Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz. Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz Köln 1930: Tagungsbericht und Beiträge zur Heimat- und Kunstgeschichte Kölns und des rheinischen Landes [Reprint 2021 ed.] 9783112600122, 9783112600115


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German Pages 250 [260] Year 1931

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Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz. Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz Köln 1930: Tagungsbericht und Beiträge zur Heimat- und Kunstgeschichte Kölns und des rheinischen Landes [Reprint 2021 ed.]
 9783112600122, 9783112600115

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TAG FÜR DENKMALPFLEGE UND HEIMATSCHUTZ KÖLN 1930 TAGUNGSBERICHT u n d B e i t r ä g e zur Heimat- und Kunstgeschichte K ö l n s und des r h e i n i s c h e n L a n d e s mit 120 A b b i l d u n g e n

DEUTSCHER KUNSTVERLAG BERLIN

I N H A L T Vorbemerkung Alte P l ä n e zur Domumgebung Kölns Städtebauliche E n t w i c k l u n g v o n H . Vogts, K ö l n

5 8 15

Vorabend der T a g u n g Begrüßungen K a t h e d r a l e n u n d S t ä d t e v o n A. £ . B r i n c k m a n n , Köln

61 74

E r s t e Sitzung E i n f ü h r e n d e W o r t e u n d Geschäftsbericht Der Kölner D o m als Gotteshaus u n d B a u d e n k m a l v o n J . Sauer, F r e i b u r g i. B r . Der Z u s t a n d des Kölner D o m s u n d die Arbeit der D o m b a u h ü t t e v o n H . Güldenpfennig, Köln Die P r o b l e m e der Denkmalpflege a m Kölner D o m v o n R . Hiecke, Berlin . Aussprache

79 86 91 119 128

Zweite Sitzung Die Umgebung des Kölner Doms u n d das Rheinufer der A l t s t a d t v o n P . Bonatz, S t u t t g a r t Aussprache F o r t s e t z u n g der Aussprache z u m Kölner D o m p r o b l e m Ausbildung des Nachwuchses f ü r Denkmalpflege u n d H e i m a t s c h u t z H . Karlinger, Aachen H . Vogts, K ö l n R . Riemerschmid, Köln W . Lindner, Berlin W a h l des Ortes f ü r die nächste T a g u n g

136 149 161 171 173 178 181 183

K u n s t f a h r t zum Niederrhein v o n E . Hensler, Dresden Die D o m e zu Neuß, X a n t e n u n d K a l k a r v o n J . Busley, D ü s s e l d o r f . . . Schloß u n d P a r k B r ü h l v o n E . Gall, Berlin Wiederherstellungsarbeiten am Aachener Münster v o n J . B u c h k r e m e r , Aachen Gedanken zu den Problemen der Denkmalpflege in der Rheinprovinz v o n Graf Metternich, B o n n Die Wiederherstellung der K a r t h a u s e zu K ö l n v o n F . Keibel, Berlin . .

185 191 221 224 231 237

A n h a n g : Ergebnis der B e r a t u n g v o m 9. 12. 1930 über die Probleme der Denkmalpflege a m Kölner D o m Teilnehmerverzeichnis Quellennachweis der Abbildungen

