen andern rychen pfaffen, So summ ich ouch zäm bret hindan vnd würd vor in ein werder man. Also schick ich myner sinder fachen; Myn kindt kan ich mir gwinlich machen, Myn lieben kindt also vertryben, Das sy by der kirchen blyben. Ich hab noch ein tochter, die ist blindt, Ist rotzig gar vnd hat den grindt, Die gib ich einem puren do; «Es hört in die puren Haber stro. Dich hilfst kein frumfeit noch kein bett, Man kompt mit schalckheit zü dem bret. Der gröste schalck sitzt oben dran vnd richt den andern schelcklin an."

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[29.] Fuß halten, ft «ia]

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Wils schon unser hergot nit, Noch halt ich dir ein solchen trit Vnd gwinn byn fach, es darff nit fregen, )a, soll es lütter Hergott regen.

Du müst ein starcken riefen wissen, Das du dich machest so beschissen Murners Werke 2.

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vnd will ein fach, die gott nit gfalt, [fy ttjb] Dem menschen bhoupten mit gewalt! verlast dich vfss inristen büch, Iüdscher fundt, der mägt fürtüch; Dise dry schedlicher gschir lNachendt fielt vnd lend er ir. Darumb seit mans von den inristen, Nit, lychnam, syens gütte christen; Darumb das sy das recht verkören, Des müß ich sy such hie beschwören. Ich red von denen in den schälen; Ir leren, das ist vast mit bülen: Lamprecht: der eintet, studium: der brunn, Baldus: ein keßkorb / bartholus: ein nunn! Sy wissen des rechten also vil, Als wen ein blinder schüßt züm zil. Iudea / codex, fortrat, Die köchin zü der nüwen statt, Die vier ding, wers lesen kan, Der darff nit mer zü schülen statt. Nit wil ich von den selben sagen, Die pratick osft geiebet haben; Die selben hab ich vor beschworen; Allein sag ich von selben thoren, Die vil grosser bischer handt, Darinn sy habent klein verstandt. Kombstu zü den selben gott, )r bischer sindt all vffgethon; Ir gröste fünft / ir gröstes leren: !vie sy die bletter vmbher seren, Das sy in ouch der fliegen weren. Kein warheit wil ich daran sparen:

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halten.

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Grosse bücher / grosse narren, sh tiija] Ist der text schon recht vnd frumm, So ist die gloß ein schalck darumb; Den text fy alzyt töuffen baß, Das nie des textus Meinung was. ksastu ein fach, die gantz nüt sol, Noch kan er dir füßhalten wol. Spricht dir die selb accursius ab, Er lügt, das er ein andern hab, Der im die fach gewunnen geb. Also fündst alzyt widerstreb Zwischen in on vnderloß, Sy hondt alzyt für sich ein gloß; Das sy kein fachen nit verlieren, Das kompt als sampt von dem glosieren, Den Hasen in den Pfeffer deren, wen er hat die instituten vnd kan ein wenig vff der luten vnd hat ein rostigs decretal, Darzü die rynschen guldin zal, lvolt im die fünft schon nymmer yn, Noch dennocht muß er doctor syn. Titius vnd sempronius, Die dienent dir yetz nit vmb sust. Ich wolt gern wissen, wie man richt, Do sy beide warent nicht vnd noch nit was extrauagandt, Do was güt recht in allem landt. Moyses richtet allen tag, Do titius im ofen lag, Sempronius im klyen sack, Noch richt er dennocht allen tagk.

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[30.] Der selber [h mj"] Jetz fompt myn Herr der selber artzt! wann ein armer krancker fartzt, So feyt er, Auicenna sprech, Das lung vnd Ieber 3amen brech.

Lrtzt vnd meister der Lirurgy, Die tretien billich auch harby

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Vnd lügendt, wie es mir an wöl ston, sh 5a] wie ich die narren tryb dar von. Le dann fy sehen, wer fy kranck, vor lügens, wa der seckel hangt, Lrfarendt, was dem selben brist, Mb im der buch geschwollen ist. Ist er nit geschwollen den, So schlaffet meister Auicen, Lin stumm wirt meister ypocras, Der vor mit gelt redgebig was. Der artzt am gelt kan sehen fyn, lvas der kranck fol nemen yn. Mancher ist so vnerfaren, Sol er ein krancken yetz bewaren: „wart", spricht er, „biß ich wider summ“, vnd würfft do heim die bletter vmb, Die wyl der artzt studieret duß, So fart der kranck in nobis Huß. vff erden ist kein meisterschafft, Die mit gydt me sy behafft, Dann die fünft der artzeny, Mit der man trybt groß valschery. Apotecker, medicus Thündt dir warlich nüt vmb süßt, Dann sy beid hondt ein vertrag: was der ein nym scheren mag, Das fol der ander abher schinden, So lang sy einen Haller finden. Ist dir an dem hertzen wee, Dann gibt er dir ein Recipe; Der apotecker wol verstat vnd nymmet, was fyn krancker hat:

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Der selber a r tz e t.

