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dubsar 18 Sövegjártó • Sumerische Glossenhandschriften
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Sumerische Glossenhandschriften als Quellen des altbabylonischen hermeneutischen Denkens Szilvia Sövegjártó
dubsar 18 Zaphon
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Sumerische Glossenhandschriften als Quellen des altbabylonischen hermeneutischen Denkens
Szilvia Sövegjártó
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
dubsar Altorientalistische Publikationen Publications on the Ancient Near East Band 18 Herausgegeben von Kristin Kleber und Kai A. Metzler
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Sumerische Glossenhandschriften als Quellen des altbabylonischen hermeneutischen Denkens
Szilvia Sövegjártó
Zaphon Münster 2020 © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Illustration auf dem Cover: Hilprecht-Sammlung der Universität Jena, HS 1443+1586.
Sumerische Glossenhandschriften als Quellen des altbabylonischen hermeneutischen Denkens Szilvia Sövegjártó dubsar 18
© 2020 Zaphon, Enkingweg 36, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. Printed in Germany. Printed on acid-free paper.
ISBN 978-3-96327-104-5 ISSN 2627-7174
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VORWORT Die vorliegende Arbeit ist eine überarbeitete und ergänzte Version meiner Dissertation, die 2017 von der Friedrich-Schiller-Universität Jena angenommen wurde. Die Entstehung der Arbeit ist durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert worden, deren Stipendiatin ich von Juli 2012 bis September 2016 war. Durch einen von der Stiftung gewährten Reisekostenzuschuss konnte ich die Tontafelsammlungen des Louvre und des British Museum aufsuchen. Mein Forschungsaufenthalt in den Sammlungen des University of Pennsylvania Museum und der Yale Babylonian Collection wurde durch das Eötvös Stipendium des Ungarischen Staates gefördert. Den beiden Betreuern der Arbeit, Prof. Dr. Manfred Krebernik (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Prof. Dr. Gábor Zólyomi (Eötvös Loránd Universität, Budapest), gilt mein herzlichster Dank. Manfred Krebernik hat die Entstehung der Arbeit in allen Phasen begleitet und zahlreiche Hinweise und Verbesserungsvorschläge eingebracht. Ich bin besonders dankbar für die vielen Gespräche über das Dissertationsthema, aber auch andere, näher und ferner liegende Bereiche der altorientalischen Philologie, durch welche ich viel gelernt habe. Gábor Zólyomi hat mich besonders bei der Entwicklung des theoretischen Ansatzes gefördert. Die linguistische Analyse basiert auf den von ihm erarbeiteten Grundlagen der sumerischen Grammatik, über die er mich stets auf dem Laufenden hielt. Auch für seine Hinweise, Korrekturen und Kritik sei ihm herzlich gedankt. Dank gebührt auch Prof. Dr. Michael P. Streck, der das Drittgutachten erstellt und damit viele wichtige Hinweise zur Verbesserung der Arbeit gegeben hat. Prof. Dr. Kai Lämmerhirt hat ebenfalls freundlicherweise das Manuskript gelesen. Für seine Hinweise und Ratschläge sei ihm gedankt. Für die Publikations- und Zitiererlaubnis für die Texte aus den Sammlungen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena danke ich Manfred Krebernik. Für die Texte, die dem University of Pennsylvania Museum gehören, gilt mein Dank den Kuratoren Steve Tinney und Philip Jones sowie dem Kurator Jonathan Taylor für die Texte im British Museum. Die Zitiererlaubnis für die Texte im Vorderasiatischen Museum verdanke ich Joachim Marzahn. Bezüglich der Sammlung der Yale Babylonian Collection richte ich meine Danksagung an die beiden Kuratoren Benjamin Foster und Ulla Kasten, bezüglich des Louvre an die Kuratorin Béatrice André-Salvini. Den Genannten danke ich ebenso für die freundliche Aufnahme während meiner Aufenthalte an den jeweiligen Sammlungen. Mein Dank geht auch an meine Freunde und Kollegen, die die Entstehung dieser Arbeit gefördert haben. Zsombor Földi hat mich jahrelang praktisch unterstützt, besonders durch die Bereitstellung bibliographischen Materials, das mir nicht zur Verfügung stand, und mit seiner fortwährenden Hilfe bei der Entzifferung von auf den ersten Blick nicht lesbarer Zeichen. Elyze Zomer hat mir ihre Liste von alt- und mittelbabylonischen Bilinguen zur Verfügung gestellt und dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Auswertung zweisprachiger Manuskripte geleistet. Paul Delnero verdanke ich einige wichtige Hinweise bezüglich bisher nicht veröffentlichter Glossenhandschriften. Sara Kuli hat mir Fotos von der Pushkin Museum Elegy, Luděk Vacín von © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Vorwort
einer neuen Handschrift der Ur-Klage bereitgestellt. Bei Hannelore Agnethler, Beatrice Baragli und Jana Matuszak bedanke ich mich für ihre Unterstützung bei einzelnen Glossenhandschriften. Alle diese Gespräche und Diskussionen haben zu meiner Arbeit im Wesentlichen beigetragen. Armando Bramanti hat mich bei der Kollation von Manuskripten in der Sammlung des Oriental Institute Chicago unterstützt und auch nützliche Hinweise zur Erstellung digitaler Kopien gegeben. Theresa Blaschke hat nicht nur die gesamte Arbeit Korrektur gelesen, sondern auch mit ihren Vorschlägen zur Verbesserung des Textes beigetragen. Sarah Köhler hat Teile des Textes Korrektur gelesen und dabei wertvolle Hinweise geliefert, wie ich das Manuskript gestalten soll, damit es nicht nur für ein engeres Fachpublikum verständlich wird. Kamran V. Zand hat sich als Korrekturleser für die Endredaktion zur Verfügung gestellt. Allen genannten Personen spreche ich meinen herzlichen Dank aus. Mein besonderer Dank gilt auch meiner Familie, die dieses Werk in allen Phasen mit jeder möglichen Unterstützung bedacht hat. Zudem hat sie sich nicht nur als unerschöpfliche Quelle für zweisprachig geprägte Wortspiele erwiesen, sondern hat auch durch das bilinguale Milieu unseres Zuhauses eine besondere Förderung dieser Arbeit geleistet. Gewidmet ist diese Arbeit dem unbekannten Glossator der mikrographischen Manuskripte, wegen seiner vorbildlichen Unerschrockenheit.
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INHALTSVERZEICHNIS Vorwort ...................................................................................................................... v Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................... vii 1 Einleitung ................................................................................................................ 1 1.1 Hintergrund der Arbeit ...................................................................................... 1 1.2 Aufbau der Arbeit.............................................................................................. 4 1.3 Darstellungskonventionen ................................................................................. 5 2 Kulturgeschichtlicher Hintergrund .......................................................................... 7 2.1 Literalität und Bildung in der altbabylonischen Zeit ......................................... 7 2.2 Textkritischer Aspekt: Neue Überlieferungstechniken im 2. Jahrtausend....... 10 2.3 Linguistischer Aspekt: Sprachverflechtung .................................................... 13 2.4 Die Glossen als Innovation der altbabylonischen Zeit .................................... 18 3 Die Glossenhandschriften: Ein Überblick ............................................................. 21 3.1 Topologien ...................................................................................................... 21 3.1.1 Historischer Kontext ............................................................................... 22 3.1.2 Geographischer Kontext ......................................................................... 23 3.1.3 Archäologischer Kontext ........................................................................ 25 3.1.4 Sozio-kultureller Kontext ....................................................................... 29 3.1.5 Fazit ........................................................................................................ 33 3.2 Materialitätsprofil ............................................................................................ 34 3.2.1 Tafeltypologie, Duplikate und Layout .................................................... 34 3.2.2 Schriftkunde............................................................................................ 39 3.3 Praxeologien .................................................................................................... 43 3.3.1 Gattungs- und Gliederungsvermerke ...................................................... 44 3.3.2 Doxologien ............................................................................................. 45 3.3.3 Kolophone .............................................................................................. 48 3.4 Fazit: Tradition, Schule und Wissenschaft ...................................................... 50 4 Die Glossen: Ein Überblick ................................................................................... 53 4.1 Zeichen und Metazeichen in diachronem Überblick ....................................... 53 4.2 Die Glossen als linguistisches Korpus ............................................................ 61 4.3 Formale Typologie .......................................................................................... 63 4.3.1 Randglossen ............................................................................................ 64 4.3.2 Infralineare Glossen ................................................................................ 65 4.3.3 Interlineare Glossen ................................................................................ 66 4.4 Funktionale Typologie .................................................................................... 68 4.4.1 Die phonetische Ebene ........................................................................... 69 4.4.2 Die morphosyntaktische Ebene .............................................................. 73 4.4.3 Die semantische Ebene ........................................................................... 77 4.4.4 Die pragmatische Ebene ......................................................................... 81 4.4.5 Die graphische Ebene ............................................................................. 83 4.5 Der Beitrag der Glossen zu den Artefakt-Biographien.................................... 85 4.6 Fazit ................................................................................................................. 88 © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Inhaltsverzeichnis
5 Glossen vs. Bilinguen ............................................................................................ 91 5.1 Typologie der altbabylonischen Bilinguen ...................................................... 91 5.2 Fallstudien zu Quasi-Bilinguen ....................................................................... 93 5.3 Formale Kriterien zur Identifizierung von Glossen ......................................... 96 5.4 Fazit ................................................................................................................. 98 6 Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit ..................................... 99 6.1 Einführung: Wissenschaftliche Praktiken und Konventionen ......................... 99 6.2 Wissenschaftliche Praktiken in den altbabylonischen Quellen ..................... 103 6.2.1 Listen für Fortgeschrittene .................................................................... 103 6.2.2 Sumerische Literatur............................................................................. 107 6.2.3 Divination ............................................................................................. 109 6.2.4 Strukturierung und Erstellung von Sammlungen .................................. 111 6.2.5 Fachtermini ........................................................................................... 112 6.3 Die Glossen als wissenschaftlicher Apparat .................................................. 113 7 Die Glossen als textkritischer Apparat ................................................................ 121 7.1 Die Quellen: Variantenglossen und sonstige redaktionelle Annotationen .... 121 7.2 Auf dem Weg zur Autorität des Geschriebenen? .......................................... 125 7.3 Ausblick: Glossen in sumerischen Texten nach der altbabylonischen Zeit ... 127 8 Fazit ..................................................................................................................... 133 9 Verzeichnis der Glossen ...................................................................................... 137 10 Glossar ............................................................................................................... 325 10.1 Sumerisch ..................................................................................................... 325 10.2 Akkadisch ..................................................................................................... 349 11 Kollationen ........................................................................................................ 369 12 Kataloge............................................................................................................. 385 12.1 Katalog der altbabylonischen glossierten Manuskripte ............................... 385 12.2 Katalog der mittelbabylonischen glossierten Manuskripte.......................... 395 12.3 Katalog der altbabylonischen zweisprachigen Manuskripte ....................... 396 12.4 Katalog der Manuskripte glossierter Proto-Listen....................................... 400 12.5 Katalog der zweisprachigen Rezensionen einsprachiger Proto-Listen ........ 402 13 Abkürzungsverzeichnis zur Morphemglossierung............................................. 403 14 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 405
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1 EINLEITUNG 1.1 Hintergrund der Arbeit „Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen“, behauptete Johann Wolfgang von Goethe – eine Aussage, die nicht nur in der Epoche des berühmten deutschen Dichters, sondern auch heutzutage gültig ist. Nicht anders war es im alten Mesopotamien. In der altbabylonischen Zeit gehörte Mehrsprachigkeit für die Einwohner des Zweistromlandes zu allen Bereichen ihres Lebens. Sie begegneten Händlern und Boten aus weiter Ferne auf der Straße. Sie führten Kriege in angrenzenden Gegenden, aus denen Kriegsgefangene teilweise als Sklaven und Diener mitgeführt wurden. Die Nomaden und zum Teil das Militär entstammten auch aus einem anderen sprachlichen Milieu. Sogar die Götter wurden in einer anderen Sprache verehrt als in der, die in der altbabylonischen Zeit zu administrativen Zwecken oder für den Briefwechsel verwendet wurde. In dieser multilingualen Gesellschaft waren Fremdsprachenkenntnisse für die Schreibkundigen unerlässlich. Die Ausbildung der Elite konzentrierte sich nicht nur auf das Erlernen des Schriftsystems, sondern auch auf das Meistern der sumerischen Sprache. Dieser Ausbildungsschwerpunkt war nicht willkürlich, da das Sumerische auch ohne Muttersprachler eine angesehene Kultursprache war, die die Grundlage des Schriftsystems bildete. Die Gebildeten sollten daher fähig sein, zwischen dem Akkadischen und dem Sumerischen zu wechseln. Diese Fähigkeit war wegen des logographischen bzw. alloglottographischen Charakters der Keilschrift sogar notwendig, um auf Akkadisch in einer fortgeschrittenen Stufe lesen und schreiben zu können. Die Sprach- und Schriftbeherrschung war in Mesopotamien dementsprechend angesehen, wie es eine Hymne des Königs Šulgi betont: di ki-en-giki-ke4 si sa2-da-g̃u10-ne / 5-be2 eme-be2 ba-ni-ib-gi4-gi4-in / e2-gal-g̃a2 gir5 inim-bal-e eme-e li-bi2-du3-e1 „Wenn ich die Rechtsstreite Sumers in Ordnung bringe, antworte ich jenen (vorher erwähnten) fünf (Völkern) in ihren Sprachen. In meinem Palast können weder Ausländer noch Dolmetscher (so wie ich) auf (Fremd)sprachen vortragen.“ Obwohl die Hymne über fünf Sprachen berichtet, waren in der altbabylonischen Zeit im Kerngebiet Mesopotamiens nur zwei von ihnen maßgebliche Schriftsprachen: Akkadisch und Sumerisch. 1
Šulgi B [ETCSL 2.4.2.02] Z. 218–220. Die Interpretation der Textstelle ist von einigen Schwierigkeiten belastet. Das Zeichen DU-šeššig (hier als gir5 gelesen) wird gewöhnlich als kaš4 gelesen. Das Kompositum kaš4 – dug4 ‚laufen‘ passt allerdings nicht zum Kontext, weiterhin ist dieses Kompositum in allen Manuskripten als kaš4 – du3 belegt. Es ist ebenfalls verdächtig, dass das mutmaßliche nominale Element vom Verb entfernt ist. Laut der hier vorgeschlagenen Interpretation steht das Lexem gir5 ‚Ausländer‘ in Parataxis mit inim-bal ‚Übersetzer, Dolmetscher‘. Das Verb wäre du3 ‚schöpfen, ausführen‘ mit einer faktitiven Bedeutung. Zur Übersetzung der Zeilen 218–219 s. Rubio 2006b, 170 und Keetman 2010, 28. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 1
Das Akkadische war vor allem im Alltagsleben wichtig. Es diente nicht nur als Volkssprache und Sprache der offiziellen Korrespondenz, sondern war auch im Bereich der Administration und der Rechtsgebung bedeutend. Die akkadische Sprache durchlief in der altbabylonischen Zeit die ersten Schritte, um später auch als Kultursprache hervorzutreten und das Sumerische in noch mehr Bereichen zu ersetzen. Die Ausbildung in der altbabylonischen Schule, im Edubba, erfolgte aber auf Sumerisch, und zwar mit Hilfe von einsprachigen, sumerischen Texten, überwiegend lexikalischen und literarischen Inhalts. Allerdings war das Sumerische in der altbabylonischen Zeit schon eine Kultursprache, die nur für die Gebildeten zugänglich war. Außer in der Schulbildung behielt sie ihre prominente Rolle im Kult sowie in der Magie. Diese drei Institutionen, die Schule, die Religion und die magisch-therapeutische Praxis, erbrachten bisher über 7000 Manuskripte und Fragmente aus dieser Epoche. In den genannten sumerischen Manuskripten wurden manchmal Annotationen in Form von Glossen beigefügt. Es gibt weiterhin Manuskripte, in denen der sumerische Text teilweise oder gänzlich ins Akkadische übersetzt wurde. Die Glossen wurden hingegen nicht ausschließlich auf Akkadisch verfasst. Der Inhalt dieser Annotationen ist vielfältig: Neben den akkadischen Glossen kommen auch sumerische Glossen vor, es kann aber auch die Aussprache eines sumerischen Wortes oder eine Textvariante notiert sein. Unabhängig vom Inhalt sind die Glossen ein Produkt der Mehrsprachigkeit der altbabylonischen Zeit. Die beiden Sprachen, Sumerisch und Akkadisch, haben eine gemeinsame Geschichte, die sich anhand der schriftlichen Quellen spätestens ab der FD-IIIa-Zeit nachvollziehen lässt. Jedoch sind Glossen vor der altbabylonischen Zeit nicht bekannt. Ab dieser Zeit sind sie aber sowohl in den Schultexten, wie in den lexikalischen Listen oder in den Lehrgedichten der Dekade, als auch in den Texten der kultisch-magischen Praxis, u.a. in Beschwörungen, belegt. Weitere literarische Manuskripte, die sich bisher keinem bestimmten Zweck zuordnen ließen, sind ebenfalls betroffen. In der Praxis der Glossenforschung, deren wissenschaftliche Grundlagen in der Erforschung mittelalterlicher Manuskripte etabliert wurden, umfasst der sogenannte Glossenwortschatz sowohl Textglossen als auch Wörter, die in Glossaren belegt sind. Im Alten Orient kommen Textglossen in verschiedenen Epochen und Textgattungen vor. So sind in lexikalischen und literarischen Texten, medizinischen und magischen Texten sowie in der diplomatischen Korrespondenz Glossen belegt.2 Jedoch handelt es sich in den erwähnten altorientalischen Textkorpora ausschließlich um Textglossen. Trotz der großen Anzahl von altorientalischen lexikalischen Listen sind bisher keine bekannt, die als Glossar identifiziert werden konnten, d.h. die die Textglossen eines bestimmbaren Literaturwerkes aufzählen,3 wie es z.B. in der mittelalterlichen 2
Krecher 1971, 438. Direkte Verbindungen zwischen kürzeren Listenabschnitten und Literaturwerken wurden aber identifiziert, die Quellenlage deutet allerdings nicht darauf hin, dass diese lexikalischen Listen in der Tat als Glossare fungierten. Ein explizites Beispiel bietet das Manuskript HS 1461 (Krebernik 2004), das einen lexikalischen Abschnitt und zwei Sprichwörter umfasst. Zwischen den beiden Gattungen besteht ein lexikalischer Zusammenhang, wobei es sich die Frage stellt, ob
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Einleitung
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Tradition üblich war.4 Altorientalische Listen sind also keine Glossare und die in ihnen eventuell vorhandenen Glossen dienen als Interpretationen zur Liste selbst. Die Manuskripte der sumerischen literarischen Texte beinhalten verschiedene Paratexte, z.B. Gattungs- und Gliederungsvermerke und Kolophone. Die Glossen sind in diesem Zusammenhang als eine heterogene Gruppe von Metatexten5 zu bezeichnen, die sich formal abheben, da sie in kleinerer Schrift geschrieben wurden als der übrige Text.6
die Sprichwörter als Modellsätze fungierten oder die Liste sekundär zu den Sprichwörtern als Glossar erstellt wurde. S. auch Alster 1976, 19 zum Rat des Šuruppak [ETCSL 5.6.1] iii 5–iv 2 und zu der frühdynastischen Liste Lu2 E Z. 152–157; Hallo 1983, 177–178 zu Lugalbanda I [ETCSL 1.8.2.1] Z. 314 und zur lexikalischen Liste Ur5-ra Z. 234–236; Veldhuis 1997, 126– 128 vermerkt, dass die Hymne Nungal A [ETCSL 4.28.1] einen Abschnitt mit Aufzählung semantisch zusammenhängender Wörter beinhaltet, ähnlich einer thematischen Liste; Veldhuis 2004, 102–105 hat die Hymne Nanše C [ETCSL 4.14.3] mit thematischen Listen von Vögeln verglichen. Man beachte auch insbesondere Michalowski 1998, 67–72 zur Hymne Inana C [ETCSL 4.07.3] Z. 158–159 und zur lexikalischen Liste Erimhuš Tafel II Z. 1–5. In diesem Fall ist die Übereinstimmung sogar etwas breiter, da weitere seltene Wörter der literarischen Komposition auch in der Liste Erimhuš belegt sind, jedoch nicht der Reihenfolge entsprechend, der sie im literarischen Text folgen. Löhnert 2009, 214–215 vergleicht eine Liste von Tornamen in der balag̃-Komposition dutu-gen7 e3-ta Z. 22–29 und Ur-Namma B [ETCSL 2.4.1.2] Z. 22 mit dem Abschnitt Z. 36–40 der Liste Proto-Kagal. Crisostomo 2015, 133–134 erläutert die Interdependenz zwischen der lexikalischen Liste Izi und den sog. Enḫeduana-Kompositionen, vor allem Inana C [ETCSL 4.07.3] und den Tempel-hymnen [ETCSL 4.80.1], zwischen der Liste Ea und den Sprichwörtersammlungen, zwischen der Liste Lu-azlag und den Edubba-Texten. Zu letzterem s. auch Böck 1999, 56–60, die über den gemeinsamen Wortschatz dieser Liste und besonders zweier Kompositionen, Der Vater und sein missratener Sohn [ETCSL 5.1.2] und Der Sohn des Tafelhauses [ETCSL 5.1.4], referiert. Crisostomo entscheidet nicht, welche Gattung auf die andere gewirkt hat, sondern spricht eher über eine gegenseitige Beeinflussung. Civil 1987, 38 hält es für wahrscheinlicher, dass es die literarischen Texte waren, die die Listen als Quelle benutzt haben und nicht umgekehrt. Im Fall von späteren Listen ist hingegen die andere Richtung wahrscheinlicher, vgl. das Verhältnis der Liste malku = šarru mit akkadischen literarischen Texten (Hrůša 2010, 16–18). Eine berechtigte Kritik dazu, die altbabylonischen Listen als Kommentare zu deuten, bietet Frahm 2011, 14. Hingegen behauptet Civil 2009, 66, dass zweisprachige lexikalische Listen, in denen kein Ordnungsprinzip zu erkennen ist, Kommentare zu Literaturwerken umfassen, wobei die Komposition oft nicht identifizierbar ist. Seine Überlegungen wurden mit dem Manuskript UET 7 94 illustriert, das ein mutmaßliches Glossar zu einem literarischen Brief umfasst. 4 Die Kommentare des 1. Jahrtausends ähneln den Glossaren in der Hinsicht, dass sie einem bestimmten Text folgen. Zu dieser Gattung siehe Frahm 2011. 5 Beide Begriffe sind hier in Übereinstimmung mit Genette 1993 verwendet. Der Unterschied zwischen Para- und Metatexten besteht darin, dass Paratexte gewöhnlich zum Text gehörige Elemente sind, die textintern oder textextern erscheinen können. Metatexte können ebenfalls interne oder externe Annotationen sein, ein wichtiges Kriterium ist allerdings, dass diese den Text nicht ergänzen, sondern eine Auseinandersetzung mit dem Text reflektieren. 6 Krecher 1971, 431. Im 1. Jahrtausend sind Glossenkeile gebräuchlich, um die Glossen vom Haupttext zu trennen. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 1
Obwohl durch die klassische Philologie und die Mittelalterstudien die Wichtigkeit der Glossen anerkannt ist, finden sich in den Ausgaben altorientalischer literarischer Texte nur marginal Untersuchungen auf diesem Gebiet. Die philologisch orientierte Forschung konzentrierte sich zumeist auf die Texte bzw. die Kompositionen selbst anstatt auf die Manuskripte und die darin teilweise vorhandenen Glossen. Die Textausgaben beschäftigen sich mit den Glossen, auch wenn diese in einigen Manuskripten von der Anzahl her auffallend sind, nur sehr beschränkt und dann fast ausschließlich in den Kommentaren.7 Die Glossen wurden bisher oft als reine Hilfestellungen betrachtet, die nur Schreiber mit niedrigem Ausbildungsgrad benötigten, um den studierten Text verständlich zu machen.8 Unter diesen Prämissen werden die Diskrepanzen als Fehler interpretiert, die Ignoranten bzw. unbegabten Schreibern zugeschrieben werden. Die folgende Untersuchung versucht, diese Vorurteile in neuem Licht zu betrachten und die Glossen als die Hinterlassenschaft gebildeter Schreiber umzuwerten. Die vorliegende Arbeit strebt die Bearbeitung und die Untersuchung der Glossen in den sumerischen literarischen Texten der altbabylonischen Zeit an. Das Ziel besteht darin, die Glossen der sumerischen Literatur textübergreifend zu bearbeiten und ihre Bedeutung für die altorientalische Philologie darzustellen. Ebenso bieten die altorientalischen Glossen einen Einblick in die philologische Hermeneutik ihrer Zeit. 1.2 Aufbau der Arbeit nam-dub-sar-ra nig̃2-galam-galam-ma-be2 mu-ni-in-pad3-pad3-de3-en šag4-dub-ba šid nig̃2-kas7 ki-bur2-bur2-ra-be2 igi mu-un-na-an-si-ga-aš gu-sum-ma ki-dul-dul-la-be2 dalla mu-na-an-e3 „Ich habe ihn in die Schreibkunst eingeführt. Um die Ergebnisse der Berechnungen und Kalkulationen zu entdecken, habe ich ihm die Geheimnisse der Keilschriftzeichen erleuchtet.“ So benennt der Schreiber die Ausbildungsphasen in der literarischen Komposition Edubba A [ETCSL *5.1.1].9 Die Schreibkunst liefert das Grundwissen laut diesem Bericht, darüber hinaus sollen aber auch die „Geheimnisse der Keilschriftzeichen“10 erleuchtet werden, die eine höhere Stufe der Schriftkunde repräsentieren. Im Folgenden werde ich zeigen, dass die Glossen ebenfalls zur Aufklärung der „Geheimnisse der Keilschriftzeichen“ dienten. 7 Vgl. z.B. Kramer 1960, die Bearbeitung des bisher ausführlichsten bekannten glossierten Textes. 8 S. Cooper 1993, 79: (Glosses) „betray themselves as the work of inferior scribes, either students who needed a ‘pony’ to learn Sumerian, or scribes who never learned Sumerian well enough in the first place“. 9 Kramer 1949, 203 Z. 60–62. Für eine ähnliche Formulierung s. Civil 2000, 109–118. 10 Die übliche Übersetzung des Ausdrucks gu-sum-ma ki-dul-dul-la-be ist ‚Geheimnisse der 2 Keilschriftzeichen‘. Zu einer Interpretation als ‚unklare Stellen‘ s. Lenzi 2008, 142–143, der den Ausdruck ki-dul-dul-la (Akk. katimtu) dem üblichen akkadischen Wort für Geheimnisse, niṣirtu, gegenüberstellt und vorigen mit dem englischen Wort ‚obscurity‘ wiedergibt.
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Einleitung
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Zuerst wird der kulturhistorische Hintergrund dargestellt, der die Glossen ins Leben gerufen hat. Die Glossen werden in Kontext gesetzt und mit anderen, vor allem linguistischen und schriftgeschichtlichen Phänomenen verglichen, die das bilinguale Milieu der altbabylonischen Zeit prägten. Zweitens biete ich einen Überblick über die glossierten Manuskripte im Rahmen einer praxeologisch orientierten Analyse. Diese Untersuchung zielt darauf ab, auch den Bildungsstand oder die Qualifikationen der Verfasser näher zu bestimmen. Ich versuche die Frage zu beantworten, ob die Glossen (i) mit der Ausbildung, (ii) mit der wissenschaftlichen, vor allem der kultisch-magischen Praxis oder (iii) mit der Überlieferung und Erforschung eines früher entstandenen (literarischen) Korpus zu verknüpfen sind. Drittens erfolgt die Untersuchung der Glossen an sich. Formale und funktionale Aspekte werden berücksichtigt, um zu zeigen, wie und wofür die Glossen verfasst wurden. Ein Exkurs über die zweisprachigen Texte der altbabylonischen Zeit ergänzt diese Überlegungen. Viertens stelle ich die Frage, wie hermeneutisches Denken in der altbabylonischen Zeit funktionierte und in welcher Art und Weise sich die Glossen in diese vormoderne philologische Tradition einordnen lassen. Diese epistemologische Annäherung versucht, die Glossen in einen breiteren Kontext altorientalischer wissenschaftlicher Praxis zu setzen. Zuletzt möchte ich die Glossierung als textkritischen Apparat vorstellen und mit anderen Methoden der Textkritik vergleichen, die in der altbabylonischen Zeit zur Verfügung standen. Vor allem werden hier akkadische Übersetzungen, phonetisch geschriebene Texteinheiten und Variationen in sumerischen literarischen Texten berücksichtigt. Es soll die Frage beantwortet werden, wie sich die Glossen von den genannten Methoden abheben. Die Leistungen dieses textkritischen Apparats sollen danach in einen diachronen Kontext gesetzt werden, um zu erklären, welche Umstände zu Aufstieg und Fall der Glossen führten. Ein Exkurs über Glossen nach der altbabylonischen Zeit vervollständigt diesen Ansatz. 1.3 Darstellungskonventionen Im Folgenden möchte ich die Darstellungskonventionen glossierter Manuskripte festlegen. Zusammen mit einer systematischen Bearbeitung altorientalischer Glossen fehlen bisher auch wissenschaftliche Konventionen, wie Glossen in der Umschrift dargestellt werden sollten. Krecher schlug die folgende Darstellung vor:11 „In unseren Umschriften sollte der Unterschied zwischen uneigentlichen Glossen bzw. Determinativen und echten Glossen nicht verwischt werden. Die bequeme Kennzeichnung durch Hochstellen sollte man den viel häufigeren Determinativen und uneigentlichen Glossen vorbehalten. Die eigentlichen Glossen sollten dann in ( ) mit dem Vermerk Gl. konsequent hinter dem glossierten
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Krecher 1971, 433. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 1
Wort bzw. Zeichen stehen, ohne daß man die Stelle der Glosse auf der Tafel in der Transkription zu imitieren brauchte.“ In der vorliegenden Arbeit werden diese Hinweise bezüglich eigentlicher und uneigentlicher Glossen aufgegriffen. Das übliche Hochstellen wird den uneigentlichen Glossen vorbehalten. Eine wichtige Bedingung der Darstellung ist, dass die unterschiedlich glossierten Manuskripte in der Umschrift einheitlich bleiben, d.h. sporadische und zeilenlange Glossen denselben Konventionen entsprechen. Dieses Kriterium ist erforderlich, da die Glossen, die nacheinander stehende Wörter glossieren, nicht unbedingt Wort-fürWort-Übersetzungen sind. Andere Darstellungsprobleme, die gelöst werden sollen, betreffen fragmentarisch erhaltene Glossen, bei denen das Bezugswort fehlt oder Fälle, in denen das Bezugswort nicht identifiziert werden kann. Zudem sollte auch die Auflösung von Sandhi-Schreibungen vermieden werden. Da Glossenhandschriften in Form von Kopien veröffentlicht wurden bzw. die Glossen unveröffentlichter Texte als Abbildungen in der vorliegenden Arbeit beigefügt sind, kann in den Umschriften auf Informationen, wie z.B. die genaue Stellung der Glosse, in der Darstellung verzichtet werden. Aus diesen Gründen wurden im Anhang nur die Glossen mit ihrem jeweiligen Bezugswort und dessen engeren Kontext aufgenommen. Zusammenhängende Wörter wurden sowohl auf der Ebene der Bezugsworte als auch auf der Ebene der Glossen nicht getrennt, da dies einer Interpretation gleichkäme. Die größte zusammenhängende Einheit, die in der Arbeit als solche beibehalten wurde, ist die Zeile, der Aufteilung altorientalischer literarischer Texte entsprechend. Jedoch liefern nur die Kopien Informationen über die genauere Stellung der Glossen auf der Tafel, diese Information ist also nicht immer der vorliegenden Arbeit zu entnehmen. Innerhalb der Diskussion wurde nicht immer auf ganze Texteinheiten verwiesen, sondern nur auf die relevanten Textstellen. Dabei können zum Teil auch nur einzelne Wörter mit den zugehörigen Glossen zitiert werden, weil hier auf eine Interpretation nicht verzichtet werden kann und soll. Wo in der Arbeit eine Glosse zitiert wird, steht zwischen Bezugswort und Glosse das Zeichen „ : “ (z.B. diri : di-ri). Akkadische Wörter werden in der Umschrift wie üblich kursiv geschrieben.
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2 KULTURGESCHICHTLICHER HINTERGRUND Im Folgenden wird der sprachhistorische und kulturgeschichtliche Rahmen geschildert, in dem die Glossen entstanden sind. Vor allem soll die soziale Bedeutung von Literalität im altbabylonischen Mesopotamien dargestellt werden. Hierzu gehören die gesellschaftliche Rolle von Schreiben und Lesen, ihre zur Verfügung stehenden Formen, die Kontexte, in denen diese Fähigkeiten verwendet wurden, sowie die Methoden, mit denen sie getestet und interpretiert wurden.12 Obwohl die Zwei- oder eher Mehrsprachigkeit keine Besonderheit der altbabylonischen Zeit darstellt, sondern die Lebenswirklichkeit der gesamten Geschichte Mesopotamiens geprägt hat, werde ich mich in der folgenden Kurzfassung auf diese Periode beschränken. 2.1 Literalität und Bildung in der altbabylonischen Zeit Die Diglossie ist eine besondere, asymmetrische Form der Zweisprachigkeit, bei der eine funktionale Differenzierung zweier Sprachen entsteht.13 Einer der beiden Sprachen ist ein höherer kultureller Status zugeschrieben und in bestimmten Bereichen des Lebens ist die Verwendung dieser Sprache unerlässlich. Im altbabylonischen Mesopotamien dürfte wenigstens ein Teil der Bevölkerung zwei oder mehr Sprachen beherrscht haben.14 Zwei von ihnen galten als Schriftsprachen: Sumerisch und Akkadisch.15 Die sumerische Sprache wurde in den höheren Gesellschaftsschichten zur Vermittlung von Bildung, Religion und Wissenschaft verwendet. Das Akkadische war im Alltagsleben unerlässlich, vor allem Briefe wurden auf Akkadisch verfasst. Urkunden wurden hingegen in dieser Zeit überwiegend auf Sumerisch verfasst. Es ist allerdings schwer zu entscheiden, ob sie auf Akkadisch oder Sumerisch zu lesen sind, da sie sich auf sumerische Fachtermini stützen. Sie haben allerdings einen potentiellen alloglottographischen Charakter.16 Eine funktionale Differenzierung der beiden Sprachen war in der altbabylonischen Zeit vorhanden, wie aufgrund der schriftlichen Quellen deutlich wird. Die verschiedenen Textgattungen setzten jedoch unterschiedlichen Bildungsstand voraus und waren für unterschiedliche Schichten der Gesellschaft zugänglich. Während das Akkadische als die Muttersprache des größten Teils der Bevölkerung galt, wurde das 12
Szwed 1981, 14: „the social meaning of literacy: that is, the roles these abilities [reading and writing] play in social life; the varieties of reading and writing available for choice; the contexts for their performance; and the manner in which they are interpreted and tested (…)“. 13 Der Begriff Diglossie in Bezug auf Sprachvarianten stammt von Ferguson 1959. Seine Definition wurde auf verschiedene Sprachen von Fishman et al. 1971, 560 übertragen. Fishman 1972, 140 erklärt, dass in zwei- oder mehrsprachigen Gesellschaften eine funktionale Differenzierung erforderlich ist, da keine Gesellschaft mehrere Sprachen für dieselben Funktionen gebraucht. 14 Der Übersetzer, sumerisch eme-bal ‚Sprachen-Wender‘, später inim-bal ‚Wort-Wender‘, als Beruf ist ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. belegt, s. dazu Sjöberg 1975a, 152–156. 15 Es gibt nur sporadische Beweise für andere Sprachen, vor allem Amurritisch, s. dazu Streck 2004 und Ziegler u. Charpin 2007, sowie Kassitisch, s. dazu Balkan 1954 und Jaritz 1957. 16 Diesen Hinweis verdanke ich Zsombor Földi. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 2
Sumerische als Fremdsprache während der akademischen Ausbildung erlernt.17 Sumerisch wurde in der Schule auch gesprochen, worüber die Komposition Edubba A [ETCSL *5.1.1] Z. 40 berichtet: lu2 eme-gi7-ra-ke4 eme-uri bi2-˹x˺-dug4-e-še in-tud2-de3-en18 „Die Person (verantwortlich für den Unterricht) des Sumerischen sagte: ‚Du hast Akkadisch gesprochen!‘ und hat mich verprügelt.“ Laut Berichten über die Schulzeit sollten die Schüler vom Akkadischen ins Sumerische und umgekehrt übersetzen19 und unterhielten sich untereinander auf Sumerisch.20 Das Sumerische, das zwar in der altbabylonischen Zeit wahrscheinlich schon eine ausgestorbene Sprache war,21 wurde von den Schulen am Leben erhalten. Es handelt sich um viel mehr als die Überlieferung einer früheren literarischen Tradition. Sumerische Königshymnen wurden bis zur Regierung Abī-Ešuḫs (1711–1684 v. Chr.) verfasst,22 wodurch die Kontinuität der sumerischen literarischen Tradition bewiesen wird. Die Sprache wurde also in Wort und Schrift verwendet, neue Kompositionen wurden erfasst, obwohl diese teilweise bestimmt nur Unterrichtszwecken dienten.23 Dementsprechend setzte sich die Entwicklung des Sumerischen durch Muttersprachler des Akkadischen und daher unter dem Einfluss des Akkadischen fort.24 Die altbabylonische Schule bot keine ausgewogene Ausbildung, in der sowohl die praktische Vorbereitung auf die Abfassung von akkadischen Alltagsdokumenten als auch das Studium sumerischer Tradition berücksichtigt wurde. Der einzige Schwerpunkt lag auf der Überlieferung der sumerischen Sprache sowie der damit verbundenen, teilweise wahrscheinlich erfundenen lexikalischen und literarischen Tradition.25 Dies spricht dafür, dass die altbabylonische Schule nicht für die Elementarausbildung oder für die praktische Ausbildung der Schreiber zuständig war. Vielmehr war diese Ausbildung für zukünftige hohe Beamte, kultisches Personal bzw. Priester dienlich.
17 Cooper 1973, 244 mit Anm. 41. Zur Rolle der sumerischen Sprache im Edubba s. Woods 2006, 107–114. 18 Edubba A [ETCSL *5.1.1] Z. 40, vgl. Kramer 1949, 202. Umschrift und Übersetzung nach Sjöberg 1993, 1. 19 Civil 1998, 3. 20 George 2005, 128–129. 21 Vgl. Sallaberger 2004 mit weiterführender Literatur. 22 S. die Manuskripte AO 7741 zu Abī-Ešuḫ A [ETCSL 2.8.5.1] und CBS 1208 // BM 80091 // BM 80184 zu Abī-Ešuḫ B [ETCSL 2.8.5.a], sowie das zweisprachige Manuskript BM 40125 + BM 55472. Sumero-akkadische zweisprachige Hymnen sind auch über die altbabylonische Zeit hinaus bekannt. 23 Vgl. die relativ hohe Anzahl von literarischen Kompositionen, die vermutlich nur in einem Haus bzw. Schule verwendet wurden. S. dazu Delnero 2016, 120–121 mit Anm. 28. 24 Eine vergleichbare Entwicklung ist im Falle der lateinischen Sprache im mittelalterlichen Europa postuliert, s. dazu Leonhardt 2009, 148–168. 25 S. Veldhuis 1997, 82–83 und Veldhuis 2004, 67.
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Kulturgeschichtlicher Hintergrund
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Veldhuis unterscheidet zwischen drei Typen der Literalität in der altbabylonischen Zeit, und zwar zwischen funktionalen, technischen und akademischen Fähigkeiten.26 Zahlreiche Beweise, dass im altbabylonischen Nippur die Literalität weit verbreitet war, wurden von Wilcke gesammelt: in der Mehrheit der Privathäuser wurden Dokumente und in kleineren Mengen sogar Schultexte aufbewahrt; Briefe wurden vermutlich nicht von professionellen Schreibern, sondern von den Absendern selbst verfasst.27 Diese funktionalen Fähigkeiten umfassten aber lediglich die Kenntnisse, die ermöglicht haben, eine private Urkunde oder einen Brief zu verfassen bzw. zu verstehen.28 Diese Grundkenntnisse konnten sogar in der Familie vermittelt werden.29 Die technische Literalität stellt eine höhere Stufe dar. Eine neue Gattung der altbabylonischen Zeit, die der Omina, sollte hierzu gezählt werden, und andere Gattungen wie medizinische und mathematische Texte und Rituale sind hier zu erwähnen. Diese überwiegend akkadischen Gattungen verwenden eine hohe Anzahl an Fachtermini, die aus den Alltagstexten nicht bekannt sind. Die aus diesen Texten übermittelten Kenntnisse fanden zumindest teilweise in der Praxis Verwendung.30 Schon während der altbabylonischen Zeit ist eine Tendenz erkennbar, infolge derer diese Texte sich nicht in Richtung phonetischer, sondern in Richtung logographischer Schreibweise entwickelten. Dieser Prozess betraf vor allem die Formelsprache dieser Gattungen und die verwendeten wissenschaftlichen Fachtermini und setzte sich erheblich nach der altbabylonischen Zeit durch. Diese Entwicklungen erleichterten dem gebildeten Fachmann vermutlich die Abfassung und Auslegung dieser Texte, versperrten jedoch den Zugang zu diesen Texten für diejenigen, die diese Stufe der technischen Literalität nicht erreicht hatten. Die akademische Literalität war das Wissen, das im Edubba vermittelt wurde. Veldhuis beschreibt sie als die „Fachkenntnisse über das Schriftsystem um seiner selbst willen“ und zählt vor allem die lexikalischen Listen zu dieser Kategorie.31 Jedoch sind in der altbabylonischen Zeit Sumerischkenntnisse im Ganzen als Gegenstand der akademischen Literalität zu bezeichnen, da die sumerischen literarischen Texte ebenfalls nur für eine beschränkte Gruppe zugänglich waren.32 Das Studium der 26
Veldhuis 2011, 70. Wilcke 2000. Eine weitere Begründung, die auf dem begrenzten Syllabar beruht, das in den Alltagstexten Verwendung findet, bietet Charpin 2008, 52–60. 28 In ländlichen Gegenden könnte die funktionale Literalität eventuell noch kleineren Umfang gehabt haben. Veldhuis 1997, 145 verweist auf eine Tiermarke, die bestimmt nicht in einer Werkstatt, sondern sogar vom Hirten selbst beschrieben wurde. Vor allem ist seine Hypothese durch die niedrige Schriftqualität begründet. 29 S. auch Delnero 2016, 113. Veldhuis 2011, 85 argumentiert, dass entsprechende didaktische Texte, falls sie überhaupt existierten, unsichtbar wären bzw. sich von tatsächlichen Archivtexten und Briefen nicht unterscheiden ließen. 30 Zahlreiche mathematische Texte wurden unter den Schultexten identifiziert, mathematische Kenntnisse waren aber z.B. in der Verwaltung unerlässlich. Zur Möglichkeit, dass die Omina auch als Lehrstoff fungierten, s. Glassner 2009. 31 Veldhuis 2011, 74. 32 Vgl. auch Delnero 2016, 126. 27
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Kapitel 2
lexikalischen Listen und der sumerischen literarischen Texte erfolgte zusammen während der Ausbildung und ist daher nicht trennbar. Das Erlernen und Erforschen des Schriftsystems geschah allerdings nicht um seiner selbst willen, sondern um ein tieferes Verständnis für die sumerische Tradition, sei es kultisch, magisch oder historischliterarisch, zu erzielen. Die akademische Literalität galt als die Vermittlerin der Geheimnisse der Keilschriftzeichen, jedoch nur eine privilegierte Gruppe der Gesellschaft erhielt Zugang zu diesen Sachkenntnissen. Unserem heutigen Verständnis entsprechend konnte dieser Lehrstoff kaum eine praktische Verwendung finden. Das Edubba und der ermittelte Lehrstoff spielte viel mehr eine Rolle in der Identitätsbildung der Elite.33 Die literarischen Texte gehören zu einer teils wiederverwerteten und teils wahrscheinlich neu erfundenen Tradition, deren primäre Funktion darin bestand, der obersten Schicht der Gesellschaft eine gemeinsame Identität anzubieten.34 Die Gelehrten, die diese Identität teilten, pflegten die sumerische Tradition und setzten sie auch aktiv fort. Demzufolge und unter Berücksichtigung, dass das Sumerische bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. als Kultursprache nachweisbar ist, ist es allerdings möglich, dass der Lehrstoff über die Identitätsbildung hinaus auch bisher nicht näher bestimmten praktischen Zwecken diente und der erlernte Material teilweise im Kult oder auf Festen eingesetzt wurde. Im Folgenden sollen zwei Phänomene näher betrachtet werden, die als schriftliche Nachweise dafür dienen, welche komplexen Strukturen die Schreiber handhaben sollten, die an der bilingual geprägten akademischen Ausbildung teilnahmen. 2.2 Textkritischer Aspekt: Neue Überlieferungstechniken im 2. Jahrtausend en-lil2-le keš3ki za3-mi2 am3-ma-ab-be2 / dnisaba nu-ka-aš-be2-em inim-be2-ta sa-gen7 im-da-an-sur / dub-ba sar-sar šu-še3 al-g̃a2-g̃a2 d
„Enlil sprach den Preis von Keš, Nisaba war seine Buchführerin.35 Sie wob aus jenen Wörtern gleich einem Netz: das Schreiben auf der Tafel lag in ihrer Hand.“ Dieser Passus der Keš-Tempelhymne36 berichtet über die Verschriftlichung des ersten Literaturwerks: Enlil singt das Preislied und Nisaba, die Schreibergöttin, gestaltet seine Worte in Schrift um.37 Dies stellt eine Situation dar, die den Teilnehmern der 33 Street 1984, 8 betont, dass Literalität immer politische und ideologische Bedeutungen hat, von denen sie nicht getrennt werden kann und soll. Street gilt als der Begründer des ideologischen Modells der Literalität. 34 Veldhuis 2004, 66–76. 35 Im Lexem nukaš ist möglicherweise eine phonetische Schreibung des Lexems ga-eš ‚Steuer8 eintreiber(in)‘ belegt. 36 Keš-Tempelhymne [ETCSL 4.80.2] Z. 9-12. 37 Wilcke 2006, 203–207 bietet eine ausführliche Analyse der Texteinheit und weist auf zahlreiche mögliche Konnotationen hin, die den altorientalischen Lesern auch bekannt waren. Die größte Innovation der mesopotamischen Schriftgeschichte, nämlich die Anpassung einer Buchhalterschrift zur Wiedergabe zusammenhängender Texte, ist in der Hymne belegt.
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Kulturgeschichtlicher Hintergrund
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Ausbildung in der altbabylonischen Zeit bekannt vorkam. Wie Sjöberg hingewiesen hat, sind bestimmte Textfehler darauf zurückzuführen, dass die Studenten die vom Lehrer oral vermittelten Texte niedergeschrieben haben.38 Delnero fügte zu dieser Theorie hinzu, dass das Diktat des Lehrers durch die Rezitation des Studenten ersetzt werden konnte, d.h. ähnliche Fehler auch bei der Aufzeichnung memorierter Texte entstanden sein könnten.39 Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Kopiervorlage durch den Studenten vorgelesen und wieder verschriftlicht wurde.40 Die oral-aurale Überlieferung war jedoch nicht die einzige Methode, die in der Schule verwendet wurde. Vor allem die Linsen und die Übungstafeln bestätigen, dass die ersten Schulübungen das Kopieren der vom Lehrer oder fortgeschrittenen Studenten vorbereiteten Vorlagen umfassten. Es ist aber erwiesen, dass diese Methode auch bei komplexen Texten beibehalten wurde. Beweise liefern die in den Texten erhaltenen ḫepi-Annotationen,41 die auf abgebrochene Stellen in der Vorlage hinweisen,42 aber auch die Variantenglossen, die wahrscheinlich die Unterschiede zweier konsultierter Manuskripte dokumentieren. Selten finden sich weitere Beweise wie fehlerhaft vervollständigte abgebrochene Zeichen.43 Auch beim Kopieren typische Fehler, vor allem Dittographie, Haplographie und Paralepsis, sind hier zu nennen.44 Die Reproduktion von Texten, unabhängig von der verwendeten Methode, führte zu gewissen Fehlern aber auch zu Variationen in den Manuskripten. Diese Variationen erschienen auf verschiedenen Ebenen: Zeilen und Strophen wurden ausgelassen oder hinzugefügt bzw. ihre Reihenfolge geändert, dadurch entstanden u.U. sogar unterschiedliche Rezensionen einer Komposition.45 All diese Phänomene sind im altbabylonischen literarischen Korpus häufig vertreten. Der Vergleich der vorhandenen
38
Sjöberg 1975b, 170. Zu einer Typologie und Betrachtung dieser Fehler s. Delnero 2012b. 40 Delnero 2006, 80. 41 Einmal wurden diese Annotationen in kleinerer Schrift verfasst, und zwar in einem sonst mit akkadischen Glossen versehenen Text, IM 13404. Da sie jedoch auf die Vorlage und nicht auf den Text Bezug nehmen, werden sie im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter untersucht. Zu diesen Annotationen s. auch Krecher 1971, 438. 42 Vgl. Kapitel 7.1 in der vorliegenden Arbeit. 43 S. Wilcke 1977, 212–214. 44 Vgl. Delnero 2006, 12 und 2012a, 17–60. 45 Zur Betrachtung der Keš-Tempelhymne [ETCSL 4.80.2] aus diesem Sichtpunkt s. Wilcke 2006, 209–211. Die Hymnen von Ur-Namma bestätigen ebenfalls dieses Phänomenon, s. Tinney 1999 bezüglich Ur-Namma D [ETCSL 2.4.1.4] und Flückiger-Hawker 1999, 260–289 bezüglich Ur-Namma E und F [ETCSL 2.4.1.5–6]. Ein anderes Beispiel bietet die Hymne IšmeDagan W [ETCSL 2.5.4.23], die vermutlich eine Einleitung gefolgt von einer Reihe von Passus mit dem „kaga munig̃ar“-Refrain umfasst. Zur Überlieferungsgeschichte dieser Komposition s. Zólyomi 2010. Variationen in Išme-Dagan-Hymnen sind auch öfters belegt, vgl. Zólyomi 2001b zu Išme-Dagan O [ETCSL 2.5.4.15] und Išme-Dagan M [ETCSL 2.5.4.13]. Die zwei Rezensionen der Hymne Nergal C [ETCSL 4.15.3] bezeugen sogar, dass unterschiedliche Rezensionen nicht notwendigerweise zufällig entstanden, s. dazu Peterson 2015. 39
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Kapitel 2
Manuskripte weist darauf hin, dass „einerseits eine gewisse Flexibilität der Überlieferung, andererseits (…) eine gewisse Standardisierung“46 die Verschriftlichung des literarischen Korpus in der altbabylonischen Zeit geprägt hat.47 Literarische Texte sind zwar bereits aus dem 3. Jahrtausend bekannt, die Anzahl der Manuskripte zeigt jedoch ein exponentielles Wachstum in der altbabylonischen Zeit. Der Untergang des Sumerischen als gesprochene Sprache führte wahrscheinlich in erster Linie zur schriftlichen Überlieferung der Tradition. Nicht nur die schriftlichen Quellen nahmen zu, sondern es entstanden auch neue Methoden zur Verschriftlichung sumerischer Texte. Vor allem müssen hier die syllabischen Texte, die EmesalTexte48 und die sumero-akkadischen Bilinguen erwähnt werden. Andererseits ist die orthographische Standardisierung, die in den altbabylonischen literarischen Texten klar erkennbar ist, ebenfalls dem Vorrang der Schriftlichkeit zuzuschreiben. Phonetisch geschriebene Texte bzw. phonetische Schreibungen innerhalb eines Textes bieten klare Hinweise, wie der sumerische Text oder eine Textstelle ausgesprochen werden soll. Die Aussprache war vor allem dann wichtig, falls die Kompositionen vorgetragen wurden. Die zeichengenaue Wiedergabe der Texte war daneben sekundär. Die Phonetisierung einiger Texte erreichte sogar eine Stufe, auf der das Verstehen des Textes der phonetischen Wiedergabe entgegenwirkte. Die Emesal-Texte sind eine Untergruppe phonetischer Texte, die neben den phonetisch geschriebenen dialektalen Wörtern in der Regel auch eine erhöhte Menge an phonetischen Schreibungen von Wörtern in Normalorthographie aufweisen.49 Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass dieser Soziolekt eine altbabylonische Erfindung ist. Eine Annahme ist, dass dem Kontext entsprechendes Transponieren der logographischen Schreibungen vor dieser Zeit keine Probleme bereitete, falls solche Texte überhaupt verschriftlicht wurden.50 Wahrscheinlicher ist, dass die EmesalTexte erst in altbabylonischer Zeit schriftlich erscheinen, und zwar überwiegend in Nordbabylonien ab der Mitte der altbabylonischen Zeit,51 da die Priester bzw. ihre Lehrlinge Hilfestellungen brauchten, um die korrekte Aussprache der Texte zu sichern.52 Die These, dass die Manuskripte liturgischer Texte im Emesal-Dialekt die mündliche Aufführung unterstützten, hat Delnero sogar bezüglich der Manuskripte aus dem Kerngebiet Mesopotamiens überzeugend bewiesen.53
46
Wilcke 2006, 210. Diese Flexibilität und Standardisierung werden mit geographischen Variationen ergänzt und nicht erklärt, zu diesem Phänomen s. Delnero 2012a, 61–84. 48 Eine ausführliche Besprechung bietet Cooper 2006, 42–43. 49 Zu den Emesal-Texten in der altbabylonischen Zeit s. auch Schretter 2018. 50 Schretter 1990, 99–100 und Black 1991, 31–33 vermuteten, dass prä-altbabylonische Emesal-Texte wegen ihrer logographischen Schrift nicht zu erkennen sind. Sie schlugen allerdings, worauf Cooper 2006, 42 hinweist, keine Vertreter dieser früheren Tradition vor. 51 Etwa 78% der Manuskripte stammt aus Kiš und Sippar, hingegen nur 18% aus Nippur. Zu genauen Angaben s. Delnero 2016, 96. 52 Vgl. auch Cooper 2006, 42 für Hinweise auf Emesal Texte in der Ur-III-Zeit. 53 Delnero 2016, 101–115. 47
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Kulturgeschichtlicher Hintergrund
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In der altbabylonischen Zeit stand den Schreibern ein Zeicheninventar zur Verfügung, das die phonetische Wiedergabe sumerischer Lexeme ermöglichte. Da die akkadische Schriftsprache auch in dieser Art und Weise funktionierte, haben die Schreiber diese Methodik wahrscheinlich gemeistert, bevor sie sich mit sumerischen Texten befasst haben. Die gelegentlichen phonetischen Schreibungen weisen jedoch auf keine Standardisierung hin, die in Richtung einer phonetischen sumerischen Schrift deutet. Das komplexe System wurde bewusst erhalten und den Schreibern wurde bei der Schaffung von benötigten Hilfestellungen freie Hand gelassen.54 Diese Freiheit war jedoch begrenzt, wenn man die standardisierte altbabylonische Orthographie sumerischer Texte unter die Lupe nimmt. Die möglichst genaue Wiedergabe der Sprache, vor allem auf der morphographemischen Ebene, war in der altbabylonischen Zeit wichtiger als je zuvor. Sumerische Morpheme wurden in älteren Texten in verschiedenen Kontexten nur impliziert. In der altbabylonischen Orthographie verschwand diese defektive Schreibweise, eine Entwicklung, die ebenfalls zur phonetisch genauen Wiedergabe der Texte beitrug. Die sumerische Sprache wurde bestimmt nicht nur auf die schriftliche Ebene beschränkt, sonst würden diese Innovationen wenig Sinn ergeben. 2.3 Linguistischer Aspekt: Sprachverflechtung Der Verfall sumerischer Sprachkenntnisse führte zu zahlreichen neuen Entwicklungen in den sumerischen schriftlichen Quellen. Dieses Kapitel ist der Darstellung einer weiteren Gruppe von Phänomenen gewidmet, die durch den Sprachkontakt zwischen dem Sumerischen und dem Akkadischen entstanden und sich ebenfalls erst in der altbabylonischen Zeit manifestierten. Der linguistische Aspekt der Veränderungen weist darauf hin, dass die Gesellschaftsgruppe, die die sumerische Sprache in der altbabylonischen Zeit als Kultursprache bewahrte, nicht nur passive Sprachkenntnisse aufwies, sondern mehrere Sprachen aktiv beherrschte. Diesen Gelehrten standen komplexe linguistische Strukturen
54
Es bleibt umstritten, warum die logographische Schrift nicht gegenüber dem phonetischen System aufgegeben wurde. Cooper 2004, 91 vermutet ideologische Prestigegründe im Hintergrund. Im Fall der akkadischen Sprache ist diese Frage berechtigt. Die Tendenzen zeigen aber, dass die Schrift sich in unterschiedlichen Gattungen in unterschiedliche Richtungen entwickelte. In den Briefen setzte sich die phonetische gegenüber der logographischen Schreibweise durch. In anderen Korpora vermehrten sich die logographischen Schreibungen im Laufe der Zeit, hierzu zählen z.B. die Omina. In diesen Gattungen ist die Erudition oder der akademische Hintergrund der Verfasser zu erkennen oder eventuell die Absicht, den Zugang zu diesem Wissen auf eine kleinere Gruppe der Gesellschaft zu beschränken (s. dazu Cancik-Kirschbaum 2012b). Im Fall des Sumerischen handelt es sich eher um ein anderes Problem. Es genügt, das heutige Verständnis sumerischer Texte, die die Standardorthorgraphie verwenden bzw. phonetisch geschrieben sind, zu vergleichen, um die Schreibweise, die die Logogrammen bevorzugt, wegen der hohen Anzahl von Homonymen zu rechtfertigen. Phonetisch geschriebene sumerische Texte waren kaum geeignet, den Inhalt des Textes zu überliefern. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 2
zur Verfügung, die mit keinem der beiden Sprachsysteme zwingend übereinstimmten.55 Diese Sprecher konnten eine beliebige, auch gemischte Struktur verwenden, die ihrer Meinung nach dem Kontext entsprach. Der Sprachwechsel (code-switching) bedeutet also bei solchen Sprechern nicht die Wahl zwischen zwei kohärenten Systemen, sondern die Grenzen der zwei Sprachen werden mehr oder weniger annulliert. Die Interaktion der beiden Sprachen ist auch aufgrund schriftlicher Quellen nachweisbar.56 Johanson entwickelte ein Modell, das die bilinguale Ausprägung von Texten beschreibt.57 Dieses Phänomenon nennt er Verflechtung (intertwining). Das Modell bezieht sich auf zwei Sprachen, die in einem asymmetrischen Verhältnis zueinander stehen, indem eine der beiden ein höheres (H), die andere ein niedrigeres (L) kulturelles Prestige besitzt. Unter diesen Prämissen unterscheidet das Modell zwischen fünf Typen der Verflechtung: A B C D E
SL übernimmt Elemente von SH SL überträgt Elemente auf SH Elemente von SL und SH alternieren in einem Text SL wird verwendet, um Elemente in einem Text von SH zu erklären SL ist auf der Schriftebene durch SH ausgedrückt
Die verwendete Reihenfolge der Phänomene, die den Sprachwechsel nicht nur auf der linguistischen, sondern auch auf der textuellen Ebene umfassen, entspricht der Rolle der Sprache von niedrigerem Prestige: im Typ A spielt diese Sprache, in unserem Fall das Akkadische, eine aktive, im Typ E eine passive Rolle.58 In der altbabylonischen Zeit hat der sumero-akkadische Bilingualismus zahlreiche Beispiele für die Verflechtung der beiden Sprachen hervorgebracht. Die Verflechtung ist aber schon im 3. Jahrtausend zu erkennen, vor allem in Form von Lehnwörtern in beiden Sprachen und von strukturellen Einflüssen des Sumerischen auf das Akkadische.59 Das Spektrum im 2. Jahrtausend ist aber viel breiter und die Phänomene sind in den schriftlichen Quellen ausführlich dokumentiert bzw. durch Vergleich mit früheren Quellen ersichtlich.60 Im Folgenden möchte ich auf diese Phänomene, die in der altbabylonischen Zeit dokumentiert sind, hinweisen und den Kategorien von Johanson zuordnen.
55
Matras 2009, 4. Vgl. auch Michalowski 2006, 178, der vorschlägt, die schriftliche und die gesprochene Ebene zu trennen, wenn es um die Konvergenz der beiden Sprachen geht: „(…) one might interpret such data [the apparent evidence of convergence between Sumerian and Akkadian] as evidence for interference not among vernaculars, but in the restricted domain of written tradition.“ 57 Johanson 2013, 274. 58 Johanson 2013, 322–323. 59 U.a. kann hier die SOV-Struktur des Akkadischen erwähnt werden, die sich wahrscheinlich unter dem Einfluss des Sumerischen entwickelt hat. 60 Für eine ausführliche Betrachtung der hierzu zählenden Phänomene s. Zólyomi 2011. 56
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Kulturgeschichtlicher Hintergrund
Typ A:
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SL übernimmt Elemente von SH Sumerische Lehnwörter im Akkadischen61 Sumerische Lehnwörter sind zwar ab dem 3. Jahrtausend im Akkadischen belegt, jedoch sind diese von den Lehnwörtern altbabylonischer Zeit durch phonetische Erwägungen trennbar. Im 3. Jahrtausend wurden sumerische Verschlusslaute und Affrikate als stimmlose Konsonanten ins Akkadische übernommen. Die entsprechenden sumerischen Laute waren nicht stimmhafte und stimmlose Paare, sondern wichen durch Aspiration voneinander ab. Diese Unterschiede konnte das akkadische Lautsystem jedoch nicht wiedergeben: abzu udug egal
apsûm utukkum ekallum
‚Abzu‘ ein Dämon ‚Palast‘
Im 2. Jahrtausend erscheinen in den Lehnwörtern stimmhafte Konsonanten, da die Aussprache nicht mehr den ursprünglichen sumerischen Lautwerten entsprach. Die Sprecher des Sumerischen waren Muttersprachler des Akkadischen, die das sumerische Lautsystem dem des Akkadischen anpassten. Diese Lehnwörter weisen demzufolge auf eine akkadisierte Aussprache des Sumerischen hin, die vermutlich in der altbabylonischen Schule vermittelt wurde: aguba guzala zadim
agubbûm guzalûm zadimmum
‚kultisches Gefäß‘ ein Beamter ‚Steinhauer‘
Sumerische Lehnwörter im Akkadischen wurden immer der akkadischen Morphologie angepasst, indem sie die übliche Nominativendung -/um/ erhielten. Falls das sumerische Wort einen vokalischen Auslaut besaß, fand eine Kontraktion statt. Das Akkadische spielte eine aktive Rolle bei der Übernahme dieser Wörter, vor allem unter Berücksichtigung der Belege aus dem 3. Jahrtausend. Die späteren Lehnwörter wurden nämlich nicht nur morphologisch dem Akkadischen angepasst, sondern auch phonologisch durch das akkadische Lautsystem beeinflusst. Typ B:
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SL überträgt Elemente auf SH Strukturelle Einflüsse des Akkadischen auf das Sumerische In den altbabylonischen sumerischen Texten ist zu beobachten, dass die Übereinstimmung nominaler und verbaler Affixe der Dimensionalkasus unter Einfluss des Akkadischen aufgelöst wurde. Die akkadischen Präpositionen wurden den sumerischen Kasus gegenübergestellt und neue Entsprechungen durch Analogien erstellt. Die Besonderheiten der sumerischen Sprache, die im akkadischen System fehlten, verschwanden. Dieser Prozess führte dazu, dass die Funktion einiger Kasus in der altbabylonischen
Eine Übersicht zum Thema bieten Lieberman 1977a und Civil 2007. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 2
Zeit zusammenfiel. Diese Änderungen betrafen nur die Nominalsuffixe. Die Verbalpräfixe blieben erhalten, jedoch nicht unbedingt in ihrer ursprünglichen Funktion, nämlich der doppelten Markierung der verbalen Partizipanten. Die sumerischen Verbalpräfixe, die ursprünglich die Dimensionalkasus markierten, wurden reanalysiert. Die neu gewonnenen Funktionen umfassten z.B. die Gleichung mit den akkadischen Verbstämmen Š und D. So entstand u.a. ein Kausativmarker im Sumerischen, der im 3. Jahrtausend noch lediglich durch die Valenz des Verbs ausgedrückt wurde.62 Das Dimensionalkasussystem und der Kausativ sind nur Beispiele für strukturelle Unterschiede der beiden Sprachen, die zu Änderungen in der Struktur des altbabylonischen Sumerischen führten. Wesentliche Abweichungen bestehen bezüglich des grammatischen Geschlechts und der Zahl: Das Sumerische unterscheidet zwischen Personen- und Sachklasse, das Akkadische hingegen zwischen männlich und weiblich. Bezüglich der Zahl ist sowohl im Sumerischen als auch im Akkadischen das zweifache System Singular und Plural gebräuchlich, das Sumerische unterscheidet jedoch nur in der Personenklasse zwischen den beiden. Diese Diskrepanzen führten auch zu Fehlern bzw. strukturellen Änderungen. Die strukturelle Interferenz ist immer auf der Ebene der Textzeugen zu beobachten und keine allgemein gültige Regel in der altbabylonischen Zeit. Es bestehen Unterschiede zwischen den verschiedenen Manuskripten eines Textes. Da aber der Einfluss des Akkadischen maßgeblich ist, teilen die betroffenen Manuskripte die Richtlinien, es handelt sich also nicht um Einzelfälle oder individuelle Lösungen. Typ C:
Elemente von SL und SH alternieren in einem Text Alternation von sumerischen und akkadischen Texteinheiten Dieses Phänomen ist nicht auf der linguistischen, sondern auf der Textebene zu beobachten. Vor allem sind hier bilingual verfasste Texte zu erwähnen, die sich auf derselben Tafel befinden.63 Diese Praxis hat sich in der altbabylonischen Zeit durchgesetzt. Vorher waren die sumerische und akkadische Fassung, vor allem von Königsinschriften, auf unterschiedlichen Textträgern vorzufinden. Die Anzahl der zweisprachigen Manuskripte ist zwar in der altbabylonischen Zeit niedrig, nimmt aber während des 2. Jahrtausends zu. Sumerische Texte, die von einer akkadischen Fassung begleitet werden, werden später die Regel. Sammeltafeln mit akkadischem und sumerischem Inhalt, die unterschiedliche Texte beinhalten, gehören ebenfalls zu dieser Kategorie.64 Diese Sammeltafeln wurden nicht zufällig zusammengestellt, sondern unter Berücksichtigung thematischer Zusammenhänge der Kompositionen. Um
62
Zur ausführlichen Betrachtung dieses Prozesses s. Zólyomi 2000 [2005]. S. dazu Kapitel 5.1 in der vorliegenden Arbeit. 64 Ein Beispiel bietet das Manuskript CBS 1210 (PBS 5 157). 63
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Kulturgeschichtlicher Hintergrund
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diese Anthologien zu lesen, war einmalig oder mehrmalig ein Sprachwechsel notwendig. Typ D:
SL wird verwendet, um Elemente in einem Text der SH zu erklären Akkadische Glossen Unter den Glossen in literarischen Texten, aber auch in lexikalischen Texten befinden sich Annotationen, die auf Akkadisch verfasst wurden. Diese Annotationen umfassen die größte Gruppe unter den Glossen.
Typ E:
SL ist auf der Schriftebene durch SH ausgedrückt Alloglottographie In der Tat gibt es kaum akkadische Textgruppen, die nicht durch die sumero-akkadische Alloglottographie betroffen sind.65 Der Grad der Verteilung ist jedoch sehr unterschiedlich. In den akkadischen Texten des 3. Jahrtausends überwiegen sumerische logographische Schreibungen. Es gibt nur wenige phonetische Hinweise darauf, dass manche Texte in einer semitischen Sprache gelesen werden sollten. In der altbabylonischen Zeit ist die Alloglottographie in bestimmten Textgruppen immer noch bedeutend. Vor allem sollten hier die akkadischen wissenschaftlichen Texte erwähnt werden: Omina, Wahrsagungen, Rituale, mathematische und medizinische Texte. Diese greifen oft zu logographischen Schreibungen, um Elemente der Formensprache und Fachausdrücke wiederzugeben. Diese Präferenz der Logogramme verursachte keinerlei Schwierigkeiten, da die Gelehrten einen akademischen Hintergrund hatten. Weiterhin ist zu vermuten, dass die Verwendung von Logogrammen dadurch unterstützt wurde, dass das sumerische Schriftsystem als Träger eines inhärenten Wissens angesehen wurde. Es sollte hier nochmal betont werden, dass die Alloglottographie bzw. die Bewahrung des komplexen sumerischen Schriftsystems keine Erforderlichkeit war. Vereinfachte akkadische Syllabare – wie z.B. das altassyrische Zeicheninventar – wurden entwickelt, die auch für Leute von niedrigerem Bildungsstand zur Verfügung standen. Das altbabylonische Syllabar war sogar ausreichend, sumerische Texte in phonetischer Orthographie wiederzugeben. Später im 13.–12. Jahrhundert v. Chr. wurde in Ugarit eine aus Keilschriftzeichen bestehende Konsonantenschrift entwickelt. Die Verwendung des sumerischen Schriftsystems bei der Abfassung akkadischer wissenschaftlicher Texte war also die Wahl der Elite Mesopotamiens. In der Peripherie, wo der kulturelle Vorrang des Sumerischen nicht anerkannt war, wurde auch die Schrift radikal vereinfacht.
65
Für eine Übersicht zu keilschriftlicher Alloglottographie s. Rubio 2006a, zur altbabylonischen Zeit 48–51. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 2
2.4 Die Glossen als Innovation der altbabylonischen Zeit Der Anfang des 2. Jahrtausends, die sog. Isin-Zeit, ist eine entscheidende Epoche der sumerischen Sprachgeschichte, da das Sumerische als gesprochene Sprache Schritt für Schritt verschwand und auf kulturelle bzw. religiöse Zwecke beschränkt wurde. Gleichzeitig setzte sich das Akkadische als Schriftsprache durch und wurde in immer mehr Bereichen des Alltags bevorzugt. Die Glossen sind ebenfalls Produkte dieser Ära. Sowohl der Sprachtod des Sumerischen als auch der Aufstieg des Akkadischen als Vermittler sumerischer Sprachkenntnisse hat dazu beigetragen, dass diese innovative Methode der Textinterpretation66 entstand. Die altbabylonischen literarischen Glossen bilden eine heterogene Gruppe. Der kleinere Anteil, etwa ein Viertel der Glossen, ist in den Überlieferungstechniken literarischer Texte verwurzelt. Diese Glossen verweisen auf die Aussprache der Textstellen oder sind von redaktionellem Inhalt, vor allem orthographische Varianten und Textvariationen wurden notiert. Diese Vermerke spiegeln den Bedarf wider, die Integrität des Textes zu schützen, ohne auf diese ergänzenden Informationen zu verzichten. Die Glossen erfüllen diese Funktion problemlos, da sie in den Manuskripten als zusätzliche Angaben erkennbar sind. Die akkadischen Glossen überwiegen im Korpus mit etwa zwei Dritteln der Belege. Diese Glossen stehen den akkadischen Fassungen sumerischer Texte nahe. Akkadische Glossen sind zwar vor allem Übersetzungen, sie können aber auch andere Funktionen erfüllen. Diese Glossen sollten von den Bilinguen getrennt betrachtet werden, wie es auch das Modell von Johanson (s. Kapitel 2.3) andeutet. Die Glossen stützen sich deutlich auf ihr Bezugswort, ohne diesen Kontext sind sie funktionslos. Sie sind weder unabhängig vom noch gleichwertig mit dem sumerischen Text, sondern eindeutig sekundär. Es sollte auch betont werden, dass die akkadischen Glossen keine Vorläufer der zweisprachigen Texte sind. Die beiden Gattungen sind erst ab der altbabylonischen Zeit belegt und wurden von denselben Umständen ins Leben gerufen. Sie sind eher als unterschiedliche Reaktionen auf dieselbe Herausforderung zu bewerten (s. dazu Kapitel 5). Es gibt eine kleinere Gruppe von Glossen, die nicht den Methoden zuzuordnen sind, die unter den Überlieferungs- und Übersetzungstechniken beschrieben wurden (s. dazu Kapitel 2.2). Diese Glossen bieten keine Entsprechungen zum sumerischen Lexem, sei es phonetisch oder semantisch. Ihre Virtuosität besteht darin, dass sie das sumerische Bezugswort als Ausgangspunkt von Assoziationen berücksichtigen. Die verwendeten Assoziationstechniken sind mit denen der späteren Kommentare verwandt. In der altbabylonischen Zeit ist eine wissenschaftliche Annäherung zur sumerischen Sprache und ihrer Texte zu beobachten. Diese wissenschaftliche Einstellung ist
66 Civil 2009, 64–66 setzt sich mit den wenigen frühdynastischen Quellen auseinander, die eventuell einen ähnlichen interpretativen Ansatz hatten wie die Glossen. Diese frühe Kommentare heben sich von den Glossen nicht nur formal ab, sondern auch ist das Konzept anders: sie sind wesentliche Bestandteile des Textes, d.h. keine Ergänzungen oder extratextuelle Elemente.
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Kulturgeschichtlicher Hintergrund
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auch in den lexikalischen Texten ersichtlich, vor allem die altbabylonischen grammatischen Texte sind hier zu nennen.67 Die wenigen zweisprachigen und glossierten lexikalischen Manuskripte sind auch hierzu zu zählen.68 Diese neuartige Einstellung ist der bedeutendste Unterschied zwischen dem 2. und dem 3. Jahrtausend. Die sumerische Sprache und ihre Texte wurden nicht nur studiert und überliefert, sie wurden aktiv gestaltet, verändert und weiterentwickelt. Eine Methodik wurde ausgearbeitet, um die Texte verständlich zu machen, aber auch um ihren vermuteten inhärenten Inhalt zu erkennen. Diese Methodik ist unter anderem auch in den Glossen erkennbar. Dieser Ansatz wurde in der Schule erlernt, jedoch von Gelehrten bestimmt auch während ihrer späteren Aktivitäten verwendet. Sämtliche Glossen oder zumindest die Ausspracheglossen und die akkadischen Vermerke ratlosen Studenten zuzuschreiben, ist bestimmt nicht korrekt. Es ist gesichert, dass ähnliche Glossen in den lexikalischen Listen teilweise von den Lehrern und nicht von den Studenten verfasst wurden.69 Die Vorurteile, die sich um das Studienniveau der Verfasser von Glossen und zweisprachigen Texten bildeten, haben mehr oder weniger die Auswertung des Materials beeinflusst. Es ist daher notwendig erneut zu hinterfragen, welcher Sitz im Leben den literarischen Glossen zuzuschreiben ist und von wem sie verfasst wurden. Diese Herangehensweise kann unseren gegenwärtigen Wissensstand über die Glossen deutlich verbessern.
67
Interessanterweise sind grammatische Einheiten in Listen schon in Ebla belegt. In dem Fall handelte es sich allerdings um Einträge in dem zweisprachigen Wörterbuch „Vocabulario di Ebla“ und nicht um eigenständige Auseinandersetzungen mit dem sumerischen Grammatik oder gar mit der sumerischen Verbalmorphologie. S. dazu d’Agostino 1993. 68 Zur Funktion der Glossen und Übersetzungen in lexikalischen Listen bzw. zu deren Unterschieden s. Crisostomo 2014, 96–97. 69 Crisostomo 2014, 95. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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3 DIE GLOSSENHANDSCHRIFTEN: EIN ÜBERBLICK Der folgende Überblick bietet eine praxeologisch orientierte Analyse glossierter Manuskripte. Diese Methode beruht auf der Forschung materialer Textkulturen und zielt vor allem darauf ab, die wahrscheinlichen und möglichen Rezeptionspraktiken, die sogenannten Affordanzen, eines Artefaktes zu bestimmen.70 Die Analyse der Affordanzen glossierter Manuskripte beweist, dass die bisher anerkannte Verortung dieser Manuskripte im Schulbetrieb bzw. in der Elementarausbildung von Schriftkundigen nicht haltbar ist, und sie erlaubt eine Neubewertung des Sitzes im Leben der Glossenhandschriften. Der von Hilgert vorgeschlagenen ‚Text-Anthropologie‘71 folgend werde ich zuerst die Topologien der Glossenhandschriften betrachten, hierzu zählt vor allem ihr historischer, geographischer, archäologischer und sozio-kultureller Kontext.72 Danach folgt die Erstellung des Materialitätsprofils, d.h. die physischen, materiellen Eigenschaften glossierter Manuskripte werden dokumentiert. Zuletzt werden die Praxeographien der Manuskripte analysiert, also ihre mögliche Rezeption und Verwendung bzw. ihr praktischer Wert. Diese Methode verschiebt den Fokus vom Geschriebenen auf das schrifttragende Artefakt. Bei der Auswertung der Glossenhandschriften ist dieser Schwerpunkt besonders ergiebig, erstens weil sich keine inhaltlichen Gemeinsamkeiten bezüglich des gesamten Korpus feststellen lassen und zweitens weil eine funktionale Aufteilung der literarischen Texte bisher nicht etabliert wurde. Die material-kulturellen Parameter der Manuskripte ermöglichen allerdings eine Bestimmung der hervorgebrachten Rezeptionspraktiken und eine Identifizierung der zugehörigen Objekt-Akteur-Netzwerke. 3.1 Topologien Im Folgenden werden die sumerischen literarischen Glossenhandschriften in Hinsicht auf ihre Topologien betrachtet. Hierzu zählt die historische, geographische, archäologische und sozio-kulturelle Kontextualisierung der Manuskripte. Diese Untersuchung hat demzufolge eine vielfältige Zielsetzung. In Rahmen des Kapitels soll nicht nur die zeitliche und geographische Verbreitung der glossierten Manuskripte geschildert werden, sondern auch die archäologischen, sozial- und kulturgeschichtlichen Quellen erläutert werden, die zum Verständnis des Sitzes im Leben glossierter Manuskripte beitragen.
70
Zur Erforschung materialer Textkulturen s. Hilgert 2014 und Ott, Sauer u. Meier 2015. Hilgert 2014, 162. 72 Hilgert 2014, 162 versteht unter Topologien „die geographische, topographische, topologische, ‚mikro-archäologische‘ und bzw. oder ‚mikro-soziologische‘ Kontextualisierung“ von Artefakten. 71
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Kapitel 3
3.1.1 Historischer Kontext Der zeitliche Fokus dieser Studie liegt auf der altbabylonischen Zeit (ca. 2000–1600 v. Chr.). Da literarische Manuskripte in der Regel nicht eigens datiert wurden,73 erfolgt die Zuordnung zu dieser Periode meistens aufgrund paläographischer Merkmale der jeweiligen Manuskripte. Dabei werden im Rahmen dieser Arbeit nur diejenigen Manuskripte berücksichtigt, die in der altbabylonischen Zeit entstanden sind, mögliche spätere Kopien entfallen als Untersuchungsgegenstand. Die Anzahl sumerischer und akkadischer literarischer Manuskripte aus der altbabylonischen Zeit umfasst ca. 7300 Tafeln.74 Darunter finden sich 175 Tafeln und Fragmente von Glossenhandschriften. Sie machen mit 2,4% nur einen Bruchteil der altbabylonischen literarischen Manuskripte aus. Die glossierten Manuskripte kommen häufig entweder aus sekundärem Kontext oder vom Antiquitätenmarkt (s. Kapitel 3.1.3), was eine weitere Gliederung innerhalb der Periode erschwert. Weiterhin ist in literarischen Texten mit der Verwendung von archaischen Zeichenformen zu rechnen, daher wäre die genauere Datierung der Manuskripte ohne primären archäologischen Kontext weitgehend spekulativ. Die altbabylonische Zeit folgt direkt der Ur-III-Zeit (2112–2004 v. Chr.), dabei ist jedoch kein Bruch in der Paläographie nachzuweisen, d.h. frühaltbabylonische Manuskripte ähneln denen der Ur-III-Zeit. Falls die Tafeln nicht aus dokumentierten Ausgrabungen stammen, ist eine zeitliche Zuordnung unsicher.75 In dieser Arbeit wurden nur Manuskripte hinzugezogen, für die eine frühaltbabylonische Identifizierung in Frage kommt. Lediglich zwei glossierte Manuskripte aus Nippur (CBS 10467 und Ni 2126 + Ni 4178) und eine von unbekannter Herkunft (MAH 16014) gehören zu dieser Gruppe. Die unteren Grenzen sind ebenfalls fließend, da die paläographischen und sprachgeschichtlichen Unterschiede spätaltbabylonischer und mittelbabylonischer Manuskripte in der altorientalischen Forschung bisher nicht herausgearbeitet wurden.76 Lediglich vier glossierte Manuskripte sind tentativ als spätaltbabylonisch eingeordnet (AO 6905B, AO 6906A, CBS 563 und N 3395). Eine Liste der mir bekannten mittelbabylonischen Manuskripte, die Glossen oder eine akkadische Version in kleinerer Schrift beinhalten, befindet sich im Anhang (Kapitel 12.2). All diese Manuskripte sind der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends zuzuordnen und dementsprechend 73 Drei Ausnahmen unter den Glossenhandschriften sind das Manuskript AO 6712, das auf das dritte Regierungsjahr des Königs Rīm-Sîn II datiert ist, das Manuskript YBC 4705, das auf das erste Regierungsjahr des Königs Samsuiluna datiert ist, und das Manuskript CBS 1217, das auf die Regierung des Königs Ammiṣaduqa datiert ist. 74 Es gibt keine veröffentlichte Liste dieser Manuskripte, jedoch bietet Tinney 2011 eine Schätzung je nach Fundort. 75 Literarische Manuskripte aus der Ur-III-Zeit wurden in Nippur während der sechsten Ausgrabungskampagne entdeckt. Da diese Tafeln bisher nicht veröffentlicht wurden, ist es unsicher, ob andere Merkmale, z.B. das Tafelformat, in den beiden Perioden abweicht, was die Identifikation erleichtern könnte. 76 Vgl. Veldhuis 2000b, 70 und Sassmannshausen 2008, 265.
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Die Glossenhandschriften: Ein Überblick
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von der folgenden Untersuchung auszuschließen. Eine kurze Betrachtung ihrer Charakteristika im Vergleich mit den altbabylonischen Glossen findet sich in Kapitel 7.3. Der größte Teil des Korpus ist als mehr oder weniger einheitlich zu bezeichnen.77 Diese Texte sind sowohl paläographisch als auch orthographisch als Standardaltbabylonisch einzustufen. Legt man verallgemeinernd die Funde mit Datierung oder aussagekräftigem archäologischen Kontext zu Grunde, sind diese Texte überwiegend auf das 18. Jahrhundert v. Chr., d.h. auf die zweite Hälfte der Regierung Rīm-Sîns oder auf die Regierung Samsuilunas, zu datieren. 3.1.2 Geographischer Kontext Die Übersicht der altbabylonischen Fundorte zeigt, dass glossierte Tafeln fast überall gefunden wurden, wo in größerer Anzahl literarische Texte ausgegraben wurden. Die folgende Abbildung stellt die Aufteilung der Glossenhandschriften nach Fundort dar:
Abbildung 1: Aufteilung der Glossenhandschriften nach Fundort
Im Kontrast dazu steht eine Vielzahl von Ausgrabungsorten, an denen zwar literarische Texte, jedoch keine glossierten Manuskripte entdeckt wurden. Dazu gehören Mē-Turan (Tell Ḥaddād), Kisurra (Tell Abu Ḥatab), Nērebtum (Išḫālī) bzw. außerhalb
77
Abgesehen von vor allem regionalen Unterschieden in der Orthographie und Paläographie. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 3
des mesopotamischen Kerngebietes Mari78 und Susa. Die Fundorte Isin und Kiš79 im Kerngebiet erbrachten ebenso keine glossierten Manuskripte. In Isin ist die Anzahl sumerischer literarischer Manuskripte auf ca. 40 Tafeln beschränkt, was wohl der Grund für die fehlenden glossierten Tafeln sein kann. In Kiš wurden laut der Inventare von de Genouillac 150 literarische Tafeln und Fragmente entdeckt. Die Mehrheit dieser Texte blieb bisher unveröffentlicht. Das publizierte Material ist fragmentarisch erhalten und es mag sein, dass wegen der Beschädigung der Tafeloberflächen, die anhand der Textkopien ersichtlich sind, ggf. vorhandene Glossen nicht mehr erkennbar sind. Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über die Fundorte glossierter und zweisprachiger Manuskripte und ihren Anteil am sumerischen literarischen Korpus:80 Fundort
Glossierte Manuskripte
Zweisprachige Manuskripte
Literarische Manuskripte (aBab Zeit)
Nippur
64 (1.28%)
5 (0.1%)
5000
Ur
18 (2.6%)
9 (1.3%)
700
Sippar
23 (4.6%)
6 (1.2%)
500
Larsa
12 (6.0%) 2 (1.3%)
150
Kiš
200
Babylon
2 (1.7%)
6 (5.0%)
120
Uruk
8 (10.8%)
3 (4.0%)
74
Isin
40
Mē-Turan
40
Šaduppûm
2 (6.7%)
7 (23.3%)
30
Girsu
1 (3.8%)
1 (3.8%)
26
1 (10.0%)
10
Susa Kisurra
5
Nērebtum
5
Mari
3 (entf.)
?
Unbekannt
45 (11.25%)
32 (8.0%)
400
Insgesamt
175 (2.4%)
75 (1.0%)
7300
Tabelle 1: Übersicht glossierter und zweisprachiger Manuskripte nach Fundort
78
Die neusten Funde aus Mari, die auch Schultexte umfassen, blieben bisher unveröffentlicht, daher ist die Anzahl der Manuskripte aus diesem Fundort nicht einzuschätzen. S. dazu Tinney 2011, 580–581. 79 Tinney 2011, 579. 80 Die Anzahl literarischer Manuskripte der altbabylonischen Zeit beruht auf den geschätzten Angaben von Tinney 2011. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossenhandschriften: Ein Überblick
25
In größeren Fundorten bleibt der Anteil glossierter Manuskripte niedrig. Wo der Anteil solcher Manuskripte deutlich größer ist, stammen die Schriftfunde hauptsächlich aus einem Archiv, wie in Uruk und in Šaduppûm (s. Kapitel 3.1.3). Fast ein Viertel der glossierten Manuskripte, d.h. 45 Tafeln, sind unbekannter Herkunft. Sie befinden sich zurzeit in unterschiedlichen öffentlichen Sammlungen, wie z.B. British Museum, Ashmolean Museum, Musée d’Art et d’Histoire Geneva, Oriental Institute of the University of Chicago, University of Pennsylvania Museum, Vorderasiatisches Museum oder Yale Babylonian Collection. Es gibt zudem weltweit zahlreiche private Sammlungen, in denen sich Tafeln vom Antiquitätenmarkt befinden.81 Die Anzahl literarischer Manuskripte unter diesen Erwerbungen ist schwer einzuschätzen.82 In Bezug auf sumerische literarische Texte ist die Schøyen Collection in Oslo von besonderer Bedeutung, da ihr über 200 weitere sumerische literarische Manuskripte angehören. Diese, unter ihnen auch weitere Glossenhandschriften, blieben bisher größtenteils unveröffentlicht. 3.1.3 Archäologischer Kontext Die bisher 175 bekannten Glossenhandschriften stammen insgesamt aus acht Fundorten. Allerdings kommen nur 90 Manuskripte aus professionellen Ausgrabungen. Zudem gibt es 40 durch Ankauf erworbene Manuskripte bekannter und weitere 45 Manuskripte unbekannter Herkunft, letztere bleiben also ohne jeglichen Kontext. Demnach bezieht sich die folgende Analyse lediglich etwa auf die Hälfte des gesamten Korpus. Die dokumentierten Ausgrabungen ermöglichen allerdings nur wenige Aussagen über den Sitz im Leben des Materials. In Nippur wurden etwa 4000 Manuskripte im Laufe der Kampagnen entdeckt, die zwischen 1888 und 1892 im Rahmen der Babylonian Expedition der University of Pennsylvania durchgeführt wurden. Unter ihnen befinden sich 59 Glossenhandschriften. Die Dokumentation der Ausgrabungen ist allerdings mangelhaft. Die Expedition konzentrierte sich auf den Ziqqurat-Komplex und das Gebiet des „Tablet Hill“ in der Nähe des Enlil Tempels, wo auch die Mehrheit der schriftlichen Funde entdeckt wurde.83 Weitere Tafeln wurden an der südlichen Seite des Westhügels gefunden84 sowie in einem Tunnel auf dem Hügel I (‚Mound I‘), in der Nähe der südwestlichen Mauer des Säulenhofs (‚Court of Columns‘).85 Woher genau die literarischen Texte kommen, ist allerdings nicht gesichert. Die Mehrheit der Tafeln auf dem „Tablet Hill“ soll aus Privathäusern stammen,86 obwohl Hilprecht vermutete, dass er
81
Tinney 2011, 581. Tinney 2011, 581 rechnet mit ca. 200 Tafeln. 83 Gibson, Hansen u. Zettler 2001, 549. 84 Peters 1897, 208–212 und Hilprecht 1903, 342–344 und 408–410 apud Gibson, Hansen u. Zettler 2001, 549. 85 Peters 1897, 188–189 und Hilprecht 1903, 340 apud Gibson, Hansen u. Zettler 2001, 549. 86 Gibson, Hansen u. Zettler 2001, 549. 82
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Kapitel 3
die Tempelbibliothek gefunden hatte.87 Diese Privathäuser gehörten vermutlich Priestern und sonstigem kultischen Personal, da sie sich in der Nähe des Tempelbezirks befanden.88 Peters berichtet darüber, dass Tausende von Tafeln in einem einzigen Zimmer eines Hauses entdeckt wurden.89 Es ist aber unsicher, ob diese Tafeln aus primärem oder sekundärem Kontext stammen, also ob es sich um eine Bibliothek oder um etwa eine Füllung des Bodens handelt. Die zusammen entdeckten Texte lassen sich ebenfalls nicht bestimmen.90 Der sekundäre Fundkontext ist ein deutliches Hindernis, das die archäologische Kontextualisierung der schriftlichen Funde erschwert. In Ur sind die Funde eines Privathauses, die der „No. 1, Broad Street“, ebenfalls sekundär. Die insgesamt 382 Tafeln91 in diesem Haus wurden in den Boden eingepflastert.92 Die administrativen Dokumente zeigen eindeutig, dass hier eine Vielfalt von Texten aus unterschiedlichen Perioden wiederverwendet wurde. Der primäre Kontext der Funde lässt sich deswegen nicht rekonstruieren. Lediglich zwei93 der achtzehn glossierten Manuskripte aus Ur konnten mit Sicherheit diesem Fundort zugeordnet werden.94 Es ist allerdings möglich, dass alle Glossenhandschriften aus diesem Haus stammen, obwohl ihr Fundort nicht dokumentiert wurde.95 Es gibt weitere Fundorte, wo trotz professioneller Ausgrabungen keine Informationen über den archäologischen Kontext zur Verfügung stehen. Die französischen Ausgrabungen in Larsa brachten nur wenige literarische Manuskripte zutage.96 Zwei glossierte Texte des Istanbul Museums unter der Signatur „L“ gehören zu diesem Fundort,97 ihr archäologischer Kontext kann aber nicht näher bestimmt werden. Zwei glossierte Tafeln aus der Sammlung des Iraq Museums stammen aus Šaduppûm (Tell Ḥarmal),98 ihr archäologischer Kontext bleibt allerdings ebenfalls unbekannt. Mit den bisher erwähnten Tafeln entfallen insgesamt ca. 75% der Manuskripte mit gesicherter Herkunft als Untersuchungsgegenstand, da ihr Fundkontext sekundär oder nicht dokumentiert ist. Deswegen kann die folgende Übersicht lediglich dazu beitragen, den möglichen Sitz im Leben der Manuskripte anzudeuten.
87
Hilprecht 1903, 342 und 508–532 und Peters 1897, 197–203. Rubio 2016, 247. 89 Peters 1897, 211–212. 90 Tinney 2011, 578. S. dazu auch Hilprecht 1903, 509. 91 Charpin 1986, 447. 92 Charpin 1986, 485. 93 UET 6/1 2 und 72. 94 Charpin 1986, 439–447. 95 Charpin 1986, 30 Anm. 2. 96 Parrot 1933, 182; für eine Liste s. Arnaud 1994. 97 S. Löhnert 2009, 20 Fn. 100 und 70 Fn. 324. 98 Über die Ausgrabungen wird folgende Monographie berichten: U. Bürger u. P. A. Miglus, Tell Harmal I. Rückblick auf die Ausgrabungen von 1945 bis 1963 und neue Forschungen (in Vorbereitung). 88
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Die Glossenhandschriften: Ein Überblick
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Der Sitz im Leben einiger Glossenhandschriften ist wahrscheinlich im Schulbetrieb zu suchen. Diesbezüglich sind lediglich fünf Manuskripte aus Nippur zu erwähnen. In den Jahren 1951–1952 wurden weitere 1000 literarische Tafeln und Fragmente aus der altbabylonischen Zeit während der dritten Expedition des Oriental Institute der University of Chicago und des University Museum der University of Pennsylvania ausgegraben. Die Schriftfunde wurden im Gebiet TA und TB des „Tablet Hill“ entdeckt und befinden sich heute in Pennsylvania, Chicago und Bagdad. Diese Manuskripte sind mit den Sigla „2N-T“ und „3N-T“ gekennzeichnet. Diese Ausgrabungen wurden gründlich dokumentiert, deshalb sind die Informationen über den archäologischen Kontext der Tafeln bekannt.99 Alle Glossenhandschriften sowie die Mehrheit der schriftlichen Funde100 stammen vom „Haus F“, einem Privathaus101 in der Nähe des Enlil Tempels im Gebiet TA. Da die dort entdeckten Manuskripte das übliche lexikalische und literarische Material des Schulcurriculums umfassen, erscheint es wahrscheinlich, dass im „Haus F“ Schreiber ausgebildet wurden. Der Kontext der Tafeln, die im Haus F in Nippur gefunden wurden, ist allerdings nicht eindeutig: Sie wurden teilweise auf dem Boden oder entlang der Wände gefunden. Teilweise wurden Kisten und Möbel aus ihnen gebaut.102 Anscheinend wurden in der Küche (Raum 191) Tafeln eingeweicht und wiederverwendet.103 Charpin weist aber darauf hin, dass die Mehrheit der Tafeln wahrscheinlich als Füllmaterial für den Boden genutzt wurde. Dementsprechend lässt sich das „Haus F“ nicht mit Sicherheit als Schule identifizieren.104 Die Datierung und Kontextualisierung der Manuskripte des „Hauses F“ ist folglich ebenfalls problematisch. Sie werden meistens in die Anfangszeit der Regierung Samsuilunas (1749–1712 v. Chr.) datiert.105 Jedoch geht Charpin davon aus, dass die Schicht XI, aus der die Tafeln stammen, vor der Regierung Rīm-Sîns (1822–1763 v. Chr.) zu datieren ist, wobei die wiederverwendeten Tafeln vermutlich noch älter seien.106 Der archäologische Kontext der literarischen Tafeln aus Sippar ist unbekannt, da sie nicht während wissenschaftlichen Ausgrabungen entdeckt, sondern gekauft wurden.107 Der Ankauf von H. Rassam zwischen 1879 und 1882 gehört zur Sammlung des British Museum108, der Ankauf von V. Scheil von 1894 befindet sich heute in 99
Zu den Ausgrabungen s. McCown and Haines 1967. Von den 1496 literarischen und mathematischen Texten sowie Schultexten stammen 1407 aus „Haus F“. Zur Verteilung der literarischen und sonstigen Schultexte in Nippur, die während der dritten Ausgrabungsserie im Gebiet TA entdeckt wurden, s. Stone 1987, 37 Tf. 8. 101 Stone 1987, 57 weist darauf hin, dass der Besitzer des Hauses, der Lehrer, falls dieser selber im Haus wohnte, vermutlich unverheiratet war, da die Größe des Gebäudes nicht genug Platz für eine Familie bietet. 102 Stone 1987, 56. 103 Stone 1987, 57. 104 Charpin 1990, 7 mit Anm. 65. 105 Robson 2001, 40. 106 Charpin 1990, 6 mit Anm. 62. 107 Vgl. Kalla 1999. 108 S. Reade 1986. Einen Katalog der Tafeln bietet Leichty 1986–1988. 100
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Kapitel 3
Istanbul.109 Beide Erwerbe stammen vermutlich aus Sippar-Jaḫrūrum. Die literarischen Tafeln dieser Sammlungen, von denen 23 glossiert sind, wurden zusammen mit lexikalischen Listen und Übungstafeln erworben, d.h. sie könnten in primärem Kontext dem Schulbetrieb zugehörig gewesen sein. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Identifizierung dieser Manuskripte als Schultexte weitgehend unsicher ist. Ihre Zuordnung zum Schulbetrieb ist umso problematischer, weil Glossenhandschriften in diesem Kontext sonst nur selten nachgewiesen sind. Weitere Manuskripte aus Nippur aus den frühen Kampagnen und auch aus „No. 1, Broad Street“ in Ur könnten eventuell auch zur Schulbildung gehören. Dagegen erbrachten bedeutende, mit Sicherheit identifizierte Schulbibliotheken aus Ur110 und Babylon111 gar keine glossierten Tafeln. Nur wenige Funde lassen sich als Manuskripte aus Privatbibliotheken identifizieren. Eine der glossierten Tafeln aus Nippur, die während der modernen Kampagnen entdeckt wurde, gehörte zum Archiv des „Hauses K“. Dieses Haus war das dominante Gebäude in dem Gebiet TA und befand sich in Besitz der Familie Ninlil-zimus,112 die das Amt des gudu-Priesters von Ninlil während mehrerer Generationen innehatte.113 Die Tafel wurde im Raum 196 und ein weiteres Fragment davon im Eingangsbereich 197 zusammen mit anderen literarischen Texten und Schultexten entdeckt, deren geringe Anzahl allerdings der Möglichkeit, dass „Haus K“ ein Ausbildungsort für Schreiber war, widerspricht.114 Der Inhalt der Tafel, eine Hymne des Königs Samsuiluna für Enlil und Ninlil (Samsu-iluna E, [ETCSL 2.8.3.5]), die bisher ausschließlich durch dieses Manuskript bekannt ist, verstärkt die Vermutung, dass die Komposition eher zur kultischen Praxis gehört hat. 74 literarische Manuskripte aus der altbabylonischen Zeit, darunter acht glossierte Manuskripte,115 wurden in Uruk entdeckt, in dem sogenannten „Scherbenloch“, einer Grube am südwestlichen Teil der Eana-Ziqqurat. Keilschrifttafeln wurden zusammen mit Siegeln ausgegraben, die als Füllung verwendet wurden, d.h. der primäre Kontext der Manuskripte bleibt in diesem Fall auch unbekannt.116 Die Texte sind diesen 109
S. Tanret 2002, 162–166. Im Katalog von Scheil 1902 sind alle diese Tafeln auch Sippar zugeordnet. 110 „No. 7, Quiet Street“, das Haus des abriqqu-Priesters Ku-Ningal. S. dazu Charpin 1986, 52, 69 und 434. 111 Archiv 1, datiert auf die Regierung Samsuilunas, im Haus des Marduk-nāṣir, der den Titel ugula dumu-meš e2-dub-ba-a (‚Aufseher der Schüler‘) besaß. Vom Bestand dieses Archivs konnten bisher 215 Tafeln nicht identifiziert werden, so besteht die Möglichkeit, dass eines der glossierten Manuskripte aus Babylon hierzu gehörte, besonders weil es sich um eine Auszugstafel handelt. S. Pedersén 1998, 332 und 2005, 19. 112 Stone 1987, 41. 113 Stone 1987, 42. 114 Stone 1987, 52. 115 Cavigneaux 1996 liest in einem weiteren Manuskript, VAT 21579 (AUWE 23 138) Vs. 9, eine Glosse. Es ist aber wahrscheinlicher, dass es sich dabei um eine eingerückte sumerische Zeile handelt, wie auch in Vs. 2 derselben Tafel. 116 Cavigneaux 1996, 1–5. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossenhandschriften: Ein Überblick
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Umständen entsprechend sehr fragmentarisch erhalten. Zusammen mit den literarischen Manuskripten wurden dort administrative Texte und Briefe, aber auch Zeichenlisten, Syllabare, thematische Listen, mathematische Texte sowie Linsen entdeckt, die sich mit der Ausbildung verknüpfen lassen.117 Da die Urkunden mit einer Ausnahme zwischen den Regierungsjahren 32 und 43 Rīm-Sîns verfasst wurden und sich anhand der Urkunden zwei Hauptpersonen, zwei išib-Priester von An und Inana, identifizieren lassen,118 ist es wahrscheinlich, dass die im „Scherbenloch“ entdeckten Tafeln einmal demselben Archiv angehört haben.119 Der Anzahl der Manuskripte, die allerdings bestimmt nur einen Teil des Archivs umfassen, lässt aber nicht auf eine Schule schließen, obwohl unter ihnen auch zahlreiche Linsen gefunden wurden. Der Fundbestand deutet auf ein Privat- oder Praktikantenarchiv. Eine Glossenhandschrift gehört in Babylon dem Archiv 5 an,120 einem von fünf Archiven, denen Pedersén die altbabylonischen Tafeln des sogenannten Merkes-Gebiets zugeordnet hatte.121 Archiv 5 war jedoch nicht eines der bedeutendsten, da aus ihm lediglich drei literarische Manuskripte stammen. Es ist daher wahrscheinlich, dass diese Tafel einmal ebenfalls zu einer Privatbibliothek gehörte. Die Funde aus Privatbibliotheken, auch wenn sie durch Tafeln aus den frühen Kampagnen in Nippur ergänzt werden müssten, sind nicht äußerst bedeutend. Der archäologische Kontext der Schriftfunde lässt nur die Schlussfolgerung zu, dass Glossenhandschriften sowohl im Kontext der Schreiberausbildung als auch außerhalb des Schulbetriebs – vor allem in Privat- oder Praktikantenbibliotheken – vorzufinden waren. Der Anteil der beiden Kontexte ist aber nicht einzuschätzen. 3.1.4 Sozio-kultureller Kontext Die Betrachtung des sozio-kulturellen Kontextes von Glossenhandschriften kann sich nur auf wenige Quellen stützen. Hierzu zählen die Vorläufer der Texte aus dem 3. Jahrtausend, die darauf hinweisen, dass die Texte eine lange schriftliche Tradition aufweisen und dass diese Tradition während des 2. Jahrtausends fortgesetzt wurde. In Kontrast dazu sind andere Texte aus inhaltlichen Gründen als Produkte der altbabylonischen Zeit zu identifizieren. Eine weitere Quelle bieten die Inzipitkataloge oder eher Tafelinventare, die teilweise liturgische, teilweise nicht-liturgische Texte aufzählen. Die Trennung der beiden Kategorien ist ein möglicher Hinweis darauf, dass diese Listen eine vorläufige Zuordnung der erwähnten Texte zum Schulbetrieb oder zur Praxis zulassen. Das erste Kriterium, das der möglichen Vorläufer in den frühdynastischen und UrIII-zeitlichen literarischen Korpora, ist nur dafür anwendbar, Kompositionen mit einer längeren Tradition zu identifizieren. Dieses Kriterium reicht aber nicht, um Kompositionen von dieser Gruppe auszuschließen, da das bisher bekannte Korpus von Ur-III117
Cavigneaux 1996, 5. Cavigneaux 1996, 3. 119 Cavigneaux 1996, 5. 120 Pedersén 2005, 59. 121 Pedersén 2005, 17–68. 118
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Kapitel 3
zeitlichen literarischen Manuskripten sehr beschränkt ist und nur ein Bruchstück der damaligen literarischen Tradition umfasst. Ein ausreichendes Kriterium, Kompositionen als Produkte der altbabylonischen Zeit zu identifizieren, ist die Erwähnung von historischen Personen, etwa Königen, die eine Terminus-post-quem-Datierung ermöglichen. Die Glossenhandschriften ergeben bezüglich dieser beiden Kriterien kein einheitliches Bild. Im Ur-III-zeitlichen literarischen Korpus wurden lediglich sieben Kompositionen identifiziert, die auch aus der späteren altbabylonischen Tradition bekannt sind. Sechs von diesen sieben Kompositionen sind auch unter den glossierten Manuskripten bezeugt, allerdings zählen hierzu insgesamt lediglich sieben Handschriften. Diese Anzahl ist eher unerheblich unter Berücksichtigung des gesamten Korpus. Die genannten Kompositionen sowie die zugehörigen altbabylonischen Glossenhandschriften sind die folgenden: Lugale Die Felder Ninurtas Lugalbanda I Fluch über Agade Ur-Namma B Tempelhymnen
[ETCSL 1.6.1] [ETCSL 1.6.4] [ETCSL 1.8.2.1] [ETCSL 2.1.5] [ETCSL 2.4.1.2] [ETCSL 4.80.1]
BM 54681+ Ni 9628 Stevenson Coll. Tablet BM 54696; VAT 21574 VAT 17417 UET 6/1 112
Es ist auffallend, dass diese Manuskripte in unterschiedlichen Fundorten belegt sind, inklusive Nippur, Ur, Babylon und Sippar. Alle diese Kompositionen sind allerdings durch zahlreiche Manuskripte bekannt, der Anteil glossierter Handschriften bleibt also in allen Fällen niedrig. Unter Berücksichtigung der verwendeten historischen Personennamen sind die folgenden Textgruppen als genuin altbabylonisch zu bezeichnen und daher nicht einer früheren Tradition hinzuzurechnen: Hymne der Isin-Dynastie Hymne der Larsa-Dynastie Hymne der Uruk-Dynastie Hymne der Babylon I-Dynastie Städteklagen
Sumerische Königsliste
AO 5383; BM 96738; CBS 6137+; CBS 13381+; CBS 15209; UET 6/1 371 CBS 2135+; VAT 8531 W20477 LB 2111 A 7569; AO 6446; Ash 1932-415; Ash 1932-526o; CBS 7080+; BM 17308; UET 6/2 128 Ash 1923-444122
122
Diese Komposition existierte schon vor der altbabylonischen Zeit (Steinkeller 2003), demzufolge ist sie nicht als genuin altbabylonisch zu bezeichnen. Das vorliegende Manuskript ist allerdings eine altbabylonische Rezension der Sumerischen Königsliste, s. dazu Jacobsen 1939, 5 bzw. die Tatsache, dass das glossierte Manuskript die Königsliste bis zur Regierung des Sîn-māgir führt. Neulich hat Gabriel (2018) die altbabylonischen Manuskripte der Sumerischen Königsliste als Schultexte bzw. Übungstexte identifiziert. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Diese 18 Texte umfassen ebenfalls nur einen Bruchteil des gesamten Korpus und sind daher wenig aussagekräftig. Inzipitkataloge sind sowohl aus der Ur-III-Zeit als auch aus der altbabylonischen Zeit bekannt. Der Ur-III-Katalog, der ein weiteres Kriterium zur voraltbabylonischen Datierung von Texten darstellen könnte, stimmt mit den Glossenhandschriften in keinem ihrer Einträge überein. Die altbabylonischen Kataloge123 von nicht-liturgischem Inhalt ergeben folgendes Bild: Inana und Šukaletuda Inanas Gang zur Unterwelt Dumuzis Traum Lugale Angim Gilgameš und Huwawa A Lugalbanda I Enmerkar und Ensuhgiranna Sumerische Königsliste Fluch über Agade Klage über Ur
Klage über Sumer und Ur Klage über Nippur Šulgi B Šulgi C Šulgi E Enlil A Inana B Inana C
Hymne an Nanna Tempelhymnen Keš-Tempelhymne
[ETCSL 1.3.3] [ETCSL 1.4.1] [ETCSL 1.4.3] [ETCSL 1.6.1] [ETCSL 1.6.2] [ETCSL 1.8.1.5] [ETCSL 1.8.2.1]
CBS 10305+ YBC 4621 CBS 1590 BM 54681+ BM 54681+ BM 58103 Stevenson Coll. Tablet [ETCSL 1.8.2.4] CBS 15104; VAT 21579 [ETCSL 2.1.1] Ash 1923-444 [ETCSL 2.1.5] BM 54696; VAT 21574 [ETCSL 2.2.2] AO 6446; Ash 1932-415; Ash 1932-526o; CBS 7080+ [ETCSL 2.2.3] UET 6/2 128 [ETCSL 2.2.4] BM 17308 [ETCSL 2.4.2.02] AO 6712 [ETCSL 2.4.2.03] CBS 14086 [ETCSL 2.4.2.05] CBS 13298+ [ETCSL 4.05.1] Ni 1180; UET 6/2 371 [ETCSL 4.07.2] IM 58473 [ETCSL 4.07.3] BM 54316; IM 51530; IM 51544 [ETCSL 4.13.a] N 1542+ [ETCSL 4.80.1] UET 6/1 112 [ETCSL 4.80.2] IM 58699
N2, U2, L N2, U2, L N2, U2, L U2, L U2, L N2, U1, U2, L N2, U2, L N2, L U2 N2, U2, L N2, U2, L
N2, U2, L N2, L N2, U1, L L L N2, U2, L, B4 N2, U2, Y2, B4 L, B4
N2, U2 N2, U2, L, Y2 N2, L
123
Zu den Abkürzungen und weiterführender Literatur s. ETCSL/Ancient Literary Catalogues (http://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgi-bin/etcsl.cgi?text=c.0*#). © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 3
Dialogue I
Vogel und Fisch
[ETCSL 5.4.01] 3N-T919,461; HS 1536+; Ni 4194; UET 6/2 156+; UM 29-13-216 [ETCSL 5.4.5] BM 65147+
N2, Y2
N2, U2, L
Auffallend ist, dass diese Kompositionen gewöhnlich in mehreren Inzipitkatalogen von unterschiedlicher Herkunft belegt sind. Diese Kataloge wurden als Inventare identifiziert, die vermutlich teilweise zu Schulen gehörten und daher als Lehrstoff verwendete Kompositionen aufzählen.124 Wenn diese Interpretation gültig ist, sind mindestens 36 glossierte Handschriften zu den Schultexten zu zählen. Noch wichtiger ist, dass vier von den sechs Texten, die schon im Ur-III-zeitlichen literarischen Korpus belegt sind, ebenfalls in diesen Katalogen vorkommen. Es ist also wahrscheinlich, dass sie ihren Kontext in der Schule und nicht nur in der Überlieferung einer alten Tradition hatten bzw. sich beide Funktionen verknüpfen lassen. Weitere Kataloge, deren Sitz im Leben weniger eindeutig ist, zählen liturgische Kompositionen auf. In diesen Listen sind folgende Texte vom Korpus der Glossenhandschriften belegt: Šulgi Z Ur-Ninurta B Dumuzi-Inana I Dumuzi-Inana T Nanna A Nanna B Nanna D
[ETCSL 2.4.2.26] [ETCSL 2.5.6.2] [ETCSL 4.08.09] [ETCSL 4.08.20] [ETCSL 4.13.1] [ETCSL 4.13.2] [ETCSL 4.13.4]
Nergal A
[ETCSL 4.15.1]
Ni 4171 BM 96738 UM 29-16-37 AO 6967 HS 1513 HS 1513 HS 1513; Ni 9788 Ni 9501+
N3 N3 U3 N3 N3, N4 N3, N4 N6 N4
Dieses Material ist weniger aussagekräftig, besonders da die Frage, in welchem Umfang liturgische Kompositionen im Unterricht eingebunden waren, anhand bisheriger Untersuchungen auf diesem Gebiet nicht zu beantworten ist. Diese Kompositionen wurden jedenfalls in den Inventaren getrennt behandelt, was auf eine andere Verwendung bzw. eine andere Herkunft dieser Texte schließen lässt. Die Quellen bezüglich des soziokulturellen Kontextes der Glossenhandschriften sind zwar nicht zahlreich, doch etwas aussagekräftiger als der archäologische Fundkontext der Manuskripte. Es ist ersichtlich, dass eine Gruppe von Texten, ca. ein Viertel aller Glossenhandschriften, mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Schulbetrieb gehörte. Dies 124
S. Delnero 2010b, 53: „Since it is clear that the Decad was copied in a curricular setting, it is possible that the Nippur and Louvre catalogues were compiled to record tablets containing compositions, like the texts in the Decad, that were copied as scribal exercises.“ Besonders die Menge an literarischen Kompositionen, die in den genannten Inventaren aufgenommen wurden, deutet eher auf den Schulkontext als auf Privatbibliotheken. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossenhandschriften: Ein Überblick
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lässt sich aber nicht automatisch auf das ganze Korpus übertragen. Dies gilt vor allem für den Status liturgischer Texte, die teilweise im Emesal-Dialekt des Sumerischen verfasst wurden, sowie der Beschwörungen, die zumindest teilweise definitiv mit einer prä-altbabylonischen Tradition zu verknüpfen sind. Über ihren Gebrauch im Schulbetrieb stehen keinerlei Informationen zur Verfügung, doch ist so eine Funktion nicht ab ovo auszuschließen. 3.1.5 Fazit Die hier analysierten Kontexte von Glossenhandschriften tragen nicht durchgehend zur Spezifikation der Affordanzen des Korpus bei. Der historische Kontext, dem Gesamtkorpus von literarischen Texte entsprechend, kennzeichnet die Mehrheit der Texte als Standardaltbabylonisch. Die geographische Klassifikation weist darauf hin, dass mehr Manuskripte aus dem Süden als aus dem Norden kommen, dies ist allerdings ebenfalls für sumerische literarische Manuskripte im Allgemeinen gültig. Der archäologische Kontext ist meistens nicht aufzuklären, diese Unklarheit gilt aber im Ganzen für altbabylonische sumerische Literatur. Die vorhandene Dokumentation deutet allerdings sowohl auf Privatbibliotheken als auch auf Schulen als Entstehungsort glossierter Manuskripte hin. Der soziokulturelle Kontext glossierter Manuskripte stützt sich auf ein sehr beschränktes Korpus von externen Quellen, vor allem auf präaltbabylonische literarische Manuskripte und Inzipitkataloge. Aufgrund dieser Quellen lässt sich feststellen, dass ein Teil der Glossenhandschriften mit dem Schulbetrieb zu verknüpfen ist. Der Anteil der Schultexte ist allerdings deutlich niedriger als im Gesamtkorpus sumerischer Literatur. Folglich sind die Glossen mit hoher Wahrscheinlichkeit weder primär noch größtenteils mit dem Schulbetrieb zu verbinden. Diese Schlussfolgerung wird auch durch die archäologischen Funde bekräftigt, da glossierte Handschriften in Privathäusern, die auch als Schulen funktionierten, nur in geringer Anzahl, wenn überhaupt, entdeckt wurden. Zuletzt sollte hier darauf hingewiesen werden, dass der Unterrichtskontext einer Komposition ihre Aufbewahrung in Präsenzbibliotheken nicht ausschließt. Es ist möglich, dass einige Mitglieder der Elite die eigenen Nachkommen zuhause unterrichteten. Schultafeln konnten u.U. nach Hause gebracht und dort aufbewahrt werden. Dies kann z.B. für Praktikantenarchive gelten, da das Studium jener Texte auf die Ausübung eines Berufes vorbereiten sollte und daher diese Archive als Anfänge von Präsenzbibliotheken einzustufen sind. Weiterhin muss in Betracht gezogen werden, dass der Lehrstoff teilweise auch eine praktische Verwendung fand – dies könnte z.B. für mythische und epische Kompositionen sowie für Königshymnen gelten. Dieser Lehrstoff könnte nicht nur im Rahmen des Kults, z.B. in Zusammenhang mit der Verehrung von Vorgängern eingesetzt worden sein, sondern auch in Festen und sonstigen Feierlichkeiten vorgetragen worden sein und dabei das kulturelle Gedächtnis geprägt haben. Dementsprechend sind diese Kompositionen sowohl im Unterrichtskontext als auch in Privatbibliotheken zu erwarten.
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Kapitel 3
3.2 Materialitätsprofil Da der archäologische Kontext meistens nicht aussagekräftig ist, sollen die formalen Merkmale glossierter Tafeln berücksichtigt werden, um ihren Sitz im Leben weiter aufzuklären. Die drei Aspekte, die in dem folgenden Kapitel betrachtet werden, sind die Tafeltypologie, das Layout und die Paläographie. 3.2.1 Tafeltypologie, Duplikate und Layout Dieses Kapitel befasst sich mit der Typologie bzw. dem Layout glossierter Tafeln. Es gibt insgesamt fünf Tafeltypen, die für die literarische Manuskripte der altbabylonischen Zeit relevant sind und an dieser Stelle kurz vorgestellt werden sollen.125 Linsen (L) sind kleine Tonscheiben, die der Handwölbung entsprechen und zumeist einseitig konvex sind, während die andere Seite meistens flach ist. Sie beinhalten kurze Auszüge einer längeren lexikalischen oder literarischen Komposition. Meistens steht unter dem Muster des Lehrers die Abschrift des Lehrlings in einer minderwertigeren Schriftqualität. Übungstafeln (Ü)126 sind meistens lexikalischen Inhalts. Jedoch gibt es auch einige Manuskripte literarischer Texte, die dieses Tafelformat aufweisen können. Es handelt sich um rechteckige Tafeln mit zwei Kolumnen auf der Vorderseite, ein Muster des Lehrers links und die Abschrift des Lehrlings rechts, die mehrmals entfernt und wiederholt kopiert werden konnte. Die Rückseite beinhaltet mehrere Kolumnen von der gleichen Serie wie auf der Vorderseite oder einer anderen lexikalischen Sammlung. Einkolumnige Tafeln (S), der altorientalischen Terminologie nach als imgidas bezeichnet (Sum. im-gid2-da ‚lange Tafel‘), sind rechteckige Tafeln mit einer einzigen Textkolumne auf beiden Seiten. Dieser Tafeltyp ist sowohl im Hochformat als auch im Querformat bekannt. Das Hochformat ist jedoch deutlich häufiger.127 Imgidas beinhalten meistens Auszüge von 40–60 Zeilen aus längeren Kompositionen bzw. können sie ganze Kompositionen umfassen, falls diese eine Länge von 100–120 Zeilen nicht überschreiten. Es kommt nur ausnahmsweise vor, dass auf imgidas mehrere Kompositionen nacheinander aufgeschrieben sind. Mehrkolumnige Tafeln (M) sind größer als die imgidas und beinhalten zwei bis fünf Kolumnen auf beiden Seiten. Sie können sowohl Auszüge als auch ganze Kompositionen oder sogar mehrere Auszüge und Kompositionen umfassen.