239 244 250

VORBEMERKUNG Es ist wiederum ein stattlicher Band von bedeutsamem Umfang, den wir im Anschluß an die vorjährige Tagung f ü r Denkmalpflege u n d Heimatschutz hier vorlegen können, bereichert durch eine ganze Reihe von selbständigen Aufsätzen und Abhandlungen aus der Feder hervorragender Fachleute, die f ü r Köln wichtiges Material zur Stadtgeschichte zum Teil erstmalig mitteilen, die die Beobachtungen, die von den Teilnehmern an dieser denkwürdigen Tagung in Köln wie im Gebiet des engeren u n d des weiteren Niederrheins gemacht werden konnten, in erwünschter Weise ergänzen, f o r t f ü h r e n u n d festhalten. Der vorliegende Band enthält Sonderbeiträge von B a u r a t Dr. Vogts, Landesverwaltungsrat Dr. Busley, Provinzialkonservator Graf Metternich, Direktor Dr. Gall, Münsterbaumeister Professor Buchkremer, Regierungs- u n d B a u r a t Keibel. Die Schilderung der Studienfahrt selbst h a t als Geschichtsschreiber unserer Tagung der eine Schriftführer, Dr. E . Hensler, wieder übernommen. Seit der Freiburger Tagung i m J a h r e 1926 haben wir versucht, die f r ü h e r nur die stenographischen Berichte über die jeweilige Tagung enthaltenden Veröffentlichungen durch die Einbeziehung größerer Sonderaufsätze, durch reiche Illustration zu einem in regelmäßiger Folge erscheinenden J a h r b u c h auszugestalten, das in erster Linie den Fragen der Denkmalpflege wie des Heimatschutzes der Tagungsstadt, darüber hinaus auserlesenen Problemen aus dem Nachbargebiet gewidmet ist. Wir hoffen, daß diese Reihe in demselben Sinne ein nicht zu missendes Quellenbuch zur Heimat- und Kunstgeschichte bilden wird, wie das die Bände des Congrès archéologique f ü r Frankreich darstellen, die früheren Bände der Publikationen der Bernulphusgilde f ü r Holland, der St. Thomas- und St. Lukasgilde für Belgien. Der Druck des vorliegenden Bandes in dieser erweiterten F o r m wäre nicht möglich gewesen ohne das hilfsbereite und verständnisvolle Eintreten der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. Ihrem Präsidenten, dem langjährigen hochverdienten Mitglied unseres Ausschusses, unserem treuesten Berater, Herrn Staatsminister Dr. Schmidt-Ott, und dem Vorsitzenden des Verlagsausschusses, Herrn Geheimrat Dr. Siegismund, haben wir ganz persönlich f ü r diese Förderung zu danken. Die Veröffentlichung ist weiter wesentlich unterstützt worden durch das Preußische Ministerium f ü r Wissenschaft, K u n s t und Volksbildung, durch die Rheinische Provinzialverwaltung u n d den Landeshauptmann der Rheinprovinz, Herrn Dr. Horion, wie durch die Stadtverwaltung von Köln mit dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Adenauer an der Spitze. Ihnen allen möchten wir den aufrichtigen und ehrerbietigsten Dank des Vorstandes wie der gesamten Gemeinde der Denkmalund Heimatfreunde darbringen. Die Fragestellung, die sich bei dem H a u p t t h e m a der Kölner Tagung nach Zielen, Mitteln und Grenzen der Erhaltungsarbeit am Kölner Dom ergab, hat die Fachwelt und die öffentliche Meinung in ungewöhnlich lebhafter Weise interessiert und im engeren wie im weiteren Kreise eine Generaldebatte über die sich hier herausstellenden grundsätzlichen Probleme gebracht. Der Vorstand des Tages konnte sich der ihm obliegenden Verantwortung und den von vielen Seiten an i h n herangetragenen Anregungen nicht entziehen, seinerseits noch einmal den ehrlichen Makler f ü r eine weitere Aussprache darzustellen. Das Ergebnis dieser im Dezember in Köln im Anschluß an die Septembertagung gepflogenen Verhandlungen im engeren Kreise ist auf Seite 239ff. dieses Bandes mitgeteilt worden. Wir hoffen, der Sache des Domes wie der Sache der Denkmalpflege gleichermaßen gedient zu haben, dadurch, d a ß wir uns und die Öffentlichkeit zwangen, die sich bei dem Einzelfall des Domes ergebenden Fragen möglichst zu Ende zu denken.