Recipe heißt: nemendt hin — [h 5b] 3« galgite wer ouch ein sin! Dann nemen vnd verdienen nit, kaufst der galgen wol damit. Recipe, das schentlich wort, Verderbt den schympff an allem ort; Do von der artzt in freüden lebt. Vß an galgen dem recept! Mit wasser sehen gelt gewannen, Das yetz die alten wyber kennen: Mit dem pulß den seckel spysen, Den krancken zü den büchsen wysen, Darinn vil grosser lugen sindt, Materialia wenig sindt Zü synen Zeiten abgebrochen Gder wol bereit mit kochen; Die krütter habent wenig krafft, Die weder tugent hondt noch fasst Vnd die würm durch stochen handt. Der kranck wirt zü herodes gsandt, Also wirt apotecker gemant, Das er ouch von der genß neme (Ein feder, wann fy zütz im ferne. G gott, behütt vor iüdschem gsüch Vnd vor des apoteckers büch, Vor eim alten bösen wyb vnd auch vor einem krancken lyb, Vor spyß, die zwey mal kochet ist, vor eint artzt, dem fünft gebrist, Der artzeny wil vnderstan Vnd weißt nit, wa ers gryffet an, Der nerrsch vnd thorecht gouckelman!

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[3L] Der Hundt, der das leder fraß, lh 6a] 231 )ch bin der selb frurn, flüssig Hundt, Der wol fyrts Herren Hütten kundt; Do aber kam der nydt vnd haß, Wardt ich der Hundt, der das leder fraß.

Sesse! sich, weckerlin, kumm her vnd sag mir dise seltzam mer,

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warumb man dich zü tobt wil schlagen, [fy 6b] w eckerlin, das foltu sagen! „Ich hab mym Herren zehen ior Ge hättet wol vor synem thor; vff syn güt hett ich groß acht, wann er schliess, das ich im wacht. Nun hat er yetz ein frow genummen, Die ist erst kurtzlich zü im summen, Die mit dem arß gat vß dem weg vnd kan zü nacht den cloftet steg. So hüt ich in der nacht, als vor Gehüttet hatt ich zehen ior, Vnd bell, wann fy hinuß wil gon; Ich meint, ich hett im recht gethon. Solt ich myns Herren ere nit retten, was wer es, das man Hunde hetten? Nun treit die frow zü mir ein haß, Das ich mit bellen weret das, Das mym Herren schentlich was, vnd fy zü nacht nit vß möcht gon, Frü vnd spat zü metten ston. Die valsche kotz lügt mich yetz an, Das ich das lebet fressen Han, Das fy verbüket vnd verkaufst, wann fy züm münch ins dosier kaufst." „Ach, weckerlin, du bist nit wyß, Die wett londt also yedem flyß. wer yetz ein man mit trüwen meint vnd ist mit im in lieb vereint, Thüt im all fründtschafft dryssig iar, Dann rupfst er im erst vß syn har, Ia, schlecht er in nit gantz zü todt,

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lebet fraß.

Gder sonst syn fründt verrot. [fy 7a] Julius wardt solcher Ion, Do er die weit macht vnderthon Mit gemalt dem römschen rych, Darumb wardt er erstochen glych. Wer von fym fründt yetz wychen wil, Der müß Ursachen süchen vil, Als iudas mit der salben thet, Die magdalen vßgossen hett. Man lobt wol yetz ein gütten knecht, Wie wol syn Ion ist warlich schlecht: Tugent hat vfs erdt syn lob, Den Ion hat fy im hymel ob; Dise weit belont kein ere. Wann einer nun ein bößwicht were! Der selb vfs erden nympt syn Ion, Wie wol er dort müß betlen gon. Zwölff iar dient ich in einer statt, Das yederman gefallen hatt, vnd feiet nun ein mal vmb ein wort, Do strafft man mich, als wers ein mort; Der langen iar gedacht man nie. Darumb ist kein belonung hie. Judas verriet vmb dryssig Pfennig, Wie wol man yetzundt nympt gar wenig; Man findt wol ein, der nüt begert, Vergebens einen gibt ins schwert, Wer er schon syn fründt gesin vnd all syn Hoffnung setzt in in. Fründtschafft, wann es gat an not, Gond vier vnd dryssig vfs ein lot, Vnd wann sy sollent behilflich syn,

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D e r Hundt, der das leder fraß.