125
Die im Folgenden erläuterte Typologie folgt Tinney 1999, 160. Die verwendeten Begriffe und Abkürzungen beziehen sich teilweise auf die deutschen Übersetzungen, um Überschneidungen mit der Typologie der Handschriften (Kapitel 3.2.2) zu vermeiden. 126 Civil 1979, 5 bezeichnet in seiner Typologie, die er für die lexikalischen Listen aus Nippur herausgearbeitet hat, dieses Tafelformat als Typ II. 127 Zumindest in Nippur. Unter den Tafeln der Schøyen Collection ist das Querformat auch unter den literarischen Übungstafeln häufiger belegt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Prismen (P)128 sind mehrseitige Objekte, die Anzahl der Seiten variiert zwischen vier und neun, die manchmal in Kolumnen unterteilt werden können. Prismen sind meistens Mastervorlagen von Kompositionen mehrerer hundert Zeilen, sie können aber auch mehrere Kompositionen umfassen. Die Qualität der Manuskripte ist jedoch manchmal deutlich minderwertiger als die der mehrkolumnigen Tafeln,129 diese Texte wurden also wahrscheinlich von Studenten verfasst. Prismen sind möglicherweise Prüfungstexte,130 in denen der Lehrling, der eine Ausbildungsphase abgeschlossen hatte, sein Wissen durch die Abfassung studierter Texte demonstrierte. Prismen dienten weiterhin vermutlich als Votivgaben.131 Die Tafeltypologie ist eine wichtige Quelle für die altbabylonische Zeit, da das Tafelformat eine große Hilfestellung bei der Einschätzung des Bildungsstandes der Schreiber bietet, die die jeweiligen Manuskripte verfasst haben. Die unterschiedlichen Tafelformate können nämlich bestimmte Stufen der Ausbildung charakterisieren. Linsen beinhalten kurze Übungen von lexikalischen Texten, Sprichwörtern und Literaturwerken, die in der Anfangsstufe der Ausbildung eingesetzt werden. Übungstafeln beinhalten längere Auszüge desselben Inhalts. Einkolumnige Tafeln entsprechen den täglichen Übungsaufgaben literarischer Kompositionen in der Schule,132 sind aber auch außerhalb der Schule das am meisten verwendete Tafelformat. Mehrkolumnige Tafeln sind überwiegend Meisterwerke, die von erfahrenen Schreibern hergestellt werden. Prismen, hingegen, deuten meistens auf Schreiber mit weniger Erfahrung und Übung hin. Das Schulcurriculum in der altbabylonischen Zeit, so wie es rekonstruiert wurde,133 bestand aus zwei Phasen. In der ersten Phase wurden hauptsächlich Zeichenlisten und lexikalische Listen betrachtet bzw. mathematische und metronomische Kenntnisse vermittelt.134 Am Ende dieser Phase wurden mit Hilfe von Sprichwörtern und Modellverträgen die ersten grammatikalischen Kenntnisse erworben. Das charakteristische Tafelformat dieser Übungen waren Linsen und Übungstafeln. Die literarischen Texte, die mit dem Schulbetrieb verknüpft waren, folgten in der Ausbildung vermutlich nach der ersten Phase.135 Es gibt vier literarische Werke, die Kompositionen der sogenannten Tetrade, die wahrscheinlich als Einführungswerke in
128
Dieser Gruppe sollten auch Zylinder zugeordnet werden, obwohl dieser Tafeltyp im Korpus nur ausnahmsweise vorkommt. 129 Cooper 1983, 46; Klein 1981, 170; Veldhuis 1997, 31. 130 Crisostomo 2015, 128 n. 15. 131 Delnero 2013, 146. Im ersten Jahrtausend berichten die Kolophone sogar explizit darüber, dass die Tafeln als Votivgaben für den Gott Nabû dienten. Der Name der Tempel und der Kultort sind auch genannt. S. dazu Gesche 2000, 153–166 und George 2010. 132 Tinney 1999, 160. 133 Veldhuis 1997, 40–67 und Tinney 1999. 134 Zum genaueren Aufbau der ersten Phase s. Veldhuis 1997, 63. 135 Vanstiphout 1979, 120. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 3
die sumerischen Literatur dienten.136 Diese Kompositionen wurden ebenfalls mit Hilfe der Tafeltypologie identifiziert: Zu ihren Manuskripten gehören neben den einkolumnigen Tafeln auch Linsen137 und Übungstafeln,138 die ausschließlich für Elementarübungen verwendet wurden. Ihre vereinfachte Sprache weist auch darauf hin, dass sie vor allem Ausbildungszwecken dienten.139 Die zweite Phase der Ausbildung140 bestand aus literarischen Texten, die wegen ihres Tafelformats nicht als solche auffallen, da sie nicht mehr auf Linsen und Übungstafeln belegt sind. Hierzu gehören die zehn Kompositionen der sogenannten Dekade.141 Diese Kompositionen sind dadurch aufgefallen, dass sie in Katalogen und in Sammeltafeln gruppiert erscheinen.142 Weiterhin sind Auszüge dieser Kompositionen auf einkolumnigen Tafeln in mehreren Archiven sehr gut repräsentiert, vermutlich weil sie während der Ausbildung ausführlich studiert bzw. kopiert wurden.143 Diese Kompositionen bilden jedoch keine geschlossene Gruppe: Lokale Unterschiede bezüglich ihrer Reihenfolge bzw. die Verwendung anderer Kompositionen in der Schulbildung ist vorbehalten. Der genaue Aufbau des Curriculums kann je nach Stadt oder Schule unterschiedlich gewesen sein.144 Folglich sind literarische Kompositionen, die Auszüge auf einkolumnigen Tafeln vorweisen, der akademischen Ausbildung zuzuordnen.145 Einkolumnige Tafeln sind auch in der Praxis üblich, sie beinhalten aber entweder ganze oder mehrere Kompositionen. Allerdings sind Tafeln, die keine ganzen Kompositionen umfassen, nicht automatisch Auszugstafeln bzw. Schultafeln: Häufig wurden längere Kompositionen nicht auf eine Tafel, sondern auf eine Serie von Tafeln geschrieben. Falls nur ein Stück dieser Serie entdeckt wurde, ist allerdings die Vollständigkeit der Komposition aufgrund dessen nicht ersichtlich. Diese Tafeln umfassen allerdings deutlich längere Abschnitte als Übungstafeln bzw. Auszugstafeln. Eine sichere Abgrenzung der beiden Typen ist nicht immer möglich, besonders wenn die Tafeln nur fragmentarisch 136
Tinney 1999, 159 zählt die folgenden Texte zu dieser Gruppe: Lipit-Eštar B [ETCSL 2.5.5.2], Iddin-Dagan B [ETCSL 2.5.3.2], Enlil-bani A [ETCSL 2.5.8.1] und Nisaba A [ETCSL 4.16.1]. 137 Tinney 1999, 162. 138 Veldhuis 1997, 65–66. 139 Tinney 1999, 164–165. 140 Die Tetrade wurde weder der ersten noch der zweiten Phase zugeordnet, sondern als eine Übergangsphase zwischen den beiden beschrieben. S. dazu Tinney 1999. 141 Tinney 1999, 159 zählt die folgende Texte zu dieser Gruppe: Šulgi A [ETCSL 2.4.2.01], Lipit-Eštar A [ETCSL 2.5.5.1], Lied der Hacke [ETCSL 5.5.4], Inana B [ETCSL 4.07.2], Enlil A [ETCSL 4.05.1], Keš Tempelhymne [ETCSL 4.80.2], Enkis Fahrt nach Nippur [ETCSL 1.1.4], Inana und Ebih [ETCSL 1.3.2], Nungal A [ETCSL 4.28.1] und Gilgameš und Huwawa [ETCSL 1.8.1.5]. 142 Tinney 1999, 168–170. Zu den altbabylonischen literarischen Katalogen s. Delnero 2010b. 143 Robson 2001, 50–51. Delnero 2011 schlug vor, dass diese Kompositionen auswendig gelernt wurden, einkolumnige Tafeln waren die Hilfsmittel dazu. 144 Zum Aufbau des Curriculums und zu dessen lokalen Unterschieden s. Delnero 2011, 139–147. 145 Eine allgemeine Betrachtung einkolumniger Tafeln mit Auszügen und insbesondere Manuskripten der Dekade ist bei Delnero 2010a zu finden. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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erhalten sind. Weiterhin ist unsicher, ob diese Tafelserien ihren Sitz im Leben im Schulbetrieb, z.B. als Vorlagen, oder eher in der Praxis hatten. Für den Schulbetrieb spricht, dass das Vorhandensein einer Komposition auf mehreren Schriftträger sie gleichzeitig für mehrere Lehrlinge zugänglich machte. In der Praxis, z.B. falls eine Tafel der Vorbereitung einer Vorführung diente, war es vorteilhaft, die ganze Komposition auf einem Schriftträger aufzubewahren. Diese Überlegungen bleiben allerdings vorläufig. Mit Hilfe der hier erläuterten Tafeltypologie können auch über das Korpus glossierter Texte genauere Aussagen zur Funktion der Manuskripte gemacht werden. Es ist ersichtlich, dass weder Übungstafeln noch Prismen glossiert bzw. bisher keine derartigen Manuskripte entdeckt wurden.146 Dieser Befund entspricht aber den Erwartungen. Die Übungstafeln wurden vermutlich nicht glossiert, da dieser Tafeltyp für Schriftübungen vorgesehen war und nicht für interpretative Aufgaben. Auch die Prismen sind mit dem Schulbetrieb verbunden. Als Votivgaben dienten sie als Nachweise des erlangten Wissens, nicht als Übungen bzw. wurden sie nicht wiederholt genutzt. Die Linsen und einkolumnigen Tafeln, die Auszüge beinhalten und dementsprechend ihren Sitz im Leben zumindest teilweise im Schulbetrieb hatten, beinhalten eher selten Glossen. Zusammen umfassen diese beiden Tafeltypen 25% des gesamten Korpus der glossierten Texte.147 67% der glossierten Manuskripte besteht aus mehrkolumnigen und einkolumnigen Tafeln, die ganze oder ggf. mehrere Kompositionen beinhalten. Um zu entscheiden, ob solche Manuskripte in der Ausbildung oder in der Praxis Verwendung fanden, müssen die Duplikate berücksichtigt werden. Falls ein Text eine größere Anzahl von Manuskripten aufweist, besonders wenn ein Teil davon einkolumnige Auszugstafeln sind, ist der Sitz im Leben primär in der Ausbildung zu suchen. Die folgende Abbildung bietet eine Übersicht über die Verteilung glossierter Texte nach ihrem Tafelformat und Inhalt, sowie die Korrelation zwischen den beiden Kategorien unter den Glossenhandschriften:
146
Das einzige in dieser Arbeit erwähnte glossierte Prisma (Ash 1923-444) beinhaltet vermutlich kopierte Glossen, die nicht als solche auffallen. 147 Davon gehören acht Manuskripte (5%) zur Dekade und keines zur Tetrade. Des Weiteren sind in dieser Gruppe Tafeln aus Tafelserien sicher zu identifizieren, die möglicherweise den Anteil von Schultafeln weiter reduzieren würden. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 3
Abbildung 2: Verteilung der Glossenhandschriften nach Tafelformat und Inhalt 121 Texte, die auch in Glossenhandschriften bezeugt sind, wurden auf ihre Duplikate hin untersucht: Insgesamt 37 Texte besitzen über fünf Duplikate, sollten also vorläufig zu den Schultexten gezählt werden. Hingegen sind 72 Manuskripte Einzelvertreter. Diese Anzahl ist auch unter Berücksichtigung eventuell nicht identifizierbarer Fragmente hoch und entspricht 41,7% aller glossierten Manuskripte. Lediglich 12 Texte sind im mittleren Bereich mit 2–4 Textvertretern anzutreffen. Von den Texten, die eine große Anzahl an Duplikaten aufweisen sind oft nur einer geringer Anteil aller Manuskripten glossiert, hierzu zählen: die Klage über Ur [ETCSL 2.2.2] mit vier von fünfundneunzig, die Hymne Inana C [ETCSL 4.07.3] mit drei von fünfunddreißig und die Komposition Dialog 1 [ETCSL 5.4.01] mit fünf glossierten Manuskripten von insgesamt achtundfünfzig Textvertretern.148 Was die Texte mit zwei bis vier Textvertretern angeht, wirkt der Anteil glossierter Tafeln bedeutender: bei den Hymnen Ninkasi A [ETCSL 4.23.1 + 5.5.a], Bau A [ETCSL 4.02.1]
148
Zu Dialog 1 s. auch Kapitel 4.1. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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und einer Beschwörung des Marduk-Ea Typs149 sind jeweils zwei von drei Manuskripten glossiert; bei Dumuzi und Enkidu [ETCSL 4.08.33] weisen zwei von vier Manuskripten Glossen auf; fünf von sieben Manuskripten sind im Fall von DumuziInana X [4.08.24] glossiert. Die Hymne Nanna D [ETCSL 4.13.04], die auch auf einer Sammeltafel von Nanna-Hymnen belegt ist, weist auch ein weiteres glossiertes Duplikat auf. Alle diese Kompositionen sind hymnische Liturgien, d.h. mit Gattungsund Gliederungsvermerken versehene Texte (s. dazu Kapitel 3.3.1). Daher liegt die Vermutung nahe, dass diese Kompositionen sowie Einzelvertreter von literarischen Werken nicht im Rahmen der Elementarausbildung studiert wurden, sondern zu einer eher praktisch ausgerichteten Ausbildung bzw. zur Praxis gehörten. Es existiert kein einheitliches Layout bei den glossierten Manuskripten. Stattdessen spiegeln neben Tafeltyp und Kolumnengliederung besondere Merkmale wie vor allem horizontale Linien, Spacing und die sonstige Aufteilung der Zeichen die Vielfalt von Textgattungen, die unterschiedlichen Herkunftsorte und Schreiberhände wider. Besonderheiten im Layout lassen sich also auf die Textgattung und den Kenntnisstand des Schreibers sowie lokale Unterschiede beziehen. 3.2.2 Schriftkunde Untersuchungen zu Schreiberhänden bieten weitere Perspektiven zur Bestimmung des Sitzes im Leben glossierter Manuskripte. Da die relevanten Manuskripte größtenteils aus fehlendem, mangelhaft dokumentiertem oder sekundärem archäologischen Kontext stammen, ist Handschriftentypologie die beste Möglichkeit, die Zusammengehörigkeit einzelner Manuskripte zu bestimmen. Mit dieser Methode lassen sich Schreiberhände identifizieren, jedoch keine Schreiberschulen. Eine ausgearbeitete Typologie der Handschriften literarischer Manuskripte der altbabylonischen Zeit ist bisher ein Desideratum, jedoch wurde die Grundlage einer solchen Untersuchung bereits von Tinney geschaffen. Er unterscheidet zwischen den folgenden vier Handschriften im altbabylonischen literarischen Korpus:150 Anfänger (A) haben eine Handschrift geringer Schriftqualität, wie sie hauptsächlich auf Linsen und Übungstafeln zu beobachten ist. Frühaltbabylonische (F) Handschriften sind fein und detailliert. Sie kommen überwiegend auf mehrkolumnigen Tafeln und Prismen vor. Vereinfachte (V) Handschriften sind schlicht und die Zeichen sind oft eng nebeneinander geschrieben. Auf der Mehrheit von ein- und mehrkolumnigen Tafeln wurde diese Schrift verwendet. Kursive (K) Handschriften sind für administrative Texte typisch, selten erscheinen sie jedoch auch in literarischen Texten. In allen Manuskripten kann ein primärer Handschriftentyp bestimmt werden. Es ist aber auch möglich, dass unterschiedliche Typen dem Haupttext und z.B. den Glossen oder einem Lapsus des Schreibers zugeordnet werden können.151
149
CBS 332 und JRL 1059. Tinney 1999, 161. 151 Tinney 1999, 161: „Some tablets use a combination of scripts, one for the main text and another for glosses, or one for the bulk of the text and another where the scribe lapses“. 150
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Kapitel 3
Abbildung 3: Handschriftentypen im altbabylonischen literarischen Korpus Diese grobe Typologie kann vor allem in Hinsicht auf die literarischen Manuskripte aus Nippur verwendet werden und ist eventuell eine Hilfestellung bei der Untersuchung literarischer Manuskripte vom Antiquitätenmarkt, wenn es sich um ein größeres Korpus handelt, wie im Fall von Sippar oder Larsa. Bei den Tafeln aus Ur, die aus sekundärem Kontext stammen, oder wo immer Tafeln aus verschiedenen Archiven und Bibliotheken untereinander vermischt wurden, konnten mit Hilfe der Paläographie Untergruppen identifiziert werden. In kleineren Korpora sind hingegen diesbezügliche Untersuchungen nicht ergiebig. Weiterhin ist beim Vergleich der Er-
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gebnisse unterschiedlicher Fundorte zu Vorsicht geraten, falls die genaue zeitliche Zuordnung der Manuskripte nicht gesichert ist, da lokale Traditionen eine archaische Schrift auch über kürzere oder längere Perioden hinaus tradieren konnten. Die literarischen Texte aus Nippur bestätigen, dass die paläographischen Merkmale der Manuskripte mit dem Tafelformat korrelieren. Die Schulübungen auf Linsen und Übungstafeln sind meistens von Anfängerhänden verfasst worden, teilweise neben der wohlgeformten frühaltbabylonischen Schrift des Lehrers. Einkolumnige Schultexte sind überwiegend in vereinfachter Schrift verfasst. Handelt es sich um frühaltbabylonische oder kursive Schrift, sind die Manuskripte vermutlich keine Übungen, da sie auf einkolumnigen Tafeln mit einer ganzen Komposition, meist ohne Duplikate, belegt sind. Ganz anders sehen aber die literarischen Tafeln der Schøyen Collection aus. Unter ihnen kommen häufiger Schultexte, auch einkolumnige Tafeln, in frühaltbabylonischer Handschrift vor. Der Wechsel zwischen den Handschriften lässt sich in den glossierten Manuskripten meistens bestätigen. Alles in allem ist in literarischen Texten keine kursive Schrift vorhanden, die z.B. mit der der altbabylonischen Wirtschaftsurkunden vergleichbar ist. Die Glossen weisen hingegen manchmal expressis verbis kursive Schriftqualität auf, unabhängig vom Handschriftentyp des Haupttextes. Dies ist aber vor allem der kleineren Schriftgröße bzw. dem Platzmangel zuzuschreiben. War der Platz unzureichend, um die Glossen geeignet zu platzieren, sind sogar verrutschte oder fehlende Keile und horizontal oder vertikal zusammengedrückte, aber auch gedehnte Zeichen erkennbar. Wenn es keinen Platzmangel gab, vor allem bei Randglossen oder bei Glossen, die in der Zeilenmitte platziert wurden, wurde eine kursive Schrift nicht zwangsläufig eingesetzt bzw. wurden die Glossen nicht notwendigerweise in einer wesentlich kleineren Schrift verfasst. Der wichtigste Beitrag der Paläographie ist, dass sie die Identifikation von Textgruppen ermöglicht, die von demselben Schreiber verfasst wurden. Unter den Glossenhandschriften sind mehrere solcher Gruppen erkennbar. Die glossierten Manuskripte sind zwar Teil größerer Gruppen, im Folgenden werde ich mich jedoch auf die glossierten Texte beschränken. Zum einen sind hier Funde des Scherbenlochs von Uruk zu erwähnen, die vermutlich zu demselben Archiv gehört haben und eine Vielzahl von glossierten Texten beinhalten, insgesamt 12 Manuskripte. Die meisten Texte sind sehr fragmentarisch erhalten. Soweit es sich beurteilen lässt, handelt es sich um liturgische Kompositionen. Beide glossierte Tafeln aus Šaduppum beinhalten die Hymne Inana C [ETCSL 4.07.3] und wurden im sog. Diyala-Duktus geschrieben. Ein anderes gemeinsames Merkmal der beiden Tafeln ist, dass ihr Schreiber eine zitternde Hand hatte und viele sekundäre Keile hinterließ.152 Unter den Texten im British Museum, die vermutlich aus Sippar kommen, sind vier aufgrund ihrer paläographischen Merkmale zu verbinden: BM 88406, BM 98396,
152
S. van Dijk 1976. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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BM 100046 und BM 100111.153 Alle vier Manuskripte sind in einer großen, feinen frühaltbabylonischen Schrift verfasst. Hilfslinien sind auf allen vier Tafeln vorhanden. Das Tafelformat stimmt ebenfalls überein und alle Tafeln sind aus hellem Ton gefertigt. Drei Kompositionen sind als eršemma bezeichnet. Die adressierten Götter sind Inana, Dumuzi und Ninḫursag̃. Die vierte Komposition ist eine kirugu-Klage, jedoch ist dies nur am Duplikat BM 23666 (CT 58 16) ersichtlich. Die adressierte Göttin ist ebenfalls Inana.154 Unter den lediglich 11 glossierten Manuskripte aus Larsa gibt es ebenfalls zwei, die von derselben Hand verfasst wurden: BM 22741 und BM 23584.155 Es handelt sich um quadratische Tafeln mit feiner Schrift, ohne Hilfslinien. Die Glossen sind zwischen den zwei Zeilenhälften platziert, ebenfalls in einer ausgearbeiteten Schrift. Beide Kompositionen sind als eršemma bezeichnet, nämlich des Nergal und der Ningirgilu.156 Eine weitere Gruppe von sieben Manuskripten unbekannter Herkunft wurde ebenfalls im British Museum und im Fitzwilliam Museum Cambridge identifiziert.157 Ihre Zusammengehörigkeit wurde aufgrund ihrer mikrographischen Schrift gesichert.158 Sechs von sieben Manuskripten beinhalten hymnische Liturgien. Hierzu gehören auch vier glossierte Manuskripte: BM 96706, BM 96738, BM 96739 und ANE.87.1904. Eine weitere Glossenhandschrift von mikrographischem Charakter ist BM 23820+, ihre Zugehörigkeit zu dieser Gruppe ist allerdings nicht gesichert. Die letzte und bedeutendste Textgruppe ist das sogenannte ‚hymnische Archiv‘ aus Nippur.159 Hierzu gehören ca. 50 Tafeln, die formell und inhaltlich verknüpft werden können. Tafelform, kursive Schrift, fehlende Hilfslinien und Aufbau des Textes, wie z.B. die abgekürzten Litaneien, sprechen dafür, dass sie von demselben Schreiber verfasst wurden. Inhaltlich gehören zu diesem Korpus einige InanaDumuzi- und Nanna-Hymnen bzw. vereinzelte mythologische Texte sowie weitere Götterhymnen kleinerer Götter (u.a. Nuska und Ninimma). Hierzu gehören viele, u.a. die folgenden glossierten Manuskripte: CBS 8085, CBS 8313, CBS 8546, CBS 8548, HS 1457+, HS 1486, HS 1494, HS 1513, N 3560, N 4500 + UM 29-13-80.160 Tinney 153
Die Inventarnummer der letzten beiden Tafeln weist darauf hin, dass sie zusammen erworben wurden. 154 Weitere mögliche Vertreter dieser Gruppe sind BM 96639 (BM 58 34) mit einem eršemma für Inana; BM 96112 (CT 58 41) mit einer kirugu-Klage des Damu; BM 96569 (CT 58 10) mit einer Liebesbeschwörung, in der ebenfalls Inana und Dumuzi erwähnt sind und BM 88858 (CT 58 18) mit einem Dumuzi-Fragment. Alle erwähnten Tafeln wurden zwischen 1901 und 1905 vom British Museum erworben. 155 Es besteht die Möglichkeit, dass eine weitere, bisher unveröffentlichte Glossenhandschrift, BM 23104, ebenfalls zu dieser Gruppe gehört. 156 Ein weiterer möglicher Vertreter dieser Gruppe ist BM 15821 (CT 15 18) mit einem eršemma für Dumuzi. 157 Jáka-Sövegjártó 2017. 158 Tinney 2011, 586. 159 Identifiziert und betrachtet in Tinney 2011, 585. 160 Weitere mögliche hierzu gehörende glossierte Manuskripte sind Ni 2369 und Ni 9788, wie es sich anhand der Kopien beurteilen lässt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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identifiziert den Verfasser dieses Archivs mit einem Praktikanten, der bei einem Spezialisten ausgebildet wurde.161 Dies könnte wohl für alle fünf genannten Archive gültig sein. Die Hypothese, dass die glossierten Texte eventuell in größerer Anzahl von Praktikanten verfasst wurden, erklärt die niedrige Anzahl der Manuskripte, da sie nicht gleichzeitig von mehreren Schülern studiert wurden. Grund dafür, dass Glossen verwendet wurden, dürfte gewesen sein, dass die Manuskripte von Schreibern verfasst wurden, die sich noch in der Ausbildung befanden und eine Methode verwendet haben, die in der Schule erlernt wurde. Dieser Vorschlag entspricht auch der primär oralen Überlieferung kultischer und magischer Texte und erklärt die fehlenden Mustervorlagen oder ‚Kopien des Lehrers‘. Die Hypothese der Praktikantenarchive162 vereinigt die drei Kontexte, in die glossierte Manuskripte eingeordnet werden können: Tradition, Schule und Wissenschaft. 3.3 Praxeologien Bestimmte formale Merkmale literarischer Manuskripte sind bezüglich der Verwendung dieser Texte oder ihrer Manuskripte aussagekräftig. Die Praktiken, die identifiziert werden können, umfassen das Abschreiben und das Kopieren, das Vorlesen und das Vortragen, das Erklären und das Übersetzen, das Sammeln und das Ordnen von Texten. Alle diese Praktiken sind zwar anhand der Manuskripte teilweise zu erkennen, lassen aber nicht auf die Verwendung der Manuskripte bzw. der Texte primär im Schulkontext oder in der Praxis schließen. Demzufolge konzentriert sich dieses Kapitel auf Praktiken, die zwar formal in Manuskripten aller Art vorkommen können, deren Inhalt jedoch den Sitz im Leben des jeweiligen Manuskripts spezifiziert. Hierzu zählen vor allem Paratexte:163 Gattungs- und Gliederungsvermerke, Doxologien und Kolophone. Paratexte sind nicht in allen Glossenhandschriften vorzufinden, sie lassen also nur den Einblick in einen Teil 161
Löhnert 2009, 82–86 listet eine Vielzahl von Hinweisen auf, die den Sitz im Leben bestimmter Manuskripte von Emesal-Klagen in der Schule bestätigen. Ihren Folgerungen entsprechend waren diese Texte jedoch nicht Teil des Standardcurriculums, sondern entsprachen einem höheren Grad der Ausbildung. Wasserman u. Gabbay 2005, 77 schlagen sogar vor, dass die Manuskripte von Emesal-Kompositionen, die sich in den Schulen befanden, mit dem wissenschaftlichen Interesse der Lehrer zu verknüpfen sind. In dieser Arbeit wird die These vertreten, dass der Sitz im Leben dieser Manuskripte zwischen diesen beiden Vorschlägen zu suchen ist. Die Lehrer der altbabylonischen Schule waren vermutlich anerkannte Fachleute. Für die Elementarausbildung waren dagegen ihre fortgeschrittenen Studenten zuständig. Das wissenschaftliche Interesse der Lehrer entsprach vermutlich dem Gebiet ihrer Spezialisierung. Fortgeschrittene Studenten wurden, wie es auch Löhnert vermutet, auch in die Spezialkenntnisse dieses engeren Fachgebiets eingeführt. Diese Studenten wären wohl die Verfasser der Praktikantenarchive. 162 Praktikantenarchive sind kleinere oder mittelgroße Gruppen von Manuskripten, die um ein Thema oder wenigen Gottheiten zentrieren und aufgrund ihrer formalen Merkmale einem Schreiber zuzuordnen sind. 163 Zum Begriff s. Genette 2001 [1987]. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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des Korpus zu. In diesem Kapitel werden die genannten Paratexte exemplarisch untersucht und auf die praxeologische Zuordnung der Manuskripte hin gedeutet. 3.3.1 Gattungs- und Gliederungsvermerke Gattungs- und Gliederungsvermerke erscheinen oft zusammen in den Texten, deswegen werden sie hier zusammen betrachtet. Sie sind paratextuell, d.h. sie wurden nicht vorgetragen oder vorgelesen, sondern beinhalten Hinweise bezüglich des Vortragens der Komposition. Die Gattungsvermerke können meistens von den Namen mesopotamischer Musikinstrumente abgeleitet werden (tigi ‚Pauke‘, balag̃ ‚Leier‘ usw.). Diese Annotationen bestimmen also nicht literarische, vielmehr musikalische Gattungen. Sie stehen immer am Ende der Komposition und nehmen auf den ganzen Text Bezug. Die Gliederungsvermerke stehen ihnen nah, sie sind aber eher mit der vokalen Vorführung verbunden (kirugu ‚Gesang‘, g̃išgig̃al ‚Gegengesang‘).164 Weiterhin beziehen sich die Gliederungsvermerke nur auf einen Teil des Textes und stehen immer am Ende der relevanten Texteinheit. Diese Annotationen werden in der modernen Forschung öfters benutzt, um einheimische literarische Gattungen der sumerischen Literatur zu bestimmen. Noch wichtiger können diese Vermerke die Verbindung mit dem Kult und der Liturgie bestätigen.165 Es ist aber nicht auszuschließen, dass Lehrgedichte diese Annotationen ebenfalls imitieren.166 Möglicherweise wurden diese Paratexte erst verschriftlicht, als ihre Manuskripte nicht mehr der Unterstützung der Vorführung dienten. Sie dokumentierten somit wohl den ehemaligen musikalischen Charakter bzw. dienten dazu, musikalische Kenntnisse zu vermitteln.167 Doch gehörten diese Texte vermutlich nicht zum Schulbetrieb, worauf die niedrige Anzahl von Duplikaten deutet, sondern eher zur Praxis oder zur Vermittlung von praxisbezogenen Kenntnissen. Im hier vertretenen Korpus sind Gattungs- und Gliederungsvermerke in 54 Manuskripten belegt, also in etwa einem Drittel der glossierten Tafeln. Diese Anzahl ist unter Berücksichtigung fragmentarisch erhaltener Manuskripte als hoch einzuschätzen. Die Anzahl dieser Manuskripte ist vermutlich noch höher.168 Da die Gliederungsvermerke in der Regel nicht ohne Gattungsvermerke belegt sind, habe ich mich auf die letzteren beschränkt.169 Die einzige Ausnahme bilden
164
Die ausführlichste Betrachtung der Gattungs- und Gliederungsvermerke und deren musikalische Interpretation bieten bisher Hartmann 1960 und Shehata 2009. Zu einer allgemeinen Einführung in den Sitz im Leben liturgischer Texte und deren Vermerke s. Krecher 1966, 28–36, Wilcke 1975, 252–292 und Black 1991. 165 Tinney 2011, 585. 166 Vanstiphout 1979, 120–122. Einige Gliederungsvermerke sind sogar in akkadischen Hymnen belegt. 167 S. dazu Brisch 2010. 168 Etwa 20 weitere Manuskripte sind nur fragmentarisch erhalten, so dass nicht eindeutig ist, ob Gattungs- und Gliederungsvermerke vorhanden waren. 169 Wenn die Gattungsvermerke in einem Fragment fehlen, werden die vorhandenen Gliederungsvermerke trotzdem berücksichtigt und die Texte der Gruppe „unbekannt“ zugeordnet. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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kirugu-Kompositionen, z.B. die Städteklagen, unter denen auch Texte vorkommen, die lediglich von zwei Gliederungsvermerken Gebrauch machen, und zwar von kirugu und eventuell von g̃išgig̃al. Aufgrund der Gattungsbezeichnungen kann unter den folgenden Gruppen unterschieden werden:170 adab balag̃ balbale eršemma kung̃ar šir-gida šir-kalkal šir-namšub tigi kirugu unbekannt
7 3 12 12 2 4 1 2 8 7 10 0
2
4
6
8
10
12
14
Abbildung 4: Gattungsbezeichnungen in den Glossenhandschriften Es gibt weitere Texte, die ähnliche Verweise wie Gattungsvermerke beinhalten. Vor allem sind hier die Beschwörungen mit der enenuru-Formel zu erwähnen. In diesem Korpus machen sie neun Manuskripte aus, davon ist eines eine Sammeltafel. Die enenuru-Formel, die am Anfang des Textes steht, gibt ebenfalls einen Hinweis darauf, dass es sich nicht um eine Übung handelt, sondern um einen Text der sumerischen magischen-therapeutischen Praxis. 3.3.2 Doxologien Doxologien sind zur Komposition gehörige Schlussformeln, die einen Gott oder eine Göttin preisen. Diese Gottheit steht meistens in enger Verbindung mit dem Thema des literarischen Werkes. Die Verehrung erfolgt mit einer festen Formel, die zwei Varianten aufweist:171 GN za3-mi2
„Dem GN sei Preis!“
GN za3-mi2-zu dug3-ga-am3
„GN, dein Preis ist süß!“
Kompositionen mit Doxologien sind auch in Glossenhandschriften vorzufinden. Dies bedeutet aber nicht, dass die Doxologien unmittelbar in den glossierten ManuWenn die Vermerke komplett fehlen, das Fragment aber aufgrund anderer Manuskripte zur Gruppe zuzuordnen ist, wurde es ebenfalls in die Liste aufgenommen. 170 Die Anzahl der aufgelisteten Kompositionen (68) entspricht nicht der Anzahl der Manuskripte (54). Jede Komposition auf Sammeltafeln, insoweit Glossen zu ihr gehören, wurde hier einzeln berücksichtigt. 171 Der Göttername kann weiterhin mit Epitheta ergänzt werden. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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skripten belegt sind, da diese teils nur fragmentarisch erhalten bzw. teils Auszüge sind. Da die Doxologien als ein wesentlicher Teil literarischer Kompositionen anzusehen sind, können sie aufgrund anderer Manuskripte rekonstruiert werden. Doxologien sind schon aus frühdynastischen Literaturwerken bekannt. Es ist daher möglich, dass einige Kompositionen mit diesem Merkmal eine frühere Tradition repräsentieren, die in der altbabylonischen Zeit weiter überliefert wurde. Vermutlich wurden Kompositionen in der altbabylonischen Zeit weiterhin mit Doxologien ausgestattet, daher ist dieses Merkmal bezüglich einer frühen Datierung nicht schlüssig. Einige Beispiele für Doxologien, die auch mögliche Varianten darstellen, sind die folgenden: Inana und Šukaletuda [ETCSL 1.3.3]
d
Vogel und Fisch [ETCSL 5.3.5]
a-a den-ki za3-mi2 „Dem Vater Enki sei Preis!“
Inana C [ETCSL 4.07.3]
ki-sikil dinana za3-mi2-zu dug3-ga-am3 „Jungfer Inana, dein Preis ist süß!“
inana za3-mi2 „Der Inana sei Preis!“
Inanas Gang zur Unterwelt [ETCSL 1.4.1] kug dereš-ki-gal-la-ke4 za3-mi2-zu dug3-ga-am3 „Reine Ereškigal, dein Preis ist süß!“ Es gibt wohl Doxologien, die definitiv nicht auf eine längere literarische Tradition hinweisen, sondern eher diese traditionellen Doxologien imitieren. In diesen wird die Patronin der Schreiber, die Göttin Nisaba, verehrt. In diesen Fällen gibt es allerdings keine Verbindung zwischen der Göttin Nisaba und dem Inhalt der Komposition.172 Diese Texte sind zumeist als Schultexte zu identifizieren bzw. die kurrikulare Verwendung der Komposition ist oftmals anzunehmen. Die Doxologie ist in diesem Fall als Lob der Schreiber an die Schreibergöttin für die erfolgreiche Fertigstellung des Manuskripts oder der Komposition zu verstehen.173 Eine der Kompositionen mit der Doxologie dnisaba za3-mi2 ist die sogenannte Königsliste von Lagaš [ETCSL 2.1.2]. Diese Komposition wirkt auch inhaltlich wie eine didaktische Komposition, es wird aber in der letzten Zeile des Textes, der übrigens nur in einem Manuskript überliefert ist (BM 23103), das zudem glossiert ist, explizit deklariert: e2-dub-ba sar-ra dnisaba za3-mi2 „Geschrieben in der Edubba. Nisaba sei Preis!“ 172
Zand 2020 weist diesen zweifachen Gebrauch der Doxologien schon in frühdynastischen literarischen Kompositionen nach: sie sind entweder auf den Protagonisten ausgerichtet oder preisen die Schreibergöttin Nisaba, ohne dass ein thematischer Zusammenhang zwischen der Göttin und dem Textinhalt besteht. Die Folgerung liegt nahe, dass in dem Fall die Doxologie als Danksagung für die Fertigstellung der Tafel zu verstehen ist. 173 Wilcke 2006, 204. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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In einem der Manuskripte der Komposition Gilgameš und Huwawa A [ETCSL 1.8.1.5], die zum Lehrstoff der Dekade gehört, befindet sich die folgende Doxologie: kalag-ga dgilgameš2 za3-mi2 den-ki-du10 [za3-mi2] / dnisaba za3-mi2 „Dem starken Gilgameš sei Preis! Dem Enkidu [sei Preis]! Nisaba sei Preis!“ Diese Komposition, die bzw. deren Stoff zu einer älteren Tradition der sumerischen Epen gehört, wurde in der Schule als Lehrstoff verwendet. Dementsprechend wurde die Doxologie der Schreiberschulen zur originalen Doxologie, die die Protagonisten Gilgameš und Enkidu verehrt, hinzugefügt. Diese zweite, sekundär hinzugefügte Doxologie gehört aber nicht notwendigerweise zum Manuskript, falls dieses keinem Unterrichtszweck diente.174 Handelt es sich um Schultexte, kann die Formulierung der Doxologie vom Schema abweichen, wie es in der Hymne Enlil A [ETCSL 4.05.1], die ebenfalls zur Dekade gehört, der Fall ist: kur gal a-a den-lil2 za3-mi2-zu maḫ-am3 „Großer Berg, Vater Enlil, dein Preis ist großartig!“ In Doxologien in Schultexten wie auch in der Hymne Lipit-Eštar A [ETCSL 2.5.5.1], die ebenfalls zur Dekade gehört, kann sich das Lob statt auf die Gottheiten auch auf die Könige beziehen. So findet man in dieser Komposition ein Selbstlob des Königs: d
li-pi2-it-eš4-tar2 dumu den-lil2-la2-me-en / za3-mi2-g̃u10 dug3-ga-am3 „Ich bin Lipit-Eštar, der Sohn Enlils, mein Preis ist süß!“ Die Anzahl der Doxologien ist im Korpus der glossierten Texte gering, insgesamt sieben Manuskripte gehören zu Kompositionen mit Nisaba-Doxologien. Es ist auch zu beachten, dass nicht alle Doxologien, die Nisaba verehren, auf ein Lehrgedicht hinweisen. In der Komposition Enmerkar und Ensuhgirana [ETCSL 1.8.2.4] wird ebenfalls die Göttin verehrt. Jedoch berichtet diese Komposition über einen Wettstreit der beiden Herrscher, in dem Nisaba auch eine prominente Rolle spielt. Andererseits ist es möglich, dass Schultexte in den Doxologien eine andere Gottheit als Nisaba verehren. Weitere 15 Manuskripte gehören zu Kompositionen mit Doxologien auf verschiedene Götter, davon sind 14 eindeutig als Vertreter von Schultexten zu identifizieren.175
174
Jedoch enden fünf von sechs Manuskripten, die das Ende der Komposition beinhalten, mit der Nisaba-Doxologie. S. dazu Delnero 2006, 2474. Die Keš-Tempelhymne [ETCSL 4.80.2], die ebenfalls zur Dekade gehört, verfügt über eine ähnliche Doxologie. Die Nisaba-Doxologie ist aber nur in zwei altbabylonischen Manuskripten belegt und fehlt vermutlich auch in den frühdynastischen Manuskripten. 175 Die 15 Manuskripte gehören zu den folgenden acht Kompositionen: Inana und Šukaletuda [ETCSL 1.3.3], Inanas Gang zur Unterwelt [ETCSL 1.4.1], Fluch über Agade [ETCSL 2.1.5], Enlil im Ekur [ETCSL 4.05.1], Inana B [ETCSL 4.07.2], Inana C [ETCSL 4.07.3], Nanše C [ETCSL 4.14.3], die Keš-Tempelhymne [ETCSL 4.80.2] und das Streitgespräch Vogel und Fisch [ETCSL 5.3.5]. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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In diesem Kontext sollte auch das Manuskript AO 6446 erwähnt werden, das allerdings keine Doxologie, sondern die Überschrift dnisaba / dḫa-ia am oberen Tafelrand, über der ersten Kolumne der Vorderseite, beinhaltet. Die Interpretation dieser Überschrift ist in diesem Fall nicht unproblematisch, da es sich definitiv um eine vollständige Kopie der Klage über Ur [ETCSL 2.2.2] handelt und nicht um eine Schülertafel. 3.3.3 Kolophone Ein weiterer Paratext, der in den literarischen Texten vorkommen kann, ist der Kolophon. Dieser beinhaltet Informationen über die Länge und den Inhalt des Textes, kann aber auch über den Verfasser und dessen Status oder über den Zeitpunkt der Fertigstellung des Textes berichten.176 Kolophone sind entweder auf Sumerisch oder auf Akkadisch verfasst. Die Kolophone sind immer einmalig und auf den glossierten Tafeln eher selten belegt. Meist geben die Kolophone nicht mehr Informationen als die Anzahl der Zeilen auf der Tafel. Einige Beispiele aus glossierten Tafeln sind die folgenden: BM 96738 YBC 4658 LB 2111 BNUS 369 BM 15794
53 70+[3] 29 mu-be2-em 65 mu-be2-˹em˺ ˹60+10˺+6 ˹mu?˺-[be2-em]
„53“ „73“ „29 sind ihre Zeilen.“ „65 ˹sind˺ ihre Zeilen.“ „˹76˺ [sind ihre] ˹Zeilen˺.“
Diese Kolophone hinterlassen den Eindruck, dass mit ihnen das tägliche Pensum durchgezählt wurde, daher können diese Texte eventuell mit der Schreiberausbildung verknüpft werden. Es gibt auch längere Kompositionen auf mehrkolumnigen Tafeln, die ähnlich einfache Kolophone beinhalten. Handelt es sich um Sammeltafeln, werden die Kompositionen nach Incipit erwähnt: G.1.2.b.1725
112 ab-ba ki re-a-še3 66 ud ḫul dab5-be2-da-na šu-nig̃in 178 mu-be2-em „112 (Zeilen von) INCIPIT NR. 1. 66 (Zeilen von) INCIPIT NR. 2. Insgesamt: 178 sind ihre Zeilen.“
Einige Kolophone ergänzen die Zeilenangaben mit Datierungen: AO 6712
šu-nig̃in2 1 šu-ši 1 mu-šid-be2-em / itiudra!(AŠ2.A) ud 14-kam / mu dri-im-dsîn lugal-e / us2-sa lu2 kur2 lu2 ḫul-g̃al2 „Insgesamt: 61 ist ihre Zeilenanzahl. Am 14. Tag im elften Monat. Jahr: Rīm-Sîn, nach (dem Jahr) ‚Feind und Gegner‘.“177
176
Eine Übersicht zu den möglichen Inhalten der Kolophone bietet Leichty 1964. Dieser Jahresname verweist auf das dritte Jahr von Rīm-Sîn II: mu dnin-maḫ-e e2 keš3ki temen an ki-be2-da-ta nam-lugal kalam kiš gal2-la-še3 gal-be2-ta ba-an-il2-la lu2 kur2 lu2 ḫul177
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9-be2-em / šid-be2 435 ˹mu-be2˺-em / šu a-pil-dšakan2 / iti du6-kug ud 18-kam / ˹x x˺ […] ˹x˺ […] ˹x˺ „9. 435 ist die Zahl ihrer Zeilen. Hand des Apil--Sumuqan, am 18. Tag im siebten Monat […]“
AO 6446
Manche Kolophone sind expliziter und berichten darüber, dass es sich um einen Schultext handelt. Der folgende Kolophon befindet sich am Ende eines Briefs. Die Präsenz des Kolophons an sich ist ausreichend, um zu bestimmen, dass es sich um eine Schulübung und keinen Brief handelt. Die Tafel ist zusätzlich als ligin ‚Schultext, Auszugstafel‘ bezeichnet: VAT 21575
im
˹li-gi4-in˺ i3-li2-i-din-nam šid˺-[be2] 13 / ˹ud˺ 20[+?-kam] „Auszugstafel des Ilī-iddinam. [Ihre] Anzahl 13. Am 20.? Tag […]“
Weitere Hinweise, dass bestimmte Manuskripte zu den Schultexten gehörten, sind in Anmerkungen über die Schrifttechnologie zu finden, wie es in dem folgenden Kolophon der Fall ist: UM 29-16-37 gi-dub-ba gi-ta sar-ra / mu šid-be2 45 „Geschrieben mit einem Schreibgriffel aus Rohr. Ihre Zeilenanzahl: 45.“ Der folgende Kolophon weist darauf hin, dass der Text wahrscheinlich von einem Praktikanten verfasst wurde, der sich den Beruf seines Vaters aneignete: MAH 16014 KA-dudug-ga dumu gala-maḫ „KA-uduga, Sohn des obersten Klagepriesters“ Kolophone gehörten selbstverständlich nicht nur zu Schultexten. Wenn die Behauptung richtig ist, dass in den Schulen die sumerische Sprache bevorzugt wurde, deuten Kolophone, die teils oder vollständig auf Akkadisch verfasst wurden, darauf hin, dass das vorliegende Manuskript keine Schulübung war: AO 6315
35 mu-[bi-im] / im-gid2-da me-a im-[…] ba-ta-aq si-si-[ik-tim] / ta-dam?-[mu-um] „35 [sind seine] Zeilen. Langtafel, wo […] Rand abgebrochen. Merke auf (?).“
Die Kolophone, die auf wissenschaftlichen Tafeln sehr beliebt waren, wurden auch in Schulübungen gerne verwendet. Die Kolophone weisen darauf hin, dass unter den glossierten Manuskripten sowohl Schulübungen als auch wissenschaftliche Texte gal2 kur-kur-še3 gaba-be2 nu gi4-a (Jahr: Ninmaḫ hat ihn im Tempel von Keš, dem Fundament von Himmel und Erde, zum Königtum über das Land großartig erhoben, Feinde und Gegner in allen Ländern treten ihm nicht entgegen) (Sigrist 1990, 61–62). © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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belegt sind. Über den Anteil der beiden liefern die Kolophone aber keine Informationen, da sie in den glossierten Texten nur sporadisch vorhanden sind. Die Kolophone der altbabylonischen literarischen Texte, wie es auch diese sporadischen, jedoch repräsentativen Beispiele zeigen, erfüllen eine andere Funktion als die Kolophone des 3. Jahrtausends und weichen auch von denen des 1. Jahrtausends ab.178 Die übliche Funktion der Kolophone war nämlich nicht, Angaben über den Text, sondern vielmehr über dessen Verfasser zu machen. In der frühdynastischen Zeit sind Kolophone wichtige Bestandteile literarischer Texte. In Tell Abū Ṣalābīḫ gibt es sogar keine literarische Tafel, die nachweisbar kein Kolophon hat.179 Die Kolophone zählen einen bis neunzehn Personennamen mit Titeln auf,180 eventuell um die Überlieferungsgeschichte und die Authentizität des Textes zu dokumentieren.181 Im 1. Jahrtausend haben die Kolophone diese ursprüngliche Funktion zurückgewonnen. Die Kolophone wissenschaftlicher und literarischer Texte verweisen auf die Verfasser der Vorlagen, da die Kopien ihre Legitimation durch den Fortbestand der Tradition gewinnen. In diesen Kolophonen werden sogar mythische Figuren erwähnt, die die lange Überlieferungsgeschichte des Textes bezeugen sollen.182 In den altbabylonischen Kolophonen beziehen sich stattdessen alle Angaben auf den Verfasser des vorliegenden Manuskripts und auf den Text selbst. Die Verfasser werden nicht als Autoren identifiziert, eher der Name und das Datum vermerkt, von wem und wann die Übung fertiggestellt wurde, eventuell ist noch der Name des Supervisors hinzugefügt. Die Kolophone von Praxistexten sind ebenfalls als Besitzkennzeichen anzusehen. Diese Kolophone, sumerisch oder akkadisch verfasst, spielten keine Rolle für die Legitimation des Textes. Diese Unterschiede sind vermutlich in den unterschiedlichen Überlieferungsarten von Texten verwurzelt. Im 3. Jahrtausend erfolgte die Verbreitung wissenschaftlicher und literarischer Texte zwischen Städten bzw. zwischen dem Zentrum und der Peripherie in Form eines Transports von physischen Kopien, auf denen die Überlieferungsgeschichte von Texten dokumentiert wurde. Im 1. Jahrtausend entstanden Sammlungen wissenschaftlicher Texte, vor allem auf königliche Initiative hin, ebenfalls durch die Kopie von Vorlagen. In der altbabylonischen Zeit hingegen weisen die Schriftquellen darauf hin, dass die höchste Authentizität den „mentalen Kopien“ zugeschrieben wurde. Die Fachleute mussten die Texte auswendig können, die Studenten mussten sie auswendig lernen. Alle physischen Kopien waren eher zweitrangig. 3.4 Fazit: Tradition, Schule und Wissenschaft Die historischen, geographischen, archäologischen und sozio-kulturellen Kontexte glossierter Manuskripte zeigen, dass nicht eindeutig zu klären ist, ob diese Texte zu 178
Zur späteren Entwicklung der Kolophone im Vergleich mit ihren beschränkten Funktionen in der altbabylonischen Zeit s. Hunger 1968, 15–21 und 24–29. 179 Biggs 1974, 33. 180 Biggs 1967, 55. 181 Mander 1984, 360. 182 Delnero 2016, 131. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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einer überlieferten früheren literarischen Tradition, zum Schulbetrieb oder zur wissenschaftlichen, d.h. kultischen oder magisch-therapeutischen, Praxis gehören. Erstens gibt es einige Textgruppen bzw. Gattungen, die ohne Probleme einer längeren Tradition zugeordnet werden können, da sie direkte textuelle Vorläufer aus dem 3. Jahrtausend besitzen: die Keš-Tempelhymne, die Ratschläge des Šuruppak sowie die frühdynastische Sprichwortsammlung. Weiterhin gibt es einige Kompositionen, die keine direkte textuelle Vorläufer aus dem 3. Jahrtausend besitzen, aber auf älteres Material zurückgreifen, so z.B. der Fluch über Agade sowie möglicherweise Epen über Gilgameš, die trotz ihrer Verankerung in der früheren Literatur zum Curriculum der altbabylonischen Schulen gehörten. Inschriften, soweit sie als Kopien auf Keilschrifttafeln und nicht als Monumentalinschriften erscheinen, können auch mit der Ausbildung verknüpft werden, obwohl dieser Kontext hier genauso sekundär ist wie bei den vorher erwähnten Gattungen. Letztere heben sich aber von den restlichen Schultexten dadurch ab, dass sie möglicherweise Kopien und nicht memorierte und vorgetragene Texte waren. Die literarischen Briefe sind einem ähnlichen Kontext zuzuordnen: die Korrespondenz der Herrscher der Ur-III-Zeit, sei es original oder fiktiv, wurde als Lehrstoff verwendet und vor allem als solcher in der altbabylonischen Zeit überliefert. Abschriften und Briefe zeigen weiterhin ein historisches Interesse. Zweitens gibt es Kompositionen, die vermutlich als Lehrgedichte entstanden sind und damit ihren primären Kontext in der Ausbildung hatten. Hierzu gehören teilweise die Kompositionen der Dekade und vor allem die Edubba-Literatur und weitere narrative Kompositionen. Diese Texte wurden von Studenten memoriert und wahrscheinlich teilweise auch vorgetragen. Zahlreiche Manuskripte dieser Kompositionen sollten nur das Memorieren erleichtern und waren daher nicht langlebig. Drittens gibt es glossierte Manuskripte, die vermutlich nicht zur Elementarausbildung gehörten, sondern ihren primären Sitz im Leben im Kult und in der magischtherapeutischen Praxis hatten. Hierzu gehören vor allem die Beschwörungen und zumindest teilweise die liturgischen Texte. Die Manuskripte dieser Kompositionen wurden möglicherweise in Privatbibliotheken aufbewahrt, um bei Bedarf konsultiert werden zu können.183 Es ist auch möglich, dass einige dieser vereinzelten Manuskripte für bestimmte kultische Ereignisse vorbereitet und danach nicht weiter aufbewahrt wurden. Unter den glossierten Manuskripten ist der Anteil der Schultexte und der Praxistexte mit einem jeweiligen Anteil von 40% ausbalanciert. Wie aber die sogenannten Praktikantenarchive zeigen, könnten die der Praxis zugeordneten Texte ebenso auch die Aufgaben fortgeschrittener Studenten sein, die nach der allgemeinen Ausbildung 183
Auch wenn sie nicht unter den glossierten Tafeln vorhanden sind, sind literarische Manuskripte zu erwähnen, die ihrem primären archäologischen Kontext entsprechend in Privatarchiven zusammen mit einer eher niedrigen Anzahl von thematisch zusammenhängenden Texten aufbewahrt wurden. Hierzu zählen z.B. die Funde in „Nr. 7, Quiet Street“ in Ur (vgl. Kapitel 3.1.3). Archive von Gelehrten bzw. Spezialisten können auch anhand von Manuskripten rekonstruiert werden, die vom Antiquitätenmarkt stammen. Ein Beispiel ist das Archiv von Šamaš-nāṣir, vermutlich aus Larsa oder Sippar, das ebenfalls zahlreiche liturgische Kompositionen umfasst. S. dazu Löhnert 2009, 75–78. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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die Spezialkenntnisse eines engeren Bereichs erwerben sollten. Diese Überlappung zeigt, dass der näheren Bestimmung des Sitzes im Leben dieser Manuskripte durch die nur eingeschränkt vorliegenden Informationen über den Ablauf und die Stufen der Ausbildung Grenzen gesetzt werden.
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4 DIE GLOSSEN: EIN ÜBERBLICK 4.1 Zeichen und Metazeichen in diachronem Überblick In den Manuskripten altbabylonischer sumerischer Texte ist eine große Anzahl von Metazeichen184 vorhanden, deren Funktion teilweise der der Glossen ähnelt. Dabei handelt es sich um Lautindikatoren, d.h. Hinweise auf die phonetische Realisation eines Zeichens, und Determinative, die die semantische Klasse eines Lexems kennzeichnen.185 Im 2. Jahrtausend sind diese Annotationen feste, jedoch nicht obligatorische Bestandteile der Orthographie bestimmter Wörter. Ähnliche Annotationen sind schon ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. in sumerischen Texten aller Art anzufinden, die allerdings den Eindruck hinterlassen, dass sie weniger konventionell sind als ihre altbabylonischen Pendants. Da die erwähnten Annotationen zu potentiellen Vorläufern der Glossen zählen, sollen sie hier näher untersucht werden. Bei der Auswertung der Quellen aus dem 3. Jahrtausend muss berücksichtigt werden, dass das Sumerische eine lebendige, gesprochene Sprache war. Sogar in Nordmesopotamien kann davon ausgegangen werden, dass die Schreiber sowohl das Sumerische als auch das Akkadische in Wort und Schrift beherrschten.186 Die Annotationen sind demzufolge nicht einer Diglossie zu verdanken, sondern sind primär in der Ambiguität des Schriftsystems verwurzelt.187 Im Folgenden möchte ich einen diachronen Überblick über Metazeichen bieten. Die Eigentümlichkeiten des Schriftsystems werden bezüglich der wichtigsten dokumentierten Perioden altorientalischer Schriftgeschichte miteinander verglichen. Das Ziel ist, die Entwicklung der Schrift, soweit es die vorhandenen Quellen erlauben, darzustellen. Diese Entwicklung fängt nicht erst in der FD-IIIa-Zeit an,188 allerdings findet in dieser Zeit die Diversifizierung schriftlicher Quellen statt,189 infolgedessen u.a. die ersten mit Sicherheit identifizierbaren literarischen Texte niedergeschrieben werden.190 Diese Texte, abgesehen vom Korpus nicht-sumerischer Wörter 184 Unter Metazeichen
verstehe ich Zeichen über Zeichen, d.h. Zeichen, die die Aussprache oder semantische Kategorie eines anderen Zeichens oder einer Zeichengruppe näher bestimmen. 185 Eine diachrone Darstellung dieser Annotationen und der Glossen bietet Krecher 1971. Er unterscheidet zwischen sechs Kategorien, davon werden hier die uneigentlichen Ausspracheglossen (Krecher §2) und die (eigentlichen) Ausspracheglossen (Krecher §3) betrachtet. Alle anderen von ihm behandelten Kategorien sind vor der altbabylonischen Zeit nicht belegt. 186 Vgl. die semitischen Personennamen in den Kolophonen der sumerischen literarischen Texte aus Tell Abū Ṣalābīḫ. Anders sieht es allerdings in der Peripherie aus. 187 Die Texte aus Ebla sind allerdings eine Ausnahme. In Ebla haben die Schreiber mangelnde Sumerischkenntnisse, die sich in der Anwendung innovativer Techniken manifestieren, wie z.B. in vollständig phonetisch geschriebenen Texten. 188 Zu Form und Funktion der Schrift in früheren Epochen der Schriftgeschichte s. Damerow 2006. 189 Eine Übersicht über die Textgattungen, die in dieser Zeit belegt sind, bietet Krebernik 1998, 306–325. 190 Eine Ausnahme ist die Komposition „Figure aux Plumes“, die in die FD-I-II-Zeit und damit mindestens 100 Jahren früher zu datieren ist. Diese Komposition ist auf einer Steintafel (AO © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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und der Personennamen, setzen die Phonetisierung der Schrift voraus191 und bieten gleichzeitig ein Korpus, mit dessen Hilfe die Schreibkonventionen dieser Zeit untersucht werden können. Es muss dabei immer bedacht werden, dass die Keilschrift kein normatives System war. Die Konventionen sind keinesfalls Regeln, die eingehalten werden mussten, wie etwa die Konventionen der modernen Rechtschreibung. Vor allem die Verwendung von phonetischen und semantischen Komplementen variiert von Korpus zu Korpus, eventuell sogar von Text zu Text bzw. von Manuskript zu Manuskript. Die Konventionen können daher vor allem statistisch erfasst bzw. begründet werden. Allerdings sind frühdynastische Texte, vor allem die des FD-IIIa-Korpus, wegen der defektiven Orthographie nicht durchweg verständlich. Metazeichen sowie metatextuelle Elemente sind nicht immer erkennbar, da sie sich im 3. Jahrtausend vom Haupttext formal nicht abheben. Metazeichen wurden durch zwei Prozesse ins Leben gerufen. Der erste war die Phonetisierung der Schrift unter dem Einfluss des Akkadischen. Dadurch konnten die ursprünglich einmal logographischen oder ideographischen Zeichen in Kontexten Verwendung finden, in denen lediglich ihre phonetischen und nicht mehr ihre semantischen Eigenschaften berücksichtigt wurden. So wurde das Zeichen GA, das ein Milchgefäß abbildete und logographisch für ga = Milch stand, zur Wiedergabe der Silbe /ga/ verwendet, z.B. in dug4-ga ‚gesprochen‘. Somit wurde das ursprünglich logographische Schriftsystem dahingehend abgewandelt, grammatische Morpheme zusammenhängender Texte wiederzugeben. Zu diesem Prozess hat zudem der Bedarf beigesteuert, nicht-sumerische, vor allem akkadische Texte verschriftlichen zu können. Für das agglutinierende Sumerische war zwar ein überwiegend logographisches System geeignet bzw. wegen des hohen Grades der Homophonie sogar notwendig, auf das flektierende Akkadische war dieses System aber nur unter Vorbehalt anwendbar. Die Phonetisierung der Schrift war bis zur FD-IIIa-Periode so weit fortgeschritten, dass sich ein festes Inventar von Syllabogrammen herauskristallisierte.192 Der Prozess war allerdings in dieser Periode noch nicht abgeschlossen: erst in der AkkadeZeit wurde das Syllabar vervollständigt, so dass alle möglichen geschlossenen Silben ebenfalls verschriftlicht werden konnten. Der zweite Prozess war die Erweiterung des Schriftsystems, damit die Verschriftlichung neuer Gattungen, u.a. mythischer und hymnischer Texte, deren Wortschatz den Bedarf der Wirtschaftstexte deutlich übertraf, erfolgen konnte. Dieser Prozess erbrachte eine große Anzahl von neuen Zeichen durch die Veränderung193 und 221) aus G̃ irsu erhalten, zusammen mit einer bildlichen Darstellung eines Gottes, vermutlich des Ning̃irsu, der im Text mehrfach erwähnt wird. Der Textinhalt ist weitgehend unklar, doch die zami-Doxologien am Textende deuten darauf hin, dass es sich um einen literarischen Text handelt. Zur neuesten Textausgabe s. Wilcke 1996. 191 Krebernik 1998, 271. 192 Krebernik 1998, 271. 193 Hierzu zählen kleinere graphische Änderungen, die mit semantischen Änderungen verbunden waren, wie das Schraffieren/Gunieren (gunû), Drehen (tenû), Verdoppeln (minabi) oder eine Kombination dessen (z.B. minabi-gilimû). So entstand z.B. das Zeichen KA ‚Mund‘ aus © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kombination von Bestandteilen des vorliegenden Zeicheninventars.194 Die Kombinationen beruhten teils auf semantischen, teils auf phonetischen Prinzipien. Kombination von zwei oder mehreren semantischen Komponenten erlangten zusammen eine neue Bedeutung, wie z.B. in ŠU.KAL = lirum (Hand + stark = Kraft). Das phonetische Prinzip ist im Wort gu5-li ‚Freund‘ bezeugt, wobei die Bedeutung des Wortes von der Semantik seiner Elemente „hinlegen“ und „Zweig“ unabhängig war. Diese Methode, die auch als Rebus-Prinzip bezeichnet wird, führte zu rein phonetischen Schreibungen, die allerdings am Anfang noch konventionell vorkamen, auch wegen der beschränkten Anzahl von Syllabogrammen. Weiterhin soll hier die Methode der phonetischen und semantischen Komplementierung erwähnt werden, deren Produktivität die der vergleichbaren Methoden übertroffen hat. Bei der Komplementierung werden dem Grundzeichen Komplemente zugeordnet, die seine Bedeutung semantisch oder phonetisch spezifizieren. Weitere Aspekte, die hier definiert werden sollen, sind die Unterschiede zwischen Zeichenkomposita und Zeichengruppen. Zeichenkomposita bestehen aus einem Zeichen und seinen Komplementen, die mitten in das Zeichen geschrieben werden. Zeichengruppen bestehen ebenfalls aus einem oder mehreren Zeichen und eventuell aus ihren Komplementen, die in einer mehr oder weniger festen Reihenfolge nacheinander geschrieben werden. Die Metazeichen, entsprechend der Prozesse, durch die sie entstanden sind, gehören den folgenden zwei Kategorien an: semantischen und phonetischen Komplementen. In den schriftlichen Quellen des 3. Jahrtausends liegen die folgenden Metazeichen vor: 1. Zeichenkomposita auf semantischer Basis (KA×NINDA = gu7 / Mund×Brot = essen; KA×A = nag̃ / Mund×Wasser = trinken) 2. Zeichengruppen auf semantischer Basis (ANŠE.KUR.(RA) = sisi / Esel + Berg + (Genitiv) = Pferd) 3. Phonetische Komplemente von Zeichenkomposita (LAGAB×am6 [AN] = ama; KIŠ×lim [IGI] = alim) 4. Phonetische Komplemente von Zeichengruppen (NU11.BURla.KI = lagaš; PA.TEsi = ensi) 5. Grammatische Morpheme (i3lul = /ilul/; mugub = /munigub/ ) 6. Determinative (a-ga-de3ki; urudugi2-dim) 7. Lautindikatoren (e3e; sarar; uruduru12-da; g̃eš-(tug2)g̃eštug) dem Zeichen SAG ‚Kopf‘ durch Schraffieren des Mundbereichs. Diese Prozesse setzten schon in der Uruk-IV- und Uruk-III-Zeit ein. 194 Durch diesen Prozess entstanden nicht nur neue Zeichen, sondern auch neue Lesungen von bestehenden Zeichen durch die Erweiterung ihrer Semantik. Beispielsweise erlangte das Zeichen KA die Bedeutungen KA = zu2 ‚Zahn‘, KA = dug4 ‚sagen‘ usw., was in der Polyphonie des Zeichens resultierte. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
Die folgende Abbildung bietet einen vorläufigen Überblick zur Entwicklung phonetischer und semantischer Komplemente ab dem 3. Jahrtausend. Wie bereits erwähnt wurde, kann über Konventionen nur im Rahmen von Statistiken gesprochen werden. Im Folgenden zeigt die Farbtiefe an, wie konventionell die unterschiedlichen Typen von Metazeichen je nach Periode erscheinen.195 Periode
Phonetisch Zeichengruppen
Zeichenkomposita
Grammatische Morpheme
Semantisch Lautindikatoren
Zeichengruppen
Zeichenkomposita
Determinative
FD IIIa FD IIIb Akkade Lagaš II Ur III aBab
Abbildung 5: Zeichen und Metazeichen im diachronen Überblick Folgende Schlüsse sind aus dieser Abbildung zu ziehen: Erstens ist die Festlegung orthographischer Konventionen ein einseitiger Prozess, die einmal festgelegten Konventionen sind in den späteren Epochen erkennbar. Zweitens ist die Festlegung der Konventionen ein langer Prozess. Zeichenkomposita und Zeichengruppen zählen ab der FD-IIIa-Zeit zu den Konventionen, allerdings konnte ihre Herausbildung ebenfalls lange dauern und mehrere Zwischenstufen umfassen, und zwar während der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends, in der FD-I-II-Zeit. Die Determinative sind in den frühdynastischen Quellen nicht mit Sicherheit zu erkennen, d.h. nicht immer von den semantischen Komplementen zu unterscheiden. Das Kompositum EN.LIL2KI, die gewöhnliche Schreibung von Nippur, ist auch als ein Zeichenkompositum mit einem semantischen Komplement zu erklären. Determinative können erst dann identifiziert werden, wenn phonetisch geschriebene Wörter mit semantischen Komplementen ergänzt werden, z.B. in dem Ortsnamen a-ga-de3KI. Dieses Kriterium ist bezüglich des Determinativums KI erfüllt, da es in der sog. „Frühdynastischen Geographischen Liste“196 konsequent, sowohl beim phonetisch als auch beim logographisch geschriebenen Ortsnamen, Verwendung findet. In anderen Fällen kann es aber problematisch sein, die beiden Kategorien getrennt zu halten. Die Phonetisierung der Schrift ist dementsprechend die Voraussetzung der funktionellen 195
Je dunkler die Farbtiefe, desto konventioneller bzw. häufiger, je heller, desto sporadischer sind diese Elemente als Bestandteil eines Lexems bzw. Wortes belegt im jeweiligen Korpus der literarischen Kompositionen. 196 S. dazu Veldhuis 2014, 108–109. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen: Ein Überblick
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Diversifizierung der Metazeichen. Allerdings ist die Freiheit, die in der Verwendung von Determinativen im 3. Jahrtausend ersichtlich ist, im 2. Jahrtausend nicht mehr zu beobachten. Die Determinative, die sich während des 3. Jahrtausends aus den semantischen Komplementen entwickelten, wurden im 2. Jahrtausend als orthographische Konventionen festgelegt. Lautindikatoren weisen eine ähnliche Entwicklung während des 3. Jahrtausends auf. Ihre Entwicklung kann anfangs in der FD-IIIa- und FD-IIIb-Zeit nicht von der Entwicklung der Verbalpräfixe entkoppelt werden. Es ist ersichtlich, dass es zwei Gruppen von phonetischen Komplementen gibt, und zwar die festen, konventionellen Elemente von Zeichengruppen und -komposita, die eine Regelmäßigkeit aufweisen, sowie Ad-hoc-Annotationen, die ggf. die Lesung eines Zeichens präzisieren. Sowohl die festen als auch die freien phonetischen Komplemente beziehen sich allerdings auf dasselbe Syllabar, d.h. auf eine beschränkte Reihe von Zeichen, die als Phonogramme festgelegt wurden. Die Unterschiede sind daher lediglich statistisch, jedoch klar erkennbar. So ist die Zeichengruppe PA.TEsi = [ensi] äußerst selten als PA.TE, d.h. ohne das phonetische Komplement SI, geschrieben. Auch UDzu2-bar = [zabar] kommt kaum ohne sein phonetisches Komplement vor. Hingegen ist das Verb UD.DU = [e3] nur selten mit dem phonetischen Komplement E ergänzt, daher ist eine konventionelle Form UD.DU.E nicht anzunehmen. Ähnlich kann das Komplementieren von finiten Verbformen erfolgen. Die Logogramme sind durch ein oder mehrere Komplemente ergänzt, die auf die konkrete phonetische Realisierung des Verbes hinweisen. So kann das Verb LUL als i3lul geschrieben werden, wenn die phonetische Form /ilul/ gemeint ist. Ähnlich kann das Verb DU = gub als mugub geschrieben werden, um auf die phonetische Form /munigub/ hinzudeuten. Diese Schreibungen sind eindeutig als Komplemente zu erklären, da eine vollständige phonetische Wiedergabe der Verbform nicht erzielt wurde. Dementsprechend alternieren die Schreibungen mit und ohne phonetischem Komplement im Korpus, zudem sind selbstverständlich auch Verbformen belegt, die eine möglichst vollständige phonetische Wiedergabe erzielen. Hier konnten außer den Verbalaffixen auch weitere grammatische Morpheme erwähnt werden. Ab der Regierung des Ur-Nanše (ca. 2500 v. Chr.) geht die Entwicklung von Verbalpräfixen und Lautindikatoren auseinander. Die Verbalpräfixe werden zu schriftlichen Konventionen.197 Die Lautindikatoren hingegen bewahren auch während der Lagaš-II- und der Ur-III-Zeit ihren Ad-hoc-Charakter.198 Sogar in der altbabylonischen Zeit zählen die Lautindikatoren zu den alternativen Schreibungen bestimmter Wörter. Ihre Verwendung wird also nicht obligatorisch, jedoch regelmäßiger und es steht nicht mehr frei zur Auswahl, bei welchen Wörtern sie eingesetzt werden, d.h. ihre Produktivität wird beschränkt. Diese Übersicht illustriert, dass die orthographischen Konventionen der Keilschrift eine diachrone Entwicklung aufweisen. Diese Entwicklung ist mit der 197
S. dazu Krecher 1971, 432 mit dem Hinweis, dass sich diese Innovation in den Wirtschaftstexten etwas langsamer durchgesetzt hat. 198 Solche Ad-hoc-Schreibungen in der Ur-III-Zeit sind z.B. garar; tušuš; nigarg̃ar. ̃ ̃ © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
Phonetisierung der Schrift verbunden, die von einem logographischen zu einem gemischten logographisch-phonographischen System führte.199 Ein rein phonographisches System wurde für die Wiedergabe der sumerischen Sprache nie entwickelt, obwohl ein komplettes Inventar phonographischer Schriftzeichen ab der Akkade-Zeit zur Verfügung stand. Das gemischte System hatte jedoch Vorteile, vor allem wegen der hohen Anzahl an homophonen Wörtern in der sumerischen Sprache. Dieses gemischte System wurde jedoch im Laufe der Zeit so weiterentwickelt, dass es sich der Struktur der Sprache annäherte. Ziel war nicht die rein phonetische Repräsentation der Sprache,200 die grammatischen Relationen wurden über die semantische Repräsentation hinaus auch berücksichtigt. Es kann dementsprechend in Bezug auf die jeweilige schriftgeschichtliche Phase über konventionelle und unkonventionelle Schreibungen gesprochen werden. In diesem Zusammenhang können Metazeichen analog zu der Kategorie der Glossen gesehen werden, wenn sie in einer schriftgeschichtlichen Periode einen Ad-hoc-Charakter haben. Diese Elemente des Schriftsystems sind aus ideengeschichtlicher Hinsicht die Vorformen von altbabylonischen Glossen, formal und funktional weichen sie allerdings von ihnen ab. Ein formaler Unterschied liegt darin, dass sich die Metazeichen im 3. Jahrtausend nicht durch die Schriftgröße vom Text abheben. Insoweit die Zeichen in einem Korpus eine feste Reihenfolge haben, befinden sich die Metazeichen infralinear vor oder nach ihrem Bezugswort. Ein funktionaler Unterschied besteht darin, dass die Annotationen des 2. Jahrtausends nicht ausschließlich durch die Ambiguität der Schrift ins Leben gerufen wurden. Phonetische Glossen erklären nicht nur mehrdeutige Zeichen wie die potentiellen Glossen des 3. Jahrtausends. Ein wichtiger Faktor ist z.B. die historische Orthographie, d.h archaische, nicht mehr gebräuchliche phonetische Zeichenwerte.201 Die phonetischen Glossen können ebenfalls zu eindeutigen, aber seltenen Zeichen gehören (vgl. alim; dungu; dusu2; egir3 usw.), die daher weitere Aufklärung benötigten. Weiterhin beziehen sich phonetische Glossen nicht unbedingt nur auf Zeichen bzw. 199
Krebernik 1998, 271. In der altbabylonischen Zeit erscheint eine neue, innovative Gruppe von Texten, die rein phonographische Schreibungen gegenüber der logographischen Orthographie bevorzugen. Ähnliche Ansätze sind im 3. Jahrtausend lediglich in der Peripherie mit semitischer Bevölkerung bekannt. 201 Diese Schlüsse bestätigen auch die Glossen in altbabylonischen akkadischen Texten. Lautindikatoren sind in akkadischen Texten aller Art gebräuchlich, um logographische Schreibungen aufzuklären. Kleingeschriebene Annotationen sind hingegen nur in altbabylonischen Abschriften von früheren akkadischen Texten belegt und beziehen sich vor allem auf archaische, nicht mehr gebräuchliche phonetische Zeichenwerte oder auf Sumerogramme. Vgl. BM 78666 (CT 58 28) mit den Glossen i11 (hi) : i und lugal : šar zur akkadischen Fassung eines sumerischen Textes. Dieser Text gehört übrigens zu den wenigen altbabylonischen Texten, in denen auch die akkadische Übersetzung eindeutig kopiert wurde. Ein anderer Vertreter dieser Gruppe ist AO 5382 (TCL 15 16) mit der Annotation ḫe-pi2 eš-šu „(Vorlage) neulich gebrochen“ innerhalb der akkadischen Übersetzung (Vs. 25). 200
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Die Glossen: Ein Überblick
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auf Lexeme, sondern auch auf Wörter, d.h. sie umfassen auch die vorhandenen Affixe. Es muss auch beachtet werden, dass sich die Glossen nicht auf phonetische Glossen beschränken, ganz im Gegenteil, nur ein kleiner Anteil literarischer Glossen umfasst phonetische Annotationen. Daher soll hier eine besondere Gruppe von vereinzelten Belegen aus altbabylonischen literarischen Texten erwähnt werden, in denen sich phonetische Annotationen,202 die vor oder nach ihrem Bezugswort stehen, vom übrigen Text formal nicht abheben, jedoch keiner orthographischen Konvention entsprechen. Die formale Ähnlichkeit dieser Belege mit den potentiellen Glossen des 3. Jahrtausends ist beachtenswert: sie sind meistens sowohl formal als auch bezüglich ihrer Funktion den phonetischen Komplementen ähnlich. Die folgenden Belege sind hier zu nennen:203
202
Ash 1923-444
ii 28 = 30 vii 31
zamugza-mug zar2-lagabla-gab
BM 78173
Rs. 21’
ga-meg̃enen
BM 78183
Rs. 6
me-e enu3-mu-un-ra mi2 zid-de3-eš
HS 1536+
Vs. ii 12’
uzu
CBS 11341
Rs. ii 18’
baragbe-er-ke
CBS 14012+
Rs. 8
g̃iš mitumtum
CBS 15209
Rs. 7
kala3ka-la2-be2-˹še3˺
LB 2111
Vs. 20
ugnim-ne2 mi-ni-šubub
Ni 4194
Rs. 2
[ga]-ba-al ˹in˺-ne2ne-du3
UET 6/2 128
Vs. 26
ki lagašaš ki
UET 6/2 169
Vs. 19
˹lu2˺ sag̃ bi2-ib2-sal-lae-a
UM 29-13-216
Vs. 5
˹gu2˺ mu-eme-du3
3N-T917,397
Rs. 2’
[…]-˹x˺ na-muma-NE
ma-sasila3la2 sila kuškušu2
Die einzige Ausnahme ist die Glosse im BM 78183 Rs. 6.
203 Die Umschrift imitiert die übliche Wiedergabe der Lautindikatoren, damit die Position dieser
Glossen deutlich bleibt. Im Folgenden werden diese erstarrten Glossen zusammen mit echten Glossen behandelt. Es ist zwar nicht nachzuweisen, ob die Quellen dieser Annotationen ebenfalls aus der altbabylonischen Zeit stammen, jedoch ist ihre Anzahl so gering, dass ihre Einbeziehung nicht zu großen Änderungen bezüglich der Zusammenstellung des Korpus führt. Es ist allerdings anzumerken, dass erstarrte Glossen sehr schwer zu erkennen sind. Daher bieten die hier angeführten Beispiele keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ihre Einbeziehung sollte hier eher als ein Hinweis betrachtet werden, dass ähnliche Interpretationen wohl auch in anderen Manuskripten möglich sind, vor allem wenn bestimmte grammatische Formen nicht verständlich sind, aber als phonetische Ergänzungen erklärt werden könnten. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
In Texten, in denen dieser formale Typ belegt ist, sind eventuell auch weitere Glossen vorhanden.204 Es ist möglich, dass diese Glossen von anderen Textzeugen übernommen wurden,205 weil sie als Lautindikatoren missinterpretiert wurden. Diese Hypothese entstammt der Beobachtung, dass alle Belege phonetische Glossen sind, die auf das Grundwort Bezug nehmen. Ihre Funktion fällt also mit der der Lautindikatoren zusammen. Weitere Manuskripte, belegt in sechs von den neun Texten, bestätigen auch den einmaligen Charakter dieser Annotationen, daher ist es unwahrscheinlich, dass es sich um Lautindikatoren handelt. Die Quellenlage lässt aber nicht bei allen Texten endgültige Schlussfolgerungen zu. Diese Hypothese wird besonders dadurch in Frage gestellt, dass von insgesamt fünf glossierten Manuskripten der Komposition Dialog 1 [ETCSL 5.4.01] drei zu dieser Gruppe zählen.206 Eine andere Möglichkeit ist, dass diese Annotationen aus älteren Manuskripten übernommen wurden, in denen diese Annotationen noch nicht als Glossen erschienen, sondern die Funktion von ad hoc phonetischen Annotationen erfüllt haben. Diese Theorie ist allerdings nicht allgemein anzuwenden. Diese Erklärung könnte z.B. in Manuskripten vom Rat des Šuruppak (UET 6/2 169) oder in der Sumerischen Königsliste (Ash 1923-444) gelten, ist allerdings auf die Manuskripte der Edubba-Literatur nicht ohne Probleme übertragbar. Alle hier aufgezählten Manuskripte werden im Laufe dieser Arbeit unter Vorbehalt als glossierte Manuskripte behandelt. Falls die Hypothese über das Kopieren der Glossen korrekt ist, sind diese Annotationen in den vorliegenden Manuskripten zwar keine Glossen, wurden in ihren Vorlagen jedoch möglicherweise als Glossen verfasst. Es stellt sich die Frage, ob die Glossen, die spätestens ab dem 18. Jahrhundert in den sumerischen literarischen Manuskripten in ganz Mesopotamien belegt sind, in früheren Epochen Vorläufer haben. Die Ad-hoc-Metazeichen des 3. Jahrtausends sind keine Vorläufer im engeren Sinne, da die Glossen nicht zu den Innovationen des Schriftsystems zählen und keine Entwicklungsstufe des Keilschriftsystems darstellen. Es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass die Glossen, anders als die Metazeichen, auf das literarische und lexikalische Korpus beschränkt sind. Die ersten Glossen im engeren Sinne, die in Keilschrifttexten belegt sind, sind aus den lexikalischen Listen aus Ebla bekannt. In diesem Korpus sind ausschließlich phonetische Glossen vorhanden und diese sind in den Listen integriert: sie befinden sich unter dem Bezugswort in einem eigenen Kasten. Obwohl sie sich formal bzw. 204
Vgl. UET 6/2 128. Krecher 1971, 434. 206 HS 1536+, Ni 4194 und UM 29-13-216 gehören zu dieser Komposition. Da es sich um eine Edubba-Komposition handelt und drei Manuskripte einkolumnige Tafeln sind, ist es wahrscheinlich, dass der Text auswendig gelernt und aus dem Gedächtnis niedergeschrieben wurde, was das Kopieren von Glossen nicht wahrscheinlich macht. Es ist eventuell möglich, dass die Glossen missverstanden und ebenfalls auswendig gelernt wurden oder dass der Text doch kopiert wurde. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass UM 29-13-216 die Z. 1–34 und Ni 4194 die Z. 35–49 umfasst und eventuell von demselben Schreiber stammen. Es ist ebenfalls möglich, dass einige Schreiber phonetische Glossen mit Ähnlichkeit zu den Lautindikatoren verfasst haben und es sich doch nicht oder nicht immer um das Kopieren von Glossen handelt. 205
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Die Glossen: Ein Überblick
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durch die Schriftgröße vom Bezugswort nicht abheben, ist es angemessen, hier über Glossen zu reden, solche Annotationen gehören nicht zu jedem Eintrag der jeweiligen Liste. Glossen sind in einem der beiden Manuskripte der Ebla-Zeichenliste (Veldhuis 2014, 134) sowie in mehreren Manuskripten des Ebla-Vokabulars (Veldhuis 2014, 138) belegt. Obwohl die Glossen der Ebla-Zeichenliste in Ms. B eher regelmäßig vorkommen, 207 sind sie im Ebla-Vokabular nur sporadisch vertreten. Einige Beispiele folgen hier von Ms. i des Ebla-Vokabulars, um ein Bild über diese Glossen zu geben: Ms. i
i 5–7: ii 2–4: ii 16–18: iii 14–16:
Bezugswort / Glosse / akkadische Übersetzung nig̃2-gig / ne-ki-ki / ni-qi3-tum gu7 / gu2 / a-ka3-lu-um MI2-dumu-zi / ne-du-mu-su / ḫa-lu-um nig̃2-/dul5/ / ne-du-ul / ne-du-lum
Die Glossen, die aus Ebla bekannt sind, sind die Produkte eines zu dem der altbabylonischen Zeit sehr ähnlichen sprachlichen und kulturellen Milieus. Die sumerische Sprache in Ebla wurde als Fremdsprache erlernt und war wahrscheinlich als Grundlage des Schriftsystems angesehen. Interessanterweise sind die Glossen, sowohl im 3. als auch im 2. Jahrtausend, der Zweisprachigkeit zu danken. Daher liegt die Hypothese nah, dass diese Annotationen eine innovative Methode verkörpern, die erst während der frühdynastischen Zeit entwickelt wurde und zuerst in der altbabylonischen Zeit in zusammenhängenden Texten eingesetzt wurde, wahrscheinlich im Rahmen der Schulbildung.208 In den wenigen Ur-III-zeitlichen literarischen Texten und auch in den Schultexten im 6N-T-Korpus sind ähnliche Annotationen nicht gebräuchlich. Die einzige Ausnahme aus der Ur-III-Zeit mag das Manuskript Ni 2126 + 4178 (= ISET 1, pl. 153) sein, das zwei Textvarianten in Form von Glossen beinhaltet. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass dieser Text in die IsinZeit zu datieren ist. 4.2 Die Glossen als linguistisches Korpus Die Glossen sind eine heterogene Gruppe von Annotationen. Die Informationen, die in Form von Glossen belegt sind, sind überwiegend auch aus anderen schriftlichen Quellen bekannt, die dementsprechend mit den Glossen vergleichbar sind. Den phonetischen Glossen sind Lautindikatoren, aber auch phonetisch geschriebenen Textstellen ähnlich. Phonetische Hinweise sind auch in den Proto-Listen, vor allem in Proto-Ea, Proto-Aa und Proto-Diri, reichlich belegt. Die akkadischen Glossen, besonders die Übersetzungsglossen, sind mit den Übersetzungen lexikalischer Listen, aber auch mit den zweisprachigen Texten vergleichbar. Textvarianten zeigen vor allem die Unterschiede der Manuskripte, die zu einer Komposition gehören. Es 207
Etwa zehn Manuskripte des Ebla-Vokabulars beinhalten Glossen. Vor allem in den kurzen Manuskripten mit Exzerpten kommen Glossen häufig vor, die sind ausführlich glossiert worden. Hingegen weist die große Tafel nur sporadisch Glossen auf. 208 Das bedeutendste Argument dafür sind die Glossen in den lexikalischen Listen bzw. die Tatsache, dass Glossen in keinen weiteren Textgattungen belegt sind. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
stellt sich natürlich die Frage, ob eine Untersuchung der Glossen lohnend ist und inwiefern diese Annotationen neue Informationen bieten. Die Glossen, die nicht von anderen Quellen abweichen, liefern tatsächlich kaum neue Erkenntnisse. Diejenigen, die von den erwähnten Quellen abweichen, werden allerdings bezüglich ihrer Korrektheit in Frage gestellt. Es stellt ein weiteres Hindernis dar, dass die Glossen als linguistisches Korpus nicht ausreichen, um das eine oder andere erkennbare Phänomen zu untersuchen, ohne sich auf externe Quellen zu beziehen. Die glossierten Texte wurden nicht datiert und sind sehr heterogen bezüglich ihrer Herkunft, die unter Berücksichtigung abweichender orthographischer und lexikalischer Traditionen die Rahmenbedingungen weiter verschlechtert. Die Glossen sind folglich keine unerlässliche Quelle der sumerischen oder akkadischen Sprachgeschichte. Die Glossen sollten vielmehr in Bezug auf ihre Eigentümlichkeiten untersucht werden, die sie mit den oben erwähnten Quellen nicht teilen. Dementsprechend sind genau die Glossen für die Forschung interessant, die mutmaßliche Irrtümer der Schreiber sind oder zumindest bisher als solche verstanden wurden. Die Gültigkeit dieser Aussage möchte ich anhand von Beispielen beweisen. Die erste Glosse, die hier besprochen werden soll, illustriert, dass unsere Vorkenntnisse über sumero-akkadische Gleichungen die Lesung einiger Textstellen verbessern kann, ohne dem Schreiber einen Fehler zuzuschreiben. Die folgende akkadische Glosse steht im liturgischen Text BM 54681+, der mit zahlreichen Glossen versehen ist: Text Glosse
kur-ra a2 dab5-ba-e-g̃a2 ˹mu˺-[…] ˹x˺ i a-na ṣa-ba-ti-ia „im Bergland, um mich zu ergreifen, (…)“
In diesem Fall könnte die Glosse als eine fehlerhafte phonetische Annotation interpretiert werden. Die Emendation zu i-‹na› ist aber plausibel. Die abgekürzte Glosse entspricht der sumerischen Kasusendung -/a/ des Lokativs an kur ‚Bergland‘. Die Tatsache, dass im Text ausschließlich akkadische Glossen vorkommen, rechtfertigt ebenfalls diesen Vorschlag. Es ist auch nicht zu bezweifeln, dass dem Schreiber dieser Hinweis ausreichte, um die akkadische Übersetzung selbstständig zu ergänzen. Die Abkürzung ist eventuell sogar vorsätzlich, da sie lediglich die Wahl zwischen den Präpositionen ana und ina erleichtern sollte. Die Glosse kann daher auch so erklärt werden, dass sie einen phonetischen Hinweis auf die akkadische Präposition ina darstellt. Eine andere Glosse, die auf den ersten Blick eventuell fehlerhaft erscheint, entstammt dem Manuskript Ni 1180 Vs. ii 10: ˹lagar?˺-be2-em ˹šu˺ [silim-ma ḫe2-du7-am3] : ša ka-ra-bi „Sein Priester möge [das Gebet] des Wohlseins (akk. des Segens) vollenden.“209
209
Enlil A [ETCSL 4.05.1] Z. 57. Die Ergänzung der Textstelle ist unproblematisch, da die Texttradition einheitlich ist. S. dazu Delnero 2006, 2136. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Die Glosse befindet sich in der Zeilenmitte zwischen lagar ‚ein Priester‘ und šu – du7 ‚vollenden‘. Das Lexem silim ‚Wohlbefinden, Gesundheit‘ kommt auch als Bezugswort in Frage, allerdings sind alle drei Lexeme keine semantischen Äquivalente von karābu ‚beten, segnen‘. Allerdings bedeutet das sumerische Wort silim im Kontext des Textes ‚Gebet, Segen‘. Auf diese Bedeutung weisen die lexikalischen Belege hin, die silim mit dem akkadischen Nomen tašriḫtu ‚Lobpreis‘ (Secondary ProtoEa/Aa no. 1.3 ii 24–25) oder silim – di mit šutarruḫu ‚loben‘ (Erimhuš II 21) wiedergeben. Durch die Verbindung zwischen Bezugswort und Glosse besteht eine metaphorische Erweiterung des Bezugswortes: ‚Segen‘, d.h. ‚Gebet für das Wohlsein‘, ist als ‚Wohlsein‘ ausgedrückt. Die Ausführung der Rituale ist mit der Bitte um Wohlbefinden gleichgestellt. Die beiden hier erwähnten Glossen sind eher Beispiele für die Gelehrsamkeit der Schreiber und nicht für den Irrtum eines ungebildeten Studenten. Das erste Beispiel zeigt, dass in Glossen auch Abkürzungen belegt sein können, wenn diese dem Schreiber als Hinweis ausreichten. Das zweite Beispiel illustriert, dass dem Schreiber die Komplexität der Semantik des Bezugswortes bekannt war und er sich bei der Verfassung der Glosse auf dieses Wissen stützte. Ich möchte natürlich mit diesen Beispielen nicht andeuten, dass es keine fehlerhaften Glossen gibt. Vielmehr sollten einige bisher als Fehler interpretierte Belege einer erneuten kritischen Untersuchung unterzogen werden. 4.3 Formale Typologie Die formale Typologie beruht auf der Positionierung der Glossen in den Manuskripten. Da die Glossen zeitnah zum Text verfasst wurden, blieb den Schreibern nur wenig Raum übrig, wo sie Annotationen platzieren konnten. Dieser befand sich hauptsächlich am Tafelrand, in der Zeilenmitte und zwischen den Zeilen. Die drei Glossentypen, die im Folgenden unterschieden werden, sind dementsprechend die Randglossen, die infralinearen Glossen und die interlinearen Glossen. Weiterhin gibt es einige Glossen, die Hybride sind, da ihre Stellung teils infralinear, teils interlinear ist. Diese werden hier allerdings nicht als eine gesonderte formale Gruppe betrachtet. Die Positionierung der Glossen ist ausschließlich von der Entscheidung der Schreiber abhängig. Dabei war das einzige zu berücksichtigende Kriterium, dass sich die Glosse möglichst nah zum Bezugswort befinden sollte, damit die Hilfestellung beim Lesen unmittelbar vorlag bzw. das Bezugswort leicht zu identifizieren war. Deswegen ist es auch möglich, dass in einem Manuskript mehrere der formalen Typen gleichzeitig belegt sind, ohne dass weitere funktionale Unterschiede festgestellt werden können.210 210
Nur selten ist eine formale Differenzierung mit funktionalen Unterschieden verbunden: In dem mittelbabylonischen Manuskript CBS 10900 befinden sich die phonetischen Glossen auf dem Tafelrand, akkadische Glossen werden hingegen interlinear platziert. Wenige glossierte Manuskripte aus der altbabylonischen Zeit, z.B. die Stevenson Collection Tafel (OECT 1 19) und Ni 630 unterscheiden formal zwischen phonetischen und akkadischen Glossen, CBS 8320 unterscheidet zwischen akkadischen Glossen und Varianten. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Die Positionierung der Glossen war beim Verfassen der Texte nicht entscheidend. Der Zweck der vorliegenden Analyse ist daher, die möglichen Positionen und die Verteilung der Glossen auf den Tontafeln zu beschreiben bzw. mit statistischen Methoden zu vergleichen. Weiterhin wird betrachtet, ob die Glossen zusammen mit dem Text verfasst wurden oder zeitnahe Ergänzungen sind, sowie die Implikationen beider Annahmen. 4.3.1 Randglossen Die erste formale Gruppe, die zu den Randglossen gehörenden Annotationen, ist in den keilschriftlichen Originalen am einfachsten erkennbar. Die Randglossen befinden sich am häufigsten auf dem linken Tafelrand vor dem Text. Randglossen am rechten Rand kommen seltener vor, da dieser Raum meistens für überlange Zeilen vorbehalten war. Es ist jedoch möglich, dass bei normaler Zeilenlänge Glossen auch auf dem rechten Rand platziert wurden. Auf dem oberen und unteren Rand sind Glossen nur ausnahmsweise vorhanden. Der Grund dafür ist vermutlich das Prinzip, dass sich die Glosse in der Nähe des Bezugswortes befinden soll, was auf den oberen und unteren Rändern nur im Fall der ersten und letzten Zeilen möglich ist. Sind auf der Tafel mehrere Randglossen vorhanden (z.B. AO 5394), scheint es üblich zu sein, dass Glossen zur ersten und letzten Zeile auch auf dem oberen bzw. unteren Rand geschrieben sind, direkt über bzw. unter ihrem Bezugswort. Es gibt weiterhin seltene Fälle, bei denen die Randglosse anscheinend nicht auf nahestehende Wörter, sondern auf Wörter in der Zeilenmitte Bezug nimmt (A 30255; CBS 14086; UET 6/1 81; UET 6/2 175).
Abbildung 6: Randglossen Es muss auch erwähnt werden, dass, wie die Bezeichnung ‚Randglosse‘ voraussetzt, sich diese Art von Glossen vor allem auf einkolumnigen Tafeln findet. Nur auf einer der mehrkolumnigen Tafeln, G.1.2.b.1725, sind Randglossen belegt, jedoch nur auf dem Tafelrand und nicht zwischen den Textkolumnen.
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Es scheint auch üblich gewesen zu sein, dass Randglossen verwendet wurden, wenn die Wörter am Zeilenanfang oder am Zeilenende glossiert wurden. Dies gilt bis auf wenige Ausnahmen. Eine solche ist die Tafel UET 6/1 112, wo auf dem linken Rand der Vs. eine Ausspracheglosse zur ganzen Z. 16 steht und zusätzlich auch auf dem linken Rand eine Ausspracheglosse zur zweiten Hälfte der Z. 5 belegt ist. Auf dem linken Rand der Rs. ist eine weitere Glosse, die jedoch zum letzten Wort der Z. 8 gehört. Tafelränder waren für Glossen gut geeignet, weil sie auch später, nach der Fertigstellung des Haupttextes, beschrieben werden konnten und auch längeren Annotationen Platz boten. Andererseits wurden dort Wörter, besonders die in der Zeilenmitte, nur ausnahmsweise behandelt. Deswegen kommt dieser Glossentyp meistens gemischt mit inter- und infralinearen Glossen vor. Die Abgrenzung dieses Typus ist dennoch berechtigt, da es einige Manuskripte gibt, wo die Glossen klar auf dem Rand stehen und nicht als infralineare Glossen bezeichnet werden können. Gründe dafür können sein, dass sie auf mehrere Zeilen aufgeteilt sind (BM 96706; UET 6/1 112) oder nicht direkt neben dem Bezugswort platziert sind (VAT 6705; UET 6/1 112). 4.3.2 Infralineare Glossen Infralineare Glossen, d.h. Glossen inmitten der Zeile, sind oft schwer erkennbar, da die kleinere Schrift, besonders auf den dicht beschriebenen Tafeln, kaum auffällt. Besonders problematisch ist die Identifikation von anteiligen Ausspracheglossen, die mit phonetischen Komplementen verwechselt werden können. Infralineare Glossen sind zwischen zwei Zeilenhälften platziert oder stehen direkt neben ihrem Bezugswort. In diesem Fall sind sie entweder vor- oder nachgestellt, selten sind sie zwischen den Schriftzeichen des Bezugswortes positioniert. Falls sie in deutlich kleinerer Schrift verfasst wurden, können sie auch hoch- oder tiefgestellt werden.
Abbildung 7: Infralineare Glossen Die infralinearen Glossen hinterlassen manchmal den Eindruck, dass sie gleichzeitig mit dem Text verfasst wurden. Die keilschriftlichen Manuskripte sind jedoch nicht immer dicht beschrieben. Deswegen gibt es Leerräume zwischen den Zeilenhälften, zwischen Wörtern oder eben zwischen den Zeichen eines Wortes. Die Verfasser der infralinearen Glossen nutzten manchmal diese Leerräume, um ihre Anmerkungen zum Text hinzuzufügen. Daher lässt sich nicht allgemein festlegen, dass infralineare Glossen zusammen mit dem Text niedergeschrieben wurden. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
Die Zuordnung der Glossen und die Identifikation des Bezugswortes sind bei infralinearen Glossen wegen ihrer Nähe zum Bezugswort einfacher als bei manchen Randglossen. Der infralineare Glossentyp ist auch etwas häufiger belegt. Eine Ursache dafür ist vermutlich darin zu finden, dass diese Methode die gezielte Glossierung beliebiger Wörter erlaubte. 4.3.3 Interlineare Glossen Die Zuordnung von interlinearen Glossen ist relativ leicht, da die Glossen in kleinerer Schrift verfasst und zwischen zwei Textzeilen platziert wurden. Ihre Lesung wird aber meistens durch die Nähe der Zeilen erschwert, da aufeinander folgende Zeilen die obige Schrift teilweise zerstören können. Interlineare Glossen können sowohl über als auch unter ihrem Bezugswort stehen, allerdings ist überwiegend die untere Lage bezeugt. Diese Methode war beliebt, da es nicht nur die Glossierung von einzelnen Wörtern, sondern die von ganzen Zeilen oder sogar von ganzen Texten ermöglicht hat.
Abbildung 8: Interlineare Glossen Die interlineare Position war nicht nur Annotationen und sonstigen metatextuellen Elementen vorbehalten. Ergänzungen von ausgelassenen Zeilen oder sogar Enden von längeren Zeilen konnten auch auf diese Weise in den Manuskripten ihren Platz finden.211 Im Folgenden werden solche eingeschobenen Textstellen in der 211 Für beide Phänomene bietet die Tafel CBS 7080 + CBS 14110 + N 2757 + N 3076 ein Beispiel, ein zehnkolumniges Manuskript der Klage über Ur [ETCSL 2.2.2]. Vs. iii 24 ist ein Beispiel, dass das letzte Zeichen der Zeile zwischen zwei Zeilen, Vs. iii 24 und 25 platziert ist, da es am Rand keinen Platz mehr fand. Weiterhin sind zwischen der Vs. iv 29 und 30 Glossen zu sehen. Diese Glossen geben aber in der Tat eine fehlerhaft ausgelassene Textzeile (Z. 179 im Komposit) wieder. Lediglich wurde die erste Zeilenhälfte auf diese Weise nachgetragen: im-ḫul-im-ḫul-e. Die zweite Hälfte der Zeile wiederholt die vorherige Zeile und entspricht auf diesem Manuskript Vs. iv 29, deshalb konnte der Schreiber auf deren Wiedergabe verzichten. Auf der Tafel CBS 10305+, einem Manuskript von Inana und Šukaletuda [ETCSL 1.3.3], ist
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Untersuchung nicht miteinbezogen, da sie nicht zu den Metatexten gehören, sondern ein wesentlicher Teil des Textes sind. Weiterhin wurden beide dieser häufigen Typen von Annotationen in den Textbearbeitungen meistens ohne Vermerk in der Umschrift aufgenommen.212 Ihre Bearbeitung ist hier deswegen zwecklos. Die Existenz dieser Korrekturen bestätigt aber, dass die interlinearen Glossen nicht mit dem Text mitgeschrieben werden mussten, sondern auch nachträglich beigefügt werden konnten. Die Interpretation bzw. die Übersetzung konnte daher erst nach der Verfassung des sumerischen Textes erfolgen. Eine größere Zeitspanne zwischen der Verfassung des sumerischen Textes und seiner Glossen ist aber eher undenkbar. Festzuhalten ist, dass die formale Zuordnung der Glossen nicht immer eindeutig ist. Es gibt Fälle, wo die Unterscheidung der drei Typen nur unter Berücksichtigung weiterer Glossen des Manuskripts erfolgen kann. Randglossen und infralineare Glossen können am Ende der Zeile zusammenfallen (BM 15280; BM 22741). Die Abgrenzung von Randglossen und interlinearen Glossen ist besonders am unteren und oberen Tafelrand problematisch (IM 58430). Des Weiteren lassen sich interlineare und infralineare Glossen häufig nicht unterscheiden. Besonders in ausführlich glossierten Manuskripten, wenn der Freiraum innerhalb der Zeilen auch mit Glossen beschrieben ist (MS 3294), ist dies der Fall. Bei diesen hybriden Glossen kann zwischen dem infralinearen und dem interlinearen Format auch innerhalb eines Wortes gewechselt werden. Eine weitere Erkenntnis ist, dass die formalen Unterschiede der Glossen weder inhaltliche Unterschiede widerspiegeln noch mit der Verfassung der Glossen grundsätzlich zusammenhängen. Alle drei Glossentypen sind meistens als spätere, allerdings zeitnahe Ergänzungen des Textes zu deuten. Die Leerräume auf der Tafel konnten je nach Einschätzung des Schreibers nachträglich mit Glossen beschrieben werden. Es ist selbstverständlich nicht auszuschließen, dass bestimmte Glossen mit dem Text mitgeschrieben werden konnten. Dies erscheint besonders dann wahrscheinlich, wenn die Glossen keinen Sprachwechsel voraussetzten, also im Falle von phonetischen Vermerken, dialektalen Glossen oder wenn die Glossen Hinweise auf Textvarianten vermerkten. Eine zeitgleiche zweisprachige Interpretation des Textes, wie es bei Interlinearbilinguen vermutet werden kann, ist jedoch anhand formeller Merkmale der Glossen nicht feststellbar. dieselbe Strategie mehrmals zu beobachten, s. Rs. ii 6’ und iii 22’. Ein weiteres Beispiel für Ergänzungen bietet die Tafel Ni 2515 (SRT 42), ein Manuskript der Hymne Nungal A [ETCSL 4.28.1]. 212 Soweit sie als eingeschobene Zeilen erkannt und nicht mit Glossen verwechselt wurden. Vgl. beispielsweise Ni 9602, bearbeitet von Kramer 1963, 505–507 und auch Sefati 1998, 218– 235, der insgesamt fünf Zeilen mit dieser Methode zum Manuskript hinzufügt. Lediglich die letzte Zeile, zu der auch andere Manuskripte zur Verfügung standen, wurde als Textzeile und nicht als Glosse in der Textbearbeitung identifiziert. Die Lesung dieser Zeilen ist zwar problematisch, allerdings sind orthographische sumerische Einheiten zu erkennen und keine akkadischen Glossen oder phonetischen Schreibungen. Diese Tafel gehört wahrscheinlich zu denen, die nach dem Memorieren des Textes niedergeschrieben wurden. Daher wurden immer wieder einzelne Zeilen ausgelassen bzw. später hinzugefügt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
4.4 Funktionale Typologie In der Forschung sind drei funktionale Typen literarischer Glossen etabliert: (i) Glossen, die auf die Aussprache hinweisen, (ii) Glossen, die die akkadische Übersetzung zum sumerischen Text beinhalten und (iii) Glossen, die Textvarianten vermerken. Diese Typologie ist zwar einfach anwendbar und führt zur praktischen Aufteilung der Glossen, stellte sich während der genaueren Untersuchung der in dieser Arbeit gesammelten Glossen jedoch als präskriptiv heraus. Der Wunsch, die Glossen in diesen Kategorien unterzubringen, kann zu Deutungen oder eventuell zu Lesungen führen, die nicht begründet sind. Die funktionale Typologie der Glossen, wie sie hier dargestellt wird, bezieht sich auf die Besonderheiten von Informationen, die in den Glossen erhalten sind, bietet also eine deskriptive Annäherung an das Korpus. Diese Typologie ist nicht dazu geeignet, die Analyse einzelner Glossen zu ersetzen,213 da die erkannten Phänomene sehr vielfältig ausfallen. Diese Aufteilung ist deswegen nicht als eine endgültige Kategorisierung literarischer Glossen anzusehen, schlägt aber einen Rahmen vor, der die funktionelle Betrachtung von Glossen in sumerischen Literaturwerken ermöglicht. Die zitierten Belege sind exemplarisch, eine Statistik über die Aufteilung der Glossen wird nicht erzielt. Die Grenzen der Kategorien sind fließend. Nicht jede Glosse kann eindeutig zu einer Kategorie zugeordnet werden, bzw. manche Glossen gehören mit Sicherheit gleichzeitig zu mehreren Kategorien. Die Typologie umfasst einerseits Phänomene, die problemlos feststellbar sind, andererseits sind bestimmte Interpretationen subjektiv: Stimmen Bezugswort und Glosse nicht überein, sind die Gründe dafür auf der mentalen Ebene zu suchen, jedoch ohne das kontextbezogene Wissen des Verfassers rekonstruieren zu können. Daher sind die Gründe von Verkopplungen nicht immer eindeutig oder teilweise gar nicht verständlich. Zusätzlich gibt es eine bedeutende Anzahl von Glossen (etwa 10%), die weiterhin einer Interpretation bedürfen. Teilweise liegt es am nicht ausreichenden Erhaltungszustand der Textstelle. Es muss aber auch beachtet werden, dass die Glossen, die phonetische und akkadische Entsprechungen vermerken, d.h. auf der denotativen Ebene verbleiben, weniger Probleme bereiten. Die Glossen, die Konnotationen verschriftlichen, sind oft schwer zu deuten oder bleiben in ihrer Interpretation vorläufig. Dementsprechend wären statistische Angaben der Sachlage nicht gerecht, sondern würden mehr Gewicht auf die denotativen Glossen legen. Im Folgenden findet eine kurze Beschreibung der einzelnen Kategorien statt. Daran schließt sich eine Analyse zugehöriger Belege an. Die Einteilung der Kategorien und ihrer Subkategorien lautet wie folgt:214
213
Zur Analyse einzelner Glossen s. Kapitel 9. Bei der Erstellung der Typologie literarischer Glossen bot die Arbeit von Crisostomo 2014, 105–115 über die Typologie der akkadischen Glossen in den akrographischen Listen, vor allem in Proto-Izi, eine wichtige Inspiration. Die literarischen Glossen sind aber als Korpus komplexer und die Belege auch zahlreicher. Die von Crisostomo ausgearbeitete Typologie musste daher deutlich erweitert und dem Korpus angepasst werden. 214
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1. Phonetische Ebene 1.1 Phonetische Entsprechung 1.2 Phonetische Derivation 1.3 Phonetische Erweiterung 2. Morphosyntaktische Ebene 2.1 Morphosyntaktische Entsprechung 2.2 Morphosyntaktische Derivation 2.3 Morphosyntaktische Erweiterung 3. Semantische Ebene 3.1 Semantische Entsprechung 3.2 Semantische Derivation 3.3 Semantische Erweiterung 3.4 Antonymie 3.5 Paraphrase 4. Pragmatische Ebene 4.1 Figurative Repräsentation 4.2 Ikonische Repräsentation 4.3 Bezug auf die Tradition 5. Graphische Ebene 5.1 Graphische Abkürzung 5.2 Graphische Erweiterung 5.3 Graphischer Wechsel Diese Kategorien sind als Gruppen von mentalen Strategien zu verstehen, die als ein mnemotechnischer Apparat funktionierten, die der Interpretation von Textstellen dienten. Diese Interpretation ist aber nicht immer mit der Erklärung der Textstelle gleichzusetzen: sowohl der denotative als auch der konnotative Sinngehalt kann dabei berücksichtigt werden. 4.4.1 Die phonetische Ebene Hierzu gehören die Glossen, bei denen zwischen Bezugswort und Glosse ein phonetischer Zusammenhang besteht. 1.1 Phonetische Entsprechung Hierzu gehören vor allem die einfachsten phonetischen Glossen, die die Aussprache des Bezugswortes wiedergeben. Dieser Typ ist im Korpus gut repräsentiert. Die folgenden Glossen sind Beispiele für phonetische Entsprechung: silim : si-lim bi2-e-dul : bi-e-du-ul
(BNUS 369 Vs. 3) (BM 23111 Rs. 15)
In diesen Belegen sind die Bezugswörter vollständig in der Glosse phonetisch wiedergegeben. Die folgenden Glossen hingegen nehmen nur auf einen Teil des sumerischen Lexems Bezug, ähnlich den phonetischen Komplementen:
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Kapitel 4
ki-šu-peš11 : pi2-iš nu-mu-un-ne : ni
(IM 51530 5) (HS 1494 Rs. 14’)
Des Weiteren gibt es Glossen, die den oben genannten Belegen zwar sehr ähnlich sind, jedoch in anderer Hinsicht als ungewöhnlich gelten In diesen Fällen wurde das akkadische Nominalmorphem /u/ der phonetischen Glosse hinzugefügt, so dass die Glosse den Zeichennamen wiedergibt.215 Solche Glossen weichen von der erwarteten phonetischen Realisation des Lexems im gegebenen Kontext nicht ab, folglich sind sie als Aussprachehinweise zu deuten. šibir : si-bi-rum im-ma-da-laḫ5 : la-aḫ-ḫu-u
(BM 15280 Vs. i 17) (BM 100046 Vs. 43)
Einige Belege zeigen die Tendenz, einen mit dem Stammvokal übereinstimmenden vokalischen Auslaut in der Glosse aufzunehmen. Es ist allerdings weitgehend problematisch zu klären, ob diese Auslautvokale zur phonetischen Realisation der Lexeme hinzugehören: kiš: ki-ši šibir : še?-bir-ri
(VAT 8381 Vs. 4) (VAT 4112 Rs. 1)
Zu den phonetischen Entsprechungen zählen auch Glossen, die einen Lautwechsel belegen, falls sich dieser Lautwechsel mit der akkadisierten Aussprache des Sumerischen begründen lässt. Vor allem existieren zahlreiche Belege für den Vokalwechsel /i/ für /e/: be5-be5 : bi-bi še10 : ši
(UM 29-15-174 + BT 9 Rs. i 6) (UM 29-15-174 + BT 9 Rs. i 7)
Die akkadisierte Aussprache manifestiert sich außerdem im Austausch von stimmhaften und stimmlosen Verschlusslauten, in den folgenden Belegen /d/ und /t/: udu : u2-˹tu˺ he2-em-mi-in-duḫ : tu-uḫ2
(VAT 1343+ u. R.)216 (VAT 8381 Rs. 5)
Zur Kategorie der phonetischen Entsprechung zählen folglich alle Glossen, die den Lautwert des sumerischen Lexems möglichst genau wiedergeben, jedoch unter Berücksichtigung von Phonemänderungen, welche auf die für die altbabylonische Zeit übliche akkadisierte Aussprache des Sumerischen zurückzuführen sind.
215
Zu den Zeichennamen in der altbabylonischen Zeit s. Lieberman 1977b, Gong 2000, 5–7 und 44 sowie Cavigneaux u. Krebernik 2017. Die hier erwähnten Zeichennamen listet Gong 2000, 84–85 nicht unter den altbabylonischen Belegen auf. 216 Das Bezugswort ist eine phonetische Schreibung des Lexems udug. In der phonetischen Glosse wurde eventuell die Aussprache der akkadischen Entsprechung utukku berücksichtigt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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1.2 Phonetische Derivation Zu dieser Kategorie gehören die Glossen, in denen nicht die einfache phonetische Form des Bezugswortes angegeben wird, sondern auf seine phonetische Anpassung im gegebenen Kontext verwiesen wird. Am einfachsten sind die Sandhi-Schreibungen als phonetische Derivationen zu erkennen: gig gur-gur : gi4-gur-gur dub3 bad : du-ba-ad unu2 uru16 : u2-nu-˹ri?˺
(UM 29-15-174 + BT 9 Vs. i 6’) (IM 51544 3) (UET 6/1 112 Vs. 14)
Bei den nachfolgenden Belegen handelt es sich um die Verschmelzung von zwei Konsonanten an den Morphemgrenzen: gu2 an-gid2 : gu2 ag̃2-gi2!-id suḫ-gir11 : su-ku
(UM 29-15-174 + BT 9 Rs. i 1) (BM 100046 Rs. 34)
Weiterhin gibt es Belege für die Verschmelzung von zwei Vokalen, vor allem in der Präfixkette sumerischer finiter Verben. Diese Glossen weisen darauf hin, dass die altbabylonische Orthographie nicht die phonetische Wiedergabe der Verbform, sondern eine morphographemische Schreibweise bevorzugt: ˹gu2˺ mu-e-du3 : me
(UM 29-13-216 Vs. 5)
In bestimmten morphophonologischen Umgebungen ist auch ein Vokalverlust möglich, worauf die folgenden Glossen hinweisen: nu-mu-ne-keš2 : ik-ši
(YBC 4705 Vs. 16)
Auch gibt es Glossen, die dem sumerischen Wort seine Emesal-Form zuordnen. Diese Belege sind ebenfalls der Kategorie der phonetischen Derivation zugeordnet, da zu vermuten ist, dass diese Hinweise auf die tatsächliche Aussprache der Textstelle verweisen: ˹lu2˺ : mu-lu en zid : še-er-zid
(HS 1513 Vs. ii 4’) (CBS 2135+ Vs. 12)
Die phonetischen Derivationen, die hier erwähnt wurden, umfassen Glossen, die die phonetische Wiedergabe des Wortes unter Berücksichtigung des morphophonologischen Kontexts, aber auch dialektale bzw. soziolektale Regeln berücksichtigen. Es erscheint wahrscheinlich, dass diese Glossen auf die analytische phonetische Wiedergabe des Bezugswortes verzichten und die tatsächliche phonetische Realisierung des Wortes vorziehen. 1.3 Phonetische Erweiterung Dieser Kategorie sind die Belege zugeordnet, bei denen die Wahl der Glosse durch die phonetische Form des Bezugswortes bestimmt ist. Allerdings ist es nicht die primäre Intention der Glosse, die phonetische Form des Bezugswortes wiederzugeben.
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Kapitel 4
Bei den folgenden Glossen ist die Wahl der akkadischen Glosse direkt durch die phonetische Form des Bezugswortes konditioniert: alan sud tuku : la-na ša ši-da-ḫa i-šu-u2 „Er von gesundem Aussehen (Akk. Gestalt)“
(G.1.2.b.1725 Vs. i 6)
(UET 6/2 335 1) geme2 ni2 te-a-gen7 nag̃a3 bi2-ib2-gur-gur-re: e-si-ta-am tu-uš-ta-na-ag-ra-ar „Er/sie dreht (Akk. Du drehst) den Mörser wie eine furchtsame Sklavin.“ (BM 98396 Vs. 8) u8 sila kud-da-gen7 na-an-gul-e : u2-ul i-ka-lu-u2 „Sie wird nicht erschüttert wie das vom Lamm getrennte Mutterschaf.“ In den erwähnten drei Beispielen ist es nicht einheitlich, wie weit die akkadischen Glossen semantisch dem Bezugswort entsprechen. Das Wort lānu ‚Form, Gestalt‘ ist eines der üblichen Synonyme217 des sumerischen Wortes alan ‚Statue, Ebenbild‘. Im zweiten Beleg wurde das akkadische Lexem šugarruru ‚rollen‘ dem sumerischen Verb gur ‚wenden, drehen‘ gleichgestellt. Obwohl es sich nicht um gängige Entsprechungen handelt, gibt es einen semantischen Zusammenhang zwischen den beiden Wörtern im gegebenen Kontext. Das akkadische Lexem kann also die übliche Entsprechung tāru ‚wenden, drehen‘ in diesem Fall ersetzen. Die Verben gul ‚brechen, zerstören‘ und kalû ‚halten, festnehmen‘ im dritten Beispiel haben hingegen mehr phonetische als semantische Gemeinsamkeiten, auch in dem vorhandenen Kontext.218 Ein weiterer Beleg sticht dadurch heraus, dass das sumerische Lexem ud zahal – ak sehr selten belegt ist. Die akkadische Entsprechung wurde aufgrund der vorliegenden Glosse als ḫulluqu ‚verlieren, verschwinden lassen‘ etabliert, obwohl es sich eindeutig um eine phonetisch motivierte Wiedergabe handelt: ud? za-ḫa-al ak : tu-ḫa-la-aq
(VAT 8531 Rs. 8)
Das folgende Beispiel beruht ebenfalls auf den Prinzipien phonetischer Erweiterungen: ki-nu2 kug ḫe-nun-na suḫ(MUŠ2) ga-mu-ra-˹du8˺ : (HS 1486 Vs. 21) mu-uš-ṭa-ti-ki! lu-pa-ṭi-ir „Lass mich auf dem heiligen und prächtigen Bett deinen Haarschmuck lockern!“ In diesem Fall ist das Zeichen MUŠ2 im vorhandenen Kontext als suḫ ‚Krone‘ zu lesen. Allerdings hat die andere mögliche Lesung des belegten Zeichens die akkadische Fassung konditioniert. Das akkadische Lexem mušṭu (pl. mušṭātu) ‚Kamm‘ entspricht üblicherweise dem sumerischen Lexem g̃ešga-rig2.
217
Eine andere, phonetisch nicht bedingte Entsprechung wäre ṣalmu ‚Statue, Gestalt‘. In den lexikalischen Listen sind zwar beide Gleichungen zu finden, alan = ṣalmu kommt eindeutig häufiger vor. Ebenfalls gilt die Gleichung e2-gar8 = lānu als üblich. S. dazu CAD L 78–79 und CAD Ṣ 78–79. 218 Zitiert auch in Crisostomo 2014, 83 mit dem Hinweis, dass es keine semantische Entsprechung zwischen Bezugswort und Glosse gibt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen: Ein Überblick
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Unter den phonetischen Erweiterungen finden sich Belege, in denen akkadische Glossen nicht nur semantisch, sondern auch phonetisch durch ihr sumerisches Bezugswort bestimmt wurden. In manchen Beispielen ist die semantische Eignung der Glosse sogar sekundär. 4.4.2 Die morphosyntaktische Ebene In diese Kategorie gehören die Glossen, bei denen der Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse von morphologischen Eigenschaften abhängig ist. 2.1 Morphosyntaktische Entsprechung Zu dieser Gruppe gehören die Glossen, die sich auf eine morphosyntaktische Eigenschaft des Bezugswortes beziehen. Vor allem gehören hierzu zahlreiche akkadische Glossen, die sich auf die Wiedergabe eines sumerischen Morphems beschränken: ḫe2-ib2-be2 : li„möge er sagen“
(CBS 563 Rs. ii 47)
u3-mu-un-da : it-ti „mit dem Herrn“
(HS 1513 Vs. ii 6’)
Morphosyntaktische Entsprechungen lassen sich grundsätzlich bei allen Glossen identifizieren, die sich nicht auf das sumerische Grundwort beschränken, sondern zusätzlich den grammatikalischen Kontext wiedergeben. Die folgenden Belege zeigen, wie sumerische Verbformen, die verbale Pluralität ausdrücken, mit dem akkadischen DStamm wiedergegeben werden: (CBS 1590 Vs. ii 14) [udu]-˹utua2˺-zu a2 gur-gur-ra-be2 ki ma-ra-ab-ḫur-ḫur-˹re˺ : […] ˹u3˺-gi-˹gu˺ „Meine Schafböcke kratzten die Erde für mich mit ihren dicken Beinen.“ ud-be2-a ku6-e mušen-ra ni2 im-si3-si3-ge : u2-ṣa-mar „Daraufhin verschwor sich Fisch gegen Vogel.“
(BM 65147+ Vs. ii 8’)
In beiden zitierten Belegen wäre es möglich gewesen, der G-Stamm der jeweiligen Verben mit der gleichen Semantik zu benutzen. Da beide sumerische Verbformen Vergangenheitsformen sind, ist es auch gesichert, dass die Reduplikation der verbalen Pluralität zuzuschreiben ist. Die folgende Tabelle verweist auf weitere Gleichungen zwischen sumerischen und akkadischen Morphemen, die nicht obligatorisch, jedoch häufig unter den Glossen vertreten sind:219
219
Personalpronomen sind hier wegen ihrer Plausibilität nicht erwähnt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
Sumerisch
Akkadisch
Belege
u- (Vorzeitigkeit)
-ma
CBS 1601 Rs. 7; VAT 21575 Vs. 2
nu- (Negation)
lā, ul (Negation)
BM 98396 Rs. 9; BNUS 369 Vs. 7; CBS 14002 + Rs. i 7’; HS 1513 Rs. ii 6; IM 58430 Rs. 16; Ni 630 Rs. i 1
ga- (Kohortativ)
lu- (Kohortativ)
BM 98396 Vs. 16; CBS 8085 Vs. 9
ḫa-, ḫe- (Prekativ)
li- (Prekativ)
CBS 563 Rs. ii 47; UM 29-16-85 Vs. i 3; VAT 15582 Rs. 6
na(n)- (Modal–)
lā, ul (Negation)
BM 98396 Vs. 8, Rs. 7; UET 6/2 356 7; YBC 4621 Rs. 47
mu- (Ventiv)
-am, -anni (Ventiv)
CBS 8085 Vs. 9; HS 1486 Vs. 5; Ni 2377a Vs. i 22
-’a (Subjunktiv)
-u (Subjunktiv)
G.1.2.b.1725 Rs. i 43; IM 58430 Vs. 6; Ni 2369 Rs. i 8’-9’
-’a (Lokativ 1)
ina
CBS 6657b+ Vs. ii 12’; CBS 8320 Rs. 9’; CBS 14002+ Rs. ii 8’; HS 1486 Vs. 15; IM 13404 Vs. 8; Ni 2369 Rs. i 6’; VAT 21588 Vs. 4’
-’a (Lokativ 2)
ana
AO 3023 Vs. 4; CBS 14002+ Vs. ii 9’; IM 58430 Rs. 16
-ak (Genitiv)
ša
BM 54681+ Vs. 10; IM 13404 Vs. 10; Ni 2377a Vs. i 10; VAT 21579 Vs. 4’
Tabelle 2: Sumero-akkadische morphologische Entsprechungen in den Glossen Die Überzeugung, dass in der altbabylonischen Zeit die sumerischen Nominalund Verbformen analysiert und die sumerischen Morpheme den akkadischen gegenüberstellt wurden, erwächst vor allem aus den grammatikalischen Texten.220 Die Entsprechungen in den altbabylonischen grammatikalischen Texten waren eher von präskriptiven als von deskriptiven Charakter. Die Verbalpräfixe wurden reanalysiert und die Verwendung von Morphemen unter Berücksichtigung ihrer ursprünglichen Funktion in bestimmten Kontexten generalisiert. So entstanden im altbabylonischen Sumerischen u.a. ein Passivmarker mit dem Infix /ba/ und ein Kausativmarker mit den Infixen /ni/ und /bi/, die in diesen Listen mehr oder weniger konsequent Verwendung fanden. Diese Morpheme wurden jeweils den akkadischen Gt- und Š-Stämmen gegenübergestellt.221 220 Eine ausführliche Betrachtung dieser Listen bieten Black 2004 und Huber 2007 und 2016. Eine andere Annäherung schlug Veldhuis 2000 [2005] vor. 221 S. Zólyomi 2001a.
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Unter den Glossen sind Beispiele für morphologische Entsprechungen belegt, die einen ähnlichen künstlichen Eindruck hinterlassen. Ein Beispiel dafür ist der akkadische Gt-Stamm, der mit Bewegungsverben eine separative Bedeutung hat. In dieser Funktion ist der Stamm dem sumerischen Komitativ gegenübergestellt, obwohl diese Funktion des Komitativs nur in Idiomen belegt ist.222 Die separative Bedeutung gehört in sumerischen Texten des 3. Jahrtausends zum Präfix /ba/ oder zum Ablativ-Kasus /ta/. Die ersten beiden Belege für dieses Phänomen stammen aus demselben Text, ein weiterer Hinweis darauf, dass die Gleichung der beiden Morpheme generalisiert wurde: (BM 98396 Vs. 3) ab2 amar-be2 u2-gu mu-da-an-de2 : iḫ-ta-li-iq ugu=ø mu-n-da-n-de-ø ḫalāqu Schädel=ABS VEN-3.SG.H-COM-3.SG.H.A-gießen-3.SG.P Gt Prät. 3 m. Sg. „Die Kuh – ihr Kalb ist von ihr verschwunden.“ ag̃2-ḫi-li-a a-e mu-da-an-de2 : ša-aḫ-ḫu-u2 it-ba-lu mu-n-da-n-de-e VEN-3.SG.H-COM-L1-bringen-3.SG.A „Den Geliebten hat das Wasser von ihr weggebracht.“
(BM 98396 Vs. 5) babālu Gt Prät. 3 m. pl. + Subj.
(UET 6/2 175 Rs. 8) šag4-g̃u10 mu-da-šub : im-ta-qu2-ut mu-’-da-šub-ø maqātu VEN-1.SG-COM-fallen-3SG.S Gt Prät. 3 m. Sg. „Mein Herz hat mich verlassen (lit. ist von mir gefallen).“ Die Gleichstellung des akkadischen Gt-Stamms und des sumerischen Komitativkasus mit separativer Bedeutung ist eher ungewöhnlich. Dieser Vergleich beruht vermutlich auf der primären Bedeutung der beiden eher seltenen Morpheme, die am häufigsten Gegenseitigkeit ausdrücken. Zuletzt soll hier ein Beleg angeführt werden, in dem eine Entsprechung auf der syntaktischen Ebene bezeugt ist: gud-gu4-ud-da dutu ba-an-da-šer3 : it-ta-am-ra-˹at˺ nam?-ri „Demjenigen, der tanzt, scheint die Sonne.“
(UET 6/2 368 7)
Die akkadische figura etymologica bezieht sich im Ganzen auf das sumerische Verb. Die akkadische Entsprechung des Utu wäre Šamaš, jedoch sind Götternamen üblicherweise nicht in Form von Glossen wiedergegeben. Die figura etymologica namru namāru „das Licht leuchtet“ entspricht dem sumerischen intransitiven Verb und spiegelt damit die Struktur wider, die im sumerischen Text verwendet wurde. Morphosyntaktische Entsprechungen sumerischer und akkadischer Morpheme sind in zahlreichen Glossen erkennbar. Es gibt darüber hinaus eine kleinere Gruppe von Glossen, die lediglich ein akkadisches Morphem dem sumerischen Bezugswort gegenüberstellen und primär auf die Wiedergabe morphologischer Entsprechungen ausgerichtet sind. 222
S. Zólyomi 2017, 180 ex. (315). © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
2.2 Morphosyntaktische Derivation In diese Kategorie gehören ebenfalls akkadische Glossen. Diese Kategorie hebt sich von der der morphologischen Entsprechung dadurch ab, dass in den sumerischen Bezugswörtern grammatikalische Kategorien vorkommen, die keine direkte akkadische Entsprechung haben. Daher werden akkadische Kategorien ad hoc verwendet, um die sumerischen Ausdrücke wiederzugeben. Das erste Beispiel bezieht sich auf die sumerische Kopula: (HS 1513 Rs. ii 20b) […] ˹lu˺-lu-a-be2 u2-šim ˹ki˺ dar-re-dam : ki-ma „[…] sind zahlreich wie die Gräser, die die Erde durchbrechen.“ Das Akkadische vermisst ein ähnliches Morphem, daher wird hier die Präposition kīma verwendet, um die sumerische Kopula wiederzugeben. Die Gleichung beruht auf der Austauschbarkeit zweier sumerischer Morpheme, der Kopula und des Äquativ, der gewöhnlichen Entsprechung der akkadischen Präposition kīma.223 Im folgenden Beleg handelt es sich auf den ersten Blick um eine Tautologie, da die sumerischen Lexeme in der akkadischen Glosse als Logogramme aufgenommen werden. Durch diese redundante Wiederholung wird ersichtlich, dass die Glosse auf einen morphosyntaktischen Unterschied der beiden Fassungen hinweist: nita munus : nita u3 munus „Mann und Frau“
(BM 54681+ Vs. 10)
In der sumerischen Fassung ist eine Parataxis belegt, eine Konstruktion, die auch im Akkadischen möglich, allerdings ungewöhnlich ist. Die häufig bezeugte akkadische Gleichung ist die Konjunktion mit dem Morphem u3, die auch in der Glosse belegt ist. Die Konjunktion ist auch im Sumerischen belegt, es handelt sich sogar um ein akkadisches Lehnwort. Die Anzahl der Belege ist aber gering im Vergleich zur Parataxis. Die morphosyntaktische Derivation ist in diesem Fall durch die asymmetrische Verbreitung der beiden Konstruktionen im Sumerischen und Akkadischen begründet. 2.3 Morphosyntaktische Erweiterung Diese Kategorie ist unter den literarischen Glossen selten bezeugt. Hierzu gehören einerseits die Glossen, in denen ein selten belegtes Wort oder Hapax vorkommt, das jedoch aus einem bekannten Lexem abgeleitet werden kann:224 nig̃2-gu7-u3-be2 : u3-ku-la-am
(BM 65147+ Vs. ii 10’)
Besonders im Akkadischen sind diese künstlichen Konstrukte erkennbar, da sie dieselbe Konsonantenstruktur besitzen wie gewöhnliche Übersetzungen. In diesem Fall ist das sumerische Wort nig̃gu ‚Essen‘ nicht mit den akkadischen Wörtern akalu oder mākālu ‚Essen‘ wiedergegeben, sondern mit dem eher selten belegten Lexem uklu 223
Es gibt weitere Strategien zur Wiedergabe der sumerischen Kopula: vor allem Stativ- und Partizipformen werden verwendet. Diese Strategien umfassen aber notwendigerweise den gesamten Ausdruck und können sich nicht auf die Kopula beschränken. 224 Diese Kategorie ist in Crisostomo 2014, 110 als „Morphological Substitution‟ bezeichnet. Seine Belege bestätigen, dass die erwähnte literarische Glosse nicht einmalig ist. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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‚Nahrung‘ oder eventuell ukullû ‚Versorgung‘. Das letztere akkadische Wort ist sonst im altbabylonischen Korpus nicht belegt. Da es sich hier um das Essen von Vogeljungen handelt, ist dieses Lexem, das eher zur gehobenen Sprache gehört, vom Kontext her nicht begründet. Ebenfalls sind Glossen hier zu nennen, die einem sumerischen Bezugswort das von diesem Lexem abgeleitete akkadische Lehnwort zuordnen:225 ˹kuša2˺-la2-e : a-la
(MS 3401 Vs. 8)
Diese Lehnwörter, die sich vom Bezugswort nur dadurch abheben, dass sie morphologisch dem Akkadischen angepasst wurden, bieten keine neuen Informationen bezüglich der Interpretation der Textstelle oder der Semantik des Bezugswortes. Vielmehr sind diese Lehnwörter als wissenschaftliche Konstrukte zu deuten, die das diesbezügliche Wissen des Verfassers darstellen. 4.4.3 Die semantische Ebene In diese Kategorie gehören die Glossen, bei denen der Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse semantische Gründe hat. 3.1 Semantische Entsprechung Hierzu gehören die Belege, in denen Bezugswort und Glosse dieselbe Referenz haben. Vor allem sind hier sumerische und akkadische Wortpaare zu erwähnen. Diese Belege sind die häufigsten unter den Glossen: kug-sig17 : ḫu-ra-ṣi kiri3 : ap-˹pu˺ ˹dumu˺ an-na-˹me-en˺ : ˹ma˺-ra-ni
(VAT 21575 Vs. 3) (VAT 8531 Vs. 18) (VAT 21575 Vs. 6)
Andererseits gibt es Belege, in denen zwei sumerische Lexeme kontrastiert werden. Das sumerische Lexem suḫub ‚Stiefel, Schuhe‘ (Akk. šuḫuppatu) ist im folgenden Beleg dem ebenfalls sumerischen Lexem esir ‚Sandalen, Schuhe‘ (Akk. šēnu) gegenübergestellt: suḫubx(ḪUB2. ḪUB2)-be2 : kuše-sir2
(AO 6967 Vs. 24)
Das folgende Beispiel ist ähnlich, hier werden jedoch dialektale Varianten des sumerischen Hauptdialekts bzw. des Emesal-Dialekts gegenübergestellt: te : a-na
(AO 5383 Vs. i 18’)
In diesem Fall ist die Emesal-Variante ta ‚was?‘ im Haupttext belegt, der entsprechende Begriff im Hauptdialekt wurde als Glosse hinzugefügt, um die Textstelle zu erklären oder aber das Wissen des Schreibers zu beweisen. Ein weiterer Beleg, der hier zu nennen ist, vermerkt in der Glosse die der Normalorthographie entsprechende Schreibung zum phonetisch geschriebenen Verbstamm bzw. der Verbform: 225
Diese Kategorie ist ebenfalls im Korpus von Crisostomo bezeugt, vgl. Crisostomo 2014, 111. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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sag̃?!-an-ne2 ša-ba-ni-ib2-se : us2 (AO 5394 Rs. 1’) sag̃=ane=ø ša-ba-ni-b-us-e Kopf=3.SG.H.POSS=ABS MOD-MID-L1-3.NH.P-folgen-3.SG.A „Möge er seinen Kopf erheben!“ Der Kontext zeigt eindeutig, dass das Verb sag̃ – us2 ‚den Kopf erheben‘ im Text vorkommt. Die phonetische Schreibung weist darauf hin, dass der Vokal des Verbstamms in der gegebenen morphophonologischen Umgebung eine Reduzierung erfährt. In einem zweiten Beispiel, das dem ersten sehr ähnelt, findet keine Reduzierung statt. Es bedarf deshalb keine weitere Erklärung: (BM 23820 Rs. 46) bar-uš si3-ke-be2 mu-ni-in-tag-a : sig3-ge baruš sig-ed=be=e mu-ni-n-tag-ø=’a Stange schlagen-PF=3.NH.POSS=ERG VEN-L1-3.SG.H.A-berühren-3.SG.P=SUB „Wenn diese schlagende Stange sie berührte (…)“ Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass diese Glossen nicht als Erklärung, sondern als Korrektur gemeint sind. 3.2 Semantische Derivation Hierzu zählen die Belege, die dem Bezugswort nicht die gewöhnliche Übersetzung zuordnen, sondern Synonyme in Form von Glossen zufügen. Glossen dieser Art sind relativ häufig zu finden. In dem ersten Beispiel ist die nominalisierte Verbform einem Nomen gegenübergestellt: lu2
kur2 kur sig-ta tu10-tu10-be2 na-an-˹ak-e?˺ : (CBS 1422 Vs. 11) da-ab-da-šu-nu dabdû tu~tu=be=ø m. Sg. Akk. + 3 m. Pl. Poss. niederschlagen~RDP=3.NH.POSS=ABS „Die Feinde aus dem Bergland haben ihnen eine Niederlage zugefügt.“
Das sumerische Verb wird üblicherweise mit den akkadischen Verben ḫatû und kamāru ‚niederschlagen‘ wiedergegeben.226 Das verwendete akkadische Lexem, dabdû ‚Niederlage‘, ist häufiger als die Übersetzung von bad5-bad5 belegt. sag̃ dili sag̃-g̃a2-na-gen7 ḫa-ba-ab-šum2-mu : (YBC 4621 Vs. 13) ma-ni-ma manû ḫa-ba-b-šum-e G Inf., St. constr. + MOD-MID-3.NH.P-geben-3.SG.A Partikel -ma „Einen Stellvertreter möge sie geben (akk. fürwahr aushändigen).“
226
In Vs. 13 gehört die Glosse ka-mar-šu-nu ‚ihre Niederlage‛ zum Bezugswort butug oder putuk (Akk. patāqu), das ein Lehnwort aus dem Akkadischen ist, s. dazu Civil 2007, 30. Es ist also möglich, dass die Glossen verwechselt wurden, wie es Civil 2007, 30 in Fn. 27 vorschlug. Der Wechsel kann eventuell auch mit der strukturellen Ähnlichkeit der Lexeme /tutu/ und /dabdā/ begründet werden. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen: Ein Überblick
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Die Gleichung šum2 ‚geben‘ und manû ‚ausliefern, aushändigen‘ ist semantisch klar. Die morphologische Entsprechung ist nicht gegeben, die deontische Semantik des /ḫa/-Präfix spiegelt sich jedoch in dem Infinitiv mit dem emphatischen Partikel -ma wider. Die gewöhnliche und sogar theoretisch zum Kontext passende Entsprechung des sumerischen Verbs šum2 wäre allerdings nadānu ‚geben‘. Das Verb manû passt hier jedoch besser zum Kontext, da es nicht um Gegenstände, sondern um eine Person geht. Es ist möglich, dass semantische Derivationen belegt sind, wenn der Kontext eine akkadische adäquatere Übertragung erlaubt als z.B. die aus den lexikalischen Texten bekannten Übersetzungen. Im Sumerischen und Akkadischen kann man sich allerdings nur auf die aus den schriftlichen Quellen bekannte Wortsemantik beziehen bzw. sich auf die altbabylonische und eventuell auch spätere lexikalische Tradition stützen. Diese Quellen umfassen aber nicht unbedingt alle möglichen Nuancen der Wortsemantik. 3.3 Semantische Erweiterung Diese Kategorie umfasst wenige Belege, in denen die Semantik des Bezugswortes erweitert wird. Die Glosse umfasst also keine Synonyme, sondern breitere Interpretationen, die abhängig vom Kontext zustande kommen. Hierzu zählen u.a. erstarrte Metaphern, insoweit sie erkennbar sind. Ähnliche Glossen können aber auch durch Assoziationen entstehen. Das erste Beispiel bezeugt, dass die akkadische Glosse eine Interpretation zum Bezugswort bieten kann: e2-a lu2-be2 : za-ni-in „der Mann des Tempels (lit. Hauses)“ – „Versorger“
(BM 96706 Rs. 12)
Das akkadische Lexem zāninu ‚Versorger‘ steht im Status constructus, was möglicherweise darauf hindeutet, dass es die sumerische Genitivkonstruktion nur teilweise wiedergibt. Die komplette Entsprechung wäre also zānin bītim ‚Versorger des Tempels‘. Damit ist die Glosse eine semantische Erweiterung des sumerischen Lexems lu2 ‚Mann‘ mit der Angabe einer spezifischen Bedeutung, also durch Verengung der Semantik. Der folgende Beleg ist ebenfalls eine interpretative Glosse zur sumerischen Textstelle: i3-dul nu-dul-la : qe2-eb-rum „(Sei ein Dämon,) bedeckt oder nicht bedeckt.“
(Ni 630 Rs. i 6)227
Die sumerische Version lässt eine breitere Interpretation zu, die akkadische Fassung ist konkreter. Das Verb dul ‚bedecken‘ entspricht im Akkadischen katāmu. Das
227
Hier stelle ich die Übersetzung von Geller 1985, 147 zu Z. 106 („whom no grave has covered“) in Frage. Vgl. ASKT 86–87 zu Z. 8 i3-dul nu-i3-dul / qeb-ru la qeb-[ru]. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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verwendete Lexem ist hingegen das Verbaladjektiv von qebērum ‚begraben, bestatten‘, dessen sumerische Entsprechung ki – tum2 wäre.228 Des Weiteren ist die folgende Glosse als semantische Erweiterung zu berücksichtigen: sipad-de3 e2-a-ne2 ˹sag̃ li˺-bi2-in-ak-ne2 : ḫal-bi „Der Hirte befriedigte nicht mehr seinen Haushalt.“229
(CBS 4560+ Rs. i 23)
Die Glosse in Rs. i 23 ist enigmatisch. Zum im Text vorhandenen e2 ‚Haus‘ gehört die Glosse ḫal-bi. Eine Möglichkeit ist, die Glosse als e2-ḫal-bi = ḫalpû ‚Brunnen, Zisterne‘ zu interpretieren, s. dazu Uchitel 1992, 321. Alternativ kann die Konstruktion als ein vorangestellter Genitiv interpretiert und die Glosse als ḫal ‚Anteil, Portion‘ gedeutet werden, wie etwa ‚(sein) Anteil im Haus(halt)‘. Bis die Variante, die im Haupttext erhalten ist, eine plausiblere Interpretation zulässt, ist die Deutung der Glosse problematisch. 3.4 Antonymie Es gibt zwei Belege, in denen die Glosse ein Antonym des Bezugswortes vermerkt. In beiden Fällen wurden sowohl das Bezugswort als auch die Glosse auf Sumerisch verfasst: nag̃ : gu7 trinken : essen
(AO 5394 Rs. 4’)
(VAT 6077 Vs. ii 11’) e2-g̃u10 dumu ze2-ba nu-bulug̃-g̃a2-na : ḫul Mein Haus, da es sein gutes Kind nicht großzog (…)” Da im ersten Manuskript ausschließlich Randglossen belegt sind, die unterschiedliche Funktionen haben, ist die Authentizität der Glosse hier nicht anzuzweifeln. Die gegenübergestellten Lexeme sind nag̃ ‚trinken‘ und gu7 ‚essen‘.230 Die zweite Glosse ist auch eindeutig als eine Annotation zu erkennen. In diesem Beleg sind die Lexemen dug3 ‚gut‘ und ḫul ‚falsch, bösartig‘ gegenübergestellt. 3.5 Paraphrase Das folgende Beispiel zeigt, dass ein Lexem auch durch eine kurze Paraphrase bzw. einen Kommentar erklärt werden kann: gu2-sa-ne2-še3 : bi-ir-ti a-ḫi
(Ni 630 Rs. ii 8)
228
Vgl. CT 16 10 v 5–6: gidim lu2 ki nu-tum2-ma ḫe2-me-en / lu eṭemmu la qeb-rum MIN (=atta) „Sei ein Dämon, der nicht begraben ist“. 229 Das Kompositum sag – ak ist ein Hapax. In dem aus Susa stammenden Manuskript Sb 12358 ̃ + Sb 12362 Vs. 18 steht das Verb šu dul3 – ak ‚schützen‘. S. dazu und auch zur Übersetzung Flückiger-Hawker 1999, 127 mit Fn. 113. 230 Eine andere Möglichkeit ist allerdings, dass diese Glosse verstellt wurde und zur nächsten Zeile gehört. In dem Fall wäre das Bezugswort ninda ‚Brot‘ und würde es sich hier um eine Variantenglosse oder Synonyme handeln. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen: Ein Überblick
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Das akkadische Lexem ist keine direkte Entsprechung des sumerischen Ausdrucks. Das akkadische birtum ‚Mitte‘ entspricht dem sumerischen Wort murub. In diesem Kontext sind die inneren Teile, d.h. die Muskeln, mit dieser Paraphrase wiedergegeben. Glossen, die den sumerischen Ausdruck paraphrasieren, sind nur selten belegt. Obwohl der folgende Beleg nicht zu dieser Gruppe gehört, ist es interessant, dass Paraphrasen auch in der umgekehrten Richtung vorkommen können: me-e sumun2 bi-us2-me-en : re-at?/-su-nu
(AO 6906A Vs. 10)
Die akkadische Glosse paraphrasiert den sumerischen Ausdruck sumun2 bi2-us2 ‚der den Kühen folgt‘. Im akkadischen Text wurde das Verb re’û ‚behüten‘ verwendet, wohl die Basis, aus der auch das Nomen rē’û ‚Hirte‘ gebildet wird. Wie diese beiden Glossen illustrieren, sind als Grundlage von Paraphrasen vor allem Unterschiede im Wortschatz bzw. in den Wendungen des Sumerischen und des Akkadischen zu nennen. 4.4.4 Die pragmatische Ebene Die Belege, denen ein pragmatischer Hintergrund zuzuschreiben ist, sind als einmaliger kreativer Sprachgebrauch zu verstehen, daher sind sie nur schwer zu erkennen und interpretieren. Da die Identifizierung der unkonventionellen Repräsentationen ein nicht ganz unproblematisches Wagnis ist, ist die Anzahl der bisher erkannten Belege niedrig. 4.1 Figurative Repräsentation Hierzu gehören die Glossen, die stilistische Mittel, vor allem Metaphern oder Metonymie, verwenden. Jedoch werden hierzu keine Stilfiguren gezählt, die konventionell und allgemein verbreitet waren: Erstarrte Metaphern sind unter der Kategorie Semantik betrachtet. Auch die gewöhnliche literarische Bildsprache ist hier nicht berücksichtigt. Beispielsweise werden die Tiermetaphern im Sumerischen, die feste akkadische Entsprechungen haben (z.B. gud ‚Bulle‘ – qarādu ‚Held‘; ušumgal ‚Drache‘ – rubû ‚Prinz‘), nicht der Pragmatik zugeordnet. Die folgende Glosse bietet eine metaphorische Interpretation zum Bezugswort: u3-li-la : ma-al-li-li-iš
(BM 100111 Vs. 11)
Das sumerische Lexem ulili ‚Klage‘ ist mit dem akkadischen Idiom malīliš ‚wie eine Flöte‘ wiedergegeben. Das Lexem malīlu ist die Entsprechung des sumerischen Wortes gi-gid2. In diesem Fall greift die Glosse zur Bildersprache. Das tertium comparationis ist wahrscheinlich der hohe Ton des Instruments, der vielleicht die Konnotation ‚klagend‘ hat. Der sumerische Text verwendet einen abstrakten Begriff, der in Form einer Glosse konkretisiert und auch erklärt wird.
