224 52 45MB
German Pages 344 [334] Year 1999
taschenhuch der telekom praxis Bernd Seiler
1999
Evolution des Zugangsnetzes
Mit STM-1
und ATM
Schnittstellen zum
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Breitbandig mit
n x 2 Mbit/s für alle Kundenanschlüsse
e Über Glasfaser und Kupferkabel
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Transportnetz 2 Mbit/s und So über eine Doppelader 4-fache Netzkapazität durch Austausch von Baugruppen
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taschenbuch der telekom praxis 1999 36. Jahrgang
Herausgeber:
Dipl.-Ing. Bernd Seiler
Schiele & Schön - Berlin
Herausgeber: Dipl.-Ing. Bernd Seiler. Eschenweg 6, 64397 Modautal, Tel. 06254/9423 16 Verantwortlich für die Redaktion: Dipl.-Ing. Bernd Seiler. Für die sachliche Richtigkeit der Beiträge sind namentlich genannte Autoren
verantwortlich, die auch spezielle Fragen
nach Möglichkeit
beantworten.
der Deutschen Telekom AG müssen nicht mit deren Ansichten übereinstimmen.
Mitarbeiter des laschenbuch der telekom praxis
Die Beiträge aus dem
Bereich
1999
Dr. Ing. Wulf Bauerfeld, Kirchstr. 2. 14163 Berlin Dipl.-Ing. Heinz-Jürgen Bothe, Oberwiese 9, 63329 Egelsbach Dipl.-Ing. Jörg Ehrhardt, Skutaristr. 15, 12109 Berlin Andreas Fischer. Mozartstr. 16, 91320 Ebermannstadt Dipl.-Ing. (FH) Oliver Fischer. Rotstr. 3. 71263 Weil der Stadt Dr.-Ing. Andreas Gladisch, Jungbornsıir. 44 a, 13129 Berlin Dipl.-Ing. (FH) Walter Haas, Lindenstr.
10, 91356 Kirchehrenbach
Dr.-Ing. Bernhard Hein. Röderstr. 39, 64367 Mühltal Dipl.-Ing. (FH) Klaus Holzer. Am Schiedsberg 32. 53757 St. Augustin Dr. rer. nat. Bodo Jacobs, Traubenweg 16, 64342 Secheim Dipl.-Ing. (FH) Karlheinz Lammer, Rosenweg 4. 68542 Heddesheim Dipl.-Ing. Matthias Lochner, Grasiger Weg 8, 91320 Ebermannstadt
Dr.-Ing. Reiner Nitsch. Alter Darmstädter Weg 57, 64380 Roßdorf Dipl.-Ing. Erhard Peter, Grenzstr. 20, 64807 Dieburg Dipl.-Ing. Jörg Pischker, Ringstr. 31, 64823 Groß Umstadı Ing. (grad.) Günter Rexroth, Pupinweg 3, 64295 Darmstadt Dip!.-Ing. Christoph Schaaf. Römerstr. 46. 64291 Darmstadı Dipl.-Ing. Jürgen Schröder. Warener Sir. 26. 31832 Springe Dipl.-Ing. Volkmar Westdorf, Lückerrather Weg 77. 51429 Bergisch Gladbach Dr.-Ing. Werner Würtenberger, Bismarckstr. 16, 64853 Otzberg
Für die in diesem Buch enthaltenen Angaben wird keine Gewähr hinsichtlich der Freiheit von gewerblichen Schutzrechten (Patente, Gebrauchsmuster. Warenzeichen) übernommen. Auch in diesem Buch wiedergegebene Gebrauchsnamen, Handelsnamen und Warenbezeichnungen dürfen nicht als frei zur allgemeinen Benutzung im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung betrachtet werden. Die Verletzung dieser Rechte im Rahmen der geltenden Gesetze ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.
ISBN 3 7949 0632 2, ISSN 0082-1764 © 1999 Fachverlag Schiele & Schön GmbH, Markgrafenstr. 11. 10969 Berlin. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus in irgendeiner Form zu vervielfältigen. Printed in Germany.
Druck und Bindung: Bosch-Druck. Landshut
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Vorwort zum 36. Jahrgang Die Verschmelzung von
Informations- und Telekommunikationstechnik,
allem aber bisher nicht gekannte Verkehrssteigerungsraten
vor
im Internet-Be-
reich erschweren kurz vor Ende des Jahrhunderts die Orientierung der etablierten Telekommunikationshersteller und Netzbetreiber. Die Verschiebung der Wertschöpfungspotentiale vom Transport hin zu Service und Anwendung
erfordert angesichts des sich mit ähnlicher Dramatik vollziehenden Technologiewandels neue Strategien, Strukturen und Elemente.
Unsere diesjährige Ausgabe des „taschenbuches der telekom praxis“ greift diese Problematik auf. Zwei hochaktuelle Beiträge zum Thema „Entwicklungsmöglichkeiten der Transportplattform“ informieren über die Konkurrenzsituation zwischen höchstbitratigen Zeitmultiplexsystemen und der erst in der Anfangsphase befindlichen Wellenlängenmultiplextechnik. Mit neuen, meist dem Internet- Bereich zuzurechnenden Diensten setzen sich gleich vier der nachfolgenden Autoren auseinander. Die hieraus resultierenden Quell- und Senkensignale breitbandiger Kundenanschlüsse werden voraussichtlich in wenigen Jahren den weitaus geringer wachsenden Voice-Verkehr übertreffen. In der weiteren Betrachtung steht deshalb erneut das zentrale Thema des wirtschaftlichen Teilnehmerzugangs, das wir mit einem umfassenden Überblick über die verschiedenen Funk-Anschlußtechniken einleiten. Hinweise zum Stand des digitalen Fernsehens sowie zur Weiterentwicklung der Bildtelefonie ergänzen diesen dritten Schwerpunkt unserer Ausgabe. Da uns die Leser immer wieder auf vermittlungstechnische Inhalte ansprechen, können wir mit der Vorstellung der Centrex-Plattform und der
V5.1/V5.2-Schnittstelle hoffentlich auch den Wünschen dieses Interessentenkreises nachkommen. Den
Abschluß
bilden
betrieblich
geprägte
Abhandlungen
zu einem
immer
stärker in den Vordergrund rückenden Thema, der Service- Qualität. Hier geht es zunächst um Definitionen und die theoretischen Zusammenhänge zwischen der Zuverlässigkeit von Netzelementen und der Verfügbarkeit von Übertragungswegen. Ein Beitrag zur meßtechnischen Erfassung der „Quality
of Service“ setzt die Betrachtungen fort. VII
Vorwort Wir hoffen, daß auch diese Ausgabe mit ihrer bunten Palette von Beiträgen ein weiteres Mal auf breite Zustimmung bei unserer Leserschaft stößt und bedanken uns bei den Autoren sowie den Mitarbeitern des Verlags. Bernd Seiler Modautal, November
vn
1998
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Wellenlängenmultiplex - Entwicklungsstand und Entwicklungstendenzen ...................20220200420esnennenennnenennneenenesnenneneennenenannenn (Andreas Gladisch) Einführung ................uuseesseesseesssesnennnnnnnnensennennsnnnnnnnnnnnennnensannnnensanennnnnennnenne Randbedingungen der Entwicklung ....................eeeeeeenessnen Grundprinzip der WDM-Systeme .........neneennsnsensnnennenennennenensnne onen Vorteile und ungelöste Probleme von WDM-Systemen ........neneenen Grenzen von WDM-Systemen.............nennennnsennenersnemnsnenton Entwicklungsstand der Punkt-zu-Punkt-Systeme ...................cne Entwicklungsstand der WDM-Netze ..........nnnnnennnnennnenn Feldversuche und internationale Forschungsprojekte zu WDM-Netzen................neneenenenmensnenenemmmersnannen Ausblick ............... Schrifttum Höchstbitratige optische Übertragungssysteme ............................000.000... (Bernhard Hein) Einführung .....................ouneenesnesnnnuenensenensonsnnonsonntnnsnnnsenennn
Motivation für höchstbitratige Systeme
.........
Physikalische Effekte bei der Übertragung Problemlösungen für die chromatische Dispersion... Solitonenübertragung .......uneeneeneeeseeeeneennennenneennneneenennnnnneennnnennensnnsnnnnannnn Optische Zeitmultiplextechnik ...................cesenennseneneneseenennenennen
Stand der Forschung ................2mnnnnennnennennnsnnenensnsnnnnennsaneensnnnnene nennen
Übertragungs-Experimente mit 40 Gbit/Ss .......eeseenenenenneennenneenennn Wellenlängenmultiplextechnik für höchstbitratige Systeme .....uueaeeesneeseseneensseneenesenensnnnnnenssnnnnnnsensannnensnnenennen Ausblick .........neeenenen Schrifttum Verwendete Abkürzungen........ueesssssesenessnenensnnenenannnenenennnnennnensnnenenenene Sprachkommunikationsmöglichkeiten über innovative Technologien .......................uenensesensnennnen (Werner Würtenberger) Einleitung ............ceeeseeeseneseeeneesesnnneennnnnnnnnnennnnsnnnnnnsennnnnnnennannenennonnnnnnnennennnnn Allgemeine Netzwerklösungen ........uu.uceeseeseeeeessenssessennnensennnnnnesennnnnnennnnnn Sprachkommunikation über verschiedene Netztransportplattformen .................nuesnsennsennsersnnensnensnnennansennnn Sprachkommunikation über Passport Voice Networking Ausblick ......eesesseesnseensnssennnennnnneneneenennnnnennensernennonnennnn nennen Schrifttum.......uueseeeenssesrsnsesnsnsnsennsntnmnenensnensennannnnnennenennnnnnennnnnnatanan
Inhaltsverzeichnis Applikationsplattform für Internet-Dienste..............................ne:
58-68
Überblick ........uuensseseessesrsensensensennonennonnennonsensonsensnsensnnsennsnnnnsnnsensenann Was ist Ericsson-I@-Service......n.cnnsnssesensensensensensensensnennennnenenennenenan Das Ericsson-IP-Service-Informationsmodell.........................nnneee: Systemarchitektur .......ucunesnsssseeseessenunensnnnnnnnnnnnnnnnennannnnnnnannnnnnnnnnnnnnannnannenn
58 59 6l 64
High Speed Internet-Lösungen für breitbandige Access-Netzwerke ......... (Oliver Fischer) Einführung... Nutzer ...uaceeennennenenensensennnnannnn Breitbandige Acces-Netzwerke ..... Terminals ..............enenesne Dienste und neue Möglichkeiten ...........neeeeeeseeesnneneennseenensenennennn en Ausblick .......uueseeensenssessenseesensensenensenenennensnneseesennnnnnnennennenanssensensnsansanene Verwendeten Abkürzungen .... Schrifttum........nencessnsesensnnsnsnnonsenennensonsensnsnnsnnssnnsensnnsnesensenann
69-80
Das BK-Netz als Multimediaplattform .............................eneenne (Wulf Bauerfeld) Einführung .........ueeeeenseessesensnesnesnannnensnnnnunnennennansnnnennennennnnnennnennenenneenennen Technische Implikationen ...........nee... Video on Demand vs. Internet-Anschluß... Implementierung des Rückkanals .......... nn... Flächendeckung oder Einzellösungen .................nennnenenne Kabelmodemsysteme - Zusammenfassung Schrifttum ........caeeenesennenensenensnnnnannnnnennnnnnnnsensnsnsnesnaneneennnentenenn
81-92
(Volkmar Westdorf)
Zwischen ADSL und UMTS - Ein Überblick über den Entwicklungsstand bei Wireless Local Loop ............cess0ss0sssonnseonen 00 (Jörg Pischker) Einleitung ........uueeeseeseeeseneeseensnennensnnennennsnnnensonnnensnnsnennnnnnnnneensnennsnnsnnsnnnnen WLL - Eine Begriffsbestimmung ................uueenenenenseenenen nenne Grundsätzlicher Systemaufbau, Leistungsmerkmale und Einsatzschwerpunkte .....ueessersessensensensensensensnsonannnnennenennneneneeserserennen Frequenzbereiche .......nseesnseesnesesesneneneennennnenannn Zugriffsverfahren ...............enssnensnsnnsensenennneeenannnann Technologien .............00022222sseseeseseessneenesnnnnneeeennnsnnnnnnnn Marktaufteilung ..........unseseseneseeneneensneseaennenseeneeneeneennennennn Netzeinsatz ....cnenenenesesssessnsennennennensennensensennesnesnesonsnenaneannen Zusammenfassung und Ausblick .....................eeeee Verwendete Abkürzungen .............ansesensenensensensensennensnnunsnnsnennernersnsnonne Die Evolution des Zugangsnetzes Glasfaser und Kupferkabel effektiv nutzen .....................uneenenn (Jürgen Schröder) Einleitung .......nnsseeneeneeneeneenenennennenneeseennnnnnsnenennnenenenssneneanennannensenensenaenann Anforderungen an eine optimale Netzlösung Die Lösung Fazit .....cceeensssnsnessesessnsensensensonsonsonsonsonsonnonsoessensensessennesnnnnnensensnnnsensnennn
x
69 69 70 73 75 79 80 80
81 83 86 87 89 9] 92 93-119 93 94 96 97 99 102 108 l 118 118 120-128 120 122 125 127
Inhaltsverzeichnis
EIN UNTERNEHMEN, DAS IMMER WIEDER DIE GRENZEN DER GESCHWINDIGKEIT ÜBERSCHREITET. HE HI-SPEED COMPANY. Alcatel,
ein
weltweit
führendes
Unternehmen für Telekommunikationssysteme sowie für die dazugehörigen Kabel und Bauelemente,
ist in
mehr
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130
Ländern
aktiv. Alcatel liefert Komplettlösungen und Dienstleistungen für Netzbetreiber,
Diensteanbieter,
Unter-
nehmen und privaten Haushalte — von digitalen Netzen bis zu Telefonen und Handys. Unsere Welt ändert sich heute schneller als je zuvor. Im neuen Informationszeitalter ist Geschwindigkeit nicht nur bei der Datenübertragung sondern auch bei der Anpassung an Marktveränderungen und Kundenanforderungen entscheidend. Daher ben wir unser Bestes für ein K zept, das Hand in Hand mit Hi- ch geht. Eines, das mehr denn unsere Absicht bestimmt,
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zu
entwerfen
und unseren Kunflen ein Optimum an Service zu bi ten. Dieses Konzept heißt Hi peed. Alcatel: www.alcatel.co
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Deutschland. Da$ sind Alcatel SEL und Alcatel Kabef: www.alcatel.de
The
Hi-Speed
Company
Alcatel : Lorenzstraße 10 : 70435 Stuttgart
Inhaltsverzeichnis Rechnergestützte Entwicklung von Ausbaustrategien für Teilnehmeranschlußnetze.................................2.0..0.(Bodo Jacobs) Einleitung ........uueeeseessesseeeseesseensensnnnnnssnnnnnnnonnnnnnnennnannnnnnsannnensannssenannenensnnn Rechenwerkzeuge für die strategische Netzplanung Überblick über strategische Planungswerkzeuge für das ZugangsnetZ ....eeeeseeseeseesensensensnnsnnnnnsnnnnnnnenennonnnennensensennonsensenonsansanne Beschreibung von TOPAS .............. ones: Beispiel einer mit TOPAS durchgeführten Kostenanalyse Zusammenfassung ........ueessesensensennensennnnnennnnsnnnnnnnennannennannnnnn Schrifttum ............ceesssesssensensensenseenennonsnnnennensennnsnnnsneenennennnonennennennennen Die Architektur der Digitalplattform für Breitbandkabelnetze........................u..0nneeneneenenennnenennenn (Christoph Schaaf) Einleitung ........cueeeceseesesenennennnneneennnnnenennnennnnennnenanssennensonnennonsennonnonensennen Das DVB-System als Basis der digitalen Kabelplattform. .... Die Dienstepalette der digitalen Kabelplattform .................. Die technischen Systeme der digitalen Kabelplattform..... Die Netzkonfiguration der digitalen Kabelplattform. ........ Systemintegration ..eeeeeeeeensnessennnnenennnnnnnonsnnnnnennannensnnnnnnannannnnnsannsnenennnnnnsnnn Status der digitalen Breitbandkabelplattform ........................nnee Netzausbau des Breitbandkabels Zusammenfassung... Verwendete Abkürzungen..........uesesssssssssssnnnnnnssnnsnnnnsnnnannennnannnnnne nennen
129-148 129 131 134 136 141 147 148
149-175 149 151 151 152 170 172 172 173 173 174
Bildtelefonie - Entwicklungsstand und Aussichten................................... (Klaus Holzer) Historie ................ooeneneenenessnnensntsnsnnsesssssnensnonennenenennennen nennen Bildtelefonie heute .............ccnnsnnnnnneenssensensensnnsessessesensensensensensone Verwendete Standards .......usssesessessessnssensnssensensnennnennnnannennennenoneonennannennennn Technik der Endgeräte ......................nssneseessneesensenensenersenenne Anwendungen im Bereich der Bildkommunikation ............uneeeee Ende-zu-Server-Anwendungen ....eessesceseeneesneenenneensnneennennennennennennennannannenen Bildtelefonie, Onlinedienste und Internet keine unmögliche Verbindung ......... u... Zukünftige Bildtelefonie ............... Verzeichnis der Abkürzungen ... Schrifttum......eeseeensessnnenssesnensseenennnnsnesnnnennenennesnenennenennnsnentnnennsansesnensensannan
176-198
Centrex - ein innovatives Leistungspaket
................uuneeeeeneenenne
199-218
Centrex im Überblick ....................neseesenneneneneneessnensenenen essen Centrex-Leistungsmerkmale ........... een Leistungsmerkmale für Centrex-Sammelanschlüsse Centrex-Vermittlungsdienste Zukunftssicherheit .................0000snssesenesseensnnennenenennnesnnnneneensneenennnnnnsensnnn
199 205 212 213 218
(Erhard Peter, Heinz-Jürgen Bothe)
XI
176 177 177 182 185 191 194 197 198 198
Inhaltsverzeichnis
1
Ihr Partner für Glasfaserkabel Seit mehr als 20 Jahren produzieren und liefern wir Lichtwellenleiterkabel und Lichtwellenleiter. Das Produktspektrum umfaßt Außenkabel für Fernmeldeverwaltungen, Eisenbahnverwaltungen und Energie-
versorgungsunternehmen
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nalen und internationalen Spezifikationen sowie Innenkabel und Aufteilungskabel bis hin zu anspruchsvollen Son-
derkabeln, z.B. Kabel für den mobilen
Einsatz.
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Telefon (0 2166) 27-25 00 - Telefax (0 21 66) 27-25 02
XI
Inhaltsverzeichnis Die V5.1/5.2-Schnittstelle - verstehen und testen .........................u...0... (Jörg Erhardt) Einleitung .............nenneesnenesneneesenenennnasnnneenennsensenseneenennensaeesnasensnanann Zweck der V5.x-Schnittstelle ........uuneeeseeneneeseesensennensennennennenunnnennnnnenannne VS aneeeseesneseenssneensessensensessasennnenennsnunassanenssensensesnennsensnnsnnsnnesneenensannnnsansnnnnnn VSR ueneeeenennenssnenesnssennennsnnsnsnnsonnnsnnnsonsnennennnasnenenenennannssnanennenssnansnsersnnnenen Weitere V5.x-Themen ..........uuessseesnssseessennsnnssnnnnnnnnnnnannnnennnnnannsnnnannnnnnnn V5.x-Schnittstellen testen .....uesessesensessenssensensnnnnnnennennersnnnnnenannnnnnnnennennenn Zusammenfassung ....eeeseeseeneensnesnnennennensenennnsnenennennnennnnennnenannnnnnnennn Verwendete Abkürzungen ..... Messnnssassnassssnnesssnsssnsennnnannen Schrifttum ....eeeeesesssnensssensersensennensensennonnonnennnnsennnensnnsnnsennnnnansnnnnnnnennennennnnn
Über den Zusammenhang zwischen Zuverlässigkeitsparametern von SDH/PDH-Netzelementen und digitalen Übertragungswegen ................uneneeneenennennenneenennnnn (Rainer Nitsch) Einleitung ........ueseneseenneneenennennnnennnnnnnsnennnnnonennnnenennnnnsnnnnneeneennenennn nennen nn Internationale Vorgaben zur Ausfallrate von DSV ... Funktionales Modell einer DSV ............eeennenennnenennnennnnn Berechnung der NE-Ausfallrate .............nnennnnnenneneneennnn Ausfallratenziele in Technischen Spezifikationen .............. une ZUSaAMMENfAaSSUNE ...eeeeeeeneennenneenennensennennennnnnnnnnnnnennennnnnn Schrifttum .........eennnne Verwendete Abkürzungen
Quality of Service - Meßtechnische Verfahren zur Qualitätsermittlung in Telekommunikationsnetzen .................... (Andreas Fischer, Walter Haas, Matthias Lochner) Einleitung .......eeesnseeseeseesnnansunsannnenaeneeneensensennonsnnnnnnnnennnensennensennensensensennen Definition der Quality of Service ......nnnnenenenenenennnnnnnn Neue Qualitätsprobleme ...........naneeessenseessenneenennennennene een nennen Standardisierung .......nnenennnesnsneneennnenennennensensensenneneenennennennanennnsnen Meßverfahren/Systeme ...uaceanessensenennseneeneenaennennennenensennnansensensensnnnensnasensnn Zusammenfassung ............. Mesesennersessesensstssensnesennssssrssnsnssensensensenonsnnann Verwendete Abkürzungen .........uunesssensnnenssnnsnnsennnennenonnnnonennnnnnnnnnnnennennnenn Schrifttum.......eneessesessensensnnsnsnennnnnaneneneessennnnnnennnnnenennaennnnnenenensenensensnnnan
Betrieb von modernen übertragungstechnischen Anlagen ......................... (Günter Rexroth) Die Situation im Wettbewerb .....unaesscesnsnenensnsenneenesennnnensnnennnenesnnenenann Das prozeßorientierte Unternehmen ...........nnenensneneeneenennnnn Das Management für das Telekommunikationsnetz ..........eeeeen Organisation des Betriebes ..............nenseennenensennnenennnenn Qualitätsziele ...eceeseeseeseeneeneneneneeneelnnsennennennsnnnnnnnnunsnnnnnnsnnennsensnnnnnnnnenannen Verfahren zur Fehlerbeseitigung und Systempflege ............cnncnenenee
XIV
219-235 219 219 220 226 230 230 233 233 234
236-250 236 237 238 239 248 248 249 249
251-266 251 251 252 253 254 264 265 266
267-282 267 268 270 276 277 280
Inhaltsverzeichnis Hochpräzise Fernsehmeßdemodulatoren mit digitalen VF/AF- und RF-Spektral-Analyse für die Fernseh-Sende- und Übertragungstechnik ..................................... (Karlheinz Lammer) Einführung ........u.unesseesesseesensensnennnnneneennnenenenensennnnensnseeseesnnnsnnennsnnenenann Aufbau und Ausstattung moderner Fernsehmeßsysteme ... Empfangs- und Demodulationsteil..............eenenene VF/AF-Analysator ....casessessesesnsenennnnenennnennsennennansnenesnesnenenennaennenn RF-Spektral-Analyse .............ennnnnenennennnneesesennnesnnenan Waveform-Darstellung ... Videotext-Auswertung .... Anwendungsbeispiele ................urnessssononsossnessossenunesonensanennennaorannnenenen Bezugsquellen-Nachweis der Telekommunikation Inserentenverzeichnis zum Anzeigenteil
283-305 283 284 288 288 299 300 301 301
...............................-
307
...........................neneeene
313
XV
Wellenlängenmultiplex
Wellenlängenmultiplex - Entwicklungsstand und Entwicklungstendenzen Von Andreas Gladisch, Berlin
Dr.-Ing. Andreas Gladisch, Jahrgang 1960, leitet die Forschungsgruppe „Qualität und Management optischer Netze”
im Forschungszentrum der Deutschen Telekom AG in Berlin
1 Einführung
Dieser Beitrag beschreibt die Entwicklung der WDM-Technik
(WDM:
wa-
velength division multiplexing), indem sowohl die technischen und technologischen Vorteile und Entwicklungsschritte als auch die von der Entwicklung
des Kommunikationsmarktes gegebenen Randbedingungen grob erläutert werden. Ziel dieses Beitrages ist es, einen groben Gesamtüberblick über diese Technik zu geben, ohne die technischen Details zu erläutern. Die Darstellung der Entwicklung der WDM-Systeme entspricht dem Stand von Herbst 1998. 2
Randbedingungen der Entwicklung
Seit einigen Jahren gibt es weltweit ein enormes Wachstum des Verkehrs in den regionalen und überregionalen Transportnetzen, das im wesentlichen auf das
starke Anwachsen des Internet-Verkehrs und der Mietverbindungen für Datenkommunikation zurückzuführen ist. In Bild I ist die weltweite Entwicklung der Anzahl der Telefonanschlüsse und Internet-Hosts dargestellt. Da insbesondere
der IP-Verkehr derzeit im wesentlichen in den hochentwickelten Industriestaaten generiert wird, sind dort natürlich die relativen Zunahmen im Vergleich zum
Telefonverkehr noch deutlich stärker, als es das Bild erahnen läßt. Das gesamte Wachstum der Datenkommunikation hat dazu geführt, daß insbesondere in Nordamerika die Zahl der installierten Glasfasern nicht ausreichte,
um
diese
erforderlichen
Transportleistungen
zu
erbringen.
Daher
l
Entwicklungstendenzen IP- Hosts Millionen
Telefonanschlüsse
CAGR = 103 %
CAGR =5,8 %
20,00
800,00
15,00
600,00
10,00
400,00
5,00
200,00
0,00
em
+
0,00 827
898
91
93
95
Bild I: Wachstum der weltweiten Telefonanschlüsse und der Internet-Hosts [1] (CAGR: compound annual growth rate; jährliche Wachstumsrate)
mußten als kostengünstige Alternative zum Neubau von Kabeltrassen Verfahren gefunden werden, die es gestatteten, die theoretische Bandbreite (von einigen Tbit/s) der Glasfasern zu nutzen, wobei aus verschiedensten Gründen (siehe nachfolgende Kapitel) die WDM-Technik von den Netzbetreibern bevorzugt wurde. Das Verkehrswachstum führte aber nicht nur dazu, daß die Transportkapazi-
täten sehr schnell ausgebaut werden mußten, sondern hat auch Konsequenzen auf die funktionale Architektur von Transportnetzen!.
Ursprünglich war man
davon ausgegangen, daß die ATM-Netze (ATM: Asynchronous Transfer Mode) als diensteintegrierende, universelle Plattform arbeiten und somit unter
anderem
auch den gesamten
IP-Verkehr transportieren würden.
Die ATM-
Vermittlungen selbst sollten dann über ein SDH-Netz (SDH: Synchrone Digitale Hierarchie) mit einer Crossconnect-Funktionalität auf VC-4-Ebene (VC-
Virtual Container VC-4 entspricht oben
genannten
Wachstumsraten
140 Mbit/s) verbunden werden haben
aber dazu geführt, daß
[2]. Die
sowohl
die
ATM-Vermittlungen als auch IP-Router mit Interfaces zur Verbindung untereinander ausgerüstet werden, deren Datenrate weit oberhalb der 140 Mbit/s liegt, wobei sich insbesondere Interfaces mit STM-4c- und STM-16c-Rahmen-
I Unter Transportnetzen versteht man im allgemeinen Netze, die das Path-Layer und das Transmission Media Layer entsprechend ITU-T G.803 umfassen [3, 4]
Wellenlängenmultiplex formaten durchgesetzt haben. Das Problem für die klassische TransportnetzHierarchie wird dabei durch das kleine „c“ repräsentiert, das für einen verket-
teten (concatenated) Rahmen
steht, innerhalb dessen keine einzelnen VC-4
mehr existieren und der nur mit Kunstgriffen über ein Netz mit einer VC-4Schaltebene transportiert werden kann. Neben der absoluten Zunahme von Mietverbindungen und Internet-Verkehr erzeugt noch ein weiterer Fakt rasantes Verkehrswachstum in den Transportnet-
zen, der sich ganz allgemein durch erhöhte Anforderungen an die Verfügbarkeit der Verbindungen zusammenfassen läßt. Die nahezu existentielle Abhängigkeit moderner Industriegesellschaften von den Kommunikationsverbindungen resultiert daraus, daß immer höhere Ansprüche an die Ausfallsicherheit der Verbindungen gestellt werden und daß immer stärker Netzarchitekturen zum Einsatz kommen, die automatische Ersatzschaltungen innerhalb weniger Millisekunden ermöglichen, indem auf disjunkt geführte vorreservierte Ersatzwege geschaltet wird. Ein typisches Beispiel dafür sind SDH-Ringe mit einer Ersatzschaltung auf
Ebene des Pfades oder der Multiplex-Sektion, die natürlich, je nach Anforderungen, bis zu 50% Kapazität nur für Ersatzschaltezwecke bereithalten.
3 Grundprinzip der WDM-Systeme Von der theoretischen Bandbreite von Einmodenglasfasern, die im einiger THz liegt, nutzen heutige Übertragungssysteme nur einen
Bereich kleinen
Bruchteil aus. Systeme mit optischer Frequenz- bzw. Wellenlängenmultiplextechnik verbessern die Ausnutzung der Bandbreite, indem auf einer Glasfaser gleichzeitig Licht mit unterschiedlichen Wellenlängen (Farben) übertragen wird, wobei jede Wellenlänge ein individuelles Nutzsignal transportiert. In
Bild 2 ist die elementare Funktion von WDM-Systemen dargestellt, für die allgemein gilt: -
keine Höchstgeschwindigkeitselektronik,
-
wenig aktive Bauelemente im Verstärker,
-
Verstärker verstärkt alle Kanäle, passive Bauelemente als Mux/Demux/OADM.
Mit Hilfe von passiven optischen Multiplexern werden
Kanäle unterschiedli-
cher Wellenlänge auf eine Faser zusammengefaßt. Optische Verstärker ermöglichen es, alle in der Faser transportierten Signale gemeinsam
die innerhalb einer durch
den Verstärker vorgegebenen
zu verstärken,
Bandbreite liegen.
Durch die optische Multiplexbildung wird es möglich, daß sich die erforderliche Verarbeitungsgeschwindigkeit der nachgeschalteten elektronischen Syste-
3
Entwicklungstendenzen
Bild 2: Grundprinzip der WDM-Technik
me in einem heute technologisch sehr gut handhabbaren Bereich bewegt, während die zum Transport ausgenutzte Bandbreite der Faser deutlich über diesem Bereich liegt. So verwendet zum Beispiel ein heute kommerziell verfügbares 32x2,5-Gbit/s-System für jeden Einzelkanal die bereits seit längerer
Zeit am Markt etablierte Elektronik für STM-16-Systeme und überträgt insgesamt eine Kapazität von 80 Gbit/s. Vereinfacht kann außerdem festgestellt werden, daß sowohl optische Verstärker als auch optische Multiplexer und Demultiplexer im Vergleich mit elektronischen Schaltkreisen nur eine sehr geringe Komplexität chen können.
aufweisen
und somit eine sehr gute Zuverlässigkeit errei-
4 Vorteile und ungelöste Probleme von WDM-Systemen
4.1
Kosteneffizienz bei paralleler Übertragung und bei Faserengpässen
Heutige SDH-Transportnetze benötigen etwa alle 30 bis 35 km (im zweiten optischen Fenster, d.h. 1300 nm) bzw. alle 70 bis 100 km (im dritten opti-
schen Fenster, d.h. 1500 nm) einen Regenerator, der das optische Signal in ein elektrisches umwandelt und die ideale Impulsform
wiederherstellt, bevor
das Signal wieder optisch ausgesendet wird. Optische Verstärker, die anstelle dieser Regeneratoren eingesetzt werden könnten, erlauben Verstärkerabstände von etwa 60 bis 120 km und können viele optische Kanäle gleichzeitig ver-
4
Wellenlängenmultiplex stärken. Am Beispiel in Bild 3 werden die dadurch entstehenden technischen und ökonomischen Vorteile besonders deutlich. Für 8x2,5-Gbit/s-Verbindungen über 360 km benötigt man in konventioneller Technik im zweiten optischen Fenster 64 Regeneratoren, während nur zwei bis drei optische Verstärker für ein WDM-Systern notwendig sind.