So gondt siben vff ein quintyn. [fy 7b] Darumb, liebs weckerlin, lyde dich, Du koinbst in der Hundt hymelrych! Zü todt geschlagen vnd geschunden, Den Ion die well gibt allen Hunden, wann ir kompt in gyenne weit, So lügt, das üwer clag nit feit; wann sy gott für ortet! fielt Vnd straffet ir vndanckbarkeit, Dann wirt es ir erst werden leibt; Llagstu es yetz, so spot man byn. Verraten dich / so trüw bist gsyn, Kan die weit yetz schon vnd fyn; Darumb lyd dich, güt weckerlyn! 5y hondt dyner trüwen all vergessen, Darumb hastu das leder fressen." So sich die reden also gyt, Mag ich warlichen schwygen nit, wie man vns armen Predigern lont; wann wir nit glych hondt wol geschont, Mit straff ein wenig läster treffen, So flüchendt mann / die royber beffen. Ich thü myn bests vnd straff die lugen, Ich schilt das läster / lob die tugent Dir zü güt vnd anders nit, So sagent fy: „das der ritt schitt Den münch in synen hals hin yn!" vnd lonendt mir wie weckerlyn. Hab ich nit das leder fressen, So bin ich übel sunst gesessen; Die weit bricht vrsach ab dem zun. wol an! was so! ich darzü thün?

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[32.] Von blawen enten predigen, lh sa] wer armen lütten sagt ein tandt, Der sich in warheit nie erfandt, vnd arme Iüt mit lugen schediget, Der selb von gott zü ruck hat preddiget.

Die weltlich herschafft ist so geleit wann sy ir vnderthon beschwert,

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Bett vnd stür wil von in Han, [fj 8b] 6

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So fahendt fy ein predig an, wie fy so grosse syndtschafft haben, Böse, nackendt köppels knaben, Guch wie fy rucken hondt by Herren, vnd fy sich ir nit mögen weren Vnd nriessent also forchisam ston, wyb vnd kindt villycht verlort; Darumb es warlich besser were, Ein yeder brecht ein stür do Here, Das man in tusent guldin geb Vnd mit in zü friden leb. Solchs liegen dick vnd offt gefchicht; Wan mans by dem liecht besicht, So ists erstuncken vnd erlogen, Vnd hondt den armen man betrogen. Man schetzt die weit yetzundt so vil, Damit man beren sahen wil, Die thürcken von bizanzun schlagen Vnd die tartaren dannen tagen. Das londt fy predigen aller gemein; )ch besorg, es fy der bildendem. Soll man die rechten türcken scheüchen, So miest man fy von erst verieüchen. Sy sagent so von manchem struß, Den fy wöllendt richten vß Mit den türcken wyt vnd breit; )etz fechten fy mit adelheit Vnd thündt den Harnisch an bym wyn, Da byssen sy mit zenen dryn. Also hondt sy arm lüt geschediget Vnd von blawen enten prediget.

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5o dick vnd offt sindt wir betrogen, [ija] Wie man das gelt von vns hat gelogen, Das mich das selb nympt grosses wunder Port vnsern Eschen allen bsunder, Wann fy doch wöllent witzig werden, So man fy sücht also mit gferden! Doch wann fy yetzundt witzig weren, So dörfft ich fy doch nit beschweren. — Wann die geistlich eit wil schinden, So kan sy such blaw enten finden vnd prediget von dem lutenly vnd von versotnem Haber bry. Dann schickt der bischoff züm fiscal, Llagt im syn leibt vnd syn vnfal, Red im zü vnd schwetzt ims ab, Wie er an gelt groß mangel hab. Er spricht gar bald: „myn gnediger Herr, Laßt das ston vnd sorgt nit mer! Die pfaffen in den dörffern all, Die haltendt schon mit rychem schall. Jeder hat ein dienerin, Die tag vnd nacht by schlaffe im; Darumb so gebt mir ein Mandat: welcher fyrte dirn nit lat, Das ich in straff am gütt, am lyb vnd syn köchin auch vertryb; So weiß ich wol ort vnderloß, Das keiner fy nit von im stoßt. So schetz ich fy dann all gemein, Nach dem ein yeder hat do heim, Den vmb gelt, den vmb ein kü; Ich weiß den fachen wol zü thun.

