Strassburger Festschrift zur XLVI. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner [Reprint 2021 ed.] 9783112423363, 9783112423356


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German Pages 11 [16] Year 1902

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Strassburger Festschrift zur XLVI. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner [Reprint 2021 ed.]
 9783112423363, 9783112423356

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SUNDF.RAHDRt'CK

STRASSBURGER FESTSCHRIFT ZUR

X L VI. VERSAMMLUNG DEUTSCHER PHILOLOGEN UND SCHULMANNER HERAUSGEGEBEN

VON DER PHILOSOPHISCHEN F A C U L T Ä T DER KAISER-WILHELMS-UNIVERSITÄT

H HÜBSCHMANN ARMENIACA

STRASSBURG VERLAG VON KARL J TRÜBNER 1901

H. HÜBSCHMANN

ARMENIACA 1. Arm. ustr : ags.

suhterja.

Im Angelsächsischen heisst suhterja, suhtri(j)a 'Neffe = Bruderssohn' und 'Vetter'. Bedenkt man, wie schwankend die Grenze zwischen den Bedeutungen vieler Verwandtschaftswörter ist, wie z. B. 'Vetter', urspr. = 'Vatersbruder', im Mhd. ivetcrc) 'Vatersbruder', 'Vetter' und 'Bruderssohn' bedeutet, wie lat. nepos 'Enkel' in nachaugusteischer Zeit die Bedeutung 'Neffe' angenommen hat, wie idg. ncpöt = 'Abkömmling, Enkel' im Indischen und Iranischen, im älteren Latein und Altlitauischen die Bedeutung 'Enkel' bewahrt, im Germanischen teils bewahrt (nhd. Neffe 'Enkel' bei Luther), teils zu 'Neffe = Schwestersohn' (dann auch 'Bruderssohn, Vetter' etc.) umgewandelt hat (Delbrück, Die idg. Verwandtschaftsnamen p. 478 flg., Kluge Wörterb. s. v. Neffe), so kann man annehmen, dass auch ags. suhterja einmal eine andere Bedeutung und zwar 'Enkel' gehabt hat. Da nun aber suhterja von einem *snhter- = idg. sükter- abgeleitet ist wie ags. mödrie 'Mutterschwester' von idg. mäter- = ags. mödor 'Mutter'; ahd. fatureo 'Vatersbruder', ags. fädera von idg. pdter- = ags. fäder 'Vater' (Kluge, Nom. Stammbildunglehre § 30), so darf, wenn ags. suhterju urspr. 'Enkel = Sohneskind' bedeutet hat, dem idg. sükter- die Bedeutung 'Sohn' beigelegt werden (vgl. skr. svasriya- 'Schwestersohn' von svdsar- 'Schwester'; päutra- 'des Sohnes Sohn, Enkel', von puträ- 'Sohn', däuhitra- 'Tochtersohn' von duhitdr- 'Tochter'). Andernfalls lässt sich ein idg. sükter- mit der Bedeutung 'Abkömmling' annehmen, aus der sich später ebenso gut die Bedeutung 'Sohn, Enkel' wie 'Neffe' entwickeln konnte. Wendet man nun auf dieses idg. sükter- die armenischen Lautgesetze an, so muss, da anlaut. 5 vor Vokalen schwindet und kt nach u zu st wird (vgl. dustr 'Tochter' aus dhukter für dhugdher), daraus nster- werden, und so lautet in der That der Stamm des armenischen Wortes ustr igen, uster) 'Sohn'. Dieses im alten Testament häufige,

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H. Hübschmann

sonst' seltner gewordene und später verschwundene Wort wird nur in Verbindung mit dustr (ustr ev dustr 'Sohn und Tochter') gebraucht und ist offenbar nur durch diese Verbindung dem Altarmenischen erhalten worden; ausserhalb derselben wird es — auch schon im alten Testament — durch das jüngere Wort ordi 'Sohn' ersetzt 2 , das im Mittel- und Neuarmenischen das alte ustr ganz und gar aus dem Gebrauche verdrängt hat. Wer das so erschlossene idg. sükter- auf eine der vorhandenen Wurzeln zurückführen will, dem steht idg. säg, sük oder sügh (B. B. 26, 131) 'saugen' in nhd. saugen, ahd. sügan, ags. süjan und sücan, lat. sügo, ir. sügim 'sauge' u. s. w. zur Verfügung. Er kann dann idg. sükter- 'Säugling' mit lat. ßlius 'Sohn' = idg. dhllios 'Säugling' (Wzl. dhei 'saugen') vergleichen. Natürlich ist diese Combination sehr unsicher. 2. Arm. sen = rhod.

KToiva.