Darüber hinaus kann man
die Strecken und Verstärker so dimensionieren,
daß die Strecke zuerst nur mit wenigen Kanälen betrieben wird und bei wach-
sendem Bedarf weitere Kanäle, ohne zusätzliche Investitionen für Verstärker, sehr schnell bereitgestellt werden können. Einfache Kostenabschätzungen haben gezeigt, daß etwa ab der parallelen Übertragung von drei Kanälen ein WDM-System vorteilhaft ist, sofern die erforderlichen Fasern verfügbar sind.
Wenn für eine zusätzliche Bedarfsanforderung eine Neuinstallation eines Kabels erforderlich wäre, dann ist, je nach Tiefbaukosten, das WDM-System reits nach wenigen Kilometern kostengünstig einsetzbar. Beispiel:
360 km,
20 Gbit/s System Kapazität,
be-
2.5 Gbit/s - Systeme
40 km40 km 40 km 40 km 40 km 40 km 40 km 40 km 40 km
Konventionelles System bei 1300 nm
System mit Er-dotierten Faserverstärkern Term.-SDH Terminalmultiplexer OTM -optischer Terminalmultiplexer
Reg-SDH Regenerator EDFA-optischer Verstärker
Bild 3: Effektive Nutzung der Infrastruktur bei paralleler WDM-Übertragung [5]
4.2 Effektive Ausnutzung der Bandbreite installierter Fasern Dispersionseffekte, d.h. die Verbreiterung der Impulse während der Ausbrei-
tung auf der Glasfaser, sind eine wesentliche begrenzende Einflußgröße bei Systemen
im dritten optischen
Fenster (1500 nm), die auf Standard-Einmo-
5
Entwicklungstendenzen
denglasfaser betrieben werden. Grundsätzlich gibt es zwei dominante Arten von Dispersion in Einmodenglasfasern, die chromatische Dispersion und die Polarisationsmodendispersion (PMD). Vereinfacht kann gesagt werden, daß die chromatische Dispersion dadurch entsteht, daß Licht mit unterschiedlichen Frequenzen in der Glasfaser unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeiten hat. Im Gegensatz dazu entsteht die Polarisationsmodendispersion dadurch, daß Lichtwellen mit unterschiedlichen Polarisationszuständen ebenfalls unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeiten aufweisen. Die Längenbegrenzung durch Dispersion
als Funktion der Übertragungsgeschwindigkeit ist in Bild 4 dargestellt. Beide Arten von Dispersion weisen eine quadratische Abhängigkeit zwischen überbrückbarer Entfernung und Übertragungsdatenrate auf, d.h., bei zehnfa-
cher Datenrate reduziert sich die überbrückbare Entfernung auf ein Hundertstel der ursprünglichen Länge. Wenn man mit zukünftigen Übertragungssystemen auch Kapazitäten von weit über 2,5 Gbit/s übertragen will, ohne dispersionsverschobene, d.h. neu zu installierende Fasern zu nutzen, kann es vorteilhaft sein, WDM-Technik einzusetzen, da sowohl die chromatische Dispersion als auch
die PMD
nur jeweils auf einen einzelnen Kanal bezogen wirkt und somit hin-
sichtlich der Dispersion jeder Kanal des Mehrkanal-WDM-Systems über eine n? größere Entfernung übertragen werden kann (rn: Anzahl der Kanäle) als bei einem System gleicher Kapazität, das ausschließlich im Zeitmultiplex arbeitet. Trotz dieses Vorteils ist auch die Übertragungsentfernung der WDM-Systeme
durch die Dispersionseffekte begrenzt. In den vergangenen Jahren wurden zumindest für die chromatische Dispersion Baugruppen entwickelt, die eine Kompensation ermöglichen, wodurch die maximal überbrückbaren Längen erheblich vergrößert werden konnten. Zum Beispiel wurde in [6] die experi-
mentelle Übertragung von gezeigt,
indem
10 Gbit/s über 2500 km Standardeinmodenfaser
die „normalen“
Faserstrecken
mit dispersionskompensieren-
den Fasern kombiniert wurden. Diese kompensierenden Fasern haben einen Dispersionskoeffizienten von
etwa
-80 ps/nmkm
und wurden
als Modul
in
die Übertragungsstrecke eingebaut.
Ein anderes Verfahren zur Kompensation der chromatischen Dispersion beruht auf sogenannten
Faser-Bragg-Gittern.
Hier nutzt man
die Möglichkeit,
durch eine verteilte Reflexion in der Glasfaser einen gewünschten Gruppenlaufzeitverlauf zu erzeugen. Faser-Bragg-Gitter zeichnen sich im Vergleich mit der dispersionskompensierenden Faser durch eine sehr geringe Zusatzdämpfung aus, sind aber zur Zeit hinsichtlich der nutzbaren Bandbreite auf unter
10 nm beschränkt und somit in diesem Punkt der kompensierenden Faser mit einer Bandbreite von 30 bis 40 nm unterlegen.
6
Wellenlängenmultiplex
Dispersionsgrenzen OOK Syslerne, externe Modulation
u un
10000
I = S
\
I
Chromatische Dispersion 22 ps/{nm km)
1
N
100
ZT
1
IRN
LH
1000 N
PMD 2 ps/sart(km)
L f/ Z
maximale Entfernung / km
Chromatische Dispersion 17 ps/ (nm km) PMD 0.1 ps/sart(km)
10
Datenrate
100
/ Gbit/s
Bild 4: Theoretische Systemgrenzen durch chromatische Dispersion und Polarisationsmoden-
dispersion (PMD)
Gegenwärtig gibt es nur erste Ansätze für Verfahren zur Kompensation der PMD, so daß die PMD derzeit als die begrenzende Größe für die überbrückbare Entfernung angesehen werden muß. Trotzdem
können sehr große Kapa-
zitäten über große Entfernungen transportiert werden, wenn, entsprechend der obigen Argumentation, viele WDM-Kanäle
mit moderaten Datenraten et-
wa im Bereich von 1 Gbit/s bis 10 Gbit/s übertragen werden.
4.3
Datenratenflexibilität und Übertragung verketteter Signale
Zu Beginn der Forschungen an optischen WDM-Netzen hatte man die Vision, daß es möglich
sein müßte, die optischen
Kanäle wie virtuelle Fasern zu be-
handeln, d.h., daß, völlig unabhängig von Line-Code, Modulationsverfahren und
Protokoll,
könnten
alle optisch
vorliegenden
[7]. Diese Annahme
Signale
auch
transportiert werden
hat sich sehr schnell als ein Irrtum
herausge-
stellt. Man hat dann einen praktikablen Satz von Datenraten und Datenformaten definiert, die im optischen WDM-Netz und von WDM-Punkt-zu-Punkt-Sy7
Entwicklungstendenzen stemen transportiert werden sollen. Insbesondere wurden bei der ITU-T die Datenraten vorerst auf max. 10 Gbit/s, die Codierung auf binär NRZ bzw. RZ sowie das Modulationsverfahren auf OOK (on-off keying) beschränkt (semi-
transparente Kanäle). Trotzdem bieten die WDM-Syteme/Netze noch ein groBes Maß an Flexibilität, da sie auch unter diesen Beschränkungen folgende Probleme lösen können: 1.
Im Bereich der Datenkommunikation gungssystemen
im
Einsatz,
deren
sind eine Vielzahl von Übertra-
Signale
nicht
unmittelbar
in einen
SDH-Container gemultiplext werden können. In den meisten Fällen ist dies auch nicht erforderlich, da die ATM-Plattform den Transport dieser Signale übernehmen kann und da dort entsprechende AdaptationsFunktionen spezifiziert wurden. Wenn aber die erforderliche Datenrate
bereits im Bereich mehrerer hundert Mbit/s liegt, dann kann es kosteneffektiv sein, das ATM-Layer nicht zu nutzen, sondern direkt einen optischen WDM-Kanal zu belegen. Ein typisches Beispiel für solche Signale ist der Fibre Channel (800 Mbit/s).
In der standardisierten SDH-Transportnetzarchitektur ist 140 Mbit die höchste Datenrate für ein „Tributary Interface“. Wenn, wie bereits in der Einleitung dargestellt, die Netzinterfaces der ATM-Switche und IP-Router
aber auf 622 Mbit/s (STM-4c) bzw. 2,48 Gbit/s (STM-16c) arbeiten, dann kann das standardkonforme SDH-Netz diese Signale nicht bzw. nur mit erheblichem Aufwand bei Planung und Betrieb („virtuelles Verketten“)
transportieren. Selbst dann, wenn zum Verbinden der ATM- und IP-Knoten nur SDH-Regeneratoren eingesetzt werden, entsteht ein administratives Problem, da üblicherweise die SDH-Regeneratoren nur über einen ein-
gebetteten Kontrollkanal (ECC) und einen zugeordneten SDHTerminalmultiplexer für das Management sichtbar werden. Da aber bei einer Verbindung von ATM- und IP-Knoten über SDH-Regeneratoren keine SDH-Terminalmultiplexer verwendet werden - diese Funktion nimmt in Form verketteter Multiplexbildung ja schon der ATM- bzw. IP-Knoten
wahr -, sind SDH und ATM- bzw. IP-Layer nicht administrativ getrennt bzw. sind die Regeneratoren überhaupt nicht überwachbar. Der Transport von STM-4c, STM-16c und STM-64 verlangt eine zumin-
dest manuell konfigurierbare Schaltebene, um einen sinnvollen Netzbetrieb und Netzgewinn zu erreichen. Sowohl die in Punkt 2 als auch die in Punkt 3 geforderten Funktionen können durch ein optisches WDMLayer übernommen
werden.
Wellenlängenmultiplex 4.4
Optisches Netz
Die
neue
logische
Netzebene,
deren
Basis
die
bisher
installierten
WDM-
Punkt-zu-Punkt-Systeme sein könnten, d.h. das optische Layer, ermöglicht natürlich die gleichen Funktionalitäten wie jedes andere Transportnetz-Layer, d.h. flexible Konfiguration, Ersatzschaltung (Protection), Restoration und op-
timale Zusammenfassung der Verkehrsströme. Im ersten Entwicklungsschritt der WMD-Netze
spielt insbesondere die Mög-
lichkeit der optischen Ersatzschaltung eine wichtige Rolle, wofür es nachfolgende Gründe gibt:
1.
Im stärker werdenden
Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt
spielen Qualitätsparameter, die ein Netzbetreiber einem Kunden garantieren kann, eine entscheidende Rolle. Da nahezu alle Netzbetreiber auf ähnliche, zum Teil standardisierte Technik zurückgreifen, zeigt sich in Qualitätsparametern wie „Verfügbarkeit“ und „mittlere Ausfalldauer je Ausfall“ die eigentliche Kompetenz eines Netzbetreibers. Es kommt daher auf das Vermögen an, das Netz optimal zu planen und zu betreiben. Hier haben die Netzbetreiber demzufolge auch die Chance, sich gegen-
über Wettbewerbern abzuheben. Die Aufgabe, unterschiedlichste Datenraten im Gbit/s-Bereich, insbesondere verkettete Signale in SDH-Rahmen zu transportieren, kann, wie be-
reits oben erwähnt, auch durch optische WDM-Kanäle übernommen werden. Da bei diesen großen Datenraten eine längere Störung der Übertragung durch Kabelzerstörung erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen kann, ist eine optische Ersatzschaltung dieser Kanäle (virtuel-
le Faserkanäle) letztendlich die einzige Möglichkeit, den Kunden geforderte Qualitätsparameter zu garantieren. Andererseits sind die technische Entwicklung sowie die Implementierung von Methoden zur Messung der Qualität eines optischen
Kanals
noch
nicht so weit entwickelt, daß auf
dieser Basis ein Betrieb mit transparenten Kanälen möglich wäre. Zerstörungen von Kabeln
bei Bauarbeiten und Fehlschaltungen
in den
Kabelverteilern sind eine wesentliche Einflußgröße für die Verfügbarkeit von
Grundleitungen.
Diese Störungen
sind immer
kritisch, da die
Reparaturdauer bzw. die Störungsdauer im Fall einer Zerstörung des Kabels sehr viel größer ist als im Fall einer einfachen Gerätestörung. Eine einfache Abschätzung der Verfügbarkeiten von SDH-Systemen und Kabeln nach ITU-T G.911 zeigt, daß zum Beispiel die Leitungsausrüstungen SLA-16 Verfügbarkeiten von 99,9938 % haben, während sich für ein
9
Entwicklungstendenzen 100-km-Kabel mit 16 Fasern nur eine Verfügbarkeit von 99,73% ergibt, d.h., für die Verfügbarkeit einer 100 km langen Strecke mit SLA-16-Sy-
stemen ergibt sich dann ein Gesamtwert von 99,7141 %. Um den Vorteil einer einfachen optischen Ersatzschaltung zu zeigen, kann eine parallele disjunkte Führung des Signals über zwei getrennte Kabel angenommen
werden,
indem
werden.
Unter
einfach der SLA-16 diesen
Vorgaben
samtverfügbarkeit von 99,9869 %. WDM-Systeme
unterstützen
optische Schalter nachgeschaltet
erhält man
eine deutlich
eine derartige Vorgehensweise,
bessere
Ge-
da mit ih-
nen sehr viel kostengünstiger disjunkte Wege für STM-4, STM-16 oder STM-64 realisiert werden können als mit konverntionellen SDH-Regeneratorlösungen.
4.
Eine einfach gestaltete optische Netzebene mit optischer Ersatzschaltung erlaubt es auch, Kapazitäten, die im ATM- und SDH-Layer für Ersatzschaltezwecke im Fall eines Kabelbruches vorgehalten werden, für den Wirkbetrieb zu nutzen.
Wie bereits oben erwähnt, ermöglicht das optische WDM-Layer in Zukunft auch, über die Ersatzschaltung hinausgehend, die planerische und betriebliche Optimierung der Verkehrsströme durch manuell konfigurierbare bzw. per Ma-
nagement steuerbare Knoten. In bezug auf Kostenoptimierung sind die Vorteile der WDM-Netze darin zu sehen, daß Transitverkehrsströme, die in einem Knoten nur durchgeschaltet werden, in der optischen Ebene verbleiben können, wodurch aufwendige und teure elektro-optische Wandlungen entfallen. Natürlich erlaubt eine optische Ebene, d.h. ein neues logisches Layer, auch
eine optimale Zusammenfassung und Lenkung von Verkehrsströmen. Diese unterschiedlichen Einflüsse wurden innerhalb des ACTS-Projekts METON anhand
eines Modellnetzes
unter Annahme
verschieden
starker Verbreitung
von Breitbanddiensten untersucht. Die verdichteten Ergebnisse sind in Bild 5 dargestellt. Diese Grafik verdeutlicht sehr genau die unterschiedlichen Effekte, die durch WDM-Netze
- in diesem Fall WDM-Ringe
- entstehen:
-
Einsparung von Fasern (unterer Balken);
-
Verringerung der Anzahl der STM-16-Netzelemente und der SDH-Netzelemente (ADM
und SLA)
sowie der DXC-Ports,
da Transitverkehr in
der optischen Ebene verbleibt und da eine optimale Anordnung SDH-Netzelemente möglich ist; -
zusätzliche Kosten durch WDM-Technik
(obere Balken).
der
Wellenlängenmultiplex
80000
—
Rein SDH
u
70000
WDM-RING
60000 50000 40000 30000 20000 10000
"SHORT
MEDIUM
LONG
MEDIUM
LONG
Bild 5: Relative Kosten für unterschiedliche Verkehrsszenarien [8]
5 5.1
Grenzen von WDM-Systemen Physikalische Grenzen von WDM-Netzen
Bei rein transparenten optischen Systemen unterbleibt eine elektrische Signalregeneration, dadurch addieren sich verschiedenartige Störungen entlang des Übertragungspfades und führen so zu einer zunehmenden Degradation des
optischen Signals. Ein für diese Systeme wichtiger Begriff ist die Transparenzlänge, d.h. die bei vorgegebener Übertragungsgüte maximal ohne Signalregeneration überbrückbare Strecke. Diese Transparenzlänge wird durch nichtideale Eigenschaften der verschiedenen Systemkomponenten
begrenzt [5].
In Bild 6 sind die Komponenten dargestellt, die ein transparenter Signalpfad durchläuft. Die charakteristischen Störeinflüsse werden im folgenden kurz aufgelistet:
-
Sender/Transponder: In diesem Block sind die Funktionseinheiten „Laser“ und „Modulator“ zusammengefaßt. Das in einem Laser erzeugte optische Trägersignal wird entweder intern im Laser oder extern moduliert. Maßgebliche hier entstehende Störungen sind: °
ein vom Optimum
abweichender Extinktionsgrad der Intensitätsmo-
dulation, der bereits zu einer Verschlechterung des Empfangssignals führt;
11
Entwicklungstendenzen «
verschiedene Rauschstörungen (Relative Intensity Noise, RIN, wie Phasenrauschen) des Senders;
®
unerwünschte
so-
Modulation der Frequenz bei Intensitätsmodulation,
(sog. Frequenz-Chirp).
Qualität eines optischen
Kanals
Bild 6: Beispiel eines transparenten Übertragungspfades [5]
Multiplexer: Hier werden verschiedene Kanäle zu einem Wellenlängenmultiplexsignal zusammengefaßt. Eine Abweichung vom idealen Wellenlängenraster kann durch nachfolgende Filterung zu zusätzlicher Dämpfung bestimmter Kanäle bzw. zu Nebensprechstörungen führen. OCC:
Im optischen Crossconnect werden die optischen Signale vermit-
telt. Hauptsächliche Störungsursache ist hier das Nebensprechen Raum- bzw. Frequenzvielfach (Wellenlängenvielfach). Außerdem zeugt
die
Kaskadierung
von
Crossconnects
oder
auch
im er-
der optischen
Add/Drop-Multiplexer (OADM) eine Einengung der nutzbaren Bandbreite eines Kanals. Diese ergibt sich aus dem Produkt der Übertragungsfunktionen durchläuft.
der einzelnen
Netzelemente,
die ein optischer Kanal
Glasfaser: Sie ist das eigentliche Übertragungsmedium. Sie bewirkt eine unvermeidliche
Dämpfung
des Signals entlang der Strecke. Die Anhe-
bung des Signalpegels in den folgenden Verstärkern oder im Empfänger führt zwangsläufig zu einer Verschlechterung des Signal-Rausch-Abstandes. Chromatische Dispersion bzw. Polarisationsmodendispersion bewirken eine störende Interferenz aufeinanderfolgender Datenbits eines Kanals (sog. Intersymbol Interference, IST). Schließlich stellt die Nichtlinearität der Glasfaser eine Ursache für verschiedene auf die im folgenden noch genauer eingegangen wird.
Störungen
dar,
Wellenlängenmultiplex -
Erbium-Verstärker (EDFA): Hier bewirkt vor allem die Rauschakkumulation eine stetige Verschlechterung der Systemgüte. Die Quelle des Rauschens liegt in der verstärkten spontanen Emission des EDFA (sog. Am-
plified
Spontaneous
Emission,
Kaskadierung von EDFAs
ASE).
Zusätzlich
ist
bei
der
deren nicht ideales Verstärkungsprofil zu be-
achten, das besonders bei einer Vielzahl von kaskadierten Verstärkern zu unterschiedlicher (sog. gain-peaking).
-
Gesamtverstärkung
einzelnen
Kanäle
führt
Demultiplexer: Hier werden die WDM-Kanäle durch optische Filter getrennt. Die nichtideale sprechstörungen.
5.2
der
Filtercharakteristik
ist
Ursache
von
Neben-
Betrieb und Management von WDM-Netzen
Die Analyse der Anforderungen an das Management optischer Netze, die durch existierende Standards gegeben sind, zeigt auch einige kritische Punkte.
Durch die oben beschriebenen physikalischen Grenzen der Übertragung entstehen
Probleme
für des Management
und die Planung
der Netze,
die aber
zum großen Teil durch Erweiterung existierender Standards bzw. durch exakte Optimierung und Standardisierung der Systeme gelöst werden können. 1.
Der analoge Charakter der Übertragung und die Begrenzung der Länge,
die mit transparenten Kanälen überbrückt werden kann, erfordert die Aufstellung von einfachen Planungsregeln für optische Netze und die Erweiterung der Routing-Algorithmen für die Wege-Suche, indem vereinfachte physikalische Regeln mit in die Wege-Suche eingearbeitet werden.
2.
Der analoge Charakter ist ebenfalls Ursache für die Verkoppelung von Path-Layer und Multiplex-Section-Layer des optischen Netzes, d. h., auf der Multiplex-Section-Ebene kann nicht ohne Kenntnis über alle durch die Multiplex-Section laufenden Pfade geschaltet werden, was eine elementare Verletzung der Client-Server-Beziehung darstellt, die für Transportnetzarchitekturen [3, 4] gefordert ist.
3.
Die Überwachung und Bestimmung der Signalqualität ist mit herkömmlichen Methoden nicht möglich, da kein elektrischer Zugriff auf die Rahmen (z.B. SDH-Rahmen) des Signals eines optischen Kanals und somit keine Auswertung von Overhead-Bytes möglich ist.
4.
Die physikalische Entkoppelung von WDM-Übertragungssystemen und optischen Schaltknoten ist für die Netzbetreiber zwingend notwendig,
13
Entwicklungstendenzen um Punkt-zu-Punkt-Systeme und Schaltknoten unterschiedlicher Hersteller einsetzen zu können. Diese Entkoppelung, d.h. die exakte Spezifikation eines optischen Interface zwischen Übertragungstechnik und Schaltknoten, ist bisher bei den Standardisierungsgremien nicht erfolgt. Für die ersten beiden kritischen Punkte werden gegenwärtig Lösungen entwikkelt, die darauf beruhen, daß die Layer durch lokale Regelschleifen in den Netzelementen maximal entkoppelt werden und daß das Management-System eine
technologieunabhängige, vereinfachte Schicht auf die physikalische Problematik erhält [9, 10]. Diese technologieunabhängige Beschreibung beruht auf den Konzeptionen von Normsektion und Toleranzmasken. Die Normsektionen beruhen auf der Annahme, daß sich jedes Verstärkerfeld, d.h. jede TransmissionSection, aus Übertragungsstrecke, Verstärker und Dispersionskompensation zu-
sammensetzt. Außerdem wird angenommen, daß jedes reale Verstärkerfeld jeweils durch eine Normsektion gleicher oder größerer Länge beschrieben werden
kann, d.h., zum
Beispiel wird eine reale Strecke mit 62 km Länge mit einer
Normsektion von 80 km Länge beschrieben. (Die Basislängen für die Normsektionen werden derzeit bei der ITU-T diskutiert.) Die Normsektionen selbst werden hinsichtlich der physikalischen Parameter so optimiert, daß eine maximale Anzahl von Normsektionen kaskadiert werden kann. Das Managementsystem erhält nur noch Kenntnis, wie der Zusammenhang zwischen Datenrate, Anzahl der kaskadierten Normsektion und Bitfehlerrate ist, um auf dieser Basis zu ent-
scheiden, ob ein Pfad geschaltet werden kann oder nicht. Es ist nicht sinnvoll, die Übertragungsfunktionen aller im Netz verwendeten Filter und Multiplexer in Datenbanken zu speichern und die exakte Ende-zuEnde Übertragungsfunktion zu berechnen, wenn ein Pfad geschaltet werden soll. Daher werden die frequenzselektiven Baugruppen mit sogenannten Toleranzmasken beschreiben, die bereits aus Trägerfrequenz- (TF-) und Mikrowel-
lentechnik bekannt sind. Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Man spezifiziert eine abstrakte
und
sehr einfache
Ende-zu-Ende-Übertragungsfunktion,
die nur durch sehr wenige Parameter, wie Mittenfrequenz, 0, |-dB-Kantenfrequenz und Sperrdämpfung definiert ist, und bestimmt anhand von Referenznetzen die sich daraus ergebenden Übertragungsfunktionen für die einzelnen Netzelemente. Der Hersteller der Netzelemente muß dann sicherstellen, daß
die reale Übertragungsfunktion die Grenzen der „abstrakten“ Übertragungsfunktion, d.h. der Toleranzmaske, nicht verletzt. Auf diese Weise ist eine völlig technologieunabhängige
Beschreibung
der
Systeme
möglich,
d.h.,
die
Netzbetreiber können ihre Netze ohne Kenntnis der Details über die Realisierung eines Netzelementes betreiben.
14
Wellenlängenmultiplex Ein anderer Weg, die oben genannten Probleme zu lösen, wird insbesondere von nordamerikanischen
soll zwischen
Systemherstellern verfolgt. Nach deren Vorstellung
WDM-Übertragungstechnik
und
optischem
Schaltknoten je-
weils ein SDH-Regenerator mit eingeschränkter Funktionalität eingesetzt wer-
den [11]. Diese auch als „OPAQUE“ bezeichnete Lösung hat den Vorteil, daß die Problematik der optischen „analogen“ Übertragung nur noch für jedes einzelne WDM-Punkt-zu-Punkt-Systern gilt und daß mit Hilfe der BI- und JO-
Bytes des SDH-Overhead ein ausreichendes Monitoring der Systeme möglich ist. Andererseits ist die Vielzahl der optisch-elektrisch-optischen Wandlungen
so kostenaufwendig, daß zu bezweifeln ist, ob sich eine solche Lösung flächendeckend durchsetzen wird. Außerdem verzichtet man bei diesem Konzept vollständig auf die Flexibilität, die durch semi-transparente Kanäle gegeben
wäre, und hat letztendlich wieder den Zwang, alle hochratigen Signale in einen SDH-Rahmen einzufügen. Ein Kompromiß könnte die Anwendung von sogenannten Transparenzdomänen sein, die derzeit bei der ITU diskutiert werden. Hier sollen Sub-Netze, innerhalb derer eine Übertragung von flexiblen Datenraten möglich ist, über
Knoten mit „opaque“ Interfaces miteinander verbunden werden. 6
Entwicklungsstand der Punkt-zu-Punkt-Systeme
Etwa seit 1995 werden
WDM-Punkt-zu-Punkt-Syteme
kommerziell angebo-
ten, wobei diese hauptsächlich von Netzbetreibern in Nordamerika verwendet
werden, um den bereits oben beschriebenen stark anwachsenden Verkehr zu transportieren. Anfang
1998 wurden von den Netzbetreibern in den USA auf
etwa 75% aller Netzkanten der überregionalen Netze WDM-Punkt-zu-PunktSysteme eingesetzt. Da in Europa die ehemals monopolistischen Netzbetreiber über ein sehr dichtes Glasfasernetz verfügen und da die IP- und Datacom-Verkehrszuwächse im
Vergleich mit Nordamerika in Europa in den Jahren 1996 und 1997 noch nicht so stark waren, ist die Verbreitung der WDM-Systene um etwa 2 bis 3 Jahre verzögert. Besonders europaweit agierende Netzbetreiber wie HermesRailtel und WorldCom setzen etwa aber ab 1997 WDM-Systeme ein, und die
meisten ehemaligen Monopolnetzbetreiber haben zumindest die Einführung solcher Systeme angekündigt bzw. bereits Pilot- und Betriebsversuche durch-
geführt.
Bild 7 gibt einen groben Einblick in die technische Entwicklung der WDMPunkt-zu-Punkt-Systeme in den Jahren 1995-1999, wobei der - wenn auch
15
Entwicklungstendenzen 1.200
Gbit/s Sesamtkapazität pro Faser
128x10
n;
n Kanäle x 2,5/10 Gbit/s
1.000
1
gog
7
600
f
400 200
40x10
4AxB,5 o*
1994
8x2,5 —
1995
16x2,5 T
1996
80x2,5
40x2,
T
1997
I
1
'
. |7
!
T A
T
1
1999 WDM
2000
Ringe
Bild 7: Entwicklung der WDM-Punkt-zu-Punkt-Systeme
sehr grob geschätzte - nahezu exponentielle Verlauf sicher zu einem großen
Teil auch ein Abbild der exponentiellen Zunahme des Verkehrs im Datacomund IP-Bereich ist. Die technologischen Schritte bzw. Voraussetzungen für diese Entwicklung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
1.
Der Halbleiter-Lasertechnologie ist es gelungen, die Herstellungsprozesse so zu optimieren, daß die Wellenlänge der Laser innerhalb eines sehr schmalen Toleranzbereiches (+0,] nm) vorbestimmt werden kann. Außerdem wurde die Langzeitfrequenzstabilität erheblich verbessert, und man kann heute annehmen, daß die Laser auch nach vielen Betriebsjah-
ren noch ihre Nominalwellenlänge emittieren. Die Eigenschaften optischer Multiplexer/Demultiplexer, optischer Filter und deren Herstellungstechnologien konnten so verbessert werden, daß Durchgangsdämpfung und Filtersteilheit heute den Systemanforderungen genügen und die WDM-Systeme nicht mehr nach technischen Grenzen der Multiplexer entworfen werden müssen. Insbesondere Fil-
ter/Demultiplexer auf Basis von dielektrischen Schichten,
Fasergitter
und „Arrayed Waveguide Gratings“ zeichnen sich durch hohe Filtersteil-
heit und flache Amplitudenübertragungsfunktion aus. Die schnelle Entwicklung dieser Bauelemente läßt sich gut daran bewerten, daß die 4Kanal-Systeme 1996 Kanalabstände von 5 nm hatten (ca. 650 GHz) und daß Bauelemente in WDM-Punkt-zu-Punkt-Systemen 32 Kanälen derzeit Abstände von 50 GHz ermöglichen.
16
mit mehr als
Wellenlängenmultiplex 3.
Durch Verbesserungen der Techniken, der Dotierung der Faser und des Faserbasismaterials ist es gelungen, oberhalb des „klassischen“ Verstärkerbandes (1530 nm bis 1560 nm) ein weiters optisches Band zu erschließen, das zwischen 1565 nm und 1620 nm liegt. Außerdem wurde es ebenfalls durch Optimierung der Dotierung bzw. durch Verwendung von Flourid-Fasern möglich, das sogenannte Gain-Peaking, das bei Kaskadierung von vielen Verstärkern zu einer starken Verminderung des nutzbaren Verstärkerbandes führt, zu reduzieren. WDM-Systeme mit mehr als 32 Kanälen verwenden heute im allgemeinen Inline-Verstärker mit einer parallelen Anordnung von Einzelverstärkern für das „klassische“ und für das erweiterte Band, wobei die Auftrennung der einzelnen
Bänder mit sehr einfachen passiven optischen Demultiplexern erfolgt. 4.
Durch Optimieren der Dispersionskompensation für Strecken mit Standard-Einmodenfaser und der Modulation der optischen Träger konnte die überbrückbare Entfernung für nx10-Gbit/s-Systeme in den Bereich einiger 1000 km geschoben werden.
