Sumerische Untersuchungen: Teil 3, 4 [Reprint 2022 ed.] 9783112625729


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Sumerische Untersuchungen: Teil 3, 4 [Reprint 2022 ed.]
 9783112625729

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Sonderdruck aus „ Z e i t s c h r i f t f ü r A s s y r i o l o g i e u.verwandte Gebiete" Neue Folge, Band 4 (38) und 5 (39)

SUMERISCHE UNTERSUCHUNGEN III. IV VON

A. P O E B E L

1929 WALTER DE G R U Y T E R & Co. vormals C. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. T r ü b n e r — Veit & Comp.

BERLIN und LEIPZIG

Sonderdruck aus „ Z e i t s c h r i f t f ü r A s s y r i o l o g i e u. verwandte Gebiete" Neue Folge, Band 4 (38) und 5 (39)

Druck von A u g u s t P r i e s in Leipzig

Sumerische Untersuchungen III. VI. Der Lautwert en des Zeichens LI. Bei meinem A u f e n t h a l t im Universitätsmuseum in Philamir auch eine Schülertafel

delphia k a m

aus Nippur

in die

Hände, auf welcher v o m Schüler f o l g e n d e r kurzer A u s z u g aus d e m Nippurvokabular niedergeschrieben w a r : e-me

IN mversum

*Y

LI

= Y tu-U

LI

6y

gub

LI

dii-u

TU TU.

V o n den hier für das Zeichen LT g e g e b e n e n L a u t w e r t e n sind Ii und g u b bereits seit langer Zeit b e k a n n t ; der L a u t w e r t e n dagegen ist neu. Zeichen

Unser V o k a b u l a r a u s z u g fügt den sumerischen

keine akkadische B e d e u t u n g

bei, doch läßt sich LI

mit dem L a u t w e r t e n bis jetzt schon in folgenden W ö r t e r n , bzw. W o r t s c h r e i b u n g e n nachweisen. 1. Bereits in G S G S. 187 Z. 11 ff. h a b e ich darauf aufmerksam gemacht, d a ß in der Stelle I T T II 744, 2 — 4 : dumu-ur-dlama-ka-ge ara(d)-ur-dl§-dba-ü-ka en b i - i n - d u u

ses-kal-lanu-ü-me-

«Ses-kalla, der Sohn des U r - L a m a , behauptete:

Ich bin nicht ein S k l a v e des Ur-lS-Bau!»

die W o r t f o r m n ü -

m e n «ich bin nicht» ( < n u « n i c h t » und i - m e - ( e ) n «ich bin») nu-ü-me-Ll

geschrieben ist, was natürlich nur n u - ü - m e - e n

gelesen werden kann. Su-Sin's.

D e r T e x t ist datiert aus d e m 6. Jahre

F e r n e r wird in d e m an Sulgi gerichteten H y m n u s

Barton, Mise. B a b . Inscr. Nr. 3 neunmal das bekannte enklitische - m e n «du bist» ( G S G § 192) - m e - L l , d. i. - m e - e n , g e s c h r i e b e n ; vgl. z. B. K o l . 2, 16f.: giserin «gleich der

-gim

giä-gi6-du10-ga-me-en Zeder bist du von gutem Schatten».

D a der G e b r a u c h des Zeichens e n zur W i e d e r g a b e der E n d u n g - e n «ich (bin)», «du (bist)» uns bis jetzt nur in T e x t e n der dritten D y n a s t i e v o n U r entgegentritt, so dürfen wir diesen

A . Poebel

2

[82]