Arm. sen (gen. sini) 'bewohnt, bebaut, blühend, bewohnter Ort, Ortschaft, Dorf, Weiler' (davon abgeleitet: sinakan 'Bauer', sinel bauen, erbauen, gründen', sinvac 'Bau', sinuPiun 'Bauen, Gründen, Gedeihen, Blühen'] habe ich Arm. Gram. I p. 213 für ein persisches Lehnwort erklärt und mit dem nur noch als 2. Glied von Kompositen vorkommenden aw. sayana- 'Wohnung, Sitz' identifiziert. Denn aw. sayana- hätte altpers. sayana- und mittelpers. sen (s. meine Pers. Stud. p. 167) lauten müssen. Nun fehlt aber im Mittelpersischen jede Spur dieses sen, und wo wir es in der Pehleviübersetzung des Awesta erwarten sollten, wie z. B. bei der Uebertragung von aw. sayana-, erscheint immer mänisnih 'Wohnung' (Horn, Np. Schriftsprache p. 191). Ebenso fehlt auch im Neupersischen sowohl sen, wenn es nicht, wie Horn a. a. O. annimmt, in dem einzigen gul-san 'Rosengarten' (mit -san statt sin aus sen, vgl. J. F. Anz. 10,20) erhalten ist, wie auch jedes andere Derivat der Wurzel si = skr. ksi 'wohnen'. Aber durch syr. sainä 'terra culta, res secundae, pax, cicur, mansuetus' (Brockelmann Lex. syr. p. 373) war ein mittelpers. sen gesichert, wenn syr. sainä für entlehnt zu halten ist, wie ich nach Brockelmann angenommen hatte. Indessen stellt das hebr. Wörterbuch syr. sainä zur Wurzel ffctttf 'ruhen' (in 'ruhig'), und Nöldeke hält (nach persönlicher 1

Z. B. bei Mos. Choren. (Venedig 1865) p. 17 und 81.

2

Arm. ordi =

idg. portios

'das Junge 1 zu gr. Tröpfle; :

Armeniaca

Mitteilung) diese Zusammenstellung für durchaus richtig und demgemäss syr. sninä für echt semitisch, nicht für entlehnt. Nach ihm heisst sainä zunächst 'Ruhe, Frieden', dann etwa 'Zahmheit', von Thieren und Pflanzen, dann geradezu 'bebautes Land' (im Gegensatz zu dawrä 'Wildnis'), und das Verbum saiyen heisst zunächst 'beruhigen, Frieden stiften', dann 'zähmen' und 'urbar machen'. Lässt sich somit ein mittelpers. sen nicht nachweisen, so kann auch arm. sen nicht sicher als Lehnwort gelten, und es fragt sich, ob es nicht doch als echt armenisch anzusehen ist. Im letzteren Falle wäre arm. sen identisch mit rhod. K T o i v a 'Wohnsitz, Gemeindebezirk' = idg. kßoinü und urverwandt mit gr. KIIZLU 'erbaue, gründe', KTICRIQ 'Gründung', euicrinevoc; 'schön gebaut, wohl angesiedelt', diacpticriove?, KTIXOC; 1 'zahm, mild, gezähmt', skr. ksi 'wohnen', ksitis 'Wohnsitz', ksetram 'Grundbesitz, Feld, Ort, Gegend', ksemas 'wohnlich, ruhig, Aufenthalt, Ruhe', aw. si 'wohnen', siti- 'Wohnung', anasita- 'unbewohnt' (arm. ansen), soidra- 'Land', sayana- 'Wohnung, Sitz.' Die Gleichung sen — K T o i v a = idg. kpoinä ist sicher, wenn sich nachweisen lässt, dass anlautendes idg. kf> im Armenischen zu s werden muss. Leider erlaubt der Uebergang von inlautendem kp nach r zu arm. j (in arm. arj 'Bär = gr. oipKToq, skr. fksas, aw. arasö) keinen Rückschluss auf die Behandlung von anlautendem k/>. 3. Arm. skund: gr. (TKuXaH. Arm. skund heisst nach dem Wörterb. 'Hund, kleiner Hund, Hündchen' und ist nur zweimal (bei Schriftstellern des 11. und 12. Jhd.) belegt. Ich nehme an, dass das Wort, wenn echt armenisch und nicht etwa entlehnt (wie ßac 'Hündin'), urspr. die Bedeutung 'junger Hund' gehabt hat und stelle es zu gr.ffKuXag'junges Thier, junger Hund, Hund' und (TKÜIUVOS 'das Junge' von Thieren (Löwen, Bären u. s. w.). Von arm. sun = gr. KÜWV, lat. canis u. s. w. ist es natürlich zu trennen. Eine andere Zusammenstellung s. bei Schräder, Reallexicon s. v. Hund. 4. Arm. dcmeslikos = gr. bo|aea"nKoq. Zu den in meiner Arm. Gram. I. p. 338 ff. verzeichneten griechischen Lehn- und Fremdwörtern trage ich das bisher übersehene demeslikos nach, in dem schon Dulaurier (Chronique de 1

gestellt.