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4.2 Ikonische Repräsentation Lediglich zwei Belege wurden identifiziert, die als ikonische Repräsentation erklärt werden können. Obwohl in der Forschung Ikonizität als die Grundlage altorientalischer Hermeneutik in späteren Epochen angesehen wird,231 ist unter den altbabylonischen Schultexten eine ähnliche Verbreitung nicht zu erkennen.232 Der erste Beleg ist wie folgt: ama-˹ugu˺-ne2 : i-na MUNUSmi-ša
(Ni 2377a Vs. ii 2)
Das sumerische Lexem ist spezifisch und aus den Lexemen ama ‚Mutter‘ und ugu ‚gebären‘ zusammengesetzt und fungiert als Bestimmungswort. In der Glosse ist wahrscheinlich die akkadische semantische Entsprechung ummu ‚Mutter‘ gemeint, die Schreibweise ist jedoch einmalig. Es wurde das Logogramm MUNUS, das die graphische Repräsentation der weiblichen Genitalien ist und logographisch das Lexem sinništu ‚Frau‘ repräsentiert, verwendet, um das akkadische Lexem wiederzugeben. Das Zeichen MI gilt als phonetischer Indikator zur akkadischen Entsprechung, d.h. es weist auf die Aussprache bzw. Interpretation des Logogramms im gegebenen Kontext hin. Ohne diesen Hinweis wäre dieser Glossentyp kaum zu erkennen. Der zweite Beleg bezieht sich nicht auf die semantische, sondern auf die graphische Ebene: id2
idigna id2buranun-na sag̃ sig10-ga-am3 : TAB TAB
(VAT 6705 Rs. 10’)
Falls die Interpretation richtig ist, bezieht sich diese Glosse am linken Tafelrand auf die beiden Flussnamen. Zwei weitere Randglossen in diesem Text fungieren als Merkhilfen, daher ist es möglich, dass im vorliegenden Manuskript eine funktionale Aufteilung der Glossen vorliegt. Als Merkhilfe ist es möglich, dass es sich hier um einen Sonderfall handelt, indem das Zeichen TAB, der aus zwei parallelen horizontalen Keilen besteht, als ein Piktogramm bzw. bildliche Darstellung eines Flusses verwendet wurde. In dem Fall wäre lediglich die Zeichenform von Bedeutung, ihre Lesung oder Bedeutung spiele jedoch keine Rolle. In dem Fall wäre diese Glosse sowohl eine Merkhilfe, als auch eine ikonische Darstellung der Bezugswörter. 4.3 Bezug auf die Tradition Hierzu gehören die Glossen, die mit Hilfe eines besonderen Hintergrundwissens über die Wortsemantik hinaus erklärt werden können. Die folgende Glosse ist in einer Hymne des Mondgottes Nanna belegt: zirrux(EN.NU.NUNUZ.ZI.dNANNA)233 : dnin-gal
(HS 1513 Vs. ii 17’)
Das Lexem zirru ist die Bezeichnung der Priesterin, nämlich der ēntu-Priesterin des Nanna. Die Gleichstellung der Priesterin und der Gattin des Nanna, Ningal, entstammt 231
Vgl. Bottéro 1992, 87–102; Glassner 2003, 121–165; Noegel 2010; Johnson 2013; Selz 2013. 232 Crisostomo 2014, 112. 233 Eine ausführliche Übersicht zur Etymologie und Bedeutung dieses Epithetons bietet Westenholz 1989, 541–544. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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der kultischen Funktion der ēntu-Priesterin, die als menschliche Gattin des Gottes diente.234 Die Glosse erklärt in diesem Fall also die textinnere Referenz des Wortes zirru, dadurch dass sie die menschliche und göttliche Gattin des Gottes Nanna miteinander vergleicht. Ein weiterer Beleg, in dem auf Ningal mit dem Epitheton zirru verwiesen wird, findet sich in CBS 8546 Rs. 14’.235 Dieser Beleg bestätigt, dass dem Verfasser der Glosse ein spezielles Hintergrundwissen zur Verfügung stand, das in der Glosse verwendet wurde. Die folgende Glosse kommt aus einem fragmentarisch erhaltenen Kontext: (Ni 2126+ Rs. i 9’-11’) ˹x˺ zi kug-de2-a / nig̃2-ga gal-gal-da / ḫu-mu-ra-da-an-laḫ4 : za-gin3-a kug de-’a=ak=ø zagin=ak=ø Lapislazuli=GEN=ABS Metall gießen-PT=GEN=ABS „[…] aus gegossenem Metall (Gl. aus Lapislazuli), zusammen mit einem großen Schatz, möge er? dir bringen.“ Die Glosse bezieht sich auf die Materialangabe: der erwähnte Gegenstand konnte wahrscheinlich sowohl aus Edelmetall als auch aus Lapislazuli gefertigt werden. Diese Glosse ist eventuell als ein Hinweis darauf zu verstehen, dass der genannte Gegenstand aus beiden Materialen gefertigt werden konnte bzw. dass er in der Vergangenheit aus Edelmetall, in der Zeit des Entstehens der Glosse aber schon aus Lapislazuli gefertigt wurde. Die Interpretation dieser Glosse bereitete vermutlich keine Schwierigkeiten in der Zeit ihrer Entstehung. Das Hintergrundwissen des Verfassers steht heute jedoch nicht mehr zur Verfügung, was die Deutung dieses Belegs erschwert. 4.4.5 Die graphische Ebene Auf der graphischen Ebene ist theoretisch mit Abkürzungen, Erweiterungen und Wechsel von Schriftzeichen zu rechnen. In dem Fall gehört die Glosse nicht zum vorhandenen sumerischen Lexem, sondern es ergibt sich das tatsächliche Äquivalent durch die graphische Modifikation des Bezugswortes. Bisher ist lediglich ein Beleg bekannt, der zu dieser Kategorie gehört. Dieser stellt möglicherweise einen graphischen Wechsel dar: (HS 1486 Vs. 7) u3-mu-un-e šu-ne2-a šu im-ma-an-du3 : iḫ-ṣi2-in-an-ni „Der Herr hat mich mit seinen Händen gebunden (Akk. er hat mich geschützt).“ In diesem Beleg wurde das Verb du8 durch du3 ersetzt. Es könnte hier eventuell eine phonetische Schreibung angenommen werden, die mit einer Glosse verbessert wurde. Allerdings ist das entstandene Kompositum šu – du3 = kamû in sich bedeutungstragend und bedeutet ‚binden‘, dessen Semantik eher negativ konnotiert ist. Das erwartete Kompositum wäre šu – du8 = kullu ‚halten‘. Das akkadische Lexem ḫaṣānu ‚umarmen, beschützen‘ ist kein direktes Äquivalent, sondern eine interpretative 234 235
Vgl. Steinkeller 1999, 128–129. Vgl. Sjöberg 1977, 16. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
Glosse. Die akkadischen Lexeme kullu und ḫaṣānu teilen die Semantik ‚aufpassen, schützen‘. Glossen auf der graphischen Ebene sind sehr schwer zu identifizieren. Phonetische Glossen sind potenziell nicht immer willkürlich ausgewählt, sondern unter Berücksichtigung des Wortsemantik.236 Wegen der phonetischen Übereinstimmung wird aber meistens nach keinen weiteren Merkmalen gesucht. Im vorliegenden Beispiel wäre der Vorschlag, das Bezugswort als eine phonetische Schreibung zu interpretieren nicht nur eleganter, sondern auch definitiv weniger erklärungsbedürftig. Phonetische Schreibungen sind meistens als Wechsel von zwei Keilschriftzeichen zu beschreiben, wobei es ist schwer zu beweisen ist, dass der Wechsel auf graphischen, und nicht auf der phonetischen Ebene angesiedelt ist. Das folgende Beispiel bietet einen möglichen Beleg für einen graphischen Wechsel: (AO 6906A Rs. 15’) ki-˹ta˺ giri3!-si-g̃u10 ki-a ni2 im-ma-al : [še]-pa-ia „Bezüglich der Erde, meine Zehen gebieten Ehrfurcht auf der Erde.“ Wobei die Übersetzung der Textstelle vorläufig bleibt, obwohl das glossierte Lexem ist auch durch Duplikate bestätigt wird.237 Die Glosse bezieht sich hier nicht auf das sumerischen Lexem giri3-si ‚Zehe‘, sondern auf das graphische Abkürzung giri3 ‚Bein‘. Allerdings, von einem semantischen Sichtpunkt aus kann man hier auch eine metonymische Beziehung zwischen Bezugswort und Glosse rekonstruieren, daher muss die Interpretation nicht zwangsläufig auf der graphischen Ebene erfolgen. Ein weiteres Beispiel, das ebenfalls als unsicher einzustufen ist, ist das Folgende: d
˹nanše˺ ninaki-ke4 muš3 mi-ni-in-ga amaš-a-na lil2-e (AO 6446 Vs. i 30) : en ne-na? „Nanše von Nina hat ihre Schafhürde dem Wind hinterlassen.“ Einerseits ist im Haupttext eine einmalige Textvariante belegt, andere Manuskripte verwenden mu-lu ‚Herr‘ anstatt des Gottesnamen. Es ist wohl möglich, dass die Glosse auf diese Textvariante Bezug nimmt und zum Lexem im Emesal-Dialekt (mulu) die Entsprechung im Hauptdialekt (en) zuordnet. Im Haupttext emendiert zudem der Schreiber den Namen der Göttin, demzufolge war es ihm wohl auch bewusst, dass es um eine weibliche Gottheit handelt. Diese hätte als gašan ‚Herrin‘ und nicht als mu-lu ‚Herr‘ gekennzeichnet werden müssen. Eine semantisch bedingte Glosse würde 236 Ein Beispiel dazu bieten die phonetische Schreibungen in BM 23584 Vs. 16 und 17: Das Verb dab(5) wurde im Haupttext phonetisch mit TUG2 = tu9 geschrieben, diese Gleichung beruht auf nachvollziehbaren phonetischen Prinzipien. Allerdings ist es möglich, dass die phonetische Nähe von dab(5) = ṣabātu ‚ergreifen‘ und tu9 = ṣubātu ‚Bekleidung‘ auch eine Rolle gespielt hat. Demzufolge hatte der Schreiber eine Hilfestellung in Form einer phonetischen Schreibung, die nicht nur die korrekte Aussprache der Textstelle bewahrte, sondern auch einen phonetischen Hinweis zur akkadischen Übersetzung des Lexems beisteuerte. In diesem Fall ist zwar die Glosse selbst vom graphischen Wechsel nicht betroffen, es ist aber sinnvoll, unter den Glossen für vergleichbaren Belegen Ausschau zu halten. 237 S. dazu Cohen 1988, 662 zu Z. e+146’.
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in dem Text zudem aus dem Muster fallen. Daher schlage ich vor, dass der Schreiber d nanše(-)ninaki-ke4 als eine Sandhi-Schreibung für dnanše en ninaki-ke4 interpretiert hat und die Glosse ebenfalls rein phonetisch zu deuten ist. In diesem Fall würde es sich im Haupttext um eine mutmaßliche graphische Abkürzung durch die SandhiSchreibung handeln, die durch die Glosse aufgelöst wird. 4.5 Der Beitrag der Glossen zu den Artefakt-Biographien Im vorigen Kapitel 3 wurde dargestellt, wie paratextuelle Merkmale eines Manuskripts zu seiner Kontextualisierung beitragen können. Die Glossen sind ebenfalls Informationsträger, die ggf. einen Beitrag zu den Artefakt-Biographien leisten. Glossenhandschriften sind in diesem Zusammenhang einzeln zu betrachten und sind oft nicht aussagekräftig. Im Folgenden werden daher drei Einzelfälle exemplarisch erläutert, um einige mögliche Praxeologien glossierter Manuskripte anzudeuten. Das erste Manuskript, das hier als Beispiel angeführt werden soll, ist MS 3401.238 Dieses kleine Täfelchen beinhaltet ohne Zweifel eine Schulübung. Die Tafel hat ein Querformat und umfasst lediglich neun Zeilen der Hymne Šulgi A [ETCSL 2.4.2.01]. Diese Textlänge gilt als ungewöhnlich sogar für eine Übungstafel: sie umfasst in der Regel ein Drittel des Textes, ca. 30–35 Zeilen, nämlich das durchschnittliche tägliche Pensum eines Studenten. Zudem ist die Rückseite der Tafel nicht beschrieben. Diese Eigenschaften stellen in Frage, ob man es in dem Fall mit einem gewöhnlichen Exzerpt- bzw. Übungstafel zu tun hat oder ob diese Glossenhandschrift doch eine andere Funktion erfüllt hat. Auf der Tafel befinden sich außer den neun Textzeilen, nämlich Z. 44–52 des Komposittextes, vier Glossen sowie zwei weitere, akkadische Anmerkungen. Die eine wurde auf dem linken Tafelrand platziert, die andere nach dem Text, auf dem unteren Rand und auf der Rückseite. Die Glossen auf der Tafel sind vielfältig: eine interpretative Glosse auf Sumerisch, eine akkadische Übersetzung, sowie zwei textkritische Annotationen sind bezeugt. Letztere sind entweder als Varianten oder als Korrekturen zu deuten. Alles in allem ist es unwahrscheinlich, dass diese Tafel einmal als Vorlage zum Memorieren diente, wie es bei Exzerpttafeln meistens behauptet wird. Über die Länge des Abschnittes hinaus sprechen auch die ungewöhnlichen akkadischen Annotationen gegen eine solche Verwendung. Vielmehr scheint es der Fall zu sein, dass diese Tafel dem Zweck diente, die Glossierung von Texten zu üben. Kurze Glossen sind auf der Tafel interlinear platziert, eine längere Annotation befindet sich auf dem Tafelrand. Die Funktionen der Glossen variieren ebenfalls. Der Schreiber experimentiert anscheinend mit den Möglichkeiten und ergänzt den Text mit Glossen mit unterschiedlichen formalen und inhaltlichen Merkmalen. Der gewählte Text, der unter den ersten sumerischen literarischen Texten studiert wurde, war bestens geeignet, dieses hermeneutische Instrument aufgrund eines wohl bekannten Exzerpts einzuüben.
238
Zur Publikation des Manuskripts s. Vacín 2011, 461–462. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Dieses Verständnis hat allerdings eine weitere Implikation bezüglich der Funktion von Übungstafeln. Und zwar scheint es möglich, dass nicht alle Übungstafel gleich zur Memorierung dienten, sondern auch andere Funktionen erfüllen konnten. Weitere Übungstafel mit ähnlicher Funktion kommen unter den Glossenhandschriften sehr wahrscheinlich vor, doch sind mit weniger Sicherheit zu erkennen.239 Dieses Täfelchen ist daher ein einmaliger Beweis dafür, dass Glossierung eine wichtige Fertigkeit der Schreiber war, die im Rahmen des Unterrichts erlernt und geübt wurde. L 1489, das zweite Manuskript, das hier besprochen werden soll, bietet einen liturgischen Text. Das Manuskript beinhaltet mehrere phonetische Schreibungen, darüber hinaus sind Ausspracheglossen auf dem Tafel erhalten. Obwohl sowohl phonetische Schreibungen als auch phonetische Glossen in liturgischen Texten häufig belegt sind, ist es ungewöhnlich, dass beide Methoden in demselben Manuskript vorkommen. Sie schließen sich meist gegenseitig aus, da sie dieselbe Funktion erfüllen: sie zielen auf die vereinfachte, phonetische Wiedergabe eines Lexems. Demzufolge ist es erklärungsbedürftig, warum beide Strategien in einem Text Verwendung fanden. Glossen in altbabylonischen Manuskripten sollten dem Schreiber zugeschrieben werden, die das Manuskript verfasst hat. Diese Annotationen sind einmalige, individuelle Vermerke, die nicht mit dem Text zusammen überliefert wurden. Zudem sind phonetische Glossen nicht als Fehler zu deuten, sondern als wissentliche Hinweise auf die phonetische Form eines Zeichens. Beim Verfassen von Glossen war dem Schreiber nämlich der Standardorthographie des Wortes bekannt, die mit der korrekten Aussprache ergänzt wurde.240 Die herkömmliche Interpretation dieses Phänomens wäre, besonders im Falle eines liturgischen Textes, dass die Glossen die richtige phonetische Wiedergabe der Textstelle beim Vortragen unterstützten. Demzufolge würden die Glossen für einen performativen Gebrauch des Manuskripts sprechen, entworfen während der Vorbereitungen durch einen Experten.241 Doch diese These erklärt nicht, warum die zwei Formen von phonetischen Schreibungen gemischt wurden. Falls die Aussprache des Textes im Vordergrund stand, waren phonetische Schreibungen im Haupttext besser geeignet, um die Vorführung zu unterstützen. Weiterhin waren phonetische Glossen zur selben Verbform in aneinander folgenden Zeilen zumindest überflüssig (vgl. Rs. 24–25) und für die Glossenhandschriften eher unüblich. Eine Alternative wäre, dass die Glossen des Manuskripts als Korrekturen zu einer phonetisch geschriebenen Vorlage entstanden sind. Diese Vorlage, wie bei liturgischen Manuskripten üblich, beinhaltete sowohl orthographisch als auch phonetisch geschriebene Elemente im Haupttext gemischt, d.h. der Schreiber setzte eine einzige Strategie für die Wiedergabe phonetischer Formen um, wo immer er eine Hilfestellung brauchte. Wahrscheinlich bezweckte er die Rekonstruktion orthographischer 239
Vor allem kommen hier kurze Exzerpten von den Sprichwörtersammlungen in Frage, z.B. einige Manuskripte von UET 6/2 209, 335, 356, 367, 368, 371, 382 und 386. 240 Krecher 1971, 431. 241 Delnero 2015, 115–116. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Schreibungen mit dem Erhalt der phonetischen Formen der Vorlage in Form von Glossen. Wo immer die phonetischen Schreibungen im Haupttext erhalten blieben, zögerte der Schreiber bei dieser Aufgabe. Diese Vorgehensweise wäre einerseits für Unterrichtszwecke bestens geeignet. Andererseits deutet sie auf das hermeneutische Interesse des Glossators hin, der einen verständlichen Text aufgrund einer phonetischen Vorlage wiederherzustellen versuchte. Es gibt eine Handvoll von altbabylonischen Manuskripten mit redaktionellen Glossen, die Varianten oder Korrekturen zum Text umfassen. Die Korrekturen dieser Manuskripte sind ähnlich gestaltet wie in L 1489: die bevorzugte Version befindet sich im Haupttext und die korrigierte Form ist in dem Manuskript als Glosse aufgenommen. Allerdings war es keine Notwendigkeit, die abgesetzte Form zu notieren, daher sind Korrekturen selten erkennbar. Dieses Manuskript weist darauf hin, dass lediglich vom funktionalen Typ der Glossen nicht auf die Praxeologie des Manuskripts geschlossen werden kann. Sogar phonetische Entsprechungen mögen teils anderen Zwecken dienen als die Aussprache eines Wortes in der Normalorthographie aufzuklären. Diese Sonderfälle sind allerdings erst dann nachvollziehbar, falls eine ähnliche Ambiguität wie im betrachteten Manuskript vorliegt. Ein weiteres relevantes Manuskript ist VAT 6705. Das Manuskript beinhaltet die Hymne Ninkasi A [ETCSL 4.23.1] sowie das Trinklied [ETCSL 5.5.a], beide Texte sind öfters auf einem Manuskript belegt. Das vorliegende Manuskript umfasst zahlreiche Glossen, von denen sind vor allem die Anmerkungen am linken Tafelrand von Bedeutung, wenn die Verwendung der Tafel hinterfragt wird. Weitere Glossen im Manuskript, die sonst alle interlinear platziert sind, umfassen vor allem Textvarianten. Die Glossen auf dem Tafelrand gehören zu den Zeilen 8 und 20 der Vorderseite, sowie zur Zeile 10 der Rückseite. Die Glosse zur Vs. 20 ist allerdings verstellt, da sie inhaltlich zur Vs. 24 gehört. Die Glossen an der Vorderseite wiederholen jeweils die Zeilenanfänge bzw. die ersten Zeichen der jeweiligen Zeile. Die Glosse TAB.TAB auf der Rückseite ist vermutlich eine ikonische Darstellung von Euphrat und Tigris, die am Zeilenanfang genannt wurden, allerdings hat der Platz am Tafelrand zur Wiederaufnahme der beiden Wörter nicht gereicht. Dieser Annotationen am Tafelrand ist wahrscheinlich eine mnemotechnische Funktion zuzuschreiben: sie dienten als Orientierungshilfe auf dem Manuskript. Demzufolge war dieses Manuskript möglicherweise zum Vorlesen eines bekannten, aber wohl nicht memorierten Textes vorgesehen. Es ist allerdings auch möglich, dass diese Annotationen gerade das Memorieren unterstützten. Damit kann der genaue Sitz im Leben des Manuskripts nicht näher bestimmt werden, da diese Hilfestellungen einen praktischen Zweck dienten und vielfältig eingesetzt werden konnten. Abschließend lässt sich sagen, dass die Verwendung der Glossenhandschriften nur unter Berücksichtigung einzelner Manuskripte näher bestimmt werden kann. Dabei sind allerdings die Glossen selbst bzw. die Glossen alleine eher selten informativ, besonders wenn über die Verwendung eines Manuskripts hinaus auch sein Sitz im © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 4
Leben genauer bestimmt werden sollte. Die wenigen aussagekräftigen Beispiele, die hier erläutert wurden, stellen lediglich exemplarisch dar, wie Glossen die Praxeologie eines Manuskripts aufzeigen bzw. diesbezügliche Schlüsse verfeinern können. Weiterhin beweisen diese Beispiele, dass mit der Verallgemeinerung von Schlüssen bezüglich der Praxeologie von Glossenhandschriften zur Vorsicht geraten werden muss. 4.6 Fazit Es wurde bereits erwähnt, dass eine direkte Korrespondenz zwischen formalen und funktionalen Merkmalen von Glossen nicht besteht. Jedoch gibt es Tendenzen, die (i) die Verwendung des einen oder anderen formalen Typus erklären können und (ii) die Form einiger funktionalen Typen bestimmen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen diese erkannten Tendenzen hier zusammengefasst werden. Zuerst soll die Häufigkeit bestimmter formaler Typen erklärt werden. Da die formale Typologie der Glossen statistisch erfasst werden kann, bieten die folgenden Abbildungen eine Übersicht über die formale Aufteilung von 1018 Glossen und 175 glossierten Manuskripten:
100%
75%
50%
25%
0% Glossen Interlinear
Rand
Glossenhandschriften Infralinear
2 Typen
3 Typen
Abbildung 9: Formale Aufteilung von Glossen und Glossenhandschriften
Diese Diagramme sollen durch einige weitere Beobachtungen ergänzt werden: • Randglossen und infralineare Glossen beziehen sich vor allem auf einzelne Wörter, längere Einheiten sind gewöhnlich mit interlinearen Glossen versehen. • Randglossen sind häufig in Manuskripten belegt, die lediglich eine einzige oder wenige Glossen beinhalten. • Akkadische Glossen jeder Art sind nur ausnahmsweise in Form von Randglossen belegt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen: Ein Überblick
•
•
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Infralineare Glossen sind vor allem in den Leerräumen der Manuskripte platziert, daher setzt dieser Glossentyp die mit dem Haupttext zeitgleiche Verschriftlichung der Glosse nicht voraus. Sind in einem Manuskript Glossen mit unterschiedlichen Funktionen belegt, ist eine formale Differenzierung je nach Funktion meistens nicht gegeben.
Zum Zusammenhang formaler und funktionaler Aufteilung von Glossen sind die folgenden Anmerkungen zu beachten: 1. Glossen, die Textvarianten angeben, stehen immer in unmittelbarer Nähe ihres Bezugswortes. Daher ist die infralineare Form besonders geeignet für diese Glossen, allerdings sind auch interlineare Belege zahlreich. 2. Besteht eine phonetische, morphosyntaktische oder semantische Entsprechung zwischen Bezugswort und Glosse, ist eine physische Nähe nicht unerlässlich. 3. Falls mehrere zusammenhängende Wörter oder eine ganze Zeile mit Glossen versehen ist, wird die Aufteilung der Glossen nicht immer der Aufteilung der Bezugswörter angepasst. 4. Auf Wörter, die in einer zusammenhängenden Glosse nicht aufgenommen wurden, weisen lediglich Leerräume hin. Die Verwendung der Annotation MIN oder KI.MIN ist nicht die Regel. 5. Die Grenzen zwischen ausführlich glossierten und zweisprachigen Texten sind nicht fließend (s. dazu auch Kapitel 5). Diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Glossen vor allem aufgrund ihrer Form und nicht aufgrund ihres Inhalts oder ihrer Funktion eine Gruppe bilden. Die formalen Merkmale, die die Grenzen zwischen zweisprachigen und glossierten Texten ziehen, machen einen Unterschied aus, der zwischen den beiden Typen textueller Verflechtung nicht verwischt werden sollte.
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5 GLOSSEN VS. BILINGUEN Die gängige Forschungsmeinung sieht fließende Grenzen zwischen glossierten Manuskripten, die mit zusammenhängenden akkadischen Glossen versehen sind, und zweisprachigen Manuskripten, die als Bilinguen bezeichnet werden.242 Ausschlaggebend für die Zuweisung eines Manuskriptes ist die Art, wie die akkadischen Fassungen in den Textausgaben vertreten sind. Werden längere sumerische Einheiten eines Manuskripts von einer akkadischen Fassung begleitet, werden diese Manuskripte gewöhnlich als Bilinguen bezeichnet. Aufgabe des vorliegenden Kapitels ist es, zu zeigen, dass die zwei textkritischen bzw. texthermeneutischen Apparate der Glossen und der Bilinguen hinsichtlich formaler Kriterien voneinander zu differenzieren sind. Die im Folgenden gemachten Beobachtungen gelten für die altbabylonische Zeit. 5.1 Typologie der altbabylonischen Bilinguen In der altbabylonischen Zeit sind Bilinguen selten. Ihre Anzahl von 76 Manuskripten unterschreitet die Anzahl glossierter Manuskripte weit. Bilinguen weisen keine einheitliche Form auf. Jedoch gibt es vier Grundformen, die in der altbabylonischen Zeit belegt sind. Dabei handelt es sich um folgende: (1) Manuskripte, in denen sich die zwei Fassungen in zwei nebeneinander stehenden Kolumnen befinden; (2) Manuskripte, in denen die akkadische Fassung in der Zeilenmitte anfängt, d.h. in der beide Fassungen in Halbzeilen platziert sind;243 (3) Interlinearbilinguen, in denen sich die akkadische Fassung unter der sumerischen befindet; und (4) ein seltenes Format, in dem sich die beiden Fassungen auf den zwei Tafelseiten befinden.244 Die Interlinear242
S. Krecher 1980, 127, der sogar eine Entwicklung der Bilinguen aus den Glossen vorschlug. Cooper 1969, 10, der sich übrigens für eine klare Trennung zwischen Bilinguen und glossierten Texten ausspricht, schreibt: „In heavily glossed texts whole lines are occasionally translated, but this is the exception rather than the rule“ mit dem Verweis auf die Manuskripte HS 1486 und CBS 14002+. In beiden Texten gehören wohl Glossen zu jeweils allen Wörtern in einer Zeile. 243 Die Bilinguen, die die Übersetzung in einer separaten Kolumne erfassen, sind in der Regel nicht auf zwei gleich breite Kolumnen aufgeteilt: die sumerische Fassung hat Vorrang, die akkadische Fassung ist beigeschrieben. 244 Zu einer alternativen Typologie s. die von Krecher 1980, 124–125. Die hier erwähnten Typen entsprechen in Krecher’s Typologie jeweils Typ 3 und Typ 2c; ich ordne zu den Interlinearbilinguen seinen Typen 1b, 1a und 2a zu, eine detailliete Beschreibung der Subtypen s. unten. Das vierte Format gehört typologisch bei Krecher zu Typ 4b. Es gibt ein bisher unveröffentlichtes altbabylonisches Manuskript in der Schøyen Collection, das diesem Format entspricht. Den Hinweis darauf verdanke ich Jana Matuszak. Diese Tafel zusammen mit dem Istanbuler Manuskript RA 24 34–37 (s. dazu van Dijk 1953, 89–99 und Cooper 1969, 12), das wohl einen Dialog Zwei Frauen [ETCSL 5.4.05] beinhaltet, sind bezüglich ihres Formats Ausnahmen, was wohl didaktische Gründe hat, da lediglich Schultexte mit dieser Methode übersetzt wurden. Dieser Typ von Bilinguen war auch nicht während der mittelbabylonischen Zeit verbreitet. Das Format ist jedoch mit zweisprachigen Königsinschriften verwandt, die eine sumerische und akkadische Fassung auf demselben Objekt aufweisen. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 5
bilinguen haben jedoch weitere Subtypen. Die akkadische Fassung ist entweder (i) in gleicher Schriftgröße verfasst wie der sumerische Text, (ii) in kleinerer Schrift verfasst oder (iii) in gleicher Schriftgröße verfasst und durch eine Trennlinie abgetrennt. Besonders die Manuskripte, die zum zweiten Subtyp der Interlinearbilinguen gehören, sind leicht mit glossierten Manuskripten verwechselbar. Auch die Grenzen zwischen den Subtypen (i) und (ii) sind nicht klar festzulegen, da die Einschätzung der Schriftgröße im Falle minimaler Größenunterschiede subjektiv sein mag. Denn es ist nicht mit Sicherheit in jedem Fall zu entscheiden, ob manche Zeichen absichtlich kleiner geschrieben wurden oder es an Platzmangel oder an der Handschrift lag. Eine vorläufige Aufteilung altbabylonischer zweisprachiger Manuskripte nach formalen Typen ist hier zu sehen:245 Gleiche Schriftgröße Gleiche Schriftgröße mit Trennlinien Akkadisch in kleinerer Schrift
Vs. / Rs. 1
Zeilenmitte
7
Zwei Kolumnen
10
Interlinear
16
30 0
10
20
30
40
12 50
60
70
Abbildung 10: Formale Aufteilung von Bilinguen
Nicht nur bei den Glossen, sondern anscheinend auch bei den Bilinguen war der interlineare Typ bevorzugt. Diese Methode bot nämlich die Möglichkeit, die sumerische und akkadische Fassung direkt einander zuzuordnen und auf den Sprachwechsel optisch hinzuweisen. Doch blieb die formale Vielfalt von Bilinguen auch nach der altbabylonischen Zeit erhalten, was der subjektiven und freien Wahl der Schreiber in Hinblick auf zweisprachigen Fassungen zuzuschreiben ist. In der mittelbabylonischen Zeit fand die Entwicklung und Verfeinerung dieser Typologie zusammen mit der weiteren Verbreitung zweisprachiger Manuskripte statt.
245
Zu einer Übersicht der Manuskripte mit Angabe der formalen Typen s. Kapitel 9. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Glossen vs. Bilinguen
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5.2 Fallstudien zu Quasi-Bilinguen Cooper verwendet die Quantität als Kriterium zur Unterscheidung zwischen Glossen und zweisprachigen Texten.246 Manuskripte, in denen zu jeder sumerischen Zeile eine akkadische Übersetzung gehört, wären demnach zu den Bilinguen zu zählen. In ausführlich glossierten Manuskripten hingegen beziehen sich die Glossen in der Regel auf vereinzelte Wörter in einer Zeile. Manuskripte, die nur zu wenigen Zeilen vollständige Übersetzungen aufweisen, wären ebenfalls zu den glossierten Texten zu zählen, da keine selbstständige akkadische Fassung zum sumerischen Text erzielt wurde. Es gibt aber Tafeln und Fragmente, in denen der akkadische Text teilweise eine vollständige, teilweise aber eine unvollständige Fassung bietet oder zu manchen Zeilen gar keine akkadische Fassung vorhanden ist. Wozu sollten diese Texte gezählt werden? Es lässt sich jedoch zeigen, dass das Kriterium der Quantität für eine Zuweisung zwischen Glossen und Bilinguen ungeeignet ist. Vielmehr ist es eine Frage des Formats, ob ein Manuskript als Bilingue oder als Glossenhandschrift einzuordnen ist. Zur Untermauerung dieser These möchte ich zunächst einige Bilinguen als Fallbeispiele vorstellen, die in unterschiedlichem Umfang eine akkadische Fassung zum sumerischen Text bieten. Als erstes Beispiel soll ein Auszug aus dem Manuskript CBS 1356247 zitiert werden: Rs. ii
4 5 6
lu2 še de6-a 2-am3 ḫa-ra-gub ba-˹bi-il˺ ŠE-e ši-na li-iz-zi-zu-ma še-ta ab-ta-e3-de3 iš-tu ŠE-a-am tu-uš-te-lu-u2 sur12 ‹du8›-da-zu ud 5-kam ḫa-ba-ne-ḫa ma-aš-ka-an-ka na-du-u2 UD 5 KAM li-nu-uḫ
„Zwei Personen sind notwendig, um das Getreide wegzutragen. Nachdem es vom Getreide entnommen wurde, möge deine Tenne 5 Tage lang ruhen.“ In diesem Manuskript liegt eine vollständige akkadische Fassung vor. Einige Elemente sind aus der sumerischen Version als Logogramm übernommen, damit sind die beiden Fassungen selbstständig und einander gleichzustellen.
246
Cooper 1969, 11 nutzt dieses Kriterium, um die Bilinguen, in denen die akkadische Fassung in kleinerer Schrift verfasst ist, seinem Korpus zuzuordnen: „It must be stressed that the amount of translation in all five texts with only partial Akkadian translations far exceeds the amount of Akkadian in even the most heavily glossed texts so that there is little hesitation in classifying these texts as bilinguals.“ 247 Unterweisungen eines Bauern an seinen Sohn [ETCSL 5.6.3]. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 5
Das nächste Beispiel bietet das Manuskript BM 38600.248 Der folgende Auszug ist repräsentativ für den Aufbau dieser Bilingue: Vs. 4 5 6 7 8
id2-sal-la id2 kug-ga na-nam MIN nar-šu el-le-tum-ma kar-gẽ štin-na kar-be2 na-nam MIN kar-šu-ma kar-usar kar ma2?! us2-be2 na-nam MIN ma-ak-lu-ti-šu-ma tul2-amar-utu tul2 a dug3-ga-be2 na-nam MIN bur me-e-šu ṭa-bu-ti-ma mul-nun-dbi-ir-da pa5 mul-be2 na-nam MIN pa-lag-šu2 mut-ta-an-bi-tum-ma
„Id-sala ist ihr heiliger Fluss, Kar-g̃eština ist ihr Kai. Kar-usar ist ihr Kai, dem sich die Schiffe nähern. Tul-Amar-Utu ist ihr Brunnen von süßem Wasser. Mulnunbirda ist ihr strahlender Kanal.“ Dieses Manuskript ist einmalig, da der Verfasser eine vollständige Fassung des sumerischen Textes beabsichtigt, jedoch hat er die Eigennamen nicht in die akkadische Fassung übernommen, sondern mit dem Zeichen MIN ‚dito‘ ersetzt. In den 39 Zeilen des Textes ist das Zeichen MIN insgesamt 41-mal belegt. Die folgenden Zeilen zeigen, wie konsequent der Schreiber diese Methode verwendete: Rs. 9 Rs. 17
d
nu-nam-nir i3-gẽ n [ki-sikil] sar-ra MIN MIN MIN-u2 mu-lu abul-am3 mu-lu g̃išsi-g̃ar-ra ša2 MIN ša2 MIN
„Nunamnir ging fort, [die Jungfrau] hat ihn verfolgt: ‚Mann des Stadttors! Mann des Riegels!‘“ In diesem Manuskript ist die akkadische Fassung zwar fast vollständig, jedoch nicht selbständig, da sie sich maßgeblich auf die sumerische Version stützt. Ein weiteres Beispiel bietet das Manuskript CBS 1596, in dem die akkadische Fassung exemplarisch wie folgt aussieht: Vs. 5’
mu dba-u2 nin-g̃a2-ka e-šub-ba e2 dnanna-kam aš-šum be-el-ti-ia ____ e-zu-ub i-na e2 ____ / ˹g̃arza?˺ ki-gub-ba nu-tuku-a / pa-ar-ṣa u3 ma-za-za-am la i-šu-u2-ma
„Der Bau, meiner Herrin zuliebe, habe ich den Tempel des Nanna vernachlässigt, indem ich an jenem Ort keine kultischen Verordnungen hatte (Akk. keine kultischen Verordnungen und Bleibe hatte).“
248
Enlil und Ninlil [ETCSL 1.2.1]. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Glossen vs. Bilinguen
Vs. 7’
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˹e2˺-[kiš-nu]-˹gã l2˺ dnanna-kam nig̃2 na-me-še3 nu-mu-ni-ib2-te-ta ____ ša ____ a-na mim-ma šum-šu la ṭe4-ḫa-ku-u2-ma
„Das Ekišnug̃al gehört dem Nanna, nähere dich ihm auf gar keinen Fall.“ Wie diese Auszüge deutlich machen, wurde in diesem Manuskript, genau wie in dem vorherigen, lediglich auf die Wiedergabe von Personennamen verzichtet. Nur die Art der Auslassung der Personennamen weicht von der in BM 38600 ab. Demzufolge sollte dieses Manuskript ebenfalls als vollständige, aber nicht selbstständige Übersetzung angesehen werden. Die nächsten Beispiele, die aus unterschiedlichen Textgattungen stammen, weichen von den bisherigen dadurch ab, dass sie keine vollständige Übersetzung zum sumerischen Text bieten. Die Gründe für diese unvollständige Übersetzung sind in der besonderen Formelsprache der jeweiligen Textgattungen zu suchen. Der folgende Auszug stammt aus dem Manuskript CBS 346:249 Vs. 1 2 3
[lugal-g̃u10-ra] u3-ne-[dug4] ˹parad2-g̃u10 arad2-zu na-ab-be2˺-[a] lugal-g̃u10 inim-zu inim an-na nig̃2 nu-kur2-[ru-dam] a-wa-at-ka a-wa-at a-nim ša ˹la˺ […]
„Sag meinem Herrn: So spricht Aradg̃u, dein Diener: Mein Herr, dein Wort ist das Wort des An, es ist eine unabänderliche Sache.“ In diesem Brief sind die Einheiten, die zur Formelsprache dieser Gattung gehören, sowie die Anrede nicht übersetzt worden.250 Die akkadische Fassung fängt erst in Vs. 3 an und folgt im Weiteren den bereits erwähnten Kriterien: Personennamen und Anrede werden nicht aufgenommen. Diese Auslassung von Formelsprache in der akkadischen Übersetzung gilt auch für andere Textgattungen. Ohne die relevanten Texteinheiten zu zitieren, soll hier beispielsweise auf das Manuskript CBS 332 verwiesen werden. Es beinhaltet eine Beschwörung des Marduk-Ea-Typs. In der akkadischen Fassung ist jedoch die Standardformel, in der Asalluhi seinen Vater Enki um Hilfe bittet (Vs. 13’–22’), nicht übersetzt. Ebenfalls wird auf die Übersetzung einer Aufzählung der Götter verzichtet. In diesen Texteinheiten sind bestimmten Wörtern Annotationen hinzugefügt, die Glossen ähneln, jedoch nicht in kleinerer Schrift verfasst sind. Sie sind somit keine Glossen, sondern gehören zu einer unvollständigen akkadischen Fassung. In dem Manuskript AO 5382, das einen liturgischen Text beinhaltet, gibt es zwei längere Einheiten, die eine Litanei umfassen. In der ersten Litanei (Vs. 1’–13’) ist die zweite Zeilenhälfte jeweils abgekürzt. Die akkadische Fassung zur Litanei entfällt abgesehen von der ersten Zeile. In der zweiten Litanei (Rs. 19’–26’) sind Götternamen und Tempel- bzw. Ortsnamen aufgezählt, die Halbzeilen sind mit Glossenkeilen voneinander getrennt. Die Übersetzung entfällt ebenfalls komplett.
249 250
Brief von Aradg̃ u an Šulgi über die Festung Igiḫursag̃ a [ETCSL 3.1.06]. Ähnlich ist ein anderer zweisprachiger Brief, AUWE 23 113. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 5
Das Manuskript BM 67111251, das zur Ur-Klage gehört, beinhaltet auf beiden Seiten eine Litanei. Akkadische Übersetzungen wurden in der Zeilenmitte platziert und nehmen immer nur auf die erste Halbzeile Bezug, da die zweite Halbzeile ohne Veränderungen wiederholt wurde. Dementsprechend war es nicht notwendig, diese Einheit in die Übersetzung aufzunehmen. Hingegen wurden nicht übersetzbare sumerische Einheiten wie Eigennamen übersetzt bzw. wiederholt, da in diesem Bereich scheinbar eine Vollständigkeit angestrebt wurde. Anhand dieser Beispiele wird ersichtlich, dass eine vollständige Übertragung des sumerischen Textes unterschiedlich realisiert werden konnte. Eigennamen konnten wegfallen, die akkadische Fassung blieb dennoch vollständig. In bestimmten Gattungen, in denen sich eine Formelsprache etabliert hatte, wurden die dazu gehörigen Elemente als redundant angesehen und dementsprechend konnte auf deren Wiedergabe verzichtet werden. Demzufolge sind die Annotationen, die in diesen Texten belegt sind und formal den Glossen ähneln, in der Tat Übersetzungen. Die Leerstellen und ggf. ganze Zeilen ohne Übersetzung sollten nicht anders interpretiert werden als die Dito-Zeichen im Manuskript BM 38600. 5.3 Formale Kriterien zur Identifizierung von Glossen Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie glossierte Tafeln von Bilinguen zu unterscheiden sind. Bei der Unterscheidung zwischen Bilinguen und Glossen spielt ein formaler bzw. ästhetischer Aspekt eine Rolle, das Schriftbild. Der grundlegende Unterschied zwischen Glossenhandschriften und Bilinguen, wie es bewiesen wurde, ist nicht die Vollständigkeit des Manuskripts oder die Schriftgröße der akkadischen Fassung. Entscheidend ist vielmehr die Beziehung der sumerischen und akkadischen Versionen. Bilinguen entsprechen der Stufe C der Verflechtung, d.h. Elemente der sumerischen und der akkadischen Sprachen alternieren im Text. Glossen hingegen gehören zu Stufe D, d.h. sie werden verwendet, um Elemente der sumerischen Sprache zu erklären.252 Es stellt sich daher die Frage, wie diese beiden Typen der Verflechtung in den Manuskripten nachvollziehbar sind. Bilinguen wurden dadurch definiert, dass die sumerischen und akkadischen Einheiten im Text alternieren. Der sumerischen Einheit folgt also eine akkadische, darauf folgt wieder eine sumerische. Liegt eine Bilingue vor, in der die beiden Fassungen in unterschiedlichen Kolumnen platziert sind, ist dieses Kriterium problemlos erfüllt: nach dem vollständigen sumerischen Text steht die komplette akkadische Fassung, da die Kolumnen der Keilschrifttafel in einer bestimmten Reihenfolge zu lesen sind. Im Falle von Bilinguen, in denen die akkadische Fassung in der Zeilenmitte steht, ist zwar die sumerische Version von der akkadischen unterbrochen, jedoch ist die Verarbeitung sumerischer und akkadischer Textabschnitte linear. Im Fall von Interlinearbilinguen, egal in welcher Schriftgröße sie verfasst sind, ist die Reihenfolge ebenfalls eindeutig: nach einer sumerischen Zeile folgt eine akkadische oder, insoweit die
251 252
Vacín 2017, 469–470. Zur Stufe C und D der Verflechtung s. Kapitel 2.3. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Glossen vs. Bilinguen
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akkadische Fassung nicht zu jeder Zeile vorhanden ist, folgt eine akkadische eben nach mehreren sumerischen Zeilen. In manchen Bilinguen ist die akkadische Fassung in kleinerer Schrift geschrieben. Die zwei Fassungen sind jedoch auf der Tafel gleichmäßig verteilt, die akkadische Fassung bildet eine eigene Zeile. Es gibt keine Beschränkungen, weshalb die Rezeption dieses Textes nicht zeilenweise mit einem Sprachwechsel je nach Zeile erfolgen sollte. Auffällig ist, dass auf solchen Tafeln die Leerräume nicht ausgenutzt wurden, obwohl manchmal die infralinearen Positionen sogar die Lesbarkeit unterstützt hätte. Und doch ist es verständlich, da die Ausnutzung der Leerräume das Schriftbild verändert hätte und es zudem erschwert hätte, die beiden Fassungen voneinander zu unterscheiden. In den Interlinearbilinguen herrscht Ordnung und diese weist darauf hin, wie die Manuskripte zu lesen sind: als zwei aufeinander folgende Fassungen. Die Manuskripte entscheiden sich dementsprechend für eine von mehreren Layouts, und verwenden dieses konsequent. Auch in vielen glossierten Manuskripten ist eine feste Ordnung erkennbar, da die Anzahl der Glossen das Schriftbild nicht verderben. Jedoch sind die Glossen um ihre Bezugswörter platziert und können bei Bedarf mitgelesen oder konsultiert werden. Sie bilden aber keine selbstständige Einheit, die optisch auch als solche erscheint.253 Überschreitet die Anzahl der Glossen eine kritische Menge, können glossierte Tafeln im Gegensatz zu den Bilinguen unübersichtlich werden, da die physische Nähe von Bezugswort und Glosse Vorrang gewinnt. In ausführlich glossierten Manuskripten ist es nicht möglich, die Glossen den Bezugswörtern sofort zuzuordnen oder die Bezugswörter und die Glossen auf Anhieb zu identifizieren. Das typische Schriftbild glossierter Manuskripte ist u.a. an den Tafeln AO 6906A, BM 54704, IM 58430 und MS 3294 ersichtlich. Im Manuskript MS 3294 sind die Glossen hauptsächlich in der Zeilenmitte platziert, teilweise aber auch interlinear. Die Glossen bieten keine vollständige Übersetzung, sondern umfassen vereinzelte Wörter. Ein weiteres Beispiel bietet das Manuskript IM 58430,254 auf dem sogar vollständige Zeilen mit Interlinearglossen versehen sind, die allerdings nicht als eigenständige Zeilen auf der Tafel auffallen, sondern um ihre Bezugswörter verteilt sind. Diese Unordnung, die auf glossierten Manuskripten herrscht, ist nicht auf das interlineare Format beschränkt. Das Manuskript BM 54705 weist neben interlinearen Glossen eine größere Menge an Randglossen auf. Es ist vom Schriftbild nicht ersichtlich, welchen Zeilen diese langen, auf mehrere Zeilen aufgeteilten Randglossen zuzuordnen sind. Im Falle dieser Tafel ist kaum anzunehmen, dass die zwei Fassungen nacheinander oder zeilenweise konsultiert werden können. Wahrscheinlicher ist, dass bei der Verteilung der Glossen die physische Nähe zum Bezugswort beachtet wurde, damit die 253 Vgl. G.1.2.b.1725, das Manuskript der Pushkin Museum Elegien [ETCSL 5.5.2–5.5.3]. Über
70 Glossen sind auf dieser zweikolumnigen Tafel belegt. Trotz ihrer hohen Anzahl sind die Glossen optisch nicht mehr als Hilfestellungen zu bewerten. 254 Zu Tafelfotos s. JAOS 103, 70 und 72. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 5
Erklärung bei Bedarf schneller vorzufinden ist. Das Wechsel zwischen einem infraund interlinearen Format bzw. zwischen interlinearem und Randformat kann sogar innerhalb einer Glosse erfolgen. Demzufolge kann die Zuordnung dieser Glossen zu den formalen Typen problematisch sein. 5.4 Fazit Aufgrund der bisher erwähnten formalen Unterschiede zwischen Bilinguen und glossierten Manuskripte ist es berechtigt, beide Formate voneinander zu unterscheiden. Bilinguen präsentieren die sumerische und akkadische Fassung als zwei optisch abtrennbare Einheiten. Glossen hingegen werden nie wie eine geordnete, auf der Tafel gleichmäßig verteilte Schriftzeile organisiert, wie es in den akkadischen Versionen der Bilinguen üblich ist. Wie sind nun die formalen Ähnlichkeiten der Glossen und einiger Interlinearbilinguen, und zwar derer, die eine akkadische Fassung in kleinerer Schriftgröße aufweisen, zu erklären? Die These einer Entwicklung der Interlinearbilinguen aus den Glossen heraus255 ist zwar attraktiv, jedoch erscheinen die beiden Gattungen gleichzeitig in der altbabylonischen Zeit und bleiben auch nachher gebräuchlich. Weder der zeitliche Vorrang von Glossen kann begründet werden, noch werden Glossen von Bilinguen abgelöst. Mit der kleineren Schriftgröße wurde das Ziel erreicht, dass der sumerische Haupttext gut erkennbar ist. Daher möchte ich vorschlagen, dass sowohl die Glossen als auch die Interlinearbilinguen in kleinerer Schrift die Möglichkeit anbieten, dass die akkadische Fassung, oder im Fall der Glossen die Hilfestellung jeglicher Art, bei Bedarf konsultiert werden konnte, aber nicht unbedingt konsultiert werden musste. Die akkadischen Zeilen in diesen Interlinearbilinguen sind leicht zu erkennen und ebenfalls leicht zu ignorieren, falls man auf diese Hilfestellung verzichten kann. Die Entstehung des kleineren Formats wäre also auf praktische Gründe zurückzuführen.
255
Krecher 1980, 127. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
6 DER WISSENSCHAFTLICHE APPARAT DER ALTBABYLONISCHEN ZEIT 6.1 Einführung: Wissenschaftliche Praktiken und Konventionen Das vorliegende Kapitel hat die Zielsetzung, einen epistemologischen Ansatz für die Verwendung der Glossen vorzuschlagen und sie unter den Praktiken von Wissensvermittlung und -darstellung in Mesopotamien zu verorten. Die Erforschung altorientalischer wissenschaftlicher Konventionen256 hat im Jahr 1936 mit der Veröffentlichung von Wolfram von Sodens Artikel „Leistung und Grenze sumerischer und babylonischer Wissenschaft“ begonnen. In diesem Aufsatz führte von Soden den Begriff „Listenwissenschaft“ ein, der die Annäherungen zur Wissenschaft Mesopotamiens für Jahrzehnte bestimmt hat. Im 21. Jahrhundert setzte sich zusammen mit der Vertiefung des Verständnisses sumerischer und akkadischer Texte ein Paradigmenwechsel bezüglich der Definition und Epistemologie altorientalischer Wissenschaft durch.257 Der Wendepunkt ist durch einen Aufsatz von Hilgert gekennzeichnet,258 der das Konzept von Sodens kritisch analysierte259 und die „Wissenspraktiken“ mesopotamischer Listen, d.h. vor allem die Praktiken von Wissensvermittlung und -darstellung, epistemologisch zu konzeptualisieren versuchte. Seine Schlussfolgerungen sind jedoch nicht nur für die lexikalischen Listen gültig, sondern können als Definition mesopotamischer „Wissenskultur“ bzw. wissenschaftliche Konventionen verallgemeinert werden. Laut Hilgert sollten zwei Voraussetzungen erfüllt werden, damit die Annäherung an die wissenschaftlichen Praktiken Mesopotamiens Erfolg bringt. Erstens sollten Wissenschaft und Wirklichkeit entkoppelt werden.260 Diese Bedingung ermöglicht, wissenschaftliche Praktiken in ihrem kulturellen Kontext zu verstehen, ohne die Prämisse moderner Wissenschaft anzuwenden. Auch wenn bestimmte Praktiken vor dem Hintergrund des modernen Wissenschaftskonzepts als Spekulation erkannt werden, konnten sie in ihrem eigenen kulturellen Kontext unterschiedliche Formen von Logik 256
Einen Überblick zur Forschungsgeschichte der lexikalischen Korpora bietet Veldhuis 2014, 16–23. 257 Die Wissenschaft des Alten Orients ist nicht dem Wissenschaftsbegriff im modernen Sinne gleichzustellen. Doch umfasst sie die Gesamtheit der Erkenntnisse und die Erfahrungen der Epoche, welche gesammelt und tradiert wurden. Uns stehen lediglich sporadische schriftliche Quellen zur Verfügung, die vermutlich nur einen Teil der wissenschaftlichen Kenntnisse der damaligen Zeit bewahrt haben. 258 Hilgert 2009 bietet einen theoretischen Ansatz zur Definition der Wissenschaft als kulturell und soziologisch bedingtes Phänomen. Im Folgenden werden seine Schlussfolgerungen bezüglich der Wissenschaft, „Wissenspraktiken“ und „Wissenskultur“ zusammengefasst, ohne Betrachtung der breiteren epistemologischen Zusammenhänge. 259 Eine kritische Auseinandersetzung mit von Sodens Artikel sowie eine anschließende knappe Diskussion über sein unangebrachtes Konzept mesopotamischer Wissenschaft bietet Veldhuis 1997, 137–146. Seine Überlegungen betreffen allerdings vor allem den Zweck der lexikalischen Listen, die er nicht als Wissenschaft per se, sondern als Wissenschaft des Schreibens bestimmt. 260 Hilgert 2009, 284, auch Rochberg 2015, 209. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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bzw. Formen der Realität darstellen.261 Zweitens muss die Relativität des erreichbaren Wissensstandes erkannt werden: Da sich altorientalische Wissenschaft meistens nicht explizit, sondern implizit manifestierte, sind dem erreichbaren Kenntnisstand moderner Forschung bezüglich der Gegenstände der Wissenschaft sowie wissenschaftlicher Praktiken Grenzen gesetzt. Die Identifikation der impliziten Wissenseinheiten beruht lediglich auf unseren Erkenntnissen oder eben darauf, welche Elemente von uns als bedeutungstragend identifiziert werden.262 Die wissenschaftlichen Praktiken Mesopotamiens sind vor allem epistemischer Natur. Sie entstammen oft der „Multifunktionalität und Polyvalenz der Keilschriftzeichen sowie der daraus resultierenden Mehrdeutigkeit der schriftlichen Darstellung“.263 Sie sind die Repräsentationen des lateralen Denkens,264 einer äußerst dynamischen und adaptiven Form wissenschaftlicher Konventionen. Diese und ähnliche Praktiken fanden in Mesopotamien über Jahrtausende Verwendung: In dieser Form wurde das kollektive Wissen identifiziert, erworben, genutzt, gespeichert, überliefert und auf seine Relevanz überprüft. Selbstverständlich war dieses Wissen nur für die Schriftkundigen zugänglich, und zwar für diejenigen, die eine höhere Stufe der Literalität, die akademische Literalität, erreicht hatten. Lineares Denken, d.h. der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang, ist hingegen in der mesopotamischen Wissenschaft nicht zu erkennen. Im Folgenden sollen die anerkannten wissenschaftlichen Praktiken, besonders diejenigen, die schon in der altbabylonischen Zeit erkennbar sind, vorgestellt werden. Laterales Denken, die Grundlage der Wissenschaft Mesopotamiens, umfasst eine Reihe von epistemologischen Prozessen, die die subjektive und selektive Verwendung von Informationen, Analogien, Assoziationen und Gedankensprüngen zulassen und damit insgesamt einen kreativen Prozess ergeben. Beim lateralen Denken ist es keine Voraussetzung, dass alle Denkschritte richtig sind, Spekulationen sind ausdrücklich erlaubt. Obwohl laterales Denken heutzutage eher mit Kreativität als mit Wissenschaft verbunden wird, hat sich diese Technik auch in zahlreichen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Disziplinen etabliert, da sie zu unkonventionellen und innovativen Lösungen führt. Auch bei den gegenwärtigen Betrachtungen wissenschaftlicher Texte, wenn auch nicht mehr unter dem Begriff „Listenwissenschaft“, wird oft auf die „akkumulative Art des Wissens“265 hingewiesen. Die altbabylonische Zeit bedeutete in der Tat einen Paradigmenwechsel in der Wissenschaft Mesopotamiens. Sowohl die zunehmende Länge der lexikalischen Listen als auch die große Anzahl verschriftlichter Literaturwerke, aber auch neue Gattungen wie die Vorzeichensammlungen deuten darauf hin, 261
Vgl. auch Geller 2011, 153, der drei intellektuelle Vorbedingungen, und zwar Phantasie, deduktive Logik und Beobachtung, als die Grundlagen babylonischer Naturwissenschaften nennt. 262 Hilgert 2009, 297. 263 Hilgert 2009, 303. 264 Hilgert 2009 verwendet den Begriff „non-lineares Denken“. Der Begriff „laterales Denken“ wurde vom Kognitionswissenschaftler Edward de Bono in Jahre 1967 eingeführt. 265 Veldhuis 2000a, 237. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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dass Wissen aller Art gesammelt und überarbeitet, später sogar serialisiert wurde.266 Eine weitere Erkenntnis, die vor allem bezüglich der lexikalischen Listen zu erwähnen ist, ist, wie wenig praktisches Wissen sie übermittelt haben. Dennoch bestand die akademische Ausbildung größtenteils aus dem ausführlichen Studium dieser Listen.267 Auch wenn eine, auf die Listen bezogene Wissensvermittlung im mündlichen Form denkbar oder sogar gewiss ist, war dieses praktische Wissen nicht Teil des überlieferten, schriftlich gefestigten Textes. Die geschilderten Überlegungen machen allerdings keinen Unterschied zwischen den Begriffen Information und Wissen. Das Sammeln und Serialisieren von Informationen ist in der Geschichte Mesopotamiens vielfach bezeugt. Diese Tätigkeit wurde vor allem durch die politische Zentralisierung beschleunigt, wenn die territoriale Ausweitung Zugang zu neuen Informationsquellen bot, die potenziell praktische Verwendung finden konnten. Mit der Entstehung zentraler Macht nimmt u.a. auch das Interesse an Geschichte und Kulturerbe zu, beispielsweise um diese für ideologische und propagandistische Zwecke zu verwenden.268 Wissen hebt sich von Informationen dadurch ab, dass Wissen Informationen mit Wert darstellt. Die in den Listen und später auch in den Serien gesammelten Informationen mussten daher erstmal in Wissen umgesetzt werden, d.h. praktische Zwecke erfüllen. Die Wissensvermittlung erfolgt durch die Elite, durch die Gelehrten der Gesellschaft, die weder vom Schulbetrieb noch von der therapeutisch-medizinischen oder kultischen Praxis wegzudenken sind. Diese Wissenschaftler waren nicht in allen möglichen Bereichen kundig, sondern Spezialisten – ein klarer Hinweis darauf, dass die Menge von Informationen die Kapazität einer Disziplin überschritten hat und dass die vorhandenen Informationen selektiv verwendet werden mussten. Zu Beginn der altbabylonischen Zeit ist die Entstehung neuer wissenschaftlicher Konventionen zu erkennen.269 Die Disziplinen, die die akademische Literalität voraussetzten, entwickelten einen einheitlichen, systematischen wissenschaftlichen Apparat, der schon während der Ausbildung beigebracht und eingeübt wurde. Die Wissenschaftler der Zeit suchten allerdings nicht nach der Grundordnung der Natur, sie suchten nach den Anweisungen der Götter. Dieser Zielsetzung entsprachen die Gebiete, wo sie nach wahren Meinungen Ausschau hielten, sprich die Bereiche, in denen die Götter sich manifestieren konnten: vor allem sind hier die Heilkunde, die unterschiedlichen Formen der Divination und die Astronomie zu erwähnen.
266
Delnero 2016, 122–123. Hinweise auf einem praktischen Aspekt der Ausbildung liefern vor allem die mathematischen Texte und die Modellverträge. Der Anteil dieser Texte im altbabylonischen Korpus ist allerdings wesentlich geringer als der der lexikalischen und literarischen Texte: mathematische Texte umfassen ca. 750 Manuskripte (Tinney 2011, 578), Modellverträge sind nach Angaben des OBMC Projekts (http://oracc.museum.upenn.edu/obmc/) auf ca. 350 Tafeln bezeugt. 268 Vgl. Veldhuis 2004, 77–79, wo er erklärt, dass in der altbabylonischen Zeit Literaturwerke, die im 3. Jahrtausend einen lokalen Hintergrund hatten, nebeneinandergestellt und zur ideologischen Repräsentation der gemeinsamen Geschichte Mesopotamiens verwendet wurden. 269 Zu den Neuerungen im lexikalischen Korpus s. Veldhuis 2000a, 233. 267
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Kapitel 6
Die Gelehrten Mesopotamiens waren die Vermittler zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen. Der wissenschaftliche Apparat sollte auch dieser Zielsetzung entsprechen, nämlich das Erkennen und die Interpretation der verborgenen, unklaren göttlichen Instruktionen zu ermöglichen. Die Methodik umfasste dementsprechend die Interpretation von Zeichen durch laterale Denkprozesse, vor allem mit Hilfe von Analogien und Assoziationen. Wenn die Behauptung richtig ist, dass diese Art von Wissenschaft erst in der altbabylonischen Zeit entstand, handelt es sich um eine akkadische Innovation. Die wissenschaftliche Praxis des 3. Jahrtausends, so wie sie sich in den schriftlichen Quellen, insbesondere in den lexikalischen Listen manifestiert, bezog sich viel mehr auf die Tradition als auf die Innovation.270 Die „neue Wissenschaft“ des 2. Jahrtausends hat sich aber nicht von der sumerischen Tradition befreit: der Erhalt des Schriftsystems, besonders seine neue Verwendung für wissenschaftliche Zwecke, und die Bewahrung der sumerischen Sprache im Kult weisen ebenfalls darauf hin, dass die sumerische Sprache zur Kommunikation mit den Göttern und demzufolge auch in der wissenschaftlichen Praxis unerlässlich war. Das Schriftsystem und die Sprache bildeten die soliden Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens in der altbabylonischen Zeit. Die wissenschaftliche Praxis war vor allem hermeneutischer und semiotischer Art, was sich durch Erklärung, Auslegung oder Übersetzung manifestierte. Die Bedeutung sollte aus den Texten abgeleitet werden, entsprach aber nicht dem Literalsinn.271 Wichtig war ein vorhandener textueller Anker, der durch einen oder mehrere Gedankenschritte zur Interpretation führte. Das folgende Kapitel ist den altbabylonischen wissenschaftlichen Praktiken, vor allem semiotischen Praktiken gewidmet, um zu beweisen, dass sie in verschiedensten Disziplinen verbreitet waren.
270
Veldhuis 2000 [2005], 232–233 beschreibt das frühdynastische lexikalische Korpus als einheitlich und konservativ im Vergleich zu den altbabylonischen Listen. Veldhuis 2014, 102 revidiert teils diese Aussage, indem nur ein Teil der Tradition, der sog. „All-Babylonian“ lexikalische Listen als ein traditionelles Korpus beschrieben werden. Nebenan erkennt Veldhuis regional und lokal auch sehr innovative Listen, die er als Vertreter einer nördlichen und südlichen Tradition beschreibt. Trotzdem betont er den Kontrast zwischen dem 3. Jahrtausend und der altbabylonischen Zeit: „Third millennium lexical texts to a large extent continue late fourth millennium traditions and the structure of the corpus is primarily determined in relation to this ancient body of texts. Old Babylonian lexical texts form a corpus that is structured by the needs of a systematic introduction to writing and its history.“ (Veldhuis 2014, 143). Die altbabylonische Zeit bezeichnet Veldhuis daraufhin als eine Revolution bezüglich der Schriftlichkeit. 271 Vgl. auch Gabbay 2009, 169: „the original text was authoritative and therefore its interpretation had to depend on the textual elements in the original line, but the literal meaning of the text had no authoritative significance“. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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6.2 Wissenschaftliche Praktiken in den altbabylonischen Quellen Das vorliegende Kapitel hat eine zweifache Zielsetzung. Zum einen ist nachzuweisen, dass bestimmte altbabylonische wissenschaftliche Praktiken in der akademischen Literalität verankert sind. Zum anderen soll hier der vorsätzliche Charakter der Glossen, die nicht in einem denotativen Zusammenhang mit ihrem Bezugswort stehen, bewiesen werden. Um die Glossen als wissenschaftlichen Apparat zu erklären, muss ein Vergleich mit anderen wissenschaftlichen Praktiken stattfinden, die Ähnlichkeiten zu den Glossen aufweisen. Der Zusammenhang der ermittelten wissenschaftlichen Konventionen und des altbabylonischen Schulbetriebs wird dadurch demonstriert, dass sich die vorgelegte Evidenz zeitlich und inhaltlich auf das relevante Textmaterial beschränkt.272 So wird ersichtlich, dass den Schreibern, die an der akademischen Ausbildung teilnahmen, diese wissenschaftlichen Konventionen bekannt waren und von ihnen auch aktiv und innovativ verwendet wurden. 6.2.1 Listen für Fortgeschrittene Die Reihenfolge, in der die Texte im altbabylonischen Edubba in Nippur studiert wurden, wurde von Veldhuis rekonstruiert.273 Ohne Zweifel fing der Unterricht mit Zeichenübungen an. Diese Übungen bestanden aus dem Kopieren von Vorlagen, die der Lehrer oder Instruktor verfasst hatte, meistens auf derselben Tafel. Diese Übungen sind bezüglich wissenschaftlicher Praktiken eher uninteressant, da sie nicht interpretiert wurden, sondern dem Erlernen der Grundkenntnisse der Keilschrift und der ersten Zeichen dienten. Die Listen, die nach den ersten Übungen studiert wurden, konzentrierten sich auf das Erlernen eines Syllabars, das weder mit der sumerischen noch mit der akkadischen Sprache direkt verbunden ist, sondern Elemente aus beiden widerspiegelt – der zweisprachige Charakter der Ausbildung ist von Anfang an bezeugt.274 Zu diesen Silbenübungen zählen die TU-TA-TI-Listen275 und die Silbenalphabet A und B.276 Diese 272 Für eine synchrone und diachrone Betrachtung von wissenschaftlichen Praktiken, die auch für die folgende Untersuchung relevant sind, s. Crisostomo 2014, 34–50. Die von ihm vorgelegte Evidenz ist für eine diachrone Ergänzung geeignet. Der Fokus auf die altbabylonische Zeit ermöglicht aber, einen Anachronismus bezüglich altbabylonischer wissenschaftlicher Konventionen auszuschließen und die literarischen Glossen in synchronem Kontext einzuordnen. 273 Veldhuis 1997, 40–67. Das Curriculum im altbabylonischen Edubba wurde aufgrund textueller Evidenz aus Nippur rekonstruiert, da die Quellenlage aus dieser Stadt ausreicht, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Es ist aber wahrscheinlich, dass Nippur nur eine von mehreren lokalen Traditionen repräsentiert. Die Grundlagen waren prinzipiell in jeder Stadt gleich, die Auswahl an Texten war jedoch unterschiedlich. 274 Vgl. Wasserman u. Gabbay 2005, 77: „It is the setting of the Edubbaʾa that we consider to be the birthplace of the bilingual process.“ 275 Diese Listen sind vor allem in Nippur belegt. Ihre Verwendung in der akademischen Ausbildung ist jedoch nicht bestätigt, da unter den 3N-T-Texten aus dem „Haus F“ keine Exemplare bezeugt sind. 276 Die Verbreitung der beiden Siblenalphabete ist unterschiedlich, die Rezension B ist ausschließlich in Nippur belegt, die Rezension A ist jedoch überall außerhalb von Nippur zu finden
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Zeichenübungen, ergänzt durch die Listen von Personennamen, die ebenfalls zur Einübung des Syllabars dienten, formen die Anfangsphase der Ausbildung. Die Methode des Kopierens dieser Übungen weist auch darauf hin, dass es hier immer noch um das Erlernen der Grundlagen geht.277 Die fortgeschrittenen Zeichenlisten und lexikalischen Listen278 wurden in der nächsten Phase der Ausbildung studiert. Das Studium dieser sogenannten ProtoListen war ein längerer Prozess, der bis zu den ersten literarischen Studien fortgesetzt wurde.279 Eine klare Reihenfolge von diesen lexikalischen Übungen und Zeichenübungen kann nicht rekonstruiert werden, es gab vermutlich lokale und vielleicht auch individuelle Unterschiede.280 Der genaue Aufbau ist zwar unklar, die Bestandteile dieser Phase können jedoch mit großer Sicherheit bestimmt werden. Zu den fortgeschrittenen Zeichenübungen sind drei Listen zu zählen: Proto-Ea, Proto-Aa und Proto-Diri. Diese fortgeschrittenen Übungen thematisieren und systematisieren wichtige Eigenschaften des Schriftsystems: die Polyvalenz der Schrift sowie die komplexen Zeichen.281 Die lexikalischen Listen, die in dieser Phase grundlegend waren, bestehen aus den folgenden Texten: Proto-Ura, Proto-Lu2, Proto-Izi, Proto-Kagal und Proto-Nigga.282 Weitere, eher marginal belegte lexikalische Texte sind die Götterlisten, vor allem die Nippur-Götterliste, die Liste der Körperteile ugu-g̃u10, die Liste der Berufe lu2-azlag2 und ein Vorläufer der Liste von Rechtstermini ki-ulutin-be2-še3. Diese Listen teilen sich bezüglich ihres Formats in zwei Gruppen auf. Die Zeichenlisten, außer Proto-Ea, sind in zweisprachigem Format belegt, das gewöhnlich drei Kolumnen umfasst: die betrachteten Schriftzeichen stehen in der mittleren Kolumne und werden links mit ihrer phonetischen Wiedergabe, rechts mit einer akkadischen Übersetzung kontrastiert. Es gibt jedoch Rezensionen, die auf die phonetische Wiedergabe des Zeichens verzichten, wie es in der „Oxford“-Rezension der Liste Proto-Diri der Fall ist. Hier ist zu vermuten, dass die Verfasser die dritte Kolumne auswendig gelernt haben und daher darauf verzichten konnten. Die lexikalischen Listen sind in dieser Periode vor allem in einsprachigen Rezensionen belegt, mit und wurde auch in der mittelbabylonischen Zeit überliefert. S. Veldhuis 1997, 43. 277 Es gibt jedoch spätere Hinweise, dass sogar diese Elementarübungen als lexikalische Listen interpretiert wurden. Die späteren Kopien des Silbenalphabets A wurden durch eine oder zwei akkadische Kolumnen ergänzt, die die akkadische Übersetzung der einzelnen Zeichen erzielten. Diese Zielsetzung hat notwendigerweise einen spekulativen Charakter. S. dazu Edzard u. Wilcke 1977, 86. 278 Eine allgemeine Übersicht zum lexikalischen Korpus bietet Civil 1975. 279 Zu den Beweisen, dass lexikalische Listen und literarische Texte gleichzeitig studiert wurden, s. Veldhuis 1997, 65–67. 280 Vgl. Veldhuis 1997, 59: „Again, this shows that there was not one linear curricular order strictly applied, but rather a general sequence where different compositions occupy approximately the same place.“ 281 Veldhuis 1997, 81. 282 Die letzten beiden waren vermutlich ausschließlich in Nippur als zwei unterschiedliche Listen vertreten, s. dazu Veldhuis 1998, 211–213. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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gelegentlichen zweisprachigen oder glossierten Manuskripten (s. dazu Kapitel 12.4 und 12.5). Die vertikalen Ordnungsprinzipien dieser Listen sind vielfältig, die verwendeten Methoden verbinden allerdings die Zeichenlisten mit den fortgeschrittenen lexikalischen Listen. Die erkannten Ordnungsprinzipien sämtlicher Listen sind u.a. Akrographie, Homoioteleuton, strukturelle Ähnlichkeit, sich wiederholende Grapheme und Einheiten sowie Sinnverwandtschaft.283 In den zweisprachigen Rezensionen der Zeichenlisten gelten diesen Prinzipen manchmal auch in der akkadischen Kolumne,284 d.h. die vertikale Kohärenz besteht teilweise zwischen den aufeinander folgenden sumerischen, teilweise aber auch zwischen den akkadischen Lemmata.285 Das folgende Beispiel aus einem zweisprachigen Manuskript von Proto-Kagal dient als Illustration:286 3 4 5 6 7 8 9 10 11
nig̃2-de2-a nig̃2-de2-a kaš-de2-a gu3 de2-a gu3 de2-a lu2-kig̃2-gi4-a sa ab-gi4-a e2-gi4-a iri a gi4-a
pi2-it-qum bi-ib-lum qe3-ri-tum ša-su2-um na-bu-um ma-ri ši-ip-ri šu-˹te˺-er-su-um ka-la-tum šu-te-er-su-um
// Wiederholung (sum.) // Homoioteleuton (sum.) // Homoioteleuton (sum.) // Wiederholung (sum.) // Sinnverwandtschaft // Homoioteleuton (sum.) // Homoioteleuton (sum.) // Homoioteleuton (sum.) bzw. Wiederholung (akk. Z. 9)
Die zweisprachigen Rezensionen der Wortlisten weisen auf eine weitere Verwendung der erläuterten Methodik hin. Crisostomo hat die zweisprachigen und die glossierten Rezensionen der Liste Izi verglichen und herausgefunden, dass die zweisprachigen Rezensionen den sumerischen Lexemen nahezu immer semantisch kompatible akkadische Lexeme zuordnen.287 In den Glossen hingegen ist eine Reihe von innovativen Techniken zu erkennen, die nicht nur auf der semantischen, sondern auch auf der graphischen, phonetischen und morphologischen Ebene angewendet wurden. Diese Methodik, die besonders in den Glossen der Liste Proto-Izi erkennbar ist, nennt 283
Vgl. Hilgert 2009, 292–296 zu der Liste Diri; Crisostomo 2014, 65–78 zu der Liste Izi I und
II. 284
Vgl. Hilgert 2009, 295–296. Der Häufigkeitsgrad der Ordnungsprinzipien ist jedoch unterschiedlich: die Zeichenlisten und die sogenannten akrographischen Listen, Proto-Izi, Proto-Kagal und Proto-Nigga, machen von den graphischen Assoziationen mehr Gebrauch als die thematischen Listen wie Proto-Ura, ProtoLu2 und die erwähnten sonstigen Listen, die vor allem semantische Assoziationen verwenden. Die Verbindung zweier akkadischer Lemmata erfolgt auf der phonetischen oder semantischen Ebene. Ab der mittelbabylonischen Zeit sind zum ersten Mal Listen belegt, in denen die Ordnungsprinzipien primär auf die akkadische Kolumne Bezug nahmen, s. die Studie von Edzard 2011 zu SIG7.ALAN = nabnītu. 286 CBS 14126 (OIP 11 3), Vs. i 3–11. 287 Crisostomo 2014, 98. 285
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Kapitel 6
er „interlingual analogical hermeneutics“ (interlinguale analoge Hermeneutik).288 Die Prinzipien, die diese Analogien bestimmen, entsprechen den Ordnungsprinzipien der lexikalischen Listen, so sind die vertikalen und horizontalen Analogien als die Manifestation derselben wissenschaftlichen Praktiken zu erkennen. Als Beispiel sei hier die Partitur zu den glossierten Manuskripten von Izi I 1–5 von Crisostomo angeführt:289 N 2182
N 4956
N 6503
HS 1802
i-ša-tum
i3-ša-tum
izi
i-ša-tum
izi
[i]-˹ša˺-a-tum
ne
ki-nu-nu
ne
[ki]-˹nu˺-nu-tum
didalx
la-aḫ-mu
didalx
la-aḫ-mu-um
[izi]
ki!-nu-nu-tum la-aḫ-mu
ki-nu-um
[ne] ]290
[didalx
la-aḫ-am
la-ab-nu-[um] [ne]
na-ab-lu-um ne
di-ki-˹mu˺-[um] [didal ] x
di-gi-mu-um didal
˹na˺-ab-lum ne x
di-ki-mu-um didal
izi ne
didalx
˹na-ab˺-lum ne x
di-gi-mu-um didal
x
Crisostomo weist darauf hin, dass dieser Abschnitt der Liste bei den glossierten Exemplaren eine gewisse Stabilität aufweist. Die erste Glosse ist die authentische Übersetzung von izi ‚Feuer‘. Beim zweiten Beleg vergleicht Crisostomo die akkadische Glosse mit dem sumerischen Lexem kinene ‚Feuerschale‘, das Zeichen NE erklärt er als eine Abkürzung des Bezugswortes ‹ki-(ne)›-ne. Aufgrund der Liste Proto-Ura kann das Zeichen NE jedoch als eine logographische Schreibung des Lexems verstanden werden.291 Die anderen drei akkadischen Glossen beziehen sich ebenfalls auf die Semantik des Feuers. Die dritte Glosse beinhaltet das sumerische Lexem didal ‚Asche‘, das mit dem Lehnwort didallu auf Akkadisch wiedergegeben wurde. Hier ist dem Lexem eine andere Entsprechung zugeordnet,292 genauso wie in Z. 5, in der das akkadische Lexem ṭikmēnu ‚Asche‘ belegt ist. Letztlich wäre zu erwarten, dass das sumerische Lexem in der vierten Zeile orthographisch mit dem Zeichenkompositum ganzer2 (NE.SI.A) ‚Flamme‘ geschrieben würde. Man muss hier also in der Tat von einer graphischen Abkürzung sprechen. In dem Manuskript N 2182 handelt es sich in der akkadischen Glosse um eine Metathese von /n/ und /l/. 288
Zur Typologie dieser Prinzipien in der Liste Izi I–II s. Crisostomo 2014, 105–115. Crisostomo 2014, 92–93. Die Umschrift folgt in den ersten drei Zeilen seiner Interpretation. Er bietet keine ausführliche Betrachtung zu den Zeilen 4–5, diese Ergänzungen wurden von mir getätigt. 290 Die Lesung didal gehört in allen zitierten Manuskripten zum Zeichen NE. x 291 OB Nippur Ura 2, 324c: dugne. Ein weiterer Hinweis auf diese Schreibweise stammt aus dem zweisprachigen Manuskript UET 7 78 der Liste Proto-Izi Vs. i 4 (zitiert von Crisostomo 2014, 355), in dem die folgende Ausspracheglosse belegt ist: ne : ne2-e. Crisostomo 2014, 354–355 bezieht sich in seinem Kommentar zu dieser Zeile auf MB Izi 185–188 ki-ne und auf die gleiche Schreibweise in Diri-Exemplaren aus Boğazköy und Kabnak bzw. aus dem 1. Jahrtausend. Er weist darauf hin, dass keine Belege dieses Lexems aus einem nicht-lexikalischen Kontext bekannt sind. Meines Erachtens unterstützt der Quellenstand die Hypothese, dass es sich hier nicht um eine Abkürzung handelt, sondern die orthographische Schreibung des Wortes in der altbabylonischen Zeit belegt ist. 292 Vgl. CAD L S. 69 unter la’mu. 289
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Die Schlussfolgerungen der Analyse von Crisostomo sind von großer Bedeutung: er schlägt vor, dass die Liste Izi, und eventuell alle akrographischen Listen den didaktischen Zweck hatten, das Erlernen und Einüben semiotischer Praktiken zu unterstützen. Die Variation in den akrographischen Listen lässt sich ebenfalls durch diesen didaktischen Zweck erklären: die Lehrlinge sollten nicht mehr unter der Leitung eines Instruktors, sondern selbstständig arbeiten und ihre eigenen Rezensionen der Listen erstellen. Diese Listen waren im Gegensatz zu den Zeichenlisten nicht mehr nur reine Kopierübungen, sondern der Anfang einer kreativen Aktivität, die eventuell die erste Phase des wissenschaftlichen Arbeitens darstellte.293 Mit dem Studium der Zeichenlisten und der lexikalischen Listen, die alle unterschiedliche Annäherungen an das Schriftsystem verkörperten, entwickelten die Lehrlinge ein multidimensionales Verständnis für dieses System.294 Es war wichtig, die Zusammenhänge zwischen dem verschiedenen Gebrauch der Schriftzeichen bzw. die mangelnde Übereinstimmung zwischen Sumerisch und Akkadisch zu verstehen,295 um Texte in beiden Sprachen verfassen und auch verstehen zu können. Die genannten semiotischen Praktiken sind keine Erfindung der altbabylonischen Didaktik oder Gelehrsamkeit, sondern sind vom Schriftsystem abzuleiten. Während der Entwicklung der Keilschrift im Laufe des 4. und 3. Jahrtausends wurden diese Prinzipien verwendet, um die Anzahl von unterschiedlichen Zeichen im Rahmen zu halten und trotzdem die benötigte hohe Anzahl an möglichen Lesungen zu gewinnen. Analogien und Assoziationen waren die grundlegende Methode, aus der sich das System der Keilschrift entwickelte. Später wurde auf diese Prinzipien zurückgegriffen, um das erworbene Wissen über das Schriftsystem im Gedächtnis zu speichern.296 6.2.2 Sumerische Literatur Die sumerischen literarischen Texte stellen ein bedeutendes Korpus in der altbabylonischen Zeit dar. Über die Rezeptionsgeschichte dieser Kompositionen sind hingegen kaum Informationen erhalten. Es gibt jedoch einige Gattungen, die erahnen lassen, dass assoziatives oder laterales Denken auch in der Rezeption literarischer Texte eine Rolle spielte.
293
Frahm 2011, 12–15 schlug vor, dass die lexikalischen Listen als „proto-Kommentare“ funktionierten, da sie ähnliche Ordnungsprinzipien verwendeten und auch ein ähnliches Format hatten wie die Kommentare im 1. Jahrtausend. Analogien und Assoziationen sind sowohl in den lexikalischen Listen als auch in den späteren Kommentaren grundlegend. 294 Veldhuis 2000a, 230–231. S. auch Hilgert 2009, 302–305. 295 Veldhuis 1998, 207–208 betrachtet einige mögliche Typen dieser Inkongruenz. Civil 1973 berichtet im Allgemeinen über die Inkongruenz, die in den keilschriftlichen Texten vorkommt. 296 Die Methode, die auch im altbabylonischen Edubba verwendet wurde, ist im Erwerb von Fremdsprachen unter dem Namen „paired associate learning“ bekannt. Es wurde durch Experimente nachgewiesen, dass die Subjekte individuelle Lernstrategien entwickelten, wie z.B. Assoziation, akustische Wiedergabe, Entdeckung von Ähnlichkeiten, Erstellung von mentalen Abbildungen und Satzbildung, um die Einprägung von Wortpaaren zu erleichtern. S. dazu de Groot u. van Hell 2005, 14. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 6
Ein deutliches Beispiel hierfür bietet die Komposition Hymne auf die Hacke [ETCSL 5.5.4]. Diese Komposition, die durch zahlreiche Manuskripte vertreten ist, basiert auf einem Wortspiel: Da im Sumerischen das Wort ‚Hacke‘ /al/ lautet, wird die Silbe /al/ und sein Allomorph /ar/ in allen möglichen Textstellen innerhalb der Komposition eingesetzt. Wie Michalowski zeigt, tritt dieses Wortspiel auch auf einer zweisprachigen Ebene auf, indem /al/ bzw. /ar/ nicht in den verwendeten sumerischen Wörtern auftaucht, sondern deren akkadische Entsprechungen die Silbe wiedergeben.297 Diese Komposition sollte nicht nur als humoristische Quelle angesehen werden, sondern auch als Beispiel für die praktische Umsetzung von Wissen, das während der Studie lexikalischer Listen erlernt wurde. Wenn sie auch nicht als grundsätzliches Aufbauprinzip gelten können, sind semiotische Praktiken dennoch in anderen literarischen Kompositionen oder eher Gruppen von Kompositionen erkennbar. Vanstiphout verweist auf die Verwendung dieser Techniken in den Streitgesprächen: „(…) cuneiform literacy is the best way of presenting one’s case in a quarrel. Any argument may be countered by a clever use of signs, meanings and arguments. And these masterpieces of ancient – and humorous – argumentation clearly show that a firm command of literary Sumerian, sometimes cryptic possibilities of cuneiform writing, a tendency to explore and exploit unforeseen aspects of the system – (…) are an important though sometimes almost perversely camouflaged aspect of many texts.“298 Zuletzt sollte eine weitere Gruppe von Texten erwähnt werden, und zwar eine eher heterogene Gruppe, die gemeinsam hat, dass sie längere Aufzählungen beinhaltet. Der Zusammenhang dieser Kompositionen und der lexikalischen Listen ist plausibel. Der Aufbau der thematischen Aufzählungen ist ähnlich, der Inhalt ist allerdings variabel. Vermutlich wurde der Wortschatz, der durch die Listen erworben wurde, in dieser Form in Kontext gesetzt. Einer dieser Texte, das Haus der Fische [ETCSL 5.9.1], zählt Fischarten auf. In den Kommentaren zu den aufgezählten Elementen konzentriert sich dieser Text auf die physischen Eigenschaften der Fische und vermittelt eventuell auch ergänzende Informationen (z.B. dass der mur-Fisch ein Tabu darstellt, denn er darf nicht als Opfergabe in den Tempel gebracht werden).299 Eine weitere zu erwähnende Komposition ist die Hymne Nanše C [ETCSL 4.14.3], die eine Vogelliste beinhaltet.300 In diesem Fall erscheinen in den Kommentaren jedoch keine physischen Eigenschaften, sondern eher willkürliche Gewohnheiten der Vögel, die teils mit Hilfe der bekannten wissenschaftlichen Praktiken erklärt werden können: Z. 43–45
a12-ra2-bumušen a12-ra2-bumušen nunuz-zu dadag-ga-am3 mušen a12-ra2-bumušen nunuz-zu dadag-ga-am3 nunuz-zu kug-ga-am3 nunuz-zu [babbar]-ra-am3
297
Michalowski 2010. Vanstiphout 2014, 239–240. 299 Z. 94 des Komposittextes in ETCSL 5.5.9. 300 Die Zitate folgen Veldhuis 2004. 298
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Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit
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lu2 me-a ba-an-tum3 „Ente, Ente, deine Eier sind strahlend! Ente, Vogel, deine Eier sind strahlend! Deine Eier sind rein, deine Eier sind weiß. Wohin bringt man sie weg?“ In diesem Passus gibt es zwei seltene Lesungen, die zur orthographischen Wiedergabe des Vogelnamens verwendet werden. Die Lesung [a12] gehört zum Zeichen UD, [ra2] zu DU. Das Zeichen UD mit den Lesungen [babbar] und [zalag] steht semantisch dadag ‚strahlend‘ nah und entspricht babbar ‚weiß‘. Das Zeichen [dadag] ist übrigens mit dem Kompositzeichen UD.UD geschrieben. Das andere Zeichen DU ist eine gewöhnliche Schreibung des Verbes tum2 ‚wegbringen‘, das mit einer anderen Orthographie im Text Verwendung findet. Dem Abschnitt folgt der Passus: ga-nu11mušen ḫur-sag̃-g̃a2 nunuz nam-ma-ab-˹dirig˺ nunuz-be2 nig̃2 il2-la šu nam-ma-an-ti
Z. 46
„Die Eier des Straußes sind größer als ein Berg.“ Diese Hyperbel, in der große Eier mit einem Berg oder Steinen verglichen werden, beruht möglicherweise auf der weiteren Lesung des Zeichens nu11 als g̃ešnu ‚Alabaster‘. Diese Beispiele illustrieren, dass es sich hier vermutlich nicht um ornithologische Beobachtungen handelt, die verschriftlicht wurden. Das übermittelte Wissen bezieht sich eher auf das Schriftsystem als auf die Vögel selbst. 6.2.3 Divination Den divinatorischen Texten wird gewöhnlich ein praktischer Zweck zugeschrieben. Dementsprechend würden die hier erwähnten Belege bezeugen, dass die während der Ausbildung erlernten wissenschaftlichen Praktiken auch außerhalb der Ausbildung verwendet wurden. Es gibt jedoch Gründe, die divinatorischen Texte der altbabylonischen Zeit der Ausbildung, und zwar dem fortgeschrittenen Studium, zuzuordnen. Vieles deutet darauf hin, dass die Divination schon seit dem 3. Jahrtausend als Wissenschaft existierte.301 Im 18. Jahrhundert etablierte sich die Divination, vor allem die Eingeweideschau, als ein Studienfach. Sowohl die Eingeweidemodelle als auch die Vorzeichenlisten wurden vermutlich im Unterricht verwendet.302 Trotz lokaler Unterschiede orientieren sich die vorhandenen Texte an derselben Norm, das grundlegende Prinzip ist die Analogie.303 Zum einen betreffen die Analogien die Eigenschaften der Eingeweide:
301
Vgl. Gudea Cyl. B xviii 18–20. Veldhuis 2006, 493 weist darauf hin, dass schon das Listenformat auf die Funktion als Schultext hindeutet. 303 Maul 2013, 192. 302
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Kapitel 6
„Ein genaues Studium der Fallsammlungen zeigt immerhin deutlich, dass etwa bestimmte auf der Leber und anderen Eingeweiden festgestellte Markierungen in den Augen der Opferschauer feste, thematisch gebundene Konnotationen besaßen.“304 Einige dieser Markierungen sind aus der folgenden Liste ersichtlich, ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit:305 ṣiḫḫum ‚Blase‘ – Regen, Überschwemmung šīlum ‚Loch‘ – Tod, Epidemien kakkum ‚Waffe‘ – Kriegswesen šēpum ‚Fuß‘ – menschliche Bewegungen erištum ‚Anfrage‘ – Wunsch einer Gottheit Weiterhin besteht ein binärer Unterschied zwischen der rechten und linken Seite der Leber oder der angeschauten Innereien. Die rechte Seite zählt als pars familiaris, die linke Seite als pars hostilis. Die folgenden Beispiele illustrieren, wie diese Analogien in den Vorzeichen funktionierten:306 U 443 (7752) + U 7759 Vs. 3–5: ˹šum-ma˺ i-na qa2-ab-li-a-at ˹ṣi2˺-[ib-tim ši-lum na-di] [ug]-˹ba˺-ab-tum ˹i˺-[ma]-˹a˺-at [u3-lu]-[u2] pa-ši-šu-˹um i˺-ma-a-at „Wenn sich das Loch in der Mitte des Zuwachses befindet: eine ugbabtumPriesterin wird sterben oder ein pašīšum-Priester wird sterben.“ BM 96962 Vs. 19’: bad ˹i+na˺ re-eš ki gub ši-ta er!(NI)-še-tum na-di-a-ma u3 tar!-ka!(DU) d maš-tab-ba i-ka-lu „Wenn sich zwei Anfragen im Kopf der Anwesenheit befinden und sie dunkel sind: die Zwillingsgötter (Lugalirra und Meslamtaea) werden verschlingen.“ Veldhuis hat darauf hingewiesen, dass die Interpretation der Vorzeichenlisten nicht als kompliziert einzustufen ist, wenn ein Verständnis der standardmäßig als positiv und negativ gedeuteten Zeichen sowie der standardisierten Aufteilung der Leber besteht.307 Zudem wird in der altbabylonischen Praxis nur ausnahmsweise auf diese Listen verwiesen. In späteren Epochen war es dagegen üblich, Omenkompendien wie Enūma Anu Enlil in Berichten über die Eingeweideschau wortgenau zu zitieren.308 Diese Vorzeichenlisten waren folglich in der Praxis anscheinend nicht
304
Maul 2013, 194. Jeyes 1989, 81–93 bespricht die aus den Listen bekannten Zusammenhänge am Beispiel zahlreicher Omina im Detail. 306 Zu den zitierten Texten s. Jeyes 1989 pls. 1–2 und 10–11. 307 Veldhuis 2006, 494. 308 Veldhuis 2006, 495. 305
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Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit
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gebräuchlich. Es erscheint wahrscheinlicher, dass es sich um Lehrwerke und nicht um Referenzwerke von Fachleuten handelt. Wie es in Schultexten öfter der Fall ist, sind Beispiele für die Verwendung von semiotischen Praktiken auch in den Vorzeichenlisten belegt.309 In diesen Belegen werden Ähnlichkeiten zwischen den Eingeweiden und der Keilschrift entdeckt und erklärt. Die folgenden Beispiele stammen aus der Vorzeichenliste NBC 7840 (YOS 10 17):310 Vs. 47
bad igi.bar ki-ma pa-ap-pi-im ˹ug˺-ba-ab-tam dig̃ir i-ri-iš „Wenn der Lappen ähnlich dem Zeichen PAB (=pappum) ist, will die Gottheit eine ugbabtum-Priesterin.“
Vs. 48
bad igi.bar ki-ma ka-aš-ka-aš diškur i-ra-ḫi-iṣ „Wenn der Lappen dem Zeichen kaškaš ähnlich ist, wird Adad (mit Regen) zerstören.“
Der Hintergrund des ersten Beispiels wird üblicherweise aufgrund der phonetischen Ähnlichkeit des Zeichens PAB und der zweiten Silbe des Lemmas ugbabtu erklärt. Das zweite Beispiel basiert ebenfalls auf phonetischer Ähnlichkeit, in diesem Fall in Bezug auf das Zeichen KASKAL, das unter dem Namen kaškaš bekannt war und dem Epitheton des Iškur/Adad kaškaššu ‚überwältigend‘ gleicht. Ähnliche Vorzeichen, die sich auf Keilschriftzeichen beziehen, finden sich in zwei weiteren Manuskripten, YBC 5028 und A7677. Falls die Behauptung richtig ist, dass die Vorzeichenlisten ihren primären Kontext in der Ausbildung hatten, ist es plausibel, dass diese ebenfalls die wissenschaftlichen Konventionen des altbabylonischen Edubba vertreten. 6.2.4 Strukturierung und Erstellung von Sammlungen Die wissenschaftlichen Praktiken, die den Lehrlingen zuerst in den Proto-Listen begegnet sind, wurden auch als Ordnungsprinzipien für andere Textgattungen verwendet. Die erlernte Kompetenz, Wissen zu strukturieren, wurde in der Zusammenstellung von Sammlungen weiter geübt. Vor allem bezeugen die Sprichwörtersammlungen, wie die Ordnungsprinzipien der lexikalischen Texte in anderen Gattungen Verwendung fanden.311 Bezüglich der Sprichwörtersammlungen ist es keine neue Erkenntnis, dass ihr Aufbau semantischen und akrographischen Prinzipien folgt. Es ist sogar eine direkte Verbindung mit den lexikalischen Listen bestätigt: das Manuskript HS 1461, das auf einer Seite einen lexikalischen Text beinhaltet, verwendet auf der anderen Seite Wörter von dieser Liste
309
S. auch Maul 2013, 75–84. Diese Beispiele wurden von Noegel 2010, 150 mit Fn. 22–24 ausgearbeitet, mit Verweis auf Lieberman 1977b, 148 mit Fn. 19 und 24. Frahm 2010, 100–112 bietet eine Analyse zu mehreren relevanten Textstellen bezüglich semiotischer Praktiken. Frahm 2010, 114–130 betrachtet zudem die physiognomischen Abhandlungen des 1. Jahrtausends aus ähnlicher Perspektive. 311 S. Crisostomo 2014, 46–48. 310
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Kapitel 6
in Sprichwörtern bzw. in Modellsätzen.312 Unter den Schultexten aus Ur sind ebenfalls zahlreiche Linsen und kleine Tafeln vorhanden, die bis zu zehn Zeilen umfassen und Sprichwörter beinhalten. Diese kurzen Fassungen mit mehreren Sprichwörtern hinterlassen den Eindruck, dass es sich dabei um die Einübung eines bestimmten Vokabulars bzw. von Grammatik handelt, wie z.B. Körperteile (UET 6/2 311), Amtsbezeichnungen (UET 6/2 267) oder die Antonyme nig̃2-gen6-na ‚Wahrhaftigkeit‘ und nig̃2erim2 ‚Bösartigkeit‘ (UET 6/2 291). Das glossierte Manuskript UET 6/2 356, das Parallelen in Nippur hat, ähnelt sogar Negationsübungen mit einem beschränkten Wortschatz. Es sind auch weitere Sammlungen hier zu nennen, die aus dem Kontext der Schulbildung bekannt sind, wie die Sammlung von Briefen (SEpM).313 Sammeltafeln sind ebenfalls nicht arbiträr kompiliert. Handelt es sich um Sammlungen von Literaturwerken, ist neben einer thematischen und gattungsmäßigen Kohärenz auch die Verwendung semantischer und semiotischer Prinzipien möglich.314 6.2.5 Fachtermini Zuletzt sollen hier die linguistischen Fachtermini erwähnt werden, die darauf hinweisen, dass schon in der altbabylonischen Zeit „komplexe Formen wissenschaftlichen Denkens benutzt und bewusst sind“.315 Auf die folgenden akkadischen Begriffe mit semiotischer Interpretation hat Cancik-Kirschbaum hingewiesen, jedoch ohne konkrete Quellen genannt oder die Begriffe zeitlich verortet zu haben. In den Kolumnen 1 und 2 sind die akkadischen Begriffe und die Übersetzungen von Cancik-Kirschbaum angegeben.316 In den Kolumnen 3 und 4 stehen die entsprechenden sumerischen Begriffe mit meinen Übersetzungsvorschlägen. Mein Ziel ist, sich mit den Übersetzungen den modernen Fachtermini anzunähern. Diese Fachtermini beziehen sich auf die erwähnten wissenschaftlichen Praktiken:317 pūḫtu318 egirtu
„Tausch, Übertragung“ „gegensätzliche Bedeutung“
kig̃ara „Entsprechung“ nig̃gilgil „Antonymie“319
312
Krebernik 2004, s. auch Alster 2005. Kleinerman 2011, 60–61, s. auch Crisostomo 2014, 48–49. 314 Ein Beispiel bietet Crisostomo 2014, 48–49 zu Ms. CBS 3023+. 315 Cancik-Kirschbaum 2010, 24. 316 Cancik-Kirschbaum 2010, 24. 317 Für die Erklärung der sumerischen Ausdrücke s. die jeweiligen Fußnoten. Ich gehe bei den Übersetzungen davon aus, dass die weiblichen akkadischen Formen Abstrakta wiedergeben. 318 Bei Cancik-Kirschbaum 2010, 24 steht der Form pīḫtu. Es handelt sich vermutlich um einen Druckfehler, da das akkadische Lexem pūḫu „Ersatz, Vertretung“ ein deutlich besserer Kandidat ist. Das sumerische Lexem kig̃ara ‚Vertreter, Vertretung‘ ist die sumerische Entsprechung zum akkadischen Lexem pūḫtu. 319 Das Verb egēru bedeutet ‚überkreuzen‘. Das sumerische Verb gil oder gilim entspricht dem akkadischen Lexem. 313
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Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit
kaṣirtu tamšīlu
„Mehrfachsinn“ „Entsprechung“
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zukešda „Polysemie“320 nig̃sig „Äquivalent“321
Diese Fachbegriffe waren also nicht nur auf das Akkadische beschränkt, dementsprechend handelt es sich vermutlich nicht um post-altbabylonische Konzepte. Die Hinweise auf sumerische Fachtermini sind allerdings nur sporadisch vorhanden und schwer zu erkennen, wie es die folgenden Beispiele aus der Komposition Examenstext A deutlich machen:322 Z. 12
sag̃ nam-‹dub›-sar santak dili-be2 gu3-be2 6-am3 g̃iš2-am3 […] gu3-de2-be2 i-zu-‹u› re-eš ṭup-šar-ru-ti sa-an-tak-ku iš-ten šu-u ri-gim-[šu šeš-ši]-˹šu˺ šu-uš i-kun ni-bit-su ti-de-e Der Anfang der Schreibkunst ist ein einziger Keil; dieser eine hat sechs Aussprachen; (eine davon) ist sechzig. Kennst du dessen Stimmgebungen? ki-be2 gã r-ra nig2̃ -gil-gil-be2 zu2 keš2-ta […] eme ur10-ra si-sa2e-de3 nu-[g̃ar-ra] i-zu-u pu-uh-ta e-gir-ta ka-ṣir-ta šu-me-ru x [x x] šu-lu-ša2-a ša2 ak-ka-du-u a-na šu-te-šu-ru la na-ṭu-u2 MIN „… seine Entsprechung, Antonymie und Polysemie, und weißt du, dass alle drei mit der akkadischen Sprache nicht zu harmonisieren sind?“
Z. 15
[x x] eme-gi7 nig2̃ -sig10-ga eme [ur10-ra i-zu-u] [x] ˹li˺-ša2-an šu-me-ri tam-šil ak-˹ka˺-[di-i ti-de-e] „Kennst du zum sumerischen … die akkadische Entsprechung?“ Z. 20
Die bisher erwähnte Evidenz zeigt dieselben wissenschaftlichen Praktiken aus mehreren Blickwinkeln, die auch in den Glossenhandschriften erkennbar sind. Daher sollten die Glossen auch als Teil des altbabylonischen wissenschaftlichen Apparats verstanden werden. 6.3 Die Glossen als wissenschaftlicher Apparat „The proposals that have traditionally given exclusive priority to the principle of ‘translating the same meaning‘ i.e., of ‘semantic equivalent’ have loomed large in the past. It seems apparent that they have failed to understand, or just
320
Das Kompositum zu2 – keš2 ist die Entsprechung des akkadischen Lexems kaṣāru, das ‚binden, sammeln‘ bedeutet. Polysemie nimmt demzufolge auf Wörter Bezug, die mehrere Bedeutungen zusammenbinden bzw. ansammeln. 321 Die Grundbedeutung des Wortes tamšīlu ist ‚Äquivalent, Abbild‘. Das sumerische Verb sig10 ist die Entsprechung von mašālu ‚gleichen‘. 322 Die Umschrift folgt Sjöberg 1975a. Die hier angeführte Übersetzung weicht von der von Sjöberg ab. Bemerkt werden muss, dass diese Komposition nur in Manuskripten aus dem 1. Jahrtausend erhalten ist. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 6
partially, the inferential nature of communication. Many still think that mistranslations are a failure of the coded meaning rather than a failure in the equivalence of contextual knowledge.“323 In dem vorliegenden Kapitel werde ich versuchen zu demonstrieren, dass die Glossen Teil der altorientalischen wissenschaftlichen Praxis waren. Das grundlegende Stichwort heißt Kontext: Ich möchte hier die herausfordernde Frage stellen, ob der Kontext der sumerischen Textstelle, zu der eine Glosse gehört, notwendigerweise gleichzeitig auch der Kontext der Glosse ist. In den lexikalischen Listen ist die Interpretation der Glossen nur vom Bezugswort abhängig, da sie ohne Kontext stehen. Daher kann ihre Authentizität nicht in Frage gestellt werden. In Omina dagegen werden zwar den Listen ähnliche wissenschaftliche Praktiken verwendet, jedoch stehen diese Praktiken in einem spezifischen Kontext und sind anders als die Glossen nicht als Metatexte zu deuten. In der Tat bieten die erkannten wissenschaftlichen Praktiken oft eine Erklärung der Zusammenhänge zwischen Protasis und Apodosis. Glossen werden hingegen oft als fehlerhaft gedeutet, weil sie nicht in ihren Kontext passen. Dies möchte ich in Frage stellen.324 Glossen treten zuerst in der altbabylonischen Zeit auf, und zwar in Textgattungen, die eine selbstständige interpretative Arbeit, also eine autonome Auseinandersetzung mit dem Text erforderten. Diese interpretative Arbeit umfasste das Lesen und Verstehen, eventuell das Übersetzen des Textes. Zweitens folgte, soweit der Sitz im Leben literarischer Texte diesen Schluss zulässt, auf die interpretative Arbeit das Memorieren des Textes. In der Edubba gehörte das Auswendiglernen zu den grundlegenden Arbeitsmethoden. Die wissenschaftliche, vor allem die kultische und magisch-therapeutische Praxis, aus der die glossierten Texte stammen, erforderte das Memorieren des Textes vor seinem Einsatz. Die Tafeln, die eventuell zu Präsenzbibliotheken gehörten,325 wurden bestimmt zu dem einen oder anderen Zeitpunkt ihres Lebenszyklus memoriert. Es ist also zu vermuten, dass die Glossen teilweise auch diesen Prozess unterstützten und nicht nur die Interpretation des Textes erleichterten. Als mnemotechnischer Apparat sind allerdings Assoziationen und Analogien genauso berechtigte Hilfestellungen, da die phonetischen und semantischen Äquivalente den Interpretationsprozess unterstützen konnten. Ich halte es nicht für möglich, eine klare Regel zu erstellen, wie die funktionellen Typen von Glossen eventuellen Anwendungsbereichen zuzuordnen sind, da vermutlich keine Eins-zu-eins-Entsprechung zwischen Funktion und Sitz im Leben besteht. Eine semantische Entsprechung, der am häufigsten belegte Typ unter den altbabylonischen Glossen, kann sowohl beim Interpretieren und Übersetzen als auch beim Memorieren gute Dienste leisten. 323
Folgado 2012, 114–115. die Variation im Text selbst, die auf eine fehlerhafte Interpretation der Textstelle zurückzuführen ist, eindeutig als Fehler zu deuten. S. dazu Delnero 2012a, 143–177, der diese Art von Variation „interpretive variants“ nennt. 325 Ein klarer Hinweis auf die Existenz von Präsenzbibliotheken ist, dass Manuskripte von Gelehrten aufbewahrt und unter ihnen ausgetauscht wurden. S. dazu Gadotti u. Kleinerman 2011. 324 Dagegen ist
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Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit
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Im vorangehenden Kapitel wurden die Anwendungsbereiche der wissenschaftlichen Praktiken, die sich in der altbabylonischen Zeit etabliert haben, ausführlich betrachtet. Es sollte jedoch auch explizit darauf hingewiesen werden, dass diese Praktiken immer neue Verwendungen fanden, neue Funktionen erlangten und in unterschiedlichen Textkorpora innovativ implementiert wurden. Damit wurden ihre Anwendungsbereiche immer wieder erweitert. Die Lehrlinge lernten diese Praktiken mit den fortgeschrittenen lexikalischen Übungen am Anfang ihrer Ausbildung kennen. Ebenfalls erscheint es wahrscheinlich, dass die kreative Verwendung dieser Praktiken schon in dieser frühen Phase gelernt und geübt wurde. Später wurden diese Prinzipien als Ordnungsprinzipien von anderen Gattungen eingesetzt: Sammlungen von Sprichwörtern sowie sonstige Sammeltafeln und Vorzeichenlisten konnten mit diesen Praktiken einen sinnvollen Aufbau erlangen. Unter den literarischen Kompositionen entstanden Texte, in denen die Schreiber durch den kreativen Einsatz dieser Praktiken ihre Gelehrsamkeit bewiesen. Die Schule hat aber der Verwendung wissenschaftlicher Konventionen keine Grenzen gesetzt. In der kultischen, magischen und vor allem in der divinatorischen Praxis, oder zumindest im Studium dieser Gattungen, wurden die erlernten Praktiken ebenfalls implementiert. In diesen Disziplinen wurde dieser Apparat allerdings eine von mehreren Grundlagen, die in unterschiedlichen Ebenen erkennbar sind. Die literarischen Glossen schließen sich dieser Reihe von Anwendungsbereichen an, repräsentieren jedoch ein eigenständiges Gebiet. Die literarischen Glossen sind keine Hilfestellungen, die eine kongruente Lösung zu einem bestimmten Problem anbieten. Vielmehr sind sie als Hinweise zu verstehen, die die Schreiber an die inkongruente Art des Schriftsystems erinnern. Die literarischen Glossen sind mit den lexikalischen Glossen eng verwandt,326 die u.a. der modernen Forschung die wichtige Information bereitstellen, dass die einsprachigen Listen zum bilingualen Konzept der altbabylonischen Schulbildung gehörten. In Kapitel 4 habe ich versucht, die formale und funktionale Typologie der Glossen auszuarbeiten. Im Folgenden soll nun das Glossieren als eine wissenschaftliche Methodik ausgewertet werden. Zum einen sollten die Glossen als Wissensrepräsentation verstanden werden. In der altbabylonischen Zeit sind unterschiedliche Formen von Wissensrepräsentationen bekannt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind die folgenden Strukturen hier zu nennen: Listen: In der altbabylonischen Zeit stellen die Listen in Wissenschaften aller Art eine grundlegende Form dar. Nicht nur die lexikalischen Texte sind hier zu nennen, sondern auch mathematische und grammatikalische Texte sowie Omina wurden in diesem Format verschriftlicht. Kategorisierung: Die Determinative, die ab der altbabylonischen Zeit feste Elemente des Schriftsystems werden, sowie die thematischen Listen sind Hinweise auf Formen der Kategorisierung.
326
Frahm 2011, 16–19 verweist auch auf den Zusammenhang altbabylonischer lexikalischer und literarischer Glossen und versteht die Glossen als interpretative Kommentare zum sumerischen Text. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 6
Prädikatenlogik: Diese Form der Wissensrepräsentation ist auf wenige Textgattungen beschränkt, doch nachweisbar, vor allem in der Struktur der Vorzeichen.327 Die hier aufgezählten Methoden sind alle externe Formen der Wissensrepräsentation. Sie manifestieren sich im Schriftsystem und in der Sprache, sie können verschriftlicht und auch tradiert werden. Es gibt jedoch andere Formen von Wissensrepräsentationen, die sich auf der mentalen oder kognitiven Ebene manifestieren.328 Es wurde schon darauf hingewiesen, dass das Studium der lexikalischen Listen durch den Schreiber nicht lediglich mit der Erkundung von Wörterbüchern oder Enzyklopädien gleichzustellen ist, sondern in der Herausbildung einer multidimensionalen Reflexion des Schriftsystems resultierte.329 Diese komplexen Assoziationen vergleicht Hilgert mit der Struktur eines Rhizoms.330 Diese Struktur, die am besten als ein Netzwerk zu erklären ist, ermöglicht die dimensionale Erweiterung der prinzipiell linearen Strukturen, die die externen Formen von Wissensrepräsentationen charakterisieren. Das Glossieren ist eine Technik, die beliebige Verbindungen aus diesem Netzwerk herausheben und erfassen kann. Die Auswahl der Verbindungen ist arbiträr, indem sie lediglich von den individuellen Bedürfnissen und Zwecken abhängt. Glossen waren, wie es die Quellenlage bestätigt, nicht für die Öffentlichkeit oder die Überlieferung bestimmt, sondern unterstützten die individuelle Auseinandersetzung mit einem Text. Hiermit möchte ich eine Typologie insbesondere zu den Glossen vorschlagen, die jedoch auch als Typologie der erwähnten wissenschaftlichen Praktiken dienen kann. Ich möchte hier nochmal betonen, dass es sich nicht um eine vollständige Typologie altorientalischer oder altbabylonischer wissenschaftlicher Praktiken handelt. Nur ein Teil von ihnen wird hier berücksichtigt, nämlich der semiotische wissenschaftliche Apparat. Dieser Apparat ist in den Glossen bevorzugt, in anderen Gattungen, vor allem in der magischen und divinatorischen Praxis, koexistiert er jedoch mit anderen Praktiken, wie z.B. der Prädikatenlogik oder der Binarität. Die semiotischen wissenschaftlichen Praktiken sind nicht von der Keilschrift zu trennen, wie es auch Hyman und Renn bemerken:331 „Internalization of the technology of writing created a mental model of writing that could be applied to diverse contexts. Thus the Babylonians saw ‘heavenly writing’ in the skies and priests ‘read’ organs in extispicy.“ Als Ausgangspunkt der hier vorgeschlagenen Kategorien dienten ausschließlich die Glossen. Es ist möglich, dass die Berücksichtigung anderer Textkorpora, wie der lexikalischen Listen oder der divinatorischen Texte, einer Anpassung bedarf.
327
S. Rochberg 2010. Zum Unterschied externer und kognitiver Wissensrepräsentationen s. Hyman u. Renn 2012. 329 S. Kapitel 6.2.1. 330 Hilgert 2009, 302–305. 331 Hyman u. Renn 2012, 96. 328
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Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit
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Bei den Glossen sind drei Kategorien zu unterscheiden, die zu unterschiedlichen Konzepten der Semiotik gehören. Im Folgenden werden diese Kategorien definiert, um ihnen dann die funktionalen Typen von Glossen zuzuordnen: 1.
Denotation Hierzu zählen die Praktiken, die eine direkte Verbindung zwischen Bezugswort und Glosse herstellen. [phonetische Entsprechung] [morphosyntaktische Entsprechung] [semantische Entsprechung]
2.
Sozio-kulturelle Konnotation Hierzu gehören die Praktiken, in denen eine indirekte Verbindung zwischen Bezugswort und Glosse besteht, diese Verbindung jedoch kulturell bedingt ist und in den sozio-kulturellen Institutionen vermittelt wird. Diese Praktiken sind also in einem sozio-kulturellen Kontext etabliert und vermissen einen Ad-hoc-Charakter. [phonetische Derivation] [morphosyntaktische Derivation] [semantische Derivation] [Antonymie] [Paraphrase] [Bezug auf die Tradition]
3.
Individuelle Konnotation Die Praktiken, die dieser Kategorie zugeordnet sind, beziehen sich auf persönliche Erfahrungen und Assoziationen und sind in der gegebenen soziokulturellen Umgebung nicht etabliert. [phonetische Erweiterung] [morphosyntaktische Erweiterung] [semantische Erweiterung] [figurative Repräsentation] [ikonische Repräsentation] [graphische Abkürzung, Erweiterung und Umtausch]
Vor allem die Beziehung sozio-kultureller und individueller Konnotationen bedarf hier einer weiteren Erklärung. Zum einen spielt in allen drei Kategorien die akademische Literalität eine Rolle. Die Verfasser sumerischer literarischer Manuskripte waren keine Muttersprachler des Sumerischen. Dementsprechend ist das Erkennen bilingualer oder sumerischer monolingualer Entsprechungen ohne die Teilnahme an der akademischen Ausbildung nicht denkbar, da sie eng mit dem Spracherwerb verknüpft ist. Die sozio-kulturellen Konnotationen wurden größtenteils ebenfalls während der Ausbildung vermittelt, vor allem durch die Analyse und Reflexion der Sprache. Hierzu zählen aber auch die Kenntnisse, die im gegebenen sozio-kulturellen Milieu zum Allgemeinwissen einer gesellschaftlichen Gruppe gehörten, wie z.B.
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Kapitel 6
Kenntnisse über das Pantheon oder bestimmte Fachkenntnisse. Individuelle Konnotationen sind dagegen nur durch die eigenen Erfahrungen, Emotionen und durch die daraus entwickelten Assoziationen bedingt. Dieser Definition widerspricht nicht die Erkenntnis, dass die Entwicklung individueller Konnotationen in der Ausbildung genehmigt und sogar unterstützt wurde. Die akademische Literalität umfasst letztendlich nicht nur die Vermittlung lexikalischen Wissens, sondern auch die Vermittlung von Denkweisen, vor allem wissenschaftlichen Denkweisen. Um die Unterschiede zwischen den beiden Kategorien zu verdeutlichen, folgen hier einige Beispiele. Das erste ist eine phonetische Derivation, daher ein Beispiel für eine sozio-kulturelle Konnotation: u3 ki-sikil tur-re suḫ-gir11 ba-ni-in-ak : su-ku „Sogar das kleine Mädchen fertigte dort ein Diadem.“
(BM 100046 Rs. 34a)
In diesem Beispiel bietet die Glosse eine phonetische Wiedergabe zum Lexem suhgir11, die darauf hinweist, dass (1) /ḫ/ und /g/ verschmelzen, (2) der Vokal /i/ an /u/ assimiliert wird und (3) der Auslaut /r/ in der Endposition wegfällt, demzufolge das Wort als /suku/ auszusprechen ist. Diese Glosse weist auf die logographisch-analytische Schreibweise des sumerischen Wortes hin, von der allerdings die Aussprache deutlich abwich. Die Aussprache wurde im Rahmen der Ausbildung gelehrt, da es sich beim Sumerischen um eine während der Ausbildung erlernte Fremdsprache handelte. Die Glosse greift also auf eine Information zurück, die dem Schreiber bekannt war, und zwar auf die „altbabylonische“ oder „schulische“ Aussprache des Lexems. Das folgende Beispiel für eine Paraphrase ist ein weiterer Beleg dafür, wie sich sozio-kulturelle Konnotationen in den Glossen manifestieren: (Ni 630 Rs. ii 8) gu2-sa-ne2-še3 : bi-ir-ti a-ḫi Sum. „Zu den Nackenmuskeln“ / Akk. „Mitte der Kehle“ Das akkadische Lexem birti aḫi erklärt den sumerischen Ausdruck gu2-sa ‚Nackenmuskeln, Nackenmuskulatur‘. Das akkadische birtum ‚Mitte‘ entspricht dem sumerischen Wort murub. In diesem Kontext sind die inneren Teile, d.h. die Muskeln, durch dieses Lexem wiedergegeben, obwohl sa ‚Muskel, Sehne‘ wohl auf Akkadisch mit Hilfe von unterschiedlichen Lexemen (dāmu, erru, matnu, pitnu) zu übersetzen ist. Vielleicht konnte keines von diesen genau beschreiben, was der Schreiber unter gu2sa verstanden hat oder gab es eben kein konventionelles akkadisches Idiom, das dem sumerischen Lexem entsprach. Daher wandte der Schreiber diese Erklärung bzw. Paraphrase an. Vorausgesetzt ist allerdings ein sozio-kultureller Konsens, der die wortwörtliche Übersetzung des sumerischen Lexems verhinderte. Das folgende Beispiel stellt den bisherigen Beispielen eine individuelle Konnotation gegenüber: nag̃a3 bi2-ib2-gur-gur-re : e-si-ta-am tu-uš-ta-na-ag-ra-ar (UET 6/2 335 Vs. 1) Sum. „Er mahlt mit dem Mörser.“ / Akk. „Du drehst den Mörser.“
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Der wissenschaftliche Apparat der altbabylonischen Zeit
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Das sumerische Verb gur ‚wenden, drehen‘ wurde mit dem akkadischen Lexem šugarruru ‚rollen‘ wiedergegeben. Obwohl es sich nicht um eine gewöhnliche Entsprechung handelt, gibt es im gegebenen Kontext einen semantischen Zusammenhang zwischen den beiden Wörtern. Das akkadische Lexem wurde hier statt der üblichen Entsprechung tāru ‚wenden, drehen‘ verwendet, weil es phonetische Ähnlichkeit zu gur aufweist. Dieser Zusammenhang wurde aber nicht in der Schule gelehrt, anders als die gewöhnliche Übersetzung, wie sie in den lexikalischen Listen dokumentiert ist. Zuletzt ist das folgende Beispiel zu beachten: (IM 51530 Rs. 3a) me teš2 dasag̃2 dlamma ki-šu-peš11 zu-zu […] : a-la-ad4 „Essenz, Würde, Beschützer, Schutzgottheiten, Kultorte zu erkennen (…)“ Die Glosse lässt sich aufgrund ihrer Position auf teš2 = bāštu beziehen. Das Lexem bāštu ‚Stolz‘ ist oft mit der Orthographie dKAL unter den Schutzgeisten šēdu und lamassu belegt (vgl. Ea IV 309–312). Die Glosse ist in dem gegebenen Kontext eine mutmaßliche Interpretation von TEŠ2 als (d)KAL = alad2 aufgrund der ähnlichen Orthographie der beiden Lexeme. Diese Interpretation ist allerdings einzigartig und als individuelle Konnotation zu verstehen, die der Schreiber hervorgerufen hat. Dass es sich um eine Konnotation und nicht um eine Fehlinterpretation handelt, ist wegen des Verzichtes auf das Determinativ wahrscheinlich. Die Ansicht, dass individuelle Konnotationen als wissenschaftliche Denkweise angewendet werden konnten, ist nicht plausibel. Diese Methodik ist vielmehr Teil der Freiheit, die den textkritischen Apparat der altbabylonischen Zeit kennzeichnete: Texte waren frei veränderlich und auch frei interpretierbar. Diese Freiheit hielt sich jedoch in einem bestimmten Rahmen. Diesen Rahmen bot die Semiotik an: Kenntnisse und Erkenntnisse über das Schriftsystem dürften die Assoziationen begründet haben.