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Ladt mich kochen, essent ir! [ijb] was gelts, ich bring üch gelt her für! Ich weiß ein xfaffen oder hundert, wie wol es manchen narren wundert, von den ich tufent guldin bring, Silbrin löffel, guldin ring. Als bald fy das Mandat ersehen, So bald sy bittent zü mir iehen: „Gedenck, myn lieber Herr fiscal, wie kan ich doch myn kinder all Lassen, ouch das mietterlyn? Das wirt mir fyn ein hörte pyn. Zweintzig guldin wil ich geben, Londt vns by einander leben!“ Mit zorn gib ich ein antwurt im: „Das ist nit unsers bischoffs fin, vnd ist vmbs gelt nit angefangen, Das ein Mandat ist von im gangen, Er sücht allein der seien heil; Ich trags Mandat nit also feil. Doch wiltu geben dryssig gülden, Erwürb ich dir des bischoffs Hulden vnd laß üch blyben alle sandt Recht, wie ir das gewonet handt." bfett ich das gelt, gott geb, gott grieß, wa yeder fyne fünden dieß!“ Ir Herren all, ich warn üch schon: Kotnpt üch ein reformation, Ein gebot vnd ein Mandat, So wissen, das do mangel hatt An gelt der bischoff vnd fyn knecht; Darumb verstondt die fachen recht!

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[33.] Die schaff schinden [i tja] Do die stummen alten waren, Die habendi ire schaff beschoren; )etz sol man ein iungen finden, Der fyne schäflin nun roil schinden.

All ding fint yetzund übersetzt, So ist der arm man hoch gescheht,

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Die schaff

Das er yetzundt schier nym kan leben; [t tjb] Lr müß nun vor fyn hui dar geben vnd mag summ blyben by dem pflüg. Zyns vnd gilt ist nit genüg, (Er müß verzollen als das fyn, Der vil leider sindt am ryn; Fielendt sy nun ein mal dryn! wa nun ein Herr gedienet hat, So gibt die Herrschafft im ein statt Gder flecken für fyn Ion; Do mag dann niemans sürhin gon, (Er müß das aller mynst verzollen, Vnd nement me, dann sy do sollen. Wer fyn knecht nit bzalen kan, Der soll die selben faren Ian, So wirt nit bschwert so yederman. Der zyns, die stür vnd such die bett Die oberkeit erdichtet hett, Vngelt, hilff in aller weit! Brucken zoll vnd das vngelt; Wachen / hielten / schencken / reisen Machen leider witwen, weisen; )m todt wendt sy ouch hon den fall Zü nürenberg ließ man in die wal, Lfie ließ man sy den ritten hon, sa] 389 Ich müß die puren such beschweren, Die sich des pundlschüchs wöllen neren, So sy mit läster vnd mit schandt vppig das ir verzerent handt.

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Die puren sindt yetz scharnper worden vnd fierent ein schentlichen orden, Das fy das ir üppig verzeren vnd wendt sich dann des bundschüchs neren, Dem adel nemen mit gemalt, was er mit sparen zamen halt, vnd der geistlicheit domit, Das sy in haben geben nit. wann sy, in aller täfel namen, Ir güt vnd frucht auch sparten zamen, Das fy so lästerlich verschlemmen, So dörfften fy nit treuwen, zü nemmen

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Den bundtschüch

Des ab eis vnd der kirchen güt. [s ,5b] Ich glaub, bas mans zü Nürnberg thüt, Do gibt man anbers an bie statt Dem, bet bas fyn verblasset hatt; Aber hie in unserm Ianbt, Wann fy solches vnberftanbt, So müß man in ben leimen flopffen, Das fy werben arme tropffen. wann ichs in aller warheit tracht, Ein stummer pur in fyner acht, Der selb ist aller eren werbt, So er sich von sym buwen nett, Einseitig hanblet in sym [tat, Dann gott selbs gesegnet hat; Wie wol fy yetz einseitig finbt, Als man later zibel finbt, Dnb yebent gantz kein gotz forcht mer; Thüt ir pfaff bie suntag ler, So ftonbt fy buffen an ber funnen. was fy bas gantz iar honbt gewannen, Das verzerens off ein tag. Ist es nit ein grosse clag? Sy versetzen frucht vnb brieff, wann fy sich honbt verwalten tieff, Die frucht, bie off ben boumen stat, vnb ee bas körn verblüget hat, So ist es als versetzet gar, Das er bie selb nit fchnyben bar; Vnb honbt verdroßt ir gantzes lehen Vnb geben webet zins noch zehen, Biß bas man fy müß fünffmal bannen, So wöllens erst bas körn vß wannen