Gebrauch von e n vorläufig wenigstens als eine Eigentümlichkeit des Schriftsystems jener Zeit auffassen; man beachte aber, daß auch in jener Zeit die Endung - e n gewöhnlich mit dem Zeichen en geschrieben wird, dieses also damals wie in anderen Perioden das gebräuchliche Zeichen ist 2. Das Brüsseler Vokabular bietet bekanntlich in Kol. 3, 48 die Gleichung s a g - L l - E N - t a r (so ist natürlich das KA LI-EN-tar zu verbessern) =pa-ki-du «Aufsichtführender», «Behüte», wogegen das Duplikat C T 19, 13 nur sag-Li-tar = pa-ki-du, welches auch sonst bezeugt ist, hat. Das en des so rätselhaft scheinenden s a g - L l - E N - t a r des Brüsseler Vokabulars ist natürlich Glosse (bzw. eine Variante) zu LI, so daß mithin das Substantiv s a g - L I - t a r —päqidu als s a g - e n - t a r und das einen Bestandteil dieses Kompositums bildende Verbum L I — t a r = paqadu «behüten» usw. als e n — t a r zu lesen ist. Der erste Bestandteil en "dieses zusammengesetzten Verbums, der das nähere Objekt zu dem eigentlichen V e r b u m t a r bildet, dürfte etymologisch mit dem ersten Bestandteil des Substantivs e n - n u ( n ) «Wache» identisch sein. Die Erkenntnis, daß L I — t a r e n — - t a r zu lesen ist, hat auch eine Bedeutung in historischer Hinsicht, insofern es jetzt ganz sicher ist, daß der nach Obigem nicht E n - l i - t a r - z i , sondern E n - e n - t a r - z i heißende Fürst von Lagas, welcher der Nachfolger Enannatums II und der Vorgänger Lugalandas war, identisch ist mit dem Fürsten E n - e - t a r - z i von Lagas, von welchem Allotte de la F u y e 2 nachgewiesen hat, daß er wie E n - L l - t a r - z i zwischen Enannatum II und Urukagina gehört, und von dem bereits Ungnad 3 vermutet hatte, daß er mit E n - L l - t a r - z i identisch sei. Die beiden Namen E n - e n - t a r - z i 1 Mit dem Obigen erledigt sich natürlich die Vermutung Witzeis in «Perlen sumerischer Poesie» S. 61, daß m e - l i eine dialektische Form für m e en sei. — Vermutlich ist auch in der Gleichung l i = at-ta «du», V R 20 Nr. 4 LI unser e n , doch ist dies nicht völlig sicher, da mit den übrigen Gleichungen des Textes: ku = a-na-ku, äe = .?«-« und s i = $u-a-tum, bis jetzt noch nichts anzufangen ist. 2

Assyriol. u. archäol. Studien, Hilprecht gew., S. 105—120.

3 Z D M G 65 (1911), 117.

Sumerische Untersuchungen III.

[83]

3

und E n - e - t a r - z i unterscheiden sich, wie wir jetzt sehen, lediglich dadurch voneinander, daß in dem letzteren das n des Elementes en verschliffen ist, was sich ohne weiteres dadurch erklärt, daß in Lagas nach u und i (bzw. e) jedes auslautende n verschliffen werden konnte (GSG § 40). A u f Grund dieser Beobachtungen können wir, zum mindesten soweit die alte Sprache von Telloh in Betracht kommt, unbedenklich für LI neben dem Lautwert en auch den kürzeren Lautwert e 5 ansetzen. 3. In dem Emesaltext A O 4328, Nouv. fouilles de Tello S. 206, der wie die übrigen von Thureau-Dangin daselbst veröffentlichten Texte in einem sehr vereinfachten Schriftsystem geschrieben ist, finden wir mehrmals den Refrain e n - s e musa-ri «bis wann willst du zürnen?» Aus diesem en-3e (geschrieben mit dem gewöhnlichen EN) ist ersichtlich, daß tatsächlich so, wie ich es in GSG § 25of. vermutete, das bekannte Li-äe «bis wann?», «wie lange?» e n - s e zu lesen ist und das darin enthaltene Fragewort tatsächlich identisch ist mit dem Emesal-Fragewort in = ekiam (GSG §251). VII. s e g 6 = baiälum «kochen», «sengen», «rösten». Auf der einst von Meißner, Suppl. S. 25 d. Autogr. und später von Meek in AJSL 36, 158f. veröffentlichten Tafel Rm 2, 588 finden wir in Kol. 4, 26 die Gleichung: Jse-iguE | 6a-Sä-l[um]. Wir ersehen daraus, daß NE in der Bedeutung baiälu «kochen», «rösten» (intr., mit Kausativelement trans.) den Lautwert s e g 6 hat, wozu wir aber, da g ein verlierbarer Konsonant ist (GSG § 39), ohne weiteres auch den kürzeren Lautwert se 6 erschließen können. Die Lesung des semitischen Äquivalentes in dieser Gleichung konnte allerdings bisher noch nicht als gesichert gelten, da von dem Zeichen lum nur die Anfangsstriche erhalten sind und auch das am Beginn des Wortes stehende ba Anlaß zu Zweifeln gab Gewißheit erlangen wir aber durch die beiden Stellen Reisner, SBH 56 Vs. 66f.: 1