5

Die gerade im vorliegenden Falle außerordentliche Mühewaltung der Redaktion dieses Bandes, des Verkehrs mit den Autoren und Rednern, die Besorgung der Illustrationen, die Überwachung der Drucklegung lag f a s t allein in den H ä n d e n des Generalsekretärs des Tages, des Herrn Dr. Werner Lindner, dem auch an dieser Stelle der Vorstand f ü r seine hingebende Arbeit einen herzlichen Dank sagen möchte. Mit diesem vorliegenden Band, der f ü r ihn einen letzten Geschäftsbericht u n d eine letzte Gewissenserforschung darstellt, möchte sich der an erster Stelle unterzeichnete Vorsitzende n u n gleichzeitig von den Teilnehmern und Zugeschworenen des Tages f ü r Denkmalpflege und Heimatschutz — in der Rolle als einer der beiden Konsuln und als Sachwalter der Denkmalpflege in dem engeren Vorstand — verabschieden. E r beabsichtigt, vor der nächsten Tagung von diesem A m t zurückzutreten. E r denkt nicht daran, der Sache der Denkmalpflege d a m i t u n t r e u zu werden, und hofft, soweit seine K r ä f t e reichen, noch f ü r ihre i m m a n e n t e Idee weiterwirken zu können, aber der Leitung des Tages möchte er f ü r die kommenden Tagungen neue jugendliche K r ä f t e zuführen. Die Erreichung der sogenannten Altersgrenze gibt eine gewisse äußere Begründung f ü r diesen Entschluß. Zuletzt hat der Unterzeichnete ein volles Menschenalter, erst als stellvertretender Vorsitzender, den alten Tag f ü r Denkmalpflege als einer der wenigen Überlebenden unter den Begründern betreut, u m dann seit sieben J a h r e n die Last des einen Vorsitzenden mit den gerade dem Denkmalpfleger in dem Dual unseres Vorstandes in immer stärkerem Maße zuwachsenden Sonderaufgaben zu tragen — eine Verwaltungslast, die ihm j e t z t zu schwer erscheint und die ihn in einem anderen i h m zunächst vom Schicksal zugewiesenen Pflichtenkreis zu lähmen und zu behindern droht. So d a n k t er schon heute an dieser Stelle und im voraus, da die nächste Gelegenheit, zu den Teilnehmern des Tages zu sprechen, sich erst beträchtlich nach der nächsten Tagung ergeben wird, f ü r das Vertrauen und die Nachsicht, die die Freunde, Teilnehmer und Gäste des Tages und seiner Bestrebungen mit ihm am Vorstandstisch gehabt haben.

Bonn und Würzburg, im Mai 1931. Paul Clemen.

6

Freiherr von

Stein.

1. Köln, Ausschnitt aus der Stadtansicht von Anton Woensam (1531)

ALTE P L Ä N E ZUR

DOMUMGEBUNG

Die aus Anlaß des Tages f ü r Denkmalpflege und Heimatschutz i n Köln 1930 veranstaltete A u s s t e l l u n g v o n P l ä n e n u n d A n s i c h t e n zur D o m u m g e b u n g zeigte einerseits eine Folge, die den wechselvollen Zustand der Domumgebung seit d e m Ende des 18. J a h r h u n d e r t s vergegenwärtigen sollte, andererseits die verschiedenen Vorschläge f ü r die Ausgestaltung, die von 1885 an zur Freilegung des Domes f ü h r t e n und seit 1903 die Mängel dieser Freilegung wieder auszugleichen erstreben. Die wichtigsten E t a p p e n sind hier im Bilde wiedergegeben. Die alte Umbauung des Domes mit anderen kirchlichen Gebäuden, die zu der Bischofskirche in Beziehungen standen, und kleinen bürgerlichen Wohnungen bestand i m wesentlichen bis 1819 (Abb. 2), in welchem J