Die weitere Entwicklung in diesem dynamischen Bereich ist sehr schwer einzuschätzen, allerdings dürfte sich der Trend zur weiteren Vergrößerung der Anzahl der Kanäle fortsetzen. Hinsichtlich der Vergrößerung der Kanalzahl durch Verringerung der Kanalabstände gibt es sowohl technologische als auch
physikalische Grenzen, da die erforderliche Bandbreite pro Kanal immer proportional zur Datenrate ist. Vermutlich werden WDM-Systeme mit 10-Gbit/sKanälen unter Beachtung heute herstellbarer Multiplexer in der Praxis minimale Kanalabstände von etwa 25 GHz haben. Die Vergrößerung der Datenrate pro Kanal erfordert andererseits größere Kanalabstände (100 GHz oder mehr), so daß sich letztendlich eine Lösung durchsetzen wird, die kostengünstige Technologien nutzt und eine adäquate Transportleistung für IP-Router, ATM-Switches und SDH-Netzelemente zur Verfügung stellt. Die Kanalzahl ließe sich aber auch dadurch vergrößern, daß weitere optische
Bänder für optische Verstärker erschlossen werden, z.B. Bänder oberhalb des schon erwähnten „vierten“ Bandes (1565 nm bis 1620 nm) oder indem unterhalb von 1530nm das sogenannte fünfte Band verwendet wird, wobei dann bereits sehr gut entwickelte Thulium-dotierte Faser-Verstärker (TDFA) zum Einsatz kommen könnten. Allerdings sind die bisher installierten Fasern mit
der OH-Absorption bei 1500 nm nicht für dieses Band nutzbar, sondern es müssen dann neue Fasern installiert werden.
17
Entwicklungstendenzen 7 Entwicklungsstand der WDM-Netze Seit etwa
1997 sind auch ganze WDM-Subnetze von verschiedenen Herstellern
kommerziell verfügbar. Diese Netze zielen im wesentlichen auf Anwendungen im Regional- und Citynetzbereich, wobei die bisher bekannten kommerziellen Produkte ausschließlich WDM-Ringnetze sind. Die in den Ringnetzen angewen-
deten Add/Drop-Multiplexer sind fest bzw. manuell konfigurierbar, und diese Ringnetze unterstützen in den meisten Fällen die optische Ersatzschaltung des optischen Kanals. Auch hier war die Faserknappheit in nordamerikanischen Regionalnetzen die treibende Kraft für diese Entwicklung. Regionalnetze haben nur eine begrenzte geographische Ausdehnung und sind dadurch den Einschränkungen durch die oben beschriebenen physikalischen Grenzen nicht so stark ausgesetzt wie in überregionalen Netzen. Daher konnten für diese Anwendung Lösungen mit sehr vielen optischen Kanälen (32, 64 und mehr) entwickelt werden, ohne daß aufwendige mehrstufige Inline-Verstärker erforderlich sind.
8 Feldversuche und internationale Forschungsprojekte zu WDM-Netzen Der folgende Abschnitt gibt ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine Zusammenfassung von aktuellen Feldversuchen der Netzbetreiber und internationa-
len Forschungsprojekten zum Thema optische Netze. WorldCom setzt angeblich seit etwa 1997 optische Schaltmatrizen für das Rangieren von STM-4- und STM-16-Verkehrsströmen ein. In dem Testnetz, das angeblich auch Wirkverkehr von WordCom transportiert, werden 24 Faser-
schalter (72x72) verwendet, wobei Ersatzschaltezeiten von
100 ms erreicht
werden [12]. Das Netz ist von einem zentralen Netzmanagementcenter steuerbar, über verwendete Protokolle gibt es keine Angaben.
aus
MCI betreibt ein Testnetz mit fünf optischen Crossconnectoren der Firma Hi-
tachi [13]. Dieses Netz nutzt optisch-mechanische Schaltmatritzen (16x16). Obwohl das Netz als transparentes Netz entworfen ist, werden nur STM-16und STM-64-Datensröme geschaltet, wobei die Ersatzschaltezeit kleiner als
150 ms ist. Die „Client Layer“ dieses optischen Netzes sind ATM- und SDHLayer. Das Netz ist ebenfalls zentral steuerbar und nutzt ein nach M.3100 und g.otn realisiertes Management-System [14, 15].
GDMO,
Die Deutsche Telekom betreibt in Berlin ein WDM-Experimentalnetz, das mit drei optischen Crossconnectoren die Möglichkeiten der optischen Ersatzschaltung untersucht. Mit diesem Netz ist es möglich, semi-transparente Ka-
18
Wellenlängenmultiplex näle (100 Mbit/s bis 2,5 Gbit/s) ersatzzuschalten und zu konfigurieren. Das Netz ist von einem zentralen Managementsystem aus über ein bei der Deut-
schen Telekom eingeführtes Qd2-Managementinterface steuerbar, wobei die Ersatzschaltezeiten kleiner als 200 ms sind [16]. British Telecom hat zwei Feldversuche zur Untersuchung von optischer Ersatzschaltung realisiert. Beide Versuche basieren auf 16-Kanal-WDM-Systemen
und bieten die Möglichkeit, semi-transparente Kanäle mit Datenraten zwischen 565 Mbit/s und 2,5 Gbit/s ersatzzuschalten [17]. Für die optische Ersatzschaltung werden
keine Crossconnectoren
ermöglichen einfache
1 x2-Schalter am Anfang und am Ende der optischen
Pfade
die
Umschaltung
von
gestörtem
verwendet,
auf ungestörten
sondern Pfad.
Das
vielmehr Manage-
ment-System basiert auf der Netzarchitektur für optische Netze entsprechend g.otn und einer Objektmodellierung nach GDMO und M.3100 [ 14, 15]. Neben diesen sehr anwendungsnahen Feldversuchen gibt es weltweit eine Vielzahl von stärker forschungsorientierten Projekten. Exemplarisch dafür sei-
en hier die europäischen ACTS-Projekte Open, Mephisto, Photon, Moon, Meton und Demon genannt, die verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten der optischen Netze untersuchen. Ein Beispiel sei im folgenden etwas genauer erläutert. Moon/Photon (Transeuropean Photonic Transport Overlay Network, Management of optical Networks)[ 18] In diesem Projekt werden Konzepte für zukünftige optische Weitverkehrsnet-
ze entwickelt, und 1998 wird ein Feldversuch zwischen München, Passau und Wien durchgeführt (Bild 8). Die wichtigsten Merkmale des Feldversuchs sind: -
-
Aufbau eines semi-transparenten (520 km Länge),
Übertragung
im
Netzes
zwischen
1500-nm-Wellenlängenfenster
den
drei
Stationen
mit Einsatz
optischer
Verstärker (EDFAs), -
Dispersionskompensation der Strecke mit dispersionskompensierenden Fasern (DCF),
-
Verwendung von acht optischen Kanälen (Wellenlängen) je Richtung mit einem Frequenzabstand von 400 GHz (3,2 nm),
-
Einsatz eines optischen Crossconnects in Passau,
Entwicklungstendenzen -
Schnittstellen zum existierenden Netz: «e SDH-System mit 2,5 Gbit/s für zwei Kanäle und mit 10 Gbit/s für einen Kanal, e „Mietfrequenz“ (Leased frequency: LFS) für eine beliebige Bitrate bis 2,5 Gbit/s.
Mit dem
Feldversuch werden
die Möglichkeiten
der heutigen Technologien
für ein zukünftiges rein optisches Transportnetz getestet, im wesentlichen der Einsatz von Wellenlängenmultiplex, die 10-Gbit/s-Übertragung über 520 km ohne
elektronische
Regeneration
und
die Konfigurationsmöglichkeiten
mit
Hilfe optischer Crossconnects.
Das Projekt Moon befaßt sich hauptsächlich mit der Entwicklung eines zu OSI konformen
Managements
für optische Netze. Es werden unter anderem
funktionale Modelle und Objektmodelle entwickelt, auf deren Basis ein Management-System für einen Netzdemonstrator (Bild 8) mit drei optischen Crossconnects realisiert wird. Ziel des Feldversuches ist es, das gesamte Managementsystem unter realen Bedingungen zu erproben, um auf diese Weise
praktisch überprüfte Beiträge zum Beispiel bei der ITU-T einzubringen. Ein weiterer Schwerpunkt des Moon-Projektes ist es, die für ein optisches Netz und dessen Betrieb erforderlichen Alarm- und Überwachungssignale zu definieren. Der Netzwerkdemonstrator ist eine Weiterführung des Photon-Projektes, das für diesen Zweck um zwei weitere Crossconnects, die in Bild 8 hell
gezeichnet sind, ergänzt wird. Der Feldversuch wird von nichtkommerziellen Breitband-Anwendern genutzt.
urn -----
TMN Information OAM Information
München Bild 8: Moon/Photon-Feldversuch
20
Schärding
Wellenlängenmultiplex 9 Ausblick Obwohl stehen
bereits viele WDM-Punkt-zu-Punkt-Systeme die Standardisierung
dieser Systeme
und
weltweit installiert sind,
auch
die Standardisierung
von Funktionen und Elementen der WDM-Netze bei ITU-T und ETSI noch am Anfang. In Tabelle I sind die Standards der ITU-T zum optischen Netz und die entsprechenden ATM- und SDH-Standards dargestellt. ATM Optical Networking Framework
AON G.onf
Components and Subsystems Functional Characteristics
SDH
| 1.731 ff
G.661 ff
G.onc
G.825 ff
G.oeg
G.783 ff
G.oef G.mes
Physical Layer Aspects
G.703
G.703
Network Architecture
1.326
G.805;G.803
G.otn G.onr
Structures and Mapping
1.361 ff
G.707
G.ons
Management Aspects
1.751
G.174
G.onm G.oni
G.onp
Tabelle 1: ITU-Standards für ATM, SDH und AON (All Optical Network)
Die Standards zur Architektur eines optischen Netzes sind in einem stabilen Zustand. Man hat sich in G.872 (g.otn) auf ein 3-Layer-Modell geeinigt und die elementaren architektonischen Komponenten entsprechend G.805 sowie die Anforderungen an das Netzmanagement festgelegt. In G. 873 (G.onr) wer-
den die elementaren Anforderungen an ein optisches Netz anhand eines hypothetischen Referenznetzes aufgestellt, d.h., man hat sich darauf geeinigt, daß ein optisches Netz nur binär codierte und mit „On-Off“-Modulation modulier-
te optische Signale transportiert. Außerdem wurden die grundsätzlichen Netzparameter, wie maximale Zahl von Knoten und Sektionen festgelegt, die von
einem optischen Kanal überbrückt werden sollen. Basierend auf diesen grundsätzlichen Standards, können die noch fehlenden Standards, zum Beispiel die Spezifizierung des Objektmodelis, entwickelt werden. Die WDM-Systeme
und WDM-Netze
haben in einem starken Maß
auch die
Regein für die Planung und den Betrieb von Transportnetzen verändert. In der Vergangenheit war es immer erforderlich, aus Kostengründen die Transportwege möglichst kurz zu halten und die verfügbare Bandbreite maximal auszunutzen. Da aber WDM-Systeme weitaus kostengünstiger als herkömmliche Systeme große Bandbreiten über große Entfernungen transportieren, können
21
Entwicklungstendenzen diese Planungsregeln zugunsten anderer Optimierungskriterien vernachlässigt
werden. Dieser Aspekt, aber noch viel stärker die rapide Entwicklung der Datenkommunikation
und des Internets, werden die Architektur der Netze ver-
ändern. In Bild 10 sind drei Architekturen gezeigt. Das rechte Teilbild stellt die „klassische“ Architektur eine Universalnetzbetreibers dar, in der ATM als universelle Plattform für den Transport unterschiedlichster Dienste verwendet wird. Das ATM-Layer
stützt sich auf ein SDH-Transportnetz und möglicher-
weise auch auf ein WDM-Netz ab. Da aber die erforderlichen Bandbreiten für die Verbindungen der IP-Router bereits im Gbit/s-Bereich liegen und da IP auf ATM-Architektur bisher nur sehr rudimentäre Funktionalitäten des ATMLayers benötigt, verwenden insbesondere Internet-Service-Provider (ISP) oder andere Nischenanbieter eine stark vereinfachte Architektur, in der IP über ein „Point-to-Point-Protocol“ (PPP) STM-N-Verbindungen nutzt, die ggf. über
WDM-Netze
transportiert werden. Nach
[2] ist eine solche Architektur im
Vergleich mit der „klassischen“ Architektur deutlich kostengünstiger realisierbar. Ein Ergebnis dieser Entwicklung und auch ein Ergebnis der zögerlichen
Standardisierung bei der ITU-T ist die Gründung des „Optical Internetworking Forums“ (OIF) [19], das zum Ziel hat, die Management- und TransportFunktionen bzw. Interfaces für eine vereinfachte Architektur entsprechend dem linken Teilbild in Bild 9 (ggf. unter Vermeidung des SDH-Layer) zu un-
tersuchen und deren Standardisierung voranzutreiben.
IP
|]
ATM
— IP
IP
PPP
PPP
SDH’
spm|
WDM
ISP or Niche Player
FA]AM [PL
Vo ice
[PL] son WDM
Multi Service Provider I
SDH* - only SDH point to point Systems PL- Private Line / Leased Line FR- Frame Relay Bild 9: Unterschiedliche diensteintegrierende Netzarchitekturen
22
Vo Ice
IP
FAIPL IPRPL|
SDH* WDM
Multi Service Provider D
Wellenlängenmultiplex Die Frage nach der zukünftigen Entwicklung und danach, welche Architektur die beste Dienste-Integration bietet, wird letztendlich dadurch beantwortet
werden, welche Qualität der Dienste (QoS) für die unterschiedlichen Anwendungen notwendig ist und wie die IP-Standards weiterentwickelt werden, um
QoS entsprechend diesen Anforderungen zu garantieren und wie Sprachdien-
ste integriert werden können.
Bei Beachtung der Prinzipien des „Network-Layering“, d.h. der administrativen
Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des optischen Netzes von den darüberliegenden Schichten, müßte es entsprechend Bild 10 möglich sein, daß die WDMTransportnetze nahezu unberührt davon bleiben, welche Architektur sich grundsätzlich durchsetzen wird. In jedem Fall wird das WDM-Netz die integrative Funktion, wie sie im mittleren Teilbild gezeigt ist, erfüllen müssen. 10 Il] [2] [3] [4] [5]
[6]
[7] [8] 19] [10]
[11] [12] [13] [14] [15] [16]
Schrifttum Sietmann, R.: Der Kampf um die Netze. c't (1998) 11,5. 186-201 Wu, T.-H.: Current trends in the design of reliable communication networks. Digest of ihe DRCN 98-conference, Brugge 1998, S.1-6 ITU-T Recommendation G.803 „Architecture of transport networks based on ihe SDH*, Geneva 1993 ITU-T Recommendation G.805 „Generic functional architecture of transport networks“, Geneva , 1996 Gladisch, A.; Hanik, N; Lehr, G.: Netze mit optischem
Frequenzmultiplex.
Der Fernmel-
deingenieur 6, 7, 8/97, Verlag Wissenschaft und Leben Georg Heidecker GmbH, Erlangen 1997 Caspar, C.; Foisel, H. M.; Ludwig, R.; Pieper, W.; Strebel, B.; Gladisch, A.;, Hanik, N.: 10 Gb/s NRZ/RZ Transmission over 2000 KM standard fibre with more than 100 km amplifier spacing, IOOC ECOC ‘97, Edinburgh, Session MO3A Green,P.: Optical networking Update. IEEE Journal on selected areas on communications 14 (1996) 6, S. 764-779 Johansson, S., et al.: Application of WDM Ring Networks in the Metropolitan Area. Eingereicht zu IEEE Selected Areas on Communication Hanik, N.; Gladisch, A.; Lehr, G.: An effective method to design transparent optical WDM-networks. NOC 98, Manchester 1998 Lano, R.; Gladisch, A.: Filter transfer function analysis for multichannel subsystems. Rapporteur's Meeting, 10-12 June 1998, Rome, Beitrag zum Expert Meeting der ITU Rome 1998 Berthold, J.: Tutorial on evolution of WDM in transport networks. Optical Fiber Coferece OFC 1998, San Jose, Paper WF Young, M.; Laor, H.; Fontenot, E. J.: First In-Service Network Application of Optical Cross-Connects. Optical Fibre Conference OFC 1998, San Jose, Paper PD23 Davis, G. B.; Robinson, N.; Liu, S. K.; Fee, J.; Way,D.: Optical crossconnect system technology trial, Optical Fibre Conference OFC 1998; San Jose; Paper TuE3 Draft ITU-T Recommendation G.otn, Architecture of optical transport networks; Geneva 1998 ITU-T Recommendation M.3100, Generic network information model; Geneva 1995 Bersiner, L.; Koeppen, J.; Lausen, H.; Neumann, G.; Tiltmann, H.; Gladisch, A.: Experi-
23
Entwicklungstendenzen
[17]
mental optical crossconnect system with automatic protection switching for wavelength division multiplex networks. European Conference on optical communication ECOC 1998, Madrid MeGuire, A.: WDM network management in operational trials. Optical Fibre Conference OFC
[18]
[19]
1998, San Jose, Paper TuP1
http://www.uk.infowin.org/ACTS/RUS/PROJECTS/ac084.htm
htip://www.uk.infowin.org/ACTS/RUS/PROJECTS/ac231.htm hup://www.uk.infowin.org/ACTS/RUS/PROJECTS/ac073.htm
[20]
http://www.oiforum.com/
11 Verwendete Abkürzungen AON ASE ATM CMIP DEN DEMUX DXC ECC EDFA
All Optical Network Amplified Spontaneous Emission Asynchronous Transfer Mode Common Management Interface Protocol Data Communication Network Demultiplexer Digital Crossconnect Embedded Control Channel Erbium Doped Fiber Amplifier Frame Relay Guidelines for the Definition of Managed Objects Internet Protocol Internet Service Provider Multiplexer Netzelement Optical Add Drop Multiplexer Optical Add Drop Unit Optical Amplifier Section Optical Channel
Optical Channel Termination Optical Frequency Division Multiplexing Optical Internetworking Forum Optical Multiplex Section On-oOff Keying Optical Path Operation System Optical Terminal Multiplexor Polarisationsmodendispersion Point to Point Protocol Q-Adapter Relative Intensity Noise Synchrone Digitale Hierachie Synchrones Transport Modul Telecommunication Management Network Virtual Container Wavelength Division Multiplexing Work Station
24
und
Optische Übertragungssysteme
Höchstbitratige optische Übertragungssysteme Von Bernhard Hein, Darmstadt
Dr.-Ing. Bernhard Hein, Jahrgang 1951, ist Abteilungsleiter im Technologiezentrum der Deutschen Telekom und zuständig für „Optische Netze“
1
Einführung
Zur Erhöhung der Übertragungskapazität einer Glasfaser gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: die Erhöhung der optischen Kanalzahl mit Hilfe der Wellenlängenmultiplex-Technik
(WDM:
Wavelength
Division
Multiplex)
und/oder
die
Erhöhung der Bitrate pro optischen Kanal. Kommerziell verfügbar sind heute WDM-Systeme
mit 40 Kanälen zu je 2,5 Gbit/s, angekündigt sind
128 Kanäle
mit je 10 Gbit/s. Letzteres entspricht einer Übertragungskapazität von 1280 Gbit/s auf einer Glasfaser. Neben 2,5 Gbit/s werden kommerziell auch schon
Systeme
mit Kanalbitraten von
10 Gbit/s angeboten. Weltweit wird be-
reits an der nächsten Generation mit 40 Gbit/s pro Kanal gearbeitet. In diesem Artikel werden schwerpunktmäßig nur einkanalige höchstbitratige Systerne (10 Gbit/s und höher) und die mit diesen Bitraten verbundenen Probleme behandelt. Auf die WDM-Technik wird nur kurz eingegangen). Die WDM-Tech-
nik wird in [1, 2, 3] ausführlicher dargestellt. Weitere
Informationen
über
höchstbitratige Übertragungssysteme sind in [1, 4] zu finden.
2 Motivation für höchstbitratige Systeme Mit der WDM-Technik stehen zwar auch mit Kanalbitraten von 2,5 Gbit/s und den sehr hohen optischen Kanalzahlen schon enorme Übertragungskapazitäten zur Verfügung, die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt jedoch, daß mit steiD) Auf dieses Thema geht der Beitrag von Dr. Andreas Gladisch in dieser Ausgabe des „taschenbuchs der telekom praxis“ näher ein.
25
Entwicklungstendenzen gender Kanalbitrate auch eine Kosteneinsparung bei der Systemtechnik erzielt werden kann, wenn diese im Markt eingeführt ist. Heute sind 10-Gbit/s-Systeme kommerziell verfügbar, bei 40 Gbit/s gibt es Laborsysteme und erste Labormuster von elektronischen Schaltungen. In absehbarer ATM-Switche (Asynchroner Transfer Modus) auch len verfügbar sein. Langfristig (>5 Jahre) sind sogar 40 Gbit/s denkbar, z.B. zur Verbindung von extrem
Zeit werden Router und mit 10-Gbit/s-Schnittstelnoch höhere Bitraten mit schnellen Rechnern.
3 Physikalische Effekte bei der Übertragung Die optischen Signale werden auf der Glasfaser durch folgende Effekte gestört: -
Dämpfung,
-
Dispersion,
-
Nichtlinearität.
Die einzelnen Effekte und ihre Auswirkungen werden im folgenden kurz behandelt.
3.1
Faserdämpfung
In den Weitverkehrsnetzen
ist praktisch nur die Standard-Monomode-Faser
(SMF) im Einsatz, die sowohl im 1 300-nm- als auch im 1550-nm-Fenster betrie-
ben wird, wobei im letzteren die niedrigere Faserdämpfung mit >»
Bild 5: Dispersionskompensationsschema einer Übertragungsstrecke; oberes Teilbild: Schema der Übertragungsstrecke, unteres Teilbild: Dispersionsverlauf längs der Strecke
5 Solitonenübertragung Bei
Laborexperimenten
Dispersionsprobleme
mit
höchstbitratigen
Systemen
wird
wegen
der
häufig die Solitonenübertragung angewendet; sie wird
deshalb im folgenden stark vereinfacht erläutert. Im Abschnitt 3.3.2 wurde der
nichtlineare
Kerr-Effekt
beschrieben,
der die Abhängigkeit
der effektiven
Brechzahl von der örtlichen Lichtleistung beschreibt. Durch die erhöhte loka-
le Brechzahl wird der Puls im Prinzip zusammengezogen, durch den Dispersionseffekt wird er verbreitert. Halten sich beide Effekte gerade die Waage, so ändert sich der Puls nicht, d.h., die Pulsform bleibt längs der Übertragungs-
33
Entwicklungstendenzen strecke gleich. In diesem Fall spricht man von einem Soliton. Bedingt durch
die Faserdämpfung, kann obige Bedingung aber nicht eingehalten werden. Es hat sich jedoch gezeigt, daß es auch genügt, wenn sich die Kompensation durch den Kerr-Effekt und die Dispersion im Mittel die Waage halten. Der Puls wird dann mit einer höheren Leistung gesendet, durch den stärkeren nichtlinearen Effekt zieht er sich zusammen, mit abnehmender Leistung gewinnt die Dispersion die Oberhand und verbreitert den Puls wieder. Hat der Puls wieder seine ursprüngliche Breite erreicht, so muß er wieder auf die ursprüngliche Sendeleistung verstärkt werden - das Spiel wiederholt sich von vorn. Es handelt sich hierbei um das „average soliton“-Konzept („gemittelte Solitonen“). Auch in diesem Fall wird heute von einer Solitonenübertragung gesprochen. Von „breathing soliton“ spricht man auf SMF-Strecken, die mit DCF
kompensiert sind. Das „Soliton“ wird durch die starke Dispersion der SMF stark verbreitert und durch die DCF wieder verschmälert - d.h., es „atmet“. Obige Erklärung gibt den Sachverhalt der Solitonenübertragung nur grob wieder, in Wirklichkeit handelt es sich um ein sehr komplexes Zusammenspiel. Schon in Bild 4 wurde gezeigt, daß bei zu hohen Leistungen auch Pulsspaltun-
gen auftreten können. Es handelt sich dann prinzipiell um Solitonen höherer Ordnung. Solitonenpulse müssen auch einen bestimmten Abstand voneinander haben, sonst beeinflussen sie sich gegenseitig stark. Praktisch hat sich gezeigt, daß die Pulsbreite maximal 20 % der Bitbreite sein sollte, d. h., bei einem
10-Gbit/s-Signal sollten die Solitonen eine Pulsbreite von ca. 20 ps aufweisen. Die nötige Pulsspitzenleistung für ein Soliton ist proportional zur Dispersion und umgekehrt proportional zum Quadrat der Pulsbreite, d. h., bei einer Bitratenverdopplung vervierfacht sich die Solitonenpulsspitzenleistung. Mit Hilfe der Solitonenübertragung konnte im Labor in Übertragungsexperimenten auf Faserringen, die beliebig oft durchlaufen werden können, nachge-
wiesen werden, daß mit der Solitonentechnik über Glasfaserlängen von Hunderttausenden
von
Kilometern
werden können. Schon
Bitraten mit
IO Gbit/s und
mehr übertragen
1994 wurde in einem Ringexperiment ein 10-Gbit/s-
Signal über eine Strecke von insgesamt
| Mio. km übertragen [6]. Die Solito-
nenübertragung wird als Kandidat für zukünftige Seekabelsysteme angesehen,
wenn Entfernungen von mehreren tausend Kilometern zu überbrücken sind. 6 Optische Zeitmultiplextechnik
Elektronische Digitalschaltungen sind heute praktisch nur bis 10 Gbit/s marktverfügbar, für 40 Gbit/s gibt es erste Labormuster. Zur Erzeugung von
34
Optische Übertragungssysteme optischen einkanaligen Bitraten oberhalb von 10 Gbit/s wird deshalb eine Multiplextechnik in der optischen Ebene eingesetzt, das Optical Time Division Multiplexing (OTDM). Das Prinzip ist in Bild 6 erläutert. Von einer hochstabilen Laserquelle (z.B. Ringlaser oder mode-locking-laser) wird eine Puls-
folge mit konstanter Wiederholfrequenz erzeugt. Die Pulsbreite ist maximal so groß wie die Bitbreite des gewünschten Signals. Der periodische Pulszug wird
mit Hilfe eines Splitters in N gleiche Pulsströme aufgeteilt, anschließend wird jeder Pulszug mit Hilfe eines externen Modulators mit der zu übertragenden
Information moduliert, d.h., bei einer „I“ wird der Puls weitergeleitet, bei einer „O“ gesperrt. In jedem Zweig befindet sich eine optische Verzögerungslei-
tung, die so eingestellt ist, daß die einzelnen Pulse nach dem passiven Zusarnmenfügen
zeitlich
genau
ineinander
verschachtelt
optisch gemultiplextes Signal entstanden ist.
sind,
so
daß
somit
ein
Modulationssignale
Pulsquelle |
Bild 6:
Prinzipbild der optischen Zeitmultiplextechnik (OTDM)
7 Stand der Forschung Einige
herausragende
Übertragungsexperimente
zu
höchstbitratigen
Syste-
men mit Bitraten von 100 Gbit/s und mehr sind in Bild 7 aufgelistet. In allen Experimenten wurde OTDM verwendet. Erste Übertragungsexperimente mit 100 Gbit/s wurden von NTT schon 1993 durchgeführt. Bei den 100- und 200-Gbit/s-Experimenten wurde zur Übertragung eine DSF verwendet. Übertragen wurde im Dispersionsnullpunkt, somit war keine Dispersionskompensation nötig. Inzwischen wurde die Kanalbitrate auf 640 Gbit/s erhöht [7]. Als Pulsquelle wurde ein modengekoppelter Faserringlaser verwendet, der Pulse mit 0,4 ps Pulsbreite und einer Pulswiederholrate von 1Ü GHZ erzeugte. Dieser Pulszug wurde mit 10 Gbit/s moduliert und 35
Entwicklungstendenzen Bitrate pro | Faserlänge Kanal Gbit/s km 100
35
200
100
400 640 Bild 7:
|Bitrate - Faserlänge | Fasertyp
Wer?
Wann?
(Tbit/s) km DSF
NTT
Dezember
20
3,5
DSF
NTT
Mai 1995
1993
40
16
SMF + DCF
NTT
Februar 1996
60
38,4
SMF +DCF+DSF
|NTT
Februar 1998
Ausgewählte einkanalige optische Übertragungsexperimente
mit der OTDM-Technik auf 640 Gbit/s gemultiplext. Die Übertragungsstrecke war 60 km lang. Ein Teil der Strecke bestand aus einer SMF, die Dispersion dieser Faserstrecke wurde teilweise mit einer DCF und die Restdispersion mit einer DSF kompensiert. Auf der Empfangsseite wurde ein l0-Gbit/s-Kanal mit Hilfe eines optischen Demultiplexverfahrens ausgekoppelt. Bei den in Bild 7 angegebenen Experimenten wurden jeweils Fasern mit sehr niedrigen PMD-Werten verwendet, so daß mit der PMD keine Probleme auf-
traten. So war der PMD-Wert im 640-km-Experiment kleiner als 0,1 ps/./km. 8 Übertragungs-Experimente mit 40 Gbit/s Die Deutsche Telekom
untersucht in Zusammenarbeit mit anderen Partnern
die Anwendung von 40-Gbit/s-Systemen auf der SMF und die Problematik der PMD. Diese Arbeiten werden durchgeführt in dem nationalen Programm PHOTONIK II, das vom BMBF (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie) gefördert wird, und in dem europäischen
ACTS-Projekt HIGHWAY (ACTS: Advanced Communications Technologies & Services), das von der EU gefördert wird. Im Rahmen des Projektes HIGHWAY, an dem Alcatel Telecom, British Telecom, Deutsche Telekom, France Telecom, das Heinrich-Hertz-Institut und diverse Universitäten beteiligt sind, wurde ein 40-Gbit/s-OTDM-System herge-
stellt. Alle Komponenten stammen von Alcatel Telecom. Das System wurde im Mai 1998 in einem Feldversuch zwischen Darmstadt- Mannheim Darmstadt getestet. Dabei wurde weltweit zum ersten Mal ein 40-Gbit/s-Signal auf verlegten Fasern übertragen. Die Konfiguration des Feldversuchs ist in Bild 8 angegeben. Im OTDM-Sender wurden 4 Signale mit je 10 Gbit/s auf 40 Gbit/s gemultiplext. Die Ausgangsleistung des Senders betrug +12 dBm. Der Sender gibt polarisiertes Licht ab, die Einkoppelpolarisation konnte gedreht werden, um de-
36
Optische Übertragungssysteme
OTDM
+12 dBm
—
55 km —S3i
Sender
(
OTDM
Empfänger DH)
)
0)
-20,5 dBm
Darmstadt
Strecke
Mannheim
Bild 8: Konfiguration des weltweit ersten Übertragungsexperimentes mit 40 Gbit/s auf einer 130 km langen verlegten Faserstrecke
ren Einfluß zu untersuchen.
Das Signal wurde in Mannheim
mit Hilfe eines
EDFA verstärkt, vor dem Empfänger in Darmstadt wurde die Dispersion mit Hilfe einer DCF kompensiert. Die empfangene Leistung war -20,5 dBm. Die Gesamtdämpfung der Strecke betrug ca. 45 dB und die gesamte chromatische Dispersion 2 050 ps/nm. Für die PMD der Strecke wurde ein Wert von 8 ps gemessen, der hohe Wert rührt von einer kurzen Faserstrecke her, die allein schon einen Wert von 6 ps aufweist.
Die Ergebnisse des Experiments sind in Bild 9 angegeben. Dargestellt sind jeweils ein Pulszug und das Augendiagramm.