Meißner in SAI 3095 gibt deshalb NE = ma-Sd I*

A . Poebel

4

[84]

66me-läm-mu

engur-ra k u a mu-ni-ib-äe6-[i>ee] me-lam-mu-a ina ap-si-im nu-ni [ü-Iai-sd-lu] «Meine Feuerstrahlen lassen die Fische im Apsü kochen» 67

und Zimmern, S K 101, 13: ! 3 d m u - u l - l i l m e - l ä m - z u e n g u r - r a (Var. i m - g u - r a ) Icua m u - n i i b - ä e 7 -äe 7 « 0 Enlil, deine Feuerstrahlen lassen die Fische im Apsü kochen».

Denn während in der ersten der beiden fast völlig parallelen Stellen der Verbalstamm s e (< §eg) «kochen» mit dem Zeichen NE ( = s e 6 )

geschrieben ist, wird er in der zuletzt zitierten

mit dem Zeichen s e , = s e g ( = A.AN) wiedergegeben, das sonst nur für den Stamm s e g , se(g) «regnen» gebraucht wird. Das beweist jetzt endgültig, daß NE in der Bedeutung «kochen» tatsächlich s e g , bzw. se(g) zu lesen ist. In s i ä g i s i m m a r - a l - ä e 6 - g ä = ba-di-lu

«eine Dattelpalme,

die (durch die Sonne usw.) versengt ist», A O 2131 ( R A 6, 130) Kol. 2, 11 und Duplikat II R 46 Nr. 2 Kol. 2, 13, wie auch in dem in neubabylonischen und assyrischen Texten für balälu oft angewendeten Ideogramm ä e 6 - g ä , ist der Auslaut g a der Formen s e g - a und a l - s e g - a nicht mit g a , sondern g ä ( = mä) geschrieben.

Wir ersehen hieraus, daß wir es bei dem aus-

lautenden Konsonanten der Wurzel s e g

«kochen» nicht mit

demjenigen g des Hauptdialektes, das im Emesal zu b, sondern mit dem g, das im Emesal zu m wird, zu tun haben (siehe hierzu Z A N . F . 3 (37), 155f.).

Die Emesalform von s e g «kochen»

muß also s e m , se(m), geschr. s e 6 - m . . ., gelautet haben. VIII. Zu n im Hauptdialekt — s im Emesal. Für die Entsprechung von auslautendem n im Hauptdialekt und s im Emesal lassen sich außer den im G S G § 83 gegebenen Beispielen noch folgende sichere Fälle anführen: 1. Das Emesalwort für «Lippe» lautet s u m d u m und wird gebrochen s u - u m - d u - u m geschrieben; vgl. 21li-bi-ir-zi-da-mu

äu-um-du-um-kal-kal-la-bi KA-dib-ba-mu

mu-un-zu-a suk-kal-lum ki-nu sap-tan su-qu-ra-a-tut mu-du-ti pi-ris-ti-ia

[85]

Sumerische Untersuchungen III.

5

«mein getreuer Bote, dessen kostbare Lippen meine Beschlüsse kennen, (ursprünglich vielleicht: kundtun?)». 1

A O 6 4 5 8 (Thureau-Dangin, R A 11, l44ff.). Im Hauptdialekt wird bekanntlich das Wort für «Lippe» mit dem Zeichen K A + N U N 2 geschrieben; für dieses Zeichen aber gibt der Auszug aus dem Nippurvokabular auf der Schülertafel Langdon UPUM XII l Nr. 10 in Zeile 3 den Lautwert n u - u m - d u - u m Obwohl die Tafel keine akkadische Bedeutung beifügt, so ist nach dem Obigen doch ohne weiteres klar, daß dieses n u m dum die in Nippur dem Emesalwort S u m d u m entsprechende Form des Wortes für «Lippe» ist 3 . Die beiden Wortformen unterscheiden sich lediglich durch den verschiedenen Anlaut mit n und s und verteilen sich auf die Mundarten in genau der gleichen Weise wie n i r - g ä l und s e r - m a l . 2. Das von King im Supplementband des Katalogs der Kujundschiksammlung unter Nr. 51 veröffentlichte Bruchstück einer Götterliste Ki 1904-10-9, 14 Vs. 7 — 9 und deren Duplikat II R 59 (K 2012) + II" R 54 Nr. 2 (K 171) Vs. 37—39 bieten, sich einander ergänzend, folgende Gleichungen: dgaäan-hur-säm-mä däe-en-tu d

dnin-hur-sagdnin-tu d

dbe-lit-iliV\ d be-lit-ilip' sä-as-su-rum.