a h r die Stiftskirche St. Maria ad gradus, die sich östlich an den Dom anschloß, wegen Baufälligkeit niedergelegt wurde; der südlich vom Dom gelegene Domhof mit der Pfarrkirche S. J o h a n n Evang. und dem erzbischöflichen Seminar bot noch 1824 das alte malerische harmonische Bild (Abb. 17). Auf dem Plan des Zustandes von 1848 sind diese südlichen Anbauten verschwunden und h a b e n dem Werkhof Platz gemacht (Abb. 3). Seit 1859 ist an der Nordseite an die Stelle des alten Botanischen Gartens der Bahnhof getreten und durch eine hochgelegene Bahnstrecke mit der neuen Brücke verbunden, wodurch der östlich vom Dom gelegene Frankenplatz zur Auflösung gelangte (Abb. 4). I m J a h r e 1893 sind die Freüegungspläne im Süden und Westen des Doms durch den Neubau des Domhotels in größerem Abstand vom Dom und die Niederlegung der Domkurien durchgeführt und im Norden das neue Bahnhofsgebäude mit seinem sehr verbreit e r t e n Bahnkörper entstanden, womit im wesentlichen der heutige Zustand erreicht war (Abb. 5). F ü r die Freilegung wurde der durch J . Stübben in einigen P u n k t e n veränderte Vorschlag F. C. Heimanns von 1885 zugrunde gelegt, der davon ausging, d a ß von einigen P u n k t e n der ganze Dom vom Blick erfaßt yrerden sollte (Abb. 6). Ein von den Privatarchitekten Kölns unterstützter Vorschlag Philipps ging noch weiter, indem er auch den 1831 geschaffenen Wallrafsplatz in den Freiraum südlich des Doms einbezog (Abb. 7). Ein gleichzeitiger Plan J a k o b Kaafs (Abb. 8) legte den Nachdruck auf eine westlich zum Dom hin achsial sich öffnende „Kaiserstraße", die von den Stadtvätern beschlossen, aber nicht ausgeführt und deren Gedanke nur in der Erweiterung des Margaretenklosters verwirklicht wurde. Die mit solcher Begeisterung erstrebte Freilegung befriedigte schon bald nicht m e h r ; man empfand die Kälte und die Maßstablosigkeit des auf „den Präsentierteller" gesetzten Doms als städtebaulichen Mangel. Ungefähr gleichzeitig mit Dombaumeister Hertel, der dem Gebäude durch eine neue D o m b a u h ü t t e i m Nordwesten und seinen Vorschlag eines Kapitelhauses im Südosten wieder einen Maßstab und eine Verbindung mit dem übrigen Straßenbild zu geben suchte, brachte A. Bohrer 1903 als erster weitergehende Vorschläge zu einer geschlosseneren Platzgestaltung (Abb. 9). Die Frage schnitt dann von neuem Fritz Schumacher an in seinem Buch über Köln „Entwicklungsfragen einer G r o ß s t a d t " (1923), dessen Vorschläge (Abb. 10 u n d 11) dann eine ganze Reihe von anderen Plänen (von R i t t e r , Genzmer u. a.) hervorriefen und aus Anlaß des damals vorgesehenen Neubaues eines Börsengebäudes an der S üdostseite des Frankenplatzes zu dem weiteren Plane des Kölner Architekten Müller-Jena f ü h r t e n (Abb. 12). Innerhalb der Stadtverwaltung haben sich der städtische Konservator, Baudirektor Verbeek, und das Städtebauamt mit dem Problem befaßt und ihre Auffassungen in Entwürfen zum Ausdruck gebracht. Man sieht, eine Fülle gedankenreicher Anregungen, die durch den vorigj ährigen Tag f ü r Denkmalpflege und Heimatschutz von neuem in den Mittelpunkt aes Interesses gerückt Bind und weitere Ideengänge zeitigen werden. Hans Vogts.