Im oberen Teilbild ist das Sende-
signal abgebildet. Das mittlere Teilbild stellt das Empfangssignal dar, wobei die Polarisation bei der Einkopplung so eingestellt wurde, daß eine minimale
Bitfehlerquote von
10!! (Wortlänge 2”°-1) erreicht wurde. Beim unteren
Teilbild wurde die Achse um 45° gegenüber der optimalen Einkopplung gedreht. Hierbei zeigt sich deutlich ein Doppelpuls, der von dem Laufzeitunterschied der schnellen und der langsamen Polarisationsachsen der Faserstrecke herrührt. Wegen der starken Pulsverzerrung schließt sich das Auge, es konnte
nur eine Bitfehlerquote von 10°? erreicht werden. In der Regel entsteht bei der Drehung der Eingangspolarisation kein Doppelpuls, sondern es verändert sich nur die Pulsbreite. Das Übertragungsexperiment zeigt zum einen, daß ein hoher PMD-Wert nicht zwangsläufig bedeuten muß, daß eine Übertragung nicht möglich ist. Bei der Messung des PMD-Wertes wird nur ein Mittelwert gemessen. Durch Optimie-
ren der Einkopplung kann aber erreicht werden, daß das Signal eine wesentlich niedrigere PMD erfährt. Da sich jedoch die optimale Achse statistisch ändert, wäre Nachregeln erforderlich. Dies ist eine mögliche, wenn auch nicht
37
Entwicklungstendenzen Pulsfolge
Augendiagramm
1”
=
|
ep,
:
BEEu.ltofı peegen ® E
ke
uo
3
2
AAN
laut
lu
T
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ef
&
be
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E
Ss Ei gs =
T
T
rot
T
T
T
T
. #3
F
!ı,.
Bild 9: Feldversuch mit einem 40-Gbit/s-OTDM-Signal über 110 km SMF; a) Sendesignal, Pulsbreite 8 ps b) empfangenes Signal mit optimaler Einstellung der Eingangspolarisation c) empfangenes Signal mit einer zu b) um 45° verdrehten Eingangspolarisation
sehr elegante Möglichkeit zum Verringern des PMD-Problems.
An weiteren
Konzepten wird derzeit weltweit geforscht. Anzumerken ist noch, daß die verwendete Faserstrecke einen extrem schlechten PMD-Wert aufweist. Das Experiment hat jedoch prinzipiell gezeigt, daß 40 Gbit/s auch auf dem verlegten SMF-Netz über verhältnismäßig große Strecken übertragen werden können. Untersuchungen mit einer 40-Gbit/s-Übertragung auf unterschiedlichen Fasertypen zeigten, daß die Kombination SMF und Kompensation mit DCF die
günstigsten Eigenschaften aufwies im Vergleich mit DSF und einer LDF, wobei insbesondere der Unterschied zur DSF sehr groß war [8]. Die DSF zeigt
ungünstigere Eigenschaften,
da wegen
des kleineren effektiven Kerndurch-
messers nichtlineare Effekte früher einsetzen.
38
Optische Übertragungssysteme 9
Wellenlängenmultiplextechnik für höchstbitratige Systeme
In Bild 10 sind einige ausgewählte Forschungsexperimente mit höchstbitratigen Systemen in Kombination mit WDM angegeben. In einem Experiment der Firma Nortel
mit acht Kanälen
mit je 40 Gbit/s konnte eine Streckenlänge von
240 km überbrückt werden. Die Übertragung fand auf einer SMF statt, zur Kompensation wurde eine DCF verwendet. Mit dem Experiment 55x20 Gbit/s wurde das erste Mal die 1000-Gbit/s-Grenze auf einer Glasfaser überschritten. Anzahl Kanäle
Bitrate pro | GesamtKanal kapazität Gbit/s Gbit/s
Faserlänge
|Fasertyp
Wer?
Wann?
km
55
20
1100
150
SMF + DCF
|Fujitsu
Februar 1996
4
40
160
320
DSF
NTT
Februar 1996
8
20
160
240
DSF +SMF
|CNET
Mai 1996
8
40
320
240
SMF + DCF
[Nortel
Februar 1997
10
20
200
1000
SMF + DCF
|\CNET
Februar 1997
Bild 10: Ausgewählte Forschungsexperimente mit höchstbitratigen Systemen in Kombination mit WDM
10 Ausblick Marktverfügbar sind heute optische Übertragungssysteme
mit Kanalbitraten
von 10 Gbit/s; solche Systeme werden auch schon in den USA und in Japan eingesetzt. Systeme mit höheren Bitraten werden z.Z. noch mit der OTDMTechnik realisiert, elektronische Schaltungen für 40 Gbit/s sind jedoch in der
Entwicklung. Allgemein wird erwartet, daß komplette 40-Gbit/s-Systeme in ca. fünf Jahren marktreif sein werden. Nach Ansicht der Experten wird es mittelfristig auch 100-Gbit/s-Elektronik geben, so daß die Entwicklung der Kanalbitrate nach 40 Gbit/s noch weitergehen wird. Außerdem steht für die extrem hohen Bitraten auch die optische Signalverarbeitung zur Verfügung, mit der Bitraten von über 1000 Gbit/s erzeugt und verarbeitet werden können. Damit
diese Technik zur Anwendung kommen kann, ist jedoch noch viel Forschungsaufwand erforderlich, insbesondere im Hinblick auf eine optische Integrationstechnologie. Das Problem der chromatischen Dispersion bei den extrem hohen Bitraten ist
prinzipiell mit Hilfe der Dispersionskompensation gelöst. Als begrenzende Effekte sind PMD und nichtlineare Effekte noch vorhanden. An dem Verständnis zur PMD und an Kompensationsmethoden wird weltweit gearbeitet, so daß in absehbarer Zeit praktikable Lösungen vorhanden sein werden - wenn
39
Entwicklungstendenzen nicht,
so müssen
gegebenenfalls
Fasern
mittels genauer
Messungen
ausge-
sucht oder neue, bessere Kabel verlegt werden, wenn 40 Gbit/s oder höhere Bitraten übertragen werden sollen. Zusätzlich finden Neuentwicklungen von Fasern statt, um die Probleme mit der Dispersion und mit nichtlinearen Effekten zu verringern.
11
Schrifttum
11 [2] [3] [4] [5] [6] [7]
[8]
Hultzsch,
H. (Hrsg.): Optische Telekommunikationssysteme.
12 Verwendete Abkürzungen DGD EDFA
Differential Group Delay Erbium Doped Fibre Amplifier
LDF OTDM
Low Dispersion Fibre Optical Time Division Multiplexing
PMD SMF
Polarisation Mode Dispersion Single Mode Fibre
TDM WDM
Time Division Multiplex Wavelength Division Multiplex
40
I. Auflage, Gelsenkirchen,
Damm-Verlag KG, 1996 Dupraz, J.; Perrier, P. A.: Eine neue optische Ebene für Breitbandnetze. Taschenbuch der telekom praxis (1998), S. 1-17 Gladisch, A.; Hanik, N.; Lehr, G.: Netze mit optischem Frequenzmultiplex. Der Fernmeldeingenieur 5] (1997), H. 6/7/8 Hein, B.: Optische Übertragungstechnik für höchstbitratige Systeme. Der Fernmeldeingenieur 49 (1995), H. 3 Gabitov, I.; Hein, B.; Küppers, F.; Müller, M.; Weiershausen, W.: Experimental and numerical investigations of ps-pulse transmission in presence of PMD. Optical Fiber Communication Conference, San Jose, Februar 1998, Proceedings S. 342-343 Aubin, G.; Montalant, T.; Moulu, J.; Nortier, B.; Pirio, F.; Thomine, J. B.: Soliton transmission at 10 Gbit/s with a 70 km amplifier span over one million kilometres. Electronics Letiers 30 (1994), July 1994, S. 1163-1165 Nakazawa, M.; Yoshida, E.; Yamamoto, T.; Yamada, E.; Sahara, A.: TDM single channel 640 Gbit/s transmission experiment over 60 km using 400 fs pulse train and walk-off free, dispersion-flattened nonlinear optical loop mirror. Optical Fiber Communication Conference, San Jose, Februar 1998, Post-deadline paper PD14 Breuer, D.; Ehrke, H. J.; Küppers, F.; Ludwig, R.; Petermann, K.; Weber, H. G.; Weich, K.: Unrepeatered 40-Gbit/s RZ single-channel transmission at 1550 nm using various fiber types. Optical Fiber Communication Conference, San Jose, Februar 1998, Proceedings $. 115-116
Alternative Sprachübertragung
Sprachkommunikationsmöglichkeiten über innovative Technologien Von Werner Würtenberger, Darmstadt
Dipl.-Ing. Werner Würtenberger, Jahrgang 1955, ist z.Z. für die Fa. 1.T.E.N.O.S. tätig und beschäftigt sich mit Planung und Design von Corporate Networks, basierend auf innovativen Technologien
1 Einleitung Mit der Realisierung moderner Daten- und IP-Netze auf Basis innovativer Technologien bekommt die Integration bzw. Einbettung der Sprache einen neuen Stellenwert. Unter dem
Namen
„T-NetCall“
hat die Deutsche Telekom AG
(DTAG)
ein
Internet-Telefonie-Pilotprojekt in den USA gestartet. Kunden der Auslandstochtergesellschaft der DTAG
in USA
haben die Möglichkeit, internationale
Telefongespräche über das Internet zu führen. Die Teilnehmer nutzen T-NetCall mit einem mehrfrequenzfähigen Telefon über eine lokale New YorkerZugangsnummer. Im Zugangspunkt, dem Gateway, wird der Anwender durch
ein Ansagemenü geleitet. Er gibt die gewünschte Rufnummer, eine achtstellige persönliche Kartennummer sowie eine vierstellige persönliche Identifikationsnummer ein. Daraufhin wird der Internet-Anruf aufgebaut. Das
Beispiel
zeigt,
daß
bereits
heute
schon
Konkurrenzprodukte
in
der
Sprachkommunikation neben der klassischen Sprachkommunikation im digitalen (analogen) Telefonnetz bestehen. Darüber hinaus können auch Sprachkommunikationsmöglichkeiten in Datennetzen realisiert werden.
Aufgrund der Liberalisierungsmaßnahmen im Bereich der Sprachkommunikation entstehen über sog. Interconnection-Vereinbarungen weitere vielfältige
Möglichkeiten, die den Markt wesentlich beleben werden. 4l
Fachbeiträge 2 Allgemeine Netzwerklösungen Mit der Realisierung moderner Netzlösungen im Datenkommunikationsumfeld ist die Einbettung der Sprachkommunikation zu einem wesentlichen Bestandteil geworden. Um ebenso dem rasanten Vordringen neuer Breitbanddienste, die sehr hohe Übertragungskapazitäten erfordern, gerecht zu werden, bedient man sich innovativer Technologien, die Frame Relay (FR), Asynchro-
ne Transfer Mode (ATM), X.25 und Time Division Multiplexing-Verfahren (TDM)
abdecken bzw. integrieren können.
Bild I zeigt ein Datenkommunikationsnetzwerk. kationsplattform besteht aus Backbone-Nodes
Die gezeigte Datenkommuniund Access-Nodes.
Die Verma-
schung der Knoten basiert auf ATM- und/oder FR-Protokollen und stellt das Backbone-Netz dar. Die Access-Nodes dienen dazu, die unterschiedlichen Kundenprofile wie FR UNI (z.B. PVC basierend), X.25-Protokolle („encapsulating“
in FR) usw. anzubieten. Sie können über ATM- und/oder FR-Switching oder auch im TDM-Verfahren an das Backbone-Netz angeschaltet werden. Dieses Daten-Szenario ist dann unter einem einheitlichen Network Management System zu bedienen. Der IP-Bereich ist in sog. Backbone-Router und Dial-In/Direct Router (Access
Router) unterteilt und nutzt die Datenplattform als Transportmedium. Dial-In Router realisieren Einwahlmöglichkeiten der Kunden über ISDN/PSTN;, rect Router übernehmen die Anbindung von Kunden über leased lines.
Di-
Um sog. end-to-end quality für unterschiedliche Dienste anbieten zu können, ist es erforderlich, daß IP- und Daten-Plattform effizient zusammenarbeiten. Bereits heute bieten bekannte Hersteller, wie beispielsweise Newbridge, unter „Carrier Scale Internetworking“ eine Architektur an, um IP-Pakete auf ATM-
basierende Datennetze auf der Grundlage des MPOA-Standards zu adaptieren (Multiprotocol over ATM). Ebenso findet die Anbindung mit dem ZGS Nr. 7-Protokoll an die klassischen
S-ISDN-(Schmalband-ISDN-)Infrastruktur hierbei Berücksichtigung. 3 Sprachkommunikation über verschiedene Netztransportplattformen Die Kommunikation der verschiedenen Netztransportplattformen läßt sich in zwei Arten von Verbindungsdiensten anbieten: verbindungsorientierte Kommunikation (Connection-voriented, CO) und verbindungslose Kommunikation (Connectionless, CL).
42
FR Switching PVC based nxElI (2 Mbps)
i
:
Location G Location A
ATM Switching PVC based
FR Switching
E3 (34 Mbps)
LocktionB
PVC based
EI @ Mbps)
Altemative: FR TDM PVC based; EI (2 Mbps)
Domain Server Mail Server etc.
X.25/X.28 Location E
Er Location C
Location
FR TDM
PVC based
PVC based;
El (2 Mbps)
FR UNI (direct PVC, leased line)
-> Network Management Platform for IP Services
ee
FR
UNI
(indirect access dial-up)
ISDN public
legacy services like: -X25
-SNA -IP
SDLEIIDES
er
ISDN customized
Bild 1: Multiservice Datenkommunikationsnetzwerk
Sunse.nisgnydeidS JAeulayfV
EI (2 Mbps)
Altemative: FR Switching
Fachbeiträge
Bei verbindungsorientierter Kommunikation, wie beispielsweise X.25, wird zunächst eine virtuelle Verbindung zwischen den Teilnehmern aufgebaut, danach kann die Sendestation die Daten übertragen, und die Empfangsstation empfängt sie in derselben Reihenfolge. Bei verbindungsloser Kommunikation, wie beispielsweise IP, werden die Datenpakete übertragen, ohne daß eine Empfangsbestätigung durch die Zielstation erfolgt. Jedes Datenpaket enthält die komplette Zieladresse und wird, unabhängig von den anderen zur selben Verbindung gehörenden Paketen, durch das
Netzwerk geschleust. Ein Verfahren für diese Art der Kommunikation ist ATM. Bei den verschiedenen Netztransportplattformen können sowohl PVC als auch SVC eingerichtet werden. PVC (Permanent Virtual Channel) bedeutet, daß zwischen Sender und Empfänger eine virtuelle „Festverbindung“ vorhanden ist, während bei SVC (Switched Virtual Channel) der Verbindungsaufbau
analog den Wählverbindungen des ISDN aufgebaut wird. Die Prinzipien PVC und SVC findet man bei den Technologien X.25, FR, ATM usw. Mit SVC bietet ATM in Verbindung mit einer Glasfaseranschlußstruktur die optimale Voraussetzung für einen „Bandwith-on-demand-Service“. Hierbei wird die benötigte Bitrate dem ATM-Knoten im Verbindungspaket signalisiert. Beim Einsatz von SVCs bedienen sich die o.g. Technologien unterschiedlicher Adressierungsmethoden. ATM nutzt Adressierungsformen des ATM-Forums und E.164, X.25-Technologie nutzt das X.121-Adreßformat. Bei Netztransportplattformen, die aus Technologien wie X.25, FR, ATM und TDMVerfahren bestehen, werden wegen der komplexen Adreßkonvertierungen derzeit noch PVCs zugrunde gelegt.
3.1
Sprachkommunikation über Cell Relay (ATM)
Sprachkommunikation über Cell Relay-Technologien wird sehr intensiv im ATM-Forum diskutiert und ist noch immer nicht befriedigend genug durch
ATM gelöst. Durch das Verpacken der digitalisierten Sprache in Form von binären Daten in ATM-Zellen benötigt man mindesten 6 ms, um eine ATM-Zelle mit den Daten
einer Telefonverbindung
zu füllen. Dieser Wert verursacht je-
doch für eine 64-kbit/s-Weitverkehrsverbindung schon dann kritische Verzögerungen, wenn die kommunizierenden Partner weniger als 1000 km entfernt sind. Diese Verzögerungen müssen durch kostspielige Echo-KompensationsHardware minimiert werden. Die bisherigen Ansätze der Sprachkommunikation über ATM werden in den folgenden Abschnitten näher beschrieben.
44
Alternative Sprachübertragung 3.1.1
Sprachkommunikation über ATM
als CBR
Circuit Emulation (CE) bzw. die Übertragung bittransparenter Verbindungen
ist die klassische Anwendung für den ATM Adaptation Layer 1 (AALI). Der AALI nutzt dabei ein weiteres Byte im Zellrahmen, um eine zeitliche Synchronisation zwischen Sender und Empfänger zu ermöglichen. Die verwendete Serviceklasse für den AALI ist Constant Bit Rate (CBR). Diese Methode zwingt jedoch
den Teilnehmer
dazu, die erforderliche
Bandbreite
(z.B.
64
kbit/s-Sprachkanäle) dafür auch dann zu reservieren, wenn keine Sprachdaten übertragen werden. Bild 2 zeigt, wie beispielsweise TK-Anlagen an ATM-Switche angeschaltet wer-
den können. Es besteht die Möglichkeit, die TK-Aniage entweder direkt an eine CE-Karte im ATM-Swich anzubinden oder über einen „co-located“-ZugangsKnoten, der als CPE (Customer Premises Equipment) definiert werden kann.
Die TK-Anlage kann derzeit nur transparent Punkt-zu-Punkt-Verbindungen über die G.703-Schnittstelle der EI-TDM-Karte realisieren und nur über eine transparente E1/TDM-Schnittstelle vermascht werden. Die Konsequenz dafür ist, daß diese Kapazität im Verbindungsleitungsnetz fest reserviert werden muß, ungeachtet des tatsächlichen vorhandenen Sprachverkehrs bzw. der notwendigen Kapazität. Der CBR-Service garantiert eine vom Kunden gewählte Übertragungsrate für den gesamten Übertragungszeitraum und verfügt über geringe Delay-Zeiten
(kleine Warteschlangen, hohe Priorität beim Multiplexen). Dadurch, daß der Kunde bei der Übertragung der Sprache als CBR die gesam-
te Bandbreite zu bezahlen hat - unabhängig, ob Sprache übertragen wird oder nicht - stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, Sprache mit TDM-Komponenten (Multiplexen der Sprache - und Daten - über leased lines) zu übertragen [1]. Dadurch, daß der Overhead bei Einkapselung der Sprache in die ATM-Zellstruktur
(53 Byte) einer Bandbreite von 74 kbit/s entspricht - also
10 kbit/s mehr als bei der klassischen TDM-Technologie beansprucht - nutzen die TDM-Lösungen die Bandbreite effizienter aus. Die Kostenunterschiede, Sprache über ATM/CBR oder über klassische TDM-Komponenten zu übertragen, sind sicherlich nicht sehr groß. Erst der Einsatz von Sprachkom-
pression und Sprechpausenunterdrückung ermöglicht die Übertragung mehrerer Sprachkanäle, wie im nächsten Abschnitt beschrieben.
45
adenaqyse]
9%
BreitbandZugangsknoten (z.B. co-located oder
als CPE bei >El)
Zugangsknoten (z.B. als CPE)
CE = Circuit Emulation
PBX Bild 2: ATM-Netzwerktopologie
andere Service-Provider
Alternative Sprachübertragung
3.1.2
Sprachkommunikation über ATM als VBR
Wird die Sprache als Variable Bit Rate (VBR) übertragen, entfallen zwar auch hier mögliche
Gewinne
durch
statistisches Multiplexen
(„Überbuchen“)
we-
gen der fest reservierten Bandbreite, jedoch können, wenn keine Sprachkommunikation
erfolgt, Daten
übertragen werden.
gung erspart dann wiederum
Diese Art der Sprachübertra-
Bandbreite. CBR
PVC
Router
Ethernet VBR
PVC
Server Bild 3:
Sprachübertragung mit VBR
über ATM
Wie in Bild 3 dargestellt, wird eine effektivere Bandbreitenausnutzung möglich, da die nicht für Sprache benötigte Kapazität von anderen Anwendungen
genutzt werden kann. Auch können Sprachkompression und Sprechpausenunterdrückung direkt unterstützt werden.
Die Übertragung der Sprache als VBR ist kein Standard; es existieren verschiedene proprietäre Lösungen verschiedener Hersteller, beispielsweise von IBM, Northern Telecom, Cisco (Stratacom) usw. Diese Produkte basieren auf proprietären AALs und bieten auch Sprachkompression und Sprechpausenunterdrückung an. Die proprietären VBR-Sprachtechniken beruhen auf dem AAL 5. Von der Systemtechnik ist sicherzustellen, daß die Sprachzellen ohne zu große Delay und sequentiell beim
Empfänger ankommen,
um eine Mindestsprachqualität
einhalten zu können.
Aus der in Bild 4 gezeigten Grafik der Fa. Nortel wird deutlich, daß ein Einsatz von Sprachkompression und Sprechpausenunterdrückung in ATM-Netzen,
trotz
des
ATM-Zellheader-Overheads,
eine
Übertragung
von
deutlich
47
Fachbeiträge mehr Sprachkanälen ermöglicht, als dies in TDM-Netzen mit Sprachkompression, aber ohne Sprechpausenunterdrückung möglich ist. 200— 180— 160
e3 5
140-4
3
120—
=
=
Sprachkompression. bei TDM-Netzen
2 100Ö
= = 5S
RS232 PC. Schnittstelle
StereoAnlage PC nr
|
Flash-Speicher
Bild 4: Blockschaltbild des d-box Decoders
169
Fachbeiträge
Die Set Top Box kann neben unverschlüsselten Inhalten auch verschlüsselte Inhalte decodieren. Mit der Verschlüsselung können neue Vermarktungsmöglichkeiten wie Pay-TV, Pay-per- View (PPV), Near-Video-on-Demand, DataDownload, Data-Carrousel usw. erschlossen werden. Als Verschlüsselungssy-
sten wird das von der Firma Irdeto entwickelte und von der Firma BetaResearch weiterentwickelte Conditional Access System „Beta-CA“ verwendet. Wesentliche Bestandteile des Verschlüsselungssystems in der Set Top Box sind das Conditional Access Modul (CAM) und die Smart Card. Über die individu-
elle Smart Card-Nummer erfolgt die Personalisierung des Kunden. Somit ist eine individuelle Verrechnung der abgerufenen Inhalte möglich. Für zukünftige Interaktivitäts- und auch Pay-Dienste, die einen Rückkanal be-
nötigen, ist die Set Top Box durch ein internes Modem vorbereitet. Den Rückkanal bildet das Telefonnetz. Die Steuerung des Modems übernimmt eine Applikation, d.h. ein spezifisches anwendungsbezogenes
Softwaremodul
in der
Set Top Box. Für Impulsive-PPV z.B. wird der Decoder in regelmäßigen Abständen die Nutzungsdaten des Kunden zum SMS melden. Dazu wird die Set Top
Box
selbständig „aufwachen“
und
den entsprechenden
Vorgang
durch-
führen. Der Kunde wird bei Bedarf das Modem auch online nutzen können, wenn er z.B. eine Bestellung im Rahmen
eines Home-Shopping-Angebots
so-
fort ausführen möchte. Allerdings wird dann für kurze Zeit sein Telefon durch das Modem blockiert werden. Ein leistungsfähiger Controller und entsprechende Speicherressourcen versetzen die Set Top Box in die Lage, dem Kunden eine komfortable Bedienerführung zu bieten. Die Set Top Box verfügt aus Performance-Gründen über einen
erweiterten Speicher (3 MByte RAM, 2 MByte Flash-ROM). 5
Die Netzkonfiguration der digitalen Kabelplattform
In der Startphase der digitalen Kabelplattform werden die digitalen Signale über den DFS1 F3-Satelliten in einer bundeseinheitlichen Kanalkonfiguration zu den einzelnen, zur Zeit fast 1000 digital aufgerüsteten Kabelkopfstationen transportiert. Der wesentliche Vorteil dieser Konfiguration liegt in der nur einmal notwendigen zentralen Signalaufbereitung, was bei einem komplexen Sy-
stem wie DVB für die Startphase essentiell ist. Es handelt sich wirklich um ein System mit digitalem Verhalten: Nur dann, wenn alle wichtigen Systemparameter verfügbar, korrekt und konsistent sind, erscheint am Ende der Übertra-
gungskette auf dem Fernsehgerät ein Bild in perfekter technischer Qualität. Bei nur einem fehlerhaften wichtigen Parameter bleibt der Bildschirm dunkel.
170
Digitalplattform für Breitbandkabelnetze Die bisherigen Erfahrungen in der Startphase haben gezeigt, daß es erheblicher Zeit bedarf, bis das System stabil läuft. Bedienungsfehler in der Anfangsphase haben oft Systemabstürze oder Signalausfälle zur Folge. Erst wenn die
technischen Systeme eine gewisse Zeit eingefahren sind, stabil arbeiten und das Betriebspersonal über entsprechende Erfahrung in den Systemfeinheiten verfügt, kommen auch die Vorzüge der Digitaltechnik voll zum Tragen. Ausgehend von diesen Erfahrungen, kann man dann über komplexere Netzstrukturen und eine eventuelle Dezentralisierung von Funktionen nachdenken. Alle technischen Konzepte erlauben im Prinzip eine Dezentralisierung oder generell auch Verteilung der Funktionen. Aus heutiger Sicht ist dies bisher
aber nur in wenigen Fällen auch kostenmäßig zu vertreten. Mit zunehmender, weltweiter Digitalisierung im Rundfunkbereich werden zum einen entsprechende wichtige Systemkomponenten preiswerter angeboten und können zum anderen entsprechende komplexe Remultiplex-Funktionen gemäß den Anforderungen der Kabelnetze nach und nach entwickelt werden. Somit ist davon auszugehen,
daß die Funktionen
Encodierung,
Multiplexbil-
dung und Remultiplexbildung bald für die dezentrale Versorgung großer Netze zur Verfügung stehen werden. Dennoch wird sich auch langfristig das Kostenoptimum dynamisch zwischen einer zentralen und einer dezentralen Lösung, je nach technologischer Entwicklung, bewegen. Insbesondere für SI-
Verarbeitung und CA-Funktionen wird auch langfristig eine zentrale Lösung weitaus kostengünstiger sein.
Wenn regionale Kabelgesellschaften ihre Netze gemäß den regionalen Anforderungen
konfigurieren und betreiben werden, so wird es nach wie vor sinn-
voll sein, Synergien zu nutzen und bundesweit verteilte Programme auch gemeinsam mit anderen Netzbetreibern aufzubereiten und an die allgemeinen Kabelanforderungen anzupassen. Dies schließt auf der anderen Seite keinesfalls aus, daß regionale Anpassungen auch regional durchgeführt werden.
Die Kabelnetze der Telekom sind in den Frequenzbändern zwischen 47 MHz und 450 MHz nutzbar. Bis 300 MHz ist ein 7-MHz-Frequenzraster für analoge TV-Programme implementiert. Oberhalb von 300 MHz bis 450 MHz, im sogenannten Hyperbandbereich, ist eine digitale Übertragung in einem 8-MHz-Frequenzraster vorgesehen. Die Modulation der digitalen Signale mit einer Symbolrate von 6,9 MBaud erfordert 8 MHz Kanalbandbreite. Für die zukünftige Digitalisierung
der bisher analog genutzten
unteren
Frequenzbänder
ist eine
phasenweise Umwandlung des 7-MHz- in ein 8-MHz-Raster erforderlich. 171
Fachbeiträge
Schon heute ist absehbar, daß das Hyperband mit seiner Kapazität von 18 Kanälen (entsprechend etwa 100 TV-Programmen) für die Nachfrage der Pro-
grammanbieter nicht ausreichen wird. Die heute verfügbare Verstärkertechno-
logie und die mit Netz verwendeten passiven Komponenten
bestimmten
Voraussetzungen
eine
maximale
nutzbare
erlauben unter
Bandbreite
bis
862 MHz. Eine solche Frequenzbanderweiterung erfordert hohe Investitionen
sowohl durch den Austausch aller aktiven Netzkomponenten und auch eines begrenzten Ausmaßes von passiven Netzkomponenten als auch durch die notwendigen Erweiterungen der Netzstruktur durch ein Glasfaser-Overlay-Netz. Wenn ein Netzbetreiber eine solche Frequenzbanderweiterung in Erwägung
zieht, stellt sich auch die Frage der Implementierung eines Kabelrückkanals. Soll ein Breitbandnetz zukünftig extensiv für interaktive Dienste und evtl.
auch für Telefonie genutzt werden, stellt der Rückkanal im Kabel eine wesentliche Voraussetzung dar. 6 Systemintegration
Betrachtet man all die bisher vorgesteliten neuen Möglichkeiten des DVB-Systems, so wird klar, daß Systemintegration ein extrem wichtiges Thema ist.
Systemintegration heißt hier sowohl Integration einzelner Module (z.B. CASystem) als auch Gesamtsystemintegration. Allein die Integration der System-
komponenten in Usingen hat sich über mehrere Monate hingezogen. Das Ge-
samtsystem verhält sich hier im Prinzip digital: Wenn alle Funktionalitäten in Ordnung sind, wird eine perfekte Qualität erzielt; stimmt jedoch eine einzige
wichtige Funktion nicht, bricht das Gesamtsystem zusammen, und es ist kein Bild oder Ton decodierbar. Die Fehleranalyse gestaltet sich extrem
und dauert je nach Fehler mehrere Tage. Manchmal
nach der guten
alten Analogzeit zurück, wo
man
leicht schon die Fehlerursache ansehen konnte.
komplex
sehnt man sich dabei
einem
gestörten
Bild viel-
7 Status der digitalen Breibandkabelplattform Schon zur Funkausstellung 1995 wurde in Berlin eine Vollbelegung des Messenetzes im Hyperband mit 18 Kanälen, d.h. mit mehr als 100 TV-Program-
men und etwa 200 Hörfunkprogrammen, erfolgreich demonstriert.
Telekom hat 1995 bis Mitte 1997 für mehr als 95% der Kabelkunden die technische Empfangsmöglichkeit für digitale Programme eingerichtet. Dazu wurden, wie schon erwähnt, 470 Kabelkopfstationen digital aufgerüstet und mit Gerätetechnik
172
für 18 digitale Hyperbandkanäle
ausgestattet. Die techni-
Digitalplattform für Breitbandkabelnetze sche Reichweite für Digitalprogramme beträgt somit ca. 16,5 Millionen der insgesamt
17,3 Millionen Kabelhaushalte.