Es erscheint hier also der Name der Göttin Nintu(r) ( = Ninhursagga, Ninmah) im Emesal als d s e n - t u ( r ) , mithin das Substantiv nin «Herrin» im Emesal als sen. Hierzu ist noch zu vergleichen V R 52 Nr. 1 Kol. l, lof.: Mdijul-kün-e-a

en-gisbanäur-ra

" a m a däe-en-tur

ama-dim-me-ir-imin-bi

«Sulkunea, der Herr des Tisches, und die Mutter Sentur, die Mutter der sieben Götter».

Wie aus der Zusammenstellung mit ihrem Gemahl Sulkunea hervorgeht, ist die hier genannte Göttin d s e - e n - t u r ebenfalls 1 Die grammatische Konstruktion im Akkadischen ist unklar und wahrscheinlich nicht einwandfrei. 2 Dies ist die Form des Zeichens in assyrischer Zeit neben KA + SA; das in alter Zeit entsprechende Zeichen steht noch nicht sicher fest. 3 Zur sonst im Hauptdialekt gebräuchlichen Form n u n d u n s. einen späteren Aufsatz.

6

A . Poebel

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die Göttin Nin-tu(r) Diese doppelte Bezeugung der Namensform der Göttin im Emesal schließt natürlich jeden Zweifel daran aus, daß das dem nin des Hauptdialektes in diesem Namen entsprechende erste Element tatsächlich sen «Herrin» ist. Einen weiteren Beweis liefert aber auch die Wiedergabe von d s e - e n - t u r in dem oben zitierten T e x t mit iassürum «Mutterleib», welches hier offenbar als aus d s e n - t u r , wie sonst aus [sä(g)-tür (Br. 8oio) und §a(g)-tur 5 ( = K U ; Yale Voc. 127) entstanden aufgefaßt ist 2 . s e n als Emesalentsprechung von nin ist aber in dem obengenannten T e x t II R 59 offenbar auch beabsichtigt in dem Gottesnamen d s e n - M U - M U ; vgl. Vs. 28f.: 28dgasansic?-nam-mu

I

29dgen-MU-Mü

| dnin-MU-MU

dnin-iGlGUNÜ

I

dnin-lGlGUNU

| d „

nur daß hier SEN «Herr»(!) nicht gebrochen s e - e n , sondern mit dem Zeichen s e n geschrieben sein würde. Ob allerdings diese Auffassung des Kompilators oder späteren Abschreibers des Textes berechtigt ist, ist sehr zweifelhaft, denn die offenbaren Beziehungen der angeführten Stelle zu S B H 48 Vs. 61 und dessen altbabylonischem Duplikat Zimmern, S K 11 Kol. 6, 10 zeigen, daß die Namen der Gottheit eine beträchtliche Umbildung oder wenigstens Umdeutung durch die Abschreiber erfahren haben 3 (s. hierzu Zimmern, Zur Herstellung der großen Götterliste usw. S. 93). Das sonst, und so auch in den Götternamen übliche Wort 1

In d j e - e n - t u r ist das r, das in d ä e - e n - t u u n d d n i n - t u verflüchtigt

ist, erhalten; vgl. die Glossen (bzw. Varianten) in it-i-U)

und ^ [ d n ] i n - t u t ü r | iy (= dbe-lit-i-li), 2

V g l . auch

I2dsä

Sä-m-rum t ü r

t u r ^ be-lit-ilit>\} dü-tar\, a-su-ru,

15[d]nin-turtür

| 16 ( = dbe-

C T 24, 12 Kol. 1.