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7 DIE GLOSSEN ALS TEXTKRITISCHER APPARAT Die altbabylonischen Glossen wurden in den vorangehenden Kapiteln als Teil der wissenschaftlichen Praktiken vorgestellt, wobei ihre Bedeutung als textkritischer Apparat vernachlässigt wurde. Als wissenschaftliche Praktiken sind diese Annotationen als Zeugnisse einer Methodik wichtig, die einen Einblick in die zeitgenössische Rezeption literarischer Texte bietet. Als textkritischer Apparat sind die Glossen von Bedeutung, da sie der modernen Forschung erlauben, auf die Überlieferungstechniken literarischer Texte in der altbabylonischen Zeit Rückschlüsse zu ziehen. 7.1 Die Quellen: Variantenglossen und sonstige redaktionelle Annotationen Das bisher älteste bekannte glossierte Manuskript eines Literaturwerks beinhaltet zwei Variantenglossen.332 Die Quellenlage lässt nicht beurteilen, ob es sich um einen Zufall handelt oder die Entwicklung der Glossen der Verschriftlichung von Textvarianten zu verdanken ist. Deutlich ist, dass die Variantenglossen nicht als wissenschaftliche Praktiken von Bedeutung sind, sondern vielmehr als textkritischer Apparat dienten. Die Anzahl der Glossen, die auf Textvarianten hinweisen, ist im hier vorliegenden Korpus niedrig. Da die Überlieferung von Literatur in der altbabylonischen Zeit primär mündlich bzw. durch Memorieren erfolgte, ist die Anzahl von Varianten zwar relativ hoch, aber auch relativ bedeutungslos. Es lag kein festgelegter Text für literarische Kompositionen vor, wegen des Memorierens war er natürlicherweise Änderungen ausgesetzt. Umso wichtiger sind die Belege, die darauf hinweisen, dass das Kopieren ebenfalls zu den Überlieferungstechniken der Zeit gehörte. Es gibt verschiedene Arten von Belegen: einerseits gehören hierzu die redaktionellen Annotationen, die nicht textbezogen sind, sondern den Zustand der Vorlage notieren.333 Solche Annotationen sind in altbabylonischen Manuskripten selten belegt, umso häufiger treten sie in den späteren Perioden, vor allem im 1. Jahrtausend, auf.334 Wegen ihres nur gelegentlichen Gebrauchs sind sie in Bezug auf ihre Form vermutlich weniger standardisiert. Auch in den späteren Epochen sind ḫepi-Annotationen bekannt, die ähnlich wie in altbabylonischer Zeit in kleinerer Schrift verfasst wurden.335 Diese Annotationen weisen auf eine Lücke im Manuskript hin. In der altbabylonischen Zeit sind mir keine Belege bekannt, die zwischen alten und neuen Brüchen unterscheiden, wie es in späteren Texten üblich ist.
332
S. Kapitel 4.1. Diese redaktionellen Annotationen haben gemeinsam, dass sie keine Textglossen sind, sondern nur formale Ähnlichkeiten mit den Glossen teilen. Von den erwähnten drei Manuskripten weist nur eines, IM 13404, auch Textglossen auf. 334 Vgl. Krecher 1971. 335 Worthington 2012, 25–26. 333
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Kapitel 7
Die Formulierung ist im 2. Jahrtausend frei, daher sind diese Annotationen nicht immer leicht zu identifizieren und erklären. Ein eindeutiges Beispiel kommt aus dem Manuskript IM 13404, in dem auf mehrere Bruchstellen hingewiesen wird: Rs. 2 Rs. 5–12 Rs. 19
[…] ˹u2?˺ za-i ad- ḫe-pi2 am3-ma- ḫe-pi2 -an-du8 […]-tum ḫe-pu-u […] mu-be2 ḫe-pi […]
Die ḫepi-Annotationen dieses Manuskripts beziehen sich teilweise auf einzelne Zeichen, auf Halbzeilen, aber auch auf einen kompletten Passus. Sie befinden sich immer an der Stelle eines Abbruchs und ersetzen die Textstelle, anstatt sie zu rekonstruieren. Ganz anders ist die Funktion der folgenden Glossen zu beschreiben, die aus dem Manuskript CBS 4561 Vs. ii 20–22 stammen: Vs. ii 20 Vs. ii 21 Vs. ii 22
dili-ne2 TAR g̃eštug2-ge tuku-a / dnin-tud ama kalam-ma-še3 d en-ki-ke4 TAR g̃eštug-ge tuku-a / dnin-tud g̃iš3-a-ne2 TAR eg2-a! ba-an-ši-in-dun-e
Diese Annotationen sind weder eindeutig infralinear noch interlinear platziert und befinden sich jeweils nach dem ersten Wort der Zeile. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Annotationen eine Gruppe von gebrochenen Zeichen ersetzen, da der Text vollständig erscheint.336 Es ist allerdings möglich, dass die Annotationen auf eine rekonstruierte Textstelle hinweisen, d.h. die ersten Wörter in der Vorlage fehlten. Ähnliche Ergänzungen wurden vermutlich öfters durchgeführt, allerdings nicht vermerkt. Falls diese Hypothese stimmt, ist das Zeichen TAR als ḫaš = ḫaṣābu, šebēru ‚brechen, abbrechen‘ zu interpretieren und wäre die sumerische Entsprechung von ḫepi-Annotationen. Zuletzt ist eine weitere einmalige Annotation zu nennen, die auf eine unterbrochene Vorlage hinweist: ra-am-mi
(UET 6/1 81 u.R.)
Diese Annotation befindet sich nach der Doppellinie am Ende eines Textes zwischen Glossenkeilen. Der akkadische Ausdruck bezieht sich auf ramû ‚lockern, lösen, entfernen‘. Das entsprechende sumerische Verb ist tu-ul, allerdings ist diese Gleichung aufgrund von neuassyrischen Bilinguen zu rekonstruieren.337 Im späteren Kommentar zu Ludlul (Lambert 1960, 42 Z. 61) sind die Verben ramû und šebēru gleichgestellt. Die einmalige Verwendung von Glossenkeilen sowie die überwiegend späteren Nachweise zum verwendeten Lexem stellen allerdings die Zuordnung des Manuskripts zur altbabylonischen Zeit in Frage, es kann sich eventuell um eine paläographisch korrekte spätere Kopie handeln.
336
Das vorliegende Manuskript ist bisher das einzige, das zur Textstelle gehört, vgl. Attinger 1984. 337 Vgl. CAD R 128. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen als textkritischer Apparat
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Eine ähnliche Endvermerk befindet sich auf der Glossenhandschrift CBS 13298+, auf der Rückseite, nach der Doppellinie: i-ṣi2-im
(CBS 13298+ Rs. unten)
Dieser meines Wissens einmalige Vermerk verweist vielleicht darauf, dass der kopierte Text vollständig ist. Dies ist aber nicht der Fall, da jenes Manuskript nur wenige Zeilen der Hymne Šulgi E [ETCSL 2.4.2.05] umfasst. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Annotation „wie es ist“ zu verstehen338 und auf die Übereinstimmung der Kopie und deren Vorlage bzw. auf die Tatsache, dass die beiden abgeglichen worden sind, verweist. Auch wenn die Anzahl dieser Anmerkungen niedrig ist, deuten sie darauf hin, dass Kopien von Manuskripten schon in der altbabylonischen Zeit erstellt wurden, auch wenn diese Methode nicht die primäre Überlieferungstechnik war. Allerdings lässt sich die verwendete Überlieferungstechnik nur bezüglich eines beschränkten Subkorpus literarischer Texte mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmen, und zwar dem der Schultexte. Diese Kompositionen sind in mehreren Exemplaren vorhanden, daher lassen die belegten Textvarianten bzw. Fehler auf die verwendete Technik schließen.339 Variantenglossen sowie die redaktionellen Annotationen deuten ebenfalls auf das Kopieren als Überlieferungstechnik hin. Allerdings sind Variantenglossen nicht immer eindeutig zu identifizieren. Sie können vor allem mit Ergänzungen von ausgelassenen Texteinheiten, mit Korrekturen, aber teilweise auch mit phonetischen Glossen verwechselt werden. Um diesen letzteren Fall zu illustrieren, sollte hier der folgende Beleg beachtet werden: tug2-pa-rim4-ma sa bi2-KU-KU : tu-pa-ri-na // ˹tu˺-ba-ri2-na KI.MIN
(BM 22741 Vs. 11)
Zu der Zeile gehören zwei Glossen: die erste steht auf dem Rand und umfasst einen phonetischen Hinweis zum ersten Lexem. Die andere ist infralinear gestellt und gibt in Form von KI.MIN ‚ditto‘ auch die zweite Zeilenhälfte wieder. Sie ist zweifelsohne als eine Variante zu verstehen. Dies ist dadurch begründet, dass sie nicht nur für ein Lexem, sondern für die ganze Zeile steht. Die zweifache Glossierung einer Textstelle ist hier, wie in anderen Fällen auch, auf funktionale Unterschiede der beiden Glossen zurückzuführen. Sicherheit kann nur der Vergleich mit anderen Duplikaten bieten, da in glossierten Manuskripten auch Ergänzungen in einer der Glossen ähnlichen kleinen Schrift belegt sind, wie im Falle des folgenden Belegs:
338
S. dazu CAD I/J 222, wobei der vollständige Ausdruck iṣu u mādu wäre. S. Delnero 2012a zu den typischen Fehlern, die aus dem Kopieren und Memorieren resultieren konnten. 339
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Kapitel 7
tu-ra-g̃u10 tu-ra-še3 ba-kur2 si-‹sa2›-be2 nu-zu : (CBS 7072A+ Vs. 20’) sed6-de-be2 „Meine Krankheit wandelte sich in eine (andere) Krankheit, keiner weiß sie zu beseitigen.“ Zu dieser Textstelle liegen in anderen Manuskripten zwei Textvarianten vor, und zwar si-sa2-de3? (YBC 4605) und sed6-di (Ash 1932-520). Aufgrund der ersten Variante lässt sich im vorliegenden Text das Verb zu si – sa2 ‚gerade machen, richten‘ emendieren. Die in der Glosse belegte Variante sed6 ‚abkühlen, trösten‘ entspricht dem anderen Textzeugen. Obwohl die Varianz nicht immer durch andere Duplikate unterstützt ist, sind weitere ähnliche Belege vorhanden. Vor allem zählen zu dieser Gruppe grammatikalische und orthographische Varianten: ˹id2˺idigna-gu ̃ 10 : -gen7 gu2-nida-a : -e šu-zu-še3 : šu-za-a ar2 ak-ak : mu-da-
(VAT 6077 Rs. ii 14) (VAT 6705 Vs. 13’) (BM 96738 Vs. 16) (LB 2111 Vs. 10’)
Zweitens gibt es Glossen, in denen lexikalische Variation belegt ist: ša-mu-u8-˹g̃ar˺ : ša-˹mu˺-u8-˹g̃al2˺ nu-g̃al2 : na-me-en dul-la-na : gub-ba du3-a-na : sii3-gul-gul : kur-kur
(BM 96738 Vs. 16) (HS 1513 Vs. i 16’) (VAT 6077 Vs. ii 7’) (VAT 6077 Vs. ii 8’) (VAT 6077 Rs. i 5)
Zudem gibt es Glossen, die eventuell keine Varianten, sondern in der Tat Korrekturen beinhalten. Es handelt sich dabei allerdings nicht um die Ergänzung fehlerhaft ausgelassener Texteinheiten, sondern um die Ausbesserung der Vorlage. Diese Glossen sind zwar nicht mit Sicherheit zu erkennen, jedoch zu vermuten, wenn eine der beiden Varianten grammatikalische oder orthographische Probleme aufweist: nin šag4-zu! a-gen7 ˹du3˺-am3 : -mu-un gudu4-g̃u10 asil3-la2 nu-mu-ni-ib-be2-g̃u10 : -un-dug4-ga-g̃u10
(CBS 7080+ Rs. iii 9) (BM 96940 Rs. 2)
Es ist vermutlich die Regel, dass die Korrektur der Schreiber im Haupttext aufgenommen wird und die Variante der Vorlage in die Glosse gelangt. Zumindest in den vorliegenden wenigen Beispielen sind die in den Text eingefügten Varianten die grammatikalisch korrekten (BM 96940 Rs. 2) bzw. diejenigen, die aus anderen Manuskripten nicht bekannt sind (CBS 7080+ Rs. iii 9). Die bisher erwähnten Annotationen sind einerseits Beweise, dass in der altbabylonischen Zeit die Überlieferung der Texte nicht ausschließlich mündlich bzw. durch Memorieren erfolgte, sondern auch Vorlagen konsultiert wurden bzw. Texte mit Hilfe von Vorlagen kopiert wurden. Andererseits liefern diese Annotationen Nachweise, dass in manchen Fällen die wortgenaue Überlieferung von Texten bevorzugt wurde.
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Die Glossen als textkritischer Apparat
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7.2 Auf dem Weg zur Autorität des Geschriebenen? Die altbabylonische Zeit wird als die Periode textueller Produktivität sowie Flexibilität bezüglich sumerischer Literatur eingestuft. Diese Eigenschaften sind vor allem den Überlieferungstechniken zu verdanken: die Manuskripte dieser Zeit beruhen vermutlich nur selten auf schriftlichen Vorlagen. Memorieren und Oralität waren die bevorzugten Techniken. Vor allem im Vergleich mit den späteren Epochen fällt es auf, dass das altbabylonische Korpus eine einleitende Phase zu den kanonischen Texten des 1. Jahrtausends darstellt. Die Standardisierung und Serialisierung sumerischer, aber auch akkadischer literarischer und wissenschaftlicher Texte ist erst aus späteren Epochen bekannt. Die ersten Serien stammen aus dem 1. Jahrtausend. Einige Manuskripte aus dem späten 2. Jahrtausend stehen allerdings den kanonischen Versionen nah und zeigen eine Distanz von der altbabylonischen Tradition. Die Quellenlage ermöglicht nicht, den Anfang und die Entwicklung dieses Prozesses auszuwerten. Zudem gibt es nur wenige Erkenntnisse über die Motive der Kanonisierung. Der Prozess umfasste allerdings zwei Etappen: die textuelle Selektion und die Edition ausgewählter Kompositionen. Über einen selektiven Prozess kann während der altbabylonischen Zeit nicht berichtet werden, da keine absolute oder relative Chronologie der literarischen Texte erstellt werden kann. Die Textfunde kommen in größerer Anzahl aus einzelnen Fundorten, die zwar einen zeitlichen und geographischen Schnappschuss, aber keine generellen Schlüsse über die Literatur der Zeit und Region ermöglichen. Die Redaktion literarischer Texte kann jedoch bereits in der altbabylonischen Zeit nachgewiesen werden. Das Kopieren von Texten, das durch die bisher betrachteten Annotationen bewiesen werden kann, unterstützte diesen Prozess. Gleichzeitig dürfte in den meisten Fällen die Korrektur von Texten nicht ersichtlich sein. Die Literatur der altbabylonischen Zeit ist geprägt durch einen freien Umgang mit den Texten. Daher ist es möglich, dass Textstellen rekonstruiert oder ausgebessert wurden, ohne dass im Text auf diese Korrektur verwiesen wurde. Varianten, die in den Vorlagen bevorzugt waren, wurden teils erwähnt, teils wurde auf sie bestimmt verzichtet. Die nicht-akkadischen Glossen, die primär keine redaktionellen oder textkritischen Funktionen erfüllten, ergänzen ebenfalls diese Beobachtungen. In zahlreichen literarischen Texten sind phonetische Schreibungen belegt. Den Schreibern wurden keine Grenzen gesetzt, bestimmte problematische, logographische Schreibungen durch phonetische Schreibungen zu ersetzen. Dieser Praxis stehen allerdings die phonetischen Glossen gegenüber, bei denen die phonetische Annotation mit gleichzeitigem Erhalt der logographischen bzw. bedeutungstragenden Schreibung in das Manuskript gelangte. Alle diese Glossen und sonstige Annotationen bezeugen, dass der geschriebene Text in bestimmten Fälle schon während der altbabylonischen Zeit einen besonderen Status erlangte, der sich in der wortgenauen Überlieferung, im Erhalt der Varianten, d.h. in der Übermittlung ohne Eingriff in den Text, manifestierte. Insgesamt 32 Manuskripte sind mir bekannt, in denen Glossen oder Annotationen von redaktionellem oder textkritischem Inhalt identifiziert werden konnten. Unter
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Kapitel 7
diesen Manuskripten ist lediglich eine Tafel zu erkennen, die keine vollständige Komposition umfasst, und ein weiteres Fragment, das keine diesbezüglichen Schlüsse zulässt. Dazu kommt das Manuskript UET 6/1 81, in dem die Glosse auf die unterbrochene Vorlage hinweist. Mit einer Anzahl von elf Manuskripten sind mehrkolumnige Tafeln in dieser Gruppe gut repräsentiert. Die belegten Gattungen sind zwar vielfältig, entsprechen allerdings mehr oder weniger dem späteren kanonischen Korpus: es sind fast ausschließlich hymnische und mythische Texte mit diesem Glossentyp versehen, weiterhin einige Beschwörungen und Gottesbriefe. Manuskripte von Sprichwörtern und der Edubba-Literatur sind hingegen gar nicht bezeugt. Diese sehr beschränkte Anzahl von Manuskripten kann selbstverständlich nicht beweisen, ob in der altbabylonischen Zeit eine Praxis etabliert wurde, die die Edition der Texte bzw. die Harmonisierung unterschiedlicher Traditionen oder eher der Textvarianten erzielte. Die Erkenntnis, dass die vorhandenen Beispiele in unbestimmter Anzahl Korrekturen und nicht Textvarianten sind, rät ebenfalls zur Vorsicht. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass in einigen Manuskripten die ersten Spuren eines Harmonisierungsversuchs zu beobachten sind. Das Erkennen der nebeneinander existierenden Textvarianten war die Voraussetzung zur späteren Kanonisierung, derzufolge konkurrierende Interpretationen nicht mehr zugelassen wurden. In der altbabylonischen Zeit war dies allerdings mit Sicherheit nicht der Fall: die Textvarianten konnten in demselben Manuskript in Form von Glossen Platz finden. Genau diese Einstellung zu Textvarianten ist in dieser Zeit unverwechselbar. Wie ich schon darauf hingewiesen habe, fehlen textliche Beweise, die den Prozess der Erstellung des literarischen Kanons erklären. Ähnliche Quellen wie die redaktionellen und textkritischen Glossen sind in späteren Perioden nicht vorhanden. Die Textkritik erfolgte ohne einen ausgeprägten Apparat. Die Interpretationen und die demzufolge zustande gekommenen Textvarianten gelangten meistens direkt in die Manuskripte, auf die Überlieferung konkurrierender Traditionen wurde verzichtet. Die Gründe, warum Glossierungen nach der altbabylonischen Zeit verschwanden, bleiben zwar zwingend hypothetisch, sind jedoch wahrscheinlich nicht unabhängig von der Standardisierung und textueller Festigung sumerischer Literatur, die schon ab der mittelbabylonischen Zeit erkennbar ist. Glossen sind einmalig und individuell und eigneten sich daher vermutlich nicht für standardisierte Vorlagen. Die verschiedenen Funktionen, die Glossen erfüllen können, führten zudem potentiell zu Unübersichtlichkeit. Korrekturen, die sich formal von den Glossen nicht abheben, sorgten weiterhin für Unklarheiten bezüglich der genaueren Funktion dieser Annotationen. Infolgedessen wurden unterschiedliche Gattungen, und zwar Bilinguen und Kommentare, ins Leben gerufen, um die Funktion der akkadischen Übertragung und Erläuterungen zu unklaren Stellen von standardisierten Texten zu erfüllen. Die Glossen gehören damit zu einer experimentellen Phase der mesopotamischen Wissenschaftsgeschichte. Da sie sich als Apparat untauglich erwiesen haben, wurden sie durch anderen Formate, deren Vorläufer ebenfalls in der altbabylonischen Zeit zu suchen sind, abgelöst. Als textkritischer Apparat hatten sie keine Kontinuität in den späteren Epochen.
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Die Glossen als textkritischer Apparat
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7.3 Ausblick: Glossen in sumerischen Texten nach der altbabylonischen Zeit Der folgende Überblick hat das Ziel, die Besonderheiten literarischer Glossen der altbabylonischen Zeit in diachronen Vergleich darzustellen. Hierzu werden zwei kleinere Gruppen glossierter Texte vorgestellt. Zuerst werden die sumerischen literarischen Glossen der mittelbabylonischen Zeit, danach die Glossen der sumerischen literarischen Manuskripte des 1. Jahrtausends besprochen. Die Glossen werden hier nur exemplarisch vorgestellt, eine vollständige Untersuchung dieser Korpora überschreitet den Rahmen der vorliegenden Arbeit. Es soll eher auf die Tendenzen hingewiesen werden, die die Entwicklung literarischer Glossen prägten. Der Anfang der mittelbabylonischen Zeit (1595–1155) war ein Wendepunkt der Geschichte Mesopotamiens, bedeutete allerdings keinen Bruch bezüglich der sumerischen literarischen Tradition. Die sumerischen Kompositionen, die in dieser Zeit im Kernland überliefert wurden, sind mit wenigen Ausnahmen aus dem etablierten altbabylonischen literarischen Korpus bekannt,340 folgen jedoch der Tradition, die sich im Norden etabliert hatte.341 Der namhafte Wandel betraf anscheinend nicht die Auswahl der Texte, die in dieser Zeit weiter studiert und überliefert wurden, obwohl eine Selektion zweifellos stattfand. Vielmehr sind neue Methoden bezüglich der Rezeption sumerischer literarischer Texte erkennbar. In der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends nimmt der Anteil zweisprachiger Manuskripte deutlich zu. Anders als in der altbabylonischen Zeit überschreitet ihre Anzahl die der glossierten Manuskripte. Sie ist aber auch im Vergleich zu der Anzahl einsprachiger sumerischen Manuskripten bedeutend.342 Unter den mittelbabylonischen Schulübungen finden wir aber auch einsprachige sumerische lexikalische und literarische Auszüge, sowie akkadische Texte, vor allem Literaturwerke und Beschwörungen.343 In der mittelbabylonischen Schule hatte das Sumerische nicht mehr den Status einer Kultursprache, die allein für Bildungszwecke geeignet und bestimmt war. Die sumerische literarische Tradition wurde dennoch fortgeführt, so dass Literaturwerke in der Schule studiert und überliefert wurden.344 Die Unterrichtssprache war allerdings
340
Viano 2016, 381. Vgl. Bartelmus 2016b, 40 und van Soldt 2011. 342 Vgl. Krecher 1980, 127, der behauptet, dass eine, den sumerischen Text begleitende akkadische Version nach der altbabylonischen Zeit der Regel bzw. „außerordentlich häufig“ war. Genauere Angaben zu einsprachigen und zweisprachigen Manuskripten können nicht gemacht werden, da relevante Manuskripte teilweise unveröffentlicht sind. In seiner Liste zu den sumerischen Literaturwerken, die in der mittelbabylonischen Zeit überliefert sind, zählt Viano 2016, 85–86 mit Fn. 490, 30 Kompositionen zu den zweisprachig überlieferten Texten; von denen sind 4 auch in einsprachigen Manuskripten belegt. Er nennt 8 ausschließlich einsprachig überlieferten Texte, mit dem Hinweis auf weitere Sprichwörter und Beschwörungen in dieser Form. 343 Vgl. Veldhuis 2000b, 81 und Bartelmus 2016a. 344 In der mittelbabylonischen Periode konnte bisher kein Zusammenhang zwischen der Überlieferung sumerischer Literaturwerke im Rahmen der Schulbildung und der kultischen Funktion der Sprache festgestellt werden. Mit Sicherheit identifizierte kultische Texte fehlen bisher im 341
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Kapitel 7
vermutlich das Akkadische, was die Übersetzung sumerischer Literaturwerke förderte. Zweisprachige Texte entstanden in größerem Umfang als je zuvor. Das Glossieren einsprachiger Texte blieb weiterhin eine übliche Methode. Es sind allerdings sehr wenige Texte bekannt, die mit Glossen versehen wurden. Die insgesamt 12 glossierten Tafeln und Fragmente erbrachten über 160 Glossen, was den Durchschnitt altbabylonischer glossierter Manuskripte weit überschreitet. Dies ist den wenigen, ausführlich glossierten Manuskripten zuzuschreiben, die selten auch altbabylonisch bezeugt sind. Auch in der mittelbabylonischen Zeit sind Manuskripte sowohl mit vereinzelten als auch mit Dutzenden von Glossen bekannt. Die Funktion der Glossen, soweit die Quellenlage allgemeine Schlüsse erlaubt, ist allerdings nicht so vielfältig wie in der altbabylonischen Zeit. Die Glossen sind überwiegend auf Akkadisch verfasst, phonetische Annotationen sind selten und nur zusammen mit akkadischen Glossen belegt.345 Textvarianten in Form von Glossen sind mir aus diesem Korpus bisher gar nicht bekannt. Die Interlinearbilingue CBS 3558 + Ni 9696 (+) Ni 4557 repräsentiert ein Einzelstück unter den mittelbabylonischen Manuskripten. Wie George vorgeschlagen hat, wurden vermutlich in diesem Text vereinzelte Glossen eines altbabylonischen Manuskripts übernommen und zu einer akkadischen Fassung ergänzt.346 Seine Hypothese ist dadurch begründet, dass zwar der sumerische Text altbabylonische Paläographie aufweist, in der akkadischen Fassung aber altbabylonische und mittelbabylonische Zeichenformen abwechselnd vorkommen. Dieses Manuskript könnte in diesem Fall eine Zwischenphase glossierter und zweisprachiger Manuskripte darstellen bzw. auf die Überlieferung von früheren Glossen hindeuten. Die glossierten Manuskripte der mittelbabylonischen Zeit hinterlassen im Allgemeinen den Eindruck, dass diese Glossen, nicht wie in der altbabylonischen Zeit, vor allem der möglichst genauen Übersetzung bzw. Wiedergabe sumerischer Wörter und Ausdrücke dienen. Sumerische literarische Texte wurden bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. überliefert. Sumerische Texte dieser Epoche sind vor allem Kultlieder im Emesal-Dialekt, die ununterbrochen im Kult gebräuchlich waren. Manuskripte von liturgischen Texten sind sogar in deutlich größerer Anzahl aus dem 1. Jahrtausend bekannt als aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends. Es wurden aber auch andere literarische Texte, allerdings ausschließlich in zweisprachiger Form, bis zu dieser Zeit überliefert. Obwohl das Spektrum der Texte kleiner ist als im 2. Jahrtausend, handelt es sich um eine Tradition, deren Vorläufer in der altbabylonischen Zeit verwurzelt sind. Es sind nur wenige Manuskripte aus dieser Periode bekannt, die Wortglossen beinhalten.347 Überwiegend handelt es sich um Variantenglossen. Sporadische Belege mittelbabylonischen sumerischen literarischen Korpus. Es ist also zu vermuten, dass die kultische Tradition einer anderen Überlieferungsgeschichte folgte, durch die sie bis zum 1. Jahrtausend erhalten blieb. Vgl. dazu Veldhuis 2000b, 81. 345 Vgl. CBS 10900. 346 George 2012. 347 Außer dem zitierten Text sind mir die folgenden glossierten Manuskripte aus der neubabylonischen Zeit bekannt: TU 51, SBH 37, SBH 56. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Die Glossen als textkritischer Apparat
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für phonetische Glossen sind jedoch auch bekannt. Im Folgenden möchte ich auf eine außergewöhnliche Glosse hinweisen. Diese ist in dem neuassyrischen Text K 2875 + K 5838 + K 9930 (BA 5 617) Vs. 21,348 einem zweisprachigen Manuskript einer balag̃-Komposition, zu finden: mu-un-su3 : su uš-ri-iq : u2-ṭa-ab-bi Im sumerischen Text gehört wahrscheinlich die Ausspracheglosse /su/ zum Verb su3 = ṭebû ‚überschwemmen‘. In der akkadischen Übersetzung zum Haupttext wurde aber das Lexem rêqu Š ‚entfernen‘ verwendet. Die korrekte Übersetzung ṭebû ‚überschwemmen‘ ist als Erläuterung der Glosse belegt. In diesem Fall wurde sowohl das Bezugswort als auch die Glosse auf Akkadisch übersetzt. Dies deutet darauf hin, dass die Ausspracheglosse wahrscheinlich aus einer Vorlage übernommen wurde. Diese wurde allerdings nicht als ein phonetischer Hinweis angesehen, sondern als ein bedeutungstragendes Element im sumerischen Text, das übersetzt werden kann. Die Glosse wurde entweder als eine Variantenglosse interpretiert oder als ein Kommentar gedeutet, der zur genaueren Auslegung des sumerischen Lexems beiträgt. Variantenglossen in altbabylonischen Manuskripten beschränken sich nicht auf die Wiedergabe des Verbstammes, sondern geben gewöhnlich die ganze Verbform wieder, daher ist die Interpretation des Schreibers wahrscheinlich fehlerhaft. Dieses Beispiel illustriert, dass die Deutung von Glossen im 1. Jahrtausend Teil der Auslegung alter Manuskripte war und schon in dieser Zeit Probleme bereitete. Die Gelehrten nahmen wahrscheinlich auf die Praxis zeitgenössischer Kommentare Bezug, wenn sie versucht haben, alte Glossen zu entziffern und zu erläutern. Neben den wenigen Textglossen gibt es eine besondere Gruppe von Annotationen, deren Vertreter vor allem aus neubabylonischer Zeit stammen.349 In sumerischen Kultliedern dieser Zeit sind einzelne Vokale (a, e, u, i) und Vokalketten (a-a, a-e-e, ue-e, a-u, e-a-a usw.), aber auch einzelne KV-Zeichen (RU, KA, BA/MA) in kleinerer Schrift verfasst. Ihre Funktion ist umstritten.350 Diese Glossen können auf dem Rand, infra- oder interlinear stehen. Die betroffenen Tafeln sind in der Regel mit mehreren solcher Vermerke versehen.351 Es handelt sich um ca. zwanzig unterschiedliche Glossen, die zusammen mit anderen musikalischen Vermerken belegt sind.352
348 Die Textzeile lautet wie folgt: ud-de buru 3 14 kalam-ma ḫul-lu-be2 mu-un-su3 „Der Sturm überschwemmt die Ernte des Landes vernichtend“. 349 S. Reisner 1896, xvi, Krecher 1968, 277 und Krecher 1971, 435. 350 Lambert 1971, 338. 351 Die folgenden Tafeln sind mit vokalischen Annotationen versehen: MCL 1852, 1862, 1868 und 2076; SBH 1, 5, 8, 9, 16, 17, 23, 33, 40, 43, 52, 56, 59 und 60; BM 78878; CT 42 1, 12 und 21; TCL 15 11; TCL 6 55, 56 und 57. 352 Die sonstigen Vermerke betreffen die musikalische Aufführung, wie z.B. MIN (Wiederholung) und mi-ḫir (Gegengesang). Zu weiteren musikalischen Vermerken s. Lambert 1971, 338 und 344.
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Kapitel 7
Diese Vokale entsprechen größtenteils den Vokalketten der Wörter bzw. dem Vokal der Silben, neben denen sie sich befinden. In diesem Fall kann es sich um Vokallängen oder Sekundärvokale handeln, die als Hilfestellungen zur Aussprache dienten.353 Es ist allerdings wahrscheinlich, dass diese Vokale keine phonemische Vokallänge markierten, sondern eher eine Funktion bei der Rezitation der Texte hatten.354 Es gibt Ausnahmen, bei denen die Glossen von den letzten Vokalen der Wörter abweichen. Daher erscheint die Deutung von van Dijk und Bielitz zunehmend plausibel, die diese Vokale als Melismen interpretieren.355 Folglich sind diese Glossen möglicherweise Vermerke zur musikalischen Aufführung, nämlich Hilfestellungen für die Sänger.356 Diese formale Gruppe von Glossen des 1. Jahrtausends zeigt eine Veränderung ihrer Funktion im Vergleich zu den vorherigen Zeitperioden. Sie dienen nicht mehr als textkritischer oder wissenschaftlicher Apparat, sondern sind vor allem für musikalische Annotationen reserviert. Dieser Bruch in ihrer Funktion ist vermutlich dadurch begründet, dass sich in dieser Zeit eine neue Gattung, nämlich die Kommentare, entwickelte und verbreitete. Die Kommentare übernahmen die Funktion der Glossen und sorgten für eine deutlichere Systematisierung. Sie weisen dabei Ähnlichkeit zu den semiotischen Prinzipien auf, die in den altbabylonischen Glossen vorzufinden sind. Die wenigen Textglossen, die aus dem 1. Jahrtausend bekannt sind, ähneln in ihrer Funktion ebenfalls den Kommentaren. Wie die vorliegenden Beispiele zeigen, hat sich die Funktion der Glossen in sumerischen literarischen Texten nach der altbabylonischen Zeit wesentlich verändert. Mittelbabylonische Manuskripte bevorzugten vollständige zweisprachige Fassungen gegenüber den Glossen. Die formale und funktionale Diversität altbabylonischer Glossen verschwand ebenfalls in dieser Zeit, fast alle Belege sind interlineare akkadische Übersetzungen. Die Funktionen, die die Glossen in den altbabylonischen Texten erfüllten, wurden vor allem durch die Kommentare des 1. Jahrtausends übernommen. Zur Entstehung und Entwicklung dieser Gattung im Laufe der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends sind nur sporadische Hinweise vorhanden. Die bisher bekannten Kommentare entstanden später, zwischen dem 8. und 1. Jahrhundert. Der Aufstieg der Gattung ist eng mit der Entstehung des sumero-akkadischen literarischen Kanons verbunden, der – ähnlich dem hier untersuchten Korpus altbabylonischer Texte – sowohl lexikalische, literarische, liturgische als auch divinatorische, magische und medizinische Texte umfasste.357 Der lakonische Stil der Kommentare stellt einen klaren Zusammenhang zu
353
Lambert 1971, 339. Krecher 1968, 277. 355 Bielitz 1970, 153. 356 Ähnliche Vermerke sind nur aus einem Text der altbabylonischen Zeit bekannt, die Form der Anmerkungen ist allerdings anders. Es handelt sich dabei nicht um Glossen. Bei dem Text handelt es sich um das Manuskript BM 85206 (CT 58 12), bearbeitet von Mirelman u. Sallaberger 2010. Dieser Text hatte seinen Kontext in der Hochzeitszeremonie. 357 Gabbay 2016, 1. 354
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Die Glossen als textkritischer Apparat
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den Glossen her: Die bisher bekannten ca. 900 Manuskripte umfassen entweder thematisch oder nach einer bestimmten Komposition organisierte Kommentare, die vor allem aus lexikalischen Gleichungen, Übereinstimmungen und kurzen Erläuterungen bestehen, meistens ohne oder mit minimaler Syntax.358 Wie Gabbay deutlich macht, hatten die Kommentare nicht das Ziel, mit einem definierbaren wissenschaftlichen Apparat mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu einer Textstelle herauszuarbeiten bzw. auf die Polysemie einer Textstelle hinzudeuten, sondern sie befassten sich stattdessen mit konkreten, textbezogenen Problemen.359 Zudem hatten diese Kommentare ihren Sitz im Leben im Unterricht und wurden höchstwahrscheinlich von Lehrlingen verfasst.360 Festzuhalten ist, dass die Glossen in altbabylonischer Zeit ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Apparates waren, bis zum ersten Jahrtausend allerdings diese Funktion verloren und eine neue Funktion erwarben: die Unterstützung der Vorführung von kultischen Texten. Die Glossen waren in einem bestimmten sozio-kulturellen Kontext zwar stabil, diachron allerdings dem Wandel ausgesetzt. Daher bereitete die Interpretation dieser Annotationen in den späteren Epochen Schwierigkeiten, weil sie nicht mehr zu den etablierten wissenschaftlichen Praktiken der Zeit gehörten.
358
Gabbay 2016, 2. Gabbay 2016, 3. 360 Gabbay 2016, 18–20. 359
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8 FAZIT Das Sumerische ist zwar eine der ältesten dokumentierten Sprachen der Welt, die moderne Erforschung dieser Sprache ist jedoch als relativ jung zu bezeichnen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass im Mittelpunkt der philologischen Forschung vor allem die Edition von Texten steht. Besondere Schwierigkeiten treten dabei auf, wenn diese Texte nicht vollständig erhalten sind, sondern mit Hilfe von Fragmenten rekonstruiert werden müssen, die häufig aus unterschiedlichen Fundorten und Kontexten entstammen. Dieser Fundbestand ist im Falle von Literaturwerken meist die Regel. Die Rekonstruktion von Komposittexten stützt sich begreiflicherweise darauf, dass die Gemeinsamkeiten dieser zersplitterten Texttradition in den Vordergrund gestellt werden. Variationen oder Marginalia, die auf einzelne Manuskripte beschränkt sind, wurden dabei oft ignoriert. In der neuesten Forschung ist allerdings ein Schwerpunktwechsel zu beobachten. Nicht nur einzelne Manuskripte und deren einzigartige Merkmale finden mehr Beachtung, sondern es stehen auch die Verfasser und Rezipienten literarischer Texte sowie der sozio-kulturelle Kontext, in dessen Rahmen diese Kompositionen produziert und tradiert wurden, im Fokus sumerischer Literaturkritik. Die Zielsetzung dieser Arbeit war, ein weiteres Desideratum der Erforschung sumerischer literarischer Texte, nämlich die Glossen in den Literaturwerken, in Angriff zu nehmen und einer systematischen Analyse zu unterziehen. Im Mittelpunkt dieser Arbeit standen daher folgende Aspekte: die textübergreifende Erfassung der Glossen in sumerischen, literarischen Texten, die Untersuchung bezüglich ihrer Form und Funktion, die Rekonstruktion ihres Kontextes und ihrer Verfasser, die die Praxeologie dieser Annotationen in der altbabylonischen Zeit geprägt haben. Die Analyse der Topologie, des Materialitätsprofils und der Praxeologien von Glossenhandschriften hat bezüglich ihres Sitzes im Leben keine eindeutigen Ergebnisse erbracht. Vielmehr zeigte sich, dass Glossen unabhängig von geographischer Lage, Archivzugehörigkeit, Gattung, Tafelformat, Layout oder Textumfang bzw. Inhalt vorkommen können. Diese Feststellung rechtfertigt allerdings einen textübergreifenden Ansatz, da der Sitz im Leben von Glossen offensichtlich nicht von textinternen Merkmalen oder von formalen Merkmalen der Manuskripte abhängt. Zwar gibt es eine signifikante Menge von Glossenhandschriften unter den einkolumnigen Tafeln und unter nicht-liturgischen Kompositionen, allerdings sind diese formalen und inhaltlichen Kategorien auch im Gesamtkorpus dominant. Ihre Dominanz unter den glossierten Manuskripten ist daher nicht weiter überraschend. Es ist allerdings bemerkenswert, dass Textglossen in jeder Art von Manuskripten zu finden sind, sowohl in denen, die von Lehrlingen verfasst wurden, als auch in denen, die in der Referenzbibliothek von Gelehrten vorzufinden waren. Dieser Widerspruch lässt sich allerdings mit Hilfe von Artefaktbiographien lösen. Einige Manuskripte deuten klar darauf hin, dass das Glossieren eine texthermeneutische Methodik ist, die in der Schule erlernt wurde. In späteren Stufen der Ausbildung, sogar bis zur Phase, in der Spezialkenntnisse eines engeren Fachbereichs erworben wurden, fand diese Methodik immer wieder Verwendung. Glossen sind daher als Hilfestellungen © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 8
zu klassifizieren: Hilfestellungen, die der Verfasser jedoch nicht wegen seiner mangelnden Kenntnisse benötigte, sondern die er beim Studium eines bisher unbekannten Textes einsetzte. Das Studium dieser Texte erfolgte dadurch, dass sie niedergeschrieben, interpretiert, eventuell vorgelesen oder ins Akkadische übersetzt – und auch glossiert wurden. Es lässt sich nicht sicher rekonstruieren, wie die Präsenzbibliothek eines Gelehrten aufgebaut und genutzt wurde oder wer auf welche Art den Bestand einer Tempelbibliothek oder gar einer anderen Institution verwendete. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die eingefügten Glossen oder Übersetzungen selbst keine neue Kopie des Textes erforderten. Daher blieben einige dieser Manuskripte eventuell für längere Zeit im Einsatz, auch wenn die Glossen nicht mehr benötigt wurden. Diese Überlegungen lassen sich auch durch die formale Verteilung von Glossenhandschriften bzw. Bilinguen bestätigen, wobei das interlineare Format eindeutig bevorzugt wurde. Kleingeschriebene Annotationen, die zwischen den Textzeilen platziert wurden, konnten problemlos dem Bezugswort zugeordnet und bei Bedarf konsultiert, aber genauso einfach auch ignoriert werden. Gegenstand der Untersuchung war auch die Entwicklung der Glossen vor und nach der altbabylonischen Zeit. Es wurde dabei ersichtlich, dass im 3. Jahrtausend schriftgeschichtliche Phänomene existierten, einschließlich direkter Vorläufer von Lautindikatoren und Determinativen, die als kulturgeschichtliche Vorgänger der Glossen bezeichnet werden könnten. Diese weisen jedoch sowohl eine andere Form als auch eine andere Funktion auf. Die Glossen, wie sie in altbabylonischen literarischen Manuskripten belegt sind, zählen zu den Innovationen dieser Zeit, die wahrscheinlich durch die sumerisch-akkadische Zweisprachigkeit und die Schulbildung ins Leben gerufen wurden. In späteren Epochen sind zwar immer noch Glossen belegt, ihre Funktion veränderte sich allerdings nach dem 2. Jahrtausend. Sie wurden den Bedürfnissen und Kontexten des jeweiligen kulturellen Milieus angepasst. Somit sind Textglossen ein zeitlich auf das 2. Jahrtausend beschränktes Phänomen. In späteren Texten sind nur sporadisch vergleichbare Belege zu finden. Die formale und funktionale Typologie der Glossen wurde ebenfalls im Rahmen dieser Arbeit untersucht. Die grundlegenden formalen Typen sind infralineare, interlineare und Randglossen. Ihre Verteilung ist auf praktische Gründe zurückzuführen. Die interlineare Position stand auf einer Tafel immer zur Verfügung. Dagegen war innerhalb der Zeile und am Rand nicht immer Platz zur Glossierung vorhanden. Auf dem Tafelrand war es zudem meistens problematisch, eine physische Nähe von Bezugswort und Glosse herzustellen. Dies galt jedoch als ein grundlegendes Prinzip der Positionswahl. Es ist weiterhin nur vereinzelt bestätigt, dass Glossen zusammen mit dem Text und nicht im Nachhinein verfasst wurden: sogar infralineare Glossen befinden sich vor allem in den Leerstellen einer Textzeile. Nur in wenigen Manuskripten ist eine formale Unterscheidung der Glossen je nach Funktion zu beobachten. Die funktionale Typologie der Glossen beruht auf deskriptiven Kategorien. Demzufolge wurde das Korpus nicht anhand der bisher etablierten Typologie von Ausspracheglossen, akkadischen Glossen und Variantenglossen eingeteilt. Hintergrund der Entwicklung dieser Typologie war, dass die einem Bezugswort im Emesal-Dialekt © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Fazit
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zugeordnete sumerische Glosse im Hauptdialekt dieselbe Funktion erfüllen konnte wie eine dem sumerischen Text zugeordnete akkadische Glosse. In der Tat erfüllen akkadische Glossen teilweise sehr unterschiedliche Funktionen, z.B. indem sie sich auf lexikalische oder grammatikalische Kategorien beziehen. Ebenso erfüllen die Ausspracheglossen verschiedenste Funktionen. Zu dieser Kategorie gehören z.B. auch die Emesal-Glossen, die ein normalorthographischen Bezugswort glossieren. Auch sie können als ein Hinweis auf die Aussprache verstanden werden. Die in dieser Arbeit entwickelte funktionale Typologie der Glossen umfasst fünf Ebenen: die Phonologie, die Morphosyntax, die Semantik, die Pragmatik und die graphische bzw. Schriftebene. Die Techniken, die in den Glossen Verwendung finden, sind auf einer oder mehreren Ebenen realisierte Entsprechungen, Derivationen oder Erweiterungen. Die Entsprechungen gehören zur Ebene der Denotationen, die Derivationen spiegeln hingegen sozio-kulturelle Konnotationen bzw. Konventionen wider. Derivationen sind demzufolge vor allem als erlerntes Wissen zu verstehen. Die soziokulturelle Konnotationen greifen einerseits auf diese Informationen zurück, bieten andererseits auch Platz für Kreativität, wodurch neues Wissen entsteht. Die dritte Kategorie, die der Erweiterungen, besteht vor allem aus individuellen Lösungen. Diese Hilfestellungen waren zwar dem Verfasser plausibel, da sie auf assoziativen Techniken beruhten, ihre Interpretation durch die moderne Forschung ist aber oft mit Schwierigkeiten und Unsicherheit verbunden, da uns ihr Hintergrund nicht immer klar ist. Genau diese Glossen werden öfters als unverständlich oder gar fehlerhaft deklariert. Diese Glossen weisen allerdings auf zwei wichtige Aspekte der altbabylonischen literarischen Texttradition hin: Erstens scheinen die Glossenhandschriften für den Verfasser des jeweiligen Manuskripts bestimmt zu sein. Zweitens konnten die Glossen frei ausgewählt und eingesetzt werden. Sie boten Raum für individuelle Lösungen und setzten der Kreativität des Verfassers keine Grenzen. Die Techniken, in denen sich das sogenannte laterale Denken manifestiert, beschränken sich schon in dieser Periode nicht auf die Glossen, sondern sind allgemein verbreitet. Sie sind in unterschiedlichen Gattungen zu erkennen. Sie dienen als Ordnungsprinzipien oder als philologische und textkritische Praktiken, die neben linearem Denken Verwendung fanden. Laterales Denken hat sich im alten Mesopotamien als Teil eines wissenschaftlichen Apparats erwiesen und sich in verschiedensten Gattungen durchgesetzt. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass laterales Denken keine komplett freien Gedankenspiele erlaubte, sondern eng mit dem Schriftsystem verknüpft war. Dabei wurden semiotische Prinzipien eingesetzt. Daher setzten diese Assoziationen einen erhöhten Bildungsstand voraus und sind nicht unerfahrenen Lehrlingen zuzuschreiben, die am Anfang ihrer Ausbildung standen. Von diesen Grundprinzipien gibt es nur wenige Ausnahmen. Hierzu gehören erstens die Korrekturen, die ebenfalls in Form von Glossen erscheinen können.361 Ausgelassene Zeilen wurden auch gewöhnlich in kleinerer Schriftgröße zwischen den 361
Zu einem Überblick der Funktionen dieser Korrekturen s. Hallo 1977. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 8
Textzeilen platziert. Die Gemeinsamkeiten mit den Glossen sind allerdings lediglich formal, diese Korrekturen gehören nämlich nicht zur Kategorie der Metatexte. Eine weitere Ausnahme sind vor allem Variantenglossen und sonstige redaktionelle Annotationen, die aber zu den Metatexten zählen. Diese Glossen sind keine Reflexionen des Inhalts oder der Sprache des Textes, sondern vielmehr der Vorlagen, die bei der Herstellung des jeweiligen Manuskriptes benutzt wurden. Diese Anmerkungen beziehen sich teilweise auf den Zustand des Manuskriptes, z.B. wurden abgebrochene Textstellen vermerkt oder es wurde auf Ergänzungen und inkomplette Vorlagen hingewiesen. Andererseits gibt es Variantenglossen, die auf abweichende Traditionen hindeuten und dementsprechend beweisen, dass vom Verfasser mehrere Vorlagen konsultiert wurden. Die Existenz von Variantenglossen weist auf eine Besonderheit altbabylonischer Texttradition hin, nämlich auf die Möglichkeit, dass mehrere unterschiedliche Texttraditionen als authentisch galten bzw. Abweichungen zugelassen waren und dass diese dokumentiert werden konnten. In den späteren Epochen ist mit einer deutlich festgelegteren Texttradition zu rechnen, die nicht veränderbar war und zeichengenau überliefert wurde. Folglich bestätigt auch diese Art von Glossen in der altbabylonischen Zeit die Ungebundenheit der Verfasser bei der freien Textgestaltung und die Zulassung individueller Lösungen. Diese Glossen zeigen allerdings auch eine Festigung der Texttradition, da in der Dokumentation der Textvarianten Anfänge der Textkritik zu erkennen sind. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Glossen allein keine Möglichkeit bieten, die Verfasser und Benutzer der Glossenhandschriften sowie ihren Sitz im Leben eindeutig zu bestimmen. Jedoch liefern sie wichtige Hinweise auf den Bildungsund Kenntnisstand ihrer Verfasser, was zu einem besseren Verständnis der altbabylonischen Schulbildung und eventuell auch der Artefaktbiographien von literarischen Keilschrifttafeln führt. Weiterhin bieten die Glossen einen Einblick in die altbabylonische Texthermeneutik und Textkritik, und zwar als einmalige Quellen aus der Zeit, in denen die Anfänge dieser wissenschaftlichen Methodik entstanden sind.
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9 VERZEICHNIS DER GLOSSEN Im Folgenden werden die Glossen der sumerischen literarischen Texte sortiert nach dem Textmanuskript, in dem sie vorkommen, im Detail analysiert. Die Zeile, in der sich das Bezugswort der Glosse befindet, wird in Umschrift wiedergegeben. Die dazugehörige Glosse wird nach dem „ : “ genannt, ohne dabei weitere Angaben zu ihrer Position, Schriftgröße o.Ä. zu geben. Wenn sich das Bezugswort der Glosse bestimmen lässt bzw. wenn sich die Glosse nicht auf die ganze Zeile bezieht, wird das Bezugswort fett markiert und eine grammatische Analyse präsentiert. Danach folgt die Angabe der funktionellen Kategorie der Glosse und wenn notwendig ein kurzer philologischer Kommentar. Zu den Abkürzungen für Tafeltyp und Inhalt s. Kap. 12. Dieses Verzeichnis bietet keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ziel ist es, die bisher veröffentlichten altbabylonischen Glossenhandschriften möglichst vollständig zu erfassen und ein repräsentatives Korpus aufzubauen. Die Identifikation bisher nicht erkannter Glossenhandschriften sowie eine vollständige Erfassung nicht publizierter Manuskripte wurde nicht vorgenommen. Ergänzungen zum Korpus sind in der Zukunft in Form von Nachträgen vorgesehen. A 7569 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Green 1978, 162–163 unbekannt S E
Klage über Eridug ETCSL 2.2.6 P357159
Glosse:
Vs. 18 šu suḫ3-a ba-ab-dug4 : su-uḫ-a šu=ø suḫ=’a Hand=ø Chaos=L2
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Zum Verbkompositum šu – dug4 ‚schaffen, gestalten, verwandeln‘, und besonders šu suḫ-(ḫ)a – dug4 ‚verwirren, stören, beunruhigen‘ s. Karahashi 2000, 158.
ANE.1904.87 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
– unbekannt S W
Glossen:
Vs. 22 […]-e? ta-a g̃iš-gen7 bi2-DU-še3 : U3?.LU.TI?-gen7 Rs. 34
Šulgi K ETCSL 2.4.2.11 P448621
[…] gur-ru-be2-še3 : e2 šu-e ba-ti
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Kapitel 9
Rs. 37 Kommentar:
[…] ˹x˺-ab : zi u3-ru ku-ku
In diesem Text sind wahrscheinlich sumerische Glossen belegt. Die Identifikation dieser Annotationen ist vorläufig, da die Tafel in einer sehr kleinen Schrift verfasst wurde. Die Glossen sind gekennzeichnet durch eine noch kleinere Schrift, die sehr schwer zu lesen ist. Die Funktion der Glossen ist nicht zu ermitteln, da die zugehörigen Textstellen vermutlich nicht erhalten sind bzw. kein Duplikat zu den relevanten Textstellen vorhanden ist. Es kann sich sowohl um Varianten als auch um Kommentare handeln. Es ist allerdings auch möglich, dass die Annotationen Korrekturen oder Nachträge beinhalten und daher keine Glossen im engeren Sinne sind.
AO 3023 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Thureau-Dangin 1922, 184–185 Girsu S W
Glossen:
Vs. 4a šeš-gu ̃ 10 ˹i-lu˺ me-me-me i-lu me-me-me i-lu du3-be2 me-me-˹me˺ : a-na šeš=g̃u=ra Bruder=1.SG.POSS=DAT
P355693
Vs. 4b šeš-g̃u10 ˹i-lu˺ me-me-me i-lu me-me-me i-lu du3-be2 me-me-˹me˺ : u2-nu-um-ba ilu=ø me~me~me-ø Klage=ABS reden~RDP=TL Vs. 17 du5-mu-g̃u10 ˹ma˺-am3 ib2-gi4 im-me : lu-up-ta-qi2-id g̃e =am-ø ibgi=ø i-me-ø ich=COP-3.SG.S Sorgen?=ABS FIN-COP-3.SG.A Rs. 24a mu-nu2 šu te-ma-ab tumu-be2 ba-bar! mu-un-ak : ša-ar-šu i-di-ip tumu=be=ø ba-bar-ø=ø mu-ni-ak-ø Wind=3.NH.POSS=ABS MID-blasen-3.SG.S=ABS VEN-L1-machen-3.SG.P Rs. 24b mu-nu2 šu te-ma-ab tumu-be2 ba-bar! mu-un-ak : na Kategorie:
phonetische Derivation (Rs. 24b) phonetische Erweiterung (Vs. 17) ? morphologische Entsprechung (Vs. 4a, Rs. 24a) semantische Entsprechung (Vs. 4b, Rs. 24a) semantische Derivation (Vs. 17) © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Kommentar: Vs. 4a
Vs. 4b
Vs. 17
Vs. 24a
Vs. 24b
139
Dieser Text enthält mehrere akkadische Glossen und eine phonetische Annotation. In Vs. 4 weist die akkadische Präposition ana auf die Syntax des Wortes hin, die wegen der defektiven Schreibung des Dativs -/ra/ einer Erklärung bedarf. Zum Vergleich ilu – dug4 ‚klagen‘ und nabû D ‚klagen‘ vgl. Izi V 42–44: i-lu = nu-bu-u2 i-lu-dug4-ga = nu-ub-bu-u i-lu-di = nu-ub-bu-u Im Text steht das Lexem me für dug4 ‚sprechen, sagen‘, vgl. MSL 14, 127–131 10 i 24a: [me] = me-e = qa2-bu-um. Zur Gleichung gi4 = paqādu G s. CAD P 115. In der Glosse wird allerdings das akkadische Verb paqādu Gt ‚besorgt sein‘ verwendet. Die Morphologie des sumerischen Konstrukts ib2-gi4 ist problematisch. Ich vermute, dass es sich hier um ein Idiom handelt, das eventuell die ständige Rückkehr der Sorgen beschreibt. Es sind ähnliche Idiome mit dem Verb gi4 bekannt: bangi ‚Antwort‘ oder amargi ‚Rückbesinnung‘. Im vorliegenden Text handelt es sich sowohl in der sumerischen als auch in der akkadischen Fassung um eine deontische Modalität. Die Übereinstimmung dieser KopulaKonstruktion mit dem akkadischen Prekativ liegt darin begründet, dass, wie Zólyomi 2014, 37–38 erkannt hat, die sumerische Kopula ein Äquivalent des Modalpräfixes /ḫa/ darstellt, wenn sie Polaritätsfokus mit prosodischer Prominenz ausdrückt. Es sei darauf hingewiesen, dass die sumerische Verbform /ibgi/ phonetische Ähnlichkeit zu paqādu aufweist, die Gleichung kann demzufolge primär phonetische Gründe haben. Die Interpretation dieser Zeile ist Attinger 2005, 219 zu verdanken, seine weiterführende Hinweise werden hier wiederholt: Die akkadische Glosse bezieht sich auf eine sumerische Formel, tumu-be2 ba-bar „sein Wind (= Geist) wurde weggeblasen (= entlassen)“, vgl. CAD E S. 28f. edēpu 2 mit Parallelen zum Ausdruck, beachte besonders ein Ms. der Liste SIG7.ALAN (CT 19, pl. 36) Vs. i 17’: ˹ba˺-bar-ra mu-un-ak = MIN (e-de-pu) ša2 gidim. Das akkadische Lexem šāru bedeutet nicht nur ‚Wind‘, sondern auch ‚Atem‘ und kann dadurch metaphorisch für den Geist stehen. Der sumerischen Verbform, die hier eine passive Bedeutung hat, ist die akkadische Verbform edēpu G Präteritum 3 m. Sg. gegenübergestellt. Diese Annotation kann sowohl als phonetische Glosse, aber auch als Textvariante interpretiert werden. Eine Entscheidung darüber ist nicht möglich, da der Text bisher ohne Parallelen ist und die beiden Möglichkeiten orthographische Varianten darstellen. Als solche sind © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 9
sie frei austauschbar. Die Aussprache der Verbform war vermutlich /muna/. Zu einem vergleichbaren Beleg s. BM 100046 Rs. 34b.
AO 5378 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 15 12 unbekannt Mii W
Ur-Namma C ETCSL 2.4.1.3 P345356
Glossen:
Vs. ii 7a ni2 su-e bi2-us2-sa-g̃u10-{e}-a : i-na ni=ø su=e Angst=ABS Fleisch=L3 Vs. ii 7b ni2 su-e bi2-us2-sa-gu ̃ 10-{e}-a : mu-er-˹x˺-ri-ia-˹aš?˺ b-i-us-ø=’a=g̃u=’a 3.NH-L3-begleiten-3.SG.S=SUB=1.SG.POSS=L2 Vs. ii 18 dsuen-e u6-e ki ag̃2-ne2 : ˹x x˺ Rs. i 6
˹a?˺-ma-ru ˹gi4?˺-ba i-ti ma-gi4 : ˹x x˺-a-ba
Rs. i 17 sipad u2 nag̃-g̃a2-be2 šuba2 ma-šar2 : su?-be2 mu?-ni-šar2 šuba=ø m-a-šar-ø Stein=ABS VEN-DAT-perfekt.sein-3.SG.S Kategorie:
textkritische Annotation > Variante (Rs. i 17) semantische Erweiterung (Vs. ii 7)
Kommentar:
Die Tafel wurde nicht kollationiert, daher sind die hier vorgeschlagenen Lesungen vorläufig. In der Kopie des Textes findet sich zusätzlich ein AŠ eingeschrieben. Dieses Zeichen wurde vorläufig nicht berücksichtigt, da es eventuell ein sekundärer Keil oder auch ein abgebrochenes oder radiertes Zeichen sein kann. Das Verb lässt sich anhand der Kopie als êru D ‚wecken‘ deuten. Den sumerischen Ausdruck interpretiere ich wie folgt: ‚Meiner Fürchterlichkeit, die alle (lit. das Fleisch) begleitet, zufolge.‘ Die akkadische Version lautet vermutlich folgendermaßen: ‚Den von mir im [Fleisch] erregten (Gefühlen?) zufolge.‘ Die Bedeutung des glossierten Ausdrucks ist unklar.
Vs. ii 7
Rs. i 17
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Verzeichnis der Glossen
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AO 5383 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 15 18 unbekannt Mii CW
Išme-Dagan F und G ETCSL 2.5.4.06 und 2.5.4.07 P345362
Glossen:
Vs. i 4’ nam-gur4-ra-zu ši-im-bal-e-de3 zi-zu ši-im-e-de3 : i-ta-am-mu-u2? Vs. i 6’ a-a den-lil2 diš-me-dda-‹gan›-na nam-sipad kalam-ma mu-ne-šum2-{x}-ma / ul-še3 ḫe2-ak-e : ša? namsipad kalam=ak=ø Schutz Land=GEN=ABS Vs. i 16’ a-a den-lil2 šag4 igi-g̃al2 si-zu inim nam tar-re-zu : at-ta ši-im-ta-šum nam tar-ed=zu=ø Schicksal schneiden-PF=2.SG.POSS=ABS Vs. i 18’a šu-ur3-ra an-na gi6-par4! ur3-ra te zag dug4-ga-še3 : ši-x-ar-ra šu’ura an=ak=ø Gans GN=GEN=ABS Vs. i 18’b šu-ur3-ra an-na gi6-par4! ur3-ra te zag dug4-ga-še3 : a-na ta=e was=DAT Vs. i 18’c šu-ur3-ra an-na gi6-par4! ur3-ra te zag dug4-ga-še3 : x x-nu Vs. i 19’ ki den-lil2-˹ra˺ gu2 im-˹mi˺-du3 an mu-ni-dub2! : (m)i?-na?-x-tu-x-u2?-ni-ik Vs. i 20’ zi-da šu gub3-bu-še3 nu-bal-e šu?-be2-a mi-ni-g̃ar : x-ne2-a Vs. i 24’ kalag-ga si-ga nu-zu še-˹zaḫ˺ teš2-be2 im-ta-a-BAD : la-a u2-ku?-x Rs. ii 10 dnin-lil2 ama-ugu-na-ta u6 dug3-ge-eš mu-un-e3 : GU2? AN? UD? Rs. ii 12a ma-al?-[…] lal3?-la inim mu-na-ni-ib2-˹e˺ : ˹i˺-na bi-[…] Rs. ii 12b ma-al?-[…] lal3?-la inim mu-na-ni-ib2-˹e˺ : i-qa2-bi inim=ø mu-nn-a-ni-b-e-e Wort=ABS VEN-3.SG.H-DAT-L1-3.NH.P-sagen-3.SG.A Rs. ii 17 ma x […] nunuz?-be2 si-ge : qi3-te?-[…] Rs. ii 20 ŠU LI ˹x˺ […]-a ˹x x x˺ dumu […]-ta : i-na lib?-ba?-tim?
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142
Kapitel 9
Rs. ii 22 šul dsuen ki-ag2̃ den-lil2-ra ˹ab x x x˺ : šum?-ma ir-ram?-ka kiag̃ enlil=ak=ra Geliebter GN=GEN=DAT Rs. ii 26a
dug
gu2-sag̃? x g̃i6 im-[…]-ta [x x]-e [x]-an-de2-de2? : na-PI-ZA-la
Rs. ii 26b
dug
gu2-sag̃? x g̃i6 im-[…]-ta [x x]-e [x]-an-de2-de2? : uš -tab-ba-ak ]-a-n-de~de-e ]-DAT-L1-gießen~RDP-3.SG.H.A ?
Rs. ii 27a kid nig̃2 ḫa-na-du7 mu-[x x]-ra kaš x x g̃a2? RU da-ga-an : du ḫa-nn-a-du-ø MOD-3.SG.H-DAT-geeignet-3.SG.S Rs. ii 27b kid nig̃2 ḫa-na-du7 mu-[x x]-ra kaš x x g̃a2? RU da-ga-an : mu-ba-abRs. ii 27c kid nig̃2 ḫa-na-du7 mu-[x x]-ra kaš x x g̃a2? RU da-ga-an : bu-un Rs. ii 28 saman eš-da?-ke4? šu x-ra-du8 : lu na-ši-rum-ma-ab Rs. ii 29 u3-mu-un ˹x˺ ab2 kug x-du8 sud šub-be2 šeš-e ba-an-g̃a2-aš : li-GU-GU Rs. ii 31 ama mu-tin kaš-e ḫe2-bi2-zur-zur ga-ša-an gi-gi kug a mu-zu : li-ab-ru-u2-ka? ḫa-i-b-i-zur~zur-ø MOD-FIN-3.NH-L3-lärmen-3.SG.S l. R.
Kategorie:
Kommentar: Vs. i 4’
a-[…]-be2 zi3 mu-ne-dub-dub / [izi] am3-tag-ge-de3 : u2-ša-ab-ša-lu-šu-nu izi=e a-m-b-tag-ed-e Feuer=L3.NH FIN-VEN-L3.NH-anfassen-PF-3.SG.S
phonetische Entsprechung (Vs. i 18’a, Rs. ii 27a) morphosyntaktische Entsprechung (Vs. i 6’) semantische Entsprechung (Vs. i 16’, 18’b, Rs. ii 12b, 26b, l. R.) semantische Derivation (Rs. ii 31) textkritische Annotation > Variante (Rs. ii 27b)
Das akkadische Lexem ist tamû ‚schwören‘. Das Bezugswort ist wahrscheinlich ši-im-e-de3, das Lexem ist allerdings unklar. Es besteht die Möglichkeit, dass das Verb parallel zu ši-im-bal-e-de3 konstruiert sein soll, die Verbalbasis aus Versehen allerdings ausgelassen wurde. Aufgrund dessen biete ich keine Analyse der Verbform. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. i 19’ Rs. ii 10 Rs. ii 20 Rs. ii 22
Rs. ii 26a Rs. ii 27b Rs. ii 27c Rs. ii 28 Rs. ii 29 Rs. ii 31 l. R.
143
Das Bezugswort ist vermutlich gu2 – du3 = zêru ‚vernachlässigen‘. Die Lesung der Glosse ist vorläufig und problematisch. Sowohl das Bezugswort als auch die Funktion der Glosse ist mir unklar. Das Bezugswort der Glosse ina libbātim ‚im Zorn‘ ist nicht erhalten. Das sumerische Lexem ki – ag̃2 ‚lieben‘ entspricht dem akkadischen Lexem râmu. Jedoch ist es schwierig, die Glosse mit dem Haupttext zu verknüpfen. Die Semantik des Bezugswortes und die Glosse sind unklar. Diese Glosse ist möglicherweise eine Variantenglosse. Die Funktion der Glosse ist mir unklar. Sowohl die Semantik der Glosse als auch ihr Bezugswort sind mir unklar. Das Bezugswort und die Glosse sind mir unklar. Dem sumerischen Lexem zur ‚lärmen‘ entspricht das akkadische Lexem ḫabāru. Die Glosse gehört zum Kompositum izi – tag ‚in Flammen setzen‘. Das zugehörige akkadische Verb ist bašālu Š ‚braten, schmelzen‘.
AO 5385 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 15 20 unbekannt S CW
Glosse:
Rs. 11
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die Kollationen bestätigen, dass die Textstelle nicht als de2-zu sondern als a de2-a-zu zu lesen ist.362 Die Glosse ist ein phonetischer Hinweis, der auf die Assimilation des Vokals an den Suffixvokal aufmerksam macht. Vgl. dazu die phonetische Glosse aus Ura XXII Section 8 10’: pa5 a de2-ae ta-a = pal-gu me-e ub-lu. Der graphische Wechsel zwischen TA und TAG ist auffallend, die Gründe sind mir aber unklar.
362
Dumuzid-Inana E, Ninkasi A und Ein Trinklied ETCSL 4.08.05, 4.23.1 und 5.5.a P345364
šeg12 nam tar-ra a de2-a-zu : e ta3-a a=ø de-’a=zu Wasser=ABS gießen-PT=2.SG.POSS
Vgl. Civil 1964a, 70 mit der Lesung de2-zu und dem Verweis auf eine unlesbare Glosse. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 9
AO 5394 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 15 29 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 8’
Fragment einer Götterhymne – P345373
en-en-zu ki-[gub-ba] : ke-en-gub/-ba kigub=’a Stelle=L1
Vs. 14’ dur2-be2 nig̃2-sag2 nu-zu : du-ur dur=be=ø Hintern=3.NH.POSS=ABS Rs. 1’
sag̃?!-an-ne2 ša-ba-ni-ib2-se : us2 sag̃=ane=ø ša-ba-ni-b-us-e Kopf=3.SG.H.POSS=ABS MOD-MID-L1-3.NH.P-folgen3.SG.H.A
Rs. 4’
nag̃ kug-da e2 dug3-ge / nin-da dab-a g̃a2 la usar : gu7 nag̃ kug=da Wasser klar=COM
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 14’) phonetische Derivation (Vs. 8’) semantische Entsprechung (Rs. 1’) Antonymie (Rs. 4’)
Kommentar: Vs. 8’
Auf der Tafel finden sich diverse Glossen. Die Glosse verweist vermutlich auf die phonetische Form des Bezugswortes, das jedoch nur fragmentarisch erhalten ist. Falls die Rekonstruktion stimmt, liegt eine Dissimilation des Nasalen /n/ vor /g/ vor. Das Zeichen ki weist keinen Auslaut auf /n/ auf. Es handelt sich also vermutlich um eine Hyperkorrektur, bei der fehlerhaft eine Assimilation von /n/ und /g/ angenommen wurde. Diese phonetische Glosse bezieht sich lediglich auf das Grundwort. Diese Glosse vermerkt eine der Normalorthographie entsprechende Schreibung zum phonetisch geschriebenen Verbstamm. Dass in der Tat das Kompositverb sag̃ – us2 ‚den Kopf aufstützen‘ vorliegt, beweist der Kontext. Die phonetische Schreibung weist darauf hin, dass der Vokal des Verbstamms in der gegebenen morphophonologischen Umgebung reduziert wird. Dem sumerischen Lexem nag̃ ‚trinken‘ wurde sein Antonym gu7 ‚essen‘ zugeordnet. Eventuell handelt es sich aber um eine textkritische Annotation, d.h. um eine Variante oder eine Korrektur. Alternativ ließe sich annehmen, dass die Glosse der nachfolgenden
Vs. 14’ Rs. 1’
Rs. 4’
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Verzeichnis der Glossen
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Zeile zuzuordnen ist und sich auf den dortigen Zeilenanfang, das phonetisch geschriebene Wort ninda ‚Brot‘, bezieht.
AO 6315 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 15 37 unbekannt S W
Glosse:
Rs. 11
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Weisheit (?) – P345381
g̃uruš iri-za-ke4 kiri3 ˹ba?˺-[…] : ki-ri kiri=ø Nase=ABS
AO 6330 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inahlt:
TCL 15 39 unbekannt S W
Lu-diĝiras Nachricht an seine Mutter ETCSL 5.5.1 P345383
Glosse:
Rs. 3
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Diese Glosse ist infralinear positioniert und ist in einer etwas kleineren Schrift verfasst als der Haupttext. Die Entsprechung zwischen ul und ulṣu ist in den lexikalischen Listen mehrfach belegt, vgl. Ea IV 150, Izi Q 198, Proto-Izi II Bilingual Section A iv 12′, Nabnītu R 198, Sb Voc. II 97.
dim3-ma til-la ul gur3-ra : ul-ṣu2-u2 ul gur-’a=ø Pracht einhüllen-PT=ABS
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Kapitel 9
AO 6446 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalte:
TCL 16 40 unbekannt Miii W
Glossen: Vs. i 19
Klage über Ur ETCSL 2.2.2 P345384
ga-ša-an-˹x aš?-te?˺ e2-ba la-ra-akki-a muš3 mi-ni-in-ga amaš-a-na lil2-e : en-˹x˺
Vs. i 23
˹a-dug4˺-ga ama5-na muš3 mi-ni-in-ga amaš-a-na lil2-e : dak(2)?!-kam-ma aduga=’a ame=ane=’a TN=L2.NH Frauengemach=3.SG.H.POSS=L2.NH
Vs. i 30
d
˹nanše˺ ninaki-ke4 muš3 mi-ni-in-ga amaš-a-na lil2-e : en ne-na? nanše nina=ak=e GN Nina=GEN=ERG
Vs. i 32
˹ga-ša˺-[an] ki-˹nir˺-ša3-baki-ke4 muš3 mi-ni-in-ga amaš-a-na lil2-e : ki!(BA)-ne2-e-ša2 gašan kiniršaba=ak=e Herrin Kiniršaba=GEN=ERG
Vs. i 33
mu-[lu]-˹zi˺-abzu e2-ba ki-nir-ša3-ba-˹ke4˺ muš3 mi-ni-in-ga amaš-a-na lil2-e : ˹tu?˺-um?-mu? dumuziabzu=e GN=ERG
Vs. i 56
še-eb uru2-kug-ga a-še-er gig-ga a-še-er-zu g̃ar-ra : ˹x˺-[…]
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. i 19, 23, 30, 32, 33) semantische Erweiterung (Vs. i 30)
Kommentar:
Die hier aufgelisteten Glossen wurden bisher größtenteils nicht erkannt bzw. fehlerhaft interpretiert. Im Text sind ausschließlich Ausspracheglossen belegt, die zu den Götternamen und Toponymen gehören, deren Lesung dem Schreiber unklar war. Dieses Manuskript der Klage über Ur [ETCSL 2.2.2] weicht, wie es anhand der Kopie zu beurteilen ist, öfters orthographisch und auch inhaltlich von anderen Manuskripten desselben Textes ab. In den Glossen werden ungewöhnliche Schreibungen verwendet. Der Text wurde nicht kollationiert, die Vorschläge beruhen sich auf dem Foto in Samet 2014 pl. 26. Eine Kollation führt möglicherweise zu anderen Ergebnissen. Diese phonetische Glosse ist möglicherweise ein Beispiel für eine Sandhi-Schreibung. Die Lesung des ersten Zeichens ist unsicher: Es lässt sich weder klar als ein UD noch als ein DAG identifizieren. Es
Vs. i 23
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Verzeichnis der Glossen
Vs. i 30
Vs. i 32
Vs. i 33
Vs. i 56
147
gibt allerdings auch kein anderes Keilschriftzeichen, dem dieses wohl vollständig erhaltene Zeichen entsprechen würde. Diese Glosse ist zwischen Z. 29 und 30 interlinear platziert. Falls sie dem richtigen Bezugswort zugeordnet wurde, befindet sie sich über der Zeile. Die Lesung des Gottesnamens ist nicht sicher, doch sehr wahrscheinlich. In anderen Manuskripten findet sich statt des Gottesnamens die Bezeichnung mu-lu ‚man‘, wohl ein mögliches Bezugswort der Glosse en ‚Herr‘, ergänzt nach der phonetischen Wiedergabe des Ortsnamens. Die Glosse fehlt in der Kopie in TCL 16 40, wurde aber in Samet 2014, 141 Anm. 32 erkannt, allerdings der Z. 29 zugeordnet. Die Textausgaben lesen die Glossen in Vs. i 32–33 als ba-ni!-in!g̃ar. Diese Lesung geht auf Kramer 1940, 20 zurück. Wie schon Samet 2014, 142 Anm. 46 angemerkt hat, ist diese Lesung in i 33 fehlerhaft. Die Interpretation der Glosse in i 32 ist problematisch. Mein Vorschlag ist, dass es sich hier ebenfalls um eine phonetische Glosse handelt, wobei das erste Zeichen, eindeutig ein BA oder MA, fehlerhaft für KI steht. In Vs. i 33 des Manuskripts steht anstatt des Götternamens Dumuziabzu die phonetische Schreibung mu-lu-zi-abzu. Es handelt sich dabei vermutlich um einen Kopierfehler. In dieser Kolumne kommt das Wort mu-lu mehrmals in Anfangsposition vor, in anderen Manuskripten befindet sich auch in Z. 32 mulu statt gašan. Die phonetische Angabe bezieht sich hingegen auf die korrekte phonetische Form des Götternamens – vorausgesetzt natürlich, dass die Lesung richtig ist. Der Anfang des Zeichens ähnelt NAM.
AO 6712 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 16 50 unbekannt S E
Šulgi B ETCSL 2.4.2.02 P345394
Glossen:
Vs. 10 en3-du ud-be2-ta libir-ra ul-le2-a : ša pa-na ud=be=ta Tag=3.NH.POSS=ABL Vs. 14 tigi za-am-za-[am] ki di-be2 nig̃2 ˹na˺-[me] ˹g̃eštug2˺-ga ḫe2-ni-us2 : lu-u2 ar-mi ḫa-i-n-i-e-us-ø MOD-FIN-3.SG.H-L2-1.SG.H.A-folgen-3.SG.P
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148
Kapitel 9
Vs. 15 šir3-gid2-da-be2 ˹e2˺ dug3-ga-g̃a2 pa ˹e3˺ [ḫa]-˹ba˺-ni-ak : lu-u2 u3-˹x˺-[…] pa=ø e-ø=ø ḫa-ba-ni-e-ak-ø Zweig=ABS ausgehen-TL=ABS MOD-MID-L1-1.SG.H.A-machen-3.SG.P Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Alle drei Glossen beinhalten vermutlich akkadische Äquivalente zum sumerischen Text. Die beiden Glossen zu Vs. 14 und 15 befinden sich unter Vs. 15. Sie stehen allerdings mit Abstand von den Enden der folgenden Zeilen 16–17 und sind weiter am Tafelrand zu finden. Da die Zeilen Vs. 14–15 wegen ihrer Länge den Rand besetzen, gab es keine andere Möglichkeit, die Glossen zu platzieren. Auf der Tafel ist die Zugehörigkeit der Glossen zu den Zeilen 14 und 15 somit deutlich erkennbar. Die Glosse befindet sich am Tafelrand zwischen Z. 9 und 10 und ist Z. 10 zuzuordnen. Der sumerische Ausdruck ud-be2-ta ‚seit jenen Tagen‘, der als ein idiomatisches Adverb mit der Bedeutung ‚früher‘ verwendet wird, ist mit dem akkadischen Idiom ša pāna ‚früher, bislang‘ wiedergegeben. Für die adverbiale Bedeutung des sumerischen Idioms gibt es auch syntaktische Beweise, vgl. tur3 ud-be2-taše3 ‚zu deiner ehemaligen Hürde‘ Klage über Ur [ETCSL 2.2.2] 379; ud-be2-ta-gen7 ‚wie früher‘ in der Sprichwörtersammlung 5 [ETCSL 6.1.05] 125. Das akkadische Lexem ramû ‚hinlegen, festlegen‘ ist eigentlich eine Entsprechung von sumerisch ri ‚auferlegen‘. Zu der hier vorliegenden Konstruktion g̃eštug2-ga – us2 mit der Bedeutung ‚als Wissen etablieren‘ erscheint die akkadische Glossierung berechtigt, da sich die Lexeme ‚festlegen‘ und ‚etablieren‘ semantisch nahestehen. Das sumerische Lexem pa – e3 ‚erscheinen lassen‘ wird meistens mit dem akkadischen Verb šupû übersetzt, vermutlich auch in dieser Glosse.
Vs. 10
Vs. 14
Vs. 15
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Verzeichnis der Glossen
149
AO 6905B Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 16 68 unbekannt S W
Glosse:
Vs. 9
[…] na-nam : ša3-sa-i-tu4 ri-gi-im-ša3 a-na a-li-ša3-ma
Vs. 17
[...]-x-lu ma-ma-al-la ni2 me-lam2-ma!(LA)-be2 : ta-PI
Kommentar:
Vs. 9
Vs. 17
– – P345412
In diesem Manuskript sind die Glossen nicht in kleinerer Schrift verfasst und sie befinden sich infralinear nach der Textstelle. Im Text sind an mehreren Stellen MIN-Zeichen verwendet, um sumerische Halbzeilen voneinander zu trennen. Ebenso findet ein MINZeichen vor der Glosse in Vs. 17 Verwendung. Die abgebrochene Textstelle wurde von Cohen 1988, 553 wahrscheinlich aufgrund der Glosse rekonstruiert, daher wird sie hier nicht als Grundlage für die Bestimmung des Glossentyps berücksichtigt. Es ist mir unklar, worauf sich diese Glosse bezieht.
AO 6906A Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 16 69 unbekannt S E
– – P345413
Glossen:
Vs. 1
[…] ˹x˺ nu-gub g̃iš-gal-šu-an-na nu-gub! : […] ˹ul˺ iz-za-az ‹ma›-za-az-za qu3-tam4! nu-gub-ø g̃išgalšuana=’a nu-gub-ø NEG-stehen-3.SG.S Gutäer=L1 NEG-stehen-3.SG.S
Vs. 2
e2 ˹x x x ni˺-e3 lu2 nu-um-maḫ : be-lu la? ṣi?-[…] lu=ø nu-mah-ø Mann=ABS NEG-großartig-TL
Vs. 3
šu-a ˹g̃iš bala˺-a-g̃u10 si-sa2 nu-um-ma-al : ša3 i-na x x i-šar ˹la˺ ša3-ak-nu bala=g̃u=ø si-sa=ø nu-n-g̃al-ø Spindel=1.SG.POSS=ABS richten-TL NEG-3.SG.A-da sein-3.SG.P
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150
Kapitel 9
Vs. 4
ka!-ga14 inim gi-na nu-um-ma-al : i-na pi2-i? i-ša3-ra-tum la ša3-ak-nu kag=’a inim gin-’a=ø nu-n-g̃al-ø Mund=L1 Wort wahr-PT=ABS NEG-L1-existieren-3.SG.S
Vs. 5
ug̃3-be2 HA.UR-gen7 ur-be2 i3-˹gu7˺-e : ni?!(NA)-šu-a ki-ma ˹x-ti˺ eš?-ti-ni!-iš x a?-ka-al ug̃=be=ø HA.UR=gen ur=be=ø i-gu-en Volk=DEM=ABS ?=EQU jene=DEM=ABS FIN-essen-1?.SG.A
Vs. 6a
lu2-ulu3 ˹mar˺-tu-gen7 eden-na gu mi-ni-˹in˺-la2 : a-na lulu=ø Mensch=ABS
Vs. 6b lu2-ulu3 ˹mar˺-tu-gen7 eden-na gu mi-ni-˹in˺-la2 : ki-ma a-mur-˹ru?˺ martu=gen Westländer=EQU Vs. 6c
lu2-ulu3 ˹mar˺-tu-gen7 eden-na gu mi-ni-˹in˺-la2 : i-na EDEN eden=’a Steppe=L1
Vs. 8
ki a-ba-a in-sag?̃ g̃a2-e-me-en mu-un-sig3 : ˹sa?˺ i-n-sag̃-ø FIN-3.SG.H.A-V-3.SG.P
Vs. 9
dig̃ir buru5-me-eš gã 2-e mu-tin-gal?-me-en : a-na-ku ka-su-su-nu g̃e=ø mutingal=me-en ich=ABS Falke=COP-1.SG.S
Vs. 10
d
a-nun-na gu-du-ri-me-eš me-e sumun2 bi-us2-me-en : re-at?/-su-nu sumun=ø b-i-us-ø=me-en Kuh=ABS 3.NH-L2-folgen-3.SG.S=COP-1.SG.S
Vs. 11 sumun2 zi-da dmu-ul-lil2-la2-me-en : ša3 mullil=ak=me-en GN=GEN=COP-1.SG.S Vs. 12a ga-ša-an-me-en sumun2 zid sag̃-g̃a2 du-a-me-en : be-le-ku gašan=me-en Herrin=COP-1.SG.S Vs. 12b ga-ša-an-me-en sumun2 zid sag-̃ g̃a2 du-a-me-en : ša3 i-na maḫ-ri?! i-la-‹ku› a-˹na˺-ku sag̃=’a du-’a=me-en Kopf=L1 gehen-PT=COP-1.SG.S
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Verzeichnis der Glossen
Vs. 13
151
d
a-˹nun˺-na ˹udu?˺-gen7 murub4-me lug ušumgal-be2 g̃a2-e-me-en : ša3 ki-ma ṣe2-ni ir-te-u2 udu=gen murub=me=’a lug-ø Schaf=EQU Mitte=1.PL.POSS=L1 weilen-TL
Vs. 14 bad3-gal kur-kur-ra g̃a2!-e si-g̃ar-be2-me-en : ši-ga14-ar3-šu sig̃ar=be=me-en Riegel=3.NH.POSS=COP-1.SG.S Vs. 15 alim kur-˹ra-x˺ si gur3-ru-me-en : ša3 qar-ni-in na-šu-˹u2˺ / a-na-‹ku› si guru-ø=me-en Horn tragen-TL=COP-1.SG.S Vs. 16a sahar-g̃ar i7-da šu bi-tab? an-dul7-˹la-a˺-me-en : ša3 qa2-tu2 te-ḫa šu=ø b-i-dab-ø Hand=ABS 3.NH-L2-ergreifen-3.SG.S Vs. 16b sahar-g̃ar i7-da šu bi-tab? an-dul7-˹la-a˺-me-en : ša3? andul=ak=me-en Schutz=GEN=COP-1.SG.S Vs. 17a an-na u3-mu-un-be2-me-en ki-a ga-ša-an-be2-me-en : munus lugal an=ak umun=be=me-en Himmel=GEN Herr=3.NH.POSS=COP-1.SG.S Vs. 17b an-na u3-mu-un-be2-me-en ki-a ga-ša-an-be2-me-en : en umun=be=me-en Herr=3.NH.POSS=COP-1.SG.S Vs. 17c an-na u3-mu-un-be2-me-en ki-a ga-ša-an-be2-me-en : be-le-ku umun=be=me-en Herr=3.NH.POSS=COP-1.SG.S Vs. 18 me-˹e˺ dig̃ir-re-e-˹ne x˺-na didli mu-un-na-diri-ge : a-˹na˺-ku g̃e=e ich=ERG Rs. 2’a a-da-ab mu-un-na-ra-e3 ˹g̃idlam2?˺-[…] : uṣ-ṣi2!-i mu-nn-a-ta-n-e-ø VEN-3.SG.H-DAT-ABL-3.SG.H.A-herausbringen-3.SG.P
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Kapitel 9
Rs. 2’b a-da-ab? mu-un-na-ra-e3 ˹gĩ dlam2?˺-[…] : a-na ḫa?-wi?-i-[ri](-)˹ša3˺ g̃idlam=? Ehegatte=? Rs. 3’a in-nin-[na] dinana kug dinana kur-ra diri!-ga?-men3 : ištar inana GN Rs. 3’b in-nin-[na] dinana kug dinana kur-ra diri!-ga?-men3 : ša3 i-na ma-ta!-tim šu-tu-ra?-˹at˺ kur=’a dirig-’a=me-en Land=L1 überflüssig-PT=COP-1.SG.H Rs. 6’
d
inana ˹kur-kur˺-ra diri-˹ga˺ šag4-ga diri-ga-še3? : i-na qe2-be-ri šag=’a Herz=L1
Rs. 8’a nu-gi6-ib ma-la-g̃u10 na-nam : nu-gi17-ib2 nugig=ø Priesterinnenamt=ABS Rs. 8’b nu-gi17-ib ma-la-gu ̃ 10 na-nam : šub-tu2 nu? g̃al-’a=g̃u=ø na(n)-am-ø da sein-PT=1.SG.POSS=ABS MOD-COP-3.SG.S Rs. 9’
ga-ša-an X nig̃in2 ˹kug˺-ga ma-la-g̃u10 na-nam : UD x MA
Rs. 10’ dim-gal urim2ki-ma la-mu na!-nam : ša3 urim=ak=ø GN=GEN=ABS Rs. 11’ ma la-˹mu˺ na-nam-ma am4!-mu na-nam : bi?-x-[x] Rs. 12’ am4!-mu ˹na˺-nam-ma kaš mu-un-nag!̃ -a : ˹x˺-ni ša3-aq?-/qu? mu-n-nag̃-ø=’a VEN-3.SG.A-trinken-3.SG.P=SUB Rs. 13’a kaš mu-un-nag̃-g̃a2-a-ta kaš mu-un-ne-a?-DU? : a?-na? mu-n-nag̃-ø=’a=ta VEN-3.SG.H.A-trinken-3.SG.P=SUB=ABL Rs. 13’b kaš mu-un-nag̃-g̃a2-a-ta kaš mu-un-ne-a?-DU? : ni-˹x x˺ ni-x-sar Rs. 14’a ud-da šu-si-g̃u10 ˹il2?˺ an-ta ni2 im-ma-al : qu?-[…] Rs. 14’b ud-da šu-si-g̃u10 ˹il2?˺ an-ta ni2 im-ma-al : i-na an=ta Himmel=ABL
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Verzeichnis der Glossen
153
Rs. 14’c ud-da šu-si-g̃u10 ˹il2?˺ an-ta ni2 im-ma-al : i-ba-aš!-ši-a ni=ø i-m-g̃al-ø selbst=ABS FIN-1.SG.A-da sein-3.SG.P Rs. 15’ ki-˹ta˺ giri3!-si-gu ̃ 10 ki-a ni2 im-ma-al : [še]-pa-ia girisi=g̃u=ø Zehe=1.SG.POSS=ABS Rs. 16’a […]-e(-)a-na la?-bi-ra mi-ni-ib2-be2 : lib-bi labi=ra Liebling=DAT Rs. 16’b […]-e(-)a-na la?-bi-ra mi-ni-ib2-be2 : i-ša3?-gu-mu? mu-nn-i-b-e-e VEN-3.SG.H-L2-3.NH.P-sagen-3.SG.A Rs. 17’a […] ˹x˺-e za-e maḫ-me-en mu-lu nu-um-da-sa2 : at-ti-ma za=e Du=ERG Rs. 17’b […] ˹x˺-e za-e maḫ-me-en mu-lu nu-um-da-sa2 : ma-an-nu la i-ša3-na-an-ni? mulu=ø nu-m-da-sa-ø man=ABS NEG-VEN-COM-gleichen-3.SG.S Kategorie:
Kommentar: Vs. 1
Vs. 6a
phonetische Entsprechung (Vs. 8, Rs. 8’a) semantische Entsprechung (Vs. 1, 2, 4, 5, 6b, 6c, 9, 12a, 12b, 13, 14, 15, 17b, 17c, 18, Rs. 2’a, 2’b, 3’a, 12, 14’c, 16’a, 17’a, 17’b) semantische Derivation (Vs. 13, 15, 16a?, Rs. 6’) semantische Erweiterung (Vs. 10, Rs. 16’b) grammatische Entsprechung (Vs. 4, 6a, 6b, 6c, 11, 16b, Rs. 10’, 13’a, 14’b) Bezug auf die Tradition (Vs. 17a) graphischer Wechsel (Rs. 15’)
Zum Vergleich g̃išgal-šu-an-na = qu-tu-u2 s. Antagal G 184 und zu g̃išgal-šu-g̃iš-gal-an-naki = GU.TI.UMki s. 2R 50 Vs. ii 10’ (MSL 11, 55). Die Analyse der Textstelle ist vorläufig. Die grammatische Glosse versucht vermutlich den Kasus des Bezugswortes explizit zu bestimmen, da er in der Schrift nicht erscheint. Demzufolge ist das Lexem durch den Absolutiv markiert oder der Kasus ist ein -/ra/, wobei die Interpretation sowohl einen Dativ als auch ein Lokativ 2 erlaubt. Angesichts der Überlegungen von Karahashi 2000, 100– 102 schwankt die Markierung von gu zwischen dem Lokativ 2 und dem Absolutiv, wobei in Nippur primär der Lokativ 2 bezeugt ist. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
154
Vs. 9
Vs. 10
Vs. 12a Vs. 13
Vs. 16a
Vs. 17a
Rs. 6’
Rs. 8’a
Rs. 15’
Kapitel 9
Der vorliegende Text ist von unbekannter Herkunft, demzufolge ist hier diesbezüglich eine Entscheidung nicht möglich. Die Lesung des Bezugswortes ist vorläufig, aber sicherlich handelt es sich hier um den Vergleich mutingal bzw. kasūsu ‚Falke‘. Ein ähnlicher Beleg ist aus Izi G 96 bekannt: mu-tin = ka-su-su. S. auch CT 18 50 iii 13: mu-u-timušen = ka-su-su. Das Possessivsuffix nimmt vermutlich auf die Götter Bezug, obwohl es lediglich im Akkadischen als Possessivsuffix erscheint. Im Sumerischen ist es durch die Kopula wiedergegeben. Die akkadische Glosse paraphrasiert den sumerischen Ausdruck, sumun2 bi2-us2 ‚der den Kühen folgt‘. Im akkadischen Text steht das Verb re’û ‚behüten‘. Die Konstruktion wurde sowohl im Sumerischen als auch im Akkadischen parallel zur vorigen Zeile gebildet. Das sumerische Lemma gašan ‚Herrin‘ ist im Akkadischen mit dem maskulinen Nomen wiedergegeben. Auf den sumerischen Ausdruck murub4-me ‚unter uns‘ wurde in der Übersetzung verzichtet. Zur akkadischen Übersetzung vgl. SBH No. 56 Rs. 19–20: da-nun-na e-ze2-gen7 lu-a / da-nun-na-ku [ki-ma ṣe2]-e-ni ir!-te-ɂ-u2. Die Lesung dieser Glosse ist ziemlich sicher, die des Haupttexts ist allerdings vorläufig. Die Glosse ist ein möglicher Hinweis darauf, dass das Verb eine phonetische Schreibung zu dab(5) ‚ergreifen‘ darstellt. Die genaue Entsprechung zu teḫû ‚annähern‘ wäre das sumerische Verb teg̃3/4, allerdings nicht das Kompositum šu – teg̃3/4 ‚annehmen‘. Es handelt sich hier daher um eine semantische Erweiterung, wobei der akkadische Ausdruck die Struktur des sumerischen Kompositums imitiert. Die Glosse am linken Tafelrand munus lugal ‚Königin‘ bezieht sich vermutlich auf die erste Zeilenhälfte. Der Hintergrund dieser erklärenden Annotation ist mir unklar, eventuell ist es ein Versuch, den männlichen Lexem umun ‚Herr‘ mit Bezug auf Inana zu erklären. Es ist wahrscheinlich, dass der Schreiber die Glosse hier nicht direkt auf den Text, sondern auf die Tradition bezieht, die für ihn als Hintergrundwissen bereitstand. Die Glosse ist fehlerhaft, da sie das Lexem qebēru ‚begraben‘ statt qerēbu ‚sich nähern‘ beinhaltet. Letztere stünde dem Sumerischen šag4-ga ‚in der Mitte‘ semantisch nah. Das sumerische Lemma hat im Hauptdialekt die Form /nugig/, im Emesal Dialekt /mugib/. Die im Manuskript belegte Form ist eine Mischung der beiden. Die akkadische Gleichung ist in diesem Fall nicht genau. Das sumerische Lexem giri3-si ‚Zehen‘ entspricht im Akkadischen ubānu und nicht šēpu ‚Bein‘. Es besteht also eine metonymische Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse bzw. die Glosse bezieht sich © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. 16’a
Rs. 16’b
Rs. 17’a
155
auf eine graphische Abkürzung des Bezugswortes, nämlich auf giri3 und nicht auf giri3-si. Die Lesung der Textstelle und der Glosse sind vorläufig. Das Zeichen, das hier als LA gelesen wird, kann eventuell auch ein RI sein mit einem weiteren Zeichen darunter, das zur Glosse gehört. Die Gleichung des sumerischen Koseworts labi und des Akkadischen libbu ‚Herz‘ wäre eine semantische Entsprechung. Das akkadische Lexem ist vermutlich šagāmu ‚schreien, rufen‘. Es besteht zwar eine semantische Nähe zum sumerischen Lexem dug4 ‚sagen‘, doch handelt es sich hier um eine Interpretation der Textstelle und nicht um ihre genaue Wiedergabe. Im Sumerischen sind Personalpronomen immer betont. Auf diese Eigenschaft der Sprache wird durch den akkadischen Partikel -ma hingewiesen.
AO 6967 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TCL 16 70 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 3
Dumuzid-Inana T ETCSL 4.08.20 P345414
lu2 zu2-lum degx(RI)-degx-ge mu-nim-mar an-[e11?] : mi deg~deg-ø=e sammeln~RDP-TL=ERG
Vs. 15 kug-sig17 g̃eštug-g̃eštug sal-la in-pad3-de3 g̃eštug2-na mu-un-g̃a2-g̃a2 : g̃eš-du-g̃eš?-du? g̃eštug~g̃eštug sal-’a=ø Ohrringe~RDP fein-PT=ABS Vs. 17 ni3-lal3 diri-diri-ga in-pad3-de3 igi-ne2-a mu-un-g̃a2-g̃a2 : RI-RI dirig~dirig-’a=ø übersteigen~RDP-PT=ABS Vs. 23
g̃iš
su3!(BU)-sig2! gig2-ga in-pad3-de3 gal4-la-na mu-un-g̃a2g̃a2 : la’u4-u2 gi susig giggi=’a Ornament(?) schwarz=L2
Vs. 24 suḫubx(ḪUB2-ḪUB2)-be2 du7-a in-pad3-de3 g̃iri3-si!-na mu-un-g̃a2-g̃a2 : kuše-sir2 suḫub=be=ø Stiefel=3.NH.POSS=ABS
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Kapitel 9
Vs. 26 lu2-du6-ra na4za-gin3 degx-degx-ga-ra en gaba-na mu-ri : -ni?-ra gaba=ane=’a mu-(n-i)-n-ri-ø Brust=3.SG.H.POSS=L2 VEN-(3.SG.H-L2)-3.SG.H.A-auferlegen-3.SG.P Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 15?) phonetische Derivation (Vs. 3) semantische Entsprechung (Vs. 17?) semantische Erweiterung (Vs. 23, 24) textkritische Annotation > Variante (?) (Vs. 26)
Kommentar:
Die Textausgaben notieren die Glosse in Vs. 3 nicht. Der Text wurde von mir nicht kollationiert, die Lesungen beziehen sich auf die Kopie in TCL 16 70. Abgesehen von den hier vorgeschlagenen Interpretationen ist es möglich, dass alle die Glossen in dieser Manuskript als textkritische Annotationen, d.h. als Varianten zu verstehen sind. Die Glosse deutet eventuell darauf hin, dass das Verb deg ‚sammeln‘ einen Auslaut auf /g̃/ aufweist. Diese Lesung dieser Glosse hat Sefati 1998, 253 vorgeschlagen. Die Glosse ist vermutlich RI-RI, eventuell di5-ri zu lesen. Ein anderes Manuskript beinhaltet die folgende Variante: sig2-sug4 gi6-ga. Die Lesung und Deutung der Textstelle sowie der Glosse ist in dem vorliegenden Manuskript problematisch. Für einen Vorschlag s. Sefati 1998, 254, der den Ausdruck als ‚lange Wolle‘ übersetzt und als eine Metapher interpretiert. Das Lexem siki-su3-udg̃u10 ist auch in der Liste Ugu-mu Z. 15 belegt, Couto-Ferrara 2009, 110 übersetzt den Beleg als ‚meine gestreckten Haare‘. Die folgende Gleichung aus der Liste Antagal III 271 ist eventuell auch informativ bezüglich der Bedeutung der Textstelle: sig2-su3-su3 = ḫa-na-bu. Die Bedeutung von ḫanābu ist ‚reichlich wachsen‘ bzw. ‚strahlen‘, das Lexem ist allerdings erst ab der mittelbabylonischen Zeit bezeugt. Ein Bezug auf Haare ist gut belegt. Es bleibt zwar unsicher, welches Ornament hier genau bezeugt ist, das die Göttin auf ihre Genitalien appliziert, ein Bezug auf die Schamhaare liegt aber nahe. Die Glosse LAL2.KAK ist als la’u4 zu lesen, zur Interpretation vgl. Proto-Aa 79, 1: LAL2xKAK = ri-ib-ba-tum. Das akkadische Lexem bedeutet ‚restlich, übrig‘ oder aber ‚überschüssig, überzählig‘. In diesem Fall kann die Glosse möglicherweise als ‚schwarze / dunkle Zusatz‘ beziehend auf ‚das schwarze / dunkle Üppige‘ interpretiert werden und als eine semantische Gleichung bzw. ein Synonym eingestuft werden. Andererseits bleibt diese Interpretation vorläufig, da
Vs. 3 Vs. 15 Vs. 17 Vs. 23
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157
das Lexem giggi ‚schwarz‘ in der Glosse phonetisch als gi wiedergegeben wurde. Daher ist eine Variantenglosse wahrscheinlicher. Der Haupttext und die Glosse beinhalten zwei unterschiedliche sumerische Lexeme mit ähnlicher Semantik. Das Lexem suḫub ‚Stiefel‘ ist esir ‚Sandale‘ gegenübergestellt. Es handelt sich entweder um eine semantische Erweiterung oder aber um eine Variante. Die Funktion der Glosse ist mit der Glosse in Vs. 23 vergleichbar. Die Konstruktion ist problematisch, die Glosse versucht wahrscheinlich die morphosyntaktische Diskrepanz auszuschließen. Das Kompositum gaba – ri ist hier mit der Bedeutung ‚begegnen‘ verwendet. Das nominale Element sollte im Absolutiv stehen und diejenige, der begegnet wird, im Dativ. Die erwartete Form wäre daher mu-na-ri ‚er ist ihr begegnet‘ oder eventuell mu-na-ra ‚wenn er ihr begegnet ist‘. Der Lokativ ist daher fehlerhaft und wurde wahrscheinlich in die Verbalpräfixkette aufgenommen, um den Kasus von gaba zu repräsentieren.
Vs. 24
Vs. 26
Ash 1923-444 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
OECT 2 pls. 1–4 unbekannt P W
Die sumerische Königsliste ETCSL 2.1.1 P384786
Glossen:
ii 28
zamug dumu bar-sal-nun-na : za-mug
ii 30
ti-iz-qar dumu zamug : za-mug
vii 31
zar2-lagab : la-gab
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Alle Glossen gehören zu Personennamen. Die Belege in ii 28 und 30 haben die Struktur ‚PN Sohn des PN‘. Sie sind interlinear positioniert und weichen vom Haupttext durch die Schriftgröße nicht ab (s. Kapitel 4.1).
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Kapitel 9
Ash 1932-415 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
OECT 5 12 unbekannt S E
Klage über Ur ETCSL 2.2.2 P345793
Glossen:
Vs. 3
[eden kiri3-zal-]-ba i3-du3-a-g̃u10 gir4-gen7 ḫa-˹ba˺-[ur5-ur5] : gi-˹ir˺ gir=gen Ofen=EQU
Vs. 5
[mu-u]n-gur11-g̃u10 sig-ta di-g̃a2 sig-še3 ḫa-ba-an-ir mu-un-˹gur11˺-[g̃u10 ga-am3-dug4] : šu?-ti sig=ta Süd=ABL
Vs. 6
˹mu˺-un-gur11-g̃u10 i-bi2-nim-ta di-g̃a2 i-bi2-nim-še3 ḫa-[ba-an-ir …] : e-li!-tum iginim=ta Hochland=ABL
Vs. 9
kug-g̃u10 lu2 kug nu-zu-ne šu-be2 ḫa-ba-da-˹ab˺-[si] : la-ap?!-nu?!-u2 lu kug=ø nu-zu-’a=ene=ak Mann Silber=ABS NEG-wissen-PT=3.PL.POSS=GEN
Vs. 12 gi4-in du5-mu-g̃u10 g̃ešma2-e ˹ḫa-ba-ab˺-[laḫ5-eš …] : ma-ar a-ma-ti-i-a […] gin dumu=g̃u=ø Sklavin Sohn=1.SG.POSS=ABS Rs. 4
nu-nuz zid-g̃en e2-g̃u10-ta e2 kur2 ba-˹ra˺-[du3-du3-am3] : maš munus zid=me-en Frau recht=COP-1.SG.S
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 3) semantische Entsprechung (Vs. 5, 6, 12, Rs. 4) semantische Derivation (Vs. 9)
Kommentar:
Die Glossen stehen unabhängig von ihrem Inhalt interlinear. Die bisherige Lesung dieser Glossen bzw. ihre Zuordnung zu den Bezugswörtern sollte hier in mehreren Fällen revidiert werden. Es ist unsicher, ob die Glosse die Aussprache oder den Zeichennamen wiedergibt. Daher ist die Zuordnung zum Typ der phonetischen Entsprechung nur vorläufig, eine phonetische Derivation kommt auch in Frage. Dass es sich hier um das entsprechende akkadische
Vs. 3
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Verzeichnis der Glossen
159
Wort kīru ‚Ofen‘ handelt, ist eher unwahrscheinlich, da es üblicherweise in der Schreibung ki-i-ru belegt ist (CAD K 415 zu kīru A). Diese Glosse wurde gewöhnlich als ab-bi gelesen und nicht weiter interpretiert. Diese Glosse wurde in den bisherigen Editionen nicht berücksichtigt. Das akkadische Lexem lapnu ‚arm‘, falls die Lesung der Glosse richtig ist, gehört zum sumerischen Ausdruck lu2 kug nu-zu ‚der kein Silber kennt‘. Die gewöhnliche sumerische Entsprechung des akkadischen Lexems ist ukur3 oder lu2 nig̃2 nu-tuku ‚Arme‘, das hier verwendete sumerische Lexem ist allerding ein weiteres Synonym. In der Glosse ist das Bezugswort im Emesal-Dialekt belegt. Die beiden Wörter stehen im sumerischen Satz in Parataxe, die Töchter und die Söhne wurden von der Stadt erbeutet. Im Akkadischen handelt es sich aber um eine Genitivverbindung, die Übersetzung ‚die Söhne meiner Sklavinnen‘ ist fehlerhaft. Auch die Reihenfolge der Wörter in der akkadischen Konstruktion kann nicht von der Reihenfolge des sumerischen Ausdrucks abgeleitet werden. Das Erkennen des verschobenen Klitisierens bereitete dem akkadischen Schreiber Probleme bzw. er hat die Konstruktion als einen vorangestellten Genitiv interpretiert und übersetzt. Es handelt sich hier vermutlich um ein sumerisches Synonym, das Adjektiv zid ‚recht‘ wurde durch maš ‚rein‘ erklärt.
Vs. 5 Vs. 9
Vs. 12
Rs. 4
Ash 1932-526o Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
OECT 5 14 unbekannt S E
Klage über Ur ETCSL 2.2.2 P345795
Glosse:
Rs. 6
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Das entsprechende akkadische Lexem ist išippu, ein Lehnwort aus dem Sumerischen. Zur phonetischen Wiedergabe als /isippu/ vgl. die folgenden lexikalischen Belege:
[a-a d]˹nanna˺ išib-zu ˹eš˺-[da kug-ga šu nu-mu-ra-ni-in-du7] : i-si-ip?-˹pu˺ išib=zu=e ein Priester=2.SG.POSS=ERG
(Proto-Ea 72) išib = i-si2-ib (Varianten: i-si2 und si2) išib = i-si-ib = i-si-pu, el-lum (Secondary Proto-Ea/Aa Ms. 10 i 22) (Secondary Proto-Ea/Aa Ms. 3 i 2) išib = si2-ib © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
160
Kapitel 9
Die Belege weisen darauf hin, dass die gewöhnliche Aussprache des Wortes in der altbabylonischen Zeit /isib/, auf Akkadisch /isippu/, war.
BM 15280 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 42 4 Larsa Mii W
Dumuzid-Inana D1 ETCSL 4.08.30 P283738
Glossen:
Vs. i 6
dungu-ge i-im-dirig : du-gu-ge dungu=gen Wolke=EQU
Vs. i 8a
ki-nu2 gi-rin-na za-gin3 sig10-ga-am3 : ri kinu girin=ak=ø Bett Blume=GEN=ABS
Vs. i 8b
ki-nu2 gi-rin-na za-gin3 sig10-ga-am3 : zi zagin=ø sig-’a=am-ø Lapislazuli=ABS legen-PT=COP-3.SG.S
Vs. i 17 a
u3-mu-un-ra ešgiri2 šibir2 šum2-mu-na-ab : si-bi-rum šibir=ø Szepter=ABS
Vs. i 17b
u3-mu-un-ra ešgiri2 šibir2 šum2-mu-na-ab : šu šum-mu-nn-a-b geben.IMV-VEN-3.SG.H-DAT-3.NH.P
Vs. ii 3a
inim til3 inim ud su13-ra2 gu3 mu-un-de2-e : i-ni inim=ø Wort=ABS
Vs. ii 3b
inim til3 inim ud su13-ra2 gu3 mu-un-de2-e : ra ud sud-’a Tag lang-PT
Vs. ii 5
kišib-la2 zi-da-na im-ma-an-dab5 : ki-is!-ib kišibla zid=ane=’a Hand recht=3.SG.H.POSS=L2
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Verzeichnis der Glossen
Kategorie:
Vs. ii 14a
tumu-ulu3-ta tumu-mir-ra-a-še3 : du!-mu-ul-lu!(ŠU)-ta tumulu=ta Nordwind=ABL
Vs. ii 14b
tumu-ulu3-ta tumu-mir-ra-a-še3 : du-mu-im?-mi-ra tumumira=še Südwind=TERM
161
phonetische Entsprechung
Kommentar:
In diesem Text beinhalten alle Glossen Aussprachehinweise. Die Wiedergabe der Sibilanten wechselt: /s/ kann durch /z/, /š/ durch /s/ ersetzt werden. Vs. i 17a Sefati 1998, 302 liest die Glosse als šibir2 : si-bi-˹ir˺, es gibt jedoch keine Gründe, ein beschädigtes Zeichen anzunehmen, da die Tafel intakt ist. Der Zeichenname, wie in den Glossen üblich, bezieht sich auf ein Zeichenkompositum und entspricht seinem Lautwert im gegebenen Kontext. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass hier das akkadische Lexem šibirru gemeint ist. Vs. ii 5 Sefati 1998, 302 liest die Glosse als ki-še!-eb!-la2!. Ich sehe keine Spuren, die ich mit dem Zeichen LA2 identifizieren könnte. Vor dem IZ gibt es zwei kleinere Winkelhaken, die dem ŠE entsprechen könnten, jedoch kein vollständiges ŠE ergeben und mehr Ähnlichkeit zu einem EŠ aufweisen. Es kann sich eventuell auch um sekundäre Keile handeln. Vs. ii 14a-b Die Glossen weisen darauf hin, dass das Element tumu ‚Wind‘ nicht als Determinativ zu verstehen ist. Vs. ii 14a Sefati 1998, 302 liest in der Glosse tu! statt DU. Vs. ii 14b Sefati 1998, 302 liest die Glosse als tu!-mu-dmi-ra-‹še3›. Determinative sind in phonetischen Glossen nicht gebräuchlich, weiterhin ist AN in diesem Kontext schwer zu erklären. Das Zeichen, das ich als IM lese, ist zwar sehr kursiv geschrieben, besteht aber aus mehr als drei Keilen, ein AN ist also auszuschließen. Die Glosse verweist wahrscheinlich auf die phonetische Form /tumimira(še)/, in der der zweite /u/-Vokal in tumu vom /i/-Vokal in mir assimiliert wird.
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162
Kapitel 9
BM 15794 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 42 13 Larsa S W
Glossen:
Vs. 2
Inana G ETCSL 4.07.7 P283740
ga-ša-an ir9-˹ra˺ mu-lu2-u3-ne mu-lu-˹u3?-ne˺ : i-ra gašan ir-’a=ø Herrin mächtig-PT=ABS
Vs. 19 e-re7-da-g̃u10-ne e-re7-da-g̃u10-ne : re ere-ed=’a=g̃u=ne gehen-PF-=SUB=1.SG.POSS=L4 Vs. 22 ˹ambar˺-ra [a12?]-˹ra2?˺-bumušen-be2 me-e g̃en-na : a-bar-ra ambar=ak arabu=be=ø Sumpf=GEN Vogel=3.NH.SG.POSS=ABS Rs. 15 ninda mu-un-ma-al mu-un-na-ab-be2-ne : en-da ninda=ø mu-ni-g̃al-ø Brot=ABS VEN-L1-da sein-3.SG.S Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die belegten Glossen weisen auf die Aussprache von Wörtern, in einem Fall auf die Lesung eines Zeichens hin. Die Verbform ist problematisch. Es handelt sich um eine pronominale Konjugation. Zur PF-Form gehört allerdings eigentlich der PT.PL Verbstamm ere ‚gehen‘, der sogar durch die Glosse bestätigt wird. Die Pluralität der Verbform stimmt auch nicht mit dem Subjekt der 1 Sg. überein, das in Form des Possessivpronomens erscheint. Der Anlaut des Wortes ist in der Glosse nicht wiedergegeben. Diese Aussprache ist mehrfach belegt, vgl. Proto-Ea 609: inda = in-da, ˹nin˺-da; Sb Voc. II 195: inda = nin-da und einen literarischen Text in phonetischer Orthographie, PBS 10/2 13 Vs. 3: in-da.
Vs. 19
Rs. 15
BM 17308 Publikation: Herkunft: Tafaltyp: Inhalt:
CT 42 31 Sippar (?) S E
Glosse:
Vs. 7
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Klage über Nippur ETCSL 2.2.4 P283755
lagaški dim gal an-na eš3 g̃ir2-suki ul-˹ta˺ g̃ar-ra-ba : la-ga
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Verzeichnis der Glossen
163
BM 22741 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 15 14 Larsa S W
Glossen:
Vs. 11a
tug2-pa-rim4-ma sa bi2-KU-KU : tu-pa-ri-na tug-barim=’a Gewand=L2
Vs. 11b
tug2-pa-rim4-ma sa bi2-KU-KU : ˹tu˺-ba-ri2-na KI.MIN
Vs. 14a
i-bi2 zi-da-zu zib2-ne2 ba-an-gid2 : zi-ib zib=ane=ø Zügel=ABS
Vs. 14b
i-bi2 zi-da-zu zib2-ne2 ba-an-gid2 : gi-id ba-n-gid-ø MID-3.SG.H.A-ziehen-3.SG.P
Rs. 6
guruš en-ban3-da gur-ru-na-ta gudu4-e gu3 de2 : gu de gu=ø de-ø Stimme=ABS gießen-TL
Rs. 10
bar nu-zal-la-ge-da tuš-ma-da er2-da tuš-ma-da : za bar nu-zalag-ed=ak=ø Erscheinung NEG-strahlen-PF=GEN=ABS
P345450
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 11a, 14a, Rs. 6, 10) textkritische Annotation > Variante (Vs. 11b)
Kommentar:
Das vorliegende Manuskript weist zahlreiche phonetische Schreibungen auf, was die Identifikation der Lexeme erschwert. Zu dieser Zeile gehören zwei Glossen: eine steht auf dem Rand und gehört zum ersten Lexem, die andere ist infralinear gestellt und gibt in Form von KI.MIN auch die zweite Zeilenhälfte wieder. Demzufolge ist die Randglosse als phonetischer Hinweis, die interlineare Glosse als eine Variante zu verstehen. Dieser Vorschlag ist insbesondere dadurch begründet, dass die Letztere nicht nur für ein einzelnes Lexem, sondern für die ganze Zeile steht. Das Wort ist ein Hapax ohne plausible Etymologie. Zur Normalorthographie s. OB Nippur Ura 4 Seg. 6, 240’: tug2˹ba˺-rim4-[ma]. Die Glossen verweisen darauf, dass in diesem Wort TUG2 nicht als phonetisches Komplement zu verstehen ist.
Vs. 11
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164
Vs. 14
Kapitel 9
Das Lexem zib2 – gid2 bedeutet ‚die Zügel ziehen‘, vgl. Attinger 1998, 186 zu Z. 72. Hier hat es sicherlich eine figurative Bedeutung.
BM 23103 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sollberger 1967, 287–291 Larsa Mii W
Die Herrscher von Lagaš ETCSL 2.1.2 P357168
Glosse: Vs. i 32–33 kur-kur ug̃3 lu-a ˹dig̃ir˺-[…] / ˹kaš˺ulušin kaš˹kurun2˺ […] : u2 ulušin=ø eine Bierart=ABS Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Sollberger 1967, 281 verweist auf diese Glosse folgendermaßen: „I cannot explain the small U2, nor even decide whether it is a gloss to ulušin or to uku3 [=ug̃3] of the preceding line“. In der Tat befindet sich die Glosse zwischen ug̃3 von Z. 32 und ˹kaš˺ulušin von Z. 33. Sicher festzustellen ist auch, dass sie lediglich aus einem Zeichen besteht, also als Lautindikator funktioniert. Eine intendierte Erklärung UN = ug̃3 ist unwahrscheinlich, da die Angabe uneindeutig wäre, da das Zeichen mehrere Lesungen mit dem Anlaut /u/ aufweist (un, unu4, ug̃3). Da sich interlineare Glossen häufiger unter als über dem Bezugswort befinden, liegt die Erklärung trotzdem nahe, dass die Glosse doch die Lesungen /ug̃/ und /kalam/ zu unterscheiden versucht. Das andere Lexem, ulušin, wird in den lexikalischen Listen oft von phonetischen Annotationen begleitet. Daher ist es eher wahrscheinlich, dass die Glosse zu diesem Lexem gehört. Vgl. die Glossen in Ura XXIII Fragment d 2: kašulušin : u2-lu-šin und Fragment f i 7’: ˹kaš˺ulušin : ˹u2-lu˺-ši-in.
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Verzeichnis der Glossen
165
BM 23111 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 21 Sippar S W
Glossen:
Vs. 4
dam mu-un-gar3-ra ˹gana2˺-[ne2-še3 …] : mi dam=ø mu-ni-gar-ø=’a Ehefrau=ABS VEN-L1-häufen-3.SG.S=SUB
Rs. 9a
a kušummud!(EDIN.LAL) sir2-ra de3-ma-an-de2 : e a=ø Wasser=ABS
P274216
Rs. 9b a kušummud!(EDIN.LAL) sir2-ra de3-ma-an-de2 : um-ma-tu9 ummud sir-’a=’a Wasserschlauch binden-PT=L1 Rs. 15 sag̃-g̃u10-a tug2 bi2-e-dul : bi-e-du-ul b-i-e-dul-ø 3.NH.-L2-1.SG.A-bedecken-3.SG.P Kategorie:
Kommentar: Vs. 4
Vs. 9
phonetische Entsprechung (Rs. 9, Rs. 15) phonetische Derivation (Vs. 4)
Die Glosse verweist auf eine Lautänderung des Ventivpräfixes /mu/ zu /mi/ vor dem Lokativpräfix /ni/, daher wurde die morphographemische Schreibung mit einer phonetischen Annotation ergänzt. Die Glosse entspricht nicht der Lesung um-mi, wie in der Kurzbeschreibung des Textes, CT 58, 15, vorgeschlagen wurde. Das zweite Zeichen ist eindeutig ein MA, das letzte ist ein TUG2, allerdings kommt auch ein beschädigtes AD in Frage.
BM 23584 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 15 23 Larsa S W
Glossen:
Vs. 5a
P345457
d
ug3̃ -gã 2-i-bi2-ma-al ama ubur zi-da : u2 ug̃a-ibi-g̃al=ø GN=ABS
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166
Kapitel 9
Vs. 5b
d
ug̃3-g̃a2-i-bi2-ma-al ama ubur zi-da : u2-bi-ur ama ubur zid-ø=ak=ø Mutter Brust recht-TL=GEN=ABS
Vs. 16 me-na kug mu-un-tu9 mu-un-du8-e me-na mu-un-du8-e : tu kug=ø mu-n-dab-ø Silber=ABS VEN-3.SG.H.A-ergreifen-3.SG.P Vs. 17 me-na za-‹gin3› mu-un-tu9 mu-un-du8-e me-na mu-un-du8-e : tu zagin=ø mu-n-dab-ø Lapislazuli=ABS VEN-3.SG.H.A-ergreifen-3.SG.P Rs. 8
šu-ne2 il2-ta im-ta-zur-zur er2-gig ˹i3˺-[še8-še8] : zu-ur-zu-ur i-m-b-ta-zur~zur-ø FIN-VEN-3.NH-ABL-brechen-3.SG.S
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar: Vs. 16–17
Die Glossen beruhen alle auf phonetischer Entsprechung. Die Schreibung TUG2 = tu9 für das Verb dab(5), das hier eindeutig gemeint ist, beruht auf phonetischen Prinzipien. Die Erweiterung des Zeichens TUG2 mit dieser Semantik resultiert vermutlich aus der Ähnlichkeit von dab(5) = ṣabātu ‚ergreifen‘ und tu9 = ṣubātu ‚Bekleidung‘.
BM 23631 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Kramer 1985, pls. ii–iv Larsa Miii CW
Utu E und Utu F ETCSL 4.32.e und 4.32.f P355673
Glossen:
Vs. i 39
šu-ne2 kiri3-a {ša-mu-ri} ša-mu-ri-ma-al : ki-ri kiri=’a Nase=L2
Vs. ii 20a
munu4-ta še10 buru5-ta ma-ra-ra-de5-de5 : mu-nu munu=ta Malz=ABL
Vs. ii 20b
munu4-ta še10 buru5-ta ma-ra-ra-de5-de5 : še še=ø Kot=ABS
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Verzeichnis der Glossen
167
Vs. ii 22
˹guru7˺-maš-ta zu2 bir5mušen-ra me-e ma-ra-ra-de5-de5 : gu2-ru?! gurumaš=ta Getreidehaufen=ABL
Vs. ii 27
kaš dur2 e2 lam-ra-zu […] : du-ur2 dur-ø sitzen-TL
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die Glossen wurden von Kramer 1985 nicht mitgelesen, allerdings außer Vs. ii 22 in der ETCSL Ausgabe notiert.
BM 23820 + BM 23831 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ludwig u. Metcalf 2017, 4–6 unbekannt S W
Išme-Dagan AB ETCSL 2.5.4.28 P357170
Glosse:
Rs. 46
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Im Haupttext ist eine phonetische Schreibung belegt, die Glosse verweist auf die übliche Schreibung in der Normalorthographie. Es besteht allerdings die Möglichkeit, da das Manuskript sonst keine phoentische Schreibungen aufweist, dass es sich hier um einen Korrektur handelt.
bar-uš si3-ke-be2 mu-ni-in-tag-a lu2-be2-er ba-an-x-[…] : sig3-ge sig-ed=be=e schlagen-PF=3.NH.POSS=ERG
BM 54316 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 53 Sippar S W
Glossen:
Vs. 5
Inana C ETCSL 4.07.3 P274248
ki šu-tag-ga-zu nig̃2 šu tag-g[a?-zu] : a-šar ša la-pa-ti ki šu=ø tag-’a=zu=ø Ort Hand=ABS anfassen-PT=2.SG.POSS=ABS
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168
Kapitel 9
Rs. 3’
a-nir nig̃2-˹gig˺-[ga igi ma-lib la-ra-aḫ si-il-am3-ta] : pu2?-ul-qa2-tum laraḫ=ø Schwierigkeit=ABS
Rs. 9’
biluda-zu-[…] : a-na up-[ša-ši-(i)-ki] biluda=zu=? Ritual=2.SG.POSS=?
Rs. 15’ nam-dig̃ir-zu ki-dutu-e3-a : i-lu-u[t?-ki] namdigir=zu=ø Göttlichkeit=2.SG.POSS=ABS Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Die Glossen bzw. die zu denen angegebenen Ergänzungen in Vs. 5, Rs. 9’ und 15’ folgen CT 58, 21. Die Lesung der Glosse in Rs. 3’ sollte korrigiert werden. Diese Zeile ist eine Variante zu Inana C [ETCSL 4.07.3] Z. 199: šu dug4-ga-zu nig̃2 šu tag-g[a-zu]. In CT 58, 21 wurde diese Glosse als šu-ul-pi2? tak-mi gelesen. Die Glosse auf dem linken Tafelrand nimmt auf ein Lexem Bezug, das nicht erhalten ist, aber mit Hilfe von anderen Manuskripten rekonstruiert werden kann. Dem Lexem laraḫ ‚Schwierigkeiten‘ entspricht das akkadische Wort pušqu oder pulqu. Die Pluralform ist allerdings bisher nicht belegt.
Vs. 5 Rs. 3’
BM 54681 + BM 62360 + BM 64255 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
van Dijk 1983 pl. lxxxvii–lxxxviii Lugale Sippar ETCSL 1.6.2 S P357188 E
Glossen:
Vs. 2
[na4algameš sa2-dug4 ud-da gur3-ru] ˹za-gin3˺-dim2-ne ḫe2-me-en : […]-˹ki˺ u4-mi-ša ud=’a Tag=L1
Vs. 10 […] ˹x˺-un nita munus dim2-ma u3 za-{x}-a-˹gen7˺ […] : nita u3 munus ša ṭe4-mi u3 […] nita munus dimma=ak=ø u [ Mann Frau Plan=GEN=ABS und [ Rs. 6
[…]-˹tum˺-gen7 […] ˹x x x˺ […] : x UD / x
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Verzeichnis der Glossen
169
˹zabar˺
Rs. 7
ḫu-˹ut˺-[pa …]-e ˹x˺ […] : […]-ad-du3 ḫutpa=[ Pfeilspitze=[
Rs. 8
gĩ ri2 ḫuš ˹sa-sa˺-de3 ˹gin2˺-[…] ˹x˺ : pat-‹ru› ez-zu-tum i-na za-qa2-˹ti?-im?˺ g̃iri ḫuš=ø sa~sa-ed=e Schwert rasend=ABS stechen~RDP-PF=L3
Rs. 11a kur-ra a2 dab5-ba-e-g̃a2 ˹mu˺-[…] ˹x˺ : i-‹na› kur=’a Berg=L1 Rs. 11b kur-ra a2 dab5-ba-e-g̃a2 ˹mu˺-[…] ˹x˺ : a-na ṣa-ba-ti-ia dab-’a=g̃u=’a ergreifen-PT=1.SG.H.POSS=L2 Rs. 16
[… ugu] ba-an-de2-zu : mu-ḫal-li-‹iq›-ka ugu=ø ba-n-de-ø=’a=zu=ø N=ABS MID-3.SG.H.A-gießen-3.SG.P
Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Rs. 7, 11a, 11b) morphosyntaktische Derivation (Vs. 10) semantische Entsprechung (Vs. 10, Rs. 8, 11b, 16)
Kommentar:
Die abgekürzte Schreibweise ist in diesem Manuskript unter den Glossen mehrfach belegt, vgl. Rs. 8, 11a und 16.
BM 54696 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Cooper 1983, pl. 1 Sippar (?) M W
Fluch über Agade ETCSL 2.1.5 P357185
Glossen:
Vs. i 12 ˹iri˺ki teš2-be2 igi-˹be2˺ am3-da-g̃al2 : teš2-ba iri teš=be=e Stadt Einheit=3.NH.POSS=ERG Vs. i 13 am-si maḫ-gen7 gu2 ki-˹še3˺ mi-ni-ib-g̃ar : ˹lirum?˺ amsi maḫ=gen Elephant mächtig=EQU
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. i 13) textkritische Annotation > Korrektur (Vs. i 12)
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170
Kommentar:
Kapitel 9
Die erste Glosse ist vermutlich eine Korrektur, da sie einen einmaligen Charakter hat, d.h. in anderen Manuskripten nicht vorkommt. Diese Glosse bietet eine morphosyntaktische Variante. Die zweite Glosse ist lexikalisch, es handelt sich vermutlich um ein Synonym. Die Lesung dieser Glosse ist vorläufig, es ist allerdings sicher, dass sie mit einem ŠU anfängt.
BM 54705 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 24 Sippar (?) S W
Glossen:
Vs. 5
˹SAR?˺ ˹x˺ […] nig̃2-kal-la-zu gal-be2 ˹nam?˺-[…] : i-ib-ni
Vs. 6
˹urudu du8 šen-na maš2˺-anše gal-be2 dim2-dim2-ma te-me-˹en˺-[be2] : di za ˹x˺ ˹la˺ ša bi? ˹x x˺ bi / ru ši bi ˹x˺ šum? ˹ni?˺ si ˹x˺ / ki še ak ˹ib˺ tim
Vs. 7
nam-ti-la-ne2 ud-be2 su3-su3-dam ab2-ba-ra-ni-˹ib˺-[ru] : a-na ba-la-ṭi3-šu ur-ru-qi2-a ib-li-˹bu˺-ia namtil=ane=ø ud=be=’a su~su-ed=am-ø a-ba-r-a-ni-b-[ Leben=3.SG.H.POSS=ABS Tag=3.NH.POSS=L1 fern~RDP=COP-3.SG.S FIN-MID-2.SG-DAT-L1-3.NH.P-[
Vs. 8
e2-babbar2 e2 ki-ag̃2-zu du-ri2-še3 ša-mu-[…] : i-˹li˺ e2-babbar2 ˹x˺ ra um ˹x˺ gi?