Seit Oktober 1997 sind im Hyperbandfrequenzbereich sukzessiv neun Kanäle mit 57 TV-Programmen,
30 Hörfunkprogrammen und diversen Datenapplika-
tionen in Betrieb. Die Mehrzahl der Programmangebote sind Pay-Angebote innerhalb der DF1- und Premiere-Plattformen. Gegen
Ende des Jahres
1998
werden voraussichtlich alle Programmplätze innerhalb der verfügbaren 13 Übertragungskanäle von den Landesmedienanstalten lizenziert und auch belegt sein. Die vier weiteren Kanäle entsprechen voraussichtlich noch etwa 24 zusätzlichen TV-Programmen. Zum 1. 1. 1999 werden zwei weitere Kanäle digitalisiert werden, so daß dann insgesamt 15 Kanäle mit einer Gesamtkapazitä von etwa 100 TV-Programmen verfügbar sein werden. 8 Netzausbau des Breitbandkabels Der weitere Ausbau der Kabelnetze wird in der Entscheidungsbefugnis der Regionalgesellschaften liegen. Zum einen erscheint eine Erweiterung des nutzbaren Frequenzbereichs bis auf 862 MHz mit einer gemischten Analog-/Digital-
Belegung von Interesse, zum anderen ist der Ausbau der Rückkanalfähigkeit eine wesentliche Voraussetzung für die kosteneffektive Einführung neuer Multimediadienste. Beide Ausbaustufen gehen mit relativ hohen Investitionen einher,
sind aber langfristig unverzichtbar für die Erhaltung der Attraktivität des Kabels. 9 Zusammenfassung Aus technischer Sicht bleibt zusammenzufassen, daß fast alle Bausteine für ein attraktives, digitales, interaktives Kabelnetz verfügbar sind. Die noch weni-
gen fehlenden Komponenten sind im DVB-Projekt in Bearbeitung. Die Investitionen in die vorhandenen Netze zur Sicherung der Zukunftssicherheit durch Frequenzbanderweiterung und Rückkanalfähigkeit sind sicherlich hoch, aber die Perspektiven in einem wettbewerbsorientierten Umfeld von digitalisierten Telefonnetz und vielfältigen Satellitensystemen sind gut. Auch in
anderen europäischen Ländern, und insbesondere auch im Kabelland USA, wird die Zukunftsperspektive des Kabels sehr positiv eingeschätzt. Das Breitbandkabel bietet vielleicht genau den richtigen Mix von Vielfalt im TV-/Audiobereich, individueller Kommunikation im Internet und lokalen/regionalen In-
formationen, den alle Konkurrenzsysteme in Summe nicht bieten können. Die 173
Fachbeiträge Zukunft stellt für das Breitbandkabel eine große Herausforderung, aber auch eine historische Chance dar. 10 Verwendete Abkürzungen mit kurzen Erläuterungen ADSL
Asymmetrical Digital Subscriber Line Übertragungsverfahren für das Telefonnetz, wobei zusätzlich zum Telefondienst analog oder ISDN - eine asymmetrische digitale Übertragungsstrecke (hohe Datenrate von der Vermittlung zum Kunden, niedrige Rückkanaldatenrate) aufgebaut wird
API
Application Programming Interface hardwareunabhängige Programmierschnittstelle im Decoder, die es erlaubt, Programme über Kabel in den Decoder zu laden und dort auszuführen: Basis für interaktive Anwendungen
ASI
Asynchronous Serial Interface serielle, asynchrone Schnittstelle auf Transportstream-Ebene in Basisbandlage für die Verbindung von professioneller Gerätetechnik
BAT
Bouquei Association Table SI-Tabelle, die die Programme, die zu einem Bouquet gehören, auflistet
CA
Conditional Access Verschlüsselung
CAM
Conditional Access Module Sicherheitsmodul im Decoder zur Erhöhung der Systemsicherheit eines CA-Systems in Zusammenhang mit einer Smart Card
CATV
Community Antenna Television Narne für professionelle Breitbandkabelsysteme
CENELEC
Europäisches Normungsgremium für Telekommunikations- und Rundfunksysteme
cw
Control Word ein 64 Bit langes Muster, das im Sender den Scrambling- und im Empfänger den inversen Descrambling-Prozeß steuert. Das CW wird aus Sicherheitsgründen etwa alle 10 Sekunden geändert.
DVB
Digital Video Broadcasting europäisches Projekt zur Entwicklung von Systemen für den digitalen Rundfunk
ECM
Entitlement Control Message (jedes Pay-Programm beleitende Mitteilung des CASysterns, das u. a. den Schlüssel zur Rekonstruktion des Kontrollworts (CW) enthält
EMM
Entitlement Management Message kundenbezogene Mitteilung des CA-Systems; erteilt einem Kunden Zugriffsrechte für ein Pay-Angebot (PPC, pPPV)
EPG
Electronic Programme Guide elektronische Programmzeitung
ETS
European Telecommunication Standard Name der durch ETSI genormten technischen Standards
ETSI
European Telecommunications Standards Institute europäisches Normungsgremium für Telekommunikations- und Rundfunksysteme
IEC
International Electrotechnical Commission internationales Standardisierungsgremium
iPPV
impulsive Pay Per View Variante für die Vermarktung von Pay-Angeboten, wobei der Kunde Rechte für ein
174
Digitalplattform für Breitbandkabelnetze einzelnes Programmereignis (z.B. Film) erwirbt und diese Rechte beim Kauf zuerst nur lokal auf der Smart Card des Kunden
abgerechnet werden.
Die Nutzungsdaien
des Kunden werden dann regelmäßig zur Rechnungsstellung per Modem zum PayAnbieter übertragen.
IRD
Integrated Receiver Decoder andere Bezeichnung für Set Top Box oder Digital Decoder
ISO
International Organisation for Standardisation Internationales Standardisierungsgremium
MPEG
Motion Picture Expert Group Internationale (weltweite) Gruppe von Experten, die den MPEG-2-Standard entwikkelt haben
MUX
Multiplex(er)
Gerät, das verschiedene Eingangssignale zusammenfaßt, z.B. durch Paketierung und komprimierte Übertragung in entsprechend zugeordneten Zeitschlitzen
NIT
Network Information Table Daten über die Kanalbelegung des Kabelnetzes
PAL
Phase Alternating Lines Narne des in Deutschland verwendeten analogen TV Systems
pPPV
prebooking Pay Per View Variante für die Vermarktung von Pay-Angeboten, wobei der Kunde Rechte für einzelnes Programmereignis(z.B. Film) durch z.B. telefonische Vorausbuchung wirbt; die Rechte werden dem Kunden über eine EMM vor Beginn der Sendung teilt; der Vermarkter von pPPV muß zur Abwicklung von pPPV ein entsprechend mensioniertes CallCenter betreiben
PSI
Programme Specific Information . Daten über die technischen Parameter der paketorientierten Übertragung der Programme
QAM
Quadrature Amplitude Modulation digitales Modualtionsverfahren für Kabelsysteme
OPSK
Quaternary Phase Shift Keying digitales Modulationsverfahren für Satellitensysterne
RAM
Random Access Memory Schreib-Lese-Speicher
RGB
Rot Grün Blau Farbsignale, Darstellungsform des Fernsehsignal in Basisbandlage
ROM
ein ererdi-
Read Only Memory
Nur-Lese-Speicher
SAS
Subscriber Authorisation System technisches System zur Generierung von Freischaltungssignalen für PAY-Programme
SI
Service Information programmbegleitende Zusatzinformationen, u.a. für EPGs
SMS
Subscriber Management System Kundenverwaltungssystem
175
Fachbeiträge
Bildtelefonie - Entwicklungsstand und Aussichten Von Klaus Holzer, Bonn
Dipl.-Ing. (FH) Klaus Holzer, Jahrgang 1951, ist in der Zentrale der Deutschen Telekom in Bonn für die Steuerung von Anwendungsentwick-
lungen in der Bildkommunikation tätig.
1
Historie
Die geschichtliche Entwicklung der Bildtelefonie ist in der Zeitschrift Der Fernmelde-Ingenieur [1] ausführlich dargestellt. seien daher hier nur stichwortartig erwähnt: 1936 Die Eröffnung gen
zwischen
Als einleitender
des „Fernseh-Sprech-Dienstes“ „Fernseh-Sprechzellen“
1884 erfundenen Nipkow-Prinzip.
im
Überblick
ermöglichte Verbindun-
120-Zeilen-Format
mit dem
1972 Errichtung eines Bildfernsprech-Versuchsnetzes zwischen Bonn, Darm-
stadt und München zur I-MHz-Schwarzweiß-Videoübertragung auf Basis damals gebräuchlicher Trägerfrequenzübertragungstechnik „V960*. Über ein Koaxialkabel wurde dabei statt 960 Telefonverbindungen mit der Bandbreite von 3,1 kHz eine Videoverbindung übertragen. 1983 Erster öffentlicher Videokonferenzdienst im Betriebsversuch mit drei, ab 1985 mit zwölf öffentlichen Videokonferenzräumen
der DBP.
1991 Überführung des Betriebsversuchs in einen Regeldienst auf Basis des Vorläufer-Breitbandnetzes
(VBN).
Innerhalb
dieses
140-Mbit/s-vermit-
telten Breitbandnetzes waren damals 500 Bildkommunikations-Endstellen in 25 Ländern weltweit erreichbar. 1992 Einführung des Bildtelefons für analoge Telefonanschlüsse, XITEL.
1993 Eröffnung des Bildtelefondienstes im ISDN. 176
Bildtelefonie 2 Bildtelefonie heute Mangelnde,
d.h.
im wesentlichen
inakzeptable
Bildqualität,
zu hohe
Preise
sowie die noch nicht flächendeckende Verfügbarkeit des ISDN mögen die Gründe dafür gewesen sein, warum die Bildkommunikation damals keine weite Verbreitung finden konnte. Im Rahmen der ISDN-Förderung und auf der Suche nach neuen Anwendungen
unter Ausnutzung weiterentwickelter Tech-
nologien gab die Deutsche Telekom ab 1995 den Anstoß für eine Weiterentwicklung der Bildtelefonie.
War die Bildkommunikation bisher im Rahmen von geschäftlich orientierten Verhandlungen, Besprechungen und Präsentationen ausschließlich auf eine Kommunikationsform für Gruppen beschränkt, die sich dazu noch in besondere Videokonferenzräume begeben mußten, ist sie durch die Einführung PCbasierter Videokonferenzsysteme und vor allem preiswerter Bildtelefone zu einer bisher
nicht gekannten
Form
der Individualkommunikation
Bildtelefonie ist heute zwischen jedem, dem
Standard
geworden.
folgenden
Endgerät
möglich. Bildtelefonie ist also auch eine Form der Videokonferenz, hier von Person zu Person. Das Thema Videokonferenz wird in diesem Aufsatz jedoch
nur gestreift. Es im Detail zu behandeln, würde den vorgegebenen Rahmen sprengen. 3
Verwendete Standards
Die einschlägigen Empfehlungen der Standardisierungsgremien sind u.a. in [1] sowie in den einschlägigen ITU-T-Empfehlungen
eingehend
beschrieben.
Daher wird hier nur ein Überblick gegeben bzw. werden die inzwischen eingetretenen Neuerungen dargestellt.
3.1
Das
H.320 - der ursprüngliche Standard für die Bildkommunikation im ISDN
1990
verabschiedete
H.320-Video-Konferenz-Protokoll
definiert
den
Standard für Video-Konferenzen über ISDN und andere schmalbandige Übertragungsmedien (Bild 1). H.320 ist dabei einer von mehreren Standards in einer Serie von H.3xx-Protokollen, definiert und fortgeschrieben innerhalb der International Telecommunication Union (ITU), der die zentralen Technologien zur Realisierung von „Multimedia-Bildkommunikation“ beschreibt. H.320
ist im Grunde ein „Schirmprotokoll“ (umbrella-protocol), das aus drei Protokollgruppen besteht, wovon jede sich mit einem anderen Aspekt der Bildkommunikation über niedrige Bandbreiten (low bandwith video conferencing) be-
177
Fachbeiträge
H.320
ISDN Video Conferencing
Fa =
n
Sn
G; Sn
”
Data
u H.323 LAN Video .
Conferencing
Gzu
(G722 Audio
N N
H.324 POTS Video Conferencing
Video
= =
=
16223] Ion8|
Data
">> Fma20] Data
Bild 1: Die „H“-Serien der ITU-Videokonferenz-Standards
faßt. Die erste Gruppe enthält die ITU-Video-Kompressions-Standards H.261 und H.263, welche die in der Bildkommunikation eingesetzten Kompressionsalgorithmen und die Videoauflösung definieren. Die zweite Gruppe beschreibt die verschiedenen Anforderungen an die Audio-Codierung und -Decodierung innerhalb der Bildtelefonie bzw. des „Video conferencing“ und enthält die Co-
decs G.711, G.722 und G.728. Die dritte und letzte Gruppe behandelt die Transport- und Kontrollprotokolle (z.B. Framing, Format, Multipoint Control,
H.221
und
H.231. Die weiteren „H“-Protokolle sind die Standards H.310, H.323
Multiplexing),
also
im
wesentlichen
die
Spezifikationen
und
H.324. Sie enthalten gemeinsam das Kontrollprotokoll H.245 sowie alle nutzbaren Erkenntnisse aus den Erfahrungen mit H.320 seit 1990:
H.310 Bildkommunikation in ATM-Netzen (hier nicht weiter betrachtet); H.323 Bildkommunikation in Local Area Networks; H.324
Bildkommunikation
und
Verbindungen (POTS).
178
Audio-Kompression
über
analoge
Modem-
Bildtelefonie In die nun in der Verabschiedung befindlichen Standardisierungsempfehlungen der H-Serie werden die Protokolle für Echtzeit-Datenkonferenzen „T.120
- Real Time Data Conferencing“ direkt einbezogen, um den schon heute vom Markt kommenden Anforderungen zu entsprechen, auf einer bestehenden Bildtelefonie- bzw. Videokonferenzverbindung
auch
Dateien direkt vom
PC
einblenden und ggf. bearbeiten zu können. 3.2
H.323 - Bildkommunikation in Local Area Networks
Die H.323-Empfehlungen beschreiben die Spezifikationen der Terminals für Multimediakommunikation in Local Area Networks (LANs) ohne eine garan-
tierte nutzbare Bandbreite. H.323-Terminals können in Echtzeit Audio-, Video- und Dateninformationen oder jede Kombination davon übertragen, einschließlich Bildtelefonie. Der Standard findet in PCs als LAN-Terminal wie auch als Internet-Terminal Anwendung. Auch in Multimediaterminals in xDSL-Umgebungen wird der H.323-Standard die Grundlage für die multimediale Kommunikation sein. Hierauf wird weiter unten kurz eingegangen.
3.3
H.324 - Bildkommunikation in analogen vermittelten Netzen
Die H.324-Empfehlungen der ersten Generation beschreiben Terminals für schmalbandige Multimediakommunikation unter Verwendung von V.34-Modems über analoge, vermittelte Netze (GSTN/PSTN). H.324-Terminals können in Echtzeit Audio-, Video- und Dateninformationen oder jede Kombinati-
on davon übertragen, einschließlich Bildtelefonie. Der Standard kann sowohl in PCs als auch in dedizierten Terminals wie Bildtelefonen implementiert sein. Die Unterstützung der verschiedenen Medientypen (Sprache, Bild, Daten) ist optional, muß aber bei der jeweiligen Verwendung die Interoperabilität zu an-
deren H.324-Terminals sicherstellen. 3.4 H.324/M - Bildkommunikation in Mobilfunknetzen Der 1998 verabschiedete Anhang C der H.324-Empfehlungen ist die Erweiterung zur Beschreibung der Bildkommunikation in drahtlosen mobilen Netzen.
Er basiert im besonderen auf einer sehr hohen Bitfehlerrate, d.h. einer Erweiterung der in H.324
schon eingesetzten
Bitfehlerrate um
drei weitere Level.
Die hierzu nötigen Geräte sind jedoch bisher über den Laborstatus noch nicht hinausgekommen.
179
Fachbeiträge
3.5
H.324/1 - H.324 auch im ISDN
Der ebenfalls 1998 verabschiedete Anhang D der H.324-Empfehlungen ersetzt, einfach ausgedrückt, das Modem-Control-Protokoll durch das ISDN-BKanal-Control-Protokoll und ermöglicht so die Verfügbarkeit der Vorteile des H.324-Standard auch im ISDN. Dabei ist die Abwärtskompatibilität zu H.320Terminals
im ISDN
grundsätzlich
gefordert und damit die Interoperabilität
mit „älteren“ Geräteversionen der Bildtelefonie gewährleistet. 3.6 H.DISPATCH - Regelungen zum Ausgleich der (nationalen) Protokollunterschiede In der Empfehlung H.DISPATCH
sind im wesentlichen Probleme der Inter-
connectivity geregelt. Hier werden in der „ISDN-Call-Mode-Negotiation“, also in einer Art Capability-Exchange, die Probleme beim Zusammenschalten verschiedener Netzwerktypen (z.B. die 56-k-USA-Protokolle zu den 64-k-EuroISDN-Protokollen) sowie der verlorenen Bits geregelt. Weiter wird die automatische Erkennung verschiedener Modi wie H.320, H.324/I, H.324, mit Fall Back zu POTS-Interconnection, V.120 Voice, Fax usw. ermöglicht und ist darüber hinaus erweiterbar auf künftige ISDN-Protokolle.
3.7 H.MULTILINK - neue Formen der Kanalbündelung In der Bildkommunikation im ISDN bis 384 kbit/s oder höher wird bis heute das „Bonding“, also ein Kanalbündelungsverfahren eingesetzt. Damit kann eine höhere Bandbreite als 128 kbit/s (zwei ISDN-B-Kanäle) vorgegeben oder je nach Leistungsfähigkeit der Geräte automatisch gewählt werden. Die durch Bonding erzielbaren Bandbreiten erlauben fast VHS-Qualität auf ISDN-Videoverbindungen nach H.320 und werden heute fast ausschließlich in Videokonferenzen eingesetzt, die eine Bandbreite von mehr als 128 kbit/s nutzen.
H.MULTILINK beschreibt ein neues Verfahren der Kanalzusammenfassung, d.h., hier werden multiple Verbindungen zu einer schnelleren Verbindung zusammengefaßt. Die wesentlichsten Vorteile sind ein gemeinsames Protokoll für POTS und ISDN, ein minimaler Overhead, ein großer Bereich nutzbarer Bitraten und ein sehr einfacher Aufbau. In Verbindung mit H.MULTILINK
wird gegen Ende 1998 der Anhang F der H.324-Empfehlungen verabschiedet. Demnach sind unter Anwendung dieser Standards direkt Modem-zu-ISDNVerbindungen möglich, wobei die Bandbreiten durch Hinzufügen oder Entfer-
180
Bildtelefonie nen weiterer Kanäle auch während
der bestehenden Verbindung verändert
werden können.
3.8 MPEG Die Empfehlungen der Motion-Picture-ExpertsGroup beschreiben in MPEG | und MPEG 2 Verfahren zur Bilddigitalisierung, -codierung und
-kompression, um Videosequenzen kostengünstig über möglichst schmalbandige Übertragungswege in TV-Qualität übertragen zu können. Die Mindestanforderung an die verfügbare Bandbreite beträgt mindestens 1,5 Mbit/s, besser
2 Mbit/s oder höher. Insbesondere TV-Anstalten, Nachrichtenagenturen oder geschlossene Benutzergruppen und ähnliche Kreise, die digitales Broadcasting einsetzen (Business-TV, DVB) sind hier die wichtigsten Anwender. Vor diesem Hintergrund wird klar, daß Bild- und Videokommunikation
nach
den Empfehlungen der H.3xx-Serie nichts mit der TV-Bildübertragung nach MPEG
zu tun haben,
auch
wenn
die verwendeten
Videocodieralgorithmen
gleich oder ähnlich sind.
Erst der Standard MPEG4 wird auch große Bedeutung für die Bild- und Videokommunikation erhalten. MPEG4 ist indes keine logische Weiterentwicklung von MPEGI und 2. Hier werden auf Basis der in MPEG2 und den Empfehlungen der H.3xx-Serien verwendeten Verfahren der Bildcodierung erstmals Me-
thoden der objektorientierten Bildverarbeitung dazu genutzt, wesentliche Inhalte aus den codierten Videos herauszuschneiden und in anderen, virtuellen Umgebungen neu zusammenzufügen zum Empfänger zu übertragen.
und
so als neu gefaßten
Videostream
Mit diesen Verfahren wird es z.B. möglich, in einer Mehrpunkt-Videokonferenz die Teilnehmer aus den Videostreams der einzelnen Sendestationen herauszufiltern, mit den anderen vor einem virtuellen Hintergrund zusammenzufügen und dem jeweiligen Empfänger so darzustellen, als befänden sich seine Gesprächspartner ihm gegenüber in einem gemeinsamen Raum. Ferner kann man einzelne Objekte, Gegenstände, Produkte mit dem Bild einer Person, z.B. eines Verkaufsberatess, mischen und so dem Empfänger eine virtuelle Kaufhausumgebung mit gleichzeitiger Live-Beratung darstellen. Virtuelle Stu-
dios sind in der TV-Branche längst Alltag, lediglich die Verfahren sind deutlich aufwendiger.
181
Fachbeiträge 4 Technik der Endgeräte 4.1
Allgemeines
Wie schon in den vorhergehenden Abschnitten deutlich wird, setzt die Bildkommunikation hochkomplexe Rechenprozesse voraus, für die geeignete und zukunftssichere Hardware, d.h. hochintegrierte, schnelle Prozessoren genau so wichtig sind wie die entsprechende Software. Dabei spielt für die Marktchance der Bildkommunikation der Preis eine ebenso bedeutende Rolle. In immer kürzeren Intervallen kommen immer bessere Technologien auf den Markt, was sich auch in den nachfolgenden Betrachtungen widerspiegelt. 4.2
Bildtelefone
Die ersten wirklich nutzbaren Bildtelefone für das ISDN waren die Geräte der Firmen Alcatel (Bild 2), Dornier und Philips, die im Auftrag der Deutschen Bundespost entwickelt und von der ihr nachfolgenden Deutschen Telekom 1990 unter den Namen LisaC, ClaudiaQ und ChristaR in den Markt gebracht wurden. Einzelheiten zu diesen Geräten sind in [1] nachzulesen. Den Markt selbst konnten sie aufgrund des hohen Preises und der damals noch geringen
Verfügbarkeit des ISDN nicht öffnen. Das gleiche gilt für das Bildtelefon, das zum Betrieb in analogen Netzen unter dem Namen XITEL auf den Markt gebracht wurde. Der Verkaufspreis lag zwar unter 1000 DM, die Bildqualität konnte jedoch wegen damals noch nicht verfügbarer geeigneter Standards und
Algorithmen nicht überzeugen.
Bild 2: Bildtelefon SEL/Alcatel SO2 in der Euro-ISDN-Version
Bildtelefonie
Bild 3: Bildtelefon SEL/Alcatel 2838
Erst hochintegrierte
Chips, die in der Lage waren, die komplexen
Algorith-
men auch effektiv abzuarbeiten, brachten erfolgversprechende Ergebnisse. Als erstes Gerät dieser Generation darf das Alcatel 2838 bezeichnet werden, das schon zur Größe eines normalen ISDN-Telefons geschrumpft, mit aufgesetzer LCD-Monitor- und Kamera-Einheit 1994 entwickelt wurde und damals einen „Quantensprung“ darstellte (Bild 3). Weitere Entwicklungen entstanden u.a. bei Matsushita/Panasonic, Motion Media Technology und der Sharp Corporation, die ihre Entwicklungen seit 1996 auf den einschlägigen Messen vorstellten. Aber auch hier war durch die Preissituation eine schnelle Marktöffnung nicht möglich.
Die von einem Expertenteam der Deutschen Telekom erstellte Spezifikation mit einer sehr intensiven Marktrecherche führte 1996/97 dann zu dem Entwicklungsauftrag an die Firma Siemens, aus dem das Bildtelefon T-View 100 entstand.
Es erfüllt die heutigen Anforderungen,
vor allem an das Preis-Lei-
stungs-Verhälnis, in vollem Umfang und ist prädestiniert, den Massenmarkt für die Bildtelefonie nun endlich zu öffnen (Bild 4). Das T-View
100 erfüllt folgende Leistungsmerkmale:
-
alle Leistungsmerkmale eines ISDN-Komforttelefons,
-
menügesteuerte Bedienerführung in zweizeiligem separatem Display,
-
integriertes Telefonbuch,
-
digitaler Anrufbeantworter,
-
Unterstützung des internationalen Standards ITU H.320,
183
Fachbeiträge
Bild 4: Bildtelefon T-View 100 der Deutschen Telekom
-
Audio-Codec G,711, G.728,
-
Video-Codec H.261, H.263 (CIF, QCIF),
-
5,5-Zoll-TFT-Farbdisplay,
-
CCD-Farbkamera,
-
Video-/Audio-Ein- und -ausgänge zum
Anschluß externer Geräte, wie
Kamera, Videorecorder, Camcorder, Verstärker, Stereoanlage.
4.3 Videokonferenzeinrichtungen Dedizierte Videokonferenzeinrichtungen von Set-Top-Geräten wie PictureTels Swiftsite über Roll-Abouts als bewegbare Studiosysteme bis zu fest installierten Raumsystemen würden den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Festzustellen bleibt hier lediglich, daß alle Entwicklungen in diesem Bereich mit
den Entwicklungen der oben beschriebenen Standards einhergehen, so daß damit auch künftig die Interoperabilität zwischen konferenzanlagen gewährleistet bleibt (Bild 6).
Bildtelefonen
und Video-
4.4 PC-basierte Systeme Der wesentliche
Unterschied
zwischen
PC-Systemen
und
Bildtelefonen
be-
steht vor allem darin, daß die Rechner- und Softwarearchitektur in einem Bildtelefon aus Kosten- und Platzgründen nicht unterzubringen ist und somit dort völlig andere Lösungskonzepte erforderlich sind. PC-Systeme entstanden als PC-Karten
184
mit
Hardware-Codecs
entweder
mit
ISDN-Anschluß
on
Board
Bildtelefonie
Bild 5: PictureTel Swiftsite Videokonferenzeinrichtung mit Dokumentenkamera
oder mit Nutzung der zusätzlich im PC installierten ISDN-Einsteckkarte über die internen Bussysteme. Der Trend heute geht im Zuge der immer schneller werdenden Prozessoren eindeutig in Richtung softwaregesteuerter Systeme, d. h., man beschränkt sich auf die notwendige Hardware zur Bedienung der internen und ggf. externen
Schnittstellen (PCI-Bus,
Feature-Connector,
die notwendigen
für Video und Audio als Softwarelösungen,
Codecs
die Rechnerleistung der heutigen
USB
usw.) und
Hochleistungsprozessoren
implementiert welche
nutzen. Dieser
Trend wirkt sich auch auf die Marktpreise aus. So sanken die Preise für leistungsfähige PC-Systeme von 1995 mit noch 5 000 DM auf heute 1000 DM mit weiterer Tendenz nach unten. 5 Anwendungen im Bereich der Bildkommunikation 5.1
Allgemeines
Bildtelefonie bzw. Bildkommunikation ist nicht nur Face to Face-Kommunikation. Besonders mit dem vorhandenen Bildschirm, also der Möglichkeit, auch etwas sichtbar machen zu können, ergeben sich insbesondere beim Bildtelefon vielfache Möglichkeiten der Nutzung für neue Informationsdienste und andere Anwendungen.
Die nachfolgenden Abschnitte beschreiben einige exemplarische Beispiele aus den Bereichen Sicherheit, Anwendungen, die nicht nur „Face to Face“ umfas185
Fachbeiträge sen, und Ende-zu-Server-Anwendungen, meist Plattform-orientierte dungen zum Content-Abruf (etwa „Video on Demand“).
Anwen-
5.2 Bildtelefonie als Sicherheitsanwendung Haus- und Grundstücksüberwachung, Raum- und Objektschutz, Schalter- und Kaufhauskontrollen,
Eingangskontrolle
usw.
unter
Einsatz
von
Videosyste-
men sind in allen Bereichen unseres Lebens längst Realität. Bis heute sind diese Videoüberwachungssysteme in der Regel jedoch nicht standardisiert und erfordern immer ein eigenes Verbindungsnetz, das die Videoströme von den Kameras zu einer Zentrale überträgt. Remote-Zugriffe aus der Ferne sind ent-
weder nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand möglich, abgesehen von der Problematik der Inkompatibilitäten bei proprietären, also nicht standardisierten Technologien.
Die Einführung des Bildtelefons T-View 100 durch die Deutsche Telekom hat sehr schnell auch zu Entwicklungen auf dem Sicherheitsmarkt geführt. Abgesehen vom Einsatz dediziert ansprechbarer View-Points, das sind allgemein
über ISDN anwählbare Kameras, brachten die jüngsten Entwicklungen Systeme hervor, die in ihrer Anwendungsvielfalt kaum Wünsche offen lassen. 5.2.1
Schaltboxen für zusätzliche Kameras
Schaltboxen für zusätzliche Kameras setzenein anrufbares Bildtelefon voraussetzt, da sie nicht über einen eigenen Codec verfügen. Das ISDN-Bildtelefon wird auf Auto-Answer-Modus geschaltet und die Box direkt mit den AV-Ausund Eingängen des Bildtelefons verbunden. An der Box sind bis zu vier Video-
und Audioquellen (Türkamera, Camcorder, separate Raum- oder Außenkamera usw.) anschließbar. Will der Anschlußinhaber nun nachsehen, ob zu Hause alles in Ordnung ist,
ruft er von einem Bildtelefon sein T-View100 zu Hause an und wird nach Eingabe seines Paßwortes
mit der Box und der ersten Kamera
verbunden.
Die
weiteren Kameras erreicht der Anrufer durch Steuerung der Box über MFVSignaltöne. Die Box stellt somit in Verbindung mit dem T-View100 eine aus der Ferne nutzbare, einfach zu handhabende und kostengünstige Videoüber-
wachungsanlage dar.
186
Bildtelefonie
5.2.2
ISDN-S-Box der Fa. Alcatel, Stuttgart
Die ISDN-S-Box der Fa. Alcatel verfügt über einen eingebauten Codec und ist
nicht auf ein vorgeschaltetes Bildtelefon angewiesen. Sie bietet eine Reihe zusätzlicher Sicherheitsfunktionen, wie Farbvideokamera, Mikrofon, Videobewegungsmelder und Chipkartenleser. Darüber hinaus sind weitere Geräte und vorhandene Alarmsysteme anschließbar.
Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses wird die Chipkarte mit allen Teilnehmer- und Service-relevanten Daten aus dem Set-Top-Box-ähnlichen Gehäuse herausgezogen. Im gleichen Augenblick werden die vorhandenen Alarmgeber scharfgeschaltet und ein externer Sicherheitsdienst über die ab jetzt gewünschte Überwachung informiert. Von nun an ist ein Hineinsehen und -hören durch den Sicherheitsdienst oder andere Berechtigte über ein Bild-
telefon möglich. Bei Eintreten unerwünschter Ereignisse baut die ISDN-S-Box automatisch eine Bild- und Tonverbindung zum Sicherheitsdienst auf. Abschalten der Überwachung und Information des Sicherheitsdienstes werden durch das Deaktivieren mit der Chipkarte bewirkt.
5.2.3
NetCam und ViewStation der Fa. VCS, Nürnberg
Die NetCam stellt ein ausgesprochen intelligentes und vielseitig einsetzbares H.320-konformes Videoüberwachungssystem dar, das auch professionellen
Ansprüchen gerecht wird. In der Grundausstattung ist eine, im Maximalausbau sind bis zu sechs Kameras anschließbar.