be-lit-iliPl

-gi e , welches der Hauptsache nach ein Gerstenbier ist (s. Hrozn^, Das Getreide im alten Babylonien, S. 153 fr. und Förtsch, O L Z 16, 101 ff.), so daß in Z. 6, wie zu erwarten ist, zwei Bierarten (Gersten- und Emmerbier) genannt werden wie vorher zwei Weinarten (Rot- und Weißwein), Der Fehler ist dadurch entstanden, daß der Schreiber auf die vorangehende Zeile abgeirrt ist. a Das sumerische * k a r a n , aus dem sich auch k u r u n entwickelt hat, ist dagegen offenbar selbst wieder Lehnwort aus semitischem karm (vgl. arab. karmun «Weinstock», «Traube»; aeth. kerm «Weinstock», aram. karmä «Weingarten», «Weinstock», hebr. keerern «Weinberg»). Zu dem auch sonst sich findenden Wechsel zwischen m und n beachte u. a. auch kurum für kurun in der nächsten Anmerkung. Natürlich müssen die Sumerier das Wort karm (in der Form k a r a n ) wie manche andere Lehnwörter aus dem Semitischen (s. hierzu einen späteren Aufsatz über d a m k ä r a und d a m h ä r a ) schon von dem für uns noch vorgeschichtlichen semitischen Volk übernommen haben, das sie bei ihrer Besitznahme Babyloniens dort vorfanden. Unter dieser Annahme lösen sich, wie man sieht, die Schwierigkeiten, die das akkadische karänu als rein semitisches Wort im Hinblick auf das sonst bezeugte karm sowohl der Wurzel wie seiner Bildung nach bieten müßte, auf eine ganz natürliche Weise. Zur Umgestaltung von * k a r a m , * k a r a n in k u r u n , g u r u n wird übrigens viel mit beigetragen haben, daß der einfache Sumerier das Fremdwort in Verbindung mit seinem eigenen g u r u n , g i r i n , g i r i m «Frucht» brachte. Dieser Annäherung von k a r a m und g u r u n verdankt dann offenbar auch das etymologisch mit hebr. 3 3 S 7 »

arab. 'inabun «Traube» identische akkadische inbu seine allgemeinere Bedeutung «Frucht». Eine andere sehr beachtenswerte Umgestaltung von * k a r a m in g e r r a n wird bezeugt durch Radau, Mise. Texts (Hilpr. Ann. Vol.) Nr. 13 Kol. 5, 11—13: 3 *

36

[I50]