V o n Brugmann

Grundriss I 2 p. 791 zu.

lat. silere,

got. ana-silan

'still

sein'

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H. H ü b s c h m a n n

Matthieu d'Edesse, Paris 1858 p. 379, vgl. auch Stephanos von Taron, ed. Malchaseanz Petersburg 1885 p. 379—380) eine Entstellung des byzant. Titels boiaecrTiKo? (Sophocles, Greek Lexicon p. 392) erkannt hat. Ich finde das Wort bis jetzt an folgenden Stellen und in folgenden Formen. Johan Mamikonean (8.—9. Jhd.) Venedig 1832 p. 56: Heraklius machte ihn auch „zum dimeslekos von ganz Rom" (= Griechenland); Stephanos von Taron (Anfang des 11. Jhd.) Petersburg 1885 p. 170: Kaiser Romanos sammelte viele Truppen (i. J. 917—918 nach Stephanos) und „sandte einen demeslikos (var. dimealikos) nach der Stadt Dvin"; p. 179: Kaiser Kostandin (Konstantin VII) sendet im Jahre 949 „den demeslikos Cmskik i = Thsamaskik) mit gewaltigem Heere in das Gebiet von Karin"; p. 186: Kiur-Zan 1 , der Kaiser von Griechenland „sendet mit zahllosen Truppen den demeslikos Mleh nach Amith 2 — und sie nahmen den demeslikos Mleh gefangen" i'var. demeolikos); Aristakes von Lastiverd (11. Jhd.) Venedig 1844 p. 27: Michayel 3 macht einen (.s mi) seiner Brüder zum Magistros, „einen (s minn) ernennt er zum Demeslikos4 und sendet ihn nach dem grossen Antiokh ('Avnöxeia), indem er Arabien und den Süden seiner Sorge anvertraut", den zweiten (?~ erkrordn) seiner Brüder macht er zum Sinklitos in Konstantinopel etc.; p. 31: „derjenige, welcher der Dimeslikos genannt wurde"; Mattheos von Edessa (12. Jhd.) Jerusalem 1869 p. 17: „der General der Römer, der Demealikos, mit Namen Mleh" (ij. 972—973); p. 18: „den Heerführer den Demealikos und die andern Grossen der Römer nahmen sie gefangen und führten sie in die Stadt Amith"; p. 19: „und es schrieb der Demealikos einen Brief nach Konstantinopel"; Smbat Chronik (13. Jhd.) Paris 1859 p. 31: „Im Jahre 421 (= 972—973 p. Chr.) zog der Heerführer der Griechen der Demesklos mit vielen Truppen gegen die Stadt Melitene — und sie nahmen den Demesklos und 40 Vornehme gefangen"; p. 32: „aber der Demesklos schrieb an den Cmskik". Die verschiedenen Formen dieses Namens führen alle auf demeslikos als ursprüngliche Form zurück, die durch Vocalassimilation (Arm. Gram. I., p. 329) aus domeslikos entstanden sein kann. Wie aber domeslikos aus domeslikos werden konnte, bleibt unklar, da weder 1

D a s ist J o h a n n e s T z i m i s k e s 969—976, E n k e l des o b e n g e n a n n t e n C m s k i k . S m b a t

p. 33 nennt ihn C m s k i k J o h a n n e s . 2

Im J a h r 973, s. G e l z e r - K r u m b a c h e r , G e s c h i c h t e der byzant. Litteratur p. 989.

3

Michael I V

4

Konstantinos s. G e l z e r - K r u m b a c h e r a. a. O. p. 1000.

1034—1041.

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Armeniaca

die armenische Sprache jemals st in sl verwandelt, noch die armenische Schrift die Verwechslung von st und 5/ begünstigt. 5. Arm. Naxcavan: caroßonfipiov? F. Murad hat in seiner ansprechenden Schrift: Ararat und Masis (Heidelberg 1901) den Nachweis zu führen gesucht, dass die Armenier eine einheimische Sintflutsage hatten, die den majestätischen Berg Masis 1 in der Provinz Airarat zum Schauplatz gehabt und die Veranlassung zur Benennung der „circa 100 km. südöstlich vom Masis" (Murad a. a. O. p. 62) gelegenen Stadt Naxcavan1 gegeben haben soll. Diese Stadt, die nach der dem Moses Chorenatsi zugeschriebenen Geographie zur Provinz Vaspurakan, später zur Provinz Siunikh gerechnet wird, soll nämlich nach armenischer Ueberlieferung der Wohnsitz Noahs nach Landung der Arche gewesen und deshalb Naxcavan — Naxijavan d. h. 'erste Niederlassung' (von nax 'zuerst, vorher, erster' und ijawan 'Herberge, Absteigequartier, Station, Aufenthaltsort', a. a. O. p. 63) genannt worden sein 3 . Wenn daher Josephus Antiq. Jud. I, 92 \ron dem Ort, wo Noah landete, sagt: d T t o ß a r r i p i o v LAEVROI TÖV TÖTTOV T O Ü T O V 'Apiueviot K a X o u c n v exe! y«P äva(Tw0ei(Tr|