P274219
Vs. 13 nig̃2-ḫul2-la […] : ka li šu/ba ka / li-šar?-bi Vs. 14 ki-˹ba˺ […] : [x] ˹x x x x˺ ˹x˺ ˹x˺ Rs. 2’
[…] ˹x˺ ki-gub-ba mu-ni-˹ib˺-[…] : u2-˹x˺-[…]
Rs. 5’
mu-ni-ib2-ḫuš-ḫuš-a kig̃2 kur2-še3 mu-ni-ib-˹x˺-[…] : ˹x˺-kal-lat-ma ki ˹šu? x˺ a-na ši-ip-ri ša-ni-im kig̃ kur-ø=še Auftrag abweichen-TL=TERM
Rs. 9’a u3-bi2-ib2-kudud-e nig̃2-ḫul alam-g̃a2 in-ga-[…] : u2 u2-na-ša-ru u-b-i-b-kud-e ANT-3.NH-L2-3.NH.P-schneiden-3.SG.A Rs. 9’b u3-bi2-ib2-kudud-e nig̃2-ḫul alam-g̃a2 in-ga-[…] : i-ib-ni-[…]
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Verzeichnis der Glossen
171
Rs. 11’ ib2-ba gu-la dutu-ke4 ḫe2-di?-˹x˺-[…] : ug-gat ša dšamaš? ša / li-ib-ba-[ti] ib=’a gul-’a utu=ak=e Zorn=L1 zerstören=PT GN=GEN=ERG Rs. 15’ mu-ru-ub dig̃ir-re-e-ne-ra KA ˹x˺ […] : […] ri ˹x˺ ˹at˺ pa ˹sar?˺ / wa ˹x˺ ˹el˺ […] ˹ar? x˺ a-na kar-mi ik-˹šu2?-x˺ la-ap-ta-˹at˺ […] Rs. 17’ […] ˹ki˺ me3 ˹šen˺-šen-na gar3-dar-be2-še3 ḫe2-g̃al2 erin2-ni-še3 / ḫe2-bi2-ib2-[…] : ˹x x˺-ba-aš Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 7, Rs. 11’) semantische Derivation (Rs. 5’, 9’a)
Kommentar:
Die Oberfläche des Manuskripts ist beschädigt, was vor allem die Lesung der Glossen erschwert. Die akkadischen Glossen sind nur sporadisch zu identifizieren und ihren Bezugswörtern zuzuordnen. Die Glosse ur-ru-qi2-a ist eine Sandhi-Schreibung für ūm rūqia ‚ferne Tage‘. Wahrscheinlich wurde dasselbe Prinzip im Haupttext benutzt und das Verbform ab2-ba-ra-ni-˹ib˺-[ru] ist eine SandhiSchreibung für a – ru ‚weihen‘. Das zweite U2 Zeichen in der Glosse ist möglicherweise eine Dittographie.
Vs. 7
Rs. 9’a
BM 58103 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Edzard 1990, 203 Sippar S E
Gilgameš und Huwawa B ETCSL 1.8.1.5 P357187
Glossen:
Vs. 8’
˹nita˺ sag̃-dili g̃a2-a-gen7-na-ka ˹x˺ […] : NITA.ME.EŠ SAG̃ de-lu-˹u2?˺ nita sag̃ dili=ø Mann Kopf einzeln=ABS
Rs. 3
e2-simug-še3 [g̃iri3-ne2 bi2-in-gub] : uš-ta-ka-˹aš˺-[…] b-i-n-gub-0 3.NH-L3-3.SG.A-setzen-3.NH.P
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 8)
Kommentar:
In Rs. 3 ist das Verb, das in der Glosse belegt ist, vermutlich kašādu Š ‚erreichen lassen‘. Die sumerische Verbform wurde anhand anderer Manuskripte ergänzt, es ist allerdings möglich, dass in dem vor© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
172
Kapitel 9
liegenden Manuskript nicht dieses Verb oder nicht diese Verbform vorkam.
BM 65147 + BM 68049 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 42 42 + CT 58 62 Sippar (?) Mii W
Vogel und Fisch ETCSL 5.3.5 P274258
Glossen:
Vs. i 1’ [ki]-gub-ba ˹x˺ […] : u2-˹x˺-[…] Vs. i 8’ ku6-e mušen-ra bir-ra-be2 inim mu-na-ni-ib2-be2 : ša ta-˹qab-ba? ra-mi˺-ma-˹am˺ bir-’a=be=e inim=ø mu-nn-a-ni-b-e-e streuen-PT=3.NH.POSS=L3 Wort=ABS VEN-3.SG.H-DAT-L1-3.NH.P-sagen-3.SG.A Vs. i 17’ […] dub3 nu-˹mu˺-e-ši-ib-gurum-e : u2-ul i-na-˹aḫ˺ dub=ø nu-mu-e-ši-b-gurum-e Knie=ABS NEG-VEN-2.SG-TERM-3.NH.P-biegen-3.SG.A Vs. i 19’ […]-˹x g̃iri3-zu˺ nu-zil2-zil2-le : zi-zi nu-zil~zil-e NEG-gut~RDP-3.SG.H.A Vs. ii 8’ ud-be2-a ku6-e mušen-ra ni2 im-si3-si3-ge : u2-ṣa-mar ni=ø i-m-b-sig~sig-e selbst=ABS FIN-VEN-3.NH.P-platzieren-3.SG.A Vs. ii 9’ si-ba lul-ba a2-ba mu-un-DU.DU : ša-qum-mi-iš sa-ri-‹iš› sig=be=’a lul=be=’a still=3.NH.POSS=L1 heimlich=3.NH.POSS=L1 Vs. ii 10’a ud mušen gud3 zi-ga-gen7 amar-be2-še3 nig̃2-gu7-{bi}-u3-be2 tum3-de3 : i-nu-ma ud wenn Vs. ii 10’b ud mušen gud3 zi-ga-gen7 amar-be2-še3 nig2̃ -gu7-{bi}-u3-be2 tum3-de3 : u2-ku-la-am ub-ba-˹lu˺ nig̃gu=be=ø tum-ed=e Essen=3.NH.POSS=ABS bringen-PF=L3 Vs. ii 11’ ku6-e ki si-ga a2-ba mu-un-kig̃2-kig̃2 : aš-ra-am ša-qum-mi-iš ki sig=ak=ø Ort still=GEN=ABS © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. i 1
˹mušen˺-e ku6-ra mu-ni-in-sig10 a-e ba-da-an-kar : i-še-er-ma mu-n-i-n-sig-ø VEN-3.SG.H-L3-3.SG.H.A-platzieren-3.SG.P
Rs. i 3
gud3-be2-še3 a2 dub2 i3-a-AK dal-le-be2 sag̃ im-gi4 : a-na qi2-ni-šu u2-˹ur2?-ri2?˺ šar-ḫi-˹iš˺ ip-pa-˹ra2˺-aš gud=be=še a dub=ø i-ak-e dal=be=e sag̃=ø i-m-b-gi-e Nest=3.NH.POSS=TERM Arm zittern=ABS FIN-machen-3.SG.A
173
Rs. i 4a mar-tu an-šag4-ga bu4-bu4-gen7 an-na mu-un-ninni2 : i-ša-a bu~bu-ø=gen herumwandern-TL=EQU Rs. i 4b mar-tu an-šag4-ga bu4-bu4-gen7 an-na mu-un-ninni2 : ˹x x x˺ Rs. i 5
mušen gud3-be2-ta igi tab-ba a2-ur2 ba-bur2-bur2 : uš-ta-pa-ri-ir ba-bur~bur-ø MID-ausbreiten~RDP-3.SG.S
Rs. i 6
gud3 g̃ar-ra u2 se3-se3-ga-ne2 edin dag̃al i3-zukum-e : ik-bu/-us2-ma i-zukum-e FIN-betreten-3.SG.A
Rs. i 7
ka-be2 nu-ge4-gen7 an-šag4-ga gu3 mu-un-dub2-dub2-be2 : i-ša-gu-um gu=ø mu-n-i-dub~dub-e Stimme=ABS VEN-3.SG.H-L2-zittern-3.SG.A
Rs. ii 8’ g̃eš-hur-me si-sa2-e ki-ur3-me ˹ga˺-[…] : du-ru-ši-ni ki’ur=mē=ak=ø Fundament=1.PL.POSS=GEN=ABS Rs. ii 9’a den-ki lugal abzu-[ke4] / sa2 pad3-de3 inim-ma gal-zu : sa sa=ø Entschluss=ABS Rs. ii 9’b den-ki lugal abzu-[ke4] / sa2 pad3-de3 inim-ma gal-zu : ka-aš-du wa-tu-u2 mu-di sa=ø pad-ø=e inim=ak galzu Entschluss=ABS finden-TL=L3 Wort=GEN vernünftig Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. i 19’, Rs. ii 9’a) morphosyntaktische Entsprechung (Rs. i 7) semantische Entsprechung (Vs. i 8’, 17’ Vs. ii 8’, 10’a, 10’b, 11’, Rs. i 3, 5, 6, 7, Rs. ii 8’, 9’b) © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
174
Kapitel 9
semantische Derivation (Vs. ii 9’, Rs. i 1, 3, 4a) Kommentar: Vs. i 8’
Rs. i 1 Rs. i 3
Rs. i 4a
Rs. i 7
Die Glosse befindet sich am Tafelrand. Der semantische Zusammenhang zwischen der sumerischen und akkadischen Version ist allerdings problematisch. Das sumerische Lexem sig10 ‚stellen, legen‘ ist mit dem akkadischen šâru ‚beleidigen‘ wiedergegeben. Die sumerische und die akkadische Version stehen einander nah, weichen allerdings in mehreren Punkten voneinander ab. Das Lexem a2 ‚Arm‘ wurde als ūru ‚Glied‘ übersetzt. Das akkadische Lexem šarḫiš ‚großartig, glänzend‘ steht ohne sumerische Entsprechung. Das akkadische Verb parāsu ‚ausbreiten‘ ist ebenfalls kein direktes Äquivalent von einem der beiden Verbkomposita. Das sumerische Lexem ist bu4 ‚herumwandern‘. Das akkadische Lexem šâ’u ‚fliegen‘ steht dem sumerischen Wort semantisch nah, entspricht ihm aber nicht gänzlich, sondern nur im vorhandenen Kontext. Die sumerische kausative Konstruktion ist im Akkadischen korrekt mit dem Š-Stamm wiedergegeben.
BM 78173 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 44 15 Sippar S W
Glosse:
Vs. 21’ […] nu-zu-g̃u10 ga-gẽ n eden-na […] : me-en ga-g̃en MOD-gehen
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die Glosse ist infralinear positioniert, d.h. vor und nach dem Zeichen, auf das sie Bezug nimmt. Die Glosse ist nicht kleiner geschrieben als der übrige Text.
P345524
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Verzeichnis der Glossen
175
BM 78183 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 44 16 Sippar S W
Ur-Namma F ETCSL 2.4.1.6 P345525
Glosse:
Rs. 6
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Es handelt sich um eine infralineare Glosse, die nicht durch eine vom Haupttext abweichende Schriftgröße auffällt. Daher ist es nicht ganz unproblematisch zu entscheiden, welches Lemma als Bezugswort und welches als seine Glosse zählt. Da das vorangehende Wort im Emesal-Dialekt belegt ist, ordne ich die Emesal-Variante als Bezugswort ein. Damit befindet sich die Glosse ungewöhnlicherweise vor ihrem Bezugswort. Des Weiteren sind erstarrte Glossen üblicherweise phonetische Annotationen, diese Interpretation würde einen inversen Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse voraussetzen. Allerdings ist es auch möglich, dass hier eine ursprüngliche Variantenglosse mit in das Manuskript aufgenommen wurde.
me-e u3-mu-un-ra mi2 zid-de3-eš : en
BM 85005 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 15 22 Larsa S W
Glossen:
Vs. 18 egir3 uru-me-a gu3 ga-˹am3˺-[ra] : e-gi egir uru=me=ak=ø Prinzessin Stadt=1.SG.POSS=GEN=ABS
P345456
Vs. 20 im-še3 DI.DI im-du8 ˹x˺-[…] : ˹i˺-im im=še Ton=TERM Kategorie:
phonetische Entsprechung
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
176
Kapitel 9
BM 85201 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 42 22 unbekannt S W
Inana I ETCSL 4.07.9 P283772
Glossen:
Vs. 15 nu-nuz du-a te-a me-e g̃en-[na] : ma-eg̃e=e ich=ERG Vs. 23 dig̃ir-ra ga-gẽ n kur-ra dirig-ga g̃en-[na] : g̃e6 ga-g̃en MOD-gehen Vs. 24 dig̃ir-ra ddu5-mu-zid-da ga-g̃en kur-ra dirig-ga g̃en-[na] : g̃e6
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 23, Vs. 24) morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 15)
Kommentar: Vs. 15
Vs. 23–24
Diese Glosse verweist auf die orthographische Schreibung der phonetisch geschriebenen Textstelle, allerdings entsprechend der Emesal-Orthographie. Diese Glosse wurde von Cohen 1975, 605 als ba-e gelesen, es handelt sich allerdings wahrscheinlich um ein MA, das in Kontrast zum Haupttext in einer kursiven Schrift verfasst wurde. Die Glossen weisen auf die Aussprache des Lexems in dem gegebenen Kontext hin. Cohen 1975, 606 übersetzt diese Zeile wie folgt: ‚In the cattle pen I am the milk. I am the surpassing one in the lands.‘ Mir scheint die Interpretation ga-me-en [Milk-COP-1.SG.S] nicht plausibel, auch verweist die Glosse nicht auf die orthographische Schreibung der Kopula, die in diesem Fall ME und nicht MI wäre. Ich würde eine Erklärung bevorzugen, die das Zeichen AN am Zeilenanfang nicht als Fehler deutet, sondern eher die fehlende Syntax an Dumuzi in Z. 24 mit der Lösung ddu5-mu-zid-da-(ar/ra) emendiert: ‚Ich, fürwahr die Überragende im Bergland, will zum Gott (zu Dumuzi) gehen‘. Es sollte auch beachtet werden, dass laut Cohens Deutung die beiden Ausdrücke innerhalb der Zeile parallel wären. Allerdings fehlt im ersten Satz das subordinative -/’a/, was gegen den Parallelismus spricht. Als Vergleich zu g̃en : g̃e6 sind die folgenden Belege zu beachten: g̃e6-na-g̃u10 g̃en = g̃e6-en g̃en : g̃e6-en
CT 44 12 Vs. 28 = 29 Proto-Ea 499 Secondary Proto-Ea/Aa no. 17 rev. 7’
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Verzeichnis der Glossen
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Weiterhin sind die Glossen nu-mu-da-g̃en : g̃e6 (L 1489 Rs. 6 = 7) und ba-an-da-g̃en-na-ta : g̃e6 (BM 100046 Vs. 22) hier zu erwähnen. BM 88406 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 15 Sippar (?) S W
Glossen:
Vs. 1’
[…] ˹x x x x˺ […] : […] ˹x˺-ni-ia i-im-[…]
Vs. 2’
[…] mu-lu-na DI gal4-la ˹da x˺ […] : u-ru-ši
P274210
Vs. 4’a […]-dug4-ga-aš ru-um-me-e dur5-re-a mu-˹x˺-[…] : ba-nu-u2 du-mu-e schaffen-VEN-L2 Vs. 4’b […]-dug4-ga-aš ru-um-me-e dur5-re-a mu-˹x˺-[…] : ˹du˺-ru duru-’a feucht-PT Vs. 7’
[du5]-mu uku2-ra ni2-g̃a2 nu-sa2 še-ga-e-zu ˹te˺-[…] : la ik-šu-ud-dam? nu-sa-ø NEG-gleichen-3.SG.S
Vs. 10’ lu2 a-la-lu dug4 dur5-ru-dur5-ru-am3 : Da-bu Rs. 5’
[…]-˹na˺ de2-ga mu-[…] : di-ig
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. 4’b, 5’) semantische Entsprechung (Vs. 1’, 2’, 4’a, 7’, 10’)
Kommentar:
Der vorliegende Text hat zwei Duplikate, BM 23666 (CT 58 16) und VAT 1385 + 1386 (VS 2 30). Alle drei Manuskripte sind in phonetischer Orthographie verfasst, dadurch ist die Interpretation des Textes erschwert. Die sumerische Entsprechung des akkadischen Lexems warāšu D, wurrušu, ‚schmutzig‘ ist im Text nicht erhalten. Die akkadische Glosse banû ‚schaffen‘ steht zwischen dug4-ga-aš und ru-um-me und deutet vorläufig auf die Interpretation von /ru/ als du3. Das akkadische Lexem ist wahrscheinlich die Entsprechung von sa2 ‚gleichen‘, šanānu.
Vs. 2’ Vs. 4’a
Vs. 7’
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Vs. 10’ Rs. 5’
Kapitel 9
Der Zusammenhang zwischen dem Bezugswort, vermutlich dur5-ru, und der Glosse ist mir unklar. Die Funktion der Glosse ist zwar klar, das sumerische Lexem ist aber wegen der phonetischen Schreibweise und des fragmentarischen Kontexts nicht zu identifizieren.
BM 96706 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 36 26–27 unbekannt S W
Šulgi G ETCSL 2.4.2.07 P345500
Glossen:
Vs. 5
me ul me sag̃5-e gal kig̃-g̃a2 dili-ni dig̃ir maḫ : -g̃a2 me sag̃-’a=e Anordnung wählen-PT=L3
Vs. 6
en ud til3 kur-zag til-la-še3 ug̃3 dub3-us2 dili-a tum2 : -la? ud til-ø=ø Sonne leben-TL=ABS
Vs. 7
sa-par3 maḫ an ki šu2-a eš2 kur-kur-ra la2-a : ˹x˺-ut-ta-ni
Vs. 10 inim kug-ga-na LIL2 lal3-g̃ar-ra-be2 e2-ta nam-ta-e3 : -ka LIL lalg̃ar=ak=be=e ? unterirdisches Wasser=GEN=3.NH.POSS=ERG Vs. 17 e2-dug3-ga dnanna dumu nun-ne2 nig̃2 al ba-ni-dug4 : e-te-er!-ši ri-˹x˺ al=ø ba-ni-n-dug-ø Wunsch=ABS MID-L1-3.SG.H.A-machen-3.SG.P Rs. 12 e2-a lu2-be2 na-nam ud ḫe2-em-ma-ab-su3-re6 : za-ni-in e=ak lu=be=ø Haus=GEN Mensch=3.NH.P=ABS Rs. 16 ˹nidba˺ gal-gal-be2 e2-kur ḫul2-le-de3 : ri-ši-su2 / šub-ši ḫul-ed=e freuen-PF=L3 Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 5) semantische Entsprechung (Vs. 17, Rs. 16) semantische Erweiterung (Rs. 12) textkritische Annotation (Vs. 6, 10)
Kommentar: Vs. 5
Die Glossen in diesem Text haben unterschiedliche Funktionen. Das sumerische Lexem ist unsicher, wahrscheinlich fehlt hier das nominale Element von igi – sag̃5 ‚wählen‘. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. 6
Vs. 7 Vs. 10
Vs. 17 Rs. 12
Rs. 16
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Die Glosse, vermutlich ein LA, befindet sich in mikroskopischer Schrift nach dem TI. Die Glosse deutet darauf hin, dass das Verb til3 keine LAL-, sondern eine LAL-’a-Form ist. Vermutlich ist diese Glosse als eine textkritische Annotation, Variante oder Korrektur, zu deuten. Da die Glosse nur fragmentarisch erhalten ist, konnte das Bezugswort nicht identifiziert werden. Da die vollständige Deutung der Zeile aussteht, ist die Funktion der Glosse auch nur vorläufig zu bestimmen. Das Zeichen KA sollte vermutlich BI ersetzen und in dem Fall wäre der Kasus -/a/ als Lokativ 2/ Instrumentalis zu verstehen und LIL2 wäre der Agens. Hier ist es ebenfalls unsicher, ob es sich um eine Korrektur oder um eine Variante handelt. Die Glosse ist nur fragmentarisch erhalten. Das erste Wort, erēšu G Perfekt 3 m. Sg. ‚wünschen‘, entspricht dem Kompositum al – dug4. Das akkadische Lexem zāninu ‚Versorger‘ steht im Status constructus. Das deutet darauf hin, dass es die sumerische Genitivkonstruktion nur teilweise wiedergibt. Die vollständige Übersetzung wäre zānin bītim ‚Versorger des Tempels‘. Damit ist die Glosse eine semantische Erweiterung des sumerischen Lexems lu2 ‚Mensch‘ mit der Angabe einer spezifischen Bedeutung. Semantisch, allerdings nicht morphosyntaktisch, gibt der akkadische Ausdruck rīštu šubšû ‚Freude erschaffen‘ das sumerische Lexem ḫul ‚sich freuen, erfreut sein‘ wieder.
BM 96738 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 36 31–32 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 16 e-ne-gen7 nam sig igi-nim-ma tar-tar-re šu-zu-še3 ša-mu-u8-˹gã r˺ : šu-za-a ša-˹mu˺-u8-˹g̃al2˺ šu=zu=še ša-mu-i-n-g̃ar-ø Hand=2.SG.POSS=TERM MOD-VEN-L2-3.SG.H.A-hinlegen-3.SG.P Rs. 3
Ur-Ninurta B ETCSL 2.5.6.2 P345502
ki-tuš kug šag4-ge bi2-pad3-da-zu abzu eš3 maḫ-a : ˹ma-ḫa˺ eš maḫ-ø=ak Heiligtum bedeutend-TL=GEN
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Kapitel 9
Rs. 9
˹x numun?˺ šar2-ra im-dim2-e nam-lu2-ulu3 u3-tud til3-le i3-g̃al2 : […]-un numun šar=’a=ø Samen zahlreich=PT=ABS
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. 3, Rs. 9) textkritische Annotation > Korrektur (Vs. 16)
Kommentar: Vs. 16
Die Glossen haben unterschiedliche Funktionen. Die beiden Verben, das aktive g̃ar ‚stellen, legen‘ und das stative g̃al2 ‚vorhanden sein‘, stehen einander semantisch nah. Die Rektion des Verbes g̃ar ist der Terminativ, des Verbes g̃al jedoch der Lokativ.
BM 96739 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 36 33–34 unbekannt S W
Glossen:
Rs. 10 nin an-an-še3 ki-ki-še3 nig̃2 šag4-zu nig̃2 gal a-ba-a / mu-e-da-an-zu : sa2 nig̃ šag=zu=ak=ø Sache Herz=2.SG.POSS=GEN=ABS Rs. 13
Inana E ETCSL 4.07.5 P345503
d
ama-ušumgal-an-na-ke4 me3 zar-re-eš ak / ušumgal-gen7 nir-g̃al2 ša-ra-ni-in-sa2 : za ša-r-a-ni-n-sa-ø MOD-2.SG-DAT-L1-3.SG.H.A-gleichen-3.SG.P
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
In den phonetischen Glossen werden die Sibilanten nicht konsequent unterschieden.
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Verzeichnis der Glossen
181
BM 96940 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 36 41–42 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 21 gi-di-da-g̃u10 ur5 nu-ša4-g̃u10 : ar3 ur=ø nu-ša-ø=’a=g̃u N=ABS NEG-V-3.SG.S=SUB=1.SG.POSS Rs. 2
Kategorie:
Kommentar: Vs. 21
Rs. 2
P345506
gudu4-g̃u10 asil3-la2 nu-mu-ni-ib-{BA}-be2-gu ̃ 10 : -un-dug4-ga-g̃u10 nu-mu-ni-b-e-e=’a=g̃u NEG-VEN-L1-3.NH.P-ausführen-3.SG.A=SUB=1.SG.POSS
semantische Entsprechung (Vs. 21) textkritische Annotation > Korrektur (Rs. 2)
Das Verbkompositum ist ur5 – ša4 = ramāmu ‚brüllen‘. Das Verb ša4 ist öfters in Komposita mit onomatopoetischer Bedeutung bezeugt. Die Ersetzung des Verbs durch HAR, hier vorläufig als ar3 gelesen, ergibt ein Kompositum mit einer für onomatopoetische Wörter charakteristischen Struktur. Das nominale Element ur5-ar3 ergänzt mit dem Verb za ist zwar belegt, es gibt jedoch keine Belege für das Verbkompositum ur5 – ar3. Die Glosse verweist vermutlich auf dieses Schallwort. Die Glosse gibt die Vergangenheitsform des Bezugswortes an, obwohl der Kontext eine Präsensform verlangen würde. Daher liegt hier möglicherweise eine Korrektur vor, wobei die korrigierte Variante in der Glosse beibehalten wurde.
BM 98396 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 5 Sippar (?) S W
Glossen:
Vs. 2
P274200
ab2 [amar] aš tar-ra-še3 : ša a-na […] en=ø tar-’a=še N=ABS schneiden-PT=TERM
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182
Kapitel 9
Vs. 3
ab2 amar-be2 u2-gu mu-da-an-de2 : iḫ-ta-li-iq ugu=ø mu-n-da-n-de-ø N=ABS VEN-3.SG.H-COM-3.SG.H.A-gießen-3.SG.P
Vs. 5a
ag̃2-ḫi-li-a a-e mu-da-an-de2 : ta-aḫ-ḫu-u2 nig̃-ḫili.ak=ø verlockend.GEN=ABS
Vs. 5b ag̃2 ḫi-li-a a-e mu-da-an-de2 : it-ba-lu mu-n-da-n-de-ø VEN-3.SG.H-COM-3.SG.H.A-bringen-3.SG.P Vs. 8
u8 sila kud-da-gen7 na-an-gul-e : u2-ul i-ka-lu-u2 nan-gul-e MOD-zurückhalten-3.SG.A
Vs. 13a ama u3-mu-un-na gi-ur3!-gi-ur3!-ra : [qex]-˹re˺-eb2 ri-bi-it a-pi-im ama umun=ak(=e) gi-ur~gi-ur=’a Mutter Sohn=GEN(=ERG) Röhricht(?)=L1 Vs. 13b er2 am3-ma-ab-ze2-eg̃3-e : i-ta-di-nu er=ø a-m-ba-b-zeg̃-e Tränen=ABS FIN-VEN-MID-3.NH.P-geben-3.SG.A Vs. 14 ma-a mu-lu-g̃u10 ma-ab-pad3-de3-e-a : ia-ti g̃e=ak ich=GEN Vs. 16 mu-lu-be2 ag̃2-mul-an-na ga-am3-ma-ab-ze2-eg̃3 : a-na a-wi-lim ka-˹ti˺ lu-di-šu mulu=be=ra nig̃-mulan.ak=ø ga-m-ba-b-zeg̃ Mann=3.NH.POSS=DAT Gefunkel(?)=ABS MOD-VEN-MID-3.NH.P-geben Vs. 17 guruš ag̃2-mul-an-na-zu ag̃2-ka-aš te-te-a : ki lu-um-ni si2-ni-qi! nig̃aka(k)=še te~te-’a Magie=TERM annähern-PT Vs. 19 […]-te?-te ˹x˺ šu e3-ta ba-mu2 : a-ka-ra-ab-šu šu=ø e-’a=ta ba-mu-e Hand=ABS verlassen-PT=ABL MID-wachsen-1.SG.A Rs. 2
ki-gub-ba-gu ̃ 10 am3-zukum-e : du!(AB)-ru-ku-ma kigub.a=g̃u=ø a-m-b-zukum-e Position=1.SG.POSS=ABS FIN-VEN-3.NH.P-betreten-3.SG.A
Rs. 3
dim2-ma ni2-ma3-še3 ki am3-ši-kin-kin : ra-ma-ni-ia ni=g̃u=še selbst=1.SG.H=TERM
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Verzeichnis der Glossen
183
Rs. 5
ma-a lul-gen7 ma-e-re-el ur5 zi-da-am3 zi-da-am3 : ia-te ša ki-ma sa3-ar-tim iš-šu g̃e=ak lul=gen g̃e=ra il-ø ich=GEN Unehrlichkeit=EQU ich=DAT tragen-TL
Rs. 7
ama-gan ab2 amar-ra gu3 nam-me i-bi2-zu mar-am3-ma : la ta-na-ga-ga gu=ø na-m-e-en Stimme=ABS MOD-VEN-herausbringen-2.SG.A
Rs. 8
ab2 amar-ra gu3 nu-de2 gi4-ra : la ša-si-i ḫar-ri? gu=ø nu-de-’a g̃ar-a Stimme=ABS NEG-gießen-PT stellen-FIN
Rs. 9
u3-mu-un si-ke4 nu-mu-ra-ab-ze2-eg3̃ -e : ˹u2˺-ul i-na-di-ki nu-mu-r-a-b-zeg̃-e NEG-VEN-2.SG-H-DAT-3.NH.P-geben-3.SG.A
Kategorie:
morphologische Entsprechung (Vs. 2, 3, 5b, Rs. 5) semantische Entsprechung (Vs. 3, 5b, 8, 13b, 14, 16, 17, 19, Rs. 3, 5, 7, 8, 9) semantische Erweiterung (Vs. 5a, 17, Rs. 2, 8) Paraphrase (Vs. 13a) Bezug auf die Tradition (Vs. 16)
Kommentar:
Der vorliegende Text ist mit zahlreichen akkadischen Glossen versehen. Obwohl die Glosse nur fragmentarisch erhalten ist, ist die morphologische Entsprechung zwischen dem sumerischen Terminativ /še/ und der akkadischen Präposition ana eindeutig. Das sumerische Kompositum ugu – de2 ‚verschwinden‘ entspricht dem akkadischen Verb ḫalāqu. Der Gt-Stamm des Verbes ist nicht belegt. In diesem Fall gibt er die separative Bedeutung wieder und entspricht dem sumerischen Komitativ /da/, wobei der Ablativ /ta/ zu erwarten wäre. Die Tiere sind konsequent mit dem Pronomen der Personenklasse wiedergeben, da sie metaphorisch zu verstehen sind. Die Glosse, entgegen dem Vorschlag von Kramer 1982, 143*, ist vermutlich keine präpositionale Konstruktion, sondern ein Beleg für das akkadische Lexem taḫ(ḫ)û ‚Jungtier‘. Ebenso denkbar ist die Lesung des Zeichens TA als ŠA (so bei Kramer) und würde damit eine alternative Schreibung des nominalisierten Adjektivs šamḫu, šanḫu ‚üppig, gedeihend‘, das dem sumerischen Lexem ḫili entspricht, darstellen. Allerdings ist dies weniger wahrscheinlich, da es keine weiteren Belege für die Assimilation der Nasalen gibt. Die
Vs. 2
Vs. 3
Vs. 5a
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184
Vs. 5b
Vs. 8
Vs. 13a
Vs. 13b Vs. 16
Vs. 17
Vs. 19
Rs. 2 Rs. 5
Kapitel 9
phonetische Nähe der beiden akkadischen Wörter konnte sich eventuell auf die Übersetzung auswirken, diese Motivation ist allerdings fragwürdig. Wäre diese Interpretation richtig, handelt es sich hier um eine interpretative Glosse, die ähnliche assoziative Techniken verwendet, wie die späteren Kommentare. Das belegte Lexem ist das vom Akkadischen wabālu abgeleitete Verb tabālu ‚wegbringen‘. Diese Glosse ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Gt-Stamm dem sumerischen Komitativ entspricht. Die Verbform ist eindeutig transitiv, doch das Verb gul ‚zerstören‘ passt nicht zum Kontext. Das akkadische Verb kalû ‚halten, hindern‘ verweist auf das Kompositum er2 – gul ‚die Tränen zurückhalten‘ bzw. auf eine ähnliche Semantik des Lexems gul, nicht nur in Komposita. Kramer 1982, 143* las die Glosse als ina? ri-bi-it a-pi-im, allerdings ohne den Ausdruck zu übersetzen. Das Lexem apu bedeutet ‚Rohr, Röhricht‘. Das Wort rebītu ‚Platz, Straße‘ in Zusammenhang mit apu bedeutet etwa ‚Lichtung des Röhrichts‘. Der gegenüberstehende sumerische Ausdruck ist einmalig, gi-ur3 bedeutet vielleicht ‚üppiges Rohr‘. Der sumerischen Emesal-Form des Verbs šum2 ‚geben‘ entspricht das akkadische Verb nadānu im Gt Präsens. Die Glosse, aber auch die Syntax, verweist darauf, dass der Dativ am Ende von mu-lu-be2 fehlt. Dem Prekativ von zeg̃ ‚geben‘ entspricht im Akkadischen das Verb nadānu. Dem unsicheren sumerischen Ausdruck nig̃2-mul-an-na ‚das des Himmelsterns‘ entspricht im akkadischen kâti ‚dich‘, diese Glosse wurde bisher nicht entziffert. In Vs. 17–18 kommt der Ausdruck wiederholend vor. Seine genaue Referenz bleibt unklar, da diese eršemma-Klage lediglich die Göttin Ninhursag̃ benennt. Die Schreibung ag̃2-ka-aš deutet vermutlich auf das Lexem nig̃2-ak(ak) = kišpu ‚(schwarze) Magie‘ hin. Die akkadische Glosse stellt das Lexem lumnu ‚Leid, Kummer‘ dem Sumerischen gegenüber. Das Verb, geschrieben als zi-ni-zi, ist problematisch. Eine Möglichkeit ist, das zweite ZI zu GI zu emendieren. Das akkadische Verb sanāqu ‚annähern, erreichen‘ wäre ein semantisches Äquivalent des sumerischen Verbs teg̃. Das Verb karābu ‚beten‘ in der Glosse gibt den ganzen Ausdruck šu-e3 – mu2 wieder. Dieses Kompositum ist einmalig, obwohl sowohl šu – e3 als auch šu – mu2 mit der Bedeutung ‚beten‘ belegt sind. Zum letzteren s. Karahashi 2000, 163–164. Das akkadische Lexem duruku / durgu ‚Zentrum, Innerstes‘ ist spezifischer als der sumerische Ausdruck kiguba ‚Position‘. Kramer 1982, 142* liest in der Zeile ma-e-ri-dam mit der Glosse kima. Das letzte Zeichen des Bezugswortes ist wohl ein DAM oder © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. 7
Rs. 8
185
aber EL. Die Glosse fängt aber definitiv mit dem Zeichen IŠ an. Das nächste Zeichen ist kein eindeutiges MA. Das Wort ma-e-re-el entspricht in Normalorthographie möglicherweise g̃a2-ra il2 ‚für mich gebracht‘, im Kontext ‚Bezogen auf mich, es hat mich betrogen (…)‘. Der sumerischen non-finiten Verbform steht vermutlich die akkadische finite Form našû G Präteritum 3 m. Sg. mit Subjunktiv gegenüber. Die akkadische Konstruktion stimmt nur teilweise mit der sumerischen überein, die Entsprechung des Dativs fehlt: ‚Bezogen auf mich, als ob es einen Betrug bringe (…)‘. Das sumerische Kompositum gu3 – e3, das vermutlich hinter der phonetischen Schreibung steckt, bedeutet ‚brüllen‘. Das akkadische Lexem ist nagāgu ‚schreien‘ G Präsens 3 m. Sg. mit Ventiv. Das akkadische Wort bezieht sich auf Trauer und Klage bzw. dient es auch für die Wiedergabe eines Tierlautes. Die Lesung als ib2-ta-naga-gi von Kramer 1982, 144* sollte korrigiert werden. Kramer liest hier inim nu-gi4!-gi4-ra wegen eines parallelen Texts, in dem nu-gi4-gi4 steht. Das erste GI ist allerdings ein DE2. Daher ist hier das Verb gu3 – de2 ‚rufen, schreien‘ belegt, das parallel zu Z. 7 steht. Kramer äußert sich nicht zur Glosse. Die akkadische Entsprechung des sumerischen Lexems ist hier das auch ansonsten standardmäßig belegte šasû ‚schreien, rufen‘, dessen Form ebenfalls auf eine non-finite sumerische Verbform hinweist. Die Interpretation von gi4-ra ist nur vorläufig. Die akkadische Glosse wäre ḫiāru ‚bereitmachen‘ G Imperativ f. Sg., vgl. CAD H 120ff. zu ḫâru B. Zu dieser Semantik würde sogar das Verb gi4 ‚sich wenden‘ gut passen, vgl. sa – gi4 ‚sich vorbereiten‘, wegen der Schreibung nehme ich hier allerdings g̃ar ‚stellen, legen‘ an.
BM 100046 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 42 Sippar S W
Glossen:
Vs. 8
P274237
maš2 tur-tur-zu e2-ubara-ka er2-gig i3-[še8] : u2-bu-ra e-ubara.k=’a Haus-Schutz.GEN=L1
Vs. 22 ma3-e sipad-me-en lu2-da ba-an-da-g̃en-na-ta dili a-na mu-un-ak-˹e˺ : g̃e6 ba-n-da-g̃en-ø=’a=ta MID-3.SG.H-COM-gehen-3.SG.S=SUB=ABL
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Kapitel 9
Vs. 41 unu-gal ig-gal-am3 igi-g̃a2 ba-an-gub ur5 nu-mu-un-da-˹e11˺ : gu ba-ni-gub-ø MID-L1-stehen-3.SG.S Vs. 43a im-ul6-lu gir2-ri-a im-ma-da-laḫ5 ur5 nu-mu-un-da-e11 : la-aḫ-ḫu-u i-m-ba-da-laḫ-ø FIN-VEN-MID-bringen-3.SG.S Vs. 43b im-ul6-lu gir2-ri-a im-ma-da-laḫ5 ur5 nu-mu-un-da-e11 : e ur=ø nu-mu-n-da-e-e jene=ABS NEG-VEN-3.SG.H-COM-aufsteigen-1.SG.S Rs. 14
šu-um-du-um urin-na šu2-a-še3 g̃iš-bur2-[…] : u2-[…] urin=’a Blut=L2
Rs. 30
lu2 sipad uš11 du11-du11 ki-a ba-e-dar : du3-du3 uš=ø du~du-ø Gift=ABS ausführen~RDP-TL
Rs. 34a u3 ki-sikil-tur-re suḫ-gir11 ba-ni-in-ak : su-ku suḫgir=ø Diadem=ABS Rs. 34b u3 ki-sikil-tur-re suḫ-gir11 ba-ni-in-ak : na ba-ni-n-ak-ø MID-L1-3.SG.H.A-machen-3.SG.P Rs. 42
ugamušen mu-un-da-ab-gu7 an-na ba-e-e11 : e ba-i-e-ø MID-L2-aufsteigen-3.SG.S
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 8, 22, 41, 43a u. 43b, Rs. 30, 42) phonetische Derivation (Rs. 34a u. 34b)
Kommentar: Vs. 8
In dem Manuskript sind ausschließlich phonetische Glossen belegt. Kramer 1980, 9 übersetzt e2-ubara als ‚Futterhürde‘, wortwörtlich heißt es ‚Haus des Schutzes‘. Der Vokalstruktur des Lexems ubara ‚Schutz‘ ist in lexikalischen Listen wie folgt wiedergegeben: ubara : um-ba-ra ubara = u2-ba-ru ubara = u2-ba-ra
AO 7092 iii 37 Ea VIII 107 Sb Voc. II 351
Die Listen schwanken zwischen den phonetischen Formen /u(m)bara/ und /ubaru/, in der Glosse ist eine dritte Variante, /ubura/, belegt. Die zweiten und dritten Vokale waren anscheinend
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Verzeichnis der Glossen
Vs. 43a
Vs. 43b
Rs. 34a
Rs. 34b
187
nicht stabil, wie es öfters in mehrsilbigen sumerischen Wörtern der Fall ist. In der Glosse ist nicht die Lesung des Wortes, sondern der Zeichenname belegt, der mit der Lesung des Zeichens im vorhandenen Kontext übereinstimmt. Kramer 1980, 10 schlug die folgende Übersetzung vor: ‚it does not let me ascend from it‘. Mein Vorschlag wäre: ‚Jene(n) konnte ich nicht überragen‘. Die Glosse ist die phonetische Wiedergabe des Wortes suḫ-gir11, die darauf hinweist, dass /ḫ/ und /g/ verschmelzen und der Vokal /i/ zu /u/ assimiliert wird, demzufolge das Wort als /suku/ auszusprechen ist. Diese Glossen sind neben phonetisch geschriebenen Texten wichtige Quellen für die Rekonstruktion der phonetischen Struktur zusammengesetzter Wörter, die logographisch-analytisch geschrieben wurden. Diese Glosse verweist ebenfalls auf die abweichende phonetische Form des Wortes gegenüber der logographischen Schreibweise, und zwar auf den Verlust des Konsonanten /k/ im Auslaut, demzufolge lautet die Verbform /banina/. Zu einem vergleichbaren Beleg s. AO 3023 Vs. 24b.
BM 100111 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CT 58 33 Sippar S W
Glosse:
Vs. 11 balag̃-di u3-li-la nam-da-˹ab˺-[…] : ma-al-li-li-iš ulili=’a Klage=L1
Kategorie:
Figurative Repräsentation
Kommentar:
Das sumerische Lexem ulili ‚Klage‘ ist mit dem akkadischen Idiom malīliš ‚wie eine Flöte‘ wiedergegeben. Das Lexem malīlu ist die Entsprechung des sumerischen Wortes gi-gid2. In diesem Fall verwendet die Glosse eine Bildersprache, das tertium comparationis ist wahrscheinlich der hohe Ton des Instruments, der vielleicht die Konnotation ‚klagend‘ hat.
P274228
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188
Kapitel 9
BNUS 369 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
DCS 155 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 3a
Ning̃ irsu A ETCSL *4.18.1 P414655
ki-a g̃al2 kalag-ga zi-ta silim du3-ga gi-dim2 mu-un-ak-ak : si-lim silim dug-’a=ø Wohlsein gut-PT=ABS
Vs. 3b ki-a g̃al2 kalag-ga zi-ta silim du3-ga gi-dim2 mu-un-ak-ak : du Vs. 3c
ki-a g̃al2 kalag-ga zi-ta silim du3-ga gi-dim2 mu-un-ak-ak : ša Za-ri x / ša ṭa2?-bu ri-x
Vs. 3d ki-a g̃al2 kalag-ga zi-ta silim du3-ga gi-dim2 mu-un-ak-ak : x-ša2 mu-n-ak~ak-ø VEN-3.SG.H.A-machen~RDP-3.SG.P Vs. 5a
ušum šu zi-zi-ga ga? ḫu-luḫ-ḫa ib2 dug4-ga-a-ni erim ḫul-g̃al2-e / dul ugu-še3 mi-ni-in-g̃ar-ra : ba-aš-mu na-ad-ri ušum zig~zig-’a Schlange aufstehen~PL-PT
Vs. 5b ušum šu zi-zi-ga ga? ḫu-luḫ-ḫa ib2 dug4-ga-a-ni erim ḫul-g̃al2-e / dul ugu-še3 mi-ni-in-g̃ar-ra : ne?-x-(x) Vs. 6a
ud-te ba3 te mir-mir gaba nu-gi4 erim ḫul-g̃al2 tun-tun : ki-i pa-an-ti ba halb
Vs. 6b ud-te ba3-te mir-mir gaba nu-gi4 erim ḫul-g̃al2 tun-tun : i-kam-ma-ru tun~tun-ø zerschlagen~PL-PT Vs. 7a
nir-g̃al2 uru2-ga me-lam-ḫuš-ga-ri dig̃ir na-me nu-šub-be2 : ši nu-šub-e NEG-fallen-3.SG.A
Vs. 7b nir-g̃al2 uru2-ga me-lam ḫuš-ga-ri dig̃ir na-me nu-šub-be2 : me-lim x melam Glanz
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Verzeichnis der Glossen
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Vs. 7c
nir-g̃al2 uru2-ga me-lam-ḫuš-ga-ri dig̃ir na-me nu-šub-be2 : la / i-ma-ḫa-ru-{x}-šu
Vs. 9
dub-sag̃ maḫ me zi sag̃-be2 sag9 ˹x x x x x˺ : ša-ga-a sag-[ schön-[
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 3a, 3b, 7a, 7b, 9) semantische Entsprechung (Vs. 5a, 6b)
Kommentar:
Die Glossen in dem Manuskript haben unterschiedliche Funktionen, teilweise sind sie akkadische, teilweise phonetische Glossen. Ein formaler Unterschied in ihrer Funktion ist nicht vorhanden. Die Glosse befindet sich nach silim du3-ga. Sowohl die Lesung als auch die Bedeutung der Glosse sind mir unklar. Das erwartete akkadische Verb ist epēšu ‚machen‘. Die Kopie deutet allerdings nicht darauf hin, eine Kollation wäre notwendig. Das sumerische Lexem šu – zig3 entspricht nadāru ‚wild sein‘:
Vs. 3c Vs. 3d Vs. 5a
Ura xiv 77 Ura xiv 130 Vs. 7c Vs. 9
ur šu-zi-ga = na-ad-ru pirig šu-zi-ga = na-ad-ri
Die Gleichung zwischen šub = maqātu ‚fallen‘ und maḫāru ‚bekommen, gegenüberstehen‘ ist unklar. Diese infralineare Annotation verweist vermutlich auf die Aussprache des Lexems sag9. Der Wechsel zwischen /s/ und /š/ ist allerdings auffällig. Es ist nicht auszuschließen, dass die Glosse nicht vollständig erhalten ist. Alternativ könnte sie sich auch auf das nachfolgende Lexem beziehen, das nicht erhalten ist.
CBS 112 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
PBS 10/2 13 Sippar S W
Glosse:
Rs. 11
Kategorie:
textkritische Annotation > Korrektur
Kommentar:
Der Göttername, der hinter der phonetischen Schreibung steckt, ist d ištaran, vgl. dazu Cohen 1988, 356 a+282 (Ms. N = CBS 112). Die Glosse ist vermutlich eine Korrektur oder eventuell eine Variante, die auf die Lesung /iššuran/ statt /esiran/ hinweist. Der Göttername
P257677
e-zi2-ra-na am3-in-si še i-ti-na-am3 dib-dib-be2 : iš-šu-
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190
Kapitel 9
wäre ohne die parallelen Textstellen aufgrund der im Haupttext belegten phonetischen Schreibung kaum erkennbar. Eine phonetische Glosse, die diese Annotation theoretisch auch sein könnte, würde in einem Text mit phonetischer Orthographie wie CBS 112 keinen Sinn machen.
CBS 332 Publikation: Herkunft:
PBS 1/2 122 Sippar (?)
Tafeltyp: Inhalt:
S W
Glosse:
Rs. 10
Kategorie:
phonetische Entsprechung
P257778
uzu
a-u2-na […] ḫa-ba-laḫ : la-aḫ ḫa-ba-laḫ-ø MOD-MID-trocknen-3.SG.S
CBS 346 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
PBS 10/4 8 Sippar (?) S W
Brief von Aradĝu an Šulgi über die Festung Igi-ḫursaĝa ETCSL 3.1.06 P257792
Glosse:
Vs. 6
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die Glosse steht infralinear vor kalam und hebt sich durch die Schriftgröße vom Haupttext deutlich ab (s. Kapitel 4.1).
g̃iri3 lu2 kur2-e kalam-še3 ba-˹bad˺-[re6] : ka kalam=še Land=TERM
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Verzeichnis der Glossen
191
CBS 563 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Castellino 1969, Tf. 2–8 unbekannt Mii W
Glossen:
Vs. ii 47 ˹g̃en-na? inim x a-nu? anše-[zu] ˹ḫe2-me-en˺-dar-dar-re˹ne˺ : ga-x-x-e-en Rs. i 8
P258013
igi-zu-še3 gu2 a-ba-an-g̃ar-˹re˺-[eš] : a-na ma-aḫ-ri-i-ka! ip-ḫu-ru-ma igi=zu=še gu=ø a-ba-n-g̃ar-eš Gesicht=2.SG.POSS=TERM Nacken=ABS FIN-MID-3.SG.H.A-hinlegen-3.PL.A
Rs. i 19 en-na su-na ˹ba-ra˺-an-ta-re-e-na-aš : ˹la it˺-ru-˹ma˺ bara-n-ta-ri-e=’a=ane=ak=še MOD-3.SG.H-ABL-auferlegen-3.SG.A= =SUB=3.SG.H.POSS=GEN=TERM Rs. i 30 nig̃2 ki-si3-ga-ne2 šu? ˹mu˺-na-ni-gã r : i-na bi-ib-˹li? iš-ta-ka?-x˺ kisiga=ane=e mu-nn-a-ni-n-g̃ar-ø Opfergabe=3.SG.H.POSS=L3 VEN-3.SG.H-DAT-L1-3.SG.H.A-hinlegen-3.SG.P Rs. i 31 me-lim4 kur al-dul4?-la? mu-na-ni-g̃al2? : ˹la˺-a-bi al-dul-ø=’a FIN-bedecken-3.SG.S=SUB Rs. i 33 ni2 bi2-in-te-g̃e26 g̃a2-la nu-dag-dag-˹ge˺ mu-ni ḫe2-pad3-de3 : u2-ul ip-pa?-˹ra˺-[x] g̃ala=ø nu-b-dag~dag-e CVNE=ABS NEG-3.NH.P-zerstören~PL-3.SG.A Rs. i 45 ibila-a-ne2 ḫe2-til3-e-da? ˹a ḫe2-en-na-an-de2?˺-[e] : ba-al-ṭu2 / ba-la-su li-˹x x x x˺ ḫa-i-til-ed=’a MOD-FIN-leben-PF=L2 Rs. i 48 lu2 uš2-˹a˺ ibila-ni-ra si?-la2 ba-˹an˺-na-šum2 : mi-tum ba-˹al-ṭa?˺ / ˹x x˺ lu uš-’a=e ibila=ani=ra Mann tot-PT=ERG Erbe=3.SG.H.POSS=DAT Rs. i 51 ba-aš-x […] ˹ḫulu bi2˺-in-ni10-ni10 : is-sa3-aḫ?-ḫa-ar b-i-n-ni~ni-e 3.NH-L2-3.H.P-umkreisen~PL-3.SG.A
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Kapitel 9
Rs. i 58 a ˹pap˺ [gal-a-ne2] a ˹si˺-ga na-an-de2-e : [me]-e sa3-la-ḫi a sig-’a=ø Wasser hinstellen-PT=ABS Rs. i 70 [… a] si-ga nu-tuku-a he2-a : ša sa-la-ḫi? a sig-’a=ø Wasser hinstellen-PT=ABS Rs. ii 4 […] x ḫe2-a : le?-eq-qam ma-tim Rs. ii 44 irigalki unken ˹gi˺-a-be2 mi-ni-ib2-ku4-ku4 : šip-ṭi3 puḫ?-ri li-še-ri-ba-ka unken gi=ak=be=ø mu-ni-b-ku~ku-e Versammlung Urteil=GEN=3.NH.POSS=ABS VEN-L1-3.NH.P-einbringen-3.SG.H.A Rs. ii 47 ˹lu2˺ dur11-˹ra nam-til3˺ nam-maḫ-zu ḫe2-eb2-be2 : liḫa-i-b-e-e MOD-FIN-3.NH.P-machen-3.SG.A Rs. ii 56 d še3˹šer7˺-da ˹g̃ešdan? x x˺ inim-ma-zu dug3-ga ḫe2?-mu-ra˺-ab-be2 : li-iq-‹bi›-ka ḫa-i-mu-r-a-b-e-e MOD-FIN-VEN-2.SG-DAT-3.NH.P-sagen-3.SG.A Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Rs. ii 44, 47) semantische Entsprechung (Rs. i 8, 19, 30, 33, 45, 48, 51, 58, 70, ii 44, 56) semantische Derivation (Rs. i 31)
Kommentar:
Der Text beinhaltet vermutlich ausschließlich akkadische Glossen. Meine Lesungen weichen teilweise deutlich von Alster 1997, 119– 143 ab. Da die Glossen in seiner Textbearbeitung größtenteils nicht entziffert wurden, sind seine unvollständigen Umschriften hier nicht zitiert. Viele Glossen in diesem Manuskript wurden zuerst von B. Baragli erkannt (Vs. ii 47, Rs. i 33, 45, 48, 51), die mir ihre Partitur zum Text freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Zahlreiche Verbesserungen zu den Glossen und auch zum Haupttext (Rs. i 70, Rs. ii 44 und 56) sind ebenfalls ihr zu verdanken. Das akkadische Verb tarû ‚abführen‘ deutet die genaue Semantik des sumerischen Verbes ri im gegebenen Kontext an. Zudem ist die sumerische Verbform mit dem -ta- Infix eine phonetische Anspielung auf das akkadische Verb. Das sumerische Lexem ki-si3-ga = kispu ‚Opfergabe‘ ist keine Entsprechung zu biblu ‚Gabe, Geschenk‘, da das letztere eine breitere Semantik hat. Das akkadische Verb, vermutlich šakānu G Perfekt ‚hinlegen‘, ist das Äquivalent von g̃ar.
Rs. i 19
Rs. i 30
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Verzeichnis der Glossen
Rs. i 31
Rs. i 33
Rs. i 45
Rs. i 58
Rs. ii 44
193
Die Glosse ist nach al-dul4-la infralinear positioniert, daher bezieht sie sich vermutlich auf dieses Wort. Es gibt eine semantische Korrespondenz zwischen dem sumerischen Lexem dul ‚bedecken‘ und dem akkadischen Wort lawû ‚umkreisen‘, aber auch ‚einhüllen‘. Die stativische sumerische Form ist mit dem akkadischen Partizip wiedergegeben. Das akkadische Lexem naparkû ist vermutlich die semantische Entsprechung zum sumerischen Kompositverb g̃ala – dag ‚aufhören, enden, stilllegen‘. Dem sumerischen Verb til3 ‚leben‘ entspricht im Akkadischen balāssu ‚sein Leben‘ zzgl. einer Verbform, möglicherweise in Form einer Figura etymologica mit dem Verb balāṭu ‚leben‘. In der akkadischen Version ist weiterhin das sumerische Lexem ibila ‚Erbe‘ ebenfalls mit demselben Stamm, balṭu ‚gesunder Junge‘ wiedergegeben. Dieselbe Übersetzung ist ebenfalls in Rs. i 48 bezeugt, wo ibila mit lu2 uš2-a ‚Toter‘ kontrastiert wird. Das akkadische Lexem, salāḫu ‚sprenkeln, bestreuen‘ ist die Entsprechung des sumerischen Verbs sud und nicht sig. Das sumerische Lexem a si-ga ‚klares Wasser‘ deutet auf Libationsopfer hin. Die vorangestellte Genitivkonstruktion ist in diesem Satz fehlerhaft. Die korrekte Form wäre unken=ak gi=bi=ø, wobei das Kasusmorphem des ersten Nomens falsch platziert wurde, da es sich zwischen dem Lexem gi ‚Urteil‘ und dessen Possessivsuffix befindet. Bezüglich der Verbalmorphologie lässt sich festhalten, dass der akkadische Š-Stamm der sumerischen kausativen Konstruktion entspricht. Im Fall des intransitiven Verbs ku4 ‚eintreten‘ entspricht der Kausativ der transitiven Form mit der Semantik ‚hineinbringen‘.
CBS 1217 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
BE 6/2 130 Nippur S E
Glossen:
Vs. 2
lugal-an-ne2-mu-un-du nita [kalag]-ga : zi-ka-rum nita kalag-’a Mann stark-PT
Vs. 3
u2-[a] nibruki-a lugal adabki-a-ke4 : za-ni-in nibruki ua nibru=ak Versorger GN=GEN
P258549
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Kapitel 9
Vs. 5
sipad [x x x] le-um gur?-gur-ru-dam : a-na? le?-im? u2-te-er le’um=ø gur~gur-ed=am-ø Brett=ABS drehen~RDP-PF=COP-3.SG.S
Vs. 8
e2 dig̃ir gal-gal-e-ne mu-un-du3-a : i-pu-šu mu-n-du-ø=’a VEN-3.SG.H.A-bauen-3.SG.P=SUB
Vs. 9
[kalam] ki-be2-še3 bi2-in-gi-a : ma-tam a-na aš-ri-ša u2-˹te˺-[er-ru] kalam=ø ki=be=še b-i-n-gi-ø=’a Land=ABS Ort=3.NH.POSS=TERM 3.NH-L2-3.SG.H.A-zurückkehren-3.SG.P=SUB
Vs. 10 [nam-lugal] ki-šar2-ra mu-un-ak-a : ki-iš-ša-tim [i-pu]-˹šu˺ namlugal kišar=ak=ø mu-n-ak-ø=’a Königtum Welt=GEN=ABS VEN-3.SG.H.A-machen-3.SG.P=SUB Rs. 4 Rs. 5
dig̃ir-maḫ inim kug-ga-ni-ta [...] : iq-bi-a e2-nam-zu e2 libir-ra ˹g̃eš˺-ḫur-bi ud ˹ul˺ [du3-a-še3] : a-na ud ˹ša?˺ […] ud ul du-’a=še Tag ewig bauen-PT=TERM
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 2, 3, 5, 8, 9, 10, Rs. 4, 5) morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 3, 5, 9, 10)
Kommentar:
Die Ergänzungen zum Haupttext folgen dem Duplikat CBS 474. Die Ergänzungen zu den Glossen folgen Güterbock 1934, 40–47.
CBS 1422 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Michalowski 1981, 387 Sippar (?) S W
Glossen:
Vs. 11
lu2
Vs. 13
lu2
P258755
kur2 kur sig-ta tu10-tu10-be2 ˹na?˺-an-˹ak-e?˺ : da-ab-da-šu-nu tu~tu-ø=be=ø niederschlagen-TL=3.NH.POSS=ABS kur2 igi-nim-ma bu-tu-ug mu-un-ak-e : ka-mar-šu-nu butug=ø Niederlage=ABS
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Verzeichnis der Glossen
195
Kategorie:
semantische Derivation
Kommentar:
Civil 2007, 30 in Fn. 27 schlug vor, dass die beiden Glossen im Text verwechselt wurden. Da diese Verwechslung wohl einmalig wäre und dem vermuteten Prozess des Glossierens nicht entspräche, sollte hier eine andere Begründung vorgeschlagen werden. Das sumerische Verb tu10 wird üblicherweise mit den akkadischen Verben ḫatû und kamāru ‚niederschlagen‘ wiedergegeben. Das verwendete akkadische Lexem dabdû ‚Niederlage‘ ist öfters als die Übersetzung von bad5-bad5 belegt. Der Wechsel kann eventuell mit der strukturellen Ähnlichkeit von /tutu/ und /dabdā/ begründet werden. Die Glosse ka-mar-šu-nu ‚ihre Niederlage‘ gehört zum Bezugswort butug. Civil 2007, 30 erklärt das Lexem butug oder putuk ‚(die Feinde) zerstören, töten‘ als ein semitisches Lehnwort. Um die Bedeutung des sumerischen Lexems zu konkretisieren, wurde das akkadische Lexem, von dem das sumerische Wort abzuleiten ist, durch ein Synonym ersetzt.
Vs. 11
Vs. 13
CBS 1511 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sjöberg 1991, 224–225 Sippar S E
Glosse:
Vs. 1’
[…] : [šu-ul]-pu-ut ma-ti-šu
Vs. 2’
[…] : [ḫa-la]-˹aq˺ a-li-šu
Rs. 5’
[…] ˹lu2˺-kur2-a-ne2 gu2 šu ak-de3 ḫe2-ni-ib2-tum2-mu : ka-mi-˹iš˺ gu=ø šu=ø ak-ed=e Nacken=ABS Hand=ABS machen-PF=L3
Rs. 6’
[d]˹nergal˺ kalag-ga dig̃ir-re-e-ne šen-šen šu nu-ru-gu2 : qa2-ba-˹al˺ […] šen~šen Kampf~RDP
Rs. 7’
[u3-ma]-˹a˺-g̃u10 sa2 bi2-in-dug4-ga : mu-ša-ak-ši-id sa=ø b-i-n-dug-ø=’a Rat=ABS 3.NH-L2-3.SG.H.A-machen-3.NH.P=SUB
P258845
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Kapitel 9
Rs. 8’
[gĩ štukul]-˹la˺-ne2 izi-g̃iš-gi-gen7 un-be2 ḫe-ma5?-ma5? : i-na kaš-šu tukul=ane=e Waffe=3.SG.H.POSS=L3
Rs. 9’
[…] ˹x˺ g̃iš-GAZ ḫe2-em-mi-in-ak : li-ša-ti-šu-ma g̃iš-GAZ=ø ḫa-i-m-b-i-n-ak-ø N=ABS MOD-FIN-VEN-3.NH-L2-3.SG.H.A-machen-3.SG.P
Rs. 10’ […] ˹x˺-x-ne2 alan-im-gen7 ḫe2-en-gul : bi-ni-a-ti-šu (…)=ane=ø (…)=3.SG.H.POSS=ABS Rs. 14’ […] nu-mu-un-še18-de3 : ša la na-ḫi nu-mu-ni-sed-ed-ø NEG-VEN-L1-beruhigen-PL-3.SG.S Rs. 15’ […] nig̃2-keše2 nu-še18-de3 : [… i-lam]-˹ma˺-du i-na nig̃keše=e nu-sed-ed-ø Bandage=ERG NEG-abkühlen-PF-3.SG.S Rs. 16’ […] su-ne2-še3 na-an-zi-zi : i-na ši-ri-šu / la i-te-bu-u2 su=ane=še nan-zi~zi-ø Fleisch=3.SG.H.POSS=TERM MOD-aufstehen-3.SG.S Rs. 17’ […] en-na zi-ne2 suḫ-suḫ-u3 : i-be2-el-lu-u2 suḫ~suḫ-’a ausreißen~RDP-PT Rs. 18’ […] ḫe2-šeš4!-šeš4! : [… li-id-dam]-ma-am ḫa-i-šeš~šeš-ø MOD-FIN-weinen~RDP-3.SG.S Kategorie:
morphosyntaktische Derivation (Rs. 15’) semantische Entsprechung (Rs. 5’, 6’ 7’, 8’) semantische Derivation (Rs. 9’, 14’, 17’, 18’) semantische Erweiterung (Rs. 16’)
Kommentar:
Der vorliegende Text ist die sumerische Version des Epilogs des Kodex Hammurāpi (KH), das Manuskript umfasste vermutlich den ganzen Epilog.363 Die Vorderseite ist zerstört, lediglich zwei Glossen sind teilweise am Tafelrand erhalten. Da keine weiteren sumerischen Versionen des Textes vorliegen, können die Bezugswörter zu diesen beiden Glossen nicht rekonstruiert werden. Dieser Text, obwohl er höchstwahrscheinlich die sumerische Übersetzung eines akkadischen Textes ist, ist nicht als Pseudo-Sumerisch zu bezeichnen. Sjöberg 1991, 220 schlägt vor, dass die sumerische Version
363
Sjöberg 1991, 219. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. 2’ Rs. 5’
Rs. 7’
Rs. 8’
Rs. 9’
197
nicht als ein einmaliger Schultext anzusehen ist, sondern es sich um eine zeitgenössische offizielle Übersetzung der Gesetzessammlung handelt. Die sporadischen akkadischen Glossen, die keine sklavischen Kopien des Textes sind, der auf der Stele erhalten ist, deuten auch darauf hin, dass dieses Manuskript zu den altbabylonischen sumerischen wissenschaftlichen Texten zu zählen ist, obwohl es sich um einen reinen Gesetzestext handelt. Alle Rekonstruktionen in der Umschrift wurden von der Stele übernommen, sind also unter Vorbehalt der erkannten Unterschiede vorläufig. Wie Sjöberg 1991, 219 hinweist, ist diese Glosse eine Variante zur akkadischen Version des KH xxvi 91: ḫa-la-aq ni-ši-šu. Das sumerische Lexem gu2 šu – ak mit der Bedeutung ‚festnehmen‘ ist sonst unbekannt, seine Bedeutung kann allerdings vom akkadischen Verb kamû ‚binden‘ abgeleitet werden. Der sumerische Ausdruck ist eher als Vorgang/Ziel ‚um festzunehmen‘ zu interpretieren und nicht als Zustand ‚wie ein Gefangener‘ wie im Akkadischen. In der akkadischen Version ist dieser Ausdruck wie folgt erhalten: mu-ša-ak-ši-du er-ne2-ti-ia. Die akkadische Glosse befindet sich in der Zeilenmitte vor ihrem Bezugswort. Das sumerische Kompositum sa2 – dug4 ist ein semantisches Äquivalent des akkadischen Verbs kašādu Š ‚eintreffen lassen‘, morphologisch entspricht das akkadische Partizip dem sumerischen finiten Verb allerdings nicht. Die akkadische Version zu dieser Zeile ist (xxviii 29–34): i-na kašu-ši-šu ra-bi-im ki-ma i-ša-tim ša a-pi2-im ni-ši-šu li-iq-me. Die Glosse ist diesbezüglich also nicht vollständig. Das Bezugswort zur Glosse ist ebenfalls nicht erhalten. Die bisher bekannten Äquivalente [x]-šu-ur3 und šur-ur4-ur4 entsprechen den Spuren nicht, vgl. Sjöberg 1991, 222, der auch auf die ungewöhnliche Schreibung des akkadischen Wortes hindeutet. Eine mögliche Rekonstruktion, die ich hier vorschlagen möchte, wäre [g̃ištukul]-˹la˺-ne2 ‚mit seiner Waffe‘. Die akkadische Übersetzung, die dazu zu erwarten ist, ist allerdings ina kakkīšu und nicht ina ka(k›)ššu, allerdings ist die constructus-Form kak- neben dem deutlich häufigeren kakki- ebenfalls belegt. Diese Lösung würde sowohl die Unvollständigkeit der Glosse als auch die Pleneschreibung des Lautes /š/ erklären. Zum Lexem vgl. Sjöberg 1991, 222 mit Verweis auf die Liste SIG7.ALAN: g̃iš-gaz = ša2-ka-šum SIG7.ALAN XX 128 g̃iš-gaz-ak-a = ša2-ka-šum SIG7.ALAN XX 129 Das in der Glosse erhaltene Lexem ist allerdings nicht šagāšu ‚töten, umbringen‘. CAD N2 133 listet den Beleg unter naṭû B 3 III © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
198
Rs. 10’
Rs. 14’
Rs. 15’
Rs. 16’
Rs. 17’
Kapitel 9
‚schlagen, besiegen‘, jener ist eine gewöhnliche Entsprechung des sumerischen Verbs tag. Warum allerdings ein bisher nicht belegter ŠStamm Verwendung findet, ist unklar, da die Semantik des GStamms auch geeignet wäre. Eine andere mögliche Gleichung besteht allerdings mit nadû I ‚unbewohnt, verlassen, ruiniert‘. Belege für einen möglichen Š-Stamm fehlen in diesem Fall auch, bei diesem stativischen Verb wäre allerdings die Bedeutung des Kausativs passend zum vorhandenen Kontext. Das Bezugswort zum akkadischen Lexem binītu ‚Glied‘ ist nur fragmentarisch erhalten, seine Lesung ist nicht gesichert. Die gewöhnliche sumerische Entsprechung ist g̃eš-gen6, dieses Lexem weist mehrere orthographische Varianten auf. In der akkadischen Version ist die Verbform als ša la i-pa-aš-še-ḫu ‚die nicht beruhigen sollten‘ erhalten. Das akkadische Verb pašāḫu G ‚beruhigen‘ ist die gewöhnliche Entsprechung des sumerischen Lexems sed ‚abkühlen, sich beruhigen‘. Sjöberg 1991, 223 verweist darauf, dass die Ersetzung des akkadischen Lexems mit nāḫu G ‚ruhig sein‘ ein Fehler ist und durch eine andere Textstelle begründet wurde, in der der D-Stamm des Verbes nuḫḫu ‚beruhigen‘ belegt ist. Allerdings ist die Verbform als Infinitiv statt des aktiv-transitiven finiten Verbs grammatikalisch korrekt und kann eventuell sogar die modale Semantik wiedergeben. Diese Modalität wurde aber möglicherweise in der sumerischen Verbform (nu + Präsens) nicht erkannt. Die akkadische Version zum erhaltenen Abschnitt lautet: a-su qe2-reeb-šu la i-lam-ma-du i-na ṣi2-im-di la u2-na-aḫ-ḫu-šu ‚(Krankheit), deren Natur kein Mediziner kennt (und) nicht mit Bandagen lindern kann‘. Die erhaltene Präposition nimmt wahrscheinlich auf nig̃2-keše2 ‚Bandage‘ Bezug, dieses Lexem ist allerdings in der sumerischen Konstruktion das Subjekt des intransitiven Verbs: ‚(und) keine Bandagen können sie lindern‘. Daher steht diese Glosse sowie das ergänzte Verb lamādu ohne konkretes Bezugswort. Sjöberg 1991, 233 analysiert diese etwas unerwartete Glosse. Die akkadische Version zur Zeile lautet: ki-ma ni-ši-ik mu-tim la in-nasa3-ḫu ‚die, wie der Biss des Todes, sollte nicht ausgerissen werden‘. Die in der Glosse belegte Version i-na ši-ri-šu / la i-te-bu-u2 hat eine abweichende Bedeutung. Es handelt sich um eine wortwörtliche Übertragung des Sumerischen, su ‚Fleisch, Körper‘ entspricht šīru und das Verb zig ist u.a. auch mit tebû ‚aufstehen‘ verglichen. Sjöberg kann diesen Ausdruck, in dem er ein Idiom sieht, nicht erklären, verweist aber darauf, dass der korrekte sumerische Ausdruck su-ne2-ta na-an-zi-zi wäre. Der sumerische Text weicht an der Stelle vom akkadischen KH-Text ab. Die Semantik von suḫ ‚ausreißen‘ und belû D ‚zerstören, löschen, erlöschen‘ ist nicht gleich, steht sich allerdings nahe. Vgl. auch Antagal © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. 18’
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VIII 176: suḫ = bu-ul-lu-u ša2 ZI-˹tim˺. Das Verb belû G ‚beenden, aufhören‘ ist dessen intransitive Form. Das sumerische Verb šeš = bakû ‚weinen‘ ist mit dem semantisch nahe stehenden Verb damāmu ‚klagen, jammern‘ wiedergegeben.
CBS 1590 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Alster 1972, pls. 6–7 unbekannt Mii W
Dumuzids Traum ETCSL 1.4.3 P258923
Glossen:
Vs. ii 1 [lu2-ḫul]-˹gã l2˺-e šu-ne2 ba-an-ku4-˹ku4˺ : lem-nu a-na qa2-ti-šu luḫulg̃al=e šu=ane=e Bösewicht=ERG Hand=3.SG.H.POSS=L3 Vs. ii 3 [du10-ub ama]-˹ugu˺-zu-ta [x x] de3-šub-bu-de3 : i-ma-qu2-˹ut˺ ha-i-šub-ed-en MOD-FIN-fallen-PF-2.SG.S Vs. ii 5 [gal5-la2-tur]-˹re?˺ ne3 ˹bi2˺-ra-ra-an : i-ne-er-šu b-i-ra~ra-e=am-ø 3.NH-L2-schlagen~RDP-3.SG.A=COP-3.SG.S Vs. ii 7 [lu2]-ḫul-g̃al2-e te-[ne2 ma-ra]-an-sag3-ge : le-su i-maḫ-aṣ te=ane=ø mu-r-a-n-sag-e Wange=3.SG.H.POSS=ABS VEN-2.SG-DAT-3.SG.H.P-schlagen-3.SG.H.A Vs. ii 9 [dug]˹šakir3˺ i3-˹dur2˺-[…]-˹am˺ i3-dur2-dur2 ddumu-zi nu-un-ti amaš lil2-la2 am3-du3 : ša-[…] šakir=ø Butterfass=ABS Vs. ii 11a šu-ne2 šu-du3-˹a˺ [ba-e-dab5] ˹a2˺-[zu] ˹a2˺ la2-e ba-e-la2 : ˹iṣ-ba-tu˺ ba-e-dab-ø MID-L2-ergreifen-3.SG.S Vs. ii 11b šu-ni šu-du3-˹a˺ [ba-e-dab5] ˹a2˺-[zu] ˹a2˺ la2-e ba-e-la2 : u2-ka-ma-˹ka˺ ba-e-la-e MID-L2-hängen-3.SG.A Vs. ii 12 ˹maš2˺-uš3-da-zu ˹x x˺ saḫar-ra ma-ra-si-e : […]-tam
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
200
Kapitel 9
Vs. ii 13 [sig2]-˹g̃u10˺ mar-uru5-gen7 an-na ma-ra-ni10-ni10 : e-li-šu i-ru-u2 an=’a mu-r-a-ni~ni-ø Himmel=L1 VEN-2.SG.H-DAT-kreisen~RDP-3.SG.S Vs. ii 14 [udu]-˹utua2˺-zu a2 gur-gur-ra-be2 ki ma-ra-ab-ḫur-ḫur-˹re˺ : […] ˹u3˺-gi-˹gu˺ mu-r-a-b-ḫur~ḫur-e VEN-2.SG.H-DAT-3.NH.P-kratzen~RDP-3.SG.A Vs. ii 15 [šu-si]-˹g̃u10˺ g̃išbulug2 g̃ištaškarin-gen7 te ma-ra-ab-ḫur-ḫur-[re] : le-ti-ia te=ø Wange=ABS Vs. ii 17 […] ˹e11˺-bi2 nin9 du6-da ˹e11˺-[bi2] : e-li-i e-b-i aufsteigen-3.NH-L2 Vs. ii 19 […] nam-e11?-[…] : [la te]-˹li˺-i na-m-e-ø MOD-VEN-aufsteigen-3.SG.S Rs. i 12’a […]-˹la2˺-e-ne mu-un-kig̃2-kig2̃ -˹e?˺ ˹mu-ni˺-in-pad3-de3 : ki-ki mu-n-kig̃~kig̃-e VEN-3.SG.H.P-suchen-3.SG.A Rs. i 12’b […]-˹la2˺-e-ne mu-un-kig̃2-kig̃2-˹e?˺ ˹mu-ni˺-in-pad3-de3 : ut-ta-tu mu-ni-n-pad-e VEN-L1-3.SG.H.P-finden-3.SG.A Kategorie:
Kommentar: Vs. ii 5
Vs. ii 9
phonetische Entsprechung (Rs. i 12’a) semantische Entsprechung (Vs. ii 1, 3, 5, 7, 11a, 14, 15, 17, 19, Rs. i 12’b) semantische Derivation (Vs. ii 11b, 13)
Das akkadische Lexem nêru ‚schlagen, töten‘ entspricht dem sumerischen Lexem ra ‚schlagen‘. Die akkadische Verbform mit dem Akkusativsuffix /šu/ ist allerdings problematisch, da der Patiens in der 2 Sg. und nicht in der 3 Sg. steht. Diese Glosse ist Alster 1972, 60 zu Z. 64 nicht aufgefallen. Sie ist nach dem ersten Zeichen, das ein TA oder ŠA ist, abgebrochen. Ungewöhnlich ist in diesem Manuskript, dass sich diese Glosse über ihrem Bezugswort dugšakir3 = šakirru ‚Butterfass‘ befindet. Es ist weniger wahrscheinlich, dass die Glosse zum Lexem ˹gal5˺-la2-gal˹e in Vs. ii 9 gehört. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. ii 11a
Vs. ii 11b Vs. ii 12
Vs. ii 13
Vs. ii 14
Vs. ii 15 Rs. i 12’b
201
Diese Glosse bzw. die komplette Textstelle ist stark beschädigt, keine Spuren von Zeichen sind zu erkennen. Da die Glosse in Alster 1972, 60 zu Z. 65 gelesen wurde und eine nachträgliche Beschädigung der Tafel nicht auszuschließen ist, wird sie hier dennoch aufgenommen. Die akkadischen und sumerischen Lexeme stehen einander semantisch nahe, sind allerdings keine Äquivalente. Diese Glosse ist Alster 1972, 60 zu Z. 66 nicht aufgefallen. Das letzte Zeichen der Glosse ist klar erkennbar, es handelt sich um ein UD. Die Lesung basiert darauf, dass die abgebrochene Textstelle das Patiens des Verbs beinhaltet. Dieses Manuskript weicht allerdings in dieser Zeile von den anderen bekannten Manuskripten ab, daher ist eine Rekonstruktion nicht möglich. Die Glosse bietet keine wortwörtliche Übersetzung zum sumerischen Ausdruck. Der sumerische Text bedeutet ‚im Himmel werden meine Haare wie ein Sturm kreisen‘. Die akkadische Glosse interpretiert dieser Metapher wie folgt: ‚geht oben heran‘. Diese Glosse ist Alster 1972, 60 zu Z. 68 nicht aufgefallen. Geht man von der Position der Glosse aus, bezieht sie sich auf das Verb ḫur ‚kratzen‘. Das zweite Zeichen der Glosse ist ein GI und das Verb ist ekēku, egēgu D ‚kratzen‘. Morphologisch entsprechen die zwei Versionen einander nicht. Im Sumerischen ist die Sachklasse mit Singular-, im Akkadischen mit Pluralformen wiedergegeben. Es ist auch ersichtlich, dass das sumerische Präsens dem akkadischen Präteritum entspricht, der Unterschied dabei ist stilistisch: es handelt sich um die Deutung des Traums des Dumuzi, in dem die Ereignisse in den beiden Sprachen mit unterschiedlichen Verbformen zitiert werden, und danach folgt die Interpretation des Elements. Das Possessivsuffix am akkadischen Wort hat kein entsprechendes sumerisches Morphem. Die Glossen in dieser Zeile sind Alster 1972, 74 zu Z. 180 nicht aufgefallen. Die Lesung der Glosse ist ut-ta-tu, d.h. (w)atû G Perfekt ‚finden, entdecken‘. In dieser Zeile wurde im sumerischen Text bisher eine negierte Verbform rekonstruiert, wobei sowohl die Kollationen als auch die Glosse für einen affirmativen Semantik sprechen. Dies entspricht eigentlich auch dem Textzusammenhang, denn die Zeile prognostiziert, dass Dumuzi bald von den Dämonen gefangen wird.
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
202
Kapitel 9
CBS 1601 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Alster 1991–1993, 28 Sippar (?) S W
Die drei Ochsentreiber aus Adab ETCSL 5.6.5 P258933
Glossen:
Vs. 6’
g̃iš mar-gu
Rs. 7
dam-a-ne2 tilla2-a u3!-ba-an-˹ak˺ […] : im-su2-qi2 i-la-ak-ma tilla=’a u-ba-ni-ak-ø Straße=L1 ANT-MID-L1-machen-3.SG.S
̃ 10 gu2-un u3-un-˹ku-ku˺-ru g̃išmar-g̃u10-ta […] : bil(2)-tum za-ba-al u-n-gur~gur-e ANT-L1-liefern~RDP-3.SG.A
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 6’) semantische Derivation (Rs. 7)
Kommentar:
Beide Glossen sind akkadische Übertragungen der sumerischen Lexeme. Sowohl die Textstelle als auch die Glosse wurde von Alster wie folgt gelesen: u3-un-˹dur2-dur2˺-ru : ni5-i-za-ba-al. Die Lesung bei ETCSL [5.6.5] ist folgende: u3-un-˹ku-ku˺-ru : ta-az-za-ba-al. Es ist ersichtlich, dass sowohl die Identifikation des Verbstamms als auch die Lesung der ersten beiden Zeichen der Glosse problematisch ist. Das erste Zeichen lese ich als NE = bil oder eventuell bil2. Das zweite Zeichen ist wahrscheinlich ein TUM. Das sumerische Nomen gun ‚Last, Ware‘ entspricht dem akkadischen Lexem biltu. bilat ist sein Status constructus. Das Verb zabālu ‚befördern, liefern‘ passt am besten zum sumerischen Lexem gur3, dessen phonetische Schreibung ku-ku(r) entsprechen würde. Ein weiteres Manuskript verweist allerdings auf die Variante u3-un-DU-DU-ru, die die Identifikation des Verbs kur ‚eintreten, hineinbringen‘ unterstützt. Der Übersetzungsvorschlag zur Zeile sieht wie folgt aus: ‚Bevor mein Wagen die Last abgeliefert hat, meinen Wagen [verlasse ich nicht]‘. Es handelt sich bei der Glosse um eine Sandhi-Schreibung von ina sūqi ‚auf der Straße‘. Das Verb ak ‚machen‘ ist hier als Hilfsverb verwendet, daher ist seine Übersetzung vom Kontext bestimmt. Nur deswegen ist es möglich, dass das transitive Verb intransitiv konstruiert wird.
Vs. 6’
Rs. 7
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
203
CBS 2135 + CBS 19829 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sjöberg 1973b, 52 Nippur S W
Glossen:
Vs. 5
Gungunum A ETCSL 2.6.2.1 P259218
˹x˺ […] ˹x˺ gã l2-be2 nam-nun-na ˹g̃iri3?˺ [x] ˹x˺ : ga? g̃al-ø=be=ø vorhanden sein-TL=3.NH.POSS=ABS
Vs. 12 [x] ˹NI˺ g̃iš ˹x-be2˺ mu-na-an-šum2 en zid an-na-ke4 : še-er zid en zid an=ak=e Herr recht Himmel=GEN=ERG Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar: Vs. 12
Beide Glossen sind phonetische Annotationen. In diesem Fall gehört zur normalorthographischen Schreibweise eine Emesal-Variante, allerdings ist anzunehmen, dass diese als ein Aussprachehinweis gilt, d.h. die konkrete phonetische Form der Textstelle darstellt.
CBS 4560+ Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt: Glossen:
PBS 10/2 6 + TMH NF 4 28 + 30 + 82 + 65 + Wilcke 1976, 66–67 Nippur Miii W
Ur-Namma A ETCSL 2.4.1.1 P260874
Rs. i 23 sipad-de3 e2-a-ne2 ˹sag̃ li˺-bi2-in-ak-ne2 : ḫal-bi e=ane=ø Haus=3.SG.H.POSS=ABS Rs. i 33 ˹dig̃ir˺ ki-g̃a2 la-ba-e-gub šag4-g̃u10 la-ba-ni-ib-sed : ša šag=g̃u=ø Herz=1.SG.POSS=ABS
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. i 33) semantische Erweiterung (Rs. i 23)
Kommentar:
Die Glosse in Rs. i 23 ist enigmatisch. Zu e2 ‚Haus‘ gehört die Glosse ḫal-bi. Eine Möglichkeit ist, die Glosse als e2-ḫal-bi = ḫalpû ‚Brunne, Zisterne‘ zu interpretieren, s. dazu Uchitel 1992, 321. Alternativ kann © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
204
Kapitel 9
die Konstruktion als ein vorangestellter Genitiv und die Glosse als ḫal ‚Anteil, Portion‘ gedeutet werden, wie etwa ‚(sein) Anteil im Haus(halt)‘. Bis die Variante, die im Haupttext erhalten ist, eine plausible Interpretation zulässt, bleibt die Deutung der Glosse problematisch.
CBS 6137 + Ni 4480 + Ni 9868 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Civil 1968, 11–12 + ISET 1, pl. 107 + ISET 1, pl. 133 Išme-Dagan I Nippur ETCSL 2.5.4.09 S P263904 W
Glossen:
Vs. i 11
g̃iš ma-gid2-zu
a-gar3 ab-sin2 g̃al2 taka4-a / ḫe2-g̃al2 še gu-nu : […]-ni al?-la magid=zu=ø Stange=2.SG.H.POSS=ABS
Vs. i 19 [gĩ š]sag-̃ kul-ḫuš-ba : ši-ik-šu-ki {ki} sag̃kulḫušba=zu=ø Seitenpfosten=2.SG.H.POSS=ABS Vs. ii 4
g̃iš
KAK.A-zu kar2 ˹x˺ […] / a g̃i6 sur-sur-re-me-en : za-ra KAK.A=zu=ø Achse=2.SG.H.POSS=ABS
Vs. ii 5 e2-su-lum-ma-zu usan3 ˹bar˺-[uš-be2] / anše zi-zi i-˹x˺-me-en : i-˹x˺-iG-˹x˺ Vs. ii 6
Kategorie:
Kommentar: Vs. i 11
Vs. i 19
g̃iš
deḫi-zu sašu2-˹uš˺-gal ˹ba9˺-[ra2] / erim2-du nu-˹e3˺-[…] : ideḫi=zu=ø Stange=2.SG.H.POSS=ABS
semantische Entsprechung (Vs. i 19, Vs. ii 4) Abkürzung (Vs. ii 6)
Das sumerische Lexem g̃išma-gid2 ‚Stab, Stange‘ lässt sich eindeutig identifizieren, die Glosse ist allerdings schwer zu deuten. Civil 1968, 4 Fn. 25 und auch Klein 1989, 37 lesen ni-ir-ki!, d.h. nīru ‚Joch‘. Das zweite Zeichen ist allerdings kein IR und das dritte ist ein sicheres LA. Diese Glosse befindet sich auf einem der Tafelbruchstücke, die zur Sammlung des Istanbul Museum gehören und konnte daher nicht
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. ii 4
Vs. ii 5
Vs. ii 6
205
kollationiert werden. Klein 1989, 42 sieht eine Verbindung zwischen šikšu, sikšu ‚Seitenpfosten‘ und g̃išsag̃-kul-ḫuš-ba bzw. g̃išsag̃kul-ḫaš2-ta-e3-a. Das akkadische Lexem zarû entspricht dem sumerischen Lexem g̃iš KAK.A ‚Achse‘, dessen Lesung unsicher ist. Vgl. dazu Civil 1968, 8 unter g̃išdu3-a. Civil 1968, 5 liest die Glosse vorläufig als i-zi2-zi-[(x)]. Klein 1989, 42 liest i3-še zi-[zi]. Es handelt sich allerdings wahrscheinlich um eine akkadische Glosse. Das Zeichen, das als ZI gelesen wurde, ist ein IG, danach folgt noch ein Winkelhaken, wohl der Anfang des nächsten Zeichens. Das Lexem (g̃iš)deḫi ‚Stange, Stütze‘ entspricht im Akkadischen imdu. Vermutlich ist die Glosse als ein Hinweis auf das entsprechende akkadische Wort zu deuten und nicht, wie Civil 1968, 8 vorschlägt, auf eine andere mögliche Lesung des Zeichens.
CBS 6657b + N 1839 + N 2565 + N 5300 + Fragm. Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sefati 2005, 284 + Peterson 2010, 588 Nippur Mii W
Glossen:
Vs. i 1’ [… bala]g̃-˹g̃a2˺-še3 :[…]-˹ra-tum˺
Dumuzid-Inana X ETCSL *4.08.24 P269031
Vs. i 3’ […] mu-na-da-an-gã 2-gã 2 : i-ša-ak-an-ši-im mu-nn-a-da-ni-g̃a~ga-e VEN-3.SG.H-DAT-COM-L1-hinlegen-3.SG.A Vs. i 4’ […] ˹x˺ DU mi-ni-in-si-si : x ri u2?-lum u2-ma-al-li mu-ni-n-si~si-ø VEN-L1-3.SG.H.A-füllen~RDP-3.SG.P Vs. i 6’ […] ˹x˺ mi2 zi-˹de3?!-eš?˺ [in?-ga?-a]m3-me : ki-ni-˹iš˺ mi-zid=eš sorgen=ADV Vs. i 7’ […] gi-di gi-di šag4 ḫu[l2 …]-be2-en : li-ib-b[i x] ˹uṭ?˺-ṭa-a-ab gidi=e šag=ø ḫul-[ Flöte=ERG Herz=ABS freuen-[ Vs. i 8’ [… g]i-di lu2 sipad-de3 šag4 ḫu[l2 … du]g3?-ga : ra-˹i?˺-im li-[ib-bi] sipad=e šag=ø ḫul-[ Hirte=ERG Herz=ABS freuen-[
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Kapitel 9
Vs. i 10’ […] ama? nu?!-tag!-ge-˹en˺ : u2-ul ˹al˺-pu-[ut] nu-tag-en NEG-anfassen-1.SG.A Vs. ii 2’ ˹x˺-e ga kig̃2-gã 2 bi2-[in-gã r] : ši-iz-ba ik-si-im-[…] ga=ø kig̃=’a b-i-n-g̃ar-ø Milch=ABS Suche=L2 3.NH-L2-3.SG.H.A-hinlegen-3.SG.P Vs. ii 4’ ga-ne2 kig2̃ -g̃a2 ḫe2-en-na-g̃ar! im-[…] : ši-zi-ib-šu lu ik-si-im-šum ga=ane=ø kig̃=’a ḫa-i-nn-a-n-g̃ar-ø Milch=3.SG.H.POSS=ABS Suche=L2 MOD-FIN-3.SG.H-DAT-3.SG.H.A-hinlegen-3.SG.P Vs. ii 6’a ˹dug˺šakir3-a-ne2 ḫul2 ḫe2-en-na-[…] : -šu!(TUG2) šakir=ane=ø Gefäß=3.SG.H.POSS=ABS Vs. ii 6’b ˹dug˺šakir3-a-ne2 ḫul2 ḫe2-en-na-[…] : šu-u2-qu-ri lu u2?-[…] ḫul=ø ḫa-i-nn-a-[ Freude=ABS MOD-FIN-3.SG.H-DAT-[ g̃iš Vs. ii 7’ [nin9]-a-ne2 al-g̃ar ˹gu3˺-[…] : [a]-ḫa-as-su2 nin=ane=ø Schwester=3.SG.H.POSS=ABS Vs. ii 8’ ˹ama˺-dg̃eštin-an-na ˹amaš˺-a mu-un-[…] : aš-ša-[…] Vs. ii 9’ u8 i3-gid2-de3 ˹sila4˺ ba-ab-˹šum2˺-[mu] : [la-a]ḫ-ri i-ša-da-ad i-na-an-di-˹in˺ u=ø i-gid-e sila=e ba-b-šum-e Mutterschaf=ABS FIN-MELKEN-3.SG.A Lamm=DAT MOD-3.NH.P-geben-3.SG.A Vs. ii 12’ munus-e gab2-bu-na ˹g̃išal˺-g̃ar-˹sur9˺-[…] : i-na gabu=ane=’a linke Hand=3.SG.H.POSS=L2 Vs. ii 13’ lu2 ki-˹sikil˺ ad dug3-dug3-˹ga x˺ […] : ˹ša˺ ri-ig-ma ṭa-ba-at ad dug~dug-’a Stimme gut~RDP-PT Vs. ii 16’ […]-e mu-‹dun5›-dun5-am3 šag4-zu ga-˹x˺-[…] : i-na ma-a-ṣi li-ib-ba-ki li-˹x˺-[…] mu-dun~dun-ø=am-ø šag=zu=ø ga-[ VEN-herumwandern~PL-3.SG.S=COP-3.SG.S Herz=2.SG.POSS=ABS MOD-[ Vs. ii 17’ […] ˹šeš˺-e mu-dun5-dun5-am3 šag4-˹zu˺ […] : ˹x-ik?˺ za-˹x x˺
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Verzeichnis der Glossen
207
Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. ii 6’a, 6’b, 12’) semantische Entsprechung (Vs. i 3’, 4’, 6’, 7’, 8’, 10’, ii 2’, 4’, 7’, 9’, 13’, 16’) semantische Erweiterung (Vs. ii 6’b)
Kommentar:
Die Kollation des Manuskripts ermöglichte nur geringe Verbesserungen bezüglich der Lesung der Glossen gegenüber der Ausgabe von Sefati 2005. Ein weiteres Textbruchstück wurde seit dieser Ausgabe als das Ende der zweiten Kolumne von Peterson rekonstruiert, dieses erbrachte die Glossen in Vs. ii 16’–17’. Zur Übersetzung des Hapax kig̃-g̃a – g̃ar und seiner akkadischen Entsprechung kasāmu ‚hacken, zerkleinern‘ als ‚koagulieren‘ s. Sefati 2005, 269 zu Z. 67–69. Sefati 2005, 259 hat diese Glosse nicht entziffert. Ich vermute, dass die Glosse unter -a-ne2 die akkadische Entsprechung des sumerischen Personalpronomens, d.h. ein ŠU ist. Der zweite Teil, der sich wohl auf HUL2 bezieht, ist als šu-u2-qu-ri zu lesen, das Lexem ist šūquru ‚wertvoll‘, das allerdings kein Äquivalent von hul2 ‚erfreut‘ bzw. ‚Freude‘, sondern die gewöhnliche Entsprechung von kal = waqāru ist. Am Ende ist noch das lū zu erkennen, das mit der modalen Verbform zusammenhängt.
Vs. ii 2’
Vs. ii 6’
CBS 7055 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 57 Nippur S W
Iškur A ETCSL *4.09.1 P262105
Glosse:
Rs. 1’
Kategorie:
grammatische Derivation
Kommentar:
Sowohl die Textstelle als auch die dazugehörige Glosse sind fragmentarisch erhalten. Es handelt sich jedoch eindeutig um eine sumerische Annotation, die eine mutmaßliche grammatische Variante vermerkt. Die sumerische selbständige Kopula in der 1 Pl. und der Äquativ sind gegenübergestellt. Hierbei ist die Schreibweise der Kopula auffallend, vermutlich ist die Reihenfolge der Zeichen NE und EN fehlerhaft. Der fragmentarische Zustand der Textstelle lässt allerdings keine endgültige Entscheidung zu. Eine Korrektur in Form einer eingeschobenen Textzeile ist wohl auch denkbar.
[…]-me-de3-en : […]-˹x˺-gen7
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
208
Kapitel 9
CBS 7072A + N 3147 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Hallo 1982, 104 Nippur S W
Glosse:
Vs. 5’
Brief von Sîn-iddinam an Utu ETCSL 3.2.05 P278203
[…] tu6-ḫul ma-an-si3-˹ga˺ : ba m-a-n-sig-ø=’a VEN-DAT-3.SG.H.A-beschwören-3.SG.P=SUB
Vs. 20’ tu-ra-g̃u10 tu-ra-še3 ba-kur2 si-‹sa2›-be2 nu-zu : sed6-de-be2 si=ø sa-ø=be=ø Horn=ABS gleichen-TL=3.NH.POSS=ABS Kategorie:
textkritische Annotation > Variante (Vs. 5’, 20’)
Kommentar: Vs. 5’
Beide Glossen verweisen wahrscheinlich auf Textvarianten. Zu dieser Textstelle gibt es die folgende Textvariante: tu6-ḫul-be2 si3-ga (Ash 1932-520). Die Variante oder mögliche Korrektur im vorliegenden Text stellt der aktiv-transitiven Verbform eine passive Form gegenüber, beide passen zum Kontext. Zu dieser Textstelle gibt es die folgenden Textvarianten: si-sa2-de3? (YBC 4605) und sed6-di (Ash 1932-520). Die erste Variante begründet, dass Verb im vorliegenden Text zu si – sa2 mit der Bedeutung ‚Begradigung‘ zu emendieren. Die in der Glosse belegte Variante entspricht dem anderen Textzeugen, sed6 bedeutet ‚abkühlen, trösten‘.
Vs. 20’
CBS 7080 + CBS 14110 + N 2757 + N 3076 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
PBS 10/4 11 + STVC 17 Nippur Mv W
Klage über Ur ETCSL 2.2.2 P262128
Glosse:
Rs. iii 9 nin šag4-zu! a-gen7 ˹du3˺-am3 : -mu-un du-ø=am-ø bauen-TL=COP-3.SG.S
Kategorie:
textkritische Annotation > Korrektur
Kommentar:
Diese Glosse bleibt in den Textbearbeitungen (Kramer 1940, Witzel 1945, Samet 2014 sowie ETCSL [2.2.2]) unerwähnt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
209
Die Glosse bietet entweder eine Variante zu du3-am3 oder ist eine Korrektur der Form du3-mu-un. Die in der Glosse belegte Variante ist aus allen Duplikaten bekannt. Der Unterschied zwischen den beiden Formen beschränkt sich auf die grammatikalische Ebene; im vorliegenden Fall ist das Subjekt des intransitiven Verbs šag4 ‚Herz‘. Die imperative Verbform, die in der Glosse belegt ist, ist hingegen transitiv. Die Glosse lässt sich dadurch erklären, dass der Schreiber diese Stelle zu du3-am3 korrigierte, allerdings die ersetzten Affixe im Manuskript vermerkte. Das Kompositum šag4 – du3 ist allerdings hapax legomenon. Die Textstelle, wie sie anhand von mehreren Manuskripten rekonstruierbar ist, sieht wie folgt aus: nin šag4-zu a-gen7 du3-mu-(un) zae a-gen7 i3-ti-le.364 Es ist wahrscheinlich, dass die beiden Satzteile, wenn auch nicht morphologisch, so doch semantisch parallel sind. Dementsprechend besteht die Möglichkeit, du3-mu als eine phonetische Schreibung für tum2/3 zu deuten und das Verb šag4 – tum2/3 ‚entscheiden‘365 im Kontext wie folgt zu übersetzen: ‚Herrin, wie hast du dich entschieden, zu was hast du dich entschlossen?‘ In dem Fall wären die Varianten mit -un und -am3 ebenfalls Versuche der Schreiber, die Textstelle zu erklären.
CBS 8085 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sefati 1998, pls. i–ii und xvi Nippur S W
Dumuzid-Inana A ETCSL 4.08.1 P263001
Glossen:
Vs. 9a al ga-mu-ra-ab-ak sar ga-mu-˹ra˺-[ab-šum2] : lu-ur-˹pi˺-[qa?]-ki al=ø ga-mu-r-a-b-ak Hacke=ABS MOD-VEN-2.SG.H-DAT-3.NH.P-machen Vs. 9b al ga-mu-ra-ab-ak sar ga-mu-˹ra˺-[ab-šum2] : lu-um-ḫu-˹ra?˺-[ki] sar=ø ga-mu-r-a-b-šum Pflanze=ABS MOD-VEN-2.SG.H-DAT-3.NH.P-geben Vs. 13 [a-ba]-a? ma-[(x)]-i-ri a-ba-a ma-i-[(x)]-˹ri˺ : […]-i-ir-˹x˺-[…]
364
Zu den Varianten vgl. Kramer 1940, 57 Anm. 508, Römer 2004, 71 331 und Samet 2014, 211. 365 Zum Verb s. Karahashi 2000, 148. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
210
Kapitel 9
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 9a)
Kommentar:
Die fragmentarisch erhaltene Textstelle in Vs. 9b ist auf dem Duplikat CBS 10465 wie folgt erhalten: ga-mu-ra-ab-šum2 ‚ich will es dir geben‘. Das Verb maḫāru G ‚annehmen, entgegentreten‘ entspricht diesem Bezugswort nicht. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass beide Manuskripte an dieser Textstelle voneinander abweichen.
CBS 8313 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SEM 93 Nippur S W
Dumuzid und Enkimdu ETCSL 4.08.33 P263155
Glossen:
Rs. 6’
e-ne kaš sa gi4-[a-ne2 ha-ma-an-de2-e] : ši-ḫi?-lu-x
Rs. 8’
e-ne ˹kašbir-a˺-ne2 ha-ma!-an-[de2-e] : ˹x-a˺-šu
Kategorie:
semantische Derivation (?)
Kommentar: Rs. 6’
Die Glossen beziehen sich auf Fachbegriffe des Bierbrauens. Das sumerische Kompositum sa – gi4 = šutērusû bedeutet etwa ‚bereiten‘ oder in diesem Kontext ‚brauen‘, vgl. Civil 1964a, 87. Sefati 1998, 327 liest die Glosse als ḫi-iq-šu, zur Interpretation vgl. auch Sefati 1998, 339–340. Ich sehe ein zusätzliches Zeichen unter BI. Das Zeichen ḪI ist eventuell ein ḪE2. Zudem ist das Zeichen, das er als IG liest, gut erhalten und besitzt keine Winkelhaken. Das letzte Zeichen, wohl fragmentarisch, ist viel länger als ein ŠU. Mein Vorschlag ist jedoch vorläufig, dementsprechend wäre das Lexem ein vom Verb šaḫālu ‚filtern‘ abgeleitetes Nomen.
CBS 8320 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SEM 92 Nippur S W
Dumuzid und Enkimdu ETCSL 4.08.33 P263161
Glossen:
Vs. 14’a [x]-˹e˺ su8-ba-de3 ba-ra-mu-˹un˺-[…] : sipad? sipad=e Hirte=ERG
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
211
Vs. 14’b [x]-˹e˺ su8-ba-de3 ba-ra-mu-˹un˺-[du12-du12-un] : ˹la?˺ i-ḫa-[…] bara-mu-n-du~du-en MOD-VEN-3.SG.H.P-erwerben~RDP-1.SG.A Vs. 15’ [tug2] gibil-la2-a-ne2 ba-ra-mu-˹un˺-[…] : ṣu2-ba-ti-šu na-ap-ši-im la a-la-[…] tug gibil-’a=ane=ø bara-mu-n-[ Kleidung neu-PT=3.SG.H.POSS=ABS MOD-VEN-3.SG.H-[ Vs. 16’ […]-˹x˺-a-ne2 sa2 ba-ra-mu-e-[en] : […] ˹e?˺-ri-ib-ba? ša?! ši-pa-ti-šu la a-ka-[…] ]=ane=e sa=ø bara-mu-e-en ]=3.SG.H.POSS=L3 Rat=ABS MOD-VEN-machen-1.SG.A Rs. 3’
[u3?]-˹mu˺-ni-šub u3-mu-ni-[…] : ˹iš?˺-tu i-ma-qit ˹ik-a-al-li˺ u-mu-ni-n-šub-ø u-mu-ni-[ ANT-VEN-L1-3.SG.H.A-fallen-3.SG.P ANT-VEN-L1-[
Rs. 4’
[i3 nig̃2]-diri-ga ga-mu-na-[ab-šub] : ˹šam˺-ni wa-at-ri-im lu-˹ri?˺-[…] i nig̃-dirig-’a=ø ga-mu-nn-a-b-šub Öl zusätzlich-PT=ABS MOD-VEN-3.SG.H-DAT-3.NH.P-fallen
Rs. 8’
[…]-duru5-a udu na-an-[…] : im?-me?-ra udu=ø Schaf=ABS
Rs. 9’a [sipad ki]-duru5-a udu [lu-a-ra] : i-na kiduru=’a Land=L1 Rs. 9’b [sipad ki]-duru5-a udu [lu-a-ra] : dur? Rs. 13’ […] ˹su8-ba˺-de3 / [edin]-a-na du14 mu-˹un˺-[…] : sipad? sipad=e Hirte=ERG Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. 9’b) morphosyntaktische Entsprechung (Rs. 9’a) semantische Entsprechung (Vs. 14’b, 16’, Rs. 3’, 4’, 8’) semantische Erweiterung (Vs. 15’) textkritische Annotation > Variante (Vs. 14’a, Rs. 13’)
Kommentar:
Die Glossen im Text erfüllen unterschiedliche Funktionen. Die textkritischen Annotationen sind infralinear platziert, die akkadischen Glossen befinden sich interlinear. Daher gibt es in diesem Manuskript eine formale Unterscheidung je nach Funktion.
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212
Vs. 14’b
Vs. 15’
Vs. 16’
Rs. 3’
Kapitel 9
Die fragmentarisch erhaltenen Textstellen wurden anhand anderer Manuskripte ergänzt, soweit der erhaltene Teil mit dem vorliegenden Manuskript übereinstimmt. Das akkadische Verb, das dem sumerischen Lexem tuku ‚haben, nehmen‘, im gegebenen Kontext ‚heiraten‘, entspricht, ist aḫāzu G ‚(u.a. als Gatte, Gattin) nehmen‘. Die beiden Lexeme gibil ‚neu‘ und napšu ‚reichlich, geräumig‘ sind keine semantischen Äquivalente. Das akkadische Adjektiv wird allerdings öfters in Bezug auf Kleidungsstücke gebraucht. Die Verbform ist in einem anderen Manuskript wie folgt erhalten: ba-ra-mi-ni-ga-ga-an. Sefati 1998, 332 übersetzt die Verbform mit einem 3 Sg. Agens, obwohl die akkadischen Verbformen in Vs. 15’–16’ auf einen Agens der 1 Sg. hinweisen. Das akkadische Verb ist vermutlich labāšu ‚bekleiden‘ und die Übersetzung zur Zeile lautet: ‚Das neue Kleid von ihm (lit. sein) will ich nicht anziehen.‘ Der Zeilenanfang kann nicht rekonstruiert werden, die Lesung des akkadischen Lexems e?-ri-ib-ba?, eventuell irbu ‚Geschenk, Einkommen‘, ist vorläufig. Das Kompositum sa2 – dug4 entspricht allerdings dem akkadischen Verb kašādu ‚ankommen, eintreffen‘. Die vorliegende Zeile ist einmalig in diesem Manuskript. Die semantische Entsprechung zwischen šub und maqātu ‚fallen, passieren‘ liegt vor. Das zweite akkadische Verb ist vermutlich kalû ‚zurückhalten‘, die Orthographie ist allerdings eigenartig.
CBS 8546 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sjöberg 1977, 38 Nippur S W
Nanna P ETCSL *4.13.16 P263345
Glosse:
Rs. 6’
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Die Tafel ist an der relevanten Stelle beschädigt, daher ist die Lesung sowohl bezüglich des Haupttextes als auch der Glosse unsicher. Das akkadische Lexem târu ‚wenden, sich wenden, zurückkehren‘ ist die Entsprechung des sumerischen Verbs gi(4).
u3-mu-un-e tur3-zu g̃išg̃eštug im?-/ge-e?! : i?-ta?-ar? g̃eštug=ø i-m-b-i-gi-e Ohr=ABS FIN-VEN-3.NH-L2-wenden-3.SG.A
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Verzeichnis der Glossen
213
CBS 8548 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 37 Nippur S W
Nuska B ETCSL 4.29.2 P263347
Glossen:366
Vs. 12 e2-kur-ra šir3-be2-me-en : na-a-di ši-ra-tim? ekur=ak šir=be=me-en Ekur=GEN Lied=3.NH.POSS=COP-1.SG.S Vs. 18 zid dug4-ga šu nu-bal-e-me-en : ˹qi3?-bit? ki-ni˺ la? uš/u2?-ša-pi2-/lu zid=ø dug-’a=’a šu=ø nu-bal-ed=me-en recht=ABS machen-PT=L2 Hand=ABS NEG-wenden-PF=COP-1.SG.S Vs. 19 [x] x zalag-ga su3-ra2-ag̃2-be2-me-[en] : a-na ḫi?-di-at-tim u2-wa-qir?-ru zalag-ø=ak sudag̃=be=me-en glänzen-tl=GEN wertvoll=3.NH.POSS=COP-1.SG.S Rs. 10’ me gal-gal-la zag gub-gub-bu-me-en : tu-te-˹el?-x-x˺
Kategorie:
Kommentar: Vs. 12
Vs. 18 Vs. 19
366
semantische Entsprechung (Vs. 18) semantische Erweiterung (Vs. 12, 19)
Die akkadische Glosse ist interpretativ. Der sumerische Ausdruck bedeutet ‚Ich bin das Lied des Ekur‘. Der akkadische Ausdruck nādi širātim bedeutet hingegen ‚gelobt in Liedern‘. Das akkadische Verb šupêlu ‚wenden, verändern‘ ist das Äquivalent des Kompositums šu – bal. Diese Zeile ist nur fragmentarisch erhalten, die Lesung der Glosse ist ebenfalls problematisch, da die sumerische und akkadische Konstruktion voneinander abweicht. Eine Entsprechung zwischen sudag̃ ‚wertvoll, glänzend‘ und waqāru ‚selten, wertvoll werden‘ ist bekannt, der D-Stamm des akkadischen Verbs hat eine faktitive Bedeutung. Des Weiteren wurde das Lexem zalag mit dem akkadischen Lemma ḫidiātu ‚Freude, Jubel‘ übersetzt. Allerdings ist die sumerische Konstruktion wie folgt zu übersetzen: ‚Du bist der Wertvolle des strahlenden … …‘. In der akkadischen Version wurde dieser Nominalsatz mit einem komplementierten finiten Verb übersetzt.
Auf die Lesung der Glossen in Vs. 19 und Rs. 10’ hat mich H. Agnethler freundlicherweise hingewiesen. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
214
Kapitel 9
CBS 10305 + CBS 10315 + CBS 10393 + CBS 10401 + CBS 10407 + CBS 10413 + N 3068 + Ni 9732 + Ni 9763 Publikationen: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Volk 1995, Tf. 2–4; STVC 84 + ISET 2, pl. 11 Nippur Miii W
Inana und Šu-kale-tuda
Glosse:
Rs. iii 14’ […] ˹ba˺-an-gi4 : mu-e-
Kategorie:
textkritische Annotation > Variante (?)
Kommentar:
In der Glosse ist vermutlich eine Textvariante belegt. Dieses Manuskript ist bisher das einzige, das diese Textstelle enthält.
ETCSL 1.3.3 P265534
CBS 10467 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
PBS 8/1 100 Nippur S W
Der Sklave und der Schuft ETCSL *5.6.7 P125407
Glossen:
Vs. 6
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Roth 1983, 277 liest die Glosse als KASKAL-KASKAL-am3.
bu2-bu2-˹am3 zi2?-zi2?˺-am3: bu-bu-am3 bu~bu-am-ø wandern~RDP-COP-3.SG.S
CBS 10911 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
– Nippur S ?
Glossen:
Rs. 5’
P266104
[…]-be2 na?!-a tu3-um-ma a-ra-be2 nig̃2 i ˹x˺ […] : irir-’a=be=ø plündern-PT=3.NH.POSS=ABS
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. 7’
215
[…] ˹x x˺ muš2 di-ma NA4 MES-ni g̃išik-ki-i-a i-ru-ni-i-a ˹i˺-[…] : g̃ešillar i-la-ar g̃eš illar=’a Waffe=L2
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Der vorliegende Text wurde in phonetischer Orthographie verfasst, daher ist die Identifikation der Bezugswörter problematisch und alle Deutungen sind vorläufig. Die Glossen ordnen vermutlich die Entsprechungen im Hauptdialekt problematischen Textstellen zu. Ganz ungewöhnlich ist die Glosse g̃ešillar i-la-ar, die anzeigt, welche der möglichen Lesungen g̃ešRU = g̃ešg̃ešbu ‚Waffe‘; g̃ešillar ‚Waffe / Ball‘; g̃eššub ‚Ziegelform‘ gemeint ist.
CBS 10986 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sjöberg 1974, 174–175 Nippur Mii W
Bau A ETCSL 4.02.1 P266176
Glossen:
Vs. 12’a nig̃ sila-ta de6-a-na kaš sur-ra-na sag̃-be2 : si-la2 sila=ta Straße=ABL Vs. 12’b nig̃ sila-ta de6-a-na kaš sur-ra-na sag̃-be2 : de de-’a=ane=e=ak bringen-PT=3.SG.H.POSS=L4=GEN
Kategorie:
phonetische Entsprechung
CBS 11341 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
PBS 1/1 11 Nippur Mii W?
Glosse:
Rs. ii 18’ ˹e2-g̃a2˺-g̃iš-šu4-a dnin-lil2-la2-ka barag : be-er-ke Ninlil=ak=’a barag=(ane) GN=GEN=L2 Podium=3.SG.H.POSS
Kategorie:
phonetische Entsprechung
P266494
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216
Kommentar:
Kapitel 9
Es handelt sich hier vermutlich um eine Glosse, die von einem anderen Manuskript übernommen wurde, da sie infralinear nach ihrem Bezugswort platziert ist und sich durch die Schriftgröße nicht vom Haupttext abhebt (s. Kapitel 4.1). Es handelt sich hier vermutlich um eine vorangestellte Genitivkonstruktion, indem die Wiederaufnahme des Possessors durch den entsprechenden Possessivsuffix vergessen wurde.
CBS 11363 + CBS 12672 + CBS 12701 + N 3317 + N 3525 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 124 + BE 29 12 Nippur Mii CW
Nanna F ETCSL 4.13.6 P266512
Glossen:
Vs. i 12’ ab2-peš-˹a˺ [x]-ne2 36000 × 30-am3 : u2-bu-ta?-tum ab peš-’a=ø Kuh fett-PT=ABS
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Die Textbearbeitung (Hall 1986) ließ diese Glosse, die auf dem linken Tafelrand sehr gut erhalten ist, unerwähnt. Sowohl der sumerische Ausdruck ab2-peš-a als auch das akkadische Wort ubātu bedeuten ‚fette Kuh‘ oder ‚tragende Kuh‘. Es handelt sich hier um eine akkadische Pluralform.
CBS 11554 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Veldhuis 2004, pls. 2 und 20–21 Nippur S E
Nanše C ETCSL 4.14.03 P266696
Glossen:
Vs. 9
Kategorie:
–
Kommentar:
Die Rekonstruktion der Textstelle und der Glosse von Veldhuis 2004, 129 ist [u5]-bi2mušen = [up]-pu-u2, die von ETCSL [4.13.3] ist [gu]-bi2mušen = [ku]-pu-u2 Beide Lösungen sind vorläufig, weiterhin
[x]-bi2mušen kig̃2 ˹nim tal2-tal2-le˺ : [x]-pu-u2 ?=e ein Vogel=ERG
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
217
beruhen beide auf der Vermutung, dass eine semantische Entsprechung vorliegt. CBS 12602 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Veldhuis 2004, pls. 13–14 Nippur Mii W
Nanše C ETCSL 4.14.03 P267240
Glossen:
Rs. ii 10’ nu-erim2-sur5mušen ab-lal3!(TA) gi-du3-a ba-ra-am3-da-lug-ga-am3 : šu-ur
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Veldhuis 2004, 121 D27 liest den Vogelnamen als nu-erim2-la2 mit der Glosse šu?-ur, ohne die Verbindung von Bezugswort und Glosse zu erklären. Er weist auch darauf hin, dass der Vogelname das Element lu2-erim2 ‚Feind‘ enthält und dass dieser Name aus einem anderen Kontext nicht bekannt ist. Für diese Textstelle steht lediglich dieses eine Manuskript zur Verfügung. Eine einfache Lösung des Problems ist, die phonetische Glosse als eine Lesung von LA2 = sur5 zu deuten und den Vogelnamen als ‚Fessel der Feinde‘ zu übersetzen, was allerdings nicht viel Sinn macht. Es sei aber darauf hingewiesen, dass die Vogelnamen, die aus frühdynastischen Quellen bekannt sind, bis zur altbabylonischen Zeit orthographischen Änderungen ausgesetzt waren bzw. in den frühdynastischen Listen oft abgekürzt erscheinen (Veldhuis 2004, 104). Der Vogelname könnte einmal die Form erim2mušen ‚fremder Vogel‘ gehabt haben und mit dem Zeichen ERIN2 = erim als Lautindikator ergänzt worden sein. ERIN2 hatte im 3. Jahrtausend die Lesung surx (Steinkeller 1990). Später wurde dem Zeichen LA2 dieser Lautwert zugeteilt. Möglicherweise kam es darauf basierend auch zu einem Zeichenaustausch im Vogelnamen, da das Zeichen ERIN2 als Bestandteil des Wortes verstanden wurde. Die Glosse würde in dem Fall auf eine falsche Interpretation des Vogelnamens hinweisen, die, wenn auch nur einmalig durch die Glosse belegt, in der altbabylonischen Zeit verbreitet gewesen sein könnte.
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
218
Kapitel 9
CBS 13298 + CBS 15130 + N 960 + N 2879 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 71 + BPOA 9 139 Nippur S E
Šulgi E ETCSL 2.4.2.05 P268379
Glossen:
Vs. 7
šul-gi silim niĝ2 a2 dirig-ga šir3-ra ba-ra-ba-ni-ĝar : x x / lugal? šulgi RN
Vs. 24
[…]-lil2-[…] : u.R. […] ak […]
Rs. 7’
e2-kur za-gin3 [x] /x/ aĝ2 mu-ĝu10 /x x (x)\ : e2
Kategorie:
Bezug auf die Tradition (Vs. 7 (?)) Textkritische Annotation > Korrektur (Rs. 7’)
Kommentar:
Die Glossen der Vs. 7 und Rs. 24 auf dieser Tafel scheinen sekundär zu sein, da sie auf die Oberfläche der Tafel eingekratzt sind, also nach der Trocknung der Tafel erfolgten. Es handelt sich vermutlich um eine interpretative Glosse zum Königsnamen. Die Texttradition ist an dieser Textstelle korrupt, es wurde auf die Kopula nach dem Königsnamen verzichtet. Die Glosse ist eine mutmaßliche Korrektur zur ersten Zeichen E2, das möglicherweise getilgt wurde.
Vs. 7
Rs. 24
CBS 13381 + N 3343 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 65 Nippur Miii CW
Šu-Suen E und Lipit-Eštar C ETCSL 2.4.4.5 und 2.5.5.3 P268462
Glosse:
Rs. vi 11 […] g̃i6-a babbar2-˹re˺-ne : ba9-ba9-ra2-mu
Kategorie:
–
Kommentar:
Das Bezugswort der Glosse kann mit Sicherheit identifiziert werden, allerdings bleibt der Zusammenhang zwischen Glosse und Bezugswort wegen des unklaren Kontexts ungewiss. Die Schreibweise der Glosse ist keine einfache phonetische Wiedergabe, weiterhin weicht sie morphologisch vom Bezugswort ab. Die wahrscheinlichste Erklärung wäre eine Korrektur. Daher ist das Bezugswort eventuell als bar6-bar6-˹re˺-ne zu lesen. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
219
CBS 14002 + CBS 14002a Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SEM 90 + Sefati 2005, 282–283 Nippur Mii W
Dumuzid-Inana X ETCSL *4.08.24 P269032
Glossen:
Vs. i 2’ [… g]i?-dug3-ga im-ma-ra-an-˹pad3˺-de3 : iz [x] lu? x Vs. i 5’ [gi an?-p]ad3-pad3 SI? gi-di na-kud-de3 : […]-ki-me u2?-RU-bu?-tim Vs. i 7’ [x x x]-ru?-še3? mu ḫe2-g̃al2-la-še3 : a-na ḫa-i-g̃al-ø=’a=še MOD-FIN-platzieren-3.SG.S=SUB=TERM Vs. i 8’ [mu? du]g3-ga gã l2-la-še3? gi-di na-kud-de3 : i-ba-aš-ši-a g̃al-’a=še vorhanden sein-PT=TERM Vs. i 11’ [x] ˹x-be2˺ i-lu balag-̃ gã 2-še3 : ˹ki˺-is-su-ur2-ra-tum ilu balag̃=ak=še Lied Musikinstrument=GEN=TERM Vs. ii 3’ ga-ne2 kig̃2-g̃a2 ḫe2-˹en-NE-g̃al2? x˺ [x] : ˹u2? x e?-er? x˺ Vs. ii 4’
dug
šakir3-a-ne2 ḫul2? […] / im-si ḫe2-en-na-[…] : ˹x x˺
Vs. ii 6’ ama-dg̃eštin-an-na amaš-a mu-un-da-an-til3 : wa-aš-ba-˹as˺-su! mu-n-da-n-til-ø VEN-3.SG.H-COM-3.SG.H.A-leben-3.NH.P Vs. ii 7’a u8 i3-gid2-de3 sila4 ba-ab-šum2-mu : i-ša-da-ad i-gid-e FIN-ziehen-3.SG.A Vs. ii 7’b u8 i3-gid2-de3 sila4 ba-ab-šum2-mu : i-na-an-di-šu ba-b-šum-e MID-3.NH.P-geben-3.SG.A Vs. ii 9’a šu zi-da-ne2 dugšakir3-ra bi2-in-g̃ar : i-mi-it-ta-ša šu zid=ane=ø Hand rechte=3.SG.H.POSS=ABS Vs. ii 9’b šu zi-da-ne2 dugšakir3-ra bi2-in-g̃ar : i-na šakir=’a Butterfass=L1 Vs. ii 9’c šu zi-da-ne2 dugšakir3-ra bi2-in-g̃ar : šak-na-at b-i-n-g̃ar-ø 3.NH-L2-3.SG.H.A-platzieren-3.NH.P
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220
Kapitel 9
Rs. i 2’ […] ˹x BI? ḪA?˺ lu2? balag̃ tur-˹ra x˺ […] : ṣe-eḫ-rum tur-’a klein-PT Rs. i 4’ [uru]-zu me-a-am uru-zu ki lul!-a ma-ra-an-ag̃2 : [pu]-ru-ši-iš i-ra-am-ka ki=ø lul=’a mu-r-a-n-ag̃-ø Erde=ABS falsch-PT VEN-2.SG-DAT-3.SG.H.A-messen-3.SG.P Rs. i 7’a [x] ˹x˺ en-me-en uru-g̃u10 ki nu-m[a?-an?-ag̃2]-˹e?˺ : ˹be˺-le-ku en=me-en Herr=COP-1.SG.S Rs. i 7’b [x] ˹x˺ en-me-en uru-g̃u10 ki nu-m[a?-an?-ag̃2]-˹e?˺ : u2-ul ki=ø nu-m-a-ni-ag̃-e Ort=ABS NEG-VEN-DAT-L1-messen-3.SG.A Rs. ii 5’ e2?-me e2?-kur9-kur9-ra? […] : ˹x x da?˺-ri-iš kuš
Rs. ii 6’a
lu-ub2-zu bi2-la2 sa-zu b[i2-la2?] : ik-˹ki˺-x-ka lub=zu=ø Sack=2.SG.POSS=ABS
Rs. ii 6’b
kuš
Rs. ii 7’
lu-ub2-zu bi2-la2 sa-zu b[i2-la2?] : na-ad?-di b-i-n-la-ø 3.NH-L2-3.SG.H.A-ausstrecken-3.SG.P
kuš
a-ga2-la2 zi3? si-ga-zu? x bi2-[la2] : ša GI-mu? AB AŠ2
Rs. ii 8’ me-a-am kuš˹e-sir2-zu?˺ e2-me-a bi2-[la2] : i-na e=me=’a Haus=1.PL.POSS=L1 Kategorie:
Kommentar: Vs. i 8’ Vs. i 11’
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. i 7’, ii 9’b, Rs. i 7’b, ii 8’) semantische Entsprechung (Vs. i 8’, ii 6’, 7’a, 7’b, 9’a, 9’c, Rs. i 7’a) semantische Derivation (Vs. i 11’, Rs. ii 6’b) semantische Erweiterung (Rs. i 4’)
Dem sumerischen infiniten Verb entspricht eine akkadische finite Form. Das sumerische Lexem balag̃ bezeichnet eine Harfe oder Trommel. Das akkadische Wort kissurratum bezeichnet ebenfalls ein Musikinstrument, vermutlich aber eine Rohrflöte. Das akkadische Lexem steht im Nominativ, die sumerische Entsprechung allerdings im Genitiv.
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Verzeichnis der Glossen
Rs. i 4’
Rs. ii 5’ Rs. ii 6’a Rs. ii 6’b
Rs. ii 7’
221
Das sumerische Lexem lul ‚lügen, falsch sein‘ ist mit dem akkadischen Verb parāšu ‚schmeicheln‘ übersetzt worden. Es handelt sich damit um eine semantische Erweiterung. Das Bezugswort der Glosse ist mir unklar. Die Lesung dārīš ‚für immer‘ ist vorläufig. Das Bezugswort der Glosse ist vermutlich kušlu-ub2 ‚Sack‘. Die Bedeutung der Glosse ist mir unklar. Das sumerische Lexem sa la2 ‚das Netz ausbreiten‘ ist auf Akkadisch mit dem Verb nadû ‚hinlegen, hinwerfen‘ wiedergegeben. Es besteht keine semantische Entsprechung zwischen den beiden Verben, beide entsprechen aber dem Kontext. Das finite sumerische Verb ist mit einer infiniten Form wiedergegeben. Sowohl das Bezugswort der Glosse als auch ihre Lesung sind mir unklar.
CBS 14012 + UM 29-16-64 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SEM 41 Nippur S E
Ninurtas Rückkehr nach Nippur ETCSL 1.6.1 P269037
Glosse:
Rs. 8
Kategorie:
phonetische Entsprechung
g̃iš
mitum zu2 50-g̃u10 mu-da-g̃al2-la-am3 : tum mitum=ø eine Waffe=ABS
CBS 14086 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 59 Nippur S E
Glossen:
Vs. 1 Vs. 7
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 7)
Šulgi C ETCSL 2.4.2.03 P269098
[…] ˹x˺ DIM2 ˹x˺ […] : u-ru ti-˹ti˺-be2 gikid? sumun-na […] / ḫe2-em-˹ma˺-ta-[…] : mu-ra / šu-mu kid sumun=’a Schilfmatte alt=L2
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222
Kommentar: Vs. 7
Kapitel 9
Die erste Glosse ist vermutlich von einer Fehlinterpretation von gi kid ‚Schilfmatte‘ abzuleiten. Ein seltenes sumerisches Synonym ist giKID.MAḪ = gimurux, Akk. burû. S. dazu Civil 1964, 80 zu den Zeilen 29–32. Es ist möglich, dass es sich hier um eine Metapher handelt und das erste Lexem eine phonetische Schreibung von titab ‚Brei‘ ist.
CBS 15104 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Berlin 1979, 33 Nippur S E
Glossen:
Rs. 4
[ud nam-ra-aš] lu2-ba?!-e-a ak-am3 : ta-aš-ša-lam? namra=še lu=be=ø ak-ø=am-ø Beute=TERM Mann=3.NH.POSS=ABS machen-TL=COP-3.SG.S
Rs. 5
[…]-a šu-zu-a ḫe2-gã l2 mu-un-na-ab-be2 : […]-lum-mi li-ip-ši ḫegal=ø mu-nn-a-b-e-e Überfluss=ABS VEN-3.SG.H-DAT-3.NH.P-ausführen-3.NH.A
Kategorie: Kommentar: Rs. 5
Enmerkar and En-suḫgir-ana ETCSL 1.8.2.4 P269661
semantische Entsprechung
Die Rekonstruktion der akkadischen Glosse ist problematisch, da mehrere Entsprechungen in Frage kommen, u.a. ḫengallu, malû, lalû und lulû. Der suffigierte Partikel -mi markiert das Ende des Zitats. Es gibt keine lexikalischen Belege, die mit der Glosse vergleichbar sind.
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Verzeichnis der Glossen
223
CBS 15153 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
PBS 5 14; Veldhuis 2004, pl. 22 Nippur S W
Nanše C ETCSL 4.14.03 P269709
Glossen:
Vs. 4’
Kategorie:
–
Kommentar:
Es sind keine weiteren Manuskripte zu dieser Textstelle bekannt. Veldhuis liest die Glosse als ˹u2?˺-zi-kum und rekonstruiert den Vogelnamen als e-sigmušen. Das Zeichen ist allerdings ein IG und kein ZI. Ich habe Veldhuis’ Rekonstruktion des Vogelnamens vorläufig beibehalten, jedoch kommen viele Alternativen ebenfalls in Frage (z.B. li-li-gimušen = liligû; šeg5-šeg5mušen = šeššeku).