A . Poebel

sikäru «Rauschtrank (schlechthin)» geben 1 , kann bei einem semitischen Volk, wie es die Akkader waren, nicht weiter auffallen, weil außerhalb Babyloniens das bei den Semiten übliche berauschende Getränk eben der Wein, nicht der Dattelwein war. Da indessen außerhalb der Vokabulare Beispiele für k u r u n in der allgemeinen Bedeutung «Rauschtrank (jeglicher Art)» nicht bekannt sind, so wird die Wiedergabe von k u r u n mit sikäru sich wohl auch nur darauf beziehen, daß der Akkader den Wein in Fällen, wo es klar war, daß es sich um Wein handelte, oft nur als Rauschtrank bezeichnete. Dagegen liegt in gewissem Sinne ein Gebrauch von k u r u n als «Rauschtrank (schlechthin)» vor in den Zusammensetzungen 1 ü - k u r u n n - a ( k ) «Schankwirt», m u n u s k u r u n n - a ( k ) «Schankwirtin» und e - k u r u n n - a ( k ) «Schenke» (s. dazu noch später), insofern in der Schenke durch den l ü k u r u n n - a ( k ) oder die m u n u s - k u r u n n - a ( k ) , wie der Kodex Hammurabi zeigt, durchaus nicht nur Wein, sondern jegliche Art von Rauschtrank ausgeschenkt wurde. Die Bezeichnung der Schenke als Weinhaus erklärt sich jedoch offenbar daraus, daß diese nach dem vornehmsten Getränk, das dort zu haben war, benannt wurde. A u c h die Wiedergabe von k u r u n mit slbu (
akk. a{n)naku\ «(das Metall) Anu's») natürlich nicht Blei = plumbum nigrum, sondern Zinn = plumbum album und plumbum candidum, das, wie diese Benennungen zeigen, noch im klassischen Altertum als eine Art Blei angesehen wurde. Man beachte auch die akkadische Wiedergabe von sum. a n - n a , bzw. a n - n a - k . . . in den Inschriften RimuS's (ThureauDangin, R A VIII, 138 und Poebel, H T S. 202f.) mit KÜ a n ( = kasap Anim) «Silber (oder: Edelmetall) Anu's», was sich offenbar auf chemisch reines Zinn, das bekanntlich fast silberweiß und glänzend ist, bezieht. Die überlieferten Lautwerte n a g g a , n i g g i (ES ä m - m ä ( ? ) , em- 5 zabar usw. ein Gefäß für Wasser, Rauschtrank und Milch bezeichnet. Die sumerischen Äquivalente g' 5 mä «Schiff» und ? i § m ä - g u r 8 «Rund- oder Drehboot (?)» deuten darauf hin, daß es hauptsächlich die Form einer Pfanne oder eines breiten Topfes hatte, was auch seine A b leitung von akkadischem kanänu «sich ducken», «sich niederkauern» nahelegt, wenn das Wort wirklich ein ursprüngliches akkadisches ist. Der kannu dagegen, der höher als breit war, also Becher- oder Eimerform hatte, wurde im Sumerischen, wenigstens bisweilen, auch ausdrücklich durch ein hinzugefügtes g u b - b a «stehend» näher gekennzeichnet; vgl. g ' 5 e p i r - g u b - b a = kannu sa me, kannu sa masti\ 6 i ä z a b a r g u b - b a = kannu sa sikäri, kannu sa masti in den oben angeführten Texten A O 8870 Kol. 2, 14. 16; C T 1 2 , 4 6 Kol. 1, 20, 25 f. Ein kannu von Eimerform war wohl sicher auch der g ' s k a n - n u - t ü l - l a «Brunneneimer». Dem Material nach konnte der kannu ein Gefäß aus Ton (epir 2 ), aus Metall ( z a b a r ) und schließlich aus Holz sein (vgl. das Determinativ g i s 3 ) . Der k u n dagegen ist, wie wir oben sahen, hauptsächlich aus Stein hergestellt. 1

21

kun-an-na-ganun-§e-da-a-bi

d a m «sein ( = t (=

22

Sir-kur-§e-igi-sti-ili-

des Tempels) zinnernes Becken, war,

war

(wie)

ein

die

Erde

das für das

weithin

ganünu

überblickendes

überstrahlendes) (Himmels)licht.» 2

'äfär,

Möglicherweise ist e p i r Lehnwort aus semitischem ' a p a r (hebr. bab. epru) «Erde», «Lehm», «Ton», bedeutet also ursprünglich

vielleicht «irdenes Geschirr». 8

Die Bezeichnung von hölzernen Gefäßen als 8 ' ® e p i r und g ' ^ z a b a r ,

bzw. g i s - e p i r und g i 5 - z a b a r usw. deutet natürlich darauf hin, daß

49

Sumerische Untersuchungen IV.

Zu kannu neben namzitu «Maischbottich» als Gerät des sabu. und der sabitu siehe die Zusammenstellungen bei Zimmern, ZA 32, 167 ff. Wir werden nicht fehlgehen mit der Annahme, daß kun und g a n bei der Bereitung des uluiinnu dieselbe Rolle spielen wie die namzitu und der kannu des sabü, indem kun der namzitu, gan dem kannu entspricht1. Den Unterschied zwischen kun und g a n werden wir wohl in der Hauptsache darin sehen dürfen, daß ersteres den großen nicht tragbaren, vielleicht auch feststehenden Behälter, gan dagegen die tragbare Wanne, den Eimer u. dgl. bezeichnet. Zu Gudeas Wortform gan statt k a n n u m , g a n n u in den oben erwähnten Texten vergleiche man GSG § 91. Die Weglassung der semitischen Kasusendung ist als ein Schritt zur Sumerisierung des Wortes zu betrachten und findet eine Parallele daran, daß auch wir im Deutschen nicht mehr «der Nominativus», sondern nur «der Nominativ» sagen. Für das vorläufig noch nicht näher zu bestimmende Verbum za würde nach der obigen Deutung von kun und g a - a n eine Bedeutung wie «füllen» ganz gut passen; es ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß z a - a - d a eine ungewöhnliche Zusammenziehung aus s i - a - d a ist. Zum Pa 4 -sir ! -Graben schließlich vergleiche man Entemena, Türstein F : 3 4 d en-ki- 3 6 l u g a l - e r i d u k i - r a 3 6 abzup a 4 - s i r - r a " m u - n a - d u «Dem Enki, dem Herrn von Eridu, baute er den Apsü des Pasir», und hierzu wieder: n a b z u e - g a , Uruk., Tontafel Kol. 3, II, und (in unvollkommenerem Sumerisch) abzu-e, Ur-Nanse, Tafel B Kol. 5, 6, «der Apsü des Wassergrabens», welch letzterer allem Anschein nach mit dem Pasir-Graben identisch ist. Der Vergleich mit dem die Herstellung der betreffenden Gefäße aus Holz erst später üblich wurde. 1 Man beachte auch hier die umgekehrte Reihenfolge der Wörter im Sumerischen ( k u n — g a n ) und Akkadischen {kannu—namzitu, z . B . Z A 32, 172 Z. 35 und Gilgameäepos X 3). 4