8

3.

Köln, Domumgebung im J a h r e 1848

4.

K ö l n , D u m u m g e b u n g iin J a h r e

1863/78

K ö l n , D o m u m g e b u n g im J a h r e 1893

6.

Köln, Vorschlag für die Domumgebung von F. C. Heimann, 1885

7.

2

Köln, Vorschlag für die Domnmgebnng von Philipp, 1885

11

8.

Köln, Kaiserstraüe im Westen des Domes, Vorschlag von J . K a a f , 1885

2*

13

12.

13.

Köln, Vorschlag für die Domumgebung von Müller-Jena, 1926

Vorschlag f ü r die Umänderung des alten Rheinviertels vom städtischen Konservator Verbeek Auflichtung der Baublöcke, Erhaltung der denkmalwichtigen B a u t e n , Angleichung der Neubauten, nicht im Stil, jedoch im Material und Maßstab, Hochwasserdamm vom Uferrand zurückgeschoben, Baumpflanzung a n der Uferstraße (in Einzelheiten überholt)

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KÖLNS

STÄDTEBAULICHE

ENTWICKLUNG

v o n B a u r a t Dr.-Ing. H. Vogts, Köln *) I.

GESCHICHTLICHE

STADTENTWICKLUNG

Die Linien, die vor der Einwirkung des Menschengeschlechts Jahrtausende in die L a n d s c h a f t eingruben, sind die ersten u n d in den meisten Fällen die f ü r alle Z u k u n f t maßgebendsten Bedingungen, u n t e r denen sich die Gründung einer Siedlung vollzieht, auch wenn sie selbst von den B a u t e n u n d ihrer späteren Entwicklung verwischt worden sind u n d sich n u r noch vom Forscher mühsam wieder auffinden lassen. Das gilt vom einzelnen Bauerngehöft u n d vom Dorf so gut wie vom siebenhügligen Rom, vom meerentstiegenen Venedig, von jeder stromsäumenden oder stromdurchschnittenen Stadt. Weitere Linien zeichnet die G e s c h i c h t e in das Bild der Stadt, Jahresringe des Wachstums u n d Änderungen des Kerns, die bald planmäßig scheinen, bald einem Zufallsspiel gleichen. Das Wachstum bezieht auch der ursprünglichen Stadtanlage fremde Nachwirkungen menschlicher Tätigkeit ein, die Art u n d Richtung beeinflussen. Wieder bleiben diese Linien f ü r alle Z u k u n f t im Gesicht der Stadt, auch wenn sie längst von anderen überschnitten u n d übertönt sind, ihr Ursprung, ihr Zweck vergessen ist. W i e aber die neuen Linien des Stadtbildes entstehen, darauf sind weiter die Aufgaben von Einfluß, die der Stadt vorwiegend als Wirtschafts- u n d Verkehrszentrum, als Wohnsiedlung u n d als sozialer Gemeinschaft gestellt sind. I n diesem Sinne sind es namentlich die Verkehrsbedürfnisse, die Wohnformen und die gemeinsamen öffentliches Gebäude, Anlagen und Unternehmungen, die f ü r diese Linien des Stadtbildes richtungweisend sind. Und zum drittenmal ist zu bemerken, d a ß alle diese Linien fast unauslöschhar sind, so d a ß sie als Voraussetzungen jüngerer Änderungen, als Vorteile, Vorurteile und Hemmnisse nachwirken, nachdem längst ihre Eigenbedeutung u n d ihre Ursprungsform vergessen ist. N u r wer das Stadtgebilde so in seiner Entstehung u n d Geschichte, in seinen Einzelzügen u n d Einzelproblemen erfaßt, sieht es in seiner Gesamtheit als Denkmal, als Schöpfung, als lebendes Wesen von Eigenwert u n d Eigenwillen; nur er ist auch in der Lage und berechtigt, selbst über diesen Organismus zu urteilen oder in i h n m i t eigenen Plänen einzugreifen. Wenn Wissen E h r f u r c h t weckt, wird er dann auch dem Denkmalwert der Stadt, der eben auf dieser Kontinuität beruht, gerecht werden, der Stadt, die Schumacher mit einem feinsinnigen Wort zur vorjährigen Kölner Dombaufeier als das symbolhafteste Werk gegenwärtiger Schaffenskraft bezeichnet h a t . D a r u m ist es berechtigt u n d notwendig, als Einführung i n den Bericht über die Verhandlungen des Tages f ü r Denkmalpflege u n d Heimatschutz in unserem fast zweitausendjährigen Köln die Elemente zu untersuchen und freizulegen, die stadtbaulich — d. h. in dauernder Wechselwirkung zwischen Planung und Bildwirkung (wie in der architektonischen Arbeit Grundriß und Aufriß in dauernder Wechselwirkung sind) — an i h m gebildet haben, u n d so nachzeichnend das Stadtbild in seinen großen Zügen neu entstehen zu lassen. Römische L i m i t a t i o n Köln ist eine Gründung der Römer, die hier auf dem letzten Ausläufer des niedrigen Vorgebirges, der Ville, der einen althergebrachten, bequemen Rheinübergang beherrschte, ihre germanischen Bundesgenossen, die Ubier, in einem Dorf ansiedelten u n d gleichzeitig ein kriegswichtiges Lager anlegten. Buchtartig umschließt das in Terrassenbildung beiderseits sanft ansteigende Bergland ((Abb. 14) das Tal, in dem der Strom in weitem Bogen dahinzieht, u m d a n n hinauszutreten in die breite, all*) Eingehendere Sonderausführungen sind, um Platz zu sparen, in Petit gesetzt.