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vnd iren Herren gen dar von, [5 6a] So ist es vor eint iar verthon vnd [tat am rvürtzhuß an der wendt, lvas fy alles sampt verblasset hendt, vnd bzalen weder das noch diß. Dann bruchent sy ein andern bschiß vnd kumment mit der sichel har, Guch liegent, wie die frucht all gar Der Hagel kläglich hab zerschlagen. (Es ist erlogen, was sy sagen, Dann facht sy an der wirt zü plagen vnd der adel an zü clagen, So kompt der bischoff mit dem ban, Das keiner nit vß schwymmen satt. Dann wällens mit der füst dryn schlagen, Den adel vß dem landt veriagen, Die Priester schlahen all zü todt, vnd habent einen engen rot, lvie sy den adel wendt vertryben, vnd wa ein yeder wäl belyben; Guch teilent sy das gantze landt, Le das sy das gewannen handt, vnd hondt die deren hüt verkaufst, Le das ir einer in erläufst. Doch kan man sy.vff die finger schlagen, Das sy niemans mer veriagen, vnd wider tretten an den pflüg, Biß sy den schulden thündt genüg, lvie kündt ir üwer ere vergessen, Das ir all weit vom bundtschüch fressen? Daran ir warlich nüt gewynnen, So ir in nit verschlucken kynnen.

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[80.] Ein luten schlaher

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Mancher bat int hertzen sitzen Lin luten schlaher mit sym kritzen, Das er müß gumpen vnd auch blitzen Gn all vernunfft, mit wenig witzen.

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Do ich vom luten schlaher dicht Verspottet mich ein böser wicht Vnd fragt mich, ob ich wißt die mer, Vie etm schalck im hertzen iper. Lr meint, ich hett das selber triben Vnd mich anß schelmen dein geriben. Lr sprach: „böß krut, ich kenn dich wol!" Vnd vordert mir den narren zol. Ach gott, was darffs vil scharpffer wort? Nun wardt doch bülen nie kein mort. Solch schwer frag hört in die schül, Am jüngsten tag fürn richter stül;

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im hertzen hon. Da müß ich ort als wider streben, [s 7a] Ach, leider! darumb antwurt geben. Hett ichs myn lebtag nie gethan, Noch ließ ich myn entschuldigen stört; Ich Habs doch in dem anfang gfeit, Das ich auch steck im narren kleidt Vnd der oberft apt bin worden, Lin narr in aller narren orden. Darumb so tönb mich nit mit fragen, So wil ich von der luten sagen: Sy hat mirs wol so sieß geschlagen, Das ich vom dantz liess narren Lagen. — Der hat ein luten schlaher sitzen, Der im schne müß louffen, schwitzen; wann sy wil, so müß er louffen wol hundert myl, ein krentzlin kouffen, vnd noch wol hundert mer darzü, Zü fragen, wa ers Hine thü, Ob er es leg vff füchte erd, Das es nit bald im dürre werdt, Oder mögs in brunnen hencken. Lin büler müß gar vil bedencken: wölchen füß die lieb margredt Züm ersten setzet vß dem bett, Das er lüg by lyb vnd leben, Ein gütten tag dem trütlin geben, Vnd ir das hembd biet an der statt, Daran sy die zen gwischet hatt. Soll ich die fach all schryben an, G we! was misst ich dinten Han! wem do brist, der stürbt daran, wann der luten schlaher kritzt