[e-sig]mušen-e kiši6 ki-in-dar-r[a-gen7 …] : […]-˹x˺-ik-kum esig=e Vogel=ERG
CBS 15209 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
STVC 73 Nippur S W
Išme-Dagan N ETCSL *2.5.4.14 P269765
Glossen:
Rs. 7
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die Glosse ist infralinear positioniert und weicht nicht erheblich durch die Schriftgröße vom sonstigen Text ab (s. Kapitel 4.1).
kala3-be2-˹še3˺ ši-im-mi-gi4 šeg12-be2 mu-ni-kur : ka-la2 kala=be=še Grube=3.NH.POSS=TERM
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224
Kapitel 9
G.1.2.b.1725 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Kramer 1960, pls. 1–2 Nippur (?) Mii CW
Elegie über den Tod des Nannaya und Elegie über den Tod der Nawirtum ETCSL 5.5.2 und 5.5.3 P464126
Glossen:
Vs. i 4 sud-ag̃2 kal-la kur sud-da pad3-da tur5-ra gaba ba-ri : ša i-na tu-ga-ar ša-di-i sudag̃ kal-’a kur sud-ø=’a pad-’a Metall selten-PT Berg fern-TL=L1 finden-PT Vs. i 6 alan sud tuku sag̃-du tuku teš2-be2 tur5-ra gaba ba-ri : la-na ša ši-da-ḫa i-šu-u2 alan sud-ø=ø tuku-ø=ø Form fern-TL=ABS haben-TL=ABS Vs. i 10 ka u3-ba-e-šu2 ninda nu-mu-un-šu2-šu2 šag4-sug4-ga ba-an-nu2 : u2-ul il-te-em nu-mu-n-šu~šu-ø NEG-VEN-3.SG.H.A-bedecken~RDP-3.SG.P Vs. i 12 ur-sag̃ gaba ur4-ur4 g̃iri3 nu-mu-˹un˺-[da]-bad-de3 : mu-ut-tap-ri-rum gaba=ø ur~ur-ø Brust=ABS herumwandern~PL-TL Vs. i 15 dub zu nibruki-a ki-lul-la ba-an-ug5 : i-na ša-ga-aš-ti kilul=’a Mord=L2 tumu
dal-ḫa-mun-gen7 ud-de ma-ra-ab-kaš4-kaš4-e u18-lu ma-ab-sag3-ge : ki-ma a-ša-am-šu-ti ša-ab-si i-na me-ḫi-e i-ta-ab-ba dalhamun=gen ud=e mu-r-a-b-kaš~kaš-e ulu=e m-a-b-sag-e Sandsturm=EQU Sturm=L3.NH VEN-2.SG-DAT-L3.NH-rennen~RDP-3.SG.A Südwind=L3.NH VEN-DAT-L3.NH-schlagen-3.SG.A Vs. i 25 du5?-mu-gen7 za-e ma-ra-ab-ak-e dim2-ma-ni in-kur2 : ki-ma a?-…-ti dumu=gen Kind=EQU Vs. i 24
Vs. i 26 al-lib mu-ni-in-gã r i-gi4-in-zu i-im-ši-tud-tud-de3 : […]-˹x˺-ku?-un qu?-lum allib=ø mu-ni-n-g̃ar-ø Stupor=ABS VEN-L1-3.SG.H.A-setzen-3.SG.P
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Verzeichnis der Glossen
225
Vs. i 27a [x šu] im-ma-[ab]-˹gur˺-re ab2-gen7 KA ˹im?-me?˺ : ˹e?˺-ši-i KA=ø i-m-b-e-e N=ABS FIN-VEN-3.NH.P-sagen-3.SG.A Vs. i 27b [x šu] im-ma-[ab]-˹gur˺-re ab2-gen7 KA ˹im?-me?˺ : li-te-ru-ši-im-šu i-m-ba-b-gur-e FIN-VEN-MID-3.NH.P-wenden-3.SG.A Vs. i 28 [x x] a-nir an?-DAG? er2 im-ma-še8-še8 : id-di-ma a-ni-DAG-e FIN-L1-V-3.SG.A Vs. i 30 […]-a NI […] : ši-it-ti ni-a-ti / ig-lu-tam-ma Vs. i 33 […]-zi-zi ud zal-še3 KA? x KA? : u2-ša-la-pu ]-zi~zi-? ]-ausreißen~RDP-? Vs. i 34 […] ˹ki˺ dur2-ru-na-ta lukur dnin?-urta?-ke4 x TA […] ma-ra-da?-šub : ˹x x x x x x x˺ Vs. i 35 an? sig7-ga-gen7 [x x] KA mi-ni-in-[x x]-a : ˹x˺-iq-qi3-iš? Vs. i 36 an-gul-la-a-ne2 ḫul […] : a-˹x x˺-um Vs. i 37 šag4 ki? lukur?-ra-ke4 ḪUB2 IN? […] : li?-bu? ga-gi4-i šag ki lukur=ak=e Mitte Ort Priesterin=GEN=L3.NH Vs. i 39 ˹ug̃3˺ dag̃al-la te mu-e-ši-ib-[x] A […] : u2-pe?-lu?-x-šu (nam)te=ø mu-e-ši-b-[ Angst(?)=ABS VEN-2.SG.H-TERM-3.NH-[ Vs. i 43 [x x]-˹x x˺ ki […]-nam : ga?-x x Vs. ii 1a di4-di4-zu dumu lugal-la-gen7 [mu]-da?-ak?-[a] : di-di di~di=zu=ø klein~RDP=2.SG.POSS=ABS Vs. ii 1b di4-di4-zu dumu lugal-la-gen7 [mu]-da?-ak?-[a] : ṣe-ḫe-˹ru-ut-ka˺ Vs. ii 7 i-im-sig7-sig7-ga-a-ne2 ki ag̃2 šag4 kug-ga-kam : ur?-ra?-šu ša na-ra-am ku-ul li-ib-bi i-m-b-sig~sig-e=’a=ane=ø ki=ø ag̃-ø šag kug-ø=ak=am-ø FIN-VEN-3.NH.P-zurückschneiden~RDP-3.SG.A=SUB= =3.SG.H.POSS=ABS Land=ABS messen-TL Herz rein-TL=GEN=COP-3.SG.S
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226
Kapitel 9
Vs. ii 8a še ur4-ur4 kul-gen7 sag̃ ba-˹da˺-[gur2?]-˹eš˺ : ki-ma ŠE ḫa-ma-du-ri še ur~ur-ø kul-ø=gen Getreide ernten~RDP-TL sammeln-TL=EQU Vs. ii 8b še ur4-ur4 numun-gen7 sag̃ ba-˹da˺-[gur2?]-˹eš˺ : qa2-ad-du-u3 sag̃=ø ba-n-da-n-gur-eš KOPF=ABS MID-3.SG.H-COM-3.SG.H.A-biegen-3.PL.A Vs. ii 10 e2-gi4-a dumu tur-zu me-na me-na-am3 bi2-in-dug4-ga-a : kal-la?-tu? egia=e Braut=ERG Vs. ii 11 ugu-ne-ne-a [x] U2?-zu bi2-in-šub? : iš?-tu? qa-qad-/du-˹šu?˺-[nu?] ugu=anene=’a Schädel=3.PL.POSS=L2.NH Vs. ii 12 KA×X-ne-ne-a [x x]-ra ma-ra-an-si-ig : iZ-x Vs. ii 13 ur2 e2-ke4 X ŠA? NE? ˹x x˺ ma-ra-[…] : […]-˹x˺-ru Vs. ii 15 ˹x x x˺-gen7 im-ma-ab-[x x] : da-ab-na Vs. ii 16 i-lu […]-zu? […] nu?-gul-[e] : i-na be2-e-˹x x x˺ Vs. ii 23 šag4-bal-bal-zu dug3-zu ḫe2-en-[x x] : ˹ma?-ar?˺ šagbalbal=zu=e Nachkommen=2.SG.POSS=ERG Vs. ii 25 ab-ba iriki-za-a-kam kana5 ma-[ra-x-x] : ˹x x (x)˺ Vs. ii 26 ki-sikil iriki-za-a-kam [x x] MU mu-ra-ab-[x x] : ˹x˺ […] Vs. ii 27 sag̃ na4kin2?-kin2? [x x] er2-zu [x] IN [x] : ˹x x˺ […] ˹x˺ Vs. ii 50 kalag-ga dgilgameš2 silim ḫa-ra-˹an˺-[x x] : i-na da-na-ti ša-la-mu bil3?-ga?-meš3? kalag-’a gilgameš=e silim=ø stark-PT PN=ERG Gesundheit=ABS Rs. i 4
dig̃ir iriki-za-a-kam šag4 šu nig̃in2 ḫa-ra-[x] : li-sa3-ḫar-ru x-[…] šunig̃in=ø ḫa-r-a-[ gesamt=ABS MOD-2.SG-DAT-[
Rs. i 7
nig̃2-ḫul dim2-ma-zu ˹x (x)˺-na ˹x˺-ni : Si-il še-x-x eg̃er-zu ḫe2-sag9 x-zu ˹x˺ lu […] x : x-an-x tu-x-[x] x-a šu-˹x x˺
Rs. i 8
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Verzeichnis der Glossen
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Rs. i 11 dumu u3-tu-ud-da-zu ˹nam?˺-sag̃-še3 ḫe2-ni-sar? : tu-wa-li-du dumu utud-’a=zu=ø Sohn gebären-PT=2.SG.POSS=ABS Rs. i 14 ḫe2-g̃al2 sag̃ sag9-ga ud šu2-uš-e ḫe2-ni-gur3-ru : u3? du-um-qa2-am sag̃saga=ø Tugend=ABS Rs. i 17 ud ḫul dab5-be2-da-na ki-sikil-ra ba-[…] : a?-na kisikil=ra Jungfrau=DAT.H Rs. i 21 ab2 sig7-ga šilam bar-šu-gã l2 gakkul?-gen7 bi2-in-[x] : x-ta-e x x ki ga-gu-ul-li šilam baršug̃al=ø gakkul=gen Kuh stimmgewaltig(?)=ABS Gefäß=EQU Rs. i 23 a-gig li-bi2-in-dug4-ga en3-be2 la-ba-ši-in-[tar] : mar-ṣa-ku a-gig-ø FIN-krank-3.SG.S Rs. i 24 lil2 nu-um-ga-am3 ki dig̃ir nu-mu-[…] : x x (x) Rs. i 26 nibruki dmuru9 ba-da-an-gã r iri-a […] : […]-a-ka mu-ur2-rum ša-˹ka˺-[…] muru=ø ba-da-ni-g̃ar-ø Nebel=ABS MID-COM-L1-stellen-3.SG.S Rs. i 28a aakkilki gu3-g̃iškiri6 šen-šen-gen7 ba-an-KU? : ˹x˺-bi-[…] Rs. i 28b aakkilki gu3-gĩ škiri6 šen-šen-gen7 ba-an-KU? : ri-ig?-mu u3 ta-nu-˹qa˺-[tu] akkil gukiri šen~šen=’a=gen Geräusch Schlachtruf Kampf~RDP=L1=EQU Rs. i 29 teš2 tuk-tuk-ka lum-lum-ma [x] ugu-be2 dab5?-dab5?-ba? šu? du7 […] : ba-a-a-ši-tum mu-uḫ?-ṭi3-it?-tum teš=ø tuk~tuk-’a lum~lum-’a Stolz=ABS haben~RDP-PT zerbrechen~RDP-PT Rs. i 30 arḫuš zi til-le-a-ne2 ˹zag˺-ga i3-šub-be2 : ša KU BI BU RU […] Rs. i 33 ama er2-ra KA x PA PA GI NI NU? GABA sig7-ga AN šu […] : i-na la-la-[ra-ti (?)] x am x li x ša na x te ama er=ak=ø Mutter Tränen=GEN=ABS Rs. i 36 in-sag9 IM x bi2-ib2-gi4-a re šir3-eš2 mu-un-na-ab?-[be2] : ša? x x x x lu x © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 9
Rs. i 37
urudu?
x ban3-da-a-ne2-ta sag̃ šu ak-a re : x-x šu? iš-tu ṣeḫ-ru-u2-ti-ša banda=ane=ta klein=3.SG.POSS=ABL
urudu
Rs. i 40 ag̃2 [pirig2]-ga-a-ne2-ta dnin-urta a-la nu-gi4-a re : ˹mi-im˺-ma nam-ra nig̃ pirig-’a=ane=ta Sache glänzend-PT=3.SG.POSS=ABL Rs. i 42 eme5 dam-še3 mu-ni-pad3-da nig̃2-de2-a-še3 šu nu-mu-un-gid2-de2 : šu-mu-uḫ2-ti a-na mu-ti u2-za-ki-ru eme dam=še mu-ni-pad-ø=’a=’a Eselin Gatte=TERM VEN-L1-wählen-3.SG.S=SUB=L2.NH Rs. i 43a buru14? bi2-la2 zag-ga-na til-til-la re : in?-na-šu-u2 b-i-il-ø=’a 3.NH-L2-tragen-3.SG.S=SUB Rs. i 43b buru14? bi2-la2 zag-ga-na til-til-la re : i-na a-ḫi-šu zag=ane=’a Seite=3.SG.H.POSS=L2.NH Rs. i 44 nam-gu-la sag9-ga im-ma-an-ed3-de3 i-lu mu-un-na-ab-be2 e-ne : ˹ša?˺ i-na du-um-qi2 / ra-bi-i i-lu-u2 namgula sag=’a i-m-ba-ni-ed-ø=e Größe Güte=L1 FIN-VEN-MID-L1-aufsteigen-3.SG.S=L3.NH Rs. i 45 ama ugu-ni-ir ud zalag ba-da-ḫe2-ši a2-nir?!(KAR2) mu-un-na-sig9 : x-šu-ti i-ša-kan-šim anir=ø mu-nn-a-sig-ø Kummer(?)=ABS VEN-3.SG.H-DAT-platzieren-3.SG.S Rs. i 46 ḫal-ḫal-be2 tun3?!(SI)-pad ak-a-be2 zag-la mu-un-na-ak-e : e-em-x-x-šu x-ab-šu? Rs. ii 4 emeda(UM.ME)da-emeda(UM.ME)da-be2 zag […]-de3-eš : e-me-da-e?-me-da emeda~emeda=be=e Kindermädchen~RDP=3.NH.POSS=ERG Rs. ii 5 x-ne-ne-ka […]-kar?-ra-aš : a-na su-x-li-GA-ši-na? Rs. ii 7 iriki-ni-ta ud an-ta NE? […] nu-dirig : ˹u2?-ul at?-ri?˺ nu-dirig-ø NEG-übertreffen-3.SG.S Rs. ii 14 […]-a-ne2 u2-a ab-ta-an-kud zi-ni [x] ab-da-ra-ra : u2-ša-˹x x˺ zi=ane=ø a-b-da-ra~ra-ø Leben=3.SG.H.POSS=ABS FIN-3.NH-COM-schlagen~RDP-3.SG.S
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Verzeichnis der Glossen
229
Rs. ii 15 [x x] ab2-gen7 ib2-e3 lu2 TUG2 dam? nu-tuku-tuku : ˹x x x˺ Rs. ii 18 dme-me dlamma ḫi-li-ḫi-li me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : ˹x x x˺ Rs. ii 19 KA x TE? x x DIM3? inim sag9 me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : ˹x x x˺ Rs. ii 20 g̃iš?-dim3? mar-uru5 ar2-re-eš dim2-ma-g̃u10 me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : ša?-x ša?-na?-x-mu?-x lu?-ši?-x Rs. ii 21 igi? x x x zalag-zalag sa2-g̃ar nun-na-g̃u10 me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : ˹x x lu˺ Rs. ii 22 UL x A IGI-g̃u10 sud-ag̃2 kal-la-g̃u10 me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : šum-ma ib-x-x Rs. ii 24 g̃iš-dim3? mar-uru5 kug-sig17 ur5 zalag-zalag-ga-g̃u10 me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : x ra x Rs. ii 25 gu4-ud-gu4-ud šu il2-il2-i ma!-li-li-bi-g̃u10 me-am3 ga-mu-ri-in-pad3 : x x x / mu-qa2-li-x Rs. ii 32 dnin-kur-ra-ke4 ḫe2-da-ši-DU? gu2-zu ḫe2-eb2-il2-e : ki?!-ša-di gu=zu=ø Nacken=2.SG.POSS=ABS Rs. ii 33 ud gig za-ra ma-ra-ni-ib-gi4-a re an-ur2 ḫe2-eb2-gi4 : i?-ta-ar-ki mu-r-a-ni-b-gi-e=’a VEN-2.SG-DAT-L1-3.NH.P-zurückkehren-3.SG.A=SUB Kategorie:
Kommentar: Vs. i 4
phonetische Entsprechung (Vs. ii 1a, Rs. ii 4) phonetische Erweiterung (Vs. i 6) morphosyntaktische Entsprechung (Rs. i 17) morphosyntaktische Derivation (Rs. i 28b) semantische Entsprechung (Vs. i 4, 6, 10, 12, 15, 24, 26, 27b, ii 1b, 7, 8b, 10, 11, 50, Rs. i 11, 14, 21, 23, 26, 28b, 29, 33, 37, 40, 42, 43b, 44, 45, ii 5, 7, 32, 33) semantische Derivation (Vs. i 24, 28, 33, 37, ii 7, 8a, 23, Rs. i 29) semantische Erweiterung (Vs. i 4, 27a, Rs. i 42)
Die sumerische und akkadische Fassung stimmen nicht wortwörtlich überein. Der sumerische Ausdruck bedeutet ‚rares Metall, entdeckt im fernen Gebirge‘. Der akkadische Ausdruck lautet hingegen ‚der in der Ablagerung(?) des Gebirges‘. Anscheinend besteht keine direkte Entsprechung zwischen den Lexemen der beiden Fassungen. Vermutlich handelt es sich hier um eine Korrektur im Haupttext, da © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
230
Vs. i 6
Vs. i 10
Vs. i 12
Vs. i 24
Vs. i 25
Vs. i 26
Kapitel 9
ein anderes Manuskript (CBS 14063 + N 4205) die Variante kur surta beinhaltet. Wie Sjöberg 1983, 319 darlegt, sind sur und tugāru Entsprechungen, s. dazu CAD T 480 zu Aa III/6 99: sur = šu-ur = tu-˹ga˺-ru, tu-˹ga˺-rum. Jenes ist dementsprechend vermutlich das Bezugswort und auch die wortwörtliche Entsprechung der Glosse, allerdings wurde die Textstelle missverstanden und auf kur sud-da korrigiert. Eine phonetische Erweiterung ist zwischen alan und lānu zu entdecken, die Wörter entsprechen einander auch semantisch. Die Entsprechung zwischen sud ‚beständig, dauerhaft‘ und šidaḫu ‚gesundes Aussehen‘ ist problematischer. In dem vorliegenden Kontext wäre die Entsprechung von sud, oder viel mehr von sukud ‚hoch‘ das akkadische Lexem šīḫu ‚groß, gewachsen‘. Das verwendete Lexeme stehen in beiden Fassungen dem erwarteten Lexem phonetisch nah. In diesem Fall besteht also keine semantische Verbindung zwischen den akkadischen und sumerischen Lexemen, die Korrespondenz besteht auf der phonetischen Ebene. Das akkadische Lexem ist lêmu, auch lemû, ‚verbrauchen‘. Zwischen den sumerischen und akkadischen Lexemen besteht semantische Entsprechung, s. Antagal F 257: šu2 : šu-u = le-e-mu; Secondary Proto-Ea/Aa no. 10 ii 26: šu2 = šu-u2 = le-mu. Die Perfektform verweist auf die Vorzeitigkeit. Das sumerische Verb ur4 entspricht dem akkadischen Lexem parāru ‚herumwandern‘. Das Partizip muttaprirru ‚(herum)wandernd‘ ist ein Dt-Stamm dieses Verbs. Das Kompositum gaba – ur4 hat vermutlich dieselbe Bedeutung wie das Verb ur4. Die Übersetzung dieser Zeile ist bisher nicht sicher geklärt, die transitive Verbformen stellen ein Problem dar. Im zweiten Verb ist der Dativ als ein Allativ zu verstehen, zusammen mit dem Ventiv ergibt sich eine Direktion, allerdings mit Bezug auf das Patiens. Das Lexem ud ‚Sturm‘, hat keine akkadische Entsprechung. Die Lexeme dalhamun und ašamšūtu ‚Sandsturm‘ sind Äquivalente, genauso wie ulu und meḫû ‚Südwind‘. Die sumerischen und akkadischen Verben kaš4 ‚rennen‘ und šabāsu ‚wütend, zornig sein‘ bzw. sag3 ‚schlagen‘ und tebû ‚aufstehen, aufsteigen‘ sind hingegen keine Äquivalente, sondern kontextuelle Übersetzungen. Das Bezugswort im vorliegenden Text ist wahrscheinlich als du5mu ‚Kind‘ zu lesen, in dem anderen Manuskript steht a2-e3 ‚Pflegekind‘. Das akkadische Lexem tarībtu ist die Entsprechung des letzteren. Die Glosse ist zwar nicht beschädigt, jedoch schwer zu lesen. Das erste Zeichen ähnelt einem A oder ZA, die Identifikation des E2 ist ebenfalls unsicher. Das erwartete Verb ist šakānu, vgl. dazu CAD Q 303 zu qūlu. Das Lexem qūlu ‚Stupor, Stille‘ ist die gewöhnliche Entsprechung des © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. i 27a
Vs. i 27b
Vs. i 28
Vs. i 30
Vs. i 33 Vs. i 34 Vs. i 35 Vs. i 36
Vs. i 37
Vs. i 39
231
sumerischen Lexems nig̃2-me-g̃ar. Das Zeichen, das ich als GUM = qu lese, ist eventuell ein GA. Die Lesung des Bezugswortes und der Glosse sind beide vorläufig. Das sumerische Kompositum KA – dug4 ist als ka – dug4 oder gu3 – dug4 zu verstehen. Es handelt sich nicht um ein onomatopoetisches Wort, das sumerische Kompositum ist auch weitgehend neutral. Die Konnotationen können demzufolge vielfältig sein, etwa von ‚brüllen‘ bis zu ‚jammern‘. Die akkadische Version, falls die Lesung korrekt ist, beinhaltet das Verb ešû ‚verwirrt sein‘, d.h. es handelt sich hier um eine Interpretation, die nicht wie das sumerische Verb, einen negativ konnotierten Gefühlszustand zum Ausdruck bringt. Die Textstelle ist zwar fragmentarisch erhalten, das Verbform ist zweifelsohne transitiv. Eine transitive Konstruktion wurde allerdings eher im Falle eines Kompositums Sinn ergeben. Im gegebenen Kontext eignet sich šu – gur ‚sich winden, winseln‘. Das akkadische Lexem târu entspricht nicht diesem Kompositum, sondern ist auf die Wiedergabe von gur ‚herumgehen‘ beschränkt, wobei das Dativsuffix die Bedeutung näher bestimmt als ‚um sich herumgehen‘ oder eventuell ‚schwindeln‘. Das Bezugswort, zu dem die Glosse nadû ‚hinlegen, festlegen, ausgeben usw.‘ gehört, ist unklar. In Verbindung mit anir ‚Wehklage‘ das erwartete Lexem wäre g̃ar ‚stellen, legen, ausführen‘. Die akkadische Glosse šitti niāti bedeutet ‚der Rest von uns‘. Dieser erste Teil der Glosse gehört optisch zu Vs. i 29, steht allerdings ohne vergleichbares Bezugswort, deswegen wurde die Glosse nun vorläufig dieser Zeile zugeordnet. Das Bezugswort ist nicht erhalten. Das Verb im zweiten Teil ist galātu ‚sich fürchten, zittern‘. Das sumerische Lexem zi ‚schneiden, entfernen‘ ist ein Synonym von šalāpu D ‚ausreißen, entfernen‘. Die Verbform ist unklar. Es sind nur Spuren der Glosse vorhanden, das Bezugswort ist ebenfalls beschädigt. Die Bedeutung der Glosse ist mir unklar, sie gehört vermutlich zum beschädigten Teil des Haupttexts. Eine mögliche Übersetzung von gul wäre abātu ‚zerstören‘, diese Lesung kann allerdings aufgrund der Zeichenspuren nicht sicher bestätigt werden. Die Deutung von ki-lukur ‚Ort der lukur-Priesterin(nen)‘ als gagû ‚Kloster‘ ist plausibel, die sumerische Entsprechung wäre allerdings g̃a2-gi-a. Die Zeile, und vor allem das Bezugswort der Glosse ist fragmentarisch erhalten. TE ist vermutlich das nominale Element des Kompositums, eventuell eine abgekürzte oder defektiv geschriebene Variante von namte ‚Angst‘. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Vs. ii 7
Vs. ii 8a Vs. ii 8b Vs. ii 50
Rs. i 4
Rs. i 11
Rs. i 14
Rs. i 23
Rs. i 29
Rs. i 40
Kapitel 9
Die Bedeutung von im-sig7-sig7-ga-a-ne2, auf Akkadisch mit urrû ‚beschnitten, zurückgeschnitten‘ wiedergegeben, ist unklar. Die Deutung als ‚Trauer für ihn‘ ist zutreffend, es handelt sich vermutlich um die Beschreibung eines Elements des Trauerritus, z.B. die Kürzung der Haare. Die akkadische Fassung übersetzt das sumerische Lexem ur4 ‚ernten‘ mit ḫamadīru ‚ausgetrocknet‘. Das Äquivalent des akkadischen Lexems qadādu ‚niederbeugen‘ wäre (sag̃ –) gurum bzw. gur2. In der sumerischen Version ist kalag-ga ‚stark, mächtig‘ vermutlich ein vorangestelltes Adjektiv, die Konstruktion ist insbesondere bei Götterepitheta häufiger belegt. In der akkadischen Version wurde die Konstruktion missverstanden und kalag-ga mit dem akkadischen Ausdruck ina dannati ‚in Not / Notlage‘ wiedergegeben. Auch die Position des Lexems am Zeilenanfang spricht gegen eine solche Interpretation im Sumerischen. Die Entsprechung besteht zwischen šu – nig̃in2 und saḫāru. Es ist wahrscheinlich, dass das abgebrochene Verb ein Hilfsverb ist, z.B. g̃ar oder ak. Das letzte erhaltene Zeichen der Glosse ist eventuell ein UŠ gefolgt von einem Winkelhaken oder einem TI. Die sumerische und akkadische Version entsprechen einander semantisch, weichen allerdings morphologisch voneinander ab. Die sumerische infinite Verbform wurde im Akkadischen mit einer finiten Verbform wiedergegeben. Das akkadische Lexem dumqu ‚Tugend, Güte‘ entspricht dem sumerischen sag10 bzw. sag9. Vermutlich hat der Ausdruck sag̃-sag9ga ebenfalls diese Bedeutung. Ein vergleichbarer Beleg kommt aus der lexikalischen Liste Sag B 47: sag̃-sag9-gal = šar-ḫu, das akkadische Lexem hat die Bedeutung ‚Pracht, Glanz‘. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich hier um eine phonetische Schreibung desselben Lexems handelt. Der sumerischen Form der 3. Person entspricht die akkadische 1 Sg. Stativ, d.h. die akkadische Form als Zitat steht der indirekten Rede im sumerischen Text gegenüber. Diese Glosse wurde bisher nicht verstanden. Das Kompositum teš2 – tuku ‚stolz sein‘ entspricht dem akkadischen Verb bâšu. Das Lexem bayyašû ‚anständig, angemessen‘ lässt sich ebenfalls von dem Verb ableiten. Ein semantischer Zusammenhang besteht ebenfalls zwischen lum ‚gedeihen‘ und uššubu bzw. in dem Fall dessen D-Partizip. Die Lesung der zweiten Glosse ist jedoch vorläufig. Die Rekonstruktion beruht auf der Vermutung, dass zwischen Glosse und Bezugswort eine semantische Entsprechung vorliegt. Das Zeichen UD = pirig2 oder dag2 kann in der Bruchstelle rekonstruiert werden. Diese Glosse wurde bisher nicht verstanden. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. i 42
Rs. i 43a
Rs. i 44
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Die Entsprechung zwischen eme5 ‚Eselin‘ und šummuḫtu ‚Wertvolle‘ ist eine semantische Erweiterung. In dem vorliegenden Kontext ist das Tier wortwörtlich gemeint, allerdings ist es öfters der Fall, dass im Sumerischen die metaphorisch verwendeten Tiernamen im Akkadischen mit sonstigen Bezeichnungen, etwa wie Herr, Held, Prinz, Herrin usw., wiedergegeben werden. Vielleicht liegt in diesem Fall auch eine ähnliche, interpretative Glosse vor. Die Übersetzung von dam ‚Gatte, Gattin‘ als mutu ‚Gatte‘ zeigt eindeutig, dass die akkadische Version hier vom sumerischen Text abweicht. Das Terminativ im Sumerischen ist in dem Fall resultativ, d.h. ‚die als Gattin gewählt wird‘. Die akkadische Version ist hingegen als ‚die für einen Gatten ausgewählt wird‘ zu interpretieren. Die Übersetzung zu dieser Zeile versucht dieser Diskrepanz aufzulösen. Die sumerische Entsprechung des akkadischen Verbs našû wäre il2 ‚tragen‘ und nicht la2 ‚hängen‘. Entweder sind hier die beiden phonetisch ähnlichen Verben verwechselt worden oder la2 ist eine phonetische Schreibung des Verbs il2 mit dem Subjunktiv -/a/ am Ende. Der Kontext spricht hier auch für das Verb il2. In der Glosse ist die Reihenfolge von namgula ‚Bedeutung, Größe‘ und sag9 ‚Güte‘ umgekehrt wiedergegeben, da sie sich auf das vorangehende Lexem rabû ‚Größe‘ und auf das zweite dumqu ‚Güte‘ bezieht.
HS 1443 + HS 1586 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 4 49 + 88 Nippur M W
Glossen:
i 3’
[…]-˹ni˺ sila3-an-ne2 : […]-˹ni˺ si-la-a-ne2
i 7’
[…]-ma uru nig̃in2-na-e : uru4?
ii 10’
bad3-sud-na 1 ki ib2-[…] : pa5-sikil-nun-na
ii 12’
mah?-be2-ke4 šu bal-e-˹x˺ […] : šu pa-la-ne2
Kategorie:
Ninurta K ETCSL *4.27.11 P345689
phonetische Entsprechung (i 3’, 7’, ii 12’) textkritische Annotation > Korrektur (ii 10’)
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
234
Kapitel 9
HS 1457 + HS 2531 + HS 2494c + HS 2553 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 4 89 + unpub. Nippur S W
Dumuzid-Inana X ETCSL 4.08.24 P345726
Glossen:
Vs. 1
˹x x˺ […] : ˹x-a˺
Vs. 2
kug-sig17-ga KA x-a […] : a-na kugsig=’a Gold=L1
Vs. 4
du-a x x x […] : zi?-pa?-am ka-al na-ar2-ru
Vs. 6
ma?-me ḫul?-la ud?-˹da?˺ […] : a-na ḫul-’a böse-PT
Vs. 8
˹mi˺ du8? munus x x ta za-x […] : mu-tu iz?-pa-x
Vs. 10 x x-ni-ga-ar x e mu gu-˹x˺ : ke-e-mi Vs. 13 […] me-teš2 im-i-i-ne : uš-ta-na-du-ni-in-ni meteš=ø i-m-b-i-e-ene Lob=ABS FIN-VEN-3.NH-L2-verlassen-3.PL.A Vs. 15 ˹x˺ UD?-na-g̃u10 [x x e-n]e-di-de3 nam-ta-ed2-˹de3˺ : nu-uṣ-ṣi na-m-b-ta-ed-e MOD-VEN-3.NH-ABL-herausgehen-3.SG.A Vs. 16a gu2 ˹x x˺…-la2 i-˹x x˺-g̃u10 ku7-ku7!-˹dam˺ : ra-ki-ib x Vs. 16b gu2 ˹x x˺…-la2 i-˹x x˺-g̃u10 ku7-ku7!-˹dam˺ : ˹i?˺-[x x x (x)] ˹UG˺.GU Vs. 18a ma-a-am ta nu-˹x˺ u3?-ze2?-ba u3-sa2-bi-ta-am3? : ma mu tum da x Vs. 18b ma-a-am ta nu-˹x˺ u3?-ze2?-ba u3-sa2-bi-ta-am3? : LUM? nu?-TAR? Vs. 19a […] ˹x˺-la ˹x˺ e2-urin-na-[…] : ˹i-na˺ ]-’a ]-L1 Vs. 19b […] ˹x˺-la ˹x˺ e2-urin-na-[…] : i-na ḫu-ur-ši-˹im˺ e-urina=[ Lagerraum=[ Vs. 20a […] digĩ r? x-ra-ba? me-a-am UD ˹x˺ […] : i-lu? dig̃ir=? Gott=?
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Verzeichnis der Glossen
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Vs. 20b […] dig̃ir? x-ra-ba? me-a-am UD ˹x˺ […] : ra?-im?-ma me’am Kosewort Rs. 5
a kug? zid-˹da˺ i-bi2-g̃u10 ḫe2-˹na?˺-[…] : […] ri ḫu-ut x-li-e x-e i-bi?-g̃u10
Rs. 7
[mu-lu] ša3-ab-g̃a2 bi2-ḫul2-le : i-ḫa-ad-di b-i-ḫul-e 3.NH-L2-freuen-3.SG.A
Rs. 8
[…] ˹x x˺-im-ma ku7-ku7-dam : […]-x-aš-ši-˹ra?˺-am
Rs. 9
[…]-da-ne2 [nam]-lugal-la-am3 : ša-ru-tum namlugal-am-ø Königtum-COP-3.SG.S
Rs. 16
lugal? siskur-za kur-be2 ˹ar?˺ […] : ša i-na? […]
Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 2, 6, 19a) semantische Entsprechung (Vs. 19b, 20a, 20b, Rs. 7, 9)
Kommentar:
Es wurden von J. Oelsner neue Fragmente erkannt, die zur Tafel gehören. Diese wurden mit der Tafel zusammengeführt und bieten Ergänzungen zum bisher bekannten Text. Sie sind allerdings in schlechtem Zustand, daher sind die Lesungen oft problematisch. Die Lesung der Zeile und der Glosse sind mir unklar. Die Lesung der Glosse ist nur vorläufig. Das Bezugswort der Glosse kīam ist unsicher, a-gen7 ‚so‘ oder nenam ‚folglich‘ kommen in Frage. Das akkadische Lexem nâdu Št hat eine spezifische Bedeutung, und zwar ‚Lobgesang singen‘. Der sumerischen Singular-Form steht im Akkadischen ein Plural gegenüber.
Vs. 4 Vs. 10 Vs. 13 Vs. 15
HS 1486 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 3 25 Nippur S W
Glossen:
Vs. 1
Dumuzid-Inana H ETCSL 4.08.08 P345620
ga-ša-an-g̃en ša-ga-ba-ta ud zal-la-gu ̃ 10-ne : iš-tu am-ša-li i-na šum-ṣu2-li-ia šagaba=ta ud=ø zal-’a=g̃u=ne gestern=ABL Tag=ABS verbringen-PT=1.SG.POSS=L4
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Kapitel 9
Vs. 4
ud zal gĩ 6 sa2-a-še3 en3-du dug4-ga-g̃u10-ne : i-na šum-ṣu2-lim u3 šum-˹ši-im˺ ud=ø zal-ø g̃i=ø sa-’a=še Tag=ABS verbringen-TL Nacht=ABS gleichen-PT=TERM
Vs. 5
gaba mu-un-ri gaba mu-un-ri : im-ḫur-an-ni gaba=ø mu-n-ri-ø Brust=ABS VEN-3.SG.H.A-auferlegen-3.SG.P
Vs. 7
u3-mu-un-e šu-ne2-a šu im-ma-an-du3 : iḫ-ṣi2-in-an-ni šu=ø i-m-ba-n-du-ø Hand=ABS FIN-VEN-MID-3.SG.H.A-bauen-3.SG.P
Vs. 8a
d
Vs. 8b
d
ušumgal-an-na gu2-gã 2-a gu2-da ba-an-la2 : ki-ša-di gu=g̃u=’a Nacken=1.SG.POSS=L2 ušumgal-an-na gu2-g̃a2-a gu2-da ba-an-la2 : i-di-ir gu=da ba-n-la-ø Nacken=COM MID-3.SG.H.A-hängen-3.SG.P
Vs. 11 ama-˹g̃u10˺ lul-la-še3 ta mu-na-ab-gub-be2-en : mi-nam az!-za-as?-si2 ta=ø mu-nn-a-b-gub-en was=ABS VEN-3.SG.H-DAT-3.NH.P-stehen-1.SG.A Vs. 13 g̃a2-e ga-ri-ib-zu-zu g̃a2-e ga-ri-ib-zu-zu : lu-uq-bi?-ki ga-r-i-b-zu~zu MOD-2.SG-L2-3.NH.P-wissen~RDP Vs. 15a ma-la-g̃u10 sila-dagã l-la e-ne mu-di-ni-ib-e!-e! : i-na re-bi-tim siladagal=’a Platz=L1 Vs. 15b ma-la-g̃u10 sila dag̃al-la e-ne mu-di-ni-ib-e!-e! : im-me-li-il ene=ø mu-j-da-ni-b-e~e-e Vergnügen=ABS VEN-1.SG-COM-L1-3.NH-P-ausführen~RDP-3.SG.A
Vs. 16a ub3 sag3-sag3 e-ne di-da ḫub2 mu-di-ni-in-ša4 : i-na up!-pi! lu!-pu!-tim ub=ø sag~sag-ø Trommel=ABS schlagen~RDP Vs. 16b ub3 sag3-sag3 e-ne di-da ḫub2 mu-di-ni-in-gub : i-na me-lu-ul-tim i-ra-[ap]-pu!-ud ene=ø di-ed=’a ḫub=ø mu-j-da-ni-n-gub-ø Vergnügen=ABS ausführen-PF=L1 Bein=ABS VEN-1.SG-COM-L1-3.SG.H.A-stehen-3.NH.P
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Verzeichnis der Glossen
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Vs. 17 i-lu-ne2 ze2-ba-am3 ad mu-ši-ib-ša4 : qu2-be2-e-˹ša˺ ṭa-bu-tim i-na-as-sa3-as ilu=ane=ø zeb=am-ø ad=ø mu-ši-b-ša-e Lied=3.SG.H.POSS=ABS gut=COP-3.SG.S Stimme=ABS VEN-TERM-3.NH.P-V-3.SG.A Vs. 18 ḫul2-ḫul2-e ze2-ba-am3 ud mu-di-ni-ib-zal-e : it-ti-˹ia?˺ uš-te-be2-er-re ud=ø mu-j-da-ni-b-zal-e Tag=ABS VEN-1.SG-COM-L1-3.NH.P-verbringen-3.SG.A Vs. 20 me-en-de3 iti6-še3 e-ne su3-ud ga!-da-e : i-na ri-ša-tim i nim-me-li-˹il˺ ene sud-ø=ø ga-n-da-e Vergnügen fern-PT=ABS MOD-3.SG.H-COM-ausführen Vs. 21 ki-nu2 kug he-nun-na suḫ ga-mu-ra-˹du8˺ : mu-uš-ṭa-ti-ki! lu-pa-ṭi-ir suḫ=ø ga-mu-r-a-du Krone=ABS MOD-VEN-2.SG-DAT-lockern Vs. 22 ud dug3 nam-ḫe2-a ḫul2-la ḫu-mu-u3!-di-ni-˹ib˺-[…] : li-ip-pu!-uḫ2! ḫu-mu-j-da-ni-b-[ MOD-VEN-1.SG-COM-L1-3.NH.P-[ Vs. 24 [x x] ˹ki˺-sikil-g̃en sila-sir2-ra x […] : ina su?-qe2-tim silasir=’a Straße=L1 Vs. 25 [me?-a?]-˹am?˺-da ud-da mu-e-da-˹x˺ […] : x A IM x x GU Rs. 8’
u5-šu-ur2-me a ki de3-sud-e : li-sa3-al-li-iḫ a=ø ki=’a ḫa-i-sud-e Wasser=ABS Erde=L1 MOD-FIN-weit-3.SG.A
Rs. 12’ e-ne-eg̃3-g̃a2-ne2 ag2̃ -ḫul2-˹ḫul2-la˺-am3 : ša ḫi-di-a-˹tim˺-ma ag̃ ḫul~ḫul-’a=am-ø Sache freuen~RDP-PT=COP-3.SG.S Kategorie:
phonetische Erweiterung (Vs. 21) semantische Entsprechung (Vs. 1, 4, 5, 8a, 8b, 11, 15a, 15b, 16a, 16b, 17, 18, 20, 21, 24, Rs. 8’, 12’) semantische Derivation (Vs. 7, 13, 16b) graphischer Wechsel (Vs. 7)
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Kommentar: Vs. 7
Vs. 13
Vs. 18 Vs. 21
Vs. 22 Vs. 24 Rs. 8’
Kapitel 9
Wie es auch die Glosse bestätigt, ist das gemeinte Lexem nicht šu – du3 ‚binden‘, sondern šu – du8 ‚halten‘. Das akkadische Lexem, ḫaṣānu ‚umarmen, beschützen‘, ist interpretativ. Die akkadischen Lexeme kullu und ḫaṣānu haben die Bedeutung ‚aufpassen, schützen‘. Das sumerische Lexem zu ‚wissen‘, in diesem Kontext ‚lehren‘, ist keine direkte Entsprechung des akkadischen qabû ‚sagen‘. Zu erwarten wäre eher lamādu ‚erlernen‘. Die Gleichung besteht zwischen ud – zal ‚den Tag verbringen‘ und bitrû Št ‚andauern, dauern‘. Das Zeichen SUḪ entspricht im vorhandenen Kontext suḫ ‚Krone‘. Das Zeichen besitzt aber auch den Lautwert muš2 ‚Gesicht‘. Weiterhin ist das Lexem mit dem Lautwert MUŠ3, gelesen suḫ10, belegt. Die beiden Zeichen stehen auch formell einander nah: SUḪ ist die gunû-Form von MUŠ3. Diese mögliche Lesung des belegten Zeichens hat die akkadische Fassung beeinflusst. Das akkadische Lexem mušṭu (pl. mušṭātu) ‚Kamm‘ entspricht dem sumerischen Lexem g̃ešga-rig2. Die Wahl des akkadischen Lexems wurde durch die alternative Lesung des sumerischen Logogramms beeinflusst. Die gewöhnliche Entsprechung des akkadischen Lexem napāḫu ‚aufleuchten‘ wäre bur2. Das sumerische Lexem sila-sir2 ist ungewöhnlich, es handelt sich um die Kombination von sila ‚Straße‘ und e-sir2 ‚Straße‘. Das sumerische Kompositum a – sud ‚verbreiten‘ entspricht dem akkadischen Lexem salāḫu ‚bestreuen, libieren‘.
HS 1494 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 3 26 Nippur S W
Glossen:
Vs. 5
mu-lu igi mu-lu ˹x˺ […] bur2-˹bur2˺ […] : ig igi Auge
Vs. 7
ninda2 zi šag4-ga X kur-ku tur-da […] : in-da ninda zid=ø Stier recht=ABS
P345621
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Verzeichnis der Glossen
239
Vs. 11 maš2!-˹ne˺ X MA RI U2? mu-lu eden-na ud zal-zal-la-g̃u10 : ma-aš2-ne2 maš=ane=ø Ziege=3.SG.H.POSS=ABS Rs. 4’a a-gen7 pu2 lul-la mu-lu-u3-ne mu-ni-ib-de2-ne : bu pu lul-ø=’a Brunnen falsch-TL=L1 Rs. 4’b a-gen7 pu2 lul-la mu-lu-u3-ne mu-ni-ib-de2-ne : ni mu-ni-b-de-ene VEN-L1-3.NH.P-gießen-3.PL.A Rs. 5’
izi-gen7 sag̃-g̃a2 mu-lu-u3-ne mu-ni-ib-te-en-te : i izi=gen Feuer=EQU
Rs. 14’ inim-g̃u10 nig̃2-me-a nu-mu-un-ne a-su-ub ba/-ug5-ge-na : ne2 inim=g̃u=ø nig̃=me=’a nu-mu-ni-e-e Wort=1.SG.POSS=ABS Sache=DEM=L1 NEG-VEN-L1-sagen-3.SG.A Kategorie:
phonetische Entsprechung
HS 1513 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 4 7 Nippur Mii CW
Nanna A, B, C und D ETCSL 4.13.01-04 P345652
Glossen:
Vs. i 1’ […] ˹ab2˺-[šilam-a-ne2] : li-˹a˺-ti-˹šu˺ abšilam=ane=ø Kuh=3.SG.POSS=ABS Vs. i 2’ […] ab2 am3-˹KU?˺-[…] : u2-ta-[…] a-m-b-KU-e FIN-VEN-3.NH.P-V-3.SG.A Vs. i 10’ […] ˹ki˺-ag̃2-be2 na-˹nam˺ : [na]-˹ra˺-am-šu-ma kiag̃=be=ø Geliebter=3.NH.POSS=ABS Vs. i 11’ […] ˹ki˺-ag̃2-be2 na-nam : [na-ra]-am-šu2? kiag̃=be=ø Geliebter=3.NH.POSS=ABS Vs. i 15’a […] […] mi2-zi-de3-e-eš mu-un-e : zi2?
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240
Kapitel 9
Vs. i 15’b […] mi2-zi-de3-e-eš mu-un-e : mi2-e-eš na:mu-e mi zid=eš mu-n-e-ø Sorge rechte=ADV VEN-3.SG.H.A-machen-3.SG.P Vs. i 16’ […] nig̃2 šag4-ta nu-gã l2 : na-me-en nu-g̃al-ø NEG-vorhanden sein-3.SG.S Vs. i 24’ [… ḫe2-em-mi]-˹ib2˺-ag̃2-e : […]-˹ar˺-ra-aḫ! ḫa-i-m-b-i-b-ag̃-e MOD-FIN-VEN-3.NH-L2-3.NH.P-messen-3.SG.A Vs. i 26’ […]-be2 ˹x˺ […]-˹ni-in-de2˺ : […]-˹x˺-lum Vs. i 36’ […] dnin-lil2-le tud-[…] : […]-a Vs. ii 4’ ki-ga ag̃2-g̃u10 ˹lu2˺ […] : mu-lu lu Mann Vs. ii 5’ me-e da-g̃en […] : lu-ul-lik ga-g̃en MOD-gehen Vs. ii 6’a a u3-mu-un-da ki-˹be2˺ […] : it-ti umun=da Herr=COM Vs. ii 6’b u3-mu-un-da ki-˹be2˺-[…] : a-ša-˹ri?˺-[…] ki=be=[ Ort=3.NH.POSS=[ Vs. ii 14’ gien3-bar dug3-ga-še3 BUR2 ga-[…] : lu-ri-[id] ga-[ MOD-[ Vs. ii 15’ in-nin u5-bi2mušen-ra nig̃2-u2-[…] : ma-˹kur?-ru?˺ […] nig̃urum-[ Besitz-[ Vs. ii 17’ zirrux(EN.NU.NUNUZ.ZI.dNANNA) u5-˹bi2mušen˺ […] : d nin-gal zirru Priesterin Vs. ii 18’ ˹i3˺ dug-a ˹nir?˺ […] ˹u3-mu-e-ši˺-[x] : [i]-na ši-ki-in-nim dug=’a Topf=L1 Vs. ii 19’ ˹ud? x x˺-ba gug2-še3 u3-mu-e-ni-[…] : u2-ur?-ra-am a-na ku-uk-ki ˹lu?˺-[…] ud-[ ]=be=’a gug=še u-mu-ni-[ Tag-[ ]=3.NH.POSS=L1 Kuchen=TERM ANT-VEN-L1-[
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Verzeichnis der Glossen
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Vs. ii 20’ ambar ˹maḫ˺-a suḫurku6-ra ŠEN um-ma-ni-˹x˺-[…] : ba-˹ra?˺-[…] Vs. ii 24’ ab2 tur3-ra um-mi-˹g̃en?-na˺ […]-˹ba?˺ : iš-tu UŠ? UL ZA [(…)] tur=’a Stall=L1 Vs. ii 26’ dšu-ni-du7 kig̃2!-g̃a2 u3-mu-˹e-ni-dun5?˺-a : ˹a?˺-na ma-a-ṣi-im u-mu-ene-a-dun-ø=’a ANT-VEN-3.PL-DAT-wirbeln-3.SG.S=SUB Vs. ii 27’ ˹lu2˺ki-sikil amar ˹x˺ tur-ra-g̃u10-še3 ga u3-mu-˹un?˺-[x]-˹na˺ nam-ma-˹x˺ : ši-iz-ba-am ga=ø Milch=ABS Vs. ii 28’ ˹i3 ḫi˺-a ga luḫ-ḫa mu-˹ra?˺-[…] : ba-˹x˺-[(x)] mu-r-a-[ VEN-2.SG-DAT-[ Vs. ii 29’ ˹d˺nin-gal e2-zu-še3 g̃e26-e ga-mu-ra-da-˹g̃en˺ : lu-ul-li-ka-ak-ki ga-mu-r-a-da-g̃en MOD-VEN-2.SG-DAT-COM-gehen Rs. i 1
u3-mu-un d˹nanna? tum3-˹ma˺-[ab …] : ia-ši-˹im?˺ […] tum-m-a-b bringen-VEN-DAT-3.NH.P
Rs. i 2
dag su8-ba e2? še de5-[de5-ga] : i-na si3-˹ri?˺-im bi-it ip2-[ri-im] dag su=ak=be=’a e še=ø deg~deg-’a=’a Unterkunft Hirte=GEN=DEM=L1 Haus Getreide=ABS sammeln~RDP-PT=L1
Rs. i 7
e2 ud-˹ta e3-a˺ ki-en-gi-˹ra˺ : dutu ud=ta Sonne=ABL
Rs. i 10 ˹eš3˺ urim2ki mu-zu pa ga-an-e3 : ma? eš Heiligtum Rs. i 12 urim2ki igi-gã l2 an uraš-a : ta-ši-im-tum igig̃al Einsicht Rs. i 14 an-da nam-lugal mu-un-da-e-ba : šar!-˹ru˺-[tum] namlugal=ø Herrschaft=ABS
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Kapitel 9
Rs. ii 4 […] ˹nu2˺-a nu-un-ši-ku4-ku4 : šu-un-nu-um nu-’a liegen-PT Rs. ii 5 ˹še˺-zu G̃ A2×GI? sikil-la ma-ra-ar3-ar3-e : iṭ-ṭe-e-en-kum mu-r-a-ar~ar-e VEN-2.SG-DAT-mahlen~RDP-3.SG.A Rs. ii 6a ar3-ar3-ra-zu unu-na la-ba-e-nu2 : ša? ṭe6-a?-nu ar~ar-’a=zu=ø mahlen~RDP-pt=2.SG.POSS=ABS Rs. ii 6b ar3-ar3-ra-zu unu-na la-ba-e-nu2 : u2-ul uš-ta-a-an nu-ba-e-nu-ø NEG-MID-L2-liegen-3.SG.S Rs. ii 7 nig̃2-ar3-ra-zu a nu-tag-ge : mu-un-da-ka nig̃ara=zu=ø Grütze=2.SG.POSS=ABS Rs. ii 10 al-de?!(LA2)-e gudug-e-ne-ka : i-na e-ri-iš-tim alde gudug=ene=ak=’a Wunsch Priester=PL=GEN=L2 Rs. ii 12 e2 dug3-ge-da e2 gã 2-g̃a2-dam : šu-x-(x)-a-am e=ø g̃a~g̃a-ed=am-ø Haus=ABS platzieren~RDP-PL=COP-3.SG.S Rs. ii 20a […] ˹lu˺-lu-a-be2 u2-šim ˹ki˺ dar-re-dam : x x x x Rs. ii 20b […] ˹lu˺-lu-a-be2 u2-šim ˹ki˺ dar-re-dam : ki-ma dar-ed=am-ø spalten-PF=COP-3.SG.S Rs. ii 26 […]-be2-a ḪI […] : e ]=be=’a ]=3.NH.POSS=L2 Rs. ii 29 […] u2 ab2 gal-a-ne2 mu-na-an-DU i3-˹bi˺ i3-dulu-i : i-il-li-ip i-dulu-ed-ø FIN-wachsen-PF-3.SG.S Rs. ii 30 […] i3 dug3-ga dugšakir3 7-e KA! ša?-˹na˺-ab-bal-e : i-x-ra?-a-tim KA=ø ša-nn-a-b-bal-e N=ABS MOD-3.SG.H-DAT-3.NH.P-wenden-3.SG.A Rs. ii 32 […] ˹tur3˺ kug-ta DU-a munus-e nu-na8-na8 : si2-ni-iš-tum u2-ul IB-x-DA?-AN? munus=e nu-n-na~na-ø Frau=ERG NEG-3.SG.A-trinken~RDP-3.SG.P Rs. ii 33 […] ˹sikil˺-la dulu-e munus-e nu-gu7-e : ˹el˺-pu © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
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Rs. ii 43a […] ˹mu˺-un-du3 suhurku6-e ˹a?˺-ab-gur : ˹x˺-ṣi-i-ma mu-n-du-ø VEN-3.SG.H.A-bauen-3.SG.P Rs. ii 43b […] ˹mu˺-un-du3 suhurku6-e ˹a?˺-ab-gur : [i]-ir-te-e a-b-kur-ø FIN-3.NH.L3-fett-3.SG.S Kategorie:
Kommentar: Vs. i 15’b
Vs. i 16’ Vs. ii 17’
Vs. ii 18’
Rs. i 2
367
phonetische Entsprechung (Vs. i 15’a) phonetische Erweiterung (Rs. ii 4, 6b) morphosyntaktische Entsprechung (Vs. ii 5’, 6’a, 24’, 29’, Rs. i 1, ii 20b) semantische Entsprechung (Vs. i 1’, 10’, 11’, Vs. ii 4’, 5’, 6’b, 15’, 19’, 26’, 27’, 29’, Rs. i 2, 12, 14, ii 5, 6a, 7, 10, 26, 29, 32, 33) semantische Derivation (Vs. i 16’, 18’, Rs. i 2, 10, ii 43b) semantische Erweiterung (Rs. i 7) Bezug auf die Tradition (Vs. ii 17’) textkritische Annotation > Korrektur (Vs. i 15’b)
Andere Manuskripte verweisen auf die korrekte Textvariante: mi2e-eš na-mu-un-e. Sowohl die Textzeile als auch die Glosse weichen von dieser Variante ab. Die Glosse beinhaltet eine Textvariante oder ist interpretativ. Die Kopula entspricht semantisch dem Lexem g̃al2 ‚vorhanden sein‘. Das Lexem zirru ist die Bezeichnung einer Priesterin, nämlich der ēntu-Priesterin des Nanna. Die Gleichstellung der Priesterin und der Gattin des Nanna, Ningal, entstammt der kultischen Funktion der ēntu-Priesterin, die als menschliche Gattin des Gottes diente.367 Die Glosse veranschaulicht in diesem Fall also die textinterne Referenz des Wortes zirru damit, dass sie die menschliche und göttliche Gattin des Gottes Nanna gegenüberstellt. Zwei sumerische Lexeme sind mit demselben Zeichen geschrieben: DUG kann sowohl als dug ‚Topf‘ als auch als šikin2 ‚Ölbehälter‘ gelesen werden. Die Orthographie deutet darauf hin, dass im sumerischen Text das Lexem dug ‚Topf‘ verwendet wurde. Die Übersetzung ist hingegen spezifischer, da sie die Entsprechung von šikin2 ‚Ölbehälter‘ verwendet, nämlich das akkadische Lexem šikinnu. Die akkadische Glosse gibt nicht die primäre Bedeutung des Lexems dag = šubtu wieder, sondern ein modifiziertes Nomen, das als ein zusammengesetztes Wort funktioniert: sīru ‚Obdach, Schutz aus
Vgl. Steinkeller 1999, 128–129. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 9
Rs. i 7 Rs. i 10
Rs. ii 4, 6b
Rs. ii 10
Rs. ii 43b
Rohr‘. Im Sumerischen handelt es sich um eine modifizierende Genitivkonstruktion. Ähnlich fungiert der Ausdruck še de5 ‚Getreide sammeln‘, der auf Akkadisch mit dem Lexem ipru ‚Ration, Unterhalt‘ übersetzt wurde. Die Glosse, die dem Lexem ud ‚Sonne‘ den Götternamen dutu zuordnet, ist vermutlich eher interpretativ als eine Variante. Es handelt sich vermutlich um eine interpretative Glosse. Zwei sumerische Lexeme, eš3 ‚Heiligtum‘ und das Lexem ma ‚Haus‘ im Emesal-Dialekt werden miteinander verglichen. In beiden Zeilen gehört zum Bezugswort nu2 ‚liegen‘ das akkadische Lexem enû ‚verlagern‘. Die Št-Stamm-Form šutenû ‚austauschen‘ ist in Rs. ii 6b und andernorts belegt. Der Š-Stamm wie in Rs. ii 4 ist allerdings bisher nicht bezeugt. Es ist möglich, dass die Wiedergabe von nu2 mit enû nicht nur semantische, sondern auch phonetische Motivation hat. Das Bezugswort ist im Haupttext wahrscheinlich fehlerhaft erhalten. Aufgrund der Glosse wäre das Lexem nig̃2-al-di ‚Wunsch‘ zu erwarten. Das sumerische Lexem ist vermutlich kur4 ‚dick sein‘, worauf die Glosse arû G ‚schwanger sein‘ hinweist. Da die weibliche Form des Adjektivs vorliegt, liegt die Vermutung nah, dass die Bedeutung des Lexems in diesem Kontext eher ‚schwanger‘ als ‚fett‘ ist.
HS 1536+ Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 3 43 Nippur Mii W
Glosse:
Vs. ii 12’a
Zwei Schreiber ETCSL 5.4.01 P345638
uzu
ma-sila3 sila kuš […] : sa-la2
368
Vs. ii 12’b
uzu
ma-sila3 sila kuš […] : kušu2
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Beide phonetische Glossen haben KVKV-Struktur mit zwei gleichen Vokalen. Geller u. Johnson 2015, 200–203 bieten eine abweichende Interpretation zur Zeile und deuten teilweise andere Elemente als Glossen. Die Schwierigkeit der Identifizierung der Glossen ergibt sich
368
Die Lesung dieser Zeile verdanke ich Jana Matuszak. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
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aus der Tatsache, dass sie in diesem Text nicht in kleinerer Schrift verfasst wurden.
HS 1537 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TMH NF 4 61 Nippur S E
Glosse:
Vs. 1
Kategorie:
semantische Entsprechung morphosyntaktische Entsprechung
Kommentar:
Das sumerische Verb e3 ‚hinausgehen‘ entspricht dem akkadischen Verb waṣû. Die separative Bedeutung, die im Sumerischen durch das Ablativinfix ausgedrückt wird, wird im Akkadischen durch den Gt-Stamm wiedergegeben.
P345701
[…] NE nam-ta-e3 : it-ta-ṣi na-m-b-ta-e-ø MOD-VEN-3.NH-ABL-hinausgehen-3.SG.S
IM 13404 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TIM 9 34 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 1
[…]-mu-un-˹u5˺ ab-šag4-ga na-[…] : be2? abšag=’a Mitte des Meeres=L1
Vs. 8a
[…]-˹u5˺ ma2-a sug-še3 i3-˹ši˺-[…] : i-na ma=’a Schiff=L2
P223424
Vs. 8b […]-˹u5˺ ma2-a sug-še3 i3-˹ši˺-[…] : a-na ṣe-ra e-[…] sug=še i-b-ši-[ ?=TERM FIN-3.NH-TERM-[ Vs. 9
[…]-˹u5˺ sug maḫ i3-ši-[…] : i-x a-ra-[…] sug mah=ø i-b-ši-[ ? groß=ABS FIN-3.NH-TERM-[
Vs. 10 […] ˹ga˺-ša-an-g̃en gi-gur-da lum-[…] : ki-a-tu ša un-[nu-bi …] © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
246
Kapitel 9
gigur=da lumKorb=COM Frucht-[ Vs. 15 […] g̃išma nu-sar-sar-ra-ta : […]-ir ṭe-ri-a-tum Vs. 17a […]-in-du3 ma2 ul-la ezen? in-du8 : […]-te-e-ma ]-ni-n-du-ø ]-L1-3.SG.H.A-bauen-3.NH.P Vs. 17b […]-in-du3 ma2 ul-la ezen? in-du8 : ip-ḫe i-n-du-ø FIN-3.SG.H.A-abdichten-3.SG.P Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 8a, 8b) semantische Entsprechung (Vs. 10) semantische Derivation (Vs. 10, 17b) textkritische Annotation > Variante (Vs. 1)
Kommentar:
Außer den hier aufgelisteten Textglossen sind im vorliegenden Manuskript weitere Annotationen vorhanden, die auf den fragmentarischen Erhaltungszustand des Manuskripts hinweisen. Diese Annotationen sind den Glossen formal ähnlich. Der fragmentarische Kontext lässt keine Entscheidung zu, ob im sumerischen Text das Lexem sug ‚Sumpf‘ oder sug ‚Steppe, Oberseite‘ gemeint ist. Die Glosse ana ṣēra bedeutet eventuell ‚in Richtung‘ und nicht ‚in die Steppe‘. Der fragmentarische Kontext lässt keine Entscheidung zu, ob im sumerischen Text das Lexem sug ‚Sumpf‘ oder sug ‚Steppe, Oberseite‘ gemeint ist. Das sumerische Lexem gigur ‚Korb, Behälter‘ entspricht semantisch nicht dem akkadischen Lexem kītu ‚Rohrmatte‘. Es ist allerdings möglich, dass die beiden Lexeme in diesem Kontext gleichzustellen sind: Früchte sind möglicherweise in einem Korb, aber auch auf einer Matte zu sammeln. Die Glosse gehört zum abgebrochenen Teil der Zeile. Das akkadische Lexem ist vermutlich ṭerītu ‚Schlamm‘.
Vs. 8a
Vs. 9
Vs. 10
Vs. 15
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
247
IM 51530 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TIM 9 26; Sumer 13, pl. 2 Šaduppûm S E
Inana C ETCSL 4.07.3 P223461
Glossen:
Vs. 1
la-la šag4-zig3-ga nig̃2-šu g̃al2 […] dinana za-a-kam : ni-˹x˺-[…] nig̃šu=ø Güter=ABS
Vs. 3a
dun sa5-bur2 kug bala kug dirig dinana za-[a-kam] : du dun=ø Profit=ABS
Vs. 3b dun sa5-bur2 kug bala kug dirig dinana za-[a-kam] : ˹sa2?-bu˺ sabur=ø Ertrag=ABS Vs. 5
kug-dun kug a2-tuku i-bi2-za kug im-ba dinana za-a-kam : ku-du-˹un˺ [x] ˹a˺ kugdun=ø Gewinn=ABS
Rs. 1
nig̃2-nam igi KAR2 igi kar2-kar2 igi bar ZALAGZALAG-be2 dinana za-a-kam : za-al-za-le-be2 zalag~zalag-ø=be=ø glänzen~RDP-TL=3.NH.POSS=ABS
Rs. 3a
me teš2 dasag̃2 dlamma ki-šu-peš11 zu-zu : a-la-ad4 teš=ø Stolz=ABS
Rs. 3b
me teš2 dasag̃2 dlamma ki-šu-peš11 zu-zu : pi2-iš kišupeš=ø Kultort=ABS
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 3a, 3b, 5, Rs. 3b) phonetische Derivation (Vs. 5) phonetische Erweiterung (Rs. 3a)
Kommentar: Rs. 1
Die Glossen sind wahrscheinlich alle phonetische Annotationen. Andere Manuskripte enthalten das Verb zil2-zil2 ‚gut sein‘ statt zalag-zalag ‚glänzen‘. Die akkadische Übersetzung dummuqu verweist auf eine phonetische Schreibung hinter dem Zeichen ZALAG. Die Glosse setzt vermutlich ein KVKV-Zeichen voraus, das sie als zal(a)-zala-be wiedergibt. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
248
Rs. 3a
Kapitel 9
Die Lesung von G̃ A2×X als asag̃2 ist vorläufig. Die Glosse lässt sich aufgrund ihrer Position auf teš2 = bāštu beziehen. Das Lexem bāštu ‚Stolz‘ ist öfters mit der Orthographie dKAL unter den Schutzgeisten šēdu und lamassu belegt, vgl. Ea IV 309–312: 309 310 311 312
˹še˺-e-du = KAL [ba]-aš-tum = KAL [la]-mas-su = KAL [la]-am-ma = KAL
d še-e-du
KAL KAL d la-mas-su KAL d la-am-ma KAL d ba-aš-tum
Die Glosse ist eine mutmaßliche kontextabhängige Interpretation von TEŠ2 als dKAL = alad2 aufgrund der Entsprechung der beiden akkadischen Lexeme.
IM 51544 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TIM 9 22; Sumer 13, pl. 5 Šaduppûm S E
Glossen:
Vs. 1a
Inana C ETCSL 4.07.3 P223463
gum2-gum2 g̃ar-g̃ar-g̃ar il2 gu2 zig3 gam-gam dinana za-kam : gu-um-gu-um gum~gum=ø g̃ar~g̃ar~g̃ar-ø Schrei~RDP=ABS hinlegen~RDP-TL
Vs. 1b gum2-gum2 g̃ar-g̃ar-g̃ar il2 gu2 zig3 gam-gam dinana za-kam : il il-ø tragen-TL
Kategorie:
Vs. 1c
gum2-gum2 g̃ar-g̃ar-g̃ar il2 gu2 zig3 gam-gam dinana za-kam : gu gu zig-ø=ø gam~gam-ø Nacken aufsteigen-TL=ABS beugen~RDP-TL
Vs. 3
e2 du3-a ama5! dim2-me nig̃2-gun2-na tuku-tuku nundum dim3! sag9 dinana za-kam : e du e=ø du-’a Haus=ABS bauen-PT
Vs. 5
du10 bad dub3 kaš4 [x] ˹ni2˺ sig10-sig10-ge sa2 did-de3 d inana za-kam : du ba-ad du=ø bad-ø Knie=ABS öffnen-TL
phonetische Entsprechung
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Verzeichnis der Glossen
249
IM 58430 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Cooper u. Heimpel 1983, 70–73 Nippur S E
Sargon und Ur-Zababa ETCSL 2.1.4 P356628
Glossen:
Vs. 5
m
Vs. 6
MUŠ3.KA.UL mu-un-sig10-ga g̃išgu2-ne-sag̃-g̃a2 mu-un-dab5-be2 : a-na QA.ŠU.DU8×GUL ip-qi2-du-šu-ma MUŠ3.KA.UL=ø mu-n-sig-ø=’a Mundschenk=ABS VEN-3.SG.H.A-platzieren-3.SG.P=SUB
šar-ru-um-ki-in sa2-dug4 e2-gal-še3 šu ba-ab-te-a-ta : i-na ma-ḫa-ri šu=ø ba-b-te-e=’a=ta Hand=ABS MID-3.NH.P-annähern-3.SG.A=SUB=ABL
Vs. 11 i3-˹kuš2˺ ku6 a mun lug-ga-gen7 zi mu-un-di-ni-ib-ir-ir : a-ne-eḫ-ma šu ki-ma nu-un as-li i-kuš-ø ku=ø a mun=’a lug-’a=gen zi=ø mu-n-da-ni-b-ir~ir-ø FIN-müde-3.SG.S Fisch=ABS Wasser Salz=L1 verweilen-PT=EQU Leben=ABS VEN-3.SG.H-COM-L1-3.NH.A-plündern-3.SG.P Vs. 12 ud-ba MUŠ3.KA.UL {x} e2-kurun2 dezina2-ka : i-na x x (x) Vs. 14 kug dinana-ke4 ma-mu2 id2 mud-še3 mu-un-gir5-gir5 : u2-ṭe4-eb-bi-šu mu-n-gir-gir-ø VEN-3.SG.H.A-hineinschlüpfen-3.SG.P Vs. 16 dum-dum-be2 lugal dur-dza-ba4-ba4 g̃iš tuku-tuku-da-ne2 : ra-mi-im-šu dumdam=be=ø Lärm=3.NH.POSS=ABS Rs. 1
[…] x x mud-še3 u-gu ̃ 10 mu-un-kur9-re : u2-ba-ni u2-še-ri-ib u=g̃u=ø mu-n-kur-e Finger=1.SG.POSS=ABS VEN-3.SG.H.P-eintreten-3.SG.H.A
Rs. 8
m
be-li2-iš-ti-kal2 inim lugal-la-na-še3 sag̃ keše2 ba-ši-in-ak : uš-ta-si2-iq sag̃ keše-ø=ø ba-ši-n-ak-ø Kopf binden-TL=ABS MID-TERM-3.SG.H.A-machen-3.SG.P
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
250
Kapitel 9
Rs. 14
e2-sikil-la e2 nam tar-ra-ka 5 nindan 10 nindan nu-te-a-˹na˺ : iṭ-ṭa2-ḫi-ni nu-te-ø=ane=’a NEG-annähern-3.SG.S=3.SG.H.POSS=L1
Rs. 15
kug dinana-ke4 igi mu-˹un-na˺-ni10-ni10 g̃iri3-ni im-da-ru-/ru : u3-x x (x)
Rs. 16
e2-sikil-la e2 kug-ga na-nam lu2 mud nu-mu-un-kur9-re : a-na ___ [(x)] mu (x) el x ˹ša˺ da-mi ˹u2-ul˺ i-ru-ub esikil=’a e kug-ø=’a nanam-ø lu=e mud=ø nu-mu-ni-kur-e TN=L1 Haus heilig-TL=L1 COP-3.SG.S Mann=ERG Blut=ABS NEG-VEN-L1-eintreten-3.SG.A
Rs. 17
kan4 e2 nam tar-ra-ka ˹simug!˺:gal lugal-la-˹ke4 gaba˺ mu-un-da-ri : šu-ub?-x x (x) im-ma gub-bu nig̃2 ni2 ba-ug7-a-ta : ṭu2-up-pa iš-ṭu3-ur-šu ša šu-mu-ut ra-ma-ni-[šu (?)] im=’a gub-’a nig̃=? ni=ø ba-ug-ø=’a=ta Ton=L2 stehen-PT Sache=? selbst=ABS MID-sterben-3.SG.P=SUB=ABL
Rs. 29
Kategorie:
Kommentar: Vs. 6
Vs. 11
Rs. 8
Rs. 29
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 12, Rs. 16) semantische Entsprechung (Vs. 5, 11, 14, 16, Rs. 1, 14, 16) semantische Derivation (Vs. 6, 11)
Das sumerische Lexem sig10 ‚stellen, platzieren‘ ist kein semantisches Äquivalent von paqādu ‚anvertrauen, ernennen‘. Der Kontext deutet auf eine semantische Derivation, da das Verb sig10 hier die Bedeutung ‚ernennen‘ hat. Der sumerische Ausdruck a mun lug-ga ‚im Salzwasser verweilen‘ wurde nicht übersetzt. Das akkadische Verb salāḫu, salā’u ‚sprenkeln‘ entspricht vermutlich zi – ir ‚verwirrt sein‘ im vorhandenen Kontext. Der sumerische Ausdruck sag̃ – keše2 ‚aufpassen, beachten‘ steht dem akkadischen Lexem asāqu ‚stärken‘ oder eventuell esēqu ‚gravieren‘ gegenüber. Der Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse ist mir unklar. Die sumerische intransitive Konstruktion mit dem ba-Präfix wurde im Akkadischen mit dem Š-Stamm übersetzt. Der erwartete Kasus des Relativpronomens nig̃2 wäre der Komitativ.
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
251
IM 58473 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Zgoll 1997, 558–559 Nippur Mii W
Inana B ETCSL4.07.2 P356679
Glossen:
Rs. ii 6’ nig̃2 g̃i6-u3-na ma-ra-an-dug4-ga-am3 : a g̃iuna=’a Nacht=L1
Kategorie:
textkritische Annotation > Variante
Kommentar:
Bei der Glosse handelt es sich vermutlich um eine Textvariante, bei der g̃i6-u3-na mit der orthographischen Variante g̃i6-a-u3-na ersetzt wird. Diese Variante kommt lediglich in einem der Manuskripte, auf dem Prisma IM 58801 (iv 28), vor. Die anderen neun Manuskripte beinhalten die Form g̃i6-u3-na.
IM 58699 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Gragg 1969, 165 Nippur S E
Glossen:
Vs. 3
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Delnero 2006, 2201 liest die Glosse als ti-id-nu-um. Trotz der kursiven Schrift ist das Zeichen DA zu erkennen, wofür die belegte Orthographie des Wortes ebenfalls spricht, vgl. Ura XIV 144a: alim = di-ta-nu.369 Die Metathese von /d/ und /t/ ist durch die phonetische Nähe der beiden Konsonanten begründet.
369
Keš Tempelhymne ETCSL 4.80.2 P356830
e2 an-še3 alim ki-še3 lu-lim : ti-da-nu-um alim=ø Auerochse=ABS
Zitiert auch von Delnero 2006, 2201. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
252
Kapitel 9
JRL 1059 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Wilcke 1973 pl. 2 (Box 24, P 28) Sippar (?) S P355873 W
Glosse:
Vs. 6
Kategorie:
phonetische Entsprechung
˹munsub˺-a-ne2 lu2 ba-an-gir11-gir11-˹re˺ : [(…)]-˹gi˺-ir lu=ø ba-n-gir~gir-e Mann=ABS MID-3.SG.H.P-anschirren-3.SG.A
L 1489 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 162 Larsa S W
Glossen:
Vs. 2’
P343582
[…]-na-ka igi du3-e-˹še3˺ gaba-na nu-ub-[ri] : da-ad igi=ø du-ed=še Auge=ABS richten-PF=TERM
Vs. 18’ [… a]-˹g̃i6˺-a-gen7 du7-ru : du dur-’a stoßen-PT Rs. 6
[…]-˹zi˺-zi nu-mu-da-gẽ n : g̃e6 nu-mu-n-da-g̃en-ø NEG-VEN-3.SG.H-COM-gehen-3.SG.S
Rs. 7
˹dumu?˺-dumu-ne2 ˹x zi˺-zi nu-mu-da-gẽ n : g̃e6 nu-mu-n-da-g̃en-ø NEG-VEN-3.SG.H-COM-gehen-3.SG.S
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 18’) phonetische Derivation (Rs. 6, 7)
Kommentar:
Das vorliegende Manuskript ist eine eršema-Komposition. Die phonetischen Glossen weisen teilweise auf die Aussprache der Wörter im Emesal-Dialekt hin. Falls die Kopie korrekt ist, ist die phonetische Schreibung da-ad vermutlich ein Hinweis auf die Verschmelzung von /u/ und /e/. Der Auslaut /d/ verweist auf das sumerische Morphem /ed/.
Vs. 2’
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Verzeichnis der Glossen
253
L 1497 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 168 Girsu S W
Glosse:
Rs. 10’ […] e2 di4-di4-la2-gu ̃ 10 […] : te!-te-en-na didila=g̃u=? Jugend=1.SG.POSS=?
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Der Wechsel zwischen /l/ und /n/ ist eventuell ein Hinweis auf die phonetische Form des Wortes in Kontakt mit dem Possessivpronomen bzw. auf eine mögliche Kasusendung -/’a/.
P343586
LB 2111 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
TLB 2 3 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 10a al-lu5-da lu2 ar2 ak-ak šu tug2-tug2-be2-me-en : na?-ad-du lu ar=ø ak~ak-ø=ø Mann Lob=ABS machen~RDP-TL=ABS Vs. 10b al-lu5-da lu2 ar2 ak-ak šu tug2-tug2-be2-me-en : mu-daRs. 5
Ḫammurāpi Hymnenfragment ETCSL 2.8.2.c P345842
ugnim-ne2 mi-ni-šub : ub mu-ni-šub-ø VEN-L1-fallen-3.SG.S
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. 5) semantische Entsprechung (Vs. 10a und b)
Kommentar: Vs. 10
In diesem Text weisen die Glossen unterschiedliche Funktionen auf. Zur selben Textstelle gehören zwei Glossen, daher befindet sich die akkadische Glosse über und die Variantenglosse unter dem Bezugswort.370 Falls die Lesung stimmt, handelt es sich hier um eine akkadische Glosse zu lu2 ar2 ak-ak ‚die Lobende‘, was mit dem G-
370
Sjöberg 1961a, 51 liest die akkadische Glosse als ḫa-aṭ-ṭu3 und rekonstruiert dementsprechend Vs. 9. Die Spuren deuten allerdings darauf hin, dass diese Rekonstruktion nicht stimmt. Das Zeichen ḪA der Glosse ist ebenfalls nicht eindeutig auf der Tafel zu erkennen. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Rs. 5
Kapitel 9
Stamm-Partizip Plural von nâdu ‚loben, anpreisen‘ übersetzt wurde. Die Präfixkette entspricht dem Komitativkasus von al-lu5-da. Diese phonetische Glosse ist infralinear positioniert und hebt sich durch die Schriftgröße vom Haupttext nicht ab (s. Kapitel 4.1).
MAH 16014 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Bruschweiler 1990, 121 unbekannt S W
Glosse:
Vs. 12 gi-bu-bu im-ma-šub-ba-be2 : šu-ub
Katergorie:
phonetische Entsprechung
P423975
MS 2287 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Gadotti u. Kleinerman 2013, 156–157 unbekannt S W
Brief von Nabi-Enlil an den König ETCSL *3.3.32 P251527
Glosse:
Vs. 17 ḫur-ḫur-ra uman eḫi šika ˹im-ma-ab˺-ra-ḫur / gu7-gu7-ta ba-ta-ra-[ug7]-˹ge˺-en : up-lum e-˹ki˺-tum na-bu kal-ma-tum ḫurdalal uman eḫi=ak=ø Krätze Laus Insekt=GEN=ABS
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Zur Lesung der Bezugswörter s. Attinger 2014, 66. Gadotti u. Kleinerman 2013, 160–161 schlugen zu Z. 18 vor, dass ḫur-ḫur-ra eine Variante von ḫur-da-lal3 = ekketum ‚Krätze‘ ist. Die anderen drei Lexeme, uplum, nābum und kalmatum, sind unterschiedliche akkadische Wörter für Insekten und Läuse, ihre Bezugswörter sind also uman ‚Laus‘ und eḫi ‚ein Insekt‘.
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Verzeichnis der Glossen
255
MS 3068 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CUSAS 32 45 unbekannt S CW
Glosse:
Rs. 12
Kategorie:
semantische Entsprechung
P252077
udug ḫul gal5-la2 ḫul X šilam-be2 šu il2 : qa3?-tu-šu / na-ši!-iš? šu=ø il-ø Hand=ABS aufheben-TL
MS 3279 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CUSAS 2, 96–101 unbekannt S E
Glosse:
Vs. 17 kug tuku šag4 ab-ḫul2! še tuku ur5 an-sag9
P252220
[nig̃2-ur2-limmu2] tuku-e u3 nu-un-ši-ku?-[ku] : ra-aš kug=ø tuku-ø=ø šag=ø a-b-hul-ø še=ø tuku-ø=’a ur=ø a-n-sag-ø nig̃urlimmu=ø tuku-ø=e u=ø nu-n-ši-ku~ku-ø Silber=ABS haben-TL=ABS Herz=ABS FIN-3.NH.P-jubeln-3.SG.A Getreide=ABS haben-TL=L1 Leber=ABS FIN-L1-schön-3.SG.S Vieh=ABS haben-TL=ERG Schlaf=ABS NEG-3.SG.H-TERM-abladen~PL-3.SG.S Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
MS 3279 ist eine Bilingue, die jeweils in der Zeilenmitte zwischen der sumerischen und der akkadischen Fassung wechselt. Zu Z. 17 gehört eine akkadische Glosse auf dem Tafelrand, da die akkadische Fassung zu dieser Zeile fehlt.371 Das akkadische Lexem rašû ‚bekommen‘ bezieht sich vermutlich auf alle drei Belege von tuku ‚haben‘ in dieser Zeile. Das akkadische Partizip im Status constructus
371
Die Textausgabe bietet eine akkadische Übersetzung anstatt der zweiten sumerischen Zeilenhälfte, die Umschrift ist allerdings nicht korrekt. In jener Zeile ist das sumerische Sprichwort vollständig erhalten, jedoch ohne eine begleitende akkadische Übersetzung. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
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Kapitel 9
ist ein Hinweis auf die akkadische Konstruktion, wobei der Besitz im Genitiv dem Besitzer im Status constructus nachgestellt ist.
MS 3323 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
CUSAS 32 58 unbekannt S W
Glosse:
Vs. 4
Kategorie:
textkritische Annotation > Variante (?)
Kommentar:
Dieser Text ist keine bedeutungstragende sumerische Komposition, sondern eine akkadische Beschwörung mit Abrakadabra-Einheiten, die das Sumerische imitieren. S. dazu Alster 2007, 52–54 und George 2016, 163. Demzufolge wurde hier auf eine grammatische Analyse verzichtet.
P252264
me-luḫ-ḫa u3-luḫ-ḫa kur2 ma-ma? ḫe2-ĝal2-ab : ḫa-ab-
MS 3401 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Vacín 2011, 461–462 unbekannt S E
Glosse:
Vs. 7a
Šulgi A ETCSL 2.4.2.01 P252342
gud ḫa-ba-ni-gaz udu ḫa-ba-ni-šum2 : ḫe2ḫa-ba-ni-j-gaz-ø MOD-MID-L1-1.SG.H.A-töten-3.NH.P
Vs. 7b gud ḫa-ba-ni-gaz udu ḫa-ba-ni-šum : udu-gen7 eš3 dili-kam udu=ø ha-ba-ni-j-šum-ø ABS MOD-MID-L1-1.SG.H.A-geben-3.NH.P Schaf= Vs. 8
šem5 a2-la2-e šeg11 ḫa-ba-gi4 : u2-uš-ta-aš-gam2? / a-la ala=e šeg=ø ha-ba-j-gi-ø eine Trommel=ERG Stimme=ABS MOD-MID-1.SG.H.A-drehen-3.NH.P
Vs. 9
tigi niĝ2 dug3-ge si ḫa-ba-ni-sa2 : ḫe2?si=ø ḫa-ba-ni-n-sa-ø Horn=ABS MOD-MID-L1-3.SG.H.A-gleichen-3.NH.P
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Verzeichnis der Glossen
Kategorie:
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semantische Entsprechung (Vs. 8) textkritische Annotation > Variante (Vs. 7a, 9) textkritische Annotation > Kommentar (Vs. 7b) Bezug auf die Tradition (Vs. 7b)
N 1542 + N 1577 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Hall 1985, pl. xiii Nippur S W
Glossen:
Vs. 4
nun šita-aš sag̃-ki-be2 lum-lum muš3-be2 ˹x˺ […] : i-nu
Vs. 8
šita=še Bindung=TERM […] gal-le-eš igi gur-{x}-u3-de3 : […] ˹x˺ a x x x
Kategorie:
Eine Hymne an Nanna ETCSL 4.13.a P276671
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 4)
N 3395 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Lambert 1960, pl. 71 Nippur Mii E
Sprichwortsammlung (Nippur) ETCSL 6.2.1 P231662
Glosse:
Vs./Rs. 4 na-ad-DUB!-be ša-ri-in-nam : tu-lu-u2? na-dubul-ø MOD-sprießen-3.SG.S
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Diese Glosse befindet sich laut CDLI auf der Rs. der Tafel, laut Lambert 1960, pl. 71 auf der Vs. Der Text weist einen hohen Anteil an phonetischen Schreibungen auf, daher ist der hier erläuterte Interpretationsvorschlag vorläufig. Das Verb, das hinter der Schreibung na-ad-dub-be steckt, ist vermutlich dubul bzw. dulu ‚aufkeimen, sprießen‘, vermutlich phonetisch /dublu/. Dem entspricht auch die in der anderen Kolumne erhaltene akkadische Übersetzung ana šaḫîm ‚um zu wachsen‘. Das Präfix /na/- mit positiver affirmativer Modalität hat vermutlich eine Bedeutung des Hörensagens.
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Kapitel 9
N 3560 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Kramer 1963, 521 Nippur S W
Šu-Suen C ETCSL 2.4.4.3 P278585
Glosse:
Vs. 3
Kategorie:
textkritische Annotation > Variante
Kommentar:
Sefati 1998, 360 liest die Glosse als ri-um-un-za?-x. Die Lesung der Glosse, die ich hier vorschlage, ist ebenfalls nur vorläufig, da ihre Funktion nicht mit Sicherheit geklärt werden kann. Es handelt sich vermutlich jedoch um eine Variantenglosse zur Verbalpräfixkette.
su-ḫu-uḫ2-ḫu?-ub4-be2 ba-tag-tag-[ge] : ḫu-um-mu-u3-unba-tag~tag-e MID-anfassen-3.SG.A
N 3701 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Sjöberg 1974–1975, 178 Nippur S E
Eine Hymne des Hammurāpi SEAL 2.1.18.3 P228948
Glossen:
Rs. 1’
˹lugal˺ gu2-du3-a ˹x˺ […] : šar […] lugal gudua=ak König Kutha=GEN
Rs. 6’
šag4-bal-bal-˹x˺ […] : a-na li-ib-[li-bi …] šagbalbal Nachkomme
Rs. 7’
mu lugal igi ˹gub˺-[ba …] : šu-um […] mu lugal igi=ø gub-’a Name König Auge=ABS setzen-PT
Rs. 8’
nig̃2-dim2-˹dim2˺ […] : ˹la˺-[nu …] nig̃dimdim Form
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
In dem Manuskript wurden akkadische Glossen sumerischen Lexemen hinzugefügt. Die Glossen stehen jedoch nicht direkt unter ihren Bezugswörtern, sondern wurden eingerückt. Daher ist es auch möglich, dass es sich hier um eine Bilingue handelt, die keine komplette © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
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akkadische Fassung zum Text, sondern nur zu einigen Zeilen bietet. Der fragmentarische Zustand des Manuskripts lässt keine sichere Entscheidung zu, daher wird es zu den glossierten Texten gezählt. Die Syntax der glossierten Lexeme bleibt unklar.
N 4500 + UM 29-13-80 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Peterson 2014, 296–297 Nippur S W
Glossen:
Vs. 1’
[…] ˹x x x˺ […] : […]-˹x˺ ša ŠI-x-u2
Vs. 2’
[…] šu du7 nam-ḫe2 ḫe2-g̃al2-la bulug̃3-gã 2 : […] ir-bu-u2 bulug̃-’a wachsen-PT
Vs. 4’
[…] ˹IGI.DU˺ nun-e-ne barag kug barag nun-e du7-a : […] ša-a-˹ru?˺ barag kug-ø=ø Podium rein-PT=ABS
Rs. 3’
[dnu]-˹muš˺-da dumu ˹x˺-re SAḪAR-SAḪA[R] ˹x˺ [...]-ta / u3-gul mu-n[a]-g̃a2-g̃a2 : ˹x-x˺-[…]
Rs. 4’
[kur?]-˹ku?˺ gig2 ba-ni-in-u5 ab-ba e3-a-na igi mu-un-bar-bar-re : i-na ḫi-a-qi2-ša abba=ak e-’a=ane=’a Meer=GEN verlassen-PT=3.SG.H.POSS=L2
Rs. 5’
[g̃i]š-gi sig7-ga gi x x x [x] dug3-ga-be2 : i-na ˹x˺-˹x˺-KI? [k]u6 dug3-ga mušen ku7-ku7-da ˹x˺ […] : ˹…˺
Rs. 8’ Rs. 9’
P255122
[x]-˹x˺-ne2 im-ma-an-[…]-˹A˺-še3 […] : […] du-uš-ši-i […]
Rs. 14’ […]-a-ne2 igi-ne2 ba-ni-in-du8 : […] u2!(TAB)-kal-lim igi=ane=ø ba-ni-n-du-ø Auge=3.SG.H.POSS=ABS MID-L1-3.SG.H.A-ausbreiten-3.SG.P Rs. 15’ […] a-eštub a zal-le de2-de2 : […] ub-˹ba˺-lu de~de-ø bringen~RDP-TL Rs. 16’ [… ĝ]išapin mu-na-an-du3 : ˹…˺ Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 2’) semantische Erweiterung (Vs. 4’, Rs. 4’, 14’, 15’)
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260
Kommentar: Vs. 4’
Rs. 4’
Rs. 9’ Rs. 14’
Rs. 15’
Kapitel 9
Dieses Manuskript ist in fragmentarischem Zustand erhalten, deshalb sind oft nur Spuren von Glossen vorhanden. Die Glosse verweist auf eine andere mögliche Lesung von barag ‚Podium‘, und zwar šara = šâru ‚beleidigen‘. Peterson 2014, 299 deutet die Glosse als šāru ‚Wind‘, allerdings mit Bezug auf den lexikalischen Beleg, der zum Lexem šara gehört: Sb Voc. II 353 šara = ša2-ra = ša2-a-ru. Der Beleg zeigt eindeutig, dass die akkadische Übersetzung zur Lesung BARAG = šara gehört. Die Glosse würde hier allerdings mit der Bedeutung ‚Beleidigung‘ keinen Sinn machen. Es ist wahrscheinlich, dass das homophone akkadische Lexem šarû ‚reich, vermögend‘ gemeint ist. Dieses Lexem ist allerdings nicht direkt mit dem sumerischen Lexem zu verbinden, sondern durch phonetische und semantische Assoziationen. Wie Peterson 2014, 301 hinweist, passt zum sumerischen Lexem e3 ‚aufsteigen‘ nicht das akkadische Lexem ḫiāqu ‚mischen, vermischen‘. Die Glosse modifiziert daher die Bedeutung der Textstelle bzw. bietet sie dazu eine Interpretation über die wortwörtliche Bedeutung des Textes hinaus. Das Bezugswort zur akkadischen Glosse dešû D ‚prosperieren lassen‘ ist nicht erhalten. Wie Peterson 2014, 301 beschreibt, weist die akkadische Übersetzung kullumu ‚zeigen‘ auf die kausative Semantik des sumerischen Kompositums igi – du8 ‚sehen‘ hin. Das Bezugswort der Glosse ist de6 ‚bringen‘, de2 ist hier eine phonetische Orthographie. Zu einer detaillierten Begründung s. Peterson 2014, 301–302.
Ni 630 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Geller 1985, pl. 7–8 Nippur Miii CW
Glossen:
Vs. i 3’ […]-˹ga˺ bi-sa6 : i-nu-ma / i-mu-ru b-i-sa-ø(=ak) 3.NH-L2-gut-3.SG.A(=GEN)
P355880
Vs. i 4’ […] ˹dim2˺ : ina re-du-ut ṭe4-mi / su-up-pu-ut u3 ṣa-li Vs. i 6’ […] ˹šeš2˺-da : ba-ku-u2 šeš-ed=’a weinen-PF=SUB Vs. i 10’ […] ˹na˺-gur-gur-ra : la ik-bu-us2 na-gur~gur-ø=’a MOD-wenden~RDP-3.SG.S=SUB © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. i 14’ […] ˹gig˺ tur5-ra nu2-a : mar-ṣa-ti gig tur-’a übel krank-PT Vs. i 20’ […] ˹x˺-ge te-a : ṭe4-eḫ te-’a annähern-PT Vs. i 21’ […] ˹da˺-a us2-sa : še-ru-u2 us-’a folgen-PT Vs. i 23’ […] ˹x˺ šub-ba : ina SI.˹SA2?˺.MEŠ Vs. ii 3’ ˹lu2 x keš2˺-da ug5-ga : ka-ṣir kešed-’a binden-PT Vs. ii 18’ lu2 […]-˹ge˺ i3-x-ga : aš2-ru iš-šu Vs. iii 5’ […] ˹x˺ igi gĩ ššukur-ra : am-me-ṭim?-˹ma?˺ igi šukur=ak=ø Frontseite Lanze=GEN=ABS Vs. iii 6’ ˹x šuku˺ si ˹an˺-gur-ra : ma-li-a x ˹ra˺-bi si-ø a-n-kur-ø=’a füllen-PT FIN-3.SG.H.A-dick-3.SG.P=SUB Vs. iii 7’ gu2-nu si suḫuš? bar-ta tuš-a : ma-li-a ˹iš?˺-di si-ø suḫuš=ø füllen-PT Fundament=ABS Vs. iii 17’ g̃išig-˹e˺ nu-un-gub-bu : ik-ka-[lu] nu-n-gub-e NEG-3.SG.H.P-stehen-3.SG.A Vs. iii 19’ gĩ šra2-be2 nu-˹ri˺-ri-ga : ri-it-tu3 rab=e Verschluss=ERG Vs. iii 32’ gidim lu2 kur ki-˹ta˺ us2 : na?-˹ga?˺-[(x)] ki=ta us-ø Heim=ABL folgen-TL Rs. i 1
gidim lu2 šu nu-gã r-ra igi ḫul-˹la˺ : la ga-mi-lu šu=ø nu-g̃ar-’a Hand=ABS NEG-hinlegen-PT
Rs. i 6
i3-dul nu-dul-la : qe2-eb-rum i-dul-ø FIN-bedecken-3.SG.S
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261
262
Kapitel 9
Rs. i 21 NUN.ZU bar-ra edin-na mu-un-g̃ar : a-ḫu-ma bar-’a fremd-PT Rs. ii 2 GIG? ˹x˺ […] : aš-˹x˺-[…] Rs. ii 3 kirix(KA×IM)-ne2-˹še3˺ : ki-ri kiri=ane=še Nase=3.SG.H.POSS=TERM Rs. ii 4 ka-ne2-še3 : ˹ga?˺ ka=ane=še Mund=3.SG.H.POSS=TERM Rs. ii 8 gu2-sa-ne2-še3 : bi-ir-ti a-ḫi gu-sa=ane=še Nackenmuskulatur=3.SG.H.POSS=TERM Rs. ii 20 murgu-ne2-še3 : pu-ud-˹da˺ murgu=ane=še Schulter=3.SG.H.POSS=TERM Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. ii 3, ii 4,) morphologische Entsprechung (Rs. i 1) semantische Entsprechung (Vs. i 6’, 7’, iii 32’, Rs. i 1, 21, ii 20) semantische Derivation (Vs. i 10’, iii 5’, iii 19’) semantische Erweiterung (Rs. i 6) Paraphrase (Rs. ii 8) Antonymie (Vs. iii 17’)
Kommentar:
Die zahlreichen Glossen in diesem Manuskript versuchen unklare sumerische Textstellen aufzuklären. Es sind vor allem akkadische Glossen belegt, die eine akkadische Übersetzung zum sumerischen Lexem oder Ausdruck bieten und interlinear oder infralinear am Zeilenende stehen. Selten kommen phonetische Glossen vor, ebenfalls in infralinearer Position, diese Glossen folgen jedoch gleich ihrem Bezugswort (Rs. ii 3 und 4).372 Wenn die akkadischen Glossen am Rand der Kolumnen zu den Randglossen gezählt werden, gibt es in diesem Manuskript ebenfalls eine formale Distribution der Glossen nach Funktion. In diesem Fall ist die formale Unterscheidung beabsichtigt, da in Rs. ii 3–4 der Rand der Kolumne ebenfalls zur Verfügung stand, um dort Annotationen zu platzieren. Die phonetischen Glossen wurden wahrscheinlich bei der Abfassung des Haupttexts mitgeschrieben.
372
Geller 1985, 143 interpretiert die Glossen in Rs. ii 3 und 4 ebenfalls als akkadische Glossen, eine der beiden wurde in Geller 2016, 544 als phonetische Glosse korrigiert. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Vs. i 3’
Vs. i 10’
Vs. i 21’
Vs. i 23’ Vs. ii 18’
Vs. iii 5’
Vs. iii 6’
Vs. iii 7’
Vs. iii 17’
263
Das letzte Zeichen entspricht eher einem SA6 als du8-a!, so Geller 1985, 140. Das Verb ist trotzdem wohl ein Kompositum, igi – sa6 ‚gefällig ansehen‘. Dieses Verb ist auch öfters in Nebensätzen mit der Konstruktion ud ( )=ak belegt, die dem akkadischen Adverb inūma ‚wenn‘ entspricht. Das sumerische Bezugswort gur ‚biegen‘ und das akkadische Lexem kapāṣu ‚verdrehen‘ sind zwar keine direkten Entsprechungen, stehen aber einander semantisch nah. Auf den Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse hat Geller 1985, 146 zu Z. 21’ aufmerksam gemacht. Der Kontext bleibt allerdings unklar. Wegen des fragmentarischen Kontexts bleibt diese Glosse unklar. Die Glosse kann wegen des fragmentarischen Kontexts nur vorläufig interpretiert werden. Das Lexem ašru bedeutet ‚Demut‘. Das Verb ist wahrscheinlich ešû ‚verwirrt sein‘. Die Lesung der Glosse ist vorläufig. Geller 1985, 142 liest die Glosse als izi ina tum-ri und verweist darauf, dass kein Zusammenhang mit dem Haupttext besteht. Das letzte Zeichen ist beschädigt und kann nicht mit Sicherheit identifiziert werden. Diese Lesung beruht auf der vorläufigen Gleichung von g̃iššukur ‚Lanze‘ und miṭṭu, was eine Waffe der Götter ist. Es ist eventuell möglich, dass hier das sumerische Verb kur4 ‚dick sein‘ gemeint ist, das auf Akkadisch mit dem Verb rabû ‚groß sein‘ wiedergegeben wurde. Die Lesung des Zeichens RA is jedoch nur vorläufig. Der Zeilenanfang wurde von Geller 1985, 142 als gu2 nu-si gelesen, die Glosse verweist hingegen eher auf die Aufteilung als gu2-nu si. Geller 2016, 543 korrigiert die Glosse zu ma-li-a ˹na˺-di. Die Interpretation dieser Zeile zusammen mit den parallelen Zeilen Vs. iii 18’ und 19’ ist problematisch, die Glossen bieten allerdings eine Lösung. Geller 1985, 147 liest in dieser Zeile die Glosse als ik˹šur˺, kopiert allerdings ein SU und noch ein abgebrochenes Zeichen, das wohl einem U2 oder eventuell einem ŠU ähnelt. Er vergleicht dementsprechend das akkadische Verb kašāru ‚vorankommen, gelingen‘ mit dem sumerischen Verb gub. Seine Übersetzung lautet: ‚The door will not block him [the ghost], the lock will not block him‘. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass der sumerischen negierten Verbform eine akkadische nicht negierte Form gegenübersteht, daher vermutlich ein Antonym vorliegt. Ich möchte eine alternative Interpretation zur sumerischen Textstelle vorschlagen, in der gub ‚stehen‘ in Bezug auf g̃išig ‚Tür‘ die Bedeutung ‚entfernen‘ oder ‚öff-
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264
Vs. iii 19’
Vs. iii 32’
Rs. i 1
Kapitel 9
nen‘ hat: ‚Die Türen gehen nicht auf, die Schlösser (akk. Griffe) gehen nicht auf.‘373 Zu diesem Kontext passt das akkadische Verb kalû G ‚blockieren, zurückhalten‘, das im passivischen N-Stamm belegt ist. Geller 1985, 147 liest und interpretiert die Zeile folgendermaßen: g̃iš us2-be2 nu-˹ri˺-ri-ga ‚the wood-(weapon) will not subdue their pursuers‘. Nach meiner Interpretation ist diese Zeile zu den vorherigen beiden Zeilen parallel: ‚Die Verschlüsse? lassen nicht los‘. Hier steht die Schreibung g̃išDU-be2 eventuell als eine phonetische Schreibung des Lexems g̃išrab ‚Verschluss‘. Die Glosse gehört vermutlich zu diesem Wort. Da die negierten Verbformen im Haupttext in der Regel mit negierten akkadischen Formen wiedergegeben sind und dies hier aber nicht der Fall ist, kann man ausschließen, dass sich die Glosse auf die Verbform bezieht. Das Lexem geschrieben als ri-id-du wäre daher rittu ‚Griff‘. Geller 1985, 142 liest das Bezugswort als ki ˹uru?˺, eine Korrektur zu ki-˹ta˺ ist anhand seiner Kopie möglich. Dieser Ausdruck schließt die Aufzählung von Dämonen ab, die verschiedenen Toponymen zugeordnet wurden. Eine mögliche Deutung ist daher ‚Geist, der in einem Land unterwegs ist‘, vgl. auch Erimhuš VI 103: ki-ta us2-e = sa-mu-u2 ‚schwanken‘. Das entsprechende akkadische Lexem wäre nagāšu G ‚umherwandern, gehen (nach)‘, die Lesung der Glosse ist aber vorläufig. Geller 1985, 142 liest die Glosse als ana ṭe4-eḫ bzw. Korrigiert in Geller 2016, 544 für ana x, das Zeichen gelesen als AŠ ist allerdings der Anfang des NA Zeichens. Geller 1985, 142 liest in dieser Zeile igi ḫul-˹ta?. Der Ausdruck igi ḫul-la steht in einer Genitivverbindung mit lu2, der glossierte Begriff ist der Modifikator. Es handelt sich daher um ‚der Ausführer des bösartigen Blicks‘. Das sumerische Kompositum šu – g̃ar entspricht dem akkadischen Verb gamālu G ‚durchführen, vollziehen‘. Das sumerische Partizip wird auch im Akkadischen mit einem Partizip wiedergegeben.
373
Diese Bedeutung ist in sumerischen literarischen Texten mehrmals bezeugt, auf diese Interpretation hat zuerst Sjöberg 1972, 107 zu Z. 12 hingewiesen. Vgl. auch Fluch über Agade [ETCSL 2.5.1] Z. 168 mit Anmerkung von Cooper 1983, 250, der auch weitere Belege zitiert, und zwar aus Inana und Ebih [ETCSL 1.3.2] Z. 78; Klage über Eridu [ETCSL 2.2.6] Z. 33, hierzu s. auch die Belege zitiert von Green 1978, 146; Klage über Sumer und Ur [ETCSL 2.2.3] Z. 292 und 404, die besonders wichtig ist, da das Verb gub das in den meisten Manuskripten belegte bur12 ‚ausreißen‘ ersetzt. Ein weiterer Beleg findet sich in der Hymne Hendursaga A [4.06.1] Z. 13, vgl. Attinger u. Krebernik 2004, 63. Das Verb gub bezieht sich in allen diesen Beispielen auf gĩ šig ‚Tür‘. Die genaue Bedeutung des Idioms bleibt unklar, die Deutungen beziehen sich auf das Öffnen, Entfernen oder aber Verschmutzen. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
Rs. i 6
Rs. i 21
Rs. ii 4
Rs. ii 8
265
Die sumerische Textstelle lässt mehrere Interpretationen zu, die akkadische Fassung ist hier konkreter. Das Verb dul ‚bedecken‘ entspricht im Akkadischen katāmu. Das verwendete Lexem ist aber qebērum G ‚begraben‘, dessen sumerische Entsprechung ki tum2 wäre, vgl. CT 16 10 v 5–6: gidim lu2 ki nu-tum2-ma ḫe2-me-en / lu eṭemmu la qeb-rum MIN (=atta) ‚Sei ein Dämon, der nicht begraben ist‘. Geller 1985, 147 zu Z. 101’–110’ übersetzt den sumerischen Text als ‚(Whether you are the ghost), whom no grave has covered‘. Analog zur zitierten Textstelle würde die vorliegende Stelle auf Akkadisch qebrum la qebrum ‚(Sei ein Geist), begraben oder nicht begraben‘ bedeuten. Vermutlich versucht diese Formel den Geist von sowohl Begrabenen als auch Unbegrabenen fernzuhalten. Geller 1985, 143 liest die Glosse als a-ḫu-u2!(MA). Die Korrektur ist nicht notwendig, da der Partikel -ma das logische Prädikat des Satzes kennzeichnen kann: ‚(Sei der Geist), den sogar ein fremder Weiser/Priester in die Steppe geschafft hat‘. Die Interpretation der Glosse ist vorläufig, da sie fragmentarisch erhalten ist und einer Kollation bedarf. Vgl. allerdings die Spuren auf der Tafel, die Geller 1985, 142 in der Kopie als GA für die Glosse in Rs. i 1 (=101’) wiedergibt. In dieser Position ist eine phonetische und keine akkadische Glosse zu erwarten. Vgl. auch MSL SS 1 S. 27 Fn. Zum Ausdruck birti aḫi vgl. Couto-Ferrara 2009, 284. Das akkadische Lexem ist keine direkte Entsprechung des sumerischen Ausdrucks. Das akkadische birtum ‚Mitte‘ entspricht dem sumerischen Wort murub. In diesem Kontext sind die inneren Teile, d.h. die Muskeln, mit dieser Paraphrase wiedergegeben.
Ni 1180 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 68 Nippur M W
Enlil in Ekur (Enlil A) ETCSL 4.05.1 P343161
Glossen:
Vs. ii 3 g̃arza [nig̃2 kal-kal-la-kam] : šu-qu3-ru-u2-˹tum2?˺ nig̃ kal~kal-ø=ak=am-ø Sache wertvoll~RDP-TL=GEN=COP-3.SG.S Vs. ii 10 ˹lagar?˺-be2-em ˹šu˺ [silim-ma he2-du7-am3] : ša ka-ra-bi šu silim=ak=ø ha-i-n-du-ø=’a=am-ø Hand Wohlsein=GEN=ABS MOD-FIN-3.SG.H.A-drücken-3.SG.P=SUB=COP=3.SG.S
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. ii 3) © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
266
Kapitel 9
semantische Erweiterung (Vs. ii 10) Kommentar: Vs. ii 3
Vs. ii 10
Die akkadischen Glossen sind keine direkten Entsprechungen der sumerischen Lexeme. Das Lexem kal-kal ‚wertvoll, geschätzt‘ steht dem von waqāru Š ‚anerkennen, respektieren‘ gebildeten Adjektiv šūquru ‚wertvoll, prächtig‘ gegenüber. Dieses Adjektiv findet gewöhnlich Verwendung in Bezug auf Götterriten, g̃arza = parṣu, vgl. dazu CAD Š 339 šūquru (d). Das Bezugswort ist zwar im vorliegenden Manuskript nicht erhalten, kann allerdings anhand von anderen Manuskripten rekonstruiert werden. Das sumerische Lexem silim ‚gesund, heil‘ ist keine Entsprechung von karābu ‚beten, segnen‘. Im Kontext des Textes ist der sumerische Ausdruck allerdings als ‚Gebet, Segen‘ zu verstehen. Auf diese Bedeutung weisen die lexikalischen Belege hin, die silim mit dem akkadischen Nomen tašriḫtu ‚Lobpreis‘ (Secondary Proto-Ea/Aa no. 1.3 ii 24–25) oder silim – di mit šutarruḫu ‚loben‘ (Erimhuš II 21) wiedergeben. Die Verbindung zwischen Bezugswort und Glosse zeigt die metaphorische Erweiterung des Bezugswortes an: ‚Segen‘, d.h. ‚Gebet für das Wohlsein‘ ist als ‚Wohlsein‘ ausgedrückt.
Ni 2126 + Ni 4178 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 153 Nippur Mii W
Glossen:
Vs. ii 3 ḫu-mu-ra-tum3 : a ḫu-mu-r-a-n-tum-ø MOD-VEN-2.SG-DAT-3.SG.H.A-bringen-3.SG.P Rs. i 9’ ˹x˺ zi kug-de2-a : za-gin3-a kugde=ak=ø Edelmetall=GEN=ABS
Kategorie:
Bezug auf die Tradition (Rs. i 9’) textkritische Annotation > Variante (Vs. ii 3)
Kommentar:
Das vorliegende Manuskript stammt möglicherweise aus der Ur-IIIZeit. Die Organisation des Textes erfolgt nicht in Zeilen, sondern in Kästchen. Es existiert ein weiteres Manuskript (Ni 13208 = ISET 1, pl. 154) zu dem Text, ebenfalls aus der Ur-III-Zeit.
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Verzeichnis der Glossen
Vs. ii 3 Rs. i 9’
267
Die Funktion dieser Glosse, die sich infralinear zwischen den Zeichen MU und RA befindet, ist mir unklar. Die Glosse bezieht sich vermutlich auf die Materialangabe, der erwähnte Gegenstand konnte sowohl aus Edelmetall als auch aus Lapislazuli gefertigt werden. Diese Glosse ist eventuell als ein Hinweis zu lesen, dass der genannte Gegenstand aus beiden Materialen gefertigt werden konnte oder dass er in der Vergangenheit aus Edelmetall, in der Zeit des Entstehens der Glosse aber schon aus Lapislazuli gefertigt wurde. Es handelt sich demzufolge entweder um eine Variante oder eine Korrektur.
Ni 2369 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
BE 31 46 Nippur Mii W
Glossen:
Rs. i 1’ G̃ IŠ? […] : i-na
Dumuzid-Inana X ETCSL *4.08.24 P345118
Rs. i 4’ e2 um-me-da-g̃u10 bi2-in-da-(x?) en-na ki nu?-x [x] : da?-ri-ia?! emeda=g̃u=? Betreuer=1.SG.H.POSS=? Rs. i 5’
d
nin-tu-g̃u10-ra sila3 mu-na-an-šu2 ki nu-us2-[sa] : i-pi-i?-x u2-ša-ki-lu sila=ø mu-nn-a-n-šu-ø Mutterkuchen=ABS VEN-3.SG.H-DAT-3.SG.H.A-bedecken-3.SG.P
Rs. i 6’ uru-g̃a2 en-me-en uru-g̃u10 g̃a2-e lu2-be2!-[me-en] : i-na _ be-le!-ku BE.RU×RU? uru=g̃u=’a en=me-en uru=g̃u=ø Stadt=1.SG.POSS=L1 Herr=COP-1.SG.POSS Stadt= 1.SG.POSS=ABS Rs. i 8’ gu-be2! na-mu2-mu2 na-bur12-re x x : qa2-a-šu ša uṣ-ṣu-u2 i-na-sa3-˹ḫu?˺ x x x gu=be=ø na-mu~mu-ø na-bur-e Flachs=3.NH.POSS=ABS MOD-wachsen~RDP-3.SG.S MOD-ausziehen-3.SG.A Rs. i 9’ še-be2 na-mu2-mu2 na-gur10-gur10 x […] : ŠE-šu ša ib-ba-an-nu-u2 [x x] ki x NE x […] še=be=ø na-mu~mu-ø Getreide=3.NH.POSS=ABS MOD-wachsen~RDP-3.SG.S
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268
Kapitel 9
Rs. i 10’ gĩ š šar2-ra ba-dug4 nam […] : ša i-na i-ṣi-šu […] g̃iš šar-’a=ø Baum zahlreich-PT=ABS Rs. i 12’ ur2-bad3-ur2-b[ad3? …] : ša i-na x Rs. ii 2’ me-a-am u8 nam-ga-mu-un-lu! g̃i6-u3-na bi2-DU : ra?-i-ma ṣe-e-ni te-re-e-u2 me’am u=ø nam-nga-mu-n-lu-ø [Kosewort] Schaf=ABS MOD-CONJ-VEN-2.SG.A-weiden-3.SG.P Rs. ii 5’ u8-babbar nam-ga-mu-un-lu me-e šir3-ra bi2-DU : ṣa-ri-rum u-babbar=ø weißes Schaf=ABS Rs. ii 8’ gu2 še-mur-ra-ka nam-mi-tuš šag4-g̃ar-ra bi2-DU : x x i-na a-aḫ? tum-ri-i wa-aš-ba-ti gu nimur=ak=’a na-m-b-i-tuš-ø Seite Asche=GEN=L1 MOD-VEN-3.NH-L2-sitzen-3.SG.S Kategorie:
Kommentar: Rs. i 4’ Rs. i 5’ Rs. ii 2’ Rs. ii 5’
Rs. ii 8’
morphologische Entsprechung (Rs. i 1’, 6’, 10’, 12’) semantische Entsprechung (Rs. i 4’, 5’ 6’, 8’, 9’, 10’, ii 2’, 5’, 8’)
Dem sumerischen Lexem emeda ‚Kindermädchen, Betreuer‘ entspricht das akkadische Lexem tārû. Zur Inkongruenz zwischen Bezugswort und Glosse s. Sefati 2005, 272–273 zu Z. 118. Der 3 Sg. Agens im Sumerischen steht eine 2 m. Sg. im Akkadischen gegenüber. Obwohl das sumerische Lexem u8-babbar ‚weißes Schaf‘ in den lexikalischen Listen vorkommt, ist dazu nie eine akkadische Übersetzung angeführt. Diese Lücke lässt sich eventuell mit Hilfe der Glosse schließen. Das akkadische Lexem ṣarāru bedeutet ‚glitzern, blinken‘. Der 3 Sg. Agens im Sumerischen steht eine 2 m. Sg. im Akkadischen gegenüber. Das sumerische finite Verb wurde mit einer infiniten akkadischen Form wiedergegeben.
Ni 2377a Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SLTNi 35 Nippur Mii CW
Dumuzid-Inana C1 ETCSL 4.08.29 P345166
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Verzeichnis der Glossen
Glossen:
269
Vs. i 6 […]-g̃u10? di-di-ta-am3 : iš-te-na-a a-x didid=am-ø erste=COP-3.SG.S Vs. i 10 [šu]-˹KU6˺-de3 ˹mu˺-lu mu-gi-a šag4-ga-be2 : ša qe2-er-bi ša a-pi2-im mulu mugi=ak šag=’a=be Mann Röhricht=GEN Mitte=L1=3.NH.POSS Vs. i 11 ˹lu2?˺-su8-ba-še3 mu-lu da-an-gi4-gi4 : x x Vs. i 12 [i3]-sag̃ ˹ga˺-sag̃ mi2 ˹de3-gã 2-ab˺-bi : [li-ka]-an-ni-a-am mi=ø dug-mu-a-b-i N=ABS machen-VEN-DAT-3.NH-L2 Vs. i 15 [mušen]-˹du3˺ x sa-du3 nu2-a-še3 : ˹ša˺ še!-e-tum šu-nu-la-at-sum2 sadu=ø nu-’a=še Netz=ABS legen-PT=TERM Vs. i 18 ˹šu˺-KU6-dam gĩ š-gi ˹sa˺-du3-a-ne2-še3 : ˹ša?˺ a?-pi-˹im?˺ g̃iš-gi=’a Röhricht=L1 Vs. i 22 mušen zag-ga mušen-du3 mu-un-de6 : ub?-lam? mu-n-de-ø VEN-3.SG.H.A-bringen-3.SG.P Vs. i 24 nin-˹g̃u10˺ [x (x)] x ba-an-da-ab-dug4 : iš-ta-ka-an ba-n-da-b-dug-ø MID-3.SG.H-COM-3.NH.A-machen-3.SG.P Vs. i 25
lu2
sipad-de3 i3 šu-še3 mu-un-la2 : it-ta-na-ši šu=še mu-n-la-ø Hand=TERM VEN-3.SG.H.A-hängen-3.SG.P
Vs. i 26 ddumu-zid-de3 ga zag-še3 mu-un-la2 : i-na [bu]-˹di˺-šu zag=še Seite=TERM Vs. i 27 i3 ga nig̃2-ban3-da zag-še3 mu-un-la2 : qal?-qal? nig̃banda=’a Behälter=L1 Vs. ii 1 nu-u8-gig-ge ˹x˺ […] : x x x Vs. ii 2 ama ˹ugu˺-ne2 g̃iri3 mu-un-gub-[gub] : i-na MUNUS-mi-ša i-x-x Vs. ii 3 [x] i-lu-zu mu-un-gub-be2-en : x x-nu u2-za-az mu-n-gub-en VEN-3.SG.H.P-stehen-3.SG.A Vs. ii 4 i-˹gi4˺-[in]-zu7 NI.MUŠ2-dam x [x] : x x x
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270
Kapitel 9
Vs. ii 9 ama-ni ama-zu-gen7 in-ga?-x x x : x x a a [x] x Vs. ii 17 na4kišib šu-ne2-a ba-ni-in-du8 : i-na x-iš-ta-[x] x šu=ane=’a ba-ni-n-du-ø Hand=3.SG.POSS=L1 MID-L1-3.SG.H.A-öffnen-3.SG.P Vs. ii 18 in-nin9-e g̃iri3-ne2 mu-un-gub-gub : iš-x-x-ma Vs. ii 19 ddumu-zid-de3 g̃išig im-ma-ni-in-us2 : ip-te-x-[…] Vs. ii 20 e2-e iti6-gen7 im-ma-na-ra-e3 : iš?-x-x-x Vs. ii 21 igi mu-un-ši-bar mu-un-na-ḫul2-la : iḫ?-x-x-x Rs. i 3
en ddumu-zid ˹IM?˺ […] : x x
Rs. i 13 zag gu-la dig̃ir-g̃a2-ka d˹inana˺ mu-da-tuš-u3-de3-en : x x x [x] x x Rs. i 15 ˹x x x˺-ka im-˹ma˺-an-tuš : x [x x]-ab Rs. i 16 [x x x] x ŠU x […] x x x : a-na A IGI? RI? AB? nu-x x x Rs. i 17 [x]-ra g̃iri3 im-ma-an-˹gub˺-[gub] : it-ta-x x Rs. i 18 [x] x [a]-ra-zu mu-na-ab-be2 : […] x x Rs. ii 3 [dama]-ušumgal-g̃u10 g̃išma2 […] : x x x Rs. ii 6 […]-na-am3 banšur?-zu banšur? šen-na-am3 : x x-lu-ub-bi Rs. ii 7 banšur? šen-e im-ma-ni-ib-gu7!-e-en : i-ik-kal ˹x x˺ x i-m-ba-ni-b-gu-en FIN-VEN-MID-L1-3.NH.P-essen-2.SG.A Rs. ii 8 banšur?-zu banšur? ˹šen?-na?˺ banšur? šen-am3 : ma?-x […] Rs. ii 9 za-e ˹ḪUB?˺ [x x] ba-ni-ib-gu7!-e-en : i-[x] x x x Rs. ii 11 ˹šeš tu˺-ur-tu-ra la-ba-ni-ib2-gu7! : x x x Rs. ii 13 za-e […]-e! šu ba-ni-ib-gu7!-e : […]-na Rs. ii 16 […] ˹siki˺ ud5? na-ma-ni-ib2-du3-un : […]-ab [x] x [x] x Rs. ii 18 [x] x x […] x-nun-na : […]-šum Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. i 24, ii 17) semantische Entsprechung (Vs. i 6, 10, 12, 15, 22, 25, ii 3, Rs. ii 7) semantische Derivation (Vs. i 26) ikonische Repräsentation (Vs. ii 2)
Kommentar:
Das Manuskript wurde nicht kollationiert. Die Kopie ermöglicht nur in wenigen Fällen die Lesung der Glossen. In der sumerischen Version ist das Wort šag4-ga-be2 ‚in seiner Mitte‘ fehlerhaft, die korrekte Form wäre šag4-be2-a.
Vs. i 10
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Verzeichnis der Glossen
Vs. i 24
Vs. i 27
271
Das sumerische Bezugswort ist vermutlich ein Kompositum, das nur fragmentarisch erhalten ist. Der semantische Zusammenhang von dug4 ‚machen‘ und šakānu ‚stellen, legen‘ ist mir unklar. Der morphosyntaktische Zusammenhang zwischen dem sumerischen ba-Präfix und dem akkadischen Gt-Stamm ist erkennbar. Der Zusammenhang zwischen nig̃2-ban3-da ‚Behälter‘ und qalqallu ‚Feuerschale‘ ist mir unklar, besonders im vorliegenden Kontext. Die Lesung der akkadischen Glosse ist allerdings vorläufig.
Ni 3023 + Ni 4144 + Ni 4452 + Ni 4473 + Ni 4483 + Ni 4484 Publikation:
Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SLTNi 131 + ISET 2, pl. 123 + pl. 121 + pl. 22 + ISET 1, pl. 101 + pl. 67 Nippur Miv CW
Die Geschichte des Tummals und Ein Hund für Nintinuga ETCSL 2.1.3 und 5.7.2 P343323
Glosse:
Vs. ii 16’ dig̃ir-g̃u10 ḫu-mu-un-dim2-dim2-en : di-im-di-im dig̃ir=g̃u=e ḫu-mu-n-dim~dim-en Gott=1.SG.POSS=ERG MOD-VEN-3.SG.H.A-schaffen~RDP-2.SG.P
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Zur Textedition s. Civil 2006. In seiner Übersetzung ist diese Zeile fehlerhaft unter B2 Z. 17 statt 16 gebucht.
Ni 4010 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SLTNi 92 Nippur S ?
Nuska B ETCSL 4.29.2 P345223
Glossen:
Vs. 2
[… š]u nu-bal-e-men : x-a-[…]
Vs. 3
[…] su3-ra2-ag̃2-be2-men : el-me-[šu] sudag̃=be=me-en Metall=3.NH.POSS=COP-1/2.SG.S
Vs. 10 […] ˹kišib?˺-g̃al2-men : x-UD-li-a-ti Vs. 11 […] a-a-x : na-x-x-ni? Kategorie:
semantische Entsprechung © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
272
Kommentar:
Kapitel 9
Der fragmentarische Zustand des Manuskripts lässt die Identifikation der Mehrheit der Glossen nicht zu.
Ni 4141 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 76 Nippur F ?
Glosse:
Rs. 6
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Das letzte, fragmentarische Zeichen kann sowohl ein DU als auch ein SUB sein. Die Gleichung besteht zwischen lil2 – du/sub und ana zaqīqi/ziqīqi turru ‚zu einem gespenstischen Platz werden‘. Zu vergleichbaren Textstellen s. Dumuzis Traum [ETCSL 1.4.3] Z. 40: amaš lil2-la2-am3 al-du3; Ur-Namma B [ETCSL 2.4.1.2] Z. 59 passim: nam-gu2 maḫ-am3 lil2 am3-mi-in-su-ub (// phon.: na-gu4-u8 ma-ḫa / la-la mi-du). Die orthographische Form des Kompositums ist vermutlich lil2 – du3 mit der Bedeutung ‚wegbringen, wegblasen‘.
P343191
[…]-˹e?˺-be2 u2 lil2-la im-mi-˹du˺ : a-na zi3-˹qu?˺-[(x)] tu-ter lil=’a i-m-b-i-e-du-ø Wind=L2 FIN-VEN-3.NH-L2-2.SG.A-?-3.SG.P
Ni 4171 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 24 Nippur S W
Šulgi Z ETCSL 2.4.2.26 P343098
Glossen:
Vs. 5
i-bi2 sag9-sag9-[g̃u10 U3?] [nu-mu-e]-de3-˹RI-RI˺ : la-ga-x-[…]-e
Rs. 9
AN x BI gur ab-ba-še3 ˹sa2?˺-dug4 šu ḫa-˹ra˺-an-il2 : ab-ba-g̃u10 abba=še Vater=TERM
Rs. 15
šita3ta? ˹g̃išildag2˺-[g̃u10]-˹še3˺ ga-ba-e-˹de3˺-g̃en : ki-en-DU
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
273
Rs. 17
DU8-a g̃išḫašḫur-[ra] šu-g̃a2 ḫe2-g̃al2 : i-na DU=’a ?=L1
Rs. 23
MA LA KUM TA/NA? A ˹x˺ […] : ˹TA?˺ KA BI? ˹ka?˺
Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Rs. 17) textkritische Annotation > Variante (Rs. 9)
Kommentar:
Die Glossen in diesem Text sind größtenteils unklar.
Ni 4194 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 2, pl. 97 Nippur S E
Zwei Schreiber ETCSL 5.4.01 P343762
Glosse:
Rs. 2
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die infralineare Glosse hebt sich vom Haupttext durch die Schriftgröße nicht ab (s. Kapitel 4.3.2).
[ga]-ba-al ˹in˺-ne2-du3 : ne gabal=ø i-nn-a-e-du-ø Kampf=ABS FIN-3.H.SG-DAT-2.SG.A-bauen-3.SG.P
Ni 9501 + N 1728 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 13 Nippur Mii W
Nergal A ETCSL 4.15.1 P343090, P276848
Glossen:
Vs. i 17’ […]-zu kalam ši-im-sig3-ge : g̃e26-e Vs. i 20’ […] NE KA BA nig̃2 mu-un-ḫub2-ḫub2 : be Vs. i 25’ […] ˹x x x˺ mu-un-zi/-e : x Vs. i 26’ […] ˹x˺ a2-sag3-zu A ˹DI?˺ E KAM IGI DU : e2 mi ˹x x x˺ Rs. i 10’ ˹x x GI˺ AN x ˹NE˺ […] : im-mi-˹x˺-[…]
Kategorie:
–
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
274
Kommentar:
Vs. i 17’
Kapitel 9
Dieses Manuskript ist nur fragmentarisch erhalten, daher ist eine Deutung der Glossen nicht möglich. Es handelt sich vermutlich um textkritische Annotationen, wahrscheinlich verweisen alle fünf Glossen auf Textvarianten. Die Glossen in Vs. i 26’ und Rs. i 10’ könnten auch Ergänzungen sein, die anderen drei Glossen hingegen fallen eindeutig nicht in diese Kategorie. Die Position der Glosse deutet auf einen phonetischen Hinweis zum Zeichen GI hin, allerdings scheint die Glosse diese Funktion nicht zu erfüllen. Die genaue Funktion der Glosse ist mir unklar.