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aeits offene Landschaft des Niederrheins. I n selbstherrlicher Weise haben römische Feldmesser den Grund und Boden f ü r die Zwecke der neuen Siedlung aufgeteilt, ohne sich viel u m Geländeschwierigkeiten zu kümmern, und ein rechtwinkliges Wege- u n d Straßennetz geschaffen, das Dr. Josef Klinkenberg neuerdings erforscht hat. 1 ) Die Straße nach Trier, a b Luxemburger Straße erhalten, bildete das Rückgrat. Es scheint mir, als wenn selbst innerhalb des späteren römischen Köln zwischen den Maschen eines anders gerichteten Straßennetzes sich Spuren dieser alten Aufteilung i n der Richtung der Mörsergasse u n d eines Straßenteiles an St. Agatha erhalten haben. Römische S t a d t g r ü n d u n g Anscheinend haben diese römischen Straßenlinien nach Klinkenbergs Forschung das Geviert der ersten römischen Stadtschöpfung bestimmt (Abb. 19), die an Stelle der ersten Siedlung t r a t u n d zwischen die weitreichenden Landstraßen so eingefügt wurde, daß die neuen Achsen eine kürzere Verbindung zwischen wichtigen Richtungen wurden und zugleich als Parallele und Senkrechte der Verkehre- und Kriegsstraße des Rheinstroms entsprachen, auf den die frühere Anlage keine Rücksicht genommen h a t t e . Dies Geviert lag auf einer fast ebenen Terrasse, a n der Ostkante ungefähr 14 m über dem damaligen Stromspiegel und nahm etwa eine Fläche von 75 h a ein (Abb. 19). I n der Südost- und Nordostecke wurden zwei Hügel miterfaßt, von denen der südliche ursprünglich der höhere war (Abb. 14b). Zwischen den von den Landstraßen bedingten Toren durchschnitten das nicht ganz regelmäßige Rechteck in Nordsüdrichtung ungefähr auf dem K a m m der Stadtfläche, von dem aus diese nach Osten stärker, nach Westen langsam fällt, eine Hauptstraße, die seitdem das Rückgrat der Planbildung geblieben ist, die jetzige Hohestraße, in Ostwestrichtung mehrere Hauptstraßen, die in der jetzigen Schildergasse, Brückenstraße, Breitestraße, An der Rechtsschule wiederzuerkennen sind. Einige Jahrzehnte später, vielleicht anläßlich des Mauerbaues, dehnte sich nach Klinkenbergs Annahme dieser regelmäßige Stadtplan offenbar vornehmlich aus Sicherheitsrücksichten nach Süden aus (Abb. 19), indem er die Grenze bis zu einem Bachlauf vorschob, der hier vom Vorgebirge kommend vorbeifließt, um sich unterhalb der Terrasse in mehreren Armen in das Ufer- und Überschwemmungsgebiet zu verlieren, das ursprünglich wenigstens teilweise eine Sumpf- und Schilflandschaft m i t Werthen und toten oder noch fließenden Rheinarmen war, wie sie vor der Rheinregulierung den ganzen Niederrbein begleiteten. Durch diese südliche Erweiterung wuchs die Stadt u m rund 20 ha und erhielt s t a t t der rechtwinkligen eine dem natürlichen Gelände angepaßte gebogene Südgrenze, während die bisherige in der Richtung der heutigen Sternengasse zu einer neuen wichtigen Ostwestachse wurde. Der Hügel an der Südostecke wurde vielleicht zum militärischen H a u p t s t ü t z p u n k t , zur Zitadelle, zum Kapitol (wenigstens in der späteren Überlieferung als solches, anscheinend nicht ohne Grund, betrachtet). Hier, auf der nordöstlichen Erhöhung u n d in der Gegend der alten Südwestecke, die den wichtigsten Landstraßen, denen nach Trier—Rheims und Aachen—Paris, zunächst lag und durch die südliche Erweiterung f a s t zum Zentrum der Stadtanlage wurde, sind die bedeutendsten römischen Bauten festgestellt worden, darunter auch Tempelbezirke und öffentliche Gebäude. Römische Außenbesiedlung C o l o n i a C l a u d i a A u g u s t a A g r i p p i n e n s i u m , „Abbild und Auge der Weltbeherrscherin R o m f ü r das untere Gallien" (nach des Kanonikus Wallraf Worten), ') J. K l i n k e n b e r g , Neue Forschungen zur Stadtanlage des römischen Köln und ihre Einwirkungen auf den mittelalterlichen und modernen Stadtplan (Vortrag auf der Tagung der Görresgesellschaft): Kölnische Volkszeitung 495, 28. September 1930, Sonntagsbeilage. Auf diese Betätigung der römischen Feldmefikunst hat vorher — mit anderen Schlüssen — schon J . A. Simon hingewiesen: Das Herz des römischen Köln, 1928, und Alt-Köln, XVI, 4, 1927.