Bei Verwendung
von Pan-Tilt- bzw. Telemetrie-Kameras
ist
sowohl die Steuerung jeder Kamera über Software oder MFV-Signale als auch die
automatische
Aufzeichnung
und
Übertragung
von
mehreren
Bildaus-
schnitten von einem Kamerastandort möglich. Im letztgenannten Fall wird die Kamera mittels Fernbedienung, Remote mit einem über RS 232-Schnittstelle an die Codec-Box angeschlossenen PC oder über eine vorher aufzubau-
ende ISDN-Verbindung und dann mit PC auf wesentliche Überwachungspunkte im Sichtfeld der Kamera voreingestellt (z.B. Haustür, Gartentür, Garage, Einfahrt oder Innenräume). In einer vorzuwählenden Zeit wechselt die Kamera automatisch den Blickpunkt und ermöglicht so eine gezielte
Raum- bzw. Objektüberwachung. Die Intelligenz in der Codec-Box vergleicht dabei das jeweils vorher gesehene Bild mit dem aktuellen und gibt bei einer Veränderung
sofort eine Alarmmeldung
ab. Zusätzlich
dieser Vorgänge für Langzeitüberwachungen
ist die Aufzeichnung
auf der Festplatte eines an die
Box angeschlossenen PC möglich. 187
Fachbeiträge Die VCS-Box selbst verfügt über zusätzliche Sicherheitsfunktionen, d.h., sie überwacht auch die anliegenden Videosignale und den ISDN-Anschluß. Wür-
de ein Kamerasignal unterbrochen oder die ISDN-Leitung gekappt werden, kann die VCS-Box über ein separat anzuschließendes analoges Modem immer noch eine Alarmmeldung
abgeben.
Damit ist diese Box für den professionel-
len Einsatz in allen Überwachungsbereichen prädestiniert und durch die Einhaltung der einschlägigen Standards auch in verteilten Anwendungen
bar, in denen eine professionelle Sicherheitszentrale Rahmen ihrer Services überwachen kann.
mehrere
einsetz-
Objekte
im
5.3 Anwendungsorientierte Nutzungsformen der Bildtelefonie - nicht nur „Face to Face“
5.3.1
Bildtelefonie mit Hörbehinderten
Abgesehen von der Nutzung von „Schreibtelefonen“ oder dem Einsatz von Faxgeräten hatten hörbehinderte, hörsprachbehinderte und gehörlose Men-
schen bisher kaum eine effiziente Möglichkeit der Kommunikation sowohl untereinander als auch in besonderem Maße mit gesunden Mitmenschen. Erst die Bildtelefonie in der jetzt verfügbaren Form verhilft diesen Menschen zu
direkter
Kommunikation
ohne den Umweg
untereinander.
Hörbehinderte
können
sich
nun
über einen Textaustausch miteinander verständigen.
Da hörende Menschen
in den meisten Fällen jedoch die Gebärdensprache
oder das „von den Lippen ablesen“ nicht beherrschen, muß hier zur Verständigung mit Gehörlosen auf die Dienste von Gebärdensprachen-Dolmetschern
zurückgegriffen werden. Ohne diese Hilfe bleiben die Gehörlosen im wesentlichen unter sich. Unter Einsatz der Videokommunikation ist die Verfügbarkeit von Gebärdendolmetschern effizient nutzbar. Mit Bildtelefon ausgestattete Gebärdendolmetscher können von Gehörlosen im Rahmen von „Sprechstun-
den“ angerufen werden und stehen somit bundesweit zur Verfügung. Eine mit Bildtelefonen oder Video-Call-Center ausgestattete Dolmetscher-Zentrale möglicht so den Gehörlosen die Kommunikation mit der ganzen Welt.
5.3.2
er-
Bildtelefonie in der Ehe- und Partnervermittlung
Auch in diesem Bereich ist die Bildtelefonie als ein Mittel erkannt worden, das Vermittlungsziel unter Einsatz dieses neuen Mediums schnell und in einer neuen Variante zu erreichen. Das Institut stattet die betreffenden Kunden auf
188
Bildtelefonie
Wunsch mit einem Bildtelefon aus und bietet ihnen somit die Gelegenheit der Partnerauswahl über die Kartei des Instituts, ohne bei der ersten persönlichen
Kontaktaufnahme
mit ausgewählten Partnern persönlich anwesend
sein zu
müssen. 5.4
Gesundheitswesen
In einem Pilotprojekt mit einem namhaften deutschen Pharmakonzern werden die Ärztebesuche durch die entsprechenden Vertreter durch die Bildkommunikation ergänzt bzw. ersetzt. Daneben können Ärzte über Bildtelefon und daran angeschlossene Dokumenten-Kameras oder andere Videoquellen, z.B. Röntgen-
Geräte, sowie entsprechende Monitore die notwendigen Diagnosen mit Fachärzten in entsprechenden Zentren gemeinsam betrachten und diskutieren.
5,5 Learning bzw. Teaching by Videophoning Learning by Phoning ist im Bereich des Fernunterrichts bereits seit längerer Zeit bekannt und zur Einsparung von Wege- und Wartezeiten vor allem in der Managementebene größerer Unternehmen im Einsatz. In bestimmten Anwendungsfällen ist der Blickkontakt zum Lehrer jedoch Voraussetzung für einen
effizienten Lernerfolg. Dies erproben die Berlitz-Sprachschule gemeinsam mit der Deutschen kom in einem Entwicklungsprojekt. Schüler können Lerneinheiten
ISDN
buchen
und/oder
und
nutzen,
sich
an Unterrichtsstunden
persönlich
mit
live teilnehmen.
ihrem Darüber
Tutor
Teleüber
unterhalten
hinaus sind auch
der Abruf von Lektionen aus Videoservern und das interaktive Abarbeiten visuell bereitgestellter Lektionen denkbar. 5.6
5.6.1
Video Call Center
Allgemeines
Allen Unternehmen, die Kundenkontakte intensiv über das Telefon pflegen, ermöglicht die Bildtelefonie, Kundengruppen zu erschließen und Vertriebs-
und Absatzkanäle zu stärken. Hierzu erweitern sie ihre bestehenden telefonischen Bestellannahmen in regelrechte Beratungshotlines, die, ausgestattet mit
Video-Call-Centern, die anrufenden Kunden multimedial bedienen können. Ein Video-Call-Center besteht aus allen Komponenten eines Telefon-Call-Centers, erweitert um Bildschirmarbeitsplätze und Content-Server, in denen die 189
Fachbeiträge Inhalte
abgelegt
sind
und
für Kundenkontakte
zum
Abruf und
Einspielen
durch den Berater zur Verfügung stehen. Einige exemplarische Einsatzbeispiele, in denen Video-Call-Center verwendet werden, beschreiben die nachfolgenden Abschnitte. 5.6.2
Remote Shopping
Der Kunde informiert sich in der multimedialen Welt über die Produkte, sieht sich kurze Informationsvideos an oder erhält eine dreidimensionale Darstellung der Produkte als Grafik in einer virtuellen Umgebung. Somit sind Produktangebote,
unabhängig von Öffnungszeiten
oder Katalogerscheinungster-
minen, immer aktuell darstell- und abrufbar. Die Bestellungen sind dann selbstverständlich auf der bestehenden Verbindung möglich. Bei Detailfragen kann auch jederzeit zu einem persönlichen Berater durchgeschaltet werden (Bild 6).
ISDN Telefone
Telekom-Shop T-View 100 In Zukunft sehen wir uns öfter: Mit dem neuen Bildtelefon
T-View.100
Europa 40i Das Europa 40i mit dem - Komfort einer kleinen
schnurlosen TK-Anlage:
# weitere Produkte *d# für Bedienhinweise Bild 6: Auswahlseite in einem Teleshop, in den Fenstern können auch Videofilme abgespielt werden
5.6.3
Face-to-Face-Versicherungen
In der Versicherungsbranche sind schnelle Entscheidungen und Beurteilungen
häufig von einer visuellen Darstellung der Schadensfälle einerseits, andererseits aber auch vom Zugriff auf zentral gelagerte, visuelle Daten abhängig. Mit Hilfe
190
Bildtelefonie
der Bildtelefonie können vor Ort aufgenommene Bilder oder kurze Videos vom Außendienstbüro direkt in eine zentrale Schadensbegutachtung überspielt und dort beurteilt werden, oder Sachverständige informieren sich bei unklaren Schadenssituationen per Bildkommunikation in einer Videodatenbank über Details, die sie zur abschließenden Beurteilung dringend benötigen. Die Einsparung von Wege- und Besuchszeiten wird in einem gemeinsamen Projekt der Colonia-Versicherung mit der Deutschen Telekom zur Zeit erprobt. 5.7
Bild-Tour
Unter diesem Thema
ist eine Fülle möglicher Anwendungen
aus den Berei-
chen Touristik, Hotellerie, Reisen, Erholung, Sport, Wetter, Fremdenverkehr usw. zusammengefaßt.
Audiovisuelle Bildinformationen
stellen in diesen Be-
reichen den wesentlichen Teil der eigentlichen Kundeninformation dar, besonders dann, wenn sie aktuell, also „live“ sind. Hotel-Vermittlungsagenturen,
Reise- und
Fremdenverkehrsbüros,
Gastrono-
mieketten haben alle ein Interesse daran, daß entweder Informationen über sie live und optisch ansprechend verfügbar sind oder sie selbst schnell und
einfach an solche Informationen gelangen. Im Projekt Bild-Tour entsteht ein Konzept, das genau dieses ermöglicht. Entsprechende audiovisuelle Informationen stehen aktuell und live zur Nutzung durch gezielt berechtigte oder auch alle Kunden zur Verfügung.
6 Ende-zu-Server-Anwendungen 6.1 Allgemeines Noch während der Entscheidungsphase, daß Telekom ein Bildtelefon für etwa
1000 DM entwickeln und in den Massenmarkt bringen will, begann im Unter-
nehmensbereich Forschung und Entwicklung bei der Deutschen Telekom, Berkom GmbH, das Projekt „Interaktive Videodatenbank zur Nutzung durch Bildtelefone“ (IVIBITEL). Innerhalb dieses Projekts entstand auf Basis der Telsis-Server-Architektur eine Videoserver-Lösung, auf der vor allem bewegt-
bildbasierte Informationsinhalte in einem für H.320-konforme Endgeräte verständlichen Format abgelegt sind. Die Informationen bestehen aus einer Komposition von Video-, Audio-, Text-
und Grafikanteilen, die in der Preproduktionsphase in einer für das CIF-Darstellungsformat (352 x 288 Pixel; entspricht ca. 1/4 VGA) passenden Größe bereitgestellt und als H.320-Bitstrom gespeichert werden. Diese Informatio191
Fachbeiträge
nen werden nach Einwahl des Bildtelefons in den Server und Auswahl mit der
Telefontastatur
unter Ausnutzung
der Wähltöne
(MFV/DTMF)
abgerufen.
Die vorgenannte Serverlösung entstand auf einer proprietären Systemarchi-
tektur, der einzigen, die seinerzeit verfügbar war.
Inhalte Server
AV-Codierungs
72 \ DatenbankServer
Control Center
GSM
900/1800
Meßeinheit ISDN-Basisanschluß
Meßeinheit ISDN-Primärmultiplexanschluß
Meßeinheit
I}
Mobilfunkanschluß
Bild 2: Probeverbindungssystem für Festnetz (ISDN + Plain Old Telephone Service POTS) und Mobilnetz (Global System Mobile GSM)
-
Eine Steuereinheit steuert den Verbindungs- und Meßablauf.
-
Eine Zugangseinheit sorgt für die physikalische Kopplung an den jewei-
ligen Schnittstellentyp und für die entsprechende
Signalisierung; Zu-
gangseinheiten existieren folglich in unterschiedlichen Varianten Analoganschlüsse, ISDN-Basisanschlüsse usw. (vgl. Abschnitt 5.2). -
5.3.2
für
Eine Übertragungseinheit wickelt (z. B. über eine ISDN-Verbindung) die Kommunikation mit dem Gateway-Server des Control Centers ab und macht die Meßeinheit so fernsteuerbar.
Control Center
Zur Administration des Probeverbindungssystems dienen folgende Komponenten in einem Control Center: -
Bedienplätze zur Konfiguration der Meßaufgaben der Ergebnisse,
und zur Auswertung
257
Fachbeiträge -
ein
Datenbankserver,
der sämtliche
Konfigurations- und
Ergebnisdaten
speichert,
-
ein (oder mehrere) Gateway-Server, um die Übertragung der Konfigurationsdaten vom Control Center zu den Meßeinheiten und das Abrufen der Ergebnisdaten in umgekehrter Richtung zu steuern.
5,4 Typischer Ablauf einer Probeverbindung 5.4.1
Durchführung einer Meßaufgabe
Bei der Konfiguration einer Meßaufgabe durch den verantwortlichen Bediener ist festzulegen, welche Meßeinheiten an den Probeverbindungen zu beteiligen sind, in welchen Zeiträumen diese stattfinden und welche Parameter dabei gemessen werden sollen. Für jeden Durchlauf dieser Meßaufgabe wird mit
Hilfe intelligenter Software aus den Vorgaben eine zeitlich und flächenräumlich optimierte Liste mit möglicherweise Hunderttausenden von Probeverbindungen generiert. Nach der Konfiguration der Meßaufgabe und der Generierung der Probeverbindungslisten werden die darin festgelegten Daten über den Gateway-Server zu den einzelnen Meßeinheiten übertragen, die dann zeitgesteuert die Probe-
verbindungen durchführen der Messungen
werden
(vgl. den nächsten Abschnitt). Nach dem
die Ergebnisdaten
aller Meßeinheiten
zum
Ende
Control
Center übermittelt und dort gespeichert. Die Auswertung der Ergebnisse aus den Probeverbindungen richtet sich nach
den Anforderungen des Betreibers und umfaßt z.B. Qualitätsberichte für die Regulierungsbehörde oder für interne Zwecke.
Die aus den Rohdaten gewon-
nenen statistischen Ergebnisse werden, grafisch oder tabellarisch aufbereitet, am Bedienplatz des Control Centers dargestellt.
5.4.2 Zeitliche Abfolge bei einer Probeverbindung Eine Meßeinheit fungiert als A-Teilnehmer und baut eine Verbindung zu einer festgelegten weiteren Meßeinheit (B-Teilnehmer) auf. Bild 3 zeigt den Ablauf
für eine digitale Teilnehmerschnittstelle. Ist die Verbindung hergestellt und sind alle vermittlungstechnischen Parameter erfaßt, authentisieren sich die Meßeinheiten gegenseitig. Anschließend erfolgen die vorgesehenen Messungen wie Pegel- oder Bitfehlerratenmessung. Schließlich löst der A-Teilnehmer die Verbindung aus.
258
Dienstequalität/Meßtechnik Meßeinheit an digitaler Teilnehmerschnittstelle Steuereinheit
Zugangseinheit
digitale TeilnehmerVermittlungsstelle
Verbindungsannahmezeit
Wahlbefehl
Authentisierung
Verb.dauer
Synchronisation Messung
B-Tin. im
Übtrag. Ergebnis
Release Release
Bild 3: Zeitlicher Ablauf einer Probeverbindung aus der Sicht des A-Teilnehmers; Beispiel digitaler Teilnehmerzugang (T1 bis T4 werden in Abschnitt 5.5 erklärt)
Während des Ablaufs erfaßt der A-Teilnehmer alle relevanten Daten der Probeverbindung:
die Identität des B-Teilnehmers, Datum und Uhrzeit des Belegungsbeginns, die Zeitpunkte der Vermittlungsereignisse (Beispiel: Absenden der letzten Wählziffer) relativ zum Belegungsbeginn, aus denen später Parameter wie die Verbindungsaufbauzeit berechnet werden können, Meßergebnisse. 5.5
Untersuchte Parameter
Die folgenden
Abschnitte
gehen
näher auf einzelne vermittlungstechnische
und übertragungstechnische Qualitätsparameter ein, insbesondere auf solche, deren Erhebung von der TKV gefordert wird. Dabei wird auch erläutert, wie sie aus den Rohdaten der Probeverbindungen zu gewinnen sind. 259
Fachbeiträge
5.5.1
Rate der nicht erfolgreichen Verbindungen/Durchlaßwahrscheinlichkeit
Der ETSI-Report ETR 138 [2] definiert die Rate der nicht erfolgreichen Verbindungen als „das Verhältnis der nicht erfolgreichen Verbindungen zur Gesamtzahl der Verbindungsversuche in einem festgelegten Zeitraum. Eine nicht erfolgreiche Verbindung ist ein Verbindungsversuch zu einer ordnungsgemäß gewählten gültigen Nummer, bei der weder der Teilnehmer-Besetzt- noch der
Rufton oder das Antwortsignal des Angerufenen innerhalb von 30 Sekunden von dem Augenblick an, in dem das Netz die für den Verbindungsaufbau erforderlichen Wahlinformationen erhält, auf der Anschlußleitung des Anrufenden erkannt wird. ...“
Um diese Rate zu ermitteln, registriert die rufende Meßeinheit den Zeitpunkt des Wahlendes. Erfolgt danach innerhalb der gesetzten Frist keines der erwarteten Signale, wird diese Probeverbindung als nicht erfolgreich bewertet. Bei der Auswertung aller Probeverbindungen eines Meßzyklus wird die Anzahl der so gekennzeichneten Versuche bestimmt und durch die Gesamtzahl der gültigen Verbindungsversuche dividiert.
Damit die tatsächliche Erfolgsquote mit hinreichender statistischer Sicherheit ermittelt werden kann, ist eine Mindestzahl von Probeverbindungen erforderlich. ETR 138 [2, Anhang B] führt aus, wie diese Mindestzahl ermittelt werden kann. Sie hängt von der erwarteten Erfolglosenrate und von der geforderten Vertrauens-
wahrscheinlichkeit ab und kann einen Wert von über 10000 erreichen. Subtrahiert man die Rate der nicht erfolgreichen Verbindungen von
100%,
erhält man die ebenfalls gebräuchliche Größe „Durchlaßwahrscheinlichkeit“,
die den gleichen Informationsgehalt aufweist. 5.5.2
Verbindungsaufbauzeit
Nach ETR 138 [2] ist die Verbindungsaufbauzeit „die Zeit, die beginnt, wenn das Netz die für den Verbindungsaufbau erforderlichen Wahlinformationen erhält (d.h., wenn diese auf der Anschlußleitung des rufenden Nutzers erkannt werden), und endet, wenn der Anrufende den Teilnehmer-Besetzt- oder den Rufton oder das Antwortsignal des Angerufenen erhält (d. h., wenn diese
auf der Anschlußleitung des rufenden Nutzers erkannt werden). ...“ Die Verbindungsaufbauzeit wird auch als Ruftonverzug bezeichnet.
Die Meßeinheit erfaßt die relevanten Zeiten (Zeitintervall T, in Bild 3). Bei der Auswertung im Control Center wird aus den einzelnen Verbindungsaufbauzeiten ein Durchschnitt errechnet. 260
Dienstequalität/Meßtechnik 5.5.3 Abrechnungsgenauigkeit Bei Probeverbindungen
müssen
zur Überprüfung der Abrechnungsgenauig-
keit der Gesprächsbeginn und die tatsächliche Gesprächsdauer (T, in Bild 3)
bestimmt werden. Ferner muß die Meßeinheit die übermittelten Gebührenimpulse erfassen, auch sprächszeit erfolgen.
solche, die vor oder nach
der gebührenpflichtigen
Ge-
Aus der dem Standort der gerufenen Meßeinheit, dem Gesprächsbeginn und
der Gesprächsdauer ergeben sich die zu erwartenden Tarifeinheiten, mit denen sich die tatsächlichen Gebührenimpulse vergleichen lassen. 5.5.4
Laufzeit und Dämpfung
Die Laufzeit wird bei Probeverbindungssystemen beispielsweise dadurch gemessen, daß die gerufene Meßeinheit eine Fernschleife bildet, d.h. jedes empfangene Signal mit einer definierten Verzögerungszeit an die rufende Meßeinheit zurückschickt.
Diese
sendet
ein
festes
Bitmuster
oder
eine
reproduzierbare
Zufallsfolge und mißt die Zeit vom Aussenden bis zum Wiedereintreffen dieses Signals. Die Betriebsdämpfung wird durch eine klassische Pegelmessung zwi-
schen rufender und gerufener Meßeinheit ermittelt.
Bei Übertragungswegen, die sich über die Netze mehrerer Betreiber erstrekken, addieren sich Laufzeiten und Dämpfungen in den einzelnen Netzabschnitten. Hier muß durch Vorgaben für alle Beteiligten sichergestellt werden, daß sich die Gesamteffekte in akzeptablen Grenzen halten. 5.5.5
Weitere Parameter
Mit einem Probeverbindungssystem können noch andere vermittlungstechnische Parameter geprüft werden; etwa die Zeit bis zur Verbindungsannahme (Intervall T, in Bild 3) oder das Funktionieren besonderer Dienstemerkmale bei ISDN und Mobilfunk. Auch weitere übertragungstechnische Parameter
wie der Geräuschpegel, die Bitfehlerrate bzw. Error Performance oder auch der Datendurchsatz lassen sich bestimmen. 5.5.6
Sprachqualität
Nach wie vor ist die Sprachtelefonie der meistgenutzte Telekommunikationsdienst, und die Zufriedenheit der Kunden hängt entscheidend von einer hohen Sprachqualität ab. Dabei ist die Beurteilung von Sprachqualität alles ande261
Fachbeiträge re als einfach angesichts der hochkomplexen Vorgänge, aus denen die menschliche Sprachwahrnehmung besteht. Der vieldimensionale Begriff „Sprachqualität“ umfaßt eine ganze Reihe von Kriterien; neben der bloßen Sprachverständlichkeit etwa die Natürlichkeit, die Erkennbarkeit des Sprechers, den nötigen Höraufwand oder die Lästigkeit von Störungen. Zur Beurteilung der Sprachqualität werden vielfach sogenannte auditive Meßmethoden eingesetzt: Versuchspersonen erhalten unter genau definierten Be-
dingungen Sprachproben vorgelegt und stufen sie nach subjektivem Empfinden ein. Als Maß für die Sprachqualität dient etwa ein Mean Opinion Score (MOS), d.h. ein Zahlenwert auf einer Skala von 1 bis 5. In derartigen subjektiven Tests gelingt es, die vielschichtigen Einzelkriterien zu einem aussagekräftigen Gesamturteil zusammenzusetzen. Auditive Tests erfordern jedoch einen erheblichen personellen und gerätetechnischen Aufwand. Dies legt nahe,
nach instrumentellen, automatisierbaren Methoden zu suchen. Instrumentelle Verfahren versuchen, das Qualitätsempfinden menschlicher Hörer zu modellieren. Dabei wird in der Regel das Ausgangssignal des zu prüfenden Übertragungsweges mit einem Referenzsignal verglichen. Beide Signa-
le durchlaufen Verarbeitungsstufen, die die Vorgänge beim auditiven Test nachbilden. Zur Kernstruktur dieser Transformation gehören einerseits die Umsetzung
des akustischen Signals in eine Hörempfindung,
andererseits die
Bewertung dieser Hörempfindung nach Qualitätskriterien und die Zusammenführung zu einem skalaren Gesamturteil. Die Zuverlässigkeit solcher instrumenteller Verfahren kann daran gemessen werden, inwieweit ihre Ergebnisse mit denen auditiver Tests übereinstimmen.
[6]
Im Rahmen des EURESCOM-Projekts P603 wurden zwei instrumentelle Verfahren zur Sprachqualitätsmessung untersucht: Perceptual Speech Quality Measure (PSQM; entspricht ITU-T Rec. P.861) und Deutsche Telekom Speech Quality Estimation (DT-SQE). Zusammenfassend werden in [4] die mit DT-SOE erzielten Ergebnisse als vielversprechend bezeichnet und weitere Untersuchungen durch ITU-T und ETSI vorgeschlagen. Auf die Wichtigkeit
automatischer Testeinrichtungen und einer allgemein anerkannten Testmethode wird ausdrücklich hingewiesen. Inzwischen befindet sich DT-SQE unter der neuen Bezeichnung Telecommunication Objective Speech Quality sessment (TOSQA) im Standardisierungsprozeß bei ETSI und ITU.
262
As-
Dienstequalität/Meßtechnik 5.6
Praxisbeispiel: Probeverbindungssystem TIQUS
Das Telefonnetz- und ISDN-Qualitäts-Untersuchungs-System (TIQUS) wird seit mehreren Jahren zur Erfassung relevanter Qualitätsdaten im Netz der Deutschen Telekom eingesetzt. Es entspricht dem oben beschriebenen Prin-
zip
eines
Probeverbindungssystems.
Eine
detaillierte
Beschreibung
von
TIQUS findet sich in [7]. Die Bilder 4 und 5 zeigen typische Auswertungsbeispiele für die Durchlaßwahrscheinlichkeit und die Verbindungsaufbauzeit.
Pe
==
Bild 4: TIQUS - Ergebnisdarstellung Durchlaßwahrscheinlichkeit
263
Fachbeiträge
Das System TIQUS wird ständig weiterentwickelt und den neuesten Erfordernissen angepaßt. Aktuelle Vorgaben finden dabei Berücksichtigung.
wie die Empfehlungen
des UAK
EzEQ
Die Konzeption von TIQUS sieht vor, daß die ermittelten Rohdaten in einem Datenbanksystem verwaltet werden. Um daraus die relevanten Qualitätskennwerte
zu gewinnen,
stehen
vorgefertigte Auswerteformulare
zur Verfügung.
Daneben können aber auch Auswerteberichte nach den individuellen Vorstellungen
des
Anwenders
mit
handelsüblichen
Datenbankwerkzeugen
erstellt
werden. FEB
Ni
ara
mn
rer
Anzahl
Bereiche inms
Bild 5: TIQUS - Ergebnisdarstellung Verbindungsaufbauzeit (Ruftonverzug)
6 Zusammenfassung Quality
of Service,
die umfassende
Beurteilung
eines Telekommunikations-
dienstes aus der Kundenperspektive, hat in der marktorientierten Telekommunikationslandschaft von heute eine zentrale Bedeutung gewonnen. Kategorien der QoS bemißt sich die Leistungsfähigkeit von Netzanbietern. Qualitätskennwerte sind aber nur dann aussagekräftig, standardisierten Definitionen und Meßverfahren beruhen. Die Gremien haben bereits einige Standards erarbeitet, weitere sind
Nach den
und Dienstewenn sie auf zuständigen in Vorberei-
tung. Netzbetreiber sind zur Überwachung und Offenlegung bestimmter Qualitätsparameter verpflichtet. Darin liegt jedoch auch eine Chance: Nachweisbare
264
Dienstequalität/Meßtechnik Qualität bildet eine wichtige Marketingkomponente. Sie sichert die Zufriedenheit der Kunden und damit den Wettbewerbserfolg. Neben der Wirkung nach
außen bleibt die Qualitätsüberwachung wichtig als Handlungs- und Planungsgrundlage
für den Netzbetreiber selbst. Der Blickwinkel
der Quality of Ser-
vice, der sich an den Kundenbedürfnissen orientiert, muß auch hier die Betreiberperspektive ergänzen.
Zur permanenten
Überwachung
der Quality of Service sind automatisierte
Meßsysteme erforderlich. Das Prinzip der Probeverbindungen ist dabei beson-
ders geeignet, um die Kundenperspektive nachzubilden und neben den übertragungstechnischen auch die vermittlungstechnischen Parameter zu erfassen. Probeverbindungssysteme haben sich im praktischen Einsatz bereits bewährt.
Im Rahmen der Q0oS verdient zunehmend die Sprachqualität ein besonderes Augenmerk. Sie ist für die meisten Anwender von hoher Relevanz, dabei aber in ihrer Komplexität
nur schwer
durch
apparative
Messungen
zu erfassen.
Gleichzeitig erwachsen ihr durch den technologischen Fortschritt neue Beeinträchtigungen.
Eine weitere Technologie befindet sich an der Schwelle zum Einsatz: die Telefonie über das Internet. Sie bringt wiederum eigene, neue Qualitätsaspekte mit sich, die ebenfalls der internationalen Standardisierung bedürfen. auch für die Meßtechnik eine neue Herausforderung.
Hier liegt
7 Verwendete Abkürzungen AKNN
Arbeitskreis für Netzzusammenschaltung und Numerierung
CODEC DCME DT-SQE ETR ETSI EURESCOM GSM INMD ISDN ITU-T MOS ONP POTS PSQM 00S TIQUS TKV TOSQA UAK EzEQ
Coder/Decoder Digital Circuit Multiplication Equipment Deutsche Telekom - Speech Quality Estimation European Telecommunications Report European Telecommunications Standards Institute European Institute for Research and Strategic Studies in Telecommunications Global System Mobile In-service Non-intrusive Measurement Device Integrated Services Digital Network International Telecommunication Union, Telecommunication Standardization Sector Mean Opinion Score Open Network Provisioning Plain Old Telephone Service Perceptual Speech Quality Measure Quality of Service Telefonnetz- und ISDN-Qualitäts-Untersuchungs-System Telekommunikations-Kundenschutzverordnung Telecommunication Objective Speech Quality Assessment Unterarbeitskreis „Ende-zu-Ende-Qualität“ des AKNN
265
Fachbeiträge Schrifttum
1] [2] 3] [4] [5] [6] [7]
266
ITU-T Recommendation E.800: Terms and Definitions Related to Quality of Service and Network Performance Including Dependability. Genf: ITU August 1994, S. 3 ETSI: Report ETR 138, „Dienstgüte-Indikatoren für offenen Netzzugang (ONP) im Bereich des Sprachtelefondienstes und des diensteintegrierenden digitalen Fernmeldenetzes (ISDN)“,
zweite Ausgabe
Dezember
1997
EURESCOM Project P603: Quality of Service: Measurement Method Selection, Deliverable 1:005 overview, services and measurement methods - selected services and methods, Oktober 1997, Vol. 1,8. 14-27 EURESCOM Project P603: Quality of Service: Measurement Method Selection, Deliverable 2: Measurement Method, Oktober 1997, Vol. 1, S. iii-iv, 32-34 Telekommunikations-Kundenschutzverordnung (TKV) vom 11.12.1997, BGBI I Nr. 83 v. 18.12.97, 5. 2910, 88 32-33 Klaus, H.; Berger, J.: Die Bestimmung der Telefon-Sprachqualität für die Übertragungskette vom Mund zum Ohr - Herausforderungen und ausgewählte Verfahren. Highlights aus der Forschung, Darmstadt: Deutsche Telekom AG Technologiezentrum 1996, S. 12-21 Schrödel, M.; Lochner, M.; Hentsch, F.: Netzqualität aus Kundensicht. Ingenieur der Kommunikationstechnik Jg. 46 (1996), Heft 1,S. 16-18
Betrieb von Übertragungstechnik
Betrieb von modernen übertragungstechnischen Anlagen Von Günter Rexroth, Darmstadt
Ing. (grad.) Günter Rexroth, Jahrgang 1946, ist in der Zentrale der Deutschen Telekom in Darmstadt tätig und gestaltet seit vielen Jahren den Betrieb von digitalen Übertragungsanlagen der Netzinfrastruktur.
1 Die Situation im Wettbewerb Die Telekommunikationsverwaltungen waren in der Vergangenheit monopoli-
stisch und technikorientiert, und ihr Handeln richtete sich vor allem darauf, die Nachfrage möglichst gering zu halten. Ausdruck dieser Mangelverwaltung war z.B. der Hinweis „Fasse Dich kurz“, der als Slogan an den Telefonzellen angebracht war. Die Netze wurden nach den Grundzügen einer sparsamen
Haushaltsführung
und
den
Bedürfnissen
Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kunden
der
Mitarbeiter
optimiert,
ohne
nach Qualität und Service zu neh-
men („Anmeldestelle geöffnet von 8-12, Mittwochs geschlossen“).
Mit der Auflösung der Monopole mußten sich die einstmals staatlichen Netzbetreiber auf ihre Kunden konzentieren und auf deren Wünsche eingehen. Werbetexte wie „Ruf doch mal an“ und „wir sind auch am Samstag für Sie da“
waren die Konsequenz. Um ihre Umsätze und Gewinne zu erhöhen, müssen die Unternehmen kostenbewußt handeln, neue Ideen und Innovationen in Produkte und Dienstleistungsangebote umsetzen. Gewinnmaximierungen, die nur auf Kosteneinsparungen und nicht auch auf Umsatzsteigerungen beruhen, die durch Investitionen erreicht wurden, sind für das Unternehmen gefährlich.