Ni 9628 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Rubio 1999, 215–226 Nippur M W
Glossen:
i 7’ i 11’ i 16’ ii 5’
Die Felder Ninurtas ETCSL *1.6.4 P357008
en g̃a2 gib3 g̃iš-kin2 KI SAL? […] : ga-na gi-ib g̃e6-eš-ka-nu AB zal-zal ˹x x˺ […] : za-za ul4-ul4 pa KAK? u3 ˹x x˺ […] : ul-ul pa-ad […]-e X KA? da kud-da-gu ̃ 10 : da ta-ar-ru-u2 da=ø kud-’a=g̃u Seite=ABS schneiden-PT=1.SG.POSS
ii 17’
du6 en-zi u2-a zi-ga-g̃u10 : ti-il EN.ZI u3-lu? na-ap-ta-nam na-še-a du enzi=e u=’a zig-’a=ak=g̃u Hügel Priester=ERG Mahlzeit=L2 erheben-PT=GEN=1.SG.POSS
ii 20’
par mu-un-ur11-ru A.GAD.DUN3 nidba-a si sa2-g̃u10 : an-˹ta?!˺-ka-li A.GAD.DUN3 nidba=’a ? Speiseopfer=L2
ii 23’
eg2 muš dMUŠ.MUŠ-gen7 gun3-a-g̃u10 : eg eg [muš MUŠ.MUŠ=ak=gen gunu-’a]=g̃u Damm [Schlange GN=GEN=EQU fleckig-PT]=1.SG.POSS
ii 24’
g̃ir2 ša3-ag̃2 abzu-[…] šu-gal du7-a-g̃u10 : g̃e6-er-re g̃ir [šag abzu=ak=’a šu gal=ø du-’a]=g̃u Weg [Mitte Abzu=GEN=L1 Hand groß drücken-PT]=1.SG.POSS
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Verzeichnis der Glossen
ii 27’
275
da ma2-gur8-ra ˹eš3˺ abzu gĩ škim nu-˹x˺-[g̃u10] : g̃e6-eš-ge-en da magur=ak [eš abzu=’a g̃iškim=ø nu-til?-’a]=g̃u Seite Schiff=GEN [Heiligtum Abzu=L2 Zeichen=ABS NEG-leben-PT]=1.SG.POSS
Kategorie:
phonetische Entsprechung (i 7’, i 11’, i 16’, ii 23’, ii 24’, ii 27’) semantische Entsprechung (ii 5’, ii 17’, ii 20’) textkritische Annotation > Variante / Korrektur (ii 5’)
Kommentar:
Diese unveröffentlichte Tafel ist von Rubio 1999 umgeschrieben. Da das Manuskript nicht kollationiert werden konnte, weicht meine Umschrift nur bezüglich der Interpretation einiger Zeichen von der erwähnten Textausgabe ab. Rubio liest das Zeichen TAR als /tar/, vermutlich wegen der Glosse. Der Auslaut im Haupttext verweist jedoch auf die Lesung /kud/. Die Glosse ist wahrscheinlich ein Hinweis auf die alternative Lesung /tar/. Der Ausdruck bezieht sich eventuell auf die Bestimmung der Grenzen. Zu dieser Zeile gehört eine akkadische Glosse, die die Unklarheiten der Textstelle aufklärt. Mein Übersetzungsvorschlag zur Zeile weicht von dem der Textausgabe deutlich ab und lautet: ‚Hügel, auf den der enzi-Priester bei Gelegenheit der Mahlzeit aufsteigt.‘ Die Lexeme du6 und tīlu ‚Hügel‘ sind semantische Äquivalente. Das Lexem en-zi wurde ohne Übersetzung ins Akkadische übernommen, dementsprechend könnte der enzi-Priester und nicht ‚wahrer Herr‘ gemeint sein.374 Das Adverb ulla ‚bei Gelegenheit, manchmal‘ korrespondiert mit dem sumerischen Lokativkasus. Das sumerische Lexem u2 ‚Gras‘ ist durch die akkadische Glosse definiert. Das akkadische Lexem naptanu ‚Mahlzeit, Bankett‘ ist die Entsprechung von u2 im Idiom u2 – su3-su3 ‚speisen‘, vgl. Izi E i 323: u2su3-su3 = nap-ta-nu und Antagal VIII 36: u2-su3-su3 = pa-ta-nu. Das sumerische Verb zig3 ‚aufsteigen‘ entspricht nicht dem Akkadischen našû ‚tragen, aufheben‘. Die akkadische transitive Konstruktion steht der sumerischen intransitiven Konstruktion gegenüber. Die Glosse bietet eine vollständige Übersetzung zur Textstelle, wobei das Possessivsuffix der 1 Sg. -/ja/ ebenfalls am Ende der Konstruktion erscheint. Die Interpretation der Zeile ist problematisch. Die Glosse ist als eine Sandhi-Schreibung für ana takāli zu lesen. Die Position der Glosse lässt sie A.GAD.DUN3 zuordnen. Die Bedeutung von GAD.DUN3
ii 5’
ii 17’
ii 20’
374
Zu diesem Titel vgl. Geller 2001, 236 zu Z. 55 bezüglich die Kultmittelbeschwörung TCD 4687/9. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
276
ii 24’
ii 27’
Kapitel 9
ist unklar. Allerdings ist das Zeichen DUN3 bzw. (g̃iš)tun3 öfters mit dem akkadischen Lexem takaltu wiedergegeben, das vermutlich einen Behälter bezeichnet: Aa VIII/1 108 tun3 = tu-un = ta-kal-tum Sb Voc. I 96 tun3 = ṭu-un = ta-kal-tum g̃iš tun3 = ta-[kal-tum] Ura IV 29 In dem Ur-III-Manuskript entspricht A.GAD.DUN3 dem Zeichen ḪI, das auch als dug3 zu lesen ist. Die Gleichung besteht also wahrscheinlich zwischen kušdug3, mit den Varianten (kuš)dug3-gan, akk. tukkannu ‚Lederbeutel‘ und dem Lexem GAD.DUN3 oder g̃ištun3, das jedoch in lexikalischen Listen auch als kuštun3 belegt ist (Ura XI 246). Das Element A ist vermutlich ein Hinweis auf den Inhalt des Behälters. Ohne die genaue Bedeutung der Zeile klären zu können, ist es möglich anzunehmen, dass par ‚Kanal‘ und ur11 ‚pflügen‘ parallel zu A.GAD.DUN3 und nidba stehen, die in Parataxis die syntaktische Rolle des verbalen Arguments erfüllen. Dabei wären A.GAD.DUN3 und nidba Opfergaben, die Bedeutung von si – sa2 als ‚darbringen‘ in Verbindung mit Opfergaben ist ebenfalls bezeugt.375 Rubio 1999, 239 schlug vor, dass g̃ir2 ‚Skorpion‘ parallel zu muš ‚Schlange‘ steht. g̃ir2 steht allerdings parallel zu eg2 ‚Damm‘. Daher ist die Interpretation als ‚Weg‘ plausibler. In dem Sinne ist g̃ir2 vermutlich eine phonetische Schreibung von g̃ir3 ‚Fuß‘, was eine öfters belegte Schreibweise des Wortes mit der hier postulierten Bedeutung darstellt. Zur Interpretation von da ‚Ecke‘ vgl. Proto-Aa 462:3: da = ša-ḫatum. Das Verb ist vermutlich das Kompositum g̃iškim – til3 ‚vertrauen, überzeugen‘. Die Übersetzung ist etwa ‚Mein Schiffsbereich, der auf das Abzu-Heiligtum nicht vertrauen soll‘.
Ni 9788 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
ISET 1, pl. 4 Nippur S W
Glossen:
Vs. 1
Nanna D ETCSL 4.13.04 P343081
lu-lu-a-be2 lu-lu-a-be2 u2-BI-e ˹ki dar-re˺-dam : ˹x x ud-da x˺
Vs. 11 […] ˹x x˺ dugšakir3 tur 7-e KA mu-na-˹x x˺ […] : i-zu-šu x x
375
Vgl. Mayer, Sallaberger u. Seidl 2003, 100. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
277
Vs. 13 […] ˹x˺ tur3 ˹kug˺-g̃a2 ˹DU˺-a […] ˹x˺ […] : […]-in-ni-˹x˺-[…] Kategorie:
–
Stevenson Collection Tablet Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
OECT 1 19 unbekannt S E
Lugalbanda in der Höhle des Gebirges ETCSL 1.8.2.1 P384844
Glossen:
Vs. 5
[a-ra]-aḫ ma-al-tum?! ˹te?˺-[…] : a-la mayyaltum Bett
Rs. 8
[hur]-sag̃ giggi-ta šu-a bal-a : iš-tu giggi=ta schwarz=ABL
Rs. 9
sag̃-g̃a2-a-ne2-še3 im-ši-ru-gu2-ne : ˹iš˺-ku-nu-šu i-m-b-ši-rugu-ene FIN-VEN-3.NH-TERM-entgegensetzen-3.PL.A
Rs. 10 gĩ ri2 ur2-ra-ka-ne2 an-bar-su3-am3 : pa-tar-šu g̃iri ur=ak=ane=ø Schwert Schoß=GEN=3.SG.H.POSS=ABS Rs. 12
ti-ni-ta im-da-ab-su?-[ru-ne] : iṣ?-ṣil ti=ane=ta Rippe=3.SG.H.POSS=ABL
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 5) morphosyntaktische Entsprechung (Rs. 8, Rs. 10) semantische Entsprechung (Rs. 12) semantische Derivation (Rs. 9, Rs. 10)
Kommentar:
In diesem Manuskript gibt es eine funktionale Differenzierung zwischen Form und Funktion der Glossen, wobei die Ausspracheglosse in Vs. 5 interlinear und die akkadischen Glossen infralinear platziert sind. Es wird deutlich, dass die Glossen zu den Textstellen gehören, in denen ein spezifischer sumerischer Ausdruck einer Erklärung bedarf. Die akkadischen Glossen sind in der Regel weniger spezifisch als die sumerischen Bezugswörter.
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278
Vs. 5
Rs. 8
Rs. 9
Rs. 10
Rs. 12
Kapitel 9
Die phonetische Glosse gehört zu einem Zeichen, dessen Lesung Probleme bereitet. Das Zeichen AL ist ziemlich eindeutig bezüglich seiner möglichen Lesungen, besonders nach dem Zeichen MA. Allerdings ist es möglich, dass die Glosse beabsichtigte, die Interpretation mamaḫ2 auszuschließen. Das VK-Zeichen ist als V1+KV1 in der Glosse wiedergegeben. Die Syntax der Textstelle ist wegen ihres fragmentarischen Zustands unklar. Die akkadische Glosse bezieht sich lediglich auf ein grammatisches Morphem, nämlich der Gleichung des sumerischen Ablativs -[ta] mit der akkadischen Präposition ištu, deren semantische Funktion in diesem Fall dem Ablativ entspricht. Im Haupttext ist das Verb ru-gu2 ‚entgegentreten‘ bzw. als transitives Verb ‚entgegensetzen‘ (Akk. maḫāru) belegt. Der sumerische Ausdruck beschreibt die Positionierung möglichst genau mit einem spezifischen Verb. Im Akkadischen ist hingegen das Verb šakānu ‚hinlegen‘ verwendet, die Entsprechung des sumerischen Verbs g̃ar. Die Glosse bezieht sich auf den gesamten Ausdruck ‚Dolch seines Schoßes‘, da die Enklitika auch in die Glosse aufgenommen wurden. Das Zeichen ur2 ‚Schoß‘ deutet in dem Kontext an, dass die Scheide des Dolches sich über oder am Schoß befindet. Das akkadische Lexem patru ‚Schwert‘ ist diesbezüglich nicht spezifisch. Die akkadische Glosse steht für ina ṣil ‚zur Brust‘. Diese Gleichung ist auch in lexikalischen Listen belegt, vgl. Ura XV 80f. uzuti uzuti-ti = ṣi-i-lu (var. ṣi-li) und Sb II 104: ti-i = ṣi-lu.
UET 6/1 2 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Glossen:
Vs. 21
Ninurta und die Schildkröte ETCSL 1.6.3 P346087 d
nin-men-na-ke4 kig2̃ ˹sig10-ga˺-zu! na-an-dim2-e : ša ma?-/šil?-[(x)]
Vs. 30 lu2 na-me nu-ub-dug4 šag4-be2 zi nu-pa?-pa?-de3? : pa Rs. 22 ki-gub-ba-zu a-na-am3 mu-ra-an-dab5 a-˹ra2?˺-be2 a-na-gen7-nam : ˹na?˺-sik?-ka?-ta?-am?-ma? Rs. 29
Kategorie:
d
am-an-ki mu-be2 nu-me-a ud ˹gu7-gu7˺ nu-de2-de2 mu-be2-em! : ˹di-di˺
phonetische Entsprechung (Rs. 29) semantische Entsprechung (Vs. 21, Rs. 22) textkritische Annotation > Korrektur (Vs. 30)
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Verzeichnis der Glossen
Kommentar: Vs. 30
Rs. 22
279
Die Lesung als PA ist unsicher, da es über ein anderes Zeichen geschrieben wurde. Die Glosse ist wohl ein PA oder ein G̃ IŠ. Es gibt zwar nach diesem Zeichen bzw. am unteren Tafelrand reichlich Platz, die Glosse zu vollenden bzw. zu korrigieren, doch sind nach diesem Zeichen nur Kratzer zu sehen. Daher ist es zu vermuten, dass die Glosse vollständig ist. Es handelt sich vermutlich um eine Korrektur bzw. um eine nochmalige Bestätigung, dass das Zeichen im Haupttext als PA zu lesen ist, eventuell um eine Ergänzung, demzufolge hier eine dreifache Reduplikation vorläge. Daher wäre die Textstelle, wenn das letzte, ebenfalls korrupte Zeichen korrekt interpretiert wurde, als eine phonetische Schreibweise für pad3 zu deuten. Die Lesung der akkadischen Glosse ist vorläufig und kann wegen des schlechten Erhaltungszustands nicht als sicher gelten.
UET 6/1 72 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Bau A ETCSL 4.02.1 P346157
Glosse:
Vs. 5
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Die Rekonstruktion des zweiten Zeichens der Glosse ist unsicher. Das Verb ist ohne Zweifel ḫiāšu ‚eilen‘, die belegte Form, das ŠStamm-Partizip f. Sg. des Verbs, ist einmalig in diesem Text. Die lexikalischen Listen bieten die folgenden akkadischen Äquivalente zum sumerischen Kompositum an:
sag̃ šum2 me-te dba-u2 itima kug-ga ḫe2-du7-be2-em : mu-uš!(DA)/-ḫi-iš-tum sag̃=ø šum-ø Kopf=ABS geben-TL
sag-šum2-mu = ḫe-e-šum sag-šum2-mu = ḫe2-a-šu-um sag-šum2-mu = ḫa-a-šu2 sag-šum2-mu = ḫa-a-[šu] sag-šum2-mu = ḫa-a-šu
Sag B 84 OBGT XIII 4 Erimḫuš II 87 SIG7.ALAN Frag. 23 11′ Ura II 293
Das Partizip, das der sumerischen LAL-Form entspricht, hat hier die Bedeutung ‚Fortsetzer(in)‘. Der akkadische Š-Stamm entspricht der transitiven sumerischen Form mit kausativer Bedeutung. Zur
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280
Kapitel 9
Lesung der Zeile vgl. auch CAD M2 270. Eine Übersicht von verwandten Bedeutungen des sumerischen Verbs bietet Karahashi 2000, 142–143. UET 6/1 112 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Glossen:
Vs. 5a
Tempelhymnen ETCSL 4.80.1 P346197 tar-sir2-sir2 [eš-bar me i-i meš3-e kiri3 šu g̃al2] : me i3-i me=ø i~i-ø Ordnung=ABS eintreten~RDP-TL
Vs. 5b tar-sir2-sir2 [eš-bar me i-i meš3-e kiri3 šu gã l2] : ki!-ri šu g̃al2 kiri=e šu=ø g̃al-ø Nase=ERG Hand=ABS vorhanden sein-TL Vs. 14 unu2 uru16 inim kug-gen7 sa2 [x] : u2-nu-˹ri?˺ unu uru=’a Speisesaal gewaltig=L1 Vs. 16a udul5 kug-ge u3!-gul [g̃ar-ra] : u2-dul5 udul kug=e Hirte rein=ERG Vs. 16b udul5 kug-ge u3!-gul [gã r-ra] : u2-gu-ul g̃ar-ra ugul=ø g̃ar-’a Gebet=ABS platzieren-PT
Kategorie: Kommentar: Vs. 14 Rs. 8
Rs. 3
me zid me-e3 šu […] : ˹x˺-[…]/ ti?-[x]
Rs. 5
kurku2 ad mi-[…] : ku-ur/-ku kurku=ø Wunsch=ABS
Rs. 8
nin-zu dinana ˹galam?˺ [munus dili-e] : di!(NA)-li munus dili=e Frau einzig=ERG
phonetische Entsprechung
Die Glosse beinhaltet eine Sandhi-Schreibung. Die Glosse auf dem Rand ist eventuell als dili di-li zu lesen, d.h. das Bezugswort wurde auf dem Rand kopiert bzw. die Textstelle im Haupttext war korrupt und wurde in der Form korrigiert.
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Verzeichnis der Glossen
281
UET 6/2 128 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Klage über Sumer und Ur ETCSL 2.2.3 P346213
Glosse:
Vs. 26 ki lagaški elamki šu-ne2-a im-ma-ši-in-gi4 : aš lagaš=ø TN=ABS Rs. 8 ˹barag an˺-na-da gid2-da-be2-˹a a˺-nir ba-da-ab-si : mu-ter-ti?! barag an=ak=da gid-’a=be=ø Heiligtum Himmel=GEN=COM ziehen-PT=3.NH.POSS=ABS
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 26) semantische Entsprechung (Rs. 8)
Kommentar: Vs. 26 Die Deutung dieser Annotation als Glosse ist problematisch. Sie befindet sich infralinear vor dem Determinativ KI, die Schriftgröße weicht nicht vom übrigen Text ab (s. Kapitel 4.1). Rs. 8 Die sumerische Version lautet ‚Heiligtum, das zum Himmel gelangt‘. Die akkadische Wiedergabe des Lexems gid2 ‚ziehen‘ ist wâru ‚aufgehen‘. Der Gtn-Stamm hat eine iterative Semantik. Die Glosse ist entweder als mu-ter-ti oder mu-ter-ši zu lesen.
UET 6/2 156 + UET 6/3 631 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S W
Glossen:
Vs. 9
Zwei Schreiber ETCSL 5.4.01 P346241 ugu-zu-še3 igi ˹ab-ši-sag3˺-sag3-ge4-˹e-de3˺ : ul-˹tu?˺ / e-nu ra?-[pi]-is?-kum! ugu=zu=še igi=ø a-b-ši-sag~sag-ed=e Kopf=2.SG.H=TERM Auge=ABS FIN-3.NH-TERM-schlagen~PL-PF=L3
Vs. 10 gu2-zu ki-a u3-ba-e-ni-gã r : tu-qa2-da-ad gu=zu=ø ki=’a u-ba-ni-n-g̃ar-ø Nacken=2.SG.POSS=ABS Erde=L1 ANT-MID-L1-3.SG.H.A-legen-3.SG.P Vs. 12 nig̃2-gu7-u3-ta? šu pap-hal-la ab-zi-zi-i : qa3-ta na-ši šu=ø a-b-zi~zi-e Hand=ABS FIN-3.NH-P-aufheben~RDP-3.SG.A © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
282
Kapitel 9
Rs. 8’
i3-šid ba-e-ul4-en i3-sar ib2-[…] : u2-ḫa-li-iq ba-i-ul-en MID-L2-eilen-2.SG.A
Rs. 13’ ki-gub-ba-ne2 u2-gu i-ni-in-˹de2˺ : u2-ḫa-li-iq ugu=ø i-ni-n-de-ø CVNE=ABS FIN-L1-3.SG.H.A-gießen-3.SG.P Kategorie:
morphologische Entsprechung (Vs. 9, Vs. 12) semantische Entsprechung (Vs. 9, Vs. 12, Rs. 13’) semantische Derivation (Vs. 10) semantische Erweiterung (Rs. 8’)
Kommentar:
Dieses Manuskript beinhaltet ausschließlich akkadische Glossen, die die Übersetzung sumerischer Ausdrücke erzielen. Meine Interpretation weicht von Geller u. Johnson 2015, 241ff. bezüglich der Lesung der Glossen auf der Vs. ab. Den Haupttext habe ich in Vs. 9 ebenfalls anders interpretiert. In dieser Zeile wurde in der Textausgabe das Kompositum igi – sag3 ‚schlagen, ohrfeigen‘ nicht erkannt. Akkadische Entsprechungen zu diesem Kompositum sind in der Liste SIG7.ALAN belegt: SIG7.ALAN XX 121 igi-sig3-sig3 = MIN(ra-pa-su) ša2 pa-ni igi-sig3-sig3-g[e] = MIN(na-tu-u2) ša2 pa-ni SIG7.ALAN XX 138 Da die Tafel beschädigt ist, sind die interlinearen Glossen schwer zu erkennen. Geller u. Johnson erkennen lediglich die Glosse auf dem Rand und lesen i-x-x, dieses Zeichen ist jedoch das letzte in der Glosse. Die interlinearen Glossen haben sie als Bestandteile von Zeichen im Haupttext interpretiert. Die Präposition ultu befindet sich über dem Zeichen GI4 und bezieht sich vermutlich auf den Temporalsatz. Ich nehme an, dass in der beschädigten Glosse das Verb rapāsu ‚schlagen‘ zu rekonstruieren ist. Die vorhandenen Spuren schließen naṭû ‚schlagen‘ aus, eine Rekonstruktion von maḫāṣu ‚schlagen‘ ist aber ebenfalls möglich. Die Glosse entspricht dem akkadischen Lexem qadādu D ‚niederbeugen‘, das Äquivalent des sumerischen Idioms gu2 ki-a g̃ar ‚den Nacken auf den Boden legen‘ bzw. gu2 – g̃ar ‚niederbeugen‘ (Akk. kanāšu). Geller u. Johnson lesen die Glosse als tu-aš-ša-at. Die Aufteilung der Zeichen ist wohl problematisch. Geller u. Johnson lesen diese Glosse als qa-du-ut-šu-nu und ordnen sie nig̃2-gu7-u3-da zu. Diese Lesung und Interpretation ist aus verschiedener Hinsicht problematisch. Der in der Glosse belegte Ausdruck qāta našû ist das semantische Äquivalent von šu – zig ‚die Hand erheben‘. Hier, wie auch in Vs. 9, entspricht dem sumerischen finiten Marker /a/- der akkadische Stativ.
Vs. 9
Vs. 10
Vs. 12
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Verzeichnis der Glossen
Rs. 8’
283
Diese Zeile hat etwa die Bedeutung ‚(Wenn) er rezitiert, sprudelt er, (wenn) er schreibt, schmiert er‘. Die Rekonstruktion vom Zeilenende mit dem Verb šu – ur3 beruht auf anderen Manuskripten. In dem vorhandenen Text ist das šu weggelassen, das Verb ur3 steht jedoch semantisch šu – ur3 ‚wischen‘ nah. Das Verb ḫalāqu D ‚verschwinden lassen‘ bezieht sich daher eventuell auf den zweiten Satzteil oder aber es ist hier vom Verschwinden von Lauten die Rede. Die Semantik des akkadischen Verbs erlaubt Interpretationen wie ‚zerstören‘ und ‚vergessen‘, die im Sumerischen mit dem Verb ḫalam ausgedrückt werden. Formal bezieht sich die Glosse allerdings auf die Verbform ba-eul4-en, die wegen des Personalsuffixes der 1/2 Sg. -/en/ problematisch ist. Die Glosse ist eine eindeutige Form der 3 m. Sg. Es ist möglich, dass der Konsonant /n/ hier eine andere Funktion hat. In diesem Fall ist die semantische und morphologische Übereinstimmung des kausativen Verbs u2-gu – de2 und ḫalāqu D ‚verlieren‘ problemlos und bezieht sich im Kontext darauf, dass beim Erlernen der Tafel die korrekte Reihenfolge der Zeilen vergessen wird.
Rs. 13’
UET 6/2 169 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Die Anweisungen des Šuruppak ETCSL 5.6.1 P346254
Glossen:
Vs. 19 za-[… š]u? du3-a nam-mu-˹e lu2˺ saĝ bi2-ib2-sal-la : e-a
Kategorie:
phonetische Derivation
Kommentar:
Es handelt sich hier um eine Glosse, die durch die Schriftgröße nicht auffällt (s. Kapitel 4.1). Allerdings gibt es für die Vokale /e-a/ am Zeilenende keine plausible morphologische bzw. lexikalische Interpretation. Möglicherweise handelt es sich um die Auflösung der Schreibung [a], die sich durch die Kontraktion der Vokale /e/+/a/ ergab. Diese Erklärung ist allerdings vorläufig, da sie bisher nicht durch Parallelstellen bestätigt werden kann. Die Bedeutung des Kompositums saĝ – sal ist nicht gesichert, s. dazu Karahashi 2000, 143.
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284
Kapitel 9
UET 6/2 175 Herkunft:
Ur
Brief des Lugal-nesaĝe an Enlil-massu ETCSL 3.3.09 P346260
Tafeltyp: Inhalt:
S W
Glossen:
Vs. 6a
d
Vs. 6b
d
Rs. 8
šag4-g̃u10 mu-da-šub : im-ta-qu2-‹ut› mu-’-da-šub-ø VEN-1.SG-COM-fallen-3SG.S
Rs. 9
enmen2 ša3-g̃ar-g̃u10 ba-tur : e-me-en enmen šagar=g̃u=ø Durst Hunger=1.SG.POSS=ABS
Rs. 11
i-si-iš-zu ib2-sig9-ge : ta-as-lim!/-tu-ka isiš=zu=ø Geheul=2.SG.POSS=ABS
Rs. 12
maḫ-zu ib2-sur-en : is-qu2-ka maḫ=zu=ø Macht=2.SG.POSS=ABS
alad dlamma dig̃ir kal-la-g̃u10 : a-la-ad alad ein Geist alad dlamma dig̃ir kal-la-gu ̃ 10 : ša i-di kalag-ø=g̃u stark-TL=1.SG.POSS
Rs. 13a [bar]-sag5̃ ib2-bu-uš2-en : ša-la-su barsag̃=zu=ø Beleidigung=2.SG.POSS=ABS Rs. 13b [bar]-sag5̃ ib2-bu-uš2-en : ṭu-pu-ul/-ka barsag̃=zu=ø Beleidigung=2.SG.POSS=ABS Rs. 14
[lib bar k]i-g̃u10-ta šu bi2-dag!(KAN4) : ab-tu-uq šu=ø ba-e-dag-ø Hand=ABS MID-1.SG.A-abbrechen-3.SG.P
Rs. 16
[en3 tar]-tar-de3 zi ba-ir : a-ta-š[u-uš] zi=ø ba-ir-ø Leben=ABS MID-plündern-3.SG.S
Rs. 17
[ki] ˹nam˺ tar-ka nu-ub-da-g̃e26-na!-aš : iš-t[u] nu-b-da-g̃en-en=’a=še NEG-3.NH-COM-gehen-1.SG.S=SUB=TERM
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Verzeichnis der Glossen
285
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 6a, Rs. 9) morphosyntaktische Entsprechung (Rs. 17) semantische Entsprechung (Vs. 6b, Rs. 8, 11, 12, 13a, 13b, 14, 16)
Kommentar:
Die Zeilen 12–15 des Manuskripts wurden auch von Civil 2009, 66–68 diskutiert in Zusammenhang mit dem Kommentar UET 7 94, der aus demselben archäologischen Kontext stammt und auf diesem Text Bezug nimmt. Dem sumerischen Komitativ entspricht der akkadische Gt-Stamm. Diese Glosse ist im Text die einzige, die nicht auf Akkadisch verfasst wurde. Daher sollte hier auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass diese Zeile ohne Glosse als enmen2 ša3-g̃ar-g̃u10 ba-tur-e-me-en zu lesen ist, wobei die vermutete Glosse eine Kopula wäre. Die Verteilung der Zeichen auf der Tafel sowie andere Manuskripte sprechen jedoch eher für eine phonetische Glosse. Das sumerische Bezugswort bar-sag̃5 ist selten belegt, zur Interpretation s. Kleinerman 2011, 169 mit einem weiteren Beleg, der die Entsprechung in 13b bestätigt. Das hier belegte akkadische Lexem ist ṭupullu ‚Beleidigung‘. Die Glosse in Rs. 13a ist infralinear platziert und daher schwer zu erkennen. Die Schriftgröße wirkt nicht kleiner als der Haupttext, daher ist es möglich, dass diese Glosse aus einer Vorlage übernommen wurde (s. Kapitel 4.3.2). Das bezeugte Lexem bezieht sich ebenfalls auf bar-sag̃5 und entspricht dem akkadischen Wort šallatu bzw. šillatu ‚Beleidigung‘. Es sollte hier weiterhin der grammatikalische Widerspruch zwischen den beiden Interpretationen aufgezeigt werden. Zum sumerischen Bezugswort gehört kein Possessivsuffix. In den akkadischen Übersetzungen ist einmal die 2. und einmal die 3. Person des Possessivsuffixes bezeugt, die Variante mit der 2. Person passt besser zum Kontext. Das akkadische Verb, das für die Wiedergabe von zi – ir verwendet wurde, ist wahrscheinlich ataššušu Gtn von ašāšu ‚besorgt, verzweifelt sein‘. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Glosse als a-taša-aš zu lesen ist und der Gt-Stamm verwendet wurde, wobei dieser Stamm dem sumerischen ba-Präfix gegenübergestellt eine morphosyntaktische Entsprechung darstellt. Kleinerman 2011, 19 interpretiert das Zeichen G̃ A2 als das letzte Zeichen der sumerischen Zeile und liest danach die Glosse la ašš[a?-ka-an]. Doch andere Textzeuge verweisen darauf, dass diese Aufteilung der Zeile revidiert werden sollte. Das Verb erscheint in anderen Manuskripten als nu-ub-da-g̃en-na-aš (s. Kleinerman 2011, 289 zu Z. 19). Abgesehen von der phonetischen Schreibweise des Verbs ist diese Lesung hier wohl auch möglich. Das Zeichen, das
Rs. 8 Rs. 9
Rs. 13a-b
Rs. 16
Rs. 17
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Kapitel 9
bisher als ŠA? gelesen wurde, ist ein eindeutiges G̃ IŠ. Nach diesem Zeichen sind zwar nur Spuren von Winkelhaken erhalten, so dass die Ergänzung der Zeile mit einem Zeichen noch nachvollziehbar ist, jedoch finden weitere Zeichen auf der Tafel keinen Platz.
UET 6/2 190 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Šulgi B ETCSL 2.4.2.02 P346275
Glosse:
Vs. 4’
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Castellino 1972, 32 Anm. zu Z. 17 liest das Zeichen NE als KA, dies ist allerdings nicht begründet. Weiterhin lässt die Position der Glosse darauf schließen, dass die Glosse zum Zeichen NIG̃ 2.ŠID = uttuku ‚Rechentafel‘ und nicht zu NE gehört. Die Glosse ist dementsprechend ein anteiliger phonetischer Hinweis auf die Aussprache des vorangehenden Wortes.
[…]-g̃a2 šudum uttuku-de3 za[g …] : gu
UET 6/2 209 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P346294
Glosse:
Vs. 7
Kategorie:
semantische Entsprechung
[… mu]-˹un˺-ku4!(SAR)-ku4!(SAR) : […] ˹i3˺-ru-bu mu-n-ku~ku-ø=’a VEN-3.SG.H.A-eintreten~RDP-3.SG.P=SUB
UET 6/2 335 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Glosse:
Vs. 1
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P346383 geme2 ni2 te-a-gen7 / nagã 3 bi2-ib2-gur-gur-re : e-si-ta-am tu-uš-ta-na-ag-ra-ar naga=’a b-i-b-gur~gur-e Mörser=L2 3.NH-L2-3.NH.P-wenden-3.SG.A
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Verzeichnis der Glossen
287
Kategorie:
phonetische Erweiterung semantische Entsprechung
Kommentar:
Das sumerische Verb gur ‚wenden, drehen‘ wurde mit dem akkadischen Lexem šugarruru ‚rollen‘ wiedergegeben. Obwohl es sich nicht um eine gewöhnliche Entsprechung handelt, gibt es im gegebenen Kontext einen semantischen Zusammenhang zwischen den beiden Wörtern. Das akkadische Lexem ersetzt hier die übliche Entsprechung tāru ‚wenden, drehen‘, weil sie phonetisch gur ähnlich ist.
UET 6/2 356 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P346403
Glossen:
Vs. 2
šu-ne2 na-an-tag : lu na-n-tag-ø NEG.MOD-3.SG.H.A-anfassen-3.SG.P
Vs. 3a
g̃arza-be2 g̃iri3 ba-da-kur2 : ga g̃arza=be=ø Riten=3.NH.POSS=ABS
Vs. 3b g̃arza-be2 g̃iri3 ba-da-kur2 : iš?-šu ba-da-kur-ø MID-COM-verändern-3.SG.S Vs. 4
me-be2 ba-da-ḫa-lam : pa-ar-ṣu-šu me=be=ø Ordnung=3.NH.POSS=ABS
Vs. 5
di-ir-ga-a ki ba-e-gul : ri-ik-su-šu dirga=ø Bindung=ABS
Vs. 7
me-be2 na-ab-˹ta˺-[ab]- ḫa-lam-e […] : la na-b-ta-b-ḫalam-e NEG.MOD-3.NH-ABL-3.NH.P-zerstören-3.SG.A
Vs. 8
di-ir-ga-a ki […]/-gul-˹en˺-[…] : ri-ik-si2-šu dirga=ø Bindung=ABS
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288
Kapitel 9
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 3a) morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 2, 7) semantische Entsprechung (Vs. 3b, 4, 5, 8)
Kommentar: Vs. 2
Das sumerische Suffix hat negative Modalität, die akkadische Übersetzung drückt allerdings positive Modalität aus. Die Wiedergabe des sumerischen Lexems mit dem akkadischen Verb našû ‚aufheben, transportieren‘ ist unerwartet. Es ist möglich, dass die Lesung verbessert werden muss oder dass es sich hier um eine versehentliche Metathese der Radikale der gewöhnlichen Entsprechung šanû handelt. Das sumerische Lexem ist nicht mit einem Possessivsuffix versehen.
Vs. 3b
Vs. 5, 8
UET 6/2 367 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Glossen:
Vs. 1
lu2 nig̃2-tuku lu2 nig̃2 nu-tuku : la-ap-nu-um a-na ša-˹ri˺-im lu nig̃=ø tuku-ø=ø lu nig̃=ø nu-tuku-ø=ø Mann Sache=ABS haben-TL=ABS Mann Sache=ABS NEG-haben-TL=ABS
Vs. 2
gig-še3 im-g̃ar : mim-ma mu-ur2-ṣi2-im ša-ki-in-šu-um gig=še i-m-b-i-g̃ar-ø krank=TERM FIN-VEN-3.NH-L2-platzieren-3.SG.S
Vs. 3
DA E RU A ḪAR-˹ḪAR˺ : e-gu-[x x]
Vs. 4
su-gu7 nig̃2 ud da-ri2-[ka] : ri-ši-tum ša da-ri-a-tim sugu nig̃ ud dari=ak[ Rötung Sache Tage ewig=GEN=[
Kategorie:
Kommentar: Vs. 1
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P254893
morphosyntaktische Erweiterung (Vs. 1, 2) semantische Entsprechung (Vs. 1, 2, 4)
Die akkadische Fassung weicht deutlich vom Sumerischen ab. Die sumerische Fassung bedeutet ‚Der Reiche und der Arme werden (ebenfalls) krank.‘ Die akkadische Fassung hingegen ist als ‚Der Arme macht den Reichen krank‘ zu übersetzen. Die sumerische Morphosyntax wurde vom Schreiber fehlerhaft interpretiert. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
289
Die modernen Interpretationen des sumerischen Sprichwortes erzielen eine Bedeutungsanpassung an die akkadische Version. Es ist anzumerken, dass in der sumerischen Fassung der Dativ weder im Nomen noch im Verb markiert ist und die Reihenfolge, in der der Agens dem indirekten Objekt folgt, nicht der gewöhnlichen sumerischen Syntax entspricht. Die Reihenfolge der beiden Lexeme in der sumerischen Fassung ist im Vergleich mit dem akkadischen Text chiastisch, da lu2 nig̃2-tuku ‚reich‘ dem akkadischen šarû entspricht. Die modernen Interpretationen sind also mit der akkadischen, nicht aber mit der sumerischen Version identisch.
UET 6/2 368 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Glossen:
Vs. 1 Vs. 4a
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P346414 […]-a : [x] ša ma? x [x x] inim la-ba-sig10 erin2 nam-tag-ga nu-tuku : la i-du-u2 inim=ø nu-ba-sig-ø Wort=ABS NEG-MID-platzieren-3.SG.S
Vs. 4b inim la-ba-sig10 erin2 nam-tag-ga nu-tuku : i-na ṣa-bi-im erin=ø Truppe=ABS
Kategorie:
Kommentar: Vs. 4a
Vs. 6
dib-dib-ba-da ud ba-da-zal : it-ta-am-ra-˹at˺ ud=ø ba-da-zal-ø Tag=ABS MID-COM-dämmern-3.SG.S
Vs. 7
gud-gu4-ud-da dutu ba-an-da-šer3 : it-ta-am-ra-˹at˺ nam?-ri utu=ø ba-n-da-šer-ø GN=ABS MID-3.SG.H-COM-leuchten-3.SG.S
Vs. 8
šul-e gaba dirig-ga : ša lu-še-te-er-mi gaba dirig-’a Brust groß-PT
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 6, 7) semantische Entsprechung (Vs. 4a, 4b, 6, 7, 8) semantische Erweiterung (Vs. 4a)
Der Vergleich zwischen inim – sig10 ‚ausdrücken‘ und edû ‚wissen, bewusst sein‘ ist einmalig.
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290
Kapitel 9
Vs. 6
Der akkadische Gt-Stamm spiegelt die Funktion des sumerischen ba-Präfixes wider. Dieser Stamm ist sonst für das Verb nicht belegt. Die akkadische Figura etymologica bezieht sich im Ganzen auf das sumerische Verb. Die akkadische Entsprechung des Utu wäre Šamaš; Götternamen sind jedoch üblicherweise nicht in Form von Glossen wiedergegeben. Der Ausdruck namru namāru ‚das Licht leuchtet‘ entspricht der Struktur des sumerischen Verbs, das in der Textstelle verwendet wurde. Das sumerische Lexem, das hinter der phonetischen Schreibung šer3 steht, ist še-er ‚hell sein‘. Das Verb in der akkadischen Glosse ist šūturu ‚sehr groß, enorm‘. Der Partikel -mi weist auf einen Fragesatz hin.
Vs. 7
Vs. 8
UET 6/2 371 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Alster 1997, 324–325 Ur L CE
Glossen:
Vs. 1a
Enlil A und Sprichwörter ETCSL 4.05.1 und 6.2.3 P254894
inim ab-ba-še3 / g̃izzal ak-de3 / ni2 šu-a gi4-gi4-de3 : ana? uz3?! te-qi2-a-am g̃izzal=ø ak-ed=e Ohr=ABS machen-PF=L3
Vs. 1b inim ab-ba-še3 / g̃izzal ak-de3 / ni2 šu-a gi4-gi4-de3 : ra!-ma-an-šu šu-lu-ma!-am ni=ø šu=’a gi~gi-ed=e selbst=ABS Hand=L2 zurückkehren~RDP-PF=L3 Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Die Lesung dieser Glosse ist trotz des gut erhaltenen Manuskripts problematisch, weil die Schrift auf dieser Linse sehr grob und ungenau ist. Andere Lesungsvorschläge sind ši-kin-šu2 te-qi2-a-am und ši-‹bi-im› tu!-te-qi2-a-am. Es ist anzumerken, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich das erste Wort der Glosse nicht auf das Lexem g̃izzal – ak ‚aufmerksam sein, zuhören‘ bezieht, sondern auf abba ‚Vater, Alter‘.
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Verzeichnis der Glossen
291
UET 6/2 382 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P346426
Glosse:
Vs. 1
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Das Bezugswort ist nur teilweise erhalten. Alster 1997, 325 liest die Glosse als ka i-ba-a, das zweite Zeichen ist allerdings eindeutig ein etwas beschädigtes TUM. Das Kompositum ka – tum2 ‚Nachrichten überbringen‘ ist demzufolge im Haupttext zu rekonstruieren.
[x x] ˹A NA?˺ […] / ˹šag4? x˺ U2 ka [tum2/3-ma] x : ka ˹tum˺-ma-a ka=ø tum-’a Mund=ABS bringen-PT
UET 6/2 386 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Sprichwörter ETCSL 6.2.3 P346430
Glosse:
Vs. 1
Kategorie:
phonetische Entsprechung
gi4-in-gẽ n : g̃e26-en geme=me-en Sklavin=COP-1.SG.H.S
UET 6/3 562 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur L E
Ein Gottesbrief
Glossen:
Vs. 2a ki bulug-ga u2-gu nam-ba-an-de2-e / šu?-ta la-ba-an-RI-de3 : e šu=ta Hand=ABL
P346599
Vs. 2b ki bulug-ga u2-gu nam-ba-an-de2-e / šu?-ta la-ba-an-RI-de3 : qa2-ti-i?-ia la e-te?-zi-ib? šu=ta nu-ba-ni-RI-ed-e © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
292
Kapitel 9
Hand=ABL NEG-MID-L1-vernichten-PF-3.SG.S Vs. 4a er2-ra igi-g̃al2 šu ki-en-du / zid nam-mu-tag-ge : bi-ki-it er=’a Tränen=L2 Vs. 4b er2-ra igi-g̃al2 šu ki-en-du / zid nam-mu-tag-ge : il-la-ak bi?-ta? Rs. 2a
g̃eš-tug2 ib2-g̃ar-ra-be2 igi-zu! ḫe2-gub / igi il2-la ḫe2-til3 : lu igi=ø ḫa-i-e-gub-ø MOD-FIN-2.SG.A-stellen-3.SG.P
Rs. 2b g̃eš-tug2 ib2-g̃ar-ra-be2 igi-zu! ḫe2-gub / igi il2-la ḫe2-til3 : -be2 igi=ø il-’a Auge=ABS anheben-PT Rs. 3
Kategorie:
Kommentar: Vs. 2b
Vs. 4b
im-e-sig šag4-ba ḫa-ma-˹ra˺-de2 / sa ne-mu ḫe2-˹dug4?˺ : si-ig-ga i-m-b-e-’-sig-ø FIN-VEN-3.NH-L2-1.SG.A-schwach-3.NH.P
phonetische Derivation (Rs. 3) morphosyntaktische Entsprechung (Rs. 2a) semantische Entsprechung (Vs. 4a) textkritische Annotation > Variante (Vs. 2a) textkritische Annotation > Korrektur (Rs. 2b)
Das Bezugswort ist vielleicht šu – dag ‚verlassen, vernachlässigen‘, wobei RI eine phonetische Schreibung des Verbes ist. Eine andere Möglichkeit wäre, dass RI als eine fehlerhafte Schreibung für pag ‚verlassen, vernachlässigen‘ zu deuten ist. Das Bezugswort der Glosse ist mir unklar. Eine Möglichkeit wäre šu – tag ‚anfassen‘, der eventuell aber phonetisch für šu – taka ‚schicken, senden‘ steht. Die Glosse ist entweder als il-la-ak bi-ta oder il-la-ak qa2-ta zu lesen.
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Verzeichnis der Glossen
293
UET 6/3 618 Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Ur S E
Glossen:
Vs. 12 gi g̃eš kad4-de3 mu-x-[…] : u2-la-x-[…]
P346655
Vs. 15 mušen ḫaš4 gal-be2 : na-x-x-ma? Vs. 16 mušen du10 x […] : tu-x-x Kategorie:
–
Kommentar:
Die Glossen sind wahrscheinlich alle auf Akkadisch verfasst, ihre Lesung ist aber unsicher.
UM 29-13-216 Herkunft: Tafelform: Inhalt:
Nippur S E
Zwei Schreiber ETCSL 5.4.01 P255205
Glosse:
Vs. 5
Kategorie:
phonetische Derivation
Kommentar:
Die Glosse verweist auf die Verschmelzung der Vokale /u/ und /i/ zu einem /ē/. Diese Annotation bestätigt, dass die Verbformen in der altbabylonischen Zeit in morphographemischer Schreibweise notiert wurden, indem auf die phonetische Wiedergabe der Verbform verzichtet wurde.
˹gu2˺ mu-e-du3 : me gu=ø mu-e-du-ø Nacken=ABS VEN-2.SG.A-bauen-3.SG.P
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294
Kapitel 9
UM 29-15-174 + BT 9 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Biggs u. Civil 1966, 5 + Klein 2003, 139–140 Nippur Mii CE
Glossen: BT 9 Vs. i
1’
[…]-˹am3?˺ : […] ˹x˺-a
2’
[u2?] ˹šu?˺ ur4-ur4 : ˹uš˺-šu?! ur3-˹ur3˺ u=ø šu=’a ur~ur Gras=ABS Hand=L2 sammeln~RDP
3’
[gud?] zal : gud za-al gud zal-ø Ochse schlaflos-TL
4’a
: ˹gud˺ u3
4’b
gud g̃iš keše2 : ˹gud?˺ [x]-˹x˺-eš-˹di?˺ gud g̃iš=ø kešed-ø Ochse Holz=abs binden-TL
5’
ur ban3-da be2-˹e˺-a : ur ban3-da be2-e-a ur banda b-i-e-e=’a Hund klein 3.NH-L2-ausführen-3.SG.A=SUB
6’
gu3 gig gur-gur : gu4 gi4-gur-gur gu gig=ø gur~gur-ø Stimme lästig=ABS wenden~RDP-ABS
7’
lul munus-e-ne : lu-ul mu-nu-us2-e-ne lul-ø munus=ene=’a lügen-TL Frau=PL=L1
1
an:gu2:gid2 : ag̃2 gu2 gi2!-id an=ta gu=ø gid-ø Himmel=ABL Nacken=ABS long-TL
2
ni2:zur:da : ne zu-ur-da ni=ø zur-ed=’a selbst=ABS brechen-PF=SUB
3
šu gab2-bu : šu ga-bu šu gab=ak Hand linke=GEN
4
ur lu3-lu3 : ur lu-lu ur lu~lu-ø Hund verrücken-TL
Rs. i
P256012
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Verzeichnis der Glossen
UM 29-15-174
5
gum2 kaš4 : gu-um ka-aš2 gum kaš-ø lahm laufen-TL
6
be5-be5 im-ša4 : bi-bi im-ša be~be-ø=e i-m-b-ša-ø=’a koten-TL=L3 FIN-VEN-L3-gehen-3.SG.S=SUB
7
še10 dur2 : ši du-ur še=ø dur-ø Darmwind=ABS entweichen-TL
8
dur2 sag̃ ˹kud˺ : du-ur2 sa-ag̃2 gu-da dur sag̃ kud=’a Hintern Kopf abschneiden=PT
9
˹im˺-dab lul dab : im-˹dab5?˺ [lu]-ul da-ab i-m-dab-ø lul=ø dab-ø FIN-VEN-übermitteln-3.SG.S Lüge=ABS übermitteln-TL
11
dusu2 inim : du10-sa7 inim-ma dusu inim=ak Esel Wort=GEN
12
˹iri˺ gul : ˹e˺-ri gu-ul iri=ø gul-ø Stadt=ABS zerstören-TL
1’
[…] : […]-˹x x˺
2’
[… ka ga]-˹an˺-sag3 : […]-˹an˺-sa-ag ka=’a ga-n-sag Mund=L1 MOD-L1-schlagen
3’
[ka]-˹gen7˺ gal4-la-zu : […]-˹zu˺-gen7 ga-la-zu ka=zu=gen gala=zu Mund=2.SG.POSS=EQU Vulva=2.SG.POSS
4’
[kug] ˹pad˺-du : […]-˹x˺-e-da kug pad-’a Geld brechen-PT
5’
[šag4-ga] ˹an˺-g̃al2 : […]-˹ma˺-al šag=’a a-n-g̃al-ø Herz=L1 FIN-L1-legen-3.SG.S
6’
[igi an]-˹kur2˺-kur2 : […]-kur-kur igi=ø a-n-kur~kur-ø Auge=ABS FIN-L1-verändern-3.SG.S
7’
[i3]-lul : […]-˹ul˺ i-lul-ø FIN-lügen-3.SG.S
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295
296
Kapitel 9
8’
[…]-˹gu2˺-še3 DU : […]-gu-še DU
9’
[…]-˹e˺-še3 DU : […]-˹x˺-še DU
Kategorie:
phonetische Entsprechung (alle) phonetische Derivation (BT 9 Vs. 4’, Rs. 1, 8; UM 29-15-174 5’)
Kommentar:
In diesem zweisprachigen Manuskript befindet sich die akkadische Übersetzung in derselben Zeile wie der sumerische Text, der Sprachwechsel erfolgt jeweils in der Zeilenmitte. Die sumerische Fassung wird von einer phonetischen Fassung begleitet, die optisch in Form von Glossen erscheint, also in kleinerer Schrift und unter dem Haupttext platziert. Ziel dieser phonetischen Fassung war die möglichst präzise Wiedergabe der Lautwerte. Da auch plausible Texteinheiten glossiert wurden, finden sich oft tautologische Wiederholungen (u.a. BT 9 Vs. i 4’–6’). Solche Wiederholungen sind unter den phonetischen Glossen im Allgemeinen nur in ähnlichem Kontext bezeugt, d.h. bei der Wiedergabe von längeren Einheiten. Die phonetischen Glossen haben in diesem Manuskript teilweise eine einmalige Funktion, und zwar die Rekonstruktion der Reihenfolge der Zeichen (BT 9 Rs. i 1–2). Diese Funktion liegt in der Eigenart des Textes begründet, dass es sich um eine altbabylonische Kopie eines frühdynastischen Textes handelt, in dem die Reihenfolge der Zeichen üblicherweise noch nicht der phonetischen Realisation entsprach. Schwankungen zwischen den beiden Fassungen sind nur selten zu entdecken. Hierbei handelt es sich um den üblichen Wechsel zwischen /e/ und /i/ (BT 9 Vs. i 4’, Rs. i 2, 6, 7, 12). Weiterhin wurde weniger Male /u/ mit /a/ ersetzt (BT 9 Rs. i 11, UM 29-15-174 4’). Der Wechsel zwischen den Nasalen /g̃/ und /m/ kommt auch einmal vor (UM 29-15-174 5’). Weiterhin wird in BT 9 Vs. 4’ das Verb keše(d)2 als /kešdi/ in der Glosse wiedergegeben, was ebenfalls als ein Aussprachehinweis zu deuten ist. Im vorliegenden Text sind weitere Phänomene zu finden, die in anderen Texten mit nur sporadisch auftretenden Glossen sehr selten vorkommen, da in ihnen das Glossieren von mehreren aufeinander folgenden Wörter selten ist. Hierzu zählt die Assimilation zweier Konsonanten an der Morphemgrenze. Betroffen sind hier die Konsonanten, deren Artikulationsstelle übereinstimmt, wie /g̃/ und /k/ in BT 9 Rs. 8. Die Fusion der zwei Konsonanten /n/ und /g/ ist in BT 9 Rs. i 1 belegt und ergibt den sumerischen Konsonanten /g̃/. Weiterhin sind in BT 9 Vs. 1’ und 6’ Sandhi-Schreibungen belegt. Im vorliegenden Text sind zu BT 9 i 4’ zwei Glossen vorhanden, die eine befindet sich über, die andere unter dem Haupttext. Die
BT 9 Vs. i 4’a
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Verzeichnis der Glossen
BT 9 Vs. i 5’
BT 9 Rs. i 2
BT 9 Rs. i 8 BT 9 Rs. i 9
297
Zeile bzw. Glosse 4’a ist in der frühdynastischen Version Teil des Haupttexts und gehört zu dieser Zeile. Eine Deutung als Korrektur ist daher plausibel und entspricht der belegten Funktion von Glossen. Dies ist ebenfalls der Grund, warum zu dieser Zeile keine phonetische Glosse gehört. Die frühdynastische Version weicht in dieser Zeile vom vorliegenden Text ab. Ich schlage vor, das Verb als e ‚sagen‘ zu interpretieren, was auch die Plene-Schreibung begründet. Der Ausdruck würde dementsprechend ‚kleiner Hund, der (stetig) bellt‘ bedeuten. Klein 2003, 145 schlug eine andere Interpretation vor und las die Zeile als ni2-da zur. Die morphologische Analyse versucht der Interpretation der altbabylonischen Schreiber zu folgen, sei es korrekt oder fehlerhaft. Ich nehme an, dass in diesem Ausdruck Kopf und Hintern voneinander getrennt sind, d.h. ‚Hintern ohne Kopf‘. Klein 2003, 143 übersetzt den Ausdruck ‚Here she comes, the liar comes‘. Mein Vorschlag ist ‚Wenn sie plaudert, plaudert sie Lügen‘.
UM 29-16-37 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Kramer 1963, 493–495; Sefati 1998, pls. 7–8 Nippur S W
Glossen:
Vs. 1
Dumuzid-Inana I ETCSL 4.08.09 P256650
ama-me-da nu-me-a sila a-g̃i6 edin-na i-ig̃3-g̃i6-in-sar-˹re˺ : u2-x-x-x i-m-b-i-n-sar-e FIN-VEN-3.NH-L2-3.SG.H.P-eilen-3.SG.A
Rs. 15 ma-ab-du3-da-a-gã 2 ma-ab-du3-da-a-g̃a2 / sun4-a-ni na4 za-gin3-na : ba-a-ni-i mu-a-b-i-du-ed-ø=’a=g̃u=ak VEN-DAT-3.NH-L3-schaffen-PF-3.SG.S=SUB=1.SG.H.POSS= GEN
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar: Vs. 1
Beide Glossen sind akkadisch, die Lesung der ersten ist vorläufig. Sefati 1998, 200 deutet das Verb sar als ‚eilen, laufen‘. Da die Verbform transitiv ist, wäre das Kompositum ḫub2 – sar oder kas4 – sar ‚laufen‘ zu emendieren. Allerdings käme auch ein drittes Kompositum mit unterschiedlicher Semantik, aš2 – sar ‚fluchen‘ in Frage.
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298
Kapitel 9
Die Glosse ist zwar gut erhalten, aber sehr oberflächlich geschrieben, daher ist ihre Lesung nicht eindeutig. Obwohl eine semantische Entsprechung zwischen du3 und banû ‚schaffen, erbauen‘ vorliegt, sind die beiden Ausdrücke morphologisch unterschiedlich. Die 1. Person ist im Akkadischen als Possessiv belegt, die sowohl als Agens ‚(der) von mir geschöpfte(n)‘ als auch als Rezipient ‚(der) für mich geschöpfte(n)‘ interpretiert werden kann. Im Sumerischen handelt es sich um eine nominalisierte Verbform, die weitere Partizipanten aufnehmen kann und etwa als ‚(den) er mir schafft / schaffen wird‘ zu übersetzen ist.
Rs. 15
UM 29-16-85 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Kramer 1971, pls. 1–3 Nippur Mii W
Šulgi N ETCSL 2.4.2.14 P256691
Glossen:
Vs. i 3 u3-ru-ru-g̃a2 ḫe2-em-ma-bulug3̃ -e : li-iš-mu-uḫ ḫa-i-m-ba-bulug̃-e MOD-FIN-VEN-MID-wachsen-3.SG.A Vs. i 17 u3 eme za ma-li-li-ka-ne2 : mu-ṣa-ab-rum eme za malili=ak=ane=ø Zunge Gemurmel=GEN=3.SG.H.POSS=ABS Vs. ii 18 še-en-kilim-e balag̃-balag̃ ha-ra-sag3-ge : še-ki-li šenkilim=e Manguste=ERG
Kategorie:
Kommentar: Vs. i 3
Vs. i 17
phonetische Entsprechung (Vs. ii 18) semantische Derivation (Vs. i 17) semantische Erweiterung (Vs. i 3)
Das sumerische Lexem bulug̃ ‚wachsen‘ ist keine direkte Entsprechung von šamāḫu ‚blühen, prosperieren‘, im gegebenen Kontext sind sie allerdings austauschbar. Das sumerische Verb ist transitiv, d.h. es hat im Gegensatz zum akkadischen Verb eine kausative Semantik. Das sumerische Lexem ma-al-li-li bedeutet ‚Gemurmel‘. Die akkadische Übersetzung zum sumerischen Lexem ist das Adjektiv muṣṣabru ‚klatschend, bösartig‘, abgeleitet von ṣabāru D.
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Verzeichnis der Glossen
299
VAT 603 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 2 79 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 9’
alim-ma ur-sag̃ u3-mu-un uru2-gal šag4 im-ma-al-gi4-de3 : a-li alim-’a wichtig-PT
Rs. 2
ab-ba inim zu-be2 ku-a-ra ag̃2 nam-mu-un-˹gi4-gi4˺ : i?-nim inim=ø zu-ø=be=ø Wort=ABS wissen-TL=3.NH.POSS=ABS
Rs. 11
edin-na šakan2 i-lu ˹dug4˺-dug4 nam-ne-eb2-ra-ra : ša!-ga šakan=e Wildtier=ERG
Rs. 13
alim-zu ˹x˺ […] : a-lim-šu? alim=zu=? wichtig=2.SG.POSS=?
P342887
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar: Rs. 11 Rs. 13
Der Text beinhaltet mehrere phonetische Glossen. Zur Lesung des Zeichens G̃ IR3 als /šakan/ s. Lambert 1986. Die Lesung der Glosse ist problematisch. Eine andere mögliche Lesung wäre a-lim-ma, vgl. Zimmern 1917, 116. Ich sehe jedoch eher vier als drei waagerechte Keile.
VAT 1343 + VAT 1376 + VAT 3573 + VAT 3575 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 2 97 + 100 + VS 10 185 + 186; Geller 1985, pls. 13–14 Sippar (?) S P342905 W
Glossen:
Vs. 7
˹x˺ […] ˹dab5˺-dab5-be2-meš : eš ]-dab~dab-e=me-eš ]-ergreifen~RDP-3.SG.A=COP-3.PL
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300
Kapitel 9
Vs. 12 […]-˹ne2 ba˺-an-sir3-sir3-re-eš : sar2-sar2 ba-n-sir~sir-eš MID-3.SG.H-binden~RDP-3.PL.A g̃iš
Vs. 18
[eren …] ˹x˺-e g̃išimmar-e : i-re-na erin Zeder
Vs. 19
d
˹asal˺-[lu2-ḫi igi] ˹im˺-ma-an-si3 : as? asalluḫi=e Göttername=ERG
Vs. 23 a-ra2-min-[kam-ma-aš u3]-˹ub-dug4˺ : a-ra-mi-/[(x)]-˹ka?˺-ma ara min=ak=am-ø=’a=še mal zwei=GEN=COP-3.SG.S=SUB=TERM Rs. 1’
ḪI.AŠ ˹abzu˺ […] / ˹a-x˺-[…] : ˹ ḪI×AŠ2˺
Rs. 12’ u2 ba-˹ra˺-[… ba-ra-an]-da-na8-na8-de3 : na-na bara-n-da-na~na-ed-e MOD-3.SG.H-COM-trinken-PF-3.SG.S Rs. 17’ [… šu]-˹na˺ mu-e-sig10 : mi mu-e-sig-ø VEN-2.SG.P-hinlegen-3.SG.A l. R. 2
ka-inim-ma udu ḫul-la-a-ke4 : u3-˹dug?˺ udug ḫul=’a=ak=e Dämon böse-PT=GEN=ERG
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 18, 19, 23, 24; Rs. 12’; l. R.) phonetische Derivation (Vs. 12, Rs. 17’) unsicher (Rs. 1’)
Kommentar: Vs. 7
Dieser Text beinhaltet phonetische Annotationen. Es ist möglich, dass diese Glosse eine Korrektur ist, da die Kopula dem Personalpronomen der 3 Pl. gegenüber steht. Eine phonetische Annotation lässt sich an dieser Stelle nicht begründen, da das Zeichen MEŠ in Vs. 2–11 wiederholend am Zeilenende vorkommt. Um die Funktion dieser Glosse zu beurteilen, ist die fragmentarisch erhaltene Textstelle nicht ausreichend. Die Lesung der Glosse als sar2-sar2 ist korrekt. Es ist möglich, dass der Stammvokal /i/ eine phonetische Assimilation zum /a/-Vokal des Präfix aufweist und daher als eine phonetische Derivation zu deuten ist. Geller 1985, 48 ordnet diese Glosse Vs. 18 zu und liest i-ri-na-/da?. Das letzte Zeichen, das sehr kursiv geschrieben ist, könnte eventuell ein AŠ2 oder wie angenommen, ein AZ sein, allerdings kein DA.
Vs. 12
Vs. 19
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Verzeichnis der Glossen
Vs. 23
Rs. 1’
Rs. 17’
l.R. 1–2
301
Diese Glosse ist vermutlich in zwei Zeilen aufgespalten. Geller 1985, 48 ordnet den zweiten Teil der nächsten Zeile zu und liest ˹ana˺ ib. Diese Lesung kann nicht bestätigt werden, da das Zeichen IB eher ein MA ist und das Zeichen davor bestimmt kein NA ist. Diese Glosse wurde von Geller nicht erkannt. Die Lesung des ersten Zeichens ist nicht IM, da die vertikalen Keile fehlen. Die Glosse AḪ = ḪI×NUN nimmt bestimmt auf ḪI.AŠ Bezug, allerdings kann die Bedeutung des Wortes wegen des fragmentarischen Kontexts nicht mit Sicherheit bestimmen werden. Ein Vorschlag ist gudux : gudu4. Es kann sich hierbei um einen phonetischen Hinweis, allerdings auch um eine Korrektur oder Variante handeln. Diese Glosse weist auf die Verschmelzung der Vokale hin. Sie ist ein Beweis für die morphographemische Schreibweise sumerischer Verben in der altbabylonischen Zeit, die nicht der Aussprache entspricht. Auf dem linken Tafelrand befindet sich die übliche Zuordnung der Komposition zu den Beschwörungen gegen den bösen udug-Dämonen. Die erste Überschrift ist horizontal geschrieben und ist lediglich ein Etikett: ˹udug / ḫul˺-la. Das letzte Zeichen ist wohl in kleinerer Schrift verfasst, ist jedoch keine Glosse im engeren Sinne. Die zweite Zeile ist vertikal geschrieben und beinhaltet die vollständige Bezeichnung der Komposition. Die phonetische Schreibung von udug als udu, wie es im Bezugswort belegt ist, ist einmalig. Geller 1985, 48 liest die Glosse als u2-˹tu˺, kopiert allerdings U3. Das zweite Zeichen ist kein TU, sondern ähnelt eher einem DUG.
VAT 1416 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 2 66 unbekannt S W
Glosse:
Vs. 3’
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Kommentar:
Die Kopie deutet darauf hin, dass das erste Zeichen der Glosse ein NA ist. Der erste Waagrechte ist allerdings kein Keil, sondern ein sekundärer Abdruck des Schreibgriffels, der auf dieser Tafel nicht einmalig ist.
P342874
e2 dur-ra […] : u4-ra e Ura=ak=ø Haus GN=GEN=ABS
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302
Kapitel 9
VAT 4112 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 10 101 unbekannt S W
Glossen:
Rs. 1
d
Rs. 3
[d]˹mu˺-ul-lil2 me-lam2-zu engur-ra ku6 mu-ni-ib-šeg̃3-šeg̃3 : im-gu-ra engur=’a kosmisches Wasser=L1
Kategorie:
P342909
mu-ul-lil2 eškiri ḫaš2 me-er-re-de3 : eš-ki-ri eškiri=ø Seil=ABS
phonetische Entsprechung
VAT 6077 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 10 123 unbekannt Miii W
Glossen:
Vs. ii 2’ […] ˹x x x x˺-ri-iZ-a-na : bad?-du
P342931
Vs. ii 4’ […] ˹x˺ tur-tur-ra sig2 mu2-da-na : -ne2-a mu-ed=ane=’a wachsen-PF=3.SG.H.POSS=SUB Vs. ii 7’ ˹ib2˺-ba ru e ˹tab˺ dul-la-na : du-la?! dul-’a=ane=’a bedecken-PT=3.SG.H.POSS=SUB Vs. ii 9‘a ˹x˺ tab du3-a-na me-ri tab sig10-ga-na : si sig-’a=ane=’a hinlegen-PT=3.SG.H.POSS=SUB Vs. ii 9’b ˹x˺ tab du3-a-na me-ri tab sig10-ga-na : du11 du-’a=ane=’a bauen-PT=3.SG.H.POSS=SUB Vs. ii 10’a lu-tur ur2-ra nu-ga-na : ˹re?˺ ur=’a Schoß=L1 Vs. ii 10’b lu-tur ur2-ra nu-ga-na : ma-a nu-g̃ar-’a=ane=’a NEG-legen-PT=3.SG.H.POSS=SUB © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Verzeichnis der Glossen
303
Vs. ii 11’ e2-g̃u10 dumu zi2-ba nu-bulug̃-g̃a2-na : ḫul dumu dug-’a=ø Kind gut-PT=ABS Vs. ii 14’ sipad a ku-li-še3 ku-ku-a-ra / ba-an-pad3-da / ud ban3-da-ne2-a : e-ne-ne Vs. ii 15’ u3-mu-un il2-la g̃i6!-še3 : ˹gi˺ g̃i=še Nacht=TERM Vs. ii 19’ e2-dug3 a?-tuku g̃ešg̃ešpu me-lim sag3-ge : mu-sag3-sag3 sag-ed=ø schlagen-PF=ABS Vs. iii 16’ g̃uruš X edin ze2-ba kum2 mu-da-ab-ak : mu-di-ni-g̃ar mu-n-da-b-ak-e VEN-3.SG.H-COM-3.NH.P-machen-3.SG.A Rs. i 5
i3-gul-gul edin-še3 ḫe2-em-ma-du : kur-ku?! i-gur~gur-ø FIN-drehen~RDP-3.SG.S
Rs. i 6
šag4-na ba-an-RI-RI : ma ba-ni-RI~RI-ø MID-L1-?~RDP-3.SG.S
Rs. i 10 šag4-na ba-an-sa2-sa2 : -ne2-a?! šag=ane=’a Herz=3.SG.H.POSS=L1 Rs. i 13a sipad ama mu-tud mu-un-tud / ama mu-ni-DU.DU : du mu-tud-ø VEN-gebären-3.SG.S Rs. i 13b sipad ama mu-tud mu-un-tud / ama mu-ni-DU.DU : du3 mu-n-tud-ø VEN-3.SG.H.A-gebären-3.SG.P Rs. i 13c sipad ama mu-tud mu-un-tud / ama mu-ni-DU.DU : ˹ne?˺ mu-ni-DU.DU-ø VEN-L1-?~RDP-3.SG.S Rs. ii 14 [x x] ˹id2˺idigna-g̃u10 šu am3-la2-la2-g̃u10 : -gen7 idigna=g̃u=’a Tigris=1.SG.POSS=L2 Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. i 7’, ii 4’, 9’a, 9’b, 10’a, 10’b, 15’, Rs. i 5, 13a, 13b, 13c) Antonymie (Vs. ii 11’) textkritische Annotation > Variante (Vs. ii 19’, iii 16’, Rs. i 6, 10, ii 14)
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304
Kommentar:
Vs. ii 11
Vs. ii 14
Rs. i 5
Kapitel 9
Dieser Text fällt mit einem hohen Anteil von phonetischen Schreibungen auf, daher ist die Identifikation der Bezugswörter problematisch. Die Glossen sind entweder Varianten oder phonetische Hinweise, es ist allerdings möglich, dass sie teilweise auf die normalorthographischen Varianten verweisen. In manchen Fällen (Vs. ii 2’ und Vs. ii 14’) konnte ich das Bezugswort nicht identifizieren. Die hier vorgestellten Vorschläge sind teilweise vorläufig und gehen meistens aus den im Haupttext belegten Lexemen hervor, obwohl diese wohl teilweise phonetische Schreibungen sein dürften. Das Lexem ḫul ‚böse, schlecht‘ ist hier vermutlich das Antonym von ze2-eb ‚gut‘. Eine phonetische Schreibung von ḫul2 ‚glücklich‘ ist allerdings auch denkbar. Die Funktion der Glosse ist mir unklar. Es ist wohl auch möglich, dass es sich hier nicht um eine Glosse handelt, eventuell um eine Variantenglosse, deren genauere Position nicht zu bestimmen ist. Das Bezugswort und die Glosse zusammen erlauben eine phonetische Form /gur/ oder /kur/ zu rekonstruieren, die dem sumerischen Verb ‚ändern, wenden, drehen‘ entspricht. Das Lexem gul ‚zerstören‘ ist vermutlich eine phonetische Schreibung, da die Verbform wahrscheinlich intransitiv ist.
VAT 6705 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 10 156 unbekannt S CW
Ninkasi A und Ein Trinklied ETCSL 4.23.1 und 5.5.a P342964
Glossen:
Vs. 8’
si nig2̃ -silag̃ mar maḫ-e du8-a-˹zu˺ : nig̃2-silag̃
Vs. 9’
šim lal3 ta-ḫab2-ba bappir2 ḫi-ḫi-a : -ta? šim lal=ø Malz süß=ABS
Vs. 12’ bappir2 udun-maḫ-e du8-a-zu : -a udunmaḫ=e Ofen=L3 Vs. 13’ zar gu2-nida-a si sa2-sa2-a : -e gunida=’a geschälte Gerste=L2 Vs. 24’ titab2 gikid-maḫ-a barag2-ga-zu : Vs. 20’ titab2 gi titab=ø kidmaḫ=’a eine Bierzutat=ABS Rohrmatte=L1
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Verzeichnis der Glossen
Rs. 7’
kaš si-im duglaḫtan-a de2-a-zu : mi-ni-inde-’a=zu gießen-PT=2.SG.POSS
Rs. 8’
id2
Rs. 10’
id2
Rs. 14’
dug
lam-de-e nig̃2 šag4 ḫul2-ḫul2-e : re lamdre=e Fass=ERG
Rs. 15’
dug
305
idigna id2buranun!-na ˹sag̃?˺ sig10-ga-am3 : za sig-’a=am-ø platzieren-PT=COP-3.SG.S idigna id2buranun-na sag̃ sig10-ga-am3 : TAB TAB
u-gur-bal nig̃2 e2-a me-te-be2 : ugur2-bal ugurbal=ø Krug=ABS
Rs. 19’ dug sag9 dag-dug-e sa ˹gi4˺-a : -a-ba dagdug=e Gefäßständer=L3 Kategorie:
phonetische Entsprechung (Rs. 8’, 14’) ikonische Repräsentation (Rs. 10’) textkritische Annotation > Variante (Vs. 9’, 12’, 13’, Rs. 7’, 15’, 19’) Merkhilfe (Vs. 8’, 24’, Rs. 10’)
Kommentar:
Dieses Manuskript weist eine hohe Anzahl an Variantenglossen und eventuell sonstige textkritische Annotationen auf. Die hier aufgelisteten Variantenglossen können auch teilweise oder im Ganzen Korrekturen sein, einige von ihnen lassen sich durch andere Manuskripte des Textes bestätigen. Die drei Randglossen (Vs. 8’, 24’ und Rs. 10’) sind vermutlich Merkhilfen, die den Anfang der Textzeile wiederholen. Die Merkhilfe, die zu dieser Zeile gehört, ist bei Vs. 20’ platziert. Die Funktion dieser Glosse ist unsicher. Vielleicht handelt es sich hier um ein einmaliges Beispiel, in dem das Zeichen TAB als ein Piktogramm bzw. bildliche Darstellung eines Flusses verwendet wurde. In dem Fall wäre lediglich die Zeichenform von Bedeutung, ihre Lesung oder Bedeutung spielt jedoch keine Rolle. In dem Fall wäre diese Glosse nicht nur eine Merkhilfe, sondern auch eine ikonische Darstellung der Bezugswörter.
Vs. 8’ Vs. 24’ Rs. 10’
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306
Kapitel 9
VAT 8381 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 17 33 Larsa S W
Glossen:
Vs. 4a a šag4-ge? ri-a ka-kiši-re6 lu2-ra i šum2-mu : e a=ø Wasser=ABS
P343052
Vs. 4b a šag4-ge? ri-a ka keše2-ra2 lu2-ra i šum2-mu : ki-ši ka=ø kešed-’a Mund=ABS binden-PT Vs. 4c a šag4-ge? ri-a ka kiši re6 lu2-ra i šum2-mu : šu šum-’a geben-PT Vs. 5a munus-e u2-lal3-e zu2 bi2-in-gub šag4-gal-da bi2-in-gur : zu bi-gu-ub zu=ø b-i-n-gub-ø Zahn=ABS 3.NH-L2-3.SG.H.A-stehen-3.SG.P Vs. 5b munus-e u2-lal3-e zu2 bi2-in-gub šag4-gal-da bi2-in-gur : bi b-i-n-gur-ø 3.NH-L2-3.SG.H.A-dick machen-3.SG.P Vs. 6a u2-lal3 ninda ki ag̃2-g̃a2-ne2 zu2 bi2-in-gub šag4-gal-da ˹bi2-in˺-gur : zu zu=ø Zahn=ABS Vs. 6b u2-lal3 ninda ki ag̃2-g̃a2-ne2 zu2 bi2-in-gub šag4-gal-da ˹bi2-in˺-gur : gu-ub b-i-n-gub-ø 3.NH-L2-3.SG.H.A-stehen-3.SG.P Vs. 6c u2-lal3 ninda ki ag̃2-g̃a2-ne2 zu2 bi2-in-gub šag4-gal-da ˹bi2-in˺-gur : ˹bi˺ b-i-n-gur-ø 3.NH-L2-3.SG.H.A-dick machen-3.SG.P Vs. 9a gu3 an-ne2 ba-te ˹gu3 ki-še3˺ ba-te : gu2 gu=ø Stimme=ABS Vs. 9b gu3 an-ne2 ba-te ˹gu3 ki-še3˺ ba-te : gu2 gu=ø Stimme=ABS
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Verzeichnis der Glossen
307
Vs. 10 gu3 šu nig̃in2-na-ne2 an-ur2-ra tug2-gen7 im-mi-in-dul : gu2 gu=ø Stimme=ABS Vs. 14 mu-zu ba-da-bal dasar-lu2-ḫi igi im-ma-an-sig10 : zi igi=ø i-m-ba-n-sig-ø Auge=ABS FIN-VEN-MID-3.SG.H.A-hinlegen-3.SG.P Vs. 15 nig̃2 g̃a2-e i3-zu-g̃u10 u3 za-e in-gi4-zu : i i-zu-ø=’a=g̃u FIN-wissen-3.SG.S=SUB=1.SG.POSS Rs. 1
[i3] ab2 kug-ga gara2 ab2-šilam-ma u3-me-ni-dib : ga-ra gara abšilam=ak=ø Rahm Kuh=GEN=ABS
Rs. 2
[dag]-agrun-na-ka im-mi-gub-ba šu um-me-te : ti šu=ø u-m-b-i-n-te-ø Hand=ABS ANT-VEN-3.NH-L2-3.SG.H.A-annähern-3.SG.P
Rs. 3a
[nam]-˹šub˺ eriduki-ga murgu sa-sa-al ti-ti munus-be2 u3-me-ni-dib : mu-ur-gu murgu=ø Schulter=ABS
Rs. 3b [nam]-˹šub˺ eriduki-ga murgu sa-sa-al ti-ti munus-be2 u3-me-ni-dib : mu-nu-us2 munus=be=ø Frau=DEM=ABS Rs. 4
[im]-šegx(A)-a-gen7 ḫe2-em-mi-in-du8 : du ḫa-i-m-b-i-n-du-ø MOD-FIN-VEN-3.NH-L2-3.SG.H.A-öffnen-3.SG.P
Rs. 5a
[gi?]˹dur?˺-gen7 ḫe2-em-mi-in-duḫ : ˹du˺-ul-gi dur=gen Knoten=EQU
Rs. 5b [gi?]˹dur?˺-gen7 ḫe2-em-mi-in-du8 : tu-uḫ2 ḫa-i-m-b-i-n-duḫ-ø MOD-FIN-VEN-3.NH-L2-3.SG.H.A-öffnen-3.SG.P Rs. 8
a2 nam-ur-sag̃-g̃a2-ka-ne2 šu ˹mu˺-ni-in-dab5 : da-ab šu=ø mu-ni-n-dab-ø Hand=ABS VEN-3.SG.H-L2-3.SG.H.A-ergreifen-3.SG.P
Rs. 10
d
gu-la agrig šu-dim4-ma-ke4 : di-im šudim=ak=e Vernunft=GEN=ERG
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308
Kapitel 9
Kategorie:
phonetische Entsprechung (bei allen Glossen möglich) semantische Entsprechung (Rs. 2?) semantische Derivation (Vs. 14?)
Kommentar:
Dieser Text weist eine große Anzahl von phonetischen Glossen auf. Die Annotationen beziehen sich sowohl auf Zeichen als auch auf Lexeme. Das Verb gur ist eine phonetische Schreibung von kur4 ‚dick machen‘. Es besteht eine phonetische Ähnlichkeit zwischen /sig/ und /zig/, allerdings sind beide Verben geeignet, die erwünschte Semantik auszudrücken. igi – sig10 entspricht ‚die Augen auf etw. richten‘, igi – zig3 wäre ‚die Augen erheben‘. Daher kann in diesem Fall sowohl eine phonetische Entsprechung als auch eine semantische Derivation vorliegen. Vgl. UM 29-15-367 Vs. i 16: dasar-lu2-ḫi igi im-ma˹zi˺ und MLC 1207 Vs. 11: […] igi im-ma-an-zi. Van Dijk 1975, 63 liest die Glosse als ra?. Die Zeichen TI und TE sind zwei mögliche Orthographien des Verbs /teg̃/. Dementsprechend ist diese Annotation möglicherweise nicht phonetisch, sondern eine Variantenglosse. Der Unterschied zwischen den beiden Verbformen ist nicht klar, die Glosse gibt allerdings die beiden Verbstämme unterschiedlich wieder. Der Auslaut von du8 ist vermutlich ein /ḫ/, daher kann die Glosse in Rs. 4 als eine defektive Schreibung bzw. phonetischer Indikator gegenüber der in Rs. 5b erklärt werden. Die Spuren weisen eher auf die Lesung (gi)dur ‚Knoten‘ als auf šudulx hin, wie in van Dijk 1975, 63.
Vs. 5–6 Vs. 14
Rs. 1 Rs. 2
Rs. 4 und 5b
Rs. 5a
VAT 8531 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 17 38 Larsa (?) S W
Glossen:
Vs. 9
Sîn-iqīšam A ETCSL 2.6.7.1 P343057
d
nu-muš-da dumu nun-na muš3 me-lam2 du8-du8 : ma-lu?!-u2?! du~du-ø anhäufen~RDP-TL
Vs. 18a igi-zu pirig-̃ am3 kiri3 muš-ḫuš ni2-ri / dnu-muš-da : la-bu pirig̃=am-ø Löwe=COP-3.SG.S
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Verzeichnis der Glossen
309
Vs. 18b igi-zu pirig̃-am3 kiri3 muš-ḫuš ni2-ri / dnu-muš-da : ap-˹pu˺ kiri=ø Nase=ABS Vs. 20 umbin-zu umbin ḫu-ri2-in-na lu2-ḫul-g̃al2 ḫa-ḫa-az2! : i-ta-ma-˹aḫ˺ ḫaza~haza-ø halten~RDP-TL Rs. 8a
nig̃2 zi-de3 bar tam-me nig̃2-erim2 ud za-ḫa-al ak : ši?-te-a-[at]
Rs. 8b nig̃2 zi-de3 bar-tam-me nig̃2-erim2 ud-za-ḫa-al ak : tu-ḫa-la-aq ud-zaḫal=ø ak-ø Verschwinden=ABS machen-TL Rs. 10 me-zu me-a ˹diri?!˺ šu-luḫ-zu dadag-ga-am3 : ˹gi4?-ba?˺ Rs. 14 ka-zal-luki kur ḫe2-g̃al2-la ki-šu-peš! mi-ri-in-˹zu˺ : ma-ḫa-az-ka / a-we-di-˹ka?˺ kišupeš=ø mu-r-i-n-zu-ø Kultort=ABS VEN-2.SG-L2-3.SG.H.A-wissen-3.NH.P Kategorie:
Kommentar: Vs. 20
Rs. 8a
Rs. 8b Rs. 10 Rs. 14
semantische Entsprechung (Vs. 18a, 18b, Rs. 8b, 14) semantische Derivation (Vs. 9, 20)
In der akkadischen Glosse ist das Lexem tamāḫu ‚greifen, ergreifen‘ belegt, eine übliche Übersetzung von dab5 und tab. Dadurch steht das Lexem auch ḫa-za = kullu ‚festhalten‘ nah. Die Lesung ist nicht sicher, eine andere Möglichkeit wäre die Glosse als i-ta-ba-˹al˺, d.h. tabālu ‚entführen‘, zu lesen. Es ist anzumerken, dass die sumerische nominalisierte Verbform mit einem finiten Verb übersetzt wurde. Das akkadische Lexem, das wohl auf bar-tam-me ‚reinigen, säubern‘ Bezug nimmt, ist mir unklar. Die Lesung ist ebenfalls nur vorläufig. Das sumerische infinite Verb wurde im Akkadischen mit einer finiten Form der 2 m. wiedergegeben. Die Funktion der Glosse ist mir unklar, die Lesung der Glosse ist nur vorläufig. Die akkadische Glosse ist eine Form der 1. Person, obwohl das sumerische Verb in der 3. Person steht.
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310
Kapitel 9
VAT 15582 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 24 24 Babylon S E
Glossen:
Vs. 4
[…]-˹ni˺ ma-al ki u3-di-a : u2-ri-a-tim
Vs. 7
[…] ˹x uru2?˺ igi ma-al-la an-da ma-al-la-g̃u10 : […] ˹x˺ na-kir-ti-˹x˺ ši-ik-na-at na-kir-ti
P347143
Vs. 10 […] ˹x˺ šag4 [x] ˹x x˺ [x] ˹x x˺ TU [(x)] : ti [x] ˹mi? x˺ […] Vs. 12 […] ˹x˺ ab-ba ˹x x˺ […] : […] ˹x˺-mu […] Rs. 6’
[…] ˹x dag̃al?˺-la2 de3-en-du12-du12 : li-ir-ši ḫa-i-n-du~du-ø MOD-FIN-3.SG.H.A-haben~RDP-3.SG.P
Rs. 7’
[…] ˹x˺-še3 šag4-la2 de3-en-su3-su3 : li-ri-im ḫa-i-n-su~su-ø MOD-FIN-3.SG.H.A-leeren-3.SG.P
Rs. 9’a […] kur-ku sag̃ kar2?-zu de3-em-me : ˹x˺-UD Rs. 9’b […] kur-ku sag̃ kar2?-zu de3-em-me : li-iq-ru-ub ḫa-i-me-ø MOD-FIN-COP-3.SG.S Kategorie:
Kommentar: Vs. 4 Vs. 7 Rs. 9’b
semantische Entsprechung (Vs. 7, Rs. 6’, 7’) semantische Erweiterung (Rs. 9’b)
Der Zusammenhang zwischen Bezugswort und Glosse ist mir unklar. Das akkadische Lexem kann ich nicht identifizieren. Das sumerische Lexem ma-al-la, eine phonetische Schreibung zu g̃al2, entspricht dem akkadischen Lexem šaknu. Die sumerische Kopula steht dem akkadischen Verb qerēbu ‚nah sein, näher‘ zwar nah, es handelt sich aber um eine Erweiterung der Semantik der Kopula.
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Verzeichnis der Glossen
311
VAT 17417 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
VS 24 42 Babylon S W
Ur-Namma B ETCSL 2.4.1.2 P347161
Glosse:
Vs. 7’
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar:
Das sumerische Kompositum mu – pad3 ‚den Namen anrufen‘ entspricht dem akkadischen Idiom zikir šumi ‚den Namen erwähnen‘.
[…] ˹šul˺ zid mu pad3-da dnu-[…] : zi-kir šu-mi mu=ø pad-’a Name=ABS wählen-PT
VAT 21554 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 108 Uruk S ?
Fragment einer Königshymne ETCSL 2.99.b P349111
Glosse:
Rs. 3’
Kategorie:
textkritische Annotation > Variante
[… de]n-lil2-le ˹nam-lugal˺ sud?-˹da˺ [(x)] ˹mu˺-na-an-šum2 : x mu-g̃al2 mu-nn-a-n-šum-ø VEN-3.SG.H-DAT-3.SG.H.A-geben-3.SG.P
VAT 21573 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 136 Uruk S ?
Glosse:
Rs. 1’
Kategorie:
–
P349139
˹x˺ […] / ˹za?-e? na-am2 x x x˺ […] : ša-a-am-ša-a-ti li-ib-bi-ia! […]
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312
Kapitel 9
VAT 21574 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 111 Uruk F ?
Glosse:
Rs. 3
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Fluch über Agade ETCSL 2.1.5 P349114
[…]-be2 zu2 ni-ta ḫe2-[…] : zu zu Zahn
VAT 21575 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 115 Uruk S W
Brief des Ur-saga an den König ETCSL 3.3.01 P349118
Glossen:
Vs. 1
lugal ˹gud-alim˺ igi-gunu3 su6 na4za-gin3-la2-mu-ur2 : a-na šar-ri ša ki ˹al-pi˺ ši-it-ḫa-˹ri˺ lugal gudalim igi gunu-ø =ra =DAT König Stier Auge befleckt-TL
Vs. 2
u3-na-a-dug4 : qi2-bi-ma u-nn-a-j-dug-ø ANT-3.SG.H-DAT-2.SG.A-sagen-3.NH.P
Vs. 3
alan kug-sig17 ud dug3-ga tu-da : ṣa-lamx(LUM) ḫu-ra-ṣi i-nu-mi ṭa-bu ul6-da alan kugsig ud dug=’a tud-’a=ø Statue Gold Tag gut=L1 gebären-PT=ABS
Vs. 4
ab2-za-za amaš kug-ga bulug̃3-g̃a2 šag4 kug dinana-ta pad3-da : wa-tu pad-’a finden-PT
Vs. 6
za-e dim2-˹ma-zu dumu˺ an-na-˹me-en˺ : wa ˹x˺ [x] ˹ma˺-ra-ni za=e dimma=zu=ø dumu An=ak=me-en du=ERG Anweisung=2.SG.POSS=ABS Sohn GN=GEN=COP-2.SG.S
Vs. 7
˹dug4˺-ga-zu ˹inim˺ dig̃ir-˹ra˺-gen7 ḫur nu-gi4-gi4-de3 : ḫu-ur la ta-ar ḫur nu-gi~gi-ed-e jemals NEG-zurückkehren~RDP-PF-3.SG.S
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Verzeichnis der Glossen
Vs. 8
313
inim-zu im an-ta ˹šeg̃3˺-g̃a2 šid nu-TUKU-TUKU : ˹qi2˺-bi-it inim=zu=ø Wort=2.SG.POSS=ABS
Kategorie:
semantische Entsprechung (Vs. 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8) semantische Derivation (Vs. 1)
Kommentar:
Die Glossen sind fast immer wortwörtliche Übersetzungen des sumerischen Textes. Eine eher unerwartete Gleichung bildet in Vs. 1 der Ausdruck ša ki ˹al-pi˺ ‚der wie ein Stier‘. Der Ausdruck weicht von der Formulierung des sumerischen Textes ab, da die sumerische Tiermetaphorik in den akkadischen Versionen oft vermieden wird. Hier handelt es sich nicht um eine lexikalische Änderung, weil die darauf folgenden Epitheta den Beibehalt der Tiermetaphern verlangen. Das akkadische Lexem šit’āru ‚bunt‘ ist die Entsprechung von gunu3 ‚mehrfarbig, gefleckt‘. Das Lexem igi ‚Auge‘ bleibt unübersetzt, weil sich das akkadische Lexem selbst auf Augen bezieht.
Vs. 1
VAT 21579 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 96 Uruk S ?
Glossen:
Vs. 2
[x x] sukkal? g̃a2 ˹x˺ […] : […] ˹x˺-li-˹ia?˺ […]
Vs. 3
[x x x]-˹ri-a˺ […] : […] ˹x˺-šu-ni ˹x˺ […]
Vs. 4
[…] ˹ad˺-da gal-gal [iri-ke4-ne] : […] ˹ab˺-bu ra-bu-tum šu?-ta?-[lim] adda gal~gal iri=ak=ene=e Vater groß~RDP Stadt=GEN=PL=ERG
Vs. 5
x [x (x)] ˹GAL˺ 60 […] : šu-ut BI bi-tim i-[…]
Kategorie: Kommentar: Vs. 4 Vs. 5
Enmerkar und En-suḫgir-ana ETCSL 1.8.2.4 P349099
semantische Entsprechung (Vs. 4)
Der Ausdruck šu?-ta?-[lim] ist eine Sandhi-Schreibung für šūt ālim ‚die der Stadt‘. Vermutlich handelt es sich hier um eine Dittographie von BI.
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314
Kapitel 9
VAT 21588 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 129 Uruk S ?
Glossen:
Vs. 3’
P349132
[…] gu3 im-me [(…)] : i-si-i-ma gu=ø i-m-b-de-e Stimme=ABS FIN-VEN-3.NH.P-gießen-3.SG.A
Vs. 4’a […] ˹x sipad tur˺ e2 tur3 si-ga-˹be2?-a?˺ […] : ˹ka˺-pa-ri sipad tur=ø Hirte klein=ABS Vs. 4’b […] ˹x sipad tur˺ e2 tur3 si-ga-˹be2?-a?˺ […] : i-na […] Rs. 1’ […] ˹er2?˺ […] : u marar-ṣa-tim Rs. 3’
Kategorie:
Kommentar: Vs. 3’
[…] ˹x˺ er2 ba-ni-[še8-še8] : ma-a-tu marar-ṣa-tu ˹ba-ki?-a?˺-tu ša-ak-na-˹at˺ er=ø ba-ni-še~še-e Tränen=ABS MID-L1-weinen~RDP-3.SG.A
semantische Entsprechung (Vs. 3’, 4’a, Rs. 3’) morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 4’b)
Das sumerische Kompositum gu3 – de2 ‚sagen, rufen‘ wurde hier entweder durch gu3 – dug4 ersetzt oder es handelt sich um eine phonetische Schreibung von /i-m-b-de-e/. Wegen des fragmentarischen Zustands der Textstelle ist die Identifikation des Lexems nur vorläufig. Das akkadische Lexem ist šasû, sasû ‚rufen‘.
W 17259 af Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
AUWE 23 128 Uruk F ?
Glossen:
Vs. 5’
[…] ˹x˺ a-na-aš im-mu-˹un-ku5?˺ : […] x x x x ur? x […]
Vs. 7’
[…] ˹x˺-gen7 i3-ku5 a-na-aš ba-[…] : […] x-tum lu bi ze2? e ka mu […]
Kategorie:
P349131
–
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Verzeichnis der Glossen
315
W 20477 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Falkenstein 1963, 80–82 Uruk S W?
Anam A ETCSL 2.7.1.1 P463981
Glosse:
Vs. 1
Kategorie:
semantische Entsprechung (?)
Kommentar:
Die Glosse befindet sich auf dem oberen Tafelrand, anscheinend steht sie nicht in direktem Zusammenhang mit der ersten Zeile. Deutlich kleiner geschrieben ist das akkadische Wort auch nicht. Falls die Rekonstruktion der ersten Zeile richtig ist, bezieht sich gitmālu ‚perfekt‘ auf dili ‚einzeln‘ (vgl. Ea II 64; Secondary ProtoEa/Aa no. 9 481; Sb Voc. II 65). Es ist allerdings eine Überlegung wert, dass in dieser Annotation keine Glosse vorliegt, sondern es sich um eine Bezeichnung des regierenden Königs im Allgemeinen handelt. Da diese Hymne während der Regierungszeit des Anam komponiert wurde, wie der archäologische Kontext376 und einzelne wohl aus Uruk stammende Manuskripte zeigen, ist diese Hypothese möglich.
an-am3 en-še3 di-li? ˹x x˺ : gi4-it-ma-lu
YBC 4603 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
YOS 11 86 unbekannt S W
Glosse:
Vs. 10 zu2 mu-un-ku5-da du13-du13-be2 du8-a / dasar-lu2-ḫi : du-a du-’a öffnen-PT
Kategorie:
phonetische Entsprechung
376
P305836
Vgl. Falkenstein 1963. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
316
Kapitel 9
YBC 4604 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Alster 1997, 118–119 unbekannt Mii CW
Sprichwortsammlung 5 ETCSL 6.01.05 P459173
Glosse: Vs. i 10 ur-maḫ-e utul2 mu-un-šeg6̃ / a-ba nu-dug3-ga ab-be2-e-še : ši-in mu-n-šeg̃-ø VEN-3.SG.A-kochen-3.SG.P Kategorie:
phonetische Derivation
Kommentar:
Eine alternative Interpretation dieser Glosse s. Taylor 2005, 28.
YBC 4621 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Kramer 1950, 212–213 unbekannt S E
Inanas Gang zur Unterwelt ETCSL 1.4.1 P293336
Glossen:
Vs. 13 sag̃ dili sag̃-g̃a2-na-gen7 ḫa-ba-ab-šum2-mu : ma-ni-ma ḫa-ba-b-šum-e MOD-MID-3.NH.P-geben-3.SG.A Vs. 16 gal5-la2 tur-tur gi-šukur-ra-gen7 : ˹ki˺-ma qa2-an gu-ub-ri gi-šukur.a=gen Rohrzaun.GEN=EQU Rs. 17
d
Rs. 21
d
lu2-lal3 zag-e3-a a2 zi-da {x} gab2-bu-˹g̃u10˺ us2-sa : a-ša2-re-du zagea=e hervorragend=ERG
dumu-zi tug2! maḫ-a i-im-mur10 maḫ-a dur2-a dur2 ˹im˺-ma-gã r : i-di-qu2 dal-pa2? / a-ši-ib dumuzi=e tug maḫ=’a i-m-b-i-mur-ø maḫ=’a dur=’a dur=ø i-m-ba-n-g̃ar-ø GN=ERG Kleid großartig=L2 FIN-VEN-3.NH-L2-bekleiden-3.SG.S großartig=L2 Sitz=L1 Hintern=ABS FIN-VEN-MID-3.SG.H.A-legen-3.SG.P
Rs. 28a gu3 i-ne-de2 gu3 nam-tag-tag!-ga: i-si-ši-ma gu=ø i-n-a-e-n-de-ø Stimme=ABS FIN-3.SG.H-DAT-L2-3.SG.H.A-gießen-3.SG.P
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Verzeichnis der Glossen
317
Rs. 28b gu3 i-ne-de2 gu3 nam-tag-tag!-ga: ša-se-e ar-ni gu namtagtag=ak=ø Stimme Schuld=GEN=ABS Rs. 29 en3-še3 tum3-mu-an-ze2-en : an-na-mi?!(I) en=še DEM=TERM Rs. 47 gal5-la2-g̃u10 ga-ba-da-kar nam!-mu-un-ha-za-ne : la i-ṣa-ba-tu-ni-in-ni na-mu-en-haza-enē MOD-VEN-1.SG.P377-festhalten-3.PL.A Kategorie:
morphosyntaktische Entsprechung (Vs. 16) morphosyntaktische Derivation (Vs. 13) semantische Entsprechung (Vs. 16, Rs. 17, 21, 28a, 28b) semantische Derivation (Vs. 13, Rs. 47) semantische Erweiterung (Rs. 21, Rs. 29)
Kommentar: Vs. 13
Alle Annotationen sind akkadische Glossen. Die sumerischen und akkadischen Versionen weichen in Kleinigkeiten ab, die Übersetzung ist nicht wortwörtlich. Die Gleichung šum2 ‚geben‘ und manû ‚ausliefern, aushändigen‘ ist semantisch klar. Morphologisch sind die beiden Verbformen nicht äquivalent: die deontische Semantik des /ḫa/-Präfix spiegelt den Infinitiv mit dem emphatischen Partikel -ma wider. Die gewöhnliche Entsprechung des sumerischen Verbs šum2 wäre nadānu ‚geben‘. Das Verb manû passt allerdings besser zum Kontext, da es sich nicht um Gegenstände, sondern um eine Person handelt. Das glossierte Lexem ist Teil einer Metapher: die Dämonen kreisen Inana wie ein Rohrzaun ein. Die Lanze ist in beiden Sprachen das Bild in der Metapher:
Vs. 16
urudu
šukur = šukurru, gubru
Rs. 21
Diri VIB 65–66
Hier ist die akkadische Übersetzung dementsprechend die wortwörtliche Wiedergabe des sumerischen Textes. Die sumerische und die akkadische Version stimmen nicht vollkommen überein, falls die Lesung korrekt ist. Die akkadische Fassung gibt mur10 ‚bekleiden‘ nicht mit der gewöhnlichen Entsprechung labāšu wieder, sondern mit edēqu G ‚anziehen, bekleiden‘, was allerdings ein Synonym ist. Das Kompositum dur2 – g̃ar bedeutet aber nur ‚sitzen, Platz nehmen‘. Die akkadische Fassung sagt hingegen
377
Die Form /en/ bzw. /Vn/, abhängig vom morphophonologischen Kontext, statt /’/ ist eine Änderung, die in der altbabylonischen Zeit vorkommt. S. dazu Attinger 1985. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
318
Rs. 28a
Rs. 29
Rs. 47
Kapitel 9
‚sitzt der Wachsame‘. Dieser Aspekt, nämlich dass Dumuzi wachsam ist, wird im sumerischen Text nicht betont. Die Glosse verwendet ein bekanntes Äquivalent des sumerischen Verbs gu3 – de2 ‚sprechen‘, nämlich šasû. Es findet jedoch eine Metathese zwischen R1 und R2 statt (vgl. die Glosse in Rs. 29b). Die modernen Übersetzungen gehen berechtigt davon aus, dass in diesem Passus Inana der Agens ist. Die akkadische Verbform ist allerdings männlich, die Interpretation des Verfassers dieses Manuskripts war dementsprechend abweichend. Die Glosse gehört eindeutig zum sumerischen Ausdruck en3-še3 ‚wie lange?‘. Die lexikalischen Listen geben gewöhnlich die akkadische Übersetzung zum Lexem als adī māti an. Die Glosse nimmt wahrscheinlich auf den Patiens des folgenden Verbes tum3-mu-anze2-en ‚bringt ihn weg von mir‘ Bezug. Eine mögliche Deutung des akkadischen Lexems ist annimmû ‚diese hier‘. Es ist denkbar, dass das sumerische Adverb als ein prosodisches Pronomen verstanden wurde. In der Glosse ist das Verb ḫa-za ‚festhalten‘ mit ‚festnehmen‘ übersetzt, was im gegebenen Kontext ungenauer wirkt. Die akkadische Entsprechung von ḫa-za wäre kullu, die sumerische Entsprechung von ṣabātu ist vor allem dab5. Es handelt sich allerdings um Synonyme.
YBC 4658 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Cohen 2017, 72–75 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 4
[…]-e ˹x-gi4-gi4?˺-[(x)] za-e kaš-g̃u10 ˹muš3?˺ ba-tum2 : da-g̃al2
Vs. 6
[…] ˹šar2˺-ur3 pirig̃ ka-du8-a dkal-kal […] ˹e2˺-kur-ra-ke4 uru3 ḫe2-ak-e : (x)-x-mu
Vs. 7
[…] ˹šar2˺-gaz igi nu-tum2-mu dnin-nisig […] : la ba-bi-il pa-ni igi=ø nu-tum-’a Gesicht=ABS NEG-bringen-PT
Vs. 17 i-gi4-in-zu unu2 tur-ra : tu-ša iginzu vielleicht
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Verzeichnis der Glossen
319
Vs. 19 si12-si12 g̃a2-g̃a2-da-˹ni˺-[…] : i-na x x-ki?-ša Rs. 26
˹nim˺ tu6 kur sig-ga a til3-la […]-be2 an-na keše2-da : […] ˹ši?-pa?˺-at kur ša-˹ap?-x x x x˺ tu kur sig=’a=ak=ø Beschwörung Berg tief-PT=GEN=ABS
u. R. 2 […] kur-ra ˹šag4 ib2˺ nu-tuku : [… lib]-bi ul i-šu šag=e ib=ø nu-ø-tuku-e Herz=ERG Zorn=ABS NEG-3.SG.P-haben-3.SG.A Kategorie: Kommentar: Vs. 4
Vs. 7
Vs. 17
semantische Entsprechung (Vs. 7, 17, Rs. 26, u.R. 2)
Die Funktion der Glosse ist unklar, da sie sich auf die erste, fragmentarisch erhaltene Zeilenhälfte bezieht. Demzufolge ist ihre Lesung vorläufig, besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass im Text außerdem ausschließlich akkadische Glossen erkennbar sind. Das Kompositum igi – tum2 ist auch in SIG7.ALAN XVIII belegt bzw. wurde aufgrund des Kommentars in BM 35574 ii 6 rekonstruiert: [igitu-u]m-tum2 = MIN (na-saḫ) ša2 IGI. Die Bedeutung des Kompositums bleibt jedoch unklar, da die Übersetzung in der Liste von der Glosse semantisch deutlich abweicht. Die akkadische Übersetzung pāna babālu ‚verzeihen, nachsichtig sein‘ entspricht hier bezüglich ihrer Elemente der sumerischen Version. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die sumerische Version auf dem Akkadischen basiert, falls die Glossen als Hilfestellungen interpretiert werden. Doch ist es möglich, dass ein Schreiber mit Akkadisch als Muttersprache ein akkadisches Idiom verwendet hat. Eine andere Möglichkeit ist, dass igi – tum2 bzw. sag̃ – tum2 (s. dazu auch Cohen 2017, 69 zu Z. 7) die Bedeutung ‚verzeihen‘ hatte, da der entsprechende sumerische Ausdruck bisher nicht bekannt ist. Der akkadische Partikel tuša ist eine semantische Entsprechung von i-gi4-in-zu ‚vielleicht‘.
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320
Kapitel 9
YBC 4705 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
– Larsa (?) S W
Brief des Sîn-iddinam an Ninisina ETCSL 3.2.06 P305869
Glossen:
Vs. 7
la-ra-akki nig̃arg̃ar aš-te e2-sa-bad e2-sa-si3-ma / bara2-mah-be2 ri-a : g̃ar nig̃ar=ø Heiligtum=ABS
Vs. 9
˹a-zu˺ gal tu6 ˹dug4˺-ga-ne2 nam-ti-la ug5-[ga ba-ni-ib]-gi4-gi4 : tu-˹u2˺ tu=ø Beschwörung=ABS
Vs. 16 sizkur2-ra nindaba-be2 i3-kig̃2-en / nig̃2-nam nu-mu-ne-keše2 : ek-ši nu-mu-nē-i-keše-e NEG-VEN-3.PL-L2-binden-1.SG.A Rs. 4
sipad kalam-be2 nu-me-en-na nindaba-be2-še3 la-ba-˹ab-gi4˺ : ka sipad kalam=ak=be=ø Hirte Land=GEN=3.NH.POSS=ABS
Kategorie:
phonetische Entsprechung (Vs. 7, Vs. 9, Rs. 4) phonetische Derivation (Vs. 16)
Kommentar: Vs. 7
Alle vier Glossen sind phonetische Annotationen. Laut Brisch 2003, 149 zu Z. 7 steht in anderen Manuskripten anstatt des Lexems nig̃ar ‚Heiligtum‘ e2-nig̃arg̃ar. Das phonetische Komplement wurde in Form der Glosse nochmals als ein phonetischer Hinweis aufgenommen. Das Lexem kešed ist ein mehrsilbiges Wort. Die lexikalischen Zeugnisse schwanken zwischen dem Lautwert /keše(d)/ und /kešda/:
Vs. 16
[keš2] = ke-še keš2 = ke-eš-da
Proto-Ea 760 Sb Voc. II 347
Die Glosse bestätigt, dass wegen des vokalischen Auslauts im Präfix direkt vor dem Verbalstamm der erste, vermutlich nicht betonte, Stammvokal /e/ wegfällt.
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Verzeichnis der Glossen
321
YBC 5149 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
YOS 11 90 unbekannt S W
Glossen:
Vs. 4a
d
Vs. 4b
d
P306241
[dim3]-me gig-ḫa-ab lu2-ra si-a : ga-ra-bu-um gigḫab=ø Lepra=ABS [dim3]-me gig-ḫa-ab lu2-ra si-a : i-sa3-ab-bu si-’a brühen-PT
Vs. 14 nig̃2-silag̃-g̃a2 šu u3-me-ti : li-˹ša? leq?˺-qa2 nig̃silag̃=’a šu=ø u-m-b-i-n-ti-ø Teig=L2 Hand=ABS ANT-3.NH-L2-3.SG.H.A-ergreifen-3.SG.P Rs. 1 Rs. 2
nig̃2-šag̃an-gen7 u3-mu-e-luḫ-luḫ : ˹x-x˺-na nig̃2-i3-nun-gen7 u3-mu-e-su-ub : ni-˹x˺
Kategorie:
semantische Entsprechung
Kommentar: Vs. 4a
Zu den Glossen in Vs. 4 s. Cavignaeux u. Al-Rawi 1995, 174 zu Z. 8. Das sumerische Lexem gig-ḫab ist in K4177+ unter anderem auch mit dem akkadischen Lexem garābu ‚Lepra‘ verglichen, s. dazu CAD G 46.
YBC 7152 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
– unbekannt S E
Glossen:
Vs. 7
Šulgi E ETCSL 2.4.2.05 P357305
igi du8-a bar-ra-na gu3 zid ma-ni-in-de2 : i-bi du igi=ø du-’a Auge=ABS lösen-PT
Vs. 10 unugki-ta su-uḫ!suḫ za-gin3 keše2-ra2-me-en : gi?-si2?-ri? kešedr-’a=me-en binden-PT=COP-1.SG.S Vs. 15
d
šul-gi-me-en šudu3 ˹za3-mi2-ĝa2 silim-eš2˺ ga-dug4 : du ga-dug-ø MOD-machen-3.SG.P
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322
Kapitel 9
Vs. 24 kur elamki u2 abula-gen7 dab5-be2 ma-gid2-da : DU- da m-a-gid-ø=’a VEN-DAT-ziehen-3.SG.S=SUB Vs. 34 zi-zi šu2-šu2 tigi za-am-za-am-ma-ka / ki bi2-zu-zu-a : bi b-i-e-zu~zu-ø=’a 3.NH-L2-1.SG.A-wissen~RDP-3.SG.P=SUB Rs. 27
Kategorie:
eš3-eš3 kaš ga-rin a-gen7 sud-sud-da-be2 : ri-in girin klar
phonetische Entsprechung (Vs. 7, 10, 15, 34, Rs. 62) textkritische Annotation > Variante (Vs. 24)
Kommentar: Vs. 15
Die phonetische Schreibung der Glosse ist in den anderen Manuskripten die maßgebliche Variante. Daher handelt es sich hier möglicherweise nicht um eine phonetische Glosse, sondern um eine textkritische Annotation.
YBC 7283 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Gordon 1960, 151; Alster 1997, pl. 127 unbekannt L P308245 E
Glosse: Vs. 1–2 kug la-la-be2 keš2-da / kug ni2-ba-aš ba-an-tu : kug la2-la2-˹be2!˺ kug la~la=be=ø Silber viel~RDP=3.NH.POSS=ABS Kategorie:
phonetische Entsprechung
3N-T917,397 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
Alster 1976, pl. xi Nippur S E?
Glosse:
Rs. 2’
Kategorie:
phonetische Derivation
Die Anweisungen des Šuruppak ETCSL 5.6.1 P356451
[…]-˹x˺ na-mu-NE : ma
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Verzeichnis der Glossen
Kommentar:
323
Es handelt sich hier vermutlich um eine Glosse, die von einem anderen Manuskript übernommen wurde, da sie infralinear platziert ist und sich durch die Schriftgröße nicht vom Haupttext abhebt (s. Kapitel 4.1). Allerdings lässt sich die Präfixkette -/mu-ma/- nicht erklären. Denkbar wäre, dass die Glosse die morphographemische Schreibung des Ventivs mit einem Aussprachehinweis ergänzt, der auf die Vokaländerung [u] > [a] nach dem Präfix /nam/- verweist.