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entwickelte sich zu einer bedeutenden Handels- u n d Industriestadt, die über den Mauerring hinauswuchs; nicht nur Friedhöfe und Einzelgräber, teilweise mit bedeutenden Grabdenkmälern, u n d Tempelbezirke, auch Industrien u n d Wohnsiedlungen an den Landstraßen umgaben die Stadt. Vor allem auch schloß sich ihr zum Rhein hin ein Markt und Hafenviertel an, in dem einige zum Rhein führende Straßenzüge sichergestellt sind, als der wichtigste ein D a m m , der zu der von Kaiser Konstantin erbauten ersten festen Rheinbrücke führte, die heutige Salzgasse. Seitlich davon wurde wahrscheinlich die Erde abgelagert, die beim B a u in der S t a d t ausgehoben wurde, und so ein ebenes sicheres Gelände gewonnen (Abb. 14,14a u. 14b). Wie im übrigen dieses Gelände zur Römerzeit aussah, darüber scheint mir noch nicht genügende Klarheit geschaffen zu sein. Die Einführung des Christentums gab sich im äußeren Stadtbild dadurch k u n d , daß im Stadtkern ein Bischofssitz mit einer Bischofskirche entstand, vermutlich an Stelle der späteren Cäcilienkirche und der Pfarrkirche St. Peter, unter dessen P a t r o n a t das Stift stand, vielleicht auch bereits eine Kirche auf dem Kapitolshügel, und im Außengebiet sich auf den alten Friedhöfen Kapellen zu Ehren der dort bestatteten Märtyrer erhoben, namentlich die Gereons-, die Severins-, die Ursidakirche; vielleicht lassen sich auch die sehr alten Kapellen St. Reinold, St. Victor, St. Aposteln, sicher die Caesariuskirche (an Stelle der heutigen Georgskirche) vor den Toren in diese Zeit zurückführen. Fränkische Stadt Die Römerstadt wurde um 450 endgültig die Beute der Franken. Sie fanden sie nicht mehr in Blüte vor, sondern nach mehrfachen Zerstörungen sicher nur teilweise wieder aufgebaut und setzten selbst nur instand, was ihnen brauchbar schien, Baugruppen in der Stadt, die sie als Gehöfte bewohnen und als Stützpunkte verteidigen konnten, darunter vor allem Königs- und Herrenhöfe auf den beiden Hügeln der Stadt, deren nördlicher inzwischen durch die Zerstörungen stark aufgeschüttet und verbreitert den merowingischen Königssitz, deren südlicher wahrscheinlich den Sitz des mächtigsten Geschlechts der Folgezeit, der Pippiniden, bildete, während einige Hauptverkehrsstraßen weiter den Resten der heimischen Bevölkerung als Sitz f ü r Verkaufsstände u n d Gewerbebetriebe dienten, deren die neuen Herren bedurften. Der Rest blieb einige Zeit Steinbruch, Sandkaule, Weideplatz, Gemeingut. Die gewaltsame Einnahme durch die Normannen (881) wird noch gründlicher die Reste und Anlagen aus der Römerzeit zerstört u n d zugleich das Niveau abermals erhöht haben. Rheinvorstadt Mehr als bisher aber spielte sich das eigentliche Geschäftsleben, wie es ein Königshof, ein militärischer S t ü t z p u n k t , ein Bischofssitz mit sich brachten, nach der bei vielen deutschen Städten beobachteten Sitte vor den Toren und hier am Rheine, der natürlichen Verkehrsstraße ab, deren Bedeutung wuchs, je mehr sich ein neues Reich an ihr befestigte u n d ausbreitete. Es entstand zwischen den alten Römermauern und dem Fluß unter weiterer Auffüllung des alten Uferlandes mit dem Bauschutt der mehrfachen Stadtzerstörungen die eigentliche Markt- und Geschäftsstadt des alten Köln, die diese Rolle so lange bewahrt h a t , wie der Rhein die des wichtigsten Zubringers von Verkehr und Leben. Wahrscheinlich waren die als Pioniere der K u l t u r am Rhein angesiedelten Mönche und andere geistliche Korporationen a n dem Ausbau dieser Handelsstadt als Grundbesitzer stark beteiligt; der Ausbau selbst erfolgte unter der F ü h r u n g der Erzbischöfe — eine formelle Anerkennung k a n n m a n darin sehen, daß um 950 die Rheinvorstadt eine starke Befestigung erhielt (Abb. 19 u. 37), die sie an die alte Römermauer anschloß u n d mit der Altstadt vereinigte, die d a m i t u m ungefähr 20 ha wuchs. Zu den vier Pfarrbezirken, die sich von der Bischofskirche abgelöst h a t t e n , t r a t anfangs ein neuer (St. Martin), der sich dann in zwei Pfarreien (Klein St. Martin und Brigiden) teilte.

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