Diese Unternehmen sparen sich auf Dauer selbst ein. Die Produkte der Telekommunikationsanbieter müssen auf die kundenindividuellen Wünsche abgestimmt sein und erfordern flexible Lösungen zu angemessenen Preisen.
267
Fachbeiträge Die unterschiedlichen Kundenanforderungen bedingen differenzierte Netzzugänge und die Ansiedlung von Intelligenz innerhalb der Telekomnetze. Dieser
Trend ist derzeit bei den Daten- und Internetdiensten und bei ISDN besonders ausgeprägt. Der Anrufbeantworter im Netz und der „Netz-PC“ sind nur zwei
Beispiele, die den Trend eindrücklich beschreiben. Die Einbeziehung von Intelligenz in das Telekomnetz hat für den Kunden zum einen den Vorteil, daß er nur die von ihm genutzten Leistungsmerkmale bezahlen muß, und zum an-
deren, daß die gewünschten Leistungsmerkmale auf Grund der gemeinsamen Nutzung kostengünstig angeboten werden können. Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß der Netzbetreiber die Systempflege sichergestellt und ständig dem
neusten Stand der Technik anpaß!t.
Um auf die kundenindividuellen Wünsche eingehen zu können und damit zusätzliche Marktanteile zu gewinnen, müssen die Netzbetreiber mit kompetenten Mitarbeitern kundennah präsent sein. Dies ist auch die Voraussetzung für das erfolgreiche Vermarkten kundenindividueller Lösungen. Auf dem flachen Land bestehen andere Anforderungen an den Markt als in städtischen Bal-
lungsgebieten.
Die Vielzahl der unterschiedlichen technischen Plattformen mit geringem Standardisierungsgrad in der Übertragungstechnik (PDH, SDH, ATM, ADSL, HDSL, DXC, Ringstrukturen, Audio, Video, Daten, Multimedia-Anwendungen) geben dem Unternehmen die größten Chancen am Markt, dessen
Mitarbeiter die vielfältigen Techniken beherrschen und damit den besten Service bieten können. Nur damit ist sichergestellt, daß alle Ressourcen und Pro-
dukte des Netzbetreibers optimal den Kunden präsentiert und angeboten werden können. Der Betrieb von modernen Übertragungsanlagen hat in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Die neuen Produkte und Dienstleistungen
müssen vom Betrieb kundennah, schnell, effektiv und mit hoher Qualität bereitgestellt und instandgehalten werden. Nur so kann ein führendes Unternehmen seinen Vorsprung auf dem Markt halten. Ist dies nicht gewährleistet, be-
steht die Gefahr, daß Vorteile durch eine verspätete Einführung oder durch schlechte Qualität verspielt werden. 2 Das prozeßorientierte Unternehmen Moderne gedankens,
Unternehmen
Qualität, Service und 268
organisieren sich nach den Grundsätzen des Prozeß-
der sich vor allem
an.den
Kundenwünschen
Kostenbewußtsein
stehen
orientiert.
Kunde,
dabei im Vordergrund.
In
Betrieb von Übertragungstechnik Bild I sind die grundsätzlichen Strukturen eines Unternehmens prozeßbezogen dargestellt. Die Kundenprozesse sind vertikal, die Vertriebs- und Produk-
tionsprozesse horizontal dargestellt. Die drei Säulen der Kundenprozesse sind: Erkennen von Innovationen und Neuerungen am Markt, Bestellen von
Produkten und Dienstleistungen und der Kundendienst. Die damit verbunde-
nen horizontalen Unternehmensprozesse sind der Vertrieb mit den Aufgaben Marketing, Verkauf und Kundenbindung sowie die Produktion mit der Planung, dem Aufbau und dem Betrieb. Nur wenn diese Prozesse optimal aufein-
ander abgestimmt und kontinuierlich an das Portfolio des Unternehmens angepaßt werden, kann dem Kunden ein Service geboten werden, der im
Kundenprozesse
Wettbewerb besteht.
Vertriebs- und Produktionsprozesse Bild 1: Kundenbezogene Unternehmensprozesse
Der Betrieb ist in den Vertriebs- und den Produktionsprozeß eingebunden. Diese Prozesse müssen optimal aufeinander abgestimmt sein. Wenn nur die Teilprozesse optimiert sind, muß der ganze Prozeß noch nicht optimal gestaltet sein. Was z.B. in dem einen Prozeßschritt optimal gestaltet und kostenop-
timiert wurde, kann in einem anderen Prozeßschritt zu einem hohen zeitlichen und kostenmäßigen Aufwand führen. Ein neu entwickeltes Gerät, das kostenoptimiert und mit neuen Leistungsmerkmalen versehen ist, kann im Betrieb über die gesamte Lebensdauer für einen hohen Betriebsaufwand verant-
wortlich sein und damit den Erfolg des ganzen Prozesses in Frage stellen. 269
Fachbeiträge
Wenn ein Prozeß betrachtet wird, sollten folgende Fragen gestellt werden: -
Wie lange dauert der Prozeß? (Beispiel: das Entstören vom
Eingang der Kundenstörungsmeldung
zur Erledigungsmeldung beim Kunden) -
bis
Wie zuverlässig wird in dem Prozeß gearbeitet? Wie ist die Qualitätssicherung?
Wo können Fehler gemacht werden und wie kann man sie verhindern? -
Wie wirkt sich der Prozeß auf die Kundenzufriedenheit aus?
-
Wieviel kostet der Prozeß?
Was ist dem Kunden wichtig?
Ist der Kunde bereit, den Preis zu bezahlen, den die Prozeßabwicklung verursacht? Die Teilprozeßverantwortlichen
dürfen
nicht nur auf ihre Teilprozesse
ach-
ten. Die Störungsannahme, optimiert auf eine schnelle Abwicklung von möglichst vielen Störungsmeldungen in kurzer Zeit, verursacht durch das Einsparen von Abfragen bei der Annahme einer Kundenstörung aber in der folgenden Störungsbearbeitung durch erforderlich werdende Rückfragen zusätzlichen Zeit- und Personalaufwand. 3 Das Management für das Telekommunikationsnetz Das Netzmanagement (NM)
kann, wie die Prozesse, in vertikale und horizon-
tale Strukturen gegliedert werden. Die vertikalen stellen die Geschäftsvorfälle und die horizontalen die Managementfunktionen dar. Dabei ist zu überlegen, welche Aufgaben man sinnvollerweise zusammenfaßt und wie man die
Schnittstellen zu den einzelnen Funktionen optimal aufeinander abstimmt. Hierbei
ist es besonders
wichtig,
daß
Dateneingaben
und
andere
Aufgaben
nicht mehrmals durchgeführt werden müssen. Hierzu müssen Kundendaten und Netzdaten eindeutig einander zugeordnet sein. Die Störungsanalyse ist mit der nachfolgenden Störungsbeseitigung inhaltlich und zeitlich so zu koor-
dinieren, daß auch hier Mehrfachaufwendungen und damit Kosten nach Möglichkeit vermieden werden. 3.1
Die Managementlevel
In der Übertragungstechnik sind die unterschiedlichsten technischen Einrich-
tungen (Netzelemente) über eine Netzmanagementschnittstelle (Q-Interface oder einfache Kontakte)
270
mit einem übergeordneten
Netzmanagementsystem
Betrieb von Übertragungstechnik Managementaufgabe
Fault-
|Netzelementmanagement- | NetzmanagementSchicht Schicht
Service- und BusinessSchicht
Störungen auf Ü-Weg/TE | Störungen auf Ü-
Kunden über Arı und Dauer
Management
|eingrenzen und durch Austauschen oder Aus-
Weg/TE eingrenzen und | der Störungen informieren. |durch Ersatzschalten Ersatzleistungen anbielen
bessern entstören
oder Sperren entstören
ConfigurationManagement
|TE und Ü-Wege in |Betrieb nehmen und
Innen-, Außenführung |Ü-Wege und Leistungsfestlegen, schalten. Kon- | merkmale im Rahmen der
Grundkonfiguration ein-
stellen AccountManagement
|tingente für KB bereit- | vereinbarten Kontingente kunstellen
Entgeltrohdaten liefern
denindividuell aktivieren
|Entgeltrohdaten für den | Kundenrechnungen bearbeiKB aufbereiten ten (Entgeltrohdaten kundenindividuell zuordnen)
Performance- | Netz technisch den Quali-| Qualitätsdaten erfassen
|Qualitätsvorgaben
Management
|und auswerten
definieren
Security-Management des OS wahrnehmen
Security-Management der Kundendaten wahrnehmen
|tätsanforderungen anpas-
sen. SecurityManagement Bild 2:
Security-Management |des NE wahrnehmen
Darstellung der Managementaufgaben und ihre Zuordnung zu den Managementschichten
verbunden. Hierbei kann es sich um ein proprietäres Managementsystem
han-
deln, das auf einen bestimmten Hersteller oder eine bestimmte Technik abgestimmt ist, oder um ein nichtproprietäres Managementsystem, das der Betrei-
ber bereitstellt und das an die jeweilige Technik angepaßt werden muß.
Netzmanagementebene
Transportebene
Anpassungsebene
Netzelementebene
Bild 3:
Managementsystem
von Übertragungsanlagen
Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Proprietäre Managementsysteme sind auf dem Markt zu kaufen und können damit schnell und ohne großes 271
Fachbeiträge
Risiko eingeführt werden. Allerdings müssen die Netzdaten in der Regel manuell von dem administrativen Managementsystem des Netzbetreibers in das proprietäre Managementsystem
übernommen
werden.
Diese Aufwendungen
können sehr hoch sein. Das nichtproprietäre Managementsystem gibt eine gesamte Netzsicht, unabhängig von den verwendeten Techniken und den Lieferanten dieser Techniken. Eingaben können minimiert und Auswertungen können automatisiert über das Gesamtnetz erfolgen. Wie oben schon erwähnt,
müssen aber alle technischen Einrichtungen (Netzelemente) an das nichtproprietäre, übergeordnete
dafür hängt im Schnittstellen ab. laiskontakten als mit der größeren
Managementsystem
angepaßt werden.
Der Aufwand
starken Maß von der Komplexität der zu realisierenden War dies in der Vergangenheit bei Netzelementen mit ReNM-Schnittstelle noch banal, so stiegen die Anforderungen Mächtigkeit und Funktionalität moderner Q-Schnittstellen
beträchtlich an. Für den Netzbetreiber ist es aber wichtig, die einzelnen Anwendungen auf seine Bedürfnisse maßzuschneidern. Nur so kann ein kostenund nutzenoptimiertes Netzmanagementsystem entstehen.
3.2
Der Netzelementmanager
Das Netzelementmanagement muß eine qualitätsgesicherte Inbetriebnahme der technischen Einrichtungen und die Übergabe an das übergeordnete Netzmanagement sicherstellen. Dazu gehören die Einstellung der mit dem Netzmanagement vereinbarten Grundkonfigurationen, spezielle Konfigurationen, die von der Planung vorgegeben sind (z. B. Taktzuführungen und Anschaltungen an das Netzmanagement), die qualitätsichernden Prüfungen und Messungen nach den jeweiligen Inbetriebnahmevorschriften und Qualitätsvorgaben.
Nur wenn diese Tätigkeiten von dem Service vor Ort (Außendienst) sorgfältig durchgeführt werden, kann dem Kunden ein qualitätsgesichertes Produkt übergeben werden. Der Service vor Ort muß hierzu in der Lage sein, sich die erforderlichen Kenntnisse anzueignen, die er im Störungsfall zur Beseitigung von Störungen, durch Austauschen und Ausbessern von Netzkomponenten,
benötigt. Das Netzelementemanagement muß so beschaffen sein, daß beim Austauschen von defekten Baugruppen keine Beeinflussung nicht betroffener Anlagenteile auftritt.
3.3 Der Netzmanager Neben den Konfigurationsaufgaben, dem Account- und dem Securitymanagement, übernimmt das Netzmanagement
272
die Überwachung des gesamten Net-
Betrieb von Übertragungstechnik zes, fokussiert auf die Übertragungswege zur Qualitätskontrolle.
und das Performancemanagement
Alarmmanagement
Mit Hilfe der von den technischen Netzelementen abgegebenen Alarme muß das Netzmanagementsystem
den
gestörten
Übertragungsweg
mit der höch-
sten Bitrate und Priorität erkennen und dem gestörten Netzelement zuordnen. Eine
weitergehende
Analyse
würde
viele
zusätzliche
Meldungen
von
den
Netzelementen zum Netzmanagementsystem und zusätzliche Funktionen im Netzmanagementsystem erfordern und damit das übergeordnete Netzmanage-
mentsystem mit hohen zusätzlichen Kosten belasten. Speziell in der Übertra-
gungstechnik mit einer Vielzahl unterschiedlichster Systeme wäre es mit ho-
hem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden, alle Funktionalitäten, die das Informationsmodell nach ETSI zuläßt, zu realisieren. Qualitätsmanagement
Kenntnisse über die aktuelle Netzqualität bekommen im Wettbewerb immer größere Bedeutung. Mit Hilfe der Performance-Überwachung, die in der Regel in den modernen Netzelementen nach den Vorgaben der internationalen Spezifikationen durchgeführt wird, ist man in der Lage, zu jeder Zeit einen Über-
blick über die aktuelle Netzqualität zu haben. Besonders für das Marketing ist es wichtig zu wissen, wie die aktuelle Netzqualität im Vergleich mit den Wettbewerbern zu bewerten ist. Sie kann Zwecke der Preisanpassung dienen.
als Verkaufsargument
oder/und
zum
Liegen keine Qualitätsdaten vor, dann können z.B. bei der Preisfestlegung durch den Regulierer Nachteile für den Netzbetreiber entstehen, da nur noch die Preise eines Produktes und nicht auch dessen Qualität miteinander verglichen werden. Eine Qualitätsanpassung nach unten zur Kostenreduzierung ist
keinesfalls zu empfehlen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß die negativen Effekte erst mit einem großen Zeitverzug eintreten und dann nur schwer zu korrigieren sind. Entstören durch Ersatzschalten Im Störungsfall oder im Rahmen von Wartungsarbeiten hat das Netzmanagementsystem die Aufgabe, gestörte oder freizuschaltende Übertragungswege ersatzzuschalten. Abhängig von den vereinbarten Qualitäten, können drei Sze-
narien für eine Ersatzschaltung beschrieben werden:
273
Fachbeiträge -
Manuelle Ersatzschaltung an den Verteilern in den Betriebsstellen: Die Zeit für die Ersatzwegesuche über das Netzmanagementsystem und für
die anschließende manuelle Ersatzschaltung liegt im Bereich von einem Tag. -
Fernbediente Ersatzschaltung mit Hilfe von fernsteuerbaren Netzelementen (z.B. Cross Connectoren oder Add and Drop Multiplexer): Die Zeit für die Ersatzwegesuche über das Netzmanagementsystem und für die anschließende fernbediente Ersatzschaltung liegt im Bereich von
Stunden. -
Automatische
1+1-Ersatzschaltung auf vorbereitete und fest zugeordne-
te Ersatzwege:
Die Zeit für die Ersatzschaltung liegt im Bereich von Sekunden.
Bei den heutigen Qualitätsanforderungen der Kunden und dem erreichten Kostenniveau für die digitale Übertragungstechnik sollten zukünftig alle kundenindividuellen Leitungen (nicht SWFD, die über eine Mehrwegeführung verfügen) automatisch 1+l-ersatzgeschaltet werden können. Neben der extrem
hohen Verfügbarkeit, die mit dieser Vorgehensweise erreicht wird, lassen sich auch die Betriebskosten durch die Einsparung von Ersatzgeräten und Personal reduzieren. Die Anzahl der Entstörmaßnahmen außerhalb der Regelarbeitszeit kann minimiert und die Bereitstellungszeiten für Ersatzgeräte können verlängert und damit die Anzahl der Ersatzgeräte und Ersatzgerätelager klein gehalten werden.
3.4
Der Business-Managementlevel
Das Business-Management hat die Aufgabe, die Kundenaufträge zu bearbeiten. Es konzentriert sich auf die angebotenen
Produkte und Dienstleistungen
und benötigt keine Kenntnisse über die verwendete Technik. Es arbeitet wie ein Buchungssystem, das die Preise für die Produkte und die vorhandenen Ressourcen und Dienstleistungen bereitstellt, über eine Kundendatei verfügt
und die Rechnungsdaten verwaltet. Im Idealfall kann der Kunde zu jeder Zeit, rund um die Uhr, Leistungen in Anspruch nehmen. Im Selbstwählferndienst (SWFD) und im Internet ist dieser Idealfall heute schon Praxis. Bei Breitband-Leitungen mit flexibler Bandbreite bietet die ATM-Technik die besten Voraussetzungen, diesen Idealzustand in kurzer Zeit
zu erreichen. Als Selbstverständlichkeit ist die Implementierung begleitender Sicherheitsstandards vorauszusetzen. In den Bereichen von Standardfestverbindungen, im Störungsmanagement, im Service für die Bereitstellung des An-
274
Betrieb von Übertragungstechnik schlusses sowie bei Auskunft und Operatordiensten ist es weiterhin erforderlich, unmittelbare Ansprechpartner für die Kunden bereitzuhalten.
3.5
Nutzen des Managements
Beschränkt man sich bei der Festlegung der Funktionalitäten der Informationsmodelle, die zur Erledigung der Aufgaben auf der jeweiligen Managementstufe erforderlich sind, und strebt nur eine 80 %-Lösung an und behandelt die
verbleibenden 20% und nicht etwa 100% als Sonderfälle, dann können Kosten sowie Bereitstellungszeiten für die benötigten Managementsysteme minimiert werden.
Das nach ETSI standardisierte Informationsmodell läßt eine Vielzahl von Funktionalitäten zu. Nutzt der Netzbetreiber ein proprietäres Managementsystem eines bestimmten Herstellers, so kann er in der Regel auf ein umfangreiches und mehr oder weniger komfortables Managementsystem zurückgreifen. Nachteil dieser Vorgehensweise ist, wie eingangs beschrieben, daß eine
Schnittstelle zu den administrativen Managementsystemen
realisiert werden
muß. Dies hat die manuelle Eingabe von Netzdaten zur Folge und bindet den Netzbetreiber für eine längere Zeit an einen Hersteller. Ein
nicht zu vernachlässigender Vorteil
ist dagegen,
daß ein isoliertes Netz
schnell realisiert werden kann. Der Sinn des von ETSI standardisierten Informationsmodells liegt jedoch darin, Netzelemente beliebiger Hersteller zusammenzufassen und die Betriebsabläufe zu automatisieren. Bei der Vielzahl der unterschiedlichen Übertragungssysteme und Hersteller ist die Beachtung dieses Zusammenhangs in der Übertragungstechnik besonders wichtig. Wird dies nicht oder nur sehr spät beachtet, müssen eine Vielzahl unterschiedlicher Managementsysteme betrieben werden, die alle eine individuelle Schnittstelle zu dem administrativen Managementsystem haben. Diese Tatsache macht das Gesamtsystem langsam und personalintensiv.
Das Problem
kann nur damit gelöst werden, daß eine relativ einfache und
schnell zu realisierende Schnittstelle zwischen administrativen
Managementsystem
den Netzelementen
und dem
des Netzbetreibers entwickelt wird. Da-
bei ist vor allem darauf zu achten, daß die oben beschriebenen Managementlevel eingehalten und Funktionalitäten nicht mehrfach in den Ebenen realisiert werden. Um eine kosten- und nutzenoptimierte Punkte beachtet werden:
Lösung
zu finden,
sollten
folgende
275
Fachbeiträge -
Nicht alles, was technisch möglich
ist und das Informationsmodell
zu-
läßt, muß realisiert werden (80 %-Lösung). -
Nicht alles, was zentralisiert werden kann, muß zentralisiert werden. Dies gilt vor allem für das Fault-Management (Vermeidung von Doppel-
arbeit zentral und dezentral am Objekt und Realisierung von Funktionalitäten, die nur sehr selten zentral vom übergeordneten Managementsystem genutzt werden). -
Es sollten nur die Funktionalitäten
realisiert werden,
die der Aufgabe
dienen. Das Konfiguration-Management muß nicht wissen, welche Baugruppe für eine Störung verantwortlich ist, es reicht aus, wenn es weiß, ob der gewünschte Übertragungsweg verfügbar ist oder nicht.
-
Der Aufwand für das Security-Management wächst mit der Anzahl der Funktionalitäten und der Zugangsberechtigten.
4 Organisation des Betriebes
4.1
Der technische Außendienst (Objektbetrieb)
Der technische Außendienst (Objektbetrieb) hat die Aufgabe, die Netzelemente qualitätsgesichert in Betrieb zu nehmen, instandzuhalten, zu ändern
und außer Betrieb zu nehmen. Mit der Zusammenfassung der Aufgaben ”Netzelemente und Übertragungswege in Betrieb nehmen, instandhalten, ändern und außer Betrieb nehmen“ ist gewährleistet, daß die bei der Inbetriebnahme erworbenen Fähigkeiten für das Instandhalten und Ändern genutzt werden können. Das ist in der Übertragungstechnik besonders wichtig. Im Gegensatz zur Vermittlungstechnik,
die
einen sehr hohen Standardisierungsgrad aufweist, muß in der Übertragungstechnik mit einer Vielzahl unterschiedlicher Techniken und mit Netzelementen verschiedener Lieferanten gearbeitet werden. Im Bereitstellungs- und Entstörprozeß handelt der technische Außendienst unmittelbar kundenwirksam. Aus diesem Grunde muß er seine Aufgaben
kompetent, flexibel und schnell erledigen. Dazu ist es erforderlich, daß sowohl wirtschaftliches und qualitätsbewußtes als auch ingenieurmäßiges Denken und Handeln als Eigenschaften bei den eingesetzten Kräften vorhanden ist.
Aufgrund
der in den allgemeinen Aussagen
Neustrukturierung der Telekommärkte ganisation
276
ergibt sich ein Konzept,
gemachten
Überlegungen,
der
und der prozeßorientierten Ablaufor-
das einen
auf die Übertragungstechnik
Betrieb von Übertragungstechnik
konzentrierten
Betrieb ohne
Kompetenz- und „Know-how“-Verluste
in der
Fläche garantiert.
Ergebnis dieser Betrachtungen ist das Konzept eines systemunabhängigen und eines systemabhängigen Betriebes. Der systemunabhängige Betrieb nimmt alle Betriebsaufgaben systemübergreifend wahr, die er mit einfachen Mitteln bewältigen kann. Dabei wird eine Ausund Fortbildung als Kommunikations-Elektroniker vorausgesetzt. Als Ergänzung dazu sind Grundlagen der Übertragungs-, Daten- und Funktechnik erfor-
derlich.
Der systemabhängige Betrieb nimmt alle Aufgaben wahr, die spezielle System-
kenntnisse
Grundlagen
bzw.
spezielle
müssen
Meß-
und
Prüftechniken
erfordern.
die Mitarbeiter des systemabhängigen
Neben
den
Betriebes zusätz-
lich spezielle Kenntnisse in einer bestimmten Systemtechnik bzw. in einer bestimmten Sparte einer Systemtechnik haben.
Fachbezogene Aufgaben, die eine Spezialisierung für einen bestimmten Bereich bzw. für ein bestimmtes System erfordern, werden in einem Team wahrgenommen, das eine systemspezifische Kompetenz besitzt. Es erledigt seine
Aufgaben systemabhängig (z.B. Inbetriebnehmen von technischen Einrichtungen und Anlagen, Unterstützen der systemunabhängigen Kräfte beim Entstören und Bedienen, Ausgleich des unterschiedlichen “Know-how“ in den systemunabhängigen Teams). 4.2
Betriebliche Hotlines
Auch der systemabhängige Betrieb in der Region kann nicht in allen Fällen die auftretenden Probleme lösen. Eine weiterer Spezialisierung zur Unterstützung des technischen kompetenz statt.
Außendienstes
findet in zentralen Teams
mit System-
Die zentralen betrieblichen Hotlines beraten und unterstützen die regionalen Betriebskräfte systembezogen. Als letzte Spezialisierungsstufe muß der Systemhersteller zur Verfügung stehen.
5 Qualitätsziele 5.1
Die Entstörprioritäten
Die Zeitvorgaben
zur Aktivierung der Hotlines sind abhängig von der Stör-
wirkbreite und der durch das Netzmanagement festgelegten Priorität für einzelne Übertragungswege. 277
Fachbeiträge Ein aktives Eingreifen im aktuellen Störungsfall durch die Hotlines ist in der Übertragungstechnik nur bei den Systemen möglich, die über fernbedienbare
Netzelementmanagement-Schnittstellen
verfügen. Nur bei diesen Systemen
kann durch einen Eingriffin das System, z. B. durch Fernanschaltung, mit Hilfe von Spezialisten eine Beschleunigung der Entstörung erreicht werden. Bei allen anderen Systemen kann die Störung durch Baugruppentausch bzw. Geräteaustausch behoben werden. Entstörpriorität 1 Gravierende Störung/Dringende Störung
| Beschreibung/Beispiele Ausfall des gesamten Systems oder Stö-| rung von Digitalsignalen, ein oder meh-| rere betrieblich sehr wichtige Übertra-| gungswege sind nicht nutzbar und kön-|
Auswirkung auf den Kunden Kein oder nur ein sehr stark eingeschränkter Betrieb ist möglich, oder es sind Ressourcen wichtiger Kunden betroffen, die
nen auch nicht ersatzgeschaltet werden. | nicht
können.
ersatzgeschaltet
werden
2 Das Betreiben des Systems ist in wesent-| Der Betrieb ist eingeschränkt Starke Betriebs|lichen Teilen eingeschränkt oder nicht| möglich, aber: beeinträchtigung | möglich. Eine oder mehrere betrieblich | - keine Auswirkung auf kundenwichtige Funktionen sind nur eingerelevante Bereiche und schränkt nutzbar, oder die Übertra-| - keine Gebührenausfälle und gungsqualität ist stark beeinträchtigt. - Auswirkung betrieblich umgehbar Bild 4: Entstörprioritäten
5.2
Produktqualität und Betrieb
Neben der Produktqualität, die sich auf das eigentlich angebotene Produkt bezieht, wird es im Wettbewerb immer wichtiger, auch den Service bei der Bereitstellung des Produkts und im Störungsfall zu betrachten (after sales service). Alle Prozesse und Qualitätsvorgaben müssen kundenorientiert betrachtet werden. Als Qualitätsparameter erscheinen folgende Kriterien kundenah und sinnvoll: -
Konnte der Kundenwunsch auf eine bestimmte Leistung erfüllt werden?
-
Wurde der gewünschte Termin für die Bereitstellung der Leistung eingehalten?
-
War der Kunde mit der Übergabe der Leistung an ihn zufrieden?
-
Wurden die angebotenen Eigenschaften der Leistung (z. B. Funktionalitäten, Verfügbarkeit, Fehlerhäufigkeit) eingehalten?
-
War der Kunde mit der Qualitätssicherung bei der Inbetriebnahme zufrieden?
278
Betrieb von Übertragungstechnik -
Wie häufig waren die zugesicherten Leistungen gestört?
-
Wie lang war die Dauer der Störung?
-
Mußte der Kunde die Störung melden?
-
Wurde die Störung selbständig vom Netzbetreiber erkannt?
Sollen den Kunden bestimmte tarifabhängige Qualitäten angeboten werden, dann müssen die Ergebnisse der Qualitätsauswertungen kundenindividuell über einen Zeitraum, der sich aus den Vertragsbedingungen ergibt, vorgehalten werden. Nur so ist gewährleistet, daß die Qualität kontinuierlich verbessert und daß Reklamationen entgegnet oder stattgegeben werden kann. 5.3
Kontinuierliche Qualitätsverbesserung im Übertragungsbetrieb
Der Qualitätskontrolle der technischen Einrichtungen und Übertragungswege (Performancedaten) und der Bewertung der Lieferanten (Geräte- und Softwarefehlerdaten) ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Qualitätsverbesserungsverfahren sollen dazu dienen, übertragungstechnische Geräte/Systeme kontinuierlich qualitativ zu verbessern und mit neuen Leistungsmerkmalen zu versehen. Die Verfahren gelten für Hardware und
Software. Der Qualitätsverbesserungsprozeß bekommt seine Inputs aus dem Entstörprozeß in Form von Gerätefehlerstatistiken und Systemfehlerlisten, aus dem Fertigungsprozeß im Rahmen von erforderlichen Systemanpassungen und aus dem Planungsprozeß, der u.a. neue Leistungsmerkmale für die Vermarktung
durch die Kundenbereiche formuliert. Im nachfolgenden Korrekturprozeß werden die gewünschten Änderungen entwickelt und getestet. Im Änderungsprozeß werden die Änderungen in die Betriebssysteme in Form von Hardwareänderungen oder Software-„up-dates“ eingebracht. Aus praktischen Gründen erscheint es sinnvoll, zwischen den nachfolgend beschriebenen Verfahren zu unterscheiden: Anpassungsverfahren: Das Anpassungsverfahren regelt die Aufnahme auftragnehmerbedingter Systemänderungen im Sinne einer Fortentwicklung des Systems bei unveränderten technischen Spezifikationen, ohne daß entsprechende Anforderungen des Netzbetreibers vorliegen. Systenanpassungen können z.B. technische und produktionstechnische Fortentwicklungen der Systeme erfordern wie:
279
Fachbeiträge
Korrekturprozeß
Entstörprozeß
Fertigungsprozeß
Planungsprozeß
Bild 5: Prozeßablauf Qualitätsverbesserung
-
neue Fertigungsverfahren,
-
Veränderungen
-
neue Bauteile.
in der Betriebssoftware,
Weiterentwicklungsverfahren: Das Weiterentwicklungsverfahren
regelt das Einbringen
von neuen
Leistungs-
merkmalen und Systemkomponenten in die technischen Spezifikationen. Auslöser für Systemweiterentwicklungen können z.B. der Bedarf an neuen Leistungsmerkmalen oder die Anpassung an die Fortentwicklung der Betriebsabläufe sein.
Verfahren zur Fehlerbeseitigung: Das Verfahren
zur Fehlerbeseitigung
regelt die Fehlermeldung
an den Auf-
tragnehmer sowie die Fehleranalyse und die Fehlerkorrektur. Verfahren zur betrieblichen Einführung von Systemänderungen: Dieses Verfahren regelt die Einführung von Systemänderungen henden Betriebsanlagen.
in die beste-
6 Verfahren zur Fehlerbeseitigung und Systempflege Im Rahmen dieses Beitrags soll nur auf das Verfahren zur Fehlerbeseitigung näher eingegangen werden. Nachfolgend einige Begriffe zur Erläuterung: Störung: Unbeabsichtigte Unterbrechung (oder bereits auch schon Beeinträchtigung) der Funktionserfüllung einer Betrachtungseinheit (gemäß DIN
31051).
280
Betrieb von Übertragungstechnik Fehler: Nichterfüllung vorgegebener Forderungen durch einen Merkmalswert
(gemäß DIN 31051). Fehlerpriorität. Eine von dem Netzbetreiber für einen Fehler vergebene Priorität, die die Bedeutung des Fehlers ausdrückt.
6.1
Fehlerarten
Damit das Betriebspersonal die Fehler schnell und möglichst eindeutig zuordnen kann, sollte man aus praktischen Gründen die Fehler in „nichtsystematische Fehler“ und „systematische Fehler“ unterteilen. Nichtsystematische Fehler Nichtsystematische
Fehler sind in der Regel Hardwarefehler.