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«Ein luten sch l ah e r vnd dich der dixxel gar besitzt. [szb] Bist» dann ein geistlich man Vnd fachst dyn mellen betten an, So stat ntyn trütlin vornan dran vnd sücht die lieb also genow, Das fy dich schier macht engelsch grow. — verraten / fielen / brennen / rouben, Mörden vnd dem tüfel glauben, Gott verachten / vnd verschwelen, Alle sacrament enteren, Die fachen werden all vergeben; wann aber trütlin lügt darneben, Das es ein beschlag hab zü dir, Solchs würdt vergeben nimmer ir. Das ist die gröste sünd vff erden, wann vß dem e ein x wil werden! So mich der eyffrer dann bestat, vnd trütlin noch ein zü mir hat, So gang ich ir vff socken nach, Zornigklich vß grymm vnd rach, vnd acht, ob ich sy möcht ersxehen, vnd lern erst mit den ougen sehen; Dann fy mich hett vor verblendt, Mich vnd sich darzü geschendt: Do ich meint, ich hets allein, Do was fy aller weit gemein, Die tufend schon, die zart vnd rein! Ich müß des trütlins dannocht lachen, Das es so wol kan narren machen; wie wol ichs acht yetzundt nit me, Es thet mir aber dann zü mal we. Ich danck gott, das es was kein ee!

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ZVer es ein ee gewesen vor, [s 8a] Ich nein myn trütlin by dem hör vnd wolt die zöpff im also flechten, Das nit ein yeder strel kündt schlechten, Als ich in myner tunst wol kan; Im strich ich ouch ein värblin an vmb die lenden / vmb fyn oren! Ich hab vor mer also beschworen vnd kan darzü ein bsundern griff, Wie das ich ir das härlin biff, Vnd sag ir dann, was fy sol schaffen, Das fy vß mir nytn mach ein affen. Thet fy es me, so kem ich wider, Dann gieng es erst an alle glider vnd misst ir erst das har vß ropffen, Ouch noch vil baß den leimen klopffen. Wen der luten fchlaher betriebt, vnd in das trütlin also yebt, Kan ich die narren von im tagen, von grossem glück mag er wol sagen! — Noch würt den trütlen offt der Ion, Das fy brot betlen miessent gon, vff das solch güt, das mal quesit, Ouch widerumb werd mal perdüt; Wie gewunnen, so verthon, Vie es kompt, so wider gon. Wyl die kotz / vnd valsche lung Ist gesundt / ouch frisch / vnd hing, So findt fy keinen man für sich; Dann sy acht keinen irs gelych. Lin kranckheit bringt das alles sandt, Das sy von niemans würt erkandt.

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wie niemans ir was güt genüg, [s 8b] Darnach wärt fy auch niemans füg. Wann fy dann so eilendt gat vnd pülen / blatern / gewannen hat Vnd wirt ein kläglichs, arms gesicht, So spricht man, das ir recht geschicht. Hat sy schon bülen machen blitzen, Noch müß sy vor den kirchen sitzen, In allen zü erbarmen klimmen. Hett sy ein stummen eeman gnummen, Des iamers wer sy gar vertragen, Vnd dörfft nit all welt von ir klagen, Das sy der selbig vnflat wer, Der gsprenget hat vil hin vnd her. All wyl sy ist myn liebes Hertz, So ist es als ein luter schertz; wann sy aber wirt ein lung Vnd darzü ein öde zung, Gott, so gats / wycht vff ein ort! vß grosser lieb wirt dann ein mort. Dann fahent sy ein zancken an, wie schwyn, die vor eim gatter stan, Do rupfst man sich, do schlecht man dryn; Myn teil auch, wach, ketterlyn! frisch vff die lung, schlach dapffer druff! Ach lieber, gib ir noch ein puff, Ich wils, by gott, vmb dich verdienen, Ir werdt üch dannocht wol versienen; Ls ist doch hürn vnd büben recht, Das ire krieg bald werden schlecht. Laß redlich dengel vff sy regen, Darnach küß sy von mynen wegen!

[8L] Das kindt mit dem bad vß schitten. [t Ein narr, der meint, es sy nti schad, Das kindt vß schitten mit dem bad, vnd fy so güt in die hell gesprungen, Als mit rütschen dryn gerungen.

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; Das ist in aller weit gemein, Das kein vnfal kumxt allein; (Er bringt mit im vnglücks genüg, Das mancher narr nie wardt so clüg, Wie er sich sol vß vnfal ringen. Wa man in wolt von fytrt gütt bringen, vnd feit im zü ein widermüt, Den im ein narr vff erden thüt, So henckt er sich dann selbs darzü vnd schlecht das kalb vß mit der kü vnd schit das kindt vß mit dem bad, Zü vnfal macht im selber schad. —

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Mich fragt eins mals ein grosser narr [t jb] Vnd sprach, wann ich in todtsündt har, ^ p&^6 *"*)**> ^"**18^1-iw*/ jr#tyotftv* b