3N-T919,460 Publikation: Herkunft: Tafeltyp: Inhalt:
SLFNi 58 Nippur S E
Glosse:
Vs. 7
Kategorie:
phonetische Entsprechung
Zwei Schreiber ETCSL 5.4.01 P356515
[nig̃2 ud-be2-ta nu-mu]-˹e˺-da-sa2-e : sa nu-mu-e-da-sa-e NEG-VEN-2.SG-COM-gleichen-2.SG.A
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10 GLOSSAR 10.1 Sumerisch a
[Wasser]
a – de2 a – dug4 a – ri a – sud a2 dub2 – ak ab-ba ab-šag4 ab2-peš-a ab2-šilam ad ad – ša4 ad-da ag̃2
[libieren] [bewässern] [befruchten] [verbreiten] [flattern] [Vater] [Mitte der See] [tragende Kuh] [Kuh] [Stimme] [erklingen] [Vater] [Sache]
ag̃2 ak
[messen] [machen]
a2-kar2 akkil al – ak al – dug4 a-la2 d alad alan
[Utensil, Mittel] [Geräusch, Lärm] [hacken] [wünschen] [eine Trommel] [ein Geist] [Statue, Form]
al-di alim
[Wunsch] [Auerochse] [wichtig]
ama ama5 ama er2-ra ambar
[Mutter] [Frauengemach] [Klageweib] [Sumpf]
BM 23111 Rs. 9 CBS 563 Rs. i 58 CBS 563 Rs. i 70 AO 5385 Rs. 11 AO 6446 Vs. i 23 VAT 8381 Vs. 4a HS 1486 Rs. 8’ BM 65147+ Rs. i 3 Ni 4171 Rs. 9 IM 13404 Vs. 1 CBS 11363+ Vs. i 12’ HS 1513 Vs. i 1’ CBS 6657b+ Vs. ii 13’ HS 1486 Vs. 17 VAT 21579 Vs. 4 G.1.2.b.1725 Rs. i 40 s. auch nig̃2 HS 1513 Vs. i 24’ AO 3023 Vs. 24b BM 100046 Rs. 34b BNUS 369 Vs. 3d CBS 1217 Vs. 10 CBS 15104 Rs. 4 VAT 6077 Vs. iii 16’ G.1.2.b.1725 Rs. i 45 G.1.2.b.1725 Rs. i 28b CBS 8085 Vs. 9a BM 96706 Vs. 17 MS 3401 Vs. 8 UET 6/2 175 Vs. 6a G.1.2.b.1725 Vs. i 6 VAT 21575 Vs. 3 HS 1513 Rs. ii 10 IM 58699 Vs. 3 VAT 603 Vs. 9’ VAT 603 Rs. 13 Ni 2377a Vs. ii 2 AO 6446 Vs. i 23 G.1.2.b.1725 Rs. i 33 BM 15794 Vs. 22
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326
Kapitel 10
a-na an an
[was] [Göttername] [Himmel]
ar2 – ak ar3 a-ra2 d asal-lu2-ḫi ba3 babbar2 balag̃ ban3-da bar bar barag bar-sag̃5 bar-šu-g̃al2 be5 biluda bir bu4 bulug̃3 bur2 bur12 id2 buranun-na butug – ak da – kud dab dab5
DAG dag dag-dug tumu dalḫamun dam dar da-ri2
AO 5383 Vs. i 18’b VAT 21575 Vs. 6 BT 9 Rs. i 1 CBS 1590 Vs. ii 13 [loben] LB 2111 Vs. 10 [mahlen] HS 1513 Rs. ii 5 HS 1513 Rs. ii 6a [mal] VAT 1343+ Vs. 23 [Göttername] VAT 1343+ Vs. 19 [halb] BNUS 369 Vs. 6a [weiß] CBS 13381+ Rs. vi 11 [ein Musikinstrument] CBS 14002+ Vs. i 11’ [klein] BT 9 Vs. i 5’ G.1.2.b.1725 Rs. i 37 [fremd] Ni 630 Rs. i 21 [blasen] AO 3023 Vs. 24a [Podium] CBS 11381 Rs. ii 18’ N 4500+ Vs. 4’ [Beleidigung] UET 6/2 175 Rs. 13 a und b [?] G.1.2.b.1725 Rs. i 21 [koten] BT 9 Rs. i 6 [Ritual] BM 54316 Rs. 9’ [streuen] BM 65147+ Vs. i 8’ [herumwandern] BM 65147+ Rs. i 4 [wachsen] N 4500+ Vs. 2’ UM 29-16-85 Vs. i 3 [ausbreiten] BM 65147+ Rs. i 5 [ausziehen] Ni 2369 Rs. i 8’ [Euphrat] VAT 6705 Rs. 10’ [(die Feinde) zerstören] CBS 1422 Vs. 13 [Grenzen bestimmen] Ni 9628 ii 5’ [übergeben, übermitteln] BT 9 Rs. i 9 [ergreifen] BM 23584 Vs. 16 BM 23584 Vs. 17 BM 54681+ Rs. 11b CBS 1590 Vs. ii 11a VAT 1343+ Vs. 7 [–] G.1.2.b.1725 Vs. i 28 [Behausung, Wohnung] HS 1513 Rs. i 2 [Gefäßständer] VAT 6705 Rs. 19’ [Sandsturm] G.1.2.b.1725 Vs. i 24 [Gatte, Gattin] G.1.2.b.1725 Rs. i 42 [spalten] HS 1513 Rs. ii 20b [ewig] UET 6/2 367 Vs. 4
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Glossar
de2
[gießen, anhäufen]
de2/6
[bringen, tragen]
de5, degx
[sammeln]
g̃iš deḫi
didid di4-di4 di4-di4-la2 dig̃ir dili
[eine Stange] [erste] [klein] [Jugend] [Gottheit] [einzeln]
dim2
[schaffen, erbauen]
dim2-ma dirig
[Plan, Anweisung] [übersteigen]
di-ir-ga
[Bindung]
DU
[–]
du du3
[gehen] [bauen]
du6 du7 du7 du8
[Hügel] [geeignet sein] [stoßen] [anhäufen]
327
AO 5383 Rs. ii 26 UET 6/1 2 Rs. 29 VAT 6705 Rs. 7’ BM 98396 Vs. 5b CBS 10986 Vs. 12’b HS 1494 Rs. 4’b N 4500+ Rs. 15’ Ni 2377a Vs. i 22 AO 6967 Vs. 3 HS 1513 Rs. i 2 CBS 6157+ Vs. ii 6 Ni 2377a Vs. i 6 G.1.2.b.1725 Vs. ii 1a, b L 1497 Rs. 10’ HS 1457+ Vs. 20a MS 3401 Vs. 7 UET 6/1 112 Rs. 8 W 20477 Vs. 1 CBS 563 Rs. i 32 Ni 3023+ Vs. ii 16’ BM 54681 Vs. 10 AO 6906A Rs. 3’b AO 6967 Vs. 17 G.1.2.b.1725 Rs. ii 7 UET 6/2 368 Vs. 8 UET 6/2 365 Vs. 5 UET 6/2 365 Vs. 8 UM 29-15-174 8’ UM 29-15-174 9’ VAT 6077 Rs. i 13c AO 6906A Vs. 12b BM 88406 Vs. 2’ CBS 1217 Vs. 8 CBS 7080 Rs. iii 9 HS 1513 Rs. ii 43a IM 51544 Vs. 3 UM 29-16-37 Rs. 15 VAT 6077 Vs. ii 9’b Ni 9628 ii 17’ AO 5383 Rs. ii 27a L 1489 Vs. 18’ VAT 8531 Vs. 9
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328
Kapitel 10
du8
[öffnen, lockern]
du8 DU8 du10 – bad du12 dub3 – gurum dubul dug dug3
dug4
dul
dulu dumdam dumu du5-mu
dumuzi-abzu dun dun5 dungu dur dur2 gi
dur2
HS 1486 Vs. 21 YBC 4603 Vs. 10 VAT 8381 Rs. 4 VAT 8381 Rs. 5b [abdichten, ausbreiten] IM 13404 Vs. 17b [–] Ni 4171 Rs. 17 [laufen, sich eilen] IM 51544 Vs. 5 s. tuku [hinsetzen, Pause machen] BM 65147+ Vs. i 17’ [aufkeimen, sprießen] N 3395 Vs./Rs. 4 [Topf] HS 1513 Vs. ii 18’ [gut sein] BNUS 369 Vs. 3b CBS 6657b+ Vs. ii 13’ VAT 21575 Vs. 3 [ausführen] AO 6906A Rs. 16’b BT 9 Vs. i 5’ BM 96940 Rs. 2 BM 100046 Rs. 30 CBS 563 Rs. ii 47 CBS 563 Rs. ii 56 CBS 8548 Vs. 18 CBS 15104 Rs. 5 Ni 2377a Vs. i 24 VAT 21575 Vs. 2 [bedecken] BM 23111 Rs. 15 CBS 563 Rs. i 31 Ni 630 Rs. i 6 VAT 6077 Vs. ii 7’ [wachsen, aufgehen] HS 1513 Rs. ii 29 HS 1513 Rs. ii 33 [Lärm] IM 58430 Vs. 16 [Sohn] VAT 21575 Vs. 6 [Sohn] Ash 1932-415 Vs. 12 G.1.2.b.1725 Vs. i 25 s. auch dumu [Göttername] AO 6446 Vs. i 33 [Profit] IM 51530 Vs. 3a [herumwandern, wirbeln] CBS 6657b+ Vs. ii 16’ HS 1513 Vs. ii 26’ [Wolke] BM 15280 Vs. i 6 [Knoten] VAT 8381 Rs. 5a [Hintern, Steiß] AO 5394 Vs. 14’ BT 9 Rs. i 8 [sitzen] BM 23631 Vs. ii 27
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Glossar
dur2 – g̃ar dur5 dusu2 e e2
[sitzen, hinsetzen] [feucht, nass] [Esel]
e2-gi4-a e2-sikil e2-urin-na e3
[Braut] [Tempelname] [Lagerraum] [hinausgehen]
e11 ed3
[aufsteigen]
eden eg2 egir3 eḫi eme5 emeda en
[Steppe] [Damm] [Prinzessin] [ein Insekt] [Eselin] [Kindermädchen] [Herr]
en3 – tar ene – dug4
[sich erkundigen] [Spaß haben]
engur enmen enzi er2 er2 – šeš2 e-re7 g̃iš eren erin2
[kosmisches Wasser] [Durst] [ein Priester] [Tränen] [weinen] [gehen] [Zeder] [Truppe]
[Haus]
329
YBC 4621 Rs. 21 BM 88406 Vs. 4’b BT 9 Rs. i 11 s. dug4 CBS 4560+ Rs. i 23 HS 1513 Rs. i 2 IM 51544 Vs. 3 G.1.2.b.1725 Vs. ii 10 IM 58430 Rs. 16 HS 1457+ Vs. 19b AO 6906A Rs. 2’a HS 1457 Vs. 15 HS 1537 Vs. 1 N 4500+ Rs. 4’ UET 6/1 112 Vs. 5a s. ed2 BM 100046 Vs. 43b BM 100046 Rs. 42 CBS 1590 Vs. ii 17 CBS 1590 Vs. ii 19 G.1.2.b.1725 Rs. i 44 AO 6906A Vs. 6c Ni 9628 ii 23’ BM 85005 Vs. 18 MS 2287 Vs. 17 G.1.2.b.1725 Rs. i 42 Ni 2369 Rs. i 4’ AO 6906A Vs. 17b BM 78183 Rs. 6 CBS 2135+ Vs. 12 CBS 14002+ Rs. i 7’a Ni 2369 Rs. i 6’ BM 98396 Vs. 2 HS 1486 Vs. 15b HS 1486 Vs. 16b HS 1486 Vs. 20 VAT 4112 Rs. 3 UET 6/2 175 Rs. 9 Ni 9628 ii 17’ UET 6/3 562 Vs. 4a VAT 21588 Rs. 3’ BM 15794 Vs. 19 VAT 1343+ Vs. 18 UET 6/2 368 Vs. 4b
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330
Kapitel 10
e-sigmušen eš3
[ein Vogel] [Heiligtum]
eškiri e2-ubara en-še3 ga
[Seil] [Futterhürde] [wie lange] [Milch]
gab2-bu
[linke Hand]
gaba gaba – ri
[Brust] [begegnen]
gaba – ur4 ga-ba-al – du3 gakkul gal gal4-la gal-zu gar3 gara2 gašan
[herumwandern] [feindlich sein] [ein Gefäß] [groß] [Vulva] [vernünftig, weise] [häufen] [Rahm] [Herrin]
gaz gi gi gi(4)
[töten, umbringen] [Rohr] [Urteil] [zurückkehren]
gibil gid2
[neu] [ziehen, melken]
gi-di gig
[eine Flöte] [krank]
giggi
[schwarz]
gig-ḫa-ab gigri2
[eine Krankheit] [untertauchen]
CBS 15153 Vs. 4’ HS 1513 Rs. i 10 MS 3401 Vs. 7 VAT 4112 Rs. 1 BM 100046 Vs. 8 YBC 4621 Rs. 29 CBS 6657b+ Vs. ii 2’ CBS 6657b+ Vs. ii 4’ HS 1513 Vs. ii 27’ BT 9 Rs. i 3 CBS 6657b+ Vs. ii 12’ UET 6/2 368 Vs. 8 AO 6967 Vs. 26 HS 1486 Vs. 5 G.1.2.b.1725 Vs. i 12 Ni 4194 Rs. 2 G.1.2.b.1725 Rs. i 21 VAT 21579 Vs. 4 UM 29-15-174 3’ BM 65147+ Rs. ii 9’b BM 23111 Vs. 4 VAT 8381 Rs. 1 AO 6906A Vs. 12a AO 6906A Vs. 17a MS 3401 Vs. 7 YBC 4621 Vs. 16 CBS 563 Rs. ii 44 CBS 1217 Vs. 9 CBS 8546 Rs. 6’ CBS 10305+ Rs. iii 14’ VAT 21575 Vs. 7 CBS 8320 Vs. 15’ CBS 6657b+ Vs. ii 9’ CBS 14002+ Vs. 7’a UET 6/2 128 Rs. 8 CBS 6657b+ Vs. i 7’ BT 9 Vs. i 6’ G.1.2.b.1725 Rs. i 23 Ni 630 Vs. i 14’ UET 6/2 367 Vs. 2 AO 6967 Vs. 23 Stevenson Coll. T. Rs. 8 YBC 5149 Vs. 4a IM 58430 Vs. 14
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Glossar
gi-gur d gilgameš2 gi4-in
[ein Korb, ein Behälter] [Königsname] [Sklavin]
gi-na gir4 gir11 girin gi-ur3 gu gu2
[ständig, dauerhaft] [Ofen] [anschirren] [Blume] [Rohr, Röhricht (?)] [Flachs] [Nacken]
gu2-bi2mušen gu3-g̃iškiri6 gu2-nida gu2-sa gu2 – du3 gu2 – e3 gu2 – gid2 gu2 – g̃ar gu2 – g̃ar gu2 – la2 gu2 šu – ak gu2 zig3 – gam gu3
[Seite] [ein Vogel] [Schlachtruf] [geschälte Gerste] [Nackenmuskel] [missachten] [brüllen] [lehnen, neigen] [niederbeugen] [sammeln, versammeln] [umarmen] [festnehmen] [niederbeugen] [Stimme]
gu3 – de2
[rufen]
gu3 – dub2 gu3 – gur gu7
[schreien, rufen] [antworten, reden] [essen]
gub
[stehen]
gud
[Ochse]
331
IM 13404 Vs. 10 G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 Ash 1932-415 Vs. 12 s. auch geme2 AO 6906A Vs. 4 Ash 1932-415 Vs. 3 JRL 1059 Vs. 6 BM 15280 Vs. i 8a BM 98396 Vs. 13a Ni 2369 Rs. i 8’ G.1.2.b.1725 Rs. ii 32 HS 1486 Vs. 8a Ni 2369 Rs. ii 8’ CBS 11554 Vs. 9 G.1.2.b.1725 Rs. i 28b VAT 6705 Vs. 13’ Ni 630 Rs. ii 8 UM 29-13-216 Vs. 5 BM 98396 Rs. 7 BT 9 Rs. i 1’ UET 6/2 156+ Vs. 10 CBS 563 Rs. i 8 HS 1486 Vs. 8b CBS 1511 Rs. 5’ IM 51544 Vs. 1c VAT 8381 Vs. 9a VAT 8381 Vs. 9b VAT 8381 Vs. 10 YBC 4621 Rs. 28b BM 22741 Rs. 6 BM 98396 Rs. 8 YBC 4621 Rs. 28a VAT 21588 Vs. 3’ BM 65147+ Rs. i 7 BT 9 Vs. i 6’ AO 6906A Vs. 5 Ni 2377a Rs. ii 7 AO 6906A Vs. 1 BM 100046 Vs. 41 HS 1486 Vs. 11 IM 58430 Rs. 29 Ni 2377a Vs. ii 3 BT 9 Vs. i 3’ BT 9 Vs. i 4’
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332
Kapitel 10
gud3 gud-alim gug gul
[Nest] [Stier] [Kuchen] [zerstören]
gul gum2 gum2 – g̃ar gun gunu3 gur
[zurückhalten (?)] [lahm] [schreien] [Last, Ware] [gefleckt, mehrfarbig] [wenden, drehen]
gur gur3 guru7-maš g̃a2 g̃al2
[da sein]
g̃ala – dag g̃ar
[aufhören, enden] [stellen, legen]
g̃arza g̃e26
[Riten] [ich]
[liefern] [Getreidehaufen]
BM 65147+ Rs. i 3 VAT 21575 Vs. 1 HS 1513 Vs. ii 19’ BM 54705 Rs. 11’ BT 9 Rs. i 12 BM 98396 Vs. 8 BT 9 Rs. i 5 IM 51544 Vs. 1a CBS 1601 Vs. 6’ VAT 21575 Vs. 1 CBS 1217 Vs. 5 G.1.2.b.1725 Vs. i 27b Ni 630 Vs. i 10’ UET 6 335 Vs. 1 VAT 6077 Rs. i 5 s. kur4 CBS 1601 Vs. 6’ BM 23631 Vs. ii 22 s. g̃ar AO 6906A Vs. 3 AO 6906A Vs. 4 AO 6906A Rs. 8’b AO 6906A Rs. 14’c CBS 2135+ Vs. 5 CBS 14002+ Vs. i 8’ UM 29-15-174 5’ CBS 563 Rs. i 33 BM 96738 Vs. 16 BM 98396 Rs. 8 CBS 563 Rs. i 30 CBS 6657b+ Vs. i 3’ CBS 14002 Vs. ii 9’c G.1.2.b.1725 Rs. i 26 HS 1513 Rs. ii 12 UET 6/2 175 Rs. 17 UET 6/2 367 Vs. 2 VAT 6077 Vs. ii 10’b UET 6/2 356 Vs. 3a AO 3023 Vs. 17 AO 6906A Vs. 9 AO 6906A Vs. 18 BM 85201 Vs. 15 BM 98396 Vs. 14 BM 98396 Rs. 5
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Glossar
g̃en
[gehen]
g̃eštug-g̃eštug g̃i6 g̃i6 – sa2 g̃idlam2 g̃ir2 g̃iri2
[Ohrringe] [Nacht] [Nacht verbringen] [Ehegatte] [Weg] [Schwert]
g̃iri3-si g̃iš g̃iš – keše2 g̃išgalšu'ana g̃iš-GAZ – ak g̃iš-gi g̃iškim g̃i6-u3-na g̃izzal – ak ḫa-lam ḪA.UR ḫa-za
[Zehe] [Baum, Holz] [anschirren (?)] [Westländer] [umbringen, töten] [Röhricht] [Zeichen] [Nacht] [aufmerksam sein] [zerstören] [?] [festhalten]
ḫe2-g̃al2 ḪI.AŠ ḫub2 – gub ḫul ḫul2
[Überfluss] [ein Priester (?)] [rennen] [schlecht, bösartig] [sich freuen]
ḫur ḫur ḫur-ḫur-ra ḫuš zabar ḫu-ut-pa i3 ib2
[kratzen] [jemals] [Krätze] [wütend, zornig] [Pfeilspitze] [Öl, Fett] [Zorn]
333
BM 78173 Vs. 21’ BM 85201 Vs. 23 BM 85201 Vs. 24 BM 100046 Vs. 22 HS 1513 Vs. ii 5’ HS 1513 Vs. ii 29’ L 1489 Rs. 6 L 1489 Rs. 7 AO 6967 Vs. 15 VAT 6077 Vs. ii 15’ HS 1486 Vs. 4 AO 6906A Rs. 2’b Ni 9628 ii 24’ BM 54681+ Rs. 8 Stevenson Coll. T. Rs. 10 AO 6906A Rs. 15’ Ni 2369 Rs. i 10’ BT 9 Vs. i 4’ AO 6906A Vs. 1 CBS 1511 Rs. 9’ Ni 2377a Vs. i 18 Ni 9628 ii 27’ IM 58473 Rs. ii 6’ UET 6/2 371 Vs. 1a UET 6/2 365 Vs. 7 AO 6906A Vs. 5 VAT 8531 Vs. 20 YBC 4621 Rs. 47 CBS 15104 Rs. 5 VAT 1343+ Rs. 1’ HS 1486 Vs. 16b HS 1457+ Vs. 6 BM 96706 Rs. 16 CBS 6657b+ Vs. i 7’ CBS 6657b+ Vs. ii 6’b HS 1457+ Rs. 7 CBS 1590 Vs. ii 14 VAT 21575 Vs. 7 MS 2287 Vs. 17 BM 54681+ Rs. 8 BM 54681+ Rs. 7 CBS 8320 Rs. 4’ BM 54705 Rs. 11’
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334
Kapitel 10
ibila
[Erbe]
ib2-gi4 id2 idigna
[Sorgen (?)] [Tigris]
g̃iš ig
igi
[Tür aufmachen] [Gesicht, Auge]
igi – du3 igi – du8 igi-g̃al2 igi-nim igi – sag3 [igi] – sag9 igi – sag̃5 igi – sig10 igi – tum2 i-gi4-in-zu i-lu – me il2
[die Augen richten] [sehen] [Einsicht] [Hochland] [schlagen] [gefällig ansehen] [wählen] [sehen] [verzeihen (?)] [vielleicht] [klagen] [tragen, bringen]
g̃eš illar
[eine Waffe] [Lied] [Ton]
– gub
ilu im d
inana inim
[Gottesname] [Wort, Rede]
inim – dug4
[sagen]
inim – sig10 ir ir9 iri
[ausdrücken] [plündern] [mächtig] [Stadt]
isiš išib izi
[Geheul, Gejammer] [ein Priester] [Feuer]
CBS 563 Rs. i 45 CBS 563 Rs. i 48 AO 3023 Vs. 17 VAT 6077 Rs. ii 14 VAT 6705 Rs. 10’ Ni 630 Vs. iii 17’ CBS 563 Rs. i 8 HS 1494 Vs. 5 VAT 21575 Vs. 1 L 1489 Vs. 2’ N 4500+ Rs. 14’ HS 1513 Rs. i 12 Ash 1932-415 Vs. 6 UET 6/2 156+ Vs. 9 Ni 630 Vs. i 3’ BM 96706 Vs. 5 VAT 8381 Vs. 14 YBC 4658 Vs. 7 YBC 4658 Vs. 17 AO 3023 Vs. 4b BM 98396 Rs. 5 IM 51544 Vs. 1b CBS 10911 Rs. 7’ HS 1486 Vs. 17 BM 85005 Vs. 20 IM 58430 Rs. 29 AO 6906A Rs. 3’a AO 6906A Vs. 4 BM 15280 Vs. ii 3a BT 9 Rs. i 11 VAT 603 Rs. 2 VAT 21575 Vs. 8 AO 5383 Rs. ii 12b BM 65147+ Vs. i 8’ CBS 563 Rs. ii 56 HS 1494 Rs. 14’ UET 6/2 368 Vs. 4a CBS 10911 Rs. 5’ BM 15794 Vs. 2 BT 9 Rs. i 12 VAT 21579 Vs. 4 UET 6/2 175 Rs. 10 Ash 1932-526o Rs. 6 HS 1494 Rs. 5’
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Glossar
izi – tag ka
KA×X ka – keše2 ka – tum2 KA – bal KA – dug4 g̃iš KAK.A kal kala3 kalag kalam
kaš4 keš2 ki
ki – ag̃2
ki-duru5 ki-gub-ba ki-lul ki-si3-ga ki-sikil ki-šar2 ki-šu-peš(11) ki-ur3 gi kid
[Feuer anzünden] [Mund]
AO 5383 l. R. AO 6906A Vs. 4 Ni 630 Rs. ii 4 UET 6/2 382 Vs. 1 UM 29-15-174 3’ [?] G.1.2.b.1725 Vs. ii 12 [festmachen] VAT 8381 Vs. 4b [Nachrichten überbringen] UET 6 382 Vs. 1 [sich unterhalten] HS 1513 Rs. ii 30 [brüllen] G.1.2.b.1725 Vs. i 27a [Achse] CBS 6137+ Vs. ii 4 [wertvoll] Ni 1180 Vs. ii 3 [Grube] CBS 15209 Rs. 7 [stark] G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 UET 6/2 175 Vs. 6b [Land] CBS 346 Vs. 6 AO 5383 Vs. i 6’ YBC 4705 Rs. 4 [laufen] BT 9 Rs. i 5 G.1.2.b.1725 Vs. i 24 [binden] Ni 630 Vs. ii 3’ YBC 4705 Vs. 16 [Ort] BM 54316 Vs. 5 BM 65147+ Vs. ii 11’ CBS 1217 Vs. 9 G.1.2.b.1725 Vs. i 37 HS 1513 Vs. ii 6’b Ni 630 Vs. iii 32’ [lieben] AO 5383 Rs. ii 22 CBS 14002+ Rs. i 4’ G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 HS 1513 Vs. i 10’ HS 1513 Vs. i 11’ [feuchtes Land] CBS 8320 Rs. 9’b [Stelle, Position] AO 5394 Vs. 8’ BM 98396 Rs. 2 [Mord] G.1.2.b.1725 Vs. i 15 [Opfergabe] CBS 563 Rs. i 30 [Jungfrau] G.1.2.b.1725 Rs. i 17 [Welt, Gesamtheit] CBS 1217 Vs. 10 [Kultort] IM 51530 Rs. 3b VAT 8531 Rs. 14 [Fundament] BM 65147+ Rs. ii 8’ [Schilfmatte] CBS 14086 Vs. 7
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335
336
Kapitel 10
kig̃2 kig̃2 kig̃2-g̃a2 – g̃ar
[suchen] [Auftrag, Einsatz] [koagulieren]
ki-nir-ša3-baki kiri3
[Toponym] [Nase]
kiri3 šu – g̃al2 kirix kišib-la2 KU ku4 ku6 kud
[Ehre erweisen] [Nase] [Hand, Handgelenk] [–] [Fisch] [schneiden]
kug kug kug-de2 kug-dun kug-sig17
[rein] [Silber] [Edelmetall] [Gewinn] [Gold]
kul kur
[sammeln] [Berg]
kur2
[verändern]
kur4
[dick sein / werden]
kur9
[eintreten]
kurku2 kuš kuš2 la la2
[Wunsch] [Haut] [müde sein] [viel] [ausstrecken]
CBS 1590 Rs. 12’a BM 54705 Rs. 5’ CBS 6657b+ Vs. ii 2’ CBS 6657b+ Vs. ii 4’ AO 6446 Vs. i 32 AO 6315 Rs. 11 BM 23631 Vs. i 39 VAT 8531 Vs. 18b UET 6/1 112 Vs. 5b Ni 630 Rs. ii 3 BM 15280 Vs. ii 5 HS 1513 Vs. i 2’ s. kur9 IM 58430 Vs. 11 BM 54705 Rs. 9’a BT 9 Rs. i 8 G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 YBC 7283 Vs. 1 Ni 2126+ Rs. i 9’ IM 51530 Vs. 5 HS 1457+ Vs. 2 VAT 21575 Vs. 3 G.1.2.b.1725 Vs. ii 8a AO 6906A Rs. 3’b BM 54681+ Rs. 11a G.1.2.b.1725 Vs. i 4 YBC 4658 Rs. 26 BM 54705 Rs. 5’ UET 6/2 356 Vs. 3b UM 29-15-174 6’ AO 6906A Vs. 15 HS 1513 Rs. ii 43b Ni 630 Vs. iii 6’ VAT 8381 Vs. 5b VAT 8381 Vs. 6c CBS 563 Rs. ii 44 IM 58430 Rs. 1 IM 58430 Rs. 16 UET 6 209 Vs. 7 UET 6/1 112 HS 1536+ Vs. ii 12’b IM 58430 Vs. 11 YBC 7283 Vs. 1 CBS 14002+ Rs. ii 6’b
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Glossar
la2
la-bi lagaški laḫ2 laḫ5 lal3-g̃ar dug lam-de-re le’um lirum lu2
lu3 kuš lu-ub2 lug lugal
lu2-ḫul-g̃al2 lukur lul
lum lum ma ma2 maḫ
ma-al-la ma-al-li-li ma-al-tum
[hängen]
CBS 1590 Vs. 11b G.1.2.b.1725 Rs. i 43a Ni 2377a Vs. i 25 [Liebling, ein Kosename] AO 6906A Rs. 16’a [Toponym] BM 17308 Vs. 7 UET 6/2 128 Vs. 26 [trocknen] CBS 332 Rs. 10 [bringen] BM 100046 Vs. 43a [unterirdisches Wasser] BM 96706 Vs. 10 [Fass] VAT 6705 Rs. 14’ [Brett] CBS 1217 Vs. 5 [stark] BM 54696 Vs. i 13 [Mensch] AO 6906A Vs. 2 BM 96706 Rs. 12 CBS 563 Rs. i 48 HS 1514 Vs. ii 4’ IM 58430 Rs. 16 UET 6/2 367 Vs. 1 [verrücken, vermischen] BT 9 Rs. i 4 [Sack] CBS 14002+ Rs. ii 6’a [weiden] AO 6906A Vs. 13 Ni 2369 Rs. ii 2’ [König] AO 6906A Vs. 17a N 3701 Rs. 1’ VAT 21575 Vs. 1 [Bösewicht] CBS 1590 Vs. ii 1 [eine Priesterin] G.1.2.b.1725 Vs. i 37 [lügen] BM 65147+ Vs. ii 9’ BM 98396 Rs. 5 BT 9 Vs. i 7’ BT 9 Rs. i 9 UM 29-15-174 7’ [zusammenbrechen] G.1.2.b.1725 Rs. i 29 [Frucht] IM 13404 Vs. 10 [Haus] HS 1513 Rs. i 10 [Schiff] IM 13404 Vs. 8a [bedeutend, großartig] AO 6906A Vs. 2 BM 54696 Vs. i 13 BM 96738 Rs. 3 IM 13404 Vs. 9 UET 6/2 175 Rs. 12 [Beauftragter] VAT 15582 Vs. 7 [Gemurmel] UM 29-16-85 Vs. i 17 [Bett] Stevenson Coll. T. Vs. 5 © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
337
338 g̃iš ma-gid
Kapitel 10
mar-tu uzu ma-sila3 maš maš2 me
[eine Stange] [Westländer, Amurriter] [Ferse] [rein] [Ziege] [sein (COP)]
me
[göttliche Ordnung]
me’am
[ein Kosewort]
melim me-teš2 – i-i min mi2 (zid) – dug4
[Glanz] [loben] [zwei] [sorgen (für)]
g̃iš mitum
mu mu2
[eine Waffe] [Name] [wachsen]
mud mu-gi
[Blut] [Röhricht]
mu-lu
[Mann]
munu4 munus
[Malz] [Frau]
mur10 murgu
[bekleiden] [Schulter]
d
[Nebel] [Mundschenk] [Falke]
2
muru9 MUŠ3.KA.UL mu-tin-gal
CBS 6137+ Vs. i 11 AO 6906A Vs. 6b HS 1536+ Vs. ii 12’a Ash 1932-415 Rs. 4 HS 1494 Vs. 11 AO 3023 Vs. 17 AO 6906A Rs. 8‘b CBS 7055 Rs. 1’ UET 6 386 Vs. 1 UET 6/1 112 Vs. 5a UET 6/2 365 Vs. 4 HS 1457+ Vs. 20b Ni 2369 Rs. ii 2’ BNUS 369 Vs. 7b HS 1457+ Vs. 13 VAT 1343+ Vs. 23 CBS 6657b+ Vs. i 6’ Ni 2377a Vs. 12 CBS 14012+ Rs. 8 N 3701 Rs. 7’ Ni 2369 Rs. i 8’ Ni 2369 Rs. i 9’ VAT 6077 Vs. ii 4’ IM 58430 Rs. 16 Ni 2377a Vs. i 10 s. auch g̃iš-gi AO 6906A Rs. 17’b BM 98396 Vs. 16 HS 1514 Vs. ii 4’ Ni 2377a Vs. i 10 s. auch lu2 BM 23631 Vs. ii 20a AO 6906A Vs. 17a BM 54681+ Vs. 10 BT 9 Vs. i 7’ HS 1513 Rs. ii 32 VAT 8381 Rs. 3b YBC 4621 Rs. 21 Ni 630 Rs. ii 20 VAT 8381 Rs. 3a G.1.2.b.1725 Rs. i 26 IM 58430 Vs. 6 AO 6906A Vs. 9
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Glossar
nag̃
[trinken]
nag̃a3 nam – tar nam-dig̃ir nam-gu-la nam-lugal
[Mörser] [Schicksal bestimmen] [Göttlichkeit] [Bedeutung] [Herrschaft, Königtum]
nam-ra nam-tag-tag-ga nam-til d nanše ni2
[Beute] [Schuld] [Leben] [Gottesname] [selbst]
ni2 – sig10 ni10 nibruki nig̃2
[verschwören] [eine Stadt] [Sache]
nig̃2-ak nig̃ar nig̃2-ar3-ra nig̃2-ban3-da nig̃2-dim2-dim2 nig̃2-dirig nig̃2-gu7 nig̃2-ḫi-li-a nig̃2-ḫul2-ḫul2 nig̃2-mul-an-na nig̃in(2)
[Magie] [Heiligtum] [Grütze] [ein Behälter] [Form, Gestalt] [zusätzlich] [Essen, Nahrung] [Verlockende(r)] [Freude] [Gefunkel (?)] [umgehen, umgeben]
nig̃2-silag̃
[Teig]
nig̃2-šu nig̃2-u2-rum nin9 ninaki ninda
[Güter] [Eigentum, Besitz] [Schwester] [Ortsname] [Brot]
339
AO 5394 Rs. 4’ AO 6906A Rs. 12’ HS 1513 Rs. ii 32 VAT 1343+ Rs. 12’ UET 6 335 Vs. 1 AO 5383 Vs. i 16’ BM 54316 Rs. 15’ G.1.2.b.1725 Rs. i 44 HS 1457+ Rs. 9 HS 1513 Rs. i 14 CBS 15104 Rs. 4 YBC 4621 Rs. 28b BM 54705 Vs. 7 AO 6446 Vs. i 30 AO 6906A Rs. 14’c BM 98396 Rs. 3 BT 9 Rs. i 2 IM 58430 Rs. 29 UET 6/2 371 Vs. 1b BM 65147+ Vs. ii 8’ s. nig̃in(2) CBS 1217 Vs. 3 IM 58430 Rs. 29 UET 6/2 367 Vs. 1 UET 6/2 367 Vs. 4 BM 98396 Vs. 17 YBC 4705 Vs. 7 HS 1513 Rs. ii 7 Ni 2377a Vs. i 27 N 3701 Rs. 8’ CBS 8320 Rs. 4’ BM 65147+ Vs. ii 10’b BM 98396 Vs. 5a HS 1486 Rs. 12’ BM 98396 Vs. 16 CBS 563 Rs. i 51 CBS 1590 Vs. ii 13 VAT 6705 Vs. 8’ YBC 5149 Vs. 14 IM 51530 Vs. 1 HS 1513 Vs. ii 15’ CBS 6657b+ Vs. ii 7’ AO 6446 Vs. i 30 BM 15794 Rs. 15
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340
Kapitel 10
ninda2 d nin-gal nita
[Stier] [Göttername] [Mann]
nu2
[liegen]
nu-erim2-sur5mušen nu-gig numun pa e3 – ak pad pad3
[ein Vogel] [eine Priesterin] [Samen] [erscheinen lassen] [brechen] [finden]
pirig2 pirig̃ pu2 ra
[leuchtend, glänzend] [Löwe] [Brunnen] [schlagen]
g̃iš rab
RI ri ru-gu2 sa-du3 sa – gi4 sa2
[Verschluss] [–] [auferlegen] [entgegentreten] [ein Netz] [bereiten] [Entschluss]
sa2
[gleichen]
sa2 – dug4
[eintreffen (lassen)]
sa5-bur2
[Ertrag]
HS 1494 Vs. 7 HS 1513 Vs. ii 17’ BM 54681+ Vs. 10 BM 58103 Vs. 8’ CBS 1217 Vs. 2 HS 1513 Rs. ii 4 HS 1513 Rs. ii 6b Ni 2377a Vs. 15 CBS 12602 Rs. ii 10’ AO 6906A Rs. 8’a BM 96738 Rs. 9 AO 6712 Vs. 15 UM 29-15-174 4’ BM 65147+ Rs. ii 9’b CBS 1590 Rs. i 12’b G.1.2.b.1725 Vs. i 4 G.1.2.b.1725 Rs. i 42 UET 6/1 2 Vs. 30 VAT 21575 Vs. 4 G.1.2.b.1725 Rs. i 40 VAT 8531 Vs. 18b HS 1494 Rs. 4’a CBS 1590 Vs. ii 5 G.1.2.b.1725 Rs. ii 14 Ni 630 Vs. iii 19’ VAT 6077 Rs. i 6 CBS 563 Rs. i 19 Stevenson Coll. T. Rs. 9 Ni 2377a Vs. 15 CBS 8313 Rs. 6’ BM 65147+ Rs. ii 9’a BM 65147+ Rs. ii 9’b 3N-T919,460 Vs. 7 AO 6906A Rs. 17’b BM 88406 Vs. 7’ BM 96739 Rs. 13 CBS 1511 Rs. 7’ CBS 8320 Vs. 16’ IM 51530 Vs. 3b
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Glossar
sag3
[schlagen]
sag9 sag̃ sag̃ sag̃-dili sag̃ sag9-ga sag̃ – gur2 saĝ – sal sag̃ – šum2 sag̃ – us2 sag̃ keše – ak g̃iš sag̃-kul-ḫuš-ba sa-sa sar sed si si
si – sa2
sig sig sig sig sig7
BM 23820+ Rs. 46 CBS 1590 Vs. ii 7 G.1.2.b.1725 Vs. i 24 HS 1486 Vs. 16a UM 29-15-174 1’ VAT 6077 Vs. ii 19’ [schön, gut] BNUS 369 Vs. 9 G.1.2.b.1725 Rs. i 44 [Kopf] AO 6906A Vs. 12b BT 9 Rs. i 8 [?] AO 6906A Vs. 8 [allein, einzeln] BM 58103 Vs. 8’ [Gütigkeit, Tugend] G.1.2.b.1725 Rs. i 14 [niederbeugen] G.1.2.b.1725 Vs. ii 8b [(unsicher)] UET 6/2 169 Vs. 19 [eilen, fortsetzen] UET 6/1 72 Vs. 5 [den Kopf aufstützen] AO 5394 Rs. 1’ [aufpassen] IM 58430 Rs. 8 [Seitenpfosten] CBS 6137+ Vs. i 19 [stechen] BM 54681+ Rs. 8 [eilen] UM 29-16-37 Vs. 1 [abkühlen, sich beruhigen] CBS 1511 Rs. 14’ [Horn] AO 6906A Vs. 15 [füllen] CBS 6657b+ Vs. i 4’ Ni 630 Vs. iii 6’ Ni 630 Vs. iii 7’ YBC 5149 Vs. 4b [richten, gerade machen] AO 6906A Vs. 3 CBS 7072A+ Vs. 20’ MS 3401 Vs. 9 [still sein] BM 65147+ Vs. ii 9’ BM 65147+ Vs. ii 11’ [schwach sein] UET 6/3 562 Rs. 3 [Süd] Ash 1932-415 Vs. 5 [unterer] YBC 4658 Rs. 26 [zurückschneiden] G.1.2.b.1725 Vs. ii 7
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341
342
Kapitel 10
sig9/10
[legen, setzen]
sig10 sig̃ar sila sila-dag̃al sila-sir2 sila3 silim
[gleichen] [Riegel] [Straße] [Platz] [Straße] [Mutterkuchen] [gesund]
sipad
[Hirte]
sir3 su
[binden] [Fleisch, Körper]
su8 su8-ba-de3
[Hirte] [Hirte]
sud
[fern, entfernt]
sug
[Sumpf]
sug4 su3!-sig2! su-gu7 suḫ suḫ suḫ3 suḫ10 suḫ-gir11 suḫubx
[leeren, abreißen] [Ornament] [Rötung] [Krone] [ausreißen] [Chaos] [Krone] [Diadem] [Stiefel]
BM 15280 Vs. i 8b BM 65147+ Rs. i 1 CBS 563 Rs. i 58 CBS 563 Rs. i 70 CBS 7072A+ Vs. 5’ G.1.2.b.1725 Rs. i 45 IM 58430 Vs. 6 VAT 1343+ Rs. 17’ VAT 6077 Vs. ii 9’a VAT 6705 Rs. 8’ UET 6/1 2 Vs. 21 AO 6906A Vs. 14 CBS 10986 Vs. 12a HS 1486 Vs. 15a HS 1486 Vs. 24 Ni 2369 Rs. i 5’ BNUS 369 Vs. 3a G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 Ni 1180 Vs. ii 10 CBS 6657b+ Vs. i 8’ VAT 21588 Vs. 4’ VAT 1343+ Vs. 12 AO 5378 Vs. ii 7 CBS 1511 Rs. 16’ HS 1513 Rs. i 2 CBS 8320 Vs. 14’a s. auch sipad CBS 8320 Rs. 13’ BM 15280 Vs. ii 3b G.1.2.b.1725 Vs. i 4 G.1.2.b.1725 Vs. i 6 HS 1486 Vs. 20 BM 54705 Vs. 7 IM 13404 Vs. 8b IM 13404 Vs. 9 VAT 15582 Rs. 7’ AO 6967 Vs. 23 UET 6/2 367 Vs. 4 HS 1486 Vs. 21 CBS 1511 Rs. 17’ A 7569 Vs. 18 N 3560 Vs. 3 BM 100046 Rs. 34a AO 6967 Vs. 24
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Glossar
suḫuš sukkal sumun sumun2 su3-ra2-ag̃2
[Fundament] [Minister] [alt] [Kuh] [wertvoll, Metall]
ša4 ša-ga-ba šag4
[gehen] [gestern] [Herz]
šag4-bal-bal
[Nachkomme]
šakan2 dug šakir3 šar2 še
[Wildtier] [Butterfass] [perfekt sein] [Getreide]
še10 šeg̃6 šen še-en-kilim še-er še-mur šeš šeš2/4
[Kot] [kochen] [Kampf] [Manguste] [hell sein, leuchten] [Asche] [Bruder] [weinen]
šibir2 šim šir3 šita
[Hirtenstab, Szepter] [Malz] [Lied] [Gebet]
343
Ni 630 Vs. iii 7’ G.1.2.b.1725 Rs. ii 5 CBS 14086 Vs. 7 AO 6906A Vs. 10 CBS 8548 Vs. 19 Ni 4010 Vs. 3 BT 9 Rs. i 5 HS 1486 Vs. 1 AO 6906A Rs. 6’ BM 96739 Rs. 10 CBS 4560+ Rs. i 33 CBS 6657b+ Vs. i 8’ CBS 6657b+ Vs. ii 16’ G.1.2.b.1725 Vs. i 37 G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 Ni 2377a Vs. i 10 VAT 6077 Rs. i 10 YBC 4658 u. R. 2 G.1.2.b.1725 Vs. ii 23 N 3701 Rs. 6’ VAT 603 Rs. 11 CBS 6657b+ Vs. ii 6’a AO 5378 Rs. i 17 G.1.2.b.1725 Vs. ii 8a HS 1513 Rs. i 2 Ni 2369 Rs. i 9’ BM 23631 Vs. ii 20b YBC 4604 Vs. i 10 CBS 1511 Rs. 6’ UM 29-16-85 Vs. ii 18 UET 6/2 368 Vs. 7 Ni 2369 Rs. ii 8’ AO 3023 Vs. 4a CBS 1511 Rs. 18’ Ni 630 Vs. i 6’ BM 15280 Vs. i 17a VAT 6705 Vs. 9’ CBS 8548 Vs. 12 N 1542+ Vs. 4
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344
Kapitel 10
šu
[Hand]
šu – bal šu – dab5
[verändern, wenden] [ergreifen]
šu – dag šu – du8 šu – g̃ar šu – gi4 šu – nig̃in2 šu – teg̃3/4
[abbrechen, beenden] [halten] [durchführen] [zurückzahlen] [umgehen] [annehmen]
šu – zig šu2 šub
[die Hand erheben] [bedecken] [fallen]
šuba2 šu-dim4 šu-e3 – mu2 g̃iš šukur
[ein Stein] [Vernunft] [beten] [Lanze]
šum2
[geben]
šu-ur3-ra šuš2
[eine Gans] [verbrauchen]
BM 54316 Vs. 5 BM 96738 Vs. 16 BT 9 Vs. i 2’ BT 9 Rs. i 3 CBS 1590 Vs. ii 1 CBS 14002+ Vs. ii 9’a UET 6/3 562 Vs. 2b CBS 8548 Vs. 18 AO 6906A Vs. 16a VAT 8381 Rs. 8 UET 6/2 175 Rs. 14 HS 1486 Vs. 7 Ni 630 Rs. i 1 UET 6/2 371 Vs. 1b G.1.2.b.1725 Rs. i 4 IM 58430 Vs. 5 VAT 8381 Rs. 2 YBC 5149 Vs. 14 UET 6/3 156+ Vs. 12 Ni 2369 Rs. i 5’ BNUS 369 Vs. 7a BNUS 369 Vs. 7c CBS 1590 Vs. ii 3 CBS 8320 Rs. 3’ LB 2111 Rs. 5 MAH 16014 Vs. 12 UET 6/2 175 Rs. 8 AO 5378 Rs. i 17 VAT 8381 Rs. 10 BM 98396 Vs. 19 Ni 630 Vs. iii 5’ YBC 4621 Vs. 16 BM 15280 Vs. i 17b CBS 6657b+ Vs. ii 9’ CBS 8085 Vs. 9b CBS 14002 Vs. ii 7’b MS 3401 Vs. 7b VAT 8381 Vs. 4c VAT 21554 Rs. 3’ YBC 4621 Vs. 13 AO 5383 Vs. i 18’a G.1.2.b.1725 Vs. i 10
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Glossar
ta
[was]
tag
[anfassen]
te
[Wange]
teg̃3/4
[annähern]
teš2 teš2 teš2 – tuku ti til3
[Einheit] [Stolz] [stolz sein] [Rippe] [leben]
tilla2 – ak titab2 tu6
[auf der Straße laufen] [Zutat zum Bier] [Beschwörung]
tu9 tu10 tud
[niederschlagen] [gebären]
tug2 tug2-ba-rim4-ma tuku
[Kleidung] [ein Gewand] [haben]
g̃iš tukul
tum2/3
[Waffe] [bringen]
tumu tumu-mir-ra tumu-ulu3 tun g̃eš tun3
[Wind] [Nordwind] [Südwind] [zerschlagen] [ein Behälter]
345
AO 5383 Vs. i 18’b HS 1486 Vs. 11 s. auch ana BM 54316 Vs. 5 CBS 6657b+ Vs. i 10’ UET 6/2 365 Vs. 2 CBS 1590 Vs. ii 7 CBS 1590 Vs. ii 15 BM 98396 Vs. 17 IM 58430 Rs. 14 Ni 630 Vs. i 20’ BM 54696 Vs. i 12 IM 51530 Rs. 3a G.1.2.b.1725 Rs. i 29 Stevenson Coll. T. Rs. 12 BM 96706 Vs. 6 CBS 563 Rs. i 45 CBS 14002+ Vs. ii 6’ CBS 1601 Rs. 7 VAT 6705 Vs. 24’ YBC 4658 Rs. 26 YBC 4705 Vs. 9 s. dab5 CBS 1422 Vs. 11 VAT 6077 Rs. i 13a VAT 6077 Rs. i 13b VAT 21575 Vs. 3 CBS 8320 Vs. 15’ BM 22741 Vs. 11a, b G.1.2.b.1725 Vs. i 6 MS 3279 Vs. 17 UET 6/2 367 Vs. 1 VAT 15582 Rs. 6’ YBC 4658 u. R. 2 CBS 1511 Rs. 8’ BM 65147+ Vs. ii 10’b HS 1513 Rs. i 1 Ni 2126+ Vs. ii 3 UET 6/2 382 Vs. 1 AO 3023 Vs. 24a BM 15280 Vs. ii 14b BM 15280 Vs. ii 14a BNUS 369 Vs. 6b Ni 9628 ii 20’
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346
Kapitel 10
tur
[jung, klein]
tur5 tuš u u2 u3 u8
[krank sein] [sitzen] [Finger] [Gras] [Mahlzeit] [und] [Mutterschaf]
u2-a u8-babbar ub3 ubur ud
[Versorger] [weißes Schaf] [Trommel] [Brust] [Tag]
ud-be2-ta ud – zal ud – zal udu
[früher, bislang] [Tag verbringen] [dämmern] [Schaf]
udug
[ein Dämon]
udul5 udun-maḫ udzaḫal – ak
[Hirte] [Ofen] [verschwinden lassen]
ug7 ugu ugu u2-gu – de2
[sterben] [Schädel] [entbinden, gebären] [verschwinden]
ud-gu7-gu7-nu-de2-de2 u3-gul – g̃ar dug u-gur-bal ug̃3
[ein Name] [beten] [Gefäß, Krug] [Volk]
CBS 14002 Rs. i 2’ VAT 21588 Vs. 4’ Ni 630 Vs. i 14’ Ni 2369 Rs. ii 8’ IM 58430 Rs. 1 BT 9 Vs. i 2’ Ni 9628 ii 17’ BM 54681+ Vs. 10 CBS 6657b+ Vs. ii 9’ Ni 2369 Rs. ii 2’ CBS 1217 Vs. 3 Ni 2369 Rs. ii 5’ HS 1486 Vs. 16a BM 23584 Vs. 5b BM 54681+ Vs. 2 BM 54705 Vs. 7 BM 65147+ Vs. ii 10’a CBS 1217 Rs. 5 HS 1513 Rs. i 7 UET 6/2 367 Vs. 4 VAT 21575 Vs. 3 AO 6712 Vs. 10 HS 1486 Vs. 1 UET 6/2 368 Vs. 6 AO 6906A Vs. 13 CBS 8320 Rs. 8’ MS 3401 Vs. 7b CBS 15209 Vs. 20 VAT 1343+ l. R. UET 6/1 112 Vs. 16a VAT 6705 Vs. 12’ VAT 8531 Rs. 8b HS 1484 Vs. 4 HS 1486 Vs. 18 IM 58430 Rs. 29 G.1.2.b.1725 Vs. ii 11 Ni 2377a Vs. ii 2 BM 54681+ Rs. 16 BM 98396 Vs. 3 UET 6/2 156+ Rs. 13’ UET 6/1 2 Rs. 29 UET 6/1 112 Vs. 16b VAT 6705 Rs. 15’ AO 6906A Vs. 5
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Glossar d
ug̃3-g̃a2-i-bi2-ma-al ul ul4 u3-li-li u18-lu kaš ulušin uman kuš ummud umun
unken unu2 ur ur2 ur4 ur5 – ša4 d ur-ra ur-be2 urin uru uru16 us2
uš2 ušum uttuku d utu u3-tud za zag zag-e3 zal
[Göttername] [Pracht] [eilen] [Klage] [Südwind] [eine Bierart] [Laus] [Wasserschlauch] [Herr]
BM 23584 Vs. 5a AO 6330 Rs. 3 UET 6/2 156+ Rs. 8’ BM 100111 Vs. 11 G.1.2.b.1725 Vs. i 24 BM 23103 Vs. i 33 MS 2287 Vs. 17 BM 23111 Rs. 9 AO 6906A Vs. 17 b, c BM 78183 Rs. 6 HS 1513 Vs. ii 6’a s. auch en [Versammlung] CBS 563 Rs. ii 44 [Speisesaal] UET 6/1 112 Vs. 14 [Hund] BT 9 Vs. i 5’ BT 9 Rs. i 4 [Schoß] Stevenson Coll. T. Rs. 10 VAT 6077 Vs. ii 10’a [pflücken, ernten] BT 9 Vs. i 2’ G.1.2.b.1725 Vs. ii 8a [brüllen] BM 96940 Vs. 21 [Göttername] VAT 1416 Vs. 3’ [zusammen, gemeinsam] AO 6906A Vs. 5 [Blut] BM 100046 Rs. 14 [Stadt] HS 1443+ i 7’ Ni 2369 Rs. i 6’ [gewaltig] UET 6/1 112 Vs. 14 [folgen, begleiten] AO 5378 Vs. ii 7 AO 6712 Vs. 14 AO 6906A Vs. 10 Ni 630 Vs. i 21’ Ni 630 Vs. ii 32’ [sterben, töten] CBS 563 Rs. i 48 [Schlange] BNUS 369 Vs. 5a [Rechentafel, Abakus] UET 6/2 190 Vs. 4’ [Göttername] BM 54705 Rs. 11’ HS 1513 Rs. i 7 [gebären] G.1.2.b.1725 Rs. i 11 [Personalpronomen 2 Sg.] AO 6906A Rs. 17’a [Seite] G.1.2.b.1725 Rs. i 43b Ni 2377a Vs. i 26 [hervorragend] YBC 4621 Rs. 17 [schlaflos] BT 9 Vs. i 3’
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347
348
zalag
zamug zar2-lagab ze2-eb
ze-eg̃3
zi zi – ir zib2 – gid2 zid
zig3
zirrux zu
zu2 zu2 – gub zukum zur zur
Kapitel 10
[strahlen]
BM 22741 Rs. 10 CBS 8548 Vs. 19 IM 51530 Rs. 1 [Königsname] Ash 1923-444 ii 28 Ash 1923-444 ii 30 [Königsname] Ash 1923-444 vii 31 [gut] HS 1486 Vs. 17 VAT 6077 Vs. ii 11 s. auch dug3 [geben] BM 98396 Vs. 13b BM 98396 Vs. 16 BM 98396 Rs. 9 s. auch šum2 [schneiden, entfernen] G.1.2.b.1725 Vs. i 33 [besorgt, verzweifelt sein] IM 58430 Vs. 11 UET 6/2 175 Rs. 16 [die Zügel ziehen] BM 22741 Vs. 14 [recht] Ash 1932-415 Rs. 4 CBS 2135+ Vs. 12 CBS 8548 Vs. 18 CBS 14002+ Vs. ii 9’a [aufsteigen] BNUS 369 Vs. 5a CBS 1511 Rs. 16’ Ni 9628 ii 17’ [eine Priesterin] HS 1513 Vs. ii 17’ [wissen] AO 5383 Vs. i 24’ Ash 1932-415 Vs. 9 HS 1486 Vs. 13 VAT 8381 Vs. 15 [Zahn] VAT 21574 Rs. 3 [kauen] VAT 8381 Vs. 5a VAT 8381 Vs. 6a+b [schreiten, betreten] BM 65147+ Rs. i 6 [brechen] BT 9 Rs. i 2 BM 23584 Rs. 8 [lärmen] AO 5383 Rs. ii 31
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Glossar
349
10.2 Akkadisch abu aḫātu aḫāzu aḫu aḫu
G
[Vater] [Schwester] [nehmen] [Nacken] [Seite, Arm]
aḫû akālu
G
[fremd] [essen]
alāku
G
[gehen]
alpu ālu
[Stier] [Stadt]
amāru amšālû amtu amurru ana
[sehen] [gestern] [Sklavin] [Amurriter] [Präposition]
VAT 21579 Vs. 4 CBS 6657b+ Vs. ii 7’ CBS 8320 Vs. 14’b Ni 630 Rs. ii 8 G.1.2.b.1725 Rs. i 43b Ni 2369 Rs. ii 8’ Ni 630 Rs. i 21 AO 6906A Vs. 5 Ni 2377a Rs. ii 7 AO 6906A Vs. 12b CBS 1601 Rs. 7 HS 1513 Vs. ii 5’ HS 1513 Vs. ii 29’ VAT 21575 Vs. 1 AO 6905B Vs. 9 VAT 21579 Vs. 4 Ni 630 Vs. i 3’ HS 1486 Vs. 1 Ash 1932-415 Vs. 12 AO 6906A Vs. 6b AO 3023 Vs. 4a AO 6905B Vs. 9 AO 6906A Vs. 6a AO 6906A Rs. 2’b AO 6906A Rs. 13‘a BM 54681 Rs. 11b BM 54705 Vs. 7 BM 54705 Rs. 5’ BM 54705 Rs. 15’ BM 65147+ Rs. i 3 BM 98394 Vs. 2 BM 98396 Vs. 16 CBS 563 Rs. i 8 CBS 1217 Vs. 5 CBS 1217 Vs. 9 CBS 1217 Rs. 5 CBS 1590 Vs. ii 1 CBS 8548 Vs. 19 CBS 14002+ Vs. i 7’ G.1.2.b.1725 Rs. i 17 G.1.2.b.1725 Rs. i 42 HS 1457+ Vs. 2
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350
Kapitel 10
(ana)
anāḫu anāku
annimmû anu appu apu
arnu arû ašamšūtu ašarēdu ašāšu ašru
Gtn
ašru atta atti awīlu babālu
G
bakû
G
balāṭu
HS 1457+ Vs. 6 HS 1513 Vs. ii 19’ HS 1513 Vs. ii 26’ IM 13404 Vs. 8b IM 58430 Vs. 6 IM 58430 Rs. 16 N 3701 Rs. 6’ Ni 630 Vs. iii 5’ Ni 2377a Rs. i 16 Ni 9628 ii 20’ UET 6/2 371 Vs. 1a VAT 21575 Vs. 1 [müde sein] IM 58430 Vs. 11 [ich] AO 6906A Vs. 9 AO 6906A Vs. 12b AO 6906A Vs. 15 AO 6906A Vs. 18 [diese hier] YBC 4621 Rs. 29 [Göttername] VAT 21575 Vs. 6 [Nase] VAT 8531 Vs. 18b [Röhricht] BM 98396 Vs. 13a Ni 2377a Vs. i 10 Ni 2377a Vs. i 18 [Schuld] YBC 4621 Rs. 28b [schwanger sein] HS 1513 Rs. ii 43b [Sandsturm] G.1.2.b.1725 Vs. i 24 [Herausragende] YBC 4621 Rs. 17 [besorgt, verzweifelt sein] UET 6/2 175 Rs. 16 [Ort] BM 54316 Vs. 5 BM 65147+ Vs. ii 11’ CBS 1217 Vs. 9 HS 1513 Vs. ii 6’b [Demütigkeit] Ni 630 Vs. ii 18’ [Personalpronomen 2 m. Sg] AO 5383 Vs. i 16’ [Personalpronomen 2 f. Sg] AO 6906A Rs. 17’a [Mann] BM 98396 Vs. 16 [bringen] BM 65147+ Vs. ii 10’b N 4500+ Rs. 15’ Ni 2377a Vs. i 22 YBC 4658 Vs. 7 [weinen] Ni 630 Vs. i 6’ VAT 21588 Rs. 3’ [Leben] BM 54705 Vs. 7 CBS 563 Rs. i 45
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Glossar
balṭu
[gesunder Junge]
banû
G
banû
N G
bašālu bašmu bašû
batāqu bayyašû belû bēlu
biblu bikītu Bilgameš biltu binītu birtu bitrû bītu dabdû dabnû dalpu damāmu dāmu dannatu dārīš dārītu dēlu dešû ditānu dumqu durgu
Š
Š G G
Št
G
D
CBS 563 Rs. i 45 CBS 563 Rs. i 48 [schaffen, erbauen] BM 88406 Vs. 4’a UM 29-16-37 Rs. 15 [geschaffen werden] Ni 2369 Rs. i 9’ [gut, schön] BM 54705 Vs. 5 BM 54705 Rs. 9’ [braten, schmelzen] AO 5383 l. R. [Schlange] BNUS 369 Vs. 5a [existieren] AO 6906A Rs. 14’c CBS 14002+ Vs. i 8’ HS 1457+ Rs. 8 [erschaffen] BM 96706 Rs. 16 [abbrechen, beenden] UET 6/2 175 Rs. 14 [moderat, mäßig] G.1.2.b.1725 Rs. i 29 [aufhören] CBS 1511 Rs. 17’ [Herr] AO 6906A Vs. 2 AO 6906A Vs. 12a AO 6906A Vs. 17c CBS 14002+ Rs. i 7’a Ni 2369 Rs. i 4’ [Gabe, Geschenk] CBS 563 Rs. i 30 [Tränen] UET 6/3 562 Vs. 4a [Königsname] G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 [Ware, Last] CBS 1601 Vs. 6’ [Glied] CBS 1511 Rs. 10’ [zwischen] Ni 630 Rs. ii 8 [dauern, andauern] HS 1486 Vs. 18 [Haus] HS 1513 Rs. i 2 VAT 21579 Vs. 4 [Niederlage] CBS 1422 Vs. 11 [–] G.1.2.b.1725 Vs. ii 15 [wachsam, munter] YBC 4621 Rs. 21 [klagen, jammern] CBS 1511 Rs. 18’ [Blut] IM 58430 Rs. 16 [Notlage, Schwierigkeiten] G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 [für immer] CBS 14002+ Rs. ii 5’ [Ewigkeit] UET 6/2 367 Vs. 4 [einzeln] BM 58103 Vs. 8’ [prosperieren lassen] N 4500+ Rs. 9’ [Auerochse] IM 58699 Vs. 3 [Gütigkeit, Tugend] G.1.2.b.1725 Rs. i 14 G.1.2.b.1725 Rs. i 44 [Innerstes] BM 98396 Rs. 2
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351
352
duruššu edēpu edēqu edēru edû egēgu ekketu elēpu eli elītu elmēšu elû
enû
Kapitel 10
G G G G G G
G
epēšu
Š Št G
erēbu
G Š
erēšu erištu erû êru esittu ešēru ešû etēqu ezēbu ezzu gagû galātu gamālu garābu gitmālu gubru ḫabāru
G
D
G G G
G G
[Fundament] [blasen] [anziehen, bekleiden] [umarmen] [wissen, bewusst sein] [kratzen] [Krätze] [wachsen, aufgehen]
BM 65147+ Rs. ii 8’ AO 3023 Vs. 24a YBC 4621 Rs. 21 HS 1486 Vs. 8b UET 6/2 368 Vs. 4a CBS 1590 Vs. ii 14 MS 2287 Vs. 17 HS 1513 Rs. ii 29 HS 1513 Rs. ii 33 [über, darüber] CBS 1590 Vs. ii 13 [Hochland] Ash 1932-415 Vs. 6 [Bernstein] Ni 4010 Vs. 3 [aufsteigen] CBS 1590 Vs. ii 17 CBS 1590 Vs. ii 19 G.1.2.b.1725 Rs. i 44 [verlagern lassen (?)] HS 1513 Rs. ii 4 [auswechseln, vertauschen] HS 1513 Rs. ii 6b [machen] CBS 1217 Vs. 8 CBS 1217 Vs. 10 [eintreten] IM 58430 Rs. 16 UET 6 209 Vs. 7 [hineinbringen] CBS 563 Rs. ii 44 IM 58430 Rs. 1 [wünschen] BM 96706 Vs. 17 [Wunsch] HS 1513 Rs. ii 10 [leeren, abreißen] VAT 15582 Rs. 7’ [wecken] AO 5378 Vs. ii 7 [Mörser] UET 6 335 Vs. 1 [gerade machen, gedeihen] AO 6906A Vs. 3 [verwirrt sein] G.1.2.b.1725 Vs. i 27a Ni 630 Vs. ii 18’ [fortsetzen] UET 6/2 371 Vs. 1a [vernachlässigen] UET 6/3 562 Vs. 2b [wütend, zornig] BM 54681+ Rs. 8 [Kloster] G.1.2.b.1725 Vs. i 37 [sich fürchten] G.1.2.b.1725 Vs. i 30 [durchführen] Ni 630 Rs. i 1 [Lepra] YBC 5149 Vs. 4a [perfekt] W 20477 Vs. 1 [eine Lanze] YBC 4621 Vs. 16 [lärmen] AO 5383 Rs. ii 31
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Glossar
ḫalāqu
ḫamadīru ḫaṣānu ḫadû ḫaṭû ḫawiru ḫiāqu ḫiāru ḫiāšu ḫidiātu
G Gt D
G D G G Š
[verschwinden] [verschwinden (separ.)] [verschwinden lassen]
[ausgetrocknet] [umarmen, beschützen] [sich freuen] [zerstören] [Ehemann] [vermischen, mischen] [bereitmachen] [eilen, fortsetzen] [Freude]
ḫurāṣu ḫurri ḫuršu idu ilu
[Gold] [jemals] [Lagerraum] [Arm, Stärke] [Gottheit]
ilūtu imittu immeru ina
[Göttlichkeit] [rechte Hand] [Schaf] [Präposition]
353
CBS 1511 Vs. 2’ BM 98396 Vs. 3 BM 54681+ Rs. 16 UET 6/2 156+ Vs. 8’ UET 6/2 156+ Vs. 13’ VAT 8531 Rs. 8b G.1.2.b.1725 Vs. ii 8a HS 1486 Vs. 7 HS 1457+ Rs. 7 G.1.2.b.1725 Rs. i 29 AO 6906A Rs. 2’b N 4500+ Rs. 4’ BM 98396 Rs. 8 UET 6/1 72 Vs. 5 CBS 8548 Vs. 19 HS 1486 Rs. 12’ VAT 21575 Vs. 3 VAT 21575 Vs. 7 HS 1457+ Vs. 19b UET 6/2 175 Vs. 6b BM 54705 Vs. 8 HS 1457+ Vs. 20a BM 54316 Rs. 15’ CBS 14002+ Vs. ii 9’a CBS 8320 Rs. 8’ AO 5378 Vs. ii 7 AO 5383 Rs. ii 12a AO 5383 Rs. ii 20 AO 6906A Vs. 3 AO 6906A Vs. 4 AO 6906A Vs. 6c AO 6906A Vs. 12b AO 6906A Rs. 3’b AO 6906A Rs. 6’ AO 6906A Rs. 14’b BM 54681 Rs. 8 BM 54681+ Rs. 11a CBS 563 Rs. i 30 CBS 1511 Rs. 15’ CBS 6657b+ Vs. ii 12’ CBS 6657b+ Vs. ii 16’ CBS 8320 Rs. 9’a CBS 14002+ Vs. ii 9’b CBS 14002+ Rs. ii 8’
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354
(ina)
inu īnu inūma inūmē ipru ipu irbu
Kapitel 10
G.1.2.b.1725 Vs. i 4 G.1.2.b.1725 Vs. i 15 G.1.2.b.1725 Vs. i 24 G.1.2.b.1725 Vs. ii 16 G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 G.1.2.b.1725 Rs. i 43b G.1.2.b.1725 Rs. i 44 HS 1457+ Vs. 19a HS 1457+ Vs. 19b HS 1457+ Rs. 16 HS 1486 Vs. 1 HS 1486 Vs. 4 HS 1486 Vs. 15a HS 1486 Vs. 16a HS 1486 Vs. 16b HS 1486 Vs. 20 HS 1513 Vs. ii 18’ HS 1513 Rs. i 2 HS 1513 Rs. ii 10 IM 13404 Vs. 8a IM 58430 Vs. 5 IM 58430 Vs. 12 Ni 630 Vs. i 4’ Ni 630 Vs. i 23’ Ni 2369 Rs. i 1’ Ni 2369 Rs. i 4’ Ni 2369 Rs. i 10’ Ni 2369 Rs. i 12’ Ni 2369 Rs. ii 8’ Ni 2377a Vs. i 26 Ni 2377a Vs. ii 2 Ni 2377a Vs. ii 17 Ni 4171 Rs. 17 UET 6/2 368 Vs. 4b VAT 21588 Vs. 4’ YBC 4658 Vs. 19 [wenn] N 1542+ Vs. 4 [Auge] UET 6/2 156+ Vs. 9 [wenn] BM 65147+ Vs. ii 10’a Ni 630 Vs. i 3’ [wenn] VAT 21575 Vs. 3 [Ration, Unterhalt] HS 1513 Rs. i 2 [Mutterkuchen] Ni 2369 Rs. i 5’ [Geschenk, Einkommen] CBS 8320 Vs. 16’ © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Glossar
isippu isqu iṣu išarūtu išdu ištar ištēn ištēniš ištu
[ein Priester] [Macht, Qualifikation] [Baum, Holz] [Gerechtigkeit] [Fundament] [Gottesname] [erste] [zusammen, gemeinsam] [Präposition]
išû itti izuzzu
kabāsu kab/pāṣ/su kakku kakkullu kallatu kalmatu kalû
kamāru kamû kanû kaparru karābu karmu kasāmu kasû
D N G G D G G
Ash 1932-526o Rs. 6 UET 6/2 175 Rs. 12 Ni 2369 Rs. i 10’ AO 6906A Vs. 4 Ni 630 Vs. iii 7’ AO 6906A Rs. 3’a Ni 2377a Vs. i 6 AO 6906A Vs. 5 CBS 8320 Rs. 3’ G.1.2.b.1725 Vs. ii 11 G.1.2.b.1725 Rs. i 37 HS 1486 Vs. 1 HS 1513 Vs. ii 24’ Stevenson Coll. T. Rs. 8 UET 6/2 175 Rs. 17 [haben] G.1.2.b.1725 Vs. i 6 YBC 4658 u. R. 2 [Präposition] HS 1486 Vs. 18 HS 1513 Vs. ii 6’a [stehen] AO 6906A Vs. 1 HS 1486 Vs. 11 Ni 2377a Vs. ii 3 [schreiten, betreten] BM 65147+ Rs. i 6 [verzerren, verdrehen] Ni 630 Vs. i 10’ [Waffe] CBS 1511 Rs. 8’ [ein Gefäß] G.1.2.b.1725 Rs. i 21 [Braut] G.1.2.b.1725 Vs. ii 10 [Insekt] MS 2287 Vs. 17 [halten, hindern] BM 98396 Vs. 8 CBS 8320 Rs. 3’ G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 Ni 630 Vs. iii 17’ [niederschlagen] BNUS 369 Vs. 6b CBS 1422 Vs. 13 [binden] CBS 1511 Rs. 5’ [binden] CBS 1590 Vs. ii 11b [sorgen (für)] CBS 6657b+ Vs. i 6’ [Hirtenjunge] VAT 21588 Vs. 4’ [beten] BM 98396 Vs. 19 Ni 1180 Vs. ii 10 [Hügel] BM 54705 Rs. 15’ [hacken, zerkleinern] CBS 6657b+ Vs. ii 2’ CBS 6657b+ Vs. ii 4’ [binden, zusammenfügen] Ni 630 Vs. iii 17’
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355
356
kasūsu kaṣāru kašādu
Kapitel 10
G
Š kašdu kâti kī
kīam kīma
kīnu kissurratu kišādu kiššatu kītu kukku kullumu kunnû kuppû lapātu liblibbu lā
(D)
G
[Falke] [binden] [eintreffen, ankommen]
AO 6906A Vs. 9 Ni 630 Vs. ii 3’ BM 88406 Vs. 7’ CBS 563 Rs. i 30 CBS 8320 Vs. 16’ [eintreffen lassen] BM 58103 Rs. 3 CBS 1511 Rs. 7’ [Entschluss] BM 65147+ Rs. ii 9’b [dich] BM 98396 Vs. 16 [wie] BM 98396 Vs. 17 BNUS 369 Vs. 6a G.1.2.b.1725 Rs. i 21 VAT 21575 Vs. 1 [folglich] HS 1457+ Vs. 10 [wie] AO 6906A Vs. 5 AO 6906A Vs. 6b AO 6906A Vs. 13 BM 98396 Rs. 5 G.1.2.b.1725 Vs. i 24 G.1.2.b.1725 Vs. i 25 G.1.2.b.1725 Vs. ii 8a HS 1513 Rs. ii 20b IM 58430 Vs. 11 YBC 4621 Vs. 16 [recht, dauerhaft] CBS 8548 Vs. 18 [ein Musikinstrument] CBS 14002+ Vs. i 11’ [Nacken] G.1.2.b.1725 Rs. ii 32 HS 1486 Vs. 8a [Welt, Gesamtheit] CBS 1217 Vs. 10 [Rohrmatte] IM 13404 Vs. 10 [Kuchen] HS 1513 Vs. ii 19’ [zeigen] N 4500+ Rs. 14’ [aufpassen, sich kümmern] Ni 2377a Vs. 12 [ein Vogel] CBS 11554 Vs. 9 [anfassen] CBS 6657b+ Vs. i 10’ [Nachkomme] N 3701 Rs. 6’ [nicht] AO 5383 Vs. i 24’ AO 6906A Vs. 2 AO 6906A Vs. 3 AO 6906A Vs. 4 AO 6906A Rs. 17’b BM 98396 Rs. 7 BM 98396 Rs. 8 BNUS 369 Vs. 7c
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Glossar
(lā)
labāšu lābu laḫru lallartu lamādu lānu lapātu
lapnu lawû lemnu lêmu leqû
G
G
[anziehen, bekleiden] [Löwe] [Mutterschaf] [Klageweib] [kennen, wissen] [Form, Gestalt]
G
[ergreifen, anfassen]
Š
[zerstören] [arm] [einhüllen] [böse] [verbrauchen] [ergreifen]
G G G
lētu
[Wange]
le’u libbātu
[Brett] [Wut, Zorn]
libbu
[Herz, Mitte]
līšu littu lū
[Teig] [Kuh] [fürwahr]
357
CBS 8320 Vs. 14’b CBS 8548 Vs. 18 UET 6/2 356 Vs. 7 UET 6/2 368 Vs. 4a UET 6/3 562 Vs. 2b YBC 4621 Rs. 47 YBC 4658 Vs. 7 CBS 8320 Vs. 15’ VAT 8531 Vs. 18b CBS 6657b+ Vs. ii 9’ G.1.2.b.1725 Rs. i 33 CBS 1511 Rs. 15’ G.1.2.b.1725 Vs. i 6 N 3701 Rs. 8’ BM 54316 Vs. 5 CBS 6657b+ Vs. i 10’ HS 1486 Vs. 16a CBS 1511 Vs. 1’ UET 6/2 367 Vs. 1 CBS 563 Rs. i 31 CBS 1590 Vs. ii 1 G.1.2.b.1725 Vs. i 10 CBS 563 Rs. ii 4 YBC 5149 Vs. 14 CBS 1590 Vs. ii 7 CBS 1590 Vs. ii 15 CBS 1217 Vs. 5 AO 5383 Rs. ii 20 BM 54705 Rs. 11’ AO 6906A Rs. 16’a CBS 6657b+ Vs. i 7’ CBS 6657b+ Vs. i 8’ CBS 6657b+ Vs. ii 16’ G.1.2.b.1725 Vs. i 37 G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 VAT 21573 Rs. 1’ YBC 4658 u. R. 2 YBC 5149 Vs. 14 HS 1513 Vs. i 1’ AO 6712 Vs. 14 AO 6712 Vs. 15 CBS 6657b+ Vs. ii 6’b UET 6/2 365 Vs. 2 UET 6/3 562 Rs. 2a
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358
lumnu maḫāru
maḫāṣu māḫāzu maḫru makkuru malīliš malû
Kapitel 10
G
G
G
D mannu manû manû manzāzu maqātu
G G G
marāṣu
māru
mâṣu mašālu mātu
G
mâtu meḫû mēlulu
Š
mēlultu mimma
[Kummer] BM 98396 Vs. 17 [bekommen, gegenüberstehen] BNUS 369 Vs. 7c CBS 8085 Vs. 9b HS 1486 Vs. 5 IM 58430 Vs. 5 [schlagen] CBS 1590 Vs. ii 7 [Kultort] VAT 8531 Rs. 14 [Anwesenheit, Vorderseite] AO 6906A Vs. 12b CBS 563 Rs. i 8 [Eigentum, Besitz] HS 1513 Vs. ii 15’ [wie eine Flöte] BM 100111 Vs. 11 [füllen] Ni 630 Vs. iii 6’ Ni 630 Vs. iii 7’ VAT 8531 Vs. 9 [erfüllen, vollziehen] CBS 6657b+ Vs. i 4’ [wer] AO 6906A Rs. 17’b [aufzählen, rezitieren] UET 6/190 Vs. 4’ [ausliefern, aushändigen] YBC 4621 Vs. 13 [Stand, Position] AO 6906A Vs. 1 [fallen, passieren] CBS 1590 Vs. ii 3 CBS 8320 Rs. 3’ UET 6/2 175 Rs. 8 [krank sein] G.1.2.b.1725 Rs. i 23 Ni 630 Vs. i 14’ VAT 21588 Rs. 1’ VAT 21588 Rs. 3’ [Sohn] Ash 1932-415 Vs. 12 G.1.2.b.1725 Vs. ii 23 VAT 21575 Vs. 6 [herumwandern, wirbeln] CBS 6657b+ Vs. ii 16’ HS 1513 Vs. ii 26’ [gleichen] UET 6/1 2 Vs. 21 [Land] AO 6906A Rs. 3’b CBS 563 Rs. ii 4 CBS 1217 Vs. 9 CBS 1511 Vs. 1’ VAT 21588 Rs. 3’ [umbringen, töten] IM 58430 Rs. 29 [Sturm] G.1.2.b.1725 Vs. i 24 [spielen] HS 1486 Vs. 15b HS 1486 Vs. 20 [Spiel] HS 1486 Vs. 16b [irgendwas] G.1.2.b.1725 Rs. i 40 UET 6/2 367 Vs. 2
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Glossar
mīnu mītu miṭṭu mû mūdû mundu murṣu murû muṣṣabru mušṭu muttaprirru mutu nabû nābu nadānu
G
[was] [tot, Toter] [eine Waffe] [Wasser] [weise] [Grütze] [Krankheit] [Nebel] [bösartig, klatschend] [Kamm] [herumwandernd] [Gatte] [klagen] [Insekteneier] [geben]
nadāru nâdu
G
[wild sein] [loben]
nadû
G
[Lobgesang singen] [hinlegen, hinwerfen]
Š
[ruinieren, verwüsten]
G Š G
[schreien, brüllen] [brüllen lassen] [ruhig sein, hinsetzen]
Š
[fremd] [hinlegen] [glänzend, leuchtend]
(?) nagāgu nâḫu nakru nâlu namru
D
napāḫu naparkû napšu naptanu narāmu
G G
[aufleuchten] [aufhören, enden] [reichlich, geräumig] [Mahlzeit] [Geliebte(r), Liebe]
nasāḫu nasāsu nasikkatu
G G
[ausziehen] [erklingen] [Weg]
359
HS 1486 Vs. 11 CBS 563 Rs. i 48 Ni 630 Vs. iii 5’ CBS 563 Rs. i 58 BM 65147+ Rs. ii 9’b HS 1513 Rs. ii 7 UET 6/2 367 Vs. 2 G.1.2.b.1725 Rs. i 26 UM 29-16-85 Vs. i 17 HS 1486 Vs. 21 G.1.2.b.1725 Vs. i 12 G.1.2.b.1725 Rs. i 42 AO 3023 Vs. 4b MS 2287 Vs. 17 BM 98396 Vs. 16 BM 98396 Rs. 9 CBS 6657b+ Vs. ii 9’ CBS 14002 Vs. ii 7’b BNUS 369 Vs. 5a CBS 8548 Vs. 12 LB 2111 Vs. 10 HS 1457+ Vs. 13 G.1.2.b.1725 Vs. i 28 CBS 14002+ Rs. ii 6’b CBS 1511 Rs. 9’ s. auch naṭû Š BM 98396 Rs. 7 BM 65147+ Rs. i 7 BM 65147+ Vs. i 17’ CBS 1511 Rs. 14’ VAT 15582 Vs. 7 Ni 2377a Vs. i 15 G.1.2.b.1725 Rs. i 40 UET 6/2 368 Vs. 7 HS 1486 Vs. 22 CBS 563 Rs. i 33 CBS 8320 Vs. 15’ Ni 9628 ii 17’ G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 HS 1513 Vs. i 10’ HS 1513 Vs. i 11’ Ni 2369 Rs. i 8’ HS 1486 Vs. 17 UET 6/1 2 Rs. 22
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360
Kapitel 10
našāru našû
D G
naṭû
Gt N Š
(?)
nawāru
Gt
nêru niāti nīšu
G
nūnu paḫāru pāna pāntu, bāmtu pānu paqādu parāsu parṣu paṭāru patru peḫû pû pūdu puḫru purrušiš
G Gt
G
G
qablu qabû
qadādu qalqallu qānu
G D
[abtrennen] [aufheben, tragen]
BM 54705 Rs. 9’a AO 6906A Vs. 15 BM 98396 Rs. 5 Ni 9628 ii 17’ UET 6/2 356 Vs. 3b [mitnehmen] Ni 2377a Vs. i 25 [aufgehoben, getragen werden] G.1.2.b.1725 Rs. i 43a [schlagen, besiegen lassen] CBS 1511 Rs. 9’ s. auch nadû Š [hell, leuchtend werden] UET 6/2 368 Vs. 6 UET 6/2 368 Vs. 7 [schlagen, töten] CBS 1590 Vs. ii 5 [unser] G.1.2.b.1725 Vs. i 30 [Volk] AO 6906A Vs. 5 CBS 1511 Vs. 2’ [Fisch] IM 58430 Vs. 11 [sammeln, versammeln] CBS 563 Rs. i 8 [früher] AO 6712 Vs. 10 [halb] BNUS 369 Vs. 6a [Gesicht] YBC 4658 Vs. 7 [anvertrauen, ernennen] IM 58430 Vs. 6 [Sorgen machen] AO 3023 Vs. 17 [ausbreiten] BM 65147+ Rs. i 3 [Ritus] UET 6/2 365 Vs. 4 [lockern] HS 1486 Vs. 21 [Schwert] BM 54681+ Rs. 8 Stevenson Coll. T. Rs. 10 [abdichten] IM 13404 Vs. 17b [Mund] AO 6906A Vs. 4 [Schulter] Ni 630 Rs. ii 20 [Versammlung] CBS 563 Rs. ii 44 [schmeichelnd] CBS 14002+ Rs. i 4’ Ni 2377a Vs. i 26 [Kampf] CBS 1511 Rs. 6’ [sagen] AO 5383 Rs. ii 12b BM 65147+ Vs. i 8’ CBS 563 Rs. ii 56 CBS 1217 Rs. 4 HS 1486 Vs. 13 VAT 21575 Vs. 2 [niederbeugen] G.1.2.b.1725 Vs. ii 8b [niederbeugen] UET 6/2 156+ Vs. 10 [Feuerschale] Ni 2377a Vs. i 27 [Rohr] YBC 4621 Vs. 16
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Glossar
qaqqadu qarnu qātu
[Kopf, Haupt] [Horn] [Hand]
qāta(m) našû qebēru
G G
qerbu
qibītu qinnu qû qubû qutû rabû
G
Š rāimu rakābu ramāmu ramānu
G
rāmīmu ramû râmu rapādu rapāqu rapāsu rašû
G G G G G G
re’û
G
rē’û rebītu
G.1.2.b.1725 Vs. ii 11 AO 6906A Vs. 15 AO 6906A Vs. 16a CBS 1590 Vs. ii 1 UET 6/3 562 Vs. 2b [die Hand erheben] UET 6/2 156+ Vs. 12 [beerdigen] Ni 630 Rs. i 6 AO 6906A Rs. 6’ (sic! s. qerbu) [Mitte, in der Mitte] AO 6906A Rs. 6’ BM 98396 Vs. 13a Ni 2377a Vs. i 10 [Rede, Aussage] CBS 8548 Vs. 18 VAT 21575 Vs. 8 [Nest] BM 65147+ Rs. i 3 [Flachs] Ni 2369 Rs. i 8’ [Klage] HS 1486 Vs. 17 [Gutäer] AO 6906A Vs. 1 [wachsen, groß sein] G.1.2.b.1725 Rs. i 44 N 4500+ Vs. 2’ Ni 630 Vs. iii 6’ VAT 21579 Vs. 4 [wachsen lassen] BM 54705 Vs. 13 [Geliebte] HS 1457+ Vs. 20b Ni 2369 Rs. ii 2’ [fahren, reiten] HS 1457+ Vs. 16a [Lärm] IM 58430 Vs. 16 [selbst] BM 98396 Rs. 3 IM 58430 Rs. 29 UET 6/2 371 Vs. 1b [Gebrüll] BM 65147+ Vs. i 8’ [hinlegen, festlegen] AO 6712 Vs. 14 [lieben] AO 5383 Rs. ii 22 [wandern, umherwandern] HS 1486 Vs. 16b [hacken] CBS 8085 Vs. 9a [schlagen] UET 6/2 156+ Vs. 9 [haben] MS 3279 Vs. 17 VAT 15582 Rs. 6’ [weiden] AO 6906A Vs. 10 AO 6906A Vs. 13 Ni 2369 Rs. ii 2’ [Hirte] CBS 6657b+ Vs. i 8’ [Platz, Straße] BM 98396 Vs. 13a HS 1486 Vs. 15a
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361
362
redû rigmu
Kapitel 10
G
riksu rišītu, rišûtu rīštu rittu rūqu sabû saḫālu saḫāru
G G
salāḫu
G
sanāqu sarriš sinništu sīru sukkallu suppû sūqu
G
ṣabātu
G
ṣābu ṣalmu ṣâlu ṣamāru ṣāriru ṣartu ṣeḫru ṣeḫḫeru ṣēnu ṣēru ṣilu ṣubātu
G D
[führen, folgen] [Stimme]
Ni 630 Vs. i 4’ AO 6905B Vs. 9 CBS 6657b+ Vs. ii 13’ G.1.2.b.1725 Rs. i 28b [Bindung] UET 6/2 356 Vs. 5 UET 6/2 356 Vs. 8 [Rötung] UET 6/2 367 Vs. 4 [Freude, Jubel] BM 96706 Rs. 16 HS 1486 Vs. 20 [Griff] Ni 630 Vs. iii 19’ [fern] BM 54705 Vs. 7 [brühen, brauen] YBC 5149 Vs. 4b [stechen, pieksen] UET 6/1 2 Vs. 30 [umgehen] CBS 563 Rs. i 51 G.1.2.b.1725 Rs. i 4 [sprenkeln, bestreuen] CBS 563 Rs. i 58 CBS 563 Rs. i 70 HS 1486 Rs. 8’ IM 58430 Vs. 11 [annähern, erreichen] BM 98396 Vs. 17 [böswillig] BM 65147+ Vs. ii 9’ [Frau] HS 1513 Rs. ii 32 [Obdach, Schutz aus Rohr] HS 1513 Rs. i 2 [Minister] G.1.2.b.1725 Rs. ii 5 [entführen, verschleppen] Ni 630 Vs. i 4’ [Straße] CBS 1601 Rs. 7 HS 1486 Vs. 24 [festnehmen] BM 54681+ Rs. 11b CBS 1590 Vs. ii 11a YBC 4621 Rs. 47 [Truppe] UET 6/2 368 Vs. 4b [Statue] VAT 21575 Vs. 3 [kämpfen, streiten] Ni 630 Vs. i 4’ [verschwören] BM 65147+ Vs. ii 8’ [blinkend, glitzernd] Ni 2369 Rs. ii 5’ [Unehrlichkeit] BM 98396 Rs. 5 [klein, jung] CBS 14002 Rs. i 2’ G.1.2.b.1725 Rs. i 37 [sehr klein] G.1.2.b.1725 Vs. ii 1b [Schaf, Herde] AO 6906A Vs. 13 Ni 2369 Rs. ii 2’ [Steppe, Oberseite] IM 13404 Vs. 8b [Rippe] Stevenson Coll. T. Rs. 12 [Kleid] CBS 8320 Vs. 15’
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Glossar
ša
šabāsu šadādu
[Präposition]
G G
[wütend, zornig sein] [ziehen]
363
AO 5383 Vs. i 6’ AO 6712 Vs. 10 AO 6906A Vs. 3 AO 6906A Vs. 11 AO 6906A Vs. 12b AO 6906A Vs. 13 AO 6906A Vs. 15 AO 6906A Vs. 16a AO 6906A Vs. 16b AO 6906A Rs. 3’b AO 6906A Rs. 10’ BM 54316 Vs. 5 BM 54681+ Vs. 10 BM 54705 Rs. 11’ BM 65147+ Vs. i 8’ BM 98396 Vs. 2 BM 98396 Rs. 5 CBS 563 Rs. i 70 CBS 1217 Rs. 5 CBS 6657b+ Vs. ii 13’ CBS 14002+ Rs. ii 7’ G.1.2.b.1725 Vs. i 4 G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 G.1.2.b.1725 Rs. i 44 HS 1457+ Rs. 16 HS 1513 Rs. ii 6a IM 13404 Vs. 10 IM 58430 Rs. 16 IM 58430 Rs. 29 Ni 2369 Rs. i 8’ Ni 2369 Rs. i 9’ Ni 2369 Rs. i 10’ Ni 2369 Rs. i 12’ Ni 2377a Vs. i 10 Ni 2377a Vs. 15 Ni 2377a Vs. i 18 UET 6/1 2 Vs. 21 UET 6/2 175 Vs. 6b UET 6/2 367 Vs. 4 UET 6/2 368 Vs. 8 VAT 21575 Vs. 1 G.1.2.b.1725 Vs. i 24 CBS 6657b+ Vs. ii 9’ CBS 14002+ Vs. 7’a
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364
šadû šagāmu šagaštu šaḫālu šakālu šakānu
Kapitel 10
G D G
Gt šaknu šalālu šalāmu šalāpu šallatu šamāḫu d šamaš šamnu šamšatu šanānu šanû šapāku šaplu šaqû šaqummiš šarḫiš šāru šarû šâru šarru šarrūtu
G D D
G D
[Berg] [weinen, brüllen] [Mord] [filtern] [wischen, abreiben] [hinlegen]
G.1.2.b.1725 Vs. i 4 AO 6906A Rs. 16’b G.1.2.b.1725 Vs. i 15 CBS 8313 Rs. 6’ Ni 2369 Vs. i 5’ AO 6906A Vs. 3 AO 6906A Vs. 4 CBS 6657b+ Vs. i 3’ CBS 14002 Vs. ii 9’c G.1.2.b.1725 Rs. i 26 G.1.2.b.1725 Rs. i 45 Stevenson Coll. T. Rs. 9 UET 6/2 367 Vs. 2 VAT 21588 Rs. 3’ [hinlegen (durativ)] Ni 2377a Vs. i 24 [Beauftragter] VAT 15582 Vs. 7 [ausbeuten] CBS 15104 Rs. 4 [Gesundheit, Wohlbefinden] G.1.2.b.1725 Vs. ii 50 [ausreißen, entfernen] G.1.2.b.1725 Vs. i 33 [Beleidigung] UET 6/2 175 Rs. 13a [blühen, prosperieren] UM 29-16-85 Vs. i 3 [Göttername] BM 54705 Rs. 11’ [Öl, Fett] CBS 8320 Rs. 4’ [Sonne, Parhelion] VAT 21573 Rs. 1’ [gleich sein, gleichen] AO 6906A Rs. 17’b [ändern] BM 54705 Rs. 5’ [gießen, anhäufen] AO 5383 Rs. ii 26b [unterer] YBC 4658 Rs. 26 [bewässern, trinken lassen] AO 6906A Rs. 12’ [still] BM 65147+ Vs. ii 9’ BM 65147+ Vs. ii 11’ [großartig, glänzend] BM 65147+ Rs. i 3 [Wind] AO 3023 Rs. 24a [reich] UET 6/2 367 Vs. 1 [beleidigen] BM 65147+ Rs. i 1 N 4500+ Vs. 4’ [König] N 3701 Rs. 1’ VAT 21575 Vs. 1 [Herrschaft, Königtum] HS 1457+ Rs. 9 HS 1513 Rs. i 14
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Glossar
šasû
G
šaṭāru šâ’u ŠE šēpu šēru šerû šētu šiāmu šidaḫu šigarru šikinnu šikšu šipātu šipru šiptu šipṭu šīru šit'āru šittu šizbu
šu šubtu šugarruru šullumu šumma šumu šummuḫu šumṣulu šumšû šuparruru šupêlu šūquru
Š
Š
Št Š
[rufen, schreien]
AO 6905B Vs. 9 BM 98396 Rs. 8 YBC 4621 Rs. 28a YBC 4621 Rs. 28b VAT 21588 Vs. 3’ [schreiben] IM 58430 Rs. 29 [fliegen] BM 65147+ Rs. i 4 [Getreide] Ni 2369 Rs. i 9’ [Bein] AO 6906A Rs. 15’ [Lied] CBS 8548 Vs. 12 [lehnen (?)] Ni 630 Vs. i 21’ [ein Netz] Ni 2377a Vs. 15 [Schicksal bestimmen] AO 5383 Vs. i 16’ [gesundes Aussehen] G.1.2.b.1725 Vs. i 6 [Riegel] AO 6906A Vs. 14 [Ölbehälter] HS 1513 Vs. ii 18’ [Seitenpfosten] CBS 6137+ Vs. i 19 [Wolle] CBS 8320 Vs. 16’ [Auftrag, Einsatz] BM 54705 Rs. 5’ [Beschwörung] YBC 4658 Rs. 26 [Urteil] CBS 563 Rs. ii 44 [Fleisch, Körper] CBS 1511 Rs. 16’ [bunt, vielfältig] VAT 21575 Vs. 1 [Rest] G.1.2.b.1725 Vs. i 30 [Milch] CBS 6657b+ Vs. ii 2’ CBS 6657b+ Vs. ii 4’ HS 1513 Vs. ii 27’ [Personalpronomen 3 m. Sg.] CBS 6657b+ Vs. ii 6’a IM 58430 Vs. 11 [Wohnstätte, Aufenthaltsort] AO 6906A Rs. 8’b [rollen] UET 6 335 Vs. 1 [zurückzahlen] UET 6/2 371 Vs. 1b [wenn] AO 5383 Rs. ii 22 G.1.2.b.1725 Rs. ii 22 [Name] N 3701 Rs. 7’ [wertvoll] G.1.2.b.1725 Rs. i 42 [den Tag in Ruhe verbringen] HS 1486 Vs. 1 HS 1486 Vs. 4 [Nacht verbringen] HS 1486 Vs. 4 [ausbreiten] BM 65147+ Rs. i 5 [wenden, verändern] CBS 8548 Vs. 18 [wertvoll] CBS 6657b+ Vs. ii 6’b Ni 1180 Vs. ii 3
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365
366
Kapitel 10
šūt šūtu šūturu
Š
tabālu tadānu taḫû takālu tamāḫu tamû tanūqātu tarû tārû târu
G
tašīmtu tazzimtu tebû
G
G
G
tīlu tugāru tumru tuša ṭābu
ṭeānu ṭebû ṭeḫû
ṭēmu ṭerītu ṭiābu ṭuppu ṭupullu
D
[Relativpronomen m. Pl.] VAT 21579 Vs. 4 VAT 21579 Vs. 5 [Süden] Ash 1932-415 Vs. 5 [sehr groß, enorm] AO 6906A Rs. 3’b UET 6/2 368 Vs. 8 [wegbringen] BM 98396 Vs. 5b [geben] BM 98396 Vs. 13b [Jungtier] BM 98396 Vs. 5a [ein Behälter] Ni 9628 ii 20’ [greifen, ergreifen] VAT 8531 Vs. 20 [schwören] AO 5383 Vs. i 4’ [Schlachtruf] G.1.2.b.1725 Rs. i 28b [abführen] CBS 563 Rs. i 19 [Kindermädchen, Betreuer] Ni 2369 Rs. i 4’ [zurückkehren] CBS 1217 Vs. 5 CBS 1217 Vs. 9 CBS 8546 Rs. 6’ G.1.2.b.1725 Vs. i 27b VAT 21575 Vs. 7 [Einsicht] HS 1513 Rs. i 12 [Geheul] UET 6/2 175 Rs. 10 [aufstehen] CBS 1511 Rs. 16’ G.1.2.b.1725 Vs. i 24 [Hügel] Ni 9628 ii 17’ [Ablage] G.1.2.b.1725 Vs. i 4 [Asche] Ni 2369 Rs. ii 8’ [vielleicht] YBC 4658 Vs. 17 [gut] CBS 6657b+ Vs. ii 13’ HS 1486 Vs. 17 VAT 21575 Vs. 3 [mahlen] HS 1513 Rs. ii 5 HS 1513 Rs. ii 6a [sinken, untertauchen] IM 58430 Vs. 14 [annähern] AO 6906A Vs. 16a Ash 1932-415 Vs. 5 IM 58430 Rs. 14 Ni 630 Vs. i 20’ [Gedanke, Plan] BM 54681+ Vs. 10 Ni 630 Vs. i 4’ [Schlamm] IM 13404 Vs. 15 [heilen, sich gut schlagen] CBS 6657b+ Vs. i 7’ [Tontafel] IM 58430 Rs. 29 [Beleidigung] UET 6/2 175 Rs. 13b
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Glossar
u
[und]
ubānu ubātu uggatu ukullû ul
ulla ulṣu ultu ūmiša ummu ūmu unnubu uplu uppu upšaššû urru urrû uznu wadû walādu waqāru warādu warāšu (w)âru waṣû
G D G D G Gtn G
Gt
BM 54681+ Vs. 10 G.1.2.b.1725 Rs. i 14 G.1.2.b.1725 Rs. i 28b HS 1486 Vs. 4 IM 58430 Rs. 16 Ni 630 Vs. i 4’ VAT 21588 Rs. 1’ [Finger] IM 58430 Rs. 1 [tragende Kuh] CBS 11363+ Vs. i 12’ [Zorn] BM 54705 Rs. 11’ [Verpflegung] BM 65147+ Vs. ii 10’b [Negationspartikel] AO 6906A Vs. 1 CBS 563 Rs. i 33 CBS 6657b+ Vs. i 10’ CBS 14002+ Rs. i 7’b G.1.2.b.1725 Rs. ii 7 HS 1513 Rs. ii 32 YBC 4658 u. R. 2 [manchmal] Ni 9628 ii 17’ [Freude] AO 6330 Rs. 3 [Präposition] UET 6/2 156+ Vs. 9 [täglich] BM 54681+ Vs. 2 [Mutter] Ni 2377a Vs. ii 2 [Tag] BM 54705 Vs. 7 [Frucht] IM 13404 Vs. 10 [Laus] MS 2287 Vs. 17 [Trommel] HS 1486 Vs. 16a [bösartiges Ritual] BM 54316 Rs. 9’ [Tag, tagsüber] HS 1513 Vs. ii 19’ [zurückgeschnitten] G.1.2.b.1725 Vs. ii 7 [Ohr] UET 6/2 371 Vs. 1a [wissen] VAT 8531 Rs. 14 [gebären] G.1.2.b.1725 Rs. i 11 VAT 21575 Vs. 3 [selten, wertvoll machen] CBS 8548 Vs. 19 [absteigen] HS 1513 Vs. ii 14’ [schmutzig sein] BM 88406 Vs. 2’ [herangehen, annähern] CBS 1590 Vs. ii 13 [herangehen, annähern (iterativ)] UET 6/2 128 Rs. 8 [hinausgehen] AO 6906A Rs. 2’a HS 1457 Vs. 15 Ni 2369 Rs. i 8’ [weggehen] HS 1537 Vs. 1
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367
368
Kapitel 10
wašābu
watāru
[sitzen, weilen]
G
watû
yâšim yâti zabālu zakāru zāninu zaqātu zarû zikaru
G D
CBS 14002+ Vs. ii 6’ Ni 2369 Rs. ii 8’ YBC 4621 Rs. 21 [übertreffen] CBS 8320 Rs. 4’ G.1.2.b.1725 Rs. ii 7 [finden, entdecken] BM 65147+ Rs. ii 9’b CBS 1590 Rs. i 12b VAT 21575 Vs. 4 [mir] HS 1513 Rs. i 1 [mich] BM 98396 Vs. 14 BM 98396 Rs. 5 [liefern, fördern] CBS 1601 Vs. 6’ [benennen, aussprechen] G.1.2.b.1725 Rs. i 42 [Versorger] BM 96706 Rs. 12 CBS 1217 Vs. 3 [stechen] BM 54681+ Rs. 8 [Achse] CBS 6137+ Vs. ii 4 [Mann] CBS 1217 Vs. 2
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11 KOLLATIONEN Die Kollation einiger glossierter Manuskripte der altbabylonischen sumerischen literarischen Texte führte teilweise zu neuen Lesungen. Im Folgenden werden die Kopien von Glossen und Bezugswörtern aufgeführt, die im Rahmen dieser Arbeit abweichend von ihrer Kopie gelesen werden oder aus bisher unveröffentlichten Manuskripten stammen. AO 5383 (TCL 15 18)
i 6’
i 19’
i 20’
i 24’
ii 20’
ii 22’
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370
Kapitel 11
ii 28’
ii 29’
l. R.
AO 5385 (TCL 15 20)
Rs. 11
Ash 1932-415 (OECT 5 12)
Vs. 3
Vs. 5
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
Vs. 6
Vs. 9
Vs. 12
Rs. 4
Ash 1932-526o (OECT 5 14)
Rs. 6
BM 15280 (CT 42 4)
i 17a
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
371
372
Kapitel 11
ii 5
ii 14a
ii 14b
BM 22741 (CT 15 14)
Vs. 11 a , b
BM 23111 (CT 58 21)
Rs. 9b
BM 23631 (Kramer 1985, pls. ii–iv)
ii 22
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
BM 23820 + BM 23831 (Ludwig u. Metcalf 2017, 4–6)
Rs. 46
BM 54316 (CT 58 53)
Rs. 3’
BM 54681 + BM 62360 + BM 64255 (van Dijk 1983, pls. lxxxvii–lxxxviii)
Vs. 2
BM 54696 (Cooper 1983, pl. 1)
Vs. i 13
BM 88406 (CT 58 15)
Vs. 7’
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
373
374
Kapitel 11
BM 100111 (CT 58 33)
Vs. 11
CBS 112 (PBS 10/2 13)
Rs. 11
CBS 1590 (Alster 1972, pls. 6–7)
ii 9
ii 12
ii 14
CBS 1601 (Alster 1991–1993, 28)
Vs. 6’
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
375
CBS 4560+ (PBS 10/2 6 + TMH NF 4 28 + 30 + 32–35 = 82 + 65 + Wilcke 1976, 66–67)
i 23
CBS 6657b + N 1839 + N 2565 + N 5300 + Fragm. (Sefati 2005, 284 + Peterson 2010, 588)
i 4’
i 10’
ii 6’b
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
376
Kapitel 11
CBS 7072A + N 3147
(Hallo 1982 104 + Cavigneaux 1996b, 34)
Vs. 20’
CBS 8320 (SEM 92) Vs. 14’a
Rs. 3’
Rs. 4’
Rs. 8’
Rs. 9’b
Rs. 13’
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
CBS 8546 (Sjöberg 1977, 38)
Rs. 6’
CBS 8548 (STVC 37)
Vs. 12
Vs. 18
Vs. 19
Rs. 10
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
377
378
Kapitel 11
CBS 10911 (unpub.)
Rs. 5’
Rs. 7’
CBS 11363 + CBS 12672 + CBS 12701 + N 3317 + N 3525 (STVC 124 + BE 29 12) i 12’
CBS 13381 + N 3343 (STVC 65)
vi 11
CBS 14012 + UM 29-16-64 (SEM 41)
Rs. 8
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
CBS 15209 (STVC 73)
Rs. 7
HS 1443 + HS 1586 (TMH NF 4 49 + 88)
i 3’
i 7’
ii 10’
ii 12’
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
379
380
Kapitel 11
N 1542 + N 1577 (Hall 1985, pl. xiii)
Vs. 4
Vs. 8
N 3395 (Lambert 1960, pl. 71)
Vs./Rs. 4
N 3560 (Kramer 1963, 521)
Vs. 3
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
UET 6/1 72
Vs. 5
UET 6/2 128
Rs. 8
UET 6/2 156 + UET 6/3 631
Vs. 9
Vs. 10
Vs. 12
UET 6/2 190
Vs. 4’
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
381
382
Kapitel 11
UET 6/2 371
Vs. 1a
Vs. 1b
UET 6/2 382
Vs. 1
VAT 603 (VS 2 79)
Rs. 2
Rs. 11
Rs. 13
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kollationen
383
VAT 1343 + VAT 3573 + VAT 1376 + VAT 3575 (VS 2 97 + 100 + VS 10 185 + 186; Geller 1985, pls. 13–14) Vs. 19
Vs. 23
Rs. 1
l. R. 2
VAT 1416 (VS 2 66)
Vs. 3’
VAT 8381 (VS 17 33) Rs. 1
Rs. 5a
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384
Kapitel 11
YBC 4621 (Kramer 1950, 212–213)
Rs. 21
Rs. 29
YBC 5149 (YOS 11 90)
Vs. 14
YBC 7283 (Gordon 1960, 151; Alster 1997, pl. 127)
Vs. 1
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12 KATALOGE Abkürzungen Tafeltyp:
L: S: M:
IV:
Linse Einkolumnige Tafel Mehrkolumnige Tafel (i-v: Anzahl von Kolumnen per Seite) Prisma Fragment Tafel, Zylinder oder Prisma mit einem langen lexikalischen Abschnitt Zweikolumnige Tafel mit einem Vorlagentext und studentischer Kopie Mehrkolumnig, mit Übung auf der Vs. und lexikalischen Abschnitt auf der Rs. Einkolumnige Tafel mit einem Exzerpt lexikalischen Inhalts Linse lexikalischen Inhalts
E: W: CE: CW:
Exzerpt aus einer Komposition Vollständige Komposition Sammeltafel von Exzerpten Sammeltafel von ganzen Kompositionen
P: F: I: II/1: II/2: III:
Inhalt:
12.1 Katalog der altbabylonischen glossierten Manuskripte Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
A 7569
Green 1978, 162–163
unbekannt
S
E
[ETCSL 2.2.6]
P357159
ANE.1904.87
–
unbekannt
S
W
[ETCSL 2.4.2.11]
P448621
AO 3023
ThureauDangin 1922, 184–185
Girsu
S
W
AO 5378
TCL 15 12
unbekannt
M ii
W
AO 5383
TCL 15 18
unbekannt
M ii
AO 5385
TCL 15 20
unbekannt
S
CW
AO 5394
TCL 15 29
unbekannt
S
W
P355693
[ETCSL 2.4.1.3]
P345356
CW [ETCSL ∗2.5.4.06] P345362 [ETCSL ∗2.5.4.07] [ETCSL 4.08.05] [ETCSL 4.23.1] [ETCSL 5.5.a]
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
P345364
P345373
386
Kapitel 12 Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
AO 6315
TCL 15 37
unbekannt
S
W
AO 6330
TCL 15 39
unbekannt
S
W
[ETCSL 5.5.1]
P345383
AO 6446
TCL 16 40
unbekannt
M iii
W
[ETCSL 2.2.2]
P345384
AO 6712
TCL 16 50
unbekannt
S
E
[ETCSL 2.4.2.02] P345394
AO 6905B
TCL 16 68
unbekannt
S
W
P345412
AO 6906A
TCL 16 69
unbekannt
S
E
P345413
AO 6967
TCL 16 70
unbekannt
S
W
[ETCSL 4.08.20]
P345414
Ash 1923-444 OECT 2, pls. 1–4
unbekannt
P
W
[ETCSL 2.1.1]
P384786
Ash 1932-415 OECT 5 12
unbekannt
S
E
[ETCSL 2.2.2]
P345793
P345381
Ash 1932526o
OECT 5 14
unbekannt
S
E
[ETCSL 2.2.2]
P345795
BM 15280
CT 42 4
Larsa
M ii
W
[ETCSL 4.08.30]
P283738
BM 15794
CT 42 13
Larsa
S
W
[ETCSL 4.07.7]
P283740
BM 17308
CT 42 31
Sippar
S
E
[ETCSL 2.2.4]
P283755
BM 22741
CT 15 14
Larsa
S
W
BM 23103
Sollberger 1967, 287–291
Larsa
M ii
W
BM 23111
CT 58 21
Larsa
S
W
P274216
BM 23584
CT 15 23
Larsa
S
W
P345457
BM 23631
Kramer 1985, pls. ii–iv
Larsa
M iii
CW
[ETCSL 4.32.e] [ETCSL 4.32.f]
P355673
S
W
[ETCSL 2.5.4.28]
P357170
Sippar (?)
S
W
[ETCSL 4.07.3]
P274248
Sippar
S
E
[ETCSL 1.6.2]
P357188
[ETCSL 2.1.5]
P357185
BM 23820 + Ludwig u. unbekannt BM 23831 Metcalf 2017, 4–6 BM 54316
CT 58 53
BM 54681 + van Dijk 1983, BM 62360 + pls. lxxxvii– BM 64255 lxxxviii BM 54696
Cooper 1983, pl. 1
Sippar (?)
M
W
BM 54705
CT 58 24
Sippar (?)
S
W
BM 58103
Edzard 1990, 203
Sippar
S
E
P345450 [ETCSL 2.1.2]
P357168
P274219 [ETCSL 1.8.1.5]
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
P357187
Kataloge
387
Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
BM 65147 + BM 68049
CT 42 42 + CT 58 62
Sippar (?)
M ii
W
[ETCSL 5.3.5]
P274258
BM 78173
CT 44 15
Sippar
S
W
BM 78183
CT 44 16
Sippar
S
W
BM 85005
CT 15 22
Larsa
S
W
BM 85201
CT 42 22
unbekannt
S
W
BM 88406
CT 58 15
Sippar (?)
S
W
BM 96706 CT 36 pls. 26– unbekannt 27
S
W
[ETCSL 2.4.2.07]
P345500
BM 96738 CT 36 pls. 31– unbekannt 32
S
W
[ETCSL 2.5.6.2]
P345502
BM 96739 CT 36 pls. 33– unbekannt 34
S
W
[ETCSL 4.07.5]
P345503
BM 96940
S
W
P345506
CT 36 pls.41– unbekannt 42
P345524 [ETCSL 2.4.1.6]
P345525 P345456
[ETCSL 4.07.9]
P283772 P274210
BM 98396
CT 58 5
Sippar (?)
S
W
P274200
BM 100046
CT 58 42
Sippar
S
W
P274237
BM 100111
CT 58 33
Sippar
S
W
P274228
BNUS 369
DCS 155
unbekannt
S
W
CBS 112
PBS 10/2 13
Sippar
S
W
P257677
CBS 332
PBS 1/2 122
Sippar (?)
S
W
P257778
CBS 346
PBS 10/4 8
Sippar (?)
S
W
CBS 563
Castellino 1969, Tf. 2–8
Sippar (?)
M ii
W
P258013
CBS 1217
BE 6/2 130
Nippur
S
E
P258549
CBS 1422
Michalowski 1981, 387
Sippar (?)
S
W
P258755
CBS 1511
Sjöberg 1991, unbekannt 224–225
S
E
P 258845
[ETCSL ∗4.18.1]
[ETCSL 3.1.06]
P414655
P257792
CBS 1590
Alster 1972, pls. 6–7
unbekannt
M ii
W
[ETCSL 1.4.3]
P258923
CBS 1601
Alster 1991– 1993, 28
Sippar (?)
S
W
[ETCSL 5.6.5]
P258933
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
388
Kapitel 12 Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
CBS 2135 + Sjöberg 1973b, CBS 19829 52
Nippur
S
W
[ETCSL 2.6.2.1]
P259218
CBS 4560 + HS 1428 + HS 1560 + HS 1450 + HS 1549 + HS 1570 + HS 1581 + HS 1528 + HS 1548 + N 7095
PBS 10/2 6 + TMH NF 4 28 + 30 + 32–35 = 82 + 65 + Wilcke 1976, 66–67
Nippur
M iii
W
[ETCSL 2.4.1.1]
P260874
CBS 6137 + Civil 1968, Ni 4480 + 11–12 + ISET Ni 9868 1, pl. 107 + ISET 1, pl. 133
Nippur
M ii
W
[ETCSL 2.5.4.09]
P263904
CBS 6657b + Sefati 2005, N 1839 + 284 + Peterson N 2565 + 2010, 588 N 5300 + Fragm.
Nippur
M ii
W
[ETCSL ∗4.08.24]
P269031
Nippur
S
W
[ETCSL ∗4.09.1]
P262105
CBS 7072A + Hallo 1982, N 3147 104 + Cavigneaux 1996b, 34
Nippur
S
W
[ETCSL 3.2.05]
P278203
CBS 7080 + PBS 10/4 11 + CBS 14110 + STVC 17 N 2757 + N 3076
Nippur
Mv
W
[ETCSL 2.2.2]
P262128
CBS 7055
STVC 57
CBS 8085
Sefati 1998, pls. i–ii, xvi
Nippur
S
W
[ETCSL 4.08.1]
P263001
CBS 8313
SEM 93
Nippur
S
W
[ETCSL 4.08.33]
P263155
CBS 8320
SEM 92
Nippur
S
W
[ETCSL 4.08.33]
P263161
CBS 8546
Sjöberg 1977, 38
Nippur
S
W
[ETCSL ∗4.13.16]
P263345
CBS 8548
STVC 37
Nippur
S
W
[ETCSL 4.29.2]
P263347
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kataloge Siglum
Publikation
CBS 10305 + Volk 1995, CBS 10315 + pls. 2–4; CBS 10393 + STVC 84 + CBS 10401 + ISET 2, pl. 11 CBS 10407 + CBS 10413 + N 3068 + Ni 9732 + Ni 9763
389
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
Nippur
M iii
W
[ETCSL 1.3.3]
P265534
[ETCSL ∗5.6.7]
P125407
CBS 10467
PBS 8/1 100
Nippur
S
W
CBS 10911
–
Nippur
S
?
CBS 10986 Sjöberg 1974, 174–175
Nippur
M ii
W
CBS 11341
PBS 1/1 11
Nippur
M ii
W?
STVC 124 + BE 29 12
Nippur
M ii
CW
[ETCSL 4.13.6]
P266512
CBS 11554 Veldhuis 2004, pls. 2, 20–21
Nippur
S
E
[ETCSL 4.14.03]
P266696
CBS 12602
Nippur
M ii
W
[ETCSL 4.14.03]
P267240
CBS 13298 + STVC 71 + CBS 15130 + BPOA 9 139 N 960 + N 2879
Nippur
S
E
[ETCSL 2.4.2.05]
P268379
CBS 13381 + N 3343
Nippur
M iii
CW
[ETCSL 2.4.4.5] [ETCSL 2.5.5.3]
P268462
CBS 14002 + SEM 90 + CBS 14002a Sefati 2005, 282–283
Nippur
M ii
W
[ETCSL ∗4.08.24]
P269032
CBS 14012 + UM 29-16-64
SEM 41
Nippur
S
E
[ETCSL 1.6.1]
P269037
CBS 14086
STVC 59
Nippur
S
E
[ETCSL 2.4.2.03]
P269098
CBS 15104
Berlin 1979, 33
Nippur
S
E
[ETCSL 1.8.2.4]
P269661
CBS 11363 + CBS 12672 + CBS 12701 + N 3317 + N 3525
HAV 22; Veldhuis 2004, pls. 13–14
STVC 65
P266104 [ETCSL 4.02.1]
P266176 P266494
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
390
Kapitel 12 Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
CBS 15153
PBS 5 14; Veldhuis 2004, pl. 22
Nippur
S
W
CBS 15209
STVC 73
Nippur
S
W
M ii
CW
[ETCSL 5.5.2] [ETCSL 5.5.3]
P464126
G.1.2.b.1725 Kramer 1960, Nippur (?) pls. 1–2
Online-Korpus
CDLI Nr.
[ETCSL 4.14.03]
P269709
[ETCSL ∗2.5.4.14] P269765
TMH NF 4 49 + 88
Nippur
M
W
[ETCSL ∗4.27.11]
P345689
HS 1457 + TMH NF 4 89 HS 2531 + HS 2494c + HS 2553
Nippur
S
W
[ETCSL ∗4.08.24]
P345726
[ETCSL 4.08.08]
P345620
HS 1443 + HS 1586
HS 1486
TMH NF 3 25
Nippur
S
W
HS 1494
TMH NF 3 26
Nippur
S
W
HS 1513
TMH NF 4 7
Nippur
M ii
CW
[ETCSL 4.13.01] [ETCSL 4.13.02] [ETCSL 4.13.03] [ETCSL 4.13.04]
P345652
HS 1536+
TMH NF 3 43
Nippur
M ii
W
[ETCSL 5.4.01]
P345638
HS 1537
TMH NF 4 61
Nippur
S
E
P345701
IM 13404
TIM 9 34
unbekannt
S
W
P223424
IM 51530
TIM 9 26; Šaduppûm Sumer 13, pl. 2
S
E
[ETCSL 4.07.3]
P223461
IM 51544
TIM 9 22; Šaduppûm Sumer 13, pl. 5
S
E
[ETCSL 4.07.3]
P223463
IM 58430
Cooper u. Heimpel 1983, 70–73
Nippur
S
E
[ETCSL 2.1.4]
P356628
IM 58473
Zgoll 1997, 558–559
Nippur
M ii
W
[ETCSL 4.07.2]
P356679
IM 58699
Gragg 1969, 165
Nippur
S
E
[ETCSL 4.80.2]
P356830
JRL 1059
Wilcke 1973, pl. 2
Sippar (?)
S
W
P355873
L 1489
ISET 1, pl. 162
Larsa
S
W
P343582
L 1497
ISET 1, pl. 168
Larsa
S
W
P 343586
P345621
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kataloge Siglum
Publikation
LB 2111
TLB 2 3
391
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
unbekannt
S
W
[ETCSL 2.8.2.c]
P345842
unbekannt
S
W
MS 2287
Gadotti u. unbekannt Kleinerman 2013, 156–157
S
W
MS 3068
CUSAS 32 45 unbekannt
S
CW
P252077
MS 3279
CUSAS 2, 96– unbekannt 101
S
E
P252220
MS 3323
CUSAS 32 58 unbekannt
S
W
P252264
MAH 16014 Bruschweiler 1990, 121
P423975 [ETCSL ∗3.3.32]
P251527
MS 3401
Vacín 2011, 461–462
unbekannt
S
E
[ETCSL 2.4.2.01]
P252342
N 1542 + N 1577
Hall 1985, pl. xiii
Nippur
S
W
[ETCSL 4.13.a]
P276671
N 3395
Lambert 1960, pl. 71
Nippur
M ii
E
[ETCSL 6.2.1]
P231662
N 3560
Kramer 1963, 521
Nippur
S
W
[ETCSL 2.4.4.3]
P278585
N 3701
Sjöberg 1974– 1975, 178
Nippur
S
E
[SEAL 2.1.18.3]
P228948
N 4500 + Peterson 2014, UM 29-13-80 296–297
Nippur
S
W
P255122 P355880
Ni 630
Geller 1985, pl. 7–8; Geller 2016, 543–544
Nippur
M iii
CW
Ni 1180
ISET 1, pl. 68
Nippur
M
W
Ni 2126 + Ni 4178
ISET 1, pl. 153
Nippur
M ii
W
Ni 2369
BE 31 46
Nippur
M ii
W
[ETCSL ∗4.08.24]
P345118
Ni 2377a
SLTNi 35
Nippur
M ii
CW
[ETCSL 4.08.29]
P345166
Ni 3023 + Ni 4144 + Ni 4452 + Ni 4473 + Ni 4483 + Ni 4484
SLTNi 131 + ISET 2, pl. 123 + pl. 121 + pl. 22 + ISET 1, pl. 101 + pl. 67
Nippur
M iv
CW
[ETCSL 2.1.3] [ETCSL 5.7.2]
P343323
Ni 4010
SLTNi 92
Nippur
S
?
[ETCSL 4.29.2]
P345223
[ETCSL 4.05.1]
P343161 –
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
392
Kapitel 12 Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
Ni 4141
ISET 1, pl. 76
Nippur
F
?
Ni 4171
ISET 1, pl. 24
Nippur
S
W
[ETCSL 2.4.2.26]
P343098
Ni 4194
ISET 2, pl. 97
Nippur
S
E
[ETCSL 5.4.01]
P343762
Ni 9501 + N 1728
ISET 1, pl. 13
Nippur
M ii
W
[ETCSL 4.15.1]
P343090; P276848
Ni 9628
Rubio 1999, 215–226
Nippur
M
W
[ETCSL 1.6.4]
P357008
Ni 9788
ISET 1, pl. 4
Nippur
S
W
[ETCSL 4.13.04]
P343081
Stevenson Collection Tablet
OECT 1 19
unbekannt
S
E
[ETCSL 1.8.2.1]
P384844
UET 6/1 2
UET 6/1 2
Ur
S
E
[ETCSL 1.6.3]
P346087
UET 6/1 72
UET 6/1 72
Ur
S
E
[ETCSL 4.02.1]
P346157
UET 6/1 112 UET 6/1 112
Ur
S
E
[ETCSL 4.80.1]
P346197
UET 6/2 128 UET 6/2 128
Ur
S
E
[ETCSL 2.2.3]
P346213
UET 6/2 156 UET 6/2 156 + + UET 6/3 631 UET 6/3 631
Ur
S
W
[ETCSL 5.4.01]
P346241
UET 6/2 169 UET 6/2 169
Ur
S
E
[ETCSL 5.6.1]
P346254
UET 6/2 175 UET 6/2 175
Ur
S
W
[ETCSL 3.3.09]
P346260
UET 6/2 190 UET 6/2 190
Ur
S
E
[ETCSL 2.4.2.02]
P346275
UET 6/2 209 UET 6/2 209
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P346294
UET 6/2 335 UET 6/2 335
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P346383
UET 6/2 356 UET 6/2 356
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P346403
UET 6/2 367 UET 6/2 367
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P254893
UET 6/2 368 UET 6/2 368
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P346414
UET 6/2 371 UET 6/2 371
Ur
L
CE
[ETCSL 4.05.1] [ETCSL 6.2.3]
P254894
UET 6/2 382 UET 6/2 382
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P346426
UET 6/2 386 UET 6/2 386
Ur
L
E
[ETCSL 6.2.3]
P346430
UET 6/3 562 UET 6/3 562
Ur
L
E
[ETCSL 3.3.99]
P346599
UET 6/3 618 UET 6/3 618
Ur
S
E
P343191
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
P346655
Kataloge
393
Siglum
Publikation
UM 29-13216
–
Nippur
S
E
UM 29-15174 + BT 9
Biggs u. Civil 1966, 5 + Klein 2003, 139–140
Nippur
M ii
CE
UM 29-16-37 Kramer 1963, 493–495; Sefati 1998, pls. 7–8
Nippur
S
W
[ETCSL 4.08.09]
P256650
UM 29-16-85 Kramer 1971, pls. 1–3
Nippur
M ii
W
[ETCSL 2.4.2.14]
P256691
unbekannt
S
W
P342887
Sippar?
S
W
P342905
VAT 603
VS 2 79
VAT 1343 + VS 2 97 + 100 VAT 3573 + + VS 10 185 VAT 1376 + + 186; Geller VAT 3575 1985, pls. 13– 14
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus
CDLI Nr.
[ETCSL 5.4.01]
P255205 P256012
VAT 1416
VS 2 66
unbekannt
S
W
P342874
VAT 4112
VS 10 101
unbekannt
S
W
P342909
VAT 6077
VS 10 123
unbekannt
M iii
W
P342931
VAT 6705
VS 10 156
unbekannt
S
CW
VAT 8381
VS 17 33
Larsa
S
W
VAT 8531
VS 17 38
Larsa
S
W
VAT 15582
VS 24 24
Babylon
S
E
VAT 17417
VS 24 42
Babylon
S
W
[ETCSL 2.4.1.2]
P347161
VAT 21554 AUWE 23 108
Uruk
S
?
[ETCSL 2.99.b]
P349111
VAT 21573 AUWE 23 136
Uruk
S
?
VAT 21574 AUWE 23 111
Uruk
F
?
[ETCSL 2.1.5]
P349114
VAT 21575 AUWE 23 115
Uruk
S
W
[ETCSL 3.3.01]
P349118
VAT 21579 AUWE 23 96
Uruk
S
?
[ETCSL 1.8.2.4]
P349099
VAT 21588 AUWE 23 129
Uruk
S
?
P349132
W 17259 af AUWE 23 128
Uruk
F
?
P349131
[ETCSL 4.23.1] [ETCSL 5.5.a]
P342964 P343052
[ETCSL 2.6.7.1]
P343057 P347143
P349139
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
394
Kapitel 12 Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
W 20477
Falkenstein 1963, 80–82
Uruk
S
W?
YBC 4603
YOS 11 86
unbekannt
S
W
YBC 4604
Alster 1997, pl. 118–119
unbekannt
Mii
CW
[ETCSL 6.01.05]
P459173
[ETCSL 1.4.1]
P293336
YBC 4621
Kramer 1950, unbekannt 212–213
S
E
YBC 4658
Cohen 2017, 72–75
unbekannt
S
W
YBC 4705
–
Larsa (?)
S
W
YBC 5149
YOS 11 90
unbekannt
S
W
YBC 7152
–
unbekannt
S
E
Gordon 1960, unbekannt 151; Alster 1997, pl. 127
L
E
YBC 7283
Online-Korpus
CDLI Nr.
[ETCSL 2.7.1.1]
P463981 P305836
– [ETCSL 3.2.06]
P305869 P306241
[ETCSL 2.4.2.05]
P357305 P308245
3N-T917,397 Alster 1976, pl. xi
Nippur
S
E?
[ETCSL 5.6.1]
P356451
3N-T919,460
Nippur
S
E
[ETCSL 5.4.01]
P356515
SLFNi 58
12.1.1 Addendum: weitere altbabylonische Glossenhandschriften (nicht berücksichtigt in dieser Arbeit) Siglum
Herkunft Tafeltyp
Inhalt
Glossen
CDLI Nr.
BM 23104
Larsa (?)
Mii
W
mehrere phonetische Glossen am Rand
P345736
BM 54235 + BM 54751
Sippar
S
E
mehrere interlineare Glossen
P345747
MS 2292
unbekannt
S
E
mehrere akkadische Glossen in interlinearer Position
P251532
MS 2759
unbekannt
S
W?
eine akkadische Glosse in interlinearer Position
P251786
Mii
E
mehrere akkadische und vereinzelte phonetische Glossen in interlinearer Position
P252197
MS 3206 unbekannt (CUSAS 17 20)
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kataloge Siglum
Herkunft Tafeltyp
395
Inhalt
Glossen
CDLI Nr.
MS 3294
unbekannt
S
W
eine große Anzahl an unterschiedlichen Glossen in infra- und interlinearer Position
P252235
N 3388 + N 4228
Nippur
M
W
mindestens zwei Glossen in interlinearer Position
P278424
12.2 Katalog der mittelbabylonischen glossierten Manuskripte Siglum
Publikation
Herkunft Tafeltyp Inhalt
Online-Korpus CDLI Nr.
CBS 10433
–
Nippur
F
?
P265648
CBS 10475
–
Nippur
S
E
[ETCSL 4.05.1] P265683
CBS 10900
Klein 1976, 274
Nippur
M ii
W
[ETCSL 2.4.2.15] P266093
CBS 10903
Peterson 2010, 574
Nippur
M
W
[ETCSL 4.05.1] P266096
CBS 15080
–
Nippur
S
W
P269644
IM 13365
TIM 9 29
unbekannt
F
?
P223419
MM 487b∗
Civil 1997, 53; Rowe 2012, 181
Babylon
M
W
[ETCSL 2.5.6.7] P432823
N 2243
Behrens 1978, 8
Nippur
F
Ni 2676 + Ni 2997 + Ni 4017 + Ni 4018
Geller 1985, pls. 5–6
Nippur
M iv
CW
UM 29-16-35
Veldhuis 2000b, Fig. 10
Nippur
S
E
VAT 17119
VS 24 25
Babylon
S
W
[ETCSL 1.2.1]
P277344 P355879
[ETCSL 1.4.1]
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
P256648 P347144
396
Kapitel 12
12.3 Katalog der altbabylonischen zweisprachigen Manuskripte Siglum –
Publikation Herkunft Tafeltyp Online-Korpus Scheil 1927, unbekannt 36
A 1258 + Guichard S 160 SN 1997, 81–82
S
[ETCSL 5.4.05]
Typ
CDLI Nr.
Vs. / Rs.
–
Mari
S
2 Kolumnen
–
A 2788
Guichard 2015, 373– 374
Mari
S
Interlinear getrennt
–
A 2789
Guichard 2015, 371– 372
Mari
S
Interlinear getrennt
–
AO 4332
NFT 212a
Girsu
F
Interlinear getrennt
P355662
AO 5382
TCL 15 16
unbekannt
S
Thureau- unbekannt Dangin 1911, 139
S
AO 5477
Interlinear mit P345360 kleinerer Schrift P220619
Interlinear getrennt
P345429
AO 8186 + TCL 16 85 HE 523
unbekannt
F
AO 10621 PRAK 2 C1
Kiš
S
Interlinear getrennt
P493188
S
Interlinear getrennt
P249267
2 Kolumnen
–
AUAM 73.3094
Cohen 1976, unbekannt 135 + 137
BE ?
Lambert 1960, 274∗
Babylon
BM 17286
CT 42 29
Sippar
BM 38600
BM 40125 + BM 55472
Behrens unbekannt 1978, 8; Pinches 1919, 190–191 Sollberger 1977, 200
unbekannt
[ETCSL 1.6.2]
2 Kolumnen
S S
S
Interlinear mit P283753 kleinerer Schrift [ETCSL 1.2.1]
Interlinear
P357177
2 Kolumnen
P447985
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kataloge Siglum
397
Publikation Herkunft Tafeltyp Online-Korpus
BM 54314 CT 42 36 + + CT 58 45 BM 54710 + BM 77568
Sippar?
S
BM 67111 Vacín 2017, 469–470
Sippar
S
[ETCSL 2.2.2]
Typ
CDLI Nr.
Interlinear getrennt
P274240
Zeilenmitte
P345762
BM 77220
CT 42 17
unbekannt
F
Interlinear
P345510
BM 78250
CT 44 24
unbekannt
S
2 Kolumnen
P345533
BM 78164
CT 58 70
Sippar (?)
S
Interlinear mit P274267 kleinerer Schrift
Sippar (?)
S
[SEAL 2.1.16.1] Interlinear mit P283732 kleinerer Schrift
Sippar
S
[ETCSL 4.32.99]
Interlinear
P274223
Kiš (?)
F
[ETCSL 2.8.2.b]
2 Kolumnen
P227547
unbekannt
S
Zeilenmitte
P355757
Ur
F
2 Kolumnen
P227549
unbekannt
F
Interlinear
P423312
CBS 332 PBS 1/2 122 unbekannt
S
Interlinear
P257778
CBS 346
BM 78614 Wasserman 1997, 265– 266 BM 78666
CT 58 28
BM 90842 CT 21, 40–42 BM 92518
CT 4, 8a
BM 118551 UET 1 146 BM 134793
–
[ETCSL 2.8.2.c]
PBS 10/4 8
Sippar (?)
S
[ETCSL 3.1.06]
Interlinear
P257792
CBS 1354 Civil 1994, pls. 5–6
unbekannt
S
[ETCSL 5.6.3]
Interlinear
P258687
CBS 1596 PBS 1/2 135 unbekannt
S
CBS 1684
unbekannt
S
[ETCSL 2.2.6]
CBS 10986 Sjöberg 1974, unbekannt 174–175
S
[ETCSL 4.02.01]
Peterson 2011, 124
Interlinear mit P258928 kleinerer Schrift Interlinear mit P259016 kleinerer Schrift Interlinear
P266176
CBS 11341 PBS 1/1 11
Nippur
M ii
2 Kolumnen
P266494
CBS 13972 PBS 15 41
unbekannt
M vii
2 Kolumnen
P227509
IM 11087, 93
TIM 9 27
unbekannt
S
Interlinear
P223412
IM 51176
TIM 9 24
Šaduppûm
S
Interlinear getrennt
P223454
[ETCSL 4.07.3]
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
398 Siglum
Kapitel 12 Publikation Herkunft Tafeltyp Online-Korpus
Typ
CDLI Nr.
IM 51529
TIM 9 23
Šaduppûm
S
[ETCSL 4.07.3]
Interlinear getrennt
P223467
IM 51530
TIM 9 26
Šaduppûm
S
[ETCSL 4.07.3]
Interlinear getrennt
P223461
IM 51543
TIM 9 21
Šaduppûm
S
[ETCSL 4.07.3]
Interlinear
P223462
IM 51544
TIM 9 22
Šaduppûm
S
[ETCSL 4.07.3]
Interlinear getrennt
P223463
IM 51545
TIM 9 20
Šaduppûm
S
[ETCSL 4.07.3]
Interlinear
P223464
IM 51650
van Dijk 1957, 79
unbekannt
S
[ETCSL 4.07.3]
Interlinear getrennt
P223466
IM 53977
TIM 9 35
Šaduppûm
S
Zeilenmitte
P226296
MS 2987
–
unbekannt
S
MS 3279
CUSAS 2 96–122
unbekannt
M ii
Zeilenmitte
P252220
MS 3323
CUSAS 32 58
unbekannt
S
Interlinear (PseudoSumerisch)
P252264
MS 3380
CUSAS 32 56
unbekannt
S
Interlinear (PseudoSumerisch)
P252321
N 3395
Lambert 1960, pl. 71
Nippur
M ii
Interlinear (PseudoSumerisch)
P231662
Ni 668
BE 31, 53
Nippur
S
Zeilenmitte
P345125
Ni 1138
BE 31 30
Nippur
S
Ni 9671
ISET 2, pl. 18
Nippur
M
Suse 12/11 MDP 57 2
Susa
F
UET 6/1 84 UET 6/1 84
Ur
S
UET 6/1 UET 6/1 117 117
Ur
S
UET 6/2 UET 6/2 388 388 + UET + UET 6/3 6/3 579 + 579 + UET 8 UET 8 92 92
Ur
S
Interlinear mit P252016 kleinerer Schrift
[ETCSL 6.2.1]
[ETCSL 4.22.7] Interlinear mit P345103 kleinerer Schrift [ETCSL ∗4.08.24]
[ETCSL 2.5.3.2]
[ETCSL 4.16.1]
Interlinear
P343632
Interlinear
P427593
Interlinear
P346169
Interlinear
P346202
Interlinear
P346431
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kataloge Siglum
Publikation Herkunft Tafeltyp Online-Korpus
399 Typ
CDLI Nr.
UET 6/2 UET 6/2 389 389
Ur
S
[ETCSL 4.16.1]
Interlinear
P346432
UET 6/3 UET 6/3 636 636
Ur
F
[ETCSL 5.4.05]
Interlinear getrennt
P346673
UET 6/3 UET 6/3 916 916
Ur
F
UET 6/3 UET 6/3 917 917
Ur
F
Interlinear
P346954
UET 6/3 UET 6/3 918 918
Ur
F
Interlinear
P346955
UM 29-15- Biggs u. Civil 174 + 1966, 5 + BT 9 Klein 2003, 139–140
Nippur
M ii
Zeilenmitte
P256012
UM 89-15- Lambert 330 1960, pl. 8
unbekannt
S
Interlinear
–
VAT 1332
VS 17, 46
unbekannt
S
Interlinear
P343065
VAT 1421 VS 10 179
unbekannt
S
Interlinear getrennt
P342987
VAT 1426
VS 17, 49
unbekannt
S
Interlinear
P343068
VAT 1513
VS 2 89
unbekannt
S
Interlinear getrennt
P342897
VAT 8345
VS 17 35
unbekannt
S
Interlinear getrennt
P343054
VAT 8382
van Dijk 1967, 267– 268
unbekannt
S
Zeilenmitte
P363161
VAT 17177 VS 24, 36
Babylon
F
Interlinear
P347155
VAT 17200 VS 24 31
Babylon
S
Interlinear
P347150
VAT 17222 VS 24, 28
Babylon
F
Interlinear
P347147
VAT 17229 VS 24, 29
Babylon
F
Interlinear
P347148
VAT 17353 VS 24 113
unbekannt
M ii
2 Kolumnen
P347232
VAT 19283 VS 24, 33
Babylon
F
Interlinear
P347152
VAT 21589 AUWE 23 130
Uruk
S
Interlinear mit P346953 kleinerer Schrift
Interlinear mit P349133 kleinerer Schrift
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
400
Kapitel 12
Siglum
Publikation Herkunft Tafeltyp Online-Korpus
Typ
CDLI Nr.
VAT 21609 AUWE 23 106
Uruk
S
Interlinear mit P349109 kleinerer Schrift
W 17259w AUWE 23 113
Uruk
S
[ETCSL 3.3.22] Interlinear mit P349116 kleinerer Schrift
12.4 Katalog der Manuskripte glossierter Proto-Listen Sigla
Herkunft
BM 54720
Tafeltyp
Liste
CDLI Nr.
Sippar
Secondary Proto-Ea/Aa
P333154
YBC 5038
unbekannt
Secondary Proto-Ea/Aa
–
CBS 11034
Nippur
P
Proto-Ura
P227650
HS 1799
Nippur
I
Proto-Ura
P229962
CBS 2178
Nippur
II
Proto-Ura
P227892
HS 1659 + HS 1760 + HS 1761 + HS 1813 + HS 1864
Nippur
II
Proto-Ura
P229794
MS 3969
unbekannt
III
Proto-Ura
P253065
A 30188+ UM 55-21-363 + UM 55-21-366 + UM 55-21-367 + UM –
Nippur
P
Proto-Lu
P228845
A 30236 + UM 55-21-313
Nippur
I
Proto-Lu
P228841
A 30272
Nippur
II/1
Proto-Lu
P229534
N 1665
Nippur
II/1
Proto-Lu
P229536
HS 1802
Nippur
P
Proto-Izi
P229965
N 4009
Nippur
P
Proto-Izi
P228209
A30200
Nippur
I
Proto-Izi
P229559
CBS 2259 + CBS 2341 + CBS 11069 + N 1835 + N 4576 + N 5178 (+) CBS 11009
Nippur
I
Proto-Izi
P227893
N 1815
Nippur
I
Proto-Izi
P228120
Ni 10262
Nippur
I
Proto-Izi
P229596
CBS 4871
Nippur
II
Proto-Izi
P228010
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Kataloge
401
Sigla
Herkunft
Tafeltyp
Liste
CDLI Nr.
HS 1706
Nippur
II
Proto-Izi
P229904
UM 29-13-404
Nippur
II
Proto-Izi
P228560
UM 55-21-274
Nippur
II
Proto-Izi
P228833
CBS 6099
Nippur
II/1
Proto-Izi
P229589
CBS 14149
Nippur
II/1
Proto-Izi
P229574
HS 1722
Nippur
II/1
Proto-Izi
P229914
N 3995 + N 4012
Nippur
II/1
Proto-Izi
P228201
N 7051
Nippur
II/1
Proto-Izi
P229606
Ni 3367
Nippur
II/1
Proto-Izi
P368741
Ni 10003
Nippur
II/1
Proto-Izi
P230204
UM 55-21-273
Nippur
II/1
Proto-Izi
P228832
N 2182
Nippur
II/2
Proto-Izi
P229554
N 3796 + N 3885
Nippur
II/2
Proto-Izi
P229569
N 4956
Nippur
II/2
Proto-Izi
P229553
N 5129 + N 5382 + N 6013
Nippur
II/2
Proto-Izi
P229543
N 5157
Nippur
II/2
Proto-Izi
P228392
N 6503
Nippur
II/2
Proto-Izi
P229594
UM 29-13-511
Nippur
II/2
Proto-Izi
P229576
UET 7, 78
Ur
I
Proto-Izi
P347041
UET 6, 375
Ur
IV
Proto-Izi
P346420
UET 6, 378
Ur
IV
Proto-Izi
P346423
CBS 13937 + CBS 14105 + N 6347 + N 6562
Nippur
I
Proto-Nigga
P227752
UM 29-15-73
Nippur
I
Proto-Nigga
P228600
UM 29-16-209
Nippur
I
Proto-Nigga
P228714
N 4003
Nippur
II/1
Proto-Nigga
P228205
N 4960
Nippur
II/1
Proto-Nigga
P229666
CBS 6893 + CBS 7082 + N 5409 + N 5639 Rs.
Nippur
II/2
Proto-Nigga
P229662
UM 55-21-302
Nippur
II/2
Proto-Nigga
P228839
Ni 10264
Nippur
Proto-Nigga
P229663
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
402
Kapitel 12 Sigla
Herkunft
Ni 10265
Nippur
CBS 7838
Nippur
N 3986 + N 5555
Tafeltyp
Liste
CDLI Nr.
Proto-Nigga
P229664
P
Proto-Kagal
P228032
Nippur
I
Proto-Kagal
P228194
N 4021
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P228217
N 6200
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P229580
Ni 10271
Nippur
Proto-Kagal
P229624
BM 54712
unbekannt
Proto-Kagal/Nigga
P349861
Ki 812
Kiš
Proto-Sag
P333165
UET 6 358
Ur
‚Proto-SIG7.ALAN‘
P346405
I
IV
12.5 Katalog der zweisprachigen Rezensionen einsprachiger Proto-Listen Sigla
Herkunft
Tafeltyp
Liste
CDLI Nr.
MS 2867
unbekannt
III
Proto-Lu
P251899
N 5699
Nippur
F
Proto-Lu
P229541
UM 29-15-375
Nippur
I
Proto-Izi
P228632
N 1567
Nippur
III
Proto-Izi
P228110
Si 109
Sippar
Proto-Izi
P368991
CBS 14126
Nippur
I
Proto-Kagal
P227771
CBS 3941
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P227932
CBS 12669a
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P227693
CBS 13933 + N 2641 + N 4729 + N 7016 + N 7190 + N 7294 + UM 29-13-579
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P227750
HS 247
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P229758
N 4072
Nippur
II/1
Proto-Kagal
P229101
UM 29-15-73
Nippur
I
Proto-Nigga
P228600
Yale Prism (MSL 13, 115–124)
unbekannt
I
Proto-Nigga
–
YBC 9868
unbekannt
III
Proto-Sag
P310404
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
13 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ZUR MORPHEMGLOSSIERUNG ~ ~PL ~PF
= Reduplikation = Reduplikation / Verbalpluralität = Reduplikation / Präsens/Futur
1 2 3
= erste Person = zweite Person = dritte Person
A ABL ABS ADV ANT COM COOR COP CVNE DAT DEM DN ERG FIN GEN GN H L1 L2 L3 L4 MID MOD NEG NH P PF PL PN POSS PR PT RDP S SG SUB TERM TL
= Agens (Subjekt eines transitiven Verbs) = Ablativ-Kasusmarker oder -Präfix = Absolutiv-Kasusmarker = Adverbiative = Präfix der Vorzeitigkeit = Comitativ-Kasusmarker oder -Präfix = Koordinator-Präfix = Copula = nominales Element eines Kompositverbs = Dativ-Kasusmarker oder -Präfix = Demonstrativpronomen = Gottesname = Ergativ-Kasusmarker = finites Präfix = Genitiv-Kasusmarker = Geographischer Name = human / Personenklasse = Lokativ-1-Kasusmarker oder -Präfix = Lokativ-2-Kasusmarker oder -Präfix = Lokativ-3-Kasusmarker oder -Präfix = archaisches Lokativ-Enklitikon = Medialpräfix = Modalpräfix = Negativpartikel = non-human / Sachklasse = Patient (Objekt eines transitiven Verbs) = Präsens/Futur = Plural = Personenname = Possessiv-Enklitikon = Pronomen = Präteritum = Reduplikation = Subjekt (eines intransitiven Verbs) = Singular = Subordinator-Suffix = Terminativ-Kasusmarker oder -Präfix = tempuslos
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
404
TN V VEN
Kapitel 13
= Tempelname = Verbstamm = Ventiv-Präfix
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
14 LITERATURVERZEICHNIS Alster (1971): Bendt Alster, „On the Sumerian Lullaby“, Revue d’Assyriologie et d’Archéologie Orientale 65, 170–171. — (1971–1972): „Ninurta and the Turtle“, Journal of Cuneiform Studies 24, 120– 125. — (1972): Dumuzi’s Dream. Aspects of Oral Poetry in a Sumerian Myth (Mesopotamia: Copenhagen Studies in Assyriology 1), Copenhagen. — (1976): „Early Pattern in Mesopotamian Literature“, in: Barry L. Eichler (Hg.), Kramer Anniversary Volume (Alter Orient und Altes Testament 25), Münster, 13– 24. — (1990): „Contributions to the Study of Sumerian Texts in the Iraq Museum, Baghdad: 1. Collations to In-nin-šà-gur4-ra: TIM IX 20–26“, Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires No. 100. — (1991–1993): „The Three Ox-Drivers from Adab“, Journal of Cuneiform Studies 43–45, 27–38. — (1997): Proverbs of Ancient Sumer: The World’s Earliest Proverb Collections, Bethesda. — (2005): „Groats Dropping on the Widow: HS 1461. Studies in Bilingual Proverbs I“, Kaskal 2, 91–95. — (2007): Sumerian Proverbs in the Schøyen Collection (Cornell University Studies in Assyriology and Sumerology 2), Bethesda. Alster u. Jeyes (1990): Bendt Alster u. Ulla Jeyes, „Two Utu Hymns and a Copy of a Royal Inscription“, Acta Sumerologica 12, 1–14. Arnaud (1994): Daniel Arnaud, Texte aus Larsa: Die epigraphischen Funde der 1. Kampagne in Senkereh-Larsa 1933 (Berliner Beiträge zum Vorderen Orient Texte 3), Berlin. Attinger (1984): Pascal Attinger, „Enki et Nin[h]ursa[g]a“, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 74, 1–52. — (1985): „Les préfixes absolutifs de la première et de la deuxième personne singulier dans les formes marû ergatives“, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 75, 161–178. — (1998): „Inana et Ebiḫ“, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 88, 164–195. — (2005): „A propos de AK «faire» I–II“, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 95, 46–64; 208–275. — (2014): „Nabu-Enlil-Īterpīša (ANL 7)“, Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires No. 40. Attinger u. Krebernik (2004): Pascal Attinger u. Manfred Krebernik, „L’Hymne à Hendursaga (Hendursaga A)“, in: Robert Rollinger (Hg.), Von Sumer bis Homer. Festschrift für Manfred Schretter zum 60. Geburtstag am 25. Februar 2004 (Alter Orient und Altes Testament 325), Münster, 21–104. Balkan (1954): Kemal Balkan, Kassitenstudien I. Die Sprache der Kassiten (American Oriental Series 37), New Haven. © 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
406
Kapitel 14
Bartelmus (2016a): Alexa Bartelmus, Fragmente einer großen Sprache. Sumerisch im Kontext der Schreiberausbildung des kassitenzeitlichen Babylonien (Untersuchungen zur Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie 12/1–2), Berlin. — (2016b): „The Role of Babylon in Babylonian Scribal Education“, in: Daisuke Shibata u. Shigeo Yamada (Hgg.), Cultures and Societies in the Middle Euphrates and Habur Areas in the Second Millennium BC – I, Wiesbaden, 25–43. Behrens (1978): Hermann Behrens, Enlil und Ninlil. Ein sumerischer Mythos aus Nippur (Studia Pohl: Series Major 8), Rome. Bergmann (1964): Eugen Bergmann, „Untersuchungen zu syllabisch geschriebenen sumerischen Texten“, Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 56, 1–43. Berlin (1979): Adele Berlin, Enmerkar and Ensu[h]kešdanna. A Sumerian Narrative Poem (Occasional Publications of the Babylonian Fund 2), Philadelphia. Bielitz (1970): Mathias Bielitz, „Melismen und ungewöhnliche Vokal- und Silbenwiederholung, bzw. Alternanz in sumerischen Kulttexten der Seleukidenzeit“, Orientalia NS 39, 152–156. Biggs (1967): Robert D. Biggs, „Semitic Names in the Fara Period“, Orientalia NS 36, 55–66. — (1974): Inscriptions from Tell Abū Ṣalābīkh (Oriental Institute Publications 99), Chicago. Biggs u. Civil (1966): Robert D. Biggs u. Miguel Civil, „Notes sur des textes sumériens archaïques“, Revue d’Assyriologie et d’Archéologie Orientale 60, 1–16. Black (1991): Jeremy A. Black, „Eme-sal Cult Songs and Prayers“, Aula Orientalis 9, 23–36. — (2004): Sumerian Grammar in Babylonian Theory (Studia Pohl: Series Major 12), 2., veränderte Auflage, Roma. Black u. a. (1998–): Jeremy A. Black u. a., The Electronic Text Corpus of Sumerian Literature (http://etcsl.orinst.ox.ac.uk/), Oxford (Stand 1.10.2016). Böck (1996): Barbara Böck, „‚Wenn du zu Nintinuga gesprochen hast...‘, Untersuchungen zu Aufbau, Inhalt, Sitz-im-Leben und Funktion sumerischer Gottesbriefe“, Altorientalische Forschungen 23, 3–23. — (1999): „‚Homo mesopotamicus‘“, in: Barbara Böck, Eva Cancik-Kirschbaum u. Thomas Richter (Hgg.), Munuscula Mesopotamica: Festschrift für Johannes Renger (Alter Orient und Altes Testament 267), Münster, 53–68. de Bono (1967): Edward de Bono, New Think: The Use of Lateral Thinking in the Generation of New Ideas, New York. Bottéro (1992): Jean Bottéro, Mesopotamia: Writing, Reasoning and the Gods (Urausgabe: Mésopotamia. L’écriture, la raison et les dieux), Chicago. Brisch (2003): Nicole Brisch, Tradition and the Poetics of Innovation. Sumerian Court Literature of the Larsa Dynasty (c. 2003–1763 BCE) (Alter Orient und Altes Testament 339), Münster.
© 2020, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-104-5 (Buch) / ISBN 978-3-96327-105-2 (E-Book)
Literaturverzeichnis
407
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408
Kapitel 14
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Kapitel 14
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Literaturverzeichnis
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