Störungen, die
durch solche Fehler verursacht wurden, werden im Rahmen des Baugruppentausches beseitigt.
Systematische Fehler (Systemfehler) Systematische Fehler sind mangelhafte Funktionen, die ihre Ursache in Feh-
lern der Entwicklung oder Produktion der Systemtechnik haben. Sie sind also
zwangsläufig gleichartig in allen Systemkomponenten bzw. Anlagen enthalten. Als systematische Fehler können auch Fehlerhäufungen, die sich aus der Hardwarefehlerstatistik ergeben, aufgenommen werden (z.B. Chargenfehler). Dokumentationsfehler sind immer systematisch. 6.2
Fehlerbehandlung
der betrieblichen
Ein-
schränkungen oder Risiken fest, die mit dem Fehlverhalten verbunden Es bieten sich drei Fehlerprioritäten zur Definition an (Bild 6).
Der Netzbetreiber
legt eine Fehlerpriorität anhand
sind.
6.3 Änderungsmaßnahmen Zur Beseitigung von Mängeln, zum Anpassen der Anlagen an geänderte entwicklungs-
oder
fertigungstechnische
Anforderungen
oder
zum
Einbringen
neuer Leistungsmerkmale müssen bei Bedarf die Betriebsanlagen qualitätsgesichert geändert werden.
Entstörunterstützung durch den Auftragnehmer Der Netzbetreiber muß mit seinen Lieferanten für Störungsfälle eine Vereinbarung zur Beseitigung von Störungen treffen, die einen hohen Spezialisie-
281
Fachbeiträge Fehlerpriorität | Beschreibung/Beispiele l
2
oder
die Produktqualität ist beeinträchtigt| (z.B. durch Patch als Sofortmaßnahme| aus der Störungsbearbeitung neutrali-|
siert).
3
Auswirkung auf den Betrieb
Eine oder mehrere betrieblich wichtige | Sicherer Betrieb ist nur noch einFunktionen nur eingeschränkt nutzbar | geschränkt möglich. (z.B. nach Neutralisierung einer Störung) Wie 1, aber: - geringerer Aufwand zur Umgehung des Fehlers, - geringe Auswirkung
des Fehlers.
Fehler, der nicht die Fehlerpriorität | keine bleibende Betriebseinschränlund 2 hat oder der nicht reproduzier-| kung, nur geringe Beeinträchtigung bar ist der Qualität
Bild 6: Fehlerprioritäten
rungsgrad erfordern und nicht durch die eigenen Mitarbeiter bewältigt werden können. Dabei hängt der Grad der Unterstützung stark vom eigenen Betriebs-
konzept ab. Er kann z.B. den gesamten Service extern von seinen Lieferanten einkaufen oder mehr oder weniger große Teile mit einer eigenen Infrastruktur
abdecken. Große Netzbetreiber werden schon aus Sicherheits- und Kostengründen eigene Betriebsstrukturen aufbauen, die den überwiegenden Teil der Serviceleistungen abdecken.
Bei komplexen
Systemen ist es aber auch in die-
sen Fällen erforderlich, für Notfälle vorzusorgen und den Lieferanten zu verpflichten, den Netzbetreiber bei der Beseitigung von Störungen an den gelieferten Anlagen zu unterstützen. Über eine vom Netzbetreiber für Störfälle vorgegebene Priorität werden Zeit-
räume für die Einleitung von Gegenmaßnahmen und für die Bearbeitung einer Störungsmeldung durch den Lieferanten festgelegt. Die Höhe der Entstörprio-
rität richtet sich nach der Stärke der Betriebsbeeinträchtigung. Es können z.B. die Prioritäten, wie in Abschnitt 5.1 beschrieben, vergeben werden. ttp
282
TV-Meßtechnik
Hochpräzise Fernsehmeßdemodulatoren mit digitaler VF/AF- und RF-Spektral-Analyse für die Fernseh-Sende- und Übertragungstechnik Von Karlheinz Lammer, Viernheim
Dipl.-Ing. (FH) Karlheinz Lammer, Jahrgang 1964, ist bei der Fa. Plisch Nachrichtentechnik in Viernheim für den Bereich Technische
Dokumentation tätig.
1 Einführung Seit der ersten Stunde des Fernsehens wurde neben der Aufnahme- und Studiotechnik auch die Fernseh-Sende- und -Übertragungstechnik mit dem Ziel
kontinuierlich weiterentwickelt, den heutigen Qualitätsstandard bei der Verbreitung von Bild- und Tonsignalen zu erreichen. Um diesen Qualitätsstandard nicht nur zur erreichen, sondern zu halten bzw. zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, mußten neben der Sende- und Übertragungstechnik auch die entsprechende Meßtechnik weiterentwickelt und neue Meßverfahren geschaffen werden. Während die herkömmlichen Verfahren, wie die statische und die dynamische Meßmethode, prinzipbedingt nur eine unzureichende Beurteilung der Übertragungsqualität bieten und darüber hinaus noch eine Programmunterbrechung erfordern, erlauben moderne Verfahren, wie die Prüfzeilenmeßtechnik,
eine sichere, korrekte und schnelle Erfassung der Übertragungsqualität auch während des laufenden Programmbetriebs.
Moderne, professionelle Meßempfänger müssen daher neben hervorragenden Demodulationseigenschaften auch über die Möglichkeit der Prüfzeilenauswertung verfügen und für zukünftige Meßverfahren, wie die sequentielle Prüfzeileneintastung, offen sein. Die digitale, im allgemeinen auf DSP-Technik basierende
Analyse
der VF-
und
AF-Signale
ermöglicht
schnelle,
effiziente
und
283
Fachbeiträge flexible Messungen mit höchster Genauigkeit. In Kombination mit zusätzlichen Funktionen, wie der digitalen, für die Fernsehtechnik optimierten RF-
Spektral-Analyse, stellen diese Geräte vollständige Meßsysteme dar, die als eigenständige Einheiten keine weiteren Meßmittel erfordern und die aufwen-
digen, raumfüllenden (Bild 1).
Meßanordnungen
früherer Tage überflüssig
machen
z4
Bild 1: Beispiel für ein modernes Fernsehmeßsystem
Aufgrund der sehr guten Selektionseigenschaften und der Nachbarkanaltauglichkeit können diese Geräte nicht nur als „klassische“ Meßgeräte, sondern auch als Betriebsmeßgeräte zur Überwachung von Breitband-Verteilnetzen o.ä. eingesetzt werden.
2 Aufbau und Ausstattung moderner Fernsehmeßsysteme Die kleinen mechanischen Abmessungen und das geringe Gewicht moderner Fernsehmeßsysteme erlauben nicht nur den stationären, sondern auch den mobilen Einsatz. Da die Geräte bei stationärem Betrieb meist Teil eines Anlagen- oder Meßgestells sind, befinden sie sich in 19-Zoll-Gehäusen, wie in der professionellen Fernseh-Übertragungstechnik üblich. Die mechanischen Daten des in Bild 1 dargestellten Gerätes sind beispielsweise 483 mm Breite (19 Zoll) bei fünf Höheneinheiten (Gesamthöhe 223 mm) und einem Gewicht von nur 23 kg.
284
TV-Meßtechnik
Ungeachtet dieser „handlichen“
Dimensionen
integrieren moderne
Fernseh-
meßsysteme folgende, früher mit vielen einzelnen Geräten realisierte Funktio-
nen, wie -
Nyquist-Meßdemodulation
mit
breitbandigem
und
selektivem
Emp-
fangsbetrieb, -
Hüllkurven- und Synchrondemodulation mit Q-Ausgang,
-
digitale VF- und AF-Analyse,
-
digitale RF-Spektral-Analyse,
-
Zeilen-(Waveform-)Darstellung,
-
Darstellung der Videotext-Seiten mit Fehlerauswertung der Videotext-Daten,
-
Paralleltondemodulation,
-
Pegel- und FM-Hub-Messung,
-
Steuer-(Controller-)Funktionen bei Einsatz in Meßanordnungen mehreren Geräten oder bei Einsatz als Betriebsgerät.
mit
Als Anzeigemedien werden im allgemeinen ein Monitor und ein zusätzliches, graphisches LC-Display eingesetzt. Damit können alle wichtigen Einstellungen
und Meßwerte am Display angezeigt werden, während die gesamte Fläche des Monitors nur für die visuelle Kontrolle des Fernsehbilds oder einer VideotextSeite verwendet wird, wobei keine weiteren Einblendungen erfolgen müssen. Die Ergebnisse der VF/AF- und RF-Spektrum-Analyse können ebenfalls in Form von Diagrammen oder Meßkurven am Monitor angezeigt werden. Gleiches gilt auch für die Darstellung des Zeileninhalts (Waveform). Die am Display angezeigten Einstellungen und Meßwerte sind beispielsweise: -
Empfangskanal, Bildträger-Frequenz und Offset, Pegel des Bildträgers und der beiden Tonträger in RF-, ZF- und Basisband-Ebene,
-
Hub und Spitzenhub der beiden Tonträger und des Pilotträgers in RFund ZF-Ebene,
-
Amplituden-Modulationsgrad beider Tonträger in RF- und ZF-Ebene,
-
Videotext-Fehlerrate in RF-, ZF- und Basisband-Ebene,
-
Programmquellen-Kennung
der
Datenzeile
16
in Kurzform-Klartext
(z.B. gemäß ARD/ZDF/ZVEI-Richtlinie „VPS“ 8R2),
285
Fachbeiträge -
Codierung der Datenzeile 16 im Eingangssignal für die Ton-Dematrizierung (Mono, Zweiton, Stereo ...),
-
Codierung des Pilotträgers im Eingangssignal für die Ton-Dematrizierung (Mono, Zweiton, Stereo ...),
-
ausgewählte Betriebsart der Ton-Dematrizierung (fest auf Mono, Zweiton oder Stereo eingestellt oder automatisch über das Pilotsignal oder
die Datenzeile 16 im Eingangssignal), -
Ein/Aus-Anzeige für die beiden Tonsignale,
-
Einstellhilfe für manuelle Frequenz- und Pegel-Abstimmung,
-
sonstige Status-, System-, Warnungs- und Störungs-Meldungen.
Die Vielzahl der benötigten Ein- und Ausgänge sind üblicherweise so angeordnet, daß sich alle für die tägliche Meßpraxis erforderlichen Ein- und Ausgänge an der Frontplatte und alle zusätzlichen, beispielsweise für Betriebsgeräte-Anwendungen vorgesehenen Ein- und Ausgänge an der Geräte-Rückseite befin-
den. Die digitalen Schnittstellen sind ebenfalls an der Geräte-Rückseite angeordnet. Die folgenden Tabellen erläutern die Ein- und Ausgänge des in Bild | dargestellten Gerätes. Eingänge:
Eingang | Anzahl | Buchse RF
Eingangs-Pegel/-Impedanz
2
N
selektiv: breitbandig:
30 dBuV.... 127 dBuV, 500 100 dBuV ... 127 dBuV, 500
Front-/Rückseite |Frontseite
ZF
l
SMA
70 mV... 350 mV, 50Q
Frontseite
VF
1
BNC
1 V (Spitze-Spitze), 750
Frontseite
Q
1 V (Spitze-Spitze), 750
Frontseite
t
BNC
Nulltast | 1
BNC
AF
Lemosa-Triax
2
Für die Kommunikation
TTL |6 dBu, 10 k£2 symmetrisch
mit anderen Geräten oder mit dem
Rückseite Frontseite
Steuerrechner
einer automatisierten Meßanordnung werden alle international standardisierten Schnittstellen, wie IEEE488 (lEC-Bus), Centronics sowie RS 232 und
BITBUS angeboten. Zusätzliche, herstellerspezifische Schnittstellen, wie serielle Datenübertragungsnetzwerke (LANs), Mitsteuer-Ein/Ausgänge und User-
ports, erfüllen prinzipiell die gleichen Aufgaben wie die standardisierten Schnittstellen, d.h. die Übertragung von Steuerbefehlen, Statusmeldungen
und digitalisierten Meßwerten.
286
TV-Meßtechnik Ausgänge: Ausgang|
Anzahl | Buchse
Ausgangs-Pegel
ZF
I
SMA
-7 dBm oder -4 dBm +0,5 dB, 500
/ -Impedanz
Front-/Rückseite
Frontseite
VF
3
BNC
1 V (Spitze-Spitze) +1 %, 750
2 x Frontseite 1 x Rückseite
Q
l
BNC
1 V (Spitze-Spitze)+1%,75Q
Rückseite
AF
6
Lemosa-Triax
|schmalbandig: 6 dBu oder 9 dBu +0,2 dB breitbandig: 6dBu+0,2dB Ausgangs-Impedanz jeweils < 30
|2x Frontseite 4 x Rückseite
Pilot
l
Lemosa-Triax
|-15,6 dBu +#0,5 dB
Rückseite
Auf diesem Weg können alle Funktionen der Geräte fernbedient, alle Meßwerte sowie Betriebzustände (z.B. Warnungen oder Störungen) fernabgefragt werden. Damit eignen sich die Geräte für ferngesteuerte Meßplätze mit vollau-
tomatischer Grenzwertüberwachung in der VF- und RF-Ebene an Sender- und BK-Kopfstellen. Gleiches gilt für den Einsatz als Betriebsgeräte (z.B. ErsatzUmsetzer) an ferngesteuerten Standorten. Selbst Updates der System-Software können über die Schnittstellen geladen und gestartet werden, was das aufwendige Austauschen
von EPROMSs
überflüssig macht.
Die Updates kön-
nen daher sehr einfach, z.B. mit Hilfe eines handelsüblichen Laptops, durchgeführt werden. Da das Laden der neuen System- Software auch über ein Modem möglich ist, kann für diesen Zweck sogar der Besuch eines Technikers am Standort entfallen. Die Mitsteuer-Ein- und -Ausgänge sind für Fernbedienung und Fernmeldung über einfache Relaiskontakte vorgesehen. Die Ausgänge, die verschiedene Meldungen bereitstellen, sind potentialfreie Kontakte, die Eingänge zur Steue-
rung bestimmter Geräte-Funktionen sind direkt mit Relaisspulen verbunden. Damit ist die Mitsteuerung universell für unterschiedliche Steuerspannungen bzw. Schaltanwendungen einsetzbar, was durch die Pflichtenhefte der Betreiber von Fernseh-Sende- und -Übertragungs-Anlagen gefordert ist. Wie bei modernen Meßgeräten üblich, können Geräte-Einstellungen auf Speicherplätzen abgelegt werden, was insbesondere für die tägliche Meßpraxis sehr hilfreich ist. Dabei wird, mit Ausnahme einiger globaler Einstellungen, wie Helligkeit des Monitors oder Lautstärke des eingebauten Lautsprechers, der gesamte Gerätestatus gespeichert und kann manuell oder auch ferngesteu-
ert abgerufen werden. Dies schließt auch die Konfiguration der Meßroutinen ein, wie die Skalierungen
und Zoom-Faktoren
der VF/AF- und RF-Spektral-
Analyse.
287
Fachbeiträge Neben diesen vom Anwender frei belegbaren Speicherplätzen sind oftmals Preset-Speicherplätze vorhanden, die häufig verwendete, allgemeingültige Geräteeinstellungen
für Meß-
und
Betriebsgeräte-Anwendungen
enthalten.
Der
automatisierte und ggf. auch ferngesteuerte Abruf von Speicherplätzen ist eine wichtige Voraussetzung, wenn das Fernsehmeßsystem als Ersatz-Umsetzer in einer Reserveanlage eingesetzt wird und wenn bei Störung eines von mehreren Betriebsumsetzern auf dessen Kanal umgeschaltet werden muß.
3 Empfangs- und Demodulationsteil
Das Empfangsteil eines modernen Fernsehmeßsystems umfaßt den Frequenzbereich 44 ... 860 MHz. Das entspricht bei Standard B/G den Kanälen 2... 69, also Band I... Band IV/V. Innerhalb dieses Bereichs befinden sich die Sonderkanäle S2 ... S10 (USB: unterer Sonderkanal-Bereich), S11 ... S20 (OSB: oberer Sonderkanal-Bereich) und S21 ... S41 (ESB: erweiterter Sonderkanal-Bereich). Für andere Fernsehstandards, wie D/K oder I, bieten die Hersteller Gerätevarianten oder auch Austauschmodule zum Wechseln des Standards an. Die Empfangsteile zeichnen sich durch hohe Selektion, Übersteuerungsfestigkeit und große Meßdynamik aus. Bei dem Gerät in Bild | sind zwei RF-Eingänge vorhanden, die beide, unabhängig voneinander, zwischen breitbandigem und selektivem Betrieb umgeschaltet werden können. Die Eingangsdynamik
beträgt bei selektivem
Betrieb
30 dBuV
... 127 dBuV
(32 uV ... 2,2 V), bei breitbandigem Betrieb 100 dBuV ... 127 dBuV (100 mV .. 2,2 V). Der hochpräzise
Meßdemodulator
verfügt über einen Q-Ausgang.
Sowohl die Tonfalle als auch die Deemphasis sind abschaltbar. Der Ton-Demodulator arbeitet mit echter Parallelton-Demodulation Amplituden- und Phasengang.
mit eng toleriertem
4 VF/AF-Analysator Der VF/AF-Analysator ist eine DSP-basierende, digitale Meßeinheit für umfangreiche Video- und Audio-Messungen mit höchster Genauigkeit für eine präzise Beurteilung der Übertragungsqualität in Fernsehsende- und -übertragungs-Systemen. Die Meßergebnisse können sowohl graphisch als auch numerisch dargestellt werden.
288
TV-Meßtechnik
Neben
dem
demodulierten
Signal des Empfangsteils kann
der Analysator
selbstverständlich auch VF- und AF-Signale verarbeiten, die an den entsprechenden Eingängen des Gerätes eingespeist werden. Meßempfänger
und
Analysator
können
unabhängig
voneinander
arbeiten,
d. h., das Empfangsteil könnte beispielsweise als Ballempfänger arbeiten, während der Analysator beliebige Messungen gnal vornimmt.
Üblicherweise
an einem eingespeisten VF/AF-Si-
bietet die Analysator-Software
komfortable
Funktionen,
die
den Einsatz in der täglichen Meßpraxis oder die Überwachung der Signalqua-
lität entscheidend vereinfachen. Dazu zählen Referenzbildungen für relative Messungen, Toleranzmasken (innere und äußere Grenzwerte des zu überwachenden Parameters), umfangreiche Cursor-Funktionen und eine „Default“Funktion für eine sinnvolle Grundeinstellung. Die Bildschirm-Darstellung kann durch Funktionen wie „Zoom“ (dehnen bzw. stauchen) oder „Move“ (horizontales oder vertikales Verschieben des sichtbaren Fensters) sehr flexi-
bel den aktuellen Bedürfnissen angepaßt werden. Für alle Messungen
ist eine Mittelwertbildung (Average)
möglich. Mit Hilfe
der Mittelwertbildung kann beispielsweise die Darstellung eines verrauschten Meßsignals verbessert werden. Für eine zyklische Überwachung von Übertragungssystemen können oftmals mehrere Messungen zu einem automatischen Meßablauf zusammenfaßt werden. Eine solche „Automessung“ protokolliert alle Meßergebnisse numerisch, in Listenform. Diese Funktion ist in erster Linie bei einer vollautomatischen, ferngesteuerten Qualitätsüberwachung durch einen Leitplatz gebräuchlich,
wobei der Leitplatz mehrere Standorte auf diesem Weg erfaßt. Einige Beispiele für Messungen mit dem VF/AF-Analysator: Meßroutine LEVEL_DIAGRAM
(Bild 2)
Messung aller wesentlichen VF-Pegel: H-Synchronimpuls, Farbhilfsträger, Weißimpuls, Nulltast-Impuls, BAS, BASO, Verhältnis von Schwarzpegel zu BASO und Restträger. Darstellung z.T. als Pegeldiagramm und/oder numerisch in mV oder %.
Meßroutine 2T_PULSE (Bild 3) Graphische, normierte Darstellung des 2T-Impulses und numerische Anzeige von K-Faktor (Kell-Faktor), Halbwertsbreite und 2T-Impuls zu WeißimpulsAmplitudenverhältnis.
289
Fachbeiträge LEVEL DIAGRAM mV
900 -
299.0
298.4
699.8
823.2
800 700
+
600
+
500
+
400 300
1
200
4
VBS
=
938.8 mV
vBSO = 1122.3mV Block/VBSO = 73.4% Res.Car. = 110%
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REFERENCE
>
LUMITS
100 -
|
0
|
|
-100 -200
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>
EXIT
«
LINE: AVG:
-300 SYNC
BURST
BAR
>»
18 16
ZERO REF
Bild 2: Meßroutine LEVEL_DIAGRAM
Der 2T-Impuls ist ein sin-Impuls, der eine Halbwertsbreite (HAD) von 200 ns hat. Die K-Faktor-Maske, mit der Beeinflussungen der Form des 2TImpulses durch das Übertragungssystem ausgewertet werden, ist eine bewertete Kurve. 2T PULSE
%
KFactor = 05% HAD = 197.2 ns Pulse/Bar= 100.7 %
100 90
7
80
7
70 60
4
50 1 40
0-
1
20 7
-
10 4 0
-10
nt
Nor
VIEW
»i
REFERENCE
>
LIMITS
>
MORE
>»
EXIT
4
D
-20 -800
Bild 3:
290
—t— -600 -400
-200
0
Meßroutine ZT_PULSE
——T————n— 200 400 600 800ns
LINE: AVG:
18 16
TV-Meßtechnik
Meßroutine SHORT_TIME_DISTORTION Graphische
(Bild 4)
Darstellung von steigender und fallender Flanke des 250-kHz-
Rechteckimpulses und numerische Anzeige der Steig- und Fallzeit in ns und der Short-Time-Distortion in %.
Die
Short-Time-Distortion
ist
bei
Steig-/Fallzeiten
von
100ns
bis
I us
(250 kHz entspricht 4 us Steig-/Fallzeit) definiert und beschreibt die Amplitudenfehler, die durch das Einschwingverhalten von Verstärkern verursacht werden und sich durch Über- und Unterschwingen der Flanken zeigen. %
SHORT TIME DISTORTION
Distortion= :
120 4
|
Fall Time = 116.7 ns
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>»
REFERENCE
>»
s
>»
30 4
LIMIT:
20
MORE
4
10 4
EXIT
0 -104 -20
T
-800
1.6%
Rise Time= 116.2 ns
T 00
T
T -400
1.
-200
o
I——1
200
400
600
>» «
LINE: 9 800ns
AVG: 16
Bild 4: Meßroutine SHORT_TIME_DISTORTION
Meßroutine MULTIBURST (Bild 5) Messung des relativen Amplitudengangs mit Hilfe der Multiburst-Pakete nach CCIR18. Graphische und numerische Darstellung der Meßergebnisse. Meßroutine SIN X/X (Bild 6)
Mit dem sin x/x-Impuls werden Amplituden- und Gruppenlaufzeitverlauf im VF-Bereich (0 ... 8 MHz) gemessen und graphisch dargestellt. Zusätzlich wird jeweils der Spitze-Spitze-Wert numerisch angezeigt. Der sin x/x-Impuls eignet sich hervorragend für derartige Messungen, da dieser einen extrem gleichmä-
Bigen Energieinhalt im Frequenzspektrum von 0 ... 8 MHz aufweist.
291
Fachbeiträge MULTIBURST BB -0.16 -0.14 104 0.5 4 0.0 -0.5 4 -1.0 4
-0.13
-0.12
-0.37
pk= 0.37
——
\ ' VIEW . | REFERENCE
> >"
, LMITS
>
154
; MORE
>»
2.0 4 2.54
EXIT
«
2.0 -3.5
T
0.5
T
1.0
2.0
T
4.0
T
4.8
LINE: 19
ANG: 16
h
T
=
5.8
MHz
Bild 5: Meßroutine MULTIBURST
SINXXAMPLTUDE
dB
4
1: 2: 2 -1:
0.609 MHz/ 3.910 MHz/ 3.3 01 MHz/
-0.09dB, 0.01dB, 0.10dB,
2
-0.05 dB 0.02dB 0.08dB
pp=0.18
pp = 0.22
10% 05
00
4
fn
-0.5 4 10
\ pr
—nn 7
°
1
2
SIN WX GROUP DELAY
3
1:
0.609MHz/
2-1:
3.301 MHz/
2:
3.910 MHz/
4
5
-2.6ns,
18.7ns,
6
MHz
VIEW
>»
-2.8ns 7.3ns
19.3ns, 19.7ns
pp=21.3
PP = 23.9
.
REFERENCE LIMITS MORE
|
1j
EXIT
6
MHz
>» >»
-
>»
«
i
LINE:7 AVG: 16
Bild 6: Meßroutine SIN X/X
Meßroutine DIFF_GAIN_&_PHASE (Bild 7) Messung der differentiellen Verstärkung und Phase mit Hilfe einer geträgerten 5- oder lOstufigen Treppe (z.B. in der Zeile CCIR330). Hierzu werden die Amplituden und Phasen der einzelnen Stufen bestimmt und relativ zur Amplitude bzw. Phase der Referenz (erste Stufe) in zwei übereinanderliegenden Diagrammen gleichzeitig dargestellt. Zusätzlich steht eine numerische Anzei-
ge zur Verfügung.
292
TV-Meßtechnik DIFFERENTIAL GAIN -0.1 0.1
%
0.2
-0.0
-0.2
pp= 04
4,
24 0 2
4
-4 4 ist
deg
I+
T
2nd
T
DIFFERENTIAL PHASE -0.0 0.3
Ird
T
0.1
ath
T
-0.1
5th
-
-0.4
pp= 05
-
VIEW
>»
REFERENCE
$ '
LIMITS
24
1. 0
ennnunnnnnnnnnunnnnne
-
>»
‚ MORE
>
‚ EXIT
«
14
24 -3
LINE: 331
AVG:
1st
r
2nd
T
Ird
T
4th
T
5th
16
ı
Bild 7: Meßroutine DIFF_LGAIN_&_PHASE
Meßroutine LUMINANCE_NONLINEARITY (Bild 8) Messung der Luminanz-Nichtlinearität mit einer modulierten oder unmodulierten 5- oder 1Ostufigen Treppe. Die Luminanz-Nichtlinearität ist die Abhängigkeit der Verstärkung des Luminanz-Signals vom Luminanz-Pegel.
In dieser Meßroutine werden die einzelnen „Stufenhöhen“ gemessen und die Abweichungen graphisch und numerisch (in %) dargestellt.
C_NONLIN_&_PHASE_&_C/L_IM
(Bild 9)
In dieser Meßroutine wird mit Hilfe des gestuften Farbträgerpaketes der Zeile CCIR331 die Chrominanz-Nichtlinearität, der Chrominanz-Phasenfehler und die Chrominanz/Luminanz-Intermodulation berechnet und in drei übereinanderliegenden Diagrammen gleichzeitig dargestellt.
293
Fachbeiträge LUMINANCE %
NONLINEARITY
99.8
100.0
7
99.5
“
99.0
+
985
4
90
99.5
100.0
99.9
99.7
pp=
05
EN SEETIEEIEBETER
—
4
954
REFERENCE
> |
LIMITS
>
970
4
%5
4
- MORE
96.0
+
EXIT
955
+
95.0
ist REFERENCE
Bild 8:
0.3
e27 0
24 -4J
T
T
2nd 1 INUSE,
Ird
T
4th
T
5th
LINE: 18 AVG: 16
ı
NONLINEARITY
0.0
0.0
pp= 0.3
CHROMINANCE
-0.1
PHASE
ERROR
420 mV
700 mV
0.0
0.0
pp= 0.2
27
j
_
"VIEW 4
| REFERENCE 140 mV CHROMINANCE
%
0.0
420 mV LUMINANCE
INTERMODULATION
0.0
700 mV
0.0
2 -
14
MORE
LINE:
140 mV Bild 9:
' UMTS
pp = 0.0
BUT
0 14
294
« |
«4
deg 0
»
DATED: 01 Jan 1970 01:00:00 MEZ
140 mV
24
.
Meßroutine LUMINANCE_NONLINEARITY
CHROMINANCE
%
|
: VIEW
420 mV
700 mV
Meßroutine CLNONLIN_&_PHASE_&_C/L_IM
AVG:
332
16
TV-Meßtechnik
Meßroutine ICPM (Bild 10) Messung der Phasenmodulation des Bildträgers in Abhängigkeit der VF-Amplitudenmodulation mittels einer 5- oder lOstufigen Treppe. Die Phasenabweichungen der Stufen (normiert auf den Phasenwinkel bei der Schwarzschulter) werden graphisch in einem Koordinatensystem dargestellt. Die Phasenabweichung pro Stufe und die maximale Phasenabweichung werden numerisch an-
gezeigt. ICPM 01
deg
00
-1
-01
-03
-04
-0.9 pp(Vid-Bik) = 0.9
>
25 4 2.0 15 10
VIEW
5 0
-05
REFERENCE > a
-
1.0 4 -1.5 -2.0 | 2.5 4
3.0
—
nn
—
Sync
Bild 10:
>
—— Bink
ist
—
2nd
rd
4th
55th
LUIMITS
>
MORE
>
EXIT
«
Ava: 32
Meßroutine ICPM
Mefßroutine VF-SPECTRUM (Bild 11) Diese Meßroutine stellt das VF-Spektrum der gerade ausgewählten Zeile als Funktion der Frequenz dar. Die Anzeige erfolgt in dB, 0 dB entspricht 700 mV Spitze-Spitze-Wert. Als numerischer
Wert
wird der Effektivwert in dB angezeigt, was
bei einer
unmodulierten Zeile dem VF-Störabstand über die eingestellte Bandbreite entspricht.
Meßroutine FREQUENCY_RESPONSE
(Bild 12
Messung des Audio-Frequenzgangs von Fernseh-Übertragungssystemen mit Ein- oder Zweiton-Übertragung im Frequenzbereich 20 Hz ... 20 kHz. Der Frequenzgang von beiden Ton-Kanälen wird getrennt gemessen und jeweils in
295
Fachbeiträge 1:
VF SPEGTRUM (0dB= 700 mV pp)
dB 0
?
-10 4 -20
1.066 MHz / -66.0 dB
2: 0.254 MHz / -70.5 dB 2-1: -0.812 MHz/ -4.5 dB
RMS Level = -9.0 dB
'
HP OFF LP OFF WGHT OFF
4
-30 -
| VIEW
>
-40 +
REFERENCE $
-50 4
LIMITS
-60 -
, MORE
>
EXIT
«
-70
+
-80
0
Bild
11:
AF
LINE: 51
AVG:
MHz
32
Meßroutine VF-SPECTRUM
FREQUENCY
Frequency
RESPONSE
=
CHANNEL
500 Hz
1
0.00 B
1.0 0.5
°.0
CHI
REFLVL
CH2 FEFLVL
-5.836
dBu
-5.769 dBu
-0.57 -1.0
20
T so
T 100
AF FREQUENCY [==]
RESPONSE
Freqiency
m Bild 12:
SO
T 200
I
=
500
200
T 509
CHANNEL Hz
1000
m 2000
T 1 10000 20000
Hz
2 Level
SC
T S000
=
1000 2000
0.00
Ton-
Kanal 2 und Ton-Kanal 2 — Ton-Kanal I gemessen und in einem eigenen Diagramm logarithmisch dargestellt. Beide Diagramme werden gleichzeitig am Bildschirm angezeigt. Als numerische Werte werden die Frequenz in Hz und der aktuelle Wert des
Übersprechens in dB angezeigt. AF
=
CROSS
TALK
CHANNEL
Frequency
=
1