50

A . Poebel, Sumerische Untersuchungen IV.

[164]

Pasir, der nach der zitierten Stelle dem Apsüheiligtum des Enki Wasser zuführte, soll sich wohl nicht so sehr auf die Reichlichkeit, wie auf die kultische Reinheit des uluiinnu beziehen. Die oben gegebene Übersetzung von m e - n i - d a mjun a - d a ( - a n ) - d i b - e ist nicht sicher. Ist rae vielleicht nicht im Sinne von «Amt», sondern als «Kultus» zu fassen ?

ABKÜRZUNGEN AB=Assyriologische Bibliothek. AoB=Altorientalische Bibliothek, ADD=Johns,Ass.Deeds and Documents. AGr.=Delitzsch, Assyrische Grammatik. AJSL=American Journal of Semitic Languages and Literatures. AKA=> Annals of the Kings of Assyria. AKF—Archiv fur Keilschriftforschung. AL=Delitzsch, Assyrische Lesestücke. AMT—Thompson, Assyr. Medical Texts. AO =Der Alte Orient. AOF=Archiv fur Orientforschung. AOTU=Altor. Texte u. Untersuch. APAW = Abhdl. d. Preuß. Akad. d. Wiss. APN=Tallqvist, Assyr. Person. Names. AR=Ungnad, Assyr. Rechtsurkunden. ASGW=Abhandl. d. Sachs. Ges. d. Wiss. ASKT=Haupt, Akkadische u. sumerische Keilschrifttexte. AB=Beiträge zur Assyriologie. Babyl.=Babyloniaca. BB=Ungnad, Babylonische Briefe. BEUP=The Babylonian Expedition of the Univ. of Pennsylvania. BKBR=Zimmern, Beiträge z. Kenntn. d. bab. Religion. BOR=Babylonian and Oriental Record. BoSt. =Boghazköi-Studien. BoTU=Die Boghazköi-Texte in Umseht. ßr.=Brünnow, A Classified List. BSGW=Berichte d. Sachs. Ges. d. Wiss. CCT=Cuneif.Texts from Cappad.Tablets. CT=Cuneiform Texts. DLZ=Deutsche Literaturzeitung. DMG=Deutsche Morgenland. Gesellsch. DOG=Deutsche Orient-Gesellschaft. DP=Documents présargoniques. DPM=Délégation en Perse. Mémoires. EA=El-Amarna. GGA=Göttingische Gelehrte Anzeigen. GSG=Poebel,Grundz. d.Sumer. Gramm. HGT=Poebel, Hist, and Gramm, Texts. HT=Hittite Texts. HWB == Handwörterbuch. IAK =Inschriften d. altassyr. Könige. ITT=Inventaire des tablettes de Tello. JA=Journal Asiatique. JAOS=Journ. of the Amer. Orient. Soc. JBL=Journ. of Biblical Literature. JEA=Journ. of Egypt. Archaeology, j H UC=Johns Hopkins Univ. Circular. JRAS=Journ. of the Royal Asiat. Soc. JSOR=Journ. of the Society of Oriental Research. K=Kujundschik. KAH== Keilschrifttexte aus Assur historischen Inhalts. KAR=Keilschriftt. aus Assut relig. Inh. I